Joh. G. Schochs COMOEDIA Vom Studenten- Leben. LEJPZJG/ Zufinden bey Johann Wittigauen/ 1658. Vor-Spiel. Hier wird erstlich mit Trompe- ten und Heerpaucken ein Zeichen geben/ und præambulirt. Nach diesem werden die Vorhänge gezogen und stehet Mercurius unbeweglich allbereit in sei- ner Stellung/ fänget darauff zu den An- wesenden also an zu reden. W As sehet ihr mich/ Jhr Sterb- lichen/ so ingesambt mit unver- wendeten Augen an? Verwun- dert Jhr euch/ wie Jhr/ als ein Gott mit euch reden könte? (un- ter wehrendem Reden spielt Mercurius zuweiln mit den Füssen und Tala rien gleich flög er) oder verlanget euch meine gantz Göttliche und unver- gleichliche Beredsamkeit mit euern sterblichen Oh- ren anzuhören? wie ich einen irrdischen Leib an mich genommen/ so werde ich auch eine irrdische Zunge gebrauchen; Denn meine Beredsamkeit viel zu hoch gegen euch/ hingegen ihr viel zu schwach zu A ij sol- solcher Verständnüß scheinen würdet. Was er- schrecket und entsetzet ihr euch meine Herren? Daß Jhr von meiner Gottheit gesaget? Erschreckt nur nicht. Jch bin jo nicht euer Feind/ der grausame und abscheuliche Krieges-Gott Mars. So hab’ ich auch weder Donner noch Blitz in meinen Händen/ wie mein Vater der Jupiter. Dieser schlancke Schlangen-Stab/ mit welchem ich meine Bott- schafften auszurichten pflege/ verkündiget euch jo gemeiniglich/ wie ihr wisset/ etwas gutes und frö- liches. Vnd Jhr/ was schämet ihr euch? Jhr Ed- les und züchtiges Frawen Volck/ ihr schönes und anmüthiges Geschlechte. Was schämbt ihr euch doch so? Sehet mich nur an; Jch bin jo nicht der nackende Cupido, so führ ich weder Köcher noch Bogen/ entzünde auch nicht junge und zarte Her- tzen mit unerhörten gräulichen Liebes-Flammen. Jch bin Mercurius, wie ihr mich wol kennet/ ein ge- schwinder Bothe und Gerichtsfrohn der Götter. Jhr habet euch dessen keines gegen mir zubefürch- ten; Weder Venus, noch ihr kleiner Sohn/ werden euch heute zu gesichte kommen/ beyde seynd ietzo bey unsern neuen Verlobten geschefftig/ und bemühen sich/ diß verliebte Paar mit unver- gnüglicher Liebes-Lust/ und tausendfachen Freu- den zu ergetzen. Jhr meine Hoch Adelichen und schönsten Damen geruhet ein wenig/ und las- set euch in dessen nach dergleichen nicht so heff- tig verlangen/ es wird sich dergleichen fröliche und süße Stunden schon auch mit Euch zu seiner Zeit Zeit ereignen. Was lachet ihr? Gleich als ob ich nicht wahr geredet/ und euch teuschen wolte. Jhr solt es selbsten/ meine Schönen (wo anders meine Wahrsagungen mich nicht triegen) solches wircklichen und in der That erfahren. Cupido und die Mutter der Liebe/ die freund- liche Venus, mögen inzwischen mit ihren Verlieb- ten/ nach Belieben ihre Liebes Lust verüben. Jch indessen wil euch eine andere Lust/ euern Langmuth und andere verliebte Gedancken ein wenig abzu- kürtzen (woferne ihr mir euere freundliche Augen und geneigtes Gehör vergönstigen wollet) anietz o für Augen stellen. Jch sage/ eine Lust wil ich euch für Augen stellen/ das allerlustigste und frölichste Leben auff der Welt/ das lustige und fröliche Studenten-Leben. Jch hab es gesagt/ ich wil es auch thun. Aber! Was sehet ihr? Jch/ als ein Gott/ weis schon euere Gedancken. Jhr wundert euch/ woher ich/ ein Schutz-Herr son- sten der Kauffleute und Diebe/ anietzo auff die Studenten komme. Jch bin so wol der freyen Künste als der Kauffmanschaft ihr Gott und Pa- tron, beydes wil ich euch in diesem lustigen Schau Spiele für Augen stellen. Denn welches Leben ist wohl lustiger und frölicher/ als eben das lustige und fröliche Stu- denten Leben / aber welches Leben ist auch verachter/ als dasselbe. Es finden sich sehr viel/ und zwar die meisten/ die das edle Studen- A iij ten- ten-Lehen/ für ein leichtes/ liederliches und wü- stes Leben a u sschreyen/ und nicht wissen/ wie sie schimpflich und verächtlich genugsam davon reden sollen. Die meisten (sag ich) thun es. Denn es ist solcher groben und unverständigen Leute ge- wöhnlicher Brauch/ daß sie von denen Sachen am allergenausten urtheilen/ und am meisten re- den wollen/ darvon sie am wenigsten verstehen. Denn wenn sie selbsten erfahren hetten/ oder nur das geringste wissen solten/ was für Mühe/ was für Kräffte/ was für Zeit/ ja was für unzehlig Vngemach das studieren mit sich brechte/ zweifele ich nicht/ sie würden etwas bescheidener hierinnen verfahren/ und hingegen den Gelehrten nicht so bald für übel halten/ wenn sie hinwiederumb un- terzeiten ihrer Luft gebrauchen/ und in einem oder dem andern ihre Ergetzligkeit suchen. Denn/ weñ nicht Ehr und Ruhm/ und andere mitlauffende Belustigungen junge und zarte Gemüther ent- hielten; Wer wolte solchen sauern Schweiß und Verdrüßligkeit ertragen können? Aber leyder! Es ist bey diesen Zeiten dahin kommen/ daß man diese Leuthe/ so ihrer Künste/ Fleisses/ und vieler Erfahrenheit wegen für andern billich zu ehren und hervor zuziehen wehren/ auch denen ieder- man billich in ihrem Studieren möglichsten Vor- schub und Handreichung thun/ und anbieten sol- ten/ nicht nur mit allem Fleiß und Willen hem̃et/ auch ihnen ihre Beförderung und Wolfarth miß- gönnet/ sondern sie noch zum Vberfluß verachtet verklei- verkleinert und bey iedermänlichen verleumb- det. Jch sage zwar nicht/ als ob ich solches von allen verstanden haben wolte. Jch weiß wol/ daß noch welche gefunden werden/ die es mit frey- en Künsten/ wiewol sie denen nicht zugethan/ treu- lich meynen/ und dahero gegen andern ihrer Be- scheidenheit wegen nicht gnugsam verlobet werden können. So sag ich auch nicht/ daß alles bey al- len angewendet; Denn sehr viel auch unter den Gelehrten gefunden werden/ die solche ihre Frey- heit und Mittel zum schädlichsten anwenden/ auch unter dem Namen eines Studenten die Frey- heit und Entschuldigung ihrer Laster suchen/ so gar/ daß sie mit besserm Rechte den Titul der Verkehr- ten als Gelehrten behaupten könten. Ja es sind nicht wenig der Leichtsinnigkeit dermassen ergeben/ daß sie nur vermeynen/ sie würden von ihren El- tern eben zu diesem Ende auff Universi täten aus- geschicket/ damit sie bequemer Gelegenheit und Macht bekehmen/ allen Vnfug anzurichten/ aller Leichtfertigkeit nach zuhengen/ täglich im Sauße und Schmauße zu leben/ das Gütgen unnützlich durch zu jagen/ und nicht bedencken/ wie sauer und schwer es den Jhrigen zu Hause ankomme/ daß sie solches offters ihrem eigenen Munde absparen müssen. Wiewol auch offtmals die meisten El- tern daran am meisten schuldig. Denn (sagt man) wie man die Seinen haben wil/ so gerathen sie. Je- doch lasse sich deswegen niemand abschrecken/ und vermeine/ daß ob solches gleich bey etzlichen zu ge- A iiij schehen schehen pflege/ deßwegen nothwendig bey allen er- folgen müsse. Wie ich denn eben zu diesem Ende männlichen den Anfang/ Mittel und Ende/ ei- nes Studenten/ so wol in Bösen als Guten vor Augen zustellen gesinnet/ einen iedweden zu guter Nachricht/ (wo anders meine geneigten Herren und Frawen diesem Schau-Spiel/ so viel Zeit/ Ge- dult/ und stillschweigen gönnen wollen/) der ihren auff Universi täten desto besser wahr zu nehmen/ absonderlich aber/ das Alter/ Ort/ Gelegenheit und Mittel zuvorher wohl zu bemercken/ wollen sie an- ders ihre Vnkosten nicht übel angelegt/ einmal wie- der erstattet und künfftiger Zeit Ruhm und Ehre/ und einen unsterblichen Namen von den Jhren zu- gewarten haben. Hiermit tritt Mercurius geschwind ab/ und fallen die Teppichte. Wird eine Jnstrumental-Music gehalten. Hernach Werden die Teppichte auff dem Theatro und innern Scene gezogen/ und werden Der ersten Handlung erste 4. Auff- züge in Stellungen und Vertönungen gezeiget/ ausser Pickelh. so nicht mit darbey. Hier Hier kan ein wenig inne gehalten werden/ biß wiederum ein Zeichen mit Trompeten und Heerpaucken zur Action geschehen. Der Ersten Handlung Erster Auffzug. AMANDUS, eines reichen Kauffmanns Sohn/ FLORETTO, einer von Adel/ treten ein. Amandus wohlgebutzt fähet an. V Nd was bedünckt euch/ mein Bruder/ Jst sie nicht ein Edel thun die Freyheit/ welche junge und hurtige Gemüther dermassen vergnüget und belustiget/ daß man mit aller Warheit sagen kan: Es were/ ausser dem lustigen und frölichen Stu- denten- Leben/ nichts frölichers noch lustigers auff der gantzen Welt? Es ist wahr/ Amandus, und gestehe gerne/ daß solche Freyheit die alleranmuthigste/ so mir/ und allen freyen Gemüthern/ höchst belieblichen; Aber wie schwer es hergehet/ zu derselben zugelangen/ auch was man vor Mühe/ Arbeit/ und Vngemach zuvorher vertauen müsse; ist neben uns denen je- nigen bekandt/ die ihre Kindheit und ersten Jahre in Schulen zubringen/ und den Kopff statlich dran strecken müssen. A v Aman- Jch/ vor meine Person/ hab es zum Vberfluß erfahren/ wiewohl ich wenige Zeit in Schulen verwendet/ und dancke den Göttern/ daß sie mich aus diesem Elende haben herausser reissen wollen. Ja dem Glücke und meiner Kühnheit hab ichs ei- nig zu zuschreiben/ daß Jch aus dieser Schule (wel- che füglicher eine Knechtische Dienstbarkeit zunen- nen) wie aus einem lebendigen Gefägnüß entrun- nen/ darinnen man aller Weltlichen Lust abzusagen/ allzu hart und scharff angehalten/ hingegen getrie- ben wird/ seine meiste Ergetzligkeit in Büchern und alten Bachanten- Tröstern (wiewol ichs beym glei- chen noch habe bleiben lassen) zusuchen. Es wundert mich wahrhafftig selbsten/ wo- her ich noch so viel Gedult gehabt/ daß ich nicht ehe meinen Abschied hinter der Thüre/ wie ich bereit gethan/ genommen. Denn/ Floretto, so bald ich gesehen/ daß euere Zei t darinnen aus und verlauf- fen gewesen/ auch euer Herr Vater euch zu einen höhern tüchtig befunden; habe Jch/ in Ansehung unser alten und bißher gepflogenen treuen Freund- schafft/ welche sich in dieser Schulen angefangen/ für unmüglich geschätzet/ ohne euere Converfati- on und Gesellschafft länger zu tauern; Bin euch also/ es sey meinem Vater lieb oder nicht/ bald gefol- get und stattlich durchgangen. Jhr habt daran nicht wohl gethan/ und hette solches auf andeꝛe Weise und mit bessern Ehren/ im im Fall ihr ja nicht mehr Lust zu bleiben gehabt/ geschehen können. Was Ehren/ Floretto? Jch achte solche Ehre und Schande/ so man aus Schulen brin- get/ gleiches Werths. Denn worzu dienen doch nur solche Kinder-Possen solcher Schulen? Jo nicht für hohe und unverzagte Gemüther? Sa- get ihr: Daß es der freyen Künste und Studie- rers wegen geschehe; Worzu ist einem Politico und Weltmanne allzu subtilne und genaue Sophi- sterey von nöthen? Wozu nutzen so dunckele Schlüsse? Solche zweydeutige/ zweiffelhaffte uud verführische auffsetze? Schulfüchserey ist es mit ihnen/ so/ daß einen/ wenn man zu völli- germ Verstande kommen/ hernacher nichts sehrer/ als die Zeit tauert/ so man in solchen leppischen Kindersachen verschwendet/ die man doch ander- weit nützlicher und an höhere Vbungen anlegen können. Vnd gesetzt/ daß man gleich die gantze vollkommene Wissenschafft und Schulweißheit darinne begriffe. Wo bleiben die andern Ge- schickligkeiten der Sitten und Vbungen des Leibes/ ohne welche die Gaben des Gemüths unvollkom- men/ ja mehr für einen Vbelstand und Vnerfah- renheit zu achten? nach dem bekanten Sprichwort: Qui proficit in literis, \& deficit in moribus, plus deficit, quàm proficit. Wer in Sprachen uñ Wis- senschafften zunimbt/ hingegen in euserlichen Vollkommenheiten dahinden bleibet/ kan sagen/ daß daß er mehr ab/ als zugenommen. Jch habe zuwei- len mit grosser Verwunderung mit angehöret/ wie offters ihrer zween oder mehr/ nur umb ein eintzig Wort sich wol 3. oder 4. Stunden/ nicht ohne son- der Gelächter oder Verdruß/ der Anwesenden an- dern/ dermassen herumb gekampelt/ als wenn alle Leibes Macht daran gelegen were/ so gar/ daß auch keiner den andern verstehen/ geschweige nur eines Nagelsbreit weichen wollen/ und wenn sie ihr Ge- schrey und Gewäsche endlich mit Mühe und Arbeit zu Ende bracht/ hat unter ihnen keiner gewust/ war- umb er gestritten/ in Ansehung ein ieder vermey- net/ daß ihm die höchste Ehre und Reputation dar- auff beruhete. Es ist zwar nicht ohne/ (weil wir anietzo von solchen Sachen zu reden kommen) daß erstlich die Sitten in Schulen nicht zum besten ausge- übet werden; Denn solches müssen wir der Na- tur am meisten befehlen/ wiewol uns solche Kün- ste und Wissenschafften zu vorher gute Anleitung dazu geben können/ und solche Sitten in uns her- nacher mit einem reiffern und bessern Nachdencken auswürcken helffen/ solche mit desto besserm Bedacht und Geschickligkeit hernacher bey den Leuten anzuwerden. Denn nicht ein iedwedes Alter und Jahre zu einerley tauglich und beque- me seind/ und kan keiner einen guten Weltmann geben/ auch von hohen Stat- und Reichshän- deln/ ohne Behuff und Grund solcher Discipli- nen nen und Sprachen/ in andern Gesellschafften be- hutsam und vernünfftig reden. Es sey welches es sey; so trag ich im gering- sten keine Beliebung zu solchen Schulpossen/ viel weniger zu so tauren und täglichen lernen. Mein Kopff wil lieber andere lustige Gesellschafft/ als diese/ vertragen. Was soll ich meine Jugend/ meinen geschickten Leib/ und meine besten Jahre in solcher Müheseligkeit mit Studieren und Cal- mäusern zubringen. Jch werde doch kein hoher und vornehmer Professor oder Magnificus wer- den/ bedarffs auch nicht/ und wundert mich/ wie doch mein Vater auff solche Gedancken gerathen/ mich in die Schule zu stecken und studieren zu las- sen/ da er doch gar wohl sihet/ was für ein elend und verachtet Dinges umb einen Studenten ist/ und die meisten aus Mangel der Mittel/ oder ihr Brodt anderswo zu suchen/ nothzwänglich zu dem Studieren greiffen müssen. Viel besser ist es ein immer freyes Leben zu führen/ niemand zu ge- horsamen/ sein eigener Herr zu seyn/ und sich von andern bedienen und auffwarten lassen. Worzu ist das Geld sonsten nütze/ als dessen in seiner Ju- gend zu geniessen; an andere gute Exercitia, fech- ten/ reiten/ tantzen und andere gute nasse Wahre zu legen/ bey iederman ihm einen statlichen Nah- men/ absonderlich aber das Frauen-Zimmer ih- nen Favorabel und geneigt zu machen. Darümb/ mein liebster Floretto, lasset euch das studieren nur nicht allzu angelen seyn; und lasset uns den frischen Meyen unserer besten Blüte nicht so traurig vorbey streichen/ das herbey-nahende männliche Alter wird uns schon mit der Zeit ein bessers lehren/ und ins künfftige schon selbsten uns solche Lust verdrüßlich machen. Wir seind bey- de hurtig und jung/ bey iederman in guten Ver- nehmen/ unsere Eltern auch in gutem Wolstande/ drümb lasset uns alle Lust nach vergnügen gebrau- chen/ sterben wir/ so sind wir todt/ und bringen mehr nicht als mit dem Maule und bauche davon. Darumb nur lustig Floretto, und lasset uns hin- ein gehen/ wir wollen diesen Abend noch einen guten Anfang dazu machen. (Gehen abe. Der Ersten Handlung Anderer Auffzug. Petralto, Ein Alter von Adel. Gerson, ein reicher Kauffmann/ gehen zugleich ein. Vnd so bleibt es dennoch bey unserer gestern zu Abend genommen Abrede und Verlaß/ unserer Söhne wegen? Ja; Jhre Gestr. und bin noch heute eben dieser Meynung. Nur lasset uns daran seyn/ wie wir solches auff das eheste in das Werck setzen können. Pe- Es ist zwar bald gethan/ mein werther Freund; Aber was für Gefahr dabey zu beden- cken/ habe ich erst hernach erwogen. Mein Gerson, mein Gerson (klopfft ihm an die Achsel) wenn uns der Schimpf nur nicht gereuen dürffte. Was gereuen: Gestr. Juncker/ Solches seind nur blosse Einbildungen/ und ungewisse Ge- dancken/ so sich bey alten und verlebten Leuten am meisten zu ereignen pflegen. Freylich sind sie ungewiß/ und nicht nur blosse Einbildungen, Es betrifft gewißlich nicht eine geringe Sache/ als ihr wol meynet/ unser Kinder Wohlfarth stehet darauff. Es hat viel auff sich/ so ein junges Blut/ so das erste mahl aus seinem gehörigen Schrancken in die Freyheit sich begiebet/ auch seiner unvollkommenen Vernunfft noch nicht eigener Herr und Meister worden/ so jung und unbedachtsam in die Welt zu schicken; Dieses ist eben das aller-gefährlichste Alter/ und stehen ietzo die Früchte in ihrer zärtesten Blüte. Jch habe gar zu viel Exempel aus langer Erfah- renheit/ daß auch die edelsten und geschicktesten Gemüther/ wie statlich sie sich immer angelassen/ durch allzu frühezeitige Verschickung sich verder- bet. Denn wie gerne sie auch für sich from und fleissig leben wolten/ werden sie doch von anderer Gesellschafft verführet/ und müssen ihnen ihre Weise Weise mit gefallen lassen/ wo sie anders auf Vni- versitäten unter derselben ohne Schimpff fort zu kommen gedencken/ geschweige/ wo die Jugend von Natur vor sich zu dergleichen geneiget. Jhr lieber alter Herr/ ihr seyd gar zu wunder- lich/ und allzu sorgfältig. Wir seind jo nicht die ersten/ so ihre Kinder auff Vniversitäten verschi- cken/ so haben wir sie/ so zusagen/ gleichsam an der Hand. Wie müssen es die jenigen wagen/ die ihre Söhne in sehr weiten und fernen Landen (wie wir auch einmal an eben den unsern thun können) wis- sen/ und nicht wissen wie/ und welcher gestald/ sie leben. Dahero bringen auch die meisten Laster für Erbarkeit wieder nach Hause/ und einen ungesun- den Leib an stat der Sprachen; Denn wo in einem jungen Leibe die Geilheit/ Freyheit/ Gelegenheit/ und Geld übrig vorhanden/ was kan der anders thun/ als böse seyn. Nicht so; nicht so; mein Petralto, Jhr wis- set wol/ daß wir alle/ absonderlich aber die Ju- gend/ dahin geneigt/ daß wir viel ehe nach dem jenigen ein Verlangen tragen/ von welchem wir am meisten abgemahnet werden; Hingegen des je- nigen wenig achten/ was/ so zu sagen/ in unserer freyen Willkühr stehet; Ein iedweder/ (nehmet es nur bey euch selbst abe) suchet alle Mittel zu seiner seiner Freyheit zu kommen; Wenn er dieselbe überkommen/ achtet er ihrer hernacher wenig/ und gebraucht sich derer mit viel höfflicherer Be- scheidenheit als zuvor. So kan man auch die Jugend nicht so gar in eine Enge treiben. Was ist es/ wenn nicht auch ein junger Kerl ein wenig einen Muth und Courage hat; Wenn sie ver- raast/ und die Hörner abgeworffen haben/ werden sie schon von sich selbsten geschmeidig/ und bekom- men hernacher einen Eckel für solchem unordent- lichen und wüsten Leben. Aber wo bleibt indessen das Geld/ so allbereit hindurch/ und welches noch edler/ die unwieder- ersetzliche Zeit? Worzu seind sie hernach düchtig/ wenn sie ihre beste Jugend so übel angewendet? Wie beseuffzen sie dieselbe so offt in ihrem Alter/ und wolten dieselben Stunden/ wo müglich/ ger- ne wieder kauffen. Sie klagen uns an/ und be- straffen uns deßwegen/ (wie wir denn auch deß- wegen zu bestraffen sind) daß wir ihnen nicht besser vorgestanden/ daß wir ihnen nicht nur solche Freyheit gestattet/ und noch ein Wolge- fallen darüber empfunden/ sondern über diß noch Mittel/ Gelegenheit und Vorschub an die Hand gegeben/ ihre Jugend nicht besser anzuwenden/ als die wir es besser/ als damals sie/ hetten erwegen und behertzigen sollen. B Ger Was ist es aber/ wenn ein junger Cavallir nicht auch seiner jungen Tage in Freuden genies- sen soll/ die Jugend tauert nicht immer/ und soll man der lustigen Zeit gebrauchen/ nicht wenn man wil/ sondern vielmehr weñ man kan. Wir seind auch nicht die heiligsten Engel in unserer Jugend gewesen/ und können ihnen deßwegen nicht eben so hart verwehren/ was uns damahl auch gefallen/ es wird sich mit der Zeit schon an- ders geben. Werden unsere Kinder gleich die Vornehmsten und Gelehrtesten nicht/ so ha- ben wir doch Geld und Gut genug/ das jenige/ was ihnen an Künsten und Wissenschafften ge- bricht/ zu ersetzen. So muß man sie doch auch neben andern gelten lassen/ und stehet nicht iedwe- den seine Kunst an der Stirne. Genung ist es/ daß wir uns dadurch sehen lassen/ und uns bey den Leuten einen grossen Namen machen/ daß wir unsere Söhne für andern also stattlich und prächtig halten können. Gemach/ gemach/ mein lieber Herr/ es ist auff Künste mehr/ als auff grosses Geld und Gut sich zu verlassen. Es ist umb ein weniges/ so ist dasselbe dahin/ da doch hingegen Tugend/ Ge- schickligkeit und Kunst niemals wancken noch un- tergehen kan. Diß ist eben das schönste Reich- thumb und das beständigste Erbe/ so wir unsern Kin- Kindern nach unserm Tode lassen können. Vber diß/ ist einem von schlechten Herkommen eine Zier- ligkeit und Wolstand für andern was statliches gesehen und begriffen zu haben; Wie vielmehr geziemet hohen Gemüthern so von höhern Stam̃ und Stand entsprossen/ dahin sich zu bearbeiten/ nicht nur den blossen Nahmen ihrer Ahnen und Anherren/ sondern auch derselben ruhmdenck- liche Thaten/ Tugenden und Geschickligkeiten an sich zu nehmen. Vnd diß ist eben der rechte Adel/ und die edle Ritterschafft. Wiewol sich bey diesen Zeiten die meisten mehr des Adels von Geblüte als Gemüte rühmen können. Darumb lasset uns alles zuvor wol in unsern Gemüthe überlegen und erwegen. Jhr habt mehr Kinder/ hingegen ich diesen eintzigen Sohn; Wo Flo- retto übel gerathen solte/ so were meine gantze Hoffnung in diesem meinem hohen Alter dahin. Schlüge der euere auff die Seite: so könten die andern vielleicht desto besser gerathen. Drümb lasset uns fleißig zusehen/ daß wir hierinnen be- dachtsam gehen/ und uns nicht so geschwinde übernehmen; Denn gemeiniglich die letzten und wolerwogenen Gedancken die besten zu seyn pflegen. Mein Rath were nochmahl/ wir liessen die Sache/ weil wir ihnen noch nichts davon ge- sagt haben/ noch ein wenig anstehen/ sie seind noch unveraltert zu solchen Sachen. B ij Ger Was anstehen; Es muß doch einmal seyn/ und was wollen wir unsern Schluß lange wieder hintertreiben. Zu Hause werden sie nichts ler- nen noch begreiffen. So kan man doch zu Hause schärffre Auff- sicht auf sie haben. Vnd wollen sie sich öfters durch unsere Gegenwart nicht zwingen lassen/ was sollen sie an frembden Orten thun/ allda sie sich/ daß ihnen niemand zu gebieten habe/ einbilden. So können wir sie auch mit genauern Kosten er- halten. Was Kosten; Man lasse ein Jahr ein tau- send Reichsthaler oder mehr drauff gehen. Was ist es mehr; Jch habe so viel Tausend hier an Wahren und Renten. So hab ich auch noch ein gut stück Geldes in der Casse. Was ist sonsten an Häusern/ Gütern und Vorwercken. Was soll ich mit allem Gelde thun. Vber diß/ eine glückliche Stunde bringet alles wieder ein. Mein lieber Freund/ Sparsamkeit (saget man) ist das beste/ und reichlichste Einkommen: Haben Euch die Götter was bescheret/ so beden- cket/ daß ihr auch noch mehr als einen zu versor- gen habet/ und einen (verzeihet mir aber/ daß ich so frey mit euch rede) der sich schon ziemlich dar- darauff zu verlassen weiß. Er weiß/ daß der Alten Geld in Jungen Händen am schönsten ste- het; Vnd zweifelt mir nicht/ daß er solches zu seiner Freyheit und Verderben nicht statlich an- werden solte. Aber weil jo solches euerm Belie- ben nach geschehen soll; So höret mich noch/ mein Gerson, was ich dißfals bey mir beschlos- sen. Wie wenn wir ihnen einen Hoffmeister/ so sie unterweisete und achtung auff sie gebe/ auch damit sie bessern Schew hetten/ mit geben? Wie meynet ihr? Gar wol/ ich bin es zu frieden. Doch müs- sen wir unsere Söhne auch darüber erst zuvor ver- nehmen/ und berathschlagen/ auff welche Vniver- sität wir sie verschicken wollen. So bleib es denn in Gottes Namen dann darbey/ die Götter geben ihnen Glück darzu. Aber es ist bey diesen Zeiten schwer auff Vniver- sitäten zu leben/ man wil da einen harten Beu- tel haben. Wer fragt darnach; Nur lasst uns anietzo hinein gehen/ und bedacht seyn/ wie wir solches an unsere Söhne bringen/ und uns mit ihnen/ sie auff das eheste fort zu schicken/ unterreden mö- gen. B iij Der Der Ersten Handlung Dritter Auffzug. Floretto, Amandus, die beyden Söhne. Petralto, der Alte von Adel/ Gerson der reiche Kauffmann. Floretto und Amandus treten ein/ Vnd ihr Floretto, bleibet nur auch so fest und beständig auff dieser Meynung als ich/ wir wollen es des Hoffmeisters wegen/ noch wohl bey unsern Eltern erhalten. Jch wil wohl solches thun/ Amandus. Aber dieses befürchte ich nur/ mein Vater werde seinen Willen nicht gerne darein geben wollen. Denn wie sehr ich mich über ihren Anerbiethen erfreuet/ so sehr hat mich hinwiederumb der blosse Name des Hoffmeisters erschrecket. Wie müssen sie doch so geschwinde auff die Gedancken/ uns fortzuschi- cken/ gerathen seyn? Jch weis es nicht/ Floretto, sähe es auch recht gerne: Aber des Hoffmeisters wegen/ wer- de ich nimmermehr einwilligen können; Was solte diß für eine Freyheit seyn/ wenn wir uns auffs neue Vbel-Auffseher über den Hals setzen liessen/ wir würden gebundener/ als noch in Schulen le- ben müssen. Jch weis es wohl/ wie es bey solchen Sachen Sachen herzu gehen pfleget. Anfangs/ weil sie noch dinne und geschmeidig seynd/ geben sie so gu- te Wort/ und schmeicheln sich dermassen bey uns an/ als wenn sie sich unserer Wolfahrt/ als ihrer eigenen annehmen wolten; Jst es geschehen/ und fiehlen sich nur ein wenig/ so dürffen wir nur ein geringes verbrechen/ alsbald wissen sie sich ihres Ansehens und anvertraueter Auffsicht zum höch- sten zu gebrauchen/ und meynen/ wir müsten ihnen/ in allen folgen und gehorsam seyn. Es ist wahr/ wir würden uns nicht rühren dürffen/ daß es unsere Eltern nicht erführen/ und würden uns eine eigene Ruthe über unsern Rücken binden. Darumb mein Freund Amandus, lasset uns hingehen/ unserer Eltern fernerers Beden- cken zuvernehmen/ und daran zu seyn/ unsere Reise desto eylfertiger zu beschleunigen. Aber hier kommen sie eben gleich/ lasset uns einen andern Discurs anfahen. Beyde Väter gehen ein. Beyde Söhne stellen sich/ als ob sie derer nicht wahr genommen. Floretto fährt in seinen Reden fort. Wie wehr es/ Amandus, wenn wir mit ei- nem vornehmen Professore der Collegia wegen über Haupt schlössen/ damit wir auff der Uni- versi tät auch was rechtes studieren möchten/ und B jv es es unsern Eltern doch auch nicht gar so hoch kom- men möchte. Vnd wenn wir einen Hoffmeister hetten/ so würde es sich nicht wohl seinetwegen schicken. Darumb were mein Rath/ wir wendeten das Geld lieber an einen statlichen vornehmen Mann/ der uns auch was rechtes weisen könte/ und könte solches mit bessern Nutz/ und nehern Kosten ge- schehen. Reden unsere Söhne nicht von ihren Stu- dieren? Habt ein gut Hertze/ mein Freund/ Ger- son, der Anfang lest sich wohl an/ und ist ein gut Anzeichen von ihnen. Das meyn ich auch/ und well sie sich/ für sich zu allen guten erbiethen/ so können wir ihnen auch noch ehe in ihrer Bitt willfahrn. Es könte noch wohl geschehen/ wenn sie sich nur selbsten gut anliessen und vor sich etwas thun wolten. Vnd weil sie jo gantz keine Beliebung zu einem Hoffmeister tragen/ so ist es auch so ei- ne Sache/ sol man sie so hart darzu zwingen/ halt ich auch nicht für rahtsam/ der freye Wille im Studieren thut mehr/ als Zwang. Aber stille/ was geben sie weiter für. Flo- Doch sähe ich lieber/ verschliege uns auch gantz nicht/ wenn wir, einen Hoffmeister darne- ben hetten; Aber ihr sehet wohl Amandus, Er möchte es auch übel empfinden/ wenn wir ihme höhere Leuthe vorziehen/ und uns umb dieselben bewerben/ könte also einen Vnwillen auff uns werffen/ und uns in einem oder dem andern/ wie es denn gemeiniglich zu geschehen pfleget/ ver- leumbden. Vnd auff solche Weise vergehet einem alle Lust/ etwas zuthun/ und bekömmet einen Eckel zum Studieren. Wie müssen andere leben/ die keine Mittel dazu haben/ kommen doch wol in ihrem Studieren am weitesten. Aber es ist mir darumb nur/ unsere Eltern möchten vermeynen wir wolten es etwan/ wegen anderer Vrsachen nicht eingehen. Stille/ (wincket mit den Augen) sie haben einen guten Vorsatz/ wir wollen sie anreden. ( ad Filios ) Wie stehet es nun? Habt ihr euch be- sonnen? Sieh da/ Herr Vater! wir haben uns zwar besonnen/ müssen auch wol unsern Willen/ euch nicht zu leidigen/ endlich drein geben/ aber wo wir B v des des Hofemeisters überhoben seyn könten/ bitten wir noch. Wir wollen uns also verhalten/ daß keine Klage über uns soll geführet werden. zu sich selbsten. Es wird sich wol schicken/ seind wir nur ein- mal weg. Wenn ihr es nur auch thetet. Ja. Jch verspreche euch solches mit Hand und Mund/ (gibt die Hand.) Vnd ich es euch auch Herr Vater/ (giebt auch die Hand.) Aber/ was geben wir ihnen für einen Gefehr- ten und Auffwärter mit? Mein Knecht Pickelhering solte sich nicht übel schicken/ der were gleich so ein feiner lustiger Jungh. für sie/ und könte ihnen in ihrem Statu die Weile vertreiben. zu den Söhnen. Wolt ihr Pickelhering haben zu euern Ser- vieteur. Ja/ Ja; mit allen Willen. Jch muß ihn doch heraus ruffen. Holla! Pickel- Pickelhering geschwinde heraus/ auff ein Wort. Holla, Holla! hörestu nicht? Ja flugs eilends und geschinde in puncto, in momento, in continento. Doch ich muß zu Hause bleiben/ mein Herr möchte mich ruffen/ mein Herre/ ja/ mein Herre. Hörstu nicht/ wer dich rufft; Komme ge- schwinde heraus/ mache fort. Pickelhering guckt ein wenig heraus. Sieh da; sieh da; Herr seyt ihrs! Ja/ ja/ alsbald/ (sihet wieder nein.) Nun/ was machstu? Wenn wirds? Ja doch/ ja doch/ wenn nur die Labethe weg ist/ (lest sich mit der Karte hören.) kömt heraus/ bringt eine Karte mit/ und kratzt sich trefflich im Kopff. Je schiß dir doch tausendmal drauff. Jch dachte wol/ die Tübel die wirds hohlen. Nun kom̃ ich/ nun komm ich/ was wolt ihr Herr/ fein kurtz/ fein kurtz/ ich muß wieder hinein. Was hastu denn da? Eine Karte? O nein. Was ist es denn? Pickelher. Es ist mein Wechselbrieff. Jo jo/ ich habe ietzund müssen drauff auszahlen. Nun/ ist das dein Wechselbrieff? Ja/ ja! Jch wolte daß die Dübel die Hand- lung holte/ der Kramer käme zeit genung nach. (wischt sich ab) Wie muß es ihm ein Kerl lassen so sauer werden. Das Spielen hitzt wohl/ aber es kleidet fickermentsch übel. Aber hörestu Pickelhering/ hettestu auch wol Lust zu reisen. O ja/ wenn die Schencken nicht weit von ein- ander liegen. Woltestu wol auf die Academi mit? Jch wolte gleich drauff. Wolt ihr auch mit? (gnüpffet am Senckel und wil gehen.) Wohin denn? Wohin? Auff die Kacketremi. Jhr verstehet uns nicht guter Freund/ wir wollen unsere Söhne auff eine hohe Schule schi- cken/ wolt ihr mit ihnen wohl fort. Pickel- Ja/ wenn sie nicht gar zu hoch ist/ ich steige nicht gerne hoch. Jch bin mein Tage nicht gern in die niedrigen gangen/ behüte mich Gott/ wenn die Schulen nun hoch seind. Ey/ es ist ein Orth in einer Stadt/ da sich die Studenten auffzuhalten/ und zu studieren pflegen. Studenten; Sind das nicht Caldaunen- Schluckers? Seind es nicht Kerl/ sie gehen straff gebutzt; so Pflastertreter/ die den gantzen Tag müssig und schlinckelieren gehen/ die da im̃er schrey- en Hop! hop! he! Wetz! wetz! Ha/ ha! seind das Studenten? Nun weiß ichs wol. Aber was sollen euere Söhne da thun? Sollens auch sol- che Kerl werden? köñt ihr sie denn selbsten nicht zu Hause fressen und sauffen lernen? Soll ich denn auch mit? Was soll ich denn thun? Jhr solt achtung auff sie geben/ und zusehen/ daß sie nicht zu schaden kommen. Das ist prave. Jch verstehe es wol; Jch soll ihr Hoffmeister werden. Petralto und Gerson lachen. Ja ja/ wenn es was zuverschicken giebt. Aber meine Bestallung/ was ist die? Petral- Es wird sich damit wohl schicken/ gebt ihr nur fleißig Achtung auff sie. Der Juncker verzeihe mir großgünstig/ ich wolte sie lieber voraus haben/ das were ein wenig gewisser. Jch weis wohl wie die kahlen Schüffte/ die Edel Leuthe/ seynd. Wenn sie sollen Geld ge- ben/ da sind sie trefflich vergessen. Sie sagen viel zu und halten wenig; Zusagen ist Edelmännisch/ hal- ten ist Bäuerisch. Jst es nicht genug/ daß ihr auch ein Stu- dente werdet. Es ist auch wahr. Es mag drumb seyn/ (giebt ihm die Hand.) Kom̃ Pickelh. zeuch du nur mit uns/ und bis lustig/ wir wollen prave Studenten werden. Wie werden euch aber die Ohrfeigen und Nasenstüber bekommen? Wir müssen es gewohnen. Sol ich das auch mit gewohnen? das gewohn die Tübel und ich nicht. Nein/ Nein; ich begeh- re kein Student zu werden. Jch werde zu Hause blei- bleiben. Es gehet allzu schlim. Jch bin gar so offt mit dabey gewesen. Gibt man doch ietzund bald nichts mehr für einen Nasetzstüber/ die Ohr- feigen sind nun noch gänger worden/ und gehen mit drein. Es hilsst nichts dafür/ ihr habt einmal zuge- sagt/ ihr müst mit. (zu den Söhnen) So könt ihr euch deñ in Gottes Namen geschickt machen. Mor- gen/ geliebts Gott/ mit den frühesten auff zu seyn. Es sol euch schon Geld nach Nothdurfft mit geben werden. So ziehet denn hin/ und haltet euch fein Christlich im Gebet/ fleißig im Studteren/ ver- träglich in Compagnie, vor allen aber/ genaw im Gelde/ lasset euch nicht zu weit damit heraus/ denn es sind ietzo schwere Zeiten/ und bedencket/ wie sauer es uns ankömmet. Wendet solches nicht unnützlich/ sondern zu euern besten und zu euern Studieren an/ damit auch einmahl stattliche und wackere Männer aus Euch werden mögen. (neh- men Abschied von einander/ und gehen ab.) rufft ihnen hinten nach/ Ey jo Herr/ das Geld vergest doch nicht. Das Geld solt ihr nicht vergessen/ das Geld/ das Geld. Der Ersten Handlung Vierdter Auffzug. Floretto, Amandus, Clarissa des Kauffmans Fraw; Pickelhering. Pickelh Hart/ der Tübel soll euch nun bescheissen/ Jhr Kerls/ wenn ihr nicht gut thun wolt/ ich wil euch wol anders kriegen. Ey Pickelhering/ du wirst es jo noch beym gleichen bleiben lassen/ du must nun mit auff un- serer Kappe tantzen. Biß nur stille/ es wird prav zu fressen und zu sauffen setzen/ so lange ein Heller im Beutel ist. Du must aber nichts sagen/ damit es unsere Eltern nicht wieder erfahren. Laß uns nur erst weg seyn/ es wird sich schon schicken. Das were gut; Aber wenn das Diebs-Geld alle ist/ wie da zu rathen? Da wird der Tübel ein Schelm werden. Bekümmere dich nur nicht darumb/ haben doch unsere Eltern noch mehr. Wenn wir ihnen gar könten übern Beitel kommen/ daß wir den Bettel nur auff einmahl hetten/ das were eine prave Sache/ da wolten wir prave zun Jungfern gehen. Ey/ laß du es nur gehen/ wir wollens doch wol kriegen/ indessen laß uns unsere Sachen be- stellen/ stellen/ und bestelle du die deinen/ damit wir mit dem frühesten Morgen auff seyn können. Jch habe schon alles eingepackt/ biß auff mei- ne Spielknöpgen/ die wil ich auch bald zusammen finden. Clarissa des Kauffmans Frau gehet ein. Pickelhering fährt fort. Aber hört/ ihr Herr/ ein Schelm der was anders thut/ als frist und säufft. winckt ihm. Sachte/ Pickelhering/ siehestu meine Fr. Mut- ter nicht? Willkommen Fr. Mutter. So wolt ihr uns auch noch für unserm Abschied besuchen. Ja/ ihr lieben Kinder: und du mein lieber Sohn/ ich wolte wündschen/ daß ich dich nur stets daheime behalten solte. So wilstu dennoch gewiß mit Juncker Floretto fort. Ja liebstes Müttergen/ es wird auff dieses mahl nichts anders draus. Lebet nur wol indessen/ und gesund. Vnd du auch mein lieber Sohn. Wenn ich nur wissen solte/ daß du auch wol versorget werest/ und nicht etwa mangel leiden dürfftest. C Pickel- Gebt ihr ihm nur fein viel Geld mit/ so ist den Sachen schon alle geholffen. Jch wil es zwar nicht hoffen/ aber ihr sehet wol/ wie es offters in der Frembde herzugehen pfleget. Die Väter wollen uns nicht viel mit- geben/ so kosten die Bücher auch viel zu schaffen/ und man muß doch auch etwan einen Nothpfen- nig haben. Das ist wahr. Wenn man den Leuten zu Ehren in Weinkellern erscheinet. Auff Rheinische Dinte/ und Zerbster Papier gehet auch was red- liches ein Jahr lang. Was hat dir denn der Vater mitgeben. Der Wechsel ist nicht höher/ als fünffhun- dert Reichsthaler/ mehr hab ich nicht erhalten können. Was wird denn das wippen; wie weit wird das bißgen reichen/ das wird nichts klecken. Be- denckt doch selbsten; Jn der Frembde; Wenn man unter Bier und Wein in Leib- und Lebens Gefahr ist. Jhr werdet jo euere Kinder nicht ver- schmachten lassen/ und mich auch nicht? Claris- Jch wil schon sehen/ daß du einen offenen Wechsel bekommen kanst. Hier wil ich dir auch noch ein baar hundert Reichsthaler heimlich zu- stecken, darffstu doch dem Bater nichts darvon sa- gen. (Giebt ihm einen Sack) So thue auch deinem Leibe was zu gute dafür/ damit du auch etwan einmal kanst lustig seyn/ und gute Freun- de zu dir bitten; Lebt nur fein verträglich mit ein- ander/ und zancket euch nicht/ macht euch nicht zu loser Gesellschafft: Gewehnt euch nicht an das fluchen und schweren/ spielen/ saufft euch auch nicht voll. Vnd du Pickelhering/ nimb sie wol in acht/ und laß michs wissen/ wenn sie nicht fromb seind. (Pickelhering agirt ) Laß sie fein die Nacht zu Hause bleiben/ (Pickelhering zu allem Ja) und laß sie nicht zun Jungfern gehen. Das were zu schlim/ dürffen sie nicht zun Jungfern gehen? Nein Pickelhering. Aber doch ein bißgen zu den Frantzöischen Damen? Bey Leibe nicht; das were noch ärger. Auch nicht. Was sollen sie denn machen? Sie haben jo sonst nichts zu thun: wer kan deñ im- mer sauffen. C ij Claris- Sie sollen studiren. Sie werden wol studiren/ in der Bier- und Wein-Kannen. Wir wollen uns schon auffs beste in acht nehmen/ bedancke mich in dessen euers Geschencks/ und bedarff ich was mehres/ so werdet ihr mirs schon folgen lassen. Mit allem Willen mein Sohn/ (weinet) so ziehet denn hin mit einander in Gottes Namen. Lebt gesund/ die Götter geben euch Glück zu eue- rer Reise/ und lassen euch ohne Anstoß und Scha- den sicher angelangen. (Nimbt Abschied von beyden.) Gehen ihm auch die Augen über/ Vnd ihr meine Mutter/ lebt ihr auch gesund/ die Götter bewahren euch. Wir wollen schon wiederumb zusammen kommen/ (Pickelhering weinet auch.) So kommet denn mit mir herein. Jch habe ein klein Gastmahl angestellet/ und letzet euch noch/ mit euren guten Freunden zu- vor. Beyde Wir wollen euch folgen. Der Ersten Handlung Fünffter Auffzug. Emerentia eine Jungfer. Euphronie die Magd. Floretto, Amandus, Pickelhering. Emerentia und Euphronie treten ein. Euphronie trägt auf einem Teller ein Schnupf- tuch und Krantz/ und spricht: Vnd hier/ meine Jungfer/ ist der Krantz und Schnupfftuch/ was heliebet ihr damit zu thun. Bringstu es Euphronie? das ist gut. Lauff eilends und geschwinde zu Juncker Floretto, über- gieb ihm beydes/ nebenst diesem Briefflein/ (Zie- het eines aus dem Busen) mehr sag ihm nicht/ als weil die Emerentia nicht die Ehre haben kan/ sich mit ihm zuletzen/ wolle er sie bey seiner Wieder- kunfft zum wenigsten würdigen ihr Grab zu be- suchen/ weil sie ohne den Floretto nicht wird le- ben können. Jch wil es zum fleissigsten ausrichten/ mei- ne Jungfer. Aber wo treff ich Juncker Floretto an? C iij Eme- Jch meyne zu Hause. Für allen siehe zu/ daß du ihm solches/ auff das heimlichste/ als möglich/ ohne einige Wahrnehmung der Seinen/ wie du sonsten gethan/ zustellest. Sie überlasse mir nur diese Sorge/ ich werde schon Mittel und Wege ersinnen/ ihme solches füglichen bey zu bringen/ sie erwarte in dessen all- hier meiner Wiederkunfft (gehet ab.) seuffzend. O du widerspänstiges Glück! Du unge- treuester Himmel! Hastu mir deßwegen so viel Schönheiten und andere Leibes-Vollkommenheit ertheilet/ mich dadurch in die höchste Traurigkeit zu setzen? oder hastu mich darumb zu einer ver- lassenen und unglückseligen Liebhaberin erkohren/ daß ich mich meiner Gaben und Glücks nicht zu überheben hette. O Vnbestand der Zeit! O wan- ckelhafftes Glück! Hat auch wohl ein Weibes- bild als ich iemahls glücklicher geliebet? Hat ie- mahls eine Dame einen beständigern Liebhaber als ich gefunden? Seynd iemahls zwey Gemüther mehr vereinigter gewesen; oder können wohl zwey Gemüther/ mehr vereinigter/ als unsere beyden Hertzen seyn? Vnd dennoch muß ich mich die Allerunglückseligste nennen. Wie seelig war doch unser Zustandt; Wie sanffte trate das Glück neben uns auff weichen Rosen herein; Wie ge- wündscht wündscht doch fügte sich unser Lieben/ gleich als ob der Himmel ein sonderliches Wohlgefallen dar- über empfunden. Es war nichts/ so unsere Blicke auffhalten/ unsere Küsse verhindern und unsere Vergnügligkeit verwehren kunte. Jetzund nun/ da diese Edle Früchte zusammen kommen/ und die reiffen Körner tragen solten/ da ich die selben nun zugeniessen vermeinete/ so müssen wir geschieden und getrennet leben. O du falsche Liebe! Wie machstu uns den Anfang so sauer und schwer; wie peinigst du unsere noch unbekandte und frembde Hertzen; nach dem wir alles erstanden/ und nun dessen Genesung ergreiffen solten/ nach dem unsere Hertzen kaum vereiniget/ und durch die feuerigen Liebes-Flammen zusammen gelauffen/ zerreist du uns wiederumb/ und quälest uns/ durch ftetes und brünstiges Verlangen mehr als zuvorn. Wie viel besser ist es dennoch ohne Gegen Liebe/ als ohne Gegenwart lieben/ und des Geliebten beraubet leben. Das stündliche Andencken des vergange- nen und das verlangen des Zukünfftigen/ machet uns das Leben unerträglich/ und läst uns zu keiner rechten Hoffnung kommen/ was hat sich wahre Liebe in Abwesenheit nicht zu beförchten? so viel Gefahr zu finden/ so viel Gefahr und Schrecken auch fält sie augenblicklich an. Das Beyspiel eines andern/ machet uns umb desto furchtsamer. Was befahrte sich die keusche Penelope nicht in Abwe- senheit ihres Ulyssis; Was Schrecken und Angst C iiij mu- muste sie gantzer zwantzig Jahre erdulden So oft sie eines Griechen Todt nennen hörte/ so offt bestund ihr das Geblüthe/ so offt erzitterte Sie. Wes hatte die Königin Halcyone nicht für schreckliche Träume/ unter wehrender Reise ih- res Liebsten? Der Todt des Königes/ und die Abscheuligkeit des drauf erfolgeten Schiffbruchs/ legten dero Deutung aus. Was erfuhre die Ve- nus, so bald ihr Adonis von ihr schiede/ für eine klägliche Zeitung und Post; Wurde Er nicht von einem wilden Eber gehauen und umbracht! Die Königin Dido sahe ihren Æneam von ihr scheiden/ aber er kam nicht wieder. Vnd gesetzt/ man hette sich nicht des geringsten zu befahren; so ist doch die Abwesenheit/ an ihr selbsten ein unverträglich Ding. O Him̃el! ist es dein Wille/ so blicke mich mit geneigten Augen an; Hemme diesen Fortgang/ unnd laß diese Reise nicht von statten gehen/ denn du weist/ kömbt wieder. Jch komme nun wieder/ meine Jungfer/ wie- wol unverrichteter Sachen/ denn Floretto ist nir- gends/ weder zu Hause/ noch anders wo zu fin- den. So habe ich auch weder den Amandus noch iemand von den Seinen vermercken können, ich be- fa h re/ wir haben uns zu lange geseumet/ und sey, die Reise wohl schon allbereit geschehen. Eme- So hastu keinen nicht gesehen? Solte Er denn ohne meinen Abschied von hinnen reisen? Euphronie ihr habt euch nicht recht bemühet. Traun/ meine Jungfer/ ich hette es nicht fleißiger bestellen können/ die Anzeugung fast ga- ben es/ die beyden Eltern sahen betrübt unnd weineten noch. Aber wie ist den Sachen zu rathen. Man kan ihm anders nicht thun/ sie müssen mit der ersten Post nachgeschicket werden. Beyde Söhne/ Pickelhering/ kommen truncken und schärffend heraus Juch! Juch! Sa! Sa! He Sa! Sa He! ꝛc. Wir hetten schier einen guten Tummel da- von bekommen sollen. Jch habe mich ein wenig wieder ergangen/ und habe ziemlich wieder aus- genichtert. Vnnd ich dergleichen/ die Compagnie war gut/ sie satzten frisch auff uns los/ doch seynd wir dennoch/ wiewohl kümmerlich Mei- ster blieben. Was hilfft es/ es pfleget auff C v Valet- Valet- und Abzugs-Schmäusen nicht anderst her- gehen. Aber was spatzieret dort für eine galante Dame? ist es nicht Emerenzgen? Euere Liebste. Last uns einstecken. (stecken ein.) Ja ja es ist das liebe Lämmerschwäntzgen. Das Rabenärschgen. (agirt) Sie ist es. Aber was sagt ihr von der Lieb- sten? Jhr wist ja der Studenten Lieben wohl; heute diese/ morgen ein andere. Auff solche Weise/ müsten Wir viel Liebsten haben. Jhr könt Euch aber gegen Sie doch gar zu- verliebt stellen. Ha ha! Ein anders ist stellen/ ein anders ist meynen. Vnd das ist eben die beste Kunst/ damit man die Jungfern am meisten berücket; So lan- ge wir ihrer geniessen können/ so lange lieben wir sie; Haben wir/ was wir von ihnen begehrt/ er- langet/ so lachet man es ins Fäustgen/ daß sie so meisterlich angangen. Aber stille/ sie haben unser wahr genommen/ wir wollen sie anreden. (Pi- ckelhering agirt. Beyde bieten ihr die Hand) treff ich sie allhier an? meine Liebste/ die ich den gantzen Tag so schmertzlich gesuchet. (Pickelhering/ in dem Weinglase) wie denn so gar traurig unnd alleine alleine (Pickelhering/ wenn sie alleine gehet/ so trit ihr niemand auff die Füsse.) Weil Floretto nicht länger bey der Eme- rentze leben mag/ so mus Sie wohl so traurig und alleine gehen. Mit dem gehen het es nicht viel zu bedeuten/ wenn sie nur nicht alleine schlaffen dürffte/ darumb ists der guten Schwester/ ich merck es wohl. Vnnd so lange Floretto in ihrem Hertzen lebet/ so kan sie nicht verlassen und alleine seyn. Vnd wie kan Sie/ meine Schöne/ allein seyn/ weil Floretto nirgends anders/ als bey der Eme- rentze leben kan? Heist das in der Emerentze leben/ sie verlas- sen/ und sich an frembde örther begeben wollen? Meine schönste und liebste Beherrscherin! mein eintziger Auffenthalt meines Lebens! die Götter bezeuge ich/ die wissen/ mit was Schwer- Muth und Wiederwillen/ auch Zwang meiner El- tern/ ich diese Reyse auff mich genommen. Was ich für Qual in meiner Seelen darüber empfinde. Weil ich auch keinen Augenblick ohne die freund- liche liche Augen der allzuschönen Emerentze zu leben mich versichern kan. (Pickelhering: O Schelm leug/ das ist ein leichtfertiger Vogel) Meine Be- ständigkeit/ wird ihr anderweit jo zur gnüge be- kant seyn? (Pickelher. Er ist beständig wie But- ter an der Sonnen) Vnd so sie daran zweiff ln wolte/ würde sie die Gesetze der Liebe hoch beley- digen. Jndessen wolle sie sich/ meine Schöne/ nur auff ein weniges zufrieden stellen/ und erwe- gen/ im Fall das wiedriche Glück gleich unsere Leiber von einander trennet/ unsere Gemüther doch ungeschieden bleiben werden/ so lange biß das Glück/ und die günstige Zeit uns beyderseits erfreu- en/ und uns mit mehrer Ergetzligkeit wieder zusam- men bringen möchte O wie Lange lange ist doch diese Zeit! Jeder Augenblick wird mir ein Jahr lang scheinen. Doch weil es nicht kan anders seyn/ so ziehet dann hin/ nur setzet die Emerentze nicht aus euern Au- gen/ vielweniger lasset Sie keine Frembde und Vnbeständige aus euerm Hertzen jagen. kniet nieder und schweret. Jch schwere hier bey Sonn und Mond und Sternen; bey Himmel und Erde/ Wasser und Lande/ Laub und Gras/ daß der Sommer ehe Reiff und Schnee/ der Winter Kräuter und Blu- men/ men/ und das Jahr keine Zeiten tragen sol/ ehe ich die Emerentze vergessen werde. (Pickelhering/ es ist mein Siel nicht wahr.) So werde ich euch auch treu bis in den Tod verbleiben/ nehmet indessen/ zu dessen Erinnerung und gewissem Vnterpfande unserer Liebe/ diesen Ring/ Schnupfftuch und Krantz/ nebenst einem Kusse küsset ihn/ ) und lasset in dessen uns mit Hof- nung unterhalten/ bis wir uns wiederumb mit mehrern Freuden umbfangen mögen. Jm übri- gen wollen wir was wir nicht würcklich/ und mündlichen verrichten können/ doch schrifftlich nicht unterlassen. Vnnd dieses bitt ich auch/ mein Herr Amandus meines liebsten Floretto wegen/ die alte Bekuntnüß nicht gar hindan zu setzen/ und mich gleichfals mit Berichtung eures Zustandes zu erfreuen. Jch werde es nicht unterlassen/ aller- tugendsamste Emerentze/ mir auch solches für ein sonderbahr Stück sonderbahrer Wohlgewogen- heit achten/ im Fall sie meiner wenigkeit eini- ges Begehrens würdigte. Sie lebe gesund/ Allerschönste/ die Götter verhelffen uns glück- lich wieder zusammen. Flo- Sie lebe wohl! meine Allerliebste/ und blei- be die Emerentze/ wie ich der Floretto bleiben werde. zu Pickelhering. Vnd ihr/ mein lieber Pickelhering/ lebt auch wohl/ nehmet eure Herren fleissig in acht; wartet sie wohl; absonderlich Juncker Floretto, und lasset michs wissen/ wenn er zu andern Jung- fern gehet. Deßwegen dürfft ihr euch gar nicht besorgen/ ihr hettet keinen beständigsten Amatour, als ihn bekommen können. Jhr glaubet nicht/ wie er manchmal nach euch thut. Er frist nicht/ er säuft nicht/ er schläfft nicht/ wenn er euch einen Tag nicht gesehen hat/ daß kein Wunder were/ er her- mete sich zu einem Stein. Aber hört d och Jung- fer Lemmerschwäntzgen: Jch solls euch wissen lassen/ wenn Floretto zu andern gehet; Wer lest es denn ihn wissen/ wenn andere zu euch kommen? Jhr werdet doch deßwegen einen eigenen Boten abfertigen? Ey Pickelhering das thun die Jungfern nicht. Ja ja/ sie thun es selbsten nicht! Eme- So kommt doch noch zuvor mit mir herein mein Liebster/ und lasset uns mit einander letzen/ und Abschied nehmen. Ach scheiden! scheiden! wie thustu so wehe! (gehen ab/ Floretto sticht ihr hin- terwerts einen Mönch. ad Spectat. Gehe nur fort/ du bist auff dem rechten Wege/ du armes einsältiges Thiergen du. Jch dencke ihr werdet euch schon mit einander letzen. Es traue nur eine meinem Herrn/ sie kömt gar recht an/ er lacht sie nur aus/ daß sie sich so geschwinde bereden lassen. Es thuts ihr wol ein geringer Höltzgen als ein Zaunstecken/ die gute Schwesier wolte gerne eine Edel seyn/ weil sie einen offenen Helm führet/ es wird gar neulich geschehen. Mein Herr thut es nur/ daß er nur so seine Lust und Kurtzweile und so was zu löffeln hat. An das Frauenzimmer. Da sehet ihrs/ ihr Jungfern/ wie es her- gehet/ trauet bey Leibe jo keinem Studenten/ wenn er gleich schwüre/ daß ihm die Augen blute- ten/ da sehet ihrs/ wie sie mit euch umbgehen/ wie sie es mit euch machen/ vorwerts stellen sie sich/ als wenn sie in euch biß in Todt verliebt weren/ aber es ist erstuncken und erlogen/ kommen sie von euch/ so ziehen sie euch nur durch/ und berühmen sich eines und des andern/ so sein Tage nicht ein- mal wahr. Jch weiß daß manche hier untern Hauf- Hauffen mit sitzt/ die sie wol wird kennen/ was sie für ehrliche Vögelgen seyn. Es ist doch keine gu- te Haar an keinem Studenten. Vnd thät ichs Fressens und Sauffens wegen nicht/ und ande- rer losen Händel wegen/ der Hencker ritte mich denn/ daß ich mit zöge/ und auch ein Student würde; Aber ich muß hinein schlendern/ und zu- sehen/ was es drinnen guts zum besten giebt. (Gehet ab.) Vnter Handlung Der Erste Auffzug. Brose/ der Bauer. Käthe die Bäuerin. Alex der Nachbar. Pickelher. Brose und Käthe. Käthe gehet erst ein mit Buttermilch/ Eyern und einer Gans. spricht. Jch dachte/ mein Six, wir würdens verschlaf- fen haben/ so sehe ich wol/ wir kommen noch zeit genug/ und hetten nirgend zu bedurfft/ daß wir uns so gezauet hetten. Gehet doch bald noch kein Mensch zu Marcke/ ich dencke wir wollen unser bißgen Eyer/ und was wir haben/ bald loß wer- den. Du lieber GOtt/ es gilt doch ietzund gantz nichts nichts mehr/ die Leute dingen zum allergeschrab- sten/ ich halte sie nehmens/ wenn mans ihnen umbsonst nein brechte. Man muß sich jo zu mar- tern und zu placken/ daß es nicht Wunder were/ einer lieffe sichs Hertz aussm Leibe raus. Es gläudts kein Mensch/ wie schwer und sauer einem das liebe bißgen ankömt. Laß immer seyn/ Käthe/ wer schiert sich drümb/ Danck Gott/ daß wir keine Krieger mehr haben/ daß der Teuffel die Galgenvögel nach der Reihe geholt hat/ daß wirs nun den Rabenäsern und Teuffels-Gezüchte nicht alles mehr in Rachen stecken müssen; Sie sprenckelten uns jo/ wars möglich/ und schuriegelten uns/ daß es eine Sünde und eine Schande war. Es hette raus gemust/ und wenns in Ribben gesteckt hette. Ertapte ich noch ein mal so ein Schindhund/ der Teuffel soll ihm das Licht halten/ ich wil ihn gewiß wieder ängsten/ das Hertz im Leibe sol ihm knacken. Wir haben doch nun wol ein stück Brot/ da ihnen der Teufel lange die Hälse gebrochen/ und habens/ Gott seys gedanckt/ noch erlebt/ daß mancher Federhans/ da man wol Jhre Gnoden zubeis- sen muste/ uns die Kühe treiben und hintern Säwen hergehen muß. Aber Käthe/ wie deucht dich/ wenn ich die Woche ein Füdergen Scheid in die Stadt führete/ wenns Weg wer- den wolte? Wie meynst du? D Käthe. Jch weiß nicht/ obs auch die Woche wird ge- schehen. Nachbar Alex giebt löbte mit seiner Tochter Plonen/ da werden wir doch auch mit dabey seyn. Jst das war? Aber sihe da kömt er gleich her. Glück zu Nachbar Alex/ wo denn naus? Wolt ihr auch in die Stadt zu Marckte? Ja/ Nachbar Bruse. Wo wolt denn ihr hin mit euerer/ Käthe? Da haben wir ein bißgen Eyer/ und Butter- milch/ ob wirs loß werden können/ es verlohnt sich bald nicht die Mühe/ daß mans nein trägt. Wie gehts? Nachbar Alex. Wie habt ihr denn euch so angethan? Man sihet wol/ daß ihr eure Tochter vergeben wolt. Wolt ihr auch nein mit in die Stadt? Wenn sol denn die Löbte wer- den? Morgen/ wils Gott; Jch wolte mit nein gehen/ und wolte einen spantfückel neuen Tha- ler einwechfeln zum Mahlschatze. Jch wolte se- hen/ ob ich der losen Möhre auch zu einen Latze käuffen könte; es ist nichts mehr an dem andern. Der Bräutigam hat ihn schon alle weg getha- lentzt. Käthe. Thut ers denn/ daß ihrs sehet? Ja freylich sehe ichs. Er thuts nicht allein daß ichs sehe/ er thuts wol wenn gleich mehr Leu- te mit dabey seind. Wer bekümmert sich darumb. Jhr werbts so gerne gehat haben/ als sie/ wie ihr auch so seyd gewesen/ wenn sich Brose mit euch gedäntzschelt hat. Jch hatt es freylich gerne. Aber ich liesse Hansen/ den Vater/ nicht zusehen/ es geschahe allemahl alleine/ ich dachte/ er möchte drumb schel- ten/ wenn ers sehe. Was solt ich sie drüm schelten. Jch dancke GOtt/ daß sie es thut/ die lose Möhre hat lange nicht dran gewolt/ ich dachte immer der Hund würde reiten. Wer ist er denn/ den sie nimbt? Es ist des Schäffers von Schiers sein Flori- don. Kennt ihr ihn denn nicht? Nein/ Alex/ ich kenne ihn nicht. Jst es ein wackerer Knecht? Je/ es ist so ein straff Kerl/ als ich mein Tage D ij einen einen gesehen und gehört habe. Jch kans unserm HErrn Gott nicht genug verdancken/ daß er dem Mädgen so ein Glück zugeschantzet. Sie hetts/ mein Siele/ mit keinem besser treffen können/ weil er seines schlauen Kopffs wegen von der gantzen Gemeine schrecklich hehr gehalten wird. Die gan- tze Dorffsch afft hat ihn sein lätge für den Aller- reichsten gehalten. Einer sihets auch wol in Tantze/ daß ihm ein 8 pfennger nicht ans Hertz gewach- sen ist. Er hat auch so einen Knützschel Schaafe/ und so ein Storm klein und groß Vieh/ daß einer sich darvor kreitzigen und segnen möchte. Vnd wenn gleich dasselbe nicht were/ so ist er mit dem Maule so gewalrig fix/ und weiß das Wetter und das Ge- stirne eins und das ondere so straff zusammen zu reimen als ein Staudente/ er mag auch seyn wer er wil. Jch kan euchs nicht versagen/ wie behende er von dem kauterwelschen geschere des Gefirma- ments ein stück weg kosen kan/ daß wir alle Maul und Nase auffsperren müssen; Deßwegen ist er auch von Nachbarn allen gotssambt zu so einen straffen Kerl gemacht worden/ wenn es unter den Schäfern irgend nipperneppsch zugehet/ daß er ihnen aus dem Traume hilfft. Jch muß gestehen/ er hat so einen verschmitzten Schettel/ daß sein gelb- schnäblichter Witz meine alte Rencke weit über- tölpelt/ daß ich alter Krippenstösser noch immer von ihme zu lernen habe. Du lieber Gott/ wie viel mahl muß er bey Richter und Schöppen seine drey drey Heller mit darzu geben/ wenn sie sich nicht aus dem Hanffe finden können/ oder sonsten was näcksches fürgangen. Ach/ es ist wohl ein Tau- send Essig auff schlaue Händel/ und weiß über hundert Räncke/ wie er soll den leichtfertigen schel- mischen diebischen Wolff ergattern und ausstan- ckern/ daß unsre armen Hämmelgen in ihren Hür- den bleiben/ und ihr Futter mit Frieden fressen können. Ein trefflich prave Kunststück weiß er auch vor andern/ die jungen Kühe bey seiner Vie- hezucht zusammen zu koppeln/ daß sie noch einmal so gerne als sonsten auffhöckern lassen/ daß ihr nur selber euers Hertzen Lust dran sehet. Vnd daß ichs mit einen Wort übern hauffen raus werffe/ so weiß er bald gar zu viel/ und geht ihm alles was er angreifft/ greulich geschwinde von Fäusten. Wir haben uns bald pucklicht gelacht/ und stehet auch gar zu possirlich/ wenn Lepsch/ sein Hund/ tantzen muß/ wenn er ihm auff der Sackpfeiffe einen Juch Juch/ hinger der Herde/ oder dz Traut Hedewich hertrudelt/ daß einer sein blaues Wun- der sehen möchte. Kömmt er auff eine gute Laune/ kan er unfern Jungen Bauer-Struntzen ein fleck Narredey her machen/ und schwencke sie in der Schinte nach der Reihe rümb/ daß mann ihnen/ wenn sich der Kittel umb den Fetzer hinten und vorn rümb dengelt/ flugs biß an das liebe Leben nauff-sehen kan. Ha! meine Plone hette (mein Blnt) sein Tage D iij kein kein grösser Glück in die Fäuste Kriegen können. Liebe Nachbaren Käthe/ ich schwere es/ und hab es wol tausend mahl gesagt/ were Floridon nur noch einen Tag aussen blieben/ es würd es/ auff mein Eyd/ keine eintzige Bauer-Magt in dem gantzen Dorffe länger haben mehr erschwinden können sich nicht an ihn an zu parthieren und zu- täppisch machen. Mein Kerl/ es lacht d och al- les an ihm/ wenn man ihn nur ansihet. Er ist so fein pflumpicht und hat so ein paar hängichte Paußebacken/ als kein Pfeiffer im gantzen Rö- mischen Reich haben kan. Er hat ein baar Fäuste und kan den Flegel drinnen schwencken/ und hebt eine Kanne Bier wie eine Mütze weg/ als wenns ein Flederwisch were/ daß man ihm nur mit Lust zusihet. Jch kan euch nicht sagen/ wie alle Glieder an ihm so gelencke und gegänge sind/ daß er anderthalben Scheffel Korn allein weg tragen solte; Deßwegen ich mich auch einzig und allein für einen gedeyen Mann schätze/ daß ich so einen knappen Tochter-Mann bekommen habe. Meine Plone die junge Thole/ kunte sich anfangs durch aus nicht in ihr Glück finden/ das sie doch bald in die Fäuste bisse/ und hette sie mei- nen stürmischen Schedel nicht so wol gewust/ ich weiß/ sie hette ihn die Stunde noch nicht für ih- ren Gümpel angenommen. Ja hett’ ich sie nicht so mit aller Macht zu recht geharckt/ ich hette mir flugs wollen lassen die Nase abschneiden/ wenn was was draus worden wehre. Aber sie hat sich nun einmal mit ihm besackt/ und dencke sie werden sich nun wol mit einander rumb buhlwurffen und stat- lich überwerffen. Je das muß noch wol ein hurtig Kerl seyn: Warumb wolt ihn denn Plone nicht haben? Er war ihr nicht gut genug. Die Staudenten gefielen ihr besser/ wenn sie raus zu uns in die fri- sche Milch kom̃en. Sie were lieber eine Stauden- ten-Mäd gewest. Aber was hette mir denn so ein Lesepengel gesollt/ er hette mir jo keine Garbe langen/ noch ein Fuder nicht laden können. Sie hat sich manchmal wacker in Grase mit ihnen rumb gesiehlt/ und zumalckten sie/ daß ihr flugs der Bansch so wehe thate/ daß sie kaum mehr keuchsen kunte. Das Ram̃eln gefiehl der losen Möhre so schändlich wol/ und hette den gantzen Tag nichts anders gethan/ wenn sie nur prave hette mit ihnen rumb rantzen sollen. Jch hatte meine Angst mit ihr/ wenn ich sie irgend nach was in die Stadt schickte/ und dachte es würde gar wol ausgerichtet seyn/ so kam sie in sincklichter Nacht wieder heim/ und ware indessen bey den Staudernepprẽuff dem Calaney-Hause gewest. Die lose Möhre ware so läuffisch/ ich gläub/ ich hette sie nicht erhalten/ wenn ich ihr ein Brett fürgebunden hette. Sie hat es wol verredt/ in 4. Wochen nicht bey dem Bräutigam zu schlaffen/ aber stille nur/ lasst sie D iiij sich sich nur zusammen huschern/ ich weiß/ daß sies keinen Augenblick lassen kan. Es wird sich wohl an- ders schicken. Es müste jo potzvelten geben/ wenn man Feuer und Stroh auff einander legte/ daß der Dreck nicht angehen solte: Wer weiß ob sie noch gar so lange warten können. Mich deucht/ ich sehe schon/ wie sie ihre Freude haben werden/ wenn sie beyde in einem Jahre so einen feinen jun- gen Lecker und Auffschießling kriegen werden/ und in seinem vollen Futter werden daher wachsen se- hen. Jch dencke/ sie werden sich schon mit einan- der vertragen. Glück zu/ ihr gehet mir zu sachte/ ich muß eilen/ daß ich bey zeiten wieder heim kom- me/ und Plonen ihren Latz mit bringe. (Gehet ab.) Alex ist wohl ein groß Narre/ daß ers Mäd- gen nicht lieber einem Staudenten giebt/ wenn sie Lust darzu hat/ als einem Schäfer. Was ist es denn wol? ein Staudente ist jo ein bißgen besser/ und ist einem doch jo auch/ mein Treu/ eine bessere Ehre/ es sag mir auch einer was er wil. Es ist ihr vielleicht kein Staudente beschert/ Daß sies auch wohl da so schier trifft/ als mit ei- nem Stau d enten/ es ist auch ein eben Thun/ halt ich/ umb sie/ daß wol mancher Bauer besser hat/ als mancher Gelahrter. Wenn sie gleich hette so einen Hungerleider gekriegt/ was were es deñ auch. So hette sie jo noch die Ehre. Bro- Schiß dir auff die Ehre. Jch lobe wenn man was zufressen hat. Vnd scheint/ halt ich/ wohl mauchen die Sonne ehe ins Haus als das liebe Brodt; Aber Käthe/ du geust schändlich mit der Buttermilch/ du wirst so nicht viel zu Marckte bringen. Je daß dich jo der Hencker mit sambt den Studenten/ es wird gar wacker werden/ sehe ich wohl/ ich dencke immer es wird mit einem Quarge versiegelt seyn. Meine Herren prahlen wie fie Studenten werden wollen/ wie sie sich so monsiers halten wollen; Vnd ietzo sol ich zu einen Dorff- schneider lauffen/ und soll sehen/ ob ich ein paar alte Kleidergen ausrichten kan/ wollen Sie Stu- denten werden? Lumpenhunde dürffen sie ehe werden als Studenten; Jch wil jo zusehen eine Weile/ wo es naus wil/ gefelt mirs nicht/ fo wer- de ich sie in nomine Domine lassen Studenten werden/ und ich werde meinen redlichen Abschied wieder nach Hause nehmen (läufft unverse- hens wieder Käthen/ und zubricht ihr die Eyer/ Käthe schilt/ schmeist ihm den Korb mit den Eyern auff den Kopff. Pickelhering wehrt sich; Brose kömt auch dazu. Pickelher. gibt gute Wort/ sagt er wolle sie ihnen be- zahlen/ fragt wie theuer sie eine Hand voll D v But- Buttermilch gäben oder ob sie es nach der Elle ausmässen. Säufft sie aus/ nimbt eine Hand voll Butter/ knetzschet sie durch die Zähne/ sie wollen bezahlet seyn. Pickelh. schmeist dem Bauer die Butter in die Augen/ schlagen sich wieder: Pickelher. büst ein/ weist ihnen endlich einen Beutel mit Gelde/ sagt wenn sie auff das nechste Dorff kähmen/ wolte er sie bezahlen. Der Bauer ist es zu- frieden/ und gehen mit einander. Käthe fährt weiter fort. Aber/ was habt ihr in dem Dorffe zuschicken? Jch were gerne zum Schulmeister zum Schneider gewest/ ich hette gerne für meine Her- ren ein paar Kleider gehabt. Wer sind denn euere Herren? sollen denn die Kleider schön seyn? lacht. So schön und stattlich als sie werden kön- nen. Eines für den Juncker/ und das andere für einen reichen Fucker eines Kauffmanns Sohn/ das sol noch stattlicher seyn. Warumb denn? Pickel- Der Vater hat so schrecklich viel Geld/ er weis nicht/ was er mit allem anfangen soll. Das Teuffels Geld wil nicht einmahl alle werden. Wil es doch nicht weg. Einer mag ihm bringen was man will/ so ist es ihm nicht theuer gnug/ und het- te es gerne noch theuerer gehabt. Was wollen sie denn darmit thun? Fragt ihr noch; Sie wollen hinein in die Stadt/ und wollen Studenten werden. Aber/ kost es denn auch viel? O nein/ so ein mäßiges. Jch wil selbsten mit nein/ und habe daheime ein Wamß/ das wil ich mir lasseu dazu gerecht machen; Es hat keine Ermel/ wenn ich mir einen neuen Leib und Schösse dazu machen lasse/ es solte ein fein Wams noch werden. Je wenn wir unsern Jäckel auch mit hin- ein gäben/ und liessen ihn zu einen Staudenten machen. Was solte Er uns denn? O nein! es ist gar zu leichtfertig Gesinde/ und sind gar zu wüste Flie- Fliegen/ sind sie doch noch zehnmal ärger als die Krieger/ er solte uns wohl aus Haus und Hoffe jagen. Ja wir müssen ihn lassen so ein Kerl werden/ der da aufftritt und schilt. Denckst du denn Käthe/ daß diese Kerl an- ders seynd/ es ist eben das und treibens schier jo so tolle mit als die andern. Du magsts zwar machen/ wie du wilst/ aber ich dächte/ es wehre mein Rath gar nicht. Was machen sie denn nun? was thun sie denn/ wenn sie wollen Staudenten werden? Jch halte/ nichts. Je sie studiren und zu lesen sich immer/ daß ihnen das Lateinische zum Halse raus stäubt/ wie schimlich Brodt. Jäckel ist aber zu tölpisch. Man müsts mit ihm versuchen. Thut ihn nur unter meine Reformation, ich wil ihn schon unterftossen. Wie meinstu Käthe/ ob mirs thun sollen? Wenn ihr das thun wolt guter Freund/ ich wolte euch die Eyer mit sambt der Buttermilch schen- cken/ wenn ihr nur Jäckeln könt dafür zu einen Standenten machen/ sie solte mich nicht tauren. Käthe. Sich/ seynd wir doch schon ans Dorff kom̃en. Wir wollen uns noch deßwegen bereden/ wir kom men schon weiter zusammen. Glück zu. (gehen ab.) Ja ja/ Strick zu. (gehet auch ab.) Hier fallen die Teppichte und wird mit einer Jnstrumental-Music beschlossen. Der Andern Handlung Erster Auffzug. Hier werden wiederumb die Vor- hänge gezogen und ein ieder Auffzug zuvor in Stellung gezeigt. Floretto, Amandus, Pickelher. Ein Bürger aus der Stadt. Floretto, Amandus, Pickelher. mit einem grossen Pacquet Penals- Kleider/ krechßet und thut sehr matt und müde/ gehen ein. fähet an. Nun werden unsere Eltern anfangen sich umb uns zubekümmern und traurig zu seyn/ daß wir sie nunmehr verlassen haben. Sonderlich die Emerentze/ wie wird sie sich über Euern Abschied anietzo gehaben? Wie kunt ihr ihr doch so gar zu süsse unnd bewegliche Wort für- fürschwatzen; Wie kunt ihr ihr doch so viel und an- genehme Hoffnung machen und euch stellen/ als ob es die lauterste Wahrheit/ unnd euer rechter Ernst were. Man mus es jo so machen/ wenn sie es nicht anders haben wollen/ und kan man besser nicht loß kommen/ man lasse sie nur auff ihrer Meynung/ unnd bekräfftige sie in ihren Einbildungen noch mehr. Denn man einer Damen Gewogen- heit und Gunst durch kein Mittel leichter und eher erlangen und erobern kan/ als wenn man derselben zum demüthigsten auffwartet/ und sich gäntzlichen zu ihren Diener anstellet. Gesetzt auch/ sie nehmen nur solches für eine Kurtzweile auff/ so wollen sie es doch so haben// sintemahl ihr auch die allerschlimste und heßlichste elnbildet/ ihre Vollkommenheiten erstreckten sich dahin den allergeschicktesten Cavallier anzuhalten und zu ih- rer Liebe zuvermögen. Aber wenn sie uns zum öfftern an dem Narrenseile stattlich herumb ge- führet haben/ so werden sie wiederum mit gleicher Müntze bezahlet/ und müssen erfahren lernen/ wie sehr sie betrogen werden/ wenn sie vermeinen/ daß wir auffer ihrer Gunst nicht leben könten. Vnter dessen kan man jo noch einen oder den andern genieß mit nehmen. Floret- Der wehre wol ein Narr/ der es nicht thete; aber was ist es gros? sie bilden ihnen doch wohl ein/ ein kahler Krautz/ daran ohne gefehr für ein paar Groschen Gewürtz/ wehre ein Preiß den man nicht umb alle Welt vertauschen würde; Jch weiß nicht/ was man mit so einem Quarge anfan- gen soll. Da Pickelh. hastu ihn/ ich kan mich mit solcher Lumperey nicht schleppen/ das Schnupff- tuch ist noch gut/ die Nase dran zuschneutzen/ und der Ring kan mit auch noch dienen/ eine neue Liebste damit zuerwerben. Aiso mus immer eine behülfflich seyn/ die andere zu betriegen. nimt den Krantz. Je das ist stattlich. Jch halte auch/ ihr fra- get viel nach dem Krantze/ wenn ihr nur das an- der habet. Aber der Kerl wird mir wohl zu paß kommen/ daß ich mich wieder erquicken kan/ weil ich so schwer tragen mus/ wenn ich etwa unter- weges verzwatscheln wolte. (hat seine Actiones damit.) Das kanst du thun Pickelh. Aber siehe nur/ daß du nicht etwa verliebt davon wirst. Je die armen Jungfern/ ihr müst die armen Trudelkätzgen auch noch zu ihren Schaden auff- ziehen/ die armen Dingergen meinens wohl so gut darmit. darmit. Daß sie doch nur solche Narren seyn/ und mögen euch was geben/ es ist doch nicht ange- wendet. O nein/ ein andermahl ein bißgen Mäu- sepulver/ oder Niesewurtzel darfür/ es were eben das/ und geschehe euch nur recht darmit. Hier kömt ein Bürger aus der Stadt/ gleich als eilete er hefftig/ be- gegnet ihnen/ sihet sie wol an/ ab- sonderlich Pickelhering/ und spricht: Jch dacht nicht anders/ das würde der ehrliche Vogel seyn/ er sihet ihm nicht gar ungleich/ er hat eben auch so ein leichtfertig Diebs Gesichte/ ertap- re ich ihn nur/ ich wolte dich reiten/ der Teufel reite dich denn. (Pickelhering agirt mit ihm.) Was mangelt euch/ guter Freund/ warumb sehet ihr uns so an? Jch sehe/ daß ihr auch solche Kerl seyd. Es ist eine Schande/ sie machens fürwahr/ daß ih- nen zu letzt kein Mensch mehr trauet. Was können wir davor? wer hat euch denn was gethan? Jch habe einem Studenten in der Stadt ein Pferd auff zwey Tage geliehen/ und er soll noch wie- wieder kommen/ so viel ich vernehme/ so ist er mit sambt dem Pferd durchgangen. Hat euch nicht etwa einer begegnet/ ihr Herren. Mein/ wo ihr Nachricht davon habet/ so saget mirs/ ich bin ein guter armer Mañ/ uñ lieget meine gantze Wolfahrt daran/ wenn ich also Schaden leiden solte! Wie mache ichs doch nur? Nein/ wir haben keinen gesehen/ vielweni- ger etwas von ihm vernommen/ wir wolten es euch hertzlich gerne sagen. Jch weiß wie ihrs macht; Jhr müst euch das Pferd lassen wieder geben. Ja weñ ich ihn hette; ich weiß nicht/ wo ihn der Galgen hat hingeführet. Jch wolte ihm nach reiten. Jhr hört jo daß er das Pferd mit genommen hat/ hett ich nur das Pferd/ er möcht mit dem Gelde seyn wo er wolte. Jch dächte aber ihr könt ihn leicht einholen/ weil ihr zu Fusse/ und er zu Pferde ist/ zumahl weil er noch 8. Tage ehe auffgewesen. Jhr seyd ein Narr/ und wollet mich auch noch fuppen. Es kom̃e mir nur einer wieder/ ich wil ihm wol die Wege weisen. E Pickelh. Aber war es denn ein recht lebendig Pferd/ das da recht fressen kunte. Freylich/ kein Papiernes wird es nich gewe- sen seyn/ ihr könt es leicht dencken. O danckt ihr Gott/ so erspart ihr kaum das Futter; Aber wer weiß ob das Pferd nicht ihn hat weg geritten/ ich hatte auch einmal so eine Möhre/ ich muste auch hin wo sie hin wolte. Aber wie gehet es sonsten auff der Vniversi- tät? Seind auch viel Bursche daselbst? Was machen sie guts? Jhr sehet wol was sie machen. Sie richten allen Vnfug an/ wo sie nur wissen und können/ und werden immer nach der Reihe relegirt, nichts de- sto weniger seynd ihrer doch noch im̃er gnug da/ es were am besten/ wenn sie nur alle auff einmal fort müsten/ zwar es sind etzliche auch wol noch gut ge- nug/ nur die da so lumpich hergehen/ die seind am ärgesten/ Sie treibens/ als wenn ihnen der leben- dige Hencker in den Haaren sesse. Es ist gantz keine Ehre und Scham bey ihnen/ und gehen als wenn sie von Galgen gefallen weren. Jch möchte wol wis- sen/ wer die N rrenpossen auffgebracht hette/ daß sie so lästerlich daher ziehen müssen. Pickelh. Treiben sies so frisch? das ist prave; wir sind gleich ietzo auff dem Weg/ und wollen auch solche Kerl werden. (springt rumb ist lustig.) Das glaub ich nimmermehr/ die Herren giengen ein wenig zu statlich dazu. Jch dachte/ dis ding were nur für arme Teufel? Nein/ es ist für die reichen Teuffel auch. Aber hier habe ich noch andere Kleider bey mir/ die seind weit köstlicher/ die können meine Herren etwan die hohen Fest und Sontage anziehen/ wenn sie recht erbar auffziehen wollen/ (Weist auff den Pack Penal Kleider.) Seind sie denn noch schöner? Freylich. Jch habe sie mein Tage bald nicht schöner gesehen. Trett nur nicht zu nahe/ daß ihr die silbern und gülden Spitzen nicht zudrückt. Jhr werdet es schon machen. Aber ich muß weiter eilen/ Jch halte mich hie so lange auff/ ob ich ihn ausfragen könte/ (gehet ab.) Ja/ ja/ grüsset ihn meinet wegen/ und sagt/ ich ließ ihn bitten/ was er machte/ wir kennen einan- der gar wol/ es hat aber keiner den andern sein E ij Tage Tage nicht gesehen. Aber ihr Herren/ hie ist gleich ein Dorff/ wenn wir ein wenig das Bier versuch- ten? ich kan weiter nicht fortkommen/ es ist mir unmöglich/ last uns hinein in die Schencke ge- hen. Dich dürstet gewiß Pickelhering: Geliebts euch Amandus? Meinethalben/ ich bin es zufrieden. (Gehen ab) Der Andern Handlung Anderer Auffzug. Floretto, Amandus, Pickelhering/ Zween Studenten. Floretto, Amandus und Pickelhering treten ein/ leckt das Maul. Nun Pickelher. hastu dich nun wieder er- quickt? Jch halt es schmeckt dir noch gut. Aber gedulde dich nur/ biß wir auf die Vniversität kom- men/ da wollen wir das Zerbster und Reinische Bier versuchen. Was ist das für Bier/ reinisch Bier? wird es nicht im October gebrauen? Ja ja/ nun weiß ichs w o l. Das wird prave werden/ wir wollen behende drauf gehen/ daß wir fein geschwinde dazu kom̃en/ es ist balde was versäumet. Aber wo kehren wir ein, weñ wir hineinkommen. Floret- Jch weiß nicht wo wir noch eine Stube be- kommen werden. Wenn wir eine im Weinkeller mieteten/ das were das beste Mittel/ da hette mans doch fein in der nähe/ und müste nicht alles über die Gasse schleppen. Du bist gut genug Pickelhering. Wo käh- me aber das Geld her? O das wird sich wohl finden. auff Kreite hat der Herr Weinschencke Wein genug. Es muß drumb nicht alles durch die Gurgel gejagt seyn. Ha/ man laß es gehen/ wie wolt ihrs Geld theurer loß werden. Fressen und sauffen ist doch die beste Kurtzweile. Aber siehestu Pickelhering/ wir sind schon be- reit gar nahe an die Stadt. Jch könte es wol geschehen lassen. Der Hen- cker ziehe mehr auff die Vniversität mit/ habe ich doch getragen/ daß ich von meinen vier Sinnen kaum weiß/ (Wirfft die Kleider auff dem Buckel E iij rümb rümb und krechtzet mächtig) hört ihr Herren verzieht ein wenig/ ich muß ein mal anders auff- laden. Wird dir es doch gar sauer Pickelhering. Was hastu denn alles auff gesackt? Was hastu denn da im Sacke? Es sind meine Knippgen/ die hab ich mit ge- nommen/ daß ich mit den Jungens knippen kan/ (Lest den Sack fallen/ und verschüttet sie.) Du wirst dich jo schämen/ du grosser Flegel/ und wirst noch mir den Kindern spielen; ich ver- meynte du wollest unser Hoffmeister seyn. Knip- pen denn die Hoff meister auch? Aber was thust du mit dem alten Spittel-Topff? Das ist so ein Ding da einer sein Wasser drin- nen fängt/ mit dem ersten Buchstaben heist es ein Binckeltopff. Er sihet so fein Leibfarben aus wie ihr. Vnd das seind meine Vnterhößgen/ ich wolte sie gerne ein bißgen aussommern/ ich kan einem noch meines Groß - Vaters Conterfey und Bildnis drinne zeigen/ wer es nicht wil kleiben/ der papp es. Vnd das ist mein weiß Zeug/ (schüt- telt ein alt schwartz grob zerlumbd Hembde aus/ das wil ich anziehen/ wenn wir hinein in die Stadt kommen/ daß ich ein wenig reinlich auff ziehe/ ziehe/ es mangelt ihm nichts/ als daß es nicht ge- klöret ist/ (Laust es) Jch sehe wol es wil Sommer werden/ die Margrethen-Würmergen stellen sich schon ein. Was klaubestu denn so ab, ich halte es sind gar Leufe. Jch dachte Leuse/ es ist der Schweiß/ der ist nur lebendig worden/ wenn einer sich lange nicht laust/ so beist einen der Schweiß so. Wie hastu dich doch nur mit so viel alten Plundern besacken können? O das ist noch lange nicht alle/ ich habe noch viel von mobilien und Hausrathe im stiche lassen müssen/ so ich nicht mit fort bringen können. Jch habe noch einen statlichen Kamm liegen/ es man- gelt ihm nichts mehr als die Zähne/ ich habe mich ein anderthalb Jahr damit beholffen/ ich weiß nicht/ womit ich mich nun kämmen werde? ich muß sehen/ wie ich etwan wieder zu einem Läuse- harcken komme: Sich ietzund gedencke ich an meine höltzerne Kanne/ ich holete mir Abends immer Bier drinnen; ich wolte sie doch mit neh- men; Es fiel mir vor dem Jahre einmahl der Bo- den raus/ ich möchte wol wissen/ wo er wehre hin- kommen/ ich schmisse sie einmahl einem in der E iiij Schen- Schencke so auff den Kopff/ daß ihme die Reiffen am Halse hangen blieben. Jch wolte daß ich mein Taschenmesser auch noch hette/ das ich neulich nur noch verschenckte/ ich kriege so bald kein so gutes wieder/ es war schade drümb/ daß die Klin- ge in stücken war/ und den Griff hatt ich davon verlohren/ ich kunte nicht essen und trincken/ wenn ich das Messer und die Kanne nicht hatte. So hab ich auch noch einen Topff unter dem Bette ste- hen/ den habe ich Lutzen der grossen Magd beschei- den/ wie wird sie schmuntzeln/ wenn sie wird se- hen/ daß er so fein groß und geraume ist. Aber der Tübel/ ich wolte daß ich das Gescherement los were/ und mus mich mit euren Läuse-Lumpen und Plundern auch noch schleppen. Hier kommen zweene Studenten auff das Theatrum, gleich als ob sie spatzie- ren giengen. Floretto und Amandus wer- den sie innen/ erschrecken/ und fahen an zu zittern und zu pöbern/ werffen die Degen/ Mäntel und Hüte mit Blumaschen weg/ lauffen für dem Thor in ein Haus/ und befehlen Pickelher. die Penal- Kleider nach- zubringen. Pickelher. agirt, kleidet sich in die Stu- tzerkleider/ und wil sie ihnen eigenthümlich machẽ/ kaupelt die Penal kleider an einander/ schleppet sie hinter her/ und gehet seinen Herren nach/ (agirt wol dabey.) Der Der Andern Handlung Dritter Auffzug. Decanus, Floretto, Amandus, Pickelher. ein Famulus. Der Decanus gehet mit seinem Famulo ein/ setzet sich und spricht: Johannes/ habt ihr dieses abgeschrieben/ das ich euch zu frühe geben? Weist her; wo ist es? (Der Famulus gibts ihm/ der Decanus durchlieset es) Was habt ihr sonsten gethan? seyd ihr dort gewesen/ wie ich euch befohlen? aber was sagt er? Er sagte/ es were schon gut/ er wolte sich schon bester massen wissen darnach zu achten/ der Herr Decanus dürffte sich nicht weiter bemühen. Nun/ nun. Vergest doch Morgen nicht zum Buchbinder zu gehen/ und treibet fleißig bey ihm an/ sagt daß ich die Bücher haben müsse/ (Wird angeklopfft) Klopfft iemand? Sehet doch wer da ist. Es sind zweene Studenten/ sie fragen/ ob der Herr Decanus zu Hause sey. E v Deca- Hört was sie wollen. Sie bitten umb die Deposition. Seind es Frembde. Lasset sie herrein gehen. Floretto und Amandus gehen in ih- ren Penal -Kleidern sambt Pickelher. ein/ und grüssen den Decanum. (ad Stud.) Jst das der dicke Hans? Wer seyd ihr? Wo kombt ihr her? Was ist euer Begehren? Wir sind arme Schulknaben/ haben uns in den Schulen auffgehalten/ haben nicht viel zum besten/ wolten uns nun gerne auff der Academi forthelffen/ bitten also Jhr Excellens, den Herrn Decanum, ob wir die Deposition erlangen/ und eingeschrieben werden könten. Ja gar wol. Aber/ was ist denn jenes für einer? (Weist auff Pickelher.) wil er sich denn auch mit deponiren lassen. Ja. Ehrenvester Wolweiser Herr Dickhans/ wenn sich euere Herrligkeiten so viel bemühen wolten. Deca- Aber wer seyd ihr denn? Wem gehört ihr an? Meinem Vater/ der hat mich deßwegen stu- dieren lassen/ daß ich einmal/ bey ihm ein Reichs- Rath werden soll. Wer ist denn euer Vater? Er ist seiner religion ein Schlotfeger. Aber könnet ihr auch wol e u ere Lateinische Sprache reden. Reden kan ich sie wol/ aber ich verstehe kein Wort davon. Das wil ich noch wol lernen/ ehe ich groß werde. Aber ich bitte Ehrenvester Herr Dickhans/ haltet uns doch nicht lange auff/ wir haben noch hier einen Brieff bey dem Weinschen- cken abzugeben. Es ist mächtig nöthig daran ge- legen. E. Herrl. wollen uns verzeihen/ daß wir ihm für dismahl nicht weiter Gesellschafft leisten können/ ein andermahl kan es wol geschehen. Er thue uns die Ehre und spreche uns einmal zu/ und bringe noch einen guten Freund oder ein paar mit/ wir haben unser Stube bey einem Pasteten- Bäcker/ ob es etwan so was zu schnabulieren setzen möchte. Deca- lacht. Jch halte auch/ davon magstu mehr/ als vom Studirn halten. Gehet nur für dieses mal hin/ und stellet euch morgen ümb diese Zeit wieder ein. (gehen ab.) Was muste diß für ein Kerl seyn/ er sahe gar ein wenig geschossenhafftig aus. Er wird sich viel- leicht so närrisch studirt haben? Jndessen könt ihr/ Johannes/ alles zu rechte machen/ daß es bestellet ist/ wenn sie morgen wiederkommen. (gehen ab.) Der Andern Handlung Vierdter Auffzug. Floretto, Amandus, Ein Studiosus, Pickelhering/ Depositor. Floretto, Pickelh. Amandus fähet an. Aber wo treffen wir ihn an? Wo wir anders seynd recht berichtet worden/ so soll er seine Stube hierumb haben. Wir wollen versuchen unnd anklopffen/ (klopffen an/ wird auffgethan.) Zu w em wolt ihr? Der Herr ver zeih uns/ ist der Herr nicht der Senior in der Meißnischen Nation? Stud. Ja ich bin der Senior unter den Meißnern. A- ber von keiner Nation weiß ich nichts. Wir Meiß- ner haben keine nation. Weßwegen fragt ihr? Wir wolten uns gerne bey dem Herrn ange- geben haben/ weil wir gleichfals Meißner sind; Bitten derowegen/ der Herr wolle sich doch unser im besten annehmen/ und uns in einem oder dem andern gebührender massen schützen/ werden wir es gegen dem Herrn Landsmann/ nach unsern we- nigen Vermögen wiederum vergleichen können/ und bedarff der Herr Landsmann sonsten unserer/ wollen wir uns gar willig dazu finden lassen. Kommet nur herein (gehen hinein/ emfängt Sie) So werdet ihr denn hier absolvi ren wollen? Aber wie seynd euere Namen/ (geben sie von sich/ er schreibet sie in die Matricul. Aber ihr (zu Pickelhering.) ihr werdet auch mit absolvi ren wollen.) Nein/ O nein! Ein Penal wil ich nur wer- den/ mehr begehre ich nicht. lachet. Jst doch dieses eben das/ und ist jo alles eins. Aber wie ist denn euer Nahme? Pickel. O ich habe gar keinen. Jhr werdet ja einen Nahmen haben? Wie heist denn euer Vater? Hat Er doch auch keinen gehabt. Der Herr Landsmann wolle es nicht übel vermercken/ es ist so ein poßierlich Mensch/ und haben ihn/ wider unsern Willen mit nehmen müssen. Jch sehe es ihm fast an. Aber wo kommen sie mit einander her? wollẽ sie ihren Access- Schmauß bald geben. Ja so bald wir nur möchten von unsern El- tern darzu bekommen/ der Herr Landsmann sey gebethen/ er wolle sich doch hierinnen unser anneh- men/ und uns in Ansehung unsers Vnvermögens/ auffs gnädigste als möglichen/ durch helffen. Jch habe deßwegen auch gar höchlich zubit- ten/ unsre Eltern werden uns nicht viel helffen können. Vnd köndte mir etwan der Herr Lands- mann zu einer Condition oder Famulatur ver- helffen/ daß ich die Communi tät nur dabey ha- ben möchte/ so hette ich absonderlich drumb zu bitten. Pickelh. Nein/ nein/ Er leugt/ es ist nicht wahr/ der Galgen Vogel hat einen reichen Kauffmann zum Vater. Jch wolte es wohl sagen/ wenn ich wolte/ aber ich mag es nicht thun. Jch wil schon sehen/ ob sich eine Gelegenheit angeben möchte. Wie ist es; Habt ihr euch ein- schreiben lassen? Nein/ wir seind erst gestern herkommen/ und haben bey dem Herrn Decano umb die Deposi- tion angehalten/ so nach Tische angestellet. Bitten wofern der Herr Landsmann sich von seinen Stu- dieren so viel abmüßigen wolte/ und derselben mit beywohnen helffen. Ja ja/ ich wil es gerne thun. Aber ist der Depositor bestellt? Weiß ers? Nein wir wissen nicht/ wo er wohnet/ wir seynd allhier noch gar unbekant/ Wir wollen es ihm durch Pickelh anmelden lassen. Du Pickelh. lauff eilends und geschwinde/ (Pickelh. läufft) wo hinaus? wo hinaus? was machstu? Jch thue was ihr mir befohlen habt/ und lauffe lauffe eilends und geschwinde. Was wilstu denn machen? Jch wolte eilends und geschwinde lauffen. Weistu denn wohin? Je nein/ wo sol ich denn eilends und ge- schwinde hinlauffen? Sagt doch fein eilends und geschwinde. So wil ich dirs sagen/ wo du hin gehen solst. Gehe allhier in die nechste Gasse zu einem Manne/ (Pickelh. gehet) aber verzieh doch/ du bist hefftig geschwinde/ was wolstu denn zu ihm sagen. Das wird er jo wissen. Du bist ein wunderlicher Kautz/ du bist ge- wiß noch nicht viel unter Leuten gewesen. Jch begehre mir auch nicht viel drunter/ es setzt gemeiniglich Schläge/ wenn man unter den Leuten ist/ ich wil lieber oben bleiben. So gehe hin zu dem Mann/ und sage es weh- ren drey grobe Bacchanten da. Was seynd das für Dinger/ es seynd gewiß gar gar statliche und vornehme Kerls/ ich bin jo auch mit dabey? Freylich. Sage daß er sich alsbald nach Tische bey dem Decano einstellen soll/ dieselben soll er deponiren. Da verstehe ich kein Wort davon. Wo soll ich hin gehen? Zum Depositor. Was die kranckt ist das? das habe ich mein Tage nicht gesehen/ was thut man denn damit: ist es denn ein Mensche? Freylich ist es ein Mensche. Es ist ein Mann der den Leuten die Hörner abstöst. wundert sich. Ein Mensch? Ein Mann? der den Leuten die Hörner abstöst? So ein Mann ist noch wol was nütze bey einer Stadt. Er muß schrecklich viel zu thun haben. Aber kan er auch wol so viel abstos- sen/ als andere auffsetzen? Was sol er denn bey uns? Er soll euch auch die Hörner abneh- men. F Pickel- Jst das möglich. Aber wie die Tübel sind wir zun Hörnern kommen/ wir haben jo keine Wei- ber. (Fühlt an den Kopff.) Was hilfft es/ die noch nicht deponirt seyn/ die haben alle Hörner. Drumb giebt es wohl so viel Hahnrey unter den Kauffleuten/ das macht/ es sind nicht viel unter ihnen telpenirt. Du lieber Gott/ wie fähet sich die Hörner-Plage schon in unserer Jugend an/ und wehret bis in unser graues Alter/ da gehet sie erst recht an. Aber es wird ein mächtig Zugelauf- fe seyn/ wenn wil er fertig werden/ wenn er allen die Hörner abnehmen soll? manche sitzen gar zu feste/ und seind all zu sehr verwimmert. Wol dem/ der mit Ehren ein Paar tragen kan/ ist es doch ietzund die neueste Mode/ und kan bald keiner kein vornehmer Mann seyn/ wenn er nicht so einen schönen Helm führet. Ey gehe du nur fort/ und bestelle es/ es wird sich das andere schon geben. Jndessen wil ich noch eines oder das andere mit diesen beyden reden. Sieh zu daß du es recht ausrichtest/ (Pickelhe- ring gehet heraus/ die innere Scene wird zuge- zogen.) Pickel- haussen auff dem Theatro. Ja/ ja/ ich wil nun gleich hin gehen/ ich werde es gar fein bestellen. Aber was ist es gewest/ wie die Tübel hieß nun der Narre/ da ich hin gehen sol? Wo treff ich ihn an? Jhr Weibergen; wo wohnt der Mann/ der die Hörner abstöst? Jhr wisst es doch. Mein weist mich doch ein wenig nach. Aber/ ich halte/ ihr bekümmert euch viel drumb/ ihr dürfft wol ehe wissen/ wo die wohnen die sie auffsetzen können; Ha/ ha/ hie sehe ich eine Thüre/ hie wird es gewiß seyn. (Klofft an.) komt heraus. Wer ist da? wil iemand zu mir? Nein/ ich wolte zu euch nicht/ ich wolte zu einem Manne/ der den Leuten die Hörner abstossen kan. Jhr werdet den Depositor meynen. Nein doch/ ich meyne den Mann/ der den Leuten die Hörner abstöst. (agiret.) Nun der Deposter, der Deposter. Poß dirs der Tübel und ich nicht. Was post ihr viel. Jhr hört wol/ daß ich zu dem Manne wil/ der den Leuten die Hörner abstöst. Das sag ich euch ungepost. F ij Depo- Nun/ nun/ was wolt ihr denn bey ihme? Jch bin der Mann. siehet ihn an/ und wundert sich. Seyd ihr der Mann/ der die Künste kan. Habt ihr denn auch eine Frau. Was habt ihr darnach zufragen; Jch habe freylich eine. Aber wer stöst sie denn Jhr ab? (schnacket wol mit ihm) Vnd was macht ihr denn nun mit allen Hörnern? Verkaufft ihr sie? Jhr werdet nicht gar viel draus lösen/ denn wie ich sehe/ so legt sie sich ein ieder selbsten zu/ wie viel er etwan für sein Haus bedarff. Was sols denn nun seyn? so macht es doch ein mahl fort. Jch habe ja mehr zu thun/ als so vergeblich mit euch die Zeit zuzubringen. Jhr solt/ ihr solt/ ihr solt/ was solt ihr denn nun? Jhr solt stracks nach Essens zum Dicken- hansen kommen/ und solt euer Gescherement/ was ihr habt/ mit bringen/ es wird was zu thun setzen. Zum Decano sol ich kommen? Jst es gewiß/ Jch werde mich schon darnach richten. (gehet ab.) Pickel- Jst das der Mann/ der die Hörner abstöst? ob denn solche Männer noch mehr in der Welt seyn? hab’ ich doch mein Tage noch keinen gesehen. Es sind gewiß nur solche Leute wo Studenten sind. So wil ich nur wieder heim gehen und wil sehen/ ob ich meine Hörner/ die es mir darnach abstossen wird/ etwa einem andern auffsetzen kan. Man wird jo auch was für seine Mühe haben. Es ist anietzo ohne das nicht viel zu erworben/ und muß man untern Leuten verstossen was man kan. Jch wil es wol machen. (Gehet ab.) Der Andern Handlung Fünffter Auffzug. Pickelhering/ Floretto, Amandus, Wo werde ich nun meine Herren finden. Sie seind nicht mehr bey ihrem Landsmanne/ so seind sie auch nicht zu hause/ der Herr Landsmann wird sie gewiß in Weinkeller geführt haben/ und wird ihnen eine Ehre aus ihren Beutel thun. ( Floretto und Amandus gehen ein.) Sich/ sich/ da kommen sie gleich. Wie ist es? bistu da gewesen? wil er kom- men? F iij Pickel- Ja Er wird nicht lange aussen seyn. Das ist ein possirlich Mann/ ich bildete mir ein/ er wür- de viel anders aussehen/ als er sahe. Jch dachte es were etwa ein Meer-Munder hette Flügel wie ein Drache/ so sehe ich wol/ es ist ein Mann wie ein ander Mann/ und hat so wol einen Kopff/ ein Maul der quere/ wie ich. Du bist wunderlich Pickelher. Aber laß uns immer gemach anstellung dazu machen/ laß sehen/ hurtig; schicke Tisch und Bäncke zu/ daß sie sich niedersetzen können. schickt alles zu. Jch wil jo sehen/ was draus werden wird. (Gehen mit einander ab.) Der Andern Handlung Sechster Auffzug. Ein Adjunctus gehet neben etzli- chen Landsleuten/ dem Depositore, beyden Bacchanten und Pickelher. ein. Der Adjunctus, Landsleute und De- positor setzen sich. fähet an. Jhr werdet euch zu entsinnen wissen/ wessen gestalt ihr bey dem Herrn Decano gestern umb die Deposition angehalten/ auch ietziger Tag dar- zu be- zu bestimmt worden. Weil aber dem Herrn Deca- no anderwegs nothwendigere Geschäffte und Ver- richtungen fürgefallen/ als hat er diesen actum durch mich verrichten wollen; Frage euch hier- mit gegenwertig noch einmal/ ob ihr euch durch diese deposition wollet einschreiben lassen. Beyde Ja. So übergebe ich sie euch Herr Depositor un- ter eure Hände/ daß ihr an ihnen die groben Kno- ten/ Späne und Klötzer wohl abhauen/ abhobeln und abstossen wollet/ damit sie hierdurch ihr bäue- risches Leben ablegen/ hingegen ihre Glieder zu aller Höffligkeit ausgearbeitet werden mögen / son- derlich wollet ihr euren Fleiß an diesem Herrn (weist auf Pickelher.) nicht sparen/ denn wie mich bedün- cket/ so mag ers ziemlich von nöthen haben. Allhier führet der Depos. die Bac- ch. hinaus/ kleidet sich und dieselben gewöhn- lich an/ in dessen so geben die Landsleute dem Assessori der Bacchanten Namen. Er schreibet sie auff/ der Depos. komt wieder hinein/ mit seinem Werckzeuge/ legt ihn aus/ und gehet also die Deposition an/ Pickelher und der Depos. agiren stattlich mit einander. F iiij Nach Nach geendeter Deposition fähet der adjunctus an. So wündsche ich euch allen ingesambt (Giebt einem iedweden die Hand/ und geust ihnen Wein auff den Kopff) Glück und Wolfahrt zu eurem neuen Stand und Orden. Die Götter helffen daß ihr fleissig studieren/ und künfftiger Zeit hohe und vornehme Männer aus euch werden mögen/ (Gehen alle ab.) Der Tübel wie hat mich der Kerl geschoren/ und wenn er mir alle grobe Späne hette abhauen sollen/ so were letzlich gar nichts an mir geblieben. Wie thut mir mein Buckel so weh. Das studieren lest sich gar mißlich unnd schlim an/ ist das/ das lustige und fröliche Studenten-Leben? glaub es der Hencker; ich wil einem andern die Lust für mir gerne gönnen. Aber was hilffts/ es mag drumb seyn/ so bin ich doch nun ein wackerer Kerl und Studente worden. Einer muß erst was leiden/ eue man was wird/ und muß erst fein von unten anfagen. Jch dencke es sol nun über- standen seyn. Krieg ich den alten Hosenscheisser einmal/ ich wil ihn auch hobeln/ daß ihm die Rip- pen knacken sollen. Jch werde hinein gehen/ und werde sehen ob es nun was zum besten giebt/ denn auff einen guten Bissen/ gehört sich ein gut Trünckgen. (Gehet ab.) Vnter- Vnter Handl ng Der andere Auffzug. Brose und Käthe gehen erst ein. Je seind wir nicht so greulich lustig auff der löbte gewest. Vnd hette es Alexen nimmermehr gegläubet/ wenn ers gleich noch einmal gesagt het- te/ was Floridon für ein straffer Kerl ist. Er hat- te so einen schönen Senckel in der Krause/ und wahre so ein schöner Zahnstocher dran/ er glosse doch fluchs wie lauter Gold. Jch habe wacker gezecht/ und räuet mich/ daß ich meinen Schreckenberger nicht habe absauffen können. Käthe hastu denn auch die Schürtze voll Gebrathens noch/ die ich dir einbunde? Jch habe sie freylich noch/ wir haben noch ein acht Tage davon zu pampen. Wie frossen wir uns die Bänsche so voll in der gelben Hiersenmau- cke/ und das Schweinefleisch schmackte auch gar zu gut/ ich aße immer drein/ daß mirs durch alle 10. troffe. Jäckel kömt heraus mit einem Buche Mutter gebt mir doch eine Butterschnitze/ ich mus in die Schule gehn. F v Käthe. Warthe/ ietzunt komm ich hinein. Ey macht doch fort; ich kriege darnach Stös- se v on dem Schulmeister. zu Brosen. Brose/ wie wollen wirs denn nun noch mit Jäckeln machen? Wollen wir ihn denn noch nein auff den Vnverstand thun/ unnd wollen ihn zu ei- nem Staudenten machen lassen? Der Bube hat so schreckliche Lust zu der Staudiriche. Wie er noch in der Buje lage/ er lage und zu fingerte sich/ ich dachte Er würde gar ein Organischt werden. Es sind jo solche Müßiggenger ohne das ge- nug; Was sollen wirs ihn noch lange lernen las- sen. Er wird es schon von sich selber lernen/ und wenn er 10. Jahr auff dem Vnverstande wehre/ ich gläubte nicht/ daß er lernete einen Pflug recht keilen. Wofür giebt einer denn das Geld? Je Brose/ hört ihrs nicht/ wir wollen ihn lassen zu so einen Kerl machen/ sie haben Degen an/ und wissen sich gar viel; Ob es Doctor, oder was sonsten seyn? Was soll er denn für einer werden? Jrgend so einer/ der den Leuthen das Wasser besihet/ und einem so ein Gepurlament im Bansche machen kan/ kan/ daß einer einen Tag ein mahl oder 20. lauffen mus? Ha/ ha! ich verstehe es wohl/ so ein Scheiß Doctor. Aber was sind die Kerl nütze/ einer muß ihnen so einen Sturm Geld geben/ und kriegt kei- nen guten Bissen davor zu fressen. Jch halte wenn man sonsten nicht kranck ist/ sie können einen wohl kranck machen. Sie seynd rechte Drecklader und Schuttausführer/ sie zuschmieren und zu patzen sich/ biß sie endlich den gantzen Schiß übern Hauffen werffen/ ehe hören sie nicht auff. Es sind jo noch mehr solche Kerl die Degen tragen/ sie haben immer ein Storm geschrieben Zeug in Fäusten/ reden immer mit sich selber/ und lauffen auff der Gasse/ wie die Faßbinder. Ha ha; Jch weiß schon/ wen du meinst; Es sind da die Krumb macher/ die Causenmacher/ die Zungendrescher/ die falschen Advocaten, und fal- schen Christen/ die die Leuthe so wacker bescheissen können/ an denen ist vollents keine gute Haare/ sie wissen einem so künstlich das Geld aus dem Beu- tel zu plaudern/ und können einen in eine Patzschke hinein führen/ daß einer die Hände übern Kopff zu- sam̃en schlagen möchte. Es sind ihr wohl zum Theil Schindhunde und sind auff lose Stückgen und Partieten abgericht/ wie die Schießhunde. Ei- ner gerathe nur einmal in ihre Fäuste/ sie werden einen wohl zupffen/ daß einer nichts behelt/ die Me- Metichse, wie sie heissen/ haben möch/ vergangen einen armen Sünder gehabt/ den sie zuschnitten haben/ wie sies irgend machen mögen/ ich habe so davon gehört/ da haben sie gleich alles bey ihm gefunden/ was bey einem andern Men- schen ist/ ohne! Kein Gewissen hat Er nicht ge- habt/ das haben sie nicht finden können/ und das soll auch so seyn ein Jurist und schlimmer Advoca- ten -Knecht gewesen. So wollen wir ihn so einen werden lassen/ der da predigen/ und das Wort Gottes gehandha- ben kan/ irgend so auff einem Dorffe/ die sind doch fein fromm. So mäßig; Sie sind eben auch gemengt/ ich halte auch einer für den andern/ und machens manchsmal schier so arg als die andern/ du sie- hest es jo wie es unser macht/ wenn er in der Schencke ist/ unnd wenn sie darnach hinauff auffs Höltzigen treten/ so schelten und schmelen sie/ alswenn sie ihre Tage kein Wasser getrübet het- ten/ sie versauffen jo fluchs Betten und Bibeln/ und sauffen daß ihnen die Hartzkappe und alles knackt. Jäckel wilst du denn so ein Kerl werden/ wie unser Pfarrer ist? sagt/ Ja. Du must aber erst ein Staudente werden/ und und must nein auff den Vnverstand. Getraustu dirs auch wohl zu erschwingen. zu allen Ja/ zu Brosen. Wir wollens doch immer mit dem jungen Lecker versuchen/ weil der Schelm so gute Lust da- zu hat. Der Schulmeister lobt ihn auch gar zu sehr/ was er für einen gescheiden Kopff hat/ er kennet möch die Buchstaben im gantzen A. B. C. schon alle/ biß auff die letzten 23. Morgen wenn wir hinein zu Marckte gehen/ so wollen wir ihn mit nehmen. Wilstu mit mein Jäckel? Ja/ (gehen alle ab.) Der Dritten Handlung Erster Auffzug. Magnif. Pedel, Floretto, Amandus, Pickelher. Der Magnif. gehet mit dem Pedel ein/ trägt ein gros Buch hinten nach/ setzt sich und spricht: Haben die beyden Studenten draussen lan- ge gewartet? sind sie noch da? last sie nur herein kommen. rufft. (Pickelhering führt beyde hinein) Einen glückseligen guten Morgen Jhre Magnificens. Ma- Deogratias. Wo komt ihr her? Jmmer daher. Seyd ihr nüchtern? sihet sich umb ( ad Stud. ) das weiß ich nicht. Was die Tübel sprechen wir? Wir wol- len immer sprechen Ja/ es wird gewiß ein Früh- stückgen oder eine Kanne Spanischen Wein setzen (antwortet) Ja Ja/ ich dencke wir seynd noch gar nüchtern. Wolt ihr schweren? Mein Siele/ wir sind noch alle nüchtern/ wolt ihr mir nicht glauben so fragt nur die Herren. Jch frage nicht darnach/ ich meine ob ihr noch nüchtern seyd/ und ob ihr schweren und euer Jura- ment ablegen wolt. Was wird denn das nun wieder neues seyn/ ich dachte die Plackerey were nun einmahl alle; Aber was ist das/ was wil man mit uns thun. Biß doch stille/ hörstu nicht/ daß wir schwe- ren sollen. Wem zu gefallen denn/ hab ich doch schon ge- schworen/ daß wir nüchtern seyn. Magni- ( ad Stud. ) Seyd ihr nüchtern und wolt ihr schweren? Ja Jhre Magnificens. Es ist gar gut ( ad Pedel ) schlaget ihnen das Buch auff/ und zündet die Lichter an ( ad Stud. ) seyd ihr lange hier gewesen. Ein paar Tage ohne gefehr. Es ist recht daß ihr euch bey Zeiten einstel- let und euch für membra der Universi tät erklä- ret/ so habt ihr euch auch hinwieder alles Schutzes zu ihr zuversehen/ wiewohl ich nicht zweifle ihr werdet euch also zuverhalten wissen/ damit sie euch mehr in guten als übeln Zustande bedienlichen seyn. Was wird denn nun draus/ wir wollen im- mer wieder gehen/ ich sehe mir hier keine grosse Freude. Verzieh doch/ dn sihest jo daß wir erst schwe- ren sollen. Schweren? mus man sich zu einem Stu- denten schweren? wie lange schweret man denn/ bis man einer wird? kan man sich zu einem Stu- denten denten schweren/ so were es kein Wunder/ die Soldaten weren eitel Studenten; muß ich denn auch schweren? das wird schöne hergehen. Die Liechter kommen/ der Pedel schlägt ihnen das Buch auff/ sie legen die Finger drauff/ Pickelher. zie- het sie zu rück. Es wird jo nicht euer Ernst seyn/ und wer- det schweren/ ich dachte ihr woltet auff der Vniver- sität was gutes lernen/ solernet ihr schweren. Jhr wisset wol Amandus wie euchs die Mutter ver- bothe/ ihr solt euch nicht an das Schweren ge- wehnen/ ich wils ihr wol sagen lassen/ ( ad Magni- ficum ) Jhr solt verständiger seyn als sie/ und solt es ihnen wehren/ wenn sies thun wollen/ so heist ihrs ihnen noch. lacht/ und spricht zu beyden: Legt ihr nur euer Jurament ab. Beyde juri ren heimlich/ Magnificus zu Pickelher. Nun so komme du auch her/ schwere/ wilstu anders ein Studente werden. Jch schwere mein Siele nicht/ ich kan auch nicht schweren/ wenns noch fluchen were/ so möcht es seyn/ mit dem fluchen wolt ich noch ehe sehen wie wie ichs machte/ das Schweren ist gar zu arg. lacht und schertzt. Du must dran/ es hilfft nichts dafür/ man wird dir nichts besonders machen/ immer her/ weil du nüchtern bist. Bin ich doch nicht nüchtern/ ich habe schon ein Pfund oder etzliche Fleisch im Magen. Du sagest jo du werst nüchtern; So must du wieder kommen wenn du nüchtern bist. Darff man denn nicht schweren/ als wenn man nüchtern ist/ wenn einer voll ist so schweret jo einer am ehesten. Nein/ solche Sachen müssen fein mit gutem Verstande fürgenommen und angefangen wer- den/ und muß fein nüchtern geschehen. So werde ich wol mein Tage nicht schweren dürffen/ und wird wol bleiben. Warumb denn? Jch bin mein Tage nicht nüchtern/ ich trincke immer auf den morgenden Durst/ und manch- mal gar auff die andere Wochen. Jch bin auch G noch noch nicht mündig/ und bin nur ein Studenten- Jüngelgen. Aber daß ihr jo sehet/ daß mir nicht eben so viel daran gelegen ist/ so gebt nur immer her/ es mag drumb seyn/ (legt sich mit dem gan- tzen Leibe auff das Buch/ und fähet an) Ego N. N. was bedeuten die N. N. Narr Narr: Nun Ego Narr Nar ju- ju- ju, der Tübel es wil nicht fort/ hette ich doch nicht gedacht/ daß einen das Schweren so schwer ankäme; Jch kan doch sonst so fix schweren wenn mans am nöthigsten haben wil/ sehe ich wol/ mangelts einem am ersten/ Ego ju- ju- ju, es wil nicht fort/ ( agirt sonst.) ad Stud. Wie seind euerer beyde Nahmen/ (sie ge- ben sie von sich; Der Magnif. schreibet sie in seine matricul und ihre Testimonia, und stellet sie bey- den zu) ad Pickelher Wie heist denn du? Das weiß ich nicht/ es wird schon auch da drinnen stehen/ Jch heisse wie so ein Ding/ es gleist wie Gold/ und reucht wie Pickelhering/ wist ihrs nun (Pickelhering bekömt auch ein Testimo- nium. ) So gehet hin in Gottes Namen/ unser HErr GOTT gebe Glück zu euern Studieren. (Gehen ab.) Der Der Dritten Handlung Anderer Auffzug. Hier trit ein Professor auff und profitirt, die beyden Penale und andere Studiosi, wie auch des Bauren Sohn und Pickelhering kommen ins Auditorium, hö- ren zu) und schreiben nach/ nach ge- endeter Lection treten alle wieder ab. Der Dritten Handlung Dritter Auffzug. Floretto, Amandus, Pickelhering/ Ein Studenten-Jung. Jetzo sitzen die beyden Penäle auff dem Theatro, gleich als in ihrem Musæo, seind lustig und spielen im Brete/ es kömt ein Studenten-Jung hinein und spricht: Die Herren Landsleute und mein Herr schicken mich her/ und lassen euch ansagen/ ihr solt euch gefast machen/ sie wollen zu euch kom- men den Acceß -Schmauß zu holen. G ij Beyde Beyde erschrecken/ werffen das Bretspiel übern hauffen/ der Junge gehet ab/ Pickelhering kömt dazu ist lu- stig/ trägt Wein und Bier/ Taback und Pfeiffen auff/ die Landsleute kommen an/ werden empfangen/ setzen sich nie- der/ und sauffen starck herümb/ Pickelh. setzt sich mit zu Tische und säufft prave mit/ es gehen Ohrfeigen und Nasenstüber zu zohte. Pickelhering hilfft statlich mit über seine Her- ren/ die Studenten-Jungen stecken ein was sie finden. Endlich werden 2. Studenten uneins über dem Kartenspiel und schlagen sich tumul- tuosè mit einander. Tische/ Bäncke/ und Glä- ser werden über einen hauffen gestossen. Die bey- den Streitenden werden zu seite gebracht/ beyde Penäle müssen sich verstecken/ und zergehet der Schmauß/ bis endlich niemand auf dem Theatro bleibet. Der Dritten Handlung Vierdter Auffzug. Ein Studiosus, zween andere Studiosi, Studenten-junge/ Der Der eine streitende Studiosus liegt auffm Theatro im Bette mit Hosen/ Wams und Stiefeln. Es kommen 2. Studiosi vor die Thür/ klopfen an/ der erwachet endlich/ stehet auff/ öffnet die Thür/ Die frembden 2. Studiosi gehen hinein und sagen: Wir haben ihm ein Wort zu sprechen. Er wird sich zu entsinnen wissen/ was gestern Abends auff dem Schmause passirt, und zwischen Mons. de la Blanqve und ihm sey fürgelauffen. Weil er ihn deñ mit Wortẽ und anders wegs zum unhöffligsten angelassen/ als ist er gesinnet/ sol- ches/ als einem redlichen Burschen zu stehet/ be- stermassen zu revanchiren. Lest ihm hierbey durch uns anmelden/ daß er sich innerhalb einer Stun- de gefast halten/ und mit einem guten Hawdegen vor dem Thore auff gewöhnlichen Platz erschei- nen soll/ allda er seiner erwarten/ und ihm dar- thun wil/ weß gestalt er seine Ehre und guten Na- men allezeit bis auff den letzten Blutstropffen zu schützen gesinnet/ würde er aussen bleiben/ so sol er wissen/ daß er ihn nicht nur für den grösten Cujon, so zu finden/ iederzeit halten werde/ sondern sol auch gewertig seyn ihn auff freyer öffentlicher Strassen zu attaquiren, und in allen Compa- gnien zu schimpffen; Mous. seine Erklärung dar- über zu vernehmen/ seind wir allhier. G iij Stud. Monsieurs, Jch bedancke mich gegen diesel- ben/ daß sie sich meinet wegen so viel haben mü- hen wollen/ weiß mich auch zu bescheiden/ was etwan auff gestrigem Schmauße fürgelauffen/ dz ich aber mit de la Blanque, oder sonst mit einem andern soll in Streit gerathen seyn/ ist das erste Wort so ich von Mous. höre. Jch bin über die massen truncken gewesen/ daß ich nicht weiß/ wie ich allhier zu liegen kommen/ und so dergleichen/ daß ich fast nicht vermeynen kan/ ja fürgangen/ ist mirs warhafftig leid. Daß aber Mous. de la Blanque, solches an mich anietzo begehret/ hette ich zwar gnugsame Vrsache es für dieses mahl auszuschlagen/ weil ich theils in meinem Kopff noch alle wun erlich/ theils weder Schlagdegen noch gute Freunde so bald zur Hand haben kan. Damit sie aber an meiner resolution nicht zweif- feln/ so werde ich schon bewuste Zeit und Ort in acht zu nehmen wissen/ können Mous. de la Blan- que nur solches/ ohn beschweret/ wieder zu entbie- ten/ absonderlich aber/ daß er nicht viel Wesens davon machen möge/ damit es nicht auskomme/ denn ich ohne das ziemlich schwartz und auff dem Sprunge stehe. Mous. Franze wird hierinnen geg ebener parol schon nachzukommen wissen/ er vergebe uns hierinnen/ daß wir ihm vielleicht hiermit haben haben beschwerlichen seyn mögen/ wir haben nicht mehr gethan/ als was uns auszurichten anbefoh- len worden. Mousiers vergeben mir vielmehr/ und ist mir leid/ daß ich dieselben bey so gestalten Sachen nicht bewirthen kan; Sie gönnen mir die Ehre/ und ersuchen mein weniges Losament weiter. (Gehen ab.) (Pfeifft dem Jungen) Holla Jun- ge; der Kopff halt ich ist mit dir auch noch schwer/ (Der Junge gehet gar schlafftruncken ein/ und döhnt sich) Wie ich sehe/ so wird der Herr ge- stern auch ein Räuschgen gehabt haben; Es ge- hört sich auch so/ daß sich die Jungen völler sauffen als die Herren. Wo ist mein Gehenck und De- gen? (Der Junge sihet nichts/ krauet sich hinter den Ohren/ Franze schlägt ihn ümb den Kopff/) Hörstu nicht/ du leichtfertiger Schelm/ wo hast du meinen Degen und Gehencke? krauet sich. Jch weiß ihn nicht/ er wird noch auff dem Schmauße seyn. prügelt ihn prav ab. Geh eilends und geschwinde und hohl ihn. (Der Junge gehet ab.) Wenn sich der leichtfertige Schelm den Degen hette neh- men lassen? Aber was werde ich für gute Freunde zu meinen Beyständen mit hinaus G iiij nehmen? nehmen? Jch weiß schon welche. Bin ich denn gestern so hefftig truncken gewesen? Jch weiß michs ietzo nur ein wenig noch zu entsinnen Wenn nur der leichtfertige Schelm wieder kähme/ daß ich ausgehen könte/ (Streckt sich wieder auff das Bett/ der Junge kömbt und bringt den De- gen/) Jch wil dich leichtfertigen Schelm auff meine Sachen lehren acht geben/ komm ich dir übern Kopff. Mache flugs fort/ und suche die Schlag-Handschuch zu rechte/ und nimb diesen Degen/ und laß ihn bey dem Schwertfeger wol schärffen/ hernach so trage ihn hinaus für das Thor/ und warte meiner daselbsten. (Der Junge nimbt Handschuch und Degen/ und gehet fort.) Jch wil dem Kerl schon wissen zu begegnen/ ich habe noch manchen für mir gehabt/ der soll mich noch nicht fressen/ ich wil ihn gewiß zeichnen/ daß er eine weile an mich gedencken soll/ (Gehet auch ab.) Der Dritten Handlung Fünffter Auffzug. Mous. de la Blanqve, Mous. Fran- ze mit ihren Secunden, der Jun- ge mit dem Degen/ Pickelhering und andere Stud. Eine Eine Parthey trit auff/ ziehet sich aus; Gegentheil kömt auch an mit seinen Se- cunden/ sie gehen 3. Gänge ohne Wort- wechßlung zusammen. Mons. Franze wird beschädiget. Læsus wil keinen Ver- trag annehmen/ die Secunden legen fich dazwischen/ wollen auch einander in die Haare/ wird aber unternommen und wird alles vertragen. Sie treten ab/ in willens auff den Weinkeller zugehen/ (gehen ab) Schreyen und Juchzen hinter den Tep- pichten/ als wehren sie in dem Keller und träncken/ Pickelh. lest sich auch hören. Der Dritten Handlung Sechster Auffzug. Floretto, Amandus, Pickelhering/ etzliche Stud. Floretto, Amandus, Pickelh. treten gantz traurig auff. Aber Pickelh. Wie wird es nun werden/ das Geld ist fort; Wie fangen wirs weiter an? Jst das Geld fort? danckt ihrs GOtt/ so G v seyd seyd ihrs loß. Wenn wir nur wacker zu fressen und sauffen haben/ wer schirt sich umbs Geld. Aber wo bekömstu was/ wenn du kein Geld hast? und das gienge noch wol hin/ wenn wir nicht in Weinkellern und sonsten überall so viel schuldig weren. Das Ding wird also den Stich die länge nicht halten/ mir müssen es etwas ge- nauer anfangen. Wir wollen hinein gehen/ wenn etwa Bursche nach uns fragen und uns zuspre- chen wollen/ so sage nur/ wir wehren nicht zu Hause. gar traurig. Ja ja/ ich wil sie wohl abweisen; Es ist mir nicht leid davor. (Sie gehen hinein. zu sich selbsten) Je schiß dir doch 1000. mahl auff solch gesäuffe/ wenn man am besten wil anfangen/ so ist es alle. Das Ding wird nicht für meinen Magen seyn/ ich vermeynte heut so ein Trünckgen zu thun/ so sehe ich wol/ es dürffte nicht gesche- hen. Die Tübel wie durscht mich. Meine Her- ren fragen mich immer warumb ich so trincke/ und fragen mich nicht einmal/ warum mich so dürstet. Jch muß sehen/ wo ich einen guten Freund bekom- me/ der mir eine Ehre thut. Etzliche Studiosi kommen daher gegangen. Jch hette heut fast ein Lüstgen zu schmaußen. Der Jch schliege es auch nicht aus/ könten wir ei- nen Wirth bekommen. zu fich. Das wird gut werden; Die guten Herren liegen auch an meiner Kranckheit. ( ad Stud. ) Aber wie so traurig ihr Herren? Woher? wollen sie etwa zu meinem Juncker und Herrn Amando, sie seynd drinnen/ wenn sie zu ihnen wollen? Singnor -Pickelher. wir bedancken uns/ ein andermahl/ wir wollen ihnen nicht Vngelegenheit machen/ wir werden sonst einem guten Freunde zusprechen. Sie machen ihnen gantz keine Vugelegen- heit/ die Herren spatzieren doch nur ein wenig hin- ein/ Sie können jo nach belieben warten. Jch weiß meine Herren werden es recht gerne sehen/ die Zeit ist ihnen ohne das lang/ und hetten längst gerne gesehen/ daß iemand zu ihnen kommen were/ (Sie schlagen es gäntzlich ab/ doch auff Pi- ckelher. grosses Nöthigen/ lassen sie sich he- handeln. Pickelh gehet vor) Jch weiß für- wahr nicht/ wollen die Herren herein spatzieren/ Sie kommen in ein übelauffgebutzt Losament/ wie es auff armen Penal-Stuben pflegt zu seyn. Es Es wird den Herren wenig zu gute geschehen kön- nen/ wir solten ihnen billich eine Ehre thun/ so se- hen die Herren selbsten unsern Zustand. Jhr Herren verzeiht uns. Hier hat uns Mons. Pickelh. herein bracht/ sie lassen sich nicht irren in ihrem Studieren. Jch sehe wohl sie seynd sehr fleißig. Gar im geringsten nicht/ die Herren wollen ihnen doch belieben lassen/ sich ein wenig nieder zu lassen/ wir solten den Herren nun billig eine Ehre erweisen. Sie legen doch ein wenig ihre Degen von sich. Floretto gehet mit Pickelher. hinaus/ Pickelh. spricht: Das seynd grobe unverschämbte Kerl: Jch habe mich lange haussen mit ihnen herumb ge- tröscht/ und sagte ihr wehret nicht zu Hause/ es halffe alles nichts/ sie wolten sich nicht abweisen lassen/ und sagten/ sie hetten euch jo drinnen ge- hört/ was ich viel sagen wolt/ ich solte ihnen zu sauffen schaffen/ oder der Tübel solte mir in die Kopff fahren. Wie fangen wirs denn an? Jch habe weder Heller noch Pfennig. Amandus auch nicht. Wir können sie jo nicht so trucken sitzen lassen. Hastu sie hinein hinein geführet/ so magstu sehen/ wie du sie bewir- thest/ und wieder loß wirst. Habt ihr denn gantz kein Geld nicht/ sehet doch darnach? Hier habe ich noch einen Dreyer/ der wirds nicht ausrichten. Gebt ihn nur her/ (gehen wieder hinein.) Die Herren verzeihen uns. Wir hetten zu keiner ungelegner Zeit Gäste anietzo bekommen können. Wir seynd gleich nicht bey Gelde. Es ist uns Leid/ daß wir den Herren nicht eine Ehre erweisen sollen. gehet weg. Die Herren lassen ihnen indessen die Zeit nicht lang seyn/ ich werde gleich wieder bey sie seyn. Jch wil indessen sehen/ daß ich einen Trunck bekomme. (gehet ab) Es ist unnöthig/ die Herren machen sich keine Vngelegenheit ( discurriren mit einander) Pickelh. ist sehr lang aussen/ kömmet endlich mit einem Nesel sauern Bier in einem Krüglein/ setzt es auff den Tisch/ sie vermeinen es were Wein/ Pickelh. zaudert hefftig und macht alles sehr langsam/ spie- spielet die Gläßer und grosse Humpen aus/ thut zu vor einen praven Soff/ nimt das kleineste Glaß schencket sehr wenig ein. etc. Die Herren verzeihen mir es hat sich etwas verzogen/ sie trincken nun desto fleißiger herumb (es wil ihnen nicht schmecken/ schütteln die Köpffe/ die Penale stecken gleichfals die Köpffe zusammen/ Pickelhering heist sie lustig trincken/ bringt alte und kurtze strümpfgen Tabackpfeiffen hinein. Es wil den Gästen gar nicht gefallen/ wie es an dritten kömt/ so ist das Bier aus/ Sie schmelen und sagen wofür sie angesehen würden/ daß ih- nen sauer Bier für gesatzt würde (Pickelhering sagt sie sollen sich nur gedulden/ er wolte sehen/ daß er ein grösser Gefäß bekähme/ nimt einen gros- sen Krug und gehet davon/ kombt aber wieder/ bringt nichts/ sagt/ es wolte niemand borgen. Die Studenten werden unwillig/ fahen an zu fluchen/ und sagen/ die Penale sollen Bier schaf- fen/ die Penale entschuldigen sich/ es wehre ihnen unmöglich/ sie hätten kein Geld/ die Bursche schmeissen alles übern hauffen/ wollen Pickelher. prügeln/ er solle Bier schaffen/ Pickelher. wird nicht wohl dabey/ sagt Floretto solle den Ring her- geben den ihm Jungfer Emerentze mit auff den Weg gegeben Floretto erschrickt/ wil nichts da- von wissen/ die Bursche setzen ihm schärffer zu/ wol- len ihn corrigiren, kündigen ihm an/ auff morgen 10. Thaler 10. Thaler zu schaffen/ die besten Bücher promo- vi ren sie/ die andern schicken sie nach dem Keller/ Pickelher. kömbt und bringt Bier/ fänget auch an lustig zu seyn/ säufft prave mit und meynet/ weil alles an Galgen gehen soll/ wolle er getrost zu helf- fen. Pickelher. schneidet von dem Krantze Ge- würtze mir unter den Taback/ erzehlt wie ihn Juncker Floretto zu gleich mit dem Ringe von seiner Liebsten zu Hause bekommen/ denselben aber ihm zugeworffen/ dem Floretto werden noch andere 10. Thal. angekündiget zu der Correction, treiben es hefftig/ und zergehet letzlich das Gelack. Der Dritten Handlung Siebender Auffzug. Ein Bote/ Floretto, Amandus, Pickelhering. Tritt ein Both auffs Theatrum, fraget nach den Penälen/ sonderlich nach des Kauff- manns-Sohn/ klopfft am Logament an/ die Penäle kommen herraus in alten zerlumbden Kleidern/ von Spuhlwürmern gantz durchfah- ren/ des Kauffmanns-Sohn bekömt Schreiben von Hause/ nebenst einen Sack mit Gelde/ bricht es auff und spricht: Amandus. Der Sack mit dem Gelde ist mir lieber als zehen Brieffe. Aber hier findet sich noch eine Jnlage/ Floretto sie stehet an Euch/ (übergibt ihn/ list den Brieff heimlich) sagt daß sie bey- de Geld zum Absolvir -Schmauße bekommen/ sonsten wehrs nichts sonderliches ( Floretto list die Vberschrifft) Meinem liebsten Floretto, und treuestem Schatze in geheim zu übergeben. lächelnd. Jch höre den Vogel schon an seinem Gesan- ge der Brieff rühret von einer vornehmen Da- moiselle Jungfer Emerenzen her. Jch vermei- nete/ es solt ihr fast vergangen seyn. Es ver- dreust mich nur die Mühe zu lesen; Doch wil ich ihn nur für die lange Weile erbrechen/ und wil doch sehen/ was ihr etwan neues getreumet/ (er- bricht den Brieff und fähet folgens also an zu le- sen.) Allerliebster getreuesier Schatz! Nach dem es nicht genung ist/ was die Glückseeligkeit ei- ner treuen Liebhaberin belanget/ ihren Liebsten noch am Leben zu wissen/ sie wisse denn auch/ ob auch sie noch in dessen Gedächtnüß lebe; Dahe- ro ich die Feder ergriffen/ meinen Liebsten zu ver- sichern/ daß/ leb’ich in dessen Gewogenheit/ so leb’ ich in solcher Zufriedenheit/ dariñen ich nichts mehr wündschen könte/ als die Beharrligkeit in so vergnüglichem Zustande. Jch wil nicht ver- meinen/ meynen (ich sage) ich wil nicht vermeynen/ daß er das Feuer/ welches mein Herr allhier vor langer Zeit angezündets in ihm so bald werde haben erle- schen lassen? Mein Herr vergebe mir/ daß ich also rede/ die Liebe macht mich also zu reden. Er wähne nicht/ daß eintzige Abwesenheit meine Liebe vertil- gen könte/ sie ist ein wenig zu feste gegründet. We- re seine vergnügliche Gegenwart mir nicht so er- freulich gewesen/ so were mir dessen Abwesenheit nicht so unerträglich worden. Wie lieb es mir demnach gewesen/ nach dem es sich bey Anwesen- heit seiner angelassen/ als hette das wiederwertige Glück nun noch einmahl Stillestand mit mir ge- troffen/ kan ich nicht sagen/ und wiewol es uns noch inständig anfeindet/ so wird doch die Lieblig- keit der Liebe/ dessen Grausamkeit über winden und dahin zwingen/ daß es uns endlichen noch die Zufriedenheit vergünstigen müsse. Wie? zweifelt mein Hertzallerliebster/ als ob ich umb desto we- niger beständig liebe? ob gleich das Feuer brün- stiger Begierden eine Zeitlang von nichts anders als den Winden gäntzlicher Verzweifelung ange- blasen worden/ so wird es doch noch auff gutem Grund gewündschter Glückseeligkeit zu anckern kommen. So vergewissere mich denn nun/ mein Besitzer/ seiner völligen Gunst umb meine Be- friedenheit zu befriedigen. Er soll erfahren/ daß seine Liebe nicht schlechtlich angewendet/ viel we- niger meine Hoffnung übel gegründet gewesen. H Er Er soll erfahren/ was das Hertz einer Damen vermag/ die ihre Liebe auff so was rechtschaffenes/ wie er ist/ geworffen. Ey! so füge er mir denn nun zu wissen/ das jenige/ was ich von solcher sei- ner Lieb erwarten soll/ (wenn er noch allezeit der vorige Floretto were/ wie ich die vorige Emerenze bin/ so hette ich mich gantz keiner Wanckelmüh- tigkeit (welche sich bey jungen Cavalliern ge- meiniglich zu ereignen pflegt) zu befahren. Jch lebe zwar der Hoffnung/ seine Liebe werde stand- haffter seyn; und im fall sie es nicht were/ im fall ich nicht leben könte/ in der Zufriedenheit sei- ner/ begehre ich auch nicht zu leben in der Ver- gnügligkeit eines andern. Er soll es seyn/ der mich entweder verdammen oder glückseelig ma- chen soll. So vergewissere mich denn nun/ mein Hertz-Allerliebster noch einmal/ entweder seiner gewissen Treue/ oder meines endlichen Vnter- gangs/ eines erwarte ich/ wiewol ich nicht zweif- fele/ er werde der Allerbeständigste/ so zu fin- den/ seyn/ und empfinden/ daß seiner Gegenliebe/ so ein stan hafftes Hertz/ wie das meine/ wol würdig/ und daß einig Jch und keine andere ver- bleiben soll Meines aller-getreuesten und bestän- digsten Floretto biß in Todt getreueste und beständigste Emerenze. Die Die Wort seind in Warheit sehr Hertzbrechend und beweglich/ wer nun nicht wolte/ so wüste ich nicht. Jch werde müssen bedacht seyn/ derselben mit einer sonderbaren Wohlredenheit schrifftlich wieder zu begegnen. Jndessen werde ich ihn auff das fleissigste verwahren/ damit ich ihn bey fürfal- lender Noth in Manglung eines andern zur Hand haben kan. (Steckt ihn ein.) zu dem Bothen. Aber was sagt der Herr Vater sonsten? Nichts/ als daß er euch/ so wol den Juncker freundlich grüssen lest/ ihr sollt in dessen gutes Muths seyn/ und euch nicht verlangen lassen/ es würde nun zum längsten gewehret haben. Das meyne ich auch/ und gehet schon im- mer Berg-unter. Aber Floretto kombt mit mir herein/ last uns sehen/ ob das Geld zutref- fen mag. Für allen dingen wollen wir nun auff unsern Absolvir -Schmauß bedacht seyn/ kom- men wir denn aus unserm Jahre/ wir wollen uns halten daß uns keiner nicht/ er sey auch wer er wolle/ gleich thun soll/ frisch wollen wir uns herumb schlagen/ und den Damen und Jungen Weibern auffwarten/ He courage! Pickelhering laß dem Bothen eine Kanne Wein langen. H ij Pickelh- Das wird prave werden/ ich wil schon auch sehen/ daß ich meinen Lümmel mit anbringe. Jch bin noch jung und starck/ und unverdrossen dazu/ wenn meine Herren nun aus dem Jahre kommen/ daß sie mich zum Jungfern ausschicken werden/ etwan ein Buhlenbrieffgen zu bestellen/ oder einen Gruß abzulegen/ so wil ich schon sehen daß ich das beste zuvor wegfische/ das andere wil ich ihnen lassen. Jch werde kein schlechter Bern- heuter seyn/ wenn ich mich nun auch auskleiden werde/ ich weiß daß sich alle Jungfern biß in den Todt in mir verlieben und betrüben werden/ denn ich bin so ein freundlich Schelmgen/ und befürch- te mich/ sie möchten einander wol gar ümbbringen/ weil sie mich alle zugleich haben wollen. Aber Bothe wie gehets zu Hause/ was machen die Al- ten guts. Nicht viel; sie beklagen sich immer/ daß ih- nen so viel Geld auffgehet. Ja/ was hilffts; Jhr sehet wol/ Bücher/ Papier/ und Dinten/ es kost alles viel Geld/ wir behelffen uns doch so genau als wir können/ wenn wir könten 1. Reichsthaler zum 1. Pfenning machen/ wir thetens. Aber/ was macht denn Walpe die Küh-Magd/ das liebe Schätzgen/ das Engelpapgen/ ist sie denn noch wol offe- nes nes Leibes: Was macht denn das Rabenärsch- gen. Sie lest euch freundlich grüssen/ und schickt euch hier einen schönen Senckel in euere Sonn- tags-Krauße/ den solt ihr ihr zu gefallen tragen. schmuntzelt. Ja/ wenn ich mich nun auskleiden werde. Holla! Eine Kanne Bier raus. (Er bringts dem Bothen) das ist mir ein Engelköpffgen/ ein Marcipan-Papgen; das ist mir ein Zuckermünd- gen/ ein Saurüsselgen/ ein Geldenscheissergen; das ist mir ein Mädgen; Jn der gantzen Welt findet man ihres gleichen nicht/ Sie ist die aller- schönste in gantz Asia/ die allerbaußbäckigste in gantz Africa/ die wohlgebrüsteste in gantz Euro- pa/ und die allerquetzschlichste in gantz America/ Sie hat ein paar Aügelgen/ sie gleissen/ als wenn sie ihr mit Butter geschmieret weren/ Sie hat ein Näßgen/ wie ein Pfennigstengelgen/ und so ein klein subtilen Mäulgen/ ich wolt es ihr mit einen Sechspfenning-Brodt bedecken; das Mäulgen were wol klein genug/ der Rand nur ist ein wenig so groß gerathen/ Sie hat Fin- gergen und Beingen so kurtz/ so kurtz/ und so ausgestopfft/ wie ein Baar Würstgen/ und einen Steuß/ ie ie/ so breit/ so breit/ daß sie eine gantze Seite am Tische mit ein- reumete; Es ist ein wunderschön Mädgen/ das ist wahr/ es hat so ein fein schwartz H iij Cordu- Cordubanisch Angesichte/ und sihet so schön Leibe farben aus wie mein Binckeltopff. Aber Bothe/ wir wollen mit einander hinein schlundern/ und wollen sehen/ wie es nunmehr umb das Abend- Brodt stehet. Wir müssen uns ein fein Christ- lich Räuschgen mit einander trincken/ haben doch meine Herren Geld gnug bekommen. (Ge- hen ab.) Der Dritten Handlung Achter Auffzug. Drey Stud. Floretto, Amandus, Pickelhering/ Jäckel des Bauern Sohn/ Studenten-Junge. Es gehen drey Landsleute nebst einem Stu- denten-Jungen ein/ der eine hat einen Zettel/ gibt ihn dem Jungen und spricht: Gehe hin zu den Penälen/ wie du sie hier wirst auffgeschrieben finden/ und sage sie sollen eilends allhier erscheinen. (Junge gehet ab.) Sie discurriren wegen der Absolution der beyden Penäle/ und berathschlagen sich/ weil es reicher Leute Kinder weren/ es sol ein ieder 20. Thaler geben/ discurriren pro \& contra dar- von/ absonderlich wie sie es in geheim anstellen möchten/ damit es die Professores nicht erführen/ weil es all zu hart von neuen verboten. Floret- Floretto und Amandus erscheinen. zu ihnen: Warumb wir zu euch geschickt haben/ ist diß die Vrsach/ weil wir vernommen daß ihr gesinnet seyd/ auch selbsten bey den Herren Landsleuten angehalten/ daß ihr kommende Woche euren Ab- solvir -Schmauß geben wolt. Fragen euch dem- nach ob ihr dessen mit einander schlüssig wor- den. Wir haben bey den Herren Landsleuten ver- schiene Wochen drüm angehalten und Ersu- chung gethan/ und bitten hierbey nochmals/ ob uns die Herren Landsleute gewöhnlicher massen die Absolution wolten wiederfahren lassen/ uns nach unserm ausgestandenen Statu für ehrliche Pursche zu erklären; Bitten demnach die Her- ren Landsleute wollen sich ferner noch treulich/ wie sie bißher gethan/ unser annehmen/ können wir es wieder die Herren Landsleute wiederumb verschulden/ werden wir es nicht ermangeln las- sen. Wir wollen es nicht nur gerne thun/ son- dern seind es auch schuldig. Jhr wisset aber den Gebrauch und altes Herkommen/ daß solches in Anwesenheit anderer ehrlichen Pursche/ so darzu invitiret und gebeten werden/ zu geschehen pfle- get/ auch dieselben Ehrentwegen mit einer Ga- stung etwan tractirt werden müssen. Weil es H iiij denn denn bey allen Gebräuchen/ auch sich niemand dessen weigert/ so werdet ihr euch jo auch zweifels frey zu einer discretion verstehen/ und den ge- wöhnlichen Gebrauch erhalten helffen? Wir erbieten uns gar willig darzu/ wollen auch gerne thun so viel wir mit unsern wenigen Vermögen auffbringen können; Bitten demnach/ die Herren Landsleute wollen uns auff das gnä- digste als möglichen absolviren. Sie verzeihen uns; Wie viel lassen denn die Herren Landsleute ihnen bedüncken? was soll unser portion seyn? Jch weiß es nicht. Was meynet ihr zu than? Nach dem ihr es anfahen wollet. Wollet ihr euch für andern sehen lassen/ so habt ihr auch, desto mehr Ehre davon. Wir wollen thun/ so viel als wir vermögen/ den Herren Landsleuten ist der unsern geringer Zustand gar wol bewust/ bitten demnach die Her- ren wollen nur die Anlage unserer Armuth nach machen. Es ist zwar so eine Sache/ und wolten ger- ne daß keinem zu viel geschehe/ wolten auch wünd- schen/ dz wir dessen gar geübriget seyn könten/ denn wir, nichts als Mühe/ Plackerey und andere Vn- gele- gelegenheit darvon haben/ dennoch/ den alten Ge- brauch zu erhalten/ so müssen wir es uns auch be- lieben lassen. Weil wir denn euer Vnvermögen wol erkennen/ und es also zu machen gedencken/ daß ihr nicht Vrsach haben möchtet euch deßwegen über uns im geringsten zu beschweren/ so wollen wir es mit euch auff das allerleidlichste anfangen/ und mag ein ieder 20. Thaler geben/ beyde 40. da- mit ihr gleichsehr unsern guten Willen verspüren könnet. schütteln die Köpffe. Wir wolten es von Hertzen gerne thun/ aber so viel werden wir nicht auffbringen können/ den Herren Landsleuten ist wol bewust/ daß es bey uns nicht bestehet/ sondern daß wir solches von unsern Eltern/ die sehr genaw/ und uns in diesen schweren Zeiten gar wenig beyspringen können/ erwarten müssen. Es ist nicht zu viel/ bedenckt euch nur/ und dürfft euch deßwegen nicht so gar kranck anstel- len/ wir wissen wol in welchen Vermögen die Euren seind/ und köntet noch wol ein meh- rers/ als wir begehret/ erlegen/ lasset euch be- gnügen/ daß wir noch so gütlich mit euch verfahren/ wie müssen es andere machen so gar nichts in Vermögen haben. Anietzo H v könnet könnet ihr euch so arm machen/ kommet ihr aus euerm Jahre/ so spüret man keinen Man- gel/ und wisset nicht/ wie ihr euch prächtig genug herfür thun solt/ und das seind gemeiniglich diesel- ben/ die sich am aller einfältigsten stellen können. Besinnet euch nur nicht lange/ es wird nicht kön- nen geendert werden/ es kan nicht anders seyn. Wenn es doch bey der helffte bleiben könte? Wir wolten es gerne geschehen lassen. Es kan nicht seyn. So bitten wir doch nur umb eine modera- tion und Linderung. Es ist uns unmöglich so viel auff zubringen. Wie hefftig könnt ihr euch doch darwieder stöhnen/ da wir doch wohl wissen/ daß ihr nicht nur dieses/ sondern anch ein mehrers gar wohl/ ohne euern Schaden/ thun könnet; Aber wir wollen uns darüber besprechen/ nehmet ein wenig einen Abtritt/ (Sie gehen ab/ die Landsleute be- reden sich/ sie werden wieder hinein gefordert/ der Senior fähet zu ihnen an) Es haben sich die Herren Landsleute in gesamt allhier noch beredet/ und wol- len euch doch gleichwol noch hierinnen ein hohes Landsman Stücke beweisen/ und sehen lassen/ sin- temahl sie beschlossen/ solches bey 30. Thalern euch bey- beyden bewenden zu lassen/ erkennets als eine son- derbahre Freundschafft/ und haltet euch auf kom- mende Zeit gefast darmit (es gehet was schwer her/ willigen endlich darein.) Hier tritt des Bauern Sohn auff bittet die Landsleuthe/ sie möchten ihn doch mit durchlauffen lassen/ wolte etwan Gläßer/ Taback-pfeiffen und was dis wehre/ bezahlen sind es zufrieden. (gehen ab.) Der Vnterhandlung Dritter Auffzug. Brose der Bauer/ Alex der Nachbahr. Der Bauer kömt mit Nachbar Alex, als wenn sie vom Felde kähmen/ bekümmern sich/ was Jäckel auff dem Vnver- stand machen müsse. Sich mein Traun/ ist uns doch der Abend übern Halß kommen/ ehe wirs gedacht hetten/ wo kommt ihr her/ Nachbar Alex? seyd ihr auch auff dem Felde gewest? Freylich Nachbar Bruse/ einer zuplackt sich immer/ und weiß nicht was es einen hilfft. Brose. Nachbar Alex, ihr habt/ Gott geb euchs zu gute/ nicht zu klagen/ ihr habt nunmehr euere Plune versorget/ last mich klagen/ ich habe noch da Jäckeln übern Halse der reist mir mächtig in Beutel. Wo ist denn Bath Jäckel/ habe ich ihn doch lange nicht gesehen? Jst Er denn nicht mehr bey Euch Ha ha/ wist ihrs noch nicht/ ist er doch schier ein Jahr drinne auffm Vnverstand gewest. Er wil widers Henckers Danck ein Staudente wer- den. Käthe/ der Narre hat mirs so eingekost. Was ist doch solch Ding nur nütze/ ich möchts gerne wissen/ nur daß einer umbs Geld kömt: ich weiß sonst nicht/ wozu es nütze ist. Es hat mich wol 1000. mahl geräuet/ und solt ichs ietzund thun/ ich ließ es wol. Sie machten mirs anfangs so leichte/ und muste Jäckeln mit nein auf den Vn- verstand nehmen/ ich dachte es wehre irgend umb eine halbe Stunde zu thun/ so were es geschehen/ und wolte drauff warten/ daß ich ihn wieder mit- nehme; so sehe ich wol/ es hat schier ein gantz Jahr gewehrt/ und ist noch kein Ende dran/ ich hätte ihn zu Hause nöther beyn Schweinen be- durfft/ es were besser gewest/ als daß er drinnen muß der andern Narre seyn. Sie haben/ glaub ich/ drinnen die Art/ daß einer muß ein Jahr üms ande- andere der andern Narre seyn/ oder wie es geschu- ren ist/ und muß sich trillen lassen/ so siehre als die andern wollen/ da wer ich ein freyer Narre drauff. Ha ha! Es wird irgend gehänselt seyn. Jst es doch bey allen Handwergen/ so wird es vielleicht beym Staudenten Handwerge auch so seyn. Jch wil euchs wol nicht sagen/ Nachbar Alex/ was die kranckt sie machen/ viel gutes stifften sie nicht/ das ist gewiß. Je müssens die Reckel nicht treiben/ wenn ihr so ein Fleck zusammen kommen/ es kan sie so kein Henger bändigen/ geschweige wenn sie das Bier nun in die Schätel kriegen. Jch halte wenn sie einmal recht wohlleben wollen/ so schlagen sie sich mit einander rum und hauen einander Pfläntz- sche von Köpffen runter wie die Wams Ermel/ flugs das einer ein paar Stiefeln mit flicken könte. Müst ihr denn Bath Jäckeln nun auch ein Stech- Eisen schaffen/ wie die andern haben/ wenn er wieder wird kommen? Jch glaube nicht daß er uns kennen wird. Aber Glück zu Nachbar Bru- se/ ich muß da in die Schmiede gehen/ und muß zu- sehn/ ob mein Spaten gemacht ist/ wir wollen auß den Abend in der Schencke wol weiter mit einan- der kosen. (Gehen ab.) Der Der Vierdten Handlung Erster Auffzug. Floretto, Amandus, Jäckel/ Pickelh. die Landsleute/ frembde Pursche/ etzliche Studenten-Jungen. Die Penäle schaffen Tische/ Bän- cke und allerhand Lebens-Mittel zum Penal- Schmauß zu. Die Landsleute stellen sich ein/ der Senior, als Pater curæ, sagt zum Penälen. Habt ihr die Pursche auch alle angetroffen? Was sagten sie? wollen sie kommen? Die meisten haben zugesagt/ biß auff 2. oder 3. die bedancken sich zum dienstlichsten und sagten/ die Herrẽ Landsleute würden sie für diesesmal ent- schuldigt halten/ sie wüsten schon ihren Zustand/ es wolte sich nicht mehr gar wol mit ihnen schicken/ im andern wolten sie den Herren Landsleuten ger- ne dienen. Was sagten denn die Euern? Sie haben alle eingewilliget/ biß auch auff etzliche/ so an der Herren Professorum Tisch gehen/ die entschuldigen sich gleichsfals/ daß sie vielleicht am am Tische vermisset werden möchten/ und hetten nur neulich noch deßwegen Straffe geben müssen; Doch damit sie aus dem Verdacht kähmen und den Herren auch willfahren könten/ so wolten sie uns nach Tische ein wenig zusprechen. Etzliche sind gar nicht hier nach zur Stelle gewesen. Die Pursche kommen an/ die Penåle ne- benst Pickelhering begleiten sie zu Tische/ es wird starck getruncken/ Pickelh. agirt wohl dabey. Es kömt ein Junge auff den Platz/ thut wunderliche Gäuckel-Sprünge/ Pickel- hering wil es nachthun und fällt/ nach ge- haltener Mahlzeit/ wird eine Dame herzu geschlept/ mit welcher die Pursche trefflich galanisiren und tantzen/ sie entläufft zu letzt/ biß endlich stehet der auff/ und fä- het folgend an zu reden. Die Vrsach/ worumb meine günstige Herren von den Herren Landsleu- ten ingesamt hieher bittlichẽ vermocht worden/ ist/ weil hie gegenwertige 3. Penäle als einer von Adel/ dieser eines Kauffmanns/ und Jäckel eines Bauern Sohn/ Pickelh. mag der vie r dte seyn, sich fast in das Jahr zu diesem Ende allhier auffgehal- ten/ ihren Pennalismum wie gebräuchlichen abzu- legen/ auch das jenige auszustehen/ was von so viel ehrlichen Purschen ist ausgestanden und gebilli- get worden. Weil denn nun fast ihre Zeit ver- flossen/ auch von hier gegenwertigen Statuisten solches solches an die Herren Landsleuthe bittlichen ge- bracht worden: Welche verhoffen/ sie werden sich in ihrem bißher geführten Statu also verhalten ha- ben/ daß sie iedwedem ehrlichen Purschen/ seine ge- bührende Ehre und respect gegeben/ als haben wir solche ihre Bitte füglichen nicht abschlagen können. Weil denn nun die Herren Landsleute meine Wenigkeit darzu ausgesehen/ solches an meine hochgeehrten Herren gelangen zu lassen/ als wil ich gleichfals von meinen Herren vernehmen/ ob sie dessen zufrieden/ und ob gegenwertige 3. Pe- näle nach geendetem Statu für ehrliche Pursche sollen erkläret werden. Solte aber einer oder der ander seyn/ so dagegen etwas/ wieder verhoffen/ einzuwenden hette/ So kan nur solches für den sämbtlichen Herren fürgebracht werden. Die Pursche bewilligens ingesambt. Drey andere Pursche stehen auff/ der eine unter ihnen fähet also an: Der Herr/ so wohl die andern Anwesenden Herren wollen uns verzeihen/ daß ich nebenst meinen zween Cammerathen allhier etwas zu gedencken habe. Wir haben des Herrn Anbrin- gen/ gegenwärtiger 3. absolvenden wegen/ gar gerne vernommen/ seynd es auch wol zufrieden/ daß daß sie in Gegenwart der Herren gebräuchlichen absolvirt werden mögen/ in ansehung sie sich/ gegen uns iederzeit/ ihrem Statu gemeß/ ver- halten haben/ ausser diesem Edelmann/ Floretto, der sich zu seiner correction auff 20. Thaler/ so wir ihm angekündigt/ biß dato noch nicht verstehen wollen/ willigen derowegen ehe nicht in seine absolution, und lassen dieselbe passiren/ so lange biß er sich darzu erkläret/ und mit uns abgefun- den habe. Was habt ihr für Vrsache zu solcher Cor- rection? Wir haben ihnen verschienen einmal zugespro- chen/ so haben sie uns nicht nur zum schimpfflich- sten auch gar mit sauerm Bier tractirt sondern wir seyn auch in die Erfahrung kommen/ wessen gestalt er/ gedachter Floretto, eine Liebste zu Hause ha- be/ die ihn fleißig mit Ringen und Würtz-Krän- tzen versehen kan/ weil denn nun solches keinem Penal gebühret/ als haben wir ihm 20. Thaler correction angekündiget/ und wo er sich in güte dazu bequemet/ wolten wir ihm die helffte erlas- sen haben/ wo er sich dessen aber noch weiter wei- gert/ soll er noch ein Viertel Jahr nachstehen/ Eines mag er unter beyden erwehlen/ was ihm beliebet. Es ist zwar nicht ohne/ daß die Penäle gar J nichts nichts mit Jungfern zu thun haben sollen/ billi- gen es auch keines weges; Aber deßwegen habt ihr keine Macht/ sie bloß für euch/ ohne Vorbe- wust unserer/ als derer Landsleute/ zu corrigiren, vielweniger zu beschmausen/ ihr habt mit unsern Penälen nichts zu thun/ und weil ihres nicht habt/ an seinem gehörigen Ort gesuchet/ und uns deß- wegen begrüsset/ so seind wir auch nicht schuldig euch in diesen zuwillfahren. (Lassen die Vota rumb gehen) Absolvire sie hiermit sämptlichen im Namen der Herren Landsleute/ doch so fern sie sich noch diese Zeit über/ bey wehrenden ihrem Statu in ihren gebührenden Schrancken verhal- ten/ und erkläre sie künfftig für ehrliche Pursche. Wer solche unsere absolution tadeln und nicht gelten lassen wil/ der sol es mit uns austragen. Die andern lassen wir passiren/ ausser Flo- retto. Floretto so wohl als die andern/ er ist einmal für einen ehrlichen Purschen erkläret worden/ der soll er auch bleiben/ aus Vrsachen so ihr schon vernommen/ erkläret ihr ihn nicht dafür? Nein solange/ biß er sich mit uns abgefun- den. Das soll er wol lassen/ und Trutz dem/ der ihm deßwegen was sagen soll/ habt ihr was zu præten- ti ren/ so thut es nur bald/ wir seind schon da. Die Die Pursche gerathen in Zanck/ es wird ein schrecklich Tumult/ es sind lauter blos- sen Degen ůber der Taffel/ die Liechter wer- den ausgelescht/ zergehet also der Schmauß/ und kommen alle vom Theatro. Der Vierdten Handlung Anderer Auffzug. Pickelher. die Landsleute/ drey Studissi, Studenten-Junge/ Balbier/ Tritt Pickelh. auf/ hat schöne neue Kleider/ und ei- nen Degen unter dem Arm und spricht: Da komm ich vom Schneider her/ und habe meiner Herren Kleider geholet/ die sie ihnen ha- ben machen lassen/ sie werden sich auff den Son- tag auskleiden/ und ich auch/ wir seind was ge- worden/ und seind nicht schlimme Bernhäuter mehr! Jch werde mich über die massen prächtig herraus thun/ wie meint ihr/ wenn ich mir liesse ein Tobinen Koller machen/ und weise Cortuba- nische Hosen darzu; solt es nicht wol accordiren? Der Tübel/ wie sind wir gestern so lustig gewesen/ wie thut mir mein Kopff so wehe/ wir waren so lustig/ wir schlugen uns/ daß einen Muth ga- be. Jch wehrte mich wol recht courage, und wenn ich gethan hette/ sie hetten alle mit ein- ander/ so viel ihrer da waren/ eingebüst. Jch bin aber mit keinem Beine darzu kommen. J ij Meine Meine Herren werden sich wundern/ wo ich mit den Kleidern bleibe. Aber ich muß hier ein we- nig vor dem Thor auffpassen/ es wird was setzen/ die Landsleute haben die andern drey Kerl raus- gefordert/ sie werden sich gar nicht rümbschmeis- sen. Jch muß doch sehen/ wie es abläufft/ daß ichs meinen Herren berichten kan. Gleich kommen beyde Partheyen zu- gleich an/ der eine sagt: Wir wollen lieber auff diesen Platz gehen/ dieser Platz scheinet was ebener. Laß sehen Jun- ge/ den Stoßdegen her. Beyde Partheyen ziehen sich aus/ der Senior und einer von den dreyen/ der Se- nior ist resolvirt sich mit allen dreyen zu schlagen/ gehet mit dem ersten drey Gän- ge zusammen/ Der andere stehet schon ausgezogen/ er nimt ihn auch für sich/ sie schlagen sich scharff/ Jn dem andern Gange wird der Studiosus durch und durch gestossen/ fält. Es wird nach den Balb er geschryen/ es wird ein Tumult/ der Senior laufft ohne Wams und Degen nebst sei- nen Secunden darvon/ Der Balbier kömt/ der Verwundete ist schon todt/ und fallen die Fürhänge. Der Der Vierdten Handlung Dritter Auffzug. Floretto, Amandus, Pickelhering. Ein Bothe. Floretto, Amandus gehen ein. Luftig Floretto, wir werden wiederumb frisch Geld bekommen/ damit wir uns in Klei- dung statlich heraus brechen können. Aber es wundert mich/ wo der Bothe bleiben muß// es ist nun fast in die acht Tage/ daß wir ihn hinweg ge- schickt/ seinem Verlaß nach/ so hette er schon für 2. Tagen allhier seyn sollen. Er wird vielleicht das Geld so geschwinde nicht mit fort bringen können/ was werden unsere Eltern doch nur sagen/ daß wir schon wiederumb ümb Geld geschrieben/ auch deswegen einen eige- nen Bothen abgefertigt haben. Sie müssen es gewohnen/ es hilfft nichts dafür. Vber dis so wird es mein Vater nicht groß achten/ ich möchte gleich alle Monat hun- dert Thaler begehren/ er wird so ein Quarck wenig vermissen. gehet ein. Je so stich/ ie so stich/ daß dich jo der Hencker J iij hole hole/ daß du dein letztes stecherle thust. Jhr Herren wist ihr was neues/ der eine Kerl da/ der uns verschienen auff unserer Stube so schurigelte/ den hat der Herr Landsmann mause todt gestochen/ daß er zu tode gestorben ist. Harre du/ ein an- dermal komm mehr/ und beschmauß uns. Wie wird es denn nun ümb die zwantzig Thaler wer- der/ ihr müst sie ihm doch nun geben/ weil er sich hat lassen todt stechen/ er würde sonst gar zu tolle. Du wirst jo nimmermehr Pickelhering. Jst es denn gewiß? hast dus gesehen? lacht. Freylich hab ichs gesehen. Wo stieß er ihn denn hin? Durch und durch/ und wenn er ihn hette noch umb ein Glied tieffer gestossen/ so hette er ihn Weidewund gestochen/ es ware sein groß Glück/ daß der Degen nicht weiter als biß an das Hefft hinnein gienge. Der Herr Landsmann war mächtig behende drauff/ ich dachte/ wenn er einen Tag recht fleissig were/ er solte noch wol was verbringen können. Die Tübel/ ist das nicht ein arger Kerls/ wenn er nun einen Degen ge- habt hette/ so lang als die gantze Welt were/ und alle Leute in der gantzen Welt hetten hinter einan- der gestanden/ ich setreche/ ietzund weren wir alle mit mit ein ander todt/ und ich lebte auch nicht mehr. Jch wil dem Kerl wohl nicht zu nahe gehen/ er ste- che mich für allen Hencker auch todt. (Der Bothe stellt sich wieder ein.) Was wil der Kerl? er wird gewiß wieder Pfennige bringen? Jch sehe es ihm bald an/ er trägt trefflich schwer. Willkommen Bothe. Bringt ihr uns frisch Geld mit? Jch weiß es nicht; Hier werden es die Her- ren in diesem Brieff sehen. (übergibt ihm einen Brieff.) Amandus erbricht ihn/ liest ein wenig/ und fähet an zu donnern und zu fluchen. Was sollen wir denn so mit einem Scheißgel- do anfangen? bringt ihr denn nicht mehr/ als ie- dem sechzig Thaler? (Zerreist ihn auff stücken/) Sie hettens wol gar behalten mögen/ wofern sie uns nicht mehr/ als dieses/ schicken wollen. Wir haben ein ieder ümb 200. Thaler geschrieben zur Auskleidung/ so bekommen wir kahle sechtzig Thaler. Hier schickt euch die Mutter noch absonder lich 30. Thaler in geheim. Jhr werdet jo damit auskommen können? J iiij Aman- Wie wil es denn möglich seyn/ bedenckt es nur selbsten. Jch habe mir ein Kleid bestelt/ auff hun- dert und etliche viertzig Thaler/ hiermit werde ich nicht auskommen. Die Herren werden es schon zu machen wis- sen/ ich habe mehr nicht bekommen/ auch keinen Befehl/ so kan ich auch nicht mehr auszahlen. Aber wie den Sachen zu rathen; wir müssen Geld haben/ es komme her wo es wolle. Jhr müst iedem zum wenigsten 100. Tholer fürstrecken/ ihr solt es von unsern Eltern wieder zu empfahen ha- ben. Jhr Herren die 100. Thaler sind bey mir gar dünne/ ich bin ein Brieffträger/ und nehme es an/ wenn mir iemand was fürstrecken wolte. Ey Bothe/ ich weiß wol/ daß ihr es/ wo ihr nur wollet/ thun könt/ sehet doch immer wie ihr uns helffet/ nicht länger als auff 14. Tage/ es soll euer Schade nicht seyn/ wir versprechen euch von iedem Thal. 3. gr. auffgeld. zu sich. Je so sprich/ daß dich jo der Hencker holete/ die Herren verstehen sich/ wie ich sehe/ wol auffs Geld Geld aufnehmen/ es wird nicht viel austragen in 14. Tagen 3. gr. von 1. Thal. (zu dem Bothen/) Nein/ nein/ thut ihrs nicht/ wenn sie nicht euch von 1. Thal. 24. gr. geben/ habt ihrs doch nicht an Brieffen. Jhr Herren ich wolte noch wohl sehen/ wie ich es endlich machte/ wenn ihr nur auf die bestim- te Zeit inne halten woltet? Jnne werden sie wol halten/ aber ob ihr wie- der einen Heller sehen werdet/ das weiß ich nicht. Wir wollen unser Hand und Siegel von uns gehen. Jhr solt es nach Mittage haben. (gehet ab) zu Pickelher. So gehe denn hin zu dem Schneider und Schuster/ und bezahle sie. Jm Fall jo aber das Geld nicht zureichen möchte/ so kanstu nur credit machen. (gehen ab.) Jch wil es schon machen/ ich sehe wohl/ das wird lustig hergehen. Der Vater wil kein Geld mehꝛ schicken/ überall seind wir schuldig/ wir müs- sen doch monsiers daher gehen/ und auff der Gasse stutzen/ solte man gleich die Kleider und das Geld dazu borgen; ich habe mehr solche Pracher ge- J v sehen/ sehen/ es ist aber zuletzt gar auff ein la mi abge- lauffen. Aber was gehets mich an/ ich wil pra- ve auffborgen und die Leute auffsetzen helffen/ wo ich weiß und kan/ darff ichs doch nicht bezahlen/ seind sie Narren daß sie trauen/ so mögen sie auch sehen wie sie bezahlt werden. Aber es geschicht den Kramern nur recht/ einem armen Teufel/ der sie wol redlich zu bezahlen vermeinte/ dem wollen sie nicht einen Thaler trauen/ hin gegen so einem Fe- d erhanßen der sie umb etliche 100. betreigt/ und e ben darauff umbgehet/ dem gäben sie wohl ihren gantzen Krahm dahin. Es mag drumb seyn/ ich wil ietzund zum Schuster und zum Schneider gehen/ und mich bedencken wie ich ihnen prave Plätze für liegen werde. (gehet auch ab) Der Vierdten Handlung Vierdter Auffzug Floretto, Amandus, Pickelh. Treten die beyden wohl-ausgeputzt auff/ Pickelh. hat sich auch ausgekleidet/ bese- en sich bald hinten bald forne/ gefallen ch selbsten wohl/ gehen stutzerisch und tru- tzig auff und nieder/ und sehen ob die Jung- fern Achtung auff sie geben. Pickelh. agirt. zu Amandus. Vnd so haben wir das Jahr auch überstan- den. den. Was bedünckt euch Amandus, gehen wir nicht wohl geputzt herrein/ und werden wir dem Frawen-Zimmer nun einwenig anders gefallen. Sonderlich der Fr. Doctorin am Tische/ ich habe es schon längsten gemerckt/ daß sie euch nicht gar abgeneigt/ und eln Auge auff euch hat. Jhr seyd sehr wunderlich Amandus, wenn sich die jungen Weibergen nur ein wenig freund- lich stellen/ so meynt ihr also bald/ es hette ein an- der Absehen; Es ist nicht so bald gethan/ wie ihr wohl meynt/ und gehört mehr zu solchen sachen/ als ein Fleischer-Messer zu einem Schwein- braten. Ha ha/ ich mus dessen lachen; Was sol wohl dazu gehören? das Ding/ das giebt sich von sich selbsten/ wo man sich nur ein wenig zutäppisch macht. Es geben es offtermahls wohl etliche selbsten zuverstehen. Aber ich gönne es euch gar gerne. Nunmehr wollen wir bedacht seyn/ wie wir uns prächtig halten/ und für andern herfür thun mügen/ wir wollen uns resolut herumb schlagen. Jch muß sehen/ wo ich heunte Abend die ersten Händel bekom̃e/ der erste/ so mich nur schel ansehen wird/ den wil ich als bald in die Fresse schmeissen/ und hernach mit der Fuchtel herausser und hinder ihm her wischen/ He courage heute sol also bald der Anfang zum neuen Studenten -Le- ben gemacht werden. (gehen ab) Der Der Vierdten Handlung Fünffter Auffzug. Jäckel des Bauern Sohn. Ein Magister. Nun habe ich zwar auch den sauern Schweiß und schwere Jahre zu rücke gelegt/ es ist mir sauer und schwer gnugsam ankommen/ ich habe mich gnugsam schmiegen und biegen müssen/ und hat mich keine Mühe verdrüssen dürffen/ wenn ande- re haben für sich studieren können/ so habe ich ent- weder aufwarten oder den Landsleuthen schrei- ben müßen/ und gleichwohl hat mir unser HErr GOtt durch geholffen. Aber was wird mich sol- ches helffen/ ich wolte/ daß ich noch in meinem Statu wehre/ so famulirte ich wie zuvor/ und dürf- te mich im gerinsten nichts schämen/ ietzund da ich nun absolvirt, so thut man eines und das an- dere doch nicht mehr so gerne als sonsten/ genau daß ich mir daß alte Kleidgen habe schaffen kön- nen/ welches ich meinen vorigen Herren zuvor ab famulirn müssen. Aber wer fragt darnach/ hab ich mich gleich nicht/ auff Geld und Gut zu verlassen/ und sind meine Eltern gleich gute ein- fältige Bauersleuthe/ so wird mich doch unser HErr GOtt nicht verlassen/ und mich schon zu seiner seiner Zeit zu versorgen wissen/ ich wil indessen fleißig beten/ und meines Studirens abwarten/ vielleicht ist mir es zuträglicher/ als wenn ich grosse Mittel hätte und dieselben übel anwendete. Aber hier sehe ich einen Magister herumb spatzie- ren/ ich wil mich bey ihm antragen/ und hören/ ob er etwan eine Gelegenheit für mich wüste. ( ad Magist. ) der Herr Magister wolle mir verzeihen/ daß ich ihn so frey anreden mag. Jch wolte von dem Herrn Magister vernehmen/ ob er etwan ei- nen Famulum benöthigt wehre/ ich bin ein armer guter Kerl/ und muß sehen wie ich unter den Leu- ten fort kommen möge/ könte ich des Herrn Ma- gisters Sachen verrichten/ und der Herr Magi- ster triege das Vertrauen zu mir/ so wolte ichs an meinem Fleiße nicht erwinden lassen/ ich wolte mich nicht scheuen alles das jenige zuverrichtẽ was einem Famulo zukömt/ die Stiefeln zu putzen/ die Stube auszukehren/ einzuheitzen/ Bier zu holen/ und was man mir zuthun anbefehlen möchte/ nur daß ich noch eine Zeit auf der Universi tät bleiben/ und meine Studia weiter fort setzen könte. Es ist mir leid/ mein guter Freund/ daß ihr euch so armselig behelffen müsset/ und wolte euch euere Wohlfarth und Besserung von Hertzen gön- nen; Aber für dißmahl bin ich keines Famuli be- dürfftig/ denn ich schön allbereit damit versehen. Wo Wo Euch aber gefällig/ so weiß ich eine feine Ge- legenheit bey einem Professori, und wil mich be- mühen daß ich euch dahin verhelffe/ ihr würdet keine schlimme Gelegenheit allda haben/ und ist ein Mann/ bey dem ihr was begreiffen/ und von dem ihr mit der Zeit alle Beförderung haben könnet. Wofern der Herr Magister sich meinet we- gen dahin bemühen wolte/ ich würde es nimmer- mehr dem Herrn Magister gnugsam verdancken können/ denn meine gantze Wohlfarth darauff be- ruhet. So kommet denn mit mir dahin/ wir wol- len sehen/ wie wir den Sachen thun werden: (gehen ab) Vnter Handlung Brose/ Käthe/ Nachbar Alex Ein Sack-Pfeiffer. Sich da/ Nachbar Alex, treffen wir ein- ander in der Stat an. Habt ihr euer Holtz ver- kaufft? kom̃t/ weil wir hier so nahe seyn/ und last uns in dis Haus hierein gehen/ ich sehe wohl/ sie schencken Wein hierinnen/ wir wollen einander ein Nößgen Wein zu zechen/ ich hette heute ein mächtig mächtig Lüstgen recht lustig zu seyn/ kommt immer ein wenig mit herrein/ ist doch noch Zeit genug/ wir kommen noch alle bey Tage heim. Meinthalben/ ich schleiche wol ein wenig mit (sie gehen mit ein ander hinein/ lassen sich Wein langen/ trincken starck herumb/ und fangen an lustig zu seyn. Pickelher. kömt mit dazu/ Alex hat ein Kober mit Wercke/ Pickelhering macht sich drüber und frist das Werck auff/ treiben allerhand Possen. Aber/ Nachbar Alex, habt ihr auch Bath Jäckeln gesehen/ was er für ein straffer Kerl ist worden? Nun ist er reine und treuge ein rechter Staudente worden. Er gehet so schöne schwartz ich kans euch nicht sagen/ von ferne sehet ihr ihn gar für einen Bocclarsch an. Ja er geht auch gar zu stattlich/ er hat ein Last zerkneterte Leimbd in Stieffeln/ und hat ein Geschlumper an Hosen/ wenn er nicht gesagt hette/ daß er Jäckel wehre/ ich hette ihn nicht gekant. Jst Bath Jäckei so ein groß Staudente wor- den. Aber kan er denn auch wacker schreyen/ und frey närrisch thun? Jst Er auch frey lose? Es ist doch ein prav Gesindgen um die Stauden- ten/ es beküm̃ert sich umb nichts/ und ist im̃er lustig/ wenn wenn es gleich manchmahl keinen Heller noch Pfennig im Beutel hat. Es hat mich wohl 1000. mahl gerauen/ daß ich Plonen keinem Stauden- ten geben habe/ sie hat ihre liebe Angst mit Flori- ton, ertrischt sie/ sie möchte thöricht werden. Sie ist vergangen in die Wochen kommen/ und Flori- ton wils nicht glauben/ es ist ihm gleich zu risch. Aber ich wolte daß Jäckel bey uns wehre. Jch bring euch einen guten Soff drauff. Sie bekommen einen Sackpfeiffer/ fangen einen Tantz an/ und seynd lustig und guter dinge. Pickelh. tantzt auch mit. Der Fünfften Handlung Erster Auffzug. Floretto, Amandus, Pickelh. die Tisch-Pursche/ die Fr. Doct. die Köchin/ die Wache. Es kommen etliche Tisch-Pursche aufs Theatrum, gleich als in eines Doctoris Hau- se/ der Tisch der stehet gedeckt/ beyde aus- gekleidete Studiosi kommen auch zu Tische/ sie setzen sich/ die Pursche gratulir ren ihnen zu zu diesen neuem Stande/ es kömbt eine Köchin mit einem Gerichte Fleisch/ setzt es auf den Tisch und saget: Die Herren sollen immer speisen/ der Herr Doctor wird wol nicht zu Tische kommen/ er ist anderswo geblieben/ und hat es gleich ietzo heim sagen lassen/ damit die Herren nicht vergebens warten dürffen. (Picketh. agirt mit ihr.) Die Fraw Doctotin komt auch hinein/ gesegnet ihnen die Mahlzeit/ und setzt sich. Den newen Studiosis werden die Tisch- Kannen zugebracht/ Sie thun sie bescheid/ discurriren allerhand Sachen/ absonderlich daß ein new Mandat des Schlagens we- gen angeschlagen. Pickelh. ist lustig mit/ und såufft sich voll/ die Tisch-Pursche stehen nach der Mahlzeit auff/ und gehen davon. Floretto bleibt bey der Fraw Doctorin allein sitzen/ und discurriret mit derselben. Die Tep- pichte fallen in der innern Scene/ die Tischpursche und Amandus schreyen/ juchzen/ scherffen haus- sen/ und fodern die Wache heraus/ Pickelher. ist hinten und vorne mit dabey/ die Wache kommet heraus/ es gehet ein Scharmützel an/ Pickelhering hat einen Knebelspieß/ und wehret sich tapffer/ die Tischpursche reissen aus/ Aman- dus und Pickelh. werden ertapt/ und in die Wache K gefüh- geführet/ Pickelhering hat keine Lust darzu/ und agirt stattlich mit der Wache. Es kommen mehr Pursche darzu/ stürmen auff die Wache/ und machen die Gefangnen mit Gewalt loß/ die Teppichte fallen. Der Fünfften Handlung Anderer Auffzug. Jch/ meine geneigte Herren und Frauen/ meynt doch wol/ weil ihr mich nicht wieder gese- hen/ ich hette euer gantz vergessen? Habt ihr mich gleich nicht mit euern Augen sichtlich gesehen/ so bin ich doch nichts desto weniger bey euch un- sichtbar gewesen. Jch/ als ein GOtt gehe stets unsichtbar unter euch rümb/ und hette dieses Schauspiel gleichfals so vollenden können. Aber warumb ich euch von neuen erscheine/ ist/ daß ich meinem Versprechen nachkomme/ und euch den Anfang/ Mittel und Ende eines Studentẽ so wol im bösen als guten für Augen stelle. Jhr/ meine Herren und Frauen/ seyd zwar schon allbereit aus geschehenen/ was es etwan fur eine Bewandnüß mit dem Studenten-Leben haben möchte/ ziemlichen berichtet worden/ Aber da- m i t ich euch den rechten Zweck/ wohin dieses gantze Schauspiel eigentlich gemeynet/ erkläre/ so wil ich euch anietzo in zweyen kurtzen Gesichten schauen lassen/ Die Hauptlehre und den rich- tigẽ Ausgang des gantzen Studenten-Le- bens/ gar in einer Enge begriffen/ damit ihr erkennen möget/ wie solches recht zu gebrauchen/ und was es mit solcher Studenten-Lust letzlich vor einen Ausgang gewinnet. So ihr demnach dessen begierig seyd zu vernehmen/ so gebt etwan ein Zeichen von euch solches euers gefallens. Es ist schon gut/ seyd nur ein wenig gemach und stil- le/ damit ich mein Gebet zu dem Apollo verrich- ten kan: Apollo, du grosser Musen Gott/ du Va- ter/ Erhalter und Vrheber aller Wissenschafft und freyen Künste; Du Ausleger und Erklärer aller verborgenen Weißheit; Du Schutzherr aller studirenden Jugend/ dich ruffe ich an/ du wollest Krafft deiner Gottheit die Augen dieser verblendeten und verkehrten Jugend anietzo er- öffnen (und ihnen den rechten Weg zu ihrer Wol- fahrt und Studieren zeigen/ damit sie bey zeiten in sich schlagen/ die so übel verschwendete und an- gewendete Zeit bereuen/ und den rechten Nutzen noch ergreiffen mögen/ ( Schlägt dreymahl mit seinem Stabe an die Scene.) Die Scene wird auffgezogen/ und wer- den wunderliche Gestalten gezeigt: Es K ij sitzet sitzet einer auff einem Sessel gantz melan- cholisch/ und hat einen blossen Dolch auff die Brust gesetzt/ gleich als ob er sich entleiben wolte. Der andre ligt in einem Bette. Der dritte sitzet und hat den Arm in einer Bin- den/ die Hand in einem Küssen gebunden/ und ist ůberall verbunden. Der vierdte sitzt und flickt ihm selbsten die Hosen. Ein anderer guckt weit oben aus einem finstern Loche ein wenig heraus. Hier sehet/ meine Herren/ das lustige und fröliche Studenten-Leben; oder daß ichs recht sage/ den Spital und Siechstuben desselben. Die- seꝛ mit dem blossen Dolche auff der Brust/ der sich so melancholisch anstellet/ ist ein desperater Mensch/ er hat seine jungen Jahre sehr lustig und liederlich hindurch bracht/ und weil nun das seine hindurch/ auch wenig/ sich künfftig zu erhal- ten/ gelernet/ als sitzet er ietzo und speculiret heff- tig. Drey Wege hat er/ als das eintzige und letzte Mittel für sich/ entweder er gedenckt zu aposta- siern und von seinem Glauben abzufallen/ oder gedenckt sich in Krieg zu begeben/ oder wil ihm mit diesem Dolche selbsten das Leben nehmen. Welches nun unter diesen dreyen das beste zu er- wehlen/ kan er noch nicht schlüssig werden. Dieser Dieser so allhier zu bette liegt/ ist auch ei- net aus dieser lustigen Gesellschafft. Er hat täglich in Sauß und Schmauß gelebet/ den Ta- back geliebet// alle Hurenwinckel durchkrochen/ daher er ihm eine Kranckheit an den Hals gesof- fen/ und einen Vnreinen und ungesunden Leib be- kommen. Jener so den Arm in der Binden trägt/ ist sein Tage ein hefftiger Penalputzer/ Stäncker und Balger gewesen/ er hat seinen Degen der- massen verstanden/ daß er auff drey Kerl nicht das geringste gepast; Aber es ist ihm gestern zu Nacht die Hand abgehauen/ er auch sonsten trefflich beschädiget worden/ ist also liederlich umb seine gesunde Gliedmassen kommen/ worob er nun sein Tage ein armer und gebrechlicher Mensch bleiben muß. Der vierdte weil er ein vornehmer Galan und Stutzer gewesen/ daß sei- ne alles an prächtige Kleider gewendet/ und sich über sein Vermögen heraus gethan/ muß nun selbsten die Hosen pletzen/ und hat nicht so viel/ daß er sich mit Ehren bedecken könte. Der letzte/ so zu öbrist aus diesen finstern Loche siehet/ und kümmerlich das Tage Liecht geniessen kan/ hat verschienen seinen Cammerathen für der Faust erstochen/ und wiewol er flüchtig wor- den/ so hat man ihn doch angehalten/ und muß nun die Tage seines Lebens in diesem Ge- fängnüsse zubringen/ und ewig gefangen sitzen. Vnzehliche Exempel mehr/ könten hier fürge- K iij stellt stellt werden/ woferne es die Zeit leiden/ und ich meiner geneigten Herren und Frawen Gedult nicht so gar mißbrauchen wolte. ( Hier fallen die Teppichte. Sehet ihr hier/ meine Herren die Früchte des lustigen Studenten Lebens. Einen solchen Ausgang gewinnet es zu letzt/ wenn wir das un- sere so liederlich verthan/ und hindurch bracht haben/ so reuet uns nicht nur hernach/ wenn wir zu reiffem Verstande kommen/ wiewol zu spat/ solches wüste Leben; Wir werden uns selbsten gram/ und betauren mit unserm höchsten Scha- den/ das schöne Geld/ und welches unwiederer- setzlicher/ die edle und güldene Zeit. Wir wünd- schen die vorigen Jahre/ und bereit verflossene Stunden/ aber alles umbsonst; Die Zeit kehret nicht wieder/ die Mittel seind dahin/ aller Ver- stand verlohren/ und alle Kräffte verzehret/ ja wir seind zu allen untüchtig/ und müssen ieder- man zu Schand und Spott leben: Vnd gesetzt daß man noch was verrichten könte/ wie schwer gehet es ein; Wie wil man so übel dran; wie so ahnt thut es einem/ wenn man in seiner Jugend immer lustig und sein eigen Herr gewesen/ wenn man das gute Leben allzu sehr gewohnet/ und soll hernach andern Leuten unterthan und so kümmerlich leben. Wie wehe thut es einem/ wenn er einen armen Kerl/ den er zuvor nicht einmal angesehen/ durch seinen Fleiß auffkom- men men sihet/ hingegen er bey iederman verachtet und verlassen wird/ die guten Schmaußbrüd e r werden ihm alsdenn wenig beyspringen/ und heist alsdenn: Nimmer Geld/ nimmer Geselle. Das Wiederspiel hinwiederumb sollet ihr in folgen- dem Gesichte zuschauen bekommen. Klopfft wieder dreymal mit seinem Stabe an die Scene. Die Teppichte werden gezo- gen/ Es sitzen etzliche Professores und Doctores auch Magistri und andere Stu- diosi gleich als disputir ten sie.) Diese so ihr allhier sitzen sehet/ sind alles sehr hochgelehrte und vornehme Männer/ wie- wol von schlechter Gebuhrt und Herkommen. Dieser in diesem köstlichen Habit ist eines Tage- löhners und einfältigen Mannes Sohn/ ist aber durch Gottfürchtiges Leben und fleissiges Stu- dieren dahin kommen/ daß er die höchste Sta- sel der Ehre mit höchsten Ruhm erlanget. Der andere in der güldenen Kette ist ein hoher und führnehmer Reichs Rath/ wiewol er nur von Bauer-Stan m und Herkommen. Der zu der rechten Hand ist ein solcher grund-gelehrter Mann/ daß man seines gleichen wenig findet; ja er ist in seinen Schrifften also bekant/ daß K iiij fremb- frembde Völcker/ so offt sie seinen Nahmen nen- nen hören/ mit blossen Haupte stehen/ und ihm fast Göttliche Ehre erweisen. Jn seiner Ju- gend ist er ein armer Knab und Currand Schü- ler gewesen/ hat auch seine Vnterhaltung durch singen für den Tühren suchen müssen/ und GOtt der HErr hat ihn doch vermittelst seines Fleisses aus dem Staube erhoben/ auch Fürsten an die Seite gesetzet. Ja es ist eine solche Weißheit und Wohlredenheit in ihm/ daß ihm iederman mit höchster Verwunderung zuhöret. (Hier fal- len die Teppichte.) Hier sehen meine Herren einen grossen Vnterschiedt des Studenten-Lebens/ wiewol sie ingesambt Studenten genennet werden/ wie veränderlich seind doch die Zeiten/ wie übel und gefährlich ist es nach dem äusserlichen Schein zu urtheilen! Wer wolte einen jungen hurtigen Cavallier, der seine Studia auf allerhand lusti- ge exercitia wendet und recht politi sch lebet/ nicht für einen armen Communi teter/ Præce- ptor oder Calmäuser/ so die gantze Zeit über den Büchern lieget/ auch sich unter den Leuten elend forthelffen muß/ äusserlichem Ansehen nach/ glückseeliger schätzen. Man komme in wenig Jahren wieder/ so wird sich das Blat verwendet finden/ und werden die vorigen in derer elendem Stande anzutreffen seyn. Es bleibe bleibet wohl dabey/ die aller elendesten Gesellen und der ärmsten Leute Kinder gerahten am be- sten/ und müssen der armen Kinder die Welt regi- ren. Derowegen schlage ein ieder bey zeiten in sich/ der bißhero sich solches wüsten Lebens gebrau- chet/ er kehre bey Zeiten umb/ weil die Jahre noch verhanden und er noch Zeit zum Studiren haben kan. Er erwege/ zu was Ende er auff Universi- täten geschicket worden/ und bedencke seine eigene Wolfarth/ so wird er auch Ehr und Ruhm und einen unsterblichen Nahmen zu gewarten haben. Jndessen geruhen meine geneigsten Herren und Frauen/ noch ein wenig und erwarten follents den Außgang dieses lustigen Schau Spiels/ sie sollen meines Göttlichen Schutzes und Gewogenheit wiederumb zu geniessen haben. Der Fünfften Handlung Dritter Auffzug. Die Pursche/ Amandus, Floretto, Pickelh. eine Dame/ die Zofe/ die Wache. Die Pursche gehen gassaten mit einer Music/ Amandus mit einem alten Huth und Mantel verstellet ist auch dabey/ sie K v kom- kommen bey einer Damen Thüre bestehen/ machen ihr ein Ständgen/ und musiciren lange/ Pickelh. kömt endlich auch dazu/ die Pursche gehen fort/ Amandus stielt sich heimlich von ihnen abe/ giebet eine Losung/ die Thüre gehet auff/ und schleicht mit Pi- ckelh. gar heimlich hinein/ die Pursche ver- lieren sich mit ihrer Music/ Amandus in zwischen/ wird von der Zofe gar mit leisen Schritten in einer Damen Losament bracht. Amandus setzet sich zu ihr/ und galanisirt mit derselben. Pickelh. macht sich in dessen zur Zofe/ und Schertzet mit ihr. Die Teppichte fallen. Amandus in dessen ist von der Compagnie vermisset worden/ sie kommen wieder für das Haus/ agieren die Dame zum hefftigsten/ fahen einen Tumult an/ schårffen in die Steine/ und schreien Hundsfutt kom raus von der Hure. Sie treten auff eine Seite/ gleich als ob sie weg wehren/ und hören ob sich auch iemand melden o- der heraus kommen wolte. Pickelhering kömt heraus mit einer Ofengabel und bleiben die Vor- hänge auff gezogen/ meint sie wehren hinweg: schmelt/ und macht sich ziehmlich breit/ es kömt ei- ner an der Wand heimlich hin geschlichen/ hauet umb umb Pickelh. herumb/ Pickelher. erschrickt/ stehet gantz stille/ und reget sich nicht/ endlich lest er für grossem Schrecken die Ofengabel aus den Hän- den fallen. Amandus ist anfangs gar stille/ zu letz ist er resolvirt hinaus zu gehen/ die Dame fält ihm umb den Halß und bittet ihn zu bleiben/ Pickelher, bekömt wieder das Haus ein. Die Vorhänge werden zugezogen. Sie folgen ihm nach. Der tumult gehet wieder an/ Pickelh. guckt wieder ein wenig hinaus und spricht. Was die Tübel seynd für Nacht-Raben draussen/ die so anschlagen? Was wolt ihr ihr Kerl? Jhr könt heunte kein Bier mehr kriegen/ der Keller ist schon zugeschlossen. Die Mutter hat den Schlüssel mit genommen/ ich wolte euch gerne helffen/ ihr müst sehen/ ob ihr anderswo/ noch was bekommen könnet. Die Pursche schlagen an. Mache auf du/ oder der Hencker sol dir auf dei- nen Kopff fahren/ auff/ auff/ (schlagen hefftig an.) Ey ihr Herren thut doch ein wenig gemach/ ihr werdet die Leute aus dem Schlaff wecken. Vater und Mutter sind schon lange zu Bette/ sie werden nicht wissen/ was da ist. Jhr wer- det uns Vngelegenheit machen/ thut es doch un- sertwegen nicht. Die Wo ist denn die Jungfer? Es ist alles zu Bette. Jhr könt heute nicht zu Jhr/ ihr müst morgen wieder kommen. Mein Herr und Sie/ sie schlaffen schon mit einander/ ihr seyd ein wenig zu lange gewesen/ ietzund wil ich und die Magd auch gehen/ Schert euch doch vor dem Hause weg. Wenn es der Vater und die Mutter hörten/ wir könten in Vngelegenheit kom- men/ wir seynd hierinnen so stille als wir können/ und ihr habt draussen so ein parlament. Sie hauen nach Pickelh. Pickelhering wischt mit dem Kopff wieder hinein/ Sie schlagen noch hefftiger an/ gleich in dem er- brechen sie/ und stürmen das Haus/ Hier müssen die Vorhänge der innern Scene fallen/ und wird das Bette vom Theatro geschaffet/ nichts desto weniger gehet das turni ren immer fort/ Pi- ckelh. bekömt einen alten Besen/ und wehret sich stattlich. So bald das Bette vom Theatro ge- bracht/ werden die Vorhänge auffgezogen/ und kämmet die Wache Friede zumachen. Die Pur- sche stellen sich zur wehre/ es werden auff beyden Theilen etzliche beschädigt. So bald die Solda- ten gedämpffet/ ist Floretto auff dem Platze/ nim- met sich seines Cammerathens an/ und erhebet sich ein neu wesen. Amandus istauch auf dem Theatro ohne ohne Wams/ die beyden treten zusammen/ kehren einander die Rücken zu/ und wehren sich über alle Massen; Die Soldaten kommen noch stärcker/ die Pursche müssen weichen/ und kommen endlich von einander. Der Fünfften Handlung Vierdter Auffzug. Amandus, Pickelh. der Pedel. Pickelh. gehet haussen spatzieren/ gar krum/ redet mit ihm selbsten. Das waren Galgen-Vögel gestern Abend/ sie verstöhrten uns in unserer besten Andacht/ es hette gar nicht lose sollen angehen/ da führt gleich der Hencker die Kerl für die Thür. Die Tübel wie war mir so bange darinnen/ wir weren gerne hinaus gewest/ und sie gerne hinein. Jch weiß es wohl/ warumb es den guten Kerlen zu thun war/ sie rochen den Braten/ und hetten gerne mit ges- sen/ es war den guten Freunden umb Jungfer Vrschel-Blandingen. Der Tübel wie satzt es lustige Schläge/ heute fühle ich sie erst recht auff meinem Buckel. Jch wahre doch allemahl der hinterste/ noch dennoch habe ich einen ziemlichen particul noch mit weg getragen. Schmeiß daß dich die Tübel hole schmeiß schmeiß/ die Lenden thun thun mir so weh/ daß sie mich kaum erschleppen können. Die Kerl/ sehe ich wohl/ haben gar recht drauff ausgelernet/ sie wissen fein wo es ei- nem am wehesten thut. Meine Herren werden wol auch ein gut Theilgen davon bekommen haben/ ich habe ihnen müssen salbe holen/ und haben sich heu- te lange geschmieret. Harre ein andermahl gehe mehr naschen. Jn solchen Teichen fängt man solche Fische/ es tauerte mich nichts mehr als daß ich die Zofe schon so auff einem guten Wege hatte/ ich weiß es nicht/ wie weit es mein Herr gebracht. Das hiesse wohl recht das Fleisch aus den Zähnen gerückt. Jch muß doch hinein gehen/ und sehen ob sie noch schlaffen/ oder was sie machen. kömt gegangen ruft Pickelh. zurück. Holla; guter Freund/ guten Morgen; wie stehets? seynd eure Herren zu Hause? was machen sie? seynd sie aufgestanden? Sie werden wohl noch schlaffen; Warumb? wolt ihr was bey ihnen? Jch sol ihnen in Namen des Magnifici den arrest re \& corpore ankündigen/ und sollen also- bald nach Mittage für dem Concilio erscheinen. Was ist das? Der Narrest: das verstehe ich nicht. Pedel. Es ist so viel/ daß sie zu Hause bleiben und nicht aus gehen dürffen. Es wird ohne das wohl geschehen. Sie be- finden sich was unbaß/ sie haben gestern eine star- cke purganz, und zuviel warm Bier mit Baum- öhl eingenommen/ sie befinden sich nicht gar wohl drauff. Es ist ihnen so in die Glieder geschlagen/ daß sie weder Arm noch Bein regen können. Wist ihr nicht etwan/ wie den guten Kerlen wieder zu helffen wehre? Last sie nur vor das Concilium kommen/ es wird ihnen schon ein guter Schweißtranck ein- gegeben werden/ die Herren Professores werden sie schon curiren. Ey jo ich bitte selbsten drum. Was ist das Con- cilium für ein Ding? Es wird vielleicht der Stu - denten Schwitze Banck seyn? Komt nur herein da könt ihr selbsten mit ihnen am besten reden ich weiß sie werden euch recht gerne sehen. Jh seyd jo der lateinische Marckmeister? (Fützr ihn hinein ) Der Der Fünfften Handlung Fünffter Auffzug. Magnificus, Assessores, Pedel, Flo- retto, Amandus, Universitet Actuarius. Der Magnificus kömt mit etzlichen Professoren und Actuario auffs Theatrum, und halten Con- cilium, der Magnif. fähet also an. Vnd was wollen wir nochmals thun? ihr meine Herren Collegen bewuster Sache wegen? soll es noch bey der Relegation beyder delinquen- ten auff drey Jahr bleiben? Jch/ für meine Person/ halte es gäntzlich dafür; Was ist ewere Meynung? Vnd dieses were eben gleichfals mein Rath. Man kan dem bösen nicht gnugsam steuren/ und solche Verbrecher nicht gnugsam straffen/ es were noch schärffere Härtigkeit von nöthen/ es wil doch wenig gnug verfangen/ nur damit sich die andern desto besser daran spiegeln mögen. zu dem andern. Was were denn euere Meynung? Sehet ihr es der Relegation wegen auch so für gut an/ und pflichtet ihr unserer Meynung nicht billich bey? Ja/ es ist wol etwas/ und kan dem bösen (wie mein Herr Collega allbereit erwehnet) nicht gnug gesteu- gesteuret werden. Aber ich halte dafür/ daß al- so gar eine übrige schärffe auch nicht rathsam/ man weiß doch wol/ daß sich die Studenten nicht so gar binden lassen/ man muß sie jo auch nicht/ wie etwan in Schulen tractiren/ es ist noch die Jugend/ und muß man doch immer ein wenig da- bey mit durch die Finger sehen. Der Relegation wegen rathe ich nicht. Man bedencke/ es ist ein unausleschlicher Schimpff und ein grosser Stoß in eines Wolfahet und Beförderung/ und hat man ehe erfahren/ daß die jenigen/ so die Hörner in ihrer Jugend zuvor wol abgestossen/ hernacher/ wenn sie gnugsam verrehset/ die besten worden seynd; Aber dieses kan man wol thun/ man kan ihnen das Verbrechen sehr hoch auffmutzen/ ihnen mit der Relegation zum gewaltigsten dräuen/ auch ihnen dieselbe ankündigen/ damit man ihnen nur ein wenig bange machet/ und sich ein ander mal in dergleichen losen Händeln besser in acht nehmen. Man hat jo noch andere Straffen/ man setze ihnen eine hohe Geldstraffe an. Aber/ was ist das/ auff solche Weise werden nur die Eltern und nicht Sie gestraffet. Vber diß so ist die Verwegenheit und der Frevel gar zu groß/ Sie haben gleichsehr Vrsach geben so eines Tumults/ und daß das Haus zu letzt gar erbro- chen worden. Was meynt ihr wol/ würde zu letzt L gesche- geschehen/ wenn man solche Sachen so überh i streichen liesse. Aber lasset die Vota weiter herun gehen. Jch vermeyne selbsten/ daß dieses nicht so ga r wol zu verantworten sey/ und man nothwendig andern zum Exempel/ etwas thun müsse. Aber es muß hierinnen auch gleichwol ein respectus de r Personen und des Verbrechens in acht genomme n werden; Von Amando rühret das meiste her/ Floretto, wie man vermuthet/ ist dem ander n beyzustehen/ nur zu letzt darzu kommen/ so halte ich nicht/ daß er mit Amando in gleicher Straff seyn kan. Vnd damit wir uns gleichsehr unserer Authorität/ und zugleich auch der Gelindigkeit mit gebrauchen/ so meynte ich/ daß Amando die relegation, dem Floretto aber/ weil er auch ei- ner von Adel/ auff drey Wochen das Carcer di- ctiret werden könte, kan man ihn doch den Aman- dum wieder recipiren, nur daß es relegiren heist/ und den Namen hat; Deß Floretto wegen inter- cedire ich selbsten. Es ist wahr/ und falle dieser Meynung selbsten bey; Jhr Herren Collegen, was bedünckt euch darüber? und wie kommen wir recht hinter die Sache? Die Assessores erkennen es sämbtlichen für gut/ es wird geklingelt/ der Pedel kömbt hinein. Magnif. Last Amandus alleine herein kommen. (Er kom- met hinein) ( ad Amand. ) Seyd ihr gestern bey diesen losen Händeln mit gewesen/ so zu Nacht ge- schehen? (Der Actuarius protocolliret alles.) Nein ihre Magnificens. Jhr solt jo mit dabey gewesen seyn; wist ihr denn gantz nichts davon? Nein/ ihre Magnificens. Wist ihr auch nicht/ wer in des Petroni Hause gewesen? Nein ihre Magnificens, es ist mir gantz nichts wissend. So. Wie wenn ihr es wol selbsten gewesen we- ret. Wer war denn der andere so bey euch war? Jhre Magnificens benebenst meine großgün- stigen Herren Assessores verzeihen mir/ es ist mir gantz nichts davon bewust/ ich trage gantz keine beliebung zu dergleichen Stänckereyen/ und ent- schlage mich derselben so viel ich kan. So wil ichs auch mit meinen Leuten zu Hause bezeugen/ daß ich gestern zu Hause blieben/ und gar zeitlich schlaf- fen gangen. L ij Magni- Wie/ wenn wir andere und bessere Nach - richt hetten: Jhr möget eucht entschuldigen wie ihr wollet/ so wird es euch doch wenig helffen Schämt ihr euch nicht/ daß ihr uns mit solche r Vnwarheit unter Augen trettet. Wir wollen euch wol Zeugen vorstellen/ wenn ihr sie haben wollet. Petroni ist selbsten hier gewesen/ und hat sich über solchen Frevel zum hefftigsten be- schweret/ er gabe euch eintzig und allein die Schuld/ und sagte/ daß ihr die Vrsache alleine an solchen Händeln weret. Es ist zwar ein grosses/ und sehen euer Contumaciam und Halsstarrigkeit hierinnen/ Gestehets nur/ es wird nicht viel zu bedeuten haben/ nur daß wir sehen/ daß ihr euch subjicirt, wir wollen euch deß- wegen gut für allen Schaden seyn/ ja wollen euch noch behülfflich seyn/ damit ihr euch umb desto bes- se r aus dieser Sachen heraus wickeln könnet. Darumb gestehet es nur/ ihr werdet mit solchem Verleugnen die Schuld nur desto grösser machen. Meine großgünstige Herren wollen mir ver- zeihen; Jch kan nichts geständig seyn/ woran ich mich nichts schuldig weiß/ so ist Denselben auch mit Vnwarheit nichts gedienet/ und kan es den Herren zu gefallen wol gestehen/ wiewol ich nicht das geringste darumb weiß/ die Herren seind zu milde milde berichtet worden/ und muß Petroni mich für einen andern angesehen haben/ ich wüste mein Tage nicht/ daß ich in sein Haus kommen were. So gestehet ihr demnach nichts? Es wird sich schon finden/ und erfolget euch etwas anders draus/ so wollen wir entschuldiget seyn/ und mö- get solches eintzig nur euerer Halsstarrigkeit bey- messen. Aber ich vermahne euch noch einmal/ daß ihr die Warheit nicht verhaltet/ und nur sa- get/ wie die Sache an ihr selbsten beschaffen/ es hat ja so viel nicht zu bedeuten. Jch weiß nichts davon ihre Magnificens. Nun es sob euch die Straffe geschencket seyn; wenn ihr saget wie es mit Floretto gewesen. Wie war es doch? er ist jo auch mit darbey gewesen? und könt es uns wol vertrauen; Wir werden nicht sagen/ daß es von euch herrühret/ und daß ihrs uns gesagt/ so bescheiden werden wir selbsten seyn/ durch dieses Mittel könt ihr euch am besten rathen/ wir wollen euch schon davon helffen. Jch weiß nichts mehr/ als was ich allbereit gesaget/ auch von Floretto nichts/ und darauff werde ich auch beständig bleiben. Nehmet einen Aberitt. ( Amandus tritt ab.) L iij Magnif. ad Profess. Es ist ein schlauer Gast/ wir können noch nichts zur Zeit mit ihm anfangen/ er mag mehr dabey gewesen seyn/ ( ad Padel ) heist alsbald den andern herein ( Floretto kömt hinein.) Seyd ihr dieser/ so gestern den Sturm mit anrichten und vermehren helffen? Aber wie war es? wie kahmt ihr darzu? Jch habe zwar von den gestrigen Händeln et- was gehöret/ aber daß ich selbsten soll mit dabey gewesen seyn/ weiß ich nichts drümb. Was? seyd ihr nicht mit da bey gewesen. Nein/ ihre Magnificens, ich weiß michs nicht zu entsinnen. Was wolt ihr viel sagen/ wir wissen es alles zum Haarkleinesten/ Amandus hat es jo alles ge- standen und euch auch genennet/ daß ihr mit da- bey/ auch daß ihr der erste gewesen/ so das Haus mit stürmen helffen. Was hat euch Petroni denn zuwieder gethan? Wir werden es mit euch nicht so genaw nehmen/ zumahl wenn euch gnungsame Vrsache darzu gegeben worden/ man weiß es doch wol/ wie ihrs zu machen pfle- get. Amandus wolte zwar anfangs auch nicht mit heraus/ aber weil er die gantze Sache Sache gestanden/ so ist er gar mit einer leid- lichen Straffe durchkommen. Wie war es doch? wurde denn Amandus, wie er sagte/ in dem Hau- se gantz unschuldig überfallen/ oder war er mit da- bey? Es dienet zu euerer Sache/ die andern desto besser abzustraffen/ und könnet euch hierdurch am besten darvon helffen. Amandus, so wol als ich/ ist gar nicht mit dabey gewesen/ darzu hat er auch die geringste Vrsache nicht darzu geben/ ist er doch gantz stille in Petroni Hause gewesen. Das ist schon gut. Aber wie war es mit euch? seyd ihr denn/ wie Petroni euch angeklaget/ der Anfänger und Redelsführer gewesen? Nein/ ihre Magnificens, diß wird Petroni nicht sagen können/ was hette ich für Brsache darzu gehabt? seind wir doch/ Amandus und ich/ sehr gute Freunde/ und bin allererst auff die letz- te/ wie alles geschehen/ ihm beyzustehen/ darzu kommen. Nehmet nur wieder einen Abtrit. ( Flo- retto gehet ab.) ad Assessores, Das Ding ist klar/ wir haben Nachricht gnug/ dieser ist noch gar einfältig und noch L iiij nicht nicht recht gewieget. Wir wollen doch Amandus noch einmal herein kommen lassen/ ob wir noch was aus ihm bringen könten/ ( ad Pedel ) last den ersten wieder herein kommen. ( Amandus kombt hinnein.) Aber was helssen euch nun eure Entschuldi- gung. Seyd ihr nicht bey Petroni gestern im Hause gewesen? Nein ihre Magnificens, ich bin mein Tage mit keinem Bein in sein Haus kommen. Seyd ihr nicht hinein kommen? Sehet da/ wie treffen euere Reden mit einander überein/ habt ihr es doch vor selbsten gestanden/ daß ihr drinnen gewesen/ ihr bleibet gar nicht auff einer Rede. Jhr habt jo zu vorher viel anders gesagt. Jhre Magnificens verzeihen mir/ ich weiß michs nicht zu entsinnen/ und hab ich zuvor an- ders geredet/ darvon ich doch nichts weiß/ so muß es aus Jrreden geschehen/ oder vielleicht nicht recht verstanden worden seyn. Was wolt ihr viel sagen; Jst euch doch Floret- to zu hülffe kommen/ und hat alles gesagt/ wie die gantze Sache sich verlauffen. Was habt ihr so späte in Petroni Hause ohne sein Wissen zu schaf- fen? Aman- Jhre Magnificens verzeihe mir/ ich habe es nicht vermeynet/ dz es etwas auff sich haben möch- te/ ich habe nur noch wollen einen Schlafftrunck thun. Heist den andern auch herrein/ ( Floretto komt hinein) ( ad Amand. ) Wir wissen gar wol/ was ihr für Gesellen seyd/ ihr thut nichts allhier/ als daß ihr fresset und sauffet/ und allen Vnfug an- richtet/ dergleichen böse und reutige Schaffe müs- sen bey zeiten ausgemertzt werden/ ehe sie andere auch mit anstecken und verführen/ und ist uns gar nicht lieb/ daß wir solcher gestalt mit euch zu thun haben müssen/ wir weren es gerne überho- ben; Aber wir müssen unser Gewissen und Ambt bedencken/ und ex officio etwas thun/ daß wir nicht gar gerne zuthun pflegen; Weil ihr denn die meiste Vrsache solches Tumults wegen seyd/ auch des Petroni Haus/ woferne ihr gethan/ nicht gestürmet worden were/ so kündige ich euch im Nahmen des Concilii ex officio beyden die relegation auff drey Jahr an/ theils damit ihr euren Jrrthumb verstehen/ und euch ins künff- tige für dergleichen Sachen zu hüten und euch fürzusehen lernet/ theils auch/ daß eure Eltern se- hen mögen/ wie ihr euch auf Vniversitäten ver- halten/ und wie wol sie ihr Geld angelegt haben. Auff den Sontag solt ihr publicè angeschlagen L v wer- werden/ darnach ihr euch zu achten/ hiermit könt ihr nach hause gehen/ ihr habt nun euern Bescheid. Sie bitten sehr vor/ sonderlich Floretto, es wil nichts verfangen/ sie müssen wieder einen Ab- tritt nehmen/ die Assessores deliberiren weiter von der Sachen/ und wird beschlossen Amandus soll tacitè auff 2. Jahr relegirt, Floretto aber 8. Ta- ge in das Carcer gehen/ Sie werden wieder hinein gefordet/ und ihnen dieses angemeldet/ und zugehet also das Concilium. Der Fünfften Handlung Sechster Auffzug. Amandus/ Pickelher. Schuster/ Schneider/ Kramer/ der Bothe/ die Wäscherin/ die Wir- thin/ der Fechter/ Tantzmeister/ Trinchirer/ Ballmeister/ der Weinschencke/ eine Dame/ es bringet ein ieder seinen Auszug wil be- zahlet seyn/ Pickelhering zu iedem. Es ist schon gut/ sie können nur wieder her fragen/ mein Herr ist anietzo nicht zu Hause/ er ist ins Bath gangen/ und wird gleich ietzo auff der Lateinischen Schwitzbanck seyn/ ich wil ihm den Auszug schon zustellen/ es ist euch gewiß gnug/ ich weiß/ er wird ungehalten seyn/ daß die Sum̃a nicht nicht höher ist/ ihr hettet doch mögen immer etwas zusammen kommen lassen/ er hat Geld gnug/ und zahlet solche Lumpereyen nicht gerne so einzelnd aus/ er bezahlet seine Schuldleute gerne zu 100. Thalern. Jch weiß wohl/ daß mir es gewiß gnug ist/ zweiffele auch gar nicht an der Zahlung/ es ist mir nur/ ich bin ein armer Mann/ und kan so viel nicht aus meiner Haußhaltung entrathen. Es ist gar gut/ vergesset es nur nicht/ und kommet wieder/ er giebt euch noch wohl etwas drüber. Es ist war/ wenn es bezahlt ist/ so ist es bezahlt. (Sie gehen ab/ Pickelhering lacht sie hinterwerts aus und spricht zu sich selbsten) Spitzt euch nur drauff/ ihr werdet nicht viel böse Pfen- nige sehen. Ein Strich durch/ so ist es bezahlet/ ( agirt sonsten.) Amandus gehet gar traurig ein/ hat die Relegation in der Hand sihet immer für sich weg/ sagt kein Wort. Komt ihr nun wieder Herre? Gott gesegne euch das Bath. Habt ihr wohl geschwitzt? wie befindt ihr euch drauff? Aber was habt ihr hier fü einen Zettel/ ich halte ihr kommet auch/ und wollet euch selbsten mahnen? Aman- Ey las mich zufrieden/ es ist mir itzund gar nich aufgereumet/ hier habe ich meinen Abschied/ daß ich fort sol/ die Relegation. Eure Relegation? Aber warumb solt ihr fort? wo bleibt denn Floretto? Er hat müssen in das Carcer gehen. Ha ha? Es wird der Studenten ihr Lust- Häusigen seyn? sie schmausen gerne drinnen und vertrincken das Leid. Aber hier Herr sind etzliche Schreiben ankommen. (giebet ihm die Auszüge) ist lustig. Das ist stattlich. Gewiß von Hause? Jch werde vieleicht Geld bekommen? lacht heimlich. Jch kan nicht wissen/ ihr werdet es schon se- hen. Die Bothen so sie brachten/ sagten/ sie wol- ten bald wieder kommen/ sie werden gewiß das Bothenlohn holen wollen. Amandus siehet sie an/ kratzet sich mächtig im Kopffe/ summirt die Posten/ sie belauffen sich auff 500. Thal. er ist in ångsten/ sitzet und Cornelisiret, fragt Pickelh. wie ers doch machen soll/ Pickelh. giebt aller- hand wunderlichen Rath. Es kömt ein Bothe Bothe hinein/ bringet ein Schreiben vom Hause. Amandus ist froh/ vermeynet/ es würde Geld setzen. Zum Bothen Woher guter Freund? bringt ihr mir Schrei- ben? was machen sie gutes? wie stehet es zu Hau- se zu? Gar schlecht/ der Herr wird es schon aus diesem Brieff sehen. Amandus erbricht ihn/ erschrickt im lesen/ spricht zum Bothen. Was? sol mein Vater ausgetreten seyn? Jch kan es nicht gläuben. Es ist nicht anders/ es verläufft sich auf die 80000. Thaler/ die Creditores haben alles ver- arrestiren und einziehen lassen/ er selbsten auch sitzet in dem Schuldthurme gefangen/ wie es wei- ter ablauffen wird/ weiß ich nicht. Der Bothe gehet weg. Amandus weiß nicht was er anfangen soll/ es wird wieder angeklopffet/ Pickelh. kömt hinein und spricht: Seyd lustig Herr/ wir kriegen prave Gäste. Es ist eine schmucke Dame haussen/ die fragt nach Euch euch/ es ist die in dem blauen Beltz/ sie kahme im- mer zu euch auff die Stube/ wie ihr noch ein Penal waret. versteckt sich und spricht: Was wil sie denn? Sage nur zu ihr/ ich were nicht zu Hause. Die Dame kömt hinein und bringet ihm ein Kind. Wo ist denn euer Herr? Er ist nicht zu Hause. Was wolt ihr bey ihm? Hier bringe ich ihm dieses Kind so ihme zu- stehet/ und weil er Vater dazu/ so mag er mich auch und dasselbige ernehren. Jch gehe nicht ehe von der Stube/ er vertrage sich denn mit mir zuvor. Je/ das wird ihm recht lieb seyn. Er ist ohne das melancholi sch/ es kömt ihm gleich zu passe/ und bekommet gleich so was/ damit er die Zeit ver- treiben kan. Jhr könt nur das Kind hier lassen/ und könt wieder her kommen/ ihr werdet ihn wol schwerlich erwarten. Die Dame wil sich nicht abweisen lassen/ Pickelher. läufft sucht seinen Herrn/ kömbt wieder und sagt/ er könte ihn nicht finden/ die die Dame lest das Kind auff seiner Stuben liegen/ gehet darvon/ Pickelher. rufft seinem Herrn. Komt doch heraus Herr/ sehet doch/ was wir für ein hüpsch Spiel-Vögelgen bekommen. Ey schenckt doch mirs/ ihr könt wol ein anders kriegen. Was wird der Großvater sprechen? Er muß ihm nun fein den grünen Donnerstag geben/ und auch das neue Jahr/ ( agirt wohl.) Amandus ist in 1000. ångsten/ der Pedel kömt dazu/ und saget/ der Magnif. liesse ihm gebieten/ er solle sich alsobald aus der Stadt machen. Amandus gehet gar traurig abe. Pickelher. macht wunderliche Possen für dem Kinde und spricht: Jch sehe wol/ mein Herr hat sich prave ge- halten/ er hat es recht Studenτιϰῶς gemacht. Jch weiß er wird mit höchster Reputation nach Hause kommen. Das ist des reichen Kauff- manns Sohn/ die Leute wollen bezahlet seyn/ der Sohn läufft darvon/ der Vater hat Banckroth gemachet; ie daß dich jo die Tübel mit sambt den reichen Kauffleuten! Kunte doch bey dem Pracher das Geld nicht alle wer- den/ und wuste nicht/ wo er mit allem hin solte- Jch Jch halte/ einer dürfft noch wol mehr solche reiche Kauffleute finden. Die Esel wissen ein Theil nicht wie sie gute arme Kerl neben sich gnugsam verach- ten sollen/ und lauffen hernacher zum Thore hin- aus. Sie prahlen und prachen schrecklich/ käuffen grosse Häuser und Güter mit ander Leut Gelde/ und ist nicht einmal ihre. Aber das ist der Hen- cker/ daß es nur so ein klein Weilgen wehret/ und habe ihrer mein Tage schon gar zuviel gesehen. Jch muß doch gehen/ und sehen/ was Floretto guts in seiner neuen Stuben machet. Der Fünfften Handlung. Siebender Auffzug. Amandus, Pickelh. etzliche Stud. Amandus ist auff dem Theatro bereit eine halbe Meile/ es begleiten ihn etzliche gute Freunde/ nehmen sehnlichen Abschied von einander und trin- cken noch kniende Gesundheiten. Amandus ge- segnet sich von allen ab. Zuletzt spricht Er zu Pickel- hering: Vnd du Pickelh gehab dich auch wol/ ich be- dancke mich für treugeleistete Dienste/ und thue nur wie ich dir befohlen/ sage zu den Creditoren, ich hette nicht länger in der Stadt warten dürffen/ sie solten sich gedulden/ und an die Meinen schrei- ben/ sie solten alle befriediget werden. (Gehen ab) Der Der Fünfften Handlung Achter Auffzug. Pickelhering ist allein in seines Herrn Stube. Des Relegirten hinter- lassene Sachen werden durch den Pedel arrestirt. Es wil Pickelher. nicht länger gefallen/ daß es nichts mehr zu schmausen setzet/ helt übel Haus auff der Stube/ und saget/ weil Amandus nun weg/ und Flo- retto im Carcer were/ so wolte er indessen alles verkauffen/ was vorhanden were/ und meynt es sey nun alles auff ihn geerbet. Der Fünfften Handlung Neunder Auffzug. Pickelhering helt einen Tredel-Marckt mit Betten/ Büchern/ Kleidern und dem Kinde/ es finden sich etzliche Kauffleute/ so ihm die Sachen abhandeln wollen/ wird aber be stohlen/ und be- helt nichts mehr als das Kind/ so er am theuer- sten gebothen. Pickelhering ist übel damit zu- frieden/ muß letzlich selbsten lachsen/ nimbt das Kind und gehet wieder nach Ha ue . M Der Der Fünfften Handlung Zehender Auffzug. Creditores, Dame. Hier kommen die Creditores und die Dame wieder/ fragen abermals nach seinem Herrn. Pickelhering antwortet wie der Herr befohlen. Creditores fangen an zu fluchen/ die Dame weinet/ und wil zu seinem Vater ziehen. Pickelhering lacht sie noch aus/ und agirt. Der Fünfften Handlung Eilffter Auffzug. Floretto, Pickelher. Was hastu leichtfertiger Vogel in dessen ge- macht/ weil ich im Carcer gesessen/ ist doch nicht das getingste mehr da/ wo ist denn alles hinkom- men/ ich sehe kein Buch und das geringste mehr/ wo ist denn alles? Es wird nicht weit seyn/ die Leute haben es nur ein wenig geborget/ sie werden es schon wieder- bringen. Was seind es für Leute? Kennestu sie wol? Pickel- Je nein/ ich kenne sie wol nicht/ sie haben es unter einander/ aber wer es eigentlich hat/ das weiß ich nicht/ lasset es nur immer seyn/ so dürf- fen wir kaum nicht mehr studieren/ wenn wir kei- ne Bücher haben/ und haben gute Sache. seufftzet. O wer nur gestudieret hette/ wer seine Zeit nicht so liederlich verbracht/ was hat man dar- von/ nichts als Vngelegenheit/ man hat Vn- gunst von den Professoren, man macht sich ver- hasset bey allen Leuten/ man verschertzt dadurch seine Wolfarth/ ietzo erkenne ich es erst recht/ ietzo verdamme ich das vorige wilde und wüste Leben/ ich hette mich nicht so verführen lassen/ wofer- ne ich nicht so einen übeln Stuben-Gesellen gehabt/ der hat mich zugleich mit ihm verderbet. Jetzund nun wil ich anfahen recht fleissig zu wer- den/ alle Gesellschafft zu meiden/ auff keinen Schmauß mehr zu gehen/ auch damit ich meine Studia desto unverhinderlicher abwarten kan/ wil ich mich zu einem vornehmen Mann ins Haus begeben/ damit ich einmal den Leuten dienen/ einen Hoff-Rath agiren, und mein Vater Ruhm und Ehre an mir erleben möge. ( Gehet ab. ) M ij Vnter- Vnter Handlung Brose/ Käthe/ Nachbar Alex/ etzliche Bauern/ etzliche Penäle/ Brose und Käthe haben sich statlich ange- than/ seind auff dem Wege in das Gemein Haus zu gehen/ unterreden sich/ weil Pfingsten were/ sie wolten helffen das Pfingstbiergen mit trincken/ in dem sie so reden/ komt Nachbar Alex heraus/ ist schon alle voll/ und nimbt sie mit hinein/ die Scene wird auffgezogen/ die Bauren sitzen über einem Tisch und trincken das Pfingsibier/ haben einen Sackpfeiffer und seind lustig/ es sind ein Tisch voll Penäle aus der Stadt auch haussen/ haben sich auch voll gesoffen/ und agiren die Bauren hefftig/ die Bauern fangen an zu schmälen/ bereden sich mit einander heimlich/ es gehet einer nach dem andern heraus/ und setzt ihm einen guten Brügel zu wege/ die Penäle wer- den es inne/ bekommen die Brügel/ und wird ein hefftig Geschmeisse/ der Bauern seind zu viel und büssen die Penäle trefflich ein. Der Sechsten Handlung Erster Auffzug. kömt heraus. Was der Hencker soll ich nun anfangen/ Jun- Juncker Floretto ist nun auch fort/ er hat einen statlichen Dienst zu Hofe bekommen/ das hat sein Studieren gemacht/ Amandus, wo der ist hinkommen/ das weiß ich nicht/ es ist doch besser wenn man sich so verhelt/ daß man iederman fein redlich darff unter die Augen treten/ und es so macht/ daß einen iederman gerne ümb sich hat/ ich wil nun auch sehen/ daß ich auch was werden kan/ es gefällt mir die länge hie auch nicht mehr/ ich werde wieder nach Hause schlendern/ und Gerson dem reichen Kauffmann eine fröliche Post von seinem Sohne mit bringen/ wo er es nicht schon weiß. Aber damit sie gleichwol se- hen sollen/ daß ich nicht wie ein anderer Hollun- cke und Bernhäuter wieder nach Hause kom- me/ so wil ich auch zuvor erst was werden/ ich habe gehört/ sie wollen heute Magister machen/ ich muß flugs lauffen und meinen Damascen Mantel holen/ ob ich noch mit darzu kommen könte; Jch getraue mir noch alle darzu zu kom- men/ es gibt eben so wol auch Narren unter den Magistern, und ist nichts neues daß heute zu Tage aus Narren Magister werden/ und aus Magistern Narren; Aber ich muß geschwinde lauffen/ daß ich den Marckt nicht versäume/ wird das nicht prave klingen/ Magister Pickel- her. (Gehet ab.) M iij Der Der Sechsten Handlung Anderer Auffzug. Decanus, etzliche Magistri, Bauers Sohn/ Pickelher. etzliche Prof. und Studiosi, die Musi- canten. Das Theatrum wird geöffnet/ allda stehet der Decanus in der innern Scene und macht Magi- stros, darunter mit des Bauers Sohn/ Pickelher. stehet auch mit seinem Damascen Mantel drun- ter/ es seind andere Profess. und Studiosi mit im Auditorio, sehen zu/ und führen endlich die Ma- gistros mit den Stadt-Pfeiffern/ wie gebräuch- lichen/ heraus/ Pickelher. gehet auch mit im Pro- ceß und agirt seine Person. (Gehen ab.) Der Sechsten Handlung Dritter Auffzug. Des Bauern Sohn Hat einen Brieff in der Hand/ und spricht. Wo werde ich doch Fuhre und Gelegenheit antreffen/ ich wolte mich gerne nach Hause be- geben/ geben/ damit ichs meinen armen Bauer-El- tern berichten kan/ wessen gestalt mir Gott der HErr diese Vocation (Zeiget sie in der Hand) einen guten Pfarrdienst bescheret; Jch ha- be mich sehr schmiegen und biegen müssen/ und habe mir unter Leuten gar wunderlich fort ge- holffen/ ich habe von meinen Eltern nicht einen Groschen bekommen können/ noch dennoch hat mir unser HErr Gott in meinem Studieren so weit geholffen/ daß ich nun künfftig mein blei- bens zu haben gedencke/ unnd wiewol ich sehr wenig von meinen Eltern habe/ so kan ich es ih- nen nechst GOtt doch nicht gnugsam verdan- cken/ daß sie mich zu dem Studieren gehalten/ sie so l len es auch wiederumb geniessen/ und will ihnen in allen möglich beystehen/ und sie nimmer- mehr verlassen; Es hat mich mancher sauerer Wind angeblasen/ und habe manchens Fuß- schemel seyn müssen/ nichts desto weniger hat mich doch unser HErr GOTT herfür gezogen/ und mein fleissiges Gebet und Studieren er- höret/ dasselbige wil ich auch wieder anwenden zu seinen Ehren/ und zu Dienst und Wolfahrt anderer Leute/ nur wil ich anietzo bedacht seyn/ wie ich mich nach füglicher Gelegenheit nach Hause umbthun möge/ denn die Sache wenig Verzug und Auffschub leidet. ( Gehet ab. ) M iiij Der Der Sechsten Handlung Vierdter Auffzug. Petralto der alte von Adel/ Gerson der reiche Kauffmann. Clarissa des Kauffmanns Fraw/ Floretto/ Pickelher. Brose der Bauer/ Ka- the/ Nachbar Alex/ Jäckel des Bauers Sohnehen alle zugleich ein. Gerson und Clarissa gehen weinend und gantz be- trübt/ des Bauers Sohn aber in einem langen Mantel ein. Du gütiger Himmel/ o ihr gnädigen und mil- den Götter euch kan ich nicht gnugsam verdan- cken/ daß ihr mir nicht nur einen Sohn gegeben und so einen Sohn der nach meinem Tode meine Güter und Lohn besitzen/ und sich aller meiner Verlassenschafft anmassen kan/ sondern auch daß ihr ihm die Gnade gegeben daß er in allen guten Künsten und Wissenschafften der massen gestiegen und zugenommen/ daß er Ruhm und Ehre verste- hen kan. Jch gehe gleich auff meiner letzten Gru- be und sterbe nun umb desto freudiger/ weil ich einen solchen Sohn hinter mir verlasse/ dadurch ich ich von neuen in ihm zu leben anfange. Meine Tugenden und Ritterlichen Thaten/ die das Alte r gemachsam in mir vertunckelt und zu Grabe trä- get/ stehen von neuen wiederumb in meinem Flo- retto auf (umbfähet ihn, Floretto kniet für ihm nieder ) Floretto, Floretto ihr seyd mein eintziger Trost in meinem Alter/ wiewohl habe ich doch das Meine angelegt. Wie wenig hat mich meine Hoffnung von euch betrogen. So ziehet denn hin in Gottes Nahmen/ die Götter seynd mit euch/ stehet dem Vaterlande wohl für/ dienet eu- erm Herrn getreue/ lasset euch das Hoffleben nicht verführen/ verlasset euch nicht zuviel auff Fürsten und Herren Gunst/ nehmet nicht Ge- schencke noch Gaben/ stehet den Armen und Noth- dürfftigen bey/ und sehet für allen/ daß ihr ein gutes Gewissen und ehrlichen Nahmen behaltet/ so allen Schätzen ja allen Königreichen bey wei- ten für zuziehen/ nehmet diese meine Lehre fleißig in acht/ und lasset sie nimmermehr aus euerm Hertzen kommen. Jch dancke gleichfals den Göttern daß sie mich nur nicht bloß aus Adelichem Geblüthe haben herkommen lassen/ sondern euch auch mir zum Vater gegeben/ einen solchen Va- ter von dem ich mich rühmen kan/ daß ich allen Glantz und alles was ich habe/ von ihm habe/ euch L v nechst nechst den Göttern habe ich es einig zuzuschrei- ben/ daß ihr mich also erzogen/ daß ich euch für ei- nen rechten Vater halten/ und euch allen kindli- chen Gehorsamb leisten kan/ das blosse Leben habe ich nur von euch/ aber meine Geschickligkeiten/ Sprachẽ und Tugenden võ euerer Aufferziehung/ die Härtigkeit in solcher Zucht ist mir zu meinem besten ausgeschlagen/ und dancke es euch anletzo/ daß ihr mir nicht zu viel Freyheit und mit allzu ü- brigem Gelde mich zu verderben gestattet. der Kauffmann weinend. O wolte Gott daß ich dergleichen gethan/ so stende es auch vieleicht antetzo besser umb meine und meines Sohns Wolfarth/ ihr habt nun Ehre und Trost an euerm Sohn erlebet/ ich Hertzeleidt und Schande/ er ist gar eines elenden Todes ge- storben/ und hat im Kriege darein er sich begeben/ sein Leben an einem runden Bley auffgebẽ müssen. O Petralto hette ich euerm Rath gefolget/ dz Geld genauer zu Rath gehalten/ und es ihn nicht so un- nützlich verschwenden lassen/ so stende es vieleicht noch wohl umb ihn/ und ich were gleichfals nicht den Schuldnern in die Hände gerathen/ O wenn es doch alle Väter bedächten/ und an mir ein E- xempel nehmen/ wie sie ihre Kinder auff Universi- täten halten und für dem Vnglück bewahren sol- len. O ich armer verlassener Mann/ ich werde nun den Rest meines Lebens mit Weh und Ach verbrin- verbringen und beschliessen müssen/ Ach Ach wie übel habe ich Hauß gehalten/ wie ärgerlich bin ich den Meinen für gestanden/ und so Amandus noch am Leben/ hette er billige Vrsache solch sein Ver- derben an meinem eigenen Leibe zu rechnen. Jch werde in kurtzen mit Ach und Weh das kalte Grab beziehen müssen. (Weinet nebenst Clarissen hefftig.) zu Gerson Aber hört doch ihr reicher Herr Kauffmann/ wo habt ihr deñ euere so schrecklich viel 1000. Tha- ler hin gethan? Habt ihr denn auch noch viel? ich dachte es könte nicht alle werden/ ich sehe wohl Amandus hat sie gar fein und bald allgemacht/ ich halte wenn er noch da wehre/ er machte sie noch einmahl alle/ hett ihr ihn auch lassen so einen pra- ven Magister Kerl werden wie ich bin worden/ es wehre besser gewest. Gebt euch nur/ mein Freund/ zu frieden und bekümmert euch nicht so sehr darüber/ und ihr auch Clarissa. Jhr habt es freylich nicht gar gut gemacht/ aber gedencket daß es die Götter also verhenget/ und tröstet euch/ daß sie euch wie- derumb in euerm Elend und Hertzeleid ergetzen/ und desto höhere Ehre an euern andern Kindern werden erleben lassen. Halt sie nur fleißig zum Ge- het und Schule/ die Götter können ihnen ohne Mit- Mittel und grosses Gut auch fort helffen/ neh- met ein Exempel an dieses einfältigen Mannes Sohn (weist auff Brosen) er hat ihm wenig helf- fen können/ dennoch hat er durch sein fleißiges Studiren ein stattlichen Pfarr-Dienst überkom- men/ und gradum Magisterii erlanget. Ja es ist wahr/ Ehrenvester Gestr. Herr Juncker/ ich weiß es wohl was Jäckel für ein Jahren oder etzlichen für ein gewaltiger Rotzlöffel wahre/ und ist nun so ein steiffer Magister wor- den/ und gehet nun in einer langen Hülle/ daß ich mich darüber creutzigen und segnen muß/ Käthe hats wohl gesagt/ Jäckel würde so ein Mann werden daß ich ihn bald selber nicht mehr kennen würde. Es ist besser als wenn ihr hett einen Krie- ger aus ihm gezogen oder so einen Narren wie der ist/ (weist auff Pickelher.) weist auff Alexen. O so ein Bauer Flögel wie der ist/ die Ma- gistri werden irrgent Narren seyn/ sie hetten sich denn so närrisch studiret/ ( agiren mit ein- ander) Ja traun Jackel gefelt mir so wohl/ ich kan ihn nicht gnug ansehen/ wenn wir ihm doch nur sein viel Geld geben Könten. Des Jhr lieben Eltern gebt euch nur zu frieden/ hab ich gleich nicht Geld und Gut von euch/ so habe ich doch einen ehrlichen Namen bekommen/ welcher besser ist denn 1000. Schätze Goldes/ Wir seind bey unsern frommen und einfältigen Leben viel geruhesamer/ als mancher der grosse Schätze besitzet/ und sie nicht einmal gebrauchen kan/ oder sie zum Schaden gebrauchet/ ich bin schon reich gnug/ in dem ihr mich habt lassen ler- nen das Reichthumb verachten/ ihr habt mich lange gnug erhalten und ernehret/ nun solt ihr mit mir ziehen/ und meiner Wolfahrt gleichsfals mit geniessen. So lasset uns denn mit einander hinein gehen/ und uns über unserer Söhne Wiederkunfft recht freuen/ lasset uns heute lustig leben/ unnd den Göttern dancken/ daß sie uns dieselben wieder- umb frisch und in gutem Zustande zugestellet/ und ihr mein Freund Gerson (Klopfft ihm an die Achsel) bekümmert euch nur nicht so sehr/ befehlt es den Göttern/ und kommet mit mir herein/ und geniesset zugleich mit unserer Freu- de/ ihr solt von mir in euerm Creutz/ so viel wie möglich/ unverlassen seyn. (Gehen ab.) Pickel- So werde ich auch mit hinein gehen/ und mich auch freuen/ daß ich selber bin wieder kom- men/ ich wil mir zu sauffen daß es eine Schande und Sünde seyn wird/ ( ad Spect. ) Jhr Herren/ die Lust wehre nun aus/ hats euch nicht gefallen/ ich kan nicht darfür/ ich wil mir indessen drinnen ein frisches einschencken lassen. Wir wollen noch wohl wieder zusammen kommen/ und ver- zeihet meiner Höffligkeit/ ihr habt ihr aber nicht gar viel gesehen. (gehet ab/ und zugehet also die Comœdia. An den günstigen Leser: D Je Welt hat jo gelehrte Leute Von etlich hundert Jahren her; Vnd solche finden sich noch heute. Wie kömts? Fürwahr nicht ungefehr. Es muß ein ORT verhanden seyn Da solche Tugend-Pflantzen stehen/ Vnd da die Künste groß und klein Mit klugen Söhnen schwanger gehen. Wie viel auff solchen Ort zu geben? Versteht der Tausende wol nicht Die im gemeinen Leben leben. Es ist nicht wahr/ was mancher spricht: Der Der Sohn verthut bey Tag und Nacht Des Vaters Thaler und Dukaten/ Vnd hat es kaum so weit gebracht/ Daß er zum Küster wer gerathen. Doch wenn man soll die Warheit sagen/ So finden sich auch manche wol/ Die aus der Art bißweilen schlagen. (Jch sage/ was ich sagen sol.) Was hilffts? Man findet überall Bey guten auch zerbrochne Töpffe; So findet man im gleichen Fall Bald dumme/ bald geschickte Köpffe. Die Schuld muß in der Jugend stecken/ Die mancher klüglich-wohl anlegt; Wenn der und der von allen Ecken Die Bücher nach dem Winckel trägt/ Vnd nimt es mit den Gläsern an/ Mit Bier/ Toback/ und andern Gaben/ Mit Leckerbißgen/ die man kan Für Geld und gute Worte haben. Wie weit die Jugend ihr den Zügel Jn diesem Stücke lassen pflegt/ Das siehstu hier in einem Spiegel. Wer es vernünfftig überschlägt/ Vnd giebt dem Leben gute Nacht/ (Es kan doch keinem recht erfreuen/ Wenn mans beym Liechte wol betracht) Dem wird es nimmermehr gereuen. M. J. Berg. ENDE .