WÜLFER Jnotuit Vultus non linea Mentis sculni: nec, MAGNUM pagina PARVA: capit. Ara æterna meret: Famam ninxere LJBELLJ; Scrintorem FATJ Fata nerire vctant. Sign. officios a manus et mens Sigismundi à Birken, dicti Betulij, S Cæs. Maj. Com. Pal. Nob. et P. L. Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Gluͤck. Das ist: Gruͤndlicher Unterꝛicht/ von der Goͤttlichen Vorseh- und Regie- rung/ in dem Menschlichen Gluͤckwesen Auß H. Goͤttlicher Schrifft/ den Alten Kirchen-Vaͤtern/ Geist- und Welt- lichen Schrifften und Zeitgeschichten zusammen gerichtet/ Von Daniel Wuͤlffern . Mit schoͤnen Sinnbildern/ Poetereyen und Liedern gezieret/ auch mit dienlichen Anmerkungen vermehret. Nürnberg / Gedruckt durch Christoff Gerhard und zufinden bey Paulus Fuͤrsten Kunsthaͤndlern daselbst. Anno M D c. LVI . Erklaͤrung Des Titel-Kupfferbilds. W As ist das Gluͤck? ein Goͤtz/ den man zur Goͤttinn machte im Heidenthum/ und ihm Altar und Dienst erdachte. Was dann was ist das Gluͤck/ das noch zur Zeit ein Christ offt in dem Munde fuͤhrt? Hier lerne/ was es ist! Diß Buch/ das Gluͤcke dich im Himmel suchen lehret; Diß Buch/ der Donner ist/ der dieses Bild zerstoͤret/ wie dorten Daniel den Bel zu Babylon. Was Dichter-Haͤnd’ erdacht/ dem singet auch der Thon des Dichters hier zu Grab. Laß deine Augen sehen auf GOttes Aug und Hand/ so alles heist geschehen. Lis/ lern/ und troͤste dich/ und ehre das Geschick; und diesem/ der dich lehrt/ wuͤnsch lauter Stern und Gluͤck. Über Über beygefuͤgtes Bildnis deß Herꝛn Verfassers. S O siht Herꝛ Wuͤlffer aus: Kein Pinsel bildt die Sinnen; so grosse Sachen fasst nit so ein kleines Blat. Er ist sein Mahler selbst: und/ wie er siht von innen/ Diß seine Feder uns vorlangst gewie- sen hat. Jn Bůcher hat er sich/ in ewigs Ertz/ geschrieben: Den/ der so schreibt von Gluͤck/ muß Gluͤck und Ehre lieben. Sein Lob Jhn uͤberlebt/ staͤts von ihm reden wird: Wir mahlen/ den einmal die Welt mit Nach-Ruhm ziert. S. v. B. )*( ij Dem Dem Hochgebohrnen Grafen und Herꝛn/ Herꝛn Joachim Ernsten/ Grafen zu Öttingen/ ꝛc. Meinem gnaͤdigen Grafen und Herꝛn. Wie auch/ Der Durchleuchtigen Hochgebornen Fuͤrstinn und Frauen/ Frauen Anna Sophia/ Gebohrnen Pfaltzgraͤfinn bey Rhein/ Hertzoginn in Bayrn/ zu Guͤlich/ Cleve und Berg/ ꝛc. Vermaͤhlten Graͤfinn zu Ottingen/ ꝛc. Meiner gnaͤdigen Fuͤrstinn und Frauen. Hochgebohrner Graf/ Gnaͤdiger Graf und Herꝛ. Durchleuchtige Hochgebohrne Fuͤrstinn/ Gnaͤdige Fuͤrstinn und Frau. U Nter vielen schoͤnen Lehrspruͤchen und Er- innerungẽ/ welche uns von den weisen Heyden hinterlas- sen wordẽ/ ist der baͤsten und Lehr- reichsten eine/ was der Edle Raht in Griechenland/ die Amphyctio- nen genennt/ uͤber die Thuͤr deß Tempels ihres vermeynten Got- tes Apollo/ mit guͤldnen Buch- staben schreiben lassen/ dieses Lauts und Jnhalts: ΓΝΩΘΙ . ΓΝΩΘΙ ΣΕΑΥΤΟΝ. Jm Teutschen moͤcht es ungefaͤhr heißen: Lerne dich selbst kennen! Und diese Eriñerung/ (schreibet auch ein Heyd/ der Poet Juvena- lis) ist nirgend anders woher/ als vom Himmel kommen. — De cœlo descendit γνῶϑι σεαυτὸν, 4. Sat. 10. ꝟ. 29. Dan- nenhero Thales/ einer von den sie- ben Griechischen Weisen/ gefragt/ was das schwerste uñ was das leichteste waͤre/ wahr und wohl geantwortet: Das leichteste sey/ einen andern meistern; Das schwerste aber/ sich selbst keñen. Die Ursach ist/ (welche Chilon/ ein andrer weiser Grieche/ hinzu setzet) daß man/ aus einer blinden Selbst-Liebe/ ihme selber jm̃er ein mehrers zuschreibet/ als ihme zu- )*( iiij stehet. stehet. Der dapfre Held/ Kaͤiser Heinrich der Vierte/ erwaͤhlte auf gleichen Schlag/ dieses zu seinem Symbolo oder Gedenk- Spruch: Multi multa sciunt, se- ipsum nemo, d. i. Viele wissen zwar offt vieles: aber sich selbst will niemand wissen oder kennen. Wie viel/ sonderlich uns Chri- sten an diesem Selbst-Erkenntniß gelegen sey/ ist (kuͤrtzlich davon zu reden) allein daraus abzuneh- men/ wañ man bedenket/ daß ein Christ voꝛnehmlich auf dreyerley zu sehen habe in seinem gantzen Le- ben: als nemlich I. auf Gott/ dessen Geschoͤpffe und Gefaͤß er auf Erden ist; II. auf sich selbst/ wie er/ so viel menschlicher Elend- stand stand leidet/ Leib und Gemuͤhte in Ruhe setze; III. auf den Naͤch- sten und Neben-Christen/ mit demselben schied-fried- und bruͤ- derlich zuleben. Das Erste belangend: Weil die Vernunft uͤberal mit dem Kopf durch/ odeꝛ oben aus und nirgend an will/ und also der Mensch zu Zeiten sich so gar vergisst/ daß er GOtt die Ursachen seiner Werke abzufragen/ zu gruͤblen/ und sei- ne Weißheit zu meistern beginnet und erkuͤhnet; als dienet hierwi- der/ wann er auch uͤber die Thuͤr seiner Gedaͤchtniß schreibet: Nosce Teipsum, Lerne dich selbst kennen! Lerne erkennen/ daß du ein Mensch/ uñ nicht Gott; ein Tohn und Topf/ und nicht der Schoͤpffeꝛ und Toͤpffer seyest. Leꝛ- )*( v ne ne auch also das jenige gehorsam- lich seyn/ was dein GOTT und Schoͤpfer will das du seyn sollest. Vor das andre: So kan ein Mensch auch sein Gemuͤte uñ sich selbst/ nicht baͤsser in Ruhe setzen/ als durch Erkeñtniß sein selbsten/ und dessen/ was ihn unruhig ma- chet. Solches/ ist die Unvergnuͤg- liichkeit/ die ihm einbildet/ er sey viel eines baͤssern Gluͤcks wehrt: Weil er aber solches allein ver- langen: aber nicht erlangen kan/ so wird dadurch sein Gemuͤte be- truͤbt und unruhig. Solcher Un- ruhe nun zusteuren und abzukom- men/ ist kein baͤsser Mittel/ als sich selbst und seine Kraͤfften eꝛkennen/ von Sachen/ die nicht zu aͤndern oder zu endẽ/ abstehen/ und beden- ken/ daß man viel zu schwach/ et- was was dergleichen zu werden oder zu vollbringen. Wo diese Erkaͤñt- niß einziehet/ da ziehet aus die Un- zufriedenheit/ und folgbar auch die Gemuͤts beunruhigung. Also kan man mitten in der Ungnuͤg- lichkeit/ vergnuͤgt leben. Drittens: So pfleget aus dem/ wañ man sich unvergnuͤgt/ andre aber begluͤckt/ sihet/ ein Neid; aus diesem/ Haß und Feindschafft/ uñ also Unvertraͤglichkeit mit dem Naͤchsten/ zu entstehen. Diesem kan nun widerum nit baͤsser gewehret werdẽ/ als durch die Kunst der Selbst-Erkaͤñtniß. Dann/ welcher sich selbst recht kennet/ der erkennet auch sein Un- vermõgen und des Naͤchsten Ver- moͤglichkeit/ und lernet ohne Neid und Widerwillen seyn und eines )*( vj an- andern Gluͤcke/ gegen seinen und eines andern Verdiensten und Kraͤfften/ abwaͤgen. Weiln aber gleichwol offt ge- schihet/ daß auch Untuͤchtige her- vor- und empor kommen/ tuͤchti- gere aber ligen bleiben; daß die Boßheit steiget/ die Froͤmmkeit aber faͤllet; daß Tugend gedruckt/ Untugend aber gefoͤrdert wird; daß endlich manch unverhoffter Gluͤcksfall den Unwuͤrdigẽ trifft/ den Wuͤrdigern abeꝛ voꝛbey gehet: Als pfleget in solchen Faͤllen das Nosce teipsum schwer zu fallen/ und kan sich Fleisch und Blut nit wol darein finden. Habe derohalben Jch dieses voꝛ eine noͤtige und nutzliche Matery erachtet/ Feder und Gedanken damit zu schaͤrfen/ und zu ver- suchen/ suchen/ ob auch deꝛgleichen Gruͤn- de aufzubringen/ womit ein Chri- stenhertz in unstraͤflicher Veꝛhaͤlt- niß gegen GOtt/ in selbst-eigner Gemuͤts-Ruhe/ und in Vertraͤg- lichkeit gegẽ dem Naͤchsten/ moͤch- te gesteiffet und befaͤstet werden. Welche meine Gedanken/ nach dem ich sie mit Gott gluͤcklich zu Papieꝛ gebracht/ habe ich voꝛ eine Christliche Schuldigkeit erachtet/ solche meine wolgemeynte Arbeit mit meinem Naͤchsten zu teihlen und ihn also verhoffentlich erbau- en zu helffen. Weiln aber dieses Buͤchlein/ bevor es in die tadelsuͤchtige itzige Weltlufft ausfloͤge/ mich gleich- sam/ daß ich es dem Schirm hoheꝛ Schutzfluͤgel untergeben moͤchte/ anflehete; Weilen auch Gnaͤdigeꝛ Graf Graf und Herꝛ/ E. Hoch-Gr. G. meine zu dieser Arbeit anfangs et- was schwache Feder mit deꝛo Gn. Wolgefaͤlligkeit maͤchtig gestaͤr- ket/ und dero gnaͤdigs Veꝛlangen/ dieses Gluͤckwerkleins durch off- entlichen Druck bald theilhafft zu weꝛden/ mit Worten vielfaͤltig be- zeuget; Weiln uͤber das E. Hoch- Gr. Gn. an dero Hoch-Gr. Per- son/ miꝛ ein hohes Gluͤck-Beyspiel zu dieseꝛ Lehꝛ Schrifft gesteuret/ da einsmals Pulver und Bley/ Blitz und Stral/ Dampf und Rauch/ sonsten Pfeile des gewissen Todes/ des Lebens/ welches vom Gluͤcke uñ Geschicke/ wunder- und sondeꝛ- bar geschutzet wuꝛde/ verfehlen uñ schonen musten; Weiln letzlich E. Hoch Gr. Gn. beywohnend-ho- her Verstand/ in mehrmahligem gluͤcks- gluͤckshafftem Genuß dero Gnaͤ. Ansprache/ mit tieffsinnigẽ schwe- ren Zweiffel fragen/ deren Aufloͤ- sung meiner hierzu allbereit ange- setzten Feder auftragend/ daduꝛch selbige mich und andere hierinn zu belehren und des baͤssern zu unter- richten/ gnaͤdig veranlasset: Als habe ich vor meine gehorsame Schuldigkeit eꝛachtet/ die Fluͤsse in das Meeꝛ/ daraus sie geflossen/ wi- deꝛum zuschickẽ/ und E. Hoch Gr. Gn. diß geringe Werklein/ zu gnaͤdigem Schutze/ untertaͤhnig zu untergeben/ mich selber theuer versicherend/ daß/ wofern es so gluͤckseelig ist/ sich E. Hoch Graͤfl. Gn. hochverstaͤndigem Uꝛtheil ge- faͤllig zu machen/ es alsdañ auch der gantzen Christenheit gefallen werde. Fer- Ferner so habe/ Gnaͤdige Fuͤr- stinn und Frau/ E. F. Gn. diß Buͤchlein zugleich mit unterthaͤ- nig zuwidmen/ ich nicht umgehen sollẽ/ so wohl/ weiln/ da E. F. Gn. mit dero Hertz-hochgeliebtẽ Herꝛn und Gemahl/ duꝛch das Goͤttliche Band der Vermaͤhlung verei- nigt/ mir obligen wollen/ solche Einbarkeit/ in Ubergabe dieser meiner schlechten Gabe/ unge- zweyet und unzerteihlet zu lassen; so wohl auch/ weiln/ in dem E. F. Gn. an dero Hochgebornen Gr. Jungen Herꝛschafft in dieser gruͤn-bluͤhenden Jugend/ das fruͤzeitig-reiffe Alter einer hohen Wohlartigkeit/ zu sehen so gluͤck- seelig ist/ dieselbe diesem meinem Buche auch ein hochschaͤtzbares Beyspiel abgeben kan. Wie Wie nun diese Blaͤtter vom Gluͤcke reden/ als geruhen E. Hoch-Graͤfl. Gn. und E. F. Gn. sie in gnaden so gluͤckseelig zuma- chen/ daß sie mir und Jhnen das Gluͤck dero gnaͤdigen Wolgefaͤl- ligkeit und Schutzschiꝛmung moͤ- gen selbst geweissagt haben. Jn dessen unterthaͤniger Zuversicht/ E. Hoch-Graͤfl. Gn. und E. F. G. ich hiemit/ noch zu dem neu-angetrettenen Jahr/ diesen treuen Wunsch uͤbergebe/ daß die- selbe/ samt dero saͤmtl. Hoch-Gr. Jungen Herꝛschafft/ alles das gu- te Gluͤck/ welches hierinnen die Feder beschrieben/ im hoͤchsten Grad tausendfaͤltig eꝛfahren und verspuͤren/ und ein staͤtiges Bey- spiel deß unveraͤnderlichen Gluͤ- ckes ckes uñ Gnadwaltenden Gottes- Geschickes/ viel liebe lange Jahre seyn und bleiben moͤgen: Zu dero Hoch Graͤfl. und Fuͤrstl. Gnaden mich ferner gehorsamst empfeh- lend/ ꝛc. Nuͤrnberg den 1. Febr. 1656 . E. Hoch-Graͤfl. und Fuͤrstl. Gn. Gn. Unterthaͤnigster Diener Daniel Wuͤlffer. Honori I. Honori Excellentissimi Dn. AUTORIS, Fratris in Christo, Et Amici Plurimum Honorandi. E Thnica de Fato volitantia somnia, abeste, Homines Deumq; non ligabitis amplius! WÜLFFERUS penetrante armatus acinace Verbi Durum catenæ stoicæ robur secat. Digna Deoq; magis nec non mortalibus affert Mentem liquore fontis Israel madens. Docte liber, tu nunc WÜLFFERI nomine notus Virûm per ora inambulare discupis; Nec Nec te pœniteat; tamen hoc si nomen abesset, Pietate ab ipsâ conditus dici queas. l. mꝙ. scripsi. GERHARDVS TITIVS. S. Theol. D. \& Prof. Ordin. Acad. Juliæ h. t. Pro- Rector . II . Reverendo admodum \& Clarissimo Viro, Domino M. Danieli Wülffero , Amico veteri \& certo, S. \& O. F Ortuna \& Fatum, quantas, fera nu- mina, Mundo Multorũ offundunt pectoribus tenebras? Non Deus est, Psal. xiv. 1. male-sanus ait ; non pro- vida cœli Cura solũ tangit, fors vaga cuncta rotat. Ferrea vis, ait alter, \& in superabile fatum Sursũ horsum raptans evehit, imminuit. O vanas O vanas secli curas, ô somnia vana! Mens tua, homo! spissis quàm jacet in tenebris! (etasꝙ́ Hinc metus immanis, querulus dolor, anxi- Hinc odium, ira, \& edax livor, \& omne malum. Has , Wülffere , DEI præco vene- rande, tenebras, Fulgida, quæ vulgas, grammata dis- cutiunt. Lumen Scripturæ præfers, erroris id exors, Regiâ \& in media præcipit ire viâ. Consiliũ Jovæ prudens benè cuncta gubernat, Sap. xi , 22. Mensurâ is, numerô, pondere, cuncta facit. Sincerô summũ affectu qui Numẽ adorant, In verum his cedunt, cuncta τυχόντα, bonum. Si bona, munificum laudantꝙ́ coluntqúe Datorem. Sin mala, spe dites, mente decente ferunt. Spe dites, inquam, quæ non confundit, \& olim Ἂῤῥητα cœlorum præmia consequitur. Fusiùs Fusiùs hæc, Lector cordate, \& clariús, ist hic Te liber, eximiô pondere \& arte, docet. Autori mecum grates age, supplice Jovam Voto, vt eum servet, ritè precare, Vale. Affectus benevoli tesseram hanc ponere volui Salomon Glassius, D. Gotæ, d. 3. Jan. A. 1656. III . C Ujus hic est variè doctus scitusqúe libellus? An, WÜLFFERE, tuus, quem Vitæ Verba docentem Noricaberga colit, quem publica scripta celebrant? Usq; adeóne Tibi sunt curæ Fata Deusq;? Euge, Bonum Factum! Fatum Tibi præmia reddat! Provida Cura DEI, quæ Verbo cuncta potenti Portat, TE servet, tueatur, sospitet! Omnes Adplau- Adplaudunt Musæ, Charites Bona Verba precantur, Et Tibi pro meritis annos Ecclesia multos Optat. Perge igitur (quid enim, Wülf- fere moraris?) Perge Tuas Sanctas de Fato prodere curas. Sic erit in Fatis, ut sis post Fata superstes. Adm. Rever . Dn. Autori gratulari paucis hisce voluit in Acad. Julia. Joachimus Hildebrandus, S S. Theol. D. \& Ordin. Prof. IV . W JR sind es wohl gewohnt/ wir hier am Teutschen Meer/ Daß uns Herꝛn Wuͤlffers Hand schickt etwas Liebes her/ Die Geist und Feuer schreibt und unge- meine Sachen/ Die unsre Sinnen kan gen Himmel flie- gend machen. Sein Sein Foͤnix flog zu uns: (er ist vns lieb gewest/ Er bleibt vns ewig lieb/ die Hertzen sind sein Nest.) Wie unser JESUS sich mit seinen Jüngern letzet/ Das schoͤne Buch/ hat uns vielmehr als Gold ergetzet: (mir/ Vor allen aber Mich; es scheidet nie von Es machet mich nie satt/ mich hungert fuͤr und fuͤr/ Jch las und lis es offt. Jetzt reitzet mein Verlangen Ein neues Buch/ das man zu drucken an- gefangen/ Vom Gluͤck und vom Geschick. Wann kommt die suͤsse Kost? So frag ich Tag fuͤr Tag/ hinschickend auf die Post/ Ob es mir sey geschickt? Nun/ endlich wird es kommen. Es wird willkom̃en seyn. Und daß die Zahl der Frommen (Zeit/ Auf Erd vermehret werd/ in dieser boͤsen Da wenig Christenthum wohnt in der Christenheit: So So wuͤnsch ich daß noch lang Herꝛ Wůlf- fer moͤge leben/ Und daß noch manches Buch Er moͤg zu lesen geben. Joachimus Pipenburg/ Raths- und Gerichts Herꝛ in Luͤneburg. V. Uber Das fuͤrtreffliche Buch/ Von der Fuͤrsehung GOttes/ heraus gegeben/ von Dem Wol Ehrwuͤrdigen/ Großacht- bahren und Hochgelehrten Herꝛen Daniel Wuͤlffern/ Treufleissigen und Wolverdienten Seelenhirten in der Kaiserlichen/ Freien Reichsstatt Nürnberg/ u. s. v. K An ein Mensch in diesem Leben Ohne Neid und Streit wol seyn? )*( )*( Kan Kan er wol in Freuden schweben Stets begnügt? Jch sage/ Nein: Einer faͤllt/ der Ander stehet/ Einer weint/ der Ander lacht/ Einer schlaͤfft/ der Ander wacht/ Einer pocht/ der Ander flehet. 2. Wenn das Gluͤck mich hat erhoben Und vergroͤssert meinen Stand/ Faͤht der Neidhardt an zu toben/ Schmaͤhet mich mit Mund’ und Hand: Siehet er mich aber sinken; Ey/ so lachet ihm sein Hertz/ Mein Eꝛhebung war sein schmeꝛtz/ Und mein Gluͤck/ sein Galle-trincken. 3. Manchen muß es zwar betruͤben/ Wenn er spuͤhret/ daß ein Mann/ Der nur eitles Thun veruͤben/ Nirgend sonst-zu nützen kan/ Wird Wird so trefflich hoch gesetzet/ daß er kaum sich selber kennt/ Daß er Laster Tugend nennt Und nur Geld fuͤr alles schaͤtzet. 4. E y/ was hilffts noch viel studiren? (So klagt oft ein edler Sinn/) Geld/ und Kraͤfft’ und Zeit verlieren Bleibt uns letzlich zum Gewinn: Ja/ was nuͤtzen uns die Gaben/ Hoͤflich/ klug und tapfer seyn/ Weil die Narren ins gemein Groͤsser Glůck als Ander’ haben. 5. Rennen/ lauffen/ schreiben/ dichten/ Bitten/ schenken/ Diensthaft stehn/ Kan in Wahrheit nichts außrichten/ Wil das Gluͤck nicht mit uns gehn; Lasset auch den Kluͤgsten machen )*( )*( ij Wie/ Wie/ wenn/ wo/ ja was er will; Haͤlt das Gluͤck ihm nicht fein still/ Muß man seines Tuhns nur lachẽ. 6. Aber/ diß sind Weltgedanken Von den Heiden außgeheckt/ Die sich in deß Gluͤckes Schranken Gar zu Kindisch oft versteckt/ Alles ist von Gott versehen Gutes/ Boͤses/ Groß und Klein/ Freud’ und Leid muß ins gemein Seinem Willen nach/ geschehen. 7. Neidet dich ein schlechter Prahler/ Steiget oft ein Geck empor/ Welches Stafflen sind nur Tahler; Kom̃t ein Heuchler in den Flor? Lieber/ laß dich das nicht irren/ Weil das Gluͤck/ das nur ist blind Wie man glaubet/ gar geschwind’ Alle Wolfahrt kan verwirꝛen. Gott 8. Gott der sorgt doch fuͤr die Seinen/ Gibt was ihnen nuͤtzlich ist/ Laͤsset nach dem Regen scheinen Sonn’ und Liecht in schneller frist/ Angst und Truͤbsahl kan er wenden/ Kom̃t sie doch nicht ungefehr/ Sondern von dem Hoͤchsten her/ Alles steht in seinen Haͤnden! 9. Solches aber recht zu wissen/ Als ein Christ der billich sol/ Lieber Leser sey geflissen Dieses zu betrachten wol/ Was Herꝛ Wuͤlffer hie ge- schrieben/ Wuͤlffer der berühmte Mann/ Dessen Kunst verschaffen kan/ Daß gantz Teutschland Jhn muß lieben. )*( )*( iij Diß 10. Diß sein Buch ist wehrt zu lesen/ Denn es lehrt uns trefflich fein/ Was deß Gluͤckes Tuhn und Wesen Muͤss’ hier einem Christen sein/ Wie man suchen soll dort oben Huͤlff’ und Raht in aller Noht: Nun man wird/ wann du gleich todt/ Dich/ Mein Wuͤlffer/ ewig loben. Aus teutschem/ Treumeinendem Hertzen aufgesetzet/ und seinem Hochwehrten Bruder in Christo/ uͤbersendet/ von Johann Risten/ zwantzig- Jaͤhrigen Prediger des heiligen/ Goͤttlichen Wortes zu Wedel an der Elbe/ dero Roͤmischen/ Kaiserlichen Majestaͤt Pfaltz- und Hof-Grafen/ auch von deroselben Kaiserlichen Hofe aus/ Edelgekroͤhnten Poeten. Dn. Dani- VI . Dn. Danieli Wülffero, Viro Muneris venerandâ dignitate, soliditate doctrinarum, ac dotium præcellentiâ ante alios eminenti, De FATO μελέτημα accuratè publicanti, M. Christianus Betulius P. S. P. I Psa provida Fata jussisse reor, Vir Excellentissime, ut circa efformandum, inq́; lucem edendum de Fato fœtum impensiorem cu- ram impiger susciperes. In magno argu- mento non nisi Ingenia magna \& ϑαῤῥα- λέως ἔχοντα fas est occupari, si ad rem communem aliquid accedere debet aug- menti. Quare publicis usibus de exasci- ato Tuo \& solido Opusculo conceptis verbis gratulor, \& Christianorum utiliter! ingenuè acclamo. Solidum jure merito appello. Quid enim, nisi solidum, â Te tali Viro speretur, quem tum Divina, tum )*( )*( 4 huma- humana, tum liberaliore Literatura ex- cultissimũ, acumine insuper \& ἀκριβείας promtitudine pollentissimũ omnes cen- sent, quicunque amoto livore, πρὸς ἀλή- ϑειαν calculum ponunt: â tali, inquam, Viro, qui, omissis nugamentis ἀπρος- διονύσοις καὶ ἀλλοτρίοις, ipsissimam rem pertractat, \& ἀκρότητα τὰ κύμβαλα tota mente abhorret. Accedit solertissimus ille rerum usus crebrior, quo, adhuc ju- nioribus annis, varias \& violentas sortis vices ( Fati tamen benignitate masculè superatas) plus satis perdidicisti. Namq; τὸ ἔργον ἂνδρα διδάσκει. Feliciùs verò docet, quem priùs ipsa exercitatio edo- cendo Magistrũ effecit. Cæterùm, Oden quandam sacram Fatiloquio Tuo me an- nectere jubes. Sed quid? Visne, lacerum pannum regiæ purpuræ adsuam? Sanè ve- rendum, ne, inverso adagio, mihi occi- natur: ου᾽δὲν ἔπος πρὸς τὸ χρῆμα. Verùm, malo hunc metum posthabere, quàm nu- tui Tuo observando non obsequi. Eum n. Te plenis buccis deprædico, quem, jam annos plusculos, Amicum, Fautorẽ, Præcep- Præceptoremq́; optimum \& constantem abundè persensi. Servent Te Fata , ex- osculandum Pectus, \& me Tecum! si non alio, hoc saltem nomine, quô levidensi aliquando specimine palam faciam, quan- tis officiis Candori, Patrocinio \& Meri- tis Tuis æternùm obstringar. Ita vale, Vir non nisi inter magnos accensende, \& dotes Tuas præsignes in publica emo- lumenta, faventibus Fatis \& μετα τοῦ ὑπερή- δεοϑαι, quám diutissimè alacris impende! Scribebam Öttingæ, d. 16. Sept. A. 1655. Willige Ergebung Jn Gottes vaͤtterliche Vorsorge. Jn der Melodey: Frisch auf/ mein Herz/ verzage nicht/ ꝛc. 1. D U feiges Herz/ was zagest du/ und kraͤnkest deine Sinnen? Gott selber goͤnnet dir die Ruh: Du wilst sie dir misgoͤnnen. )*( )*( v Wann Wann/ nach Begehr/ es nicht geht her/ was darfst du dich drum graͤmen? Gott lebet doch/ das glaub ich noch! Der mag es auf sich nehmen. 2. Dort oben sitzt der grosse Mann/ Der dieses Rund regieret; Der alle Ding vermag und kan/ und wunderthaͤtig fuͤhret. Mit vorbedacht/ die Gottesmacht verwaltet alle Sachen. Gott herꝛschet doch/ das glaub ich noch/ und laß ihn weißlich machen. 3. Wie/ wann/ und wo/ und was er heist/ so/ dann/ das muß geschehen; was er von dir und mir beschleußt/ das sol und wird bestehen. Raht/ Witz und Kunst ist ganz umsonst/ laͤst laͤst Gott es nicht gerahten. Gott fůhrt mich doch/ das glaub ich noch/ in allen meinen Thaten. 4. Die Gaben seine Vatters Guͤt uns austheilt/ nach Gefallen/ und mit gemeßnem Unterschied; er schenckt nicht Alles Allen. Dort gibt er viel: Hier sezt er Ziel/ und haͤlt die Maß im geben. Gott gibet doch/ das glaub ich noch/ die Nohtdurft meinem Leben. 5. Dem reicht er Reichthum; jenem nicht/ er kan sich kaum ernehren: Der ist gelehrt; Dem Wiz gebricht: Der nidrig; Der in Ehren. So ists bestellt/ so wird die Welt/ durch Ordnung/ fest erhalten. )*( )*( vj Gott Gott hauset doch/ das glaub ich noch/ und laß ihn jmmer walten. 6. Hier naͤchst wil er die Arbeit auch frisch angegriffen haben: und heischt von dir den rechten Brauch der Leibs- und Seelen-Gaben. drum nicht vergrab der Gaben Haab/ Fleiß/ Schweiß/ und Muͤh anwende. Gott nehrt mich doch/ das glaub ich noch! leg ich nur an die Haͤnde. 7. Wornach und wie ein jeder ringt/ und dem er nachgegangen/ darnach es ihm auch oft gelingt/ mit Gott es zu erlangen. Dein Fleiß gewinnt/ was Gott dir goͤnnt; auf Wagnis folgt Ersprißen. Gott segnet doch/ das glaub ich noch/ und laͤst es mich genißen. Wann 8. Wann dann von oben ab es kom̃t/ was Zeitlich mich erfreuet; und/ was in diesem Leben from̃t/ die Gottesgunst verleihet: Weg/ blindes Gluͤck! Weg/ Nohtgeschick! hinfort ich euch verlache. Gott goͤnnt es doch/ das glaub ich noch/ und stell ihm heim die Sache. 9. Auf deine Vorsicht/ Gott/ ich schau/ die wil ich lassen walten. Auf deine Treu und Guͤt ich bau/ die nimmermehr erkalten. Jch hoff und bet/ und frisch forttret in meines Amtes Schranken. Gott sorget doch/ das glaub ich noch/ und trau ihm ohne Wanken. 10. Jch sey in Armut oder reich; tief unten/ oder oben: Es Es gilt/ mein Gott/ dir alles gleich/ ich wil dein Aufsicht loben. Es haͤlt mein Will dem deinen still: schick/ was du zu wilt schicken. Gott schickt es doch/ das glaub ich noch! wie mir es moͤge gluͤcken. 11. Geht mir’s bey frommen Leben schlecht und wol den schlimsten Leuten. Gilt Unrecht mehrmals mehr als Recht: laß mich es schicklich deuten. Du ordnest schon den Gnaden Lohn/ damit du mich wilst zieren. Gott liebt mich doch/ das glaub ich noch! der wird mich seelig fuͤhren. 12. Dir/ Gott und Vatter/ ich befehl mein ganzes Thun und Leben; und mich mit Sorge nimmer quaͤl: dir bleibt es heimgegeben. So/ So/ wie es woll’/ und wie es soll. mag Alles jmmer gehen. Gott hilft mir doch/ das glaub ich noch! Es muß um mich wol stehen! Christian Betulius , Extraordinari Prediger und Schulen -Rector in Ottingen. EPIGRAMMA. H. STEPHANI. S I vitam spectes hominum, si deniq́; mores, Artem, vim, fraudem, cuncta putes agere. Si propiùs spectes, fortuna est arbitra rerum; Nescis quam dicas, \& tamen esse vides. At penit 9 si introspicias, atq́; ultima primis Connectas, Tantum est Rector In Orbe DEUS! Welches Welches ein suͤßklingender jungeꝛ Teutscher Schwan/ aus Lieb zu dem verfasseten Werk/ also getentschet. W a nn du aller Menschen Leben/ Thun und Sitten schauest an/ Wirst du meynen daß Gewalt/ Kunst/ Betrug/ die Welt regieren. Schaue naͤher auf/ du findest/ daß das Glůcke alles kan; Was es sey/ das weist du nicht/ kanst doch/ daß es sey/ verspuͤren. Schauest du gar auf den Grund/ und be- trachtest alle Sachen/ Siehest du daß in der Welt/ Gott allein kan alles machen. C. F. Ein anderer Liebhaber der teutschen Poeterey/ von guten Sinnen und Sitten/ hat es also/ etwas weitlaͤuffiger ver- dolmetschet. S Chau O Mensch! der Menschen Tuhn/ merk der Erden-Kinder Sitten. Kuñst hat/ rufft die ganze Welt/ auf der Welt den Trohn beschritten; Nach Nach der Kunst/ Gewalt und Waffen; nach Gewalt Betrug und List/ so daß Kunst/ Gewalt/ und Truͤgen in der Welt Regierer ist. Aber/ dieser Wahn betreugt. Sih von des Ver- standes Zinne etwas weiter in die Welt; Gluͤck ist ihre Koͤniginne. Was es sey/ ist dir verborgen: doch so viel hast du gespuͤrt/ Daß ein Gluͤck ist auf der Erden/ daß ein Gluͤck die Welt regirt. Doch auch diß vergnuͤget nicht. Wer die rechte Bahn wil finden/ muß hier unverdrossen seyn inn- und aussen nach- zugruͤnden von dem Anbeginn zum Ende. Endlich sagt ihm selbst die Welt/ daß nit Kunst/ Gewalt und Truͤgen/ son- dern Gott die Welt erhaͤlt. J. C. S. An An den Christlichen Leser. C Hristlicher lieber Leser! Du wirst finden/ daß/ was hierinnen fuͤrkommen/ du/ zum Teihl/ entweder an dir selbst: oder aber an andern gemerket habest/ du moͤgest auch in der Welt leben wo du wollest/ und in welchem Regi- ment/ Herꝛschafft/ Land/ Statt/ Dorff; Ja nur geringen kleinen Hauswesen. Findest du dich selbst getroffen/ und deinen Sinn/ mir wol in Person unbekanten/ abgemahlet in einem und andeꝛm Menschlichen Ge- brechen/ lasse dich es nit verdriessen/ und danke Gott mit mir/ daß er sol- ches uns beyde hat erkennen lassen wollen. Findest du/ daß einem und anderm deines Hertzens Gedankẽ ein Genuͤ- Genügen geschehen/ danke Gott wi- der mit mir/ der uns beydẽ die Wahr- heit geoffenbaret hat. Merkest du an- dere in dergleichen Gedanken entwe- der anstossen oder hangen; Gleich wie du hoffentlich dir wirst geholfen befinden: Also baͤssere deinen Naͤch- sten/ was an dir ist/ wider mit dem/ mit dem du dich wirst gebaͤssert fin- den. Die Erfindung und Poetische Erklaͤrung jedes Sinnbildes/ hat sich freundlich belieben lassen hinzu zu setzen/ der Edle und Hochgelaͤhrte Herꝛ Sigmund von Birken/ sonst Betulius genant/ Roͤm. Kaͤis. Maj. Comes Palatinus Edler gekroͤnter Poet/ ꝛc. samt dem zu End jedes Capitels angefuͤgten Lied. Die Dolmetschung mancher Allegaten belangend/ wisse/ daß solche nit alle- zeit von Wort zu Wort gesucht: sondern mehrmaln auf den Sinn und das das Gemuͤht des Autors selbst gese- hen worden sey. Jm fall du endlich dem subtilen ganzen Werk naͤher und deutlicher wirst beykommen wissen/ und getreulich der Christen heit mit- teihlen/ werde ich meines Teihls/ ne- ben andern/ selbiges/ zu meinem eig- nen baͤsserern Unterꝛicht mit Dank annehmen/ der ich nichtes begieriger bin als der lautern Wahrheit/ unan- gesehen es Freund oder Feind lehren. Gehab dich wol/ und so dir diese mei- ne Arbeit gefallen wird/ soll mit naͤch- stem der Abschied Jesu von seinen Juͤngern/ neben meinen Passions- Gedanken/ um viel vermehret/ auch folgen. Ver- Verzeichniß Der Summarien und Jnn- halts aller Capitel. Das Erste haͤlt in sich Den Vortrag deß ganzen Werks. Das andere Capitel. Was die Heyden/ und andere mehr das Gluͤck und Ungluͤck ge- nennet. Das dritte Capitel. Was die Christen das Glůck und Ungluͤck heissen? Das vierte Capitel. Haͤlt in sich Gezeugniß der heili- gen Schrifft? Das fuͤnffte Capitel. Haͤlt in sich den Unterscheid aller Creaturen GOttes/ den seine weise Güte darunter gemacht hat. Das Das sechste Capitel. Haͤlt in sich Exempel der heiligen Schrifft. Das siebende Capitel. Haͤlt in sich Exempel aus Welt- lichen Historien gezogen. Das achte Capitel. Haͤlt in sich die Ursachen/ warum GOtt solch einen Unterschied seiner Gaben halte unter den Menschen? Das neunte Capitel. Haͤlt in sich die Scrupel und Ein- wuͤrf/ die unser Fleisch und Blut uͤbeꝛ solches alles fuͤhret und erreget. Das zehende Capitel. Haͤlt in sich der heiligen Altvaͤt- ter und Kirchenlehrer Gezeugniß. Das eilfte Capitel. Bringt auch der Heyden Ein- stimmen heran. Das zwoͤlfte Capitel. Haͤlt in sich allerley noͤhtige Leh- ren und nuzliche Erinnerungen an Hohe und Nidrige/ Manns- und Weibs-Personen. Ver- Verzeichniß etlicher weiter erklaͤrter Spruͤche aus H. Schrifft. Genes. XXXIX. ꝟ. 2. \&c. p. 136. XLVIII. 14. 129. XLIX. 14. 133. Num. XI. 16. \&c. 383. XVI. 1. \&c. 139. XXV. 18. 85. I. Sam. IX. 4. \&c. 144. XVI. 1. \&c. 148. I. Reg. XI. 12. \&c. 221. II. Reg. X. 26. \&c. 222. Nehem. II. 8. \&c. 154. Esther. II. 3. 150. VI. 6. \&c. 42. Job. XXXIV. 30. 224. Psal. CXXVII. 2. 249. Prov. XVI. 1. 75. — 33. 89. XIIX. 22. 79. XX. 22. 250. XXI. 31. 83. Z 2 Eccles. Eccles. IX. 11. \&c. 64. Esa. III. 4. 224. Jer. X. 23. 67. Dan. IV. 30. 211. Ose. XIII. 11. 224. Sap. XI. 22. 70. Tob. I. 13. \&c. 157. VII. 12. 80. Syr. XI. 23. \&c. 73. XXXIII. 10. 68. XXXVII. 23. \&c. 76. Matth. II. 12. 92. V 35. 259. XVII. 27. 97. XX. 14. 382. — 21. 363. Joh. III. 25. \&c. 76. Act. X. 34. 284. Rom. IX. 11. 126. — 15. 97. — 20. \&c. 114. I. Cor. XII. 22. \&c. 115. XV. 41. \&c. 108. Colos. I. 16. 105. 117. I. Tim. IV. 8. 287. II. Tim. II. 20. 113. Erklaͤ- Vor diꝛ waꝛ/ dieses Licht. Ob man ihm widerspricht. Wirds doch verdũnckelt nicht. Erklaͤrung. Olim erat in cœlis mens libera, 2. Mur- mura latrent in terris: 3. Eadem libera semper erit. W Elt und Sonne war zu bett’/ als ich lag auf meinem Lager. Unter-Tags hatt’ ich zuvor mich gekraͤnket krank und mager: ich war neidisch/ ich war zornig auf der boͤsen Buben Gluͤck; ich war leidig/ ob der Frommen ihrem Leid und Mißgeschick. Andre schlieffen; aber mich ließ mein Denken gar nit schlaffen. Warum teihlet Gott nit auß/ nach Verdienste/ Lohn und Straffen? warum muß es/ wol den Boͤsen/ und den From̃en uͤbel gehn? und wie daß Er/ der Gerechte/ laͤsset was nit recht geschehn? Als ich also dacht’ und lag’/ hoͤrt’ ich draussen ein Gebelle. Jch stund’ auf/ und wolte sehn/ was es waͤr vor ein Geschaͤlle. Bald befand ich/ das anbellte/ Wachtel mein getreuer Hund/ die beglaͤntzte Nacht-Laterne/ deß gefüllten Mon- des Mund. A Bald Bald erkandt’ ich/ daß diß Thier seines Herren Sinnbild ware. Dieses Bellen ein Gebell im Gewissen mir ge- bahre/ drang ins Hertze durch die Ohren. Mein Hund war mein Prediger/ der mich straffte/ daß ich jetzund auch gemurret hatt/ wie Er. I. Wie der Mond lang lang zuvor/ eh der Hund ihn angebellet eh ein Hund er worden war/ an den Himmel war gestellet: Also war von Ewigkeiten Gottes weiser Will und Raht/ eh der Mensch/ der ihn wil schelten/ diese Welt gesehen hat. II . Was und warum sey der Mond/ weiß der Hund nit/ leer an Wissen; darum bellt er/ haͤtt wol gern sich mit ihm herum- gebissen: Gottes Vorsicht und Regirung wissen oder glaͤu- ben nicht/ macht/ daß man entgegen murꝛet/ wider seinen Schoͤpffer sicht. III . Wie der Mond/ bellt schon der Hund/ bleibet hell am Himmel stehen: Also wird/ was Gottes Raht hat versehen/ doch geschehen; bellen/ murren schon die Leute. Seine Weißheit weiß gar wol/ wann der Mond der Gnaden scheinen oder sich verbergen sol. JN Jn JESU Namen Amen! Das Erste Capitel/ Haͤlt in sich den Vortrag deß gantzen Werks. N Jchts gemeineꝛs hab ich in der Welt gefunden/ und in un- serm Menschlichẽ Leben/ so wol an grosser Herꝛen Hoͤfen/ als niderern Standspersonen; so wol bey Geist- lichen als Weltlichen; so wol bey Handels- als Handwercksleuten; ja bey Burger und Bauern: als vieler Klagen und Seuftzen uͤber ihren Zustand. Teihls waͤren gerne anderst in der Welt angesehen/ denen der gegenwaͤrtige Zustand zu nider: Die Ehre/ die sie haben/ zu schlecht: Das Amt/ das sie verwalten/ zu gering: Das Einkommen/ zu klein: Das Ansehen zu wenig duͤnket: A ij Teihls Das Erste Capitel. Teihls waͤren gerne damit zu frieden und hielten es fuͤr ihre groͤste Gluͤckseligkeit/ wann sie nur die Helfft der jenigen erlangen koͤntẽ. Diese klagen wider teihls uͤber sich selbst: teihls uͤber jene. Jene haͤtte das Gluͤck so hoch erhaben/ so reich gemacht/ so ansehn- lich/ so maͤchtig; und dennoch sey keine Ver- gnuͤgligkeit bey ihnen! es sey noch ein Miß- brauch solcher grossen Guͤter in Fressen/ in Sauffen/ in Panquetiren/ in Pracht und Hoffart. Wir aber/ sprechen sie/ haben das Ungluͤck oder den Unstern! Jenen fleugt es gleichsam selbst in die Hand: Wir rennen/ wir lauffen/ wir schreiben/ wir bitten/ und hilfft doch alles nichts! Jenen traͤgt man die Ehr nach/ man traͤgt ihnen das Amt nach: Uns kan keines gedeyen; oder/ so es durch viel Muͤhe zuwegen gebracht/ nimt man es unversehens wider weg! Der Wůrdigkeit nach würde es sich noch disputiren lassen/ welcher unter beyden/ dem/ oder jenem/ baͤs- ser anstuͤnde? Man spricht: Jch bin so gut von Adel als der! Jch bin so gelehrt als der! Jch habe mich so lang bedienet als der! Jch habe mehr versucht als der! Jch bin ein ge- bornes Landskind: jener ein Fremder! Jch Das Erste Capitel. Jch hab spendirt was ich gehabt hab: jener nichts/ dannoch aber will das Glůck jenem/ und mir nicht! Jch bin so emsig in meinem Amt als jener/ und doch hab ich das Gluͤck zu den Leuten nit/ das er hat! Jch lasse es mir so sauer werden als jener: jener aber hat den Genieß/ ich den Mangel! und ob schon et- was von meinem Tuhn und Lassen/ in ei- nerley Ding belobt und belohnt wird: so hat doch jenes alles einen groͤssern Glantz/ einen maͤchtigern Schein! Daher komt nun erstlich die Ungedult und Kuͤmmerniß: auß dieser der Neid: auß dem wider die Verleumdung/ und das uͤble Anwuͤnschen dem Naͤchsten/ der ihn da oder da gehindert habe; das Nachreden: es muͤsse nicht recht zugehen/ daß der oder der zu dem Reichtum/ zu der Handlung/ zu dem Hauß/ zu der Heurat/ zu der Ehr so schnell komme; er muͤsse gestohlen/ par- tirt/ sich eingeschmeichelt/ eingeheuchelt haben! Und wann uns dieses alles in die laͤnge plaget/ so geraͤht das Hertz letzlich in einen solchen sichern Gedanken: Es sey das Gluͤck ein plumpes blindes Ding und wer das blinde Ding finde/ der finde es: A iij wer Das Erste Capitel. wer es nicht finde/ der muͤsse ein geschlagner Mensch seyn/ so lang er lebet. Die Ungedult/ sprich ich/ macht eben die Kuͤmmerniß im Hertzen daß einer sich duͤn- ken laͤßt: er sey so verworfen/ so von der Natur fast verschlagen/ so ungesegnet in allem was er gedenkt/ redt und tuht. Das nidergeschlagene Gemůht gebieret fol- gend den Neid/ daß eben jener das alles haben soll/ und er nicht/ dem er doch seinem/ aber eignen/ Urteihl nach gleich sey! was man eben an jenem ersehen/ und an ihm selbst nicht/ der sich ja so wol sehen lasse? Zu dem Dienst/ zu dem Amt/ zu der Verꝛich- tung nehme man jenen: warum ihn nicht? So giftet sich nun der Neid im Hertzen an/ biß er durch den Mund gar heraüß bricht. Da gehet dann das Laͤstern an/ das Verleumden/ das Verkleinern/ in seiner Abwesenheit/ in seiner Gegenwart/ das Stochern/ das Zwicken/ und wann man etwas weiß oder sihet/ daran er sich/ als ein Mensch/ verstossen/ das Auffmutzen der ho- hen Weißheit/ die sich da oder da (aber umgewendet) sehen lasse/ welcher wegen er andern sey vorgezogen worden. Den ei- nigen Das Erste Capitel. nigen Fehltritt deß Naͤchsten macht man so groß/ als wann es der unbesonnenste/ der groͤsste Tohr waͤre. Jst es muͤglich/ ihn/ von Amt/ von Ehren/ von Wuͤrden zu brin- gen: das waͤre die groͤste Hertzens-Ver- gnuͤgung. Wañ nun alles umsonst/ und man weder jenem schaden/ noch sich selbst helffen kan; so gehet es zu letzt dahin/ daß man sich einbil- det: Es sey deß Gluͤcks und Ungluͤcks Schuld: Beydes aber das komme so ohn- gefehr her/ wens trifft/ den triffts/ er sey es wehrt oder sey es nicht wehrt. Mancher komme ohngefehr hergeloffen/ uͤber den falle das Gluͤck hauffenweiß/ der sein Lebtag solches nicht gewuͤnschet/ auch sich nie da- von haͤtte traumen lassen: Mancher renne/ lauffe/ dichte/ trachte/ brauche allen Raht/ alle Mittel/ und doch alles vergeblich. Wa- rum? Die Ursach gibt man wider: Das Ungluͤck hab er/ das komme auch so blind eben uͤber ihn her: Sonst wisse er keine Ur- sach zu geben. Auff zwey gefaͤhrliche Mittel ist es offt ausgeschlagen. Entweder auff die Gewalt/ daß man gedacht mit der Spitze durchzu- A iiij dringen/ Das Erste Capitel. dringen/ oder es mit gewapneter Hand zu er- halten; daher so viel blutige Krieg und Schlachten kommen/ daß man vermeynt: das Kaͤisertum/ Koͤnigreich/ Fuͤrsten- tum/ gehoͤre ihm und muͤsse ihm werden/ ehe sol die Klinge nicht auß seinen Haͤnden kommen. Zum Succurs hat man den Koͤ- nig/ Fuͤrsten/ Herꝛen angeruffen/ Gelt/ Volk und Munition erlanget/ und ge- dacht: nimmer fehlen koͤnne es/ den schwaͤ- chern wolle er bald auffreiben/ und seinen Zepter in seine Hand/ seine Kron auff sein Haubt nehmen. Jm end ist alles verlohrn worden/ ein Augenblick hat es alles ver- derbt/ alle Kriegs-Raͤht sind gefallen; die wenige Regimenter haben die gantze batta- glia getrennt. Wie da? Man sagt: deß Gluͤcks und Ungluͤcks sey es Schuld. Daß es viel tausend schon auff das andere extre- mum gebracht/ weder zu beten/ noch zu ar- beiten/ in solchen Gedanken: wann es ihm kommen soll/ můsse es kom̃en/ er renn’ oder lauff’/ oder laß’ es bleiben! wann es ihm nit kommen soll/ kaͤm’ es ihm doch nicht er mach’ was er wolle! Oder aber/ man hat weder Tugend/ noch Ehr noch Lob geachtet/ und mit Das Erste Capitel. mit Hercule sich reuẽ lassen/ daß man so lang sich damit gemartert hab. Ut quid incubui virtuti, sprach er/ quam video subjacere fortunæ? was hat es mich geholfen/ daß ich so viel Zeit auff die Tugend gewendet/ die ich doch finde/ daß sie gegen das Gluͤck nichts ist? Oder wie jener Geitzhals sprach: Greg. Nazianz. tetrastic. de fortu- na \& prudentia. T. II. p. 156. edit. Paris. M D C XI. Gutta bonæ sortis sive fortunæ, potior mihi est, bonæ mentis sive prudentiæ cado. Jch wil ei- nem eine gantze Laͤgel Froͤmkeit und Verstand lassen/ und nehme einem einigen Tropfen Gluͤcks darvor. Oder/ was das allerletzte ist/ man hat ge- dacht: das oder jenes Gluͤck und Unglück muͤsse einer haben/ er woll’ oder wolle nicht/ das waͤre/ wie man redt/ sein Fatum, das sich nicht aͤndern liesse/ weil es einmal so oder so beschlossen sey/ wie es ihm gehe/ und wer er werden soll/ und wo ers werden soll/ und wie ers werden soll; er es also auf keinerley weise und wege haͤtte aͤndern und mindern A v koͤnnen/ Das Erste Capitel. koͤñen/ er haͤtte es auch gemacht wie er wolle. Solch ein denckwuͤrdig Exempel erzehlt jener Spanische Religiosus, Antonius de Torquemada Colloq. IV. Hexäem. Anto- nius de Torquemada in seinem IV . der sechstaͤgigen Gespraͤch. Wie es der ver- nuͤnfftige und weltweise Hꝛ. G. F auß dem Jtalianischen uͤbersetzet/ wollen wir es hie- mit anfuͤgen. Jch will euch sagẽ/ spricht je- ner/ was ich selbst gesehen und mir begegnet ist. Als ich einsmals in einer der fürnehm- sten Staͤtte dieses Koͤnigreichs war: deß Abends aber mit etlichen Edelleuten ein wenig ausspatzirte/ wurden wir etwas ab- wegs auff einem Huͤgel dreyer Maͤnner gewahr/ welche mit einem Pfahl sich bemuͤ- heten/ daran folgenden Tags einer er- wuͤrgt werden solte. Jemand aber unter uns wiese auf jener einen/ und sprach zu mir: Sehet doch selben an: Er ist der Hen- ker/ und wie man mir sagt/ ein gelehrter und vernuͤnftiger/ anmuhtiger/ junger Mensch. Jch verwunderte mich daruͤber/ und da es mir nimmermehr eingehen wol- te/ beteuerte ers hoch/ und machte/ daß ich um Ge- Das Erste Capitel. um Gewißheit willen/ und/ auß einem Mitleiden solcher schoͤnen Qualitaͤten bey so einem schaͤndlichen Amt/ das er haben solt/ hinritte und nachfragte: was sie da machten? Da sie es eben so erzehlten/ sahe ich diesen/ von Person feinen/ schoͤnen/ jun- gen Kerlen an/ der etwan auff die 20. oder 21. Jahr alt schiene/ in huͤpschem mittelmaͤs- sigem Gewand/ doch ohne Kappe/ wie es bey uns braͤuchlich ist/ fragte ihn dabey: Ob er der Henker waͤre? Da er ja sagte/ fragte ich ihn auff lateinisch: ob er stu- dirt haͤtte? und da er in solcher Sprach recht zierlich auf das und andersmehr geantwortet hatte/ fuhr ich fort/ um/ zu vernehmen/ was Landsmann er waͤre. Da er aber eben darum/ weil er ein solches Amt vertrat’/ antwortete/ es sich nicht schi- cken würde/ daß er sein Vatterland nenne- te/ sprach ich ferner/ warum er sich zu solch einem schmaͤhlichen verfeindten Amt und Handwerk gebrauchen lassen/ der so viel Sprachen koͤnte/ und so einen guten Ver- stand haͤtte/ und zu viel dapfferers/ ansehn- lichers seine Dienste anwenden koͤnte/ und doch so schimpflich und schaͤndlich sich fin- A vj den Das Erste Capitel. den liesse. Da er mir nun gar bedachtsam und lang zuhoͤrete/ antwortete er zu letzt: Herr! meine Fata waren so/ die mir nicht zulassen wolten/ daß ich ein ander Amt ver- walten solte; denen hab ich schwacher Mensch ja nicht widerstehen koͤnnen. Der- halben schicke ich mich auch noch darzu/ wie ihr jetzt sehet. Als ich nun darauß seinen grossen Jrꝛtum und Unwissenheit erfahe/ fieng ich einen langen discurs an/ ihm zu weisen/ daß kein solches Fatum waͤre/ wie er sichs einbildete/ nemlich/ das dem Menschen seinen freyen Willen nehme/ und er nim̃er die Gewalt haͤtte/ einen Weg zu erwehlen welchen er wolte! Nimmermehr. Solte demnach die Schuld seines jetzigen abscheu- lichen Zustandes nicht auff seine/ so ver- meinte darzuzwingende Fata geben: son- dern sich selbst beymessen/ der viel eine ehr- lichere Profession haͤtte machen koͤnnen als er machte. Da er nun vernahm/ daß ich ihm seinen Fehler/ mit vielen andern moti- ven mehr/ zum hoͤchsten verwieß/ fieng er bitterlich an zu weinen/ daß er mir eine Verwunderung machte/ und sprach mit Seuff- Das Erste Capitel. Seufftzen: All mein Ungluͤck koͤmt daher/ daß mir niemand jemals das gesagt/ was ihr mir sagt/ dardurch mir zeitlicher meine Augen waͤren auffgetahn worden/ diesen meinen Fehler zu erkennen. Weil dann dem ja so ist/ so will ich ehest einen andern Weg gehen/ und mein so fuͤrnehmes Geschlecht nim̃er laͤnger also verunehren. Dañ ich solte wissen/ sprach er ferner/ daß er nit gerin- ges Herkommens/ und von hohen Eltern geboren sey: uͤber dem Spielen aber sich verderbet/ und aus Mangel der Mittel auff das Handwerk sich begeben muͤssen. Dan- ke aber seinem GOtt/ daß ihn in diesem seinem ietzigen Amt biß hieher noch nie- mand erkennt haͤtte. Dann mein Vatter- land/ sprach er/ ist weit von hier/ und von dem Minut an soll alles altes quittirt seyn/ und euer Raht meine Regel werden. Da er nun nicht abließ bitterlich zu weinen/ folget er mir in mein Losament nach/ biß an den Morgen ohne Schlaff und mit staͤten Thraͤnen/ da er sich gar davon und un- sichtbar machte. Biß hieher gedachter Spanier. A vij Was Das Erste Capitel. Was seinen Wahn anlanget/ daß ei- nen jeden sein Fatum so unumgaͤnglich zu dem oder jenem treibe/ darinnen mag er wol noch auff die Stund viel tausent Brüder und Schwestern haben. Allerhand solcher Gedanken hab ich nun mein lebtag viel gehoͤrt/ erfahren/ gele- sen/ und deßwegen etlich mal (ich muß ge- stehen) mich selbst uͤber diesen oder jenen froͤlichen und traurigen Fall hoͤchlich ver- wundert; Andere hab ich daruͤber teihls freudig/ teihls betruͤbt und unwillig gesehen/ neidisch/ laͤstern/ fluchen hoͤren. Dann dachte ich bey mir selbst auff Mittel/ teihls meine Verwunderung zu stillen/ teihls an- derer Hertzen zu steiffen/ entweder daß sie ihres Gluͤcks/ Ehren/ Ansehen/ Gewalt/ Hoheit/ Geschickligkeit/ Heurat und der- gleichen sich ja nicht uͤberheben mit Hof- fart/ mit Verachtung anderer/ mit Unter- drucken/ mit Verschwendung und Miß- brauch: Anderer Hertzen aber dagegen zu besaͤnftigen/ sich selbst unbetrübt zu lassen/ oder unvergriffen gegen seinem Naͤchsten mit Neid/ mit Laͤsterung/ mit Verflu- chung Das Erste Capitel. chung; habe aber so viel befunden/ darinn ich mich selbst endlich habe befriedigen koͤn- nen. Zweifle auch nicht/ wann der guͤnstige Leser solches gleichmaͤssig erwegen wird/ er werde/ wo nicht alsobalden: doch hoffent- lich nach und nach sich eher beguͤtigen/ und in solche Faͤlle baͤsser und vergnuͤgter schik- ken lernen. Ehe ich nun ferner ein Wort rede/ bitte ich Gottes weise Guͤte/ sie wolle unser Hertz und Feder regiren und fuͤhren/ daß wir seiner vaͤtterlichen Vorsorg gehorsamlich uns untergeben/ wol lehren und ler- nen moͤgen. Gebet- Das Erste Capitel. Gebet-Lied. Um Zufriedenheit/ wider Murren und Ungedult. Nach der Singweise: So wuͤnsch ich ihr ein gute Nacht/ ꝛc. 1. O Grosser Gott/ ich klage dir mit Reu die Ungedult/ so mich besessen/ die wider dich sich setzet ohne Scheu/ dir Gnaden denket abzupressen. die fuͤr und fuͤr den deinen hier nach meinem Willen will abmessen. 2. Bald bild’ ich mir Verdienst und Froͤm̃- keit ein/ und fordre Glück von deinen Haͤnden. als eine Schuld/ vor mein Unschuldig-seyn. wilst du nit stracks Erhoͤrung senden/ so wird gar bald die Andacht kalt/ ich denk von dir mich abzuwenden. Mit Das Erste Capitel. 3. Mit Neid seh’ ich deß Naͤchsten Wol- stand an/ bin nicht zu frieden mit dem Meinen; Mein Aug sein Gluͤck nit wol vertra- genkan/ Sein lachen darff mich machen weinen. Jch kan gar nicht der Sonne Liecht auf Boͤs’ und Gute sehen scheinen. 4. Ach pflanze du Zufriedenheit in mich/ stell’ ab und still das Widerbellen! Mit Murren/ Herꝛ/ werd ich erzuͤrnen dich und mit Gefahr zuruͤcke prellen. Was du versehn/ das muß geschehn solt alle Welt sich widerstellen. 5. Ach! ich bin boͤß/ wo ich am froͤm̃sten bin/ ich kaͤmpfe wider dich mit Suͤnden. Was/ Lohn? bey dir ich Straffe nur verdien: solt dann ein Mensch ihm Gott ver- binden? Ein Das Erste Capitel. Ein Gnaden-gab’ ist alle Haab; kein Staͤublein wir verdienen koͤnden. 6. (ab. Ein Suͤnder pocht je nichts dem Richter Jch will/ in Demut/ hoffen Gnaden. Jch wuͤnsche nichts: Jch weiß/ daß ich offt hab begehret meinen bittren Schaden. Du weist was mir nütz/ noͤtig hier; Du kanst und wirst mich wol berahten. 7. Dein Will’/ ô GOTT/ soll auch mein Wille seyn: Jch soll und will dir nichts fuͤrschreiben. Schenk/ wem du wilst/ die Gaben; sie sind dein: Mir wird mein Teihl doch uͤbrig bleiben. Dann/ was seyn sol/ das schickt sich wol; Kein Mensch kan solches hintertreiben. Erklaͤrung. Das Erste Capitel. Erklaͤrung. Non nostras Fortuna vices; 2. nec fulgi- dus orbis Sidere: 3. Sed prudens Rector ab axe rotat. D As Ungluͤck und das Glück der Boͤsen und der Frommen. hatt mir mit Widersinn die Sinnen eingenom̃en. Jch sahe gute Tag’ in boͤser Buben Hauß: bey Frommen sahe Noht zu allen Fenstern auß. Den liebt das Glück/ den nicht: hoͤrt ich den Poͤ- bel sagen. Sie aber hoͤrten mich/ auff diese Sage/ fragen: Sagt an/ was ist das Gluͤck? es muß ja etwas seyn/ ein Teuffel oder Gott. Es wil mir gar nit ein. I. Ein Goͤttinn ist es nicht; wie zwar die Heyden schreiben! Nur ein Gott/ Ein Gott ist/ an den wir Christen glaͤuben. Der Teuffel ist es nicht: Gott laͤsset dem nit zu/ daß er/ was er nur will/ auff Gottes Boden thu. Sie schwiegen alle still. Jch hatte wol gesprochen/ und ihnen auß dem Sinn geredt/ und abgebrochen den Goͤtzen/ die Fortun. Mich selbst hatt’ ich vergnuͤgt: weil diese Fantasey in mir mich offt bekriegt. II . Ein Weiser kam darzu. Als er die Frag erlernet/ sprach er: Das Gluͤck hat sich am Himmel ein- gesternet. Das Das Erste Capitel. Das Tuhn der gantzen Welt auß dem Gestirne fliest. Darnach dir lacht ein Stern/ darnach du glück- lich bist. Diß wolt mir auch nit ein. Jch sagte/ was ich dachte: III . Der Schoͤpffer/ dessen Hand die Sternen schuff und machte/ solt er sich dem Geschoͤpff so machen unterthan? Gott/ aller Sternen Herr/ mehr als die Ster- nen kan. Bald fiele mir erst bey/ was jener Heyd ge- schrieben/ Der zwar in Schranken nicht der Christen Lehr geblieben: Die Gottheit/ was sie hat erschaffen/ auch regirt mit Raht und Vorbedacht. Kein Stern den Zepter fuͤhrt/ kein blindes plumpes Gluͤck/ kein Zufall in den Sachen. Gott selbst ist Gluͤck und Stern: weiß alles wol zu machen; gewaͤhret und versagt; nim̃t/ wie er will/ und gibt. Das ist gerecht und gut/ was unsrem Gott beliebt. Das Das Andere Capitel. Das Andere Capitel. Was die Heyden/ und andere mehr/ das Glück und Unglück genennet. W Añ man von Gluͤck und Ungluͤck redet/ kan man es hier auff zweyer- ley weiß verstehen: Entweder es bedeutet den gluͤcklichen offt unversehenen und unverhofften Fort- gang eines Dings/ massen von Joseph stehet: Er war ein gluͤckseliger Mann in allem was er taͤht/ das ist: alles sein Tuhn war gesegnet. Gen. XX XIX. 2. 3. oder im Gegenteihl/ den ungluͤckseligen unversehens- und unverhofft-ge- haltenen Fortgang eines Dings/ darum man sich doch eiferig und stark bewirbt. So spricht man offt: Er ist ein ungluͤckseliger Mensch/ das ist: was er angreifft/ gehet widersinns. Oder es bedeutet die U rsach und den Brunnen/ so zu reden/ dessen unver- sehenen/ unverhofften glücklichen Fort- Das Andere Capitel. Fortgangs oder Nicht-Fortgangs/ Freud- oder Leidfalls; Wer nemlich sol- chen Segen/ oder Schaden gebe; oder/ von wem beydes herkomme? Also spricht man ins gemein: Das Gluͤck hat ihm so gewolt/ oder das Ungluͤck hat mir gewolt. Das ist: Etwas/ das wir das Glůck heissen/ hat ihm das Gut/ die Ehr/ Reichtum/ Heurat/ ꝛc. gegeben/ oder das widrige uͤble zugeschickt. Nun ist es wol wehrt/ und kan sich auch das Hertz nicht eher zu frieden geben/ als eben in der sattsamen Antwort: was dann das Gluͤck oder Unglück sey; oder deutlicher: wer/ und was den Segen/ und das Gedeyen in diesen oder jenen Dingen gebe; und wer und was das sey/ das unsern Fuͤrschlag hindere oder auffhalte/ den oder den Schaden und Traurfall zuschicke? Nun wir aber dißmal allein vom Gluͤck reden wollen: als ist foͤrderst zu behalten: daß hierinn/ sich/ unterschiedene Meynun- gen befunden haben. Etliche Das Andere Capitel. Etliche/ als die/ so genannte/ Epicurer/ die von keinem Gott wissen wollen/ haben es fuͤr ein ungefaͤhres Ding gehalten/ des- sen man keine gewisse und gruͤndliche U rsach geben koͤnne/ welchem nach es heis- set: Ohngefehr sind wir geboren/ und ohngefehr fahren wir wider dahin/ als waͤren wir nie gewest! solcher Ge- stalt/ verstehe/ widerfaͤhrt uns auch ohnge- fehr/ was uns gutes widerfaͤhrt. Sap. II. 2. Andere/ die noch befunden: daß die Welt/ und was in der Welt ist/ werde von etwas erhalten/ und also regirt: haben sich wider ein andere Einbildung gemacht deß Gluͤcks/ oder dessen/ von dem manchem Menschen so viel Gutes und Gewůnschtes herrůhre? Diese/ wie sie zwar gestunden/ daß etwas seyn muͤste/ das alles dieses al- so und also fuͤhrte/ und eben auch einen Gott genennet; So haben sie doch dem/ als dem Hoͤchsten/ noch viel andere Helfer/ als auch/ so genannte/ Goͤtter und Goͤttin- nen zugeordnet. Daher ist die Meng der Goͤtter bey den Heyden kommen/ deren ei- ner dieses/ ein anderer ein anders zuverwal- ten Das Ander Capitel. ten haͤtte/ als Jupiter, sagten sie/ sey der fuͤr- nehmste Gott uͤber alle Goͤtter/ der ein son- derlich Faß habe/ darinn er alle Guͤter auf- behalte/ Ehr/ Reichtum/ Gewalt/ Macht/ Kunst/ Gunst und dergleichen/ darauß er einem das/ dem andern ein anders; oder einem mehr/ einem weniger lange. Weil er aber alles nicht verwalten koͤnne oder wolle/ als hab er andere Goͤtter neben sich/ deren einer sich dieses unterfange/ ein anderer ei- nes andern/ als Mars sey der Gott des Kriegs/ Vulcanus sey der Gott des Feuers/ Neptunus der Gott des Meers und so fortan. Jtem es seyen noch neben diesen Goͤttern/ Goͤttiñen auch/ als Juno die Goͤt- tinn des Ehstands/ Venus die Goͤttinn der Lieb/ Diana die Goͤttinn der Jaͤgerey/ ꝛc. Unter diese gehoͤre auch die Goͤttinn deß Glücks/ Fortuna genannt/ die die mensch- liche Zufaͤll regire und verwalte/ und deme das/ jenem ein anders/ einem mehr als allen beyden auß dem Faß Jovis zuertheile. Die- ser zu Ehren haben die Roͤmer gar einen Tempel erbauet/ sie haben ihr die hoͤchste Geluͤbd getahn/ so sie solches oder solches ihr Werk und Vornehmen segnen wuͤrde. Und Das Andere Capitel. Und weil das menschliche Tuhn und Las- sen so groß/ so viel/ so mancherley/ so ansehn- lich/ so weitlaͤuffig; als haͤtte diese hohe und ansehnliche Verwaltung/ ihr/ Jupiter, als dessen Schwester sie waͤre/ verehret. Eben aber darum/ weil es ein Weibsbild sey/ sey es auch desto wankelmuͤtiger/ und verkehre sich ploͤtzlich und schnell/ nach ihrer Art wan- delbaren Sinn. Jetzt geb’ es einem einen Uberfluß: geschwind nehm’ es ihn wider weg; bald bringe es einen zu Ehren und Würden: bald in Verachtung und Spott; ja/ es verliebe sich manchmal blind und un- besonnen in einen/ deme es aus Lieb alles mitteihle/ Huld/ Ehr/ Reichtum/ Ansehen; bald hab die Lieb auch wider ein End/ und verkehre sich in Haß/ in Neid/ in Gift und Gall. Um eben deß willen haben sie es zum teihl blind gemacht/ und auf eine Kugel ge- setzt/ weil es seine Guͤter unbedachtsam aus- teihle/ und bald wider verwende. Das hiessen die meinsten das Gluͤck! Nun kan aber ein jeder leichtlich ermes- sen/ daß diese Beschreibung deß Gluͤcks/ einem verstaͤndigen Hertzen kein Vergnů- gen machen koͤnne. Jch will davon nicht B sagen: Das Andere Capitel. sagen: daß es laͤcherlich laute/ daß Goͤt- tinnen seyn sollen/ die solche Verwaltung auf sich haben; was sind aber uͤber diß/ das fuͤr Goͤttliche Wesen/ die man fuͤr blind halten soll/ fuͤr unbedachtsam/ fuͤr wankel- mütig? Viel eben aus den Heyden selbsten/ ha- ben sich mit der Beschreibung und Vor- bildung deß Gluͤcks nicht befriedigen lassen. Jener Roͤmische Poet Sat. X. v. 365. Juvenalis ver- lacht es oͤffentlich/ da er spricht. Nullum Numen abest, si sit prudentia: sed Te Nos facimus, Fortuna, Deam, cœloꝙ́ locamus! U nser eigne Einbildung/ sagt er/ setzt das Gluͤck als eine Goͤttinn ůber uns in Himmel! Andere/ wie weiland die Chaldeer/ und noch viel Astrologi, und derer Anhang/ haben deß gluͤcklichen Fortgangs oder un- gluͤcklichen Ruckgangs Ursach den Ster- nen zugeschrieben/ vermeinende: welcher in einem guten Zeichen und Planeten gebo- ren sey/ als zum Exempel im Jove, dem gehe es gluͤck- Das Andere Capitel. es gluͤcklich und nach Wunsch; welcher in einem widrigen Zeichen geboren/ als im Wider/ oder Stier/ widrig und ungluͤck- lich/ darum/ weil eben diese oder jene Stern/ das menschliche Hertz auch so oder so neig- ten/ zu der oder der Zeit/ da ihre Würkung am staͤrcksten und beysamm waͤren/ und Sinn/ Gedanken/ Muht/ alles dahin un- widerstreblich trieben/ wo der oder der gute Ausschlag und nutzliche Fall sich begeben werde. Auf welches zweifels frey die gemei- ne tentsche Rede gehet/ da man spricht: Jch hab zu dem oder jenem Men- schen/ zu dem oder dem Ding keinen Stern/ oder/ Jch hab den U nstern darzu! Jn welchen Wahn auch die Ju- den gerahten sind/ nach dem sie einmal den wahren GOtt verlassen/ und von einer Ab- goͤtterey in die andere fielen. Daher es aben kommen/ daß/ weil sie Gutes und Boͤses den Sternen zuschrieben/ die die Menschen da und dahin kraͤftiglich und unwidertreib- lich neigten/ eben mit einem solchen Nah- men der der Sternen Wuͤrkung bedeutet/ das Gluͤck benamfet und Madsal geheissen B ij haben, Das Andere Capitel. haben; auch ausdrucklich schreiben: daß einer weise/ einer reich sey und so fort/ hab er seinem Planeten zu danken. Ja hieher deuten viel die Klage deß Pro- pheten Esaiæ/ daß das juͤdische Volk den Herꝛn verlasse/ und richte dem Gad einen Tisch/ im LXV . 11. Gad/ das ist dem Gestirn/ das ihnen solches oder solches Gluͤck schenken koͤnne. Es lacht aber Ambros. Hexaem. L. IIII. c. 4. Ambrosius wol solcher kin- dischen Gedanken. Illud, spricht er/ quàm ineptum, ut, si quis signo arietis ortum esse se dicat, ex usu pecudis æstimetur præstantissimus consilio, quod in grege hujusmodi emineat pecus: aut locuple- tior, eò quòd vestitum habeat aries natu- ralem, \& quotannis lucrum capiat indu- menti, eoq́ue viro illi familiaria videan- tur quæstuum esse compendia, das ist: Jst das nicht eine Narꝛheit/ daß/ weil einer im Zeichen deß Widers gebo- ren/ daher entweder ein guter Raht- geber/ klug und verstaͤndig werden soll/ Das Andere Capitel. soll/ weil unter der Herd/ der Wider allen fuͤrgehe: oder reich werden/ weil den Wider die Natur selbst kleide/ und jaͤhrlich von seiner Wolle einen sonderbaren Nutzen gebe/ um weß- willen einer/ der in dem Zeichen gebo- ren sey/ allerley Vorteihle auch in der Nahrung finden wuͤrde. Dergleichen Wort fast auch der H. Basilius Basil. M. Hexaem. hom. VI . fuͤhrt/ die wir geliebter kuͤrtze wegen nicht beysetzen wollen; zugeschweigen/ daß viel der Heyden selbst/ den Sternen- und Sternsehern/ so ůber-viel nie zugeschrieben haben. Nur Herꝛn Lutheri Meynung davon soll noch angefuͤgt werden. Luth. Tom. IIII. Germ. Jen. p. 9. b. Uber das 1. Cap. deß I. Buchs Mosis schreibt er also: Daß Gott spricht: die Sterne sollen Zei- chen seyn/ da sind die Sternkicker und natuͤrlichen Meister hinauf in Himmel gefahren/ und haben das/ das er hie von Zeichen sagt auf ihre Lůgen gezogen/ daß sie sagen/ wer in B iij dem Das Andere Capitel. dem oder diesem Zeichen der Gestirne geboren wird/ der soll so oder also ge- schickt werden. Welcher unter der Sonnen geboren wird/ der muͤste ein Buler oder weiser Mann werden/ wer im Merkurio geboren wird/ der werde ein guter Handtierer wer- den und so fort an/ werd es ihme sonst oder so gehen. Andere/ sonderlich die gelehrteste Stoi- ker mehrenteihls/ haben das/ was wir das Gluͤck heissen Gottes Vorsorg/ Gottes Rahtschluß/ ja Gott selbsten genennet der unfehlbar alle Ding von Ewigkeit ge- sehen und geordnet habe/ daß es kuͤnfftig er- gehen solle/ jedoch nach eines jeden Dings Art und Weise/ die er jedwederm selbst mit- geteihlet hat. Welcher Meynung/ ob sie schon Heyden waren/ viel ehe zu dulten ist/ als vorhergehender Wahn/ und koͤmt in Wahrheit der rechten Christlichen Mey- nung weit naͤher/ um welches willen auch der gelehrte Vatter Augustinus lieber also reden wollen: Das hat GOtt getahn! als: Das Andere Capitel. als: Augustin. Tom. I. Retract. Lib. I. c. 1. Das hat das Gluͤck getahn! Es reuet mich/ schreibt er/ daß ich an- derswo das Woͤrtlein Gluͤck ge- braucht/ weil ich sehe daß die Leut die boͤse Gewohnheit haben/ und wo sie sagen solten: Gott hat das gewolt/ da- fuͤr sprichen: das Gluͤck hat es gewolt. Doch/ spricht er: Augustin. V. de Civit. Dei c. 1. Si quis virtutem \& potestatem Dei , nomine fati appellat, sententiem teneat, linguam corrigat, das ist: Wann jemand Gottes Gewalt und Regirung das Fatum nennen wolte/ so behalt er die Meynung/ las- se nur das Wort aus. Andere sind noch weiter gegangen/ und haben auch zum teihl die Art und Weise ge- ben wollen/ wie in solchen Gluͤcksfaͤllen Gottes Rahtschluß verfahre? So meynen sie aber: was ein jeder Mensch in der Welt fuͤr Gluͤck erlange/ es habe Namen wie es wolle/ im Heuraten/ in Ehren und Amts- stellen/ in Reichtum und so fort/ dazu sey er B iiij von Das Andere Capitel. von Gott von Ewigkeit prædesti nirt/ und damit ers in der Zeit erlange/ neige Gottes Finger sein Hertz/ zu der Zeit und keiner an- dern das oder das anzugreiffen; an dem Ort und keinem andern; bey diesen Per- sonen und keinen andern; durch solche Mit- tel und durch keine andere. Er neige sie aber also gewaltiglich und durchdringend/ daß sie anderst nicht koͤnnen und moͤgen/ als des- sen Trieb folgen/ wohin ers fuͤhre und nach seinem ledigen Wolgefallen zu fuͤhren be- schlossen hab. Welchem Wahn nach man recht spricht: daß der die/ und die den/ zum Exempel/ heuratet/ hat so seyn sollen und müssen/ und hat/ so viel an ihnen ist/ nicht anders seyn koͤnnen als so! daß der den Dienst bekoͤmt/ hat auch so seyn sollen und muͤssen/ und er haͤtte es auch nicht umgehen koͤn- nen/ daß er ihn nicht erlanget haͤtte. Dem sey die Grafschaft/ das Fuͤr- stentum so worden/ daß es ihm hat werden muͤssen/ weil ihn Gott gleich- sam dazu gezogen hab/ und so fort. Weiln Das Andere Capitel. Weiln aber alle oberzehlte Meynungen teihls Gottes Heiliges Ewiges Wesen gar verneinen/ teihls Gottslaͤsterlich sind/ teihls den Menschen seines freyen Willens berauben/ als sind sie unter Christen billich nicht zu leiden: weniger daß Christen selbst solche Gedanken hegen und verteidigen wolten. Sey derowegen zum Ur- teihl das folgende dritte Ca- pitel gesetzt. B v An- Das Andere Capitel. Andacht-Lied. ach der Weise deß sechsten salms/ M. Opitzens/ oder mbr. Lobwassers. 1. W Eg/ Heydinn/ blindes Gluͤcke! weg! deiner Tuͤck und Blicke der Gottheit lach’ ich nur. Du lebst allein in Schrifften/ die gerne Lügen stifften/ er Dichter Creatur! 2. Dein unbestaͤndigs Wesen st nur ein blosses lesen; ie Warheit lacht dich aus. er Wahn hat dich gebohren. s ist kein Ort erkohren or dich im Menschenhaus. 3. Jhr Silberweissen Sternen/ hr himmlischen Laternen/ ewohnet euer Zelt! ihr Das Andere Capitel. hr moͤget eure Zinken ls Augen/ lassen blinken nd winken in die Welt. 4. Das aber das sey ferne/ aß ich euch solt ihr Sterne/ ls Goͤtter/ beten an; aß ihr solt/ Doͤpfe werden/ arinn das Gluͤck der Erden sich selber kochen kan. 5. Der euch in Lufft gepflanzet/ en Himmel aufgeschanzet/ iß grosse Rund umdreht/ ott/ unser euer Kaͤiser erscht uͤber eure Haͤuser/ hm zu Gebot ihr steht. 6. Du Sternprintz/ Weltversuͤhner! ort war ein Stern dein Diener/ uͤhrt dir die Heyden zu on Mohr- und Morgengraͤnzen. aß mein Gestirne glaͤnzen/ ô Jesu/ das bist du. B vj 7. Du Das Andere Capitel. 7. Du sahest langst von fernen/ h waren Mond und Sternen/ as nuͤtz und selig mir! ch folge wie mich fuͤhret er/ der die Welt regiret. ein Gluͤck fliest nur von dir. 8. Wie du mich wilst begluͤcken/ as du mir wilst zufchicken/ as nimm ich alles gern. s kan von dir/ dem Frommen/ ir gar nichts boͤses kommen! ott ist mein Gluͤck und Stern. Erklaͤ- III. Deꝛ alles vorgesehen. Und also heist ergehen. Läst Böß u nd G u ts geschehen Das Andere Capitel. Erklaͤrung. Vidit ab æterno ventura; 2. manuq́ gu- bernat nunc prævisa, boniq́ arbiter atq́ mali. L Aßt die Heyden auf das Gluͤck/ auf den blind- erdichten Goͤtzen ihren eitlen Wohlstand setzen! Christen! laßt uns Christen seyn/ an die wahre Gottheit glauben/ sie nit ihrer Ehr berauben! Was geschehen/ was geschiht/ und was kuͤnfftig wird geschehen/ hat Gott alles vorgesehen. Der gemacht deß Menschen Aug/ dessen Hand schuff alle Sachen. der noch immer pflegt zu wachen/ Gott/ der in die Hertzen siht/ der Gedanken Sprach verstehet/ der die Sternen bogen drehet/ der Allgegenwaͤrtig ist: solt ihm etwas seyn ver- borgen/ was noch soll geschehen morgen? Menschen/ mit Verstand begabt/ pflegen weit hinaus zu sehen/ merken/ was noch wird geschehen: Sinnen/ die da wohl und fein eines aus dem an- dern schliessen/ koͤnnen diß/ was künfftig wissen: Und Gott solt/ von dem allein koͤmmet/ als aus ei- nem Brunnen/ Weißheit und Verstand geronnen/ B vij Gott Das Andere Capitel. Gott solt etwas wissen nicht? Nein! im Hauß der Ewigkeiten sind beschrieben alle Zeiten. Zu was Nutzen und Gebrauch kommen sollen sei- ne Sachen/ weiß ein Meister in dem Machen: Und der Schoͤpfer aller Ding’ ach wie solte der nit wissen worzu jedes soll erspriessen? Das waͤr ja ein tummes Tuhn/ gar nach keinem Zwecke zielen/ in die Luft mit Pfeilen spielen. Gott ist weiß: hat auch die Macht/ was er weiß und will/ zu enden: Alles steht in seinen Haͤnden. Er regiret mit der Hand/ was sein Aug zuvor ge- sehen: was Er setzt/ das muß bestehen. Gutes/ weiß der gute Gott goͤttlich in das Werk zu richten/ wider aller Menschen dichten. Boͤses/ das oft nur so scheint/ kan er noch zum Baͤ- sten lenken/ steuren allen Hoͤllen-raͤnken. Laß dir Mensch/ in Wohl und Weh/ Gottes wei- sen Raht gefallen: so wirst du ohn Anstoß wallen. Seiner Allmacht troͤste dich/ wann du ligst in Ohn- macht nieder: Sie kan dir aufhelffen wieder. Das Das Dritte Capitel. Das Dritte Capitel. Was die Christen das Gluͤck und Ungluͤck heissen? M Jt einem Wort/ weil sie gruͤnd- licher von Gottes Wesen/ Wil- len/ Werken/ aus dem Mund Gottes selbsten unterꝛichtet sind/ als wissen sie auch gewisser/ daß er nach seinem allwei- sen Wolgefallen/ Raht und Willen/ mit dem menschlichẽ Geschlecht vorab/ also um- gehe/ eines jeden Tuhn und Lassen/ eines je- den Anschlaͤg’ und Gedanken fuͤhre/ mittle/ halte/ wider zulasse/ mit zeitlichen jrꝛdischen Dingen also umzugehen/ zu erlangen/ und nicht zu erlangen/ zu erhalten oder zu verlie- ren/ ehe oder spahter zu erwerben/ oder nicht zu erwerben/ wie er von Ewigkeit gesehen/ daß es zu seines heiligen Namens Ehr/ und zu eines jeden zeitlichem und ewigem Baͤsten/ am baͤsten seyn kan. Demnach/ wann man ja manchen Men- schen in jrꝛdischen Dingen glückseelig heisset/ oder spricht: Das Gluͤck hab’ ihn Das Dritte Capitel. ihn so erhoben/ so reich/ so ansehnlich/ so maͤchtig gemacht/ hat es nicht die Meynung: Plumper/ allerdings zufaͤlliger Weiß/ ohne einiges hoͤhers oder nidrigers Wesens Wissen/ oder Verstand/ waͤre ihm das oder jenes zugestanden/ fuͤr diesem oder jenem/ der es eben so und noch wol baͤsser wehrt waͤre: sondern das ist der Christliche Jnnhalt: Gott/ als ein freyes Wesen/ der uͤber alles lediglich Herꝛ ist und bleibt/ habe nach seinem weisen Raht und Gefallen/ es/ entweder also geschehen lassen/ wie es ihm dieser oder jener Mensch fuͤrgenommen hat/ und zum teihl seine Zucht oder Unterwei- sung von Kindheit an oder seine Leibs- und Gemuͤts-Beschaffenheit/ und so genante Complexion mit sich gebracht/ oder wohin seine Gesellschafft ihn gezogen hat; Oder a- ber/ der grosse und ungebundene Gott habe nach seinem allein weisen Raht und ledigli- chem Belieben/ mancher Menschen Her- tzen den oder jenen Gedanken eingegeben/ zu der und keiner andern Zeit das oder das vorzunehmen/ bey denen und keinen andern Personen/ an diesem und keinem andern Ort/ auf solche und keine andere Weise; Auch Das Dritte Capitel. Auch von Ewigkeit anderst nicht beschlos- sen/ als bey diesen Gedanken/ und bey der action, die der Mensch grad in der Stund/ grad in dem Minut/ grad an dem Ort/ ꝛc. vornehmen werde/ zu seyn/ und bey keiner andern dieses sein Vornehmen zu foͤrdern und gedeyen zu lassen/ und so fort/ daß das oder das jrꝛdische Gut unversehens darauf gefolget/ die Ehr/ die Gewalt/ der Reich- tum dem oder dem unwissend worden/ und jenem/ der es so eyferig gesucht/ und wol ge- meynt er hab es schon/ wider verhoffen nit gegeben; den erhalten/ jenen nicht erhalten lassen; den eher/ den spahter darzu kommen lassen/ und dergleichen. Man muß aber recht verstehen/ was da heisse? Unversehens oder Unwissend/ sey dem oder dem/ das oder das worden/ auch wol wider/ und ohne sein Begehren. Nicht aber hat es die Meynung: als wann es allerdings/ durchaus/ ohne ansehen jcht- was wie es Namen haben moͤge und solle/ bloͤtzlich/ unvorgesehener/ zufaͤlliger Weiß geschehe: sondern wider wissen und ver- sehen/ manches Menschen/ oder wider sein eignes Verhoffen/ Einbildung/ Warten/ geschehe Das Dritte Capitel. geschehe es/ daß er entweder die Ehr/ oder den Dienst/ oder dieses Ansehen/ ꝛc. erlange; oder/ daß ers durch solche oder solche Mittel erlange/ zu solcher oder solcher Zeit/ von de- nen oder denen Personen/ an dem oder dem Ort und dergleich en. Obs aber gleich schon wider sein/ deß Menschen/ eignes Wissen/ Willen/ Gedanken/ Ausrechnen/ Hoff- nung geschiht: so darf man darum nicht gedenken/ daß es gar auch ohne Gottes vor- wissen/ Willen/ oder Zulassung geschehe. Nein! Gar artig laͤßt es sich mit dem Exem- pel Mardochœi verstehen. Der Koͤnig Ahasverus wolte ihm Ehr und Guts tuhn/ um der Liebe willen/ die er/ Mardochœus/ gegen Esth. II. 22. 23. ihm/ als seinem Herꝛn getragen hatte. Hatte demnach/ unwissend Haman und Mardochœo/ beschlossen/ den/ von je- nem ehren zu lassen; zu welchem End er Haman fragte: Was soll man dem Mann tuhn/ den der Koͤnig gern eh- ren wolte? Esth. VI. 6. Da nun Ha- man ihm unfehlbar die Rechnung machte: Er würde der seyn und also antwortete: v. VIII. Das Dritte Capitel. v. VIII. Den Mann/ den der Koͤnig gern wolt’ ehren/ soll man herbrin- gen/ daß man ihm Koͤnigliche Kleider anziehe/ die der Koͤnig pfleget zu tra- gen/ und das Roß da der Koͤnig aufreitet/ und daß man die Koͤnigliche Kron auf sein Haubt setze: v. IX. Und man soll solch Kleid und Roß ge- ben in die Hand eines Fuͤrsten deß Koͤniges/ daß derselbe den Mann an- ziehe/ den der Koͤnig gern ehren wolt’/ und fuͤhre ihn auf dem Roß in der Statt Gassen/ und lasse ruffen fuͤr ihm her: So wird man tuhn dem Mann den der Koͤnig gern ehren wolt! Da Haman/ sprich ich/ allerdings meynte: er waͤre es/ bekomt er den Befehl: v, X Eile und nimm das Kleid/ und Roß/ wie du gesagt hast/ und tuh al- so mit Mardochai dem Juden/ der fuͤr dem Tohr deß Koͤniges sitzt/ und laß nichts fehlen an allem das du ge- redt hast. Bey diesem Exempel koͤnte man Das Dritte Capitel. man mit Waarheit sagen: Ungefehr/ unwissend/ ohne Mardochai Willen und Begehren/ waͤre ihm die Ehr und Gnad zugestossen: aber gleich- wol ohne ihres Herꝛn/ deß Koͤniges Wissen/ ohne ihres Herꝛn Willen nicht. Jhm ist es nicht ohngefehr/ der es schon bey sich gesehen/ daß Mardochai zu der Zeit für dem Tohr sitzen werde/ und be- schlossen/ daß dieser/ Haman/ jenem be- gegnen/ und die Koͤnigliche Gnade ablegen solte. Also auf gegenwaͤrtiges zu applicirn/ ist der Herꝛ/ der Gott und Vatter im Him- mel/ der unzaͤhliche Knecht hat/ einen da/ den andern dorthin sendet/ einen dem andern begegnen laͤßt mit der Ehr/ mit dem Amt/ mit dem Ansehen/ Reichtum/ Ge- winn/ ꝛc. Welches alles/ eines Teihls recht ohngefehr/ unverhofft/ ohne Begehren ge- schihet: Betrachtend aber Gottes Ord- nung/ Willen/ Wissen/ geschiht es ja nicht ohngefehr/ unverhofft/ unbegehrt: sondern wissentlich/ vorsetzlich/ mit allem Willen/ mit allem Gefallen/ der mit den Seinigen als Das Dritte Capitel. als ein Herꝛ Macht hat zu tuhn/ zu schal- ten zu walten wie er will. Uber diß ist wol zu merken/ daß wir sa- gten: Es geschehe nicht ohne Gottes Willen/ Geheiß/ oder auch ohne Got- tes permission und Zulassung. Dañ ohn ist es nicht/ manchmal gibt Gott ab- sonderlich und vorsetzlicher Weise/ einem Menschen jrꝛdische zeitliche Guͤter/ den er von Ewigkeit wol gesehen und gewußt/ daß er ein luͤderlicher leichtfertiger Mensch werden werde; manchmal aber laͤßt ers nur zu/ daß der oder der luͤderliche leichtfertige Mensch/ der Hurer/ Ehbrecher/ Moͤrder/ ungeschickte grobe Troll mit Suͤnden ei- nen Reichtum samlet/ mit Unrecht die Ge- walt erlangt/ mit Frevel die Macht zu sich reisset/ tyrannisiret nach seinem Lust/ daß eben Gott nicht allezeit ein Gefallen daran hat: aber doch geschiht auch das nicht al- lerdings ohngefehr/ eben darum/ weil es Gott vorher von Ewigkeit gesehen/ und zu- zulassen von Ewigkeit auch beschlossen hat. Welchem nach auch jenes baͤsser wird zu verstehen seyn/ was dem Ansehen nach hart lauten Das Dritte Capitel. lauten will/ da wir sagten: GOtt gebe manchem Menschen/ manchmal/ nach seinem lediglichen Belieben/ diesen oder jenen Gedanken ein/ zu der Zeit/ Ort/ Personen und keinen andern/ das oder das vorzunehmen/ woraus der erwuͤnschte Außgang folge/ denjemand gesuchet habe. Jtem: Gott habe es auch von Ewigkeit an- derst nicht beschlossen/ als bey diesen Gedanken zu seyn und keinen andern/ und selbigen eben in der Stund und Minut und keiner andern/ an diesem Ort und keinem andern/ bey diesen Personen und keinen andern also ge- segnet anschlagen lassen. Dann es moͤchte jemand also schliessen: Wann Gott bey keinen andern Gedanken beschlossen hat/ dem oder dem/ seinen Wil- len zu erfuͤllen/ als bey diesen oder jenen Ge- danken/ den er zu der Zeit/ an dem Ort/ bey denen Personen und keinen andern heraus laͤßt; Und gebe doch Gott selbst den und kei- nen andern Gedanken ein: so muͤsse ja dem Das Dritte Capitel. dem oder jenem Menschen das oder das werden unfehlbar. Unausbleiblich muͤsse ihm der Reichtum kommen/ die Ehr/ der Dienst/ die Heurat/ das Amt/ die Regi- rung/ das Ansehen. Und sage man ja noch einmal recht: Es ist sein Fatum so ge- weßt! So hab es sich schicken můs- sen und nicht anders! So man es aber dahin kommen lassen will/ so werden wir ja so wol als andere/ dem Menschen seinen freyen Willen nehmen in allen solchen Faͤl- len/ und einen Sclaven und Gefangenen aus ihm machen. Den harten Gedanken weg zu raͤumen/ muß man zu baͤssererm Verstand alles des- sen/ was bey unsern gluͤcklichen actio nen vorlauft/ etliche Stücke recht verstehen und wol behalten. Einmal aber ist gewiß/ daß Gott/ wie alle Ding: also auch deß Menschen Sinn und Gedanken/ die er jemals machen kan und wird/ zuvor weiß und sihet. So spricht David: Der Herꝛ verstehet aller Ge- danken Dichten I. Chron. XXIX. 9. Der HErꝛ weiß die Gedanken der Men- Das Dritte Capitel. Menschen Ps. XCIV. 11. Jm CXXXVI. sagt er: Herꝛ du erforschest mich und kennest. Du verstehest meine Gedan- ken von ferne/ ꝛc. U nd weil bey Gott keine Veraͤnderung ist Jac. I. 17. und er bleibet wie er ist/ Psal. CII. 29. So muß er solches/ aller Menschen Gedanken Wissen/ haben von Ewigkeit her. Was nun ein jeder Mensch bey sich beschliessen werde zu der oder der Zeit/ an dem oder dem Ort/ bey diesen oder diesen Personen ein- mal zu handeln/ zu tuhn oder zu lassen/ das alles ist fuͤr Gottes Augen blos und entdeckt/ Ebr. IV. 13. da er noch in Mutterleib ist/ Ps. CXXXIX. 13. Fůrs Ander ist auch das gewiß/ daß Gott als ein freyes Wesen/ neben dem/ daß er einen Menschen seine eigne Gedanken anschlagen laͤßt/ auch oft absonderlicher Weise entweder unserm menschlichen Her- tzen diese oder jene Gedanken unverhoft ein- gibt/ und wie die Schrifft redet/ neiget wohin er will/ weil sie in seiner Hand sind/ wie die Wasserbaͤche/ Prov. XXI. 1. oder Das Dritte Capitel. oder aber/ so sie anderswohin wolten daher wendet und lenket Psal. XXIII. 10. 13. auch vielfaltig ein sonderbares zeitliches Gluͤck dardurch zu erhalten/ welch erley es auch sey. Nur das Exempel Jacobs wol- len wir anfuͤhren. Weil ihn Gottes Guͤte reich machen wolte/ damals aber der Reich- tum am Viehe geschaͤzet wurde/ er aber/ Jacob/ bey seinem harten Schweher nicht uͤberfluͤssig erarnen kunte/ gab ihm Gott den Sinn ein/ daß er mit Laban also uͤberein- kommen solte/ und aussondern alle bunte und fleckte Schaafe und alle schwar- ze Schaafe unter den Laͤmmern/ und die bunte und fleckte Ziegen/ mit dem Beding/ daß/ was bunt und flecket fallen wuͤrde sein Lohn seyn solle/ wordurch seines Schwehers gan- tzer Reichtum ihme/ Jacob/ gegeben wer- den solte/ Genes. XXX. 31. ‒ 41. XXXI. 5. 9. 12. Weil wir dann fůrs Dritte in der Taht sehen und erfahren/ daß Gott bey diesen und keinen andern Gedanken/ den der Mensch zu der und keiner andern Zeit/ an dem und C keinem Das Dritte Capitel. keinem andern Ort/ bey diesen und keinen andern Personen/ auf Gottes eingeben zu zu Werk setzet/ das und jenes was er suchet/ erheben laͤßt/ so muß eines aus diesen zweyen folgen: Entweder es hat Gott solchen und keinen andern Gedanken/ zu der Zeit und keiner andern/ mit solchen Umstaͤnden und keinen andern/ zu foͤrdern sich entschlossen von Ewigkeit/ oder er hat den Schluß erst gefaßt inzwischen der Zeit. Das lezere kan ja nicht gesagt werden/ sonst wuͤrde Gottes unwandelbares Wesen nimmer unwan- delbar seyn/ und er nicht bleiben wie er ist/ Psal. CII. 29. Weil er nach der Zeit an- derst wuͤrde/ als er vor derselben gewesen ist. Muß demnach das erste bleiben/ daß Gott den/ und keinen andern Gedanken/ zu der/ und keiner andern Zeit/ an diesem und kei- nem andern Ort/ ꝛc. Zu segnen und den Zweck erhaben zu lassen von ewiger Ewig- keit beschlossen habe/ ehe der Mensch noch in Mutterleib empfangen/ ehe er geboren worden/ ehe er das oder das Werk noch einmal angegriffen habe. Wie aber fůrs Vierte/ ob schon/ zum Exempel/ ein guter und verstaͤndiger Freund Das Dritte Capitel. Freund dem andern die beste Mittel weiset und an die Hand gibt ein Ding anzugreif- fen/ so gar/ daß es auf keine andere Weise und Wege sich tuhn lassen will als auf die- se einige/ und der gute Freund auch anderst nicht darzu helfen will als auf diese einige/ die er weiß/ daß das Werk haben kan und wird: dardurch dannoch dem andern sei- nen freyen Willen nicht nimt/ und so jener folget/ sich nit sagen laͤßt: Es hat schlech- ter Ding so seyn müssen und haͤtte anderst nit seyn koͤnnen. Nein! Dann es haͤtte es ja der ander so wol bleiben und das ganze Werck koͤnnen verligen lassen/ als wol er sichs fuͤrgenommen hat zu erhe- ben: So viel weniger folgt es/ daß/ da Gott den Gedanken/ gleich wie einem gu- ten Raht/ zu der Zeit/ Ort/ bey denen Per- sonen und nirgend anderst eingibt/ der Mensch/ der denselben nachkomme/ seine Freyheit verliere; weil es dannoch in deß Menschen Willkuhr stehet/ solchem einge- gebenen Gedancken zu folgen und nicht zu folgen. Und ob man gleich wider spraͤche: GOtt hab aber beschlossen bey dem C ij und Das Dritte Capitel. und keinem andern Gedanken zu seyn/ an diesem und keinem andern Ort/ Zeit/ Personen: so mnß man doch wider wissen/ daß Gott darum nicht anderst beschlossen habe/ weil er von Ewigkeit gese- hen/ daß der oder der Mensch also machen/ und diesen seinen eingegebenen Gedanken/ nach seiner Freyheit/ so/ und nicht anderst brauchen werde/ ob ers schon/ wann er le- diglich wolte/ anderst brauchen koͤnte. Um welches willen es sich viel weniger sagen laͤßt: Das Amt/ der Dienst/ die Herꝛ- schaft/ die Heurat/ ꝛc. habe dem oder dem fataliter das ist unumgaͤnglich und blosser Dinge werden muͤssen/ und haͤtte er auch keine freye Gewalt mehr gehabt den Gedanken dazu auszuschlagen und das darauf erfolgte Gluͤck zu ver- meiden. So wisse man absonderlich fürs Fünff- te/ daß viel ein anders sey/ wann man spricht: Das oder das Glück hat dem Menschen unfehlbar und unaus- bleiblich kommen muͤssen: Viel ein an- ders; Das Dritte Capitel. ders: Es hat ihm also kommen muͤs- sen/ daß ers anderst nicht haͤtte ma- chen koͤnnen blosser schlechter Dinge/ als daß ihm zukommen ist. Dieses Lezere folget aus jenem noch nicht/ und ist kein richtiger Schluß/ so man sagen wol- te: Weil/ was Gott beschlossen hat einmal zu tuhn/ unfehlbar und unausbleiblich kom- men muß/ so muß das/ was da kommet/ so nohtwendig kommen/ daß es auf keiner- ley Weise und Wege hinterbleiben koͤnne/ es moͤge auch Namen haben wie es wolle. Nein! Mit einem Exempel kan man es zum teihl weisen. Recht und wahr sagt man: Dem oder dem Menschen/ der taͤglich im Luder lebt/ muß unfehlbar und unausbleiblich eine Schwind- oder Wassersucht kommen; und wird doch das keines sagen: Der oder der Mensch der im Luder lebt/ hat die Schwind- oder Wassersucht bekommen/ und er haͤtte es auch gemacht wie er gewolt/ so haͤtte er die Kranckheiten doch ha- ben muͤssen. Nein! wann er sein Fressen C iij und Das Dritte Capitel. und Sauffen gelassen haͤtte/ wie er es wol haͤtte lassen koͤnnen/ waͤre er auch der oder der Kranckheit entgangen. Also auch am gegenwaͤrtigen Ort. Es ist wahr: Das oder das Gluͤck/ das einer durch den von GOtt eingegebenen heilsamen Gedanken/ an diesem Ort/ in dieser Stund/ bey diesen Personen und kei- nen andern bekommen hat/ hat ihm muͤssen unfehlbar und unausbleiblich kommen: Warum? Weil Gott unfehl- bar gesehen und gewußt/ daß der Mensch diesem/ von ihm/ eingegebenen Gedanken/ und der Goͤttlichen Anweiß/ daraus das oder das Gluͤck gewiß folgen wurde/ fleissig und willig nachkommen werde. Weil aber eben der Mensch dem Goͤttlichen Zeiger/ dem er folgt/ auch nicht folgen koͤnte; Dann er von Gott nicht darzu gezwungen wird/ und seine einmal angeborne Freyheit deß Willens ewiglich behaͤlt/ so laͤßt es sich nit sagen: Weil es ihm/ nach dem Schluß Gottes/ unfehlbar so und so gluͤcklich hat er- geheu müssen/ haͤtte es ihm auch aller- dings nohtwendig also ergehen můssen/ und Das Dritte Capitel. und haͤtte er in sich die Krafft nicht gehabt solchen Trieb und Anweisung Gottes/ und das darauf erfolgte Gluͤck zu verschlagen. Zwischen unserer nun und obgedachter Meynung ist das der ewige Unterschied/ daß jene darfuͤr halten: Gott neige die Hertzen der Menschen zu diesem und jenem Gluͤcksfall also steiff und faͤst/ daß sie sol- chem Trieb unumgaͤnglich folgen muͤssen/ und die jnnerliche Gewalt bey sich nicht ha- ben solchen auszuschlagen/ und das darauf gefolgte Gluͤck zu verlassen/ weil ihnen GOtt solches und solches bescheiden habe/ daß sie es haben muͤssen und nicht von sich stossen koͤnnen/ auch nicht einen Gedanken fassen moͤgen selbiges nicht anzunehmen; Welcher Gestalt dann dem Menschen sein freyer Will entzogen werden muß/ und sich nicht anderst gehaben als ein gebundener gefangener Mann/ der da/ und nirgend anderst hin kan/ dort und nirgend anderst hinaus; welches dann an sich/ in Wahrheit/ eine toͤhrichte Meynung ist. Unsere aber ist diese/ daß/ uneracht Gottes Guͤte manch- mal wol diesem oder jenem Menschen sol- chen oder solchen heilsamen Gedanken ein- C iiij gebe/ Das Dritte Capitel. gebe/ und sein Hertz jnnerlich zwar neige zu der Zeit das oder das zu tuhn/ an dem Ort/ bey der Person und nirgend anderst; ja auch von Ewigkeit beschlossen/ bey diesen und keinen andern Gedanken/ Ort/ Zeit/ Stund/ das Gluͤck erheben zu lassen; er dan- noch dabey dem Menschen seinen freyen Willen nit nehme: sondern wie ein treuer Rahtgeber den baͤssern Weg fuͤrlege und darweise; Und weil er von Ewigkeit gese- hen/ daß der oder der Mensch diesem Raht gehorsamlich folgen wolle und werde/ da er die Macht wol hatte selbigem nicht zu fol- gen/ hab er auch damals beschlossen/ bey die- ser Folg den und den erwuͤnschten Aus- gang mitzuteihlen. Auf welchen Schlag das Lateinische Wort hier gelten moͤchte/ da man spricht: Suæ quisq́ue fortunæ faber est, verstehe/ weil er seines Gottes vaͤtterlichem wolmeinenden Raht zu sei- nem eignen Aufnahm hat gebuͤhrlich nach- kommen wollen. Und eben in solchem Verstand ist nicht uͤbel geredt/ daß eine Stund gluͤckseeliger sey als die an- dere/ weil Gott gesehen daß in dieser und dieser Das Dritte Capitel. dieser Stund/ der Mensch seinem heiligen Anweiß und Trieb willig und vorsetzlich nachkommen werde/ der ihn zu dem und je- nem Segen nach seiner grossen Barm- hertzigkeit hinfuͤhren wolle. Diesem nach sind die zwey Stuck or- dentlich zu erweisen. I. Daß das/ was die Christẽ das Gluͤck heissen/ Gottes allwei- ses Wolgefallen/ und heilige Ordnung; oder Vorsetzlicher Zulaß sey/ daß einem Menschen in jrꝛdischen zeitlichen Dingen so oder nit so ergehe. II. Warum Gott das tuhe/ und dem diesen/ zum Exempel/ vorziehe/ jenen nachgehen lasse/ ob schon die- ser/ unserm Urteihl nach/ entweder gleich wuͤrdig/ oder noch wuͤrdiger waͤre? Erst- lich wollen wir es mit Gezeugniß der Schrifft lehren: Hernach aber mit Exempeln in geist- und weltlichen Hi- storien. C v An- Das Dritte Capitel. Andacht-Lied. Von GOttes Weißheit und Allmacht. Nach der Singweise: Ach wie nichtig/ ach wie flüchtig/ ꝛc. 1. A Ch wie nichtig/ und untuͤchtig ist der Menschen Denken! Unsre Sinnen sich nit koͤnnen nach dem Guten lenken. Blind sind wir/ uns vorzusehen; der Verstand nit kan verstehen/ welchen Weg er muͤsse gehen. 2. Ob wir sehen und verstehen/ was uns nuͤtzen koͤnde: Unvermoͤgen steht entgegen/ faͤsselt uns die Haͤnde. Nichts kan unser Machen machen; Fleiß/ und Schweiß/ und Sorg und Wachen trifft gar nicht das Ziel der Sachen. 3. Schoͤpfer/ Das Dritte Capitel. 3. Schoͤpfer/ hoͤre! ich verehre dein allweises Wissen. Deine Augen baͤsser taugen/ Heil auf mich zu giessen. Wollest meine Blindheit leiten; laß dein Auge mich begleiten/ mir die rechte Bahn bedeuten. 4. Deine Kraͤffte dem Geschaͤffte koͤnnen geben Ende. Laß mich Schwachen staͤrcker machẽ deine Allmacht-Haͤnde. Raht und Taht bey dir ich finde. hilff und rahte deinem Kinde/ daß in Ohnmacht wirfft die Suͤnde. 5. Meine Witze/ was mir nuͤtze/ gar nit kan erꝛahten Ob ich’s treffe/ mich mit aͤffe: es sind deine Tahten. Oft hat wider alles Hoffen/ weil mir deine Gnad stund offen/ eine Wolfahrt mich betroffen. 6. Dein Das Dritte Capitel. 6. Dein Geschicke ist mein Gluͤcke: Dir ich meine Sachen nur befehle/ mich nit quaͤle: Du du wirst’s wol machen. Deiner Weißheit will ich trauen/ und auff deine Allmacht bauen: Also werd ich wunder schauen. 7. Gib/ versage; troͤste/ plage: wie/ wann/ wo/ nach Willen! Dein Gemüte voller Guͤte soll mein Hertz abstillen. Wollst nur alles dir zu Ehren/ meine Seeligkeit zu mehren/ zu deß Naͤchsten Aufnahm/ kehren. Erklaͤ- IV. Die Zeitlich hab. Jst Bottes gab. Von oben ab. Das Vierte Capitel. Erklaͤrung. Omnia quæ modò cunq́ cupis 2. sunt munera Mentis Æternæ: 3. quantum fas dare, lance dabit. D Er Geist war noch zu wach/ er wolt nit schlaf- fen lassen den abgemüdten Leib/ als ich zu Bette lag. Viel Dings spazirte mir durch der Gedanken Strassen. das Denken war mein Tuhn biß an den liechten Tag. Jch triebe mit mir selbst Gespraͤche von den Leuten/ wie dieser und wie der nach dem und jenem strebt. Ein jeder will das Glück/ nach seinem Willen leiten; sein Sinn/ gleich wie ein Schiff/ auf Sorgen- wellen schwebt. Der kratzet/ scharꝛt und spaart/ arbeitet daß er schwitzet: Mit diesen Pfeilen er nach Gold und Reich- tum zielt. Dort einen andren hat der Ehrendurst erhitzet: der anderst nicht als nur mit Hoheit/ wird ge- kuͤhlt. C vij Der Das Vierte Capitel. Der dritte brennt von Lieb: die Schoͤnheit ihn entzuͤndet; sein Hertze Kuͤhlung sucht/ er bittet/ klagt und fleht. Deß Vierten Kunstbegier ihn an die Bücher bindet: zu ernden Wissenschafft viel Fleiß wird aus- geseet. Nicht mit der Feder nur/ man ringt auch mit dem Degen nach einem Ehrenkrantz und nach dem Sie- geslohn. Ein ander straͤubet sich/ und strebt dem Tod ent- gegen/ wolt gerne leben lang uñ langsam ziehn davon. So vieles und noch mehr ist Vieler ihr Verlangẽ. Doch sindet unter Zehn kaum einer/ was er sucht: er laufft und schnaufft/ kan doch zum Ziele nicht gelangen; oft stirbet in der Bluͤt die langgesuchte Frucht. Der Croͤsus werden wolt/ muß armer Jrus bleibẽ. deß Andren Ehrendurst verdorꝛet in dem Staub. Der Dritte/ ungeliebt muß traurigs Lieben treibẽ. Der Künstler nicht erlangt verlangtes Lor- beerlaub. Der Kriegsheld sucht den Sieg durch Mann- heit zu erwerben/ muß aber selbst vom Feind sich uͤberwunden sehn. Der Das Vierte Capitel. Der langes Leben wuͤnscht/ muß vor dem Alter sterben. Was der und der verlangt/ pflegt selten zu- geschehen. Als ich so lag und dacht’/ entschlieff ich nach Ver- langen: Mein Denken doch mit mir nit eingeschlaffen war. Jch sahe Himmel-ab aus einer Wolke hangen (im Traume stellte sich mir diß Gesichte dar) ich sahe eine Wag/ die alle Glückes-Haabe/ Kunst/ Hoheit/ Ehr und Geld/ in einer Schale trug; das Zuͤnglein sich verglich mit einem Zepterstabe: ein Aug stund unten an/ erwoge/ was er wug: Zur Rechten/ ein Gewicht lag in der andren Schalen/ auf welcher: Gottes Will: diß Wort ge- schrieben stund. Jn dem warf in mein Bett’ Aurora ihre Strahlẽ: Nacht/ Schlaff/ und Traumgesicht zugleich vor mir verschwund. Mich lehrte dieser Traum/ daß Alles man em- pfange Von Gott/ wie/ wann er will/ der alles lenkt und siht. Die kurtzen Federn ich verließ/ ergriff die Lange: die mir das/ was ich dacht/ bracht in ein An- dachtlied. Sihe zu End deß Capitels. Das Das Vierte Capitel. Das Vierte Capitel. Haͤlt in sich Gezeugniß der heiligen Schrifft. W Ar deutlich aber redet hiervon Salomon in seinem Prediger im IX. 11. Zur selben Zeit waren auch solche Gedanken und Re- den etlicher/ die ihnen das nicht einbilden kunten/ wie es zugehen muͤsse/ daß der/ der gegen jenem gerechnet keinen Laͤuffer gebe/ und unserm Urteihl/ Sinnen/ Wetten nach/ von jenem zehenmal überlauffen wer- de/ doch im End ihn noch uͤberlauffe; daß der/ der unsern Gedanken nach ein Held sey/ und diesen mit Haut und Haar fresse/ dannoch von dem ohnmaͤchtigen geschla- gen werde; daß der/ der so geschickt so kunst- reich sey/ so genau und sparsam lebe/ doch mit Muͤh und kuͤmmerlich sich hinbringen koͤnne: Da hingegen ein anderer plumper ungeschickter Mensch/ der wol oft weder le- sen/ noch schreiben/ noch rechnen koͤnne/ ein reichlichs Haußhalten erlange; daß der/ der so klug/ verschlagen/ listig ist/ sich kaum der Armut Das Vierte Capitel. Armut erwehren kan: da hingegen ein bloͤ- der/ und/ so zu reden/ dem Ansehen nach/ ein Toͤlpel/ ein grosses Gut hinterlasse. Zuletzt/ daß mancher Mensch keine Art und Anmut in einem Ding habe/ keinen Respect und Ansehen/ der doch in Grund dasselbe ver- steht: da hingegen ein anderer/ nur halb/ oder das dritteihl so gelehrt/ so kuͤnstlich/ so gefaßt sey/ und doch uͤberal in seinen Tah- ten/ Reden/ Rahten/ eine gratiam habe/ weit mehr als jener/ der deß Dings in Wahrheit ein Meister ist. Wie das zugehe/ weil es ihnen viel nicht einbilden kunten/ weiset Salomon den Grund mit solchen Worten: Jch wandte mich/ spricht er/ und sahe/ das ist: Jch dachte mit Fleiß und Ernst nach/ wie es unter der Son- nen/ dem Ansehen nach wider alle Recht und Billigkeit gehe/ und was es fuͤr eine Beschaffenheit habe in der Welt/ mit sol- chen widersinnischen Faͤllen/ daß zum lauffen nicht hilft schnell seyn/ da es ja an den Fuͤssen und leichtem Schwingen ligt; zum Streit nicht hilft stark seyn/ da doch eine schwere Faust gewaltig drein schmeis- Das Vierte Capitel. schmeisset; zur Nahrung nicht hilft ge- schickt seyn/ da doch ein Geschickter aller- ley Fůndlein erdenken kan; Zum Reich- tum nicht hilft klug seyn/ da doch ein Kluger lang vorher/ und weit hinaus sehen kan/ wann ein Aufschlag oder Abschlag ei- nes Dings werden moͤchte; daß einer an- genehm sey/ nicht hilft/ daß er ein Ding wol koͤnne/ da doch grosse Herꝛn wolgemachte Arbeit und Fleiß so emsig su- chen/ so theuer bezahlen. Nach allem mei- nem Denken aber fand ich/ daß alles lige an der Zeit und Gluͤck; als welches sein eignes gewisses Stůndlein hat und haͤlt; ja so zu reden seine Minut. Das Gluͤck aber ist/ was er im Eingang dieses Capitels Predig IX. 1. nennet Gottes Hand/ da- rinnen nemlich alle Werk der Menschen stehen/ und die einem jeden zuteihlt/ oder zu- laͤßt/ wann oder zu welcher Zeit/ und was/ und wie viel Gutes/ in jrꝛdischen zeitlichen Guͤtern sie über einen jeden beschlossen hat. Andere gelehrte Maͤnner ziehen hieher auch die Wort Jeremiœ/ wann er spricht; Jch Das Vierte Capitel. Jch weiß Herꝛ/ daß deß Menschen Tuhn und Rennen und klůgste Anschlaͤg/ stehet nicht in seiner Gewalt/ wie/ und wann/ und wo er sich begehre zum Exem- pel zu bereichern/ wie damals Nebucadne- zar an Jerusalem/ und stehet in nie- mands Macht und lediger Gewalt/ wie er wandele oder seinen Gang richte/ und Ehr/ und Ansehen/ oder daß mehr erlauffen und gewinnen will/ im X. 23. Jn der Grundsprach komt es gar schoͤn/ darinn zwey Woͤrtlein stehen/ de- ren das erste einen schlechten/ geringen/ einfaͤltigen Menschen; das ander etwas sonderbares/ fuͤrnehmes/ verstaͤndiges be- deutet. Demnach sey deß Propheten Mey- nung/ wie Herꝛ D. Martinus Chemnitius schreibet/ Mart. Chemnit. Loc. Commun. Part. I. Loc. VI. de lib. arbitrio c. II. p. m. 186. non tantùm plebeios sæpè hallucinari in deliberationibus: sed nec illorum quidem consiliis semper respon- dere eventus, qui præstantissimis pruden- tiæ donis instructi sunt, das ist/ Es ge- schehe nicht nur/ daß der gemeine ein- faͤltige Das Vierte Capitel. faͤltige Mann in seinen Rahtschlaͤ- gen oft fehle: sondern es wolle mehr- mahl auch mit deren Rahten und Anschlaͤgen nirgend fort/ die auch die allerweisesten und erfahrnsten sonsten waͤren. Nemlich es heist hierinn: Be- schliesset einen Raht und es werde nichts daraus. Beredet euch/ und es bestehe nicht. Warum? Dann hie ist Jmmanuel! Esai. VIII. 10. Der es wei- ter nicht kommen lassen will/ man muͤhe sich wie man wolle; man dichte wohin man wolle; man nehme zum Gehuͤlffen wen man wolle. Das soll und muß das Ziel blei- ben/ und dabey soll man lernen/ das oder das/ was wir gern haͤtten/ solle nicht seyn! Gott wolle es nicht haben/ oder wolle es auf die Art und Weise nicht haben/ die wir ge- schlossen haben/ oder zu der Zeit nicht/ oder durch die Person nicht/ oder an dem Ort nicht. Der alte Vatter Sirach komt auf der- gleichen Red: Alle Menschen/ spricht er/ im XXXIII. v. 10. sind aus der Er- den/ Das Vierte Capitel. den/ und gleich wie Adam: also sie auch aus dem Staub geschaffen/ und ver- stehe in dem Stuck/ oder ihrer Ankunft nach einander allerdings gleich/ und doch hat sie der Herꝛ/ nach seiner grossen Weiß- heit und Wolgefallen unterschieden/ und mancherley Weise unter ihnen ge- ordnet. ꝟ. XI. Wie? daß etliche reich/ et- liche arm/ etliche weiß und gelehrt: andere/ alber und unverstaͤndig seyn. Daher sihet man/ daß er etliche hat auch zeitlich ge- segnet/ erhoͤhet/ und geheiliget v. XII. das ist: absonderlich zu seinem Dienst gefordert in Geistlichen Stand/ wider wissen und ohne wollen anderer/ die es ih- nen nimmermehr vergoͤnnt/ und gern ge- hindert haͤtten/ wann sie es nur gekoͤñt/ die er aber dagegen zeitlich verflucht/ daß sie gar dergleichen Ehre nicht erlangt; oder/ wann sie es je etwan von seiner Guͤtigkeit erlangt/ doch wider genidriget und aus ihrem Stand mit Spott gestuͤrtzt hat. Dann sie sind in seiner Hand wie der Tohn in deß Toͤpfers Hand. Er Das Vierte Capitel. Er macht alle seine Werke/ nicht wie wir denken/ urteihlen/ wollen/ wuͤnschen: sondern/ wie es ihm gefaͤllt. v. XIII. Also sind auch die Menschen in der Hand deß/ der sie gemacht hat/ und er gibt einem jeglichen an Gaben deß Leibs/ Gemuͤts oder Gluͤcks/ wie es ihm gut deucht/ oder nach dem er will und be- schlossen hat. v. XIV. Also legen ihrer viel auch aus/ was in dem Buͤchlein der Weißheit stehet im XI. 22. Du HErꝛ hast alles geordnet mit Maaß/ Zahl und Gewicht. Dañ groß Vermoͤgen ist allezeit bey dir/ und wer kan der Macht deines Arms widerstehen? Dann die Welt ist fůr dir/ wie das Zuͤnglein an der Wage. v. XXIII. Das ist/ Du kanst ernidri- gen und erhoͤhen/ wie/ wann/ und wen du wilst/ wie das Zuͤnglein auf der Wag bald aufdiese bald auf jene Seiten ausschlaͤgt: Hr. D. Crame- rus fuͤhrt dabey diese Wort: Gott/ der kein Gott der Unordn n ng ist/ hat nit allein Das Vierte Capitel. allein in den Creaturen: sondern in allen seinen Wercken und Geschaͤff- ten/ alle Ding mit gewisser Maas/ Zahl und Gewicht sehr weißlich gleichsam abgezirkelt/ und umschraͤn- ket. Also haben nicht allein Sonn und Mond/ und Sternen ihren ge- wissen Lauff: sondern das Meer und Fisch im Meer/ die Baͤume und Kraͤuter/ die zahme und wilde Thier haben ihre gewisse Anzahl/ Groͤsse der Fruͤchte/ ihre Laͤnge/ Breite/ Weite/ Dicke/ und wann daraus et- was schreitet/ so ist es stracks ein Monstrum, Gestalt es nicht haͤlt/ GOttes Maaß/ Zahl und Gewicht. Uñ Gott tuht nichts ohne wolbedach- ten Raht/ sondern er hat alle Ding in seinem Rahtschluß von Ewigkeit her/ gar genau abgemessen. Also muß es mit unsern Ehren/ Reichtum/ Gunst/ Ansehen/ ꝛc gleich so bewandt seyn/ daß er einem jeden seinen Reichtum gleichsam von Ewigkeit dargezaͤhlt/ solch’ und solche Sum- Das Vierte Capitel. Summa soll er erlangen und mehr nicht; daß er einem jeden seine Ehre gleichsam von Ewigkeit dargewogen/ so und so theuer soll er gehalten werden nnd mehr nicht gel- ten/ auch weniger nicht; daß er einem jeden sein Ansehen abgezirkelt/ in dem oder dem Kreiß soll es bleiben/ und ausser dem weiter nicht/ und so fort. Hr. D. Lucas Osiander schleußt deßwegen gar wol: Etiamsi nos existimemus pleraq́; in hoc mundo con- fusè fieri, tamen apud Deum summus est ordo, das ist: Wir meynen oft/ es ge- schehe in der Welt viel/ unordentli- cher blinder Weise; aber Gott haͤlt alles in hoͤchster Ordnung. Etliche sonderbare Stůck absonderlich weiset die Schrifft. Reichtum/ zum Ex- empel/ sticht uns Menschen maͤchtig in die Augen. Man rennt und lauft/ man sorgt und borgt/ und kan doch oft kaum so viel zu wegen bringen/ daß man nohtduͤrftiglich leben/ oder ehrlich begraben werden kan; oder er komt erst zu etwas nach vieler Zeit/ da er es wenig mehr geniessen kan. Es ist im uͤbrigen mancher solcher Wuͤrgler/ vor mensch- Das Vierte Capitel. menschlichen Augen/ from̃/ er betet fleissig/ er gehet zur Kirchen/ er lebt friedlich/ schied- lich/ tausentmal Christlicher als jener/ der ein Hurer/ ein Ehebrecher/ ein Moͤrder ist/ und doch Gelts genug hat/ uñ gewiñt was er will uñ mehr als er will. Solt eines da nit anste- hen: ob das beydes/ Gottes Werk sey/ und von ihm/ oder nit vielmehr blinder zufaͤlliger Weise den Gottlosen so viel: den From̃en so wenig/ oder gar nichts gegeben werde? Gleichwol abersagt Sirach: Gott hab in dem zeitlichen Segen/ sein Stuͤndlein ihm allein vorbehalten/ daß/ wann einer an- derst einen jrꝛdischen Reichtum haben soll/ nicht ehe solchen erlange/ er renne und lauffe wie er will/ biß zu der Zeit/ die ihm Gott er- sehen hat. Es ist dem HErꝛn gar ein leichtes/ spricht er/ C. XI. einen Armen reich zu machen/ vers. XXIII. Und XXIV. v. steht: Wann die Zeit kom̃t/ so gedeyen sie bald; ehe der Zeit/ verste- he/ sollen sie sich nicht kraͤnken/ und sagen v. XXV. Was hilft es mich/ und was hab ich die weil? v. XXV. Dann/ ver- stehe/ einmal werde Gott so viel beschehren/ D daß Das Vierte Capitel. daß man die Nohtdurft haben koͤnne. Wann ein Uberfluß nit folge/ und auch ein sonderbares ansehnliches Zeitliches/ wie es etwan ein anderer hat/ soll man geden- ken: Es seyen derer noch viel/ die es sich sauer werden lassen und eilen zum Reichtum: hindern sich aber nur sel- ber damit. ꝟ. XI. Jm End/ komme al- les von Gott/ Gluͤck und Ungluͤck/ Armut und Reichtum. ꝟ. XIV. Es ist naͤchst dem Reichtum/ oder noch drüber/ die Ehr/ Gravitaͤt/ und Ansehen in einem Ding/ die mancher hat/ daß man ihn nur nicht gar anbetet/ wann er etwas redet und rahtet/ da ein anderer dagegen nirgend etwas gilt/ der doch dem/ dem er rahten will/ von Hertzen guͤnstig und wol- meinend ist/ und auch alle Huͤlf und Raht anbietet. Nicht ohngefehr geschicht auch solches: sondern wie Salomon spricht: Der Mensch setzt ihm wol für im Hertzen/ wie stattlich er reden wolle/ wie ansehnlich/ lobwuͤrdig/ was fuͤr herꝛliche Sachen er anbringen wolle; aber vom HErꝛn komt es/ was die Zunge reden solle/ Das Vierte Capitel. solle/ Prov. XVI. 1. so wol was nutzlich ist: als was geachtet werden solle von dem/ zu den man reden will; oder wie es der ge- lehrte Hugo Cardinalis gibt: Hugo Cardinalis in h. l. Domini est dirigere sermonem loquentis usq́; ad cor audientis, quod non potest facere lo- quens, das ist: Gott der Herꝛ laͤßt un- sere Rede dem Zuhoͤrer zu Hertzen dringen/ verstehe daß es ein Ansehen hab/ und geachtet werde/ als welches in deß Redners Gewalt und Maͤchten selbst nicht stehet. Das ist eben/ wie es im IX. vers. erklaͤrt wird: Deß Menschen Hertz schlaͤgt seinen Weg an/ aber der Herꝛ allein gibt/ daß er fortgehe. Sirach verstehen etliche auch/ daß er hier fuͤglich antworte in diesen Worten: Man- cher willkluͤglich rahten/ und sucht alle Kunst herfuͤr/ und man hoͤret ihn doch nicht gerne/ es hat kein Geschick mit sei- nen Anschlaͤgen/ er ist zu weitlaͤuffig/ zu Schulfuͤchsisch/ und bleibt ein Bettler/ kan nirgend fortkommen. Dann er hat nicht D ij vom Das Vierdte Capitel. vom Herꝛn die Gnade darzu/ daß er etwas angenehmes und nutzliches vorbringen koͤnne. im XXXVII, 23. 24. Die Wort Johannis deß Taͤuffers ge- hoͤren hieher/ die er seinen Jüngern gibt Joh. III. ꝟ. 25. 26. 27. Sie sahen und hoͤrten/ daß Jesus durch seine Apostel tauf- te/ und viel mehr Volks ihm zulieff als ih- rem Meister. Weil sie nun darinn diese Eyfersucht/ Neid und Ehrgeitz stach/ wie der Seel. Vatter Chrysostomus in seiner Sprach redet/ Epist. l. ad Olympiadem diaco- nissam. und meinten: Jhm/ als ihrem Meister/ würde dardurch viel abge- hen; als kommen sie zu ihm/ und sprechen: Meister! Der bey dir war jenseit deß Jordans/ den du selbst tauftest/ und so ein ehrlich Zeugniß erteihltest/ daß er wol/ ohne das/ nimmermehr bey dem Volk/ waͤre so geachtet gewesen/ sihe der taufft und gibt dir jetzt den Dank/ daß er nach deiner Ehr und Autoritaͤt stehet/ und alle deine Juͤnger und Zuhoͤrer abspannt; dañ jedermann komt zu ihm/ also/ verstehe/ wirst Das Vierdte Capitel. wirst du uͤber eine weil nichts mehr gelten und verdunkelt werden. Spitzig bringen sie ihre Wort an/ ist wahr/ und mit solchen moti ven/ die noch viel Tausend bey sich tra- gen/ und sich damit kraͤnken/ wann sie sehen/ daß man sie laͤsset/ und an den oder den han- get/ den sie vermeinen gelehret/ commen- dirt/ promo virt zu haben. Was sagt aber Johannes? Sey es das ungefaͤhre Gluͤck/ daß der oder der ein groͤssers estimo habe/ einen groͤssern Anlauf der Leute/ eine mehrere Zuversicht? Nein! Seine Antwort heisset: Wann ihr mich gleich in Himmel heben woltet/ so muͤßt ihr doch wider gedenken: Ein Mensch koͤnne nichts nehmen/ es sey ihm dann gegeben vom Him̃el/ oder von Gott/ der im Hiel wohnet! Ddas ist: Jch kan doch nicht mehr seyn/ als den mich Gott im Him̃el hat wollen seyn lassen. Schoͤne Wort fuͤhrt hieruͤber der Seel. Chemnitius: Martin. Chemnit. Harmon. E- vangelicæ C. XXX. p. m. 383. Ostendit, sagt er/ hæc sententia, auctoritatem \& successum in ministerio, esse peculiare donum Dei , nec posse hominem sibi sumere, quantum D iij in Das Vierte Capitel. in functione sua auctoritatis habere, quantum labore suo efficere velit, sed ejus mensuram cuique à cœlo dispensari. Ideò Syrus significanter reddidit: Homo non potest pro suo beneplacito, arbitrio seu voluntate quicquam sumere, das ist/ Damit ist angedeutet/ daß die autori- taͤt und Succeß in seinem Amt ein sonderbare Gab Gottes sey/ und koͤn- ne ein Mensch ihm selbst nicht neh- men/ wie viel er Ansehen haben moͤge in seinem Stand/ wie weit ers mit seiner Arbeit bringen wolle: sondern einem jeden sey ein gewisses Maas vom Himmel zuerteihlt. Mit weni- gem soll eben das gesaget seyn in der Ep. Ebr. V. 4. Niemand nim̃t ihm selbst die Ehre: sondern der auch beruffen sey von Gott/ wie Aaron. Man haͤlt sonderlich fuͤr ein zufaͤlliges Ding/ daß mancher Mensch/ bloͤtzlich/ in der Fremd/ da es weder er noch andere vermey- neten/ zu einer guten ehrlichen Heurat kom̃t/ in die oder die Freundschaft/ die er sein Lebtag Das Vierte Capitel. Lebtag nicht gekennt/ nicht gesehen. Oder aber: Mancher Mensch meynt/ er habe es schon/ es fehle ihm nimmer; bekomt dan- noch/ wie man redt/ einen doppeltẽ Korb/ daß er vor Hertzenleid gar davon ziehen will/ und sich schaͤmt einen Menschen mehr anzusehen; Und geschiht ihm doch noch/ daß er die oder die Heurat bekom̃t/ und ehe von der Fremde wider beschrieben werden muß. Solches alles scheint/ als heisse es auch die Schrifft selbst unversehens gesche- hen. Dann Salomon spricht: Wer ein erwuͤnschtes Ehweib findet/ der fin- det etwas gutes. Prov. XVIII. 22. Fin- den aber ist ja nur ein unversehens Ding/ das ihm eben so geraͤht/ weiß nicht wie? Es sagt aber dagegen der teutsche Mann wol: Die Heuraten werden im Himmel beschlossen/ und auf Erden vollfuͤhret/ das ist: Gottes Will/ und weise Ordnung/ und Inclination der Hertzen ist es/ daß die Beyde/ die ihr Lebtag einander nicht gese- hen/ zu der oder der Zeit/ an dem oder dem Ort/ durch die oder die Personen mit ein- ander bekant werden/ und wider aller Men- D iiij schen Das Vierte Capitel. schen Raht und Willen/ die es uͤberal hin- dern wolten/ und trennen/ wie und wo sie nur wissen und moͤgen/ endlich doch in ein- ander verliebt werden/ einander heuraten/ Christlich/ erbar/ züchtig/ ehrlich leben. Sa- lomon obangezogen/ da er gesagt: Wer ein Ehweib findet/ der findet was gu- tes/ setzet bedachtsam darzu: Er kan gu- ter Ding seyn im Herꝛn/ als der ihm diesen Ehschatz verehrt hat; wie es dann das folgende XIX. C. 14. ꝟ auslegt/ das da spricht: Hauß und Guͤter erben die Eltern/ lassen es den Kindern zum Erbe; aber ein vernuͤnftig/ tugendsames und frommes Weib/ mag nicht von Menschen allein und fuͤrnehmlich erlanget werden: sondern komt/ wird aus sonder- barer Schickung gegeben/ vom Herꝛn. Zu mehrerer Bekraͤfftigung wollen wir Tobiæ Exempel ansehen. Da er um Ra- guels Tochter warb/ ihr Vatter aber weder ja noch nein sagen wolte/ sprach der Engel zu ihm: Scheue dich nicht/ sie/ ihme zum Weib zu geben! Dann es geschiht nicht Das Vierte Capitel. nicht plumper Ding/ daß er um sie anhaͤlt/ und eine so unversehene/ jehe/ bloͤtzliche Lieb auf sie wirft: sondern deine Tochter ist ihm bescheert zum Weibe/ weil er GOtt fuͤrchtete; darum hat sie/ ob schon andere sich um sie beworben/ doch kei- nẽ andern werden moͤgen/ als eben dem Tobiæ. Lucas Osiander in h. l. Wol setzt Hr. D. Osiander darzu: Interdum alter ex conjugibus mo- ritur citò, ut alia persona succedat, quæ illo matrimonio dignior coram Deo æstimatur, das ist: Bißweilen stirbt ein Ehegatt von dem andern geschwind hinweg/ daß jemand anders zu der Heurat komme/ den Gott fuͤr jenen dieser guten und laͤngeren Ehe hat wuͤr- dig achten wollen/ Tob. VII. 12. Vor- her schon/ ehe sie anschlugen/ sagte der En- gel: Dir Tobia! sind alle Raguels Gü- ter bescheert/ und du wirst die Tochter nehmen! Das ist/ abermals gedachten Leh- rers glossa nach: Dominus tibi \& illam virginem piissimam, Saram \& amplam D 5 dotem Das Vierte Capitel. dotem atq́ue hæreditatem destinavit. Das ist: Die Gottsfoͤrchtige Jung- frau samt ihrem reichen Vermoͤgen ist dir von GOtt vermeynt gewest. A Deo enim ordinantur legitima conju- gia. Die Ehen werden im Himmel gemacht. Tob. VI. 12. Man macht manchen zum Kriegs-Ge- neral/ weil er etwan hohes Herkommens ist; man gibt ihm Voͤlker/ munition, die erfahrneste Officir mit: doch dannoch ist kein Gluͤck bey ihm/ er ist zwey-dreymal staͤrker als der Feind/ und muß doch das Feld raͤumen. Solte das Ding nicht ein plumpes Werk seyn? Dann/ wann man gleich sagte: Gott taͤhte es! so muß man doch wider gestehen/ daß Gott nicht selbst vom Himmel herab schlaͤgt/ oder allezeit ei- nen Engel schicket/ wie im Heer Sanherib. II. Reg. XIX. 35. Sondern/ heut zu-tag zufoͤrderst/ durch Mittel handelt. Nun sind aber auf jener Seiten tausent Mittel/ da da nicht eines ist. Wann dann GOtt durch Mittel handelt/ wie sollen die wenige/ jene mehrere uͤberwinden/ wann nicht noch- mahl Das Vierte Capitel. mahl ein blinder Zufall in menschlichen Dingen waͤre? Allein auch den Gedanken hebt Salomon auf/ Prov. XXI. 31. Roß/ spricht er/ werden zum Streittage be- reit: aber der Sieg komt nicht von dem oder dem/ auf den wir unser Hoffnung setzen: sondern vom Herꝛn. Jonathan/ selbst ein Soldat/ sagt gleich so zu seinem Waffentraͤger: Es ist dem Herꝛn nit schweer durch viel oder wenig zu helfen. I. Sam. XIV. 11. Ja/ da zu Zei- ten der Maccabeer/ das Juͤdische Volk gerad so urteihlte: Jhre Mittel waͤren gegen dem Feind zu gering/ antwortete ihr Gene- ral/ Judas/ so dapfer: Es kan wol ge- schehen/ daß wenig einen grossen Hauffen überwinden! Dann Gott kan eben so wol durch wenig Sieg geben/ als durch viele. Dann der Sieg komt vom Himmel/ und wird nicht durch grosse Meng erlanget. I. Maccab. III. 18. 19. Noch mehr scheint es ein blindes Gluͤck zu seyn/ daß mancher Soldat/ jn drey/ vier D vj Stur- Das Vierte Capitel. Stuͤrmen/ in etlichen batta glien ist/ und/ wie man heut zu tag redet/ die avanguardi etlichmal fuͤhret/ und sein Lebtag nicht ein mal einen Schuß oder Stoß bekomt/ da doch tausend und aber tausend vor ihm/ hinder ihm/ neben ihm/ unter ihm/ ober ihm erschoffen/ gequetscht/ gefangen worden/ de- ren keiner so nahe zum Feind kommen ist als er/ der mitten unter ihnen char girt hat. Mancher luͤderlicher gottloser Gesell moͤch- te sagen: Er waͤre/ zum Exempel/ vaͤst gewesen/ daß kein Bley und Klinge haͤtte durchdringen koͤnnen. Wir wol- len aber auf solche Teufelskunst nicht ge- hen/ und manchen frommen Christlichen Cavag lier ansehen/ der ihm ein Gewissen gemacht/ solche verfluchte Mittel zu ergreif- fen. Wann nun wir dessen die Grund-Ur- sach wissen wollen/ weiset sie uns Moses/ daß das GOttes absonderliche Hut und Vorsorg sey/ die noch heutiges Tages nach seinem allein weisen Raht und Willen/ manchen Menschen also umschanzet/ daß ihm nicht ein Haar versengt werden/ oder von seinem Leib fallen soll. Dann so/ spricht er/ Das Vierte Capitel. er/ waͤre es zu seiner Zeit ergangen/ daß/ da die Kinder Jsrael mit den Midianitern gestritten/ und sie aufs Haubt erlegt haͤtten/ und nach dem zusehen wolten/ was unter ihrem Heer blieben waͤre/ weil der Feind ja so wol zugeschlagen und zugestossen habe/ wie ers ehe dessen auch schon getahn habe/ Num. XXV. 18. Die Obersten nach ein- ander kommen und gesagt haͤtten: Deine Knechte haben die Summa genom- men der Kriegsleut/ die unter unsern Haͤnden gewesen sind/ und fehlet nit einer. Num. XXX. 48. 49. Wie gehet es aber zu? Sie finden es/ daß es der Herꝛ ge- tahn hatte/ dem sie deßwegen Geschenk bringen wolten. ꝟ. L. Lang nach der Zeit/ erzehlet der Seelige Augustinus, Augustin. V. de Civ. Dei. c. XXIII. daß sich zu seiner Zeit begeben haͤtte/ da Rhadagaisus/ der Gohten Koͤnig/ mit mehr als hundert tausend Menschen/ Rom be- rennt/ und doch auf einen Tag mit aller sei- ner Macht geschlagen/ und selbst/ mit sei- nen Soͤhnen gefangen worden sey/ da nicht einer von den Roͤmern nur verwundt/ we- D vij niger Das Vierte Capitel. niger geblieben waͤre. Er setzt aber darzu: Deus mirabiliter \& misericorditer fe- cit, GOtt habe mit Wunder seine Barmhertzigkeit sehen lassen/ der Gott/ von dem David spricht: der seinen Engel lagern lasse um die er schuͤtzen wolle/ Psalm. XXXIV. 8. daß/ Ob tau- send fallẽ zu seiner Rechten und zehen tausend zu seiner Linken/ ihn doch nit treffen soll ein Ungluͤck. Psal. XCI. 7. Um weß willen gedachter Augustinus l. d. noch das darzu setzet/ daß auf seine Weise/ wol/ denen auch geantwortet werden koͤnte/ die solches der teuflischen Kunst/ dem Vaͤst- machen/ zuschreiben. Nemlich/ was die Go- then damals dachten: quod ille, eorum dux, diis amicis protegentibus \& opi- tulantibus, quibus immolare quotidie fe- rebatur, vinci omnino non posset, das ist: daß ihr Feldherꝛ nicht überwunden werden koͤnte/ kaͤme daher/ weil er mit den falschen Goͤttern/ den Teuffeln ei- nen Pact gemacht haͤtte/ denen er taͤglich opferte/ daß sie ihm helffen und schuͤ- tzen Das Vierte Capitel. tzen wolten: Was diese/ sprich ich/ dach- ten dergleichen tuhn fast alle die die solcher verdamlichen Kunst sich bedienen. Es ant- wortet aber der Seel. Pater gar nachdenk- lich also: Non agunt miseri gratias tantæ misericordiæ Dei , quæ, cùm statuisset, irruptione barbaricâ graviore, dignos mores hominum castigare; indignatio- nem suam tantâ mansuetudine tempera- vit, ut illum faceret mirabiliter vinci, ne ad infirmiorum animos evertendos glo- ria daretur dœmonibus, quibus eum sup- plicare constabat, das ist: Solten wol unter den Roͤmern/ deren nicht einer in dem Treffen mit dem maͤchtigen Feind verwundet oder geblieben ist/ gefunden werden/ die solches der Barmher- tzigkeit Gottes nicht mit allem Dank zumessen wolten? Dieser eben/ ob er zwar mit dem wilden Einfall deß Feindes/ der Menschen suͤndiges Verdienst heimzusuchen gedachte/ hat doch seinen Zorn mit solcher Ge- lindigkeit gemaͤssiget/ daß er selbigen wun- Das Vierte Capitel. wunderbarer Weise uͤberwinden lies- se/ damit nicht etwan der schwach- glaͤubigen Hertzen verkehret/ den boͤ- sen Geistern solchen Sieg zuschrie- ben/ die der Feind ehrte und anbetete. Also/ auf gegenwaͤrtiges zu applicirn: Jst es allein der Barmhertzigkeit Gottes zuzu- schreiben/ und durchaus dem boͤsen Geist nicht/ oder der verteufelten Kunst deß Vaͤst- machens/ daß einer/ zum Exempel/ weder da noch dort/ doch in der groͤsten Gefahr be- schaͤdigt oder umkommen ist. Wann jrgend wo ein Spur eines blin- den Gluͤcks zu finden waͤre/ waͤre es am er- sten in dem Looß zu finden/ dadurch viel und grosse Ding geschlichtet und gerichtet werden. Dann der Tausendste gedenkt: Es seyn die Looß nur blosse menschliche Vertrags-Mittel/ die dazu dienen/ daß/ zum Exempel/ die Erben guͤtiger von ein- ander kommen; oder die/ die um eine Be- lohnung mit einander streiten/ um einen Dienst anhalten/ so sie etwan einander gleich sind/ und man keinen dem andern gern vorziehen wolte oder koͤnte; da man es Das Vierte Capitel. es dann auf das Looß hingibt und spricht: Wem das Glœck will der soll es ha- ben! Und gewiß so man die Art derselben ansihet/ die zum Teihl durch ein kleines Papierlein geschehen/ zum Teihl durch Hoͤltzlein/ zum Teihl Steinlein und so fort/ solt eines wol gedenken: Es sey ledig- lich ein zufaͤlliges Ding/ ohne Regirung eines andern verstaͤndigern Wesens. Viel anderst aber spricht Salomon: Looß/ spricht er/ wird geworfen in den Schoß: aber es faͤllt nicht blind/ nicht allerdings unwissend: sondern wie der HErꝛ will. Prov. XVI. 33. Daher bey allen Rechtsgelehrten/ was dnrch ein or- dentlich Sortirn gefallen/ fuͤr ungezweifelt gewiß gehalten/ und in keinem weitern Ge- richt tractirt oder gehandelt wird; weil For- tuna vel sors superiorem in hoc mundo non habeat, das ist: Hoͤher kan man ein Ding nit bringen als aufs Looß/ daß das allerhoͤchste ist/ wie Baldus spricht/ l. meminimus. und deßwegen in Jure Cano- nico Das Vierte Capiel. nico es heisse: in humana dubietate divi- nam indicare voluntatem, can. Sors XXV I. q. 11. das ist: Gottes Wolgefallen anzeigen/ wo die Menschen sich nicht aus einem Zweifel helfen moͤgen. Noch zweyer sonderbarer Faͤlle wollen wir gedenken. Es geschiht/ daß/ wann mancher Mensch bißweilen allein reiset/ und etwan auf der oder der Strassen blei- ben will/ und gleichwol meynt am sich ersten zu seyn/ dannoch oft wider seinen Willen/ gleichsam verblendet/ von der Strasse weg/ und in einen Abweg geraͤht: oft zwar mit Willen umreitet/ weil er bey sich merkt/ daß ihn gleichsam/ wie man spricht/ einer mit Haaren da oder dorthin ziehet; Da er im End erfahren muß/ wann er auf der or- dinari Strasse geblieben waͤre/ er vielleicht um Haab und Gut/ um Leib und Leben kommen waͤre. Es solten wol viel seyn/ die das Ding auch fuͤr einen blinden Zufall hielten/ dessen keine Ursach man wuͤste/ oder zugeben waͤre/ ausser der Unachtsamkeit/ dardurch er der rechten Strassen/ in andern Gedan- Das Vierte Capitel. Gedanken nicht eben wahrgenommen ha- be: oder einer blinden Einbildung in sei- nem Hertzen/ eben da und nicht dorthin zu reiten. Nicht anders rechnete wol der tausendeste das aus/ daß einer einen Schatz findet und einen Beutel mit Gelt/ da er zum Exempel einen Keller graben wolte/ oder da und dorthin gehen. Wir wollen aber zweyer gelehrter und tiefsinniger Hispanier Urteihl darüber ab- hoͤren. Franciscus Suarez Disp. Metaph. XIX. s. XII. n. X. Franciscus Suarez spricht vom ersten also: Quod aliquis incessurus per hanc viam, quasi rapiatur desiderio \& voluntate incedendi aliâ viâ, \& ita effu- giat hostium insidias, appellatur ab ho- minibus fortuna: habet tamen ille effe- ctus causam per se intendentem illum, nempe Angelum aliquem vel Deum ipsum. Das ist/ daß einer/ der die Straß passirn will/ durch ein innerliches Verlangen uñ Neigung seines Wil- lens/ eine andere zugehen gleichsam gezogen wird/ und also der Feind Hinter- Das Vierte Capitel. Hinterlist entgehet/ das heissen die Menschen ein Gluͤck: Doch aber hat solcher effect eine andere U rsach/ die auf selbigen/ wissentlich/ vorsetz- lich zielet; Die Ursach aber ist ent- weder ein Engel/ oder GOtt selbst. Wann wir die Schrifft zum Gehuͤlfen nehmen/ und das Exempel der Weisen aus Morgenland; ja deß Herꝛn Jesu selbsten betrachten/ erhaͤlt die Meynung einen bes- sern Grund. Von jenem sagt Matthæus im II. 12. Gott befahl ihnen im Traum/ daß sie sich nicht solten wider zu He- rodes lenken. Und sie zogen durch ei- nen andern Weg wider in ihr Land/ nicht den/ welchen Herodes wolte/ bey dem etwan sie so wol: als das neugeborne Je- sulein haͤtten in Gefahr kommen koͤnnen. Von diesem steht auch ꝟ. XIII. Der Engel deß Herꝛn erschien Joseph im Traum und sprach: Fleuch in E- gyptenland/ und bleib allda samt dem Kindlein und seiner Mutter/ biß ich dirs sage: dann es ist vorhan- den/ Das Vierte Capitel. den/ daß Herodes das Kindlein su- che/ dasselbe umzubringen. Die Sel. Al- ten/ haben bestaͤndig dafuͤr gehalten: Ein je- der Mensch habe seinen eigenen Schutz- Engel. Herꝛn Lutheri Wort sind sonderlich schoͤn/ und wehrt/ daß mans hieher setze/ weil sie da recht eigentlich dienen. So schreibt er aber: Tom. IV. Germ. Jen. p. 240. a. Also geschiht und gehet es/ daß mancher Mensch Feuer/ Wasser/ Moͤrder und anderm Unfall entgehet/ um gar ein leichtes das ihn bewegt/ und faͤllt ihm ein sol- cher Gedank/ oder sonst ein Ding ploͤtzlich zu tuhn/ damit er wird er- rettet/ deß er zuvor nie sich haͤtte ver- sehen noch gedenken moͤgen/ und muß sagen: Wolan/ wann ich das und das getahn haͤtte/ so waͤr ich gewiß- lich ersoffen/ verbrandt/ ermordet/ oder sonst umkommen oder Schaden erlitten; wie man dann auch spricht: Du hast da einen guten Engel ge- habt! Das Vierte Capitel. habt! Darum haben die Heyden sol- ches dem Gluͤck zugeschrieben/ und einen Abgott drauß gemacht; dann sie sahen und erfuhren/ daß solch Ding geschehe: wußten aber nicht/ daß es der rechte Gott durch seine heilige Engel thaͤt. So geschah S. Augustin. Da die Ketzer auf ihn hiel- ten/ daß sie ihn toͤdten/ gieng er eine andere Gassen/ ohn allen Bedacht; ohne zweifel aus seines Engels bewe- gen. Jtem da der Kaͤiser Julius aus dem Schiff sprang/ und seinen Fein- den entkam mit schwimmen/ und war doch muhtig und getrost darzu/ welchen Raht und Muht ihm sein Engel eingab von aussen/ und GOtt von jnnwendig. Also gehet es mit al- len Menschen/ wo sie dem Ungluͤck entgehen/ oder Gluͤck haben; es sind alles Gottes und der Engel Werke! Von dem Andern sagt Antonius Ru- vio also: Qui terram effodiens Thesau- rum Das Vierte Capitel. rum Anton. Ruvio Comment. in II. Phys. c. VI. q. I. n. X. fortè invenit, duplicem habet effectum; primarium quidem ac per se, qui est effosio terræ; secundarium \& per accidens, qui ex accidenti \& rarò con- jungitur eidem primario, \& est inventio Thesauri, \& idem effodiens, qui est causa utriusq́ue effectus, non dicitur fortuna respectu effossionis, quia neque effossio dicitur fortuitus effectus, sed per se in- tentus \& ex intentione productus; sed fortuna dicitur respectu inventionis the- sauri, præter scientiam \& intentionem ejus invenientis, quemadmodum inven- tio ipsa Thesauri dicitur fortuitus effe- ctus. Sed respectu Dei præcognoscen- tis \& suâ providentiâ ordinantis, ut eadem inventio Thesauri mediâ illâ causâ per accidens eveniret, nec dicitur effectus fortuitus, nec à fortuna, sed ex providen- tia ejus per se intentus \& ordinatus. Den Jnnhalt kurtz zu fassen/ hieß es so viel: Dem/ der im graben einen Schatz faͤnde/ waͤre es freylich ein unverhoft/ unversehens Ding. Wann man aber betrachtet/ daß Gott sol- ches Das Vierte Capitel. ches vorher gesehen/ und vermittels sol- ches Grabens/ den oder den/ mit diesem Schatz/ nach seiner Goͤttlichen Vorsorg bereichern wollen/ laͤßt sichs nicht sagen: Durch ein blindes unbesonnenes zufaͤlliges Wesen sey dem/ der oder der Schatz wor- den: sondern Gottes Vorsorg/ GOttes Ordnung sey es/ solcher gestalt/ wie der arbeitsame und tieffsinnige Thomas de Aquino spricht/ Thomas Lib. III. contra gent. c. 92. in quantum homo à Deo inclinatur ad aliquid eligendum (faciendum) cui conjunctum est aliquod commodum quod eligens non conside- rat, das ist/ weil ein Mensch von Gott geneigt und getrieben wird etwas zu- erwehlen (zu tuhn/) daran diß oder jenes nutz- und heilsamliches haͤnget/ welches eben der Mensch vorher nit gewust/ nicht gesucht hat/ und daher von andern Menschen fortunat oder gluͤckseelig genennet wird. Etwas dergleichen ist an dem Exempel Petri zu sehen/ da ihn der Herꝛ Jesus heißt den An- gel werffen/ und dabey andeutet: daß der erste Das Vierte Capitel. erste Fisch/ den er heben werde/ einen Stater in sich habe Matth. XVII. 27. Wañ Petrus/ als ein Fischer/ von sich/ ohne sonderbaren Geheiß/ solchen Fisch gefangen haͤtte/ moͤchte er vielleicht selbst/ und noch viel neben ihm/ den gefundenen Stater/ als/ so zu reden/ ein kleines Schaͤtzlein/ recht für ein unversehens Gluͤck gehalten haben/ als worauf Petrus keinen Gedanken ge- habt haͤtte/ ob er schon viel tausend Fisch vor- her gefangen haͤtte. Meynen wir aber nicht/ daß solches Gott nicht allein gewußt: son- dern auch gewolt und beschlossen hatte/ daß Petrus/ und kein anderer/ denselbigen fan- gen solte; in dem Articul der Zeit/ und kei- nem andern/ haͤtte er seinem Hertzen einge- geben/ und seine Haͤnde gestaͤrkt den Angel zu werfen an das oͤrtlein/ da der Fisch gewe- bet haͤtte/ und nach der Speiß schnappen wuͤrde/ die der damalige Angel angehaͤfftet hatte. Alles in allem/ was bißher gedacht vom zeitlichen Glůck/ soll der Apostel andeuten im IX. Cap. der Epistel an die Roͤmer. Dann etliche Christliche Lehrer/ weil sie sa- hen/ daß Paulus darinnen das Exempel E bey- Das vierte Capitel. beyder Bruͤder/ Jacobs und Esau bey- bringt/ deren einer dem andern in jrdischen Guͤtern fuͤrgezogen worden/ der juͤngere nemlich dem groͤsseren/ wie wir im folgen- den hoͤren werden/ verstehen sie auch diese darauf folgende Wort/ von den zeitlichen Woltahten Gottes/ da es heisset: ꝟ. XV. Weß ich mich erbarme in jrꝛdifchen Dingen diß Leben betreffend/ deß erbarme ich mich/ und wem ich gnaͤdig bin/ für dem andern zu ehren/ zu erheben/ dem bin ich gnaͤdig/ als der ich uͤber meine Guͤter Macht und Recht habe. ꝟ. XVI. So ligt es nun nit an jemands wol- len/ geehrt/ geacht/ erhoben/ reich werden/ oder lauffen und die gantze Welt anren- nen/ und die Ehr/ den Dienst/ das Amt gleichsam heraus noͤhtigen wollen: son- dern an Gottes erbarmen/ der/ wie ein Christlicher Lehrer schreibt/ seine Be- gnadungen nicht austeihlt wie die grossen Potentaten die Lehenguͤter/ teihls nach dem Verdienst/ teihls nach dem Alter/ teihls nach dem gros- sen Das Vierte Capitel. sen Ansehen/ teihls nach dem uhralten Geschlecht/ teihls nach der Zahl vie- ler Paßporten/ ꝛc. Dann hie hilfe nicht thurnieren noch rennen/ stechen noch brechen: sondern wir habens allein seiner Barmhertzigkeit zu dan- ken/ ꝛc. Andacht-Lied. Ergebung in den Willen GOttes. Nach der Singweise: Was mein Gott will/ gescheh allzeit/ ꝛc. 1. O Guter Gott/ ich komm zu dir dem Geber aller Gaben. Viel dinges ist/ ich wuͤnsche mir Hier diß und das zuhaben. Jch strebe nach oft mancher Sach; kan aber nichts erwerben. E ij All- Das Vierte Capitel. Allweiß du bist: Vielleicht du sihst/ daß es waͤr mein Verderben. 2. Jch weiß nit/ was ich wuͤnschen soll; bin blind/ mein Heil zu sehen. Noch ist mein Hertz Verlangens-voll/ es heist mich mehrmahls gehen auf einem Pfad/ der deinem Raht und Willen steht entgegen: Daher mein Werk/ Fleiß/ Witz und taͤrk gar nichts verꝛichten moͤgen. 3. Du wilst/ weil du so guͤtig bist/ Du kanst auch alles geben; Du weist/ was noht und seelig ist zu dem Beruff und Leben; Du wirst/ wie Du gesaget zu/ vor dein Geschoͤpffe sorgen: das Du biß Heut taͤhtst allezeit/ das wirst Du auch thun Morgen. 4. So sey dein Wille dann mein Will: dir hab ich mich ergeben. Was Das Vierte Capitel. Was Dir gefaͤllt/ an mir erfuͤll: ich will nit widerstreben. Allein von Dir komt alles hier auf Erd herab geronnen; die gute Gab und zeitlich’ Haab schoͤpf ich aus diesem Brunnen. 5. Herꝛ! wie/ wo/ wann und was Du wilt/ geschehe mir auf Erden! Eins nur/ so werd ich seyn gestillt/ Eins laß mir allzeit werden: Hilf mir/ daß ich staͤts fuͤrchte Dich in deiner Furcht verharꝛe; biß daß man mich einstseeliglich ins kuͤhle Grab verscharꝛe. 6. Hab ich nur Dich und deine Gunst/ so bin ich wohl begabet; auf Erd begehr’ ich nichtes sonst/ so bin ich wol gelabet. Dann/ Vater/ Du wirst waͤgen zu so viel staͤts deinem Kinde/ daß es zur Noht ein Stuͤcklein Brot und noch was uͤbrigs finde. E iij 7. Was Das Vierte Capitel. 7. Was soll mir grosses Gut und Geld/ Gluͤck/ Ehr/ und langes Leben? Jens muß ich lassen in der Welt; Mein Gluͤck soll erst anheben im Himmel dort: drum will ich fort; nichts haͤlt mich auf/ auf Erden. Ach ruffe mir/ hol mich zu dir/ da werd ich seelig werden. Er- V Der Meister nimbt den Thon. Und dreht gefeß davon. Zu Chren und Zu hon. Das Fuͤnfte Capitel. Erklaͤrung. Molle lutum figulus tractat; 2. modè vascula fingit Pro lubitu, 3. inq́ usum dedecoris. decoris. J Ch las in dem Gottesbuch von dem Gluͤcke zweyer Bruͤder: Esau hoͤret’ ich verworffen/ und der Jacob ward erwaͤhlt. Diesem Bruder ward/ vor jenem/ Glück und Ehre zugezaͤhlt. Jch warff diese Schrifftgeschicht in Gedanken hin und wieder. Jch dacht eine Mutter hat Beyde ja zugleich ge- boren/ Beyde sind von einem Samen: was hat Esau dann verschuldt/ daß ihm/ noch in Mutterleibe/ Gott versaget seine Huld/ und ihn/ eh er Esau ward/ ungebohren/ spricht verlohren? I. Jn dem Denken trugen mich meine Füsse zu der Hütten eines Doͤpfers/ und ich sahe/ wie er auf der Scheibe saß/ II. aus dem Tohn Gefaͤsse drehte/ die er wolte diß und das/ Ofen Kacheln/ Doͤpf’ und Kruͤg’/ und worein sonst was zu schuͤtten. E iiij Muß Das Fuͤnfte Capitel. Muß dann/ (fieng ich bey mir an) muß dann mein Lehrmeister werden dieser Meister? lerne denken/ lerne glaͤuben/ mein Verstand! Was der Tohn ist in deß Toͤpfers/ das sind wir in Gottes Hand; Alle/ alle Menschen er drehet auch aus Lehm und Erden. Hat dann nun zu machen Macht dieser Mensche/ dieser Doͤpfer alles/ wie es ihm beliebet; darff er formen aus dem Tohn/ III. Etwas das zu Ehren dienet/ oder einen Dopf zu Hon: Waruͤm solte diß dann nicht auch erlaubet seyn dem Schoͤpfer? Wann er dich zum Unflats-Dopf/ zur berusten Kachel machet; must du arm/ veracht/ verworfen/ als ein A- schenbroͤtel stehn; andre neben dir erhaben/ reich/ und hochbe- glücket sehn: Murꝛ und brumm darwider nicht; Gott/ nur deiner Tohrheit lachet. Was wird wol der Doͤpfer hier/ wann der Dopf zu ihm wolt sagen: Warum hast du mich zum Dopfe/ warum nicht zum Krug gemacht? Worzu du am baͤsten dienest/ hat der Schoͤpfer langst bedacht. Arme Scherben kan er auch machen reiche Gaben tragen. Das Das Fuͤnfte Capitel. Das Fuͤnfte Capitel. haͤlt in sich Den Unterschied aller Crea- turen Gottes/ den seine weise Guͤ- te darunter gemacht hat. D Eutlich hat uns GOtt diesen sei- nen Willen und Ordnung fuͤr- gestellet in andern seinen Crea- turen/ Lebendigen und Leblosen/ Verstaͤn- digen und unverstaͤndigen. Die edelste sind die Engel. Wann aber die Schrifft sagt: Durch CHristum sey alles geschaf- fen/ was im Himmel und auf Erden ist/ das Sichtbare und Unsichtbare/ beyde die Trohnen und Herꝛschaff- ten/ und Fuͤrstentum/ und Obrigkeit. Coloss. I. 16. Jn der Epistel an die Ephe- ser I. 21. stehen noch Gewalt und Macht. Jn der Epistel an die Roͤmer im VIII. 38. werden darzu gesetzt die Engel/ in der I. Epistel an die Thessal. IV. 16. der Ertzengel. Esaiæ VI. 2. die Seraphim. E v Eze- Das Fuͤnfte Capitel. Ezechielis X. 2. 3. ‒ 21. Genes. III. 24. der Cherubin. Wann/ sprich ich/ die Schrifft selbst also unterschiedlich die heili- ge Geisterlein nennet/ ist es ja klaͤrlich ange- deutet: daß es ihm Gott also habe gefallen lassen/ auch unter denen hoͤchsten und reine- sten Creaturen einen Unterscheid/ und ge- wisse Grad und Stuffen der Ehren zu se- tzen. Die Seel. Patres Dionysius, dionysius Areop. L. de Cœli hier- arch. C. VI. \& VII. Ignatius, Ignatius in Ep. ad Trallianos. zum teihl auch Gregorius Hom. XXXIV. in Evang. Gre- gorius, Bernhardus, Bernhardus Serm. XIX. in Cant. Anselmus Anselmus super C. I. Eph. und andere/ haben solche Grad also gezeh- let/ daß der erste Chor in sich behalte die Seraphim/ Cherubim/ und Troh- nen. Der mittlere/ die Herꝛschafften/ Machten/ Gewalten; Der dritte/ die Fuͤrstentume/ Ertzengel und Engel/ welcher Gestalt die erste Ordnung/ gleich- sam wie Kammerdiener waͤren und Bey- sitzer Das Fuͤnfte Capitel. sitzer Gottes/ die die Offenbarungen zu den andern Engeln braͤchten. Die andere/ ge- ringer als die erste/ und hoͤher als die dritte Reihe/ gleichsam wie ein Mittelstand; Die dritte aber wie die nidersten unter allen. Ob nun zwar wol andere Kirchenvaͤtter nicht eben gerad die Austeihlung also machen/ wie dann der Seel. Augustinus und Hila- rius, Augustin. Enchir. ad Laur. C. LVIII. ad Oros. cont. Priscillian. c. XI. Hilar. in Ps. CXXIX. an gedachter zweifelt/ so geste- het er doch das/ daß Gott eine Ungleichheit gemacht hat unter denen heiligen Geistern/ einen hoͤher als den andern erhaben/ zu groͤssern Diensten gesetzt/ lediglich/ wie es sei- nem heiligen Willen gefallen hat. Was wundert sich dann ein Mensch/ wann der weise Schoͤpfer dergleichen Stuffen unter den Menschen geordnet/ und den auf diese/ jenen auf ein andere gesetzt/ hoͤher und nide- rer/ maͤchtiger und geringer/ reicher und aͤrmer/ geehrter und weniger geehrt? Weil wir die himmlische Creaturen be- sehen/ wollen wir weiter an dem Himmel selbst schauen. Es spricht aber der Apostel E vj von Das Fuͤnfte Capitel. von den himmlischen Coͤrpern: Ein an- dere Klarheit hat die Sonne/ ein an- dere Klarheit hat der Mond/ ein an- dere Klarheit haben die Sterne. Dann ein Stern uͤbertrifft den an- dern nach der Klarheit/ I. Cor. XV. 41. 42. So oft wir nun solches sehen/ daß der Stern/ als die Sonne so hell/ so maͤch- tig/ so glaͤnzend: ein anderer dagegen/ als der Hesperus, oder Spica virginis, zwar auch schoͤn/ subtil/ klar: doch dem Liecht und der Wuͤrkung nach der Sonnen nicht gleich; ein anderer/ als Comæ Berenices viel dumperer und dicker sind/ deren doch ein jeder so seyn und bleiben muß/ wie ihn sein Schoͤpfer gemacht hat/ so oft kan ein Mensch selbst seinen Gedanken wehren/ entweder sich zu betruͤben/ weil ihn Gott/ so zu reden/ zu keiner Sonne oder Morgen- stern gemacht hat; oder zu neiden/ daß ein Anderer den grossen Glantz seiner Eh- ren/ die hohe Macht seiner Gewalt/ das helle Liecht seiner Glori und Nahmens hat/ da er etwan kaum ein dunkles Sternlein wor- den ist. Er gedenke: Zur Sonnen hat Gott nur Das Fuͤnfte Capitel. nur einen Stern gemacht/ zum Mond auch nur einen/ andere wider auf unter- schiedliche Art und Weise begabt/ wie er als ein freyer Gott Macht hat und gewalt hat. Auch die Lufft weiset es. Unter dem Ge- fluͤgel ist ein Unterschied an der Groͤsse/ Schoͤnheit/ Nutzbarkeit. Die Fleder- mauß/ die Nachteule/ die Widhopfen sind ja dem Ansehen nach scheußlich und ungestalt/ gegen einem Adler/ einem Papagey/ einem Pfauen und dergleichen. Jene verbeut Gott selbst zu essen. Levit. XI. 16. 18. 19. Viel andere dargegen/ als Lerchen/ Gaͤnß/ Huͤner und dergleichen hat er teihls zu Nutz/ teihls zur Lust und An- muht geschaffen/ zu Lust der Augen oder Ohren. Die Fledermaus kan nun nicht davor/ daß sie eine Fledermaus ist/ und daß die Eul ein Eul worden/ und einen solchen Strobelkopfftraͤgt/ ein Widhopff ein Wid- hoff bleiben muß. Das/ das sie sind/ sind sie und bleibens/ so lang Gott will. Das Meer und alle Wasser lehren eben das. Es gibt nicht lauter Leviathan/ Job. XXX. 8. XL. 20. oder grosse Walfische/ die einen Jonam koͤnnen drey Tag und E vij Nacht Das Fuͤnfte Capitel. Nacht im Bauch herum tragen/ in seiner Prophezey. II. 1. Gott hatte neben solchem allerley Tiehr/ das da lebet und webt/ und vom Wasser erꝛeget wird/ ein jegliches nach seiner Art erschaffen. Gen. I. 21. Zum teihl lieblich anmutig an- zuschauen/ auf grosser Herꝛen Tafel ge- ordnet: zum Teihl widerwertig anzuse- hen/ die einem solten einen Eckel machen anzugreiffen; will geschweigen zu essen/ wie man nicht uͤbel sagt von einer Meerspinnen oder auch einem Krebs: wer solche am ersten gegessen habe/ muͤsse ein Hertz gehabt haben. Daß nun jene solche Ge- walt haben/ so anmutig sind den Augen/ so lieblich dem Geschmak/ ja wol Perlein oder Purpur mit sich fuͤhren; diese dagegen so ecklicht und widerwertig/ woher komts? Komt es nicht von ihrem Schoͤpfer/ der ei- nes so maͤchtig/ so groß/ so stark/ so schoͤn/ so wehrt geachtet; eines so schwach/ so klein/ so ohnmaͤchtig/ so widerig proportio nirt und gestaltet hat/ und ein jedes trachtet dan- noch dahin/ wie es/ seiner Art nach/ seine Verwaltung/ dazu es gesetzt ist/ verfuͤhren: nimmer- Das Fuͤnfte Capitel. nimmermehr aber/ wie es auch so groß/ so maͤchtig/ so herꝛlich werden moͤge/ als das oder jenes ist. Grad so ist es auf der Erden bewandt. Daß ein Esel/ ein Esel ist: ein Ochs/ ein Ochs: eine Kroͤt/ eine Kroͤte: eine Schlang/ ein Schlang: eine Mucke/ eine Mucke: edler aber ein Pferd/ ein Hirsch/ ein Rehe/ ein Elephant; jenes/ verworffen zum sack- tragen/ zum ackern/ oder widrig anzuschau- en/ und mit einem Eckel und Entsetzen: Dieses einen Kaͤiser/ einen Koͤnig/ einen Fuͤrsten zu tragen oder zu fuͤhren; oder auf eine Kaͤiserliche Tafel zukommen/ oder mit einer lustigen Jagt zu ergoͤtzen/ ist wider Gottes deß Herꝛn Satz und Willkuͤhr/ der unter seinen Geschoͤpfen auch Esel und Ochsen/ und Kroͤten und Mucken hat ha- ben wollen. Noch mehr! Wann wir die leblosen Erd- Creaturen betrachten/ ist das/ zum Exem- pel/ zu einer unfruchtbarn Dornhecken in ein duͤstres Tahl hingesetzt/ jenes zu einem lieblichen Rosenstock/ Citronen-Pomeran- zenbaum gemacht/ und auch dergleichen. Das/ ist mit einem lieblichen Geruch/ er- quicken- Das Fuͤnfte Capitel. quickenden Krafft/ hohen Farb versehen: jenes macht flugs dem Ansehen nach ein Grauen; oder stinkt/ daß es kaum zu dulten stehet. Die Staͤm̃e im Wald lehrens. Das Holtz taugt zum brennen/ und zu keinem Bau: jenes zu einem Pallast/ Koͤniglichen Tafel/ zu Schiffen/ zu Kirch und Schulen/ als sonderlich die Cedern an Libanon/ wie Taͤnnenholtz/ wie Oelbaumholtz/ und auch dergleichen. Daß nun jenes im Ofen muß zu Koln/ zu Aschen werden: Dieses zu ei- nem Rahthauß gebraucht/ zu einem Turn/ zur Vaͤstung/ jenes nicht/ ist Gottes Werk/ der dem Holtz die Daurung/ die Vaͤste/ die Art gegeben/ daß es sich baͤsser fuͤgen/ artli- cher hauen/ bequemlicher schneiden/ subtiler hobeln/ kůnstlicher drexeln/ ungesplitterter bohren laͤßt/ Regen und Ungewitter laͤn- ger und wehrhafter zu widerstehen. Unter die Erden wollen wir gehen! Es hat aber Gott nicht in alle Adern Gold und Silber gelegt: Bley- und Eisen-Berg fin- den sich auch; nicht uͤberal Marmol und Quaterstuck eingesenket: sondern Kalch und unwehrtere Stein graben lassen. Ja/ Das Fuͤnfte Capitel. Ja/ wann ein jeder in sein eigen Zimmer gehet/ sonderlich wo ein wenig groͤssers Haußhalten ist/ findet sich ja unter seinen Gefaͤssen und Kuchengezeug das/ daß ihm Gott taͤglich gleich sam in Mund gibt. Ei- nes/ zum Exempel/ ist zum Tischtuch/ eines zur Handquaͤhle/ eines zum Kuchen- und Fußhadern gemacht; Das/ zur Ehrndeck/ das dagegen zum Unlust abzutreugen. Also gehet es/ wie der Apostel spricht: Jn einem grossen Hause sind nicht allein guldene und silberne Gefaͤsse/ die man hoch und herꝛlich haͤlt/ in die Behaͤlter und Truhen setzet/ in Futtern verwahret: son- dern auch hoͤlzerne und jrꝛdinne/ die man zu geringern wenigern Diensten von noͤhten hat/ und an Schloͤht haͤngt/ oder an Rauch hinsetzt/ oder in eine Ecken wirft/ etliche zu Ehren/ etliche zu Un- ehren II. Tim. II. 20. Also nemlich sollen wir lernen: daß Gott auch das grosse Hauß der Welt guber nire/ und silberne und gul- dene Gefaͤß darein geschafft habe/ die we- gen ihrer Weißheit und hohen Verstands in sonderbaren Ehren und Respect seyn sollen; Das Fuͤnfte Capitel. sollen; dagegen aber auch hoͤlzerne und jrꝛ- dische/ die jener Diener und Aufwarter wer- den muͤssen/ auf ihren Befehl rennen/ lauf- fen/ schreiben/ treiben. Gar bequem erwaͤhnt die Schrifft deß Toͤpffers/ in obgedachtem IX. C. an die Roͤmer ꝟ. 20. 21. 22. eben in solcher Mate- ri/ da sie von zeilichen Guͤtern redet: Lieber Mensch/ spricht sie/ wer bistu/ daß du mit Gottrechten wilt? Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: Wa- rum machstu mich also? hat nicht ein Toͤpfer Macht aus einem Klum- pen zu machen ein Faß der Ehren und das andere zu Unehren? Oder so wirs mit den Worten deß Buͤchleins der Weiß- heit geben sollen/ hieß es also: Ein Toͤ- pfer/ der den weichen Tohn mit, Muͤ- he arbeitet/ macht allerley Gefaͤß zu unserm Brauch: er machet aber aus einerley Tohn beyde Gefaͤsse/ die zu reinen/ und zugleich auch die zu un- reinen Werken dienen. Aber wozu ein jegliches derselbigen soll gebraucht werden/ Das Fuͤn̄fte Capitel. werden/ das stehet bey dem Toͤpfer/ in XV. 7. Nicht anders/ verstehe/ sind wir Menschen gegen Gott/ dem es keiner weh- ren kan noch soll/ daß er diesen erhebt: jenen nidriget; Diesen an Herꝛen Hoͤfen zum Cantzler/ Syrach. X. 5. jenen zum Stall- knecht und Hundsbuben geordnet hat; Die- ses consilia und Vorbringen angenehm und herꝛlich machet: jenes viel geringer und mit wenigerm effect. Zu letzt/ damit wir nicht weitlaͤuffiger gehen/ betrachte ein jedes seine eigne Glied- massen deß Leibs/ auf welche consideration uns Paulus fuͤhrt. I. Cor. XII. da er spricht: Etliche Glieder am Leib habe Gott staͤrker: etliche schwaͤcher gemacht. Wi- derum etliche ehrlicher/ die sich nicht verde- cken sollen/ etliche unehrlicher/ die sich ver- bergen muͤssen; etliche die uns wol: etliche die uns uͤbel anstehen. ꝟ. XXII. XXIII. XXIV. Der Fuß/ zum Exempel/ beschwe- ret sich nicht/ daß er keine Hand sey. ꝟ. XV. Das Ohr/ das/ zum Exempel/ neben dem Kopff stehet/ murꝛet nicht/ daß es nicht ins Angesicht gesetzt ist/ wie das Aug. ꝟ. XVI. sondern Das Fuͤn̄fte Capitel. sondern es sey zu frieden/ wo es stehe. Wa- rum? weil Gott die Glieder gesetzt/ ein jegliches sonderlich am Leib/ wie er gewolt hat. ꝟ. XVIII . Die taͤgliche lection gibt uns nun Gott auf/ an uns/ und in uns/ daß wir nicht in diesem Stuck denen teihls Corinthiern gleich werden/ die sich darum recht hartseelig düncken liessen/ und fuͤr veracht/ weil sie jenen nicht gleich waͤ- ren/ die so grosse Gaben haͤtten entweder im Lehren/ oder in Weissagungen/ oder in Churen der Krankheiten/ oder mit Spra- chen reden/ und dergleichen. Darum aber soll das nicht seyn/ weil Gott einem jeden das seine zuteihlt/ nach dem er will. ꝟ. XI. Das aber/ nach dem er will/ begreift drey Stuͤck in sich. I. Wem? II. Was fuͤr eine Gab? III. Wie viel da- von/ oder mit was fuͤr Maas? Einmal nemlich teihle ers aus nach seinem freyen Willen; und nicht eben allen Menschen ohne Unterschied: sondern welchem aus denen ers mitteihlen will; auch unter denen/ denen ers verehren will/ nicht einem jeden eines: sondern dem diß/ dem andern ein anders; Das Fuͤn̄fte Capitel. anders; und widerum/ die einerley Gaben haben/ dem eine groͤssere: jenem eine kleine- re Maaß. So nun einer sprechen wolte: warum hat es der/ und ich nit? oder/ warum ist es bey dem alles groͤsser/ scheinlicher/ angenehmer/ und bey mir nicht? dem antwortet der Apostel: darum geschehe es/ weil es Gott gibt/ nicht/ wie ich und ein anderer wollen: sondern wie es ihm gefaͤllt/ der den Teihler/ so zu reden/ in der Rechnung/ in seinem weisen Sinn allein fuͤhret; wir wollens gleich multiplicirn oder dividirn, addirn oder subtrahirn, so werden wir doch auf die Rechnung nicht kom̃en/ weil De Tri Regul darinn nichts gilt. Zum allerletzten ist wol zu bedenken/ daß gewisse Grad und Stuffen der Ehren und Klarheit/ auch unter den Außerwehlten selbst/ im Himmel und der ewigen Seelig- keit seyn sollen/ allermassen Paulus deutlich weiset I. Cor. XV. 41. Nach dem er gesagt: Ein andere Klarheit hat die Sonne/ ein andere Klarheit hat der Mond/ ein Das Fuͤn̄fte Capitel. ein andere Klarheit haben die Stern. Dann ein Stern ůbertrifft den an- dern nach der Klarheit/ setzt er jetzt im XLII . ꝟ. Also auch die Aufferstehung der Todten/ oder deutlicher: Also wird es auch seyn unter denen/ die zum ewigen Leben auferstanden sind. Um weß willen der Prophet Daniel also schreibt: Die Lehrer werden leuchten wie deß Him- mels Glantz/ und die/ so viel zur Ge- rechtigkeit gewiesen/ wie die Stern jmmer und ewiglich/ im XII. 3. So dann einer findet/ daß solche Ordnung Gottes/ auch in der ewigen Seeligkeit seyn und bleiben werde/ so gedenke er/ einmal/ es koͤnne geschehen/ daß der/ der in zeitlichen jrꝛdischen Ehren jenem nach gehet/ in jenen himmlischen Ehren wol wider fuͤrgehen koͤnne; und/ wie er in der Welt niderer ist gegen jenem/ in jener/ hoͤher seyn koͤnne ge- gen diesem; um weß willen er fuͤrs andere sich desto williger vor Mißgunst/ vor Streit/ vor Schaͤnden und Laͤstern hůten wolle/ allerdings wie auch in jenem Leben und differenz Das Fuͤn̄fte Capitel. differenz der Ehren/ kein Neid/ kein Streit: sondern volle Vergnuͤgligkeit seyn werde. Id beata civitas illa August. Lib. XXII. de C. D. C. XXX. sagt der Seel. Augustinus, magnum in se bonum vide- bit, quod nulli superiori ullus inferior in- videbit, sicut nunc non invident Archan- gelis angeli cœteri: tam nolet esse unus- quisque quod non accepit; quamvis sit pacatissimo concordiæ vinculo, ei, qui accepit, obstrictus: quàm nec in corpore vult oculus esse quod est digitus, cum membrum utrumq́ue contineat totius carnis pacata compago. Sic itaue ha- bebit donum alius alio minus, ut hoc quoque donum habeat nec velit amplius. Das ist/ Jene seelige Statt wird auch das grosse Gut in sich haben/ das kei- nem Hoͤhern/ einiger Niderer miß- goͤnnen wird/ gleich wie jetzund die Ertzengel nicht von den andern En- geln geneidet werden; so wenig wird einer/ der Außerwehlten/ seyn wollen/ was er nicht seyn soll/ ob er schon in vertraͤulichster Einigkeit dem ver- bunden Das Fuͤn̄fte Capitel. bunden bleiben wird/ der ein mehrers empfangen hat/ gleich wie an dem Leib auch der Finger nicht begehrt das Aug zu werden/ da doch beyde Glieder in aller Einigkeit eine Haut zusammen haͤlt. Demnach wird auch einer dorten ein groͤssere/ einer ein kleinere Gab haben/ daß er diese Gab dannoch dabey habe/ daß er nit mehr zu haben begehre/ als er hat. Andacht-Lied. Um Genuͤglichkeit. Nach der Singweise: Wie nach einer Wasserquelle/ ꝛc. oder: Werde munter/ mein Gemuͤte/ ꝛc. 1. S Choͤpfer aller Menschenkinder/ grosser Gott/ ich klage dir/ aß ich staͤts/ ich boͤser Sünder/ urꝛe wider dich in mir. Jmmer Das Fuͤn̄fte Capitel. mmer will ich meistern dich/ aͤssern dein Geschoͤpfe mich; Nur denk ich zu werden jmmer roͤsser/ aber niemals froͤmmer. 2. Seh’ ich einen/ der gelehrter/ der beglückter ist/ als ich/ er da reicher und geehrter: straks mein Hertz entruͤstet sich; rotzig denkt es/ und voll Neid: as soll dieser Unterscheid? Jch moͤcht auch wohl solche Gaben/ ich solt sie vor jenem/ haben. 3. Ach Herꝛ! ich bin dein Geschoͤpfe: du hast mich aus Erd gedreht/ ie ein Doͤpfer seine Doͤpfe; und in deinem Willen steht/ as du machen magst aus mir. olt ich widerstreben dir? Ach! du kanst mich schmeissen nieder und zu Scherben machen wieder. 4. Gnad ist/ alles was wir haben: Nichtes du uns schuldig bist; F Du Das Fuͤn̄fte Capitel. u gibst alle gute Gaben/ wie es dir gefaͤllig ist. aß mich diß bedenken recht: aß mich/ als ein frommer Knecht/ froͤlich deines Willens leben/ seyn vergnuͤgt mit deinem Geben. 5. Herꝛ! hier bin ich/ dein Gefaͤsse: leg darein/ was dir beliebt/ einem weisen Raht gemaͤsse. Deine Hand mir nuͤtzer gibt/ ls mein Hertz verlangen kan. iß nur forder’ ich dir an: Wollest (diß nur ich begehre) in mich fassen deine Ehre. 6. Laß mich kein Gefaͤß der Suͤnden/ noch deß Satans Werckzeug seyn: aß du mich staͤts reine finden und in mich moͤgst fassen ein eine Gnade/ die da nit n ein Kohtgeschirꝛ einzieht. Nun/ Gott! dein sind alle Gaben: as ich soll/ das werd ich haben. Erklaͤ- VI Ein hirt der Juͤngste Sohn. Vor Sieben bringt davon. Die Königliche Kron. Das Sechste Capitel. Erklaͤrung. Villosi pecoris custos 2. de Fratribus octo infimus: 3. Isacidumregia sceptra capit. Davids Geschicht-Rede/ Als er zum Koͤnig über Jsrael ge- kroͤnet ward. J Srael/ du Volk deß Hoͤchsten/ weist du auch/ wen du jtzund/ dir zu einem Koͤnig/ kroͤnest? Wer ist David? wer ist David? dessen Haupt in dieser Stund du mit Kronen-Gold beschoͤnest? I. Fraget Bethlehems Gefilde! fraget Hirten/ Heyd/ und Heerd! fraget meine Schaͤfer-Brüder! (Erd Dort spazierte meine Jugend auf deꝛ Weidbegrastẽ mit den Schaͤflein auf und nieder. Dort pruͤft’ ich an Loͤwen/ Beeren/ meiner starken Gliber Krafft; an den Woͤlffen/ lernt’ ich kriegen; Dorten lernt’ ich Steine schleudern/ fürchten kei- nen Risenschafft/ und den Goliath besiegen. II. Gott/ der auf das Nidre sihet/ liesse mich durch Samuel holen von den Wollenheerden: David soll (sprach er/ und gosse auf mein Haupt das Salbungs-oͤl.) Meines Volkes Hirte werden. F ij Meine Das Sechste Capitel. Meine (wie dort/ Josefs) Bruͤder wurden uͤber mich entbrandt von deß gelben Neides Kerzen: Daß der Schaͤferstab ein Zepter werden solt in meiner Hand/ dieses schmerzte sie im Herzen; Sich verworffen/ mich erwehlet/ mich/ Jsai juͤn̄gsten Sohn/ Mich gesalbt vor ihnen Sieben̄/ Mich hoch uͤber sie erhaben/ mir versprochen sehn die Kron̄: diß wolt ihnen nicht belieben. Doch/ der Neid kont mir nicht nehmen/ was Gott gab und günte mir. Jch hab Koͤnig werden muͤssen. Dachte schon/ mich aufzuopfern/ dachte Saul schon fuͤr und fuͤr mich an eine Wand zuspissen. Reichsnachfolger man verfolgen/ aber nicht er- wuͤrgen kan: Gott schuͤtzt Goͤtter dieser Erden. (an; Wem der Zepter ist versehen: stehet er schon unten Was er soll/ das muß er/ werden. Wer war David? wer ist David? Gott erhebt die Nidrigkeit; stürzet stolzgesinnte Sinnen. Menschen sehen auf das Aussen: aber sein’ Allse- schauet auf das Herze Jnnen. (henheit Ob du wuͤrdig/ ob du tuͤchtig/ Bauer oder Fürst zu steht nit an der Stirn geschrieben. (seyn/ Laß Gott waͤhlen/ walten schalten! dann er siht in dich hinein: Sein Versorgen ist ein Lieben. Das Das Sechste Capitel. Das Sechste Capitel/ haͤlt in sich Die Exempel der Heiligen Schrifft. A Uf Exempel der Schrifft wollen wir nun kommen/ doch nur etliche uñ die deutlichste. Fuͤrnehme Leh- rer geben hierzu das Exempel an Jacob und Esau/ deren jener/ samt seiner poste- ri taͤt/ Esau/ samt auch seinen Nachkomme- nen/ in zeitlichen Guͤtern weit fuͤrgezogen worden. Einmal erlangte Jacob das Recht der Ersten-Geburt/ das kein geringer Se- gen war. Zum Andern kam er in das Land/ das Gott Abraham verheissen hatte. Zum Dritten solte aus seiner Linea der HErꝛ Messias geborn werden. Jhre Nachkoͤm- linge aber solten ferner einander unterworf- fen werden/ und Jacobs Stamm ein Herꝛ: Esau ein Knecht werden. Jene ein Land befitzen voller Fruchtbarkeit und reichen Uberflusses; Esaus Freundschafft dage- gen oͤde Gebuͤrge haben/ anderst nicht als wann Drachen da wohneten. Gen. F ii. XXV. Das Sechste Capitel. XXV . 23. Malach. I. 2. 3. Und soll schon also beschlossen worden seyn/ ehe sie beyde geboren waren/ und weder Gutes noch Boͤses getahn hatten/ wie Pau- lus bezeugt Rom. IX . 11. Warum doch? Beyde sind sie in Suͤnden empfangen und geboren: beyde haben noch keine wuͤrk- liche Suͤnde veruͤbt: beyderley kuͤnftige Werk verdienen Gott nichts ab? Warum soll dann Esau und sein Geschlecht/ dessen/ was ihm vor der gantzen erbarn Welt ge- buͤhrt/ verlustigt werden? Es ist wider alle principia juris, moͤchte man gedenken. Allein Paulus setzt die Ursach darzu/ auf daß der Fuͤrsatz oder das decret Got- tes bestuͤnde/ ward nach der Gna- denwahl zu Rebecca gesagt: Nicht aus Verdienst der Werk: sondern aus Gnaden deß Beruffers/ also: Der Groͤsseste/ Erstgeborne/ Esau und seine Linea/ soll dienstbar werden dem Klei- nern Nachgebornen Jacob/ wie dann geschrieben stehet: Jacob hab ich ge- liebt/ und mehr zeitlich gutes zu tuhn be- schlossen: Das Sechste Capitel. beschlossen: Esau aber hab ich gehasset/ und viel geringer in zeitlichen jrꝛdischen Guͤtern zu versehen mich resolvirt. Fr. Bald. in Rom. IX. 11. p. m. 614. \& 638. Usque adeò privilegium externi dominii non ab hominum meritis, non à splendo- re generationis carnalis: Sed simplici \& mera Dei voluntate dependet, spricht hieruͤber Herꝛ D. Fridericus Balduinus in seiner Erklaͤrung. Also nemlich/ haͤngt das privilegium deß aͤusserlichẽ do- mi nats und Herꝛschafft nit an unsern Verdiensten/ nicht an der herꝛlichen fleischlichen Geburt: sondern an dem freyen uñ von Menschen unverdientẽ Willen Gottes. Und in Aphoris. XIII. schreibet er also: Nemo succenseat alteri quod inter eos qui pares esse videntur, aliqui extolluntur, aliqui deprimuntur. Hoc enim à Deo est, qui liberrimam ha- bet potestatem faciendi cum creaturis suis quidlibet: is est, qui respexit Jaco- bum, neglexit Esavum; ipse etiam est qui hunc humiliat \& hunc exaltat Psalm. LXXV . 5. Keiner zůrne und eyfere F iiij mit Das Sechste Capitel. mit dem andern/ daß unter denen/ die einander gleich dunkẽ/ etliche erhoͤhet und erhaben werden/ etliche nicht. Dann das komt vom HErꝛn/ der die allerfreyeste Gewalt hat mit seinẽ Ge- schoͤpf zu tuhn/ was er will. Der ist es der Jacob angesehen/ Esau ver- schlagen hat: eben er ist es der den nidriget/ jenen erhoͤhet. Psal. LXXV. 5. Der S. Hr. D. Johannes Tarnovius aber/ da er den Spruch Malachiæ erklaͤrt/ setzt er folgendes: Joh. Tarnov. in Loc. Com. sup. C. I. Malach. v. II. n. III. p. m. 19. Deus in externis ac tem- poralibus alium alii præfert, de quo oc- culto nobis: sed non injusto Dei judi- cio, meritò cum Apostolo exclamamus: Quàm inscrutabilia sunt hæc judicia ejus \& quàm impervestigabiles hæ viæ ejus Rom. XI. 33. Quis fuit ejus consiliarius. v. XXXIV . das ist: Gott ziehet in aͤusser- und zeitlichen Guͤtern einen dem andern vor/ von welchem uns verborgenen: aber nicht ungerechten Urteihl Das Sechste Capitel. Urteihl GOttes wir billich mit dem Apostel sagen: wie unbegreifflich sind seine Gericht und unerforschlich sei- ne Wege Rom. XI. 33. Wer ist sein Rahtgeber gewest? ꝟ. XXXIV. Ja so klar ist es an Ephraim und Ma- nasse zu sehen. Dieser war der Erstgeborne; also gebuͤhrte selbem billich der Vorzug. Joseph/ als ein kluger Mann/ so wol vom Geist Gottes getrieben/ richtete es also dar- nach/ daß ers ihrem Groß-Vatter recht zu Handen stellen kunte; Jacob aber streckte seine rechte Hand aus/ und legte sie auf Ephraim/ deß Juͤngsten Haupt. Gen. XLVIII . 14. nicht aus einer Un- achtsamkeit/ oder ohngefaͤhr/ oder aus Un- besonnenheit seines Alters: sondern/ wie dabey stehet: Er taht wissend also mit seinen Haͤnden. Jhr rechter Vatter Jo- seph mag es wol so vorgenom̃en haben/ wie es das Recht der Natur/ und die Gewohn- heit deß Volks mit sich brachte/ weil der H. Geist sagt: Es gefiel ihm uͤbel/ daß Ja- cob das taͤht/ ꝟ. X VII. Fasset derowegen F v auch Das Sechste Capitel. auch seines Vatters rechte Hand/ daß er sie von Ephraims Haubt auf Manassis Haubt legte/ mit dem Vermelden: Nicht so/ mein Vatter! Dieser ist der Erst- geborne/ lege deine rechte Hand auf sein Haubt ꝟ. XVII. XVIII . Worinn er dann/ an sich/ nicht unrecht urteihlt. Aber doch geschiht es nicht! Jacob weigerte sich und sprach: ich weiß wol/ mein Sohn! ich weiß wol! Dieser soll auch ein Volk werden/ und wird groß seyn; aber sein jüngster Bruder wird groͤs- ser dann er/ der Aelteste/ werden. ꝟ. XIX. Alle Interpretes gestehen: Jacob sey darzu/ durch einen jnnerlichen Trieb und Anraͤ- gung deß Heiligen Geistes/ geneigt wor- den/ daß er den Juͤngsten/ dem Aeltesten vorziehen solte in zeitlichem Segen. Wie gehet aber das Ding zu? Manasse hat Jacob/ seinem Groß-Vatter/ niemals er- zuͤrnet; so meldet der Heilige Geist kein an- ders seiner Laster/ dardurch er die erste Ge- burt verschertzt haͤtte; so wird von Ephraim nichts gefunden/ womit er seinem Groß- Vatter Das Sechste Capitel. Vatter/ sonders und fuͤr Manasse lieb wor- den sey/ oder baͤsser aufgewartet/ oder gehor- samer sich erzeiget; ja der Stam̃ Ephraim/ oder seine Nachkoͤm̃linge/ sind nit nur boͤser worden als Manasse: sondern groͤssere Ab- goͤtterey getrieben/ als alle andere Staͤmme Jsrael; weil aus dem Stamm Ephraim/ der Ertzstiffter aller oͤffentlichen Abgoͤtterey Jeroboam entsprossen/ dem die Schrifft kein anders Zeugniß erteihlt/ als daß er Jsrael habe zur Abgoͤtterey gebracht. Syrach. XLVII . 29. I. Reg. XII . 26. 33. II . Paral. XI . 15. XIII . 9. Solt eines nicht nochmal sagen mit Herꝛn Luthero S. Com. in Gen. C. XLVII. T. XI. p. 308. b. edit. Germ. VVitteb. M DL XXII . Ephraim nimt die erste Geburt hin ohn allen Verdienst: Manasse aber wird derselben beraubt/ ohn alle seine Schuld! Es setzt aber gedachter Seel. Lehrer darzu: Jacob hat solches getahn im Glauben und durch einge- bung deß Heiligen Geistes. Darum muß man die rechte Ursach dieser F vj Taht Das Sechste Capitel. Taht aus dem Glauben und Ver- heissung nehmen/ und nicht aus dem Gesetz/ noch aus den Rechten/ oder auch nicht aus der Natur. Jtem/ Er fuͤhrt Jacob ein/ als wann er Joseph also antwortete. Luth. Tom. XI. VVitt. Germ. p. m. 306. b. Es ist jetzt deß Ge- setzes (der ersten Geburt) Zeit nicht/ es hat jetzt hie keine Statt: sondern hier gilt allein der Goͤttliche Segen/ welcher keinem Gesetz unterworfen ist/ auch unsern Rechten oder Weiß- heit nit. Licet enim Deo dona sua distri- buere pro suo beneplacito, nec injuriam ei facit, cui aliquid aufert: in quem autem beneficium confert, is habet causam, cur misericordiam Dei laudibus celebret, glossiert hieruͤber Osiander: GOtt hat Macht seine Gaben aus zuteihlẽ nach seinem Wolgefallen/ und tuht dem nit unrecht/ dẽ er etwas versagt. Der aber dẽ er woltuht/ hat Ursach seine Barm- hertzigkeit zu loben und zu preisen. Noch dergleichen findet sich an den Kindern Das Sechste Capitel. Kindern Jacobs/ sonderlich am Jschaschar. Der arme Tropf muß in dem Abschied sei- nes Vatters unter seinen Bruͤdern ein beinerner Esel heissen/ das ist/ er werde zwar stark seyn: aber nichts dapfers noch sonderlichs verꝛichten: sondern allen Lasten und Betrangnissen unterworffen seyn/ von Freund- und Feinden. Deßwegen seine Schultern geneigt zu tragen/ und ein zinsbar Knecht zu werden. Genes. XLIX . 14. 15. Oft erwaͤhnten Seel. Hr. Crameri glossa daruͤber heist also: Gott will auch Sacktrager haben unter seinem Volk. Da heist es dañ billich: Sis asinus quemcunꝙ́ asinũ sors aspera fecit. Dann ein leidliche Buͤrde/ und er- traͤgliche Last auf sich nehmen/ ist doch baͤsser/ als oftmals in grossem Gluͤck schweben; weßwegen der Seel. Ambrosius Ambros. L. IV. Hexaem. c. IV. edit. Basil. M D L XV II . p. m. 44. diese billich auslacht/ die solches etwan dem Gestirn zuschreiben wolten/ und/ wie seine Wort lauten: Labo- F vij riosos Das Sechste Capiel. riosos \& patientes servitij, quos nascentes taurus aspexerit, quia animal laboriosum \& assuetum jugo, spontanea servituti col- la submittens, deßwegen arbeitsam und knechtlich gesinnet hielten/ weil sie im Stier geboren waͤren/ der ein ar- beitsam Tiehr und deß Jochs ge- wohnt/ willig den Hals hinstrecke. Eben Joseph selbst ist ein lauters Exem- pel. Wann man sagen solte/ wie man pflegt zu reden/ hat das Gluͤck wol sonderlich mit ihm gespielt/ und solte wol mancher spre- chen/ wann man seinen Zustand nach ein- nander hoͤret: er wisse keine Ursach zu ge- ben! Daß ihn seine Bruͤder in der Gru- ben/ da sie ihn hinwerfen/ nicht Hunger ster- ben lassen/ moͤchte man sagen: ist deß Gluͤcks schuld; daß eben damals/ die Midianitische Kaufleut/ vorbey passirn/ geschiht auch ohn- gefaͤhr. Daß sie/ ihn/ denen verkauffen/ macht ein Haͤndlein voll Gelts. Daß diese wider mit ihm wuch ern in Egypten/ bringt ihr profession mit. Daß er eben zu Poti- phar/ deß Pharao Kaͤmmerer und Hof- meister/ in Dienst koͤmt/ mag etwa wol der Mangel Das Sechste Capitel. Mangel der Ehhalten getahn haben. Daß ihm sein Herꝛ goͤnstig wird/ mag er sich als ein frember/ unbekandter/ erkaufter zuge- schmeichelt haben. Daß er in folgender Ge- faͤngniß/ auch deß Amtmanns Hertz ge- winnt/ hat er biß dato gelernet/ was für Manier in der Fremd gilt? Daß er Pharao die beyde Traͤume auslegt/ hat ers eben un- gefaͤhr erꝛahten/ weil er gute natura lien hatte. So komt er nun ferner fort/ und ge- winnt Pharao Hertz/ daß er ihn zu seinem heimlichen Raht oder Cantzler macht/ mit solch- und solcher Ehr/ solch- und solchem Reichtum begabet. Das alles/ solt eines fast denken: sey halt so gerahten/ wie man- cher Mensch mehr in der Welt fortkom̃en ist/ sonderlich in der Fremd/ da er eben/ zu dieser oder jener Zeit/ keinen andern an- traf/ der es ihm gleich taͤhte; oder so ers in der Taht gleich machte/ und noch wol druͤ- ber waͤre/ man ihm/ jenen/ dannoch vor- zog/ weil/ wie man spricht/ das fremde Brot allzeit baͤsser schmaͤcke/ als das man vorhin im Hauß hat. Allen denen Gedanken aber begegnet die Schrifft/ und weist Das Sechste Capitel. weist es: daß nicht unbesonnener Weise/ Joseph/ oder wer es waͤre/ solches zu Hand stosse: sondern Gottes Vorsorg sey es/ die sich derer oder derer natuͤrlichen Mittel be- diene/ die sie von Ewigkeit gesehen/ daß es zu der oder der Zeit/ sich so oder so schicken werde. Außdruͤcklich steht/ Gen. XXXIX. 2. 3. 4. 5. Der Herꝛ war mit Joseph/ daß er ein gluͤckseeliger Mann ward/ und war in seines Herꝛn deß Egy- pters Hauß/ und sein Herꝛ sahe/ nicht/ daß ohngefaͤhrer weise ihm das Gluͤck ins Hauß floͤge: sondern/ daß der Herꝛ/ das ist/ was goͤttliches/ uͤbermenschliches mit Joseph war; dann alles was er taͤht/ nicht ein/ zwey/ drey/ Stuck; das haͤt- te man fuͤr ohngefaͤhr achten koͤnnen: alles alles was er taͤht/ da gab der Herꝛ Gluͤck zu durch ihn. Eben der Herꝛ/ verstehe/ macht ihm die Gunst bey Potiphar/ weil er spuͤrte/ daß von der Zeit an/ da er ihn über sein Hauß gesetzet hatte/ ꝟ. IV . solches handgreiflich zugenommen habe/ und eitel Segen war in allem was er hatte Das Sechste Capitel. hatte/ zu Hauß und zu Feld. Das kunte ja so bestaͤndig von nichts herkommen/ das man sonst bey den Egyptern/ als Heyden/ Gluͤck heißt/ weil solches tausentmal va - rire; muͤsse demnach von einem hoͤhern/ weisern/ maͤchtigern Wesen/ vom HErꝛn/ herꝛuͤhren. Widerum/ daß er deß Amt- manns über das Gefaͤngniß Hertz gewiñt/ geschiht nicht durch Schmeicheley; es heißt gleicher weiß: Der HErꝛ war mit Joseph/ und neigete deß Amtmanns Huld zu ihm/ und ließ ihn Gnade fin- den fuͤr ihm ꝟ. XXI . Und nochmal: Der HErꝛ war mit Joseph/ und was er taͤht/ da gab der HErꝛ Gluͤck zu. ꝟ. XXIII . Was die Traͤume belangt/ ist es fuͤrwahr nicht nur ein blindes erꝛah- ten; weil alle Wahrsager und Weisen sol- ches nicht aussinnen kunten: auslegen aber gehoͤrt Gott zu/ spricht Joseph noch in seiner Gefaͤngniß c. XL . 8. Und da er fuͤr Pharao komt/ und der zu ihm sprach: Jch hab gehoͤrt von dir sagen/ wann du einen Traum hoͤrest/ so koͤnnest du ihn Das Sechste Capitel. ihn deuten c. XLI . 15. antwortet er: Das stehet bey mir nicht! Gott wird doch Pharao Gutes weissagen ꝟ. XVI . Gott verkuͤndigt Pharao/ was er für hat ꝟ. XXV . GOtt zeiget Pharao/ was er fuͤr hat. ꝟ. XXVIII . Pharao selbst/ als ein Heyd/ findet es/ daß das kein blindes Tappen und erꝛahten sey/ da er zu seinen andern Knechten spricht: Wie koͤnten wir einen solchen Mann finden/ in dem der Geist Gottes sey? ꝟ. XXXIIX . Und Joseph selbst redet er also an: Weil dir Gott solches alles hat kund getahn/ ist keiner so verstaͤn- dig und weiß als du ꝟ. XXXIX . Da ihm sein erster Sohn Manasse geboren wird/ stellt ers abermal nicht dem blinden Gluͤck zu: sondern/ Gott/ sprach er/ hat mich lassen vergessen alles meines Ungluͤcks ꝟ. LI. Da der ander/ Ephraim/ geboren wird/ spricht er wider: nicht/ es sey ihm so unversehens gegluͤckt in der Frem- de; Nein! Gott/ sprach er/ hat mich lassen wachsen in dem Lande meines Elends Das Sechste Capitel. Elends ꝟ. LII . Anreichend seine Brü- der/ und sein verkauffen in Egypten/ spricht er aufs neu: Sie sollen nicht denken/ daß ohne Ursach/ und Gott unwissend solches uͤber ihn sey verhengt worden; Nein! Um eures Lebens willen/ sagt er zu ih- nen/ hat mich Gott fuͤr euch herge- sandt. C. XLV . 5. Warum hat es aber Gott getahn? Daß er euch uͤber behal- te auf Erden/ und euer Leben erꝛette durch eine grosse Erꝛettung ꝟ. VII . Und nochmal nach seines Vatters Tod: Jhr gedacht es mit mir boͤß zu ma- chen: aber GOtt gedacht es mit mir gut zu machen/ daß er taͤht/ wie es jetzt am Tag ist/ zu erhalten viel Volks/ Gen. L. 20. Beydes im Geist- und weltlichem Stand zugleich finden sich Exempel Num. XVI. Korah verdroß es von Hertzen/ daß Moses auf seinen leiblichen Bruder Aaron/ und seine Linea/ das Hohepriesterliche Amt erblich bringen wolte/ da er/ Korah/ doch so wol aus dem Stamm Levi war als Aaron/ also Das Sechste Capitel. also meynte: Moses taͤhte es/ die andern Staͤmme dardurch zu unterdrucken/ seinen zu erheben; er wolle aus seinem Bruder einen geistlichen Herꝛn/ und wie man jetzt zu weiln redet/ einen Pabst machen/ wie er/ ein weltlicher waͤre; daß also geist- und weltliches Regiment bey einer Freundschaft bliebe. Damit er aber die geistliche desto mehr und eher bezwingen moͤchte/ haͤngt er auch die Weltliche an sich/ Num. XVI . 1. Dothan/ Abiram und On/ die von dem Stamm Ruben waren/ und sich ja so klug und witzig dunken liessen/ so qualificirt als Moses nimmermehr das gouerno zufuͤh- ren/ um derer eingebildeten quali taͤten wil- len/ sich/ noch auf die dritthalbhundert der Fůrnehmsten in der Gemein schlugen/ noch darzu Rahtsherꝛen/ ꝟ. II . und im uͤbrigen ehrliche Leute/ die ihres guten uñ wolgeneigten affects willen noch viel tau- send haͤtten an sich haͤngen koͤnnen; daß al- so fuͤr menschlichen. Augen nicht wol muͤg- lich gewest/ das Werk zu hindertreiben. Dann es bereit so weit kommen/ daß sie ih- nen unter die Nasen stunden/ und ins Ge- sicht sagten: Jhr machts zu viel/ ꝟ. III. das Das Sechste Capitel. das ist/ Jhr bildet euch ein: Jhr/ und die eurigen/ waͤret allein klug und geschickt zu geist- und weltlichen Aemtern/ und GOtt hab seine Gaben auf euch allein geschůttet/ die andern zu Eseln und Ochsen gemacht. Nein! Die gantze Gemein ist uͤberal heilig/ ein jeder ist aus dem Gebluͤt deß Heiligen Vatters Abrahams/ und der HErꝛ ist unter ihnen/ wo nicht mehr: doch so viel als er bey euch ist. Was erhebt ihr euch dann uͤber die Gemeine deß HErꝛn/ und wolt alles allein seyn und die grossen Hansen agirn? Es solt eines ja ge- denken: Bißher sey es so durch das blinde Glück zugangen/ und durch ein so lange conniventz, weil keiner das Hertz gehabt/ das Maul einmal aufzutuhn. Wie gehet es aber gleichwol? ꝟ. V. VI . Moses tuht das Maul wider auf/ und verweist ihnen die Teuffels Hoffart/ daß nicht er und sein Bruder Aaron: sondern sie sich mehr ein- bildeten als recht waͤre/ die mit ihrem Zu- stand nicht zu Frieden waͤren/ da sie doch bißher ja so wol fuͤr andern vorgezogen und erhaben worden/ denen doch keines ihr Gluͤck Das Sechste Capitel. Gluͤck mißgoͤnnt und angetast haͤtte. Wie nun sie/ zu den Ehrenstand/ in geist- und weltlichen Aemtern/ fuͤr andern/ kommen waͤren: so waͤre er und Aaron auch darzu kommen. Nun koͤnten sie aber nicht sagen/ daß sie sich darein gedrengt und einge- sch miert haͤtten/ oder daß es blinder/ plum- per Weise zugangen waͤre: sondern Got- tes Werk waͤre es; Also sey es mit ihnen auch beschaffen. Sie haͤtten sich so wenig darein genoͤhtiget; und von einem blinden oder ungescheiden Ding wisseten sie nichts. So solten sie/ derowegen/ sich/ mit dem con- tentirn lassen/ zu was sie Gott biß dato ge- brauchen habe wollen. Seine nachdenkli- che Wort heissen also: ꝟ. IX. Hoͤret doch ihr Kinder Levi! Jsts euch zu we- nig/ daß euch der Gott Jsrael außge- sondert hat von der Gemeine Jsrael/ daß ihr ihm opfern sollet/ daß ihr die- net im Amt der Wohnung deß Her- ren/ und fůr die Gemeine trettet/ ihr zu dienen? Da viel tausend sind die es weder dahin gebracht/ noch in Ewigkeit bringen werden. ꝟ. IX. Jm End/ wer ist deß Das Sechste Capitel. deß Gluͤcks Ursach bey Mose und Aaron? Moses und Aaron selber nicht! Dann/ was ist Aaron fuͤr ein schlechter Mensch/ bey dem/ das/ nimmermehr stuͤnde/ ein sol- ches Wort/ bey einer so maͤchtigen Gemein/ fuͤrzubringen? ꝟ. XI . Aus meinem Hertzen aber/ spricht Moses ꝟ. XXIIX . oder allein nach meinem Willen und Ge- fallen/ hab ich diese Werk auch nit getahn! Wer dann? Eben der GOtt Jsrael/ der sie/ seine Neidhaͤmel und Mißgoͤnner/ zu ihren Ehren gesetzt ꝟ. IX. Der Herꝛ haͤtte ihn gesandt ꝟ. XXVIII . also taͤh- ten sie mit ihrem widerbellen und Gegen- satz anderst nichts/ als daß sie den Herꝛn laͤsterten ꝟ. XXX . um welches willen/ sie/ die Erde lebendig verschlingen muͤßte/ die uͤbrige die Flam̃ verzehren. ꝟ. XXXII. XXXIII. XXXIV. XXXV. Sonderbarer zufaͤlliger Weise solt es je- mand fuͤrkommen/ daß Saul zum Regi- ment gelanget/ und der erste Koͤnig in Jsrael wird. Man gedenke nur: Sein Vatter Kiß hatte seine Eselinnen verlohren/ und Saul Das Sechste Capitel. Saul befohlen solche zu suchen; er gehet durch das Gebuͤrg Ephraim/ durch das Land Salisa/ durch das Land Saalin/ durch das Land Jemini/ I. Sam. IX . 4. und findet sie nirgend. Er re- solvirt sich endlich mit seinem Knecht bey einem Seher/ wie man zur selben Zeit die Propheten hiesse/ zu erforschen/ wo sie hin- kommen waͤren? Da er zu Samuel komt/ und seinen Eselinnen nachspuͤhren will/ hoͤret er von dem Propheten/ den er sein Lebtag nicht gesehen/ und er ihn wider nicht/ er soll sich um die Esel nit kuͤmmern; alles was das baͤste in Jsrael sey/ soll sein und seines Vatters gantzen Hauses seyn/ I. Sam. IX . 20. Saul weiß se l ber nicht/ ob er/ Samuel/ seiner spottet/ oder wie ers aufnehmen soll/ daß er solche Reden tuht/ ihme/ der daselbst ein Fremder sey/ und von dem Stamm Benjamin/ der wegen der greulichen Taht/ davon im Buch der Richter im XIX . 25. zu lesen/ in gantz Jsrael verfeindt war/ in die aͤusserste Ver- achtung kommen/ und schier gantz vertilgt worden. c. XX . 46. 47. c. XXI . 3. auch weil Das Sechste Capitel. weil andere Staͤmme hoͤher geachtet wa- ren/ und groͤssere Verheissung für sich hat- ten/ Gen. XLIX . 8. \& seqq. Bin ich nicht ein Sohn/ spricht er zu Samuel/ von Jemini/ das ist/ eines Benjamiten/ und von den geringsten Staͤmmen Jsrael/ I. Sam. IX . 21. weil kurtz zuvor ihrer auf einmal 25000. erschlagen wur- den/ Judic. XX . 46. und mein Ge- schlecht das kleinste und unansehnlichste unter allen Geschlechten der Staͤm- me Benjamin. Warum sagst du dann mir solches? als wolt er sagen: du wirst dich gewiß jrꝛen/ und mich fuͤr den un- rechten ansehen! Dann von Gott/ scheint ja/ koͤnne das nicht herkommen/ der uͤber unsern Stamm sehr erzürnt ist! Wun- dern soll sich je keiner/ daß es andern vielen mehr/ zur selben Zeit/ recht fremd fuͤrkom̃en ist/ und nicht unbillich dachten: Was soll uns der helfen? I. Sam. X. 27. der unversehens hergeloffen komt/ von dem leichtfertigen verhurten Stamm Benja- min entsprossen/ und wird kaum fehlen/ G daß Das Sechste Capitel. daß solche Gedanken einem andern/ der die Histori liset/ nicht noch einmal kommen sol- ten: es sey halt so plump zugangen/ weil er ein junger feiner Mann war/ eines Haupts laͤnger dann alles Volk. I. Sam. IX . ꝟ. 11. Aber sehet doch! Einen Tag zuvor/ ehe dann Saul kam/ of- fenbaret es der HErꝛ/ stehet ꝟ. XV . dem Samuel/ und sprach: Morgen um diese Zeit/ will ich einen Mann zu dir senden/ aus dem Land Benjamin/ den soltu zum Fuͤrsten salben uͤber mein Volk Jsrael! ꝟ. XVI. Da aber folgen- des Tags Saul ankam/ antwortet der Herꝛ Samuel: Sihe/ das ist der Mann/ davon ich dir gesagt hab/ daß er uͤber mein Volk herꝛsche/ ꝟ. XVII . Und da ers Saul offenbaret/ spricht er: Ste- he still/ das ich dir kund tuhe/ was GOtt gesagt hat/ ꝟ. XXVII . Da er ihm wůrklich das Oelglaß auf sein Haupt goß/ widerholet ers also: I. Sam. X. 1. Sihestu/ daß dich der Herꝛ zum Fuͤr- sten uͤber sein Erbteihl gesalbet hat! Da Das Sechste Capitel. Da er ihn fuͤr voll præsen tirn wolte/ und um/ eine mehrere Gewogenheit/ Furcht und respect fuͤr dem Volk zu machen/ es aufs ordentliche Loß stellte/ ward nach allen Staͤm̃en und Freundschaften der Stam̃ Benjamin getroffen; und da selber herzugebracht wurde mit seinen Ge- schlechten/ war getroffen das Ge- schlecht Matri/ und aus dem/ Saul/ der Sohn Kiß/ ꝟ. XX. XXI . Es wolt ihmaber selber noch nit in Kropf/ daß er uñ- ter dem Esel-suchen zum Koͤnigreich steigen soll/ davon ihm sein Lebtag nicht getraumt haͤtte/ auch uͤbel lauten wuͤrde/ daß einer/ der verlohrne Esel sucht/ ein gefundenes Koͤnig- reich erlangen solte; versteckte sich dero- wegen unter die Faß/ oder hinter die Ruͤstwaͤgen die sie mit sich fůhrten. Auf daß aber er so wol/ als das damalige Volk/ und kuͤnftig alle posteri taͤt wissete: Herꝛschaf- ten/ Kaͤisertume/ Koͤnigreiche wurden dem/ deme es Gott goͤñte/ sprach Samuel zu al- lem Volk: Da sehet ihr welchen der Herꝛ erwaͤhlet hat! ꝟ. XXII. XXIII. XXIV . Um weß willen seine Neider und G ij Laͤsterer Das Sechste Capitel. Laͤsterer von dem Heiligen Geist selbsten lose Leut geheissen werden/ ꝟ. XXVII . Die dagegen/ die Gottes Rahtschluß/ und Wil- len/ und Ordnung fuͤr gut und bekandt aufnahmen/ und zu frieden waren/ die jeni- gen/ welcher Hertz GOtt růhrete/ oder die Gottes Ordnung suchen und ehren wolten/ ꝟ. XXVI . Jst ein Exempel deutlich/ so ists Davids Exempel I. Sam. XVI . 1. Da ein Koͤnig in Jsrael gesalbt werden solte/ und Jsai/ der unter seinen Soͤhnen einen haben solte zum kuͤnftigen Koͤnig/ einen nach dem andern herfuͤrkommen liesse; zufoͤrderst den aͤlte- sten/ Eliab/ als deme es von Rechts we- gen gebuͤren wolte/ der auch darbey ein statt- liche præsenz hatte/ daß Samuel der Pro- phet selbst meynete: ꝟ VI . Allerdings muͤs- se der Koͤnig werden! bekam er doch vom Herꝛn die Antwort: ꝟ. VII . Sihe nicht an seine Gestalt/ noch seine grosse Person! Jch habe ihn verworfen: das ist/ ich hab ihn in dieser Sach hindan gesetzt/ und nit zum Koͤnig ersehen. Dann es gehet nicht wie ein Mensch sihet und Das Sechste Capitel. und urteihlt. Ein Mensch sihet was für Augen ist/ die Schoͤnheit/ Groͤsse/ Alter/ Staͤrke; Der Herꝛ aber sihet das Hertz an/ und weiß in diesem Fall/ daß Davids Hertz baͤsser sey/ als Eliabs Hertz/ ob schon dieser von Person ansehnlicher und herꝛlicher ist/ als jener. Weils dann ja Eliab nicht seyn solte/ vermuhtet Jsai nicht uͤbel: es muͤsse der naͤchstfolgende Bruder seyn/ Abinadab/ ꝟ. VIII . allein es hieß aber- mal zu Samuel: Diesen hat der HErꝛ auch nicht erwaͤhlet! ꝟ. IX. Es komt biß auf den Dritten/ Samma/ und lautet gleich so: Der HErꝛ hat diesen auch nicht erwaͤhlet! es komt biß auf den Siebenden/ und von allen stehet: ꝟ. X. Der Herꝛ hat der keinen erwaͤhlet! An David dacht sein Vatter nicht/ als der der juͤngste waͤre/ und ehe einen Viehhirten: als einen Koͤnig gebe; eher in Stall: als an Hoff tauge; wie er dann zu Samuel sprach: ꝟ. XI . Es ist noch uͤbrig der kleineste/ und sihe er huͤtet der Schaf! Gleichwol da er beygebracht wird/ heißt die G iij Stim- Das Sechste Capitel. Stimme Gottes: ꝟ. XII . Auf und sal- be ihn/ der ists! verstehe/ den er sich zu einem Konig ersehen habe. ꝟ. I. Saul stellt ihm nach der Zeit oft nach; bißweilen hatte er ihn schon/ wie man spricht/ im Sack; weil aber einmal Gottes Schluß ergangen: David soll Koͤnig werden! so hilft kein neiden/ kein verfolgen/ kein Raht/ kein Taht/ ihn entweder zu erwuͤr- gen/ oder vom Reich zu stossen. Esther ist sonderlich den Ehleuten ein Exempel. Sie war fremd/ aus dem Juͤ- dischen Geschlecht/ eine Gefangene; und wird ein Koͤniginn. Jst das nit ein Wun- derding? Kein Reichtum ist bey ihr/ kein Adel/ keine Freundschaft; schoͤn ist sie zwar: aber es sind noch viel schoͤne Frauen und Jungfrauen am Hof gewest/ wolgeuͤbt in allen Kuͤnsten/ freundlich/ demuͤtig; Zu- mahln/ weil befohln wurde/ dz aus allen sei- nen provin cien/ deren er hundert sieben und zwanzig hatte/ allerley schoͤne Jungfrauen solten zusamm gebracht werden/ Esth. II. 3. Wann nun aus jeder Provinz nur eine beygebracht worden: solte/ unter hundert sieben Das Sechste Capitel. sieben und zwantzig Jungfrauen/ eine maͤchtige Wahl entstehen/ deren eine mit der andern certirn wuͤrde an Augen/ Mund/ Gebaͤrden/ Reden/ Kleidung/ Nei- gen/ Farb der Haaren/ Wangen/ Laͤnge und proportion, und was man nur an ei- nem Weibsbild schoͤn heissen kan. Wa- rum koͤmt dann eben fůr so vielen nur der arme Waiß/ die Esther fort? Die Schoͤn- heit wird es allein auch nicht getahn ha- ben. Jhr Gluͤck ist eben so gewest/ moͤchte man sagen/ das andern nicht also favo risirt. Jch frage aber weiter: Was ist das Gluͤck? Jst es ein solcher blinder Zufall? oder ist es ein Werk der Vorsorg oder Fuͤrsehung Gottes? Die Vorꝛed/ so über das Buͤch- lein Esther stehet in der Herbornischen Edition Anno 1612. weiset es gar fein/ mit diesen Worten: Die Summa und Jnnhalt ist/ daß Gott er hoͤhet/ wen er will; und nidriget wen er will: wie dann hierinn vermeldet/ daß Esther/ eine schlechte Dirne/ ist zu Koͤnig- lichen Wůrden kommen; deßgleichen Mardochai ihr Vetter zu grossen G iiij Ehren Das Sechste Capitel. Ehren erhaben; hergegen Haman/ der Juden-Feind/ aus grosser Ehr in aͤusserste Schmach gefallen. Hat also Gott seine vaͤtterliche Vorsorg fuͤr die uͤbrigen seines Volks wollen erzeigen/ dardurch sie nicht allein wi- der ihre Feinde beschuͤtzet: sondern auch bey dem Koͤnige zu groͤsserer Gunst/ Ehren/ und Foͤrderniß kaͤ- men. Neque dubito, spricht hieruͤber Nicolaus Serarius in Esther. c. II. v. 17. \& seq. quæst. II. p. m. 317. Nicolaus Serarius,. quin Mardochæo, Deus, magni alicujus, pro tota gente, boni spem aliquam injecerit, ut non mo- dò non repugnaret, sed conjugium etiam istud peroptaret. Das ist: Jch zweifle nicht: Gott habe dem Mardochai die baͤste Hoffnung eingegeben/ daß dem gantzen Juͤdischen Volk etwas gutes für sey/ auf daß er nicht nur nit widerstrebte/ seinen Pupillen/ einem heidnischen Koͤnig/ zum Ehgemahl zu Das Sechste Capitel. zu uͤberlassen: sondern nichts mehr wuͤnschte/ als daß es nur geschehen moͤchte. Man wundert sich freylich oft/ wie der oder der Mensch/ eine solche Gunst bey den Leuten hat/ der doch in unsern Augen we- der Safft noch Krafft hat/ alle seine actiones sind uns verdrießlich/ schlaͤ- ferig/ heimtuͤckisch/ laͤppisch; es ist wie ein antipathi zwischen beyden; und doch komt er in solche Gunst bey andern: er bekomt Freund und grosse Freund: es scheint/ als ob er die gar bezaubern koͤnne/ oder ver- blenden/ daß sie mit sehenden Augen nicht sehen. Nun ist es nicht ohn/ es laͤßt GOtt bißweilen zu/ daß manchem Menschen al- lerley Partiten angehen/ daß er mit Luͤgen/ mit Heucheln und Gleißnerey/ mit Schmier und Gab/ mit Verleumdung anderer/ mit Ruhmsucht und Aufschneiderey sich insi- nuirn kan/ und unbekante leichtglaͤubige Hertzen uͤberꝛeden mag; Wie dann auf Gottes Verhaͤngniß jensmals Ahab wi- derfuhr/ den auch ein falscher Geist/ durch etliche Gleißner und Schmeichler ůberꝛe- G v den Das Sechste Capitel. den kunte/ daß der ehrliche/ redliche/ aufrich- tige Micha eine gute Zeit dagegen nichts geiten wolte/ biß ihr Luͤgen und Truͤgen an Tag kam. I. Reg. XXXII. 25. 26. 27. Biß- weilẽ aber neigt Gott vorsetzlich/ wissentlich/ der Menschen Hertzen zu dem oder dem/ der in unsern Augen das Ansehen nie darzu ge- habt/ und den wir/ als einen Misanthro- von und Menschenfeind gehalten haͤtten. Nehemias und Tobias seynd solche Exempel. Beyde sind sie Gefangene. Ne- hemias/ ob er zwar/ (wie es an Herꝛn-Hoͤ- fen einem gehet/ der sich ein wenig empor schwingen will/) seine Feinde am Koͤnig- lichen Hof Artaxerxis genug hatte/ die ihm gewißlich/ wie den andern Gefangenen/ sei- nen Landsleuten auch/ gern beykommen waͤren/ wann sie nur mit Manier gekoͤnt haͤtten/ und ausser allem zweifel auf alle actiones, wie man zu Hof redt/ picchirt, als sonderlich Saneballat der Horoni- ter/ und Tobia ein Ammonitisch Knecht waren/ Nehem. II. 10. 19. IV. 1. 2. 3. gleich- wol aber/ da er die hohe impresa uͤber Jeru- salem vor hat/ sie wider zu erbauen/ und alle Gefan- Das Sechste Capitel. Gefangene in die alte Freyheit zu setzen/ und solches schweres Werk dem Koͤnig ent- deckte: gewinnt er ihm sein Hertz/ daß er alsbald die Koͤnigliche parola empfaͤngt/ noch dabey Koͤnigliche mandata an andere Beamten/ ihm/ in allen zu willfahren/ ne- ben einer starken quardi Hauptleut und Reuter. Wie hat Nehemias/ der doch nit mehr als ein Schenk war/ Nehem. I. 11. solche schnelle Hofgunst/ in einem solchen maͤchtigen weitaussehenden Werk/ erhe- ben koͤnnen? Man moͤchte denken: Er haͤtte eben so das tempo getroffen/ und seine Majestaͤt in einem solchen Laun gefunden/ die sich vielleicht in einem Trunk uͤbereilet/ und das Wort nimmer zuruck nehmen moͤgen. Jch lasse wol seyn/ daß das das Hof Urteihl waͤre; allein/ was sagt der Heilige Geist? Er spricht: Der Koͤnig gab ihm/ Nehemia/ nach der guten Hand seines Gottes ůber ihn. C. II . 8. Dz ist: Gottes Hand hielt uͤber ihn/ und nei- get seines Herꝛn Hertz zu ihm/ daß er darein willigte; der Gott im Himmel/ verstehe/ den e r darum bate. ꝟ. IV . daß ers ihm/ sei- G vj nem Das Sechste Capitel. nem Knecht heut gelingen lassen wol- te/ und Barmhertzigkeit finden fuͤr ihm. Cap. I. 11. Tobias ist das ander Exempel. Zu den Zeiten Salmanassar muste er mit Weib und Kindern in Assyrien/ als ein armer gefangener Mann. Alle haben gewißlich an ihrem Gluͤck; ja etwan gar an ihrem Leben verzweiffelt. Zumaln er sich nie da- hin bequemen wollen/ daß er nach Lands- Art opfern/ und sich mit Abgoͤtterey verun- reinigen wolte. Kein zweifel ist/ er wird seine Feind ja so wol dabey gehabt haben/ die wol ehe die Zaͤhne uͤber ihn zusammgebissen/ sonderlich/ daß er/ als ein Gefangener/ sich unterstehe so frey und ledig hin und her zu gehen/ alfo in seiner Gefaͤngniß ungefan- gen seyn wolle. Man moͤchte sagen: Er haͤtte es eben so gewagt/ und/ weil dem Sprichwort nach/ Wagen gewinnt! haͤtte es ihm zur Zeit auch so gegluͤckt/ das dem tausentsten sonst nicht gelingt. Wie hat es ihm aber gegluͤckt? frag ich. Ganz ohngefaͤhr? allerdings ohne einiges We- sens direction und Ordnung? Ey Nein! Weil Das Sechste Capitel. Weil er von gantzem Herzen den HErꝛen foͤrchtete gab ihm GOtt Gnade fuͤr Salmanasser dem Koͤ- nige zu Assyrien/ daß er ihm erlaubt/ frey zu gehen wo er hin wolte/ und ausrichten was er zu tuhn hatte/ steht in seinem Buͤchlein im I. 13. 14. Der ge- lehrte und wolbelesene Casp. Sanctius in Tob. c. I. v. XV. n. 26. p. m. 148. Sanctius schreibt gar schoͤn daruͤber: Hinc apparet divinæ providentiæ atque dispositionis admi- randa suavitas, quæ illam Regi idolola- træ ac barbaro mentem injecit, ut Tobiæ opes largiretur ingentes, quas in paupe- res amicè conferret; \& facultatem, ut quocunq́ue vellet, liber abiret, ut eâ ra- tione fratrum suorum inopiam levaret, \& labentes jam, gentilium quotidiano congressu, in patria religione conserva- ret. Das ist/ daher sihet man die wun- derbare Süssigkeit der Goͤttlichen providenz und Anweisung/ die dem/ sonst abgoͤttischen/ Koͤnig einen G vij sol- Das Sechste Capitel. solchen Sinn eingegeben/ daß er To- biam reich machte/ andern seinen Mitgefangenen zur Aushůlf; be- nebenst freyen Paß uͤberal/ abermal seinen Bruͤdern zum Behuf/ und damit sie nit/ weil sie taͤglich mit den Heyden umgehen musten/ ihre vaͤt- terliche Religion verlassen moͤchten. Andacht-Lied. Wider den Neid. Nach der Singweise: Hertzlich tuht mich verlangen/ ꝛc. oder: Wie man die Kaͤiserinn Leopoldina singt. 1. O GOtt ich muß dir klagen/ erklagen selber mich/ on meiner Boßheit sagen/ ie kraͤnket mich und dich. in Wurm nagt mich im Herzen. er dürꝛe blasse Neid; r plaget mich mit Schmerzen/ ersalzt mir alle Freud. 2. Hat Das Sechste Capitel. 2. Hat einer viel zu zaͤhlen; prangt er mit Witz und Kunst; eglůckt ihn/ sein Vermaͤhlen/ Lust/ Ehr’/ und Menschengunst: ch kan es gar nit leiden; ich denke: seine Ehr/ sein Gut/ und seine Freuden gebuͤhrten mir vielmebr. 3. Dein sind/ O Gott/ die Gaben; es kommt von dir allein/ as der und jener haben. Und weß sie sollen seyn/ as steht bey deiner Gůte; du schenkest/ wem du wilt. ein Aug siht ins Gemuͤte/ kein Ansehn vor dir gilt. 4- Ein Vater oft auf Erden ein Kind/ vor andren liebt: nd ich solt murꝛend werden/ wann Gott auch diß veruͤbt? ag doch ein Mensche schenken/ was/ wann/ und wem er wil: nd ich solt Gott verdenken/ ihm setzen Maß und Ziel? 5. Laß Das Sechste Capitel. 5. Laß mich/ am Bruder/ lieben die Gaben/ sie sind dein; ich freuen/ nicht betruͤben; mit ihm dir dankbar seyn. as? solt ich scheel aussehen/ da du so guͤtig bist? er Geber hoͤrt sich schmaͤhen/ wann mich die Gab verdriest. 6. Du wirst/ wann mir es nuͤtze und seelig dort und hier/ ehr Ehre/ Gluͤck und Witze/ mehr Gaben schenken mir. it Murꝛen/ und mit Neiden/ poch ich dir nichtes ab: ch mach mir selbst nur Leiden/ und doch nichts mehrers hab. 7. Seh ich die Boͤsen gruͤnen: hr Himmelreich ist hier. ie Hoͤlle schnappt nach ihnen/ sie buͤssen dort dafuͤr. ch/ mag auf Erden haben mein’ Hoͤll’/ und leiden Leid: er Himmel wird mich laben mit suͤsser Ewigkeit. Erklaͤ- VII Das Sieben̄de Cap i tel. Erklaͤrung. Aurea dona ferunt ac plumbea. 2. Cap- sulam utramvis Elige. 3. Sic sortes experiêre tuas. Kaͤiser Sigismundi Ge- schicht-Rede: Als Er seinen Diener/ eine von den Buͤchsen erwaͤhlen/ hiesse. W Jr denken noch/ ja/ Diener/ deiner Worte/ als auf der Reis/ an einem Wasser dorte/ stallt’ Unser Roß; du sagtest unbedacht: Gleich wie sein Herꝛ/ also diß Pferd es macht: Es laͤsset Wasser in das Wasser fliessen/ das es wol koͤnd auf truckne Erde giessen: Der Kaͤiser auch gibt dem/ der schon gnug hat; Mir/ dem es noht/ erzeigt Er keine Gnad. So sagtest du! Die Red Uns machte lachen. Wir hoffen dich ein anders weiß zu machen. Wir goͤnnen dir/ wie andern/ unsre Huld: Daß dir nichts wird/ ist deines Gluͤckes Schuld. I. Du sihest hier zwo Büchsen vor dir stehen/ von gleicher Groͤß. Jn einer wirst du sehen pur lauter Gold/ und in der andren Blen. II. Nimm/ die du wilst: dir steht das Waͤhlen frey. Was Das Sieben̄de Capitel. Was hebest du die eine nach der andern/ Und laͤssest beyde durch die Haͤnde wandern? Das Urteihl soll nun sprechen deine Wahl/ ob treue Dienst ein Kaͤiser auch bezahl. III. Du hast gewaͤhlt. Nun oͤffnet ihm die seine! Was hat er? Bley? Jst nun die Schuld nit deine/ und deines Gluͤcks? Wir goͤnnten dir das Gold; das Unglück nur es dir nit goͤnnen wolt. Du hattst das Gluͤck/ wie die Lateiner sagen/ nit in der Hand. Du magst dich selbst anklagen. Voͤnnoͤten waͤr/ daß du itzt deine Hand/ wie Mutius/ auch strafftest mit dem Brand. Sie griff nach Bley/ sie hat deß Golds gefehlet: sie hat/ vor Gluͤck/ das Unglück dir erwaͤhlet. Bekenn/ du bist selbst deines Ungluͤcks Schmid; Denk uͤber Uns zu klagen ferner nit. Dich hat gemünzt zum Heller dein Geschicke: du bleibest wol so arm an reichem Glücke: kein Tahler wirst du werden nimmer mehr ob Croͤsus auch dein Herꝛ/ du Jrus! waͤr. So schick dich nun/ gedültig das zu leiden/ was dir Gestirn/ Geschick und Gluͤck bescheiden. Wer staͤts verlangt/ was ihm doch ist versagt/ gewinnet nichts/ und sich nur selber plagt. Wer das/ was er ihm wuͤnschet/ nicht kan haben/ der nehm vor gut mit unversagten Gaben. Ein weiser Mann tuht gerne/ was er muß: die Ungedult macht bittrer den Verdruß. So magst du nun dein Bley zu Hause tragen/ von deinem Glück und Unsrer Milde sagen. Trag auch mit dir/ was du von Uns gehoͤrt/ und sag: diß hat ein Kaͤiser mich gelehrt. Das Das Sieben̄de Capitel. Das Siebende Capitel/ haͤlt in sich Exempel aus weltlichen Hi- storien gezogen. W Ar artlich hat solches einem sei- ner Hofdiener zu verstehen gege- ben Glorwuͤrdigen Andenkens Kaͤiser Sigismundus. Als dieser einsmals durch ein Wasser ritte/ einer aber der aͤltesten Hofbedienten/ nahe bey Seiner Majestaͤt reitend/ warnahm/ daß sein Pfer d stallte/ sprach er: Das Pferd macht es wie sein Herꝛ! Als nun Hochgedachte Seine Majestaͤt solche Rede hoͤrte und nachfragte: wa r um er solches sage? er aber antwortete: Wie Seiner Majestaͤt Pferd stallte im Wasser/ wo vorhin Wassers genug ist: So mache Sie es auch; denen vorhin reichesten vom Adel tuhe Sie eine Gnad uͤber die ander/ dieser unbetracht/ die es weit noͤhtiger Das Sieben̄de Capitel. noͤhtiger brauchten! Und aber Jhre Majestaͤt wol merkten/ daß Jhr waͤre zu verstehen gegeben/ wie Sie/ ihren alten treuen Diener/ bißher/ nicht sonderlich be- gnadet/ antwortet Sie: Am Willen haͤt- te es Jhr nie ermanglet: er muͤsse aber wissen/ daß es oft so geschehe/ daß grosser Herꝛn Gnad nicht jederman von GOtt bescheret sey/ wann auch gleich sie sonst gerne wolten! Jn der Taht solt ers zu erfahren haben. Liesse dem- nach bald darauf zwey Buͤchsen machen/ al- lerdings an der Groͤsse/ Schwere/ Farb/ Gestalt/ eines/ eine hieß er mit Gold/ die an- dere mit Bley fuͤllen; gab dabey vorbesag- tem seinem Diener die Wahl/ zu erkiesen/ welche ihm beliebte. Dieser waͤgt sie hin und wider/ schauet bald diese bald jene: nach langem heben und legen nimt er die voller Bley. Worauf Seine Majestaͤt kluͤglich antwortete: Agnoscis, mihi non volunta- tem: sed tibi fortunam defuisse, Nun- mehr sehe er/ daß Selber nicht am Willen; ihm aber es an Gluͤck er- mangelt Das Sieben̄de Capitel. mangelt haͤtte. Wol setzt der Historicus darunter: Chron. Carion. L. V. p. m. 631. edit. Vlitteb. M D LXXX . Sapienter monitum esse: Bona non solâ vel dexteritate judicii vel diligentiâ humanâ acquiri: sed, \& distri- bui atque conferri divinitus, \& ad ea con- sequenda \& percipienda homines flecti etiam, duciq́ue divinitus, \& à Deo tan- quam autore præcipuo peti atque expe- ctari debere. Das ist: weißlich waͤre erinnert/ daß jrꝛdische und zeitliche Guͤter nicht bloß und allein durch ei- nen guten Verstand oder menschli- chen Fleiß zuwegen gebracht: son- dern von GOtt zuerteihlt und gege- ben werden. Jtem/ wer solche erhal- ten solle/ werde von ihm selbst darzu geneigt und gefuͤhrt/ von dem dann/ als von dem fuͤrnehmsten Ursprung oder Haubtquell/ selbe zu bitten und zu erwarten stuͤnden. Glorwuͤrdigsten Angedenkens Kaͤiser Maximilianus I. hat es gleicher massen gar artlich Das Sieben̄de Capitel. artlich zu verstehen gegeben. Da er merkte/ daß ihm viel grosser Herꝛn sein Kaͤisertum nicht vergunnten/ und gern andere darzu erhaben haͤtten; einer auch in geheim/ an das Kaͤiserliche Zimmer/ diese Stichrede schrieb: Theatr. Zuing. Vol. XIII . L. I. Da Adam hakt’ und Eva spann/ Wo war damals ein Edelmann? Schrieb Seine Majestaͤt Selbst mit eigner Hand diese darunter: Jch bin ein Mann wie ein andrer Mañ/ Ohn daß mir Gott die Ehre gann. Klaͤrlich zeigende/ daß ein Kaͤisertum/ nicht durch das blosse Glůck und Menschliche Consili en zuwegen gebracht werde: son- dern Gottes deß Herꝛn Werk sey/ dem be- schert/ dem es seine Gnadengůte versehen haͤtte. Zu verwundern ist es/ daß solches zum guten teihl auch die Heyden gespuͤret. Die/ ob sie schon nicht so begreiffen kunten/ wie und was ursach/ solcher oder solcher/ wider unsere Sinne und Vernunft zutragenden/ Faͤlle seyn moͤge; so haben sie doch nichts anders Das Sieben̄de Capitel. anders sagen koͤnnen/ wann sie das Gluͤck genennet/ als eine Huͤlf/ die von etwas groͤs- sers/ als von sterblichen blossen Menschen herꝛuͤhren koͤnne; und ob sie schon daran gefehlet/ daß sie vermeynet: Die Kaͤiser- tume/ Koͤnigreiche/ Regimenter/ wuͤrden den Menschen/ aus sonderbarer Gunst ge- wisser Goͤtter/ die daruͤber zu walten und zu schalten haͤtten: (dann von Goͤttern weiß das Christentum nichts) so ist doch das viel/ daß sie es gleichwol fuͤr etwas Goͤttlich-beschertes/ bestaͤndiglich gehalten haben. Denkwuͤrdig ist die Rede Kaͤisers Titi. Da er vernehmen mußte/ daß zween Roͤmische Patritii nach seinem Kaͤisertum gestanden/ und dessen zu überweisen waͤren/ um weß willen sie/ den Rechten nach/ Leib und Leben verfallen haͤtten/ wolte er doch sich solcher Schaͤrfe nicht gebrauchen; viel lieber ihnen und andern/ mit hoͤchstem Glimpf/ weisen/ wie unrecht sie urteihlten/ und an wem sie sich versuͤndigten: Der Roͤmische Historicus Sueton. in Tito Cap. IX. edit. Ar- gentorat. M D CXLV II. p. 272. spricht: Nihil amplius quàm ut desisterent monuit, di- cens Das Sieben̄de Capitel. cens: Principatum fato dari. Si quid præ- terea desiderarent, promittens se tribu- turum. Das ist: So grosse Gnad haͤt- te er ihnen erwiesen/ daß er sie nur vermahnet/ solche Gedanken fahren zu lassen/ in Erwaͤgung: das Kaͤiser- tum und Koͤnigreiche nit dem wer- den/ der sich darum reisse: sondern dem/ dem es durch das Gluͤck oder Goͤttliche Ordnung bescheret sey. Was sie sonsten an ihn begehren wuͤrden solt ihnen willfahrt werden! M. Aurelius Antoninus schrieb/ in Be- trachtung solcher sonderbaren Vorsehung deß Goͤttlichen Wesens uͤber Kaͤisertum und Koͤnigreiche/ seinem Bruder Lucio Vero seine Meynung gar schoͤn und wahr- hafftig. Er vernahm/ daß dieser allerdings darauf umgieng und schon den vollen Schluß gefaßt haͤtte/ Avidium Cassium aus dem Weg zu raͤumen; weil er besorgte/ das Regiment wuͤrde auf ihn fallẽ. Schrieb ihm demnach solche Wort dagegen: Si ei divinitus debetur imperium, non poteri- mus Das Sieben̄de Capitel. mus interficere, V ulcat. Gallicanus in vita Avidii C assii. p. m. 59. edit. C asaub. etiamsi velimus. Scis enim Proavi tui Adriani dictum: Successorem suum nullus occidit, das ist: Wann ihm das Reich von GOtt bestim̃t ist/ werden wir ihn nicht um- bringen koͤnnen/ wie gern wir auch wolten. Dann du weissest/ was dein Großvatter Adrianus pflegte zu sagen: Seinen Nachfolger/ (oder den/ der nach einem kommen soll) koͤnne doch keiner toͤdten! Dergleichen vor ihm schon der besch eidene Seneca, zu seinem un- dankbarẽ discipul, Kaͤiser Neronem, sprach/ da er so Tyrannisch wurde gegen alle/ die er meynte/ daß nach ihm regieren wuͤrden: Xiphilinus ex Dione in Nerone. Licet quàm plurimos occidas, sprach er/ non potes tamen successorem tuum occidere, das ist: Und wann du noch so viel niderwürgst/ so kanstu doch den/ der dir succe dirn wird/ nit hin- richten. H An Das Sieben̄de Capitel. An Otho und Galba hat es ein ande- rer Roͤmischer Historicus sonderlich auch gemerkt und beschrieben. Galba meynte in seinem Sinn: Er habe das Kaͤisertum schon; massen er dañ die meinsten bereit auf seine Seiten gebracht hatte. Wenig hiel- ten es mit Othone, daß es/ menschlichem Ansehen und Rahtschlaͤgen nach/ nimmer- mehr auf ihn kommen wuͤrde. Galba war in Opfern und Beten/ noch immer in voller Hoffnung: Kron und Zepter wuͤrden ihm werden! Jnzwischen koͤmt das Geschrey: Otho sey erwaͤhlet! Wie da? solt eines den- ten: Es antwortet der heydnische Histori- cus tieffsinnig: Tacitus I. Hist. c. XXIX . n. l. edit. Bernegger. M D C XXX V III . Galba fatigabat alieni jam imperii, nempe Othoniani , Deos. Der Jnnhalt ist: Er wolte noch ferner die Goͤtter ansprechen/ die das Regiment schon einem andern gew i dmet hatten/ andeutend: Anderst waͤre es nicht: Regimenter und Herꝛschaften kaͤmen nicht/ wie wir Men- schen wolten: sondern wie das wolte/ was hoͤher ist als Menschen sind; das sie zwar/ Deos, Goͤtter/ nenneten/ von denen nach- Das Sieben̄de Capitel. nachmals die Freund Othonis, als sie mit dem Vitellio schlagen solten/ in grosser con- fidentz sagten: Tacit. II. Hist. C. XXXIII . n. 2. edit. d. Das Glůck und die Goͤtter/ und seine Vorsehung waͤre bey seinen Anschlaͤgen und foͤr- dere sein Vorhaben! Ein weiser und fürtrefticher Politicus Joh. Henricus Boecler. annotat. po- lit. in V. Lib. hist. Taciti superstites. CXXIX. setzt unter an- dern das dazu: Dii imperii, Dii Princi- pum, Numen Othonis, Fortuna regia, tituli sunt, per superstitionem enunciati, sed quæ ex veritate originem traxit; \& ex qua de veritate convinci possunt, qui ve- ritatem in fabulas corruperunt. Deus est, qui regna \& dominationes modera- tur: bonos malosq́ue Principes, pacem Reip. \& perturbationem, arbitrio suo complectitur. Das ist: Der Aberglaub hat die Titul: die Goͤtter deß Reichs/ der Fuͤrsten/ das Numen Kaͤisers Otho/ das Koͤnigliche Gluͤck/ erfun- den/ welcher Aberglaub gleichwol H ij nit Das Sieben̄de Capitel. nit ohne allen Grund der Wahrheit entsprossen; also/ daß eben solche/ die jenige der Warheit uͤberzeugen koͤñe/ die die Wahrheit in Lügen verwan- delt haben. Gott aber ist es/ der Koͤ- nigreich und Herꝛschaften fuͤhret und verwaltet und schaltet. Nicht minder findet sich solches in der Autoritaͤt und Ansehen/ daß/ wann man manchen nur ins Gesicht bringet/ gleich ei- ne Furcht/ einen respect gegen ihm tragen muß/ so gar/ daß/ wann man oft gedacht: So man dessen oder dessen ansichtig wuͤr- de/ man wolte so oder so mit ihm umgehen. Doch/ da es geschehen/ aufs freundlichste sich hat erzeigen müssen/ vorab an grossen Herꝛn. Das kan ja warlich kein blindes plumpes Ding machen/ als welches keine Gewalt und Macht in die Hertzen hat. Was es dann sey/ ist an einem sonderlichen Exempel wehrt zu hoͤren. Boufinius decad. II . Lib. VII . Emericus, Koͤnig in Ungarn/ kunte fuͤr seinem Bru- der Andrea, der gern Koͤnig gewesen waͤre/ nicht Ruh haben; so gar/ daß er ihn mit Krieg Das Sieben̄de Capitel. Krieg uͤberzoge. Da nun beyde Armeen gegen einander im Feld stunden/ nnd nur den Vorteihl im Angriff suchten/ legt Eme- ricus die Waffen ab/ laͤßt alle Leib- quardi von sich/ nimt Kron und Zepter in die Hand/ und gehet also allein auf deß Bru- ders Schlacht-Ordnung zu/ mit solchen Worten: Wolan ihr Soldaten! wer wird dann endlich der seyn/ der seine Hand in dem geheiligten Koͤnigli- chen Blut waschen wird? Wer wird der seyn/ der den beleidigen wird/ der durch gleiche Vorsehung/ wie der H. Stephanus (als der der erste Koͤ- nig in Ungarn war) ins Regiment ge- setzt worden ? Und/ weil alle Obrigkeit von GOtt ist/ wo ist der dann end- lich/ der die Koͤnigliche Maiestaͤt ge- walttaͤhtig antastẽ will; weil auch die Koͤnige/ in Ansehung ihrer Wuͤrde/ sie wollen oder wollen nicht/ sich fuͤr sich selbst scheuen und fuͤrchten muͤs- sen? Jch bin der Emericus nit: Jch bin kein pri vat Person: sondern deß H iij H. Das Sieben̄de Capitel. H. Stephani Vicarius, Urenkel/ und Erb/ der also nicht so wol durch eure Stim̃en und das erbliche Recht: als von dem H. Stephano, und dem Gott/ der über diß Koͤnigreich herꝛ- schet/ zum Koͤnig in Ungarn worden. Jhr elende Gemůter! wider wen greifft ihr dann zu den Waffen? Wider mich/ oder wider eures Erz- Koͤnigs Successorn/ und den ihr euch selbst durch und durch einhaͤllig er- waͤhlet habt? Ergreifft ihrs wider mich als einen Menschen: so seyt ihr Moͤrder und Todschlaͤger! wolt ihr aber uͤber euren Koͤnig und Stepha- ni Nachfolger/ so seyt ibr gewissen- lose Vatter-Moͤrder/ allen Straffen und Plagen unterworfen! Jhr doͤrft nit waͤhnen/ daß ihr mit einem Men- schen zu tuhn habt; mit dem aber habt ihr zu tuhn/ der neben dem was men- schlich ist/ auch eine Goͤttliche Wuͤr- de an sich traͤgt! Jn dem Schuz deß Allwal- Das Sieben̄de Capitel. Allwaltenden GOttes leben und schweben die Koͤnige/ derer Verle- zung eines ganzen Volks Blut nicht genug ist bey Gott aus zusoͤhnen! Mit der Resolution trette ich keck in eure Wehr und Waffen; weil mich die Kron/ von GOtt gegeben/ und der Zepter/ den ich hier trag/ unter eurem Wüten und Toben sicher genug ma- chet! Sehet zu wen ihr beleidigen werdet/ und besinnt euch: ob ihr das Rachblut Eures Koͤnigs auf euch und eure Kinder legen wollet/ ꝛc. Wañ mans bloß ansihet/ so sind es ledige Wort/ und ein todter Tohn; aber der Gott/ der den gesalbet hat/ laͤsset sie zu lauter Pfeilen und Donnerschlaͤgen werden/ die/ wie Wetter- keul in die Herzen fahren/ daß bey allen/ al- ler Muht und Kraft entfaͤhret/ und alle Furi/ wie Wachs/ zerschmeltzet. Hierbey erinnere ich mich/ was weiland Victorinus Strigelius, Victorin. Strigelius Comment. in I. Sam. XI. 18. \& I. Paral. XII. 4. da er deß Sauls H iiij Kroͤ- Das Sieben̄de Capitel. Kroͤnung betrachtet/ vernuͤnftig geschrie- ben. Er spricht: Autoritas non compa- ratur nostrâ industriâ: sed est eximium \& singulare Dei donum, quod non o- mnibus gubernatoribus contingit. Das ist: Unser Fleiß allein kan uns kein Ansehen machen. Selbes aber ist eine vortrefliche und sonderliche Gabe Gottes/ die nicht allen Regenten zu- komt. Zum beweiß fuͤhrt er Alexandrum Magnum. Wo solte seine Jugend dazu kommen seyn/ daß alte graue Haͤupter/ ge- gen ihm lauter Generalspersonen/ sich fuͤr ihm scheuen/ von ihm comman dirn lassen solten/ wann nicht GOtt selbsten/ einen Strahlen seiner Majestaͤt/ aus seinen Au- gen haͤtte flammen lassen/ das/ wie es uns Christen desto gruͤndlicher Daniel weiset der Prophet/ seiner Weissagung im VIII. 1. 20. Also hat die Wahrheit auch den Heyden Curtium unwissend bezwungen/ daß er schreibt: Q. Curtius de rebus gestis Alexandri Lib. III . C. V l. n. 18. edit. Freinshem. M D C XL. Nihil nisi Divinâ ope aggre- Das Sieben̄de Capitel. aggredi videbatur, das ist: was er an- griffe/ wiese/ daß Gottes Huͤlf dabey war. So darf man nun nicht fragen: Wie koͤm̃t es/ daß der General so gluͤckseelig ist/ so beliebt bey der Armee/ so angesehen bey den Feinden/ der ander nicht; Da doch der/ al- ler Zeugniß nach/ viel fuͤrsichtiger gehet/ viel mutiger/ viel freundlicher ist gegen die Sol- daten/ viel libera ler/ und hat doch weder den respect bey Freunden und Feinden/ noch das Gluͤck zu schlagen/ oder zu stuͤrmen/ we- der den March oder contra march ohne Schaden zu nehmen? Auf das alles ant- worten die Heyden: Es geschehe divinâ ope, oder aus einer Goͤttlichen Vor- sehung/ nicht allein wie Demosthenes waͤhnte/ warum es Alexandro so nach Wunsch ergangen/ muͤsse man gedenken: Eum agendo \& laborando, \& audendo: non desidendo, fuisse fortunatum, das ist: Sein Gluͤck hab er durch seine Ar- beit/ und Kuͤnheit: nit mit faulenzen und trocken zuwegen gebracht. Der vielbelesene Gregorius Richter/ setzt unter obgedachtes Axioma Strigelii, H v unter Das Sieben̄de Capitel. unter andern ein sonderlich Exempel/ Gregor. Richter Axiomat. Polit. VII . exemplo VIII . p. m. 21. aus den Lectionibus Chronologicis Peuceri, von Hertzog Johann Friderich/ und Landgraven in Haͤssen. An dem Landgraven/ spricht er/ waren gros- se sonderliche Kriegstugenden/ weß- wegen er bey allen andern stattlichen Kriegs-Officirn grosses Ansehen ge- wann: Doch hatte Hertzog Johann Friderich bey weitem eine groͤssere Gewogenheit bey allen Menschen. Warum doch solt’ eines wol begehren zu wissen. Er setzt unter andern die teutsche Wort darzu: Wann unser Herꝛ Gott einen will groß machen/ so gibt er ihm auch/ daß ein Will in den Leuten ist. Nach diesen setzt er folgendes: Par virtus in dissimilibus, non conciliat paria studia hominis, das ist: Ob gleich ihrer Zwey/ der Tugend nach/ einander gleich sind: so geschiht es doch/ daß einer damit Das Sieben̄de Capitel. damit viel angenehmer und ansehn- licher ist als der ander. Recht bedenklich faͤllt auch das/ daß manche Statt und Land/ manche Ver- waltung und Amt/ manche Handtierung und Gewerb/ so lang der oder der Raht oder Verwalter/ oder Amtmann lebet/ alles fried- lich/ schiedlich/ alles gesegnet und reichlich zunim̃t. Wann ein anderer kom̃t/ ist weder Glück noch Segen mehr; die Consilia schlagen um: die Arbeit/ hat keinen Fort- gang: es ist kein Verschluß der Wahren mehr: es geraͤht nicht wie zuvor; in Sum- ma: Statt und Land/ Verwaltung und Amt/ Handtierung und Gewerb ist durch jenen alles von statten gangen; jetzt wen- det man mehr Unkosten darauf/ man wacht fleissiger/ man tuht eben das und noch fuͤrsichtiger/ was man zuvor getahn/ nnd will doch nimmer wie zuvor. Solt eines nicht denken: dem vorigen sey es also ge- lungen/ man wisse nicht wie/ und warum. Wer aber die Schrifft ansihet/ und gedenkt an Joseph/ dessen/ sein Herꝛ/ der Potiphar reichlich genoß; oder an David/ mit dem H vj Saul Das Sieben̄de Capitel. Saul lauter Gluͤck wider seine Feind hatte: wird sich bald die Antwort geben koͤnnen. Obgedachter Fuͤrnehme und gelehrte Poli- ticus aber schreibt von dergleichen Faͤllen weißlich und wol: Joh. Henr. Boccl. Lib. de Auspicio Regio c. II. n. 24. More Christia- no, spricht er/ ita loqui possumus, ut di- camus: Deum in usum decusq́ue Regum \& Regnorum certos homines, peculiari- bus dotibus ingenii animiq́ue instruere, eorumq́ue, quas sub auspicio imperio- que dominorum obeunt, actiones pro- sperare, \& quodammodo per illos gloriæ Regum \& saluti Regnorum consulere atque providere. Das ist: Gott pflege zu Nutz und zu Zierd Koͤnigen und Herꝛn (eben das laͤst sich auf geringere Staͤnde applicirn) gewisse Personen mit sonderbaren Gaben deß Gemuͤ- tes auszurůsten/ und deßwegen alle ihre actiones, die sie in ihrer Herꝛ- schafft Namen verbringen/ zu segnen und zu benedeyen/ also zum Teihl durch Das Siebende Capitel. durch sie/ ihrer Herꝛn Principaln Ehr/ und deß Regiments (oder Nah- rung oder Gewerbs) Nutzen foͤrdern. Nach etlichen schliesset er gar vernuͤnftig: Est hæc dispositio Dei, inter eas, quas piè potius observare, quàm curiosè debe- mus scrutari; non dubitaverim tamen præter alia divinæ destinationis consilia, etiam modestiam ita regibus commen- dari, si intelligant, se summi quidem in terris fastigii auspicium à Deo accepisse, sed ministrorum tamen ope dispensan- dum, quibus nemo principum carere un- quam potuit. Das ist: Das ist eine Schickung Gottes/ die vielmehr mit Gottesfurcht in acht zu nehmen ist/ als derer wir fuͤrwizig nachgruͤblen sollen; Doch wolte ich nicht zweifeln/ unter andern Ursachen/ die der weise Gott hat/ sey es darum geschehen/ daß auch Kaͤiser/ Koͤnige (Herꝛn/ Frauen/ in was fuͤr Stand es wolle) ler- nen sich bescheidenlicher zu halten/ so sie sinden: Gott habe sie zwar in den H vij Kaͤi- Das Sieben̄de Capitel. Kaͤiser-Koͤniglichen (Herꝛn-Frauen) Stand gefuͤhrt/ den sie aber doch vor sich allein nit fortfuͤhren koͤnten: son- dern andere wider zu Gehuͤlfen neh- men muͤssen/ derer sie keines Wegs entbehren koͤnnen. An zweyen Bruͤdern Ladislao und Matthia Corvino ist auch ein sonderbar Exempel/ das wol ein Gluͤck heissen mag. Jener/ Ladislaus/ muß den Kopf lassen: Matthias wird vom Koͤnig/ auch Ladislaus Namens/ in verhafft genommen/ und einen weiten Weg geschleppt/ nichts anders er- wartend/ als dergleichen Urteihl. Was ge- schiht? Bodibratsch hieß damals der Fuͤr- nemsten Ungarischen Herꝛn einer: der/ da der Koͤnig gaͤhling zu Prag verschied/ mit allen deß Reichs zugetahnen Herꝛn/ Mat- thiam alsbald aus den Banden erledigt/ und zum Koͤnig erwaͤhlt. Allmaͤchtiger Gott! in einem Augenblick ein Knecht und ein Herꝛ seyn/ ist ja unausdenklich/ wann nicht das Gluͤck so gewolt haͤtte! Was aber und wer das Gluͤck sey/ hat der Historicus wol erinnert: Ex carcere ad regnum Matthias Das Sieben̄de Capitel. Matthias eductus est, non per seditionem \& civilem cruorem, sed singulari consilio Dei. Chron. Carion. L. V. p. m. 641. edit. d. Das ist: Matthias ist aus ei- nem Gefangenen/ Koͤnig worden/ nicht durch Aufruhr und vieler ein- heimischen niderꝛichten und Blut- vergiessung: sondern durch sonder- bare Schickung GOttes. Die ganze History/ erzaͤhlt Camerarius Cent. II. oper. subcisiv. c. XXXI . p. m. 132. seq. edit. Francof. M DC VI. in seinen Horis subcisivis weitlaͤuffig/ die wir dem verstaͤndigen Leser anheim stellen vor sich zu lesen. Jn dem Persianischen Rosentahl/ vor 400. Jahren/ von einem sinnreichen Poe- ten Schich Saadi/ in persischer Sprach/ beschrieben/ und von dem vielerfahrnen Oleario, in Hochteutschem erst neulich heraus gegeben/ finden sich etliche hieher maͤchtig bequeme/ Historien. Das ganze XLI . Capitel seines Ersten Buchs gehoͤrt darzu/ daß wir sehen sollen: Reichtum und Gewalt stehe nicht lediglich in deß Men- schen Das Sieben̄de Capitel. schen Willen. So heist es: Haron Re- schied/ als er das Koͤnigreich Aegypten ein- genommen hatte/ sagte: Er wolte wegen Ubermuͤtigkeit und grosser Hoffart der Ae- gyptischen Koͤnige/ die in gemein sich als Goͤtter wolten ehren lassen/ das Reich einẽ von seinen geringesten Schlaven bescheiden/ daß er nach seinem Tod das Regiment fuͤh- ren solte. Nun hatte er einen Mohren mit Namen Chossib/ den er zu solcher Hoheit wuͤrdig achtete. Man saget aber/ daß die- ser an Witz und Verstande so einfaͤltig und schlecht gewesen/ daß er auch einsmals/ als die Ackersleute sich beklaget/ daß der Nilus im uͤberlauffen ihnen grossen Schaden ge- tahn/ in dem er den Baumwollen-Saa- men teihls verschlemmet/ teihls weggefüh- ret/ soll geantwortet haben: Mann haͤtte die Wollen sollen saͤen/ so waͤre sie nit verdorben. Als dieses ein beherzter Mann/ so dabey stund/ hoͤrete/ sprach er: Wann Herꝛlichkeit und Reichtum nur durch Weißheit den Leuten zukaͤme/ wuͤr- den die einfaͤltigen und dummen Leute grossen Mangel leiden. Aber GOtt gibt Das Sieben̄de Capitel. gibt einem Unwissenden und Tohren so viel Reichtum/ daß sich wol hundert Weisen mit Bestuͤrzung darüber verwundern. Es wird Gluͤck/ Reichtum/ Macht durch Weiß- heit nit erlanget. Dañ alles nur an dem/ der droben sizet/ hanget. Es ist auch in der Welt nunmehr fast aufge- bracht/ daß man die Narꝛen ehrt/ ein Weiser wird ver- acht. Daß auch Kunst nnd Geschicklichkeit nicht überal tauge/ weiset erstgedachter Autor abermal mit einem sonderbaren Exempel in seinem dritten Buch und XXVII . History. Jch erinnere mich/ schreibt er/ fol- gender History: Es hatte einmal ein Koͤ- nig in Persien/ so in Schiras wohnete/ grosse Beliebung zum Bogenschiessen; Er gieng mit etlichen seiner fuͤrnehmsten Hof- leute fuͤr die Statt spazieren/ und ließ seinen Fingerꝛing/ in welchem ein sehr koͤstlicher Stein/ auf eine Kugel sezen/ und mit Pfei- len darnach schiessen/ mit diesem Verheis- sen/ daß/ wer dardurch schiessen wuͤr- de/ solte den Ring zum Gewinst be- kommen. Es waren damals zugegen bey 400. Bo- Das Sieben̄de Capitel. 400. Bogenschuͤzen/ deß Koͤnigs Diener/ welche alle in dieser Kunst beruͤhmt; die versuchten ihr Heil solches Kleinod zu ge- winnen/ aber alle umsonst; dann niemand unter ihnen/ hatte das Gluͤck/ daß er den Ring beruͤhren kunte. Ohngefaͤhr stehet ein Knabe auf dem Dache/ eines/ am selbi- gen Orte gelegenen/ Wirtshauses/ welcher zuvor zwar niemals nach dem Ziel zu schies- sen sich geuͤbet; jezo Lusts halber in die freye Lufft/ jedoch nach dem Zielwerz schiest. Das Gluͤck treibet ihm durch einen guten Wind/ den Pfeil durch den Ring. Dem Knaben wurde nach deß Koͤniges Ausspruch/ dieser Ring zuerkañt/ welchen er auch neben koͤst- lichen Kleidern und andern herꝛlichen Ge- schenken empfieng. Der Knab nimt da- rauf Bogen und Pfeil/ und wirft sie ins Feuer/ sagende: Er wolte hinfort keinen Bogen mehr brauchen. Als er gefragt wurde/ warum er solches taͤhte: hat er geantwortet: Damit die erste Ehr deß Ziel-treffens mir staͤts bleibe. Da sihet man/ daß oft eines weisen Manns Raht nicht nach seiner Meynung hinausschlaͤget/ und Das Sieben̄de Capitel. und nicht so wol seinen Fuͤrsatz/ als eines unwissenden Kindes ohngefaͤhr-fliehender Pfeil das Ziel erꝛeiche. Was man sonst scherzweis sagt/ aus den Teutschen Sprichwoͤrtern/ Edit. Francof. ad Mœn. 1615. p. 164. b. mag sich nicht uͤbel daher setzen lassen. Man spricht aber: Die Fuͤrsten/ Herꝛn und Edelleut/ haben ihre Ankunft daher. Da Adam reutet/ und Eva spann/ gewann Eva viel Kinder. Auf eine Zeit wolt unser Herꝛ Gott zu Eva gehen und besehen/ wie sie haushielte. Nun haͤtte sie eben all ihre Kinder auf einmal bey einander/ wusch sie und schmucket sie. Da aber Eva unsern HErꝛn Gott sahe kommen/ schaͤmet sie sich/ daß sie so viel Kin- der haͤtte/ versteckte etliche ins Stroh/ etliche ins Haͤu/ etliche ins Ofenloch/ die aller- huͤpschesten behielt sie bey sich. Unser Herꝛ GOtt sahe die gebuzten Kindlein an/ und sprach zu einem: Du solt ein Koͤnig seyn! Zum andern: Du solt Fuͤrst seyn! Du ein Edelmann! Du solt ein Burgermeister/ Schuldheiß/ Vogt/ oder Amtmann seyn! Da nun Das Sieben̄de Capitel. nun Eva sihet/ daß ihre Kinder hiervornen so reichlich begabet waren/ sprach sie: Herꝛ ich hab noch mehr Kinder/ ich will sie auch herbringen. Da sie nun kamen/ waren sie ungebuzt/ schwarz und ungestalt/ die Haar hiengen ihnen voll Stroh und Haͤu. Da sahe sie unser Herꝛ Gott an und sprach zu ihnen: Jhr sollet Bauren bleiben/ Kuͤh- und Saͤuhirten/ Acker- leut/ Handwerk treiben/ braͤuen/ ba- chen/ und den ersten Herꝛn dienen. Scherzweiß/ sage ich/ ist diß geredt/ aber das ist dannoch wahr/ daß Gott Unterscheid auf Erden haben will unter den Leuten. Gott ordnet und sezet Obrigkeit/ darum ist der Adel von Gott. Sum̃a Gott schaffet alle Staͤnde auf Erden. Andacht- Das Sieben̄de Capitel. Andacht-Lied. Um Weißheit/ und Verstand/ das Gute zu erwaͤhlen. Nach der Singweise: Auf/ auf! mein Hertz/ und du mein ganzer Sinn/ ꝛc. A Uf Erden hier wohnt lauter Un- verstand: (terland. Der Himmel ist der Weißheit Vat- Dahin will ich mich jetzt im Geiste schwingen/ (bringen. Witz und Verstand mit mir zurücke 2. Zum Sionsberg heb ich die Augen auf/ und mit Gebet mir Raht und Huͤlfe kauff: Dort/ quellen auf/ die rechten Musen- brunnen/ aus welchen kom̃t Witz und Verstand gerunnen. 3. Laß deinen Geist/ O Gott/ mich feuren an/ der nur allein mich geistig machen kan. Ohn Das Sieben̄de Capitel. Ohn dich ist nichts mein Dichten und mein Wachen; es kan ohn dich mein Machen wenig machen. 4. Gib ihn mir zu/ als einen treuen Raht/ wann meine Wahl wankt zwischen Nutz und Schad: daß mein Verstand nit moͤg deß Guten fehlen; und daß der Will das Baͤste moͤg er- waͤhlen. 5. Sag meinem Sinn/ wann er sich selbst vergißt/ was mir zu tuhn und was zulassen ist: daß ich nit blind und unvorsichtig lauffe/ und volles Sprungs in mein Verder- ben schnauffe. 6. Oft will ich nicht/ was ich doch heisse gut; und tuhe das/ warvor mich warnen thut dein Geist in mir. Laß mich nur ihm zuhoͤren/ und der Begierd ihr Drachen-Nest zerstoͤren. 7. Du Das Siehen̄de Capitel. 7. Du legest mir oft Tod und Leben für: diß schlag ich aus/ und jens erwaͤhl ich mir. Vergib die Schuld; und laß mich Suͤn- de meiden: Vor Gottesfurcht ist mir viel Lohns bescheiden. 8. Gott/ laß mich Gold nit suchen mehr als dich; Die Tugend/ nicht das Gold/ bereichre mich; Mein’ Ehre sey nur dieses/ dich zu ehren: Laß keine Lust mich/ ausser dir/ begehren. 9. Ob mich auf Erd plagt Schmach/ und Noht/ und Leid: Auf kurze Zeit folgt lange Ewigkeit. Zwo freuden sich und auch zwey Leiden zaͤhlen: Man muß diß jens Leid vor jene diese Freud erwaͤhlen. 10. Hier Das Sieben̄de Capitel. 10. Hier Wohl/ dort Weh; hier Freud/ und dorten Leid; Hier Seeligkeit/ dort lange bange Zeit; hier reich/ dort arm; hier Himmel- reich/ dort Hoͤlle; Hier Ehr/ dort Schmach: die Welt diß Urteihl faͤlle! 11. Hier Weh/ dort Wohl; hier Leid/ und dorten Freud; Hier Eitelkeit; nnd dorten Ewigkeit; hier arm/ dort reich; dort Himmel- reich/ hier Hoͤlle; hier Schmach/ dort Ehr: hierauf mein Ziel ich stelle. 12. Das baͤste Teihl/ O Gott/ erwaͤhl ich mir/ das mein soll seyn und bleiben fuͤr und fuͤr: Die Welt (sie mag ihr Teihl auf Erd verwalten) das boͤse Teihl dort ewig muß behalten. Erklaͤ- VIII. Das Achte Capitel. Erklaͤrung. Fistula dispar adest. 2. Has tu compinge cicutas Ordine \& arte: 3. dabunt multisonæ harmoniam. J üngsthin/ als ein grosses Fest Haͤuser Leerte/ Gassen füllte/ so/ daß man an statt deß Pflasters/ nichts als Menschen-Koͤpfe sah/ und ich an der Leute-Maͤng meiner Augen Hun- ger stillte: Jch will sagen/ was Gedanken kamen mir zu Sinn allda. Einer gieng/ der ander ritt’/ und der dritte kam gefahren. Jch sah Buͤrger/ ich sah Bauren arm und rei- che; Herꝛn und Knecht. Dieser/ trug zwuͤlch auf dem Leib; jener Gold und Seiden-Waaren/ Eines kond ich gar nit sehen/ Eines duͤnkte mich nit recht: Einer stund/ ich merkte wohl/ daß er/ was man gibt uͤm Kleider/ daß er Tahler muͤste haben/ weil er praͤchtig pralt’ herein: Dort ein and?r armer Tropf lumpte/ wie ein Bauren-Schneider: Gleichwohl war/ an Witz und Tugend/ dieser groß und jener Klein. J Sein Das Achte Capitel. Sind nit (dacht ich) diese Leut all aus einem Kloß gedrehet? werden sie nit wieder werden in dem Grab einander gleich? Gleichen Brüdern werden sonst gleiche Kappen abgenehet: Warüm ist dann der vor diesem an so man- chem Gluͤcke reich? Jn dem Denken/ fuͤhrte mich meine Andacht hin zum Tempel. Alda hoͤrt ich eine Orgel ihren Pfeiffen geben Wind. Stracks hieß mich ein guter Geist davon nehmen ein Exempel jener weissen Gottes-Ordnung/ die sich aller Orten findt. I. Gleich wie hier aus Einem Erz alle Pfeiffen sind gegossen/ gleichwol eine vor der andern groͤsser ist und groͤber klingt; II. Wie sie/ in ungleicher Reih aneinander sind gestossen/ III. und daraus ein’ Orgel worden/ die so wunderlieblich klingt: Also hat aus einem Zeug GOtt die Menschen zwar erschaffen; Doch macht Er/ aus weisem Willen/ einen groß/ den andern klein. Tummer Klügling/ woltest du diese schoͤne Ord- nung straffen? Soll ein Regiment bestehen/ müssen Obern̄ Untern̄ seyn. Wider- Das Achte Capitel. Widerdinge muͤssen sich naͤchst einander sehbar machen. Waͤr kein Tahl/ wo waͤren Berge? wann wir alle waͤren reich/ Wo blieb lieb und Mildigkeit? Schauet alle Welt Rund-Sachen: Engel/ Sternen/ Thiere/ Baͤume/ sind auch nicht erschaffen gleich. Sih dich selber an/ O Mensch: Haubt und Hand sind nit gnug Glieder: Nein! du must auch Füsse haben/ die dich tra- gen hin und her. Drüm so lege/ du Geschoͤpf/ dich vor deinem Schoͤpfer nieder/ und hilf seine Ordnung zieren/ wie er will/ was Stands/ und Wer. Das Achte Capitel. Haͤlt in sich die Ursachen/ wa- rum Gott solch einen Unterscheid seiner Gaben halte unter den Menschen? B Ey allen solchen Faͤllen ist naͤchst der Verwunderung die erste Frag: Wann ja das Gluͤck GOttes Vorsehung ist/ die einem jeden das wenig oder viel zumisset/ und einen solchen Unter- J ij scheid Das Achte Capitel. scheid haͤlt/ warum es dann unser HErꝛ Gott tuhe? warum er dem mehr als je- nem: den Gottlosen/ oͤftermal reicher/ an- sehnlicher/ gewaltiger mache/ als den From- men: daß der mehr Gunst habe als jener/ und so fort. Zwar die Ursachen zu wissen begehren/ solt sich kein Mensch unterstehen/ eben in Betrachtung daß er ein Mensch/ und der/ den er fragt/ kein Mensch: sondern Gott ist; er/ das Geschoͤpf: der/ von dem ers wis- sen will/ der Schoͤpfer: er/ der Knecht: den er examinirn will/ der Herꝛ/ und sein Herꝛ ist; Also lediglich in seines Gottes Willen ruhen/ und bedenken/ wie jener Kriegs- mann kluͤglich sagte: Tacit. I. hist. C. XC. n. 5. e. d. Militem tam nescire quædam, quàm scire oportere, Ein Soldat muͤsse wissen und nicht wissen; wissen/ verstehe/ zu parirn/ was sein Officir comman dirt; nit wissen eben allezeit/ warum er es comman dire? Jtem: Cap. LXXXIV . n. 3. Parendo potius, quàm imperia Du- cum sciscitando, res militares contineri, das Das Achte Capitel. das Kriegswesen bestehe in gehor- sam: nicht in vielen dispu tirn und nachfrag: warum es der General befehle? Zu lezt spricht er: Vobis arma \& animus sunt, mihi consilium \& virtutis vestræ regimen relinquitur, das ist: Waffen und Muht gehoͤret euch: mir aber Raht und Anordnung/ wo euer Dapferkeit zu brauchen stehe. Das erfordert nun das Kriegs-Recht! Jn andern actio nen der weltlichen Herꝛschaft ist es gleich so/ und schickt sich sonderlich hie- her/ was M. Terentius fuͤr dem Kaͤiser Tiberio sagte. Da er verklagt wurde/ daß er es mit dem Sejano gehalten/ der hoch am Hof angesehen war/ da viel andre ihm sol- ches aͤusserst mißgoͤnnten. Tacit. VI. Annal. C. VIII . n. 5. 6. e. d. Non est nostrum, sagt er/ æstimare, quem supra cœteros \& quibus de causis extollas. Tibi summum rerum judicium Dii dedere; mihi obsequii gloria relicta est. Abditos principis sensus, \& si quid occultius parat, exquirere inlicitum, anceps, nec ideò asse- quare. Das ist: Uns gebuͤhrt nit viel J iij zu Das Achte Capitel. zu gruͤbeln/ wen/ und warum du ei- nen über den andern erheben wilst? Dann die Goͤtter haben dir eine freye Hand in allen Dingen gegeben; uns aber die Ehr dir zu gehorsamen. Seines Herꝛn Sinnen und Heim- ligkeiten nachforschen ist unrecht und mißlich/ und doch nicht zuerꝛahten oder zu erꝛeichen. Jst es dann nun zwischen Menschen recht/ und eine Schuldigkeit/ Seiner vor- gesetzten Ordre und Befehl/ ohne wider- bellen/ lediglich anzunehmen/ es gehe uns ein oder nicht; wir wissen die Ursach oder nicht; Wie vielmehr gehoͤrt der Gedank Gottes Urteihl zu/ der uns/ gleichsam wie in einem Kampf/ in die Welt ausgeteihlt hat/ einen zum General/ einen zum Leuten- amt/ einen zum Fußgaͤnger/ einen zum Reuter/ einen zum Trossen gemacht/ und wo er nun hin comman dirt/ entweder zu schlagen/ zu wachen/ zu mar chirn/ zu gra- ben/ zu quar tirn/ und was er fůr quar tir assig nirt; solches alles ist/ so man weiß/ daß Das Achte Capitel. daß deß Obersten Feldherꝛn Ordre da ist/ mit stillschweigẽ und das baͤste hoffen/ wie der Prophet Esaias redt im XXX. 15. anzunehmen. Jm uͤbrigen werde weder Gluͤck noch Segen seyn/ wie eben der Pro- phet darzu setzt/ daß die Juden solches go- verno Gottes auch meistern wolten/ und ihrem Kopf das Commando lassen. Jhr wollet nicht/ spricht er/ wie der Herꝛ will/ in still seyn/ und hoffen bleiben/ und sprecht: Nein! sondern auf Roßen wollen wir fliehen/ und Huͤlf bey den Aegyptern suchen/ die dapffere Reuter und Ritter sind/ auf daß wir mit ihnen lauter Ritter werden. Jtem. Auf Lauffern wol- len wir reuten. ꝟ. XVI. Und die Chal- deer bald uͤberjagen/ oder/ so es mißlingen solte/ eher ausreissen. Darum werdet ihr fluͤchtig seyn/ und sie/ eure Verfolger/ euch uͤbereilen. Dann euer tausent werden fliehen fuͤr eines einigen Chaldeers Schelten; ja fuͤr fuͤnfen werdet ihr alle fliehen. ꝟ. XVI. XVII. Pauli Meynung ist allezeit das/ daß man J iiij in die Das Achte Capitel. in die unbegreifliche Gericht Gottes/ und in seine unerforschliche Wege nicht zu tieff greiffen oder suchen wolle. Ja lieber Mensch/ sagt er/ Rom. IX. 20. Wer bistu dann fuͤr ein grosser Hanß/ daß du mit Gottrechten wilst/ und eine gros- se expostulation machen/ eine vidi mirte Rechnung fordern? Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: warum machstu mich also/ und nicht groͤsser/ nit von edlerem Zeug/ nicht auf eine Herꝛn- Tafel/ nicht staͤrker/ nicht bunter/ nicht teu- rer? Der Seelige Gregorius glossirt sehr schoͤn daruͤber: Gregor. Magnus Moral. L. IX. c. XI. Respondere Deo non posse convincitur, quòd homo nomina- tur, quia per hoc, quod de humo sumtus est, judicia superna discutere dignus non est, das ist: Daß ein Mensch GOtt dem HErꝛn darauf nicht antworten koͤnne/ erhellt daher/ weil er Mensch heisset/ und eben darum/ weil er von der nidern Erden ist/ nicht wuͤrdig ist die obere hoͤhere Gericht zu durch- gehen. Das Achte Capitel. gehen. Hat nit ein Toͤpffer Macht/ spricht der Apostel ferner/ aus einem Klumpen/ zu machen ein Faß zu Ehren/ und das ander zu Unehren. Rom. IX. 21. Abermal schreibt Gregorius loco dicto: Auctoris facta semper indis- cussa veneranda sunt, quia injusta nequa- quam esse possunt. Rationem quippe de occulto ejus judicio quærere, nihil est aliud, quàm contra ejus consilium super- bire. Cùm ergo factorum causa non de- prehenditur, restat, ut sub factis illius cum humilitate taceatur, quia nequaquam sufficit sensus carnis, ut secreta penetret majestatis. Qui ergo in factis Dei ra- tionem non videt: infirmitatem suam considerans cur non videat, rationem videt. Das ist: Deß Meisters Werk muͤssen ungemeistert geehret werden/ weil sie nie ungerecht seyn koͤnnen. Dann seines verborgenen Gerichts ein Ursach forschen wollen/ ist nichts anders/ als wider seinen Rahtschluß stolzieren wollen. So man dann sei- J v ner Das Achte Capitel. ner Werk keine Ursach findet/ ist ůbrig daß man daruͤber in aller De- mut still sey/ weil der fleischliche Ver- stand bey weitem zu wenig ist/ daß er der Goͤttlichen Majestaͤt Heimlig- keiten ersinne. Derowegen/ wann einer der Goͤttlichen Werke keine Ursach sihet/ wird er finden/ daß das die Ursach sey/ weil er ein schwacher und ohnmaͤchtiger Mensch ist. Also/ verstehe/ wird eben allein der Mensch nicht seyn/ mit dem Gott unter seinen Geschoͤpfen allein/ nicht umgehen darf/ wie er will/ und einen daraus sezen auf einen Kaͤiserlichen Stul/ an eine Koͤnigliche Tafel/ oder in ein reiches Haußhalten/ in ein grosses Ge- werb/ und dergleichen; den andern in einen Viehestall/ oder hinter einen Pflug/ aͤrmer oder niderer/ geehrter oder weniger geehrt/ und so fortan. Das ist aber im End eben eine Ursach/ wann mans ja wissen will/ warum es Gott tuhe/ und solch einen Unterscheid halte; nemlich/ weil er ein Gott ist/ das ist/ ein Wesen Das Achte Capitel. Wesen das keinem unterworfen ist/ und deßwegen eine freye Hand hat zu tuhn/ zu lassen/ zu geben/ zu nehmen/ dem oder dem zu schenken/ jenem nicht; deme ein mehrers/ jenem ein wenigers/ dem dritten davon gar nichts; auf daß wir von seiner Macht/ und von seinem Reichtum recht glauben/ recht Unterꝛicht haben/ und seine Goͤttliche Ma- jestaͤt besser ehren koͤnnen/ und nicht Ursach nehmen auf einige Abgoͤtterey zu fallen/ und entweder von Menschen; oder welches leider oft geschiht/ gar von Teuffeln und boͤsen Geistern Huͤlf suchen/ reich/ ansehn- lich/ stark/ maͤchtig/ herꝛlich zu werden. Der gelehrte/ oft schon belobte Vatter Augusti- nus schreibt in Andenken solches gar zu schoͤn: August. Enarr. in Psal. L XVI. edit. dictæ p. 246. h. Parùm est nobis dicere: Facit hæc Deus , donat hæc Deus : sed solus facit, solus donat. Quid si enim facit hæc Deus , sed facit hæc \& aliquis non Deus ? Facit hæc Deus , \& solus facit. Et sine causa ista petuntur vel ab hominibus, vel à dæmonibus, \& quæcunque bona acci- piunt inimici Dei , ab illo accipiunt: \& I 6 cum Das Achte Capitel. cum ab aliis petunt \& accipiunt, ab illo accipiunt, das ist: Zu wenig ist es/ daß wir nur sagen sollen: Gott tuht das/ Gott schenkt das: sondern so soll man reden: Gott tuht das allein/ GOtt schenkt das allein. Dann wann man spricht: Gott tuht das/ moͤcht ein an- drer denken: Etwan tuht es ein an- drer auch der nit Gott ist. Allein da- bey bleibts: Gott tuht das/ und tuhts auch allein. Um weß willen solches vergebens erbetten wuͤrde entweder von Menschen/ oder von Teuffeln; ja wann auch solches bey den Fein- den GOttes zu finden ist: so wisse man/ daß auch sie es von Gott em- pfangen/ und ob sie es schon von an- dern bitten und sichtbarlich nehmen/ so ists doch anders nicht/ als daß man sage: Auch unwissend haben sie es/ von Gott und von niemand anders/ was sie habẽ. Und abermal/ spricht er: Enarrat. in Psal. LII. p. m. 229. h. Si Das Achte Capitel. Si opus est carni pane, si opus est aquâ, si opus est vino, si opus est nummo, si opus est jumento carni huic, à Deo pe- tere debet, non à dæmoniis \& idolis, \& à nescio quibus potestatibus hujus seculi. Sunt enim, qui, quando famem patiun- tur in isto seculo, dimittunt Deum , \& rogant Mercurium, aut rogant Jovem ut det illis, aut quem dicunt cœlestem Pana, aut aliqua dæmonia similia: non Deo sitit caro ipsorum. Qui autem Deo si- tiunt, undiq́ue debent sitire \& anima \& carne: quia \& animæ Deus dat panem suum, id est, verbum veritatis: \& carni Deus dat, quæ necessaria sunt, quia Deus fecit \& animam \& carnem. Pro- pter carnem tuam rogas dæmonia. Num- quid animam Deus fecit \& carnem tuam dœmonia fecerunt? Qui fecit animam, ipse fe cit \& carnem. Qui fecit ambas res, ipse pascit ambas res. Das ist; Wann dem Fleisch Brot von noͤhten ist/ oder Wasser/ oder Wein/ oder Gelt/ oder Viehe/ solle sie solches von GOtt bitten/ nicht von Teuffeln/ oder Goͤ- J vij tzen/ Das Achte Capitel. tzen/ oder weiß nicht was fuͤr Herꝛ- schaften dieser Welt mehr. Dann es sind Leute/ die/ wann sie in dieser Welt hunger leiden/ von Gott ab- weichen/ und den Merkurium oder den Jupiter bitten/ daß er ihnen sol- ches gebe/ oder daß sie den him̃lischen Pan nennen/ oder andere solche Teu- fel mehr. Nach GOtt/ duͤrstet ihr Fleisch nicht. Die aber nach GOtt duͤrstet/ muͤssen mit Leib und Seel nach ihm duͤrsten/ weil Er der Seel sein Brot gibt/ das ist/ das Wort der Wahrheit/ und dem Fleisch/ was ihm noͤhtig ist/ als/ der Gott/ der Leib und Seel gemacht hat. Um deß Fleisches willen bittest du die Teufel! Hat dañ GOtt die Seel gemacht/ und die Teufel den Leib? Der die Seele ge- macht hat/ hat auch den Leib gemacht. Der Beyde gemacht hat/ speiset auch Beyde. Es ist aber fuͤrs andere schon oben auch Das Achte Capitel. auch eine Ursach angedeutet worden/ die wir da ein wenig widerholen. Alles halten wir sonst fuͤr weißlich und wolgetahn/ daß GOtt allerley Arten Voͤgel/ Vierfuͤssiger Tiehre/ Pflanzen und Baͤume geschaffen/ allerley Glieder an unsern Leib gesezt/ teihls zur Nohtdurft/ teihls zur Zierd. Waͤre es nun nicht eine toͤhrichte Frag/ wann man zu wissen begehrte: warum Gott ein Glied zum Kopf gemacht hab/ eines zum Herzen/ eines zum Magen/ eines weiß nit/ zu was/ eines zum Fuß? Ein Kind wurde ja ant- worten: Darum waͤre es geschehen/ weil es die Nohtdurft erfordert/ und die Gestalt eines Menschen. Dann/ wann lauter Koͤpf waͤren/ lauter Herzen/ lauter Maͤgen/ lauter Fuͤsse: wo wuͤrde ein ganzer Leib seyn? Jtem/ wann das eine Schoͤnheit macht/ so ein hoher Berg neben einem tieffen Tahl stehet; so gedenke man: daß der Gott aller Schoͤnheit/ und der GOtt der da weiß/ was wir alles und alle bedurfen Matt. VI. 32. auch die varie taͤt unter den Men- schen habe ordnen wollen/ damit sie auch an ihrem Ort/ mit solchem Unterscheid/ die Schoͤn- Das Achte Capitel. Schoͤnheit diefes ganzen Weltgebaͤues und aller Creaturen zieren helfen; nicht an- derst/ als wie ein Gemaͤhl nur desto schoͤner und kuͤnstlicher geachtet wird/ wann es recht umbrirt ist/ und dunkel und hell neben einander stehet/ schwarz und weiß fuͤglich gemengt ist. Anderst wuͤrde auch das Men- schliche Geschlecht nicht ernaͤhret/ erhalten/ nicht regieret werden koͤnnen/ wann lauter Kaͤiser/ lauter Koͤnig/ lauter Fuͤrsten/ lau- ter Herꝛn waͤren; ja es wurde vielmehr gar kein Kaͤiser/ kein Koͤnig/ kein Fůrst/ kein Herꝛ seyn/ wann alle in der Welt Herꝛn waͤren. Dann wo waͤre alsdann ein Un- tertahn? wo waͤre ein Knecht? wo aber kein Untertahn/ wo kein Knecht ist: kan auch kein Kaͤiser/ kein Herꝛ erdacht werden. Also hat GOtt zur Nohtdurft deß Kaͤisers/ Koͤ- nigs/ Herꝛn/ die Untertahnen/ die Knecht/ die Bauren gesezt/ die sie ernaͤhren/ verpfle- gen/ ihnen arbeiten/ froͤhnen muͤssen. Zur Nohtdurft aber derer/ hat er Kaͤiser/ Koͤni- ge/ Fuͤrsten/ Herꝛn gesetzt/ mit mehrerer Weißheit begabet/ einen groͤssern respect erteihlt/ hoͤhere Gewalt geschenket/ daß sie jene verteidigen/ beschuͤzen/ bewahren koͤn- nen/ Das Achte Capitel. nen/ also ein Teihl dem andern helfe/ der Staͤrkere dem Schwaͤchern/ der Edlere dem Unedlern/ der Maͤchtigere dem Ohn- maͤchtigern/ wie in einerschoͤnen Music ein Tohn dem andern/ der Groͤssere dem Klei- nern; oder/ wie auf einer Lauten zum Ex- empel/ eine Seite der andern/ die Quint so wol der Baß- Seiten/ als diese der Quinten. Nun moͤcht aber vielleicht jemand diese Ordnung Gottes wol billichen: aber da- růber nur anstehen: Warum GOtt eben ihn/ zum Exempel/ zu einem Bauren/ und nicht auch zu einem Edelman gemacht ha- be; warum jenen reich/ ansehnlich/ herꝛ- lich/ und ihn nicht? haͤtte er gleichwol einen andern arm/ unansehnlich/ gering gemacht an seiner Statt! und so fort. Wie aber? wann der Ander wider so daͤchte/ wie du: Der Dritte auch: der Vierte auch: der Fuͤnfte/ der Sechste/ und mehr/ auch; wie dann das Menschliche Herz sich nicht leicht ersaͤttigen laͤsset/ und heißt wie der Poet spricht: Der Ochs wolt gern ein Pferd seyn/ damit er nur nimmer ackern dürfte; so wůrde Gott Das Achte Capitel. GOtt nimmermehr Ruhe haben von un- serm murꝛen und einreden/ und wann er ja auß dem Baurn/ zum Exempel/ einen Edelmann machte/ wuͤrde der etwan wol wider ein Freyherꝛ seyn wollen/ nach dem Freyherꝛn ein Graf/ nach dem Graͤflichen Stand ein Fuͤrst/ nach dem Fuͤrsten ein Koͤnig/ nach dem Koͤnig ein Kaͤiser. Wa- rum er dann nun dich zum Bauren/ jenen zum Knecht/ ꝛc. gemacht: dich aͤrmer/ jenen reicher: dich unansehnlicher/ jenen ansehn- licher/ und so fort/ hat er darum getahn/ daß du mit deinem Bauren- und Knechtstand/ mit deiner Armut und wenigerm Ansehen/ die Ordnung Gottes zieren sollst/ und an dem grossen Gemaͤhl dieser Welt/ ein Um- bra seyn: auf dem weiten Erdboden/ ein Tahl: in der Symphoni dieser Creaturen/ eine Quinte. So wir uns noch weiter umsehen/ wa- rum es dem dann so oder so ergehe/ nur wie er sichs fuͤrnim̃t/ oder dahin er etwan gar nicht denket: dem aber nit/ ob er sichs gleich fuͤrnim̃t/ rennt und laufft? geschiht es fuͤrs dritte darum/ auf daß wir lernen/ nicht auf Das Achte Capitel. auf unsere Wiz und Verstand zu bauen/ und denken/ wie Nebucadnezar: Jch hab die grosse Babel erbauet: durch mein Vermoͤgen. Dan. IV. 30. Jch hab den/ meinen Feind/ geschlagen durch meine Macht! den Reichtum erworben durch meine Spizfuͤndigkeit! die Gunst erlan- get mit meiner Kunst! die Heurat getahn durch mein Ansehen! den Dienst erhoben durch meine Wolredenheit! ꝛc. Wie dann auch darinn unser menschliches Herz ein stolzes Herz ist/ und sich gern entweder selbst ruͤhmt/ oder ruͤhmen hoͤret. Nein! sagt gleichsam unser Herꝛ GOtt darauf: Jch wills dem Menschen weisen/ daß der grosse vorgenommene Babels Bau nicht Men- schenhaͤnde Werk ist! daß der/ sein Feind/ nicht durch seine Staͤrk geschlagen sey! der Reichtum nicht durch seinen eigenen Fleiß erworben! die Gunst nit durch seine Kunst erpracticirt! die Heurat nicht durch sein Ansehen erhoben! Der Dienst nicht durch seine Weißheit verdienet/ und dergleichen. So aber will es Gott weisen/ daß er einen andern/ oder zween/ drey/ oder zwantzig/ dreissig/ eben so kuͤnstlich/ so stark/ so maͤchtig/ so an- Das Achte Capitel. so ansehnlich/ so beredt macht/ eben den Weg gehen laͤßt/ eben die Mittel brauchen; und doch nichts wenigers als eben den Zwek er- reichen; an statt der victori, eine verlohrne battaglia: an statt deß Diensts einen Ab- weiß: an statt der Heurat/ wie man spricht/ den Korb: an statt deß Reichtum/ Armut tragen; Damit im End auch unser Gebet zu Gott desto bruͤnstiger werde/ als von dem solches Heil und Segen alles/ allein/ haubtsaͤchlich zu erbeten ist. Nicht aber auch nur allein um deßwil- len tuht es Gott: sondern fuͤrs vierte auch darum/ daß entweder ein Mensch dem an- dern eine Lehr und Spiegel sey der Beschei- denheit/ und der Demut; oder einer dem andern einen Trost mache/ wann er sihet/ wie unterschiedlich Gott das menschliche Geschlecht graduirt hat. Einen Reichen/ zum Exempel/ hat Gott dem aͤrmern ent- gegen gesetzt/ auf daß er denke: sich nicht zu erheben; weil ihn GOtt so wol haͤtte zu ei- nem Bettler und Kruͤpel machen koͤnnen; ja noch heut/ den Reichtum/ und das Ein- kommen/ und Gewinn nehmen und auch in Bettelstab fuͤhren. Der arme aber soll dage- Das Achte Capitel. dagegen Gott danken/ daß er ihm/ in seiner Armut/ gleichwol eine Huͤlf geordnet haͤt- te/ oder den Trost und die Hoffnung tragen lasse/ daß er aus seiner Armut noch wol er- ledigt werden koͤnne/ von eben dem Gott/ der jenen so reich und beguͤtert gemacht haͤtte. Einem gelehrten hat Gott zugesellt einen Ungelaͤhrten/ widerum/ auf daß jener an diesem: dieser an jenem lerne. Jener/ so gelehrt er ist/ habe doch das zu lernen/ daß er seiner Weißheit nicht mißbrauche/ seinen guten Kopf nicht schwaͤche mit Fressen und Sauffen/ mit Hurerey und Un- zucht/ dadurch er Wiz und Verstand verlieren/ und ja so alber und unverstaͤn- dig werden moͤchte/ als der/ seinem Ur- teihl nach/ Simpel und Einfaͤltige ist. Der aber/ haͤtte wider an jenem zu lernen/ daß er sich seiner Lehren und Anweisung be- dienen solle/ in Gehorsam folgen/ und in seiner Einfalt/ aufs wenigste mit seinem Gehorsam/ den gemeinen Fried und Ruhe foͤrdern helfen. Einen Fremden hat Gott außer seinem Vatterland/ da oder dort/ zu hohen Ehren gefůhrt; und die einheimi- schen gegen ihm viel geringer gesetzt/ auf daß aber- Das Achte Capitel. abermal einer deß andern Lehrmeister wer- de. Jener einheimische/ soll mit seinem Ex- empel und geringerern Gluͤck das lehren/ daß der Erdboden/ und sein altes Vat- terland/ sey deß Herꝛn/ und alles was darinnen ist; verstehe der Dienst/ das Amt/ die Stell/ die Verwaltung/ und nicht eben auf die Lands-Kinder verpfaͤndet/ und von Gott/ gleichsam zur hypothec, eynge- sezet/ der nun nimmer uͤber das Land und Herꝛschaft/ und dessen Guͤter und Ein- kommen einig recht habe. Dieser/ soll jenen wider lehren/ daß er sich bey solchem in der Frembd erlangten Gluͤck nit aufbruͤsten soll noch wolle/ und da/ wo man ihn ein- und etwan zum Diener/ angenommen hat/ do- mi nirn/ wie er seinem aufgeblaͤhten Sinn nach will/ hindern und druͤcken wen er/ durch sein verliehenes inter ims-Ansehen/ kan und wolle/ und gleichsam deß Lands verweisen/ in Betrachtung/ weil er von der Einheimi- schen Brot isset: Die Kinder aber nicht von seinem; also die Wurtzel ihn/ er/ die Wurtzel nicht traͤgt/ dessen Saffts er doch Das Achte Capitel. doch teihlhafftig worden ist/ daß wir deß Apostels Wort brauchen. Rom. XI. ꝟ. 17. 18. Noch eine und die fuͤnfte Ursach gibt die Betrachtung dessen/ und diese/ daß man Gottes Gaben so hoch nicht achtete/ wann wir nicht derselben eine Ungleichheit wisse- ten. Die Perser fuͤhren zu solchem End das Sprichwort: Wañ alle Naͤchte maͤch- tige Wunder naͤchte waͤren/ so wůr- de die eine maͤchtige Wundernacht nicht in so grossem wehrt mehr seyn. Und. Wañ alle Steine Badachscha- nische Rubinen waͤren/ so wuͤrde der Preiß solcher Rubinnen und der ge- meinen Stein eines seyn. Gleich wie nun/ wer nie in einem Sturm zu Wasser gewest/ nicht bedaͤchte/ was sey mit gutem Wind fahren: Wer nie Ungewitter gehoͤ- ret/ alle Heytern fuͤr so was sonders nicht hielte: wer nie ein Schmerzen und Krank- heit erfahren/ nimmermehr Gott so brün- stig um gesunden Leib baͤte: Also geschaͤhe es fuͤrwahr auch. Wann Gott alle Men- schen gleich reich gemacht haͤtte/ gleich maͤchtig/ Das Achte Capitel. maͤchtig/ gleich ansehnlich/ erkennte man nicht so hoch/ was Gottes Seegen sey; Da er aber die Armut dem Reichtum: Die Macht der Ohnmacht: die groͤssere der klei- nern Ehr: die hoͤhere der niderern Wuͤr- den/ und so fort/ an die Seiten gesezt: sihet man erst/ was Uberfluß/ was Macht/ was Ehr sey/ was Würden/ und dergleichen heisse? wann GOtt alle zu Edelleuten ge- macht haͤtte/ verstuͤnde man nicht/ was der Adel ist. Da er aber Unedle auch geschaf- fen/ rechnet mans erst aus/ was ein Edel- man ist? Wann Gott eines jeden Tuhn und Fuͤrnehmen liesse fortgehen/ wie er sichs nur selbst einbildet/ wuͤrde mancher denken: Gott koͤnne es nicht anderst machen/ er sey daran gebunden. Da er aber zwey-drey- zwanzig-dreyssigmal eben das Ding an- greiffen laͤßt/ eben auf solche Manier/ eben durch solche Mittel/ und doch nicht eben den effect erꝛeichen/ eben die Gunst erhe- ben/ gleichen Gewinn erwerben/ grad in solchen Ehren seyn; macht er damit das/ daß jenes erst für gluͤkseelig/ fuͤr gebenedeyet gerechnet/ und Gottes Reichtum desto deut- licher erkennt werde/ der/ so zu reden/ wie ein Kraͤmer Das Achte Capitel. Kraͤmer allerley Waaren im Laden hat/ und recht sor tirt ist/ zum Exempel/ mit Sammet/ mit Seiden/ mit Scharlack/ und Purpur; aber darneben auch mit ge- ringern und schlechtern Zeug/ mit Zwillich/ und Boi/ und Schetter; ja einerley Farb ein geringers und kostbarers/ und wider ein theurers und wolfeilers Tuch fuͤhrt/ die in seinem wehrt alle taugen/ und ihren Nuzen haben; eines aber für einen Kaͤiser und Koͤnig/ eines fuͤr einen Bauren und Pferd- Knecht gehoͤrt/ deren Unterschied man nit eher findet/ als wann mans neben einan- der haͤlt/ neben einander betastet/ da jenes viel subtiler/ und zaͤrter/ und klaͤrer: dieses zottichter/ rauher/ groͤber/ schweerer ist: Also/ sprich ich/ kan man wol Gleichnißweiß von den Gaben GOttes reden/ deren hoͤhern und niderern Gebrauch/ geringern uñ groͤs- sern Glanz man nimmermehꝛ wuͤste/ wann GOtt nicht eines neben das andere gelegt und fuͤrgetragen haͤtte/ und unsere Sinnen und Vernunft gleichsam daran greiffen ließ/ und sehen/ daß die Gab/ edler/ reiner/ ansehnlicher/ groͤsser/ teurer sey: jene nide- rer/ geringer/ unwehrter/ ob sie schon alle ins K gesamt Das Achte Capitel. gesamt ihren Nutzen und Brauch haben: Und wann nun gleich Gott den oder den/ der ja mit seinen Gaben nicht zu frieden seyn wolte/ hoͤher setzte/ und aus einem Zwillich und Schetter/ so zu reden/ einen Purpur und Scharlack machete/ so muͤst’ er doch andere haben/ in deren compara- tion und Gegensaz/ jenes/ fuͤr Purpur und Scharlack geachtet wuͤrde/ die/ wann sie wi- der mit ihrem Stand nicht zu frieden waͤ- ren/ endlich alle differenz aufheben wür- den/ daran man den valor und die Wuͤrde der Gaben Gottes/ baͤsser und deutlicher vernehmen koͤnte/ und moͤchte. Es erhielt aber mancher/ mehr seinẽ Scha- den an Leib und Seel: als seinen zeitlichen und ewigen Nuzen/ wann ihm die Gab zu- kaͤme/ die jener hat; welches eben eine neue und die sechste Ursach ist/ warum er den in einer Armut; jenen in einem Nidern- stand; dem dritten das Ansehen nit zu groß laͤßt: dem vierten die Heurat nicht fortge- hen: den fuͤnften so maͤchtig nicht werden/ und so fort. Denn man gedenke nur: ob nicht dem Reichen Mann baͤsser gewesen waͤre/ an Lazari statt zu seyn/ wann man seine Das Achte Capitel. seine Angst und seine Quaal bedenket/ Luc. X VI. ꝟ. 19. 26. Etwan wurde er andaͤchtiger sich erwiesen haben/ maͤssiger in Essen und Trinken/ demütiger in Klei- dungen/ mitleidiger gegen seinen Naͤchsten/ wo nicht in der Taht/ doch aufs wenigste im Herzen. Er weiset aber mit seinem Exem- pel/ was drey Evangelisten schreiben/ daß freylich wol leichter sey/ daß ein Ca- meel durch ein Nadeloͤhr gehe/ als daß ein Reicher ins Reich GOttes komme. Matth. XIX. 24. Marc. X. 25. Luc. XVIII. 25. Was hat dem Haman sein grosses Ansehen gedient? wie ehrlicher waͤre er gestorben/ wann ihn nicht halb so/ die Hofg n nst erhoben haͤtte? Esth. VII. ꝟ. 9. 10. Wann manchem die oder die Heurat angieng/ was fuͤr eine unruͤhige betruͤbte Zeit seines Lebens wuͤrde er haben? wann GOtt manchen so sonders maͤchtig machte/ und ihm die Gaben gebe/ die Salo- mon gehabt: ob sie ihn nicht so wol zu Fall bringen wurden als jenen/ stehet in einem grossen Zweifel. Also moͤchte es hier auch wol heissen/ was dort der Mutter der Kin- K ij der Das Achte Capitel. der Zebedœi zur Antwort wird: Jhr wis- set nicht was ihr bittet! Matth. XX. ꝟ. 22. Marc. X. 38. Nit anders wir auch! Oft mehr wider uns/ als vor uns! und da wir meynten Glůck zu erheben/ erst recht ing Ungluͤck giengen. Oft gibt auch GOtt/ fuͤrs siebende/ manchem Menschen/ das Gluͤck/ um seiner Eltern Froͤmkeit willen. Das weiset der CXII. Psalm. Wol dem/ der den Her- ren fürchtet/ der grosse Lust hat zu seinen Gebotten/ deß Saame wird gewaltig seyn auf Erden/ das Ge- schlecht der Frommen wird gesegnet seyn/ Reichtum und Fůlle wird in ih- rem Hause seyn. ꝟ. I. II. III. Moses hat das Wort Gottes seinem Volk fürgetra- gen/ daß er/ wie er die Missetaht der Vaͤtter heimsuchen wolle an den Kindern/ biß ins dritte und vierte Glied: also dagegen biß ins tausenste Barmherzigkeit tuhn wolle um der Eltern willen/ die ihn lieben und seine Ge- bott halten. Exod. XX. 5. 6. Die Exem- pel Das Achte Capitel. pel der Schrift sind klar und deutlich. Zu Jsaac sagte Gott selbst: Jch bin deines Vatters Abrahams GOtt/ fuͤrchte dich nicht! dann ich bin mit dir/ und will dich segnen/ und deinen Saa- men mehren/ um meines Knechts Abrahams willen. Gen. XXVI. ꝟ. 24. Ob sich schon Salomon mit Abgoͤtterey sehr versuͤndiget hatte/ und Gott billich alles Ungluͤck uͤber ihn haͤtte sollen kommen las- sen; macht dannoch seines Vatters Da- vids Froͤm̃keit/ daß das Gluͤck und Koͤnig- liche Ansehen/ weder in seinem Leben/ noch nach seinem Tod/ gar/ von seinem Stam- men weggenommen werden solte. Bey deiner Zeit/ spricht Gott/ will ich das Koͤnigreich nicht von dir reissen/ und deinen Knechten geben/ um deines Vatters Davids willen! und ob es schon nach seinem Tod etwas einen Stoß leiden soll/ wolle doch Gott das ganze Koͤ- nigreich nicht abreissen/ und aufs wenigste einen Stamm noch seinem Sohn lassen um Davids willen seines Knechts/ K iij I. Rcg. Das Achte Capitel. I. Reg. XI. 12. 13. Warum es dann nun der oder der fami lien/ so viel Jahr/ so nach Wunsch gehet/ in flor bleibet/ im esse, wie man spricht/ sihet Gott oft ihrer Vorfahren Gehorsam an; oder oft auch nur ein son- derlich Werk derselben das sie getahn/ und nach seinem Willen verbracht haben/ ob sie auch schon sonsten anderweit sich groͤblich versuͤndigt haben. Das Exempel ist an Jehu/ der von den Suͤnden Jeroboams/ deß Sohns Nabat/ der Jsrael sündigen machte/ nicht ließ/ von den guldenen Kaͤl- bern zu Bethel und zu Dan; doch dan- noch/ weil er den Baal aus Jsrael vertilget/ sprach der Herꝛ zu ihm: darum daß du bist willig gewesen zu tuhn/ was mir gefallen hat/ und hast am Hause Ahab getahn alles/ was in meinem Herzen war/ sollen dir auf dem Stul Jsrael sizen deine Kinder ins Vierte Glied. II. Reg. X. 26.-31. Wie dann Jehu selbst noch Acht und Zwanzig Jahr regirt; sein Sohn Joachas/ siebenzehen; sein Enen- kel Joas/ sechzehen; sein Uhrenkel Jero- boam/ Ein und Vierzig: sein Uhrurenenkel Zacha- Das Achte Capitel. Zacharias/ sechs Monat; daß also die Cron/ bey dem Stamm/ biß auf die hun- dert und zwey Jahr/ sechs Monat geblie- ben ist. Quàm diversa sunt Dei judicia à judiciis hominum? Alius tot cædes à Je- hu perpetratas, dignas gravissimis suppli- ciis judicasset: Deus verò verbo suo præceptam crudelitatem (si tamen cru- delitas est dicenda) laude \& præmio pro- sequendam censet, schreibt hieruͤber Osi- ander. Das ist. Wie sind Gottes Ge- richte so viel anderst/ als der Men- schen Gerichte? Es solt einer geden- ken: So viel Todschlaͤg/ die Jehu ge- tahn/ waͤren aller aͤussersten Straf- fen wehrt. Gott aber will die Blut- gierigkeit (wann es anderst so zu nen- nen ist) mit Lob und Ehren belohnen. Sæpe enim fieri solet, setzt der Seel. Alte Brentius Joh. Brent. Comment. in II. Reg. c. X. p. m. 1024. darzu/ ut impii quidem per- sonâ, opere tamen talia facta perpetrent, quæ à Domino bonis terrenis remune- rantur. Das ist: Oft pflegt es also zu- K iiij gehen/ Das Achte Capitel. gehen/ daß eine/ an sich gottlose Per- son/ doch ein solch Werk verꝛichtet das Gott mit zeitlichen Guͤtern be- lohnen will. Zu allerlezt geschiht es oft wol andern zur Straff/ daß eben diese oder jene so reich/ so maͤchtig/ so ansehnlich/ und dergleichen/ werden/ der Dienst/ die Heurat/ das Amt/ die Handlung erlangen/ die doch in der Haut boͤse Buben sind. Mancher Statt/ manches Landes/ Regiments/ Handels/ Handwerkes/ Amtes Suͤnden haben es verdienet/ daß Gott solches zulaͤsset und uͤber sie verhaͤngt/ daß ein anderer/ viel untuͤchti- gerer/ das Koͤnigreich/ die Herꝛschaft/ die Gewalt/ den Dienst/ den Genieß/ die Handlung/ die Kundschaft/ das Ansehen erlangt; Und diese oder jene familia, das ho- he Hauß/ das alte Geschlecht/ die Suͤnde also buͤssen muͤssen/ die entweder ihre Vor- fahren/ oder sie selbst mit Hoffart/ mit Ver- schwendung/ mit Verachtung GOttes Worts/ oder/ wie es nahmen hat/ began- gen haben/ und wol schwerlich mehr so seelig werden/ daß sie gelehrtere Leute in Diensten/ redli- Das Achte Capitel. redlichere in Aemtern/ gewissenhaftere in Handlung/ getreuere in der Regierung/ sorgfaͤltigere in Verꝛichtungen/ wolmei- nendere in Rahtschlaͤgen/ und auch der- gleichen haben sollen. Den Regierstand betreffend/ sagt GOtt Ephraim unter die Augen/ daß er ihm gegeben hab einen Koͤnig im Zorn. Os. XIII. 11. Juda und Jerusalem drohet er/ daß er ihnen Juͤng- linge zu Fuͤrsten geben/ und Kindische uͤber sie herꝛschen lassen wolle. Esai. III. ꝟ. 4. Elihu sprach dorten: Es lasse Gott auch uͤber Voͤlker und Leute regirn Heuchler/ und lasse dagegen einen From- men in nidererm Stand. Warum? daß jener das Volk dringe/ im XXXIV. 30. Es erwaͤhnt Cedrenus dieser Geschicht. Da der Bluthund Phocas zu der Roͤmi- schen Kron gelanget/ und einer aus den Geistlichen zu Constantinopel/ mit unserm Herꝛn GOtt deßwegen nicht zum baͤsten zufrieden gewesen/ und so hefftig geklagt/ daß ein solcher gottloser Mensch über Chri- sten herꝛschen solle; waͤre ihm/ da er ganz niemand hinter und vor sich sahe/ diese K v Stimm Das Achte Capitel. Stimm worden: Phil. Camerarius Cent. I. horar. subcis. c. LV I. p. m. 250. Deteriorem alium inveniri potuisse nullum. At hoc meruis- se Constantinopolitanorũ vitia. Das ist; Man haͤtte keinen schlimmern finden koͤnnen/ als den; Und haͤtten die Suͤn- den derer zu Constantinopel das ver- dienet. Was da von dem hohen Politi- schen Stand geredet ist/ ist von allen an- dern Faͤllen ingleichen zu verstehen; zum Exempel/ daß mancher unvernuͤnftiger/ un- geschickter zu Diensten/ zu Aemtern/ zu sol- cher Handlung/ und so fort/ kommet/ man- cher feiner/ gelehrter/ weiser Mensch nach- gehen/ nachsitzen/ weichen muß. Von dem Geistlichen Stand/ darinn sichs eben so wol findet/ stehet in Jure Canonico Causa VIII. q. I. c. XVIII. diese Red: Tale aliquod intelligamus ctiam in Ecclesiis fieri: quòd pro meritis populi, aut in verbo \& opere potens tri- buitur à Deo rector Ecclesiæ: aut, si malignum faciat populus, in conspectu Domini, talis Ecclesiæ judex datur, sub quo Das Achte Capitel. quo famem \& sitim populus patiatur; non famem panis, neque sitim aquæ: sed fa- mem audiendi Verbum Domini. Das ist: dergleichen etwas sehen wir/ daß auch in der Kirche geschiht: daß/ nach dem es ein Volk verdienet/ selbigem auch in Worten und Werken ein maͤchti- ger Lehrer gegeben werde: oder aber/ wann es in Gottes Augen sich ver- suͤndiget/ so wird ihm auch ein solcher Kirchendiener gegeben/ unter wel- chem es Hunger und Durst leiden muß; nit einen Hunger nach Brod/ oder Durst nach Wasser: sondern einen Hunger/ das Wort Gottes zu hoͤren. Was Evaristus Evaristus ep. II. ad Ægyptios. den Egyptern geschrieben/ ist wol hier anzufuͤgen wehrt. Ein Muͤnch/ sagt er/ waͤre in der Statt Thebis zum Bischoff erwaͤhlet worden/ ein Grundschalk. Da er sich aber dieser Bi- schofflichen Wuͤrde so maͤchtig uͤberhoben haͤtte/ haͤtte der Engel deß HErꝛn zu ihm gesprochen: Warum bistu also stolz/ K vj und Das Achte Capitel. und gefaͤllest dir selbst so trefflich? O du ungluͤckseeliger Mensch! du bist nicht zum Bischoff gemacht darum/ daß du deß Priestertums wuͤrdig wa- rest: sondern weil die Statt keines baͤssern Bischoffs wehrt war. Andacht-Lied. Wider die Hoffart. Nach der Singweise: Wo ist mein schoͤnster Fuͤrst und Herꝛ hiñ- kommen/ ꝛc. 1. W Elt-Mutter du! wir/ Eva deine Kinder/ (Suͤnder: wir gleichen dir/ wir nachgebohrne der Hoffart Sinn reißt uns dahin/ der Stolz ist unsrer Herzen Uberwinder. 2. Du/ stiegest hoch und ftelest tieff hernieder: Wir/ folgen nach/ und streben Gott zuwider mit Das Achte Capitel. mit Ubermut der nicht gut tuht: es will doch nur der Groͤste seyn ein jeder. 3. Jch auch O Gott/ bin/ dieser Suͤnder einer/ ein Eva-Sohn/ der sich gar nit kan kleiner als andre sehn/ sich will erhoͤhn: (meiner. der Stolz macht mich vergessen dein- und 4. Bist du es nicht/ du Schoͤpfer aller Dinge/ der mich mag machẽ groß uñ auch geringe? dein Tohnbin Jch; und meistre dich/ als ob dein Raht an meinem Willen hienge. 5. (Erde/ Was zeih ich mich/ ich Koht/ ich Staub und daß ich vor dir aus Trotze murꝛend werde? da ich verlohrn und bin gebohrn (Heerde. ein Brand zu seyn dort auf dem Hoͤllen 6. Laß mich vielmehr mit Danke dich erheben/ daß du mir Seel- und Menschgestalt gegebẽ; und daß ich nit ein Tuͤrk noch Jůd noch Heyde bin; nicht hab der Thiere Lebẽ. K vij 7. Mir Das Achte Capitel. 7. Mir sey genug/ daß auch vor mich gestorben dein lieber Sohn/ jens Leben mir erworben. Ach! diese Ehr/ und keine mehr (dorben. begehr’ ein Mensch: dann sonst waͤr er ver- 8. Je kleiner ich in meinen Augen schwebe/ je hoͤher ich in deinen mich erhebe. der Demut-Weg/ der Himmelsteg! Gib/ daß ich hoch/ doch in der Nidre/ strebe. 9. Du sitzest hoch/ und sihest tieff hernider. Muß ich schon seyn ein Fuß der andren Es schadt mir nicht. (Glieder: dein Wort verspricht: Wer nidrigt sich/ der wird erhoͤhet wieder. 10. Laß mich allein/ wie klein ich sey auf Erden/ ein grosses Werkzeug deiner Ehren werdẽ. Dein’ Ordnung hier gib daß ich zier’ in Demut/ schlecht und recht/ und ohn Be- schwerden. Erklaͤ- Das Neunte Capitel. Erklaͤrung. Est Deus, est Justus. 2. Rationis murmu- ra pœnam (tace! sollicitant. 3. Oculos comprime, crede. D Je Sonne war zu Bett. Jch saß in meinem Zimmer: ein Liecht das muste mir an statt der Soñe seyn; Die Nacht war mir nit Nacht beym hellen Kertzen-Sche in. (jm̃er Doch war es Nacht in mir: Es quaͤlte mich noch der boͤsen Leute Gluͤck. Jch dachte: Jener Bub/ der selten denkt an Gott/ ist herꝛlich und erhaben; Gott goͤnnt ihm/ die er nur mißbrauchet/ seine Gaben; (grub’. und waͤr er arm/ er führ nit in die Hoͤllen- Ein andrer/ der sich staͤts mit Arbeit und mit Betẽ abmartert Nacht und Tag/ der from̃ und Christ- lich lebt: (begraͤbt/ es hilft ihn nichts/ die Noht ihn vor dem Tod Gott laͤßt ihn/ wie er steckt/ in Kummer/ Sorg/ und Noͤten. (seyn. Jch sag/ es muß kein Gott/ kein Welt-Regierer Was nutzet Froͤm̃igkeit/ wann da ist kein Belohnẽ? Was schadet/ Boͤses-thun/ bey Nachsehn und verschonen? (ein. I. Jst Gott/ ist Er gerecht/ stell’ Er diß Unrecht II. Als ich so dacht und saß/ da hoͤrt’ ich etwas schnurꝛen. (verbrennt/ Jch sucht’; es war ein Schnak/ der sich am Liecht dieweil er flog darein in dem es ihn geblendt. Straks Das Neunte Capitel. Straks bildet ich mir vor hierbey mein vorigs Murꝛen. (stand/ Es war ein solcher Schnak gewesen mein Ver- der in das Gottesliecht/ in Gottes Tuhn/ wolt sehẽ. der laͤstern dorfte das/ was er nit kan verstehen; der nun forcht Gottes Zorn/ und fuͤhlte dessen Brand. darf je ein Untertahn auch seinen Koͤnig fragen/ um diß und jenes Tuhn? der Mensch/ der Sün- den Knecht/ der Madensack/ darf GOtt besprechen um sein Recht; er will sein Gluͤcke nit auf dessen Wage wagen. Gott ist gerecht: und/ wer diß laͤugnet/ ihn ver- leugnt. III. Sein Raht verborgen ist. Vernunfft/ laß dir die Augen verbinden/ die hierinn gar nichts zu sehen taugẽ. der Glaube baͤsser siht/ dem kein Gesichte eignt. die Gottesfurcht/ ein Schloß vor deine Lip- pen lege/ daß sie nit oͤffnen sich/ zu laͤstern Gottes Raht. Gott/ was er will/ zu tuhn und auch zu lassen hat. Du Blindlind/ woltest du außforschen seine Wege? Das Das Neunte Capitel. Das Neunte Capitel/ haͤlt in sich Die Scrupel und Einwuͤrf die unser Fleisch und Blut uͤber solches alles fuͤhret und erꝛeget. O FT hab ich selbsten gehoͤret/ wann man manchen angese- hen/ der gern reich/ hoch respe- cti rt seyn wolte/ das oder das Amt gern haben/ die Nahrung/ die Heu- rat/ das Hauß/ das Gewerb/ und doch nit dahin bringen koͤnnen/ und sizend blieben/ nicht geachtet/ nicht einmal nomini ret/ noch wol offentlich beschimpfet; ein anderer aber dagegen herfuͤrgezogen worden/ und man seine laudes groß gemacht/ der jenem auch wol in der Wahrheit nicht zu vergleichen war/ viel andaͤchtiger/ gelehrter/ bedachtsa- mer/ belesener/ emsiger/ sittsamer/ edler als jener. Selbsten/ sprich ich/ hab ich gehoͤret/ daß Das Neunte Capitel. daß man gesagt: Es hilft kein Beten/ kein Studieren/ kein Arbeiten; weil es Gott/ so oder so/ mit einem jeden Men- schen zu machen/ von Ewigkeit beschlossen hat/ den zu dem Dienst zu erheben/ der des- sen gegen jenem nicht wuͤrdig ist; die Heu- rat dem zu geben/ der sich nicht groß drum reißt/ den Reichtum dem/ der ihn so uͤbel an- legt und verschwendet: die Gunst hoher Leut/ damit er andere fromme/ gelehrte/ ein- faͤltige drukt und hindert. Es tuhe nun ein solcher was er wolle/ er renne/ er lauffe/ er spen dire/ er schreibe/ er bitte/ so geschehe es doch nicht/ und koͤnne nicht geschehen/ weil GOtt jenen von Ewigkeit darzu erse- hen hab/ und diesen nicht/ der es doch noch wol tausentmal baͤsser anlegen wolte/ als je- ner. Oder/ es ist endlich dahin kommen/ daß man noch einmal nicht hat glauben koͤnnen/ daß das Ding anderst/ als zufaͤlli- ger Weise zugehen koͤnne. Dann/ wann es Gottes Will waͤre/ hat man gesagt/ wurde ja die Tugend/ die Kunst/ die Qualitaͤten/ die in dem Menschen sind/ nicht so gehem̃t/ gehindert/ gedruckt/ gespoͤttelt; und dagegen die Das Neunte Capitel. die Unwissenheit fůrgezogen/ die Narꝛheit erhoben/ der Stolz gefoͤrdert werden. Das tuhe ja GOtt nicht/ der seine Gaben nicht selbst despect ire/ oder dem Menschen Anlaß gebe zu despect irn; oder aber/ es můsse Gott ein ungerechter Gott seyn/ und nicht nach Billigkeit handeln! dann es sey billich/ daß ein weiser einem Tohren vorgehe: ein Ge- lehrter einem Ungelehrten; ein Einheimi- scher oder Landskind einem Fremden; Ja wo bleibt solcher Gestalt das/ daß die Gott- seeligkeit die Verheissung habe dieses und deß zukuͤnftigen Lebens. I. Tim. V. ꝟ. 8. Viel- und Weitlaͤuffigerer Eroͤrterung ist das alles wehrt/ um/ mehrere Vergnůg- ligkeit deß Herzens zu wegen zu bringen. Wollens demnach in einer baͤssern Ord- nung/ und Stuͤck von Stuͤck erwaͤgen! Das erste ist ein maͤchtiges Wort unsers Widerspenstigen Fleisches/ daß man den- ket/ weil der oder der/ das Gluͤck/ Ehre/ Reichtum/ Gunst/ Ansehen/ Heurat/ Amt und Dienst nicht erlangt/ der doch GOtt so innbrünstig darum bittet/ so muͤsse man al- lerdings Das Neunte Capitel. lerdings gedenken: Es helf kein beten mehr; Man wolle es eben so mehr bleiben lassen: Es muͤsse doch kommen was kom- men soll; und was nit kom̃en soll/ koͤnne doch auch nimmermehr erbetten werden/ wann man gar die Knie wegknieete. Man muß aber dagegen wissen/ wie ei- nes Christen Gebet beschaffen seyn soll? Dann es ist wahr/ nicht alles beten hilft; weil es auch ein Gebet darnach ist. Der tiefsinnige Jtaliener/ Thomas de Aquino, Thomas de Aquino L. III. contra gentes cap. XCVI. sezt unter andern Ursachen warnm unser Gebet nicht jederzeit von Gott erhoͤret werde/ auch diese: Deus deside- ria rationalis creaturæ adimplet, in quan- tum desiderat bonum; quandoq́ue au- tem contingit, quòdid, quod petitur, non est verum bonum: sed apparens; simpli- citer autem malum; non est ergo talis o- ratio à Deo exaudibilis. Hinc est quod dicitur Jacob. IV. 3. Petitis \& non acci- pitis, eò, quòd male petatis. Das ist: Gott erfüllt unser menschliches Be- gehren Das Neunte Capitel. gehren/ so fern wir etwas gutes be- gehren. Mehrmal aber geschiht es/ daß/ was wir bitten/ nur so scheinet als ob es gut waͤre/ da es doch recht boͤß ist. Daher komt es/ daß ein solch Gebet bey Gott nicht erhoͤret sey; wie der H. Jacobus auch spreche: Jhr bittet und krieget nicht/ darum: daß ihr uͤbel bittet. IV. 3. Und nach etlichen schreibt er wider: Contingit quandoque, quòd aliquis ex amicitia deneget, quod petitur ab amico; quia cognoscit hoc ei esse nocivum, vel contrarium ei magis expedire; ut medicus infirmanti quan- doq́ue denegat quod petit, considerans quòd non expedit ei ad salutem corporis consequendam, das ist: Es pflegt biß- weilen der baͤste Freund/ aus baͤster Freundschafft/ seinem andern Freund nicht zu willfahren; weil er weiß/ daß baͤsser sey das Ding abzuschlagen: als zuzusagen; gleich wie ein Arzt seinem Patienten je zu Zeiten etwas versagt/ in Betrachtung/ daß es zu sei- ner Das Neunte Capitel. ner Gesundheit je nit diene. Welcher Gestalt der Seel. Augustinus Augustin. Tract. in epist. Johannis. auch pflegte zu sagen: Licet aliquis non est ex- auditus ad voluntatem: est tamen exau- ditus ad salutem. Das ist: Jst eines Ge- bet nicht erhoͤret nach seinem Willen/ so gedenke er/ daß es erhoͤret sey nach seiner Seelen baͤsten. Demnach ist wol zu behalten/ wer Gott um zeitliche Gluͤcksguͤter/ von welchen wir hier sonderlich reden/ bitten will/ daß ers mit Beding tuhn soll/ so der Herꝛ will Matt. VIII. 2. Jacob. IV. 15. und uns/ oder den unserigen zu Leib und Seel dienlich ist: Weil nun Gott am baͤsten weiß/ ob/ wie/ wo/ wañ/ die Ehr/ der Reichtum/ die Gunst/ das Amt uns nutzlich/ oder den unserigen gedeulich ist/ als ist zwar darum keiner zu- verdenken-wann er von seinem Gott/ sich und den seinigen das begehrt/ was nicht nur allein zur Noth: sondern auch zum Uber- schuß gehoͤret; Dann aufs baͤste jemand die seinigen versorgen kan/ auch in zeit- lichen Das Neunte Capitel. lichen jrꝛdischen Guͤtern/ das ist er schuldig zu tuhn/ und wer es unterlaͤst/ ist aͤrger/ als ein Heyd/ und hat den Glauben verlaͤugnet/ I. Tim. V. 8. Jedoch soll es mit Beding geschehen/ und nicht bloß in der gewißgemachten Hoffnung hin: Gott werde uns erhoͤren/ was wir bitten werden; oder im gegenteihl/ mit solchen Gedanken: wann er das Amt/ den Dienst/ den Respect/ den Reichtum/ die Heurat nicht erlangt/ darum er so herzlich bittet: Es helf das beten nichts. Nein! Es spricht Johannes: Das ist die Freudigkeit die wir haben zu Gott/ daß/ so wir etwas bitten/ nicht/ was wir wollen: sondern nach seinem Willen/ so erhoͤret er uns/ und so wir wissen daß er uns hoͤret/ so wissen wir daß wir die Bitte haben/ die wir von ihm gebetten haben. I. Ep. V. ꝟ. 14. 15. Wann dann nun jemand/ auch auf solch Beding/ GOtt/ um einen Dienst bittet/ um den Respect/ die Ehr/ das Amt/ das Ge- werb/ und doch nicht erbittet/ so denke er nit: Sein beten helfe nichts: sondern vielmehr/ Sein Das Neunte Capitel. Sein beten helf allerdings darzu/ damit ihm am baͤsten geholffen ist. Dann/ mit dem Beding hat er gebeten/ wann es zu Gottes Ehren/ und sein und seines Naͤchsten baͤ- sten dienet; weils ihm aber nicht gedeyet: so wisse er/ daß das Gott von Ewigkeit her wol gewust/ daß es nicht zu seinen Ehren/ und sein und seines Naͤchsten baͤsten dienen wur- de/ wanns ihm so oder so gieng; auch von Ewigkeit wol gesehen/ daß er mit solchem Beding beten werde: deßwegen auch von Ewigkeit beschlossen sein Gebet zu erhoͤren/ und diese seine condition zu erfuͤllen. Also geschiht es/ daß eben damit/ daß Gott das Gebet/ um die Ehr/ den Dienst/ das Ge- werb/ die Kundschafft/ ꝛc. nicht erhoͤret/ er rechtschaffen erhoͤrt; da er nicht gibt/ gibt er/ und/ laͤßt sich nit gedenken: Gott hab so un- besonnen von Ewigkeit beschlossen/ dem oder jenem/ diß oder das zu geben/ unange- sehen/ ob es ihm gut oder nicht gut sey? ob er darum bete oder nicht bete; sondern er muͤsse es haben/ er wolle es oder wolle es nit/ erlege es wol oder uͤbel an. Ey nein doch! Sein allweises Wesen wird sich ja kein Mensch: Das Neunte Capitel. Mensch: weniger ein Christ also toͤhricht einbilden. Fuͤrs andere moͤchte mancher sagen: Wann es dann GOtt von Ewigkeit be- schlossen hat/ dem oder dem/ in zeitlichen/ so oder so ergehen zu lassen/ das und das Gluͤck zu erlangen/ die Heurat zu treffen/ das Hauß zu bekommen/ die Kundschaft/ und so fort/ so muß es geschehen/ wann ich mich gleich gar nicht darum bewerbe. Was hilft arbeiten/ rennen/ lauffen? Wann es mein werden soll/ so wird sichs schicken/ da ich kein Wort verliere? Es heißt ja: Wems GOtt goͤnnt/ gibt ers im Schlaff/ Psal. CXX VII. 2. Und der weise Sa- lomon spricht: Der Segen deß Herꝛn machtreich ohne Mühe! Prov. XX. 22. Das ist ein trefflichs Argument zur Si- cherheit/ und zum Muͤssiggang/ und/ wer sonderlich der Sternen Wůrkung den zeit- lichen Segen zuschreibt/ der kan nicht wol anderst als so schliessen. Der fromme Am- brosius Ambrosius L. IV. Hexaem. c. IV. e. d. p. m. 45. aber antwortet sonderlich de- L nen Das Neunte Capitel. nen/ die das waͤhnen/ also spoͤttlich: Cur laborat agricola, \& non magis expectat ut inelaboratos fructus, privilegio suæ nati- tivitatis, invehat receptaculis horreo- rum? Si ita natus est, ut ei divitiæ atq́ue opes affluant, ut sibi spontaneos reditus sine ullo semine atq́ue opere terra partu- riat: non vomerem arvis imprimat, non curvæ manum falci admoveat, non legen- dæ vindemiæ subeat expensam: sed ultro ei in omnes serias vina fundantur fluen- tia; sponte ei oleum, nullis inserta caudi- cibus sylvestris oleæ bacca desudet: nec diffusi æquoris transfretaturus pericu- lum, propriæ salutis solicitus mercator horrescat, cui ocioso potest, ut ajunt, qua- dam sorte genitali divitiarum thesaurus illabi. Das ist. Warum arbeitet der Bauersmann/ und wartet nicht viel mehr/ dz er die unangebauete Frucht/ aus seiner Geburtstund privilegio in seine Scheune fůhre? wann er in einem solchen Zeichen geboren ist/ daß ihm Reichtum und Guͤter zuflies- sen sollen/ daß ihm sein Feld und Acker/ Das Neunte Capitel. Aker/ ohne Saamen und arbeiten selbst alles trage: so pflůge er doch nicht/ so schneid er nicht/ so wende er keinen Unkosten auf sein Weinlesen. Dann es werden schon die Wein sel- ber in seine Faͤsser und Laͤgel lauffen/ es wird ihm schon der Wilde Stam̃ im Wald/ Oel tropffen/ und hat we- niger der Handelsmann Ursach daß er sich auf die See mit Leibs und Le- bens Gefahr begebe; dann der Reich- tum schon so kommen wird/ so er nur einen solchen Planeten in seiner na- tivi taͤt hat. Es sezt aber gedachter Bi- schoff wol darzu: Sed non hæc est univer- sorum sententia. Das ist: Nicht jeder- mann haͤlt also dafür. Freylich nicht jedermann! Dann auch die Welt Weißheit hat das pflegen darauf zu sagen: Es werde keinem eine ge- bratene Taube ins Maul fliegen; und gehoͤrt wol hieher der Alten Apologus von einem Fuhrmann/ der den Herculem angeruffen/ ihm von der Stelle zu helfen/ L ij darein Das Neunte Capitel. darein sein Karꝛen gesunken waͤre/ und aber zur Antwort bekommen: Nimmermehr wuͤrde er fortkommen/ wann er nicht selbst Hand anlegen/ heben und schieben wolte/ anzudeuten: von dem Hoͤchsten wuͤrde kein Gluͤck vom Himmel fallen uͤber einen Faullenzer. So hat der Heyden Urteihl geheissen! Christen wissen noch baͤsser was Gottes Will ist/ und gehoͤrt hieher sonder- lich der CXX VIII. Psalm/ der unter andern spricht: Du wirst dich naͤhren deiner Hand arbeit/ wol dir du hast es gut! dein Weib wird seyn wie ein fruchtbarer Weinstock um dein Hauß herum/ deine Kinder wie die Oel- zweige um deinen Tisch her/ der Herꝛ wird dich segnen aus Zion/ daß du se- hest das Gluͤck Jerusalem dein Le- benlang/ und sehest deine Kindeskin- der/ Fried uͤber Jsrael/ ꝟ. II. III. V. VI. Demnach ist beydes wahr: Gott weiß von Ewigkeit/ und hat auch von Ewigkeit beschlossen/ was fuͤr einen Stand/ Amt/ Dienst/ Reichtum/ Heurat/ Ansehen/ Hauß/ Nahrung/ Kundschaft/ ꝛc. er einem jeden Das Neunte Capitel. jeden geben wolle/ wie weit ers bringen sol- le/ bey wem er gelten solle und dergleichen; und ist doch das auch wahr: GOtt will ha- ben/ daß ein jeder redlich/ getreulich/ fleissig arbeiten soll/ und hat auch das beschlossen/ daß/ wann er nicht arbeitet/ so soll er zu der Ehr/ Dienst/ Amt/ Ansehen/ Kundschaft/ ꝛc. nicht kommen. Und folgt das bey weitem nicht/ daß man sagen wolte: wann es Gott beschlossen hat: so muß einem die Ehr/ oder das Gluͤck/ wie es nahmen hat/ werden/ er wolle oder wolle es nicht/ er arbeite oder ar- beite nicht. Dann/ moͤchte man zwar sagen/ Got- tes Vorwissen und Rahtschluß fehlet ja nicht; weil er es dann von Ewigkeit gesehen/ und beschlossen/ wie/ wann/ was/ wie weit es der oder der Mensch bringen werde: so muß es so seyn und kan nicht an- derst seyn; sonst fehlete Gottes præscienz und Vorwissenheit: oder sein/ als Goͤttli- ches decret werde von Menschen hinter- trieben/ bey denen es stehe solches zu exe- qui rn oder nicht. Antwort aber/ Erstlich ist es wahr. L iij Anderst Das Neunte Capitel. Anderst gehet es nicht/ und kans nicht gehen/ als es GOtt von Ewigkeit gesehen und beschlossen hat. Er hat es aber/ wie oben gedacht/ von Ewigkeit nie anderst beschlossen/ als er auch von Ewigkeit gesehen/ daß sich der oder der Mensch/ ein- mal halten/ die oder die Gelegenheit sich er- eignen werde/ derer sich dieser oder jener/ fuͤr dem oder dem gebrauchen werde/ und aus dessen Gebrauch/ dieser und kein anderer effect folgen koͤnne. Weil er dann solches alles gewiß und unfehlbar wuste/ als der deß Menschen Herz und Nieren pruͤ- fet. Psal. VII. 10. und doch dabey seine Freyheit ihm nicht nim̃t: sondern in seinen Wegen gehen laͤßt; und aber auch das ge- sehen/ daß der oder der/ das oder das Gluͤck mit Fuͤssen gleichsam von sich stossen werde/ oder aus einem Muͤssiggang/ und luͤderli- chen Lůmmelhaften Wesen verlaͤisten/ der doch sonsten/ dem oder dem Werk/ wol ge- wachsen waͤre/ und dazu stattliche quali taͤ- ten haͤtte/ als laͤßt er ihn auch leer ausgehen/ und weil er nichts suchet/ auch nichts fin- den; weil er nach nichts langt/ auch nichts erlan- Das Neunte Capitel. erlangen. Weil er aber gesehen/ daß sich zu der und der Zeit/ die und die Gelegenheit er- eignen/ um die der oder der/ sich/ so oder so bearbeiten werde; ein anderer/ zween/ drey zwar auch: aber nicht auf solche oder solche Weise/ die zu der Zeit sich schickt: nicht bey/ oder mit solchen oder solchen Personen: nit an dem oder dem Ort/ ꝛc. als hat er auch be- schlossen jenem/ das oder das Amt/ Reich- tum/ Ehr/ Ansehen/ ꝛc. entweder zu geben/ oder zuzulassen/ daß ihms von dem zukom̃e/ und jenem nicht/ der sich entweder nicht darum bewirbt/ oder nit mit gebuͤhrender Maaß und Weise/ oder bey dem rechten Ort nicht/ und auch dergleichen. Man moͤchte zwar wider sagen: Wa- rum gibt ihm Gott nicht auch einen solchen Verstand/ das Ding so oder so anzugreiffen/ wie es jener angreif- fet? warum treibt er ihn nicht auch zu der Zeit/ bey denen oder denen Per- sonen zu arbeiten/ an dem oder dem Ort anzuschlagen/ wie jener tuht? Antwort. Gott laͤßt ordentlicher Weise/ einer jeden Natur seinen Lauff; wie sie sich L iiij befin- Das Neunte Capitel. befindet/ so gehet er/ so zu reden/ mit ihr/ und hebt und legt mit ihr/ als der keiner/ die die Freyheit deß Willens haben/ die Frey- heit nehmen will/ und ob er ihn schon etwan also kraͤfftiglich dahin oder dorthin incli- niren koͤnte/ daß er das Ding so/ und nicht anderst angreiffe/ in der Stund und in kei- ner andern/ mit solchen Reden und keinen andern/ bey der Person uñ keiner andern/ ꝛc. wie er in seiner Allwissenheit weiß/ daß es zu erheben ist; so ist ers doch keinem Men- schen schuldig zu tuhn/ und wann ers im End dem fuͤr jenem taͤht/ und wir grad eben præcisè und eigentlich/ in der oder der Action, die Ursach nicht finden/ und einem jeden auf alle seine Fragen einen deutlichen ausfuͤhrlichen Bericht geben koͤnnen/ so gedenke er: daß GOtt auch kei- nen Menschen zu einen geheimen Raht/ und Secretarium seiner Verwaltung und Nego tien/ in dieser Welt angenommen hab/ der ihm seines GOttes decreta und Verlaͤß aus der Himmelischen Canzley vorlegen koͤnne. Er sehe aber zu/ ob er nicht aus obangezogenen Ursachen cap. IIX. eine Das Neunte Capitel. eine finden moͤge/ die aufs wenigste proba- bel und muhtmaͤßlich sey. Zu lezt muͤssen wir das auch gestehen/ daß GOtt der HErꝛ manchem Menschen Gelegenheit gnug an die Hand gibt/ und deutlich und handgreifflich weiset/ wie/ wann und wo dieses oder jenes anzugreif- fen sey/ zu erhalten/ zu verteidigen/ ꝛc. Weil aber GOtt keinen mit Haaren zu einem Ding ziehet/ oder einen Strick vom Him- mel herab an Hals wirft/ und wie einen Ochsen fort schleppet; als muͤssen wir selbst gestehen/ daß mancher Mensch/ der hand- greiflichen Ordnung Gottes/ vorsezlich nit habe folgen wollen/ und den grünen Zweig erheben/ der ihm vorgezeigt worden ist; also wider seine eigene Nachlaͤssigkeit; nicht aber wider seinen Gott zu murꝛen Ursach habe. Aber wider zuruck auf das zu kommen/ daß gleichwol stehe Psal. CXX VII. 2. GOtt geb es im Schlaff wem ers goͤnnt/ hat es die Meynung nimmermehr/ daß man deßwegen nirgend keine Hand anlegen soll/ nirgend suchen/ forschen/ wa- gen: sondern/ wann man ja der teutschen L v Version Das Neunte Capitel. Version nachgehen soll/ ist es so zu verste- hen: Gedachte Personen sollen sich doch der herzquaͤlenden/ geizigen/ kleinmuͤ- tigen/ Zweifelsorgen entschlagen/ und nicht waͤhnen: es lige alles Gluͤck an den uͤbersorg-vollen Tag- und Nachtarbeiten/ und weder Ruh noch Rast haben koͤnnen/ oder auch seinem Gesind lassen. Dann/ wann sie bey ihrem ordentlichen Beruff/ und bescheidener Maaß darinnen verblei- ben/ wuͤrde Gott denselben gleichsam uͤber- suͤssen/ daß ihnen ihr bescheidener Teihl so zukomme/ daß sie es nicht eben merken/ und wol ehe denken solten: es sey ihnen der Se- gen im Schlaff ins Hauß kommen! An- derst ist auch Salomon nicht zu verstehen/ und so man abermal bey der teutschen Ver- sion bleiben soll/ die es also gibt: Der Se- gen deß Herꝛn macht reich ohne Muͤ- he/ heißt der weise Koͤnig damit nicht faul- lenzen/ und das Maul aufsperꝛen/ oder die Haͤnd in einander schlagen/ als der nie- mand feinder ist/ als solchen Muͤssiggaͤn- gern/ wider die er oft schreibet Prov. VI. 9. XV. 19. XIX. 24. XX. 4. Das waͤre aber Das Neunte Capitel. aber dadurch geredt: Der Segen deß Herꝛn/ durch Gottesfurcht und glaubi- ges Gebet erlanget/ machet reich/ wann GOtt einen reich haben will; und geschiht zwar solches ohne Muͤhe/ das ist: nicht durch unnoͤhtige Bekuͤmmerniß/ Sorg uñ Graͤmen: sondern durch Arbeit und Fleiß/ so mit Freudigkeit und Ruhe deß Herzens vollbracht wird. Andere ziehen die Wort/ ohne Muͤhe/ auf Gott/ als wann Salo- mon spraͤche: der Segen deß HErꝛn macht reich ohne Muͤhe/ das ist: Gott tostet es keine Muͤhe: sondern es ist ihm um ein geringes und leichtes; ja nur um ein Wort zu tuhn/ wann er spricht: Sey ge- segnet! muß sein Segen hauffen weiß sich finden. Fůrs dritte moͤchte man gedenken: Wie solche herꝛliche grosse Guͤter von Gott kommen koͤnnen/ bey denen/ die es so uͤbel anlegen/ und zu nichts anders anwenden/ als zu Gottes Unehr/ zu lauterm Schaden ihres Naͤchsten/ dem sie bey weitem so wehe nicht tuhn koͤnten/ so viel Ungluͤcks in der Welt nicht anrichten/ wann sie die Macht/ L vj den Das Neunte Capitel. den Reichtum/ die Ehr/ das Ansehen/ ꝛc. nicht haͤtten. Entweder Gott hat auch sol- ches von Ewigkeit gesehen oder nicht? Hat er es nicht gesehen: so ist er nicht allwissend/ und faͤllt ein grosses Stuck von vorherge- hender Antwort und Grund hinweg. Hat er es aber gesehen: so ist es nimmermehr glaͤublich/ daß Gott/ der seiner Guͤter ein Schoͤpffer ist/ und wehrt achtet/ daß er sie erschaffen/ selbige/ dem Menschen geben wolle/ den er/ daß er es so leichtfertig/ so ver- dammt/ so Gottes und Menschen Verges- sen anwenden werde/ von Ewigkeit gesehen hat. Das hieß ja dem Kind ein spizig Mes- ser in die Hand gegeben/ und Gelegenheit gemacht/ daß es sich darein stechen solle/ deme es ja tausentmal baͤsser gewest waͤre/ einen groben Knuͤttel Holz davor gegeben/ oder beydes nicht gegeben haben. Wann ein Mensch wissentlich weiß/ daß der an- dere/ seines guten Willens so vorsezlich/ so schaͤndlich mißbrauchen wird/ so hat er fuͤr allen Gerichten die Schuld/ der darauf er- folgten Boßheit. Eltern/ die den Kindern Gelt in die Hand lassen/ haͤlt man ins ge- mein fuͤr Ursachen ihrer übelgerahtenen Kinder/ Das Neunte Capitel. Kinder/ die es doch zu solchem End tuhn/ daß ihre Kinder eine Ergoͤzlichkeit haben/ unter welcher sie jmmer noch das baͤste von ihnen hoffen: Gott aber weiß von Ewig- keit/ und weiß unfehlbar/ daß sie es uͤbel an- legen werden/ daß sie es zu Suͤnden/ zu Lastern/ ihm und der ehrbarn Welt zu Ver- druß gebrauchen werden. Also will es nim- mermehr eingehen/ daß Gott solchen Leuten so viel gutes tuhe/ es sey dann/ man sage: Entweder/ GOtt wolle zu ihren Suͤnden helfen; oder wolle/ daß sie suͤndigen/ die sonst nicht suͤndigten/ wann sie diese Mittel nicht haͤtten; oder Gott wolle allerdings/ daß diese endlich verdam̃t werden; weil er ihnen den Weg zur Hoͤllen/ durch so viel Mittel dazu/ selbst bahne/ als zum Exempel Saul obangezogen war. Der kom̃t zum Koͤnig- reich/ da er Esel sucht/ er erlangt Gunst/ Macht/ Gelt/ das alles/ so er nicht bekom̃en/ vielleicht weder Gott verachtet/ und bey der Zaubererinn Raht gesucht/ noch David so grimmig zugesezt haͤtte/ noch sich selbst er- stochen/ und dem Teuffel in Rachen ge- fahren waͤre. Jn den Einwurf hat sich freylich mensch- L vij liche Das Neunte Capitel. liche Vernunft nie finden wollen. Wir wollen aber sehen/ wie weit wir gehen koͤñen. Das allererste betreffend/ ob es Gott von Ewigkeit gesehen oder nicht ge- sehen/ daß der oder der Mensch/ als zum Exempel Saul/ seine Gaben so uͤbel anlegen werde/ antworten wir al- lerdings ja! GOtt hat es freylich gesehen/ und unfehlbar zuvor gewust/ wie/ wann/ wo- mit/ gegen wem Saul solcher seiner verlie- henen Eminenz mißbrauchen werde. So man weiter fragt: Ob man dañ auch sagen koͤnne: Gott geb es ihnen? oder wie kommen sie darzu/ so antwor- tet fůr uns Hiob also: Ja/ Gott geb es ih- nen! Seine Wort heissen: Der verstoͤ- rer Huͤtten haben die Fülle/ und to- ben wider Gott durstiglich/ (das ist/ wie es das Weinmarische Werk erklaͤret: die ungerechte Tyrannen/ so andere unterdrucken/ haben in diesem Leben voll auf/ ob sie gleich GOttes Nah- men schaͤnden/ und seinen Geboten wider- Das Neunte Capitel. widerstreben/) und dannoch stehet dabey im Text: wiewol es ihnen Gott in ihre Haͤnde gegeben hat/ oder: wiewol es nicht ohne GOttes sonderbare Ver- haͤngniß und Vorsehung geschiht/ dz sie bey ihrer Gottlosigkeit so gluͤck- seelig sind/ im XII. 6. Jeremias sagt es auch ausdruͤcklich: Herꝛ und Gott! du pflanzest die Gottlosen und Ver- aͤchter/ daß sie wurzeln/ und wachsen/ und bringen Frucht/ daß sie alles die Fuͤlle haben/ seiner Weissagung im XII. ꝟ. 2. David gedachte dem Ding zwar auch nach/ daß er es begreiffen moͤchte/ und geste- het es/ daß es ihm zu schwer war/ biß daß er gieng in das Heiligtum Got- tes/ und merkete auf der gottlosen Ende; da er gefunden/ daß GOtt sie nur aufs schluͤpferige seze/ und stůrze sie zu Boden. Wie werden sie so ploͤz- lich zu nicht? Sie gehen unter und nehmen ein End mit Schrecken. Psalm. LXXIII. 16. 17. 18. 19. Wann Das Neunte Capitel. Wann man aber gleich das sagen wolte mit David/ oder noch mal mit Hiob: Gott behalte solcher Leut Ungluͤck auf ihre Kinder/ im XII. 19. Sie selbst werden behalten auf den Tag deß Verder- bens. ꝟ. XXX. wann man gleich/ sprich ich/ die Antwort gibt/ so bleibt doch der Scrupel/ Einmal/ was die Kinder da- fuͤr koͤnnen/ daß ihre Eltern diese und diese Guͤter Gottes so uͤbel angewen- det haben/ und sie erst/ jener Schuld und Ungluͤck tragen sollen/ die nicht dazu geholfen haben/ oder zur selben Zeit gar noch nicht gewesen seyn? Fuͤrs ander/ bleibt noch diese Frag: Ob Gott auch das gesehen hab oder nit? hat ers nicht gesehen/ so ist er nicht allwis- send; wann ers aber gesehen hat/ und gibts ihnen doch/ so wuͤrde einmal folgen: GOtt helfe ihnen zu ihren Suͤnden/ oder wolle daß sie suͤndigen/ die sonst sich so nicht versuͤndi- gen koͤnten/ wann ers nicht gebe. Demnach antworten wir darauf also: das folge nicht daraus/ und mũsse viel- mehr Das Neunte Capitel. mehr umgewendet werden/ und so geur- teihlt/ daß GOtt darum solchen Boͤsen so viel gutes tuhe/ daß sie ihren boͤsen Siñ eher aͤndern solten/ weil ihnen so viel gutes widerfaͤhrt/ dessen sie nimmermehr wehrt waͤren/ gegen andere viel froͤmmere/ ehrlichere/ Christlichere gerechnet. Paulus sagt ja deutlich: Weistu nicht/ daß dich GOttes Güte zur Busse leitet? Roman. II. 3. auf daß jene desto ehe den HErꝛn suchen solten/ ob sie doch ihn/ mit Seelen-Nuzen fuͤhlen und finden moͤchten. Act. XVII. 26. Weil er die Zeit der Unwissenheit uñ Unbedacht- samkeit lang uͤbersehen hat/ ꝟ. XXX. Der beredte Chrysostomus, da er von Adam handelt/ und weisen will: warum ihn Gott nicht alsbald/ da er seine so herꝛli- che Gaben mißbraucht/ erwuͤrgt haͤtte/ spricht: Chrysostomus Lib. I. de Providen- tia ad Stagirium monachum cap. II. edit. Paris. M DC XIV. p. 162. Deus non minùs quàm an- tea benè illi facere perstitit, ostendens per hoc, \& liquidò comprobans, quòd nos, etsi Das Neunte Capitel. etsi millies peccemus, illumq́ue averse- mur ipse tamen saluti nostræ prospicere nunquam desistat, ut, si quidem conversi fuerimus, servemur: sin autem in vitiis perseveraverimus, ipse tamen, quod suum erat, fecisse advertatur. Das ist: GOtt hat nicht aufgehoͤrt ihm hernach so wol/ als zuvor/ gutes zu erweisen/ da- mit er dadurch klaͤrlich zeigte/ daß/ ob wir schon tausentmal suͤndigen/ und ihn von uns stossen/ er dannoch nimmermehr auf hoͤre unser Heil und Wolfahrt zu suchen/ auf daß wir nach unserer Bekehrung erhalten wuͤrden. Jm übrigen aber so wir in Suͤnden verharꝛen/ man doch sehen müsse/ daß Gott das seine getahn habe. Ja/ spricht man wider: GOtt weiß aber von Ewigkeit/ daß sie ihren Siñ nit aͤndern werden noch wollen; Da er es ihnen dann gibt/ ist ja nur ein mehrere Anlaß gegeben zu suͤndigen. Antwort: Von GOttes heiligem und unstraͤflichem Wesen solte man so nicht ge- denken/ Das Neunte Capitel. denken/ und kan auch nit seyn ohne Gottslaͤ- laͤsterung; dañ Gott ist kein Gott dem gottloß Wesen gefaͤllt/ Psalm. IV. 5. Aber doch den Scrupel baͤsser zu benehmen/ wollen wir naͤher der Sach kommen. Jch seze aber entgegen das Exempel von der Sonnen/ die laͤßt GOtt auch uͤber die Boͤsen scheinen; und vom Regen/ der auch derer oder jener Geizhaͤls und Wuche- rer/ oder Verschwender und Verprasser/ Feld und Acker nezet/ und fruchtbar machet/ Matth. V. 35. Grad so wolt ich sagen: Ent- weder es weiß Gott von Ewigkeit/ daß der oder der Ehebrecher/ der Moͤrder/ der Strassenrauber/ ꝛc. seiner lieben Sonne so mißbrauchen werde in Unzucht/ in Die- berey/ in Rauben/ in Todschlag ꝛc. Jtem/ daß der oder der/ derer Güter seines Feldes/ mit Geiz/ oder im Gegenteihl mit Ver- schwendung mißbrauchen werde; oder/ er weiß es nicht. Weiß ers nicht/ so ist er nit allwissend. Weiß ers aber/ wie ers weiß/ warum laͤßt er ihnen dann seine Sonne scheinen/ und einen fruchtbaren Regen wi- derfahren? Wann ers nicht scheinen ließ/ und Das Neunte Capitel. und ließ auf derer Aecker nicht regnen/ koͤn- ten jene etwan sich nicht versündigen mit Unzucht/ Rauben/ Diebstahl/ Mord; und diese nicht mit Geiz/ und Verschwendung. Folgt es dann darum/ also frag ich jzt da- rauf/ daß Gott zu denen Suͤnden helfe/ oder wolle/ daß sie sich in Rauberey/ in Pluͤndern/ in Geitz und Wucher versuͤndigen sollen; weil sie sich etwan sonst/ so sie arm waͤren/ oder erblindet/ und die liebe Sonne nicht sehen kuͤnten/ etwan auch nicht versuͤndiget haͤtten? Was mir nun einer darauf ant- worten wird/ wird er auch sich selbst auf sei- nen Zweifel antworten muͤssen. Jch/ fuͤr mich aber spreche: Nein! es folgt nimmer- mehr; vielmehr aber scheint Gottes Guͤte daraus/ die ihnen ihr Gesicht behaͤlt/ daß sie an der edlen Creatur/ der Sonnen/ die sie sehen und spuͤren koͤnnen/ lernen sollen/ ihrer beyder Schoͤpffer mit groͤsserer Danksa- gung zu verehren/ und als den/ der ihren Acker segnet/ und seine Furchen traͤn- ket/ daß seine Fußstapffen von Fette trieffen. Psal. LXV. ꝟ. 12. auf daß sie/ an den reichen Guͤtern und Uberfluß/ behal- ten/ Das Neunte Capitel. ten/ ůber sich zu sehen/ und nicht wie die Schwein reverenter sich zu erzeigen/ die auch nur die Eicheln unter dem Baum aufklauben/ uͤber sich aber auf den Baum/ von dem sie fallen/ nicht achtung haben. Man moͤchte zwar wider sagen: das Exempel von der Sonnen und Regen waͤ- re gar ungleich/ und auf gegenwaͤrtiges ungereimt. Dann/ daß Gott selbige schei- nen laͤßt/ und Regen vom Himmel sendet/ geschehe darum/ weil der Mensch or- dentlicher Weise anderst nicht leben koͤnte/ und er/ solchen zu erhalten/ die Sonne und Regen senden muͤste/ so er seine eigene Ordnung nit brechen wolte. Allein der grosse sondere Reich- tum/ die sonderbare Macht/ die hohe Ge- walt/ werde eben nicht zu deß Menschen er- haltung erfordert/ als der leben koͤnte/ wann er schon solchen uͤberschwaal der zeitlichen Guͤter nicht haͤtte. Daß nun der Mensch jenes mißbrauche/ geschehe ja wol wider Gottes Willen; dieses aber scheine anderst nicht/ als wann es Gott zur Anlaß gebe ih- res Das Neunte Capitel. res oft zeitlichen/ und endlich ewigen Ver- derbens. Antwort. Es ist zwar so/ daß hierinnen zwischen dem Sonnenschein und Regen/ und zwischen dem uͤberfluß der zeitlichen Guͤter/ was deß Menschen bloße Erhaltung betrifft/ ein Unterscheid sey: weil ohne jenes ordentlicher weiß der Mensch nicht leben moͤge/ wie er/ ohne dieses/ den uͤberfluß in zeitlichen Guͤtern/ leben koͤnte. Davon aber allein redet man nicht: sondern die von uns baͤsser obengesezte consequenz und Folge muß man bedenken/ worinnen gleich wol der Zweck und die Gleichheit bestehet/ daß/ gleich wie es nicht folget: Wann Gott gese- hen daß der oder der Mensch/ seiner Son- nen und Regen/ also schaͤndlich mißbrau- chen werde/ um deß willen/ daß er seine Sonne scheinen lasse/ und seinen Regen fallen/ anlaß gebe zu seinem Untergang/ oder zu seinen Suͤnden helfen wolle: Also folge auch das nicht: Wann Gott gesehen/ daß der oder der seiner hohen Gaben miß- brauchen werde/ er darum/ weil er ihm solche mitteihle/ zu solchem Mißbrauch helfen oder anlaß geben wolle. Dann daß ers beydes miß- Das Neunte Capitel. mißbraucht/ geschihet wider Gottes Wil- len/ Meynung/ Befehl; als der weit ein an- ders absehen hat/ als das/ deß Menschen so schaͤndliches versuͤndigen/ an den so grossen und vielen Gaben seiner Guͤte/ massen zu- vor erwaͤhnt worden ist. Anderst ist auch nicht auf das andere zu antworten/ da man so hart gedenket: daß Gott manchem Menschen solche ho- he Guͤter gebe/ folge ja/ daß ers ihm nur zu seiner Verdamniß gebe; Dañ wann er/ zum Exempel/ dem Reichen Mañ haͤtte Lazari Armut gegeben/ waͤre er ja auch/ wie Lazarus/ demuͤtiger/ froͤmmer/ seeliger worden. Stattlich aber gibt uns darauf zu ant- worten anlaß/ der fromme und gelehrte Vatter Prosper, ob er schon nur allein von einem langen Leben redet. Er schreibt also: D. Prosper Resp. ad capitula object. Gallorum calumniantium cap. III. edit. Colon. M D LXV. p. 103. Si aliquis in vitæ suæ longitudine de- seruit Deum , bono, quod erat ex Deo , malè usus est. Nam longævitas non est nisi Das Neunte Capitel. nisi ex Deo. Et quod ex Deo est, non nisi bonum est, \& quod bonũ est, mali causa non est. Non itaq́; rectè opinatur, qui pu- tat, prorogatorem vitæ, lapsuris, autorẽ esse peccati: cùm utiq́; non peccatum sit diu vivere: sed malè vivere: quod etiam in paucorum annorum ætate fieri potest. Das ist: Wann einer/ so er lang lebet/ etwan von GOtt weichet/ braucht er das gute/ daß er von Gott hat/ nicht gut. Dann lang leben kom̃t von nie- mand/ als von Gott. Was aber von Gott ist/ ist nichts als gut/ und was gut ist/ kan keine Ursach eines boͤsen seyn. Darum meynet der nicht recht/ wer also urteihlt: Der/ so jemand lan- ges Leben gibt/ gibt ihm auch ursach/ daß er suͤndige; (verstehe/ weil/ wann er ihn in der Jugend fluchs hinsterben ließ/ er die oder die Suͤnd nicht begehen koͤnte/) weil lang leben keine Sünd ist: son- dern uͤbel leben/ welches eben so wol in einem kurzen leben geschehen kan. Mit leichtem ist es auf gegenwaͤrtiges zu deuten. Das Neunte Capitel. deuten. Hohe und grosse Guͤter ha- ben/ ist keine Suͤnd: sondern derer uͤbel gebrauchen/ ist Suͤnd. Jezt ant- worte mir aber eines rund auf das: Ob GOtt einen solchen Menschen/ als Saul/ oder der Reiche Mann war/ der deß zeitlichen so hoch mißbrauchte/ zu solchem Mißbrauch noͤhtige/ oder nur neige und fuͤhre/ mit jnnerlichen Eingebungen zu dem Mißbrauch? Oder? ob er dannoch mitten unter de- nen hoͤchsten Gaben und Geschen- ken/ ihm/ seinen freyen Willen lasse/ und/ daß ers mißbraucht/ auß eigener Willkuͤhr tuhe/ wider GOttes Wil- len/ Befehl/ Warnungen und der- gleichen/ ob er schon von Ewigkeit weiß daß ers uͤbel anlegen werde? Soll das erste seyn/ so wird GOtt eine Ur- sach der Suͤnden gemacht/ das kein Christ nur gedenken soll; weiln auch die Heyden es fuͤr ein solch dogma oder Lehr gehalten/ die in keinem Regiment zu dulden M sey/ Das Neunte Capitel. sey/ wie der weise Plato redete. Plato L. II. de Republ. Soll das andere seyn/ so bringt sich ein solcher Mensch selbst in verderben/ weil er seinen freyen Willen/ den er hat/ so ůbel anlegt/ da er ihn auch zum baͤssern haͤtte anlegen koͤnnen. Jst dann nun der Mensch an seiner Verdam- niß/ die daraus entspringt/ schuldig/ oder Gott? Erstgedachter Prosper sagt noch- mal: Prosper Sententiâ super cap. XI. capit. Gallor. e.d.p. 107. Nec Deus , qui justitiæ \& bo- nitatis autor est, \& cujus omnia statuta \& mandata contra peccatum sunt, quen- quam ad peccandum cogere, \& ab inno- centia in facinora præcipitare credendus est. Si qui autem tam profundæ impieta- tis sunt, ut extra remedium correctionis habeantur, non à Deo incrementa ini- quitatis accipiunt, sed per semetipsos de- teriores fiunt; quia relinqui à Deo , ac sibi ac deceptoribus suis tradi propter præcedentia peccata meruerunt, ut eis, peccatum, sit ipsa etiam pœna peccati. Das ist: Durchaus ist es nicht zu glau- ben/ Das Neunte Capitel. ben/ daß GOtt/ der aller Gerecht- und Froͤm̃igkeit ein Urheber ist/ und dessen alle Gebot und Befehl wider die Suͤnde sind/ einigen Menschen zur Suͤnde noͤhtigen/ und von der Unschuld/ in Laster stuͤrzen solle. Wañ aber etliche so aͤusserst gottloß sind/ die sich nimmer aͤndern lassen/ empfahen sie solcher ihrer Boßheit Vermeh- rung nicht von GOtt: sondern sie werden durch sich selbst aͤrger/ und habens ihren vorigen Suͤnden zuzu- schreiben/ daß sie ihrem eigenen Be- trug/ und denen/ die sie betriegen/ hin- gegeben werden/ daß die neue Suͤnde jezt zur Straff der andern Suͤnden werden muß. Dann so man gleich spreche: Wann es ihm Gott nicht gegeben/ waͤre er etwan eher in sich geschlagen/ oder noch seelig worden. Gelegenheit macht Dieb/ heist es im Sprichwort; So muß man doch wider gedenken/ teihls/ was oben gesagt: teihls/ daß man wol darzu gesezt das Woͤrklein M ij Etwan. Das Neunte Capitel. Etwan. Dann es ist ein anzeig eines zweif- fels/ und/ wie der Reichtnm/ die Ehr/ das Ansehen/ und dergleichen keinen verdam̃t: Also macht auch die Armut/ die geringe Ehr/ die Verachtung keinen seelig/ und kan einer auch in seiner groͤsten Armut verdam̃t wer- den; wie es dann oft so gehet/ daß die aͤrm- ste die Loͤseste Leut sind/ und haben sie nicht die Gelegenheit zu allen solchen Sünden/ die die Reichen begehen: haben sie andere Gelegenheit zu andern Suͤnden/ die ja so wol verdammen und in die Hoͤlle bringen koͤnnen. Der suͤsse Redner Chrysostomus sagt gar schoͤn: Chrysost. L. I. de Provid. ad Stagir. monach. c. V III. e.d. Annon vides \& men- dicornm plurimos, inter pressuras ipsas \& angustias innumera perpetrare scelera? Das ist: Sihestu nicht/ daß mitten in ihrer Armut und Aengsten: dan- noch die aller aͤrmste/ unzaͤhlich viel Schand und Laster begehen? Endlich bleibt es nochmal dabey: Gott laͤßt Reichen und Armen/ Hohen und Ni- dern ihren freyen Willen/ den er ihnen nit nehmen Das Neunte Capitel. nehmen kan/ er nehme dann zugleich/ so zu reden/ die Menschheit weg; dann eben in dem Stuck sonderlich der Mensch ein Mensch ist/ daß er gutes und boͤses erwaͤhlen kan/ welches ein Vieh/ und eine andere leb- lose Creatur nicht kan. Demnach ist ferner gar ein ungleiches Gleichniß/ daß man sprach: Es ist eben als wann ein Vatter einem Kind ein spizig Messer gebe/ oder Gelt in die Hand liesse. Nein! antworte ich. Ein Kind hat den Verstand noch nicht/ wie es ein Messer gebrauchen soll/ zum Nuzen oder z um Schaden; oder auch/ wie es klůglich und nuzlich das Gelt anlegen solle/ eben da- r um/ weil es ein Kind ist. Ein erwachsener Mensch aber (dann von solchen redet man) weiß was gut und boͤß ist/ er hoͤrt es und kan es taͤglich hoͤren/ es warnet ihn sein ei- genes Herz/ manche Faͤll und Exempel an seinem Naͤchsten/ um deßwillen er den Miß- brauch wol vermeiden koͤnte/ so er selbst wol- te/ sonderlich durch ein fleissiges Gebet und Goͤttliche darzugenommene assistenz und Beyhuͤlf/ der seinen Geist zu senden ver- M iij sprochen Das Neunte Capitel. sprochen hat/ unserer Schwachheit auf- zuhelfen Rom. VIII. 26. und ferner/ wie er selbst sihet/ und liset/ und hoͤret/ und weiß/ daß andere/ die ja in so grossem Glück und Flor gestanden sind/ sich darinnen erzeiget haben/ deren Fußstapffen er ja/ so wol ein Mensch als sie/ vernuͤnftiglich nachgehen koͤnte. Es moͤchte zwar fuͤrs vierte mancher wider gedenken: Wann ich/ oder der/ oder je- ner das Gluͤck/ Ehr/ Gelt/ Gewalt/ Hauß/ Nahrung/ Kundschafft haͤtten/ ich oder der wolten es wol baͤsser anlegen; nicht so ver- hoffarten/ nicht so verfressen/ versauffen/ verhuren reverenter; sondern zur Noht- durft anwenden/ unsern Kindern zu einem Schaz/ oder das und jenes davon zu legi rn/ zu einem stipendio, Allmosen/ Stifftung/ Vorschickung/ oder deß etwas; zu allerfoͤr- derst GOtt zu sonderbaren Ehren/ der uns von armen Eltern geboren/ so reich: von unansehnlichen/ so ansehnlich: von schlech- ten/ so hoch erhaben: von hohen/ noch zu hoͤhern gemacht hat. Zur Antwort/ laß ichs zwar wol seyn/ daß mancher Das Neunte Capitel. mancher den Gedanken hat/ und gehabt hat; aber ob er ihn behalten hat/ oder/ ob er ihn behalten moͤchte/ wann er in solchen oder solchen Zustand waͤre wie jener/ stehet in einem grossen maͤchtigen Zweiffel. Man lobt billich unsere alte Weise/ unter deren vielen schoͤnen Reden heißt eine/ derer wir hier billich gedenken/ also: Es muͤssen starke Bein seyn/ die gute Tag ertra- gen koͤnnen/ das ist/ wie ein anderer es auslegt: Ungluͤck ist leichter zu ertragen als Gluͤck. Jenes lehret beten: dieses/ beten ver- gessen; jenes bringt Demut: dieses Hof- fart; jenes/ oft verschwenden: dieses zu raht halten. Darum moͤchte man hier auch wol sprechen: Wer sich dunken laͤßt er ste- he/ sehe wol zu/ daß er nicht falle. I. Cor. XII. 12. Allezeit ist das wahr/ daß mehr Exempel sind derer/ die die zeitliche Gluͤckseeligkeit gefaͤllet hat/ als derer/ die es mit einem unveraͤnderten Herzen ertragen haben. Salomon ist ein Exempel aller Exempel. Von Anfang war er demuͤtig genug/ andaͤchtig genug/ zuͤchtig genug. Wo blieb aber der weise Salomon/ da er M iiij Macht/ Das Neunte Capitel. Macht/ Reichtum/ Gewalt/ Ansehen ge- wann? Die Toͤchter Pharao/ und Moa- bitisches/ Ammonitisches/ Edomitisches/ Zidonitisches und Hethitisches Frauen- Zimmer neigten sein Herz fremden Goͤttern nach/ Astharoth und Mil- kom. I. Reg. XI. 15. Also/ daß viel aus den alten Patribus gar an seiner Seeligkeit zweiffelen. Wie tausentmal eher solt einer mit ihm beten: Armut und Reichtum/ Herꝛ! gib mir nicht! lasse mich aber meinen bescheidenen Teihl Speise dahin nehmen. Jch moͤchte sonst/ wo ich zu satt wurde/ verlaͤugnen und sa- gen: wer ist der HErꝛ? oder/ wo ich zu arm wuͤrde/ moͤchte ich stehlen und mich an dem Namen meines Gottes vergreiffen. Prov. XXX. 8. 9. Ganz Jsrael aber wiese es vorher/ wie schweer/ schweer es sey/ grosses Gluͤck tragen. Moses wirft es ihnen fuͤr/ und spricht: Der Herꝛ ließ Jsrael hoch herfahren auf Er- den/ und naͤhret ihn mit den Fruͤch- ten deß Feldes/ und ließ ihn Honig saugen Das Neunte Capitel. saugen aus den Felsen/ und Oel aus den harten Steinen/ Butter von den Kühen/ und Milch von den Schaa- fen/ samt dem Fetten von den Laͤm- mern/ und feiste Widder und Boͤcke mit fetten Nieren/ und Weizen/ und traͤnket ihn mit gutem Traubenblut. Da er aber fett und satt war/ ward er geil. Deut. XXXII. 13. 14. 15. Derer Exempel ist die Schrifft/ ja die Welt voll/ und finden sich wenig also darein/ wie Pau- lus/ der in Wahrheit sagen kunte: Jch habe gelernet bey welchen ich bin/ mir genuͤgen zu lassen; ich bin in allen Dingen und bey allen geschickt/ ich kan beydes satt seyn und hungern/ beydes ůbrig haben und Mangel lei- den. Philipp. IV. 11. Wann es nun dem/ oder dem/ so oder so/ nach Wunsch gieng: wie man im Sprichwort sagt/ so würde es wahrhafftig gehen: Es waͤre kein Mes- ser/ das schaͤrfer schiert/ als wann der Baur ein Edelmann würd; oder/ wie M v es Das Neunte Capitel. es Salomon ausredet: Ein Mensch herꝛschet zu Zeiten über den andern/ zu seinem (aber eigenen) Ungluͤck: in seinem Prediger VIII. 9. Gar liebe Wort fuͤhrt auf solchen Schlag der heilige Gre- gorius: Gregor. Magnus Lib. V, moral. c. 1. Plus in hoc mundo honor quàm despectio occupat, \& magis pro- speritatem sublimitas, quàm necessitatem adversitas gravat. Per hanc namque, non- nunquam cùm homo exterius premitur, ad concupiscenda, quæ intus sunt, liberius relaxatur. Per illam verò animus, dum multis parere cogitur, à desiderii sui cur- su retinetur. Unde fit, ut Sancti Viri ma- gis in hoc mundo prospera, quàm ad- versa formident. Sciunt enim quòd mens, dum blandâ occupatione premitur, ali- quando libens ad exteriora derivatur; sciunt, quòd sæpe sic hanc clandestina co- gitatio decipit, ut, quomodo permute- tur, ignoret. Das ist: Die Ehr dieser Welt nimt viel mehr weg/ als die Schmach/ und die Hoheit dieser Welt beschwert die Glůckseeligkeit mehr/ Das Neunte Capitel. mehr/ als ein Unglück das ander. Dann wañ durch dieses ein Mensch aͤusserlich gedruckt wird/ wird er nur desto freyer und lediger zu begehren die jnnerliche Güter. Durch jenes aber geschiht/ daß/ weil sein Gemuͤht vielerley dienen muß/ nur von dem heilsamen Verlangen mehr abgehal- ten werde. Daher geschiht es/ daß die Heiligen GOttes mehr dieser Welt Glůck/ als Unglück fürchten. Dann sie wissen/ wann das Gemuͤht mit vielen suͤssen Dingen geschaͤftig ist/ faͤllts bißweilen bald auf was aͤusser- liches hin. Sie wissen/ daß oft ein solcher heimlicher Gedank betreugt/ daß er nicht verstehen lasse/ was für einen Tausch man fuͤrhabe. Es moͤcht einer fürs fünfte einwenden; Das koͤnne er sich doch nicht einbilden/ daß Gott seine Gaben selbst verachten soll; oder nur aufs wenigst Anlaß machen/ daß mans verachte. Solches beydes aber geschehe/ M vj wann Das Neunte Capitel. wañ mancher grundgelehrter/ verstaͤndiger sittsamer Mensch so zuruck bleibe: mancher guter von Adel/ oder von einer ehrlichen Freundschafft/ ungeachtet/ gedruckt/ ge- hem̃t werden/ und sehen muß/ daß der Esel/ der Grobianus, der ungebaͤrdige Nabal/ der Partitenmacher herfuͤrgezogen/ emporge- hebt/ vene rirt werde; durch dessen Erhe- bung ja jene Gaben minui ret/ und veraͤcht- licher gemacht werden bey den Menschen. Wann aber das Argument angehet/ so will ich erstlich gleich so schliessen; Wann mancher frommer/ gottseeliger/ recht Christ- licher/ geistlicher Mensch/ als zum Exempel Lazarus/ arm leben/ veraͤchtlich leiden/ arm sterbẽ muß: hergegen mancher Verschwen- der/ Hurer/ Ehbrecher/ Gottes und Men- schen Veraͤchter/ in Reichtum/ in Uber- fluß leben und schweben/ so muß folgen: daß GOtt seine hohe Gaben deß Geistes/ die Gottseligkeit/ den Glauben/ und die Christliche Lieb verachte/ oder andern Men- schen zu verachten Ursach gebe. Der Schluß ist grad dem vorigen gleich. Wie aber Gott die Gottseeligkeit nicht verachten kan/ oder zu verachten Anlaß gibt/ so viel an ihm Das Neunte Capitel. ihm ist: Also wenig kan er auch andere sei- ne Gaben verachten; weil alles/ was er gemacht hat/ sehr gut war/ Gen. I. 31. So wird nun Kunst/ Weißheit/ Verstand/ Adel/ und dergleichen/ was von seiner Hand kommet/ nicht von ihm selbst despecti ret. Weißheit bleibt Weißheit; Verstand/ Verstand; Kunst/ Kunst/ sie sey wo sie wol- le; Uberal bleiben es seine Geschenk und Gaben; daß sie aber nit uͤberal/ und zu allen Zeiten/ und von jederman so geehret und ge- achtet werden aͤusserlich/ mit eben dieser oder jener Art der Ehre/ oder auf solche oder sol- che Weise/ an dem oder dem Ort/ hat es seine Ursachen/ die zum Teihl oben angezeigt/ zum Teihl ihm allein wissend sind/ und fol- get ja nit: Die oder die Ehr hat die Kunst/ Weißheit/ Verstand nicht/ an dem oder dem Ort nit: Darum hat es gar keine Ehr nicht. Nein! Alle Weise lieben doch die Weißheit/ die Verstaͤndige den Verstand; die Kuͤnstler die Kunst; ja oft gehet die Ehr recht an/ wann einer schon laͤngst todt ist/ da man gern seinen Aschen von ihm suchen wolt/ und in Gold einfassen/ und hinden M vij nach Das Neunte Capitel. nach erst erkennt und bekennt/ wie unrecht man getahn hab/ wie zu wenig/ dem oder dem/ da oder dort geschehen sey/ da es noch wol oft seine Kinder oder Freundschaft zu- geniessen hat/ in denen man erst die hohe Gaben der Eltern und Vorfahren zu re- specti rn anfaͤngt; zu geschweigen/ daß das Ehr genug/ wann er einem solchen begab- ten/ und doch in jrꝛdischen geringern/ ein gutes froͤliches Gewissen laͤst. Geschiht es aber/ daß sie von Menschen verunehret wer- den/ so tuht es Gott nicht; Es ist ihm auch kein Gefallen. Er laͤst es aber zu/ als ein Gott/ der allen Suͤnden eine weil zusihet/ und lang zugesehen/ nicht nur/ daß seine zeitliche Guͤter verspottet worden: sondern daß die geistliche Guͤter/ die Gottesfurcht/ der rechte Glaub verhoͤnet/ verspottet/ ver- folget worden ist. Gleichwol aber/ moͤcht man wider sagen/ verligen aufs wenigst solche hohe Gaben jnzwischen/ und sind wie ein vergrabe- ner Schatz/ der zu nichts nuz ist. Syr. XX. 33. Mit einem Wort: Sie sind einem solchen Menschen umsonst gegeben. Dann Das Neunte Capitel. Dann er hat keine Gelegenheit/ solche/ wie man spricht/ an den Mann zu bringen. Antwort: Der weise Heyd Aristoteles sagt wol: Deus \& natura nihil faciunt frustra, das ist: GOtt und die Natur machen nichts umsonst. Nun heist ei- gentlich das Umsonst/ was nirgend keinen Nutzen gibt/ auf einigerley Weise und We- ge. Gesezt aber/ mancher guter von Adel/ oder einer ehrlichen Freundschaft/ oder gu- ten Verstands/ Sitten/ Gebaͤrden/ ꝛc. wuͤr- de gedruckt/ gehindert/ nicht geachtet; so ist noch kein Schluß: Ergo ist der sein Adel/ die Weißheit und Verstand/ ihm/ umsonst gegeben. Dann Erstlich gedenke man: Jst es dieser Zeit nicht geachtet/ oder an dem Ort nicht: so kans zur andern Zeit/ und an einem andern Ort geachtet werden. Gleich wie das Gelt/ zum Exempel/ keiner fuͤr um- sonst haͤlt/ daß er eben Heut oder Morgen nicht wechseln mag. Jn einem Monat/ und auf der andern Meß schliesset man wider Wechsel/ da es etwan/ wie mans nennt/ ein groͤssers laggio traͤgt als vorhin. Fürs ander aber/ gesezt/ es werde der Adel/ und die Das Neunte Capitel. die dapffere Quali taͤten deß Gemuͤhts/ auch an dem Ort/ und bey der Zeit nicht respe- cti rt/ so ists doch dannoch damit nicht/ wie mit einem vergrabenen Schatz bewandt. Dann dessen kan sich gar kein Mensch be- dienen/ weil ihn keiner weiß/ und ihn Gott noch keinem fuͤr die Augen gestellt hat: jenes herꝛliche Quali taͤten aber/ haben jmmerdar Gelegenheit sich herfuͤr zu tuhn/ mit Raht/ mit Lehren/ mit Troͤsten/ mit Schreiben/ ob sie schon nicht nach ihren Meriten also- balden verehret werden. Was aber einigen Nutzen bringet/ das ist nit frustra und Um- sonst gegeben/ ob es schon nicht so oder so/ wie es billich solte unserm vernuͤnftigen Ur- teihl nach/ geachtet/ belohnet/ beruͤhmt wer- de. Fuͤrs dritte/ wann er ja/ zum Uber- fluß/ gar nirgend in der Welt damit solte geachtet werden/ (das doch nicht wol seyn wird) so waͤre es doch dannoch nicht um- sonst. Dann alle Kuͤnste und alle Weiß- heit haben doch das an sich/ daß sie ihren- eignen Besitzer jnnerlich vergnuͤgen/ er- freuen/ erquicken. Um weßwillen die alte Weisen ihre Kuͤnste und Wissenschaften/ ihre Weißheit so sehr verdeckt/ oder mit al- lerley Das Neunte Capitel. lerley verbluͤmten Reden verdunkelt haben/ daß sie nur nit gemein werden moͤchten/ wie man von den Egyptern/ uñ dẽ alten Weisen Pythagora, uñ seinen discipu ln weiß. Diese alle haben darum solche Wissenschaften nit fuͤr umsonst gehalten/ wans gleich niemand mehr gewußt und gelernet haͤtte; ja wañ sie noch vielfaltig damit verhoͤnet und verlacht worden sind/ zugeschweigen deß obgedachtẽ. Ein anderer aber/ moͤcht man noch einmal sagen/ ist nicht halb so gut von Adel/ nicht halb so gelehrt/ nicht halb so from̃ als der/ und hat doch überal baͤssers Ansehen und groͤssere Wuͤrde. Antwort: Was das Geschlecht und Ver- stand betrifft/ mag es wol seyn/ daß einer/ der nicht halb so edel/ nicht halb so gelehrt ist/ ge- achter sey/ als ein alter Edelmann/ ein Grundgelehrter. Das ist aber dagegen wi- der zu besinnen/ daß das nicht so wol der Adel ist/ den man von Eltern ererbt: als der durch Tugend und Dapferkeit erwor- ben oder exhalten wird. Es findet sich aber tausentmal das Wiederspiel/ daß einer von altem Adel/ auch alter Untugend voll sey/ und Das Neunte Capitel. und darum bloß auf seinen Adelsbrief zu po- chen/ keine rechte Ursach habe. Was gelehrt seyn betrifft/ moͤcht es wider seyn/ daß zu- weiln ein halbgelehrter baͤssern respect ha- be; darum/ weil oft der gelehrteste in der Kunst/ der ungeschick teste in moribus und Sitten ist; ja so gelehrt er ist/ doch etwan seine Kunst nicht so entdecken kan/ wie jener kan. Was der Lateiner sagt: Sæpe etiam est olitor valdè opportuna locutus, gibt der teutsche Mann also: Der Bauren Re- gel seynd auch nicht zu verachten; Ob sie schon nicht Doctor worden sind/ doch ge- ben sie zuweiln so einen klugen Raht/ als ein Canzler. Anlangend die Froͤm̃keit/ da man meynt: dieser sey so fromm/ so gottsfuͤrch- tig; dabey ist wol zu merken/ was der schon oftbelobte Chrysostomus spricht: Chrys. L. I. de Provid. ad Stagir. monach. c. IX. p. 186. e. d. Mein sage mir: Wer weiß eigent- lich/ welche recht einhergehen/ als der einem jeden unter uns das Herz ge- macht hat/ und alles unser Tuhn ver- stehet. Dann es geschiht oͤfter/ daß derer Das Neunte Capitel. derer viel/ die das Ansehen der Froͤm- keit hatten/ boßhaftiger sind als alle andere/ massen solches noch in der Welt oft offenbar wird/ wann sie die- ser oder jener Fall anstoͤßt. Wann aber der/ der Herz und Nieren pruͤfet/ lebendig und kraͤftig ist/ und schaͤrfer dann kein zweyschneidig Schwert/ und durchdringet/ biß daß scheidet Seel und Geist/ und ein Richter kom̃en wird der Gedanken und Sin- nen deß Herzens. Ebr. IV. 12. Als- dann werden wir/ nicht nur etliche: sondern alle solche auch sehen; weil zur selben Zeit kein Schafbelz/ den Wolf; und keine Ubertuͤnchung deß Grabs/ die darunter ligende Unrei- nigkeit bedecken und verbergen koͤn- nen wird; Dann kein Creatur ist fuͤr ihm unsichtbar/ der alsdann richten wird; es ist aber alles bloß und ent- deckt fuͤr seinen Augen. Ebr. IV. 13. Welches auch der Apostel seinen Co- rinthiern Das Neunte Capitel. rinthiern schreibt: Richtet nicht fůr der Zeit biß der Herꝛ komme/ welcher auch wird ans Liecht bringen/ was im Finstern verborgen ist/ und den Raht der Herzen offenbaren. I. Cor. IV. V. Gesezt aber sie waͤren also/ wie man meynt; woher wissen wir/ daß/ ob sie schon andere Tugenden an sich haͤt- ten: die allerhoͤchste Tugend/ die Demuht/ auch behalten wuͤrden/ verstehe/ wans uͤberal lauter Ehre/ Reich- tum und Ansehen regnete. Das wird nun ferner keiner mehr denkẽ/ daß GOtt solcher Gestalt ein Anse- hen der Person halte/ der gleichwol ei- nen fuͤr dem andern exwaͤhle/ und reicher/ gelehrter/ ansehnlicher/ maͤchtiger mache. Die Person aber ansehen sey kein Werk der Gerechtigkeit. Es antwortet aber die Schrifft schnur- grad das Widerspiel: Bey Gott/ spricht es/ ist kein Ansehen der Person. Act. X. ꝟ. 34. Weil aber ja das/ was hier geschiht/ dafuͤr geachtet werden will/ als wollen wirs genauer Das Neunte Capitel. genauer durchgehen. Bey allen Rechts- verstaͤndigen/ heist eigentlich die Person an- sehen/ fo viel/ wann/ da man schuldig ist/ bey- den Parteyen sich zu erzeigen/ nach eines jeden Rechten; bey einer aber die Gunst/ die man zu ihr traͤgt/ fürschlagen laͤßt; die Freundschaft/ damit er jemand anstam̃et; die alte Kundschaft/ und dergleichen; un- geacht jene Partey viel gerechter/ unschul- diger/ richtiger ist als diese/ derer man zu willen seyn will/ um einer Spende willen/ um einer recommendation willen/ und dergleichen. Applicir nun eines daß auf unsern Fall/ so wird er bald finden/ wo er ge- fehlt hab in seiner Red. Erstlich/ wem ist Gott etwas schuldig von seinen Guͤtern mitzuteihlen? Jst es nit ein lauteres Werk der Barmherzigkeit/ es habe gleich einer Reichtum/ oder Ehr/ oder Gewalt/ oder An- sehen/ oder Schoͤnheit/ oder dergleichen? Fuͤrs ander/ was bringt ein Mensch/ fuͤr Recht und Gerechtigkeit mit/ fuͤr seinen GOtt/ warum er den fuͤr jenem ansehen/ erheben/ bereichern/ ꝛc. soll? Sind sie nit allzumal Suͤnder/ und mangeln deß Ruhms/ Das Neunte Capitel. Ruhms/ den sie fuͤr Gott haben sol- len? Roman. III. 23. es sey Juͤd oder Griech/ Knecht oder Freyer. Gal. III. ꝟ. 28. Wann sie dann in diesem Unrecht/ ein gleiches Recht haben: wie kan man sa- gen: Gott sihet die Person dessen an/ jenes nicht? Ein Richter/ zum Exempel/ der der- gleichen unter uns Menschen tuht/ heißt billich ein ungerechter Richter; weil er vor- sezlich und wissentlich/ jenem sein Recht nimt/ dem es gebuͤrt/ und dem gibt/ dem es nicht gebuͤrt/ nur darum/ weil er bey dem die Person/ das Geschlecht/ die Nachbaurschafft/ Freundschaft hat/ bey je- nem nicht. Nein! So bild sich Gott keines ein! Keinem kan Gott sein Recht nehmen; dann er hat keines. Keinem kan Gott neh- men/ was ihm gebůrt; dann es gebůrt kei- nem nichts. Ey so ist ewiglich von seiner Natur alles ungerechtes Wesen/ und keine groͤssere Ungerechtigkeit ist auszufinnen/ als daß Gott ungerecht seyn soll. Non li- cet, ut de his, quæ divino aguntur arbitrio aliud dicas justum, aliud injustum; quia quicquid à Deo agi vides atque convin- ceris, necesse est plus quàm justum esse fatearis. Das Neunte Capitel. fatearis. Das ist: Wer von denen Din- gen reden will/ die Gott nach seinem freyen Willen regieret/ darf nit den- ken oder sagen: Das sey Recht/ das Unrecht; weil alles/ was du sihest oder dein Herz dich uͤberweiset/ daß Gottes Werk sey; du nur mehr als fuͤr ge- recht getahn/ gestehen must/ sagt der fromme Bischoff Salvianus. Salvian. L. III. de gubern. Dei edit. Rittersh. p. m. 67. Das allerlezte ist dieses/ daß man spricht: Es heisse gleich wol: die Gottseelig- keit habe die Verheissung dieses und deß zukůnftigen Lebens. I. Tim. IV. 8. Die Verheissung aber habe es von GOtt. Wann dann Gott ein wahthaftiger Gott ist: so soll man ihm sagen/ woher es komme/ daß der arme/ gottseelige/ fromme Mensch/ nirgend fortkommen kan/ weder der Leute Gunst erlangen/ oder zu einem ehrlichen Stuͤcklein Brot kommen/ oder das Anse- hen zuwegen bringen und so fort/ ꝛc. Weiln es dann ja nicht geschehe/ so koͤnne er anderst nicht Das Neunte Capitel. nicht urteihlen: Das blinde Gluͤck muͤsse nochmaln in solchen Faͤllen regieren. Dañ wanns von Gott kaͤme/ so kaͤme es ja denen/ bey denen Gottseeligkeit sich finde. Es ist aber zumal ein uͤble Schlußrede: Die Gottseeligkeit hat die Verheissung die- ses Lebens/ und/ verstehe/ dessen Guͤter. Ergo hat es die Verheissung deß Reich- tums den der/ vor unsern Augen Gottselige/ suchet; oder deß Ansehens/ der Ehr/ die je- ner/ vor unsern Augen Gottseelige/ suchet; und so ferner: dieses oder jenen Dienstes/ zu der oder der Zeit/ wan es uns gedunkt oder recht taͤhte. Nein! Das hiesse man in den Schulen argumenti rn à genere ad speciem: Leiblich und ewig will es GOtt freylich vergelten. Weiln aber der leiblichen Guͤter viel und mancherley seynd/ als/ Ehr/ Reichtum/ Ansehen/ Macht/ Befoͤrderung/ ein froͤlich Herz/ und gut Gewissen/ und so fort; als muß man wol behalten/ daß/ wañ einer auch mehr nicht haben folte/ als nur eine Freudigkeit seines Gewissens/ er von Gott schon die Verheissung der Gottselig- keit erlanget haͤtte/ die unter allen leiblichen Guͤtern das baͤste und aͤdelste ist/ und bey der Das Neunte Capitel. der/ die aͤrmeste und verachteste Christen/ sich selbst reich und groß genug geehrt ge- halten haben. So stehet dort von den Apo- steln: Sie giengen froͤlich von deß Rahts Angesicht/ daß sie würdig gewesen waͤren/ um deß Nahmens JEsu willen Schmach zu leyden. Act. V. 41. Paulus sagt: Ich bin gutes Muhts in Schmachen. II. Cor. XII. ꝟ. 10. Von Mose sagt die Epistel an die Ebreer: Er erwaͤhlet lieber mit dem Volk Gottes Ungemach zu leyden/ dañ die zeitliche Ergoͤtzung zu haben/ im XI. 25. Solte dann nochmal geschehen/ daß einer in seiner groͤsten Froͤmmkeit/ und baͤsten Leben/ dannoch ungeehrt/ unansehn- lich/ arm/ gehindert/ gedruͤckt leben solte und muͤßte/ so troͤste er sich seines guten Gewis- sens/ das ist ihm uͤber ganze Koͤnigreich/ uͤber alle Trohnen und Herꝛligkeiten/ und was die Welt mehr fuͤr hoch und erwuͤnscht halten moͤchte. Zum uͤberfluß wollen wir noch das eini- ge setzen/ dergleichen vielleicht jemanden einen Scrupel bringen moͤchte. Es erzehlet N Ful- Das Neunte Capitel. Fulgosus Baptista Fulgosus de dictis factisꝙ́ memorabilibus Lib. I. C. III. von einer Franzoͤsischen Graͤ- vin/ Ida Nahmens/ dieses: Als ihre drey junge Herꝛn als Kinder/ bey der Mutter spielten/ und unter ihren Rock sich verkro- chen; ihr Herꝛ Vatter Eustachius ohnge- faͤhr darzu kommen/ und gefragt haͤtte was sie unter ihrer Kleidung truͤge? haͤtte sie mit lachen geantwortet: drey grosse Herꝛn; einen Fuͤrsten/ einen Koͤnig/ und einen Grafen. Unbedachtes Muhts hatte sie es geredt/ und doch ist der Außgang also er- folgt; weiln der Aeltiste Godofredus Bo- lionius, seinem Vettern Godofredo, im Herzogtum Lothringen succe dirt. Baldui- nus Koͤnig zu Jerusalem worden: Eusta- chius der Juͤngste/ die Gravschaft Bono- ni en oder Boulogne erlanget. Wann das nicht ein Anzeig ist eines blinden unbeson- nenen Gluͤcksfalls/ so ist nichts mehr mit dem Gluͤck. Was ist es aber anders/ als daß es ebenso ungefehr erꝛahten worden ist? Es hat zwar/ die Wahrheit zu sagen/ ei- nen grossen Schein. Aber doch so man das Exempel Caiphæ betrachtet/ da er unwis- send Das Neunte Capitel. send weissagte: Es waͤre gut/ daß ein Mensch für das Volk sterbe. Joh. IX. ꝟ. 51. und gedenkt/ daß das/ aus einem heim- lichen Antrieb und Eingeben Gottes ge- schehen sey/ kan man sich leichtlich die Rech- nung machen/ daß/ gleich wie der Zeiger an einer Uhr weiset/ welche Stund deß Tages sey/ und doch selbst nicht weiß/ daß ers wei- set: Also habe auch GOttes providenz, durch gedachter Graͤvin damalige Scher z - rede/ ungewiß deß kuͤnftigen/ ihrem Herꝛn zu verstehen geben wollen/ was seine Weiß- heit mit seinen Kindern mitler Zeit fuͤrha- ben werde. Auf diesen Schlag schreibt der Seel. Augustinus: August.. L. VII. Confeß, c. VI. Tu Domine ju- stissime moderator universitatis, consu- lentibus, consultisq́ue nescientibus, oc- culto instinctu agis, ut, dum quisq́ue con- sulit, hoc audiat quod oportet eum au- dire, occultis meritis animarum, ex abysso justi judicii tui. Das ist: Herꝛ du aller- gerechtester Regierer deß ganzen Weltkreyses/ handelst durch verbor- gene Eingebungen/ beydes dem/ der N ij uns Das Neunte Capitel. uns fraget/ und dem/ der darahtet un- wissend/ auf daß/ in dem ein jeder Raht suchet/ er das jenige hoͤre/ was er hoͤren soll/ nach dem du in dem tief- sten Grund deiner gerechten Gerichte weissest und sihest/ daß sich einer gegen dich halten werde. Andacht-Lied. Umein glaͤubigs Herze/ wider das Gruͤblen der Vernunft. Nach der Singweise: Kom̃t her zu mir/ spricht Gottes Sohn/ ꝛc. oder: Laß ab/ laß ab/ mein Cavalier/ ꝛc. 1. J Ernunft/ du blindgebohrnes Tiehr/ was bellst/ was brum̃est du in mir? Blind bist du/ dañoch wilstu sehẽ: Dein Das Neunte Capitel. Dein Fledermaus-gesicht/ dem Liecht der Gottes-Weißheit widerspricht/ es will ihm keinen Glanz gestehen. 2. Du richtest nach dem Augenschein. Dir/ Gottes Tuhn muß unrecht seyn: Der doch schuff dich und alle Witze; Der/ Unrecht scharff zu raͤchen draͤut; Der selbst ist die Gerechtigkeit/ und frey von aller Laster schmitze. 3. (nunft/ Schweigt still/ ihr Froͤsche! schweig/ Ver- mit deiner Mißgedanken-Zunft! Aufruͤhrerinn/ gib dich gefangen! Fleuch Schnake! du verbrennest dich. Fleuch/ Weib! der Glaub ermannet sich/ mit deinem Tode sieg zu prangen. 4. Wer glaͤubt/ daß eine Gottheit sey/ muß dieses glaͤuben auch darbey/ daß sie gerecht in allen Werken. Gott ist das hoͤchst-vollkommne Gut: druͤm alles/ was er macht und tuht/ vor Recht und Gut ist zu bemerken. N iij 5. O Das Neunte Capitel. 5. O Gott/ mein Glaube zu dir fleht/ du wollst ihn machen stark und staͤt. Laß mich mit Worten und Gedanken ja laͤstern deine Gottheit nicht; laß/ Herꝛ/ mit deinem Weißheit-Liecht nicht meinen blinden Vorwiz zanken. 6. Dein’ Allmacht tuht/ was ihr gefaͤllt: Jedoch sie erstlich Rahtsitz haͤlt mit deiner Weißheit/ welche sihet/ was sey ein gut-gerechter Raht: was dann dein Will beschlossen hat/ dasselbe deine Hand vollziehet. 7. Ich sage: Herꝛ/ dein Will gescheh! Ob ich schon nicht die Ursach seh: Ursach genug ist mir dein Wille. Mit dem laß mich/ wie ich dann soll/ zufrieden seyn in Weh und Wohl. Der Glaube redt: Vernunft/ sey stille! Erklaͤ- Was d ir behagt. Ists unversagt. Dich mehrmals Plagt. Das Zehende Capitel. Erklaͤrung. Pendula poma placent. 2. Decerptis ve- scier optas: I, cape! 3. Sed fracta termite damuæ cave. D IE begruͤnte Lust der Erden lockte mich ins Feld hinauß. Ich spazierte auf und nieder/ wo der Pegnitz Hirtenbrüder ihre krauße Schaͤflein weiden naͤchst der Nymfen Wasser hauß. Ich kam zu dem Waͤldlein dort/ wo die rohten Kirschen hangen/ und bepurpern manchen Ast. I. Dorten fand ich einen Gast/ einen Knaben/ den die Frucht reitzt’ und heitzte mit Verlangen. Die so schoͤn belasten Aeste sah’ er lange sehn- lich an/ aus Begier/ davon zu naschen. Doch er konde nichts erhaschen/ weil er/ also hoch zu langen/ war ein gar zu nidrer Mann. II. Endlich bat er/ und erbat/ (dann er hatte mich ersehen) daß ich ihm zu helffen kam/ ihn auf meine Arme nahm/ N iiij und Das Zehende Capitel. und ihn schob und hob hinauf auf die Laubgehaub- ten Hoͤhen. III. Ach der ungluͤckhafften Hülffe! Als ich mich kaum umgewandt/ hoͤrt’ ich einen von den Zweigen sich mit grossem Krachen neigen/ und den Knaben ich hierunten blutig halbgestor- ben fand. Erst bereut’ ich/ daß ich haͤtt eines Kindes kindisch Bitten also unbedacht gewaͤhrt/ und dadnrch es hart versehrt. Bald betrachtet’ ich hierbey Gottes und der Men- schen Sitten. Kinder/ sind wir Adams-Kinder: wir verlangen manchesmahl scharffe Messer/ die uns ritzen; falsche Wollust/ Ehrenspitzen/ da wir dann zu todt uns naschen/ stürzen in das Hoͤllentahl. Gott/ der weiser ist/ als wir/ sihet baͤsser/ was vor Gaben uns noht/ nütz/ und seelig seynd. Ach seyn Raht ist wohlgemeynt/ wann er/ was wir naͤrꝛisch oft wünschen/ uns nit laͤsset haben. Ungnad ist es/ wann er gibet/ wann er unsre Bitt erhoͤrt/ die Das Zehende Capitel. die gereicht zu unsrem Schaden. Wen die Gottheit will begnaden/ dem versagt sie/ wann er etwas/ das ihm schaͤdlich ist begehrt. Unser Heil/ nicht unsren Wunsch/ pflegt er gnaͤ- dig anzusehen. Was dem Kind er geben sol/ weiß der weise Vatter wohl. Menschen koͤnnen/ was sie guts bitten sollen/ nicht verstehen. Aug. in l. sent. Prosp. Supplicans Deo pro necessitatibus hujus vitæ, \& miseri- corditer auditur, \& misericorditer non au- ditur. Quid enim infirmo sit utilius, magis novit medicus, quàm ægrotus. Id. in Joh. c. 1 4. Malè usurus eo, quod vult accipere, Deo potiùs miserante non accipit. Proinde si hæc ab illo petuntur, unde homo læditur, magis metuendum est, ne, quod non potest dare propitius, det iratus. Isid. d. sum. bon. l. 3. c. 1. Sæpe multos Deus non exaudit ad voluntatem, ut ex- andiat ad Salutem. N v Das Das Zehende Capitel. Das Zehende Capitel/ haͤlt in sich Der Heiligen Altvaͤtter und Kirchen-Lehrer Gezeugniß. A Lso nemlich habens alle Christliche Lehrer/ zu allen Zeiten gehalten/ von dem blinden heidnischen Ge- danken eines plumpen unbedachtsamen Wesens/ die Gemuͤter der Menschen weg/ und einig und allein auf Gottes allweise Ordnung/ Willen/ Gefallen oder wolbe- dachte Verhaͤngniß und Zulaß anzuweisen. Dreyhundert und siebenzig Jahr nach Christi Geburt/ hat der heilige Basilius Bi- schoff zu Cæsarea in Cappadocia gelebt/ und auf gegenwaͤrtig unser Fuͤrhaben/ von uns also verteutschet/ schoͤn geschrieben: Basil. M. in Psal m . XXXII. edit. M D XXIII. Lat. Interp. Raph. Volater- ranop. 81. a. Sage ja nicht; Das ist eben so ohn- gefehr Das Zehende Capitel. gefehr geschehen/ wie es geschehen ist; Das ist vor sich selbst kom̃en! Nichts geschiht ohne Ordnung/ nichts ohne Maas und Ziel/ nichts vergeblich und umsonst; durchaus nichts blin- der/ plumper/ zufaͤlliger weiß. Unge- lehrter Leut Rede ist es: Es hat uns eine boͤse Stund getroffen/ oder ein ohngefehrer Fall! Kauft man nicht zween Sperling um einen Heller/ und deren faͤllt keiner auf die Erden ohne deß himmlischen Vatters Wil- len. Matth. X. 30. Wie viel sind Haar auf unserm Haupt/ und deren ist doch nicht eines bey ihm vergessen? Si- hestu dann nun das Goͤttliche Aug/ dem nichts auch der allergeringsten Dinge verborgen ist? Erstbelobtens heiligen Basilii vertrautester und aufrichtigster Freund Gregorius, Bi- schof zu Nazianzo, wovon er auch bůrtig war/ und den Namen Nazianzenus traͤgt/ hat eben der gleichen. Da etliche urteihlten/ daß es manchẽ uͤbelgieng/ waͤre seiner Suͤn- N vj den Das Zehende Capitel. den Schuld; daß es ihm wol gieng/ seiner Froͤmmkeit; und doch sich darein nicht fin- den kunten/ daß der Augenschein oft ein anders mit sich braͤchte/ schreibt er unter vielen schoͤnen Worten/ Grego r ius Nazianzenus T. I. Orat. XVI. de pauperum amoren. 41. 42. p. 259. seq. edit. Paris. MDCIX. nach dem la- teinischen Commentario Eliæ Cretensis zu verteutschen/ also: Ein anderer mag sagen was er wolle; ich aber trage bedenken das zu sagen/ daß/ wann es einem uͤbel gehet/ er seiner sonderba- ren Sůnden wegen solches verdie- net habe; wann es wolgehe/ seiner sonderbaren Froͤmmkeit zuzuschrei- ben sey. Dann bißweilen auch die Gottlose gequaͤlet werden/ auf daß sie nicht in ihren Suͤnden fortfahren koͤnnen/ wie sie wollen; hinwiderum haben auch die Fromme mehrmal gute Tag/ daß sie in ihren guten Wer- ken desto baͤsser fortfahren moͤgen; aber beydes geschiht nicht allezeit: auch Das Zehende Capitel. auch nicht nothwendig. Dann was ein jeder zu Lohn haben soll/ wird sich in der kuͤnftigen Welt finden/ wie der Herꝛ spricht bey dem Johanne im V. Die da gutes getahn/ werden aufer- stehen zum Leben; die aber boͤses ge- tahn/ zum Gericht. Was aber die- ses Leben betrifft/ gehet es viel anderst her/ doch also/ daß die Ungleichheit dannoch bey GOtt etwas gleiches habe/ gleich wie an einem Leib un- gleiche Glieder sind/ hoͤhere und ein- gezognere/ groͤssere und kleinere/ aus welchen allen die Gestalt nur desto annehmlicher wird. Gleich wie/ wañ ein Bildschnitzer oder Stecher zu sei- ner Arbeit Erz bereitet/ und einen Teihl daran tieffer/ einen Teihl nicht/ hinsetzet/ weiset er uns mit groͤster Kunst eine solche Ungleichheit/ die wir ehe nicht verstehen/ als wann sei- ne Arbeit gar vollfůhret/ und das ganze Werk beysammen ist. Wann N vij wir Das Zehende Capitel. wir aber auch gleich die Ursachen sei- ner Kunst nicht verstůnden/ waͤre dennoch der Meister nit ohne Kunst: also duͤrfen wir auch nicht schliessen/ daß darum alles zu hinderstfoͤrderst hergehe in der Welt/ weil wir eben die Ursachen dessen nicht erfinden koͤnnen. Um eben selbe Zeit/ hat auch der beredte Bischoff zu Constantinopel Johannes Chrysostomus gelebt/ und auf gegenwaͤr- tigen gedachten Zweck gleicher weiß also ge- schrieben/ Chrysost. Hom. ad Populum Antio- chenum LXIV. de Fato \& Provid. Orat. IV. edit. Paris. MDCIX. p. 821. quæ pe- nè eadem repetuntur Tom. VI. Homil. XI. de Divitiis \& Paupertate ed. MDCXXIV. p. 763. vorab/ weil er gesehen/ daß viel in allerley Gedanken gerahten wolten/ wann sie sahen/ wie in denen so genanten Gluͤcksguͤtern/ so manche Gottlose fuͤrge- zogen wurden manchem froͤmmsten Men- schen. Seine Wort heissen zu Teutsch also: Wenn du sehen wirst/ wie mancher/ der Das Zebende Capitel. der es ja nimmermehr wehrt ist/ so reich worden sey/ klage ja GOttes Vorsorg nicht an; laß dir auch kei- nen solchen Gedanken entstehen; In unserm menschlichen Leben gienge es unbedachtsam und ohngefaͤhr zu; weil der ja/ der es nochmal nit wehrt ist/ so reich sey. Gedenke an Lazarum und den Reichen Mann/ wie dieser den groͤsten Schatz und Uberfluß aller Dinge gehabt/ der doch so un- barmherzig war/ so unfreundlich/ wilder als seine Hund. Diese liessen sich gleichwol Lazarum/ so zu reden/ erbarmen/ heilten und leckten seine Schwaͤren an seinem ganzen Leib; da dagegen er/ ihm/ nicht die Brosa- men ließ/ die von seinem Tisch fielen. Gedenke/ sprich ich/ wie der allen U- berfluß hatte: jener arme aber der recht (an der Seelen) reich/ recht/ (in geistlichen Guͤtern) vermoͤglich war/ dannoch in die aͤusserste Armuht ge- rahten Das Zehende Capitel. rahten sey/ daß er auch die Nohtdurft nicht hatte/ und mit Hunger und Krankheit angefochten wurde; also/ was jener zu viel/ dieser zu wenig ver- mochte. Gleichwol wurd er nicht un- gedultig/ kein boͤß Wort gieng aus seinem Mund/ uͤber GOtt klagte er nicht/ seine Vorsorg tadelt er nicht/ keinem blinden Fato schrieb er zu/ was ihm begegnete; Er dachte auch so bey sich selbst nicht: Ich/ der ich keine sonderbare Suͤnd auf meinem Gewissen trage/ muß solche aͤusserste Straff leyden/ von Hunger ver- schmacht/ von der scheußlichsten Kranckheit verzehret/ allmaͤhlig bald ohne Menschen-Gestalt hinsterbend: jener ist reich in Wolluͤsten/ meines Elendes unbedacht/ noch wol solches mir fuͤrwerffend. Den unmenschli- chen/ unbarmhertzigen/ blutgierigen/ steinernen Menschen hat Gott uͤber so viel Guͤter gesetzt: mich dagegen/ der Das Zehende Capitel. der ich ihn nit mit einem Wort belei- diget/ laͤßt er in solchem Elend und Schmertzen ligen. Wo ist da sein gerechtes Gericht? wie schickt sich das zu seiner Vorsorg uͤber uns? Aber nichts solches laͤßt sich Lazarus hoͤren. Ist es dann nun nicht ein ungereimt Ding/ daß die/ die solch E- lend leiden; dannoch von Gott das baͤste reden; und du/ der du solchen Jammer nicht an dir traͤgst/ wilst da- rum spoͤttlich von Gott reden/ wa- rum andere guts von ihm reden? Im fünfhundertesten Jahr nach Christi Geburt hat der Seel. und fuͤrtreffliche Leh- rer Aurelius Augustinus, Bischoff zu Hippon in Africa, auf abermal dergleichen Schlag also geschrieben: Augustinus E narrat. in Psal. LXVI. e. d. p. 247. A. Nit allein haben die From̃en ihre Haͤuser voll; oder die werden nicht allein erꝛettet/ und von einer Krankheit gesund; auch Das Zehende Capitel. auch haben nicht allein diese/ Kinder und Erben; oder allein Gelt und Gut/ oder was sonsten zu diesem zeitlichen und vergaͤnglichen Leben vonnoͤhten ist. Die Boͤsen haben eben das/ und bißweilen habens die Frommen nicht. Aber bißweilen mangelts auch den Boͤsen/ und diesen oft mehr als je- nen; doch zu weilen haben diese auch mehr als jene. Diese zeitliche Güter hat Gott so vermengt haben wollen; weil/ wann ers den Frommen allein gebe/ die Boͤsen darfůr halten moͤch- ten: Um derer zeitlichen Guͤter wil- len/ muͤsse man Gott fuͤrchten. Wi- derum wann er diese allein den Boͤsen gebe/ moͤchten andere abgeschreckt werden fromm zu werden/ und sich zu Gott zu bekehren/ auf daß sie nicht an solchem allen einen Mangel haben muͤßten. Auf daß nun ein jeder/ wie es ihm auch in der Welt gehe/ ob er geehrt oder ver- Das Zehende Capitel. veracht/ gehoben oder gedruckt/ reich oder arm werde/ und dergleichen/ nicht dem blin- den Gluͤck: sondern GOttes Regierung zuschreibe/ die in allen ihre gewisse Ursachen habe/ ob schon nicht allezeit uns wissend ge- machte/ spricht er: August. Enarr. in Psal. CXLIIX. e. d. p. 648. C. D. Was uns nicht nach unserm Willen gehet/ gedenke man/ daß es nach Gottes Willen ge- schehe/ nach seiner Ordnung/ Geheiß/ nach seinen Gesetzen/ und wann wir nicht verstehen/ was und warum es geschehe/ so weise man sich selbst auff seine Vorsorg/ welche nichts ohne Ursach tuht; welchẽ nach alle Gotts- laͤsterung aufhoͤren wird. Dann wañ wir anfangen zu disputi ren von sei- nen Werkẽ/ warum diß/ warum das? und so haͤtte ers nicht machen sollen/ so sey das uͤbel getahn; wo bleibtda das Lob Gottes? damit hastu das Halle- luja verlohren! Vielmehr betrachte alle Das Zehende Capitel. alle Dinge so/ wie du GOtt gefallen moͤgest/ und den Werkmeister loben. Nit anderst/ als wann du ohngefehr in eine Schmitten kaͤmest/ dich nicht erkuͤhnen wuͤrdest die Blaßbaͤlg zu tadeln/ die Amboß/ die Haͤmmer. Und setze einen solchen/ der nicht verstehe/ was und warum das sey/ das er doch tadeln will/ wird er nicht/ wann er die Kunst deß Werkmeisters nicht kan/ und nur allein ihn als einen anderu Menschen ansihet/ wird er nit sprich ich sich selbst antworten: Nicht ohn Ursach sind daher die Blaßbaͤlg ge- setzt; der Meister weiß wol/ warum? ob schon ich es nicht weiß. Ist das nun nicht ein wunderlich Ding/ daß einer/ der das Hertz nicht hat/ in der Werkstaͤtte den Meister zu tadeln/ unsern Herꝛn GOtt/ in der grossen weiten Welt meistern will? Also nem- lich geschiht nichts spricht er nochmal: August. L. III. de Trin. c. IV. e. d. p. 93. Nichts Das Zehende Capitel. Nichts geschiht sichtbarlich und em- pfindlicher weiß/ was nicht unsicht- barer und unempfindlicher weiß/ aus deß obersten Herꝛn Hof entweder be- fohlen oder zugelassen werde/ nach sei- ner unaussprechlichen Gerechtigkeit/ zu belohnen oder zu bestraffen/ zu ei- nem Dank oder Vergeltung/ in dem ganzen/ und gleichsam grossen Regi- ment aller seiner Creaturen und Ge- schoͤpfe. Und an einem andern Ort sagt er: Wer wolte Gott vorwerfen/ daß er ihm auch nur im geringsten un- recht taͤhte; weil auch bey einem welt- lichen Prinzen stehet/ dem ein Pferd/ jenem eine Ketten/ dem ein Amt/ je- nem gar nichts zu schenken. Und ge- setzt/ wir můssen haben/ was zu unsers Lebens Nohtdurft gehoͤrt/ so taͤht uns doch Gott kein Unrecht/ wañ er auch solches wegnaͤhme/ nur um seiner Ma- je staͤt/ Ehr uñ Hoheit willẽ. Was ha- ben wir dann zu klagen Ursach. Unter- tahnen Das Zehende Capitel. tahnen sind wir/ und nimmermehr die/ die wir uns selbst/ wie wir wollen verpflegen koͤnnen. Eben in dem fuͤnfhundertestem Jahr nach CHristi Geburt hat Theodoretus, Bischoff zu Cyro in Syria/ von der unter- schiedenen Austeihlung der Gaben Gottes/ also geschrieben: Theodoret. T. I. Q. CVIII. in Genes. edit. Colon. MDLXVII. p. 31. Wol ist zu behal- ten/ daß von der Welt Erschaffung an/ vast ůberal so ergangen/ daß die jüngere Geschwistere/ den Erstgebor- nen in zeitlichen Guͤtern vorgezogen worden sind. Dann dem allererstge- bornen Cain/ ist Abel fuͤrgesetzt: dem Japhet der Sem/ da er doch der an- ‚der war (dann es heißt Gen. X. 21. Sem/ Japhet deß groͤssern/ Bruder) dem Ismael der Isaac/ dem Esau der Jacob/ Judas und Joseph sind Ru- ben vorgesetzt/ Ephraim dem Ma- nasseh/ und so fort/ bey denen die her- nach Das Zehende Capitel. nach gefolget sind; dann auch dem Aaron Moses/ und David seinen sieben Bruͤdern fuͤrgezogen worden/ ob er schon der Juͤngste war. Anderst- wo gibt er unterschiedliche Ursachen/ wel- cher wegen/ Gott/ solch eine ungleiche Auß- teihlung seiner Guͤter behalten habe. Da er erstlich gewiesen/ daß dergleichen schon uns vorgezeigt worden waͤre/ an dem Un- terschied der Glieder deß menschlichen Leibs/ deren eines edler/ nuzbarer/ ehrlicher: eines geringer/ unwehrter sey/ wie seine Wort in in Lateinischer Sprach/ in den Anmerkun- gen zu lesen sind; setzt er nun noch diese: Theodoret, T. II. Serm, VI. de Pro- vid. e. d. p. 687. Wann die Menschen alle glei- ches Stands/ alle gleiches Reich- tums waͤren/ wie koͤnten sie sich selbst Nohtdurft schaffen? oder welcher wuͤrde dem andern dienen wollen/ wann einer so viel als der ander haͤt- te? wer würde beym Herd stehen/ Speisen zu bereiten? wer wuͤrde ba- chen Das Zehende Capitel. chen/ oder malen/ oder durch Siebe reuten? wer wuͤrde waschen/ kochen/ beym Feuer vast verbraten/ wann ihn nicht die Noht und der Mangel dar- zu triebe? Wer hat jemals gepfluͤget/ geackert gesaͤet/ gemaͤhet/ eingeführt/ außgedroschen/ den nicht die Armut zu solcher Arbeit getrieben hat? wer waͤre jemals in einem Steinbruch ge- funden worden/ selbe gehauen/ ein schoͤn Gebaͤu davon zu machen/ wañ nicht abermal der Mangel ihn darzu gezogen? wo ist jemand/ ausser dem/ ein Schiffer worden/ zur See ge- handelt/ das Ruder gezogen/ ein Schuster/ ein Weber/ ein Toͤpfer und Schmid worden? Dann wann einer so viel Reichtum haͤtte als der ander/ lidte sichs nicht/ daß einer dem andern dienete: sondern eines aus die- sen zweyen wuͤrde nohtwendig fol- gen. Entweder daß ein jeder zugleich alle Kuͤnste koͤnte und triebe/ oder es wurde Das Zehende Capitel. wuͤrde zu besorgen seyn/ daß keiner sei- ne Nohtdurft haben moͤchte. Daß aber unmuͤglich sey/ daß einer alle menschliche Kuͤnste lerne/ darf keines Beweises/ weil es die Erfahrung au- genscheinlich lehret. Dann wann ei- ner nur zwo zugleich lernen will/ ver- derbt er eine mit der andern; weil eine die ander hindert. Dann wann das Gemüht auf unterschiedliche Ding denken soll; also alles zugleich nicht fassen kan; wird es zwar etwas von beyden Kuͤnsten aufklauben: zur Vollkommenheit aber/ wird er nit in einer gelangen. Also folgt das ander. Wañ alle gleich in Reichtum (so ist es eben auch mit andern) und Guͤtern waͤ- ren/ wurde solches einen Weg zum Untergang machen/ und gieng uns wie denen/ die den Lust zum essen ver- lieren/ wann sie sich uͤberessen: Dann wie diese mit vielem essen den appe- tit schwaͤchen; Also wollen jene den O Man- Das Zehende Capitel. Mangel haben damit/ daß sie gar gleich reich und beguͤtert seyn wollen/ und ziehen den Reichtum/ der den Un- tergang bringet/ der Armut vor/ die sie in ihrem Stand und Leben haben. In Frankreich hat wider in selbigen hun- dert Jahren Divus Prosper, nur die Gemuͤ- ter der Menschen zu befriedigen/ die sich ent- weder hartseelig dunken liessen/ oder neidisch werden wolten/ so es ihnen nicht gieng wie andern/ also schoͤn D. Prosper L. II. de Vocat. gentium C. XXXII. e. d. p, 310. b. geschrieben: Wañ man nicht ůber seiner eigenen leibli- chen Eltern Urteihl klagen darf/ wañ sie einen oder andern Sohn/ ehe sie ihn noch recht in die Prob nehmen/ ehe sie sich sonderlich um die Eltern verdient: dannoch für den andern Kindern lieb haben; ja wann einem Herꝛn frey stehet/ sich gegen seinen Dienern zu erzeigen nach belieben/ und mit recht von keinem getadelt wird/ wann er aus denen/ die alle seine Diener Das Zehende Capitel. Diener sind/ einen und andern ehrli- cher haͤlt/ und etwas bessers lernen laͤst: Soll man dann den obersten Vatter und rechten gütigsten Herꝛn verdenken/ daß in seinem grossen Hauß/ (dieser Welt) auf unzaͤhliche Art und Weiß/ alles/ unterschiedlich geordnet ist. Noch einen Bischoff zu Massilien in Frankreich/ Salvianum, wollen wir hoͤren/ in abermal obgedachtem seculo, also võ sei- ner Zeit/ da sie sonderlich Gluͤck und Sieg wider ihre Feind hatten/ redend: Salvianus L. VII. de gub. Dei. p. 258. e. d. Wañ uns zuweiln wider unser Hoffnung und Verdienst/ GOtt etwas zuer- teihlt/ schreibt es einer dem Gluͤck zu/ einer dem ungefaͤhren Ausgang/ ei- ner dem Befehl der Obersten/ einer den Rahtschlaͤgen/ einer dem Lehr- meister/ einer dem Schutzmann; kei- ner aber wills unserm Herꝛn GOtt zuschreiben; Und wundern dabey/ O ij wann Das Zehende Capitel. wann uns die himmlische Hand et- was versagt/ und wollen ihrs doch nicht zumessen/ was sie gegeben hat. Damit aber tuhn wir das/ weil wir/ was uns zustoͤsset/ entweder dem zu- faͤlligen Ausgang/ oder der Tugend der Obersten/ oder sonst andern nichts wehrten Dingen zumessen. Solcher Gestalt aber muͤssen wir auch dem Erdboden danken/ daß wir jaͤhrlich unsere Exnde und Schnitt haben; und den Weinbergen/ die wir lesen koͤnnen; und dem Meer/ darinn wir Fisch fangen; und den Waͤldern/ darinn wir Holz faͤllen; und den Schaafen/ die uns Wolle geben; und den andern Tiehren/ mit deren Fleisch wir uns saͤttigen. Dann warum sol- ten wir Gott fuͤr diese/ als Woltah- ten danken/ deme wir um der groͤsten Guttahten Willen/ nicht dankbar zu seyn begehren? Von den unterschiedli- chen Austeihlungen aber der Guͤter deß Hoͤchsten Das Zehende Capitel. Hoͤchsten unter uns Menschenkinder/ schreibt er Salvianus L. III. de gub. Dei. e. d. p. 67. die schoͤne Wort: Was fragst du mich/ warum einer groͤsser und hoͤher/ einer kleiner und niderer; einer Elend/ einer nicht elend; einer stark/ einer schwach sey? Zwar um was Uꝛsachen willen solches unser Herꝛ Gott tuhe/ kan ich nicht wissen; aber Ursach uͤber Ursach ist mir/ weil ich weiß/ daß das von Gott herꝛůhret. Dann/ wie Gott mehr ist/ als aller Menschen Vernunft: also soll mir nur mehr als Ursach seyn/ weil ich weiß/ daß Gott solches tuhe. Und et- was vor erstgesezten Worten spricht er also: Warum es den Frommen haͤrter ge- het als den Boͤsen; jene ligen/ diese gesund seyn/ kan ich zwar vernuͤnf- tiglich und mit Verstand sagen: Die Heimligkeit weiß ich nicht/ und was Gottes Rahtschluß ist/ kan ich nicht O iij sagen. Das Zehende Capitel. sagen: Es ist mir aber zur Sach ge- nug/ was die himmlische Wahrheit selbst saget: Sie sehe alles/ sie regiere alles/ sie richte alles. Wann du wis- sen wilt/ was von solchen Faͤllen zu halten sey hastu die Heilige Schrifft; wirstu das behalten/ was sie dir saget/ so hast du die vollkommene Ursach. Von mir aber fordere keine weiter/ warum es GOtt da und dort also mache? Ich bin mehr nicht/ als ein Mensch/ der ich Gottes Heimligkei- ten nicht ergründen mag/ solche auch zu erforschen mich nicht unterstehe/ und deßwegen weiter anzuruͤhren Scheu trage; weil eben das so viel ist/ als wann einer sich verwegen wolte einen Kirchenraub zu begehen/ so er mehr wissen wolte/ als ihm zugelassen ist. Laß dir das benuͤgen/ daß GOtt spricht: Alles in allem regiere/ ver- walte/ verteihle er. Sechshundert Jahr nach Christi Ge- burt/ Das Zehende Capitel. burt/ hat Pabst Gregorius, mit dem Zu- nahmen Magnus, gleichen Beyfall gege- ben/ da er diese Wort setzt: Gregor. Magn. L. XII. Moral. c. l. Ohne deß allwaltenden Gottes heimlichen Raht/ widerfaͤhret den Menschen nichts in dieser Welt. Dann wie GOtt alles künftige vorher gesehen: also hat ers auch von Ewigkeit be- schlossen/ wie es in der Zeit nach und nach gehen solle. Daher ist es dem Menschen gesetzt/ entweder was der fuͤr Gluͤck in der Welt haben werde/ oder was jener fuͤr Unglück leyden sol- le; auf daß nicht/ entweder seine Auß- erwehlten/ die uͤber grosse Glücksee- ligkeit erhebe: oder allzugrosses Un- gluͤck zu Boden drücke. Anderweit spricht er wider: Idem Lib. d. c. XXII. Ofter sehen wir/ daß weise und verstaͤndige Leut die- nen; Tohren aber und Albere/ Herꝛn sind. Wir sehen/ daß jene/ wie Knecht O iiij gehal- Das Zehende Capitel. gehalten werden: diese Hoffaͤrtig wie Tyrannen domini rn. Wie kan dann das GOttes Will und Mey- nung seyn/ daß ein Narꝛ eines Wei- sen Knecht seyn soll? (verstehe wann wahr ist/ was Salomon sagt: Prov. XI. 30.) Da doch solcher Gestalt der Weise/ eines Narꝛen Knecht wird? Es ist aber zu wissen/ daß/ wann gleich ein Tohr ůber einen Weisen fuͤr mensch- lichen Augen/ Gewalt und Macht hat; Wann er gleich ihm Můhe und Arbeit auflegt/ schaͤndet und schmaͤ- het: ihn doch nur mehr reinige/ und von Suͤnden lautere/ wie ein Silber im Ofen. Solcher Gestalt geschihet/ daß ein Narꝛ auch unter dem/ daß er uͤber einen Weisen herꝛschet/ ihm doch unwissend diene; weil er ihn nur/ mit seiner Herꝛschafft über ihn/ froͤm- mer und Gottseeliger machet. Nicht anderst pfleget zu geschehen/ daß auch bißweilen die Diener ihren Jungen Herꝛn Das Zehende Capitel. Herꝛn vorgesetzt sind als Hofmeister/ uͤber ihre mores, Leben und Wan- del/ sie ziehen und straffen/ und doch einen Weg als den andern Diener bleiben; weil sie darauf bestellet sind/ daß sie mit ihrer Zucht ihrer Herꝛ- schafft bedienet sind/ die nur dadurch zunim̃t und wolgezogener wird. Weil demnach damit/ was die Frommen von den Boͤsen leyden muͤssen/ ihnen nur zu ihrem Baͤsten gedient wird; ist anders nicht/ als daß die Boßheit mitten in ihrem Wuͤten/ der Froͤm- keit dannoch Nuzen und Heil bringet. Nochmal spricht er: Greg. Lib. XXIX. Moral. c. XXXII. Wer solte es verstehen koͤnnen/ wie subtil Gottes Heimlichkeiten sind/ daß manchmal/ der eine gerechte Sach hat/ nicht nur nicht recht haben soll/ fuͤr dem weltli- chen Gericht: sondern noch gestrafft werden; da doch sein Widerpart/ der allerdings unrecht hat/ nicht nur nit O v abge- Das Zehende Capitel. abgestrafft werden: sondern die Sach gewinnen soll. Einer erlangt die Ehrenspitze/ der doch nichts su- chet/ als den Leuten weh zu tuhn: ei- ner wolte von Herzen gern/ die/ so un- recht leyden/ verteihdigen und be- schuͤtzen; und wird doch selbst hie und da gedruͤckt. Einer suchet mit ver- langen seine Ruhe; und Geschaͤff- te kommen ihm hauffenweiß. Ei- ner wolte sich gern hie und da brau- chen lassen; und kein Mensch will ihn doch brauchen. Wer wolte dann dieser him̃lischen Gerichte/ Secreta oder verborgene Schluͤsse eroͤffnen? Wer will diese unterschiedliche Waa- ge der verborgenen Gerechtigkeit er- reichen; weil keiner in die geheime Kammer der Gerichten Gottes/ als ein Registrator, eingelassen worden ist? So sage mans nun einem Men- schen/ daß er seine Unwissenheit er- kennen soll; Erkennt ers aber/ daß er da- Das Zehende Capitel. darum in Fuͤrchten stehe: in Fuͤrch- ten aber stehe/ auf daß er demuͤtiger werde; demuͤtiger aber werde/ auf daß er sich nichts einbilde; nichts einbilde um deßwillen/ auf daß er um seines Schoͤpfers Hülf bitte; weil er sihet/ daß/ so er auf sich selbst bauen wolte/ er lebendig tod seyn wuͤrde. Biß hie- her Gregorius, Alles zu dem End/ auf daß er doch unserm Grůbeln ein Gebiß anlege/ weil/ wie er etwas vorher sagte: Gregor. M. l. d. c. XXXI. Idonei quidem sumus ad hæc con- sideranda quæ fiunt: Sed idonei non sumus ad hæc investiganda, cur fiant, das ist: wir zwaar dazu tůgen/ daß wir solche Faͤlle/ die sich begeben/ betrach- ten: aber nicht dazu/ daß wir die Ursach gewiß sagen moͤgen/ warum sie geschehen. O vj An- Das Zehende Capitel. Andacht-Lied. Uber den Spruch Matt. XX. 22. Ihr wisset nicht/ was ihr bittet. Nach der Singweise: JEsu/ der du meine Seele/ ꝛc. oder: Dafnis gieng vor wenig Tagen/ ꝛc. 1. B Ott/ du Geber aller Gaben! Sonst von niemand/ als von dir muß man alle Haabe haben/ die uns nůtz und noͤhtig hier. Vater/ wir sind deine Kinder. Du bist gut/ sind wir schon Suͤnder/ gibest/ wann durch Jesum sich unser Bitten haͤlt an dich. 2. Ich soll; Herꝛ! was soll ich/ bitten? Meine Seel hat kein Gesicht in der finstren Leibeshuͤtten. Mein Verstand verstehet nicht/ was Das Zehende Capitel. was/ von diesen Erden-sachen ihn recht gluͤcklich moͤge machen/ blind wie eine Fledermaus; Suͤnd/ sticht ihm die Augen aus. 3. Offtmals meynt er wol/ er sehe/ setzt ihm Fleisches-Augen ein. Solt er/ der blind in der Naͤhe/ in die Ferne sehend seyn? Fleisch eswill ist sein Verlangen; es nim̃t seinen Wunsch gefangen Wollust/ Ehre/ Gut und Gelt/ und der falsche Schein der Welt. 4. Ach! er wuͤnscht nur meinen Schaden. Gold macht/ daß man Gott nit acht/ pflegt zn Suͤnden einzuladen/ und das Herze sicher macht. Lust verjrdischt das Gemůte/ tritt aus der Vernunfft Gebiete. Ehr’ und Hoheit/ Stolz gebuͤrt/ der von Gott zur Hoͤlle führt. 5. Weiser Vater/ du weist baͤsser/ was mir nuͤtz und seelig hier. O vij dei- Das Zehende Capitel. Deinem Kind gib nicht das Messer/ daß es etwan heischt von dir. Ja ich bitte/ wann ich wolte bitten/ was mir schaden solte/ wollst du mich erhoͤren nit. Deine Weißheit weiter siht. 6. Eine Bitt nur mir erfuͤlle/ Ach gewaͤhr mich diß allein: Gib mir/ Vater/ was dein Wille; Lehr mich dann zufxieden seyn/ und nach deinem Willen leben! Du bist gut/ und wirst mir geben/ was ich hab vonnoͤten hier/ biß ich seelig komm zu dir. Erklaͤ- Man wird in der Welt Wie es Gott gefelt Auf die Schau gestelt Das Eilfte Capitel. Erklaͤrung. Scena Dei, Mundus. 2. Dare quos lubet, histrio soccos dat tibi. 3. Personam, quam dedit, arte geras. I Ch bilde mir die Welt/ als einen Schauplatz/ ein/ auf dem von anbeginn ein Schauspiel wird gespielet: Da tritt man auf und ab; da spielen groß uñ klein; biß daß die Action vom Tode wird bezielet. Die Spielpersonen sind die Menschẽ; von Geburt und Ankunfft alle gleich/ und gleich auch in dem Sterben: ein Koͤnig keiner nie mit Recht gebohren wurd; durch Tugend und durch Wahl soll er die Kron erwerben. Spielschauer/ Engel sind und Teuffel/ die genau betrachten/ schreiben auf/ und merken/ Werk’ und Worte. II. Gott/ Schauspielhalter ist/ stellt jeden auf die Schau; der weißlich weiß/ worzu/ zu welchem Stand und Orte sich der und dieser schickt/ was er agiren kan. Er sihet nicht auf das/ was Menschen-augen preisen; das Herze sihet er und die Gedanken an; Ihm ist nicht alles/ Gold/ wie uns/ was pflegt zu gleissen. Dann Das Eilfte Capitel. Dann teihlt er Kleider aus. Die Kleider/ sind der Stand darinn wir leben hier/ darein uns Gott gesetzet. Der prangt im Koͤnigs-schmuck: der lumpt im Knechts-gewand: (schaͤtzet. Vor GOtt/ sie beyde sind an Ehren gleich ge- Wohl-spielẽ/ wird gelobt; nicht/ wolgekleidet gehn/ nicht/ herꝛlich treten auf auf einer Schau- spiel-buͤhne: (zu sehn; So/ pflegt Gott auf den Stand deß Lebens nicht Nur/ daß man lebe recht/ nur daß man wol bediene und spiele die Person/ die zugeeignet wird. (Ehre. Du seyst Herꝛ oder Knecht: Spiel wol so hast du Es wartet Lohn und Kron auf den/ der wol agirt: ob er ein Lazarus/ ein armer Irus/ waͤre. III. Neid keinen/ ob er baß bekleidet ist/ als du; Nit aͤrgre dich am Glück der Gottsvergessnen Leute; Schau sonder Neid uñ Leid dem Kleider-aufzug zu: Es deckt das Goldgewandt oft raͤudig-sieche Haͤute; es beissen Sorgenlaͤus’ oft aͤusserlichen Pracht/ der nur geliehen ist/ man muß ihn wieder geben. Erwarte/ biß dem Spiel ein Ende wird gemacht: den Ausgang straffet selbst ein boͤßgespieltes Leben. Der Boͤse traurig schliest/ fieng er schon froͤlich an; deß Frommen Leyden sich in Freuden pflegt zu enden. Wohl dem/ wie weh ihm ist/ der auf dem Jam- merplan (anlaͤnden. Hier steht! gen Himmel er zur Wonne wird Das Das Eilfte Capitel. Das Eilfte Capitel. Bringt auch der Heyden Einstimmen heran. S Chamroht machen hierinn die Heyden viel unter den Christen/ die sich Gottes Vorsorg nicht so haben zuer geben wissen und lernen wollen; ungeacht sie tausentmal mehr Ursach ge- habt haben als jene. So elend dem Stand/ und so krum̃ dem Leib nach/ der Heyd Epictetus war/ so vergnuͤgt war er mit seinem Zustand/ und so wolt und wiese er allen/ wie sie teihls in dergleichen/ teihls in groͤssern und kleinern Gluͤck und Ungluͤck tuhn/ und Gott/ der alles also nach seinem Gefallen austeihle/ still halten solten. Im XXI. Cap. seines Handbuͤch- leins schreibt er also: Du must gedenken/ anderst sey in diesem Leben nicht um- zugehen/ als mans bey einer Gasterey machet. Wann man dir darob etwas fůrlegt/ Das Eilfte Capitel. fůrlegt/ so nimm mit Bescheidenheit einen teihl davon. Ubergeht man dich! so laß fahren. Ists noch nicht an dich kom̃en/ so lasse dir das Maul nicht waͤssern; sondern warte biß dich die Reihe trifft. Wann du der- gleichen tuhst/ so du gern ein Ehweib und Kinder haͤttest/ gern im Regen- tenstand waͤrest/ gern reich; wirst du uͤber der Goͤtter Tafel sitzen koͤnnen. Wann du es aber/ so du es ja erlangt hast/ achtest/ als wann du es noch nit haͤttest/ wirstu nit so wol der Goͤtter Gast: als ihres Reichs Genoß einer heissen. Im XXIII. Cap. spricht er abermal: Gedenke daß du in dieser Welt wie ein Comœdiant seyest/ und diese Comœdi oder Tragœdi dieses Le- bens spielen wollest/ die deinem Meister gefallen wird. Will er ein lange: so mache es mit; sols ein kůr- zere seyn: machs auch kurtz. Will er Das Eilfte Capitel. er daß du sollest einen Bettler agirn/ so sihe/ daß du die Person meisterlich vetrettest; also auch/ so er wolte/ daß du hinken soltest; so er wider wolte daß du einẽ Fuͤrsten præsen tirn sollst/ oder im Gegenteihl einẽ gemei- nen Mann. Dann die Wahl/ welche Person du seyn moͤgest/ steht bey dir nicht; Das aber gebuͤrt dir/ daß du dich recht und kuͤnstlich den stellest/ den du dich stellẽ solst. Was Bion sagte/ schickt sich wol darzu: Das Gluͤck/ spricht er/ ist wie eine Comoͤdiantinn/ die den zu erst auf der Spiel buͤhne reden laͤßt/ jenen zum andern; den einen Koͤnig agirn/ jenen eine geringe Person. Wann du demnach zum andern re- den sollest/ so tritt nit zum ersten auf/ sonst wirstu einen grausamẽ Unform/ und ein ungereimtes Ding tuhn. Der alte Teles sprach gleich so: Ein ehrliches Gemuͤht müsse es machen/ wie einer der wol agirt in einem Schauspiel. Was Das Eilfte Capitel. Was er fuͤr eine Person vertrettẽ soll/ darein kan er sich manierlich schicken: Also soll auch jenes Gemüht in dem Stand seyn/ in dem es das Gluͤck haben will. Was aber da das Glück/ oder die Comoͤdiantinn heisse/ hat der alte Platonische Maximus Mvximus Tyrius Dissertatione XXXV II. ex edit. Heins. p. 251. ausgelegt/ daß es GOtt selber waͤre/ der einen jeden in dem gemeinen Leben/ den sich so zu erzeigen hiesse/ jenen wider anderst. Gar zu schoͤn aber spricht Epictetus wider: XXXVIII. Cap. Wer die Goͤtter ehren will/ kan mehr nicht tuhn/ als wann er recht von ihnen uͤrteihlet/ und haͤlt; einmal/ daß sie seyn; anders mals/ daß sie wol und gerecht dieses alles regieren; um weß- willen ihnen zu folgen/ und mit allen vorlieb zu nehmen sey was geschihet/ und zu vertragen williglich/ eben da- rum/ weil es von dem allerherꝛlich- sten Wesen herꝛuͤhret. Dann auf die- se Wei- Das Eilfte Capitel. se Weise wird man sich nie über sie beschweren/ anch über sich selbst nie klagen/ als wann man von ihnen hin- dangesetzt und veracht werde. Unter vielen Reden die er noch fuͤhret/ ist nicht auszulassen/ was er im LXXVII. Cap. setzet: Allezeit/ wann man was angreiffen will/ soll man vorher also bitten. Du hochster Gott/ und du sei- ne Vorsehung/ leite und fuͤhre mich/ wohin ihr mich haben wollet. Dann ich will hurtig folgen. Im Fall ich aber je nicht wolte aus Ungehorsam: so treibe mich wider meinen Willen zur Nachfolg. Es soll aber solches Ge- bet Epictetus von dem weisen Cleanthe von Asso buͤrtig/ Zenonis Discipel/ und Chrysippi Lehrmeister genommen haben/ wie Simplicius in seinem Commentario berichtet. Unterschiedlicher solcher Reden mehr hat Arrianus aus Epicteti Mund aufge- zeichnet. Nur der deutlichsten etlicher wol- len wir gedenken. In seinem dritten Buch und Das Eilfte Capitel. und dessen XVII. Cap. stehet also: Wañ du die Vorsorg Gottes anklagest/ ist bessers nichts/ als du gehest in dich selbst; weil du sotahn bald finden wirst/ daß/ was geschiht/ auf gewisse bescheidene Weise geschehe. Aber doch/ sprichst du/ gehets dem Gottlo- sen baͤsser als mir? Ich frag aber wo- rinn? Darinn/ daß er mehr Gelt hat? Dann darinn tuht er dirs bevor/ daß er schmeichlen kan/ daß er unver- schaͤmt ist/ daß er darauf Tag und Nacht dichtet. Lasse dich aber solches nicht jrꝛen/ und sihe vielmehr darauf/ ob er dir es bevor tuhe an der Aufrich- tigkeit/ an der Schamhafftigkeit. Da wirst du es aber nicht finden; son- dern vielmehr das urteihlẽ: daß dir in weit baͤssern Dingen auch weit baͤsser gehe als ihm. Und nach wenig Worten setzter: Warum haͤltest du dann je- nen gluͤckseelig um Derer Dinge wil- len/ die du selbst verfluchst? Was suͤn- Das Eilfte Capitel. suͤndigt die Vorsorg GOttes/ so sie baͤssern/ baͤssere Guͤter gibt? Ist es nicht edler schaamhaftig/ als reich seyn? Warum zuͤrnest du dann/ so du das hast/ was baͤsser ist? Im XXIV. Cap. gedachten Buchs schreibt er also: Ein from̃er und weiser Mensch/ eindenk wer er sey/ und von wem er kommen sey/ trachtet einig und allein dahin/ wie er seine Stelle/ die er empfangen hat/ recht vertrette/ und Gott damit seinen Gehorsam er- weise. Wilstu/ spricht er zu ihm/ daß ich laͤnger leben soll! So will ich auch wie du mich alsdann haben wilst/ entweder in einer Freyheit/ oder in einem edlen Stand. Brauchst du meiner laͤnger nim̃er? So geschehe auch das nach deinem Willen. Biß hieher bin ich um deinet Willen ge- blieben/ und um keines andern wegen; und damit ich dir jetzt gehorche/ berei- te ich mich auch zum Abschied. Wie aber Das Eilfte Capitel. aber moͤcht man sagen? Antwort/ wie du gewolt hast; Entweder als einer der frey war/ oder als einer der in dei- nen Diensten war und verstehet/ was du wilst und nicht wilst. So lang ich in deinen Diensten bin/ wer wilst du darinnen seyn/ moͤchstu mich wider fragen. Wilstu ein Fuͤrst seyn oder ein Idiot? Ein Rahtherꝛ oder ge- mein Volk? Ein Soldat oder Obri- ster? ein Schulmeister oder Hauß- vatter? Ich antworte aber: Wohin/ in was für Ort oder Stell du mich stellen wilst! Ehe ich selbe verlassen wolte/ wolt ich ehe/ wie Socrates sprach/ tausentmal lieber das Leben lassen. Wo du mich nun hin haben wilst/ nach Rom oder Athen/ nach Thebas/ oder in die Insul Giaras/ bin ich zufrieden. Nur das begehr ich/ daß du meiner nicht vergessen wollest/ wann ich dahin solte/ da die Leut gottloß und wider die Natur leben. Als Das Eilfte Capitel. Als einer/ der wider deinen Befehl tuht/ begehr ich nicht abzuscheiden: sondern als ein Soldat/ der von sei- nem Obristen durch den Trompeten- schall wider zuruck geruffen wird! So sey das ewiglich ferne von mir/ daß ich dich verlassen solte: sondern ich begehre abzuscheiden/ als einer/ dessen Dienst man nimmer gebrau- chet So ich aber nur ehrlich und from̃ leben kan/ wo es auch waͤre/ begehre ich keinen andern Ort/ als den du mir gewiesen hast; ich suche keine an- dere Leut/ als die/ mit denen du mich hast umgehen lassen wollen. Um baͤssere Zufriedenheit deß Herzens zumachen/ setzt er nach etlichen einen Raht/ wie einer gedachtes alles tuhn koͤnne. Er spricht: Wann du/ in den Insuln Gyaris seyn wuͤrdest/ mustu dir die Roͤmische Art zu leben nicht einbil- den/ und wie viel du da Wolluͤste ge- nossen hast/ wie viel du geniessen koͤn- P test Das Eilfte Capitel. test/ wann du wider hinkaͤmest; Son- dern also mustu da gesinnet seyn/ wie es sich gebuͤhret dem/ der in Gyaris leben muß. Daselbst aber muß man dapfer und großmuͤhtig leben. Wirst du zu Rom seyn/ bilde dir nicht ein/ daß du da leben wollest/ wie wann du zu Athen waͤrest; sondern darauf denke/ wie du zu Rom leben wollest. An aller derer Kurzweil Ergoͤzlich- keit statt setze das einige/ daß du den- kest: du erzeigest den Gehorsam dei- nem Gott/ und damit erweisestu nit mit Worten: sondern in der Taht und Wahrheit/ daß du ein frommer und weiser Mensch seyest. Dann wie hoch meynstu/ daß das zu schaͤzen sey/ wann einer zu sich selbst sagen kan: Was andre meynen/ daß sie/ in ihren Schulen/ herꝛlich und wundersam reden und lehren/ das uͤbe und practi- cire ich schon wuͤrklich/ also/ daß jene nur sizen und von meinen Tugenden reden Das Eilfte Capitel. reden/ von mir disputi ren/ und Ju- piter solcher Gestalt jene/ ihrer Lehr zum Beweiß/ mich fuͤrstellen lasse/ und zugleich selbst von mir verneh- me/ ob ich ihm/ als ein rechter Sol- dat diene? ob ich/ als ein rechter Bur- ger mich halte/ und er mich andern zum Exempel fuͤrstellen koͤnne? Aus allen solchen Anweisungen/ be- schreibt der gelehrte Heins Dan. Heinsius Orat. de Stoica Phi- los. Operibus L. Annæi Senecæ præ- mißâ. einen wei- sen Stoiker unter andern also: Er folge der Ordnung/ die der unsterbliche Gott einem jeden Menschen vorge- schrieben habe. Dem/ den Acker zu bauen; jenem/ einen Schiffmann zu- geben; dem dritten/ einen Soldaten; einem ein Koͤnigreich/ einem ein an- ders Regiment zu verwalten. Dem/ daß er lerne; dem/ daß er lehre entwe- der wenig/ oder die nach ihm kom̃en P ij sol- Das Eilfte Capitel. sollen auf etliche hundert-jahr hin- aus. Das nemlich ist ein grosses und ein herꝛliches Amt! denket er; Und in diesem allem sich erzeigen/ wie man soll/ heißt die Ordnung behalten/ die Gott behalten haben will. Wiltu sel- be trennen/ so tuhst du nicht wie ein Weiser: wilstu dir eine andere wuͤn- schen/ so tuhst du doppelt unrecht. Dann einmal verlaͤssest du dein Amt/ und wirst fůrs andere/ gegen deinem Gott undankbar. Den grossen Alexander trieb solche Be- trachtung dahin/ Plut. in L. de discrimine adulatoris \& amici \& in L. de animi tranquillitate. daß/ als er/ mit dem maͤchtigen Lauffer Crisson in die Wette lieff/ und merkete/ daß dieser ihm mit allem Fleiß die Ehr lassen wolte/ er sich recht da- ruͤber entruͤstet/ andeutend: Joh. Spinæus de Tranquill. animi Lib. IV. in Invidiamp. m. 185. Er liesse sichs/ aus Neid/ nicht verdriessen/ wann er sehe daß andere mehr ver- moͤchten Das Eilfte Capitel. moͤchten als er/ und verstünde wol/ daß die Goͤtter/ welche freygebig ihre Guͤter austeihlen/ wem sie wollen; einem allein nicht alles geben: son- dern dem dieses/ jenem ein anders/ aus sonderbarer Weißheit/ auf daß die Menschen/ denen ein Stolz von Natur anhaͤngt/ sich nicht unterein- ander selbst verachten: sondern/ weil einer deß andern bedarf/ auch einan- der lieben/ und Freundschaft und Ge- genfreundschaft erhalten/ wann die hoͤhere zu ihren Diensten die geringe- re brauchen/ und diese wider jene eh- ren/ achten/ und unter ihren Schutz leben. Stuͤck fuͤr Stuͤck der zeitlichen Guͤter/ daß sie von oben herkommen müssen/ haben auch die Heydnische Poeten Zeugniß ge- geben; also/ daß ihre Reden davon Christ- lich genug waͤren/ wann sie nur an Statt deß Worts Goͤtter/ das sie manchmal gebrauchen/ das Wort GOtt gesetzt haͤt- ten; wiewol etliche es auch also aussprechen. P iij Von Das Eilfte Capitel. Von den alleraͤltisten Poeten einem Hesiodo, der zu den Zeiten der kleinern Propheten gelebt/ sagt der gelehrte Philip- pus Melanchton, in seinen enarrationibus uͤber seine vers, das: Sanctius de Deo non potuisse dici, etsi vim religionis non no- verat, das ist: heiliger haͤtte von Gott nit koͤnnen geredt werden/ ob er schon unsere Christliche Religion nicht ver- standen haͤtte/ als wann er also geschrie- ben: Hesiod. Oper. \& dies v. 3. Sagt mir doch/ wie gehet es zu/ daß ein teihl Menschen/ so gar ge- ring und nidrig in der Welt angese- hen seyn/ ein teihl dagegen so hoch be- ruͤhnit und empor gestiegen? Die Ursach aber ist deß grossen Gottes Will und Gefallen. Der Poet Theognis ermahnet deßwe- gen so gar weißlich/ daß ein jeder mit seinen Gaben/ die er empfangen/ zufrieden seyn solle. Seine Wort heissen also: Theognis sent. ed. Neandr. Basil. M D lix. p. m. 74. Un- ter- Das Eilfte Capitel. terschiedlich teihlt Gott seine Guͤter den Menschen aus/ als deren Schul- digkeit eben deßwegen waͤre fuͤr lieb zu nehmen/ was und wie viel derer ein jeder empfangen habe. Dañ/ wie er un- ter andern auch spricht: Theognis Ed. d. p. 56. Ohne dessen Willen und Ordnung sey keiner reich/ keiner arm/ keiner ungluͤcksee- lig/ keiner gluͤckseelig. So findet es sich auch bey Pindaro; Was er an einem Ort nennt das ἀγαθῇ τύχῃ durchs Gluͤck/ oder σὺν Θεοῖς mit den Goͤttern geschehen sey: erklaͤret er unterschiedlich also: ϑεου̃ συμπράξαν ϑεου̃ ἐδέλοντος, κατὰ ϑεου̃ πρόνοιαν, σὺν ϑεῷ ϑεου´ διδόντος, das ist: mit Gottes Bey- stand/ nach GOttes Willen und Vorsehung/ aus Gottes Geschenk/ Pindarus Olymp. Oda VIII. ed. Schmi- dianæ MD CXVI. p. m. 211. und dergleichen; wie er dañ auch dahin das zaͤhlet/ daß es einem da/ dem andern dort gelingt: einem in dem/ einem in einem P iiij andern Das Eilfte Capitel. audern Stuͤck. Alle/ spricht er/ sind nit grad in allen einander gleich: sondern einer hat das/ einer ein anders Gut empfangen/ das doch Lobens wehrt ist; und von GOtt kommen unter- schiedene Stuffen und Grad/ dar- nach einer in dem/ einer in etwas an- ders sich kan sehen lassen. Absonderlich redet er von zeitlichem Reichtum/ und weiset: von wem der uhr- spruͤnglich herkomme/ und wie man damit umgehen muͤsse. Wann ich viel und grosse Reichtum haben solte/ spricht er/ Pindarus Pyth. Od. III. e. d. p. 111. Seq. wolte ich weder aͤrmere ver- achten/ noch meines gleichen mich ungleich halten: GOtt aber/ der mir solchen Schatz gegeben/ wolte ich taͤglich nach meinem Vermoͤgen eh- ren und preisen. Und folgend spricht er wider: Od. VIII. l. d. p. 293. Viel Narꝛen halten dafuͤr/ wann sie sehen/ daß jemands ohne son- Das Eilfte Capitel. sonderbare Arbeit/ Tag und Nacht rennen und lauffen/ etwas dapffers vor sich bringt/ es sey seiner Weiß- heit und Vorteihl-wissenden Kunst zuzuschreiben. Aber weit ist es ge- fehlt/ und stehet solches bloß/ in men- schlichem Tuhn und Gewalt nicht! Allein Gott ist es/ der manchen reich und groß/ manchen wider arm und nider macht/ nach dem er jedwedern solches zuzumessen beschlossen hat. Ita gentilitiâ suâ religione sentit Poeta, quod Scriptura etiam docet: Deus est qui pauperem facit \& qui ditat, sagt hier- uͤber Lonicerus, das ist; Also urteihlt von zeitlichem Reichtum und Ar- muth der Poet/ seiner heydnischen Religion nach/ was sonsten auch die Schrifft bedeutet: GOtt hab den Reichen und Armen gemacht! Eben daher kommt es/ daß erstgedachter Pindarus, Pindar. Pyth. Od. V. e. d. p. 227. auch das Koͤnigreich und weltliche Gewalt fuͤr Gottes Schickungen P v haͤlt. Das Eilfte Capitel. haͤlt. Arcesilaum nennt er deßwegen ϑεό- μορον der von GOtt die Gnad habe; und bald darauf nennt er seine Gewalt ϑεόςδοτον δύναμιν, eine Gewalt von Gott gegeben; ja uͤber wenige Zeil setzt er hinzu/ was zu Cyrene oͤffentlich gesungen werde: παντὶ Θεὸν ἀιτιον ὑϖερτ ιθέμεν, Alle deine Gůter die du hast/ hast du Gott zu danken/ welches/ wie ob-Ehrngedach- ter Herꝛ Schmidt wol erinnert/ eben das geredt ist/ was Paulus seinen Corinthiern schreibt: Was hastu Mensch das du nicht empfangen hast? I. Ep. IV. 2. Neben unserm Pindaro, haben andere Heyden mehr/ aus dem Liecht der Natur so viel gefunden/ daß auch der Sieg von den Feinden/ nicht plumper weiß: sondern von Gott herꝛuͤhren muͤsse. Als Xenophon die victori der Lacedemonier wider die Argiver erzehlt/ sagt er: X enophon. Histor. Græc. L. IV. edit. Leunclav. græcolat. p. m. 523. Gott hat ih- nen zur selben Zeit das gegeben/ daß sie sich selbst nicht gewunschet haͤtten. Dann Das Eilfte Capitel. Dann wie solt einer das nicht fuͤr goͤttlich halten/ daß sie (die Lacedemo- nier) so viel Feind ůberwinden moch- ten/ uñ selbe für diesen/ als viel schwaͤ- chern/ erschrecken solten/ in Unord- nung gerahten/ sich nirgend wehren/ und vielmehr alles zu ihrem eigenen Schaden handeln. Der Poet Sopho- cles stellt allen solchen Schnarchhansen/ und/ in ihrer Einbild n ng/ Riesen/ das Exem- pel Ajacis fuͤr/ den sein Vatter so treulich erinnert/ daß/ weil er ja nun wider die Grie- chen gehen wolle/ er an sein Wort gedenke/ Sophocles Ajace flagellifero. die beyde/ als seine Tugend/ und foͤrderst GOtt zum Gehuͤlffen neh- me. Da aber Aiax so toͤhricht antwortete: Mit Gott kan ein jeder/ auch der al- lerfeigste/ und ein Memm den Sieg erhalten. Wann mir aber auch die Goͤtter gleich nicht helffen/ so weiß ich/ und traue mir dannoch die Ehr im Krieg zu erlangen. Auf die vermes- P vj sene Das Eilfte Capitel. sene toͤhrichte Rede setzt der Poet: Er ha- be der Goͤttin Minervæ Zorn auf sich geladen/ weil er sich mehr eynge- bildet als ein Mensch tuhn soll/ wie er sich dann im Ende selbst/ um seines ver- lohrnen Siegs willen/ entleibt haͤtte. Solches Innhalts/ waͤre noch die Meng zu geben/ so man ausschweiffen solte. Nur der bescheidenen Antwort Orestis wollen wir noch gedenken. Als ihn Electra seines Siegs wider Ægysthũ wegen/ maͤchtig lob- te/ schreibt Euripides: Eurip. in Electra Act. IV. Er habe die statt- liche Antwort gegeben: Sie solte die Goͤt- ter (wir Christen sagten: Gott) dafůr hal- ten/ als τύχης ἀρχηγέ ς, dieses seines Glůcks Oberste Führer: ihn aber anders nit/ als τῶν Θεῶν (του̃ Θ εουđ) τε τύχης ὑϖηρέτην, der Goͤtter (GOttes) und deß Glücks Diener einen. Belangend den Ehstand/ und daß der oder der so einen tugendhaften Ehgatten erlangt/ wiewol Clytemnestra zu ihrem Man Agamemnon sprach: Iphig. in aul. a. V. Selten gesche- Das Eilfte Capitel. geschehe es/ daß einem ein solch Weib wer- de/ so stehet doch deutlich und schoͤn: Electra a. IV. Das Gluͤck regiert den Ehstand/ und geht darinnen manchem Menschen wol/ manchem uͤbel/ welches beydes ge- schehe/ Iphig. in aul. a. III. so wol aus Goͤttlicher Gnad als seiner Ungnad und zu unserer Straff/ wie sie dann zu ihren baͤssern Se- gen eine Goͤttin/ Juno genannt/ absonder- lich mit Opfern verehrten/ und den Tittul Domiduca gaben/ das ist: einer Lieben Hausgefehrtin und Heimfuͤhrerin. Eines unter vielen ist noch zu gedenken/ das Simonides bey dem Xenophon saget/ von dem Ansehen/ daß mancher erlangt/ sonderlich in dem hohen Regentenstand/ wormit er bey maͤnniglich einen rechten Schrecken verursachet. Xenophon Hier. s. de regno e. d. p. 915. Mich daͤucht gaͤnzlich/ sagt er/ daß ein Fuͤrst und Herꝛ einen respect und Anmuht ha- be/ koͤnne anders nicht/ als von Gott und vom Himmel kommen. P vij An- Das Eilfte Capitel. Andacht-Lied. Um̃ Goͤttliche Beystand/ in seinem Stand. Nach der Singweise: Sag/ was ist alle Welt/ ꝛc. 1. S Ag/ was ist diese Welt? ein Schau- und Spiel gezelt: darinn tritt ab und auf der Menschen Lebenslauff. 2. Warzu dich Gott erschuff/ dein Amt und dein Beruff/ das ist dein’ Action, macht dich zur Spielperson. 3. Spiel wohl/ befleisse dich/ das Lob moͤg finden sich/ und zu des Spieles End dir Gott den Lohn zusend. 4. Hab Dank/ du Herꝛ der Welt/ daß du mich auch gestellt auf Das Eilfte Capitel. auf deine Schauspiel-Buͤhn/ daß ich ein Mensche bin. 5. Gern will ich spielen wohl; dir leben/ wie ich sol/ in dem Beruff und Stand den du mir zuerkandt. 6. Nur wollest/ bitt’ ich dich/ wollst unterweisen mich durch deines Geistes Raht/ und seine reiche Gnad! 7. Dein’ Allmacht sey bey mir! Nur/ grosser Gott/ mit dir wird Alles wohl getahn: Ohn dich ich nichtes kan 8. Zieht deine Guͤtigkeit mir an ein Ehren-Kleid: Laß mich nit stolze seyn mit etwas/ das nit mein. 9. Ich moͤcht’ erzuͤrnen dich; Und Du entkleiden mich/ und Das Eilfte Capitel. und werffen arm und bloß aus deiner Gnadenschoß. 10. Muß ich in Lumpen gehn/ und andre prangen sehn: Was frag ich nach der Zier/ wann ich nur wol agir? 11. Bin ich der Welt zuschlecht/ kan ihr nichts machen recht: Gefaͤllt mein Tuhn nur dir/ so frag ich nichts nach ihr. 12. Nach diesem Trauerspiel/ fuͤhr mich zum Freuden-Ziel aus diesem Jammert hal. In deinem Himmel-Saal/ Erklaͤ- Das Zwoͤlfte Capitel. Erklaͤrung. Aspera non frangant mentem ; 2. non pro- spera fastu tangant: 3. æquus ovet sorte in utraꝙ́ animus. K Ein Gestirn/ kein blinder Zufall/ keine Goͤt- tinn ist das Gluͤck: Diesen Nahmen gib dem weisen Gottsge- schick. GOttes Vorsicht -volles Aug/ Gottes All- macht -Haͤnde wachen/ vorbedenken/ und dann lenken alle Sachen. Gottes Raht sucht unser Baͤstes; was Er tuht/ ist wohlgetahn: Sein gerechtes Wollen niemand tadeln kan. Er weiß/ wo/ und wann/ und was er soll geben und versagen: Laß sein gnaͤdigs Wohlgefallen dir behagen. I. Must du hier in Dornen baden/ arm/ veracht/ und elend/ seyn: Denk diß alles komt von unsrem Gott allein/ der dadurch dich pruͤfen will/ ob du auch mit Loͤwenmute haltest aus die Streiche seiner Vater-Rute. II. Gehest du in Rosen weiden/ bist du reich und hochgeacht: Denke/ GOtt hat dich zu gutem Stand ge- bracht. Danke Das Zwoͤlfte Capitel. Danke seiner Güt dafuͤr; nicht beginne hoch- zutraben: es sind Gottes/ es sind ja nit deine Gaben. Einer ist es/ der dir Beydes/ Glück und Ungluͤck/ schicken kan: Druͤm so nim̃ auch/ Eines Sinnes/ Beydes an. III. Fasse Stand/ gründ auf Bestand/ stelle Fel- sen -faͤst dein Herze/ daß es stehe unverꝛückt in Freud und Schmerze. Werde ja nicht feig und weiche/ weiche nicht/ ob schon das Meer dieser Eitelkeit auf dich ergrimmet waͤr. Mach an deinem Felsen grund/ mach mit Spott zuruͤcke prellen/ laß anfallen/ doch nit faͤllen dich/ die Wellen. Laß dich auch deß Gluͤckes Stricke/ Hoheit/ Ehre/ Kunst und Gelt nicht ümreissen/ bleibe steiff und faͤst gestellt. Laß dich boͤse machen nicht gute Tage/ die dich labẽ: flüchtig/ nichtig/ sind deß falschen Glückes Gabẽ. Der dir gabe/ kan dir nehmen; Gott/ von welchem alles fliest/ bleibt nit gütig/ wann du mutig worden bist. Bleib bestaͤndig und getreu/ wanke nicht in Leid und Frenden/ biß zum Tode: Lohn und Kron ist diꝛ bescheidẽ. Sinkest du/ du wirst ertrinken in der Gluͤcks - und Ungluͤcks-flut: ihre Stille triegt/ es sieget ihre Wut. Allzeit- aufrecht sich dein Herz übersich gen Him- mel wende: der wird seelig/ der beharꝛet biß ans ENDE. Das Das Zwoͤlfte Capitel. Das Zwoͤlfte Capitel. haͤlt in sich Allerley noͤhtige Lehren und nutzliche Erinnerungen an Hohe und Nidrige/ Manns- und Weibs Personen. S O dann nun alles dieses/ was uns/ und unserem Naͤchsten ei- nem/ Gluͤckseeliges zustoͤsset/ ohne Gottes sonderbaren Willen; oder nur aufs wenigste ohne seinen Zulaß nicht widerfaͤh- ret: als haben wir noch ins gesammt/ nach allerley angebrachten Exempeln/ und Ent- scheidungen vieler unserer Vernunft Ge- danken/ baͤssere Ursach/ und einen leichtern Weg/ allerley Suͤnden/ auf welche/ in Be- trachtung solcher unsers Naͤchsten Gluͤcks- faͤlle/ uns/ unser Fleisch und Blut bringet/ zu vermeiden. Es bringt aber/ wie Eingangs gesagt/ oft Betruͤbniß; es bringt Neid; es bringt Mur- Das Zwoͤlfte Capitel. Murꝛen wider Gott; es macht/ daß jmmer Einer dem Andern in seine Ehr und Amt gꝛeiffen will/ und sich selbsten darein setzen. Selten kan sich ein Hertz dahin bringen/ daß es fuͤr seinen Zustand/ den es zu der oder der Zeit hat/ Gott danken will; daß es da- rinn bleiben will; daß es erwaͤgen solle oder wolle/ es tuhe aͤrger als ein Heyd; daß es nicht seiner Weißheit und Witz mehr trauẽ will als Gottes Vorsorg/ und so fort. Alle solche Unruh/ unsers Herzens; alles solches Widerbellen und heimliche Mißgunst; al- len Undank/ Unbedachtsamkeit/ Frevel/ Hohfahrt und Stoltz zu meiden/ und ruhi- ger bey sich/ demuͤtiger und dankbarer gegen Gott/ fleissiger in seinem Beruff/ baͤsser als ein Heyd zu leben und zu wandeln/ stellen wir ihm ordentlich alle moti ven vor. Erstlich wollen wir die eigene Betruͤb- niß wegraͤumen/ die wir nicht Unbillich/ eine stolze Betruͤbniß titu lirn. Dann/ wo solche noch im Herzen ist/ laͤßt es nicht wol was anders bedenken/ was man ihm auch sagen wolle/ wie es sich gegen andere halten soll; weil es etwan lieber wolte/ daß gar kein anderer waͤre/ ausser ihm/ dem es so oder Das Zwoͤlfte Capitel. oder so froͤlich/ ehrlich/ ansehnlich/ und so fort ergehen soll; also um keines willen sich zu be- truͤben ursach haben duͤrfe. Gleich wie man aber nimmermehr eine Wunden heilen kan/ wann man sie nicht recht ansihet: Also wird nimmermehr einer seiner eignen/ in Wahrheit stolzen Be- trübniß abhelfen/ wann er nit gewiß weiß/ warum er sich betruͤbe? Darum nem- lich/ daß er nicht auch der sey/ der ein ande- rer ist; daß er eben arm/ unangesehen/ ge- druͤckt und gehindert: und ein anderer da- gegen reich/ ansehnlich/ gefoͤrdert und erha- ben seyn solle. Also hoͤre ich wol/ sey das die Wunde! wollen sie demnach alle Beyde recht ansehen. Die erste Frag aber ist: Ob sie zu aͤndern stehe? Ob er/ Klagen- der/ sich selbst reicher/ ansehnlicher/ maͤchti- ger machen koͤnne/ und seinen Zustand ver- baͤssern/ wie er nur selbst wolle und wuͤnsche? Der Sadduceer Irꝛtum/ weiß ich wol/ daß das war. Die dachten Flav. Joseph. L. XIII. Antiq. Jud. c. IX. de bello Jud. Lib. II. c. XII. es laͤge bey ei- nem jeden selbst sein Gluͤck zu schnitzen/ al- lerdings wie er es begehre. Allein im gegen- teihl Das Zwoͤlfte Capitel. teihl weiset das die Erfahrung/ daß man- cher alles versucht/ und zu unterschiedlichen mahlen/ zu unterschiedlicher Zeit/ mit un- terschiedlichen Mitteln; und doch mit aller seiner Arbeit nichts erarbeiten moͤgen. Wann es sich dann je nicht aͤndern lassen will/ so ist die Kuͤmmerniß daruͤber eben so viel/ als wann sich ein Zwerg in den Tod le- gen wolte/ und sein kleines Herz abfressen/ weil er nicht eines Risen Staͤrk/ eines Ri- sen Groͤsse/ eines Risen Ansehen hab. Ich frage dich aber/ mein lieber Leser/ ob du nicht selbst lachen wuͤrdest/ wann du einen sol- chen Zwerg sehen soltest/ und heulen/ und also schreyen hoͤren: Ach! Ach! Ach! ich muß so klein bleiben! ich muß so schwach bleiben! ich muß so unansehnlich bleiben; Da der/ so groß/ so stark/ so ansehnlich ist! Seiner Tohrheit wuͤrdestu fuͤrwahr lachen/ und/ wann dir Christi Wort einfiele/ spre- chen: Wer ist unter uns/ der seiner Laͤnge ein Ellen zusetzen koͤnne/ ob er gleich darum sorget/ Matth. VI. ꝟ. 27. Wende nun die Rede um/ auf deinen Zu- stand/ den du etwan auch so beweinest/ so be- klagest; Das Zwoͤlfte Capitel. klagest/ den du/ wie einen Zwerg haͤltest; und besinn dich nur/ ob du dich nicht selbst auszulachen Ursach habest/ der du darum dir Wehe tuhst/ daß du dir nit eine Ellen oder zwo mehr Ehr/ eine Ellen oder zwo mehr Macht/ eine Ellen oder zwo/ und/ wañ es nach deinem Sinn gieng/ einen ganzen Loden/ Ansehen/ Reichtum/ Gewalt und dergleichen zusetzen kanst. Im End betruͤbst du dich ja nur um das/ das du selbst ausla- chen must/ wann du anderst die Wahrheit gestehen wilst. Wart aber noch ein wenig/ wir wollen deine stolze Betruͤbniß mit einander auf eine andere Weise ansehen. Frage demnach/ fuͤrs ander: Wie důnket dich/ wann sich ein Gesunder kraͤnkte/ daß er nicht krank werden wolte? und einer der frey waͤre/ wei- nete/ daß man ihn nicht gefangen legte/ was woltestu ihm wol zusprechen? Du wuͤrdest fuͤrwahr sagen/ so du gelinde giengest: Der Mensch verstehe nicht/ oder rechne es aufs wenigst nicht sattsam aus/ was Gesundheit/ was Freyheit fuͤr edle Guͤter waͤren. Recht koͤstlich waͤre es auch geantwortet. Nur das einige gehoͤrt darzu/ daß du erkennen lernest: Das Zwoͤlfte Capitel. lernest: Du waͤrest der Gesunde/ der gern krank; und dn waͤrest der Freye/ der gern gefangen waͤre. Ey bey Leib nicht/ sprichstu! Ich achte mein geringes Ansehen/ meinen schlechten Zustand/ mein weniges Auskommen fuͤr eine Krankheit und fuͤr eine Gefaͤngniß/ und begehre eben die Ehr/ die jener hat; das Ansehen/ das bey ihm ist; den Aufnahm/ der ihm zufliegt/ daß es mir zufloͤge; Als- dann ich erst gesund und frey werden wuͤrde. Diesen Gedanken kan ich leicht sehen; aber ich kan ihn auch leicht beantworten. Du betrübest dich/ daß du den Reichtum nicht hast/ den du sihest daß jener hat in so voller Unruh/ Wachen/ Sorgen/ Unbe- dachtsamkeit in Beten/ und heimlich-boͤsen Gewissen: So betruͤbstu dich ia nur/ daß du disseits Sorgenfrey leben sollest; du be- truͤbst dich/ daß du ruhig schlaffen kanst; du betruͤbst dich/ daß du dich nicht ermuͤden sollest; du betruͤbst dich/ daß du nicht auch unandaͤchtig beten sollest. Bist du dann nun nicht der Gesunde/ der gern krank: und der Freye/ der gern gefangen waͤre? Man gehe so weiter durch d ie jrꝛdische Guͤter; Das Zwoͤlfte Capitel. Güter; Uberal wird es so hinaus lauffen. Nach dem die Lieb ein quaͤlender affect ist: so ein doppelte Tyranninn will sie werden/ wann sie nicht erlangen soll/ was sie liebt. Sie fuͤhrt das Fehlschlagenein/ als einen maͤchtigen Schimpf/ als einen grausamen Schaden/ der ja wol betruͤben muß: Aber/ Mein Lieber! und Meine Liebe! Sihe et- wan hernach zu/ wie du es getroffen haͤttest mit diesem oder mit dieser? Sihe was es fuͤr eine Jessabel ist/ I. Reg. XVI. ꝟ. 31. XVIII. XIX. XXI. II. Reg. IX. 10. 22. 36. Was fuͤr ein naͤrꝛisches Hiobs- Weib? cap. II. 10. Was fuͤr eine Potiphars- Sau? Gen. XXXIX. 7-12. oder sihe/ was jener fuͤr ein Nabal worden? I. Sam. XXV. 3-39. Was fuͤr ein versoffener Holofernes? Judith. XIII. 4. Was fůr ein Loͤw in seinem Haus? Syr IV. 35. Was fuͤr ein verlohrner Sohn? Luc. XV. 12. 13. 14. Nach solchem urteihle/ wa- rum du dich betrübt hast? Darum daß du rev. keine Hur bekommen hast oder keinen Siechen/ oder keinen Tohren; Darum/ daß du deinen Ehstand in Frieden haͤttest Q zubrin- Das Zwoͤlfte Capitel. zubringen sollen/ in Maͤssigkeit/ in baͤssern Exempeln gegen Kinder oder Gesind/ in mehrerer Freud deiner Eltern/ oder Freund- schaft. Es waͤre mancher gern in der Regie- rung; Er haͤtte gern den Dienst; Das Amt sticht ihn maͤchtig in die Augen; wann es nicht will/ moͤchte er lieber/ daß er todt waͤre! Wie mit tausentmal groͤsserer Ehr/ blieb er oft darvon/ weil er solche Verant- wortung/ solche Gefahr nicht auf sich haͤtte? Zugeschweigen/ daß er vielfaltig nimmer- mehr dem oder dem Dienst und Amt ge- wachsen ist/ und einem ehrlichern weichen/ und mit Schmach und Scham unten an sitzen muß/ wie dort in der Parabel sie- het i Luc. XV. 9. Um was hat er sich nun bekuͤmmert als daß er nicht ehe zu schanden worden ist? daß er nicht ehe in Gefahr kom- men ist? Im end ist die Betruͤbniß tausent- mal um nichts anders/ als daß man nicht Ursach haben koͤnne sich zu betruͤben; Und/ daß wir es noch baͤsser geben: Es ist solchen/ uͤber ihren Stand betruͤbten/ anderst nit/ als wie denen/ die die Milz-Krankheit ha- ben; Das Zwoͤlfte Capitel. ben; Die hab ich oft sagen hoͤren: Sie muͤs- sen weinen/ und wissen doch nicht/ warum sie weinen. Gewißlich so ist es bey denen auch/ die ihnen das Herz abfressen wollen/ daß sie nit baͤsser angesehen sind: nit maͤchti- ger worden: nit diese/ oder diese Kundschaft/ Nahrung/ Amt/ und wie es Nahmen hat/ erlanget haben. Was dort der Herꝛ Jesus zu den Kindern Zebedei spricht/ da ihre Mut- ter fein bey zeit sich umtuhn wolte/ daß sie zween grosse Herꝛen an ihren beydẽ Soͤhnen haͤtte/ und einen/ in Christi eingebildetẽ jrꝛdi- schen Reich/ zu seiner Rechten/ einen zu seiner Linken sehe/ Matth. XX. ꝟ. 21. Was der Herꝛ Jesus/ sprich ich/ ihr fuͤr eine Antwort gab: Ihr bittet/ und wisset nicht was ihr bittet/ in gedachtem Ort/ ꝟ. XXII. Die gehoͤrt wol solchen kuͤmmer- haften auch mit wenig geaͤnderten Wor- ten: Ihr kuͤmmert euch/ und wisset nicht warum ihr euch kümmert. Jene wußten zwar wol/ was sie geredet hatten! ihr Herz erwartete nichts anders/ als eine solche resolution, die Ja! hieß; und dannoch spricht CHristus: Sie wissen in allem Q ij ihren Das Zwoͤlfte Capitel. ihren Wissen nicht/ was sie bitten; da- rum weil sie nur das Sitzen zur Rechten und Linken angesehen/ wie es an sich selbst ist: sehen aber nicht/ wie es waͤre/ wann sie es haͤtten; wie schaͤdlich/ gefaͤhrlich/ wie miß- faͤllig es GOtt sey/ daß sie seines Reichs Guͤter nicht hoͤher schaͤtzen wollen/ als eines jrꝛdischen Regenten Begnadungen sind. Fuͤrwahr/ so ist es tausentmal mit solchẽ un- sern stoltz betruͤbten Leuten auch! Sie wissen wol/ daß es schmerzet/ daß sie nicht auch so oder so accommo dirt seyn sollen/ wie der/ der ein Hofraht/ ein Mahrschalk/ ein Rei- cher/ ein ansehnlich er Herꝛ ist; daß sie nicht auch die Nahrung/ das Auskommen/ den Gewinn/ und so fort/ haben; Sie wissen aber nicht/ in was fuͤr Sorg/ Gefahr/ Muͤ- he sie waͤren. Sie pruͤfen sich nicht/ daß sie nicht darzu taugeten/ und entweder die Ge- dult nicht haͤtten/ die jener hat: so verschwie- gen nicht waͤren/ wie jener ist: so anschlaͤ- gig nicht wie jener; in Summa/ aufkeiner- ley Weise und Wege dazu geschickt waͤren/ und so sie alsdann sehen solten/ was sie zuvor nicht gesehen/ sich tausentmal mehr kůmmerten/ daß sie es erlangt haͤtten: als sie Das Zwoͤlfte Capitel. sie sich zuvor gekuͤmmert haben/ wie sie es erlangen moͤchten. In dem ich das schreibe/ koͤmmt mir noch etwas in die Feder/ das ich mit anfuͤgen will. Meine eigene Kinder hatten eben da- mals von der Mutter etliche Nüsse mit in die Schul empfangen; und weiln eine oder zwo darunter ziemlich groß/ und groͤsser als die andern/ waren fieng sich ein weinen an/ ein Stutzen/ daß ein es so kleine/ das andere so grosse Nuͤsse bekommen haͤtte. Damit nun jenem sein Will erfůllet/ und seinem Weinen abgeholfen wuͤrde/ mußte es mit diesem tauschen; da dann bald lauter guter Will wurde. Kaum aber/ daß es zur Tuͤhr koͤmmt/ und aufbeisset/ findet es/ daß sie leer und nichts nutz sind; Haͤtte demnach seine vorige kleinere gern widergenommen. La- chen mußte ich selbst darob/ und weil ich im Schreiben war/ dachte ich eben bey mir: Rechtschaffen so Kindisch ist manchmal unser/ der Alten/ Begehren auch. Wir nei- den/ wir streiten/ wir feinden einander an/ darum/ daß der und der/ dem Ansehen nach/ ein groͤssers Ansehen/ ein paar Diener mehr hat/ ein Buchstaben zehen zwoͤlf mehr in Q iij seinem Das Zwoͤlfte Capitel. seinem Titel fuͤhrt/ ein paar Farben mehr in seinem Wappen/ ein paar Schritt vor- her in seinem Gang/ ein groͤssers Anleuten an seiner Tühr hat/ einen mehrern Ruff seines Nahmens/ ein/ den Augen nach/ treff- lichers Einkommen und Gewinn/ und so fortan. Wann uns aber eben das werden solte/ und in dem Augenblick/ jener/ alles das seinige mit uns tauschen muͤßte; alsdann wuͤrden wir oft und oft erst sehen/ was fuͤr leere Nuͤsse wir eingetauscht/ an Schaalen zwar uͤber-groß/ und maͤchtig scheinlich: aber am Kern so klein und so duͤrꝛ/ daß mans weder geniessen/ noch sehen moͤchte; und froh seyn wuͤrden/ und Gott danken/ wann er uns unsere kleine/ doch gewisse/ gute Kern- lein/ in einer kleinen Schaalen verdeckt/ wider zukommen liesse/ darinn doch noch Safft und Krafft gewesen; Da hingegen das oder jenes/ so groß es schiene: so nicht anderst im Grund der Wahrheit zu achten waͤre/ als wie eine/ vom Luft aufgeblaͤhete Blasen/ darinnen ein paar Erbeiß-Koͤrn- lein einen Hall von sich geben/ als wann es lauter kleine Heerpaucken waͤren; so mans heraus- Das Zwoͤlfte Capitel. herausnimmt/ und hinwirft/ kaum gesehen/ und wenig gehoͤret werden moͤgen. Das sey von der stolzen Kuͤmmerniß geredet/ die eine Mutter deß Neides ist/ der sich zuweiln in unsern Herzen reget. Dem- nach wird man von ihrer Frucht bald ur- teihlen koͤnnen. Desto bedachtsamer aber ist da umzuge- hen/ desto gemeiner das ist/ potissimùm in aulis, palatiis \& domibus Regum atq́ue Principum, quantumvis etiam in Acade- miis, Collegiis \& Monasteriis religioso- rum non infrequens sit, das ist: sonder- lich an Hoͤfen/ und Koͤnigs- und Fuͤr- sten-Haͤusern/ wiewol es auch auf Academien/ Collegien und Kloͤstern nit selzam ist/ wie Ducis peccat. L. II. p. I. c. VII. p. m. III. Ludov. Grana- tensis redet. Ich sage also: Entweder/ du kanst dem/ den du neidest/ damit schaden und dir dardurch helfen; Oder du kanst dardurch weder jenem schaden/ noch dir helfen. Kanstu ihm nit schaden/ und dir auch nicht helfen/ und wuͤrgest dich doch Q iiij selbst Das Zwoͤlfte Capitel. selbst bey dir selbst so lang/ so schmerzlich/ mit solchem jnnerlichen Verzehren/ durch deine/ doch nichts/ als ohnmaͤchtige Gedanken: so ist der Schad ja dein und nicht sein? Du aber wirst ein Moͤrder an deinem Leib/ ein Todschlaͤger deiner Gesundheit/ ein Fresser deiner Kraͤfften/ eine Gall deiner Seelen/ ein Gift deines Gebluͤtes/ und kommest mir eben fuͤr/ wie in den Fabeln der Maul- wurf/ der es sich so bitterlich verdriessen liesse/ und allen andern Tiehren von Herzen mißgoͤnnete/ daß sie das Gesicht haͤtten/ und nicht auch blind waͤren wie er ist. So wenig aber/ als der Maulwurf andere Tiehr er- blinden kunte: so wenig kanstu oft dem/ den du neidest/ auch tuhn. Die Gaben deß Ge- muͤhtes kanstu ihm nit nehmen; und wann du sie fchon nehmen koͤntest/ so kanst du sie doch dir nicht geben. Du kanst ihm seinen Dienst und Amt nicht nehmen; und wann du es auch nehmen koͤntest/ so mag es doch seyn/ daß du selbiges dannoch nicht erlan- gest. Du kanst ihm seinen Adel nit nehmen/ seinen Reichtum nit/ seine Kundschaft nit/ seine Dames nicht; warum neidest du ihn dann? Das Zwoͤlfte Capitel. dann? Dich helf es im End ja nichts/ wann er um alles kaͤme/ wann er so arm waͤre als du. Warum quaͤlstu dich dann/ daß er nit so ist wie du bist? Nemlich: So fuͤr einen grossen Tohren man den Siechen hielt/ der ihm selbst heimlich weh taͤhte und abweinte/ daß nicht ein anderer auch siech wuͤrde/ und mit ihm an der Strassen saͤsse/ und bettelte! Jo so alber ist der Schmerz im Herzen/ der einen Neidhaͤmel kifet/ daß jener nicht auch ungeachtet/ nicht auch ein Idiot, nicht auch schlecht und nider geblieben ist. Vielmehr aber haͤtte ein solcher Ursach es umzuwenden/ und/ weil er es nicht hat/ auch nicht zu erlangen weiß/ und noch jenen darzu nicht hindern kan/ sich viel weniger helfen; zu gedenken/ wie er ihm Hůlf durch jenen suche/ durch welchen Gott manchem schon eine Huͤlf geschafft/ und ihm wol selb- sten einen Schatz aufgespaart habe/ den er eben jetzt noch nicht wisse: Heut oder Mor- gen aber noch erfahren koͤnne; entweder fuͤr sich/ oder fuͤr die Seinige/ ausser dem weder er/ noch sie haͤtten bleiben koͤnnen. Man sehe nur die Bruͤder Josephs an! Die Traͤum kundten sie nicht hindertreiben Q v die Das Zwoͤlfte Capitel. die Joseph hatte; Gott kundten sie es nicht wehren/ daß ers erfuͤllete; Ihnen selbst kun- ten sie keine Propheten seyn wer sie werden wuͤrden; Und nun/ wann es nach ihrem Neid ergangen waͤre/ und Joseph so elend als sie/ so kein Herꝛ wie sie/ daheim wie sie/ so nider wie sie geblieben waͤren/ wie nider wuͤrde es wol ihnen allen ergangen seyn/ da so viel Jahr Hunger und Teurung kom- men ist. Gen. XLII. 2. Wen haͤtten sie gehindert als sich selbst? Sie selbst waͤren ihre eigene Moͤrder worden! Sie selbst haͤtten Menschen und Viehe muͤssen ver- schmachten sehen: Sie selbst haͤtten nirgend kein Bleiben gehabt: Nimmermehr waͤ- ren sie so wol ankommen: nimmermehr so ruͤhig gesessen/ so in allem vollen/ so viel Zeit und Jahr/ unter so einem grossen Schutz und Schirm. So laß an statt dieses deines Neides das Exempel in das Herz/ und ge- denke ja so: Wer weiß/ warum es GOtt tuht/ daß er jenen so hoch erhabẽ habe? Wer weiß/ ob es nicht mir selbsten noch dienet? Wer weiß ob es nicht in meinem Alter? ob es nicht nach meinem Tod! ob es nit denen und jenen Armen/ denen ich nimmermehr haͤtt Das Zwoͤlfte Capitel. haͤtte helfen koͤnnen/ oder auf solche Weise nicht/ oder an dem Ort nicht/ oder bey denen Personen nicht/ und so fort. Das hat der zu betrachten/ der einen nei- det/ und ihm doch nicht schaden/ und sich nit helfen kan. Kanstu ihm aber schaden/ so ist die Frag: Ob du ihm schaden wollest/ oͤder nit? und widerum/ wann du ihm schaden willst/ warum du ihm schaden wollest? Wilt du ihm nicht schaden/ was darfs dann deß Neids/ der dich so kraͤnket? Wilst du ihm/ aus Neid/ sch aden/ so muß es geschehen/ weil er entweder dir gleich seyn soll in Eh- ren/ in Ansehen/ in Reichtum/ in Gewalt/ in Kunst; oder: daß er mehr sey und mehr gelte; oder/ daß du meynest/ er Heut oder Morgen noch hoͤher stei- gen werde als du bist. Mein! bedenke aber alle drey Ursachen/ wie unwehrt sie sind/ daß du dich selber wegen martern/ und Muͤhe/ Gefahr und Sorg; zu letzt wol Spott und Schand auf dich laden wilst. Jst er Neidens und folgendes Scha- dens wehrt/ weil er dir gleich ist/ so stehet es noch Das Zwoͤlfte Capitel. noch dahin/ ob du deinen neidischen Sinn gegen ihm vollenden/ und das mißgoͤnstige Muͤhtlein kuͤhlen koͤnnest? Jst er gleich im Ansehen/ so hat er so viel auf seiner Seiten/ als du auf deiner. Jst er gleich im Reich- tum/ so kan er so viel darauf wenden als du. Jst er gleich an der Gewalt so haͤlt er so hart als du. Jst er gleich an der Kunst und Wissenschaft/ so weiß er dir so bald zu be- gegnen als du ihm. Jm End werden alle Verstaͤndige urteihlen: Du/ der du der An- faͤnger gewesen/ und jenen zur Gegenwehr getrieben/ haͤttest Unruhe suchen wollen/ derer man allenthalben haͤtte entbehren koͤnnen. Zu geschweigen/ ob du nicht in deß Hoͤherern Mißfallen und U ngnad faͤllest/ in welches alles der unbesonnene Neid laufft. Jst er dann mehr als du/ und gilt mehr als du/ so wird es schwer fallen/ ob du ihm schaden kanst; und wann du ja schaden koͤntest/ bedarfes noch tausent bedenken/ ob du ihn angreiffen soltest? eben darum/ weil er mehr ist/ und mehr gilt als du. Soll sich dann dein Neid darum an ihn machen/ daß du ihm verwehren woltest die kuͤnftige Gluͤckseeligkeit/ und ein folgendes groͤssers Das Zwoͤlfte Capitel. groͤssers Aufnehmen als deines ist/ so ist es das allerunbesonnenste. Dann wer weiß ob du? wer weiß ob ers erlebt? wer weiß ob es nicht dein Nutz mehr als dein Schad ist? ob du nicht inzwischen alt/ abkraͤfftig/ un- vermoͤglich worden bist/ und das nimmer ertragen kanst/ was er kan; nimmer dauren was er dauret; nimmer arbeiten was er ar- beitet; Dagegen in baͤsserer Ruhe deines Alters sitzest/ in Belustigung an deinen vor- her viel-getahnen treuen Diensten/ in Bey- rahten so viel du noch kanst/ und dir der menschliche Zustand zulassen will; in we- nigerer Gefahr eines übelausschlag enden Endes/ daß jener alles auf sich hat der noch in voller Action begriffen ist/ und in staͤtem Zweiffel stehen muß/ ob er so lang als du gluͤckseelig ist/ ob er den favor so lang erhal- te als du/ ob er solch einen Dank erlange wie du/ ob ersein Ansehen in sein Alter verharꝛ- lich bringe/ wie du? Demnach ist dir bereit geholfen würklich/ jenem erst halb in Hoff- nung/ halb in Fuͤrchten/ weil ein Augen- blick allesverkehren kan. Zu letzt/ wann es auch dein Nutz nicht waͤre/ so gedenke: Es tuhe es Gott oft dem Q vij ganzen Das Zwoͤlfte Capitel. ganzen Regiment zum Baͤsten/ einem gan- zen Hof; er tuhe es der ganzen Handelschaft zum Baͤsten/ dem ganzen Handwerk/ ei- nem ganzen Collegio; Das alles/ weil er nach dir laͤnger will stehen lassen/ selbem auch nach dir Leut bescheeren wolle/ die ihm fuͤrstehen sollen/ und dir etwan lang an der Seiten gewesen/ gesehen/ gelernet haben was die Noht erfordere/ wie in diefem Fall man proce dirt/ wie in jenem/ wie mit ein- heimischen/ wie mit Fremdem/ wie mit ho- hen/ wie mit niedern/ wie in geheim/ wie oͤffentlich! Will nun dein Neid das verhuͤ- ten/ was verhuͤtet er? Er verhuͤtet das/ daß dein eigener Nutz ist/ das deines Alters Ruh ist/ das dein Leben erleichtert/ deine Kraͤfften unterstuͤtzt/ deinen Ruhm ver- sichert/ dein Ansehen bekraͤfftiget/ dir deinen Dank versiegelt. Er will verhüten/ daß dein Vatterland/ dein Regiment/ der Hof- stab/ das Collegium, die Handelschaft/ das Handwerk nimmer in solchem Wolstand/ in solchem esse, in solchem flo r erhalten; oder/ wie dann jmmer ein Tag deß andern Lehrmeister ist/ noch wol baͤsser und hoͤher aufgebracht werde/ und einen Zunahm be- komme. Das Zwoͤlfte Capitel. komme. Nun muß man aber das sonder- lich erwaͤgen/ daß ein jeder nicht nur ihm selbst und seinem eigenen Hauß gebohren ist: sondern auch dem gemeinen Wesen/ das/ wie es sich weiter erstreckt/ als dein pri- vat-interesse, deine einige Autori taͤt/ dein allein-schallender Ruhm; also macht es/ daß die Suͤnd desto groͤsser sey/ und fuͤr Gott und Menschen verwerflicher/ wann einer aus Neid selbiges nicht foͤrdern mag/ und den hafsen/ und hindern/ und drucken will/ der ihm entweder forthelfen kan mit Gaaben deß Gemuͤhtes/ mit seinem Reich- tum/ mit seiner Gewalt/ mit seinem Anse- hen/ mit seiner Handlung/ mit seinem Hand- werk/ ꝛc. oder noch wol zu dieser Zeit baͤs- ser aufschwingen/ als zu jener Zeit; weil es allezeit leichter ist/ wann/ wie man spricht/ das Eyß schon gebrochen ist; und der Ruhm dem so wol bleibet/ der einen guten Anfang; als dem/ der einen guten Fortgang machet; weil diesem von jenem der Weg gebahnt worden ist/ und er etwan nicht so wol den Grund haͤtte legen koͤnnen/ wie jener gelegt/ ob schon jener es nit ausbauenkan/ wie die- ser es ausbauet. Neidestu Das Zwoͤlfte Capitel. Neidestu nun den/ so neidestu die Voll- kommenheit deß Werks; Hinderstu den/ so hinderst du den Bau: Legst du dich dar- zwischen/ so ligt dein Grund so lang oͤd/ und gibt einen Unform in Regiment/ einen Mangel am Hof/ einen Abtrag dem Colle- gio, einen Anstoß der Handlung/ eine Ab- nahm im Handwerk/ ein Aergerniß der Welt/ einen Schandfleck deiner Arbeit/ ein Verachtung nach deinem Tod; der Re- chenschaft zugeschweigen/ die du Gott dar- für schuldig bleibest. Jetzt antworte du mir nach deinem Gewissen: Ob es nit das hoͤch- ste Unrecht sey/ ein mit Neid ersessenes Ge- muͤht gegen dem tragen/ der dir entweder gleich/ oder hoͤher ist/ oder den du besorgest/ daß er hoͤher steigen werde als du bist? Jn besagtem allen moͤchte sich aber das Herz noch befriedigen koͤnnen/ wann es nur auch darinnen koͤnte/ so es sehen soll/ daß manchmal so ein viel geringerer empor stei- get/ und er als ein hoͤherer dahinden bleiben soll. Soll das nicht ein jeglich ehrlich red- lich Gemuͤht verdriessen/ und einen Unwil- len verursachen/ wann es sonst niemals ei- nigen Neid getragen haͤtte? Lasset Das Zwoͤlfte Capitel. Lasset demnach zusehen/ was da Raht? Diese Frag aber muß zuvor entschieden werden: Welcher Gestalt jener gerin- ger/ dieser hoͤher ist? Jst er geringer dem Stand/ und Adel/ und Geschlecht/ und dem Reichtum/ und dergleichen nach; oder der Kunst und Qualitaͤten nach? Um jenes willen allein einem Feind seyn/ weil er ge- ringer vom Stand/ niderer von der Geburt/ aͤrmer an Mitteln; dannoch hoͤhere Ehr/ ein fuͤrnehmer Amt/ baͤssere Kundschaft/ er- wuͤnschtere Heuraht erlanget: Um deßwil- len/ sprich ich/ allein einen Neiden/ ist fuͤr- wahr unbesonnen gehandelt. Dann wie die Tugend keine Person ansihet/ sich auch maͤnniglich selbst anbeut/ weß Stands/ welcher Wuͤrden er sey: also geschiht ihr auch unrecht/ wann sie gedruckt und ge- feindet werden soll/ so sie ihre Wohnung bey diesem oder jenem von Stand/ Geburt/ Mitteln/ geringerem aufgeschlagẽ hat. Der Adel/ den allein die Mutter gibt/ ist ein ge- mein Ding/ und so hin zu schaͤtzen/ wann das Gemuͤht nicht darbey einen adelt. Wann Reichtum zugleich Weißheit fuͤhr- te/ Das Zwoͤlfte Capitel. te/ und das Gold/ wie es die Augen deß Leibes beglaͤnzet: also auch die Augen deß Gemuͤhtes erleuchtete/ so waͤre es etwas. Du aber/ wann du dem Stand nach ein Edelmann/ und den Gaben nach ein Bauer bist/ zu was soll deß Herꝛen Hof deiner/ dem ein Bauernhof baͤsser anstehet? Das Amt/ die Stelle/ der Ort erfordert solche und sol- che Personen wie jener ist/ und du nicht: Warum mißgoͤnnestu es ihm dann? So siehe nun wie diß falls der Neid dich be- toͤhren will! Jenes falls aber ist es so zu bedenken. Ohn ist es nit/ wann einer/ der von Qua- litaͤten nicht ist/ noch darzu vom Stand/ von Mitteln nicht/ einem/ der ihn doch weit uͤbertrifft/ vorgesetzt werden soll/ mehr geehrt seyn/ mehr angesehen/ groͤssere Gewalt er- langen/ hoͤhern Reichtum/ so schmerzet es fuͤrwahr/ und faͤllt eben schwer sein Herz zn halten/ daß es sich nicht gegen jenem stellen solle/ und gar unvergriffen seyn mit einigem Auffatz. Aber doch/ wann es sonderlich nicht zu aͤndern stehet/ wie es oft geschiht/ soll sich einer dagegen so ermuntern/ und denken: Es Das Zwoͤlfte Capitel. Es sey ihm je zu versprechen/ daß ein Narꝛ seines Herzens Ruhe nehmen soll! Es sey ihm zu versprechen/ daß er einen Tohren neiden soll/ daß er an einem Toͤlpel sich rei- ben soll! Die kuͤnftige Zeit werde schon weisen Beyder Unterschied/ und/ was der Ausgang tausentmalgelehrt/ auch wol da lehren/ daß/ je hoͤher Gott jenen zuweilen habe steigen lassen: je mit schwererm Fall auch wider herab schlagen lassen. Wo ei- nes jeglichen vortrefflichere Qualitaͤten/ sein Adel/ seine mehrere Mittel/ sein baͤsserer Verstand dienen koͤnnen/ werde sie GOtt schon wissen anzuwenden/ als der sie ihm gegeben hab/ nicht allein für sich: sondern auch fuͤr seinen Naͤchsten/ deme er so wol geboren sey/ als ihm selbst/ massen oben im IX. Capitel weiter gesagt worden. Hat nun eines sein Hertz also gesteiffet/ so kan es desto ehender sich jnnhalten gegen seinem GOtt zu murꝛen/ daß er jenen ent- weder selbst herfuͤrgebracht und ihn nicht; oder doch aufs wenigste nur zugelassen/ daß jenem Gottlosen/ Ungerechten/ Unweisen da oder da/ so und so wol gehe; und sein Fuͤr- nehmen doch nicht habe foͤrdern wollen. Dann Das Zwoͤlfte Capitel. Dann einmal bedenke doch nur das/ Mein Lieber! daß keines der zeitlichen Guͤter/ dein eigen ist. So nimt dir auch GOtt nichts von dem deinigen/ wann er einem andern was gibt/ es sey groß oder klein. Gibt ers aber von dem seinigen/ was murꝛest dann du wider ihn? Ob du nicht den abweisen wuͤrdest/ ich frag dich/ der dir vorschrei- ben wolte/ wie viel du von dem/ daruͤber du lediglich Herꝛ waͤrest/ dem oder dem vereh- ren woltest? Du wuͤrdest seine Einbildung nicht vertragen koͤnnen/ und/ wann du noch gelind giengest/ wol ehe solche Antwort ge- ben: Weil du ihm das seinige nicht an- greiffest/ und nicht ein Haar breit verꝛuckest oder minderst: so soll er hinwider dir die freye Gewalt lassen/ mit dem Deinigen zu- handeln/ wie du es fuͤr rahtsam befindest. Eines must du hier rund antworten: Entweder du erkennest Gott fuͤr einen HErꝛn uͤber alle Zeitliche Guͤter/ uͤber den Reichtum uͤber das Ansehen/ uͤber alle Aempter und Dienste/ uͤber alle Herꝛ- schaften/ und was mehr hier zeitlich heisset; Oder du erkennest Gott nicht darfůr. Erken- Das Zwoͤlfte Capitel. Erkennestu ihn nicht fuͤr einen Herꝛn uͤber alles und jedes/ wie es an diesem Ort nah- men haben moͤchte/ so widersprichstu rund dem/ was im XXIV. Psalm ℣. 1. stehet: Die Erde ist deß Herꝛn/ und alles/ alles/ alles was darinnen ist Jst nun der Reichtum darinnen/ so mustu David luͤgen straffen: oder du must gestehen/ daß er deß Herꝛn ist: Jst das Ansehen darinnen/ so must du wider gestehen/ daß es deß Herꝛn sey: Jst ein Amt darinnen/ wider/ daß es deß Hoͤchsten sey: Jst eine Herꝛschaft da- rinnen/ und du hoͤrest/ daß man den oder den einen Herꝛn daruͤber heisset/ oder nennest ihn selbst also; so must du doch gestehen/ daß/ so groß auch der Herꝛ ist/ er dannoch einen groͤssern uͤber sich habe. Gestehest du dann/ daß Gott allein der Herꝛ ist uͤber die Ehr die in der Welt ist/ uͤber das Ansehen darinnen/ uͤber den Reichtum darinnen/ uͤber den oder den erwuͤnschten Fall/ wa- rum brummest du dann/ wann Er seiner Herꝛschaft sich gebrauchet/ und den so/ den wider anderft in der Welt anbringt. Rechtschaffen ist ein solcher Sinn dort in der Das Zwoͤlfte Capitel. in der Parabel von den Arbeitern im Weinberg abgebildet. Matt. XX. Die sich ihrem Sinn nach baͤsser dunken lies- sen/ eines mehrern wehrt als andere/ fan- gen an wider den Haußvatter zu murꝛen/ daß er andere/ die es ja nimmermehr wehrt waͤren/ auch so ansehe wie sie. Jhnen ge- buͤhre allein so viel/ und jenen nicht: auf daß zwischen diesen und jenen ein Unterscheid sey. Allein es antwortet der Herꝛ deß Wein- berges gar stattlich: Jch will diesen letz- ten geben/ gleich wie dir. ℣. XIV. Jch will/ spricht er/ oder/ so gefaͤllt es mir/ und dieses mein Gefallen nim̃t dir ja nichts. Oder/ wie? Hab ich nicht Macht zu tuhn/ was ich will/ mit den Meinen? ℣. XV. Das ist/ wer will mich dann aus meiner Herꝛschaft treiben/ und mir die Ge- walt nehmen/ mein eigenes anzuwenden/ wie es mir beliebt. Oder/ noch weiter: Si- hestu darum scheel/ daß ich so guͤtig bin? Das ist: kanst du es nicht leiden/ daß ich das Meinige so mitleidig austeihle/ und dir ein Trumm/ jenem auch ein Trumm davon gebe? Alles Das Zwoͤlfte Capitel. Alles solches mißgoͤnstigen Murꝛens sich zu entaͤussern/ hat Moses schon fuͤr viel hundert Jahren sich selbst zu einem Exem- pel gestellet. Siebenzig Maͤnner unter den Aeltisten deß Volks erwaͤhlte GOtt/ und nahm deß Geistes/ der auf Mose war/ und legt es auf sie/ daß sie anfien- gen zu weissagen/ Num. XI. ℣. 16. 17. Moses selbst murꝛet erstlich darwider nicht/ daß 70. seines gleichen begabte da seyn sol- len; weil er wol wuste/ daß die Gaben nicht sein: sondern Gottes waͤren/ der sie neh- men und geben koͤnte/ wann/ und wem/ und wo er wolte. Er erfaͤhrt uͤber diß/ daß noch uͤber zween andere/ Eldad und Medad/ die nicht dabey waren/ der Geist GOttes auch ruhete. ℣. XXVI. Darob er ja so wol zu frieden ist. Josua/ den Sohn Nun/ Mose Diener verdreußt es/ daß einer sei- nem Herꝛn gleich seyn solle/ als dessen Au- toritaͤt dardurch ringer werden wuͤrde/ sei- ner Meynung nach. Laufft deßwegen im Zorn htn/ und meynt Mose fluchs aufzu- bringen daß er eifern solle/ und spricht: Mein HErꝛ! Mose/ wehre ihnen ℣. XXVIII. Das Zwoͤlfte Capitel. ℣. XXVIII. Was? wolt er sagen/ du must diese nicht aufkommen lassen; druͤcke sie bey Zeit/ schlag unter weil du kanst/ du sihest ja schon fuͤr Augen/ was das/ wie man spricht/ dir fuͤr Brennessel werden werden. Was taͤht aber Moses? Wann er eines solchen Neidhaͤmels Herz gehabt haͤttc/ wuͤrde er freylich seine grandezza, wie mans heisset/ haben wollen sehen lassen/ sein Gesicht ange- pfinnet/ seine/ heimliche Consilia aufs we- uigste/ darwider gefuͤhrt haben. Allein es findet sich das/ daß Josua/ so gut ers mag gemeynt haben/ so hart angeloffen ist. Bist du der Eiferer fuͤr mich/ sagt Moses zu ihm ℣. XXXIX. das ist: Eines sol- chen heimlich-stoltzen Herzens bin ich nicht. Wolte GOtt daß alles Volk deß Herꝛn weissagete/ und der Herꝛ sei- nen Geist über sie gebe! Jch/ meynt er/ wolte es ihnen wol vergoͤnnen/ wann sie alle mir gleich waͤren! Wie nun alles/ was geschrieben ist/ uns zur Lehr ge- schrieben ist/ Rom. XV. 4. Also/ gedenke/ sey auch das zu deiner Lehr geschrieben/ auf daß du weniger Ursach habest wider GOtt zu muf- Das Zwoͤlfte Capitel. zu muffen/ der du bey weitem die Ehr/ und das Ansehen/ und die Macht nicht hast/ die Moses gehabt und behalten hat. Wann dir aber je das nicht genug ist/ so sag mir noch eines: Jst dir GOtt et- was schuldig von den zeitlichen Guͤ- tern/ wie sie Nahmen haben moͤgen; oder ist er dir nichts schuldig? Jst er dir et- was schuldig/ so verdenke ich dich nicht/ wann du aufs wenigste dein Verdienst su- chest um den du mit ihm eins worden bist. Aber Mein! sag mir vor/ wo bist du mit ihm eins worden? Um wie viel? wie lang ist es/ daß du dich mit ihm ver- glichen hast? Was fuͤr Arbeit hastu ihm jnzwischen geliefert? Oder/ sag mir: Hast du nicht schon etwas von deinem Lohn heraus genommen zum Vorauß? oder wol gantz und gar? oder wie viel resti rtdir noch? Wann du aber meinem Raht folgetest/ so schwiegst du still/ Gott zu deinem Schuldner zu machen/ und mit ihm zu rechten. Wer bistu/ sagt Paulus/ in solchem Fall Rom. IX. 20. als R wolt Das Zwoͤlfte Capitel. wolt er sagen: Was bildest du dir ein? Wo- hin denkest du? Besinnest du dich nicht wer du seyest? wer Gott sey? was du arbeiten kanst? was Gott für Arbeit haben will! Jn Summa; Du bist nichts/ dein Verdienst ist nichts. Wann dir nun GOtt nichts schuldig ist/ was plagstu ihn dann? wann er dir nichts schuldig ist/ was verdreußt es dich dann/ wann du nichts erhaͤltest? was darfs dann deß groben Forderns? Es ist das Gottes Guͤte genug/ daß er diese oder jene Gab dem menschlichen Geschlecht vergoͤnnet/ derer du von der Fremd her geniessen kanst. Noch mehr ist es/ daß ers etwan deinem Vatterland/ deinem Regiment vergoͤnnet/ wann ers schon eben durch dich nicht tuht! Waͤre es nicht einer Statt Zierd und Nutzen/ so ein und anderer schoͤner Spring- brunn darein gefuͤhrt wuͤrde/ ob er schon nit eben durch dein eigenes/ ungelegeneres Hauß geleitet/ und selbiges damit ergoͤtzt und beschenket wuͤrde? Jch halte du wuͤr- dest sagen: Ja! Es stehet doch wol/ entweder auf der Strassen/ oder in dem Das Zwoͤlfte Capitel. dem Haus; und dich dessen nach gele- genheit selbsten bedienen. Sihe aber/ wie du dich mit deinen eigenen Worten oder Ge- danken schlaͤgst! Ein solches Springbruͤnn- lein/ aus dem grossen Meer der Goͤttlichen Gnaden/ ist gleichsam die Gab/ der Reich- tum/ die Ehr/ das Ansehen/ ꝛc. die der oder der hat fuͤr dir. Du must gestehen/ daß die Statt/ das Land/ der Hof/ das Collegium, der Marksplatz/ und so fort/ dardurch geziert werde; Du selbst hast dich wol oͤfter seiner Autoritaͤt/ seiner Mittel/ seines Rahts be- dienet/ oder doch kuͤnftig zu bedienen. Bil- lichest du dann jenen Werkmeister/ der ei- nes und mehr Wasserwerk in die Statt leitet/ wann er es schon in deine Wohnung nicht fuͤhret: Ey so billiche Gottes Werk auch/ daß er den Tropfen seiner Gnaden da und da trieffen laͤsset/ ob er schon aus dir nicht traͤuft/ und du es von jenen erst holen mußt. Es ist Zier genug/ es ist Nutz genug/ daß man es haben kan; und/ was gebe man- cher Ort darum/ so er nur in der Naͤhe ein kleines Rinnlein frisches Wasser zugenies- sen haͤtte? Gern wuͤrde er mit der Natur zufrieden seyn: Und du wilst mit dem Herꝛn R ij der Das Zwoͤlfte Capitel. der Natur stutzen/ daß er allerley solche Gaben neben dich/ um dich/ vor dich fliessen laͤßt/ so bald zu deinem als andern Nutzen/ ob er es schon nicht eben in dich gefloͤsset hat. Ey! so lasse die Weißheit ungemei- stert! Lasse die Freyheit uneingefangen! Lasse den Vatter seine Kinder halten wie er will! Und wann du dich fuͤr eines seiner Kinder erkennest/ so nimm mit seiner Kost vor lieb/ wie ers gibt. So wirst du die Ehr deines Gehorsams/ und er/ die Macht seiner Guͤter ungetadelt behalten. Jch will noch eines beyfuͤhren. Hastu nie einen Kaͤiser oder Koͤnig kroͤnen sehen? Wo nicht/ so hastu doch gehoͤret/ daß bey solcher Herꝛn Kroͤnung allerley Sorten Muͤnze ausgeworfen werden/ guͤldene/ sil- berne/ mehreres/ wenigers Wehrts. Etwan hastu dich selbst mit darum gerissen/ oder andere reissen sehen/ und bist zu frieden ge- wesen/ wann dir kein guldenes hat werden koͤnnen/ so du nur ein silbernes erlangt hast; wann kein grosses/ doch nur ein kleines/ das du zum Gedaͤchtniß aufhebest/ und damit du eine lange Zeit prangest. Sihe aber da- gegen nur/ wie schimpflich du mit Gottes Guͤtern Das Zwoͤlfte Capitel. Guͤtern umgehest/ wann dir deren eines nit genug seyn will. Taͤglich wirft er gleichsam solche Schaupfenninge vom Himmel un- ter die Menschen/ unter denen du viel ver- gnuͤgte Gemuͤter findest/ die von Hertzen zu- frieden sind/ wann sie nur ein kleines An- denken seiner Gnaden bekommen haben. Du aber wilst brummen/ wann du etwan ein guͤldenes erlangt hast/ und doch nicht eben in der Groͤsse/ in der Schweere/ wie es jenem zugeworfen worden ist. O Unbeson- nenheit! Noch eines; Du lobst den Muͤnzmei- ster/ der allerley Praͤg drücket. Dn bist oft unwillig/ wann du keine Scheidmuͤnze haben kanst; Du schickest hin/ biß du zu wechseln erlanget hast; Du gibst noch wol aufwechsel/ und haͤltest es fuͤr einen sonder- baren Dienst/ wann man nur die groben Sorten mit kleinerer vertauschen mag. Be- sinne dich abermal/ mit wem du zu tuhn hast/ wann du uͤber deinen Stand murꝛest! Was der Munzmeister in seiner Muͤnz: das ist Gott in der Welt. Hat er dich zum Heller gemuͤnzet/ so gedenke; So wenig die Welt deß Hellers entbehren kan: so wenig R iij koͤnne Das Zwoͤlfte Capitel. koͤnne sie dieses deines geringen Standes auch entbehren/ und/ so ein grosses Gereiß oft um Pfenninge und Heller sey: jo so groß sey es um solche/ die deines gleichen seyen. So wenig einer mit groben Stucken fortkommen koͤnne: so wenig koͤnne unser Leben seyn/ wann lauter Reiche/ lauter Ge- lehrte/ lauter Ansehnliche waͤren; ja du lobst den Muͤnzmeister/ wann er nur genug gu- ter guͤltiger Scheidemuͤnze gemacht hat. Ey so lobe Gott auch in dem/ was er an dir und deines gleichen getahn hat. Will jener die Pfenninge wider umschmelzen/ und ei- ne groͤssere Muͤnz daraus machen/ so stehet es bey ihm; und/ was vor einen Heller galte/ wird jetzt einen Groschen gelten. Wird dein Gott dich auch hoͤher setzen wollen/ darf er bey weitem so viel Muͤhe nicht als jener; wann er spricht/ so geschiht es/ und wann er gebeut/ so stehet es da. Psalm. XXXIII. 9. Trage du so lang/ mit Wil- len/ den valor, der dir/ so zu reden/ aus sei- ner Münze worden ist; und denke: du geltest so wol in seinem Gebiet/ und seyest so un- verschlagen als der Tahler ist; weil auf ei- nem Das Zwoͤlfte Capitel. nem die autori taͤt seines Herꝛn so wol ligt/ als auf dem Andern. Oder gehet dir das Gleichniß von einem Herꝛen Hof baͤsser ein/ so nehme es also an. Es ist die Welt nicht anderst/ als wie eine grosse Haußhaltung Gottes. Bist du da- rinn/ wie du darinn bist/ so lasse dir das be- nuͤgen/ daß dich Gott in seine Dienst ge- nommen habe/ welcherley sie auch sind und heissen moͤgen. Wirst du seine Weise ler- nen/ und eine Weil/ so zu reden/ in dieser Stell dich abrichten lassen/ biß du zu was groͤssers taugest/ so wird er deiner alsdann nicht vergessen/ dir promotion zu schaffen/ derer du/ und die hinwider dir anstehen wird. Sollest du aber der bleiben der du bist/ so sey darinnen der du seyn sollest/ und die- ne was du bedienen kanst/ und denke: du seyest doch/ so zu reden/ mit am Hof deines Gottes! du geniessest von seinen Guͤtern! du seyest einer von seinen Dienern! du lebest unter seinem Schutz; ob du schon nicht mit an seiner Tafel sitzest/ oder seine Kleider an- ziehest/ oder sein Hofraht/ sein Geheimer Diener/ sein Gesandter werdest. Man haͤlt auch nur einen Stifel oder Strumpf eines R iiij jrꝛdi- Das Zwoͤlfte Capitel. jrꝛdischen grossen Herꝛn fuͤr was besonders/ ob er es schon in allem Unflat getragen hat; und dem soll eine sonderbare Gnad wider- fahren seyn/ der etwas davvn an seinem ei- genen Leib tragen darf: Wie dann? wa- rum sollen wir da nicht auch so urteihlen? So/ sprich ich/ soll man urteihlen: Und wañ auch einer/ an der Weltgrossen Hofhaltung GOttes/ nur wie einer/ so zu reden/ seiner Schue und Stifel geachtet werden solle/ in niderern/ unsauberern Diensten seine Dienste tuhn: so sey doch auch die Unehr eine Ehr; das verachte/ geachtet; das nidere erhoͤhet/ und wann ihn einer recht und weiß- lich betrachtet/ so tuhe er wol mehr/ und ge- treuere/ und noͤtigere Dienste: als der Al- lergroͤste/ der Allerhoͤchste tuht; gleich wie das Leder/ zum Exempel/ an der Solen und Schuhen mehr nutzet einem Kaͤiser oder Koͤnig: als der Sammet und Seiden/ das Gold und Silber/ das er oben traͤgt/ und mehr zur Zierꝛaht gebrauchet/ als zur Noht. Die reiffliche Betrachtung naͤchster Er- innerung/ wird nun bald stillen den Fuͤr- witz/ den das menschliche Herz fo oft ver- uͤbet/ in dem es/ unbetrachtet ihres eigenen Ver- Das Zwoͤlfte Capitel. Vermoͤgens/ oder vielmehr Unvermoͤgens/ jmmer ausser seinen Stand schreiten/ und einem andern einen Eingriff tuhn/ oder aufs wenigste bald da/ bald dort in seinem Amt und Beruff hofmeistern will. Was Herꝛ Lutherus von dem Regentenstand schreibet/ das findet sich in andern Staͤn- den jo so wol/ Er spricht aber: Luth. T. III. Germ. VVitteb. super Psal. C l. p. m. 453. b. Jn der Welt geht es also zu/ daß keiner so grob und ungeschickt ist/ er meynet/ wo er im Regiment waͤre/ er wolte es gar koͤstlich machen/ und laͤsset ihm gar nichts gefallen/ was andere im Regiment machen; Gleich wie jener Knecht in der Comoͤdien Terentii, wuͤnschet und spricht: Ach/ ich solte ein Koͤnig worden seyn! Und Abso- lom sprach/ hinter seinem Vatter David/ zu den Bürgern Jsrael: Du hast wol gute Sachen; aber es ist vom Koͤnig niemand verordnet/ der dich verhoͤre. Ach/ daß ich das Regi- R v ment Das Zwoͤlfte Capitel. ment im Land haͤtte/ und muͤßten alle Sachen fuͤr mich kommen/ wie gar gut Recht wolt ich halten! ꝛc. II. Sa- muel. XV. 1-6. Das sind die Mei- ster-kluͤglinge/ die das Roß fuͤr gros- ser Weißheit im hindern zaͤumen koͤn- nen/ und nichts mehr koͤnnen/ dann andere Leute urteihlen und meistern/ und wann sie es in die Hand kriegen/ so gehet es alles zu grunde mit ihnen. Gleich wie man spricht; Wer dem Spiel zusihet/ der kans am baͤsten. Dann sie meynen/ wo sie die Kugel in die Hand kriegen/ wolten sie wol zwoͤlf Kegel treffen/ da doch nur neu- ne auf der Leich stehen/ biß sie erfah- ren/ daß neben der Leiche auch ein Weg bey hingehe Alles das kommt/ wie gemeldet/ daher/ daß nicht ein jeder seine eigene Kraͤfte recht abmisset/ und/ Sprich- worts weiß zu reden/ Riesenschuh anlegen will/ die er nicht wol erheben kan: will ge- scheigen/ gar darinnen hereingehen/ das ist: Das Zwoͤlfte Capitel. ist: Er uͤberꝛedet sich: Das hohe Amt/ die maͤchtige Verwaltung/ die Fuͤrnehme Handlung und dergleichen/ wolte er weit baͤsser versehen/ mit mehr nutzen/ als der oder der/ der es/ seiner Meynung nach/ unver- dient besitze/ und deßwegen jmmer von ihm gestochert/ gezwickt und getretten werden muß. Mein Freund und Freundinn! ge- denke aber so: Wann dir der Dienst/ das Amt/ die Regierung/ die Handlung/ die Ehr/ die Heurat haͤtte werden sollen/ waͤre alsdann deines Tuhns gewest/ dein Ver- moͤgen sehen zu lassen. Nun dir aber ein wenigers worden ist/ so setze deine Gedan- ken auf das/ und sey darinn getreu/ biß dich GOtt uͤber ein groͤssers setzen moͤchte/ Matth. XXV. 21. So gering es auch ist/ darein du von ihm/ Gott/ gesetzet bist/ so ist dir doch mehr befohlen/ weder du kanst ausrichten/ sagt Syrach im III. ℣ . 25. Also laß dich nit duͤnken/ spricht er abermal/ fuͤr Gott/ du seyest tuͤchtig genug zu dem oder dem/ wol tuͤchtiger/ als jener. Laß dich nicht dunken beym Koͤnige/ du seyest weise genug/ weiser R vj als Das Zwoͤlfte Capitel. als jener/ im VII. 5. Dann es frommet dir/ erstlich/ nichts/ daß du gaffest nach dem/ was dir nicht befohlen ist; also lasse da/ was deines Amts nicht ist/ deinen Fürwitz. Fuͤrs andere/ hat sol- cher Důnkel viel mehr betrogen/ und ihre Vermessenheit hat sie gestuͤrzet/ ℣. XXVI. Dann wer sich gern in Gefahr gibt/ der verdirbt darinn. ℣. XXVII. und einem vermessenen Menschen geht es endlich uͤbel aus. ℣. XXIIX. Die bißher gefuͤhrte Lehren aber gehen die sonderlich an/ die sich hartseelig dunken lassen/ daß sie solchen Reichtum/ solches An- sehen/ solche Macht/ solche Ehr/ ꝛc. nicht ha- ben/ die jene haben/ oder in solchem Glanz nicht/ wie sie es haben. Denen aber/ die es haben/ ist noch eines und das andere zu Gemuͤht zu fuͤhren. Das allererste ist: Ob auch der/ den GOtt fuͤr andern so gnaͤdig angesehen/ so hoch erhaben/ so reich gemacht/ solche Hand- lung/ Nahrung/ Heuraht/ Amt und Dienst gegeben Das Zwoͤlfte Capitel. gegeben hat: Ob nun der/ sprich ich/ GOtt auch einmal recht darfuͤr gedankt/ oder in solch einem demuͤtigen Dank biß dahin ver- harꝛet ist/ ist wol die erste Frag. Es gehe auch mancher grosser Herꝛ zu ruͤck/ und gedenke/ wie hart es etwan gehalten/ biß er die Ho- heit erlanget/ biß ihme die Gewalt worden/ biß er zu der Kron und Zepter; zu dem Land und Leuten kommen ist. Er gedenke/ wie viel Muͤhe es gekostet habe/ wie oft er selbst/ und andere mit ihm schon halb daran verzweiffelt. Und nun/ da ers alles nach Wunsch erhoben hat/ und etwan schon lang besesessen/ hab er ja/ seinem eigenen Ge- wissen nach/ GOtt dem hoͤchsten Gott den Dank zu sagen/ tausentfaͤltige Ursach/ durch dessen Vorschub und heilige Ord- nung allein/ es also ausgeschlagen ist/ da alle menschliche Consili en einen andern Weg vorhatten/ bey dem es ihnen sonder Zweiffel gefehlt haͤtte. Auch die Heydnische Regenten hat ihr Herz dahin getrieben/ nach erhaltenem dergleichen Gluͤck/ ihren/ doch nur vermeynten Goͤttern/ Opfer und Dankfeste anzustellen. Seinem Justiniano aber schreibet Agapetus das vor/ daß/ R vij je Das Zwoͤlfte Capitel. Agapetus Capit. admonit. V. je groͤsserer Gaben er von seinem GOtt sey wehrt geachtet worden: je groͤssere Widervergeltung er ihm schuldig worden waͤre; Die Schuld aber muͤsse Er mit Dankbarkeit be- zahlen. Sollen aber Gott einen Dank schuldig seyn auch/ an ihrem Ort/ die hoͤchste Haͤub- ter der Welt: Wie viel mehr dann andere/ denen wider an ihrem Ort so oder so wun- derbar/ von eben dem Gott/ geholfen wor- den ist. Es ist mancher von schlechten El- tern geboren/ von Unedlen/ von Armen/ und hat sich empor geschwungen/ er ist ge- adelt worden/ er hat Kaͤiser- und Koͤnigliche Gnad erlanget; der wol nie gedacht so seelig zu werden/ daß er nur einen solchen Herꝛn sehen solte/ will geschweigen mit ihm reden/ oder mit einem solchen hohen/ ansehnlichen/ reichen Amt von ihm begnadet zu werden. Nun so gehe er weiter/ und danke dem Herꝛn von ganzem Herzen/ der ihn aus dem Staub gehoben/ zu Ehren gebracht und bey die Fuͤrsten gesetzt hat/ Syr. XI. ℣. 1. Das Zwoͤlfte Capitel. ℣. 1. Seine Seele lobe den HErꝛn/ und vergesse nicht/ was Er ihm gutes getahn hat/ Psal. CIII. 2. Der ihn mit Gnad und Barmhertzigkeit gekroͤnet. ℣. IV. Noch weiter zukommen! Es ist mancher in eine Freundschaft gerahten/ durch eine so gesegnete Heurat/ da viel Hoͤhere/ Edle- re/ Reichere/ haben neben hingehen muͤssen. Danket er seinem Gott darum nit/ so hiesse er wol ein U nerkaͤntlich Herz. Aber nicht so/ mein Freund und Freundinn! Danket dem HErꝛn daß er so guͤtig ist/ und preiset seinen heiligen Nahmen ewiglich! Danket dem Herꝛn/ der euch/ vielleicht erst nach der Eltern Tod/ so wol hat versorgen wollen/ so friedlich mit einander leben lassen/ etwan schon so lang/ und in ein solches Alter/ und dannoch so viel Jahr nicht anderst lassen fuͤrkommen/ als waͤren sie einzele Tag/ wie zwischen Jacob und Rahel/ im I. Buch Mosis im XXIX. 20. Mancher hat von Kindesbeinen an in die Fremde gemußt/ sich da und dort herum schleppen muͤssen/ in Hitz/ in Frost/ zu Tag und Das Zwoͤlfte Capitel. und Nacht/ schlecht gekleidet/ schlecht geges- sen/ in allem Staub/ in allem Mist/ als ein Jung und Diener/ oder Dienerinn! Gott aber hat ihn zu einem Herꝛn gemacht/ die oder die Handlung/ Gewerb/ Nahrung ge- geben/ daß er wider andere Jungen/ Die- ner/ Dienerinnen haben und halten muß; Solte deren einer gefunden werden/ den- sein voriger Jungenstand/ gegen diesem/ seinem Herꝛnstand gesetzet/ nicht erꝛinnerte/ GOtt tausentmal und demuͤtig zu danken fuͤr den Unterschied/ den er jetzt geneußt ge- gen jenem? Hiebevor hat Er sichs wol ge- wuͤnscht/ auch eine solche oder solche Hand- lung/ Handwerk/ Gewerb/ Nahrung zu ha- ben: aber nie gesehen/ wie es moͤglich seyn koͤnte. Nun ihn GOtt nach der Zeit die Moͤgligkeit erwiesen/ und seinen Wunsch erfuͤllet hat: Und er wolte das nicht erfül- len/ was zu Gottes Ehren dienet/ da solte Moses sagen: Dankestu also dem Her- ren deinem Gott du toll und toͤhrich- tes Volk! Deut. XXXII. ℣. 6. Ey so wende es um/ nnd/ wie du ihn gebetten hast in deinen Lehrjahren und Jungenstand: so dan- Das Zwoͤlfte Capitel. so danke ihm jetzt in deinem Meister- und Herꝛenstand; Wie du ihn gebetten hast in deinem Mangel: so danke ihm jetzt in dei- nem Uberfluß. Deine Seele erhebe den HErꝛn/ und dein Geist freue sich GOttes deines Heylandes/ der dich elenden Knecht oder Magd angese- hen/ und grosse Ding an dir getahn hat; einen andern undankbaren vom Stul gestossen/ und dich Elenden er- hoben hat; der dich Hungerigen mit Gütern gefůllet/ und manchen Rei- chen wider Leer gelassen hat/ Luc. II. ℣. 46. 48. 52. 53, Findet man aber das/ daß der Dank deß Hoͤchsten ist und bleibt; so folgt das ferner vor sich selbst/ daß/ in was für Hoheit/ Adel/ Amt/ Stand/ Ehren/ Reichtum einer schwebt/ sich bescheidener/ demuͤtiger/ mit- leidiger erzeige. Dann sonsten/ wie ein ver- zagtes Ding das Menschliche Hertz ist/ wann es ihm nicht gehet/ wie es gern wolte: Also trotzig ist es auch/ wann es erlangt hat/ was es suchet; oder mehr erlangt als es su- chet. Es ist der Reichtum/ ein ungehaltenes Ding Das Zwoͤlfte Capitel. Ding und laͤsset schwerlich Ruhe/ daß er nit das jnnwendige in dem Menschen auf- blaͤhen soll/ wo nicht auch die Zunge stre- cken/ daß sie stolz rede/ Prov. XVIII. 23. Macht und Gewalt will jmmer mehr haben/ weil ers haben kan; oder dem scha- den tuhn/ der ihm ein Dorn in den Augen ist. Ein hohe Geburt und ein altes Ge- schlecht sihet nidere und geringere jmmer mit spoͤttlichen Augen an: Grosse Aemter und Ehrenstellen empfinden es leichtlich/ wann man auch nur eine ungefehre Rede tuht. Also komt allen eine Lehr/ die heißt: Erhebe dich nicht/ und verachte nie- mand. David hat vom Ersten eine treff- liche Rede getahn/ die heisset: Faͤllet euch Reichtum/ so haͤnget das Herze nicht daran. Psal. LXII. 11. Paulus weiset sei- nem Timotheo/ wie er Reiche unterꝛichten soll! Also nemlich/ daß sie nit stoltz seyen/ und sich nicht verlassen auf den un- gewissen Reichtum/ I. Ep. VI. 16. Frey- lich wol ungewiß. Manche Exempel waͤ- ren zu weisen in geist- und weltlichen Hi- storien/ Das Zwoͤlfte Capitel. storien/ derer/ die gebettelt haben/ da sie zu- vor keinen Bettler haben ansehen/ oder an- hoͤren moͤgen. So erhebe dich nicht deines Reichtums/ den du erlanget hast! Bestehet er in Handlung/ so sihe nur die Maͤrckt und Plaͤtze an; Wie vielen ist das Ungluͤck kom- men zu Wasser/ zu Land/ die noch wol staͤr- ker handelten als du? Bestehet er in Baar- schaft; wie vielen ist ein Dieb und Rauber dahinder kommen? Bestehet er in Feld- und Landguͤtern; wie vielen hat Wasser und Feuer schaden getahn/ Hagel und Schlossen verderbt/ duͤrꝛe unfruchtbare Jahr verzehret? So spreche ja keines: Jch habe genug/ wie kan mirs feh- len? Dann wann dirs wolgehet/ so gedenke: daß dirs wider uͤbel gehen kan/ ist Sirachs Erꝛinnerung im XI. 26. 27. Wann man gleich satt ist/ kan man doch wider hungern/ und wann man gleich reich ist/ kan man doch wider arm werden: und es kan vor Abend wol anderst werden als es am Morgen war; dann solches alles ge- schiht Das Zwoͤlfte Capitel. schiht bald für Gott/ ist abermal Si- rachs Red im XVIII. 25. 26. Jst einem grosse Gewalt in die Hand gegeben; er mißbrauche es nicht an Nide- rern und Geringern. Grosse Tuͤrne und hohe Eichen trifft der Blitz am oͤft- und staͤrkesten; Hohe Klippen fallen desto tief- fer; Je hoͤher der Rauch gestiegen ist/ je ehe vergehet er. Viel Tyrannen haben müssen herunter auf die Erde sitzen/ und ist dem die Kron aufgesetzt wor- den/ auf den man nicht gedacht haͤtte. Viel grosser Herꝛn sind zu boden gangen/ und gewaltige Koͤnige sind andern in die Haͤnde kommen/ ist wi- der Syrachs Anmahnung im XI. ℣. 5. 6. David hat einen ganzen Psalm gemacht/ da ihm Doeg der Edomiter zu maͤchtig worden war an Sauls Hof/ an der Zahl den LII. Der diese schoͤne nachdenkliche Wort in sich fuͤhret: Was trotzest dann du Tyrann/ daß du Schaden tuhn kanst? ℣. III. Deine Zunge trachtet nach Schaden/ ℣. IV. Es wird dich aber Das Zwoͤlfte Capitel. aber Gott auch gantz und gar zerstoͤ- ren und zerschlagen/ und aus der Huͤtte reissen/ und aus dem Lande der Lebendigen ausrotten/ Sela. ℣. VII. Und die Gerechten werden es sehen/ und seiner lachen. ℣. VIII. und sprechen: Sihe/ das ist der Mañ der sich darauf verließ/ daß er maͤch- tig war Schaden zu tuhn/ ℣. IX. Herꝛliches Geschlecht/ fuͤrnehme Aemter und Ehrenstellen/ vorab an grossen Herꝛen- Hoͤfen sind freylich ein grosses zeitliches Gut/ da unter tausenden kaum einer hinge- langt. Wer nun der ist/ und wo er ist/ dem fuͤhrt obgedachter Sirach solches zu Ge- muͤht: Stehe nicht auf deinem eignen Kopf in deinem Amt/ nnd mache dich nicht stoltz wann man dein bedarf/ im X. 29. Und in folgendem XI. 4. spricht er: Die Weißheit bringe zwar oͤfter auch einen vorher Armen/ zu Ehren/ und setze ihn bey die Fuͤrsten/ und ma- che einen Edelmann/ einen Herꝛn aus ihm; aber doch soll ein solcher das merken/ daß er ihm Das Zwoͤlfte Capitel. ihm sage: Erhebe dich nicht deiner Kleider/ die du deinem Adel nach/ deinem Amt nach tragen darfst und must/ und vor- her weder zu bezahlen/ noch zu tragen ver- mochtest; und sey nicht stolz in deinen Ehren. Dann der Herꝛ ist wunder- barlich in seinen Werken/ und nie- mand weiß/ was er tuhn will. Gar mit einem artigen Apologo hat es Cyrillus zu- vernehmen gegeben Cyrillus L. II. Apol. c. XIV. denen/ wie seine Vberschrifft heisset/ die schnell empor kommend/ uͤber andere Niderere sich erheben wollen. Er spricht: Das gemei- ne Wasserꝛohr/ das neben einem Zu- ckerstengel jaͤhe aufgeschossen waͤre/ hatte sich seiner Hoͤhe also uͤbernommen/ daß es jenes hoͤnisch fragte: Wie lang es wuͤchse? Da es zur antwort gegeben: Zwey gantzer Jahr; haͤtte das gemeine Rohr/ aufgeblasen/ daß es solch eine laͤnge vor jenem erlanget/ hoffaͤrtig angefangen: Jch hab der Natur zu danken/ daß sie mich in einem einigen Jahr so hoch uͤber Das Zwoͤlfte Capitel. uͤber dich geschwungen hat. Der Zu- ckerstengel aber haͤtte dargegen der Naͤrꝛin ihre Tohrheit also beantwortet: Du bist ja wol ein duͤrꝛes Rohr/ von dem Wind ein wenig aufgeflattert/ unbe- dacht darinn/ daß du nur die Hoͤhe ge- suchet empor zu steigen: Dagegen aber der Tieffe vergessen/ was du fuͤr einen Grund legen woltest/ und fuͤr Wurzel setzen. Jnnwendig bist du leer/ von aussen dick/ wie gemeinig- lich die hohe Baͤume sind; zwar er- haben: aber ohne Frucht/ und die in die Dicke wachsen/ verdrucknen nur desto ehender! Biß hieher Cyrillus mit verdeckten/ und doch offnen Worten. Kurtz und rund ist der Jnnhalt verfasset in Petri Worten: Der HErꝛ widerstehet den Hoffaͤrtigen: aber den Demuͤtigen gibt er Gnad I. Ep. V. 5. So demůtige sich unter die gewal- tige Hand Gottes Hoh und Nider. I. Pet. V. 6. und/ wie sich keiner dunken las- sen Das Zwoͤlfte Capitel. sen wird: Er habe das Kaͤisertum/ Koͤnig- reich/ Herꝛschaft allein durch seine Macht und Gewalt erhalten und bezwungen/ und Gottes Huͤlfe nicht darzugebraucht; Dañ so unchristlich wird kein Christ re- den; wie sich keiner dunken lassen wird: Er habe den Adel/ die/ grosser Herꝛn/ Gnad durch seine Qualitaͤten zuwegen gebracht/ die ihm nicht vom Himmel herab gefallen waͤren: sondern viel Muͤhe/ Fleiß/ Ubung/ Reisen gekostet haͤtten. Dann was hast Du/ daß du nicht empfangen hast? fragt Paulus I. Cor. IV. 7. Er sey zu der Heurat kommen durch seine Hoͤflichkeit/ Freundlichkeit/ Schoͤne deß Leibs/ grosse Lebens-Mittel; und kein Werber waͤre aus den Wolken gefahren/ der sein Wort gere- det haͤtte. Dann Gott regiert die Her- zen der Menschen unsichtbar: Er sey zu dem Reichtum kommen durch ein Erb/ oder durch seine Spitzfuͤndigkeit; Aus der Lufft sey es ihm nicht ins Hauß geflogen. Dann es ist vergeblich/ daß man fruͤh aufstehet/ und hernach lang sitzet/ und ißt sein Brot mit Sorgen/ Psal. Das Zwoͤlfte Capitel. Psal. CXXVII. 3. Er sey zu dem Dienst seiner Tuͤchtigkeit wegen gelanget/ man sey ihm noch nachgeloffen/ und die Noht dieses und jenes Ortes habe seiner nicht entbehren koͤnnen. Menschenstimme hab er gehoͤret; Menschenhaͤnde gesehen/ die ihm nach ge- schrieben: Gottes-Stimme und Gottes- Finger/ wie Moses auf den zweyen Ta- feln Exod. XXXI. ℣. 18. Deut. IX. ℣. 10. waͤren i hm nie zukommen. Das alles/ und noch ein mehrers/ wie sich keiner dunken lassen wird; zumahln es den Kindern Jsrael so hart eingebunden wurde/ daß/ wann sie nach Eroberung deß Landes/ da Milch und Honig jnnen fließt/ wuͤrden gegessen haben/ und satt worden seyn/ und schoͤ- ne Haͤuser erbauet/ und darinnen woh- nen/ und ihre Rinder und Schafe/ Silber und Gold/ und alles was sie haben/ sich mehren wuͤrde; ihr Herz sich nit erhebe und vergesse deß Her- ren ihres GOttes/ der sie aus Egy- ptenland geführt habe/ und aus dem Diensthause/ und sie nit sagen moͤch- S ten Das Zwoͤlfte Capitel. ten in ihrem Herzen: Unsere Kraͤffte und unserer Haͤnde Staͤrke haben uns das Vermoͤgen aufgericht. Deut. VIII. 12-17. Wie sich/ sprich ich nochmal/ keiner das dunken lassen wird: Also wird er auch fer- ner seiner Weißheit nit allein trauen/ Gott auf die Seiten setzen und gedenken: Nun/ da er das Kaͤisertum/ Koͤnigreich/ Fuͤrsten- tum/ Herꝛschaft habe/ koͤnne er sich schon selbst helfen. Ach nein! Jmmer setzt GOtt einem grossen Herꝛen/ wider einen grossen Herꝛen an die Seiten/ der ihm weisen soll/ daß er noch nicht alles sey/ und GOttes Wacht/ Huͤlfe/ Vorsorg io so wol von noͤh- ten hab uͤber seine Graͤnzen und Laͤnder als zuvor; ja fuͤrwahr nun noch mehr/ als vorhin. Dann einmal/ Er bekoͤmmt mehr zu verwalten. Die Verwaltung/ so sie miß- lingt/ bringt ihm groͤssern Schaden. Daß ihm der Schad nicht komme/ braucht es mehr Betens/ daß ihn Gott abwenden wol- le. Er bekommt mehr Diener. Dienen sie ihm untreu/ so gehet seiner Herschaft ab. Soll die Herꝛschaft bleiben wie sie ist/ braucht Das Zwoͤlfte Capitel. braucht es wider Betens. Er bekoͤmmt mehr Feind. Koͤnnen sie sich feindseelig er- zeigen/ so verbleibt es nicht. Daß es aber verbleibe/ braucht abermal Betens. Er braucht mehr Raͤhte. Jst ihr Raht un- gluͤckseelig/ so folget die Taht dem Raht. Daß sie gluͤckseelig rahten/ braucht aufs neu Betens. Summa Summarum: Grosse Lent haben grosse Fehler/ wann sie nicht von GOtt regiert werden. Darum/ wie alle Menschen zu ihm lauffen/ Hůlf und Heyl fuͤr sich allein zu su- chen: so soll ein Regent fůr allen das tuhn/ als der fuͤr alle zugleich sorg- faͤltig seyn soll. So ihn sein Gott be- wahret/ werden ihm seine Feinde we- niger schaden: Er aber wird die Sei- nigen mehr bewahren koͤnnen/ sagte Agapetus Agapetus Cap. admonit. LXII. zu Justiniano. Ob es nun zwar so viel nicht antrifft/ wann einer nider ers Standes einen Scha- den leiden soll: jedoch ist es ein Schad/ und dem/ dem er kommt/ etwan eben groß ge- nug. Hat einer nicht grad Land und Leut S ij zu Das Zwoͤlfte Capitel. zu verlieren: hat er etwan Ehr und Gnad zu verlieren; sonderlich/ wer eine hohe Amts- stelle vertretten soll. Hier ist zwar kein ge- ringes/ gelehrt seyn/ erfahren seyn/ beredt seyn; aber die Menschliche Weißheit weiß nicht alles. Die Erfahrung braucht oft wi- der einer Erfahrung. Beredt seyn uͤberꝛedet nicht allezeit. Jn deß Menschen Haͤnde ste- het der Außgang nicht. Soll es gluͤcklich geredt: gesegnet gerahten: gedaͤulich ange- griffen seyn/ muß Gott die Hand führen/ mit dem man Tahten tuhn kan. Ps. LX. ℣. 14. CVIII. 14. Also lasse sich einer die- sen den Rahtgeber seyn/ der auf Gebet sen- den will den Geist deß Rahts/ und Verstandes/ Esa. XI. ℣. 2. und Gehen/ Stehen/ Sagen/ Wagen/ alles gluͤcklich machen will. Jst er in einer guten Nahrung und Aus- kommen/ er vergesse deß Himmlischen Ge- bers nicht/ und/ weil er weiß/ daß alle gute Gaben von oben herab kommen/ vom Vatter deß Liechts/ Jacob. I. 17. Also bitte er desto andaͤchtiger/ daß eben der Gott alles zu seinen heiligen Ehren/ und zu seinem und Das Zwoͤlfte Capitel. und der Seinigen Nutzen erhalten wolle/ und bewahren fuͤr Feuer und Wasser/ fuͤr Dieberey und Rauberey/ fuͤr List und Ge- walt/ weil Er doch viel zu wenig sey auch nur einen Ziegel oder Spahn im Hause; einen Heller oder Pfenning in seinem Ver- moͤgen/ zu erhalten. Hat er eine erwuͤnschte Ehe erlanget: gleich wie diese ein zeitliches Himmelreich ist: Also preise er den Vatter im Himmel/ und lasse sein und der Seinigen taͤgliches Gebet seyn/ daß sie in staͤter Lieb die Goͤttli- che Lieb verehren/ in bestaͤndigem Fried den Gott deß Friedens küssen moͤgen/ auch da/ da die volle Lieb erst angehen werde/ wann alles andere aufgehoͤret hat/ I. Cor. XIII. ℣. 8. Alles in allem zusagen/ bist du maͤch- tig/ trotze nicht. Bist du schwach/ verzage nicht. Bist du reich/ erheb dich nicht. Bist du arm/ verzweifle nicht. Bist du geehrt/ stolziere nicht. Bist du veracht/ betruͤb dich nicht. Bist du in Ansehen/ prange nicht. Hast du keines/ kuͤmmere dich nicht. Sey mit deinem Gott und mit deinem Stand zu frieden/ und/ damit Davids Wort unser Schluß werde/ Psal. XXXVII. ℣. 5. S iij Be- Das Zwoͤlfte Capitel. Befihl dem HErꝛn deine Wege/ sie seyen gleich groß oder klein/ hoch oder nider/ viel oder wenig/ sie seyn wie sie wollen; Befihl dem HErꝛn deine Wege/ und hoffe auf ihn/ Er wirds wol machen/ Er wirds wol machen! Schluß-Andacht- Lied. Widerholung deß gan- zen Werks. Nach der Singweise: deß Opitzischen Coridons. 1. I. S Chweige/ mein Gemuͤt/ nit belle/ murꝛe ja nicht wider den/ der gesehen und versehn alle Gluͤcks- und Ungluͤcks-Faͤlle. Was es sey/ das dich ficht an/ denke/ daß es Gott getahn. 2. II. Kein Das Zwoͤlfte Capitel. 2. II. Kein Gestirn kan dich begluͤcken; Keine Goͤttinn/ die man mahlt/ dich mit Huld und Haß bestrahlt: Gott allein schickt alles Schicken. Was auf Erden wird getahn/ das tuht Gott/ der Alles kan. 3. III. Seine Weißheit wust und sahe Alles/ eh’ es ward und wird; Seine Allmacht auch regirt was geschiht und was geschahe. Guts und Boͤses trett heran! Was Gott tuht/ ist wol getahn. 4. IV. Gott allein kan Alles geben Hoheit/ Ehre/ Kunst und Haab; Alles kommt von oben ab. Gott gibt hier in diesem Leben/ was wann wie er will/ nach seinem Raht. Wem Gott geben will/ der hat. S iiij V. Er- Das Zwoͤlfte Capitel. 5. V. Erden- Tohn! der Him̃els Doͤpfer Alles hat zu machen Macht/ hoch und reich/ arm und veracht. Druͤm sey gerne/ was der Schoͤpfer vor ein Seyn dir zugedacht. Was Gott macht/ ist wolgemacht. 6. VI. Sihst du ein Gefaͤß der Ehren; und du/ bist ein schlechter Dopf ein verworffner armer Tropf: Laß den Neid dich nicht beschweren. Sey vergnuͤgt/ denk in der Still: Gott gibt/ wem er geben will. 7. VII. Hoͤll und Himmel/ Tod und Leben/ Fluch und Segen beutt er an: Deine Wahl dir selber kan Eins von diesen beyden geben. Waͤhle du das Baͤste dir: Gott legt Guts und Boͤses fuͤr. VIII. Si- Das Zwoͤlfte Capitel. 8. VIII. Sihest du in deinem Leben andre groß/ dich aber klein: Bild dir Gotttes Ordnung ein/ nimm die Stell die er gegeben/ es sey Zeptex oder Pflug: Wer Gott dient/ ist groß genug. 9. IX. Blinde Unvernunft/ schweig stille! Er/ der Glaub/ im Herzen red! Laß es gehen/ wie es geht; Gottes Wille sey dein Wille; fordre Gott nit Rechnung an: Was Gott tuht/ ist recht getahn. 10. X. Fordre nichts/ erwaxt der Gnaden/ schreibe Gott dein Gluͤck nit fuͤr: ach! du moͤchtst erbitten dir selber deinen bittern Schaden/ ob es deinem Wahn behagt. Gut es ist/ wann Gott versagt. 11. XI Nicht/ wie reich und hoch auf Erden/ S v nein! Das Zwoͤlfte Capitel. nein! wie fromm/ Non quam bellè, sed quàm benè. du hast gelebt/ diß im Himmel wird erhebt und vor Gott gepriefen werden. Lebe wo nicht wohl/ doch recht: Gott gefaͤllt ein schlechter Knecht. 12. XII. Stehe/ mein Gemuͤt/ steh faͤste/ laß dich nicht deß Ungluͤcks Gximm nicht deß Gluͤckes Schmeichel-Stim̃ treiben von dem Felsen-Neste. Setz dein Gluͤck in Gottes Haͤnd’/ und beharꝛe biß ans END. Anmer- Anmerkungen. Ne quid, quod declarationi rei tractandæ inserviret, fortè de- esset, annotatiunculis his sub- venire superioribus; non vide- batur non operæ futurum esse pretium. Ad pag. 9. I Psum Nazianzenum lo- quentem audire præstat. Inter varia carmina ejus ultimum hoc erat: Ε῎φησέ τίς που τῶν φιλοχρύσων τὰδε, Θέλω τύχης ϛαλαγ μὸν, ἤφρενῶν πίθον. Πρὸς ὅντις ἀντέφυσε των φιλοφρένων Ρανὶς φρενῶν μοι μαλλον, ἤ βυθὸς τύχης. Quæ Jacobus Billius adjecit, non indigna S 6 sunt, sunt, hic quoq́ue recenseri. Avari, ait, versus hic est: Θέλω τύχης ϛαλαγμὸν, ἤ φρενῶν πίθον. Malo guttam prosperæ fortunæ, quam do- lium prudentiæ. Sapientis autem antistro- phe est hujusmodi: Ρανὶς φρενῶν μοι μᾶλλον, ἤ βυθὸς τύχης Malim prudentiæ guttam, quam integrum secundioris fortunæ pelagus. Ad pag. 26. Aliquid divinitatis inesse ei, quod for- tunam vocamns, è veteribus non pauci asserebant. Longus est in confirmatione hujus Vir eruditissimus M. Antonius Mu- retus, explicatione Orat. I. in Catil. è quo quædam hîc describere non juvaret nihil, nisi Philosophi nostri verba, hîc à Mureto prætermissa, adduxisse pulchrum quoq́ue judicassemus. Lib. II. Phys. c. IV. t. 47. Sunt, ait, quidam, quibus fortuna videtur quidem esse causa : sed humanæ menti ob- scura, ὡς ϑεῖόν τι του τα ϰαὶ δαιμονιώ τ ερον tanquam sit divinum quid ac numen ex- cellens. Addit ad hunc locum Simplicius hæc: Quod plures hujus opinionis extite- runt, runt, patet ex eo, quod adorant ipsam fortu- nam ut Deum, \& templa ædificant ipsi, \& hymnos canunt in ejus cultum; quanquam id post Aristotelis demum tempora con- tigisse, existimet. Non enim, inquit, habe- mus apud veteres fortunæ civitatum tem- pla narrata, vel festa scriptis prodita. No- men verò fortunæ scimus, quod etiam apud veteres fuit veneratum. Lib. II. M. Mo- ral. c. II X. ipsam quæstionem pertractat: An secunda fortuna sit ὡς ἐϖιμέλειά τις Θεῶν ἤ ἔυνοια; ut Deorum quædam cura aut benevolentia? Rursus Lib. V II. Eudem. c. XIV. fuisse, refert, qui vel Deo, vel genio cuidam adscripserint secundam fortu- nam, v. g. Si ἐν ϰύβων πτώσει, in aleæ jactu aliquis multum lucretur, alius nihil, illum à Deo genioq́ diligi. Fortunatus ille, ait, genium secundum habet ϰυϐερνήτην guber- natorem. Erat autem hæc sententia de geniis, Pla- tonicorum, qui causam fortuitorum re- ferebant in mentem, corporeâ hâc naturâ superiorem, ut benè notavit doctissimus Vossius L. II. de origine \& progressu Idol. c. XLIII. \& vel solus Apulejus confir- S 7 mat mat de Deo Socratis \& L. I. de habit. do- ctrinarum Platonis. \& Max. Tyrius dissert. XXVI. \& seq. à quâ sententia nec B. Au- gustinum alienum fuisse testis omnino est Cap. I X. Lib. V. de Civ. Dei. Sufficit, ita ibidem loquitur, omne quod sit, nõ nisi cau- sâ præcedente fieri. N os enim eas causas, quædicuntur fortuitæ, unde etiam fortuna nomen accepit, non esse dicimus nullas, sed latentes; easq́ tribuimus vel veri Dei, vel quorumlibet spirituum voluntati. Hosq́ue ipsos quoq́ue in bonos malosq́ distribuit. Quare ex Patris ejusce sententia, ita jam pergit Vossius, eo ipso exemplo, quo Philosophus usus erat, etsi loci à nobis di- cti mentionem nullam fecerit, Hippo- nensis Episcopi mentem declarare; quod nonnulli in ludo aleæ (ac par similium ratio est) semper penè vincant, perdant alii: id vel occultis naturæ causis tribuendum, vel genio adsistenti, qui jactum dirigat. Quod minimè difficile est geniis, cùm eventus pendeat tum ab alearum positu, tum jactu earum vehementiore, vel remissiore, \& si- milibus; quæ nobis quidem jacientibus sic variant, ut ludo exercitatus aliquid videat præ præ alio; nunquam tamen eò industriæ per- tingat, ut omnia in artem redigi possint. Spi- ritus autem, quia intellectu \& experientiâ plus valent; plus etiam cernunt: ac præter- ea levi motu inter jaciendum præstare pos- sunt, ut jactus sit felix, vel adversus. Nec fortassis repugnasset Philosophus admo- dum, si, quod fortunam vocassent, bonis probisq́ue sua tantùm donare munera, adseruissent. Hos enim tales, quæ fortu- natò eis obveniunt, Deis transcribere, \& meritò, ait, Lib. II. Rhet. c. XVII. Ver- ba pulchra hæc sunt: Ε῞ν ἀϰολ ουθεῖ βέλτιϛον ἦθοσ τᾖ ἐυτυχία, ὅτι φιλ θεοί εἰ σι, ϰαὶ ἔχουσι ϖρὸς τὸ ϑεῖόν πως, πιϛ έυοντες διὰ τὰ γι ν νό- μενα ἀγ αθὰ ἀϖὸ τῆς τ χης. Et VII. Eud. c. XIV. unam ἐυτυχίας spc ciem facit ϑεῖαν divinam; quia, qui felix est, numine ad- jutus aliquid fecisse dicatur. Duo autem fortè præcipua absterrue- re eundem, quò minùs fortunam Deam crederet. Primò quod cæcam eam fece- rint. Sic sanè, \& salsè, ad eam quæstio- nem, quam ipse movet in problematibus: Sect. XXIX. probl. VIII. Cur divitiæ ma- gna ex parte ab hominibus pravis potius, quàm quàm bonis habeantur, ita respondet: ἤ διὸτι τυφλὸς ὤν τὴν διάνοιαν, οὐ δύναται ϰρίν ειν, οὐδὲ αἱρεῖϑαι τὸ βέλτιϛον; an quia fortuna, à quâ divitiæ distribuuntur, cæca est, atq́ ad discernendum \& eligendum in- epta? Διὸ γὰρ ἐγ ϰαλεῖ αι τῇ τύχῃ, ὅτιὁι μὰλιϛα ἄξιοι ὄντες, ἥϰιϛα πλουτοῦσι, addit Lib. IV. ad Nicom. c. II. i. e. propterea crimini dari fortunæ consuevit, quòd, qui maximè digni sunt, minimè ditescant. Al- terum id erat, quod persuadere sibi peni- tus nequiverit: Deum sapientes bonos- que adeo durè: fatuos \& improbos tam blandè tractare: quòd fortuna facere di- ceretur, non prudenti impulsa ratione ali- quâ: sed impetu mentis impote cœcoq́ue. In multis, ait, L. d. ad Eudemum, prosperè agunt stolidi. Et non rarò, velut in arte na- vium gubernatrice, peritissimi etiam pa- rùm secundam fortunam experiuntur, quam felicitatem non pauci diviniori cui- dam principio acceptum ferant. Non ea- dem illi mens: ἀλλ᾽ ἄτοϖον, ϑεὸν ἢ δαίμο- να φιλεῖν τὸν τοιοῦτον, ἀλλὰ μὴ τὸν βέλτιϛον ϰαὶ τὸν φρον ιμώτατον, absurdum, inquã esse, Stagirita disputat, tales ἄφρονας insipientes à Deo à Deo geniove diligi, non præstantissimum potius sapientissimumq́. Dixerat idipsum aliquantò clariùs L. d. M. M. Numquid, quærit, secunda fortuna est ut Deorum quædam cura, an idminimè videri debet? Talium siquidem dominum facimus Deum ut bona malaq́ meritis distribuat. At for- tuna, \& quæ à fortuna, prorsus, ut nomen in- dicat, ut fors tulerit, fiunt. Quod si hujus- modi distributori Deo adscripserimus, ma- lum ipsum judicem faciemus, neq́ justum; Id nefas Deo deputare. Post pauca rursus ait: Neq́ cura, neq́ benevolentia, quæ à Deo, videtur esse felicitas, quoniam malis attri- buitur. Atqui Deum malorum curam ha- berefas non est. Durum, fateor, apparet, \& longè alie- num à Christianismo, hæc talia asserere: τὸν ϑεὸν τῶν φάυλων οὐϰ ἐϖιμελε ϑαι. Ma- lagma tamen obducere nisus est Vir in commendando Aristotele fortè modum excedens, Fortunius Licetus. Verba cjus, cum in paucorum, ut arbitror, manibus sint libri ejus duo de pietate Aristotelis erga Deum \& homines, integra adducam ex cap. IX. Lib. I. p. m. 72. Postquam piè ne- gasse gasse eum dixisset, ex adductis supra locis, divinitatem fortunæ à cœca Gentilitate in- ter numina cultæ, verbis Philosophi: Deum malorum curam habere, fas non est, inter- serit, cum benevolentia, quod ipse Philo- sophus ex veteri versu jam innuerat, L. II. Rh. c. XXIII. qui sic habebat: πολ- λοῖς δ᾽ δαί μων ὀυ ϰατ᾽ ἔυνοιαν. φέρων μεγάλα δ δωσιν ἐυτη ήματα. Postea sic se exponit Licetus: A Deo etsi proficiscuntur omnia, vera tamen ejus benevolentia, ut Aristoteles ait, erga bonos duntaxat : Nec, sisolem suum oriri facit super bonos \& malos, \& pluit su- per justos \& injustos, nullo discrimine id fa- cit: sedpropter bonos benefacit malis; Omni- noq́ Aristoteles sentit: caducarum rerum, temer ariamq́ istam felicitatem, neminem debere Divinæ erga se benevolentiæ adscri- bere: quia datur æquè malis, atq́ bonis; sæ- pius etiam malis: quoniam, inquit, quæ vul- go putantur bona, \& quibus apud plebem solent homines fortunati vocari, eveniunt sine discrimine bonis \& malis; non sunt, quibus ea contigerunt, amici, gratiq́ Deo dicendi; ut sit eadem ratio conciliandæ cha- ritatis divinæ, atq́ consequendorum terre- norum norum bonorum. Ipse enim etiam dicit: si mundus vos odit, scitote, quia me priorem vobis odio habuit; Et: Odisti observantes vanitatem. Non amantur igitur improbi à Deo, inquit Aristoteles: si non amantur, bona quæ sunt consecuti, non omnino bene- volentiâ ejus sunt assecuti: sed ipso conni- vente \& sinente: multò enim largitur ami- cis suis meliora. Quos igitur fortunatos ad- spexeris, non continuò amicos Dei, \& qui- bus Deus faveat, arbitreris: sed scito hæc accidere, fieriq eò connivente. Nec tamen profectò connivente tan- tùm \& permittente. Etsi enim, ut jam ami- cos \& diligentes se, tanto bonorum agmi- ne non donet, \& probitatem studiumq́ue sui ita remuneretur; donare tamen eos- dem omnino deliberatò constituit, ut inimici esse desinerent, \& tanti tam bene- voli largitoris gratiam ambirent. Hoc nimirum est, quod D. Apostolus ait: τὸ χρηϛὸν τοῦ ϑεοῦ εἰς μετ άνοιαν ἄγειν, Rom. II. ℣. 4. quodq́ue Deus dicatur ἀγαθοποιῶν τὰ ἔθνη, οὐρανόθεν ὑετοὺ ς διδοὺς ϰαὶ ϰαιροὺς ϰαρ- ϖοφόρους ἐμϖιϖλεῖν τροφῆς ϰαὶ ἐυφροσυνης τὰς ϰαρδίας, Act. XIV. 17. ὣϛε α᾽ πὸ τού των των τῶν ματαίων ἐϖιϛρέφειν ἐϖὶ τὸν ϑεὸν τὸν ζῶντα, ἱς ἐϖοίησε τὸν οὐρανὸν ϰαὶ τὴν γῆν ϰαὶ τὴν ϑάλα σ αν ϰαὶ πάντα τὰ ἐν ἀυτοῖς. ℣. XV. vel, ut Athenis dixerat; ζητεῖν τὸν ϰύριον εἰ ἄραγε ψηλαφ σειαν ἁυτὸν ϰαὶ ἕυ- ροιεν, Act. XVII. 27. adeoq́ue πανταχοῦ μετανοεῖν. ℣. XXX. Imò verò, si Deus malis tantum be- nefacit propter bonos, necsciens prudens improbos aliquando indulgentiùs ha- beat: quid amplius de Deo Benefactore norit Christianus, quàm gentilis Seneca, cujus integram sententiam adscribere non pigebit? Objecerat quispiam: non bonis modo, sed ingratis etiam danda esse beneficia, quia sic quisq́ Deos imite- tur. Nam \& sceleratis, ajebat, Soloritur, \& piratis mariapatent. Respondet autem ad hunc modum: Dii quoq multa ingra- tis tribuunt. Sed illa bonis paraverant: con- tingunt autem etiam malis, quiaseparari non possunt. Satius est autem, prodesse etiam malis propter bonos, quàm bonis deesse pro- pter malos. Ita, quæ refers, diem, solem, hie- mis æstatisq́ cursus, \& media veris autum- niq́ temperamenta, imbres \& fontium haustus, haustus, ventorum statos flatus pro univer- sis invenerunt: excerpere singulos non po- tuerunt. Rex honores dignis dat, congia- rium \& indignis. Frumentum publicum tamfur, quam perjurus \& adulter acci- piunt, \& sine delectu morum, quisquis civis est, cum aliquid est, quod tanquam civi, non tanquam bono datur, ex æquo boni \& mali ferunt. Deus quoq́ quædam in uni- versum humano generi dedit, à quibus ex- cluditur nemo. Nec enim poterat fieri, ut ventus bonis viris secundus esset, contrarius malis: commune autem bonum erat pate- re commercium maris, \& regnum humani generis relaxari. Nec poterat lex casuris imbribus dici, ne in malorumimproborumq́ rura defluerent. Quædam in medio ponun- tur. Tam bonis quàm malis conduntur ur- bes: monumenta ingeniorum, \& ad indi- gnos perventura publicavit editio: medi- cina \& sceleratis opem ministrat. Compa- sitiones remediorum salutarium nemo sup- pressit, ne sanarentur indigni. In his exige censuram, \& personarum æstimationem, quæ separatim tanquam digno dantur, non in his, quæ promiscuè turbam admittunt. Multum Multum enim refert, utrum aliquem non excludas, an eligas. Jus fori omnibus dici- tur: pace etiam homicidæ fruuntur : sua re- petunt, etiam qui alienarapuerunt. Percus- sores, \& domi ferrum exercentes, murus ab hoste defendit : legum præsidio, qui pluri- mum in illas peccaverunt, proteguntur. Quædam non poterant certis contingere, nisi universis darentur. Non est itaq́ quòd de istis disputes, ad quæ publicè invitati su- mus: illud quod judicio meo adaliquem per- venire debet, et quem ingratum sciam, non dabo. Hæc Seneca! Atita dat ille, quẽ co- limus, Deus noster! Blandus pater est, \& immorigeris etiãliberis suis sese offert li- beralem exanimo, invitat indulgentissi- mus, impellit largissimus, \& tantum non trahit vel invitos etiam, superabundantiâ bonitatis suæ. Illud aliâs rectè \& piè à Philosopho ostensum: Neutiquam convenire Divi- nitati, quod exoculatam eam, quod ex- cordem, quod iniquam, quod brutam homines perhibeant, quod ἀτάϰτως ad- ministret, ibiq́ue ἐλαχίϛη, οὗ πλεῖϛος νοῦς ϰαὶ λόγος, minimùm possit, ubi plurimum consilii consilii \& rationis reperiatur. Hanc talem essentiam, Deum credere, Deum sanè negare est. Unum tantùm Lactantium adhuc ad- ducam, festivissimè hanc gentilitiam sim- plicitatem excipientem. Sifortuna, inquit, in omni re dominatur : quid ergo cæteris Diis loci superest? Cur non aut ipsa regna- re dicitur, si plus potest; aut sola colitur, si omnia? vel, si tantùm mala immittit, ali- quid causæ proferant, cur, si Dea sit, homi- nibus invideat, eosq́ perditos cupiat, cùm ab his religiosè colatur : Cur æquior sit ma- lis, iniquior autem bonis : cur insidietur, affli- gat, decipiat, exterminet : Quis illam gene- ris hominum vexatricem perpetuam con- stituerit? Cur deniq́ tam malam sortita sit potestatem, ut res cunctas ex libidine magis, quàm ex vero celebret, obscuretq́. Lib. III. de falsa sapientia c. XXIX. Ad pag. 27. Suppeditavit hæc πολυγλώττατος Joh. Buxtorfii F. Lexico Chaldaico, Talmu- dico \& Rabbinico voce , ubi ex Scab. fol. 156. 1. hoc recitat: Planeta sapientem reddit, \& pla- planeta divitem facit. Addit, eod. l. natu- ras eorum describi, qui in singulis plane- tis nati sunt: Qui sub Sole nati sunt, erunt formosi \& splendidi, ac prætereà aperti, ni- hil celare valentes; sub Venere divites \& libidinosi; sub Mercurio, memoriâ valen- tes \& sapientes; sub Luna, valetudinarii \& inconstantes; sub Saturno infelices; sub Jo- ve, justi; sub Martefelices, \& c. Vide eun- dem. Nec nimium hæc mirabimur, si il- lam quoq́ue credulitatem eorum cogite- mus: Omina rerum feliciter agendarum eos cœpisse, si quispiam puer lætum ver- sum occineret è S. Scriptura petitum, læti quidquam in se continentem, quod etsi Rabbi Moses Maimonides improbat, de Idolol. c. XI . ex aliis tamen Thalmudicis confirmatum dedit, notis adeundem Dio- nysius Vossius p. 149. quod \& Christia- nos quosdam, superstitione quadam du- ctos, factitasse refert, qui oraculi id loco habuerint, \& quid faciendum, futurum- ve esset, spe præceperint, si S. Scripturas aperienti, lætum quoddam dictum primô intuitu oblatum fuisset. Gregorium Tu- ronensem testem adducit Lib. IV. \& V. Ad Adpag. 30. Hanc minimùm aliquorum Stoico- rum sententiam fuisse, Viri undiqua- q́ue doctissimi, Daniel Heinsius \& Jo- han. Gerardus Vossius, confirmant. Ille, Orat. de Stoica Philosophia, aliquem sa- pientem introducit illorum præceptis imbutum, cui hoc ipsum tribuit. Quic- quid, inquit, vulgus \& ignara veritatis turba casum aut fortunam vocat, soli Deo, ac æternæ ejus Sapientiæ adscribit. Gerar- dus verò Vossius Lib. II. de Orig. \& Pro- greß. Idololatriæ c. XLIII. aliquantò am- pliùs, eos, quæ fortuita videntur, causam habere per se, docuisse, Mentem sapien- tissimam, quam Deum dicimus: hanc enim quatenus æthera pervadit, Jovem nuncu- pari; quatenus maria, Neptunum; prout frumentum producit, Cererem esse; prout bona largitur, quæ exinde fortunæ nomi- nantur, fortunæ nomen habere: ac similiter eandem, ut Laertius in Zenone ait, πολλαῖς ἑτέραις ὀνομασίαις ϖροσονομάζεϑζ, multis aliis nomenclaturis solere appellari. Vnde \& Seneca in IV. de Beneficiis cap. VII. Quæ- cnnq́ voles, nomina propria Deo aptabis, T vim vim aliquam effectumq́ cœlestium conti- nentia : non errabis. Tot appellationes ejus esse possunt, quot munera. Ipse verò Seneca paulò post hæc verba disertè dixerat: Hunc, Naturam voca, Fatum, Fortunam: Omnia ejusdem Dei nomina sunt, variè utentis suâ potestate. Sed enim, aut sibi ipsi Seneca non constat, aut cœterorum Stoi- corum non eadem mens est, quos ut ab- solveret ab omni impietate, seriò labo- rabat quondam Lipsius, tum in I. de Const. c. XVII. tum verò Lib. I. Physiol. Stoico- rum, dissert. XII. ipse tamen in eo, quid de Fato tandem judicandum sit, non us- q́ue quaq́ue certus, ut, nostro judicio, ve- rissimè, seculi hujus non ignobile quod- dam decus, inter nævos Lipsiani Operis Politici c. V. p. m. 52. hoc ipsum referat. Cui, inquit, satisfaciant, quæ de Fato tradit cap. 4? Certè, qui non aliter Fatum cogno- verit, nihilo plus sciet, quàm Stoici veteres, quorum dictis nimis religiosè \& ἀϐασανίϛως attendit Lipsius. Et rectè post aliqua, idem, eam informationem non é gentilium seriptis petendam esse, scribit, quæ tenebris \& ambiguitate omnem hanc Philosophiam impli- implicant : Sed è purissimis clarissimisq́ oraculis divinis, gravissimorumq́ Theolo- gorum declarationibus; quæ non patientur quenquam hæsitare adscopulos necessitatis, aut cœcutire ad tam perspicuam seriem causarum eventuumq́, quibus ordinariè suprema illa vis non intercedit cogendo : sed disponendo intervenit. Ad pag. 32. Horsum omnino ducere hypotheses Viri Clarifsimi Jacobi Revii SS. Theol. D. \& Collegii Theologici Lugd. Bat. Præfecti, quibus nititur in Suarezio, quem vocat, repurgato, paulò post ostendemus. Ad p. 41. \& seq. Hæc ita distinctè dedere omnes penè, quotquot hac de re aliquid commentati sunt. Solius Julii Pacii à Beriga verba, ad- modum facilia \& perspicua, apposuisse non pigrabimur: Hanc doctrinam, de fortuna \& casu, qui putant pugnare cum veritate Christiana, ac tollere providen- tiam divinam, in errore versantur. Cùm enim fortunam \& casum cum Aristotele ponimus, non hæc Deo tribuimus, nec ali- quid fortuitò vel casu à Deo fieri dicimus: T 2 sed sed tantùm à causis secundis: \& quidem ita, ut nihil divinæ providentiæ derogemus. Quod ut intelligatur, notandum est: idem dici posse fortuitum vel casu factum, \& nec fortuitum nec casu factum, respectu diver- sorum agentium. Dei namq́ respectu, nihil casu seu fortuitò accidit: sed tantùm re- spectu secundarum causarum. Exempli gratiâ, ut beata virgo in urbe Bethleem pe- pererit, fortuitum fuit respectu Augusti, \& descriptionis ab eo imperatæ : quia sibi hunc finem Augustus non proposuerat; non est tamen fortuitum respectu Dei, qui hoc de- creverat. Alio eleganti exemplo Thomas hoc declarat, fingit dominum mittere ser- vum suum in aliquem locum, puta Heidel- bergâ Spiram : \& eo ignaro, mittere alium servum in alium locum, quo non potest per- venire, quin alteri servo occurrat, puta Neostadium. Vult igitur dominus secun- dum servum primo occurrere: sed hoc latet utrumq́ servum. Quod igitur ad servos attinet, occursus est fortuitus : quia neuter habuit hunc finem, ut suo conservo occur- reret: sed ut proprium iter à domino manda- tum tum conficeret, \& negotium sibi commissum exequeretur. Respectu autem domini, qui idscivit \& voluit, non est occursus fortui- tus. Ita etiam, cum eo in forum emendi causâ, \& ibi debitorem meum invenio, atq́ ab eo pecuniam accipio: quòd ad me attinet, fortuitò id fit, quia præter meum scopum fit : sed quod ad Deum, qui omnia gubernat, \& pro sua sapientia dirigit, nec fortuitum est, nec incertum dici potest. Quomodo enim incertum, quod D eus futurum præsci- vit? Eadem ratio est cæterorum omnium, quæ fortuitò vel casu fieri dicuntur. Sic enim est casus vel fortuna respectu secunda- rum causarum, ut neq́ casus neq́ fortuna sit respectu numinis divini. Hæc ita Comm. in II. Phys. c. V. p. m. 458. seq. Adp. 47. \& seqq. Ut, quod dictum est sup. Gott habe es von Ewigkeit beschlossen/ bey keinem andern Gedanken mit seinem Segen zu seyn/ und den oder den erwuͤnschten Ausgang zuzu- teihlen/ als bey dem oder dem/ den er zum Exempel manchmal dem Menschen einge- geben hat/ nach diesem oder ienem jrꝛdischen Gut zu streben; Ut, inquam totum ne- T 3 gotium gotium plenius intelligatur, tenendum apprimè est, duobus modis id intelligi posse: I. Ratione concursus Dei cum voluntate nostra, ut sensus sit: Deum ab æterno de- crevisse, ad hunc numero actum, neq́ue alium, concursum suum præbiturum esse, quem illo temporis momento, eo in loco, has apud personas, voluntas hominis, di- vino quodam instinctu \& impulsu incita- ta, elicitura esset, de ambienda v. g. hâc præfecturâ, prensandis his honoribus, contrahendis, cũ hac aut illa, nuptiis, \&c. II. Ratione Consecutionis finis à volunta- te intenti, ut sensus sit: Deũ ab æterno de- crevisse, ut nullus alius voluntatis actus, hoc, quod homo intendit, impetret, quàm is ipse, quem tacito quodam impulsu mo- ta, hoc in loco, hoc tempore, has apud personas, neq́; aliâs uspiam, elicitura esset. Et posterius quidem rectè dici, illa infal- libilis connexio decretorum Dei cum corundem executione omnino docet; qnæ quidem utraq́ue ita sibi constant, ut sine variatione ipsius Essentiæ Divinæ concipi nequeat: Deum in tempore ali- quid quid aut agere, quod ab æterno non de- crev erit, aut aliter agere, quam ab æterno decreverit se acturum. Neq́; enim decre- ta ejus ita se habent, quasi toties de novo producantur secundum esse suum reale: quoties cum agentibus naturalibus con- currit in tcmpore; Sed actus volendi in Deo nihil aliud est, quàm ipsa ejus es- sentia, per modum actus vitalis significata. Immediatè enim per suam substantiam decernit; accidit autem in tempore so- lùm externa quædam denominatio \& re- spectus rationis, quo Substantia Dei , per modum decernentis, ad creaturas refer- tur. Confer Becan. T heol. Schol. P. I. c. XI. q. IV. Quandoquidem autem in tempore hic tantum voluntatis humanæ, non alius, actus id obtineat, quod hic vel ille homo meditatur, \& hoc eodem in lo- co, non alio; \& has apud personas, non alias; constituendum omnino est: neq́; aliter à Deo ab æterno decretũ esse, quàm ut hic actus voluntatis, à Deo motæ, non alius; hoc tempore, non alio; hîc locorum, non alibi; has apud personas, non alias, quod paraverat, optatò assequeretur. T 4 Prius Prius autem, etsi eodem quidem nomi- ne confirmari poslet, plus tamen in reces- su habet, quàm primâ fronte apparet. Il- lud certũ sanè est: Si in tempore hominis voluntas alium actum non elicit, quàm istum ipsum, neq́; Deus cum alio quàm eo ipso, quẽ ex gratiosa ejus incitatione eli- cit, concurrit, neq́; alio in loco, nec tem- pore, nec momento alio; Certum, in- quam, est, neq́ue aliter etiam ab æterno Deum constituisse concursum suum se aliquando præbiturum esse, neq́ue alio in loco, nec tempore alio, nec occasione aliâ; cùm, quicquid Deus in tempore agit, \& quomodo agit, id, \& eodem mo- do ab æternose acturum decreverit. Idverò, ut quod res est, dicam, non le- vem difficultatem parit, quomodo, eâ quidem ratione, evitari queat, quin aper- tè fateamur: fatali quadam necessitate huic tali destinata esse hæc vel illa bona? Profectò, si alia cogitatio mentem non subierit de ambienda v. g. præfectura, aut nanciscenda sparta, \&c. præter quàm Deus suggesserit; neq́ue alteri actui vo- luntatis luntatis elicito datum sit illa bona adipisci, quàm huic ipsi, ad quem, nec ad alium, concursum suum Deus præbiturum ab æterno decreverat, \&c. jam omnis agendi libertas homini huic, in ordine ad hæc ta- lia, ademta esse videtur, \& inevitabili ne- cessitate is idem trahi ad nanciscenda talia. Versent se hîc, in quam partem velint, tum alii, tùm præcipuè Vir Clarissimus Jacobus Revius, SS. Theol. D. \& Colle- gii Theologici Lugd. Bat. Præfectus in Suarezio repurgato, ut vocat; hanc qui- dem voluntatis humanæ libertatem inte- gram nunquam relinquent, neq́ue aliter, quàm necessitate quadam fatali felices, opulentos, honoratos, \&c. asserere po- terunt. Sanè, si, positis eis, quæ, ut vult, requiruntur ad actiones etiam liberas, ut prærequisita vel in Deo, ut est decretũ ejus : vel à Deo, ut po- sitiva motio voluntatis, certum est, homi- nem voluntate suâ non posse impedire actio- nem Dei, negando id, quod ex parte suâ est necessarium, utloquitur p. 266. n. 23. Imò si D eus semper \& perpetuò necessitat volun- T 5 tatem, tatem, ita, ut non fit indifferens ad hanc vel illam actionem, p. 279. n. 83. jam profe- ctò, utut obnitatur Revius, voluntati sua libertas ademta est. Quod si igitur decre- vit Deus, si positivè movit volunta- tem hominis ad hoc agendum, hoc tem- pore, hocloco, hoc momento, \&c. ita, ut voluntas ex necessitate illud agat, ad quod impellitur, \& nihil alind, non magis libera fuerit, quàm visus positis omnibus ad vi- dendum requisitis, id est, nõ libera; adeo- q́ue verè fataliter hæc vel illa bona homi- ni obtingent; sive ita, ut moveatur ejus voluntas ad ea ambienda, \& ita quidem moveatur, ut non possint non ea ipsa bo- na ei evenire. Sic itaq́ue hæc tam locuples huic locata est virgo, ut non potuerit non ei nuptum dari. Sic ille ædilitatem gerit, ut hæc ei ita divinitus imperata sir provincia, nec potuerit non hoc officio fungi. Sic ille omnibus bonis circum- fluit, ut ad illam rerum omnium copiam necessitate quadam adstrictus fuerit, \&c. Hæc verô talia, tantùm abest ut inficias eat Revius, ut conceptis potiûs verbis ejusmodi fatum comprobet. Postquam enim enim contra doctissimum Suarezium di- sputans, istam geminam fatalem necessi- tatem effectuum \& actionum causarum secundarum, etiam humanarum volun- tatum, rejecisset, quæ vel ex connexione omnium causarum, vel ex cœlorum influxu orta esset; tertiam, quam Suarez pariter improbabat, quæ nimirum ex concursu seu motione divina, vel efficacia divinæ vo- luntatis oriretur, apertè adstruit p. 270. n. 32. Rursus, cùm d. Pater Disp. Met. XIX. 5. 2. prolixiùs contra fatalem hanc etiam necessrtatem disputâsset, quæ ex su- periore influxu D ei oriretur, ita moventis \& applicantis omnes causas secundas ad agendum, ut ex necessitate illud agant ad quod impelluntur, \& nihil aliud, subjicit Revius p. 314. n. 49. Se, \& complices suos, fatum ita explicatum non rejicere, \&c. Totius autem rei dijudicatio ex illa quæstione petenda erit: Vtrum causa pri- ma determinet individuationem effectuum à causis secundis, maximè liberis, profecto- rum? sive clariùs, \& ad præsens propiùs: Vtrum causa libera, quæ suâ naturâ indif- ferens est, ad hunc \& illum effectum, deter- T 6 minetur minetur à D eo ad agendum hîc \& nunc, \& ad producendum hoc individuum, non il- lud? Hoc enim expedito, facilius erit di- cere: Vtrum, stante hoc, quod voluntati hominis, ad aliud desiderium alterius co- gitationis eliciendum, concursum suum Deus non præbuerit, neq́ue præbitu- rum se decreverit ab æterno, libertas ho- minis integra maneat, quodq́ obtinuit, hoc suo, ex ista cogitatione, excitato desiderio, li- berè, nec necessitate fatali obtinuerit? Nisi igitur me omnia fallunt, veram esse Nominalium sententiam prorsus exi- stimo, quam Conimbricenses etiam pro- pugnatum eunt II. Phys. c. VII. q. XV. a. II. \& Mendoza Disp. Phys. X. s. IV. ma- ximè omnium verò Suarez Disp. Met. XXII. s. IV. n. X. \& seqq. post eum sub- tilissimus Rodericus de Arriaga, Cursu Philosophico Disputat. VIII. de anima. Sect. III. subsect. 1. a. 3. 4. nuperrimè ve- rò Vir acutissimus νῦν ὀν ἁγίοις Paulus Slevogtius Disp. de Indifferentia volunta- tis humanæ in ordine ad actiones morales. quorum omnium mens, ut verborum com- compendium faciamus, his præsuppositis nititur: I. Deum, agentia etiam libera ita con- didisse, ut, quemadmodum in esse: ita \& in operari suo ab eodem dependerent. II. Prævidisse ab omni æternitate, quò se quælibet libera causa aliquando inclina- tura esset. III. Decrevisse cum hac inclinatione, \& ad hunc obtinendum finem: non cum alia; hoc loco, non alio; hoc tempore, non alio, \&c. concurrere. Totum negotium ad hunc modum concipi posset. Videns Deus causam liberam obsecuturam huic v. g. cogita- tioni aliquando immittendæ, quæ quasi manu ducat \& blandè invitet, ad hoc, non aliud, peragendum, hoc loco, tempore, momento, has apud personas, non alias: positis autem illis circumstantiis, concur- rendum sibi judicans ad illud obsequium voluntatis, quod isti cogitationi præsti- turam sciverat, ex lege ordinaria suæ sa- pientiæ \& providentiæ, quâ decrevit non destituere suo auxilio agens creatum libe- rum; præfiniit etiam, concursum hunc T 7 indi. individuum ad hanc voluntatis actio- nem, quæ hunc finem intendit, hoc loco, tempore, momento, nec alio, semet præ- biturum esse. Hunc autem ipsum concursus divini in- fluxum, quo, ad hanc voluntatis individuã actionem, non ad aliam, cooperari velit, appellant determinationem voluntatis ad individuam actionẽ. Non, quasiabsolutâ \& efficaci voluntate, physicè de terminativâ \& effectivâ talis actus, necessariò secũ tra- heret causam secundam ad illius actus ex- ercitiũ, quod Revio placet: sed, quia Deus solùm illi concursum suum præbet ad hunc actum, quem voluntas elicit; dene- gando eundem ad alium actum, quem, pro interna libertate sua pariter elicere posset, si concursu Dei ad illũ qq. uti vellet. Quo præmisso breviter, jam facilè pa- tebit, quomodo, stante hac determina- tione voluntatis ad individuam actio- nem, maneat ei tamen sua libertas inte- gra. Etsi enim Deus non ad illum, nec ad istum, nec ad alium: sed tantùm ad hunc actum voluntatis, quem eo mo- mento, loco, tempore, \&c. elicituram no- verat, verat, concurrere decreverit: erat tamen, absolutè loquendo, in voluntatis potesta- te positum, Dei oblato concursu, ad hanc cogitationem eliciendam uti \& non uti, adeoq́ue bono, quod postea adeptus est, potiri \& non potiri. Mendoza L. d. tali exemplo docet. Si tu potes scribere duobus calamis, \& ego tenens alterum, tibi scriptionem per illum interdico, eam per- mittens per alterum. At hæc permissio te non cogit scribere: sed liber es adutrumq́. tum, puta, ut hoc calamo utaris, tum, ut \& illum abjicias, \& ab omni scriptione absti- neas. Quæ aliquantum concisius Men- doza proposuit, illustriori exemplo do- cuit supra laudatus b. m. Slevogtius Disp. IV. §. 71. Ita verò inquiebat: Vinariam profecturus es, \& ad hoc suppetunt duo equi \& duo currus. Ex te liber es \& indifferens, ut proficisci possis \& non proficisci. Etsi enim profecturus es, ita tamen vis, ut possis nolle. Et hæc libertas est contradictionis. Liber quoq́ es ac indifferens, ut possis equo vehi, vel curru. Quæ est libertas contrarietatis. Sed alteri equo detraho frenum, \& alteri currui rotã, ac ita te determino, ut, si omnino profe- profecturus sis, non nisi vel hoc equo, cui fre- num, vel hoc curru vehi possis, cui rotas re- linquo. Quæritur nunc, an, dum à me ad individuum equi \& currûs determinaris, \& nolo ad alterum equum freni, ad alterum currum rotæ potestatem concedere, libertas tua jacturamfaciat? Nego. Nam adhuc liber es quoad exercitium actus, \& potes proficisci ac non proficisci. Neq́ enim te cogo ut proficiscaris aut non proficiscaris. Liber quoad speciem actus, \& potes vel hoc equo vehi, vel hoc curru. Neq́ enim te ad alter- utrum cogo, sed utrò malis uti, tui arbitrii est. Tantum, suppositô, quod profecturus sis, erit, ut vel hoc equo, ad quem à me frenum, vel hoc curru, ad quem à me rotas habes, utaris. Id verò Revium, talia negantem, in omnem errorem induxit, quòd, in homi- nis potestate esse, Dei concursu uti \& non uti, persuadere sibi neutiquam po- tuerit. Esse igitur in homine hujusmodi potentiam activam, ex sua vi \& intrinseca natura libera, habentem tale dominium actionis suæ, ut in ejus potestate sit eam exercere, \& consequenter unam vel aliã, seu seu oppositam actionem elicere, quod Suarez dixerat, id inquam, Revius p. 276. n. 71. superbissimè dici, \& arbitrium no- strum in sede D ei collocari, asserit. Et rur- sus, cum Suarez, homini datam esse pote- statem, ait, faciendi quæ velit, idem Re- vius p. 277. n. 80. subjicit: Hæc potestas hominem omnipotentem facit, ac proinde Deum. Ut ad præsens propiùs accedamus: Si quis dixerit: Posito decreto Dei, \& motione voluntatis ad hoc aut istud ag- grediendum, hoc loco, tempore, mo- mento, \&c. homini tamen integrum esse istud aggredi \& non aggredi, \& hoc, quod sequebatur, temporale commodum ne- gligere, aut nancisci, id Revius affirmat idem esse, ac arbitrium in sede D ei colloca- ri, \& superbissimè dici, \& ex homine omni- potentem, ac proinde Deum facere. Quod si verò absolutam penitus ho- mini potestatem datam esse, faciendi quæ sine exceptione ille velit, Suarezius dixis- set, haberet Revius quod culparet. At id nec illi in mentem venit, nec præsens tra- ctatio admittit, quæ manifestè docet, per potestatem faciendi quæ velit, internam li- berta- bertatem, id est, in agendo indifferentiam intelligi, tum quoad exercitium, tum quoad specificationem, ut sensus sit: Est in no- stra potestate situm, ut, positâ sufficienti præmonstratione objecti, \& aliis ad a- gendum antecedenter requisitis, homo possit agere \& non agere, cùm de se \& intrinsecè ad neutram partem sit deter- minatus; possit autem semetipsum de- terminare in utram partem libuerit. Sive ad præsens: Est in nostra potestate po- situm, ut præmonstratum à Deo bo- num temporale, \& ad id sectandum, ab eo etiam incitata voluntas nostra, hunc tamen impulsum \& sequi, \& excu- tere queat; \& per consequens hoc bono terreno, ad quod ille instinctus duxisset, excidere \& potiri, siq́ue consequitur, li- berè consequi: si negligit, liberè negli- gere, omni vinculo soluta. Hoc quomo- do sit omnipotentem ac Deum esse, omni ratione excussâ comprehendi ne- quit. Est autem illa à nobis dicta indifferen- tia, Revio verè sudes in oculis, quam to- ties negat p. 270. n. 29. p. 272. num. 43. p. 274. p. 274. n. 59. 60. Largitur ille aliquam quidem indifferentiam \& libertatem fa- cultatis in actu primo: at quoad usum \& actum secundum, posito, quod statuit, de- creto \& præmotione Dei, omnibus mo- dis inficiatur, p. 279. n. 83. 284. n. 89. p. 285. n. 96. alibi. Quid sit indifferentia seu libertas in actu primo \& secundo, videndum est. Explicat autem ipse aliquoties ad hunc modum, ut libertas in actu primo sit ipsa facultas, quæ libera dicitur, in se conside- rata, sive usu etiam libertatis destituta sit, sive non sit: Libertas autem in actu se- cundo sit ipsum exercitium actuum, qui propterea dicantur liberi, quod à volun- tate, quę ei facultas libertatis capax est, eli- ciantur. Jam igitur, posito illo suo decreto Dei \& motione activâ, liberam quidẽ fa- tetur voluntatẽ in actu primo considera- tam, quod ad libertatem voluntatis suffi- cere putat; etsi actus illos, suppositô, quod statuit, decreto \& motione Dei activâ, necessariò eliciat, nec possit non elicere. Et sanè fatendum est, quod nec Sua- rezius diffitetur, non tantùm ipsi voluntati crea- creatæ, in actu primo consideratæ, à Deo necessitatem induci posse ad suos actus: Sed etiam hoc fieri posse, ut voluntas, quæ plures actus elicere possit, ita ad unum à D eo adigatur, ut in ejus potestate non sit non age- re, aut contrarium agere. An autem utrũ- q́ue faciat Deus , id est quod quæritur; \& quidem, quod Revius disertis verbis ait, semper \& perpetuò, ita, ut decretum \& præmotio ejus, voluntati illam necessitatem imponat, quæ contraria est indifferentiæ, quoad usum \& actum secundum; id verò, quin omnem libertatem voluntati adi- mat, nullum profectò dubium est. Interest ergò inter hæc duo ingens hoc discrimen: I. ut, etsi voluntati ipsi crea- tæ, necessitatem induci posse à Deo ad actus suos, Suarezius non neget; neget tamen id ordinariè ab eodem fieri; cùm in agendo \& movendo voluntatem crea- tam, ita se accommodet, ut eam suo mo- do se movere sinat. II. Ut, quando Deus dicitur determinare actum volun- tatis, sensus sit hîc: Deum , qui vidit vo- luntatem pro placito elicere posse \& hunc, \& illum, \& alium actum; eoncur- sum sum suum præbere non ad illum, nec ad istum: sed ad hunc actum; sive ita con- currere, ut non ille, nec iste: sed hic tantùm actus eliciatur; quomodo, quia voluntas, per aliquid superadditum, ad volitionem ipsam non adigatur: sed ipsa semetipsam eò ducit, voluntati illa indif- ferentia ad utrumque oppositorum non adimitur; cùm etiam eum actum, ad quem in individuo Deus concursum præbet, ita elicuerit, ut, absolutè loquen- do, potuerit non elicere, aut contrarium huic eliccre. Quando verò dicitur ex men- te Revii: Deum determinare volunta- tem au t ad omnes actus: aut ad hanc nu- mero actionem non aliam; sensus est: Deus talem necessitatem, præmotione suâ, imponit voluntati, ut in ejus potesta- te non ampliùs sit, illam, efficaciter tra- hentem, præmotionem excutere, \& actũ, ad quem movetur, non elicere. Ad præsens negotium si accommoda- bitur, discrimen hoc fuerit, ut ex priori, Suarezii, expositione, sensus sit: Deum, quia viderit voluntatem hominis v. g. ad consequendum hoc ostensum temporale bo- num, num, hac aut illâ viâ incedere posse, \& apud has aut illas personas, \& hoc aut illo modo, hoc aut illo tempore, \&c. concursum suum ei tantùm actui præbere, quem pro lubitu tandem exercere elegerit, puta hac, non illâ viâ, apud has, non illas personas, hoc, non illo loco \& tempore. Explicationem autem Revii si sequamur, sensus erit: Deum, non quia viderit voluntatem hac aut illâ viâ, ad hujus ostensi boni adeptionem incessuram esse, hanc ejusdem pro lubitu elicitam actio- nem adjuturum esse: sed beneplacito suo eandem ipsam voluntatem ita efficaciter movere \& urgere, ut ne quidem alium actũ exercere possit quàm eum, ad quem c mo- tio ducit, atq́ ad quam præostensus finis in- fallibiliter sequatur. Et jam, quomodo ejusmodi actio, ex parte humanæ voluntatis, libera dici que- at, nusquam apparet; cùm principium istius actionis in homine non sit. Ut aper- tiùs dicam: Manet quidem hoc in casu illa potentia, quæ libera denominatur, in actu primo: sive, ea potentia manet, quæ libertatis capax est; at non manet poten- tia libera in ordine ad illos actus, quos exercet, exercet, nisi valdè impropriè loqui veli- mus \& ϰαταχρηϛ ιϰῶς. Aliud enim profe- ctò est: Voluntatem, quæ libera, sive li- bertatis capax est, aliquid agere; aliud: Voluntatem quæ libera est, quat. libera est; sive eo ipso, dum agit, liberè agere; quem- admodum aliud est: hominem doctum dormire: aliud, hominem doctum dor- mire, quat. doctus est. Multa sanè vo- luntas agit; Sed multa tamen non ut po- tentia libera: sed ad modũ alicujus agentis naturalis. At hoc ipso in loco quæstio est de libertate actuum; sive, an, dum ho- minis voluntas hanc suam actionẽ exercet, liberè exerceat; \& per consequens, an, dum hoc temporale bonum intendit, \& consequi- tur, ad quod à Deo ita, ut vult, efficaciter in- citatur, liberè intendat, \& consequatur; nec intentionem istam suspendere possit, aut in- citationem divinam repudiare, istoq́ aut illo ostenso bono excidere. Quod dum Re- vius negat, omnino libertatem voluntatis negat. Dum autem Suarez adserit: Deum, præviso hoc, quòd voluntas hac aut illâ viâ incessura sit ad consecutionem hujus boni temporalis; non ad istam aut illam: sed sed ad hanc, quam ipsô monitore electu- ra esset, suum concursum præbere; liber- tati actuum nihil decedit; quia eo ipso, dum hæc via, præ illa, eligitur; hoc tem- pus præ illo; hæc persona præ illa; hic lo- cus præ illo; liberè eligitur; \& quod is bonum inde consequitur, liberè conse- quitur, i. e. ita eligit hoc, ut potuerit etiã alterum eligere, aut electionem planè su- spendere; ita consequitur, ut potuerit etiam non consequi. Illud autem prius, libertatem omnino lædere, vidit dudum Diogenianus Peripateticus, cum contra Chrysippum sic inter alia scribit : Apparet nostrum velle aut nolle, â nulla alia causa antecedente esse occupatum: sed in libertate positum nostra. Quod si ea libertas nulli ne- cessitati fuit alligata, ne illud quidem, ut hoc fiat, ab omni ævo præstitutum fuit; nisi dicas \& illud velle, v. g. custo dire pallium suum ne amittatur, aut nolle, evenisse fato quo- dam, \& externâ vi, necessitatẽ volendi aut nolendi, imponente. Sed \& si statuatur planè adimitur nobis totum jus libertatis, neq́ jam est in me ut servetur pallium, ita, ut ego ob id amissum jure incusari possim (alia enim enim ex causa periturum tamen fuerit) ne- qúe de servato laudari. N eq́ enim id ego ope- ratus essem. Quô quid verius dici possit, non apparet. Revio autem hæc hactenus dicta ideò non sufficiunt, quia, quod nos ἀυτεξούσιον vocamus, ille ἑϰούσιον appellat; sive, quòd ad τὸ formale libertatis, non requiri pu- tat illam, à nobis, dictam indifferentiam, sive vim internam sese ad utrumq́ue op- positorum applicandi: sed sufficere, quod sponte, sive non coactè faciat voluntas, quod in hoc casu facit; quo ipsô manife- stè τὸ voluntarium, \& τὸ liberum inter se confundit, \&, aut bruta quoq́ue libertatis capacia facit, aut homini omnem propriè dictam libertatem adimit; ut alia tacea- mus, quæ in hac materia ab aliis tam vete- ribus, quàm recentioribus solidè ostensa fuêre. Dignus est hîc legi libellus (quem in hanc sententiam uberrimè scriptum commendat Franciscus Robortellus, Ex- plic. in Artem Poeticam Aristotelis p. 89.) Alexandri Aphrodisiensis de fato, magna ex parte citatus ab Eusebio, Præparatio- nis ad E vangel. Lib. Vl, in quo ipso Chry- V sippum sippum Stoicum inprimis exagitat. Inte- grum illum, \& eleganti charactere latinè versum, recudi fecit Magni Hugonis vi- dua, inter sententias Philosophorum de Fato, quas conjux ejus, dum viveret, col- legerat, \&, si vita suppeditâsset, fortè am- pliùs diduxisset. Atq́ue ad eum modum, quô à nobis di- sputatum est, rectè à Nostratibus dictum est: Conjugia esse fatalia. Quomodo B. Ægidius Hunnius se explicet, adjicie- mus. Rectè, ait, illud dictum est, dummodò id dextrè accipiatur. Non, quòd, decreto quo- dam inflexibili, cuiq́ viro sua uxor, cuiq́ fœminæ suus associetur maritus, ita, ut sim- pliciter sit ἀδύνατον, vel aliam ducere uxo- rem, præter hanc, quàm ducis; vel alii nu- bere marito, quàm cui nubis. Ita namq́ tolleretur è rebus humanis contingentia, seu libertas voluntatis, quam in omni contra- ctu, hoc præcipuè matrimoniali, requiri con- stat. Sed neq́ hic verus est illius proverbii sensus, quasi Deus ex solo arbitrio suo abso- luto, citra respectum causarum inferiorum, quas secundas nominant; quin \& absq́ in- tuitu pietatis vel impietatis hominum, ista mode- moderetur. Sed hæc est sana mens dicti: quòd Dominus, in conjugali negotio, volun- tates hominum consiliaq́ sic temperet, ut cui velit, in remunerationem pietatis antegressæ commodam associet uxorem : Vicissim in pœnam impietatis, libidinis, aliorumve sce- lerum, permittat implicari conjugio infelici. Hæcille. Quæst. \& Respons. de Provid. T. I. Operum, p. m. 711. quæ penè sua fecit B. Gerhardus T. II. L. C. de Provid. c. VIII. p. m. 112. Quô sensu, Fato omnia gubernari, dici queat, sic recitat: Sifati nomine in- telligitur ipsa divina providentia, quæ infe- riores causas tum naturales, tum volunta- rias non excludit: sed subordinatas habet, \& modis illis, quos supra exposuimus, cum eis concurrit; utiq́ concedendum est: Fato, hoc est, divinâ providentiâ omnia omnino gu- bernari. Si verò fati nomine intelligitur ne- cessaria omnium causarum connexio, quâ vel Dèus ipse necessitati isti subjiciatur; vel à stellarum cursu, rerum sublunarium regi- men, nexu necessario dependere dicatur; vel humanæ voluntatis libertas excludatur, utiq́ tale fatum improbamus \& rejicimus. V 2 Conf. Conf. Phil. Melanch. L. II. Phys. defato p. m. 253. seqq. Laudat hoc nomine Hie- roclis librum de providentia \& fato, atq́ue de arbitrii nostri cum divina gubernatio- ne congruentia, Photius, Patriarcha Con- stantinopolitanus Bibliothecæ suæ num. CCXIV. edit. Rhotomag. A. M DCLIII. p. m. 551. Illud, ait, tantummodò fatum ex- tollit, quod cum suis Plato vult: ἥ τις τῶν ἐϰϐαινόντων ϰατὰ τὸν τῆς ϖρονοίας ϑεσ μὸν διϰαϛ ιϰὴ τοῦ ϑείου ὑϖάρχει ἐνέργεια, τὰξει ϰαὶ εἱρμῷ ϖρὸς τὰς ϖροαιρετιϰὰς ὑϖοϑέσεις τῶν ἀυτεξουσίων ἔργων ἐϖαν ορθουμένη τὰ ϰαθ᾽ ἡμᾶς, i. e. ut Andreas Schottus interpre- tatur, rerum scilicet evenientium, secun- dum providentiæ leges, judicialem quan- dam Numinis operationem, bono ordine ac serie res nostras dirigentem in illum finem, in quem liberæactiones, ex certo proposito, fe- runtur; quæ penè eadem Photius repetit L. d. p. 1383. Addat qui volet, Didacum Masium disp. de Casu \& Fortuna in postr. Cap. II. Phys. q. IV. Antonium Rocco in II. Phys. q. VI. Antonium Ruvio in II. Phys. c. VI. q. II. Franciscum Murciam in II. Phys. disp. VI. q. 1. 2. Franc. Toletum ib. t. LXVII. q. XI. q. XI. Pet. Fonsecam in VI. Metaph. c. II. q. II. s. V. Adpag. 96. seq. Dum hisce diebus Græcum Herodoti exemplar volverem, ingessit se memoriæ, quod extra oleas non fuisset superioribus adjungere, cùm \& gentiles super hac re sensu quodam divinitatis tactos esse, li- quidò commonstraret. Abjectum in ma- re annulnm, cùm in ventre piscis reper- tum, hero suo, Polycrati, reddidissent ministri, subjicit Historicus, eundem ju- dicasse ϑει̃ον εἶναι τὸ πρῆγ μα i. e. divinitus contigisse, non cœco quodam casu; quod \& posteris documento peculiariter con- signasset, quibusve lectis, Amasis Ægy- ptius jam tum edoctus fuisset, ὅτι ἐκκο- μίσαι τε ἀδύνατον ἔιη ἀνθρώϖῳ ἄνθρωϖον, ἐκ του̃ μέλλοντος γίνεσϑαι ωρήγ ματος i. e. fieri non posse, ut homo hominem àre, quæ even- tura est, retrahat. Lib. III. Histor. Thalia C. XCI. p. m. 174. Animus erat hæc, quæ sequun- tur, peculiari Exercitatione pro- ponere; at cum non nihil lucis su- V 3 perius perius dictis afferebant, hîc inte- gram insero. Ad pag. 196. \& seq. Exercuit hæc quæstio non vulgaria in- genia: An absoluto aliquo, ut loquuntur, decreto, hominibus, temporalia hæc bona, præcipuè quæ fortunæ bona dicuntur, desti- nata sint v. g. divitiæ, honores, authoritas, conjugia, præfecturæ, \&c. ita, ut alii, aut tacito quodam mentis sensu, aut externâ oc- easione oblatâ velut trahantur ad hæc nan- ciscenda; sic, neq́ aliter Deo aut ducente, aut permittere decernente: aliis rursum cer- tas metas præfiniente, quas ultra citraq́ pro- vehi nequeant, quantumcunq́ etiam mo- liantur; adeoq́ omni nisu moventibus, nihil tamen promoventibus, eò, quòd ita, neq́ aliter rursus aut duxerit, aut duci permitte- re statuerit, solâ suâ benevolâ animi senten- tiâ, nullâratione habitâ exterioris ullius rei in hoc aut illo? Fateor! Non sunt nulla, quæ in hanc sententiam non inclinant tantùm legen- tem: sed penè cogunt, qualia præprimis Ecclesiastes c. IX. ꝟ. 11. docet, \& ipsam expe- experientiam majore fortunâ, quàm sa- pientiâ, res geri, commonstrare, creditur, ab his, quïbus, ut ille apud Comicum lo- quitur, dormientibus Dii omnia conficiunt, reti urbes capiunt, ειλαῖς φρεσί αίμονι ἐσϑλῷ ut Theognis ait. Rursus alios εν τετράδι γεννηθέντας, quartâ lunâ natos, adeò cuicunq́ue rei manum aut mentem admovent, cam se avertere. Ut, quid animi sit hac in sententia, dilu- cidè constet, φιλοσοφικοτέρως rem pertra- ctabimus. Totius autem quæstionis cardo in hoc versatur: An largitionis divinæ, aut nega- tionis bonorum temporalium, hominibus, detur aliqua causa extra Deum, in ipsis hominibus, an nulla? Sive: Vtrum Deus, solo benevolo volun- tatis suæ affectu: an verò, causâ quadam in hominibus residente motus fuerit, bona temporalia eis- V 4 dem dem aut largiri, aut negare, \& his quidem præ illis, aut his lar- giùs, his parciùs, \&c? I. Bona temporalia hîc præcisè oppo- nuntur bonis, propriè sic dictis, spirituali- bus, qualia sunt fides, spes, charitas, pax conscientiæ cum Deo, remissio peccato- rum, vita æterna, \&c. Suntq́ue illa vel ani- mi, ut eruditio, artes, \&c. vel corporis, ut sanitas, robur, agilitas, \&c. vel fortunæ ita dicta, ut honores v. g. magistratus, præ- fecturæ, imperia; itemq́ue divitiæ, auto- ritas, hæreditates, conjugium felix, \&c. II. Horum largitionis causam aliquam esse, res ipsa docet, \& communis omnium gentium consensus, quæ, ut ejusmodi bo- na nanciscantur, aut nulli operæ parcunt, quin sudando, algendo, vigilando ista congerant: aut favores magnatum am- biant: aut fraude rem gerant, aut simili quadam arte eorum quæstum faciant. Quod dum moliuntur, aut labores \& stu- dia eorundem causas statuunt, aut ma- gnatum gratiam, aut fraudes \& deceptio- nes, aut ejusmodi alia. Vota verò homi- num num Summo Numini dicata, id, sanè me- liùs longè, tantorum bonorum tempora- lium causam esse confitentur, cujus gra- tiâ eidem etiam devoti supplicant. Multis modis, ait B. Augustinus in Psalm. LXVI. volunt se homines benedici à Deo. Alius be- nedici se vult, ut habeat plenam domum ne- cessariis rebus huic vitæ: alius benedici se cupit, ut obtineat salutem corporis sine labe: alius benedici se vult, si fortè ægrotat, ut re- paret sanitatem: alius desiderans filios, \& fortè contristatus quòd non nascantur, bene- dici se vult, ut habeat posteritatem. Et quis enumeret diversa vota hominum, se à Do- mino Deo benedici cupientium? Quis au- tem nostrûm dicturus est: non esse illam Dei benedictionem, si vel agricultura ei fructum ferat, vel domus cujusq́ abundet copiâ rerum temporalium, vel ipsa corpora- lis salus aut teneatur ne amittatur, aut a- missa reparetur? Fœcunditas etiam fœmi- narum, \& casta vota filios desiderantium, ad quem pertinent, nisi ad Dominũ Deum? Qui enim creavit omnia, quando non e- rant, ipse prolis successu facit permanere, quod condidit. V 5 III. Cau- III. Causam igitur horum largitionis efficientem, primam summamq́;, SS. Tri- nitatem esse S. Apostolus Jacobus docet Epist. suæ c. I. ꝟ. 17. quando omne bonum donum, \& omne perfectum donum profici- sci, ait, à patre luminum, cujus ejusdem numero ut essentiæ: ita etiam indivisæ potentiæ, cùm \& Filius \& Spiritus Sanctus sit, ab his quoq́ue personis ea communi- cari, manifesta ratio docet. Pulchrè Au- gustinus iterum: L. V. de C. D. c. XI. Deus summus \& verus, cum Verbo suo \& Spiritu Sancto, quæ tria unum sunt, Deus unus omnipotens, creator \& factor omnis animæ atq́ omnis corporis: cujus sunt par- ticipatione felices, quicunq́ sunt veritate, non vanitate, felices: qui fecit hominem ra- tionale animal ex anima \& corpore: qui cum peccantem nec impunitum esse permi- sit, nec sine misericordia dereliquit: qui bo- nis \& malis essentiam etiam cum lapidibus: vitam seminalem etiam cum arboribus: vi- tam sensualem etiam cum pecoribus: vitam intellectualem cum solis angelis dedit; à quo est omnis modus, omnis species, omnis ordo: à quo est mensura, numerus, pondus: à quo est est quicquid naturaliter est, cujuscunq́ generis est, cujuscunqúe æstimationis est: à quo sunt semina formarum, formæ semi- num, motus seminum atq́ formarum. Qu i dedit \& carni originem, pulchritudinem, valetudinem, propagationis fœcunditatem, membrorum dispositionem, salutem, concor- diam: qui \& animæ irrationali dedit me- moriam, sensum, appetitum: rationali au- tem insuper mentem, intelligentiam, volun- tatem: qui non solùm cœlum \& terram, nec solùm angelum \& hominem: sed nec exigui \& contemptibilis animantis viscera, nec avis pennulam, nec herbæ flosculum, nec ar- boris folium, sine suarum partium conve- nientia, \& quadam veluti pace dereliquit; nullo modo est credendus regna hominum eorumq́ dominationes \& servitutes, à suæ providentiæ legibus alienas esse voluisse. IV. Quandoquidem autem in tem- pore hæc bonorum communicatio ita fiat: non aliter tamen, ea, ab æterno de- creta fuisse communicari, inde constat: quia, quicquid Deus in tempore agit, ab æterno acturum, se decrevit: atqui verò V 6 in tem- in tempore communicat hominibus bo- na temporalia animi, corporis, fortunæ. Ergo ab æterno communicaturum se ea- dem decrevit. Inde est Theologorum hæc regula: Decretum Dei, \& executio ejus decreti, exquisitissimè conveniunt; ni- hil est in Dei opere, quod non fuerit in de- ereto; \& nihil fuit in decreto, quod non se- quitur in opere. V. An verò id ipsum facere decreve- rit, motus aliquo quasi incentivo, dispi- ciendum est. Sed cùm \& hoc dupliciter intelligi possit, nempe I. an id facturum se decreverit, stimulante aliquo, ut sic di- cam, incitamento intra se: an verò II. ali- quo extra se? distinctè res expedienda est. VI. Id certum est: misericordiam ejus movisse eum ad hanc bonorum tempo- ralium communicationem, quæ miseri- cordia inipso Deo est, utpote ταυτότι cum essentia ejus, conceptâ tamen sub ra- tione benevoli affectus, quo ferebatur erga genus humanum. Quò enim quid- quam perfectius est in bonitate: hoc sui etiam etiam magis diffusivum esse annititur, cùm omne bonum sit communicativum sui. Sancta vox est, quam ex Timæo Plu- tarchus adfert lib. de fato, cujus hîc meri- tò mentionem facimus: Dicamus, inquit, causam, cur universum hoc machinatus sit autor? Bonus erat; in bonum autem nullæ adversus quicquam, aut ulla de re cadit in- vidia. Eâ itaq́ vacuus, voluit omnia sibi maximè fieri similia. Ita Xylander græca Plutarchi verba interpretatus est edit. Basil. LXXII. p. m. 678. Hanc ipsam verò misericordiam eum impulisse ad tam liberalem bonorum istorum erogatio- nem, vel unus Patriarcha Jacobus do- cet, quando minorem se fatetur omnibus miserationibus Dei, quas eidem acceptum ferat unicè Genes. XXXII. ꝟ. 10. Miserationis voce scilicet, illas suas divitias infignit S. Pater, quas muni- fica Dei manus elargita erat, solâ ejus mi- sericordiâ ad hoc invitante \& impellente. VII. An verò præterea causâ quadam extra se positâ, in ipso homine, cui bona tem- poralia dantur, impulsus fuerit Deus ad hanc donationem? hoc est quod quæritur. V 7 IIX. Cau- IIX. Causam autem cùm dico, causam in essendo, ut loquuntur, virtualiter intelli- go, sive, quæ se habet, ut ratio propter quam. Etsi enim decretum illud Dei, de communicatione bonorum tempora- lium, non sit actus aliquis productus in Deo, ad quem realiter efficiendum, ali- quid, extra Deum, eum moverit; habet tamen aliquid se ut ratio apriori, ita, ut, si decretum divinum realiter causaretur: reverà hoc ejus causa esset, in genere cau- sæ impulsivæ. IX. Itaq́ue horsum recidit quæstio: An ex parte hominis donandi, aliqua detur ratio, per modum causæ, Deum movens ad decretum largitionis bonorum tempora- lium, in tempore præstandorum? Per decre- tum autem, hîc, actus aliquis Dei largien- tis intelligitur, non secundùm entitatem suam increatam: sed secundùm extrinse- cam liberrimam terminationem ad effe- ctum futurum in tempore, bona scilicet temporalia, ut sensus sit: Vtrum detur aliquid extra Deum in homine, cujus intui- tu, voluntas Dei, ab æterno fuerit mota, ut decer- decerneret, bona temporalia conferre vel negare hominibus? X. Potest autem \& sic formata quæ- stio intelligi vel I. ex parte Dei donantis vel II. ex parte rei donandæ. Ex parte Dei donantis resolvi potest in has duas: I. An Deus bona temporalia hominibus conferre decreverit, intuitu alicujus, extra se, in ho- mine residentis, propter quod ab æterno præ- visum, motus fuerit tale quid statuere, quod in tempore impleturus sit? II. An Deus bona temporalia huic, Salomoni v. g. largiri decreverit, rejecto Absalomo, intuitu alicu- jus in utroq́ horum, propter quod ab æterno prævisum, motus fuerit, Salomoni ea bona decernere, non Absalomo? Ex parte rei do- nandæ in has quoq́ue duas resolvi potest: I. An Deus intuitu alicujus, extra se, ab æterno prævisi in homine, huic v. g. Petro hoc bonum temporale largiri decreverit, illi v. g. Paulo aliud, tertio v. g. Johanni ite- rum aliud, \&c. II. An detur aliquid, ex- tra Deum, in homine ab æterno prævisum, cujus intuitu huic, v. g. Jacobo, majores v. g. divitias; illi, v. g. Esau, minores in tem- pore donare decreverit; adeoq́ servato bo- norum norum genere, gradum seu qnantitatem mutet? XI. Rursus, cùm bona temporalia quædam faciant ad esse \& conservari, ut loquuntur, humani generis, qualia sunt vita, respiratio, cibus, potus, \&c. quædam autem ad benè esse, qualia sunt divitiæ, ho- nores, imperia, præfecturæ, \&c. de utrisq́ quæstio intelligi \& potest, \& debet. XII. Deniq́ue, quia vox decreti volun- tarium quid significat, ipsam nimirum es- sentiam divinam, conceptam, ut liberè terminatur ad objecta, quæ Deus dicitur velle, vel decernere; Vid. Becan. Theol. Schol. p. I. C. XI. q. IV. Albert. Gra- vverus disp. I. q. illustr. q. IX. sciendum est: voluntatem Dei duplicem esse, circa largitionem bonorum temporalium. Una posita est in simplici complacentia, quâ Deus vellet humano generi, bona tem- poralia, secundùm se conferre, quæ aliàs vocatur voluntas antecedens, estq́ue uni- versalis, \& ex mera ejus misericordia fluens. Altera dicitur voluntas consequens, quâ Deus vult \& decrevit conferre bona temporalia his aut illis, non autem istis \& illis, illis, aut his præ illis, aut majori gradu quàm illis, sub hac aut illa conditione, quam ab æterno prævidit, in tempore ab his implendam, ab illis non implendam esse? XIII. Aliquibus Conclusionibus jam agemus. Sit prima hæc: Voluntate simplicis complacentiæ, vellet Deus universo generi hu- mano largiri bona temporalia, tam quæ ad esse, quàm quæ ad be- nè esse faciunt. Ratio, quia ejus velleitas, ut sic loquar, universalis est, qui, ut universum genus humanum misericordissimè condidit: ita jam conditum, vellet, quantùm in se est, etiam auctum omnis generis bonis, tam animi, quàm corporis, \& fortunæ. Nititur hæc ratio immensâ bonitate essentiæ di- vinæ, quæ, quò impensiùs præ cæteris creaturis omnibus, hominem dilexit; hoc liberalem magis manum eidem præbere vellet, ut, quod S. Johannis verbo eloqui liceat, accipiamus ἐκ του̃ πληρώματος ἁυτου̃ ἡμει̃ς πάντες, καὶ χάριν ἀντὶ χάριτος, de abysso abysso divitiarum ejus gratiam pro gratia, cap. I. 16. XIV. Secunda conclusio. Præter eam, ut sic dicam, velleit a- tem Dei, conferendi hominibus in universum omnibus, bona temporalia omnis generis, quæ ad esse \& bene esse faciunt; de- cre vit pariter ab æterno, ea ipsa largiturum se aliquando, in tempore, universo humano ge- neri. Hæc conclusio ex executione proba- tur, quia primum hominem his bonis omnibus beavit, cùm in Paradisum indu- xit, concessis undecunq́ue singulis, qui- bus vita non tantùm transigi; sed benè etiam \& feliciter transigi potest. Pulchrè Damascenus L. II. de Orthod. fide c. XI. eapropter Paradisum ita describit: Quo- niam Deus, ex visibili \& invisibili creatu- ra, hominem, ad imaginem \& similitudi- nem suam, tanquam regem aliquem ac principem totius terræ, earumq́ rerum, quæ ipsius ipsius complexu continentur, effecturus erat, velut regiam quandam ei prius extru- xit, in qua degens, beatâ atq́ omni felicitate diffluente vitâ frueretur. Atque hic ille est divinus paradisus, Dei manibus in Eden constitutus, voluptatis omnis ac jucundi- tatis animi promptuarium, (Eden enim, si interpreteris, delicias sonat) in oriente su- pra universam terram situs, probeq́ tempe- ratus, ac subtilissimo \& purissimo aere un- diq́ collustratus, plantis nunquam non flo- ridis vernans, suavissimo odore ac lumine plenus, sensilis omnis elegantiæ ac pulchritu- dinis cogitationem superans, divina planè regio, dignumq́ eo, qui ad Dei imaginem conditus erat, domicilium. Verba, quibus B. Pater Basilius utitur, græca ita inter- pretatus est Janus Cornarius. Orat. de Paradiso: Quemadmodum hominem sele- ctâ formatione, præter reliqua animantia dignatus est: sic etiam contubernium ho- minis propriæ manus suæ opus fecit, locum excellentem omnem creaturam, admirandæ pulchritudinis, in illustri loco situm, nullas tenebras habentem propter altitudinem, \& qui qui ab omnibus siderum exortibus illustra- tur, illuminatum undequaq́, temperiem ex temporibus anni jucundissimam habentem, \& qui lucidissimo aere illustratur. Illic igi- tur plantavit Deus, ubi non est ventorum violentia, non temporum immodestia, non grando, non fulmina, non turbines, non ignes cœlestes sive semiignita fulmina, non hyber- na congelatio, non veris humiditas, non æsti- va caliditas, non autumnalis siccitas: sed temperata ac pacifica concordia temporum inter se, unoquoꝙ́ ipsorum propriâ pulchri- tudine ornato, \& non à vicino insidias ad- mittente: cùm neqúe æstas vernales pulchri- tudines devastet, neq́ æstivi velautumnales fructus præ senecta defluant. Tempora enim circum illum locum satis tripudiant: imò simul etiam, cum præcipuis bonis suis, stipa- tim concurrerunt aeris jucunditates, æstatis alimenta, autumnalis lætitia, hyberna qui- es, terra pinguis, mollis, rever à fluens lacte \& melle, ad fertilit atem apta, quam univer- sam perfluunt fœcundissimæ aquæ, revera pulchritudinem in enarrabilem exhibentes. Hæc autem tanta bona primo homini concesia erant, non tantùm pro se: sed \& pro pro posteris, quorum caput \& stirps erat, adeò, ut hac ratione, ejus bona, censean- tur totius humani generis esse. Omnes quippe fuimus in illo uno, ait S. Augustinus L. XIII. de Civit. Dei. c. XIV. XV. Tertia Couclusio. Quoniam verò \& hoc Deus ab æterno præviderat, fore, ut homo ita conditus, immemor excellen- tissimorum donorum, quibus à Deo ornatus erat, neque ductus reverentiâ loci, qui cœlestis erat paradisi typus, transgressurus es- set legem sibi latam, adeoq́ his tantis muneribus excideret, suo suorumq́ posterorum malo, qui culpam unà parentis luerent; decre vit, intuitu alicujus, extra se, in humano genere, nihilomi- nus eidem largiri bona tempora- lia omnis generis, tam quæ ad esse, quàm quæ ad benè esse fa- ciunt. Etiam Etiam hujus conclusionis ratio ex exe- cutione patet. Valdè igitur appositè San- ctus Paulus apud Lystrenses ita concio- natur: Deus ου᾽κ ἀναμάρτυρον ἑαυτὸν ἀφῆκεν, ἀγαθοϖοιῶν i. e. non expertem testimonii seipsum esse sinebat, dum beneficia confer- ret. I. utherus: Gott hat uns viel guts ge- tahn. Act. XIV. ꝟ. 17. Ad amicissimum autem suum Timotheum hæc scribit: Deum viventem παρέχειν ἡμῖν πλουσίως πανταεἰς ἀϖόλαυσιν, quæ verba B. Lu- therus eleganter ita vertit: Gott gibt uns dar reichlich allerley zugeniessen. I. Tim. VI. ꝟ. 17. Commodè adjicit Esthius: non sen- tire Apostolum: Deum omnibus omnino hominibus abundanter omnia præbere, quæ sunt eis necessaria; (constat enim, inquit, multos esse qui indigeant;) sed de communi beneficentia Dei erga genus humanum lo- qui, quæ in eo consistit, quòd Deus affatim præbet ea, quibus homines ad vitam hanc temporalem opus habent; faciens solem suum oriri, pluviasq́ descendere super bonos \& malos, \& terram omni genere frugum \& fructuum fæcundans; Deniq́ ex aere, ter- ra, \& aquis animantia ad victum copiosè submi- subministrans, ut nihil cuiquam desit, nisi quantum aliorum avaritia alios defraudat, dum ea, quæ abunde suppetunt, non commu- nicent. Temperare profectò mihi non possum, quin, quæ piè sensit L. Annæus Seneca, Lib. IV. de beneficiis. C. V. adjun- gam. Non dat Deus, quærit, beneficia? Vnde ergo ista quæ possides? quæ das? quæ negas? quæ servas? quæ rapis? unde hæc innumerabilia, oculos, aures, animum mul- centia? Vnde luxuriam quoq́ instruens copia? Neque enim necessitatibus tantum- modo nostris provisum est: usque in delicias amamur. Tot arbusta, non uno modo frugi- fera, tot herbæ salutares, tot varietates ci- borum per totum annum digestæ, ut inerti quoq́ fortuita terræ alimenta præberent. Jam animalia omnis generis alia in sicco so- lidoqúe, alia in humido innascentia, alia per sublime dimissa: ut omnis rerum naturæ pars tributum aliquod nobis conferret. Flu- mina hæc amœnissimis flexibus campos cin- gentia, illa præbitura commerciis viam, vasto \& navigabili cursu vadentia: ex qui- bus quædam statis diebus mirabile incre- mentum mentum trahunt, ut anhela \& ferventi sub- jecta cœlo loca, subita vis æstivi torrentis ir- riget. Quid medicatorum torrentium ve- næ? quidin ipsis littoribus aquarum calen- tium exundatio? Hactenus Seneca! XVI. Quarta Conclusio. Bona temporalia cujusvis generis, Deus non decrevit hominibus largiri, intuitu meritorum in humano genere prævisorum. Potest autem hæc conclusio duplici- ter intelligi, vel I. ut sensus sit: Deus non decrevit bona temporalia hominibus largi- ri, intuitu meritorum, i. e. post prævisa me- rita. Vel II. ut sensus sit: Deus non de- crevit bona temporalia hominibus largiri, intuitu meritorum, i. e. propter prævisa merita. Utro horum modorum intelliga- tur, perinde est. Neq́ue enim post præ- visa, neq́ue propter prævisa merita, Deus, suam erga nos benignitatem exerit. Ra- tio, quia nulla opera nostra, quantumvis optima, si ex se considerentur, quidquam apud Deum, propriè \& strictè loquendo, mereri mereri possunt, cùm inter Deum \& ho- mines non possit exacta, qualis est inter homines, justitia intercedere, isq; adeò exæquitate laboris ac operis, mercedem nullam reddere teneatur. Etsi millies mo- riamur, ait S. Chrysostomus Lib. de Com- punctione Cordis, ad Stelechium cap. V. edit. Paris. MD CXIV. p. 148. etsi omnes vir- tutes animæ impleamus, nihil dignum geri- mus ad ea, quæ ipsi a Deo percepimus. Et postquam multa beneficia à Deo homi- ni exhibita enumerasset, subjicit: καὶ τᾶυτα παρέσχε τῷ μηδὲν ου᾽δέϖω ἐϖιδειξαμένῳ κα- λὸν i. e. Et hoc fecit cum (homines) non- dum aliquid apud Deum meriti collegissent. Illustrari autem potest hæc Conclusio exemplis Esavi \& Jacobi, de quibus Apo- stolus perspicuè: μὴ πραξάντών τιἀγαθὸν ἠ κακὸν, nondum operantibus quicquam boni aut mali, imò nondum natis quidem, constitutum esse, ut temporalia olim lar- gius Jac o bo cederent, postposito Esauo, neutiquam ἐξ ἔργων ex operibus Rom. IX. ꝟ. 11. 12. Usq́ue adeò hoc veritatis jubar etiam gentilium oculos perstrinxit, ut di- vinus Seneca optimè scripserit Lib. IV. X de de benef. c. IX. Plurima beneficia ac ma- xima in nos Deus confert, sine spe recipiendi: quoniam nec ille collato eget; nec nos ei quid- quam conferre possumus. Ergo beneficium per se expetenda res est. XVII. Quinta Conclusio. Bona temporalia, quæ ad esse \& conservari humani generis fa- ciunt, largiturum se Deus de- cre vit, universo humano gene- ri ex æquo, intuitu indigentiæ humanæ. Nam, quia indigentes creaturas con- dere decreverat, quæ, ut in esse: ita \& in operari ab ejus omnipotentia depende- rent; non poterat non decernere, eo- rum indigentiam se sublevaturum esse, ut Philosophorum verbo utar, concursu suo. Neq́ enim inquit doctissimus Augustinus, L IV. super Genes. ad lit. c. XII. Sicut stru- cturam ædium, cum fabricaverit quis, abs- cedit, atq́ illo cessante atq́ abscedente stat opus ejus: itamundus vel ictu oculi stare po- terit, si \& Deus regimen sui subtraxerit. Proinde Proinde \& quod Dominus ait, Johan. V. v. 17. Pater meus usq́ modò operatur, con- tinuationem quandam operis ejus, quo uni- versam creaturam continet atq́ ministrat ostendit. Et Gregorius, cùm ipse sibi ob- jecisset, quomodo dixerit Job. Deum so- lum esse, cùm tamen \& homines sint, re- spondet elegantissimè: Aliud est esse, aliud principaliter esse; aliud mutabiliter, atqúe aliud immutabiliter esse. Sunt enim hæc omnia: sed principaliter non sunt; quia in semetipsis minimè subsistunt, \& nisi guber- nantis manu teneantur, esse nequaquam possunt. Cuncta ex nihilo facta sunt, eorum- qúe essentia rursum ad nihilũ tenderet, nisi ea auctor omnium, regiminis manu retine- ret. Hæc Gregorius Lib. XVI. moral. c. XVIII. Quia igitur conservare decre- vit universum genus humanum, decrevit pariter bona temporalia, quæ ad esse eo- rum faciunt, largiri; cùm ipsa conservatio ut eruditè Scholastici Dd. ostendunt, nihil sit aliud, quàm continuatio quædam essendi. Dixi: ex æquo. Nam cùm omnes omnino homines in essentia \& indigen- X 2 tia tia humano generi communi conve- niant, utpote specie iidem; fieri nequit, ut, quod ad unius hominis, quà talis, esse \& conservari necessarium est, non sit pariter necessarium ad essentiam \& conservatio- nem alterius hominis, cùm essentiæ rerum ut in se sunt indivisibiles Lib. VIII. Met. c. III. ita ad sui continuationem eadem requirunt. Ad esse autem hominis non tantùm ea facere sciendum est, quæ ho- minem, uttotum quoddam, componunt v. g. anima \& corpus: Sed \& quæ com- positum necessariò sustinent \& conser- vant, qualia sunt respiratio V. Metaph. c. V. salubritas aeris, cibus \& potus, \&c. Atq́ue hinc rursus Augustinus, in Psal. LXVI. Ut quisquis etiam ista terrena fortè vel pro- pter supplementa necessitatis, vel propter ali- quam infirmitatem desiderat, non nisi ab illo desideret, qui est fons omnium bonorum, \& creator universorum. Neq́ue his pi- get subjungere optimi Senecæ optima verba Lib. IV. de benef. c. VI. Vnde tibi istum, quem trahis, spiritum? Vnde istam, per quam actus vitæ tuæ disponis atqùe or- dinas, lucem? unde sanguinem, cujus cursu vitalis vitalis continetur calor? unde ista palatum tuum, saporibus exquisitis, ultrà satietatem lacessentia? unde hæc irritamenta tam lassæ voluptatis? unde ista quies, in qua putrescis \& marces? Nonnè, sigratus es, dices: — Deus nobis hæc otia fecit! Namq́ erit ille mihi semper Deus; illius arã Sœpè tener nostris ab ovilibus imbuet agnus. Ille meas errare boves, ut cernis, \& ipsum ludere quæ vellem, calamo permisit agresti. XIIX . Sexta Conclusio. Bona temporalia, quæ fa c iunt ad benè esse, Deus ab æterno decre- vit huic v. g. populo aut homi- ni largiri, neglecto illo, intuitu aut obedientiæ prævisæ in hoc: inobedientiæ in illo; aut intui- tu unius alicujus, aut pauco rum, in isto populo, piorum \& timentiũ Deum; aut precũ pro his bonis temporalibus funden- darum; aut melioris tantorum donorum usus, \&c. aut vice versâ decrevit ea negare his X 3 præ præ illis, intuitu aut neglectûs precum, aut abusûs horum do- norum, aut improbit at is paren- tum illius hominis, \&c. Hæc conclusio, quoad priorem par- tem, mille testimoniis Scripturæ confir- mari potest. Ut cætera omnia taceamus, quorum pleni sunt Prophetarum libri; to- tum caput XXVIII . Deuteronomii testis est locupletissimus à versic. I. usq́ue ad XIV . Sic ait ibi Moses, Sebastiano Castalione interprete: ꝟ. I, Quod si Jovæ Deo vestro dicto audientes fueritis, ejusqúe præceptis omnibus, quæ ego vobis hodie tra- do, parere curaveritis, ipse vos vicissim su- pra omnes orbis terrarum nationes evehet, ꝟ. II. vobisqúe accident \& contingent omnes hæfelicitates, modò Jovæ Deo vestro dicto audientes sitis. ꝟ. III. Felices eritis in urbe! felices ruri! felices erunt vestrorum utero- rum soli, pecoris, fructus, tum armentorum tum gregum balantum fœtura! ꝟ. IV. Fe- licia canistra \& mactræ! felices eritis adve- nientes! felices proficiscentes. ꝟ. V. Atqúe ita ante vos dissipabit Jova hostes vestros, qui qui vos adorientur, ut unâ viâ vos aggressi septem viis ante vos fugiant. ꝟ. VI. Favore prosequetur Jova penum vestrum, atqúe omnia negotia, vosqúe fortunabit in terra, vobis, à se donata. ꝟ. VII. Vos sacrum sibi populum constituet, quemadmodum vobis juravit si modò ejus præcepta conservabi- tis, ꝟ. IIX. ejusq́ viis gradiemini, ut vi- dentes omnes orbis terrarum nationes vos Jovæ nomine censeri, â vobis metuant. IX. Vos bonis cumulabit in uterorum, in peco- ris, in soli vestri fœtu, in terra, quam se vobis daturum esse majoribus vestris juravit. ꝟ. X. Aperiet vobis suum bonorum thesau- rum cœlum, in vestramq́ terram pluviam suo tempore immittet, ꝟ. XI. Et omnia ve- stra opera prosperabit, \& multis gentibus mutuabitis, neq́ ipsi mutuabimini, ꝟ. XII. Efficietq́ vos caput, non caudam, ꝟ. XIII. Superioresq́ non inferiores eritis, si modò ob- temperabitis Dei vestri Jovæ præceptioni, quam ut exequi curetis, ego vobis hodie præ- cipio. Pactum igitur hoc peculiariter cum Israelitis initum, secundùm se, non con- cernebat aliud, quàm eminentiam \& pro- speritatem illius populi, sive terram pro- missam missam gloriosè occupandam, \& feliciter possidendam, verba sunt Summi Theolo- gi tractat. de pactis, quæ Deus cum homini- bus iniit. n. LXXIX . Sic quoq́ue unius Josephi causâ, Eunuchi Pharaonis Poti- phari domum, Dominus benè fortunavit, \& omnes ei fortunas domi forisq́ prospera- vit, eod. Castalione interprete Genes. XXXIX . ꝟ. 5. Jam patris ejus Jacobi Socer, Laban, eandem fortunam expertus erat: Tuâ, ajebat, generi mei, causâ Jo- vam expertus sum certè secundiorem Ge- nes. XXX . 27. Quomodo verò? Id abi- turiens Jacobus ita exprimit: ꝟ. XXX . Tute scis ut tibi servierim, \& quanta tuæ rei per me facta sit accessio. Nam cùm ante me tenuis esset, multùm amplificata est, \& Jova tibi ad meum adventum factus pro- sperior ꝟ. XXX . Hos tales Nampha- niones, linguâ Punicâ dictos fuisse, testatur Augustin. Epist. XLIV . Boni pedis, ait, homines, quorum adventus aliquid affert felicitatis: sicut solemus dicere, secundo pede introisse, cujus introitum felicitas consecuta sit. Sic porrò intuitu precum Mosis, victo- riâ riâ potiebantur Israelitæ contra Amale- chitas Exod. XII . ꝟ. 11. intuitu precum Eliæ, remittebat annonæ caritas I. Reg. XVIII . ꝟ. 44. 45. Jacob. V. 18. Melioris usûs respectu, Deum huic plus bonorum quoq́ue temporalium largiri, ei minus, quem abuti noverat, ex parabola fidelis servi colligitur. Commiserat Paterfami- liâs duobus servis aliquot talenta, qui, cùm istis tantam creditæ sortis accessio- nem fecissent, superveniens herus, collau- datâ in agendo industriâ, majus æris pon- dus fidei curæq́ue eorum committit. At tertio, quem cessatorem invenerat, \& ad lucra captanda tardum, hæc intermina- tur: Tollite ab eo talentum, \& date ei, qui habet decem talenta. Τῷ γὰρ ἔχοντι παντὶ ο- θήσεται καὶ περι ευθήσεται, ἀϖὸ ὲ του̃ μὴ ἔχοντος, καὶ ὃ ἔχει, ἀρθήσεται ἀ ϖ᾽ ἀυτου̃. Omni enim habenti dabitur \& abundabit: qui verò non habet, etiam id, quod habet, aufe- retur ab eo. Matth. XXV. 14-29. Marc. V. ꝟ. 25. Luc. VIII. ꝟ. 18. \& XIX. 26. Paren- tum deniq́ue pietatem non rarò profuisse posteris, Deo ita decernente, vel solum exemplum Isaaci doceat, quem Divina X 5 boni- bonitas ita affatur: Ego sum Deus Abra- ham patris tui, bono es animo! nam tibi se- cundus adero, tuamq́ stirpem, Abrahami mei causâ, multiplicabo. Gen. XXVI. 24. Et cùm jam satis graviter deliquisset Salo- mon, tantò tamen mitiorem vindictam expertus est, quantò Deo charior parens ejus David erat. Verba ipsa Castalio sic ἑρμηνέυει : Quoniam tu commisisti, ut fœdus meum, \& instituta tibi â me tradita non conservares, eripiam ego tibi regnum, idq́ servo tuo dabo. Quanquam hoc, te vi vente, non sum facturus, in gratiam Davidis pa- tris tui; verùm id filio tuo eripiam. Non tamen totum regnum eripiam: sed ei unam tribum concedam propter Davidem meũ. I. Reg. XI . ꝟ. 11. 12. 13. Ex quibus omni- bus ita rectè infertur: Quicquid, \& quo- modo Deus in tempore agit, illud, \& isto modo ab æterno agere decrevit. Sed in tempore intuitu v. g. obedientiæ aut pro- priæ, aut parentum, aut melioris usûs, aut precum, \&c. his aut illis bona temporalia largitur præ illis aut istis. Ergo intuitu obedientiæ aut propriæ, aut parentũ, \&c. his his aut illis, bona temporalia, præ illis aut istis, se largiturum ab æterno decrevit. Posterior Conclusionis pars, intuitu videlicet inobedientiæ aut propriæ, aut parentum, neglectûs precum, abusûs \& similium, multis vicissim non largiri de- crevisse Deum ab æterno bona tempo- ralia, aut non tanto gradu, aut non isto tempore \&c. partim ex dictis constat: omnium verò clarissimè Cap. XXVIII . Deuteronom. docet à vers. XV . usq́ue ad finem. De adversa belli fortuna loqui- tur speciatim: Nisi Jovæ Deo vestro dicto audientes eritis, ejusq́ omnibus præceptis \& institutis, quibus ego vos hodie instituo, pa- rere curabitis, hæc vobis omnia dira con- tingent atq́ evenient. Efficiet Deus ut ab hoste vertamini, \& in quem viâ unâ exieri- tis, eundem septem viis fugiatis, atqúe in omnia orbis terrarum regna dispergami- ni. ꝟ. XV.-XXIV . De contemptu ꝟ. XXXVI . Admirationi, \& dicteriis, \& fabulis locum dabitis apud omnes, in quas vos Jova abegerit nationes. Vestrates pere- grini majore indies fastigio ascendent, vos majore indies decremento descendetis: illi X 6 vos vos fœnerabunt: vos illos non item; illi ca- put, vos eritis cauda. ꝟ. XLII. XLIII. De servitute ꝟ. XLVII . Ergo hostibus, quos vobis Jova immittet, in fame, in siti, in nu- ditate, in rerum omnium penuria servietis, imponentq́ vestris cervicibus jugum fer- reum, usq́ ad vestrum exitium. De angu- stia rei familiaris ꝟ. XXX . Vestri boves in oculis vestris mactabuntur, neq́ eis ve- scemini: asini vestri vobis coram abripien- tur, neq́ ad vos redibunt: oves \& capræ vestræ tradentur hostibus, nec habebitis qui defendant. Fructibus agri vestri omniq́ vestro labore vescetur vobis incognita na- tio, \& nihil aliud quàm perpetuò opprime- mini, \& lacerabimini. ꝟ. XXXII . Semi- nis multum in agrum efferetis, \& parum percipietis ob locustarum calamitatem. Vi- neas conseretis coletisq́: sed vinum neq́ bi- hetis neq́ condetis, utpote à vermibus con- sumptum. ꝟ. XXXVII. XXXIIX . Ut taceamus rursus Exod. XX . 5. clarissimè dici: Deum parentum culpam etiam in li- beros persequi, vel ad tertiam usq́, quar- tamq́ stirpem osorum sui. XIX. Se- XIX . Septima Conclusio. Bonorum temporalium, quæ ad be- ne esse faciunt, Deus ab æterno largiri decre vit hoc huic, illud alii, tertio iterum aliud; huic spendidiùs, illi minùs splendi- dè, \&c. intuitu boni publici. Bonum autem publicum considerari potest aut in ordine ad civilem felicitatem, aut in ordine ad Ecclesiæ Christianæ felici- tatem. Utrovis modo de eodem sermo sit, ejus intuitu, diversa bonorum tempo- ralium dispensatio, à Deo, decreta est ab æterno. Nam, cùm privati cujusq́ue bo- num promotum eat Sapientia \& benigni- tas Dei: privatorum verò bonum in to- tius universitatis bono situm sit; Totum rursus universitatis bonum non unâ qua- dam perfectione absolvatur; sed, veluti unum corpus \& capitis, \& oculorum, \& digitorum, \& ventriculi, \& pedum valetu- dinem poscit: ita commune bonum etiam omnium ordinum integritatem requirat; ipsa illa universitatis harmonia X 7 \& pul- \& pulchritudo, manu nos ducit ad id, quod in Conclusione dixeram. Alicui igitur divinitus adscripta est dignitas im- perii, alicui munus consiliarii, alicui con- sulis, aliquem voluit à manibus, aliquem à pedibus esse, aliquem opificem consti- tui, \& vel murarium, vel cœmentarium vel lignarium, ferrarium: aliquem deni- q́ue abjectiori spartæ præfici, \& lictorem aut carnificem agere, \&c. ut ex ista coa- gmentatione diversorum munerum, unũ quoddam consurgat velut ædificium, in quo, suo in ordine \& officio, quodlibet tranquillitatem publicam juvet, \&, distin- ctis licet occupationibus, nobilioribus, ignobilioribus: distinctis opibus, majo- ribus, minoribus: distincto natalium splendore, gloriâ famæ, discrimine opera- rum, \& similium: ad unum tamen omnes tendant scopum, quem divina Sapientia cuique præfixit, quemq́ue ut assequi pos- set, clementissimè suppetias ferre consti- tuit. Prolixiora sunt aliquantò verba Theodoreti: sed tamen, quia apprimè ad præsens faciunt, etsi ille eo in loco de divitiis tantùm disserat, non pigebit ta- men men adscribere. Ita autem loquitur bo- nus Pater Tomo II. Serm. VI. de Pro- videntiâ edit. lat. Colon. Agr. mdlxxvii . p. m. 686. Quam ob rem non cunctis ho- minibus divitias possidendas rerum condi- tor largitus est? sed his quidem divitias co- pulavit, illis verò paupertatem quasi sorte addixit, vitamq́ hanc inæqualibus admo- dum \& imparibus conditionibus replevit? Quem \& ego lubens interrogaverim, cur non omnibus corporis nostri membris unam \& eandem vim rerum opifex indiderit: sed oculis quidem colorum \& figurarum judi- cium commisit: auditum verò vocum \& sonorum discrimina cognoscere voluit: nares autem ut vapores excipiant, \& suavem odo- rem à fœtore discernant; linguam item ut gustu sapores dijudicet, dulcis \& acerbi, acris, \& amari, \& pinguioris discrimen de- prehendat, instituit? Et pedibus quidem incessus potentiam, manibus verò omni va- riam operationem ceu sorte distribuit. Ven- trem, alimenti receptaculum: jecur verò ejusdem purgatorium: cerebrum medulla- rum thesaurum; caloris autem fontem ipsum cor constituit. Arteriis item Spiri- tum tum inclusit; venas autem sanguinis cana- les fecit; singulis item membris diversa ope- rationum decrevit officia. Atqui omnia, quæ modò dicta sunt, sed \& ea, quæ silentio præterivimus, adunius corporis perfectam fabricam serviunt; interim tamen singulis aliquid propriæ functionis commissum est, \& in commune illud singula conferunt: Vi- sus equidem pedes ducit, \& viæ planitiem illis monstrat, \& locos asperiores devitat: ipse autem à pedibus fertur. Auditus quoq́ dum sonos percipit, visum ad videndum ex- citat, idem autem per visum sonorum au- thores cognoscit. Et, ut apostolico testimo- nio, quæ modo dicta sunt, confirmemus: Non potest oculus dicere manui: Non est mihi opus te: aut rursum caput pedibus: Non est mihi opus vobis! imò multò potiùs, quæ vi- dentur membra corporis imbecilliora esse, necessaria sunt: \& quæ putamus minùs ho- nesta esse, his honorem uberiorem apponi- mus. Nec unquam aliquis indignatur, di- versam in membris operationem cernens, nisi valdè desipiat; quin potius Creatorem amat \& admiratur, qui tam sapienter sin- gula discrevit, \& singulis commodam \& idoneam idoneam alicujus officii functionem commi- sit, eamq́, quæ singulis propria erat, toti cor- pori communem fecit. Nec enim visus solus visibilium sensu fruitur: nec solus auditus sonis juvatur; ut nec solum os, sapores: nec solus nasus, odores: nec soli pedes, incessum: nec solum cor, calorem: nec solum cerebrum sentiendi affectionem percipit: sed peculia- rem quidem \& propriam vim singula ha- bent; usum verò \& utilitatem omnem in commune conferunt. Et cor quidem, totum corpus calore fovet; hoc, totum nutrit; illud verò alium quæstum aliquem, quasi tribu- tum, animato corpori affert. Et operationis varietas in omnia quidem corporis membra divisa est: singula verò mutuum à se invi- cem fructum percipiunt, \& eommunis omnium usus est. Nec auditus indigna- tur, quòd non videt; nec oculus audiendi sensu destitutus dolet; sed singula hæc natu- ræ limites studiosè observant, \& tributum, quòd ab initio ipsis injunctum est, persol- vunt. Usq́ue huc Theodoretus. Quòd verò præter hoc civile bonum, peculiariter Ecclesiæ Christianæ prospe- cturum se, Deus ab æterno decreverit, penè penè iisdem argumentis evincitur. Est enim ipsa quoq́ue Ecclesia velut corpus, cujus varia membrorum dispositio \& or- do ad conservationem totius conspirat. Indicat id præcipuè S. Apostolus c. XII . ꝟ. I. ad Corinth. in quo donorum, ut Scholastici loquuntur, gratis datorum, aliquot discrimina recenset, non, quòd non omnia, bona sint: sed quòd non omnia omnibus data, \& omnia data non ad ornandum singulos: sed ad utilitatem Ecclesiæ. Pergemus jam percensere illam donorum πολυειδίαν, quomodo Geor- gius Calixtus ὁ πάνυ exponit: Etsi, inquit, hæc omnia à Spiritu sancto sunt, v. IV. DI- STINCTIO NES tamen SVNT χα- ρισ μάτων sive donorum gratuitorum; SED nihilominus IDEM SPIRITVS au- tor omnium. Manifestum, Spiritum hîc aliquid aliud significare, quàm donum, \& ab eo distingui, tanquam causam efficientem ab effectu; idem manifestius adhuc est ex vers. II. ET DISTINCTIONES, SVNT ιακονιῶν sive MINISTE- RIORVM in Ecclesia; unde noluerunt simul inservire pauperibus \& prædicare Evan- Evangelium, Act. VI. 2. Aliudigitur mu- nus Apostoli, aliud Episcopi, aliud Diaconi, SED IDEM EST DO MINVS, cui hæc servitia exhibentur, quiq́ unum quemq́ suâ statione locavit: ꝟ. V. Et Di- stin ctiones Sunt ἐνεργημάτων sive Operationum, mirificarum scil. \& vim naturæ superantium, quas tamen Idem Deus In Omnibus, quibus contigerunt, Operatur . ꝟ. VI. Di- stinctè recenset Apostolus χαρἰσματα, ια- κονία , \& ἐνεργήματα. χάρισμα autem vi- detur tanquam genus esse ad duo sequentia, quorum alterum, nempe ἐνεργήματα sive mirificas operationes ad tempus: alterum verò, ιακονίας, sive certas functiones sem- per in Ecclesia esse voluit Deus; neq́ enim sine istis subsistere Ecclesia potest. Ad diver- sas autem functiones obeundas, diversæ quo- qúe requiruntur facultates sive dona, qui- bus Deus homines instruit, \& secundùm di- versitatem donorum, diversas quoqúe illos vult obedire functiones. Unicuique Vero Datur Declaratio Spi- ritus, ꝟ. VII. hoc est, donum, quo col- lato lato vim suam Spiritus Sanctus in homini- bus declarat \& manifestat, Ad Utili- tatem; nempe hic est finis, tranquilli- tas, \& ædificatio Ecclesiæ, non, propria osten- tatio; \& in hunc finem referri debent di- versa illa, quæ, tanquam species recenset, charismata. Huic Datur λόγος σοφίας, illi λόγος γνώσεως, Scientiæ Sive Cognitionis. ꝟ. VIII. Differunt σοφία \& γνῶσις secundùm magis \& minus; \& videtur σοφία esse cognitio mysteriorum, qualis in Prophetis \& Apostolis, conjuncta cum summâ auctoritate, \& peculiari affla- tu Spiritus Sancti. γνῶσις autem, notitia articulorum fidei, studio, \& ex sacrarum li- terarum lectione parata, qualis requiritur in ordinariis Ecclesiæ Doctoribus. Diversa verò charismata diversis functionibus desti- nata sunt. Sequuntur operationes, \& pri- mùm in genere Fidem nominat ꝟ. IX. miraculorum scil. neq́ enim de justificante hîc agit. Huic tanquam species subjungit Donum Sanationum, Opera- tionum, Virtutum, ꝟ. X. Sive efficaciam coercendi dæmones, aliosq́ Evan- gelio resistentes, sicut Petrus Ananiam \& Sapphi- Sapphiram prostravit. Act. V. 5. Paulus Elymam magum excæcavit. Act. XIII. 11. Prophetiam, sive futurorum prædi- ctionem, quâ præditus fuit Agabus Act. XI. ꝟ. 28. \& quatuor filiæ Philippi Evangelistæ Act. XXI. 9. Discretionem Spi- rituum, hoc est, animorum, utut sensa sua dissimulantium, sicut Petrus Ananiæ \& Sapphiræ hypocrisin agnovit; vel discre- tionem, quia internoscantur, qui bono, qui malo Spiritu agantur: Semper enim ma- gnus fuit Pseudoprophetarum proventus. Genera Linguarum, ut quis pe- regrinis linguis loquatur, \& Interpre- tationem Linguarum, ut quis, quæ alius dixerit vel scripserit, peregrino idiomate, commodè interpretetur, etiamsi idiomate isto ipse non loquatur. Distinguun- tur enim tùm hîc tùm infra ꝟ. XXX. loqui linguis, \& interpretari linguas. Hæc sunt ἐνεργήματα sive mirificæ operationes, quas omnes idem Spiritus, quibus voluit, contu- lit, non in alium finem, quàm ut prodessent Ecclesiæ. XX. Octa- XX . Octava Conclusio: Potest Deus inter duos, qui ejus- dem conditionis sunt, æquè no- bili generi nati, æquè docti, æquè pii; imò etiam quorum alter plus laboravit altero, plus commodi in publicum contulit, plus calamit at is pro ejus nomi- ne perpessus est, plus sudavit \& alsit: huic tamen aut hæc bona temporalia, quæ ad benè esse fa- ciunt, concedere, aut majora etiam; illi vel nihil horum, vel non in eodem gradu, \&c. nec potest tantùm facere: sed ita decrevit etiam sæpiusculè fa- cere. Ratio prioris membri est, quia Deus liberrimum agens est, \& donorum suo- rum absolutus dominus nemini cuiquam quicquam debet. Posterioris autem non nullâ ex parte, parabola de operariis in vinea Patrisfamilias fidem facit Matt. XX. Con- Conduxerat Paterfamiliâs in vineam suam aliquot operarios, qui summo manè operi manus admoverent. Rursus sub vesperam alios eò ablegat, ut, quod super- esset temporis, in colenda ea consume- rent. Advocatis tandem omnibus æquâ mercede dimittendis, responsant, qui pri- mi laborare cœperant: hos novissimos ut labore impares sibi: ita \& inferiores esse præmiis, convenire à ꝟ. VI. ad ꝟ. XII . Quibus Paterfamiliâs notanter admo- dum regerit: ἢ ου᾽κ ἔξεϛίμοι ποιῆσαι ὃ ϑέλω εν τοῖς ἐμοῖς; an per vos liberali mihi esse non licet, in meis? ꝟ. XV . Sic, scilicet, sæpè novissimi primi, primi contra novissimi fiunt. ꝟ. XVI . Jam igitur, quod cuiq́ue Patrifamiliâs licet in re domesticâ, id, quin potiori jure summo rerum omnium diribitori liceat, nemo uspiam erit, qui inficiabitur. De suo autem, laboribus impares, pari tamen præmio, donare cui- q́ue privato licet. Ergo nec manus ejus ita claudenda est, à quo cœteri homines consecuti sunt ea, in quibus dispensandis variè liberalibus esse licet. Scio, loqui apud Matthæum, ea in pa- rabola, rabola, Servatorem, de vocatione Dei ad gratiam Evangelii, quam æternæ vitæ præmium comitetur; adeoq́ue vel indi- care: gentiles, sine injuria, quòd ipsam beatitudinem attinet, æquandos anti- quis Patribus ac Judæis, quamvis priùs vocatis; vel: nihil interesse ad conse- quendam æternam salutem, quâ suâ ætate aliquis ad fidem vocetur; quo utroq́ue sensu à Patribus expositam hanc parabo- lam cernimus; Scio inquam, \& ex eo ipso porrò infero: Si id Deo liberum est, eos felicitate æternâ æquare, quos inæquales tamen in præstitis sibi servitiis cognove- rat: quantò id ei potiùs dabitur, tempo- ralium bonorum variâ dispensatione uti, prout voluerit, aut paribus paria, aut pari- bus imparia, aut imparibus imparia red dere, \&c. Accidit sanè quandoq́ue non absimile quid in ipsa quoq́ue hominis conversio- ne. Duo nonnunquam audiunt verbum Dei, qui, ut B. Hunnius loquitur, To- mo I. Oper. Quæst. \& resp. de Prædestin. p. m. 820. coram oculis nostris pares sunt, quorum alter convertitur, alter non conver- titur; titur; Quæ inter illos ratio disparitatis sit; nos planè fugere. Quid verò? Inter ipsos re- natos, quosdam videtur Deus custodire for- tiùs, ne finaliter excidant, quàm alteros. Hîc, si id omne penes ejus liberrimam mi- sericordiam situm est, ut majori Spiritus Sancti dono hunc ornet \& augeat præ illo; quid mirabimur: si probitate iisdem, diverso gradu, temporalia bona conce- dat? Tandem verò si \& illis, qui omne tem- pus pietati consecrant, \& vitam ipsam pro gloria nominis divini profundere sata- gunt; penitus nihil bonorum tempora- lium, quæ ad benè esse faciunt, donaret, \& cum paupertate, contemptu, odio, ca- ptivitate, \&c. conflictari permitteret: quod jure hodie queri possemus, nihil esset; quia, ut eruditè loquitur Hugo Grotius in c. XX. Matth. ꝟ. 4 sub dispen- satione fœderis Sinaitici, obedientiæ merces proposita erat certa, definita, ac sensibus ob- via, beata scilicet terræ Cananeæ possessio, vita longæva, \& quæ alia lex proponit. At sub dispensatione novi fœderis Sionæi, spes obedientium posita est non in rebus conspi- Y cuis: cuis: sed in bonitate divina, à qua confidi- mus nos impetraturos ea, quæ nec oculus vi- dit, nec auris audivit. Disertissimus Græ- corum Patrum Johannes Chrysostomus hoc addit: φημὶ, ὅτι τὸ μὲν τοὺς ικαίους εν ϑλίψεσιν εἶναι, εν ἀινέσει ὲ τοὺς ϖονηροὺς, ου᾽δὲ ζητήσεως ξιον λοιϖὸν, τῆς βασιλείας ἀϖο- καλυφθείσης, καὶ τῆς, κατὰ τὸν μέλλον τα ἀιῶ- να, ἀντιδ όσεως ειχθείσης ἡμῖν. Ex recen- sione Frontonis Ducæi ita latinè ha- bent: Indïgnum esse dixerim, quærere, cur boni in pressuris; mali contra in requie per- sistant, cœlesti jam revelato regno, futuriq́ seculi præmio nobis osten so, Lib. I. de Provid. ad Stagirium monachum c. VIII. Non enim, ut verba Augustini adjiciamus, ad hoc sumus Christiani, ut terrenam nobis felicitatem petamus, quam plerunq́ habent \& latrones \& scelerati. Ad aliam felicita- tem nos sumus Christiani, quam tunc acci- piemus, cum vita ista hujus seculi tota tran- sierit. Psalm. LXII. T. IIX . e. d. p. m. 229. Deniq́ue, quod tertium conclusionis membrum attinet, ita Deum decrevisse varia iisdem, aut imparibus paria, aut pa- ribus imparia, \&c. elargiri, executio, \& quoti- quotidianus rerum humanarum cursus edocet. XXI . Nona Conclusio. Potest Deus, adde, \& decrevit ab æterno, bona temporalia quæ ad benè esse faciunt, ei quandoq́ largiri, quem deterioris vitæ fo- re cognoverat, morum pejo- rum; imò etiam finaliter peri- turum: neglecto eo, quem pro- biorem, fideliorem, temperantio- rem, \& finaliter perseveratu- rum sciverat. Ratio primæ partis hujus conclusio- nis eadem est, quæ prioris; nempe libera Dei voluntas, \& rerum omnium absoluta potestas. Quòd aùtem ita decreverit se aliquando facturum, Scriptura aliquot exemplis testatum facit. Primum est duo- rum filiorum Josephi, Ephraim \& Ma- nasseh. Quod pietas parentis, quod con- suetus inter Patres mos, quod lex quoq́ue divina sanciebat, ut potior benedictio primogenito cederet, id impleturus S. Jo- Y 2 sephus, sephus, Manasseh filium, avo subjicit, be- nedictione eâ impertiendum. At ecce! invito germano patre, \& revocaturo ma- num benedicturi avi, Ephraim à Jacobo, præfertur, cui locuturo hæc à Sancto Spi- ritu ingeruntur: Scio mi fili, Scio, Manas- seh ortu \& lege nascendi priorem fuisse E- phraim. Sed iste, et si grandis populi parens futurus est, natu tamen minore multò in- ferior erit, Gen. XLIIX. 19. Nunc si per secula eamus, \& annales Reip. Judaicæ perlustremus, vix deteriorem tribum, Ephraimiticâ; certè nullam tantâ idolo- latriâ infectam reperimus, ut eo nomine, Jeroboam inde oriundus, toti populo ad idolorum cultum autor extiterit, I. Reg. XII . 26.-33. II. Paralip. XI . 15. XIII. 9. Hoc omne cùm prævidisse omniscium Dei oculum negari nequeat; antetulisse tamen nequiores melioribus, in hercis- cendis bonis temporalibus, perspicuum est. E tribu Benjamin Saulem ortum esse cap. IX . I. Sam. v. 1. 2. docet. At quâ tribu? Tam bene scilicet institutâ, ut hospitis pellicem totâ nocte permole- rent, Judic. XIX . 27. 28. \& tam infan- dum dum facinus vix internecione viginti quinq́; millium hominum piarent. c. XX. 44-48. Ex hac tam scelesta tribu, Saul evocatur imperiali dignitate, ei opes, ei majestas, ei victoria à Philistæis repetita donatur. Saul, plenus invidiarum, homi- cidii, perjurii, tandem infelici fato ipse sibi vitam abrumpens, \&, si pietatem, si humi- litatem mentis, si candorem, si felicem vitæ exitum spectes, multis aliis neuti- quam conferendus. Et hæc omnia tamen Deum prævidisse, piè credimus; postpo- suisse tamen eidem myriades hominum, in propatulo est. Unus autem Salomon firmandæ conclusioni sufficeret. Ille verò solam prudentiam optat, quâ feliciter Remp. administret, diffisus ipse sibi, si magnis opibus bearetur. Has autem, unà promittit Summum Numen, \& quasi invito obtrudit, irritamenta futurorum malorum. Quantò pauperi meliùs esse licuisset Salomoni, neq́ue habenti, quod profunderet in alienigenas, quarum con- suetudine \& antiquis inoribus, \& patriæ religione, \& æternâ felicltate excidisse Y 3 ple- plerorumq́ue Patrum sententia est. His tantis deliciis submersum iri Salomo- nem, παντόϖτης viderat; liberalissimè ta- men his eisdem, eundem impertiri, pari- ter decrevit. Neq́ue nimiùm hîc mirabimur, si cœ- lestium quoq́ue bonorum, deteriores, non rarò participes factos esse, Scriptura dictat, præ iis, quorum emendatior longè vita, ingenium tractabilius, mores huma- niores, spemlongè optabiliorem conver- sionis \& salutis suæ de se dabant. Cædem \& minas spirabat anhelans Damascũ Sau- lus, ipsi Christo Deo bellum indicturus. Et hic tamen, inter medios tyrannidis im- petus, spectandum se ei præbet, longos sermones miscens, non tam ducens, quàm impellens ad amorem sui \& animæ æter- nam salutem, posthabitis aliis, quos vel nutu fortè faciles \& morigeros habuisset. Huc quoq́ spectat, verba sunt B. Hunii. i. d. populi Israelitici in peculium atq́ hæ- reditatem assumptio \& cooptatio. Cur enim hunc potissimum duræ cervicis populum elegit præ cæteris gentibus? quæ, quantùm humanitus judicari potest, aut æquali, aut etiam etiam promptiori obsequio videbantur ob- temperaturæ vocanti Deo? Quæ diverse- tatis ratio? non certè ullum meritum, quod omne Moses illis palàm derogat: sed Dei extraordinaria, in hujusce populi Pa- tres Abrahamum, Isaacum, Jacobum atq́ horum posteros, gratia. Aliquos infantes, ita pergit B. Doctor, in primo ætatis ve- stibulo abripit ex hoc seculo, ne malitia per- vertat intellectum eorum, Sap. IV. Cur non etiam alios infantes, quorum corda novit malitiâ hujus mundi perversum iri, sinit infantili ætate mori, ut salventur? Sanè vult \& hos salvari: sed ordinario modo. In- terim majorem clementiam præstat iis, quo- rum seductionem extraordinario beneficio prævertit illorum morte. In Ethnicismo quot infantum millia obierunt, \& (quan- tùm colligitur ex censura Christi, Joh. III. cum qua consentit \& Apologia Augustanæ Confessionis, articulo nono) etiam perierunt, antequàm ad annos discretionis perveni- rent, ut in cultum Hebræorum inquirere possent. Cur his infantibus non idem bene- ficium Deus exhibuit, quod aliis, veluti Rahab, Ruth, Gibeonitis, Reginæ Austri. Y 4 Eu- Eunucho Reginæ Aethiopum præfecto \& multis aliis, quibus Deus tantisper vitam prorogavit, donec factâ in cultum Hebræo- rum inquisitione, eundem verâ fide ample- xarentur. Prorogat Deus quorundam in- fantum parentibus vitam, à quibus eru- diantur ad pietatem \& salutem. Alteris infantibus eripiun t ur parentes, quorum educatione orbati seducuntur in impieta- tem \& errores. Sinit pueros nondum con- firmato judicio incidere in præceptores per- versos, à quibus seducuntur miserè. Aliis pueris largitur magistros \& pædagogos fi- deles, quorum institutione veram de Deo notitiam hauriunt \& salvantur. Sinit Re- gem aut Principem adolescentem incidere in consiliarios malos, quorum pessimis con- siliis seducitur miserè. Ab hujusmodi con- siliariis custodit alios Reges \& principes, qui aliàs coram oculis hominum nihilo meliores apparent. Sic unis datur à Deo nasci in me- dio populo Dei, qui regenerantur \& salvan- tur: alteri rejiciuntur in ultimam usq́ bar- bararum gentium oram, ubi altum de vero Deo silentium est. Ad priorem modũ con- cludere nunc licet. Si integrum est Deo, libera- liberaliùs distribuere cœlestia munera pejoribus, negligentioribus, persecuto- ribus Ecclesiæ suæ: quid prohibet, di- spari modio, eundem emetiri munera. ad hanc vitam spectantia, ut in lautiori re nequiores sint, probiores laudentur, \& algeant tamen? XXII . Decima Conclusio. Hujus disparis dispensationis cau- sas, \& si Deus procul dubio ha- beat \& norit, nostrum tamen est nec temerè decernere, nec cu- riosè nimis scrutari: sedpiâ po- tius mente aut suspicere, aut eum, quem cuiq́ ordinem præ- scripsit, promptè sequi. Subesse causas, quas ita vocare liceat, ipsa ejus essentia docet, quæ provida mens est, nihil nec cœco, nec temerario impetu agens. Atq́ue harum quidem ali- quas, jam supra indicavimus, quarum certiores ipse ille nos facere voluit, qui cuncta sapientissimè moderatur. Acutus Pater Hieronymus, cùm Pe- Y 5 lagia- lagianorum argumentum tractat, L. III. contra Pelagianos. c. II. edit. Colon. Agripp. M Dcxvi . p. m. 245. quod hoc erat: Aut scivit Deus, hominem in Paradiso po- situm, prævaricaturum esse mandatum il- lius, aut nescivit. Si scivit, non est in culpa is, qui præscientiam Dei vitare non potuit: sed ille, qui talem condidit, ut Dei nòn pos- set scientiam de vitare. Si nescivit; cui præ- scientiam tollis, aufers \& divinitatem, ita inter alia respondet: Hoc genere in culpa erit, qui elegit Saul, futurum postea regem impiissimum. Et Salvator aut ignorantiæ aut injustitiæ tenebitur reus, cur in Evan- gelio sit locutus: Nonne vos duodecim elegi apostolos, \& unus de vobis diabolus est? In- terroga eum, cur Judam elegerit prodito- rem? cur ei loculos commiserit, quem fu- rem esse non ignorabat? Vis audire ratio- nem? Deus præsentia judicat, non futura: nec condemnat ex præscientia, quem nove- rat talem fore, qui sibi postea displiceat: sed tantæ bonitatis est \& ineffabilis clementiæ, ut eligat eum, quem interim bonum cernit, \& scit malum futurum, dans ei potestatem conversionis \& pœnitentiæ, juxta illum sen- sum sum Apostoli: Ignoras quia benignitas Dei ad pœnitentiam te adducit? secundùm du- ritiam autem tuam \& cor impœnitens, the- saurisæs tibi iram, in die iræ \& revelationis justi judicii Dei, qui reddet unicuiq́ secun- dùm opera ejus. An expediverit, an involverit Hiero- nymum Scholiastes ejus, Marianus Vi- ctorius Reatinus, Episcopus Amerinus, non satis constat. Ita autem habent ver- ba ejus: Certior quidem in tanta curiosi- tatum diversitate, quibus de divina volun- tate discutitur; \& quibus, ex futuris præju- dicata sententia, veluti non rectè quædam fecerit, in Deum arroganter ac temerè ho- mo insurgit, inveniri responsio non potest, quàm, Deum præsentia, non futura judica- re: illi enim cuncta semper præsentia sunt, non præterita, aut futura: hæc autem re- sponsio non solùm multas, quas ex parte hîc Hieronymus refert: verum etiam, quæ de divinæ prædestinationis judicio excitantur, quæstiones, mirè tranquillat ac sapit, fortè sopit. Quæ, si rectè assequor, hoc volunt: Acquiescere posse humanas mentes, quæcunq́ue etiam cogitatio se ingerat, Y 6 (cur (cur Deus v. g. Saulem in regem, vel Ju- dam in discipulum elegerit, quorum pri- mum, iniquissimum principem: alterum proditorem auricupidum futurum no- verit) si Deum præsentia, non futura ju- dicasse meminerint. Futuri enim alicujus cogitatione, respectu Dei, animum ma- cerandum non esse; cùm nihil ei futurum esse possit, qui uno momento omnia co- ràm videat. Hæc inquam, etsi, quod in- fallibilem Dei scientiam attinet, quæ, licet res ipsæ actu nondum adsint, nunquam tamen falli potest, rectè dicta sint; an ta- men quæstionibus satisfaciant, non fru- strà quis suspicetur. Esto enim, illa omnia tam certò à Deo cognosci, quàm si actu jam præsentia essent; id tamen æquè du- bium relinquitur: cùr Deus Adamum \& Saulem tantô bonorum agmine cu- mulârit? cur Judam in numerum disci- pulorum cooptârit, quos tantis crimini- bus fœdatum iri quasi coram inspexit. Imò verò augetur dubiũ hoc îpso, quòd, cùm præsentia eorum vitia Deus cerne- ret, tantis tamen muneribus afficere eos voluerit. voluerit. Nisi igitur me omnia fallunt, acutus Hieronymus horsum concedit: Intuitu vitæ anteactæ Saulis \& Judæ, mo- deratioris longè \& æquioris, quæ in pun- cto saltem rationis, ut Scholastici loquun- tur, prior est, in visione Dei, ipsâ sequen- te proditione, Deum ambobus hoc gra- tiæ fecisse, ut alter in regem, alter in disci- pulum eligeretur, idq́ue hac fini ab eo- dem factum esse, ne suggerenti postea diabolo obsecundarent, cùm meminis- sent, quanti Deo fuerint, quos ex tam hu- mili conditione, ad tantum fastigium ex- tulisset, quod ipsis, velut quotidianum exercitium majoris obsequii \& gratiarum actionis, præbuisset. Aliam rationem reddit Chrysostomus. Τίνος ἕνεκεν, φησὶν ὁ εῖνα, πόρνας τρέφων καὶ παρα σίτους καὶ κόλακας καὶ τοῖς ἀλλο- τρίοις ἐϖηρεάζων ϖράγμασι, καὶ τὸν ὑγρὸν του̃τον ταὶ ιαλελυμένον βίον ζῶν, καθάϖερ ἐϖὶ πηγῶν ἐϖιῤῥέοντα ἔχει τὰ χρήματα. ἕτε- ρος ἐϖιεικείᾳ καὶ σω ροσύνῃ καὶ ικαιοσύνῃ καὶ ταῖς ἄλλαις συζῶν ἀρεταῖς, ου᾽δὲ τῆς ἀναγ- καίας ἐυϖορει̃ τροφῆς; ὅτι ὁ μέν ἐστι καλὸς καὶ τον ἐϖίϖον ον τῆς ἀρετῆς ἁιρει̃ται βίον, ὁ δὲ Y 7 κακὸς κακὸς καὶ τὴν ιαῤῥέουταν καὶ διαλελυμένην ἀνεδέξατο τῆς κακίας ὁδόν. Τίνος ου῏ν ἕνεκεν ὁ μὲν κακὸς πλουτεῖ, πένεται ὲ ὁ ἀγαθὸς; ἵνα καὶ ου῟τος μεί ονα λά ῃ τὸν στέφανον, ἄν ὑϖο- μείνῃ, καὶ τὴν καοτερίαν ἐνέγκῃ, κ κει̃νος μείζω τὴν κόλασιν καὶ τὴν τιμωρίαν, ἄν μὴ μετα άληται καὶ γέννηται βελτίων καὶ τὸν ε- σϖότην ἐϖιγνῷ τὸν ἑαυτου̃, id est, interprete Joh. Checo Cantabrigiensi: Qua de cau- sa, inquies, illi, qui meretrices alit, \& pa- rasitos, \& adulatores, \& qui alienis sese in- gerit negotiis, \& diffluentem hanc \& disso- lutam vitam traducit, quasi è fonte quodam profluunt divitiæ! Alter probitati, tempe- rantiæ, justitiæ \& reliquis virtutibus perpe- tuò adhærescens, vix necessarium victum habet, cùm hic bonus sit, \& laboriosam vir- tutis elegerit viam: ille verò malus \& disso- lutam hanc remissamq́ ingressus sit nequitiæ viam. Cujus igitur rei causa malus hic, di- ves: ille bonus, pauper est? Vt hic majorem habeat coronam, si ista perferat \& patientiâ utatur: ille verò majus supplicium, majo- rem pœnam, nisi vitam mutaverit, nisi me- lior fuerit, nisi Dominum suum agnoverit. Hæc Hæc ille Orat. V. de fato \& providontia. edit. Paris. M Dcix . p. 832. Rectissimè jam subjicit Chrystostomus alibi Lib. I. de Providentia c. VIII. Ε᾽ικὸς δὲ καὶ ἀλλην ἀιτίαν τινὰ ἄῤῥητον εἶναι, μόνῳ τῷ ποιήταντι ἡμᾶς φανερὰν. Fieri potest, ut sit etiam alia ratio \& causa secretior, quam solus novit rerum opifex Deus, qui, ut pau- lò ante illa verba scripserat. ου᾽χ᾽ ἑνὶ τρόϖῳ τὰκαθ᾽ ἡμᾶς ὀικονομειν εἴωθεν, non uno mo- do solitus sit disponere nostra omnia. Cap. autem præcedente VII . ab illa nostra curiosa inquisitione in hanc secretam Dei dispositionem, admodum eleganter \& prolixè nos dehortatur. Non erit di- vidiæ longa verba, integra tamen appo- nere, incerto licet interprete versa. Ita ca habent: Si omnem providentiæ illius di- spensationem scire valeremus aut debere- mus, ista quoq́ ignorantes, mœroris ac per- turbationis non immeritò causam habere videremur. Sin verò is, qui tantorum ar- canorum effectus particeps, ad tertium cœ- lum raptus fuerat, ad hanc tamen abyssum hærens substitit, inspiciensq́ in profundum divitiarum sapientiæ ac scientiæ D ei, obstu- puit puit solùm, atq́ inde resiliit: quid nos ipsos frustra concidimus, perscrutantes inscru- tabilia, atq́ investigabilia curiosè inqui- rentes? Certè cum medicus contraria his, quæ nobis salubria videntur, præcipit, sive algens membrum profluo fonti subjicere jubeat, sive alia hujusmodi efficere, nun- quam reluctamur: sed cùm nobis antea per- suaserimus, artis illum ratione cuncta fa- cere, promptè ac libenter cedimus, idq́ cum ille sæpius fallatur: Deum verò cujus viæ in omnibus incredibiliter à nobis distant, qui est ipsa sapientia, qui nunquam falli po- test, puniendâ curiositate perscrutabimur? Cumq́ illi simpliciter credamus, à quo facti rationem exigere jure nostro possemus; ab illo, cujus solùm cedendum est nutui, eorum, quæ gesserit, causas ac rationes requiremus atq́ hujusmodi indignè ignorantiam fere- mus? Hæccine sunt religiosæ mentis ac piæ? Nè, quæso ac supplico, ne ad tantam vesa- niam progrediamur: sed in omnibus, in qui- bus ambigimus, illud potius nobiscum piâ cogitatione volvamus: Judicia tua abyssus multa. Nam \& hoc ipsum, quòd non omnia apertè scimus, divinæ sapientiæ atq́ pruden- tiæ tiæ profecto est. Si enim omnium, quæ fiunt, causâ \& ratione cognitâ, ita demum Deo pareremus, non magni meriti esset, neq́ fidei ostensio ea res videretur. Cùm verò nihil horum penitus noscentes, ita quoq́ summâ affectione mandatis ejus omnibus cedimus, ex legitima obedientia, fideq́ integerrima, maxima animabus nostris emolumenta conq u irimus. Hoc enim solùm nobis persua- dere debemus, omnia nobis utiliter a Deo inferri, non jam amplius inquirentes, neq́ hujus ignorationes graviter vel cum mœ- rore ferentes. Neq́ enim possibile est ista scire, neq́ utile: illud, quia mortales sumus: hoc, quia citò in arrogantiam extollimur. Plurima nos facimus, quæ, cum liberis no- stris noxia esse videantur, utilia sunt tamen: quorum neqúe illi causas quærunt addiscere, neqúe nos illis antea persuadere studemus, id expedire, quod facimus: sed hoc solùm illos admonemus, ut in omnibus cedant, quæ- cunque præceperint patres, nihilqêe ulterius inquirant. Quod si parentibus nostris, qui nobiscum ejusdem naturæ sunt, ita promptè, ita liberè obtemperamus, neq́ ullâ ratione indignamur: Deo indignabimur, aut gra- viter viter feremus quòd non illius omnia nobis explorata sint, qui tantâ excellentiâ nobis præcellit, quantum inter Deum \& homines discrimen intercedit? Et quid hac impie- tate graviûs ac duriûs excogitari possit? Adversus hujusmodi sanè, beatus Paulus indignans dicebat: Alioquin ô homo, tu qui es, qui respondeas Deo? Nunquid dicet figmentum factori suo, cur me ita fecisti? Equidem filiorum exemplar proposueram; ipse verò multò aliquid majus posuit, figuli scilicet, atq́ ab eo formati luti. Sicut enim lutum, quocunq́ manus se formantis duxe- rit, seqúitur: ita hominem, quæcunq́ Deus jusserit, ea sequi, \& quæ ille intulerit, grato animo perferre convenit, nihil omnino re- luctando, vel curiosè addiscere quærendo. Neq́ enim nobis solis ista ambigua sunt: ve- rùm \& his, qui ante nos fuerunt, sanctis illis ac mirabilibus viris. Ait enim Job: Vt quid enim impii vivunt divitiisq́ vetera- scunt? Beatus autem David: Paulò mi- nus, inquit, effusi sunt gressus mei, qui Zela- vi super iniquos, pacem peccatorum videns. Quia non est respectus morti eorum, \& fir- mamentum in plaga eorum. In laboribus homi- hominum non sunt, \& cum hominibus non flagellabuntur. Post hunc Hieremias quoq́: justus es, inquit, Domine, veruntamen ju- dicia loquar adte, Quid est quòd via pec- catorum prosperatur? Ambigebant isti qui- dem atq́ inquirebant: sed non ita, ut fa- ciunt impii. Neq́ enim accusabant Deum, neq́ ex his quæ fiunt, illius justitiam repre- hendebant; sed alius quidem ajebat: Justi- tia tua sicut montes Dei; judicia tua abyssus multa. D e alio, cùm tanta passus esset, scri- ptum est: Non dedit insipientiam Deo. Et in libro ipse suo, incomprehensibilem sapien- tiam illius \& dispensationem enarrans, cùm de opificio disseruisset: Ecce, inquit, istæ sunt partes viæ ejus, \& ad humorem verbi au- diemus in eo! Idipsum quoq́ Hie r e mias pro- videns, ne quis unquam suspicaretur, inter- rogationi judicium suum præposuit, dicens: justus es Domine; hoc est, scio quidem à te omnia fieri justè: modum autem ignoro quo fiunt. Quid igitur ampliùs illi didicerunt? Nempe de his nullum responsum retule- runt, quod beatus David indicat, cùm di- cit: Et existimabam ut cognoscerem, quia hoc labor est antè me: Idcirco autem re- sponsa sponsa super his non ac ceperunt, ut posterio- ribus seculis futuros homines docerent, etiam istâ interrogatione abstinere. Ad p. 236. \& seq. Non hodie demum nata illa cogitatio est, frustra operam sumere, quotquot pre- cibus fatigare S. Numen animum induxe- rint. Avocavit sanè suo jam seculo ab hoc pietatis officio discipulos suos, Maximus Tyrius integrâ dissertatione XXX. plausi- bili, primâ fronte, argumentatione, ex qua quædam decerpemus. Quæcunq́, ait, sibi evenire precantur homines, aut providen- tia, aut fati necessitas, aut sortis instabilitas, aut deniq́ artis regit dispensatio. Jam pro- videntia, Dei: Fatum, necessitatis: ars, ho- minis: sors, fortuiti est opus. Quæ precamur ergo, aut ad providentiam referenda Dei; aut necessitatem fati; aut artem sunt huma- nam, aut cursum fortunæ. Et primò si ad providentiam referantur, quid prece opus est? Si enim est providentia: ea vel uni- versalia providet; Singula verò negligit (sicut reges justitiâ \& jure urbes guber- nant integras, singulos non intuentur mor- tales) aut inter ea, quæ singula respiciunt, cense- censetur. Non ergo obtundendus erit. Si enim quid petas, quod cum salute pugnet universi, non impetrabis. Quòd si singula curat Deus, ne sic quidem orandum est. Id enim tale est, ac si medicamentum aliquis aut cibum â medico poscat æger. Nam si prodest, \& non petenti dabit: si nocet, ne petenti quidem. Quid autem, quæ à fato? Nempe \& hîc ridiculæ sunt preces. Faciliùs enimregem flexeris quàm Tyrannum. Ty- ranno enim simile est fatum, nec superiorem agnoscit, nec mutari potest. At neq́ quæ à fortuna deveniunt precibus petenda sunt, \& multò qúidem minùs quam reliqua. Nec enim cum principe insano agendum est, ubi nec consilium, nec temperatus affectus: sed furor, sed rationis expers habitus, sed insani motus animi, perpesq́ libidinum vicissitudo rei súmmæ præsunt. Post fortunam sola ars restat. Quis autem faber pulchrum aratrũ à Diis petat, artem cum habeat? Quis tex- tor amiculum pu l chrum, artem cum ha- beat? Quis faber ferrarius pulchrum cly- peum, artem cum habeat? Quid ergo quod nec ad providentiam, nec adfatum, nec ad artem spectat, nec adfortunam, petendum à D iis relinquitur? \&c. Hæc Hæc, quin hominem gentilem move- re possint, dubitationem nullam habet. Ea ipsa verò, quin partem legis moralis quoq́ue tollant, \& directè tertium præ- ceptum impugnent, dubitationem pari- ter nullam habet; idq́ue difficile non es- set ostendere, nisi peculiari Exercitationi Scholasticæ De Sabbato, hæc, \& alia, reservarentur. Illud certum est, ne Sa- pientem quidem gentilem, gentili huic Maximo, hæc condonaturum esse. Quid, hanc rem obiter tractans Joh. Spondanus responderit, Comment. in Homeri Iliados L. V. p. m. 82. subjungemus. Nos, ait, non solùm quòd Christiani sumus: sed etiam ipsorum Ethnicorum exemplo contrarium docemus: In omni opere Deum invocan- dum; cujus rei antiquissimus \& tempore \& autoritate præceptor est Homerus. Hoc enim obsequium ab hominibus Deus postu- lat, licet eorum precibus nihil aliud statuat, quàm quod jam inde ab æternitate seculo- rum ejus Providentia immutabilis decre- vit: quod familiare Patrisfamilias exem- plum satis probat. Ille enim licet propenso sit erga suos liberos animo, \& proinde quic- quid quid sibi bonorum est, in eorum commodum lubenter, etiam non rogatus, profundere in- stituerit; tamen pleraq́ necessaria à liberis suis exposci interdum vult, ut eum agno- scant, cui bona sua accepta referre debeant. Ad pag. 246. Fusè hæc \& doctissimè, quomodo præ- scientia Dei cum libertate arbitrii con- spiret, à magnis \& ingeniosis Viris, ut Apologia Aug. Confeß. Dd. Scholasti- cos appellat, pertractata sunt. Videatur è recentioribus Becanus Theologiæ Scho- lasticæ p. I. c. X. à q. V. ad XIII . Guil. Esthius in I. sent. dist. XXXIIX . Gregor. de Valentia T. I. q. XIV , p. V. addi potest Bellarminus T. IV. de grat. \& lib. arbit. c. XIII . Pet. Fonseca in VI. Metaph. c. II. q. IV. s. XI. alii. Est tamen profectò ali- quid, à gentili adhuc Ammonio Alexan- drino nodum hunc incisum esse. Ille igi- tur primus, æstu quodam raptus ad philoso- phiæ veritatem, multorumq́ opiniones, qui magnum dedecus philosophiæ afferrent, con- temnens, utramq́ sectam (Platonicorum ct Aristoteleorum) probè callens, \& in concordiam adducens, \& à contentionibus liberam liberam philosophiam tradens omnibus suis auditoribus, \& maximè doctissimis æquali- bus suis, Plotino, \& Origeni, \& Successori- bus, quod Photii de eo judicium est L. d. p. 1382. Hic, inquam, Hieroclis etiam sen- tentiâ ϑεοδίδακτος Vir, \& dubium hoc movet, \& commodè satis removet. Ostenderat elegantissimè in explicatione libri Aristotelis de Interpretatione: Deos omnium rerum habere scientiam. Ea autẽ, quomodoadfutura contingentia se habe- at, etsi difficile esse explicatu asserat; sic ta- mẽ exponit. Non, inquit, audebimus dicere, cum fluxione rerum unà cursitare Deorum cognitionem, aut esse aliquid apud eos aut præteritum aut futurum, neq́ apudeos dici quodnos Timæus docet: Hoc fuit, hoc erit; quæ voces mutationis in se significationem habent: sed tantùm, est, \& hoc ipsum non connumeratum cum illo fiat \& erit, atq́ ab eis contra distinctum: sed cogitatum ante omnem temporis indicationem, ita, ut Deo- rum immutabilitatem \& invariabilita- tem significet. Neq́ existimandum est, ne- essarium habitura eventum ea, quæ anci- itia dicimus, quia à Deis definitò noscun- tur. tur. Non enim quia idsciunt Dei, ideo ne- cessariò ista evenient: sed quia naturam habentia ambiguam, \& in utrumqúe pro- clivem exitum habebunt talem aut talem; propterea necesse est scire Deos, quomodo res exitura sit, estqúe idem naturâ quidem suâ anceps: Deorum autem notitiæ non in- definitum: sed definitum. Hæc gentilis Ammonius. Quomodo SS. Patres hæc expediverint, nec injucundum lectu, nec indignum scitu esset. Locorum saltem aliquorum faciemus indicium, quæ B. L. si perpenderit, pœnitendum laborem neutiquam subierit. Confer. August. Lib. V. de C. D. IX . C. \& X. L. XIV . cap. X XV II. L. III . de Lib. Arb. c. II. III. IV. Lib. de Prædest. Sanct. cap. X. \& Tract. LIII . in Joh. Prosper. L. II . dè Vocat. Gent. c. XXXIV. S. Anselmus Lib. de Con- cordia præscientiæ Dei cum libero arbitrio, Damascenus L. II . de Orthodoxa fide c. XXX. Chrysost. hom. L X. in Matt. Clau- dant agmen S. Hieronymi verba, quæ in c. XXVI. Hierem. commentatur. Non in- quit, ex eo, quòd Deus scit futurum aliquid, iccirco futurum est: sed quia futurum est, Z Deus Deus novit quasi præcus futurorum. Ad pag. 266. Ipsâ suâ linguâ loquentem Platonem audiemus: κακῶν ἄιτιον φάναι ϑεὸν τινὶ γί- γνεσϑαι, ἀγαθον ὄντα, ιαμαχετέον παντὶ τρόϖῳ, μήτε τινὰ τᾶυτα λέγειν ἐκ τῇ ἁυτου̃ πόλει, ἐι μέλλει ἐννομήσεσϑαι, μήτε τινὰ ἀκού- ειν, μήτε νεότερον, μήτε ϖρεσ ύτερον, μήτε εν μέτρῳ, μήτε ἄνευ μέτρου μυθολογου̃ντα. ὡς ου᾽θ᾽ ὅσια ἂν λεγόμενα, εἰ λέγοιτο, ου῍τε ξύμφο- ρα ἡμῖν, ου῍τε ξύμφονα ἀυτὰ ἁυτοῖς. Ex in- terpretatione Johannis Serrani ita latinè habent: Deum, quippe quibonus est, cui- quam autorem causamqúe extitisse mali, hoc verò omni contentione refutandum est, neqúe concedendum, ut quisquam hæc vel dicat velaudiat in civitate, (si illam benè constitutam optamus) neqúe juniorum vi- delicet, neqúe seniorum, neqúe versu, neqúe soluta oratione; utpote quæ dictu neqúe pia sunt, neqúe utilia, neqúe ipsa sibi ipsis consentanea atqúe congruentia. Sic Plato L. II. de Rep. T. II. Oper. p. m. 380. Syl- Syllabus . Autorum in hoc opusculo allegatorum, \& plerorumq́ omniũ locis qq. suis visorum. A. Adagia Germanica. Agapetus. Alexander Aphrodisiensis. Ambrosius. Ammonius Alexandrinus Anselmus. Apulejus. Dion. Areopagita. Aristoteles Roder. de Arriaga. Arrianus. Augustinus. B. Frid. Balduinus. Baldus. Z 2 Mangn. Magnus Basilius. Martinus Becanus. Rob. Bellarminus Bernhardus. Jacob. Billius. Joh. Heinr. Bœclerus. Bonfinius. Johan. Brentius. Johan. Buxtorfius. C. Gorg. Calixtus. Phil. Camerarius. Jus Canonicum. Hugo Cardinalis. Chron. Carionis Sebast. Castalio.. Johan. Checus Mart. Chemnitius. Conimbricenses. Chrysostomus. Daniel Cramerus. Cyrillus. D. Damascenus. Peripatet. Diogenianus. Fronto Ducæus. E. Epi- E. Epictetus. Guiliel. Esthius. Euaristus. Euripides. Eusebius. F. Petrus Fonseca. G. Vulcat. Gallicanus. Johan. Gerhardus. Lud. Granatensis. Albert. Gravverus. Magnus Gregorius. Hugo Grotius. H. Dan. Heinsius Herodotus. Hesiodus. Hierocles. Hieronymus. Ægid. Hunnius. I. Ignatius. Flav. Iosephus. Iuvenalis. Z 4 La- L. Lactantius. Diog. Laërtius. Fort. Licetus. Justus Lipsius. Joh. Lonicerus. Mart. Lutherus M. Did. Masius. Phil. Melanchton. Hurt. de Mendoza R. Mos. Maimonides. Franc. Murcia. M. Anton. Muretus. N. Greg. Nazianzenus. O. Luc. Osiander. Adam. Olearius. P. Jul. Pacius. Photius. Pindarus. Plato. Plutarchus. Prosper. R. Mar. R. Mar. Vict. Reatinus. Jacob. Revius. Greg. Richter. Francisc. Robortellus. Anton. Rocco. A nton. Ruvio. S. Salvianus. Casp. Sanctius. Andr. Schottus. Eras. Schmid. Seneca. Nicol. Serarius. Joh. Serranus. Simplicius Paul. Slevogtius. Sophocles. Joh. Spinæus. Joh. Spondanus. Vict. Strigelius. Franc. Suarez. Suetonius. T. Tacitus. Z 5 Joh. Johan. Tarnovius. Theodoretus. Theognis. Thomas d’Aquino. Franc. Toletus. Anton. de Torquemada. Max. Tyrius. V. Greg. de Valentia. Biblia Vinariensia. Gerh. Dionys. Vossius X. Xenophon. Xiphilinus. Xylander. Z. Theatr. Zvvingeri. Ver- Verzeichnuß was hierinn zu finden. A. A Bgoͤtterey soll vermiden werden 203/ꝛc. Abirams Ehrgeitz wird gestrafft 140/ꝛc. Adel wird nicht allezeit angesehen. 281. welcher der rechte. ib. Alexanders Autoritaͤt woher? 176. ließ sich/ daß ein andrer baͤsser/ nicht verdriessen. 340. ꝛc. Amtsverwaltungen bey einem glücklich/ bey dem andern nicht. 179. ꝛc. hohe sind Gottes Geschenk. 140. ꝛc. Warum so unterschieden ausgeteihlt/ 207. ꝛc. bekommen oft keine tuͤchti- ge Person. 224. ꝛc. waͤren oft baͤsser/ wann mans nicht haͤtte. 362. ꝛc. Ansehen und Autoritaͤt bleibt oft nur in dem Land/ und nirgend weiter. 71. ꝛc. gibt Gott. 74. ꝛc. 153. ꝛc. 172. ꝛc. 176. ꝛc. ist oft deß Menschen Schad. 219. ꝛc. Anschlaͤg gehen nit allezeit fort/ warum. 67. ꝛc. Arbeiten warum mancher nicht will. 241. ꝛc. muß man 243. ꝛc. Gott hilft sonst nicht. 244. ꝛc. Armut ist oft nutz/ 218. ꝛc. verdammet nit/ macht nicht seelig. 268. ist oft loͤser/ als die Reichen/ ib. Astrologischer Wahn vom Gluͤck ist nichts. 26. ꝛc. Z v Baͤume B. Baͤume sind unterschiedlicher Art. 111. ꝛc. Bauren sind so wol von GOtt/ als Fuͤrsten. 208. ꝛc. Beten/ warum mancher nimmer will. 235. ꝛe. wie es muͤsse beschaffen seyn. 236. ꝛc. nit alles hilft. ib. wie man soll um zeitliche Güter. 238. ꝛc. Bettler oft die loͤseste Leut. 268. ꝛc. Betruͤben soll man sich nit über seinen Stand. 356. die erste Ursach. 357. ꝛc. die andere Ur- sach 359. ꝛc. Bitt abschlagen ist oft nutzlich 237. Bogenschuͤtz trifft ohngefaͤhr das Ziel. 185. ꝛc. Bruͤder Josephs muͤssen ihm nachgehen. 134. ꝛc. C. Christen was das Gluͤck heissen. 39. ꝛc. Corvinus Matthias wunderlich zum Regiment kommen. 182. ꝛc. D. Dathans Ehrgeiz wird gestrafft 140. ꝛc. David wird allen Bruͤdern fuͤrgezogen. 148. ꝛc. E. Gluͤckliche Ehe Gottes Werk. 78. ꝛc. 150. ꝛc. Ehen werden getrennt/ oft um eines kuͤnftigen andern Ehegatten wegen. 81. Ehr stehet nicht in unsern Haͤnden. 74. ꝛc. ist oft unser Schad. 274. ꝛc. Eltern Eltern und Großeltern sind oft der Kinder Glück und Ungluͤck. 220. ꝛc haben ein Kind lieber als das ander. 314. ꝛc. Emerichs Koͤnigs in Ungarn gewaltige Rede 172. ꝛc. Eñgel sind unterschiedlich erschaffen. 105. ꝛc. Ephraim wird Manasse vorgezogen. 129. ꝛc. Epikurer haben alles fuͤr ohngefaͤhr gehal- ten. 23. Erde hat allerley Tiehr/ und Baͤume/ und Kraͤu- ter/ und Metall. 111. ꝛc. Esau wird Jacob nachgesetzt. 125. ꝛc. Esther wird eine Koͤniginn. 150. ꝛc. F. Fatum haben viel geglaubt. 9. ein Exempel des- sen. 10. ꝛc. Fische sind unterschiedlicher Art. 109. ꝛc. Freyer Will wird dem Menschen nicht genom- men. 51. ꝛc. From̃keit kan man nicht gewiß wissen/ ob sie bey dem oder dem 282. ꝛc. ist daraus nicht zuschlies- sen/ weil es einem zeitlich wolgehe. 300. ꝛc. Fuͤrsten und Herꝛn Ankunft. 187. ꝛc. Fuͤrwitz ausser seinem Stand soll man fahren lassen. 392. ꝛc. G. Gaben Gottes bleiben uͤberal Gottes Gaben bey wem sie sind. 277. ꝛc. sind keinem umsonst gegeben. 279. ꝛc. Z vj Ge- Geschicklichkeit gilt nit allezeit. 64. ꝛc. 170. ꝛc. Gewerb ist bey einem Diener gluͤckseeliger als bey dem andern. 179. bekom̃t oft keine tuͤchtige Person. 224. ꝛc. Gewissen gut ist baͤsser als alle zeitliche Güter. 288. ꝛc. Gluͤck/ meynen viel/ sey ein blindes plumpes Ding. 5. 7. viel haben es gewaͤltigen wollen. 8. viel um deßwegen nim̃er beten und arbeiten. ib. wie vielerley es bedeute. 21. 22. viel meynen es sey eine Goͤttin. 24. manche kaͤmen darzu durch einen gewissen Planeten. 26. ꝛc. manche waͤren darzu prœdestinirt. 31. 32. was bey den Stoi- kern heisse. 30. was bey den Christen. 39. ꝛc. an dem ligt alles. 64. ꝛc. ist oft Unglück. 271. ꝛc. ist alles Gott zuzuschreiben. 315. ꝛc. darum Gott zu dankẽ/ in was für Stand es sey. 397. ꝛc. sich dessen nicht zu erheben. 401. ꝛc. Gottes-Regirung ist das Gluͤck. 40. 41. ihr ist nichts unversehens oder unwissend. 41. ꝛc. laͤsset viel zu. 45. ꝛc. weiß alles von Ewigkeit her. 48. gibt ost unsern Herzen absonderliche Gedanken ein. ib. hat von Ewigkeit beschlos- sen/ welchen Gedanken es foͤrdern wolle. 50. nim̃t damit dem freyen Willen nichts. 51. ꝛc. ohne sie gilt nichts. 64. ꝛc. hat die Menschen unterschiedlich gesetzt. 69. hat alles weißlich geordnet. 70. ꝛc. machet reich/ geehrt/ weiß. 74. ꝛc. ansehnlich. 76. ꝛc. stifftet die Ehe. 78. ꝛc. gibt Sieg und Segen/ 82. ꝛc. behütet fuͤr allen Wunden. 84. ꝛc. regirt das Loos. 88. ꝛc. ist Huͤter auf auf der Strassen. 91. ꝛc bescheert einen Schatz. 95. ꝛc. haͤlt in allen Creaturen einen Unter- schied. 105. ꝛc. gibt Koͤnigreiche/ Kaͤisertume/ Herꝛschaften. 166. 167. ꝛc. 170. ꝛc. 182. 184. ꝛc. gibt Gluͤck im Spielen. 185. ꝛc. seines Raht- schlusses Ursach nicht zu gruͤblen. 196. ꝛc. wa- rum Gott so ein unterschied seiner Gaabẽ halte. 198. ꝛc. die I. Ursach. 202. ꝛc. die II . Ursach 206. ꝛc. die III . Ursach. 211. die IV . Ur- sach. 212. ꝛc. die V. Ursach. 215. ꝛc. die VI . Ursach. 218. ꝛc. die VII Ursach. 220. ꝛc. die VIII. Ursach. 224. ꝛc. erhoͤret nit alles Gebet. 236. ꝛc. wie ers von Ewigkeit gesehen so muß gehen. 246 ꝛc. segnet im Schlaff/ wie es zu verstehen. 249. ꝛc. gibt auch den Boͤsen und Gottlosen. 254. ꝛc. ob er schon weiß daß sie also bleiben werden. 258. ꝛc. gibts nit zu ihrer Ver- damniß. 263. ꝛc. ist keine Ursach der Suͤnden. 265. verachtet seine eigne Gaben nicht. 276. ꝛc. macht nichts umsonst. 279. ꝛc. haͤlt kein Anse- hen der Person. 284. ꝛc. ist niemand etwas schuldig. 285. ꝛc. regirt oft die Zunge/ daß ei- nes selbst nicht weiß warum er etwas rede/ 290. ꝛc. seine Werk/ ob man schon nicht alle Ursachen weiß/ sind sie doch gerecht. 307. ꝛc. Sein Gefallen und Will stillet alle unsere Fra- gen. 317. ꝛc. Ohne seinen Willen widerfaͤhret uns nichts. 319. ꝛc. muß man uͤberal zum Ge- huͤlfen nehmen. 410. ꝛc. Gottlose haben oft mehr Gluͤck/ Ehr/ Gewalt/ als Fromme. 251. ꝛc. warum es GOtt tuhe. Z vij 257. ꝛc. 257. ꝛc. 26. sind darum nicht gewiß zn heissen/ weil es ihnen übel gehet. 300. ꝛc. Gunst der Leute ist Gottes Gab. 153. H Handlungen sind bey einem Menschen gluͤcksee- liger als bey dem andern 179. ꝛc. bekommen oft keine tuͤchtige Person. 224. ꝛc. ein Hauß hat unterschiedliche Gefaͤß. 113. ꝛc. Herꝛschaften sind Gottes Geschenk. 167. 170. grosse Herꝛn sind bey einem Diener gluͤckseeliger als bey dem andern. 179. ꝛc. ihre Ankunft 187. ꝛc. Heuraten werden im Himmel beschlossen. 81. ꝛc. waͤren oft unser groͤstes Ungluͤck. 361. ꝛc. Heyden haben zum teihl GOttes Vorsorg ge- glaubt. 23. das Gluͤck fuͤr eine Goͤttin gehalten/ und blind unvorsichtig gemahlt. 24. ꝛc. zum teihl verlacht. 25. haben merken muͤssen/ daß es was uͤbermenschliches sey. 167. haben gerah- ten: man solle Gottes Willen willig tragen. 332. ꝛc. erkennen den Reichtum fuͤr Gottes Gab . 344. ꝛc. auch Koͤnigreiche und weltliche Gewalt. 345. ꝛc. auch den Sieg im Krieg. 347. ꝛc. auch den Ehestand. 348. ꝛc. anch Au- toritaͤt 349. ꝛc. Hohe Aemter kommen von Gott. 140. ꝛc. J. Jacob wird Esau fuͤrgezogen. 125. ꝛc. Joseph wird allen seinen Bruͤdern fuͤrgezogen. 134. ꝛc. Jrꝛ Jrr reitet und gehet mancher durch Gottes Re- gierung. 90. ꝛc. 93. ꝛc. Jschaschar unter seinen Brüdern der elen- deste. 153. Juͤden haben gemeynt/ Gluͤck komme von Sternen 27. ꝛc. Juͤngere Geschwistere sind oft glückseeliger als die aͤltere. 310. ꝛc. K Kaͤiser Sigismund schoͤne Red an seinen Die- ner 163. ꝛc. Maximiliani. I. Demut. 165. ꝛc. Titi Red und Sanftmut 167. ꝛc. Adriani Red 109. Otho und Galba 170. ꝛc. Koͤnigreiche sind Gottes Gaben 143. ꝛc. 148. ꝛc. 165. ꝛc. 167. ꝛc. 170. ꝛc.. 184. ꝛc. Korah Ehxgeitz wird gestrafft. 139. ꝛc. Kriegs-Gluͤck ist Gottes Werk. 83. ꝛc. Kunst gilt nit allezeit 64. ꝛc. 185. ꝛc. L. Langes Leben gibt Gott/ nicht/ sich zu versuͤndi- gen 264. ꝛc. Leben der Menschen ist wie eine Gasterey. 329. wie ein Komoͤdi 330. ꝛc. Ewiges Leben hat unterschied der Ehren. 117. ꝛc. darinn wird keines das andere neiden 119. ꝛc. Leib hat unterschiedliche Glieder 115. ꝛc. Loos regiret Gott. 88. ꝛc. M. Manasse wird Ephraim nachgesetzt 129. ꝛc. Menschen widerfaͤhrt viel unversehens 41. ꝛc. koͤn- koͤnnen ihres Gluͤcks nit selbst Meister seyn. 56. behalten ihren freyen Willen. 51. ꝛc. koͤnnen nit allẽzeit was sie wollen. 64. ꝛc. sie seyn gleich hoch oder nider. 67. sind untersch i edlich geord- net. 69. koͤnnen nicht reich werden/ wann und wie sie wollen. 72. ꝛc. auch nicht geehrt und an- sehnlich wie sie wollen. 74. ꝛc. nicht zur Ehe be. kommen wen sie wollen. 78. ꝛc. ihr Hertz ein unvergnuͤglich Hertz. 210. von deß andern F rom̃keit kan keiner recht urteihlen 282. ꝛc. sollen Gottes Vorsorg nicht anklagen. 303. ꝛc. wann alle gleiches Standes/ koͤnten sich nit er- halten 211. ihr leben ist wie eine Gasterey 329. wie eine Komoͤdi 330. ꝛc. Mose strafft den Ehrgeitz. 140. ꝛc. ist nicht nei- disch. 383. ꝛc. Murren soll man wider Gott nicht. I. Ursach 379. ꝛc. II. Ursach. 384. ꝛc. N. Nachfolger kan man nicht hindern 169. ꝛc. Nehemias erlangt Hofgunst. 154. ꝛc. Neid ist ein gemeines Ding. 367. ist ein unwehr- tes Ding/ die I. Ursach. ib. ꝛc. die II. Vrsach. 371. die III. Vrsach ib. ꝛc. soll nicht seyn/ wann auch gleich ein untüchtigerer fuͤrkom̃t. 376. ꝛc. Moses hat nicht geneidet. 383. ꝛc. R. Rathschluß Gottes Vrsach soll man nicht zu wissen begehren. 196. ꝛc. Reden warum es nicht allezeit angenehm. 75. ꝛc trifft oft ohngesehr ein. 290. ꝛc. Regi- Regimenter kommen von Gott. 166. ꝛc. 170. ꝛc. Reichtum steht nit in unseru Haͤnden. 72. ꝛc. 163. ꝛc. erheuraten ist Gottes Geschenk. 81. ꝛc. bekoͤm̃t oft ein grosser Narr 184. ꝛc. 344. oft deß Menschen Schade. 218. ꝛc. 271. ꝛc. ver- damt nicht/ macht nicht seelig. 268. ꝛc. wer den erlangt soll Gott danksagen. 397. ꝛc. S. Salomon bringt die Gluͤckseeligkeit Zu fall/ 271. ꝛc. Saul wird wider willen und wissen Koͤnig. 143. ꝛc. will David erwuͤrgen/ und kan doch nicht. 150. Schaͤtz finden ein Werk Gottes. 95. ꝛc. Segen Gottes kom̃t im Schlaff ohne muͤ- he/ wie es zu verstehen. 249. ꝛc. Sieg von Gott/ 82. ꝛc. Soldat warum mancher nit einmal verwundet werde. 83. ꝛc. woher seine Autoritaͤt 176. ꝛc. soll seinem General ohne Wider willen und nachforschen folgen. 196. ꝛc. Spiel-Gluͤck von Gott 185. ꝛc. Staͤnd allerley in der Welt/ warum 311. ꝛc. mit dem seinen zu frieden seyn. 329. ꝛc. 335. ꝛc. 386. ꝛc. ausser dem nicht zu schreiten. 392. ꝛc. Stern sind unterschiedlich erschaffen. 108. ꝛc. sind nit ursach deß Gluͤcks. 26. ꝛc. 241. ꝛc. Stoicker meynung vom Gluͤck nit boͤß 30. Eine S t und ist gluͤckseeliger als die andere. 56. ꝛc. Suͤnde Suͤnde eines Landes/ Statt/ Amtes/ machen es ungluͤckseelig. 214. ꝛc. T. von Teufeln soll man nichts bitten. 103. ꝛc. Tiehr sind unterschiedlicher Art. 111. Tobias erlangt Hofg n nst. 156. ꝛc. Toͤpfer macht allerley Gefaͤß. 114. V. Versagen was man bittet/ ist manches groͤsse- ster nutz. 237. Verwaltung guter Dienste und Aemter von Gott 140. ꝛc. sind bey einem gluͤckseeliger als bey dem andern 179. ꝛc. Vestmachen für Wunden und Schaden/ ist eine Teufelskunst. 84. 86. Vngefehre Rede trifft oft ein. 290. ꝛc. Voͤgel sind unterschiedlich. 109. ꝛc. W. Wille Gottes mit willen aufzunehmen. 317. ꝛc. 332. ohne den widerfaͤhrt uns nichts. 319. will manchen groß/ manchen klein haben. 342. ꝛc. A. Aleæ INDEX RERUM. in notis occurrentium. A. ALeæ in ludo quod quidam victores unde 422. seq. Ammonius de præscientia Dei. 527. seq. Annulum Polycrates in pisce inventum, di- vinitus redditum agnoscit. 461. Aristoteles fortunam Deam negabat 423. seq. 430. malis benefacere Deum, non credebat. 424. seq. Augustinus genios credebat, lusum aleæ, v. g. quandoq́ dirigentes. 422. seq. B. Bona temporalia vel corporis, vel animi, velfortunæ, 464. eorum largitionis cau- sa aliqua. ib. eaq́ SS. Trinitas. 466, an aliquo mota, ea hominibus largiri decre- verit. 468. seq. quædam faciunt ad esse, quædam ad bene esse, 472. utraq́ vellet Deus homini largiri, 473. seq. \& largi- tus est etiã. 474. seq. \& post lapsum. 478. seq. non intuitumetitorũ prævisorũ. 480. seq. intuitu verò indigentiæ humanæ, 482 seq. quæ ad bene esse faciunt largitur in- tuitu obedientiæ, precum, melioris usus 485. seq. 485. seq. hoc largitur huic, illud alii in- tuitu boni publici, 495. seq. largitur æqualibus inæqualia 504. seq. largitur b. t. deterioribus 507. seq. fit id quoq́ in spiritualibus bonis. 510. seq. causas hujus diversitatis reddere humana mens ne- quit. 513. Buxtorfius de Judæorum Superstitione 431. seq. C. Conjugia quomodo fatalia. 458. seq. Consiliorum divinorum causas omnes inve- nire non est, 513. seq. Christiani potiùs cœlestia bona spectare de- bent. 506. seq. Chrysostomus â curiosa inquisiticne in cau- sas consiliorum divinorum dehortatur. 519. seq. D. Deus malis etiam sciens volens benefacit. 427. 430. nihil in tempore facit, quod non ab æterno facere decreverit. 438. seq. 467. seq. determinat voluntatem homi- nis ad agendum hîc \& nunc. 444. seq. po- test voluntati humanæ necessitatem in- ducere ducere ad actus suos. 452. seq. an aliquo motus bona temporalia hominibus lar- giri decreverit? 468. seq. ejus decretum quid sit. 472. ejus præscientia quomodo cum libero arbitrio consistat 527. seq. non est causa peccati 529. seq. F. Fato fieri omnia, malè exponit Revius 441. seq. de eo non satis certus Lipsius. 434. quomodo conjugia fatalia dici possint. 458. seq. qnomodo , omnia gubernari fa- to. 459. seq. Fortuitum Deo nihil, sed hominibus mul- ta. 435 seq. Fortunam aliquid divinum esse veteres cre- debant, 420. seq. præsertim Stoici 433. seq. G. Genios esse Platonici credebant 421. iis vi- ctoriam in ludo aleæ tribuebant. 422. seq. Joh. Gerhardus defato. 458. seq. H. Dan. Heinsius de Stoicis, 433. Ægid. Hunnius de fato. 431. seq. de inæ- quali conversione hominum 504. seq. 510. seq. Hierony- Hieronymus causam reddit cur Deus Sau- lem \& Judam elegerit, quos improbos sciverat. 514. I. Iudæi fortunam benigniorem Planetis ad- scribunt. 431. seq. Pactum eorum con- cernebat potissimùm bona temporalia, 487. seq. 505. L. Fortunius Licetus Aristotelem non suffi- cienter excusat 426. seq. Justus Lipsius de fato non satis certus 434. Liberum arbitrium quomodo consistere pos- sit cum Dei concursu 440. seq. quomodo cum Dei determinatione. 448. seq. in actu primo \& secundo quid sit. 451. seq. ejus formale non est spontaneum 457. seq. N. Nazianzeni carmen de Avaro. 419. O. Omina ridicula 432. P. Præscientia Dei non tollit liberum arbi- trium. 527. seq. Precandum ad Deum non esse, quibus ar- gumen- gumentis Max. Tyrius probet. 524. seq. sed malè, 526. R. Jacobus Revius de fato malè philosophatur 441. seq. negat in hominis potestate esse concursu Dei uti, \& non uti, 448. seq. indifferentiam voluntatis internam ne- gat. 450. seq. S. Seneca Deum malis judiciò benefacere, non credebat. 428. seq. T. Maximus Tyrius de precibus. 524. seq. V. Voluntas humana determinatur, à Deo ad agendum hîc \& nunc 444. seq. ei potest necessitas induci à Deo ad actus suos. 452. seq. ejus indifferentiam in agendo internam negat Revius 450. seq. multa agit ut natura, non ut libera 455. seq. Gerhardus Vossius de Geniis 422. seq. de Stoicis 433. seq. Dion. Vossius, de superstitiosis ominibus Christianorum, Judæorum. 432. Druck- Druckfehler. PAg. 19. lege, das Andere Capitel. pag. 37. lege, das Dritte Capitel. pag. 77. n. 17. Für Hiel/ Himmel. Fuͤr Ddas/ Das. pag. 89. l. ult. adde, C. quando \& quibus quarta pars. p. 124. l. ult. Fuͤr Versorgen/ Versagen. p. 230. l. 6. lege: Je kleiner ich in meinen/ ꝛc. p. 271. l. 18. fuͤr I. Cor. XII. I. Cor. X. p. 348. l. 15. lege, ἀρχηγέτας Cætera minutiora B. L. corriget. ENDE .