H errnhuterey in ihrer S chalkheit/ Aus der neuesten Schrift L udwigs von Z inzendorf, naturelle Betrachtungen genant. Dritter Theil . Verfertiget von D. J ohann H ermann B enner Fuͤrstl. Hess. Prof. und Superint. Giesen , bey Joh. Philip Krieger . 1748 . Geneigter Leser! E S erscheinet hier die dritte Fortsetzung der Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Sie ent- haͤlt eine genaue Untersuchung derjenigen Gottlosigkeit, welche Zinzen- dorf mit den Glaubensbekentnissen so- wol der gantzen Christenheit, als beson- ders der Augspurgischen Confeßion, in Ansehung der Lehre von der heiligen Dreieinigkeit gegen alle bisherige War- nung, treibet. Daß dieser Greuel nicht etwa seine Person allein betreffe, son- dern seine gantze Rotte daran Theil nehme; solches ist aus denen Ursachen zu erweisen, welche in der Vorrede zum zweiten Theil , angefuͤhret sind. Er bekennet es auch selbst, wie in dieser Abhandlung (§. 134.) gezeiget ist. Und da er uͤber dieses, im Kreutzreich , die- se recht wahnsinnige Spoͤtterei der hei- ):( 2 ligen Vorrede. ligen Dreieinigkeit, wiederholet, und aller christlichen Erinnerung ohngeach- tet, auf die hartnaͤkigste Art verstrei- tet: so muß seine gesamte Kirche, in deren Namen das Kreutzreich aus- gegangen ist, ihn auch hierinnen ver- treten. Sie thut dieses gehorsamlich, und hilft alle diejenige aufs aͤuserste ver- hoͤhnen, welche ihrem Oberhaupt ge- gen diese Verwegenheit eingeredet ha- ben. Ja sie macht eine Probe daraus, welche beweisen soll, daß das Kreutz- reich Christi in seiner Unschuld, bey ih- nen seye; und rufet GOtt zum Mit- zeugen an, wie ausdruͤcklich auf dem Titelblat des Kreutzreichs zu lesen ist. Jch hoffe demnach keinen Jrthum zu begehen, wann ich hier abermal, nicht ein Kreutzreich unsers Heilandes in seiner Unschuld , sondern eine aͤch- te Herrnhuterey in ihrer Schalk- heit , entdecke. Dann jener misbrauch- te Titel, hat mir zu diesem wahren und richtigen Namen schon bei Fertigung des ersten Theils Anlas gegeben. §. 2. Es ist uͤbrigens diese Untersuchung etwas Vorrede. etwas ausfuͤhrlich gerathen. Vielleicht habe ich Ursachen darzu, welche nicht gaͤntzlich zu tadeln seyn moͤchten. 1) Zin- zendorf leget ein Bekentnis seines Glau- bens, und der Ubereinstimmung ab, theils mit den Lehren der christlichen Re- ligionen insgesamt, theils mit dem Aug- spurgischen Lehrbegrif unserer Kirche. Er bedienet sich, seiner Gewonheit nach, solcher schluͤpferigen Umwege, da man auf alle Wendungen und Fustritte mer- cken muß, wann sein Betrug hinlaͤng- lich entdecket werden soll, 2) Hiernechst schreibe ich, soviel moͤglich, zur Uberzeu- gung. Das noͤthiget mich, den rechten Verstand der Zinzendorfischen Jrrlehren aufzusuchen, und aus des Verfaßers Worten, seinem Lehrgebaͤude gemaͤß, zu erweisen. Dieses ist desto noͤthiger, je bekanter seine Argheit ist, alles auf der Stelle zu leugnen, und sodann mit bos- haften Laͤsterungen desto freygebiger zu seyn. Daher habe ich ihn eingetrieben von allen Seiten, und ihm alle Auswe- ge verbauet. Dabei geschiehet es aber, daß ich auch, wo es noͤthig, die von ihm angefochtene und verspottete Warhei- ):( 3 ten, Vorrede. ten, auf der andern Seite, kuͤrtzlich be- haupten muß: Diese Muͤhe wuͤrde ich ersparen koͤnnen, wann ich mit der blo- sen Anzeige seiner Abweichungen mich begnuͤgen wolte. Jch hoffe aber damit niemanden beschwerlich zu fallen, da bevorab die Leser nicht von einerlei Art sind. §. 3. Es finden sich 3) vielleicht fleisige und ge- schickte Maͤnner, welche hiernechst die ab- scheuliche Jrgeisterei der Zinzendorfischen Secte, nach der Ordnung unserer Glau- benslehren, in eine noch vollstaͤndigere Verfassung bringen, als von beruͤhm- ten Lehrern allschon, wiewol der Ab- sicht wegen, annoch kurtz, und summa- risch, auch zum Theil nur stuͤckweise ge- schehen ist. Darzu wird alsdann nicht undienlich seyn, solche Ausfuͤhrungen vor fich zu haben, wo das noͤthige, mehr als anderswo, beisammen stehet. §. 4 Jetzt habe ich das eintzige noch zu er- innern. Jch gebrauche einen Eifer in diesen Blaͤttern. Es fallen wo noͤthig, Ausdruͤkke, welche mir selber hart vor- kom- Vorrede. kommen wuͤrden, wann ich sie auser die- sem Geschaͤfte gebrauchet haͤtte. Einen Leser, welcher das Zinzendorfische Ge- heimnis der Bosheit nicht genau inne hat, koͤnte dieses leichtlich befremden. Je mehr ich aber die Umstaͤnde, und mich selber pruͤfe, desto mehr finde ich zu die- sem Ernste mich berechtiget, ja verbun- den. Jch kan mit GOtt und meinem Gewissen bezeugen daß ich weder von Natur noch als ein Christ, zu einer mei- nem Naͤchsten beschwerlichen Haͤrte, wohl aber zum Gegentheil Neigung ha- be. Und wie behutsam ich anfangs ge- gangen bin, mich den Zinzendorfischen Bewegungen zu widersetzen, das ist dem bekant, der Hertzen und Nieren pruͤfet. Das Vertrauen auf eine ausnehmend redliche Absicht, vor die Befoͤrderung des wahren Christenthums, welche ich bey diesem damals der Geburt nach gro- sen und rerehrenswuͤrdigen Mann zu vermuthen geneigt war, hatte mich voͤl- lig eingenommen, ehe ich Gelegenheit fande, sein Werck vor GOtt zu pruͤfen. Meine erste Schriften haben deutliche Spuren von den Stufen der Zurecht- ):( 4 wei- Vorrede. weisung, deren man sich gegen die ir- rende nach Christi Vorschrift zu bedie- nen hat. Da mich der sogenante Bischof Muͤller, um der Warheit willen, auf die unbaͤndigste Art bereits mishandelt hatte, ware ich noch nicht auser Hof- nung, einige Besserung zu sehen. Jch bate den Urheber dieser giftigen Sekte, um des gemeinschaftlichen Heilan- des willen, daß er sich begreifen, und die gefaͤhrliche Versuchung des Feindes einseheu moͤchte ꝛc. wie aus dem Anhang einer Disputa- tion von dem Zinzendorfischen Pre- digaͤrgernis zu ersehen ist. §. 5. Da nichts destoweniger dieser Jr- geist, desgleichen keine Kirchengeschich- te aufweisen kan, nicht nur immer wei- ter gienge, sondern auch das Zeugnis der Warheit, mit Untermengung der heftigsten personal-Jnjurien, gegen al- le redlichste Lehrer ohne Unterschied, auf die boshafteste Art verlaͤsterte: mithin alle Merckmale der verlohrnen Hof- nung und des uͤberhand nehmenden Un- sinnes, von sich spuͤren liese: so stunde es Vorrede. es nicht mehr bei mir, von denjenigen Spuren der noͤthigen Schaͤrfe abzuwei- chen, weiche ich im alten und neuen Te- stament gegen die Frechheit der Feinde GOttes, vor Augen finde. Christus nennet sie Diebe und Moͤrder, Un- krant das der Teufel gesaͤet habe, Luͤgner, Ottergezuͤchte ꝛc. Paulus beschreibet sie als Hunde , die Zer- schneidung anrichten, Diener des Satans , die in Engelsgestalt er- scheinen. Ja er verfluchet sie ohne Bedencken, wann sie ein ander Evan- gelium predigten, als er verkuͤndiget hatte. Und das Verfahren der Apo- stel, mit Simon dem Zauberer, wel- cher sich gleichwol hatte taufen lassen, und die Taufe sonst in ihrem Wehrte ließ, wuͤrde uns hart vorkommen, wann es nicht in der Bibel stuͤnde. Dieses alles konte mit Beibehaltung der ge- meinen Liebe, und noͤthigen Vorbitte, gantz wohl bestehen. §. 6. Demnach wird der geneigte Leser sich nicht irren lassen, wann ich so lan- ge bei meinem auf Warheit, und Noth- )( 5 wen- Vorrede. wendigkeit der Sache beruhenden Ernst beharre, als Zinzendorf bei seiner Bos- heit: und dennoch den lieben GOtt, den er verspottet, eben so eifrig um seine Herumholung bitte. Personal-Jnju- rien wird niemand in diesen Zeilen fin- den. Jch zeuge wider einen verhaͤrte- ten Jrgeist, den ich bey seinem Namen nennen muß. Wer gelindere Wider- legungs-Schriften gegen ihn herausgibt, dem richte ich sein Gewissen nicht. Die Einsichten in den Greuel des Zinzen- dorfischen Wesens koͤnnen von verschie- denen Stufen seyn. Darnach richtet sich die Gemuͤthsfassung des Wiederle- gers: Auch lassen sich weder Natur-noch Gnadengaben uͤber einen Leisten schla- gen. Verschiedene Maͤnner GOttes in unserer Kirche, haben ehedem ihren Widersachern gelinder begegnet. Es ist wahr. Aber man erwege die Beschaffen- heit ihrer Widersacher. Vielleicht aͤusert sich eine solche Ungleichheit, die uns noͤ- thiget ein reiferes Urtheil zu faͤllen. Jch habe den graͤflichen Titel anitzt gaͤntzlich weggelassen. Das geschiehet aus wah- rer Ehrerbietung gegen diesen hohen Stand Vorrede. Stand uͤberhaupt, und ins besondere aus einem geziemenden Respect gegen die hohen Verwandten, deren dieser misrathene Verfuͤhrer nicht wehrt ist. Man betrachte ihn auf welcher Seite man will; so wird sich ergeben, daß er von dieser hohen Geburt sich allzu- weit durch seine Auffuͤhrung entfernet habe. Seinen dadurch erhaltenen Be- ruf hat er weggeworffen, und den Gra- fenstand ausdruͤklich abgeleget, wie sei- ne gedrukte Erklaͤrungen bezeugen. Zu- dem was ihme nach dessen Ablegung uͤ- berbleibet, und was er in der Welt be- deuten will, hat er keinen Schatten ei- niges Berufs, weder von GOtt noch Menschen. Er spielet einen frechen Laͤ- sterer der heiligen Schrift und goͤttlicher Warheiten, ohne Scheu und Gewissen. Er verunehret den Heiland auf das ab- scheulichste, und unter andern durch den Betrug des Looses. Er ruͤhmet sich goͤttlicher Wunder. Er beluͤget Obrig- keiten, Kirchen und Universitaͤten. Die Bekentnisse der gantzen Christenheit trit er mit Fuͤsen; und bezeiget dadurch, daß er aufgehoͤret habe ein Christ zu seyn. Vorrede. seyn. Er haͤnget eine Rotte verfluchter Menschen an sich, die ihme vermittelst einer unerhoͤrten Bezauberung, unbe- dingten Gehorsam leisten; und suchet den gantzen Erdenkreis mit seinen Greueln zu vergiften. Er spottet der hoͤchsten Man lese hiervon die Bekentnis- und Schutzschrift seiner gantzen Kirche, die er das Kreutzreich JEsu in seiner Unschuld nennet, s. 219. wo er auf die Hertzoglich - Gothaische Verfuͤgung kommt, die gegen seine Meuterey erge- hen muͤssen. Da er in der Note sich nicht allein daruͤber hoͤhnisch aufhaͤlt, daß Jhro Durchl. der Hertzog gleichwol kein groser Potentat seyen, sondern auch ersagte Verfuͤgung der Unbeschei- denheit , und eines aller christlichen Ordnung zuwiderlaufenden Unter- fangens , beschuldiget. Obrigkeiten in offentlichen, an die weltliche Obrigkeit gestelten, und mit dem Siegel seines Anhangs bestaͤ- tigten Schriften. §. 7. Vorrede. §. 7. Alle diese, und noch viel mehrere Greuel, sind so beschaffen, daß sie nach aller rechtlichen Schaͤrfe koͤnnen darge- than werden. Bey diesem allen, he- get er ein solch bitteres, rachgierig und moͤrderisches Hertz, gegen die Zeugen der Warheit, die er seine Widersacher nennet, daß er sie mit dem jaͤhen Todt bedrohet. Wann dieses fehl schlaͤget, suchet er sie durch Abschneidung ihres guten Namens unbrauchbar zu ma- chen. Wie er dann vermittelst offent- lich gedruckter, im Namen seines Gesindels an die weltliche Obrigkeit uͤbergebener Schriften, die redlichste in den ansehnlichsten Aemtern stehende Theologen als die infamste Ein gantzes Verzeichnis namentlich er- wehnter Lutherischer Gottesgelehrten, uͤbergeben die Herrnhuter an Jhro Maj. den Koͤnig in Preussen, mit dem Bey- satz, daß sie des Verbrechens der Verlaͤumdung vom ersten Rang schuldig waͤren. Jm Kreutzreich s. 209. Und Leute an- Vorrede. anbringet, auch wohl mit einer Art der Rache, wie sie die Weltart mit sich bringt , offentlich Man sehe die an des Koͤnigs in Preussen Majestaͤt gegen den Herrn D. Baumgarten im Jahr 1745. den 6. Aug. uͤbergebene gedrukte Schmaͤhschrift Num- 53. bedrohet. §. 8. Wer dieses auch blos nach den Pflich- ten der buͤrgerlichen Gesellschaft, und besonders nach den Reichsgesetzen zu pruͤfen beliebet; dem will ich den Schlus zu machen anheimgeben, was uͤber die- sen unbaͤndigen Menschen, sowohl in Ansehung seiner von allen christlichen und Und in eben diesen schaͤndlichen Buch, s 77. nennet er die welche in allen Reli- gionen ihm zuwider sind, und seinen Frevel widerlegen, Leute die rasend luͤgen, laͤstern ꝛc. Die Schmaͤhschrift gegen den redlichen Herrn D. Baum- garten zu geschweigen, deren ich in der Vorrede zum zweiten Theil Erwehnung gethan. Er nennet sie Teufelsapostel, Schelmen ꝛc. Vorrede. und sonderlich im Roͤmischen Reich ge- duldeten Religionen, abweichenden gotteslaͤsterlichen Schwaͤrmerei, und sogar feindlichem Angrif des Christen- thums, welches letztere keiner Judi- schen obwol geduldeten Synagoge er- laubet wird: als auch in Betracht der buͤrgerlichen Ruhe und Sicherheit da er ohne ehrlichen Beruf, und redliches Geschaͤfte, hingegen zum Nachtheil al- ler hohen und niederen Staͤnde in allen Theilen der Welt herum vagiret, und vermittelst einer schon so zahlreichen von seinem Winck regierten Bande, jeder- maͤnniglich betrieget, vor ein Urtheil zu faͤllen seye. §. 9. Soll ich bei diesen der Welt vor Au- gen liegenden Umstaͤnden sanfter schrei- ben als ich bisher geschrieben habe? Soll ich Bedencken tragen, den einen Luͤgner, Betrieger, Laͤsterer ꝛc. zu nen- nen, der in dieser Eigenschaft taͤglich mit allem ersinnlichen Trotz ja mit Draͤuen und Mordbegierde auf seiner Schaubuͤhne fortspielet? Soll Vorrede. Soll ich diese Seelendieberei geringer halten, als die Unthaten derer, gegen welche die Reichsgesetze soviele heilsame Verordnungen vorgekehret haben? Das sey ferne von mir, so lange ich meinem hoͤchsten Oberherrn ein ge- treuer Arbeiter, der christlichen Kirche ein unbescholtener Lehrer, und meiner hohen Obrigkeit ein pflichtmaͤsiger Die- ner zu bleiben mich verbunden sehe. Giesen, den 29. Decemb. 1747. D. Benner. Die Der Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Dritter Theil . Beleuchtung der neuen sogenannten naturellen Zinzendorfischen Gedanken uͤber die Lehre von der Heiligen Dreieinigkeit. Erstes Hauptstuͤk. Von des Zinzendorfischen Absichten uͤberhaupt, bey der Verkehrung dieser Glaubenslehre. Jnhalt. 1) Die Verlaͤugnung die- ser Lehre bey den un- glaubigen Sekten ver- anlasset den Zinzen- dorf zu seinen Unfug/ §. 2. Herrnhut. III. Theil. A 2) Er Herrnhuterey in ihrer Schalkheit 2) Er suchet seine geist- liche Universalmonar- chie/ durch Verwir- rung dieser Lehre aus- zubreiten/ §. 2. 3) Probe davon/ im sech- sten Stuͤk seiner natu- rellen Gedanken/ wel- ches gantz eingeruͤker wird/ §. 3 - - 21. 4) Vorlaͤufige Beurthei- lung der Zinzendorfi- schen naturellen Ge- danken/ die in diesem sechsten Stuͤk befind- lich sind , §. 21 - - 23. D As Geheimnis der heiligen Dreieinigkeit, ist dem Zinzendorfischen Rotten- geist kein geringer Dorn im Auge. Er kan es unmoͤg- lich in seinen herrnhutischen Lehrbegrif einfaͤdeln, wann desen Hauptplan un- verruͤkt bleiben soll. Dieser zielet auf die Ver- fuͤhrung des gantzen Erdkreises, und wo moͤg- lich auf die Verschlingung aller Sekten. Es gibt Sekten welche durch Verlaͤugnung der goͤttli- chen Personen, zu Sekten geworden sind. Diese werden sich mit niemand in geistliche Friedens- tractaten einlassen, welcher sich voraus bedin- get, daß diese Grundlehre der heiligen Offen- bahrung, unangetastet bleiben muͤsse: Der GOtt den wir vehreren/ und den wir ewiglich zu schauen hoffen/ ist GOtt Vater Sohn und Heiliger Geist. Vater/ weil ein Sohn vor- handen , dritter Theil. handen/ der von Ewigkeit von Jhm gezeu- get ist. Sohn/ weil er durch diese ewige Zeugung vom Vater ausgehet. Und heili- ger Geist/ weil sein gleichewiges Ausgehen vom Vater und Sohne/ Jhn von beiden unterscheidet. Also lehret uns dieser dreieini- ge GOtt in seinem Wort. Also bekennet die Augspurgische Glaubenserklaͤrung, welche die drey von der gantzen Christenheit angenommene Bekentnisse, das Apostolische, das Athana- sianische und Nicenische, als ein wesentliches Stuͤk ihrer Lehre, sogleich im Anfang vorleget und bestaͤtiget, mithin sich dadurch von allen Jrgeistern der alten und der neuen Zeit, gerade redlich, und standhaft, auf immer und ewig ent- fernet. §. 2. Die geistliche Universalmonarchie, mit wel- cher Zinzendorf schwanger gieng, erfoderte ei- nen solchen Plan, der, weder im ersten Begin- nen, seine Absicht verrathen, noch im Fortgang sein heimtuͤkisches Wuͤrken in den alleinigen Be- zirk der Christenheit einschrenken duͤrfte. Das erste haͤtte ihn sogleich verhast, und in den Au- gen aller christlichen Religionsparthien gar zu abscheulich dargestellet: das andere war seiner ungemessenen Absicht schnurstraks entgegen. Er war ein gebohrner Christ, und Protestant. Das noͤthigte ihn, zweierlei Bedingungen einzugehen, wann er nicht allzu plump verfahren, und seine Brut in der ersten Geburt erstiken wolte. Nem- A 2 lich Herrnhuterey in ihrer Schalkheit lich er muste anfangs die algemeine Glaubens- lehren aller Christen, noch zur Zeit unangefoch- ten lassen. Sonst haͤtte der einfaͤltigste Mensch seine Bosheit eingesehen, und waͤre darob erstau- net. Das war die erste Bedingung. Offen- bahrlich zu der Roͤmischen Kirche uͤberzutreten, war deswegen nicht schiklich, weil eine so ploͤtzliche Leichtfertigkeit, ihm bey allen Prote- stanten, und bei den uͤbrigen von der Roͤmischen Kirche unterschiedenen Parthien, den Eingang schlechterdings verschlossen haͤtte. Dann seine Werbung unter den Protestanten solte ihm gleichwol den ersten Vortheil machen. Anbei sahe er wohl, daß der Umfang der Roͤmischen Kirche, mit Ausschliesung der uͤbrigen, kein so weites Feld seye als er sich ausersehen hatte. Demnach war dieses die andere unumgaͤngliche Bedingung: Zum Schein ein Protestant zu blei- ben, und sich zu diesem Ende hinter die Augspur- gische Confeßion so lange zu versteken, bis er mit seiner Absicht fertig war. Mit der Augspurgi- schen Bekentnis konte er bey Lutheranern und Reformirten durchkommen. Und zum Gluͤcke fiel ihm bei, daß die Maͤhrische Bruͤderlarve seinen Betrug am allerbequemsten verdeken koͤn- te. Er kleidete sich arglistig in einen Augspur- gischen Confeßionsverwandten. Er betrog Po- tentaten und hohe Schulen in diesem Aufzug. Man gab ihm Zeugnisse auf sein Zudringen, und heimtuͤkisch vorgegebene Rechtglaubigkeit; man hielte dieses vor eine Pflicht wo nicht der bruͤder- lichen dritter Theil. lichen Liebe, die keine Hinterlist vermuthet, doch wenigstens der Freundlichkeit, gegen einen Man, von welchen man dazumal noch nicht voraus- sahe, daß Treue Unschuld und Ehrlichkeit ihn gaͤntzlich verlassen wuͤrde. Solcher gestalt hat- te er einen protestantischen Geburtsbrief, von Hause; und aus fremder Hand einen Paß, kraft dessen ihm die Grentzen der Protestanten uͤberall offen stunden. Meines Erachtens, ist dieses der gewoͤhnlichste Grif aller Leute von dieser Art, wann sie landverderbliche Kuͤnste mit mehrerer Sicherheit treiben, und das was ihre Thaten wehrt sind, auf eine Zeitlang vermeiden wollen. Nach und nach lernte er so gluͤklich ab- und zu- thun, daß nach deme es Zeit und Ort erfoderte/ weder der Catholik, noch der Wiedertaͤufer, noch der Siebentaͤger, noch der Duͤmpler, et- was an seiner Lehre auszusetzen fande. Endlich waren die Feinde der Gottheit Jch bin anfangs sehr behutsam gegan- gen, was die socinianische Jrgeisterei des Zinzendorfs belanget, weil mich GOtt da- fuͤr bewahren wird, meinem Nechsten et- was aufzubuͤrden, davon ich keine gnug- same Uberzeugung haͤtte. Das kan der geneigte Leser nach Belieben im Zinzen- dorfischen Unfug , ( lerna Z. ) s. 201. 338. finden. Aber ich habe seit deme lei- der allzuviele Proben gesehen, darauf ich nun Christi und A 3 des Herrnhuterey in ihrer Schalkheit des heiligen Geistes, noch uͤbrig. Diesen, wie leicht zu denken, muste man das Aergernis an dem Geheimnis der Dreieinigkeit, aus den Au- gen thun. Sonst konten sie in Herrnhut nicht eingehen. Und so wurde dann die letzte Hand an den Plan geleget. Es konte einjeder Ver- laͤugner der heiligen Dreieinigkeit, und alles was auser der Christenheit noch irgend eine wah- re, oder nur sinnliche Gottheit gelten laͤst, herrn- hutisch werden, weil Zinzendorf einen Wann er (§. 5.) spricht, er wolle in dieser Sache auch die wahrscheinlichste Speculationen zu keinen Glaubensarti- keln machen/ wann sie gleich mit der Schrift nicht stritten / so verraͤth er sich gar deutlich (§. 67.). Dann er verstehet durch die sogenante Speculationen/ die mit der Schrift nicht streiten / weiter nichts, als die christliche Bekentnisse von den GOtt erfand, der allen Jrthuͤmern gerecht und an- gemessen war. §. 3. nun sicher fusen, und dem was Herr D. Walch , Herr Super. Winckler , und andere rechtschaffene Lehrer unserer Kir- che, behauptet haben, voͤllig beistimmen kan. Des Herrn Super. Wincklers socinia- nische Wesen des Herrn Grafen von Zin- zendorf gehoͤret besonders hieher. Siehe unten §. 28. * 44. 67. 68. 69. 103. 112. * dritter Theil. §. 3. Jch halte dieses vor die natuͤrlichste Kette, welche uns den Zusammenhang der Zinzendor- A 4 fischen dem Glaubensartikel der Heil. Dreieinig- keit. Er laͤst ihnen noch mit Worten zur Noth die Ehre, daß sie wahrscheinlich sind, und mit der Schrift nicht streiten: Aber die That beweiset, daß er auch die- ses nicht glaube. Ein bloß wahrscheinli- cher Satz, ist derjenige, den man mit gnug- samen Gruͤnden nicht erweisen kan, ob- schon einiger Beweis vorhanden ist. Und wann er mit der Schrift nicht streitet / so ist er so beschaffen, daß er weder aus deutlichen ausdruͤklichen Worten der Schrift, noch aus zuverlaͤsigen Schlus- folgen, erhaͤrtet werden kan; jedoch kein ausdruͤklicher Satz der Schrift, und kei- ne Folge aus solchen Saͤtzen, zufinden ist, wodurch man ihn wiederlegen koͤnne. Wo hat aber die Christenheit, wann von dem Artikel der heiligen Dreieinigkeit die Rede ist solche wahrscheinliche / und mit der Schrift nicht streitende Speculationen: Wo nimt sie in diesem Geheimnis das mindeste aus blos natuͤrlich bekanten, und noch darzu nicht gnugsam erwiesenen Saͤ- tzen? dieses lauft alles da hinaus: Die Leh- re von der Dreieinigkeit ist kein Glaubens- artikel. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit fischen Maaßregeln vor Augen legen kan. Die Erfarung ist der unverwerfliche Zeuge davon. Und ich werde jetzt Probstuͤke beibringen, wo- durch Zinzendorf seinen wiederchristischen Geist gegen das Geheimnis der hochheiligen Dreiei- nigkeit aufs neue verrathen hat. Sie stehen in der allerletzten Schrift dieses Verfuͤhrers, wel- che einen kauderwelschen aus griechisch -fran- tzoͤisch-lateinisch- und teutschen Woͤrtern zu- sammengeflikten Titel hat: Ludwigs von Zin- zendorf das ist naturelle Reflexiones uͤber allerhand Materien ꝛc. davon wir das sechste Stuͤk anitzt beleuchten wollen. Und da- mit sich der Verfasser uͤber eine Verstuͤmelung seiner Worte nicht zu beschweren habe, wie sei- ne luͤgenhafte Gewonheit ist; so will ich das gantze Stuͤk von Wort zu Wort, hersetzen, und nur gewisse Zahlen beifuͤgen, damit ich an gehoͤrigen Ort die noͤthige Stellen desto beque- mer anzufuͤhren, im Stande sein moͤge. So spricht aber Zinzendorf: §. 4. „Weil ich in der That eigentlich nur fuͤr die „ehrlichen und hertzlichen Leute schreibe; so kan „ich nicht wol vorbei, ehe ich den gantzen Artikel „von dem Grund der Lehre und ihrem Metho- „dismo schliesse, ihnen noch eine kurtze Confession „zu thun, was ich, weil doch schon zwoͤlf Jahr „vorbei sind, daß ich meinen Augspurgischen Con- „feßionsverstand vor dem Corpore Evangelico- „rum dargeleget, von denselben Artikeln noch „denke.‟ „Jch dritter Theil. Jch wills in aller Treuhertzigkeit thun, um„ ihnen dadurch eine Gelegenheit zu geben, mei-„ ne bisherige Lehre und Schriften respective dar-„ nach zu pruͤfen und zu verstehen.‟ Jch gehe in der Ordnung der Augspurgischen„ Confession, und werde, zur Vermeidung der„ Polylogie, nichts beruͤhren, als was mich deucht,„ nach den seitdem vorgekommenen Zweifeln,„ etwa einer Erlaͤuterung zu beduͤrffen.‟ §. 5. Voraus gesetzt/ daß Art. I. die Kirche mit„ Person versteht etwas das fuͤr sich selbst be-„ steht , welcher Meinung ich anch bin, nur mit„ einer kleinen Verbesserung meines Begrifs;„ denn ich hielt vor diesem das Wort Person fuͤr„ einen inconvenien ten Ausdruk: (welches auch„ wol so seyn koͤnnte, wenn wir dazu bestellt waͤ-„ ren, in die Essenz GOttes hinein zu speculi ren,„ und diese Speculationes in so viel Propositiones„ definitas zu bringen;) aber nunmehr achte ich„ das Wort Person / in so fern von diesem Ge-„ heimnis menschlich geredet werden, und solches„ nach der Schriftoffenbahrung auf unser Hertz„ wirken muß, fuͤr das naturelle ste und bequemste;„ nicht so wol das wesentliche der heiligen Drei-„ einigkeit, und ihre Verhaͤltniß unter sich selbst„ zu designi ren, (denn da wollte ich doch die auch„ wahrscheinlichsten Speculationes immer noch zu„ keinen Glaubensartikeln machen, wenn sie gleich„ mit der Schrift nicht stritten) als vielmehr„ der heiligen Dreieinigkeit beliebtes Verhaͤltniß„ A 5 zu„ Herrnhuterey in ihrer Schalkheit „zu uns auf das naturelle ste, Schriftmaͤßigste „und hertzlichste auszudruͤken; zumalen da die in „der heiligen Schrift ihnen ausdruͤklich beigeleg- „te Aemter des Erzeugens, des Ausgebaͤrens „und der Ehelichung, (die den Vater JEsu Chri- „sti fuͤr der Kinder GOttes wahren Vater, den „heiligen Geist fuͤr ihre eigentliche und wahre „Mutter, den Sohn fuͤr ihren geistlichen einigen „Braͤutigam und Mann declari ren) darum nicht „erfordern, daß in der Gottheit, wie œcono- „mice bey uns, eine distinctio sexus seyn muͤsse, „die ja nicht einmal der menschlichen Natur ne- „cessario eigen ist, weil es vor dieser Distinction „schon eine Menschheit gegeben hat, und also „denen Liebhabern der Entitatis simplicissimæ in „Deo nichts choquant es in die Idée zu bringen noͤ- „thig ist.‟ §. 6. „Jch lehre also keinesweges, daß der heilige „Geist weiblicher Natur ist, so wenig man darum, „daß der Sohn, Sohn ist, und der Vater, „Vater, sich in der Essentia divina nothwendig „ein genus masculinum concipi ret; dahero setze „ich auch, der Heilige Geist / und nicht die Hei- „lige Geistin / wie wol in einigen Sprachen ge- „schiehet: dem ohngeachtet aber rede ich von der „Gottheit qua Vater und Sohne in genere ma- „sculino; und wenn ich den heiligen Geist als „Mutter anrede oder beschreibe, so sehe ich nicht, „warum ich zu einem Wort, das Griechisch ge- „neris neutrius, Hebraͤisch generis fœminini ist, „ein dritter Theil. ein ander Genus brauchen solle, als was„ dem Wort Mutter in allen Sprachen adapti- „ ret ist.‟ §. 7. Ob in dem Processu des heiligen Geistes, wel-„ chen der Heiland mit den Worten, der Heilige„ Geist/ der vom Vater ausgehet / anzeiget,„ etwas verborgen liege, welches den Streit zwi-„ schen der lateinischen und griechischen Kirche,„ wegen des Zusatzes zum Nicenischen Bekentnis,„ filioque, essentiell er machen koͤnte, als er bis-„ her auf beiden Seiten geschienen hat, daruͤber„ wuͤrde ich, wenn die Maͤhrische Kirche ein Ge-„ neralconcilium zu beschicken haͤtte, eine christli-„ che und bescheidene Betrachtung in aller De-„ muth zu veranlassen, alsdenn nicht ermangeln.„ Bis dahin rechne ich dergleichen unter den Ge-„ lehrten gewoͤhnliche Ventilation en solcher Pro-„ blematum, weil sie doch gemeiniglich mit dem„ hingehen und uͤber den Baͤumen schweben, au„ risque von Saft und Kraft parallel sind, fuͤr„ iemand, der pressant ere Geschaͤfte hat, nicht„ compatible. ‟ §. 8. Jch kan aber unterdessen nicht fehlen, wenn„ ich dem Heiland beyde Propositiones, unver-„ bessert und unverderbt, nach Gelegenheit der„ Um staͤnde, verbotenus nachspreche, und einmal„ den Heiligen Geist/ der vom Vater ausgehet /„ ein andermal den Heiligen Geist/ den unser„ Heiland nach seinem hingehen gesendet hat /„ welches„ Herrnhuterey in ihrer Schalkheit „welches unstreitig einer und derselbe ist, pie „mediti re.‟ §. 9. „Damit aber niemand denke, als ob dis nur „so ein Paradoxon waͤre, das man exercitii gratia „unter die Leute wuͤrfe, wie etwa manchmal ein „ Corollarium hinter einer Disputation, um sich „an dem daruͤber enstehenden Disputat eine Wei- „le zu delecti ren, und endlich doch das finale aller „dergleichen Disputate de lana caprina: concedo „in hoc sensu, heraus zu kriegen: so bezeuge ich zu „gleicher Zeit, daß ich es fuͤr einen grossen und „wichtigen Fehler der Theologen, und fuͤr ein Pec- „catum omissionis halte, da sie wenigstens seit der „ Reformation genugsam wahrnehmen koͤnnen, „daß eine crasse Ignoranz wegen der Person des „heiligen Geistes unter dem Volk ist, daß sie der „Spur des seligen Lutheri nicht besser gefolget, „welcher das abrup te Bekentnis: ich glaube „an den Heiligen Geist / mit einer gantzen Suite „schoͤner Gedanken illustri ret, und weiter aus- „gefuͤhret hat, und sich die Freiheit heraus genom- „men, die, in diese m allzukurtzen Compendio, „als wenn sie kleine Goͤtter fuͤr sich waͤren, zum „heiligen Geist rangi rte heilige christliche Kirche, „Vergebung der Suͤnden, Auferstehung der „Todten und ewiges Leben, dem heiligen Geist „in die Hand zu geben, daß man siehet, was er „dabey zu thun hat: wie denn durch die dem heili- „gen Geist daselbst beygelegte Handlung, dessen „ewige und selbstaͤndige Gottheit mit einer „rechten dritrer Theil. rechten Kirchenvater-ja Apostelmaͤßigen Frei-„ muͤthigkeit, fester gesetzt ist, als noch von kei-„ nem Theologo vor Luthero geschehen, durch alle„ Secula bis auf die heilige Schrift.‟ Jch sage, sie haͤtten seiner Spur folgen sol-„ len, denn das war etwas, es war viel, es war„ zum selig werden eines, ders glaͤubt, genug.‟ §. 10. Weil es aber keinesweges damit gethan ist,„ daß man selbst recht glaͤube, sondern wir in der„ Welt dazu da sind, den Glauben aufzurichten;„ so ist es auch nicht genug, dem heiligen Geist„ Handlungen beizulegen, die ihn darum dem„ Vater und Sohn gleich setzen, weil es Actiones„ divinæ sind privative; sondern es wird noch ein„ Methodismus erfordert, entweder dem Verstan-„ de, oder dem Hertzen, oder beiden zugleich, ei-„ ne Notam diacriticam Spiritus Sancti beizubrin-„ gen.‟ §. 11. Du sagst: Er heiliget ; der Vater heiliget„ auch. Du sagest: er macht lebendig; der Va-„ ter macht lebendig, und so fort.‟ Weil du nun den Character des heiligen Gei-„ stes weder in seinen Handlungen in genere aus-„ gedruͤkt findest, noch in der essentia Divina und„ deren geheimnisvollen und unerschoͤpflichen Rap-„ ports suchen darfst; (denn wenn einem disfalls„ auch noch so ein seliger Gedanke durch den Kopf„ ins Hertz faͤhret; so muͤssen sich die Gemuͤthsau-„ gen zublintzen, daß man nicht zu viel und zu„ rund„ Herrnhuterey in ihrer Schalkheit „rund denke / und zu den Ausdruͤken ist vollends „kein Rath) so muß ich dir nothwendig einen „ Methodismum fuͤrs Hertz ausfuͤndig machen. „Und den kan ich nirgends besser suchen, als in der „heiligen Schrift, und zwar an solchen Orten, „wogegen nicht nur noch kein Theologus, sondern „auch kein Ketzer aufgestanden ist, so lange die „Lehre von der heiligen Dreieinigkeit gefuͤhret „wird: ausser daß einige von denen Leuten, die „aus allzugrossem Religionseifer, gegen einen ge- „wissen Lehrer ihrer Kirche, sich seit einigen Jah- „ren uͤbers Verdienst Christi, uͤbers Lamm und „seine Wnnden aͤrgern, und druͤber disputi ren, „ob sie in totum oder nur in tantum verdienstlich „sind, etwa auch Mine machen, in invidiam „ipsius, an dem heiligen Geist und seiner Natur „und Amt etwas abzudingen.‟ §. 12. „Aber da es dem heiligen Geist einmal gefallen „hat, uns wissen zu lassen, daß wir einen Mann „haben; uns wissen zu lassen, daß wir in der „heiligen Dreieinigkeit einen Vater haben: so kan „man ja leicht begreiffen, daß er sich selbst nicht „wird vergessen haben. Und also muß man die „Muͤhe sich nicht verdiessen lassen, die Orte der „heiligen Schrift recht anzusehen, wo von unse- „rer allgemeinen Mutter drinnen steht, die doch „kein Engel, und kein Mensch/ weder die Eva, „noch die Jungfrau Maria ist; obgleich diese „beyde eine Art eines Mutterrespects verdienen. „Was sagt denn die Schrift? Kan auch ein „ Weib dritter Theil. Weib ihres Kindes vergessen/ und ob sie des-„ selben vergaͤsse; so will ich doch dein nicht„ nicht vergessen. Jch will dich troͤsten/ wie„ einen seine Mutter troͤster. Hoͤret mir zu/„ die ihr von mir getragen werdet. (laßt sein„ von Mutterleibe an) Jch hebe/ und trage. ‟ Einmal, die Theologi haben nicht Ursach von„ einer zweihundertjaͤhrigen Ubersetzung eines„ Spruchs abzugehen, der entweder dem Volk„ Jsrael eine goͤttliche Mutter verspricht, oder„ ohne allen Zwek dastehen muͤste: denn daß die„ Providenz von der Mutterleibe an fuͤr ihr Ge-„ schoͤpfe sorget, das hat das Volk Jsrael mit„ allen Sperlingen gemein.‟ §. 13. Oder redet das der Prophet von sich? Er„ wuͤrde gewiß antworten: ich bin nicht die Mut-„ ter, sondern daß ich zeuge von der Mutter. Das„ ist die wahrhaftige Mutter / welche alle Men-„ schen gebieret / die in diese Welt kommen, wel-„ che nicht von dem Willen des Fleisches, noch„ von dem Willen eines Mannes, sondern aus„ GOtt dem Vater JEsu Christi gezeuget sind.„ Denn wer uns zeugt, daruͤber sind die Theologi „ doch wol eins; wer uns nimmt / wenn wir zu„ Jahren gekommen sind, das werde ich auch nicht„ sagen duͤrfen; da fehlt aber noch die Geburt dar-„ zwischen: und da der Nicodemus verlegen war,„ wo er dieses Geschaͤfte suchen sollte, indem ers„ fuͤr ungereimt hielte, einen erwachsenen Men-„ schen in Mutterleib zu schicken, um geboren zu„ werden;„ Herrnhuterey in ihrer Schalkheit „werden; so eroͤffnet ihm der Heiland das Ver- „staͤndniß, nachdem er ihm seine Verwunderung „nicht verhalten, daß er als ein Rabbiner noch „nicht in der Bibel gelesen habe, wo der Mutter- „leib zu suchen sey, daraus die Seelen geboren „werden. Darnach sagt er ihm zu wiederholten „malen, daß er das bey dem heiligen Geist suchen „muͤsse. Der heilige Geist nahms mit dieser sei- „ner nota characteristica in den ersten Tagen der „Kirche so genau, daß er nicht auf die Leute fiel, „die getauft wurden, wenn sie nicht wusten, wer „er war; weil die Taufe eben das Wasser war, „darinnen man des heiligen Geistes neugeborne „Kindlein badet, „ , welches zu erweisen und deutlich zu ma- „chen, er bey der ersten Taufe der Heiden noch „vor der Handlung auf sie fiel, daruͤber der Apo- „stel in die Worte ausbrach: Mag auch iemand „diesen Leuten das Bad streitig machen: sie „sind ja doch des heiligen Geistes voll. conf. „Luc. 1, 42. 47.‟ §. 14. „Jch will mich ja nicht in den Methodismum „der Wiedergeburt diffundi ren, ich will aufs al- „lersimpleste meinem obigen Satze inhæri ren, daß „der Muttercharacter des heiligen Geistes mit „eben derselbigen Glaubenseinfalt gefaßt, und „den Kindern der Gnade muß imprimi rt werden, „daß sie eine sorgfaͤltige Mutter haben in der hei- „ligen Dreieinigkeit, als daß sie einen lieben Va- „ter und einen treuen Seelenbraͤutigam haben. „Und dritter Theil. „Und alles dreyes ist wesentlich zu verstehen, „und nicht Allegori sch. Dahero es, meinem „Beduͤncken nach, besser gewesen waͤre, es „haͤtten nicht nur die Theologi uͤberhaupt den „ vestigiis Lutheri insisti rt; sondern vor- „nemlich diejenige unter ihnen, die B. Spene- „rum oder B. Frankium fuͤr keine geringere „Werckzeuge halten, wie aus ihren Bekennt- „nissen zu ersehen, haͤtten, ehe sie ihre Galle „uͤberlauffen lassen, sich erst in ihrer seligen „Vaͤter Schriften recht umgesehen, ehe sie sich „uͤber einen Theologum, der den Heiligen „Geist als die Mutter seiner Seele fuͤhlet, „und dasselbe prediget und predigen muß, so „unbedachtsame Beschuldigungen von Erneue- „rung alter Ketzereyen geaͤussert, die man doch „in der Kirchen-Historie nicht findet, sondern „Hirn-Gespenste sind. §. 15. „Es ist mir leid, daß ich durch den Angriff „solcher Leute, welche ich sonst gerne ih- „rem Herrn stehen liesse, weil ich weder In- „clination noch Beruff habe, mehr zu thun, „als in meinem eigenen Rhodo gewisse Tritte „zu machen; und was sonderlich fremde Knech- „te betrift, gar sehr von dem Humor jener „Jungfrauen bin, die den Kaufleuten ihre „Kundschaft nicht verderben wollten, genoͤ- „thigt worden, ihnen eine Lection zu lesen „uͤber die Enormit aͤt ihres Verfahrens, da sie „an statt sich vor GOtt zu demuͤthigen, daß Herrnhut. III. Theil. B „sie Herrnhuterey in ihrer Schalkheit „sie solche unleugbare Schrift- und Herz- „Wahrheiten negligi ren, diejenige noch schel- „ten und laͤstern, die nichts anders thun, als „ihre Pflichten treulicher beobachten als sie. §. 16. „Es bleibt also dabey, und wer mich so ver- „steht, der versteht mich recht, daß ich in un- „sern Gemeinen lehre und etabli ren helfe, so „viel ich kan, daß wenn eine Seele GOtt den „Schoͤpfer aller Dinge zum Mann , und sei- „nen Vater zum Vater hat, die hat GOtt „den Heiligen Geist zur Mutter , die sie ge- „boren, getraͤncket, gekleidet, erzogen, und „bis auf den Tag, da sie in ihres Mannes „Arme uͤbergeht, taͤglich zu pflegen und zu war- „ten hat. Ja diese Mutter wird den Leib, „wenn es zur Hochzeit kommt, aus der Erde „auferwecken, wie eine Mutter ihre Tochter „am Hochzeits-Morgen aus dem Schlaf „ruffet. §. 17. „Wer auf die Art das Geheimniß der Hei- „ligen Dreyfaltigkeit nicht begreiffen kan, dem „fehlts gewiß mehr am Herzen als am Kopf. „Denn so gar viel uͤbriger Verstand wird doch „eben nicht erfordert, zu dem Verhaͤltniß der „Ehe-Leute und der Eltern und Kinder gegen „einander: und wer davon im geistlichen oder „leiblichen die Motus primoprimos nicht fas- „sen koͤnte, der waͤre nicht so wol geistlich oder „leiblich schwach im Verstande, als vielmehr im dritter Theil. „im leiblichen oder geistlichen Verstande ein „ Brutum. §. 18. „Jch koͤnte wohl noch etwas von einem an- „dern Artickel hinzuthun, daruͤber sich auch ei- „niger Streit regen wollen, den ich in Anse- „hung des Heilandes zu einer mehreren Er- „schuͤtterung derjenigen Theolog en treibe, die „sich so gerne mit seinen Wundern begnuͤgen, „und seinen Statum Exaltationis darum eigent- „lich so gerne im Muude fuͤhren, weil sie bey „demselbigen seit Anno Christi 33. weniger „Gewissens-Ruͤge anzutreffen hoffen, als bey „dem Statu, darinnen Er Anno Mundi 1. den „Menschen geschaffen hat, da Er, præviso „malo, auch schon das Remedium bestimmet „hatte. Die Rede ist davon, daß ich des Hei- „landes Schoͤpfer-Werk so unablaͤssig treibe, „und Jhn auch wol den Vater der Creatur „nenne; wie seinen Vater, den Vater der „Glaͤubigen privative. §. 19. „Allein ich denke, wem der ordinaire „Weyhnachts-Text aus dem Jesaia keine Ge- „nuͤge thut; da auch meine Herren Gegner „des Jahrs wenigstens einmal genoͤthiget sind, „das neugeborne JEsulein den ewigen Va- „ter zu nennen; und wer Jahr aus Jahr ein „singen kan, und nicht wissen, daß ers singt, „daß der HErr, der Schoͤpfer aller Din- „ge so geringe worden ist, daß Er dort B 2 „ auf Herrnhuterey in ihrer Schalkheit „ auf duͤrrem Grase gelegen hat : der ist ei- „ner ausfuͤhrlicheren Bedeutung wol kaum „werth. §. 20. „Ja, sagt einer, die Sache ist richtig; aber „warum muß das so oft repeti rt wer- „den? darauf antworte ich: es sind ge- „faͤhrliche Zeiten, das geistliche Gedaͤchtniß „nimmt sehr ab. Daß GOtt uͤberhaupt die „Welt geschaffen habe, ist ziemlich bekannt oh- „ne Wort: daß aber in specie der Sohn die „Erde gegruͤndet, und die Himmel seiner „Haͤnde Werck sind ; und daß der Seelen- „Braͤutigam die Seelen geschaffen hat; da „kan eine Repetition nicht schaden in reno- „vationem der Memorie: Sie verdreußt „mich nicht, und mache euch desto ge- „wisser. §. 21. Das ist nun in Ansehung des Artikels von der heiligen Dreyeinigkeit der Augspurgische Confeßions-Verstand , wie Zinzendorf ihn vor zwoͤlf Jahren der evangelischen Kir- che dargeleget hat, und wie er noch auf diesen Tag von dieser Grundlehre denket. Ja nach diesem Verstand will er seine bishe- rige Lehren und Schriften gepuͤfet und verstanden haben. (§. 4.) Wieweit dieser feine Verstand mit der heiligen Schrift und mit dem Sinn unserer Bekenner sich reime, das wird sich im Verfolg ergeben. Jch mercke anetzt dritter Theil. anitzt nur so viel an: wann ich erweisen wer- de, daß der Zinzendorfische Confeßionsver- stand eine blose Misgeburt seines Erfinders, und mit keinem Wort weder in der Schrift noch Augspurgischen Confeßion vorgetragen ist; ja daß er mit dieser Eonfeßion lediglich sein Gespoͤtte treibet, alles was darin befind- lich ist, tadelt, aͤffet, reformiret, und ein neues Bekentnis schmiedet: so muß der Herrn- hutische Bekenner von einer besonderrn Gat- tung seyn, die man unter den ehrlichen Be- kennern schwerlich findet. Er kan mit eben diesem Confeßionsverstand die Fabeln des He- siodus oder die Loblieder des Callimachus , oder die Gesaͤnge des alten Orpheus , welche ein anderer Heide sehr theologisch nennet, zu seinem Glaubensbekentnis waͤhlen. Dann da findet er heidnische Siehe unten, (§. 44.) Gottheiten, welche Muͤt- ter und Gemahlinnen sind. Aber die Aug- spurgische Confession redet von dem GOtt der Christen, von dem wahren und lebendigen GOtt uͤber alles in Ewigkeit. Wunder ist es, daß dieser Mann seine Gottheitsfabeln in die christliche Bekentnisse tragen wollen, da sie warlich kein kluger und kein bloͤder Leser fin- den wird, er muͤste dann den Herrnhutischen Generalgeist mitbringen, davon im andern Theil gehandelt worden. Doch es ist zu wis- B 3 sen, Herrnhuterey in ihrer Schalkheit sen, daß dieser Herr nur fuͤr die ehrlichen und herzlichen Leute schreibet (§. 4.) fuͤr welche Paulus und seines gleichen, auch die erste Christen nebst unsern seligen Bekennern, nicht muͤssen geschrieben haben. §. 22. Man siehet indessen ein neues Probstuͤck wie unser Lutherischer Pfarrer symbolisiret, und was er dem Corpore Evangelicorum vor zwoͤlf Jahren, unter dem Vorwand der Augspurgi- schen Confession hat sagen wollen. Daß nem- lich unsere Bekenner den Sohn von dem Va- ter durch die ewige Geburt; und den heili- gen Geist von der ersteu und andern Person, durch den ewigen Ausgang von beyden, nach Maasgabe der heiligen Schrift, unterschieden haben; das ist daher offenbar, weilen sie gleich anfangs im ersten Artikel, auf das Nicenische Bekentnis sich ausdruͤcklich berufen, und die- sen Ausspruch auf das feirlichste wiederholen. Ja in der Rettung ihrer Bekentnis fuͤgen sie noch dieses bey, daß sie diejenige vor Unchri- sten und abgoͤttische Heiden erklaͤren , wel- che anders von diesem Geheimnis zu lehren sich unterstehen werden; davon wir unten mit mehrerem reden werden. Welcher Mensch aber wird so wahnsinnig seyn, und in diesen Worten der Augspurgischen Confession, fol- gende Ausspruͤche suchen: Die erste Person der Gottheit ist diejenige, welche eine Frau hat, nemlich den heiligen Geist. Die andere. wird dritter Theil. wird von der ersten dadurch unterschieden' daß sie der Ehemann der Glaubigen ist. Die dritte dadurch, daß sie die Frau der ersten, und die Mutter der frommen Menschen ist? Wir haben im ersten und zweyten Theil die eigene Zinzendorfische Bekentnis hiervon dar- geleget. Und gewiß, das ist ein tiefer Con- feßions-Verstand , den weder unsere Vaͤ- ter noch wir begreifen moͤgen; weil wir unter den ehrlichen und herzlichen Leuten in Herrnhut kein Loos haben. Zweites Hauptstuͤk Wo die Vorrede der naturellen Ge- dancken beleuchtet wird. Jnhalt. 1) Die ehrliche und herzliche Leute/ wel- chen Zinzendorf die- ses zu schreiben vor- gibt , §. 23. 24. 25. 2) Die schalkhafte Ab- sicht hierbey/ §. 26. 3) Getriebener Spott mit dem Wort Per- son/ und unehrliches Verfahren damit/ §. 27. 28. 3) Zinzendorfischer Un- terschied zwischen dem wahren und Herrnhutischen Con- feßions- Verstand der A. C. §. 29. 4) Jnnerer Unterschied der goͤttlichen Perso- nen aus der Schift und A. C. §. 30. 31. 5) Zinzendorfische Ab- weichung von dieser Lehre/ und Auf- B 4 hebung Herrnhuterey in ihrer Schalkheit hebung des jetzt- gedachten Unter - schieds. (1) Ober seinen Be- grif vom Wort Person verbessert habe ? § 32. 33. (2) Scheingruͤnde womit er den inne- ren persoͤnlichen Unterschied aufhe- bet. Von GOtt Vater/ Mutter/ und Braͤutigam §. 34. 34. 3) Wiederlegung die- ser Scheingruͤnde. ( a ) Aus der Sache selbst. §. 36. 37. ( b ) Aus Zinzendorfs eigenen Wider - spruch. §. 38. ( c ) Aus den Man- gel seines eigenen Beweises §. 39. bis 43. §. 23. D Och wir wollen der Sache nun naͤher kom- men. Dreierlei verspricht uns der Herrn- huter. Erstlich er wolle nur vor ehrliche und herzliche Leute eigentlich schreiben. Zum andern er wolle treuhertzig verfahren. Und drittens , er wolle nur das beruͤhren, was seiner Meinung nach, wegen der seit zwoͤlf Jahren vorgekommenen Zweifeln, einer Er- laͤuterung beduͤrfe. (§. 4.) §. 24. Ehrliche Leute nennet man eigentlich dieje- nige, welche in der menschlichen Gesellschaft sich so verhalten, daß sie der Achtung nicht verlustig werden, welche andere gegen sie he- gen und bezeigen muͤssen. So ist in der buͤr- gerlichen Gesellschaft, derjenige ein ehrlicher Burger, der nach den Gesetzen derselben also lebet, daß man ihn vor einen aͤchten Mitbuͤr- ger dritter Theil. ger muß gelten lassen, wann er gleich von in- nen nicht tugendhaft waͤre. Man koͤnte aber noch uͤber dieses eine tugendhafte und christ- liche Ehrlichkeit diejenige nennen, welche bey tugendhaften Leuten und bey Chriften da- fuͤr geachtet wird. Wer sonsten in allen Ge- schaͤften, sonderlich welche den Nechsten be- treffen, nach seiner besten Einsicht, und recht- maͤsigen Absicht, in Worten und Werken ge- rade, und ohnpartheiisch nach den Regeln des natuͤrlichen und erleuchteten Gewissens ver- faͤhret; der ist in weiterem Verstande ehrlich , und der Vorwurf eines Betriegers, Luͤgners, heimtuͤkischen und boshaften Menschen, trift ihn nicht. Wann herzliche Leute von den ehrlichen unterschieden werden, so muß ihr Kennzeichen nicht allein dieses seyn, daß sie ih- ren besten Uberzeugungen jedesmahl gerne Ge- hoͤr geben, und die Bewegungsgruͤnde, als lencksame und geschmeidige Menschen, zur Ausuͤbung bringen; sondern auch, daß sie in gewissen Neigungen starck, zaͤrtlich und be- staͤndig sind. Doch ist es gar wohl moͤglich, daß jemand bey mangelhaften und falschen Ein- sichten so wohl ehrlich als hertzlich bleibe; wann sein Fehler mehr am Verstand als am Willen lieget. Wer die Hertzlichkeit darin- nen suchet, daß einer blos durch sinnliche Lust und Unlust, zum begehren und verabscheuen getrieben wird: der stellet uns einen Menschen vor, den man in der Moral zu den Sclaven B 5 rech- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit rechnet. Und da hiese ehrlich seyn so viel, als nach den Gesetzen dieser Dienstbarkeit sich fein treulich richten. §. 25. Wann nun der Herrnhuter vor erstere wuͤrklich ehrliche und hertzliche Leute schreibet, so muß er nothwendig die Warheit schreiben, und zwar seine Leser davon uͤberzeugen, damit sie in Annehmung derselben, ehrlich , und unpartheiisch, gleichwie in der Neigung ge- gen die Wahrheit und ihren Lehrer, hertzlich seyn moͤgen. Wenigstens muß er so viel Liebe vor die Warheit haben, daß er sie uͤber alles suchet, verehret, und ausbreitet, hingegen Jrthuͤmer die ihm deutlich gezeiget werden, mit Freuden ableget, und der Warheit, sonder- lich der goͤttlichen, die Ehre gibt. Sonst wuͤr- de er selbst, weder ehrlich noch hertzlich seyn, sondern dem Leser welcher Ehrlichkeit und Hertzlichkeit liebet, ein sehr schaͤdliches Bey- spiel werden. Ja dieses wird desto schlimmer seyn, im Fall er Luͤgen und Jrrthum wider besseres Wissen und Gewissen ausstreuet, und gegen so vielfaͤltige bessere Belehr- und Er- mahnungen handelt. Am allerschlimmsten, wann man gewahr wird, daß er zu Erreichung einer boshaften Absicht, die allerheiligste Din- ge, nemlich die Schrift, und schriftmaͤsige Bekentnisse der gantzen Christenheit, als einen Dekmantel seiner Betriegereien annimt, und sich dritter Theil. sich deren in eben dem Beginnen ruͤhmet, da- durch er sie am meisten mit Fuͤsen trit. §. 26. Wer in solchem Fall ehrliche und hertz- liche Leser fodert, der will in der That nichts anders, als daß die Leser eben so ehrlich und hertzlich seyn sollen, wie der Verfasser selbst erfunden wird. Das ist, daß sie entweder auf sein Wort, die Luͤgen vor Warheit unge- pruͤft annehmen, mithin solchergestalt ehrlich seyn, (§. 97.*) und diese nebst ihrem Urheber hertzlich lieben sollen, ohne seine Parthie aus Abscheu vor diesen Bosheiten zu vereckeln und zu verlassen: oder wenigstens, wann sie Luͤgen und Tuͤcke mit Haͤnden greifen, so soll die Ehr- lichkeit sie anweisen, dennoch bei dem Plan zu halten, und das gantze Hertz ihm zu opfern, weil sie sonst keine gantze Zinzendorfische Leute seyn wuͤrden. So nennen die Raͤdels- fuͤhrer gewisser Banden, entweder ihre An- haͤnger ehrlich und hertzlich, oder doch andere, die sich aus Dummheit von ihnen breit schla- gen lassen; wann sie gleich nicht mitlaufen und jenes Handwerck treiben. Wenn man demnach den rechten Unterschied weiß, zwi- schen der herrnhutischen und wahren Ehr- lich - und Hertzlichkeit , so weiß man auch, was fuͤr Leser vor die Zinzendorfische Schrif- ten gewuͤnschet werden. Summa, man sie- het aus diesem Zinzendorfischen Vorbericht, daß sein Verfasser sich nicht bessern will. Dann Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Dann wo ihm nun abermal sein Frevel wird entdecket werden, so hat er schon zum voraus sich damit verwahret, daß ein jeder, der ihm widersprechen werde, kein ehrlicher und hertz- licher Mann seyn muͤsse. Er gibt sich also zum voraus einen Freibrief, die Vertheidiger der Warheit Schelmen zu nennen, wie er dieses Wort ausdruͤklich an einem Ort gebrau- chet. Sehet! wie leicht man bei den Herrn- hutern seinen ehrlichen Namen verlieren koͤn- ne! Jch bekenne demnach, daß ich nach der Zinzendorfischen Regel kein solcher Leser bin, wie seine Moral voraus setzet. Also wird er vor mich nicht geschrieben haben. Weil ich aber dennoch bei vernuͤnftig und christlichen Menschen so ehrlich als hertzlich zu seyn mich bestrebe; so will ich gleichwol vor ihn schrei- ben, wann ich gleich voraus sehe, daß ich ihn weder ehrlich noch hertzlich finden oder machen werde. Gnug wann andere dieses sind, oder werden wollen wann sie es noch nicht sind. §. 27. Last uns aber seines Glaubens abermalige Rechenschaft hoͤren. Er haͤlt das Wort Per- son welches in der Augspurgischen Bekentnis stehet, nunmehr vor das natuͤrlichste und bequemeste. Vor diesem aber, war es in seinen Augen ein unschicklicher Ausdruck. Man soll hieraus sehen, daß sich der ehrli- che und hertzliche Mann gebessert habe. Vor- her war ihm das Wort Person nicht anstaͤn- dig: dritter Theil. dig: er hielte es vor unschicklich zu sagen: Drei unterschiedene Personen in einem un- zertrennlichen Wesen. Aber nunmehr ist es dem Scheine nach, sein Ernst, das Wort Person gelten zu lassen. Duͤrfte man doch fragen, zu welcher Zeit das nunmehr ange- fangen? Etwa schon vor zwoͤlf Jahren , da dieser hertzliche Bekenner, vor der hohen evan- gelischen Versammlung zu Regenspurg, bei der Augspurgischen Confeßion zu leben und zu sterben sich nach seiner Aussage erklaͤret hat? Das waͤre doch ein langes nunmehr ! Und wenn man auch dieses wolte gelten lassen, so bleibet so viel doch ausgemacht, daß die Zin- zendorfische Theologie vor diesem nunmehr , ziemlich ausschweifend gewesen seyn muͤsse, da ihrem Verfechter das Bekentnis der gantzen Christenheit so verdaͤchtig im Wort Person vorgekommen ist: da er noch nicht von Her- tzen hat sagen koͤnnen was unsere Kinder sa- gen: drei unterschiedene Personen : und doch gleichwol es so lange bis auf das nun- mehr , ohne die geringste Ehrlichkeit, und Hertzlichkeit immer zum Schein gesaget hat. Er hat sich demnach zu seinem angeblichen Lehr- amte mit derjenigen Treue, und aufrichtigen Theilnehmung an den Warheiten der christli- chen Kirche, nicht vorbereitet, wie rechtschaf- fene Lehrer zu thun verbunden sind. Oder wann dieses nunmehr sogar in die Zeit seines angemaßten Amtes einschlaͤget, welches er als ein Herrnhuterey in ihrer Schalkheit ein vorgegebener Lutherischer Prediger, nicht anders hat antreten koͤnnen, als nach Maas- gabe der christlich-Lutherischen Bekentnis: so muß er weder ein ehrlicher noch hertzlicher Leh- rer in diesem Stuͤke gewesen seyn. §. 28. Sogleich werden wir etwas mehr entdeken. Daß nemlich unser Herrnhuter, weder vor diesem noch nunmehr , sich ehrlich in diesem Stuͤk bezeiget habe. 1) Das Herrnhutische Lehrbuͤchlein, wie es nach obgedachten zwoͤlf Jahren das Licht erbliket hat; weiß nichts von den Personen , wo von der heiligen Dreiei- nigkeit geredet wird. Und dieses Buͤchlein soll doch ein Bekentnis der Herrnhutischen Kirche seyn. 2) Unser Herrnhuter bekennet selbst, hier auf der Stelle, daß der Ausdruk oder das Wort Person unschiklich vor die Gottheit seye, wenn man dadurch den inneren Un- terschied zwischen dem Vater, Sohn , und Heiligen Geist anzuzeigen gedenke; weil er glaubet, daß nur das beliebte Verhaͤltnis Dieses ist wohl zu mercken, und ei- ner von den groͤsten Greueln der Herrn- hutischen Schalkheit. Dann nach die- sem Satz, sind in der Gottheit nicht nothwendig und wuͤrcklich drey Perso- nen. Sondern da es dem hoͤchsten GOtt der dritter Theil. der H. Dreieinigkeit NB. zu uns Menschen dadurch angezeiget werde. Ja er haͤlt es nur vor wahrscheinliche Einfaͤlle ( Speculationes ) die er zu Glaubens-Artikeln nicht machen will , wann jemand den inneren Unterschied, das wesentliche in der heiligen Dreieinigkeit, und ihre Verhaͤltnis unter sich selbst da- durch ausdruͤkken wolte, (§. 5.) als worzu kein Mensch bestellet seye. Jst es nun wahr, daß er nunmehr seinen Begrif gebessert habe? §. 29. Es ist gut, daß Zinzendorf uns zum voraus ein Licht in dieser Sache gegeben hat. Er macht, wie billig, einen Unterschied, zwischen der GOtt beliebet hat, sich als einen Va- ter wegen der geistlichen Zeugung zu of- fenbaren, so ist dieses Verhaͤltnis zu uns Menschen , eine goͤttliche Persoͤn- lichkeit. Und so treibet er es mit der andern und dritten Person; vermit- telst der Braͤutigamschaft und Mut- terschaft. So glaubten die alte Jrgei- ster ebenfals eine Dreieinigkeit. So laͤst es ein jeder Socinianer gelten. Und an- dern zu gefallen, hat Zinzendorf sogar die Gottheit sinnlich gemacht, zu einer Mut- ter, Gemahlin, Braͤutigam ꝛc. (81. 97. *) Herrnhuterey in ihrer Schalkheit der Augspurgischen Confeßion, die einen rich- tigen bestimmten Sinn hat, und zwischen NB. seinem Augspurgischen Confeßions- Verstand (§. 4.) wenn er demnach die A. C. bekennet, so muß man jedesmal dieses voraus setzen, daß er alsdann nicht die eigentliche Aug- spurgische Confeßionswarheiten, sondern sei- nen besonderen, dieser Confeßion angedichte- ten, und hinter dieselbe listiglich verstekten Confeßionsverstand im Schilde fuͤhre, oder nach seiner Art symbolisire wie im vorher- gehenden Theil gezeiget worden. Das ge- schiehet nun auch diesesmal, so ehrlich und hertzlich, als man von ihm hoffen kan. Sie- he den 1sten Theil, s. 48. 113. §. 30. Wir muͤssen den inneren Unterschied , oder das innere Verhaͤltnis ansehen, wodurch sich diejenige welche in der Gottheit, Vater, Sohn und heiliger Geist sind, voneinander unterschieden. Dann dieser innere Unterschied wird durch das Wort Person ausgedruͤkt, wie unsere Kirche gegen allerley schwaͤrmerische und unruhige Koͤpfe, vorlaͤngst bewiesen, ja die Woͤrter selbst Person und Wesen , aus der heiligen Schrift hergeleitet hat. Der in- nere Unterschied, bestehet aus gewissen Kenn- zeichen, welche sich nicht auf etwas beziehen, das auser GOtt ist, folglich nicht auf die Welt, mithin auch nicht auf die Menschen. Sondern dieser innere Unterschied liegt in den- jenigen dritter Theil. jenigen goͤttlichen Verrichtungen, welche in der Gottheit bleiben. Diese wurden gewesen seyn, wann nimmermehr eine Welt ware geschaffen worden. Die ewige Zeugung des Sohnes ge- hoͤret vor den Vater innerlich, ohne auf eine Welt zu sehen, von dem Sohn, als welcher nicht gezeuget hat, sondern vom Vater gezeu- get ist. Joh. 1, 1. 14. Ps 2, 7. Ebr. 1, 5. Mich. 5, 1. Es brauchte keine Welt zu die- sem Ende da zu seyn, daß der Vater den Sohn zeugen moͤchte. Diese Zeugung ist ewig, ohne alle Absicht auf die Welt. Der heilige Geist gehet aus vom Vater und vom Sohn, nicht aber gehet der Vater und der Sohn aus von dem heiligen Geist, Joh. 14, 16. 15, 26. Und dieses ist abermal ein innerer Unterschied, der ewig ist, und seyn wuͤrde, wann Himmel und Erde nie entstanden waͤren. §. 31. Wie steht es aber nun um die Augspurgische Bekentnis? Darf man sagen, daß sie mit dem Wort Person, nicht auf den jetztgedachten in- neren Unterschied geschen habe? sondern, daß bloß die verschiedene beliebte Verhaͤltnis GOttes/ gegen uns Menschen / dadurch angezeiget werde? Man muͤste unsere Beken- ner vor grosse Betrieger halten, wann dieses behauptet werden koͤnte. Dann sie wuͤrden sich in diesem Fall gerade so auffuͤhren, wie Zinzen- dorf. Allein sie waren von gantz anderer Be- schaffenheit. 1) Sie berufen sich ausdruͤcklich Herrnhut. III. Theil. C auf Herrnhuterey in ihrer Schalkheit auf das Nicenische Bekentnis. Dieses aber spricht mit klaren Worten: Jch glaube an JEsum Christum den eingebohrnen Sohn GOttes/ der vor allen Ewigkeiten vom Vater NB. gebohren/ nicht geschaffen/ sondern gleiches Wesens ist. Und an den heiligen Geist/ der vom Vater und Sohn ausgehet. Sie fuͤgen 2) hinzu: Wir be- dienen uns des Worts Person/ in derje- nigen Bedeutung/ deren sich die Kirchen- Scribenten in dieser Sache bedienet ha- ben/ daß es nicht einen Theil oder Zusaͤl- ligkeit/ sondern etwas vor sich selbst be- stehendes bedeute. Nun haben sich die Kir- chenlehrer uͤber die Bedeutung dieses Wortes dergestalt erklaͤret, und es so genau und eigent- lich bestimmet, wie das Nicenische Bekentnis lehret, daß es nemlich den inneren Unter- schied zwischen Vater/ Sohn / und heiligen Geist / anzeige, welcher in der Schrift so deut- lich vorgetragen ist, (§. 30.) daß man darge- gen nichts einwenden kan. Ja, es sagen 3) obgedachte unsere Vorfahren, in der Apologie der Augspurgischen Confeßion , und zwar in deren ersten Artikel: Wir behaupten unwanckelbar/ daß diejenige/ welche an- ders lehren/ ausser der christlichen Kirche sind/ und Goͤtzendiener; ja den lieben GOtt verspotten. §. 32. Man beliebe nur das Zinzendorfische Be- kent- dritter Theil. kentnis dagegen zu halten. Er spricht: Die Kirche verstehet im ersten Artikel der A. C. mit Person etwas/ das fuͤr sich selbst Wieviel auf dies Bekentnis zu bauen seye, daß er den heiligen Geist etwas hy- postatisches oder selbstaͤndiges nennet: laͤsset sich daraus absehen, weil er auch den Geist, der nach seinem Wahn, den Glaͤu- bigen an stat des ausgetriebenen Teufels eingeblasen wird, und des heiligen Geistes Unterthan ist, selbstaͤndig nennet. Er- ster Theil/ s. 107. bestehet; welcher Meinung ich auch bin/ nur mit einer kleinen Verbes- serung meines Begrifs. Die Verbesserung seines Begrifs ist diese: daß er nun das Wort Person vor das natuͤrlichste und bequemste hal- ten will, das er vor diesem vor unschicklich ge- halten habe. (§. 5.) Das heisset so viel: ich habe nun Mittel gefunden mit dem Wort Per- son, denjenigen Begrif zu verbinden, welcher mir der bequemste scheinet vor meine Absicht. Der Begrif, den er darunter verstecket, wird unten sich offenbaren, wann wir von dem Aus- gebaͤren des heiligen Geistes eigentlich reden werden. Jch kan das Wort Person nun ste- hen lassen. Nur gedencke ich etwas bey die- sem Wort, was ich entweder vor diesem schon gedacht, und mit der Augspurgischen Confes- sions-Bedeutung dieses Worts, noch nicht C 2 habe Herrnhuterey in ihrer Schalkheit habe reimen koͤnnen: oder was mir seit deme noch weiters eingefallen ist. §. 28. Denn ge- wiß, wann das Gegenwaͤrtige, eine Verbes- serung seines ersten Begrifs seyn soll: so muß der erste recht schlimm gewesen seyn, da der gegenwaͤrtige so gar wenig tauget. §. 33. Wie weit gehet dann nun die Zinzendorfische Besserung, in der Lehre von der H. Dreyei- nigkeit? Sie bestehet darin. Wenn man sagt: es sind drey Personen der Gottheit, so heisset das so viel: man will dadurch nicht sowol das Wesentliche der H. Dreyeinigkeit und ihre Verhaͤltnisse unter sich selbst andeu- ten/ als vielmehr der H. Dreyeinigkeit be- liebtes Verhaͤltnis zu uns/ auf das na- tuͤrlichste/ schriftmaͤßigste und hertzlich- ste ausdruͤcken; zumalen da die in der H. Schrift ihnen ausdruͤcklich beygelegte Aemter des Erzeugens/ des Ausgebaͤrens und der Ehlichung/ (die den Vater JE- su Christi fuͤr der Kinder GOttes wah- ren Vater/ den heiligen Geist fuͤr ihre eigentliche und wahre Mutter/ den Sohn fuͤr ihren geistlichen einigen Braͤutigam und Mann erklaͤren/) darum nicht erfor- dern/ daß eine Verschiedenheit des Ge- schlechts seyn muͤsse ꝛc. (§. 5.) Sehet die herrliche Verbesserung seines Begrifs! und die vollkommene Uebereinstimmung mit der christ- lichen Kirche. Wir wollen die Sache genauer betrachten. §. 34. dritter Theil. §. 34. Jch erweise aus diesen Worten, daß Zinzen- dorf den Unterschied der goͤttlichen Personen gaͤntzlich aufhebe. Unsere Kirche ist sonsten so billig, daß sie einem einfaͤltigen Christen, das Wort Person nicht eben aufdringet, und bey Verlust seiner Seeligkeit ihn dergestalt daran fesselt, daß er, ohne damit verbundenen Be- grif, es gebrauchen muͤsse. Wann er den Va- ter, den Sohn, und den heiligen Geist erkennet; wann er die ewige Geburt des Sohnes vom Vater, und den Ausgang des heiligen Geistes von beyden, aus der heiligen Schrift annimt, so saget er damit eben das, was die Kirche nen- net, wann sie drey Personen behauptet und verehret. Allein mit einem Lehrer der Kirchen ist es ein anders. Von einem, der seine Be- griffe so subtil ausschleifen, und von Tag zu Tage ins feinere bringen kan, wie Z. sich ruͤh- met, fordert man billig, daß er solche aus der heiligen Schrift genommene Worte richtig, nach dem Sinn der goͤttlichen Offenbarung, und nach dem rechtglaubigen Begrif der Kir- che, verstehen soll. Solche Worte sind die Losungen, wodurch man von den Jrgeistern sich unterscheidet. Ein Einfaͤltiger, der das Wort Person nicht verstehen koͤnte, wuͤrde doch bey seiner Einfalt redlich und gottsfuͤrchtig seyn, und die innere Kennzeichen verehren. Aber Zin- zendorf behaͤlt das Wort Person, zum Nach- theil der inneren Kennzeichen, und verstecket C 3 seine Herrnhuterey in ihrer Schalkheit seine Schalkheit darhinter. Diese Larve muß ihm abgezogen werden. §. 35. Wann demnach Zinzendorfs Geist an dem Wort Person so scharfsinnig kuͤnstelt, so ver- raͤth er eine gantz andere Tuͤcke. Nemlich er will den inneren Unterschied der goͤttlichen Per- sonen aufgehoben wissen, und verwirft deshal- ben dieses Wort, in so weit, als die Kirche es vor das bequemste und schriftmaͤßigste gehalten hat, mehrgedachten inneren Unterschied damit zu bezeichnen. (§. 28.) Dann er verraͤth sich an eben diesem Ort zweymal. Erstlich haͤlt er die Lehre von diesem inneren Unterschied vor einen Fuͤrwitz, welcher in das Wesen GOt- tes hinein schauen/ und diese Einsicht in so viel bestimte Saͤtze bringen wolte. (§. 5.) Siehe auch oben (§. 11.) seine Worte: Weil du nun das Kennzeichen des heiligen Gei- stes weder in seinen Handlungen uͤber- haupt ausgedruckt findest/ noch in dem Wesen GOttes und NB. diesen Geheim- nis-vollen und unerschoͤpflichen Verhaͤlt- nissen suchen darfst ꝛc. Sodann fuͤget er bey, die Lehre von diesem inneren Verhaͤltnis der goͤttlichen Personen unter sich selbst / daß er das Wesentliche der H. Dreyeinig- keit nennet, bestehe nur aus wahrscheinlichen Beschauungen oder Grillenfaͤngereyen, wel- che man zu Glaubensartikeln nicht machen koͤnne/ wann sie gleich mit der Schrift nicht dritter Theil. nicht stritten. Hieraus siehet man, daß es ihm nicht eigentlich um das Wort Person gelte; sondern daß er die Lehre von diesem in- nerlichen Unterschiede der goͤttlichen Personen unter dem Schein einer besseren Worterklaͤ- rung, anfeindet. Deswegen nennet er sogleich den Unterschied der Personen ein beliebtes oder willkuͤhrliches Verhaͤltnis / da die G ot theit von gewissen Wuͤrckungen an die Menschen, sich Vater nenne, wegen der geistlichen Zeu- gung der Menschen; Sohn / wegen der Braͤu- tigams-Verhaͤltnis, und heiligen Geist we- gen der Mutter-Verhaͤltnis. (§. 5.) §. 36. Nun laßt uns naͤher kommen. Daraus, daß GOtt die Menschen geistlich zeuget, oder eine Jhm aͤhnliche neue Beschaffenheit in ihnen herfuͤr bringet, ingleichen daß er sich mit ihnen vermaͤhlet, oder in einer sehr genauen Verbin- dung der Liebe mit ihnen stehet, und endlich, daß er muͤtterliche Treue an ihnen beweiset; daraus sage ich, kan blos und allein der Unter- schied der goͤttlichen Personen nicht begriffen werden, wenn man den ewigen Ausgang des Sohnes vom Vater, und des heiligen Geistes vom Vater und Sohne, davon sondert. Ur- sache: weil das geistliche Zeugen der Menschen, nebst der Vermaͤhlung, und muͤtterlichen Ver- pflegung, solche Wuͤrckungen GOttes sind, die auf etwas ausser GOtt , sich beziehen, nem- lich auf die Menschen. Nun ist unstreitig, daß C 4 diese Herrnhuterey in ihrer Schalkheit diese Wuͤrckungen in denjenigen Eigenschaften GOttes gegruͤndet sind, welche zur Einig- keit seines Wesens gehoͤren. Aus der Einig- keit aber des Wesens begreifet niemand, daß drey Personen sind, wann keine goͤttliche Offen- barung vom inneren Unterschiede der Personen, darzu gekommen waͤre. Deswegen es auch eine den Schuͤlern bekannte Sache ist, daß die Wuͤrckungen GOttes/ welche ausser ihm auf die Welt/ mithin auch auf die Men- schen gehen/ vor die Einigkeit des goͤtt- lichen Wesens gehoͤren : wenige davon aus- genommen, mit welchen es eine sonderbare per- soͤnliche Bewandnis hat. Und obwol zueig- nungsweise , diese aͤusserliche Wuͤrckungen zu- weilen einer Person vor der andern, in heiliger Schrift beygeleget werden: so erkennet doch niemand den Unterschied der goͤttlichen Perso- nen daraus, wann nicht die vorige Zeugung, und das Ausgehen des heiligen Geistes, als der einzige zureichende Grund des inneren Unter- schieds, schriftmaͤßig voraus gesetzet wird. Da- her siehet man, daß die aͤusserlichen Wercke der Gottheit, bisweilen ohne Unterschied, bald deme, der wegen der ewigen Zeugung Vater heisset, bald deme, der Sohn heisset, weil er von Ewigkeit gezeuget worden, bald deme, der heiliger Geist ist, wegen seines ewigen Aus- gangs, beygeleget worden. Nehme nun einer den inneren Unterschied hinweg. Was wird erfolgen? Er wird zuletzt sagen muͤssen: Der Schoͤpfer, dritter Theil. Schoͤpfer, der Erloͤser, der Heiligmacher ist eine und eben dieselbe Person, die nur verschie- dene Namen hat, und bald unter dem Bild eines Vaters, bald des Braͤutigams, bald der Mutter, sich zu erkennen giebt, ohne daß drey verschiedene Selbstaͤndigkeiten in einem We- sen sind. Und das ist gut sabellianisch. §. 37. Wir sehen demnach, wann das Geheimnis der heiligen Dreyeinigkeit unverfaͤlscht und auf- recht bleiben soll, so muͤssen wir dem goͤttlichen Wort, und damit dem Bekentnis der christ- lichen Kirche folgen, ohne den Betrieger zu hoͤren. Der Unterschied der goͤttlichen Perso- nen, der aus den aͤusserlichen Wuͤrkungen ge- nommen wird, ist nur zufaͤllig. Waͤre keine Welt, so waͤre dieser Unterschied nicht. Waͤre kein Suͤndenfall, und keine Erloͤsung geschehen, so waͤre dieser Unterschied nicht Aber der in- nere, auf der ewigen Zeugung und Ausgang beruhende Unterschied, ist nothwendig, ewig, unveraͤnderlich, und bleibet in dem Schoose der Gottheit, wenn gleich Welt und Menschen, Fall und Erloͤsung nicht verhanden waͤren. Der aͤusserliche Unterschied ist nur eine in der Zeit entstandene Verhaͤltnis der Creaturen ge- gen GOtt. Weshalben es der Herrnhuter selbst, ein beliebtes Verhaͤltnis GOttes nennet; welches nicht da seyn wuͤrde, wann keine Welt vorhanden waͤre. Hingegen ist die ewige Zeugung des Sohnes, und das Aus- C 5 gehen Herrnhuterey in ihrer Schalkheit gehen des heiligen Geistes, in der Gottheit so nothwendig, daß GOtt, ohne dieses, der wah- re GOtt nicht seyn wuͤrde. Eine solche blose Beschaffenheit und Verhaͤltnis gegen die Creaturen, haben unsere gottseelige Bekenner im ersten Artikel der Augspurgischen Confeßion, von sich abgelehnet, und etwas Selbstaͤndi- ges gelehret. §. 38. Wie ein Mensch, der blos an dem aͤusser- lichen Unterschied der goͤttlichen Personen kle- bet, so schlecht in dem Geheimnis der heiligen Dreyeinigkeit gegruͤndet seye, und wie er noth- wendig auf dessen Verlaͤugnung verfallen muͤsse; das lehret Zinzendorfs Bezeigen. Da er an diesem Ort, zum Schein, ob glaube er eine wahre Dreyeinigkeit, so sehr mit seinen aͤusser- lichen Verhaͤltnissen daher pralet, so verraͤth er an einem andern Ort, daß er auch die Letz- teren nicht anders ansehe, als solche Wuͤrckun- gen, die man keiner unter den dreyen Personen besonders und allein, mit einigen Fug beyle- gen koͤnne. Er haͤlt den Unterschied der Per- sonen, der von den aͤusserlichen Wuͤrckungen oder Aemtern der Gottheit genommen wird, fuͤr blosse Grillen, die in GOttes Wort nicht gegruͤndet seyn, und macht der Christenheit ein scheeles Gesicht. daß sie dergleichen Fratzen er- funden habe. Siehe den ersten Theil s. 147. wo Zinzendorf also spricht: Wir haͤtten un- sere Eintheilung in die Wercke der Schoͤ- pfung / dritter Theil pfung/ der Erloͤsung/ und der Heili- gung Man halte hiermit seine anderswo, (nem- lich §. 11.) befindliche Worte: du sagst, der heilige Geist heiliget: der Vater auch. Hier muß geschwinde der Vater auch heiligen; und Zinzendorf fliehet auf einmal wieder zu dem Vernunftschlus / den er oben verworfen hat. Dann oben sagte er, die Heiligung seye dem Heyland alleine zu uͤberlassen. Jch will noch eine Probe beyfuͤgen. Er will den heiligen Geist durch das Amt der Mutterschaft von den beeden andern Personen unter- scheiden, so, daß die Mutterschaft, des heiligen Geistes Persoͤnlichkeit seyn soll. Das Amt der Mutterschaft soll in sich be- greifen die Auferweckung unserer Lei- ber aus dem Grabe. (§. 16.) Nun aber wird die Auferweckung der Todten, zugleich dem Vater und dem Sohn mit ausdruͤcklichen Worten der heil. Schrift, beygeleget Joh. 5, 21. Ferner, es soll die ersparen koͤnnen/ welche aus nichts anders herkomt/ als aus einem Vernunftschlus/ daß man einer jeden Per- son in der Gottheit muͤsse ein Amt geben/ und haͤtten das alles dreyes dem koͤnnen lassen/ dems gehoͤret/ nemlich JESU Christo. §. 39. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit §. 39. Die Schalkheit des Herrnhuters waͤre noch etwas geringer, wann er zu den aͤusserlichen Kennzeichen der goͤttlichen Personen etwa noch dasjenige genommen haͤtte, was der dreyeinige GOtt in seinem Wort uns selbst gelehret hat. Jch meyne die Schoͤpfung / die Erloͤsung / und Heiligung / als die drey groͤsten Wercke, dadurch er sich zu seinem ewigen Preis, uns Menschen offenbaret. Aber das ist ihm alles nicht recht, weil es GOtt unser HErr, gesaget, und die christliche Kirche aus seinem Munde ihm nachgesprochen hat. Wir haben sein ge- bieterisch Orakel im Ende des vorigen Ab- schnitts (§. 38.) itzt eben gehoͤret. Und er wie- derholt es an diesem Ort, trotz GOtt und Christenheit. (§. 11.) Der Vater soll sich durch das Erzeugen / nicht durch die Schoͤ- pfung: Der Sohn durch das Braͤutigams- ge- die Auferziehung der geistlichen Kinder, ein Geschaͤfte der Mutter , mit gaͤntzlicher Ausschliessung des Vaters seyn. Und im Herrnhutischen Lehrbuͤchlein heisset es doch, der heilige Geist habe den Sohn GOttes gezeuget und auferzogen. Zinz. Unfug ( lerna ) s. 337. da er den heiligen Geist in diesem Geschaͤfte als einen Vater darstellet: sonsten aber dem Sohn das leibliche Kinderzeugen, und dem Va- ter das geistliche beyleget. dritter Theil. geschaͤfte / nicht durch die Erloͤsung: Der heilige Geist durch die Mutterarbeit / nicht durch die Heiligung unterscheiden. (§. 5.) Noch feiner redet er anderswo von dem Vater, als dem Gros - und Schwiegervater , davon im ersten Stuͤck, s. 140. f. ist gehandelt worden. §. 40. Man siehet hieraus, daß er die Personen der Gottheit nur durch diejenige Aemter unter- scheidet, welche ihnen in Ansehung ihrer Wuͤr- ckungen an die glaͤubige Menschen, beygeleget werden. Er behauptet also 1) diesen Satz: die Personen der Gottheit muß man durch ihre Aemter Jch merke hierbey an, wie der Luͤgen- geist sich selbst in seiner Verwirrung zu Schanden machen muß. Dann oben, da er die schriftmaͤßige Zueignungswerke der drey Personen, nemlich die Schoͤ- pfung/ Erloͤsung / und Heiligung vor keine Kennzeichen der Personen will ge- halten wissen, komt er mit diesem Beweis aufgezogen, (§. 38.) weil diese Verthei- lung solcher Aemter ein Vernunft- schlus / und alle drey Aemter, Christo, dem sie gehoͤreten / zu uͤberlassen seyn. 1) Da nennet er die offenbare Schrift- warheiten, und die algemeine in der A. C. ausdruͤcklich wiederholte Bekentnis der Chri- unterscheiden, dadurch sie an die Men- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Menschen wuͤrken. Zumalen spricht er (§. 5.) da die in der heiligen Schrift ihnen aus- druͤcklich beygelegte Aemter/ des Erzeu- gens/ des Ausgebaͤrens und der Elichung, (die den Vater JEsu Christi fuͤr der Kin- der GOttes wahren Vater/ den heiligen Geist fuͤr ihre eigentliche und ware Mut- ter/ den Sohn fuͤr ihren geistlichen und einigen Christenheit, einen Vernunftschlus / um sie damit schwartz zu machen, als seyen sie eine Schriftwiedrige Erfindung der verkehrten Vernunft. Dann einen wah- ren Vernunftschlus kan niemand schelten, als wer eine Zinzendorfische Vernunft hat, das ist, wen der Geist der Finster- nis seiner Vernunft beraubet hat. So- dann setzet er 2), die obgedachten Aemter der drey Personen gehoͤrten allein vor den Sohn. Das muste er damals thun, weil ihm sonst nichts beyfallen wolte ge- gen die Wahrheit der Christlichen Reli- gion. Jetzt aber, da er diese Warheit vor seine Schwaͤrmerey nuͤtzlich zu gebrau- chen hoffet, spricht er gantz anders: Der Vater heiliget auch. Wem eckelt nicht vor dieser Unart, wann er nur der gesun- den Vernunft, ich will nicht sagen dem Geiste GOttes folget. Heiset das nicht mit den heiligsten Lehren der Schrift, ein recht frevelhaftes Gespoͤtte treiben? dritter Theil. einigen Braͤutigam declariren) darum nicht erfodern/ ꝛc. 2) Der andere Satz, worauf seine herrliche Erfindung beruhet, heist also: Man muß einer jeden Person ein sol- ches Amt zueignen/ welches die Schrift derselben dergestalt beyleget/ daß sie und keine Wer noch einen Beweis haben will, der lese seine ausdruͤckliche Worte (§. 18.) Die Rede ist davon/ daß ich des Hey- landes Schoͤpferwerck so unablaͤßig treibe/ und ihn auch wohl den Va- ter der Creatur nenne/ wie seinen Vater den Vater der Glaͤubigen ( privative ) ausschliessungsweise. andere Person der Gottheit/ solches als eigenthuͤmlich/ fuͤhret. Die- ses ist seine Meynung. Das beweise ich mit einem gedoppelten Grund aus seinen Worten. Dann a ) er nennet die jetztberuͤhrten Aemter der Personen, solche Aemter, die in der hei- ligen Schrift ihnen ausdruͤcklich beyge- leget waͤren / wie in dem eben angefuͤhrten ersten Satz zu lesen ist. Er faͤhret fort, und verwirft deswegen den aus dem Schoͤpfungs- Erloͤsungs- und Heiligungswerk genommenen Unterschied der Personen, weil diese goͤttliche Werke einer jeden Person der Gottheit, und nicht einer derselben alleine, mit Ausschliessung der andern, zustaͤndig seyn. Dann so heist es: (§. 11.) Du sagst/ der heilige Herrnhuterey in ihrer Schalkheit heilige Geist heiliget: Und antwortet hier- auf: Der Vater heiliget auch. Daraus schliesset er, man koͤnne den heiligen Geist durch das Heiligungswerk unmoͤglich von dem Vater unterscheiden, weil Er, der heilige Geist dieses Werk nicht allein, sondern mit dem Vater ge- mein habe. Dadurch, (so heist es weiter,) finde er sich genoͤthiget einen Lehrgrif vors Hertz aus- zumachen, und den heiligen Geist die Mutter zu nennen. (§. 10. 11.) §. 41. Solchemnach hat Zinzendorf zweyerley zu erweisen, bevor er seinen neugeformten Glau- bensartikeln eine goͤttliche Unfehlbarkeit beyle- gen, und die alten ausmertzen kan. Erstlich / daß die heilige Schrift dem Vater das Er- zeugen der geistlichen Kinder, dem Sohn die Ehlichung / und dem heiligen Geist das Aus- gebaͤren ausdruͤcklich / als besondere Aemter beyleget. Zum andern, daß jeder Person, die- ses ihr angewiesenes Amt gantz alleine , und mit Ausschliessung der andern Personen, zu- komme. (§. 40.) Er schreibet, als ob dieses eine ausgemachte und in der Christenheit un- streitige Warheit seye. Man siehet nicht ei- ne Wie er die geistliche Zeugung, als das persoͤnliche angegebene Kennzeichen des Vaters, Sylbe zum Beweis dabey stehen. Und was dritter Theil. was bleibet nun uͤbrig? Soll man die sonnen- klare Warheiten der Schrift, welche dem Va- ter die Schoͤpfung, dem Sohn die Erloͤsung, dem heiligen Geist die Heiligung, zueignungs- weise beilegen, dem Zinzendorf zu gefallen wegwerfen, und vor einen falschen Vernunft- schlus halten? Hingegen die Brut seiner ver- ruͤckten Phantasie vor goͤttlich anbeten? Jst das seine treuhertzige Bekentnis, und reiner Confeßionsverstand / daraus man ihn als einen lutherischen Pfarrer wie den Loͤwen aus der Klaue, erkennen soll? §. 42. Jch haͤtte nicht noͤthig, ein Wort weiter beizusetzen. Dann der elende Rabulist hat sich selbst blos gegeben: Jch muß dir eine D Lehr- Vaters, so treulos zu erweisen suche, ste- het unten (§. 43. *) Wie er erweise, daß der Sohn unser Mann seye, findet man im Creutzreich s. 67. da er den Ort Jes. 54, 5. schaͤnd- lich verkehret. Es heiset: der dich ge- macht hat/ ist dein Mann. Hat uns denn der Vater nicht geschaffen? oder hat uns der Sohn mit Ausschliesung des Vaters, geschaffen? Wie er die Mutterschaft des heili- gen Geistes erweise, stehet unten im 6ten Hauptstuͤck ausgefuͤhret. Herrnhut. III. Theil. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Lehrart vors Hertz (§. 11.) ausfuͤndig machen. Was ist dieses vor ein Fund? und wann wird er bewiesen werden? Jch gebe voͤl- lig Beyfall, daß es ein Fund ist. Aber wer hat dem Herrnhuter die Macht gegeben, solche Sachen zu erfinden? solchen Fund vor Glau- benslehren auszugeben? die wahre Glaubens- lehren der Christenheit unter die Banck zu ste- cken, und den Fund der Schalckheit uͤber sie triumphiren zu lassen? die treuen Liebhaber und Verfechter der Warheit auszuschelten, weil sie dem Erfinder kein goͤttlich Ansehen gestat- ten wollen? die Welt so treuhertzig weiß zu machen, dieser Fund sey der Jnhalt der Aug- spurgischen Confeßion? doch weil Zinzendorf weder anfangen wird diesen Fund zu erweisen, noch aufhoͤren, ungegruͤndete Seelen damit zu betriegen, so will ich immittelst den Fund in sei- ner Bloͤsse darstellen. Dann ich achte dieses we- gen der Schwachen, vor meine Schuldigkeit. Drittes Hauptstuk. Von den Zinzendorfischen persoͤnlichen Kennzeichen der heiligen Dreyeinigkeit. Jnhalt. 1) Von der geistlichen Zeugung der Glaͤu- bigen als dem Kenn- zeichen des Vaters. §. 43. wird wiederle- get §. 44. 2) Von der Ehlichung / als dem Kennzeichen des Sohnes/ wird erklaͤret §. 45. 46. und wiederleget §. 47. 48. 49. 50. 3) Von der Mutter- schaft des heiligen Geistes dritter Theil. Geistes als seinem persoͤnlichen Kenn- zeichen uͤberhaupt. a ) Erster Zinzendorfi- scher Eingang/ vom maͤñlichen u. weibli- chen Geschlecht der goͤttl. Personen § 51. b ) Zweyter Eingang/ von dem vergeblich angefuͤhrten Streit der griechischen und latein. Kirche §. 52. c ) Dritter Eingang/ von der vorgegebe- nen Wichtigkeit der Mutterschaft des h. Geistes §. 53. d ) Vierter Eingang/ von den Zinzendor- fischen Laͤsterungen gegen unsere Kirche und deren Lehrer. 1) Von der angebli- chen groben Un- wissenheit unserer Kirche in der Lehre vom h. Geist §. 54. 2) Von der ange- schuldigten Ab- weichung von den Spuren Lutheri §. 55. 56. 57. 58. e ) Fuͤnfter Eingang/ dessen sechsfacher Jnhalt §. 59. 1) Wieferne wir da sind den Glauben aufzurichten durch neue Lehrgriffe / §. 60. 2) Die vorgegebene Unzulaͤngli chkeit der persoͤnl. Kenn- zeichen des h. Gei- stes § 61. 3) Ob diese Kennzei- chen keinen wah- ren Unterschied an- zeigen: a) Wie das neue Keñzeichen muͤsse beschaffen seyn: §. 62. b) Ob das neue Kennzeichen ein blosser Methodis- mus seye: §. 63. c) Ob er vor den Kopf und vor das Hertz seye: §. 64. 4) Wird auf das fol- gende num. 6. ver- sparet. 5) Ob in den Hand- lungen des h. Gei- stes kein Kennzei- chen seiner Persoͤn- lichkeit zu finden: welche Handlun- gen gemeinet wer- den: alle oder et- liche: und was vor ein Beweis dem Zinzendorf hierbey obliege: §. 65. D 2 6) Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit 6) Die Ursachen/ wa- rum in solchen Handlungen kein Kennzeichen lie- gen soll: a) Die dreyfache Ur- sache u. ihre Wie- derlegung §. 66. b) Die falsche Gruͤn- de dieser Ursa- chen. Ob man bey Erkentnis der inneren Keñ- zeichen in das Wesen GOttes speculire: §. 67. ob man zublin- tzen muͤsse/ wann seelige Gedanken durch den Kopf ins Hertz fah- ren: (§. 68.) von dem zuviel- und zu rund Dencken und Ausdruͤkke brauchen §. 69. §. 43. V on der geistlichen Zeugung der Men- schen wollen wir den Anfang machen. Diese ist es, welche Zinzendorf vor ein Kennzeichen der Person des Vaters , angiebt, und davon er annimmt, daß sie alleine dem Vater, mit Ausschliessung des Sohnes und des heiligen Geistes zustehe. (§. 40.) Die geistliche Zeugung ist eine Gnadenwuͤrkung des dreyeinigen GOttes, wodurch er, Jch kan hier die Zinzendorfische Untreue unangemerkt nicht lassen. Jm Creutz- reich s. 67. beweiset er dieses persoͤnliche Kennzeichen des Vaters aus Ps. 2. da doch augenscheinlich auf die Zeugung des ewigen Sohn GOttes, nicht aber auf die geistliche Zeugung der Menschen ge- sehen wird. Er verkehret lieber alles, als daß mittelst Wort dritter Theil. Wort und Sakramenten, den Glauben herfuͤr bringet. Sie ist 1) ein Werk der heiligen Dreyeinigkeit. Jacob. 1, 17. 18. Des Va- ters, 1. Petr. 1, 3. Des Sohnes, welcher der Anfaͤnger und Vollaͤnder des Glau- bens ist, mithin als Anfaͤnger des Glaubens, den Glauben herfuͤr bringet, Ebr. 12, 2. Und die Herfuͤrbringung des Glaubens wird auch die Erleuchtung genennet; der Sohn aber erleuchtet als das warhafte Licht, alle Men- schen. Joh. 1, 4. Dem heiligen Geist gehoͤ- ret sie ebenfals, und zwar zueignungsweise, dann wir werden wiedergeboren aus Wasser und Geist Joh. 3, 5. Tit. 3, 5. und der heilige Geist machet, daß wir JEsum einen HErrn nennen / das ist, an ihn glauben koͤnnen. 1. Cor. 12, 3. D 3 §. 44. daß er seine Jrgeisterey aus Liebe zur goͤtt- lichen Warheit, verlaͤugnet. Er spricht, es habe sich in angezogenen Psalm der Vater ( positive ) ausdruͤcklich NB. un- sern Vater genennet : da er sich doch ausdruͤcklich einen Vater des ewigen Soh- nes nennet, den er gezeuget hat. Hier hat er nach seiner Regel (§. 68.) die Au- gen zublintzen lassen, weil von einem in- neren persoͤnlichen Kennzeichen geredet wird, das vor seine herrnhutische juͤdische Augen ein Saltz ist, das sie beisset. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit §. 44. Dieses aus der heiligen Schrift voraus ge- setzt, finden wir nun den Zinzendorf als einen vielfaͤltigen Luͤgner. Erstlich / da er die Wie- dergeburt, oder geistliche Zeugung dem Sohn und dem heiligen Geiste Dieses ist um desto frecher gehandelt, je deutlicher in der Schrift stehet, daß der heilige Geist die Menschen straft um des Unglaubens willen. Joh. 16, 8. Das geschiehet aber vor ihrer geistlichen Zeu- gung. Und Zinzendorf giebt dem heili- gen Geist nichts zu thun, als bis die Menschen geistlich gezeuget sind. Jn- gleichen, wird die Erbarmung GOt- tes uͤber die/ so ihn fuͤrchten / das ist, die bereits seine Kinder sind, ein Vater- Geschaͤfte genennet. Ps. 103, 13. Und nach Zinzendorfs Wahn, soll alles, was nach der Zeugung geschiehet, ein Mutter- geschaͤfte seyn. abspricht. Zwey- tens / da er das persoͤnliche Zueignungswerk des heiligen Geistes, nemlich die geistliche Zeugung oder Wiedergeburt Joh. 3, 5. dem Vater zueignet. Drittens / da er das Schoͤ- pfungswerk als das persoͤnliche aͤusserliche Kennzeichen des Vaters, ausmertzet, und die neue Schoͤpfung, nemlich die Wiedergeburt, welche nicht so allgemein ist, als die erste Schoͤ- pfung, an dieser ihre Stelle setzet, anderswo aber dritter Theil. aber dem Sohn, ausschliessungsweise die Schoͤ- pfung beyleget. Da doch die Schrift dem Vater die erste Schoͤpfung ausdruͤcklich zueig- net, wie im ersten Stuͤck schon erinnert wor- den s. 146. und die Augspurgische Confeßion, worzu er sich doch mit Gewalt bekennen will, den Vater ausdruͤcklich unter diesem Kennzei- chen vorstellet: gleichwie sie hingegen dem hei- ligen Geist die geistliche Zeugung zueignungs- weise, als ein aͤusserlich persoͤnliches Kennzei- chen zuschreibet. Siehe das Nicenische Be- kentnis / wo es heisset: ich glaube an GOtt, den Vater/ den allmaͤchtigen Schoͤpfer/ Himmels und der Erden. Jch glaube an den heiligen Geist/ an den HErrn/ der da lebendig machet / (geistlich zeuget.) Viertens / da er uͤberhaupt den laͤsterlichen Grundsatz annimt, ob verrichte eine Person der Gottheit, ein Werk an den Menschen, davon die andere Personen gaͤntzlich ausgeschlossen waͤren, (§. 41.) Eine goͤttliche Person aber, welche in der Welt und an den Menschen nicht alles in allem wuͤrket, und die nur beyhuͤlfs- weise etwas thut, und den andern Personen wiederum besondere Geschaͤfte uͤberlassen muß, davon sie an ihrem Theil ausgeschlossen bleibet, eine solche Person ist kein GOtt, sondern ein Goͤtze. Wir haͤtten also nach seiner Theologie drey Goͤtzen und keinen GOtt: und die christ- che Religion waͤre von der Vielgoͤtterey der Heiden nicht unterschieden. (§. 100. 105.) D 4 §. 45. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit §. 45. Das persoͤnliche Kennzeichen des Sohnes ist das zweyte: Zinzendorf nennet es die Eli- chung / (§. 40.) Die geistliche Ehe Christi mit den Glaͤubigen, entstehet mit der Wieder- geburt, und waͤhret mit der Glaubensuͤbung und Heiligung fort, bis wir im andern Leben seiner voͤlligen Gemeinschaft theilhaftig werden. Demnach ist diese geheimnisvolle Ehe nichts anders, als der seelige Zustand der Menschen, in welchem sie der allerzaͤrtlichsten Liebe Christi theilhaftig sind, an allen seinen Guͤtern theil nehmen, und endlich nach ihrem seeligen Tode, heimgeholet, und zum voͤlligen Genuß befoͤr- dert werden. Die heilige Schrift, gebrauchet das Sinnbild der leiblichen Ehe, uns dieses Geheimnis verstaͤndlicher zu machen. Ephes. 5, 25. f. 2. Cor. 11, 2. Ps. 45, 14. Offenb. 19, 7. 21, 9. und im gantzen Hohenliede Salomonis. ꝛc. ꝛc. §. 46. Wann die Ehlichung Jch nehme jetzt an, daß diese Elichung ein christlicher Gedanke seyn koͤnne, wel- cher Christum als einen NB. geistlichen Braͤutigam und Mann der Seelen vor- stellet: Ausser diesem ist sehr zu befuͤrch- ten, daß diese jetzt noch theils verborgene herrn- wie Zinzendorf redet, von der Ehe selbst unterschieden wird; so dritter Theil. so heisset jene nichts anders, als die erste An- richtung dieser geistlichen hohen Vereinigung und Gemeinschaft. Und diese geschiehet hier im Gnadenreich, durch die Wiedergeburt. Dann so bald der Glaube vorhanden ist, der in der Wiedergeburt geschenket wird, (§. 43.) so bald wohnet Christus in unsern Hertzen, Ephes. 3, 17. und mit ihm der Sohn und der heilige Geist. Joh. 14, 23. Und das ist die geistliche Ehe, oder geheime Vereinigung der Glaͤubigen mit dem dreyeinigen GOtt, Joh. 17, 21. 22. Woraus erhellet, daß diese Ehlichung zugleich dem Vater und dem hei- ligen Geist, und nicht dem Sohn alleine, zu- komme, mithin der Sohn und heilige Geist, auch den Namen des Seelenbraͤutigams fuͤh- ren koͤnnen. Welches wir voraus bemerken, weil unser Herrnhuter unten es laͤugnen wird. (§. 91.) Nach diesem Wird durch die Ehlichung und Ehe, der seelige Zustand nach diesem Leben verstanden, (§. 83. 125.) so wird ein glei- ches davon zu bemerken seyn. Leben faͤngt eine neue und hoͤhere Vereinigung an; dieselbe ge- schiehet durch die Versetzung der Glaͤubigen in einen herrlicheren Zustand, und voͤlligen Genus D 5 der herrnhutische Geheimnisse, einen Greuel, davon man besser stille schweiget, hinter sich haben. Siehe den ersten Theil s. 150. f. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit der von Christo erworbenen Seeligkeit. Des- wegen diese Versetzung gar wohl die Heimho- lung genennet werden kan. Und dieser ver- klaͤrte Zustand heisset die Hochzeit des Lammes, im genauesten Verstande. Jn dieser Vereini- gung ist der Sohn GOttes der Vornehmere, und alles wuͤrkende Theil: und der Mensch, als der andere vereinigte Theil, genieset das, was Christus in ihm wuͤrket. Gleichwie in der leiblichen Ehe der Mann das Haupt ist, und im Anfang, als Braͤutigam, das Ver- bindnis durch seine Wahl zuerst veranlasset und befoͤrdert. Die Ehe ist eine Vereinigung und Gemeinschaft der allerzaͤrtlichsten Liebe, ein ge- genseitiger Genuß alles des Guten und Ange- nehmen, welches beyde Theile, Mann und Weib, bey und an und in sich haben. Dieses bildet dann die genaue Verbindung, den seeli- gen, bestaͤndigen, unzertrennlichen, freudenrei- chen Genuß der Glaͤubigen ab, den sie an Chri- sto haben, und hinwiederum das innige Wohl- gefallen, das Christus an ihnen hat ꝛc. ꝛc. §. 47. Last uns nun sehen, wie ferne diese geistliche Vereinigung Christi mit den Glaͤubigen, ein aͤusserlich persoͤnliches Kennzeichen der andern Person in der Gottheit, seyn koͤnne? Es ist wahr, daß dem Sohn GOttes, als Gottmen- schen, vieles in dieser Vereinigung zukomt, welches von den beeden andern Personen nicht gesaget werden kan. Er hat die Braut durch sein dritter Theil. sein eigen Blut erloͤset. Er vereiniget sich mit ihr, nicht nur als GOtt, sondern auch nach seiner Menschheit. Er giebt im H. Abendmal ihr seinen Leib und Blut seeliglich zu geniesen. §. 48. Allein, 1) wo jemand den inneren Unter- schied der goͤttlichen Perfonen aufhebet, wie unser Herrnhuter gethan hat: so kan aus die- sen der menschlichen Natur Christi zukommen- den Wuͤrkungen, nicht begriffen werden, daß eine zweyte Person in der Gottheit vorhanden seye, welche die auf solche Art wuͤrkende mensch- liche Natur angenommen habe. Wer nicht weiß, daß der himmlische Vater durch die ewi- ge Zeugung einen eingebohrnen Sohn habe, der wird dem Vater eben so leicht die Mensch- werdung zuschreiben, als wir sie dem zuschrei- ben muͤssen, welcher der ewigen Geburt halber der Sohn GOttes ist. Er wird auf die Traͤu- me der alten Jrgeister verfallen. Er wird sa- gen, es sey eine und eben dieselbe Person der Gottheit, welche sich nach Verschiedenheit ihrer aͤusserlichen Werke, bald einen Vater, bald einen Sohn nenne. Kurtz, er wird eine Pla- tonische Dreyeinigkeit ausfinden, wie Zinzen- dorf seinen Methodismum ausgefunden hat. (§. 49.) Setzet man aber 2) das innere per- soͤnliche Kennzeichen voraus, nemlich, daß der Sohn GOttes wegen der ewigen Geburt, die andere Person seye; welches GOtt und seine Chri- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Christenheit thut, und deshalben vom Zinzen- dorf feindlich angegriffen wird: so komt als- dann die Erloͤsung Christi als das aͤusserliche persoͤnliche Kennzeichen uns ferner zu statten. Die Erloͤsung ist von so weitem Umfange, daß sie die geistliche Ehlichung nebst dem geistli- chen Ehestand als einem Theil der Erloͤsung, in sich fasset. Dann Christus ist und bleibet ewig ein Erloͤser, weil er uns die Seeligkeit und die Sendung des heiligen Geistes, der sie uns zueignen soll, nicht nur als ein Hoherprie- ster erworben hat, sondern auch dieselbe als Koͤnig und Prophet, und theils Hoherpriester in Zeit und Ewigkeit mittheilet. Zu dieser mitgetheilten Seeligkeit, gehoͤret die geistliche Ehlichung. Da nun die heilige Schrift, und die gesamte Christliche Kirche, die gantze Erloͤsung Christi zum aͤusserlichen Kennzei- chen der Person Christi angegeben und ange- nommen hat: ob wol sie dem heiligen Geist auch ins besondere die Zueignung, gleichwie Christo im genaueren Verstande die Erwer- bung zueignet. Was ist es fuͤr eine Frechheit, dieses aus eigener Macht zu verwerfen, und nur einen Theil dieser Erloͤsung, der allein vor die Glaͤubige gehoͤret, an seine Stelle zu setzen? da doch die andere Person in Ansehung der Erwerbung und Anbietung, ein Erloͤser aller Menschen ist? Da seine Erloͤsung in diesem letzteren Verstande, als das aͤusserliche persoͤn- liche Kennzeichen, so allgemein in Ansehung der dritter Theil. der Menschen ist, als allgemein die Schoͤpfung, dadurch der Vater sich aͤusserlich und zueig- nungsweise nach seiner Person, von den an- dern Personen unterschieden hat? §. 50. Jch will 3) das dritte nicht vergessen. Was in der geistlichen Ehe dem Sohn GOttes als zugleich wahren Menschen, alleine, und beson- ders, vor den uͤbrigen Personen der Gottheit eigen ist; das machet die gantze Ehe keineswe- ges aus, sondern es ist nur ein Theil davon. (§. 47.) Das uͤbrige hat der Sohn alles ge- mein, mit dem Vater und dem heiligen Geist. Wann wir eine solche Geheimnisvolle Gemein- schaft mit dem Sohne haben, so ist sie auch mit dem Vater, wie 1. Joh. 1, 3. ausdruͤck- lich bezeuget wird. Und wann wir ein Geist werden mit dem Vater und dem Sohne, so sind wir eben dieses mit dem heiligen Geist. Siehe 1. Cor. 6, 17. 19. wo das Gleichnis ebenfalls von der Ehe hergenommen ist, wann von unserer Vereinigung mit dem heil. Geiste, geredet wird. Die Ehlichung geschiehet in der Wiedergeburt, und damit verknuͤpften Recht- fertigung und Annehmung der Glaͤubigen zu einem goͤttlichen Eigenthum. (§. 46.) Die Wiedergeburt wird selbst von Zinzendorf dem Vater als ein persoͤnliches Kennzeichen zuge- schrieben. (§. 43.) Der Fortgang dieser Ver- einigung, oder der geistliche Ehestand, findet sich Herrnhuterey in ihrer Schalkheit sich in der Heiligung, da die Solte die Ehlichung und Ehe, den Zustand des andern Lebens bedeuten, (§. 83. 125.) so werden wir in der Gluͤcksee- ligkeit des andern Lebens einer solchen geist- lichen freudenreichen Vereinigung nicht nur mit dem Sohne GOttes, sondern mit dem Vater und heiligen Geiste zu- gleich geniesen. Wir werden den drey- einigen GOtt schauen in der seeligsten Gemeinschaft seiner allerhoͤchsten Liebe. gantze hei- ligste Dreyeinigkeit in uns wohnet, und wuͤr- ket. (§. 46.) Und es hat Zinzendorf selbst dieses Werk der Heiligung dem heiligen Geist, als der Mutter zugeschrieben: wann anders noch ein gesunder Gedanke, und nicht vielmehr ein Geheimnis der Bosheit unter diesem Wort stecken soll. Also ist dieses geistliche Ehewerk dem Sohn GOttes nicht dergestalt eigen, daß die andere Personen davon ausgeschlossen blei- ben. Wie kan er nun dieses alles zusammen reimen? Seine persoͤnliche Kennzeichen sollen Aemter der Gottheit seyn, (§. 40.) Das Amt einer jeden Person, soll eine solche Ver- richtung seyn, daran keine der anderen Perso- nen, das geringste Antheil habe. (§. 40.) Und gleichwol kan er mit diesen heillosen Erfindun- gen so uͤbel zu rechte kommen, daß er manches- mal ohnversehens eine durch die andere vernich- ten, und seinen babylonischen Verwirrungs- geist bloß geben muß. §. 51. dritter Theil. §. 51. Von dem Kennzeichen der Person des hei- ligen Geistes / handelt nun die Zinzendorfi- sche Bekentnis mit noch mehrer Waͤscherey, als von den ersten. Dieweil er nicht gern so gleich mit der Thuͤr zum Hause hinein fallen mag, so macht er einen fuͤnffachen Eingang zu seiner Predig. 1) Er speculiret Anfangs dar- uͤber, (§. 5.) ob die Personen in der heiligen Dreyeinigkeit theils maͤnnlichen, theils weibli- chen Geschlechtes seyn muͤssen? welches meines Erachtens, eigentlich in den Alkoran der Tuͤr- ken, und Fabelgeschichten der heidnischen Goͤ- tzen gehoͤret. Es ist aͤrgerlich genug, daß ein boshafter Mensch, der sich vor einen Christen, ja Lehrer der Christenheit, ausgiebt, solche, der Majestaͤt GOttes, und der auch natuͤrli- chen Ehrfurcht vor seiner hoͤchsten Vollkom- menheit, aͤusserst nachtheilige Einfaͤlle theils selber heget, theils bey den Lesern solcher schand- baren Worte, verursachet. Sein Lehrbegrif von dem anbetenswuͤrdigen GOtt, ist der aller- geschickteste, solche fleischliche Grillen zu erzeu- gen. Ein Vater, eine Gemahlin, eine Mut- ter, eine Zeugung, mit Beziehung auf den Leib der Gemahl n, als Mutter, (§. 81. 82.) ein Braͤutigam, und Ehemann, der seine Braut Anfangs an die Brust setzet, wann sie noch klein ist, und hernach Siehe den ersten Theil s. 150. f. Er spricht erkennet / wann sie mann- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit mannbar ist; das sind solche Vorstellungen von dem allerreinesten und geistlichen Wesen, die frey- spricht an diesem Orte gantz hoͤnisch von dem geistlichen oder einfachen Wesen GOttes. Die Vertheidiger desselben nennet er Liebhaber der entitatis sim- plicissimæ (der hoͤchstgeistlichen Vollkom- menheit) in GOtt/ denen er nichts Verdrießliches in den Kopf setzen wolle. Das heisset offenbarlich so viel: es komme auf einen Liebhaber an, ob er sich die allerhoͤchste Gottheit als einen Geist, Joh. 4, 24. oder als ein koͤrper- liches Ding, wie Mann, Weib, ꝛc. vor- stellen wolle. Solche leichtfertige Ge- danken, die ein kluger Heyde verabscheuen muß, heget Zinzendorf von dem allerhoͤch- sten Wesen. Er spottet derer, die so von GOtt gedenken, wie er sich durch die Natur, und durch sein Wort, geoffen- baret hat. Freilich wird er den Liebha- bern des reinesten goͤttlichen Wesens nichts in die Gedanken mischen, das sie irre und unwillig machen koͤnne. Wer bringet ihm aber solche Misgeburten in seine eige- ne Gedanken? Und was wird er dem Vater aller Geister dereinst antworten, wann er denen ihre Gedanken mit so un- reinen Jdeen von einem weiblichen und maͤnn- dritter Theil. freylich ein jeder nur vernuͤnftiger Mensch, ih- rem Erfinder zu Gemuͤthe fuͤhren, und ihn vor den maͤnnlichen GOtt, besudelt hat, welche nicht im Stande sind, sich dieser aͤrger- lichen Fantasien zu erwehren? Gesetzt, er daͤchte und lehrete dergleichen mit Fuͤrsatz nicht, (wie er doch wuͤrklich thut,) waͤre es dann keine Suͤnde, die Schwachen zu aͤrgern? Seine Entschuldigung ist sehr philoso- phisch. Er spricht: Wann die eine Per- son der Gottheit ein Vater/ die an- dere eine Mutter/ die dritte ein Ehe- mann seyn muß; so folget daraus nicht/ daß sie maͤnnlich/ und weib- lichen Geschlechtes sind. Weil der Unterschied des Geschlechtes nicht einmal der menschlichen Natur noth- wendig eigen ist/ und weil es vor diesem Geschlechtsunterschied schon eine Menschheit gegeben hat . (§. 5.) Herrliche Erfindungen! wodurch das Raͤthsel, Aelia Laͤlia Crispis auf einmal aufgeloͤset wird. Wo ist doch die Zinzen- dorfische Welt, in welcher es eine mensch- liche Natur schon vor dem Geschlechtsun- terschiede, gegeben hat, die weder maͤnn- liches noch weibliches Geschlechtes war. Jn unserer Welt war Adam der erste. Herrnhut. III. Theil. E Er Herrnhuterey in ihrer Schalkheit den schaͤndlichen Folgen warnen muß. War- net ihn aber sein eigen Gewissen, so ist der Greuel Er war wuͤrklich da, und war hoffentlich ein Mann. Und nach ihm kame die Eva, die war ein Weib. Das haben bisher alle ihre Enkel und Urenkel vest geglau- bet, bis uns Zinzendorf etwas bessers als Moses, erzehlet hat. Doch dieses beyseit. Wann sich der Maͤhrische Bruder dar- auf gruͤnden will, so muß er auch selber von der menschlichen Natur oder Menschheit / und nicht von dem Ge- schlechtsunterschied, seine Gottheiten bezeichnen und unterscheiden. Das ist, er muß die Personen nicht Muͤtter und Gemahlinnen nennen. Dann es konte weder eine Mutter unter den Menschen seyn, noch eine Gemahlin, ehe der Unter- schied zwischen Mann und Weib, in der Welt war. Also hilft ihn die Mensch- heit nichts zu seiner Sache, die er gese- hen hat, ehe sie ein Weib- oder Maͤnnlein war. Wer aber die eine Person den Vater / die andere Mutter / die dritte den Ehmann nennet: der borget warlich seinen Gedanken nicht von der Mensch- heit uͤberhaupt, soferne man Leib und Seele sich vorstellet: sondern das, was die eine Person zur Mutter und Gemah- lin, dritter Theil Greuel desto abscheulicher, wann er gleichwol gegen dieses noch uͤbrige Gefuͤhl, sein Gaukel- E 2 spiel lin, und die andere zum Ehemann machet, (mithin der Unterschied des Geschlechtes) giebt ihm sein Gleichnis oder vielmehr den Fund von einer goͤttlichen Persoͤnlich- keit, an die Hand. Und das Schlimste ist, daß unser Fantast beyfuͤget: (§. 14.) Und alles dieses ist wesentlich zu ver- stehen/ und nicht Gleichnisweise/ (allegorisch.) Er hoffet sich zwar damit heraus zu wickeln, daß auch die Schrift eine Person den Vater/ und die andere den Sohn nennet / ohne daß man deshalben einen Geschlechtsunterschied sich vorstellen duͤrfe. Allein, dieser Witz ist abermal wie ein dummes Saltz. Dann zeugen / und ein Vater seyn, heisset so viel, als einem andern eben dasselbe Wesen mittheilen. Hierbey ist der Gedanke einer Ehefrau oder Gemahlin unvonnoͤthen, weil die allererste Zeugung in der Gottheit, und von Ewigkeit her, geschiehet, nemlich an dem ewigen Sohn GOttes. Aber, eine leibliche Zeugung, und eine leibliche Va- terschaft, entstehet alsdann, wann diese Mittheilung des Wesens, vermittelst zweyer Koͤrper verschiedenen Geschlechtes, geschie- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit spiel forttreibet, und mit Fleis und Fuͤrsatz, des Unfugs noch mehr machet. §. 52. Der zweyte Eingang, welchen Zinzendorf machet, wann er seinen Augspurgischen Con- feßionsverstand entbloͤssen will, betrift das Ausgehen des heiligen Geistes vom Sohne so wol, als vom Vater, welches die lateinische Kirche bekantlich vor vielen Jahrhunderten gegen die griechische behauptet hat. Und die Augspurgische Confeßion wiederholet diese Leh- re, um ihren Beytritt zur lateinischen Kirche zu bezeugen. Beydes verdreust den Herrnhu- ter. Um also diesen Bekennern eins zu verse- tzen, auch seine uͤber Kirche und Concilia hin- ausfliehende hohe Oberpaͤbstliche Gerichtbarkeit sehen zu lassen, erklaͤret er die Untersuchung dieses geschiehet. Wer nun GOtt dem Vater eine Gemahlin zugiebt, (siehe den ersten Theil, s. 150.) die in einigen Spra- chen die heilige Geistin genennet wer- den soll, (§. 6.) der gehet aus den Schran- ken der heiligen Schrift, und wird dem Leser solcher laͤsterlichen Traͤume, mit Fuͤr- satz aͤrgerlich. Ja er giebt den Spoͤttern der Schrift und Religion, den erwuͤnsch- ten Anlaß, und ein vollkommenes Bey- spiel, mit dem Geheimniß der H. Drey- einigkeit, so umzugehen, wie es ihre Ab- sicht erfodert. (§. 91.) dritter Theil. dieses Lehrsatzes fuͤr eine so Kraft- und Saft- lose Grille, daß einem Mann von wichtigen Geschaͤften (wie er seyn will) sich damit zu be- helligen, unertraͤglich falle. (§. 7.) Doch soll auf einmal eine Wichtigkeit daraus werden, wann die Herrnhuter an einer General-Kir- chenversamlung ihr Wort fuͤhren werden. Auf solch einen grossen Aufbot versparet er die Ent- scheidung dieser Sache, wenn allenfalls die Maͤhrische Bruͤderschaft ihn zu beschicken haͤtte. Bis dahin will er zweyerley sagen. Einmal: Der heilige Geist gehet vom Vater aus, so- dann: Der Heyland hat ihn nach seinem Hin- gehen gesendet. ꝛc. ꝛc. Eben, als wann die A. C. dieses nicht gnugsam gesaget, und noch eine herrnhutische Kirchenversamlung noͤthig haͤtte, wodurch gedachte Confeßion allererst in die rechte Schranken gewiesen werden solte. Bey einem solchen herrnhutischen Concilio will dann Zinzendorf das Ruder fuͤhren. Oder wie es etwas verbluͤmter von ihm gegeben wird: er will eine christliche und bescheidene Be- trachtung in aller Demuth zu veranlassen nicht ermangeln . (§. 7.) Wann es wahr waͤre, was Zinzendorf Anfangs (§. 4.) versi- chert, er wolle nemlich die Vielsprecherey vermeyden, und nur das beruͤhren/ was nach den seitdem vorgekommenen Zwei- fein etwan einer Erlaͤuterung zu beduͤrfen scheine : so haͤtte er, seinem Versprechen zu folge, diese Viel- und Grossprecherey ersparen E 3 koͤnnen. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit koͤnnen. Dann 1) die Streitigkeit zwischen der lateinischen und griechischen Kirche gehoͤret nicht zu den Zweifeln/ die seitdeme vorge- kommen sind. Er mag nun das Seitdeme entweder von dem Jahr und Tag der Augspur- gischen Confeßion rechnen, oder von den 12. Jahren her, da er seinen Confeßionsverstand zu Regenspurg ausgelassen, oder seitdem er seinen Rottenkram angefangen hat. Es ist diese Mishelligkeit viel zu alt und zu verlegen. Sie ist 2) von keinem solchen Einfluß mehr in unsere Kirche, daß man von denen, welche Ca- tholisch oder protestantisch sind, einen Zweifel gegen die alte Bekentnisse befuͤrchtet. Viel- weniger hat 3) Zinzendorf einen Zweifel hier erlaͤutert, wie doch seine Absicht seyn soll. Er sagt nur, daß er nicht glaube, was im Nice- nischen Bekentnis, mithin in der A. Confeßion von dieser Sache stehet. Er haͤlt es entweder vor eine Verbesserung oder Verderbung (§. 8.) der Worte Christi, wann man daraus be- weisen wolle, was die drey christliche Religio- nen daraus beweisen. Er achtet die 1) Den unwissenden Leser zu hinterge- hen, stellet sich der Herrnhuter, als ob kein anderer Grund zum Beweis dieser Lehre angefuͤhret werde, als die Worte Christi: der vom Vater ausgehet / und der andere Ausspruch: welchen ich euch senden werde vom Vater. Und Gruͤnde die dritter Theil. die man aus der Schrift anfuͤhret, vor lauter Unrath und Zeitverlust. (§. 7.) So erlaͤu- tert dieser grosse Geist die Zweifel, und ist ohne Muͤhe damit fertig. Er ist hier treuhertzi- ger (§. 4.) als in andern Stuͤcken der Aug- spurgischen Bekentnis. Dann hier saget er, E 4 was Und uͤberhaupt will er die Leute weiß machen, als waͤre der erste Artikel der A. C. nur zu dem Ende gesetzet worden, daß man sich von der griechischen Kirche un- terscheiden, nicht aber, daß man ein eigent- liches Bekentnis von der H. Dreyeinigkeit, ablegen wollen. 2) Die Absicht dieser Schalkheit mer- ket man gar bald. Er will der griechi- schen Kirche hier zu Gefallen reden, weil er diese vor eine Schwester erkennet. Siehe das Creutzreich s. 204. f. Man siehet auch aus dem Kirchengebet zu GOtt der Mutter / welches der Pre- dig vom Mutteramt des H. Geistes beygefuͤget ist, s. 3. f. daß Zinzendorf den Ausgang des H. Geistes vom Sohn, ver- laͤugnet. Dann die Kirche muß ihn also anreden: Du/ was aus dem Vater- thron ist heraus gegangen. Und s. 4. Heiliger GOtt der Geist/ der aus den Vater fleust. ꝛc. Der Ausgang von dem Sohn, ist im gantzen Liede nicht zu finden. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit was er von den andern denket. Eine neue Probe, wie er symbolisiret! Heiset nun das, ich bekenne mich mit Mund und Hertzen zur Augspurgischen Confeßion? §. 53. Nun komt der Herrnhuter auf einen artigen Einfall, bevor er seinen Confeßionsverstand vom heiligen Geist ausleeret. Und das ist sein dritter Eingang, um die Vielsprecherey zu ver- meiden. (§. 4.) Er beschwoͤret 1) vorlaͤufig jedermaͤnniglich, daß man seinen Fund von der Mutterschaft des heiligen Geistes, ja bey Leibe vor nichts Geringes halten solle. Vor kein Wortspiel, damit er die alte Meynung der Kirche nur vor Kurtzweil oder zur Lust, anfech- ten, und am Ende, nachdem er eine Weile seine Comoͤdie am Scheinwiederspruch gesehen, ge- schwind wieder einlenken, und dem Sinn und Verstand nach, eben das mit seiner Mutter- schaft sagen wolle, was die Kirche laͤngst mit einem andern Namen behauptet habe. Nein, er hielte diese Art zu fechten, vor Luftstreiche, vor Disputation auf Universitaͤten, und wolle nicht, etwa um ein Ziegenhaar streiten, sondern einen hochwichtigen Glaubensartikel dem armen und blinden Volk (§. 54.) in der Christenheit offenbaren. Mit einem Wort, er erklaͤret sich bald selber, daß er hier einen Fund mittheile, dadurch der Glaube bey den Menschen auf- gerichtet werden solle ; (§. 59. 60.) welches man vorhm zu thun nicht im Stande gewesen. Das dritter Theil. Das ist der Jnhalt seiner oben (§. 9.) ange- fuͤhrten Worte. Wann er demnach die Mut- terarbeit vor ein persoͤnlich Kennzeichen des hei- ligen Geistes angiebt; mit Verwerfung der alten Kennzeichen, so must du, lieber Leser, dir etwas Geheimnisvolles, und zur Seeligkeit ohnentberliches vorstellen. Du must den Zin- zendorfischen hoͤhen Glaubensartikel mit gehoͤ- riger Andacht und starkem Beyfall zu Hertzen nehmen. Summa der Herrnhuter siehet wohl, daß er mit Schalkheit schwanger gehet. Jhm ahndet, daß man den Betrug merken werde. Deswegen muß er ihn zum voraus mit dem Bann fuͤrchterlich machen. Er ist jetzt selbst ein neuer heiliger Geist, der Geheimnisse offen- baret, die kein menschlicher Verstand bis daher ergruͤndet hat. Deswegen macht er ein sehr andaͤchtig, streng, und gelehrtes Gesicht, ehe er zur Sache selbst schreitet. Sonst moͤchte der Zuschauer, der ihn auf seiner Buͤhne aus- rufen siehet, kein rechtes Vertrauen zu ihm fassen. Das ist demnach der Jnhalt seines dritten Eingangs: Wer meine Weisheit vor keinen Glaubensartikel haͤlt, der lauft Gefahr, verlohren zu werden. §. 54. Der vierte Eingang. Die Lehrer der christ- lichen Kirche, wenigstens die unter den Pro- testanten, haben seit der Reformation bis auf diese Stunde eine greuliche Suͤnde begangen. Er nennet sie auf das gelindeste, eine Unter- E 5 las- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit lassungssuͤnde ( peccatum omissionis ) (§. 9.) Dann 1) sie haben gnugsam wahrnehmen koͤnnen/ daß eine grobe Unwissenheit we- gen der Person des heiligen Geistes unter dem Volk ist . Sehet einen getreuen Waͤch- ter vor die Reinigkeit der Glaubenslehren un- serer armen Kirche. Sorglose Lehrer und blindes Volk! Wir haben sogar die Erkentnis von der Person des heiligen Geistes verlohren, und wann Zinzendorf nicht aufgestanden waͤre, wo wuͤrden wir hin verfallen? Mit einer so unver- schaͤmten Stirne trit dieser marcktschreyerische Verlaͤumder vor das Angesicht unserer Kirche. Da er im Begrif stehet, die Lehre von dem heiligen Geist auf alle moͤgliche Art zu verkeh- ren, ja gar ins herrnhutische zu formiren, und also seine boshafte Erfindungen an ihre Stelle zu setzen; so haͤlt er vor dienlich, die Leute erst fuͤrchten zu machen, und zu bereden, in welcher Nacht der Unwissenheit sie bis daher gesessen haͤtten, ja, wie hohe Zeit es seye, mit Verab- scheuung ihrer bisherigen Lehrer, nach Herrn- hut zu gehen, damit sie erleuchtet werden moͤch- ten. Jch glaube, wann Zinzendorf selbst, mit seinen Parthiegaͤngern samt und sonders, die sich vor Apostel halten, in unsern Kinderlehren erscheinen solten; sie wuͤrden, was den Glau- bensgrund betrift, von dem geringsten Cate- chismusschuͤler, der fleißig ist, gar manches noch lernen muͤssen. Wir sind in Warheit diejenige nicht, welche das Volk vor der Er- kent- dritter Theil. kentniß der Schrift warnen, und das zu den Tiefen der Gottheit zehlen, was der heilige Geist uns zu lehren und zu lernen befohlen hat. Wir lassen es nicht dabey, daß die Leute Lamm, Wunden/ Blut und Heiland sagen, ohne zu wissen, was diese Worte auf sich haben, und wie die darinnen liegende Warheiten, mit den uͤbrigen ohnentberlichen Schriftsaͤtzen zu- sammen haͤngen. Ein Verlaͤumder muß in der Bosheit auf den aͤussersten Grad gestiegen seyn, der uns in diesem Stuͤck beschuldigen will. Ja, es kan es niemand thun als Zin- zendorf. Und sehet, darin bestehet die Rechen- schaft von seinem Augspurgischen Confeßions- verstand, den er uns eigentlich hier mittheilen will. Doch er faͤhret fort, und macht es noch besser. Es soll 2) die oberwehnte grobe Un- wissenheit, daher kommen, weil wir der Spur des seeligen Luthers nicht besser gefolget haben . (§. 9.) Eben, als ob unsere Kirche diejenige waͤre, welche ein herrnhutisch Lehr- buͤchlein voller Unrath und Luͤgen, in die Welt geschrieben; welche Luthers Uebersetzung abge- schaft, seinen Catechismum begraben, sogar die heilige Schrift zu lesen, verboten, und eine neue Rotte verfuͤhrter Menschen, zum Umsturtz der protestantischen, ja aller christlichen Kirchen, aufgewiegelt haͤtte. Haͤlt es Zinzendorf vor eine so grosse Suͤnde, wann ein Lehrer die Spuren des seeligen Luthers verlaͤsset: so muß er gewiß ein gebrandmahltes Gewissen haben, da Herrnhuterey in ihrer Schalkheit da er solches kundbarlich mit allen Kraͤften gethan hat, und eben jetzo thut, da er dieses schreibet. Wo waͤre Herrnhut, wann sein Stifter den Spuren Luthers haͤtte folgen wol- len? wo waͤren die Meuchelstreiche der Bruͤ- der, die in allen Gegenden und Religionen, wie eine Pest, im finstern schleichen, wann der Zinzendorfische Antichrist kein Abtruͤnniger ge- worden, und von den Spuren Luthers abge- wichen waͤre? Doch, wann er von den Spu- ren des seeligen Luthers abweichet, und die Abweichung auch selbst nicht laͤugnen kan, so spricht er: Hier ist Luther nicht zu Hause. Das sind Luthers und Melanchthons eigene Grillen. Siehe den ersten Theil/ s. 10 5 . 120. Es ist immittelst das obige in der That ein wenig zu plump gedichtet. Der Leser mag noch so bloͤdsinnig seyn, so wird er den Geist des Zinzendorfs hier allzudeutlich erken- nen, und einen heimlichen Grauen bekommen. §. 55. Doch wir muͤssen des seeligen Luthers Spur uns bekant machen, von welcher wir sollen ab- gewichen seyn. Es heisset also: (§. 9.) Es ist 1) das Nicenische und Apostolische Be- kentnis von dem heiligen Geist, allzukurtz / ( abrupt ) und abgebrochen ; und hat den Feh- ler begangen, daß es eine heilige Christliche Kirche/ die Vergebung der Suͤnden/ Auf- erstehung der Todten/ und ewiges Leben/ eben als ob dieses lauter kleine Goͤtter waͤren/ dritter Theil. waͤren/ zu dem heiligen Geist gesetzet. Der seelige Luther hingegen, hat 2) sich die Freyheit genommen/ dieses alles mit einer gantzen Reihe schoͤner Gedancken zu er- laͤutern/ und dem heiligen Geist in die Hand zu geben/ daß man siehet/ was der heilige Geist dabey zu thun hat. Dann durch diese Handlungen ist die ewige und selbstaͤndige Gottheit desselben/ mit einer rechten Kirchenvaͤter-ja Apostelmaͤßi- gen Freymuͤthigkeit/ vester gesetzt/ als noch von keinem Gottesgelehrten vor Luthero geschehen/ durch alle Jahrhun- derte/ bis auf die heilige Schrift. Und dieses war 3) etwas/ es war viel/ es war zum seelig werden eines/ der es glaubt/ genug. Da habt ihr die Lutherische Spuren. §. 56. Auf diese drey Stuͤcke ist nun eine Erinne- rung noͤthig. Erstlich werden die christliche bey der A. C. befindliche Glaubensbekentnisse eines gedoppelten Fehlers beschuldiget. Sie sind a ) allzukurtz und abgebrochen : und b ) sie stellen die christliche Kirche/ Vergebung der Suͤnden/ Auferstehung der Todten/ und das ewige Leben als kleine Goͤtter fuͤr / da alle diese Stuͤcke zum heiligen Geist gesetzet werden. Luther hat sie dieses Feh- lers nicht beschuldiget, und wir auch nicht, weil wir seinen Spuren, das ist, den Spuren der Warheit folgen. Dann die Kuͤrtze ist eine noͤthige Herrnhuterey in ihrer Schalkheit noͤthige Eigenschaft von einem Glaubensbe- kentnis: wofern in dieser Kuͤrtze doch alles ste- cket, was man bekennen will. Wann in einem jeden Wort desselben eine gantze Warheit lie- get, welche man durch eine weitere Erklaͤrung heraus wikkeln kan, so ist das eine Tugend der Confeßion. Gnug, daß die Worte natuͤrlich, und von einer bekanten eingeschraͤnckten Be- deutung sind. Was wuͤrde Zinzendorf darzu gesagt haben, wann die Bekenner gesetzet haͤt- ten: ich glaube an die Mutter / des Vaters Gemahlin? (§. 5. 82.) waͤre dieses nicht all- zukurtz und abgebrochen? wuͤste jemand, was man damit bekennen wolte? Doch wieder auf die bescholtene Kuͤrtze zu kommen: ein an- ders ist bekennen, ein anders sein Bekentnis ausfuͤhrlich erlaͤutern, und dem gemeinen Mann erklaͤren. Beydes ist sehr loͤblich. Also haben die Bekenner wohl und ruͤhmlich, und vor ihre Absicht klug und hoͤchst bedaͤchtlich gehandelt: und der seelige Luther hat eben dieses durch die Erklaͤrung gethan, weil seine Absicht kein Be- kentnis, sondern eine Erklaͤrung des Bekent- nisses erforderte. Wann aber Luther das Be- kentnis gescholten, und es bey dem allen den- noch vor sein Glaubensbekentnis ausgegeben haͤtte; so waͤre Zinzendorf am besten in seine Spur getreten. Dann er schilt das Bekent- nis; und dieses Schelten soll gleichwohl ein Zeugnis vor GOtt und Menschen seyn, daß er dasselbe vor sein Glaubensbekentnis erkenne, halte, dritter Theil. halte, und verehre. Urtheile nun jedermann, ob Zinzendorf, oder ob wir, den Spuren des seeligen Luthers folgen? Der andere Fehler, daß nemlich die Bekenner aus der christlichen Kirche, Auferstehung des Fleisches ꝛc. eigene kleine Goͤtter gemacht haben sollen, ist eben so beschaffen. Das hat Luther sein lebtag nie ge- dacht oder gesaget. Zinzendorf aber folget der Lutherischen Spur, da er sogar die christliche Bekenner nach so vielen Jahrhunderten noch verlaͤumdet, als haͤtten sie neben dem heiligen Geist, die Heiligungswerke und Wohlthaten der dritten Person, zu kleinen Goͤttern ge- macht. Zinzendorf hat in seiner Schrift die Absicht, seine Uebereinstimmung mit diesen Be- kentnissen, der Welt darzulegen, und diejenige zu Luͤgnern zu machen, welche das Gegentheil aus seinen Schriften und Haͤndeln bisher ge- zeiget haben. Und siehe, damit beweiset er seine Uebereinstimmung, daß er diese Bekent- nisse einer Goͤttermacherey beschuldiget. Das heisset auf herrnhutische Art symbolisiren. Die grobe Unwissenheit / die er dem christlichen Volk beymisset, faͤllet hier zuruͤck auf den Klaͤ- ger. Dann wo man den geringsten Schuͤler unter unserem Volk, in der Kinderlehre fraget: ist ein Unterschied unter diesen Redensarten, wann einer sagt, ich glaube NB. an den hei- ligen Geist? und wann er spricht: ich glaube eine christliche Kirche? So antwortet das Kind mit ja. Und es giebt so gleich die Ursache an, die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit die heisset also: An einen glauben / heisset so viel, als ihn vor den wahren GOtt erkennen. Aber, ich glaube nicht an die Kirche, sondern ich glaube eine Kirche. Das heisset so viel, als ich bin gewiß, daß eine Kirche seye, und seyn werde bis ans Ende. Nun aber sagen die Bekenner, ich glaube an den heiligen Geist. Aber sie sagen nicht: ich glaube an eine christ- liche Kirche. Sondern da aͤndert sich die Spra- che. Es heisset nur: ich glaube eine christ- liche Kirche. §. 57. Das zweyte (§. 55.) enthaͤlt eine Lobrede auf den seeligen Luther. Man solte meynen, Luther haben keinen aͤchteren Nachfolger auf dem Erdboden, als den Zinzendorf. Wann zwey Dinge mich nicht irre machten, so waͤre ich selbst dieser Meynung. Das eine ist, die herrnhutische Auffuͤhrung gegen die Reinigkeit der Lutherischen Lehre und Kirche; das andere, die gegenwaͤrtige Absicht des Lobredners. Daß er demnach den seeligen Luther uͤber alle Kir- chenvaͤter und Concilia erhebet, das gehoͤret zum Schaafskleid, welches die Wolfsklauen bedecken soll. Jch will die Ursache sagen. Es beruhet auf einem falschen Grund, und hat noch darzu eine boshafte Absicht. Last uns 1) an den Grund gedencken. Luther wird ge- lobet, weil er die heilige christliche Kirche/ die Vergebung der Suͤnden ꝛc. zu einem Werk des heiligen Geistes gemacht, und ihn vor dritter Theil. vor den wahren GOtt dadurch erklaͤret, oder (wie er redet) dieses alles dem heiligen Geist in die Hand gegeben habe . Jst dieses loͤb- lich, (wie es in der That ist) warum lobet er dann die ersten Bekenner nicht, sondern wirft ihnen den Fehler der Goͤttermacherey fuͤr? Jm Apostolischen Glaubensbekentnis, werden ja eben diese Werke der Heiligung / und zwar als aͤusserliche persoͤnliche Kennzeichen dem hei- ligen Geist beygeleget, oder wie die Sprache Zinzendorfs lautet, zum heiligen Geist ran- giret . Wann sie dem heiligen Geist nicht in die Hand gegeben wuͤrden, so haͤtten sie unsere Bekenner zum Vater oder Sohn, und nicht zum heiligen Geiste rangiret. Also lobet er eine Sache an Er beschoͤniget dieses Lob noch damit, weil durch die Heiligungswerke die ewige und selbstaͤndige Gottheit des heil. Geistes vestgesetzt werde . Aber zu geschweigen, daß die alten Bekenner eben dieses nur mit kurtzen Worten ge- than, und daß Zinzendorf sie deswegen einer Goͤttermacherey beschuldiget: so ist hier die Frage nicht, ob dieses goͤttliche Werke sind. Freylich sind sie goͤttlich. Wer aber mittelst des inneren persoͤnli- chen Unterschieds, die dritte Person der Gottheit nicht vorher vestgesetzet, sondern Herrnhut. III. Theil. diesen dem Luther, die er an an- F dern Herrnhuterey in ihrer Schalkheit dern den Augenblik gescholten hat. Ja er schilt Luthern in eben diesem Othem sogleich auf der Stelle, weil er den rechten Methodismum nicht getroffen habe, und seine Erklaͤrung nicht tauge den Glauben aufzurichten. (§. 10.) Und das ist ein heimtuͤckisch Lob, das der seelige Luther kraͤftig beantworten wuͤrde, wann er selbst es hoͤren solte. Ja, wie komt es ferner, daß Zin- zendorf an einem andern Ort, eben diese Sache am diesen inneren Unterschied weggeworfen hat: der kan alle diese an sich goͤttliche Werke einer eintzigen Person beylegen, die nur verschiedene Namen, Vater, Sohn, Geist, fuͤhre. Wie wir an den Jrgeistern der alten Zeit das handgreifliche Beyspiel haben: siehe oben (§. 36.) Man siehet hieraus noch deutlicher, warum Luther ge- lobet wird. Weil er nemlich in seiner Erklaͤrung weiter nichts gethan habe, als daß er bewiesen: der heilige Geist ist GOtt . Darzu meinet Zinzendorf, seyn Luthers Worte eintzig und allein zu ge- brauchen. Vor die Persoͤnlichkeit be- wiesen sie so wenig, als der Text im Be- kentnis, den Luther durch diese Worte erklaͤren wolle. Also staͤupet er unter dem Schein einer Lobrede zugleich und auf einmal das Apostolische Glaubensbekent- nis, und dessen vom Luther gegebene Er- laͤuterung. dritter Theil. am Luther selbst und seinen Nachfolgern, eben so sehr schilt und verlaͤumdet, als er hier an den Bekennern thut? Warum hechelt er die christ- liche Kirche, daß sie die Heiligungswerke zu einem Amt des heiligen Geistes mache, und sie nicht dem Sohn lasse, dem sie allein gehoͤren sollen? Seine Worte sind oben angefuͤhret. (§. 38.) Demnach ist der Grund dieses Lob- spruchs, den er dem seeligen Luther zueignet, eine Sache, die er an andern Leuten, und an- derswo an Luthern selbst vor scheltenswuͤrdig, falsch und irrig erklaͤret. Wie nun der Grund ist, so ist 2) auch die Absicht. Luther hat nur diejenige Worte der Bekenner, die vom Amt des heiligen Geistes reden, nemlich von der Heiligung, allein erklaͤret. Er spricht: Jch glaube/ daß ich nicht aus eigener Vernunft - - - sondern der heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen ꝛc. Dieses hielte Luther der Absicht seiner cate- chetischen Unterweisung gemaͤß. Er wolte das aͤusserliche persoͤnliche Kennzeichen des heiligen Geistes, als ein Amt das taͤglich an den See- len der Menschen geschiehet, und den allernech- sten Einflus in die Bekehrung und Erneuerung hat, dadurch verherrlichen. Das innere Kenn- zeichen, nemlich das Ausgehen dieses Geistes vom Vater und Sohn, hat er als bekannt voraus gesetzt, und anderswo erklaͤret. Wie dann auch die alten Bekenner mehr Worte von diesem Amte der dritten Person, als von F 2 dem Herrnhuterey in ihrer Schalkheit dem inneren Kennzeichen der Persoͤnlichkeit, in ihren Confeßionen gesetzet haben. Das nimt die herrnhutische Schalkheit, und macht sich unter dem Schein einer Lobrede, einen verstoh- lenen Vortheil daraus. Zinzendorf will so viel sagen: ihr sehet, daß Luther voͤllig meines Glaubens ist. Redet er auch ein Wort von dem inneren persoͤnlichen Kennzeichen des hei- ligen Geistes? Nein, keine Sylbe. Er wuste wohl, daß dieses eine leere Grille und Specu- lation seye in die Tiefen der Gottheit: ein Fuͤrwitz, der uns verboten ist, ein Kopfgedanke, und keine Hertzenswarheit. Aber ein Amt giebt er dem heiligen Geist, dadurch er wenigstens seine Gottheit, obwohl noch nicht seine Persoͤn- lichkeit, erweiset: hingegen, wann ich ihn zu- recht fuͤhre, und das eigentliche persoͤnliche Kennzeichen dabey setze; so komt eine Mutter heraus. Welches zu erweisen war. Demnach folge ich den Spuren des Luthers, wann ich eine neue Dreyeinigkeit mache; von welchen Spuren des seeligen Vaters, ihr lutherische Bastarte abgewichen seyd, und eine unvergeb- liche Suͤnde dadurch begangen habt. (§. 54.) Demnach lobet er den Luther nicht wegen des- sen, was Luther gesetzet, sondern was er an die- sem Ort zum vermeynten Vortheil der Herrn- huter, ausgelassen hat. Hieraus koͤnnen wir uns die sichere Regel machen: So oft Zinzendorf den seeligen Luther lobet, so oft ist er wie der hungerige beissende Fuchs in der Fabel, anzu- sehen. dritter Theil. sehen. Dann er schnappet nach einem Vortheil vor sich und seine Jungen. Wann er diesen hat, so schilt und beist er wieder auf gleiche Art, ja noch aͤrger als zuvor. §. 58. Das dritte (§. 55.) heist also: die Erklaͤ- rung, womit der seelige Luther die Bekentnis- worte erlaͤutert hat, war etwas/ es war viel/ es war z u m Dieser haͤmische Ausdruck ist zugleich eine heimtuͤckische Stichelrede auf das Athanasianische Bekentnis; wo es heisset, wer da will seclig werden / der muß die wahre Dreyeinigkeit glauben / mit- hin die innere Kennzeichen der Perso- nen. Zinzendorf behauptet, man koͤnne aus Luthers Erklaͤrung nichts anders ler- nen und erweisen, als daß der heilige Geist wahrer GOtt sey. Nicht aber, daß er die dritte Person der Gottheit seye. Und doch spricht er, jenes waͤre gnug zum seelig werden. Er behauptet also gerade das Gegentheil von gedachtem christlichen Bekentnis, mithin auch von der A. C. Und das heist sein Uebereinstimmen, oder Augspurgischer Confeßionsverstand. Weil es nach seinem Glauben, zum see- lig werden gnug ist, uͤberhaupt einen Jeho- seelig werden eines/ der es glaubt/ gnug . Wann dieses wahr F 3 ist, Herrnhuterey in ihrer Schalkheit ist, warum laͤst man es nicht dabey? warum will dann Zinzendorf demjenigen, was gnug ist zum seelig werden noch mehreres bey- flicken? Nach seinem eigenen Gestaͤndniß, muß seine Mutterschaft, als ein neuer Zusatz, zum allerwenigsten das fuͤnfte Rad am Wagen seyn: etwas, das zum seelig werden uͤberfluͤßig und unnoͤthig ist. Warum faͤlt ihm hierbey nicht ein, daß er sein neues Flickwerk im dritten Eingang vor einen so fuͤrchterlichen Glaubens- artikel ausgerufen hat? (§. 53.) Wie reimet sich das mit seinem gegenwaͤrtigen Ausspruch? Doch wir muͤssen uns recht von ihm belehren lassen. Dem/ ders glaubt / war es gnug zur Seeligkeit. Das heiset so viel: es war gnug zur Seeligkeit, aber es war nicht gnug vor den Glauben. Der Glaube konte dadurch nicht wohl erwecket werden, wann man andere ver- mittelst dieser Warheiten, die Luther in seiner Erklaͤrung hat, zum Glauben bringen soll. Daß dieses der Sinn der Zinzendorfischen Worte seyn muͤsse, ist aus dem, was unmittelbar (§. 10.) folget, gantz offenbar. Jst aber ein ein- tziges Wort in diesen von Luthern behaltenen War- Jehova zu wissen: so hat er denen, wel- che im A. T. seelig worden, auch nichts weiter eingeraͤumet, und die Erkentnis der heiligen Dreyeinigkeit schlechterdings abgesprochen, wie im andern Theil be- merket worden. dritter Theil. Warheiten befindlich, das nicht in der heiligen Schrift stehet? Der Beruf / die Erleuch- tung / die Heiligung/ ꝛc. sind lauter Worte des heiligen Geistes in der Schrift. Sind nun diese nicht hinreichend, bey andern den Glauben zu erwecken, bis Zinzendorf komt, und mit Verwerfung dieser Warheiten (wie wir bald zeigen wollen) ein anderes Mittel zum Glauben angiebt: so muß er ein neuer heiliger Geist seyn wollen, der die Leute deswegen durch einen Methodismum (§. 10.) bekehren, das ist herrnhutisch machen will, weil die Warhei- ten der Schrift nicht mehr zum Glauben bey andern, zureichen wollen. Und da frage ich dann, ob er selbst durch diesen Methodis- mum, oder neuen Glaubensartikel (§. 53.) den Glauben uͤberkommen hat, oder durch die alte Warheiten der Schrift, welche Luther behauptet? Galat. 3, 1. 2. Jst das erste, so muß er erst seit kurtzem glaͤubig worden seyn. Dann sein Methodismus oder Mutterfabel ist ihm seit den nechsten Jahren allererst einge- fallen. Allein, wie lange ist es, daß er schon reformiret? Warum fieng er aber solche Meu- terey in der Kirche GOttes an, da er noch nicht einmal glaͤubig war? Jst das letzte / so muß die heilige Schrift nur vor ihn und seines gleichen geschrieben seyn: dieweil sie, um den Glauben bey andern zu wuͤrken, nichts tauget, sondern einen neuen Methodismum noͤthig hat. F 4 §. 59. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit §. 59. Jch wuͤnschte nun der Eingaͤnge bald uͤber- hoben zu seyn, und auf die Sache selbst zu kommen. Aber Zinzendorf huͤtet sich mit Fleis davor: weil ihm bey aller vorgegebenen Frey- muͤthigkeit und vorlaͤufig trotzigen und bedro- henden Pralerey, doch heimlich dafuͤr grauet, wie er sie mit einiger Wahrscheinlichkeit an den Mann bringen, und aus seiner Verwir- rung sich heraus helfen will. Deshalben fol- get nun der fuͤnfte Eingang / (§. 51.) wel- cher deswegen betraͤchtlich ist, weil er die gan- tze Zinzendorfische Absicht blos stellen wird. Er klinget also (§. 10.) 1) Man hat seine Pflicht noch nicht erfuͤllet/ wo man vor sich glaubet; sondern wir sind deswegen in der Welt/ daß wir den Glauben auf- richten . 2) Deswegen ist es nicht gnug/ dem heiligen Geist solche Handlungen beyzulegen/ die ihn wegen ihrer eigent- lichen Goͤttlichkeit/ dem Vater und dem Sohn gleich setzen. Sondern es wird 3) noch eine Lehrkunst ( Methodismus ) er- fodert/ entweder dem Verstand/ oder dem Hertzen/ oder beyden zugleich ein Unterschiedszeichen ( notam diacriticam ) des heiligen Geistes beyzubringen. 4) Weder die alten Bekenner, noch Luther, ha- ben diesen Lehrgrif getroffen. Du sagst / (mit der heiligen Schrift und mit den Bekentnissen der Christenheit und Luthers Erklaͤrung (§. 58.) er dritter Theil. er heiliget; der Vater auch. Du sagst/ er macht lebendig/ und so fort . (§. 11.) 5) Dieses persoͤnliche Kennzeichen des heiligen Geistes findest du in seinen Hand- lungen uͤberhaupt ( in genere ) nicht aus- gedruͤckt/ und du darfst es in dem We- sen GOttes/ und denen Geheimnisvollen unerschoͤpflichen Verhaͤltnissen ( Rapports ) nicht suchen. Darum muß ich dir einen Lehrgrif ( Methodismum ) fuͤrs Hertz aus- fuͤndig machen. 6) Die Ursache aber, wa- rum man weder im Wesen GOttes, noch in den Geheimnisvollen Verhaͤltnissen den Unter- schied der Persoͤnlichkeit suchen soll, ist nur bey- laͤufig angefuͤhret, und in diese Worte ver- fasset: Dann/ wenn einem diesfals auch noch so ein seeliger Gedanke durch den Kopf ins Hertz faͤhret; so muͤssen sich die Gemuͤthsaugen zublintzen/ daß man nicht zu viel und zu rund dencke/ und zu den Ausdruͤkken ist vollends kein Rath. §. 60. Wir haben hier sechs neue Paquete, die uns der kluge Artzt von seinem Theater einlo- ben will. Es wird noͤthig seyn, sie zu durch- sehen, ehe sie auf Credit angenommen werden. Erstlich/ wir sind da/ den Glauben auf- zurichten. Das saget Paulus Rom. 1, 5. von denen, welche der HErr berufen hat, zum Apostelamt, und zum Lehramt seiner Kirche. F 5 Aber Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Aber es gilt auch in seiner Maasse und Ord- nung, von einem jeden Christen, wegen seines geistlichen Prophetenamtes. Jn beeden Faͤl- len muß die Aufrichtung des Glaubens durch die heilige Schrift, Roͤm . 1, 1. als das Wort Christi Coloss . 3, 16, geschehen. Wer sich aber unberufener Weise zu einem Apostel auf- wirft, und glaubet, er seye darzu in der Welt, daß er einen eigenen Glauben durch einen ge- gen das Wort Christi neu ertraͤumten Me- thodismum, aufrichten solle, der ist ein Be- dienter des Satans / wann er sich gleich in einen Engel des Lichts verstellet, und den Glauben aufzurichten vorgiebt, 2. Cor . 11, 14. 15. Zinzendorf siehet hieraus, wie es so gar ein anders ist, darzu in der Welt seyn, daß man einen Apostel und Lehrer der goͤttli- chen Warheit, ingleichen einen erbaulichen Christen abgebe; und wieder ein anders, einen solchen Apostel vorzustellen, wie Paulus seine Laͤsterer vorgestellet hat. Zu dem ersten wird eine goͤttliche durch das Wort GOttes ver- liehene Tuͤchtigkeit, und ein wohlgeordnetes Christenthum erfodert. Das letztere ist so beschaffen, wie das Zinzendorfische lebendige Beyspiel zeiget. Also haben wir nun den Aufschluß zu seinem Beweggrund. Er ist darzu in der Welt/ daß er das thun moͤge/ was die falsche Apostel thaten zu Pauli Zeiten. Demnach muß er noth- wendig einen solchen Kunstgrif erfinden / wie dritter Theil. wie bald folgen wird. Dann der ihn zu diesem Ende in die Welt sendet/ hat auch einen Methodismum Eph . 6, 11. Die listige Anlaͤufe des Teufels hat es der seelige Luther uͤbersetzet. Jm grie- chischen stehet bekantlich das Wort Me- thode / oder Methodismus / wie Zin- zendorf redet. wel- cher zwar alt ist, aber doch durch den frischen Gebrauch neu wird, und eine neue Erfin- dung (§. 11.) in dieser Absicht heissen kan. §. 61. Das zweyte betrift die Ungenugsamkeit derjenigen Lehrsaͤtze, wodurch dem heiligen Geist nur goͤttliche Handlungen beygele- get werden/ die ihn/ weil sie goͤttlich sind/ als den wahren GOtt erklaͤren/ mithin dem Vater und dem Sohne gleich setzen . (§. 59.) Dieses ist an sich eine War- heit. Aber Zinzendorf gebrauchet sie, wie der Versucher, gegen Christum. An sich heisset es so viel: ohne den inneren Unterschied der goͤttlichen Personen zum Grund zu legen, sind die goͤttliche Handlungen, nemlich der Beruf, die Erleuchtung/ ꝛe. ꝛc. davon hier die Re- de ist (§. 57.) kein gnugsamer Beweis, daß eine dritte Person in der Gottheit ist. Son- dern diese Handlungen werden den Leser noch im Zweifel lassen, ob nicht vielmehr unter dem Namen Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Namen heiliger Geist, eine und eben dieselbe Person, die sich etwa sonsten Vater und Sohn nennet, vorgestellet werde. Man koͤnte noch nicht sehen, ob diese Person wuͤrklich von jenen beyden unterschieden und selbstaͤndig seye. Das ist es eben, was wir oben so oft erinnert ha- ben. Aber das ist es auch, was Zinzendorf umzustuͤrtzen im Schilde fuͤhret. Dann hier will er uns nur so viel sagen: diese Heiligungs- werke des heiligen Geistes, unterscheiden ihn nicht vom Vater und Sohn, sondern die Mutterschaft muß es alleine thun. Welches sich unten noch deutlicher ergeben wird. §. 62. Es folget drittens: die Handlungen, wel- che dem heiligen Geist im dritten A post el bey- geleget werden, nemlich das Berufen/ Samm- len/ Erleuchten ꝛc. sind deswegen nicht hin- reichend, den heiligen Geist, als eine besondere Person der Gottheit von den andern Personen zu unterscheiden, weil sie kein Unterschieds- zeichen in sich halten: sondern nur von der Gottheit, als goͤttliche Werke ein Zeugniß geben. Dann es wird, wie Zinzendorf vor- giebt, (§. 59.) noch ein Unterschiedszeichen erfodert, welches der Methodismus, entwe- der dem Verstand, oder dem Hertzen, oder beyden zugleich, beybringen muß. Hierbey werden nun folgende Bedencklichkeiten zu er- oͤrtern seyn. 1) Wann der neue Methodis- mus, dritter Theil. mus, das rechte Unterschiedszeichen vorlegen soll, so muß er nicht eben das in sich hal- ten / was die Heiligungswerke schon in sich halten. Dieser Satz ist sonnenklar. Dann, sagte der neue Methodismus nichts anders, als dieses: Der heilige Geist ist der GOtt/ der mich/ und die gantze Christenheit/ berufet/ erleuchtet/ heiliget/ im Glau- ben erhaͤlt/ die Suͤnde vergiebt/ uns auferwecket am juͤngsten Tage/ und ein ewiges Leben giebt/ wie der seelige Lu- ther ihme so ruͤhmlich dieses alles beyge- leget hat : sagte er sonst nichts, als dieses: so wird ihm die Unzulaͤnglichkeit von dem Zin- zendorf selbst vorgeworfen, (§. 61.) und es waͤre eben deswegen kein neuer Methodis- mus, sondern die alte gemeinsame Warheit der gantzen christlichen Kirche, die doch Zin- zendorf als ungenugsam und mangelhaft, be- schuldiget: wie sie auch in der That vor einen alleinigen Beweis der Persoͤnlichkeit, von keinem Lutheraner ausgegeben wird. Also ist nach dem angenommenen Grundsatz des Zin- zendorfs dieses richtig, daß der neue Metho- dismus nicht eben das, sondern etwas anders, weiters, und zum wahren Unterschied hinrei- chendes, in sich fassen muß. Jst nun dem also, so wird 2) erfodert werden, daß dieses neue, welches im Methodismo stecket, ent- weder in der heiligen Schrift stehen, oder eine neue Offenbarung ausser der Schrift, seyn Herrnhuterey in ihrer Schalkheit seyn muß. Stehet es in der Schrift, so hat Zinzendorf den Beweis zu fuͤhren. Wann er damit stecken bleibet, und dennoch mit sei- nem neuen Fund so viel Aufhebens machet, und damit als mit einem ohnentberlichen Glau- bensartikel, (§. 53.) die Leute bekehren will; (§. 59.) so wird er als ein Luͤgner und Ver- fuͤhrer erfunden, auch zugleich als ein verwe- gener Laͤsterer der Christenheit. Spricht er hingegen, sein Fund sey eine neue Offenbah- rung, die weiter gehe als die Schrift: so ist dieses eine neue Probe von seiner Hochachtung vor GOttes Wort; davon ich im zweyten Theil / den Beweis gefuͤhret habe. Und so- dann haͤtte er den Geist, der ihm dieses offen- baret, namhaft zu machen, ob er weiß oder schwartz sey. Dann wir sagen mit Paulo: Gal. 1, 8. So auch ein Engel vom Him- mel ein ander Evangelium predigen duͤrf- te/ der sey verflucht. §. 63. Die andere Bedencklichkeit ist 2) diese: weil der neue Fund einen neuen Glaubenssatz ent- halten soll, welcher an stat des alten unzurei- chenden Unterschiedszeichens, ein besseres und zureichendes entdecket, (§. 62.) so ist es nicht schicklich, daß Zinzendorf dieses neu erfundene Lehrstuͤk nur einen Methodismum / oder besondere Kunst zu lehren, nennet. Eine neue Lehrart macht keine neue Lehren, sondern sie dritter Theil. sie behaͤlt die alten, und ist bloß bemuͤhet, eben dieselbe Warheiten, nur in einer neuen Ordnung, oder mit faͤlschlichen Worten, nach Zeit, Gelegenheit, und Umstaͤnden der Lehr- linge, vorzutragen. Hingegen will Zinzen- dorf ein gantz nagelneues Kennzeichen der Per- soͤnlichkeit des heiligen Geistes erfunden haben. Wann du sprichst: Der heilige Geist heili- get / und dieses Heiligungswerk mit dem see- ligen Luther noch umstaͤndlicher beschreibest, (§. 62.) so antwortet er: Der Vater heili- get auch. Du sprichst: Der heilige Geist macht lebendig? Zinzendorf weiset dich ab, mit dieser Antwort: Der Vater macht auch lebendig/ und so fort. Es muß ein neuer Methodismus seyn, den er dir nothwendig ausfuͤndig zu machen hat / (§. 11.) weil du sonst kein Kennzeichen haben kanst vor die Person des heiligen Geistes. Man siehet also gnugsam, daß es hier um eine blosse Lehrart, oder bequemeren Vortrag der alten Warhei- ten nicht zu thun ist. Den goͤnnet man einem jeden, wann er nur bey der Schrift bleibet, und keinen Geist des Antichrists dabey aͤussert, das ist, wann er seinen Kunstgrif zu keinem Glaubensartikel machet, und mit Verachtung der Warheit selbst, der gantzen Christenheit seine Erfindung aufzwinget, und Rotten Die Ermahnung Pauli ist sehr heilsam 1. Cor. dar- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit daruͤber anrichtet in der Kirche GOttes. Aber der Zinzendorfische Methodismus ist keine blosse Lehrart, vielweniger eine solche, die in ihren Schranken bliebe. Es gilt um die Sa- che / und zwar um eine solche, die das groͤste Geheimnis unsers Glaubens betrift. Seine schlangenartige Schalkheit ist es, welche das Wort Methodismus zu einem Behelf er- wehlet hat. Dadurch will er a ) dem unvor- sichtigen Leser die Augen verkleiben, daß er den 1. Cor. 1. 10. Jch ermahne euch lie- ben Bruͤder/ durch den Namen un- sers HErrn JEsu Christi/ daß ihr allzumahl einerley Rede fuͤhret/ und lasset nicht Spaltung unter euch seyn. Wer demnach um eines neuen Methodismi, oder neuer Ausdruͤkke und Reden willen, eine Spaltung anrichtet, der wird durch den Namen JEsu Christi ermahnet, solchen Fuͤrwitz einzustellen. Was wird man dem nun sagen muͤssen, der die Warheiten anfeindet, und unter dem Schein der neuen Lehrart, neue Luͤgen ausfindet? Paulus giebt die Ant- wort 1. Tim. 6, 3. So jemand an- ders lehret/ und bleibet nicht bey den heilsamen Worten unsers HErrn JEsu Christi/ und bey der Lehre der Gottseeligkeit/ der ist aufge- blasen/ und weiß nichts. ꝛc. dritter Theil. den neuen Fund desto sicherer annehmen, und sich bereden soll, er hoͤre nichts, als die Stim- me des heiligen Geistes, nur in einer besseren Lehrart: sodann will Zinzendorf b ) seine Geg- ner heimlich dadurch anschwaͤrtzen, als ob sie um einer blossen Lehrart willen, mit ihm zan- cketen, und endlich will er c ) das gantze Ge- heimnis der heiligen Dreyeinigkeit zu einem beliebten Methodismo machen. §. 64. Nicht minder ist 3) bedencklich, daß die so- genannte neue Mode des Vortrags, entwe- der vor den Kopf/ oder vor das Hertz/ oder vor beydes zugleich/ seyn soll . Der Ausdruck und der Gedancke, und die Art, seine Sachen an den Mann zu bringen, ist abermal von den sinnreichen Aertzten auf dem Theater erborget. Wann diese ihre Pulver ausrufen, so heist es gemeiniglich: es ist vor alles gut. Vor den Kopf, vor das Hertz ꝛc. Durch den Kopf, verstehet der Erfinder den Verstand / das ist, in weiter Bedeutung, das Vermoͤgen unserer Seele, dadurch wir uns die Sachen vorstellen. Der Gedanke faͤhret durch den Kopf ins Hertz . (§. 11.) Das heiset so viel: er komt aus dem Ver- stand und gehet ins Hertz . (§. 10.) Das Hertz ist demnach der Wille / oder uͤberhaupt das Vermoͤgen der Seele, wodurch wir be- Herrnhut. III. Theil. G geh- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit gehren und verabscheuen, was wir uns als gut oder boͤse vorgestellet haben. Der Me- thodismus oder neumodische Vortrag, soll entweder vor den Verstand gut seyn, oder vor den Willen, oder vor beydes. Das letz- te muß seyn, sonst taugt der Methodismus im Grunde nichts. Dann im Fall er vor das Hertz taugen soll; so muß der Verstand sich etwas Bequemes vorher dencken koͤnnen, ehe der Gedanke ins Hertz faͤhret, oder Regun- gen im Willen erwecket, welche dem Gedan- ken gemaͤß sind. Hat nun der Methodismus solche Woͤrter in sich, dabey man nichts ge- denken kan; so faͤhret auch nichts in das Hertz, als eine fantastische Bewegung. Jst der Gedanke falsch und irrig, so ist die Er- schuͤtterung des Hertzens von gleicher Unord- nung, und nicht anders beschaffen, als wie der Schrecken der Kinder vor dem Poppanz, oder ihre Freude uͤber das Schlaraffenland. Wir werden im Verfolg sehen, daß der Me- thodismus vor das Hertz / und nicht vor den Kopf verschrieben wird. Bis dahin wollen wir das weitere versparen. Da immittelst es um keine blosse Lehrart gilt, sondern um Zu- saͤtze gewisser Lehren: so ist diese Waͤscherey vom Kopf und Hertzen zu nichts nuͤtze. Ein Lehrsatz gegen die Schrift bleibet irrig und schaͤdlich, der Jrgeist mag ihn ausgeben fuͤr was er will, fuͤr den Kopf oder fuͤr das Hertz. dritter Theil. Hertz. Es komt Schwindel und eitel Tod daraus. §. 65. Nachdeme wir den dritten Kunstspruch erwo- gen haben, (§. 59.) so kommen wir nun an den vierten. Doch, weil dieser mit dem sech- sten genauer zusammen haͤnget, so wollen wir ihn dort betrachten, (§. 66.) und jetzt zu dem fuͤnften schreiten. Der heisset also: 1) Jn den Handlungen des heiligen Geistes uͤberhaupt/ findest du das nicht/ wo- durch er von den andern Personen un- terschieden ist . (§. 59.) Darum muß ich dir einen neuen Methodismum fuͤrs Hertz, ausfuͤndig machen . Ey! ey! wie schmeckt das wiederum nach dem Theater! Du findest nichts vor deinen Zustand in allen Apothecken, und bey allen Aertzten. Derowegen muß ich/ ich/ ich dir etwas ausfuͤndig machen. ꝛc. ꝛc. Wohl dir, daß ich gekommen bin: sonst waͤ- rest du verlohren. ꝛc. ꝛc. Diese Bekentnis dienet uns darzu, daß wir ihren rechten Na- men ihr beylegen koͤnnen. Sie ist nemlich 1) Zinzendorfisch, so breit und lang sie ist. Jch , spricht er, muß erfinden. Sie ist auch 2) nothwendig : ich muß erfinden. Und frey- lich muß etwas erfunden seyn, weil das, was GOtt und sein Geist erfunden hat, dem Zin- zendorfischen Reich schlechte Dienste verspricht. Doch, es dienet zur Antwort, wie folget. G 2 Jst Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Jst kein Kennzeichen in den Handlungen des heiligen Geistes zu finden? so sind es entwe- der alle Handlungen zusammen genommen, oder nur einige derselben. a ) Sind alle die- se Handlungen so gethan, daß sie kein Kenn- zeichen seyn koͤnnen: so darf auch der Metho- dismus gar keine Handlung des heiligen Gei- stes zum Kennzeichen seiner Persoͤnlichkeit ma- chen. Mithin muß die angegebene Mutter- schaft keine Handlung des heiligen Geistes seyn. Dann sonst braͤchte Zinzendorf etwas zum Kennzeichen daher, welches er schon vor- laͤufig vor kein Kennzeichen erklaͤret haͤtte. b ) Sind es aber nur einige Handlungen des heiligen Geistes, die man zum Kennzeichen nicht gebrauchen kan; so hat Zinzendorf fol- gende Obliegenheit: er muß die besondere Handlungen deutlich anzeigen, die zum Kenn- zeichen dienlich sind: er muß anbey darthun, daß noch niemand, ehe er seinen Methodis- mum zur Welt gebracht, diese besondere Handlungen gewust, oder zu einem Kennzei- chen behoͤrig gebrauchet habe. Dann im Fall er sie nicht anzeigen koͤnte, was taugte dann sein Methodismus? ein Kennzeichen muß klar und verstaͤndlich seyn, sonst verlieret es seinen Namen, und ist betrieglich. Waͤre es aber ein altes schon bekanntes Kennzeichen, so waͤ- re auch der Methodismus schon alt, und der angebliche Erfinder wuͤrde sich schaͤmen muͤs- sen, dritter Theil. sen, wann er sprechen wolte: Jch muß dir einen Methodismum aufuͤndig machen. Waͤre es in der That ein altes Kennzeichen, und bey den Nachkommen verlohren worden; so hat Zinzendorf die alten Bekenner nam- haft zu machen. Welches er gleichwol weder gethan hat, noch zu thun vermoͤgend ist. Sprichst du: Das dritte ist uͤbrig: Das Kennzeichen kan alt seyn, und der Erfinder kan ihm einen neuen Namen geben, um meh- rerer Begreiflichkeit willen? so antworte ich zweyerley. 1) Der Erfinder sagt oben, (§. 53.) daß es nicht um das Wort / sondern um die Sache, gelte, und er protestiret zum voraus gantz feyerlich, daß man am Ende nicht sagen solle, er habe nur mit Worten gehan- delt. Ja er ruͤhmet sich, daß er ein neues Kennzeichen erfunden habe, (§. 59.) wel- ches zum seelig werden anderer Leute so noͤ- thig seye, daß man ohne dasselbe seiner Chri- stenpflicht kein Genuͤgen thun koͤnne, (§. 59. 60.) und welches die Unzulaͤnglichkeit der vo- rigen Kennzeichen ergaͤntze. (§. 61.) 2) Waͤ- re es ein bloß neu erfundenes Wort, so ist nicht abzusehen, wie eine damit bezeichnete Sache, solte deutlicher, ja wie die alte War- heiten, welche unzureichend heisen, durch ein solch bloses Wort ergaͤntzet werden. Es waͤ- re entweder ein Schriftwort, mithin kein neu erfundenes Wort. Oder waͤre es neu erfun- G 3 den, Herrnhuterey in ihrer Schalkheit den, so waͤre es wie alle neue Woͤrter, nicht verstaͤndlicher wegen seiner Neuigkeit, sondern desto dunckeler. Ja es gereichte der heiligen Schrift zu nicht geringem Nachtheil, wann sie so dunckel waͤre, daß ein Kennzeichen des heiligen Geistes so lange unverstaͤndlich bliebe, bis ein neuer Erfinder darzu kaͤme. Und end- lich, wer gaͤbe einem eintzigen Menschen die Macht, neue Woͤrter zu erfinden, welche von der gantzen Kirche bey Verlust des seelig werdens muͤsten angenommen werden? Das mehrere wird im folgenden (§. 66.) sich zeigen. §. 66. Der sechste Machtspruch ist (§. 59.) noch uͤbrig, in welchem aber verschiedenes aus dem vierten und fuͤnften einschlaͤget, welches hier eine bequemere Stelle findet. Nemlich es gilt hier um die Ursache / warum der neue Me- thodismus so noͤthig seye. Diese Ursache ist dreyfach. 1) Die bisher angegebene Wer- ke oder Handlungen des heiligen Geistes sind keine Kennzeichen seiner Persoͤnlichkeit, weil er sie mit dem Vater gemein hat. Du fprichst, der heilige Geist heiliget? der Vater auch. Er macht lebendig? der Vater auch/ und so fort. Wann demnach Zinzendorf ein neues Kennzeichen ausfuͤndig machet, so erfindet er etwas, welches der heilige Geist mit dem Vater und Sohn gar nicht gemein haben dritter Theil. haben darf. (§. 40.) Daran wollen wir ihn unten erinnern, und ihn vest dabey halten. Die andere Ursache 2) ist diese: Du darfst dieses Kennzeichen in dem Wesen GOttes (§. 59.) nicht suchen. Das ist wahr. Dann das Wesen GOttes ist den dreyen Personen gemein, es ist einig und unzertrennlich. Die dritte 3) Ursache: Du darfst dieses Kennzei- chen in den Verhaͤltnissen nicht suchen, (§. 59.) wodurch sonst eine Person von der an- dern, als durch ein inneres Kennzeichen sich unterscheidet. Warum dieses? Antwort, weil es Zinzendorf nicht haben will, obgleich selbst der dreyeinige GOtt, es zu thun befohlen hat, wie oben ist gezeiget worden. (§. 30.) Er spricht, du darfst nicht, wann GOtt vom Himmel saget: Du darfst / und du solst es thun, so lieb dir deine Seeligkeit ist. So weit hat es der Herrnhuter nun gebracht, daß er dem lieben GOtt nicht nur ein Still- schweigen auferleget, sondern auch gerade das Gegentheil befielet. Er setzt sich in den Tempel GOttes/ und giebt vor/ er seye GOtt/ 2. Thess. 2, 4. ja noch mehr, als GOtt selbst ist. §. 67. Woher kommt es aber, daß Zinzendorf so streng verbietet, was GOTT befohlen hat? Antwort, er muß eben so wohl ein Reich G 4 haben, Herrnhuterey in ihrer Schalkheit haben, in welchem seine Befehle gelten, als der wahre Heyland ein Reich hat. Doch er weiß der Sache eine andaͤchtige Farbe zu ge- ben. Wir sind nicht darzu bestellet/ in das Wesen GOttes hinein zu speculiren. So sagt er oben (§. 28.) Und hier spricht er (§. 59.) Die Gemuͤhts-Augen muͤssen sich zublintzen/ wann ein seeliger Gedan- cke von dieser Sache/ durch den Kopf ins Hertz fahren will: daß man nicht zu- viel und zu rund dencke: und zu den Ausdruͤkken ist vollends kein Rath. (§. 11.) Erstlich / wir sind allerdings darzu bestel- let, und berufen, daß wir den wahren GOtt nach seinem Wesen und Personen erkennen lernen. Joh. 17, 3. So viel uns dieser lieb- reiche GOtt von beyden Stuͤkken offenbaret hat, so viel sind wir schuldig zu erkennen, und nach Maasgabe dieser Erkentniß, ihm zu die- nen. Nun hat uns GOtt die innere persoͤn- liche Kennzeichen offenbaret, (§. 30) also sind wir darzu bestellet, seine Offenbarung zu ver- ehren, nicht aber, unter dem Schein wegzu- werfen, als ob eine solche Erkentniß ein Fuͤr- witz seye, der Menschen nicht gebuͤhre. Da sich Zinzendorf so vieles heraus nimt, worzu er, wenigstens von GOtt und seiner Kirche, nie bestellet worden; so ist es recht zu ver- wundern, daß er von Erkentnis GOttes und seines dritter Theil. seines Worts die Leute durch nichts anders abzuhalten hoffet, als wann er sagt: Jhr seyd nicht darzu bestellet. Und er will doch mit Gewalt darzu bestellet seyn, auch jeder- maͤnniglich darzu bestellen, daß allerley Gril- len heraus speculiret werden sollen. Und zu den Ausdruͤkken ist Rath und Verwegen- heit gnug bey ihm vorhanden. Er weiß wohl, daß ein uͤberwitziges Gruͤbeln in den Geheim- nissen, wodurch das Maas der Offenbarung uͤberschritten wird, und ein pflichtmaͤßig For- schen, das mit einer demuͤthigen Annehmung und Glaubenseinfalt verbunden ist, himmel- weit von einander unterschieden sind. Wann er aber spricht, du bist nicht bestellet in das Wesen GOttes/ und in die innere persoͤnliche Verhaͤltnisse zu speculiren; so will er nichts anders, als eine goͤttliche Warheit auf die Seite bringen, damit sein wahnwitziges Speculiren an stat der Schrift, triumphiren moͤge. So macht ers anderswo mit der Gottheit Jn der Disputation das Predigaͤrger- nis genant, ist solches aus den sieben letzten Reden des Zinzendorfs angefuͤh- ret. Christi, und uͤberhaupt mit den Warheiten der Schrift, die seinem Reich im Wege stehen. Demnach gehet der gantze Jnhalt dieser treuhertzigen Vermah- G 5 nung Herrnhuterey in ihrer Schalkheit nung lediglich dahin: Wann ihr meinen neuen Fund recht glaͤubig annehmen wollet/ so muͤsset ihr euch vor allen Din- gen vor der Schrift Er will nicht, daß man die War- heiten der Schrift, die von den innern Kennzeichen der goͤttlichen Personen han- deln, in bestimte Saͤtze ( definitas pro- positiones ) bringe / und nennet solche aus der Schrift heraus gebrachte War- heit, auf eine neidische und spoͤttliche Art, ( Speculationes ) uͤberwitzige Gedancken, oder muͤßige leere Grillen. (§. 5.) Die- ser Spott gehet hauptsaͤchlich auf die heilige Schrift. Dann die Gedancken, die wir haben sollen von dem inneren Unterschied der goͤttlichen Personen, sind die Gedancken GOTTes, die er, der HErr, in die Schrift geleget hat. Und der Graf nennet sie ohne alle Scheu vor GOtt, nur muͤßige uͤbersteigende Ein- faͤlle. Es sind ferner diese Gedancken, bestimte Gedancken. Dann im Fall sie unbestimt geblieben waͤren, wie die Zinzendorfische Mutterschaft; so wuͤste man nichts von den Personen, das die gehoͤrige Klarheit haͤtte, die uns doch der HErr, als eine grosse Wolthat goͤn- net. huͤten. Von dem dritter Theil. dem boshaftigen Bezeigen dieses Jrgeistes ge- gen die heilige Schrift, ist im zweyten Theil mit mehrerem gehandelt worden. §. 68. net. So viel bestimtes nun in der Schrift lieget, so viel bestimte Saͤtze ziehet man daraus. Das ist unsere Schuldigkeit. Sonst gelangen wir zu keinem Erkent- nis, darzu wir doch nach GOttes Ab- sicht gelangen sollen. Joh. 17, 3. Zin- zendorf redet hier die Sprache aller Jr- geister, die sich vor dem Lichte der War- heit fuͤrchten, weil ihre Werke dadurch bestraft werden. So hassete der grosse Jrgeist Arius, die bestimte Saͤtze von der Gottheit Christi. Dann mit den unbestimten konte er sich lange behelfen, und seinen Schalk darunter verbergen. Aber die bestimte Worte und Saͤtze, offenbareten sein boͤses Hertz. Man hoͤre doch das Zinzendorfische Bekentnis an: Wann wir darzu bestellt waͤren. (§. 5.) in das Wesen GOttes hinein zu spe- culiren/ und die Speculationes in so viel bestimte Saͤtze zu bringen, so koͤn- te es wohl seyn/ daß das Wort Per- son/ unschiklich waͤre fuͤr die Gott- heit . Was soll dieses sagen? Wenn man die innere Kennzeichen der goͤttlichen Per- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit §. 68. Warum sollen aber zum andern (§. 67.) die Gemuͤthsaugen sich zublintzen/ wann ein noch so sceliger Gedancke von den inneren persoͤnlichen Kennzeichen ins Hertz faͤh- ret? Hat uns dann GOtt befohlen, blind und verstockt zu werden, wann er uns durch sein Personen aus der Schrift richtig bestim- met, und das Wort Person darzu ge- brauchet: so ist das unschicklich vor den Zinzendorf. Wann aber diese Warhei- ten, und das darzu gebrauchte Wort Person, fein unbestimt bleiben, daß je- dermann darunter verstehen kan, und dar- aus machen kan, was er will: alsdann wird Zinzendorf der erste seyn, der mit einstimmet. Man siehet hieraus, wie aufrichtig er zur Augspurgischen Confes- sion sich bekennet, und zu den Confeßio- nen der Christenheit. Das sind ihm, wann er am feinsten davon reden soll, wahrscheinliche Speculationen/ die er/ wann sie gleich mit der Schrift nicht streiten/ zu keinen Glaubens- artikeln machen will. (§. 5.) Aber sei- nen Fund macht er zu einem Glaubens- artikel, (§. 53.) Siehe auch den ersten Theil/ s. 140. f. dritter Theil. sein Wort erleuchten und bewegen will? Mei- nes wissens thun solches die Unglaͤubige / oder die Verlohrene/ welchen der GOtt dieser Welt ihre Sinnen verblendet/ daß sie nicht sehen das helle Licht des Evan- gelii. 2. Cor. 4, 3. 4. Eine Probe von diesem recht juͤdischen Zublintzen, ist angemerckt (§. 43. *) Der Gedancke, soll ein Gedancke seyn von den innerlichen Ver- haͤltnissen, oder Persoͤnlichkeiten in der Gott- heit. (§. 11.) Es soll ein seeliger / ja aus- nehmend seeliger Gedanke seyn. Und dennoch soll dieser so seelige Gedanke nicht zuviel einni- sten. Man soll zublintzen, daß nichts weiter durch die Gemuͤthsaugen eingelassen werde, und ins Hertz fahre. Man soll sagen, fahre aus, du allzuseeliger Gedanke! und gieb Raum den unseeligen: entweder, weil du seelig bist, oder weil du durch den Kopf, und nicht viel- mehr durch einen andern Weg, ins Hertz fah- ren wilst, oder weil deine Reise bis in das Hertz gehet. Wer wird sich nun befremden lassen, daß dem Zinzendorf so viele unseelige Gedanken durch seinen Kopf, oder durch einen andern Gang, (dann er redet hier etwas fin- ster) in das Hertz fahren, da er die seelige Gedanken mit zublintzenden Augen abweiset, und die Decke Mosis vorspannet, daß sie nicht hinein koͤnnen. Und gewiß, wem sein Me- thodis- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit thodismus in den Kopf fahren soll, der muß es gerade so machen, wie der Blintzler hier lehret. Gegen das Licht GOttes muß er zu- blintzen, und hingegen herrnhutische Augen sich einsetzen lassen, welche den Polyphem uͤber- treffen. Jst das nicht eine schoͤne Vorberei- tung zu der folgenden Belehrung von des hei- ligen Geistes Mutterschaft? §. 69. Doch das Zublintzen gehet nur so weit, daß man nicht zu viel und zu rund denke/ und zu den Ausdruͤkken ist vollends kein Rath. Aber was heisset dann zuviel und zu rund denken? Wenn man vom inneren Unterschiede der goͤttlichen Personen so viel dencket, als der Geist GOttes zu dencken uns vorgeschrieben hat; heist dann dieses zu- viel denken? Wer zuviel in die Schrift siehet, und die herrnhutische Finsternis beleuchtet, der dencket allemal zuviel vor den Zinzendorf. Wenn man zu rund / das ist, zu richtig und bestimt dencket, das ist eine Pein vor den Blintzler. Und den Ausdruk/ Person / kan er vollends nicht leiden. Da ist kein Rath zu. Dencke niemand, daß ich die Zinzendor- fische Worte gegen ihren Sinn erklaͤre. Das seye ferne von mir. Jch erklaͤre sie aus dem Zusammenhang, und aus der Absicht. Das sind die sicherste Erklaͤrungsregeln. Dann man siehet, daß er nicht zufrieden ist, mit den bishe- dritter Theil. bisherigen inneren und aͤusseren Unterschieds- zeichen der goͤttlichen Personen, und daß er mit einem neuen sich herfuͤr thut. Er dispu- tiret gegen die christliche Kirche, welche die ewige Geburt und das ewige Ausgehen, vor innere Kennzeichen aus dem Wort GOttes annimt, und die Schoͤpfung, Erloͤsung, Hei- ligung, als die aͤussere Kennzeichen, nach der Schrift vest haͤlt und bekennet. Die ersten verwirft er, weil sie ein fuͤrwitziger Gedancke in seinen blintzenden Augen sind. Das Spe- culiren in das Wesen GOttes / das zu- viel denken und rund denken / nebst dem Ausdruk Person ; sind lauter Stachelreden gegen die Christenheit. Er straft die alten und neuen Bekentnisse. Und da er bey der tuͤckisch vorgegebenen Uebereinstimmung auf dem Abweichen betreten wird, will er gleich- wohl einen Vorwand haben. Der heist also: die Bekentnisse sind zu weit gegangen. Sie speculiren unbefugter Weise in die Gottheit. Sie denken zu rund, sie brauchen Ausdruͤkke, worzu ein frommer und bescheidener Mensch keinen Rath findet. Wann er dieses glau- bet, waͤre es nicht ehrlicher, rund heraus zu sagen: ich mag weder ein Christ uͤberhaupt, noch besonders ein protestantischer Christ seyn, wann ich mich an ihre Bekentnisse binden solle? So kaͤme doch wenigstens sein Wort mit der That uͤberein. Vier- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Viertes Hauptstuk. Von der Zinzendorfischen Mutterschaft des heiligen Geistes, insonderheit, ob dieselbe aus der Schrift, und zwar aus deren unbestrittenem Jnhalt zu erweisen seye? Jnhalt. 1. Die angegebene Quelle dieser Mut- terschaft wird zer- gliedert §. 70. (1) Die Beschaffenheit der Schriftstellen/ die er vor die Quel- len angiebt. Es sol kein Theologus noch Ketzer dage- gen aufgestanden seyn. §. 71. Die- ses wird erklaͤret und wiederleget §. 72. 73. und die boͤ- se Absicht gezeiget/ §. 74. (2) Die falsche Ursache/ warum diese seine Lehre angefochten werde. a ) Soll ein Reli- gionseifer seyn. §. 75. b ) Seine Gegner sollen nur einige Lutheraner seyn/ die sich uͤbers Ver- dienst Christi aͤr- gern. §. 76. 77. (3) Die Natur/ und das Amt des heili- gen Geistes soll von seinen Geg- nern angefochten werden/ ihn nur verhaßt zu machen. §. 78. §. 70. N ach so manchen Vorbereitungen, damit gewißlich die Vielsprecherey des Ver- fassers (§. 4.) nicht vermieden worden ist; dritter Theil. ist; komt er allmaͤhlig zu seinem Vorhaben, und eroͤfnet uns den neu erfundenen Metho- dismum, mit derjenigen Treuhertzigkeit / die seinem Augspurgischen Confeßions- verstand (§. 4.) recht gemaͤß ist. Er suchet ihn zufoderst in seinen Quellen; nemlich in der Schrift/ und zwar an solchen Or- ten/ wogegen nicht nur noch kein Got- tesgelehrter/ sondern auch kein Ketzer/ aufgestanden ist/ so lange die Lehre von der heiligen Dreyeinigkeit gefuͤhret wird: ausser daß einige/ die aus allzugrosem Religionseifer gegen einen gewissen Leh- rer ihrer Kirche/ sich seit einigen Jah- ren uͤbers Verdienst Christi/ uͤbers Lamm und seine Wunden aͤrgern/ und druͤber disputiren/ ob sie gantz ( in totum ) oder nur zum theil ( in tantum ) verdienstlich sind: etwa auch Mine machen/ zu sei- ner Beschwaͤrtzung ( in inuidiam ipsius ) an dem heiligen Geist/ und seiner Natur und Amt/ etwas abzudingen (§. 11.) Unvermerkt giebt es hier wieder einen neuen Eingang, ehe man das Geheimniß der Sache selbst einmal hoͤren kan. Doch man muß sich mit Gedult ruͤsten. Dieses abermalige Vor- spiel hat zwey Stuͤcke. Erstlich wird die Quelle selbst, angezeiget. Zweitens die Ursa- che, warum die Lehre, die in diesen Quellen liegen soll, angefochten worden. Herrnhut. III. Theil. H §. 71. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit §. 71. Die Beschaffenheit der Schriftstellen, wel- che Zinzendorf als die Quellen seines neuen Funds angiebt, ist das erste in seinen Wor- ten. (§. 70.) Es waͤre hoͤchst noͤthig, und eben so billig, daß er diese Schriftstellen nach Capitel und Versen hergesetzet haͤtte. Dann der gantze Beweis, den er hieraus fuͤhren will, erfoderte dieses; und die Muͤhe haͤtte ihn nicht verdriessen sollen. Ein jeder koͤnte sie sodann in ihrem Zusammenhange betrachten, sonder- lich der ungeuͤbte Leser. Doch er hat etliche Schriftworte (§. 12.) beygesetzt, davon wir unten (§. 112.) reden muͤssen. Jetzt gilt es mir noch vorlaͤufig darum, wie nach Zinzen- dorfs Foderung diese Stellen muͤssen beschaffen seyn, oder wenigstens wie sie wuͤrklich beschaf- fen sind. Summa, die Mutterschaft des hei- ligen Geistes, soll aus der Schrift erwiesen werden. Das ist eins. Die Schriftworte, welche den heiligen Geist als eine Mutter vor- stellen, sollen keiner Misdeutung unterworfen, sondern ihre Erklaͤrung soll dergestalt einhellig seyn, daß sie von Rechtglaubigen und Jrr- glaubigen auf einerley Art angenommen, und ohne allen Wiederspruch zugegeben wird. Das will er mit diesen Worten sagen: Es ist we- der ein Theologus/ noch ein Ketzer dage- gen aufgestanden. Worgegen aber? Das ist dritter Theil. ist ausgelassen. Gegen den wahren Sinn dieser Schriftstellen? oder gegen die Zinzen- dorfische Glossen derselben? hierauf komt es eigentlich an; sonst wird umsonst, und in den Wind gesprochen. Jch werde sogleich zeigen, daß Zinzendorf hier gewoͤhnlich herrnhutert. Das ist, er will abermahl betriegen. Davon soll unten (§. 74.) besonders geredet werden. §. 72. Der wahre Verstand dieser Schriftworte lautet also: GOtt, der dreyeinige GOtt, stellet sich hier unter dem Bild einer Mutter vor, we- gen der muͤtterlichen Zaͤrtlichkeit und Woltha- ten gegen die Menschen. Weil demnach der heilige Geist die dritte Person der Gottheit ist, so wird er mit gemeinet, und nicht ausge- schlossen. Weil dieser Satz wahr ist, so sind allerley Leute dagegen aufgestanden. Erstlich die Juden, die keinen heiligen Geist noch Sohn GOttes glauben. Zweytens alle andere Jr- geister, die keine Dreyeinigkeit glauben, mit- hin auch den heiligen Geist nicht, als die dritte Person in der Dreyeinigkeit. Drittens Zin- zendorf ist zwiefach dagegen aufgestanden: ein- mal da er lehret, es seye im alten Testament, welches er anderswo auf das aͤusserste herun- ter macht, die heilige Dreyeinigkeit nicht offen- bahret gewesen; hernach da er behauptet, was H 2 im Herrnhuterey in ihrer Schalkheit im alten Testament von GOTT vorkomme, das seye von dem Sohn zu erklaͤren. Jm zweyten Theil stehen seine Worte hiervon. Wie kan er nun, nach seinen eigenen Man siehet hier ein neues Beyspiel, wie der Geist der Luͤgen seine Diener verwirre. Er waͤltzet sie aus einem Un- flat des Jrthums in den andern. Zu- letzt ist des Unraths so viel, daß sie sich nicht mehr heraus helfen koͤnnen. Da muͤssen sie wiedersprechen, was sie vorhin als neue Offenbarungen behauptet, und ausgeschrien haben. Grundsaͤtzen, erweisen wollen, daß in diesen von ihm angefuͤhrten Spruͤchen, der heilige Geist verstanden werde? Er siehet demnach wie viele Ketzer gegen diese Stellen des alten Testaments aufgestan- den sind. Und das ist die Ursache, warum kein Theologus dagegen, wohl aber ein jeder rechtschaffener Lehrer gegen diese Ketzer, auf- gestanden ist. Dann ein Theologus wird von ihm selbst den Ketzern entgegen gesetzt. Also ist ein Theologus ein solcher Mann, der gegen die Ketzer aufstehen muß. Gegen die Warheiten der Schrift kan er unmoͤglich aufstehen. Es haͤlt einen Wiederspruch in sich, ein Theologus seyn, und aufstehen gegen GOttes Wort. Auch wird einem Spruch der dritter Theil. der Schrift, an seiner Kraft und Deutlichkeit deswegen nichts abgehen, wann Ketzer dage- gen aufgestanden sind. Sonst muͤsten wir die heilige Schrift voͤllig begraben: gestalten Edelmann und Zinzendorf in unsern Tagen so gar gegen ihre goͤttliche Eingebung aufge- standen sind. §. 73. Der Zinzendorfische Verstand der angefuͤhr- ten Schriftstellen lautet also: Der heilige Geist wird hier eine Mutter und Gemahlin des Vaters genennet, mit Ausschliessung der uͤbrigen Personen: ohne durch ein anderes inneres oder aͤuse- res Kennzeichen, vom Vater und Sohn unterschieden zu werden. (§. 35. f. und 40.) Gegen diese Erklaͤrung ist hiebevor kein Theo- logus aufgestanden. Dann sie war noch nie- mals in der Welt, ehe Zinzendorf sie erfun- den hat. Seitdem sie aber ausgebruͤtet wor- den, stehet billig alles dargegen auf, was noch eine theologische Ader hat. Der heilige Geist ist der erste, der dagegen aufstehet. Hernach alle, die sich von ihm regieren lassen. Daß demnach alle Theologen anitzt dagegen aufstehen, und daß ihre Vorfahren dieses an- itzt so noͤthigen Aufstehens uͤberhoben geblie- H 3 ben; Herrnhuterey in ihrer Schalkheit ben; das beweiset weiter nichts, als daß noch kein Jrgeist so lange die Lehre von der Dreyeinigkeit gefuͤhret wird (sie ist aber so lange gefuͤhret worden, als die Welt stehet, nicht allererst im neuen Testament) so unver- schaͤmt gewesen ist als Zinzendorf. Jm Fall nun auch kein Ketzer dagegen auf- stehet, so ist es kein Wunder, weil das Reich des Beelzebub in gewissen Stuͤkken einig ist, und daher mit sich selbst nicht allezeit streitet. §. 74. Die giftige Absicht des Zinzendorfs muß ich hierbey entdecken. 1) Er prahlet zum voraus, ohne Grund und Beweis, mit einer allgemeinen Uebereinstimmung ; damit nie- mand seine Jrgeisterey pruͤfen, sondern jeder- mann gedencken solle: Der Mann bringet ja nichts vor, als was die gantze Welt, die nur die Schrift annimt, vor wahr erkennet. 2) Er will damit anzeigen, daß sein Fund allen Religionen gerecht und gemaͤß seye, mithin seine Lehre vom heiligen Geist, von allen Reli- gionsparthien, Theologen und Ketzern, ohn- beschadet ihrer Lehrbegriffe, koͤnne angenommen werden. 3) Er will sich dadurch den Weg bahnen, zu den so gleich beygefuͤgten Laͤste- rungen auf die christliche Theologen. Man soll dencken, was muͤssen das vor unsinnige gottlose Menschen seyn, die sich einer Lehre wieder- dritter Theil. wiedersetzen, wogegen noch niemal ein eintziger Mensch, er seye Christ oder Ketzer, aufge- standen ist. §. 75. Fragst du nun, zum andern / warum dann diese Zinzendorfische Lehre gleichwol zu unsern Zeiten so sehr angefochten werde? so hoͤre die Ursache. 1) Es ist ein Religionseifer (§. 70.) ein allzugrosser Religionseifer / ein Eifer nur einiger Theologen; ein Ei- fer gegen einen Lehrer ihrer eigenen Kirche / das ist gegen den Zinzendorf. So viel Worte, so viel Herrnhutereyen. a ) Daß er ein Lehrer unserer Kirche seye; das ist sein alter Gesang, und eine von seinen groͤsten und offenbaresten Luͤgen. Jm ersten und andern Theil stehet der Beweis hiervon, und sein gegenwaͤrtiges Beginnen giebt ferner den Ausschlag. b ) Er will ein Lehrer unserer Kirche seyn, und doch soll ein Religionsei- fer von Seiten unserer Kirche gegen ihn ent- stehen. Wie reimet sich das zusammen? Waͤre er ein Lehrer unserer Kirchen, so waͤre seine Religion nothwendig unsere Religion. Eifern wir nun mit einem Religionseifer, so kan dieser Eifer unmoͤglich gegen ihn gerichtet seyn. Und im Gegentheil, wann er diesen Religionseifer als gegen ihn gerichtet, anse- hen muß; so ist das ein sicheres Kennzeichen, H 4 daß Herrnhuterey in ihrer Schalkheit daß seine Religion der unsern muß zuwieder seyn. Dann ein jeder Religionseifer aͤussert sich vor seine Parthie, und gegen die wiedrige. c ) Daß dieser Eifer allzugros seye, das wird alsdann wahr werden, wann Zinzendorf er- weiset, daß 1) sein antichristisches Wesen, keine so starcke Wiedersetzung verdiene, als bisher aus Pflicht und Gewissen erfolget ist, 2) daß man andere Mittel gegen ihn gebrau- che, als Warheiten des goͤttlichen Wortes: andere Mittel, als GOTT und die Gesetze befehlen, und nicht vielmehr weit unter den Stufen der noͤthigen Gegenverfassung geblie- ben seye. Die fast unerlaubte Nachsicht, son- derlich von Seiten christlicher Obrigkeit, wel- che bestaͤndig, wie auch hier geschiehet, von ihm verspottet und belogen wird, macht seine Unbaͤndigkeit und Frechheit taͤglich groͤser. Er hat eine solche Hurenstirne zu laͤstern, bey allem seinem gottlosen Wesen, daß man darob erstaunen muß. §. 76. Er komt 2) auf die, welche diesen Eifer uͤben. Sie sind 1) Lutheraner. Dann sie eifern gegen einen Lehrer ihrer Kirche. Nun will Zinzendorf ein Lutherischer Pfarrer seyn. Das ist nun wieder eine weltkuͤndige Unwar- heit. Dann die Reformirte Lehrer, sonder- lich in Holland haben ebenfals schriftlich geei- fert, dritter Theil fert, und er beschweret sich anderswo uͤber die Wiedrigkeit aller So stehet im Creutzreich s. 77. eilfte Warheit. Daß noch keine Socie- taͤt in der Kirchenhistorie vorkom- men/ wieder die von honetten und graduirten Maͤnnern in allen christ- lichen grossen und kleinen Haufen (auser der catholischen und griechi- schen Religion/ als welche beyde die eintzigen sind/ die uns noch fast kei- nen Religionsparthien. 2) Es sind nur einige Lutheraner. So muͤssen demnach die meiste Lutheraner Zinzendorfs herrnhutische Gesellen seyn. Das ist gegen die handgreifliche Erfahrung, welche lehret, daß, so bald die herrnhutische Seuche einen Lutheraner anstecket, er von selbsten zu seinen Bruͤdern gehet, und von den Bruͤdern vor nichts aͤrger, als vor den Lutherischen, son- derlich Pfarrern, gewarnet wird. Er nenne einen eintzigen wahren Lutheraner, der mit ihm ist, und doch ein wahrer Lutheraner bleibet. Er spricht selbst, er muͤsse seine Leute gantz haben. Siehe die Vorrede zum zweyten Theil. Wie koͤnnen sie aber gantz herrnhu- tisch, und nur noch halb / ich geschweige gantz / lutherisch seyn? Es sind 3) solche Lu- theraner, die sich seit wenig Jahren uͤbers H 5 Ver- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Verdienst Christi/ uͤbers Lamm und sei- ne Wunden aͤrgern/ und druͤber dispu- tiren/ ob sie gantz/ oder nur zum Theil/ verdienstlich sind. (§. 70.) Dieses aͤrgern und disputiren reimte sich eben so vor einen Lutheraner, als die herrnhutische Synagoge. Dieser giftige Laͤsterpfeil ist allzu plump ge- macht. Er trift das Ziel nicht, wohin die Bosheit seines Meuchlers ihn gerichtet hat. Wann es dem Zinzendorf schon gelinget, daß einer von seinen gantzen Bruͤdern, die Luthe- raner vor solche Leute ansiehet, welche das Verdienst Christi nicht leyden koͤnten: so muß doch dieser Bruder entweder so dumm seyn, wie nen Schritt zu nahe getreten) nicht allein weder die geringste Gedult noch Treue bewiesen/ sondern so bald/ so fruͤhzeitig/ so ohne Scheu/ so ungestraft/ ich moͤgte sagen so rasend/ gelogen/ gelaͤstert ꝛc. Dem- nach siehet man, daß in allen christlichen Haufen honette Maͤnner sind, welche dem Zinzendorf einen Schritt zu nahe treten. Und das empfindet der zaͤrt- liche Mann so uͤbel, daß er diese honette und graduirte Maͤnner, vor rasende Luͤg- ner, Laͤsterer ꝛc. erklaͤret, und sich wun- dert, daß sie noch von keiner Obrigkeit gestraft worden sind. dritter Theil. wie es der Plan erfodert, oder so giftig und gewissenloß, wie sein Meister. Andere aber, die noch ein wenig Vernunft und natuͤrliche Redlichkeit uͤbrig behalten, werden vielmehr diese abscheuliche Judasmaxime, als die letzte Zuflucht ansehen, welche Zinzendorfs Rach- gier, gegen die Macht der Warheit nehmen muß. Die Guͤltigkeit des Verdienstes Christi be- ruhet auf der hohen Wuͤrdigkeit seiner Per- son, und darauf begruͤndeten Verrichtungen seines Amtes. Wie Zinzendorf mit der Person Christi umgegangen, ist weltkuͤndig. Nicht allein da er sein Gauckelspiel Jm Zinzendorfischen Unfug ( lerna Zinz. ) auch in dem ersten Theil der Herrnhuterey / ingleichen in der Wie- derlegung der Osterpredig / sind Zin- zendorfs eigene Worte hiervon angefuͤh- ret, darauf ich mich um der Kuͤrtze wil- len, beziehe. Man lese seine Predig vom Dieneramt des Lammes / wo der Heiland s. 4. Der Kirchenwidder und s. 5. der in der Cabinetsconferentz unsere Sachen besorget/ s. 6. ein herrn- hutischer Aeltester/ der aus dem Kir- chen- mit dem Sohn GOttes treibet, ihn den Zimmerknecht, den herrn- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit herrnhutischen Bruder, der Naͤrrlein/ Herr- lein / einen Goldmacher aus dem Kir- chendreck / einen Kirchenwidder/ ꝛc. nen- net, die leibliche Kinderzeugung mit den herrn- hutischen Schwestern ihm zueignet; und so manchen chendreck Gold mache/ ein Lamm/ das ein unaussprechlich Phlegma ha- be ꝛc. genennet wird. Jm zweyten Theil stehet der Naͤrrlein/ Herrlein. Andere unsinnige Ausschweifungen vor- bey zu gehen. Unter dem Vorwand, daß der Heiland ehedem im Stande der Erniedrigung auf Erden sich befunden hat, erniedriget ihn Zinzendorf unter alle Gauckelspiele seiner verirten Fantasie. Was ihm nur veraͤchtliches einfaͤllt, das ist den Augenblick der Heiland, und es wird nicht allein geprediget, sondern in die Welt geschrieben. Ja, das gantze Gebaͤude seiner Religion, das auf Hoch- muth und Bosheit beruhet, muß der Zimmermann von Nazareth aufgefuͤhret haben. Der Heiland muß es seyn, der die betrogenen Leute mit samt ihrem Haab und Gut, in die Gemeine auf- nimt: der einen Ehegatten vom andern trennet, der Landlaͤufer ausschikket, der durch das Loos antwortet, der morden und dritter Theil. manchen naͤrrischen naͤrrischen Einfall er hat, so manchen neuen Namen davon hernimt, und dem Sohn GOttes aufbuͤrdet: sondern auch, da alle herrnhutische Bubenstuͤcke unter dem und wuͤrgen soll, wann Zinzendorf einen todt haben will, der Formen machet, und Gebote giebt wieder goͤttliche und menschliche Ordnung. Jn dieses Hei- landes Namen macht er Bruͤderschaft mit den offenbaren Laͤsterern seiner Gott- heit und Gnugthuung. Jhre Buͤcher nennet er goͤttlich, in welchen der Hei- land verlaͤstert wird. Er spricht, in ei- einem Geisttreiber, der sich rasend stellet, und alsdann aus goͤttlicher Eingebung zu sprechen vorgiebt, wohne die Seele Christi ꝛc. ꝛc. Ja, wann Zinzendorf auf offenbaren Luͤgen und schaͤndlichen Abwegen betreten wird; mithin dem Satan dienet, so soll es der Heiland ge- than haben; es soll im Namen des Hey- landes und zu seiner Ehre geschehen seyn. Proben davon, die handgreiflich sind, stehen in der Disputation: Die wahre und verkappte Schuͤlerprobe ( tiro- cinium Z. verum \& fictum ) auch im Zinzendorfischen Unfug ( lerna Z. ) s. 3. 4. 113. 115. f. 261. f. 93. f. 12. So Herrnhuterey in ihrer Schalkheit dem Namen des Heylandes, practiciret wer- den. Ja, da man endlich die Anbetung sei- ner ewigen Gottheit schlechterdings verbietet, wie im zweyten Theil gezeiget worden. §. 77. Was nun das Amt des Heylandes betrift, so ist leicht zu ermessen, wie man damit ver- faͤhret. Seine Gnugthuung vor die Suͤn- den, setzet man darinnen, daß er eine Zim- merschurtz Jn der gedruckten Cantate auf den Grafen R. F. von Promnitz/ wel- che am 19. Febr. 1744. in Burau abgesungen worden/ schreibet sich die Bekehrung dieses Grafen von der Got- tesgewalt der Zimmerschurtz JEsu/ her. Derjenige, (spricht der herrnhuti- sche Sanger) der sich einbildet ein Graf und ein eiteler Weltmann, seye einer- ley; Der getragen, ingleichen auf das heim- So gehet Zinzendorf mit der Person des Sohnes GOttes um. Einen sol- chen Heiland verkuͤndiget er. Gewiß, wann der Erloͤser so beschaffen waͤre, so haͤtte man eine trefliche Zuflucht zu sei- nem Verdienst! dritter Theil. heimliche Gemach Predig von der Tugendlichkeit des Heilandes s. 23. Er saͤttigte sich kuͤmmerlich/ hielt haus von sei- nem Lohne/ bequemte sich/ wie du und ich zum Aphedrone/ zum na- tuͤrlichen Gange. Und in der Predig auf Weyhnachter 1744. s. 8. Dar- nach denckt man wie Jesus/ man verrichtet die Nothdurft wie JE- sus ꝛc. gegangen; daß er ein Lamm seye, und verwundet worden: ohne die uͤbrigen Stuͤcke seines aus dem goͤttlichen Wer- the der Person herstammenden allerheiligsten Gehorsam in Thun und Leyden, mit gehoͤriger Treue und Vollstaͤndigkeit zu beruͤhren. Seine Gottheit, von welcher die alleinige Guͤltigkeit seines Verdienstes abhaͤnget, verbietet man so gar zu predigen, und haͤlt sie vor keine Siehe die sieben letzte Zinzendorfische Reden, und die daruͤber gehaltene Dispu- tation: Das Zinzendorfische Predig- aͤrger- Materie der herrnhutischen Gemeine oder des Geschwi- Der irret/ dann er misser Die Gottsgewalt zu kurtz/ Die JEsu Zimmerschurtz Aufs Hertze eines Grafen kriegt. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Geschwisters. Das prophetische Amt JEsu, wird fast gaͤntzlich aus Herrnhut hinaus getrom- aͤrgernis ( noxa homilet. Z. ) Es ist nicht vorbey zu gehen, wie schaͤndlich Zinzendorf die Zeugnisse der heiligen Schrift bey dieser Gelegenheit misbrau- chet. Wann der Geist GOTTes die fleischliche Weisheit als verachtens wuͤr- dig darstellet, und hingegen die lebendige Erkentnis der geoffenbarten Warheiten, insonderheit der Lehre von Christo, an- preiset; so ist Zinzendorf so frech und un- verschaͤmt, daß er diese Deutung macht: alles, was man sonst aus der Schrift lernet und erkennet, ausser die Saͤtze vom Lamm/ Zimmermann/ Wun- den/ Maͤhren in den Schwaͤren/ (siehe die Gemeinrede im Herrnhaag Sonntags den 2. May 1745. s. 12.) baaden in seinen Wunden/ und schwimmen in seinem Blut. (Siehe die Predig am ausserordentlichen Pil- gerge m eintag in Marienborn s. 33.) mit JESU Leichnam vermenget und mit JESU Blut vermischet werden/ (Pred. vom gehen mit Thraͤ- nen saͤen s. 13.) alles, sage ich, was nicht so heisset, seye Dreck. Und darzu mis- dritter Theil. getrommelt; wie sein Favoritwort lautet. Dann es wird die heilige Schrift ihrer Goͤtt- lichkeit misbraucht er auf eine satanische Weise, die Worte des heiligen Geistes, die er durch Paulum redet Philip. 3, 8. Auf den Tag der Himmelfahrt Christi, 1744. hat er diese Laͤsterung oͤffentlich absingen, und nachgehends zu Buͤdingen drucken lassen, mit dem Titul: dem Seminario Theologico das ins verwundeten Laͤmmleins Lende daheim ꝛc. zum freundlichen Willkomm/ im neuen Hause ꝛc. Da klingt es folgender massen im 2ten Recitativ: Das Denckmal/ das der Doctor Paul Den Schriftgelehrten wollen stif- ten/ Wo sind die Meister in den Schrif- ten? 1. Cor. 1, 20. Und wenn er mit noch voll’rem Maul Nach seinem gegenwaͤrtigen Zwe- cke Mit Drecke Phil. 3, 8. Die Wissenschaft vergleichen thut, Klingt auch nicht gut. Herrnhut. III. Theil. J Man Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Man siehet aus diesem gantzen Meister- gesang, was vor eine Wissenschaft der Apostel vor Augen haben soll, die er vor Dreck mit vollem Maul ausgerufen habe. Nemlich die Wissenschaft alles dessen, was Zinzendorf in seinem Volck nicht eingefuͤhret hat: was uns GOtt unser HErr zwar offenbaret, und zu ler- nen befiehlet, aber doch Zinzendorf nicht. Was, wie es Recitativ 1. ausgedrukt wird, die Doctores/ Meister/ Pro- fessores/ wissen. Die Gaben/ da- durch man zum beruͤhmten Mann kan werden Recitat. 3. sind ebenfals Dreck, ob sie wohl Gaben GOttes sind, Jac. 1, 17. Die Leydenslehr soll allein kein Dreck seyn, Recit. 6. Und wer auf Universitaͤten, nebst dieser Haupt- und Grundlehre, noch etwas weiter von der Heilsordnung, den Pflichten der Menschen, die auf dieser Heilsordnung beruhen, auch von andern Wercken GOt- tes, erlernet; der samlet nur Dreck ein, und toͤdtet den seeligen Gnadenmuth. Es waͤre wohl recht gut/ Wenn Universitaͤten Den seel’gen Gnadenmuth/ Der auf der Leydenslehr beruht/ Nicht dritter Theil. Nicht koͤnten oder wolten toͤdten. Das Blut War doch das ein’ge Gut Der Apostel und Propheten. Das andere alles heisset Wirrwar und Getraͤum/ ( Recit. 5.) deme die Semi- naristen zu Lindheim gluͤcklich entgangen sind, und nur ein Getoͤn mit dem Lamme machen. Daß Paulus die Wissenschaft an sich, sie seye von geist- oder leiblichen Dingen, Dreck soll genennet haben, Phil. 3, 8. das ist eine falsche unver- nuͤnftige Deutung einer goͤttlichen War- heit. 1) Die irrige Saͤtze der falschen Apostel, nennet er Dreck. Der Zusam- menhang der Worte v. 2. - 8. zeiget dieses unwiedersprechlich. Der Stoltz und Trotz auf die Beschneidung/ auf die pharisaͤische falsche Gerechtig- keit/ auf die Verdienstlichkeit der Wer- cke, auf einen blinden Religionseifer, der Christum so gar verfolgete: Das alles war bey Paulo, in seinem vorigen pharisaͤischen Zustande, lauter Ruhm, Verdienst, Gewinn und Gluͤckseeligkeit, lauter Schmuk und Kronen, so gar vor die Ewigkeit. Wie etwa jetzt das Zin- J 2 zen- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit zendorfische Formenwerck, und die mensch- liche Satzungen dieser Sekte. Nun war es Dreck, da er den Heyland kennete, und an statt dieser eigenen, suͤndlichen, befleckten Gerechtigkeit, eine goͤttliche/ guͤltige, theuere, ewige Gerechtigkeit in Christo JEsu, gelernet, gefunden, und erlanget hatte, v. 9. 2) Aller Mis- brauch der besten Warheiten und Wis- senschaften, mithin auch der herrnhuti- sche Misbrauch des Blutes und der Wunden, ist ebenfals Schaden und Hindernis, und die Vortheile, welche man durch solchen Misbrauch zu erjagen hoffet, sind weniger als nichts, sie sind Dreck/ Verlust und Muͤhe. Hingegen die Warheiten selbst sind edel, und ihre Wissenschaft ist nach Verschiedenheit sol- cher Warheiten ein Mittel zur Seelig- keit, und zum Preis des HErrn. Hat nun Paulus damit lehren wollen, daß alles Wissen, das unmittelbar mit dem Blut beschaͤftiget seye, als Dreck und Unflat muͤsse verabscheuet werden? daß der heilige Geist, wann er die Heils- ordnung, Lebenspflichten, die Gottheit JEsu, seinen Erhoͤhungsstand ꝛc. in der heiligen Schrift vortraͤget, uns mit lauter Dreck abspeisen wollen? Jst das ruͤhm- lich vor die goͤttliche Lehren? oder laͤster- lich? dritter Theil. lich? Muͤste nicht Paulus sich selbst be- schuldigen, daß er ein Dreckprediger seye, wann er in eben diesem Brief an die Philipper, und in allen seinen goͤtt- lichen Schriften, nebst deme, daß er das Blut Christi anpreiset, auch die Wis- senschaft der andern Glaubenslehren da- mit verbindet? Jst das nicht eine schaͤndliche Verfuͤh- rung der armen Jugend, in dieser neuen Pflantzschule? daß alle goͤttliche und menschliche Lehren, alles, wodurch der Zinzendorfische Greuel aufgedeckt werden kan, ihnen gleich Anfangs als Dreck und Unrath abgemahlet wird? Jch sehe bey dieser Gelegenheit die Ursache ein, warum Zinzendorf es den Heyland verdenket, daß er in seinem Kampf gegen den Satan Matth. 4, 1. solche Schriftstellen gebraucht habe, die nichts von Wunden in sich haben. Ge- wiß muß Zinzendorf gedacht haben, der Sohn GOttes habe sich schlecht in die- ser Versuchung aufgefuͤhret, und sich nur mit Dreck gewehret. Er schreibet es der Schwachheit Christi nicht undeut- lich zu, daß er so schlechte Spruͤche gegen den Satan hingebetet. So lautet es in dem Lied: Jch seh Jhn (den Hey- land) in dem Flus bis an die Stirne J 3 knien; Herrnhurerey in ihrer Schalkheit knien; gleich nach der Taufe muß er in die Wuͤsten ziehen/ da sitzt er ohne Speis und Schlaf/ und Com- panie/ beym Kobolt und der Geiß/ und voll Melancholie ꝛc. Ferner im 2. Vers: Wann Satan auf ihn sticht/ bet’t er so Spruͤchel her/ wie ers zusammen kriegt. Dieser Gesang stehet bey der Predig von der Freund- schaftlichkeit des Heylandes ꝛc. ge- halten in Bethlehem bey Marien- born 1745. den 22. Aug. s. 3. Hier hat Zinzendorf den Heyland sehr melan- cholisch gesehen, und daher so schlecht beten. Auch schreibet er in einem an- dern Liede von den vielmaligen Me- lancholien/ welche der Heyland in sei- nem Leben gehabt. Siehe die Predig von der bleibenden Erkentniß GOt- tes/ den 13. Mertz 1746. wo im bey- gefuͤgten Liede s. 16. es also lautet: v. 15. - - Melancholien Sahe man manchmal wie Nebel ziehen Vors seel’ge Hertz. Nachdem er (v. 12.) bis ins drey- sigste Jahr Auf seinem Handwerk geblieben war. Wann dritter Theil. lichkeit beraubet, Man beliebe den zweyten Theil nach- zulesen, wo die herrnhutische Verachtung der die Heilsordnung, wel- che Gesetz und Evangelium erfodert, wegge- J 4 worfen, Wann demnach der Sohn GOttes so Spruͤchel/ wie er sie zusammen kriegt/ gegen den Satan herbetet; so muß man nach Zinzendorfs Anwei- sung seinem goͤttlichen Exempel nicht folgen, sondern gedencken, daß der Sohn GOttes damals von der Melancholie verwirrt gewesen. Er zeiget hingegen seinen Bruͤdern, was sie herbeten muͤsten/ daß es gar niemal zum Streit mit dem Satan komme/ Predig von der Einfalt in Christo s. 6. 7. Aber was ist das nun fuͤr ein Kunststuͤck? da haben wir ein Versgen/ das will ich herbeten: - - Das ist so das Hauptstuͤck der wei- sen Maximen/ damit sich die Strei- ter des Laͤmmeleins ruͤhmen. Das Auge nicht wenden vom Wunden- blik. Jch will aber auch einen Spruch anfuͤhren/ damit ichs be- weisen muß: Wenn dein Auge ein- faͤltig ist/ (auf nichts, als auf die Lei- che JEsu siehet) ꝛc. ꝛc. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit worfen, die Busse vor giftig schaͤdlich erklaͤ- ret; Summa, keine eintzige Glaubenslehre dieses Heylandes unvergiftet gelassen, wie man leichtlich zeigen koͤnte, wenn nicht von beruͤhm- ten und gottseeligen Maͤnnern es bereits ge- schehen waͤre. Diese Entdeckungen schmertzen freylich den Zinzendorfischen Schwarmgeist. Und da kan er sich nicht anders helfen und wehren, als wann er sich den Fund ersinnet, man muͤsse diese Zeugen der Warheit so an- schwaͤrtzen, daß niemand ihr Zeugnis zu lesen begehre. Darum saget er: sie aͤrgern sich uͤbers Verdienst Christi/ uͤbers Lamm und der heiligen Schrift unwiedersprechlich, aus den unlaͤugbaren Schriften des Zin- Zinzendorfs dargethan wird. Mir grauet vor dem Erfolg, wann ich daran geden- cke. Jch sehe ein Exempel an dem be- ruͤchtigten Edelmann/ einem ehemahli- gen Herrnhuter. Dieser beschoͤnigte im Anfang seine schaͤndliche Bruten mit Zeugnissen aus der Schrift. Als zuletzt nichts mehr zusammen haͤngen, und keine Schriftstelle sich fernerhin bis auf die abgefeimte unsinnige Gotteslaͤsterungen, verkehren lassen wolte: so gienge es an die Goͤttlichkeit der heiligen Schrift. Er beschuldigte die goͤttliche Offenbahrung, die dritter Theil. und seine Wunden. Wenn man ihm zei- get, wie er Christum zerstuͤkele, und nichts, dann ein Gewaͤsch vom Lamm und Wunden, mit Vorbeygehung und Wegwerfung seiner uͤbrigen wahren Verdienstlichkeit und Gna- dengeschaͤfte, uͤbrig behalte; so schmaͤhet er tuͤkisch, man disputire daruͤber, ob die Wun- den Christi gantz oder halb verdienstlich seyen. Das ist seine Besserung, und sein Gesinnen gegen die Warheit. §. 78. Nun sagt uns Zinzendorf zum dritten (§. 70.) was dann eigentlich in seiner Lehre vom heiligen Geist, von uns misbilliget wer- de. Er leget uns auch eine Absicht bey, war- J 5 um die er vorher zu Bestreitung der War- heiten als die eintzige Erkentnisquelle an- genommen, gar bald eines und des an- dern handgreiflichen Jrthums. Bis ihn der Satan so weit brachte, daß er viel - mehr das Buch der heiligen Schrift zum eintzigen Gegenstand seiner Laͤsterungen machet. Wie weit Zinzendorf noch von ihm seye, das zeiget die betruͤbte Erfah- rung. Und ich fuͤrchte sehr, sie wird bald ein mehreres zeigen. Von Ver- werfung der Heilsordnung, siehe den ersten Theil. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit um wir seinen Satz misbilligen. Das sind wiederum zwey Stuͤcke. Erstlich/ wir machen Mine/ an dem heiligen Geist und seiner Natur und Amt etwas abzudin- gen. Antwort, wir suchen den heiligen Geist also zu beschreiben, wie er sich in der heiligen Schrift selbst beschrieben hat. Er selbst aber hat sich nichts abgedinget. Daß er gleich ewiger GOtt seye mit dem Vater und Sohn, daß er von beyden ausgehe, daß er sich durch dieses Ausgehen vom Vater und dem Sohn unterscheide, und daß das Heiligungswerck sein aͤusserliches zugeeignetes, ob wohl dem Vater und dem Sohn zugleich zukommendes Werck seye. Das sagt der heilige Geist, und eben das sagen wir. Zinzendorf verwirft die- ses alles, und erfindet eine Mutterschaft, wel- che dem heiligen Geist als einer Gemahlin des Vaters dergestalt zukomme, daß weder dem Vater noch dem Sohn, etwas davon beyzu- legen seye. (§. 40. 66.) Diesen gottlosen Fund suchen wir abzulehnen, und die christliche Ge- meine auf GOttes Wort, und ihre uralte Bekentnisse zu weisen. Wer die Gauckeley des Zinzendorfs solchergestalt verwirft, und ihn von dieser unsinnigen Fantasie befreyen will, der dinget etwas ab am heiligen Geist/ an dessen Natur und Amte. Wann Zinzendorf nicht voͤllig im Kopf ver- ruͤcket ist, so ist diese schmaͤhsuͤchtige Ausflucht eine dritter Theil. eine Wuͤrkung der aͤussersten Bosheit: Doch es kan beydes wohl zugleich seyn. Man sie- het indessen, daß er seine Mutterschaft vor den heiligen selbst/ vor seine Natur und Amt/ erklaͤret. Dann, wer diese Mutter- schaft nicht zugiebt, der dinget etwas ab vom heiligen Geist/ von seiner Natur und Amte. Das zweyte hebt sich nun hie- durch von selbsten. Nemlich unsere Absicht soll diese seyn, daß wir ihn schwartz und ver- hast, oder beneidenswuͤrdig machen, mithin auch selbst ihn beneiden. Jch kan hier mit einem Gleichnis am leichtesten fertig werden. Nickel List beschneidet den dritten Theil der guͤldenen Tafel. Er ersinnet den Fund, in die Luͤkke des weggeschnittenen feinsten Gol- des ein Stuͤck mit Goldfirnis uͤberstrichenen Blechs hinein zu flikken, damit man den Raub nicht sogleich wahrnehmen, und ferneren Kir- chendiebstal nicht verbiegen moͤge. Er will noch mehr stehlen, und wird daruͤber betre- ten. Hier schreyet der ehrliche und treu- hertzige Mann, uͤber Gewalt und Unrecht. Er klaget uͤber die, welche ihn ergreifen, daß sie von dem aͤchten Golde etwas abzudingen, und einen ehrlichen Mann schwartz zu machen, keine Scheu haͤtten. Einen gleichwol so kuͤnst- lichen Fund wolle man nicht gelten lassen. Sehet, spricht er, was die Misgunst ver- mag! Die Misgunst gegen einen Mann, der mehr Herrnhuterey in ihrer Schalkheit mehr erfindet, als Tullian, Cartusch, und andere von dreyzehenhundert Jahren her. Ja, was noch mehr ist, der als ein gebohrner Lu- theraner, den Augenblick in ihrer eigenen Kir- che stehet, und heiliglich versichert, daß sein Fund ein Kirchengebet seye. Fuͤnftes Hauptstuͤk. Wie Zinzendorf mit der Erklaͤrung sei- ner Mutterschaft zu schanden wird. Jnhalt. 1. Moͤglichste Erklaͤ- rung dieser Mutter- schaft aus Zinzen- dorfs verwirten ei- genen Worten §. 79 - 85. 2. Beweis/ daß er mit dieser Erklaͤrung selbst zu schanden werde. §. 85. (1) Die Mutterschaft hat nach dieser sei- ner eigenen Erklaͤ- rung/ alle von Zin- zendorf selbst an- gegebene Fehler eines persoͤnlichen Kennzeichens §. 86 - 97. (2) Der Begrif so- wohl als das Wort an sich/ sind un- tauglich zu einem persoͤnlichen Kenn- zeichen des heiligen Geistes. 1) So weit der Be- grif gesund seyn koͤnte §. 97 - 100. 2) So weit er an sich nebst der Zeu- gung und Ehli- chung irrig ist §. 100 - 110. §. 79. dritter Theil. §. 79. S o viel Aufhebens und Geraͤusche mit der neuen Mutterschaft bisher ge- macht worden, so gar wenig komt nun am Ende heraus. Was ist dann end- lich die so hochgetriebene Mutterschaft des heiligen Geistes? Zinzendorf antwortet: es ist das/ wovon die Theologen etwas ab- dingen wollen/ der heilige Geist/ die Natur und Amt des heiligen Geistes. (§. 78.) Es ist das, was man weder in den innerlichen Verhaͤltnissen der Gottheit/ noch in den goͤttlichen Handlungen uͤber- haupt/ noch besonders in den Wercken der Heiligung/ suchen darf. (§. 66. 67.) Es ist weder die Schoͤpfung/ noch die Erloͤsung/ noch die Heiligung. Dann das alles gehoͤret nach Zinzendorfs Theologie vor den Sohn, und es ist ein leerer Vernunft- schlus, daß man solche Aemter unter die Per- sonen austheilet, und nicht dieselbe dem uͤber- laͤst, dem sie gehoͤren, nemlich JEsu Christo. (§. 38.) Doch, die Mutterschaft des heili- gen Geistes, mag ein Amt des heiligen Gei- stes seyn. Dann so heisset es oben (§. 6.) Die heilige Schrift leget den goͤttlichen Personen ausdruͤklich Aemter bey/ nem- lich dem Vater das Amt des Erzeugens/ dem Herrnhuterey in ihrer Schalkheit dem Sohn des Braͤutigams/ und dem heiligen Geist des Ausgebaͤrens. (§. 40.) Zwar, wann die heilige Schrift den Personen Aemter beyleget, so ist das in Zinzendorfs Augen ein blosser unleidlicher, und scheltens- wuͤrdiger Vernunftschlus. (§. 38.) Allein, er hat diesen Vernunftschlus jetzt ohngefehr zu etwas vonnoͤthen. Deswegen will er ihn bis zu Erreichung dieser Absicht, dem lieben GOtt hingehen lassen. Es ist demnach diese Mut- terschaft des heiligen Geistes, das Amt des Ausgebaͤrens. Das ist die warhaftige Mutter/ welche alle Menschen gebieret/ die in diese Welt kommen/ welche nicht von dem Willen des Fleisches/ noch von dem Willen eines Mannes/ sondern aus GOtt/ dem Vater JEsu Christi/ gezeu- get sind. Ja, die aller So heist es im herrnhutischen Lied, das ( not. **) sogleich soll angefuͤhret werden v. 11. Dinge Mut- ter ist/ der Geist, der den Menschen JEsum Christ ins Maͤgdleins Leib empfienge. (So heist es §. 13.) und die erste Person ist ihr Gemahl Ausser dem, was im ersten Theil von dem in der Dreyeinigkeit. §. 80. dritter Theil. dem heiligen Geist, als einer Gemahlin des Vaters, angefuͤhret worden, koͤnnen die Zinzendorfische gedruckte Predigen und Lieder nachgelesen werden, wo es oftmals wiederholet ist. Bey der Pre- dig vom Vater/ dem GOTT der Gemeine/ gehalten 1745. den 19. December stehet ein Lied: O du der Creatuͤrlichkeit ꝛc. ꝛc. wo es v. 3. heiset: Der Sohn habe sich einmahl in GOtt ergebener Lust bey ihrem Liebesmal mit dem Gemahl seines Vaters/ des Urgotts/ (der eben da- mals goͤttlich geschlafen/) nemlich dem heiligen Geist/ gekuͤsset. Son- derlich siehet man dieses in der Rede von dem Mutteramte des heiligen Geistes/ gehalten in Bethlehem bey Marienborn/ den 27. May 1745. Wo der Lobgesang auf den heiligen Geist, als Mutter, gerichtet ist, s. 5. GOtt/ du Mutter der Kirchen all/ GGtt Vaters ewiges Gemahl. Hieraus offenbaret sich ein neues Geheimnis der Bosheit. Nemlich die erste Person, der himmlische Vater, hat den heiligen Geist von Ewigkeit her zu seiner Frau ge- habt. Zinzendorf nennet ihn sein ewi- ges Gemahl: nicht nur deswegen, weil er von der Schoͤpfung an, bis in Ewig- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Ewigkeit ein solches Gemahl bleiben soll, sondern, weil er vor Grundlegung der Welt/ mithin von Ewigkeit her, ein solches Gemahl des Vaters soll gewesen seyn: dann als sich GOtt der Sohn, mit des Vaters Gemahlin gekuͤsset haben soll, v. 3. da hat sich allererst ein Per- spectiv von tausend Weltgeruͤsten praͤsentiret. Folglich war die Welt dazumahl noch nicht, und der Vater hatte doch schon eine Frau. Den Sohn GOttes macht er in eben diesem Gesang zu einem Sohn des heiligen Geistes. So bald ein Mensch ein neues Leben erlanget hat v. 10. von dem Monat an v. 12. glaubet er/ daß er ein Geschwey/ das ist eine Sohnes- Frau des Vaters und des Geistes (als der beyden Schwieger-Eltern) ist. Das Lied klinget also: v. 12. Von dem Momente an so heists: Jch glaube einen Reyhen Von GOtt des Vaters und des Geists Ehrwuͤrdigen Geschweyen ꝛc. Er setzet eine Anmerkung dabey: Ge- schwey ist des Sohnes Frau/ nach dem dritter Theil. §. 80. Nun sind wir schon weiter gekommen in dem Begrif der Zinzendorfischen Mutterschaft. Dem Vater, als der ersten Person, leget er die Zeugung der Glaͤubigen bey; und seinem Gemahl, als der Mutter, das Ausgebaͤren. Darum wird ihr auch ein Last uns die Erklaͤrung vernehmen. Jn der Predig von der heiligen Drey- einigkeit/ gehalten in der Schloß- kirche zu Marienborn 1746. den 10. Jenner heiset es also s. 23. Muß doch die Mutter/ der heilige Geist/ manchmal den Kopf gleichsam in die Hand nehmen/ und melancho- lisch seyn/ und sich keinen Rath wissen/ weil er mit dem oder jenem nicht Leib zuge- Herrnhut. III. Theil. K schrieben. dem nativen Sinn dieses Worts/ welches sonst misbrauchsweise/ auch von aller Schwaͤgerschaft gebraucht wird. Da er nun diese Geschwey zu einer Sohnesfrau des Vaters und des Geistes macht; weil sie den Sohn GOt- tes geehlichet habe: so ist offenbar, daß er den Sohn GOttes, auch vor einen Sohn des heiligen Geistes erklaͤret. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit schrieben. Wie dann ausdruͤcklich (§. 13.) gesetzet wird: Dann wer uns zeuget/ dar- uͤber sind die Theologi doch wohl eins: Wer uns nimmt/ wann wir zu Jahren gekommen sind/ das werde ich auch nicht sagen duͤrfen. Da fehlt aber noch die Geburt darzwischen: und da der Nicodemus verlegen war/ wo er dieses Geschaͤfte suchen solte; indem ers fuͤr un- gereimt hielte/ einen erwachsenen Men- schen in Mutterleib zu schikken/ um ge- bohren zu werden; so eroͤfnet ihm der Heyland das Verstaͤndnis/ nachdem er ihm seine Verwunderung nicht verhal- ten/ nicht fort kan/ und hat dabey ein so muͤtterlich Hertz/ und ein solches Gefuͤhl/ daß er uns geboren/ ge- saͤugt und erzogen hat/ daß wir seines Leibes Kinder sind/ daß er so viel Muͤhe mit uns gehabt; daß er endlich froh ist/ daß er nur seine lebendige Kinder vor sich sieht/ daß es ihm erstaunlich schwer ankoͤmt/ wann er manchmal zuschlagen/ hart seyn/ und ein Exempel statuiren muß. Daß auch der heilige Geist als Gemeinmutter/ einen einmal gewon- nenen dritter Theil. ten/ daß er/ als ein Rabbiner noch nicht in der Bibel gelesen habe/ wo der Mut- ter Leib zu suchen seye/ daraus die See- len gebohren werden. Darnach sagt er ihm/ zu wiederholten mahlen/ daß er das bey dem heiligen Geist suchen muͤsse. §. 81. Noch eins aber ist beyzufuͤgen, damit die Zinzendorfische Mutterschaft recht verstanden werde. Das heiset also: Und alles (§. 14.) dreyes/ (daß die Kinder der Gnade eine sorgfaͤltige Mutter haben in der heiligen Dreyeinigkeit/ und einen lieben Vater/ und einen Seelenbraͤutigam) alles dreyes ist wesentlich zu verstehen, und nicht alle- gorisch. Allegorisch verstehen heiset sonsten so viel, als aus dem Aehnlichen in einem ge- wissen Bilde, das Abgebildete erlaͤutern. Aus der leiblichen Mutterschaft/ Vaterschaft/ und Ehlichung nur ein Bild machen, in welchem etwas hoͤheres, geistliches, und dem K 2 heili- nenen Herrnhuter, wann er wieder durch- gehet, anknuͤpfen muͤsse/ damit er wie- der komme, wann er auch gelaufen waͤre so weit die Welt ist/ das er- zehlet Zinzendorf in einer Predig an dem ausserordentlichen Pilgergemeintag in Marienborn 1745. den 26. Jenner s. 20. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit heiligen Geiste anstaͤndiges, in etwas begriffen wird. Summa, aus dem Sinnlichen das Uebereinstimmige heraus nehmen, und das- jenige, was in der Seele vorgehet, und was die goͤttliche geistliche Wuͤrkungen in uns ver- ursachen, dagegen halten und erklaͤren. Das heiset allegorisch verstehen. Und wann es nicht allegorisch solte verstanden werden, so bliebe der sinnliche koͤrperliche Verstand uͤbrig, den man solchergestalt den wesentlichen Ver- stand, im Gegensatz des allegorischen nennen muͤste. Man weiß, was zum Wesen einer Gemahlin/ Mutter/ Braͤutigams gehoͤret, wann alles wesentlich/ und nicht allegorisch verstanden werden soll. Dabey muͤste einen jeden vernuͤnftigen Menschen ein Schauer an- kommen: auch den unvernuͤnftigsten Gottes- verlaͤugner: welcher Grund haben wuͤrde, lie- ber alle Gottheit auf ewig wegzuwerfen, als einen solchen GOtt zu glauben. Doch, ich scheue mich vor GOtt und Menschen, das geringste Wort noch weiter in diesem hoͤchst- aͤrgerlichen Schreibwerk des Zinzendorfs zu verlieren. Vielleicht hat er noch so viel Furcht uͤbrig vor dem grossen Dreyeinigen GOtt, daß ein erleidlicher Gedancke aus die- sen brutalen Worten erzwungen werden kan. §. 82. Wir haben bisher zwar vieles von der Mutter uns erzehlen lassen. Aber Zinzen- dorfs dritter Theil. dorfs Begrif ist noch verborgen. Dann das Ausgebaͤren/ der Mutter Leib/ lassen uns noch nichts Begreifliches sehen, dadurch der heilige Geist ein Unterschiedszeichen vor den uͤbrigen goͤttlichen Personen, erlangen sollen, und zwar ein solches, womit diese gar nichts zu thun haͤtten. Man muß demnach aus dem finsteren Mischmasch der Zinzendor- fischen Gedancken auf eine weitere Spur zu kommen bemuͤhet seyn. Jch finde, daß er (§. 16.) folgendes mercken laͤsset: Es blei- bet also dabey/ und wer mich so versteht/ der versteht mich recht/ daß ich in un- sern Gemeinen lehren und vestsetzen ( eta- bli ren) helfe/ so viel ich kan/ daß/ wann eine Seele GOTT den Schoͤpfer aller Dinge zum Mann/ und seinen Vater zum Vater hat/ die hat GOtt den heili- gen Geist zur Mutter/ die sie gedoren/ getraͤnket/ gekleidet/ erzogen/ und bis auf den Tag/ da sie in ihres Mannes Arme uͤbergehet/ taͤglich zu pflegen und zu warten hat. Ja/ diese Mutter wird den Leib/ wann es zur Hochzeit komt/ aus der Erde auferwecken/ wie eine Mutter ihre Tochter/ am Hochzeitmor- gen aus dem Schlafe rufet. Ob nun die- ses alles nur von geistlichen oder zugleich leiblichen Wolthaten zu verstehen seye, das ist die naͤchste Frage. Es sind geistliche und K 3 leib- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit leibliche Wolthaten des heiligen Geistes. Dann so spricht Zinzendorf anderswo von der Predig von der taͤglichen Freude der Christen/ am 8. Augusti 1745. s. 11. Wann uns der heilige Geist einmal sagt/ was das vor ein guter Papa ist/ der sein eintzig Kind her- gegeben/ - - - um seines Sohnes kuͤnftige Ehefrau in seinen Schoos zu kriegen. Wann unsere Mutter uns alle Tage so daran er- innert/ drauf weiset/ drauf treibt/ drauf stoͤst, wie sie auch einmal das Auge aufs Zeichen des Menschen Sohnes heften wird/ daß alles/ was sie mit uns redt/ was sie fuͤr uns thut/ wenn sie unser geistlicher und leiblicher Artzt ist/ und wenn sie uns so ungemein viel guten Rath giebt/ und wenn sie uns so oft taͤglich und stuͤndlich/ mit einer solchen erstaunlichen Gedult unter- richtet/ ꝛc. ꝛc. Und in der Predig von der Tugend- lichkeit des Heylandes s. 21. Wir sollen unsere Mutter/ den heiligen Geist/ bitten/ daß er/ nach des Hey- Mutter: Mit dem Hertzen wollen wir zu dritter Theil. zu unserer Mutter hinzu nahen/ und wollen sie bitten/ daß sie uͤber uns wa- che/ und uns von neuem in die Hand K 4 nehme/ Heylandes Verheissung/ uns in alle Warheit leite; ꝛc. ꝛc. Predig vom Mutteramte des hei- ligen Geistes/ s. 11. woselbst er sich auch weiter erklaͤret s. 13. Wenn wir uns bedencken/ wie wirs gemacht haben/ seit dem wir unsere Mutter recht haben kennen gelernet/ daß uns der heilige Geist vor den Augen geschwebet hat/ als unsere wahre Hausmutter; und daß ein jegliches Glied unter uns/ gewust hat/ wo es die ( Conduite ) Einrichtung zu sei- nen Handlungen erst hernehmen soll/ wem es darnach Red und Antwort davon geben soll/ wers in der Ord- nung erhalten muß/ wers loben und tadeln muß/ wers erinnern muß/ wenn was vergessen ist/ wer ihm alle die Gnade mittheilen muß/ in unverruͤkter Seeligkeit zu blei- ben/ bey wem man abbitten muß/ wenn mans nicht recht gemacht/ wem man s ey n Leib und Seel zur Artzeney und Pflege uͤbergeben muß: Beden- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit nehme/ und daß sie sich soll lassen unsere Seel und Leid anbefohlen seyn/ zu treuer Pflege. §. 83. Bedencken wirs/ sage ich/ wie wirs seit dem gemacht haben/ daß der heilige Geist unsere Mutter heist/ wie wir dem Bekentnis gemaͤs ge- wandelt haben/ denn Gutes wissen und nicht thun/ ist eine Schmach der Warheit: so muͤssen wir uns schaͤmen. Ja, er gehet so weit, in eben dieser Predig, s. 9. daß er spricht, wir muͤsten endlich in der That und Warheit/ diejenige Herrlichkeit/ und das besondere Kennzeichen ( Chara- cter ) oder mehrere solche Kennzei- chen/ die den heiligen Geist in seiner goͤttlichen Persoͤnlichkeit unterschei- den/ auch an uns sehen. Daß also die gantze heilige Dreyeinigkeit in eines jeglichen Bruders und Schwe- sters Bilde und Gesichtszuͤgen (Ge- deante) sich spiegle - - Doch daß auch ein blutiger Strahl vom Stirn- blate des Sohnes aus den Augen heraus leuchte/ daß man auf Mo- mente/ auf Stunden/ manchmal einem gleich ansehen kan: der hat was gesehen: was siehest du? dritter Theil. §. 83. Nun laͤsset sich endlich etwas heraus brin- gen. Nemlich, wann das Wort Mutter/ vom heiligen Geist gebrauchet, nicht gantz leer seyn soll, so heiset nach dem Zinzendorfischen Methodismo, die Mutterschaft des heiligen Geistes, dasjenige Amt, oder die Verhaͤltnis (§. 79.) des heiligen Geistes gegen Er nennet zwar den heiligen Geist auch die Mutter aller Dinge: (§. 79.) allein er wird sich die kleine Verwirrung leicht verzeihen. Sonst ist der Heyland bey ihm alleine der Schoͤpfer aller Din- ge, und hat weder der Vater noch die Mutter etwas dabey zu verrichten. Es ist auch wohl zu mercken, daß Zinzen- dorf, wann es Noth thut, diesen gantzen hier gegebenen Begrif wieder umstoͤßt. (§. 86. f. 106.) Wie er zum Exempel, die Lebendigmachung dem heiligen Geist zuweilen beyleget, (§. 59. 66.) ohne in dieser Verwirrung daran zu ge- dencken, daß er sie dem Vater alleine zuschreiben muͤsse, wann seine Kennzei- chen bestehen sollen. die (§. 82.) glaͤubige, oder vom Vater allein (§. 40. 66.) gezeugte Menschen, Kraft deren K 5 er Herrnhuterey in ihrer Schalkheit er sie Die leibliche Versorgung gehoͤret zwar zu den Wolthaten des Naturrechts, mit welchen, nach Zinzendorfs Bibel, der heilige Geist sonsten nichts zu thun hat: allein, hier nimmt er es abermal so genau nicht. Es sind freylich die leib- liche Wolthaten in so ferne Gnaden- wolthaten, wann der himmlische Vater sie um Christi willen seinen Kindern er- weiset, und als einen Seegen zum Be- huf ihrer geistlichen Wolfahrt zuwirft. Aber leiblich (§. 82.) erhaͤlt und versor- get, auch im geistlichen, den vom Vater allei- ne in ihnen angezuͤndeten Glauben (§. 40. 43. f. ) gantz allein, ohne Zuthun des Vaters und des Sohnes, (§. 40. f. ) erhaͤlt, staͤrcket, vermehret, vollendet, und sie endlich aufer- wecket am juͤngsten Tage. (§. 82.) Die Zeu- gung des Vaters, waͤre sodann die erste Mit- theilung des Glaubens, als des geistlichen Lebens. Die jetzt beschriebene Wuͤrckungen des heiligen Geistes, hiessen die Ausgeburt. Und endlich die Ehlichung/ waͤre entweder der Eheverspruch hier im Gnadenreich, (§. 46.) oder zugleich die Heimholung, der Ueber- gang in die Arme ihres Mannes/ das ist, naͤhere Verbindung der Auserwehlten, mit dem Sohn GOttes, in jener Herrlichkeit: (§. 82.) dritter Theil. (§. 82.) welche ebenfals dem Sohn GOttes alleine, als sein persoͤnliches Kennzeichen, mit Ausschliessung des Vaters und heiligen Gei- stes, (§. 40.) zukommen soll. §. 84. Das Ausgebaͤren ist das Muttergeschaͤfte des heiligen Geistes. (§. 5. 79. 80.) Weil nun das Muttergeschaͤfte in obgedachten (§. 83.) Verrichtungen bestehen soll; so muß das Ausgebaͤren nichts anders seyn, als ein Jn- begrif aller dieser Geschaͤfte des heiligen Gei- stes, welche sich anfangen gleich nach Mit- theilung des Glaubens, oder Erzeugung/ und fortwaͤhren bis zu dem Uebergang der Seele, in die Arme ihres Mannes, (§. 82.) das ist, bis zu dem Eingang der Glaͤubigen in die kuͤnftige Herrlichkeit. Jch wolte nun den Mutterleib des heiligen Geistes auf eine GOtt anstaͤndige Weise auch gerne erklaͤren, und sagen, es seye die Verhaͤltnis der Kraft und Liebe des heiligen Geistes gegen die Glaͤu- Aber es haͤtte Zinzendorf eben daraus lernen sollen, wie verwegen es gehandelt seye, die Wercke GOttes an den Crea- turen, im Natur- und Gnadenreich, also zu trennen, daß man mit Ausschliessung der uͤbrigen Personen, sie nur einer bey- legen will. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Glaͤubige, in welche Liebe sie gleichsam einge- schlossen sind. Jch weis aber nicht, ob Zin- zendorf diese allegorische Erklaͤrung dulden moͤchte. Dann er hat protestiret gegen allen allegorischen Verstand, (§. 81.) und will alles dieses schlechthin wesentlich gedeutet wissen. §. 85. Daß nun Zinzendorf mit dieser Erklaͤrung zu schanden wird, das habe ich noch kuͤrtzlich zu erweisen. Und das soll auf eine zwiefache Weise geschehen. Erstlich werde ich dar- thun, daß die Mutterschaft des heiligen Geistes, oder sein Ausgebaͤren alle die Fehler an sich habe, welche Zinzendorf an einem persoͤnlichen Kennzeichen des heiligen Geistes, selbst bemercket hat. Daraus wird der Schlus folgen, daß Zinzendorf seine neue Erfindung, selbst vor verwerflich erklaͤre. Und das ist in einer so wichtigen Sache vor einen so hoch fahrenden Lehrer, eine Schande. Zum an- dern werde ich deutlich machen, daß so wohl die Kennzeichen der andern Personen in der heiligen Dreyeinigkeit, als diese Mutterschaft, wie sie Zinzendorf angiebt, und deutet, schlech- terdings verwerflich, und vor kein Kennzeichen der Persoͤnlichkeit des heiligen Geistes anzu- nehmen seye. Was ist aber schaͤndlicher vor einen Lehrer, als in dem ersten Grundartikel der christlichen Religion, und zwar bey einem so dritter Theil. so grossen aufgegangenen Lichte der Erkentnis, und nach so vielmaliger Belehrung und Erin- nerung, so freventlich zu schwaͤrmen? §. 86. Der erste Beweis. 1) Nach Zinzendorfs Grundsaͤtzen, soll die Mutterschaft des heili- gen Geistes, nicht seyn das Werck der Hei- ligung/ als welches er als nicht zureichend zu einem persoͤnlichen Kennzeichen, bey Seite setzet, (§. 61. 62. 66.) und sich deshalben genoͤthiget achtet, etwas neues zu erfinden. Nun aber ist die Mutterschaft, oder das Aus- gebaͤren (so fern diese Worte allegorisch, das ist auf eine gesunde Art erklaͤret werden koͤn- nen) nach Zinzendorfs eigener Beschreibung ein Jnbegrif einiger Dem heiligen Geiste wird die Heili- gung als ein aͤusserlich persoͤnliches Kenn- zeichen, in den alten Glaubensbekentnis- sen, und in der Erklaͤrung unsers Cate- chismus, zueignungsweise, ohne Aus- schliessung der uͤbrigen Personen, beyge- leget. Da heiset die Heiligung der Jn- begrif aller Gnadenwuͤrckungen des hei- ligen Geistes, wodurch er die Menschen der von Christo erworbenen Gnaden- schaͤtze suchet theilhaftig zu machen, und dieje- Heiligungswerke, (§. 82. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit (§. 82. 83. 84.) Also kan das Ausgebaͤren, selbst nach den Zinzendorfischen Grundsaͤtzen kein persoͤnlich Kennzeichen des heiligen Gei- stes seyn. §. 87. 2) Nach Zinzendorfs Grundsatz komt die Heiligung/ Lebendigmachung und so fort, dem Vater Was will Zinzendorf antworten, wann sich der Sohn GOTTes einen guten Hirten nennet? Joh. 10, 1. f. der seine so wohl als dem heiligen Geiste diejenige wuͤrcklich derselben theilhaftig macht, die sich in seine Ordnung schiken. Summa, alle geseegnete Wuͤrkungen, die sich mit dem Gnadenberuf anfan- gen, und mit dem ewigen Leben be- schliessen. Wie der seelige Doctor Lu- ther in der Erklaͤrung des dritten Arti- kels, sie fuͤrtreflich zusammen fasset. Alles, was der heilige Geist an einer glaͤubigen Seele thut, bis sie ins ewige Leben eingehet, ist nach Zinzendorfs Begrif, die Mutterschaft des heiligen Geistes, (§. 83.) also ist diese Mutter- schaft/ oder das Ausgebaͤren, in so weit eine und eben die Sache, welche die christliche Kirche von Anbegin bis daher die Heiligung nennet. dritter Theil Geiste zu. (§. 11. 66.) Es soll aber das angegebene Kennzeichen dem heiligen Geist alleine zukommen, mit Ausschliessung der uͤbrigen Personen, nach einem ebenfals Zinzen- dorfischen Grundsatz. (§. 40. 66.) Da nun die Heiligung durch das Wort Mutter- schaft und Ausgebaͤren/ soll verstanden werden, (§. 86.) so kan nach Zinzendorfischen Grundsaͤtzen diese Mutterschaft kein persoͤnlich Kennzeichen des heiligen Geistes seyn. §. 88. 3) Die Wercke der Heiligung sollen nach Zinzendorfs Grundsatz nichts anders beweisen, als die Goͤttlichkeit des Wesens, nicht aber die Persoͤnlichkeit, (§. 57. 61.) mithin halten sie kein wahres Unterschiedszeichen in sich. (§. 62.) Nun aber werden die Wercke der Heiligung durch die Mutterschaft angezeiget. (§. 86.) Also kan die Mutterschaft nach den Zinzendorfischen Grundsaͤtzen kein Werck der Heiligung seyn. §. 89. 4) Nach Zinzendorfs Grundregeln, muß die Mutterschast des heiligen Geistes, ein sol- ches seine Schaͤflein weidet, ihrer pfleget, sie huͤtet, in seinem Schoos traͤget ꝛc. sind das nicht Muttergeschafte? und kommen doch dem Sohn zu! Herrnhuterey in ihrer Schalkheit ches Amt desselben bezeichnen, das von seinen Heiligungswerken unterschieden ist. (§. 86.) Und ein solches unter dem Namen Mutter- schaft vorgestelltes Werk oder Amt des heiligen Geistes, soll ausdruͤcklich in der Wann Zinzendorf gegen (§. 86.) ein- wenden wolte, 1) er verstehe zwar die Wercke der Heiligung unter seinem Ausgebaͤren/ aber doch nicht alle die Heiligungswerke, die man dem heiligen Geist in der Christenheit beylege: mit- hin werde von ihm das persoͤnliche Kenn- zeichen mehr eingeschrenckt/ und da- durch deutlicher und bestimter gemacht? So dienet ihm dieser sein angenomme- ner Grundsatz zur Antwort. Dann daß er das Ausgebaͤren erst nach der Wie- dergeburt anfaͤngt, und blos in die Er- neurung setzet, mithin das Berufen/ und das gantze eigentliche Bekehrungs- werk, das in Hervorbringung der Busse und des Glaubens bestehet, dem heili- gen Geist abspricht: Das ist ein Satz, der ausdruͤklich in der Schrift stehen muß, und den noch kein Theologus an- gefochten hat. Davon das Gegentheil (§. 73.) erwiesen ist. 2) Wen- Schrift stehen/ dritter Theil. stehen, und zwar so deutlich , daß alle Ke- tzer und Rechtglaubige einerlei Begrif davon haben, mithin keiner dagegen je- mals aufgestanden ist. (§. 70.) Nun aber hat Zinzendorf weder aus dem alten noch neuen Testament ein solch ausdruͤcklich Zeugnis der Schrift anfuͤhren koͤnnen. Also ist sein neues Kennzeichen, nach eigenem Gestaͤndnis, darzu verwerflich worzu es dienen soll. Herrnhut. III. Theil. L §. 89. 2) Wendet er ein: die Mutterschaft und das Ausgebaͤren, lege dem heiligen Geist noch mehr bey, als in dem Heiligungs- Geschaͤfte ihm beygeleget werde: so strei- tet ebenfals dieser sein eigener Grundsatz maͤchtig wider ihn selbst. Dann wo ste- het ausdruͤcklich in der Schrift, daß auser diesen Heiligungswercken der heili- ge Geist noch mehr heiliges in uns wuͤrcke? Es fabelt zwar Zinzendorf, der heilige Geist bringe es soweit bey den Herrnhu- tern, daß die Kennzeichen der goͤttli- lichen Personen aus ihrem Gesichte hervorleuchten, und daß man ihnen dieses sowohl, als den blutigen Strahl vom Stirnblat des Sohnes auf Momenten und Stunden anse- hen koͤnne. (§. 82.) Dieweil er aber vorlaͤngst mit seinen Bruͤdern ausge- macht Herrnhuterey in ihrer Schalkheit §. 89. 5) Das neue persoͤhnliche Kennzeichen des heiligen Geistes soll nicht so kurtz und abge- brochen ausgedruckt seyn, als das Apostoli- sche Glaubensbekentnis sein Kennzeichen aus- gedruckt hat, das ist ein Zinzendorfischer Grundsatz. (§. 56) Nun aber ist das Wort Mutter, und Ausgebaͤren, noch viel kuͤr- tzer und mehr abgebrochen als in jener Be- kentnis das wahre aͤuserliche Kennzeichen des heiligen Geistes ausgedruckt wird. Dem- nach ist die Mutterschaft nach Zinzendorfs Ge- staͤndnis untauglich, ein Kennzeichen des hei- ligen Geistes abzugeben. §. 90. 6) Das Zinzendorfische Kennzeichen des hei- ligen Geistes, soll nicht darin bestehen, daß er nur mit einem andern Wort eben das sagen wolle, macht hat, daß ihm keiner ein Wort mehr glauben soll, ( erster Theil §. 18.) und der heilige Geist unmoͤglich in den glaubigen Seelen etwas wuͤrcken kan, das auf eine blose Luͤge hinaus laufet; sie mag nun aus Verruͤckung der Fantasie, durch Hochmuth, oder aus Bosheit ih- ren Ursprung haben: so wird Zinzendorf mit dieser verwegenen Fabel nur bei de- nen Gehoͤr finden, welche darzu verur- theilet sind daß sie den Luͤgen glauben. dritter Theil. wolle, was die Bekenner mit anderen Aus- druͤkken bereits gesaget, und vor ein Kennzei- chen des heiligen Geistes angegeben haben. Das ist sein vorlaͤufiger Grundsatz, und seine eigene Regel, nach welcher er will gerichtet seyn, dieweil er sonst (wie seine Redens- art lautet) um einen Ziegenbart gestritten haben wuͤrde. (§. 53.) Dieweil nun seine Mutterschaft in soweit sie einen gesunden und nicht heidnischen Verftand haben koͤnne, eben das saget, was die Heiligung, als das wahre aͤuserliche Kennzeichen, der dritten Person be- deutet, mithin eine und eben dieselbe Sache, nur mit einem andern Wort bezeichnet: so ist diese Mutterschaft nach seinem eigenen Ge- staͤndis, verwerflich, das zu bezeichnen, was sie bezeichnen soll. §. 91. 7) Die verbluͤmte Benennungen des heili- gen Geistes, ob sie wohl ausdruͤcklich in der Schrift stehen, sind in den Augen des Zinzen- dorfs, ein Galimathias ohne Sinn und Verstand, damit man den Verlaͤugnern der H. Dreinigkeit nur was zu lachen Seine und seiner Bruͤder oͤffentliche Bekentnis stehet gedruckt im Creutzreich s. 67. unter dem Tittel: Dritte War- heit: Man schaͤmt sich, wenn man in einem macht. L 2 Da Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Da nun der Mutter- Name ein verbluͤm- ter einem Gesangbuche die Lieder vom heiligen Geist lieset — — bald heist er Vater, bald Seelenbraͤutigam — — bald Finger, bald Hort, bald Fels, bald Schild — — und wenn mans recht ansiehet so ists ein Galima- thias, ohne Sinn und Verstand, da- mit man den Unitariis nur was zu la- chen macht, als wuͤste man nicht, was man der dritten Person in der GOttheit recht zu thun geben solte. Es wird gleichviel seyn, ob der Satan dieses unmittelbar, oder ob er es durch den Zinzendorfischen Mund redet. Gnug, daß es der alten Schlange Geifer ist. Dann alle diese Benennungen gebrauchet der heilige Geist selbst in der Schrift, und zwar von GOtt, mithin auch von sich selbst. Wann nun diese Worte weder Sinn noch Verstand haben, und nur den Feinden der Dreyeinigkeit etwas zu lachen geben, so faͤllt diese gantze Be- schuldigung nicht auf das Gesangbuch, wie Zinzendorf vorgibt, sondern auf GOtt, der in seinem Wort so reden soll, daß man sich schaͤmen muß es zu lesen, weil es, als ein Galimathias, keinen Sinn dritter Theil. Sinn und Verstand hat, und seinen Feinden zum Lachen gereichen muß. Man siehet hier offenbarlich, was fuͤr Ehrfurcht der Geist des Zinzendorfs vor GOtt und seinem Wort heget, und zu welcher Parthie er sich bekennet. Dann es kan ihm nicht verborgen seyn, daß der heilige Geist GOttes Finger genen- net wird. Luc. XI, 20 spricht Christus, ich treibe die Teufel aus durch GOt- tes finger. Allwo bereits die Kir- chenvaͤter, durch den Finger GOttes den heiligen Geist, die Kraft aus der Hoͤhe, mit recht verstehen. Dann als die Feinde Christi das Wunderwerck des Heilandes laͤsterten, so nennet Er die- se Laͤsterung, eine Laͤsterung des heili- gen Geistes, welcher als der goͤttliche Finger oder allmaͤchtige Geist, den HErrn Christum gesalbet hatte. Also nennet ihn das Gesangbuch mit recht den Finger GOttes, nicht schlechthin den Finger, wie Zinzendorf hoͤhnet. Hort, Fels, und Schild, stehen im Davidischen Ge- sangbuch in einem vers beysammen Psalm 18, 3. wo David aus GOttes Eingeben diese Worte von dem Jehova, dem GOtt Jsraelis, gebrauchet. Er bildet dadurch die goͤttliche Eigenschaften ab, nebst deren Verhaͤltnis und Wuͤrckun- gen an die Glaubige. Diese sind den L 3 drei Herrnhuterey in ihrer Schalkheit drei Personen, mithin auch dem heiligen Geist gemein. Dann obwohl sie zueig- nungsweise dem Sohn GOttes beigele- get werden: so schlieset doch David den heiligen Geist nicht aus. Ja soferne Wercke der Heiligung dadurch abge- bildet werden, gehoͤren sie auch besonders vor den heiligen Geist. Warum schaͤmet sich dann Zinzendorf dieses zu lesen, und stiftet die Feinde GOttes an, daruͤber zu lachen? Vater und Seelenbraͤuti- gam sind Goͤttliche Benennungen die Zinzendorf selbst, von GOtt gebrauchet, aber mit welcher Ehrerbietung? das hat er gar zu boshaftig hier verrathen. Die Schoͤpfung wird dem Geist des Mun- des Christi, von Jhm selbst beigeleget Psalm 33, 6. und der Dreieinige GOtt heiset ein Vater, wegen der Schoͤpfung Malach. 2, 10. Und warum nennet Zinzendorf in seinem Gesangbuche eben diesen Geist GOttes die Mutter NB. aller Dinge? (§. 79.) Und der hei- lige Geist soll zum Gelaͤchter werden, ohne Sinn und Verstand reden, daß man sich seiner schaͤmen muß, wann er sich in seinem Wort den Vater aller Dinge nennet? Hat nicht Zinzendorf selbst, den Sohn GOttes sehr oft den Vater genennet? Jst nicht seine, dem Jnhalt nach schaͤndliche Predig vorhan- den, dritter Theil. ter Der Name Fels, Hort, Schild, finger GOttes, sind ohnstreitig ver- bluͤmte Benennungen GOttes. See- len- und nicht eigentlicher Name des hei- ligen Geistes ist, so kan er nach Zinzendorfs Gestaͤndniß kein persoͤnliches Kennzeichen des L 4 heili- den, vom Vateramte des Sohnes? Ja, wann Zinzendorf zugibt: der heilige Geist macht lebendig, der Vater auch (§. 66.) muß er nicht dadurch selbst geste- hen, daß der heilige Geist wegen dieser Lebendigmachung, ein Vater heisen koͤn- ne? Was betet doch Zinzendorf wann er im Gebet des HErrn Vater unser, spricht? Jst das nicht an den heiligen Geist sowohl als an die andere Perso- nen gerichtet? Doch ich weiß nicht ob die Herrnhuter dieses beten. Noch wei- ter, der heilige Geist heiset nach der Schrift ein Braͤutigam der Seele, wie oben gezeiget worden. (§. 46.) Haͤtte der Geist der Bosheit diesen Men- schen nicht gaͤntzlich verblendet; so muͤste er doch wenigstens soviel Scheu vor GOtt haben, daß er zur Noth seines Worts verschonete, und seine Laͤsterung auf gottselige Maͤnner, die in ihren Frie- den eingegangen sind, zuruͤckbehielte. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit heiligen Geistes im Munde fuͤhren: sondern er muß nach Zinzendorfs Glauben, ein Wort seyn ohne Sinn und Verstand, das zum Gelaͤch- ter dienet, und den er ohne sich zu schaͤmen nicht lesen darf. §. 92. 8) Wer den goͤttlichen Personen Aemter zueignet, sie dadurch zu unterscheiden, der ir- ret nach Zinzendorfs Glauben, und bringet ei- nen blosen dem Heiland nachtheiligen Ver- nunftschluß zu Marckte. (§. 38) Nun aber gibt er das Ausgebaͤren oder Mutterschaft fel- ber aus vor ein Amt des heiligen Geistes, (§. 79.) also macht er nach seinen eigenen Re- geln, lenbraͤutigam ist von gleicher Art. Vater ebenfalls: und zwar wegen der Wiedergeburt, und nicht weniger we- gen der Schoͤpfung. Dann als Vater theilet GOtt den Geschoͤpffen zwar das Wesen mit, aber nicht eben dasselbe Wesen das in GOtt ist; sondern ein endliches eingeschrencktes und vor Crea- turen gehoͤriges Wesen. Weil nun der Muttername von eben dieser Art ist, und nur goͤttliche Verhaͤltnisse und Wuͤrckun- gen gegen die Creaturen, ausdruͤcket, so ist er eine verbluͤmte Benennung; mithin gleicher Beschaffenheit mit der obigen. dritter Theil. geln, einen straͤflichen Vernunftschluß, welcher untauglich ist, ein Kennzeichen des H. Geistes zu werden. §. 93. 9) Das Zinzendorfische Kennzeichen des H. Geistes, soll zu Aufrichtung des Glaubens bei andern Menschen erfunden seyn, weil die an- dere vorhin behauptete Kennzeichen zu Aufrich- tung des Glaubens nicht zureichend, ja nicht tuͤchtig sind, (59. 60. 53.) Nun aber muß Zinzendorf seine Mutterschaft vermoͤge eigener Grundlehren, vor ein Wort ohne Sinn und Verstand ausgeben, das man ohne sich zu schaͤmen nicht einmal lesen koͤnne, und das den Feinden der H. Dreieinigkeit nur was zu lachen mache. (§. 91.) Demnach muß dieses Kennzeichen der Mutterschaft, un- tauglich seyn den Glauben aufzurichten. Oder es muͤste Zinzendorf seinen Unsinn bis dahin treiben, daß, nach seiner Theologie, ein laͤ- cherlich Wort den Glauben aufrichten solte. §. 94. 10) Wer in der Lehre vom heiligen Geist von den Spuren des seel. Luthers abweichet, der verursachet eine grobe Unwissenheit in dieser Lehre, unter dem Volck. Das ist Zin- zendorfs Grundsatz den er gegen uns gebrau- chet. (§. 54. 55. f.) Nun aber weichet Zin- zendorf von diesen Spuren ab. Maasen der seelige D. Luther von der Zinzendorfischen Mutterschaft nichts gewust, sondern sie da- L 5 durch Herrnhuterey in ihrer Schalkheit durch, daß er bei der Schrift und bei den Be- kentnissen der Christenheit geblieben ist, voͤllig verworfen hat. (§. 73.) Daher tauget das Zinzendorfische neue Kennzeichen nichts, es richtet den Glauben nicht auf, (§. 93.) sondern ist gegen den rechten Glauben. Es richtet nur einen Herrnhutischen Glauben auf, der zum Reich der Finsternis gehoͤret, (59. 60.) §. 95. 11) Nach Zinzendorfs Grundlehren muß das Muttergeschaͤfte des heiligen Geistes so be- wandt seyn, daß keine andere Person der Gottheit das geringste damit zu schaffen hat. (§. 46. 66.) Nun ist das Umarmen um die Achseln (wann es nicht einen fleischlichen Herrnhutischen Verstand hat) unstreitig ein Muttergeschaͤfte. Dann die Muͤtter hertzen ihre Kinder. Zinzendorf aber schreibet dieses Umarmen dem Heiland zu, welches die Herrn- huter sogar erfahren Siehe den ersten Theil s. 153. Ja er spricht ausdruͤklich daselbst s. 150. 151. daß der Heiland und die Mutter mit den See- len handeln und ihnen zu Huͤlfe kommen. Eine Mutter aber komt ihrem Kind zu Huͤlfe. Er fuͤget hinzu s. 153. der Braͤutigam setzt seine Braut, wenn sie noch klein ist, an die Brust. Thut das nicht die Mutter? sollen wie die Bruͤ- der dritter Theil. der ihr Umarmen. Also muß nach Zin- zendorfs Glauben das Muttergeschaͤfte kein rechtes Kennzeichen des heiligen Geistes seyn. §. 96. Es koͤnte noch verschiedenes angefuͤhret wer- den, sonderlich von dem Zinzendorfischen aus- druͤcklichen Vorbehalt, daß man das Mut- tergeschaͤfte des H. Geistes nicht verbluͤmt sondern wesentlich erklaͤren muͤsse. (§. 81.) Dann soweit diese Mutterschaft und das Aus- gebaͤren, einen gesunden Verstand haben koͤn- te, so weit waͤre es einerley mit der Heiligung, auser daß sonsten schaͤdliche Begriffe beigeflickt werden, welche das wenige gute aͤuserst be- flecken, welches man sonst gerne darunter su- chen wolte, auch wider des Verfassers Den- cken. Treibt man es aber weiter, wie Zinzen- dorf ausbedinget, also und dergestalt, daß zur Aufrichtung des Glaubens (§. 93.) noch et- was mehr als die Heiligung darinnen liegen solle; nimt man das Gedichte des muͤtterli- chen Leibes, der Gemahlin, und des fuͤhl- baren Umarmens, darzu: so fuͤrchte ich ein heidnisches Goͤtterwerck, und einen Unsinn der Anthropomorphiten. Worzu ein Mensch von einer solchen verruckten Phantasie, und Erhe- bung uͤber GOtt und sein Wort, ja Laͤsterung desselben (§. 91. 77.**) vollkommen aufgele- get ist, und aus gerechtem Verhaͤngnis GOt- tes Herrnhuterey in ihrer Schalkheit tes nothwendig dahin verfallen Man lese die offenbare Proben der Laͤsterung gegen die heilige Schrift und ihr goͤttlich Eingeben, im andern Theil s. 72. f. muß. Es mag mit dem ersten nun gnug seyn. Wir ha- ben aus eilf Gruͤnden erwiesen, daß Zinzen- dorf in einer babylonischen Verwirrung ste- cket, und daß seine Misgeburten einander selbst erwuͤrgen. Und unten (§. 106.) wird der zwoͤlfte gelegentlich vorkommen. Wir wollen zum Uberfluß nun zum zweiten fortgehen, und diese Mutterschaft an sich selbst als verwerflich darstellen. §. 97. Zweyter Beweis. Dieser soll sich auf die Worte Mutter und Ausgebaͤren, wie auch auf den damit verbundenen Begrif beziehen, wobey dann auch der Zinzendorfische gantze Begrif von seiner Dreifaltigkeit, vorkommen wird. (§. 85.) Damit alles desto klaͤrer wer- den moͤge; so wollen wir erstlich auf das ge- sunde sehen, was in diesem Begrif der Mut- terschaft allenfalls liegen kan, und zum andern auf das, was Zinzendorf irriges beigeflicket hat, wodurch das gesunde wieder verderbet wird. I ) Soweit das Wort Mutter einen gesunden Begrif haben kan, gehet es auf die muͤtterliche, das dritter Theil. das ist, aus hoͤchster Liebe und Zaͤrtlichkeit her- fliesende Wohlthaten des Dreieinigen GOt- tes, in diesem Leben, (§. 83.) diese Woltha- ten moͤgen hernach geistlich oder leiblich seyn. Dabei ist nun folgendes zu mercken. (1) Das Wort Mutter ist vor sich nicht verstaͤndlich oder deutlich gnug, diese Wohl- thaten auszudruͤcken, Der Beweis ist dieser: das Wort Mutter ist bildlich. Es stellet eine Per- son fuͤr, welche in der Ehe oder durch Zuthuung eines Mannes Kinder empfan- gen und gebohren hat: welche der Kinder liebreich pfleget, und ihnen nach Beschaf- fenheit ihres Alters und verschiedenen Zustandes, die ersinnlichste Proben der allerzaͤrtlichsten Liebe erweiset. Wann nun GOtt, der ein Geist ist, eine Mutter genennet wird, so bringt mir das Bild einer Mutter, im fall ich den Begrif von GOtt und der Versoͤhnung mit GOtt, voraus gesetzet habe, folgende Gedancken bey: GOtt ist derjenige, der mich zaͤrtlich liebet, und meine so geistli- che als leibliche Wolfahrt mit der aller- groͤsten Treue befoͤrdert. Daraus sehe ich noch nicht was es eigentlich vor Wohlthaten sind. Jch erkenne aus die- sem wenn man die ei- gent- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit gentliche Benennungen dieser Wohlthaten son- dert. Ja diese Sonderung fuͤhret das Volck auf eine sinnliche Gottheit. §. 98. sem Mutterbilde weder die Schaͤtze des Heils, noch die Heils-Ordnung, noch die besonderen Stuͤcke derselben. Jch muß uͤberhaupt erst fragen: was thut dann der HErr mein GOtt liebreiches an mir? Und da antwortet die Schrift: er berufet, samlet, erleuchtet, heiliget und erhaͤlt, im rechten Glauben. Er verleihet mir endlich einen seeligen Uber- gang in die Herrlichkeit, und erwecket meinen Leib am juͤngsten Tage ꝛc. Ohne diese eigentliche schriftmaͤsige Be- griffe, bleibet das Wort Mutter, ein dunckeles, und sehr unbestuntes Wort. Und so ist es auch mit den leiblichen Wohlthaten beschaffen die durch dieses Wort sollen bezeichnet werden. Du sprichst: 1) ja, die heilige Schrift be- dienet sich doch dieses Worts, solche Wohlthaten damit anzuzeigen? Jst sie dann auch dunckel und unbestimt? Ant- wort, das wuͤrde freilich seyn, wann die heilige Schrift uns die obgedachte Wohl- thaten bloß und allein unter dem Wort Mutter zu erkennen gegeben haͤtte. Aber dritter Theil. Aber sie verfaͤhret gantz anders. Sie zeiget uns erstlich diese Wohlthaten mit eigentlichen Worten an. Von den leiblichen, sagt sie: GOtt ist es, der uns in diese Welt bringet, erhaͤlt, ver- sorget, regieret. Von den geistlichen: GOtt ist es, der die Buse und den Glauben in uns wuͤrcket, uns rechtfer- tiget und zu Kindern annimt, uns taͤg- lich und reichlich die Suͤnden vergiebet, das Gute in uns erhaͤlt, vermehret, uns vollbereitet, kraͤftiget, gruͤndet, uns unstraͤflich behaͤlt, bis auf den Tag Chri- sti, uns von den Todten auferwecket, verherrlichet ꝛc. Wann dieses geschehen ist, so gebrauchet sie ein Bild, diese geist- liche Sachen in etwas begreiflich zu ma- chen. Wer nun die eigentliche Begriffe und darauf gerichtete Benennungen dieser Wohlthaten, bey seit setzet, und sogar zur Aufrichtung des Glaubens sie undienlich achtet, (§. 93.) der han- delt gegen die heilige Schrift. Er nimt das Nebenwort das blos zur bildlichen Erlaͤuterung eines schon vorausgesetzten Begrifs, vom heiligen Geist gebrauchet wird, und laͤsset das eigentliche fahren. Mithin behaͤlt er nichts uͤbrig, als einen gantz unbestimten, und zur wahren Er- kentnis, folglich zum Glauben, nicht hinreichenden Begrif. Zin- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Zinzendorf aber ist so kuͤnstlich, und nimt dieses Wort an, als das eintzige zu diesen Wohlthaten schickliche und gnug- same Wort; mit Beiseitsetzung dessen, was in der Schrift und christlichen Be- kentnissen davon stehet. Ja er versichert zum voraus, daß diese Verwechselung hoͤchstnoͤthig, und ein Glaubens-Artickel seye (§. 53.) Will man 2) einwenden, durch das Wort Mutter, werde die Sache dem ge- meinen Mann begreiflicher, als durch die eigentliche Worte: so ist diese Ein- wendung vom Zinzendorf bereits gemacht worden. Jm Creutzreich spricht er s. 67. er bezeichne den heiligen Geist mit diesem Wort, damit auch die Bau- ren was davon fassen moͤchten. Und oben redet er noch trotziger (§. 17.) der waͤre im geist- und leiblichen Ver- stande ein Vieh, wer also das Ge- heimnis der heiligen Dreinigkeit nicht fassen koͤnte. Allein es dienet zur Ant- wort: ( a ) durch das blosse allegorische Wort Mutter, fasset weder der Ge- lehrte noch der Bauer etwas bestimtes von GOtt und seinen Wohlthaten. Jch ge- schweige von dem Unterschied der goͤtt- lichen Personen, davon unten noch zu reden seyn wird. ( b ) Die heilige Schrift, welche uns eigentliche und nicht ver- bluͤmte dritter Theil. bluͤmte Benennungen an Hand gibt, ist sowohl vor den Bauern, als vor die Ge- lehrten geschrieben, und der heilige Geist hat sich schon gnugsam nach ihrem Be- grif gerichtet, wann er solche eigentliche Benennungen gebrauchet. Will dann nun Zinzendorf kluͤger seyn als der heilige Geist? Oder ist der Bauernglaube, den er mit diesem blosen Wort aufrichten will, ein anderer Glaube, als der Glaube der Gelehrten? c ) durch das sinnliche Mut- terbild, wann die eigentliche Benennun- gen GOttes davon getrennet werden, geschiehet es gar leichtlich, daß der Bauer auf finnliche Gedancken von GOtt gelei- tet wird, und das geistliche Wesen des Allerhoͤchsten daruͤber vergisset. Alle Ab- goͤtterey ist durch diesen Methodismum entstanden. Denn verschiedene Lehrer suchten das Unsichtbare in GOtt, sei- ne ewige Kraft und Gottheit, durch sinnliche Bilder dem Volck begreiflich zu machen. Nach und nach wurden die ei- gentliche Begriffe verlohren. Man gien- ge in der sinnlichen Vorstellung soweit, daß man gar Bilder machte, von weib- lichem und maͤnnlichem Geschlechte, um dadurch die Gottheit und ihre Wohltha- ten, recht handgreiflich vorzustellen. Zinzendorf ist sehr nahe auf diesem Sprung. Es fehlet nichts, als daß er Herrnhut. III. Theil. M seine Herrnhuterey in ihrer Schalkheit §. 98. Das Wort Ausgebaͤren, welches nach dem Zinzendorfischen Methodismo, von GOtt gebrauchet wird, ist (2) an sich unschicklich den ihm beygelegten Begrif zu bezeichnen; und daher seine sinnliche Dreieinigkeit schnitzen laͤsset. Alsdann wird ein Vater mit seiner Frau, die eine Mutter vorstellet, und ein Braͤu- tigam zum Vorschein kommen. Wann er diese in dem Saal der Gemeine auf- stellen laͤsset, so werden die hertzliche Leu- te, das ist, die blos an der Sinnlich- keit kleben und fantastische Ruͤhrungen, ohne eine wahre und gruͤndliche Erkent- nis, aus Aberglauben und Gaukeleyen empfinden, (§. 26.) gewiß so sehr dadurch geruͤhret werden, als im Herdenthum ge- schahe, und durch verschiedene Herrnhu- tische Gauckelspiele bereits geschehen ist. Hier haͤtten wir dann den Schluͤssel darzu, was im Zinzendorfischen Reich hertzliche Leute sind. Mit dem Heiland ist es schon ziemlich weit bey den Herrn- hutern gekommen. Dann er wechselt mit den Gemeinaͤltesten im Jahrgang, und umarmet die Bruͤder und Schwe- stern um die Achseln ꝛc. dritter Theil. daher in der Schrift nicht Das Ausgebaͤren ist eine muͤtterliche Handlung, wodurch das Kind an das Licht gebracht wird. Demnach zeiget das Wort Ausgebaͤren viel weniger an, als das Wort Mutter: und soll gleich- wol ein persoͤnlich Kennzeichen seyn (§. 5.) welches auf die natuͤrlichste und schrift- maͤsigste Art seinen Begrif bezeichne. Dann die Mutter empfaͤngt ja auch ihr Kind: sie traͤget es unter ihrem Hertzen, sie nehret es aus ihrem Blut, und ver- schaffet ihm die noͤthige Keifwerdung in Mutterleibe, wodurch es bey der so- genanten Ausgebaͤrung tuͤchtig ist zum Genuß der freyeren Luft. Das sind lau- ter muͤtterliche Eigenschaften und Wohl- thaten in Ansehung des Kindes. Das Ausgebaͤren aber, als ein ohnehin un- foͤrmliches Wort, kan dieses alles nicht ausdruͤkken. Sollen die leibliche Wohl- thaten die wir von der Zeugung an, bis an das Ende des Lebens geniesen, ein Ausgebaͤren von Seiten GOttes ge- nennet werden: so ist eine schlechte Uber- einstimmung des Bildes mit der abgebil- deten befindlich, so- ferne es die Wolthaten GOttes, im Natur- und Gnaden-Reich bedeuten soll. Wie dann M 2 auch Herrnhuterey in ihrer Schalkheit auch der ausgebaͤrende Mutterleib, weder in Ansehung der leiblichen, noch der geistlichen Wohlthaten, als ein Sinnbild GOttes und seiner Wuͤrckungen irgendwo in heiliger Schrift deten Sache zu finden. GOtt gebaͤret die Menschen aus! warum? weil er sie leiblich erhaͤlt und versorget. Jst dann nicht das Ausgebaͤren eine Verschaffung des Ausgangs aus Mutterleibe? das Tragen in Mutterleibe ist ja weit un- terschieden von dem Ausgebaͤren. So ist es auch mit den Wohlthaten im Geist- lichen. Soll GOtt als eine bestaͤndig im Ausgebaͤren begriffene Mutter vorge- stellet werden, wann er uns wiedergebie- ret, erneuret, von den Toden auferwe- cket ꝛc.? Und gleichwol hat Zinzendorf sein Absehen auf der Mutter Leib gerich- tet, in welchem wir gleichsam liegen, und solche, sowohl geist- als leibliche Wohlthaten GOttes geniesen sollen (§. 83. 84.) bis wir in jenem Leben aus diesem Leib der Mutter, auf einmal in die Arme des Braͤutigams, als eine Ehefrau aus- geschuͤttet werden. Und noch darzu sol- len wir nichts allegorisch sondern we- sentlich dabey gedencken. (§. 81.) Unten stehet ein mehreres (§. 125.) dritter Theil. Schrift Jst nun dieses Wort an sich unfoͤrm- lich, und untauglich das abzubilden, was es sonst als einen gesunden Begrif abbil- den solte, ( Not. *) so kan es auch in der Schrift nicht vorkommen. Das tra- gen in Mutterleibe leget sich Paulus bey, jedoch in allegorischer Bedeutung, ei- ne gewisse aus der zaͤrtlichsten Liebe her- fliesende geistliche Bearbeitung an den sehr schwachen Galatern damit abzubil- den Gal. 4, 19. Bey dem Wachsthum ihres neuen Menschen hier im Gnaden- reich, muste dieses Tragen in Mutterlei- be, aufhoͤren. Es solte nur solange waͤhren, bis Christus in ihnen eine Gestalt gewonnen haͤtte. Aber Zinzen- dorf verschlieset seine Leute in den Mut- terleib des H. Geistes bis sie ins ewige Le- ben kommen. Von einem solchen Mut- terleibe GOttes, dem ein Ausgebaͤ- ren von dieser Art zukomme, finde ich nichts angegeben vielweniger befohien wird, daß man diesen bildlichen Ausdruck schlech- terdings hervorziehen, und mit Hintansetzung der eigentlichen Ausdruͤkke gebrauchen solte. Es hat uͤbrigens mit diesem Wort eben die Be- wandnis, wie mit dem vorigen. (§. 97.) Und man siehet, daß Zinzendorf ein leeres un- M 3 gluͤck- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit gluͤcklich Jst dieses Ausgebaͤren ein leeres, und von Zinzendorfs verruͤckter Fantasie un- gluͤcklich erfundenes Wort; so kan er sich hierbey erinnern was er von den goͤtt- lichen Schriftworten Fels, Burg, Schild ꝛc. oben hoͤchst frevelhaft gelaͤ- stert hat. (§. 91.) Sein Ausgebaͤren ist in der That ein solches Wort, wie er die goͤttliche Ausdruͤkke boshaftig be- schreibet, daß sie ein Galimathias oh- ne Sinn und Verstand, ein Lach- spiel vor die Feinde der Dreieinig- keit, das man ohne sich zu schaͤmen nicht erfundenes Wort, an statt ei- nes Glaubens-Artickels (§. 93.) zum Marck- te bringet. §. 99. nichts in der gantzen heiligen Schrift. Wie solte auch die Schrift ein so un- foͤrmliches Bild gebrauchen? Jn der gantzen Gnadenzeit, da er nicht aufhoͤ- ret geist- und leibliche Wohlthaten zu er- weisen, muͤste er angesehen werden als eine stets im Greisen befindliche Mutter, die in einem bestaͤndigen Beginnen waͤ- re uns aus ihrem Leibe heraus und an das Licht zu schieben. Und das soll sogar ein persoͤnlich Kennzeichen des H. Gei- stes seyn! dritter Theil. §. 99. Es ist (3) der christlichen Freyheit schnur- stracks entgegen, und ein Beginnen das Zer- ruͤttung anrichtet, wann jemand eigenmaͤch- tig erfundene, und noch darzu sehr unschickli- che blose Jch sage nicht, daß sein gantzes Ver- gehen, blos in Erfindung eines solchen Wortes bestehe. Unten wird es weiter gezeiget werden. Jetzt erfodert die Ord- nung noch nichts weiters. Dieses ist beilaͤufig anzumercken: Zinzendorf will das Wort Buse, Erbsunde, ꝛc. aus der Kirche hinausfegen. Diese Woͤrter sind fuͤrtreflich, und schriftmaͤsig. Hin- gegen macht er willkuͤhrlich neue Woͤrter und Worte (§. 98.) der Kirche als M 4 Glau- nicht lesen koͤnne, seyn sollen. Und doch soll sein Wort eine Glaubens-Leh- re seyn. Das Wort Mutterleib, zumal vom hei- ligen Geist als ein persoͤnlich Kennzeichen gebrauchet, ist ebenfalls unziemlich, und bringet die ungegruͤndete Leute, bey de- nen es doch den Glauben aufrichten soll, auf einen Geschlechts-Unterschied in der Gottheit. Daher es in der Schrift, be- vorab als ein persoͤnlich Kennzeichen, nir- gends befindlich ist. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Glaubensartikel aufdringen, und solche den allgemeinen auf GOttes Wort begruͤndeten Bekentnissen der gantzen Christenheit entgegen setzen will. Noch ein schlimmeres Vergehen aͤusert sich darinnen, wann jemand auch alles Ermahnens ohngeachtet, bey dieser Verwegen- heit verharret, und den Ermahnenden mit Laͤ- sterungen begegnet. Daß Zinzendorf beides meisterlich gethan habe, und fortfahre noch ferner zu thun, ist am Tage. Deshalben ist die Erfindung seines Ausgebaͤrens, hoͤchst ver- werflich, gestalten ein solches Rottenmachen, unter die offenbare Wercke des Fleisches vom heiligen Geist gezehlet wird. Gal. 5, 20. §. 100. II ) Das zweite (§. 97.) erfordert nun un- sere Beleuchtung. Dann, nachdem wir die Unschicklichkeit des Worts, erwogen haben, so wollen wir nun den Begrif den dieses Wort machen soll, naͤher betrachten. Das ist, das Jrri- ge, welches Zinzendorf noch uͤber das seinem Be- grif des Ausgebaͤrens beygeflikket hat. Dabey werden wir zugleich auf die uͤbrige Zinzendor- fische und eine Sprache der Gemeine, mit dem Beysatz: die evangelische Kirche re- det die Sprache der Hottentotten. Er- ster Theil s. 172. Ob nun der Geist des Friedens, oder des Antichrists hierunter walte? wird leicht zu finden seyn. dritter Theil. fische Kennzeichen der Personen acht geben muͤssen (§. 85.) ohne welche man dieses irrige nicht gnug entdecken kan. Es ist bereits oben (§. 44.) verschiedenes widerleget worden. Das uͤbrige soll an diesem Orte folgen. (1.) Die Zinzendorfische persoͤnliche Kenn- zeichen des Vaters, Sohnes, und heiligen Geistes, sind der Einigkeit und Unzertrennlich- keit des goͤttlichen Wesens hoͤchst nachtheilig. Dann diese angebliche Kennzeichen werden blos hergenommen, von aͤuserlichen Verrich- tungen GOttes an die Menschen. (§. 40. 44.) Diese Verrichtungen aber sind nichts anders, als Wuͤrckungen einer und eben derselben All- macht, Allwissenheit Weisheit und Guͤte, das ist solcher Eigenschaften, welche eins sind mit dem Wesen GOttes. (§. 36. f.) Weil nun das Ausgebaͤren gleicher Art ist, und dem heiligen Geist, nicht etwa zueignungs- weise, sondern mit Ausschliesung der an- dern Personen, beigeleget werden soll; so muß dieses angebliche Kennzeichen, der Einigkeit und Unzertrennlichkeit des goͤttlichen Wesens nachtheilig, mithin verwerflich seyn. §. 101. Die Zinzendorfische Kennzeichen der goͤttli- chen Personen, sind (2) so beschaffen, daß die Ordnung der goͤttlichen Personen dadurch verrukket wird. Der heilige Geist hat uns in den von ihm selbst offenbarten sowol inneren (§. 22. 30.) als aͤuseren (§. 39.) Kennzeichen, M 5 zugleich Herrnhuterey in ihrer Schalkheit zugleich die Ordnung der Personen entdeket. Der Vater, weil der Sohn von ihm gezeuget wird, ist die erste Person, gleichwie der Sohn, aus eben dieser Ursache die andere Person. Weil der heilige Geist vom Vater und Sohn ausgehet, so ist Er die dritte Person. So ist es auch mit den aͤuserlichen Kennzeichen der goͤttlichen Personen. Die Schoͤpfung ist in der Ordnung das erste Werck GOttes, das auser ihm durch seine Kraft entstanden ist; also ist es auch das aͤuserliche Kennzeichen der ersten Person, nemlich des Vaters. Die sogleich nach dem Fall zugesagte und guͤltige, und nachher vollbrachte Erloͤsung der geschaf- fenen, und in die Suͤnde gerathenen Men- schen, ist das andere grose Werck GOttes. Deswegen hat die andere Person, nemlich der Sohn GOttes es zu seinem persoͤnlichen Kennzeichen. Die Zueignung dieser Erloͤ- sung oder die Heiligung ist das dritte grose Werck des HErrn, deswegen es auch der dritten Person, dem heiligen Geist beigele- get wird. Diese Kennzeichen sind weislich eingerichtet, dann sie ruͤhren her von einem allweisen GOtt. Sie dienen den Unterschied anzuzeigen, und die Ordnung zugleich unter den unterschiede- nen Personen. Wer solte meynen, daß sie ein Mensch zu meistern sich unterfangen koͤn- te? Aber Zinzendorf hat kein Bedencken es zu thun. Hoͤret dann, wie es ihm gerathen ist. Der dritter Theil. Der Vater ist von den andern Personen un- terschieden, durch die geistliche Zeugung der Menschen. (§. 43.) Der Sohn durch die Braͤutigamschaft, oder Ehlichung, (§. 45.) der heilige Geist durch das Ausgeba- ren. (§. 51.) Jst es nun schicklich daß der Sohn ein Braͤutigam wird mit einer noch nicht ausgebohrnen Braut, und daß er sie wuͤrcklich ehlichet? Spricht er: die Ehli- chung gehet erst im andern Leben an, und das Ausgebaͤren waͤhret die gantze Gnadenzeit hin- durch? so will seine Bildermacherey wieder nicht zutreffen. Dann er macht ja selbst die Ordnung: der Braͤutigam, oder das Lamm setze die Braut schon hier in der Gnaden- zeit an seine Brust, und erkenne sie hernach wann sie aͤlter Siehe den ersten Theil s. 153. geworden. Wie kan er aber die Braut an seine Brust setzen wann sie noch nicht ausgeboren, sondern noch in Mutterleibe ist? Das hat Zinzendorf selbst gemercket, wes- halben er die Ordnung der Personen verruk- ket, und den heiligen Geist, als die Mutter welche ausgebaͤret dem Sohn als Braͤutigam vorsetzet, mithin den Sohn zur dritten So heisen Zinzendorfs Worte, oben (§. 5.) Person machet. §. 102. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit §. 102. Es ist (3) keinem Menschen erlaubet, daß er die persoͤnliche Kennzeichen blos aus dem Gnadenreich nehme, wann GOtt selbst, sie zum Theil aus dem Naturreich genommen hat. Nun aber hat es GOtt gefallen, die Schoͤpfung und Erhaltung, als ein Werck des Naturreiches zum aͤuserlichen persoͤnlichen Kennzeichen des Vaters zu machen. Also ist es dem Zinzendorf nicht erlaubt gewesen, son- dern ist vielmehr eine schaͤndliche Verwegen- heit, das Schoͤpfungswerck von den persoͤn- lichen Kennzeichen auszuschliessen. §. 103. Kein Mensch hat (4) die Erlaubnis, son- dern es ist ein hoͤchstsuͤndliches Verfahren, die Gnugthuung Christi von den persoͤnlichen Kennzeichen auszuschliesen, welche doch der hei- lige Geist zu einem aͤuserlichen persoͤnlichen Kenn- (§. 5.) die schriftmaͤsigen Aemter der Personen seyen das Erzeugen, das Ausgebaͤren, und die Ehelichung, die den Vater JEsu Christi vor der Kinder GOttes wahren Vater, den heiligen Geist fuͤr ihre eigentliche und wahre Mutter, den Sohn GOttes fuͤr ihren geistlichen einigen Braͤuti- gam und Mann erklaͤren. dritter Theil. Kennzeichen Der Beweis stehet im ersten Theil, s. 146. ausdruͤcklich angegeben hat, und welche bis daher von der gantzen Christen- heit ist beybehalten worden. Zinzendorf aber hat die Daß er dieses den Verleugnern der Gnugthuung Christi zu gefallen gethan habe, daran ist wohl kein Zweifel (§. 2.) dann was haͤtte ihn sonst darzu bewo- gen? Gnugthuung oder Erloͤsung JEsu Christi von den persoͤnlichen Kennzeichen ausgeschlossen, und die Ehlichung an ihre Stelle gesetzt. §. 104. Nach Zinzendorfs angenommenen Kennzei- chen wird leichtlich einer behaupten koͤnnen, daß (5) mehr dann drey Personen seyen, mit- hin keine Dreieinigkeit. Dann bey Zinzen- dorf ist ein persoͤnlich Kennzeichen, was eine Person mit Ausschliesung der andern, an den Menschen verrichtet, und worvon sie einen be- sondern Nahmen fuͤhren kan. (§. 40.) Nun aber schreibet er dem Sohn GOttes gantz al- lein die Schoͤpfung zu: ( Erster Theil s. 141.) Der Vater ist ein Schwiegervater, nicht aber der Sohn, noch der heilige Geist, und der Sohn ist ein directer Vater. Der hei- lige Geist ist des Vaters Frau, folglich der Men- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Menschen welche den Sohn zum Mann ha- ben, ihre Schwiegermutter. Und wie- derum, weil der Sohn, aller Menschen di- recter Vater seyn soll, so ist der Vater Christi ihr Grosvater. Dies alles lehret Zinzendorf, wie an vorberuͤhrtem Ort gezeiget worden. Es hilft ihn nichts, wann er dagegen einwen- den will, er lege einige dieser naͤrrischen Titu- laturen zugleich einer und eben der Person bey. Dieses sage ich, hilft ihn nichts. Dann sein Grundsatz hebt diese Entschuldigung wieder auf. Ursache: ein persoͤnlich Kennzeichen muß eine eigene, und von den andern unterschiede- ne Person anzeigen. Sonst waͤre es kein per- soͤnlich Kennzeichen. Nun aber nimt Zinzen- dorf den Satz an: Was von einer Person so und dergestalt gesaget wird, daß es von der andern nicht gesaget werden kan, das ist ein persoͤnlich Kennzeichen. (§. 40.) Spricht er: die heilige Schrift muͤsse darzu genommen werden, ehe koͤnne man einen solchen obwol nur einer Person zukommenden Unterschied nicht sogleich zu einem persoͤnlichen Kennzeichen machen? So ist die Antwort leicht: Er nimt ja zu seinem Ausgebaͤren, Mutterschaft ꝛc. eben so wenig die Schrift, als zu dem Schwie- ger- und Grosvater, und dennoch gibt er je- ne Sachen vor persoͤnliche Kennzeichen aus. Wer das in einem Fall thut, der thut es auch im andern. §. 105. dritter Theil. §. 105. Die Zinzendorfische Dreieinigkeit bestehet (6) aus Personen, welche in Ansehung ihrer Wuͤrckungen, theils Der Vater zeuget die geistliche Kin- der. Weiter thut er nichts an ihnen nach Zinzendorfs Glauben. Also ist er muͤsig in Ansehung dessen, was an die- sen erzeugten Kindern noch weiter ge- schiehet. Dann das thut die Mutter, mit Ausschliesung des Vaters (§. 40. und 66.) Also geschiehet etwas an den glaubigen Kindern, das der Vater nicht thut. Noch weiter: den Vater JEsu Christi soll mit denen, die keine Bruͤder sind, gar nichts zu schaffen haben, und deshalben nicht von ihnen angebetet wer- den. Siehe den zweiten Theil s. 164. f. Also ist er muͤsig in Ansehung der Weltleute, die keine Herrnhuter, und deswegen nur Hunde und Schwei- ne sind. So hat der Epikur einen GOtt ertraͤumet. So ist es auch mit der Braͤutigamschaft des Sohnes. Dann weil Zinzendorf dem heiligen Geist als Mutter, alles zu thun gibt, so wird nie- mand muͤsig sind, theils ihre Kraͤfte zu Vollendung eines gewissen Wercks zusammenschiesen, und eine jede et- was Herrnhuterey in ihrer Schalkheit was Dieses folget aus dem ersten (Not. *) von selbsten. Daß ein glaubiger Mensch vollendet wird, darzu traͤgt der Vater aus seiner Kraft die Zeugung bey, mit Ausschliesung des Sohnes und heiligen Geistes: der Sohn die Ehlichung, mit Ausschliesung des Vaters und des heili- gen Geistes: der heilige Geist das Aus- gebaͤren, mit Ausschliesung des Vaters und des Sohnes. (§. 40.) beytragen muß, was die andere nicht beytraͤget. Also ist in der Zinzendorfi- schen Dreieinigkeit kein gemeinschaftlich un- zertrenntes goͤttliches Wesen. Dann das goͤttliche Wesen ist in Ansehung aller und je- der Creaturen sowohl, als seiner selbst, nicht muͤsig, sonst waͤre es kein goͤttlich Wesen. Und das Zusammenschiesen der Kraͤfte, zei- get an, daß verschiedene eingeschrenckte Kraͤf- te vorhanden sind, deren jede, zwar thut, so viel sie kan, aber das alles doch allein nicht thun mand begreifen was der Sohn in dem Werck der Mutterschaft zu thun habe. Hier ist er muͤsig, so gut als der Vater nach dem Herrnhutischen Plan muͤsig ist, wann die Kinder gezeuget sind. Waͤre er nicht muͤsig, so haͤtte nach Zinzendorfs Philosophie, der heilige Geist keine Per- soͤnlichkeit mehr. (§. 40.) dritter Theil. thun kan, was sie alle zusammen allererst aus richten. Das goͤttliche Wesen aber ist eine uneingeschrenkte, ungetheilte, unendliche Kraft. (§. 44.) §. 106. Das Zinzendorfische Muttergeschaͤfte, oder das Ausgebaͤren, das den heiligen Geist als sein persoͤnliches Kennzeichen vom Vater und Sohn unterscheiden soll, muß (7) als- dann schon nach Zinzendorfs Gestaͤndnis, sei- ne Endschaft erreichet haben, wann man des heiligen Geistes Das sind Zinzendorfs eigene Worte die man nachlesen kan (§. 13.) neugebohrne Kind- lein in der Taufe badet. Dann sie sind zu der Zeit wenn man sie badet, bereits neuge- bohrne Kindlein, mithin schon aus Mut- terleibe, folglich beduͤrfen sie keine Ausge- burt, da sie schon gebohren sind. Da nun auf gut Zinzendorfisch der Vater nichts an den Gnadenkindern thut, als daß er sie zeuget, und der Sohn nichts, als daß er sie ehli- chet (§. 105.) und den Schwestern die leib- liche Kinder zeuget ( erster Theil s. 143.) gleichwol aber der heilige Geist an ihnen arbei- tet, bis sie in die Arme ihres Mannes uͤber- gehen oder in den Himmel kommen (§. 83.) so muß folgen, daß die Gnadenarbeit des heili- gen Geistes, von der Taufe an, bis in den Herrnhut. III. Theil. N Ein- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Eingang der Glaubigen in die Seeligkeit, kein Ausgebaͤren seye; mithin zum angege- benen Kennzeichen des heiligen Geistes nicht gehoͤre. Und gleichwol wird Dieser gantze Satz gehoͤret eigentlich in ein anderes Fach, nemlich wo Zinzen- dorf aus seinen eigenen Grundlehren, schon oben mit eilf Gruͤnden ist widerle- get worden. Aber wegen des genauen Zusammenhangs mit dem, was unmit- telbar hier folget; ist er bis hieher ver- sparet worden. diese Gna- denarbeit darzu gerechnet. (§. 83.) §. 107. Das Ausgebaͤren ist (8) der Kraft der Taufe hoͤchstnachtheilig. Dann wenn die heilige Taufe verrichtet wird, so sind die Kin- der des heiligen Geistes schon geistlich geboh- ren, oder aus dem Leibe ihrer geistlichen Mut- ter, des heiligen Geistes, gekommen; (§. 106.) und vorher auch von dem Vater schon gezeu- get; weil ein Kind das aus Mutterleibe komt, schon vor diesem Ausgang muß gezeuget seyn. Jn der heiligen Taufe aber werden diese schon neugezeugte und neugebohrne Kindlein des heiligen Geistes, nach Zinzendorfs Lehrbegrif, nur gebadet. (§. 106.) Also ist die Taufe das Mittel der neuen Zeugung oder Geburt im dritter Theil. im geringsten nicht; sondern sie badet Es hat Zinzendorf nicht erklaͤret was er durch das baden verstehe. Aber sein Lehrbegrif gibt uns den Aufschlus. Gleichwie das baden nichts beytraͤget zur Zeugung und Geburt des Kindes, also soll auch die heilige Taufe nichts darzu beytragen in geistlichem Verstan- de. Ob nun die Taufe ein bloses Zeichen in seinen Augen ist, (wie er an- derswo zu erkennen gibt) oder ob sie noch einige geringe Flecken wuͤrcklich abwa- schen solle; das lasse ich an seinen Ort gestellet seyn. Gnug daß er die Kraft der neuen Zeugung oder Geburt, der Taufe deutlich abspricht. Man moͤchte zwar gedencken er rede hier nur von den Erwachsenen, die den Glau- ben schon hatten, mithin wuͤrcklich neu- gebohren waren, wann man mit ihnen zur Taufe schritte. Dann er fuͤhret sol- che Exempel an, die zu der Apostel Zeit geschehen sind. Allein der beigefuͤgte Beweis zeiget das Gegentheil, daß er nemlich von der Taufe uͤberhaupt, mit- hin auch von der Kindertaufe, reden N 2 muͤsse. nur die neugebohrne Kinder. Dieses will Zinzen- dorf noch zum Uberflus daher beweisen, weil der Herrnhuterey in ihrer Schalkheit muͤsse. Dann 1) er fuͤhret die Worte Pauli an, Tir. 3, 5. und zwar nur diese Worte, daß die heilige Taufe ein Baad der Wiedergeburt genennet werde. Das erklaͤret er also: ein Baad in wel- chen die bereits wiedergebohrne nur abgewaschen werden. Und dieses ferner zu erhaͤrten, nimt er (§. 13.) das Bei- spiel Johannis des Taͤufers, der schon in Mutterleide mit dem heiligen Geist er- fuͤllet worden Luc. I, 42. 47. (es soll heisen 41. 44. weil sonst kein Beweis heraus kommen wuͤrde) mithin zur neuen Zeugung und zum Ausgebaͤren keiner Taufe beduͤrftig gewesen seye. Sodann redet 2) Zinzendorf nicht von der Wuͤr- ckung der Taufe blos in vergangenen Zei- ten, sondern davon, was uͤberhaupt ihr Gebrauch seye. Er spricht: bey den ge- tauften zu der Apostel Zeiten war die Taufe das Wasser, darin man (noch allezeit) des heiligen Geistes neuge- bohrne Kinder badet. Diese Erklaͤ- rung ist nun recht boshaftig. Dann die Worte des heiligen Geistes lauten nicht also: die Taufe ist das Wasser, darinn man die neugebohrne Kindlein des heiligen Geistes badet. Sondern sie ist ein Baad der Wiedergeburt, welche Wiedergeburt der heilige Geist verrichtet. 3) Wann dritter Theil. 3) Wann Zinzendorf die Taufe der Er- wachsenen die schon wuͤrcklich den Glau- ben hatten, und denen die Taufe ein Mittel war zur Staͤrckung und Ver- mehrung ihres Glaubens, haͤtte beschrei- ben wollen: so muͤsten die folgende Wor- te zu diesem Zweck erwehlet worden seyn, da die Taufe zugleich ein Baad der Er- neurung genennet wird. Aber dieses diente ihm nicht zu seiner Absicht. Er wolte die Taufe verkleinern. Daher er auch das Wort seelig machen, dasvon der Taufe gebrauchet wird, so entkraͤf- tet hat, daß es heisen solle: sie hilft durch. 2 Petr. 3, 21. wie im Zinzen- dorf. Unfug ( lerna z ) s. 188. f. ge- zeiget wird. Er suchet bey aller Gele- genhelt der Taufe einen Stos zu geben: worzu sein Ausgebaͤren ihm die Hand bietet, dann 4) sein angenommener Satz von dem Aus- gebaͤren, laͤst sich nicht anders einschnuͤ- ren als auf diese Art. Er siehet daß die neue Zeugung durch Wasser und Geist, das ist durch die Taufe, geschiehet, in welcher und durch welche der heilige Geist wuͤrcket Joh. 3, 5. weil er nun dem heiligen Geist die Zeugung abge- sprochen, und mit desen Ausschliesung, dem Vater alleine beigeleget hat: so kan er sich, da die Schrift allzudeutlich die N 3 Wuͤr- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit der H. Geist, bey der ersten Taufe der Hei- den, noch vor Dieses erweiset nicht, daß deswegen die Taufe ein leeres und bloses Baad seye. Es erhellet nur soviel daraus, daß bey den Heiden, in einigen besonderen Exempeln sich der HErr unser GOtt an die Taufe nicht gebunden habe, zu der Zeit, da die Kirche noch zu pflantzen war. Aber die Verachtung der Taufe bleibet deswegen doch suͤndlich. Der heilige Geist wuͤrde auf die Glaubige aus den Heiden nicht gefallen seyn, wann sie solche Veraͤchter der Taufe wie Zinzen- dorf ist, gewesen waͤren. der Handlung auf sie fiel. (§. 13.) §. 108. Es ist (9) falsch, daß die heilige Schrift durch den Ausdruck der Grundsprache, wel- cher bald durch Zeugung, bald durch Ge- burth uͤbersetzet wird, einen Unterschied ma- che, zwischen der neuen Zeugung und neuen Geburt. Und Zinzendorf hat keine eintzige Stelle beigebracht, daraus man einen solchen Unterschied sehen koͤnne. Vielweniger gehet es Wuͤrckung der Taufe dem heiligen Geist zugeeignet, nicht anders helfen, als er muß sagen: Man badet nur diejenige in dem Wasser die der heilige Geist be- reits vorhin durch sein Mutterge- schaͤfte neugebohren hat. dritter Theil. es demnach an, daß man aus einer und eben der- selben goͤttlichen Wuͤrckung, welche die neue Zeu- gung oder neue Geburt genennet wird, ein zwie- fach persoͤnliches Kennzeichen mache, und den Vater durch die Zeugung, den H. Geist durch die Ausgeburt Des Zinzendorfs fantastischer Begrif von der heiligen Dreieinigkeit ist so unan- staͤndig vor das reineste Wesen der Gott- heit, daß er an seinen grob-geschnitzten Bildern selbst irre wird. Wann er dem Vater den heiligen Geist zur Ge- mahlin gibt, dieser Gemahlin einen Mut- terleib zueignet, und in dieser brutalen Fantasie von einer Zeugung und Ausge- burt redet, sodann vom Sohn GOttes spricht, daß er die erzeugten Kinder zur Braut nehme und wenn sie zu Jah- ren gekommen, erkenne. (§. 13.) so muß man uͤber eine solche mehr als heid- nische Goͤtterfabel billig erstaunen. Es fehlet nichts als daß er der Empfaͤng- nis in dem Leibe des heiligen Geistes noch darzu setzet: die er gewiß im Sinn N 4 hat, unterscheide. (§. 130.) Und endlich ist 10) das angegebene Mut- tergeschaͤfte des heiligen Geistes, fanarisch; deswegen kan es in der Schrift nicht gegruͤn- det seyn. Dann Zinzendorf will uns auf- binden, ob seye die Mutter schon zehen Jahre zuvor bey den Seelen gewe- sen, Herrnhuterey in ihrer Schalkheit sen, Der Beweis davon stehet deutlich im zweiten Theil s. 46. f. s. 60. f. Hier- her gehoͤret zugleich das alles, was er von der fanatischen Salbung des heili- gen Geistes, welche der Belehrung durch das Wort, entgegen gesetzet wird, freventlich dichtet. Davon in der Dis- put. vom Predigaͤrgernis, ( noxa homi- let. ) der Beweis zu sehen ist. Siehe unter andern die Predig von der Tu- gendlichkeit des Heilandes vom 16. Jan. 1746. wo es s. 17. heiset: sobald der Kaͤmmerer, oder, wie wir ihn itzt mit Recht nennen, die Mutter, der und habe an ihnen gemacht, ehe sie durch das goͤttliche Wort bekehret werden. §. 109. Wir haben bisher gesehen daß die so hochge- ruͤhmte Zinzendorfische Mutterschaft, sie mag aus seinen Reden erklaͤret werden wie sie will, theils durch dieses unseeligen Erfinders eigene Grund- hat, und etwa noch nicht mit so deutli- chen Worten sich blos geben mag. Dann gewiß das so sinnliche Ausgebaͤren des heiligen Geistes, muß bey so be- wandten Dingen eine Empfaͤngnis vor- aussetzen, damit die Mutterschaft gantz werde. Und da laͤst sich ohne Grauen nicht gedencken, was die Zeugung des Va- ters mit seiner Gemahlin uns sagen solle. dritter Theil. Grundsaͤtze umgestossen werde, (§. 86-97.) theils der Schrift und andern Warheiten die von der Gottheit handeln, zuwiderlaufe. (§. 97 — 110.) Der Schlus folget hieraus von selbsten, daß Zin- zendorf mit seiner Mutterschaft des H. Geistes, nach aller moͤglichen Erklaͤrung derselben zu schanden werde. Welches zu zeigen wir uns vorgenommen hatten. (§. 85.) N 5 Sech- der heilige Geist, die Brauthertzen, und ein jegliches ins besondere, so heiliget, ein jegliches so zurichtet, nach dem Sinn, nach dem Hertzen, nach dem Thun und Lassen, wies zu der Gesellschaft, wies an dem Ort, zu dem Zweck, wies in demjenigen Lauf und Gang, wies in dem Cha- racter den dasselbe Hertzel hat, see- lig, himlisch, dem Sinn seines Manns gemaͤs, und denen, die um das Hertz sind, erbaulich ist, (das ist das Ausgebaͤren) so sind uns alle Gedancken und Schluͤsse erspart ꝛc. ꝛc. Ja er spricht anderswo in der Pred. von der Einfalt in Christo, die Triebe des heiligen Geistes sind lauter motus involuntarii , sind lauter machinalische Regungen. Und der Geist von wel- chem sie kommen, ist JEsus Christus der in der H. Dreieinigkeit wohnt und durch der H. Dreieinigkeit Hertz und Sinn in uns hinein arbeitet. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Sechstes Hauptstuͤck, Wie Zinzendorf mit dem Beweis sei- ner Mutterschaft zu schanden wird. Jnhalt. I. Schriftbeweise wel- che Zinzendorf anzu- bringen suchet/ sind verdaͤchtig/ §. 110. 111. und sind folgen- de: (1) wo ein Mann und Vater ist/ da muß eine Mutter seyn §. 112. 113. 114. (2) Weil durch die Mutter kein Engel und Mensch verstan- den wird/ so muß es der H. Geist seyn §. 115. (3) Weil Zes. 49/15. einer Mutter gedacht wird §. 116. (4) Weil es Jesa. 66/ 13. heiset/ GOtt troͤ- ste wie eine Mutter/ §. 117. (5) Weiles Jesa. 46/ 3. heise GOtt trage uns von Mutterleib an/ oder auch im Leib, nach der Ubersetzung §. 118. ‒ ‒ 122. (6) Weil Jes. 66/ 9. stehet/ GOtt gebaͤre die Menschen. §. 123. II. Zeugnisse anderer Gottesgelehrten un- serer Kirche/ sind er- dichtet. §. 124. 125. III. Beweise aus der Lehre von der Wie- dergeburt §. 126-131. IV. Beweis aus den Wundergaben des H. Geistes/ bei der Taufe §. 131. und aus dem inneren Gefuͤhl desselben/ als einer Mutter § 132. V. Der Beschluß, ent- haͤlt dreierlei/ (1) ei- ne Erinnerung zur Buse an die/ welche ihn wiederlegen §. 133. (2) Eine Versi- cherung/ daß er seine Dreifaltigkeit fer- ner lehren und vest- setzen werde/ wie bis- dritter Theil. bisher gescheben. §. 134. (3) ein Lob sei- ner neuen Erfin- dung §. 135. VI. Beantwortung der frage/ ob Zinzen- dorf im Kopf vetruͤ- cket seye? §. 136. §. 110. W Eil wir im vorigen Hauptstuͤck schon uͤberfluͤßig eroͤrtert haben, wie die Zin- zendorfische Mutterschaft des heiligen Geistes der heiligen Schrift sowol, als an- dern von der Gottheit bekannten Warheiten zuwiderlaufe (§. 109.) so ist nun leicht zu er- messen, wie Zinzendorf mit seinem Beweis bestehen werde. Damit wir aber zu seiner Uberzeugung nichts uͤbrig lassen, so wollen wir seine angebrachte vermeinte Beweise gleichfals pruͤfen. Es wird sich ergeben, wie sehr er damit zu schanden werde. §. 111. Uberhaupt, ist es vor ihn ein schlimmes Zeichen, daß er seinen Beweis blos und allein aus dem alten Testamente fuͤhren will. Warum erinnert er sich seiner eigenen Grund- regeln nicht, daß alles was vom Jehova im alten Testament gefunden werde, lediglich auf den Sohn GOttes gehe? wie im zweiten Theil angefuͤhret worden. Ja warum faͤllt ihm nicht bey, daß er sonst so eifrig behauptet, es seye die Lehre von der heiligen Dreieinigkeit im Herrnhuterey in ihrer Schalkheit im alten Testament weder bekannt, noch Jm Creutzreich s. 67. Es ist wahr, daß die eigentliche Person an densel- ben Orten nach alttestamentischer Art, nicht dabey stehet, z. e. Das ist der heilige Geist, oder der Sohn, aber nur darum, weil es im A. T. uͤberall so bewannt, und das Ge- heimnis der heiligen Dreieinigkeit nirgends so auseinander gesetzet ist. Das mehrere stehet oben (§. 72. 73.) wo man sehen kan, wie Zinzendorf selbst, zum Beweis seiner Erfindung, gantz deutliche und auser allem Erklaͤrungs- streit gesetzte Schriftstellen, zum voraus versprochen hat. Man auseinander gesetzet worden? Wie komts, daß er jetzt auf einmal anders Sinnes wird, und das persoͤnliche Kennzeichen des heiligen Gei- stes, blos und allein aus den Schriften der Propheten herausspeculiren will, ohne eine Sylbe aus dem N. T. aus dem Munde Chri- sti, der Evangelisten, und Apostel, anzufuͤh- ren. Da doch das Licht der Offenbarung un- gleich heller im neuen Testament, als im al- ten, scheinet? Zumahlen nimt Zinzendorf alle seine Beweise aus dem schweresten Propheten, Jesaia, dessen figuͤrliche und hohe Schreibart be- dritter Theil. bekannt ist. Jesaias schreibt figuͤrlich, und Zinzendorf, will alles ohne Allegorie, gantz wesentlich (§. 81.) verstanden haben. Was wird da herauskommen? §. 112. Die Beweise selbst, welche Zinzendorf fuͤh- ret, muͤssen nun kuͤrtzlich gepruͤfet werden. Der erste heiset also: Wann uns der heili- ge Geist in der Schrift hat wissen lassen daß wir einen Mann haben, daß wir ei- nen Vater haben in der H. Dreyeinig- keit, so muß er uns auch offenbaret ha- ben, daß wir an ihm eine Mutter haben, sonst haͤtte er sich selbst vergessen. Darum muͤssen Man pruͤfe nun seinen gegenwaͤrtigen Be- weis dagegen. Nirgend spricht er, ist diese Sache im alten Testament aus- einander gesetzt. Also muͤste sie im neuen Testament auseinander gesetzet worden seyn. Aber da geschiehet es ebenfalls nirgend. Was bleibt nun uͤbrig? Kein Mensch, weder ein Ketzer noch Theologus (nach Zinzendorfs Sprache zu reden) hat sie so wie Zin- zendorf, auseinander gesetzt. Also ist die gantze Sache nichts weiter als ein Zinzendorfischer Fund oder Methodis- mus (§. 65.) Herrnhuterey in ihrer Schalkheit muͤssen wir die Orte der H. Schrift anse- hen, wo von unsrer allgemeinen Mutter drinnen steht (§. 12.) Das ist nun ein so schlechter Ver- nunftschluß, (§. 40. *) daß ein Kna- be ihn nicht schlechter machen kan. Der naͤrrische Einfall, als muͤste die heilige Dreieinigkeit eine gantze ehliche und vaͤterliche Gesellschaft, oder Familie und Haushal- tung Jst es nicht eine unverantwortliche Thorheit, die Personen der Gottheit un- ter sich selbst als Vater, Mutter, und Ehmann, deswegen vorzustellen, weil sich GOtt, in Ansehung der Menschen, bald unter dem Bild eines Vaters, bald eines Ehemanns, bald einer Mutter, kennbar machet? Zinzendorf machet zwar Verhaͤltnisse GOttes gegen die Menschen daraus. Aber auf eben diese aͤuserliche Verhaͤltnisse GOttes gegen die Menschen, gruͤndet er anderswo eine solche vorstellen, bringet den Zinzendorfi- schen Traumgeist auf solche Spruͤnge. Darum hat er anderswo noch weiter geschlos- sen. Wann wir an der Dreieinigkeit einen Vater haben, so muͤssen wir auch einen Grosvater haben. Und wann wir in der- selben einen Mann haben, so muͤssen wir auch einen Schwiegervater haben. (§. 104.) Wann dritter Theil. Wann diese Art zu folgern angehet, so wer- den noch mehrere Schlusfolgen mit eben so grosem Recht herauskommen. Es wird einer schliesen: Weil in der Schrift stehet, daß wir in der heiligen Dreieinigkeit einen Bru- der haben, so muͤssen wir auch eine Schwe- ster haben, die eine goͤttliche Person ist. Wann solche Verwandschaft der gaͤttlichen Personen untereinander, daß die eine der Vater, die andere die Mutter, mit- hin die Frau der ersteren seye. Dann wie koͤnte er sonsten dem Vater ein Eh- gemahl beygeben? (§. 104.) Solte der Vater dieses Ehegemahl haben, um der ewigen Zeugung des Sohnes willen? so waͤre der Zinzendorfische Unsinn noch groͤser. Jmmittelst hoͤret man in der Zinzendorfi- schen Dreieinigkeit nichts mehr von dem Sohn GOttes. Der heiset nun Mann oder Braͤutigam. Warum? weil seine Unitarii den Sohn GOttes verlaͤugnen, denen er doch nicht gerne vor den Kopf stosen, oder wie er spricht, etwas zu la- chen machen will. (§. 91.) Dann ei- nen Mann und Braͤutigam koͤnnen sie leyden, aber keinen Sohn GOttes (§. 2.) Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Wann wir in derselben einen Mann, und Braͤutigam haben, so muͤssen wir selbst, als die Braut und Ehefrau, auch eine goͤttliche Person seyn. Zinzendorf hat schon wuͤrcklich diese Folgerung soweit getrieben. Dann er hat geschlossen: Wann wir in der H. Dreiei- nigkeit einen Vater haben der uns zeuget, so muß dieser Vater auch eine Frau haben, in deren muͤtterlichen Leib wir gezeuget und daraus geboren werden. (§. 104.) Darum nennet er ohne Bedencken den heiligen Geist, des Vaters Ehegemahl. Auf dieser tollen Schwaͤrmerey beruhet die gantze Zinzendorfi- sche Fabel, von seiner dreifaltigen Gottheit, und besonders Mutterschaft. §. 113. Der Zinzendorfische Vernunftschlus muͤste eigentlich so heisen: Wann die Schrift die erste Person der Gottheit, wegen gewisser den Menschen erzeigten Wohl- thaten dergestalt einen Vater nennet, daß die andere und dritte Person gantz von diesen Wohlthaten ausgeschlossen wird: Und wann sie wiederum die andere Person einen Mann nennet, wegen dergleichen Wohlthaten, da- von die erste und dritte Person gaͤntzlich aus- geschlossen wird: so muß die dritte Person nothwendig eine Mutter genennet werden, wegen einiger noch uͤbrigen Wolthaten welche dieser dritten Person zukommen, mit Aus- schliesung der uͤbrigen Personen. Dann sonst haͤtte dritter Theil. haͤtte die dritte Person sich selbst vergessen. Und solchergestalt haͤtte dieser Schlus dennoch alle Fehler. Dann 1) der erste Satz ist falsch, woraus der andere folgen soll. Maasen es un- wahr ist, daß die erste Person mit Ausschliesung der andern ein Vater, und die andere Person mit Ausschliesung der uͤbrigen, in der Schrift ein Eheman heise, wie oben erwiesen worden. (§. 38. 40. Daß im menschlichen Leben, Mann, Vater, und Mutter, beysammen sind, und keiner ein Sohn oder Kind heisen kan, der nicht auch einen Vater habe: Das erfodert die menschliche Natur. Daß aber deswegen der HErr unser GOtt genoͤthiget seye von allen dreyen ein Bild seines Verhaltens gegen die Menschen zu nehmen, weil er von einem dieser dreyen, einmahl ein Bild genom- men hat; das ist kindisch gedacht. Wo wolte es sonst herkommen? GOtt ver- gleichet sich mit einem Loͤwen, Christus mit einem Rehe auf den Bergen. Wer wolte hieraus den Schlus machen, weil diese Thiere in einem Walde gemeiniglich beysammen sind, wo gleichwol auch andere Thiere sich befinden, so muß sich GOtt mit noch einem Thier vergleichen, damit wir die drey Personen der Gottheit haben. Wo ein Mann ist, der in der Ehe stehet, Herrnhut. III. Theil. O da 43. 44. f.) Gesetzt aber, doch nicht zu- ge- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit gegeben, der erste Satz waͤre an sich wahr; so folgte doch der andere nicht daraus, daß nemlich die dritte Person nothwendig eine Mutter muͤste genennet werden. Dann gleichwie es dem allweisen GOtt frey gestan- den haͤtte, sich unter dem Bild eines Mannes und Vaters nach der andern und ersten Per- son, kennbar zu machen; also wuͤrde man ihm auch da muß er sein Weib versorgen. Und es ist nicht nothwendig daß das Weib auch zugleich, und weil es einen Mann hat, darneben noch einen versorgenden Vater, und eine pflegende Mutter haben muͤsse. Umgekehret, weil sie nun ein Weib ist, und einen Mann hat, so hoͤret die Va- ter- und Mutterpflege eben deswegen auf. Diese war noͤthig, da sie noch ein minderjaͤhrig Kind war. Jetzt ist sie ei- ne Ehefrau, die keine Erziehung mehr von ihrem Vater und Mutter er- wartet. Dieses sage ich, um zu zeigen, wie miß- lich es gehandelt seye, wenn man mit sinnlichen Bildern handelt, und die Un- terschieds-Zeichen der goͤttlichen Perso- nen darauf gruͤnden will. Zinzendorf nimt eine Ehe des Lammes mit der glaubigen Seele zum Grund. Da ist das Lamm ihr Ehemann. Nun will er ein gantzes machen, und meinet, weil ei- ne dritter Theil. auch die Freyheit lassen muͤssen, sich nach der dritten Person unter einem beliebigen Bild vorzustellen, und nicht nothwendig unter dem Mutterbild. Sonst waͤre der Schlus eben so gut: weil sich der Sohn GOttes mit dem Morgenstern vergleichet, so muß sich der hei- lige Geist mit dem Abendstern vergleichen. Sonst haͤtten wir in der Dreieinigkeit nur ei- nen Morgenstern, und keinen Abendstern. §. 114. Man wird sagen ich thue dem Zinzendorf zuviel. Sein Schluß gehe vielmehr also: O 2 Weil ne Frau auch Vater und Mutter haben muͤsse (sonst waͤre sie nicht gebohren) so seye noͤthig, daß diese Ehefrau, der Gottheit auch ihren Vater und Mutter suchen muͤsse. Das bringet er nun in ein gantzes zusammengesetztes Bild, und mahlet eine Dreieinigkeit daher: es moͤ- gen sich nun die Theile dieses Bildes so natuͤrlich oder unnatuͤrlich zusammenschi- cken als sie wollen. Seine Ehefrau muß in einem und eben demselben Bild (dann sonsten ist es ein anders) ein Kind seyn das erzeuget, und noch nicht ausge- boren ist, und zugleich eine Ehefrau, die umarmet, und an die Brust gesetzet wird. Gnug daß er seine Dreifaltigkeit dadurch vormahlen kan. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Weil die Schrift wuͤrcklich den lieben GOtt in Ansehung der Glaubigen, als einen Va- ter, einen Mann, und eine Mutter vorstel- let; so muß die erste Person der Vater, die andere der Mann, und die dritte, Wie schlecht er diesen Satz beweise, das ist am Tage, und bereits oben zur Genuͤ- ge eroͤrtert worden. Die Stellen sind angefuͤhret. (§. 113.) die Mutter seyn. Antwort ich gebe zu, daß er auch noch darneben also schlieset; und wird sich der Ungrund dieses Schlusses sogleich ebenfals zeigen. Aber das bleibet doch rich- tig, daß er vom Bilde des Vaters und des Mannes, das er in der Schrift gefunden, allererst auf das Mutterbild gekommen ist: und daß er haben will, wir sollen es auch al- so machen. (§. 112.) Nemlich weil wir fin- den, daß GOtt sich Mann und Vater nen- ne; so sollen wir in der Schrift nachschlagen und forschen, ob er sich auch Mutter nenne. Und solches deswegen, weil vorausgesetzt das Mann- und Vater-Amt, nothwendig auch das Mutter-Amt in der Schrift stehen muͤsse. Er hat demnach aus dem Namen des Vaters und Mannes schon den Schluß auf die Mut- ter gemacht, und daraus die Nothwendigkeit der Mutter hergeleit. Die er dann auch wuͤrcklich in der Schrift ausgeforschet, und sol- dritter Theil. solchergestalt seine Erfindung (§. 11.) er- gaͤntzet hat. Das heiset dann mit seinen ei- genen Worten: Weil wir einen Vater in der Dreieinigkeit haben und einen Mann; so kan man ja leicht begreifen, daß der heilige Geist sich nicht werde vergessen haben. Nun siehet man noch deutlicher wie kuͤnstlich Zinzendorf geschlossen hat: weil ich in der Schrift das Wort Vater und Mann finde, so bedeutet Vater die erste Person, und Mann die zweite. Hier hat Zinzendorf schon eine durch getheilte Aemter unterschiedene Dreieinigkeit, die er voraussetzet, ehe sie Nemlich weil er lieset: GOtt nennet sich einen Vater und einen Mann: so den- cket er dabey: in der Dreieinigkeit ist eine Person mit Ausschliesung der anderen, der Vater, und zwar wegen der geist- lichen Zeugung der Menschen. Die andere Person ist ein Mann, wegen der Ehlichung. Und aus diesen Gedan- cken, die er doch selbst machet, und die ihm der heilige Geist nicht angibt, ziehet er nun den Schlus: die dritte Person muß Mutter heisen. Wird Zinzendorf aus Schriftstellen bewei- sen: 1) daß GOtt ein Vater genennet wird wegen geistlicher Zeugung der Men- O 3 schen, be- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit bewiesen ist. Nun ist die dritte noch uͤbrig, die muß Mutter heisen. Diesen Schluß hat er sodann wuͤrcklich in die Schrift hineingetra- gen: weil er selbst sich hier verrathen muß. Wo- schen, und zwar mit Ausschliesung der andern goͤttlichen Personen: 2) inglei- chem daß GOtt ein Mann genennet wird wegen der Ehlichung, mit Aus- schliesung der uͤbrigen Personen, denen die geistliche Zeugung nicht zukommt: al- so, daß nun kein geistliches Geschaͤfte an die Menschen, weiter uͤbrig bleibet als das, was man die Mutterschaft nennen soll: so kan er dann 3) sicher fortschlie- sen: wann sich nun GOtt in andern Schriftstellen eine Mutter nennet, mit Ausschliesung der uͤbrigen Personen, wel- che wegen einer ihnen nicht zukommen- den Wuͤrckung an die Menschen, nicht koͤnnen Mutter heisen: so wollen wir sei- nen Beweis gelten lassen. Allein weder das erste noch zweite hat er bewiesen. (§. 41.) Es sind falsche Saͤ- tze, (§. 43. 44.) Er hat sie selbst an- derswo, da ihm dieser Fund vergessen war, umgestossen. (§. 86—97.) Al- so kan aus zwey falschen Saͤtzen kein wahrer folgen. Mithin ist auch der drit- te dritter Theil. Woher wuͤste er aber daß nur die erste Per- son, mit Ausschliesung der anderen, sich den Vater nenne? und die zweite den Mann? Das darfst du ihn nicht fragen. Gnug, daß er dieses erfunden hat. O 4 §. 115. te falsch, und der Begrif der darinnen lieget, verwerflich. (79—110.) Jst dann der Schlus folgender masen nicht viel richtiger: Weil wir AN der Dreieinigkeit, oder AN dem dreini- gen GOtt einen Vater und Mann haben; so haben wir an diesem drei- einigen GOtt auch eine Mutter, wegen der vaͤterlichen, braͤutigamsmaͤsi- gen und muͤtterlichen Liebe und Woltha- ten, welche uns samt und sonders, von allen dreyen Personen, mit unzertrennli- cher Wuͤrckung, erwiesen werden. So siehet man daß der heilige Geist in allen Schriftstellen, wo diese bildliche Benen- nungen GOttes vorkommen sich nicht vergessen habe: so wenig als der Sohn und der Vater sich vergessen hat. Ja er hat sich auf diese Art noch weniger vergessen, als auf Zinzendorfs Art. Dann er vergist sich nach dieser schriftmaͤ- sigen Art nicht einmal unter den uͤbrigen Namen. Dahingegen nach dem Zin- zendorfischen Fund er sich blos und allein unter dem Mutternamen bedencken soll. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit §. 115. Der Beweis gehet fort, mit einem andern und neuen Schlus, welcher der zweite ist: An den Orten der Schrift, wo von unse- rer allgemeinen Mutter drinnen stehet, kan doch kein Engel und Mensch ver- standen werden; weder die Eva, noch die Jungfrau Maria, obgleich diese bei- de, eine Art eines Mutter-Respects ver- dienen. Und also muß man sich der Muͤ- he nicht verdriesen lassen diese Schrift-Or- te recht anzusehen. (§. 12.) Wann sich Zinzendorf nicht verdriesen las- sen wolte diese Orte recht anzusehen, oder wann er keine herrnhutische Augen mitzubrin- gen belieben wolte, indem er sie ansiehet: so wuͤrde er vor diesem thoͤrichten Schlus be- wahret bleiben. Die gantze Christenheit hat sie laͤngst mit den rechten Augen, richtig und unverdrossen angesehen, ohne auf die Maria und Eva zu schielen. Wie fein ist das geschlos- sen: Weil in den Spruͤchen, wo sich GOtt mit einer Mutter vergleichet, keine Creatur verstanden werden kan: so muß weder der Va- ter noch der Sohn, noch der wahre heilige Geist, sondern die Zinzendorfische Mutter, die weder ein GOtt noch eine Creatur sondern ein Hirnge- sp in ste des Herrnhuters ist, verstanden werden? Jch will den Schlus so einrichten: Weil in den Schriftstellen wo sich GOtt einen Vater nen- net, keine Creatur verstanden werden kan: so muß dritter Theil. muß weder der Vater noch der Sohn, sondern der H. Geist verstanden werden. Laͤsset dann Zinzendorf dieses gelten? Jst nicht das vielmehr der rechte Schlus: weil in den Stellen, wo GOtt sich mit einer Mutter vergleichet, kein Geschoͤpf kan verstanden werden: so muß der wahre dreieinige GOtt verstanden werden, ohne daß eine Person der Gottheit ausgeschlossen wird. §. 116. Endlich kommt Zinzendorf auf die Schrift- stellen selbst, und fuͤhret nun seinen naͤheren Be- weis, welcher der dritte ist. Was saget dann die Schrift? Kan auch ein Weib ihres Kindes vergessen? und ob sie desselben ver- gesse; so will Jch doch dein nicht vergessen. Antwort. Dieser goͤttliche Ausspruch stehet Je- sa. 49, 15. 1) der HErr der hier redet ist Jeho- va v. 7. der HErr der Erloͤser Jsrael. Nach Zinzendorfs Theologie ist im alten Testament al- lezeit der Sohn GOttes genennet, wann Je- hova genennet wird. (Siehe den zweiten Theil. ) Wie kan er dann ploͤtzlich eine andere Theologie annehmen, und hier den heiligen Geist mit Ausschliesung des Vaters und Soh- nes, verstehen? 2) daß in diesem gantzen Capi- tel, der Vater zu dem Sohn redet, oder der Sohn selber, das ist aus dem Zusammenhang sonderlich v. 7. gantz deutlich. 3) Wann auch der heilige Geist gemeinet wuͤrde, so geschaͤhe solches nur zueignungsweise, ohne Ausschlie- O 5 sung Herrnhuterey in ihrer Schalkheit sung der uͤbrigen Personen (§. 36.) Mithin waͤ- re dieses kein Beweis vor den Zinzendorf, als welcher den heiligen Geist Ausschliesungswei- se verstehen muß, weil sonsten die Mutterschaft kein persoͤnlich Kennzeichen nach seinem Kopf seyn kan. (§. 40.) Auch ist 4) zu mercken, daß GOtt sich an diesem Ort eigentlich keine Mut- ter nennet, sondern nur mit einer Mutter ver- gleichet, Wenn man alle die Bilder, womit GOtt seine Eigenschaften und Wuͤrckun- gen vergleichet, zu goͤttlichen persoͤnlichen Kennzeichen machen wolte: wieviel goͤtt- liche Personen wuͤrden gezehlet werden! Ein Hausvater, ein Weingaͤrtner, ein Hirte, ein Koͤnig, ein Baumeister ꝛc. das sind lauter neutestamentische Benen- nungen GOttes. Jch geschweige die Propheten. und einen Schluß macht vom geringeren, d. i. von der natuͤrlichen Mutter- liebe, zum hoͤheren, d. i. zu der ungleich groͤ- seren Treue GOttes gegen die Seelen. Zin- zendorf aber will seine Mutterschaft nicht Gleichnisweise, sondern wesentlich, verstan- den haben. (§. 81.) §. 117. Die andere Schríftstelle bringt Zinzendorf folgender masen fuͤr: Gott spricht: ich will dich troͤsten, wie einen seine Mutter troͤstet. Dero- dritter Theil. Derowegen ist die Mutterschaft ein persoͤnlich Kennzeichen des heiligen Geistes, und man muß Jhn die Mutter nennen, wie man die erste Person den Vater nennet. Der Spruch ste- het Jesa. 66, 13. Allein alles was auf den vo- rigen (§. 116.) geantwortet ist, gilt auch von diesem: Der heilige Geist troͤstet, das ist au- ser Streit. Aber der Vater unsers HErrn JEsu Christi, nennet sich den GOtt alles Trostes, der uns troͤstet in allen Truͤbsa- len ꝛc. 2 Cor. 1, 3. 4. Der GOtt alles Tro- stes, muß auch muͤtterlich troͤsten, das ist, so liebreich wie eine Mutter ihr Kind troͤstet. Sonst waͤre er kein GOtt alles Trostes. Der Sohn GOttes rufet die muͤhselige und beladene Matth. 11, 28. zu sich, und verheiset ihnen, er wolle sie erquicken, so daß sie Ruhe finden vor ihre Seelen. Wer so erquicket wird, daß seine Seele eine voͤllige Ruhe erlanget, der wird so getroͤstet, wie einen seine Mutter troͤstet. Al- so komt dieses muͤtterliche Troͤsten mit eben dem Rechte, dem Vater und Sohn zu, wie dem H. Geist: der sonsten zueignungsweise der Troͤ- ster, der troͤstliche angenehme Lehrer, Bey- stand und Advocat genennet wird, Joh. 15, 26. Da muͤste Christus nach Zinzendorfs An- weisung sprechen: wann ich, der Ehemann, euch die Mutter senden werde vom Vater. §. 118. Noch faͤhret er fort, mit einer andern Stelle des alten Testamentes; (§. 12.) Hoͤret mir zu, (spricht Herrnhuterey in ihrer Schalkheit (spricht der HErr,) die ihr von mir im Leibe getragen werdet. Die Stelle ist befindlich Jesa. 46, 3. es stehet noch darbey: und die ihr mir in der Mutter lieget. Es redet hier der Meßias: der kurtz zuvor hatte angefangen also zu sprechen: Cap. 45, 22. Wendet euch zu mir, so werdet ihr seelig aller Welt Ende. Die Erklaͤrung davon, gibt Christus Matth. 11, 28. Kommt her zu mir alle ꝛc. Man neh- me darzu Cap. 45. 23. 24. Das uͤbrige was zu antworten ist, stehet schon oben (§. 116.) Nur ist dieses noch anzumercken, daß die obgedach- ten Worte aus Jesa. 46, 3. nach dem Ebraͤi- schen also lauten: die ihr von mir getragen und gehoben worden seyd von Mutterleibe an. Und dieses erklaͤret sich aus Cap. 42, 2. So spricht der HErr, der dich gemacht und zubereitet hat, und der dir beystehet von Mutterleibe an. Hier erklaͤret eine Stelle die andere. GOtt spricht, ich trage und hebe euch, oder ich stehe euch kraͤftig bey, von Mutterleibe an. Und dieser GOtt ist der, der uns gemacht und zubereitet hat. Durch Jhn, den Sohn GOttes ist alles gemacht und zubereitet Joh. 1, 1. 2. obwohl ohne Ausschlie- sung der uͤbrigen Personen Psal. 33, 6. Zinzen- zendorf selber nimt den Mann, oder den Hei- land zum Schoͤpfer an. Warum soll es hier die Mutter seyn? §. 119. Mit dieser Stelle ist der gute Mann sehr zu kurtz dritter Theil. kurtz gekommen. Die Ubersetzung des seeligen Luthers, welche hier mit der Grundsprache nicht uͤbereinkomt, hat ihn bey dem ersten Anblick die- ser Worte, vor seine Meinung eingenommen. Da er sich einmal eine Mutter mit ihrem ausge- baͤrenden Leibe in den Kopf gesetzt hatte: so fiel ihm dieser Spruch heis auf das Hertz, daß GOtt sage: ich trage euch in der Mutter, und im Leibe. Da war nun vollends kein Zweifel mehr uͤbrig, der heilige Geist seye die ausgebaͤ- rende Mutter. Aber da die Grundsprache so- gar anders lautet; so kam er daruͤber in die En- ge. Er gestehet zwar ein, daß es nicht anders seye. Aber weil er doch an dem heiligen Geist eine ausgebaͤrende Mutter einmal haben will; so fragt er nichts darnach was GOtt hier sage. Last seyn (spricht er §. 12.) von Mutterleibe an. Einmal es haben die Gottesgelehrten nicht Ursache von einer zweyhundertjaͤhri- gen Ubersetzung abzugehen. Das ist abermal ein neuer methodismus sich zu wehren. Wann die Ubersetzung etwas gantz anders saget, als der heilige Geist in der Grund- sprache unlaugbar, und ohne Widerspruch ge- sagt hat: so muß man abgehen von dem Sinn des heiligen Geistes, und muß bei der Uberse- tzung bleiben. Warum? die Ubersetzung schickt sich vor Zinzendorfs Traͤumerey seiner Meinung nach, weit besser als der Grundtext. Die U- ber- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit bersetzung ist Jch moͤchte wissen, was Zinzendorf bey solchen unverschaͤmten Ausfluͤchten geden- cket, ob ihn sein noch uͤbriges Gewissen nicht etwa dabey mahnet. Er will haben, wir sollen ihm zu gefallen bey einer an die- sem Ort mißrathenen Ubersetzung bleiben. Erweiset er dann die Warheit aus dem Fehler des Ubersetzers? oder aus dem un- fehlbaren Satz der Schrift? 1) Oben verspricht er ausdruͤckliche Schriftworte (§. 5.) zu bringen, und hier bringet er den Verstos eines Men- schen. 2) Oben verspricht er solche Stel- len, dagegen kein Ketzer und kein Theo- logus soll aufgestanden seyn. (§. 11. 73.) Und hier stehet er selbst gegen diesen Schrift- zweyhundert Jahr alt, und die Grundsprache mehr als zweytausend. Die Grundsprache ist ein ohnfehlbares Wort des hei- ligen Geistes: und die Ubersetzung ein Fehler ei- nes Menschen. §. 120. Allein, wie zornig wird Zinzendorf, da der Grundtext nicht vor ihn sprechen will. Es ist, sagt er (§. 12.) ein Spruch, der ent- weder dem Volck Jsrael eine goͤttliche Mutter verspricht, oder ohne allen Zweck da stehen muͤste. Warum dieses? dann daß die Providenz von der Mutter Leibe an dritter Theil. an fuͤr ihr Geschoͤpfe sorget, das hat das Volck Jsrael mit allen Sperlingen gemein. Das ist nun weder ein Schlus, der den Kno- ten mit Macht und Schaͤrfe durchschneidet. Er hat verschiedene Saͤtze. 1) Es wird in die- sem Spruch etwas verheisen. Das ist wahr; jedoch vielmehr von dem folgenden, als gegenwaͤrtigen Ausspruch. Dann GOtt er- innert in obgedachten Worten sein Volck an die Wolthaten der vergangenen und gegenwaͤr- tigen Zeit. Aber im folgenden v. 4. verheiset er die Fortsetzung eben dieser Wolthaten, auf die Schrift-Ort nicht als ein Theologus, sondern ketzermaͤsig auf, wider besseres Wissen. 3) Jn seinen natuͤrlichen Reflexionen darf er nur etliche Blaͤtter umwenden: da macht er selbst folgende Regel in der Beilage zu seinem dritten Stuͤck, s. 41. Desgleichen muß man mit Anfuͤhrung der Stel- len behutsam seyn, die im Grundtext anders lauten. 4) Wann eine zwey- hundertjaͤhrige Ubersetzung so verehrens- wuͤrdig seyn soll, auch an sich selbst, und ohne die Fehler betrachtet: wie komt es daß Zinzendorf mit eben dieser zweyhun- dertjaͤhrigen Ubersetzung Lutheri, was das neue Testament betrift, gar nicht mehr zufrieden ist, sondern eine neue sehr un- gluͤcklich geschmiedet hat? Herrnhuterey in ihrer Schalkheit die kuͤnftige Zeit: Ja, ja, Jch will euch tra- gen bis ins Alter (wie ich es gethan habe von euer Mutter Leibe an) und bis ihr grau werdet. Jch will es thun, ich will heben und tragen, und erretten. 2) Der Spruch verspricht dem Volck Jsrael eine goͤttli- che Mutter. Er verspricht, daß der Sohn GOttes, unausgeschlossen den Vater und heiligen Geist, muͤtterliche Liebe an seinem Volck im A. und N. T. erweisen, und damit nicht ermuͤden wolle. Das ist aber die Zin- zendorfische Mutterschaft im geringsten nicht. 3) Also hat dieser Spruch eben deswegen ei- nen richtigen Zweck, weil er unter andern auch darzu dienet, daß die Zinzendorfische Mutter- schaft dardurch widerleget wird. Er hat auch den Zweck, daß er den Sohn GOttes ver- herrlichet, der hie redet, nebst dem Vater und dem heiligen Geist, dann diese drey sind eins. Der Sohn thut nichts ohne den Vater ꝛc. Er hat noch weiter diesen Zweck, daß er ein kindliches Vertrauen bey den Glau- bigen erwecket, der HErr ihr GOtt, werde im geist- und leiblichen ihr gnaͤdiger Versor- ger seyn und bleiben, wie er es gewesen und noch seye. Sind das nicht goͤttliche Absichten von groser Wichtigkeit? Und diese sollen um Zinzendorfs willen allesamt wegfallen, damit nur ein fantastischer Zweck uͤbrig bleibe, der eine ge- wisse Schwaͤrmerey unterstuͤtzen moͤge. Wann dieses nicht geschiehet, so soll der Spruch gar kei- nen Zweck haben! §. 121. dritter Theil. §. 121. Wann man aber an diesem Ort die Sorge der goͤttlichen Providenz fuͤr ihr Geschoͤpf, verstehen wolte; so muͤste folgen, daß GOtt seinem Volck etwas verspreche, wel- ches dasselbe gemein haben wuͤrde mit al- len Sperlingen? Das lehret uns Zinzendorf weiter (§. 12.) Er meinet also, es seye un- serm GOtt nicht erlaubet, leibliche Wol- thaten zu versprechen, und seine Worte haͤt- ten keinen Zweck, wann dieses geschaͤhe. Jhm muß vergessen seyn, 1) daß der groͤste Lehrer, der Sohn GOttes, uns gleichwol solche Ver- heisungen gethan hat. Nemlich Er verspricht, daß sein himmlischer Vater (er nennet keine Zinzendorfische Mutter) uns kleiden werde, wie Er das Gras auf dem Felde kleidet, Matth. 6, 30. uns nehren werde, wie die Voͤgel unter dem Himmel, v. 26. darunter auch die Sperlinge gehoͤren. Weiter 2) hat Zinzendorf vergessen, daß er die leibliche Ver- sorgung mit zu der Mutterschaft gerechnet hat. (§. 83.) Gesetzt nun, es laͤge kein ande- rer, als ein Herrnhutischer Zweck, in diesen Worten, (da doch ein wahrer und goͤttlicher Zweck darinnen lieget) so duͤrfte ja doch die leibliche Versorgung, mithin etwas verstan- den werden, das wir mit den Sperlingen, die sowohl als wir, GOttes Geschoͤpfe sind, in soweit gemein haben, in soweit wir, gleichwie sie, Geschoͤpfe sind. Es bliebe jedennoch diese Herrnhut. III. Theil. P Er- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Erhaltung und Versorgung der Menschen, ei- ne noch weit groͤsere Wolthat. Denn sie be- ziehet sich auf eine vernuͤnftige Seele, welche die Menschen vor den Sperlingen voraus ha- ben. Sie gehet auf Menschen, welche des- wegen von GOtt versorget und erhalten wer- den, weil sie von dem Sohn GOttes erloͤset, oder wuͤrcklich durch den Glauben sein Eigen- thum sind, mithin als Gefaͤse seiner Barm- hertzigkeit, zu einem ewigen und unverwelckli- chen Erbe, unter der Gnade der leiblichen Versorgung zubereitet werden. Es gebuͤret sich nicht, diese so grose und herrliche Wolthat so veraͤchtlich zu machen, und dem HErrn vor die Fuͤse zu werfen, als eine Sache, die nichts weiter bedeute, als was alle Sperlinge geniesen. Moͤchte doch der unbescheidene Tad- ler die vierte Bitte lernen, ehe er mit so groser Eindildung neue Geheimnisse erfinden will. Es hat demnach 3) Zinzendorf vergessen daß die goͤttlichen Ausdruͤkke: ich hebe und trage euch von Jugend auf bis ins Alter, theils groͤsere Wolthaten des Naturreichs bedeuten, als die sind, welche den Sperlingen ihrer Na- tur nach wiederfahren koͤnnen: dann der Mensch hat eine vernuͤnftige Seele: theils daß solche Wolthaten des Naturreichs gemeinet sind, welche GOtt als einen Seegen durch Christum, seinem Volck erzeiget; theils daß die Wolthaten des Gnadenreichs mit angezei- get werden. Alle diese Wolthaten kommen wie dritter Theil. wie der Prophet saget von dem Sohn GOt- tes, dem Vater und heiligen Geist unausge- schlossen. Man siehet abermal einen herrlichen und dem HErrn anstaͤndigen Zweck dieser Worte, weil geistliche Wolthaten zugleich stat ha- ben, ohne daß die Zinzendorfische Mutterschaft noͤthig waͤren. §. 122. Noch eins: Wann der Prophet in die- sen Worten von dem heiligen Geist nicht re- dete, der eine Zinzendorfische Mutter seyn soll; so muͤste folgen, daß er von sich selbst rede. (§. 13.) Und da wuͤrde er ge- wiß Nein, er wuͤrde so nicht antworten. Dann seine Antwort waͤre so beschaffen seyn, daß er damit zu schanden wuͤrde. (§. 79 — 110.) Wie solte der Prophet den GOtt durch welchen er redet, so be- schimpfen? Zinzendorf muß sich diesen Methodismum schlechterdings abgewoͤh- nen, dadurch er den Maͤnnern GOttes Reden in den Mund leget, die er und sein Schwarmgeist erfunden hat. Das ist die Quelle seiner gantzen Schwaͤrme- rey, daß er den Geist GOttes nicht reden laͤsset, sondern durch sein eigenes thoͤrich- tes Reden, ihn lehren und zwingen will. antworten: ich bin nicht die P 2 Mut- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Mutter, sondern daß ich zeuge von der Mutter, das ist die warhaftige Mutter welche alle Menschen gebieret, die in diese Welt kommen, welche nicht von dem Willen eines Mannes sondern aus GOtt, dem Vater JEsu Christi, gezeuget sind. Daß der Prophet von sich selbst reden solle, wird keinem, nur halbvernuͤnftigen Leser, einfal- len: dann jederman fiehet daß er vom Sohn GOttes rede: (§. 118.) obgleich der Zinzen- dorfische Schlus ihme darzu nicht behuͤlflich ist. Dann zwischen dem Propheten und der Mut- ter ist noch vieles im Mittel. (§. 15) Zinzen- dorf will dem Leser vorspiegeln, es waͤre mit denen, welche keine Mutter in diesen Worten sehen wollen, soweit gekommen, daß sie gerne den Propheten selbst, an statt der Mutter ver- stehen moͤchten, oder zu dieser Ungereimtheit, durch ihre Misdeutung genoͤthiget waͤren. Oder ist ihm dieser schlaue Einfall deswegen beigekommen, daß er dem Jesaias eine Herrn- hutische Predig in den Mund legen wolte? Er soll antworten: Jch bin nicht ꝛc. §. 123. Die Stelle Jesa. 66, 9. ist noch uͤbrig. Jm Creutzreich s. 67. finde ich sie zum Beweis der fantastischen Mutter angefuͤhret. Sie lau- tet nach Luthers Ubersetzung also: Solte Jch andere lassen die Mutter brechen, und selbst auch nicht gebaͤren? spricht der HErr? solte ich andere lassen gebaͤren, und dritter Theil. und selbst verschlossen seyn? spricht dein GOtt? 1) Hier redet Jehova, der Sohn GOt- tes, wie der Zusammenhang zeiget. Und Zin- zendorf hat den obwol sonst falschen Grundsatz angenommen. Wo im alten Testament Je- hova stehet, da ists der Sohn GOttes. Wie kan er nun hier auf die Mutter schliesen? 2) Hier ist die Rede von der geistlichen Zeu- gung. Es heist nach dem ebraͤischen: solte ich die Mutter brechen, und selbst nicht zeugen? solte ich zeugen und selbst ver- schliesen? Spricht der HErr. Jch bin derjenige, will Er sagen, der den Menschen die Kraft verleihet zur leiblichen Zeugung: sol- te ich dann im Neuen Testament (davon hier die Rede ist Gal. 4, 27.) keine geistliche Kin- der zeugen? Joh. 1, 13. Jacob. 1, 18. GOtt gibt das natuͤrliche Wolte es jemand so uͤbersetzen, daß GOtt sagete: Solte ich im alten Te- stament geistliche Kinder zeugen, und eine Kirche haben, gleichwohl aber im Neuen Testament keine geist- liche Kinder unter den Heiden zeu- gen? Gal. 4, 27. so wuͤrde der Zusam- menhang wohl damit stimmen. Es hat der Herr D. Hallbauer schon verschiede- P 3 nes Leben, und das geist- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit geistliche. Und das thut GOtt Vater, Sohn und heiliger Geist. (§. 43.) Folglich thut es nicht die erdichtete Zinzendorfische Mutter, als welche, nicht des Zeugens, son- dern des Gebaͤrens halber, eine Mutter seyn soll. Ja 3) gesetzt, es verstuͤnde der Prophet nicht die Zeugung, oder die erste Mittheilung des Lebens; sondern die Gnadenwuͤrckungen GOttes die hernach erfolgen, und welche zu der Heiligung gehoͤren: so wuͤrden dennoch auch diese Wuͤrckungen den dreyen Personen gemein seyn, ob sie wohl zueignungsweise dem heiligen Geiste beigeleget werden. So hiese es wieder nach eigener Bekentnis des Zinzen- dorfs: der heilige Geist heiliget, der Va- ter auch, (§. 40.) und wuͤrde abermal keine Zinzendorfische Mutter (§. 83.) da stehen, welche ein elendes Gedichte ist. (§. 79. f. f.) §. 124. nes mit gutem Grund hierbey erinnert, in dem lateinischen Weyhnacht-Pro- gramma 1745. JEsus, GOttes und Adams Sohn, s. 8. wie Er auch in an- dern academischen Schriften, von Pruͤ- fung der falschen Propheten, inglei- chem von Neuen Ubersetzungen, dem Zinzendorfischen Frevel entgegen ge- het. dritter Theil. §. 124. Nach diesen vermeinten Beweisen aus der Schrift, komt Zinzendorf wieder auf andere Gruͤnde. Es muß spricht er, in der Gottheit eine Mutter seyn, weil die Gottesgelehrten daruͤber eins sind, wer uns zeuge; und weil er auch nicht werde sagen duͤrfen, wer uns nehme, wann wir zu Jahren ge- kommen sind, (§. 13.) da fehle aber noch die Geburt darzwischen. 1) Die Gottes- gelehrten sind daruͤber unter sich, und mit der heiligen Schrift einig, daß der Dreieinige GOTT uns zeuge, (§. 43.) dann sonst waͤ- ren sie keine Gottesgelehrten, sondern Ver- fuͤhrer. Weil sie nun uͤber dieser Glaubens- Lehre eins sind; so ist eben das die Ursache, daß sie 2) mit der Zinzendorfischen Jrgeiste- rey unmoͤglich koͤnnen eins seyn, als welche haben will, daß der Vater uns zeuge mit Ausschliesung der uͤbrigen Personen. Weder ein solcher Vater ist in der Gottheit, noch ein solches Zeugen. Sondern beides ist nur in Zinzendorfs Fantasie gewachsen. Er gebieret Goͤtter und Goͤttinnen aus seinem duͤsteren Ge- hirne, wie die Heiden von ihrem Jupiter er- zehlen. Wie koͤnnen nun die Gottesgelehr- ten mit ihm eins seyn? Also beziehet er sich hier auf eine Unwarheit. So ist es auch 3) mit dem, daß der Mann die glaubige wann sie mannbar worden, nehmen und erkennen solte. (§. 95. *) Es wird freylich P 4 Zin- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Zinzendorf dieses nicht sagen duͤrfen. Aber er sagt es doch, und fraget nichts darnach, ob GOtt oder seine Diener damit zufrieden sind. Die Theologen wissen und bekennen aus der H. Schrift, daß eine geistliche Vermaͤhluug ber Glaͤubigen in diesem und jenem Leben mit dem dreieinigen GOtt, geschehe. (§. 45. f.) Aber den an statt des wahren Sohnes GOttes erdichteten Mann, halten sie vor eine Be- schimpfung sowohl des Heilandes, als dieser seeligen Vermaͤhlung. §. 125. Weil es eine Zeugung und Ehlichung gibt, so muß eine Geburt darzwischen seyn. Das ist ein neuer Grund (§. 124.) Antwort: 1) was nichts ist, daraus kan nichts gefolgert werden. Nun ist die Zinzen- dorfische Zeugung und Ehlichung nichts dann ein Gedicht: also kan auch nichts warhaftiges daraus gefolgert werden. Mithin ist die Ge- burt in Zinzendorfischen Verstande, eben ein solches Gedicht, wie die Zeugung und Ehli- chung nach Zinzendorfischer Deutung war. (§. 124.) 2) Die Geburt soll zwischen der Zeugung und Ehlichung seyn. Die Ehlichung nen- net er die Vereinigung mit Christo im andern Leben. Dann diese Ehlichung soll nicht ehe geschehen, als wann die Glaubige zu Jah- ren gekommen sind. (§. 13.) Also muß die gantze Arbeit GOttes an den Glaubigen, die dritter Theil. die da geschiehet von dem Augenblick ihrer Zeugung, bis auf ihren Ubergang in die Arme des Ehemanns (§. 83.) das ist, bis sie zu den mannbaren Jahren gekommen sind; ich sage diese gantze Arbeit von der Zeu- gung an bis auf den Eingang ins ewige Leben, muß eine Geburt heisen, weil sie zwischen der Zeugung und Ehlichung ist; und zwar ei- ne solche Geburt, daran weder die erste noch andere Person der Gottheit etwas verrichtet, sondern die der heilige Geist als die Mutter, alleine, gantz ohne den Vater und Sohn, (§. 83.) anfaͤngt, fortfuͤhret und vollendet. Das ist der Begrif der Mutterschaft, welchen Zinzendorf eigentlich beweisen will. Wie aber beweiset er ihn? Antwort, a) diese Gnaden- arbeit ist zwischen der Zeugung und Ehe. Aber wo nennet dann die Schrift, diese gantze Gnadenarbeit eine Geburt? Nirgends. Wo schreibt sie es dem heiligen Geist, mit Aus- schliesung der andern Personen zu? Nirgends. b) Weil es nun in der Schrift nirgends ste- het, auch nirgends stehen kan, so will er die Schrift zwingen sie soll eine solche fantastische Geburt behaupten, weil sie eine Zeugung und Ehlichung (wie er traͤumet) behauptet habe. Dann zwischen der Zeugung und Ehli- chung muß ja eine Geburt seyn. Sonst waͤre das Bild nicht gantz, das Zinzendorf von der Dreifaltigkeit sich in den Kopf gese- tzet hat. Sonst haͤtte er keinen GOtt vor P 5 die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit die Daß die heidnische Vielgoͤtterey durch eben solche Fantasien entstanden ist, wird ein jeder Vernuͤnftiger ermessen. Sie wolten vor ein jedes Geschaͤfte einen eigenen GOtt haben. Daher kam die Lucina oder Diana, welche vor die leibli- che Geburt sorgen solte. Der Hymenaͤus vor die Ehlichung, der Bachus vor die Nahrung, und sofort. Das solte ein je- der dieser Goͤtzen mit Ausschliesung des andern Goͤtzen, verrichten. Daher be- schweret sich bisweilen der Neptun, uͤber den Aeolus, weil ihm dieser in sein Amt Eingrif gethan ꝛc. ꝛc. Geburt, sondern nur zwei besondere bloß in der Zeugung und Ehlichung wuͤrken- de Goͤtter. Eine jede Arbeit (dencket er) an den Herrnhutischen Kirchengliedern, muß ja einen besonderen GOtt haben, der sie ver- richtet. (§. 40. 44.) Und es muß auch eine jede solche Arbeit nothwendig einen sinnlichen Namen haben. 3) Und was ist das vor ein unfoͤrmlich Bild: Weil eine Zeugung und Ehlichung vor- handen ist, so muß alles das, was darzwi- schen geschiehet, nothwendig eine Geburt heisen, und der heilige Geist eine Mutter? Jst dann zwischen der Zeugung und zwischen der Ehlichung nichts weiter als die Geburt? ist dritter Theil. ist das einerley: zu Jahren kommen und ge- bohren werden? komt man dadurch zu Jah- ren, daß man gebohren wird? so waͤre ein je- des den Augenblick gebohrnes Kind, schon mannbar, und eine Ehefrau. Komt man nicht vielmehr dadurch zu Jahren, daß man ernaͤh- ret und erzogen wird? Wer nennet die Er- naͤhrung und Erziehung eine bestaͤndige Ge- burt? Wer spricht von Moses, dieser Mann seye waͤhrend seines Aufenthalts im Hause Pharaonis in so vielen Jahren endlich geboh- ren worden? weil zwischen seiner Zeugung und Ausgang von diesem Hofe sonst nichts gedacht werden koͤnne, als seine Geburt? (§. 98.) §. 126. Weil Zinzendorf mit den angefuͤhrten Schriftstellen, (§. 111 — 124.) auch mit der faͤlschlich vorgegebenen Ubereinstimmung aller Gottesgelehrten, (124 — 126) so uͤbel ange- kommen ist, und mit schande hat abziehen muͤs- sen: so durchwandert er nun ein anderes Feld, und kommt an die Glaubenslehre von der Wiedergeburt. ob er etwa darinnen seine Mutter finden moͤge. Er siehet zwar voraus, daß es an diesem Ort ihm eben so gehen werde. Deswegen entschuldigt er sich. Er will in dem methodismum der Wiedergeburt sich nicht zu tief einlassen ( diffundi ren) son- dern auf das allereinfaͤltigste auf seinem obigen Satz haften (§. 14.) 1) Auf sei- nem Herrnhuterey in ihrer Schalkheit nem Satz haften? Und der Satz ist nichts anders, als eine liederliche GOttes-vergesse- ne Erfindung. Warum will er darauf haf- ten? Weil er sich nicht bessern mag, der hei- lige Geist mag sagen was er kan und will. Und das nennet er das allersimpelste bezei- gen. Jch nenne es auch also, wann simpel soviel heiset, als etwas dummes welches von der Bosheit herkomt, wann der GOtt dieser Welt die Leute bezaubert daß sie nicht sehen das helle Licht des Evangelii, 2 Cor. 4, 4. Gal. 3, 1. Das ist es, was Zinzendorf oben das Zublintzen, nennet, wodurch man es dahin bringen soll, daß weder ein richtiger Gedancke, noch ein schicklicher Ausdruck, auf kommen moͤge (§. 68.) 2) Wann sich aber Zinzendorf vorgenom- men hat, auf seinem Satz, mit der boshaftesten Art zu haften: warum suchet er einen Beweis vor diesen Satz? Er darf ja nur sagen: ich will einmal darauf haften: so hat die Sache ein Ende, und man muß ihn fahren lassen. Er ist blind und ein Leiter der Blinden, Matth. 13, 4. Ja warum sucht er den Be- weis in der Wiedergeburt? und warum will er sich gleichwol in die Lehre der Wiederge- burt nicht recht einlassen? Wann er Beweis in dieser Lehre findet, so wird sein Beweis de- sto staͤrcker werden, je tiefer er sich einlaͤsset. Jch weis keine Lehre die dem haften auf der Unwarheit und Ungerechtigkeit, kraͤftiger be- stra- dritter Theil. strafen kan. Das ist vielleicht die Ursache, warum er sich hier nicht einlassen will. Und endlich warum sagt er von der Lehrart (me- thodismo) der Wiedergeburt? verstehet er dadurch die Wiedergeburt selbst? die ist keine Lehrart, sondern ein Werck GOttes Jac. 1, 18. verstehet er die goͤttliche Lehre in der Schrift, die von dieser Wiedergeburt handelt, und ihre Beschaffenheit beschreibet, so ist me- thodismus kein uͤblicher Name vor diese Sa- che. Soll aber der Leser dencken, es haͤtten unsere Lehrer eine unrichtige Lehrart aufge- bracht, einen menschlichen Methodismum, in welchen er sich nicht einlassen moͤchte; so waͤre dieses ein frisches Zeugnis, wie heilig er unserer Kirche beigethan seye. Doch will ich hierbey das Beste lieber hoffen. §. 127. Was wird dann nun aus der Wiederge- burt vor ein Beweis vor die Mutter, heraus- kommen? Antwort: Da Nicodemus ver- legen war, wo er das Muttergeschaͤfte (das Ausgebaͤren zwischen der Zeugung und Ehlichung § 125.) suchen solte, indem ers fuͤr ungereimt hielte; einen erwachsenen Menschen in Mutterleib zu schikken, um geboren zu werden, so eroͤfnәt ihm der Heiland das Verstaͤndnis, nachdem er ihm seine Verwunderung nicht verhalten, daß er, als ein Rabbiner, noch nicht in der Bibel gelesen habe, wo der Mutter- leib Herrnhuterey in ihrer Schalkheit leib zu suchen seye, daraus die Seelen ge- boren werden. Darnach sagt er ihm zu wiederholten mahlen, daß er das bey dem heiligen Geist suchen muͤsse. (§. 13.) §. 128. Diesen Beweis wollen wir zergliedern. 1) Christus hat den Nicodem auf die Schrift, (die war dazumal nur das alte Te- stament) verwiesen, um den Mutterleib darinnen zu suchen. Da aber dieser Zinzen- dorfische Mutterleib nichts anders ist, als eine Geburt der traͤumenden Fantasie des Erfin- ders: so ist es unmoͤglich gewesen, daß Chri- stus den Nicodem zu Mose und den Prophe- ten haͤtte schicken sollen, um das bey ihnen zu lernen, was allererst vor etlichen Jahren ei- nem verruͤkten Kopf getraͤumet hat. Derglei- chen Traͤume haͤtte Nicodem als ein Rabbi- ner selbst haben koͤnnen, oder von andern Rab- binern sich machen lassen; wann ja so ein naͤr- rischer Rabbiner schon damals aufgestanden waͤre, der mit dem Zinzendorfischen Leibe haͤt- te schwanger gegangen. Was wuͤrde Moses und die Propheten zu einem solchen Heiland gesagt haben, der einen Rabbiner zu ihnen schickte, und sie bitten liese ihm einen Mutter- leib zu zeigen, welcher der heilige Geist hiese? Wann der Heiland dazumal dieses gethan haͤt- te, so muͤste ja folgen, daß Er noch itzt die Leu- te zum Zinzendorf schicke, damit sie dieser zu voll- dritter Theil. vollkommenen Fantasten machen moͤge. Und was waͤre das vor ein Heiland? Hiese dann dieses den Leuten das Ver- staͤndnis eroͤfnen? und noch darzu sich ver- wundern, daß sie diese aͤrgerliche Narrheit nicht schon vorher gewust, und in der Schrift sogar gesuchet haͤtten? in der Schrift des al- ten Testamentes, in welcher nach Zinzendorfs Eingeben, nicht einmal die wahre Dreieinig- keit stehen soll. (§. 111.) §. 129. 2) Nikodem soll verlegen gewesen seyn, wo er das Geschaͤfte (nemlich die Geburt und den Mutterleib zwischen der Zeugung und Ehe) suchen solte. Zinzendorf misset hier den Rabbiner nach seinem eigenen Maasstab. Dann Er, Zinzendorf, ist gewis sehr verle- gen gewesen, wo er diesen Mutterleib finden moͤchte; bis ihm endlich getraͤumet hat, er ste- he sogar in der Bibel. Sein Gedanckenspiel gehet in folgendem Ton: Hier sehe ich daß Ni- kodemus uͤber den Mutterleib verlegen ist. Jch bin noch verlegener gewesen als Er. Nun aber habe ich einen Mutterleib erfunden, in welchem sich meine Verlegenheit geschwind verlohren hat. Also muß der HErr Christus eben diese Erfindung bereits dem Nikodem ent- decket haben, damit ist Nikodem seiner Ver- legenheit los geworden. ꝛc. ꝛc. Es ist waͤhr, Nikodem werde seiner Verlegenheit loß, weil er sich vorgenommen hatte nicht auf seinem vori- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit vorigen Satz zu haften, sondern Christo Gehoͤr zu geben. Wolte Zinzendorf das erste- re auch thun, so wuͤrde das letztere gleichfals erfolgen. Aber Zinzendorf bleibet in seiner Verlegenheit stecken. Warum? er macht es gerade, wie es anfangs der Nikodemus, der den Mutterleib wesentlich (§. 81.) verstun- de, und die Sache sinnlich haben wolte. Und daruͤber bekommt er einen Verweis von Christo. Daß ihn aber Christus in den heili- gen Geist als in Mutterleib gewiesen haben soll, das ist eine von den gewoͤhnlichen Ver- laͤumdungen der Person und Lehre Christi, und sie trift den heiligen Geist zugleich. Sonsten war ohnehin Nikodemus auf die Art der Zeu- gung verlegen, nicht auf die Art der Geburt. Jn soweit sind die beide Verlegenheiten un- terschieden. §. 130. 3) Den Ausspruch Christi betreffend, so handelt er von der geistlichen Zeugung, wel- che nach gewoͤhnlicher Art, im teutschen die neue Geburt, oder Wiedergeburt, die neue Schoͤpfung Psal. 51, 12. der Anfang des geistlichen Lebens, 1 Joh. 3, 14. genen- net wird. Dieses ist zu erweisen (1) aus dem Griechischen Wort, welches die Zeugung bedeutet, wie jedermaͤnniglich bekant ist. (2) aus dem beygefuͤgten Baad der Wiedergeburt, wodurch die neue geistliche Zeugung geschiehet. Es heiset Joh. 3, 5. aus Wasser und Geist. (3) aus dritter Theil. 3) aus dem Gegensatz der fleischlichen suͤndlichen Zeugung wodurch die Erbsuͤn- de fortgepflantzet wird. Siehe ich bin aus suͤndlichem Saamen gezeuget Psal. 51, 7. Aus diesem eintzigen Psalmen, den Nikodem oft gebetet hatte, solte ihm die Suͤndhaftig- keit der fleischlichen, und die Sellgkeit der geistlichen Zeugung v. 7. 12. als einem Mei- ster in Jsrael laͤngst bekant gewesen seyn. Jch mache den Schlus: was der suͤndlichen Zeu- gung, dadurch wir geistlich todt sind, als der erster Anfang des geistlichen Lebens, dadurch wir zum Reich GOttes tuͤchtig sind, entgegen gesetzet wird; das ist die geistliche Zeugung ꝛc. Nun aber setzet Christus das neu gebohren werden aus Wasser und Geist ꝛc. jener suͤndlichen Zeugung entgegen: also verstehet Er durch das neugebohren werden aus Wasser und Geist, nichts anders, als die geistliche Zeugung: und diese nennet man die Wiedergeburt, oder die Herfuͤrbringung des Glaubens. (§. 43.) Es erhellet dieses (4) aus dem Zweck dieser Rede Christi. Er wol- te auf des Nikodems Frage antworten: Wie man seelig werde, oder ins Reichs GOttes komme? Das geschiehet durch den Glauben an Christum Joh. 3, 16. als das Gegenbild der erhoͤheten Schlange v. 14. Dieser Glaube wird herfuͤrgebracht durch die Wie- dergeburt, oder neue Zeugung. Dann mit dem Glauben faͤngt das geistliche Leben an. Herrnhut. III. Theil. Q Jn Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Jn der Erneurung uͤbet man das neue Leben durch gute Wercke, die GOtt und sein Geist in uns wuͤrcket. Die Zeugung schrejbet Zin- zendorf dem Vater zu. Die Mutterschaft des heiligen Geistes (soferne man etwas gesundes dabey gedencken kan) soll nach der Zeugung erst angehen. Man erwege nun, wann Chri- stus auf die Frage: wie soll ich seelig werden? geantwortet haͤtte: durch die Erneurung wirst du seelig: so haͤtte er die gute Wercke zum Mittel der Seeligkeit gemacht. Dem- nach sehen wir: Der Heiland sagt zu wie- derholten mahlen, daß Nikodem die neue Zeugung oder Wiedergeburt, (nicht aber den Zinzendorfischen Mutterleib) bey dem H. Geist suchen muͤsse. §. 131. Es folget noch ein Beweis: Der heilige Geist nahm es mit diesem seinem persoͤnli- chen Kennzeichen ( nota characteristica ) in den ersten Tagen der Kirche, so genau, daß er nicht auf die Leute fiel, die getauft wurden, wann sie nicht Es ist noch uͤberdas die Stelle worauf gezielet wird, gewoͤhnlich mishandelt. Die Juͤnger Apostelg. 19, 2. wusten nicht, daß ein heiliger Geist seye, d. i. daß Wundergaben des heiligen Gei- stes bey der Taufe mitgetheilet wuͤrden Joh wusten, wer Er dritter Theil. Er war. (§. 13.) Das ist an sich wahr, aber es ist gegen den Zinzendorf. Dann weil man aus seiner Mutterschaft unmoͤglich lernen und wissen kan was der heilige Geist ist (§. 36. 37. f.) ja sogar durch diese Mutterschaft auf einen fal- schen heiligen Geist nothwendig gefuͤhret wird: (§. 79. f. f.) so wuͤrde Er nimmermehr auf einen Menschen gefallen seyn, welcher ihn wie Zin- zendorf vorgestellet haͤtte. Deswegen auch kein eintziges Exempel aus dem neuen Testament an- gefuͤhret werden kan, von einem Christen, der vor oder bey der Empfahung des heiligen Gei- stes, ihn die Mutter haͤtte nennen muͤssen. Dann es gab damals nicht einen einigen Herrn- huter. Ja eben deswegen wird er weder auf Zinzendorf noch auf sonst einen Herrnhuter fal- len, wann sie forfahren einen solchen fantasti- schen Goͤtzen aus ihm zu machen. Nimt es der heilige Geist so genau mit seinem per- soͤnlichen Kennzeichen, so solte man hinwie- derum es genau nehmen, bey dem wahren Kennzeichen zu bleiben, und dem Muthwillen seiner unsinnigen Fantasie keine so ausschwei- fende und schaͤndliche Schwaͤrmerey erlauben. Welches gewiß kein Mensch thun kan, welcher nicht in der Verblendung und Sicherheit bis Q 2 dahin Joh. 7, 39. Nechstdeme taufte man ge- wiß keinen Menschen, ohne von dem hei- ligen Geist ihn vorher zu unterrichten. Matth. 28, 19. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit dahin gekommen ist, daß er dencket: der heilige Geist wird es so genau nicht nehmen: oder gar in seinem Hertzen spricht: es ist kein GOtt. §. 132. Endlich beziehet sich unser Theologus darauf, daß er gleichwol den heiligen Geist als die Mutter seiner Seele, fuͤhle, und dieses da- her predige und predigen muͤsse. (§. 14.) Allein dieses beweiset nichts weiter, als daß er sich seiner Jrgeisterey mit einer boshaften Ruͤh- rung und schwaͤrmerischen Triebe bewust seye, welcher ihn so unruhig mache, daß er sie auszu- schuͤtten mit der groͤsten Heftigkeit hingerissen werde. Deswegen fuͤhlet er den wahren heili- gen Geist nicht. Wir wusten schon lange, daß er seine fantastische Mutter fuͤhlen muͤsse, sonst waͤre er bey dem wahren heiligen Geist geblieben, den man durch sein kraͤftiges Wort, nicht aber durch die Hirngespinste Er beschweret sich (§. 14.) daß man ihm die Erneurung alter Ketzereyen bei- messe, die man doch in der Kirchenhi- storie nicht finde, sondern Hirngespin- ste seyen. Gesetzt nun man duͤrfte ihm nach so vielen kundbaren Betriegereien noch etwas, oder soviel, als den Kirchen- scribenten oder noch mehr (wie er haben will) glauben: so waͤre es ja desto schaͤnd- licher solche ketzerische Hirngespinste in die Welt alter Ketzereyen, welche dritter Theil. welche die Offenbarung des heiligen Geistes in seinem goͤttlichen Zeugnis, verspotten, fuͤhlen muß. Sein Bruder Rock fuͤhlte ehedem auch einen heiligen Geist, und zwar dergestalt, daß er ihn predigen muste. Zinzendorf erklaͤrte diesen Rockischen Geist ohne Bedenken vor die Seele Christi, die sich in Rockens Gemuͤth gezogen haͤtte, wie aus dem Briefwechsel der Jnspirirten erhellet. Sobald der Vater Rock (so nennet er diesen Betrieger) alle Hofnung ab- gesaget hatte, dem Herrnhutischen Geist sich zu untergeben, so bezeugte Zinzendorfs Geist, daß die vormahls so sehr geruͤhmte Seele Christi der Teufel seye, von welchem Rock getrieben wer- de. Wird sich Zinzendorf bequemen das Strafamt des heiligen Geistes Joh. 16, 8. an seiner Seele zu fuͤhlen: so bin ich gewiß, er wird sein predigen einstellen. Jndessen zeiget er uns hier deutlich, wer ihn zu seinem predigen treibe. §. 133. Der Beschlus gehet dahin, daß Zinzendorf noch dreyerley beybringet, 1) eine Buspredig: Man solle sich vor GOtt daruͤber demu- thigen, weil man uͤber diese Schrift- und Hertzwarheiten ihn so sehr gelaͤstert habe, da er doch seine Pflicht treulicher beobach- Q 3 te Welt zu bringen, dergleichen man we- der in der alten noch neuen Kirchenge- schichte antreffen koͤnte. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit te als wir, die wir diese Hertzwarheiten gaͤntzlich liegen liesen. (§. 15.) Jch dencke aber, wem an einer Demuͤthigung Die Herrnhuter sind gantz besondere Busprediger. Sie halten bekantlich auf die Buse sogar nichts, (siehe den er- sten Theil ) daß sie auch das Wort nicht hoͤren moͤgen. Ja sie geben nicht zu, daß es eine eigentliche Suͤnde gebe, auser den Unglauben. Allein wer ihnen zei- get, daß sie Aergernisse geben, der ist bus- faͤllig; der beleidigt sie uͤber alle massen, und handelt aͤrger, als wann er den lieben GOtt gelaͤstert haͤtte. Ja sie sagen ihm deutlich, er begehe eine der Suͤnde in den H. Geist, nicht unaͤhnliche Bosheit. Unfug ( lerna Z. ) s. 11. das ist nun die erste Buspredig. Wann sie damit fertig sind, so soll dann der Boͤsewicht und Schelm (dann so nennet Zinzendorf seine Gegner) sogleich sterben, es koste was es wolle. Und darzu soll ihnen der Heiland auf der Stelle die Hand bieten, der soll ihn toͤd- ten. Sie fuͤhren dabei trautige Mordge- schichte an, wo die Gemeine solche Exem- pel statuiret habe. Stirbt aber ein Geg- ner im Frieden; so heiset es doch der Zorn GOttes habe ihn geschlachtet, wie den Judas, weil er gegen die Bruͤder ge- schric- vor GOtt dritter Theil. GOtt gelegen ist, der muß a) den Anfang da- mit machen, daß er zuforderst den wahren GOtt erkennet, oder glaubet daß ein GOtt sey, und kein Hirngespinst an GOttes Stelle setzen; b) Er muß ferner die Zeugnisse welche im Namen GOttes und aus Liebe vor sein Wort, nicht weniger aus Pflicht gegen die Verfuͤhrer und Verfuͤhrte, abgestattet werden, vor keine Q 4 Laͤste- schrieben. Ja wann einer gefaͤhrlich kranck wird, so frolocken schon die Bruͤ- der uͤber seinen verhoften Hinrichtungs- Tag, und klopfen in die Haͤnde uͤber die vermeinte Rache GOttes. Mir selbst ist dieses begegnet: und der HErr der vom Tode errettet, hat ihr Trotzen zu schanden gemacht. Sie mengen uͤber dieses noch etwas weiters in ihre Buspredig. Wann einer wuͤrcklich gestorben ist, so halten sie ihm eine Busparentation, und werfen ihm noch etliche Steine in sein Grab meuchlings nach. Siehe Zinzendorfs na- tuͤrliche Reflexionen s. 36. da heist es: Man hoͤrt fuͤr gewiß sagen, daß vo- rigen Sommer ein vornchmer Lehrer gestorben ist, der in seiner Fieberhitze einmal uͤbers andere gerufen hat: der Heiland und die Gemeine sollen doch nicht gewinnen, sondern ich und der Teufel wollen gewinnen. Gesetzt, die- Q 4 ses Herrnhuterey in ihrer Schalkheit Laͤsterung erklaͤren, sondern fodersamst seinen Laͤstergeist zaͤhmen, c) sich von dem schaͤndlichen Betrug loszumachen suchen, der ihn beredet, als seye er noch getreuer in seiner Pflicht dann ande- re, wann er dem Satan mit Verkehrung des goͤttlichen Worts, und Einfuͤhrung der Abgoͤt- terey, so getreue Dienste leistet. §. 134. ses in seiner Gegend allgemeine und laute Geruͤcht, waͤre falsch, welches mir lieb waͤre: so siehet man daraus deutlich, was indifferente Zuhoͤrer zuweilen von ihrer Lehrer Controvers mit uns halten muͤssen, und was fuͤr Vorstellungen davon, ihre Einbil- dung ( Imagination ) reimen kan. Dieses Maͤhrlein, so sehlecht es auch ausge- sonnen ist, hat doch viel Gift in sich. Er wolte es gerne wahrscheinlicher machen, als es seiner Natur nach seyn kan. Weil ihm aber doch dieses gar zu plump scheinet, und die in der Fieberhitze ausgerufene Worte, eine pure Herrnhutische Formel sind; so laͤsset er sich damit begnuͤgen: indifferente Zuhoͤrer d. i. die Herrnhu- tischgesinnte haben den Glauben, daß der- jenige Lehrer den Heiland verfolge, und mit Huͤlfe des Teufels fechte, der die Herrnhuter zu widerlegen suchet. Er leh- ret dritter Theil. §. 134. 2) Er versichert, daß er seine drey Goͤtzen, das Zeugen, ausgebaͤren und ehlichen in seinen Gemeinen lehre, behaupte und zum Stand bringe soviel er koͤnne, ohnerachtet er so treulich vor diesem Werck der Finsternis gewarnet worden. Dieses Zeugnis dienet nun zu verschiedenen Sachen. Nemlich a) darzu, daß er sich kuͤnftig nach seiner Gewohnheit, mit leugnen nicht wird behelfen koͤnnen. Es wird auch nicht angehen, daß er sich damit loshalftert, man habe diese seine Lehrsaͤtze Q 5 gegen ret also die Bruͤder, wie sie laͤstern sollen, wann sie es ja noch nicht voͤllig koͤnnen. Er will den Fund gern allgemein machen: der Heiland und die Herrnhuter sind ein Ding: der Teufel und die Lehrer der Warheit sind gleichfals eins und einerley. Und doch mercket er wohl, daß sich dieses nirgend behaupten lasse als in der Fieber- hitze. Hingegen gibt er seinen Bruͤdern, den indifferenten Zuhoͤrern, einen Frey- brief, diesen Satz auszubreiten, wann sie gleich in keiner Fieberhitze liegen. Warum? weil ihr Herrnhutischer Kopf ordentlich so beschaffen ist, wie andere Menschen nur auserordentlich und in der Fieberhitze be- schaffen sind. Herrnhuterey in ihrer Schalkheit gegen Sonst wuͤrde er sich mit seiner schlan- genartigen Kruͤmme behelfen, und in den Schlupfwinckel kriechen wollen, den er sonst gefunden hat; wie sein Bekentnis in den naturellen Reflexionen Stuͤck 3. s. 24. lautet: daß aber freylich manch Woͤrtgen in meinen an die Hertzen und Ohren ( corda \& aures intelligen- tium ) deren die mich verstehen, gantz allein ( privative ) gerichteten und mit meinem stracks entgegen laufenden (directen) Unwillen in der Welt her- umgehenden Reden und Gedichten befindlich, dessen genauesten Zusam- menhang mit der Augspurgischen Confeßion ihrer viele nicht einsehen; das glaube ich, und bedaure es, und weiß nicht zu helfen? der fehler liegt aber wohl mehr in dem Leser als in den Lection. seinen Willen in die Welt ge- schrieben. Dnan er schreibet es hier selbst, und ruͤhmt sich seiner Schalckheit, wie die zu Sodom. Es dienet ferner b) darzu, daß man siehet, wer der Stifter und Meister sei- ner Gemeinen ist. Dann sein Fund (wie er oben selber spricht) oder Lehre von dieser so- genanten Warheit, ist eine Grundlehre sei- ner dritter Theil. ner Siehe die Vorrede zum zweiten Theil, und Zinzendorfs Creutzreich im Extract, nach Seite 240. wo die Bruͤ- der sich unterschrieben, daß sie die Bos- heit der Lutheraner, welche Jhro Gnaden soviel Hinderniß machten, gantz hertzlich verabscheuen. Gemeinen, die an statt des goͤttli- chen Worts, diesen Luͤgen glauben, und sogar die Hirngespinste ihres Verfuͤhrers, an statt des wahren GOttes, anbeten muͤssen. Es die- net c) darzu, daß man seinen Augspurgischen Confeßions-Verstand entdecket siehet, nach welchem er seine Schriften und Lehren will ge- pruͤft und beurtheilet haben. (§. 4.) §. 135. 3) Das letzte in seinem Beschluß ist noch dieses: er habe nun die Dreieinigkeit so begreiflich gemacht, daß der ein Vieh seyn muͤste, der sie nicht fassen koͤnte. Oder es muͤste ihm mehr am Hertzen feh- len als am Kopf, weil ja ein jeder die al- lererste Regungen ( motus primo primos ) vom Verhaͤltnis der Eheleute und Kin- der, im geist- und leiblichen leicht fassen koͤnne. Wir hoͤren also unsere Lection, was wir vor Thiere sind, wann wir nicht ploͤtzlich und gehorsamlich die Gemeinsprache und herrn- Herrnhuterey in ihrer Schalkheit herrnhutische Grundlehren begreifen wollen: Haͤtte der GOtt das gewust, der in der Schrift redet, was nun Zinzendorf ausfuͤn- dig machet, und aus seinem herrnhutischen Schoos bringet; er wuͤrde gewiß seine Chri- sten besser bedacht, und ihnen ehe aus dem Traum geholfen haben. Mir macht das noch einigen Anstand, (weil es mir vielleicht an einem Herrnhutischen Ein Hertz das nicht herrnhutisch ist, nennet er ein solches, das mit des Hei- landes Jdeen verderbt waͤre. Erster Theil s. 107. Hertzen fehlet, das nicht gehorchen will) daß ich in der alten Heiden Geschichte Goͤtter- macher finde, die ihre maͤnliche und weibliche Gottheiten noch greiflicher darstellen, als Zinzendorf gethan hat. Ja sie machten auch noch mehr als drey, wann sie recht aufgeraͤumt waren. Sogar wusten sie ihre Gemeinen, wie der Orpheus, dadurch so hertzlich zu ma- chen, daß man sich daruͤber verwundern muß. Und doch lese ich, daß Paulus, der in diesen Schriften bewandert und ein Gelehrter war, solche Goͤtzen gar nicht will gelten lassen, ob er gleich durch den heiligen Geist redet. Ja er verwirft sie eben deswegen, weil sie viel zu greiflich waren, und allerley sowol erste als wiederholte Kegungen der sinnlichen Triebe und dritter Theil. und Liebe, dabei entstunden. Er spricht bedenck- lich davon: da sie sich vor weise hielten, sind sie zu Narren worden. Rom. 1, 22. 23. und haben verwandelt die Herrlichkeit des unvergaͤnglichen GOttes in ein Bild gleich den vergaͤnglichen Menschen ꝛc. ꝛc. (§. 44. 97. * 105.) §. 136. Die eintzige Frage ist noch uͤbrig: ob Zin- zendorf, wann er dergleichen Erfindun- gen vor Glaubensartickel in die Welt schreibet, wuͤrcklich im Kopf verruͤckt seye? Jch habe zwo Ursachen an diese Frage zu gedencken. Erstlich, seine Schrift, in welcher die Mutterschaft des heiligen Geistes behauptet wird, fuͤhret auf dem Titel die Auf- schrift: Jch rase nicht, sondern rede wah- re und vernuͤnftige Worte Apostelg. 26, 25. Zum andern, lese ich in einer Zinzen- dorfischen Predig von der Einfalt in Christo vom 27. Mertz 1746. s. 11. wann wir solten das Gegentheil thun, (wollen koͤnnen wir nicht) wanns geschehen solte, daß wir was in denen Dingen vornaͤhmen, das der Ehre, der Lehre, den Grund- saͤtzen ( principiis ) des Lammes, den Ma- ximen Predig: Ein Herrnhuter der etwas Herrnhuterey in ihrer Schalkheit etwas vornehme, was der Lehre des Lamms entgegen waͤre, der muͤsse noth- wendig erst im Kopf verruͤkket werden. Da nun gnugsam erwiesen ist, daß die Zinzen- dorfische Lehre der Lehre des Lammes schnur- stracks zuwider seye: so darf ich den Schluß dem geneigten Leser uͤberlassen, welcher die Frage nothwendig mit Ja wird beantworten muͤssen. ximen seines Vaters, den Schulregeln, den Mutterregeln des H. Geistes ent- gegen waͤre, daß einen wuͤrcklichen schaͤd- lichen Einfluß haben koͤnte, der uns koͤn- te zugerechnet werden: so muͤsten wir nothwendig erst im Kopf verruͤkket wer- den, an unseren aͤuseren Sinnen, oder wir muͤsten schon vom Hertzen abgekom- men seyn; oder es muͤste dem Heiland be- lieben, uns einmal von unserer Noth von unserm Elend, von unserer Unzulaͤng- lichkeit ( Insussicienz ) kraͤftig zu uͤberzeu- gen, weil wir uns ein Bisgen zu sehr lieb gehabt, guts zugetraut haͤtten, und in Gefahr gestanden waͤren, vor geistli- cher Freude Narren zu werden, ein Bis- gen aufzustosen, wie man so den Ellen- boges aufstosen kan, daß es einen Augen- blick wehe thut, und einen wie aufweckt aus der Kuhe, aus der Seeligkeit darin- nen man ist. Aus dritter Theil. Aus solchen und dergleichen Ursachen kans geschehen, daß man Streiche macht, und allerley Unrecht anfaͤngt. Da nun Zinzendorf schon so lange Zeit und so vielfaͤltige Streiche gemacht, und so allerley Unrecht angefangen hat: ja, da sein gantzes Werck in diesem so schaͤdli- chen Geschaͤfte bestehet: so muß man bil- lig sein Urtheil gelten lassen. Er mag an- nehmen von den drey Ursachen welche er will, so hat es seine Richtigkeit. Spricht er: der Heiland habe dieses gethan, der habe ihm nur den Ellenbogen ein wenig aufgestosen; so hat ihm die Bosheit den Verstand verruͤkt. Dann er. schiebet muthwillig begangene, und gegen so viel- faͤltiges Ermahnen fortgesetzte Suͤnden, auf den Heiland, und haͤlt sie vor lauter Kleinigkeit. Jst er aber von seinem Her- tzen abgekommon, und zwar schon so lan- ge Zeit, und von Tag zu Tage weiter: so muß ihm abermal die Bosheit den Sinn verruͤkt haben, da er nicht wieder zu sei- nem Hertzen kehren will, wann anders sein Hertz ehedem besser gewesen waͤre. Die dritte Ursache ist vor sich klar. Demnach nun muß er den Titel aͤndern, und nicht mehr sagen: Jch rase nicht. Gewiß, es waͤre Zeit dieser Raserey ein Ende zu machen, und den Patienten in solche Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. solche Schrancken zu bringen, welche den Staat und die Kirche gegen weitere Wuͤr- ckungen eines nerruͤkten Kopfs, sicher stellen moͤchten. ENDE .