Historischer Schau-Platz Oder C hronike Und B eschreibung Der Koͤniglichen und Churfuͤrstlichen Saͤchßischen Stadt und Herrschafft H oyerswerda Jm Marggraffthume Ober-Laußitz. Aus glaubwuͤrdigen Uhrkunden und Nachrichten gesammlet und in richtige Ordnung gebracht, Worinnen Von der Stadt Nahmen, Erbauung, Situation, Fruchtbarkeit, Freyheiten, Religion, Herrschafften, Kirchen, Pfarrern, Schulbedienten, Bibliothec- Stifftungen, Forstwesen, Fischerey Unterthanen, Kriegs- Trubeln, Feuers-Bruͤnsten, Mißwachß, Hungers-Noth, merckwuͤrdige Begeben- heiten, Dorffschafften und so weiter eine kurtze Nachricht zufinden und ans Licht gestellet von Salomon Gottlob Frentzeln Pfarrern zu Geyerswalde. Leipzig und Budißin verlegts David Richter 1744 . Dem Hoch-Gebohrnen Herrn, HERRN J ohann C hristian, BARON von H ennicke, Sr. Koͤnigl. Majest. in Pohlen und Chur-Fuͤrstl. Durchl. zu Sachsen, hochbetrauten wuͤrcklichen Geheimbden- Rath, hochbestalten Vice -Cammer und Berg- Gemachs- Præsident en, Wie auch Der Stiffter, Zeiz, Naumburg und Merseburg hochverordneten Cammer- Di- rectori, Ritter des St. Andreas-Ordens, Erb-Lehn und Gerichts-Herrn auf Marschwiz und Wiederau ꝛc. Meinen gnaͤdigen Herrn, Hochgeneigtesten Patron. H och- G ebohrner H err G naͤdiger H err Baron. E W. Freyherliche Excellenz werden sich nicht muͤßfallen las- sen, daß ich als der allergeringste Die- ner meines GOttes, in dieser Standes- Herrschafft Hoyerswerda, dero hohen Nahmen dieser Historischen Nach- richt vorsetze. Es verbindet mich Pflicht und Schuldigkeit dieses geringe Opffer Ew. Freyherl. Excellenz vorzu- legen, in dem festen Vertrauen Die- selben werden nicht das geringe Werck, sondern einen armen Priester in hohen Gnaden ansehen. Jch veneri re Ew. Freyherl. Excellenz mit tiefster Ehr Ehrerbittung, und mein zu GOtt aufsteigender Wunsch ist, daß der grosse GOtt und reiche Seegens HErr Ew. Freyherl. Excellenz gnaͤdi- glich ansehen, zu Dero hohen wichti- gen und schweren Ambte mit dem Geist der Weißheit, des Raths und der Staͤr- cke noch ferner hin ansruͤsten, mit allen hohen Wohlseyn und vollkommner Zu- friedenheit Lebenslang uͤberschuͤtten, und Dero hohe Familie in unverruͤck- ten Wohlstande an Leib und Seel er- halten wolle. Ew. Freyherliche Excellenz geruhen in allen hohen Gnaden mir zu erlauben den Schutz von Dero Gnade mir ferner weit aus- zubitten und daß ich mich in schuldigster Devotion nennen darf Ew. Freyherl. Excellenz Geyerswalda den 5. September 1743. unablaͤßiger Vorbitter bey GOtt und allerunterthaͤnigster Diener. Salomon Gottlob Frentzel Pfarrer zu Geyerswalda. Viel- Vielgeehrter Leser. H Je ist eine kurtze jedoch richtige Nach- richt von der Stadt und Koͤnigl. Chur-Fuͤrstl. Erb- und Standes- Herrschafft Hoyerswerda, welche aus unterschiedenen alten geschriebenen Nachrich- ten und Uhrkunden, bey muͤßigen Stunden mit großer Muͤhe zusammen getragen und in eine richtige Ordnung gebracht worden. Man hat bißhero noch wenig gedrucktes von derselben zu lesen bekommen. Denn was Samuel Großer, in seinen Lausitzischen-Merckwuͤrdigkeiten. D. Carpzov in seinem Ober-Lausitzischem Ehren- Tempel. Das große Universal-Lexicon und andere von der Stadt und Herrschafft anfuͤhren, ist entweder sehr kurtz oder meistentheils unrich- tig. Johann Christian Suͤhnel, Pastor zu Wersdorff, hat bey Gelegenheit der Wurch und Poschigkischen ehelichen Verbindung zu Hoyers- werda, unter dem Titel: Etwas von Hoyerswer- da, anderthalb Bogen starck geschrieben, aber auch dieses ist nicht hinlaͤnglich genug. Jch will zwar nicht sagen, als ob diese meine Arbeit voll- )( 4 kom- Vorrede. kommen sey, es waͤre eine Torheit von mir, so ich mich deßen ruͤhmen wolte, jedoch ist dieses gewiß, daß, was ich geschrieben, mit allen Nachrichten und Uhrkunden uͤberein kommt. Das Werck haͤtte viel groͤßer und staͤrcker koͤnnen werden, wenn man alles und jedes haͤtte anfuͤhren wollen, was einige erzehlen, weil es aber nur bloße Er- zehlungen, die keinen gewißen Grund und Be- weiß haben, als hat man es mit Fleiß nicht beruͤh- ren wollen. Denn bloße Erzehlungen und Sagen anzufuͤhren, ist nicht rathsam, weil man dadurch gar leicht Luͤgen unter Wahrheiten streu- en kan. Verlanget man zuwißen die Ursachen, warum ich diese Nachrichten von der Stadt und Koͤnigl. Churfuͤrstl. Erb- und Standes-Herrschafft Hoyerswerda dem Druck uͤbergeben, so hat mich hierzu unterschiedenes verbindtlich gemacht. Jch bin kein Stadt-Kind, jedoch in der Herrschafft gebohren, Colm eine Meile von der Stadt ist mein Geburths-Orth, bin also ein Herrschafft- lich Kind und folglich kann mich auch ohn alle Wie- der-Rede ein Stadt-Kind nennen, zumahl da uͤberdiß mein Herr Vater Sr. Wohl-Ehrw. M. Michael Frentzel vor 18. Jahren zum Sub- Diacono in die Stadt voci ret worden, wie auch ein Buͤrger und buͤrgerliches Hauß hat, wer wird seine Vater-Stadt nicht ehren, und suchen derselben ein Denckmahl aufzurichten. Es ver- bindet Vorrede. bindet auch mich hiezu nicht wenig, die hohe Wohlthat, eines Wohlweisen Raths der Stadt, welcher mich zu meinen Studi ren mit dem Misch- kanischen Stipendio begnadiget, welche Wohl- that ich zeitlebens mit gebuͤhrenden Danck erken- nen und E. Wohlweisen Rath von dem Geber alles Guten, den zeitlichen und ewigen Seegen anerwuͤnsche. Nach meinen zuruͤckgelegten Universi taͤts Jahren, bin ich von Jhro Durchl. Frauen Frauen Ursula Catharina Hertzogin von Teschen, des H. Roͤm. Reichs Fuͤrstin, hernachmals ver- wittibte Hertzogin von Wuͤrtenberg und Teck Starb Anno. 1743. als damahliger allergnaͤdigsten Herrschafft zu Hoyerswerda, zum Pfarr nach Geyerswalda voci ret worden, an welchen Orthe ich numehro durch GOttes Gnade und Beystand des H. Gei- stes in die 15. Jahre mein Ambt unter allerhand ausgestandenen Truͤbsal, Kummer und Verfol- gung fuͤhre. Am allermeisten habe ich mich verbuͤndlich geachtet, diese Hoyerswerdische Nachrichten ans Tagelicht zugeben, da durch sonderbahres Schuͤcksaal GOttes diese Standes-Herrschafft unter der Gluͤckseeligen Regierung Jhro Maje- staͤt Friedrich Augusti Koͤnigs in Pohlen und Churfuͤrsten zu Sachsen, Hoch-Preißwuͤrdiges Cammer- Collegium gekommen; der Allerhoͤch- )( 5 ste Vorrede. ste uͤberschuͤtte diese Regierung mit uͤberfließigen Maas seiner Guͤte und Gnade. Anno. 1740. Festo Johannis Baptistæ waren gleich 200. Jahr gefaͤllig, da die Stadt und gan- tze Herrschafft, die Evangelische Lehre und Aug- spurgi sche Confession durch sonderbahre Er- leuchtung und Regierung des H. Geistes ange- nommen, vor welche Wohlthat alle saͤmbtliche Einwohner ihren GOtt nicht genugsam zuprei- sen und zu bitten haben, daß er noch ferner hin, unter ihnen sein heiliges Wort und Sacramenta rein und lauter erhalten wolle. Diese und andere Ursachen mehr haben mich bewogen diese aufgesetzten Nachrichten ans Licht zugeben, dadurch mein danckbahres Gemuͤthe gegen GOtt und gegen eine Hohe und Niedrige Obrigkeit zu erkennen zu geben. Was nun das Werck selbst anbelanget, so ist solches in gewisse und ordentliche Capitel einge- theilet, in einem jeden Capitel wird man finden, was zur selbigen Materie gehoͤret, jedoch alles in moͤglicher Kuͤrtze, dem Leser nicht verdruͤßlich zu machen, auch habe vor rathsam befunden, einige Anmerckungen zu machen, welches hoffentlich niemanden muͤßfallen wird zu letzt ist ein Anhang. Solte ja hie und da eines und das andere ver- gessen seyn worden, so ist solches mit Willen nicht geschehen, weil ich von denselben keine rechte oder gruͤndliche Nachricht gehabt, dahero ersuche dem vielgeehrten Leser, wo er eines oder das andere besi- Vorrede. besitzet, mir solches zu communici ren, weil man gesonnen, so GOtt Leben und Gesundheit giebt, nach ferner hin, alles was in der Stadt und Herr- schafft vorgehet, zu colligi ren. Zubeklagen ist es, daß einige so undienstfertig gewesen, da ich sie ersuchet, mir diejenigen Nachrichten, so sie besitzen wollen, zu communici ren, ist es geschehen, daß man es ihnen mit Gelde bezahlen sollen, so bin hiezu nicht im Stande oder stehen sie in Ge- dancken, als ob sie einen grossen Schatz besaͤßen, so will nicht muͤßguͤnstig seyn, noch ihnen solchen berauben, sondern uͤberlaßen. Jn dem Capitel von denen Dorffschafften, sind einige Doͤrffer mit angemercket, welche zwar zur Herrschafft nicht gehoͤren, habe sie aber des- wegen mit angefuͤhret, weil einestheils sie mit der Herrschafft graͤntzen, anderntheils aber, mit denen dabey liegenden Herrschafftlichen Doͤrffern in einiger Verwandtschafft seyn. Jn den Capitel von merckwuͤrdigen Sachen, sind mit Fleiß eini- ge Casus mit Stillschweigen uͤbergangen, oder nur die Anfangs Buchstaben derer Personen, mit denen etwas vorgegangen, gesetzet worden, damit deroselben hinterlassene Familiæ nicht ge- kraͤncket werde. Jm uͤbrigen hoffe, es wird der vielgeehrte Leser sein Vergnuͤgen finden, solte aber solches uͤber alles vermuthen nicht seyn, und man findet hie und da eines oder das andere auszusetzen, so ersu- che mit seinem Urtheil sich nicht zu uͤbereilen, al- die- Vorrede. dieweil es unmoͤglich, eine Sache also einzurich- ten, daß es allen Leuten gefaͤllig, der Mensch soll noch gebohren werden, der es allen recht machet, zumahl solchen, die immer an andern was zu tadeln suchen, aber ihre eigene grosse Fehler nicht erken- nen wollen. Schluͤßlich ist mein Wunsch, daß der gnaͤdige und barmhertzige GOtt, die werthe Stadt und gantze Herrschafft, fuͤr Krieg, Feuer, Wasser, Pest, Muͤßwachs, Hunger, Theurung und al- len andern Plagen bewahren. Jhro Koͤnigliche Majestaͤt in Pohlen und Churfuͤrstl. Durchl. zu Sachsen Friederico Augusto als jetzigen Besitzer der Herrschafft in Friede und Ruhe wieder alle Feinde erhalten, mit bestaͤndigen hohen Wohler- gehen und langen Leben uͤberschuͤtten. Dero Hohe Koͤnigliche Gemahlin, unsere allergnaͤdigste Landes-Mutter vor allen wiedrigen Faͤllen be- schuͤtzen. Wie auch Dero Koͤnigliche Chur- Printzen, und saͤmbtlichen Printzen, und Prin- zessinnen Hoheiten in allen hohen Wohlseyn zu- nehmen. Das saͤmtliche Hohe Koͤnigliche und Churfuͤrstliche Cammer- Collegium an seinen Liebes-Seilen leiten. Das Koͤnigliche und Churfuͤrstliche Ambt, den Wohlweisen Rath der Stadt und Buͤrgerschafft mit seinen Gnaden- Fliegeln wieder alle Unfaͤlle bedecken wolle. Geschrieben zu Geyerswalda den 22. August 1743. S. G. Frentzel. P. L. Jn- Jnnhalt Der Capitel. Cap. I. Von den Nahmen und Erbauung der Stadt. p. 1. II. Von der Einwohner ihrer Religion. p. 13. III. Von denen Kirchen. p. 15. IV. Von der Situation und Gelegenheit der Stadt. p. 21. V. Von der Nahrung und Fruchtbarkeit der Stadt. p. 22. VI. Von dem Wappen und Wahrzeichen der Stadt. p. 25. VII. Von den Freyheiten und Statu ten. p. 27. VIII. Von den vornehmsten Gebaͤuden. p. 29. IX. Von denen Herrschafften und Eigen- thums Herren p. 35. X. Von denen Geistlichen, Schulbedienten und Bibliothec. p. 58. XI. Von denen Ambts-Befehlhabern. p. 101. XII. Von denen Buͤrgemeistern. p. 109. XIII. Von denen Legatis und Stiefftun- gen. p. 113. XIV. Aller des Ambts und der Herrschafft- Schrifft und Ambts-Saßen, wie auch mediaten und immedia ten Unterthanen. p. 120. Cap. Cap. XV. Von Forstwesen und Fischerey. p. 122. XVI. Was die Stadt und Herrschafft zu Krieges-Zeiten ausgestanden. p. 126. XVII. Von Feuer, Pest, und Wassers- Noth. p. 144. XVIII. Von grossen Ungewittern, Winden, Muͤßwachs und Theurung. p. 153. XIX. Von allerhand merckwuͤrdigen Sa- chen so in der Stadt vorgegangen. p. 162. XX. Unterschiedene Epitaphia so auf den inwendigen GOttes-Acker zu finden. p. 179. XXI. Von denen Dorffschafften so zur Herrschafft gehoͤren. p. 191. Anhang. Was in vorigen Capiteln entweder nicht hat koͤnnen gebracht werden oder vergessen worden, wie auch was nach der Zeit, als der Herr Verleger das M. S. schon in Haͤn- den gehabt, so wohl in der Stadt als auf dem Lande vorgegangen. Das erste Capitel. Von dem Namen und Erbauung der Stadt. D ie Stadt fuͤhret zwar nur eine Benennung; jedoch sind von dieser unterschiedliche Meinun- gen. Einige wollen, Graf Hoyer von Mannsfeld, der um das Jahr 1112 diese Ge- gend unter seiner Bothmaͤßig- keit gehabt, habe die Stadt erbauet, und sol- che sey ihm zu Ehren hernach Hoyerswerda benennet worden; solches aber widerleget der Boͤhmische Scribent BARTHOLOMÆVS PAPROCIVS in seiner Boͤhmischen Histo- rie L. II, C. 10, p. 135, wenn er schreibet; Es B habe Das erste Capitel. habe diesen Ort unter dem Kayser Heinrich der Boͤhmische Ober-Jaͤgermeister Howoran (Hoboran) erbauet, nachdem er im Jahre 1003 seinen von den Wrßowsken an eine Ei- che nackend gebundenen, und mit vielen Pfei- len durchschossenen Herrn, den Fuͤrsten Ja- romir, errettet, fuͤr welche sonderbare Treue der Howoran (Hoboran) von dem Kayser in den Frey-Herren-Stand erhoben und von der fatalen Eiche ihm der Beyname Duba, welches ein wendisches Wort, und eine Eiche heist, Die Geschichte, so sich mit dem Fuͤrsten in Boͤhmen, Jaromir, und seinem getreuen Die- ner, Howoran, (Hoboran) zugetragen, ist folgende. Jn dem Koͤnigreiche Boͤhmen wa- ren die Herren Wrßowsken wegen ihres ur- alten Geschlechts und grossen Reichthums die maͤchtigsten und ansehnlichsten, massen sie mit beyden Croatischen Fuͤrsten, so das Boͤhmi- sche und Pohlnische Reich aufgerichtet, Czech und Lech, in diese Lande gekommen waren, und von einem Grafen Wrßche in Croatien her- stammeten; Jndem nun dieses Graͤfliche Ge- schlecht in Boͤhmen sich sehr ausbreitete, und an Reichthum, Herrschaften, Schloͤssern und Staͤdten zunahm, so wurde es hochmuͤthig und herrschbegierig, trachtete nach der hoͤchsten Ge- beygeleget worden. Die- Von dem Namen u. Erbauung der Stadt. Dieses beyzeugen sowohl der Stadt Wa- pen, als drey gruͤnende Eichen, zur steten Er- innerung, daß Howoran von dem an eine Eiche angebundenen und davon erloͤseten Fuͤrsten B 2 Jaro- Gewalt und Fuͤrstenthum, bemuͤhete sich auch, die Vornehmsten seines Geschlechts, Rochan genannt, zu solcher zu erheben; weil aber bey Lebzeiten des Hertzogs solches sich nicht wohl fuͤgen wollte, war sein einziges Tichten und Trachten, wie es das gantze Fuͤrstliche Ge- schlecht ausrotten moͤchte, verhoffete auch, weil Fuͤrst Jaromir ein grosser Liebhaber der Jaͤ- gerey war, durch diese Gelegenheit sein boͤses Vornehmen werckstellig zu machen. Es be- gab sich demnach, daß bey anbrechenden hel- len und stillen Wetter die Grafen Wrßowsken bey Hofe freudig erschienen, und den Fuͤrsten in Betrachtung des lieblichen Wetters auf die Jagd sich zu begeben lockten, und auch ge- schwinde beredeten, daß er gantz willig, nebst seinen zween Jaͤgern, Howoran (oder wie einige schreiben, Hoboran ) und Hriwez, auf die Jagd ritte. Nach des Fuͤrsten Abreise soll dero Fuͤrstlichen Gemahlin, Namens Striß- ka, im Traume St. Johannes der Taͤufer erschienen seyn, der sie also angeredet: Stehet auf, und befehlet, daß funfzig gewapnete Maͤnner eilend dem Fuͤrsten nachfolgen, indem ihm heute grosse Gefahr begegnen, und nach dem Das erste Capitel. Jaromir solch Stuͤck Landes bekommen, und diese Stadt erbauet, als auch ein Monument oder Leichen-Stein, so in der Haupt-Kirche bey dem Eingange zu dem hohen Altar lieget, und dem Leben getrachtet werde; Hieruͤber soll die Fuͤrstin erwachet, und sehr erschrocken seyn, auch eilend dem Fuͤrsten nachgeschicket haben. Jnmittelst jagten die Grafen Wrßowsken mit dem Fuͤrsten freudig, und da die Jaͤger sich hin und wieder zerstreuet hatten, suchten sie einen bequemen Ort, an welchem sie dem Fuͤrsten beykommen und ihn hinrichten koͤnnten. Da sie nun an einen Ort und Berg, Welis ge- nannt, gelangeten, rissen sie alsbald den Fuͤrsten von dem Pferde, entbloͤßten ihn, bunden Haͤn- de und Fuͤsse zusammen, warfen ihn zu der Erde, und aus Hochmuth und Kurtzweile sprengeten sie mit ihren Pferden uͤber ihn weg; Jn solcher Angst soll der Fuͤrst Jaromir mit hoͤchster Jnbrunst zu GOtt und seinem Patron St. Johanni dem Taͤufer gebetet und gerufen haben, dabey aber diese Verspottung derer Wrßowsken erdulden muͤssen, daß weder GOtt noch St. Johannes ihn aus ihren Haͤnden errette; ihren Muthwillen aber noch mehr auszuuͤben, huben sie den Fuͤrsten von der Erden auf, und bunden ihn zwischen zweyen Eichen an. Jndem dieses geschahe, koͤmmt ohngefehr des Fuͤrsten Jaͤger Howoran (Ho- boran) Von dem Namen u. Erbauung der Stadt. und die fuͤnfknoͤtigte Eichen-Zweige, als das Wapen, Creutzweis darauf eingehauen zu se- hen sind, und denn ein altes Altar, so ehe- dem in dem Pabstthume in der grossen Kir- B 3 chen boran) herzu, da dieser seinen Herrn, den Fuͤrsten, entbloͤsset und angebunden sahe, ent- setzte er sich heftig, kehrete ohne alles Beden- cken geschwinde zuruͤcke, stosset auch ohngefehr auf die aus Prage commandirten Soldaten, welchen er des Fuͤrsten Gefahr entdecket, und mit ihnen verabredet, daß er geschwinde voran reiten, und sie ihm nachfolgen sollten, wenn er nun zu dem Fuͤrsten gelangen wuͤrde, so wollte er ihnen mit seinem Jaͤger-Horn ein Zeichen geben, und die Gegend andeuten. Es hatten aber die Wrßowsken nicht allein den Fuͤrsten zwischen zweyen Eichen angebunden, sondern schossen auch wie nach einer Scheibe mit ihren Pfeilen auf ihn los, da soll der Fuͤrst heftig gebetet haben, so daß St. Johannes der Taͤufer mit seinem Mantel die Pfeile ab- gekehret, daß er unbeschaͤdiget geblieben. Ho- woran (Hoboran) koͤmmt zum Vorschein, wird aber alsbald gefangen, damit nun ihr moͤrderisches Beginnen durch ihn nicht moͤchte offenbaret werden, so wird er, unangesehen alles beweglichen Bittens und Versprechens, nimmermehr diese That zu offenbaren, zum Tode verdammet, daß ihn sein eigener Came- rad, Das erste Capitel. chen an einem Pfeiler gestanden, bey Reno- virung der Kirchen aber abgenommen, und nach Geyerswalde gebracht worden, so noch daselbst anzutreffen, und darauf zu sehen ist das rad, der andere Fuͤrstliche Jaͤger, Hriwez, der allbereit von dem Fuͤrsten abgefallen und meineidig worden war, an eine Eiche anbin- den und erdrosseln sollte. Howoran (Hobo- ran) sahe den Tod vor Augen, hat deshalben, man sollte ihm erlauben, vor seinem Ende nur noch dreymahl in sein Jaͤger-Horn zu stossen. Diese seine Bitte wurde ihm gewaͤhret; da er aber zum erstenmahle geblasen, wird er von Hriwez auf die Eiche gezogen, damit nur Ho- woran (Hoboran) die Zeit gewinnen koͤnnte, weitlaͤuftig den Hriwez zu bitten, daß er sich seiner armen Kinder annehmen, und ihr Vor- mund seyn wolle, nach solcher Unterredung muß er zum andernmahle blasen, darauf wur- de er hoͤher auf die Eiche gezogen, und ein rie- merner Sprengel um den Hals gewunden, daß er damit angeknuͤpfet wuͤrde, deshalben auch genoͤthiget ward, zum drittenmahle zu blasen, sobald solches geschahe, sprungen die von Pra- ge abgefertigten Soldaten hervor, und um- ringeten die Grafen Wrßowsken, nahmen ih- rer 13 gefangen, der Principal Kochan ver- steckte sich unter das Eichen-Laub, und rette- te sich nebst andern mit der Flucht, Hriwez aber, Von dem Namen u. Erbauung der Stadt. das Bild des Hertzogs Jaromirs, wie er an der Eiche angebunden, und nach ihm mit Pfeilen geschossen wird. D. CASPAR PEV- CERVS, der Philosophie und Medicin Do- B 4 ctor, aber, der Hencker-maͤßige Bube, erschrickt, daß er von der Eiche faͤllet, und ein Bein bricht, und wird also gefangen, Howoran (Ho- boran) aber bey dem Leben erhalten und er- rettet. Hierauf fuͤhrten die Abgefertigten von Prage den Howoran (Hoboran) zu dem Fuͤr- sten, der zwar noch angebunden, jedoch unbe- schaͤdiget war, nur allein daß die Fliegen, We- spen und ander Ungeziefer ihn unbeschreiblich gestochen und gemartert hatten, dahero sie ihn von der Eiche losbunden, die Kleider anleg- ten und mit grossen Freuden nach Prage fuͤhre- ten; Unterweges that der Fuͤrst dem Howoran (Hoboran) fuͤr seine treu geleistete Dienste grosse Verheissungen, und beschenckte ihn mit gewissen Dorfschaften. Jn dem Einzuge des Fuͤrsten zu Prage war ein trefflicher Zulauf, und wurde er mit unaufhoͤrlicher Freude auf- genommen, darauf ergieng ein Mandat von dem Fuͤrsten, daß alle Hohe und Niedrige den Howoran (Hoboran) fuͤr einen Herrn hal- ten, und ihm alle ersinnliche Ehre erzeigen soll- ten, und der Fuͤrst selbst hat dem Howoran (Hoboran) und allen seinen Nachkommen zu der vornehmsten Raths-Stelle auch die Ober- Land- Das erste Capitel. ctor, schreibet von der Stadt Namen und Ursprung in folgenden Gedichte also: Quos- Land-Jaͤger Meisterschaft auf ewig conferiret. Kurtz darauf hat der Fuͤrst Jaromir alle seine Grosse und Gewaltige, Grafen und Herren von der Ritterschaft nach Hofe berufen, und nachdem er ihnen vortragen lassen, wie treu und mit Hintansetzung seines Lebens Howo- ran (Hoboran) ihn aus der Noth und denen Moͤrders-Haͤnden des Kochans und der Wrßowsken erloͤset, und bey dem Leben er- halten hat, mit gedachten Staͤnden reiflich uͤberleget, wie dem Howoran (Hoboran) sei- ne geleistete Treue vergolten werden koͤnnte, ist darauf einmuͤthig beschlossen worden, daß Jaromir an Jhro Kayserliche Majestaͤt Hein- richen (so damahls in Regenspurg residirte) Howoran (Hoboran) allerunterthaͤnigst re- commandire, und dieser ihn wegen seiner oͤf- ters gedachten Treue in den Freyherrlichen Stand erhoͤhe, so auch der Kayser gantz gnaͤ- dig bewilliget, und ihm den Freyherrlichen Stand mit einem Wapen allergnaͤdigst be- gnadet, daß er zwey fuͤnfknoͤtigte Eichen-Zwei- ge Creutzweis in einem guͤldenen Felde, er und seine Nachkommen, ewig fuͤhren, und in allen vorfallenden Uebungen derselben gebrauchen sollte. Die Grafen Wrßowsken und Ver- raͤther sind hernach am Leben abgestrafet und ihnen Von dem Namen u. Erbauung der Stadt. Quosque habuit nigro circumflua Werda ab Elistro, Quæ sveta dominum nunc quoque voce refert. Heroem Werdæ, nam prævia dictio signam Sedem hic Heroi lege fuisse monet. Schomburgos habuit nuper: prosapia late Quorum apud attiguos est dominata My- sos Cessit Promniciis Heroibus illa, sed emta, Crescere quos meritis mens generosa facit. Quæque vetusta ab origine, fortibus inclyta \& ausis Nunc alibi est sparsim relliqua progenies. Jn wendischer Sprache wird sie Wojrez oder Wojerez von We in Rjeze Flusse ge- nennet, welches so viel heißt, als: in dem Wasser, indem die Stadt mitten in dem Was- ser lieget, denn es fleußt die schwartze Elster an 6 unterschiedlichen Orten durch die Stadt, B 5 wel- ihnen oͤffentlich auf dem Marckte zu Prage mit einem Beile die Koͤpfe abgeschlagen worden, woruͤber sich der Ertz-Verraͤther Kochan sehr betruͤbet, und dabey gedrohet, wie er diese Schmach an dem Fuͤrsten Jaromir zu seiner Zeit rechtschaffen raͤchen wollte, so auch er- folget. Das erste Capitel. welches auch das teutsche Wort Hoyerswer- da anzeiget, so da herkoͤmmt von Hoyers und Werda oder Werd, welches so viel heißt, als ein Ort, der in dem Wasser lieget, und mit demselben umgeben. Eine einfaͤltige Meinung ist es, daß diese Stadt von Berg-Leuten, so sonst Hoyer ge- nennet worden, und allhier den Eisen-Stein gegraben haben, soll erbauet seyn worden, und den Namen haben. Auch dieses hat einen schlechten Grund, was Herr Sioel vor- giebet, daß Hoyerswerda soll so viel heissen, als Hoch-Schwerdt, Herr Sioel in seinem so genannten: Etwas von Hoyerswerda Lit. A 3 schreibet, so woll- te ich doch fast glauben, es haͤtte Hoyerswer- da zu allererst Hochschwert geheissen. Denn es ist mir ein geschriebenes Inventarium und Beschreibung der Privilegien des Koͤnigreichs Boͤhaimb, so auf dem Schloß Carlstein in ze- hen Truhen verwahret liegen, und Anno 1505 auf Uladislai Befehl und aller dreyen Staͤn- de der Cron Boͤhaimb Bewilligung mit Fleiß uͤbersehen und registriret worden, zu Haͤnden kommen, und da finde ich in der fuͤnften Tru- hen mit E bezeichnet unter den Briefen, das Land Schlesien und Lausitz betreffend, p. 261 eines Briefes Erwehnung, darinnen Johan- nes indem alle Docu- mente Von dem Namen u. Erbauung der Stadt. mente zeigen, daß die Stadt schon vor alten Zeiten Hoyerswerda, Heyerswerda, He- verswerda, geheissen. Unter andern zeigen solches zwey Privilegien, das eine, welches Kayser Carl der Vierte im Jahre 1300 denen Staͤdten Budißin, Goͤrlitz, Lauban, und Loͤ- bau gegeben, daß die Veste Hoyerswerda mit ihren Zugehoͤrigen ewiglich bleiben soll bey der Crone zu Behaimb, das andere lieget in der Colmischen Kirche, welches im Jahre 1360 Friedrich, Ernst und Jan, Gebruͤdere, Her- ren von der Duba, dem damahligen Pfarrer und seinen Nachkommen ertheilet, in der Herr- schaft Heide und Walde Holtz zu hauen zum Bauen und Brennen. Hoyerswerda ist also ein Ort, der mit lauter Wasser, Morast und Sumpf, wie sonderlich vor alten Zeiten gewesen, umgeben, wie auch aus den alten Urkunden zu sehen, daß gegen Morgen niemand wegen Morast, Sumpf und Wasser zum Schlosse hat kom- men nes und Guͤnter, Grafen zu Schwartzenburg, bekennen, Kayser Carl und seinen Erben, und denen folgenden Koͤnigen zu Boͤhaimb das Schloß Hochschwert verkauft zu haben Da- tum 1357. Wo weiß aber Schlesien noch Lau- sitz von einem Orte, den man darunter verste- hen koͤnnte, als unser Hoyerswerda? Das erste Capitel. men koͤnnen, dahero sie auch vor Alters die Veste genennet worden, weil man darzu nicht anders als durch ordentliche Wege kommen koͤnnen, so aber nunmehro nach und nach durch die Graben, so hie und da gehoben, eben und zu festen Lande gemacht, und die Wasser in rechte Graben sind geleitet worden. Wenn und zu welcher Zeit solches geschehen, kan man nicht wissen, indem durch die viele Braͤn- de alle alte Nachrichten, Documente und Handschriften verlohren gegangen. So viel man Nachricht hat, so sollen vor alten Zeiten an hiesigen Orte nur drey kleine Haͤuser, zu dreyen Schencken genannt, oder wie es glaublicher, drey Schencken oder Wirths-Haͤuser, in welchen die Reisenden Speise, Tranck und Nacht-Quartir bekom- men, erbauet gewesen seyn; nachdem aber die Geschlechter, die sich in diesen dreyen Schen- cken aufgehalten und gewohnet, sich vermeh- ret, so sollen auch die Gebaͤude zugenommen haben, bis endlich ein Dorf, und sodenn gar eine Stadt daraus worden, die nunmehro mit etlichen Hundert Buͤrgern besetzet, und uͤber drey Hundert Feuer-Staͤtte hat. Daß sie soll eine Festung gewesen seyn, wie einige dafuͤr halten, ist wol nicht zu glau- ben, indem es weder die Situation noch der Ort Von dem Namen u. Erbauung der Stadt. Ort selbst zeiget, uͤberdiß so sind auch nicht die allergeringsten Ueberbleibsel vorhanden, die da zeugeten, daß es eine Festung gewesen. Das zweyte Capitel. Von der Religion derer Einwohner. W as die Religion anbelanget, so ist aus denen Urnen oder Toͤpfen, darinnen die Asche von denen verbrannten Coͤrpern aufgehoben worden, derer man hie und da zuweilen aus der Erden ausgegraben, abzunehmen, daß hiesiges Orts Heiden ge- wohnet; ob aber die Stadt von ihnen erbauet sey, ist nicht zu beweisen, auch nicht, wenn sie das Heidenthum verlassen und die Christ- liche Religion angenommen haben. Daß nachgehends die Paͤbstische Religion hier ist eingefuͤhret worden, zeiget das alte Altar in der Kirchen, welches im Jahre 1690 abge- nommen, an dessen Stelle ein anderes aufge- richtet worden, das alte hingegen unter der Herrschaftlichen Empor-Kirche seinen Platz be- kommen, von dort aber wieder im Jahre 1726 abgenommen, und hinter das Altar auf bey- den Seiten an die Mauer angemachet worden, auf Das zweyte Capitel. auf dessen Obertheile Maria, das Kind JE- sum auf den Haͤnden haltende, und auf dem Untertheile Maria, den von dem Creutze ab- genommenen JEsum auf dem Schooß liegen habende, zu sehen; als aber durch GOttes sonderbare Gnade das Licht des Evangelii durch Doctor Luthern in diesem Lande auf- gegangen, so hat auch diese Stadt sammt zu- gehoͤrigen Orten die seligmachende Religion des Evangelii angenommen, unter der loͤbli- chen Regierung derer Herren von Schum- berg, mit Namen Wilhelm, Jan, Wen- tzel und Ernst, insgesamt Bruͤder, im Jahre Christi 1540 am Feste Johannis des Taͤu- fers. Die erste Evangelische Predigt hielt BA- SILIVS LAVRENTIVS, so anfaͤnglich ein Moͤnch gewesen, welcher hernach 1552 den 10 Jan. oder wie andere wollen, den 23 Novem- ber, an einem Schlag-Flusse gestorben; als aber 1572 die Herren Sigmund, Hans Christoph und ALBERTVS MAGNVS von Maltitz, Gebruͤder, die Herrschaft be- kommen, so wollten dieselben die Einwohner mit Gewalt wieder zu der Paͤbstlichen Reli- gion zwingen, es wurde aber durch GOttes Gnade von dem Roͤmischen Kayser Rudolph dem andern der Rath und die Gemeinde bey ihren Privilegien, Statuten und Reli- gions-Freyheit gnaͤdigst geschuͤtzet, sub dato den Von der Religion derer Einwohner. den 14den Maͤrz 1580 deswegen ein solennes Danck-Fest gehalten, und dabey beschlossen, daß alle Wochen in denen Fruͤh-Predigten das Te Deum Laudamus soll gesungen wer- den, von welcher Zeit an die reine Evangeli- sche Religion ungehindert erhalten worden, wofuͤr dem gerechten GOtt und maͤchtigen Beschuͤtzer seiner Kirchen hertzlich zu dancken, und dabey zu bitten, daß er noch fernerhin seine Gnade der lieben Stadt und saͤmmtli- chen Einwohnern erzeigen, und sein heiliges Wort bis an das Ende der Welt bey ihnen erhalten wolle. Das dritte Capitel. Von denen Kirchen der Stadt. A us denen alten Documenten kan man abnehmen, daß die Haupt-Kirche, in welcher die Wendischen ihren GOt- tes-Dienst haben, muß den Namen unser lieben Frauen fuͤhren, wie denn auch sol- ches die drey alten Altaͤre zeigen, auf welchen das Haupt-Bild, die Jungfrau Maria, das JEsus-Kind auf ihren Armen haltende, zu sehen. Magi- Das dritte Capitel. Magister Samuel Martini in sei- ner Einweihungs-Predigt der Kirchen zu Blune p. 29 meinet zwar, wie solche dem hei- ligen Nicolaus gewidmet, weil auf einem Altare St. Nicolaus mit denen aus der Paßion ihm zugeeigneten Wuͤrfeln derer Kriegs-Knechte, so um das Gewand des HErrn Christi gewuͤrfelt, zu sehen sey. Aber zu bewundern ist es, daß der Herr Magister Martini auf diese Gedancken gekommen, indem das Bildniß des St. Nicolaus nur auf dem einen Fluͤgel des Altars stehet, und folglich nicht das Haupt-Bild vorstellet. Das uralte Altar, so im Pabstthume das Haupt- Altar gewesen, und anjetzo zu Geyerswalde in der Kirchen-Sacristey ist, zeiget, daß das erste vielmehr zu glauben, und also den Namen zur lieben Frauen, oder Jungfrau Marien, oder unser lieben Frauen, mag gefuͤhret haben. Die Kirche soll auf lauter eichenen Pfaͤh- len stehen; wenn aber solche erbauet, weiß man so genau nicht, weil man davon nirgends etwas aufgezeichnet findet; daß sie jedoch sehr alt seyn muß, siehet man theils an denen al- ten Altaͤren, theils auch an denen alten Epi- taphien, massen darinnen Epitaphien zu finden, so in denen Jahren 1507, 1522, 1523 und auch eins, so 1481 gesetzet und aufgerich- tet Von denen Kirchen der Stadt. tet worden. Das alte Altar, das im Jah- re Christi 1516 erbauet, wurde 1689 unter der Regierung Jhro Chur-Printzl. Herrn, Herrn Johann George des dritten, abge- nommen, und an dessen statt 1690 ein neues aufgesetzet. Das alleraͤlteste Altar, wie schon gedacht, welches zu Geyerswalde zu finden, ist im Jahre Christi 1421 verfertiget. Dahe- ro auch einige muthmassen, als ob in diesem oder vorhergehenden Jahre die Kirche sey erbauet worden. Was am meisten zu verwundern, so ist diese Kirche niemahls abgebrannt, ob gleich der gerechte GOtt die Stadt oft mit grossen Feuer heimgesuchet, und dadurch auch nahe um die Kirche herum alle Gebaͤude in die A- sche geleget worden. Wofuͤr man Ursache hat GOttes Guͤte zu preisen, und ihm zu dancken, daß er denjenigen Ort, wo er seines Namens Gedaͤchtniß gestiftet, mitten unter der wuͤtenden Flamme beschuͤtzet und erhalten. Es gehoͤret diese Haupt-Kirche denen Wenden, und wird darinnen alles wendisch geprediget, ausser Sonntags und hohen Fest- Tages, fruͤh von 5 bis 7 Uhr, zu welcher Zeit von denen Diaconis eine teutsche Predigt uͤber die gewoͤhnlichen Sonn- und Fest-Epi- steln abgeleget wird. Ferner geschehen auch in selbiger alle teutsche Wochen-Predigten, C Mitt- Das dritte Capitel. Mittwochs und Freytags, und denn alle Ta- ge fruͤh teutsche Betstunden, wie auch alle teutsche und wendische priesterliche Handlun- gen. Jn der Kirche sind zu sehen acht grosse steinerne gemauerte Pfeiler, worauf das Kirchen-Gewoͤlbe ruhet, welche durch und durch gewoͤlbet, in der Mitten an einem Pfei- ler stehet die neue schoͤne Cantzel, welche im Jahre Christi 1717 von dem damahligen Amtmanne und Pacht-Jnhaber der Herrschaft, Herrn Christian Ehrenreich Kotten, aus eigenen Kosten erbauet, und auch selbiges Jahr den 25sten October mit einer teutschen und wendischen Predigt von dem damahligen M. Christian Martini, Ober-Pfarrherrn, eingeweihet worden. Vorher war eine sehr alte steinerne Cantzel allhier. Der Cantzel gegen uͤber ist eine schoͤne grosse Orgel, wel- che 1607 aufgerichtet worden, neben der Or- gel uͤber der Halle ist die Kirchen-Bibliothec, so 1717 in dem Monat October von dem Amt- manne Kotten und Ober-Pfarrherrn Mar- tini angeleget. Um vor dem Altare sind die drey Beicht-Stuͤhle, dem Altare gegen uͤber die Herrschafts-Empor-Kirche, unter der- selben die Raths-Stuͤhle, an dem Fusse des Altars ist die Gruft oder das Begraͤb- niß derer hiesigen gewesenen Herrschaften, und Von denen Kirchen der Stadt. und darneben der Tauf-Stein. Neben dieser Haupt-Kirche unter dem Kirchen-Thur- me ist die teutsche Kirche oder Capelle fuͤr die teutsche Gemeinde, und in vorigen Jahr- hunderten erbauet worden. Denn nachdem sich die teutsche Gemeinde vermehret, hat sich solche darauf von denen Wendischen abgeson- dert, unbeschadet nach der alten Verfassung derer Accidenzien fuͤr die Diaconen. Anfangs gieng die teutsche Gemeinde erst unter dem Glauben aus der Wendischen oder Haupt- Kirche in die Capelle, woselbst ihnen der O- ber-Pfarrherr eine teutsche Predigt hielt. Nunmehro geniesset die teutsche Gemeinde in derselben ihren voͤlligen Gottesdienst. Je- doch werden alle Priesterliche Handlungen in der Haupt-Kirche verrichtet. Jm Jahre Christi 1700 wurde diese Capelle erweitert, wiewohl der Anfang zu solcher Erweiterung schon im Jahre 1697 gemachet wurde, wie solches folgende Ueberschrift, so an einem Schwibbogen stehet, zu ersehen. In gloriam solius Dei trinuni Simulac propagandam incolarum salutem Hoc antea sacellum jam templum duplo am- plius redditum A. MDCXCVII Dom. I Adventus inaugu- ratum C 2 Sub Das dritte Capitel. Sub purpureo vexillo Militanti Ecclesiæ or- thodoxam religionem conservet Heterodoxam autem profliget Id quod Flexis genibus expansis manibus Ex corde sincero a Defensore suo Jesu Ecclesia Lutherano-Evangelica Exorat. Das Altar in derselben ist im Jahre Chri- sti 1698 von dem Herrn George Friedrich von Knobelsdorf erbauet worden, wie fol- gende auf dem Altare befindliche Unterschrift es darthut: P. F. F. S. Hæc pictura quicquid est, Deo, Relligioni, Posteritati, Dat, Donat, Consecrat, Præfecturam nec non contractum Loc. Cond. hujus Dynastiæ imitando, Geor. Frid. a Knobelsdorf, Judicii Feudal. Ducatus Saganens. Assessor, Toparcha in Ruckersdorf \& Pretschendorf. A. 1698. Ueber dem Altare ist das Herrschaftliche Chor, gegen uͤber, uͤber dem Eingange der Kirchen, war die Orgel, welche der Herr von Knobelsdorf fuͤr das alte und kleine Werck verehret, wurde aber im Jahre Christi 1730 wieder Von denen Kirchen der Stadt. wieder verkauft, und an statt derselben ein groͤssers Werck aufgerichtet. Bey dem Ein- gange aus der Wendischen oder Haupt-Kir- chen zur rechten Hand stehet die Cantzel, der Cantzel gegen uͤber Lutheri Bildniß in Le- bens-Groͤsse. Jm Jahre Christi 1728 und folgende Jahre wurden unten in die Kirche herum unterschiedliche Bet- und Kirchen- Stuͤhle erbauet. Jm Jahre 1730 am gros- sen Jubilaͤo wurde eine grosse Halle aufge- fuͤhret, auf welcher nun die Orgel stehet, und uͤber derselben eine Empor-Kirche fuͤr Maͤn- ner, ingleichen liessen dieses Jahr viele gut- thaͤtige Hertzen die Cantzel und das Altar bekleiden, stifteten auch einen kostbaren Kir- chen-Schmuck, welcher in beyden Kirchen gebrauchet wird. Das vierte Capitel. Von der Situation und Gelegen- heit der Stadt. D ie Stadt lieget gleich im Zusammen- Flusse des Schwartz-Wassers und der Elster. Das Schwartz-Wasser hat seinen Ursprung ohnweit Gaußig auf ei- nem hohen Berge, und fleußt an der Graͤn- C 3 tze, Das fuͤnfte Capitel. tze, Meissen und Ober-Lausitz bis vor Hoyers- werda, wo es ohngefehr hundert Schritte vor dem Amt-Hause in die Elster faͤllt, und her- nach die schwartze Elster genennet wird. Was nun die Situation sowohl der Stadt als saͤmtlicher Herrschaft anbelanget, so graͤn- tzet sie gegen Mitternacht mit Nieder-Lausitz, und gegen Abend mit Meissen. Gegen Morgen ist die naͤchste Stadt Mußkau vier Meilen, gegen Mittag Bautzen vier Meilen, gegen Abend Koͤnigsbruͤck vier Meilen, und gegen Mitternacht Senftenberg zwey Mei- len, Dresden, die Churfuͤrstlich-Saͤchsische Residentz, lieget sieben Meilen hiervon. Die Luft ist eben nicht die gesuͤndeste, we- gen des vielen Wassers, Moraste, und dar- aus entstehender Duͤnste und Nebel; jedoch hat es auch alte Leute allhier gegeben, abson- derlich auf dem Lande, welche ihr Alter auf und uͤber hundert Jahre gebracht haben. Das fuͤnfte Capitel. Von der Nahrung und Fruchtbar- keit der Stadt. A n guter Nahrung fehlet es der Stadt nicht, man findet hier einen grossen Getreyde-Handel, indem das Ge- treyde Von der Nahrung und Fruchtbarkeit ꝛc. treyde in grosser Menge aus der Niederlau- sitz, Brandenburg und andern Orten ge- bracht und von den Aufkaͤufern und Haͤnd- lern weiter verfuͤhret wird; dennoch sind die Einwohner meistentheils arm, theils wegen der vielen Gaben, so sie haben abzufuͤhren, theils auch wegen der oͤfters erlittenen Brand- Schaͤden, von welchen sie sich nicht wieder erholen koͤnnen. Die Handwercker sind zuͤnftig, und fin- det man alle Profeßionen darinnen; jedoch sind die Schneider, Schuhmacher, Leinwe- ber und Schmiede die staͤrcksten. Das Bier, so hier gebrauet wird, war ehedessen in grossen Ruhm, daß es auch weit und breit verfuͤhret wurde; aber wie in der Welt alles veraͤnderlich und unbestaͤndig, al- so ist auch die Abfuhre von dem hiesigen Bie- re nicht mehr so groß, und seine Guͤte sehr veraͤndert. Der Acker-Bau ist starck, es hat fast jeder Buͤrger sein Feld und Wiese-Wachs. Die Felder und Wiesen liegen in guten Grund und Boden, so, daß, wenn die Witterung gut, und GOtt seinen Segen darzu giebet, die Fruͤchte reichlich eingesammlet werden. Sonderlich liegen die Wiesen in einer schoͤ- nen und fruchtbaren Gegend an der schwar- tzen Elster, von welcher sie befeuchtet und C 4 srucht- Das fuͤnfte Capitel. fruchtbar gemacht werden. Ehedessen, als ohngefaͤhr vor dreyßig, vierzig und mehr Jah- ren, soll der Acker- und Feld-Bau denen Ein- wohnern vielmehr gebracht haben. Jn den Gaͤrten fehlet es nicht an aller- hand schoͤnen Baͤumen und Gewaͤchsen, je- doch will das Obst nicht in allen Gaͤrten ge- rathen, die Ursache soll seyn, weil der Boden sehr feuchte und naß ist. Unter denen Gaͤr- ten ist sonderlich der Schloß-Garten zu be- mercken, welcher verdienet, daß man ihn be- siehet. Es ist darinnen alles in schoͤnster Ord- nung, schoͤne Orangerie, vortreffliche Obst- Baͤume, lustige Gaͤnge, Teiche, mit aller- hand Arten Fischen angefuͤllet. Die Waͤlder sind Holtz-reich, und ob- gleich jaͤhrlich viele Tausend Baͤume gefaͤllet und Klaftern geschlagen werden, so siehet man dennoch keinen Mangel. Die Arten derer Baͤume sind unterschiedlich, als Fichten, Tan- nen, Eichen, Bircken, Erlen, u. s. w. auch sind die Waͤlder mit allerhand rothen und schwartzen Wildpret angefuͤllet, welche zu Sommers-Zeit auf denen Feldern im Getrey- de grossen Schaden thun. Herr Grosser in seinen Lausitzischen Merck- wuͤrdigkeiten P. V. p. 19 hat angemercket, wie Doctor Johann Francke in seinen Fragmen- tis unter denen in dem Schoosse der Laußitzi- schen Von der Nahrung und Fruchtbarkeit ꝛc. schen Erde befindlichen Merckwuͤrdigkeiten aufgezeichnet, daß man ohnweit der Stadt Bescow Steine finde, die allerhand Glie- dern des menschlichen Leibes, nemlich Aer- men, Beinen, Fingern u. s. w. aͤhnlich sind. Es erwaͤhnet dieser curieusen Steine ebenfalls Manlius, und meldet, daß sie auch bey Hoyerswerda zu finden. Ob dieses in der Wahrheit sich also befindet, kan ich nicht wis- sen; dieses ist doch gewiß, daß man zu Colm, eine Meile von der Stadt, allerhand curieuse Steine siehet. Vor einigen Jahren sind allhier sehr vie- le wohlhabende Buͤrger und Einwohner ge- wesen, derer man jetzund noch einige findet. Das sechste Capitel. Von dem Wappen und Wahrzei- chen der Stadt. D as Wappen hat die Stadt von denen Herren der Duba, so von Howoran oder Hoboran, des Boͤhmischen Fuͤr- sten Jaromirs Ober-Jaͤger-Meister, her- stammen, und um das Jahr 1003 in den Freyherrlichen Stand von dem Kayser Hein- rich zu Regensburg erhoben worden, der die C 5 Stadt Das sechste Capitel. Stadt erbauet, und dem Rath in das Jnsi- gel drey gruͤne Eichen im blauen Felde ver- lehnet hat. Dieses Wappen ist unter an- dern zu sehen in der Haupt-Kirche an der Orgel auf der Seite gegen dem Altar, in- gleichen an dem Tauf-Steine. Es ist dieses Wappen genommen von dem Namen derer Herren von Duba, denn Duba oder Dub, ein wendisch Wort, heist eine Eiche; daß aber drey Eichen daran zu sehen, zeiget an, daß damahls drey Herren Bruͤder von Duba die Herrschaft in Besitz gehabt, welche der Stadt solches Wappen zugeeignet. Was das Wahrzeichen anlanget, so ist solches ein in Stein eingehauenes Fleischer- Beil oder Axt, und ist zu sehen in der Witt- genauer Gasse, an der mittelsten Bruͤcke, dem Hause gegen uͤber, so dem seligen Herrn Da- vid Heynen, Anverwandten des Raths, ge- hoͤret. Ehemahls stunde solches unter der Bruͤcke; vor einigen Jahren aber, da die Bruͤcke neu gebauet wurde, ward solches an die Ecke der Bruͤcke, wo es jetzo zu sehen, auf- gesetzet. Woher solch Wahrzeichen seinen Ursprung genommen und die Stadt bekom- men haben soll, wird folgendes erzehlet: Zween Fleischer-Knechte waͤren an selbigem Orte, wo das Wahrzeichen stehet, in Streit, und dergestalt zusammen gekommen, daß sie einan- Von dem Wappen und Wahrzeichen ꝛc. einander in die Haare gerathen, da nun der Staͤrckere den Schwaͤchern unter sich ge- bracht, haͤtte dieser Letzte, als er den Ersten wieder uͤberwaͤltiget, nach jenem sein Fleischer- Beil geworfen, und ihm die eine Hand abge- hauen, dessen eingedenck, waͤre ein solches Beil alsdenn in einen Stein eingehauen, an demselben Ort aufgesetzet und zum Wahrzei- chen der Stadt gemacht worden. Das siebende Capitel. Von denen Freyheiten und Statu- ten der Stadt. S ie hat ihre Freyheiten und Privilegien. Vor Alters erstreckten sich dieselben ziemlich weit, welche aber nach und nach immer verringert worden, nachdem die alten Documenten und Schriften durch das oftermahlige Feuer verlohren gegangen. Das Hochloͤbliche Koͤnigliche und Churfuͤrstliche Amt hat die Ober-Gerichte, die Stadt aber die Unter- und Erb-Gerichte. Wenn ein Missethaͤter vom Leben zum Tode gebracht wird, so geschiehet zwar die Jnquisition in dem Koͤniglichen und Churfuͤrstlichen Amte, die Execution aber von den Stadt-Gerichten, ja Das siebende Capitel. ja uͤberhaupt geschehen alle Executionen von einem Loͤblichen Stadt-Gerichte. Die Un- kosten hierzu muß die saͤmtliche Landschaft tragen, die Wachen aber dabey verrichtet die Buͤrgerschaft. Das Kirchen-Lehn und Jus Patronatus hat die allergnaͤdigste Herrschaft, welche alle Kirch- und Schul-Bedienten be- ruft. Der Rath bestehet aus acht Personen, wenn eine Raths-Person abgehet, so hat die Buͤrgerschaft die Wahl, die Herrschaft aber die Confirmation. Die Stadt und Buͤrgerschaft hat freyen Bier-Schanck, bis auf eine Meile Weges, die Dorfschaften aber, so uͤber ei- ne Meile Weges liegen, muͤssen das Bier auf dem Schlosse nehmen. Auf dem Raths- Keller werden allerhand fremde Weine ver- schencket, ingleichen fremdes Bier, jedoch nur im Sommer, wenn in der Stadt wenig Bier vorhanden, weil man zu der Zeit wegen der schlechten Keller nicht uͤberhaͤufiges Bier brauen darf. Was aber den Brandwein an- belanget, welcher auf dem Keller, und sonst in keinem buͤrgerlichen Hause verkauft wird, so muß solchen der Keller-Wirth auf dem Schloß-Brandwein-Hause nehmen. Die in der Stadt liegende Muͤhle, so von vier Gaͤngen, einer Loh und Stampfe, gehoͤret der Herrschaft; jedoch hat die Buͤrgerschaft die Von denen Freyheiten und Statuten ꝛc. die Freyheit, zu mahlen, wo sie will. Die Buͤrger haben in der schwartzen Elster ihre freye Fischerey, mit Netzen, Haamen, Wa- then und andern Fischzeuge. Die Buͤrger- schaft hat ihre gewisse Statuten, welche ih- nen von Herrschaft zu Herrschaft confirmiret und bestaͤtiget werden. Das achte Capitel. Von denen vornehmsten Gebaͤuden der Stadt. N ach dem letzt erlittenen grossen Brande sind viele schoͤne und kostbare Gebaͤu- de auferbauet worden. Was die vor- nehmsten Gebaͤude anlanget, so sind solche: Das Schloß, ein grosses, schoͤnes und weitlaͤuftiges Gebaͤude. Als im Jahre 1467 die Sechs-Staͤdte mit Jaroslawo von Sternberg, der damahls Verweser war, samt dem Landmann fuͤr Hoyerswerda ein gantzes Jahr weniger acht Wochen lagen, so schlugen sie ihr Lager mit Schuͤttgraͤben und Waͤllen vor das Schloß, beschossen und stuͤr- meten auf dasselbe, absonderlich die von Bau- tzen mit ihren grossen Buͤchsen, zerstoͤrten auch endlich das Schloß, welches in etlichen Anna- Das achte Capitel. Annalibus mit folgenden Worten aufgezeich- net gefunden. Doctor BARTHOLOMÆVS BENSERVS, Canonicus quondam Budissi- næ, sequentibus denotavit: Ao. C. 1467 in Vigilia divi Matthæi Apostoli \& Evangeli- stæ ist Hoyerswerda samt dem Schlosse zer- stoͤret worden durch die Sechs-Staͤdte in Oberlausitz und Niederlausitz, es musten aber die von Bautzen das Schloß von ihren eige- nen Unkosten wieder aufbauen. Dieses im Jahre 1469 von denen von Bautzen aufer- bauete Schloß hat gestanden hundert und zwantzig Jahr, indem es 1589 den 30sten Jan. des Nachts durch Verwahrlosung eines Mahlers, welcher benebst einem Tischler die Zimmer verneuren sollte, abbrannte, in wel- chem Feuer der Tischler verfiel, der Mahler aber durch die Flucht entgangen. Jm Jah- re 1592 ließ Jhro Gnaden der Herr Seyfried von Promnitz dieses abgebrannte Schloß von Grund auf mit Mauer-Werck wieder er- bauen, welches noch stehet, und auf hundert und acht und viertzig Jahr alt. Jm Jahre 1727 ließ die Durchlauchtigste Fuͤrstin Ursula Ca- tharina, Hertzogin zu Teschen und des Heili- gen Roͤmischen Reichs Fuͤrstin, hernach ver- wittibte Hertzogin von Wuͤrtenberg, die eine Haͤlfte, als den niedrigen Theil, abtragen, und von Grund auf gleich dem andern ein gros- Von denen vornehmsten Gebaͤuden ꝛc. grosses Gebaͤude aufbauen, durch welch neu Gebaͤude das Schloß um ein ziemliches Theil vergroͤssert und mit vielen Zimmern vermeh- ret worden. Es ist das Schloß um und um mit einem tiefen Wasser-Graben umgeben, uͤber welchen zwey steinerne Bruͤcken ge- hen. Dem Graben gegen uͤber um und um sind schoͤne Lust-Gaͤrten, uͤber dem Schloß- Hofe ist ein schoͤner grosser Garten, gegen Morgen ein grosser Teich, so im Jahre 1727 aus zwey kleinen Teichen angeleget wurde, uͤber dem Teich ist das neue Forst-Haus, so 1723 erbauet ward, gegen Mittag stehen gros- se Eichen, welche einen schoͤnen Prospect ge- ben. Das Schloß hat ein schoͤnes Forwerck, auch gehoͤret darzu die grosse Schaͤferey zu Neide, ingleichen hat es einen Hammel- Stall zu Zeißholtz. Dienste muͤssen dem- selben thun Seydewinckel, Naed, Lau- busch, Zeißig, Broͤthen, Colm, Groß- und Klein-Partwitz. An Winter-Aus- saat hat es in allen 189 Scheffel, und Wie- se-Wachs erbauet es uͤber 200 Fuder Heu; ferner hat es zwey Weinberge, auf welchen jaͤhrlich einige Faß Wein erbauet werden. Es gehoͤret noch ein ander Forwerck zum Schlosse, nemlich das Kihnnicht genannt, welches es zum Dienste hat; Zeißig und Mauckendorf saͤet uͤber Winter und Som- mer Das achte Capitel. mer 70 bis 80 Scheffel, bey welchem For- wercke auch eine starcke Schaͤferey. Das Amt-Haus, solches ist im Jahre 1702 von dem Hoch-Wohlgebohrnen Herrn, Herrn Wolf Dietrich von Beichlingen, Seiner Koͤniglichen Majestaͤt in Pohlen und Churfuͤrstlichen Durchlauchtigkeit zu Sachsen Hochbestallten Ober-Cantzler und wuͤrcklichen Geheimden Rathe, gleich einem Winckel- maaß erbauet worden. Jn dem untersten Stock gegen Abend ist die Amt- und Rent- Stube, in dem obersten Stockwercke wohnet der Amtmann. Neben dem Amt-Hause ist eine Wiese, so die Bleiche genennet wird, auf welcher die Buͤrger ihre Leinwand blei- chen, das Gras aber bekommt der Stadt- Diener. Das Wasch-Haus, lieget gleich beym Amt-Hause, welches anfangs zu einem Wasch- Hause (wovon es auch seinen Namen hat) erbauet und gebrauchet worden. Nachdem aber die Herrschaft von der Buͤrgerschaft das Brandweinbrennen an sich gekauft, so ist sol- ches zu einem Brandwein-Hause gemacht wor- den, worinnen der Brandwein gebrannt und verkauft wird. Das Rathhaus, lieget am Marckte. Jm Jahre 1515 ist das alte Rathhaus, so 66 Jah- re gestanden, bis in den Grund im Feuer auf- Von denen vornehmsten Gebaͤuden ꝛc. aufgegangen, es wurde solches das folgende Jahr wieder aufgebauet, ist aber 1571 in dem damahligen grossen Brande wieder im Feuer aufgegangen. Jm Jahre 1592 wurde solches unter dem regierenden Burgermeister Paul Stumph von Grund aus neu erbauet; hat aber nicht laͤnger als 87 Jahre gestanden, in- dem es 1679 abermahls abbrannte. Jm Jahre 1680 ist das jetzige Rathhaus wieder aufgebauet worden. Unten herum sind un- terschiedliche kleine Laden, sammt der Brod- Banck, die Treppe hoch zur rechten Hand ist die Accis-Stube, und zur lincken Hand der Raths-Keller. Die andere Treppe hinauf ist die Raths- und Gerichts-Stube. Das Burg-Lehn, liegt am Schloß- Thore, ist ein grosses steinernes Gebaͤude, und hat gewisse Freyheiten. Der Besitzer bekoͤmmt jaͤhrlich von der Herrschaft gewisse Klaftern Holtz, mag fuͤr sein Haus Bier brauen, so viel er will, jedoch darf er keins verkaufen. Sein Vieh muß ihm die Herrschaft mit dem ihrigen huͤten lassen, kan Handel und Wan- del treiben, womit er will, hat keine Abgaben, ausser etwas weniges, so er dem Rath jaͤhrlich erlegen muß. Wenn eine neue Herrschaft kommt, so muß er die Lehn bey ihr suchen. Die Apotheke, ist am Marckte, hat ein Monopolium, welches aber im Jahre 1725 D sehr Das achte Cap. Von den vorn. Geb. sehr geschwaͤchet worden, so daß nebst dersel- ben nunmehro etliche Materialisten sind, wel- che vorhero nicht da gewesen. Das Schieß-Haus, lieget vor dem Senf- tenberger Thore in dem Stadt-Graben, und ist im Jahre 1703 auf Erlaubniß des Herrn Cantzlers Graf Beichlingen erbauet worden, welcher das Holtz darzu schenckte, nebst einer Fahne und hundert und funfzig Flinten. Die Schuͤtzen-Bruͤder haben ihre gewisse Ge- setze, und jaͤhrlich die Mittwoche nach Pfing- sten ihr Scheibenschiessen. Das Hospital, ist vor dem Wittgenauer Thore am GOttes-Acker. Das alte Gebaͤu- de, so lange Zeit gestanden, brannte 1723 den 11ten May am heiligen Pfingst-Abend ab, das jetzige neue Gebaͤude wurde das andere Jahr darauf erbauet. Es werden darinnen eine ge- wisse Zahl arme und betagte Leute aufge- nommen und verpfleget. Auch wohnet in demselben der Todten-Graͤber. Das Das neunte Capitel. Von denen Herrschaften und Eigen- thums-Herren. A lle alte Documenten und Nachrich- ten zeigen, wie die Eigenthums-Her- ren dieser Standes-Herrschaft in der Ordnung nachfolgende gewesen. Jm Jahre 1003, oder wie einige wollen, 1004, haben die Herren von Duba, so von dem Howoran oder Hoboran, des Boͤhmi- schen Fuͤrsten Jaromir Jaͤger-Meister, her- stammen, und von dem Kayser Heinrich zu Regensburg in den Freyherrlichen Stand er- hoben worden, Siehe das erste Capitel, von dem Namen und Erbauung der Stadt. successive bis um das 1111te Jahr regiret. Denenselben folgte im Jahre 1112 Graf Hoyer von Mannsfeld. Von diesem an hat man weiter nirgends sichere und gewisse Nach- richt. Herr Suͤhnel 1 C. Lit. A 3 b. meinet zwar, daß auf den Grafen Hoyer von Manns- feld die Herrschaft in Besitz gehabt Graf Johannes zu Schwartzenburg, und Graf D 2 Guͤn- Das neunte Capitel. Guͤnther zu Schwartzenburg; allein ich finde in denen alten Nachrichten nichts hier- von, ob ich mir gleich grosse Muͤhe gegeben, die Wahrheit hiervon zu schreiben. Jm Jahre 1300 kaufte Kayser Carl der vierte als Koͤnig in Boͤheim die Stadt nebst noch andern Staͤdten des Marggrafthums Oberlausitz, und vereinigte sie mit der Cron Boͤheim, wie solches aus einem alten Briefe zu ersehen, Datum Weißwasser, nach Christi Geburth im dreyzehenhunderten Jahre, am naͤchsten Donnerstage vor St. Martini-Ta- ge. Nach der Zeit ist die Herrschaft wieder an die Herren von der Duba verkauft worden, und haben im Jahre 1360 regieret drey Her- ren Bruͤder, als Friedrich, Ernst, und Jan, Herren von der Duba, welche dem Pfar- rer zu Colm und allen seinen Nachkommen das Privilegium, Holtz in der Herrschaft Hei- de zu hauen, benebst noch anderen Freyheiten ertheilet. Diese drey Herren Bruͤder haben die Herrschaft 22 Jahre in Besitz gehabt. Jhnen folgete 1382 Herr Bensche von der Duba der aͤltere, und regierte 18 Jah- re. Nach seinem Tode kam im Jahre 1400 sein juͤngerer Herr Bruder, Herr Bensche von der Duba, und regierete zwey und zwantzig Jahre. Er starb ohne Erben, da- hero verfiel die Herrschaft an Jhro Roͤmisch- Kay- Von denen Herrschaften und Eigenth. ꝛc. Kayserliche Majestaͤt Sigmunden, 1423 aber uͤberließ Jhro Kayserliche Majestaͤt solche denen beyden Herren Bruͤdern, Herrn Hein- richen und Guͤnthern von der Duba, so des Herrn Bensche von der Duba Vetter wa- ren, sie regierten neunzehen Jahre. Jhnen folgte im Jahre 1442 Guͤnther Bircke, Herr von der Duba, und regierete sechs Jahre. Er verkaufte solche 1448 Jhro Churfuͤrstlichen Durchlaucht Hertzog Friedrichen zu Sach- sen, des Heil. Roͤmischen Reichs Erb-Mar- schallen, Land-Grafen zu Thuͤringen, und Marggrafen zu Meissen. Jhro Churfuͤrstli- che Durchlauchtigkeit erzeigten sich waͤhrender Regierung gegen hiesige Buͤrger und Ein- wohner sehr gnaͤdig. Denn als die Stadt im Jahre 1449 am Tage St. Laurentii gantz abbrannte, und in solchem Feuer, nebst denen Wohn-Gebaͤuden, Pferde, Rinder und an- der Vieh, wie auch das Getreyde fast alles verlohren gieng, so erliessen sie denen Abge- brannten, damit sie sich inzwischen wieder er- holen moͤchten, dero Geschoß, Renten und Zinsen auf sechs Jahre. Es hatten aber Jh- ro Churfuͤrstliche Durchlauchtigkeit diese Herr- schaft nicht laͤnger als dreyzehen Jahre in Be- sitz, denn weil die Herrschaft Jhro Churfuͤrst- lichen Durchlauchtigkeit theils von Altenburg, allwo sie ihre Residentz hatten, entlegen, D 3 theils Das neunte Capitel. theils auch weil Jhro Churfuͤrstliche Durch- lauchtigkeit in Ansehung der Herrschaft des Koͤniges in Boͤheim Vasall zu seyn nicht an- stunde, so verkauften sie solche im Jahre 1461 Friedrichen, Herrn von Schumburgk, wel- cher zehen Jahre regierete. Unter dessen Regie- rung zogen die sechs Staͤdte mit Jaroslawo von Sternbergk sammt dem Landmann vor hiesige Stadt, und lagen ein gantzes Jahr weniger acht Wochen davor, zerstoͤre- ten auch die Stadt und das Schloß. Nach ihm kam 1471 Jaroslaw, Herr von Stern- bergk, des Maggrafthums Lausitz Land- Voigt, und regierete funfzehen Jahre. Jhm succedirte 1486 Herr George von Stayn, Herr zu Zassen, Koͤnigs Matthiaͤ zu Bayern (Hungern) und Boͤheim Anwald und Statt- halter in Nieder-Schlesien, Hauptmann der Fuͤrstenthuͤmer Schweinitz und Jauer, in Ober- und Nieder-Lausitz Land-Voigt, und regierete sechs Jahre, nach welchen er die Herrschaft im Jahre 1492 an die drey Her- ren Bruͤder, Wilhelm, Jan Wentzel und Ernst von Schumburgk verkaufte. Wil- helm von Schumburgk starb 1514 den 25sten Julii, und hinterließ drey Herren Soͤh- ne. Jan Wentzel von Schumburgk gese- gnete das Zeitliche 1525 den 8ten December, und Ernst von Schumburgk wurde in ein ande- Von denen Herrschaften und Eigenth. ꝛc. anderes Leben versetzet 1531 den 14ten April. Diese drey Herren von Schumburgk regie- reten neun und dreyßig Jahre. Weil die beyden letztern unverheyrathet mit Tode ab- gingen, so bekamen die Herrschaft 1532 die drey Herren Bruͤder, Jan, Joachim Frie- drich und Wilhelm von Schumburgk, als des vorgedachten Herrn Wilhelm von Schumburgk Soͤhne, und besassen die Herr- schaft fuͤnf und dreyßig Jahre. Unter ihrer Regierung ist allhier im Jahre 1540 am Feste St. Johannis des Taͤufers das Exercitium Religionis, nach Jnnhalt der Augsburgischen Confeßion, durch GOttes Gnade ans Licht gekommen. Der erste Evangelische Prediger war Basilius Laurentius. Der aͤlteste, Jan von Schumburgk, starb 1554 den 14ten December, und seine Gemahlin, Frau Brigitta von Schumburgkin, gebohrne Schleinitzin, gesegnete die Welt 1556 den 9ten October. Der juͤngere, Wilhelm von Schumburgk, ging mit Tode ab 1567 den 19ten May, dessen Epitaphium ist in der Kir- chen vor dem Altare zu sehen. Seine hinter- lassene Wittwe, Frau Maria, gebohrne Gansin von Puttlitz, besaß nach seinem Tode die Herrschaft fuͤnf Jahre. Nach ih- rem Absterben aber wurde sie von dem Schum- burgischen Stamme verkauft, nemlich 1571 D 4 an Das neunte Capitel. an den Herrn Heinrich von Maltitz, wei- land zu Dippoldiswalda, regierete aber nur ein Jahr, indem er das folgende Jahr 1572 den 13ten August den Weg alles Fleisches ging. Dessen Leichnam wurde in die Kirche vor den hohen Altar begraben. Er hinterließ drey Herren Soͤhne, welche auch nach ihres seligen Herrn Vaters Tode die Regierung be- kommen. Als im Jahre 1572 der aͤlteste, Sigmund, der andere, Hanns Christoph, und der juͤngste, Albertus Magnus. Sie besassen die Herrschaft zehen Jahre. Jn waͤh- render ihrer Regierung wurde dem Rath und der Gemeine wegen der Religion und Gerech- tigkeiten zugesetzet. Es ward aber durch al- lergnaͤdigsten Entscheid und Urtheil Jhro Kayserlichen Majestaͤt Rudolphs des an- dern der Rath und Gemeine bey ihren Pri- vilegien und Statuten geschuͤtzet und gehand- habet, sub dato Prage den 14ten Maͤrtz 1580. Weil nun also die Herren von Maltitz ih- ren Endzweck nicht erreichen konnten, so ver- kauften sie aus Verdruß die Herrschaft im Jahre 1582 an den Wohlgebohrnen Herrn Seyfried von Promnitz, Freyherrn zu Pleß, auf Sorau, Triebel ꝛc. Jhro Roͤmisch- Kayserlichen Majestaͤt Rath, und der Saga- nischen Fuͤrstenthuͤmer Pfandes-Herrn. Er starb im Jahre 1597 den 7den Maͤrtz, nach- dem Von denen Herrschaften und Eigenth. ꝛc. dem er funfzehen Jahre regieret. Dieser Herr von Promnitz verehlichte sich zweymahl, als das erstemahl mit Frau Ursula, gebohrner Gotzschin von Neuhause und Hertings- walda, nach deren Absterben das andere mahl mit Frau Benigna Hoffkin, gebohr- ner Freyin von Lobkowitz auf Lumnitz, Ci- sternitz ꝛc. Ob gleich dieser Herr nicht allzu- lang die Regierung hatte, so hat er dessen ohngeachtet viel gutes in dieser Herrschaft ge- stiftet. Er machte zwischen der Kirchen zu Colm und deren Filiale Taͤtzschwitz einen Vergleich. Er bauete zu Taͤtzschwitz eine neue Kirche. Jm Jahre 1593 hat er einige Streitigkeiten unter denen Geistlichen in der Stadt gehoben und eine gewisse Ordnung aufgesetzet. Der Stadt hat er gewisse Sta- tuten und Rechte ertheilet, und andere loͤbli- che Sachen mehr gestiftet. Nach dessen Ab- leben kam die Herrschaft in Bruͤderliche Thei- lung, und nahm solche im Jahre 1598 an dessen Herr Sohn, Herr Seyfried von Promnitz, regierete aber nur ein Jahr. Denn nachdem er in den Niederlaͤndischen und Un- garischen Krieg als Obrister gezogen, wo er sich auch ritterlich gehalten und gluͤcklich wie- der nach Hause gekommen, hat er nach lang- wieriger Rechtfertigung die Herrschaft Plesse bekommen, und ist auch daselbst gestorben. D 5 Ehe Das neunte Capitel. Ehe er aber noch in obengedachten Krieg ging, hat er diese Herrschaft 1599 an dero Herrn Bruder, Herrn Weichart von Promnitz, derer Herren Fuͤrsten und Staͤdten in Silesien Kriegs-Rath und Obristen, uͤbergeben, wel- cher sich mit der Wohlgebohrnen Fraͤulein Polixena, gebohrner Picklerin, vermaͤhlet. Der Einzug und hochzeitliches Ehren-Fest ge- schahe hier zu Hoyerswerda. Er regierete sechszehen Jahre. Er war ein grosser Prie- ster-Freund, den Colmischen Pfarrer hat er bey seinen habenden Freyheiten geschuͤtzet, des- sen Privilegien confirmiret, und noch uͤber- diß mit andern begnadiget. Nachdem er mit seiner Gemahlin die Herrschaft Falkenberg bekam, verkaufte er die hiesige Herrschaft im Jahre 1615 dem Wohlgebohrnen Herrn Sey- fried von Kittlitz zur Maltwitz, Eisenberg, und Contendorf, Herrn auf Spremberg; weil er aber sie nicht bezahlen konte, hatte er die Herrschaft nicht laͤnger als fuͤnf Jahre, und verkaufte solche 1620 dem Wohlgebohrnen Herrn Rudolph von Ponickau, auf Baselitz, Hennersdorf ꝛc. welcher sich mit der Wohlge- bohrnen Fraͤulein, Catharina Margaretha, gebohrner Schoͤnbergin auf Reichenau, ver- ehelichte. Die Hochzeit wurde zu Camentz vollzogen. Er starb 1649 den 2 September. Dessen Leichnam lieget in der Kirche vor dem hohen Von denen Herrschaften und Eigenth. ꝛc. hohen Altar begraben, und regierete also sie- ben und zwantzig Jahre. Nach seinem Tode wurde seiner Schwester Soͤhnen, denen Her- ren von Einsiedel, gewisser Anforderung halben, das Forwerck Cortitz, benebst denen Dorfschaften, Geyerswalda, Laubusch, Taͤtzschwitz, Hosen und Leippe, an statt der Jnteresse eingeraͤumet. Er hat denen Herren Geistlichen in der Herrschaft viel gutes erwie- sen, unter andern im Jahre 1646 dem Pfar- rer zu Saͤrchen jaͤhrlich zehen Staͤmme Holtz vermacht, welches Privilegium hernach 1648 von dero hinterlassenen Herren Soͤhnen auf zwantzig vermehret worden. Jngleichen hat er der Großpartwischen Kirche unterschiedli- che Privilegien gegeben. Nach dessen Able- ben hat 1648 dero Herr Sohn, der Wohl- gebohrne Herr George Rudolph von Po- nickau, die Herrschaft geerbet. Die Huldi- gung geschahe gedachten Jahres den 13 Maͤrtz, er lebete aber darauf nicht lange, sondern starb, nachdem er ein Jahr und sechs Monate re- gieret. Er confirmirte der Stadt ihre alten Statuten. Dessen Leichnam lieget vor dem hohen Altar. Der Leichen-Stein, so ihm zu Ehren und Andencken aufgerichtet worden, stehet an dem Pfeiler gegen dem Altar zur rechten Hand, und lieset man auf selbigem folgendes Epitaphium: Anno Das neunte Capitel. Anno 1649 den 1 Julii starb in GOtt selig der Hochedelgebohrne Herr Geor- ge Rudolph von Ponickau, Erb- und Lehns-Herr auf der Herrschaft Hoyers- werda, welcher gebohren Anno 1673 Hier ist ein Versehen von dem Bildhauer, und soll heissen 1573. den 17 September, seines Alters 76 Jahr. Johann 3. v. 14. 15. Wie Moses in der Wuͤsten eine Schlange ꝛc. Nach dessen seligen Absterben bekamen Der Herr George Rudolph von Ponickau war ein sehr frommer und Christlicher Herr. Man hat von ihm nachfolgende Manuscripte, die er mit seiner eigenen Hand geschrieben: 1) Ein Gesang-Buch und einige Psalmen; 2) allerhand Trost-Spruͤche und derselben exe- getische Erklaͤrung; 3) die vornehmsten Haupt- Lehren der Christlichen Lehre; 4) zween Tra- ctate, deren der eine handelt von der Trun- ckenheit, Geitz und Unversoͤhnlichkeit; 5) aller- hand Theologische Sachen; 6) Gebet-Buͤch- lein; 7) Gebet-Buͤchlein bey allerhand Wi- derwaͤrtigkeiten; 8) Summarischer Bericht von denen Christlichen Haupt-Lehren nebst einigen Gebeten; 9) Appendix von der Recht- fertigung; 10) Erinnerung des Trost-Spru- ches im Jahre 1649 die Herrschaft seine hin- ter- Von denen Herrschaften und Eigenth. ꝛc. terlassenen zwey Herren Soͤhne, als der Hoch- gebohrne Herr Hanns Christoph von Po- nickau, und Herr Carl von Ponickau. Sie regiereten zusammen drey Jahre. Jn waͤh- ches Joh. 1, 7; 11) Tractat, gute Wercke be- stehen nicht vor GOttes Gerichte; 12) aller- hand Trost-Spruͤche und Gebete; 13) aller- hand schoͤne Lehren; 14) Morgen- und Abend- Segen; 15) allerhand Trost-Lehren; 16) al- lerhand Theologische Materien; 17) derglei- chen; 18) dergleichen; 19) Auszug von Luthe- ri Schriften. Seinen Lebens-Lauf hat er selbst folgendermassen aufgesetzet: Anno 1573 Donnerstag nach Creutz-Erhoͤhung, den 17den September Nachmittags zwischen 5 und 6 Uhr im Zeichen des Zwillings bin ich George Ru- dolph von Ponickau auf diese Welt gekom- men. Mein Vater ist gewesen Rudolph von Ponickau, in meiner Jugend bin ich daheime zu beten gehalten worden, als ich in das 5 oder 6te Jahr kommen, bin ich von meinem Praͤce- ptore unterrichtet worden in dem Catechismo Lutheri, wie auch im Lesen und Schreiben. Als ich zu mehreren Jahren kam, bin ich unterwie- sen worden, Argumenta aus dem Deutschen in die lateinische Sprache zu uͤbersetzen. Nach- mahls im 11ten Jahre meines Alters bin ich in die Schule nach Zittau und Goͤrlitz verschicket worden von meinen Vormuͤndern, als Herrn von Das neunte Capitel. waͤhrender ihrer Regierung wurde der Pfarr- herr zu Colm nicht allein in seinen Freyheiten geschuͤtzet, sondern auch noch uͤberdiß ihm solche vermehret. Jm Jahre 1651 verkauften diese von Schleinitz und Herrn Ernst von Rechenberg auf Crossau, hernach habe ich mein Erbtheil, als das Gut Neschwitz, so mir durchs Looß zukommen, annehmen muͤssen, indem ich da- mahls meines Alters im 17den Jahre, wiewohl ich lieber in meinem Studio verblieben waͤre, hat aber damahls aus erheblichen Ursachen nicht seyn wollen. Jm 22sten Jahre meines Al- ters habe ich mich verehelichet mit Jungfer An- nen Marien von Nostitz. Jhr Herr Vater ist gewesen Hanns Nickel von Nostitz, Roͤm. Kays. Maj. Cammer-Rath. Und nachdem ich 6 Jahre mit meiner ersten im Ehestande gelebet, habe ich durch GOttes Segen mit ihr gezeuget 3 Soͤhne. Nach meinem Witt- wer-Stande habe ich mich wiederum nach GOttes Willen verehelichet mit Frauen An- nen - - - - hinterlassenen Wittwen, und ha- be mit ihr 26 Jahre im Ehestande gelebet und durch GOttes Segen mit ihr gezeuget zwey Soͤhne und eine Tochter. Der Text bey mei- ner Sepultur soll seyn Joh. 3. v. 14. 15. 16. Man hat auch von ihm eine schriftliche Auf- zeichnung, wie er seine Kinder aufziehen und unterrichten lassen, und ihnen sonderlich anbe- fohlen, Von denen Herrschaften und Eigenth. ꝛc. diese beyde Herren von Ponickau die Herrschaft an Jhro Durchlauchtigkeit, Herrn, Herrn Jo- hann George den ersten, Churfuͤrsten zu Sachsen ꝛc. Die Huldigung geschahe den 30sten Junii auf dem Schlosse in der grossen Hof-Stube von einem Edlen Rath und saͤmmtlicher Buͤrgerschaft, von den Dorf- schaften aber im Schloß-Hofe. Unter Jhro Durchlauchtigkeit Regierung wurde das For- werck Zerre als ein Pfand-Schilling wegge- geben an den Herrn Ferdinand von Zaͤch, welcher der Cammer eine Tonne Goldes vor- streckte. Jhro Durchlauchtigkeit regiereten neun Jahre. Jhnen folgete 1660 Jhro Durchlauchtigkeit, Herr, Herr Johann Geor- ge der andere, Churfuͤrst zu Sachsen ꝛc. Die Erbhuldigung geschahe den 9ten Julii. Un- ter fohlen, Lutheri Catechismum auswendig zu lernen und ihn hoch halten. Ferner, Unterrich- te, wie die Catholischen zu bekehren und zur Evangelischen Religion zu bringen. Jnglei- chen wie sich Obrigkeiten gegen ihre Untertha- nen zu verhalten haben, und viele andere schoͤne geschriebene Sachen, welche verdienen, in eine richtige Ordnung gebracht zu werden. Er war ein grosser Priester-Freund, und hat eigenhaͤn- dig aufgezeichnet, wie er fuͤr Kirchen und Un- terhalt der Priester und Schul-Bedienten gros- se Sorge getragen. Das neunte Capitel. ter Dero Hochloͤblichen Regierung wurde die uralte Kirchen-Ordnung erneuret, und der Streit zwischen dem Primario, Archi-Dia- cono und Sub-Diacono durch gewisse Com- missarien beygeleget. Jm Jahre 1662 wur- de die Herrschaft als ein Pfand-Schilling dem Herrn Leopold Wilhelm, Marggrafen zu Baaden, eingeraͤumet, indem er der Cam- mer eine Tonne Goldes vorgestrecket, genoß auch den Usum fructum bis Bartholomaͤi 1669, da sie wieder von Jhro Churfuͤrstlichen Durchlauchtigkeit, Herrn, Herrn Johann George dem andern, eingeloͤset, und Jhro Chur-Printzl. Herrn, Herrn Johann Geor- ge dem dritten, erblich gegeben worden. Die Erbhuldigung an Jhro Chur-Printzl. geschahe 1670, und ward zum Amtmanne bestellet Herr Hanns Dietrich von Schlei- nitz auf Tschacken. Unter dessen Regierung wurde, was die Herren Commissarii unter der glorwuͤrdigsten Regierung Herrn Johann George des andern zwischen denen Geistli- chen 1668 geordnet, confirmiret und bestaͤti- get. Jm Jahre 1692 bekam die Herrschaft Jhro Churfuͤrstliche Durchlauchtigkeit, Herr, Herr Johann George der vierte. Die Huldigung geschahe den 16den December fol- gender Gestalt: Ein Edler Rath gieng fruͤh um acht Uhr, als zur Huldigungs-Predigt einge- Von denen Herrschaften und Eigenth. ꝛc. eingelaͤutet ward, vom Rathhause auf das Schloß, warteten allda vor dem Gemach des Herrn Ober-Commissarii, Herrn Ernst Frie- drichs von Doͤhlau, bis seine Hochadeliche Excellenz sich zu Wagen setzte, da denn ein Edler Rath dieselbe zur Kirche begleitet. Jn der Haupt-Kirchen ward gesungen: Jch heb mein Augen sehnlich auf ꝛc. Kyrie eleison. Vor dem Altare ward abgelesen der 20ste Psalm, alsdenn gesungen: Du Friede-Fuͤrst, HErr JEsu Christ ꝛc. darauf musiciret, da die Music zu Ende, gieng das Volck in die teutsche Kirche, woselbst M. Samuel Marti- ni, Ober-Pfarrer, die Huldigungs-Predigt hielt, der Text war 2 Sam. 5, 1-5. Vor der Predigt ward gesungen: Nun lob mein Seel den HErren. Der Glaube ꝛc. Es woll uns GOtt genaͤdig seyn. Nach der Predigt: Erhalt uns, HErr, bey deinem Wort ꝛc. Nun hilf uns, HErr, den Die- nern dein ꝛc. Nachdem der gantze Gottesdienst zu Ende, gieng ein Edler Rath vor der Carosse des Herrn Commissarii wieder aufs Schloß. Nachgehends kamen die Herren Geistlichen und saͤmmtliche Buͤrgerschaft auch dahin. Ein Edler Rath, Aeltesten, Viertels-Meister, Ausschuß und Zechmeister leisteten das Ho- magium in dem Tafel-Gemache. Die Geist- lichen und Beamten gaben den Handschlag, E die Das neunte Capitel. die Buͤrger aber schwuren in dem inneren Schloß-Platze, und die Bauern in dem aͤusser- sten Schloß-Platze. Jm Jahre 1694 im Monath September bekam die Herrschaft Jhro Churfuͤrstl. Durchl. Herr, Herr Friederich August, Churfuͤrst zu Sachsen ꝛc. Die Huldigung geschahe den 30sten December eben auf solche Weise, wie bey Jhro Churfuͤrstlichen Durchlauchtigkeit, Herrn, Herrn Johann George dem vierten. Jm Jahre 1700 den 19den April verkaufte Jhro Churfuͤrstliche Durchlauchtigkeit Frie- derich August die Herrschaft an den Hoch- wohlgebohrnen Herrn Wolf Dietrich von Beichlingen, Seiner Koͤniglichen Majestaͤt in Pohlen und Churfuͤrstlichen Durchlauch- tigkeit zu Sachsen Hochbestallten Obersten Cantzler, und wuͤrcklichen Geheimden Rath, fuͤr drittehalb Tonnen Goldes. Bey der Huldigung that M. Samuel Martini, O- ber-Pfarrherr, die teutsche, und Johann Klien, Subdiaconus, die wendische Predigt, worauf alle Geistlichen dem Commissario den Handschlag geben muͤssen. Den 5ten Octo- ber kam der Hochwohlgebohrne Herr Wolf Dietrich von Beichling das erstemahl hier an, und ordnete unterschiedliche Sachen an, son- derlich im Forst-Wesen, setzte einen Ober- Foͤrster ein, gab dem Colmischen Pfarrer jaͤhr- lich Von denen Herrschaften und Eigenth. ꝛc. lich dreyßig Klaftern Brenn-Holtz an statt der freyen Axt, und andere mehr. Jm Jahre 1703 den 22sten Maͤrtz wurde die Herrschaft von Hochgedachten Herrn von Beichlingen um ein gewisses Geld dem Chur- fuͤrsten von Hannover versetzet, und von Koͤ- niglichen Commissarien an einen Hannoveri- schen Abgeordneten, Namens Rex, uͤbergeben, der alsdenn als Possessionarius und Administra- tor hier wohnete, welchem auch die Stadt, ein Edler Rath, Pachtleute, Richters auf denen Doͤrfern und alle Forst-Bedienten den Handschlag geben muͤssen. Es wurde aber bald darauf, nemlich den 11ten April, Hochge- dachter Herr Wolf Dietrich von Beichling auf allergnaͤdigsten Befehl Jhro Koͤniglichen Majestaͤt in Pohlen und Churfuͤrstlichen Durchlauchtigkeit zu Sachsen, Herrn, Herrn Friederich Augusts, in Thoren, nebst seinen zween Bruͤdern, deren der eine Ober-Falcke- nier und der andere Oberster Post-Meister, in Arrest genommen, nach Sachsen durch Hoy- erswerda gefuͤhret und nach Koͤnigstein ge- bracht. Es ward Hochgedachter Herr von Beich- ling im Jahre 1702 zum Reichs-Grafen de- clariret, und solches den 13den April gedachten Jahres auf allen Cantzeln in der gantzen Herr- schaft Hierauf kam ein Koͤniglicher Be- E 2 fehl Das neunte Capitel. fehl aus dem Ober-Amte Budißin, daß das oͤffent- schaft publiciret und abgelesen. Als er auf- dem Koͤnigstein saß, kam folgende Jnscription an den Tag, welche jedoch durch oͤfteres Ab- schreiben (ob gleich manches verbessert) sehr vitioͤs erscheinet. Castri Kœnigsteinii Sermo ad prætereuntes. Sursum oculos Viator \& supinata cervice præcelsum me lapidem su- spice Regius sum magna \& inexpectata tibi nuncio Scilicet de magni Regiique Ministri ferissimo fato maxime Regis severissima affata audi expavesce tace Ira Regis est veluti rugitus catuli Leonis. Prov. XIX, 12. Tecum tamen perpende bina nunc seculorum primordia Cancellariis Electoral. Saxon. infaustissima per me extitisse alteri olim ex civili ordine adeoque si comparas parvo nihilo tamen minus ad illud supremum erudi- torum solstitium emerso Doct. Nicolao Crellio altero nunc magno \& fere illustri a di- Von denen Herrschaften und Eigenth. ꝛc. oͤffentliche Kirchen-Gebet fuͤr den Herrn Gra- E 3 fen a dignitate equestri ad ipsum Cœli zodiacum elevato certe ad solis nostri latus evecto Wolf. Dieter. Comite a Beichling Hic Majestatis sine exemplo comitis comes individuus factus stupendum nunc læsæ exemplum redditus toties semper excellente excellentior factus ut re \& nomine magnus audiret Imo majora de ipso adhuc expectassemus nisi tandem ad nostra cacumina detendisset tunc enim cum penitus ad cœlum attolli vide- retur subito in præceps labitur ruit dum ascendit O inquam infelicem Comitem, qui tali comi- tatu me accedit infeliciorem Cancellarium cui tanta Regis gratia cancellata videtur O infelicissimum tandem inter infortunii comites non tam illum quam se deplorantes eidem autem vel inter lacrymas succensentes per angusta ad augusta desperantium ire dicimus Sed quænam causa tantæ catastrophes quæris Paris sum non audio quæ dicuntur quæ inscribuntur refero non video quæ intra me geruntur Tu autem hæc non sine horrore lege \& Das neunte Capitel. fen von Beichlingen und dessen Angehoͤrigen sollten \& nimium percontari dedisce Scilicet arcana Regis celare bonum, Tob. XII, 7. sed opera Dei declarare præclarum Interim si non dirior me ipse es mecum sedes supplica Parce Rex Maxime ubi justitia non reclamat miserere ubi misericordia locum habere poterit obliviscere quæ injuriarum memoriam non ex- poscunt reminiscere ubi sontes forsan etiam aliquid bo- ni egerunt tandem \& precanti talia ignosce Rex Indulgentissime nimirum tam horrendæ vicissitudinis causas ignorantes extemplo odisse haud potui quem Magnus Saxo fidum elegerat Achatem Major Rex habuit Comitem absente quippe sole stellas venerari æquum est primum magnitudinis autem propemodum adorare Tu autem Rex Optime quem Augustissimum orbis declarat Invictissimum hostes experiuntur Sapientissimum Patria Justissimum mali Clementissimum pii Munificentissimum fideles sac Dei Von denen Herrschaften und Eigenth. ꝛc. sollten unterlassen werden. Die Ursache, warum er in Arrest gekommen, wuste ei- gentlich niemand. Jhro Koͤnigliche Majestaͤt haben den Herrn Grafen nach der Zeit nicht nur aus dem Ar- rest wieder auf freyen Fuß gestellet, sondern auch in alle Chargen und Ehren-Aemter setzen wollen, der Herr Graf aber hat solche nicht angenommen, sondern sich auf seine Guͤter begeben, wo er in die zwanzig Jahre sein Leben in Ruhe und Friede zugebracht und beschlos- sen. Nachdem nun hierauf die Herrschaft an Jhro Koͤnigliche Majestaͤt in Pohlen und Churfuͤrstliche Durchlauchtigkeit zu Sachsen, Herrn Friedrich Augusten, fiel, so uͤberga- ben Sie solche 1705 den 17den Februarii der Durchlauchtigsten Fuͤrstin und Frauen Ur- sula Catharina, Hertzogin zu Teschen (nun- E 4 mehro Dei gratia qui eluces Tua ut insontes protegantur. Abi nunc Viator ac disce longe patiorem viam esse de hinc Marienbur- gum quam inde ad me tutius iter ad Regem Saxonum quam ad regium saxorum. Vale! Das neunte Capitel. mehro verwittibter Hertzogin von Wuͤrten berg) des Heiligen Roͤmischen Reichs Fuͤrstin, Pfandes-weise, weil sie Jhro Koͤniglichen Majestaͤt 250000 Reichs-Thaler darauf ge- lehnet, wobey sich aber Jhro Koͤnigliche Ma- jestaͤt die Kirchen-Sachen, Forst-Wesen, das Forwerck Saͤrchen und das Gut Alt-Berns- dorf ausgezogen. Jhro Durchlauchtigkeit kamen den 10den April unvermuthet hier an, und wurden den 17den dieses Monats von Jh- ro Koͤniglichen Majestaͤt besuchet, Jhro Koͤ- nigliche Majestaͤt aber fuhren den Morgen dar- auf wieder nach Dresden. Den 20sten Ju- lii bekamen Jhro Durchlauchtigkeit die Herr- schaft erb- und eigenthuͤmlich, und wurde Jh- ro Durchlauchtigkeit solche durch Koͤnigliche Commissarien uͤbergeben und gehuldiget. Die Commissarien waren: Herr von Gersdorf auf Braune, Koͤniglicher und Churfuͤrstlicher Land-Jaͤger-Meister, Herr Doctor Nicolai, Koͤniglicher und Churfuͤrstlicher Appellations- Rath, Herr Gentsch, Steuer-Caßirer. Dem Ministerio ward dabey angedeutet, weil Jhro Durchlauchtigkeit Paͤbstlicher Religion, so haͤtten Sie diese gegenwaͤrtige Jhro Herren Commissarien verordnet, daß sie die Ministe- rial-Sachen administriren sollen. Jhro Durchlauchtigkeit haben zwey und dreyßig Jahre mit grossen Ruhm regieret, und sich gegen Von denen Herrschaften und Eigenth. ꝛc. gegen Dero Unterthanen allezeit sehr gnaͤdig und mildreich erwiesen, daß Dero Gedaͤchtniß allhier so bald nicht verloͤschen wird. Jm Jahre 1737 verkauften Jhro Durch- lauchtigkeit die Herrschaft fuͤr 250000 Reichs- Thaler Jhro Koͤniglichen Majestaͤt in Pohlen und Churfuͤrstlichen Durchlauchtigkeit zu Sachsen, Herrn, Herrn Friedrich Augu- sten. Die Huldigung geschahe den 13den August auf solche Weise, wie es bey Jhro Majestaͤt Vorfahren geschehen. Die Herren Commissarien waren: Der Hochwohlgebohr- ne Herr Otto Friedrich von Zanthier, Sr. Koͤniglichen Majestaͤt in Pohlen und Chur- fuͤrstlichen Durchlauchtigkeit zu Sachsen Hochbestallter Cammer- und Berg-Rath, wie auch Creiß-Hauptmann des Ertzgebuͤrges, der Hochwohlgebohrne Herr von Spor, Sr. Koͤniglichen Majestaͤt in Pohlen und Chur- fuͤrstlichen Durchlauchtigkeit zu Sachsen Ap- pellations-Rath, Herr Langbein, Amtmann zu Radeberg. Die teutsche Huldigungs-Pre- digt hielt M. Kauderbach, Archi-Diaconus, und die wendische, M. Michael Frentzel, Sub-Diaconus. Der Allerhoͤchste lasse Jhro Koͤnigliche Majestaͤt und Churfuͤrstl. Durch- lauchtigkeit zu Sachsen samt Dero Koͤniglichen Gemahlin und saͤmtlichen hohen Familie es nie- mahls an irgend einem Guten mangeln, er E 5 uͤber- Das zehende Capitel. uͤberfuͤlle Sie mit dem Maasse seiner Gnaden und Guͤte, er croͤne Sie mit langen Leben und steten hohen Wohlergehen, und setze Sie zu immerwaͤhrenden Segen, damit Dero treue Unterthanen in Ruhe und Friede unter Jh- nen leben moͤgen. Das zehende Capitel. Von denen Herren Geistlichen und Schul-Bedienten, wie auch Bi- bliothec. E in Ehrwuͤrdiges Ministerium bestehet aus einem Pastore Primario, Archi- Diacono und Sub-Diacono. Der Pa- stor Primarius, so ehedessen nur Pfarrer ge- nennet wurde, (wie denn auch das Primariat schlechtweg die Pfarre genennet wird) fuͤh- ret anbey den Titel Inspector, welchen Titel sich zuallererst Matthaͤus Lehmann der juͤngere angemasset. Dieser ist der erste ge- wesen, so sich Pastor Primarius \& Inspector geschrieben, nach seinem eigenen Gefallen und wider seine Vocation, indem in derselbigen nur Pastor Primarius stehet, und von keinem Inspe- Von denen Herren Geistlichen ꝛc. Inspectore etwas gedacht wird. Die Lehmaͤnner waren uͤberaus hochmuͤthi- ge und ehrgeitzige Leute, sie hatten sonderlich einen grossen Wohlgefallen an dem Titel In- spector, dahero auch als Johann Christoph Lehmann, ein Sohn des vorgedachten Leh- manns, Past. Prim. nach Nostitz vociret ward, bat er seinen Patron als Collator zu Nostitz und Kotiz, er moͤgte ihm zugleich den Titel als Inspector zu Kotiz geben, welches auch gescha- he, da doch Nostitz ein sehr schlechter Ort und der Pastor zu Kotiz wohl zweymahl mehr Ein- kuͤnfte hat, als der zu Nostitz. Von die- sem Lehmann an haben sich hernach alle Pri- marii nicht allein Inspectores nennen lassen, sondern auch die Jnspection uͤber die andern Geistlichen, sowohl in der Stadt als auf dem Lande, wie auch uͤber die Schul-Collegen an- zumassen gesuchet. Jn denen 1610 zur Zeit Kayser Rudolphs des andern aufgerichteten Ober-Laufitzischen Religions- Compactatis, zwischen damahligen Herrn Administratore und Decano Blebelio in Budißin und denen Herren Staͤnden von Land und Staͤdten, stehet: Pro Augustana Confessione. Zum dritten soll jetziger und kuͤnftige Administratores keine Jnspection wei- ters uͤber derer von Land und Staͤdten Augs- burgischer Confeßion Verwandten, Collatu- ren, Sonderlich suchte solches Das zehende Capitel. solches im Jahre 1705 M. Samuel Martini, Ober-Pfarrer, zu behaupten. Dem Ober- Pfarrer gehoren alle Actus bey der Herrschaft und Dero Familie, auf dem Burg-Lehn, bey denen Herren von Adel, Herrschafts-Bedien- ten und Hof-Leuten, so auf dem Schlosse und Burg-Lehn wohnen, und nicht Buͤrger seyn. Fer- ren, Praͤdicanten, Pfarrten und darzugehoͤri- ge Wiedemuths-Leute, und Jntraden haben, sondern soll die Jnspection denen von Land- und Staͤdten verbleiben, welche hierinnen Ordnung aufzurichten werden wissen, sondern auch be- fugt seyn ihre Inspectores zu haben, damit bes- sere Ordnung und Disciplin erhalten werde, und was der Kirchen jetzo gehoͤrig, auch kuͤnf- tig dabey verbleibe, sowohl damit nicht die Augsburgischer Confeßion widrige Secten nicht zu halten, doch mit der Meynung, daß diesel- ben keinen Respect auf Meissen und Sachsen, oder andere Fuͤrstliche Consistoria im Reiche haben, sondern in ihrem Selbst- Esse verblei- ben sollten: Die denn auch ihre Praͤdicanten nach Augsburgischer Confeßion Gebrauch und Gewohnheit ordiniren zu lassen Macht haben sollen. Damit aber gleich sehr dem Officio und der Ehre Administratoris nicht nahe ge- gangen werde, sollen sie diejenigen, denen sie solche Jnspection committiren werden, a re ipsa Inspectores, und nicht Superintendentes namentlich intituliren. Von denen Herren Geistlichen ꝛc. Ferner von denen Forwercken, Voͤigten, Foͤrstern, Teichwaͤrtern, Herrschafts-Muͤl- lern, Schaͤfern und Wintzern, so in die Stadt-Kirche eingepfarret seyn. Evangelische Pfarrer oder Primarii, wie man sie nennet, sind nach der Reformation gewesen: Basilius Laurentius. Dieser war vor der Reformation ein Moͤnch; als er aber die Evangelische Lehre annahm, und zur Augs- burgischen Confeßion sich bekannte, wurde er zum ersten Evangelischen Pfarrer allhier vociret. Er starb im Jahre 1552 den 10den Junii ploͤtzlich, indem ihn beym Back-Ofen der Schlag ruͤhrete. Jhm folgete M. Johann Agricola, ein Stadt-Kind und sehr hochmuͤ- thiger Mann. Er nennete und schrieb sich Superintendens zu Hoyerswerda, war an- fangs Diaconus und hernach Pfarrer. Wenn er gestorben und wie lange er Pfarrer gewe- sen, davon findet man nirgends Nachricht. Jhm succedirte M. Johann Martini. Von diesem hat man gleichfalls weiter keine Nachricht, ausser daß Rivander in der Fest- Chronike P. II, p. 62 schreibet: daß Anno 1590 Pfarrer zu Hoyerswerda gewesen M. Johann Martini, ein andaͤchtiger und frommer Mann. Nach ihm kam Matthaͤus Lehmann. Dieser war ansangs Pfarrer zu Kotiz. Jm Jahre 1616 ward er zum hiesi- gen Das zehende Capitel. gen Pfarrer vociret, lebete darauf eine kurtze Zeit, indem er 1620 starb. Sein Successor war Petrus Praͤtorius, ein Stadt-Kind, von Christlichen und frommen Eltern geboh- ren. Weil er Lust zum Studiren hatte, tha- ten ihn seine Eltern erstlich in die Stadt- Schule, hernach nach Camentz, und darauf nach Wittenberg. Er war nicht lange von Wittenberg wieder nach Hause gekommen, so bekam er die Vocation zum hiesigen Sub- Diaconat. Bald darauf wurde er zum Ar- chi-Diacono und endlich 1621 nach dem To- de des Herrn Lehmanns zum Pfarrer vociret. Er starb 1630. Matthaͤus Lehmann, der mittlere, von Priesterlichen Eltern geboh- ren zu Kotiz, wo sein Herr Vater Pastor war, studirete zu Bautzen, ging darauf nach Wit- tenberg. Nach seines Vaters Tode succe- dirte er ihm, von dar bekam er die Vocation zum hiesigen Archi-Diaconat, und endlich 1631 wurde er zum Pastore Primario vociret. Er bekleidete diese Stelle sechszehen Jahre, indem er 1647 starb. Herr Suͤhnel schrei- bet, ihm haͤtte succediret George Ludovicus von Hoyerswerda; man findet aber von die- sem Ludovico nirgends Nachricht, zweifele also, ob jemahls ein Ludovicus allhier Prima- rius gewesen, und wo ja einer gewesen, so muß er doch eine gar kurtze Zeit allhier gele- bet Von denen Herren Geistlichen ꝛc. bet haben. Denn nach Lehmanns Tode ist gekommen George Bether, ein Herrschaft- liches Kind, von ehrlichen und frommen El- tern gebohren zu Laubusch, eine Meile von der Stadt. Sein Vater war Hanns Be- ther, Haͤfner und Einwohner daselbst. Er studirete zu Camentz und Bautzen, ging nach Wittenberg auf die Universitaͤt, als er von der Universitaͤt nach Hause kam, erhielt er die Vocation nach Sproͤwitz, allwo er etliche Jah- re gewesen. Jm Jahre 1648 wurde er allhier zum Pastore Primario berufen, und starb 1656. Diesem succedirte Matthaͤus Leh- man, der juͤngere. Er war gebohren 1607 zu Kotiz von Priesterlichen Eltern. Sein Vater gleiches Namens war damahls Pfar- rer zu Kotiz, hernach allhier Pastor Prima- rius. Nach seinen auf der Schule zu Bau- tzen und der Universitaͤt Wittenberg zuruͤck- gelegten Studiis wurde er 1631 nach Sproͤwitz zum Pfarrer vociret, allwo er zwey Jahre ge- wesen. Jm Jahre 1633 erhielt er die Voca- tion zum hiesigen Diaconat, und 1639 zum Archi-Diaconat, in welchen beyden Aemtern er vier und zwanzig Jahre gestanden. End- lich ward er 1657 zum Pastore Primario beru- fen. Dieser Lehmann ist der erste, so sich Pastor Prima- Er hat sich zweymahl verehlichet, das erste- Das zehende Capitel. erstemahl mit Frau Regina Martinin, und nach deren Tode mit Frau Clara Wesknikin. Er starb 1682, seines Alters fuͤnf und sieben- zig Jahre. Das Predig-Amt hat er ein und funfzig Jahre und zwoͤlf Wochen gefuͤhret, als zwey Jahre in Sproͤwitz, fuͤnf und zwan- zig Jahre als Sub-Diaconus und Archi-Dia- conus, und fuͤnf und zwanzig Jahre als Pa- stor Primarius. Auf seinem Leichen-Steine, so ihm an der Kirche zu Ehren aufgerichtet worden, lieset man folgende Grabschrift: Vor diesem Grabmahle zwischen den beyden Ehe-Frauen, Fr. Regina Martinin, Fr. Clara Wesknikin, ruhet dem Leibe nach der Weil. Wohl-Ehrwuͤrdige, Vorachtbare und Wohlgelahrte Herr Matthaͤus Lehmann, treugewesener Seel-Sorger zu Sproͤwitz 2 Jahr, Unter- und Ober-Caplan zu Hoyers- werda 25 Jahr, auch Pastor Primarius und Inspector 25 Jahr und 12 Wochen. Ward gebohren zu Kotiz auf der Pfarre Anno 1607. so Primarius \& Inspector geschrieben, und zwar wider seine Vocation, in welcher von dem Ti- tul Inspector keiner Sylbe gedacht wird. Von denen Herren Geistlichen ꝛc. so daß er nachmahlen seinem Herrn Vater, nachdem er Pastor Primarius allhier, als der andere in der Ordnung succediret, starb Anno 1682, seines Alters 75 Jahr, seines Prediger-Amtes 51 Jahr 12 Wochen. Der Seelen Gnade. Leichen-Text: Jch bin beyde dein Pilgrim ꝛc. Ps. XXXIX, 13. Symbolum Onomasticum. M atthæus ein L ehmann eben P astor ranget P rimarius raͤchtig E t wiglich I nspector m H oyerswerda errn C otiz hristo L usatus ieblich. Diesem folgete M. George Bierling, ist von Christlichen und Priesterlichen Eltern gebohren im Jahre 1623 den 27 September zu Gotta, wo sein Herr Vater Pfarrer war. Seine Eltern hielten ihm anfangs zu Hause einen Lehrmeister, hernachmahls thaten sie ihn nach Bautzen, und da er daselbst seine Stu- dia absolviret, zog er mit Genehmhaltung seiner Eltern nach Wittenberg. Jm Jahre 1651 erhielt er nach seinen gluͤcklich zuruͤckge- legten Academischen Studien die Vocation zum Pastorat nach Cunewalda, allwo er vier- F zehen Das zehende Capitel. zehen Jahre sein Amt treulich verwaltet. Jn dem Epitaphio, so ihm zu Ehren gesetzet, stehet nichts von Cunewalda; ich finde aber in der Abzugs-Predigt, so er in Cunewalda ge- halten, (das Manuscript habe in den Haͤnden) daß er daselbst 14 Jahre, und seines Wissens der 9te oder 10de Evangelische Prediger ge- wesen. Von Cunewalda ward er nach Koͤnigswartha berufen, und endlich 1682 zum Pastore Pri- mario allhier. Jm Jahre 1652 trat er in den heiligen Ehestand mit Jungfer Magda- lena, gebohrner Seidelin, und zeugete mit ihr sechs Toͤchter und einen Sohn. Endlich beschloß er seinen ruͤhmlich gefuͤhrten Lebens- Wandel 1692 den 10den Julii fruͤh um zehen Uhr, als er sein Leben gebracht auf 69 Jahre weniger 11 Wochen. Das Predig-Amt hat er 41 Jahre gefuͤhret; im Ehestande aber 40 Jahre gelebet. Er war ein gelehrter und exemplarischer Prediger. Auf seinem Leichen- Steine ist folgende Inscription zu lesen: Das Wohlselige Andencken des Wohl-Ehrwuͤrdigen, Großachtbaren und Wohlgelahrten Herrn, Herrn M. George Bierlings, Wohl- Von denen Herren Geistlichen ꝛc. Wohlverdienten Pastoris Primarii und In- spectoris dieser Herrschaft Hoyerswerda, welcher zu Gotta von Priesterlichen Eltern Jm Jahre 1623 den 27sten September ge- bohren, nachmahls seine Studia auf vornehmen Schu- len und Academien geleget und absolviret, im Jahre 1651 nacher Koͤnigswartha, und im Jahre 1682 zum Primariat allhier vociret, gantzer 41 Jahre im heiligen Ministerio be- staͤndig geblieben. Jm Ehestande hat er mit Tit. Frau Magda- lenen, gebohrnen Seidelin, von Anno 1652 an 40 Jahre gelebet, und 6 Toͤchter und 1 Sohn gezeuget, davon aber nur noch eine Frau Tochter am Leben. Sein wohlgefuͤhrtes Alter hat er Anno 1692 den 10den Julii fruͤh um 10 Uhr allhier be- schlossen, nachdem er solches gebracht auf 69 Jahre we- niger 11 Wochen. Die Lehrer werden leuchten wie des Himmels Glantz. Daniel XII, 3. Leichen-Text: Daniel XII. v. ult. Du aber Daniel gehe hin, bis daß das Ende komme. F 2 M. Das zehende Capitel. M. Samuel Martini, eines Boͤhmi- schen Exulanten Sohn, ward im Jahre 1663 zum hiesigen Archi-Diacono vociret, und nach vielen Widerstande bekam er 1692 die Vo- cation zum Pastore Primario, starb 1708. Wegen seines hohen Alters bekam er noch, ehe er starb, 1708 zum Substituten seinen juͤngsten Sohn. M. Samuel Martini, ist gebohren hier in Hoyerswerda auf dem Archi-Diaconat, studirte zu Bautzen und alsdenn zu Wittenberg. Er war aber nur etliche Wochen bey seinem Vater Substitutus, indem er eine Vocation zum Pastorat nach Foͤrstchen bekam, welche er auch annahm und daselbst noch lebet. Er heyrathete des Herrn Burgemeisters Thuno aͤlteste Jungfer Toch- ter zu Hoyerswerda. An seine Stelle kam sein Bruder, als des aͤltern Martini aͤltester Sohn. M. Christian Martini, ist allhier zu Hoyerswerda gebohren, studirete zu Dres- den, Thoren, Breßlau, Wittenberg, war anfangs Diaconus zu Liebenwerda, hernach Pastor Substitutus bey seinem Herrn Vater. Nach des Vaters Tode succedirte er ihm in dem Primariate, und hielt 1710 den 2ten Februarii seine Anzugs-Predigt. Er war ein sehr belesener, expediter und angenehmer Mann, lebete aber bestaͤndig in Streit. Er starb 1730 den 18ten October fruͤh um sechs Uhr an Von denen Herren Geistlichen ꝛc. an einem Muͤcken-Stiche im Gesichte, nach- dem er sein Alter auf sechszig Jahre gebracht. Diesem folgete Petrus Fuhrmann, geboh- ren 1690 den 25sten December zu Kruga bey Luͤbben in der Niederlausitz. Sein Vater war Peter Fuhrmann, Schulmeister zu Kruga, und die Mutter Frau Anna, gebohr- ne Simonin. Er war anfangs in der Schu- le zu Luͤbben und Fuͤrstenwalda; weil er aber bestaͤndig kraͤnckelte, so nahm ihn sein Vater wieder nach Hause, und hielt ihn zum Lein- weber-Handwerck, die grosse Liebe aber, so er zum Studiren hatte, machte, daß er diese Profeßion wieder verließ, und nach Goͤrlitz auf die Schule gieng, allwo er seine angefan- gene Studien wieder fortsetzte. Nachdem er einige Jahre daselbst gewesen, wandte er sich nach Wittenberg auf die Universitaͤt. So- bald er wieder nach Hause kam, erhielt er 1718 von Jhro Durchlauchtigkeit dem Her- tzoge von Merseburg die Vocation zum Dia- cono nach Spremberg. Jn eben diesem Jahre bekam er die Vocation von der verwit- tibten Hertzogin von Sachsen zum Hof-Pre- diger nach Zerbich, welche er aber wegen ge- wisser Ursachen anzunehmen Bedencken trug, dargegen 1719 die Vocation zum Pastorat nach Klitten annahm. Jm Jahre 1730 vo- eirete ihn Jhro Durchlauchtigkeit der Hertzog F 3 von Das zehende Capitel. von Wuͤrtenberg nach Neschwitz zum Pasto- re, wo er aber nicht laͤnger als ein halbes Jahr gewesen, und 1731 zum hiesigen Pastore Primario berufen ward. Es wurden ihm, ehe er noch hieher kam, unterschiedliche Vocatio- nes, als nach Bautzen, Goͤrlitz, angetragen, welche er aber recusirte. Jm Jahre 1718 verehelichte er sich mit Jungfer Johannen Sophien, gebohrner Donatin, Herrn Do- nats, Pfarrers zu Groß-Loya, eheleiblichen Jungfer Tochter, mit welcher er in einer ver- gnuͤgten und gesegneten Ehe dreyzehen Kinder erzeuget, von welchen achte ihm in die Ewig- keit vorangegangen. Er starb 1737 am heili- gen Oster-Abend, nach einer grossen und lang- wierigen Kranckheit, seines Alters 46 Jahre, 4 Monath und 3 Tage. Er war ein belieb- ter Prediger, und wuste die Hertzen seiner Zu- hoͤrer an sich zu ziehen, dahero er auch bis die- se Stunde sehr bedauret wird. Zu Ehren ist ihm folgendes Epitaphium aufgerichtet wor- den: Zur seligen Auferstehung ruhet allhier Der Weiland Hoch-Wohl-Ehrwuͤrdige und Hochgelahrte Herr, Petrus Fuhrmann, Hochmeritirter Pastor Primarius und Inspe- ctor der Kirchen und Schulen allhier. Er Von denen Herren Geistlichen ꝛc. Er wurde gebohren zu Kruga bey Luͤbben den 25sten December 1690. Seine Eltern waren Weiland Herr Peter Fuhrmann, Schulmeister daselbst, und Fr. Anna, gebohrne Simonin. Er studirete zu Luͤbben, Fuͤrstenwalda, Goͤrlitz und auf der Universitaͤt Wittenberg. Sein beliebtes Leben zog die Natur der Hohen und Niedrigen in der Welt nach sich. Dahero derselbe von des Hertzogs von Sprem- berg Durchl. das Diaconat zu Sprem- berg Anno 1718, und von dar von der verwittibten Fr. Hertzogin zu Sachsen eine Vocation zum Hof-Pre- diger-Amt nach Zerbich 1718 bekam, so er aber abschluge. Wurde darnach Pfarrer zu Klitten 1719, von daselbst wiederum von des Hertzogs zu Wuͤrtenberg Durchl. nach Neschwitz zum Pastorat 1730, endlich aber von der Durchl. Hertzogin von Teschen anhero nach Hoyerswerda zum Pastorat berufen 1730, verehlichte sich zu Groß-Loya mit Jungfer Johannen Sophien Donatin, hat im Ehestande gezeuget 13 Kinder, F 4 davon Das zehende Capitel. davon ihm 8 in die Ewigkeit voran gegangen. Starb allhier den 20sten Aug. 1737, seines Alters 46 Jahre, 4 Monat und 3 Tage. Leichen-Text Roͤm. VIII, 10. 11. Andreas Jokusch, stund nicht laͤnger als 3 Viertel-Jahre allhier im Amte. Er war aus dem Bauer-Stande, sein Vater George Jokusch Bauer und Jnwohner zu Schwartz Naußlitz ohnweit Bautzen, und die Mutter Ursula Jokuschin, von welchen Christlichen Eltern er 1706 am Tage Andreaͤ gebohren, dahero sie ihm auch zum Gedaͤchtniß seines Geburts-Tages in der Heil. Taufe den Na- men Andreas gaben. Weil er sonderlich Lust zum Studiren hatte, so thaten sie ihn nach Bautzen auf die beruͤhmte Schule, allwo er bis 1728 sich aufhielt, und ob er gleich gerne laͤnger daselbst geblieben waͤre, so muste er doch wider seinen Willen, weil er groß von Person und die Soldaten ihm sehr nachstelle- ten, in aller Stille auf die Universitaͤt nach Leipzig gehen, wo er sieben Jahre seine Studia fortsetzte und die vortrefflichsten Theologen hoͤ- rete. Jm Jahre 1735 bekam er die Vocation zum Pastorat nach Uhyst, von da ward er 1737 im Monath November von der Koͤnigli- chen Pohlnischen und Churfuͤrstlichen Saͤch- sischen Cammer zum hiesigen Primariat vo- ciret, Von denen Herren Geistlichen ꝛc. ciret, und that 1738 am Neuen-Jahrs-Tage seine Anzugs-Predigt. Jm Jahre 1736 ver- ehelichte er sich mit Jungfer Marien Elco- noren, gebohrner Ritterin, Weiland Herrn Johann Georgen Ritters, Advocati Ordi- narii Jurati der beyden Justitien-Aemter Bu- dißin und Goͤrlitz, hinterlassener eheleiblicher Jungfer Tochter, welche drey Wochen vor seinem Tode in Bautzen einen Sohn zur Welt gebahr, den er in seinem Leben nicht gesehen. Er starb im Jahre 1738 den 22sten October an der Schwindsucht nach einer kur- tzen Niederlage, als er sein Alter gebracht auf 32 Jahre weniger 5 Wochen und 4 Ta- ge. Er war ein sehr eiferiger Mann, welches ihm auch sein Leben verkuͤrtzete, hielt es weder mit seinen Collegen noch sonsten mit andern ehrbaren Leuten. Man hatte ihn in grossen Verdacht, als ob ers mit den heutigen Neu- lingen hielte, welches auch nicht ohne Grun- de gewesen, indem er mit solchen Leuten des Nachts verbotene und heimliche Zusammen- kuͤnfte hielte, welches und noch viel anderes mehr nach seinem Tode erst recht an den Tag kam. Diesem succedirte Jeremias Grego- rius Willam, ist 1690 im May-Monat von Priesterlichen Eltern zu Klein-Daͤbern geboh- ren, wo sein seliger Vater Johann Willam Pastor war. Jn seiner Jugend hielten ihm F 5 seine Das zehende Capitel. seine Eltern nebst andern seinen Geschwistern Privat-Præceptores, darnach frequentirte er in Crossen und Lauben. Jm Jahre 1712 gieng er auf die Universitaͤt Leipzig. Jm Jah- re 1716 succedirte er seinem Herrn Vater, da- selbst er 12 Jahre gewesen. Jm Jahre 1728 erhielt er die Vocation nach Lohse, von da 1734 nach Baruth, und endlich 1739 hieher zum Pastore Primario. Der Allerhoͤchste verleihe, daß er durch des Heiligen Geistes Kraft und Staͤrcke sein Amt, seinen Zuhoͤ- rern zum Besten, lange Jahre im Segen fuͤh- ren moͤge. Dem Archi-Diacono gehoͤren al- le Actus in der Stadt bey denen Buͤrgern, aus- ser die Leichen-Predigten, welche er mit dem Primario wechselsweise hat, und von dem Dorfe Riegel. Dieselben sind, so viel man von ihnen Nachricht sindet, folgende gewesen: M. Johann Agricola, ein Stadt-Kind, so hernach Pfarrer wurde, siehe oben. Petrus Praͤtorius, ein Stadt-Kind, anfangs Sub- Diaconus, siehe oben. Matthaͤus Leh- mann, war anfangs Pfarrer zu Kotiz, her- nach Sub-Diaconus, als denn Archi-Diaconus und Pastor Primarius, starb 1647, siehe oben. M. Johann Cichorius, von frommen Prie- sterlichen Eltern gebohren zu Saͤrchen, eine Meile von der Stadt. Sein Vater, glei- ches Namens, M. Johann Cichorius, war Pastor Von denen Herren Geistlichen ꝛc. Pastor zu Saͤrchen, studirete zu Camentz, gieng darauf nach Wittenberg, bekam, als er wieder nach Hause kam, die Vocation zum hiesigen Diaconat, und darauf 1632 zum Ar- chi-Diaconat; weil es ihm aber hier nicht ge- fiel, so nahm er die Vocation zum Pastorat nach Oßling an, wo er auch gestorben. Mat- thaͤus Lehmann, war anfangs Pfarrer zu Sproͤwitz, 1633 zum hiesigen Sub-Diaconat, 1639 zum Archi-Diaconat, und 1657 zum Pastorat vociret, starb 1682 in seinem 25sten Jahre, siehe oben. M. Andreas Lehmann, war anfangs Sub-Diaconus und hernach Ar- chi-Diaconus. Ward nach dem nach Weis- senberg zum Pastore vociret, allwo er auch gestorben. M. Samuel Martini, ward 1663 zum Archi-Diacono, und Anno 1692 zum Primario vociret, starb 1708, siehe oben. Christian Hansi, ein Stadt-Kind, von frommen und Christlichen Eltern gebohren, studirete zu Camentz, gieng nach Wittenberg auf die Academie, ward darauf nach Sproͤ- witz, nachgehends zum hiesigen Sub-Diacono vociret, und denn 1693 den 5ten April zum Archi-Diacono. Er starb 1695 den 10den Junii, seines Alters 47 Jahre. Johann Gottfried Grosche, ein Stadt-Kind, ist ge- bohren 1672 den 7den May. Sein Vater war George Grosche, in die 44 Jahr gewe- sener Das zehende Capitel. sener Churfuͤrstlicher Saͤchsischer Bau- und Forst-Schreiber allhier, und die Fr. Mutter Maria Magdalena, gebohrne Mathesiußin. Weil seine Eltern gerne wollten, daß er studi- ren sollte, so hielten sie ihn nicht nur zu Hau- se fleißig zur Schule, sondern thaten ihn auch auf das Gymnasium nach Lauben, und von dar nach Leipzig auf die Universitaͤt, wo er aber nicht allzulange gewesen, denn als die Pfarre zu Sproͤwitz vacant ward, so hielten seine Eltern in Abwesenheit seiner um dieselbe Stelle an, worauf er auch in seinem 21sten Jahre die Vocation 1693 den 7den Septem- ber nach Sproͤwitz bekam, und am Neuen- Jahrs-Tage daselbst seine Anzugs-Predigt that. Das dritte Jahr darauf, nemlich 1696 den 7den September, wurde er zum hie- sigen Archi-Diacono berufen, und that 1697 am Neuen-Jahrs-Tage seine Anzugs-Predigt. Er hat sich zweymahl verehelichet, das erstere- mahl 1694 den 7den September mit Jung- fer Annen Rosinen, gebohrnen Kirchhofin, Herrn Gottfried Kirchhofs, Handels-Manns zu Lauben, eheleiblichen Tochter, mit welcher er 3 Soͤhne und 1 Tochter gezeuget; das anderemahl 1703 den 21sten Februarii mit Jungfer Annen Marien, gebohrnen Kirch- hofin, Herrn Christian Kirchhofs, Gast- Wirths zu Juͤterbock, eheleiblichen Tochter, mit Von denen Herren Geistlichen ꝛc. mit welcher er 7 Soͤhne und 3 Toͤchter gezeu- get. Er war gesunder Leibes-Constitution, und wuste von keiner Kranckheit, dahero er sich auch selbst ein hohes Alter prophezeyhete; allein sein Prognosticon schlug ihm fehl, in- dem er im Jahre 1727 den 5ten May an der Schwindsucht starb, da er sein Leben nicht hoͤher gebracht als auf 55 Jahre. Jm Mini- sterio hat er gelebet 34 Jahre. Auf dem vor seinem Grabe, zum Gedaͤchtniß seiner, auf- gerichteten Leichen-Stein ist folgende curieuse Jnscription zu lesen: Schau, unter diesem Muͤntz-Stein des Grabes lieget eine Zinse-Muͤntze des Todes, nemlich Der Wohl-Ehrwuͤrdige, Großachtbare und Wohlgelahrte Herr, Herr Christian Gottfried Grosche, welcher von guten Schrot und Korn, Anno 1672 d. 7 May dessen zu seiner Rech- ten begrabenen Eltern, Tit. Hrn. George Grosche, Weil. 44 Jahr gewesenen Churfuͤrstl. Saͤchsis. Bau- und Forst-Schrei- ber in Hoyerswerda, der im 76 Jahre Anno 1714 entschlafen, und Das zehende Capitel. und Frau Maria Magdalena, gebohrnen Matthaͤsiußin, die im 54 Jahre 1707 gestorben, ehelich gepraͤget. Anno 1693 den 7 Sept. in Sproͤwitz allhier als Pastor und Anno 1696 den 7 Sept. in Hoyerswerda als Archi-Diaconus courant gewuͤrdiget. Anno 1694 den 7 Sept. zwar erstlich an Tit. Jungf. Annen Rosinen, Hrn. Gottfried Kirchhofs, Handelsmanns zu Lauben, Tochter, Lagio a 4 Kinder, 3 Soͤh- ne 1 Tochter, ehelich verpfaͤndet, und Anno 1703 den 2 Febr. wiederum von Tit. Jgf. Annen Marien, Hrn. Christian Kirchhofs, Gastwirths zu Juͤterbock, Tochter, mit 10 Medaillen, 7 Soͤhnen und 3 Toͤchtern, verbuͤndlich eingeloͤset; aber doch endlich nach aller Roulirung Anno 1727 den 15 May im 55 Jahre ætatis und 34 Ministerii ins Muͤntz-Cabinet der Erden mit folgender Devise verwahret worden: Auf dich, Herr Herr, sehen meine Augen, ich traue auf dich, verstosse ꝛc. Ps. CXLI, 8. M. Von denen Herren Geistlichen ꝛc. M. Heinrich Gottlieb Rauderbach, ist gebohren 1697 den 10 Sept. zu Gommern im Chur-Creisse. Sein noch lebender Herr Va- ter ist Herr George Heinrich Kauderbach, Koͤniglicher Pohlnischer und Churfuͤrstlicher Saͤchsischer Cammer-Commissarius. Auf Schulen ist er gewesen in der Fuͤrsten-Schule Meissen; auf Academien, in Wittenberg und Leipzig. Jm Jahre 1727 hat er die Voca- tion zum hiesigen Archi-Diaconat bekommen. Er hat sich zweymahl verehelichet, das erstere- mahl 1728 mit Jungfer Christianen Eleono- ren, gebohrnen Wenckein, mit welcher er 1 Sohn und 2 Toͤchter gezeuget, das andere- mahl 1738 mit Jungfer Johannen Salome, gebohrnen Frentzelin, M. Michael Frentzels, Sub-Diaconi allhier, aͤltesten Tochter dritter Ehe, von welcher er 1 Sohn erlebet. Dem Sub-Diacono gehoͤren alle Dorf- schaften, so in hiesige Kirche eingepfarret sind. Von denenselben sind nachfolgende bekannt: M. Johann Agricola, ein Stadt-Kind, so hernach Archi-Diaconus und denn Pfarrer ward. Siehe oben. Daniel Bierling, soll ein Stadt-Kind gewesen seyn, und hat man weiter von ihm keine Nachricht mehr. Petrus Praͤtorius, ein Stadt-Kind, an- Das zehende Capitel. anfangs Sub-Diaconus, hernach Archi-Dia- conus und zuletzt Pfarrer. Siehe ohen. George Wesenigk, soll anfangs zu Colm, hernach Sub-Diaconus allhier gewesen seyn. M. Johann Cichorius, von Saͤrchen, erhielt die Vocation zum hiesigen Sub-Diaco- nat, und darauf im Jahre 1632 zum Archi- Diaconat, zog aber alsdenn nach Oßling. Siehe oben. Matthaͤus Lehmann, war anfangs Pfarrer zu Sproͤwitz. Jm Jahre 1633 wur- de er zum hiesigen Sub-Diacono, und 1639 zum Archi-Diacono, und denn 1657 zum Pa- store Primario vociret. Siehe oben. Johann Suchand. Wo er gebohren, und wenn er die Vocation zum hiesigen Dia- cono bekommen, habe nicht erfahren koͤnnen. Die Nachricht, so ich von ihm habe, ist aus der Parentation, die bey seiner Beerdigung Herr M. George Bierling, Pfarrer zu Koͤ- nigswartha, hernachmahls Pastor Primarius allhier, gehalten, welche ich in Handschrift be- sitze, und daraus ersehe, daß er zu Camentz, Budißin, wie auch auf dem weitberuͤhmten florirenden Gymnasio zu Halle in Sachsen, studiret, darauf auf die Universitaͤt Witten- berg gegangen, und denn zum hiesigen Sub- Diaconat vociret, endlich als Pfarrer nach Milckel berufen worden, wo er auch gestor- ben. Von denen Herren Geistlichen ꝛc. ben. Jn gedachter Parentation wird ihm das Lob gegeben, daß er ein gelehrter und exem- plarischer Mann gewesen. George Kruͤger, ist im Jahre 1631 den 27sten April zu Contendorf, eine Meile von Cotbus, im Brandenburgischen, von Christ- lichen und ehrlichen Eltern gebohren. Sein Vater war Paul Kruͤger, Kretzschmer zu Contendorf, und die Mutter Ursula, gebohr- ne Lobodaminn. Als er kaum ein Jahr alt war, starb ihm seine Mutter. Da er das 7de Jahr erreichet, schickte ihn sein Vater zu Hau- se in die Schule. Da sein Vater nachgehends eine grosse Lust zum Studiren bey ihm ver- spuͤhrte, that er ihn nach Cotbus, allwo er et- liche Jahre gewesen, und die Lateinische und Griechische Sprache begriffen; weil ihm aber sein Vater nicht viel geben konte, so zwang ihn die Noth nach Bautzen, in Hoffnung, daß ihm GOtt daselbst ein gutes Hospitium bescheren wuͤrde, welches auch geschahe, und hielt sich drey Jahre daselbst auf, und studirete fleißig. Von da gieng er mit etlichen guten Freunden nach Berlin, Braunschweig, Luͤneburg, Hal- berstadt, Hamburg, Luͤbeck und Dantzig. Von Dantzig begab er sich auf die Universitaͤt Koͤ- nigsberg in Preussen; jedoch machte er sich, weil daselbst die Pest graßirte, von dannen wieder durch Caßubien und Pommern zuruͤck. G Unter- Das zehende Capitel. Unterwegens kam er nach Landesberg und blieb daselbst ein halbes Jahr, indem er ein freyes Hospitium bekam. Alsdenn reisete er wieder zu seinem Vater nach Hause; wo er aber nicht lange verweilete, sondern sich 1655 nach Wittenberg begab. Jm Jahre 1656 ließ ihn sein Vater wieder nach Hause kommen. Als er sich nun einige Wochen zu Hause auf- hielt, kam er auf Recommendation zu Jhro Excellenz dem Herrn Johann Adolph von Haugwitz, damahligen Churfuͤrstlichen Saͤch- sischen Cammer-Praͤsidenten und Landes- Hauptmann, so die hiesige Herrschaft in Pacht hatte. Jm Jahre 1657 erhielt er die Vocation nach Sproͤwitz, blieb aber nicht lange da, in- dem er noch in eben diesem 1657sten Jahre zum Sub-Diacono allhier vociret ward, und am Tage Andreaͤ seine Anzugs-Predigt hielt. Jm Jahre 1658 verehelichte er sich mit Juͤngfer Annen Catharinen, gebohrnen Neande- rin, Weiland Herrn George Neanders, ge- wesenen Pfarrers zu Koͤnigswartha, hinterlas- senen eheleiblichen juͤngsten Tochter, mit wel- cher er 3 Soͤhne und 2 Toͤchter gezeuget. Weil er aber hier bestaͤndig kranck war, so bat er GOtt, daß er ihn anderweit berufen moͤchte, welches auch geschahe. Denn 1668 erhielte er die Vocation zum Pastore nach Colm, eine Meile von der Stadt. Jm Jahre 1675 starb ihm Von denen Herren Geistlichen ꝛc. ihm sein einziger Sohn im 16den Jahre, wel- cher Todes-Fall ihm so zu Hertzen gieng, daß er von der Zeit an niemahls recht froͤlich gewesen. Jm Jahre 1695 wurde ihm auf sein Ansuchen ein Pastor Substitutus, M. Michael Frentzel, gesetzet. Jm Jahre 1701 that er einen harten Fall, welcher auch seinen Tod verursachte, in- dem er in gedachten Jahre 1701 den 2ten Febr. starb, seines Alters 70 Jahre weniger 10 Wo- chen und 4 Tage. Jn dem Predigt-Amte hat er 44 Jahre, und in dem Ehestande 43 Jahre gelebet. Paul Lehmann. Herr Suͤhnel meinet, er sey von Senftenberg buͤrtig gewesen. Er erhielt die Vocation zum Sub-Diaconat im Jahre 1669, zog einige Jahre darauf nach Neschwitz, wohin er zum Pastore vociret ward, ist auch daselbst gestorben. Jacob Scultetus, erhielte auf Recom- mendation im Jahre 1677 die Vocation zum Sub-Diaconat, und verehelichte sich 1678 den 22sten April mit Jungfer Anna Maria, ge- bohrnen Ulbrichtin, so bey Jhro Excellenz Herrn Hanns Dietrich von Schleinitz auf Tschacken Cammer-Jungfer war. Er lebete gar eine kurtze Zeit, indem er 1679 mit Tode abging. M. Andreas Lehmann, ein Stadt-Kind, von frommen Eltern gebohren. Sein Herr G 2 Vater Das zehende Capitel. Vater war Christian Lehmann, Burger- meister allhier, ward 1679 zum Sub-Diacono vociret. Christian Hansi, ein Stadt-Kind, studi- rete zu Camentz und Bautzen, gieng nach Wit- tenberg, ward darauf zum Sub-Diacono all- hier vociret, und 1693 den 5ten April zum Ar- chi-Diacono, starb in seinen besten Jahren 1695 den 10den Julii in seinem 43sten Jahre. Christian Klien, ist 1652 von Christli- chen, ehrlichen und frommen Eltern zu Brusing bey Nieder-Gurck, eine Meile von Bautzen, ge- bohren. Weil er eine grosse Lust zum Studi- ren hatte, so wurde er von seinen Eltern nach Bautzen in die Schule gethan, wo er so lange gewesen, bis er sich auf Academien begab, und zwar anfangs nach Leipzig, alsdenn nach Halle. Da er von Universitaͤten nach Hause kam, nahm er eine Condition an, und uͤbete sich fleis- sig im Predigen. Jm Jahre 1680 wurde er nach Sproͤwitz vociret, und that daselbst am er- sten Sonntage nach der Erscheinung Christi seine Anzugs-Predigt. Jm Jahre 1694 be- kam er die Vocation zum hiesigen Sub-Diaco- no. Jm Jahre 1695 nach Absterben Herrn Hansi ward ihm die Vocation zum Archi-Dia- cono angetragen; nahm sie aber um gewisser Ursachen willen nicht an. Jm Jahre 1682 verehelichte er sich mit Jungfer Annen Do- rothe- Von denen Herren Geistlichen ꝛc. rotheen, gebohrnen Lehmannin, Herrn Paul Lehmanns, Pfarrers zu Neschwitz, aͤlte- sten eheleiblichen Tochter, mit welcher er 42 Jahre in einer vergnuͤgten und gesegneten Ehe gelebet, und mit ihr gezeuget 5 Soͤhne und 4 Toͤchter. Er hatte in seinem Leben die Freude und Ehre, drey von seinen Soͤhnen in Priester- lichen Amte zu sehen. Jm Jahre 1724 am Re- formations-Feste starb er nach einer sehr kurtzen Kranckheit, nachdem er sein ruͤhmliches Alter gebracht auf 72 Jahre und 5 Monathe. Er hat 44 Jahre im Predigt-Amte und 42 Jah- re im Ehestande gelebet. Er war ein gelehr- ter, eiferiger und exemplarischer Mann. Sei- ne hinterlassene Wittwe starb 1736. Jhm ist folgendes Epitaphium aufgerichtet worden. Einen frommen Ehren-Greiß haͤlt diese Gruft verborgen, Dessen Tugend aber die Nach-Welt unver- borgen bleibet. Es ist Der Weil. Wohl-Ehrwuͤrdige, Großachtbare und Wohlgelahrte Herr, Herr Johann Klien, treumeritirter gewesener Diaconus und Ministerii Senior in Hoyerswerda. Seine ehrliche Geburth, so Anno 1652 zu Brusing bey Niedergurck geschehen, G 3 war Das zehende Capitel. war damahls seine groͤste Ehre. Durch GOttes Segen in unermuͤdeten Fleiß vermehrete sich selbige bey denen Studiis, welche, nachdem Er sie in Leipzig und Halle mit Ruhm und Ehre ab- solviret, brachten sie Jhm Anno 1680 ein Ehren-Amt zuwege; denn er ward damahls nach Sproͤwitz zum Priester, welche man ehren soll, berufen. GOtt befreundete Jhn Anno 1682 mit einer geehrten Priester-Familie. Er heyrathete salv. Tit. Herrn, Herrn Paul Lehmanns, Pastoris zu Neschwitz, ehel. aͤltere Tochter, Jungf. Anna Dorothea. GOtt beehrte Jhn in diesem gesegneten Ehe- stande mit 9 Kindern. Zwey Toͤchter davon sind gar zeitlich vor dem sel. Herrn Vater gestorben. An den uͤbrigen 5 Soͤhnen und 2 Toͤchtern hat Er Ehre erlebet. Sein Eifer im Amte fuͤr die Ehre GOttes machte Jhn bey Liebhabern Goͤttlicher Ehre geehrt. Jn Von denen Herren Geistlichen ꝛc. Jn Ehren neigte Er Anno 1724 Mense Octo- bri sein graues Haar, nachdem Er 42 Jahre im gesegneten Ehe- stande, und 44 Jahre im geistlichen Priester- und Ehren-Amte gelebet, und sein muͤhsames Alter gebracht auf 72 Jah- re und 1 Monath. Leichen-Text. Ps. LXXI, 12. GOtt, du hast mich von Jugend auf ꝛc. M. Michael Frentzel, ist von frommen Priesterlichen-Eltern gebohren im Jahre 1667 den 14 Februarii zu Posewitz, eine Meile hin- ter Bautzen. Sein Herr Vater war Michael Frentzel, Pastor zu Posewitz, welcher das neue Testament nebst dem Psalter-Buch Davids ins Wendische uͤbersetzet, und andere gelehrte Sachen geschrieben; die Frau Mutter An- na Maria, gebohrne Donathin. Jn sei- ner Jugend war er bestaͤndig kranck, ja auch etliche mahl schon fuͤr todt gehalten. Als er etwas erwachsen, that ihn sein Herr Vater nach Bautzen in die Schule, allwo er gantzer 12 Jahre gewesen. Darauf schickten ihn seine Eltern nach Wittenberg auf die Universitaͤt. Jn Bautzen valedicirete er oͤffentlich unter dem Rectore M. Johann Rosenbergen. Die Herren Schul-Collegen gaben ihm viel G 4 Segen Das zehende Capitel. Segen auf den Weg. Unter andern sagte Herr Christiani, Con-Rector daselbst, zu ihm: Er solte versichert seyn, daß GOtt es ihm wohl- gehen lassen werde, weil er sich die gantze Zeit uͤber so verhalten, daß ihm kein Præceptor einigen Fluch auflegen duͤrfte. Jm Jahre 1690 den 26 April wurde er vom Rectore Magnifico D. Johann Gottfried Bergern, Med. \& Anatom. ac Botanic. P. P. inscribiret. Jm Jahre 1691 disputirete er zu drey unter- schiedenen mahlen oͤffentlich De Idolis Slavo- rum unter dem Vorsitz M. Ludovici, P. L. C. Jm Jahre 1693 den 27sten April wurde er unter dem Decano Ordinis Philosophici, Conrad Samuel Schurzfleischen, Hist. \& Hu- manior. Græc. Lit. P. P. zum Magister creiret. Weil er sich nun bishero in der Philosophie geuͤbet, und da er sonst grosse Lust zur Medicin hatte, sich auch dazu ein grosser Befoͤrderer an- both, ließ er doch solches fahren, und wandte sich voͤllig auf die Theologie, indem er sich des Geluͤbdes seiner Frau Mutter erinnerte, welche in seiner kraͤncklichen Kindheit GOtt gelobet hatte, wenn GOtt diesen ihren Sohn wuͤrde beym Leben erhalten, so solte er sein Die- ner und Pfarrer werden, welches Geluͤbde er nicht verachten wollte, in Erwegung des vier- ten Gebots, da GOtt verheisset, daß es den Kindern soll wohl gehen, welche ihre Eltern in Ehren Von denen Herren Geistlichen ꝛc. Ehren halten und ihnen gehorchen, welches auch GOtt reichlich erwiesen, wie hernach folget. Er hoͤrete darauf die vortrefflichsten Maͤnner, D. Deutschmannen, D. Loͤschern, D. Walthern, und D. Neumannen. Da er sich viertehalb Jahre in Wittenberg aufgehal- ten, kam er auf Verlangen seiner Eltern nach Hause. Jm Jahre 1695 reisete er wegen ge- wisser Verrichtungen nach Hoyerswerda, wo- bey er Herrn Cruͤgern, Pfarrern zu Colm, zu- sprach. Dieser both ihm gleich von freyen Stuͤcken an, die Vocation auszuwuͤrcken, wo er sein Pastor Substitutus seyn wollte. Er nahm sich Bedenck-Zeit, um seine Eltern zu fragen, welches sie fuͤr eine sonderbare Schi- ckung GOttes ansahen. Er erhielte auch 1695 den 18ten December die Vocation zum Pastore Substituto. Nach des Pastoris Ableben succe- dirte er ihm 1701. Ob ihm nun gleich nach der Zeit unterschiedliche Vocationen angebo- then wurden, so hat er sie doch alle abgeschla- gen. Als er 30 Jahre war Pastor in Colm gewesen, so wurde ihm 1725 von der Durch- lauchtigsten Fuͤrstin von Teschen wider alles Vermuthen ohn einiges Anhalten in seinem Alter die Vocation zum hiesigen Diaconat an- getragen. Er wollte zwar solche anfaͤnglich nicht annehmen, bat auch in seiner Prob-Pre- digt die Zuhoͤrer, daß sie GOtt bitten sollten, G 5 daß Das zehende Capitel. daß er der Durchlauchtigsten Fuͤrstin Gedan- cken regiere, einen andern zu vociren; es ließ ihm aber die Durchlauchtigste Fuͤrstin sagen: Er haͤtte Kinder, wo er die Vocation nicht an- nehmen wollte, so sollten auch seine Kinder von Jhro Durchlauchtigkeit keine Befoͤrderung zu hoffen haben. Weil er nun diesen Beruf fuͤr Goͤttlich hielte, und in seinem Gewissen uͤberzeuget war, daß es GOttes sonderbare Schickung sey, so gab er die Antwort: Jch bin hier, GOtt und die Fuͤrstin machen es mit mir, wie sie wollen, darauf ihm gleich die Vo- cation zugesandt wurde, die er auch in GOt- tes Namen annahm, in dem Vertrauen, wen GOtt schickt, den macht er auch geschickt, und that am Feste Johannis des Taͤufers seine An- zugs-Predigt. Er hat sich dreymahl verehli- chet: 1) im Jahre 1696 mit Jungfer Anna Catharina, gebohrner Cruͤgerin, Herrn George Cruͤgers, Pastoris Emeriti zu Colm, eheleiblichen Tochter, mit welcher er eine sehr kurtze Ehe gefuͤhret, indem sie drey Wochen nach der Hochzeit gestorben; 2) im Jahre 1697 mit Jungfer Johannen Christianen, gebohrnen Hausdorfin, Seiner Wohl- Ehrwuͤrden Herrn M. Salomon Hausdorfs, Pastoris Primarii zu Bernstaͤtt, eheleiblichen Tochter, mit welcher er 16 Jahre eine sehr vergnuͤgte und gesegnete Ehe gefuͤhret, und mit ihr Von denen Herren Geistlichen ꝛc. ihr gezeuget 7 Soͤhne und eine Tochter, von welchen 3 Soͤhne und die Tochter gestorben; 3) im Jahre 1714 mit Jungfer Marien Sa- lome, gebohrnen Froͤlichin, weiland Herrn Johann Friedrich Froͤlichs, Stadt-Schrei- bers allhier, hinterlassenen eheleiblichen Toch- ter, die ihm 5 Soͤhne und 2 Toͤchter geboh- ren, von welchen aber 2 Soͤhne gestorben. Er ist ein belesener, erfahrner und exemplari- scher Priester, ein andaͤchtiger Beter, weiß in allem Creutz sich recht gelassen zu erzeigen, und wird von allen geliebet und geehret. Als er in Colm war, und 1701 ein Theil desselben Dorfes abbrannte, bat er GOtt um fernere Verhuͤtung des Feuers, welche Bitte ihm auch GOtt gewaͤhrete; sobald er aber hieher nach Hoyerswerda zog, und nur eine Stunde weg war, brannte das gantze Dorf bis auf die Kir- che, Pfarr und etliche wenige Haͤuser ab. Da er die Vocation zum hiesigen Sub-Diaconat bekam, war ihm der Pastor Primarius, M. Martini, ohngeachtet sie gute Freunde waren, sehr zuwider, derselbe wurf ihm sein Alter fuͤr, und sagte, man solle lieber einen jungen Mann herein nehmen, weil sie alt waͤren, denn wie lange wuͤrde es waͤhren, so wuͤrden sie fuͤr ihn arbeiten muͤssen. Er trug aber alle Versol- gung mit Gedult, lachte sie aus, und sagte im Schertz: Jch will noch mit ihren Kno- chen Das zehende Capitel. chen uͤber die Kirche werfen. Es ist auch geschehen, indem er nicht nur diesen Martini, sondern auch noch seine Successores uͤberle- bet hat, ist jetzo in 73sten Jahre seines Alters und im 44sten Jahre seines Amtes, auch der Senior des gantzen Hoyerswerdischen Mini- sterii Ecclesiastici. GOtt ruͤste ihn noch fer- ner mit seines Geistes Kraft und Staͤrcke aus, und lasse ihn seiner Gemeine und Familie zum Besten noch viele Jahre leben. Bey der Schule waren sonsten nur zween Collegen, im Jahre 1698 aber wurde auf ho- he Anordnung Jhro Churfuͤrstlichen Durch- lauchtigkeit zu Sachsen Friedrich Augusts noch ein College gesetzet, welcher Collaborator ge- nennet wird. Derer Rectorum, so vor alters Schulmeister genennet wurden, sind viele ge- wesen; mir aber sind nur diese bekannt. Johann Friedrich Seidel, von from- men und Christlichen Eltern zu Spremberg 1634 den 8 October gebohren. Jm Jahre 1668 ward er zum hiesigen Rectore vociret, welches Amt er 23 Jahre mit Ruhm verwal- tet, anbey auch 7 Jahre Hospital-Verwal- ter gewesen. Jm Jahre 1669 verehelichte er sich mit Jungfer Annen Dorotheen, ge- bohrnen Fichterin, zeugete mit ihr 4 Soͤh- ne und 1 Tochter, und starb 1691 den 16den April in seinem 56sten Jahre. Auf seinem Leichen- Von denen Herren Geistlichen ꝛc. Leichen-Steine ist folgendes Epitaphium zu lesen: Allhier ruhet in seinem JEsu Herr Johann Friedrich Seidel, in die XXIII Jahre wohlverdienter Schul- Rector und in das VII Jahr Hospital-Verwalter allhier. Ward gebohren zu Sprembergk Anno MDCXXXIV den 8 Octobris, verehlichte sich mit Jungfer Annen Dorotheen, gebohrnen Fichterin, Anno MDCLXIX, und zeugete 5 Kinder, als 4 Soͤhne und 1 Tochter, lebete mit ihr in vergnuͤgten Ehestande bis an sein seliges Ende. Starb allhier zu Hoyerswerda MDCXCI den 16 April Morgens, war der Oster- Montag, Seines Alters LVI Jahr, XXVII Wochen, 1 Tag und 5 Stunden. RESURGAM. Leichen-Text 2 Timoth. I. v. 12 \& 14. Jch weiß, an welchen ich glaube, und bin gewiß, daß er kan mir meine Beylage bewahren bis an jenen Tag. Diese gute Beylage bewahre durch den Heili- gen Geist, der in uns wohnet. Los- Das zehende Capitel. - - - Lossius, ward 1691 zum Rectore vo- ciret, ist aber nur eine kurtze Zeit allhier gewe- sen, indem er das andre Jahr darauf ohnweit Torgau zum Pastore vociret worden, wo er noch leben soll. Jhm folgete M. Hause. Dieser wurde 1704 removi- ret, weil er 4 Wochen nach seiner Frauen To- de sich mit einer andern, so in Bautzen wegen begangenen Diebstahls den Staupenschlag bekommen, copuliren lassen, auch uͤberdiß ein sehr unordentliches Leben fuͤhrete. Johann Friedrich Cichorius, ein Stadt-Kind, war anfangs Collaborator. Jm Jahre 1704 ward er zum Rectore voci- ret, 1710 aber erhielt er die Vocation zum Pfarrer nach Groß-Partwitz, allwo er auch 1728 gestorben. Johann Jacob Sartorius, von Prie- sterlichen Eltern 1675 den 21sten Januarii zu Horne in Niederlausitz gebohren, sein Herr Vater war Herr Wentzeslaus Sartorius, Pfarrer zu Horne, die Frau Mutter Anna, ge- bohrne Schneiderin, studirete zu Bautzen, gieng 1699 nach Leipzig auf die Universitaͤt, und nachdem er wieder von Leipzig nach Hau- se gekommen, hat er einige Jahre in Schlesien conditioniret. Jm Jahre 1710 ward er all- hier zum Rectore, 1718 zum Pfarrer nach Geyerswerde, und 1725 nach Colm zum Pfar- Von denen Herren Geistlichen ꝛc. Pfarrer vociret. Jm Jahre 1712 den 19den Januarii verehelichte er sich mit Frau Johan- na Helena, seligen Herrn Johann Brau- ners, Pastoris zu Groß-Radisch, hinterlassenen Wittwe, mit welcher er in einer vergnuͤgten Ehe 2 Soͤhne und 2 Toͤchter gezeuget, von welchen 1 Sohn und 1 Tochter gestorben. Jm Jahre 1737 starb ihm sein liebes Ehe-Weib. Der Allerhoͤchste erhalte ihn noch viele Jahre seinen Kindern und anvertrauten Gemeine zum Besten in steter Kraft und Gesundheit. Johann Christoph Reyentanz, ward 1680 zu Juͤterbock von frommen Eltern ge- bohren. Er hatte grosses Belieben zum Stu- diren, frequentirte zu Torgau in der Schule, gieng darauf nach Wittenberg, als er wieder nach Hause kam, ist er an unterschiedlichen Orten in Condition gewesen, kam auch end- lich hieher zu dem seligen Herrn Amtmann Kotten in Condition. Als das hiesige Recto- rat vacant wurde, so wurde er dazu 1718 vo- ciret, verehelichte sich auch in selbigem Jahre mit Jungfer Christianen Rosinen, gebohr- nen Zimmermannin, Herrn Zimmer- manns, gewesenen Fuͤrstlichen Kornschreibers allhier, eheleiblichen Tochter, mit welcher er 16 Jahre, ohne Kinder zu zeugen, gelebet. Jm Jahre 1736 den 14den October starb er jaͤh- lings an einem Steck-Flusse, ohne daß er vor- hero Das zehende Capitel. hero kranck gewesen, seines Alters 56 Jahre. Auf seinem Leichen-Steine ist folgendes Epi- taphium zu lesen: Dieses aus ehelicher Liebe und Treue aufgerichtete Grabmahl sollte der Nach-Welt zum Andencken stellen Den Wohl-Edlen, Großachtbaren und Wohlgelahrten Herrn, Herrn Johann Christoph Reyentantz, in die 18 Jahre bey hiesiger Schule Wohl- verdienten Rectorem, welcher zu Juͤterbock Anno 1680 das Licht der Welt erblickte, und nach dem er in Torgau und auf der Universitaͤt zu Wittenberg seine Studia ruͤhmlich absolviret, wurde er Anno 1718 durch goͤttl. Winck anhero zum erledigten Rectorat vociret, verehlichte sich hierauf mit Jungfer Christianen Rosinen, geb. Zimmer- mannin, lebete mit selbiger 16 Jahre in einer vergnuͤg- ten Ehe, worauf er denn Anno 1736 den 14 October von GOtt aus diesem Staube erhoͤhet und Von denen Herren Geistlichen ꝛc. und in das himmlische Freuden-Leben versetzet wurde, nachdem er in dieser Welt gelebet 56 Jahre. M. Johann Jacob Nicolai, ein Stadt- Kind, von frommen Christlichen Eltern ge- bohren, studirete anfangs zu Hoyerswerda, hernach zu Lauben, gieng darauf nach Leipzig, und wurde 1737 allhier in seiner Vater-Stadt zum Rectore vociret. Er lebet unverheyra- thet, und verstehet viele Sprachen, durch wel- che er sich hie und da bekannt gemacht. Von denen Cantoribus hat man wenige Nachrichten, dahero nur die drey letztern be- mercket werden. Johann Christoph Lehmann, ein Sohn Matthaͤi Lehmanns, P. P. des aͤlteren, er starb im Jahre 1688. Andreas Demiani, ist gebohren 1655 zu Hunsdorf, einem Staͤdtlein in Siebenbuͤrgen. Er studirete in Breßlau, gieng 1676 nach Leip- zig und legte sich auf die Theologie. Jm Jahre 1689 den 19den Julii wurde er zum hie- sigen Cantore vociret, starb 1704 den 10den September in seinem 49sten Jahre, und hin- terließ einen Sohn und eine Tochter. Ernst Michael Priesemeister, von Christ- lichen und frommen Eltern gebohren 1679 den 29sten September zu Luckau. Sein Herr H Va- Das zehende Capitel. Vater war Zachaͤus Priesemeister, Kunst- Pfeifer daselbst, und die Frau Mutter Anna Catharina, gebohrne Linckin. Er frequen- tirete anfangs zu Lucka, hernach in Torgau. Jm Jahre 1698 gieng er nach Leipzig auf die Universitaͤt. Jm Jahre 1701 ward er nach Schlieben, 1703 nach Liebenau, und denn 1704 allhier zum Cantore vociret. Er hatte nach der Zeit zwey Vocationes nach Schle- sien, als: eine nach Sagan, die andere nach Freystadt, bekommen, aber um einer gewissen Ursachen willen keine angenommen, welche letztere Stelle in kurtzer Zeit wieder vacant worden, da er denn die Vocation zum andern- mahle recusirete. Jm Jahre 1701 verheyra- thete er sich mit Jungfer Dorotheen Elisa- beth, gebohrnen Muͤhlfortin, mit welcher er in einer vergnuͤgten und gesegneten Ehe 9 Kinder gezeuget, von welchen aber nur noch 1 Sohn und 3 Toͤchter am Leben. Er ist ein geschickter und beruͤhmter Musicus. GOtt erhalte ihn den Seinigen zum Besten noch viele Jahre in vollkommener Gesundheit. Was die Herren Collaboratores anlan- get, so war von denenselben der erste ‒ ‒ Preisser, ein Herrschaftliches Kind, sein Vater war Foͤrster in Neustadt. Jm Jahre 1698 bekam er die Vocation, besaß aber solche Stelle nicht laͤnger, als 1 Jahr, indem er Von denen Herren Geistlichen ꝛc. er 1699 zum Pastore nach Groß Partwitz vo- ciret wurde, allwo er 1709 gestorben. Jm Jahre 1705 heyrathete er des M. Samuel Martini, P. P. allhier, eheleibliche Tochter, mit welcher er in einer unvergnuͤgten Ehe le- bete, daß er auch deshalben vor Chagrin starb. Johann Friedrich Cichorius, ein Stadt-Kind, von frommen und Christlichen Eltern gebohren 1662. Sein Herr Vater war Zacharias Cichorius, Burgemeister allhier. Er gieng anfangs zu Hause in die Schule, hernach thaten ihn seine Eltern nach Bautzen, von da gieng er nach Wittenberg und studirete die Theologie. Jm Jahre 1700 bekam er die Vocation zum Collaboratore, 1704 zum Rectore, 1710 zum Pastore nach Groß-Partwitz, allwo er 1728 den Sonntag vor dem Heiligen Christ-Tage zur Nacht am Schlage gestorben. Tobias Besser, ein Stadt-Kind, ge- bohren 1675 den 15den April. Sein Herr Va- ter war Weiland Herr Urbanus Besser, Churfuͤrstlicher Saͤchsischer Amts-Voigt all- hier, und die Frau Mutter Anna Dorothea, gebohrne Praͤtoriußin, studirete zu Bautzen und Wittenberg. Jm Jahre 1704 den 27sten September bekam er die Vocation zum Collaboratore. Er hat sich viermahl verehelichet: 1) im Jahre 1705 den 28sten Ju- H 2 lii Das zehende Capitel. lii mit Frau Annen Reginen, verwittibten Schreyerin, gebohrnen Lehmannin; 2) im Jahre 1707 den 18den Januarii mit Jungfer Johannen Magdalenen, gebohrnen Pier- schickin, mit welcher er 3 Soͤhne und 5 Toͤchter gezeuget; 3) im Jahre 1725 den 25sten September mit Jungfer Annen Dorotheen, gebohrnen Nicolin, mit welcher er 4 Soͤhne und 3 Toͤchter gehabt; und 4) im Jahre 1739 den 8ten September mit Jungfer Annen Marien, gebohrnen Panaschin. Ueber diese drey Collegen ist noch ein Or- ganist, welche Stelle aber der jetzige Herr Cantor mit versorget; denn als er vor eini- gen Jahren zwo Vocationes nach Freystadt bekam, so wurde ihm die vacante Organist- Stelle um bessern Unterhalts und mehrern Einkommens willen offeriret, damit er hier verbleiben, und nicht weiter ziehen moͤchte, welche er auch annahm, und jene Vocationes wieder zuruͤck sandte. Was die Bibliothec anlanget, so bestehet solche in sehr wenig Buͤchern und Curiositaͤ- ten. Sie wurde im Jahre 1717 von dem damahligen Herrn Amtmann Kotten, und Pastore Primario, M. Samuel Martini, angeleget, und ist zu finden uͤber dem Ein- gange in die Haupt-Kirche in einem aparten Gewoͤlbe. Zu bedauren ist es, daß sich ihrer nie- Von denen Herren Geistlichen ꝛc. niemand sonderlich annimmt, daher sie nicht nur in ihrem erstern angelegten Esse verblie- ben, sondern es sind auch uͤberdieß durch nach- laͤßige und uͤbele Jnspection derer, die solche haben, viele Sachen aus derselben entwendet worden. Das eilfte Capitel. Von denen Amts-Befehlhabern. M an thaͤte nicht unrecht, wenn man dieselbigen in unterschiedliche Clas- sen eintheilete; jedoch um mehrerer Deutlichkeit und Kuͤrtze willen sollen sie, so viel als ihrer bekannt seyn, der Ordnung nach folgen. Herr Hanns von Haugwitz, ward un- ter der Regierung des Herrn Seyfried von Promnitz im Jahre 1582 Hauptmann uͤber die hiesige Herrschaft. Er verwaltete solches Amt bis 1598. Jhm folgete Peter von Leschbrandt auf Tzachsdorf unter der Regierung Herrn Weyhardt von Promnitz bis 1617. Adam Leipholt, ward 1617 Amtmann bis 1620. H 3 Hanns Das eilfte Capitel. Hanns Goͤllner, ist von 1621 bis 1630 Amtmann gewesen. Martin Gudeborn, Amtmann von 1631 bis 1650. Sigmund Berger, kam von Koͤnigs- wartha und ward 1651 Amtmann, verwalte- te solches Amt bis 1669. Dessen Ehe-Weib lieget zu Colm begraben, woselbst sie eines jaͤhlingen Todes gestorben. Johann Adolph von Haugwitz auf Nechern, Churfuͤrstlicher Geheimder- und Kriegs-Rath, Cammer-Praͤsident, Cammer- Herr und Landes-Hauptmann des Marggraf- thums Oberlausitz, ward 1656 Administra- tor in hiesiger Herrschaft. Hanns Dictrich von Schleinitz auf Tschacken und Colmitz, Chur-Printzl. Durchl. zu Sachsen Hochbestallter Amts-Hauptmann allhier und Cammerjuncker, von 1670 bis 1689. Urban Besser, ein Sohn Nicolaus Bes- sers, Pastoris auf der Probstey Droͤsich. Jm Jahre 1655 ward er Amts- Secretarius, her- nach Amts-Voigt, und hat diesem letzten Am- te 34 Jahr ruͤhmlich vorgestanden, starb end- lich 1705 den 31sten October, da er sein Alter gebracht auf 83 Jahre und 23 Wochen. Das Epitaphium auf seinem Leichen-Steine lautet also: Allhier Von denen Amts-Befehlhabern, Allhier ruhet in Hoffnung seliger Auferstehung Weiland Herr Urbanus Besser, Churfuͤrstl. Saͤchsis. Amts-Voigt der Herr- schaft Hoyerswerda, welcher seinem Amte 34 Jahre ruͤhmlich vorgestanden und manche Widerwaͤrtigkeit Christlich uͤberwunden, von GOtt aber, den er kindlich gefuͤrchtet, in seiner mit Frau Annen Dorotheen, ge- bohrnen Praͤtoriußin, 49 Jahre liebreich gefuͤhrten Ehe mit einer schoͤnen Kronen von 54 Kindern, Kindes- und Kindes-Kin- des-Kindern, auch mit der Krone der grauen Haare, und endlich, da er LXXXV Jahre und 23 Wochen gelebet, und den 31 Octobr. A. C. MCCCMV. sanft und selig entschlafen, mit der Krone des Lebens begnadet worden, und also mit seinem Exempel die Wahrheit seines aus Ps. CXLV. 15. genommenen Leib- und Leichen-Spruchs bewaͤhret: Wohl dem Volck, deß der HErr ein GOtt ist, H 4 der Das eilfte Capitel. der bleibe auch seiner hinterlassenen Wittwen und Kinder GOtt, die ihm diesen Leichen- Stein aus Ehre und Kindlicher Liebe legen lassen. Christian Wilhelm von Watzdorf, Cammer-Juncker und Ober-Land-Fisch-Mei- ster, war allhier Amts-Hauptmann, und starb 1690 im Monath Februario. Jhm suc- cedirte in eben diesem Jahre im Monath De- cember Ernst Friedrich von Doͤhlau, Cammer- Juncker, und erhielt 1697 seine Dimißion. Christian Friedrich Senf, von Stol- pen gebuͤrtig, ward 1698 Amts-Voigt. Caspar Benjamin Riesenstein, so Amts-Voigt ward, sich aber Amts-Rath ti- tulirete. George Friedrich von Knobelsdorf auf Rickersdorf und Pretzschdorf, des So- rauischen Fuͤrstenthums Hochverordneter Land- und Mann-Gerichts- Assessor, wie auch Hochfuͤrstenbergischer wuͤrcklicher bestallter Ober-Hof-Meister, bekam 1698 hiesige Herr- schaft auf 6 Jahre in Pacht, und gab jaͤhrlich 14000 Thaler. Doctor Nicolai, Koͤniglicher und Chur- fuͤrstlicher Appellations-Rath, ward von Jh- ro Hochfuͤrstlichen Durchlauchtigkeit von Te- schen Von denen Amts-Befehlhabern. schen zum Commissario uͤber die Herrschaft gesetzt. Jhm folgete Carl Treiber 1705, ward aber 1709 den 29sten Junii von einem Hochloͤblichen Ober- Amte zu Bautzen in Arrest genommen, und nach Bautzen gefuͤhret, indem er sich an ei- nem Ober-Amts-Befehle vergriffen, wo er lan- ge Zeit gesessen, und endlich des Nachts durchgegangen. Johann Ernst Benisch, uͤbernahm 1705 die Herrschaft in Pacht fuͤr 14000 Thaler. Johann Friedrich Kotte, bekam gleich- falls 1709 die Herrschaft auf 6 Jahre fuͤr 14500 Thaler in Pacht, kam aber, ehe noch die Zeit um war, in Arrest. Doctor Schramm, ward 1710 von Jh- ro Fuͤrstlichen Durchlauchtigkeit von Teschen als Gevollmaͤchtigter uͤber die Herrschaft ge- setzt. Andreas Leiderding, folgete jenem 1720, hat aber solch Amt nicht lange verwaltet. Johann Friedrich Ehrenhaus, von frommen und Priesterlichen Eltern im Jahre 1668 den 9ten May zu Pulßniz geboͤhren, wo sein Vater Pastor war. Studirete in Budißin und Halle, verehelichte sich mit Jungfer Annen Rosinen, gebohrner Hieh- lin, mit welcher er 4 Soͤhne und 4 Toͤchter H 5 gezeu- Das eilfte Capitel. gezeuget, ward 1721 allhier Amtmann, starb 1726 den 28sten April in selnem 58sten Jahre. Jhm ist von seinen Hinterlassenen folgendes Epitaphium aufgerichtet worden. D. O. M. S. Dieses von Ehelicher und Kindlicher Liebe aufgerichtete Grab-Mahl soll bey den Nachkommen eine Zeit lang im Andencken erhalten Den Weiland Hoch-Edlen, Vesten und Hochgelahrten Herrn, Herrn Johann Friedrich Ehrenhausen, Hochfuͤrstl. Teschnischen Wohlverdienten Amtmann allhier, welcher Anno 1668 den 9ten May von Christ-Priesterlichen Eltern in Pulßniz gebohren, mit Frauen Anna Rosina Hiehlin 38 Jahre 3 Monathe in einer gesegneten Ehe gelebet, 8 Kinder, als 4 Soͤhne und 4 Toͤchter, ge- zeuget, Dem Hochfuͤrstlichen Amte in Gerichts- und Haushaltungs-Sachen loͤblich vorgestanden, sein Von denen Amts-Befehlhabern. sein Leben aber Christlich und selig beschlossen den 28sten April 1726. George Heinrich Kauderbach, Koͤnigli- cher Pohlnischer und Churfuͤrstlicher Saͤchsi- scher Cammer- Commissarius, ward Amt- mann im Jahre 1727, und hat solchem Amte 12 Jahre vorgestanden. Theophilus Leßing, ist gebohren in der Koͤniglichen Pohlnischen und Churfuͤrst- lichen Saͤchsischen Sechs-Stadt Camentz im Jahre 1697 den 4ten December. Sein Herr Vater, gleiches Vornamens, war in die 90 Jahre Burgermeister daselbst. Er studirete anfangs zu Camenz in der Stadt-Schule, hernach in Bautzen und Goͤrlitz, gieng dar- auf auf die Universitaͤt Halle, von dar nach Wittenberg. Jm Jahre 1724 ward er von Jhro Hochfuͤrstlichen Durchlauchtigkeit von Teschen allhier zum Amts- Actuario installiret, und hat solchem Amte bis 1739 treulich vor- gestanden, wurde aber 1739 von der Koͤnigli- chen Pohlnischen und Churfuͤrstlichen Saͤch- sischen Cammer zum Amtmanne gesetzt. Jm Jahre 1726 den 8ten October verehelichte er sich mit Jungfer Rosinen Christianen, ge- bohrnen Ehrenhausin, weiland Johann Friedrich Ehrenhauses, Amtmanns allhier, hinterlassenen eheleiblichen aͤltesten Jungfer Tochter. Der Das eilfte Cap. Von Amtsbefehlhabern. Der erste Actuarius ist gewesen Theophilus Leßing. Siehe vorher. Schmeltzer, ward im Jahre 1739 Actua- rius, erhielte aber nach Verfliessung eines Jahres auf sein eigenes Suchen die Dimis- sion. Gottlob Ehrenreich Haͤltermann, ge- bohren 1715 zu Bautzen, von frommen und Christlichen Eltern. Sein Vater war Jo- hann Friedrich Haͤltermann. Er studire- te in seiner Vater-Stadt Bautzen, und auf der Universitaͤt Leipzig, ward 1740 Actua- rius allhier. Renth-Schreiber und Wirthschafts-Ver- walter sind nachfolgende: Marcus Antonius Archesius , zu Zeiten de- rer Herren von Promnitz, von 1582 an. Christoph Reichel, von 1599 an. Jacob Martini. George Grosche, zugleich Bau- und Forst- Schreiber. Caspar Brauer. Matthaͤus Zimmermann. Andreas Jaͤckel. Das Das zwoͤlfte Capitel. Von denen Burgermeistern. W as anlanget die Herren Burgermei- ster, welche die Regierung bey hiesi- ger Stadt verwaltet, so habe in kei- nen alten Nachrichten und Urkunden koͤnnen finden, wer solche vom Anfange der Stadt gewesen seyn; vom Jahre 1515, als von dem grossen Brande, aber sind nachfolgende: Herr Hanns Kerck, welcher im Jahre 1515, 1516 und 1520 die Regierung gehabt. Hanns Tabor, 1517 und 1525. Hanns Berdich, 1518 und 1529. Gregorius Rinck, 1519. Thomas Rinck, 1521. Simon Schickel, 1522. Jacob Schoͤn, 1524. Hanns Janasch, 1526, 1531, 1543 und 1547. Hanns Duringk, 1527, 1532 und 1533. Peter Rostock, 1528 und 1535. Matthaͤus Cuba, 1530, 1534, 1542. Jacob Czornick, 1537, 1538, 1539. Urban Billick, 1540, 1541. Thomas Turinck, 1544. Mar- Das zwoͤlfte Capitel. Marcus Smoler, 1545, 1546, 1549, 1552, 1558, 1561 und 1563. Thomas Partiz, 1548, 1551, 1554, 1555, 1557 und 1560. Hanns Funcke, 1550 und 1556. Hanns Lehne, 1553. Ambrosius Farnisholtz, 1559. Peter Schlesier, 1562, 1565. Blasius Kuba, sonst Lehmann genannt, 1564, 1567, 1569, 1570, 1573, 1574, 1577, 1578, 1579, 1583 und 1589. Blasius Tabor, 1566, 1568, 1571 und 1572. Gregorius Mischkan, 1575, 1576, 1593, 1596, 1597, 1600, 1601, 1603, 1607 und 1610. Michael Semmel, 1580, 1581, 1591, 1599. Matthaͤus Deutsch, 1584, 1590, 1594. Paul Stumph, 1585, 1588, 1591 und 1592, in welchem letzten Jahre unter seiner Regie- rung das letztabgebrannte Rath-Haus von Grund aus neu auferbauet worden. Balthasar Funcke, 1598. Alexius Muͤller, 1602, 1604, 1606, 1609, 1612 und 1615. Jacob Lehmann, 1605, 1608, 1611, 1614, 1617, 1620, 1623, 1626, 1629, 1632, 1633 und 1638. Jacob Bahußlau, 1613, 1616, 1619, 1622, 1627, 1630 und 1631. Zacha- Von denen Burgermeistern. Zacharias Cichorius, 1636, 1637, 1639, 1640, 1644, 1645, 1652, 1659, 1662, 1665 und 1666. George Schmidt, 1642, 1643, 1654, 1657, 1658, 1661, und 1664. Matthaͤus Salzenbrod, 1646, 1647. Zachaͤus Seydler, 1648, 1649, 1650, 1653, 1660 und 1663. Er starb 1669 den 30sten May. Johann Bernhardi, Medicinæ Practi- cus und Apotheker, 1667, 1668 und 1669. Zacharias Seydler, 1670, 1672, 1673, 1674, 1675, 1677 und 1678, starb als unterster Burgermeister 1679 den 28sten December, seines Alters 39 Jahre. Jacob Salzenbrod, 1671, starb auch in diesem Jahre den 12ten Junii als regierender Burgermeister in seinem 55sten Jahre. Christian Lehmann, 1676, (in diesem Jahre den 13den Maͤrtz starb der dritte Bur- germeister Michael Stoll in seinem 73sten Jahre, so aber die Regierung niemahls ge- habt) 1679, 1681, 1684, (in diesem Jahre war er mit Abraham Koch zugleich Judex ) 1687, 1690 und 1693, starb eines jaͤhlingen Todes 1700 den 21sten Sept. seines Alters 64 Jahre. Clemens Peutzer, Reip. Not. 1680, hat- te aber nicht lange die Regierung, indem er noch in diesem Jahre auf Befehl Jhro Chur- fuͤrstlichen Durchlauchtigkeit abgesetzet ward, zog Das zwoͤlfte Capitel. zog hierauf nach Bautzen, wo er nach einigen Jahren gestorben und zu Wilcken begraben liegt. Jacob Thuno, 1682, 1685, 1688 und 1691, starb an einem Schlag-Flusse 1701 den 17den Januarii, seines Alters 70 Jahre. Abraham Koch, 1683, 1689, 1692, 1694, 1695, 1696, 1697. Jn diesem letzten Jahre den 22sten October starb er als Regens in seinem 70sten Jahre. Martin Praͤtorius, 1698, 1699, 1700, 1701. Ehrensried Sacreitz, kam 1705 zur Regie- rung, starb aber auch in diesem Jahre den 27sten December. Johann Leonhardi, anderer Burgermei- ster, starb 1703 den 15den December in seinem 87sten Jahre, ist nicht zur Regierung ge- kommen. Salomon Gottlob Hausdorf, so 1706 regierender Burgermeister gewesen, und acht- mahl solchem Amte vorgestanden. Der jetzige saͤmtliche Rath bestehet in nach- solgenden Personen. Christoph Meyer, regierender Burger- meister, ward 1726 das erstemahl Regens, und ist itzo das zehendemahl, daß er solches Amt mit Ruhm verwaltet. Mar- Von denen Burgermeistern. Martin Sacreitz, anderer Burgermei- ster, ist neunmahl Regens gewesen, und 1702 das erstemahl erwehlet worden. Jacob Thuno, dritter Burgermeister, so sechsmahl Regens gewesen. Michael Heinrich, Stadt-Richter. George Friedrich Meyer, Stadt-Schrei- ber. Daniel August Riccius, Scabinus. Gottlob Muͤller, Gotthelf Sacreitz, Assessores. Das dreyzehende Cap. Von denen Legatis und Stiftun- gen. M it allem Rechte kan man behaupten, daß es eine Genade von GOtt, wenn in einer Stadt oder Orte gutthaͤtige Hertzen sich hervorthun, die an Nothleidende gedencken, und sowohl uͤber- haupt gegen Arme mildreich sich erweisen, als auch mit gewissen Stistungen denen Studi- renden suchen fortzuhelfen. Solche Wohl- thaͤter lassen ein ewiges Gedaͤchtniß hinter sich, und so oft ihren Stiftungen nachgekommen J wird, Das dreyzehende Capitel. wird, gedencket man ihrer und ruͤhmet ihr Wohlthun, wie sie es auch in der That ver- dienen. Jn unserm Hoyerswerda hat es an der- gleichen mildreichen Hertzen nicht gefehlet, nur zu bedauern ist es, daß man keine rechte und hinlaͤngliche Nachricht von denenjenigen Personen hat, die durch ihr Wohlthun ihr Gedaͤchtniß verewiget. Die alleraͤlteste Stif- tung oder Legat mag wohl seyn, welches am Tage Matthiaͤ ausgetheilet wird. Von wem aber solches legiret worden, findet man nichts schriftliches aufgezeichnet. Es meinen zwar einige, der Stifter desselben sey ein wohlha- bender Buͤrger allhier gewesen, so Matthaͤus geheissen; Matthias und Matthaͤsius sind alte Ge- schlechter, so etliche Jahrhunderte nach einan- der hier in Hoyerswerda wohnhaftig gewe- sen. allein ob es gleich einigermas- sen wahrscheinlich zu seyn scheinet, so kan mans doch fuͤr gantz gewiß nicht sagen. Denn es kan auch seyn, daß der Name Matthias der Tauf-Name des Stifters dieses Legati sey, und zum Gedaͤchtniß seines Tauf-Tages oder Taufe dieses legiret, wie man dergleichen Le- gate hie und da viele findet. Es mag nun seyn, wie es wolle, so hat doch der Stifter des- selben Von denen Legatis und Stistungen. selben ein gutes Werck gethan, und dadurch sein Mitleiden gegen das Armuth an den Tag geleget, indem nach seiner Verordnung an dem Tage Matthiaͤ durch den Sub-Diaconum und Cantorem Sechs Thaler und sechszehen Groschen unter die Armen ausgetheilet wer- den, es bekommen aber auch davon Einen Thaler die Current-Schuͤler und vier Gro- schen der Gloͤckner. Fuͤr Auszahlung der Gel- der an den Sub-Diaconum muß der Kirchen- Vorsteher Sorge tragen. Nach diesem ist das Mischkanische Sti- pendium fuͤr Studirende. Stephan Misch- kan kam als ein armer Knabe nach Hoyers- werda und war eine Zeit lang unter den Cur- rent-Schuͤlern. Er war anderweit von ar- men Eltern gebohren; GOtt, der fuͤr arme und fromme Kinder sorget, und sie versorget, hatte auch den Mischkan in seiner Goͤttlichen Vorsorge. GOtt hatte ihm hie in Hoyers- werda nicht allein ein Stuͤcklein Brod aufge- hoben, sondern ihn auch zu einem grossen vermoͤgenden Manne gemacht. Er verehelich- te sich zwar, bekam aber in seiner vergnuͤgten Ehe keine Kinder, weil er nun nach Absterben seines lieben Eheweibes keine Erben hatte, so vermachte er sein von GOtt beschertes Ver- moͤgen meistentheils an Arme und Nothlei- dende. Unter andern legirte er in seinem Te- J 2 stamen- Das dreyzehende Capitel. stamente fuͤnfhundert Thaler fuͤr studirende Buͤrgers-Soͤhne, und bekommen von denen Jnteressen an dreyßig Thalern zwey Studiosi drey Jahr nach einander. Anfangs bekam die 30 Thaler nur ein Studiosus drey Jahr nach einander; weil aber nach der Zeit ihrer viele zugleich studireten, so ist alsdenn beschlossen worden, daß allezeit ihrer zwey zugleich drey Jahre nach einander solch Stipendium genies- sen, damit die andern nicht so lange warten muͤs- sen. Dieser Mischkan war ein feiner, geschick- ter und ansehnlicher Mann, daher er auch zu Zeiten derer Herren von Promnitze und Kitlitzsche, Herren von Hoyerswerda, Amts- Assessor war. Er starb im Jahre 1616 den 23sten December in seinem 53sten Jahre, wie solches auf dem Epitaphio, so ihm zu Ehren und Andencken aufgerichtet worden, zu sehen, und lautet solches: Anno Christi MDCXVI. den 23 Dec. in GOtt seeliglichen entschlaffen der Ehrenfeste Achtbar und Wohlbenamb- te Herr Stephan Mischkan Beider Löblichen Freyhen Herrschafften Promitzchen und Kittlitzschen Wohl- verordner Amets-Assessor und vornehmer Bürger in Hoyerswerda. Seines Von denen Legatis und Stiftungen. Seines Altters in 53 Jahr, deme GOtt Gnade. Um den Rand des Leichen-Steines stehet 2 Timoth. 4. Ich habe einen guten Kampf gekempfet den Laufft volendet und habe Glauben gehalten hinfurt ist mir beyge- legt \&c. Antonius Faber, Med. Doct. ein from- mer und Christlicher Medicus allhier, so bey jedermann beliebt und in grossen Ansehen war, und zur Ehe hatte des Herrn Valentin Ludewigs, wohlverordneten Cantzlers dieser Herrschaft, eheleibliche Tochter, hat zwey Legata gemacht, eines vor sich, das andere im Namen seiner seligen Schwieger-Mutter. Erstlich hat er vor sich 48 Thaler legiret, da- von das Jnteresse der Sub-Diaconus a 2 Tha- ler 16 Groschen bekommt, und ist das Capi- tal auf dem Hospitale; das andere im Namen seiner seligen Schwieger-Mutter, bekommt der Cantor von einem gewissen Stuͤck Acker, jaͤhr- lich 3 Thaler, wie aus folgendem zu ersehen. Dem jetzigen Herrn Cantori und seinem Successori im Cantorat wird hiermit zur Nachricht ertheilet, daß ich im Namen und zum Gedaͤchtniß meiner seligen Frauen Schwieger-Mutter, der Weiland Ehrba- ren und Tugendsamen Matrone, Frauen J 3 Bar- Das dreyzehende Capitel. Barbaraͤ Meckin, Herrn Valentini Lu- dewigs, wohlverdienten Herrn Cantzlers dieser Herrschaft, auch seligen hinterlassenen Wittib, funfzig Thaler, gut alt schwer Geld, so mir Simon Thuen, Buͤrger und Schmidt allhier, wegen der an Kuͤhnicht mir aberkauften Acker entrichten sollen, der auf einen perpetuirlichen Zinß, ihn und auf sich behalten, der Kirchen dergestalt legiret, und vermachet, daß die 3 Rthlr. gut schwer Geld-Zinse davon, so Thuen jaͤhrlich bey Ablegung der Kirchen-Rechnung, oder in Entstehung und Verschiebung derselben, nichts minder uns selbige bishero gewoͤhn- liche Jahres-Zeit erlegen schuldig, iederzeit, Anno 1681 den Anfang damit machen, der Herr Cantor dieser Herrschaft und Stadt, zu einem wenigen accessorio, seiner ohne diß geringen und genauen Condition erheben, und der Frau Valtinin Ludewigin zum Ge- daͤchtniß, fuͤr sich gebrauchen und geniessen solle. Actum Hoyerswerda die Martini (Festo Cantorum) Anno 1625. Antonius Faber, Medicinæ Doctor. Herr Abraham Koch, Burgemeister all- hier, so im Jahre 1697 den 22sten October in seinem 70sten Jahre als Regens gestorben, hat zwantzig Thaler legiret, von welchem Ca- pital Von denen Legatis und Stiftungen. pital die Zinsen auf sein Verlangen jaͤhrlich am Heiligen Christ-Abend unter die Armen ausgetheilet werden, das Capital stehet auf Herrn Burgemeister Sacreitzens Hause. Herr Muͤlle, Kauf- und Handelsmann allhier, und dessen nachgelassene Wittwe, le- girten viertzig Thaler, damit alle Char-Frey- tage Nachmittags eine Leich-Predigt zu Chri- sti Begraͤbniß gehalten soll werden, von denen Zinsen bekommt derjenige, so die Predigt haͤlt, einen Thaler vier Groschen, das uͤbrige der Cantor, Kunst-Pfeifer und die Knaben fuͤrs Singen, Musiciren und Laͤuten. Vor vier Jahren hat Herr Giesse, so ehedessen allhier gewohnet, hernach aber nach Cotbuß ins Brandenburgische gezogen, und auch daselbst gestorben, etliche hundert Thaler legiret, die Jnteressen davon bekommen die Geistlichen, Schul-Collegen und Hospital. Ueber diese sind noch andere Legata, so- wohl fuͤr die Geistlichen als Schul-Collegen; weil man aber von denselben keine rechte Nachricht hat, woher und von wem sie gestif- tet, als kan man auch von denenselben nichts gewisses melden. J 4 Das Das vierzehende Capitel. Das vierzehende Cap. Von Allen des Amts und der Herr- schaft Hoyerswerda Schrift- und Amts-Sassen, wie auch mediaten und immediaten Unterthanen, Dorfschaften ꝛc. V or mehr als 200 Jahren sind die Herren von Max, denen das Dorf Schwartz Colm, eine Meile von der Stadt, ge- hoͤret, Schriftsaß in hiesiger Herrschaft ge- wesen. Nach dem aber von dem letzten Besi- tzer des Dorfs damahlige Herrschaft allhier das Dorf an sich gekauft, so hat nunmehro hiesige Herrschaft keine Schrift-Sassen mehr. Lehn-Leute in hiesiger Herrschaft sind Herr Gottfried von Gersdorf auf Puls- dorf, Obrist-Wacht-Meister, wegen derer aus Obersohland zur Lehen anher gehenden 13 Bauer-Guͤter und 4 Gaͤrtner, unter das Amt Goͤrlitz gehoͤrig. Herr Wolf Siegemund von Uchtritz auf Ober-Sohland, wegen eines anher zu Le- hen gehenden Bauer-Guts, gleichfalls unter das Amt Goͤrlitz gehoͤrig. Herr Von allen Amts-Unterthanen ꝛc. Herr Hanns Rudolph von Gersdorf, auf Klein-Radmeritz, wegen des alldasigen Friezschkens Bauer-Guts, so bey hiesiger Herrschaft zur Lehn gehoͤret. Amts-Sassen sind nachfolgende: Herr Christian Moͤller, Hauptmann, wegen seines Burg-Lehn-Hauses. Die Tomritzen Erben, wegen ihres Frey-Hauses und Gartens. Herr Johann Christoph Gloͤckner, wegen des Eisen-Hammers zu Burghammer. Jnnwohner in Hage unter das Koͤnigli- che Amt gehoͤrig. Heinrich Altmann. Matthaͤus Schmidt. Hanns Sulck. Michael Patocka. George Schwarsch. Andreas Patocka. Eva Fischerin. Hanns Caspar. Matthes Liebisch. Martin Slarsch. Matthes Zschertzig. Hanns Schuppan. Hanns Kretschmer. Christoph Hanock. Matthes Muͤller. Johann George Lehmann. J 5 Anna Das funfzehende Capitel. Anna Catharina Mischkanin. Anna Maria Wincklerin. Was die Dorfschaften anbelanget, so wird von denselben in einem besondern Capitel weit- laͤuftig Nachricht gegeben werden. Das funfzehende Cap. Vom Forst-Wesen und Fischerey. D ie Jagt in der gantzen Herrschaft gehoͤ- ret Jhro Koͤniglichen Majestaͤt und Churfuͤrstlichen Durchlauchtigkeit, als jetzigen Erb- und Lehn-Besitzer der Herrschaft Hoyerswerda, Jn der Colmischen Kirche lieget ein Privi- legium, welches im Jahre 1360 die damahlige Herrschaft in Hoyerswerda dem Pfarr in Colm ertheilet, daß er frey zu hetzen haben soll in der Herrschaft Heyden, fuͤr sich noth- duͤrftig und seinem Patron zum Geschencke. und findet man von allen Sorten Wildpret die Menge. Die Forst- Bedienten sowohl in vergangener als zur je- tzigen Zeit sind nachfolgende: Herr Hanns Christoph Nese, zu Zeiten Jhro Churfuͤrstlichen Durchlauchtigkeit Jo- hann George des vierten und Friederichs. Herr Vom Forst-Wesen und Fischerey. Herr Johann Ehrenreich von Gers- dorf, Herr auf Jannewitz, Hermsdorf, Nie- der-Seide ꝛc. Ober-Foͤrster. Johann Gottfried Lobrin. Johann Peter Bottcher. Johann Ernst Grumbach. Ueber diese sind noch 2 reitende Foͤrster, einer zu Colm, und der andre zu Bluno, 4 Fuß-Knechte, als zu Saͤrchen, Kuͤnicht, Neu- stadt und Torne, und der Fasan-Waͤrter. Die Fischerey ist sehr starck, sie bestehet nicht allein in lebendigen Wasser, als in der Schwartzen Elster und Spreu, sondern auch in vielen Teichen, welche alle der Herrschaft gehoͤren, als: Zeisiger und Kuͤhnichter Teiche. Der Ham̃er-Teich wird besetzt mit 30 Schock Sind vor diesem besetzet worden, es ist aber jetzo die Besatzung hoͤher. Der weisse See ‒ ‒ ‒ 20 ‒ Der alte Burcker ‒ ‒ ‒ 30 ‒ Der tiefe Podroschnick ‒ 12 ‒ Der grosse Podroschnick ‒ 28 ‒ Der Mißkal ‒ ‒ ‒ 15 ‒ Das Muͤnchs‒Teichel ‒ ‒ 8 ‒ Funckes Wiese ‒ ‒ 10 ‒ Das Das funfzehende Capitel. Das Holder‒Teichel ‒ ‒ 8 Schock Der Seydewinckler ‒ ‒ 30 ‒ Saͤrcher und Buchwalder. Der grosse Saͤrcher ‒ ‒ 250 ‒ Der kleine Saͤrcher ‒ ‒ 36 ‒ Der alte Saͤrcher ‒ ‒ 45 ‒ Der Ober Buchwalder ‒ 30 ‒ Der Unter‒Buchwalder ‒ 30 ‒ Neuwieser Teiche. Der Salisch ‒ ‒ 80 ‒ Der kleine Buchholtzer ‒ 14 ‒ Der grosse Buchholtzer ‒ 18 ‒ Geyerswalder Teiche. Der Babre Holtz ‒ ‒ 46 ‒ Der grosse Haͤnger ‒ ‒ 44 ‒ Der Burgk ‒ ‒ ‒ 38 ‒ Der Mittele ‒ ‒ ‒ 18 ‒ Der Kleine oder Untere ‒ 14 ‒ Neuwieser Teiche. Der alt Neuwiefer ‒ ‒ 30 ‒ Der Salusch ‒ ‒ 80 ‒ Der kleine Buchholtzer ‒ 14 ‒ Der grosse Buchholtzer ‒ 18 ‒ Die Hentzschels‒Wiese ‒ ‒ 32 ‒ Der Holtschens ‒ ‒ ‒ 50 ‒ Taͤtzsch- Vom Forst-Wesen und Fischerey. Taͤtzschwitzer Teiche. Der Grosse ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ 30 Schock Der Mittler ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ 13 ‒ Der kleine Simon Flegel genañt 10 ‒ Nardter Teiche. Der Weinbergs-Teich ‒ ‒ 20 ‒ Der Bochnitz ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ 8 ‒ Der Schnuden-Lug ‒ ‒ ‒ 8 ‒ Das Hopffen ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ 5 ‒ Das Schneide-Muͤhl-Teichel ‒ 7 ‒ ferner. Der groß Helffer ‒ ‒ ‒ ‒ 50 ‒ Der klein Helffer ‒ ‒ ‒ ‒ 20 ‒ Der alte Laubuscher-Teich ‒ 40 ‒ Der Colmer unterm Berge ‒ 30 ‒ Der Stein-Teich ‒ ‒ ‒ ‒ 12 ‒ Der Leiger-Teich ‒ ‒ ‒ 10 ‒ Der grosse Haßner-Teich ‒ 30 ‒ Der kleine Haßner ‒ ‒ ‒ 10 ‒ Streich- und Streck-Teiche. Das Haag-Teichel vor dem Schlosse, wel- ches aber jetzo auch besetzet wird. 4 Teichel beym Kuͤnicht. 3 Burg-Teichel. 2 bey Zeiß-Holtz. 1 zu Colm. 1 zu Breten. 2 zu Saͤrchen. 4 bey Das sechszehende Capitel. 4 bey Neuwiese. etliche zu Treppe und Neuwiese. Vor 20 Jahren und druͤber waren die hiesigen Karpfen wegen ihrer Groͤsse, Guͤte, guten Geschmacks und Fettigkeit im gantzen Lande die besten, und uͤberall beruͤhmt, nach- dem aber jetzo die Teiche weit staͤrcker, als vor diesem, besetzet werden, so sind sie auch nicht mehr so groß, gut und fett. Jn diesem Jahre haben die Teiche durch den starcken Frost uͤberaus grossen Schaden gelitten, indem viele 100 Schock, Karpfen, Hechte und andere Speise-Fische ungerechnet, erfroren und erepiret, in unterschiedenen Tei- chen ist nicht ein eintziges Stuͤck beym Leben geblieben, wodurch folglich ein grosser Scha- de, der in vielen Jahren nicht zu verwinden, entstanden. Das sechszehende Cap. Was die Stadt und Herr- schaft zu Kriegs-Zeiten ausge- standen. S ehr viel hat die arme Stadt und Herr- schaft in Kriegs-Zeiten ausstehen muͤs- sen, wodurch die Einwohner in gros- se Armuth versetzet worden. Jm Von denen Kriegs-Zeiten. Jm Jahre 1467 (wie schon im Anfange Erwaͤhnung geschehen) Jm achten Capitel, von denen vornehmsten Gebaͤuden. zogen wider die Stadt die Sechs-Staͤdte mit Jaroslawo von Sternberg, so damahls Verweser war, sammt dem Land-Volck, und lagen ein gantzes Jahr weniger 8 Wochen davor, Die Ursache, warum solches geschehen, sind einige der Meinung: Es haͤtte sich der Anfuͤh- rer der Hußiten allhier ins Schloß retiriret, solchen auszuliefern, haͤtten sich die Hoyers- werder geweigert. Andere aber geben vor, daß Friedrich von Schumburg, damahls Herr der Herrschaft, sich von Ober-Lausitz gantz und gar haͤtte separiren wollen, welches aber die Sechs-Staͤdte nicht haben zugeben wollen. da sonderlich die von Bautzen mit ihren grossen Buͤchsen viel Schaden gethan. Sie hatten ihr Lager mit den Schutt-Graͤben und Waͤl- len vor dem Schlosse aufgeschlagen, bestuͤr- meten und beschossen dasselbe, bis sie das Schloß und die gantze Stadt am Tage Mat- thaͤt gaͤntzlich zerstoͤhreten, musten aber her- nachmahls zur Strafe das Schloß von Grund auf wieder bauen. Jm Jahre 1632, 1633 und folgende Jah- re muste die arme Stadt von dem damahligen Fein- Das sechszehende Capitel. Feinde viel ausstehen, sonderlich aber Anno 1640, da Dienstags pt. Dom. Reminiscere die Schweden in die Stadt einfielen, die Stadt, das Schloß und Amt-Haus gaͤntz- lich auspluͤnderten, und zuletzt, da alles aus- gepluͤndert war, das Schloß anzuͤndeten, wo- durch das Schloß sammt den Staͤllen, Scheu- nen und etlichen 100 Scheffeln Getreyde, wie auch die gantze Schloß- und Bader-Gasse im Feuer aufgegangen. Zwey Jahre darauf, nemlich 1642 den 11ten Maͤrtz, war der Dienstag vor St. Gre- gorius, kam der Feind wieder, und nachdem er alles ausgepluͤndert, legte er Nachmittage um 4 Uhr Feuer an, wodurch die halbe Stadt gegen dem Schloß zu abbrannte, in welchem Feuer viele Menschen, sowohl von Buͤrgern als Soldaten, elendiglich ums Leben kamen. Es war aber an dem noch nicht genug, son- dern etliche Wochen darauf, nemlich den 25sten May am Feste SS. Trinitatis Nachmit- tag um 1 Uhr, kam der Feind wieder und zuͤn- dete die andere Haͤlfte an, daß also die gantze Stadt in der Aschen lag, bis auf die Kirche, Pfarr, Schule und 16 kleine Haͤuser, welche GOtt mitten im Feuer erhielt. Wie es da- mahls zugegangen, und was vor ein groß E- lend und Furcht unter den Einwohnern gewe- sen, ist nicht zu beschreiben, niemand wurde ge- Von denen Kriegs-Zeiten. geschonet, Menschen und Vieh wurden elen- diglich ums Leben gebracht, alles ausgepluͤn- dert und mit Gewalt weggenommen. Jm Jahre 1704 den 14den December kam die Nachricht, als ob die Schweden bey Lauben ins Land gefallen, worauf alles in der Stadt nach Cotbus ins Brandenburgische fluͤchtete, es wurde zwar diesesmahl die Stadt von den Schweden verschonet, allein sie mu- ste destomehr von den Moscowitern ausste- hen. Jm Jahre 1705 den 6ten Januarii zo- gen durch Colm, eine Meile von der Stadt, 400 Moscowiter, so die Nacht zu Zeisig, Spohle und Saͤrchen lagen, von welchen den 10den dieses 13 Mann und den 21sten noch 50 Mann in die Stadt-Quartiere kamen, welche die Buͤrgerschaft mit Essen und Trin- cken versehen muste; allein ob selbe gleich mit dem zufrieden waren, was ihnen gegeben wur- de, so waren sie doch der Buͤrgerschaft sehr beschwerlich, indem sie noch uͤber dieses nach Wittgenau, an die daselbst liegende Tragou- ner Fourage liefern musten. Hiebey ist noch zu bemercken, daß, als den 12ten Februar dieses Jahres der Major von denen Mosco- witern sein Quartier bey Herrn Giesen, (wel- cher Commandeur bey der Ost-Jndianischen Compagnie der Hochmoͤgenden Herren Staa- K ten Das sechszehende Capitel. ten von Holland gewesen) auf dem Marckte verlangte, dieser aber mit seiner oͤftern Unpaͤß- lichkeit sich entschuldigte, daß er die Stube selbst brauche, ihm alsbald etliche Moscowi- ter ins Haus geschicket wurden, die Stube zu eroͤsnen; als aber Giese solches nicht zugeben wollte, wurde er von ihnen geschlagen, wor- auf dieser ein Pistol in die Hand fassete, und that, als ob er sich wehren wollte, solches wurde ihm aus der Hand gerissen und dem Major gebracht, dieser gab Befehl, Giesen in Arrest zu nehmen, worauf ihn die Moscowi- ter bey den Fuͤssen zur Treppe herunter schlepp- ten, und in Arrest fuͤhreten, in welchem er bis auf den andern Tag kranck geschlagen liegen muste. Der Major nahm darauf sein Quar- tier, bey Salomo Gottlob Hausdorfen, der Stadt-Richter war. Die Moscowiter lagen bis den 30sten Julii in der Stadt, und mar- schirten darnach nach Goͤrlitz ins Lager, sie kosteten der Stadt mit Kost und allen 3000 Thaler, die gantze Herrschaft muste ihnen dar- auf den 10den August Hafer und Heu ins La- ger liefern. Den 7den September kamen wie- der 4010 Moscowiter, und lagen zwischen der Stadt und dem Dorfe Spohle zween Ta- ge lang, da alle Dorfschaften Fourage anschaf- fen musten. Den 5ten December wurden 8 Compagnien Moscowiter in die Stadt gele- get, Von denen Kriegs-Zeiten. get, welchen die Stadt auf einen Monath Brod geben muste; es wurde zwar nach Ver- fliessung eines Monaths das meiste wieder be- zahlet, und musten sie sich hernach selbst ver- pflegen, aber sie veruͤbeten dennoch grossen Unfug und Diebstal. Den 9ten December marschirten von Guben durch die Herrschaft ein gantz Regiment Granadier, so Franzosen waren, in die Winter-Quartiere, und lagen eine Nacht zu Colm, Taͤtzschwitz, Geyers- walde und Laubusch. Sie brauchten grosse Gewalt, schlachteten selber Rinder und Schweine, schossen alle Gaͤnse und Huͤner weg, und nahmen mit, was sie bekommen konten. Fuͤr jedes Rind ward den Leuten von dem Obersten 2 Thaler gegeben. Bey ihrem Abzuge hatten sie zu Geyerswalde bey einem Bauer, Namens Krahl, Pulver in den Camin gespuͤndet, welches gleich nach ih- rem Abzuge losbrannte, wovon die Feuer-Es- se zu brennen anfing, ward aber durch GOt- tes Huͤlfe wieder geloͤschet. Jn eben diesem Monath gieng die gantze Artillerie von Guben durch die Herrschaft, und verursachte sonderlich in Zeisig grossen Schaden in den Aeckern. War also dieses Jahr ein recht schweres Jahr wegen der vie- len grossen Gaben an Gelde, Fourage und starcken Durchmarsche. K 2 Das Das sechszehende Capitel. Das folgende 1706te Jahr war fast noch schwerer. Den 1ten Februar marschirete das Franzoͤsische Granadier-Regiment wieder zu- ruͤck nach Pohlen, eben denselben Weg, wie im vorigen Jahre. Den 3 Februar brachen die 8 Compagnien Musquetirer, so in der Stadt lagen, wieder auf, und giengen nach Pohlen. Sie nahmen in der Stadt und auf dem Lande weg, was sie nur bekommen kon- ten, und kosteten der Stadt 205 Thaler; worauf alle Tage grosse Durchmarsche gescha- hen. Als in diesem Jahre den 26sten August im gantzen Lande ein grosses Schrecken wegen des Einzugs der Schweden entstunde, so fluͤch- teten sowohl Buͤrger als Bauern mit ihren Weibern, Kindern und besten Sachen ins Brandenburgische nach Cotbus, das Schre- cken und die Furcht war so groß, daß niemand in der Stadt blieb, als Herr Senf, Amts- Voigt, Hausdorf, Burgemeister, M. Marti- ni, Pastor Primarius, und Klien, Sub-Dia- conus. Die Dorfschaften fluͤchteten ins Ge- hoͤltze, sonderlich ins Colmische Revier, daß die Heide von Menschen, Wagen und Vieh so voll war, daß auch einige wegen Mangel am Essen (weil gleich grosse Noth in den Muͤh- len wegen Mangel des Wassers war) schon anfingen, andere zu bestehlen. Vornemlich hatte sich die Colmische Gemeine (im Dorfe war Von denen Kriegs-Zeiten. war niemand mehr geblieben, als Mag. Fren- tzel, P. L. der Schulmeister und etliche weni- ge andere) im Holtze dergestalt verhauen, daß sie hernach 3 gantzer Tage mit Saͤgen die Baͤume zerschneiden und raͤumen musten, ehe sie wieder heraus kommen konten. Den 9ten September geschahe ein Einfall von 400 Wallachen in die Stadt, weil nun alles fluͤch- tig war, so wurde der Amts-Voigt Senf und Burgemeister Hausdorf sehr bedraͤnget. Die Wallachen logirten sich aufs Schloß. Es waren gleich etliche Koͤnigliche Wagen mit Proviant von Guben angekommen, diese wur- den alsbald weggenommen, das Schloß durch- suchet und das Gewehr von einem gantzen Re- giment benebst Schantz-Geraͤthe auf dem Ho- fe verbrannt. Zu den Flinten muste Senf der Amts-Voigt, und der Burgemeister Haus- dorf Fuhren schaffen, um solche nach dem Haupt-Quartier, so zu Bischofswerda war, zu fuͤhren; weil nun die Fuhren nicht gleich da waren, so wollten sie den Amts-Voigt Senfen auf ein Pferd binden und mit sich schleppen, Burgemeister Hausdorfen aber so lange schlagen, bis die Fuhren ankaͤmen, indem kamen die Fuhren an, worauf beyde wieder losgelassen wurden. Sie thaten sonst niemanden was zu Leide, ausser daß Burge- meister Hausdorf 375 Thaler Schatzung ge- K 3 ben Das sechszehende Capitel. ben muste. Solches Geld aufzubringen, machte ihm viel Sorgen und Muͤhe, weil al- les aus der Stadt war. Sobald sie das Geld bekommen, marschireten sie sruͤhe Morgens wieder ab, wie hiervon nachfolgende Copie ei- nes Briefes anzeiget. Tit. Tot. Jnsonders Hochgeehrtester Herr Gevatter. Es ist mir leid, daß ich demselben mit mei- nen Leuten Ungelegenheit machen soll, und Jhm noch dazu mit einer Fuhre beschweren. Wir haben die vergangene Nacht, wie aller- seits wissend, 400 Wallachen, deren Fuͤhrer ein Schwedischer guter deutscher Capitain, hier gehabt, und ihnen nebst Futter und Mehl auch 375 Thaler zahlen muͤssen, da denn alles fast auf mich allein angekommen und niemand gefraget, wo ich Geld hernehmen sollte oder wollte; Nun waͤre gleichwohl nicht willens, mich aus der Stadt zu machen; es schrieb aber gestern der Herr Steuer-Einnehmer aus Budißin, daß die Herren Landes-Staͤnde auf Abschlag 10000 Thaler contribuiren, und wir dahero unsere versessene Sechs-Steuern richtig machen, oder 500 Mann Schweden auf Execution, derer jeden wir nebst Kost taͤglich 6 Gr. geben muͤsten, gewaͤrtig seyn sollten, dieses aber ist vollends nicht zu schaf- fen, Von denen Krieges-Zeiten. fen, weil fast kein Buͤrger mehr hier, und ich also allein beym Kopfe genommen wuͤrde wer- den, sonst wuͤrde mich nicht fuͤrchten, denn die Schweden hausen lange nicht so uͤbel, als un- sere Leute, wenn sie nur die Einwohner zu Hause antreffen; jedoch will ich gleichwohl die Extremitaͤt abwarten. Reinschild gehet mit der Cavallerie 15000 starck nach Koͤnigsbruͤck, in Budißin liegen 200 Mann, meine Pferde sind nach Cotbus, da unsere Weiber gestern wichtig lamentiret, denn sie haben alsbald von unsern Gaͤsten Post erhalten. Mein bißgen Sachen bitte etwa wohin in Verwahrung zu thun. Sollte jemand nach Colmen kommen, so berede er nur die Leute, daß sie bey ihren Haͤusern bleiben, es wird ihnen nicht der ge- ringste Tort geschehen. Nun ich verharre fuͤr die Muͤhwaltung Dessen verbundener S. G. Hausdorf. Da sie aus der Stadt, bey dem Gerichte waren, und einen Mann aus dem Gehoͤltze kommen sahen, (welcher von dem Pfarrer zu Colm zu recognosciren ausgesandt war,) jag- ten sie gleich auf ihn zu und fragten, wo er hin wollte? denen er antwortete, sein Herr haͤtte ihn nach der Stadt geschickt, daß er was Ge- K 4 wuͤrtze Das sechszehende Capitel. wuͤrtze holen sollte, indem er den ankommen- den Schweden gerne Essen fertig halten woll- te. Darauf fragten die Wallachen ihn wei- ter, so wirst du auch Geld bey dir haben? Ja, sagte dieser, Geld genung, wies ihnen ein 2 Gr. Stuͤck, als sie ihn drauf fragten, ob er nicht mehr haͤtte, und er mit Nein ant- wortete, sprachen sie zu ihm, salvo honore, sie sch * darein, gehe in GOttes Namen, und lies- sen ihn also fortgehen. Nach dem Abmarsch dieser Wallachen kam ein Geschrey in die Stadt, daß noch mehr Volck kaͤme, worauf vollends alle mit Sack und Pack fluͤchtig wur- den, nach Colm, theils ins Dorf, theils ins Gehoͤltze; weil aber dieses Geruͤchte sich falsch befand, so kam des andern Tages alles wieder in die Stadt. Den 11ten September kam ein anderer Schwarm Wallachen, von welchen der eine Theil einen jungen Lubomirski bis nach Jessen die Cotbußische Strasse als einen Ab- gesandten begleiteten. Bey Jessen begegnete denselben der Brandenburgische Abgesandte und Geheimde Rath, Printz, den sie annah- men, und durch die Stadt nach Bischofs- werda, zu Jhro Majestaͤt dem Koͤnige in Schweden begleiteten, die uͤbrigen Wallachen blieben hier in der Stadt, und brachten von ihrem General Goͤrtzen einen Brand-Brief, worin Schwerd und Feuer der gantzen Herr- schaft Von denen Kriegs-Zeiten. schaft gedrohet wurde, wenn sie nicht gleich alles, was Jhro Majestaͤten unsers Koͤnigs waͤre, auslieferten. Da ihnen nun hierauf die Munition und der Proviant ausgeliefert ward, nahmen sie ihn theils mit fort, theils verkauften, theils verschenckten sie ihn. Jn- dem solches geschahe, kam in hiesiger Stadt und Herrschaft folgendes Koͤniglich Schwe- disches Manifest an: Wir Carl, von GOttes Gnaden der Schweden, Gothen, und Wenden Koͤnig, ꝛc. ꝛc. Thun kund und wissend hiermit, daß, weilen Wir Unsere Krieges-Macht in die Chur- fuͤrstliche Laͤnder zu ruͤcken, und daselbsten den gantz unrechtmaͤßigen Krieg, dem dieselben so- wohl seinen Anfang als Wachsthum gegeben, gaͤntzlich zu daͤmpfen zu suchen, sind veranlas- set worden, so haͤtten Wir zwar grosse Ursa- che, mit selben auf gleiche Art zu verfahren, wie sich Jhr Churfuͤrst, der Koͤnig Augustus, vom Anfange dieses Krieges gegen Unsere Pro- vinzien und Graͤntzen erwiesen und noch er- weiset; Nichts destoweniger aber haben Wir gewisser Ursachen halber, unsere rechtmaͤßige Ahndung in soweit auf die Seite setzen und hiermit kraft dieses offenen Briefes allen in den Churfuͤrstlichen Landen seyenden Staͤd- ten und Einwohnern, sowohl Hohen als Nie- drigen, in Gnaden andeuten wollen, daß alle K 5 und Das sechszehende Capitel. und jede, die da in ihren Haͤusern und Woh- nungen verbleiben, davon ihr Eigenthum nicht anderweits verfuͤhren, sondern gutwillig und ohne Widerrede dasjenige, was zu Un- serer Trouppen nothduͤrstigen Unterhaltung ihnen moͤchte auferleget werden, bezahlen und erlegen, sollen nicht allein in Unsern Koͤnigl. Schutz und Schirm genommen, sondern auch sowohl ihrer Person, als zugehoͤrigen Gesin- des, Guͤter, Haͤuser und Eigenthum, auch Handel und Handthierungs wegen vollkom- mene Sicherheit dergestalt zu geniessen haben, daß keiner von Unsern Kriegs-Bedienten, we- der Hohen noch Niedern, was ihnen zugehoͤret, eigenwilliger Weise einen Schaden und Ge- walt oder Eintrag auf keinerley Weise und Art thun oder zufuͤgen sollen. Dagegen aber die- jenigen, die sich zur Gegenwehr setzen, ihre Haͤuser und Wohnungen verlassen, ihre Sa- chen und Baarschaften aus dem Wege schaf- fen, selbe verbergen und vergraben, desglei- chen auch sich traͤge oder widerspenstig erzei- gen, dasjenige abzutragen, was ihnen von Unsern Befehlhabern und Commissariis auf- erleget wird, oder sonst demjenigen nicht nach- kommen, was ihnen moͤchte befohlen und ge- heissen werden, sollen alle, wes Standes und Wuͤrden sie auch seyn moͤgen, dieser Unsrer Gnade und Versprechens nicht allein verlu- stig Von denen Krieges-Zeiten. stig geschaͤtzet, sondern auch gleich Feinden auf das schaͤrfste ohne einzige Gnade und Verschonung, an was Ort und Stelle man sie entweder selber oder ihre Haͤuser und Eigen- thum finden und antreffen moͤchte, mit Feuer und Schwerd verfolget, und heimgesuchet werden. Urkund dessen haben Wir dieses eigenhaͤndig unterschrieben und mit Unserm Koͤniglichen Jnsiegel bekraͤftigen lassen. Ge- geben in Unserm Haupt-Quartier bey Crum- netse, den 26 August 1706. (5 Sept.) Hierauf wurde den 27sten September all- hier, wie auch im gantzen Lande, ein Stille- stand publiciret, und die nach Cotbus gefluͤch- ten stelleten sich wieder ein. Den 25sten November muste die Herr- schaft fuͤr das Siegershelmische Regiment Tra- gouner nach Loͤbau liefern auf 87 Rationes, Heu 8240 Pfund, Hafer 55 Scheffel 1 Vier- tel 2 Achtel, Heckerling 136 Saͤcke. Den 30sten November muste die Stadt wieder nach Camentz vor das Connemische Regi- ment zu Fusse liefern an 120 Portionen, 4800 Pfund Brod, 4800 Pfund Fleisch und 7200 Kannen Bier. Dieses muste bestimm- ten 30sten November bey Vermeidung mili- tarischer Execution Vormittags in Camentz seyn. Den Das sechszehende Capitel. Den 26sten November wurde der Friede zwischen unserer Koͤniglichen Majestaͤt und dem Koͤnig in Schweden in unserer Herrschaft von allen Cantzeln publiciret. Jm Jahre 1707 den 26sten Mertz wur- den in der Stadt 3 Compagnien Schwedi- sches Fuß-Volck einquartiret, welchen die Stadt benebst andern Oertern die Provision und Fourage liefern musten. Sie erzeigten sich anfangs sehr friedlich, wenn sie assen und truncken, so muste der Wirth bey ihnen seyn und mit ihnen essen und trincken. Aber das waͤhrete nicht lange, sondern sie gaben darauf dem Wirth ihre bekommene Portiones, und dafuͤr assen sie mit dem Wirth; zuletzt ver- kauften etliche ihr Fleisch und was sie bekom- men, und assen dennoch mit dem Wirthe, dahero mancher Wirth grosse Beschwerung hatte, jedoch thaten sie niemanden was leides, vielweniger, daß sie das geringste veruntrauet haͤtten. Sie hatten ihre Feld-Prediger, die bey dem Amt-Hause auf der Wiese taͤglich Bet-Stunden hielten. Die Predigten waren auf dem Schloß-Saale. Jhr Magazin hat- ten sie auf dem Schlosse in der untersten Stu- be, wobey eine Wache stund, welche grosse Anfechtung von Gespenstern hatte, daß sie auch vielmahls weglauffen muste. Sie hiel- ten gute Ordnung; hatte einer sich vollgesof- fen Von denen Kriegs-Zeiten. fen oder pecciret, so wurde er bis aufs Blut gepeitschet. Unter andern trug sichs damahls zu, daß ein Wachmeister von ihnen nebst ei- nem andern aus der Stadt ritten, und unter- wegens eine Magd, die auf dem Felde bey Burgemeister Hausdorfs Vorwerge war, auf- fingen, da der andere sie hielt, der Wachmei- ster aber sie nothzuͤchtigte, weil ihnen aber in waͤhrender boͤser That das Pferd entlief, und von den Leuten aufgefangen wurde, stellete er sich vors Amt und stillete die Sache bey der Magd mit Gelde, Gritze und Hirse, damit es verschwiegen blieb, und nicht vor den Offi- cier kam. Den 28sten May muste die Stadt, und Dorfschaften 5000 Pfund Zwieback ba- cken, und den Schweden liefern. Den 30sten May musten die Dorfschaften 600 Thaler Reste denen Schweden, nach Grossenhan lie- fern. Den 14 Junii wurde eine Compagnie Schweden von Camenz (welche Stadt den 11ten Junii gantz abbrannte) in die Stadt ge- leget, so den 21sten August wieder abmarschi- reten, welchen die Stadt bis nach Bautzen Fuhren gab. Den 5ten bis auf den 17den September gieng der Schwedische Ruͤckmarsch durch die Herrschaft, da unter andern das gan- tze Wallachische Regiment einen Rast-Tag hielt, welches der Herrschaft grosse Unkosten verursachte. Jn der Stadt ag der Stab, von Das sechszehende Capitel. von der Leib-Compagnie des Ehren-Staͤdti- schen Regiments, und eine Compagnie Wal- lachen 182 Mann. Sie kosteten der Stadt, nur was ordinaͤr seyn muste, 494 Thaler, 15 Gr. 6 Pf. was extraordinaͤr aufging, ungerechnet. Hiebey ist sonderlich zu bemercken, daß, so lange die Schweden im Lande gewesen, die Stadt und gantze Herrschaft durch Vorsorge des Amts-Voigts Senfen und Burgemeister Hausdorfen keinen Groschen Execution gege- ben, und hat sonderlich Burgemeister Haus- dorf mit grosser Muͤhe das Geld zusammen bringen muͤssen, wedwegen er hin und her rei- sen, seine eigene Guͤter versetzen, und die Stadt damit verlegen muͤssen. So hat nun die arme Stadt und gantze Herrschaft in Krieges-Zeiten viel ausstehen muͤssen. Es ist nachzuholen, wie im Jahre 1698 den 28sten Februar der Oberste von Reichenau sich in die Stadt auf vier Monath einquartiret. Er hielt scharfe Ordnung. Den 17den May ließ er die Justiz von einer Saͤule aufrichten und unterschiedener Deserteurs Na- men anschlagen. Den 17den Junii brach er wieder auf und gieng nach Pohlen. Die Ein- quartirung kostet der Stadt 118 Thaler 19 Gr. Jm Jahre 1699 den 6ten November lag des Herrn General-Majors von Reiche- nau Von denen Kriegs-Zeiten. nau Compagnie nebst dem halben Regiments- Stabe in der Stadt, und kostete ihr 40 Tha- ler. Jm Jahre 1702 lag in der Stadt die Hagwitzische Compagnie vom Steinauischen Regiment Cuͤraßirer, und kamen der Stadt 486 Thaler. Jm Jahre 1705 lag in der Stadt im Quartier der Rittmeister Tannitz, und kostete ihr 50 Thaler. Jn eben diesem Jah- re den 22sten Junii wurde bey Wittgenau ein Lager formiret von einem Regiment Tragou- ner, in welches hiesige Stadt und Dorfschaf- ten 129 Fuder Gras, 6 Schock Stroh und 20 Fuhren Holtz liefern muste. Den 29 Ju- nii wurde wieder bey Taͤtzschwitz, einem Herr- schaftlichen Dorfe eine Meile von der Stadt, ein Lager von 177 Tragounern angeleget, wel- chen die Stadt und Dorfschaft Fourage von Gras und taͤglich auf jedes Pferd 1 Metze Ha- fer liefern musten. Den 7den Julii wurde dieses Lager aufgehoben, und in die Stadt ge- legt, dazu noch eine andere Compagnie stieß, und von der Herrschaft verpfleget wurde. Jm Jahre 1707 den 9 May kam unser Saͤchsi- sches Volck aus Pohlen, und wurde das Erb- staͤttische Cuͤraßier-Regiment in hiesige Doͤr- fer geleget, welches den Leuten wegen der Ver- pflegung sehr schwer fiel; jedoch wurde schar- fe Ordre gehalten. Jm Jahre 1717 im Mo- nath Mertz lagen Husaren in der Stadt, je- doch Das siebenzehende Capitel. doch nur eine Nacht, waren auch sehr hoͤflich, thaten niemanden was zu Leide, vielmehr hat- ten sie mit den Buͤrgern ihre Freude, besoffen ihren Wirth, und weil sie nicht Teutsch kon- ten, so redeten sie meistens Lateinisch. Der GOtt des Friedens behuͤte die Stadt und gan- tze Herrschaft, wie auch unser gantzes Land vor Krieg, und lasse uns den edlen Frieden ge- niessen, damit ein jeder sein Leben in Ruhe und Friede fuͤhren, GOtt und unserm aller- gnaͤdigsten Koͤnig dienen moͤge. Das siebenzehende Cap. Von Feuer, Pest- und Wassers- Noth. F euer, Pest und Wasser sind Strafen, mit welchen der gerechte GOtt ein Land, Stadt, und Ort um vorsetzli- cher Suͤnden und Bosheit willen heimsuchet. Unsere liebe Stadt und Herrschaft weiß von diesen dreyen Heimsuchungen auch zu sagen. Jn einem alten Manuscripte habe nachfolgen- de Worte gefunden: Bey Herrn George von Stayns, Herrn auf Zosse und Hoyerswer- da, Regierung hat man sub Anno 1486 ex- presse Von Feuer, Pest- und Wassers-Noth. presse gefunden, daß die Stadt vorhin oft und mannigfaltig abgebrannt worden, dadurch viel denckwuͤrdiges von Haͤnden gekommen ist. So viel ich gefunden habe, ist Jm Jahre 1449 am Tage des Heiligen Laurentii in der Stadt ein grosser Brand ge- wesen, in welchem viele Pferde, Rinder und ander Vieh samt vielen Getreyde verbrannt, dahero auch Jhro Churfuͤrstliche Durchlauch- tigkeit Hertzog Friedrich von Sachsen, aus hoher Condolenz denen Abgebrannten, damit sie sich inzwischen ihres Schadens erholen moͤchten, das Geschoß, Renten und Zinsen auf 6 Jahre genaͤdigst erliessen. Jm Jahre 1515 den 6ten Sonntag nach der Himmelfahrt Christi, brannte die gantze Stadt bis auf die Kirche und Schule ab. Jm Jahre 1531 brannte wieder die gantze Stadt ab, bis auf die Kirche, Schule, und etliche wenige Haͤuser, welche GOtt mitten im Feuer erhielt. Jm Jahre 1571 den Sonntag Rogate, Abends um 10 Uhr, entstund am Marckte, dem Rathhause gegen uͤber an der Ecke, im Gasthofe, durch Verwahrlosung eines boͤsen trunckenen Weibes, ein Feuer, welches als- bald die Eck-Haͤuser und Rathhaus ergrif, und gieng in diesem Feuer fast die gantze Stadt darauf bis auf die Kirche, Pfarr, und L etli- Das siebenzehende Capitel. etliche wenige Haͤuser, vor dem Wittgenauer Thore: Der Wirth, bey dem das Feuer aus- gekommen, entlief, wie auch sein Weib und Gesinde. Die damahlige Herrschaft, Fran Maria von Schumburgin, Weiland Herrn Wilhelm von Schumburgs nachgelassene Wittwe, erlangte durch Jnterceßion bey Sr. Hochwuͤrden dem Ertz-Bischofe zu Prag und des Heiligen Apostolischen Stuhles Legaten, Herrn Antonio, daß hiesigen Abgebrannten in Staͤdten, Flecken, Kloͤstern, und Doͤr- fern des Koͤnigreichs Boͤhmen eine Christliche Mit-Huͤlfe zu colligiren, vergoͤnnet ward. Jm Jahre 1572 um Michael graßirte die rothe Ruhr in der Stadt und Herrschafts- Doͤrfern so sehr, daß auch in kurtzer Zeit etli- che 100 Menschen, alte und junge, sturben. Jm Jahre 1585 den 9ten November hat ein wahnsinniges Weib in der Spremberger Gassen in ihres Nachbaren Haus zwischen dem Eck-Hause am Marckte Feuer angelegt. Das Feuer ist hinaus auf die Scheune geflo- gen, wodurch 5 Wohn-Haͤuser, und 14 (in einigen Nachrichten stehet 19) Scheuren samt dem Getreyde verbrannt. Das Weib hat hernach etliche Jahr in ihrem Hause ver- wahret gesessen. Jm Jahre 1589 den 30sten Januarii des Nachts brannte das alte hohe Schloß ab/ wel- Von Feuer, Pest- und Wassers-Noth. welches 120 Jahr gestanden. Der Mahler, welcher nebst einem Tischer die alten Zimmer verneuren sollte, durch dessen Verwahrlo- sung das Feuer ausgekommen war, gab sich auf die Flucht, der Tischer aber verfiel ins Feuer. Jm Jahre 1592 den 6 Julii zwischen 2 und 3 Uhr Nachmittage, da die Leute meisten- theils auf der Heu-Arbeit waren, brannte die halbe Stadt gegen das Schloß zu ab, in wel- chem Brande eine Dienst-Magd in einem Kel- ler erstickte. Die gantze Stadt waͤre drauf ge- gangen, wo nicht der gnaͤdige und barmher- tzige GOtt es durch einen einfallenden starcken Regen gedaͤmpfet. Eben zu der Zeit kam auch ohnweit der Baderey in einem Hause auf einer Hochzeit durchs Fisch- und Krebs-Sie- den Feuer aus, ward aber durch gute Anstalt mit GOttes Gnade geloͤschet. Der Wirth und die Koͤchin entliefen alsbald. Jm Jahre 1625 den 24sten Januar, als den Tag vor Pauli Bekehrung, Abends um 10 Uhr sind 32 Scheuren mit allem Getreyde vor dem Senftenberger Thore, durch leicht- fertige Ansteckung eines ruchlosen Menschen abgebrannt. Jm Jahre 1632 entstund in der Stadt ein grosses Sterben, und sturben in viertehalb L 2 Mona- Das siebenzehende Capitel. Monathen 700 Menschen jung und alt. Es blieben nicht mehr als 16 Paar Ehe-Leute uͤbrig. Das dritte Jahr darauf, nemlich 1635, war abermahls die Pest in der Stadt, welche in kurtzer Zeit etliche 100 Men- schen hinrafte. Jm Jahre 1636 den 19den May um 9 Uhr Vormittage gieng ein Feuer auf in der Wittgenauer Gasse durch Verwahrlosung ei- nes Weibes, mit Namen Elisabeth Deutzschin, beym Maltz-Duͤrren, dadurch beyde Diaco- nat-Haͤuser, 34 Wohn-Haͤuser, 4 Maltz- Haͤuser und 16 Scheuren samt dem hohen Thor-Hause und gantzen Vorstadt abge- brannt. Das Weib salvirete sich mit der Flucht. Das Jahr darauf und eben demsel- ben Tag 1637 den 19den May Nachmittage, wur- de durch einige gottlose Menschen in einer Scheure vor dem Spremberger Thore Feuer angelegt, und giengen nebst derselbigen 16 Scheuren mit dem Getreyde und 5 Wohn- Haͤuser in der Vor-Stadt im Rauche auf. Jm Jahre 1642, Dienstags vor St. Gre- gori, als den 11ten Mertz, um 4 Uhr Nach- mittage ist auf das vorher geschehene vielfaͤlti- ge Auspluͤndern die halbe Stadt gegen dem Schloß abgebrannt. Und am Feste der Heil. Drey- Von Feuer, Pest- und Wassers-Noth. Dreyfaltigkeit: welches war der 25ste May Die Monathe Januarius, May, Junius und Julius sind der Stadt sonderlich fatal. Jm Januario 1541 den 8 Januarii starb Jo- hann von Schumburg, Herr von Hag. 1554 den 10den Januarii starb der erste Evangelische Pfarrer. 1599 den 13den drannte das alte Schloß ab. 1625 den 24sten brannten 32 Scheunen ab. 1699 den 3ten war Feuer. Den 19den war Feuer. 1701 starb Jacob Thune, Burgemeister. 1722 den 8ten ertrunck ein Kind ꝛc. Monath May 1567 den 19den starb Wilhelm von Schumburg. 1657 den 19den brannten 16 Scheunen und 5 Wohn- Haͤuser ab. 1642 den 25sten brannte die halbe Stadt. 1669 den 30sten starb Zacharias Seidler, regierender Burgemeister. 1671 den 5ten ertrunck ein Kind. 1695 den 29sten wur- de einer erschlagen. 1704 den 10den starb An- dreas Demiani, Rector. 1723 den 11ten brannte die Vorstadt ab vor dem Wittge- nauer Thore. 1727 den 5ten starb Johann Gottfried Grosche, Archi Diaconus. Mo- nath Junius. 1671 den 22sten starb Jacob Saltzenbrodt, regierender Burgemeister. 1672 den 26sten ertrunck ein Schmiede Knecht. 1672 schlug das Wetter in den Kirch-Thurm. 1691 den 25sten war groß Wasser. 1695 den 10den sturben 5 regierende Burgemeister. 1715 den um 1 Uhr Nachmittage wurde die andere Haͤlf- L 3 te Das siebenzehende Capitel. te von denen Schweden angesteckt, daß also nichts mehr als die Kirche, Pfarr, Schule und 16 grosse und kleine Haͤuser stehen blie- ben. Jm Jahre 1679 den 23sten September Abends zwischen 8 und 9 Uhr, gleich am Son- nabend vor der Kirchmeß, kam Feuer aus in der Kirch-Gassen bey der Frau Betherin, ei- ner Pfarr-Wittwen, beym Back-Ofen, Die meisten geben vor, daß ihre Tochter und der Pfarr-Frauen Sohn von Groß-Parthwitz waͤren mit brennenden Kienen in die Schlaf- Cammer gegangen, in welcher viel Werck und Ahnen gelegen, in welches eine Funcke ge- fallen. und nahm dergestalt alsbald uͤberhand, daß in wenig Stunden 128 Wohn-Haͤuser, Rath- haus, Apotheke, und 3 Maltz-Haͤuser in die Asche geleget wurden. Jm den 22sten ward einer erschossen. 1721 den 29sten schlug das Wetter an unterschiedliche Oerter ein ꝛc. Monath Julius. 1511 den 25sten starb Wilhelm von Schumburg. 1592 den 6ten brannte die halbe Stadt ab. 1679 den 7den war gros Gewitter. 1692 den 10den starb M. Bierling, Pastor Primarius. 1699 den 29sten ward ein Buͤrger vom Wetter er- schlagen. 1725 den 19den ertrunck ein Kind. 1730 den 30sten kamen Heuschrecken. Von Feuer, Pest- und Wassers-Noth. Jm Jahre 1665 im Monath Junio kam groß Wasser, so die gantze Sommer-Saat verderbete, worauf grosse Theurung und Vieh-Staupe erfolgete. Jm Jahre 1691 den 25sten Junii war ei- ne grosse Wasser-Fluth, dergleichen fast bey Menschen-Gedencken nicht gewesen ist, und that grossen Schaden an Heu, Hirsen, Hey- dekorn, Gersten und anderer Sommer-Saat. An der Muͤhle fiel ein Stuͤck Mauer ein, alle Steige und Bruͤcken wurden entweder vom Wasser weggenommen, oder unbrauchbar gemacht. Jm Jahre 1699 den 19den Januarii A- bends gegen 5 Uhr entstund ein grosses Feuer am Marckte bey Christoph Barten, und brannten neben an Hans Heinrichs und George Sallens Hinter-Gebaͤude nebst den Vieh-Staͤllen gaͤntzlich weg, kam aber, GOtt sey Danck, nicht weiter. Der Ver- dacht dieses Feuers war auf zween Deser- teurs, welche bey gedachten Barten zu Bie- re gewesen, wurden auch deshalben gefaͤnglich eingezogen, worauf hernachmahls nach einge- holtem Urtheil und Recht der eine, Namens Johann Koch, den 8 Februar auf 4 Jahre des Landes verwiesen, der andere aber nach Dresden zu seiner Compagnie abgeholet wor- den. Jn eben diesem Jahre L 4 Den Das siebenzehende Capitel. Den 19den Februar brannte im Schloß- Brau-Hause die Feuer-Esse, wurde aber bald geloͤschet, uͤber welches Feuer ein Buͤrger, mit Namen Popel, dergestalt erschrack, daß er gleich des Todes war. Ferner den 1 December Vormittags ge- gen 9 Uhr, brannte eines Tuchmachers Haͤus- lein am Schloß-Graben ab. Das Feuer war durch Verwahrlosung beym Back-Ofen aus- gekommen. Weiter den 28sten December kam bey der Frau S. in der Spremberger Gassen Feuer aus, und war die Stadt in grosser Gefahr, dieweil gleich ein grosser stuͤrmender Wind war; jedoch that es, GOtt Lob, keinen Schaden. War also dieses Jahr ein recht gefaͤhrliches Jahr fuͤr die Stadt. Jm Jahre 1701 war eine grosse Wasser- Fluth, so grossen Schaden that. Jm Jahre 1718 den 4ten September er- hub sich ein Vieh-Sterben in der Stadt, und raͤumete in kurtzer Zeit auf dem Schlosse, bey den Herrn Geistlichen und unterschiedlichen Buͤrgern alles weg, daß auf etliche 100 Stuͤck fielen. Zuletzt kam es in etliche Doͤrfer und machte arme Leute. Es wurde solches mit Pohlnischen Vieh angestecket. Jm Jahre 1723 den 11ten May am Hei- ligen Pfingst-Abend, brannte vor dem Witt- genau- Von Feuer, Pest- und Wassers-Noth. genauer Thore die Vorstadt, Spital und al- le Scheunen ab. Das Feuer kam bey einem Schmiede aus. Jm Jahre 1735 den 2ten October, war der 17de Sonntag nach dem Feste der Heili- gen Dreyfaltigkeit, fruͤh um 9 Uhr kam in der Rosen-Gasse bey einem Tischler Feuer aus, durch welches die gantze Rosen-Gasse, Vieh-Spremberger-Gasse, und Sprember- ger-Graben an 118 Haͤusern, 1 Maltz-Haus und 16 Scheunen samt dem Getreyde ab- brannten, durch welchen Brand viele in die groͤste Armuth gerathen sind. Der Gerech- te und Heilige GOtt behuͤte doch die liebe Stadt ferner vor Feuer und grosser Noth. Das achtzehende Cap. Von grossem Ungewitter, Wind, Mißwachs und Theurung. A uch hiervon ist die arme Stadt und Herrschaft nicht verschonet geblieben. Jm Jahre 1564 den 4 May fiel ein gros- ser Schnee und harter Frost, gleich als das Korn in Schossen war. Jm Jahre 1565 ist nach Weynachten L 5 ein Das achtzehende Capitel. ein sehr grosser Schnee gefallen, und grosse Kaͤlte gewesen, bis nach Maria Verkuͤndi- gung, worauf wegen Mangel des Futters, das meiste Vieh vor Hunger gestorben. Jm Jahre 1567 war von Walpurgis bis auf Johanni eine so grosse Hitze und Duͤrre, daß fast alles Getreyde auf den Feldern ver- dorrete, nach Johanni kam groß Wasser, wel- ches das uͤbrige Getreyde, theils verschlem- met, theils wegnahm, und folgete darauf grosse Theurung und Hungers-Noth. Jm Jahre 1569 war ein grosser Winter, mit grossem Schnee und harten Frost, und wehrete bis auf Pfingsten, nach Pfingsten kam groß Wasser, so unsaͤglichen Schaden that. Jm Jahre 1571 war ein schweres Jahr, der Scheffel Korn ward um 3 Marck, und der Scheffel Weitze um viertehalb Marck ver- kauft. Jm Jahre 1572 hat sich 14 Tage vor Martini eine heftige Kaͤlte angefangen, und wehrete bis auf Pfingsten 1573 und folgete darauf Sterben unter Menschen und Vieh, das Vieh starb vor Hunger, der Hunger war so groß, daß die Leute von Eicheln, Spreu, Stroh, Tannen-Zapfen, und Erlen-Knospen, Brod gebacken, und, welches abscheulich zu sa- gen, Von Ungewitter, Wind, Mißwachs ꝛc. gen, das Fleisch vom umgefallenen Viehe kochten und assen. Jm Jahre 1589 am St. Margarethen- Tage, hat eine so grosse Hitze und Duͤrre sich angefangen, daß die Leute auf den Aeckern nicht haben arbeiten koͤnnen, das Obst auf den Baͤumen hat ausgesehen, wie gebraten, worauf den 1 November ein Schnee gefallen, und gelegen biß den 18. April 1590. Jm Jahre 1590 hat sich eine grosse Duͤr- re angefangen, und waͤhrete bis auf Michael, die Sommer-Saat verdarb meistentheils gantz und gar, und folgte darauf eine grosse Theurung. Jm Jahre 1660 war ein grosser Wind, der sowohl in als ausser der Stadt grossen Schaden gethan. Jm Jahre 1662 ist in der gantzen Herr- schaft ein Mißwachs gewesen, von allem Ge- treyde, daß auch die Lebens-Mittel sehr theuer waren. Jm Jahre 1676 den 16 Junii schlug das Wetter in den Kirch-Thurm, von oben durch die Mauer bis herunter, that aber Gott Lob weiter keinen Schaden. Jm Jahre 1697 den 7 Julii erhub sich ein grausam Ungewitter und erschlug Mat- thei Mischkan von Bergen, da er aus der Kir- che nach Hause gehen wollen, er war unbe- schaͤ- Das achtzehende Capitel. schaͤdiget, nur der Hut und Schue waren durchloͤchert. Eben dieses Jahr den 1 October war ein heftiger Sturm-Wind, er ruinirete viele Haͤu- ser und Scheunen und that im Holtze grossen Schaden. Jm Jahre 1699 den 3 Januar erhub sich ein grausamer Wind, welcher in dem Gehoͤltze grossen Schaden that, er waͤhrete gantzer drey Wochen. Eben in diesem Jahre den 29 Julii ward Hans Jeritzes, Buͤrgers und Einwohners Sohn allhier, auf dem Felde, vor dem Witt- genauer Thor, vom Wetter erschlagen. Jm Jahre 1702 den 23 August flogen fast durch die gantze Herrschaft, weisse Mol- cken-Diebe, sie kamen von Brandenburgi- scher Graͤntze her, darauf folgten viel Raupen, so auf den Baͤumen und Kraute grossen Scha- den thaten. Jm Jahre 1707 den 22 Julii erhub sich in der Mittags-Stunde ein grosser Wind, er gieng durchs gantze Land, und verursachte gros- sen Schaden, indem er das Getreyde auf dem Felde, theils unter einander warf, theils gar wegnahm. Jm Jahre 1710 den 12 September A- bends um 8 Uhr, kam ein grosses Ungewitter uͤber die Stadt mit einem starcken Regen, that einen Von Ungewitter, Wind, Mißwachs ꝛc. einen eintzigen entsetzlichen Blitz und Donner- schlag, welcher so starck war, daß auch die gan- tze Stadt schiene, als ob sie gantz darnieder geschlagen wuͤrde, schlug aber nirgends mehr ein, als in den Kirch-Thurm, welches erst den andern Morgen fruͤhe in acht genommen wurde; Der Schlag gieng oben bey der Spi- tze in den Thurm hinein, zu dem Fenster ne- ben der Glocken, wo der Drath zum Viertel- Seiger gehet, der Drath war zerschmoltzen, die Spur des Viertel-Zeigers in etwas krum, die Stunden-Tafel unten etwas beschaͤ- diget, dabey die Mauer ein wenig ausgeworf- fen, alsdenn hatte sich, dem Ansehen nach, der Strahl in zwey Theile getheilet, davon der ei- ne an der Decken oben wo die Spur stehet, in Gange einen Quater-Stein durchgeschla- gen, und in die deutsche Kirche und zwar in den Pfeiler der Kantzel gegen uͤber, wo Luthe- ri Bildniß stehet, gegangen, alle Ecken beschaͤ- diget, Stuͤcken ausgeschlagen, (jedoch das Bild unversehret) und alsdenn oben uͤber dem einen Fenster, auf der Herrschaftlichen Empor- Kirche wieder sich herausgewendet, das Dach an der Mauer und dreyen Latten in die 3 El- len zerschmettert, den Simß an der Mauer vielfaͤltig beschaͤdiget, so daß es ausgesehen, als wenn mit einem Bohr, Fingers-dicke in die Mauer gebohret waͤre, von da wieder unten in Das achtzehende Capitel. in das Fenster gegangen, das unterste Theil des Fensters zerschmettert, das Glaß und Holtz zerschlagen; der andere Strahl aber ist in die Ecke, zwischen der deutschen und wen- dischen Kirche nach der Schule zu am Dache herunter gegangen, das Dach in 2 Ellen breit zerschlagen, bis herunter, von da in die deut- sche Kirche zum Fenster eingegangen, und das gantze Fenster zerschmettert. Jm Jahre 1716 war ein sehr schweres Jahr, theils wegen der grossen Naͤsse, unbe- staͤndigen und kalten Sommers, daß auch we- der auf den Feldern noch in den Gaͤrten nichts zu seiner Vollkommenheit gelangen konte, es fielen hin und wieder grosse Schlossen, welche auf den Feldern grossen Schaden thaten, und an manchen Orten das Getreyde gantz darnie- der schlugen, und obgleich das Korn sich wie- der in etwas erholte, auch neue Aehren hervor kamen und Koͤrner bekam, so war doch der meiste Theil die schwartzen Mutter-Koͤrner, und zugleich mit einem solchen starcken gifti- gen Mehl-Thau besudelt, daß hernach grosse Kranckheiten entstunden, sonderlich graßirte der Krampf und Gicht-Kranckheit, welche die Leute gantz zusammen zog und verdrehte, oder wurden gantz rasend, ja viele sturben so bald sie das neue Korn assen, daß auch viele Haͤu- ser und Gemeinden wuͤste wurden, das Vieh, so Von Ungewitter, Wind, Mißwachs ꝛc. so das neue Korn fraß, starb gleichfals. Wor- auf auf Jhro Hochsel. Majestaͤt Befehl, die Muͤller solche Siebe sich anschaffen musten, daß das Korn in der Muͤhle muste gesiebet werden, da die Mutter-Koͤrner im Siebe blie- ben, da aber dieses noch nicht helfen wollte, so wurden auf Jhro Koͤniglichen Majestaͤt Be- fehl, etliche 1000 Scheffel Korn unter das Volck ausgetheilet, die es bezahlen konten, ga- ben Geld, die andern, die aufs kuͤnftige Jahr bezahlen wollten, wurden aufgeschrieben, die sichs aber gar nicht getraueten, zu bezahlen, denen wurde das Korn gestrichen zugemessen, und dafuͤr musten sie von dem neuen Korne ein gehaͤuft Maaß geben. Das neue Korn war kaum halb so schwer als das alte. Doch Gott Lob war in hiesiger Herrschaft die Noth nicht so groß, wie an andern Orten. Jm Jahre 1718 den 29 30 und 31 May sahe man allhier viele Molcken-Diebe, sie wa- ren weiß mit schwartzen Strichen, und schmeiß- ten Blut von sich, auf Menschen, Vieh, Waͤ- sche, Baͤume u. s. w. Jm Jahre 1719 war ein schweres Jahr, indem in allem Getreyde ein grosser Miß- wachs, und folgete drauf grosse Theurung und Hungers-Noth, die Leute fuhren mit Schube-Karren nach Dreßden, und holeten sich Getreyde, der Scheffel Dreßdner Maaß kam Das achtzehende Capitel. kam auf sechs Thaler; die Theurung und Hun- gers-Noth war so groß, daß das arme Volck, von Eichel, Spreu, Knospen von Hunde- kraͤutich Brod bucken, sie fielen auf die Knie und baten um GOttes willen um einen Bissen Brod, die Leute wurden gantz schwartz und vertrockneten vor grossen Hunger. Es fol- gete aber darauf eine gesegnete Erndte und wohlfeile Zeit. Jm Jahre 1721 den 29 Junii schlug das Wetter in der Stadt an zwey Orten ein/ das eine mahl in Hans Haͤndrisches Scheu- ne vor den Senftenberger Thore, und brann- te die Scheune ab, bis in den Grund. Das andre mahl beym Hage in eine Eichen, es fiel darauf ein sehr starcker Regen. Jm Jahre 1729 den 12 August Abends um 7 Uhr, schlug das Wetter in den Kirch- Thurm, zerschmetterte die Thuͤre auf dem Gange um den Thurm und schlug den Drath am Viertel-Seiger entzwey, der Strahl war durch den Gang in die deutsche Kirche hinter das Dach-Fenster gegangen, in der Kirche sahe man nichts, ausser an der Kantzel, wo etwas Kalck abgeschlagen war. Jm Jahre 1730 den 13 Julii thaten die Heuschrecken hie und da grossen Schaden, den 5 August kamen sie gantz nahe an die Stadt/ Von Ungewitter, Wind, Mißwachs ꝛc. Stadt, wurden aber durch GOttes Huͤlfe gedaͤmpfet, daß sie sich wieder verlohren. Jm Jahre 1734 den 28 Februar erhub sich ein grosser Wind, that grossen Schaden im Gehoͤltze, wie auch an Gebaͤuden, in Hoyerswerda schmieß er dem Weinschencken seine Scheune um, auf dem Forwerck Cortitz, und andrer Orten schmieß er viele Scheunen uͤbern Hauffen. Jm jahre 1739 fuͤnf Wochen vor Mi- chael hat es angefangen starck zu frieren, und ob es gleich einige Tage vor Weynachten wieder etwas gelinder war, so hat es doch nicht lange gewaͤhret, sondern wieder grossen Frost und Schnee gegeben, auch solche Kaͤlte bis 1740 mit Ausgange des Monats Mertz continuiret, die Kaͤlte ist so penetrant gewe- sen, daß viele Menschen auf den Strassen er- froren und ums Leben gekommen, ingleichen vieles Vieh, sonderlich Schafe umgefallen, we- gen Ermangelung des Futters, welches sehr theuer, und fast ums Geld nicht zu bekom- men gewesen. M Das Das neunzehende Capitel. Das neunzehende Cap. Von allerhand merckwuͤrdigen Sa- chen, so in der Stadt vorge- gangen. S achen, die in und bey der Stadt vor- gegangen, und verdienen angemer- cket zu werden, seyn nachfolgende. Jm Jahre 1573 den 17 August wurde Martin, Peter Schlesigers Sohn, von Bal- tzer Funcken und Paul Stumpfen erschlagen, bey welchem Morde auch Blasius Tabor ums Leben gekommen. Jm Jahre 1636 ward auf dem Felde im Grase, eine Magd vom Wetter erschlagen, als man sie fand, hielte sie in der einen Hand die Sichel, in der andern das Gras. Jm Jahre 1651 den 17 September A- bends zwischen 9 und 10 Uhr, ist ein Maͤgd- lein bey der Muͤhle ins Wasser gefallen, sie kam unter das Muͤhl-Rad, und wurde des andern Tages todt herausgezogen. Jn eben diesem Jahre den 25 December ist Frau Maria Faberin, weiland Herrn Doctor Antonii Fabers bestallten Physici all- hier, Ehe-Weib bey Leippe erfroren. Jm Von allerhand Merckwuͤrdigkeiten. Jm Jahre 1657 den 10 May sprungen zwey Maͤgde, so im Grase gewesen, aus Furcht, bey der Langen-Banck ins Wasser, und ertruncken, es liefen ihnen etliche Sol- daten nach und wollten sie nothzuͤchtigen. Eben diese Soldaten haben den 13 May darauf bey Mischkens Thuͤre, Frau Maria Blasin durch den Kopf geschossen, daß sie gleich todt blieb. Ferner, um eben diese Zeit jagten etliche Soldaten einem jungen Bauer-Knecht von Narth auf einer Wiesen nach, daß er fiel und den Hals stuͤrtzte. Jm April dieses Jahres erschoß ein Sol- date einen Mann von Neuwiese, daß er bald darauf starb. Jm Jahre 1671 den 5 May fiel Meister Simon Buzischkens Buͤrgers und Schusters Sohn, bey dem Schieß-Graben ins Wasser und ertranck. Jm Jahre 1672 den 26 Junii als Dom. p. Trinit. ertrunck ein Schmiede-Knecht, als er sich baden wollte, wurde den folgenden Tag erst gefunden und herausgezogen. Jn eben diesem Jahre den 15 Julii wur- den ihrer viere zugleich wegen begangenen Diebstahls mit dem Strange vom Leben zum Tode gebracht. Jm Jahre 1691 den 18 Junii erhing sich M 2 eine Das neunzehende Capitel. eine Magd von Leippe, im Wasch-Hause, und ward den folgenden Tag vom Hencker abge- schnitten, zum Kapf-Fenster herunter gewor- fen, auf dem Schinder-Karrn unter die Ju- stiz gefuͤhret und daselbst begraben. Jm Jahre 1693 den 10 May erhing sich G. H. auf dem Rathhause, weil er wegen Steuer gesetzet wurde. Jm Jahre 1694 wurde der Vieh-Marckt angeleget, und auf allergnaͤdigster Verord- nung de dato Dresden den 26 April allen Kaͤufern, so sich allhier einfinden, auf 3 Jahr, die bey der Stadt und Bruͤcken-Zoͤlle befreyet. Jm Jahre 1695 den 29 May des Nachts um 12 Uhr, wurde der Schultze von Michal- cken, von einem Schuh-Knecht aus Senften- berg, Namens, Matthes Henisch, vor dem Wittgenauer Thore bey dem Betherischen Graben, nach einem vorhergehenden Gezaͤn- cke erstochen, der Moͤrder aber gieng durch. Jn eben diesem Jahre den 29 Julii sollte eine Execution mit einem Diebe von Groß- Partwitz gebuͤrtig, Namens Matthaͤi Nowack, vollzogen werden, weil er aber vor der Justiz sich sehr ungebuͤhrlich stellte, und auch keine Reue, wegen seiner begangnen Suͤnde von sich spuͤren ließ, auch uͤberdiß vorgab, er stuͤr- be unschuldig, so ward derselbe auf Befehl des damahligen Herrn Amts-Hauptmanns von Doͤh- Von allerhand Merckwuͤrdigkeiten. Doͤhlau, wieder zuruͤck in das Gefaͤngniß ge- bracht, und aufs neue uͤber ihn Urthel und Recht eingeholet, es blieb aber bey dem ersten Urthel, worauf er den 26 August aufgehen- cket wurde, gieng aber dißmahl recht getrost zum Tode, betete fleißig, und hat sich vor Menschen-Augen wohl bekehret. Jm Jahre 1696 den 12 April fiel Mei- ster Matthaͤi Czezinkes Soͤhnlein von der lan- gen Banck ins Wasser und ertrunck. Jn eben diesem Jahre den 19 Junii ist wieder Martin Reyßig ein Leineweber bey der langen Banck (indem er fischen wollen) er- truncken. Jm Jahre 1697 den 24 April wurde Ma- ria Kreßin eines Buͤrgers Tochter allhier, wegen veruͤbten Diebstahls, und anderer be- gangenen Bosheit willen, bey der Justiz mit dem Schwerd gerichtet und daselbst begraben. Jm Jahre 1698 den 4 Februar wurde in hiesigem Herrschafts-Gehoͤltze angefangen Klaftern zu schlagen, welche an statt der Staͤmme den Leuten sollten verkauffet werden, als der erste Baum gefaͤllet wurde, schlug der- selbe vier Personen nieder, von welchen der ei- ne den folgenden Tag starb. Jm Jahre 1704 den 30 Mertz fiel ein Kind vor dem Senftenberger Thore ins Was- ser und wurde todt herausgezogen. M 3 Jm Das neunzehende Capitel. Jm Jahre 1705 den 19 Februar starb ein Moscowitischer Soldate im Spittel, und als er sollte begraben werden, zog der Capi- tain mit etlichen Soldaten vor die Thuͤre, legte den Verstorbenen in einen Sarg, auf den Leib eine weisse Quele und kuͤssete ihn; als sie ihn zum Grabe brachten, wurde der Sarg wieder eroͤfnet, der Capitain und andere um- stehende Moscowitter kuͤsseten nochmahls den Verstorbenen, hierauf betete der Capitain oͤffentlich mit Thraͤnen ein Gebet in ihrer Sprache, alsdenn wurde die Leiche eingesen- cket, drey Losungen gegeben und also begra- ben. Jn eben diesem Jahre den 22 Mertz ver- spuͤreten die Fischer in hiesigen Waͤssern, daß die Krebse das Wasser herunter giengen, und judicirten hieraus, daß es was sonderliches be- deuten wuͤrde. Jn eben diesem Jahre den 29 April er- trunck Martin, George Nowackes Sohn im Wasser. Jn eben diesem Jahre wurden alle junge Leute sowohl in der Stadt als vom Lande, ins Hochloͤbliche Amt gefordert, und musten untereinander wuͤrfeln, von welchen der Sie- bende ein Soldate werden muste, denen her- nach die andern das Hand-Geld musten ge- ben. Jn Von allerhand Merckwuͤrdigkeiten. Jn eben diesem Jahre entstund ein gros- ser Aufruhr in der Stadt von den Buͤrgern, wider einen Wohlweisen Rath, weil er aus Mangel des Stadt-Bieres, Orthrander Bier auf dem Keller schencken ließ nach ihren alten Rechten, das Bier wurde von den Buͤrgern auf dem Marckte ausgetruncken, und die Ge- faͤsse zerschlagen. Es wurden aber die Raͤdels- Fuͤhrer eingesetzt, und mit Gelde abgestrafet. Jm Jahre 1706 den 2 Januar ward ei- nes Zimmermanns Weib in Arrest genom- men, weil sie einen Moscowiter, vom 30sten Julii vergangenen Jahres an, bey sich ver- stecket, sie hatte ihm ein Loch in ihrer Schlaf- Kammer, unter der Erden gemacht, darinnen sie ihn am Tage verborgen hielte, des Nachts aber muste er bey ihr schlafen, da er aber sol- ches nicht laͤnger ausstehen konte, so kaufte sie ihm einen Rock und schafte ihn fort, er wurde aber zu Bernßdorf aufgefangen, und wieder in die Stadt gebracht, darauf er nach Goͤrlitz zu seinem Volck gefuͤhret wurde. Jn eben diesem Jahre den 17 April wur- de Meister Michael Bauer, ein Leinweber aus der Stadt, uͤber dem Wehre im Wasser todt gefunden, darein er trunckner Weise ge- fallen, er lebte mit seiner Frauen in einer uͤblen Ehe, wiewohl die Frau schuld daran war, ward ohne Klang und Gesang auf den M 4 Kirch- Das neunzehende Capitel. Kirch-Hof begraben, die Frau hat sich bald darauf aus der Stadt verlohren. Jm Jahre 1707 den 7 November fuhr ein Buͤrger, Namens Schurich mit dem Pflu- ge auf seinen Acker, war aber kaum heraus, so ruͤhrete ihn der Schlag, man brachte ihn zwar lebendig nach Hause, starb aber gleich darauf. Jm Jahre 1708 den 6 Februar wurde eine ordinaire Post angeleget. Jn eben diesem Jahre den 8 October kam die Durchlauchtigste Fuͤrstin Ursula Cathari- na von Teschen, als damalige Herrschaft, nebst ihren Herrn Bruder den Bischof von Cracau, und hielte sich etliche Wochen hier auf, erzeigte sich gegen viele sehr gnaͤdig, be- schenckte den damahligen Ober-Foͤrster Lube- rin mit Holtz, zu seinem neuen Hause, den Postmeister mit einem Flecken, nicht weit vom Amt-Hause, zu einem Gebaͤude, den Gast- wirth mit einer Wiese, und den Hrn. von Tem- ritz mit der Freyheit Brandtwein in seinem Hause vor sich zu brennen, so lange er lebte, vocirete auch dem Primario Martini seinen aͤltesten Sohn M. Christian Martini, bißhe- rigen Diacono in Liebenwerda zum Substitu- ten. Hierauf gieng sie den 1 November wie- der von hier nach Breßlau. Jm Jahre 1709 den 28 October fuhr Mattheus Mroßck aus Colm gebuͤrtig, und nach Von allerhand Merckwuͤrdigkeiten. nach Neyda verheyrathet, aus der Stadt in den Busch nach Streu, als er in Heimfahren den Wagen halten wollen, wurde er vom Wagen nieder geschlagen, und des Abends von Fuhrleuten darunter todt gefunden. Jm Jahre 1710 den 9 November gieng ein Buͤrger und Becker, Meister Hans Sal- tzenbrod, etwas Fische fuͤr seine gute Freunde zu fangen, ward darauf nach etlichen Stun- den am Ufer todt gefunden, mit dem Unter-Lei- be lag er auf dem Trockenen, mit dem Ober- Leibe aber in gantz seichten Wasser, der Haa- men neben ihm, und den Kober hatte er am Halse, worinnen ein einiger Krebs, woraus man schliessen wollte, er muͤste einen Zufall haben bekommen, ehe er noch recht fischen wollen, daß er niedergefallen und durch die Kaͤlte und Wasser im Munde, (denn der Mund lag im Wasser) ums Leben gekommen, wie er denn auch einige Jahr zuvor die Epi- lepsie gehabt, hinterlies ein junges Weib, und zwey unerzogene Kinder. Jm Jahre 1711 den 1 Januar schenckte Herr Ehrenfried Sartorius, Buͤrgemeister und Apothecker, der Kirchen eine silberne ver- goldete Kanne, so 50 Thaler kostet. Jn eben diesem Jahre den 3 Januar wur- de auf dem Pfarr-Lehne ein Kind gebohren, so auf den 3ten Tag darauf starb, es war ein M 5 Maͤgd- Das neunzehende Capitel. Maͤgdlein, hatte alle Glieder richtig, nur oben unter der Nasen ein Stuͤcklein Fleisch, an statt der Ober-Lippe, dieses kunte man aufheben, sahe aus wie eine Brombeere, doch nicht die Farbe, inwendig war kein Gaum, sondern nur von der Nasen eine Ader, hatte auch kein Zahn-Fleisch, an statt dessen ein Stuͤck Knorpel, die Lippen waren wie weggeschnit- ten, oben und unten, die flachen Haͤnde wa- ren gantz verdrehet, doch vollkommen, daß sie fast einem Frosche nicht unaͤhnlich waren. Die Mutter dieses Kindes hatte das Lob, daß sie ein boͤses Weib, in ihrer Schwangerschaft soll sie oft gesagt haben, was soll mir denn die Kroͤte, die Frucht unter ihrem Hertzen mey- nend. Jn eben diesem Jahre den 14 Februar gieng ein Bauer von Bergen aus der Stadt nach Hause, etwas betruncken, unterwegens ward er von Muͤllern, einem Bauer aus Groß- Partwitz, mit dem Schlitten eingeholet und uͤbern Haufen gestossen, so daß der Schlitten uͤber ihn weggieng und er liegen blieb, der mit dem Schlitten wurde von einem andern aus Bergen aufgehalten und gezwungen, daß er muste wieder umkehren, und jenen nach Hau- se fuͤhren, der Verungluͤckte kunte weder Haͤnde noch Fuͤsse ruͤhren, und starb den an- dern Tag Abends. Jm Von allerhand Merckwuͤrdigkeiten. Jm Jahre 1714 den 20 Februar erschoß sich ein Jaͤger in der Dienerey und wurde unter die Justiz begraben. Eben in diesem Jahre den 18 August er- hing sich ein Buͤrger in seinem eigenen Hause, weil er zu der Melancholie sehr geneigt gewe- sen, ward er auf den Kirch-Hof begraben. Jm Jahre 1715 den 21 Junii kam der Schultze von Saßleben, nebst noch andern Bauern mit ihrem Verwalter, mit Getreyde zu Marckte, und ward den andern Morgen fruͤh, bey den Pferden unter der Krippe auf den Leib liegend todt gefunden, er hatte sich das Halstuch dreymahl fest um den Hals geknuͤpft, den Stiehl von der Geissel durchgestecket, und mit solchem sich den Hals so zugerittelt, daß er war entzwey gegangen, und sich also erwuͤr- get, er hatte noch zuvor fruͤh um 4 Uhr seine Pferde getraͤncket. Sein leiblicher Bruder, so auch mit war, fand ihn zuerst, der dachte er schlieffe, wandte ihn um, fand aber, daß er todt war, das Halstuch war etwas blutig, oh- ne daß man sehen kunte, woher das Blut war. Auf Amts-Befehl ward er gleich durch den Ge- richts-Diener aus dem Wege geschast, und den andern Tag darauf, durch den Nachrichter un- ter den Galgen begraben. Man gab vor, er waͤre nicht recht bey Sinnen gewesen, ander- sagten, wie er vor kurtzer Zeit bey einem Kirchen- Rau- Das neunzehende Capitel. Raube mit gewesen, denn da man einige Raͤuber gefaͤnglich eingezogen, waͤre er entwi- chen, und nach etlichen Wochen wieder ge- kommen, man haͤtte ihm aber nichts gethan, als daß nur der Priester selbigen Orts ihm freundlich zugeredet, dieweil man besorgt ge- wesen, er moͤchte melancholisch werden, ist also GOtt am besten bekannt, warum er sich selbst das Leben genommen. Eben diesen Tag, da vorgedachter sich selbst umgebracht, wur- den in der Heyden unterschiedliche Leute von Raͤubern angefallen; worauf den folgenden Sonntag, von allen Gemeinden die Gehoͤltze durchsuchet, auch unterschiedliche verdaͤchtige Leute bekommen, und ins Gefaͤngniß ge- bracht wurden. Jm Jahre 1716 den 2 Mertz wurden zween Wittgenauische Weibes-Personen, auf dem Schlosse bey denen Knechten in Hurerey ergriffen, sie musten darnach andern zum Ab- scheu den Marckt kehren, alsdenn ward die ei- ne, so schon zwey Hur-Kinder gehabt, durch den Schinder-Knecht ausgedrummelt, die an- dre aber heimlich verwiesen. Eben dieses Jahr den 31 Julii wurde ein Sattler, ein frommer, erbarer und fleißiger Mann, unverhoft gantz rasend, daß ihn vie- le Leute halten musten, er fiel einige grimmig an; daß man Gewalt brauchen muste, woruͤ- ber Von allerhand Merckwuͤrdigkeiten. ber sich unterschiedene so entsetzten, daß sie gleichfals in eine Raserey verfielen, ein Boͤt- ger lief von seiner Arbeit aus der Stadt, vor- gebend, daß er einen erschlagen, er kam nach Colm eine Meile von der Stadt, und weil er daselbst ein gleiches vorgab, so wurde er von denen, zu welchen er gekommen, verleugnet, als man aber erfuhr, daß sichs nicht also ver- hielt, so wurde er denen, die ihn suchten, uͤber- geben, und wieder in die Stadt gefuͤhret. Jn eben diesem Jahre den 2 August fand man auf dem Hospital-Kirchhofe ein unge- woͤhnlich klein Grab, es wurde solches bey dem regierenden Burgemeister angegeben, und darauf eroͤfnet, und da fand man einer Ellen tief ein kleines Saͤrglein, in welchem ein klein Kind war, man brachte das Kind aufs Rath- haus, welches den Tag darauf besichtiget, und befunden wurde, daß der Hals mit einer Schnur fest zugeknuͤpft und erwuͤrget wor- den, uͤberdiß war auch der Wirbel einge- druͤckt. Man hat aber die Moͤrderin nicht ausforschen koͤnnen, ob man sich gleich grosse Muͤhe gegeben, das Kind ward darauf wieder begraben. Jm Jahre 1717 den 27 December des Nachts fiel der Weitzen-Brauer trunckener Weise ins Wasser, und wurde allererst das folgende Jahr den 26 Mertz bey dem kleinen Fluth Das neunzehende Capitel. Fluth-Belte nach Wassenburg zu gefunden, von einem stummen Mann, noch gantz un- versehrt, ausser daß die Augen ausgefressen waren, er war ein grausamer Flucher und Saͤuffer, und ward darauf in aller Stille auf den GOttes-Acker begraben. Jm Jahre 1720 den 16 Mertz erhing sich ein Buͤrger aus Armuth, ward in aller Stil- le abgenommen und auf den Kirchhof begra- ben, in seiner Jugend hatte er 400 Thaler liederlich durchgebracht. Jm Jahre 1721 den 22 Mertz ward bey denen Muͤhl-Steigen im Wasser ein Kind ge- funden, die boͤse Mutter, welche es hinein ge- worfen, war einer Beckerin Schwester, und hat 2 Maͤnner gehabt, aber von beyden aus Bosheit entlauffen, sie ward darauf den 27 Junii, auf dem Marckte mit dem Schwerdte hingerichtet und gieng wohl bereit zum Tode. Jn eben diesem Jahre den 1 Julii ward ein Kind todt im Wasser gefunden, es war et- liche Tage zuvor mit seinem Vater auf die Wiese gegangen, weil nun der Vater auf sel- biges nicht recht acht hatte, so war es ohne allen Zweifel von der langen Banck herunter gefallen und also ertruncken, der Vater war ein Tageloͤhner. Eben dieses Jahr den 19 December ist dem Von allerhand Merckwuͤrdigkeiten. dem Ziegelstreicher ein Kind von 12 Jahren in der Leim-Grube ertruncken. Jm Jahre 1722 den 8. Januar ist ein Kind in einem Graben ertruncken. Jn eben diesem Jahre zwischen den 14 und 15 August in der Nacht stahlen zween Tragouner in Bergen 8 Gaͤnse, unterwegens wurden sie von einigen Bauren, welche die Gaͤnse in dem Sacke hoͤreten schreyen, verfol- get, worauf sie bey der langen Banck ins Wasser sprungen, weil es sehr finster, so kamen sie ins Tieffe und ertruncken, sie wurden den 17 hujus gefunden und von der Compagnie begraben, jedoch ohne alle Ceremonien in al- ler Stille ohne alle Salve. Jm Jahre 1725 den 19 Julii ist in der Sprembergischen Gasse einer armen Frauen Kind, im Hofe in einer Pfitze, ertruncken. Jm Jahre 1728 den 16 December wurde das neue Schul-Gloͤcklein aufgehangen, in- dem das alte zersprungen. Jm Jahre 1730 den 1 September ward dem Sub-Diacono M. Michael Frentzel von einer unbekannten Person 1 Thlr. 9 Gr. und denn wieder den 2 December 1 Thaler zuge- schickt, unter die Armen auszutheilen, wel- ches auch geschahe. Jm Jahre 1731 den 10 Jan. wurden ihm wie- Das neunzehende Capitel. wieder 19 Gr. unter die Armen auszutheilen von einer unbekannten Person zugefendet. Jm Jahre 1732 den 17 August giengen durch die Stadt 750 vertriebene Saltzburger, sie wurden vor der Stadt von denen Herren Geistlichen und Schule mit Singen angenom- men und in die Kirche gefuͤhret, in der Kir- che wurden einige Lieder gesungen, darauf von dem Sub-Diacono Bet-Stunde gehalten, nach der Bet-Stunde hielt ihnen der Pastor Primarius vor dem Altare eine kurtze Rede, alsdenn giengen sie mit Singen aus der Kirche, auf den Marckt, wo sie von den Buͤrgern mit Freuden aufgenommen wurden, welcher Buͤr- ger keine in sein Haus bekam, war unwillig, sie wurden mit Essen und Trincken verpfle- get, bekamen auch uͤberdiß von den Buͤrgern Geld und Buͤcher, sie waren in ihrem Chri- stenthum wohl unterrichtet, den andern Tag giengen sie nach Spremberg, allwo ihrer uͤber 1000 zusammen kamen, als sie fortzogen, so erzeigeten sie sich gegen die Buͤrger sehr danckbar. Jm Jahre 1734 den 29 Januar ward ei- ner mit Namen Johann Jacob Eberling (welchen Namen er sich selbst gegeben) we- gen vielen begangenen Diebstahls mit dem Strange hingerichtet, er hatte sich zu seinem Tode wohl bereitet, und starb gantz getrost, ob Von allerhand Merckwuͤrdigkeiten. ob er gleich anfangs vom Sterben nicht hoͤren wollen, und den Herren Geistlichen viel zu schaffen gemacht. Eben dieses Jahr den 13 Sept. wurde ein Weib von Sproͤwitz, welche 5 Wochen zuvor bey ihren Nachbar Feuer angeleget, wodurch 13 Bauer-Hoͤfe und die Pfarre wegbrannten, decolliret, und alsdenn der todte Coͤrper auf dem Scheuter-Hauffen verbrannt, sie hatte sich zum Tode wohl praͤpariret. Als die Sproͤwitzschen Gerichten sie in Verhaft ge- nommen und gesetzet, schnitte sie sich mit ei- nem alten Messer in die Kehle, ob nun gleich der Schnitt toͤdtlich war, so wurde er dennoch gluͤcklich curiret. Jedoch aber eilete man mit der Execution, weil man befuͤrchtete, der Schaden wuͤrde wieder aufbrechen, und sie sterben muͤssen. Jm Jahre 1735 den 11 Februar ertrunck ein trunckener Buͤrger in der Senftenberger Gasse zwischen Weißgerbers und Schusters, wurde den andern Tag still mit Buß-Liedern auf den Kirch-Hof begraben. Eben dieses Jahr den 25 October ward ein Dieb, Namens Engel, gehangen, er war Roͤmisch Catholischer Religion, vor seinem Ende aber bekannte er sich freywillig ohne je- mandes Einreden zur Evangelischen Religion/ gieng getrost und bereit zum Tode. N Jm Das neunzehende Cap. Von allerh. ꝛc. Jm Jahre 1736 den 12 Januar hat sich ein Buͤrger, Namens Metosch, sonst Nau- mann, selbst gehangen, hinterließ ein Weib und 3 Kinder, wurde durch den Nachrich- ter abgenommen und unter den Galgen be- graben. Jm Jahre 1738 den 4 Julii Nachmit- tags zwischen 1 und 2 Uhr wurde auf dem Marckte bey Gruners Thuͤre die Spiegelin, eines Buͤrgers Ehe-Weib, von einem Jaͤger- Purschen unvorsichtiger Weise erschossen, daß sie gleich todt blieb. Jm Jahre 1739 den 18 December ward Ursula Brischkin von Sabrodt gebuͤrtig, we- gen ihres in Unehren gezeugten Kindes, wel- ches sie gleich nach der Geburth umgebracht, auf oͤffentlichem Marckte ungluͤcklich mit 5 Hieben decolliret. Das Das zwanzigste Cap. Unterschiedene Epitaphia, so auf dem inwendigen GOttes-Acker zu finden. I. Allhier ruhet in seinem JEsu der Wohl-Edle und Veste Herr Gottfried Giese Der Hochmoͤgenden Herren Staaten von Holland bey der Ost-Jndianischen Compagnie Commandeur und vornehmer Buͤrger ward gebohren allhier Ao. 1656 den 6 Julii Ao. 1685 verehlicht mit Tit. Jgfr. Johanna Christiana Uschnerin zeugete einen Sohn und zwey Toͤchter. Ao. 1705 den 3 Mertz starb er sanft und selig seines Alters 49 Jahr Leichen-Text: HErr wenn ich nur dich habe JEsus Leiden Creutz und Pein soll mein Trost im Tode seyn. † II. Jacet hic Jacobus pugnans \& vincens. N 2 Hier Das zwanzigste Capitel. Hier liegt ein rechter Jacob, welcher hat tapfer gestritten, und herrlich gesieget. nemlich Der Weyl. Wohl-Edle Vest Hochachtbare und Wohlgelahrte Herr Johann Jacob Stengel Jur. Utr. Candidat. Sr. Koͤnigl. Maj. in Poh- len und Chur-Fuͤrstl. Durchl. zu Sachsen Hochbestalter General-Aceis-Jnspector in Hoyerswerda und Wittgenau. Ward gebohren in Budißin den 18 Apr. 1683 copuliret in Leipzig den 22 Nov. Ao. 1707 mit damaliger Salv. Tit. Jgfr. Johannen Sophien Schellin Herr Johann Schellens Wohlmeritirten Cantoris bey der Thomas- Kirchen in Leipzig Jungfer Tochter in der Ehe gelebet 19 Jahr, durch GOrtes Segen gezeuget 14 Kinder davon 8 noch am Leben 6 aber in die Se- ligkeit vorangegangen welche an dessen Seite liegen als: 1 Johanna Elisabeth. 2 Johann Gottlieb. 3 Johann Gotthelf. 4 Johanna Elisabeth. 5 Johanna Tugendreich. 6 Johann Ehrenfried. ist Epitaphia. ist gestorben den 8. Jan. 1727 hat also sein Alter gebracht auf 44 Jahr 14 Wochen und 2 Tage. III. Ehren-Gedaͤchtniß des Weiland Edlen Mannvesten und Wohlbenamten Herrn Jacob Giesens Roͤm. Kays. Maj. und H. General von Trautisch wohlverdienten Quartiermeisters und vornehmen Buͤrgers allhier, welcher Ao. MDCXIV den 13 Aug. zu Gortz in Pom- mern gebohren. Hat vom XVII Jahr seines Alters die meiste Zeit seines Lebens im Kriege bey vielen Occasionen, Scharmuͤtzeln und Feld-Schlachten zugebracht. Jm wohlvergnuͤgten Ehestande Mit der Edlen und viel Ehr u. Tugendreichen Frau Benignen Tit. Hrn. Jacob Lehmanns wohlverdienten Burgemeisters allhier Ehe- leibl. Tochter, Tit. Hrn. Christoph Koͤnigs, Roͤm. Kays. Maj. unter dem Caronischen Re- giment zu Roß wohlbestallten Lieutenants nachgelassenen Wittiben XXVI Jahr gelebet und gezeuget IV. Soͤhne II. Toͤchter auch II. Enckel erlebet N 3 Nach Das zwanzigste Capitel. Nach harter und langwieriger Kranckheit ist er in hertzlicher Anruffung seines Seligma- machers JEsu Christi den 23 Septemb. Ao. MDCCXXV. sanft und selig entschlafen Seines Alters LXI. Jahr IV. Wochen 3 Tage erwartet allhier der Seligen Auferstehung Psalm XLII. IV. Allhier ruhet in seinem JEsu Tit. Herr Christian Muͤller vornehmer Buͤrger und Handelsmann allhier ward gebohren zu Hoyerswerda Ao. 1645 vereheliget sich Anno 1675 mit Tit. Jungfer Margarethen geb. Hausteinin lebete in vergnuͤgten Ehestande 19 Jahr zeugete 9 Kinder als 4 Soͤhne und 5 Toͤchter Starb Sanft und selig Ao. 1693 den 19 Mertz: Seines Alters 48 Jahr Dem GOtt gnade. Leichen-Text. Jch habe einen guten Kampf gekaͤmpfet, Jch habe den Lauf vollendet. Jch habe ꝛc. V. Epitaphia. V. Die Gruft verwahret die Gebeine Des Wohl-Edlen, Großachtbahren und Wohl- benambten Herrn Herrn Johann Christian Grumbachs Sr. Hochfuͤrstl. Durchl. Herrn Friedrich Lu- dewigs Hertzogs von Wuͤrtenberg und Teck ꝛc. Jn die 10 Jahr treugewesenen Cammer- Dieners Er wurde Ao. 1695 den 17 Febr. in dem Fuͤr- stenthum Querfurth von honetten El- tern gebohren Sein Herr Vater war Weil. Tit. Herr Johann Casper Grumbach Hochmeritirter Wild-Meister in besagten Fuͤr- stenthum Die Frau Mutter Tit. Frau Agnesia Margaretha Grumbachin gebohrne Sperlingin Und nachdem er die Pilgramschaft seines ruͤhmlichen Lebens auf 38 Jahr gebracht wurde er Ao. 1733 allhier durch einen unver- mutheten sel. Tod der Welt entnommen und in die Himmlische Seelen-Ruhe versetzet. N 4 VI. Das zwanzigste Capitel. VI. Allhier ruhet der Weiland Edle veste mannhafte Herr Mattheus Hildebrand auf Sckade Rittmeister ward gebohren allhier zu Hoyerswerda im Monath Mertz Anno 1588 starb zu Sckade den 11 Mertz Anno 1660 seines Alters 72 Jahr und erwartet der Stimme unsers Heylan- des JEsu Christi Matth. 11. Kommet her zu mir alle, die ihr muͤhselig und beladen seyd, ich will euch erquicken. VII. Das ruͤhmliche Andencken Titul, Herr Christoph Muͤllers Erbherrns auf Golmitz auch vornehmen Kauf und Handelsmannes zu Hoyerswerda, welcher als Er zu Reichberck in Boͤhmen Ao. 1633 geb. I. Ao. 1659 den 28 May sich mit Tit. Jungfer Justinen Dorotheen, Tit. Herr Bernhard Heinrichs Gerichts- Nota- rii in Zittau II. am 28 October Ao. 1664 mit Jgfr. Annen Rosinen Tit. Hr. Andreaͤ Hammerschiedes Raths-Verwandten da- selbst, und III. am 27 Febr. 1682 mit Tit. Jgfr. Marien Tit. Herr Andreaͤ Simons, vornehmen Kauf- und Handelsmannes in Ber- Epitaphia. Berlin, ehelichen Toͤchtern verheyratet gehabt, auch in solchen Ehen 13 Kinder erzeuget, so- dann hier am 20 Dec. 1703 im 70 Jahre seines Alters in JEsu selig verstorben. Leichen-Text Micha VII. v. 9. Jch will des Herrn Zorn tragen ꝛc. an seiner Gnade sehen. VIII. Ao. 1572. DEN 14. Aprilis IST IN GOTT VERSCHIEDEN, DER GESTRENGE SALICER VON RECHENBERG WEIL. ZV ‒ ‒ Zigk SEIN ALTER 46. JAR. DEM GOTT GNADE. IX. Allhier wird aufgehaben zu einer seligen Auferstehung die Asche des Weiland Wohl-Edlen, Rechts Wohlgelahrten und Wohlweisen Herrn Gottfried Muͤllers, Ober-Amts-Advocat in Budißin, und wohl- verdienten Stadtschreibers allhier. Derselbige war gebohren Anno 1699 den 1 Jul. zu Welßau bey Torgau von Christli- chen Eltern, war auf der Schule zu Camentz, auf dem Gymnasio zu Zittau und auf der Universitæt zu Leipzig und Wittenberg, wo- N 5 selbst Das zwanzigste Capitel. selbst er auch J. U. Candidatus wurde. Er heyrathete Jgfr. Christiana Dorothea eine gebohrne Leßingin von Camentz Anno 1725 im Mon. Aug. erzeugete mit ihr 5 Kinder davon nur zwey nehmlich 1 Tochter und 1 Sohn nach seinem Tode uͤbrig ge- blieben. Er starb den 12 April Anno 1731 seines Alters 32 Jahr weniger 3 Monate und 12 Tage. Leichen-Text. 1 Reg. 19 v. 4. Es ist genung, so nimm nun HErr ꝛc. X. Jedermann der hier voruͤber gehet erkenne, daß der Gerechte ob er gleich zeitlich stirbt doch in der Ruhe sey An dem Gerechten nehmlich Tit. Herrn Johann George Vettern J. C. E. Raths membro Ober-Kirchen-Vor- stehern und Koͤniglichen Accis-Aßistenten allhier welcher zwar Anno 1686 den 17. Mertz von Christl. Eltern Tit. Herrn Johann Christoph Vettern eines Raths membro und Ober-Kirchen-Vor- stehern allhier und Epitaphia. und Tit. Fr. Marien geb. Fischerin, das zeitliche Leben bekam, auch dasselbige mit Tit. Jgfr. Annen Elisabethen Wendebaumin in einer angenehmen wiewohl nur 8 jaͤhr. Ehe von Anno 1715 an gluͤcklich continuirete aber doch endlich weil er GOtt gefiel eilete er mit Jhm 1723 den 12 Jan. aus die- sen boͤsen Leben und verwechselte seine 37 Jahr Lebens-Kuͤrtze mit einer ewigen Lebens-Laͤnge Sap. 4 v. 7 10-11. Joh. Christoph Vetter Past. Partwizensis XI. Die mit Thraͤnen saͤen die werden mit Freuden erndten, sie gehen hin und weinen, und tra- gen edlen Saamen Psalm 126 v. 56. Christus ist mein Leben Sterben ist mein Ge- winn ꝛc. Jch habe Lust abzuscheiden und bey Christo zu seyn. Phil. I. 21-23. Jn diesem Trost lieget allhier begraben und erwartet die froͤliche Auferstehung Fr. Sophia Dorothea Sacreitzin geb. Cichoriin Herrn Martin Sacreizes Jur. Cult. und Bur- gemei- Das zwanzigste Capitel. gemeisters hieselbst Eheliebste welche den 28 Dec. 1669. in Hoyerswerda nach ihres sel. Herrn Vaters Tode gebohren derselbe ist gewesen Weil. Tit. Herr M. Johannes Cichorius hiesiger treufleißiger Archi-Diaconus folgends wohlmeritirter Past. in Oßling die Fr. Mutter war Fr. Anna geb. Seidlerin, in die Ehe ist sie gluͤcklich den 4 Dec. 1691 getreten auch solche in die 35. Jahr genossen und gezeuget 1 Tochter Annen Sophien und 1 Sohn Gotthelfen Jur. Stud. nachgehends den 12 Aug. 1726 selig verstorben ihres Christlichen wohlgefuͤhrten Alters 56 Jahre 32 Wochen. GOtt habe ihre Seele in seiner Hand. XII. † CHRISTVS Der Fuͤrst des Lebens hat in seiner Hand die Seele des unter diesem Steine in GOtt ruhenden Wohl-Ehrenvesten vorachtbaren und Wohl- benamten Herrn Johann Friedrich Lehmanns Wohlangesehenen Buͤrgers und Gastwirths allhier, welcher den 28. Aug. 1658 hieselbst geboh- Epitaphia. gebohren den 15 Nov. 1687 aber sich mit der damahligen Sitt-Ehr und Tugendbelobten Jgfr. Christinen geb. Seultetin verheyrathet binnen waͤhrender 24 Jaͤhrigen Ehe mit sel- biger gezeuget zwey Toͤchter Julianen So- phien und Jungfer Marien Dorotheen und hat seine Sterblichkeit nachdem er sein Alter auf 53 Jahr 36 Wochen gebracht geendiget den 18 May 1712. Die Seele lebt bey GOtt, der Leib ruht in der Gruft Bis JEsus Seel und Leib einmahl zusammen ruft Begraͤbniß-Text Psalm 73 v. 23-24. Dennoch bleib ich stets an dir, denn du haͤltest mich bey meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rath, und nimmst mich endlich mit Ehren an. XIII. Mein Leser unter diesem Steine ruhen zum sel. Wiederleben die Gebeine der Weil. Wohlgebohrnen Frauen Fr. Helenen Sophien von Temritz geb. von Lobin Jhre Das zwanzigste Capitel. Epitaphia. Jhre Geburth war Adelich in dem Hause Greyfenhayn, Anno 1664. Jhr Hr. Vater der Weil. Wohlgebohrne Hr. Caspar Conrad von Loͤben auf Greyfenhayn, die Mutter Fr. Anna Margaretha geb. v. Waltersdorf auf Waltersdorf. Sie vermaͤhlte sich an Hr. Hanns Christoph von Temritz Churfl. Saͤchsis. Wohlmeritirten Lieutenant lebte mit Jhm friedlich, doch ohne Leibes- Segen Jhr Gemahl gieng in die Ewigkeit voran Ao. 1719. und hinterließ Sie 15 Jahr in Wittwen-Stande zu Hoyerswerda GOtt aber hohlete Sie ihm nach in Himmel den 19 Sept. Ao. 1734. Nachdem sie sich als eine Mutter gegen die Armen erwiesen und Jhren ruͤhmlichen Wandel gebracht auf 70 Jahre. Das Das 21. Capitel. Von denen Dorfschaften, so zur Herrschaft gehoͤren. W enn saͤmtliche Doͤrfer zur Herrschaft gelangt, ob sie bestaͤndig zur selben ge- hoͤret, oder nach und nach angekauft worden, davon kan man nichts gewisses melden. Es sind aber solche nach dem A B C folgende. Bergen, wendisch Horow, beyde Namen haben einerley Bedeutung, das wendische Wort oder Name Horow heist im deutschen Bergen, heist also ein Ort, der auf Bergen lieget, es ist auf einen sandichten Huͤgel oder Berglein erbauet. Es wird auch Ober- Neuwiese genennet, weil die Einwohner sonsten in Neuwiese gewohnet, wegen grossen Wassers in Neuwiese bey Ergiessung der schwartzen El- ster sie sich hier auf diesen Sand-Huͤgel gebauet. Es liegt eine halbe Meilen von der Stadt, hat einen Richter, einen halben Frey-Bauer ein halb Richter-Guth, siebenzehen und ei- nen halben Dienst-Bauern, einen Gaͤrtner und vier Haͤusler, gehoͤret zum GOttes-Dien- ste in die Stadt, nimt das Bier in der Stadt, seine Das ein und zwanzigste Capitel. seine Dienste thut es auf das Forwerck Neu- wiese, wohin auch die Schaͤferey, in welcher etliche 100 Stuͤck Schafe gehalten werden, gehoͤret, liegt in guten Boden, daher auch die Einwohner noch ziemlich wohl stehen, der Richter giebt den Herrschafts-Bedienten Es- sen und Futter, wenn sie hinauskommen. Die Teiche bey diesen Dorfe gehoͤren alle der Herrschaft. Jm Jahre 1727 den 18 Septem- ber des Nachts fiel Andreas Lenick ein Knecht von der Scheune aufs Tenne, und ward fruͤ- he todt gefunden. Jm Jahre 1732 thaten die Schlossen grossen Schaden am Getreyde. Jm Jahre 1733 erfror das Getreyde, sonder- lich das Korn. Jm Jahre 1735 zerschlugen die Schlossen das Kraut gantz darnieder, wel- ches denen Einwohnern ein schweres Jahr verursachte, immassen sie vom Kraut jaͤhrlich ihre Abgaben nehmen muͤssen, welches sie in grosser Menge jaͤhrlich nach Bautzen zum ver- kauffen fuͤhren. Blune, wendisch ebenfalls so, der wendi- sche Name Blum koͤmmt her von Bluto, in- dem es auf einem morastigen Ort liegt. Es liegt etwas uͤber eine Meile von der Stadt, hat drey Richter-Guͤther, vier und zwanzig Dienst-Hufen, fuͤnf Gaͤrtner, dreyzehen Haͤus- ler und ein Forst-Haus, worauf ein reitender Foͤrster wohnet, Dienste verrichtet es nach Terp- Von denen Dorfschaften. Terppe, das Bier nimmt es auf dem Schlos- se, haͤlt selbst Schafe und hat guten frucht- baren Boden. Ehedessen muste es in die Stadt zum GOttes-Dienst gehen, im Jah- re 1670 aber wurde auf hohe Verordnung Jhre Durchlauchtigkeit Johann George des dritten daselbst eine neue Kirche erbauet. Die Einweihungs-Predigt hielt im Jahre 1673 den Montag nach Dom. I. Advent. (war der 6 December) der damahlige Archi-Dia- conus in Hoyerswerda M. Samuel Marti- ni, der Text war Gen. XXVIII. v. 16 usque ad fin. Præloq. 1 Reg. VIII. v. 28-29 wende dich Herr ꝛc. Exord. Act. VII. v. 8. GOtt wohnet nicht ꝛc. Prop. Die Herrlichkeit der Kirchen, dabey erwogen wurde. 1 Der O- ber-Herr, der in der Kirche wohnet. 2 Die Schaͤtze, so darinnen befindlich und 3 die Die- ner, so hinein gehoͤren. Jn dem Knopfe des Thurmes ist folgende Gedaͤchtniß-Schrift bey- geleget worden. In. Honorem. Solius. Dei. Et In. Nomine. Sacro. Sanctæ. Trinitatis. sub regimine \& auspiciis Serenissimi Electoris Saxoniæ JANI. GEORGII. SECUNDI. Et Ex munificentissima liberalitate O Sere- Das ein und zwanzigste Capitel. Serenissimi. Principis. Electoratus. Saxonici. Unici Hæredis. JANI. GEORGII. TERTII. Baronatus Hoyerswerdensis Domini. TEMPLUM Hoc Jn Pago BLUNO exstructum \& Anno M DC LXXIII Die VI. Decembris INAUGURATUM. Præfectis tunc Temporis Superiore Nobilissimo DNO. Johanne Dieterico a Schleinitz Inferiore Domino Urbano Bessero. Ædilibus. Joachimo. Luca. Fabro Lignario. Johanne Friderico Reisiger. Murario. SOLI. DEO. GLORIA. Den GOttes-Dienst bey dieser neuen Blunischen Kirche muͤssen die beyden Diaconi aus der Stadt verrichten, es ist auch dahin eingepfart das Dorf Sabrod. Jm Jahre 1709 den 23 Mertz huͤteten zween Jungen da- selbst das Vieh auf dem Felde, und da ge- schahe, daß ein Ochse mit seinen Fuͤssen einen Stiefel mit Gelde ausscharrete, einer unter ihnen lief hin und nahm das Geld, der andre dessen Ochse es ausgescharret, wollte von dem- selben Von denen Dorfschaften. selben Part haben, jener versprach ihm auch, solches zu Hause zu geben, als aber dieser, da er nach Hause kam, solches verlangte, leugne- te jener alles, es kam solches vors Amt, wo die Sache also beygeleget ward, daß niemand nichts davon erfuhr. Jm Jahre 1718 den 15 October brannte das gantze Dorf ab, bis auf etliche wenige Scheuren und die Kirche, so durch GOttes Gnade erhalten worden, das Feuer kam beym Back-Ofen aus. Jm Jah- re 1723 ward die Kirche bestohlen, der Dieb war ein Schmidt aus dem Dorfe, und weil er das Geld wieder erstattete, so bekam er den Staubbesen und ewige Landes-Verweisung. Jm Jahre 1728 den 14 September fruͤh um 2 Uhr schlug das Wetter in des einen Rich- ters Scheure, brannte auch nebst des Nach- barn Scheure ab, und weil wegen trockener Zeit wenig Wasser in denen Brunnen war, mit welchem das Volck das Feuer haͤtte loͤschen koͤnnen, das Feuer aber gleichwohl uͤber das gantze Dorf flohe, und also grosse Gefahr vorhanden war, so trat der Schulmeister auf, rufte die Leute zusammen und rief: Weil wir hie nichts machen koͤnnen, so kommet alle her, wir wollen auf unsere Knie niederfallen und ein Vater Unser beten, GOtt wird uns hel- fen, als solches geschahe, so wandte GOtt alsbald den Wind von dem Dorfe weg, daß O 2 alle Das ein und zwanzigste Capitel. alle Flamme vom Feuer auf die Hutung zu- gieng und GOtt also augenscheinlich zeigete, wie er ihr Gebet erhoͤret, und ihnen in der gros- sen Noth beygestanden. Jm Jahre 1729 schlug abermahl das Wetter in eine Scheure, selbe brannte auch ab, that aber weiter keinen Schaden. Darauf legirte die Gemeinde der Kirchen jaͤhrlich zu geben 12 Gr. dem Prediger, so die Brand-Predigt hielt 6 Gr. und dem Schulmeister 6 Gr. nebst ein und ein halb Schock Eyer. Jm Jahre 1735 den 17 April schlug das Wetter bey dem Kirch-Vater Schliewen in den Schuppen, that aber weiter keinen Schaden, als daß es die Schoben auf dem Dache zerrissen und einen Balcken zer- schmettert. Jm Jahre 1738 den 9 August, war der Sonnabend vor Dom. X. post Tri- nit. zu Mittage um 12 Uhr schlug abermahl bey gedachtem Kirch-Vater Schliewen das Wetter uͤber der Stube ein und entzuͤndete sich, wodurch 47 Hoͤfe und 8 Scheunen mit vollem Getreyde in die Asche geleget wurden, und blieben nebst der Kirchen und Schule etli- che wenige Haͤuser und auf der einen Seite die Scheunen stehen. Eben in diesem Jahre im Monath November brachte eine Magd Ursu- la Brischken von Sabrod gebuͤrtig, ihr in Unehren gezeugtes Kind gleich nach der Ge- burth ums Leben und vergrub es in dem Ge- hoͤltze, Von denen Dorfschaften. hoͤltze, ward aber den andern Tag durch den Herrn Amtmann und Gerichten gefunden, sie wurde eingezogen und im Jahre 1739 den 18 December, als den Freytag nach dem III. Advent, zu Hoyerswerda auf dem Marckte decolliret, sie gieng wohl bereit zum Tode, der Kopf aber wurde mit fuͤnf Hieben abgeschlagen. Broͤthen, wendisch Briten, lieget eine halbe Meile von der Stadt auf einem Huͤgel wendisch Brow genannt, daher es den Na- men Broͤthen fuͤhret, weil es auf einem Brohu oder Huͤgel lieget. Es hat 4 Richter-Guͤther, so aber sehr schwach seyn, 16 Dienst-Hufen, 2 Gaͤrtner, 3 Haͤusler und 1 Erb-Muͤhle, nicht weit darvon ist die Ziegel-Scheune die der Herr- schaft gehoͤret, die Aecker und Wiesewachs sind uͤberaus schlecht, daher auch fast alle arm sind, und nichts im Vermoͤgen haben. Mit dem GOttes-Dienst gehoͤret es in die Stadt. Der Teich dabey gehoͤret der Herrschaft und ist ein Saam-Teichlein. Die Dienste verrichtet es nach der Stadt, haͤlt selbst Schafe. Jm Jahre 1698 den 1 Januar ertrunck ein Mann Namens Rumberg von Broͤthen, in dem Ge- suͤmpfe zwischen den Daͤmmen, da man nach Wittgenau gehet, er war nicht recht bey Ver- stande. Jm Jahre 1731 den 13 Julii fielen grosse Schlossen, und thaten im Getreyde, son- derlich im Heydekorn grossen Schaden. Jm O 3 Jahre Das ein und zwanzigste Capitel. Jahre 1732 den 25 August gegen Mitternacht brannte das gantze Dorf bis auf 2 Haͤuser ab, durch welchen Brand die Einwohner voͤllig ruiniret worden, daß sie sich in vielen Jahren nicht werden erholen. Es verbrannten 2 Kinder und uͤber 100 Stuͤck Schafe, Rind- und Schwein-Vieh mit. Buchwalde, wendisch Buchwaw, hat seinen Namen von dem dasigen Walde, in welchem ehedessen sollen viel Buchen gestanden haben, daher der wendische Name koͤmmt, das ist, ein Dorf in Buchen, lieget drey vier- tel Meilen von der Stadt, hat 2 Richter Guͤ- ther, 14 Dienst-Hufen, 1 Gaͤrtner und 3 Haͤusler, das Bier nimmt es in der Stadt, haͤlt selbst Schafe, zum GOttes-Dienste ge- hoͤret es nach Saͤrchen, hat 2 Teiche, so der Herrschaft gehoͤren, der eine heist der Ober- Teich, und wird mit 30 Schocken besetzet, der andere der Unter-Teich, und wird gleichfalls mit 30 Schocken besetzet, hat mittelmaͤßigen Boden und arme Einwohner. Brischcke, wendisch ebenfalls Brischko, lie- get drey viertel Meilen von der Stadt, hat seinen Namen von Briesa, das ist eine Bircke, welche in grosser Menge daselbst gestanden, ist nicht groß, hat 1 Richter-Guth, etliche Gaͤrtner und Haͤusler, ist in die Stadt ein- gepfarret, weil es aber der Roͤmischen Catho- lischen Von denen Dorfschaften. lischen Religion zugethan (ausser dem Richter so Evangelischer Religion) so haͤlt es sich nach Wittgenau zum GOttes-Dienst, muß aber alle Actus in der Stadt dem Sub-Diaco- no bezahlen, hat mittelmaͤßigen Boden. Jm Jahre 1714 den 12 Mertz wurde es wegen der darin befindlichen Pest bis den 14 April ge- sperret, welche ein Studiosus mit von Prage gebracht, es sturb das gantze Dorf bis ein ein Paar Personen aus. Jm Jahre 1720 den 22 May fiel ein altes Weib, als sie nach Hause gehen wollte, von einem Steige ins Wasser, und wurde den andern Tag todt ge- funden. Burgck, wendisch gleiches Namens, das wendische Wort koͤmmt her von Broh oder Broha ein Ufer, das ist ein Dorf am Ufer, es lieget am Ufer der Spreu, eine starcke Meile von der Stadt, hat 2 Richter-Guͤther, 12 Dienst-Hufen, 3 Gaͤrtner und 5 Haͤusler, zum GOttes-Dienst gehoͤret es in die Stadt, schencket Stadt-Bier, haͤlt selbst Schafe, und ist der Wustung sehr ergeben, indem es schlechten sandichten Acker hat, so sehr wenig traͤgt, uͤber diß auch vom Wilde grossen Scha- den leidet, daher die Einwohner in der aller- groͤsten Armuth, welche sich meistentheils von Holtz und Kohlen erhalten. Jm Jahre 1631 war die Pest allda, und starb fast gantz aus, O 4 ist Das ein und zwanzigste Capitel. ist unterschiedliche mahl abgebrannt. Jm Jahre 1729 den 6 September kamen die Heu- schrecken dahin, die gantze Luft und Erde war derselben voll, frassen alles Getreyde weg und thaten uͤberaus grossen Schaden, sie waren eines Fingers lang, theils grau, theils gelbe. Jm Jahre 1740 den 1 Februar hat Andreas Mitasch von Burgk Ehe-Weib 3 lebendige Soͤhne auf einmahl gebohren, welche in der Heiligen Tauffe die Namen, Paul, Mat- thai, Martin erhalten, sie sind aber nach der Tauffe in zweyen Tagen gestorben, und alle 3 in einen Sarg geleget worden, und ist zu mercken, daß es nicht voͤllig ein Jahr gewe- sen, da sie eine Tochter gebohren, und also in einem Jahre 4 lebendige Kinder gezeuget. Burghammer, wendisch gleiches Namens, lieget an der Spreu 1 starcke Meile von der Stadt, ist ein erblicher Eisen-Hammer, von welchem es auch seinen Namen hat, muß der Herrschaft jaͤhrlich etliche Centner Eisen zin- sen, der Hammer-Meister mag das Bier vor sich und seine Arbeiter nehmen wo er will, je- doch muß er vor jedes Viertel der Herrschaft 1 Gr. Zapfen-Geld geben, den Eisen-Stein mag er in der Herrschaft graben wo er will und wo er ihn finden kan, wovor er mehr nicht als eine Schaar oder Seege entrichtet. Der Hammer gehoͤret mit den Arbeits-Leuten ordent- Von denen Dorfschaften. ordentlich nach der Stadt zum GOttes- Dienst, haͤlt sich aber nach Sproͤwitz. Jen- seit der Spreu sind etliche Haͤuser, die vor die Dienste jaͤhrlich einen gewissen Zinß geben, und in die Gemeinde nach Neudorf gehoͤren, mit dem GOttes-Dienste nach Sproͤwitz. Colm, wendisch Konz, lieget eine Meile von der Stadt mitten im Walde, und wird vor das alleraͤlteste Dorf in der gantzen Herrschaft gehalten, ja man giebet vor, daß zu uralten Zeiten die Stadt, da sie noch in etlichen weni- gen Haͤusern bestanden, hieher nach Colm zum GOttes-Dienst gehoͤret hat, wir haben son- sten in Oberlausitz noch 2 andere. Colm, eines ohnweit Goͤrlitz, hat seine Kirche, und ein adeliches Guth, und wird schlecht weg Colm genennet, das andere ein und eine viertel Meile von Hoyerswerda nach Moscau zu und wird weiß Colm genannt, hat eine adeliche Herrschaft und gehoͤret nach Lohse in die Kirche. Was unser Colm anbelan- get, so wird solches schwartz Colm czorne Kunz insgemein genennet, und dadurch von denen andern beyden Colm unterschieden. Was anbelanget den Namen Kunz, so koͤmmt sol- cher her von Kuinc oder Kunica ein Kiefern- Baum, mit welchem kiefern Holtze das gantze Dorf umgeben, und heist also ein kiefern Dorf oder ein Dorf in Kiefern. Andere meynen, es O 5 wird Das ein und zwanzigste Capitel. wird das Dorf Kuny genennet, weil es in dem Walde, welcher um das gantze Dorf liegt, vieles schwartz und roth Wildbredt, als Hir- sche, Rehe, Schweine und so weiter giebt, welche auf dem Acker und Wiesen grossen Schaden thun, daher die Wenden sagen: Tu wschitko Kunz wasme, oder Tu je Kunz. D. i. hie nimmt alles ein End, weswegen auch die Aecker um das gantze Dorf mit Stan- gen vermacht, kan also seyn, daß es von diesem Ruin den Namen Kunz fuͤhret; Schwartz oder czorne Kunz wird es genennet, weil alles von dem Kirchen-Holtze schwartz scheinet, oder auch, weil das Wagen-Thaͤr allda gebrannt wird, auch masne Kunz das beschmierte Colm, weil das Volck wegen schwerer Arbeit, so es in den Aeckern hat, gantz schwartz, oder weil es von dem rauchenden kiefern Holtze beraͤu- cherte Leute seyn, oder wegen der dasigen schwartzen Erde, so gantz schwartz aussiehet. Wegen des vielen Wildes ist daselbst ein Forst- Haus angeleget, vor etlichen 30 Jahren woh- nete der Ober-Foͤrster daselbst, nunmehr da der Ober-Foͤrster in der Stadt, so ist ein rei- tender Foͤrster dahin gesetzt worden. Es hat seine eigene Kirche (welche in der Herrschaft die aͤlteste) Pfarrer und Schulmeister, zu wel- chem noch dazu das Filial Taͤtzschwitz gehoͤret. Vor langen Jahren war es ein adeliches Rit- ter- Von denen Dorfschaften. ter-Guth und gehoͤrte den Herrn von Maxs, welche die eintzigen Schrift-Sassen zu Hoyers- werda waren. Es hat dieses Dorf von GOtt die Gnade, daß es mit einem Stein-Bruch versehen, welcher bey dem Pfarr-Acker nach Hoyerswerda zu, lieget, von welchem in der gantzen Herrschaft gebauet wird, indem aus- ser diesen Stein-Bruch in der gantzen Herr- schaft kein Stein anzutreffen, er lieget auf dem gemeinen Grund und Boden, doch darf kein Stein-Brecher daselbst Steine brechen, er habe denn von demjenigen, der Steine verlan- get, einen Zettul, welcher Zettul in einem Hoch- loͤbl. Koͤnigl. und Churfuͤrstl. Amte geloͤset wird, welches erst vor 40 Jahren aufgekom- men, und zwar auf folgende Weise: Es war im Dorf ein Bauer, mit Namen Sahla, dieser arbeitet nicht gerne auf dem Acker, legete sich aber hingegen auf das Stein-Brechen, dieser gieng ins Hochloͤbliche Amt und bath, daß sie keinen andern als nur ihn sollten Steine bre- chen lassen, welche Bitte ihm auch gerne ge- wehret wurde, worauf alsbald ein Verboth auskam, daß niemand Steine brechen duͤrfte, es wuͤrde ihm denn solches von einem Hoch- loͤblichen Amte erlaubet, und solchem wurde ein Zettul an gedachten Sahla gegeben, je- doch ist das Dorf von der Beschwerung des Zettuls frey, und kan sich ein jeder vor sich nach Das ein und zwanzigste Capitel. nach Belieben brechen, so viel als er will. Hinter der Kirchen ist ein kahler Berg, der Weinberg genannt, auf welchem in alten Zei- ten ein Weinberg und eine Wind-Muͤhle, so dem Schencken gehoͤrig, gestanden. Unten am Berge liegt ein Brunnen Hanka genannt, welcher alle Jahr von Johanni bis Michael trocken ist. Von welchem folgendes erzehlet wird: Es habe bey diesem Brunnen eine ledi- ge Weibes-Person aus dem Dorfe jaͤhrlich pflegen Leinwand zu bleichen und sich davon ernehret, welche Weibes-Person Hanka oder Anna geheissen, und daher der Brunnen von ihr Hanka genannt worden, als aber von ihr eine Rede entstanden, daß sie von Unzucht schwanger sey, und die Gerichten sie deshalben vorgenommen, und zur Rede ge- setzt, habe sie solches geleugnet und gesagt: Wenn sie schwanger sey, so sollte ihr GOtt den Brunnen vertrocknen lassen, welches auch alsbald geschehen, und daher noch alle Jahr um diese gedachte Zeit vertrocknet. Nicht weit von dem Dorfe auf der Strasse nach Camentz zur lincken Hand liegt eine Erb- Muͤhle mit einem Gange, so die Bysowenks- Muͤhle genennet wird, jetzo ist der dazu gehoͤ- rige Acker in zwey Theile getheilet, so daß neben der Muͤhle noch ein Gaͤrtner wohnet, welcher ebenfalls nebst der Muͤhle Bysowen- kes Von denen Dorfschaften. kes benannt wird, der Name koͤmmet von Byse, das ist Bircke, weil daselbst viel Bircken stehen, das Wasser zur Muͤhle koͤmmt aus lauter Quellen und Brunnen, so hernach mit- ten durchs Dorf fleußt. Das Dorf bestehet aus 1 Frey-Kretzschmer, welcher selbst Bier brauet und Branntwein brennet, und damit das Dorf beleget, zwey und zwanzig und eine halbe Dienst-Hufe, 3 Gaͤrtner und vier Haͤus- ler, von welchen drey und ein halber Huͤfner und die drey Gaͤrtner dem Pfarre Dienste thun muͤssen. Ferner eine Erb-Muͤhle mit einem Gange, benebst einer Schneide-Muͤhle nicht weit vom Dorfe nach Laubusch zu, so die Schneide-Muͤhle, wendisch Rjesak, genen- net wird, welche der Herrschaft jaͤhrlich ge- wisse Kloͤtzer schneiden muß. Sie gehoͤrete ehedessen dem Senftenbergischen Wildmeister Nessen, nachdem aber derselbe solche verkauft, so hat sie in gar kurtzer Zeit schon viele Herrn gehabt. Das Dorf hat mittelmaͤßigen Bo- den, sehr wenig und schlechte Wiesen, hat sein eigenes Holtz, wie auch Schaͤferey, hin- ter dem Dorfe nach der Stadt zu, seyn zween Teiche, der eine gehoͤret der Herrschaft, der andere dem Pfarrer, unten am Berge, wo der Stein-Bruch ist, liegen wiederum zwey Teiche, so beyde der Herrschaft gehoͤren, der ei- ne wird mit dreyßig und der andere mit zwoͤlf Schock Das ein und Zwanzigste Capitel. Schock besetzet. Pfarrer sind nach der Re- formation zu Colm gewesen. Simon Sagittarius. George Wesenick. Jacob Bohuslau, welcher im Jahre 1618 die Vocation bekam, und im Jahre 1631 ge- storben. Johann Richter, erhielt im Jahre 1631 die Vocation, ward aber etliche Jahr darauf nach Bautzen vociret. George Kruͤger, gebuͤrtig aus dem Bran- denburgischen, war anfangs Pfarrer zu Sproͤ- witz, hernach Sub-Diaconus zu Hoyerswerda und im Jahre 1668 nach Colm vociret, starb im Jahre 1701 den 2 Februar seines Alters 70 Jahr weniger 10 Wochen und 4 Tage. Vid. Caput X. von denen Geistlichen und Schul-Bedienten. M. Michael Frentzel, bekam im Jahre 1695 als Pastor Substitutus die Vocation, ward im Jahre 1725 nach Hoyerswerda zum Sub-Diacono beruffen, allwo er noch lebet. Vid. Caput X. von denen Geistlichen und Schul-Bedienten. Johann Jacob Sartorius, war anfangs Rector zu Hoyerswerda, hernach Pfarrer zu Geyerswalda, endlich im Jahre 1725 nach Colm vociret. Vid. Caput X. von denen Geistlichen ꝛc. Die Von denen Dorfschaften. Die Kirche und Pfarrer haben unter- schiedliche schoͤne Privilegia von denen Her- ren der Herrschaft Hoyerswerda erhalten. Jm Jahre 1670 brannten 13 Hoͤfe daselbst ab. Jm Jahre 1701 wurde die Kirche rend- viret und erweitert, ingleichen ein neuer Al- tar benebst einer neuen Cantzel und Tauf- Engel aufgerichtet, und eingeweyhet, die Ein- weyhungs-Predigt hielt der damahlige Past. Subst. M. Michael Frentzel, der Text zu der- selben war das gewoͤhnliche Fest-Evangelium am Tage St. Stephani Matth. XXIII. v. 34-39. Das Præloq. aus Psalm VIII. v. 21 HErr unser Herrscher ꝛc. Das Exordi- um aus Gen. VI. v. 14. Mache dir einen Ka- sten ꝛc. Die Prop. Unsern in kiefern Holtz neu ausgebaueten Kasten, welcher eben wie zu Zeiten Noaͤ bekommen hat drey herrliche Boden. 1) Einen unten, den Heiligen Tauf- Stein. 2) Einen in der Mitten, den Altar. 3) Einen oben, die Cantzel. Jm Jahre 1702 den 30 Januar war Montags Abends, kam mitten im Dorfe bey der Schencke durch Un- vorsichtigkeit beym Flachs Feuer aus, durch welches sieben Haͤuser und drey Scheuren samt allen dem Getreyde in die Asche geleget wurden, und weil schon zu dreyenmahlen, nach Aussage der alten Leute, dieser Ort abge- brannt, so beschloß die gantze Gemeinde, an sel- bigem Das ein und zwanzigste Capitel. bigem Tage ein Brand-Fest zu feyren, wel- ches auch noch geschiehet. Dem Bauer, bey dem das Feuer ausgekommen, wurde den 22 April gedachten Jahres von dem damahligen Amts-Voigt Senften ein andrer Ort vor dem Dorfe zum Aufbauen angewiesen. Jm Jah- re 1704 den 20 Junii Mittags von 12 bis 2 Uhr ward von denen Einwohnern ein Regen- bogen um die Sonne gesehen. Jm Jahre 1705 den 22 December kam in einem Hofe Feuer aus, ward aber durch GOttes Huͤlfe und Beystand geloͤschet, daß es keinen Scha- den that. Jm Jahre 1706 wurde die gan- tze Decke in der Kirchen, ingleichen das Al- tar und die Empor-Kirchen mit Biblischen Geschichten bemahlet, so auf 50 Thaler koste- te. Jm Jahre 1716 den 24 December, ließ der damahlige Amts-Voigt, Christian Frie- drich Senf, die Gemeinde ansprechen, wenn sie ihm wollten ein jeder einen Arm voll Holtz schencken, weil in der Stadt kein trocken Holtz zu bekommen, welches auch die Gemein- de that, daß er also zwey Fuder zusammen bekam. Jm Jahre 1616 den 24 Julii A- bends um 7 Uhr kam ein ploͤtzliches Donner- Wetter uͤber das Dorf, und schlug in die Ei- che bey Mroßkens Scheure oben in einen Ast, den es gantz zerschmetterte, von da fuhr der Schlag den gantzen Baum herunter bis in Von denen Dorfschaften. in die Erde, daß an dem Baume ein Streif einer Hand breit zu sehen war, gleich da der Schlag geschahe, trieb Buckholtzes Dienst- Junge vier Ochsen unter eben diese Eiche, blieb aber unbeschaͤdiget. Jm Jahre 1718 schlug das Wetter auf dem Stein-Berge in einen Baum, welcher gantz zerschmettert ward, ingleichen war die Erde unter dem Baume sehr zerwuͤlet. Jm Jahre 1717 den 2 August ward Dorothea Ruttkin, sel. Peter Ruttkans Huͤfners in Colm hinterlas- sene Wittwe, eine Frau von 70 Jahren vom Schlage geruͤhret, wodurch sie Verstand, Gehoͤr und Sprache verlor, auch an der rechten Seite etwas gelaͤhmet ward, sie erhol- te sich zwar den andern Tag in etwas wieder, jedoch blieben die fuͤnf Sinne weg, nachdem ihr aber zur Ader gelassen wurde, so gieng sie wieder herum, aß und tranck, nach vier Wo- chen fand sich auch das Gehoͤr wieder, und nach einigen Wochen auch der Verstand, daß sie in die Kirche gehen konte, die Sprache aber blieb weg, und konte weiter nichts als Hoj, das ist Ja, und Nje das ist Nein, sagen, wenn sie um etwas gefraget wurde, sie bete- te mit aufgehabenen Haͤnden, und wenn ihr vorgebetet wurde, so sagte sie es mit ih- ren Lippen nach, jedoch war keine Silbe zu verstehen, in solchem Zustande blieb sie bis P 1719 Das ein und zwanzigste Capitel. 1719 den 28 April, da sie wieder vom Schla- ge getroffen ward, daß sie im Bette liegen muste, da man an ihr nichts vermerckte, schlief wie ein gesunder Mensch gantzer drey Tage, hoͤrete und verstund nichts, hub man ihr eine Hand oder Fuß auf, so zog sie solchen wieder zuruͤck, floͤssete man ihr etwas in den Mund, so schluckte sie es hinter, blieb also bestaͤndig fchlafend, bis sie nach dreyen Tagen gaͤntzlich einschlief und also schlafend starb. Jm Jah- re 1719 den 27 May ethub sich in Colm ein so starcker und schneller Wind-Wirbel, daß er grossen Schaden that im Gehoͤltze und Daͤ- chern, warf auch unter andern Zisches Scheu- re uͤber den Hauffen. Jm Jahre 1720 im Monath Junii fiel im waͤhrenden Regen Blut, so daß alle Pfitzen dem Ansehen nach voller Bluts-Tropfen waren, es wurden von demselben unterschiedene Judicia und Ur- theile gefaͤllet, wie es gemeiniglich geschiehet, wenn man etwas besonderes anmercket, man wurde aber hernach gewahr, daß es die excre- menta derer Molcken-Diebe waren, welche zur selben Zeit in grosser Menge herum flogen. Jm Jahre 1701 den 21 May mitten in der Nacht entstund an dem sogenannten Teuffels- Winckel Dieser sogenannte Teuffels-Winckel lieget nicht ein grosses Feuer, jedoch wurde sol- Von denen Dorfschaften. solches alsbald von den Colmischen Einwoh- nern geloͤschet, daß es eben keinen sonderlichen Schaden that. Jm Jahre 1707 den 4 Ju- nii wurde ein Wittgenauischer Buͤrger und Kupfer-Schmidt daselbst verlohren, seine Pferde und Wagen wurden des Tages dar- auf in der Colmischen Heyde in dem sogenann- ten Teuffels-Winckel gefunden, er aber nicht, es suchten ihn darauf viele Dorfschaften, aber vergebens, bis endlich den 8 hujus, ein Col- mischer Bauer Namens Bilau, der das Rind bey dem Teuffels-Winckel huͤtete, ihn gantz verschmachtet funde, so daß man kaum noch ein wenig Leben an ihm vermerckte, die lincke Seite war vom Schlage gantz gelaͤhmet, kun- te weder Haͤnde noch Fuͤsse regen, er wurde alsbald nach Hause gebracht, wurde zwar wie- der gesund, blieb aber dennoch lahm. Als er wieder in etwas zu sich kam, so bekannte er, was vor grosse Anfechtung er habe ausstehen muͤssen, bald haͤtte er Leute gesehen tantzen, bald allerley Gespenste, bald haͤtte ihm eine Stimme zugeruffen: Erwuͤrge dich nur, du must dennoch sterben, in allen solchen Anfech- P 2 tun- nicht weit von der Dreßdner Strasse, und ist sehr sumpficht, mit dicken Baͤumen umgeben, und so finster, daß man auch am hellen Tage darinnen nichts sehen noch fortkommen kan. Das ein und zwanzigste Capitel. tungen haͤtte er fleißig gebetet, und vor andern diese Worte in seinem Gebet gebraucht: Mein GOtt hilf mir, wo du aber wilst, daß ich so verderben muß und soll, so gieb doch, weil es mir hier so elende gehet, daß doch meine Seele um der blutigen Wunden JEsu Chri- sti nicht moͤchte verlohren gehen, welches viel war von einem Papisten, er sagte, weil ihn GOtt so gnaͤdig erhoͤret und geholfen haͤtte, so gestuͤnde er, daß ihm so Angst waͤre gemacht worden, daß, wenn ihm gleich die gantze Herr- schaftliche Heyde geschenckt wuͤrde, und er da- vor nur noch eine Nacht sollte draussen blei- ben, er es dennoch nicht thun wolle. Jm Jahre 1721 den 13 Julii fruͤh um sechs Uhr fiel bey stillen jedoch truͤben Wetter ein Stuͤck Eiß eckigt anzusehen und zwey und ein halb Pfund schwer aus der Luft mitten ins Dorf. Jm Jahre 1725 den 16 Julii, war Sonnabends zu Mittage, in der 12ten Stun- de, brannte das gantze Dorf ab, bis auf die Kirche, Pfarre, Schule, Forst-Haus und 5 Hoͤfe, welche der barmhertzige GOtt durch seinen Schutz erhielte, das Feuer kam durch einen Schuß aus, indem des Foͤrsters Pur- sche auf eine Scheure nach einer Eule schoß. Jm Jahre 1738 brannten wieder 2 Haͤuser ab, das Feuer kam beym Schwein-Hirten durch Verwahrlosung aus. Deschko Von denen Dorfschaften. Deschko, wendisch gleiches Namens, lie- get 2 Meilen von der Stadt in schlechten Bo- den, mit dem GOttes-Dienste gehoͤret es nach Sproͤwitz, hat 2 Guͤther und ehedessen ein Herrschaftlich Forwerck, so aus wuͤsten Bauer-Guͤthern erbauet, aussaͤen konte es 15 Scheffel, vor einigen Jahren ist aber dieses Forwerck mit Bauern besetzet worden. Jn der uralten Kirchen-Ordnung stehet §. 8. der Sub-Diaconus muß den Dienstag vor Ostern zu Deschko in der Schultzerey eine Predigt halten, bey solcher haben die Desch- kauer dem Organisten 17 Gr. und dem hiesi- gen Gloͤckner 3 Gr. 6 Pf. zu entrichten, der Pfarre von Sproͤwitz aber muß das Singen dabey bestellen. Jm Jahre 1691 ward da- selbst ein wuͤstes Guth mit gewissen Freyhei- ten besetzet. Geyerswalda, wendisch Lehn oder Leh- now, liegt eine Meile an der schwartzen Elster von der Stadt und grentzet mit Meissen. Den deutschen Namen Geyerswalda soll es von dem dabey liegenden Gehoͤltze haben, in wel- chem vor Alters sich viel Geyer sollen aufge- halten haben, und also Geyerswalda genen- net worden, das ist, ein Dorf, in dessen Wal- de sich viel Geyer aufhalten. Der wendische Name Lehn oder Lehnow soll von Leehn, das ist Flachs herkommen, weil viel Flachs daselbst P 3 gepflan- Das ein und zwanzigste Capitel. gepflantzet wird und wohl geraͤth, heist also Lehn ein Flachs-Dorf. Vor alten Zeiten hat das Dorf naͤher an der schwartzen Elster gelegen, wie auch der Ort, wo es gestanden, noch stara wjeß, das ist, das alte Dorf genen- net wird, wegen grosser Uberschwemmung der schwartzen Elster (so noch fast alle Jahr ge- schiehet) aber hernach an dem jetzigen hoͤhern Ort erbauet. Es hat seine eigene Kirche, Pfarre und Schulmeister, und bestehet aus einem Frey-Kretzschmer, welcher zwey und eine halbe Hufe Acker hat, brauet selbst Bier, bren- net Branntewein, und hat die Freyheit Wein zu schencken, Schlachten und Backen, 4 Rich- ter-Guͤther, 22 Dienst-Hufen, von welchen 1 Hufe dem Pfarrer Dienste thut, die andern verrichten ihre Dienste nach dem Forwerck Cortiz, 7 Gaͤrtner und 8 Haͤusler, hat mit- telmaͤßigen Boden, haͤlt selbst Schafe und hat wilde Fischerey in der schwartzen Elster. Vor der Reformation kam alle 14 Tage ein Pater aus der Stadt und laß Messen, der Kuͤster aber wohnete allhier, nach der Reformation sind Pfarrer daselbst gewesen: Johann Si- mon, so uͤber 40 Jahr Pfarrer gewesen, Ge- orge Thomaͤ starb im Jahre 1639. Jm Ehe- stande hat er gezeuget 1 Sohn 4 Toͤchter, sein Symbolum war: Vivo Von denen Dorfschaften. Vivo tibi, moriorque tibi dulcissime Christe Mortuus \& vivus sum, maneoque tuus Dieser hat im Jahre 1615 das dasige Kirchen- Buch angefangen. Jhm succedirete Peter Henschel, hat, wie aus dem Kirchen- Buche zu sehen, im Jahre 1640 im Nov. die Vocation erhalten, und 1641 sich in den Ehe- stand begeben mit Jungfer Margareten ‒ ‒ mit welcher er 2 Soͤhne gezeuget. Jm Jah- re 1654 den 14 Nov. starb ihm sein liebes E- heweib in ihrem 47sten Jahre, er selbst starb 1659 den 18 Februar seines Alters 45 Jahr. Johann Nicklitzius wurd vociret 1660, in seinem Ehestande hat er gezeuget 1 Sohn und 2 Toͤchter. Jm Jahre 1693 den 3 Nov. starb er und liegt in der Kirche vor der Cantzel begraben. Er fuͤhrete ein sehr unor- dentliches Leben. Nach ihm kam Herr Donat, so anderweit vociret wurde. Herr Großman folgete jenem, war aber nur 6 Wochen allhier, indem er nach Nesch- witz beruffen wurde. Jhm succedirete Matthaͤus Rensch, er war von Christli- chen Eltern gebohren im Jahre 1661 zu Ge- naschwitz hinter Bautzen, studirete in der Fuͤrsten-Schule Meissen. Jm Jahre 1685 zog er nach Wittenberg. Jm Jahre 1695 bekam er die Vocation zur hiesigen Pfarre, P 4 hat Das ein und zwanzigste Capitel. hat sich zweymahl vereheliget. 1) Jm Jah- re 1696 mit Jungfer Magdalenen Tugend- reichen geb. Hansin, Tit. Christian Hansi Archi-Diaconi zu Hoyerswerda ehel. Toch- ter, mit welcher er 4 Jahr im Ehestande ge- lebet und gezeuget 1 Sohn und 1 Tochter, sie starb im Jahre 1700 den 10 August ihres Al- ters 25 Jahr und 4 Wochen. 2) Jm Jah- re 1702 mit Jungfer Johannen Elisabeth geb. Hentschelin, Tit. Jacob Hentschels Pfar- rers zu Reichenbach ehel. Tochter, mit wel- cher er 2 Soͤhne und 2 Toͤchter gehabt. Er war ein exemplarischer und eyferiger Predi- ger, dahero er auch viel Feinde hatte, und heftig verfolget wurde. Jm Jahre 1712 den 11 Februar starb er nach einer grossen und langwierigen Kranckheit in seinem 51 Jahre. Johann Christoph Frentzel von priesterli- chen Eltern gebohren zu Poßwitz hinter Bau- tzen im Jahre 1678. Sein Herr Vater war Michael Frentzel wohlmeritirter Pastor zu Poßwitz, und die Frau Mutter Anna Maria, gebohrne Donatin, studirete zu Bautzen auf der weit beruͤhmten Schule. Jm Jahre 1690 gieng er nach Wittenberg. Jm Jah- re 1713 bekam er die Vocation zum hiesigen Pastorat. Jm Jahre 1714 verehelichte er sich mit Jungfer Christianen Gottlieb geb. Krie- gerin, Johann Christoph Kriegers Pfarrers zu Von denen Dorfschaften. zu Baruth ehel. mittleren Tochter, mit welcher er 9 Kinder gezeuget. Jm Jahre 1718 wur- de er in die Sechs-Stadt Camentz zum Dia- cono und wendischen Pfarrer vociret. Jm Jahre 1720 bekam er die dritte Vocation als Pfarr zu Koͤnigswartha, und that Dom. Can- tate zu Camentz seine Abzugs-Predigt, und Rogate zu Koͤnigswartha seine Anzugs-Pre- digt, wo er noch lebet, und sein Amt mit gros- sen Ruhm verwaltet, der Hoͤchste stehe ihm noch ferner bey durch seines Geistes Krafft und Staͤrcke. Johann Jacob Sartorius, war anfangs Rector zu Hoyerswerda, im Jahre 1718 ward er hieher vociret, und endlich im Jahre 1725 nach Colm zum Pastorat. Vid. Caput. X. Von denen Herren Geistlichen. Johann Huͤllmann, von frommen und Christlichen Eltern zu Hoyerswerda geboh- ren, studirete in Hoyerswerda, Goͤrlitz, und Bautzen, gieng nach Wittenberg auf die U- niversitaͤt. Jm Jahre 1725 bekam er die Vo- cation zum hiesigen Pastorat. Jm Jahre 1726 Fastnachts verehelichte er sich mit Jung- fer Johannen Christianen geb. Meyerin, Tit. Herrn Meyers Burgemeisters zu Hoyerswer- da eheleiblichen aͤltesten Tochter, mit welcher er 1 Sohn und 2 Toͤchter gezeuget, sie starb ihm im Jahre 1740 die Mittewoch vor Fastnach- P 5 ten. Das ein und zwanzigste Capitel. ten. Jm Jahre 1728 wurd er nach Milckel zum Pastorat beruffen, allwo er noch lebet und sein Amt im Segen fuͤhret. Salomon Gottlob Frentzel, von frommen priesterlichen Eltern zu Colm gebohren, im Jahre 1701 den 25 Januar am Tage Pauli Bekehrung. Sein Herr Vater ist, M. Mi- chael Frentzel, Pfarrer in Colm, nunmehro Sub-Diaconus zu Hoyerswerda, und die sel. Frau Mutter, Johanna Christiana, geb. Haußdorfin, M. Salomon Gottlob Hauß- dorfs P. Prim. zu Bernstaͤdt ehel. Tochter. Jn seiner Kindheit predigte er oft unter den Kindern, seine Frau Mutter, so ihn hertzlich liebete, widmete ihn gleich in der Jugend zum Heiligen Predigt-Amt, dahero er ihr auch auf ihrem Tod-Bette versprechen muste, Theolo- giam zu studiren. Jm Jahre 1713, am dritten Heil. Pfingst-Feyertage, that ihn sein Herr Vater nach Bautzen auf die Schu- le, wo er 10 Jahr gewesen. Jm Jahre 1723 zog er nach Wittenberg auf die Universitaͤt. Jm Jahre 1729 nach Fastnachten bekam er die Vocation nach Geyerswalda und that Dom. Lætare seine Anzugs-Predigt. Jm Jahre 1730 den 10 Januar verehelichte er sich mit Jungfer Johannen Ernestinen geb. Priesemeisterin, Michael Ernst Priesemei- sters Cantoris und Organist zu Hoyerswerda aͤltesten Von denen Dorfschaften. aͤltesten Tochter, mit welcher er 4 Soͤhne und 2 Toͤchter gezeuget. Fast eine viertel Meile vom Dorfe lieget das Forwerck Cortitz, welches guten Acker und schoͤne Wiesen hat, nebst einer Schaͤferey von 400 Stuͤck Schafen, ingleichen eine Muͤhle von 3 Gaͤngen und einer Stampfe, die Dienste hat es von Geyerswalda. Dieses Forwerck soll ehedessen ein Moͤnchs-Closter gewesen seyn, weil die Moͤnche aber daselbst schlechten Unterhalt gehabt, so haben sie es bald wieder verlassen. Jn nachfolgenden Zei- ten haben 2 alte Jungfern dieses Forwerck im Besitz gehabt, welche neues Feld gemacht, das nach ihnen das Jungfer-Stuͤck noch genennet wird. Es sind auch nach der Zeit die Aecker von einigen Bauer-Guͤtern dazu geschlagen worden. Jm Jahre 1621 hat der Herr Ru- dolph von Ponickau Erb-Herr auf die Herr- schaft Hoyerswerda, dieses Forwerck seiner Schwester Soͤhnen denen Herren von Ein- siedel, wegen gewisser Anforderung benebst den Dorfschaften Geyerswalda, Laubusch, Taͤtschwitz, Hosen und Leipe, an statt der Jntresse eingeraͤumet, welches hernach von Jhro Durchlauchtigkeit Herrn Herrn Jo- hann George den Ersten wieder eingeloͤset worden, zur Zeit derer Herren von Einsiedel ist auf diesem Forwerck ein Amt gewesen. Es ist Das ein und zwanzigste Capitel. ist wegen dieses Forwercks zwischen dem Pfarrn in Geyerswalda und dem Pastor Primario zu Hoyerswerda wegen der Actuum Ministeria- lium immer ein Streit. Die Gelegenheit zu diesem Streite hat Jo- hann Micklitius Pfarr zu Geyerswalda mit seinem unexemplarischen Leben gegeben, denn im Jahre 1686 ließ der damahlige Pachter in Cortitz mit Namen Reichel, seine Koͤchin zu Hause copuliren, durch M. George Bierlin- gen Past. Prim. zu Hoyerswerda, weil gedach- ter Pachter mit Micklitio Pfarrern zu Geyers- walda verfallen war, auch wegen seines un- exemplarischen Lebens vom Beicht-Stuhle von ihm sich gewendet, worauf gedachter Bierling Past. Prim. dieses Forwerck sich zu- geeignet, aber nichts ausgerichtet, denn ob gleich der Primarius bey der Commißion zu Hoyerswerda im Jahre 1681 es in litem gezo- gen, so ist doch hierauf nichts decidiret und con- firmiret worden, und als die Herren von Ein- sidel Cortitz gehabt, so ist Geyerswalda und Cortitz beysammen geblieben, dahero auch Jo- hann Micklitius von den Herrn von Einsidel die Vocation zum Pastore allhier bekommen, auch hat sein Antecessor Peter Hentschel Pastor zu Geyerswalda und der Einsiedlische Verwalter zu Cortitz die Kirch-Rechnung zu Geyerswal- da Der Pfarr in Gey- erswalda aber ist bestaͤndig von der Herrschaft geschuͤ- Von denen Dorfschaften. geschuͤtzet, und in seinem von der Reformation an Possess erhalten worden, wie solches das Kirchen-Buch ausweiset. Jm Jahre 1648 wurde der Pfarr, wegen seiner sehr schlechten Einkuͤnfte, welche sich jaͤhrlich uͤber 80 Tha- ler da abgenommen und alleine unterschrieben, ohne Beyseyn und Unterschrift des Hoyers- werdischen Primarii. Absonderlich haben die beyden letzten Martini Past. Prim. zu Hoyers- werda deshalben grossen Streit angefangen, und mit Gewalt das Forwerck gesuchet an sich zu ziehen, und sich darauf beruffen, weil Geyerswalda ein Filial von Hoyerswerda waͤ- re, also gehoͤre auch das Forwerck dem Past. Prim. alleine. Jm Pabstthum ist alle 14 Ta- ge ein Pater aus der Stadt gekommen, und hat in Geyerswalda Messe gelesen, daß es aber jemahls in die Stadt-Kirche nach Hoy- erswerda eingepfarret gewesen, ist nicht zu er- weisen, und also kan es dem Primario nicht gehoͤren. Bey der Reformation hat auch Geyerswalda gleich seinen eigenen Pfarren be- kommen, und ist also Cortiz bey Geyerswalda geblieben, wobey auch die Pfarrer zu Geyers- walda allezeit sind geschuͤtzet worden, wovon unterschiedliche schriftliche Documenta aufzu- weisen, unter denselben auch ist das Hochgraͤf- liche Beuchlingische Decisum anzufuͤhren, wel- ches nachfolgendes: Aus dem Jnschlusse wer- den Das ein und zwanzigste Capitel. ler nicht belauffen, mit zwey Hufen Acker von George Rudolph von Ponickau begna- diget, nebst einem Huͤfner, so ihm woͤchent- lich 3 Tage Hofe-Dienste thun muß, nebst andern Abgaben. Die ohnweit des Dorfs liegen- den sie ersehen, was der Pfarre zu Geyerswal- da Herr Matthaͤus Renttzsch ratione derer A- ctuum Ministerialium auf dem Forwerck Cor- tiz wider den Herrn Primarium zu Hoyers- werda klagende angetragen und gebeten, da- ferne es sich nun angebrachter und angefuͤhr- ter massen verhaͤlt, daß er bis anhero die A- ctus Ministeriales beym Forwercke Cortiz verrichtet, gestalt er dergleichen auch bereits durch die Beyfugen bescheiniget, als ist mein Begehren hiermit, daß das Amt Hoyerswer- da gedachten Pfarrer zu Geyerswalda, bey der Posses des Exercitii der Actuum Ministe- rialium nachdruͤcklich schuͤtze und lasse. Waͤ- re es aber um die Sache anders bewandt oder sonst einig Bedencken dabey, so koͤnnen des Herrn Pfarrs Rentzschens Gravamina dem Herrn Primario zu seiner Nothdurft commu- niciret, und von diesem, sowohl vom Amte zu- gleich gehoͤriger Bericht anhero erstattet wer- den, nichts destoweniger aber indessen den Pfarren zu Geyerswalda die Actus Ministeria- les verrichten lassen. Sig. Dreßden den 5 Ju- li Anno 1701. So lange die Herrschaft Hoy- erswer- Von denen Dorfschaften. liegende Teiche gehoͤren der Herrschaft und sind derselben, als 1) der Boberholtz, so mit 46 Schock besetzet, 2) der Groß-Gaͤnger mit 44 Schock, 3) der Bugk mit 38 Schock, 4) der Mittlere mit 18 Schock, und 5) der kleinere aber unter mit 14 Schock besetzet. Jm Jahre 1615 hat der damahlige Herr Pfarr George erswerda unter der Hochloͤblichen Regierung der Churfuͤrstlichen Cammer gewesen, so lan- ge hat sich auch kein Primarius wegen Cortiz moviret, und die Pfarrer zu Geyerswalda sind ruhig und in Frieden gelassen worden. Als ich Salomon Gottlob Frentzel im Jahre 1729 die Vocation nach Geyerswalda bekam, so sagte auch der damahlige Pastor Primarius M. Martini zu mir, was wegen Cortiz anbe- langet, so haben sie vor mich sich nicht zu fuͤrch- ten, man hat doch keinen gewissen Beweiß, daß es dem Primario gehoͤren sollte, weil aber ein jeder immer suchet, seine Accidentia zu vermehren, so habe ich auch solches, aber vergebens gethan, und Peter Fuhrmann Pa- stor Primarius, der nach Martini kam, sprach zu mir, als wir wegen Cortiz zusammen ka- men, ich sollte in GOttes Namen die Actus auf gedachtem Forwerck verrichten, sollte nur nicht ungehalten seyn, daß er sich beym Amte moviret, er haͤtte es muͤssen thun, weil er darzu persvadiret worden, damit seine Nachkommen ihm nichts nachsagen duͤrften. Das ein und zwanzigste Capitel. George Thomaͤ das Kirchen-Buch angefan- gen. Jm Jahre 1616 den 13 December fiel Andreas Marsch ins Wasser, da er von Taͤtschwitz gangen und ertrunck. Dieweil er ein frommer Christ gewesen, auch den Sonn- tag zuvor zum Heiligen Abendmahl gewesen, so ward er Christlich zur Erden bestattet. Jm Jahre 1620 ward Geyerswalda benebst noch andern Dorfschaften denen Herren von Ein- siedel eingeraͤumet, wie schon gedacht. Jm Jahre 1633 den 14 April wurde Elisabeth, Matthaͤi Bilowans Eheweib von Geyerswal- da zu Taͤtschwitz unvorsichtiger Weise erschos- sen, und hieher begraben. Jm Jahre 1634 den 4 Januar ist Martin Mohn ein Knecht zu Cortiz zu Tode gefallen. Jm Jahre 1674 den 11 May brannte das gantze Dorf samt der Kirchen ab. Die Kirche wurde im Jahre 1679 wieder aufgebauet, weshalben der dasi- ge damahlige Pfarr folgende Inscription ins Kirchen-Buch zum Andencken eingeschrie- ben. Incendia! Templum Hoc nostrum una cum incolarum habitaculis Ao. M. D. C. LXXIV. mense majo (10 Maj.) expertum est ut Von denen Dorfschaften. ut vero Gloriæ Majestatis Divinæ \& propagandæ habitatorum saluti iterum idoneum redderetur de novo cum antea ligneum esset jam lapideum in Nomine sacro sanctæ Trinitatis sub Regimine Johan. Georgii II. Electoris saxoniæ sereniss. ex munificentissima liberalitate Joh. Georgii III. Elector. hæred. unici Baronatus Hoyerswerd. Domini Ao. M. DC. LXXIX. exstructum est Præfectis tum temporis Nobilissimo Do. Joh. Dieterico a Schleiniz \& Dno. Urbano Bassero ministro vero Ecclesiæ Johanne Miclitio Ædilibus Georgio Fleischero, murario. Q Geor- Das ein und Zwanzigste Capitel. Georgio Hedelt, Fabro lignario. Soli Deo Gloria J. M. p. t. P. Die beyden neuen Glocken, so im Jahre 1682 zu Dreßden gegossen, wurden 1682 ein- gehengt, und mit denselben den 4 Januar bey dem Begraͤbniß, Adam Czepanken das erstemahl gelaͤutet. Jm Jahre 1688 den 22 Junii erschlug das Wetter eine Magd, so bey Pincken dienete und von klein Koschen gebuͤr- tig. Jm Jahre 1695 den 16 April brannte wieder das gantze Dorf bis auf die Kirche, 5 Haͤuser, und etliche wenige Scheuren ab. So oft GOtt das Dorf mit Feuer heimge- sucht, so oft ist auch die Pfarre mit abgebrannt, sie liegt mitten im Dorfe, und ist die schlechte- ste Pfarr-Wohnung in der gantzen Herr- schaft und jetzo sehr baufaͤllig. Das Feuer kam des Nachts um 1 Uhr in der Schmiede aus. Die Gemeinde hat dar- auf beschlossen jaͤhrlich den Freytag vor Phi- lippi Jacobi zu feyern, da der Pfarr an selbigem Tage eine Brand- und Danck-Pre- digt haͤlt zum Gedaͤchtniß der beyden letzten grossen Feuers-Bruͤnste, er bekommt vor sei- ne Arbeit von jedem Bauer 6 Eyer. Jm Jahre 1711 den 3 October fiel ein Kind in ei- nen Brunnen und ward todt herausgezogen. Jm Von denen Dorfschaften. Jm Jahre 1715 den 20 May ist Christoph Pfeiffer ein Haͤusler ins Wasser gefallen und ertruncken, er ward oft mit der schweren Kranck- heit uͤberfallen, war ein frommer Christlicher Mann, deswegen er auch Christlich mit ei- ner Parentation beerdiget worden. Jm Jah- re 1616 den 24 Junii als am Tage Johannis Baptistæ gieng Matthaͤy Wußnick von Taͤtzschwitz nach Geyerswalda zur Kirchen, nach geendigten GOttes-Dienst vertrunck er in der Schencke 9 Pf. im Biere, und gieng darauf nach Hause, indem wurde seiner Freundin einer zu Geyerswalda sehr Angst, weil ihr 3 Tropfen Blut aus der Nase gefal- len, gieng die Angst zu vertreiben aufs Feld nach Taͤtzschwitz zu, und fand diesen ihren Freund Wußnicken bey dem Steige im Was- ser todt liegen. Dieser Pfuhl, uͤber welchen der Steig gehet, ist sehr gefaͤhrlich, und haben in demselben schon sehr viel ihr Leben einbuͤssen muͤssen, er ist nicht groß und auch gantz seuchte, liegt mitten in den Wiesen. Die Fuͤsse hatte er auf dem Trockenen, seine Muͤtze lag gleichfalls auf dem Trockenen, sie lief zuruͤck, holte sich Leute zu Huͤlfe und zogen ihn aus dem Wasser, dar- auf Wache zu ihm bestellet wurde, und ins Amt nach Hoyerswerda geschickt, den andern Morgen besichtigte ihn der Bader, und weil Q 2 er Das ein und zwanzigste Capitel. er an ihm nichts fand, wurde er nach Taͤtzsch- witz verabfolget und daselbst mit einer Leichen- Predigt beerdiget, weil er vor seinem Ende ein Christlich Leben gefuͤhret, auch den Mor- gen, ehe er nach Geyerswalda in die Kirche gegangen, die gantze Zeit in der Bibel gele- sen. Die Geyerswaldischen Gerichten bekamen keine Ausloͤsung, weil sie die Steige uͤbel ge- halten, der Pfarr aber und der Schulmeister wurde bezahlet. Jm Jahre 1717 den 2 Ju- lii schlugen die Schlossen alles Getreyde auf dem Felde darnieder. Jm Jahre 1726 den 24 Julii ertrunck der Schulmeister von Pe- tersheyn aus dem Brandenburgischen in dem Pfuhl nicht weit von dem Dorfe nach Taͤtzsch- witz zu, indem er seinen Bruder den Schul- meister zu Laute besuchen wollen, ward mit einer Parentation beerdiget. Jm Jahre 1728 den 25 Dec. fruͤh unter der Christnachts- Predigt fiel Eva Ratzschkin in ihrem Hofe in den Brunnen und ward todt heraus gezogen. Jm Jahre 1729 den 23 Sept. wurde die Kir- che gewaltsamer Weise erbrochen, und daraus gestohlen 15 Thaler 4 Pf. eine zinnerne Wein- Kanne, eine zinnerne Ablat-Schachtel, 7 Pfund Wachs und andere Sachen. Eben in diesem Jahre den 18 October wurde sie wie- der erbrochen und daraus 1 Thaler 1 Gr. 4 Pf- gestohlen. Jm Jahre 1731 den 6 Julii ka- men Von denen Dorfschaften. men Heuschrecken in grosser Menge geflogen, daß auch die Luft von denselben gantz schwartz war, thaten aber keinen sonderlichen Scha- den, indem sie sich bald wieder verlohren. Jm Jahre 1732 den 1 August verlohr sich der jun- ge Hobrecht und wurde den zehenden hujus im Sckadischen Gehoͤltze, nachdem er sich selbst erhencket, gefunden, er war melancholisch, wurde von einer armen Frau abgenommen und nach Senftenberg begraben auf den Kirchhof in aller Stille. Jm Jahre 1733 den 16 May fiel ein starcker Frost, daß auch das dritte Theil des Korns erfror, und war also vor hiesige Einwohner ein sehr schweres Jahr, denn ob wohl das Korn unten an der Wur- tzel wieder ausschlug und auch Koͤrner bekam, so hat man doch kaum die Saat wieder be- kommen. Jn eben diesem Jahre thaten die Schlossen auf den Feldern nach Senftenberg zu, grossen Schaden. Jm Jahre 1734 den 27 Nov. Abends fiel Andreas Handrick ein Huͤfner von der Scheure aufs Tenne und ward also todt gefunden, war ein boͤser Mann, ein grosser Veraͤchter des Wortes GOttes und der Priester, wie er denn auch niemahls ungezwungen zum Heil. Abendmahl gieng, wurde mit Buß-Liedern und einer Buß-Pre- digt begraben. Jm Jahre 1735 war ein sehr schweres Jahr wegen der grossen Naͤsse, welche Q 3 das Das ein und zwanzigste Capitel. das gantze Heu auf den Wiesen verschlemmet, wie auch auf den Feldern grossen Schaden that. Jn eben diesem Jahre den 18 Julii ist Matthaͤus Mahns Sohn von 12 Jahren in dem grossen Teiche ertruncken, der Vater hat ihn sebst gefunden und heraus gezogen. Gleich an dem Dorfe hinter der Kirchen lieget das Meißnische Adeliche Ritter-Guth Sckade, wendisch Skoda oder Skodow, welches nach Senftenberg eingepfart, aber nach Geyers- walda zum GOttes-Dienste sich meistens haͤlt. Ehe und bevor dieses Dorf erbauet, hat- ten die Geyerswalder am selben Orte ihre be- ste Hutung, Graserey, Streu und Holtz. Da nun angefangen wurde den Ort zu bebauen, so sagten die Geyerswalder Skoda, das ist, Schade, daß hier ein Dorf gebauet wird, wo- mit sie andeuteten, wie die Geyerswalder vie- len Schaden an Holtze, Vieh-Weyde wuͤr- den zu gewarten haben, welches auch gesche- hen, und dahero Skoda oder Skodow, das ist, ein Schade-Ort genennet wird. Es hat mittelmaͤßigen Boden und viel Wiesen, auf welchen nur Heu aber kein Grummet er- bauet wird, ohne was die Gaͤrten anbelanget. Die Herren von Ponickau haben dieses Sko- da viele Jahr in Besitz gehabt, nach des letz- ten Herrn von Ponickau Tode kaufte es der Herr Oberst-Lieutenant von Nischwitz, nach dessen Von denen Dorfschaften. dessen Absterben haben es Jhro Koͤnigl. Majestaͤt in Pohlen und Churfuͤrstl. Durch- lauchtigkeit zu Sachsen, Hochbestallter Ge- heimder Krieges-Rath Uhle erblich an sich er- kauft. Es hat dieses Guth schoͤne Revenuen, als eine starcke Vieh-Zucht, eine Schaͤferey, auf welcher etliche 100 Stuͤck Schafe koͤnnen gehalten werden, 1 Weinberg, 11 Teiche, aus welchen die Karpfen jederzeit im Ruf gewe- sen, schoͤne Jagd, vortrefliches Holtz von al- ley Arten, 1 Wind-Muͤhle, und 1 Schneide- Muͤhle. Zu Ponickau Zeiten wurde in Ska- de vortrefliches Bier gebrauen, daß es auch weit und breit verfuͤhret worden. Es war dieser Ponickau ein sonderbahrer Priester- Freund, welcher, wie auch seine Vorfahren, denen Pfarren zu Geyerswalda viel gutes er- wiesen, daß auch seiner so leichte nicht wird vergessen werden, nicht weniger hat er sich auch gegen die Geyerswaldische Kirche sehr guͤtig erwiesen. Es liegen von seinen Kindern ein Junger Herr und ein Fraͤulein allhier in der Kirchen begraben, wie denn auch vor dem letzten Herrn von Ponickau, so oft eine Herr- schaft zu Sckade verstorben, darauf in die Geyerswaldische Kirche gesetzet, eine Gedaͤcht- niß-Predigt vom P. L. gehalten, alsdenn weiter ins Erb-Begraͤbniß gefuͤhret worden. Nebst diesen war er ein guter und erfahrner Q 4 Wirth, Das ein und zwanzigste Capitel. Wirth, der die Wirthschaft aus dem Grun- de verstunde, dahero er auch dieses sein adeli- ches Guth zu Sckade weit verbessert und ver- mehret. Die Einwohner in Sckade haben nicht viel zum Besten, und sind vornemlich vor einigen Jahren durch das Vieh-Sterben rui- niret worden, indem fast alles Vieh drauf gieng. Groß-Partwitz, wendisch Parzow, lieget 1 starcke Meile von der Stadt, hat seine eige- ne Kirche, Pfarrer und Schulmeister, Groß wird es genennet, damit von klein Partwitz zu unterscheiden, warum es Partwitz oder wen- disch Parzowa genennet wird, kan man nicht wissen. Vor der Reformation im Pabsthum, war allhier eine Capelle, da in etlichen Wo- chen ein Pater aus der Stadt heraus kam, Mes- se zu lesen, nach der Reformation ist gleich ein Pfarr vociret worden, und sind nachfol- gende bekannt. Bolitius der aͤltere, so nach dem 30 jaͤh- rigen Kriege der erste Pastor und etliche 30 Jahre im Amte gewesen. Bolitius der juͤngere, des vorigen sein Sohn, so gleichfalls etliche 30 Jahre im Mi- nisterio gewesen, und im Jahre 1698 den 7 Dec. gestorben. Johann Preisser, ein Herrschaftlich Kind, war der erste Collaborator zu Hoyerswerda und Von denen Dorfschaften. und erhielt hernach die Vocation zum Part- witschen Pastorat. Vid. Caput X. von denen Geistlichen und Schulbedienten ꝛc. Cichorius, war anfangs zu Hoyerswerda Collaborator, hernach Rector, endlich nach Groß-Partwitz zum Pastore vociret, starb 1728. Vid. Cap. X. Johann Christoph Vetter, gebohren zu Hoyerswerda, sein Vater war Gottfried Vetter Raths-Verwandter wie auch Kirchen- und Hospital-Verwalter, studirete anfangs in der Stadt-Schulen hernach in Bautzen, zog nach Wittenberg auf die Universitaͤt. Jm Jahre 1728 nach Weynachten erhielt er die Vocation nach Groß-Partwitz, in wel- chem Jahre er sich auch verheyrathete mit Jungfer Johannen Margarethen geb. Wen- debaumin, Tit. Herr Wendebaums Pfarrers zu Oppach hinterlassenen Tochter, mit wel- cher er 1 Tochter gezeuget. Ehedessen hat das Dorf an einem andern Orte gestanden, weil aber daselbst viel Sumpf und Morast, so haben es die Einwohner hernach an die- sen Ort, wo es jetzt stehet, aufgebauet. Es hat guten Boden, jedoch nicht die besten Wie- sen. Nicht weit von dem Dorfe nach Senf- tenberg zu, ist eine Wiese, so in nassen Jah- ren sehr sumpficht, und wird genennet, Rodi- schizo sive na Roze, das ist, auf dem Schlos- Q 5 se Das ein und zwanzigste Capitel. se, weil vor uralten Zeiten daselbst ein Schloß gestanden, und hernach in die Erde versun- cken. Vor einigen Jahren haben die Bauren daselbst ein Wein-Faß gefunden, an welchem zwar die Tauben verweset, iedoch in demsel- ben der Wein, welcher von aussen mit einer dicken Haut umzogen, von vortreflichen Ge- schmack gewesen. Es bestehet dieses Dorf, aus 1 Frey-Kretzschmar, der selbst Bier brauet und Brandtwein brennet, 4 Richter-Guͤther, 26 Dienst-Hufen und 1 Haͤusler, von welchen 1 Huͤfner und denn 1 Haͤusler zur Pfarr ge- schlagen, zu Zeiten des Herrn George Ru- dolph von Ponickau, 2 Frey-Gaͤrtner und 5 Dienst-Gaͤrtner. Die Einwohner geben vor die woͤchentlichen dreytaͤgigen Dienste ein gewisses Dienst-Geld, jedoch muß jeder Huͤf- ner noch 16 Dienste, als 8 mit dem Zuge, und 8 mit der Hand, uͤber die extraordinairen Dienst-Gelder, verrichten, das Dorf haͤlt selbst Schafe und hat einen Herrschaftlichen Zoll, vor dem Dorfe nach der Stadt zu, ist eine Wind-Muͤhle, so dem Frey-Kretzschmar ge- hoͤret, vor welche er der Herrschaft jaͤhrlich ge- wisses Getreyde entrichten muß. Jm Jahre 1683 den 30 August brannte das gantze Dorf samt der Kirchen und Pfarre bis auf 2 Gaͤrt- ner ab. Jm Jahre 1699 den 23 Febr. ka- men etliche Juden ins Dorf zu einem Bauer auf Von denen Dorfschaften. auf die Herberge, und beredeten ihn, daß er ihnen sollte gut Geld zukommen lassen, vor Aufgeld, der sich auch zu 140 Thaler bere- den ließ, die ihm auch gleich 10 Thaler drauf gaben, das gute Geld aber nahmen, in einer Schachtel versiegelten, und es dem Bauer wie- der gaben, daß ers sollte 4 Wochen aufhe- ben, und nicht ansehen, da wollten sie wieder kommen und ihm ander Geld dafuͤr geben, ba- ten auch den Bauer, daß er sie vor 10 Gr. bis nach Senftenberg fuͤhren sollte, welches auch der Bauer that, da nun nach verflosse- nen 4 Wochen die Juden nicht wieder ka- men, und der Bauer die Schachtel aufmach- te, so war darinnen nichts als Schirbel und Bley, sein Geld aber war weg, hat auch nichts wieder bekommen. Jm Jahre 1700 starb der Kretzschmar, welcher seine Jahre auf 104 Jahr gebracht. Jm Jahre 1703 kam auf der Pfarre Feuer aus, wurde aber durch GOttes Gnade geloͤschet, daß es ohne Schaden abgieng. Jm Jahre 1705 starb ein Knabe von 12 Jahren, den 5 Tage zuvor eine Schlange, die er fangen wollen, gesto- chen, wovon der Arm geschwollen, daß die Haut zerborsten, und hernach der Kopf. Jm Jahre 1719 den 25 Julii schlug das Wetter auf der Pfarre in den Kuͤh-Stall, wodurch fast das gantze Dorf abbrannte, nebst etlichen Stuͤck Das ein und zwanzigste Capitel. Stuͤck Vieh. Jm Jahre 1729 wurde ein Knecht im Walde in Beyseyn seines Vaters von einem Baume erschlagen. Hosen, wendisch Hosne eine und eine hal- be Meile von der Stadt, hat schlechten Bo- den, und sehr wenig Wiesen, gehoͤret mit dem GOttes-Dienst nach Laute einen Meißni- schen Dorfe, hat ein Herrschaftliches For- werck nebst einer Schaͤferey an 250 Stuͤck Schafen, Rind-Vieh kan wenig gehalten werden, weil es fast keine Graͤserey hat, und bestehet das Dorf aus 1 Richter-Guth, 10 Dienst-Huͤfnern, 6 Gaͤrtnern und 7 Haͤus- lern, hat 3 Erb-Muͤhlen, von welchen die eine Kobult-Muͤhle genennet wird, das Dorf haͤlt auch selbst Schafe. Nicht weit von dem Dorfe liegen unterschiedliche Huͤgel oder Ber- ge, deren neune merckwuͤrdig, als 1) Knezno- wa Hora, der Jungfer-Berg, warum er also genennet wird, kan man eigentlich nicht wissen, was davon erzehlet wird, sind Fabeln, er lieget zur lincken Hand, wenn man nach Leipe gehet. 2) Wizaßowa Hora, lie- get zur rechten Hand nach Leipe und hat sei- nen Namen von einem, der Wuzaß geheissen und daselbst Kohlen gebrannt. Einige nen- nen ihn Honakowa Hora den Hahnen-Berg, weil edessen sich viel wilde Haͤhne auf demsel- ben aufgehalten. 3) Husta Hora hat seinen Na- Von denen Dorfschaften. Namen von dem dicken Gepuͤsche, heist also ein Berg, auf welchem viel dick Gepuͤsche. 4) Winzorska Hora der Weinberg, und soll ehe- dessen ein Weinberg auf demselben gewesen seyn. 5) Bita Hora der weisse Berg, weil unten am Berge weisser Thon gegraben wird. 6) Dubowa Hora der Eichen-Berg liegt hart am Dorfe, und hat seinen Namen von den Eichen, welche um demselben stehen. Auch sind bey demselben Wolfs-Gruben zu sehen, in welchen man vor uralten Zeiten Woͤlfe gefangen. 7) Jelozka Hora, der Hirsch- Berg, weil sich vor Zeiten viel Hirsche da aufgehalten. 8) Dowa Hora, der lange Berg, weil er lang und weit gehet. 9) Wozeza Hora der scharfe Berg, weil man auf demsel- ben weit um die Stadt Camentz sehen kan. Jm Jahre 1691 brannte das gantze Dorf ab, ingleichen im Jahre 1709 in welchem letzten Brande 14 Stuͤck Rind-Vieh mit verbrann- ten. Die dabey liegenden 2 Teiche gehoͤren der Herrschaft, der Grosse wird mit 30 Schock, und der Kleine mit 10 Schock bese- tzet. Jm Jahre 1700 den 3 August schlug das Wetter auf dem Felde in eine Mandel Korn, wobey eine schwangere Frau saß, die Mandel Korn verbrannte gantz, ingleichen der Frau ihre Kleider, daß sie auch an ihrem Leib gantz schwartz war, ausser dem that ihr es nichts. Nicht Das ein und zwanzigste Capitel. Nicht weit von Hosen liegt das Dorf Hohenbucke, in welchem ein Adelich Rit- ter-Guth, der jetzige Besitzer desselben ist der Herr von Goͤtz, Koͤniglicher und Chur- fuͤrstlicher Cammer-Herr und Landes-Haupt- mann im Senfftenbergischen. Es hat dieses Dorf den Namen Hohe, von dem Huͤgel, so vor dem Dorfe liegt, auf welchem Huͤgel vor uralten das Dorf erbauet gewesen, weil es aber an demselben Orte wegen vielen Sandes kei- ne Gaͤrten gegeben, so hat man es hernach in den Thal dabey gesetzet, Bucke soll es heis- sen von den Buchen, so daselbst gestanden und noch stehen, oder wie andere wollen, von dem Erbauer des Dorfs, welcher ein Herr von Bock gewesen, der eben einer mit von denen Abgesandten des Marggrafen Waldemari Chur-Fuͤrsten zu Brandenburg war, und mit bestochen worden, daß er sein Votum dem Kayser Ludovico Bavaro gab. Dieses Dorf hat seine eigene Kirche und Pfarr, gleich dabey liegt das Dorf Beugwitz, wendisch Ezikez, Beugwitz wird es genennet, weil es am Wege liegt, welcher sich in der Kruͤmme beuget, der wendische Name Ezikez ist aber daher entstanden, da der Bau-Herr dieses Orts, an dem Ort wo das Dorf sollte erbauet werden, den Wald abhauen ließ, gab er dem Volck ein Faß Bier, und da sie nach getha- ner Von denen Dorfschaften. ner Arbeit das Bier getruncken, fingen sie sich an zu hetzen, wendisch Ezikaz, worauf der Herr den Ort, Ezikez eine Hetze oder da man hetzet benennet, mit dem GOttes-Dienst gehoͤret es nach Hohen-Bucke; Nicht weit davon liegt Gruͤnwald, wendisch Rumwald, hat seinen Namen von dem Fundatore Grim- valdo per cont. Rumwoldo, ist ebenfalls nach Hohen-Bucke eingepfarret, gehoͤret aber den Grafen von Hoym. Kuͤnicht, wendisch ebenfalls so eine vier- tel Meile von der Stadt, ist nur ein Herr- schaftliches Forwerck, auf welchem keine Melck, sondern nur Gelde und jung Vieh gehalten wird, gehoͤret zum Forwerck in die Stadt, hat eine starcke Schaͤferey an 5 bis 600 Stuͤ- cken, auch ist dabey ein Jagd-Haus, da der Fuß-Knecht wohnet. Kuͤnicht wird es ge- nannt, weil es bey dem kuͤnichten Holtze lieget, die Teiche dabey gehoͤren der Herrschaft. Klein-Partwitz, wendisch Beßdow von bes und dane, das ist ohne Gaben, weil die Einwohner wenig Gaben zu entrichten ha- ben, deshalber sie auch von andern immer im Schertz Besdaner genennet werden; Oder hat es den Namen Beßdo daher, weil Groß- Partwitz sehr viel Aecker hat, und ein Strich sehr weit gelegen ist, so hat man beschlossen, auf diese Seite ein Dorf zu bauen, weil Groß- Das ein und zwanzigste Capitel. Groß-Partwitz ohne die Aecker schon seyn kan, und daher Beßdo, auf deutsch Klein- Partwitz genennet, liegt eine Meile von der Stadt, vor diesem war nur eine Pech-Huͤtte daselbst, nach der Zeit haben sich mehr Leute dahin gebauet, daß es also nach und nach ein feines Dorf worden, die Pech-Huͤtte aber gaͤntzlich eingegangen, den Acker haben sie theils von den Groß-Partwitzern, theils von der Herrschaft erkauft. Wenn die Herrschaft eine Hochzeit ausrichtet, so muß dieses Dorf ein Faß Camentzer Bier darzu geben; Es bestehet aus 1 Richter-Guth 9 Dienst-Huͤf- nern 3 Gaͤrtnern und 10 Haͤuslern, der eine Haͤusler dienet dem Pfarr zu Groß-Partwitz, die andern thun ihre Dienste nach Neuwiese. 2 neue Haͤusel, das eine ist im Jahre 1688 und das andere 1690 von dem Herrn Amts- Hauptmann von Tritzschlern mit gewisser Freyheit besetzet worden. Zum GOttes- Dienst gehoͤret es nach der Stadt, hat mit- telmaͤßigen Boden, und nimt das Bier in der Stadt. Jm Jahre 1718 den 25 Dec. ermordete allem Vermuthen nach eine unzuͤch- tige Magd ihr Kind in der Geburth, und ver- steckte es hernach unter das Bette, sie kam auf die Tortur, laͤugnete alles, und stund auch die gantze Tortur aus. Es ist sonderlich zu mercken, daß dieses Dorf noch niemahls abge- brannt, Von denen Dorfschaften. brannt, die Einwohner geben fuͤr, eine Zi- geunerin haͤtte was gethan, daß das Dorf nicht sollte abbrennen, und wenn ja Feuer auskaͤme, so sollte es doch nicht weiter kom- men, als nur bey demselben Hause, wo es ausgekommen. Laubusch, wendisch Lubusch von Lubina das ist eine Tieffe oder Sumpf, wie es denn auch in einer Tieffe und Sumpf lieget, eine Meile von der Stadt an der schwartzen Elster, gehoͤret mit dem GOttes-Dienst nach der Stadt, haͤlt sich aber sehr nach Geyerswal- de, hat ein Herrschaftliches Forwerck, wel- ches seine Schaͤferey eine viertel Meile vom Dorfe hat, es bestehet das Dorf in 2 Rich- ter-Guͤthern, 8 Dienst-Hufen, 1 Gaͤrtner, und 10 Haͤuslern, haͤlt sich Schafe und ver- richtet seine Dienste nach der Stadt, liegt in guten Boden, hat wilde Fischerey in der schwartzen Elster, die dabey liegende Teiche gehoͤren der Herrschaft, und seyn solche. 1) Der Groß-Holfer, so mit 50 Schock. 2) Der Klein-Holfer mit 20 Schock. 3) Der alt Laubuscher mit 40 Schocke besetzet wird. Jm Jahre 1702 den 13 Julii schlug das Wet- ter in eine Scheune, wodurch noch 5 andere darzu abbrannten. Jn eben diesem Jahre den 2 August schlug das Wetter nahe beym Dorfe in eine Eiche, die es gantz zerschmetter- R te, Das ein und zwanzigste Capitel. te, unter der Eiche giengen 2 Pferde, die mit erschlagen wurden. Jm Jahre 1714 den 18 Junii wurde ein Knecht von einem Pferde geschlagen, daß er gleich todt blieb. Jm Jah- re 1729 den 6 Junii schlug das Wetter nahe am Dorfe gleich beym Forwerck in eine Eiche, that aber weiter keinen Schaden. Jm Jah- re 1733 den 5 September fiel eine Magd von Sprowitz gebuͤrtig, die bey Mickans dienete, von einem Wagen, so mit Grummet beladen war, herunter, und blieb gleich todt. Leippe, wendisch Lippow, eine und eine viertel Meile von der Stadt, in einem Thale, vor uralten Zeiten hat es oben in der Hoͤhe gleich dabey gestanden, weil aber daselbst kein Wasser gewesen, so haben sich die Einwohner besser herunter zum Wasser gebauet, und al- so, so wohl von der Tieffe als auch von dem dabey fliessenden Waͤsserlein, Lubjo, das ist eine Tieffe, genennet, andere sagen, daß der Name Leippe soll herkommen, von der gros- sen Linde Lippa wendisch, die an demselben Orte soll gestanden haben, daß es also Lippow ein Linden-Dorf genennet wird, gehoͤret mit dem GOttes-Dienst nach Laute einem Meiß- nischen Orte, hat 1 Richter-Guth, so aber itzo zertheilet, 10 Dienst-Huͤfner, 2 Gaͤrt- ner, 4 Haͤusler, 1 Erb-Muͤhle, 1 wuͤstes Haͤusel, und 2 wuͤste Hufen werden itzo bey dem Von denen Dorfschaften. dem Forwerck Hosen mit bestellet, das Bier nimt es auf dem Schlosse, hat schlechten A- cker und Wiesen, leidet grossen Schaden von dem Wilde, der dabey liegende Teich gehoͤret der Herrschaft und wird mit 10 Schock bese- tzet. Jm Jahre 1674 den 31 August erschlug das Wetter einen Bauer samt 4 Ochsen, der Knabe, so die Ochsen fuͤhrete, ist unbeschaͤ- diget geblieben. Jm Jahre 1699 den 10 Julii treibet der Vieh-Hirte das Vieh aufs Feld, und wurde den 5ten Tag im Gehoͤltze todt gefunden. Jm Jahre 1702 im Monath November wurden daselbst die Hunde ra- send, welche viel Kuͤhe, Kaͤlber, Schweine und Schafe anfuhren, davon sie auch rasend wurden, daß es muste erschlagen werden. Mauckendorf, wendisch Mokow, liegt eine halbe Meile von der Stadt an der Elster, gehoͤret mit dem GOttes-Dienst nach Saͤr- chen, hat 1 Richter-Guth, 14 Dienst-Huͤf- ner, 3 Gaͤrtner, 1 Haͤusel, haͤlt selbst Schafe, und hat mittelmaͤßigen Boden, die Einwoh- ner sind meistentheils arm, vor dem Dorfe ist eine Erb-Muͤhle, welche vor einigen Jah- ren abbrannte, man muthmassete, daß das Feuer von einem gottlosen Menschen waͤre an- gelegt worden. Michalken, wendisch Michaukaw, eine halbe Meile von der Stadt, wohin es auch R 2 zum Das ein und zwanzigste Capitel. zum GOttes-Dienst gehoͤret. Es soll seinen Namen von dem ersten Einwohner haben, so Michauw, das ist Michael geheissen, ande- re hingegen sagen, daß es seine Benennung soll haben von jako w. michaw, das ist als in ei- nem Sack. Heist also Michaukow ein Dorf, das in einem Sacke lieget, welches auch seyn kan, denn wenn man die Situation des Dor- fes ansiehet, so siehet solche wie ein Sack aus, es ist ein gantz neues Dorf und wird schwer- lich uͤber 200 Jahr stehen, die Aecker und Wiesen gehoͤreten ehedessen nach Broͤthen, weil aber die Einwohner zu Broͤthen weit da- hin auf ihre Felder hatten, so haben sie da- selbst ihren Kindern Haͤuser erbauet und erb- und eigenthuͤmlich uͤbergeben, und aus einem Dorf zwey Doͤrfer gemacht, es graͤntzet mit den Wittgenauschen und Closter-Doͤrfern, und bestehet in einem halben Richter-Guth, 3 Gaͤrtnern, 5 Haͤuslern und 2 Erb-Muͤhlen, hat schlechten Boden und arme Einwohner, sie nehmen ihre Gabe von Besen und Beeren, die Dienste verrichtet es in die Stadt. Jm Jahre 1731 wurden von da, bis in die Stadt Roͤhren geleget, und das Wasser aufs Schloß gefuͤhret, welches grosse Unkosten verursachte. Nardt, wendisch Nariz, liegt eine viertel Meile von der Stadt, wohin es auch zum GOttes-Dienste gehoͤret, hat seinen Namen von Von denen Dorfschaften. von Na und rjeze, das ist am oder beym Was- ser, heist also ein Dorf, das am Wasser lieget, da die schwartze Elster fließt, hat 2 Richter- Guͤther, 17 Dienst-Huͤfner, 6 Gaͤrtner und 11 Haͤusler, hat guten Boden und schoͤne Wie- sen, haͤlt selbst Schafe, nicht weit von dem Dorfe nach Laubusch zu ist die Herrschaft- liche Muͤhle, der Hammer genannt, so 2 Gaͤn- ge hat, auch ist nicht weit vom Dorfe nach Colm zu ein Herrschaftlicher Weinberg, auf welchem jaͤhrlich 7 bis 8 Faß Wein erbauet wird, ehedessen war im Dorfe ein Herrschaft- lich Forst-Haus, worinnen ein Fuß-Knecht wohnete, welches aber vor etlichen Jahren verkauft, und dem Fuß-Knecht bey dem Herr- schaftlichen Forwerck Torne, eine andre Woh- nung aufgebauet worden. Vor einigen Jah- ren, wurde nicht weit vom Dorfe nach Colm zu auf dem Berge in dem Gestruͤpe ein Fasan- Garten angeleget, wegen Mangel des frischen Wassers aber, wurde er wiederum abgerissen, und auf die andere Seite des Dorfs nahe an den alten Fluß der schwartzen Elster angele- get; Das Dorf verrichtet seine Dienste nach der Stadt. Die Teiche, so beym Weinberge liegen, gehoͤren der Herrschaft, und sind sol- che 1) der Weinbergs-Teich, so mit 20 Scho- cken, 2) der Bochnitz mit 8 Schocken, 3) der Schmuler Bug mit 8 Schocken, 4) der R 3 Zopffe Das ein und zwanzigste Capitel. Zopffe so mit 5 Schocken, 5) der Schneide- Muͤhl-Teich mit 7 Schock, 6) Der Groß- Holffer mit 50 Schocken, 7) der Klein- Holffer mit 20 Schocken besetzet wird. Jm Jahre 1735 den 4 May ist Maria, sel. Geor- ge Mroßkens von Seydewinckel hinterlassene Wittwe auf dem Nardter Wege in eine Gru- be gefallen, sie wurde von einem Knecht her- ausgezogen, ist aber bald drauf an dem Orte, wo sie herausgezogen worden, gestorben, und nach Hause gefuͤhret worden. Neudorf, wendisch Nowawes, liegt ein und eine viertel Meile von der Stadt an der Spreu, und gehoͤret mit dem GOttes-Dienst nach Sproͤwitz, hat seinen Namen von seiner Erbauung und heist ein neues Dorf, es beste- het aus 1 Richter-Guth, 10 und einem halben Dienst-Huͤfner, 1 Garten und 1 Muͤhle mit 2 Gaͤngen und einer Stampfe, so der Herr- schaft gehoͤret, hat schlechten Boden und haͤlt selber Schafe. Neustadt, wendisch Nowemjesto liegt an der Spreu, 2 Meilen von der Stadt, graͤn- tzet mit der Herrschaft Mußckau, und gehoͤret mit dem GOttes-Dienst nach Schloͤffe, als das Dorf erbauet wurde, haben die Vorbey- gehende Spottweise gesagt: Tu saßo Nowe mjesto twjarja, das ist, hier bauen sie aber- mahl eine neue Stadt oder Ort, von welcher Re- Von denen Dorfschaften. Redens-Art hernach das Dorf seinen Na- men Neustadt Nowemjesto, das ist, ein neuer Ort, bekommen, es hat 2 Richter-Guͤ- ther, 10 Dienst-Huͤfner, 1 Schencke, so Herr- schaftliches Bier schencken muß, 7 Haͤusler und 6 wuͤste Haͤuser, ein Forst-Haus, wor- auf ein Fuß-Knecht wohnet; ferner ist daselbst ein Herrschaftlich Forwerck und Schaͤferey, so auf 200 Stuͤck Schafe haͤlt, Rind-Vieh aber kan wegen Ermangelung der Wiesen, wenig gehalten werden, auch ist daselbst ein Herrschaftlicher Zoll. Jm Jahre 1708 den 11 Februar wurde daselbst ein Weib seciret, so von einem Soldaten geschlagen, und nach et- lichen Tagen gestorben, in der Section aber wurde nichts toͤdtliches gefunden. Jm Jah- re 1735 schlugen die Schlossen das gantze Ge- treyde darnieder, die Einwohner bekamen nicht die Helfte von der Saat wieder, die Herrschaft muste darauf dem Pachter und den Bauern die Saat vorstrecken, und diese ihr Brod vor den Thuͤren mit Betteln suchen. Neuwiese, wendisch Nowawuk, liegt ei- ne viertel Meile von der Stadt, und fleust die schwartze Elster mitten durchs Dorf, gehoͤ- ret in die Stadt zum GOttes-Dienst, hat seinen Namen von Wuki, das ist Wiesen, weil es an und in Wiesen liegt, Now oder Neu, weil es neue Wiesen, und vor alters R 4 ein Das ein und Zwanzigste Capitel. ein wuͤster Ort gewesen seyn soll. Es ist bey grossen Wasser der Uberschwemmung sehr unterworfen, dahero auch die meisten Ein- wohner sich von dar weg nach Bergen bege- ben haben, halten auch deswegen in gewissen Faͤllen zusammen, wie sie denn auch die Ae- cker unter einander gemenget haben, es bestehet dieses Dorf aus einem halben Richter-Guth, die andere Helfte ist in Bergen, 11 und einer halben Dienst-Hufe, 3 Gaͤrtnern, 20 Haͤus- lern, und 1 Haͤusler ist viel Jahr wuͤste ge- legen, aber im Jahre 1691 von dem Herrn Amts-Hauptmann von Trizschlern wieder besetzet worden. Auch ist daselbst ein Herr- schaftliches Forwerck, welches seine Schaͤfe- rey in Bergen hat, ferner ist daselbst im Dor- fe eine Herrschaftliche Muͤhle und Schneide- Muͤhle, ingleichen nicht weit von dem Dorfe eine andere Muͤhle, so die Wassenburger-Muͤh- le genennet wird, jede hat zween Gaͤnge und eine Stampfe, die dabey liegenden Teiche gehoͤ- ren der Herrschaft, als: 1) Der Alt-Neu-Wie- ser so mit 30 Schocken. 2) Der Salusch so mit 80 Schocken. 3) Der kleine Buchholtz so mit 14 Schocken. 4) Der grosse Buch- holtz so mit 18 Schock. 5) Die Hentzschels- Wiese so mit 32 Schocken, und 6) der Halt- schens-Teich so mit 50 Schock besetzet wird. Sonsten liegen die Aecker in guten Boden- und Von denen Dorfschaften. und wird daselbst viel Weitze erbauet. Jm Jahre 1651 im Monath April wurde daselbst ein Mann von einem Soldaten erschlagen. Jm Jahre 1726 den 20 Mertz (war ein Montag) fruͤh um 4 Uhr brannte die vorm Dorf liegende Wassenburger-Muͤhle ab, das Feuer kam in der Stampfe aus, in welcher ein Buͤrger aus der Stadt Hirse gestampfet. E- ben in diesem Jahre den 2 November fiel bey dem damahligen grossen Wasser ein Maͤgdlein von 3 Jahren ins Wasser, welches erst den 14 Januarii folgenden Jahres, nachdem das Wasser gefallen, gefunden wurde. Neyda, wendisch Nida, eine viertel Mei- le von der Stadt an der Elster, und gehoͤret mit dem GOttes-Dienst in die Stadt. Der Name Nidej, soll daher kommen, als man dieses Dorf anfangen zu bauen, so haͤtten die Vorbeygehenden gesagt, Nyde nebuze, das ist, nimmermehr soll dieses geschehen, aus Ur- sache, weil bey Uberschwemmung der Elster die gantze Gegend unter Wasser stehet, und grossen Schaden an Daͤmmen, Aeckern und Wiesen thut, daß es also sehr schwer gewesen anzubauen, indem man besorgt gewesen, es moͤchte das Wasser wieder alles wegreissen, deswegen haben nun die Vorbeygehenden ge- sagt: Nyde nebudze, nimmermehr wird et- was draus, von welcher Redens-Art hernach R 5 das Das ein und zwanzigste Capitel. das Dorf den Namen Nydej, das ist, nim- mermehr, bekommen. Es hat schoͤne frucht- bare Aecker und Wiesen, daher sich die Ein- wohner in einem sehr guten Stande befinden. Es gehoͤret dieses Dorf der Stadt und dem Rath, und ist im Jahre 1606 zu Zeiten des Herrn Weyghardten Freyherrn von Prom- nitz, Herrn auf Hoyerswerda, von gemeiner Stadt Geldern, auf ewig, erb- und eigen- thuͤmlich der Stadt verkauft worden. Vid. Statuten von Hoyerswerda. Wenn ein Buͤr- ger in der Stadt ein neu Haus bauet, so ist ihm dieses Dorf schuldig, zu solchem Bau eine Ruthe Steine vom Colmer-Berge ohne Ent- geltung zu fuͤhren. Die Muͤhle an dem Dor- fe ist eine Erb-Muͤhle, hat seinen eigenen Muͤller. Jm Jahre 1735 zwischen dem 4ten und 5ten December in der Nacht halb 12 Uhr kam bey Rumburgken daselbst in der Feuer- Esse, Feuer aus, welches das gantze Dorf, bis auf 1 Haͤusler, 5 Scheunen und die Muͤhle abbrannte, auch kam in demselben Feuer viel Vieh ums Leben. Sonst ist das Dorf in zwey Theile getheilet, der eine Theil liegt in der Tieffe an der Elster, der andere weiter davon auf einem Berge, bey welchem ein Weinberg, so der Herrschaft gehoͤret, auf welchem etliche Faß Wein erbauet werden. Ein Forwerck welches zur Stadt und dem Herrn Von denen Dorfschaften. Herrn Hauptmann Moͤllern gehoͤret, und denn eine grosse Schaͤferey, auf welcher etli- che 100 Stuͤck Schafe, und der Herrschaft eigenthuͤmlich; Nicht weit von dieser Schaͤ- ferey gegen die Heiden, ist das Stadt-Ge- richte. Jm Jahre 1740 den 10 Januarii ist Michael Matthiatz von Neyde, als er von Neuwiese nach Hause gegangen, und nicht weit von der Schaͤferey gekommen, bey der damahligen grimmigen Kaͤlte, auf dem Wege erfroren, und todt gefunden worden. Gleich bey Neyda, liegt das Closter- Dorf Tuͤrckenhausen, wendisch Nimzach, ist Roͤmisch Catholischer Religion und gehoͤret mit dem GOttes-Dienste nach Wittgenau, der Ursprung und Name dieses Orts komt daher; Als ein Thuͤringer in hiesige Gegend gekommen, und sich an dem Ort, wo dieses Dorf stehet, erbauet, so haben die Vorbeyge- henden pflegen zu sagen, des Thuͤringers Haus oder Tuͤrckens Haus, die Wenden aber nenneten ihn Nymez oder Nymzech, das ist, der Dusch oder des Deutschen, ist ein sehr al- tes Dorf, und zwar wie man vorgiebt schon gewesen, ehe Hoyerswerda erbauet worden, mitten im Dorfe wohnet ein eintziger Luthe- raner, so ein Haͤusler, er ist ein Kuͤh-Artzt, und leget den Leuten ihre Traͤume aus, es hat dieses Dorf schoͤnen Feld-Bau, dahero auch Das ein und zwanzigste Capitel. auch die Einwohner in gutem Vermoͤgen ste- hen. Ruͤgel, wendisch Rohol, liegt 1 Meile von der Stadt, wohin es auch mit dem GOt- tes-Dienst gehoͤret, wird auch sonsten die Vorstadt von Hoyerswerda genennet, weil es ehedessen ein Raths- und Stadt-Dorf soll gewesen seyn. Es leidet viel Schaden bey grossem Wasser, hat mittelmaͤßigen Boden, hat 1 Scholtzen- oder Richter-Guth, 2 Gaͤrt- ner, 4 Haͤusler, 1 Herrschafts-Muͤhle nebst einer Stampfe und Oehl-Muͤhle, auch ist daselbst ein Herrschaftliches Forwerck und Schaͤferey. Jm Jahre 1729 thaten die Heuschrecken auf den Feldern daselbst grossen Schaden. Jm Jahre 1740 den 30 April, war an einem Sonnabend zu Mittage, brann- te das Dorf nebst der Muͤhle, bis aufs For- werck und etliche Haͤusler ab, in dem Haͤusel, (in welchem niemand als 2 Kinder zu Hause gewesen) wo das Feuer auskam, verbrannten 2 Kinder, eines von 5 Jahren und das andere von 2 Jahren, nebst allem Vieh. Rachlo, wendisch gleiches Namens, lie- get 1 Meile von der Stadt, ist nach Saͤrchen eingepfarret, weil es aber meistentheils Roͤ- misch-Catholischer-Religion, so haͤlt sichs nach Wittgenau, muͤssen aber alle Actus zu Saͤr- Von denen Dorfschaften. Saͤrchen abzahlen, bestehet in 1 Richter- Guth, 10 Dorf-Hufen und 5 Haͤuslern, thun die Dienste nach Saͤrchen, liegt in guten Bo- den, und haͤlt selbst Schafe, der Richter muß alle Char-Freytage 18 Gr. 8 Pf. wegen ei- nes Kaͤses geben. Sabroth, wendisch Sabrod, liegt ein und eine viertel Meile von der Stadt, ehe- dessen gehoͤrete es mit dem GOttes-Dienste nach der Stadt, nachdem aber zu Bluno ei- ne neue Kirche erbauet, so ist es dahin einge- pfarret worden. Es hat seinen Namen von Sa und Brod, das ist, hinter dem Pfuhl oder Pfuͤtze, wie es denn auch vor dem Dorfe dergleichen Pfuͤhle oder Pfuͤtzen giebet, heist also ein Dorf vor oder hinter den Pfuͤtzen, es verrichtet seine Dienste nach Terppe, und hat schlechten Boden, daher auch die Einwohner arm und nichts im Vermoͤgen haben. Es bestehet aus 2 Richter-Guͤthern, 16 Dienst- Hufen, 5 Gaͤrtnern, 5 Haͤuslern und etlichen wuͤsten Haͤuseln, haͤlt selbst Schafe. Jm Jah- re 1695 den 14 Junii wurde daselbst ein Knabe von 17 Jahren auf dem Felde todt gefunden, ohne zu wissen, wie er ums Leben gekommen, das Dorf ist etliche mahl abgebrannt. Seydewinckel, wendisch S-Dcziczinow, liegt eine viertel Meile von der Stadt, wohin es auch mit dem GOttes-Dienste gehoͤret. Es Das ein und zwanzigste Capitel. Es hat seinen Namen von dezi denuko, das ist, gehe in den Winckel, es liegt gleichsam als wie in einem Winckel, gegen dem Holtze zu, und heist also ein Dorf, das beyseit im Winckel liegt, hat guten Boden, schoͤne Wiesen, daher auch so leicht keine Wuͤstung zu besorgen, haͤlt selbst Schafe, und dienet aufs Schloß-Forwerck. Es bestehet aus 2 Richter-Guͤthern, 1 Frey-Bauer so 2 Hu- fen Acker hat, so vor uralten Zeiten ein Ade- liches Guth soll seyn gewesen, 20 Dienst- Huͤfnern, 17 Haͤuslern und noch 1 Haͤusel, wel- ches auf der Gemeinde Grund und Boden. Wenn von Herrschafts-Bedienten jemand heraus koͤmt, so muß der Richter selbte mit Essen und Futter versorgen. Jm Jahre 1711 den 10 Jan. starb daselbst der Schwein- Hirte nebst seiner Frauen und einem Kinde, gehlinges Todes, ohne alle Kranckheit, man gab vor, sie waͤren an einem verdaͤchtigen Orte betteln gewesen, es wurde solches von dem Richter in einem Hochloͤblichen Amte ange- geben, und Nachfrage gethan, was man mit denen Verstorbenen machen sollte, dieses gab Befehl, daß der noch lebende Sohn sollte die Leichen zu Hause im Garten selbst begraben, da aber dieser solches nicht thun wollte, so gab sich ein anderer Mann dazu an, wenn ihn die Gemeinde vier Wochen mit aller Noth- Von denen Dorfschaften. Nothdurft versehen, und wenn er ja in waͤh- render Zeit sterben sollte, solches auch so lan- ge seiner Frauen thun wollte, welches ihm auch die Gemeinde willigte zu geben, darauf wurden ihm auf sein Verlangen Medicamenta, Toback, Fleisch und Brod gereichet, und er gieng hin in das Haus, legte die Verstorbe- nen in Saͤrge, machte Graͤber nicht weit vom Hause, und begrub sie daselbst. Er blieb alsdenn nebst seinem Weibe und dem Sohne derer Verstorbenen, vier Wochen im Hause, ohne irgends einen Anstoß, und ward von der Gemeinde durchs Fenster mit Essen und Trincken versehen. Jn eben diesem Jahre 1711 den 1 November brannten daselbst 11 Huͤfner ab. Jm Jahre 1739 den 4 May ist Maria Mroßckin von Seidewinckel, auf dem Nardter Wege in einen Graben gefallen, und bald gestorben. Saͤrchen, wendisch S-czarow, wird auch klein Sora genennet, liegt 1 starcke Meile von der Stadt, und ist nach Colm, ei- nes von den aͤltesten Doͤrfern, hat selbst eine Kirche, wohin auch noch andere Doͤrfer ein- gepfarret seyn, ein Herrschaftlich Forwerck und Schaͤferey, ein Forst-Haus, auf welchem ein Fuß-Knecht wohnet, eine Herrschaftliche Muͤhle mit 2 Gaͤngen und eine Stampfe, ei- nen Das ein und zwanzigste Capitel. nen Erb-Schencken, zu welchen eine halbe Hufe Acker gehoͤret, welche ehedessen 18 Tha- ler der Herrschaft jaͤhrlich gegeben, daß sie das Bier hat nehmen koͤnnen wo sie gewollt, 18 Hufe-Guͤther, 22 Gaͤrtner, 14 Haͤusler, inclusive 4 Pfarr-Haͤusler, die Huͤfner und Halb-Huͤfner muͤssen 2 Zug und 2 Hand- Dienste jaͤhrlich verrichten, davor sie jedes- mahl eine Mahlzeit bekommen, uͤberdiß muͤs- sen sie die Fische aus denen 3 Teichen, in die Haͤlter nach der Stadt fuͤhren, wie auch den Saamen zu Besetzung der Teiche, das gantze Dorf giebt vor die Bau-Fuhren jaͤhrlich 50 Thaler, und vor die Jagd 10 Thaler, ferner muͤssen die Gaͤrtner dreschen und die Haͤus- ler Flachs jaͤten, uͤberdiß thut das Dorf keine Dienste mehr. Die 3 dabey liegende Teiche gehoͤren der Herrschaft, als: 1) der Grosse so mit 250 Schock besetzet wird, diesen grossen Teich hat im Jahre 1510 der Herr Willhelm von Schumburgk gebauet, und in Compen- sation der Aecker und Wiesen, welche die Bauren allda ihm darzu abgetreten, ihnen die Hofe-Dienste bis auf 2 Zug und 2 Hand- Dienste jaͤhrlich befreyet, und die Gemeinde mit einem gewissen Freyheits-Briefe d. dato Martini 1510 versehen, der auch von Herr- schaft zu Herrschaft confirmiret wird, 2) der Kleine wird mit 36 Schock und 3) der Alte mit Von denen Dorfschaften. mit 45 Schock besetzet. Pfarrer seyn daselbst nach der Reformation gewesen. Urban Henetz so im Jahre 1580. gestor- ben. M. Johann Cichorius, welcher 1581. die Vocation erhalten, und mit Jungfer Catha- rinen Gerstkin von Libenau verehliget, er starb 1620 den 21 April. Jhm succedirte sein Sohn, M. David Cichorius, er war gebohren da- selbst in Saͤrchen auf der Pfarr-Wohnung im Jahre 1595 den 23. October. Sein Va- ter war M. Johann Cichorius P. L. und die Frau Mutter Catharina gebohrne Gerstkin. Jm Jahre 1605 that ihn sein Vater nach Hoyerswerda in die Schule, wo er vier Jahr seine Præceptores fleißig gehoͤret und ihnen ge- folget, von Hoyerswerda kam er im Jahre 1609 nach Cotbus in das Brandenburgische in die Schule, woselbst er seine angefangene Studia continuirete, von da gieng er nach ei- nigen Jahren nach Bautzen, wo er sub Rect. \& Informat. M. Scheddæi seine Studia exco- liret und dann nach Wittenberg auf die Uni- versitaͤt gezogen, wo er anfangs ein gantzes Jahr Jura studirete, alsdenn aber seine Stu- dia aͤnderte, und auf die Theologie sich legte. Jm Jahre 1620 den 4 April erhielt er zu Wittenberg den Gradum Magistri, sub De- S canatu Das ein und zwanzigste Capitel. canatu M. Johann Averrarii, J. U. Lic. P. P Oratoriæ. Ob er nun gleich seine Studia fer- ner zu continuiren und Theologiam recht zu excoliren entschlossen war, so hatte doch GOtt ein anders beschlossen, denn als selbiges Jahr sein Vater starb, wurde er nach Hause beru- fen und bekam die Vocation zum Pastore an seines sel. Vaters Stelle. Jm Jahre 1622. den 20. Junii verehlichte er sich mit Tit. Jungfer Hedwigen gebornen Froͤlichin, Tit. Bartholomaͤi Froͤlichs, Evangelischen Bur- gemeisters in Wittgenau ehelichen Tochter, mit welcher er 6 Kinder, als 3 Soͤhne und 3 Toͤchter gezeuget, er hatte die Ehre, daß er noch bey seinen Lebzeiten seine 3 Soͤhne in Ehren-Aemtern sahe, der aͤlteste David Ci- chorius war J. U. D. und Burgemeister in der Alt-Stadt Brandenburg, der andere M. Jo- hann Cichorius war Pfarrer zu Oßling, und der 3te M. Zacharias Cichorius succedirte ihm. Jm Jahre 1663 den 20 Junii starb er nach einer langwierigen Kranckheit seines Alters 68 Jahr weniger 18 Wochen und 1 Tag. Ei- nige Zeit vor seinem Tode hatte er einigen Verdruß bey seiner Gemeine, denn Mat- theus Lehmann P. P. zu Hoyerswerda geden- cket in seiner ihm gehaltenen Leich-Predigt von denselben mit folgenden Worten: Ob ihm wohl dieses Saͤrchische Kirchen-Spiel eine gerau- Von denen Dorfschaften. geraume Zeit in einem solchen Verdacht nicht gestanden, so haben sich doch kurtz vor un- sers Herrn Magistri sel. Tode solche Faͤlle bey seinen Zuhoͤrern begeben, die ihn in seinem Alter, wie ich selbst bezeugen muß, nicht we- nig gekraͤncket, daß sich manche seines Todes moͤgen erfreuet haben ꝛc. Er war ein exem- plarischer Priester, und in allen Widerwaͤr- tigkeiten sehr geduldig, nach ihm kam, M. Zacharias Cichorius des vorhergehen- den Cichorii juͤngster Sohn, ihm succedirt Donath, nach dessen Ableben Melchior Faber, von frommen und christ- lichen Eltern in Saͤrchen geboren, da sein Va- ter Huͤfner, er studirete in Camentz, Breßlau und Leipzig. Jm Jahre 1542 wurde dem damahligen Pfarr Urban Henetz und seinen Successoribus wie auch allen Nachkommen, auf der Pfarr 3 Gaͤrtner zu seiner Wiede- muth gegeben. Jm Jahre 1557 ward der Pfarr Urban Henetz begnadiget, daß er und sei- ne Nachkommen von seiner gewachsenen Ger- ste ein Bier zu brauen und zu verschencken, wel- ches ihm Herr Albinus Wolf Altorista bey Sr. Gnaden der damahligen Herrschaft aus- gebeten, dieweil er nicht die Fuhren nach Ca- mentz, wie andere Pfarren hat. Jm Jahre 1646 den 20 April wurde von dem Herrn Rudolph von Ponickau vor sich und seine Er- S 2 ben Das ein und zwanzigste Capitel. ben und Nachkommen dieser Herrschaft mit Obrigkeitlichen und Christlichen Belieben dem M. David Cichorio zur Zeit Seelsorgern zu Saͤrchen verwilliget und verordnet, ihm und nachkommenden Pfarren zu Saͤrchen, von dato an und allen Zeiten jaͤhrlich vor die Haus- haltung 10 Staͤmme Feuer-Holtz, die ihm in allewege, an welchem Orte es dem von Po- nickau beliebet, von derselben Bedienten an- gezeichnet und angewiesen werden soll, jedoch solcher Gestalt, das erwehnter Pfarr solch an- gewiesen Holtz durch seine eigene Fuhren ab- fuͤhren, auch sich ohne Angeben nicht das we- nigste anmassen soll. Diese Begnadigung ist hernach von dessen Herrn Sohne, George Rudolph von Ponickau, auch Erb- und Lehns- Herrn der Herrschaft, auf 20 Staͤmme ver- mehret, und also uͤber die vorigen 10. Staͤm- me, noch 10. Staͤmme zugesetzet worden, davon bey der Kirche daselbst ein absonderlich Privilegium, welches den 24 Junii im Jah- re 1648 gedachter Herr George Rudolph von Ponickau mit eigener Hand unterschrieben. Jm Jahre 1681 den 20 December brannte daselbst die Herrschaftliche Muͤhle ab, wel- ches Feuer durch Verwahrlosung der Muͤhl- Gaͤste auskam. Jm Jahre 1687 ward zu Saͤrchen von der jungen Schwars Tochter, nachfolgende Mißgeburth zur Welt geboren. 1) War Von denen Dorfschaften. 1) War die Groͤsse des Leibes an sich selbst, nach Aussage der Weh-Mutter, zwar anders nicht als bey einer zeitigen Geburth oder Frucht, jedoch vom Haupt an bis auf die Fuͤs- se ungewoͤhnlich. 2) Der Kopf war groͤsser als sonsten seyn sollen, das Foͤrder-Theil des- selben war ungestalt, und zwar wie die Stir- ne hoch und breit, die Nase hoch aufgeworfen, wie eines Hundes, das Maul weit auf, wie Vieh sperrende, hatte eine lange Zunge im Halse, die Augen und Ohren aber waren et- licher massen eines Menschen aͤhnlich. 3) Un- ter dem Maule war keine Kinne, sondern an statt dessen, hieng unter dem Maule an dem Halse von einer Seite zu der andern herab, ein aufgeschwelltes und lappichtes Stuͤck Fleisch, ohngefaͤhr eines halben viertels der Ellen lang, in Gestalt eines Weiber-Kragens, unter wel- chem, da man es in die Hoͤhe hub, bereits ei- ne Verwahrlosung zu spuͤhren war. 4) An den Haͤnden war nichts Menschliches zu fin- den, denn da waren vom Halse seitwers herab 2 Fuͤsse als Hunde-Pfoten ohne Krallen an- zusehen, dergleichen auch anstatt der Fuͤsse unten, jedoch waren die fordersten beyde noch vollkommner als die hintersten. 5) Das lappichte Stuͤck Fleisch vorgedachter massen, hieng bis an die Hertz-Grube herab, zu dessen Ende war der Bauch der Proportion nach S 3 eben- Das ein und zwanzigste Capitel. ebenfals groͤsser als sonst mit ordentlicher Na- bel-Schnur. 6) Konte man nicht eigentlich erkennen, welcherley Geschlechts es seyn sollte, jedoch war es dem Maͤnnlichen aͤhnlicher als dem Weiblichen anzusehen. 7) An dem Hin- tertheil des Haupts und auf dem Ruͤcken war nichts monströses, ausser daß die posteriora an ihren gewoͤhnlichen Orte ermangelten, an deren Statt gleich einer Wartze oder Knopf war, welches das Ansehen hatte, als wenn noch allda etwas hervor wachsen wollen. 8) War auch kein Gliedmaß des Cadavers son- dern nur ein Knorpel zu sehen. Jm Jahre 1691. den 7 April nachmittag um 3 Uhr brannte das Forwerck samt 3 Haͤusern weg, gleich als dieses Dorf dem Obersten von Scha- dewitz uͤbergeben wurde, in welchem Feuer ein Schuster aus der Stadt, Namens Christoph Reinholt, da er sich allzusehr nahe ans Feuer wagte, erbaͤrmlich ums Leben kam und ver- brannte. Jm Jahre 1702 den 20 Julii schlug das Wetter in den grossen Teich, daß auch die meisten Fische darauf giengen. Jm Jahre 1717 den 26 Februar wurde dieses Dorf dem Herrn Grafen von Wackerbarth uͤber- geben, von welchem es die Durchl. Fuͤrstin von Teschen wieder kaufte. Jm Jahre 1722 den 25 Julii wurf daselbst ein Knabe von 13 Jah- ren einen andern gleiches Alters mit der Ku- gel Von denen Dorfschaften. gel in die Schosse, davon er des andern Ta- ges starb. Jm Jahre 1730 brannte die For- wercks-Scheune, samt dem Getreyde und die Staͤlle ab, das Feuer war, wie man muth- massete angeleget worden. Jm Jahre 1736 Dom. XVII. p. Trin. erhing sich der Schul- meister, beyn Glocken an seine Hals-Krause, nachdem er das andremahl zur Predigt gelau- tet, er war zur Melancholie geneigt, aber sonst dem Ansehen nach ein frommer und christlicher Mann, von dem man nichts Boͤ- ses wuste, hinterließ sein Weib und 4 Kinder, er wurde von zween Bettlern abgenommen, und auf den Kirchhof begraben, jeder bekam einen Thaler. Das Jahr zuvor war ein Schu- ster, so aus der Stadt vom Jahrmarckt kam, und im Dorfe wohnhaftig, gleich vor dem Dorfe auf dem Teichdamme erschlagen, den Thaͤter hat man nicht erfahren, ist aber GOtt am besten bekannt. Spohla, wendisch Spahl, eine halbe Meile von der Stadt, wird eingetheilet in Alt- und Neu-Spohle, das neue Spohle wird auch sonst genennet Gerßdorf, weil es Jm Jahre 1660 von denen Gerßdorfischen Erben erkauft worden, hernach aber wieder an die Herrschaft Hoyerswerda gefallen; wo- her es Spohle oder Spahl genennet, ist un- bekannt, liegt in guten Boden, hat schoͤne S 4 Wie- Das ein und zwanzigste Capitel. Wiesen, indem es am Schwartz-Wasser lie- get, und gehoͤret mit dem GOttes-Dienst in die Stadt, in Alt-Spohle befinden sich, 1 Frey-Kretzschmar, so selbst Bier brauet, und Brandtwein brennet, hat auch sonsten andre Freyheiten, das halbe Kretzschmar Guth ge- hoͤret in Neu-Spohle, oder Gersdorfsche Theil, 1 Richter-Guth, 17 Hufen-Guͤther, 4 Gaͤrtner, 2 Haͤusler und 1 Erb-Muͤhle, welche die Unter-Muͤhle genennet wird, wel- che zu Erbauung und Behaltung der Herr- schaftlichen Muͤhlen-Grundwercke gleich an- dern beytraͤget. Das neue Spohle oder Gerßdorfische Theil hat 17 Huf-Guͤther, 5 Gaͤrtner, 5 Haͤusler, und 1 Erb-Muͤhle, so die Ober-Muͤhle genennet wird, sie traͤgt aber zu Erbauung der Herrschafts-Muͤhlen, wie andere Erb-Muͤhlen nichts bey; beyde Theile geben der Herrschaft vor die Dienste und andere Gaben 371 Thaler 9 Pf. auf zwey Termine ad Walp. und Michael, und thun noch uͤber dieses jeder 4 Tage Hand-Dienste. Neu-Spohle muß der Herrschaft 18 Stuͤck Garn spinnen, Alt-Spohle aber spinnen nichts, jedoch geben beyde Gemeinen das Dienst-Geld, so lange es der Herrschaft ge- faͤllig, und verrichten sodann die Dienste gleich andern Unterthanen, so lange sie aber bey diesen Dienst-Gelde verbleiben, uͤbertra- gen Von denen Dorfschaften. gen sie die Wuͤstungen. Die Einwohner sind meistentheils wohlhabende Leute. Jm Jah- re 1719 des Nachts zwischen den 15 und 16 April brannte daselbst ein Haus ab, in welchem Feuer viel Vieh, und das gantze Vermoͤgen des Wirths verbrannte, das Feuer kam durch Leinwand kochen aus. Jm Jahre 1723 den 1 December in der Nacht gieng ein Tambour aus der Stadt nach diesem Dorfe, vor der Stadt verirrete er sich, und kam nach Neu- da, da er einen Boten mit nahm, beyde aber wurden in einem Timpel bey Spohle todt ge- funden, dem Ansehen nach war der Tambour unversehns auf dem Eife eingebrochen, der Bothe welcher ihn heraus ziehen wollen, zie- het seine Kleider aus, laͤsset solche am Rande liegen, verfaͤllt aber auch und kommt ums Leben, beyde waren fromme Leute, der Tam- bour Schidlofscky mit Namen, war ein Pohl- nischer Edelmann, er hatte sich zur Evange- lischen Religion gewandt, und fuͤhrete ein frommes Leben, daher er auch von jederman betauret wurde. Jst ein Exempel Christli- cher Liebe, da einer den andern aus der Ge- fahr retten will, aber dabey selbst sein Leben ein- buͤsset. Jm Jahre 1728 den 30 October war gleich ein Sonntag wurde daselbst Roßmanns Sohn, seines Alters 16 Jahr von einen an- dern Jungen, unter der Predigt beyde Au- S 5 gen Das ein und zwanzigste Capitel. gen ausgeschossen, worauf er in 14 Tagen elendiglich sterben muste. Sproͤwitz, wendisch gleiches Namens, liegt ein und eine halbe Meile von der Stadt, an der Spreu, von welcher es auch seinen Namen fuͤhret, es hat seine eigene Kirche und Pfarre. Es bestehet aus 1 Richter-Guth, 11 Dienst-Hufen 1 Huͤfner so dem Pfarr die- net, 3 bewohnte Haͤusler und 4 wuͤste Haͤu- sel, von welchen die Gemeine die Steuern giebet, vor die Dienste giebet es gewisse Gel- der, hat sehr schlechten Acker, und fast gar kei- ne Wiesen, vor alten Zeiten ist daselbst eine Pappier-Muͤhle gewesen, haͤlt selbst Schafe und hat einen Herrschaftlichen Zoll. Nach der Reformation sind nachfolgende Evangeli- sche Pfarrer daselbst gewesen, der erste der Schmidt im Dorf, wegen Ermangelung ge- lehrter Leute. Jeremias Cubæus. George Bether, aus dem Herrschaftlichen Dorfe Laubusch gebuͤrtig. Vid. Cap. X. Matthaͤus Lehmann, hernach P. P. Vid. Cap. X. George Kruͤger, hernach Sub-Diaconus zu Hoyerswerda von den Pfarr zu Colm. Vid. Cap. X. Christian Hansi, hernach Archi-Diaco- conus zu Hoyerswerda. Vid. Cap. X. Jo- Von denen Dorfschaften. Johann Klien, hernach Sub-Diaconus zu Hoyerswerda. Vid. Cap. X. Gottfried Grosche, hernach Archi-Dia- conus zu Hoyerswerda. Vid. Cap. X. Peter Lachmund, welcher im Jahre 1696. aus Niederlausitz nach Sproͤwitz vociret wur- de, lebet noch in einem hohen Alter, GOtt staͤrcke ihn durch seinen Geist. Jm Jahre 1631 war die Pest daselbst, deshalber der da- mahlige Pfarr, Matthaͤus Lehmann, sich von da nach den Hammer, weiter nach Burck, und endlich gar nach der Stadt wendete, wo- selbst er sich drey viertel Jahr aufhielte, die Predigt aber verrichtete er auf dem Felde. Jm Jahre 1688 wurde die dasige Kirche aus dem Grunde neu erbauet, in welche der damahli- ge Pfarr Johann Klien folgende Worte zum Gedaͤchtniß aufgezeichnet. JohannIs MagnI per SaXonIs ora GeorgI LIgnea JVssu æ Des hæc reno Vata fVIt Præses hoyers Wer DensIs erat WazDorf- fIVS apte; Besser Vs pLebI JVra sa Crata Dabat NessIVs \& præerat FaVnIs sæVæqVe fe- rInæ EnzenfeLDerVs qVæstor \& oeCono- MVS SenffIVSqVe forI fIDeLIter aLta notabat QVæ Das ein und zwanzigste Capitel. QVæ fabrICanDa, sCIte GrosChIVS hIsce Vacat Johannes CLInIVs spargebat oraCVLa JoVæ ArChItectVs erat SaMVeL HInnI- ChIVS TV Rex sCeptra tVens Confer bona se- CVLa saCra! Hæc æDes stabIt sIC renoVata DIV! Jm Jahre 1681 ist daselbst das Kirchen-Buch angefangen, in welches vorgedachter Pfarr Johann Klien diese Wort geschrieben. Inceptus anno quo precabamur omnes JesVLe perDe tVos pestIsqVe faMIsqVe fVrores, NeC nostros agros hos tetIgIsse sIne! F V r Pest IL entz V n D andere Noth Bes C h V tze V ns Du tre V er GOtt! Jm Jahre 1701 den 30. December kam bey dem Schultzen im Stalle durch Verwahrlo- sung derer Dragoner, von des Hauptmanns Liptens Compagnie Feuer aus, durch welches die Pferde im Stalle, und das gantze Dorf, auf der Seite wo die Pfarre, benebst der Pfarre in die Asche geleget wurde. Jm Jahre 1730 thaten daselbst die Heuschrecken grossen Schaden, und frassen fast alles Getreyde auf dem Felde weg. Jm Jahre 1734 im Monath Augusti, legte daselbst ein Weib, bey ihrem Nach- Von denen Dorfschaften. Nachbar Feuer an, wodurch 13 Hoͤfe und die Pfarre nebst ihrem eigenen Hofe abbrann- te, das Weib wurde hernach den 13 Sept. zu Hoyerswerda decolliret, und der Coͤrper auf einem Scheuter-Hauffen zu Asche ver- brannt. Terppe, wendisch Terp, liegt ein und eine halbe Meile von der Stadt, halb auf O- ber- und halb auf Niederlausitzschen Boden, giebt seine Bier- und Land-Steuer nach Nie- derlausitz, mit dem GOttes-Dienst gehoͤret es nach Gessen in der Niederlausitz, und hat schlechten Boden; Es bestehet aus 1 Erb- Kretzschmar, so selbst Bier brauet und Brannt- wein brennet, 1 Richter-Guth, 15 Dienst- Hufen, 1 Gaͤrtner, 1 Haͤusler, und ein Herrschaftliches Forwerck, traͤgt auch ein fuͤnf- tel Pferd Ritter-Dienste in die Niederlau- sitz bey, auch ist daselbst ein Herrschaftlicher Zoll. Jm Jahre 1691 that daselbst der Wind grossen Schaden, er riß etliche Scheunen und Wohn-Haͤuser darnieder, ingleichen faͤllete er im Gehoͤltze etliche tausend Staͤmme Holtz. Jm Jahre 1717 den 5 Julii schlug das Wetter ins Forwerck, so auch gantz ab- brannte. Jm Jahre 1718 den 20. Junii schlug abermahl das Wetter in ein Haus, der Wirth, Wirthin und zwey Kinder wurden ertaͤubet, der Wirth erholete sich wieder, das Weib Das ein und Zwanzigste Capitel. Weib nebst einem Kinde aber blieben im Feuer und verbrannten. Jm Jahre 1719 den 17 Junii wurde in dasigen Gehoͤltze ein todter Mann gefunden, wie er ums Leben ge- kommen, ist GOtt am besten bekannt, aus seinen bey sich habenden Briefen war zu erse- hen, daß er aus Cotbus gewesen. Taͤtzschwitz, wendisch Tadzez, liegt 1 Mei- le von der Stadt an der schwartzen Elster, hat seine eigene Kirche, und ist das Filial von Colm, es graͤntzet mit Meissen, und hat sei- nen Namen von Ptadze, das ist Vogelicht, und heist also ein Ort, wo sich viel Voͤgel aufhalten, indem daselbst viel Erlen, auf wel- chen sich viel Voͤgel von allerhand Arten auf- halten und nisten, daher es auch von einigen Ptadziz oder Ptetzschwitz geschrieben wird. Es hat drey Erb-Muͤhlen, eine im Dorfe, und zwey, als eine Wasser, die andere eine Wind- Muͤhle vor dem Dorfe. Die Wasser-Muͤh- le vor dem Dorfe wird Bilozecz, oder Bi- wozez genennet, welcher Name herkommt von dem Wasser so die Muͤhle treibet, welches gantz weiß. Dieses Wasser entspringet aus unterschiedenen Brunnen, so am Wege nach Colm liegen, sind sonst sehr lieblich und ge- sund zu trincken, dahero auch viele krancke Leute von unterschiedenen Orten sich dasselbe holen lassen, weil nun dieses Wasser weiß, helle, Von denen Dorfschaften. helle, klar und gesund, so nennet man solches Biwa-Wadzidzka oder Biloschka. Ferner sind in diesem Dorse 1 Frey-Kretzschmar, der selbst Bier brauet und Branntwein brennet, 1 Richter-Guth, 23 Dienst-Hufen, 5 Gaͤrt- ner und 14 Haͤusler, die ihre Dienste auf das Forwerck nach Laubusch verrichten, haͤlt selbst Schafe, und hat guten Boden und Wiesen. Wenn die Herrschaftliche Bedienten heraus kommen, muß der Richter sie mit Essen und Futter versorgen, die dabey liegende Teiche gehoͤren der Herrschaft, als 1) der Grosse, so mit 40 Schock, 2) der Mittlere mit 13 Schock, 3) der Kleine, Simon Fliegel ge- nannt mit 12 Schock besetzet wird. Jm Jah- re 1656 den 28 April ist daselbst folgende ab- scheuliche Mißgeburth gebohren. Es hatte ein Auge zur Rechten, an statt des lincken war nur ein Loch, wie mit einem Messer ge- stochen, die Nase gantz krumm gebogen und nur ein Loch hinein, am Maule eine Ober-Lippe, sonst aber keinem Maul aͤhnlich, sondern nur ein haͤßliches Loch, daß man bis in den Hals hinein sehen kunte, der Hals war bis an die Schulter ohne Achsel gantz rauch, dem Kop- fe gleich, das Haar auf demselben wie ein Haase, der Farbe nach; unterm Bauche, ingleichen auch die Lenden bis herunter auf die Fuͤsse war alles gantz rauch, in vorgedach- ter Das ein und zwanzigste Capitel. ter Farbe; an der rechten Hand hatte es sechs Finger, an der lincken aber war der kleine Finger mit dem Gold-Finger bis an das naͤchste Glied zusammen gewachsen, gantz ab- scheulich anzusehen, dergleichen sahe man auch an dem rechten Fusse, an dem Membro Viri- li waren kleine Testiculi, auch hatte es sonst keine rechte Farbe, weder am Gesichte noch am Leibe, sondern braun und blau, wie eine Kirsche oder Heydelbeere, ward getauft und George benennet, der Vater war Andreas Schorada, starb aber bald darauf. Jm Jah- re 1686 den 5 October erhing sich Simon Mahro, in Abwesenheit seines Weibes, als sie nach Wittgenau gegangen, in der Scheu- ne, wurde von einem Bettler abgeschnitten, und auf Churfuͤrstlichen Befehl von seinem Vater und Weibe auf den Kirchhof begraben, ohne Klang und Gesang, musten aber auf Churfuͤrstlichen Befehl alle Begraͤbniß-Unko- sten erlegen. Jm Jahre 1702 den 9 Au- gust starb daselbst ein alter Huͤfner, Namens Jacob Biloscha, dem 8 Jahr vorher beyde Fuß-Blaͤtter abgefallen waren. Jm Jahre 1705 den 30 Junii wurde daselbst ein Lager von 177 Dragonern angeleget, welchen die Herrschaft Fourage an Graß und taͤglich auf jedes Pferd 1 Metze Hafer liefern muste. Jm Jahre 1708 den 7 Januar wurde der dasige Schaͤ- Von denen Dorfschaften. Schaͤfer, Namens Schirack, ein Mann von 60 Jahren in der Lautschen Heyde, bey der sogenannten Bauer-Muͤhle gefunden, indem er sich selbst gehangen hatte, so daß niemand wuste, wo er geblieben, bis gedachten Tages Abends in der Daͤmmerung, denn als die Kuͤh-Hirten ihr Vieh nach Hause trieben, stiessen sie ohngefehr an seinen Fuß, woruͤber sie so heftig erschracken, daß sie auch etliche Tage kranck lagen, er wurde den 12 hujus durch den Senftenbergischen Caviller abge- schnitten, und auf die Senftenbergische und Taͤtzschwitzsche Grentze verscharret. Die Ursa- che, warum er sich einen solchen Tod angethan, wuste niemand, war sonst dem aͤuserlichen Ansehen nach, ein guter Christ, der sich zur Kirche und Heil. Abendmahl fleißig hielt, wie er denn auch etliche Tage zuvor zum Heil. Abendmahl gewesen, war kein Saͤuffer noch Flucher, etliche Wochen zuvor war er zum Hoyerswerdischen Scharfrichter gekommen und ihm angesagt, wie ein Mann von Gey- erswalde vor etlichen Jahren dem Pachter zu Cortiz etliche Stuͤck Rind-Vieh, so umge- fallen, in ein Loch verscharret, den Ort wolte er ihm auch zeigen, ist auch darauf mit diesen ins Amt gegangen, und eben solches ausge- saget, hierauf koͤmt der Scharf-Richter nach Geyerswalde, und schicket nach Taͤtzschwitz T nach Das ein und zwanzigste Capitel. nach diesen Schaͤfer, daß er sollte kommen und ihm den Ort zeigen; der aber war gleich mit den Schafen in der Heyde, zu dem ge- het sein Schwieger-Sohn, vermeldets ihm nebst der Vermahnung, er sollte gehen und nicht mehr sagen als er wuͤste, dieser aber gab zur Antwort, er gienge nicht hin, was haͤtte er in Geyerswalde zu thun, gieng aber doch von der Heerde weg, daß niemand konte er- fahren wo er geblieben, bis er angeknuͤpft ge- funden wurde. Jm Jahre 1709 den 15 A- pril, wurde die Helfte von der alten Kirche abgetragen und noch einmahl so groß gebauet. Jm Jahre 1702 den 2 August schlug das Wetter in den mittlern Teich. Jm Jahre 1715 den 11 August gieng George Medzak in die Kirche, sein dreyjaͤhriges Soͤhnlein wolte mit ihm gehen, muste aber zu Hause bleiben, da nun der Vater fort war, und die Mutter sich auch zur Kirche anzog, so rufte sie das Kind, aber vergebens, funde solches auch nicht, ob sie es gleich im Garten und beym Nachbar suchte, da sie aber bey ihrem Brun- nen vorbey gieng, und das Wasser in demsel- ben truͤbe sahe, fuhr sie mit dem Rechen hin- ein, und da kam das Kind todt aus dem Grun- de in die Hoͤhe geschwummen. Jm Jahre 1716 den 24 Junii als am Tage Joh. Baptistæ gieng Matthei Woßnick nach Geyerswalde in Von denen Dorfschaften. in die Kirche, nach geendigten GOttes-Dien- ste, trunck er daselbst in der Schencke vor 9 Pf. Bier, gieng darauf nach Hause, und wurde bald darauf von einer seiner Freundin von Geyerswalde, auf den Geyerswaldischen Wiesen nach Taͤtzschwitz zu bey einem Steige todt gefunden, die Fuͤsse lagen im trockenen auf dem Rande, die Muͤtze dabey, das Ge- sichte aber im Wasser, er wurde darauf den andern Morgen nach Hause gefuͤhret, und mit einer Leichen-Predigt beerdiget, weil er vor seinem Ende gar Christlich gelebet, auch den Morgen, ehe er in die Kirche gegangen, die gantze Zeit uͤber in der Bibel gelesen, die Gey- erswaldischen Gerichten bekamen keine Aus- loͤsung, weil sie die Steige nicht im guten Stande gehalten, dem Pfarr und Schul- meister aber wurde alles bezahlet, weil von Rechtenswegen das Begraͤbniß daselbst haͤtte sollen gehalten werden. Jm Jahre 1717 den 2 Julii thaten die Schlossen uͤberaus grossen Schaden, und schlugen das Getreyde auf dem Felde gantz darnieder, weswegen auch die Ge- meine denselben Tag feyret, und von dem Pfarr eine Hagel-Predigt gehalten wird. Jm Jahre 1723 den 30 Junii schlug das Wetter daselbst dreymahl nach einander ein, als erst- lich bey Dzelnows Scheune in eine Weyde, sodann auf der Hutung in die Erde, und letz- T 2 lich Das ein und zwanzigste Caitel. lich in einen Baum nicht weit vom Dorfe. Jm Jahre 1724 den 10 April wurde die Kir- che erbrochen, weil aber der Dieb bey allen Durchsuchen nichts gefunden, so hat er auch weiter nichts als die weissen Altar-Tuͤcher mitgenommen. Jm Jahre 1730 war die Vieh-Staupe im Dorfe, und fielen beyna- he uͤber 200 Stuͤck Rind-Vieh, sonst ist auch vor alten Zeiten das Dorf unterschiedli- che mahl abgebrannt, von welchen noch alte Leute wissen zu reden. Torne, wendisch gleiches Namens, ist nur ein Herrschaftliches Forwerck, liegt ein und eine halbe Meile von der Stadt, mitten im Walde, gehoͤret mit dem GOttes-Dienst nach Laute, hat schlechten Acker und fast kei- ne Wiesen, haͤlt 200 Stuͤck Schafe, und ist nebst der Schaͤferey auch ein Garten, darin- nen die Herrschaftlichen Bienen stehen und gehalten werden, es ist auch daselbst ein Herr- schaftliches Forst-Haus, da der Fuß-Knecht wohnet. Zeisig, wendisch Cizisk, liegt eine viertel Meile von der Stadt, am Schwartz-Was- ser, und gehoͤret zum GOttes-Dienst in die Stadt. Es hat seinen Namen von Cziste, das ist rein, und heist ein Dorf, wo alles rein und leer, und wenig zu finden, denn es hat sandigen jedoch guten Boden, auf welchem rein Von denen Dorfschaften. rein Getreyde waͤchset. Es bestehet aus 3 Richter- und Lehn-Guͤthern, 22 Dienst-Hu- fen, 6 Gaͤrtnern, und 7 Haͤuslern, den hal- ben Weg nach der Stadt lieget die Herrschaft- liche Muͤhle, die Hommel-Muͤhle genannt, welche 1 Gang und 1 Stampfe hat. Das Dorf haͤlt selbst Schafe. Jm Jahre 1701 den 24 December brannte das gantze Dorf ab, welches Feuer auf den Camin auskam. Jm Jahre 1717 den 8 September wurde da- selbst eine Magd der Hurerey beschuldiget, welches sie aber hartnaͤckigt laͤugnete, etliche Tage darauf fing sie sich an zu brechen, bat ihren Bruder den Wirth, er sollte nicht weg- gehen, sie wuͤrde noch heute sterben (waren ihre Worte) der fragte sie, ob sie noch was auf ihrem Hertzen haͤtte? antwortete ihm aber trotzig, er wuͤrde sie nicht zur Hure machen, bat ihn um etwas Wein, sobald als er ihr sol- ches gebracht und sie es ausgetruncken, so starb sie, sie wurde seciret, und befunden, daß sie schwanger war, die Frucht war gantz vollkom- men, bis auf einen Monath, im Magen wur- de gefunden eine Materie wie Sand, der Phy- sicus nahm die Frucht zu sich in Verwahrung, das im Magen gefundene gab man einem Hun- de, der gleich auf der Stelle verreckte, woraus man schluͤssen konte, daß es Gift sey, den sie etwan selbst zu sich genommen, oder von an- T 3 dern Das ein und zwanzigste Capitel. dern bekommen, sie wurde in aller Stille be- graben. Zeißholtz, wendisch Czißow, liegt 1 Mei- le von der Stadt im Holtze, von welchem Holtze es auch seinen Namen hat, gehoͤret nach Oßling in die Kirche, hat sehr schlechten Boden, und fast keine Wiesen, haben ihre Graͤserey in den Wittgenauschen Teichen, ih- re Steuern so sie geben, muͤssen sie meisten- theils nehmen aus den Piltzen und schwar- tzen Beeren. Es bestehet aus 1 Richter-Guth, 7 Dienst-Hufen, inclusive 3 Hufen, so zum dasigen Hammel-Stall geschlagen, 4 Gaͤrtner, 5 Haͤusler, zwey sehr schlechte Erb-Muͤhlen und 1 Herrschaftlicher Hammel-Stall. Jm Jahre 1702 wurden daselbst alle Hunde toll, welche das Rind-Vieh, Schweine und Scha- fe anfielen, wovon sie alle rasend und toll wurden. Jm Jahre 1704 den 12 April ver- lohr sich daselbst George Luban, ein Huͤfner (so ehedessen zu Colm auf Weinckes Hause wohnete) nachdem er von Witgenau, woselbst er etliche Tage nach einander gesoffen, gegan- gen, es wuste niemand wo er geblieben, bis man nachgehends erfahren, daß er durch et- liche Doͤrfer gegangen, bis hinter Senften- berg, wo er sich zu Salgast selbst erhencket, war sonst ein boͤser und versoffener Mann, GOt- Von denen Dorfschaften. GOttes-Veraͤchter und Laͤsterer, verließ ein schwanger Weib und etliche Kinder. Jm Jahre 1718 wurde daselbst in der sogenannten Dubankens Muͤhle eine Schneide-Muͤhle an- gelegt, welche Muͤhle von der grossen Eiche, so an demselben Ort ehedessen gestanden, ihren Namen hat, denn Dub heist eine Eiche. Jm Jahre 1718 den 2 May ersof daselbst der Schaͤ- fer von Bernßdorf, als er die Schafe schwemm- te. Zerre, wendisch Dretwa, liegt ein und eine halbe Meile von der Stadt in schlechten Boden, hat 1 Scholtzen-Guth, 2 Gaͤrtner und 1 Herrschaftliches Forwerck, welches die- jenigen Aecker und Wiesen beorbert, die von dem, durch ergossenen Spreu-Fluß ver- schwemmete Schildische Forwercke noch erhal- ten worden, 1 Herrschaftliche Muͤhle von 3 Gaͤngen und 1 Stampfe. Jm Jahre 1694 den 10 May wurde auf Churfuͤrstlichen Befehl, das Forwerck zertheilet und in 10 Hufen-Guͤ- ther eingetheilet und besetzet, die dem Pfarr von Sproͤwitz den Decem geben muͤssen, wohin es auch in die Kirche gehoͤret. Jm Jahre 1656 wurde das Forwerck als ein Pfand-Schilling von Jhro Churfuͤrstlichen Durchlauchtigkeit Johann George 1. dem Herrn Ferdinand von Zech weggegeben, wel- cher der Cammer 1 Tonne Goldes vorgestreckt. T 4 Jm Anhang. Jm Jahre 1693 den 29 December aber auf Churfuͤrstlichen Befehl von den Zechischen Erben wieder eingeloͤset, und darauf wie vor- her gedacht in gewisse Guͤther zertheilet. Jm Jahre 1720 den 27. April brannte daselbst ein Bauer-Hof ab. Das 22. Capitel. Ein Anhang was in die vori- gen Capitul entweder nicht hat koͤnnen gebracht werden, oder vergessen worden. §. 1. E ine Specification der Einnahme dieser Koͤniglichen und Churfuͤrstlichen Herr- schaft, wie sie im Jahre 1689 gewesen. 100 thlr. von der Churfuͤrstl. Cammer zu Be- zahlung 200 Schock 2 jaͤhrigen Karpfen- Saamen. Erb-Zinsen von der Stat 36 thlr. 16 gr. 2½ pf. Erb-Zinsen der Doͤrfer Michaelis gefaͤllig 298 thlr. 3 gr. 2½ pf. Dienst-Gelder Martini _ _ 1441 thlr. 18 gr. Erb-Zinsen Martini _ _ 27 thlr. 4 gr. 7 pf. Gedinge-Geld Fastnacht _ _ 5 thlr. 5 gr. Mehr Zinsen Fastnacht _ _ 5 thlr. 7 gr. 5 pf. Erb- Anhang. Erb-Acker- und Wiesen-Zinsen Fastnacht 9 thlr. 9 gr. Terper Gemeine Eisenstein-Geld Fastnacht _ _ 378 thlr. 18 gr. Spinn-Zinß Fastnacht _ _ 58 thlr. 18 gr. 11½ pf. Ordinair Dienst-Geld Ostern die Saͤrcher Gemeine _ _ 28 thlr. 12 gr. Erb-Zinse Walpurgis _ _ 138 thlr. 7 gr. 9 pf. Fischwasser-Zinse Walp. _ _ 9 thlr. 3 gr. Ordinair Dienst-Gelder Johannis _ _ 1403 thlr. 18 gr. Ochsen-Geld Jacobi _ _ 88 thlr. 1 gr. 2½ pf. Huͤner-Geld Michael _ _ 36 thlr. 15 gr. Huͤner-Geld von Muͤllern Mich. _ _ 16 thlr. 6 gr. Eyer-Geld Michael _ _ 10 thlr. 4 gr. 3½ pf. Eyer-Geld von Muͤllern _ _ 3 thlr. 3 gr. Extraordinair- Geld Michaelis _ _ 954 thlr. 18 gr. 6 pf. Zinse Michael von Hoyerswerdischen Flei- schern _ _ 14 thlr. Brau-Zinse vom Kretzschmar zu Terppe _ _ 13 thlr. 15 gr. Zeidler-Zinß _ _ 37 thlr. Lachs-Acker-Zinse _ _ 47 thlr. 20 gr. 6 pf. Lachs-Wiesen-Zinse _ _ 11 thlr. 3 gr. 6 pf. Vogelsteller-Zinse _ _ 1 thlr. 15 gr. Vor Gras aus dem Saͤrcher Teiche _ _ 131 thlr. 15 gr. Hausgenossen-Zinse _ _ 3 thlr. 3 gr. 4 pf. Hopfen-Geld _ _ 6 thlr. 18 gr. T 5 Pech- Anhang. Pech-Ofen-Zinse _ _ 19 thlr. 9 gr. Extraordinair Dienst-Geld Walpurg _ _ 944 thlr. 6 pf. Walck-Muͤhlen-Zinse _ _ 12 thlr. 1 gr. Oehl-Muͤhlen-Zinse _ _ 18 thlr. 6 gr. Branntwein-Zinse _ _ 40 thlr. Zoll-Gefaͤlle _ _ 42 thlr. 6 gr. 5½ pf. Kauf-Gelder _ _ 80 thlr. Forwercks-Pacht-Gelder _ _ 2152 thlr. 12 gr. Forst- und Holtz-Nutzung _ _ 435 thlr. 17 gr. 4 pf. Muͤhl-Pacht-Gelder _ _ 543 thlr. 15 gr. Gruͤtz-Muͤhlen-Zinsen _ _ 36 thlr. 12 gr. Maltz-Zinsen _ _ 47 thlr. 2 gr. 4 pf. Rind-Vieh-Nutzungen von den vier unver- pachteten Forwercken _ _ 565 thlr. 6 gr. Schaf-Nutzungen dieser Forwercker _ _ 945 thlr. 13 gr. ¼ pf. Schwein-Vieh-Pacht _ _ 51 thlr. 9 gr. Vor verkaufte Mast-Schweine _ _ 155 thlr. 16 gr. Feder-Vieh-Pacht _ _ 36 thlr. 12. gr. Getreyde-Nutzung, was verkauft, verbrauen, und Branntwein gebrannt _ _ 1936 thlr. 5 gr. 3½ pf. Fischerey-Nutzung _ _ 2453 thlr. 3 gr. 8 pf. Fisch-Wasser-Zinse _ _ 10 thlr. 15 gr. Vor geraͤucherte Fische _ _ 5 thlr. 9 gr. Brau-Nutzung _ _ 368 thlr. Ziegel-Schein-Nutzung _ _ 63 thlr. 15 gr. 9 pf. Garten-Nutzung _ _ 10 thlr. 12 gr. Ge- Anhang. Gerichts-Nutzung _ _ 261 thlr. 2 gr. Munth-Guth-Steuer _ _ 39 thlr. 16 gr. 11 pf. Rauch-Steuer _ _ 27 thlr. 10 gr. Uberschuß an der Einnahme-Steuer. Vor Land-Wein ist im Jahre 1689 _ _ 261 thlr. 20 gr. 5 pf. Vor Branntwein _ _ 546 thlr. 8 gr. 3 pf. Bierschanck-Pacht-Geld _ _ 33 thlr. 2 gr. Vor Saltz _ _ 2 thlr. 6. gr. davon aber zu den Hirsch-Lecken muß beygetragen werden. Vor Faß-Pech _ _ 2 thlr. 5 gr. Vor verkauft Gespinste _ _ 60 thlr. 15 gr. 6 pf. Vor Rinds-Zungen _ _ 5 thlr. 13 gr. Vor Kaͤlber _ _ 18 thlr. 6 gr. Ochsen-Zungen _ _ 5 thlr. 15 gr. Vor Lein-Oehl _ _ 6 thlr. 6 gr. Summa Summarum aller Einnahme des gan- tzen Jahres 17566 thlr. 1 gr. 4¾ pf. Ausgabe aber ist in selbigem Jahre gewesen 3890 thlr. 11 gr. 1¾ pf. diese Ausgabe von der Einnahme abgezogen, bleibet 13675 thlr. 11 gr. 3 pf. Einnahme von Zinß-Korn 210 Scheffel 2 Metzen 2 Messel Walp. 3 Scheffel 3 Viertel 3 Metzen. Mart. 16 schfl. Fastnacht 9 schfl. Ausgabe Zinß-Korn _ _ 84 schfl. H. Anhang. H. Christ Gesinde _ _ 5 schfl. 2 vrtl. Hirten-Schutt _ _ 1 schfl. 1 metze Arbeiter-Lohn _ _ 10 schfl. Zum Branntwein brennen _ _ 177 schfl. Gnaͤdigst Erbs. _ _ 1 schfl. 1 vrtl. Metz- oder Muͤhl-Pacht-Korn _ _ 383 schfl. Ausgabe-Korn vom Muͤhl-Pacht-Korn _ _ 351 schfl. solche von dem Einnahme-Korn abge- zogen verbleiben 32 schfl. Zinß-Hafer Michael _ _ 306 schfl. 3 vrtl. 2 mz. Martini _ _ 383 schfl. 2 vrtl. 2 mz. Walpurg _ _ 7 schfl. 1 vrtl. 1 mz. it. Mich. _ _ 27 schfl. Summa Summarum alles Hafers 796 Schef- fel 3 Viertel 1 Metze, hiervon wird ausgege- ben 240 Schfl. 1 Viertel, solche von der Einnahme abgezogen verbleibet 556 Schfl. 2 Vrtl. 1 Metze. Zinß-Gruͤtze Fastnacht gefaͤllig _ _ 2 schfl. Gestossen Zinß-Hierse Fastnacht _ _ 1 schfl. 2 mz. Zinß-Hopfe gefaͤllig Michael _ _ 11 schfl. 1 vrtl. §. 2. Merckwuͤrdig ist in der Stadt, die dritte Zahl, als da sind 3 Geistlichen, 3 Schulbe- dienten, 3 Buͤrgermeister, jeden Sonntag und hohen Feyertagen werden in der Haupt- Kirche 3 Predigten gehalten. 3 Thuͤrme, der Kirch-Schloß- und Wittgenauer-Thurm. 3 Ge- Anhang. Gefaͤngnisse, das 1 ist das Schloß, 2 Diene- rey, 3 Wittgenauer Thurm, 3 Brau-Haͤuser, und 3 Gast-Hoͤfe. §. 3. Jm Jahre 1702 den 1 May nahm der Amts-Voigt Christian Friedrich Senf, von dem Herrn von Knobelsdorf als Pachter der gantzen Herrschaft Hoyerswerda, die Justiz in Pacht jaͤhrlich vor 600 Thaler. §. 4. Jm Jahre 1688 den 4. Februar kam Jh- ro Churfuͤrstliche Durchlauchtigkeit zu Sach- sen Herr Herr Johann George III. allhier nach Hoyerswerda und brachte nachfolgende Cavalier und Herrn mit sich, als: 1) Den Cammer-Herrn, Herrn Baron von Eck. 2) Herrn Ober-Stallmeister von Goͤtzen. 3) H. Obrist von Rieth-Ochsel. 4) H. Stallmeister von Wehlen. 5) H. Rittmeister von Schadewitz. 6) H. Reise-Marschall und Cammer-Jun- cker von Kottoliuski. 7) H. Stallmeister von Ratisbosky. 8) H. Trabanten-Hauptmann von Pflug. 9) H. Cammer-Juncker von Haubitz. 10) H. Cammer-Juncker von Doͤhlau. 11) Anhang. 11) H. Cammer-Juncker Gruͤnau. 12) Den Leib- Medicum D. Tropanejer. 13) Herrn Geheimden Kriegs- Secretarium Landesbergern. 14) Einen Ungar oder Hussaren. 15) Zwey Tuͤrcken. 16) Einen Ungerischen Luft-Schuͤtzen. Summa der gantzen Svite 130 Personen und 15 Pferde. Jhro Churfuͤrstl. Durchl. haben sich mit dero Cavalieren auf dem Haag-Teiche mit der Hollaͤndischen Schlitten-Fahrt und son- sten mit Spielen nebst andern Divertisse- mants erlustiget, und seyn den 7 Februar wie- der von hier, auf zwey Wurst-Schlitten na- cher Laußnitz gereiset. Weil Jhro Churfuͤrstl. Durchl. keine Trabanten mitbrachte, so mu- sten alle Tage 24 Buͤrger aufziehen, und die Wache auf dem Schloß verrichten. Jm Jah- re 1710 den 24 May kam der Moscowitische Cron-Printz in die Stadt, und blieb des Nachts auf dem Post-Hause, ausser dem Es- sen hielt er sich gantz allein in einer Stube, hatte bey sich etliche grosse und vornehme der Seinigen, und gieng den andern Tag fruͤh darauf nach Dreßden. Jm Jahre 1739 im Monath Augusti kam unsere allergnaͤdigste Landes-Mutter, Jhro Majest. die Koͤnigin und Churfuͤrstin anhero, und warteten etliche Tage bis Jhro Koͤnigl. Majest. in Pohlen und Anhang. und Churfuͤrst zu Sachsen Dero hoher Ge- mahl aus Pohlen zuruͤck kamen. Jhro Koͤ- nigl. Majest. divertirten sich bey Dero hohen Auffenthalt einen Tag mit der Hasen-Jagd. Jm Jahre 1740 den 13 Junii haben Jhro Koͤnigl. Majest. wiederum Dero hohen Gegen- wart unsre Stadt gewuͤrdiget, reiseten aber den andern Morgen mit Dero Koͤnigl. Ge- mahl wieder nach Dreßden. §. 5. Jm Jahre 1709 war der Winter in hie- siger Herrschaft uͤberaus starck, der Frost fieng sich den 1 Jan. mit grossen Schnee an, alle Muͤhlen froren zu, daß das Volck weit an- ders wohin in die Muͤhlen fahren muste, da- her unter armen Leuten grosser Hunger und Noth war, den 11 Febr. brach zwar alles Eiß wieder auf, und der Schnee gieng weg, allein den 17 Febr. ward der Frost und Schnee desto heftiger und groͤsser wie vorhin, und dau- rete bis auf den 5 Mart. da es wieder auf- brach, die Kaͤlte war heftig und der Schnee so groß, daß viel Menschen und Vieh er- froren, sonderlich gieng es sehr uͤber die Schafe, daß auch gantze Schaͤfereyen aus- sturben, ingleichen uͤber die Bienen, derer wenig blieben, die Obst-Baͤume giengen mei- stens verlohren. Die Teiche waren meisten- theils Anhang. theils ausgefroren, und die Fische erstickt, daß sie hernach auch sehr theuer, und der Cent- ner Karpfen vor 6 Thlr. 12 Gr. bezahlet wur- de, hierauf kam groß Wasser, welches an vie- len Orten uͤberaus grossen Schaden that, die- ses Wasser brachte sonderlich in hiesiger Herr- schaft in denen Fluͤssen so viel Fische vornehm- lich Hechte mit sich, daß auch die alleraͤltesten Leute nicht gedencken konten, so viel gesehen zu haben. Was den starcken Winter 1740 anbelanget, so uͤbertrift derselbe alle andere, er fing sich in dem vorigen Jahr 1739. 4 Wo- chen nach Michael an, und daurete bis 1740 Ostern, die Kaͤlte war penetrant, und der Schnee groß, es sind hier und da viele Men- schen erfroren, unter dem Vieh war wegen Mangel des Futters grosse Noth, das Futter war theuer und noch nicht einmahl ums Geld zu bekommen, vieles Vieh crepirete vor Hun- ger, sonderlich ist es sehr uͤber die Schafe ge- gangen, daß auch fast gantze Schaͤfereyen an manchen Orten ausgestorben, in Waͤldern vieles Wild umgefallen, und ist nicht zu be- schreiben, was fuͤr Noth unter Menschen und Vieh gewesen, auch das Getreyde auf den Feldern hat grossen Schaden gelitten, indem es verdorben, so daß gantze Stuͤcke wuͤste wa- ren, welches grosse Theurung verursachte. §. 6. Anhang. §. 6. Bey der Kirchen sind 4 Glocken, zwey hangen in dem Thurme, auf der grossen aber um den Rand herum stehet: MDCXXX. VENITE JUBILEMUS UNI DEO PETRÆ SALUTIS NOSTRÆ. MAT. LEHMANN PASTOR. AND. HEN- SCHEL CURATOR TEMPLI. auf der Seite des Guͤssers Namen, und die Jahr-Zahl JOHANN. HILGER. F. MDCXXX. auf der kleinern stehet oben um den Rande folgende Schrift: PSALMO. XXXIII. DOMINUS AUDI- TOR ET PROTECTOR NOSTER. AN- NO DOMINI MDXXVI. auf der einen Seite unter dem Wappen die Buchstaben V. H. V. S. auf der andern Seite unter dem Wappen die Buchstaben C. R. DP. MDS. Wolf Hilger zu Freyberg goß mich. Die 3) ein Gloͤckgen haͤnget uͤber der Kir- chen in dem kleinen Thuͤrmchen, und wurde vor etlichen Jahren neu gegossen und aufge- hangen, indem das alte zersprungen, es wird insgemein das Schul-Gloͤckel genennet, weil mit demselben zur Schule gelautet wird. U Die Anhang. Die 4) ein Gloͤckchen, welches etwas groͤs- ser als das vorige, haͤnget im freyen, vor der Kirche an dem Tache, uͤber der Sacristey, und heisset die Feuer-Glocke, weil mit dem- selben, wenn Feuer in der Stadt entstehet, gestuͤrmet wird, uͤberdiß wenn Feuer auf dem Lande, so wird mit der mittlern Glocke ange- schlagen, ist aber im Gehoͤltze oder Heyde Feuer, so wird mit der grossen angeschlagen. §. 7. Dubravius in seiner Boͤhmischen Chronic will, daß die Herren Bircken von der Duba von dem Herrn von Howozon herstammen sollen. Sonsten sind in den Historien folgen- de Herren von Duba bekannt. Hineck Birck von der Duba, so im Jah- re 1327 Bischof zu Olmitz in Maͤhren worden. Zdißlaus Birck von der Duba, so ums Jahr 1281 ein fuͤrnehmer Boͤhmischer Rath gewesen. Jarosch Birck von der Duba, so bey Regierung Koͤnigs Primislai II. zu Boͤhmen das Burggraf-Amt zu Prag verrichtet. Hincko Birck von der Duba, so unter Koͤnig Wenceslao II. zu Boͤhmen und Poh- len Stadthalter des Koͤnigreichs Pohlen, sonst aber Boͤhmischer Land-Caͤmmerer ge- wesen. Hey- Anhang. Heymann Birck von der Duba, vorge- dachten Boͤhmischen Koͤnigs fuͤrnehmer Rath. Hineck Birck von der Duba, Koͤnigs Jo- hannis zu Boͤhmen Rath. Zdißlaus Birck von der Duba, so ein ta- pferer Kriegs-Mann gewesen, auch deswegen vom Koͤnige Johanne zu Boͤhmen im Jahre 1319 zum Ritter geschlagen worden. Ulrich Birck von der Duba, so auch ein Rittermaͤßiger Mann gewesen, und ums Jahr 1386 das Schloß und die Stadt Eilenburg in Meissen, wegen des Koͤnigreichs Boͤhmen inne gehabt. Johann Birck von der Duba, so Boͤhmen und Hohenstein besessen, hernach ums Jahr 1414 die Herrschaft Muͤhlberg an der Elbe uͤberkommen. Schkorneck Birck von der Duba, und Heinrich Birck von der Duba, so auf der Hußiten Seite gewesen, als sie im Jahre 1421 dem Land-Tage zu Goßlar mit beyge- wohnet, und haben helfen beschliessen, daß man des Groß-Fuͤrsten Sohn aus Litthauen zum Boͤhmischen Koͤnige waͤhlen solle. Johann Birck von der Duba, so zu Muͤhlberg im Jahre 1520 verstorben, und von etlichen unrecht fuͤr den letzten dieses Ge- schlechts geachtet wird, indem nach ihm noch gelebet U 2 Zdiß- Anhang. Zdißlaus Birck von der Duba, so ums Jahr 1526 Obrister Land-Richter des Koͤnig- reichs Boͤhmen gewesen. §. 8. Nicht weit von der Stadt, hinter dem Amt-Hause, auf den Wege nach dem Dorf Spohla, hat vor etliche hundert Jahren ein Dorf mit Namen Jentzschwitz gestanden; Weil aber bey grossen Wasser die Einwohner grossen Schaden erlitten, so hat die Buͤrger- schaft die Guͤter an sich gekauft, und die Felder nebst Wiesen unter sich getheilet, da- hero die Buͤrgerlichen Felder und Wiesen um selbige Gegend, noch die Jentzschwitzschen Felder genennet werden, ingleichen die Bruͤ- cke zu selbigen Feldern, den Namen, die Jentzschwitzer Bruͤcke fuͤhret; Die Buͤrger so solche Felder besitzen, muͤssen benebst den Steuern, auch gewisses Getreyde dem Pri- mario abschuͤtten. §. 9. Der Tauf-Stein zu Hoyerswerda in der Haupt-Kirche ist im Jahre 1606 erbauet und aufgerichtet worden, an demselben stehen allerhand Gemaͤhlde und Wappen, uͤber den Gemaͤhldẽ diese Worte und Jahr-Zahl Matth. am letzten: Gehet hin in alle Welt, und leh- ret Anhang. ret alle Heyden, und taͤuffet sie, im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des Hei- ligen Geistes. Jm Jahre 1606. Der Tauf- Stein ist mit einem hoͤltzernen Gegitter um- geben. §. 10. M. Salomon Haußdorf, Past. zu Bern- stadt, gedencket in seiner hell brennenden Lam- pe bey dem Grabe der sel. Frau Annen Do- rotheen Besserin, Lit. E. eines George Præto- rii Past. Prim. zu Hoyerswerda, der um der wahren Religion von hier weg weichen muͤs- sen, und darauf Past. \& Inspect. zu Triebel in der Niederlausitz worden. Nun weiß ich nicht, wie es kommen muß, daß man von die- sem Georgio Prætorio sonst nirgends keine Nachricht hat, folglich kan man auch keine gewisse Zeit anfuͤhren, wenn er allhier Prima- rius gewesen; denn ob man gleich sagen woll- te, es waͤre ein Jrrthum bey dem Tauf-Namen vorgegangen, und muͤste derselbe seyn Petrus Prætorius, so 1621 Primarius worden, so kan solches auch nicht seyn, indem dieser 1630 all- hier gestorben, jener aber soll wegen der wah- ren Religion von hier entwichen seyn, es sey denn, daß er von Triebel wieder hieher zuruͤck beruffen worden, wiewohl man von diesem auch keine Gewißheit geben kan. M. Johann Cichorius Archi-Diaconus, U 3 ist Anhang. ist gebohren 1630 den 7 Junii zu Saͤrchen in der Herrschaft Hoyerswerda, sein Herr Va- ter war M. David Cichorius, in die 43 Jahr Pfarr zu Saͤrchen, seine Frau Mutter, Hed- wig geb. Froͤlichin, Evangelischen Burgemei- sters zu Wittgenau ehel. Tochter, weil seine Eltern ein gutes Ingenium bey ihm verspuͤh- reten, so wurde er anfangs von seinem Herrn Vater zu den Rudimentis angefuͤhret, bis 1642 den 3 Junii, da er nach Hoyerswerda in die Schule kam, wo er sich im Lateinischen und in der Music wohl uͤbete, nach zwey Jah- ren gieng er nach Bautzen, wo er unter dem vortreflichen Rector M. Johann Theil seine Studia fleißig fortsetzte, 1644 den 22 Decemb. valedicirte er daselbst und begab sich auf die Universitaͤt Wittenberg, woselbst er sowohl privatim als publice Collegia hoͤrete unter D. Meisnero, D. Trenschio, Sperlingen und anderen mehr. 1651 erhielt er bey der Philo- soph. Facult. den Gradum Magisterii mit be- sondern Lob. Hierauf gieng er nach Hause und ward bey dem Herrn Obersten von Kno- chen zu seiner adelichen Jugend zum Hof-Mei- ster bestellet. 1656 den 26 August bekam er die Vocation zum Sub-Diaconat allhier, und erhielt zu Wittenberg nach vorher abgelegten Examine die Ordination. Nach Ableben des Herrn Primarii George Bethers wurde er Anhang. er zum Archi-Diacono vociret. 1663 den 22 Febr. erhielt er die dritte Vocation zum Pfar- rer nach Oßling. 1668 den 27 Junii verehe- lichte er sich mit Jungfer Annen, Herrn Za- chaͤi Seidels, Churfl. Saͤchsis. verordneten Bauschreibers und Burgemeisters zu Hoyers- werda ehel. Tochter, mit welcher er 9 Jahr und 4 Monath in der Ehe gelebet und 1 Sohn und 2 Toͤchter gezeuget. 1669 zur Fastnachts-Zeit fand sich bey ihm Schwachheit, Mattigkeit und Ohn machten ein, und starb darauf den 3 Junii zwischen 10 und 11 Uhr Vormittags, seines Alters 39 Jahr 21 Wochen 2 und eine halbe Stunde, seines Pfarr-Amts 13 Jahr weniger 11 Wochen, als 7 Jahr zu Hoyers- werda und 6 Jahr zu Oßling. Der vielgeehrte Leser wird also oben Cap. X. von denen Herrn Geistlichen belieben zu corrigiren, was daselbst wegen damahliger weniger Nachricht unrecht gesetzt, wie auch zu bemercken, daß M. Eichorius nach Herr Matthaͤus Lehmannen dem juͤngern, Archi- Diaconus worden, auch vor demselben Sub. Diaconus gewesen. Jm Jahre 1714 wurde dem Herrn Cantori und Gloͤckner ein neues Haus gebauet zwey Ge- schoß hoch, vorhero stund am selben Orte ein kleines Haͤuschen, in welchem der Gloͤckner wohnete. U 4 Auf Anhang. Auf dem Leichen-Steine des Past. Prim. Jokuschens ist folgendes Epitaphium zu lesen: Erleuchteter Leser dieser Stein decket ein in seinem Amte ehemahls helle scheinendes und brennendes Licht, den Weyl. Hoch-Wohl-Ehrwuͤrdigen und von GOtt gelahrten Herrn Herrn Andreas Jockuschen, treu verdienten Past. Prim. und Inspect. der Kirchen und Schulen zu Hoyerswerda, er erblickte das Licht der Welt Ao. 1706 am Tage Andreaͤ zu Schwartz Nautzlitz. Weil er sich von Jugend auf der Kirchen GOttes zu einem Licht aufgeopfert, so begab er sich auf das Gymn. nach Budißin und verblieb daselbst bis Ao. 1728 von dar gieng er auf die hohe Schule nach Leipzig, die GOttes-Gelahrheit im goͤttlichen Licht zu erlernen, und hielt sich daselbst so lange auf bis er Ao. 1735 als ein Licht der Usyster Kirchfarth an der Spree mit Lehr und Leben vorzuleuchten beruffen ward; Ao. Anhang. Ao. 1736 den 6 Novemb. begab er sich in Ehestand mit Salv. Tit. Jungfer Maria Eleonora Salv. Tit. Herrn Johann George Ritters beyder Justitien Aemter Budißin und Goͤrlitz Adv. Ordin. eintzigen hinterlassenen Jungfer Tochter und erhielt aus dieser Ehe kurtz vor seinem Tode einen eintzigen Sohn Johann Gottfried. Ao. 1738 wurde er von Jhro Koͤnigl. Maj. in Pohlen und Churfl. Durchl. zu Sachsen als ein helles Licht zum Past. Prim. nach Hoyerswerda beruffen, woselbst er kaum ein gantzes Jahr geleuchtet, indem er Ao. 1738 den 22 October als ein sich selbst zum Dienste GOttes gewiedmetes Licht da er in dieser Welt 32 Jahr, im Ehestande 2 Jahr, und im Amte 4 Jahr gelebet, verloͤschte. Johannes als ein Licht im Amte und im Leben Jokusch ward zu solchem Licht der Kirchen auch gegeben, Usyst, Hoyerswerda kan von solchem Gna- den-Schein, U 5 O Anhang. O Heyland habe Danck! der beste Zeuge seyn. §. 11. 1691 den 18. Novemb. ist eine Magd bey dem Nadler auf dem Marckte unversehens zum Fenster herabgefallen, und gleich todt ge- blieben, alles Gehirne lag hie und da auf der Gassen, welches hernach ihr Vater selbst zu- sammen laß und samt dem Blute abgewaschen. 1692 den 28 Junii ward Heinrich Hennig sonst Schleinitz genannt aus Schirigswalda, wegen Pferde-Diebstahls mit Staupenschlag des Landes ewig verwiesen, und darauf nach Dreßden auf den Bau gebracht. 1701 den 12 August ist Magdalena Muͤllerin wegen Dieb- stals mit Staupenschlaͤgen des Landes auf ewig verwiesen worden. 1704 ist Elisabeth Frentzelin von klein Partwitz, so in der Stadt gedienet, wegen Kinder-Mords, bey der Ju- stitz mit dem Schwerdt gerichtet und daselbst begraben worden. 1714 hat sich J. C. V. Raths-Verwandter, wie auch Kirchen- und Hospital-Vorsteher aus Melancholie selbst ge- hencket, wurde von einem Armen abgenom- men und auf dem Kirchhof in aller Stille be- graben. 1723 den 1 Decemb. in der Nacht gieng ein Tambour aus der Stadt nach Spoh- le in sein Quartier, unterwegens verirrete er sich und kam nach Neide, daselbst nahm er ei- nen Anhang. nen Bothen mit, den Morgen darauf wurden sie beyde in einem Timpel bey Spohle todt ge- funden. Dem Ansehen nach, war der Tam- bour unversehens auf dem Eise eingebrochen, der Bothe will ihn heraus ziehen, ziehet des- halben seine Kleider aus, und leget sie am Rand, verfaͤllt aber auch. Beyde seyn fromme Leute gewesen, der Tambour war ein Pohlni- scher Edelmann, der sich zur Evangelischen Lu- therischen Religion gewandt, und ein sehr Gottsfuͤrchtiges Leben fuͤhrete, er wurde von jederman bedauret. 1740 den 20 Septemb. erhub sich ein grosser Wind und Ungewitter mit starcken Donnerschlaͤgen, Regen und gros- sen Schlossen, so daß man nicht anders meyne- te, der juͤngste Tag kaͤme, unter waͤhrendem Ungewitter kam bey einem Schmiede in der Spremberger Gasse Feuer aus, wodurch Schrecken und Furcht noch groͤsser wurde, zumahl da das Feuer bis in den Haag auf die Scheuren flog, jedoch durch GOttes Gna- de und Schutz keinen Schaden that, weil es wegen des grossen Regens nicht zuͤnden konte. Hierauf kam groß Wasser. 1741 den 10 Jan. fiel ein Muͤhl-Knappe, als er eißen wollen, unter das Wasser-Rad, er wurde von demsel- ben gantz zerquetschet und vor todt heraus ge- zogen, starb auch eine Stunde darauf. Den 10 Febr. ist eine alte Frau aus der Stadt, so melan- Anhang. melancholisch war, am Wittgenauer Graben ins Wasser gefallen, ertruncken, und aus den Leim-Gruben todt heraus gezogen worden. Den 2 April als am H. Oster-Tage Abends um 11 Uhr soll die Orgel in der deutschen Ca- pelle von sich selbst, das Lied: Nun laßt uns den Leib begraben ꝛc. gespielet haben, wie sol- ches der Todten-Graͤber (so zur selben Zeit ein Grab gemacht,) samt seinen Leuten, so ihm ge- holfen, wie auch der Nachtwaͤchter im vorbey- gehen wollen gehoͤret haben. 1742 den 19 Junii hat sich ein Strumpf-Stricker, Na- mens Christian Vetter, Dessen Vater ist auf gleicher Weise ums Leben gekommen, siehe das vorhergehende. in seinem Hause auf dem Boden vor dem Wittgenauer Thore selbst gehangen, den dritten Tag darauf wurde er durch den Caviller abgeschnitten und unter das Gerichte begraben. Er fuͤhrete ein boͤses Leben, und lebete mit seinem Weibe in steten Zanck und Streit. 1716 den 15 Junii, war er bey seiner Frauen Bruder zu Biere, als er nach Hause gehet, will er nicht bezahlen, sondern giebt vor, er der Schwager waͤre schuld, daß seine Frau schon zum andern mahl waͤre von ihm gegangen, indem er sie abhielte und auch uͤberdiß geschwaͤngert haͤtte, dieser giebt ihm hierauf ein paar Ohrfeigen und stoͤsset ihn zum Hause hinaus, darnach gehet er nach Hause, machet Anhang. machet die Thuͤren und Fenster-Laden feste zu und faͤnget an erbaͤrmiglich zu winseln, der Nachbar hoͤret solches, gehet hin, siehet zwi- schen der Thuͤr durch, und wird gewahr, wie Vetter in der Hinter-Thuͤr stehet, und einen Strick in der Hand hat, der Nachbar giebt ihm gute Worte, er solle aufmachen, als er sich aber wegert solches zu thun, drohet er ihm die Thuͤre aufzuschlagen, hierauf komt er, wirft den Strick auf die Seite, decket ihn mit ei- nem grossen Tuche zu und macht die Thuͤre auf, es kommen noch andre Leute von der Gas- se herzu, fragen ihn, warum er sich hengen wol- len, finden den Strick und dabey ein Scheer- Messer, der stellet sich als ob er nicht wohl bey Sinne waͤre und saget, weil sein Weib ihm entlauffen und ihr Bruder ihm noch dazu alles Ubel anthaͤte, so muͤste er sich selbst das Leben nehmen. Er wurde darauf eine zeitlang Tag und Nacht bewachet. 1721 den 15 May warf er nach seiner Frauen mit einem Steine, daß sie den neunten Tag darauf starb. Er kam in Arrest, nachdem aber bey der Besichtigung befunden wurde, daß sie nicht von dem Stein- Wurf, sondern an einer Blut-Stuͤrtzung ge- storben, so ward er wieder loßgelassen. Mit seiner andern Frau fuͤhrete er ebenfalls ein uͤbeles Leben, und ob sie gleich oft vor de- nen Herren Geistlichen waren, so halfen doch Anhang. doch alle gute Vermahnungen und Erinne- rungen nichts. 1743 den 2 April, wurde Ja- cob Naßdala, ein alter Buͤrger, so von seiner Bothschaft nach Hause gegangen, auf dem Heimwege bey der bretnen Ziegelscheine todt gefunden, herein gebracht und ehrlich begra- ben. §. 12. Von denen Dorfschaften ist noch nachzu- holen. Blune, in dem Kirchen-Thurme hangen zwey Glocken, auf der grossen stehet oben: GOS MICH, ANDREAS HEROLD IN DRESDEN Anno 1675. unterm Wappen die Buchstaben A. H. auf der kleinern stehet oben: GOS MICH, ANDREAS HEROLD IN DRESDEN uͤber dem Wappen die Buchstaben: J. G. II. H. Z. S. J. C. V. B. L. unter dem Wappen die Jahꝛ-Zahl MDCXXVI. 1728 hat daselbst die Gemeine auf ihre eigene Kosten aus Mildigkeit und freyen Willen, in der Kirchen ein neues Altar machen lassen, welches auf etliche 30 Thaler kostet, ferner die Kirche lassen mahlen, so auf 9 Thaler kam. Die Maͤgde das Altar gruͤn bekleidet, Simon Lindo ein neues zinnern Tauf-Becken, Hannß Schlieben der Kirch-Vater die Servietten aufs Anhang. aufs Altar, Fr. Johanna Maria Bohlin, Herr Andreas Bohlens, reitenden Foͤrsters Ehe- liebste die Cantzel bekleidet, eine Oblat-Schach- tel und ein Leichen-Creutz, und 1730 die Knechte die wendische Bibel der Kirchen ver- ehret. Der jetzige Schulmeister und Cate- chete daselbst ist Martin Dubrau. 1742 den 2 Octob. wurde die Kirche bestohlen, die Die- be hatten neben der Thuͤr zur lincken Hand unter dem daselbst stehenden Holunder-Baum die Wand durchgebrochen und aus der Kirche genommen, den Priester-Rock, Chor-Kittel, Klinge-Beutel, Oblat-Schachtel, Oblat-Tel- ler und andere Sachen mehr. 1743 den 6 Febr. fuhr Martin Peterck, ein Huͤfner, ins Holtz, der Baum so er umhieb, fiel auf ihn, daß er vor todt nach Hause gefuͤhret wurde, und den andern Tag darauf starb. Den 2 August schlug das Gewitter in eine Mandel Garben auf einem Acker, und verbrannte. Colm 1741 den 12 April Abends um 6 Uhr, starb Johann Sartorius Past. Loci, seines Alters 66 Jahr 11 Wochen und etliche Tage. Jn eben diesem Jahre im Monath April sturben auf 20 Personen alte und jun- ge an der rothen Ruhr, man gab solches Schuld den schwartzen Beeren, auf welche etwas giftiges soll seyn gefallen. Jm Monath Sept. ward Johann Christoph Vetter an des vor- herge- Anhang. hergehenden Stelle vociret, er ist vorhero etliche Jahr Pfarr zu Groß-Partwitz gewesen. Vid. Cap. von Dorfschaften. Geyerswalde, der erste evangelische Pfarr allhier ist gewesen, Herr Johann Simon. 1679 wurde die Kirche so jetzo stehet, (nachdem die alte in eben diesem Jahre im Feuer aufgieng) gantz neu vom Nonie aufgebauet. 1697 ließ Hannß Tabor Huͤfner von Laubusch Dieser Tabor hatte einen Sohn, welcher Professor in der Juristischen Facultaͤt zu Straßburg war, ein sehr gelehrter und ge- schickter Mann, ingleichen war ehedessen ein Burgemeister zu Hoyerswerda von dieses Tabors Geschlechte. auf seine eigene Kosten ein neues Altar und Tauf- stein von Holtzwerck machen. Jn der Kirchen sind folgende Epitaphia anzutreffen. I. Allhier ruhet in ihrem JEsu Jungfr. Maria Dorothea Neßin des Wohl-Edlen Vesten und Hochbenamten Herrn Johann Christoph Nessens Churfuͤrstl. Durchl. zu Sachsen wohlbestallten Ober-Forst und Wild-Meisters zu Senftenberg und Hoyerswerda ehel. Tochter A. Anhang. A. MDCLXXV. den 2 Jun. Abends zwischen 8 und 9 Uhr gebohren. A. MDCLXXX. den 27 Julii zwischen 4 und 5 Uhr zu Cortitz selig verstorben ihres Alters 4 Jahr 3 Wochen 4 Tage weniger 4 Stunden So zeuch nun hin du kleine Braut des grossen Braͤutgams zeuch in Frieden, Doch was? Du bist bereits bey ihm, sobald Du von uns abgeschieden, Hat Dich sein Koͤniglicher Wagen Jns Hochzeit-Zimmer eingetragen. Geneuß nur deiner Herrlichkeit, die wir noch wie im Traum erblicken, Zwar es thut weh! doch muͤssen wir uns itzo nur ins Gluͤcke schicken. GOtt liebet Dich, drum kont’ auf Erden Kein Braͤutgam Deiner wuͤrdig werden. II. Zu ihren Andencken Demuth Eleonora Herrn Johann Christian Kubitzan Fuͤrstl. Pachter in Cortitz liebgewesene Tochter, ihr Alter auf 5 Jahr 6 Monath 2 Tage. 1721. Auf dem GOttes-Acker ist auf einem Leichen- Steine folgende Grab-Schrift zu lesen: Nach erwuͤnschter Aufloͤsung den 5 April 1705 in Cortitz im 84 Jahr X erwar- Anhang. erwartet der froͤlichen Auferweckung ihres Seligmachers JEsu Christi die Edelge- bohrne Fr. Fr. Anna Margaretha Buͤchlerin gebohrne von Schwanitzin Tit. deb. Herrn Christoph Buͤchlers, Sr. Roͤm. Kays. Majest. des Graf Neßenischen Reg. zu Roß. ꝛc. Jnwohners zu Spremberg in Oberlausitz hinterlassene Wittwe mit welchem sie 51 Jahr im Ehestande gelebet von 1643 worinnen 6 Soͤhne durch GOttes Gnade gezeuget, davon der Hoͤchste 3 Soͤhne in die Seeligkeit vor- angenommen die sel. Frau aber den einsamen Wittwenstand erfahren muͤssen. Solches lassen zum steten Andencken der Nach-Welt aufrichten deren Erben. Leichen-Text. HErr JEsu dir leb ich, HErr JEsu dir sterb ich, HErr JEsu dein bin ich, Todt und lebendig Amen. 1730 liessen einige Laubische und Geyerswal- dische auf ihre Kosten in der Kirchen eine neue Embor-Kirche bauen, ferner die Maͤgde von diesen beyden Doͤrfern das Altar gruͤn beklei- den. Uberdiß verehrten in eben diesem Jahre einige gutthaͤtige Hertzen der Kirchen, 1 zin- nern Anhang. nern Kelch, 2 zinnerne Oblat-Schachteln, 1 zinnerne Wein-Kanne, 1 Netteltuchen Chor- Kittel, 1 sauber Tuch uͤber den Tauf-Stein, und denn ein feines ausgenehtes Serviet uͤber das Bolt auf dem Altar. 1737 den 16 Dec. kam in der Schencke beym Maltz-Duͤrren Feu- er aus, wurde aber durch GOttes Gnade ge- loͤschet. 1740 den 3 Julii war Dom. II. post Trinit. kam wieder in der Schencke durch Un- vorsichtigkeit des Knechts beym Maltz-Duͤrren im Maltz-Hause Feuer aus, wodurch innerhalb 1 Stunde das gantze Dorf, bis auf die Kirche und zwey Haͤusler in die Asche geleget wor- den, so daß die Pfarr, Schule, Schencke, 4 Richter-Guͤter, 23 Huͤfner, 7 Gaͤrtner, 6 Haͤusler, 11 Scheuren und 1 Hinter-Haus in solchem Feuer aufgegangen. Den 7 Julii darauf schlug das Wetter an 4 unterschiede- nen Orten ein, als einmahl mitten im Dorfe nicht weit von der Schmiede in eine Weyde, daß die Stuͤcken weit und breit flogen, die andern dreymahl in die sogenannte Keine, welches das Gemein-Holtz nahe am Dorfe ist. 1740 den 14 Septemb. wurde zu den neuen Pfarr-Stellen und Interims- Wohnung Holtz gefaͤllet, wobey ein Strumpf-Stricker von Hoyerswerda, Namens Martin, so zusahe, von einem Baum erschlagen, daß er gleich todt bliebe. Die neue Pfare-Wohnung ist hinter der Kirche nach Sckade zu angeleget. X 2 Jhro Anhang. Jhro Koͤnigl. Majest. und Churfl. Durchl. zu Sachsen schenckten aus hoher Gnade zum Pfarr und Schul-Gebaͤude 6 Schock Holtz. 1741 thaten die Raupen grossen Schaden, sie frassen alles Laub und Obst von den Baͤumen. 1742 erfror aller Hirse und bekamen die we- nigsten die Saat wieder. Jn eben diesem Jah- re den 27 May zersprung die kleine Glocke, als vor die verstorbene Kayserin, Kaysers Jo- sephi hinterlassene Wittwe das erstemahl ge- laͤutet wurde, sie wurde 1743 zu Dreßden wie- der umgegossen und etwas groͤsser gemacht. Oben um den Rand stehet: Johann Gott- fried Weinholt in Dreßden Anno 1743 goß mich. An der Seiten ist zu sehen der Na- me Jehovah mit Hebraͤischen Buchstaben in einem Rauten-Krantze von zween En- geln haltend, und unten die Worte: Gloria in Excelsis Deo. Sie wurde den Sonn- tag nach Ostern zum erstenmahl zum GOt- tes-Dienst gelaͤutet. 1743 den 6 Junii Nachmittage um 3 Uhr fielen grosse Schlos- sen, groß wie eine welsche Nuß, eckicht, und schlugen auf dem Wege nach Klein-Partwitz, auf dem Acker Wolschiski genannt die Helfte vom Korn darnieder. Laubusch, 1742 den 4 bis 6 April lagen 4 Compagnien Brandenburgisch Fuß-Volck allhier in Quartier, sie verhielten sich nicht zum besten, indem sie die Leute theils schlugen, wenn Anhang. wenn sie nicht schaften, was sie haben wollten, theils mit Gewalt nahmen, als Schweine, Kaͤl- ber, Huͤner und anders mehr, ein Huͤfner hatte 30 bis 32 Mann, ein Gaͤrtner 12 Mann, und ein Haͤusler 6 bis 8 Mann. Die Ein- wohner wurden dadurch sehr mitgenommen. Groß-Partwitz, in der Kirche vor dem Altar findet man nachstehendes Epitaphium. Die Crone des Lebens welche erhalten, der Weyl. Wohl-Ehrwuͤrdige Groß-Achtbare und Wohlgelahrte Herr Johann Bulitius, ward gebohren Ao. 1637 den 21 Mart. zu Weltze im Marggrafthum Niederlausitz gelegen, wurde seinem Herrn Vater im Weinberge Christi zu Groß-Partwitz substituiret Ao. 1663 welchem er 35 Jahr treulich vorgestanden. Begab sich in den Heil. Ehestand mit Tit. Jungfr. Annen, sel. Tit. Herrn George Bethers, wohlverdient gewesenen Past. Primarii zu Hoyerswerda dritten Tochter Ao. 1664 den 13 May, lebete darinne 34 Jahr und 44 Wochen, zeugete mit ihr 4 Soͤhne und 3 Toͤchter. Starb sanft und selig am XXVI. Sonntage Trinitatis war X 3 der Anhang. der 23 Novemb. des 1698 Jahres. Abends um 3 Uhr seines Alters 61 Jahr 35 Wochen und 2 Tage. Leichen-Text Matth. XXV. 23. Ey du frommer und getreuer Knecht, du bist uͤber wenig getreu gewesen ꝛc. 1741 den 10 Septemb. bekam Johann Mi- chael Lange die Vocation zum Pfarr nach Groß-Partwitz, er ist von frommen und christl. Eltern zu Kitlitz gebohren, studirete zu Loͤbau, Zittau, Leipzig und Halle. 1742 den Dienstag nach Fest. Epiphan. verehelichte er sich mit Jgfr. Johannen Sophien Langin, Weyl. Johann Langens Pfarrers zu Milckel hinterl. aͤltesten Tochter anderer Ehe. 1742 den 4 bis 6 Apr. lagen 3 Compagnien Brandeburgisch Fuß- Volck daselbst, so den Einwohnern sehr hoch kommen. 1743 den 6 Julii Namittags gegen 3 Uhr schlug das Wetter bey dem Huͤfner Kobola in die Feuer-Esse ein, und zuͤndete, wodurch 14 Huͤfner mit Staͤllen und Woh- nungen, wie auch 2 Scheuren abbrannten. Scheibe, wendisch gleiches Namens, liegt ein und eine halbe Meile von der Stadt, und gehoͤret mit dem GOttes-Dienst nach Lohse, es bestehet in 2 Dienst-Hoͤfen, 2 Gaͤrtnern und 2 Haͤuslern, verrichtet seine Dienste nach Riegel, lieget in schlechten Boden, dahero die Einwohner nicht viel zum besten haben. Seydewinckel, 1741 im Monath Januarii erhub Anhang. erhub sich beym Schaͤfer eine Staupe, der Schaͤfer und seine Frau sturben, die andern lagen lange kranck, die Kranckheit soll ein Bett- ler mitgebracht haben. Sproͤwitz, 1740 vor Weynachten brann- te ein Haus ab. 1741 Fest. Paschat. bekam Abraham Traugott Frentzel als Pastor Substi- tutus die Vocation und zog nach Ostern an. Er ist gebohren zu Colm einem Hertzogl. Dor- fe 1704, sein Herr Vater ist M. Michael Fren- tzel damahliger Pfarr zu Colm, jetzo aber Dia- conus zu Hoyerswerda. 1713 nach Pfingsten that ihn sein Herr Vater nach Hoyerswerda in die Schule, woselbst er sich 3 Jahr in der Latinitaͤt und Music fleißig uͤbete. Von da kam er nach Senftenberg in die Schule, und studirete daselbst 4 Jahr, nach Verfluͤssung dieser Jahre gieng er nach Bautzen auf das Gymnasium, wo er seine Studia fleißig fort- setzte. 1728 wandte er sich nach Wittenberg und hoͤrete daselbst unter D. Wernsdorfen, D. Haferungen, ꝛc. sowohl publice als privatim Collegia. Als er seine Studia Academica gluͤck- lich zu Ende gebracht, kam er 1731 wieder nach Hause, woselbst er sein juͤngeres Ge- schwister informirte, und in Predigen sich fleis- sig uͤbete, bis ihn GOtt im obengedachten Jah- re nach Sproͤwitz in seinen Weinberg be- ruffen. Er fuͤhrt sein Amt in unermuͤdeten Fleiß mit grossen Eyffer, der Hoͤchste staͤrcke ihn Anhang. ihn fernerhin von oben herab. 1743 den 11 Jun. zur Nacht, haben in die Kirche bey dem Beicht-Stuhl sich Diebe durchgegraben, und aus der Kirche auf 14 Thlr. werth entwendet, als Tauf-Becken, Al- tar-Leuchter samt denen Kertzen, ein Kelch, Oblat- Teller und Schachtel, Altar-Tuch, Chor-Rock. Taͤtzschwitz, 1741 Mens. Febr. fieng sich bey dem Haͤusler Krauzik eine gefaͤhrliche Kranckheit an, der Wirth starb, seine Frau und Kinder la- gen lange Zeit, die Gemeine brachte ihnen Brod und Holtz vors Haus, und legten es vor die Thuͤr, worauf sie im Hause es hereinholeten, die Kranckheit gieng weiter, wo sie einmahl in ein Haus kam, so wurde niemand von ihr verscho- net, bey dem Haͤusler Turckan, starb der Wirth und die Wirthin, andere mehr giengen darauf. 1742 den 4 bis 6 April lagen 3 Compagnien Brandeburgisch Fuß-Volck, so nach Boͤhmen giengen im Dorfe, so den Einwohnern grosse Beschwerung machten, es hatte einer 16 bis 18 Mann ihrer im Hause. §. 13. Nachdem der Herr Verleger das MS. auf 3 Jahr bey sich gehabt, ehe es zum Druck befoͤr- dert worden, und zwischen der Zeit unterschiedene Todes-Faͤlle vorgegangen, als wird der vielgeehr- te Leser unter andern bemercken, wie 1742 Gott- helf Sacreitz, Assessor, 1743 Jacob Thuno Bur- gemeister, Michael Heinrich, Stadt-Richter, und Martin Sacreitz Burgemeister, dieser letzte am Schlage, jener nach langwieriger Kranckheit ge- storben. Jngleichen starb 1741 den 12 Apr. Joh. Jac. Sartorius Pfarrer zu Colm.