Des Knaben Wunderhorn . Alte deutsche Lieder gesammelt von L. A. v. Arnim und Clemens Brentano . Des Knaben Wunderhorn Alte deutsche Lieder L. Achim v. Arnim. Clemens Brentano. Heidelberg, beÿ Mohr u. Zimmer. Frankfurt beÿ J. C. B. Mohr 1806 . Sr . Excellenz des Herrn Geheimerath von Göthe . „ A uf dem Reichstage zu Augsburg geschah ein guter „Schwank von Gruͤnenwald, Singer an des Herzogs „Wilhelmen von Muͤnchen Hof. Er war ein guter Mu- „sikus und Zechbruder, nahm nicht fuͤr gut was ihm an „seines gnaͤdigen Fuͤrsten und Herren Tisch aufgetragen „ward, sunder sucht sich anderswo gute Gesellschaft, so „seines Gefallens und Kopfs waͤre, mit ihm tapfer daͤmpf- „ten und zechten, kam so weit hinein, daß alle Geschenke „in der Schenken fuͤr nasse Waar und gute Bislein da- „hin gingen; nach mußt die Maus bas getauft werden, „er macht dem Wirth bey acht Gulden an die Wand. „Als der Wirth erfuhr, daß der Herzog von Muͤnchen „sammt andern Fuͤrsten-Herren aufbrechen wollte, so kam „er zu dem guten Gruͤnenwald, fodret seine angeschriebene „Schuld. Lieber Wirth, sagt Gruͤnenwald, ich bitt euch „von wegen guter und freundlicher Gesellschaft, so wir „nun lang zusammen gehabt, lassen die Sach also auf „diesmal beruhen, bis ich gen Muͤnchen komm, denn ich „bin jetzt zumal nicht verfaßt, wir haben doch nicht so „gar weit zusammen, ich kanns euch alle Tag schicken, denn „ich hab noch Kleinod und Geld zu Muͤnchen, das mir „die Schuld fuͤr bezahlen moͤcht. Das gunn dir Gott, „sagt der Wirth, mir ist aber damit nicht geholfen, so „woelln sich meine Glaͤubiger nicht bezahlen lassen mit „Worten, nemlich die, von denen ich Brod, Wein, „Fleisch, Salz, Schmalz, und andere Speisen kaufe; „komm ich auf den Fischmarkt, sehen die Fischer bald, ob „ich um baar Geld oder auf Borg kaufen woͤll; nimm „ichs auf Borg, muß ichs doppelt bezahlen. Ihr Gesellen „aber setzt euch zum Tisch, der Wirth kann euch nicht „genug auftragen, wenn ihr gleichwohl nicht ein Pfenning „in der Taschen habt. Drum merk mich eben, was ich „auf diesmal gesinnet bin. Willt du mich zahlen mit „Heil, wo nicht, will ich mich dem naͤchsten zu meins „gnaͤdigen Fuͤrsten und Herrn von Muͤnchen Secretarien „verfuͤgen, derselbig wird mir wohl Weg und Steg an- „zeigen, damit ich zahlt werd.“ „Dem guten Gruͤnenwald war der Spieß an Bauch „gesetzt, wußt nicht wo aus oder wo an, dann der Wirth „so auch mit dem Teufel zur Schulen gangen, war ihm „zu scharf. Er fing an die allersuͤßesten und glatte- „sten Wort zu geben, so er sein Tag je studieren und „erdenken mocht, aber alles umsonst war. Der Wirth „wollt aber keineswegs schweigen, und sagt: ich mach „nicht viel Umstaͤnd, glattgeschliffen ist bald gewetzt, du „hast Tag und Nacht wollen voll sein, den besten Wein, „so ich in meinem Keller gehabt, hab ich dir muͤssen „auftragen, drum such nur nicht viel Maͤus, hast du „nicht Geld, so gib mir deinen Mantel, dann so will ich „dir wohl eine Zeitlang borgen. Wo du aber in bestimm- „ter Zeit nicht kommst, werd ich deinen Mantel auf der „Gant verkaufen lassen, dieß ist der Bescheid mit einander. „Wohlan sagte Gruͤnenwald, ich will der Sache bald Rath „finden. Er saß nieder, nahm sein Schreibzeug, Papier, „Feder und Dinten, und dichtet nachfolgends Liedlein: „Ich stund auf an eim Morgen, „Und wollt gen Muͤnchen gehn, „Und war in großen Sorgen, „Ach Gott waͤr ich davon, „Mein Wirth, dem war ich schuldig viel, „Ich wollt ihn gern bezahlen, „Doch auf ein ander Ziel. „Herr Gast ich hab vernommen, „Du woͤllest von hinnen schier, „Ich laß dich nicht weg kommen, „Die Zehrung zahl vor mir, „Oder setz mir den Mantel ein, „Demnach will ich gern warten, „Auf die Bezahlung dein. „Die Red ging mir zu Herzen, „Betruͤbt ward mir mein Muth, „Ich dacht, da hilft kein Scherzen, „Sollt ich mein Mantel gut „Zu Augsburg lassen auf der Gant „Und blos von hinnen ziehen, „Ist allen Singern ein Schand. „Ach Wirth nun hab Gedulte „Mit mir ein kleine Zeit, „Es ist nicht gros die Schulde, „Vielleicht sich bald begeit, „Daß ich dich zahl mit baarem Geld, „Drum lasse mich von hinnen, „Ich zieh nicht aus der Welt. „O Gast! das geschieht mit nichten, „Daß ich dir borg dießmal, „Dich hilft kein Ausred-Dichten, „Tag Nacht wollst du seyn voll, „Ich trug dir auf den besten Wein, „Drum mach dich nur nicht muͤßig, „Ich will bezahlet seyn. „Der Wirth, der sah ganz krumme, „Was ich sang oder sagt, „So gab er nichts darumme, „Erst macht er mich verzagt, „Kein Geld wußt ich in solcher Noth, „Wo nicht der fromm Herr Fuker „Mir hilft mit seinem Rath. „Herr Fuker laßt Euch erbarmen „Mein Klag und große Pein „Und kommt zu Huͤlf mir Armen, „Es will bezahlet seyn „Mein Wirth von mir auf diesen Tag, „Mein Mantel thut ihm gefallen, „Mich hilft kein Bitt noch Klag. „Den Wirth thaͤt bald bezahlen „Der edel Fuker gut, „Mein Schuld ganz uͤber alle, „Das macht mir leichten Muth, „Ich schwang mich zu dem Thor hinaus, „Adie du kreidiger Wirthe, „Ich komm dir nimmer ins Haus.“ „Dies Liedlein faßt Gruͤnenwald bald in seinen „Kopf, ging an des Fukers Hof, ließ sich dem Herrn an- „sagen; als er nun fuͤr ihn kam, thaͤt er seine gebuͤhr- „liche Reverenz, demnach sagt er: Gnaͤdiger Herr, ich „hab vernommen, daß mein gnaͤdiger Fuͤrst und Herr „allhie aufbrechend auf Muͤnchen zu ziehen will. Nun „hab ich je nicht von hinnen koͤnnen scheiden, ich hab „mich dann mit Euer Gnaden abgeletzet. Habe Deren zu „lieb ein neues Liedlein gedicht, so Euer Gnad das be- „gehrt zu hoͤren, wollt ichs Deren zu letze singen. Der „gute Herr, so dann von Art ein demuͤthiger Herr war, „sagt: Mein Gruͤnenwald ich wills gern hoͤren, wo sind „deine Mitsinger, so dir behuͤlflich seyn werden, laß sie „kommen. Mein Gnaͤdiger Herr, sagt er, ich muß al- „lein singen, dann mir kann hierin weder Baß noch Dis- „kant helfen. So sing her, sagt der Fuker. Der gute „Gruͤnenwald hub an und sang sein Lied mit ganz froͤh- „licher Stimm heraus. Der gut Herr verstund sein „Krankheit bald, meinet aber nit, daß der Sach so gar „waͤr, wie er in seinem Singen zu verstehn geben hat, „darum schickt er eilend nach dem Wirth; als er nun die „Wahrheit erfuhr, bezahlt er dem Wirth die Schuld, „errettet dem Gruͤnenwald seinen Mantel, und schenkt „ihm eine gute Zehrung dazu. Die nahm er mit Dank „an, zoge demnach seine Straße, da erhob sich ein Wind, „der selbigen Mantel recht lustig vor dem Hause des „armseligen Wirthes aufblies, war aber dem Wirthe „entgegen, warf ihm auch die Fenster zusammen: darum „Kunst nimmer zu verachten ist.“ „(Aus dem Rollwagenbuͤchlein.)“ Wir sprechen aus der Seele des armen Gruͤnewald , das oͤffentliche Urtheil ist wohl ein kuͤmmerlicher Wirth , dem unsre Namen als Mantel dieser uͤbelangeschriebenen Lieder die Schuld nicht decken moͤchten . Das Gluͤck des armen Singers , der Wille des reichen Fuker geben uns Hoffnung , in Eurer Exzel - lenz Beifall ausgeloͤst zu werden . L. A. von Arnim . C. Brentano . Des Knaben Wunderhorn . Das Wunderhorn . E in Knab auf schnellem Roß Sprengt auf der Kaisrin Schloß, Das Roß zur Erd sich neigt, Der Knab sich zierlich beugt. Wie lieblich, artig, schoͤn Die Frauen sich ansehn, Ein Horn trug seine Hand, Daran vier goldne Band. Gar mancher schoͤne Stein Gelegt ins Gold hinein, Viel Perlen und Rubin Die Augen auf sich ziehn. Das Horn vom Elephant, So gros man keinen fand, So schoͤn man keinen sing Und oben dran ein Ring, Wie Silber blinken kann Und hundert Glocken dran Vom feinsten Gold gemacht, Aus tiefem Meer gebracht. Von einer Meerfey Hand Der Kaiserin gesandt, Zu ihrer Reinheit Preis, Dieweil sie schoͤn und weis'. Der schoͤne Knab sagt auch: „Dies ist des Horns Gebrauch: „Ein Druck von Eurem Finger, „Ein Druck von Eurem Finger „Und diese Glocken all, „Sie geben suͤßen Schall, „Wie nie ein Harfenklang „Und keiner Frauen Sang, „Kein Vogel obenher, „Die Jungfraun nicht im Meer „Nie so was geben an!“ Fort sprengt der Knab bergan, Ließ in der Kaisrin Hand Das Horn, so weltbekannt; Ein Druck von ihrem Finger, O suͤßes hell Geklinge! Des Sultans Toͤchterlein und der Meister der Blumen . Altes fliegendes Blatt aus Koͤlln. D er Sultan hatt' ein Toͤchterlein, Die war fruͤh aufgestanden, Wohl um zu pfluͤcken die Bluͤmelein In ihres Vaters Garten. Da sie die schoͤnen Bluͤmelein So glaͤnzen sah im Thaue, Wer mag der Bluͤmlein Meister seyn, Gedachte die Jungfraue. Er muß ein großer Meister seyn, Ein Herr von großen Werthen, Der da die schoͤnen Bluͤmelein Laͤßt wachsen aus der Erden. Ich hab' ihn tief im Herzen lieb, O duͤrft ich ihn anschauen! Gern ließ ich meines Vaters Reich Und wollt sein Gaͤrtlein bauen. Da kam zu ihr um Mitternacht Ein heller Mann gegangen, „Thu auf, thu auf, viel schoͤne Magd, „Mit Lieb bin ich umfangen. Und schnell die Magd ihr Bettlein ließ, Zum Fenster thaͤt sie gehen, Sah Jesum ihr viel schoͤnes Lieb So herrlich vor sich stehen. Sie oͤffnet ihm voll Freudigkeit, Sie neigt sich tief zur Erden, Und bot ihm freundlich gute Zeit, Mit sittsamen Geberden. „Woher, woher, o Juͤngling schoͤn? „In meines Vaters Reichen „Mag keiner dir zu Seite gehn, „Sich keiner dir vergleichen. „Viel schoͤne Magd, du dachtest mein, „Um dich bin ich gekommen „Aus meines Vaters Koͤnigreich, „Ich bin der Meister der Blumen. „O Herr, o Herr, wie weit, wie weit „Ists zu des Vaters Garten? „Dort moͤgt ich wohl in Ewigkeit „Der schoͤnen Blumen warten. „Mein Garten liegt in Ewigkeit „Und noch viel tausend Meilen, „Da will ich dir zum Brautgeschmeid „Ein Kraͤnzlein roth ertheilen.“ Da nahm er von dem Finger sein Ein Ring von Sonnengolde Und fragt, ob Sultans Toͤchterlein Sein Braͤutlein werden wollte. Und da sie ihm die Liebe bot, Sein Wunden sich ergossen, O Lieb, wie ist dein Herz so roth, Dein Haͤnde tragen Rosen. Mein Herz, das ist um dich so roth, Fuͤr dich trag ich die Rosen, Ich brach sie dir im Liebestod, Als ich mein Blut vergossen. Mein Vater ruft, nun schuͤrz dich Braut, Ich hab dich laͤngst erfochten, Sie hat auf Jesus Lieb vertraut, Ihr Kraͤnzlein war geflochten. Tell und sein Kind . Abgeschrieben vom Giebel eines Hauses in Arth in der Schweiz, durch Arnim , s. Franzoͤsische Miszellen III. B. S. 82. Tell . Z u Ury bey den Linden Der Vogt steckt auf den Huth, Und sprach: Ich will den finden, Der dem kein Ehr anthut. Ich that nicht Ehr dem Huthe, Ich sah ihn kuͤhnlich an, 2. Er sagt: Du traust dem Muthe, Will sehn, ob du ein Mann! — Er faßt den Anschlag eitel, Daß ich nun schieß geschwind Den Apfel von dem Scheitel Meinem allerliebsten Kind. Kind . Ach Vater, was hab' ich gethan, Daß du mich also bindest an? Tell . Mein Kind schweig still, mein Herz schonst groß, Ich hoff, es soll mein Pfeilgeschoß Kein Schaden dir bereiten, Du traͤgst kein Schuld und ich kein Suͤnd, Ruf nur zu Gott mit mir mein Kind, Gott wird den Pfeil schon leiten. Halt auf dein Haupt, richt dich nur auf, In Gottes Namen schieß ich drauf, Der gerechte Gott soll leben! Kind . Ach Vater mein, Gott mit uns haͤlt, Der Apfel von dem Scheitel faͤllt, Gott hat den Segen geben. Großmutter Schlangenkoͤchin . Aus muͤndlicher Ueberlieferung in Maria's Godwi. Bremen 1802. II. B. S. 113. abgedruckt. M aria, wo bist du zur Stube gewesen? Maria, mein einziges Kind! Ich bin bey meiner Großmutter gewesen, Ach weh! Frau Mutter, wie weh! Was hat sie dir dann zu essen gegeben? Maria, mein einziges Kind! Sie hat mir gebackne Fischlein gegeben, Ach weh! Frau Mutter, wie weh! Wo hat sie dir dann das Fischlein gefangen? Maria, mein einziges Kind! Sie hat es in ihrem Krautgaͤrtlein gefangen, Ach weh! Frau Mutter, wie weh! Womit hat sie dann das Fischlein gefangen? Maria, mein einziges Kind. Sie hat es mit Stecken und Ruthen gefangen. Ach weh! Frau Mutter, wie weh! Wo ist dann das Uebrige vom Fischlein hinkommen? Maria, mein einziges Kind! Sie hats ihrem schwarzbraunen Huͤndlein gegeben, Ach weh! Frau Mutter, wie weh! Wo ist dann das schwarzbraune Huͤndlein hinkommen? Maria, mein einziges Kind! Es ist in tausend Stuͤcke zersprungen. Ach weh! Frau Mutter, wie weh! Maria, wo soll ich dein Bettlein hin machen? Maria, mein einziges Kind! Du sollst mir's auf den Kirchhof machen. Ach weh! Frau Mutter, wie weh! Jesaias Gesicht . Von Martin Luther. Aus dem J! neueroͤffneten Schatze der Kinder Gottes. Zittau 1710. S. 393. J esaia dem Propheten dies geschah, Daß er im Geist den Herren sitzen sah Auf einem hohen Thron und hellen Glanz, Seines Kleides Saum den Chor fuͤllet ganz, Es stunden zween Seraph bey ihm dran, Sechs Fluͤgel sah er einen jeden han, Mit zween verbargen sie ihr Antlitz klar, Mit zween bedeckten sie ihre Fuͤße gar, Und mit den andern zween sie flogen frey, Gegenander ruften sie mit großem Schrey: Heilig ist Gott der Herr Zebaoth, Sein Ehr die ganze Welt erfuͤllet hat. Von dem Geschrey zittert Schwell und Balken gar, Das Haus auch ganz voll Rauchs und Nebels war. Das Feuerbesprechen . Muͤndlich. Z igeuner sieben von Reitern gebracht, Gerichtet verurtheilt in einer Nacht, Sie klagen um ihre Unschuld laut, Ein Jud haͤt ihnen den Kelch vertraut. Die Rathsherrn sprechen das Leben leicht ab Sie brachen dem sechsten schon den Stab, Der siebent ihr Koͤnig sprach da mit Ruh: „Ich hoͤr' wohl in Luͤften den Voͤgeln zu! „Ihr sollt mir nicht sengen ein Haͤrlein vom Kleid, „Bald kraͤhet der rothe Hahn so weit!“ Da bricht die Flamme wohl uͤber wohl aus, Aus allen vier Ecken der Stadt so kraus. Der rothe Hahn auf die Spitze gesteckt, Er kraͤhet, wie jener, der Petrum erweckt, Die Herren erwachen aus Suͤnden Schlaf, Gedenke, der Unschuld, der harten Straf. Die Herren sie sprechen zum Manne mit Flehn, Er moͤge besprechen das feurige Wehn, Er moͤge halten den feurigen Wind, Sein Leben sie wollten ihm schenken geschwind. Den Todesstab da entreist er gleich, Den Herren damit giebt Backenstreich, Er ruft: „Was gießet ihr schuldlos Blut? „Wie wollet ihr loͤschen die hoͤllische Glut? „Das Kindlein vom Stahle die Funken gern zieht, „Der Fromme im Steine das Feuer wohl sieht, „Was spielt ihr mit Dingen, die schneidig und spitz, „Der rothe Hahn wohl unter euch sitzt. Jezt spricht er: „Willkommen du feuriger Gast, „Nichts greife weiter, als was du hast, „Das sag ich dir Feuer zu deiner Buß, „Im Namen Christi, des Blut hier auch floß. „Ich sage dir Feuer bey Gottes Kraft, „Die alles thut und alles schafft, „Du wollest also stille stehn, „Wie Christus wollt im Jordan stehn. „Ich sag dir Feuer, behalt dein Flamm, „Wie einst Maria die heilge Dam „Hielt Jungfrauschaft so keusch so rein, „So stelle Flamm deine Reinigung ein.“ Da flog der rothe Hahn hinweg, Da nahm der Wind den andern Weg, Das Feuer sank in sich zusamm, Der Wundermann ging fort durch die Flamm. Der arme Schwartenhals . Frische Liedlein. Nuͤrnberg 1505. Quer 8. mit Musik. I ch kam vor einer Frau Wirthin Haus, Man fragt mich, wer ich waͤre, Ich bin ein armer Schwartenhals, Ich eß und trink so gerne. Man fuͤhrt mich in die Stuben ein, Da bot man mir zu trinken, Die Augen ließ ich umher gehn, Den Becher ließ ich sinken. Man setzt mich oben an den Tisch, Als ich ein Kaufherr waͤre, Und da es an ein Zahlen ging, Mein Saͤckel stand mir leere. Da ich des Nachts wollt schlafen gahn, Man wieß mich in die Scheuer, Da ward mir armen Schwartenhals, Mein Lachen viel zu theuer. Und da ich in die Scheuer kam, Da hub ich an zu nisteln, Da stachen mich die Hagendorn, Dazu die rauhen Disteln. Da ich zu Morgens fruͤh aufstand, Der Reif lag auf dem Dache, Da mußt ich armer Schwartenhals Meins Ungluͤcks selber lachen. Ich nahm mein Schwerd wohl in die Hand, Und guͤrt es an die Seiten, Ich armer mußt zu Fuße gehn, Weil ich nicht hatt' zu reiten. Ich hob mich auf und ging davon Und macht mich auf die Straßen, Mir kam ein reicher Kaufmanns-Sohn, Sein Tasch mußt er mir lassen. Der Tod und das Maͤdchen im Blumen - garten . Fliegendes Blat aus Coͤlln. E s ging ein Maͤgdlein zarte Fruͤh in der Morgenstund In einen Blumengarten, Frisch, froͤhlich und gesund, Der Bluͤmlein es viel brechen wollt, Daraus ein Kranz zu machen, Von Silber und von Gold. Da kam herzu geschlichen Ein gar erschrecklich Mann, Die Farb war ihm verblichen, Kein' Kleider hatt' er an, Er hatt' kein Fleisch, kein Blut, kein Haar, Es war an ihm verdorret Sein Haut, und Flechsen gar. Gar haͤßlich thaͤt er sehen, Scheußlich war sein Gesicht, Er weiset seine Zaͤhne Und that noch einen Schritt, Wohl zu dem Maͤgdlein zart, Das schier fuͤr großen Aengsten, Des grimmen Todes ward. „Nun schick dich Maͤgdlein, schick dich, „Du must mit mir an Tanz! „Ich will dir bald aufsetzen, „Ein wunderschoͤnen Kranz, „Der wird dir nicht gebunden sein „Von wohlriechenden Kraͤutern, „Und zarten Bluͤmelein. „Der Kranz, den ich aufsetze, „Der heißt die Sterblichkeit; „Du wirst nicht seyn die letzte, „Die ihn traͤgt auf dem Haupt; „Wie viel allhie gebohren seyn, „Die muͤssen mit mir tanzen „Wohl um das Kraͤnzelein. „Der Wuͤrmer in der Erde „Ist eine große Zahl, „Die werden dir verzehren „Dein Schoͤnheit allzumahl, „Sie werden deine Bluͤmlein seyn, „Das Gold, und auch die Perlen, „Silber und Edelstein. „Willst du mich gerne kennen „Und wissen, wer ich sey? „So hoͤr mein Nahmen nennen, „Will dir ihn sagen frey: „Der grimme Tod werd ich genannt, „Und bin in allen Landen, „Gar weit und breit bekannt. „Die Sense ist mein Wappen, „Das ich mit Rechte fuͤhr, „Damit thu ich anklopfen „Jedem an seine Thuͤr, „Und wenn sein Zeit ist kommen schon, „Spaͤt, fruͤh, und in der Mitten, „'S hilft nichts, er muß davon!“ Das Maͤgdlein voller Schmerzen, Voll bittrer Angst und Noth, Bekuͤmmert tief im Herzen, Bat: „Ach du lieber Todt, „Wollst eilen nicht so sehr mit mir, „Mich armes Maͤgdlein zarte „Laß laͤnger leben hier! „Ich will dich reich begaben, „Mein Vater hat viel Gold, „Und was du nur willst haben „Das all du nehmen sollt! „Nur lasse du, das Leben mir, „Mein allerbeste Schaͤtze, „Die will ich geben dir!“ „Kein Schatz sollt du mir geben, „Kein Gold noch Edelstein! „Ich nehm dir nur das Leben, „Du zartes Maͤgdelein, „Du must mit mir an meinen Tanz, „Daran noch kommt manch Tausend, „Bis daß der Reihn wird ganz.“ „O Tod, laß mich beim Leben, „Nimm all mein Hausgesind! „Mein Vater wird dirs geben, „Wenn er mich lebend findt, „Ich bin sein einzigs Toͤchterlein, „Er wuͤrde mich nicht geben „Um tausend Gulden fein.“ „Dein Vater will ich holen „Und will ihn finden wohl, „Mit seinem Hausgesinde, „Weiß, wenn ich kommeu soll, „Jetzund nehm ich nur dich allein: „O zartes Maͤgdlein junge, „Du must an meinen Reihen.“ „Erbarm dich meiner Jugend,“ Sprach sie mit großer Klag, „Will mich in aller Tugend, „Ueben mein Lebetag. „Nimm mich nicht gleich dahin jetzund, „Spar mich noch eine Weile, „Schon mich noch etlich' Stund!“ Drauf sprach der Tod: „mit nichten, „Ich kehr mich nicht daran, „Es hilft allhier kein Bitten, „Ich nehme Frau und Mann! „Die Kinderlein zieh ich herfuͤr, „Ein jedes muß mir folgen, „Wenn ich klopf an die Thuͤr.“ Er nahm sie in der Mitten, Da sie am schwaͤchsten was, Es half bey ihm kein Bitten, Er warf sie in das Graß, Und ruͤhrte an ihr junges Herz Da liegt das Maͤgdlein zarte, Voll bittrer Angst und Schmerz. Ihr Farb that sie verwandlen, Ihr Aeuglein sie verkehrt Von einer Seit zur andern Warf sie sich auf der Erd, All Wollust ihr vergangen war, Kein Bluͤmlein mehr wollt holen Wohl aus dem gruͤnen Graß. Nachtmusikanten . Narren-Meß von Abraham a St. Clara. Wien 1751. III . T. S. 89. H ier sind wir arme Narrn Auf Plaͤtzen und auf Gassen, Und thun die ganze Nacht Mit unsrer Musick passen. Es giebt uns keine Ruhe Die starke Liebes-Macht, Wir stehen mit dem Bogen Erfroren auf der Wacht; Sobald der helle Tag Sich nur beginnt zu neigen, Gleich stimmen wir die Laut, Die Harfen und die Geigen. Mit diesen laufen wir Zu mancher Schoͤnen Hauß, Und legen unsern Kram, Papier und Noten aus. Der erste gibt den Tackt, Der andre blaͤßt die Floͤten, Der dritte schlaͤgt die Pauck', Der viert stoͤßt die Trompeten. Ein andrer aber spielt Theorb und Galischan Mit gar besonderm Fleiß, So gut er immer kann. Wir pflegen auch so lang An einem Eck zu hocken, Bis wir ein schoͤn Gespenst Hin an das Fenster locken; Da faͤngt man alsbald an Vor der Geliebten Thuͤr Verliebte Arien Mit Pausen und Suspir. Und sollten vor der Wacht Wir endlich weichen muͤssen, So macht man statt der Haͤnd', Die Laͤufe mit den Fuͤßen. Und also treiben wirs Oft durch die lange Nacht, Daß selbst die ganze Welt Ob unsrer Narrheit lacht. Ach schoͤnste Phillis hoͤr Doch unser Musiciren, Und laß uns eine Nacht In deinem Schoos pausiren. Die widerspenstige Braut . Bei Elwert. S. 17. I ch eß' nicht gerne Gerste, Steh auch nicht gern fruͤh auf, Eine Nonne soll ich werden, Hab keine Lust dazu; Ei so wuͤnsch ich dem Des Ungluͤcks noch so viel, Der mich armes Maͤdel Ins Kloster bringen will. Die Kutt ist angemessen, Sie ist mir viel zu lang, Das Haar ist abgeschnitten, Das macht mir angst und bang; Ei so wuͤnsch ich dem Des Ungluͤcks noch so viel, Der mich armes Maͤdel Ins Kloster bringen will. Wenn andre gehen schlafen So muß ich stehen auf, Muß in die Kirche gehen, Das Gloͤcklein leiten thun; Ei so wuͤnsch ich dem Des Ungluͤcks noch so viel, Der mich armes Maͤdel Ins Kloster bringen will. Klosterscheu . Limpurger Cronik. „In selbiger Zeit (1359.) sang und pfif man dieses Lied.“ G ott geb ihm ein verdorben Jahr, Der mich macht zu einer Nonnen, Und mir den schwarzen Mantel gab, Den weißen Rock darunter, Soll ich ein Noͤnnchen werden Dann wider meinen Willen, So will ich auch einem Knaben jung Seinen Kummer stillen, Und stillt er mir den meinen nicht, So sollt es mich verdrießen. Der vorlaute Ritter . Muͤndlich. E s waren drey Gesellen, Die thaͤten, was sie woͤllen, Sie hielten alle drey Viel heimlichen Rath, Wer wohl in dieser Nacht Das beste Maͤdel haͤtt. Der Juͤngste der darunter, Der sprach da auch sehr munter, Wie ihm noch gestern spaͤt Ein Maͤdel zugeredt. Er stiege diese Nacht, Wohl in ihr Federbett. Das Maͤdel kam geschlichen Und waͤre fast verblichen, Sie hoͤrte an der Wand, Nur ihre eigne Schand, Sie weinte heimlich aus, Sie lief zuruͤck nach Haus. Die Nacht war bis zur Mitten, Der Ritter kam geritten, Er klopfet freundlich an, Mit seinem goldnen Ring: „Ey schlaͤf'st du oder wachst, „Mein auserwaͤhltes Kind.“ „Was waͤre, wenn ich schliefe, „Und dich heut nicht einließe? „Du hast mir gestern spaͤt „Ein falsche Red gethan. „Ich schlafe heute Nacht, „Wenn du vorm Fenster wachst.“ „Wo soll ich denn hinreiten? „Es regnet und es schneiet, „Es geht ein kuͤhler Wind, „Nun schlafen alle Leut „Und alle Buͤrgers Kind, „Mach auf du suͤßes Kind!“ 3. „Reit du nach jener Straße, „Reit du nach jener Heyde, „Wo du gekommen bist, „Da liegt ein breiter Stein, „Den Kopf darauf nur leg, „Traͤgst keine Federn weg.“ Die schwarzbraune Hexe . Fliegendes Blat. E s blies ein Jaͤger wohl in sein Horn, Wohl in sein Horn, Und alles was er blies das war verlorn. Hop sa sa sa, Dra ra ra ra, Und alles was er blies das war verlorn. Soll denn mein Blasen verloren seyn? Verloren seyn? Ich wollte lieber kein Jaͤger seyn. Hop sa sa sa, u. s. w. Er zog sein Netz wohl uͤber den Strauch, Wohl uͤber den Strauch, Sprang ein schwarzbraunes Maͤdel heraus. Hop sa sa sa, u. s. w. „Schwarzbraunes Maͤdel entspringe mir nicht, „Entspringe mir nicht, „Hab' große Hunde die holen dich.“ Hop sa sa sa, u. s. w. „Deine großen Hunde die holen mich nicht, „Die holen mich nicht, „Sie wissen meine hohe weite Spruͤnge noch nicht“ Hop sa sa sa, u. s. w. „Deine hohe Spruͤnge die wissen sie wohl, „Die wissen sie wohl, „Sie wissen, daß du heute noch sterben sollst.“ Hop sa sa sa, u. s. w. „Sterben ich nun, so bin ich todt, „So bin ich todt, „Begraͤbt man mich unter die Roͤslein roth.“ Hop sa sa sa, u. s. w. „Wohl unter die Roͤslein, wohl unter den Klee, „Wohl unter den Klee, „Darunter verderb ich nimmermehr.“ Hop sa sa sa, u. s. w. Es wuchsen drey Lilien auf ihrem Grab, Auf ihrem Grab, Die wollte ein Reuter wohl brechen ab. Hop sa sa sa, u. s. w. Ach Reuter, laß die drey Lilien stahn, Die Lilien stahn, Es soll sie ein junger frischer Jaͤger han. Hop sa sa sa, u. s. w. Der Dollinger . Kurzgefaßte Nachrichten von denen in den Ringmauern der Stadt Regens- burg gelegenen Stiftern. Reg. 1723. S. 172. u. 173. E s ritt ein Tuͤrk aus Tuͤrkenland, Er ritt gen Regensburg in die Stadt, Da Stechen ward, vom Stechen ward er wohl bekandt. Da ritt er vor des Kaysers Thuͤr, „Ist jemand hier, der komm herfuͤr, „Der stechen will um Leib und Seel, um Gut und Ehr „Und daß dem Teufel die Seele waͤr.“ Da waren die Stecher all verschwiegen, Keiner wollt dem Tuͤrken nicht obliegen, Dem leidigen Mann Der so treflich Stechen kann. Da sprach der Kayser zorniglich: „Wie steht mein Hof so laͤsterlich, „Hab ich kein Mann, „Der Stechen kann „Um Leib und Seel, um Gut und Ehr, „Und daß unserm Herrn die Seele waͤr?“ Da sprang der Dollinger hervor, „Wohl um, wohl um, ich muß hervor, „An den leidigen Mann, „Der so treflich stechen kann.“ Die fuͤhrten gegen einander Zwey scharfe Speer, Das Eine ging hin, das Andere her. Da stach der Tuͤrk den Dollinger ab, Daß er an dem Ruͤcken lag. „O Jesu Christ steh mir jetzt bey, „Steck mir ein Zweig, sind ihrer drey. „Bin ich allein, und fuͤhr mein Seel ins Himmelreich.“ Da ritt der Kayser zum Dollinger so behend, Er fuͤhrt ein Kreutz in seiner Haͤnd, Er strichs dem Dollinger uͤbern Mund Der Dollinger sprang auf, war frisch und gesund. Da stach der Dollinger den Tuͤrken ab. Daß er auf dem Ruͤcken lag. „Du beruͤhmter Teufel nun steh ihm bey. „Sind ihrer drey, bin ich allein „Und fuͤhr sein Seel in die bittere Pein.“ Liebe ohne Stand . Feiner Almanach II . Band S. 10. E s ritt ein Ritter wohl durch das Ried, Er hob wohl an ein neues Lied, Gar schoͤne thaͤt er singen, Daß Berg und Thal erklingen. Das hoͤrt des Koͤnigs sein Toͤchterlein In ihres Vaters Lustkaͤmmerlein, Sie flochte ihr Haͤrlein in Seiden, Mit dem Ritter wollte sie reiten. Er nahm sie bey ihrem seidenen Schopf Und schwung sie hinter sich auf sein Roß. Sie ritten in einer kleinen Weile Wohl vier und zwanzig Meilen. Und da sie zu dem Wald 'naus kamen, Das Roͤßlein das will Futter han. „Feins Liebchen, hier wollen wir ruhen, „Das Roͤßlein, das will Futter.“ Er spreit sein Mantel ins gruͤne Gras, Er bat sie, daß sie zu ihm saß, „Feins Liebchen, ihr muͤsset mich lausen, „Mein gelbkrauß Haͤrlein durchzausen.“ Des haͤrmt sich des Koͤnigs sein Toͤchterlein, Viel heiße Thraͤnen sie fallen ließ, Er schaut ihr wohl unter die Augen, „Warum weinet ihr, schoͤne Jungfraue?“ „Warum sollt ich nicht weinen und traurig seyn, „Ich bin ja des Koͤnigs sein Toͤchterlein; „Haͤtt ich meinem Vater gefolget, „Frau Kayserin waͤr ich geworden.“ Kaum haͤtt sie das Woͤrtlein ausgesagt, Ihr Haͤuptlein auf der Erden lag, „Jungfraͤulein haͤttst du geschwiegen, „Dein Haͤuptlein waͤr dir geblieben.“ Er kriegt sie bey ihrem seidenen Schopf, Und schlenkert sie hinter den Hollerstock: „Da liege feins Liebchen und faule, „Mein junges Herze muß trauren.“ Er nahm sein Roͤßlein bei dem Zaum, Und band es an einen Wasserstrom. „Hier steh mein Roͤßlein und trinke, „Mein jung frisch Herze muß sinken.“ Gastligkeit des Winters . Muͤndlich. D er Winter ist ein scharfer Gast, Das merkt ich an dem Dache; Mein Lieb gab mir ein Kraͤnzelein Von Perlen fein, Das hab ich von ihr tragen An meinem Bart und Kragen. Der Sommer ist ein sanfter Gast, Es troͤpfelt von dem Dache; Mein Lieb gab mir ein Kraͤnzelein Im Sonnenschein, Da ist es aufgethauet, Von Eis war es erbauet. Ja traue nur dem Schleicher nicht, Viel lieber scharfe Worte; Der Sommer giebt wohl Kraͤnzelein Von Blumen fein, Zu ihr kann ich nicht gehen, Vom langen Tag gesehen. Zu Ostern, als die Fasten aus, Da laͤngerten die Tage; Mein Lieb gab mir ein Unterpfand, Zween Aermlein blank, Darin sollt ich mich ruͤsten, Zu unsres Winters Luͤsten. Was acht ich der Waldvoͤglein Sang, Und aller Klaͤffer Zungen; Lieg ich in meinen Aermlein blank, Ich weiß ihr Dank, Ich kann von ihr dann traͤumen; Wie lange wird sie saͤumen? Die hohe Magd . Hallorenlied in Halle, wahrscheinlich noch aus ihren fruͤhern Wohnplaͤtzen. Herr Buchhaͤndler Hendel soll mehrere derselben haben. E in Magd ist weiß und schone, Gott fuͤhrt den hoͤchsten Preiß, Und die ihm dient, zum Lohne An Kuͤnsten wird sie reich, Geht jungfraͤulich bei Frauen Dort auf den gruͤnen Auen, Gluͤck zu mein edler Zweig! Ihr Leib war angebildet Mit Keuschheit uͤbergroß, Schwang sich in ihren Willen, Schwang sich in ihren Schooß, Er war so stark von Kraͤften, Von meisterlichen Geschaͤften — Gott schuf wohl Himmel und Erd. Ein Kind nach Adams Weise An ihren Bruͤsten lag, Es war ein alter Greise, Erschuf den ersten Tag, Es ward ein starker Ritter, Sein Leiden ward ihm bitter, Erlitt groß Ungemach. Sein Seit ward ihn zerschnitten Mit einem scharfen Speer, Damit hat er zersplitten Die Hoͤlle samt der Erd. Gott troͤstet den Gefangnen, Drey Wuͤnsche waren ihm ergangen Gegen diese heilige Zeit. Gott stieg aus seinem Grabe, Ein Fuͤrst war wohlgemuth, Mit seinem Kreuz und Stabe, Drey Faͤhnlein schwenkt er roth, That sich gen Himmel kehren, Nach tugendlichen Ehren Stand ihm Herz, Muth und Sinn. O Stern, o Glanz! o Krone, O Himmel aufgethan! Maß gab ihr Gott zum Lohne, Drey Chorengel Lobgesang, Bekleidet ihn mit Sonne, Maria war voll Wonne, Wie hell scheint uns der Mond! Liebe spinnt keine Seide . Bragur VI. B. II. Ab. S. 77. E s fuhr ein Maͤgdlein uͤbern See, Wolt brechen den Feiel und gruͤnen Klee, Mit ihrn schneweissen Haͤnden, Der Sommer hat schier ein Ende. Ein Ritter kam dort her geritten, Er gruͤßte sie nach Schwaͤbschen Sitten, Er gruͤßt sie da alleine: „Ich fuͤhr euch mit mir heime.“ „Ach Ritter, ihr seyd hochgeborn, „So fuͤrcht ich meines Vaters Zorn, „Ich fuͤrcht ihn alzusehre, „Verliere vielleicht mein Ehre. „Ach Vater lieber Vater mein, „So weck mich bei dem Mondeschein, „Ich weiß gut Laͤmmer-Weide, „So fern auf jener Haide.“ Vater . „Die Laͤmmerweid die du wohl weist, „Macht mir mein Laͤmmer und Schaf nicht feist, „Du must hier heime bleiben, „Must spinnen die braune Seiden.“ Maͤdchen . „Die Seide, die ich spinnen muß, „Bringt meinem Herzen schwere Buß, „Der Ritter muß mir werden, „Sein gleich lebt nicht auf Erden.“ Der dieß Lied neu gesungen hat, Durch Lieb kam er in große Noth, Er ist gar kaum entronnen, Die Magd hat er gewonnen. Husarenglaube . Fliegendes Blat aus dem letzten Kriege mit Frankreich. E s ist nichts lustger auf der Welt, Und auch nichts so geschwind, Als wir Husaren in dem Feld, Wenn wir beym Schlachten sind. Wenns blitzt und kracht dem Donner gleich Wir schießen rosenroth, Wenns Blut uns in die Augen laͤuft, Sind wir sternhagelvoll. Da heists: Husaren insgemein Schlagt die Pistolen an, Greift durch, den Saͤbel in der Hand Haut durch den naͤchsten Mann. Wenn ihr das Fransche nicht versteht, So macht es euch bequem, Das Reden ihm sogleich vergeht, Wie ihr den Kopf abmaͤht. Wenn gleich mein treuer Kammerad, Muß bleiben in dem Streit, Husaren fragen nichts darnach, Sind auch dazu bereit; Der Leib verweset in der Gruft, Der Rock bleibt in der Welt, Die Seele schwingt sich durch die Luft Ins blaue Himmelszelt. Der Rattenfaͤnger von Hameln . Muͤndlich. „ W er ist der bunte Mann im Bilde, „Er fuͤhret Boͤses wohl im Schilde, „Er pfeift so wild und so bedacht; „Ich haͤtt mein Kind ihm nicht gebracht!“ In Hameln fochten Maͤus und Ratzen Bey hellem Tage mit den Katzen, Es war viel Noth, der Rath bedacht, Wie andre Kunst zuweg gebracht. Da fand sich ein der Wundermann, Mit bunten Kleidern angethan, Pfif Ratz und Maͤus zusam ohn Zahl, Ersaͤuft sie in der Weser all. Der Rath will ihm dafuͤr nicht geben, Was ihm ward zugesagt so eben, Sie meinten, das ging gar zu leicht Und waͤr wohl gar ein Teufelsstreich. Wie hart er auch den Rath besprochen, Sie draͤuten seinem boͤsen Pochen, Er konnt zuletzt vor der Gemein Nur auf dem Dorfe sicher seyn. Die Stadt von solcher Noth befeyet, Im großen Dankfest sich erfreuet, Im Betstuhl saßen alle Leut, Es laͤuten alle Glocken weit. Die Kinder spielten in den Gassen, Der Wundermann durchzog die Strassen, Er kam und pfif zusamm geschwind Wohl auf ein hundert schoͤne Kind. Der Hirt sie sah zur Weser gehen, Und keiner hat sich je gesehen Verloren sind sie an dem Tag Zu ihrer Aeltern Weh und Klag. Im Strome schweben Irrlicht nieder, Die Kindlein frischen drin die Glieder, Dann pfeifet er sie wieder ein, Fuͤr seine Kunst bezahlt zu seyn. „Ihr Leute, wenn ihr Gift wollt legen, „So Huͤtet doch die Kinder gegen, „Das Gift ist selbst der Teufel wohl, „Der uns die lieben Kinder stohl.“ Schuͤrz dich Gretlein . Frische Liedlein. „ N un schuͤrz dich Gretlein schuͤrz dich, „Wohl auf mit mir davon, „Das Korn ist abgeschnitten, „Der Wein ist eingethan.“ „Ach Haͤnßlein, liebes Haͤnßlein, „So laß mich bey dir sein, „Die Wochen auf dem Felde, „Den Feiertag beim Wein.“ Da nahm ers bey den Haͤnden, Bey ihrer schneeweissen Hand Er fuͤhrt sie an ein Ende, Da er ein Wirthshaus fand. „Nun Wirthin, liebe Wirthin, „Schaut um nach kuͤhlem Wein, „Die Kleider dieses Gretlein „Muͤssen verschlemmet sein.“ Die Gret hub an an zu weinen, Ihr Unmuth der war groß, Daß Ihr die lichten Zaͤhren Ueber ihr Wenglein floß. „Ach Haͤnßlein, liebes Haͤnßlein, „Du redtest nicht also, „Als du mich heim ausfuͤhrest „Aus meines Vaters Hof.“ Er nahm sie bey den Haͤnden, Bey ihrer schneeweissen Hand, Er fuͤhrt sie an ein Ende, Da er ein Gaͤrtlein fand. „Ach Gretlein, liebes Gretlein, „Warum weinst du so sehr, „Reuet dich den freier Muth, „Oder reut dich dein Ehr?“ „Es reut mich nicht mein freier Muth, „Darzu auch nicht mein Ehr; „Es reuen mich mein Kleider, „Die werden mir nimmermehr.“ Das Lied vom Ringe . Elwert. S. 117. E s waren drey Soldaten, Dabey ein junges Blut, Sie hatten sich vergangen, Der Graf nahm sie gefangen, Setzt sie bis auf den Tod. Es war ein wackres Maͤdelein Dazu aus fremdem Land, Sie lief in aller Eilen Des Tags wohl zehen Meilen Bis zu dem Grafen hin. „Gott gruͤß Euch, edler Herre mein, „Ich wuͤnsch Euch guten Tag, „Ach! wolt Ihr mein gedenken „Den Gefangnen mir zu schenken „Ja schenken zu der Eh.“ „Ach nein, mein liebes Maͤdelein, „Das kann und mag nicht sein, „Der Gefangne der muß sterben, „Gott's Gnad muß er ererben „Wie er verdienet hat.“ Das Maͤdel drehet sich herum Und weinet bitterlich, Sie lief in aller Eilen Des Tags wohl zwanzig Meilen, Bis zu dem tiefen Thurm. „Gott gruͤß Euch ihr Gefangnen mein, „Ich wuͤnsch Euch guten Tag! „Ich hab fuͤr Euch gebeten, „Ich kann Euch nicht erretten, „Es hilft nicht Gut noch Geld.“ Was hat sie unter ihrem Schuͤrzelein? Ein Hemdlein war schneeweiß, „Das nimm du Allerliebster mein, „Es soll von mir dein Brauthemd sein, „Darin lieg du im Tod.“ Was zog er von dem Finger sein? Ein Ringlein, war von Gold, „Das nimm du Huͤbsche, du Feine, „Du Allerliebste meine, „Das soll dein Trauring sein.“ „Was soll ich mit dem Ringlein thun, „Wenn ichs nicht tragen kan?“ „Leg es in Kisten und Kasten, „Und laß es ruhen und rasten „Bis an den juͤngsten Tag.“ „Und wenn ich uͤber Kisten und Kasten komm, „Und sehe das Ringlein an, „Da darfs ichs nicht anstecken, 4. „Das Herz moͤcht mir zerbrechen, „Weil ichs nicht aͤndern kann.“ Der Ritter und die Magd . Fliegendes Blat. E s spielt ein Ritter mit seiner Magd, Bis an den hellen Morgen. Bis daß das Maͤdchen schwanger war, Da fing es an zu weinen; „Wein' nicht, wein' nicht, braun's Maͤdelein, „Dein Ehr will ich dir zahlen, „Ich will dir geben den Reitknecht mein, „Dazu fuͤnfhundert Thaler.“ „Den Reitknecht und den mag ich nicht, „Will lieber den Herrn selber; „Wann ich den Herrn nicht selber krieg, „So geh ich zu meiner Mutter, „In Freuden bin ich von ihr gangen, „In Trauer wieder zu ihr.“ Und da sie vor die Stadt Augsburg kam, Wohl in die enge Gasse, Da sah sie ihre Mutter stehn, An einem kuͤhlen Wasser. „Bist du willkommen liebs Toͤchterlein, „Wie ist es dir ergangen, „Daß dir dein Rock von vorne so klein, „Und hinten viel zu lange?“ „Und wie es mir ergangen ist, „Das darf ich Euch wohl sagen: „Ich hab mit einem Edelherrn gespielt, „Ein Kindlein muß ich tragen.“ „Hast du mit einem Edelherrn gespielt, „Das sollst du niemand sagen. „Wenn du dein Kindlein zur Welt gebierst, „Ins Wasser wollen wirs tragen.“ „Ach nein, ach nein, liebe Mutter mein, „Das wollen wir lassen bleiben. „Wann ich das Kind zur Welt gebaͤhr, „Dem Vater will ich zuschreiben. „Ach Mutter, liebe Mutter mein, „Machet mir das Bettlein nicht zu klein, „Darin will ich leiden Schmerz und Pein, „Dazu den bittern Tod.“ Und da es war um Mitternacht, Dem Edelherrn traͤumt es schwer: Als wenn sein herzallerliebster Schatz Im Kindbett gestorben waͤr. „Steh auf, steh auf, lieb Reitknecht mein, „Sattle mir und dir zwey Pferd, „Wir wollen reiten bey Tag und Nacht, „Bis wir den Traum erfahren.“ Und als sie uͤber die Heid 'naus kamen, Hoͤrten sie ein Gloͤcklein laͤuten. „Ach großer Gott vom Himmel herab, „Was mag doch dieß bedeuten.“ Als sie vor die Stadt Augsburg kamen, Wohl vor die hohe Thore, Hier sahen sie vier Traͤger schwarz, Mit einer Todenbahre. „Stellt ab, stellt ab, ih Traͤger mein, „Laßt mir den Todten schauen, „Es moͤcht meine Herzallerliebste sein „Mit ihren schwarzbraunen Augen. „Du bist fuͤrwahr mein Schatz geweßt, „Und hast es nicht geglaubet. „Haͤtt dir der liebe Gott das Leben geschenkt, „Fuͤrwahr ich haͤtt dich behalten. „Hast du gelitten den bittern Tod, „Jezt leid ich große Schmerzen.“ Er zog das blanke Schwerdt heraus Und stach es sich ins Herze. „O nein! o nein! o Edelherr! „Nein das sollt ihr lassen bleiben, „Es hat schon manches liebe Paar, „Von einander muͤssen scheiden.“ „Macht uns, macht uns ein tiefes Grab, „Wohl zwischen zwey hohe Felsen. „Da will ich bey meinem herzliebsten Schatz, „In seinem Arm erstehen.“ Sie begruben sie auf den Kirchhof hin, Ihn aber unter den Galgen. Es stunde an kein Vierteljahr, Eine Lilie waͤchst auf seinem Grabe. Es stund geschrieben auf den Blaͤttern da, Beyd waͤren beysammen im Himmel. Heinriche Konrade der Schreiber im Korb . Aus Bragur IV . B. 2. Ab. S. 93. E s ging ein Schreiber spatzieren aus Wohl an dem Markt da steht ein Haus, Heinriche Konrade der Schreiber im Korb. Er sprach: „Gott gruͤß euch Jungfrau fein, „Nun wollt ihr heut mein Schlafbuhl sein?“ Heinriche Konrade der Schreiber im Korb. Sie sprach: „Kommt schier her wiedere, „Wann sich mein Herr legt niedere.“ Heinriche Konrade der Schreiber im Korb. Wohlhin, wohlhin gen Mitternacht, Der Schreiber kam gegangen dar. Heinriche Konrade der Schreiber im Korb. Sie sprach: „Mein Schlafbuhl sollst nicht sein, „Du setz'st dich dann ins Koͤrbelein.“ Heinriche Konrade der Schreiber im Korb. Dem Schreiber gefiel der Korb nicht wohl, Er durft ihm nicht getrauen wohl. Heinriche Konrade der Schreiber im Korb. Der Schreiber wollt gen Himmel fahren, Da hatt' er weder Roß noch Wagen. Heinriche Konrade der Schreiber im Korb. Sie zog ihn auf bis an das Dach, Ins Teufels Nahm fiel er wieder herab. Heinriche Konrade der Schreiber im Korb. Er fiel so hart auf seine Lend', Er sprach: „Daß dich der Teufel schaͤnd'!“ Heinriche Konrade der Schreiber im Korb. „Pfui dich, pfui dich, du boͤse Haut! „Ich haͤtt dir das nicht zugetraut.“ Heinriche Konrade der Schreiber im Korb. Der Schreiber gaͤb ein Gulden drum, Daß man das Liedlein nimmer sung. Heinriche Konrade der Schreiber im Korb. Erndtelied . Katholisches Kirchenlied. E s ist ein Schnitter, der heißt Tod, Hat Gewalt vom hoͤchsten Gott, Heut wezt er das Messer, Es schneidt schon viel besser, Bald wird er drein schneiden, Wir muͤssens nur leiden. Huͤte dich schoͤns Bluͤmelein! Was heut noch gruͤn und frisch da steht, Wird morgen schon hinweggemaͤht: Die edlen Narcissen, Die Zierden der Wiesen, Die schoͤn' Hiazinten, Die tuͤrkischen Binden. Huͤte dich schoͤns Bluͤmelein! Viel hundert tausend ungezaͤhlt, Was nur unter die Sichel faͤllt, Ihr Rosen, ihr Liljen, Euch wird er austilgen, Auch die Kaiser-Kronen, Wird er nicht verschonen. Huͤte dich schoͤns Bluͤmelein! Das himmelfarbe Ehrenpreiß, Die Tulipanen gelb und weiß, Die silbernen Glocken, Die goldenen Flocken, Senkt alles zur Erden, Was wird daraus werden? Huͤte dich schoͤns Bluͤmelein! Ihr huͤbsch Lavendel, Roßmarein, Ihr vielfaͤrbige Roͤselein. Ihr stolze Schwerdliljen, Ihr krause Basiljen, Ihr zarte Violen, Man wird euch bald holen. Huͤte dich schoͤns Bluͤmelein! Trotz! Tod, komm her, ich fuͤrcht dich nicht, Trotz, eil daher in einem Schnitt. Werd ich nur verletzet, So werd ich versetzet In den himmlischen Garten, Auf den alle wir warten. Freu' dich du schoͤns Bluͤmelein. Ueberdruß der Gelahrtheit . Opitz. I ch empfinde fast ein Grauen, Daß ich, Plato, fuͤr und fuͤr Bin gesessen uͤber dir; Es ist Zeit hinaus zu schauen, Und sich bey den frischen Quellen In dem Gruͤnen zu ergehn, Wo die schoͤnen Blumen stehn, Und die Fischer Netze stellen. Wozu dienet das Studieren? Als zu lauter Ungemach? Unterdessen laͤuft der Bach Unsers Lebens, uns zu fuͤhren, Ehe wir es inne werden, Auf sein leztes Ende hin, Dann koͤmmt ohne Geist und Sinn Dieses alles in die Erden. Hola, Junge geh und frage, Wo der beßte Trunk mag seyn, Nimm den Krug, und fuͤlle Wein. Alles Trauren, Leid und Klage Wie wir Menschen taͤglich haben, Eh' der Strom uns fortgerafft, Will ich in den suͤßen Saft Den die Traube gibt, vergraben. Kaufe gleichfalls auch Melonen, Und vergiß des Zuckers nicht; Schaue nur daß nichts gebricht. Jener mag der Heller schonen, Der bey seinem Gold und Schaͤtzen Tolle sich zu kraͤnken pflegt, Und nicht satt zu Bette legt: Ich will, weil ich kann, mich letzen. Bitte meine guten Bruͤder Auf Musik und auf ein Glas: Kein Ding schickt sich, duͤnkt mich, daß, Als ein Trunk und gute Lieder. Laß' ich schon nicht viel zu erben, Ey so hab ich edlen Wein, Will mit andern lustig seyn, Wann ich gleich allein muß sterben. Schlacht bey Murten . Von Veit Weber , aus Diebold Schillings Beschreibung der Burgundischen Kriege. Abgedruckt von Koch in der neuen Littera- tur und Volkskunde I. B. S. 93. Von Bodmer in den altengli- schen und altschwaͤbischen Balladen. II. B. S. 241. D ie Zeitung flog von Land zu Land, Vor Murten liegt Burgund! Und jeder eilt fuͤrs Vaterland, Zu streiten mit Burgund. Im Feld vor einem gruͤnen Wald, Rief Knecht und Reutersmann, Laut rief von Lothringen Renald: „Wir wollen vorne dran. „Die Fuͤhrer hielten kurzen Rath, „Doch duͤnkt er uns zu lang; „Wann endigt sich der lange Rath, „Ist ihnen etwa bang? „Schon steht die Sonn am Himmel hoch, „Nicht traͤg im blauen Zelt, „Und wir verziehen immer noch, „Zu hauen in dem Feld! „Zwar furchtbar knallte Karls Geschuͤtz, „Man gab darum nicht viel; „Man achtete nicht in der Hitz, „Ob der und jener fiel. „Im weiten Kreise blizt das Schwerdt, „Auslangt der lange Spieß; „Blut duͤrstete das breite Schwerdt, „Blut trank der lange Spieß. „Der Welsche kaͤmpfte kurze Zeit, „Der Knecht und Ritter lief; „Das weite Feld ward uͤberstreut „Mit Speeren Kniees tief. „Der floh zum Strauch — der floh zum Hayn „Vorm hellen Sonnen-Licht, „Viel sprangen in die See hinein, „Und duͤrsteten doch nicht. „Sie schwammen wie der Enten Schaar „Im Wasser hin und her, „Als waͤr es wilder Entenschaar „Schoß man sie im Geroͤhr. „Auf Schiffen fuhr man in den See, „Schlug sie mit Rudern todt. „Das Waidwort war nur Ach und Weh, „Die gruͤne See ward roth. „Viel klommen auf die Baͤume hoch, „Die schoß man wie die Kraͤhn; „Die Fittich fehlten ihnen noch, „Sie mocht der Wind nicht wehn. „Zwo Meilen lang bedeckte sich, „Das Land mit Tod und Blut „Das Land, der Strauch, die Rose glich „Dem schwarzen Menschenblut. „Den Bergen war die Sonne nah, „Die uns den Sieg gebracht; „Die Welschen, die man leben sah, „Die dankten es der Nacht. „Ein Lager einem Marktplatz gleich „Kam in der Schweizer Hand. „Karl machte schnell den Bettler reich, „Im armen Schweizerland. „Schachzabel ist ein Koͤnigsspiel, „Jezt spielts der Eidgenoß, „Er nahm ihm seiner Fenden viel, „Die Seite stand ihm bloß. „Die Rochen halfen ihm nicht viel, „Die Rosse litten Noth; „Er wende sich, wohin er will, „Schachmatt ist ihm gedroht.“ Der hatte selbst die Hand am Schwerdt, Der diesen Reim gemacht; Bis Abends maͤht' er mit dem Schwerdt, Des Nachte sang er die Schlacht. Er schwang die Saiten und das Schwerdt, Ein Fiedler und Soldat, Den Herren und den Maͤdchen werth, Dem Taͤnzer und Praͤlat. Die mich gebahr, das gute Weib, Sie kuͤßte mich, und Veit, Heiß Veit, so sprach das gute Weib! Veit heiß ich immerseit. Liebesprobe . Fliegendes Blat. E s sah eine Linde ins tiefe Thal, War unten breit und oben schmal, Worunter zwey Verliebte saßen, Vor Lieb' ihr Leid vergaßen. „Feins Liebchen wir muͤssen von einander, „Ich muß noch sieben Jahre wandern;“ „Mußt du noch sieben Jahr wandern, „So heurath ich mir keinen andern.“ Und als nun die sieben Jahr um waren, Sie meinte ihr Liebchen kaͤme bald, Sie ging wohl in den Garten, Ihr feines Liebchen zu erwarten. Sie ging wohl in das gruͤne Holz, Da kam ein Reuter geritten stolz; „Gott gruͤße dich Maͤgdlein feine, „Was machst du hier alleine. „Ist dir dein Vater oder Mutter gram, „Oder hast du heimlich einen Mann?“ „Mein Vater und Mutter sind mir nicht gram, „Ich hab' auch heimlich keinen Mann. „Gestern wars drey Wochen uͤber sieben Jahr, „Da mein feines Liebchen ausgewandert war.“ „Gestern bin ich geritten durch eine Stadt, „Da dein feins Liebchen hat Hochzeit gehabt. „Was thust du ihm denn wuͤnschen, „Daß er nicht gehalten seine Treu?“ „Ich wuͤnsch ihm so viel gute Zeit, „So viel wie Sand am Meere breit.“ Was zog er von seinem Finger? Ein'n Ring von reinem Gold gar fein. Er warf den Ring in ihren Schooß, Sie weinte, daß der Ring gar floß. Was zog er aus seiner Taschen? Ein Tuch sehr weiß gewaschen. „Trockne ab, trockne ab dein Aeugelein, „Du sollst hinfort mein eigen seyn. „Ich thu dich nur versuchen, „Ob du wuͤrd'st schwoͤren oder fluchen; „Haͤtt'st du einen Fluch oder Schwur gethan, „So waͤr ich gleich geritten davon.“ Der Falke . Muͤndlich. W aͤr ich ein wilder Falke, Ich wollt mich schwingen auf, Und wollt mich niederlassen Vor meines Grafen Haus. Und wollt mit starken Fluͤgel, Da schlagen an Liebchens Thuͤr, Daß springen sollt der Riegel, Mein Liebchen traͤt herfuͤr. „Hoͤrst du die Schluͤssel klingen, „Dein Mutter ist nicht weit, „So zieh mit mir von hinnen „Wohl uͤber die Heide breit.“ Und wollt in ihrem Nacken Die goldnen Flechten schoͤn Mit wilden Schnabel packen, Sie tragen zu dieser Hoͤhn. Ja wohl zu dieser Hoͤhen, Hier waͤr ein schoͤnes Nest, Wie ist mir doch geschehen, Daß ich gesetzet fest. Ja truͤg ich sie im Fluge, Mich schoͤß der Graf nicht todt, Sein Toͤchterlein zum Fluche, Das fiele sich ja todt. So aber sind die Schwingen Mir allesamt gelaͤhmt, Wie hell ich ihr auch singe, Mein Liebchen sich doch schaͤmt. Die Eile der Zeit in Gott . Fliegendes Blat. D er Commandant zu Groswardeyn, Der haͤtt' ein einzig Toͤchterlein, Theresia ihr Nahmen war, Gott'sfuͤrchtig, zuͤchtig, keusch und klar. Sie war von ihrer Jugend an Der Andacht also zugethan, Mit Beten, Singen allezeit Lobt sie die heilig' Dreifaltigkeit. Wenn sie nur Jesum nennen hoͤrt, So wurd ihr Lieb und Freud vermehrt, Auf Jesum war ihr Thun gericht, Zu seiner Braut sie sich verpflicht. Ein edler Herr thaͤt um sie freyn, Der Vater gab den Willen drein Die Mutter zu der Tochter spricht: „Mein Kind, nur diesen lasse nicht.“ Die Tochter sprach: „Ach Mutter mein! „Das kann und mag ja nicht so seyn, „Mein Braͤutigam ist schon bestellt, „Derselb' ist nicht auf dieser Welt.“ Die Mutter sprach: „Ach Tochter mein! „Ach thu uns nicht zuwider seyn! „Wir sind nunmehr zwey alte Leut, „Mit Geld hat uns Gott auch erfreut.“ Die Tochter fing zu weinen an: „Ich hab schon einen Braͤutigam, „Dem ich mich hab versprochen ganz, „Zu tragen meinen Jungfernkranz.“ Der Vater sprach: „Es kann nicht seyn, „Mein Kind, das bilde dir nicht ein, 5. „Wo willt du bleiben mit der Zeit, „Sehr alt sind wir schon alle beyd.“ Der edle Herr bald wieder kam, Da stellte man die Hochzeit an, Denn alles war voraus bereit, Die Braut war voller Traurigkeit. Sie ging in ihren Garten fruͤh, Da fiel sie nieder auf die Knie, Sie rief von ganzem Herzen an Jesum, ihren liebsten Braͤutigam. Sie lag auf ihrem Angesicht, Viel Seufzer sie zu Jesu schickt. Der liebste Jesus ihr erschien, Und sprach: „Schau, meine Braut, vernimm: „Du sollt jezt und in kurzer Zeit, „Bey mir seyn in der wahren Freud, „Und mit den lieben Engelein „In voller Freud und Wonne seyn.“ Er gruͤßt die Jungfrau wunderschoͤn, Die Jungfrau thaͤt vor ihme stehn, Schamhaftig, schlaͤgt die Augen nieder, Empfing gar schoͤne Jesum wieder. Der Juͤngling an zu reden fing, Verehrt ihr einen goldnen Ring; „Schau da, mein' Braut zum Liebespfand, „Tragt diesen Ring an Eurer Hand.“ Die Jungfrau da schoͤn' Rosen brach, „Mein Braͤutigam,“ zu Jesu sprach: „Hiermit sey du von mir beehrt, „Ewig mein Herz sonst keinen begehrt.“ Da gingen die verliebte Zwey, Brachen der Blumen mancherley; Jesus da sprach zu seiner Braut: „Kommt! meinen Garten auch beschaut.“ Er nahm die Jungfrau bey der Hand, Fuͤhrt sie aus ihrem Vaterland, In seines Vaters Garten schoͤn, Darinnen viele Blumen stehn. Die Jungfrau da mit Freud und Lust Koͤstliche Fruͤchte hat versucht, Kein Mensch sich nicht einbilden kann, Was da fuͤr edle Fruͤchte stehn. Sie hoͤrt da Musik und Gesang, Die Zeit und Weil wird ihr nicht lang, Die silberweiße Baͤchelein, Die fließen da ganz klar und rein. Der Juͤngling sprach' zu seiner Braut: „Meinen Garten habt ihr nun beschaut, „Ich will Euch geben das Geleit „In Euer Land, es ist nun Zeit.“ Die Jungfrau schied mit Traurigkeit, Kam vor die Stadt in kurzer Zeit, Die Waͤchter hielten sie bald an, Sie sprach: „Laßt mich zum Vater gehn.“ Wer ist ihr Vater, man sie fragt? „Der Commandant“ sie frei aussagt, Der Eine Waͤchter aber spricht: „Der Commandant kein Kind hat nicht.“ An ihrer Kleidung man erkannt, Daß sie auch sey von hohem Stand, Ein Waͤchter sie gefuͤhret hat Bis vor die Herren in der Stadt. Die Jungfrau sagt und blieb dabey, Der Commandant ihr Vater sey, Und sey sie nur erst vor zwey Stund Hinausgegangen da jetzund. Den Herren nahm es Wunder sehr, Man fragt, wo sie gewesen waͤr, Ihr's Vaters Nahm, Stamm und Geschlecht, Das mußte sie erklaͤren recht. Man suchte auf die alte Schrift, Unter andern man auch dies antrift, Daß sich ein Braut verloren hat Zu Groß-Wardein in dieser Stadt. Der Jahre Zahl man bald nachschlaͤgt, Hundert und zwanzig Jahr austraͤgt, Die Jungfrau war so schoͤn und klar, Als wenn sie waͤre fuͤnfzehn Jahr. Dabey die Herren wohl erkannt, Daß dies ein Werk von Gottes Hand, Man trug der Jungfrau vor viel Speis, Im Augenblick ward sie schneeweis. „Nichts leibliches ich mehr begehr,“ Sie bat, „bringt mir den Priester her, „Daß ich empfang vor meinem End „Den wahren Leib im Sacrament.“ Sobald nun dieses ist geschehn, Viel Christen-Menschen es gesehn, Ward ihr ohn alles Weh und Schmerz Gebrochen ab ihr reines Herz. Das Rautenstraͤuchelein . Muͤndlich. G ar hoch auf jenem Berg allein Da steht ein Rautenstraͤuchelein, Gewunden aus der Erden Mit sonderbar Geberden. Mir traͤumt ein wunderlicher Traum, Da unter diesem Rautenbaum, Ich kann ihn nicht vergessen, So hoch ich mich vermessen. Es wollt ein Maͤdchen Wasser holen, Ein weisses Hemdlein hatt sie an, Dadurch schien ihr die Sonnen, Da uͤberm kuͤhlen Bronnen. Waͤr ich die Sonn, waͤr ich der Mond, Ich bliebe auch, wo Liebe wohnt; Ich waͤr mit leisen Tritten, Wohl um Feinslieb geschritten. Die Nonne . Muͤndlich. S tund ich auf hohen Bergen Und sah wohl uͤber den Rhein, Ein Schifflein sah ich fahren, Der Ritter waren drey, Der juͤngste, der darunter war, Das war ein Grafensohn, Haͤtt' mir die Eh versprochen, So jung als er noch war. Er that von seinem Finger herab, Ein Ringlein von Golde so roth: „Nimm hin, du Huͤbsche, du Feine, „Trag ihn nach meinem Tod!“ „Was soll ich mit dem Ringlein thun, „Wenn ichs nicht tragen darf?“ „Ey sag, du hasts gefunden, „Draussen im gruͤnen Gras;“ „Ey das waͤre ja gelogen, „Stuͤnd mir gar uͤbel an, „Viel lieber will ich sagen: „Der jung Graf waͤr mein Mann.“ „Ey, Jungfer, waͤrt ihr ein wenig reich, „Waͤrt ihr ein edler Zweig, „Fuͤrwahr ich wollt euch nehmen, „Wir waͤren einander gleich!“ „Und ob ich schon nicht reiche bin, „Aller Ehren bin ich voll. „Meine Ehr will ich behalten, „Bis daß meins Gleichen kommt.“ „Kommt aber deines Gleichen nicht, „Was faͤngst du darnach an?“ „Darnach geh ich in das Kloster, „Zu werden eine Nonn'“ Es stund wohl an ein Vierteljahr, Dem Grafen traͤumts gar schwer, Als ob sein herzallerliebster Schatz Ins Kloster zogen waͤr. „Steh auf, steh auf, lieb Reitknecht mein! „Sattel mir und dir ein Pferd, „Wir wollen reiten uͤber Berg und Thal, „Das Maͤdel ist alles werth.“ Und als sie vor das Kloster kamen, Sie klopften ans hohe Haus: „Komm' raus, du Huͤbsche, du Feine, „Komm nur ein wenig raus.“ „Was soll ich aber draussen thun? „Hab ich ein kurzes Haar! „Mein Haar ist abgeschnitten, „Es ist vergangen ein Jahr.“ Der Graf entsezt sich in der Still, Saß da auf einem Stein', Er weint die hellen Thraͤnen, Konnt sich nicht wieder freun. Mit ihren schneeweissen Haͤndelein Graͤbt sie dem Grafen ein Grab, Aus ihren schwarzbraunen Aeugelein! Sie ihm das Weihwasser gab. So muß es allen Junggesellen gehn, Die trachten nach großem Gut! Sie haͤtten als gern schoͤne Weiber, Sind aber nicht reich genug. Rewelge . Muͤndlich. „ D es Morgens zwischen dreyn und vieren „Da muͤssen wir Soldaten marschieren „Das Gaͤßlein auf und ab; „Tralali, Tralaley, Tralala, „Mein Schaͤtzel sieht herab. „Ach Bruder jetzt bin ich geschossen, „Die Kugel hat mich schwer getroffen, „Trag mich in mein Quartier, „Tralali, Tralaley, Tralala, „Es ist nicht weit von hier. „Ach Bruder ich kann dich nicht tragen, „Die Feinde haben uns geschlagen, „Helf dir der liebe Gott; „Tralali, Tralaley, Tralala, „Ich muß marschieren in Tod. „Ach Bruͤder! ihr geht ja voruͤber, „Als waͤr es mit mir schon voruͤber, „Ihr Lumpenfeind seyd da; „Tralali, Tralaley, Tralala, „Ihr tretet mir zu nah. „Ich muß wohl meine Trommel ruͤhren, „Sonst werde ich mich ganz verlieren; „Die Bruͤder dick gesaͤet, „Tralali, Tralaley, Tralala, „Sie liegen wie gemaͤht.“ Er schlaͤgt die Trommel auf und nieder, Er wecket seine stillen Bruͤder, Sie schlagen ihren Feind, Tralali, Tralaley, Tralala, Ein Schrecken schlaͤgt den Feind. Er schlaͤgt die Trommel auf und nieder, Sie sind vorm Nachtquartier schon wieder, Ins Gaͤßlein hell hinaus, Tralali, Tralaley, Tralala, Sie ziehn vor Schaͤtzels Haus. Da stehen Morgens die Gebeine In Reih und Glied wie Leichensteine, Die Trommel steht voran, Tralali, Tralaley, Tralala, Daß Sie Ihn sehen kann. Fastnacht . Feiner Almanach. D ie Fastnacht bringt uns Freuden zwar Vielmehr denn sonst ein ganzes halbes Jahr, Ich mach mich auf und thaͤt spazieren gehen, An einen Tanz, Mir ward ein Kranz Von Bluͤmlein Glanz, Des erfreut ich mich gar sehr. Ich bot der Jungfrau meinen Gruß, Ganz freundlich trat sie mir auf meinen Fuß, Sie sprach: „Gut Gesell, wenn ich dir sagen sollt, „Wenn du nur wollst, „Ich waͤr dir hold. „Kein Silber und Gold „Ist meiner Lieb ein Sold. „Hinter meins Vaters Hof steht ein Thuͤr, „Da ist weder Schloß noch Riegel dafuͤr, „Da geh hinein, daß man dich nicht seh noch spuͤr, „Sie ist geschmiert, „Daß sie nicht klirrt, „Kein Mensch dich irrt, „Tritt froͤhlich hinein zu mir.“ Des Nachts hob sich ein Wetter groß, Das uͤber Berg und tiefe Thal herfloß, Desselben Wegs mich nie keinmahl verdroß; Ich stahl mich aus, Still wie ein Maus, Und kam ins Haus, Und lebt im Saus, Mit der Lieben die ganze Nacht. Die Diebsstellung . Muͤndlich. M aria in den Garten trat, Begegnen ihr drey Juͤngling zart. Der erste war Sankt Daniel, Dann Raphael, dann Michael. Sankt Daniel zu ihr da lacht, Die Jungfrau spricht: „Was hast gelacht?“ Sankt Daniel spricht: „Ich wacht zu Nacht, „Zwey Dieb die hatten sich erdacht: „Vermassen sich wohl zu geschwind, „Zu stehln dein allerliebstes Kind.“ Sie spricht: „Das wird nun werden gut, „Dann wer mein Kindlein stehlen thut, „Den muͤst ihr binden an die Schwell, „Daß er nicht kann von seiner Stell.“ „Sankt Raphael, Sankt Michael, „Ihr bindet ihn da an die Stell.“ Sankt Daniel sprach: „Ey seht nur an, „Da stehen sie noch Mann fuͤr Mann. „Der Schweiß der laͤuft von ihnen sehr, „Die wagen umzusehn nicht mehr, „Gebunden sind in eiserm Band, „An Gottes Erd, von Gottes Hand, „Sie stehen da wie Stock und Stein, „Bis sie die Stern gezaͤhlet ein, „Bis sie den Sand am Meer gezaͤhlt, „Die ungebornen Kind der Welt.“ Maria sie aus Banden nahm, Wer Rechtes thut hat keine Scham. Wassersnoth . Muͤndlich. Z u Koblenz auf der Bruͤcken Da lag ein tiefer Schnee, Der Schnee der ist verschmolzen, Das Wasser fließt in See. Es fließt in Liebchens Garten, Da wohnet niemand drein, Ich kann da lange warten, Es wehn zwey Baͤumelein. Die sehen mit den Kronen Noch aus dem Wasser gruͤn, Mein Liebchen muß drin wohnen, Ich kann nicht zu ihr hin. Wenn Gott mich freundlich gruͤßet Aus blauer Luft und Thal, Aus diesem Flusse gruͤßet, Mein Liebchen mich zumal. Sie geht nicht auf der Bruͤcken, Da gehn viel schoͤne Fraun, Sie thun mich viel anblicken, Ich mag die nicht anschaun. Tambursgesell . Fliegendes Blat. I ch armer Tambursgesell, Man fuͤhrt mich aus dem Gewoͤlb, Ja aus dem Gewoͤlb, Waͤr ich ein Tambur blieben, Duͤrft ich nicht gefangen liegen, Nicht gefangen liegen. O Galgen, du hohes Haus, Du siehst so furchtbar aus, So furchtbar aus, Ich schau dich nicht mehr an, Weil i weiß i gehoͤr daran, Daß i gehoͤr daran. Wenn Soldaten vorbey marschieren, Bey mir nit einquartieren, Nit einquartieren, Wann sie fragen wer i g'wesen bin: Tambur von der Leib-Kompanie, Von der Leib-Kompanie. Gute Nacht ihr Marmelstein, Ihr Berg und Huͤgelein, Und Huͤgelein, Gute Nacht ihr Offizier, Korporal und Musketier, Und Musketier. Gute Nacht ihr Offizier, Korporal und Grenadier, Und Grenadier. Ich schrei mit heller Stimm, Von Euch ich Urlaub nimm, Ja Urlaub nimm. David . Fliegendes Blat von Kloster Einsiedeln. I ch war der Kleinste meiner Bruͤder, Und meines Vaters juͤngster Sohn; Ich stellte kuͤhn mich dem zuwider, Vor dem ein Schaͤflein laͤuft davon: Ich mußte meinem Vater seyn Ein Huͤter seiner Laͤmmerlein. Hierbey hab ich mir eingerichtet Ein Harfenspiel mit meiner Hand, Und meinem Gott ein Buch gedichtet; Wer aber macht es ihm bekannt? Wer saget meinem Herrn es an, Daß ich die Psalter harfen kann? Du selber, Herr! hast mich gehoͤret, Was meiner Saiten Spiel vermag, Und was mich deine Furcht gelehret, Da ich bey deinen Schafen lag: Um dieses hast du mich gebracht, Und mich zum Koͤnig dann gemacht. Ob ich von meinen Bruͤdern allen Der Kleinste gleich gewesen bin, So hat doch keiner dir gefallen, Als ich nur, David war dir fein, Ich mußte von den Schafen gehen, Und unter einer Krone stehen. Ich der Geringste mußt es wagen Mit dem geharnischten Goliath, Und ihm das boͤse Haupt abschlagen, Das dich und mich gehoͤhnet hat: Er schwur bey seinem Goͤtzen mir Den Tod, und selbst starb er dafuͤr. Sein Schwerdt hab ich ihm ausgezogen, Und ihm vom Leib den Hals entzweyt, Daß ihm der Geist ist ausgeflogen, Mit ungestuͤmmer Grausamkeit: Hiemit hat meine Siegeshand Die Schmach von Israel gewandt. Sollen und Muͤssen . Muͤndlich. I ch soll und muß ein Buhlen haben, Trabe dich Thierlein, trabe, Und sollt ich ihn aus der Erde graben, Trabe dich Thierlein, trabe. Das Murmelthierlein hilft mir nicht, Es hat ein muͤrrisch Angesicht, Und will fast immer schlafen. Ich soll und muß ein Buhlen erringen, Schwinge dich Falke, schwing dich, Du sollst mir ihn aus den Luͤften bringen, Schwinge dich Falke, schwing dich. Das Turteltaͤublein hilft mir nicht, Schnurren und girren kann ich nicht, Sein Leben muß es lassen. Ich soll und muß ein Buhlen finden, Laufe mein Huͤndlein, laufe, Und sollt ich ihn fangen mit meinen Winden, Laufe mein Huͤndlein, laufe. Der edle Hirsch er hilft mir nicht, Sein Horn ist mir zu hoch gericht, Er moͤchte mich erstechen. Ich soll und muß ein Buhlen haben, Schalle mein Hoͤrnlein, schalle, Und wen du rufst, der muß mich laben, Schalle mein Hoͤrnlein, schalle. Drey schoͤne Thierlein stellen sich, Die holt kein Hund, kein Falke nicht, Die muß ich selber fangen. 6. Ich soll und muß ein Roͤßlein haben, Nimm mich Jaͤgerlein, nimm mich, Ich moͤcht gern durch die Waͤlder traben, Nimm mich, Jaͤgerlein nimm mich. Trabst du gern, so nimm mein Roß, So waͤr ich dann das Elßlein los, Ade, Ade, mein Roͤßlein! Ich soll und muß ein Falken kriegen, Nimm mich, Jaͤgerlein nimm mich, Der muß mit mir zum Himmel fliegen, Nimm mich, Jaͤgerlein uimm mich. Nimm hin, nimm hin mein Federspiel, Lieb Baͤrbelein du warst zu viel, Ade, Ade, mein Falke. Ich soll und muß ein Kuͤßlein haben, Kuͤß mich, Jaͤgerlein kuͤß mich, Du sollst und mußt einen Jaͤger haben, Kuͤß mich, Jungfraͤulein kuͤß mich. Die dritt, die dritt, die nenn ich nicht, Sie hat ein klares Angesicht, Und soll mir nicht erroͤthen. Liebesdienst . Muͤndlich durch die guͤtige Bemuͤhung des Herrn A. B. Grimm aus Schluͤch- tern bei Heilbronn, eines Studierenden in Heidelberg, dem wir noch einige andere verdanken. E s war ein Markgraf uͤber dem Rhein, Der hatte drey schoͤne Toͤchterlein; Zwey Toͤchterlein fruͤh heirathen weg, Die dritt hat ihn ins Grab gelegt. Dann ging sie singen vor Schwesters Thuͤr: „Ach braucht ihr keine Dienstmagd hier?“ „Ei Maͤdchen, du bist mir viel zu fein, „Du gehst gern mit den Herrelein.“ „Ach nein! ach nein! das thu ich nicht, „Daß ich so mit den Herrlein geh!“ Sie dingt das Maͤgdlein ein halbes Jahr, Das Maͤgdlein dient ihr sieben Jahr. Und als die sieben Jahr um warn, Da wurd das Maͤgdlein taͤglich krank; „Sag Maͤgdlein, wenn du krank willst seyn, „So sag mir, wer sind die Aeltern dein?“ „Mein Vater war Markgraf uͤber dem Rhein, „Und ich bin sein juͤngstes Toͤchterlein.“ „Ach nein! ach nein, das glaub ich nicht, „Daß du meine juͤngste Schwester bist!“ „Und wenn du mir's nicht glauben willst, „So geh nur an meine Kiste hin, „Daran wird es geschrieben stehn.“ Und als sie an die Kiste kam, Da rannen ihr die Backen ab: „Ach bringt mir Weck, ach bringt mir Wein, „Das ist mein juͤngstes Schwesterlein!“ „Ich will auch kein Weck, ich will auch kein Wein, „Will nur ein kleines Laͤdelein, „Darin ich will begraben seyn.“ Geht dir's wohl, so denk an mich. Muͤndlich. Er . W enn ich geh vor mir auf Weg und Straßen, Sehen mich schon alle Leute an, Meine Augen gießen helles Wasser, Weil ich gar nichts anders sprechen kann. Ach wie oft sind wir beysamm gesessen Manche liebe halbe stille Nacht, Und den Schlaf den hatten wir vergessen, Nur mit Liebe ward sie zugebracht. Spielet auf ihr kleinen Musikanten, Spielet auf ein neues neues Lied, Und ihr Toͤne, liebliche Gesandten, Sagt Ade, weil ich auf lange scheid. Musikanten . Ach in Trauren muß ich schlafen gehn, Ach in Trauren muß ich fruͤh aufstehn, In Trauren muß ich leben meine Zeit, Dieweil ich nicht kann haben, die mein Herz erfreut. Sie . Ach ihr Berg und tiefe, tiefe Thal, Seh ich meinen Schaz zum lezten Mahl? Die Sonne, der Mond, das ganze Firmament, Die sollen mit mir traurig seyn bis an mein End. Musikanten . Ach in Trauren muß ich schlafen gehn, Ach in Trauren muß ich fruͤh aufstehn, In Trauren muß ich leben meine Zeit, Dieweil ich nicht kann haben, die mein Herz erfreut. Sie . Geht dirs wohl, so denke du an mich, Gehts dir uͤbel, ach so kraͤnkt es mich, Wie froh wollt ich schon seyn, wenns wohl dir geht, Wenn schon mein jung frisch Leben in Trauren steht. Er . Ach ihr Berge und tiefe tiefe Thal, Ach ihr seht mein Lieb noch tausendmal, Ach tausendmal ihr tiefe tiefe Thal, Ihr steht doch ewig ferne, ich nur bin ihr nah. Der Tannhaͤuser . Venus-Berg von Kornmann, dann in Praͤtorii Bloksberg-Verrichtung. Leipzig, 1568. S. 19-25. N un will ich aber heben an, Vom Tannhaͤuser wollen wir singen, Und was er wunders hat gethan, Mit Frau Venussinnen. Der Tannhaͤuser war ein Ritter gut, Er wollt groß Wunder schauen, Da zog er in Frau Venus Berg, Zu andern schoͤnen Frauen. „Herr Tannhaͤuser, Ihr seyd mir lieb, „Daran sollt Ihr gedenken, „Ihr habt mir einen Eid geschworen, „Ihr wollt nicht von mir wanken.“ „Frau Venus, ich hab' es nicht gethan, „Ich will dem widersprechen, „Denn niemand spricht das mehr, als Ihr, „Gott helf mir zu den Rechten.“ „Herr Tannhaͤuser, wie saget ihr mir! „Ihr sollet bey uns bleiben, „Ich geb Euch meiner Gespielen ein, „Zu einem eh'lichen Weibe. „Nehme ich dann ein ander Weib, „Als ich hab in meinem Sinne, „So muß ich in der Hoͤllen-Gluth, „Da ewiglich verbrennen.“ „Du sagst mir viel von der Hoͤllengluth, „Du hast es doch nicht befunden, „Gedenk an meinen rothen Mund, „Der lacht zu allen Stunden.“ „Was hilft mich Euer rother Mund, „Er ist mir gar unmehre, „Nun gib mir Urlaub Frau Venus zart, „Durch aller Frauen Ehre.“ „Herr Tannhaͤuser, wollt Ihr Urlaub han, „Ich will Euch keinen geben, „Nun bleibet edler Tannhaͤuser zart, „Und frischet Euer Leben.“ „Mein Leben ist schon worden krank, „Ich kann nicht laͤnger bleiben, „Gebt mir Urlaub Fraue zart, „Von Eurem stolzen Leibe.“ „Herr Tannhaͤuser nicht sprecht also, „Ihr seyd nicht wohl bey Sinnen, „Nun laßt uns in die Kammer gehn, „Und spielen der heimlichen Minnen.“ „Eure Minne ist mir worden leid, „Ich hab in meinem Sinne, „O Venus, edle Jungfrau zart, „Ihr seyd ein Teufelinne.“ „Tannhaͤuser ach, wie sprecht Ihr so, „Bestehet Ihr mich zu schelten? „Sollt ihr noch laͤnger bei uns seyn, „Des Worts muͤßt Ihr entgelten. „Tannhaͤuser wollt Ihr Urlaub han, „Nehmt Urlaub von den Greisen, „Und wo Ihr in dem Land umbfahrn, „Mein Lob das sollt Ihr preisen.“ Der Tannhaͤuser zog wieder aus dem Berg, In Jammer und in Reuen: „Ich will gen Rom in die fromme Stadt, „All auf den Pabst vertrauen. „Nun fahr ich froͤhlich auf die Bahn, „Gott muß es immer walten, „Zu einem Pabst, der heißt Urban, „Ob er mich wolle behalten. „Herr Pabst Ihr geistlicher Vater mein, „Ich klag Euch meine Suͤnde, „Die ich mein Tag begangen hab, „Als ich Euch will verkuͤnden. „Ich bin gewesen ein ganzes Jahr, „Bey Venus einer Frauen, „Nun will ich Beicht und Buß empfahn, „Ob ich moͤcht Gott anschauen.“ Der Pabst hat einen Stecken weiß, Der war vom duͤrren Zweige: „Wann dieser Stecken Blaͤtter traͤgt, „Sind dir deine Suͤnden verziehen.“ „Sollt ich leben nicht mehr denn ein Jahr, „Ein Jahr auf dieser Erden, „So wollt ich Reu und Buß empfahn, „Und Gottes Gnad erwerben.“ Da zog er wieder aus der Stadt, In Jammer und in Leiden: „Maria Mutter, reine Magd, „Muß ich mich von dir scheiden, „So zieh ich wieder in den Berg, „Ewiglich und ohn Ende, „Zu Venus meiner Frauen zart, „Wohin mich Gott will senden.“ „Seyd willkommen Tannhaͤuser gut, „Ich hab Euch lang entbehret, „Willkommen seyd mein liebster Herr, „Du Held, mir treu bekehret.“ Darnach wohl auf den dritten Tag, Der Stecken hub an zu gruͤnen, Da sandt man Boten in alle Land, Wohin der Tannhaͤuser kommen. Da war er wieder in den Berg, Darinnen sollt er nun bleiben, So lang bis an den juͤngsten Tag, Wo ihn Gott will hinweisen. Das soll nimmer kein Priester thun, Dem Menschen Mistrost geben, Will er denn Buß und Reu empfahn, Die Suͤnde sey ihm vergeben. Misheirath . Muͤndlich. „ D ie Wasserruͤben und der Kohl, „Die haben mich vertrieben wohl, „Haͤtt' meine Mutter Fleisch gekocht, „Ich waͤr geblieben immer noch. „Wenn ich nur einmal Jaͤger waͤr, „Drey schoͤne Flinten kauft ich mir, „Drey schoͤne Flinten, einen Hund, „Ein schoͤnes Maͤdchen kugelrund.“ Die schoͤne Jaͤgrin fand er bald, Auf seinem Weg im dichten Wald, Die Jungfer war wohl kugelrund, Sie nahm ihn ohne Flint und Hund. Er geht mit ihr vor Mutters Haus, Die Mutter gukt zum Schornstein raus: „Ach Sohn! ach lieber Sohne mein, „Was bringst mir fuͤr ein Stachelschwein?“ „Es ist fuͤrwahr kein Stachelschwein, „Es ist die Herzallerliebste mein!“ „Ist es die Herzallerliebste dein, „Bring sie zu mir in Saal herein. „Ich will auftragen Ruͤb und Kohl.“ „Frau Mutter, das der Henker hohl, „Ich bin Mosje, den Kohl veracht, „Den Schluͤssel gebt, das Huhn ich schlacht.“ Die Alte haͤlt den Jungen auf, Springt zu und haͤlt zehn Finger drauf: „Du Bub, das Huͤhnlein leget frey „Mir alle Tag vier golden Ey. „Der Bub will alle Tage mehr, „Nun schleppt er gar ein Maͤdchen her.', „Nun dann Frau Mutter gebet her, „Ein ander Fleisch, das ich verehr.“ Die Alte winkt ihm freundlich zu, Der Sohn sich setzt in guter Ruh, Sie schlachtet einen Kater ab, Und bratet ihn am Zauberstab. Die Jaͤgrin sprach: „Herr Braͤutigam, „Solch Wildprett ist mir gar zu zahm, „Es widersteht mir dies Geschlecht, „Ich bleib Mamsell und eß was recht.“ „Was Wildpret!“ schreit der Braͤutigam, Der Kater war von edlem Stamm, „Dies ist und bleibt das Wildpret mein!“ Die Jaͤgrin laͤuft in'n Wald hinein. „Was doch der Braut mocht kommen ein, „Das Weggehn war nun gar nicht fein!“ Sie setzen sich zum Braten hin, Uneins und doch in einem Sinn. Die Alte lehrt dem Sohn beim Mahl: „Die Welt wird vornehm auf einmal, „Dir war die magre Wildkatz recht, „Ihr schien der fette Kater schlecht.“ Wiegenlied . Ottmars Volkssagen. Bremen 1800. S. 43 und 44 B uko von Halberstadt, Bring doch meinem Kinde was, Was soll ich ihm bringen? Rothe Schuh mit Ringen, Schoͤne Schuh mit Gold beschlagen, Die soll unser Kindchen tragen. Hurraso, Burra fort, Wagen und schoͤn Schuh sind fort, Stecken tief im Sumpfe, Pferde sind ertrunken, Hurra, schrei nicht Reitersknecht, Warum faͤhrst du auch so schlecht! Frau Nachtigal . Fliegendes Blat. N achtigal ich hoͤr dich singen, Das Herz moͤcht mir im Leib zerspringen, Komme doch und sag mir bald, Wie ich mich verhalten soll. Nachtigal ich seh dich laufen, An dem Baͤchlein thust du saufen, Du tunkst dein klein Schnaͤblein ein, Meinst es waͤr der beste Wein. Nachtigal wo ist gut wohnen, Auf den Linden, in den Kronen, Bei der schoͤn Frau Nachtigal, Gruͤß mein Schaͤtzchen tausendmal. Die Juden in Passau . Aus einem geschriebenen geistlichen Liederbuche in der Sammlung von Clemens Brentano . M it Gott der allen Dingen, Ein Anfang geben hat, So heben wir an zu singen, Ein wunderliche That. Der Christoph Eißenhammer Durch sein groß Missethat Fing an ein großen Jammer Zu Passau in der Stadt. Zun Juden thaͤt er laufen, Und fragen sie behend: „Ob sie nit wollten kaufen, „Das heilig Sakrament?“ Alsbald sie Antwort gaben: „Er solls ihnen bringen nun, „Sie wollten ihm mit Gaben, „Ein voͤllig Gnuͤge thun.“ In stuͤrmischer Nacht, im Finstern, Brach er die Thuͤre auf, Von unser Frauen Muͤnster, Nahm acht Partikel raus. Um einen Gulden merk eben, Er sie alle acht verkauft, Daß einer, wie zu sehen, Auf dreyßig Pfennig lauft. Die Juden ließens zum Tempel, Bald tragen auf den Altar, Ein Messer sie auszogen, Und stachen grimmig drein. Bald sahen sie herausfließen, Das Blut ganz mild und reich, Gestalt sich sehen ließe, Eim jungen Kindlein gleich. Das brachte großen Schrecken, Sie gingen bald zu Rath: Zwo Hostien zu schicken, Gen Salzburg in die Stadt. In die Neustadt auch zwo senden, Zwo schickten sie gen Prag, Zwo hielten sie bei Haͤnden, Haͤtten daruͤber Frag. Sie meinten und verhofften, Christum auszutilgen gar, Drum heizten sie ein Ofen, Worin die Hostien warn. Doch seht vor ihren Augen Flogen zwey Engel raus, Dazu zwo schoͤne Tauben, Das machte Furcht und Grauß. Christoph, der Uebelthaͤter, In Suͤnden hart verblendt Wie Judas der Verraͤther, Stiehlt weiter was er findt. Als er zu Germansbergen Angriff den Kirchenstock, Ergriffen ihn die Schergen, Sie schlugen ihn in Stock. Da er nun lag gefangen, Zu Passau im Oberhaus, Was er je haͤtt begangen, Bekennt er frey heraus. Da wurden die Unthaten Der Juden auch vermehrt, Wie sie gerathen hatten, Das Sakrament entehrt. Dem Bischof ging zu Herzen Solch laͤsterliche That, Darauf ohn alles Scherzen, Er nach ihnen greifen laͤßt. Da haben sie bekennet, Daß sie das Sakrament, Gestochen und gebrennet, Und in drey Staͤdt gesendt. Zwar vier aus den Gefangnen, Haben sich weisen lahn, Die Seeligkeit zu erlangen, Den Glauben genommen an. Die andern sind verbrennet: Die vier, so sich bekehrt, Die Christen sich genennet, Die gab man zu dem Schwerdt. Christoph ders angefangen, Das Sakrament verkauft, Wurd auch mit heissen Zangen, Nach etlich Wochen gestraft. Kriegslied gegen Karl V . Vergleiche Hartleder S. 425. S. 423. eine merkwuͤrdige Stelle uͤber den Trommelschlag der deutschen Landsknechte: Die uͤbrigen Trommelschlaͤge, damit ein jeder etwas Neues auf die Bahn bringt, sind ungeschickt und laͤcherlich, der alte, welchen ich allein fuͤr loͤblich halte, ist wenn man nach jeden fuͤnf gleichen Schlaͤgen etwas inne haͤlt: Top, top, top, top top: top, top, top, top, top. Durch solchen Trommelschlag werden bei- des die Gemuͤther zur Freud und Tapferkeit erweckt, hilft auch den Leibes- kraͤften nicht wenig. Der gemeine Haufen pflegt bei solchen fuͤnf Schlaͤ- gen etliche Worte zu brauchen, als: Huͤt dich Baur ich komm, Mach dich bald davon; Hauptmann gieb uns Geld, Waͤhrend wir im Feld, Maͤdel komm heran, Fuͤg dich zu der Kann. A. E s geht ein Butzemann im Reich herum, Didum, Didum, Bidi, Bidi, Bum! Der Kaiser schlaͤgt die Trum Mit Haͤnden und mit Fuͤßen, Mit Saͤbeln und mit Spießen! Didum, Didum, Didum. Ach Karle großmaͤchtiger Mann, Wie hast ein Spiel gefangen an, Ohn Noth in Teutschen Landen? Wollt Gott, du haͤttst es baß bedacht, Dich solchs nicht unterstanden. 7. Es geht ein Butzemann u. s. w. Ach Karle sieh dich besser vor, Bedenk den Feind vor deinem Thor, Wenn du zu Pabst Gefallen Solch greulich Mord willst richten an, Wovon die Land erschallen. Es geht ein Butzemann u. s. w. Ach denke an Pabst Hildebrandt, Er regte Krieg im Teutschen Land, Den Kaiser zu vertreiben, Und hetzte an viel Fuͤrsten stark, Im Bann mußt er stets bleiben. Es geht ein Butzemann u. s. w. Der Pabst zum Kaiser waͤhlen ließ, Ein Fuͤrsten Rudolph Kaiser hieß, Ein Kron thaͤt er ihm senden, Gebot den Fuͤrsten allzugleich, Von Heinrich sich zu wenden. Es geht ein Butzemann u. s. w. Da ward vergossen großes Blut, Als sich beschuͤtzt der Kaiser gut, Und Rudolph hat verloren Die Schlacht und seine rechte Hand, Mit der er falsch geschworen. Es geht ein Butzemann u. s. w. Ach Hildebrand der feyert nicht, Des Kaisers Sohn er auch anricht, Den Vater zu verjagen, Das Reich darob zerrissen ward, Viel edles Volk erschlagen. Es geht ein Butzemann u. s. w. Der Kaiser muß vorm Papste stehn, Im Suͤnderhemd ganz nackt im Schnee, Der Papst der ließ ihn stehen, Er lag in seiner Buhlen Schooß, So wird es dir noch gehen. Es geht ein Butzemann u. s. w. Ach denk der ganze Kaiserstamm Durch Paͤpste iu groß Jammer kam, Die Teutsche Macht zerrissen, Willst du fuͤr ihre Buͤberey, Noch den Pantoffel kuͤssen? Es geht ein Butzemann u. s. w. Wir haben auch auf unsrer Seit' Ein starken Held, der fuͤr uns streit, Von Macht ist nicht seins Gleichen, Gott's ewiger Sohn mit seinem Heer, Dem mußt du doch noch weichen. Es geht ein Butzemann u. s. w. Dieß Liedlein ist in Eil gemacht, Einem jungen Landsknecht wohlgeacht Zu freundlichem Gefallen; Von einem, der wuͤnscht Gluͤck und Heil Den frommen Landsknechten allen. Als ging der Butzemann im Reich herum, Didum, Didum, Bidi, Bidi, Bum! Der Kaiser schlug die Trumm, Mit Haͤnden und mit Fuͤßen, Die Kirchen uns wollt schließen, Didum, Didum, Didum! Der Bettelvogt . Muͤndlich. I ch war noch so jung, und war doch schon arm, Kein Geld hat ich gar nicht, daß Gott sich erbarm, So nahm ich meinen Stab und meinen Bettelsack, Und pfiff das Vaterunser den lieben langen Tag. Und als ich kam vor Heidelberg hinan, Da packten mich die Bettelvoͤgte gleich hinten und vornen an; Der eine packt mich hinten, der andre packt mich vorn; „Ey ihr verfluchte Bettelvoͤgt, so laßt mich ungeschorn.“ Und als ich kam vors Bettelvogt sein Haus, Da schaut der alte Spitzbub zum Fenster heraus, Ich dreh mich gleich herum und seh nach seiner Frau: „Ey du verfluchter Bettelvogt, wie schoͤn ist deine Frau.“ Der Bettelvogt der faßt einen grimmen Zorn, Er laͤßt mich ja setzen im tiefen tiefen Thurm, Im tiefen tiefen Thurm bey Wasser und bey Brodt, „Ey du verfluchter Bettelvogt, krieg du die schwerste Noth!“ Und wenn der Bettelvogt gestorben erst ist, Man sollt ihn nicht begraben wie 'nen andern Christ, Lebendig ihn begraben bey Wasser und bey Brodt, Wie mich der alte Bettelvogt begraben ohne Noth. Ihr Bruͤder seyd nun lustig, der Bettelvogt ist todt, Er haͤngt schon im Galgen ganz schwer und voller Noth, In der verwichenen Woch am Dienstag um halber neun, Da haben sie 'n gehangen in Galgen fest hinein. Er haͤtt die schoͤne Frau beynahe umgebracht, Weil sie mich armen Lumpen freundlich angelacht. In der vergangenen Woch, da sah er noch hinaus, Und heut bin ich bei ihr in seinem Haus. Von den klugen Jungfrauen. Schuppis Schriften S. 277. W achet auf, ruft uns die Stimme Der Waͤchter sehr hoch auf der Zinne, Wach auf du Stadt Jerusalem, Mitternacht heißt diese Stunde, Sie rufen uns mit hellem Munde: „Wohlan der Braͤutigam koͤmmt, „Steht auf, die Lampen nehmt! „Halleluja! „Macht euch bereit „Zu der Hochzeit, „Ihr muͤsset ihm entgegen gehn.“ Sie hoͤrn die Waͤchter singen, Die Herzen all vor Freuden springen, Sie wachen und stehn eilend auf; Ihr Freund der kommt vom Himmel praͤchtig, Von Gnaden stark, von Wahrheit maͤchtig, Ihr Licht wird hell, ihr Stern geht auf. „Nun komm du werthe Kron, „Herr Jesu, Gottes Sohn! „Hostana: „Wir folgen all, „Zum Freuden-Saal, „Und halten mit das Abendmahl.“ Muͤllers Abschied . Muͤndlich. D a droben auf jenem Berge, Da steht ein goldnes Haus, Da schauen wohl alle Fruͤhmorgen Drey schoͤne Jungfrauen heraus; Die eine, die heißet Elisabeth, Die andre Bernharda mein, Die dritte, die will ich nicht nennen, Die sollt mein eigen seyn. Da unten in jenem Thale, Da treibt das Wasser ein Rad, Das treibet nichts als Liebe, Vom Abend bis wieder an Tag; Das Rad das ist gebrochen, Die Liebe, die hat ein End, Und wenn zwey Liebende scheiden, Sie reichen einander die Haͤnd. Ach Scheiden, ach, ach! Wer hat doch das Scheiden erdacht, Das hat mein jung frisch Herzelein So fruͤhzeitig traurig gemacht. Dies Liedlein, ach, ach! Hat wohl ein Muͤller erdacht; Den hat des Ritters Toͤchterlein Vom Lieben zum Scheiden gebracht. Abt Neithards und seiner Muͤnche Chor. Manuscript Neithards des Minnesaͤngers, saͤmmtliche Streiche mit den Bau- ren enthaltend, in meiner Bibliothek. C. Brentano . I ch will mich aber freuen gegen diesen Mayen, Der mir gar uͤppiglichen Muth soll verleihen, Das sey eim Bauer und seinen Gesellen leide. Ich habe der Lieben gedient also lange, Oft und viel mit meinem neuen Gesange, Die gelben Bluͤmelein bracht ich ihr von der Heyde. Die trug sie gar huͤbschlich zu dem Tanze, Alle meine Hoffnung mußt mir werden ganze, Da ich sie sah die saͤuberliche Magd. Ich kam zu der Lieben schon gegessen, Wohl vier und zwanzig Bauern, die hatten sich vermessen, Von ihne da ward schaͤmlich ich verjagt. In einer weiten Stube mit Gedraͤnge, Die weite Stube ward mir viel zu enge, Und meines Lebens haͤtte ich naͤchst versagt. Aller meiner Noth konnt ich nicht bedenken, Um und um hin lief ich an den Baͤnken, Bis daß ich doch die recht Thuͤr erschreite. Meines Unfalls Rath haͤtt ich bald vergessen, Meine weiten Spruͤng die waren ungemessen, Die ich vor den alten Gauchen hin schreite. Dahin gen Wien, da eilt ich also balde, Haͤtt ich einen Laden Tuchs mit Gewalte, Bey hundert Ellen, darum zahlt ich gut. Und zehn Ellen mehr, darum wollt ichs nicht lassen, Darum so wollt ich uͤppiglichen stossen Die vier und zwanzig Bauren hochgemuthe. Und haͤtt ich einen Schneider mit zweien Knechten, Die mir schnitten die Kleider also gerechte, Vier und zwanzig Kutten mußten sie tragen. Die eine kurz, die andere wohl gelaͤnget, Als Gott ihnen ihr Gewaͤchs nun hat verhaͤnget, Und oben weit gefalten um den Kragen, Die fuͤnf und zwanzigst Kutten will ich selber tragen, Daß man fuͤr den Abt mich muͤsse ansagen, Wann ich in dem Land mit ihnen umfahre. Und haͤtt ich einen Scherer also gute, Der mir die Bauern bescheret die Bauern hochgemuthe, Ich wollt ihnen scheeren die alten Bauern-Haare. Noch so muß ich hahen viererley Dinge, Oben eine Platte und darum einen Ringe, Gleichwie ein Moͤnch auf Erden soll seyn. Noch so hab ich der Abentheuer nicht gare, Er hieß ihm bringen ein Osterwein so klare, Und ein Schlaftrinken goß er ihnen darein. Also war das Abentheuer bereitet, Und auf einem Karren schnelle geleitet, Wohl zu dem gruͤnen Anger hin. Zum gruͤnen Anger unter der schoͤnen Linden, Da ließen sich die Bauren allsammt finden, Ihrer vier und zwanzig, das war ihr Ungewinn. Der erste der sprach, wollt ihr den Neithard sehen, Der ander sprach, ja muͤst ihm Leid geschehen, Und meld sein nicht, es muß an sein Leben gahn. Er zog die Gugel von der Platten gare, Der dritt sprach, es ist ein Moͤnch fuͤrwahre, Und ist in unserm Land ein fremder Mann. Er zuckt die Gugel gar nieder auf den Ruͤcken, Er trat zu den Bauren gar voll Tuͤcken, Wie bald trat Engelmayer zu ihm dar. Er sprach: „Gruͤß euch Gott Kinder, wollt ihr trinken? „Guten Osterwein will ich euch schenken.“ Da bot er ihnen das Schlaftraͤnklein dar. Sie trunken alle den Oesterwein gar vaste, Je laͤnger, je mehr, so mehret sich ihr Laster, Sie lagen alle vor tod an einer Schaar. Die Messer und die Schwerdt begunnt er ihnen rauffen, Die dicken Stecken mit den großen Knauffen, Guͤrtel und Taschen nahm er von ihnen gar. Also wurden ihrer vier und zwanzig beschoren, Rock und Mantel haͤttens all verlohren, Vier und zwanzig Kutten stieß er ihnen an. Sie lagen bis an den vierten Tag ohne Sinnen, Allererst da wurden sie's wohl innen, Und hoͤrt, wie einer sprach der alten Knaben. Der greift da mit der Hand wohl auf das Haare: „Nun freut euch alle, ich bin ein Moͤnch fuͤrwahre, „Und will uns Morgen eine Fruͤhmeß haben.“ Der andere sprach: „So sing uns das Amte, „Das helfen wir dir Bruder allesammte, „Als wir vor und nach dem Pfluge gethan haben.“ Der Neithard kam wohl zu den Bauren getreten: „Ihr liebe Kind wer hat euch her gebeten, „Daß ihr so liegt in Gottes Ordnung hie.“ „Nun lieber Herr, das hat uns Gott erschaffen, „Wir sind all worden hie zu Pfaffen, „Und sind dazu gar wenig doch gelehrt.“ „Ihr lieben Kind, zum Lernen seyd ihr junge, „In meinem Mund trag ich eine gelehrte Zunge, „Und gute Lehre geb ich euch nun hie.“ Mit guten Worten bracht er's auf die Straße, Dahin gen Wien, so sie Gott immer hasse, Wohl auf die Bruͤcke vor des Herzogs Thor. Er stellt sie vor das Thor wohl auf die Bruͤcken, Er kehrt ihnen die Gelaͤnder wohl an den Ruͤcken: „Nun lieben Bruͤder wartet mein hiervor. „So will ich gehen zu Herzog Otten grade, „Daß er uns bald mit einer Zell berathe, „Darin wollen wir singen grob und klar. „Lieber Herzog Otto, ich bin ein Priester worden, „Und habe mir gestiftet selbst einen neuen Orden, „Draußen stehn meine Bruͤder all in einer Schaar. „Nun lieber Herr verleiht ein Zell mir balde, „Daß man mich fuͤr einen rechten Abten halte.“ Herr Otto sprach: „Ich hab ein leeren Tempel stahn. „Wohl auf drey Saͤulen ist er weidentlich geschicket, „Ein offen Muͤnster, daraus man weite blicket, „Darauf muß Engelmayer sein Amte han.“ „Ach lieber Herr, dort hats kein rechten Schalle, „Den Bruͤdern moͤchte wohl die Stimme fallen, „Und wuͤrd dem Abten selbst der Gugelhals zu enge.“ „So weiß ich noch ein Chor fuͤr deine Knaben, „Da mag ein jeder leicht sein Nothdurft haben, „Und durch die Brillen schauen auf die Laͤnge.“ Nun hob sich an ein Singen gar ungleiche, Mit großen Scheitern begannen sie sich streichen, Herr Otto sprach: „Wir stehen recht sicher weit davon.“ Der erste sang von Ochsen und von Rindern, Der andere sprach und sang von Menschen und von Kindern, Die machen zu Haus an seines Vaters Thor. Der dritt der sang: „Nun fahr ich aus dem Lande, „Dieses Lasters hab ich immer Schande, „Es werden sein die Freunde mein gewahr.“ Die andern Herrn, genannt die Bruͤder Otte, Deren einer sang: „Haͤtt ich ein Topf voll Schotten „Von meiner Mutter, ich fraͤß ihn alle gar.“ Der Engelmayer sang und zerrt sein Kutten oben: „Der Neithard hat mich in ein Sack geschoben, „Deß hab ich Schand und Laster immerdar.“ Sie wurden Zornes voll ohn Fressen und ohn Saufen, Begunnten sich einander aus boͤsem Muth zu raufen, Und waren doch geschoren ohne Haar. Der Herzog sprach: „Nun fertig' sie von hinnen, „All mein Hofgesind muß schier entrinnen, „Es sind gar ungefuͤge Moͤnch fuͤrwahr.“ Da rief Herr Neithard vom Fenster nieder: „Verkuͤndets aller Welt ihr frommen Bruͤder, „Und laßt euch nicht wachsen lauter graue Haar. Mit Murren zogen sie wie eine Wetterwolken, Ihre vierbeinicht Schwestern standen ungemolken, Ohn Urlaubnehmen ward Fluchen nicht gespart. Sie huben sich zum Thor hinaus zu traben, Die alten dummen steifen Akkerknaben, Tanzten in ihren langen Kutten Wie Winzer in den Butten, Darnach warens Bauren hinten nach wie vor. Von zwoͤlf Knaben . Frische Liedlein. M ein Mutter zeihet mich, Zwoͤlf Knaben freyen mich. Der Erst der thaͤt mir winken, Der ander mein gedenken, Der Dritt der tratt mir auf den Fuß, Der Viert bot mir einen freundlichen Gruß, Der Fuͤnft bot mir das Fingerlein, Der Sechst der muß mein eigen seyn, Der Siebent bot mir das rothe Gold, Der Acht war mir von Herzen hold, Der Neunt lag mir an meinem Arm, Der Zehnt der war noch nicht erwarmt, Der Elfte war mein ehlich Mann, Der Zwoͤlft ging in der Still davon. Die zwoͤlf Knaben gut, Zwoͤlf Knaben gut, Dieselbigen zwoͤlf Knaben gut, Die fuͤhrten einen guten frischen freien Muth. Was machen zwoͤlfe hie? Ein Dutzend machen sie. Kurze Weile . Frische Liedlein. S o wuͤnsch ich ihr ein gute Nacht, Bei der ich war alleine, Kein traurig Wort sie zu mir sprach, Da wir uns sollten scheiden: „Scheid nicht mit Leid, „Gott weiß die Zeit, „Die Wiederkehr bringt Freuden.“ Da ich am juͤngsten bei ihr war, Ihr Angesicht wollt roͤthen, Das hat die rothe Sonn gethan, Als wir in Scheidens-Noͤthen; Viel Scherz viel Schmerz, Brach ihr das Herz, Das bin ich innen worden. Das Maͤgdlein an der Zinnen stand, Hub klaͤglich an zu weinen: „Gedenk daran du junger Knab, „Laß mich nicht lang allein, „Kehr wieder bald, „Dein lieb Gestalt, „Loͤst mich aus schweren Traͤumen.“ Der Knabe uͤber die Heyde ritt, Sein Roͤßlein warf er rumme: „Gedenk daran mein feines Lieb, „Dein Red werf du nicht umme, „Beschertes Gluͤck „Nimm nie zuruͤck, „Ade ich fahr mein Straßen.“ Der uns das Liedlein neu es sang, Von Neuem hats gesungen, Das hat gethan ein freier Knab, Ist ihm gar wohl gelungen, Er singt uns das, Darzu noch baß Hats Maͤgdlein uͤberkommen. Kriegslied des Glaubens . Muͤndlich nach Martin Luther Lieder. Zittau 1710. S. 502. und Phil. von Rittewald II. Band S. 691. E in feste Burg ist unser Gott, Ein gute Wehr und Waffen, Er hilft uns frei aus aller Noth, Die uns jetzt hat betroffen; Der alte boͤse Feind, Mit Ernst es jetzt meint, Groß Macht und viel List Sein grausam Ruͤstung ist; Auf Erd ist nicht seins Gleichen. Und wenn die Welt voll Teufel waͤr, Und wollten uns verschlingen, So fuͤrchten wir uns nimmermehr, Es soll uns doch gelingen; Der Feind von dieser Welt, Wie wild er sich stellt, Thut er uns doch nichts; Er scheuet ja das Licht, Ein Wort das kann ihn faͤllen. Gott Ehr und Preis, der uns zu Gut, Den Feind durch uns will schlagen, Und uͤber uns hat treue Hut Auf seinem Feuerwagen; Sein ganz himmlisch Heer Rondet um uns her, Lobsingt, lobsinget ihm, Lobsingt mit heller Stimm: Ehr sey Gott in der Hoͤhe! Sein Wort sie sollen lassen stehn, Kein Dank dafuͤr nicht haben, Wir haben es wohl eingesehn Mit seinem Geist und Gaben. Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib, Laß fahren dahin, Sie haben keinen Gewinn; Das Reich muß uns doch bleiben! Lob, Ehr und Preis sey seiner Macht, Sein ist die ewge Beste, Er wacht und schillert Tag und Nacht, Daß alles geht aufs Beste; Jesus ist sein Wort, Ein heimlich offen Wort, Ihn ruft Wacht zu Wacht Zum Trost durch die Nacht, Bis alle Voͤgel ihm singen. 8. Tabakslied . Muͤndlich. W ach auf! Wach auf, der Steuermann koͤmmt, Er hat sein großes Licht schon angezuͤndt. Hat ers angezuͤndt, so giebts einen Schein, Damit so fahren wir ins Bergwerk ein. Der Eine graͤbt Silber, der Andre graͤbt Gold, Dem schwarzbraunen Maͤgdlein sind wir hold. Tabak! Tabak! aͤchtadliges Kraut! Tabak! Tabak! du stinkendes Kraut. Wer dich erfand, ist wohl lobenswerth, Wer dich erfand, ist wohl pluͤgelnswerth. Das fahrende Fraͤulein . Muͤndlich. O weh der Zeit, die ich verzehrt Mit meiner Buhler Orden, Nachreu ist worden mein Gefaͤhrt, Ich bin zur Thoͤrin worden. Mich reut die Schmink und falscher Fleiß, Den ich darauf gewendet, Die Sonne schien, ich baut auf Eis, So war ich schier verblendet. Wie wird es heiß, fort zieht das Eis, Und meine goldnen Schloͤsser, Wie ruft es doch im Flusse leis, Da drunten waͤr es besser. Und wie sie in das Wasser faͤllt, Da hat sie fest gehalten, Der Liebste, dem sie nachgestellt, An ihres Schleyers Falten. Laß mir den Schleyer, halt mich nicht, Laß still mich 'nunter ziehen, Denn mein verstoͤrtes Angesicht, Das wuͤrde nach dich ziehen. Der Strom ist stark, sein Arm zu schwach, Sie will den Schleyer nicht lassen, So zieht verlorne Liebe nach, Er wollte sie nicht verlassen. Betteley der Voͤgel . Storchs- und Schwalben-Winter-Quartier durch Johann Praͤtorium. Frankfurt 1676. S. 187. E s ist kommen, es ist kommen Der gewuͤnschte Fruͤhlings-Both, So uns alles Leid benommen Und die kalte Winters-Noth, Welcher gute Stunden bringet, Und ein gutes Jahr bedinget. Kommen ist die liebe Schwalbe, Und das schoͤne Voͤgelein, Dessen Bauch ist weiß und falbe, Dessen Ruͤcken schwarz und fein; Schauet wie es rummer flieget, Und sich bittend zu euch fuͤget. Wollet ihr nicht seyn gebeten, Und mit etwas Esselwaar Kommen hie heraus getreten, Zu uns oder dieser Schaar? Gebt ihr aus des Reichen Haus, Nicht ein wenig Wein heraus? Oder einen Korb mit Kaͤsen, Oder auch ein wenig Korn; Daß wir wiederum genesen, Und uns quicken mit dem Born? Weil die Schwalbe ohne Speisen Sich nicht laͤsset abeweisen. Oder sollen wir viel lieber Euch die Thuͤr und Pforte laͤhmen? Oder sollen wir hinuͤber Steigen, und die Jungfer nehmen? Welche, weil sie klein zu nennen, Wir gar wohl wegtragen koͤnnen. Oder wollt ihr euch besinnen, Dennoch uns noch was verehrn; So kann sie uns wohl entrinnen, Und sich, wenn sie groͤßer, wehren; Laßt der Schwalb die Thuͤr aufhalten, Wir sind Junge und nicht Alte. Die Greuelhochzeit . Fliegendes Blat. I n Frauenstadt ein harter Mann, Es war ein reicher Buͤrgerssohn, Der hat sich ausersehen Ein reiches Maͤdchen huͤbsch und fein, Er dacht, die sollt sein eigen seyn; Der Handschlag war geschehen. Als man bei etlich Wochen Zeit, Oeffentlich die zwey junge Leut Dreymal verkuͤndigt hatte, Das Maͤdchen war betruͤbet sehr, Wollt ihren Braͤutigam nicht mehr, Doch kam die Reu zu spaͤte. Ein Schuhknecht that ihr gehen nach, Welchem sie auch die Eh versprach, Und liebet ihn dermassen, Hat ihm versprochen vielmal schon: Eh sie behielt den Buͤrgerssohn, Wollt sie das Leben lassen. Zur Hochzeit war nun alles bereit't, Da man die zwey verlobte Leut Wollte zur Kirche fuͤhren, Die Braut zu ihrem Braͤutigam spricht: „Du weißt ich will dich haben nicht.“ Da war groß Lamentiren. Der Braͤutigam wohl zu ihr sprach: „Mein liebes Kind! bedenk die Sach, „Was du mir hast versprochen. „Schick dich mein Schatz, thu mit mir gehn, „Laͤßt du mich hier in Schanden stehn, „So bleibts nicht ungerochen.“ Allein sie wollt nicht folgen ihm, Der Braͤutigam voll Zorn und Grimm, Thaͤt in die Kammer gehen; Alsbald er thaͤte ein Pistol Mit zweyen Kugeln laden wohl, Das niemand thaͤte sehen. Indem so ging der Kirchgang an, Es freute sich ein Jedermann, Und wollte gerne sehen, Daß alles moͤchte werden gut, Machten der Braut ein'n guten Muth, Sie thaͤt zur Kirche gehen. Als nun die Braut und Braͤutigam, Und alles Volk zur Kirche kam, Der Priester thaͤte gehen, Wie sonst gebraͤuchlich, zum Altar, Darauf kam das verlobte Paar, Und thaͤten vor ihm stehen. Als er die Brant gefraget nun, Ob sie den Junggesellen schoͤn, Zu ihrem Mann wollt haben? Darauf die Braut antwortet bald: „Eh ich zum Mann ihn haben wollt, „Eh geb ich auf mein Leben.“ Kaum sie das Wort geredet wohl, Der Braͤutigam nahm das Pistol, Es thaͤt ihn so verdrießen, Daß er die Braut vor dem Altar, Da alles Volk zugegen war, Thaͤte darnieder schießen. Drauf war der Braut ihr Bruder da, Als er die Schwester erschossen sah, Zog aus der Scheide sein Messer, Stach mit großem Schmerz Dem Braͤutigam auch durch das Herz, Da lagen alle beyde. Da ward ein großes Mordgeschrey, Das Volk lief eilend alles herbey, Es waren zwey Partheyen. Die Eine hielt zum Braͤutigam, Die Andere sich der Braut annahm, Da war ein klaͤglich Schreyen. Man schlug, man haut, man stach darein, Man schonte weder Groß noch Klein, Mit Messer, Saͤbel und Degen, Oft manches trug ein'n Fetz davon, Sieben Personen Weib und Mann, Todt in der Kirchen lagen. Als nun der Hader haͤtt' ein End, Ein Jedes hebet auf die Haͤnd, Und that nach Hause gehen. Jedermann fuͤhrte große Klag, Und sprach: Ich hab mein Lebetag Kein solche Hochzeit gesohen. Der vortreffliche Stallbruder. Muͤndlich. W enn der Schaͤfer scheeren will, Stellt er sich hinter die Hecke, Scheert dem Schaaf die Wolle ab, Steckt sie in die Saͤcke. Faͤngt zu tanzen an, zu singen, Blaͤst auf seinem Dudeldu: „Lieber Bruder dir ichs bringe, „Lieber Bruder trink dir's zu. „Was ich trag auf Haͤnden mein, „Ist ein Glaͤßlein kuͤhlen Wein; „Floͤg doch ein Voͤglein uͤbern Rhein, „Braͤcht's dem lieben Stallbruder mein. „Stallbruder mein, du bist wohl werth, „Daß man dich auf'm Altar verehrt, „Hast ein Paar Waͤngelein „Wie ein Rubin, „Augen wie Schwarzenstein, „Zaͤhne wie Elfenbein, „Bist gar ein kluger Kerl, „Wie ich es bin.“ Unerhoͤrte Liebe . Martin Opitz. I st irgend zu erfragen Ein Schaͤfer um den Rhein, Der sehnlich sich beklagen Muß uͤber Liebespein, Der wird mir muͤssen weichen, Ich weiß sie plagt mich mehr, Niemand ist mir zu gleichen, Und liebt er noch so sehr. Es ist vorbey gegangen Fast jetzt ein ganzes Jahr, Daß Eine mich gefangen Mit Liebe ganz und gar, Daß sie mir hat genommen Gedanken, Muth und Sinn, Ein Jahr ist's, daß ich kommen In ihre Liebe bin. Seitdem bin ich verwirret Gewesen fuͤr und fuͤr, Es haben auch geirret Die Schaafe neben mir, Das Feld hab ich verlassen, Gelebt in Einsamkeit, Hab alles muͤssen hassen, Warum ein Mensch sich freut. Nichts hab ich koͤnnen singen, Als nur ihr klares Licht, Von ihr hab ich zu klingen Die Lauten abgericht, Wie sehr ich sie muß lieben Und ihre große Zier, Das hab ich fast geschrieben An alle Baͤume hier. Kein Trinken und kein Essen, Ja nichts hat mir behagt, Ich bin nur stets gesessen, Und habe mich beklagt: In diesem schweren Orden Veraͤndert alles sich, Die Heerd' ist mager worden, Und ich bin nicht mehr ich. Sie aber hat die Sinnen Weit von mir abgekehrt, Ist gar nicht zu gewinnen, Hat mich noch nie erhoͤrt; Da doch was ich gesungen Weit in das Land erschallt, Und auch mein Ton gedrungen Bis durch den Boͤhmer Wald. Die Schaafe, die am Flusse Im tiefsten Grase stehn, Sie horchten meinem Gruße, Sie wollen zu mir gehn; Es sammelt sich die Menge, Es winken mir die Fraun, Doch selbst in dem Gedraͤnge, Kann ich die Lieb nicht schaun. Was soll mein Lied erschallen? Viel lieber bin ich still, Der Liebsten zu gefallen Ich einig singen will: Weil alles sie auf Erden Allein zusammenhaͤlt, Kann ihre Gunst mir werden, So hab ich alle Welt. Das Baͤumlein . Frische Liedlein. E in Baͤumlein zart, Geschlachter Art, Von edlem Stamm, Und gutem Nahm, Nach seiner Natur Ganz rein und pur, Kein suͤßer Frucht Nie Mensch versucht, Wer moͤcht es lahn Und nicht begehren Frucht davon. O mein! O mein! Ich gab mich ihr ins Herz hinein, In ihrem gruͤnen Roͤckelein. Aus festem Grund, In schoͤnem Rund, Dieß Baͤumlein zart, Gezieret ward, Die Aestlein schlecht, Schwank und gerecht, Gruͤn adlich fein Die Blaͤtter sein, Der Fruͤchte Zier Waͤr suͤßer mir, Als Zucker oder Malvasier. O mein! O mein! Ich gab mich ihr ins Herz hinein, In ihrem gruͤnen Roͤckelein. So ich besinn, Was gut Gewinn, Dies Baͤumlein klug, Mit Nutz und Fug, Eh es im Gart Versperret ward, Ertragen hat, Ist Freud verzehrt Des Herzens mein, Ich schrei in Pein, Gott segn dich zarts Baͤumelein. O mein! O mein! Senk Zweigelein, Daß ich mich schwenk zu dir hinein! Lindenschmidt . Aus Meißners Apollo. Juny 1794. S. 173. E s ist nicht lange daß es geschah, Daß man den Lindenschmidt reiten sah, Auf einem hohen Rosse. Er reitet den Rheinstrom auf und ab; Er hat ihn gar wohl genossen. „Frisch her ihr lieben Gesellen mein! „Es muß jezt nur gewaget seyn, „Wagen das thut gewinnen, „Wir wollen reiten Tag und Nacht, „Bis wir die Beute gewinnen!“ Dem Marggrafen von Baden kam neue Maͤhr, Wie man ihm ins Geleit gefallen waͤr, Das thaͤt ihm sehr verdrießen. Wie bald er Junkern Kasparn schrieb: Er sollt ihm ein Reißlein dienen. Junker Kaspar zog'n Baͤuerlein eine Kappe an; Er schickt ihn allezeit vorn dran, Wohl auf die freie Straßen, Ob er den edlen Lindenschmidt findt, Denselben sollt er verrathen. Das Baͤuerlein schiffet uͤber den Rhein, Er kehret zu Frankenthal ins Wirthshaus ein: „Wirth, haben wir nichts zu essen? „Es kommen drey Wagen, sind wohl beladen, „Von Frankfurt aus der Messen.“ Der Wirth der sprach dem Baͤuerlein zu: „Ja, Wein und Brod hab ich genug! „Im Stalle da stehen drey Rosse, „Die sind des edlen Lindenschmidts, „Er naͤhrt sich auf freyer Straßen.“ Das Baͤuerlein gedacht in seinem Muth, Die Sache wird noch werden gut, Den Feind hab ich vernommen. Alsbald er Junkern Kaspar schrieb, Daß er sollt eilends kommen. Der Lindenschmidt haͤtt einen Sohn, Der sollt den Rossen das Futter thun, Den Haber thaͤt er schwingen: „Steht auf, herzlieber Vater mein! „Ich hoͤr die Harnische klingen.“ Der Lindenschmidt lag hinterm Tisch und schlief, Sein Sohn der thaͤt so manchen Rief, Der Schlaf hat ihn bezwungen: „Steh auf, herzliebster Vater mein! „Der Verraͤther ist schon gekommen.“ Junker Kaspar zu der Stuben eintrat, Der Lindenschmidt von Herzen sehr erschrack: „Lindenschmidt gieb dich gefangen! „Zu Baden, an den Galgen hoch, „Daran sollst du bald hangen.“ Der Lindenschmidt war ein freier Reitersmann, Wie bald er zu der Klingen sprang: „Wir wollen erst ritterlich fechten!“ Es waren der Bluthund allzuviel, Sie schlugen ihn zu der Erden. „Kann und mag es dann nicht anders seyn, „So bitt' ich um den liebsten Sohn mein, „Auch um meinen Reutersjungen, „Haben sie jemanden Leid's gethan, „Dazu hab ich sie gezwungen.“ Junker Kaspar, der sprach nein dazu: „Das Kalb muß entgelten der Kuh, „Es soll dir nicht gelingen! „Zu Baden, in der werthen Stadt, „Muß ihm sein Haupt abspringen!“ Sie wurden alle drey nach Baden gebracht, Sie saßen nicht laͤnger als eine Nacht; Wohl zu derselben Stunde, Da ward der Lindenschmidt gericht, Sein Sohn und Reutersjunge. Lied vom alten Hildebrandt . Eschenburgs alte Denkmaͤhler S. 439. „ I ch will zu Land ausreiten,“ Sprach Meister Hildebrandt, „Wer wird die Weg mir weisen „Gen Bern wohl in das Land? „Unkund sind sie geworden „Mir manchen lieben Tag, „In zwey und dreyßig Jahren „Frau Utten ich nicht sah.“ „Willt du zu Land ausreiten,“ Sprach Herzog Amelung, „Was begegnet dir auf der Heiden? „Ein stolzer Degen jung. „Was begegnet dir in der Marke? „Der junge Hildebrandt, „Ja rittest du selb zwoͤlfe, „Von ihm wuͤrdst angerannt.“ „Und rennet er mich an, „In seinem Uebesmuth, „Zerhau ich seinen gruͤnen Schild, „Das thut ihm nimmer gut, „Zerhau ihm seine Bande, „Mit einem Schriemenschlag, „Daß er's ein ganzes Jahr „Der Mutter klagen mag.“ „Und das sollt du nicht thun!“ Herr Dieterich wohl spricht, „Denn dieser junge Hildebrandt „Ist mir von Herzen lieb. „Zu ihm sollst freundlich sprechen, „Wohl durch den Willen mein, „Daß er dich lasse reiten, „So lieb ich ihm mag seyn.“ Da er zum Rosengarten reit, Wohl in der Berner Mark, Er kam in viel Arbeit; Von einem Helden stark, Von einem Helden jung, Ward er da angerannt. 9. „Nun sage mir, viel Alter, „Was suchst in Vaters Land? „Du fuͤhrst den Harnisch eben, „Wie eines Koͤnigs Kind, „Du machst mich jungen Helden „Mit sehnden Augen blind; „Du sollst daheime bleiben, „Beym guten Hausgemach, „Bey einer heißen Glute.“ Der Alte lacht und sprach: „Sollt ich daheime bleiben „Bey gutem Hausgemach? „Ich bin in allen Tagen „Zu reisen aufgesezt, „Zu reisen und zu fechten „Bis auf mein Heimefahrt; „Das sag ich dir, viel Junger, „Drauf grauet mir der Bart.“ „Dein Bart will ich ausraufen, „Das sag ich, alter Mann, „Daß dir dein rosenfarbnes Blut „Die Wangen uͤberlaͤuft; „Dein Harnisch und dein gruͤnes Schild „Mußt du mir hierauf geben, „Dazu auch mein Gefangner seyn, „Willt du behalten Leben.“ „Mein Harnisch und mein gruͤnes Schild „Mich haben oft ernaͤhrt; „Ich traue Christ vom Himmel wohl, „Ich will mich deiner wehren!“ Sie ließen von den Worten, Und zogen scharfe Schwerdt, Was diese zwey begehrten, Des wurden sie gewaͤhrt. Ich weiß nicht, wie der Junge Dem Alten gab ein'n Schlag, Deß sich der alte Hildebrandt Von Herzen sehr erschrack, Sprang hinter sich zuruͤcke, Wohl etlich Klafter weit: „Nun sag du mir, viel Junger, „Den Streich lehrt' dich ein Weib!“ „Sollt ich von Weibern lernen, „Das waͤre mir ja Schand', „Ich hab viel Ritter, Grafen, „In meines Vaters Land; „Auch sind viel Ritter, Grafen, „An meines Vaters Hof, „Was ich nicht lernet hab, „Das lern' ich heute noch.“ Er nahm ihn in der Mitte, Da er am schwaͤchsten war, Und schwang ihn dann zuruͤcke, Wohl in das gruͤne Gras. „Nun sage mir, viel Junger, „Dein Beichtvater will ich seyn, „Bist du ein junger Wolfinger, „Von mir sollt du genesen. „Wer sich an alte Kessel reibt, „Empfahet gerne Rahm, „Also geschiehet dir Jungen „Von mir altem Mann; „Dein Geist mußt du aufgeben, „Auf dieser Heiden gruͤn, „Das sag ich dir gar eben, „Du junger Helde kuͤhn.“ „Du sagst mir viel von Woͤlfen, „Die laufen in das Holz, „Ich bin ein edler Degen „Aus deutschem Lande stolz. „Mein Mutter heißt Frau Utte, „Die edle Herzogin, „Und Hildebrandt der Alte, „Der liebste Vater mein.“ „Heißt deine Muttrr Utte, „Die edle Herzogin, „So bin ich Hildebrandt der Alte, „Der liebste Vater dein!“ Aufschloß er seinen gruͤnen Helm, Kuͤßt ihm auf seinen Mund, „Nun muß es Gott gelobet seyn! „Wir sind noch beid' gesund.“ „Ach Vater, liebster Vater! „Die Wund die ich geschlagen, „Die wollt ich dreimal lieber „An meinem Haupte tragen.“ „Nun schweig, mein lieber Sohn! „Der Wunden wird wohl Rath, „Nun muß es Gott gelobet seyn, „Der uns zusammen bracht!“ Das waͤhrte nun von Neune Bis zu der Vesperzeit, Allda der junge Hildebrandt, Zu Bernen einher reit. Was fuͤhrt er auf dem Helme? Von Gold ein Kreuzelein. Was fuͤhrt er auf der Seiten? Den liebsten Vater sein. Er fuͤhrt ihn zu der Mutter Haus, Ihn oben an zu Tisch, Und bot ihm Essen und Trinken, Das daͤucht der Mutter fremd. „Ach Sohne, liebster Sohne mein! „Der Ehren ist zu viel, „Du setzest den gefangnen Mann „Ja oben an den Tisch.“ „Nun schweige, liebste Mutter, „Und hoͤret was ich sage: „Er haͤtt' mich auf der Heiden, „Schier gar zu tod geschlagen. „Nun hoͤrt mich, liebe Mutter! „Gefangen sollte seyn, „Herr Hildebrandt der Alte, „Der liebste Vater mein? „Ach Mutter, liebste Mutter! „Ihm biethet Zucht und Ehr.“ Da hub sie an zu schenken, Und trugs ihm selber her. Er trank, und hatt' im Munde, Von Gold ein Ringelein, Das fiel da in den Becher Der lieben Frauen sein. Friedenslied . Fliegendes Blat aus dem siebenjaͤhrigen schlesischen Kriege. A ngenehme Taube, Die der Vaͤter Glaube Laͤngst gesehen hat; Lasse dich hernieder, Hier sind Jesu Glieder, Hier ist Gottes Stadt; Halte Rast, Erwuͤnschter Gast In den Herzen, Die verlangen, Dich jetzt zu empfangen. Setze dich auf jeden, Und laß deinen Frieden Ueberalle seyn; Wie du dich erhebest, Auf dem Wasser schwebest, So kehr bey uns ein. Zeig uns hier Das Oehlblatt fuͤr, Als ein hoͤchst erwuͤnschtes Zeichen, Daß die Fluthen weichen. Was du abgebrochen, Ist uns laͤngst versprochen, Und dieß edle Blat Ist vom Lebensbaume, Der in Edens Raume Laͤngst gegruͤnet hat. Traͤuft es doch Vom Oehle noch, Welches Jesus lassen fließen, Als er leiden muͤssen. O Geruch des Lebens! Der uns nicht vergebens Unser Herz erquickt; Dieses Oehlblatt kuͤhlet, Daß man Lindrung fuͤhlet, Wenn das Kreuze druͤckt. Es giebt Kraft und Lebenssaft, Wenn es wohl wird aufgebunden, Heilt es alle Wunden. Bothe von dem Himmel, Dringe durchs Getuͤmmel, Dieser eitlen Welt; Und mach eine Stille, Daß ein Herz, ein Wille, Uns zusammen haͤlt. Laß das Blat, Das dein Mund hat, Unser aller Lippen ruͤhren, Deine Stimme fuͤhren. Macht die Feuerschlange, Uns gleich angst und bange, Hat sie doch nicht Macht, Unsern Leib zu toͤdten, Jetzt in Kriegesnoͤthen, Weil ja Jesus wacht. Jesus schuͤtzt, Wenns kracht und blitzt, Jesus will die Seinen decken, Wenn Kanonen schrecken. Nun du Himmelstaube, Unser aller Glaube Nimmt dich zu uns ein; Wohnest du bei keinen, Als nur bey den Reinen, Ach so mach uns rein. Taubenart Bringt Himmelfahrt, Bring uns den lieben Frieden Von dem Sternen-Huͤgel. Friedenslied . Fliegendes Blat aus dem lezten Kriege mit Frankreich. S uͤße, liebe Friedenstaube, Die du schnell den Oehlzweig bringst, Wenn du vor des Geyers Raube, Frey den kleinen Fittig schwingst! Ist es wahr, daß du den Kluͤften Deines Elends dich entziehst, Und von Hoffnung aus den Luͤften, Froh auf unsre Fluren siehst? Komm, verzeuch nicht, laß dich nieder, Unsre Herzen oͤffnen sich, Gieb uns Fried und Eintracht wieder, Und du findest sie fuͤr dich. Laß das holde Zweiglein fallen! Denn, sobald es Wurzeln schlaͤgt, Sehn wir Heil und Wohlgefallen In den Fruͤchten, die es traͤgt. Wo es bluͤht, toͤnt durch die Waͤlder Kein entheilgend Beil zum Fall, Und die saatenreiche Felder Thuͤrmt kein Spat zu Schanz und Wall. Suͤße Fruͤhlingsbluͤmchen sprießen, Unzertreten, vor uns auf, Und die Baͤche, die hier fließen, Faͤrbt kein Blut in ihrem Lauf. Schmachtend seufzt nach seinem Schatten, Das von Gram versenkte Gluͤck, Zarten Muͤttern, treuen Gatten, Bringt er ihren Wunsch zuruͤck; Vaͤter, vaterlosen Kleinen, Und den Juͤngling seiner Braut; Alle, wo sie ja noch weinen, Weinen vor Entzuͤcken laut. Nun, du holde Friedenstaube! Die du uns den Oehlzweig bringst, Wenn du vor des Geyers Raube, Frey den kleinen Fittig schwingst! Komm, verzeuch nicht! Laß dich nieder! Unsre Herzen oͤffnen sich, Gib der Welt den Frieden wieder, Und nimm ihn dann auch fuͤr dich. Drey Schwestern, Glaube, Liebe, Hoffnung. Gassenhauer, Reuter und Bergliedlein, christlich veraͤndert durch Dokter Knausten. Frankfurt am Mayn 1571. S. 27. E s wollt ein Jaͤger jagen, Dort wohl vor jenem Holz, Was sah er auf der Heiden? Drey Fraͤulein huͤbsch und stolz. Die erste hieß Frau Glaube, Frau Liebe hieß die zweyt, Frau Hoffnung hieß die dritte, Des Jaͤgers wollt sie seyn. Er nahm sie in der Mitte, Sprach: „Hoffnung nicht von mir laß!“ Schwanks hinter sich zuruͤcke, Wohl auf sein hohes Roß. Es fuͤhrt sie gar behende Wohl durch das gruͤne Gras, Behielts bis an sein Ende, Und nimmer reut ihm das. Hoffnung macht nicht zu Schanden, Im Glauben fest an Gott, Dem Naͤchsten geht zu Handen die Liebe in der Noth. Hoffnung, Liebe und Glaube, Die schoͤnen Schwestern drey, Wenn ich die Lieb anschaue, Ich sag die groͤßt sie sey. Der englische Grus . Fliegendes Blat. E s wollt gut Jaͤger jagen, Wollt jagen auf Himmels Hoͤhn, Was begegnet ihm auf der Heiden, Maria, die Jungfrau schoͤn. Der Jaͤger, den ich meine, Der ist uns wohl bekannt, Er jagt mit einem Engel, Gabriel ist er genannt. Der Jaͤger bließ in sein Hoͤrnlein, Es lautet also wohl: „Gegruͤßt seyst du Maria, „Du bist aller Gnaden voll. „Gegruͤßt seyst du Maria, „Du edle Jungfrau fein, „Dein Leib soll dir gebaͤhren, „Ein kleines Kindelein. „Dein Leib soll dir gebaͤhren, „Ein Kindlein ohn einen Mann, „Das Himmel und die Erde „Einsmals zwingen kann.“ Maria die viel reine, Fiel nieder auf ihre Knie, Dann bat sie Gott vom Himmel: „Dein Will gescheh allhie.“ „Dein Will der soll geschehen, „Ohn Pein und sonder Schmerz.“ Da empfing sie Jesum Christum Unter ihr jungfraͤuliches Herz. Vertraue . Muͤndlich. E s ist kein Jaͤger, er hat ein Schuß, Viel hundert Schrot auf einen Kuß: „Feins Lieb, dich ruhig stelle, „Und willst du meinem Kuß nicht stehn, „So kuͤßt dich mein Geselle.“ „Mein Kuß ist leicht, wiegt nur ein Loth, „Du wirst nicht bleich, du wirst nicht roth, „Du brauchst dich nicht zu schaͤmen, „Ich will den schwarzen Vogel dir „Vom Haupt herunter nehmen.“ „Feins Lieb sitz still im gruͤnen Moos, „Der Vogel faͤllt in deinen Schoos, „Wohl von des Baumes Spitzen; „In deinem Schoose stirbt sich gut, „Feins Lieb bleib ruhig sitzen.“ Sie wollt nicht trauen auf sein Wort, Brauns Maͤdelein wollt springen fort, Der Schuß schlug sie darnieder; Der schwarze Vogel von dem Baum Schwang weiter sein Gefieder. „Mein Kuß ist leicht, wiegt nur ein Loth, „Du wirst nicht bleich, du wirst nicht roth, „Brauchst dich nicht mehr zu schaͤmen, „In deinem Schooße stirbt sichs gut.“ Er thaͤt sichs Leben nehmen. Das Leiden des Herren . Fliegendes Blat. C hristus, der Herr im Garten ging, Sein bittres Leiden bald anfing, Da trauert Laub und gruͤnes Gras, Weil Judas seiner bald vergas. Sehr faͤlschlich er ihn hinterging, Ein schnoͤdes Geld dafuͤr empfing, Verkaufte seinen Gott und Herrn, Das sahen die Juden herzlich gern. Sie gingen in den Garten hin, Mit zornigem und boͤsem Sinn, Mit Spieß und Stangen die lose Rott, Gefangen nahmen unsern Gott. Sie fuͤhrten ihn ins Richters Haus, Mit scharfen Striemen wieder raus, Gegeiselt und mit Dorn gekroͤnt, Ach Jesu! wurdest du verhoͤhnt. Ein scharfes Urtheil sprachen sie, Indem der ganze Haufe schrie: „Nur weg, nur weg, nach Golgatha, „Und schlagt ihn an das Kreuze da.“ Er traͤgt das Kreuz, er traͤgt die Welt, Er ist dazu von Gott bestellt, Er traͤgt es mit gelaßnem Muth, Es stroͤmet von ihm Schweis und Blut. Erschoͤpfet will er ruhen aus, Vor eines reichen Juden Haus, Der Jude stieß ihn spottend weg, Er blickt ihn an, geht seinen Weg. Herr Jesus schwieg, doch Gott der bannt Den Juden, daß er zieht durchs Land, Und kann nicht sterben nimmermehr, Und wandert immer hin und her. Ans Kreuz sie hingen Jesum bald, Maria ward das Herze kalt: „O weh, o weh! mein liebstes Herz, „Ich sterb zugleich von gleichem Schmerz.“ Maria unterm Kreuze stund, Sie war betruͤbt von Herzens-Grund, Von Herzen war sie sehr betruͤbt Um Jesum, den sie herzlich liebt. „Johannes, liebster Juͤnger mein, „Laß dir mein' Mutter befohlen seyn, „Nimm sie zur Hand, fuͤhr sie von dann, „Daß sie nicht schau mein Marter an.“ „Ja, Herr, das will ich gerne thun, „Ich will sie fuͤhren allzuschoͤn, „Ich will sie troͤsten wohl und gut, „Wie ein Kind seiner Mutter thut.“ Da kam ein Jud und Hoͤllenbrand, Ein Speer fuͤhrt er in seiner Hand, Gab damit Jesu einen Stoß, Daß Blut und Wasser daraus floß. Nun buͤck dich Baum, nun buͤck dich Ast, Jesus hat weder Ruh noch Rast; Ach traure Laub und gruͤnes Gras, Laßt euch zu Herzen gehen das! Die hohen Berge neigten sich, Die starken Felsen rissen sich, Die Sonn verlor auch ihren Schein, Die Voͤglein ließen ihr Rufen und Schreyn. Die Wolken schrien Weh und Ach! Die Felsen gaben einen Krach, Den Todten oͤffnete sich die Thuͤr, Und gingen aus den Graͤbern fuͤr. Der Schweizer . Fliegendes Blat. Z u Straßburg auf der Schanz, Da ging mein Trauren an, Das Alphorn hoͤrt ich druͤben wohl anstimmen, Ins Vaterland mußt ich hinuͤber schwimmen, Das ging nicht an. Ein Stunde in der Nacht Sie haben mich gebracht: Sie fuͤhrten mich gleich vor des Hauptmanns Haus, Ach Gott, sie fischten mich im Strome auf, Mit mir ists aus. Fruͤh Morgens um zehn Uhr Stellt man mich vor das Regiment; Ich soll da bitten um Pardon, Und ich bekomm doch meinen Lohn, Das weiß ich schon. Ihr Bruͤder allzumahl, Heut seht ihr mich zum leztenmahl; Der Hirtenbub ist doch nur Schuld daran, Das Alphorn hat mir solches angethan, Das klag ich an. Ihr Bruͤder alle drey, Was ich euch bitt, erschießt mich gleich; Verschont mein junges Leben nicht, 10. Schießt zu, daß das Blut 'raus spritzt, Das bitt ich Euch. O Himmelskoͤnig Herr! Nimm du meine arme Seele dahin, Nimm sie zu dir in den Himmel ein, Laß sie ewig bey dir seyn, Und vergiß nicht mein. Pura . Aus einem Gesangbuche der Wiedertaͤufer v. J. 1583. S. 53. A ls ich gen Antiocha kam, Ein Jungfrau, Pura war ihr Nahm, Ein Christin ward gefunden, Die ward vor den Kaiser bracht, Der sprach zur boͤsen Stunde: „Geht, fuͤhrt sie in ein Schandhauß ein, „Die Jungfrau zuͤchtig, keusch und rein, „In Spott und Schmach zu schaͤnden.“ Die Jungfrau rief in dieser Noth Zu Gott, und wandt die Haͤnde. „Errette mich, du Sohn David! „Vor Schand und Suͤnd, Herr mich behuͤt, „Laß dich meins Leids erbarmen! „Das bitt ich dich durch Jesum Christ, „Komm bald zu Huͤlf mir Armen!“ Die Klag erhoͤrt ein Engel fein, Als Juͤngling ging er zu ihr ein, Sprach: „Jungfrau sey ohn' Sorgen, „Von mir sollst bleiben unberuͤhrt, „Wart mit Geduld bis Morgen, „So will ich helfen dir davon, „Bald leg du meine Kleider an, „Und geh aus diesem Hause.“ So tauschten sie denn ihr Gewand, Sie gieng, er blieb ohn Grausen. Betrunken in des Kaisers Wein, Trat bald ein Kriegsknecht zu ihm ein, Thaͤt suͤndlig auf ihn dringen, Der Juͤngling rang in Gotteskraft, Und thaͤt ihn niederringen. Des ward der Kaiser sehr ergrimmt, Als er vom Knecht die Klag vernimmt, Laͤßt greifen sie und binden. O Wunder groß! O Wunder groß! Ein Juͤngling thaͤt er finden. „Bist du ein Christ?“ der Kaiser fragt, „Ich bin getauft,“ der Juͤngling sagt, „Von ihr bin ich getaufet. „Sie gehet frey und unberuͤhrt, „Euch Heiden all zu taufen.“ Der Kaiser bald das Urtheil sprach, Daß man ihn tauf, in Flammen nach, Ward bald dem Henker geben; Der fuͤhrt sogleich ihn aus der Stadt, Wollt nehmen ihm sein Leben. Da nun ersieht die Pura fromm, Daß man ihn da wollt bringen um, Lief sie in diesen Noͤthen, In schneller Eil auf die Richtstadt, Wollt ihren Freund erretten. „Ich schuldig bin an deinem Tod!“ Sprach diese Jungfrau in der Noth, „Herzlieber Bruder meine! „Darum fuͤr dich ich sterben will, „Ich rett das Leben deine.“ Der Juͤngling zuͤchtig Antwort gab: „Ach Pura laß zu bitten ab, „Ich sterben will alleine, „Und preisen heut mit meinem Blut, „Gott unsern Vater reine.“ Die Jungfrau zuͤchtig zu ihm sprach: „Ich leid fuͤr dich des Todes Schmach, „Zu Lob des Herren Namen, „Der helf uns wieder gnaͤdiglich „In seinem Reich zusammen.“ Bald das erhoͤrt der Wuͤterich, Daß diese Christen williglich Zum Tod ergeben waͤren, Ja eins fuͤr'n andern sterben wolln, Ließ er sie beyde toͤdten. Der Juͤngling bey der Jungfrau stand, Das Feuer loͤset ihr Gewand, Doch von dem Scheiterhaufen Gen Himmel fuͤhrt sie seine Hand, Drauf Heiden lassen sich taufen. Die kluge Schaͤferin . Muͤndlich. Schaͤferin . I ch schlaf allhie, Bey meinem Vieh, Ich schlaf im Moos, Dem Gluͤck im Schoos; Dein Schloß ich schau, Es liegt vor mir, Zu sagen schier, Wie kuͤhler Thau. Kommt Morgenroth So lob ich Gott, Das Feldgeschrey Wird jubelnd neu Beym goldnen Lohn, Die Morgenstund Hat Gold im Mund, Baut mir den Thron. Koͤnig . Vom Schloß ich zieh, Zu dir ich flieh, Lieb Schaͤferin, Nach deinem Sinn Mein Scepter wird Ein Hirtenstab, Und was ich hab, Dich Schaͤfrin ziert. Schaͤferin . Ich Schaͤferin, Mit leichtem Sinn, Sing ruhig fort Mein sinnig Wort: Ein jeder bleib Bey seiner Heerd, Den Koͤnig ehrt Kein Schaͤferweib. Ritter St . Georg . Aus einem geschriebenen geistlichen Liederbuche vom Jahre 1601. in der Sammlung von Clemens Brentano . I n einem See sehr groß und tief, Ein boͤser Drach sich sehen ließ. Dem ganzen Land er Schrecken bringt, Viel Menschen und viel Vieh verschlingt, Und mit des Rachens boͤsem Duft Vergiftet er ringsum die Luft. Daß er nicht dringe zu der Stadt, Beschloß man in gemeinem Rath, Zwey Schaaf zu geben alle Tag, Um abzuwenden diese Plag. Und da die Schaaf schier all dahin, Erdachten sie noch andern Sinn, Zu geben einen Menschen dar, Der durch das Loos gewaͤhlet war. Das Loos ging um so lang und viel, Bis es aufs Koͤnigs-Tochter fiel. Der Koͤnig sprach zu'n Burgern gleich: „Nehmt hin mein halbes Koͤnigreich! „Ich gebe auch an Gut und Gold, „Von Silber und Geld so viel ihr wollt, „Auf daß mein Tochter, die einig Erb, „Noch lebe, nicht so boͤß verderb.“ Das Volk ein groß Geschrey beginnt: „Einem andern ist auch lieb sein Kind! „Haͤltst du mit deiner Tochter nicht „Den Schluß, den du selbst aufgericht, „So brennen wir dich zu der Stund „Sammt deinem Pallast auf den Grund.“ Da nun der Koͤnig Ernst ersah, Ganz leidig er zu ihnen sprach: „So gebet mir doch nur acht Tag, „Daß ich der Tochter Leid beklag.“ Darnach sprach er zur Tochter sein: „Ach Tochter, liebste Tochter mein! „So muß ich dich jetzt sterben sehn, „Und all mein Tag in Trauren stehn.“ Da nun die Zeit verschwunden war, Lauft bald das Volk zum Pallast dar, Und drohet ihm mit Schwerdt und Feuer, Sie schrien hinauf gar ungeheuer: „Willst du um deiner Tochter Leben, „Dein ganzes Volk dem Drachen geben?“ Da es nicht anders moͤcht gesein, Gab er zuletzt den Willen drein. Er kleidet sie in koͤniglich Wat, Mit Weinen und Klagen er sie umfaht. Er sprach: „Ach weh mir armen Mann! „Was soll ich jetzund fangen an? „Die Hochzeit dein war ich bedacht „Zu halten bald mit herrlicher Pracht, „Mit Trommeln und mit Saitenspiel, „Zu haben Lust und Freuden viel. „So muß ich mich nun dein verwegen, „Und dich dem grausen Drachen geben. „Ach Gott, daß ich vor dir waͤr todt, „Daß ich nicht seh dein Blut so roth.“ Er gab ihr weinend manchen Kuß, Sein Toͤchterlein fiel ihm zu Fuß: „Lebt wohl, lebt wohl Herr Vater mein! „Gern sterb ich um des Volkes Pein.“ Der Koͤnig schied mit Ach und Weh, Man fuͤhrt sein Kind zum Drachensee. Als sie da saß in Trauren schwer, Da ritt der Ritter Georg daher. „O Jungfrau zart! gieb mir Bescheid, „Warum stehst du in solchem Leid?“ Die Jungfrau sprach: „Flieh bald von hier! „Daß du nicht sterben mußt mit mir.“ Er sprach: „O Jungfrau fuͤrcht dich nicht, „Vielmehr mit Kurzem mich bericht, „Was deuts, daß ihr allein da weint, „Ein großes Volk herum erscheint?“ Die Jungfrau sprach: „Ich merk ohn Scherz, „Ihr habt ein mannlichs Ritter Herz; „Was wollt ihr hier verderben, „Und mit mir schaͤndlich sterben.“ Dann sagt sie ihm, wie hart und schwer, Wie alle Sach ergangen waͤr. Da sprach der edle Ritter gut: „Getroͤstet seyd, habt freien Muth! „Ich will durch Huͤlf von Gottes Sohn, „Euch ritterlichen Beistand thun.“ Er bleibet fest, sie warnt ihn sehr, Da kam der greuliche Drach daher. „Flieht Ritter! schont das junge Leben, „Ihr muͤßt sonst euren Leib drum geben.“ Der Ritter sitzt geschwind zu Roß, Und eilet zu dem Drachen groß. Das heilige Kreuz macht er vor sich, Gar christenlich und ritterlich, Dann rannt er an mit seinem Spieß, Den er tief in den Drachen stieß, Daß gaͤhling er zur Erden sank, Und saget Gott dem Herren Dank. Da sprach er zu der Jungfrau zart: „Der Drache laͤßt von seiner Art. „Drum fuͤrcht euch gar nicht dieses Falls, „Legt euren Guͤrtel ihm um den Hals.“ Als sie das thaͤt, ging er zu Stund, Mit ihm wie ein gezaͤhmter Hund. Er fuͤhrt ihn so zur Stadt hinein, Da flohen vor ihm groß und klein. Der Ritter winket ihnen, sprach: „Bleibt hie und fuͤrchtet kein Ungemach. „Ich bin darum zu euch gesendt, „Daß ihr den wahren Gott erkennt. „Wann ihr euch dann wollt taufen lahn, „Und Christi Glauben nehmen an, „So schlag ich diesen Drachen todt, „Helf euch damit aus aller Noth.“ Alsbald kam da durch Gottes Kraft: Zur Tauf die ganze Heidenschaft. Da zog der Ritter aus sein Schwerdt, Und schlug den Drachen zu der Erd. Der Koͤnig bot dem heilgen Mann Viel Silber und Gold zu Ehren an, Das schlug der Ritter alles aus, Man solls den Armen theilen aus. Als er nun schier wollt ziehen ab, Die Lehr er noch dem Koͤnig gab: „Die Kirche Gottes des Herren dein, „Laß dir allzeit befohlen seyn.“ Der Koͤnig baute auch mit Fleiß, Der Mutter Gottes zu Lob und Preis, Eine Kirche schoͤn und herrlich groß, Aus der ein kleiner Brunn herfloß.. Die Pantoffeln . Frische Liedlein. E in Maͤgdlein zu dem Brunnen ging, Und das war saͤuberlichen Das Maͤgdlein in Pantoffeln ging, Ganz sacht kam sie geschlichen. Begegnet ihr ein stolzer Knab, Der gruͤßt sie herziglichen, Sie setzt das Kruͤglein neben sich, Und fraget, wer ich waͤre? Weil ich ihr nicht recht schwatzen kann, Sie schneidt mir bald ein Kappen, Kein Tuch daran ward nicht gespart, Kann einen hoͤflich zwacken. Das Maͤgdlein von dem Brunnen geht, Laß traben die, laß traben, Die vorne in Pantoffeln gehn, Die ihnen hinten schlappen. Xaver . Trutz Nachtigal von Spee. Seite 94. A ls nach Japon weit entlegen, Xaver dachte, Gottes Mann, Alle waren ihm entgegen, Fielen ihn mit Worten an, Wind und Wetter, Meer und Wellen, Mahlten seinen Augen dar, Redten viel von Ungefaͤllen, Von Gewitter und Gefahr. „Schweiget, schweiget von Gewitter, „Ach, von Winden schweiget still: „Nie, noch wahrer Held, noch Ritter „Achtet solcher Kinderspiel: „Lasset Wind und Wetter blasen, „Flamm der Lieb, vom Blasen waͤchst, „Lasset Meer und Wellen rasen, „Wellen gehn zum Himmel naͤchst. „Ey doch lasset ab von Scherzen, „Schrecket mich mit keiner Noth, „Noch Soldat, noch Krieges-Herzen, „Fuͤrchten nimmer Kraut und Loth; „Spieß und Pfeil, und bloße Degen, „Rohr, Pistol und Buͤchsen-Speiß, „Macht Soldaten mehr verwegen „Und sie lockt zum Ehren-Preiß. „Lasset ihre Hoͤrner wetzen, „Wind, und Wetter ungestuͤm, „Laßt die Wellen brummend schwetzen „Und die Trommeln schlagen um, „Nord und Suͤden, Ost und Westen, „Kaͤmpfen laßt auf salzgem Feld; „Nie wirds dem an Ruh gebrechen, „Der nur Fried im Herzen haͤlt. „Wer wills uͤber Meer nicht wagen, „Ueber tausend Wasser wild, „Dem es mit dem Pfeil und Bogen, „Noch viel tausend Seelen gilt? „Wem will grausen vor den Winden, „Fuͤrchten ihre Fluͤgel naß? „Der nur Seelen denkt zu finden, „Seelen schoͤn, ohn alle Maaß. „Eya stark und freche Wellen, „Eya stark und stolze Wind', „Ihr mich nimmer sollet faͤllen, „Euch zu stehn, ich bin gesinnt, „Seelen, Seelen muß ich haben, „Sattle dich nur hoͤlzern Roß, „Du must uͤber Wellen traben, „Auf ihr Segel, Anker los!“ Wachtelwacht . Fliegendes Blat. H oͤrt wie die Wachtel im Gruͤnen schoͤn schlagt, Lobet Gott, lobet Gott! Mir kommt kein Schauder, sie sagt, Fliehet von einem ins andre gruͤn Feld, Und uns den Wachsthum der Fruͤchte vermeldt, Rufet zu allen mit Lust und mit Freud: Danke Gott, danke Gott! Der du mir geben die Zeit. Morgens sie ruft, eh der Tag noch anbricht: Guten Tag, guten Tag! Wartet der Sonnen ihr Licht; Ist sie aufgangen, so jauchzt sie vor Freud, Schuͤttert die Federn, und strecket den Leib, Wendet die Augen dem Himmel hinzu, Dank sey Gott, dank sey Gott! Der du mir geben die Ruh. Blinket der kuͤhlende Thau auf der Heid, Werd ich naß, werd ich naß! Zitternd sie balde ausschreit, Fliehet der Sonne entgegen und bitt, Daß sie ihr theile die Waͤrme auch mit, Laufet zum Sande und scharret sich ein, Hartes Bett, hartes Bett! Sagt sie, und legt sich darein. Kommt nun der Waidmann mit Hund und mit Bley, Fuͤrcht mich nicht, fuͤrcht mich nicht! Liegend ich beyde nicht scheu, Steht nur der Waizen, und gruͤnet das Laub, Ich meinen Feinden nicht werde zum Raub, Aber die Schnitter die machen mich arm, Wehe mir, wehe mir! Daß sich der Himmel erbarm. Kommen die Schnitter, so ruft sie ganz keck: Tritt mich nicht, tritt mich nicht! Liegend zur Erde gestreckt. Flieht von geschnittenen Feldern hindann, Weil sie sich nirgend verbergen mehr kann, Klaget, ich finde kein Koͤrnlein darin, Ist mir leid, ist mir leid! Flieht zu den Saaten dahin. Ist nun das Schneiden der Fruͤchte vorbey, Harte Zeit! harte Zeit! Schon kommt der Winter herbey. Hebt sich zum Lande zu wandern nun fort Hin zu dem andern weit froͤhlichern Ort Wuͤnsche indessen dem Lande noch an: Huͤt dich Gott, huͤt dich Gott! Fliehet in Frieden bergan. Das Todaustreiben . Muͤndlich. S o treiben wir den Winter aus, Durch unsre Stadt zum Thor hinaus, Mit sein Betrug und Listen, Den rechten Antichristen. Wir stuͤrzen ihn von Berg und Thal, Damit er sich zu tode fall, Und uns nicht mehr betruͤge, Durch seine spaͤten Zuͤge. Und nun der Tod das Feld geraͤumt So weit und breit der Sommer traͤumt, Er traͤumet in dem Mayen, Von Bluͤmlein mancherleyen. Die Blume sproßt aus goͤttlich Wort, Und deutet auf viel schoͤnern Ort, Wer ists der das gelehret? Gott ists, der hats bescheeret. Zauberlied gegen das Quartanfieber . Reichard's Geisterreich. I. B. S. 145. „ S teh dir bey der himmlische Degen, „Jedweden halben, darin eben, „Der Leib sey dir beinern, „Das Herz sey dir steinern, 11. „Das Haupt sey gestahlet, „Der Himmel geschildet, „Die Hoͤlle versperret, „Alls Uebel sich von dir verirret!“ Also sagte Tobias zum Sohn, Und sandt ihn nach Simedion. Gott sandt ihn heim mit gutem Muth, Zum Vater heim, zum eignen Gut. Zauberformel zum Festmachen der Soldaten . Das. S. 145. H olunke, wehre dich! Probatum est. Aufgegebne Jagd . Frische Liedlein. Erster Jaͤger . I ch schwing mein Horn ins Jammerthal, Mein Freud ist mir verschwunden, Ich hab gejagt, muß abelahn, Das Wild lauft vor den Hunden, Ein edel Thier in diesem Feld Haͤtt ich mir auserkohren, Das schied von mir als ich es meld, Mein Jagen ist verloren. Fahr hin Gewild in Waldes-Lust, Ich will dich nimmer schrecken, Und jagen dein schneeweisse Brust, Ein ander muß dich wecken, Mit Jagdgeschrey, und Hundebiß, Daß du kaum moͤgst entrinnen: Halt dich in Hut, schoͤns Maidlein gut, Mit Leid scheid ich von hinnen. Zweyter Jaͤger . Kein Hochgewild ich fahen kann, Das muß ich oft entgelten; Noch halt ich stets auf Jaͤgers-Bahn, Wiewohl mir Gluͤck kommt selten: Mag ich nicht han ein Hochwild schoͤn, So laß ich mich begnuͤgen, Am Hasenfleisch, nichts mehr ich weiß, Das mag mich nicht betruͤgen. Wers Lieben erdacht . Muͤndlich. Knabe . Z um Sterben bin ich, Verliebet in dich, Deine schwarzbraune Aeugelein, Verfuͤhren ja mich:|: Bist hier oder bist dort, Oder sonst an eim Ort, Wollt' wuͤnsche, konnt rede, Mit dir ein Paar Wort. :|: Wollt' wuͤnsche es waͤr Nacht, Mein Bettlein waͤr gemacht, Ich wollt mich drein legen, Feins Liebchen darneben, Wollt s' herzen daß s' lacht. Mein Herz ist verwund't, Komme Schaͤtzl' machs gesund, Erlaub mir zu kuͤssen Dein'n purpurrothen Mund. :|: Dein purpurrother Mund, Macht Herzen gesund, Macht Jugend verstaͤndig, Macht Todte lebendig, Macht Kranke gesund. Maͤdchen . Meine Mutter hat nur Ein schwarzbraune Kuh, Wer wird sie denn melken, Wenn ich heurathen thu. :|: Saͤnger . Der dies Liedchen gemacht, Hat's Lieben erdacht, Drum wuͤnsch ich mein feins Liebchen, Viel tausend gute Nacht. :|: Ein Rundgesang von des Herrn Weingarten. Handschrift im Besitze von Clemens Brentano . I ch weiß mir einen schoͤnen Weingarten, Darinnen da ist gut Wesen: Wohlauf, wir wollen drin arbeiten, Die Weinbeer wollen wir lesen. Wohlauf, mit mir zum Weingarten, Dann es ist an der Zeit, Daß wir die Weinbeer brechen, Weil fast der Tag herscheint. So sollen wir gern drin arbeiten, Die Zeit, die geht dahin, Wer sich darin versaͤumet hat, Sie koͤmmt ihm herwieder nie. Wer sich darin versaͤumet, Wie ihm darum geschieht, Zu ihm spricht Gott der Herre: Geh hin, ich kenn' dich nicht. Die Weinbeer, die sind suͤße, Der Wein ist lauter klar, Den haben die heilgen Engel Einer Jungfrau vom Himmel herbracht. Es war kein Mann so elend nicht, Und auch so tief verwundt, Geneußt der edlen Traͤublein er, Fuͤrwahr er wird gesund. So wolln wir nicht weiter fragen, Und auch nicht mehr begehren, Wenn uns von den edlen Weinbeeren Ein Traͤublein moͤchte werden. Das Weinkorn, das hochheilige, Das kam vom Himmel herab, Einer Jungfrau unter ihr Herze, Die war heilig und klar. Sie trug es unverborgen Bis an den Weihnachttag, Da ward der Wein geboren, Der alle Ding vermag. Cedron 's Klage . Spee Trutz Nachtigal. S. 225. D a nun Abends in dem Garten, Daphnis uͤberfallen war, Und nun keinen Grimm ersparte, Stark bewehrte Moͤrderschaar, Hube suͤßlich an zu weinen, Ein so gar beruͤhmter Bach, Ließ die liebe Sternen scheinen, Er dem Daphnis trauret nach. Cedron hieß der Bach mit Namen, Wohnt an einem hohen Stein: Oft zu ihm Gesellen kamen, Damals war er doch allein, Saß in seinen gruͤnen Gruͤften, Straͤhlet seine Binsenhaar, Spielet gar mit sanften Luͤften, Dacht an keine Kriegsgefahr. Rohr, und Gras, und Wasserblaͤtter, Deckten seine Schulter bloß, Stark er sich bey feuchtem Wetter, Lehnt auf seinen Eimer groß, Doch weil er fast muͤd gelaufen, Dazumal in starkem Trab, Er ein wenig wollt verschnaufen, Goß den Eimer langsam ab. Nahm ein Roͤhrlein wohl geschnitten, Spielet seinen Waͤsserlein, Sie zum Schlafen thaͤt er bitten, Wollt sie suͤßlich saufen ein: Eya, meine Waͤsser schlafet, Schlafet meine Waͤsserlein, Nicht mit Augen immer gaffen, Eya, schlafet, schlafet ein. Kaum nun waren eingeschlafen Seine matten Waͤsserlein, Bald erklungen Wehr und Waffen, Flamm und Fackel gaben Schein, Nur von tollen vollen Knechten, Voll war alles uͤberall, Nur von Jauchzen, Springen, Fechten, Thal und Ufer gaben Schall. Cedron erstens gar erschrecket, War der Waffen ungewohnt, Bald er seine Wasser wecket, Wollte der Gefahr entgehn, Wie die Pfeil vom Bogen zielen, Lief er ab, auf nasser Meil, Rohr und Eimer ihm entfielen, Fiel auch selbst in blinder Eil. Doch weil nachmals er verspuͤret, Es nicht wider ihn gemeint, Und nur Daphnis werd gefuͤhret, Daphnis vom bekannten Feind; Ließ er ab von strengem Laufen, Fasset eine Weidenruth, Seine Wasser trieb zu Haufen Und beklagt das junge Blut. Traurig hub er an zu klagen, Bließ auf einem holen Ried, Herz und Muth ihm war zerschlagen, Sang mit Schmerzen folgend Lied: Ach, und ach, nun muß ich klagen, Daphnis, o du schoͤnes Blut! Ach, und ach, bin gar zerschlagen, Brochen ist mir Herz und Muth. Daphnis, o du schoͤner Knabe, Daphnis mir so lang bekannt, Oft bey mir du schnittest abe, Ried, und Roͤhrlein allerhand, Viel du deren hast verschlißen, Wann du spielest deiner Heerd, Seind im Blasen viel zersplißen, Waren mehr denn Goldes werth. Oft bey mir die Weide nahmen, Deine Schaͤflein silberweiß, Oft zu mir auch trinken kamen, In den Sommertagen heiß, Wann dann spieltest deinen Schaafen, Und die Roͤhrlein bliesest an, Gunten meine Waͤsser schlafen, Wankten oft von rechter Bahn. Auch die Wind sich gunten legen, Banden ihre Fluͤgel ab, Kaum den Athem thaͤten regen, Wie dann oft gespuͤret hab, Auch die Schaaf mit Luͤsten aßen, Suͤßer wurden Laub und Gras, Ja des Weidens oft vergaßen, Deine Stimm viel suͤßer was. Auch die Voͤglein kamen fliegen, Kam auch manche Nachtigal, Deinem Spielen, will nicht luͤgen, Hoͤrten zu mit großer Zahl, Saßen gegen deine Geige, Saßen dir auf deinem Rohr, Thaͤten ihnen freundlich neigen, Dann das link, dann rechtes Ohr. Schoͤne Sonn, du deinen Wagen, Ließest in gar lindem Lauf, Wann bey reinen Sommertagen, Dir nur Daphnis spielet auf, Schoͤner Mond, du deine Sternen Morgens fuͤhrtest ab zu spaͤt, Wann auch Daphnis dir von Ferne, Je zu Nachten spielen thaͤt. Schoͤne Sonn magst nunmehr trauren, Daphnis dir nicht spielet mehr, Daphnis ist von boͤsen Laurern Hingeruͤckt ohn Wiederkehr; Schoͤner Mond magst nunmehr klagen, Daphnis rastet im Verhaft, O des schweren Eisenkragen! O der kalten Kettenkraft. Mond und Daphnis, ihr allbeiden Oft enthieltet euch vom Schlaf, Kamet in Gesellschaft weiden, Du die Sterne, er die Schaf, Nicht hinfuͤhro wacht allbeyde, Schlaf, o matter Mond! entschlaf, Nie zusammen werdet weiden, Du die Sterne, er die Schaf. Ach ihr Schaͤflein, wer wird huͤten, Wer soll euch nun treiben auf? Hirten solcher Mild und Guͤte Sind nicht also guten Kaufs. O des jung und schoͤnen Knaben, Hirt und Schuͤtzen gleiche gut, Wer soll seinen Stecken haben? Taschen, Horn und Winterhut? Wer soll haben seinen Bogen? Wer den Koͤcher, Pfeil und Bolz? Die von ihm so weit geflogen, Nie gefehlet in dem Holz. Wer soll haben seine Geigen, Dulzian und Mandolin? Ach fuͤr Trauren muß ich schweigen, Ach ade! muß fließen hin. Fruͤhlingsbeklemmung . Spee Trutz Nachtigal, Coͤlln 1660. S. 34. D er truͤbe Winter ist vorbey, Die Kranich wiederkehren, Nun reget sich der Vogelschrey, Die Nester sich vermehren; Laub allgemach Nun schleicht an Tag, Die Bluͤmlein sich nun melden, Wie Schlaͤnglein krumm, Gehn laͤchelnd um Die Baͤchlein kuͤhl in Waͤlden. Der Bruͤnnlein klar, und Quellen rein, Viel hie, viel dort erscheinen, All silberweiße Toͤchterlein Der hohen Berg und Steinen; In großer Meng Sie mit Gedraͤng, Wie Pfeil von Felsen zielen, Baldrauschens her, Nicht ohn Geplerr, Und mit den Steinlein spielen. Die Jaͤgerin, Diana stolz, Auch Wald- und Wasser-Nymphen, Nun wieder frisch im gruͤnen Holz Gehn spielen, scherzend schimpfen; Die reine Sonn Schmuͤckt ihre Kron, Den Koͤcher fuͤllt mit Pfeilen; Ihr beste Roß Laͤßt lauffen los Auf marmorglatten Meilen. Mit ihr die kuͤhlen Sommerwind, All Juͤngling still von Sitten, In Luft zu spielen seyn gesinnt, Auf Wolken leicht beritten; Die Baͤum und Aest Auch thun das best, Bereichen sich mit Schatten, Wo sich verhalt Das Wild im Wald, Wenns will von Hitz ermatten. Die Meng der Voͤglein hoͤren laßt Ihr Schir von Tire Lire, Da sauset auch so mancher Ast, Als ob er musicire; Die Zweiglein schwank, Zum Vogelsang, Sich auf- und nieder neigen, Auch hoͤret man Auf gruͤnem Plan, Spazieren Laut und Geigen. Wo man nur schaut, fast alle Welt Zu Freuden sich thut ruͤsten, Zum Scherzen alles ist gestellt, Schwebt alles fast in Luͤsten; Nur ich allein Leid suͤße Pein, Unendlich werd gequaͤlet, Seit ich mit dir, Und du mit mir, O Jesu, dich vermaͤhlet. Lobgesang auf Maria . Von Balde, nach dem deutschen Musaͤum. A ch wie lang hab ich schon begehrt, Maria, dich zu loben! Nicht zwar als wie du wirst verehrt, Im hohen Himmel oben; Dieß waͤr umsonst! Mein' arme Kunst Wuͤrd an der Harfe hangen, Und dieses Lied, so sehr sie gluͤht, In tiefem Ton anfangen. Demuͤthig sey von mir gegruͤßt! Nimm gnaͤdig an dies Gruͤßen, Von dir so viel der Gnaden fließt, Als immer her kann fließen; Der dich erwaͤhlt hat, und gewollt An deinen Bruͤsten saugen, So schoͤn Er ist, so schoͤn Du bist, Er scheint dir aus den Augen. Was in der Welt so mannigfalt Ist zierlichs ausgeflossen, Hat uͤber ihre Wohlgestalt Sich ringsum reich ergossen, Des Himmels Kraft, der Erden Saft, Den Durchglanz eingeboren, Von dem empfing, den sie empfing, Vom Sohn, den sie geboren. Zwoͤlf Stern' um ihr glorwuͤrdig Haupt, Als Krone, ringsum schweben, Und jauchzen: Uns ist es erlaubt Allein sie zu umgeben! Sie triebe ab nicht Schwerdt, nicht Stab, So fest thun sie verharren; Sie ließen eh des Himmels Hoͤh, Als ihre Stelle fahren. Denn ihre Freud' und Herzenslust, Ist, dieß Gesicht anschauen, Den Mund, den Gott so oft gekuͤßt, Die Augen und Augbraunen, Die Liljenhaͤnd' Lefzen vermengt Mit Honig und mit Rosen, Die suͤße Red, die von ihr geht, Ist uͤber all Liebkosen. Dem Palmbaum ihre Laͤnge gleicht, Die Wange Turteltauben, Und ihren suͤßen Bruͤsten weicht Der Wein aus edlen Trauben; Ganz Hiazinth, von keiner Suͤnd, Noch groß, noch klein beladen, Das Adams-Gift, das alle trifft, Hat ihr nicht koͤnnen schaden. O Fuͤrstentochter! o wie schoͤn Die Tritt sind, die du zaͤhlest! Welch einen Festtag wird begehn, Dem du dich einst vermaͤhlest! Dein Braͤutigam wird bei dem Lamm Andern Gesang anstimmen, Er wird in Freud und Suͤßigkeit Ein Fisch im Meere schwimmen. O daß noch von Siena viel Der Bernhardini waͤren, Die, deren einig End und Ziel Ist diese Braut zu ehren, Er schenkte ihr all sein Begier, Lust, Hoffnung, Freud und Schmerzen, Trug, wie ich sing', den liebsten Ring, Den Diamant im Herzen. Hintan mit dir du Erdgestalt, Mit Milch und Blut gewaschen, Die doch zulezt welk wird und alt, Und dann zu Staub und Aschen; Besonders die mit falscher Muͤh, Sich Schoͤnheit nur erdichtet, Und uns ins Herz, in bitterm Scherz, Den suͤßen Giftpfeil richtet. Sag auch hiemit den Parzen ab, Die mir bisher gesponnen, Bei denen ich an meinem Grab Verloren, nicht gewonnen. Falsch und untreu sind alle drey Heimlich mit mir umgangen; An ihr Gespinnst, an ihre Kunst Sollt ich mein Leben hangen? Nein, wenn der Athem mir wird schwer, Daß ichs nicht mehr kann leiden, Soll mir den Faden nimmermehr Derselben Ein' abschneiden; Dein schoͤne Hand, dein milde Hand, O Jungfrau auserkohren, Schneid oder schon, straf oder lohn, Sonst ist alles verloren. Wenn mir geschwaͤcht sind alle Sinn', Und die Umstehenden sagen: Jezt scheidet er, jezt ist er hin, Der Puls hoͤrt auf zu schlagen! 12. Dein schoͤne Hand, dein milde Hand, O Mutter meines Lebens, Gleit uͤber mich, erquicke mich, Sonst ist es Alls vergebens. Abschied von Maria . Muͤndlich. I hrer Hochzeit hohes Fest Graͤfin Elsbeth still verlaͤßt, Geht mit reich geschmuͤcktem Haupt Wo die Waldkapell erbaut. Bringet Blumen, preiset laut, Ach wie oft sie da erbaut, Preißt Maria Geberin, Ihres Gluͤcks in frommen Sinn. Was sie haͤlt an dem Altar, Ist es Angst? Sie fuͤhlt es klar, Ihre Stunde geht vorbei, Ihr Gebet stroͤmt immer neu. „O Maria, welches Leid, „Lezte Blumen bring ich heut, „Daß ich reise, schmerzet mich, „Ob ich wiedersehe dich? „O Maria, jezt ist Zeit, „Daß ich wieder von dir scheid, „Fort ich muß, auf lange fort, „Ach Ade du Gnadenort! „Schau Maria, Mutter mein! „Laß mich dir befohlen seyn; „Ach es muß geschieden seyn, „Von dir und deinem Kindelein. „O du gnadenreiches Bild! „O Maria, Mutter mild! „O wie hart scheid ich von dir, „Wie so gern blieb ich allhier. „Meine Zunge ist mir schwer, „Meine Augen voller Zaͤhr, „Nicht mehr hell ist meine Stimm, „Gute Nacht, ich Urlaub nimm. „O Maria, neue Pein „Spuͤr ich in dem Herzen mein, „Daß ich jetzund scheiden soll, „Darum bin ich trauervoll. „O du mein lieb Herzelein, „Muß es so geschieden seyn? „Ade nun mit der Mutter dein, „Gute Nacht lieb Herzelein! „O Maria, noch die Bitt, „Mich im Tod verlasse nit, „Sey gegruͤßet tausendmal, „Ach Ade viel tausendmal!“ Also lange betet sie, Und schon lange sahe sie Ueber sich ein blankes Schwerdt: Ihr Gebet doch ruhig waͤhrt. Sie vergißt des Schwerdtes Tuͤck, In der Gnade schwebt ihr Blick, Als der Raͤuber sie gehoͤrt, Er sie im Gebet nicht stoͤrt. Als er ihren Blick vernahm, Schwere Reu ihn uͤberkam, Legte ab sein Schwerdt, sein Spies, Auf die Knie sich niederließ. „Hoher Worte fromme Schaar „Schuͤzt den Schmuck in deinem Haar, „Schuͤzt dein Leben gegen mich, „Edle Frau, ach bet fuͤr mich.“ „O Maria, noch die Bitt, „Diesen Suͤnder verlasse nit, „Loͤse ihn von Schuld und Quaal, „Ach Ade viel tausendmal.“ Und als sie nun von ihm ging, Schien ihm alle Welt gering, Buͤßt als frommer Bruder schwer, Hoͤrt, sein Gloͤcklein schallet her. Ehestand der Freude . Seladons (Greflingers) weltliche Lieder. Frankfurt 1651. S. 60. L asset uns scherzen Bluͤhende Herzen, Lasset uns lieben Ohne Verschieben, Lauten und Geigen Sollen nicht schweigen, Kommet zum Tanze, Pfluͤcket vom Kranze. Druͤcket die Haͤnde, Legt euch zum Ende, Gebet Euch Kuͤsse, Tretet die Fuͤße, Machet euch froͤhlich, Machet euch ehlich, Lasset die Narren Einsam verharren. Ehlich zu werden Dienet der Erden, Ledige Leute Mangeln der Freude; Jeder muß sterben, Machet euch Erben Euerem Gute, Namen und Blute. Lasset der Grauen Murren und Schauen, Rathen und Wissen, Wenig erspriessen; Eben sie selber Waren auch Kaͤlber, Bluͤhende Herzen Lasset uns scherzen. Amor . Muͤndlich. D es Nachts da bin ich gekommen, Treibt mit mir ein Buͤbchen viel Scherz, Wie Amor mir ists vorgekommen, Verwundet, verbindet mein Herz. Ich dacht, was sollt ich nun machen, Wenn ich mein klein Buͤbchen gedenk, So hoͤr ich die Flamme schon krachen, Schier alle Minuten ihm schenk. Ich kann es bei Tage nicht finden, Des Nachts da sucht es mich heim, Ich will ihm die Augen verbinden, Dann wird es bei Tage auch mein. Romanze vom großen Bergbau der Welt. Im Ton : Wie schoͤn leucht uns der Morgenstern. Der durch das geistliche Schlegel andaͤchtige Berg-Reihen das Gedinge sei- nes Glaubens herausschlagende Bergmann. Anno 1712. S. 56-61. A uf! richtet Augen, Herz und Sinn Zu jenen blauen Bergen hin, Da Gott der Berg-Herr thronet! Fahrt von der Erde tiefen Bahn In gruͤnen Hoffnungs-Kleidern an, Wo milder Segen wohnet; Betet, tretet Im Gemuͤthe Zu der Guͤte, Die beschweret, Was den Leib und Geist ernaͤhret. Gott hat in diesem Erdenball So mancher Erze reichen Fall Mit weiser Hand verborgen. Gold, Silber, Kupfer auf sein Wort, Streicht in den edlen Gaͤngen fort, Die Menschen zu versorgen, Maͤchtig, praͤchtig Durch die Floͤtzen Heißt er setzen Die Metallen, Daß sein Ruhm muß herrlich schallen. Es steht so manches rauhe Land In Werken seiner Wunder-Hand Macht, Kraft und Weisheit spielen, Wo man kein zartes Bluͤmchen spuͤrt, Kein Fruͤhlings-Gras sich gruͤn auffuͤhrt, Muß die Natur erzielen, Lichte, dichte Berggeschicke Zum Geluͤcke, Die erweisen, Wie man soll den Schoͤpfer preisen. Es streicht in diesem Erdenhaus Im Erz zu hellen Tage aus Des großen Vaters Liebe, Die wittert vor bei Tag und Nacht, Aus jeden Stollen, Kluft und Schacht; Die weissen Quarzgeschiebe Geben eben Wie die Gaͤnge Durch die Menge Zu erkennen, Was wir Vater-Guͤte nennen. Denn da sieht ihren milden Gott Die Armuth nach dem herben Spott, Und vielen Zaͤhren-Triefen. Wenn das Vermoͤgen ist verwuͤst, Und alle Mittel zugebuͤßt, Kommt aus der schwarzen Tiefen Letzlich, ploͤtzlich Reiche Beute Fuͤr die Leute, Die vertrauen Gott, und glaͤubig auf ihn bauen. Drum rufen wir auch diesen an, Der fuͤndige Gebirge kann Eroͤffnen und erhalten; Er wolle mit der Segens-Hand Auch uͤber unser Sachsenland Forthin genaͤdig walten; Hoͤren, Lehren, Wenn wir schuͤrfen Und beduͤrfen Huͤlf und Rathen, Sonst ists nichts mit unsern Thaten. O großer Grundherr aller Welt! Weil deine Vorsicht uns erhaͤlt Auch von der Erden Schaͤtzen; Bescheere gutes Erz allhier, Und laß die Gaͤnge, Macht und Zier In ewge Teufen setzen. Kluͤglich, tuͤglich Laß uns bauen Ohne Grauen, Mittel finden, Und den Mangel uͤberwinden. Zaͤhl uns in Assers Stamm mit ein, Und laß uns so gesegnet seyn, Daß Erz an Schuhen klebe, Daß sich kein edler Gang abschneid, Und uns vergnuͤge jederzeit, Viel reichen Vorrath gebe. Groͤß're, beß're, Sieh aufs Gleiche, Daß der Reiche Dem nicht schade, Der beduͤrftig deiner Gnade. Doch bitten wir dich, Herr! zugleich, Mach' uns zuerst am Geiste reich, Mit himmlischer Genuͤge; Daß unser Gang zu dir gericht, Die Stunde ja veruͤcke nicht, Noch tausend Mittel kriege, Handel Wandel, Sey gerichtig Und vorsichtig Laß uns bleiben, Weil wir hier das Bergwerk treiben. Schenk uns nur, allerhoͤchster Hort! Was Christus hat gefoͤrdert dort Aus seiner Leidens-Grube, Da er zum Lebens-Gange brach, Und hieß uns alle folgen nach, Die Beuten, die er hube, Muthig, blutig, Durch die Kluͤfte Seine Huͤfte Hilft uns wallen, Wenn des Leibes Schacht muß fallen. Die Welt ist unser Golgatha, Wo ein Kreuzgang dem ander nah: Laß Zion uns erblicken, Und Karmel, da in stolzer Ruh, Elias ruft der Knappschaft zu, Weit von den Erdgeschicken: Gluͤck auf! Blick auf! Komm gefahren Vor den Jahren, Komm in Spruͤngen Von ber Sabaths-Schicht zu singen. Drum fuͤhr' uns einst, wie Simeon, Auf einer sanften Fahrt davon, Zu deinen Friedenszechen, Wo man das neugeborne Kind, Auch den Erz-Engel maͤchtig find, Und Freuden-Gold kann brechen: Oedes, schnoͤdes, Muͤssen merken Die Gewerken Hier in Hoffen, Bis sie dort den Gang getroffen. Husarenbraut . Fliegendes Blat aus dem siebenjaͤhrigen Kriege. W ir Preussisch Husaren, wann kriegen wir Geld? Wir muͤssen marschiren ins weite Feld, Wir muͤssen marschiren dem Feind entgegen, Damit wir ihm heute den Paß noch verlegen. Wir haben ein Gloͤcklein, das lautet so hell, Das ist uͤberzogen mit gelbem Fell, Und wenn ich das Gloͤcklein nur laͤuten gehoͤrt, So heißt es: Husaren, auf euere Pferd! Wir haben ein Braͤutlein uns auserwaͤhlt, Das lebet und schwebet ins weite Feld, Das Braͤutlein, das wird die Standarte genannt, Das ist uns Husaren sehr wohl bekannt. Und als dann die Schlacht voruͤber war, Da einer den andern wohl sterben sah! Schrie einer zum andern: Ach! Jammer, Angst und Noth, Mein lieber Kamerad ist geblieben todt. Das Gloͤcklein es klinget nicht eben so hell, Denn ihm ist zerschossen sein gelbliges Fell, Das silberne Braͤutlein ist uns doch geblieben, Es thuet uns winken, was hilft das Betruͤben. Wer sich in Preussischen Dienst will begeben, Der muß sich sein Lebtag kein Weibchen nicht nehmen: Er muß sich nicht fuͤrchten vor Hagel und Wind, Bestaͤndig verbleiben und bleiben geschwind. Das Straßburger Maͤdchen . Fliegendes Blat. E s trug das schwarzbraun Maͤdelein Viel Becher rothen Wein, Zu Straßburg auf der Straßen, Begegnet ihr allda Ein wunderschoͤner Knab, Er thut sie wohl anfassen. „Laß ab, laß ab, ey lasse ab, „Mein wunderschoͤner Knab, „Mein Muͤtterlein thut schelten, „Verschuͤtte ich den Wein, „Den rothen kuͤhlen Wein, „Der Wein thut sehr viel gelten.“ Bald hat das schwarzbraun Maͤdelein, Verloren ihr Pantoͤffelein, Sie kanns nicht wieder finden, Sie suchet hin, sie suchet her, Verliere nicht den andern mehr, Noch unter dieser Linde. Denn zwischen zwey Berg und tiefe Thal, Ins gruͤne ebne Thal, Da fließt ein schiffreich Wasser, Wer sein Feinslieb nicht will, Wen sein Feinslieb nicht will, Die muͤssen sich fahren lassen. Zwey Roͤselein . Muͤndlich am Neckar. Knabe . G eh ich zum Bruͤnnelein, Trink aber nicht, Such ich mein Schaͤtzelein, Finds aber nicht. Setz ich mich so allein Aufs gruͤne Gras, Fallen zwei Roͤselein Mir in den Schoß. Diese zwei Roͤselein Gelten mir nicht, Ists nicht mein Schaͤtzelein, Die sie mir bricht? Diese zwei Roͤselein Sind rosenroth, Lebt noch mein Schaͤtzelein, Oder ists todt. Wend ich mein Aeugelein Rum und um her, Seh ich mein Schaͤtzelein Beim andern stehn. Wirft ihn mit Roͤselein, Treffen mich thut, Meint sie waͤr ganz allein, Das thut kein gut. Waͤrst du mein Schaͤtzelein, Waͤrst du mir gut? Steck die zwei Roͤselein Mir auf den Hut. Maͤdchen . Wirst doch nicht reisen fort, Hast ja noch Zeit. Knabe . Ja ich will reisen fort, Mein Weg ist weit. Hin, wo ihr treue Lieb Kein Maͤgdlein bricht. Maͤdchen . Schatz nimm zu Hauß vor Lieb, Hin findst du nicht. Roͤßlein am Strauche bluͤhn Ewig doch nicht, Lieb ist so lang nur gruͤn, Bis man sie bricht. Nimm die zwei Roͤselein Auf deinen Hut, Ewig beinander sein Thut auch kein gut. Wenn die zwei Roͤselein Nicht mehr sind roth, Werf sie in Fluß hinein, Denk ich waͤr todt. Knabe . Bist du todt alzumahl, Thut mirs nicht leid, Untreu findt uͤberall, Wen sie erfreut. Das Maͤdchen und die Hasel . Herder's Volkslieder. I. B. S. 109. E s wollt ein Maͤdchen Rosen brechen gehn, Wohl in die gruͤne Heide, Was fand sie da am Wege stehn? Eine Hasel, die war gruͤne. „Guten Tag, guten Tag, liebe Hasel mein, „Warum bist du so gruͤne?“ „Hab' Dank, hab' Dank, wackres Maͤgdelein, „Warum bist du so schoͤne?“ „Warum daß ich so schoͤne bin, „Das will ich dir wohl sagen: „Ich eß' weiß Brod, trink kuͤhlen Wein, „Davon bin ich so schoͤne.“ „Ißt du weiß Brod, trinkst kuͤhlen Wein, „Und bist davon so schoͤne: „So faͤllt alle Morgen kuͤhler Thau auf mich, „Davon bin ich so gruͤne.“ „So faͤllt alle Morgen kuͤhler Thau auf dich, „Und bist davon so gruͤne? „Wenn aber ein Maͤdchen ihren Kranz verliert, „Nimmer kriegt sie ihn wieder.“ „Wenn aber ein Maͤdchen ihren Kranz will behalten, „Zu Hause muß sie bleiben, „Darf nicht auf alle Narrentaͤnz' gehn; „Die Narrentaͤnz' muß sie meiden.“ „Hab Dank, hab Dank, liebe Hasel mein, „Daß du mir das gesaget, „Haͤtt' mich sonst heut auf'n Narrentanz bereit, „Zu Hause will ich bleiben.“ Die Koͤnigstochter aus Engelland . Kirchengesaͤnge. Coͤln 1625. S. 672. V ionetus in Engelland War Koͤnig maͤchtig sehr, 13. Sein Tochter, Ursula genannt, Der Jungfrauschaft ein Ehr; Weil sie mit Christi Blut erkauft, Und nach des Hoͤchsten Will getauft, Hat sie sich ihm vermaͤhlt allein, In Keuschheit stets zu dienen rein. Sieh da, eins Heidnischen Koͤnigs Sohn, Nach Ursula stand sein Sinn, Fragt, ob sie wollte seinen Thron, Als seine Koͤnigin? Verhieß ihr Land und wilde See, Sehr große Schaͤtze zu der Eh', Sonst wollt er streiten mit Gefahr Um ihre schoͤne Jugend klar. Als Vionetus dies erhoͤrt, Bekuͤmmert er sich hart, Sein Reich wollt halten unzerstoͤrt Von Heiden boͤser Art, Darzu sein Tochter fromm und schoͤn, Wollt er dem Mann nicht zugestehn, Jedoch des Fuͤrsten Drohwort groß, Dem Herzen sein gab harten Stoß. Ursula in ihr Zimmer trat, Ausgoß vor Gott ihr Herz, Sich in des Herren Willen gab, Ohn Trauren und ohn Schmerz; In einen Schlaf fiel sie zur Hand, Alsbald ihr Gott ein Engel sandt, Derselbig bracht ihr gute Maͤhr, Was Gott der Herr von ihr begehr. Nachdem sie wohl war unterricht, Durch Engelische Lehr, Von Stund zu ihrem Vater spricht, Mit froͤhlicher Gebaͤrd: „Sey nicht betruͤbt, Gott ist mit uns, „Vor ihm besteht kein Macht, noch Kunst, „Kein Mensch mag je verlassen seyn, „Der nur auf ihn vertraut allein. „Ich will den Juͤngling nehmen an, „Doch unter dem Beding: „Daß du sammt meinem Braͤutigam „Verschaffest mir geschwind, „Zehn Fuͤrstliche Jungfraͤulein zart, „Zu den Eilftausend guter Art, „Adlich, jung, schoͤn und tugendreich, „Zu Gottes Ehr, im Himmelreich. „Dazu eilf Schiff gar wohl versehn „Mit Ruͤstung allerhand, „Daß wir drey Jahr von dannen ziehn, „So fern in fremde Land, „Und unsrer Keuschheit heilgen Preis „Erhalten rein durch diese Reiß, „Dem Braͤutigam im Himmels-Thron, „Herrn Jesu Christ, Mariaͤ Sohn.“ Da nun der Koͤnig dis verstund, Ward er von Herzen froh, Der Heiden Botschaft in der Stund Sprach unverzaget zu: „Will euer Fuͤrst mein Tochter han, „So soll er sich erst taufen lahn, „Und geben Jungfraun edler Art, „Und Schiffe zu der großen Fahrt.“ Die edle Botschaft Urlaub nahm, Wohl zu derselben Weil, Zu ihres Koͤnigs Sohne kam Geschwind in aller Eil, Da hielt man Spiel und Freuden-Fest, Der junge Prinz erkennen laͤst, Er sei bereit ein Christ zu sein, Und sich gar bald zu stellen ein. Eilend die Koͤnge gleicher Hand, Die eilf Schiff kaufen ein, Erkiesen auch durch ihre Land, Die Zahl der Jungfraͤulein; Da schauet man viel junges Blut, An Ehr und Adel trefflich gut, Sie eilen nun in wenig Tag, Der neuen Koͤnigin schon nach. St. Ursula sie froh umfangt, Die edelen Gespielen gut, Dem lieben Gott von Herzen dankt, Fuͤr all dies keusche Blut, Zeigt ihnen ihr Vorhaben an, Gab allen auch recht zu verstehn, Was zu der Seeligkeit gehoͤr, Damit sie nie die Suͤnde stoͤr. Sie nahmen all den Glauben an, Und liebten Keuschheit sehr, Das Vaterland auch gern verlahn, Und gaben sich aufs Meer, Da schifften sie sich froͤhlich hin, Zu suchen geistlichen Gewinn, Jezt kommt ein Wind von Gottes Hand, Der sezt sie an ein fremdes Land. Den Rheinstrom sie da ohne Schad Auffuhren sicherlich, Bis sie nach Coͤlln zur heilgen Stadt, O Coͤlln, des freue dich! Zu Ursula da ein Engel schon Sagt: „Reiset fort und kommt gen Rom, „Verrichtet eure Andacht dort, „Kehrt wieder dann zu diesem Ort.“ Des andern Tags am Morgen fruͤh, Sprach sie so gnadenreich: „Was mir verkuͤndet in der Ruh, „Das hoͤret an zugleich, „Wir ziehn gen Rom und wieder her, „Nach Gottes Will und Engelslehr; „Fuͤr Alles wird uns dann zu Lohn, „Jungfraulichkeit und Marterkron.“ Da hoͤrt man von den Jungfraun schoͤn, Danksagung und groß Lob, Daß Gott sie wollt zu sich erhoͤhn, Durch Noth und Maͤrtrer-Tod. Gen Basel schifften auf dem Fluß, Dann giengen sie zu Fuß, Bis daß sie kommen in die Stadt, Da Petrus seinen Sitz noch hat. Als sie ihr Andacht da verricht In jungfraͤulicher Still, Sie haben sich zuruͤck gericht, Gen Coͤln nach Gottes Will; Von Hunnen da mit Schwerdt und Pfeil Getoͤdtet sind zu ihrem Heil, Darum sie jezt mit Engeln rein, Hell singen, jubiliren fein. Schall der Nacht . Simplicissimi Lebenswandel. Nuͤrnberg 1713. I. B. S. 28. K omm Trost der Nacht, o Nachtigall! Laß deine Stimm mit Freuden-Schall Aufs lieblichste erklingen, Komm, komm, und lob den Schoͤpfer dein, Weil andre Voͤgel schlafen seyn, Und nicht mehr moͤgen singen; Laß dein Stimmlein Laut erschallen, denn vor allen Kannst du loben Gott im Himmel, hoch dort oben. Obschon ist hin der Sonnenschein, Und wir im Finstern muͤssen seyn, So koͤnnen wir doch singen Von Gottes Guͤt und seiner Macht, Weil uns kann hindern keine Nacht, Sein Loben zu vollbringen. Drum dein Stimmlein Laß erschallen, denn vor allen Kannst du loben Gott im Himmel, hoch dort oben. Echo, der wilde Wiederhall, Will seyn bei diesem Freudenschall, Und laͤßet sich auch hoͤren; Verweist uns alle Muͤdigkeit, Der wir ergeben allezeit, Lehrt uns den Schlaf bethoͤren. Drum dein Stimmlein Laß erschallen, denn vor allen Kannst du loben Gott im Himmel, hoch dort oben. Die Sterne, so am Himmel stehn, Sich lassen Gott zum Lobe sehn, Und Ehre ihm beweisen; Die Eul' auch, die nicht singen kann, Zeigt doch mit ihrem Heulen an, Daß sie auch Gott thu preisen. Drum dein Stimmlein Laß erschallen, denn vor allen Kannst du loben Gott im Himmel, hoch dort oben. Nur her, mein liebstes Voͤgelein! Wir wollen nicht die faulsten seyn, Und schlafen liegen bleiben, Vielmehr bis daß die Morgenroͤth Erfreuet diese Waͤlder-Oed, In Gottes Lob vertreiben; Laß dein Stimmlein Laut erschallen, denn vor allen Kannst du loben Gott im Himmel, hoch dort oben. Große Waͤsche . Frische Liedlein und muͤndlich. D er Mai will sich mit Gunsten, Mit Gunsten beweisen, Pruͤf' ich an aller Voͤgelein Gesang, Der Sommer koͤmmt, vor nicht gar lang Hoͤrt ich Frau Nachtigal singen, Sie sang recht wie ein Saitenspiel: „Der Mai bald will „Den lichten Sommer bringen, und zwingen „Die Jungfraͤulein zu Springen und Singen. „Jedoch so sind die Kleider „Mir leider zerrissen, „Ich schaͤme mich vor andrer Maͤgdlein Schaar, „Mit meinen Schenklein geh ich bar, „Weil ich grad waschen wollte, „Der Reif und auch der kalte Schnee „That mir wohl weh, „Ich will als Waschgesellen bestellen, „Die Jungfraun an den hellen Waldquellen. „Komm, komm, lieb, lieb, Agnette, „Margretha, Sophia, „Elisabetha, Amaleya traut, „Sibilla, Lilla, Frau Gertraut, „Kommt bald ihr Maͤgdlein schoͤne, „Kommt bald und wascht euch saͤuberlich, „Und schmuͤcket mich.“ Da kamen die Jungfrauen im Thaue Sich waschen und beschauen, ja schauen. Ich dank Frau Nachtigallen, Vor Allen mein Gluͤcke, Daß sie zum Waschen rief die holde Schaar, Mit ihren Schenklein giengens bar, Das Wasser ward nicht truͤbe, Der Jugendglanz, der Maienschnee That ihm nicht weh; Doch mich wirds nicht mehr kuͤhlen im Schwuͤlen, Im Sommer werd ichs fuͤhlen, ja fuͤhlen. Der Palmbaum . Simon Dach. A nnchen von Tharau ist, die mir gefaͤllt, Sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld. Annchen von Tharau hat wieder ihr Herz Auf mich gerichtet in Lieb und in Schmerz. Annchen von Tharau, mein Reichthum, mein Gut, Du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut! Kaͤm' alles Wetter gleich auf uns zu schlahn, Wir sind gesinnet, bei einander zu stahn. Krankheit, Verfolgung, Betruͤbniß und Pein, Soll unsrer Liebe Verknotigung seyn. Recht als ein Palmenbaum uͤber sich steigt, Je mehr ihn Hagel und Regen anficht, So wird die Lieb in uns maͤchtig und groß, Durch Kreuz, durch Leiden, durch allerlei Noth. Wurdest du gleich einmal von mir getrennt, Lebtest da, wo man die Sonne kaum kennt; Ich will dir folgen, durch Waͤlder, durch Meer, Durch Eis, durch Eisen, durch feindliches Heer. Annchen von Tharau, mein Licht, meine Sonn, Mein Leben schließ ich um deines herum. Der Fuhrmann . Fliegendes Blat. E s thaͤt ein Fuhrmann ausfahren, Wohl vor das hohe hohe Haus, Da guckt die Schoͤne dort, Ja dort, zum hohen Fenster raus. Der Fuhrmann schwenkte sein Huͤtel, Bot der dort einen guten, guten Tag; Schoͤn Dank, schoͤn Dank, Herr Fuhrmann, Spannt nur aus, bleibt heut noch da. Frau Wirthin, ist sie darinnen, Hat sie gut Bier, gut Bier und Wein, Schenk sie der Schoͤnen dort, Ja dort, von dem allersuͤßten ein. Was zog er aus seiner Tasche, Drey hundert Dukaten an Gold, Gab sie der Schoͤnen dort, ja dort, Sie sollte sich kaufen einen rothen Rock. Sie stieg auf hohe Berge, Schaut runter aufs tiefe tiefe Thal, Sie sieht den falschen Fuhrmann, ja Fuhrmann, Bey dem schwarzbraunen Maͤgdlein stehn. Die dort, die wandte sich umme, Ihre Aeuglein wurden, wurden naß, Fahr nur hin, du falscher Fuhrmann, ja Fuhrmann, Dieweil du mich betrogen hast. Pfauenart . Eschenburgs alte Denkmaͤhler S. 463. L eucht't heller denn die Sonne, Ihr beiden Aeugelein! Bei dir ist Freud und Wonne, Du zartes Jungfraͤulein, Du bist mein Augenschein, Waͤr ich bei dir allein, Kein Leid sollt mich anfechten, Wollt allzeit froͤhlich seyn! Dein Gang ist aus dermaßen, Gleichwie der Pfauen Art; Wenn du gehst auf der Straßen, Gar oft ich deiner wart, Ob ich gleich oft muß stehen Im Regen und im Schnee, Kein Muͤh soll mich verdrießen, Wenn ich dich Herzlieb seh. Der Schildwache Nachtlied. Muͤndlich. „ I ch kann und mag nicht froͤhlich seyn, „Wenn alle Leute schlafen, „So muß ich wachen, „Muß traurig seyn.“ „Ach Knabe du sollst nicht traurig seyn, „Will deiner warten „Im Rosengarten, „Im gruͤnen Klee.“ „Zum gruͤnen Klee, da komm ich nicht, „Zum Waffengarten „Voll Helleparten „Bin ich gestellt.“ „Stehst du im Feld, so helf dir Gott, „An Gottes Segen „Ist alles gelegen, „Wers glauben thut.“ „Wers glauben thut, ist weit davon, „Er ist ein Koͤnig, „Er ist ein Kaiser, „Er fuͤhrt den Krieg.“ Halt! Wer da? Rund! Wer sang zur Stund? Verlohrne Feldwacht Sang es um Mitternacht: Bleib mir vom Leib! Der traurige Garten . Frische Liedlein. A ch Gott, wie weh thut Scheiden, Hat mir mein Herz verwundt, So trab ich uͤber Heiden, Und traure zu aller Stund, Der Stunden der sind alsoviel, Mein Herz traͤgt heimlich Leiden, Wiewohl ich oft froͤhlich bin. Haͤt mir ein Gaͤrtlein bauet, Von Veil und gruͤnem Klee, Ist mir zu fruͤh erfroren, Thut meinem Herzen weh; Ist mir erfrorn bei Sonnenschein Ein Kraut Je laͤnger je lieber, Ein Bluͤmlein Vergiß nicht mein. Das Bluͤmlein, das ich meine, Das ist von edler Art, Ist aller Tugend reine, Ihr Muͤndlein das ist zart, Ihr Aeuglein die sind huͤbsch und fein, Wann ich an sie gedenke, So wollt ich gern bei ihr seyn. Mich duͤnkt in all mein Sinnen, Und wann ich bei ihr bin, Sie sey ein Kaiserinne, Kein lieber ich nimmer gewinn, Hat mir mein junges Herz erfreut, Wann ich an sie gedenke, Verschwunden ist mir mein Leid. Huͤt du dich . Feiner Almanach I. B. S. 113. I ch weiß mir'n Maͤdchen huͤbsch und fein, Huͤt du dich! Es kann wohl falsch und freundlich seyn, Huͤt du dich! Huͤt du dich! Vertrau ihr nicht, sie narret dich. Sie hat zwei Aeuglein, die sind braun, Huͤt du dich! Sie werd'n dich uͤberzwerch anschaun, Huͤt du dich! Huͤt du dich! Vertrau ihr nicht, sie narret dich. Sie hat ein licht goldfarbnes Haar, Huͤt du dich! Und was sie red't, das ist nicht wahr, Huͤt du dich! Huͤt du dich! Vertrau ihr nicht, sie narret dich. Sie hat zwei Bruͤstlein, die sind weiß, Huͤt du dich! Sie legt s'hervor nach ihrem Fleiß, Huͤt du dich! Huͤt du dich! Vertrau ihr nicht, sie narret dich. Sie giebt dir 'n Kraͤnzlein fein gemacht, Huͤt du dich! Fuͤr einen Narr'n wirst du geacht, Huͤt du dich! Huͤt du dich! Vertrau ihr nicht, sie narret dich. Die mystische Wurzel . Katholische Kirchengesaͤnge. Coͤln 1625. S. 91. V on Jesse kommt ein Wurzel zart, Daraus ein Zweig von Wunderart, Der Zweig ein schoͤnes Roͤslein bringt, Das wunderlich vom Zweig entspringt. Die Wurzel der Stamm Davids ist, Maria, du das Zweiglein bist, Dein Sohn, die Blum, die schoͤne Ros, Ist Gott und Mensch in deinem Schos. Der heilig' Geist von dir allein, Erschaffen hat das Kindlein fein, Gleichwie die Sonn durch ihre Kraft, Allein von Zweiglein Rosen schafft. O Wunderwerk! auf einem Stiel Stehn Roͤslein und auch Blaͤtter viel, O Wunderwerk! in Gottes Sohn Sind zwei Naturen in Person. Roth ist die Ros, gruͤn ist das Blat, Ein Zweiglein gleichwohl beide hat, Also man zwei Naturen findt, Und ein Person in diesem Kind. O Zweig! dich ziert die schoͤne Blum, Die Ros dir bring t Lob, Ehr und Ruhm, Die Ros das Zweiglein nicht verstellt, Dein Jungfrauschaft dein Kind erhaͤlt. Raͤthsel . Kurzweilige Fragen S. 23. E s ist die wunderschoͤnste Bruͤck, Daruͤber noch kein Mensch gegangen, Doch ist daran ein seltsam Stuͤck, Daß uͤber ihr die Wasser hangen, Und unter ihr die Leute gehn Ganz trocken, und sie froh ansehn, Die Schiffe segelnd durch sie ziehn, 14. Die Voͤgel sie durchfliegen kuͤhn; Doch stehet sie im Sturme fest, Kein Zoll noch Weggeld zahlen laͤßt. Wie kommt es, daß du traurig bist? Muͤndlich. Jaͤger . W ie kommts, daß du so traurig bist, Und gar nicht einmal lachst? :,: Ich seh dir's an den Augen an, Daß du geweinet hast. Schaͤferin . Und wenn ich auch geweinet hab, Was geht es dich denn an? :,: Ich wein', daß du es weißt, um Freud, Die mir nicht werden kann. Jaͤger . Wenn ich in Freuden leben will, Geh' ich in gruͤnen Wald, :,: Vergeht mir all mein Traurigkeit, Und leb wie's mir gefaͤllt. Schaͤferin . Mein Schatz ein wackrer Jaͤger ist, Er traͤgt ein gruͤnes Kleid, :,: Er hat ein zart roth Muͤndelein, Das mir mein Herz erfreut. Jaͤger . Mein Schatz ein holde Schaͤfrin ist, Sie traͤgt ein weißes Kleid, :,: Sie hat zwei zarte Bruͤstelein, Die mir mein Herz erfreun. Beide . So bin ich's wohl, so bist du's wohl Feins Lieb, schoͤns Engelskind, So ist uns allen beiden wohl, Da wir beisammen sind. Unkraut . Muͤndlich. Unkraut . W ie kommt's, daß du so traurig bist, Und gar nicht einmahl lachst? Ich seh dir's an den Augen an, Daß du geweinet hast. Gaͤrtner . Und wer ein'n stein'gen Acker hat, Dazu 'nen stumpfen Pflug, Und dessen Schatz zum Schelmen wird, Hat der nicht Kreutz genug? Unkraut . Doch wer mit Katzen ackern will, Der spann die Maͤus voraus, So geht es alles wie ein Wind, So faͤngt die Katz die Maus. Hab all mein Tag kein Gut gethan, Hab's auch noch nicht im Sinn; Die ganze Freundschaft weiß es ja, Daß ich ein Unkraut bin. Der Wirthin Toͤchterlein . Muͤndlich. B ey meines Buhlen Kopfen, Da steht ein guͤldner Schrein, Darin da liegt verschlossen, Das junge Herze mein, Wollt Gott, ich haͤtt den Schluͤssel, Ich wuͤrf ihn in den Rhein. Waͤr ich bey meinem Buhlen, Wie moͤcht mir baß gefein. Bey meines Buhlen Fuͤßen, Da fleußt ein Bruͤnnlein kalt, Wer des Bruͤnnlein thut trinken, Der juͤngt und wird nicht alt; Ich hab des Bruͤnnleins trunken, Viel manchen stolzen Trunk, Nicht lieber wollt ich wuͤnschen Meines Buhlen rothen Mund. In meines Buhlen Garten, Da steht viel edle Bluͤth, Wollt Gott, sollt ich ihr warten, Das waͤr meins Herzens Freud Die edlen Roͤßlein brechen, Denn es ist an der Zeit. Ich trau sie wohl zu erwerben, Die mir am Herzen leit. In meines Buhlen Garten, Da stehn zwey Baͤumelein, Das ein das traͤgt Muskaten, Das andre Naͤgelein; Muskaten die sind suͤße, Die Naͤglein riechen wohl, Die geb ich meinem Buhlen, Daß er mein nicht vergeß. Und der uns diesen Reihen sang, So wohl gesungen hat, Das haben gethan zween Hauer, Zu Freiberg in der Stadt; Sie haben so wohl gesungen Bey Meth und kuͤhlem Wein, Dabey da ist gesessen, Der Wirthin Toͤchterlein. Wer hat dies Liedlein erdacht . Muͤndlich. D ort oben in dem hohen Haus, Da guckt ein wacker Maͤdel raus, Es ist nicht dort daheime, Es ist des Wirths sein Toͤchterlein, Es wohnt auf gruͤner Heide. Und wer das Maͤdel haben will, Muß tausend Thaler finden, Und muß sich auch verschwoͤren, Nie mehr zu Wein zu gehn, Des Vaters Gut verzehren. Wer hat denn das schoͤne Liedel erdacht, Es habens drei Gaͤns uͤbers Wasser gebracht, Zwei graue und eine weisse; Und wer das Liedlein nicht singen kann, Dem wollen sie es pfeifen. Doktor Faust . Fliegendes Blat aus Coͤln. H oͤrt ihr Christen mit Verlangen, Nun was Neues ohne Graus, Wie die eitle Welt thut prangen, Mit Johann dem Doktor Faust, Von Anhalt war er geboren, Er studirt mit allem Fleiß, In der Hoffarth auferzogen, Richtet sich nach aller Weiß. Vierzig tausend Geister, Thut er sich citiren, Mit Gewalt aus der Hoͤllen. Unter diesen war nicht einer, Der ihm koͤnnt recht tauglich seyn, Als der Mephistophiles geschwind, Wie der Wind, Gab er seinen Willen drein. Geld viel tausend muß er schaffen, Viel Pasteten und Confekt, Gold und Silber was er wollt, Und zu Straßburg schoß er dann, Sehr vortreflich nach der Scheiben, Daß er haben konnt sein Freud, Er thaͤt nach dem Teufel schieben, Daß er vielmal laut aufschreit. Wann er auf der Post thaͤt reiten, Hat er Geister recht geschoren, Hinten, vorn, auf beiden Seiten, Den Weg zu pflastern auserkohren; Kegelschieben auf der Donau, War zu Regensburg sein Freud, Fische fangen nach Verlangen, Ware sein Ergoͤtzlichkeit. Wie er auf den heiligen Karfreitag Zu Jerusalem kam auf die Straß, Wo Christus an dem Kreuzesstamm Haͤnget ohne Unterlaß, Dieses zeigt ihm an der Geist, Daß er waͤr fuͤr uns gestorben, Und das Heil uns hat erworben, Und man ihm kein Dank erweißt. Mephistophles geschwind, wie der Wind, Mußte gleich so eilend fort, Und ihm bringen drey Ehle Leinwand, Von einem gewissen Ort. Kaum da solches ausgeredt, Waren sie schon wirklich da, Welche so eilends brachte Der geschwinde Mephistophila. Die große Stadt Portugall, Gleich soll abgemahlet sein; Dieses geschahe auch geschwind, Wie der Wind: Dann er mahlt uͤberall, So gleichfoͤrmig, Wie die schoͤnste Stadt Portugall. „Hoͤr du sollst mir jetzt abmahlen, „Christus an dem heiligen Kreuz, „Was an ihm nur ist zu mahlen, „Darf nicht fehlen, ich sag es frei, „Daß du nicht fehlst an dem Titul, „Und dem heiligen Namen sein.“ Diesen konnt er nicht abmahlen, Darum bitt er Faustum Ganz instaͤndig: „Schlag mir ab „Nicht mein Bitt, ich will dir wiederum „Geben dein zuvor gegebene Handschrift. „Dann es ist mir unmoͤglich, „Daß ich schreib: Herr Jesu Christ.“ Der Teufel fing an zu fragen: „Herr, was gibst du fuͤr einen Lohn? „Haͤts das lieber bleiben lassen, „Bey Gott findst du kein Pardon.“ Doktor Faust thu dich bekehren, Weil du Zeit hast noch ein Stund, Gott will dir ja jetzt mittheilen Die ewge wahre Huld, Doktor Faust thu dich bekehren, Halt du nur ja dieses aus. „Nach Gott thu ich nichts fragen, „Und nach seinem himmlischen Haus!“ In derselben Viertelstunde Kam ein Engel von Gott gesandt, Der thaͤt so froͤhlich singen, Mit einem englischen Lobgesang. So lang der Engel da gewesen, Wollt sich bekehren der Doktor Faust. Er thaͤte sich alsbald umkehren, Sehet an den Hoͤllen Grauß; Der Teufel hatte ihn verblendet, Mahlt ihm ab ein Venus-Bild, Die boͤsen Geister verschwunden, Und fuͤhrten ihn mit in die Hoͤll. Muͤllertuͤcke . Musikalisches Kunst-Magazin von J. F. Reichardt. I. B. S. 100. E s ging ein Muͤller wohl uͤbers Feld, Der hatt' einen Beutel und hatt' kein Geld, Er wird es wohl bekommen. Und als er in den gruͤnen Wald kam, Drey Moͤrder unter dem Weidenbaum stahn, Die hatten drey große Messer. Der eine zog seinen Beutel heraus, Drey hundert Thaler zahlt er draus: „Nimm hin fuͤr Weib und Kinder.“ Der Muͤller dacht in seinem Sinn, Es waͤr zu wenig fuͤr Weib und Kind: „Ich kanns euch nicht drum lassen.“ Der andere zog seinen Beutel heraus, Sechs hundert Thaler zahlt er draus: „Nimm hin fuͤr Weib und Kinder.“ Der Muͤller gedacht in seinem Sinn, Es waͤr genug fuͤr Weib und Kind: „Ich kanns euch wohl drum lassen.“ Und als er wieder nach Hause kam, Sein Weibchen hinter der Thuͤre fand, Fuͤr Weh konnt sie kaum reden. „Weibchen, schick dich hin, und schick dich her, „Du sollst mit mir in gruͤnen Wald gehn, „Zu deines Bruders Freunde.“ Und als sie in den gruͤnen Wald kamen, Drey Moͤrder unter dem Eichbaum standen, Die hatten drey bloße Messer. Sie kriegten sie bey ihrem krausgelben Haar, Sie schwungen sie hin, sie schwungen sie her: „Jung Fraͤulein du must sterben.“ Sie hatt' einen Bruder, war Jaͤger stolz, Er jug das Wild wohl aus dem Holz, Er hoͤrt' seiner Schwester Stimme. Er kriegt sie bey ihrer schneeweißen Hand, Er fuͤhrt sie in ihr Vaterland: „Darin sollst du mir bleiben.“ Und als drey Tag herummer waren, Der Jaͤger den Muͤller zu Gaste ladet — Zu Gast war der geladen. — „Willkommen, willkommen lieb Schwaͤgerlein, „Wo bleibet denn mein Schwesterlein? „Daß sie nicht mit ist kommen.“ „Es ist ja heut der dritte Tag, „Daß man sie auf den Kirchhof trug, „Mit ihrem Kindlein kleine.“ Er hatt' das Wort kaum ausgesagt, Sein Weibchen ihm entgegen trat, Mit ihrem Kindlein kleine. „Du Muͤller, du Mahler, du Moͤrder, du Dieb! „Du hast mir meine Schwester zu den Moͤrdern gefuͤhrt, „Gar bald sollst du mir sterben.“ Der unschuldige Tod des jungen Knaben. Fliegendes Blat. E s liegt ein Schloß in Oesterreich, Das ist ganz wohl gebauet, Von Silber und von rothem Gold, Mit Marmorstein gemauert. Darinnen liegt ein junger Knab, Auf seinen Hals gefangen, Wohl vierzig Klafter unter der Erd, Bei Ottern und bey Schlangen. Sein Vater kam von Rosenberg, Wohl vor den Thurm gegangen: „Ach Sohne, liebster Sohne mein, „Wie hart liegst du gefangen!“ „Ach Vater, liebster Vater mein, „So hart lieg ich gefangen, „Wohl vierzig Klafter unter der Erd, „Bey Ottern und bey Schlangen.“ Sein Vater zu dem Herrn hinging, Sprach: „Gebt mir los den Gefangnen, „Drey hundert Gulden geben wir, „Wohl fuͤr des Knaben Leben.“ „Drey hundert Gulden die helfen euch nicht, „Der Knabe der muß sterben, „Er traͤgt von Gold eine Kett' am Hals, „Die bringt ihn um sein Leben.“ „Traͤgt er von Gold eine Kett' am Hals, „Die hat er nicht gestohlen, „Hat ihm ein zart Jungfrau verehrt; „Dabey sie ihn erzogen.“ Man bracht den Knaben aus dem Thurm, Gab ihm die Sakramente: „Hilf reicher Christ vom Himmel hoch, „Es geht mit mir am Ende.“ Man bracht ihn zum Gericht hinaus, Die Leiter muß er steigen: „Ach Meister, liebster Meister mein, „Laß mir eine kleine Weile!“ „Eine kleine Weile laß ich dir nicht, „Du moͤchtest mir entrinnen, „Langt mir ein seiden Tuͤchlein her, „Daß ich seine Augen verbinde.“ „Ach meine Augen verbinde mir nicht, „Ich muß die Welt anschauen, „Ich seh sie heut und nimmermehr, „Mit meinen schwarzbraunen Augen.“ Sein Vater beim Gerichte stand, Sein Herz wollt ihm zerbrechen: „Ach Sohne, liebster Sohne mein, „Dein'n Tod will ich schon raͤchen.“ „Ach Vater, liebster Vater mein, „Meinen Tod sollt ihr nicht raͤchen, „Bracht meiner Seele schwere Pein, „Um Unschuld will ich sterben. „Es ist nicht um das Leben mein, „Noch um meinen stolzen Leibe, „Es ist um meine Frau Mutter daheim, „Die weinet also sehre.“ Es stund kaum an den dritten Tag, Ein Engel kam vom Himmel, Sprach: Nehmt ihn vom Gerichte ab, Sonst wird die Stadt versinken! Es waͤhret kaum ein halbes Jahr, Der Tod, der ward gerochen, Es wurden auf drey hundert Mann Des Knaben wegen erstochen. Wer ists, der uns das Liedlein sang, So frey ist es gesungen? Das haben gethan drey Jungfraͤulein, Zu Wien im Oesterreiche. Ringlein und Faͤhnlein . Aus einer ungedruckten Sammlung Minnelieder in meinem Besitz. — C. B. V or Tags ich hoͤrt, in Liebes Port, wohl diese Wort Von Waͤchters Mund erklingen: „Ist Jemand je, verborgen hie, der achte wie „Er moͤg' hindannen sprengen, „Der Tag gar hell, will kommen schnell, „Wer liebend ruht, in Frauen Hut, „Laß bald das Bett erkalten.“ „Das Firmament, schnell und behend, von Orient, „Im weissen Schein herpranget, „Fuͤrwahr ich sag', aus gruͤnem Hag, der Lerchen Schlag, „Den jungen Tag empfanget. „Drum eil' vom Ort, wer noch im Hort „Der Liebe sey, eh Jammers-Schrei „Den Muth ihm moͤg zerspalten.“ Des Waͤchters Kund in Herzensgrund mich tief ver- wundt, Und all mein Freud zerstoͤret, Des Lichtes Neid, will daß ich scheid, hoͤr suͤße Maid, Sie will vor Leid nicht hoͤren! Sich zu mir schmuͤckt, gar schaͤmlich blickt, Und nicht mehr schlief, gar schnell ich rief: „Ach Gott, wir han verschlafen!“ Zur Hand sich ragt, die werthe Magd, hierauf sie sagt: „Gut Waͤchter laß dein Schimpfen! „Um alle Welt, den Tag nicht meld, eh daß das Feld „In kuͤhlem Thau thut glimmen. „Die Zeit ist klein, daß ich und mein „Geselle gut, hie han geruht „In ehrenreicher Wonne.“ Der Waͤchter sprach: „Frau thu zur Sach, denn „Feld und Dach „Hat kuͤhler Thau umgeben, „Seit du nun hast ein fremden Gast, so hab nicht Rast, „Heiß' ihn von dannen streben. „Ich seh manch Thier in dem Revier „Von Hohl zu Hohl ja schluͤpfen wohl, „Das zeiget mir die Sonne.“ Erst ward zur Stund, uns Jammer kund im Freu- denbund, Da wir den Tag ansahen, Wohl Mund an Mund, gar suͤß verwundt im Kuß ge- sund, Und liebliches Umfahen, Ward Liebes-Scherz in Scheidens-Schmerz, Gar treu getheilt und schnell ereilt. Ach edle Frucht du weiblich Zucht, hin auf die Flucht Muß ich mich leider kehren, Gott durch sein Guͤt, dir wohl behuͤt dein rein Gemuͤth, Dein Heil moͤg er dir mehren, Fuͤrwahr ich will, bis an mein Ziel, Dein Diener seyn, Gnad! Fraue mein, Mit Wissen will ich scheiden. Allda zur Hand, ihr Haͤnd sie wand, mehr Leids ich fand, Ihr Aeuglein wurden fließen, Traut Buhle hoͤr, was ich begehr, bald wiederkehr, Der Treu laß mich genießen; Das gelobt ich ihr, sie sprach zu mir: „Ich hab dich hold, vor allem Gold, „Mir kann dich niemand leiden.“ (d. h. verleiden.) Ein Fingerlein, von Edelstein, aus ihrem Schrein, Gab mir die suͤße Fraue, Des Schloßs ein End, sie mit mir rennt, bis ich mich trennt An einer gruͤnen Aue, Sie ließ wohl hoch, so lang sie noch Mich konnt ersehn, ihr Tuͤchlein wehn, Dann schrie sie laut: „O Waffen!“ Seit macht mit Fleiß, jed Faͤhnlein weiß, im Kampfe heiß, Mich ihrer Lieb gedenken, Auf Todes-Au, in rothem Thau, seh ich mein Frau, Ihr Tuͤchlein traurig schwenken; Den Ring ich schau, ich stech und hau, 15. Hindurch ich dring und zu ihr sing: „Mein Leib ist dir behalten.“ Die Hand . Antiquarius des Elbstroms. Frankfurt 1741. S. 616. S ieh, sieh du boͤses Kind! Was man hier merklich findt, Die Hand, die nicht verweßt, Weil der, des sie gewest, Ein ungerathnes Kind, Drum bessre dich geschwind. Den Vater schlug der Sohn, Drum hat er dies zum Lohn, Er schlug ihn mit der Hand, Nun siehe seine Schand, Die Hand wuchs aus der Erd, Ein ew'ger Vorwurf waͤhrt. Martinsgans . Frische Liedlein. N ach Gras wir wollen gehn, Die Voͤgel singen schoͤn, Der Gutzgauch frey, Sein Melodey, Hallt uͤber Berg und Thal, Die Muͤhle klappt zumal; Der Muͤller auf der Obermuͤhl, Der hat der fetten Gaͤnse viel, Die Gans hat einen Kragen, Die wolln wir mit uns tragen. Der beste Vogel, den ich weis, Das ist die fette Gans, Sie hat zwei breite Fuͤße, Dazu den langen Hals, Und noch ihr Stimmlein suͤße, Ihr Fuͤß seyn gel, Ihr Stimm ist hell, Der Hals ist lang, Wie ihr Gesang: Gickack, Gickgack, Gickgack, Gickgack, Wir singen am St. Martins-Tag. Die Mutter muß gar seyn allein. Von Martin Luther aus dem J! neu-eroͤffneten herrlichen Schatze der Kin- der Gottes. Zittau bey David Richtern 1710. S. 492. S ie ist mir lieb, die werthe Magd, Und kann ihr nicht vergessen, :,: Lob, Ehr und Zucht von ihr man sagt, Sie hat mein Herz besessen, Ich bin ihr hold, Und wenn ich sollt Groß Ungluͤck han, Da liegt nichts an, Sie will mich des ergetzen Mit ihrer Lieb und Treu an mir, Die sie zu mir will setzen, Und thun all mein Begier. Sie traͤgt von Gold so rein ein Kron, Drin leuchten hell zwoͤlf Sterne, :,: Ihr Kleid ist wie die Sonne schoͤn, Das glaͤnzet hell und ferne, Und auf dem Mond Ihr Fuͤße stahn; Sie ist die Braut, Dem Herrn vertraut, Und ihr ist weh und muß gebaͤren Ein schoͤnes Kind, den edlen Sohn, Und aller Welt den Herrn, Dem ist sie unterthan. Das thut dem alten Drachen Zorn, Und will das Kind verschlingen, :,: Sein Toben ist doch ganz verlorn, Es kann ihm nicht gelingen. Das Kind ist doch Gen Himmel hoch Genommen hin, Und laͤsset ihn, Auf Erden fast sehr wuͤten: Die Mutter muß gar seyn allein, Doch will sie Gott behuͤten, Und rechter Vater seyn. Der stolze Schaͤfersmann . Elwert S. 43. U nd als der Schaͤfer uͤber die Bruͤcke trieb, Warum? Ein Edelmann ihm entgegen ritt: Hopp, hopp, hopp entgegen ritt. Der Edelmann thaͤt sein Huͤtlein ab, Warum? Er bot dem Schaͤfer 'n guten Tag: Hopp, hopp, hopp 'n guten Tag. Ach Edelmann laß dein Huͤtlein stahn, Warum? Ich bin ein armer Schaͤfersmann: Hopp, hopp, hopp ein Schaͤfersmann. Bist du ein armer Schaͤfersmann, Warum?Und hast doch Edelmanns Kleider an: Hopp, hopp, hopp Edelmanns Kleider an. Was geht dich's lumpigen Edelmann an, Warum? Wenn sie mein Vater bezahlen kann: Hopp, hopp, hopp bezahlen kann. Der Edelmann ward voll Grimm und Zorn, Warum? Er schmiß den Schaͤfer in tiefsten Thurn: Hopp, hopp, hopp in tiefsten Thurn. Als es des Schaͤfers sein Mutter erfuhr, Warum? Da macht sie fruͤh sich auf die Spur: Hopp, hopp, hopp auf die Spur. Ach Edelmann, gieb meinen Sohn heraus, Warum? Ich will dir geben eine Tonne Golds: Hopp, hopp, hopp eine Tonne Golds. Eine Tonne Golds ist mir kein Geld, Warum? Der Schaͤfer soll lenken ins weite Feld: Hopp, hopp, hopp ins weite Feld. Und als es dem Schaͤfer sein Vater erfuhr, Warum? Er machte sich fruͤh wohl auf die Spur: Hopp, hopp, hopp wohl auf die Spur. Ach Edelmann gieb meinen Sohn heraus, Warum? Ich will dir geben zwey Tonnen Golds: Hopp, hopp, hopp zwey Tonnen Golds. Zwey Tonnen Golds ist mir kein Geld, Warum? Der Schaͤfer soll lenken ins weite Feld; Hopp, hopp, hopp ins weite Feld. Und als das des Schaͤfers Schatz erfuhr, Warum? Sie machte sich fruͤh wohl auf die Spur: Hopp, hopp, hopp wohl auf die Spur. Ach Edelmann gieb meinen Schatz heraus, Warum? Ich will dir geben ein Perlenstrauß: Hopp, hopp, hopp 'n Perlenstrauß. Ein Perlenstrauß kostet mir viel Geld, Warum? Der Schaͤfer soll lenken bei dir ins Feld: Hopp, hopp, hopp bei dir ins Feld. Wenn ich ein Voͤglein waͤr . Herders Volkslieder I. B. S. 67. W enn ich ein Voͤglein waͤr, Und auch zwei Fluͤglein haͤtt, Floͤg ich zu dir; Weils aber nicht kann seyn, Bleib ich allhier. Bin ich gleich weit von dir, Bin ich doch im Schlaf bei dir, Und red mit dir; Wenn ich erwachen thu, Bin ich allein. Es vergeht keine Stund in der Nacht, Da mein Herze nicht erwacht, Und an dich gedenkt, Daß du mir viel tausendmal Dein Herze geschenkt. An einen Boten . Feiner Almanach. II. B. S. 106. W enn du zu meim Schaͤtzel kommst, Sag: Ich ließ sie gruͤßen; Wenn sie fraget, wie mirs geht? Sag: auf beyden Fuͤßen. Wenn sie fraget: ob ich krank? Sag: ich sey gestorben; Wenn sie an zu weinen fangt, Sag: ich kaͤme morgen. Weine nur nicht . Elwerts alte Reste. S. 41. W eine, weine, weine nur nicht, Ich will dich lieben, doch heute nicht, Ich will dich ehren so viel ich kann, Aber's Nehmen, 's Nehmen, Aber's Nehmen steht mir nicht an. Glaube, glaube, glaube nur fest, Daß dich mein Treu niemals verlaͤßt, Allzeit bestaͤndig, niemals abwendig, Will ich treu seyn, Aber gebunden, das geh ich nicht ein. Hoffe, hoffe, hoffe mein Kind, Daß meine Worte aufrichtig sind, Ich thu dir schwoͤren, Bei meiner Ehren, Daß ich treu bin; Aber's Heirathen, 's Heirathen, Aber's Heirathen ist nie mein Sinn. Keuzlein . Muͤndlich. I ch armes Keuzlein kleine, Wo soll ich fliegen aus, Bey Nacht so gar alleine, Bringt mir so manchen Graus: Das macht der Eulen Ungestalt, Ihr Trauern mannigfalt. Ich wills Gefieder schwingen Gen Holz in gruͤnen Wald, Die Voͤglein hoͤren singen In mancherley Gestalt. Vor allen lieb ich Nachtigal, Vor allen liebt mich Nachtigal. Die Kinder unten glauben, Ich deute Boͤses an, Sie wollen mich vertreiben, Daß ich nicht schreien kann: Wenn ich was deute, thut mir's leid, Und was ich schrei, ist keine Freud. Mein Ast ist mir entwichen, Darauf ich ruhen sollt, Sein Blaͤttlein all verblichen, Frau Nachtigal geholt: Das schafft der Eulen falsche Tuͤck, Die stoͤret all mein Gluͤck. Weinschroͤdter - Lied . Muͤndlich bey Heidelberg. W einschroͤdter, schlag die Trommel, Bis der bittre Bauer kommet, Mit den Grenadieren Must du fortmarschiren, Mit dem blauen Reiter, Auf die Galgen-Leiter: Weinschroͤdter, du must hangen, Bist bey Nacht zu Wein gegangen; Weinschroͤdter, schlag die Trommel, Bis dein bittrer Tod gekommen. Wollt ihr den Dragoner sehn, Auf der leeren Treppen stehn? Morgen thun sien henken, Der wird dran gedenken; Ey so schlag der Kukuk drein, Lieber kein Dragoner seyn. Maykaͤfer - Lied . Muͤndlich in Hessen. In Niedersachsen sagen sie Pommerland, s. Volkssagen von Ottmar (Nachtigal). Bremen 1800. S. 46. M aykaͤfer flieg, Der Vater ist im Krieg, Die Mutter ist im Pulverland, Und Pulverland ist abgebrannt. Marienwuͤrmchen . Muͤndlich. M arienwuͤrmchen setze dich, Auf meine Hand, auf meine Hand, Ich thu dir nichts zu Leide. Es soll dir nichts zu Leid geschehn, Will nur deine bunte Fluͤgel sehn, Bunte Fluͤgel, meine Freude. Marienwuͤrmchen fliege weg, Dein Haͤuschen brennt, die Kinder schrein So sehre, wie so sehre. Die boͤse Spinne spinnt sie ein, Marienwuͤrmchen flieg hinein, Deine Kinder schreien sehre. Marienwuͤrmchen fliege hin Zu Nachbars Kind, zu Nachbars Kind, Sie thun dir nichts zu Leide; Es soll dir da kein Leid geschehn, Sie wollen deine bunte Fluͤgel sehn, Und gruͤß sie alle beyde. Der verlorne Schwimmer . Muͤndlich. E s wirbt ein schoͤner Knabe Da uͤberm breiten See, Um eines Koͤnigs Tochter, Nach Leid geschah ihm Weh. „Ach Knabe, lieber Buhle, „Wie gern waͤr ich bey dir, „So fließen nun zwey Wasser „Wohl zwischen mir und dir. „Das eine sind die Thraͤnen, „Das andre ist der See, „Es wird von meinen Thraͤnen, „Wohl tiefer noch der See.“ Ja wie auf dem Pokale Zum Spiel ein Lichtlein schwebt, Wenn es beim hohen Mahle, Auf Koͤnigs Wohlseyn geht. So setzt sie auf das Wasser Ein Licht auf leichtes Holz, Das treibet Wind und Wasser, Zu ihrem Buhlen stolz. Als der es aufgefangen, Er rief aus voller Brust: „Mein Stern ist aufgegangen, „Ich schiff ihm nach mit Lust.“ Das Lichtlein auf den Haͤnden, Er schwamm zum Liebchen her, Wo mag er hin sich wenden, Ich seh sein Licht nicht mehr? Liegt er in ihrem Schooße, Sein Lichtlein wendet ab? Liegt er im Wasserschlosse, In einem nassen Grab? Die Prager Schlacht . Fliegendes Blat aus dem siebenjaͤhrigen Kriege. A ls die Preussen marschirten vor Prag, Vor Prag, die schoͤne Stadt. Sie haben ein Lager geschlagen, Mit Pulver und mit Bley ward's betragen, Kanonen wurden drauf gefuͤhrt, Schwerin hat sie da kommandirt. Darauf ruͤckte Prinz Heinrich heran, Wohl mit achzig tausend Mann: „Meine ganze Armee wollt ich drum geben, „Wenn mein Schwerin noch waͤr am Leben!“ O, ist das nicht eine große Noth, Schwerin ist geschossen todt! Drauf schickten sie einen Trompeter hinein: Ob sie Prag wollten geben ein? Oder, ob sie's sollten einschießen? Die Buͤrger ließen sichs nicht verdrießen, Sie wollten die Stadt nicht geben ein, Es sollte und muͤßte geschossen seyn. Wer hat dies Liedlein denn erdacht? Es habens drey Husaren gemacht, Unter Seydlitz sind sie gewesen, Sind auch bey Prag selbst mitgewesen: Victoria, Victoria, Victoria, Koͤnig von Preussen ist schon da! Fruͤhlingsblumen . Bragur I. B. S. 358. Geistlich veraͤndert in den Gassenhauern von Heinrich Knaußer. Frankfurt 1571. S. 32. H erzlich thut mich erfreuen, Die froͤhliche Sommer-Zeit, All mein Gebluͤt erneuen, Der May in Wollust freut, Die Lerch thut sich erschwingen Mit ihrem hellen Schall, Lieblich die Voͤgel singen, Dazu die Nachtigall. Der Kukuk mit seinem Schreien, Macht froͤhlich jedermann, Des Abends froͤhlich reihen, Die Maͤdlein wohlgethan, Spazieren zu den Brunnen, Bekraͤnzen sie zur Zeit, Alle Welt sich freut in Wonnen, Mit Reisen fern und weit. Es gruͤnet in dem Walde, Die Blumen bluͤhen frey, Die Roͤßlein auf dem Felde, Von Farben mancherley, Ein Bluͤmlein steht im Garten, Das heißt, Vergiß nit mein, Das edle Kraut zu warten, Macht guten Augenschein. Ein Kraut waͤchst in der Aue, Mit Namen Wohlgemuth, Liebt sehr die schoͤnen Frauen, Dazu die Holder-Bluͤth, Die weiß und rothe Rosen, Haͤlt man in großer Acht, Thut's Geld darum verlosen, Schoͤne Kraͤnze daraus macht. Das Kraut, Je laͤnger je lieber, An manchem Ende bluͤht, Bringt oft ein heimlich Fieber, Wer sich nicht dafuͤr huͤt, Ich hab es wohl vernommen, Was dieses Kraut vermag, Doch kann man dem vorkommen, Wem lieb ist jeder Tag. Des Morgens in dem Thaue, Die Maͤdlein grasen gehn, Gar lieblich sich anschauen, Bey schoͤnen Bluͤmlein stehn, Daraus sie Kraͤnzlein machen Und schenkens ihrem Schatz, Thun freundlich ihn anlachen, Und geben ihm ein Schmatz. Darum lob ich den Sommer, Dazu den Mayen gut, Der wendet allen Kummer, Und bringt viel Freud und Muth, Der Zeit will ich genießen, Dieweil ich Pfenning hab, Und den es thut verdrießen, Der fall die Stiegen herab. Kukuk . Fliegendes Blat. D er Kukuk auf dem Birnbaum saß, Kukuk, es mag schneien oder regnen, so wird er nicht naß. Der Kukuk rief, wird naß. Der Kukuk fliegt uͤbers Nachbar sein Haus, Kukuk, schoͤn Schaͤtzel, bist drinnen, komm zu mir heraus, Der Kukuk, der Kukuk ist draus. Ich steh dir nicht auf und laß dich nicht rein, Kukuk, du moͤchst mir der rechte Kukuk nicht seyn, Der Kukuk, der Kukuk nicht seyn. Der rechte Kukuk der bin ich ja schon, Kukuk, bin ich doch meines Vaters sein einziger Sohn, Des Kukuk, des Kukuk sein Sohn. Sein einziger Sohn der bin ich ja schon. Kukuk, zieh nur beim Schnuͤrlein, Geh rein zum Thuͤrlein, Geh selber herein, Der Kukuk ist mein. 16. Die Frau von Weissenburg . Aus Meißner's und Canzler's Quartalschrift fuͤr aͤltere Literatur. II. S. 102. Brotuff's Marsburger Chronik. W as wolln wir aber singen, Was wollt ihr fuͤr ein Lied, Ein Lied von der Frauen von Weissenburg, Wie sie ihren Herrn verrieth. Sie ließ ein Briefelein schreiben, Gar fern ins Thuͤringer Land, Zu ihrem Ludewig Buhlen, Daß er da kaͤm zur Hand. Er sprach zu seinem Knechte: Du, sattel mir mein Pferd, Wir wollen zur Weissenburg reiten, Es ist nun Reitens werth. „Gott gruͤs euch Adelheid schoͤne, „Wuͤnsch euch ein guten Tag: „Wo ist eur edler Herre, „Mit dem ich kaͤmpfen mag?“ Die Frau lenkt ihren Herren, Im Schein falsches Gemuͤths, Er reitet Nachts ganz spaͤte Mit Hunden nach dem Ried. Da Ludewig unter die Linde kam, Ja unter die Linde so gruͤn, Da kam der Herr von der Weissenburg Mit seinen Winden so kuͤhn. „Willkommen Herr von der Weissenburg, „Gott geb euch guten Muth, „Ihr sollt nicht laͤnger leben, „Denn heut diesen halben Tag.“ „Soll ich nicht laͤnger leben, „Denn diesen halben Tag, „So klag ichs Christo vom Himmel, „Der all Ding wenden mag.“ Sie kamen hart zusammen, Mit Wort und Zorn so groß, Daß einer zu dem andern Sein Armbrust abe schoß. Er sprach zu seinem Knechte: „Nun spann dein Armbrust ein, „Und schieß den Herrn von der Weissenburg, „Zur linken Seiten ein.“ „Warum soll ich ihn schießen, „Und morden auf dem Plan, „Hat er mir doch sein Lebelang, „Noch nie kein Leid gethan.“ Da nahm Ludewig den Jaͤgerspieß Selber in seine Hand, Durchrannt' den Pfalzgraf Friederich, Unter der Linden zur Hand. Er sprach zu seinem Knechte: „Reiten wir zur Weissenburg, „Da sind wir wohl gehalten, „Nach unserm Herz und Muth.“ Da er nun gegen die Weissenburg kam, Wohl unter das hohe Haus, Da sah die falsche Fraue, Mit Freuden zum Fenster aus. „Gott gruͤs euch, edle Fraue, „Bescher euch Gluͤck und Heil, „Eur Will, der ist ergangen, „Todt habt ihr euren Gemahl.“ „Ist denn mein Will ergangen, „Mein edler Herre todt, „So will ichs nicht eher glauben, „Ich seh denn sein Blut so roth.“ „Er zog aus seiner Scheiden, „Ein Schwerdt von Blut so roth; „Sieh da, du edle Fraue, „Ein Zeichen von seinem Tod.“ Sie rang ihr weisse Haͤnde, Rauft aus ihr gelbes Haar: „Huͤlfreicher Christ vom Himmel, „Was hab ich nun gethan!“ Sie zog von ihrem Finger, Ein Ringelein von Gold: „Nimm hin, du Ludewig Buhle, „Gedenk da meiner Huld.“ „Was soll mir doch das Fingerlein, „Das veracht gewonnen Gold, „Wenn ich daran gedenke, „Mein Herz wird nimmer hold.“ Des erschrack die Frau von der Weissenburg, Faßt einen traurigen Muth: „Verlaß mich holder Fuͤrste nicht, „Mein edler Herr ist todt.“ Frommer Soldaten seligster Tod . Morhof von der deutschen Poesie. Leipzig 1718. S. 313. V iel Krieg hat sich in dieser Welt Mancher Ursach erhoben; Demselben hat Gott zugesellt, Die Musik, ihn zu loben. Ihr erst Erfinder war Jubal, Des Lamechs Sohn mit Namen, Erfand Drometen- und Pfeifenschall, Konnt sie stimmen zusammen. Die Musik gut, Erweckt den Muth, Frisch unverzagt, Die Feind verjagt, Ruft stark, dran, dran, An Feind hinan, Brecht maͤchtig durch, Schlagt Gasse und Furch, Schießt, stecht und haut alles nieder, Daß keiner aufsteht wieder. Als dort Elisa weissagen sollt, Da Israel Durst litte, Sprach er: Mir bald ein Spielmann holt, Der spielt nach Davids Sitte. Auch spielt vor ihm des Herren Hand, Er thaͤte Trost weissagen: Ohn Regen, floß groß Wasser durchs Land, Der Feind wurd auch geschlagen. Drom, drari, drom, Pom, pom, pom, pom, Droml und Pfeifen gut Macht Helden Muth, Erweckt Propheten, Reizt die Poeten; In Fried und Streit, Hoͤrt mans allezeit, Musikam soll man ehren, Man kann ihr nicht entbehren. Man schreibt, daß wenn Timotheus, Nach der Dorier Weise thaͤt singen, Als ein beruͤhmter Musikus, Konnt' er in Harnisch bringen, Alexandrum Magnum den Held, Streit satt konnt er nicht werden, Bis er zwang fast die ganze Welt, Bekriegt den Kreis der Erden. Timotheus Milesius Konnt' gewaltig sing'n, That mit aufbring'n Alexandrum, Regem Magnum, Daß er in Wuth, Und Heldenmuth Faßst Schild, Schwerdt und Kriegs-Waffen, Im Grimm die Feind zu strafen. Ob theils gleich wollten weichen ab, Wie oftmals ist geschehen: Jedoch ein Loͤwenmuth ich hab' Und vorn sollt ihr mich sehen: Der Kern springt vor, die Spreu bleibt hint'n, Laßt herzhaft hier drein schlagen, Sie werden sich wohl wiederum wenden, Ihr Bruͤder thut nicht verzagen. Kierieleison, Pidi, pom, pom, pom, Lerm, Lerm, Lerm, Lerm, Sich keiner herm, Wirst gleich gepfezt, Vom Feind verlezt, Solchs thu jezt gar nicht achten, Hilf nur die Feind abschlachten. Gott selbst ist vorne mit uns dran, Thut selber fuͤr uns streiten, Der Feind nicht laͤnger stehen kann, Weicht ab auf allen Seiten: Ihr Bruͤder, setzt nur muthig drein, Die Feinde thun verzaget seyn, Der Sieg und Preis sey unser, Drom, Drari, Drom, Komm, Bruder komm, Pomp, Pomp, Pomp, Pomp, Freu dich mein Comp, Hilf frisch nachjag'n, Thu wackr drein schlag'n, Acht nicht der Beut, Sie hat ihr Zeit, Wir wollns noch wohl finden, Bleib keiner nicht dahinten. Gott Lob, ihr werthen Kriegesleut, Und streitbarn Helden gute, Den Sieg hab'n wir erhalten heut, Habt nur ein guten Muthe, Raubt und beutet was jeder findt, Doch theilts fein friedlich aus, Damit ihr Eltern, Freund, Weib und Kind Was schickt, oder bringt zu Haus. Bidi, Bom, Bom, Bom, Feldscherer komm, Und mich verbind, Bin halber blind. Hie steckt ein Pfeil, Zieht aus in Eil. Verbind mich vor, Sonst kost's mein Ohr. Verbind mich auch: Pech, Feur und Rauch! Laß mich vorgehn, Kann nicht laͤnger stehn. Lieber gebt her zu trinken, Mein Herz will mir versinken. Ein Wundarzt hat drei Angesicht, Wird erst fuͤr Gott gehalten, So oft ein Schaden wuͤtet und sticht, Koͤmmt er in Engelsgestalten, Wenn man ihn aber zahlen soll, Undank thut sich bald finden: Wollt, daß ihn dieser und jener holt, Oder muͤst gar verblinden! Undank, Undank Macht Gutthat krank, Ist ein groß Laster Fuͤr heilsame Pflaster, Halt den Arzt werth, Der verstaͤndig ihn ehrt, Des Arztes Kunst Soll bringen Gunst, In großer Noth Schafft dir ihn Gott, Kein Arztgeld soll man sparen, Gott woll' uns all' bewahren. Kein selger Tod ist in der Welt, Als wer vorm Feind erschlagen Auf gruͤner Heid, in freiem Feld, Darf nicht hoͤren groß Wehklagen; Im engen Bett sonst einer allein Muß an den Todesreihen, Hier aber findt er Gesellschaft fein, Falln mit wie Kraͤuter im Maien; Ich sag ohn Spott, Kein selger Tod Ist in der Welt, Als so man faͤllt Auf gruͤner Heid, Ohn Klag und Leid, Mit Trommeln Klang, Und Pfeifen Gesang Wird man begraben, Davon wir haben Unsterblichen Ruhm. Die Helden fromm, So setzen Leib und Blut Dem Vaterland zu gut. Die Rose . Christian Weisens drei kluͤgsten Leute. Leipzig 1684. S. 234. D ie Rose bluͤht, ich bin die fromme Biene, Und ruͤhre zwar die keuschen Blaͤtter an, Daher ich Thau und Honig schoͤpfen kann, Doch lebt ihr Glanz und bleibet immer gruͤne, Und also bin ich wohlgemuͤth, Weil meine Rose bluͤht. Die Rose bluͤht, Gott laß den Schein verziehen, Damit die Zeit des Sommers langsam geht, Und weder Frost noch andere Noth entsteht, So wird mein Gluͤck in dieser Rose bluͤhen, So klingt mein suͤßes Freuden-Lied: Ach, meine Rose bluͤht! Die Rose bluͤht, und lacht vor andern Rosen Mit solcher Zier und Herzempfindlichkeit, Daß auch mein Sinn sich zu der Pflicht erbeut, Mit keiner Blum im Garten liebzukosen, Weil Alles, was man sonsten sieht, In dieser Rose bluͤht. Die Judentochter . Muͤndlich. E s war eine schoͤne Juͤdin, Ein wunderschoͤnes Weib, Sie hatt' ein schoͤne Tochter, Ihr Haar war schoͤn geflochten, Zum Tanz war sie bereit. „Ach, liebste, liebste Mutter! „Was thut mir mein Herz so weh! „Ach, laßt mich eine Weile „Spazieren auf gruͤner Heide, „Bis daß mir's besser wird.“ Die Mutter wandt den Ruͤcken, Die Tochter sprang in die Gaß, Wo alle Schreiber saßen: „Ach liebster, liebster Schreiber! „Was thut mir mein Herz so weh.“ „Wenn du dich laͤssest taufen, „Luisa sollst du heissen, „Mein Weibchen sollst du seyn.“ „Eh ich mich lasse taufen, „Lieber will ich mich versaufen, „Ins tiefe, tiefe Meer. „Gut Nacht, mein Vater und Mutter, „Wie auch mein stolzer Bruder, „Ihr seht mich nimmermehr! „Die Sonne ist untergegangen „Im tiefen, tiefen Meer.“ Drei Reiter am Thor . Muͤndlich. E s ritten drei Reiter zum Thor hinaus, Ade! Feins Liebchen schaute zum Fenster hinaus, Ade! Und wenn es denn soll geschieden seyn, So reich mir dein goldenes Ringelein, Ade! Ade! Ade! Ja, scheiden und lassen thut weh. Und der uns scheidet, das ist der Tod, Ade! Er scheidet so manches Jungfraͤulein roth, Ade! Und waͤr doch geworden der liebe Leib, Der Liebe ein suͤßer Zeitvertreib, Ade! Ade! Ade! Ja, scheiden und lassen thut weh. Er scheidet das Kind wohl in der Wieg, Ade! Wenn werd ich mein Schaͤtzel doch kriegen? Ade! Und ist es nicht Morgen? Ach waͤr es doch heut, Es macht uns allbeiden gar große Freud, Ade! Ade! Ade! Ja, scheiden und lassen thut weh. Schlachtlied . Weckherlin S. 244. Phil. von Sittewald II. Th. S. 574. F risch auf, ihr tapfere Soldaten! Ihr, die ihr noch mit teutschem Blut, Ihr, die ihr noch mit fruͤhem Muth Belebet, suchet große Thaten. Ihr Landsleut, ihr Landsknecht, frisch auf! Das Land, die Freiheit sich verlieret, Wo ihr nicht muthig schlaget drauf, Und uͤberwindend triumphiret. Der ist ein Teutscher wolgeboren, Der von Betrug und Falschheit frey, Hat voll der Redlichkeit und Treu, Nicht Glauben, nicht Freiheit verloren. Ha, fallet in sie, ihre Fahnen Zittern aus Furcht, sie trennen sich, Ihr boͤse Sach haͤlt nicht den Stich, Drum zu der Flucht sie sich schon mahnen. Groß ist ihr Heer, boͤs ihr Gewissen, Groß ist ihr Zeug, klein ist ihr Glaub, Frisch auf! Sie zittern wie das Laub, Und waͤren gern schon ausgerissen. Herr von Falkenstein . Fliegendes Blat, auch abgedruckt in Herders Volksliedern I. Th. S. 232. E s reit der Herr von Falkenstein, Wohl uͤber ein' breite Haide. Was sieht er an dem Wege stehn? Ein Maͤdel mit weissem Kleide. „Wohin, wohinaus du schoͤne Magd? „Was machet ihr hier alleine? „Wollt ihr die Nacht mein Schlafbule seyn, „So reitet ihr mit mir heime.“ „Mit euch heimreiten, das thu' ich nicht, „Kann euch doch nicht erkennen.“ „Ich bin der Herr von Falkenstein, „Und thu mich selber nennen.“ „Seyd ihr der Herr von Falkenstein, „Derselbe edle Herre, „So will ich euch bitten um'n Gefang'n mein, „Den will ich haben zur Ehe.“ — „Den Gefangnen mein, den geb ich dir nicht, „Im Thurn muß er vertrauren. „Zu Falkenstein steht ein tiefer Thurn, „Wohl zwischen zwo hohen Mauren.“ — „Steht zu Falkenstein ein tiefer Thurn, „Wohl zwischen zwei hohen Mauren, „So will ich an den Mauren stehn, „Und will ihm helfen trauren.“ — Sie ging den Thurm wohl um und wieder um: „Feinslieb, bist du darinnen? „Und wenn ich dich nicht sehen kann, „So komm ich von meinen Sinnen.“ Sie ging den Thurm wohl um und wieder um, Den Thurm wollt sie aufschließen: „Und wenn die Nacht ein Jahr lang waͤr; „Keine Stund thaͤt mich verdrießen! „Ei duͤrft ich scharfe Messer tragen, „Wie unsers Herrn sein Knechte, „Ich thaͤt mit'm Herrn von Falkenstein, „Um meinen Herzliebsten fechten!“ — „Mit einer Jungfrau fecht ich nicht, „Das waͤr mir immer ein Schande! „Ich will dir deinen Gefangnen geben; „Zieh mit ihm aus dem Lande!“ — „Wohl aus dem Lande, da zieh ich nicht, „Hab niemand was gestohlen: „Und wenn ich was hab liegen lahn, „So darf ichs wieder holen.“ Das roͤmische Glas . Muͤndlich. S tand ich auf einem hohen Berg, Sah wohl den tiefen, tiefen Rhein, Sah ich ein Schifflein schweben, Viel Ritter tranken drein. Der juͤngste, der darunter war, Hob auf sein roͤmisches Glas, Thaͤt mir damit zuwinken: „Feins Lieb, ich bring dir das!“ „Was thust du mir zutrinken, „Was bietst du mir den Wein, „Mein Vater will mich ins Kloster thun, „Soll Gottes Dienerin seyn.“ Des Nachts wohl um die halbe Nacht, Traͤumt es dem Ritter so schwer, Als ob sein herzallerliebster Schatz Ins Kloster gangen waͤr. „Knecht, sattle mir und dir zwei Roß, „Mein Haupt ist mir so schwer, „Ich leerte gar viel mein roͤmisch Glas, „Das Schiff gieng hin und her: „Mir traͤumt', ich haͤtt' eine Nonn gesehn, „Ich trank ihr zu mein Glas, „Sie wollt nicht gern ins Kloster gehn, „Ihr Aeuglein waren naß. 17. „Halt an! Halt an am Klosterthor! „Ruf mir mein Lieb heraus!“ Da kam die aͤltste Nonn hervor, „Mein Lieb soll kommen heraus. „Kein Feinslieb ist hier innen, „Kein Feinslieb kann heraus.“ „Und wenn kein Feinslieb drinnen ist, „So steck ich an das Haus.“ Da kam Feinslieb gegangen, Schneeweis war sie gekleidt: „Mein Haar ist abgeschnitten, „Leb wohl in Ewigkeit!“ Er vor dem Kloster niedersaß, Und sah ins tiefe, tiefe Thal, Versprang ihm wohl sein roͤmisch Glas, Versprang ihm wohl sein Herz. Rosmarien . Muͤndlich. E s wollt die Jungfrau fruͤh aufstehn, Wollt in des Vaters Garten gehn, Roth Roͤslein wollt sie brechen ab, Davon wollt sie sich machen, Ein Kraͤnzelein wohl schoͤn. Es sollt ihr Hochzeitskraͤnzlein seyn: „Dem feinen Knab, dem Knaben mein, „Ihr Roͤslein roth, ich brech euch ab, „Davon will ich mir winden, „Ein Kraͤnzelein so schoͤn.“ Sie gieng im Gruͤnen her und hin, Statt Roͤslein fand sie Rosmarien: „So bist du, mein Getreuer hin! „Kein Roͤslein ist zu finden, „Kein Kraͤnzelein so schoͤn.“ Sie gieng im Garten her und hin, Statt Roͤslein brach sie Rosmarien: „Das nimm du, mein Getreuer, hin! „Lieg bei dir unter Linden, „Mein Todtenkraͤnzlein schoͤn.“ Der Pfalzgraf am Rhein . Muͤndlich. E s wohnt' ein Pfalzgraf an dem Rhein, Der ließ verjagen sein Schwesterlein, Da kam der Kuͤchenjung zu ihm: „Willkommen! Willkommen, Pfalzgraf am Rhein! „Wo ist dein schoͤnes Schwesterlein?“ „Mein Schwesterlein die kriegst du nicht, „Sie ist dir viel zu adelich, „Und du gehoͤrst zur Kuͤch hinein.“ „Warum sollt ich sie kriegen nicht, „Sie hat von mir ein Kindelein.“ „Hat sie von dir ein Kindelein, „Soll sie nicht mehr mein Schwester seyn.“ Er ließ sie geißeln drei ganzer Tag, Bis man ihr Lung und Leber sah: „Hoͤr auf, hoͤr auf, es ist genug, „Es gehoͤrt dem Koͤnig aus Engelland.“ „Gehoͤrt es dem Koͤnig von Engelland, „So kostet mich's mein ganzes Land, „Mein ganzes Land ist nicht genug, „Mein Leben muß auch noch darzu.“ Es stund nicht laͤnger als drei Tag' an, Da kam der Koͤnig aus Engelland: „Willkommen, willkommen Pfalzgraf am Rhein, „Wo ist, wo ist dein Schwesterlein?“ „Mein Schwesterlein, die ist schon todt, „Sie liegt begraben roͤslinroth.“ „Liegt sie begraben roͤslinroth, „So mußt du leiden den bittern Tod.“ Selbst zog er sein schweres goldnes Schwerdt, Und stach es dem Pfalzgrafen durch sein Herz: „Hat sie muͤssen leiden den bittern Tod, „So mußt du leiden den Schmerz.“ Vogel Phoͤnix . Aus einem alten Buche ohne Titel. P hoͤnix, der edle Vogel werth, Hat seines Gleichen nicht auf Erd, Um seinen Hals ist's goldgelb klar, Sein Leib und Fluͤgel Purpur gar; Hat auf dem Haupte eine Kron, Der hoͤchste Baum sein hoher Thron. Er wohnt und lebet lang allein, Dann stellen sich viel Voͤgel ein. Die Voͤgel sammeln fuͤr ihn frey Den Weihrauch und die Specerey, Von edlem Holz wohlriechend Aest, Sie machen aus dem alln ein Nest. Dann schwingt er druͤber sein Gefieder Am Sonnenglanze auf und nieder. Wenn er das Rauchwerk so gezuͤndt, Die Flamme sich zur Hoͤhe windt. Dann laͤßt er sich herab zur Gluth, Verbrennt sich willig wohlgemuth. Alsdann in seiner Asche wird Ein leuchtend Wuͤrmlein erst formirt, Darnach ein Vogel rein und pur, Dem vor gen gleich in der Natur. Christus, des Himmels Phoͤnix rein, Hat so gewohnt auf Erd' allein, Ein Adler stark, der uͤberwand Hoͤll, Teufel, Suͤnd und Todesband. Sein Gottheit ist die guͤldne Farb, Und sein Verdienst uns Heil erwarb. Das Purpur-Kleid er hat auch an, Auf seinem Haupt die Dornenkron. Aus rechter Lieb inbruͤnstiglich Er opfert darauf willig sich. Und man begrub ihn ehrlich frey, Mit koͤstlich edler Specerey. Also des Himmels Phoͤnix lag, Im Grab, bis an den dritten Tag, Alsdann er wieder lebend wurd' Durch seine ew'ge Geistsgeburt. Der unterirdische Pilger . Aus Bruckmanns Beschreibung aller Gebirge. E in Pilger wollt ausspuͤren Der Erd' Metallen-Geist, Da hieß man ihn spaziren, Ins Bergwerk man ihn weist, Da fuͤhrten ihre Schicht Vier Maͤnner mit zwei Weibern, Die truͤgen in den Leibern, Worauf sein Herz gericht. Er glaubts und fuhr in Stollen, Da fand er einen Held, Deß Faust vom Stahl geschwollen, Zum Schlegel sich wohl stellt, An Kleidung war er roth: Nachdem der Krieg geendet, Zur Arbeit er sich wendet, Wollt er nicht leiden Noth. Der fuhr mit harten Worten, Den fremden Landsmann an, Sprach:„Wer zeigt dir die Pforten, „Die keiner treffen kann? „Wer staͤhlet deinen Muth, „Dich so ohn Furcht zu wagen? „Wen suchst du wegzutragen, „Hat deine Brust auch Blut?“ Der Gast erschrack daruͤber, Doch gab er Antwort drauf, Sprach freundlich zu ihm:„Lieber! „Mein Held, halt mich nicht auf: „In den Berg soll ich gehen; „Vier Maͤnner stark von Leibern „Die sollen mit zwei Weibern „Allhier in Arbeit stehn. „Die Stuffen die sie puchen, „Die sollen der Zeuch seyn, „Den alle Weisen suchen, „Aus dem der Weisen Stein „Wird kuͤnstlich zugereicht, „Drum bin ich hergezogen; „Werd ich auch seyn betrogen? „Krieg ich ihn, oder nicht?“ „Du hast wohl recht vernommen, „Sagt ihm der erste klar: „Vier Maͤnner sind herkommen „Mit dem Fraun-Zimmer-Paar, „Und haben, was du willt „Besonders und zusammen, „Weil wir von einem Stammen: „Doch merke, was es gilt. „Ich zweifle noch am Kriegen, „Wir habens tief versteckt, „Den kannst du zwar besiegen „Ders leichtlich dir entdeckt, „Ich geb es warlich nicht, „Es sey denn daß im Kaͤmpfen, „Du meine Macht kannst daͤmpfen „Und mich dein Schwerdt hinricht. „Hier, hier in der Herzkammer „Trag ich den edlen Schatz: „Kannst du mit deinem Hammer „Dir dazu machen Platz, „So buͤß ich leider ein: „Denn dieses muß mir geben, „Kraft, Nahrung, Staͤrk und Leben, „Und allen, die hier seyn.“ „Du bist ein harter Knorren, „Hub drauf der Pilger an, „Ich bleib itzt unverworren „Mit dir, du Krieges-Mann, „Wiewohl ich koͤnnte thun, „Wie David mit der Schleuder, „Doch ich schon' unser beider, „Und will dich lassen ruhn.“ „Ich rath dirs, sprach der Hauer, „Tritt mir nicht auf den Fuß, „Mein Liebchen sieht auch sauer, „Im Fall sie kaͤmpfen muß; „Reiz ihre Waffen nicht, „Ist mein Zorn Leuen-Werke, „So thut sie Leuin-Werke, „Wenn man auf sie loß sticht. „Laß unsern Hauptmann sitzen, „Laß seine Frau zu Ruh: „Was kann ein Koͤnig nuͤtzen? „Die Koͤnigin dazu? „Ihr Pralen ist zu groß, „Kannst du gleich was erheben, „So must du viel ausgeben, „Eh dein Gewinn steht bloß. „Doch wirst du weiter gehen, „Ins innerste Gemach, „Wirst du sehn andre stehen, „Die fuͤllen Dach und Fach: „Bewaͤltigest du sie, „So kannst du froͤhlich leben, „Und deinem Naͤchsten geben, „Was er darf spaͤt und fruͤh!“ Der Fremde fuhr bald weiter, Und lief den Strecken nach, Kein Mensch war sein Begleiter, Er fand ein neues Dach; Da stand ein glaͤnzend Mann, Mit Kleidung wohl versehen, Den sprach der Gast mit Flehen, Gleich wie den ersten an. Der Knappe gab ihm wieder, Mit Nein! Nein! nur Bescheid: „Sollt ich und meine Bruͤder, „Uns toͤdten vor der Zeit, „Das ist zu viel begehrt: „Der Koͤnig selbst muß sterben, „Die Koͤnigin verderben, „Wird dir dein Wunsch gewaͤhrt.“ Dem Fremden stach das Fuͤnkeln Des Mannes ins Gesicht, Daß er zu allen Winkeln, Im Augenblicke richt, Ob jemand zu der Hand, Der seinen Sinn moͤcht merken, Und ihn von seinen Werken, Abtreiben mit Bestand. Er dacht ihn umzubringen, Zu rauben seinen Schatz, Meint, es wuͤrd ihm gelingen, Weil er so kriegte Platz, Den Koͤnig auf die Bahr, Sammt dem Gemahl zu legen, Dieweil durch jenes Regen, Auch lebte dieses Paar. Weil er nun ganz alleine, Greift er den Knappen an, Der mit dem klaren Scheine, Die Fremden reizen kann; Stoͤßt nach der Gurgel frei, Der schreit, Gewalt zu sparen, Er will ihm offenbahren, Was ihm annehmlich sey. Der Gast ließ sich erbitten, Und fragte: Was er sey? Der sprach: „Hinein geschritten! „Da sitzet an der Reih „Ein alt kißgrauer Mann, „Der hat mehr von den Schaͤtzen, „Der kann dich baß ergoͤtzen, „Als ich dir zeigen kann. „Es wird dir frei gelingen, „Die vorgesetzte Sach, „Und kannst ihn leicht bezwingen, „Weil er von Alter schwach: „Der ists, der Huͤter ist „An koͤniglicher Pforten, „Dem man ein zu antworten, „Den Schluͤssel hat erkießt.“ Der Fremde ging von dannen, Fand endlich einen Greiß, Der leicht zu uͤbermannen, Ohn alles Blut und Schweiß, Sein Kittel war gering, Er sah beschmutzt, elende, Und lehnt sich an die Waͤnde, Betruͤbt, weils ihm so ging. Der Pilger sprach ingleichen, Ihn um den Handstein an, Er moͤcht ihm den doch reichen; Der Geist sprach: „Lieber Mann, „Gehst du dem Zeuge nach, „Nach dem die Herrn und Fuͤrsten, „Unmenschlich brennend duͤrsten, „Wie Tantalus am Bach? „In mir kannst du ihn haben, „Ich bin schwach! sonder Muͤh, „Weil ich die theuren Gaben, „Im Magen trag allhie, „Davon mir Nahrung koͤmmt, „Und aller andrer Leibe; „Nicht, wie der mit dem Weibe, „Der uͤber dich ergrimmt. „Derselbe traͤgts im Herzen, „Und schleußts inwendig ein, „Doch macht es mir viel Schmerzen, „Soll ich Gewaͤhrs-Mann seyn? „Mein Grab ist ja dein Stoß, „Ach schone meines Lebens! „Was wuͤrgst du mich vergebens? „Ich bin alt, arm und bloß. „Ich bin der Kinder-Fresser, „Was Noth, daß du viel lochst? „Mein Nachbar hat viel besser, „Was du so emsig suchst; „Drum prahlt er also sehr, „Er ist, schau nur ein Lager, „Der Koͤnigin Herr Schwager, „Was willt du ferner mehr? „Hast du den uͤbertaͤubet, „So hast du mehr Gewinn, „Wie sehr er sich auch straͤubet, „Nimmst du sein Reichthum hin, „Viel eher, als bei mir, „Mir Armen und Verachten, „Ich geb es zu betrachten, „Was meines Stands-Gebuͤhr.“ Der Pilger trug Erbarmen, Ließ sich dies machen weiß, Dacht heimlich: Von dem Armen, Erhalt ich keinen Preiß, Eh will ich mit Gewalt Durch ritterliches Kaͤmpfen, Den naͤchsten Nachbar daͤmpfen, Giebt ers nicht alsobald. Gesegnet so den Alten, Und geht von ihm hinweg: Der mocht sich nicht enthalten, Weil jener von dem Zweck In Eil verfuͤhret war, Daß er nicht in der Stille, Sich in der grauen Huͤlle, Zulachte, gut und gar. Bei so gestalten Sachen, Sah unser Gast zuruͤck, Und sah den Schmutzbart lachen, Rief lachend: „Altes Stuͤck, „Was lachst du mich viel aus? „Sieh da! Bist du der Schleicher, „Der manchen armen Streicher „Gebracht um Hof und Haus? „Kannst du den Jaͤcken stechen, „So stech ich dir ihn auch, „Den Hals will ich dir brechen, „Wie hart auch dir der Bauch, „Treib denn mit andern Spott: „Den Schatz must du mir geben, „Wie lieb dir auch dein Leben: „Und stieß ihn also todt.“ Dis war des Reisens Ende, Der Pilger kam anheim, Und grub in eine Blende, Den jetzt gesungnen Reim. Wer sich mit dieser Sach, Einmahl auch will besachen, Schau auf des Alten Lachen, Natur die spricht: Mir nach! Herr Olof . Fliegendes Blat. H err Olof reitet spaͤt und weit, Zu bieten auf seine Hochzeitleut'; Da tanzen die Elfen auf gruͤnem Land, Erl-Koͤnigs Tochter ihm reicht die Hand. „Willkommen, Herr Olof, was eilst von hier? „Tritt her in den Reihen und tanz mit mir.“ „Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag, „Fruͤh Morgen ist mein Hochzeittag.“ „Hoͤr an, Herr Olof, tritt tanzen mit mir, „Zwei guͤldene Sporen schenk ich dir, „Ein Hemd von Seide so weiß und fein, „Meine Mutter bleichts mit Mondenschein.“ „Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag, „Fruͤh Morgen ist mein Hochzeittag.“ „Hoͤr an! Herr Olof tritt tanzen mit mir, „Einen Haufen Goldes schenk ich dir.“ „Einen Haufen Goldes nehm ich wohl, „Doch tanzen ich nicht darf noch soll.“ „Und willt, Herr Olof, nicht tanzen mit mir, „Soll Seuch und Krankheit folgen dir.“ Sie thaͤt einen Schlag ihm auf sein Herz, Noch nimmer fuͤhlt er solchen Schmerz. Sie hob ihn bleichend auf sein Pferd, „Reit heim nun zu deinem Braͤutlein werth.“ Und als er kam vor Hauses Thuͤr, Seine Mutter zitternd stand dafuͤr. „Hoͤr an, mein Sohn, sag an mir gleich, „Wie ist dein Farbe blaß und bleich!“ „Und sollt sie nicht seyn blaß und bleich, „Ich traf in Erlen Koͤnigs Reich.“ „Hoͤr an mein Sohn, so lieb und traut, „Was soll ich nun sagen deiner Braut?“ „Sagt ihr, ich sey im Wald zur Stund, „Zu proben da mein Pferd und Hund.“ Fruͤh Morgen und als es Tag kaum war, Da kam die Braut mit der Hochzeitschaar. Sie schenkten Meet, sie schenkten Wein, „Wo ist Herr Olof, der Braͤutigam mein?“ „Herr Olof, er ritt in den Wald zur Stund, „Er probt allda sein Pferd und Hund.“ Die Braut hob auf den Scharlach roth, Da lag Herr Olof, und er war todt. Ewigkeit . Katholische Kirchengesaͤnge. Coͤlln 1625. S. 620. O Ewigkeit, o Ewigkeit! Wie lang bist du, o Ewigkeit, Doch eilt zu dir schnell unsre Zeit, Gleich wie das Heerpferd zu dem Streit, 18. Nach Haus der Bot, das Schiff zum Gestad, Der schnelle Pfeil vom Bogen ab. O Ewigkeit, u. s. w. Gleich wie an einer Kugel rund, Kein Anfang und kein End ist kund; Also, o Ewigkeit an dir, Noch Ein- noch Ausgang finden wir. O Ewigkeit, u. s. w. Du bist ein Ring unendlich weit, Dein Mittelpunkt heißt Allezeit, Niemahl der weite Umkreiß dein, Weil deiner nie kein End wird seyn. O Ewigkeit, u. s. w. Hinnehmen koͤnnt ein Voͤglein klein, All ganzer Welt Sandkoͤrnlein ein: Wenns nur eins naͤhm all tausend Jahr, Nach dem waͤr nichts von ihr fuͤrwahr. O Ewigkeit, u. s. w. In dir, wenn nur all tausend Jahr Ein Aug vergoͤß ein kleine Thraͤn, Wuͤrd wachsen Wasser solche Meng, Daß Erd und Himmel waͤr zu eng. O Ewigkeit, u. s. w. Den Sand im Meer und Tropfen all, Sind nur ein Bruch der einen Zahl; Allein schwitzt uͤber dir umsonst, Die tiefste Meß- und Rechenkunst. O Ewigkeit, u. s. w. Hoͤr Mensch: So lange Gott wird seyn, So lang wird seyn der Hoͤllen Pein, So lang wird seyn des Himmels Freud, O lange Freud, o langes Leid! Der Graf und die Koͤnigstochter . Aus Meißner's Apollo. Juny 1794. S. 165. O daß ich koͤnnt' von Herzen Singen eine Tageweiß, Von Lieb' und bittern Schmerzen! Merkt auf, merkt auf mit Fleiß, Wie's einer Koͤnigstochter ging Mit einem jungen Grafen! Nun hoͤrt groß Wunderding! An ihres Vaters Tafel Saß mancher Ritter werth, Doch liebte sie den Grafen Vor allem was auf Erd, Was Gott durch seine Weisheit schuf; Aus heimlichem bangem Herzen Thaͤt sie so manchen Ruf. „Herr Gott, send mir das Gluͤcke, „Daß er mein Herz erkenn! „Loͤs mir auf Band und Stricke „Der edlen Venusin!“ Und was ihr in dem Herzen lag, Das lag wohl auch dem Grafen Im Sinn bei Nacht und Tag. Keins klagt dem andern offen, Was ihm am Herzen lag; Ein jeder thaͤte hoffen Einen guten Freudentag, Der doch zuletzt mit Jammer kam, Sie schrieben sich Liebesbriefelein, Ganz frei und ohne Scham. Darin sie sich gemeldet Von einem Brunnen kalt, Der lag so weit im Felde, Vor einem gruͤnen Wald, Wer ehe kaͤm zu des Brunnens Fluß, Der sollte des andern warten; Also war ihr Beschluß. Die Jungfrau thaͤt sich zieren In einen Mantel weis, Ihre Bruͤst' thaͤt sie einschnuͤren, Vermacht mit allem Fleis Auch sprach die edle Jungfrau schon: „Kein Mann soll mir's aufreißen, „Denn eines Grafen Sohn!“ Sie kam wohl zu dem Brunnen, Sie fand viel Lust und Freud, Sie dacht: „Ich hab gewonnen! „Mein Trauern ist zerstreut, „Aus aller Noth bin ich erloͤßt, „O daß ich saͤh hertreten „Mein Hoffnung und mein Trost.“ Zur Hand lief aus dem Walde, Eine grimme Loͤwin her. Die Jungfrau sah sie balde, Sie lief von dannen fern, Und kam nicht wieder denselben Tag; Ihren Mantel ließ sie liegen, Daraus kam Noth und Klag. Die Loͤwin warf ihre Jungen Wohl auf den Mantel gut, Der Mantel ward durchdrungen Von Schweiß und rothem Blut. Darnach die Loͤwin wieder ging Zu Walde mit ihren Jungen, Da kam der Juͤngeling. Wie er den Mantel gefunden, Besprengt mit Blute so roth, Da schrie er laut zur Stunden: „O weh! meine Liebe ist todt, „Wie sie mich nicht gefunden hat, „Hat sie sich selbst getoͤdtet. „O weh, der großen Noth! „Nun mag es Gott erbarmen!“ Thaͤt er so manchen Ruf: „O weh, o weh mir Armen, „Seither daß Gott mich schuf!“ Sein Schwerdt das zog er aus der Scheid: „Nun koͤmmts mit mir zu Ende, „Heilig Dreyfaltigkeit! „Wie hast du meiner vergessen, „Wo ist das edle Weib? „Sie haben die Thiere gefressen, „So gilts auch meinen Leib! „Sie ist durch mich gestorben hie, „Will ich ihren Leib bezahlen!“ Er fiel auf beyde Knie. „Gott segne dich, Mond, und Sonne, „Desgleichen Laub und Gras! „Gott gesegne dich, Freud und Wonne „Und was der Himmel beschloß!“ Sein Schwerdt das stach er durch sein Herz: „Es soll kein Frauenbilde, „Durch mich mehr leiden Schmerz!“ Die Sonne sank zum Abend, Die Jungfrau wieder kam Wohl zu dem Brunnen gelaufen, Ein toͤdtlich Herz vernahm, So bitterliche Klage fuͤrwahr; Sie rang ihre schneeweiße Haͤnde, Rauft aus ihr gelbes Haar. Die Jungfrau thaͤt sich neigen Wohl auf den Grafen schoͤn: „Gott gesegne dich, Erb und Eigen „Und dich koͤniglich Kron! „Desgleichen, Feuer, Wasser, Luft und Erd! „Indem thaͤt sie aufspringen, „Und zog aus ihm sein Schwerdt. „Hast du durch mich aufgeben „Land, Leute, Ehr und Gut; „Verloren hier dein Leben, „Vergossen auch dein Blut, „Weil du gemeint, ich sey ermordt, „So will ich bey dir bleiben „Ewiglich hier und dort.“ Das Schwerdt das thaͤt sie stechen Durch ihr betruͤbtes Herz. Gott woll nicht an ihr raͤchen, Den Tod mit ewgem Schmerz! Denn es wahrlich am Tage liegt, Die Lieb uͤberwindet alle Dinge In dieser betruͤbten Zeit. Moriz von Sachsen . Die Geschichten und ritterlichen Thaten Moritz Herzogs zu Sachsen, durch Leonhardt Reutter. 1553. Flugschrift. M ir kam ein schwerer Unmuth an, Ich konnt mich selber nicht verstan, Und wuste selbst nicht wie mir was, Ganz traurig auf mir selber saß, Ging in die Stadt wohl hin und wieder, Mir war nicht recht, ich legt mich nieder, Und must dem Ungluͤck geben Raum, Da fiel mir ein ein schwerer Traum. Deucht mich, wie ich zu Freiberg, Noch war mein Herz mir also schwer, Vermeint ich wollt zur Kirchen nun, Vielleicht wuͤrd' man ein Predigt thun, Ich kam zum Dom, war ganz verdrossen, Da warn alle Thuͤrn verschlossen, Ich dacht es muß nicht recht da seyn, Doch klopft ich an, man ließ mich ein. Mich fragten, was ich wollt so bald? Die ganze Kirch haͤtt' traurig Gestalt, Mit schwarzem Gewand bezogen war Die Vorkirche und auch der Altar, Viel Wappen sah ich rummer hangen. Mit Trauren mein Herz wurd' umfangen, Ich ging schnell zu der Kirchen aus, Daͤucht mich, ich wollt' zum Thor hinaus, Zum Spitalholz stand mein Begehr. Da sah ich erst ein traurig Heer, Wenig Volk, viel Faͤhnlein dabei, Die waren von Farben mancherlei, Waren zerrissen und zerplundert, In meinem Traume es mich sehr wundert, Was doch das all bedeuten thaͤt? Funfzehn schwarze Faͤhnlein man haͤtt, Die trug man um ein Leich herum, Ich erschrack sehr, und sah mich um, Da sah ich ein Haufen in schwarzem Kleid, Die trugen allesamt groß Leid, Und wollten auch mitgehn zu Grab. Nach der Leich, da ritt ein Knab, Der hatt einen schwarzen Harnisch an, Daͤucht mich es war ein Edelmann, In der Hand hatt' er ein bloßes Schwerdt, Die Spitze kehrt' er zu der Erd, Und saß so gewaltig verdrossen, Auch war der Harnisch durchschossen, Hinten unter dem Guͤrtel 'nein, Ich dacht, weß mag die Leiche seyn? Von ferne sah ich ein heidnisch Weib, Von hohem Blick, von stolzem Leib, Mit Schwerdt und Harnisch samt Sturmhauben, Gekleidet wie ein Kriegesmann, Sie sah mich also traurig an. Ich sprach: „Ach Frau, thut mir erlauben, „Auf daß ich euch moͤcht reden an.“ Sie sprach: „Was willst du von mir han, „Jezund in meinem großen Leid, „Ich geb dir uͤbelen Bescheid. „Mir ist betruͤbet all mein Sinn.“ Die Sturmhaub wurf sie traurig hin, Sie wandt ihre Haͤnd und rauft' ihr Haar, Ich fragt': „Weß ist die Todtenbahr?“ Sie antwort' mir nach kurzer Frist: „Des Herzog Moritz Leich es ist, „Den du gekannt so manchen Tag. Ich sprach: „Nun sey es Gott geklagt, „Ich hab ihn gekannt, das glaubet ihr, „Ein Wappen gab sein Gnade mir; „Wie ist er kommen um sein Leben?“ Sie konnt vor Weinen kein' Antwort geben, Sprach schluchzend: „Folg und geh mit mir, „Groß Wunder will ich sagen dir, „Wie sich der Fuͤrst in aller That, „Ritterlich wohl gehalten hat, „Er war ein theurer Held ganz werth, „Seines Gleichen lebt jetzt nicht auf Erd, „Allein daß er zu leicht geglaubt, „Das hat ihm auch sein Leben geraubt.“ Und wand ihr Haͤnde sehr zu Gott, Sie sprach: „Das ist ein großer Spott, „Das viel auf beiden Achseln tragen, „Doch darf man's vor der Welt nicht sagen, „Das hat den Fuͤrsten ums Leben bracht, „Ach, ach, ich hab es lang bedacht.“ Ich sprach: „Frau, eins verzeiht mir noch, „Und saget mir, wie heißt ihr doch?“ Zur Antwort sagte sie mir geflissen, Und sprach: „Ich heiße Frau Pallas, „Bin eine Goͤttin des Kriegs zur Hand, „That diesem Fuͤrsten auch Beistand, „Denn aller Krieg, den er anfing, „Letzlich zufrieden wohl ausging.“ Ach wie hatt ich im Traum ein Klag; Indem brach an der helle Tag. Noch konnt ich mich gar nicht bedeuten, Da that man schon zur Predigt laͤuten, Ich erwacht von dem Glocken Ton, Stund schnell auf, und zog mich an, Dacht dem Traum nach in meinem Sinn, Ging auch schnell gen Freiberg hin. Da fand ich alles in der Stadt, Wie mir die Frau gesaget hat, Ach, wie weh war mir zu Muth, Daß der theure Fuͤrst so gut, So schaͤndlich war ums Leben kommen, Das hat mich schmerzlich uͤbernommen. Ulrich und Aennchen . Herders Volkslieder. I . 79. E s ritt einst Ulrich spazieren aus, Er ritt wohl vor lieb Aennchens Haus: „Lieb Aennchen, willst mit in gruͤnen Wald? „Ich will dir lehren den Vogelsang.“ Sie gingen wohl mit einander fort, Sie kamen an eine Hasel dort, Sie kamen ein Fleckchen weiter hin, Sie kamen auf eine Wiese gruͤn. Er fuͤhrte sie ins gruͤne Gras, Er bat, lieb Aennchen niedersaß, Er legt seinen Kopf in ihren Schoos, Mit heißen Thraͤnen sie ihn begoß. „Ach Aennchen, liebes Aennchen mein, „Warum weinst du denn so sehr um ein'n? „Weinst irgend um deines Vaters Gut? „Oder weinest um dein junges Blut? „Oder bin ich dir nicht schoͤn genug?“ „Ich weine nicht um meines Vaters Gut, „Ich wein' auch nicht um mein junges Blut, „Und, Ulrich, bist mir auch schoͤn genug. „Da droben auf jener Tannen, „Eilf Jungfrauen sah ich hangen.“ „Ach Aennchen, liebes Aennchen mein, „Wie bald sollst du die zwoͤlfte seyn.“ „Soll ich denn nun die zwoͤlfte seyn? „Ich bitt, ihr wollt mir drei Schrei verleihn.“ Den ersten Schrei und den sie that, Sie rufte ihren Vater an, Den andern Schrei und den sie that, Sie ruft ihren lieben Herr Gott an, Den dritten Schrei und den sie that, Sie ruft ihren juͤngsten Bruder an. Ihr Bruder saß beim rothen kuͤhlen Wein, Der Schall der fuhr zum Fenster hinein: „Hoͤret ihr Bruͤder alle, „Meine Schwester schreit aus dem Walde.“ „Ach Ulrich, lieber Ulrich mein, „Wo hast du die juͤngste Schwester mein?“ „Dort oben auf jener Linde, „Schwarzbraune Seide thut sie spinnen.“ „Warum sind deine Schuh so blutroth? „Warum sind deine Augen so todt?“ „Warum sollten sie nicht blutroth seyn? „Ich schoß ein Turteltaͤubelein.“ „Das Turteltaͤublein, das du erschoßt, „Das trug meine Mutter unter ihrer Brust, „Das trug meine Mutter in ihrem Schooß, „Und zog es mit ihrem Blute groß.“ Lieb Aennchen kam ins tiefe Grab, Schwager Ulrich auf das hohe Rad, Um Aennchen sungen die Engelein, Um Ulrich schrieen die Raben allein. Vom vornehmen Raͤuber . Deutsches Museum. 1778. II . B. S. 459. W as wollen wir aber heben an Von Fritschen dem jungen Edelmann, Hat manchen stolzen Ritt gethan, Bis es ihm schlecht gelungen. Fritsche zu seinem Knechte sprach: „Sattle mir beide Pferde, „Wir wollen nach Goͤrlitz auf die Straßen reiten, „Die Fuhrleute wollen wir schauen.“ Da sie nach Goͤrlitz auf die Straßen kamen, Die Wagen wollten sie aufhauen, So bließ der Waͤchter auf seinem Horn, Auf dem Rathhausthurme. Fritsche zu seinem Knechte sprach: „Ich fuͤrchte wir seyn verrathen, „Wenn wir zu Seidenberg blieben, „So aͤßen wir Gesotten und Gebraten.“ Fritsche zu seinem Knechte sprach: „Ey Knecht sieh dich ein wenig um,“ Er sah den Hauptmann von Goͤrlitz herreiten Von allen Seiten mit Leuten. Der Hauptmann wider den Fritschen sprach: „Fritsche gib du dich gefangen, „Zu Goͤrlitz steht ein lichter Galgen hoch, „Daran sollt du Fritsche hangen.“ „Daß ich zu Goͤrlitz hangen soll, „Deß laß dich Gott erbarmen, „So reun mich nichts als meine Stiefel „Dazu meine gute Gesellen und Sporn.“ „Je reun dich nichts als deine Stiefel und Sporn, „Dazu deine guten Gesellen, „Reun dich nicht mehr deine kleinen Kinder, „Dazu deine schoͤne Jungfrauen?“ Der geistliche Kaͤmpfer . Aus einem Manuscript in der Sammlung von Clemens Brentano . G roß Lieb thut mich bezwingen, Daß ich muß heben an, Von einem Kaͤmpfer singen, Der war so wohlgethan. Den Kaͤmpfer will ich nennen, Daß ihr koͤnnt merken wie, Und eigentlich erkennen, Christ Gottes Sohn allhie. Der Kaͤmpfer tugendreiche, Nahm sich vor einen Sinn, Aus seines Vaters Reiche, Schickt er seinen Boten hin. Zu einer schoͤn Jungfrauen, Wohl in dem Morgenland, Die wollt er gerne schauen, Da er sein Boten sandt. Wollet ihr sie auch kennen, Die Jungfrau minniglich, Gabriel thut sie nennen, Und spricht gar tugendlich, Da er sie gruͤßt geschwinde, Sprach Ave Maria, Mit Worten also linde, Plena gratia. Er pflag auch suͤßer Worte, Bey der Jungfrauen rein, Bis sie aufschluß die Pforte, Und ließ ihn zu sich ein. Die Jungfrau beruͤhrt ihr Herze, Und sprach: „Ach wer ist der, „Der in froͤhlichem Scherze, „Begehrt zu mir her.“ Der Bot der antwortt schiere: „Er ist gewaltiglich, „Er kommt herab zu dire, „Er macht euch alle reich.“ Maria sprach mit Zuͤchten: „Ich thu keins Manns Begehren!“ „Sollst mit maͤgdlichen Fruͤchten, „Ein Kind ohn Mann gebaͤren. „Gott Sohn von Ewigkeite, „Der kommt herab zu dir,“ Sie sprach: „Ich bin bereite, „Nach deinem Wort geschehe mir.“ Die Welt die stand in Sorgen Mehr dann fuͤnf tausend Jahr, In Hoͤllengrund verborgen, Bis kam der Kaͤmpfer klar. Das wollt er wieder kehren (wenden), Der edel Kaͤmpfer werth, Sein Blut um uns verehren, Und kam herab auf Erd. Durch uns so ward er junge, Wohl bey der reinen Maid, Vom hoͤchsten Thron entsprungen, Aus Gottes Ewigkeit. Bey ihr war er zur Zeite Wohl drey und dreyßig Jahr, Eh daß er ging zu Streite, Der edle Kaͤmpfer klar. Darnach ward man ihn spuͤren, Bey der Jungfrauen klar, 19. Darum thaͤt sich aufruͤhren, So gar ein große Schaar. Sie thaͤten ihn auch fahen, So gar mit scharfer Wehr, Er ward auch hart geschlagen, Der edel Kaͤmpfer hehr. Mit Geißlen und mit Ruthen, Ein Kron mit scharfem Dorn, Das litt er durch sein Guͤte, Und suͤhnt damit den Zorn. Ein Urtheil ward gesprochen Wohl zu derselben Zeit, Sein Seite ward durchstochen, Geschlagen ans Kreuz so breit. Da stand Maria elende, Und sah den Kaͤmpfer an, Sie rang ihr schneeweiß Haͤnde, Sprach: „Wem willst mich hie lahn (lassen).“ Er sprach zu ihr mit Schmerze: „Sieh Weib, das ist dein Sohn!“ Damit brach ihm sein Herze, Den Kaͤmpfer bet ich an. Daß er uns woͤll behuͤten, Wohl vor der ewgen Pein, Maria durch dein Guͤte, So thu uns Huͤlfe-Schein. Das sey zu Lob gesungen, Maria der reinen Magd, Von ihr ist uns gelungen, Das sey ihr Lob gesagt. Dusle und Babeli . Herder's Volkslieder. I . S. 139. E s haͤtte ein Bauer ein Toͤchterli, Mit Name hieß es Babeli, Es haͤtt ein Paar Zoͤpfle, sie sind wie Gold, Drum ist ihm auch der Dusle hold. Der Dusle lief dem Vater nach: „O Vater, wollt ihr mir's Babele lahn?“ „Das Babele ist noch viel zu klein, „Es schlaͤft dies Jahr noch wohl allein.“ Der Dusle lief in einer Stund, Lief abe bis gen Solothurn, Er lief die Stadt wohl auf und ab, Bis er zum oͤbersten Hauptmann kam: „O Hauptmann lieber Hauptmann mein, „Ich will mich dingen in Flandern ein.“ Der Hauptmann zog die Seckelschnur, Gab dem Dusle drey Thaler draus. Der Dusle lief wohl wieder heim, Heim zu sein'm liebe Babelein: „O Babele liebes Babele mein, „Jezt hab i' mi' dungen in Flandern ein.“ Das Babele lief wohl hinters Haus, Es greint sich schier sein Aeugele aus: „O Babele, thu doch nit so sehr, „I' will ja wieder kommen zu dir! „Und komm ich uͤbers Jahr nit heim, „So will ich dir schreiben ein Briefelein. „Darinnen soll geschrieben stehn: „Ich will min Babele wieder sehn!“ Der eifersuͤchtige Knabe . Herder's Volkslieder. I. B. S. 38. aus dem Elsasso. E s stehen drey Stern' am Himmel, Die geben der Lieb' ihren Schein: „Gott gruͤß euch, schoͤnes Jungfraͤulein, „Wo bind' ich mein Roͤsselein hin?“ „Nimm du es, dein Roͤßlein, beim Zuͤgel, beim Zaum, „Bind's an den Feigenbaum. „Setz dich ein' kleine Weile nieder, „Und mach mir eine kleine Kurzweil.“ „Ich kann und mag nicht sitzen, „Mag auch nicht lustig seyn, „Mein Herz ist mir betruͤbet, „Feinslieb von wegen dein.“ Was zog er aus der Taschen? Ein Messer, war scharf und spitz, Er stachs seiner Lieben durchs Herze, Das rothe Blut gegen ihn spritzt. Und da ers wieder herausser zog, Von Blut war es so roth: „Ach reicher Gott vom Himmel, „Wie bitter wird mir der Tod!“ Was zog er ihr abe vom Finger? Ein rothes Goldringelein, Er warfs in fliessend Wasser, Es gab seinen klaren Schein: „Schwimm hin, schwimm her, Goldringelein! „Bis an den tiefen See! „Mein Feinslieb ist mir gestorben, „Jzt hab ich kein Feinslieb mehr.“ So gehts, wenn ein Maͤdel zwei Knaben lieb hat, Thut wunderselten gut; Das haben wir Beyd' erfahren, Was falsche Liebe thut. Der Herr am Oelberg und der Himmelsschaͤfer. Trutz Nachtigal von Spee. S. 211. Der Schaͤfer . M ond des Himmels treib zur Weide Deine Schaͤflein guͤlden gelb, Auf gewoͤlbter blauer Heide Laß die Sterne walten selbst, Ich noch neulich so thaͤt reden, Da zu Nacht ein schwacher Hirt, Aller Wegen, Steg und Pfaͤden, Sucht ein Schaͤflein mit Begierd. Und der Mond hoͤrt' was ich sagte, Nahm ein lind gestimmtes Rohr: Das er blasend zaͤrtlich nagte, Spielte seinen Sternen vor. Der Mond . Auf ihr Schaͤflein, auf zur Heiden Weidet reines Himmelblau, Daß nachher, wenn wir hier scheiden, Von euch fließt der Morgenthau. Ach wer aber dort im Garten Liegt mit seinem Hirtenstab! Wer will seiner dorten warten! Schaut ihr Sternlein, schaut herab, Haltet, haltet, ich nicht fehle: Es ist Daphnis wohl bekannt. Eja, Daphnis, mir erzaͤhle, Daphnis, was will dieser Stand? Weidet meine Schaͤflein, weidet! Ich mit ihm noch reden muß, Weidet meine Sterne, weidet! Daphnis liegt in harter Buß, Daphnis thu' die Lippen ruͤhren, Eja, nicht verbleibe stumm, Daphnis, laß dich dannen fuͤhren, Eja, nicht verbleibe stumm. Weidet meine Schaͤflein, weidet, Daphnis liegt in Aengsten groß, Daphnis Pein und Marter leidet, Wollt', er laͤg im Mutterschos! Er dem Felsen liegt in Armen, Liegt auf harten Steinen bloß: Ach dort wird er nie erwarmen! Fuͤrcht, daß er sein Haupt zerstoß. Weidet meine Schaͤflein, weidet, Daphnis spaltet mir das Herz: Wer mag haben ihn beleidet? Weinen moͤchten Stein und Erz; Kalter Wind, halt ein die Fluͤgel, Ruͤhre nicht das kranke Blut, Meide jenen Berg und Huͤgel, Daphnis liegt ohn Schuh und Hut. Weidet meine Schaͤflein, weidet, Daphnis leidet Angst und Noth, Daphnis dopple Thraͤnen weinet, Perlen weiß, Korallen roth. Perlen von den Augen schießen, Schießen hin ins gruͤne Gras. Von dem Leib Korallen fließen, Fließen in den Boden bas. Weidet meine Schaͤflein, weidet, Niemand hats gezaͤhlet gar, Niemand hat es ausgekreidet, Wie die Zahl der Tropfen war, Nur der Boden wohl erquicket, Durch den weiß und rothen Trank, Dankend ihm entgegen schicket, Rosen roth, und Lilien blank. Weidet meine Schaͤflein, weidet, Daphnis tief in Aengsten liegt, Duft noch Farben unterscheidet, Achtet keiner Bluͤmlein nicht. O was Marter mir erscheinet! Hoͤr zu bluten einmal auf, Ach es ist genug geweinet. Nicht mit Blut die Bluͤmlein tauf. Weidet meine Schaͤflein, weidet, Wer doch hat es ihm gethan? Niemand meine Frag bescheidet. Du mir Daphnis, zeig es an. Daphnis kann fuͤr Leid nicht sprechen, Seufzet manchen Seufzer tief, Ihm das Herz will ganz zerbrechen, Ach daß niemand helfend lief. Weidet meine Schaͤflein, weidet, Schon ein englisch Edelknab, Stark durch Luft und Wolken schneidet, Eilet hin in vollem Trab, Er ihm singet suͤße Reimen, Mit gar suͤßem Stimmlein schwank, Auch den Kelch nicht thut versaͤumen, Zeiget einen Kraͤutertrank. Weidet meine Schaͤflein, weidet, Alles, alles ist umsonst, Er doch allen Trost vermeidet, Sang und Becher bleibt umsonst. O du frommer Knab von oben, Du nur mehrest ihm die Pein, Doch ich deine Treu muß loben, Gott! dirs muß geklaget seyn. Weidet meine Schaͤflein, weidet, O der traurig fromme Hirt! Er den Becher jetzund meidet, Morgen ihn es reuen wird, Er sich jezt gar will befreien, Weigert, was man trinket zu, Duͤrft vielleicht wohl morgen schreien: Ach wie sehr mich duͤrstet nun! Weidet meine Schaͤflein, weidet, Daphnis bleibet schmerzenvoll, Ich befehle euch entkleidet, Reisset aus die guͤldne Woll, Nur euch kleidet pur in Kohlen, Pur in lauter schwarz Gewand, Von dem Scheitel auf die Sohlen Euch gebuͤhret solcher Stand. Weidet meine Schaͤflein, Daphnis fuͤhret starkes Leid, Ist vom Vater hoch vereidet, Hoch, mit wohl bedachtem Eid, Er doch wollte wieder bringen, Ein verloren Schaͤflein sein, Ach wenn sollte das mißlingen, Er ja stuͤrb fuͤr lauter Pein. Weidet meine Schaͤflein, weidet, Daphnis wird verfolget stark. Boͤs Gesinde ihn beneidet, Trachtet ihm nach Blut und Mark. O was dorten, was fuͤr Stangen, Wehr und Waffen nehm ich wahr! O vielleicht will man ihn fangen, Wahrlich, wahrlich, ist Gefahr! Der Schaͤfer . Weidet meine Schaͤflein, weidet, Sprechen wollte bleicher Moud, Ja nicht weidet, sondern scheidet, Er da sprach, und wollte gehn, Scheidet, scheidet, meine Schaaren, Kann vor Leid nicht schauen zu, Dich nun wolle Gott bewahren, Daphnis wer kann bleiben nun! Drauf Ade der Mond wollt spielen, Da zersprang das matte Rohr: Augentropfen ihm entfielen, Huͤllte sich in Trauerflor. Und weil eben dazumahlen, Er trat an in vollem Schein, Gleich vertauschet er die Strahlen, Vollen Schein, gen volle Pein. Auch die Sterne weinen, kamen Gossen ab all ihren Schein, Schein und Thraͤnen flossen sammen, Reihn zum blauen Feld hinein, Machten eine weiße Straßen, So noch heut man spuͤren mag: Dann der Milchweg hinterlassen, Ist der schoͤnsten Thraͤnen Bach. Abschied von Bremen . Muͤndlich. O Bremen, ich muß dich nun lassen, O du wunderschoͤne Stadt, Und darinnen muß ich lassen Meinen allerschoͤnsten Schatz. Wir haben oft beisamm gesessen, Manche schoͤne Monden-Nacht, Manchen Schlaf zusamm vergessen, Und die Zeit so zugebracht. Mein Koffer rollt, der Morgen kuͤhlet, Ach, die Straßen sind so still, Und was da mein Herze fuͤhlet, Nimmermehr ich sagen will. Der Weg mich schmerzlich wieder lenket Hin, wo Liebchen sah herab, Daß sie ja noch mein gedenket, Druͤck ich zwei Pistolen ab. Bald jagt vor dir in diesen Gassen, Manches Windlein duͤrren Staub, Meine Seufzer sinds, sie lassen Vor dir nieder trocknes Laub. So steh ich wirklich nun im Schiffe, Meinen Koffer seh ich drauf, Wie der Schiffer herzhaft pfiffe, Zogen wir wohl Anker auf. Ich seh den Sturmwind rauschend gehen, O mein Schiff hat schnellen Lauf, Wird es wohl zu Grunde gehen, Wanket nicht Gedanken drauf. Aurora . Martin Opitz. W er sich auf Ruhm begiebet, Und freie Tage liebet, Der liebt Aurorens Licht; Dann Gras muß Blumen bringen, Der Voͤgel leichtes Singen Durch alle Luͤfte bricht. Wer Waffen traͤgt und krieget, Wer an den Ketten lieget, Wer auf dem Meere wallt, Wer voll ist schwerer Sorgen, Der spricht: Wann wird es morgen? Aurora komm doch bald! Laß mich nur dies erlangen, Wann ich mein Lieb umfangen, So halt den Zuͤgel an, Halt an die hellen Blicke, Bis ich zuvor mein Gluͤcke Wie recht, gebrauchen kann. Werd ein Kind . Historie der Wiedergebornen. 1742. S. 18. K lein und arm an Herz und Munde Mußt du seyn, wenn Christus soll Gehen auf in deinem Grunde: Denn die Rose und Viol Waͤchst im Thal der niedern Seelen, Die nichts hohes hier erwaͤhlen! Moͤgst du nur so seyn demuͤthig, Wie die niedre Sarons Blum, Dennoch stehen ehrerbietig Und vor Gott gebuͤcket krumm: Also moͤgst du bald die Gaben Seines Geistes in dir haben. Wenn dich aber hoch beflecket Deiner Weisheit stolzer Witz, Sich alsdann vor dir verstecket Wahrer Wahrheit klarer Blitz: Wenn der Buchstab dich gefangen, Kannst du nicht zum Geist gelangen. Werd ein Kind, werd arm und kleine, Sey nicht hoch noch weis' bei dir, Setze dich in Staub und weine, Bis dich Gott zur Schule fuͤhrt, Da sein Geist die Arm' und Bloͤden Weislich lehret von ihm reden. Der ernsthafte Jaͤger . Feiner Almanach I. B. S. 77. E s wollt ein Jaͤger jagen Ein Hirschlein oder ein Reh, Drei Stuͤndlein vor dem Tagen, Ein Hirschlein oder ein Reh. „Ach Jaͤger, du hast kein verschlafen, „Lieber Jaͤger, jezt ist es Zeit; „Dein Schlaf thut mich erfreuen „In meiner stillen Einsamkeit.“ Das thaͤt den Jaͤger verdrießen, Dieweil sie so reden thaͤt, Er wollt das Jungfraͤulein erschießen, Dieweil sie so reden thaͤt. Sie fiel dem Jaͤger zu Fuͤßen, Auf ihre schneeweisse Knie: „Ach Jaͤger thu mich nicht erschießen!“ Dem Jaͤger das Herze wohl brach. Sie thaͤt den Jaͤger wohl fragen: „Ach edler Jaͤger mein, „Darf ich ein gruͤn Kranz fern tragen, „In meinem goldfarbenen Haar?“ „Gruͤn Kraͤnzlein darfst du nicht tragen, „Wie ein Jungfraͤuelein traͤgt, „Ein schneeweiß Haͤublein sollst tragen, „Wie ein jung Jaͤgersfrau traͤgt.“ Der Mordknecht . Feiner Almanach. I. B. S. 126. E s reit ein Herr und auch sein Knecht, Wohl uͤber ein Heide, die war schlecht, Ja schlecht! Und alles was sie redeten da, War all's von einer wunderschoͤnen Frauen, Ja Frauen! „Ach Schildknecht, lieber Schildknecht mein, „Was redst von meiner Frauen? „Ja Frauen! „Und fuͤrchtest nicht mein braunen Schild, „Zu Stuͤcken will ich dich hauen, „Vor mein'n Augen.“ „Euern braunen Schild den fuͤrcht ich klein, „Der lieb Gott wird mich wohl behuͤten, „Behuͤten!“ Da schlug der Knecht sein'n Herrn zu todt, Das geschahe um Fraͤuleins-Guͤte, Ja Guͤte! „Nun will ich heim gehen landwaͤrts ein, „Zu einer wunderschoͤnen Frauen, „Ja Frauen! „Ach Fraͤulein, gebt mir Boten-Lohn, „Euer edler Herr und der ist todt, „So fern auf breiter Heide, „Ja Heide!“ „Und ist mein edler Herre todt, „Darum will ich nicht weinen, „Ja weinen! „Den schoͤnsten Buhlen, den ich hab, „Der sitzt bei mir daheime, „Mutter alleine.“ „Nun sattel mir mein graues Roß, „Ich will von hinnen reiten, „Ja reiten!“ Und da sie auf die Heide kam, Die Lilien thaͤten sich neigen, Auf breit'r Heiden. Auf band sie ihm sein blanken Helm, Und sahe ihm unter sein' Augen, Ja Augen. „Nun muß es Christ geklaget seyn, „Wie bist so sehr zerhauen, „Unter dein Augen. „Nun will ich in ein Kloster ziehn, „Will 'n lieben Gott fuͤr dich bitten, „Ja bitten! „Daß er dich ins Himmelreich woll lahn, „Das gescheh durch meinetwillen, „Schweig stillen! Wer ist's, der uns den Reihen sang, Matthias Jaͤger ist er genannt, 20. Beim Trunk hat er's gesungen, Gesungen! Er ist sein'm Widersacher von Herzen Feind, Zu ihm kann er nicht kommen, Ja kommen. Der Prinzenraub . Taͤnzels eurioͤse Bibliothek. 1705. S. 783. W ir wolln ein Liedel heben an, Was sich hat angespunnen, Wie's im Pleißnerland gar schlecht war bestallt, Als den jungen Fuͤrst'n geschah Gewalt, Durch Kuntzen von Kauffungen. Der Adler hat auf'm Fels gebaut Ein schoͤnes Nest mit Jungen, Und wie er einst geflogen aus, Holt ein Geyer die Jungen heraus, Drauf ward's Nest leer gefunden. Wo der Geyer auf'm Dache sitzt, Gedeihen die Kuͤchlein selten, Es war da ein seltsam Narrenspiel, Welcher Fuͤrst seinen Raͤthen traut zu viel, Muß oft es selber entgelten. Altenburg, du feine Stadt, Dich thaͤt er mit Untreu meinen, Da in dir war'n all' Hofleut voll, Kam Kunz mit Leitern und Buben toll, Und holt die Fuͤrsten so kleine. Was blast dich, Kunz, fuͤr Unlust an, Daß du ins Schloß einsteigest? Und stiehlst die zarten Herren heraus, Als der Kurfuͤrst eben nit war zu Haus, Die zarten Fuͤrsten-Zweige. Es war wohl als ein Wunderding, Wie sich das Land beweget, Was da auf'n Straßen war'n fuͤr Leut', Die den Raͤubern folgten nach in Zeit, All's wibbelt, kribbelt, sich beweget. Im Walde dort ward Kunz ertappt, Da wollt er Beeren naschen; Waͤr er in der Hast wacker fortgeritten, Daß 'n die Koͤhler nit gefangen haͤtten, Haͤtt er sie kunt verpaschen. Ab'r sie wurden ihm wieder abgejagt, Und Kunz mit seinen Gesellen Auf Gruͤnhain, in unsers Herrn Abts Gewalt Gebracht, und auf die Zwika gestellt, Und muste sich lassen prellen. Dafuͤr fiel ab gar mancher Kopf, Und keiner der Gefangnen Kam aus der Haft ganzbeinigt davon, Schwerdt, Rad, Zang'n, Strick, die war'n ihr Lohn, Man sah die Ruͤmpfe hangen. So geht's, wer wider die Obrigkeit Sich unbesonnen empoͤret. Wers nicht meint, schau an Kuntzen, Sein Kopf thut z' Freiberg noch runterschmunzen, Und Jedermann davon lehret. Gott thu den frommen Christen alles Guts, Und laß die jungen Herren, In kein Feindes Hand mehr also komm'n, Geb auch der Frau Churfuͤrstin viel Fromm'n, Daß wir uns in Ruhe ernaͤhren. Naͤchte . Eschenburgs alte Denkmahle. S. 455. N aͤchten, da ich bei ihr was, Schwazten wir, dann dies, dann das, Auch sehr freundlich zu mir saß, Sagt', sie liebt' mich ohn' all Maaß. Naͤchten, da ich von ihr scheid, Freundlich wir uns herzten beyd', Mir verhieß bei ihrem Eid, Mein zu seyn in Lieb und Leid. Naͤchten, da ich von ihr ging, Sie mich freundlich ganz umfing, Dazu ferne mit mir ging, Alles war sehr guter Ding. Heute, da ich zu ihr kam, Da war alles wieder zahm, Boͤs Bescheid ich da bekam, Mußt abziehn mit Spott und Scham. Der Spaziergang . Martin Opitz. K ommt laßt uns aus spazieren, Zu hoͤren durch den Wald, Die Voͤgel musiziren, Daß Berg und Thal erschallt. Wohl dem der frey kann singen, Wie du, du Volk der Luft, Mag seine Stimme schwingen, Zu der, auf die er hofft. Mehr wohl dem der frey lebet, Wie du, du leichte Schaar, In Trost und Angst nicht schwebet, Ist außer der Gefahr. Das Weltende . Muͤndlich. O b ich gleich kein Schatz nicht hab, Will ich schon ein finden, Geh ichs Gaͤßlein auf und ab, Bis zur großen Linden. Als ich zu der Linden kam, Saß mein Schatz daneben: „Gruͤß dich Gott, herzlieber Schatz! „Wo bist du gewesen?“ „Schatz, wo ich gewesen bin, „Darf ich dir wohl sagen, „War in fremde Lande hin, „Hab gar viel erfahren. „Sah am Ende von der Welt, „Wie die Bretter paßten, „Noch die alten Monden hell „All in einem Kasten. „Sahn wie schlechte Fischtuch aus, „Sonne kam gegangen, „Tipte nur ein wenig drauf, „Brannt mich wie mit Zangen. „Haͤtt ich einen Schritt gethan, „Haͤtt ich nichts mehr funden, „Sage nun mein Liebchen an „Wie du dich befunden.“ „Ich befand mich in dem Thal, „Saßen da zwey Hasen, „Fraßen ab das gruͤne Gras „Bis zum duͤrren Rasen. „In der kalten Wintersnacht, „Ließest du mich sitzen, „Ey mein schwarzbraun Aeugelein, „Must du Wasser schwitzen. „Darum reis' in Sommernacht, „Nur zu aller Welt Ende, „Wer sich gar zu lustig macht, „Nimmt ein schlechtes Ende.“ Bayrisches Alpenlied . Ariel's Offenbahrungen. S. 201. 207. D er Franz laͤßt dich gruͤßen Gar hoch und gar fest, Vom Palmbaum hoch sprießen Gar vielerley Aest. Mit gruͤnblauer Seiden Ein Kraͤnzlein haͤngt dran, Drum sollt du wohl meiden Ein anderen Mann. Ja Maͤdel, sein Lieben Nimmt sonst mal ein End, Wie Roͤslein da druͤben, Die Reif hat verbrennt. Im Thal liegt noch Nebel, Die Alpen sind klar, Doch wird er bald sehen, Was unten ist wahr. Er sieht wohl die Schwalben, Sie ziehen dann nieder Die Kuͤh von den Alpen, Sie kommen auch wieder. Jezt klingeln sie, gruͤßen, Sie haben gut Haus, Viel Bruͤnnlein drin fließen, Ein Golddach ist drauf. Das Haus ist ganz offen, Kein Ringel dafuͤr, Der Franz thut wohl hoffen, Du klopfst an die Thuͤr. Am buxbaumern Tischlein, Drauf stehn zwey Glas Wein; Er schenkt klaren Wein ein, Er saget was fein. Er redet was wahr ist, Er trinket was klar ist, Er liebet was fein ist: Lieb Maͤdel er gruͤßt dich. Jaͤger Wohlgemuth . Frische Liedlein. E s jagt ein Jaͤger wohlgemuth, Er jagt aus frischem freien Muth Wohl unter gruͤnen Linden, Er jagt derselben Thierlein viel, Mit seinen schnellen Winden. Er jagt uͤber Berg und tiefe Thal, Unter den Stauden uͤberall. Sein Hoͤrnlein thaͤt er blasen, Sein Lieb wohl auf den Jaͤger harrt, Dort auf der gruͤnen Straßen. Er spreit den Mantel in das Gras, Bat, daß sie zu ihm nieder saß, Mit weissem Arm umfangen: „Gehab dich wohl mein Troͤsterin, „Nach dir steht mein Verlangen. „Uns nezt kein Reif, uns kuͤhlt kein Schnee, „Es brennen noch im gruͤnen Klee, „Zwei Roͤslein auf der Heiden, „In Liebesschein, in Sonnenschein, „Die zwei soll man nicht scheiden.“ Der Himmel haͤngt voll Geigen. Bairisches Volkslied. W ir genießen die himmlischen Freuden, Drum thun wir das Irdische meiden, Kein weltlich Getuͤmmel Hoͤrt man nicht im Himmel, Lebt alles in sanftester Ruh; Wir fuͤhren ein englisches Leben, Sind dennoch ganz lustig daneben, Wir tanzen und springen, Wir huͤpfen und singen, Sanct Peter im Himmel sieht zu. Johannes das Laͤmmlein auslasset, Der Metzger Herodes drauf passet, Wir fuͤhren ein gedultigs, Unschuldigs, gedultigs, Ein liebliches Laͤmmlein zum Tod. Sanct Lucas den Ochsen thut schlachten, Ohn einigs Bedenken und Achten, Der Wein kost't kein Heller Im himmlischen Keller, Die Engel, die backen das Brod. Gut Kraͤuter von allerhand Arten, Die wachsen im himmlischen Garten, Gut Spargel, Fisolen, Und was wir nur wollen, Ganze Schuͤssel voll sind uns bereit Gut Aepfel, gut Birn und gut Trauben, Die Gaͤrtner, die alles erlauben. Willst Rehbock, willst Hasen? Auf offner Straßen, Zur Kuͤche sie laufen herbei. Sollt' etwa ein Fasttag ankommen, Die Fische mit Freuden anstroͤmen, Da laufet Sanct Peter Mit Netz und mit Koͤder Zum himmlischen Weiher hinein; Willst Karpfen, willst Hecht, willst Forellen, Gut Stockfisch und frische Sardellen? Sanct Lorenz hat muͤssen Sein Leben einbuͤßen, Sanct Marta die Koͤchin muß seyn. Kein Musik ist ja nicht auf Erden, Die unsrer verglichen kann werden, Eilftausend Jungfrauen Zu tanzen sich trauen, Sanct Ursula selbst dazu lacht, Cecilia mit ihren Verwandten, Sind treffliche Hofmusikanten, Die englische Stimmen Ermuntern die Sinnen, Daß Alles fuͤr Freuden erwacht! Die fromme Magd . Die lautere Wahrheit von Ringwaldt. S. 290. E ine fromme Magd von gutem Stand, Geht ihrer Frauen fein zur Hand, Haͤlt Schuͤssel, Tisch und Teller weis, Zu ihrem und der Frauen Preiß. Sie traͤgt und bringt kein neue Maͤhr, Geht still in ihrer Arbeit her, Ist treu und eines keuschen Muths, Und thut den Kindern alles Guts. Sie ist auch munter, hurtig, frisch, Verbringet ihr Geschaͤfte risch, Und haͤlts der Frauen wohl zu gut, Wenn sie um Schaden reden thut. Sie hat dazu ein fein Geberd, Haͤlt alles sauber an dem Heerd, Verwahrt das Feuer und das Licht, Und schlummert in der Kirche nicht. Jagdgluͤck . Fliegendes Blat. E s ritt ein Jaͤger wohlgemuth, Wohl in der Morgenstunde, Wollt jagen in dem gruͤnen Wald Mit seinem Roß und Hunde; Und als er kam auf gruͤner Heid, Da fand sein Herze Lust und Freud, Im Mayen, Am Reihen, Sich freuen alle Knaben und Maͤgdelein. Der Kukuk schreit, Der Auerhan falzt, Dazu die Turteltauben, Da fing des Jaͤgers Roͤßlein an Zu schnarchen und zu schnauben, Der Jaͤger dacht in seinem Muth, Das Jagen kann noch werden gut, Im Mayen, Am Reihen, Sich freuen alle Knaben und Maͤgdelein. Der Jaͤger sah ein edles Wild, Frisch, hurtig und geschwinde, Es war ein schoͤnes Frauenbild, Das sich allda ließ finden; Der Jaͤger dacht in seinem Sinn: Zu diesem Walde jag ich hin; Im Mayen, Am Reihen, Sich freuen alle Knaben und Maͤgdelein. „Ich gruͤß euch Jungfrau, huͤbsch und fein, „Von Tugend reich und schoͤne, „Was ich in diesem Wald erschleich, „Das mach ich mir zu eigen. „Ach, edler Jaͤger, wohlgestalt, „Ich bin nunmehr in eurer Gewalt, „Im Mayen, „Am Reihen, „Sich freuen alle Knaben und Maͤgdelein.“ Er nahm sie bei ihrer schneeweißen Hand, Nach Jaͤger Manier und Weise, Er schwang sie vorne auf sein Roß, Gluͤck zu! wohl auf die Reise. Drum ist das Gluͤck so kugelrund, Deß freut sich mancher, der mir kund, Im Mayen, Am Reihen, Sich freuen alle Knaben und Maͤgdelein. Kartenspiel . Fliegendes Blat. O verfluchte Ungluͤcks-Karten, Aendert sich das Spiel noch nicht, Soll ich denn schon wieder passen, Nie bekommen einen Stich? Noch ein Trumpf ich thaͤt erheben, Wie ich lustig kam zum Spiel, War die Karte, ach vergeben, Und ich hat die Kart zu viel. Diese Dam waͤr mein gewesen, Aber ich kam viel zu spaͤt, Vor mir einer hat gesessen, Der die Dam gewonnen hat. Ey so will ich gleich aufhoͤren, Nehm die Dam ein jeder hin, Ich aus ihrem Mund muß hoͤren, Daß der rechte Bub nicht bin. O ihr Schippen thut euch schaͤrfen, Macht im Geldsack mir ein Grab, Herzen will ich ferne werfen, Hebe nimmer wieder ab, Auf das Grab viel Kreuz will stellen, Fall ich armer Bub ins Grab, Auf den Eckstein schreibt Gesellen: „Herzens-Dame stach ihn ab.“ Fuͤr funfzehn Pfennige . Feiner Almanach. I . B. S. 103. D as Maͤgdlein will ein Freier habn, Und sollt sien aus der Erde grabn, Fuͤr funfzehn Pfennige. Sie grub wohl ein, sie grub wohl aus, Und grub nur einen Schreiber heraus, Fuͤr funfzehn Pfennige. Der Schreiber hatt' des Gelds zu viel, Er kauft dem Maͤgdlein, was sie will, Fuͤr funfzehn Pfennige. Er kauft ihr wohl ein'n Guͤrtel schmal, Der starrt von Gold wohl uͤberall, Fuͤr funfzehn Pfennige. Er kauft ihr einen breiten Hut, Der waͤr wohl fuͤr die Sonne gut, Fuͤr funfzehn Pfennige. Schreiber . Wohl fuͤr die Sonn', wohl fuͤr den Wind, Bleib du bei mir, mein liebes Kind, Fuͤr funfzehn Pfennige. Bleibst du bei mir, bleib ich bei dir, All' meine Guͤter schenk ich dir, Sind funfzehn Pfennige. Maͤdchen . Behalt dein Gut, laß mir mein'n Muth, Kein andre leicht dich nehmen thut, Fuͤr funfzehn Pfennige. Schreiber . Dein guten Muth den mag ich nicht, Hat traun von treuer Liebe nicht, Fuͤr funfzehn Pfennige. Dein Herz ist wie ein Taubenhaus, Fliegt einer nein, der andre aus, Fuͤr funfzehn Pfennige. Der angeschossene Kukuk . Feiner Almanach. II . S. I . I ch hoͤr' eine wunderliche Stimm: Kukuk! Von Fern im Echo ich vernimm: Kukuk! So oft ich diese Stimm anhoͤr, Macht mirs allmal noch Freude mehr: Kukuk! Kukuk! Kukuk! Den Vogel muß ich treffen an, Kukuk! Weil er so lieblich singen kann, Kukuk! Sollt ich den Wald auf alle Seit Und auch die Buͤsche auslaufen heut, Kukuk! Kukuk! Kukuk! Was schau ich dort im gruͤnen Gras? Kukuk! Ist es ein Fuchs oder ists ein Has? Kukuk! Ich weiß nicht soll ich schießen drein, 21. Oder soll ichs noch lassen seyn? Kukuk! Kukuk! Kukuk! Ich bin zwar ein gut Jaͤgersmann, Kukuk! Und traue mich doch nicht heran, Kukuk! So ein gar junges schoͤnes Thier Hab ich noch nicht getroffen hier. Kukuk! Kukuk! Kukuk! Weil nun das Schießen Jaͤgers Brauch, Kukuk! So will ich endlich schießen auch, Kukuk! Mein Buͤchsen die sind schon geladen, Daß dirs nicht moͤg am Leben schaden, Kukuk! Kukuk! Kukuk! Nun liegst du Vogel getroffen hier, Kukuk! Komm immerfort in mein Revier, Kukuk! So oft ich dich im Wald erblick, So schieß ich dich im Augenblick. Kukuk! Kukuk! Kukuk! Der Vogel hat mich recht erfreut, Kukuk! Ums Pulver ist mirs gar nicht leid, Kukuk! Wenn ich ihn nur vermerken thue, So schrey ich'm den Namen zu: Kukuk! Kukuk! Kukuk! Warnung . Muͤndlich. D er Kukuk auf dem Zaune saß, Es regnet sehr und er ward naß, Da kam ein hoher Sonnenschein, Der Kukuk, der ward huͤbsch und fein, Dann schwang er sein Gefieder Wohl uͤbern See hinuͤber. Kukuk, Kukuk, Kukuk. Da wandte er sich schnelle her, Er sang so traurig, bange, schwer: „Von rothem Gold ein Ringelein, „Ließ ich im Bett der Liebsten mein, „Ich schwing nicht mein Gefieder, „Bis mir das Ringlein wieder. „Kukuk, Kukuk, Kukuk.“ „Ach Goldschmidt, lieber Goldschmidt mein, „Schmied' mir von Gold ein Ringelein, „Schmied mir ihn an die rechte Hand, „Ich nehm ihn mit ins Vaterland, „Dann schwing ich mein Gefieder, „Wohl uͤbern See hinuͤber. „Kukuk, Kukuk, Kukuk.“ „Ach Kukuk, lieber Kukuk mein, „Schmied ich dich an ein Ringelein, „Schmied ich dir an die rechte Hand, „Du kannst nicht ziehn ins Vaterland, „Schwingst nimmer dein Gefieder, „Da uͤbern See hinuͤber: „Kukuk, Kukuk, Kukuk.“ Das grosse Kind . Muͤndlich. I ch hoͤrt ein Fraͤulein klagen, Fuͤrwahr ein weiblich Bild, Ihr Herz wollt ihr verzagen, Durch einen Juͤngling mild. Das Fraͤulein sprach mit Listen: „Er liegt an meinen Bruͤsten „Der Allerliebste mein. „Warum sollt ich aufwecken „Den Allerliebsten mein, „Ich fuͤrcht es moͤcht erschrecken „Das junge Herze sein; „Er ist mein Herz-Geselle, „Er liegt an seiner Stelle, „Wie gern ich bey ihm bin. „Er ist mein Kindlein kleine, „Er athmet noch so heiß, „Und daß er nur nicht weine, „Ich sang ihn ein so leis!“ Das Fraͤulein sagt mit Listen: „Es schlaͤft an meinen Bruͤsten, „Der Allerliebste mein.“ Das heisse Afrika . Schubart. A uf, auf! ihr Bruͤder und seyd stark! Der Abschiedstag ist da, Schwer liegt er auf der Seele, schwer! Wir sollen uͤber Land und Meer, Ins heiße Afrika. :,: Ein dichter Kreis von Lieben steht, O, Bruͤder! um uns her. Uns knuͤpft so manches theure Band, An unser teutsches Vaterland, Drum faͤllt der Abschied schwer. :,: Dem bieten graue Eltern noch, Zum leztenmal die Hand, Den kosen Bruͤder, Schwester, Freund, Und alles schweigt, und alles weint, Todtblaß von uns gewandt. :,: Und wie ein Geist schlingt um den Hals, Das Liebchen sich herum, Willst mich verlassen liebes Herz, Auf ewig, und der bittre Schmerz, Machts arme Liebchen stumm. :,: Ist hart! Drum wirble du Tambur, Den Generalmarsch drein; Der Abschied macht uns sonst zu weich! Wir weinen kleinen Kindern gleich, Es muß geschieden seyn. :,: Lebt wohl! Ihr Freunde, sehn wir uns Vielleicht zum leztenmal, So denkt: Nicht fuͤr die kurze Zeit; Freundschaft ist fuͤr die Ewigkeit, Und Gott ist uͤberall. :,: An Teutschlands Grenzen fuͤllen wir Mit Erden unsere Hand, Und kuͤssen sie, das sey der Dank Fuͤr deine Pflege, Speiß und Trank, Du liebes Vaterland. :,: Wann denn des Meeres Woge sich, An unserm Schiff zerbricht, So segeln wir gelassen fort, Dann Gott ist hier, und Gott ist dort, Und der verlaͤst uns nicht. :,: Und ha, wenn sich der Tafelberg, Aus blauen Duͤften hebt, So strecken wir empor die Hand, Und jauchzen: Land, ihr Bruͤder, Land! Daß unser Schiff erbebt. :,: Und wenn Soldat und Offizier, Gesund ans Ufer springt, Denn jubeln wir: Hurra! Hurra! Nun sind wir ja in Afrika, Und alles dankt und singt. :,: Wir leben drauf in fernem Land, Als Teutsche brav und gut: Und sagen soll man weit und breit, Die Teutschen sind doch brave Leut: Sie haben Geist und Muth. :,: Und trinken auf dem Hoffnungs-Kap, Wir seinen Goͤtter-Wein! So denken wir von Sehnsucht weich, Ihr fernen Freunde, dann an euch: Und Thraͤnen fließen drein. :,: Das Wiedersehen am Brunnen . Muͤndlich. E s war einmal ein junger Knab, Der hat gefreit schon sieben Jahr Um ein fein Maͤdlein, das ist wahr, Er konnt sie nicht erfreien. „Ey komm den Abend junger Knab, „Wenn finstre Nacht und Regen ist, „Wenn niemand auf der Gasse ist, „Herein will ich dich lassen.“ Der Tag verging, der Abend kam, Der junge Knab geschlichen kam, Er klopfet leise an die Thuͤr: „Steh auf, ich bin dafuͤre. „Ich hab schon lang gestanden hier, „Ich stand allhier wohl sieben Jahr.“ „Hast lang gestanden, das ist nicht wahr, „Ich hab noch nicht geschlafen. „Ich hab gelegn und hab gedacht, „Wo nur mein Schatz noch bleiben mag, „Er macht mir allzulang, zu lang, „Mir wird ganz angst und bange.“ „Wo ich so lang geblieben bin, „Das darf dir wohl gesaget seyn, „Bey Bier und Wein, wo Jungfern seyn, „Da bin ich allzeit gerne.“ Es war wohl um die Mitternacht, Der Waͤchter fing zu laͤuten an: „Steh auf, wer bey Feinsliebchen liegt, „Der Tag kommt angeschlichen.“ Das Buͤrschlein auf die Leiter sprang, Und schaut die Stern am Himmel dicht: „Ich scheide nicht bis Tag anbricht, „Bis alle Sterne schwanden.“ Er sah das Morgensternlein nur, Als sich der Knab von ihr gewandt, Das Maͤgdlein Morgens fruͤh aufstand, Ging an den kuͤhlen Brunnen. Begegnet ihr derselbig Knab, Der Nachts bey ihr geschlafen hat, Viel guten Morgen boten hat: „Gut Morgen mein Feinsliebchen. „Wie hast geschlafen heute Nacht?“ „Ich hab gelegn in Liebchens Arm! „Ich hab geschlafen, daß Gott erbarm, „Mein Ehr hab ich verschlafen!“ Das Hasselocher Thal . Muͤndlich. D es reichen Schlossers Knab, Ging mit dem Muͤller aus, Ging Abends spaͤt nach Haus Durchs Hasselocher Thal, Bey Haßloch durch den Wald, Wohl durch den dicken Wald. Der Knab holt Naͤgel her, Ein hundert aus der Stadt, Die Tasche war ihm schwer, Ein Groschen noch drein hat: „Im Hundert, lustig spricht, „Find ichs klein Groͤschel nicht.“ Der Muͤller denket schnell, Er denkt der Naͤgel nicht, Die Naͤgel klingern hell, Zum armen Knaben spricht: „Es ist wohl schwer dein Geld, „Ich nehm dir ab dein Geld.“ Der junge Knabe spricht: „Die hundert Gulden Geld, „Die trage ich noch selbst.“ Der boͤse Muͤller spricht: „So must du sterben bald, „Must sterben hier im Wald.“ Er gab ihm keine Bitt, Er gab ihm gleich drey Stich: „Ach Vetter, liebster mein, „Kann es nicht anders seyn, „Gedenk an Berg und Thal, „Wo wir gegangen her durch Berg und Thal.“ „Ich seh nicht Berg und Thal, „Ich seh dran meine Qual, „Die hundert Gulden schnell „Verwandelt in Naͤgel schwarz, „Ich find den Nagel bald, „Daß ich mich haͤng im Wald!“ Abendlied . Muͤndlich. N un laßt uns singen das Abendlied, Denn wir muͤssen gehn, Das Kaͤnnchen mit dem Weine, Lassen wir nun stehn. Das Kaͤnnchen mit dem Weine, Das muß geleeret seyn, Also muß auch das Abendlied Wohl fein gesungen seyn. Wohl unterm gruͤnen Tannenbaum, Allda ich froͤhlich lag, In mein feins Liebchens Armen Die lange liebe Nacht. Die Blaͤtter von den Baͤumen Die fallen nun auf mich, Daß mich mein Schatz verlassen hat, Das freuet wohl mich. Daß mich mein Schatz verlassen hat, Das koͤmmt wohl daher, Sie dacht sich zu verbessern, Betrog sich gar sehr. Des Abends, wenn es dunkel wird, Steht er wohl vor der Thuͤr, Mit seinem blanken Schwerdte, Als wie ein Offizier. Mit seinem blanken Schwerdte, Gleich einem rechten Held, Mit ihm will ich es wagen, Ins weite, weite Feld. Mit ihm will ich es wagen, Zu Wasser und zu Land, Daß mich mein Schatz verlassen hat, Das bringt mir keine Schand. Das Abendlied gesungen ist, Das Kaͤnnchen ist geleert, Laß sehn nun wie du Kerl aussiehst. Mit deinem blanken Schwerdt. Der Scheintod . Muͤndlich. D es Jerman Weizers Fraue ward Mit großer Angst beschweret, Von wunderbarer Krankheit Art, Auch sollt sie bald gebaͤhren, Sie betet: Waͤr das Kind zur Welt, Darnach, wenn's Gott dem Herrn gefaͤllt, Wollt sie auch gerne sterben. Sie starb zu ihrer Kinder Leid, Ward in ein Grab getragen, Die Kinder gingen lange Zeit Vielmal an allen Tagen, Wohl auf den Kirchhof zu dem Grab, Sie weinten sich die Aeuglig ab, Im Hause still zu bleiben. Als nun die Frau neun Tage lang, Im Grabe hat gelegen, Die Kinder nahmen ihren Gang, Zum Kirchhof thaͤten gehen, Da hoͤrten sie ein lieblich Stimm Auf ihrer Mutter Grab vernimm, Ein Kinder-Liedlein singen. Nun schlaf mein liebes Kindelein, Sangs mit der Mutter Tone, Die Kinder liefen freudig heim, Mit einer Blumenkrone: „O Vater, lieber Vater mein! „Geh mit uns auf den Kirchhof ein, „Die Mutter singet schoͤne. „Sie wiegt im Grab ein Kindelein, „Darum wir Blumen tragen.“ „Ihr lieben Kinder bleibt daheim, „Eur Mutter schlaͤft ohn Klagen.“ Die Kinder ließen keine Ruh, Der Vater ging dem Grabe zu, Thaͤt auch die Stimme hoͤren. Ein uͤberlieblich reine Stimm, Er hoͤrt an diesem Orte, Mit Wunderkraft, mit frohen Grimm Er reisset auf die Pforte, Er hebet auf den schweren Stein, Den eichnen Sarg er schlaget ein, Dann stuͤrzt er betend nieder. Es lag die schoͤne Fraue da, Das Kind an ihrer Seite, Die andern Kinder treten nah, Sie thaͤt die Arme breiten: „Herzlieber Mann, dein Kind nimm an,“ Er sah es voller Freuden an, „Und laß dich nicht entsetzen.“ Das Kindlein lacht den Vater an, Sie gingen all nach Hause, Ein Bad man thaͤt anrichten denn, Man ladet viel zum Schmause. Gelehrte kamen auch heran, Zu schauen das Mirakel an, Zu hoͤren ohne Grausen. Da nahm sie einen Becher Wein, Dann gruͤßte sie die Freunde, Und sprach:„O Tod, du boͤser Schein! „Ich schien wohl todt, ihr weintet, „Ich wachte auf, und war allein, „Ich lag im engen Kaͤmmerlein, „Ein Kind hatt ich geboren.“ Sie sprach und dankte Gott so rein: „Dreymal in einem Tage, „Bracht mir ein kleines Knaͤbelein, „Die Speis zum Glockenschlage, „Daß ich mein Soͤhnlein naͤhren konnt,“ Und sprach:„Neun Tage wart zur Stund, „Du gehest aus dem Grabe: „Doch laͤnger nicht als noch drey Jahr, „Wirst du noch bleiben leben, „Du sollst es zeigen an fuͤrwahr, „Den Boͤsen allen die leben; „Sie sollen sich bekehren all, „Von Fluchen, Laͤstern allzumal, „Der juͤngste Tag ist nahe.“ Romanze von den Schneidern . Fliegendes Blat. E s sind einmal drey Schneider gewesen, O Je, es sind einmal drey Schneider gewesen, Sie haben ein Schnecken fuͤr ein Baͤren angesehen, O Je, O Je, O Je! Sie waren dessen so voller Sorgen, O Je, u. s. w. Sie haben sich hinter ein Zaun verborgen, O Je, u. s. w. Der erste sprach: Geh du voran, O Je, u. s. w. Der andre sprach: Ich trau mich nicht vor, O Je, u. s. w. Der dritte der war wohl auch dabey, O Je, u. s. w. Er sprach: der frißt uns alle drey. O Je, u. s. w. Und als sie sind zusammen kommen, O Je, u. s. w. So haben sie das Gewehr genommen. O Je, u. s. w. Und da sie kommen zu dem Streit, O Je, u. s. w. Da macht ein jeder Reu und Leid, O Je, u. s. w. Und da sie auf ihn wollten hin, O Je, u. s. w. Da ging es ihnen durch den Sinn: O Je, u. s. w. „Heraus mit dir du Teuxels Vieh, O Je, u. s. w. „Wann du willt haben einen Stich.“ O Je, u. s. w. Der Schneck, der streckt die Ohren heraus, O Je, u. s. w. Die Schneider zittern, es ist ein Grauß. O Je, u. s. w. Und da der Schneck das Haus bewegt, O Je, u. s. w. So haben die Schneider das Gewehr abgelegt, O Je, u. s. w. Der Schneck der kroch zum Haus heraus, O Je, u. s. w. Er jagt die Schneider beym Plunder hinaus. O Je, u. s. w. Naͤchtliche Jagd . Muͤndlich. M it Lust thaͤt ich ausreiten Durch einen gruͤnen Wald, Darin da hoͤrt ich singen, Drey Voͤglein wohlgestalt. Und sind es nicht drey Voͤgelein, So sind's drey Fraͤulein fein; Soll mir das ein nicht werden, So gilts das Leben mein. Die Abendstrahlen breiten Das Goldnetz uͤbern Wald, Und ihm entgegen streiten Die Voͤglein, daß es schallt; Ich stehe auf der Lauer, Ich harr auf dunkle Nacht, Es hat der Abendschauer Ihr Herz wohl weich gemacht. Ins Jubelhorn ich stosse, Das Firmament wird klar, Ich steige von dem Rosse Und zaͤhl die Voͤgelschaar. Die ein ist schwarzbraun Anne, Die andre Baͤrbelein, Die dritt hat keinen Namen, Die soll des Jaͤgers seyn. 22. Da druͤben auf jenem Berge, Da steht der rothe Mond, Hier huͤben in diesem Thale, Mein feines Liebchen wohnt. Kehr dich Feinslieb herumme, Beu ihm den rothen Mund, Sonst ist die Nacht schon umme, Es schlaͤgt schon an der Hund. Hier liegt ein Spielmann begraben . Muͤndlich. „ G uten Morgen Spielmann, „Wo bleibst du so lang?“ Da drunten, da droben, Da tanzten die Schwaben, Mit der kleinen Killekeia, Mit der großen Kum Kum. Da kamen die Weiber Mit Sichel und Scheiben, Und wollten den Schwaben Das Tanzen vertreiben, Mit der kleinen Killekeia, Mit der großen Kum Kum. Da laufen die Schwaben Und fallen in Graben, Da sprechen die Schwaben: Liegt ein Spielmann begraben, Mit der kleinen Killekeia, Mit der großen Kum Kum. Da laufen die Schwaben, Die Weiber nachtraben, Bis uͤber die Grenze, Mit Sichel und Sense: „Guten Morgen Spielleut, „Nun schneidet das Korn.“ Knabe und Veilchen . Muͤndlich. Knabe . B luͤhe liebes Veilchen, Das so lieblich roch, Bluͤhe noch ein Weilchen, Werde schoͤner noch. Weist du was ich denke, Liebchen zum Geschenke, Pfluͤck ich Veilchen dich, Veilchen freue dich! Veilchen . Brich mich stilles Veilchen, Bin die Liebste dein, Und in einem Weilchen Werd ich schoͤner seyn! Weist du, was ich denke, Wenn ich duftend schwenke Meinen Duft um dich: Knabe liebe mich! Der Graf im Pfluge . Adelung's Magazin der deutschen Sprache. II . B. 3. Stuͤck. S. 114. I ch verkuͤnd euch neue Mehre, Halt Frieden bei der Kann. Zu Rom da saß ein Herre, Ein Graf gar wohlgethan, Der war von reicher Habe, War mild und tugendhaft, Wollt ziehen zum heiligen Grabe, Nach Ehren und Ritterschaft. Sein Frau erschrack der Mehre, Sie blickt den Grafen an: „Gnad mir edler Herre, „Dazu mein ehelich Mann, „Mich nimmt Wunder sehre, „Was euch die Ritterschaft soll, „Habt ihr doch Gut und Ehre, „Und alles, was ihr wollt.“ Er sprach zu seiner Frauen: „Nun spar dich Gott gesund, „Alles will ich dir vertrauen, „Allhie zu dieser Stund.“ Also schied er von dannen, Der edle Graf so hart, Groß Kummer stand ihm zu handen, Eins Koͤnigs Gefangner er ward. Er mocht ihm nicht entfliehen, Das war sein groͤste Klag, Im Pflug da must er ziehen, Viel laͤnger denn Jahr und Tag, Erlitt viel Hunger, und schwere Ward ihm die große Buß. Der Koͤnig reit vor ihm here, Der Graf fiel ihm zu Fuß. Der Koͤnig sprach:„Mit nichten“ Sprach noch dem Grafen Hohn: „Es hilft dir doch kein Bitten, „Schwoͤr ich bey meiner Kron; „Und fielest du alle Morgen, „Taͤglich auf deine Knie, „Du moͤchtest nicht ledig werden, „Denn deine Frau waͤr hie.“ Der Graf erschrack der Mehre, Groß Leid er ihm gedacht: „Bring ich mein Frauen here, „So wird sie mir geschwaͤcht, „Und soll ich hier noch bleiben, „So gilt es meinen Leib, „Darauf so will ich schreiben, „Will schicken nach meinem Weib.“ Einer der war an dem Hofe, Der hat die Gefangen in Hut, Dem uͤbertrugs der Grafe, Verhieß ihm Hab und Gut, Ein Brief schreibt der behende, Macht seiner Frauen klar, Sein Kummer moͤcht niemand wenden, Denn sie kaͤm selber dar. Der Bote zog ohne Trauern, Wohl uͤber das wilde Meer, Zu Rom fand er die Frauen, Den Brief den gab er ihr: Den thaͤt sie selber lesen, Gar heimlich und gar bald, Sie verstund ihres Herren Wesen, Ihr Herz ward ihr gar kalt. Ein Brief schrieb sie wieder weise Sogar behendiglich, Wie sie nicht moͤchte reisen; Es waͤr ja unmoͤglich, Daß eine Frau moͤcht fahren Wohl uͤber das wilde Meer, Kein Gut wollt sie nicht sparen, An ihrem Grafen Herrn. Der Bote thaͤt sich eilen, Wohl wieder heim ins Land, Die Frau die stand in Leiden, Gar wohl sie das empfand. Sogar in stiller Sache Thaͤt sie das alles gerne. Sie ließ ein Kutten machen, Sich eine Platte scheeren. Die Frau konnt lesen und schreiben, Und andre Kurzweil viel, Sie konnte Harfen und Geigen, Und ander Saitenspiel: Da hing sie an ihr Seiten, Harfen und Lauten gut, Dem Boten that sie nachreiten, Fuhr uͤbers Meer voll Muth. Sie zogen der Tage viele, Die Frau gar wunnesam Aufm Meere hub an zu spielen, Jedermann da Wunder nahm. Der Bot saß ihr genuͤber, Den ihr der Graf geschickt, Die Augen gingen ihr uͤber, Sie kannt ihn, er sie nicht. Der Bote sprach mit Sinnen Wohl zu dem Moͤnche sein: „Herr wollt ihr Gut gewinnen, „So ziehet mit mir heim, „Zu einem Koͤnig reiche, „Der gibt euch reichen Sold; „Er laͤst euch Speise reichen, „Als lang ihr bleiben wollt.“ Der Bot ließ nicht davon, Wie sehr der Moͤnch ihn bat. Sie zogen mit einander, Wohl an des Meers Gestad, Sie zogen alle beide Viel Berg und tiefe Thal, Die Frau im Moͤncheskleide, Wohl vor des Koͤnigs Saal. Der Koͤnig kam gegangen Mit Rittern und Knechten viel, Die Frau ward schoͤn empfangen Mit ihrem Saitenspiel, Da schlug sie auf der Laute Gar freudenreiche Wort, Die Heiden sprachen all uͤberlaute: Nie haͤtten sies schoͤner gehoͤrt. Der Moͤnch saß oben am Tische, Sie hatten ihn lieb und werth, Man gab ihm Wildpret und Fische, Und was sein Herz begehrt; Da sie das also sahe, Dacht sie in ihrem Muth, Da ihr so guͤtlich geschahe: Mein Sach wird werden gut. Da schlug sie auf der Harfe, Und macht ein frisch Gesang, Gar hoͤflich und gar scharfe, Daß hell der Pallast erklang, Die Heiden musten springen, Damit, da ward es Nacht, Wohl unter denselben Dingen, Ward dem Grafen die Botschaft bracht. Dem Grafen kam die Mehre Von seinem schoͤnen Weib, Wie sie nicht kam dahere, Es waͤr ihr unmoͤglich; Viel Schand waͤr unter den Heiden, Sie kaͤm in große Noth, Der Graf der gedacht im Leide, Nun muß ich leiden den Tod. Die Frau war an dem Hofe, Bis an den andern Tag, Da sah sie nach dem Grafen, Es war ihr groͤste Klag; Da ging sie an die Zinne, Gar heimlich unermeldt, Sie ward ihres Grafen inne, Den Pflug zog er im Feld. Wohl zu derselben Stunde, Hob sie viel heiß zu weinen an, Daß sie ihm nicht helfen konnte, Wie sie gern haͤt gethan; Sie war gar unverdrossen, Sang schoͤner jeden Tag, Vier Wochen war sie im Schlosse, Eh sie da Urlaub nahm. Der Koͤnig wollte lohnen, Den Moͤnch wollt lohnen wohl, Ihn kroͤnt mit goldner Krone, Viel Gelds, ein Schuͤssel voll: „Nimm hin mein lieber Herre, „Last's euch verschmaͤhen nicht.“ Der Moͤnch wehrt sich gar sehre: „Ist nicht meines Ordens Sitt!“ Der Moͤnch der sprach mit Sitten: „Ich will kein solchen Sold, „Ein Gab will ich erbitten, „Ist nicht um rothes Gold, „Und nicht um Edelgesteine, „Noch sonst um andern Rath, „Dort um den Menschen alleine, „Ders Feld umpfluͤget hat.“ Der Koͤnig sprach mit Fuge: „Herr nehmt ihn in Gewalt.“ Man bracht den Grafen vom Pfluge, Wohl vor den Koͤnig bald, Da sprach der Koͤnig mit Treuen, Und gab dem Grafen Rath: „Dank du dem Abentheuer, „Der dich erloͤset hat.“ Die Frau stand an dem Meere, Wohl an dem andern Tag, Der Graf ließ nicht davone, Wollt ziehen zum heiligen Grab, Wiewohl er haͤt nicht mehre, Weder Habe noch ander Gut, Noch half ihm Gott der Herre, Uebers Meer er fahren thut. Der Graf kam heim gegangen, Bestaͤubt und aͤrmiglich, Es hat ihn schoͤn empfangen, Die Fraue saͤuberlich: „Ein Brief hab ich dir geschrieben „In Kummer und großer Noth, „Da bist du daheime blieben, „Du achtest nicht, ob ich todt.“ Die Frau die sprach mit Zuͤchten: „Herr, das ist alles wahr; „Im Brief habt ihr geschrieben, „Von eurem Kummer gar, „Das lasset euch nicht reuen, „Traut lieber Herre mein, „Ich durft dem Boten nicht trauen, „Ich fuͤrchtet der Ehren mein.“ Der Graf, der war daheime, Bis an den andern Tag, Sein Freund die kamen, ihn gruͤßen, Sie fuͤhrten der Fraue Klag, Wie sie unzogen waͤre, So lange und so spaͤt, Bald hin und wieder heime, Weiß niemand was sie schaffen hat. Die Frau sprang auf gar schnelle, Wohl von dem Tische drat, Sie ging in ihre Kammer, Sie legt die Kutte an, Sie nahm in ihre Haͤnde Die Lauten und Harfen gut, Recht wie sie hat gestanden Vorm Koͤnig wohlgemuth. Sie trat hinein mit Schalle, Wohl durch die Thuͤr geschwind, Sie thaͤt sie gruͤßen alle, Die da gesessen sind, Der Graf erfreuet sich balde, Da er sie wieder sah: „Das ist der Abentheuer, „Der mich erloͤset hat!“ Da ward die Frau bald jehe: „Herr, das ist alles wahr, „Ihr habt mich wohl gesehen, „Vorm Koͤnig, offenbar, „Der Koͤnig der thaͤt sprechen, „Wohl zu derselben Sach; „Du Gefangner und Gebundner, „Geh aus ohn Ungemach.“ Die Freund erschracken gar sehre, War ihnen schwere Buß, Sie standen auf von dem Tische, Und fielen der Frauen zu Fuß, Sie thaͤten sie fast bitten, Daß sie ihnen das vergebe, Also wird Fraun abgeschnitten, Ihr Treu und auch Ihr Ehr. Drey Winterrosen . Feiner Almanach. I. B. S. 126. E s ritt ein Herr mit seinem Knecht, Des Morgens in dem Thaue, Was fand er auf der Heide stehn? Ein wunderschoͤne Jungfraue. „Gott gruͤß euch Jungfrau huͤbsch und fein, „Gott gruͤß euch Auserwaͤhlte, „Wollt Gott ich sollt heut bey euch seyn, „In euren Armen schlafen.“ „In meinen Armen schlaft ihr nicht, „Ihr bringt mir denn drey Rosen, „Die in dem Winter wachsen sind, „In voller Bluͤt erschlossen.“ Er schwang sich in den Sattel frei, Dahin so thaͤt er traben, Da wo die rothen Roͤslein stehn, Um Fraͤuleins Gunst zu haben. Der Roͤslein warn nicht mehr denn drey, Er brach sie an den Stielen, Er schuͤtt sie der Magd in Geren frei, Nach allem ihren Willen. Da sie die rothen Roͤslein sah, Gar freundlich thaͤt sie lachen: „So sagt mir edle Roͤslein roth, „Was Freud koͤnnt ihr mir machen?“ „Die Freud, die wir euch machen wohl, „Die wird sich auch schon finden, „Jetzund geht ihr ein Maͤgdlein jung, „Aufs Jahr mit einem Kinde.“ „Geh ich mit einem Kindelein, „So muß es Gott erbarmen, „Hab ich doch nur eine halbe Nacht, „Geschlafn an deinen Armen.“ „So klage nicht mein Toͤchterlein, „Und weine nicht so sehre, „Es ist geschehn; manch Jungfraͤulein „Kam noch zu großen Ehren.“ Das hat gesungen ein Reuter gut, Ein Berggesell hat ihn verdrungen, Er trinkt viel lieber den lautern Wein, Denn Wasser aus kuͤhlem Brunnen. Der bestaͤndige Freyer . Fliegendes Blat. A ndreas lieber Schutzpatron, Gib mir doch nur einen Mann! Raͤche doch jezt meinen Hohn, Sieh mein schoͤnes Alter an! Krieg ich einen oder keinen? — Einen. Einen krieg ich? Das ist schoͤn! Wird er auch bestaͤndig seyn? Wird er auch zu andern gehn? Oder sucht er mir allein Und sonst keiner zu gefallen? — Allen. Allen? Ey das waͤr nicht gut! Ist er schoͤn und wohlgestalt? Ists ein Mensch der viel verthut? Ists ein Witwer? Ist er alt? Ist er hitzig oder kaͤltlich? — Aeltlich. Aeltlich? Aber doch galant? Nun so sage mir geschwind: Wer ist ihm denn anverwandt, Und wer seine Freunde sind? Sind sie auch von meines Gleichen? — Leichen. Leichen? Ey, so erbt er viel! Hat er auch ein eignes Haus, Wenn er mich nun haben will: Und wie sieht es drinnen aus? Ist es auch von huͤbscher Laͤnge? — Enge. Enge? Ey wer fragt darnach? Wenn er nur ein groͤßres schafft. Und wie stehts ums Schlafgemach? Ist das Bette auch von Tafft, Wo ich drinnen liegen werde? — Erde. Erde? Das klingt wunderlich, Ist ein sehr nachdenklich Wort! Andreas, ach! ich bitte dich, Sage mir doch auch den Ort, Wo du ihn hast aufgehoben: — Oben. Oben hat er seinen Platz? Nun, so merk' ich meine Noth, Der mir jezt beschriebene Schatz Ist vielleicht wohl gar schon todt, Ist mir sonst nichts uͤbrig blieben? — Lieben. Lieben soll ich nun das Grab? Ach! wie manches Herzeleid, Weil ich keinen haben mag, Hier in dieser Sterblichkeit, Keinen Krummen, keinen Lahmen! — Amen. Von Hofleuten . Schoͤne neue Lieder mit Musik von Orlando di Lasso. Muͤnchen 1576. III . T. S. 21. I ch sprech, wenn ich nicht luͤge, So sollt ihr glauben mir, Ihr habt oft sehen Fliegen, Das ist ein solches Thier. Wenn man ein Kost richt anne, Sie sey saur oder suͤß, Sind sie die ersten dranne, Mit Haͤnden und mit Fuͤß. Kommt dann ein Kraͤmer here Mit guter Specerey, Mit Zucker und Latwere, Sind sie die ersten frey. Und die das Maul drin schlagen, Versuchens um und um, 23. Und wenn mans dann thut jagen, So gebns kein Heller drum. Wo man hat Bier und Mete, Da ist den Fliegen wohl, Sie kommen ungebeten, Und saufen sich auch voll. Daß manche thut ertrinken, Im Becher und im Glas, Kommt raus, so thut sie hinken, Die Kleider sind ihr naß. Ist einer dann beschoren, Und hat ein kurzes Haar, Die Fliegen um ihn bohren, Sieht man im Sommer zwar. Es muß sich einer oft wehren, Will er Fried vor ihn han, Sie thuns Fuͤrsten und Herren, Es hilft dafuͤr kein Zaun. Auch ich umfliege eine, Und sie erwehrt sich mein, Doch find ich sie alleine, So ist sie dennoch mein. Lied beym Heuen . In den frischen Liedlein Georg Forsters. Nuͤrnberg 1565. II. XXV. ist schon der Anfang eines ganz aͤhnlichen Lieds: Es haͤtt ein Biedermann ein Weib, Ihr Tuͤck wollt sie nit lan, Das macht ihr grader stolzer Leib, Daß sie bat ihren Mann, Und daß er fuhr ins Heu, ins Heu, Nach Gromat in das Gey. Der Mann der wollt erfuͤllen, Der Frauen ihren Willen, Er stieg zu aller oͤberst, Wohl auf die Dillen, Er sprach, er wollt ins Heu, ins Heu, Nach Gromat in das Gey. Muͤndlich. E s hatte ein Bauer ein schoͤnes Weib, Die blieb so gerne zu Haus, Sie bat oft ihren lieben Mann, Er sollte doch fahren hinaus, Er sollte doch fahren ins Heu, Er sollte doch fahren ins Ha ha, ha; ha, ha, ha, Heidildey, Juch heysasa, Er sollte doch fahren ins Heu. Der Mann der dachte in seinem Sinn: „Die Reden die sind gut! „Ich will mich hinter die Hausthuͤr stelln, „Will sehn, was meine Frau thut, „Will sagen, ich fahre ins Heu, u. s. w. Da kommt geschlichen ein Reitersknecht Zum jungen Weibe hinein, Und sie umpfanget gar freundlich ihn, Gab straks ihren Willen darein. „Mein Mann ist gefahren ists Heu, u. s. w. Er faßte sie um ihr Guͤrtelband, Und schwang sie wohl hin und her, Der Mann, der hinter der Hausthuͤr stand, Ganz zornig da trat herfuͤr: „Ich bin noch nicht fahren ins Heu, u. s. w. „Ach trauter herzallerliebster Mann, „Vergieb mir nur diesen Fehl, „Will lieben fuͤrbas und herzen dich, „Will kochen suͤß Muhs und Mehl; „Ich dachte du waͤrest ins Heu, u. s. w. „Und wenn ich gleich gefahren waͤr „Ins Heu und Haberstroh, „So sollt du nun und nimmermehr „Einen andern lieben also, „Der Teufel mag fahren ins Heu, u. s. w. Und wer euch dies neue Liedlein pfif, Der muß es singen gar oft, Es war der junge Reitersknecht, Er liegt auf Grasung im Hof, Er fuhr auch manchmal ins Heu, u. s. w. Des Antonius von Padua Fischpredigt. Nach Abraham a St. Clara. Judas, der Erzschelm. I . S. 253. A ntonius zur Predig Die Kirche findt ledig, Er geht zu den Fluͤssen, Und predigt den Fischen; Sie schlagn mit den Schwaͤnzen, Im Sonnenschein glaͤnzen. Die Karpfen mit Rogen Sind all hieher zogen, Haben d' Maͤuler aufrissen, Sich Zuhoͤrens beflissen: Kein Predig niemalen Den Karpfen so gfallen. Spitzgoschete Hechte, Die immerzu fechten, Sind eilend herschwommen Zu hoͤren den Frommen: Kein Predig niemalen Den Hechten so gfallen. Auch jene Phantasten So immer beym Fasten, Die Stockfisch ich meine Zur Predig erscheinen. Kein Predig niemalen Dem Stockfisch so gfallen. Gut Aalen und Hausen Die Vornehme schmausen, Die selber sich bequemen, Die Predig vernehmen: Kein Predig niemalen Den Aalen so gfallen. Auch Krebsen, Schildkroten, Sonst langsame Boten, Steigen eilend vom Grund, Zu hoͤren diesen Mund: Kein Predig niemalen Den Krebsen so gfallen. Fisch große, Fisch kleine, Vornehm' und gemeine Erheben die Koͤpfe Wie verstaͤndge Geschoͤpfe: Auf Gottes Begehren Antonium anhoͤren. Die Predigt geendet, Ein jedes sich wendet, Die Hechte bleiben Diebe, Die Aale viel lieben. Die Predig hat gfallen, Sie bleiben wie alle. Die Krebs gehn zuruͤcke, Die Stockfisch bleiben dicke, Die Karpfen viel fressen, Die Predig vergessen. Die Predig hat gfallen, Sie bleiben wie alle. Die Schlacht bey Sempach . Von Halb Suter Tschudi. I . 529. Die aͤltern Kriegs- und Schlachtlieder der Deutschen fordern eine eigne Sammlung; aus Tschudi eilf, bey Diebold Schilling fuͤnf, die Seeschlacht der Vitalienbruͤder aus Canz- ler, die Schlacht bey Ingolstadt aus Schaͤrtlin, am Kremmerdamm aus Buchholz, der Nuͤrnberger Krieg aus Canzler, die Grumbacher Fehde, der Wirtemberger Krieg u. a m. haben sich bey uns angehaͤuft, wir konnten nur die Ausgezeichneten aufnehmen, ungerichtet keins unbedeutend. D ie Biene kam geflogen, macht in der Lind ihr Nest, Es redet der gemeine Mann, das deutet fremde Gaͤst. Da sah man wie die Beste bey Willisow hell brennt, Den Herzog mit dem Heere ein jeder daran kennt. Sie redeten zusammen in ihrem Uebermuth, Die Schweizer wollen wir toͤdten, das jung und alte Blut. Sie zogen her mit Schalle von Sursee aus der Stadt, Sie fangen an zu ziehen mit ihrem koͤstlichen Waat: „Ihr niederlaͤndisch Heeren, ihr zieht ins Oberland, „Werdet ihr euch da ernaͤhren, es ist euch unbekannt. „Ihr solltet euch nach Beichte vorher noch umme sehen, „Im Oberlaͤndchem Streite moͤcht euch wohl Weh geschehen.“ „Wo sizt denn nur der Pfaffe dem einer da beichten muß?“ „Zu Schweiz ist er im Felde, er giebt einem schwere Buß, „Er wird gar schwere Hand auf eure Koͤpfe legen, „Mit Helleparten giebt er euch den besten Segen.“ An einem Montag fruͤhe, als man die Maͤdchen sahe, Jezt sicheln in dem Thau, sie waren Sempach nahe. Die Herren von Luzerne, sich streckten festiglich, An Mannheit gar ein Kerne, sah keiner hinter sich. Ein Herr von Hasenburg zum Herzog also sprach: „Das Voͤlklein ich beschaut, sie sind gar unverzagt.“ Da redet Ochsenstein: O Hasenburg, o Hasenherz! Der Hasenburg der sagt: Wir wollen sehn den Scherz. Sie banden auf die Helme und thaͤten sie vorher tragen, Von Schuchen hieben die Schnaͤbel, man fuͤllt damit 'nen Wagen. Zusammen sie dann sprachen: „Das Voͤlkchen ist zu klein, „Wenn wir die Bauern schlagen, das Lob wird klein nur seyn.“ Die biedern Eidgenossen Gott riefen im Himmel laut, Ein Regenbogen gar helle vom hohen Himmel schaut. Und Herz und Sinn ist wachsen von hoher Manneskraft, Daß sie sich tapfer kehrten jezt gegen die Ritterschaft. Der Loͤw fing an zu bruͤllen, zu schmuͤcken seinen Wadel, Sie fingen an zu schießen die Herren da von Adel. Sie griffen mit langen Spießen, der Schimpf war gar nicht suͤß, Die Aeste von hohen Baͤumen fielen vor ihre Fuͤß. Des Adels Heer war fest, ihr Ordnung dick verhagt, Das verdroß die frommen Gaͤste, ein Winkelried da sagt: „He werd ihr geniessen lon, „Min fromme Kind und Frauen, so will ich ein Frevel beston, „Truͤen lieben Eidgnossen, min Leben verlur ich mit, „Sie hand ihr Ordnung gstossen, wir moͤgens zu brechen nit; „He, ich will ein Inbruch han, „Des wellend ihr min Gschlecht in ewig geniessen lan“ Hiemit so thut er fassen, ein Arm voll Spieß behend, Den Seinen macht er ein Gassen, sein Leben hat ein End. Er brach des Loͤwen Muth mit seinem theuren Blut, Sein mannlich tapfer Sterben war den vier Waldstaͤdten gut. Sie brachen ein so schnelle des Adels Ordnung bald, Mit Hauen und mit Stechen: Gott seiner Seelen walt. Der Loͤw fing an zu mauen, zu treten hinter sich, Der Stier starzt seine Brauen und gab ihm noch ein Stich. Da ließ er ihm das Panner, da ließ er ihm die Weid, Zu Koͤnigsfeld im Kloster viel liegen begraben mit Leide. Der Herzog Luͤpolt wollte es gar fuͤrstlich wagen, Da er an die Bauern kam, sie haben ihn todt geschlagen. Die Kuh die sprach zum Stiere: Ach sollt ich dir nicht klagen, Mich wollt auf deinem Refiere ein Herr gemolken haben, Da hab ich ihm den Kuͤbel so eben umgeschlagen, Ich gab ihm eins zum Ohre, daß ihr ihn muͤßt begraben. Ein Herre war entronnen, der war ein Herr von Ehren, Er kam zu boͤser Stund bey Sempach zu dem See, Er klopft mit seinem Knecht da an bey Hans von Rot: „Nun thus durch Gott und Geld, fuͤhr uns aus aller Noth.“ Fast gern, sprach Hans von Rot, des Lohnes war er froh, Den er verdienen sollt, faͤhrt uͤbern See also. Er rudert stark und schnelle, da er gen Notwyl war, Da winkt der Herr dem Knechte, er sollt ihn erstechen gar. Das wollt der Knecht vollbringen, am Schiffmann in der That, Hans Rot sieht's in dem Schatten, das Schifflein er um- trat. Sie wollten sich noch halten, er warf sie in den See: „Nun trinket liebe Herren, ihr erstecht kein Schiffmann mehr. „He, zween Fisch ich heute im See gefangen habe, „Ich bitt nur um die Schuppen, das Fleisch ist schlechte Gabe.“ Es kam ein Bote endlich nach Oesterreich gesandt: „Ach edle Frau von Oesterreich, min Herr liegt auf dem Land, „Ach edle Frau er lieget vor Sempach blutig roth!“ „Ach reicher Christ vom Himmel, was hoͤr ich große Noth.“ Halb Suter unvergessen, also ist er genannt, Z'Lucern ist er gesessen, also sehr wohl bekannt; Er war ein froͤhlich Mann, das Lied hat er gedichtet, Als ab der Schlacht er kam, wo Gott der Herr gerichtet. Algerius . Von Hans Buͤchel, aus einem alten Gesangbuche der Wiedertaͤufer. S. 179. A lgerius sagt Wunderding: „Wo andre schreien, weinen, „An diesem Ort ich Freud empfing, „Im Gefaͤngniß mir erscheinet „Das Himmelheer, „Viel Maͤrtirer „Tagtaͤglich bey mir wohnen, „In Freud und Wonn, „In Gnadensonn, „Seh ich den Herren thronen.“ „Obs Vaterland, sie fragten an, „Ob Freund und auch Verwandten, „Ob seine Kunst er lassen kann?“ Er sprach zu den Gesandten: „Vom Vaterland „Mich keiner bannt, „Es ist am Himmelsthrone, „Allda die Feind „Mir werden Freund, „In einer Musik Tone. „Kein Medizin, Kunst, Meisterschaft, „Mag keinem hier gelingen, „Der nicht erkennet Gottes Kraft, „In seiner Kraft kann schwingen.“ In Zorn und Grimm Sie deuten ihm, Sie wollten ihn verbrennen, Algerius sagt: „In Flammenmacht, „Werdt ihr mich erst erkennen!“ Doppelte Liebe . Muͤndlich. N icht lang es ist, In Fastnacht-Frist, Hab ich mir auserkoren, Zwey Jungfraun zart, Von guter Art Und tugendlich geboren. Am Abend spat Schneeweiß ihr Waat, Durchaus ganz wohlgezieret, Ich ihnen gern In Zucht und Ehrn Gefaͤllig haͤtt' hofieret. Doch durft ich nicht, Dieweil es Sitt Ein jeder Zeit zu halten; Nach Klagens Brauch Darum ich auch Den lieben Gott ließ walten. Und schmuͤckt mich sehr, Als ob ich waͤr, Ein Sohn der armen Frauen, Mit kleinem Ruhm, Recht wie die Blum Den Winter in der Auen. Vor beyder Thuͤr Ich stehe hier, So zwischen beyden Frauen, Ganz graͤmlich schier, Wies Muͤllerthier Zwey Buͤndel Heu mag schauen. Schleich auf den Zehn Zum Schlafen gehn, Vor großem Leid und Kummer; In dem bedacht In selbig Nacht Den schoͤn und edlen Sommer. In kurzer Zeit Er breitet weit Die Blum auf gruͤner Heiden, Manch schoͤnen Strauch, Darin ich auch Mich hoff mit Lust zu weiden. Die gefaͤhrliche Mannschettenblume . Muͤndlich. E s stand ein Baum im Schweizerland, Der trug Manschettenblumen, Die erste Blume die er trug, Die war des Koͤnigs Tochter. Des Bauers Sohn darunter war, Der thaͤte um sie freyen, Er freyte laͤnger als sieben Jahr, Er konnte sie nicht erfreyen. Der Bauernsohn steigt auf das Nest, Da oben auf dem Baume, Der Koͤnig haͤlt ihn am Mantel fest: „Was willst mit meiner Tochter? „Sie ist viel hoͤher geboren als du, „Von Vater und von Mutter.“ „Ist sie viel hoͤher geboren als ich, „So bin ich viel hoͤher gestiegen.“ „Und wenn du auch mein Rath schon bist, „Du bist doch nicht vom Blute.“ „Ey Koͤnig was du jetzo bist, „Das dankest du meinem Blute!“ „Ich dank dir mein Schloß in Oesterreich, „Da sollst du Koͤnig werden, „Ich schlag dich zum Ritter mit duͤrrem Zweig, „Das Kettlein soll dir auch werden. „Und uͤber dem Schloß noch hoͤher hinaus, „Sie sollen hinauf dich ziehen, „Da hast du uͤber den Wolken ein Haus, „Gewitter unter dir ziehen.“ „Und haͤtt es des Koͤnigs Tochter gethan, „Kein Koͤnig ich wuͤrd uͤber alle, „So gehts wer gerne freyen thaͤt, „Und kann doch keiner gefallen.“ Der Faͤhndrich . Fliegendes Blat. M arschiert ihr Regiment Nun in das Feld, In aller Welt Viel Krieg ist heuer zu finden. Bey der Frau Wirthin Nachts, Sie kehrten ein: „Wollen lustig seyn, „Das Maͤdchen schlaͤft allein.“ Und als das Maͤdchen nun Vom Schlaf erwacht, Und sich bedacht, Da fing sie an zu weinen. „Ey schwarzbraun Maͤdchen sagt, „Was weint ihr hier?“ „Ein schoͤner Offzier, „Hat mir genommen mein Ehr!“ Der Hauptmann ein braver Mann, Die Trommeln ruͤhrt, Die Trommeln ruͤhrt, Den Feldmarsch laͤst er schlagen. Er ließ marschieren sie, Zu zwey und drey, Zu drey und zwey, Auf daß sie ihn erkenne. „Mamsell erkennt ihr ihn?“ „Ich kenn ihn wohl „So schoͤn und voll, „Er thut die Fahne schwenken.“ Der Hauptmann, ein solcher Mann Den Galgen baut, Den ihr weit schaut, Den Faͤhndrich dran zu haͤngen. „O liebster Kammerad, „Wenn einer fragt, „Ihr ihm doch sagt, „Ich waͤr mit Ehrn erschossen.“ Des andern Tages kam Des Faͤhndrichs Frau: „Mein Mann nicht schau, „Wo ist er denn geblieben?“ „Dort draussen vor dem Thor,“ Sie sagten an, „Den armen Mann, „Zwey Jaͤger ihn erschossen.“ So geht es in der Welt, Wenn man verliebt, Wenn man verliebt, Muß man sein Leben lassen. 24. Schmaͤhlied gegen die Schweizer . Von Isenhofer von Walzhut bei Tschudi. II. 412. W ohlauf ich hoͤr ein neu Getoͤn, Der edlen Voͤgel Sang, Ich trau es werde nun ganz schoͤn, Unwetter hat so lang Geregnet auf der Heide, Die Blumen sind erfrorn, Dem Adel, als zum Leide, Die Bauern zusammen schworen. Die Wolken sind zum Berg gedruͤckt, Das schafft der Sonne Glanz, Den Bauern wird ihr Gewalt entruͤckt, Das thut der Pfauen Schwanz; Nun Kuh so laß dein Lugen, Geh heim, hab gut Gemach, Den Herren ekelt dein Mugen, Trink aus dem Muͤhlenbach. Und bliebest du daheime, Du haͤttest gute Weid, Und dich betruͤbte keiner, Und dir gescheh kein Leid, Du thatst zu weit ausbrechen, Das thut dem Adel Zorn, Das kommt von deinem Stechen, Man schlaͤgt dich auf dein Horn. Die Bauern treiben Wunder, Ihr Uebermuth ist groß, In Schwitz und Glarus besunder, Niemand ist ihr Genoß; Sie tragen jezt die Krone, Vor Ritter und vor Knecht, Wird ihnen nun der Lohne, Das ist nicht wider Recht. Der uns dies Liedlein hat gemacht, Der ist von Isenhofen, Die Bauern hatten sein kein Acht, Als er saß hinterm Ofen, Und horchet ihrem Rathe, Und was sie wollten treiben, An einem Abend spate, Er will es nicht verschweigen. Ein Bauer sah im Glase Den hellen Farbenschein, Er warf, als ob er rase Hinaus es in den Rhein: „O Pfauenschwanz ich sehe „Dich doch an allem Ort, „So soll es dir auch gehen.“ Er sprach ein grimmig Wort. Sie sprachen: „Wir sind Herren „Von unsrem Land und Leut, „Der Koͤnig soll es nicht wehren, „Wir geben um ihn nichts; „Er wollte uns gern spalten, „Und das liegt an dem Tag, „Das Buͤndel Ruthen soll halten, „Doch mancher Herr noch klag.“ Und fruͤhe vor dem Morgen Ich hob mich von dannen bald, Ich lief dahin mit Sorgen, Wohl oben durch den Wald, Und da ich kam auf die Heide, Da hab ich dies gesungen, Den Frommen nicht zu Leide, Daß Feld und Wald erklungen. Um die Kinder still und artig zu machen. Feiner Almanach. I. B. S. 145. E s kam ein Herr zum Schloͤßly Auf einem schoͤnen Roͤßly, Da lugt die Frau zum Fenster aus Und sagt: „Der Mann ist nicht zu Haus. „Und niemand heim als Kinder „Unds Maͤdchen auf der Winden.“ Der Herr auf seinem Roͤßly, Sagt zu der Frau im Schloͤßly: „Sinds gute Kind, sinds boͤse Kind? „Ach liebe Frau, ach sagt geschwind.“ Die Frau, die sagt: „Sehr boͤse Kind, „Sie folgen Muttern nicht geschwind.“ Da sagt der Herr: „So reit ich heim, „Dergleichen Kinder brauch ich kein.“ Und reit auf seinem Roͤßly, Weit, weit entweg vom Schloͤßly. Gesellschaftslied . Muͤndlich. Dieterlein . W ohlauf ihr Narren, zieht all mit mir, Zieht all mit mir, Wohl heuer in diesem Jahre, In diesem Jahre. Alle . Habens gern gethan, Thuns noch einmals, Was gehts dich denn an? Dich gehts gar nichts an! Was fragst denn du darnach? Was hast denn du davon? Dieterlein . Bin ich ein Narr, bins nicht allein, Achts sicher klein, Wollt Gott, ich waͤr nur ein Narre, Nach meinem Sinne. Alle . Haͤttst gern so gethan, Thaͤtst noch einmal, u. s. w. Dieterlein . Wollt Gott, ich waͤr ein kleins Voͤgelein, Waldvoͤglein klein, Zur Lieben wollt ich mich schwingen, Ins Fenster springen. Alle . Haͤttst gern gethan, u. s. w. Dieterlein . Wollt Gott, ich waͤr ein klein Kaͤtzelein, Klein Kaͤtzelein, Gar lieblich wollt ich ihr mausen In ihrem Hause. Alle . Haͤttst gern gethan, u. s. w. Dieterlein . Wollt Gott, ich waͤr ein klein Huͤndelein, Huͤndelein klein, Gar treulich wollt ich ihr jagen, Die Hirsch und Hasen. Alle . Haͤttst gern gethan, u. s. w. Dieterlein . Wollt Gott, ich waͤr ein klein Pferdelein, Artig Zeltelein, Gar sanfte wollt ich ihr traben, Zu ihrem Knaben. Alle . Haͤttst gern gethan, u. s. w. Dieterlein . Zu ihrem Knaben ins Kaͤmmerlein, Ins Kaͤmmerlein, Gern wuͤrd ich dann sehen, Euch Herren gehen. Alle . Drauf trinken wir alle Diesen Wein mit Schalle, Dieser Wein vor anderm Wein, Ist aller Welt ein Fuͤrste, Trink mein lieber Dieterlein, Und daß dich nimmer duͤrste, Trinks gar aus, Trinks gar aus. Dieterlein . Der Wein schmeckt wohl, Macht mich oft trunken, Darum soll man ihn loben, Mir ist verkuͤndt, Ein seltsam Spiel, Ein Vogel auf dem Brunnen, Ein seltsam Fang, Macht mich oft siech, Vor Lachen muß ich schweigen, Kurz Griff sind auf der Lauten. Alle . So trinken wir die liebe lange Nacht, Bis daß der liebe lichte Morgen wacht. Bis zu dem lichten Morgen Wir singen, Und springen, Und sind nun froh, Und leben also Ohn alle schwarze Sorgen. Dieterlein . Ich bin der Koͤnig der Thoren, Zum Trinken auserkoren, Und ihr, ihr seyd erschienen, Mich Fuͤrsten zu bedienen. Spann Jaͤger dein Gefieder, Schieß mir das Wildpret nieder, Erhebet dann die Stimme, Und singt mit rechtem Grimme. Ins Horn, ins Horn, ins Jaͤgerhorn, Und wer es hoͤrt der wird zum Thorn, Und springt und singt mit Schalle, Drauf trinken wir wohl alle. Alle . So springt und singt mit Schallen, Der Koͤnig soll leben vor allen. Das Gnadenbild Mariaͤ-Huͤlf bey Passau. Procopii Mariale festivale . S. 9. E s wohnt ein schoͤnes Jungfraͤulein Bekleidet mit Sammt und Seiden, Ob Passau in ein Kirchel klein, Auf einer gruͤnen Heiden, Dort auf dem Kapuziner-Berg, In Gnaden sie verbleibet, Mit Zeichen und mit Wunderwerk Ihr meiste Zeit vertreibet. Aus fremden Landen fuͤhrt sie her, Erzherzog Leopoldus, Ihr zu erzeigen alle Ehr, Das war sein groͤste Wollust. Den schoͤnen Sitz hat ihr bereit, Ein edler Herr von Schwendi, Jezt genießt er in der Seligkeit, Ihr muͤtterliche Haͤnde. Auf ihrem Haupt traͤgt sie ein Kron, Von Gold und Edelsteinen, Von Silber ist gemacht ihr Thron, Auf dem thut sie erscheinen, Jesus der wahre Gottes Sohn, In ihren Armen wohnet, Die Seel, die ihm und ihr thut schoͤn, Bleibt wohl nicht unbelohnet. An ihr ist nichts denn Heiligkeit, Und majestaͤtisch Leben, Ganz englisch ist ihr Reinigkeit, Demuͤthig doch darneben, Ihr Ursprung ist sehr adelich, Von koͤniglichem Stamme, Ich darf sie nennen oͤffentlich, Maria heißt ihr Namen. Vor ihr die Engel neigen sich, Weil sie Gott selber ehret, Dienstwillig sie erzeigen sich, Sobald sies nur begehret, Die Kaiser beugen ihre Knie, Die Koͤnig sie schoͤn gruͤßen, Fuͤrsten und Herrn ruͤhmen sie, Und fallen ihr zu Fuͤßen. Es stehn vor ihrem Angesicht, Viel tapfre Edelknaben, Zu ihrem Dienst dahin gericht, Die Schild in Haͤnden haben. Wie Engel stehen ihr so nah, Der Ablaß und die Gnade, Die gruͤßen uns von Ferne da, Und hin zu ihr uns laden. Mit vielen zarten Bluͤmelein, Ist sie gar fein umstecket, Mit Naͤgeln und mit Roͤselein Wird ihr Altar bedecket, Davon das ganze Kirchel schier Ueberaus lieblich schmecket, Damit das Volk durch solche Zier Zur Andacht werd erwecket. Oft Musikklang und Orgelspiel Thut man da bey ihr hoͤren, Aemter und Litaneien viel, Haltet man ihr zu Ehren, Ihr viel Personen immerdar Lichter und Ampeln brennen, Durch welche sie sich ganz und gar Zu ihrem Dienst bekennen. Dort sieht man durch die Sommerzeit, Prozession und Fahnen, Die Prediger nach Gelegenheit Das Volk zur Buß vermahnen, Sie, Reich und Arm, Mann, Weib und Kind, Loben und benedeien. Und so sie beichten ihre Suͤnd, Thut mans ihnen verzeihen. Allda sich in ein Kloͤsterlein, Nicht weit von ihr gelegen, Viel arme Diener schließen ein, Allein von ihretwegen; Daß sie ohn alle Hinderniß Der Jungfrau moͤgen pflegen, Und letzlich nach gethaner Buß, Erwerben ihren Segen. Sie hat ein kleines Gloͤckelein, Gar wunderschoͤn es klinget, Gleich wie ein kleines Waldvoͤgelein In aller Fruͤh es singet, Sobald es hoͤrt ein liebreichs Herz, Vor Freuden es aufspringet: Das Volk es locket hinaufwaͤrts, Wanns in die Luft sich schwinget. Sie liegt mir an dem Herzen mein, Holdselig von Gebaͤrden Wollt Gott, ich koͤnnt ihr Diener seyn, So lang ich leb auf Erden, Drum sofern ist in mir was Guts, Und auch sogar das Leben, Bis auf den lezten Tropfen Bluts Will ich gern fuͤr sie geben. Den Bogen sie mit Liebes-Pfeil, Die Herzen durchzuschießen, Gespannt zu halten alleweil, Laͤst sie sich nicht verdrießen. Verbreitet ihres Sohnes Licht, Die Seelen zu gewinnen, Ihr große Macht darauf sie richt, Spart keinen Fleiß hierinnen. Wer nur ansieht ihr schoͤn Gestalt, Der thut sich gleich verlieben, Als waͤr an ihr Magnets Gewalt, So wird er angetrieben, Viel tausend Leut so manche Meil, Ihr zu Gefallen reisen, Zu kurz ist ihnen Zeit und Weil, Wann sie ihr Ehr erweisen. Den sie nur freundlich blicket an, Den hat sie schon gewonnen, Ihr Anblick ihn bald fangen kann, Kommt nimmer gern von dannen, Nicht wenig thun bekennen das Von Boͤsen und von Frommen; Meinen, es zieh sie weiß nicht was, So sind sie eingenommen. Geb Gott, daß stets an diesem Ort, Sein Name werd gepriesen, Daß ihm sogar mit keinem Wort, Ein Unehr werd bewiesen, Das liebe Kindlein Jesus Christ, Der Mutter zu gefallen, Woll helfen thun zu jeder Frist, All die zur Jungfrau wallen. Geh du nur hin , ich hab mein Theil . Fliegendes Blat. Husar . W ohlan die Zeit ist kommen, Mein Pferd das muß gesattelt seyn, Ich hab mirs vorgenommen, Geritten muß es seyn. Geh du nur hin, ich hab mein Theil, Ich lieb dich nur aus Narrethei; Ohne dich kann ich wohl leben, Ohne dich kann ich schon seyn. So setz ich mich aufs Pferdchen, Und trink ein Glaͤschen kuͤhlen Wein, Und schwoͤr bey meinem Baͤrtchen, Dir ewig treu zu seyn: Geh du u. s. w. Maͤdchen . Du glaubst, du bist der Schoͤnste, Wohl auf der ganzen weiten Welt, Und auch der Angenehmste, Ist aber weit gefehlt: Geh du nur hin u. s. w. In meines Vaters Garten, Waͤchst eine schoͤne Blume drin, So lang will ich noch warten, Bis die noch groͤßer ist. Geh du nur u. s. w. Beyde . Du denkst ich werd dich nehmen, Ich habs noch nicht im Sinn, Ich muß mich deiner schaͤmen, Wenn ich in Gesellschaft bin; Geh du nur hin, ich hab mein. u. s. w. Verlorene Muͤhe . Schwaͤbisch. Sie . B uͤble, wir wollen ausse gehe, Wollen unsre Laͤmmer besehe, Komm, liebs Buͤberle, Komm, ich bitt. Er . Naͤrrisches Dinterle, Ich geh dir holt nit. Sie . Willst vielleicht à Bissel nasche, Hol dir was aus meiner Tasche; Hol, liebs Buͤberle, Hol, ich bitt. Er . Naͤrrisches Dinterle, Ich nasch dir holt nit. Sie . Thut vielleicht der Durst dich plage, Komm, will dich zum Brunne trage; Trink, liebs Buͤberle, Trink, ich bitt. Er . Naͤrrisches Dinterle, Es duͤrst mich holt nit. Sie . Thut vielleicht der Schlaf dich druͤcke, Schlaf, ich jag dir fort die Muͤcke; Schlaf, liebs Buͤberle, Schlaf, ich bitt. Er . Naͤrrisches Dinterle, Mich schlaͤferts holt nit. Sie . Gelt, ich soll mein Herz dir schenke, Immer willst an mich gedenke; Nimms, lieb Buͤberle, Nimms, ich bitt. Er . Naͤrrisches Dinterle, Ich mag es holt nit. Starke Einbildungskraft . Muͤndlich. Maͤdchen . H ast gesagt du willst mich nehmen, Sobald der Sommer kommt:,: Der Sommer ist gekommen, Du hast mich nicht genommen, Geh Buble, geh nehm mich! Gelt ja Du nimmst mich noch. Bube . Wie soll ich dich denn nehmen, Und wenn ich dich schon hab:,: Denn wenn ich halt an dich gedenk, Denn wenn ich halt an dich gedenk, So mein ich, so mein ich, ich mein, Ich waͤr bey dir. Die schlechte Liebste . Muͤndlich. J etzunder geht mir mein Trauern an, Die Zeit ist leider kommen, Die mir vor'm Jahr die Liebste war, Ist schlecht mir vorgekommen. Mein Herz ist von lauter Eisen und Stahl, Dazu von Edelsteinen. Ach wenn doch das mein Schatzliebchen erfuͤhr, Es wuͤrde trauren und weinen. Es trauert mit mir die Sonne, der Mond, Dazu die hellen Sterne, Die haben den lebenden, schwebenden Lustgarten an dem Himmel. Mein Garten von lauter Lust war erbaut, Auf einem schwarzen Sumpfe, Und wo ich lebend und schwebend vertraut, Da ist ein Irrlicht versunken. Wollt Gott, daß fruͤh ich gestorben waͤr, In meinen jungen Jahren, So waͤre mir all mein Lebetag, Kein groͤßre Freud wiederfahren. Es ist nicht hier ein kuͤhler Brunn, Der mir mein Herz thaͤt laben, Ein kuͤhler Brunn zu aller Stund, Er fliest aus meinem Herzen. Maria auf der Reise . Procopii Mariale festivale. S. 447. E y wie so einsam, wie so geschwind? Jungfrau Maria nicht so eile; Ringfertig, wacker, als wie der Wind, Ach, warum laͤst dir nicht der Weile? Hoch sind die Berg, sehr rauh ist der Weg, Dazu auch manche lange Meile, Zart sind die Fuͤß, gibt oft schmale Steg, Jungfrau Maria nicht so eile. Maria . „Warum so einsam und so geschwind, „Will ich dir herzlich gern anzeigen, 25. „Weil du mich fragst mein liebes Kind, „Will ich die Ursach nicht verschweigen, „Jungfrauen wills gebuͤhren gar nicht „Viel untern Leuten umzuziehen, „Eben darum viel Boͤses geschicht, „Weil sie die Leut bey Zeit nicht fliehen. „Durch das Gebuͤrg uͤber Berg und Thal, „Thut sich mein Geist in Gott erschwingen, „Als wie ein himmlische Nachtigal „Ich das Magnifikat thu singen, „Wer gern allein ist, und betet gern, „Der thut sein Zeit gar schoͤn zubringen.“ Mensch, unser Frauen die Kunst ablern! Gott geb, daß dir es moͤg gelingen. Adelnssucht . Frische Liedlein. M ancher jetzund nach Adel strebt, Haͤtt er nicht Geld, Wuͤrd oͤfter um sich schauen, Gedenken wer sein Vater war, Ders ganze Jahr Den Acker muste bauen; Der jetzund sich So gar hoͤflich Beyn Leuten thut aufschmuͤcken, Haͤlts nicht dafuͤr, Als wenn man spuͤr, Daß er den Pflug kann zwicken. Wenn er nun kommt zum Abendtanz, So gilt sein Kranz Mehr denn der andern allen. Er kruͤmmt sich fast nach Adelssitt, Sein gemeßner Tritt Thut ihm selbst wohlgefallen. Wer haͤtt vertraut, Daß solches Kraut In Doͤrfern auch sollt wachsen? Wenn er nur spricht, Er ist erwischt, Ist baͤurisch ausgelassen. Weisheit die thut ihm viel zu leid, Giebt boͤs Bescheid, Wenn mans ihm nicht will glauben, Duͤnkt sich in aller Sach gescheit, Doch fehlts ihm weit, Sieht aus wie saure Trauben. Im Spiegel-Glas, Wird sehen das, Der Kittel ihn bas zieret, Den seiden Waat, Den Adelsstaat, Zu baͤurisch Art verfuͤhret. Abschiedszeichen . Muͤndlich. W ie schoͤn bluͤht uns der Mayen, Der Sommer faͤhrt dahin, Mir ist ein schoͤn Jungfraͤuelein Gefallen in meinen Sinn. Bey ihr ja waͤr mir wohl, Wann ich nur an sie denke, Mein Herz ist freudenvoll. Wenn ich des Nachts lieg schlafen, Mein Feinslieb kommt mir fuͤr, Wenn ich alsdann erwache, Bey mir ich niemand spuͤr; Bringt meinem Herzen Pein, Wollt Gott, ich sollt ihr dienen, Wie moͤcht mir das gesein. Bey ihr da waͤr ich gerne, Bey ihr da waͤr mirs wohl; Sie ist mein Morgensterne Strahlt mir ins Herz so voll. Sie hat ein rothen Mund, Sollt ich sie darauf kuͤssen, Mein Herz wuͤrd mir gesund. Ich werf mit Rosenblaͤttern In Liebchens Fenster ein: Ey schlafe oder wache, Ich moͤchte bey dir seyn! Das Fensterlein steht auf Wie bey dem Vogelsteller, Ich wag mich nicht hinauf. Wollt Gott, ich faͤnd im Garten Drey Rosen auf einem Zweig, Ich wollte auf sie warten, Ein Zeichen waͤr's mir gleich; Das Morgenroth ist weit, Es streut schon seine Rosen, Adie meine schoͤne Maid. Die Ausgleichung . Muͤndlich. D er Koͤnig uͤber Tische saß, Ihm dienten Fuͤrsten, Herren, Viel edle Frauen schoͤn und zart, So saßen sie paarweis. Da man das erste Essen aß, Da kam in hohen Ehren, Ein Maͤdchen jung, von edler Art, Also in kluger Weis. Den Becher, den sie schwebend haͤlt, Von Golde ausgetrieben, Der Koͤnigin sie reicht ihn dar, Die Koͤnigin schenkt ein, Ihn vor den Koͤnig liebreich stellt: „Das trink auf treue Liebe!“ Da kommt ein Knab mit gelbem Haar, Traͤgt einen Mantel fein. Der Koͤnig biethet dar sogleich Den Mantel weiß und eben, Der Koͤnigin als Ehren-Dank: „Wie schoͤn wird er dir stehn!“ Drauf will er trinken alsogleich, Da sprizt der Wein daneben, Sie will den Mantel legen an, Der Mantel steht nicht schoͤn. Der Koͤnig und die Koͤnigin Verwundern sich gar sehre, Der Koͤnig sieht den Becher an, Den Mantel sie ablegt; Da fanden sie dann beyder Sinn, Geschrieben hell und here: „Nur treue Lieb draus trinken kann.“ „Die Treu den Mantel traͤgt.“ Der Koͤnigin bracht ein Zwerglein klein, Des Bechers Goldgemische, Dem Koͤnig lehrt die Feye sein, Des Mantels alten Brauch; Der Schimpf soll nun auch allen seyn, Und Herrn und Fraun am Tische Versuchten auch den Becher Wein, Den Mantel also auch. Den Herren wird der Bart so naß, Der Mantel Fraun entstellet, Bis auf die juͤngste Fraue schoͤn, Dem aͤltsten Herrn vertraut, Dem wird der weiße Bart nicht naß, Der Mantel leicht gesellet Sich jedem Bug der Fraue schoͤn, Daß man treu Lieben schaut. Den Becher laͤst der Koͤnig gleich Dem Ritter voller Treue, Die Koͤnigin das Maͤntelein, Der Fraue, die ihn trug, Zum Zwerglein ward der Ritter gleich, Sein Fraͤulein wird zur Feye, Den Becher und den Mantel fein, Sie nahmen voller Trug. Sie gossen aus den Becher Wein, Ein Troͤpflein auf den Mantel, Und gaben ihn der Koͤnigin, Den Becher leer dem Koͤnig. Gleich trank der Koͤnig daraus Wein, Der Koͤnigin paßt der Mantel, Vergnuͤgt ward da die Koͤnigin, Vergnuͤgt ward da der Koͤnig. Nun prunkten sie noch manches Jahr, Mit Becher und mit Mantel, Und jeder Ritter trank ihn wohl, Er stand wohl jeder Frau. Doch wuchs mit jedem neuen Jahr, Der Flecken in dem Mantel, Der Becher klang wie Blech so hohl, Sie stellten beydes zur Schau. Petrus . Muͤndlich am Neckar. D er Herr der stellt ein Gastmahl an, Mit seinen Juͤngern alln, Sie gingen in ein Garten, Wo lustig jedermann. Als die Juden den Herrn gefangen nahmen, Da laufen die Juͤnger davon, Den Petrus hat einer am Mantel ertapt: „Glatzkopf, jezt hab ich dich schon.“ Der Petrus zieht sein Sabel, Er wollte sie hauen allhie, Er haut ganz miserabel, Die mehrst Hieb gehn darneben. Der Herr gab ihm ein Deuter: „Ach Petrus steck ein dein Schwerdt, „Du bist ein Erzbaͤrnhaͤuter, „Dein Schneid ist kein Teufel werth.“ Das wollte den Petrus verdrießen, Daß er erst der Niemand sollt seyn, Er zog heraus sein Sabel, Und hieb ganz sakerisch drein. Der Malchus stund darneben, Und hat sich nicht umgeschaut, Dem hat er aͤ Taͤscherl aufs Dach auf geben, Und Ohr-Watschl putz weggehaut. Der Malchus faͤngt protz und zu weinen an, Und schrie da uͤberlaut: „Herr, heil mir doch mein Ohr wieder an, „Der Glatzkopf hat mirs weggehaut.“ Der Herr der nahm des Malchus Ohr Und wollts gleich wieder kuriren, Auf einmal sprang der Petrus hervor, Faͤngt an zu raisoniren: „Was hat mich denn mein Haun genuzt, „Da waͤr ich ja ein Hans, „Was ich so sakrisch hab zammen gepuzt, „Das machst du gleich wieder ganz.“ Er gieng bey des Kaisers Kohlenfeuer, Da sassen die Juden dick, Da fuͤhrt der Teufel die Dienstmagd her, Der Petrus kennet sie nicht. „Aha, du bist auch einer, „Der mit im Garten war!“ Der Petrus luͤgt wie Stahl und Band, Sprach: „Hoͤr, es ist nicht wahr.“ Gott gruͤßt euch Alter . Fliegendes Blat. „ G ott gruͤß euch Alter, schmeckt das Pfeifchen? „Weißt her! — Ein Blumenkopf „Von rothem Thon mit goldnem Reifchen: „Was wollt ihr fuͤr den Kopf?“ „O Herr, den Kopf kann ich nicht lassen, „Er koͤmmt vom bravsten Mann, „Der ihn, Gott weiß es, einem Bassen, „Bey Belgrad abgewann. „Da, Herr, da gab es rechte Beute, „Es lebe Prinz Eugen! „Wie Grummet sah man unsre Leute „Der Tuͤrken Glieder maͤhn.“ „Ein andermal von euren Thaten! „Hier, Alter, seyd kein Tropf: „Nehmt diesen doppelten Dukaten „Fuͤr euren Pfeifenkopf.“ „Ich bin ein armer Kerl, und lebe „Von meinem Gnadensold, „Doch, Herr! den Pfeifenkopf, den gebe „Ich nicht um alles Gold. „Hoͤrt nur: Einst jagten wir Husaren, „Den Feind nach Herzenslust, „Da schoß ein Hund von Janitscharen „Den Hauptmann in die Brust. „Ich hob ihn flugs auf meinen Schimmel, „Er haͤtt' es auch gethan, „Und trug ihn sanft aus dem Getuͤmmel „Zu einem Edelmann. „Ich pflegte sein. Vor seinem Ende „Reicht er mir all sein Geld, „Und diesen Kopf, druͤckt mir die Haͤnde, „Und blieb im Tod noch Held. „Das Geld must du dem Wirthe schenken, „Der dreymal Pluͤndrung litt, „So dacht' ich, und zum Angedenken, „Nahm ich die Pfeife mit. „Ich trug auf allen meinen Zuͤgen, „Sie wie ein Heiligthum, „Wir mochten weichen oder siegen „Im Stiefel mit herum. „Vor Prag verlohr ich auf der Streife „Das Bein durch einen Schuß, „Da griff ich erst nach meiner Pfeife, „Und dann nach meinem Fuß.“ „Ihr ruͤhrt mich, Alter, bis zu Zaͤhren, „O sagt, wie hieß der Mann? „Damit mein Herz auch ihn verehren „Und ihn beneiden kann.“ „Man hieß ihn nur den tapfern Walter, „Dort lag sein Gut am Rhein.“ „Das war mein Ahne, lieber Alter, „Und jenes Gut ist mein! „Kommt, Freund! Ihr sollt bey mir nun leben, „Vergesset eure Noth, „Kommt, trinkt mit mir von Walters Reben „Und eßt von Walters Brod.“ „Nun top! Ihr seyd sein wahrer Erbe, „Ich ziehe morgen ein, „Und euer Lohn soll wenn ich sterbe „Die Tuͤrkenpfeife seyn!“ Schwere Wacht . 1. Jungfrau und Waͤchter . Aus einer Sammlung ungedruckter Minnelieder im Besitz von C. B. V on hoher Art ein Fraͤulein zart, Hoͤrt ich dem Waͤchter klagen, Aus Herzens-Qual, zum erstenmal Wollt sie die Liebe wagen, Sie sprach: „Geselle mein Ungefaͤlle „Ist nah und bringt mir Schmerzen, „Ach Waͤchter gut, ein argen Muth „Trag ich in meinem Herzen.“ „Einem werthen Mann, dem wuͤnsch ich an, „Viel Gluͤck und Heil mit Treuen, „Sein Tugend groß findt niemand blos, „Auf ihn ist wohl zu bauen, „Daß er wohl sey alles Wandels frey, „Ein Mann von hohen Ehren.“ „O Waͤchter mein, mag es wohl seyn, „So hilf mir Freude mehren. „Gut, Waͤchter! ich kann ihn ohne dich, „In mein Gemach nicht bringen, „O wolle mir nach meiner Begier, „Mein Leid nun helfen wenden, „Ich sag fuͤrwahr, daß immerdar „Mit Gab ich dir's vergelte, „Koͤmmt er herbey, gut Waͤchter frey, „Den Gast gen niemand melde.“ Der Waͤchter sprach: „Zart Frau ich lach, „Thut mirs nicht uͤbel kehren, „Meine Treu ich gab auf all mein Hab „Ein Eid mußt ich wohl schwoͤren, „Und mit der Hand ich mich verband, „Des Herren Schad zu wenden, „Frau, daß ich thu, muth mir nicht zu, „So darf mich niemand schelten. „Mein Herr gebot mir auf den Tod, „Da er von hier wollt scheiden, „Zu wachen wohl, ich Waͤchter soll „Es thun bey meinem Eide, „Er sprach: Mit Schall sing, ruf und kall, „Sey munter an der Zinnen, „Hab in der Hut, mein Schloß und Gut, „So lang ich bin von hinnen. „Er sprach noch mehr, bey Treu und Ehr, „Thu's ehrlich mit mir meinen, „Wollt hier ein Gast eindringen fast, „So werf ihn todt mit Steinen, „Falsch Weg und Steg mit Sorg verleg, „Den Schaden mein zu wehren, „Huͤt Waͤchter recht, getreuer Knecht, „Dein Gut will ich dir mehren. „Frau, ihr wißt wohl, daß ich nicht soll, „Thun Schaden mit Untreuen, „Dem Herren mein, es braͤcht mir Pein, „Und wuͤrd mich selbsten reuen.“ „Deinem Ungefaͤll, Waͤchter Gesell, „Will ich nun wohl vorkommen, „Folg meiner Lehr, mein Jungfrau Ehr „Soll mir seyn unbenommen. „Dazu dein Leib soll durch mich Weib, „Mit Lieb wohl seyn behuͤtet, „Du siehest sonst das Maͤgdlein nie „Die hoch dein Lieb verguͤtet, „Der werthe Gast dein Leid und Last „Wird nehmen mit von hinnen, „Das Maͤgdlein gut, bringt dir den Muth, „Laß uns all drey gewinnen.“ 2. Der lustige Geselle . Frische Liedlein. D ie Sonn die ist verblichen, Die Stern sind aufgegangn, Die Nacht, die kommt geschlichen, Frau Nachtigal mit ihrem Sang, Der Mond ist aufgegangen, Da ruft ein Waͤchter gut: „Und welcher hat Verlangen, „Und ist mit Lieb umfangen, „Der mach sich auf die Fahrt!“ Das erhoͤret ein Geselle, Der schreit dem Waͤchter zu: „Ach Waͤchter traut Geselle, „Gib deinen Rath dazu, „Wie ich das soll angreifen, „Daß ich kaͤm vor die Thuͤr?“ „Gar heimlich sollst du schleichen, „Ehe der Waͤchter thaͤt pfeifen, „Daß man dich gar nicht spuͤr.“ Der Knab trat gar verborgen, Vor ihr Schlafkaͤmmerlein, Er sprach zu ihr mit Sorgen: „Zart schoͤnes Jungfraͤulein, „Neu Mehr will ich euch sagen, „Da ist kein Zweifel an, „Es lieget einer im Hage, „Der fuͤhrt ein schwere Klage, „Es mag euer Buhle seyn.“ Die Jungfrau sprach mit Sinnen: „Es hat dich sonst gedeucht, „Der Mond hat mir geschienen, „Die Stern han mir geleucht.“ „Der Mond der hat geschienen, „O zartes Jungfraͤulein, „Er liegt in gruͤner Aue, „Sein Leib ist ihm zerhauen, „In großen Treuen zwar.“ Die Jungfrau schrack gar sehre, Ihr Herz war Leides voll, Sie wollt kein Freud mehr hoͤren, Die Botschaft schmerzt ihr wohl, Ein Hemd thaͤt sie umscheuren, Ein Hemdlein, das war weiß, Den Knaben sie erblicket, Ihr Herz vor Freud erquicket, Gehrt ihn mit ganzem Fleiß. Der Knab der thaͤt sich schmiegen, Gar freundlich an ihre Brust, Sie thaͤt den Knaben druͤcken Mit ihrem freundlichen Kuß, Der Knab fing an zu ringen Mit der Jungfrauen zart, Der Waͤchter an der Zinnen, Fing an ein Lied zu singen, Ein schoͤne Tageweiß: „Gesegn dich Gott im Herzen, „Zart edles Fraͤuelein, „Du bringst meinem Herzen Schmerzen, „Es mag nicht anders seyn, „Von dir muß ich mich scheiden, „Zart edles Fraͤuelein, „Ich schwing mich uͤber Heiden, „In Braun will ich mich kleiden, „Durch Veil und gruͤnen Klee.“ 3. Variazion . Frische Liedlein. A us hartem Weh, klagt sich ein Held, In strenger Hut verborgen: „Ich wuͤnsch ihr Heil, die mir gefaͤllt, „Komm schier loͤß mich aus Sorgen, „O weiblich Bild, wie schlaͤfst so lang, 26. „Willst du die Klag nicht hoͤren, „Laß dich erwecken mein Gesang, „Dein Lieb will mich bethoͤren.“ Ein freier Waͤchter hoͤrt die Mehr, Lag still an seiner Zinnen, Er fragt, wer hier verborgen waͤr, So hart nach Lieb thaͤt ringen: „Ey komm her Held, willt mir vertraun, „Dein Klag hilf ich dir decken, „Sehnst dich so hart nach meiner Frau, „Ohn Zweifel sollst du auf mich baun, „Freundlich will ichs auferwecken.“ „Mein Trauen gaͤnzlich zu dir setz, „Waͤchter, o freyer Geselle! „Mein Kleid laß ich dir hie zuletz, „Mach uns kein Ungefaͤlle: „Geh huͤbschlich dar, nimm dir der Weil, „Laß auch dein Gespan nicht merken, „Die Thuͤrmer sehn aus Langeweil, „Schau daß dich keiner uͤbereil.“ „Zu Hoffnung thu mich staͤrken.“ „Wach auf, herzallerliebste Frau, „Hoͤrt jaͤmmerliche Schmerzen, „Es singt ein Held vor gruͤner Au, „Fuͤrwahr thu ich nicht scherzen. „Legt an euer Wad, besorgt euch nicht, „Euch soll nichts wiederfahren, „Merkt eben dem zu sein Gedicht, „Wie ihn ein Liebe aneficht, „Euer Liebe thut selbst bewahren.“ Der Held hub an zum drittenmal, Groß Freud thaͤt er da nehmen, Er nahet zu des Herren Saal, Dabey sie sollt erkennen, Daß er ihr treuer Diener waͤr, Sollt Gesellschaft mit ihm pflegen: „Ach Waͤchter, ich hoͤr gute Maͤhr! „An deiner Red spuͤr ich kein Gefaͤhr, „Schweig still, huͤt uns vor Sorgen.“ Die Frau den Held gar schoͤn empfing, Kuͤßt ihn an seinem Munde, Zu rechter Lieb er mit ihr gunt, Macht ihr viel Freud und Wonne, Der Waͤchter sprach: „Nun lieget still, „Kein Sorgen thut euch nahen, „Fuͤrwahr ich euch des Tages Ziel, „Mit ganzen Treuen nennen will, „Ich will euch nicht verfuͤhren.“ Sie lagen lang in großer Lust, Ihr Freud thaͤt sich nur mehren, Er griff ihr lieblich an ihr Brust: „Thu dich zu mir herkehren.“ „Ich hoͤr Antwort, der Waͤchter schreit, „Daß wir uns muͤssen scheiden, „Es nahet warlich nach der Zeit, „Daß ich von dir muß in die Weit, „In Schwarz will ich mich kleiden.“ Der Waͤchter sah am Firmament, Daß sich die Nacht wollt enden: „Ein scharfer Wind von Orient, „Thut uns den Tag hersenden, „Die Haͤhnlein kraͤhen auf dem Hag, „Die Huͤndlein wollen jagen, „Die Nachtigal sizt auf dem Zweig „Singt uns eine suͤße Melodei, „Steht auf es will nun Tagen.“ Aus suͤßem Schlaf da ward erweckt, Ein Fraͤulein minniglichen: „Ach wie so sehr hat mich erschreckt, „Ein Wunder tugendlichen, „Der Ehren Gunst, der Liebe Kunst, „Die Stern sind abgewichen, „Nun scheid von mir, mein hoͤchster Hort, „Red' vor mit mir ein freundlich Wort, „Der Tag hat uns erschlichen.“ „Ach und auch Weh, klagt sich ein Held, „Wie soll ichs uͤberwinden; „Dazu noch wie einm schoͤnen Weib, „Ich muß den Tag verkuͤnden.“ Gar sehr erschrack die Auserwaͤhlt, Nahm Urlaub von dem Reinen, Ihr Herz hat sich zu ihm gesellt, Das Fraͤulein thaͤt vor ihrem Held, Gar heftiglichen weinen. „Gesegn dich Gott der uns beschuf,“ Redt es die schoͤne Fraue: „Nach dir steht mir mein taͤglich Ruf, „Behuͤt dich Gott vor Leide. „Und spar mich zu dein Wiederfahrt, „Laß dich darmit nichts merken, „Dein Scheiden kraͤnkt mich also hart, „Ich fuͤrcht es wird gestiftet Mord, „Die Lieb laͤst sich nicht decken.“ 4. Beschluß . Herders Volkslieder. I. T. S. 118. E s wollt das Maͤdchen fruͤh aufstehn Und in den gruͤnen Wald spazieren gehn. Und als sie nun in den gruͤnen Wald kam, da fand sie einen verwundeten Knabn. Der Knab der war von Blut so roth, Und als sie sich verwand, war er schon todt. „Wo krieg ich nun zwey Leidfraͤulein, „Die mein fein Knaben zu Grabe weinn? „Wo krieg ich nun sechs Reuterknabn, „Die mein fein Knaben zu Grabe tragn? „Wie lang soll ich denn trauren gehn? „Bis alle Wasser zusammen gehn! „Ja alle Wasser gehn nicht zusammn, „So wird mein Trauren kein Ende han.“ Der Pilger und die fromme Dame . Fliegendes Blat. E s reist ein Pilgersmann nach Morgenland hinaus, Er kam vor eines Edelmannes Haus, Kam vor sein Haus, vor seine Thuͤr, Trat eine schoͤne Dam herfuͤr. Er sprach sie an um eine gute Gab, Was eine solche Dam vermag: „Ich kann dir halt nichts geben, „In mein Schlafkaͤmmerlein laß ich dich legen.“ Der Pilgersmann war von Herzen froh, Sein Mantel er sogleich auszog, Sie schlafen bey einander die liebe lange Nacht, Bis daß das Haͤmmerlein sechs Uhr schlaͤgt. „Ey Bettelmann steh auf, es ist schon Zeit, „Die Voͤgelein singen auf gruͤner Heid.“ „Ey laß sie betteln und pfeifen oder nicht, „Von meiner Allerliebsten scheid ich nicht.“ Und als der Pilgersmann zum Hof raus kam, Der Edelmann vom Jagen zuruͤcke kam: „Ich wuͤnsche euch das ewige Leben, „Die Fraue hat mir schon Gab gegeben.“ „Ey Frau, was hast du denn dem Bettelmann gegeben, „Daß er mir wuͤnscht das ewge Leben.“ „Ich hab ihm nichts gegeben als dies oder das, „So viel mein zarter Leib vermag.“ „Ey Frau, laß den Bettelmann fein nimmer in dein Haus, „Lang ihm seine Gabe zum Fenster hinaus, „Binds ihm an eine lange Stange an, „Daß er zu dir nicht langen kann.“ „Ey Mann, er bringt ja Segen in dein Haus, „Es geht der fromme Mann ins Morgenland hinaus.“ „Und zieht er hin, so laß ihn gehn, „Er moͤchte sonst gar stille stehn.“ Hochzeitlied auf Kaiser Leopoldus und Claudia Felix. Von Abele in seiner kuͤnstlichen Unordnung. Nuͤrnberg 1675. I. T. S. 319. Kaiser . S pring, spring mein liebstes Hirschelein, Bald wollen wir dich faͤllen Mit Pfeilen viel, in Wald hinein Will dir mein Lieb nachstellen, Kein Rast noch Ruh laß ich mir zu, Bis daß ich dich kann schießen; Spring Hirschlein fort auf ein schoͤn Ort, Mein Rohr wird dich bald gruͤßen. Claudia . Auf hohe Berg spring ich geschwind, Kein Wind soll mich ereilen, Den Pfeilen viel mein Lauf entrinnt, Wann ich verricht viel Meilen, Berg und Thaͤler sind mir zu klein, Alls kann ich uͤberspringen, Gar hurtig sind die Laͤuflein mein, Die Stein von ihnen klingen. Kaiser . Mein Rohr ich jezt mit Freuden spann, Wann will ich dich bald machen, Aufzogen ist aufs Rohr der Hahn, Das Pulver wird bald krachen, Mein must du seyn, ich dich nicht laß, Spring fort mit allen Vieren, Jezt schieß ich drein, du liegst im Gras, Du kannst nicht mehr stolziren. Claudia . Verwund bin ich, kann fort nicht mehr, Jaͤger! Du hast mich troffen! Dein Kugel hat durchdrungen sehr, Mein Herz das stehet offen, Dein Kunst ich jezt genug erfahr, Aus ists mit meinem Springen, Ledig komm ich nicht aus Gefahr, Die Jaͤger mich umringen. Singer . Fuͤrcht dich nicht, Claudia Felix! Jaͤger zwar dich umringen, Annehmlich ist dein Augen Blitz, Kannst wacker herum springen. Der große Kaiser Leopold, Der will von allen Gefahren, Versichern dich, er ist dir hold, Dich schuͤtzen und bewahren. Spring, spring, spring keusches Hirschelein, Die Freiheit ist gefangen, Jaͤger auf suͤßes Muͤndelein, Gibt ein Kuß mit Verlangen, Du bist zwar uͤber Berg und Thal, Mit hurtig Muth gesprungen, Gehoͤrt hat nun dein froͤhlich Schall, Der Sprung ist jezt mißlungen. Das Hirschlein in geschwinder Eil, Lief uͤber Berg und Huͤgel, Als wie ein abgeschoßner Pfeil, Bewaffnet mit Luftfluͤgel, Der Jaͤger aber ist behend, Das Hirschlein ist gefallen, Dem schoͤnen Wildpret er nachrennt, Sie ist zu seim Gefallen. Claudia noch in Jungfrau Stand, Man muste ihr nachschauen, Hat durchgejagt den Ufer-Sand, Und die begruͤnten Auen, Diana keusch ist mir nicht leid, Gluͤckselig sey auf Erden, Verwechsle nun dein freies Kleid, Du sollst ein Mutter werden. Nur allein in deinem Lob Ruhm, Schau wie die Waͤlder gruͤnen, Was mehrs zu deinem Eigenthum, Alls wuͤnschet dir zu dienen, Du bist der Tugend heller Schein, Vor dir sich Himmel neiget, Leopold ist geschlossen ein, Dein treues Herz bezeiget. Von der gebundnen Wiesen Bahn Brechet Rosen, Narcissen, Daß sie sanft genug gehen kann, Streut zu ihren Fuͤßen, Du bist ein rechtes Blumenlicht, Dein Lob soll nicht vergehen, Andacht ist bestrahlt, weichet nicht, So lang die Sternen stehen. Die Steine fuͤhlen Liebes Kraft, Der Himmel hat verbunden, Daß selbe halten Schwaͤgerschaft, Wechselt genuͤglich die Stunden, Luft und Erde schreien Gluͤck zu! Liebt nun, ihr Liebste! liebet, Liebet und genießet der Ruh, Und euch niemals betruͤbet. Flora sticket ein Purpurkleid, Mit Veilchen und Narcissen, Selbsten die Goͤtter sind erfreut, Vieh und Wild ist ausgerissen. Auch Gras und Kraͤuter sind verliebt, Die stumme Wasser-Schaaren, Schauet! wie alles sich noch giebt, Und in Lieb weis zu paaren. Mit ihrem uͤbersuͤßen Thon, Die Wunder-Lerche singet, Zu Gott allein den Schoͤpfer an, Die hohe Luft durchdringet; Die Lieb sey bei euch immer neu, Lebet wohl beyde Herzen, Aus zweien, sodann komme drei, Dies verdient der Liebe Scherzen. Tausend Gluͤck, fruchtbringende Strahl, Allda stetig Anschauen, Wuͤnschet herzlich der Wiederschall, Und blumenreiche Auen, Gruͤnet ihr Felder uͤberall, Dies Wunsch-Lied muß ich singen, Die Nimph ist nun in Kaisers-Saal, Laß wacker Stimm erklingen. Schoͤn rein ist der Kristallen-Bach, Liefland lieblich in Gruͤnden, Und sich verfolgend nach und nach, Kann schlanke Wege finden, Und das schmaragdengruͤne Feld, Mit Blumenzier versetzet, Anlachet euch die schoͤne Welt, Herz und Augen ergoͤtzet. Der dick belaubten Schatten-Zucht, Seyd begruͤßet hohe Fohren; An wuͤnsche ich allreife Frucht, Gruͤnet lang ohn Verdorren; Ihr Fichten und du Erlen-Stamm, Die Baͤum zum Leben dienen Gesichert seyd vor Feuers-Flamm, Bluͤhet, fruchtet und gruͤnet. Gelobet sey du Wald-Gebaͤu; Ihr hoch belaubte Eichen! Benetze sie mit Himmels-Thau, An Himmel sie schier reichen. Und der vergoldte Sonnen-Glanz, Will euch taͤglich anschauen, Umwindet er sein Strahlen-Kranz, Erfreuen sich die Auen. Hoͤret ihr Hirschen, Gemsen, Reh, Hoͤrt ihr Voͤgel auf den Baͤumen; Begruͤnet ist der Garten-Klee, Ihr sollt euch nicht lang saͤumen, Weil die Sonne nun heißer scheint, Die Feigen-Baͤume lauben, Und der edle Reben-Saft weint, Hoͤret die Turteltauben. Diana nun gieb her zum Tanz, Mit Veilchen und Narcissen, Dein unverwelkten Jungfrau-Kranz, Die Lieb hat alles zerrissen, Die Jag-Goͤttin in aller Eil, Hat gluͤcklich abgeschossen, Leopold ihre Liebes-Pfeil, Hat mildentlich genossen. Es schweben die Voͤgel empor, Mit ihrem krausen Gezitzer Und bringen erstaunend hervor, Ihr flattrendes Gezwitzer, Es wimmelt der Fluth wallendes Heer, Den hohen Gott zu preißen, Erfuͤllet das schweifende Meer Muscheln zu fernen Reisen. Die Wurzel, Kraͤuter, Blumen, Fluhr, Sich uͤberhaͤuft vermehren, Die zahm und wilde Thier-Natur, Huͤpfet dem Gott zu Ehren, Uns Menschen kommt alles zu gut, Kein Freude kann uns trennen, Von Osten, Westen, Nord und Suͤd, Dein goͤttlich Kraft erkennen. Sobald der goldne Sonnen-Glanz An jener Himmels-Zinnen, Steht und bluͤhet der Ehe-Kranz, So will er stetig gruͤnen, Der Silberbach sich merklich gießt Mit uͤberhaͤuften Quellen, Mit starkem Lispeln herumfließt, Er faͤngt sich an zu schwellen. Die Erd, Wasen und Luft sich paart, Und manches Thier zusammen, Vermenget sich die Blumen-Art, Tanzen und wuͤnschen Amen. Vom Himmel ab der Perlen-Thau, Faͤllt suͤß auf falbe Matten, Befruchtet die frisch gruͤne Au, Die Baͤume geben Schatten. O Wunder großer Leopold! Die hellen Aug-Kristallen, Sey mir lieb, leib und immer hold, Laß sie dir nie mißfallen, Vor deiner Gnade hohem Thron, Genieß ich deine Strahlen, Von dir hab ich mein Hoffnungs-Kron In dein Gnad laß mich wallen. Es krauselt und saͤuselt der Schall, Sein Stimme uͤbersteigen, Es lispelt, wispelt Nachtigall Orgel, Lauten und Geigen, Singe wacker, Reuter zum Pferd, Vor dir muß alles schweigen, Großer Leopold, du bists werth; Vor dir wir uns thun neigen. Binken kann zwar der lustig Fink, Amsel, und Mistler psalliren, Aber uͤberwunden der Zink, Jedes Geschoͤpf verspuͤren, Die goͤttlich Gnad sey immer neu, Laßt uns von Voͤgeln lernen, Mit euch aufwachse die Liebs-Treu, So Schoͤpfers Lob vermehret. Der Lenz, der bunte Blumen-Mann, Mit Saft und Kraft erfuͤllet, Ist laͤngsten schon gekommen an, Den rauhen Nord gestillet, Es hat der silberklare Bach, Den Harnisch ausgezogen, Es jagt die Flut, der Flute nach, Immen Honig gesogen. Steigt die Lerche (Oesterreich) wies Gluͤck, wie viel mehr, Zu Claudia's Ergoͤtzlichkeit, Sie bringt vom blauen Himmel her, Den Fruͤhling, die Freude allezeit, Das Gluͤck in sich wird vermehrt, So mehret auch die Liebe, Die schoͤnste Welt ist dunkel und leer. Gute Nacht, braucht der Liebe! Antwort Mariaͤ auf den Gruß der Engel. Procopii Mariale festivale. S. 368. Z wey Nachtigallen in einem Thal Oftmals zusammen stimmen, Sie singen mit so suͤßem Schall, Daß es recht Wunder nimmet: Sie modulieren in die Welt, Keine der andern weichet, Den Tod sie lieber leiden thaͤt, Eh sie der andern schweiget. Zwey Nachtigallen ich singen hoͤr, Ein Engel kommt vom Himmel, Nach Nazareth, nicht ungefaͤhr, Ins jungfraͤuliche Zimmer, O wie so lieblich singt er an, Das Jungfraͤulein Maria: Kein menschlich Zung beschreiben kann Die suͤße Harmonie. Was war nicht fuͤr ein Echo da, Wie stimmten sie zusammen, O waͤr ich doch gewesen nah, Es wuͤrde mich entflammen. Kein suͤßres Lied im Himmelreich, Wird nimmermehr gehoͤret, Als wenn die Selgen allzugleich Wollen, was Gott begehret. Ritter Peter von Stauffenberg und die Meerfeye . Wahrhafte Geschichte Herrn P. v. St. Straßburg bey B. Tobias Erben 1595. I. Romanze . V oruͤber zieht manch edler Aar, Herr Peter ein theurer Ritter war, Er war so keusch, er war so rein, Wie seines Antlitz edler Schein, Er war bereit zu jeder Zeit, Zu Schimpf, zu Ernst, zu Lust, zu Streit. In junger Kraft, in fremdem Land, Sein Mannheit machte ihn bekannt, Als er nach Hause kehrt zuruͤck, Bedenkt in sich sein hohes Gluͤck, 27. Langsam zur Burg hinauf thut reiten, Was sieht sein Knecht zu einer Seiten? Er sieht ein schoͤnes Weib da sitzen, Von Gold und Silber herrlich blitzen, Von Perlen und von Edelstein, Wie eine Sonne reich und rein, Der Knecht winkt seinen Herrn zu sich: „Gern diente dieser Fraue ich!“ Der Ritter gruͤßt in großer Zucht, Er druͤckt an sich die edle Frucht: „Ihr seyd es Ritter, edler Herr, „Das Wunder das mich treibet her, „In allen Landen, wo ihr wart, „Hab ich euch gluͤcklich stets bewahrt.“ „Kein schoͤner Weib hab ich erblickt, „Ich lieb euch wie es aus mir blickt. „Ich sah euch oft im tiefsten Traum, „Jezt glaub ich meinen Sinnen kaum, „Wollt Gott, ihr waͤrt mein ehlich Weib, „In Ehren dient ich eurem Leib.“ „Nun so wohl hin, sprach da die Zart: „Auf diese Red hab ich gewart, „Ich zog dich auf mit Liebeskraft, „Die alles wirkt, die alles schafft, „Ich bin die Deine, ewig dein, „Doch must du auch der Meine seyn. „Nie darfst du nehmen ein ander Weib, „Dir eigen ist mein schoͤner Leib, „In jeder Nacht, wo du begehrst, „Und Macht und Reichthum dir beschert, „Ein ewig endeloses Leben, „Will ich durch meine Kraft dir geben. „Unangefocht wirst du nicht bleiben, „Man wird dich treiben, dich zu weiben, „Wo dus dann thust, red ich ohn Zagen, „So bist du todt in dreyen Tagen; „Sieh weg von mir und denke nach, „Was dir dein eignes Herze sagt.“ „Nun herzigs Weib ist dem also, „So werdet meiner Treue froh, „Was soll ich fuͤr ein Zeichen haben, „Daß ihr von mir wollt nimmer lassen?“ „So trag von mir den goldnen Ring, „Vor Ungluͤck schuͤtzet dich der Ring.“ Mit spielendem Kuß er Abschied nahm, Zur Messe er nach Nußbach kam, Da ging er mit den Kreuzer auch, Und nahte sich dem Weiherauch, Sein Leib und Seel er Gott befahl, Er sollt ihn schuͤtzen uͤberall. II. Romanze . Als er auf Stauffenberg nun kam, Schnell sprang da ab der edle Mann, Ein jeder wollt ihn sehen, hoͤren, Ein jeder wollt ihn hoͤher ehren, Von seinen Dienern große Eil, Von Fraun und Maͤdchen groß Kurzweil. Zu Bette trachtet nur der Herr, Nach seiner Frau verlangt er sehr, Viel herrlich Rauchwerk ward gemacht, Das Bett verhaͤngt mit großer Pracht, Den Dienern bald erlauben thaͤt, Daß sie sich legten all zu Bett. Er zog sich ab, sezt sich aufs Bett, Und zu sich selber also redt: „O haͤtt ich sie im Arm allein, „Die heut ich fand auf hohem Stein!“ Als er die Worte kaum noch sprach, Die Schoͤne er mit Augen sah. Viel froher Minne sie begehn, Sie mochten einander ins Herze sehn, Wenn einer thaͤt dem nachgedenken, So moͤchte ihn wohl die Sehnsucht kraͤnken. Als er erwachte, glaubt ers kaum, Er fand den Ring, sonst wars ein Traum. III. Romanze . „Ihr wisset nun zu dieser Frist, „Daß unser Geschlecht im Abgang ist, „So nehmt ein Weib, beruͤhmt und reich, „Ihr seyd schon jedem Fuͤrsten gleich, „Wir bringen euch viel Fraͤulein schoͤn, „Die euch gar gerne alle sehn.“ Herr Peter war erschrocken sehr, Sein Bruder schweigt, da sprach der Herr: „Ich dank euch edle Bruͤder mein, „Doch kann es also noch nicht seyn, „Zur Kaiserkroͤnung geh ich hin, „Nach Ruhm und Ehre steht mein Sinn.“ Die Meerfey gab ihm diesen Rath, Sie hat es ihm voraus gesagt, Sie giebt ihm Gold und edlen Schmuck, Wie keiner ihn so herrlich trug, Sie kuͤsset ihn und warnet ihn, Daß er sich nicht geb Weibern hin. IV. Romanze . Der Zierlichste meinte ein jeder zu seyn, Der Stauffenberger zog auch ein, Seins Gleichen war zugegen nicht, Der so zierlich einher ritt, Der Koͤnig nahm sein eben wahr, Dazu die Frauen ernsthaft gar. Trommeten fingen an zu blasen, Die Pferde fingen an zu tosen, Da lustig ward so Roß als Mann, Wie das Turnier gefangen an, Herr Peter alle darnieder rennt, Er macht dem Rennen bald ein End. Als nun der Abend kam herbey, Von neuem ging Trommetenschrey, Als sie zu Hof gegessen hatten, Den fuͤrstlichen Tanz sie allda thaten, Des Koͤnigs Base schoͤn geziert, Den ersten Dank in Handen fuͤhrt. Von Gold und Perlen diesen Kranz, Dem Ritter sezt sie auf zum Tanz, Thaͤt auf das gelbe Haar ihm setzen, Thaͤt freundlich ihm den Finger pfetzen, Gab ihre Lieb ihm zu verstehn, Durch manchen Blick schoͤn anzusehn. V. Romanze . Der Koͤnig lag in seinem Bett, Des Nachts seltsam Gedanken haͤtt, Und seine Gedanken gingen ein In seiner Base Schlafkaͤmmerlein, Und immer schwerer kamen wieder, Wie Bienen ziehn vom Schwaͤrmen nieder. Am Morgen schickt er seinen Zwerg, Zu Peter Herrn von Stauffenberg: „Die Base mein von hoher Art, „Die Fuͤrstin, jung und reich und zart, „Die will ich geben euch zum Weib, „Mit ihrem Kaͤrntnerland und Leut.“ Kein Wort kam aus des Ritters Mund, Erschrocken stand er da zur Stund: „Mein Red halt mir fuͤr keinen Spott, „Und nimm hiemit zu Zeugen Gott, „Daß es mein ewger Ernst fuͤrwahr, „Daß euer die Fuͤrstin ganz und gar.“ Herr Peter sprach mit großen Treuen, Der hohe Lohn koͤnnt ihn nicht freuen, Wie er der Meerfey schon verlobt, Der Untreu sey der Tod gelobt, Sonst sey er frey von Noth und Leid, Mit Gut und Geld von ihr erfreut. „Weh eurer Seele an dem Ort, „Sie ist verloren hier und dort, „Seht Gottes Auge nimmermehr, „Wenn ihr euch nicht von ihr abkehrt; „Sollt ihr 'nen Geist zum Weibe haben, „Nie werden euch die Kinder laben. „Dem Teufel seyd ihr zugesellt, „Ihr armer Mann! Ihr theurer Held!“ So sprach der Bischof und der Koͤnig, Der Ritter sagt darauf zum Koͤnig: „Es geht mir tief zu meinem Herzen, „Und Gottes Gnad will nicht verscherzen.“ Herr Peter ward verlobt sogleich, An Gold und edlen Steinen reich, O heller Glanz der Jungfrau fein, Wem strahlet er mit Freudenschein. Nach Stauffenberg sie ziehen fort, Zu feyern ihre Hochzeit dort! Ihr duͤstren Waͤlder auf dem Wege, Was streckt die Aeste ihr entgegen, Viel froher Schaaren ziehen ja, Mit hellem Klange fern und nah, Mit bunten Baͤndern, Scherz und Streit, Ist alles Lust, ist alles Freud. VI. Romanze . Auf Stauffenberg zur ersten Nacht, Zur schoͤnen Frau sein Herze dacht, Alsbald an seinem Arme lag, Die sein mit steten Treuen pflag, Sie weinte, sprach: „Nun wehe dir, „Du folgtest gar zu wenig mir. „Daß du ein Weib nimmst zu der Eh, „Am dritten Tag du lebst nicht mehr, „Ich sag dir was geschehen muß, „Ich lasse sehen meinen Fuß, „Den sollen sehen Frau und Mann, „Und sollen sich verwundern dran. „So nun dein Aug den auch ersieht, „So sollst da laͤnger saͤumen nicht, „Denn es sich immer anders wendt, „Empfangt das heilge Sakrament, „Du weist, daß ich dir Glauben halten, „Auf ewig sind wir nun zerspalten.“ Mit nassem Aug sie zu ihm sprach: „Herr denket fleißig nach der Sach, „Ihr dauret mich im Herzen mein, „Daß ich nicht mehr kann bey euch seyn, „Daß mich nun nimmer sieht ein Mann, „Ich fall in ewger Liebe Bann.“ Dem Ritter liefen die Augen uͤber: „Soll ich denn nie dich sehen wieder, „So seys geklagt dem hoͤchsten Gott, „Der ende balde meine Noth, „Ach daß ich je zu Ruhm gekommen, „Daß mich ein fuͤrstlich Weib genommen.“ Sie kuͤßte ihn auf seinen Mund, Sie weinten beide zu der Stund, Umfingen einander noch mit Lieb, Sie druͤckten zusammen beyde Bruͤst: „Ach sterben das ist jezt euer Gewinn, „Ich nimmermehr wieder bey euch bin!“ VII. Romanze . Kein Hochzeit je mit solcher Pracht, Gehalten ward bis tief in die Nacht, Viel Lieder und viel Saitenspiel, Man hoͤrte in dem Schlosse viel, Und alles bey dem Tische saß, Man war da froͤhlich ohne Maaß. Sie saßen da im großen Saal, Alsbald da sah man uͤberall, Die Maͤnner sahens und die Frauen, Sie konnten beyde es anschauen, Wie etwas durch die Buͤhne stieß, Ein Menschen-Fuß sich sehen ließ. Blos zeigt er sich bis an die Knie, Kein schoͤnern Fuß sie sahen nie, Der Fuß wohl uͤberm Saal erscheint, So schoͤn und weiß wie Elfenbein, Der Ritter still saß bey der Braut, Die schrie auf und schrie laut. Der Ritter, als er den Fuß ersah, Erschrack er und ganz traurig sprach: „O Weh, o Weh, mir armem Mann!“ Und wurde bleich von Stunde an. Man bracht ihm sein kristallnes Glas, Er sah es an und wurde blaß. Er sah in dem kristallnen Pokale, Ein Kind das schlief beym lauten Mahle, Es schlief vom Weine uͤberdeckt, Ein Fuͤßchen hat es vorgestreckt, Doch wie der Wein getrunken aus, So schwand das Kindlein auch hinaus. Der Ritter sprach: „Der großen Noth, „In dreyen Tagen da bin ich todt.“ Der Fuß, der war verschwunden da, Ein jeder trat der Buͤhne nah, Wo doch der Fuß waͤr kommen hin, Kein Loch sah man da in der Buͤhn. All Freud und Kurzweil war zerstoͤrt, Kein Instrument wurd nimmer gehoͤrt, Aus war das Tanzen und das Singen, Turnieren, Kaͤmpfen, Fechten, Ringen, Das alles still darnieder leit, Die Gaͤste fliehn in die Felder weit. Die Braut nur bleibt bey ihrem Mann, Der Ritter sieht sie traurig an; „Gesegne dich du edle Braut, „Du beibest bey mir, hast mir vertraut.“ „Durch mich verliert ihr euer Leben, „In geistlichem Stand will ich nun leben.“ Das heilge Oel empfing er dann, Nach dreyen Tagen rief der Mann: „Mein Herr und Gott in deine Haͤnd, „Ich meine arme Seele send, „Mein Seel thu ich befehlen dir, „Ein sanftes Ende giebst du mir.“ Ein Denkmahl ward ihm aufgericht, Von seiner Frau aus Liebespflicht, Dabey sie baut die Zelle klein, Und betet da fuͤr ihn so rein: Oft betend kam die Meerfey hin, Sie sprach mit ihr aus gleichem Sinn. Des Schneiders Feyerabend und Meistergesang . Altes Lied in meinem Besitz. C. B. U nd als ich saß in meiner Zell und schreib, Da kamen drey Beginnen So alte heil'ge Weib. Sie lasen mir vor Den schnellen grimmen Tod. Ich bin ein armer Schneider, Und leid' es wohl durch Gott, Da hatt ich armer Schneider Fuͤr sie und mich kein Brod. Die Erste spann, den Faden dreht die Zweyt, Die Dritte hielt die Scheere Zum Schneiden schon bereit, Sie lasen mir vor: Zum schnellen grimmen Tod Bereit dich armer Schneider, Das Sterben thut dir Noth, Dieweil du armer Schneider In deinem Sack kein Brod. Und als ich hungrig saß in meiner Zell und schreib, Da stiegen durch die Decke Drey junge schoͤne Weib, Sie sangen mir vor Wohl von der Ewigkeit, Da haͤtt ich armer Schneider Noch lange lange Zeit. Gebt Brod mir armen Schneider, Mein Weg ist noch gar weit. Die Erste trug ein Speer, ein Saitenspiel Die Dritt, ein Lorbeerzweig die Zweyt, Das war die Ewigkeit. Die erste sang mir vor: „Der Speer in gutem Streit, „Der traͤgt das Lorbeerzweiglein, „Der traͤgt die Ewigkeit!“ O haͤtt ich armer Schneider Ein Staͤrkung in dem Streit. Des zuͤrnt die alte Katz und knappet mit der Scheer, Da steckt ich sie zum Fenster naus, Auf meinem guten Speer, Da las ich ihr vor: „Dein schneller grimmer Tod, „Trifft nicht mich tapfern Schneider, „Ich fechte wohl um Gott,“ Wer giebt mir muͤden Schneider Zur Staͤrkung nun ein Brod. Da reichte mir die Dritt das Lorbeerzweigelein, Mein Haupt das war zu dicke, Der Lorbeer war zu klein. Die Zweyte sang mir vor: „Haͤtst du die Harfe mein, „Es muͤst' der Kranz sich weiten, „Schluͤg' Gottes Finger drein!“ Ach haͤtt ich armer Schneider Ein Truͤnklein rheinschen Wein. Da trat in meine Zell ein schoͤnes Jungfraͤulein, Was trug sie auf den Haͤnden? Ein Becher Gotteswein. Der sang ich wohl vor, Mein Harfe klang auch rein, Der Lorbeer thaͤt sich breiten, Schloß uns in Schatten ein, Sie warf mir armen Schneider Ins Glas ihr Fingerlein. Nun sitze ich in meiner Zell und sing Und leere meinen Becher, Da klingt der Buhlen Ring. Den Alten sing ich vor, Sie schlafen nickend ein, Mein Lieb nimmt ihren Faden, Spinnt alte Zeit hinein, Und spinnt mir armen Schneider, Ein Brauthemd obendrein. Die Alte, die zum Fenster naus nun knappet mit der Scheer, Die ist der Werkstadt Zeichen, Lockt gut Gesellen her. Ich singe ihnen vor, Wie doch der grimme Tod Nur sey ein Baͤrenhaͤuter, Vor Sang und Streit, und Gott, Das bracht mich frommen Schneider Wohl wieder an das Brod. Von Volksliedern . 28. Von Volksliedern . An Herrn Kapellmeister Reichardt . W enn das Volk beym Einzuge seines Helden die Pferde vom Wagen spannt, so thut es das wohl nicht, weil es besser ihn zu ziehen meint, eben so spreche ich von Volksliedern im All- gemeinen nur darum, einen guten Sinn zu bewaͤhren nicht aber die wichtigen Untersuchungen uͤber Einzelne derselben zu verdraͤngen oder aufzugeben; daß ich zu Ihnen spreche, findet in unsrer Befreundung sein Recht und in der Sache seinen Grund. Haben Sie doch Selbst mehr gethan fuͤr alten deutschen Volksgesang, als einer der lebenden Musiker, haben Sie ihn doch nach seiner Wuͤrdigkeit den lesenden Staͤnden mitgetheilt, haben Sie ihn doch sogar auf die Buͤhne gebracht, in allem Hohen ist kein Ueberdruß, so werden Sie Sich gern wieder mit mir zu einer hohen und herrlichen guten Sache hinwenden — Ich fuͤhre ihnen manche Beobachtung vor, aus verschiedenen Zeiten, aus verschiedenen Gegenden, alle einig in dem Glauben, daß nur Volkslieder erhoͤrt werden, daß alles andre vom Ohre aller Zeit uͤberhoͤrt wird. — Was ist erhort? — Alles was geschieht, was nur entfallen, nicht vergessen werden kann, was nicht ruht, bis es das Hoͤhere hervorgebracht, das ist erhoͤrt. Wohl wuste ich das lange nicht, viele werden es mir nie glau- ben, denn jeglicher muß selbst im Schweis seines Angesichts den Kreis der Zeit um und um bis zum Anfange in sich durchlaufen, ehe er weiß, wie es mit ihr steht und wie mit ihm! — Was ich unsre Zeit nenne, was in allen lebt, als Methode, was keinem ein Wunder, das faͤngt mir in der Welt der Nachgedan- ken mit Kirchenliedern an, lange von mir nicht gehoͤrt, bleiben sie mir doch gegenwaͤrtig. Ich hoͤrte sie als Kind von meiner Waͤrterin beym Ausfegen der Zimmer, das in gleichem Zuge sie begleite, mir ward dabey ganz still, ich muste oft an sie denken, jezt moͤgen Kinder sie seltener hoͤren, und ich weiß nicht, was sie statt ihrer denken moͤgen. Nachher hoͤrte ich in geselligen Kreisen allerley Lieder in Schulzens Melodieen, wie sie damals in raschen Pulsen des Erwachens sich verbreiteten, mein Hofmeister ruͤhmte sie naͤchst Gellert, mir war es nur ums Ausschreien darin zu thun, die Langeweile der Welt kuͤm- merte mich nicht. Jezt muß ich sagen, sie sind nicht ohne Bey- stand gewesen gegen das damalige Streben zu Krankheit und Vernichtung (die Sentimentalitaͤt Ich verstehe hier unter Sentimentalitaͤt das Nachahmen und Aufsuchen des Gefuͤhls, das Schauspielen mit dem Edelsten, was nur im Spiele damit verloren gehen kann, nicht verstehe ich darunter jene Sentimen- talitaͤt, das menschliche Gefuͤhl wie es im Einzelnen sich ausdruͤckt, wo- gegen die Neuntoͤdter, die philosophischen Schuͤler wohl schreiben (auch wohl wirken, wenn kein lebendiger Volksgeist es aufhebt), und darinn zusammen kommen, mit der ersten schimpflichen Sentimentalitaͤt zu demselben Mittelpunkte, zur Seligkeit eines Steins in Unempfaͤnglich- keit und Unfruchtbarkeit der Lust. Keine Schule ist hiemit besonders bestimmt, sondern alle, denn wie die Begeisterung der Pythia mit Er- mattung verbunden, so den Philosophen die Schuͤler. Die Philosophen , es war doch darin ein wahrer Ton, wie im derben Lachen aus Herzensgrund. Nach- her scheint mir die Kraft wunderlich zerrissen, vieles geht glaͤn- zend voruͤber, da steht die Menge mit offnem Munde, dann sinkt es unter im Hexenkessel uͤberschaͤtzter Wissenschaft, worin sie damals uͤberkocht wurde. Was mir im Worte lieb, das hoͤrte ich nie allgemein singen, und die schoͤnen Melodieen pfiff ich lieber nach, die falschen Kukuk-Eyer zu verdraͤngen, welche dem edlen Singevogel ins Nest gelegt. Hoͤrte ich von Gebildeten nach Ihrer Eingebung zum Fluͤgel singen: Kennst du das Land, wo die Zitronen bluͤhen, da sah ich die vier Waͤnde umher wie herkulische Seulen, die nun fuͤr lange Zeit den thaͤtigen lebhaften Theil des Volkes von dem feurigen Bette der Sonne trennen. Sah ich dann still vor sich jemand den wunderbaren Fischer (Goͤthe's) lesen, es war mir, als saͤhe ich den herrlichen Gedanken halb ziehen halb sinken ins Wasser, keine Luft wollte sich ihm gestatten. — So ging es dem Herr- lichen, waͤhrend die schlechten Worte zum Theater sich erhoben, das damals mit Redensarten national werden wollte, in der That aber immer fremder wurde der Nation, zulezt sich sogar einbildete uͤber die Nation erhaben zu seyn (wohl einiger Fuß hoher Bretter willen, wie das Hochgericht uͤber die Stadt.) Ja wie ein Wiederhall fuͤhrte der edle Klang diese schlechten Worte durch die Gassen, und die ernsten blauen Chorschuͤler, wenn sie vor dem Hause sich zusammenstellten, waren von dem Streit des Doktors und Apothekers, des Poeten und Musikers befan- gen. Ein schoͤnes Lied in schlechter Melodie behaͤlt sich nicht, und ein schlechtes Lied in schoͤner Melodie verhaͤlt sich und ver- sind ewige Nilmesser einer entwichenen Gottesfluth und Erhebung, ihre Schuͤler wollen aber das Unmoͤgliche leisten, zu messen was nicht mehr vorhanden ist. faͤngt sich bis es herausgelacht; wie ein Labirinth ist es, einmal hinein, muͤssen wir wohl weiter, aber aus Furcht vor dem Lind- wurm der drin eingesperrt, suchen wir gleich nach dem auslei- tenden Faden. So hat diese leere Poesie uns oft von der Mu- sik vielleicht die Musik selbst herabgezogen. Neues muste dem Neuen folgen, nicht weil die Neuen so viel Neues geben konn- ten, sondern weil so viel verlangt wurde: so war einmal einer leichtfertigen Art von Liedern zum Volke Bahn gemacht, die nie Volkslieder werden konnten. In diesem Wirbelwind des Neuen, in diesem vermeinten urschnellen Paradiesgebaͤren auf Erden waren auch in Frankreich (schon vor der Revolution, die dadurch vielleicht erst moͤglich wurde), fast alle Volkslieder erloschen, noch jezt sind sie arm daran, was soll sie an das binden, was ihnen als Volk festdauernd? Auch in England werden Volkslieder sel- tener gesungen; auch Italien sinkt in seinem nationalen Volks- liede, in der Oper durch Neuerungssucht der leeren Leute; selbst in Spanien soll sich manches Lied verlieren und nichts Bedeuten- des sich verbreiten. — O mein Gott, wo sind die alten Baͤume, unter denen wir noch gestern ruhten, die uralten Zeichen fester Grenzen, was ist damit geschehen, was geschieht? Fast ver- gessen sind sie schon unter dem Volke, schmerzlich stoßen wir uns an ihren Wurzeln. Ist der Scheitel hoher Berge nur einmal ganz abgeholzt, so treibt der Regen die Erde hinunter, es waͤchst da kein Holz wieder, daß Deutschland nicht so weit ver- wirthschaftet werde, sey unser Bemuͤhen. Wo ich zuerst die volle, thateneigene Gewalt und den Sinn des Volksliedes vernahm, das war auf dem Lande. In warmer Sommernacht weckte mich ein buntes Geschrey. Da sah ich aus meinem Fenster durch die Baͤume, Hofgesinde und Dorfleute, wie sie einander zusangen: Auf, auf, ihr Bruͤder und seyd stark! Der Abschiedstag ist da, Wir ziehen uͤber Land und Meer Ins heisse Afrika. Sie brachen ab und auf zu ihren Regimentern, zum Krie- ge. Damals klang manches daran, was mir so in die Ohren gefallen, alles reizte mich hoͤher was ich von Leuten singen hoͤr- te, die nicht Saͤnger waren, zu den Bergleuten hinunter bis zum Schornsteinfeger hinauf. Spaͤter sah ich den Grund ein, daß in diesen schon erfuͤllt, wonach jene vergebens streben, auf daß ein Ton in vielen nachhalle und alle verbinde Ich kann mich nicht enthalten die wunderbar herrliche Vorrede Georg Forsters zu seinen frischen Liedlein, Nuͤrnberg 1552., als eines meiner liebsten Herzblaͤtter zur Erlaͤuterung des Gesagten mitzutheilen. „Freundlicher lieber Singer, und der edlen Musik Liebhaber. Es „sind in einigen Jahren unter andern Gesaͤngen so bisher gedruckt wor- „den, mancherley Teutsche Liederbuͤchlein durch den Druck ausgegangen, „wie aber die zum Theil seyn, will ich denen, so des Gesanges einen „Verstand haben zu bedenken geben. „Ich uͤbergebe mein Liederbuͤchlein, damit alte Teutsche Lieder, so „doch noch, wenn ich sagen duͤrfte, schier die besten sind, sammt ihren „Meistern, welche mit der Musik auferzogen, umgegangen, und ihr „Leben damit beschlossen haben, nicht ganz und gar vergessen, und an „ihrer statt nicht viel ungereimte neue Kompositionen, die doch gar „keine rechte Teutsche liederische Art haben, gebraucht wuͤrden; sondern „daß ich auch die mit solchen schlechten Liedern zerstoͤrte, schoͤne und „liebliche Kunst der Musik, welche bey den Alten ehrlich, und in großen „Wurden gehalten, moͤchte erhalten und foͤrd e rn. Insonderheit dieweil „bey allen Froͤhlichkeiten und Kurzweilen, frische gute Teutsche Lieder „zu singen, oder auf den Instrumenten zu brauchen gebraͤuchlich: Durch „welches denn viel unnutzes Geschwaͤtz, unflaͤtisch Zutrinken, darzu „zaͤnkisch und haderlich Spielen, und andere Laster moͤchten verhindert „werden. Wie ich denn oft von einem trefflichen theuren Manne gehoͤrt „habe, als er sagt, daß unter allen Kurzweilen, damit man die Zeit „zu vertreiben fuͤhrt, er kein goͤttlichere, ehrlichere, und schoͤnere , der hoͤchste Preis des Dichters wie des Musikers, ein Preis der nicht im- mer jedem Verdienste gefaͤllt (wie manche Blume wird zertreten, aber das frische Wiesengras bringt tausend), aber auf lan- ge Zeit gar nicht erschlichen werden kann, so daß jedes hundert- jaͤhrige Lied des Volkes entweder im Sinn oder in Melodie, ge- woͤhnlich in beyden tauget. — Und als ich dieses feste Fundament noch unter den Wellen, die alten Straßen und Plaͤtze der versunkenen Stadt noch durch- schimmern sah, da hoͤrte ich auf, mich uͤber die großentheils mislungenen Versuche vieler Dichter und Musiker, besonders des Theaterwesens zu aͤrgern. Vielleicht wuͤrde einmal das Vor- treffliche sonst gar nicht entstehen, gar nicht verstanden werden! Wo etwas lebt, da dringt es doch zum Ganzen, das eine ist Bluͤte das andre Blat, das dritte seine schmierige Wurzelfasern, alle drey muͤssen vorhanden seyn, auch die saubern Fruͤchtchen, die abfallen. Stoͤrend und schlecht ist nur das Verkehrte in sich, der Baum mit der Krone eingepflanzt, er muß eine neue Krone, eine neue Wurzel treiben, oder er bleibt ein duͤrrer Stab. Die- ser Art von wahrer Stoͤrung ist die Beschraͤnkung aller Theater- erscheinungen in Klassen und fuͤr Klassen der buͤrgerlichen Gesell- „Kurzweil wuͤste, denn die liebliche Musik, daß alle andere Kurzweile, „als Spielen, Fechten, Ringen, Springen, dahin gericht waͤren, daß „sich ein jeder nur aufs beste befließe, damit er dem, mit welchem er „solch Kurzweil uͤbet, moͤchte uͤberliegen, angewinnen, und zu bevor- „theilen, daraus denn mancher Unrath und Zank und Hader entsprin- „ge. Die Musik aber hat kein andres Fuͤrhaben , denn „ daß sie gedaͤchte , wie sie nur die Einigkeit der Stim - „ men mit allem Fleiß moͤchte erhalten , und aller Miß - „ hellung wehren .“ Der schoͤnen Auswahl dieses Mannes dankt unsre Sammlung meh- rere der besten Lieder, woraus zu ersehen, daß Verdienst nicht unter- gehen kann. schaft, die entweder ganz unfaͤhig der Poesie, oder unbestimmt in ihrem Geschmacke geworden. Beschraͤnkung ist aber das Tu- gendprincip der Schwachheit, das Allgemeine verdammet sie, darum kann das Ueberschwengliche nie von ihr gefordert werden. Der Einfluß davon ist unbegrenzt, denn indem die Schauspieler das Gemeine vornehm machen wollen, machen sie das Ungemeine auch nichts weiter als vornehm (sie lassen Muͤller und Schorn- steinfeger sich an einander abreiben). So suchen nun die Kuͤnst- ler aller Art um in gleichen Verhaͤltnissen zu leben, wie sie die- selben gewoͤhnlich darstellen, da ihren Lohn, wo sie selten hinge- hoͤren und nimmermehr hineinpassen sollten, wo es der Zweck des ganzen muͤhevollen Lebens, sich so leise wie moͤglich neben einander wegzuschieben, sie denken nicht, daß die besten Stein- schneider Sklaven, die besten altdeutschen Mahler zuͤnftig waren. Daher das Abarbeiten ihrer edelsten Kraft an Formen des An- standes, die ihnen sich selbst gegeben, wenn sie wirklich etwas Wuͤrdiges geben: Daher das Bemuͤhen der Kunstsaͤnger zu sin- gen, wie Vornehme gern reden moͤchten, ganz dialektlos, das heist, sie wollen singen ohne zu klingen, sie moͤchten blasen auf einem Saiteninstrumente. O ihr lebendigen Aeolsharfen, wenn ihr nur sanft waͤret; und wenn ihr sanft waͤret, o haͤttet ihr doch Ton. Dem geschickten Kuͤnstler sind die Dialekte Tonar- ten Lorenz Medicis ( Life of Medicis by Roscoe I . 296.) der in der Welt zu Hause, wie ein andrer in seinen vier Waͤnden, verstand den Werth des Dialekts und schrieb zuerst in der Bauernsprache seines Landes. , er vernachlaͤßigt keine, wenn er gleich nur in einer sich selbst vorgezeichnet finden kann, das heutige Theater treibt sie aus einander nach Suͤden und Norden, Osten und Westen, keiner kann sich fuͤgen dem Fremden, da doch alle einander in Volks- liedern begegnen, wie Lustkaͤhne, die eben erst vom gemeinschaft- lichen Gespraͤche im Dunkeln auseinander treiben, bald wieder zusammen, sich gleich wieder verstehen durch Aneignen und Wei- terstreben, wenn auch in jedem das Gespraͤch sich anders gewen- det. — Hinter dem Vornehmen Anstande, hinter der vornehmen Sprache versteckt, scheiden sie sich von dem Theile des Volks, der allein noch die Gewalt der Begeisterung ganz und unbe- schraͤnkt ertragen kann, ohne sich zu entladen, in Nullheit oder Tollheit. Unsre heutige Theater und Konzert-Theilnehmer, wie wuͤrden sie auseinander springen, bey wahrer reiner Kunst- hoͤhe, sie wuͤrden umsinken in der reinen Bergluft, oder fuͤhl- los erstarren. Ruft nicht diesen Ton, ihren eigenen menschlichen Ton hinein ihr Saͤnger, sie wuͤrden springen wie Glaͤser, die tausendmal an einander gestoßen, doch nur zersungen werden koͤnnen mit ihrem Ton! — Sey ruhig gutes Publikum, den Ton haben deine Saͤnger laͤngst verloren, das Lebende von dem Todten zu scheiden, dabey kannst du noch das Heil deiner schlaf- fen Seele in (dem englischen Salzflaͤschchen) ihrer hoͤheren Kritik suchen, in den wenigen vortrefflichen Formeln, welche die ganze Welt packen und sie in der Gravitation zwischen Ernaͤhrung und Zeugung erhalten, worin ihr wie Muͤcken spielt. — Mit großer Bravur koͤnnen wohl diese vortrefflichen Kunstsaͤnger ihren Kram ausschreien und ausstoͤhnen, man versuche sie nur nicht mit einem Volksliede, da verfliegt das Unaͤchte, laßt sie auch nicht mit einander reden, sie singen wohl noch mit ein- ander, aber mit dem Sprechen geht der Teufel los. Entweder haben ihre Sangstuͤcke so unbedeutenden Charakter, daß er gar nicht verfehlt werden kann, oder wenn wir zum rechten Ver- stande davon kaͤmen, wir wuͤrden sie hinunter jagen von ihren Bretern, und uns lieber selbst hinstellen, zu singen, was uns einfiele und allen wohlgefiele, Ball schlagen, ringen springen und trinken auf ihre Gesundheit. — Wollt ihr Saͤnger uns mit der Instrumentalitaͤt eurer Kehle durch Himmel und Hoͤlle aͤng- stigen, denkt doch daran, daß dicht vor euch ein großes physika- lisches Kabinet von geraden und krummen hoͤlzernen und blecher- nen Roͤhren und Instrumenten steht, die alle einen hoͤheren, helleren, dauerndern, wechselndern Ton geben als ihr, daß aber das Abbild des hoͤchsten Lebens oder das hoͤchste Leben selbst, Sinn und Wort, vom Ton menschlich getragen, auch einzig nur aus dem Munde des Menschen sich offenbaren koͤnne. Ver- steckt euch eben so wenig hinter welschen Liedern, dem einheimi- schen Gefuͤhl entzogen seyd ihr dem Fremden nur abgeschmackt. Nein, es ist kein Vorurtheil der Italiaͤner, daß jenseit der Al- pen nicht mehr Italiaͤnisch gesungen werde, daß selbst nationale Saͤnger ihren reinen italiaͤnischen Gesang in der Fremde verlie- ren: Denkt auch daran, daß es gar nichts sagt, fremde Spra- chen melodischer zu nennen, als daß ihr unfaͤhig seyd und un- wuͤrdig der euern. Das weiß ich wohl, die Kunstuͤbung erbt ohne meinen Rath, wie die Pocken, in allen kraͤnklichen Rei- zungen der Staͤdtlichkeit, Philosophie und Liederlichkeit auf alle Wohlgesittete, die sich den Bart nicht scheren, wenn er lang, sondern wenn ihr Tag gekommen; nicht einheizen, wenn sie frieren, sondern wenn ihre Stunde kommen, ja es giebt ordent- liche Register uͤber die Kunst auf dem Ruͤcken aller der bunt- jaͤckigen Leute, denen die alten Komoͤdienzettel auf den Ruͤcken geklebt, ich meine die Journalisten. Wie vielmal diese Voͤgel- scheuchen mit ihren unmaßgeblichen Meinungen sich drehen, wo- hin der Schlauch der Kunstspritzen sich wendet, die Kunst wen- det sich selten mit der Noth unsrer Zeit zu einer reinen Thaͤtig- keit, sie ist fast nie nothwendig, sondern den meisten eine boͤse Angewohnheit (wie der Schnupf-Tabak, die Leute verwundern sich, wie schnell sie den Geschmack aufgeben, wenn sie die Dose einmal in eine andre Tasche stecken). Es muͤste sonderbar in ihren Winter hinein bluͤhen, wenn ihnen so der Sinn fuͤr das Große eines Volks aufgehen sollte und fuͤr sein Beduͤrfniß, darum sind eigentlich die Kuͤnstler aller Art der Welt so uͤber- fluͤßig, wie sie gegenseitig aͤrmlich, zufrieden, wenn einer sie versteht unter tausenden, gluͤcklich, wenn dieser eine keinen Ueberdruß an ihnen erlebt: Mag nur keine neue Voͤlkerwande- rung kommen, was wuͤrde von dem allen bleiben, — sicher kei- ne Arbenische Ruinen! Wir ahnden es schon hier, was wir in unsrer Geschichte nachgehend so allgemein durchgreifend fanden, es wird wohl ein sehr allgemeines Verhaͤltniß zur fruͤheren Geschichte ihm Grund legen. Denken wir dem nach, auf dem dunklen schwankenden Schiffe der Gedanken, sehen wir uns um nach den Wunder- blumen, nach den Wasserlilien, was die fernen Kuͤsten umgab, da sehen wir nur eine Stelle erleuchtet, dahin sieht des Steuer- manns Auge, es ist die Windrose, sie schwebet fest und wandel- los und fuͤhrt uns wohl weit weg! Die Erde ist umschifft, wir haben kein heimliches Grauen mehr vor dem Weltende, es liegt fest und sicher vor uns, wie unser Tod, es ist in aller Welt ein Verbinden getrennter Elemente, welche die innere Kraft jedes Einzelnen schwaͤcht, nur mit hoͤchster Anstrengung jedes Einzel- nen gluͤcklich beendigt werden kann. — Vielleicht mag dies blos allgemein seyn, und darum gar nichts, aber so ist der Ueber- gang immer von sich zur Welt, ich will ihn wenigstens nicht verschweigen, vielleicht daß einer ihn mit mir fand. — Zunaͤchst haͤngt wohl dieses Herabsinken schoͤnerer Bildung mit einer all- gemeinen großen Erscheinung der vorigen Jahrhunderte zusam- men, ich meine mit dem allgemeinen Klage- und Elend-Wesen. Dieses sonderbare Bewustseyn, wie ein Traͤumender laͤst es das Gluͤck aus der Hand fallen, weil ihm traͤumet, es falle, er muͤsse darnach greifen und nun haͤlt es Gluͤck und Traum fuͤr nichts, weil es ihm nicht fortdauert. Als vorzeiten die Flagellanten in Selbstgeisselung wehklagend durch alle Straßen den Strom der Voruͤbergehenden in ihren Ton hineinrissen Herr Koch, dem ich bey dieser Gelegenheit fuͤr manche literarische Mit- theilung meinen Dank abstatte, bemerkt den Einfluß der Flagellanten auf den Untergang vieler weltlicher Lieder in seinem schaͤtzbaren Hand- buche. Sie entstanden waͤhrend der großen Pestzeiten. Merkwuͤrdig ist, daß in zwey sehr verschiedenen Chroniken, in der Straßburger und der Limpurger, immer dasselbe ganz schlechte Lied von ihnen angefuͤhrt wird. Vielleicht stammen aus den damaligen Gesinnungen die allgemein verbreiteten Todtentaͤnze. , so verstummte in dieser spaͤteren Selbstpeinigung der Furcht noch einmal aller edle Gemuͤthston. Die Regierungen glaubten es ihre Pflicht diesen Jammer zu stillen, statt ihn in sich ausgehen zu lassen, aber sie waren demselben Zeitgeiste unterworfen, statt einer hoͤheren Thaͤtigkeit machten sie gegenthaͤtige (antipoetische) Bemuͤhungen, das Fieber sollte sich schwaͤcher zeigen, indem sie die gesammte Kraft des Koͤrpers minderten, von dem Zwecke des Fiebers hatten sie keine Vorstellung, es war ihnen ein Miß- verhaͤltniß weiter nichts. Die nothwendigen Lasten des buͤrger- lichen Vortheils wurden Einheimischen wie Fremden versteckt und heimlich, das Regierungwesen schien daher den Regierten dunkel und suͤndig. Nochmehr, es wurden ihnen Grenzen des Nothwendigen gesezt, man schnitt die Freude davon ab — so ward ihrem Leben aller Werth genommen, es entstand eine Sehnsucht nach dem Tode, an sich selbst Tod, der mit seinem Knochenarm dem Lebenden eine Fallgrube graͤbt. In der Liebe ist keine Furcht, sagt Johannes, es war diese Klage uͤber die Selbstentleibung von Deutschland, wie jene der Chrimhilde, welche immer neue Verzweiflung herbeyfuͤhrte. Die Spaltung war gemacht, der Keil eingetrieben, bald sollte der Staat nicht mehr fuͤr die Einwohner, sondern als Idee vorhanden seyn, manches Volk kannte seinen eignen Namen nicht mehr und wo ein Staat sich selbst geboren, da sah man, daß die andern ei- gentlich nur noch Namen waren. Dieses Elendseyn wurde so auffallend, wie aus wurmstichigem Holze der gelbe Staub, allen hing es an, die auch vom Holze keinen Splitter, die Sentimen- talitaͤt war nur eine Faͤrbung, ganz erscheint es in der klaͤglichen Sprache der niedern Staͤnde vieler Gegenden. Weisheit wurde es den freudigen Augenblick wie Ungluͤckszeichen zu meiden, waͤhrend seiner festesten Dauer sein Vergehen voraus zu sehen, und den kuͤnftigen hellen Blick des Gluͤckes zu truͤben, mit der Erinnerung, es gab noch einen helleren. Jeder wuste uͤber sein Leben etwas zu sagen, nur hatte keiner Leben, so wurde das Le- ben verachtet, der Tod gefuͤrchtet, und die Gentalitaͤt bey dieser Aermlichkeit in Vollerey gesezt Es wuͤrde angenehm lauten, alles durchzugehen, was zu verschiedenen Zeiten genialisch genannt worden, wo aus dem zersplitterten Geiste der lebende Baum entwickelt wurde: Kennen doch viele erst seine Fe- stigkeit aus dem Gewichte, wodurch es zerreißt. Dem Takte nach sezte man Genie in schnelle, stoßweise, wenn gleich noch so unbedeutende Produktion, in pralende Schwatzhaftigkeit, und unvermoͤgende Plan- macherey, sein Boden schien der Schmutz jeder Art, den Voruͤberziehen- den muste es seine Fruͤchte auf den Kopf fallen lassen, in allem Sturm seine Blaͤtter schlaff und jaͤmmerlich senken, in der Ruhe immer rau- schen, als wenn ein Sturm ginge. Die Voͤgel die zutraulich darauf nisteten tuͤckisch hinunter werfen, schnell empor in falsches unbrauchbares Holz muste es schießen, um schnell zu fallen. Wer verwundert sich nach solchen Antichristen Talent verhaßt, Nichtigkeit geehrt zu finden. Die Wortspielerey unsrer Zeit hat Kunst und Genie einander entgegen- gesezt; viel Kunst und wenig Genie, wird von den elendesten Nach- ahmereyen gesagt. Keiner ist ohne Genie, wenn gleich manche Werke der ohne sind, der eine kann die Tropfen zaͤhlen, dem andern ists ein Platz- . So war diese eitle Weis- heit (wie die Petersburger Maͤgde um Schminke betteln sollen)! So wurde auf einmal die ganze Welt arm, schlechte Zeit, schlechte Sitten und Weltuntergang, verkuͤndet in allem Frieden, in allem Ueberfluß, in allem Fruͤhling. Weil keiner dem Dran- ge seiner Natur, sondern ihrem Zwange nachleben wollte und konnte: so wurde schlecht Geld und kurze Ehle in Gedanken, wie auf dem Markte. Kein Stand meinte, daß er wie die Fruͤchte der Erde durch sein nothwendiges Entstehen trefflich gut sey, sondern durch einige Taufformeln vom Zwecke ihres Geschaͤfts So wollte der Adel das Blut verbessern, die Kaufleute bildeten sich ein, eigentlich nur zur sittlichen Kultur der Welt zu gehoͤ- ren, die Gruͤbelnden, in ihren Worten sey Seligkeit, die aber alles verachteten, meinten es besonders getroffen zu haben. Es ließe sich viel sagen uͤber die allgemeinen Aspekten dieser Phaͤno- mens, gehen wir nur in die naͤchste Gemaͤhldesammlung eines alten Hauses, wie auf einmal wahre Haͤßlichkeit, und mahleri- sche Falschheit in die Welt gekommen. Wichtiger ist es, die Wirkungen dieser allgemeinen Erscheinung im Volksliede zu be- obachten, sein gaͤnzliches Erloͤschen in vielen Gegenden, sein Herabsinken in andern zum Schmutz und zur Leerheit der be- fahrnen Straße Die verkehrten Versuche einiger Gutgesinnten zur Herstellung und Er- munterung des Volksliedes durch Sammlungen, die weder den niedern Staͤnden gefielen, noch die hoͤheren befriedigte, uͤbergehe ich, meine Achtung in gleichem Sinne ihrem Sinne zu bezeugen. . Da alles, wie wir sahen, klagend und gebrechlich erschien, regen, der eine steht im Nordlichte, der andre siehts in der Ferne. Wenn Genie das Schaffende genannt werden kann, so ist Kunst die Art der Erscheinung dieses Geschaffenen. Genie ohne Kunst, waͤre Lust ohne Beschraͤnkung, Kunst ohne Genie waͤre ein Punkt ohne alle Dimension. so verloren die Regierungen alle Achtung, alles Vertrauen zu dem Einzelnen; was nicht durch allgemeinen Widerspruch und Aufruhr sich verdammte, das schien der Aufmerksamkeit unwuͤr- dig, und dieser allgemeine Widerspruch wurde durch druͤckende Verbote in seiner Aeußerung, selbst dem bestgesinnten Herrscher so lange unhoͤrbar gemacht, bis seine Wuth, nicht sein besserer Wille alles uͤberschrieen. Wem der Zufall zu einer wirksamen Stelle verhalf, dem glaubte man einen solchen vollstaͤndigen Volksverstand angetauft, daß sich das ganze Volk in ihm aus- spreche. Freilich, wenn einer nur reden darf, so redet er im- mer am kluͤgsten, die Muͤhe verschiedene Sinne zu vereinigen, wie es in der Berathschlagung versucht, in der Gesetzgebung ausgefuͤhrt wird, ward ganz uͤberfluͤßig dadurch, man verwun- derte sich uͤber das kinderleichte Regierungsgeschaͤft. Das Volk kam dahin, die Gesetze, wie Sturmwind, oder irgend eine an- dre unmenschliche Gewalt zu betrachten, wogegen Waffnen, oder Verkriechen, oder Verzweifeln diente. In diesem Sinne wurde lange geglaubt, viele zusammen koͤnnten etwas werden, was kein Einzelner darunter zu seyn brauche, so sollte sich kein ein- zelner Krieger bilden, sie wurden zur Ruhe und zum naͤhrenden Leben eingepfercht, sie musten dem ewigen Streite gegen die Barbaren entsagen. Man wollte keinen Krieger, doch wollte man Kriegsheere, man wollte Geistlichkeit, aber keinen einzelnen Geist. So wurde das Thaͤtige und Poetische im Lehr- und Wehrstande allmaͤhlig aufgehoben, wo nicht die allmaͤchtige Noth alle Kraͤfte luͤftete, nur der Naͤhrstand konnte nicht so unum- schraͤnkt vernichtet werden, naͤhren muste sich doch jeder, so kuͤm- merlich es seyn mochte. Darum finden wir auch das neuere Volkslied, wo es sich entwickelt, diesem angeschlossen in maͤßiger Liebe, Gewerb- und Handelsklagen, Wetterwechsel und gepfluͤg- tem Fruͤhling. Aber so wenig die Glieder ohne den Magen, so wenig war der Magen ohne die andern Glieder in jener uralten Fabel, auch der Naͤhrstand wurde enger, freudeleerer, beduͤrfti- ger, befangener in dem Herkommen; nirgend leisteten Feld, Haus- und Werkarbeit, wies ihre Bestimmung, die Nothdurft des Menschen mit geringerer Noth zu bestreiten. Die Scheidung zwischen Freude und Beduͤrfniß war einmal gemacht, es ist das Eigenthuͤmliche des Boͤsen, wie der Krankheit, wo es erscheint, da erscheint es ganz, in ganzer Thaͤtigkeit, das Gute hingegen und die Gesundheit wie Sterne dunkeler Nacht wird selten nicht sichtbar, dafuͤr leuchtet sie ewig, waͤhrend der fliegende feurige Drache in Funken zerstiebt. Die Bauern mochten klagen daß ihnen alle Freude milder Gabe genommen, die singenden from- men Bettler wurden wie Missethaͤter eingefangen und gefangen gesezt; verkappt, still und heimlich mußte nun Armuth umher- schleichen. Wenigstens haͤtte das doch eine aufrichtige oͤffentliche Untersuchung erfordert, ob wir auf der Bildungsstufe uns be- finden, wo sein eigner Herr nicht seyn kann, der sich nicht selbst ernaͤhren kann. Vielleicht wuͤrde sich finden, daß keiner mehr sein eigner Herr, daß alle bereits eingefangen in einem großen Arbeitshause: Wozu also das Arbeitshaus im Arbeitshause! — Ich greife unter dem Vielen nur heraus, was mir am naͤch- sten. — Wo es Volksfeste gab, da suchte man sie zu entweihen durch Abnehmung alles lebendigen Schmuckes, oder durch un- geschicktes Umfassen, wobey sie ihn zerbrechen, oder bis sie ge- faͤhrlich schienen in uͤbler Nachrede. Schauspiel, Gaukelspiel und Musik, wie die Stadt sie zur Versoͤhnung fuͤr ihre Ein- kerkerung braucht, und das Land, wie es sich daran freut in dreytaͤgiger Hochzeit, in taggleichen nachtgleichen Kirmes, alles dies wurde Eigenthum einzelner, um es besteuern zu koͤnnen, und durch den einen Schritt einem strengen, aͤußern Drange, einer fremden Bestimmung, einem Stolze unterworfen, als 29. waͤre solche Lust etwas fuͤr sich, ohne die, welche sie hoͤren, als waͤren sie Meistergilden wie jene Alten Sie tragen viele vortreffliche Instrumente bey sich, warum verachten sie Landesinstrumente, wie den Dudelsack: den Hochlaͤndern nahm man das Schwerdt, weil sie gewoͤhnlich das Gewehr w e gwarfen und damit fochten, auf den Schiffen weiß man es jezt wieder zu gebrauchen. . Neue Feste konnten unter den Umstaͤnden so wenig als neue Spruͤchwoͤrter allgemein werden, die Roheit aͤußerte ihr uͤberfluͤßiges Leben in privilegir- ter Unzucht. Freude und Geist blieben in einzelnen Kreisen ver- schlossen, ein Spott gegen die andern und selbst verspottet; die bestehenden oͤffentlichen Vergnuͤgen, Maskenbaͤlle, Vogelschießen, Einzuͤge wurden meistens antheillosere Formen, wie alte heili- ge Christbaͤume armer Familien, immer wieder beleuchtet, immer duͤrrer in Blaͤttern. Die Volkslehrer, statt in der Reli- gion zu erheben, was Lust des Lebens war und werden konnte, erhoben schon fruͤh gegen Tanz und Sang ihre Stimme: wo sie durchdrangen zur Verodung des Lebens und zu dessen heimlicher Versuͤndigung, wo sie uͤberschrieen, zum Schimpf der Religion. Der Naͤhrstand, der einzig lebende, wollte thaͤtige Haͤnde, wollte Fabriken, wollte Menschen die Fabrikate zu tragen, ihm waren die Feste zu lange Ausrufungszeichen, und Gedankenstriche, ein Komma meinte der, haͤtte es auch wohl gethan. Noch mehr, seine Beduͤrftigkeit wurde den andern Staͤnden Gesetz (sie musten alle zur Gesellschaft mediziniren), weil der Naͤhrstand eines festen Hauses bedarf, so wurde jeder als Taugenichts verbannt, der umherschwaͤrmte in unbestimmtem Geschaͤfte, als wenn dem Staate und der Welt nicht gerade diese schwaͤrmenden Lands- knechte und irrenden Ritter, diese ewige Voͤlkerwanderung ohne Grenzverruͤckung, diese wandernde Universitaͤt und Kunstverbruͤ- derung zu seinen besten schwierigsten Unternehmungen allein taugten. Es ist genug traͤger Zug im Menschen gegen einen Punkt, aber selten ist die Thaͤtigkeit, welche durch Einoͤden zieht und Samen wunderbarer Blumen ausstreut, zu beyden Seiten des Weges, wo er hintrifft, allen gegeben, wie der Thau, wie der Regenbogen: doch wo er, vom Winde getragen, hinreicht, da endet die unmenschliche Einoͤde, es kommen gewiß, die sich unter den Blumen ansiedeln, um aus ihnen Lust und Leben zu saugen. — Warum zieht es uns in Buͤchern an, was wir von den ersten Entdeckungsreisen, von den Weltfahrten, von ziehenden Schauspielern, insonderheit was wir von dem wunderbaren Wandel des Zigeuner-Reichs lesen, im Kriege aͤchte Soldaten, im Frieden zutrauliche Aerzte (dessen die ge- lernten sich jezt fast alle entwoͤhnt); ich erinnere mich noch ihrer naͤchtlichen Feuer im Walde, wie sie mir aus der Hand wahr sagten. Und sagten sie mir etwas Gutes, so sage ich wieder Gutes von ihnen. Wie die kleinen Zwerge, wovon die Sage redet Otmars Volkssagen. Bremen 1800. S. 327. Eine Sammlung aus einem keinen Flecken von Deutschland, die bis auf einzelne Zusaͤtze und Wort uͤberfluß als Muster aͤhnlicher aufgestellt werden kann. Es ist wie eine neue Welt schoͤner Erfindung, aber von den meisten vergessen, weil es weder Veilchensyrup noch Teufelskost, sondern weil es uns fuͤhrt zu den Veilchen, auch wohl in die Behausung des Teufels. , alles herbeyschafften, was sich ihre staͤrkeren Feinde zu Festen wuͤnschten, sich selbst mit Brodrinden des Mahles begnuͤ- gend, aber einmal fuͤr wenige Erbsen, die sie aus Noth vom Felde naͤchtlich ablasen, jaͤmmerlich geschlagen und aus dem Lan- de verjagt wurden, wie sie da naͤchtlich uͤber die Bruͤcke weg- trappelten, einer Schaafheerde zu vergleichen, wie jeder ein Muͤnzchen niederlegen muste und wie sie ein Faß damit fuͤllten: So danken wir die mehrsten unsrer Arzeneyen den Zigeunern Ihr Lehrling war Paracelsus. , die wir verstoßen und verfolgt haben: Durch so viel Liebe konn- ten sie keine Heimath erwerben! — Auch die hellen Triangel der Boͤhmischen Bergleute klingen den Kindern nicht mehr, am Leitbande darnach zu treten: die treuen heilgen Drey Koͤnige begruͤßen sie nicht mehr! — Aber was rede ich von Kindern, waͤhrend die Politiker zehnmal in einer Viertelstunde zwischen Aufklaͤrung und Verfinsterung die Welt wenden lassen, weil es in ihre Koͤpfe aus allen Ecken hineinblaͤst, den alten Staub zu heben und wegzutreiben, viel- leicht ist in der Zeit anders geschehen, was nicht bemerkt wurde, eben weil es geschah? — Das Wandern der Handwerker wird beschraͤnkt, wenigstens verkuͤmmert, der Kriegsdienst in fremdem Lande hoͤrt ganz auf, den Studenten sucht man ihre Weisheit allent- halben im Vaterlande auszumitteln und zwingt sie voraus darin zu bleiben, waͤhrend es gerade das hoͤchste Verdienst freyer Jahre, das Fremde in ganzer Kraft zu empfangen, das Einheimische damit aus zugleichen. Dafuͤr wird dem Landmann gelehrt, was er nicht braucht, Schreiben, Lesen, Rechnen, da er wenig Gutes mehr zu lesen, nichts aufzuschreiben, noch weniger zu berechnen hat. In der Stadt macht die koͤrperliche Uebung druͤckender geisti- ger Anstrengung Platz, um Kinder in die Plaͤtze der Maͤnner einzuschieben. Es mag verkehrt seyn Wenn ich es verkehrt kenne, wie die Alten in vielen Schulen betrieben, so ist es meine Erfahrung. An allem Orten des Altdeutschen war nichts, des Lateins zu viel, des Griechischen zu wenig. Verkehrt nenne ich der Annaͤherung Schulen nationale Geschichte, das Eigenste des Volks den Alten nachzubilden, da doch diese nur wegen dieser erschoͤpfenden Natio- nalitaͤt vortrefflich sind. Bis jetzt sind unsre Chroniken unsre einzigen Hi- storiker, alle andern in conventioneller Ziererey und Ansicht versunken, und diese werden in Schulen ebenso wenig zugelassen, als die nationalen epi- schen Gedichte, ja es moͤchte den meisten Schulmaͤnnern sehr wunderlich noch vorkommen, wenn ich ihnen die Volkslieder als lehrreicher zur Dekla- , wie zuweilen die Alten in den Schulen behandelt worden, aber Wahnsinn ist es, waͤh- rend die Gebildeten sich ihrer als Meister ruͤhmen und Aeltern aus Gewohnheit ihnen wohl wuͤnschen, daß unwissende Vorste- her diese einzige uns uͤbrige feste historische Wurzel ausreissen: Sind denn Kinder Kartenblaͤtter, die thoͤrichte Spieler einander an den Kopf werfen? — Was erscheint, was wird, was ge- schieht? — Nichts? — Immer nur die Sucht der Boͤsen die Welt sich, und alles der Nichtswuͤrdigkeit in der Welt gleich zu machen, alles aufzuloͤsen, was enger als ein umzaͤuntes Feld, an den Boden des Vaterlandes bindet, der Gedanke, es ist derselbe Boden, auf dem wir in Lust gesprungen. Wer so denkt, wird fest und herrlich sich und seinen Nachkommen bauen, wem aber die Baukunst fehlt, dem fehlt ein Vaterland. Wer nun fuͤhlt, daß seinem bessern Leben ein Vaterland fehlt; geh' in die Komoͤdie, sagt mancher, da ist poetischer Genuß, da singt's und klingts! — Aber was ist das poetischer Genuß? — Wo das Wesen dem Leben ausgegangen, da sendet es einen Schatten zu unsrer Furcht, daß wir uns selber nicht vergessen: So ist unser Schauspiel vom wahren Volksschauspiel ein fratzen- hafter Schatten; und kein Volksschauspiel kann entstehen, weil es den Kuͤnsten kein Volk giebt; die aͤußere Noth hat sie ver- bunden nicht innere Lust, sonst waͤre ein Volk, so weit man deutsch am Markte reden hoͤrt. Wisset, Kuͤnstler sind nur in mation als alle Hallersche Gedichte aufstellte. Aber wie die Jungen in unsrer Zeit ganz alt unter einander thun muͤssen, um in die Gesellschaft der Alten gefuͤhrt zu werden, und in aller Schlechtigkeit sich fruͤh abzugluͤ- hen, so impft man ihnen einen aͤsthetischen Ausschlag fruͤh ein, die natuͤrliche Verehrung und das Gefuͤhl dessen zu unterdruͤcken, was wir selbst nur im gluͤcklichen Augenblicke hervorzubringen vermoͤgen. So moͤchte freylich mancher dieser Knaben mit edler Herablassung dieser Lieder laͤcheln. der Welt, wenn sie ihr nothwendig, ohne Volksthaͤtigkeit ist kein Volkslied und selten eine Volksthaͤtigkeit ohne dieses, es hat jede Kraft ihre Erscheinung, und was sich voruͤbergehend in der Handlung zeigt, das zeigt in der Kunst seine Dauer beym muͤssigen Augenblicke. Kritik ist dann ganz unmoͤglich, es giebt nur Bessermachen und Anerkennen, nichts ganz Schlech- tes; unendlich viel laͤst sich dann in der Kunst thun, wenig daruͤber sagen denn sie spricht zu allen und in allen wieder, kein Vorwurf ist dann das Gemeine, so wenig es den Waͤldern Vorwurf, daß sie alle gruͤn, denn das Hoͤchste, das Schaffende wird das Gemeinste, der Dichter ein Gemeingeist, ein spiritus familiaris in der Weltgemeine. — Daß aber Volksthaͤtigkeit wirklich fehle, wer zweifelt, es fehlt an Krieg, es fehlt an Frieden, eine unerschwingliche Last waͤlzt sich den Sohnen auf! — Daß ich klage, werden Sie sagen, was ich selbst als die hoͤchste Laͤsterung des Jahrhunderts angeklagt; wer kann sich freymachen allein, aber drein wettern moͤchte ich koͤnnen mit Fluch und Blitz: Blau Feuer, sagte der wackere Schaͤrtlin, alle Kopisterey und Kortisaney zerrissen, wir wuͤrden alle reich! Seit ich denken kann, merke ich einen immer langsamern Gang menschlicher Thaͤtigkeit, wie die Stunden der Ruhe und Nahrung einander verdraͤngen und beeintraͤchtigen, so haben alle Leidenschaften und Liebhabereyen ihre kuͤrzere Perio- de, geringeren Grad; die meisten springen von ihrem Geschaͤfte ab, wie duͤrres Holz vom Heerd, ja viele dringen nie bis zu der Einigkeit der Welt mit sich vor, wo eines sie erfuͤllen und befriedigen kann, das sind die sehnenden, waͤhnenden Embryo- nen von Menschen, wenigen ist Jugend, wenigen Alter. Wie die Balken unsrer Decken heutiges Tags von einem sonst unbe- kannten Schwamme verschwaͤcht werden, so werden die Menschen um uns ploͤtzlich hohl und leer, da sie noch kaum angefangen zu tragen und zu stuͤtzen, zu leisten und zu streben. Wo seyd ihr versunken? Ihr liegt verloren im Allgemeinen, im Weltmeere mit tausend Schaͤtzen. Den Stoͤrchen moͤchte ich zuwinken: Bleibt weg, holt keinen aus dem großen Wasser auf die Welt, er sehnt und treibt sich doch wieder hinein, wie es auch ebbend vor seinem Fuße fliehen mag. Aber es giebt nur einen Teufel und viel Engel, ist wohl noch Rettung, ist die Wahl nur eure Qual?—Ob sich etwa die Welt ausruht zum Ausserordentlichen? Das Speculiren, was so ernsthaft genommen wird, macht es wahrscheinlich, denn dies ist der Traum der Thaͤtigkeit, nur der Morgentraͤume sind wir uns bewußt. Wenn ich Abends im Wintersturm beim Schauspielhause Dies bezieht sich auf den eigenthuͤmlichen sargartigen Bau des neuen Berliner Schauspielhauses, an andern Orten haben sie vielleicht die Form nicht, aber denselben todten Inhalt, wie viele haben auch nicht die Uhr uͤber der Scene, aber dieselbe Langeweile. voruͤberziehe, wo Licht und Leben erloschen, ich denke wohl, die stille Uhr uͤber den langwierigen Stunden wird einmal anschlagen, der hohe Dekkel sich eroͤffnen vom Sarge, die Larve wird durchbrochen von ei- nem bunten Chor, die neue Bande aufsteigen, ausfliegen durch das Land, fliegen auf allen Toͤnen, alle erwecken, die schon schlafen gegangen! Das Eis haͤlt lange, ehe es bricht und traͤgt viel, aber wer nur einmal uͤber das glatte Eis durch alle wun- derbare Bahnverschlingungen seiner Vorlaͤufer fest dahingefah- ren, wo seine Augen den Schein der Sonne vor sich her sprin- gen sahen, er ahndet das freudige Leben im freyen Strom — zu schwimmen darin, zu segeln darauf, hindurch dem rauchenden Hirsche nachzureiten, dann bey ihm auszuruhen im Gruͤnen, die Sterne darin zu sehen, kommen und untertauchen in ewiger Witterung. Ja, wer nur einmal im Tanze sich verloren und vergessen, wer einen Luftball ruhig wie die Sonne emporziehen sah, den lezten Grus des Menschleins darin empfing, der e- mals vom jubelnden Taktschlage der Janitscharen hingerisset, einen Feind gegen sich den muthigen Freund neben sich glaubte, der die Reiter auf Wolken gegen sich ansprengen sah, unwtier- stehlig, wie ein Trompetenstoß den maͤchtigen Strom hemnte; der etwa gar im Sonnenscheine einer Kriegsflotte Anker-Lichten sah, wo wenige Augenblicke hinreichten voll Weben und Leben auf Masten und Stangen, diese goldenen Schloͤsser und Galle- rieen, alle wie Flossen eines Fisches ruhig in das luftbegrenzte Meer hinschwinden zu sehen, alles Dinge, die uns umgeben, uns begegnen, der muß an eine hoͤhere Darstellung des Lebens, an eine hoͤhere Kunst glauben, als die uns umgiebt und be- gegnet, an einen Sonntag nach sieben Werktagen Der gewoͤhnliche Sonntag wird jezt auch in die Arbeit hinein gerissen, darum sieben Werktage, der Kalender ist wirklich nicht in Frankreich allein geaͤndert. , den jeder fuͤhle, der jedem frommt. Und waͤren sie tausendmal nicht ge- hoͤrt, es brauchen nur einmal, wenn dieser Tag gekommen, und diese Morgenstunde, alle Thuͤrmer herunterposaunen zu dem Liede der Schuͤler, zu den Glocken, wie wir auch sanft ruhen, wir werden doch lieber erwachen, da wird alles anspringen, da wird die Last sich heben, wie die Anker bey dem einfachen Liede der Matrosen, wenn sie nur alle zusammen singen. Was ich hoffe ist kein leerer Traum, die Geschichte hat es so oft bewaͤhrt, wie das reine Streben der Menschen in gewissen Perioden sie- gend und singend hervortritt, Kunstwerke gefunden, erfunden und hoͤher verstanden werden! Wer kann sich enthalten, zu glauben, wo er in eine heisse Glashuͤtte tritt, einige rothe Netze um ihn ziehen, andere maͤchtig das Glas fuͤr ihn aufblasen, was da aus dem rothen Feuer durchsichtig werde, sey ein Jubelbe- cher, ihn im heißen Netze zu kuͤhlen: und ist es nun gekuͤhlt, so ist es ein elendes gebrechliches zitterndes Singglas kein Glas wobey er singen kann. Es sind der Singglaͤser doch endlich ge- nug gemacht, wir werden endlich alle zusammenschlagen zum Pokal? Bricht aus den Springkugeln dazu die Spitze, daß sie zu Staub zerfallen, in dem lange schon die große Zahl der Dichter, Schauspieler und Saͤnger scheinlebend umherverkauft wurde. — Hoͤrt nur, wie die Zugvoͤgel schoͤn singen dem neuen Fruͤhling: da ziehen schon die wackern Handwerksgenossen mit Buͤndel und Felleisen in langen Reihen uͤber den Weg; wie sie zusprechen bey ihrem Zeichen; wie die Fensterscheiben und das goldene Schild vom echten Grundbaß erzittern, wo sie singen ist keine Halbstimmigkeit, wo Deutsche gebraucht werden, von London bis Moskau und Rom, kein halbsinniges Lied: Frisch auf, ihr Bursche! wandert mit, Holt Buͤndel und Felleisen, Doch eh wir mit dem lezten Schritt Der Stadt den Ruͤcken weisen, Schenk Maͤdchen uns noch Kuß und Wein, Drauf mit der Sonn zu reisen. Liebesrose, Lied 18. Es ist mir wohl begegnet im Herbste, wenn schon alles fast still und abgefallen, einen dichten krausen Baum mit sich umrunge- nen Aesten, von Staaren wie durchdrungen, klingen und gleich- sam auffliegen zu sehen, so sangen mir deutsche Handwerker luͤftend ins Herz bey dumpfer Nachtluft hollaͤndischer Kanaͤle, ein kleines Segel flatterte von ihrem Gesange, an bunten Baͤn- dern schien das Schiff schneller fortgezogen. Wer hat so etwas nicht oͤfter erlebt und sey es auch nur im Traume? So hoͤrte ich auch uͤber die Londonbruͤcke Hannoͤversche Fluͤchtlinge: ein freyes Leben — hinsingen, als ich mit Sehnsucht nach meinem Vaterlande den Wasserspiegel herabsah, da schien mir auch jener Boden befreundet mit seiner zornigen rothen Abendsonne. — Noch nicht ganz erdruͤckt von der ernsthaften Dummheit die ihr aufgebuͤrdet, lebt euch das froͤhliche gesangreiche Symbol des werkthaͤtigen Lebens, die Freimaurerey. Noch stehen mitten inne als Kuͤnstler und Erfinder der neuen Welt die herrlichen Studenten; sie beften die hoͤchsten Bluͤthen ihrer frischen Jahre sich an den bezeichnenden Hut und lassen die farbigen Blaͤtter hinwehen weit uͤber Berg und Thal und in die Wasser. — Auch die Baͤnke der rauchenden Wachstuben werden nicht immer von den Musen gemieden, und wenn sie auch zuweilen nicht hinein koͤnnen, so sehen sie doch nach ihrem Lieblingssitz durch die Fen- ster: wenn die uͤberwachte Schildwache Nachts ein schauerliches Anschlagen der Gewehre hoͤrt, sie spielen mit den blanken schnell- fertigen, lebendigen Gewehren. Es wird eine Zeit kommen, wo die druͤckende langweilige Waffenuͤbung allen die hoͤchste Lust und Ehre, das erste der oͤffentlichen Spiele, hoͤchste Kraft und Zier- lichkeit zu einem Tanze verbunden ausdruͤcket. Fuͤr jede Thaͤtig- keit giebt es einen Preis, wer diesen kennt, hat jene. Wer hat es erlebt, was den Schwindelnden auf glattem Stege haͤlt, un- ter ihm brauset der Strom, Felsen und Baͤume drehen sich uͤber ihm, — ein maͤchtiger Marsch haͤlt ihn, faͤllt er ihm zur rechten Zeit ein, und aller Schwindel verschwindet; wie die Tritte hinter seinem Ruͤcken. So begreift man Taillefers Ge- sang, der in jener beruͤhmten Schlacht bey Hastings, England fuͤr Wilhelm eroberte, indem er die unerschuͤtterliche Ordnung der Sachsen durchschrie. So mag auch wohl die Macht der ru- mischen Verse gewesen seyn. Wir begreifen nun leicht, wie unsere gebildetere Zeiten bey der Vernachlaͤßigung des aͤrmeren Lebens (denn das sind die unteren Klassen jetzt) so viele leere Kriegslieder entstehen sahen, waͤhrend jeder der fruͤheren deut- schen Kriege in dem gemeinsamen Mitwirken Aller zu großer That herrliche Gesaͤnge hervorrief. Wer hat es je vor- oder nachgedichtet, was Zinkgref Phil. von Sittewald Strafschriften. II. B. S. 573. aus aller braven Landsknechte Mund im oͤden dreissigjaͤhrigen Kriege, lehrend uns zu Gemuͤthe fuͤhrt: Drum gehe tapfer an, mein Sohn, mein Kriegsgenosse, Schlag ritterlich darein, dein Leben unverdrossen Fuͤrs Vaterland aufsez, von dem du frey es auch Zuvor empfangen hast, das ist der Deutschen Brauch. Dein Herz und Auge laß mit Eifers Flamme brennen, Kein menschliche Gewalt wird dich vom andern trennen. Es weht von deinem Haupt die Fahne bald hinweg, Der Jugend Uebermuth, der Unordnung erweckt. Kannst du nicht fechten mehr, du kannst mit deiner Stimme, Kannst du nicht rufen mehr, mit deiner Augen Grimme Den Feinden Abbruch thun in deinem Heldenmuth, Nur wuͤnschend, daß du theur verkaufen moͤgst dein Blut. Bey dem theuren Blutverkaufen der alten Landsknechte ist die Verglei- chung mit den heutigen von Land zu Land sich stehlenden und angewor- benen Soldaten sehr traurig; jene kannten ganz den Werth ihres Le- bens, ließen es sich wohl bezahlen, dieuten ihre Zeit mit Ehre, dem Tode mit Bewustseyn, — diese stuͤrzen sich fuͤr einen frischen Trunk in einen frischen Rock, und sehen beym Eintritt in das Thor, wie sie hin- auslaufen koͤnnen, wenn der Krieg sie uͤberrascht, als welchen sie gar nicht ansehen moͤgen. Im Feuer sey bedacht, wie du das Lob erwerbest, Daß du in maͤnnlicher Postur und Stellung sterbest, An deinem Ort bestehst fest mit den Fuͤßen dein, Und beiß die Zaͤhn zusamm und beyde Lefzen ein. Daß deine Wunden sich lobwuͤrdig all befinden, Da vorne auf der Brust, und keine nicht dahinten, Daß dich dein Feind der Tod im Tod bewundernd zier, Dein Vater im Gesicht dein ernstes Leben spuͤr. Mein Sohn, wer Tyrannei geuͤbriget will leben, Muß seines Lebens sich freiwillig vor begeben, Wer nur des Tods begehrt, wer nur frisch geht dahin, Der hat den Sieg und dann das Leben zu Gewinn. Ja wir fuͤhlen es, wie die Sprache unter dem gewaltigen Triebe in solchen Punkten sich weitet, wir sehen dagegen die ruhige sinkende Erde asiatischer Steppen in der stillen Versteine- rung (Steinfermentation) allmaͤhlig allem lebenden Eindrucke sich verschließen, jene Freiheit alter Sprache, die Starrheit der heutigen, sie sagen mehr, als ich sagen mag. Doch dieses wie so manches andere wunderbare Lied ist aus den Ohren des Vol- kes verklungen, den Gelehrten allein uͤbrig blieben, die es nicht verstehen, alle Volksbuͤcher sind so fortdauernd blos von unwis- senden Speculanten besorgt, von Regierungen willkuͤhrlich leicht- sinnig Es waͤre mir leicht einige zu nennen, bey denen recht gute kraͤftige alte Buͤcher verboten, die seichtesten dafuͤr eingefuͤhrt, doch hilft das nichts, vielleicht hilft ihnen diese Betrachtung, um schlechte moralische Komoͤ- dien-Lieder und Schriften dem Volke nicht weiter aufzudringen, daß keiner uͤber das Heiligste schlecht schreiben kann, der nicht selbst schlecht ist, sie werden dann auch den Widerstand des Volks gegen neue Gesang- buͤcher verstehen lernen. beschraͤnkt und verboten, daß es fast nur ein Zufall, oder ein hohes Schicksal, wie uns so manches Wunderschoͤne in diesen Tagen angemahnt hat, zu fuͤhlen und zu wissen, zu ahn- den, zu traͤumen was Volkslied ist und wieder werden kann, das Hoͤchste und das Einzige zugleich durch Stadt und Land Warum Tiek vor allen fruͤhern Bearbeitern und Herausgebern ein un- sterbliches Verdienst zukommt, das wird jedem mitfuͤhlenden Leser seine herrliche Einl e itung zu den Calenbuͤrgern bewaͤhren; nicht Neugierde, sondern reiner Sinn fuͤr ihren Werth bestimmte ihn, er hielt das Große . Aber in den Gelehrten, wie sie vom Volke vergessen, so liegt gegenseitig in ihnen der Verfall des Volks, das tiefere Sinken der Gemuͤther, die Unfaͤhigkeit mit eigenwilliger froher Erge- benheit dienen und mit unbesorgtem allgemeinen Willen zu be- fehlen, ja bis zur Unfaͤhigkeit des Vergnuͤgens, was die tiefste Entartung andeutet, die fast aufgegebene Freiheit des Lebens. — Die Gelehrten indessen verfassen sich uͤber einer eigenen vor- nehmen Sprache, die auf lange Zeit alles Hohe und Herrliche vom Volke trennte, die sie endlich doch entweder wieder vernich- ten oder allgemein machen muͤssen, wenn sie einsehen, daß ihr Treiben aller echten Bildung entgegen, die Sprache als etwas Bestehendes fuͤr sich auszubilden, da sie doch nothwendig ewig fluͤssig seyn muß, den Gedanken sich zu fuͤgen, der sich in ihr offenbahrt und ausgießt, denn so und nur so allein wird ihr taͤglich angeboren, ganz ohne kuͤnstliche Beihuͤlfe. Nur wegen dieser Sprachtrennung in dieser Nichtachtung des besseren poeti- schen Theiles vom Volke mangelt dem neueren Deutschlande großentheils Volkspoesie, nur wo es ungelehrter wird, wenig- stens uͤberwiegender in besondrer Bildung der allgemeinen durch Buͤcher, da entsteht manches Volkslied, das ungedruckt und un- geschrieben zu uns durch die Luͤfte dringt, wie eine weisse Kraͤhe: wer auch gefesselt vom Geschaͤfte, dem laͤst sie doch den Ring niederfallen des ersten Bundes. Mit wehmuͤthiger Freude uͤber- kommt uns das alte reine Gefuͤhl des Lebens, von dem wir nicht wissen, wo es gelebt, wie es gelebt, was wir der Kind- vom Gemeinen frey. Ich wuͤrde der beiden Jahrgaͤnge des von Nicolai besorgten feinen Almanachs mit Lob erwaͤhnen, wenn nicht durch die angebefteten schlechten Spaͤsse, wunderliche Schreibart und Ironie ge- gen Herder die Wirkung dieser schaͤtzbaren Sammlung aufgehoben wor- den. heit gern zuschreiben moͤchten, was aber fruͤher als Kindheit zu seyn scheint, und alles, was an uns ist, bindet und loͤßt zu ei- ner Einheit der Freude. Es ist, als haͤtten wir lange nach der Musik etwas gesucht und faͤnden endlich die Musik, die uns suchte! — Es wird uns, die wir vielleicht eine Volkspoesie erhalten, in dem Durchdringen unserer Tage, es wird uns anstimmend seyn, ihre noch uͤbrigen lebenden Toͤne aufzusuchen, sie kommt immer nur auf dieser einen ewigen Himmelsleiter herunter, die Zeiten sind darin feste Sprossen, auf denen Regenbogen Engel niedersteigen, sie gruͤßen versoͤhnend alle Gegensaͤtzler unsrer Tage und heilen den großen Riß der Welt, aus dem die Hoͤlle uns angaͤhnt, mit ihrem Zeigefinger zusammen. Wo Engel und Engel sich begegnen, das ist Begeisterung Sie weiß nichts davon, daß die Alten das Schoͤne gesucht und die Neuen das unterlassen: Ob es wohl einer kann lassen das Schoͤne nicht zu fin- den, oder es kann finden, wenn er es sucht! Alles was mit Lust im Gemuͤthe sich aufthut und findet ist schoͤn, sey es Himmel oder Hoͤlle, nur das Zufaͤllige ist haͤßlich, aus kindischen Strichen wird nie ein Apollokopf, und ein Mahler der aus willkuͤhrlichen Punkten Gruppen zeichnet, macht hoͤchstens eine Klingenprobe seines Genies, so der Dich- ter aus Endreimen. Der Mahler benuzt was ihm die Erfahrungen uͤber die Farben geben, der Farbe in seinem verschlossenen Auge sich zu naͤ- hern, der Dichter was ihm die Sprache giebt, schaffend im widerstre- benden Stoff, der Reimer legt witzig zusammen, was lange schon vor- handen, er leimt eine Blume aus verschiedenen Blaͤttern zusammen, die Fugen nennt er Originalitaͤt, die Leute verwundern sich erst dar- uͤber, dann sehen sie, daß alles daran welkt. , die weiß von keinem Streit zwischen Christlichem und Heidnischem, zwischen Hellenischem und Romantischem, sie kann vieles begreifen und was sie begreift, ganz, und rein, ein Streit des Glaubens wird ihr Wahnsinn, weil da der Streit aufhoͤrt, wo der Glau- be anfaͤngt; noch wahner der Streit uͤber Kunst Assonanz und andre Aeußerungen der Spracheinigung sind den Gebilde- ten bis auf unsre Zeit fremd gewesen, von den simpeln Recensenten verspottet, von ihren Freunden geheimnißvoll angepriesen, das Volks- lied hat sie ohne Anmaßung, erkennt sie ohne Zwang, und zeigt sogar ihren besseren Gebrauch in Werken, die nicht fuͤr die Assonanz gewirkt sind, sondern nur in der Assonanz werden konnten. , welche nur ein Ausdruck des ewigen Daseyns. Wo Kugel auf Kugel trift, da sinken beyde eintraͤchtig zusammen, wie die Hexame- ter zweyer Homeriden. — Wen die Musik nur einmal wirklich beruͤhrt, den draͤngt und treibt sie etwas aufzusuchen, was nicht Musik Sie hat in der Erfindung der Harmonie ein eichenfestes Haus sich er- baut, nicht in der Harmonie, wie sie in Buͤchern steht, sondern wie sie im Kopfe guter Instrumental-Komponisten, oder solcher Tonkuͤnstler klingt, welche die Stimme als Instrument gebraucht haben, in Kirchen- musiken. Daraus folgt aber nicht die Nothwendigkeit dieser Harmonie, wo die Musik wieder im Worte gebunden erscheint. , worin sie ihre veruͤbereilende Macht binden kann. Im Alterthume scheint die Musik der Plastik naͤher verbunden, vor den Goͤtterbildern toͤnend zu erscheinen, war ein Fest, die Memnonseule ist uns ein Symbol dafuͤr; vielleicht war Musik eben so in der Zeit der Mahlerey dieser sehr wahr; allgemeiner ist Musik und urspruͤnglicher (bey uns besonders an den Ufern der Donau) dem Tanze, (am Rheine) dem Worte verbun- den Aus einem sehr erklaͤrlichen Misverstaͤndnisse bey denen, die einer der Kuͤnste nur maͤchtig sich gern gnuͤgen wollten, entstand musikalische Poesie und poetische Musik, wenn aber etwas Poesie werden koͤnnte, waͤre es nicht Musik geworden, und umgekehrt. Diese beyden edlen Sinne des Geistes befinden sich dabey wie in der Fabel Storch und Fuchs bey gleicher Schuͤssel. . Der deutsche Tanz, das einfache Zeichen der Annaͤhe- rung, Verbindung und Aneignung waͤchst an den Ufern der Donau, bis zur reichsten inneren Bedeutsamkeit im oberoͤster- reichischen Laͤndrischen, die Musik waͤchst und wetteifert mit ihm in hoher Erfindsamkeit und der Sinn beschraͤnkt sich immer fester auf die gemeinschaftliche eigne Bildung des Volks Wie nur sehr große Kuͤnstler andre fremde Meisterwerke lieben koͤnnen, so hat auch der Haufe dort eine Abneigung gegen fremdartige Musik. So lieb es mir waͤre, wenn der gute Geist der Zeit am Wiedermusiziren der Volkslieder sich rechtschaffen uͤbte, so traurig ist mir, daß ich viele der besten Volksmelodieen aus: Unkenntniß nicht mittheilen kann, weil doch vielleicht nur eine große innere Melodie fuͤr jedes vorhanden, ob die fruͤher oder spaͤter einem Menschen ins Ohr faͤllt, das kann keiner sagen, aufhorchen kann jeder. . Es ist nicht jene wohlige frohmuͤthige Zaͤrtlichkeit durch Schwaben und Oesterreich, die uns in den unzerrissenen Gegenden des Rheins ergreift, es ist oͤfter ein Spott der Liebe in der Liebe, ein Uebermuth, der sich verzagt stellt, ein Kind das sich vor unsern Augen hinter einen Strauch stellt, heraus rufend: Wo bin ich? So ist Melodie und auch ihr Wort, wo sie zu Worten kommt, in der Liebe (die sich selbander Einsamkeit ist), beym Weine, beym Jagdtreiben, auf Wallfahrten, oder wo das Alter die Sehnen der Fuͤße abspannt: Es ist nit lang, daß es g'regnet hat, Die Baͤumli troͤpfle noch, Ich hab einmal ein Schaͤtzl gehabt, Ich wollt ich haͤtt es noch. Dagegen singen wohl die Jungen: In dem Wasser schnalzt der Fisch, Lustig wer noch ledig ist. Was von den Sizilianern erzaͤhlt wird, die spielende Freu- digkeit, in der alles zum Liede wird und ohne die Nichts ein Lied, die findet sich fast dort allein, wo ein Blat mit Reimen, die sie an Bildern, oder in Jagdbuͤchern absuchen Ein trefflicher Aufsatz uͤber Arbeits-Handwerks-Kinderlieder und Tanz- lieder, der besonders den Unterschied zwischen dem deutschen Tanze und dem Reihentanze, so wie die eigene Natur des Schleifers mit Enthu- siasmus entwickelt (im Bragur III. T. S. 207-284.) ist leider nicht vollendet, viele der dort erwaͤhnten Lieder wuͤnschte ich gerne ganz mit- theilen zu koͤnnen. , jung und alt erfreut. Als zwey eigenthuͤmliche Wiederklaͤnge dieses Sinns, welche statt zu wiederholen, die Worte umkehren sind die tief- gefuͤhlten Berglieder der Bayrischen und Tyroler Alpen zu hoͤren, so auch die rein witzigen Lieder, wie sie zur Zeit des Faschings in den Tanzkellern der Wiener Vorstaͤdte umgehen, die kommen und gehen wie die Wuͤnsche, wie die Sorgen der Zeit, ohne der Ewigkeit eingedruckt zu werden Doch zur Probe einige aus dem Jahre 1802. 1) Aus einem raͤthselhaften Quodlibet, oder eine Kaskonade: Potz tausend, schaut fort laͤuft die Katz, Geh Plasl lauf, halts auf, Ein jeder Mensch hat seinen Schatz, In diesem Lebenslauf. Als d' Jungfer noch ein Jungfer war, Hats keine mehr seyn moͤgen, Ich wust es alles auf ein Haar, Ihr Pelz der hing voll Regen. 2) Aus einer Beschreibung der Neuigkeiten im Prater: Auch ist eine Huͤtte, wie ihr wohl wißt, Da laͤst man sich waͤgen, wie schwer als man ist, Ich ging auch einmal hin, Z' wissen, wie schwer ich bin? Der Kerl war ein Flegel, er sprach: Hoͤrts der Herr, Sie sind gewiß ein Schneider und sind gar nicht schwer. 30. Vom Tanze verlassen in der Sommereinsamkeit, zu einfach anderer Kunst singt der Hirte an den Quellen des Rheins dem ewigen Schnee zu: Ist noch ein Mensch auf Erden, So moͤcht ich bey ihm seyn. So klingen die Quellen des Rheins hinunter, dann immer neuen Quellen und Toͤnen verbunden, vom lustigen Neckar an- gerauscht, ein maͤchtiger Strom, der von Mainz mit dem wein- froͤhlichen singenden Mayn verbunden, nur geschieden von ihm durch Farbe, doppelstimmig die vergangene Zeit in heutiger Frische umschlingt, eine sinnreiche Erinnerung fuͤr uns. Stau- nend saß ich da unter den lustigen Zechern im vollen Markt- schiffe, sah drey wunderlichen Mu ker mit immer neuem Liede zu, jeder ihrer Zuͤge eine alte ausgespielte Saite, jeder ihrer Toͤne ein ausgebissen Trinkglas, ewig hin und zuruͤck geht das Schiff, ihre Wiege, ihr Thron, sie sinds, die diese arme wuͤste Marktwelt (wie Kraut und Ruͤben unter einander geworfen) zu einem wechselnden, lauten und stillen Gedanken-Chore verbin- den, daß neben ihnen die ruhigen reichern Dorfer wie unerreich- bare Sterne und Monden, ohne Sehnsucht, ohne Preis vor- Wer damit nicht zufrieden, noch mehr sehen will, Geh grade von da aus zum Ringlspil, Da drehen sich zwey und zwey Rund herum in der Reih, Oft schreien die Medeln, nicht gar so geschwind, Es ist nicht wegen meiner, es ist wegens Kind. Das Verhaͤltniß dieser Lieder zu den Nationalopern der dortigen Vorstaͤdte, wird schon aus diesen Proben fuͤhlbar, die meisten dieser Singespiele sind der Anlage nach schoͤn, ungeschickt und leer in der Sprache, gewoͤhnlich aber nur durch Fortsetzungen unangenehm. uͤberschwimmen. Das Wunderbare hat immer einen fremden Uebergang, der Zauberstab unterscheidet sich erst von einem ge- woͤhnlichen Stabe nur durch die Farbe, so mag auch diese Kunst uns nur vorbereiten auf jene hoͤhere am Rheine, der endlich ermuͤdet vom wechselnden Reiz, wie das Gold im Sande sich verliert. Hier zwischen den Bergen beym Ostein leben noch alle die hochherzigen Romanzen, die Herder und Elwert gesammelt Ungedruckte Reste alten Gesanges von Elwert. Marburg 1781. wo er dieselben Lieder als Herder mittheilt, sind sie besser, Herder konnte sich der Kritik nicht entladen. Elwert sagt sehr klar: Der Mensch nur, der im wehenden Abendwind den Schlafgesang der Voͤgel belauscht, nur der konnte in voller Wehmuth zum Liebchen seufzen: Wenn ich ein Voͤglein waͤr und nur zwey Fluͤgel haͤtt, floͤg ich zu dir. Aber es kamen andre Zeiten und die Volkslieder erstarben in meinem Kopfe unter dem Wuste von wissenschaftlichem Unkraute. Alle Blumen in euren Gaͤrten sind Kinder des Feldes und Waldes. Sie hatten sanfte Farben von der Natur, aber sie luxurirten zulezt und wurden oft grell durch uͤber- fluͤßigen Saft. Tausend solcher Straͤußer bluͤhen im hohen Grase, un- sre Gelehrten stolpern vorbey, indem sie die hohen Felsen messen, Thuͤr- me, Stadte und all die großen Wunder der Natur anstaunen. , viel schoͤnere noch, die eben nur selten gehoͤrt werden, weil sie nur selten wahrhaft sich fuͤgen; sie sind in dem Munde der meisten Schiffer und Weinbauern gleich der pastorella gentil , der zingarella und aͤhnlichen in Italien. Wie die Jacht mit den Reisenden durch das Wasser schaͤumt, in jeder Uferkruͤm- mung von den Truͤmmern der Vorzeit einen Wiederhall aufruft, so wechseln die Lieder, und wo sie aussteigen: Der Kukuk mit seinem Schreyen, Macht froͤhlich jedermann, Des Abends froͤhlich reihen Die Maidlein wohlgethan, Spazieren zu den Brunnen, Bekraͤnzen sie zur Zeit, All Volk sucht Freud und Blumen, Mit Reisen fern und weit. Kennst du das Land wo die Zitronen bluͤhen? Italien ist entdeckt, wo der Wein reift an allen Orten. Und als ich im mittellaͤndischen Meere schiffte, der Schiffer sein Lied sang auf alles, was uns traf, Windstille und Seekrankheit, bis ihm der Sturm das Lied von der Lippe blies, da floß der Rhein. Ganz besonders ist es aber der Rhein, wenn sich die Winzer zur schoͤnsten aller Ernten im alten Zauberschlosse der Gisella, Nachts versammeln, da flammt der Heerd, die Gesaͤnge schallen, der Boden bebt vom Tanz: Da droben am Huͤgel Wo die Nachtigal singt, Da tanzt der Einsiedel, Daß die Kutt in die Hoͤh springt. Viele der Singweisen deuten auf einen untergegangenen Tanz, wie die Truͤmmer des Schlosses auf eine Zauberformel deuten, die einmal hervortreten wird, wenn sie getroffen und geloͤst. Durch die lustige Schaar der Winzer zieht dann wohl ein Frankfurter mit der Guitarre, sie sammeln sich um ihn, sie staunen dem Koͤnig von Tule, der Becher stuͤrzt in den Rhein, der Ernst ihres Lebens wird ihnen klar, wie wir klar sehen in wunderbaren Gedanken durch dunkle Nacht. — Wo Deutschland sich wiedergebiert, wer kann es sagen, wer es in sich traͤgt, der fuͤhlt es maͤchtig sich regen. — Als wenn ein schweres Fieber sich loͤst in Durst, und wir traͤumen das lang- gewachsene Haar in die Erde zu pflanzen, und es schlaͤgt gruͤn aus nnd bildet uͤber uns ein Laubdach voll Blumen, die schoͤnen weichen den spaͤten schoͤneren, so scheint in diesen Liedern die Gesundheit kuͤnftiger Zeit uns zu begruͤßen. Es giebt oft Bil- der, die mehr sind als Bilder, die auf uns zuwandeln, mit uns reden, waͤre so doch dieses! Doch bewaͤhrt die tiefe Kunst- verehrung unserer Zeit, dieses Suchen nach etwas Ewigem, was wir selbst erst hervorbringen sollten, die Zukunft einer Re- ligion, die dann erst vorhanden, wenn alle darin als Stufen ei- nes erhabenen Gemuͤths begriffen, uͤber das sie selbst begeistert ausflorirt. In diesem Gefuͤhle einer lebenden Kunst in uns wird gesund, was sonst krank waͤre, diese Unbefriedigung an dem, was wir haben, jenes Klagen der Zeit. Wir denken um- her und werden aufmerksam, wie so vieles uns nimmer abge- stoßen, wenn wir es nicht verkehrt angezogen, wie der groͤßere Theil der Welt, eine fremde Atmosphaͤre, durch unsere Luft haͤtte hindurch gehen koͤnnen, fuͤr uns unschwer, fuͤr uns un- warm, keine Macht uͤber uns habend, als unsre Furcht davor. Große Kunst des Vergessens, in dir scheidet sich alle fremde Pe- stilenz von unsrer Heimath, fort mit dem Fremden im Frem- den, die Welt klimatisirt sich uns, fort mit dem Fremden im Einheimischen! Nur darum ist Italien uns Italien, weil es kraͤftig genug war, lange das Fremde zu uͤbersehen: von seinen Schauspielen her klingen noch die Lieder allen durch die Gassen, und die Handwerker, die vor den Thuͤren arbeiten, lernen sie den Voruͤbergehenden ab, Eitelkeit kennen sie dabey nicht, denn sie kennen die Freude darin. Da mag die Musik wohl den gif- tigen Biß der Tarantel heilen. — Darum kann ich auch der Englaͤnder nicht zuͤrnen, die uͤber eine Ministerveraͤnderung kaum aufmerken, waͤhrend ein italienisches Musikwunder im hoͤchsten Glanze vor ihnen erscheint, sie muͤsten ihr Hoͤchstes opfern, wenn sie diese Goͤttergunst erhalten wollten. Hoͤren sie doch m it herzlicher Theilnahme jedem rothbemaͤntelten Weibe an der S - senecke zu, das von Maria von Schottland singt, jagen sie doch dem Jagdhorn eifrig nach und regen die Fuͤße, wo die schotti- sche Sackpfeife sich hoͤren laͤßt. Nein, eine hoͤhere Musik giebt es wohl nicht, als die der Matrosen von Lord Nelsons Sieg, wie sie die Huͤte schwenken und die Stimmen, daß die Wolken verziehen von ihrem Konzertsaale, wo Wagenrollen der Akkord und Grundbaß. Ich denke mir dabei die Worte des Kaisers: Goͤtz von Berlichingens ritterliche Thaten. S. 117. „Heiliger Gott! Heiliger Gott, was ist das? Der ein hat eine „Hand, so hat der andre ein Bein, wenn sie dann erst zwo „Haͤnd haͤtten und zwey Bein, wie wollt ihr dann thun?“ Noch lehrreicher ist vielleicht die Zusammenstellung der Wa- lischen Bardengeschichte mit den Schottischen Saͤngern Vergl. Relicks of the Welsh Bards by Ed. Jones. . Jene lebten in einer festen Kunstverbindung, hatten vieljaͤhrigen Un- terricht, Ehre, Fuͤrstengunst, aber seit sie von der Religion ge- schieden, treten ihre Gesaͤnge fast nur im aͤussersten Elende schoͤn und rein hervor; das nur laͤutert sie zur Wahrheit, dagegen entstanden bey ihnen sonst nur laͤcherliche Streitigkeiten fuͤr Har- monie gegen Melodie, Machtspruͤche und alles das kritische Elend, was nachahmend auch bey uns uͤber der Poesie Zur Ehre der Deutschen kann man sagen, daß sie nicht Erfinder dieser Hoͤllenkuͤnste der Rezensirbuden und des kritischen Waschweibergeschwaͤtzes sind, ungeachtet dergleichen Mode bey ihnen insonders gefaßt. Doch sind hiebey immer noch wie ein Wirthshaus erster Klasse von einem der vierten zu unterscheiden, die ernsthaften Dikasterien, wo freylich auch oft die Akten uͤber Stadtneuigkeiten vergessen werden, von den telegra- phischen Buͤreaus aller literarischen Misere durch ganz Deutschland. Dem freyen Sinne fuͤr Kunst und Wissenschaft sind auch diese lezteren an sich lieb als Wiedererscheinung einer gewissen Gelehrsamkeitseinbildung, die wohl jedem als Kind der Gelehrsamkeit vorausgeht, aber dieser freye Sinn ist selten, der groͤste Theil der Leser nimmt an Kunst und Wissen- schaften gar keinen Theil, ihn reizt nur das Handelnde, das Bewegliche schwebt. Nur da geachtet, wo sie recht und ganz gehoͤrt wurden, ohne Kunstregel und Schule blieben die Schottischen Baͤnkelsaͤnger dem Großen und der Erfindung treu, so konnte ihnen auch die Form nicht fehlen. Die Waͤlischen klagten immer, die Kunst sterbe aus, sie war aber schon in ihnen ausgestorben; die Schotten hatten viel Groͤßeres zu klagen und zu freuen, denn die Kunst lebte ihnen; bey jenen mußte ein Gesez den Schuͤlern verbie- then, ihre Lehrer in der Begeisterung nicht zu rupfen und aus- zulachen: diese brauchten keinen solchen wunderlichen Anlauf zur Poesie, wer dichtete, dem war dies Natur und Leben, wobey er keine Gesichter schnitt. Die Lieder der Waͤlischen konnten durch einen tollen Eroberer fast vertilgt werden, diese Schottischen le- ben sich noch aus dem Herzen des Volks in den Mund unsterb- lich. — Wenn nun so einfache leichte Kunst viel wirkt, wie kommt es, daß oft die schwere gehaͤufte sogenannte Kunst nichts leistet? Wer nicht das Hoͤchste will, kann auch das Kleinste nicht; wer nur fuͤr sich schafft in stolzer Gleichguͤltigkeit, ob es einer fasse und trage, wie soll er andre erfassen und ergreifen; wer nur um jenes Voͤlkchen buhlt, das immer laͤuft und klap- pert, sich immer was zu sagen hat und eigentlich nie etwas sagt; sie gleiten beide ab, nicht weil die Welt wirklich Eis, sondern weil sie die beiden Eispole aufsuchen. — Auch muͤssen wir oft denken, es ist unendlich leicht, recht kuͤnstlich zu scheinen, wenn man das Leichte schwer, das Schwere leicht nimmt; doch was ist dieser Schein? Er waͤre das Wesen, wenn es nicht er- in den Gelehrten, er kommt endlich zu der wohlgefaͤlligen Meinung, daß die ganze Gelehrtenrepublik nichts als ein Ameisenhaufen sey, der alles belaufe, kneife und beschmutze, um einigen armseligen Weihrauch zusammen zu bringen. schiene Der Schein, was ist der, dem das Wesen fehlt? Das Wesen, waͤr es? Wenn es nicht erschiene? Goͤthe's Eugenie. Auch das ist wahr, jedes an seiner Stelle. . Solch eine Spiegelung nach oben nach unten, wie sie leer, so voruͤbergehend ist sie, und doch geht darin Morgen- strahl und Leben, Aussicht und Hoffnung auf, ein ewiges geisti- ges Menschenopfer. Sehe jeder nur frey und ganz, wie er ge- stellt, und einer ist dem andern nothwendig, keinem ist das astralische Verhaͤltniß entzogen, jeder ist ein Kuͤnstler, der das mittheilen kann, was ihm eigenthuͤmlich im All, die andern zu erklaͤren. Dem aber sind die Aspecten besonders guͤnstig, dem ein wichtiges allgemeines Wirken muͤhlos vorbereitet, der ohne Arbeit erndtet und alle ernaͤhrt im gottaͤhnlichen Leben: So wird es dem, der viel und innig das Volk beruͤhrt, ihm ist die Weisheit in der Bewaͤhrung von Jahrhunderten ein offnes Buch in die Hand gegeben, daß er es allen verkuͤnde, Lieder, Sagen, Spruͤche, Geschichten und Prophezeihungen, Melodieen Diese Sammlung sey dem Leser eine Probe von dem, was wir wuͤnschen. Wer der Gelegenheit und Lust ermangelt, was er entdeckt, bekannt zu machen, dem erbiethen wir uns, mein Freund Clemens Brentano in Heidelberg und ich in Berlin (abzugeben im Viereck n. 4.) zur schnellen Herausgabe. Die zahlreichen Schweizer-Lieder (beym Staubbach wurden mir unzaͤhlige gesungen, aber ich konnte keines verstehen und heraus- bringen), verdienten ganz besonders eine treue Aufzeichnung von einem wuͤrdigen Gelehrten des Landes, es giebt große Heldengedichte noch unter dem Volke, so liest ein alter Mann in Meiringen ein sehr merk- wuͤrdiges Gedicht uͤber die Entstehung des Voͤlkchens den Reisenden vor. Sehr willkommen wuͤrden mir klargedachte Zeichnungen zu diesen Ge- dichten seyn, die in ihrer gestaltreichen bestimmten Darstellung dem Zeichner ein Schatz von Erfindung seyn koͤnnen, wenn er ihn besprechen und heben kann. Ihn aufmerksam auf solche einzelne Bilder zu machen, wuͤrde vielleicht das Vergnuͤgen rauben und ihm nur die Arbeit lassen. , er ist ein Fruchtbaum, auf den eine milde Gaͤrtnerhand weiße und rothe Rosen eingeimpft zur Bekraͤnzung. Jeder kann da, was sonst nur wenigen aus eigner Kraft verliehen, maͤchtig in das Herz der Welt rufen, er sammelt sein zerstreutes Volk, wie es auch getrennt durch Sprache, Staatsvorurtheile, Religionsirr- thuͤmer und muͤßige Neuigkeit, singend zu einer neuen Zeit un- ter seiner Fahne. Sey diese Fahne auch nicht gestickt mit Tro- phaͤen, vielleicht nur das zerrissene Segel der schiffenden Argo- nauten, oder der versezte Mantel eines armen Singers Vergl. die Zueignung des Buches. , wer sie traͤgt, der suche darin keine Auszeichnung, wer ihr folgt, der finde darin seine Schuldigkeit, denn wir suchen alle etwas Hoͤheres, das goldne Flies, das allen gehoͤrt, was der Reich- thum unsres ganzen Volkes, was seine eigene innere lebende Kunst gebildet, das Gewebe langer Zeit und maͤchtiger Kraͤfte, den Glauben und das Wissen des Volkes, was sie begleitet in Lust und Tod, Lieder, Sagen, Kunden, Spruͤche, Geschichten, Prophezeihungen und Meloͤdieen, wir wollen allen alles wieder, geben, was im vieljaͤhrigen Fortrollen seine Demantfestigkeit bewaͤhrt, nicht abgestumpft, nur farbespielend geglaͤttet, alle Fugen und Ausschnitte hat zu dem allgemeinen Denkmahle des groͤßten neueren Volkes, der Deutschen, das Grabmahl der Vor- zeit, das frohe Mahl der Gegenwart, der Zukunft ein Merk- mahl in der Rennbahn des Lebens: Wir wollen wenigstens die Grundstuͤcke legen, was uͤber unsre Kraͤfte andeuten, im festen Vertrauen, daß die nicht fehlen werden, welche den Bau zum Hoͤchsten fortfuͤhren und Der, welcher die Spitze aufsetzt allem Unternehmen. Was da lebt und wird, und worin das Leben haftet, das ist doch weder von heute, noch von gestern, es war und wird und wird seyn, verlieren kann es sich nie, denn es ist, aber entfallen kann es fuͤr lange Zeit, oft wenn wir es brauchen, recht eifrig ihm nachsinnen und denken. Es giebt eine Zukunft und eine Vergangenheit des Geistes, wie es eine Ge- genwart des Geistes giebt, und ohne jene, wer hat diese? Berlin im Januar 1805. Ludwig Achim von Arnim . Nachschrift an den Leser . H err Kapellmeister Reichardt hat einen Theil des vorstehenden Sendschrei- bens in seiner geachteten musikalischen Zeitung bekannt gemacht; er for- derte bei dieser Gelegenheit von mir den Abdruck des Ganzen. Wie er- freulich ist es mir, etwas zu thun, was ihm lieb und wuͤrdig schien, in- dem ich zugleich fuͤr den Zweck dieser Betrachtungen der Volkslieder durch die Sammlung aus dem Wunderhorne mitwirke. Von dieser unsrer Samm- lung kann ich nur mit ungemeiner Neigung reden, sie ist mir jezt das liebste Buch, was ich kenne, nicht was mein Freund Brentano und ich dafuͤr gethan, ungeachtet es gern geschehen, sondern was innerlich darin ist und weht, die frische Morgenluft altdeutschen Wandels. Waͤr ich ein Bienenvater, ich wuͤrde sagen, es war der lezte Bienenstock, er wollte eben wegschwaͤrmen, es hat uns wohl Muͤhe gemacht, ihn im alten Hause zu sammeln, bewahrt ihn, stoͤrt ihn nicht, genießt seines Honigs wie recht. Unrecht ist es, fuͤr die einzelne Schoͤnheit einer Gegend aufzuwek- ken, den sie in schoͤnere Traͤume vertieft, darum kein naͤheres Wort uͤber die bedeutende Schoͤnheit jedes einzelnen dieser Lieder, blos literarische Merkwuͤrdigkeit ist meines Wissens keins, jedes athmet, pulsirt in sich, lau- ter frische, spielende, ringende Kinder, keine hoͤlzerne Puppen, die selbst- echte Dichter, aus Angewohnheit des Bildens, ihren echten Kindern nach- machen. — Dem verstaͤndigen Leser wird dies zum aufmerkenden Lesen ge- nuͤgen; was die Recenseuten anbelangt, sie lesen dies so wenig als das uͤbrige, wir lesen sie dafuͤr eben so wenig, so sind wir miteinander im ewigen Frieden. Heidelberg im Juli 1805. Lieder - Anfaͤnge . Seite A ch Gott wie weh thut Scheiden 206 Ach wie lang hab ich schon begehrt 174 Algerius sagt Wunderding 353 Als ich gen Antiocha kam 146 Als nach Japan weit entlegen 157 Als die Preussen marschirten vor Prag 237 Andreas lieber Schutzpatron 341 Annchen von Tharau ists die mir gefallet 202 Angenehme Taube 134 Antonius zur Predig 347 Auf. auf ihr Bruͤder und seyd stark 315 Aus hartem Weh, klagt sich ein Held 391 Auf! richtet Augen Herz und Sinn 183 Bey meines Buhlen Kopfen 212 Bluͤhe liebes Veilchen 329 Buͤble, wir wollen ausse gehn 372 Buko von Halberstadt 92 Christus der Herr im Garten ging 142 Da droben auf jenem Berge 102 Da nun Abends in dem Garten 166 Das Maͤgdlein will ein Freyer haben 309 Der Franz laͤst dich gruͤßen 301 Der Herr der stellt ein Gastmahl an 382 Der Kommandant zu Gros-Wardein 64 Der Koͤnig uͤber Tische saß 379 Seite Der Kukuk auf dem Birnbaum saß 241 Der Kukuk auf dem Zaune saß 313 Der May will sich mit Gunsten 201 Der Sultan haͤtt ein Toͤchterlein 15 Der truͤbe Winter ist vorbey 142 Der Winter ist ein scharfer Gast 39 Des Jerman Weizers Fraue ward 322 Des Morgens zwischen dreyn und vieren 72 Des Nachts da bin ich gekommen 182 Des reichen Schlossers Knab 319 Die Biene kam geflogen 349 Die Fastnacht bringt uns Freuden viel 74 Die Rose bluͤht, ich bin die fromme Biene 251 Sie Sonne, die ist verblichen 389 Die Wasserruͤben und der Kohl 90 Die Zeitung flog von Land zu Land 58 Dort oben in dem hohen Haus 213 Ein Baͤumlein zart 124 Ein feste Brug ist unser Gott 112 Ein fromme Magd von gutem Stand 306 Ein Knab auf schnellem Roß 13 Ein Maͤgdlein zu dem Brunnen ging 156 Ein Magd ist weiß und schoͤne 40 Ein Pilger wollt ausspuͤren 262 Es blies ein Jaͤger wohl in sein Horn 34 Es fuhr ein Maidlein uͤbern See 42 Es geht ein Butzemann 97 Es ging ein Muͤller wohl uͤber Feld 218 Es ging ein Maͤgdlein zarte 24 Es ging ein Schreiber spazieren aus 53 Es hatte ein Bauer ein schoͤnes Weib 345 Es hatte ein Bauer ein Toͤchterly 281 Es ist nicht lange, daß es geschah 125 Es ist ein Schnitter der heißt Tod 55 Es ist die wunderschoͤnste Bruͤck 209 Es ist kein Jaͤger er hat ein Schuß 141 Es ist kommen, es ist kommen 115 Es ist nichts lustigers auf der Welt 43 Es jagt ein Jaͤger wohlgemuth 303 Es kam ein Herr zum Schloͤßly 362 Es liegt ein Schloß in Oesterreich 220 Es reist ein Pilgersmann nach Morgenland hinaus 398 Es reit ein Herr und auch sein Knecht 294 Es ritt ein Herr mit seinem Knecht 339 Seite Es ritten drey Reiter zum Thor etc. 253 Es ritt ein Tuͤrk aus Tuͤrkenland 36 Es ritt einst Ulrich spazieren aus 274 Es reit der Herr von Falkenstein 255 Es ritt ein Jaͤger wohlgemuth 37 Es ritt ein Ritter wohl durch das Ried 306 Es stand ein Baum im Schweizerland 356 Es stehen drey Stern am Himmel 282 Es sah eine Linde ins tiefe Thal 61 Es sind einmal drey Schneider gewesen 325 Es spielt ein Ritter mit seiner Magd 50 Es trug das schwarzbraune Maͤgdelein 189 Es thaͤt ein Fuhrmann ausfahren 203 Es war einmal ein junger Knab 317 Es war ein Markgraf uͤber dem Rhein 83 Es war eine schoͤne Juͤdin 252 Es waren drey Gesellen 32 Es waren drey Soldaten 48 Es wirbt ein schoͤner Knabe 236 Es wollt die Jungfrau fruͤh aufstehn 258 Es wollt ein Maͤdchen fruͤh aufstehn 395 Es wollt ein Maͤdchen Rosen brechen gehn 192 Es wollt ein Jaͤger jagen 139 Es wollt gut Jaͤger jagen 140 Es wollt ein Jaͤger jagen 292 Es wohnt ein Pfalzgraf an dem Rhein 259 Es wohnt ein schoͤnes Jungfraͤulein 366 Ey wie so einsam, wie so geschwind 375 Frisch auf, ihr tapfern Soldaten 254 Gar hoch auf jenem Berg allein 69 Geh ich zum Bruͤnnelein 190 Gott gruͤß euch Alter, schmeckt das Pfeifchen 384 Gott geb ihm ein verdorben Jahr 32 Groß Lieb thut mich bezwingen 277 Guten Morgen Spielmann 308 Hast gesagt, du willst mich nehmen 373 Herr Olof reitet spaͤt und weit 261 Herzlich thut mich erfreuen 239 Hier sind wir arme Narren 29 Hoͤrt ihr Christen mit Verlangen 214 Hoͤrt wie die Wachtel im Gruͤnen schoͤn schlaͤgt 159 Ich armer Tambursgesell 78 Ich armes Keuzlein kleine 233 Ich empfinde fast ein Grauen 57 Seite Ich eß nicht gerne Gerste 30 Ich hoͤr ein wunderliche Stimm 311 Ich hoͤrt ein Fraͤulein klagen 314 Ich kam vor einer Frau Wirthin Haus 22 Ich kann und mag nicht froͤhlich seyn 205 Ich schlaf allhie 149 Ich schwing mein Horn ins Jammerthal 162 Ich soll und muß ein Buhlen haben 80 Ich sprech wenn ich nicht luͤge 343 Ich stund auf an eim Morgen 5 Ich verkuͤnd euch neue Mehre 330 Ich war der kleinste meiner Bruͤder 79 Ich war noch so jung, und war doch schon arm 100 Ich will mich aber freuen gegen etc. 103 Ich will zu Land ausreiten 128 Ich weiß mir 'n Maͤdchen huͤbsch und fein 207 Ich weiß mir einen schoͤnen Weingarten 165 Jesaia dem Propheten das geschah 20 Jezunder geht mir mein Trauern an 374 Ihrer Hochzeit hohes Fest 178 In Frauenstadt ein harter Mann 117 In einem See sehr groß und tief 151 Ist irgend zu erfragen 121 Klein und arm an Herz und Munde 291 Kommt laßt uns ausspazieren 299 Komm Trost der Nacht, o Nachtigal 198 Lasset uns scherzen 181 Leucht heller denn die Sonne 204 Mancher jezund nach Adel strebt 376 Maria in den Garten trat 75 Maria wo bist du zur Stube gewesen 19 Marienwuͤrmchen setze dich 235 Marschirt ihr Regiment 358 Maykaͤfer flieg 235 Mein Mutter zeihet mich 109 Mir kam ein schwerer Unmuth an 270 Mit Gott vor allen Dingen 93 Mit Lust thaͤt ich ausreiten 327 Mond des Himmels treib zur Weiden 283 Naͤchten da ich bey ihr was 298 Nach Gras wir wollen gehen 226 Nachtigal ich hoͤr dich singen 93 Nicht lang es ist 354 Nun lasset uns singen das Abendlied 321 Seite Nun schuͤrz dich Gretlin, schuͤrz dich 46 Nun will ich aber heben an 86 O Bremen, ich muß dich nun lassen 289 O daß ich koͤnnt von Herzen 265 O Ewigkeit, o Ewigkeit 263 O verfluchte Ungluͤckskarten 309 O Weh der Zeit die ich verzehrt 114 Ob ich gleich kein Schatz nicht hab 300 Phoͤnix der edle Vogel werth 261 Sieh, sieh du boͤses Kind 226 Sie ist mir lieb die werthe Magd 227 So treiben wir den Winter aus 161 So wuͤnsch ich ihr ein gute Nacht 110 Spring, spring mein liebstes Hirschelein 397 Stand ich auf einem hohen Berg 257 Steh dir bey der himmlische Degen 161 Stund ich auf hohen Bergen 70 Suͤsse liebe Friedens-Taube 137 Und als der Schaͤfer uͤber die Bruͤcke etc. 229 Und als ich saß in meiner Zell und schreib 418 Viel Krieg hat sich in dieser Welt 245 Vionetus in Engelland 193 Von hoher Art ein Fraͤulein zart 386 Von Jesse kommt ein Wurzel zart 208 Vor Tags ich hoͤrt in Liebesport 223 Voruͤber zieht manch edler Aar 407 Wach auf, wach auf, der Steuermann kommt 114 Wachet auf, ruft uns die Stimme 101 Waͤr ich ein wilder Falke 63 Was wolln wir aber singen 242 Was wollen wir aber heben an 276 Weine, weine, weine nur nicht 232 Weinschroͤter schlag die Trommel 234 Wenn der Schaͤfer scheren will 120 Wenn du zu meinem Schaͤtzgen kommst 232 Wenn ich ein Voͤglein waͤr 231 Wenn ich geh vor mir auf Weg und Straßen 84 Wer ist der bunte Mann im Bilde 44 Wer sich auf Ruhm begiebet 291 Wie schoͤn bluͤht uns der Mayen 378 Wie kommt daß du so traurig bist 210 Wir genießen die himmlischen Freuden 304 Wir Preußisch Husaren wann kriegen 188 Wir wollen ein Liedlein heben an 296 Seite Wohlan die Zeit ist kommen 371 Wohlauf ich hoͤr ein neu Getoͤn 360 Wohlauf ihr Narren 363 Zigeuner sieben von Reutern gebracht 21 Zu Koblenz auf der Bruͤcken 77 Zu Strasburg auf der Schanze 145 Zu Uri bey den Linden 17 Zum Sterben bin ich 163 Zwey Nachtigallen in einem Thal 406