Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts Oder Resultate vereinigter Denker uͤber Philosophie und Geschichte der Freimaurerei . Erstes Baͤndchen . Berlin 1802 . Bei Heinrich Froͤlich . Vorrede . „ D ie Frei-Maurerei hat in unsern Tagen die Aufmerksamkeit der Maͤnner von Geist und Herz erweckt. Der Denker, der Freund der Geschichte des menschlichen Verstandes, so wie der Theilnehmer an der Sache der Menschheit, kann sie ihr nicht versagen. Sie selbst ist zur Wissenschaft geworden; sie ist, wie jede menschliche Anstalt , der Reinigung, der Er- leuchtung, der Erweiterung und der Verbesse- rung faͤhig; sie verdient naͤher gekannt, unter- sucht, und — auch außer den Logen bearbeitet zu werden. Wenn man betrachtet: Wie und was die k. Kunst im Ganzen und im Einzelnen nach Zeit- und Ortbestimmungen ist oder war, so ergiebt sich eine Geschichte —; und wenn man untersucht: Wie und was sie nothwendig und uͤberall seyn soll, eine Philosophie und Kritik der Frei-Maurerei. * 2 Dazu Beitraͤge zu liefern ist der Zweck einer Schrift, welche unter dem Titel: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts erscheinen wird, und welche auf die Theilnahme der Maurer aller Art und Kunst bescheidne Anspruͤche macht. Nur Wahrheit und Vielseitigkeit kann ihr Augenmerk und ihr Karakter seyn, wenn sie den Namen einer maurerischen Schrift tra- gen will; aber sie wird, grade um deswillen, eben so wenig Maurern irgend eines Systems das Wort versagen, als sie selbst von einem festen Standpunkte wanken wird.“ So kuͤndigte der Herausgeber diese maure- rische Schrift an, und nun beginnt er sein Ver- sprechen zu leisten. Dies ist der Inhalt des ersten Baͤndchens: No. 1. Philosophie der Maurerei, Briefe an Constant. Es sind die Ideen eines der ersten Phi- losophen und allgemein geachteten Denkers, welche er vor einiger Zeit in der Form muͤndlicher Vortraͤge aufgestellt, und wo- durch er die Maurerei, — auch fuͤr Nicht- Maurer, — philosophisch begruͤndet hat. Er hat sie dem Herausgeber der Eleusinien unbedingt uͤberlassen. Diesem gehoͤren nur einige Erweiterungen, z. B. der zweite Brief, einige erlaͤuternde Zusaͤtze, und was die gewaͤhlte Einkleidung forderte; nicht die Schaͤrfe der Deduktion und die Neu- heit und Fruchtbarkeit der Ideen, die beson- ders in den folgenden Briefen jeden den- kenden Leser uͤberraschen wird. — Gewiß bleiben sie nicht ohne wohlthaͤtige Wirkun- gen; auch ist es eine auffallende Erschei- nung, daß im Wesentlichen die Resultate einer kritischen Geschichtsforschung mit denen einer rein-philosophischen Deduktion fast in einem Punkte zusammen treffen. No. 2. Uebersicht der Geschichte der Mau- rerei. 1. Alte Geschichte. 2. Des achtzehnten Jahrhunderts, beson- ders in Deutschland. In dem Vorbericht zum Bibliothek-Kata- logus der LL. Z. z. N. und Fr. z. g. K. in K. steht folgende merkwuͤrdige Stelle: „Bis jetzt haben wir noch keine Geschichte der Maurerei, insofern diese aus oͤffent- lich bekantgewordenen Quellen ge- schrieben werden kann; und doch waͤre es nicht bloß fuͤr die Bruͤder des Ordens, sondern uͤberhaupt fuͤr jeden denkenden Weltbuͤrger eine sehr wichtige Sache, daß diese geschrieben wuͤrde . Denn eine Gesell- schaft, die in allen christlichen Laͤndern in und außer Europa ausgebreitet ist; die gewiß in unsern Tagen eine Million Mit- glieder zaͤhlt; deren Wirksamkeit von so vielen Seiten fuͤr die Menschheit so wich- tig und wohlthaͤtig gewesen ist; und deren Freunde und Feinde mit gleichem Eifer fuͤr und wider sie gestritten haben, ver- dient unleugbar eine philosophische Dar- stellung aller derjenigen Thatsachen, die von ihr bekannt geworden sind. Sie ver- dient, daß die verschiedenen Sekten, in welche sie zerfallen ist, die Grundsaͤtze, wovon diese ausgegangen sind, der Ein- fluß, den sie auf den Geist des Zeitalters entweder wirklich oder angeblich gehabt haben, mit strenger Unpartheilichkeit, aber auch mit gehoͤriger Sachkenntniß gepruͤft, gewuͤrdigt und dargestellt werden. Dies kann aber nur von einem Manne gesche- hen, dem alle, oder die meisten zerstreuten Huͤlfsmittel zu Geboten stehen.“ Diese so beschriebene, hoͤchst wuͤnschens- werthe Geschichte der Maurerei, als eines Thei- les der Geschichte des menschlichen Verstandes und seiner Verirrungen, wollte der Herausgeber der Eleusinien nicht schreiben. Er setzte sich keinen andern Zweck, als: aus den gedruckten Buͤchern, die ihm vor Augen kamen, alle ange- gebenen Data zu einer Geschichte der Maurerei, ohne Auswahl und Kritik zu sammlen, und ruhig, selbst mit den Worten der verschied- nen Verfasser, neben einander zu stellen; alle Quellen aber, die ihm persoͤnlich offen standen, so wie seine eignen Ideen und Kenntnisse bei diesem Sammlergeschaͤfte zu beseitigen. Es ist nicht seine Schuld, wenn die Frucht desselben mager und vielleicht unschmackhaft ausgefallen ist. Er verbuͤrgt, weder vor Maurern noch vor Nicht-Maurern, die diese Blaͤtter lesen, ein einziges Factum, da er blos als Referent das zerstreute Bekannte nach der Zeitfolge zusammen gestellt hat; aber er glaubt, daß diese Ueber- sicht fuͤr den erfahrnen Maurer in vielem Be- tracht eine fruchtbare Ansicht gewaͤhren koͤnne, wenn er die aufgestellten Thatsachen in ihrer Folge, mit einem durch anderweitige Kenntnisse geschaͤrften Auge ansieht; absondert, hinzusetzt, berichtiget. Er glaubt, daß sie fuͤr diesen reich an bedeutenden Winken, und fuͤr den Un- erfahrnen und Nicht-Maurer in der Art beleh- rend seyn werde, daß er einsieht, er koͤnne aus den oͤffentlichen Quellen nichts Befrie- digendes uͤber diesen Gegenstand schoͤpfen. Aber es ist der Maurerwelt eine kritische Geschichte der Freimaurer-Bruͤder- schaft , wie sie der Vorredner zu dem ange- fuͤhrten Katalog beschreibt, und als dringendes Beduͤrfniß aufstellt, versprochen. Es hat dies ein Mann gethan, der alle, an eine solche Ge- schichte gemachten Anforderungen kennt, dem wirklich die meisten und wichtigsten Huͤlfsmittel zu Gebote stehen, der mit der tiefsten Sach- kenntniß, den ruhigen Blick des Forschers, den Scharfsinn der Kritik und die Kaͤlte der streng- sten Unpartheilichkeit verbindet, — der erste maurerische Schriftsteller, Br. Feßler , in der Vorrede zu seinen saͤmmtlichen Schriften uͤber Freimaurerei, wirklich als Ma- nuskript fuͤr BB. gedruckt Berlin 1801. S. III. Aber — und er hat den Herausgeber zu dieser Erklaͤrung selbst autorisirt — er wird diese kritische Geschichte der Freimau- rer-Bruͤderschaft von ihrem ersten Ursprunge an, bis auf die neusten Zeiten, aus entschei- denden, ihm von vielen BB. und Logen vor- gelegten Gruͤnden, nie dem Drucke uͤber- geben , sondern nur an Logen-Archive im Manuskript uͤberlassen, wenn der LMstr, mit zwei seiner vertrautesten BB., sich mit ihm selbst uͤber die nothwendig zu setzenden Bedin- gungen vereinigt hat. BB, welche den Gang und Stand der Maurerei kennen, werden wissen, welche Auf- schluͤsse sie aus diesen hoͤchstwichtigen Ueberlie- ferungen, und gerade von dieser Art der Mit- theilung, zu erwarten haben. Es ist noch nicht die Zeit, daß die maurerische Geschichte, als ein Zweig der Geschichte des Geistes und der Menschheit uͤberhaupt auftrete; aber es ist hohe Zeit, daß die Maurer selbst uͤber den Ursprung und den Fortgang der Bruͤderschaft, ins helle Licht kommen, und dadurch feststehende Krite- rien ihres Urtheils erhalten. No. 3. Maurerischer Lebenslauf des Bru- ders — t, im Orden a *** genannt. Moͤchten doch alte und erfahrne Maurer ihren juͤngern Bruͤdern oft solche Vermaͤcht- nisse hinterlassen! Sie wuͤrden durch die Aufstellung ihrer Erfahrungen gewiß fuͤr Viele wohlthaͤtig wirken, wenn sie auch nicht immer einen so merkwuͤrdigen Beitrag zur Aufklaͤrung specieller Ordens-Geschich- ten, als der gegenwaͤrtige Lebenslauf, lie- fern sollten. Die Bruͤderschaft zaͤhlt in ihrer Mitte viel merkwuͤrdige Maͤnner, und das Leben derer, die fuͤr sie besonders thaͤtig gewesen sind, hat immer etwas aus- gezeichnetes, man moͤchte sagen, roman- tisches. Eine Gallerie merkwuͤrdiger Mau- rer muͤßte sehr unterhaltend und unter- richtend seyn. No. 4. Hoͤhere Grade. Das Daseyn hoͤherer Grade ist, selbst in der nicht-maurerischen Welt, bekannt genug, eben so der Unfug, der hie und da mit ihnen getrieben worden ist und wird; es ist daher Zeit, ein bedeutendes und vernuͤnftiges Wort daruͤber oͤffentlich zu sagen, damit Profane und uͤbelunter- richtetete Maurer sich nicht laͤnger durch ein vornehmes Achselzucken von einem ern- sten Urtheile losmachen koͤnnen; es ist Zeit ihnen anzudeuten, daß die Maurerei nie hinter ihrem Zeitalter zuruͤckbleiben koͤnne , und daß der Unterschied zwischen h. Gra- den , wie man sie gewoͤhnlich aus alter Praxis und selbst aus Druckschriften kennt, und h. maurerischen Erkenntnißstufen , ein hoͤchst bedeutender und wesentlicher Un- terschied sey. Der Herausgeber hat also nicht Anstand genommen, die beiden Stimmen , wovon die eine die gerechten Klagen uͤber jene referirt, die andre die Wichtigkeit dieser darthut, hier sprechen zu lassen. — Die Aufsaͤtze sind von zwei verschiedenen Verfassern. No. 5. u. 6. spricht fuͤr sich selbst. (Kuͤnftig Worte von dem ehrwuͤrdigen Bode selbst.) No. 7. Reden und Gedichte. Der Zweck maurerischer Reden ist Beleh- rung und Erbauung der BB. Wo diese nicht die Wirkung einer stehenden Anstalt ist, dort spielen die Reden eine wichtigere Rolle. Doch sollte man nicht unterlassen, die Mau- rerei als eine Schule wahrer Beredsamkeit zu benutzen. Leere Deklamationen, Vortraͤge uͤber ganz allgemeine Wahrheiten, so wie Einwirkung auf Gefuͤhle und sogenannte Her- zenserschuͤtterungen, haben den maurerischen Karakter nicht. Es kann nur Vorlesun- gen (die den Zweck der Belehrung haben) und Fest-Reden geben; von beiden liefert der Herausgeber eine Probe, und er dankt besonders dem verdienten Verfasser der erste- ren, fuͤr die Erlaubniß seine, bisher nur als Manuskript gedruckte Vorlesung, einem groͤßern Publikum mittheilen zu duͤrfen. Das Gebiet der maurerischen Poesie ist lange noch nicht kultivirt genug. Selbst an vollkommnen Liedern (in deren Ruͤcksicht die Freimaurerei doch ein großes Verdienst um das gesellige Leben hat) sind die Maurer noch arm; und sie wuͤrden noch aͤrmer seyn, wenn sie sich die Lieder der besten Dichter, die moralischen Inhalts sind, nicht angeeig- net haͤtten. Eine solche Aneignung ist auch mit den hier abgedruckten Gedichten gesche- hen. Der Herausgeber wird jeden Beitrag maurerischer Poesie gern aufnehmen. No. 8. Memorabilien. Vermischten Inhalts. Der Herausgeber wuͤnscht dieser Unterneh- mung die Theilnahme seiner BB. Er gehoͤrt als solcher keiner Parthei an, und wird jede noͤthig- scheinende Berichtigung, so wie uͤberhaupt jeden Beitrag zu den Eleusinien, der in wahrem mau- rerischen Geiste geschrieben ist, (eingesandt unter Addresse der Verlags-Buchhandlung) mit Ver- gnuͤgen aufnehmen. Vielleicht in einem halben Jahre erscheint das zweite Baͤndchen; die weitere Fortsetzung wird von dem Beifalle des maure- rischen Publikums abhaͤngen. Die Absicht des Herausgebers ist allein, seinen BB. und der guten Sache der Maurerei nuͤtzlich zu werden. Geschrieben den 9. Maͤrz 1802. I. Briefe an Konstant . Erster Brief . I ch nehme Deine Frage auf, Konstant, und will Dir mit aller mir moͤglichen Strenge beantwor- ten, was Du nur fragen kannst. Du wirst ent- weder mich noͤthigen, durch eine vollstaͤndige Be- leuchtung der Sache, meine Vorliebe fuͤr sie auf- zugeben, oder Dich, ihr Deine Achtung zu schen- ken. Laß es uns Beide auf diese Gefahr immer wagen; wir werden an Wahrheit gewinnen, was wir etwa an vorgefaßten Meinungen verlieren sollten. Ich werde dabei nicht vergessen, daß Du ein Ungeweihter bist, und sonach alle die kleinen Vortheile verlieren, die meine Deduktion durch dein Gefuͤhl haben koͤnnte; vergiß auch Du nur Deine maurerische Gelehrsamkeit und Deine Buͤ- cher, und gieb dadurch die vermeinten Vortheile auf, die Du durch etwanige historische Kennt- Erstes Baͤndch. A niß, uͤber den bloß philosophirenden Maurer zu haben vermeinest. Du kannst billiger Weise nicht fordern, daß ich Dir eine andre Kenntniß vom Orden zuge- stehen soll, als: daß er existirt . Was Du aus Deinen Buͤchern von der Art seiner Existenz wis- sen willst, kann ich schon um deswillen nicht aner- kennen, weil alle diese Lesereien kein Wissen in Dir erzeugt und Dich allein in Widerspruͤche und Zweifel verwickelt haben. Welchem Deiner Schrift- steller sollst Du denn auch trauen, da Du kei- nen Maasstab hast, sie zu pruͤfen, und kein Medium, sie zu vereinigen? Und so viel Du auch glauben , oder, wie Du sprichst, nach hi- storischer Kritik wahrscheinlich oder wahr- scheinlicher finden magst: so berufe ich mich doch auf Dein eignes Gefuͤhl, wenn ich behaupte, daß Deine wahre Kenntniß der Sache, streng genommen, nicht uͤber ihre Existenz hinausgeht. Dies ist mir aber auch vollkommen genug, und ich lade Dich nur ein, an diese sichre Kennt- niß, eben so sichre Schluͤsse anzureihen; und wir wollen doch finden, — was der Freimaurer- Orden an und fuͤr sich selbst ist? — Das nun wohl eben nicht, aber doch das: was er an und fuͤr sich selbst seyn kann , oder, wenn Du willst, seyn soll. Diese Frage wird Dich uͤberraschen, weil Du sie noch nie gethan hast, aber sie ist, nach dem Obigen, die einzige, die Du thun kannst. Was der Orden ist, das lerne meinetwegen aus dem „zerschmetterten Frei-Maurer,“ wenn es Dir ge- nuͤgt; was er seyn kann , vermagst Du aus ei- ner besseren Quelle zu schoͤpfen, aus Deiner Ver- nunft. Aber wenn Du es weißt, so wirst Du, bei einiger Konsequenz, nicht glauben, daß er an und fuͤr sich selbst wirklich so sey , als er es, nach Deiner folgerichtigen Ueberzeugung, seyn kann ; Du wirst es wenigstens nicht behaupten (aber auch nicht verneinen) koͤnnen, weil Du um deswillen ein Eingeweihter seyn muͤßtest. Du wuͤrdest eher mit vollem Rechte ein maurerischer Gesetzgeber seyn, als diese Behauptung mit eini- gem Rechte wagen koͤnnen. Laß uns auf diesem Felde, wo alles schwankt, nach einem festen Punkte suchen, auf welchem unser Fuß sicher stehen kann, und uns von un- bestrittenen Thatsachen ausgehen. Du weißt, daß in den ersten Decennien des achtzehnten Jahrhunderts, und zwar in London, eine Gesellschaft oͤffentlich hervortritt, die wahrscheinlich schon fruͤher entstanden ist, von der aber keiner zu sagen weiß, woher sie komme, was sie sey und was sie wolle? Sie verbreitet sich, ohnerach- tet dessen, unbegreiflich schnell und wandert uͤber Frankreich und Deutschland in alle Staaten des christlichen Europa, ja selbst nach Amerika. Maͤn- ner aus allen Staͤnden, Regenten, Prinzen, Adliche, Gelehrte, Kuͤnstler, Kaufleute, treten in ihren Bund, Katholiken, Lutheraner und Kalvi- nisten lassen sich einweihen, und nennen sich Bruͤder untereinander. A 2 Die Gesellschaft, die, man weiß nicht warum, wenigstens, wie ich Dich zu glauben bitte, sehr zufaͤllig, sich Frei-Maurer-Gesellschaft nennt, zieht die Aufmerksamkeit der Regierungen auf sich, sie wird in den meisten Reichen, z. B. in Frank- reich, in Italien, den Niederlanden, in Polen, Spanien, Portugall, Oesterreich, Bayern, Nea- pel, verfolgt, mit dem Banne zweier Paͤbste be- legt, uͤberall mit den widersprechendsten Beschul- digungen uͤberhaͤust und jeder Verdacht, der dem großen Haufen verhaßt ist, und bei ihm verhaßt macht, auf sie geworfen. Aber sie erhaͤlt sich un- ter allen diesen Stuͤrmen; sie breitet sich in neue Reiche aus und wird aus den Hauptstaͤdten in Pro- vinzialstaͤdte verpflanzt, wo man sie vorher kaum dem Namen nach kannte. Sie findet unerwar- tet an dem einen Orte Schutz und Unterstuͤtzung, wenn sie an dem andern unterzugehen in Ge- fahr ist. Sie wird dort als die Feindin der Throne und die Anstifterin der Revolutionen verschrieen, und gewinnt hier das Vertrauen der besten Re- genten. So gelangt sie herauf bis zu unsern Tagen. Du siehst, wie in diesem Zeitalter die Mitglie- der dieser Gesellschaft, sich endlich einmal ernst- lich fragen: woher kommen wir doch? was sind wir und was wollen wir? Du siehst, wie sie von allen Orten her sich versammlen, um sich diese Fragen zu beantworten; wie sie mit ern- sten Mienen einander anblicken, jeder von seinem Nachbar die Antwort erwartet, und endlich alle entweder laut oder stillschweigend, gestehen, daß keiner von ihnen, den Zusammengekommenen, es wisse. Was thun sie nun? — Sie reisen nach Hause, erklaͤren ihren Bruͤdern die allgemeine Unwissenheit, entlassen sich gegenseitig ihrer Ver- pflichtungen und gehen, mit einiger Scham, aus- einander? — Keinesweges! der Orden dauert fort und verbreitet sich, nach wie vor. Die Gesellschaft erleidet noch haͤrtere Dinge. Die Frage nach ihrem Geheimniß wird dringen- der, es wird in oͤffentlichen Schriften, z. B. dem entdeckten Geheimniß der Freimaurer, der gestuͤrz- ten, der verrathenen Freimaurerey, zur allgemei- nen Kenntniß gebracht; man erhebt die Absicht einiger maurerischen Sekten zur vollkommnen Ge- wißheit, andrer zur Wahrscheinlichkeit; man fin- det, daß hie und da die Maurerei nur zur Huͤlle verwerflicher Zwecke gedient habe und zieht diese Zwecke in ihr, sie toͤdtendes, Licht. Was wird nun geschehen? — Die Freimaurer werden sich von dem verrathenen Geheimnisse lossagen und, um sich von allem Verdacht unredlicher Zwecke auf einmal zu befreien, die Logen schließen und den „zerschmetterten Freimaurer“ in ihre Biblio- thek stellen. — Nein! die Gesellschaft dauert fort, als ob nie ein Wort uͤber sie gesprochen, kein Buchstabe uͤber sie gedruckt waͤre und das Still- schweigen in ihr unverbruͤchlich gehalten wuͤrde. Endlich zerreißt sich die Gesellschaft selbst in ihrem Innern, alle Einheit hoͤrt auf, sie spalten sich in Sekten, die sie Systeme nennen, verketzern sich gegenseitig, thun sich in den Bann, und wie- derholen das Spiel mit einer allein seligmachen- den Kirche. Der ehrliche Servati fragt: Und wollte ich ein Freimaurer werden, wo sind die aͤch- ten Meister zu Hause? und weiß in seinem dicken Buche keine Antwort zu geben; indeß die Mau- rer aller Farben und Zeichen einmuͤthig antwor- ten: Nirgends! nirgends, als bei uns. Was erfolgt nun? Der Ungeweihte, der doch sonst noch, wenigstens vor dem Brudernamen Ehrfurcht hatte, findet jetzt die sich verfolgenden und verketzernden Maurer — laͤcherlich, und es faͤllt auf die Maurerei etwas, das schlimmer ist, als alle Verfolgung — kalter Spott und Hohn der feinen Welt. Nun wird doch ohne Zweifel die Aufloͤsung der wunderbaren Gesellschaft erfol- gen? — Wiederum Nein! sie erhaͤlt und verbrei- tet sich wie immer, und mancher feige Bruder, der uͤber und uͤber erroͤthen wuͤrde, wenn man in einem feinen Zirkel sagte: er sei Freimaurer, geht nach wie vor gewissenhaft in die Loge. Sieh, Konstant, so steht es mit dem Orden, dessen Geheimniß du ergruͤnden willst; uͤber den Verfolgung und Spott, Unwissenheit und Verrath nichts vermoͤgen. — So wie man zuweilen im Spaß gesagt hat: das groͤßte Geheimniß der Frei- maurer ist, daß sie keins haben; so kann man mit Recht sagen: das offenbarste und dennoch geheimste Geheimniß der Freimaurer ist, daß sie sind und daß sie fortdauren . Denn — was ist es doch, was kann es doch seyn, das alle diese Menschen von der verschiedensten Denkart, Lebensweise und Bildung zusammen verbindet und unter tausend Schwierigkeiten, in dieser Zeit der Erleuchtung und Erkaltung, bei einander erhaͤlt? Laß uns weiter gehen, und diese Maͤnner selbst naͤher betrachten. Es sind vielleicht lauter Schwach- koͤpfe, Schwaͤrmer, Heuchler, Intriguanten oder Herrschsuͤchtige, die sich untereinander verbunden haben. Nun dann, so ist es begreiflich, wie sich der unredliche Schlaukopf mit Narren verbinden kann, um sie zu seinen Absichten zu lenken oder wenigstens, sich an ihrer Thorheit zu belustigen; begreiflich, wie der Herrschsuͤchtige den Schwaͤr- mer bei seiner Geheimnißsucht fangen und seinem Stolze zu gefallen, den Mann, der sonst an Rang und Ansehn uͤber ihm steht, unter seine Befehle nehmen kann; begreiflich, wie der Intri- guant sich mit Schwachkoͤpfen verbinden kann, um diese sagen und — zahlen zu lassen, was ihm gefaͤllt. Aber Nein! — in allen Zeitaltern finden sich die weisesten, redlichsten, durch Talent, Kennt- nisse, und Charakter ehrwuͤrdigsten Maͤnner im Orden, uͤberall sind Mehrere — ist gewiß Einer — unter den Bruͤdern, dem Du Dich mit vollem Vertrauen als dem Fuͤhrer und Leiter Deines Le- bens in die Arme werfen wuͤrdest. Doch — ich lasse keinen moͤglichen Einwurf zur Seite liegen — dieser weise und redliche Mann kann durch irgend einen Zufall und in irgend ei- ner Jugendlaune in einen Orden gerathen seyn, der ihm nach seinem innern Wesen unbekannt war. Er wird mit ihm bekannt, findet, daß es Nichts sey, und auf eine kindische Spielerei hinauslaufe. Er kann nicht zuruͤck, eine gewisse Eitelkeit verhin- dert ihn, sich als einen Getaͤuschten darzustellen; seine innere Schaam aber verleitet ihn, sich der leeren Sache hinzugeben, und — er zieht sich ohne Aufsehen in aller Stille zuruͤck. — Ist dies die wahre Geschichte aller redlichen und weisen Maͤn- ner im Orden, so — stehen wir hier, am Ende unserer Untersuchungen, wir schaͤmen uns, daß wir den Orden auch nur so weit unserer Aufmerksam- keit gewuͤrdigt haben, und uͤberlassen ihn mit be- daurendem Laͤcheln den gutmuͤthigen Schwaͤrmern und den selbstsuͤchtigen Intriguanten. Aber das ist sie nicht, so wahr Deine Erfahrun- gen sind, und die meinen. Die wahrhaft weisen und redlichen Maͤnner, die wir kennen, sind im Orden vorwaͤrts geschritten, haben sich ernstlich mit ihm beschaͤftigt, fuͤr ihn sich abgearbeitet, und sogar andre wichtige Zwecke aufgeopfert. Und nun stehe ich auf dem Punkte, den ich fuͤr Dich, den Nicht-Maurer, und fuͤr jede konse- quente Vernunft, fuͤr fest und sicher halte: So wahr auch nur Ein ohnstreitig weiser und tugendhafter Mann sich ernsthaft mit dem Frei-Maurer-Orden beschaͤftigt, so wahr ist er kein Spiel, so gewiß hat er einen, und zwar ern- sten und erhabenen Zweck . So haͤtten wir denn den Standpunkt gefunden, von welchem aus wir alles uͤbrige uͤberblicken, und unsern Fuß mit Bedacht weiter setzen koͤnnen. Doch ehe wir dies thun, hoͤre ich dich so spre- chen: Es ist wahr, weise und tugendhafte Maͤn- ner beschaͤftigen sich ernsthaft mit dem Orden; es ist Faktum. Aber womit beschaͤftigen sie sich? mit dem Orden, wie er ist , oder wie und was er, und zwar durch sie, werden kann? Arbeiten sie vielleicht nur dahin, aus ihm etwas zu machen, und auf die tabula rasa der Frei-Maurerei etwas zu schreiben, das ihrer wuͤrdig ist? Ist dies, so hast Du durch deine Deduktion nur das Bekannte bewiesen, daß der Weise und Tugendhafte nicht spielt, fuͤr die Frei-Maurerei aber nichts gewonnen.“ Alles, Konstant, was ich bei Dir fuͤr sie gewinnen kann; und ich fasse, da ich Dir nicht anders ant- worten kann, ob es gleich fuͤr meinen Endzweck vollkommen hinreichend ist, meinen Satz so: So gewiß sich weise und tugendhafte Maͤn- ner je ernsthaft mit dem Frei-Maurer-Orden beschaͤftigten, so gewiß kann er einen ver- nuͤnftigen, guten, erhabener Zweck haben. Diesen — moͤglichen oder wirklichen — Zweck wol- len wir nun finden, indem wir auf diesem Wege fortwandeln. Was nehmlich der weise und tugend- hafte Mann wollen koͤnne, was er nothwendig wollen muͤsse, das koͤnnen wir wissen, so gewiß die Weisheit und Tugend nur Eine ist, und be- stimmt durch ewige Gesetze der Vernunft. Wir duͤrfen sonach nur untersuchen: was der weise und gute Mann in einer solchen Verbindung beabzwecken koͤnne und wir haben den einzig moͤglichen Zweck des Frei-Maurer-Ordens mit demonstrativer Gewiß- heit gefunden. Erwaͤge dies, mein theurer Freund, und sage mir, ob Du dich mit mir auf diese Entdeckungs- reise einschiffen willst. Du wirst schon wachen helfen, daß unsre Fahrt ohne Umwege und Ver- irrungen in grader Richtung bis ans Ziel gehe. Lebe wohl. Zweiter Brief . D u bist mit mir zufrieden, Konstant, aber Du meinst doch, daß ich zu Anfange meines Briefs die Gesellschaft in Absicht ihrer Fortdauer zu wun- derbar , und gegen das Ende des Briefs sie, in Absicht ihres Zwecks, beinahe zu natuͤrlich dargestellt habe; Du meinst, es habe den Anschein, als wenn wir beide den Frei-Maurer-Orden erst erfinden wollten. — Fuͤr deine Zufriedenheit danke ich Dir, auf das uͤbrige antworte ich Dir mit Kurzem. Ich habe die Fortdauer des Ordens we- der wunderbar, noch sein Wesen natuͤrlicher als — natuͤrlich darstellen wollen; willst Du Dich uͤber jene verwundern , so habe ich so lange nichts dagegen, bis Du nicht mit mir sein Daseyn na- tuͤrlich gefunden, bis Du nicht erwogen hast, daß eben das Etwas, was der Weise im Orden beabzwecken kann, wohl allein seine Existenz, trotz aller jener Schwierigkeiten und Gefahren, er- halten und gesichert habe. Erfinden wollen wir den Orden eben nicht; nur finden, unter welchen Bedingungen seine Existenz fuͤr den Weisen und Tugendhaften zureichend begruͤndet werde; und wenn dies hie und da ein Frei-Maurer oder ein ganzes System nicht wissen sollte, so wollen wir es fuͤr sie finden; und in diesem Falle koͤnn- test Du nicht ganz unrecht haben, wenn Du sag- test: Wir haͤtten fuͤr diese Frei-Maurer den Frei- Maurer-Orden erfunden. Du hast gesehen, daß ich geneigt bin, nur das fuͤr Zweck des Ordens anzuerkennen, was der Weise und Tugendhafte als solchen anerkennen kann. Laß uns doch zufoͤrderst zusehen, was nach dieser Voraussetzung der Zweck des Frei-Maurer- Ordens nicht seyn koͤnne. — Fuͤrchte nicht, daß dies eine unnuͤtze Digression seyn werde; diese Un- tersuchung wird uns nicht nur alles abschneiden, worauf wir unsern Blick nicht zu richten haben, sondern nebenher auf alles das hindeuten, was man zu gewissen Zeiten, dem Orden als Zweck untergeschoben, oder auch als solchen angenommen oder angegeben hat. Diese Ruͤcksicht, soll mich leiten und einschraͤnken, damit ich nicht in Ge- fahr gerathe alle Moͤglichkeiten erschoͤpfen zu wol- len; wie denn auch von notorisch boͤsen Zwecken uͤberhaupt gar nicht die Rede seyn soll. Nach meiner Voraussetzung kann sonach der Frei-Maurer-Orden nicht eine Anstalt seyn, die zur Absicht hat, gewisse einzelne Seelenkraͤfte des Menschen, z. B. sein Gedaͤchtniß, seine Urtheils- kraft, seinen Verstand, oder seinen Geschmack zu uͤben. Es waͤre uͤberfluͤssig dergleichen zu un- ternehmen, da in Schulen, auf Universitaͤten und in oͤffentlichen Schriften und Anstalten genug da- fuͤr gesorgt ist; es waͤre laͤcherlich , bei erwach- senen Maͤnnern in einigen Stunden des Monats thun zu wollen, was zur Zeit der Erziehung, oder durch eigne Geistesthaͤtigkeit geschehen muß, es waͤre abentheuerlich , sich zu diesem Zwecke von der oͤffentlichen Gesellschaft abzusondern und in einen geheimen Bund zu treten. Und unser Weise will nichts Ueberfluͤssiges, nichts Laͤcherliches, nichts Abentheuerliches. Eben so geht er nicht darauf aus, (wie man spricht) Aufklaͤrung zu ver- breiten, (wie man von den Illuminaten behaup- tete), weil das, was an diesem Geschaͤfte taugt, nach der Lage der Dinge und des Zeitalters, oͤffentlich gethan werden kann und soll. Die Frei-Maurerei kann ferner nicht seyn eine Schule seltner Kunste und geheimer Wissenschaften , in welcher uͤbernatuͤrliche und uͤbermenschliche Geheimnisse gelehrt und mitge- theilt werden. Nicht blos, weil es unmoͤglich ist, Dinge, von deren Existenz wir nichts wissen, zu einem Gegenstande der Lehre und der Tradition zu machen; sondern auch, weil es unredlich ist, die Geistestraͤgheit, die Habsucht, die Wunder- sucht und andre verderbliche Leidenschaften durch dergleichen Vorspiegelungen zu naͤhren, den Ver- stand zu verblenden und die Sittlichkeit in ihrem Grunde zu verderben. Sonach kann unser weise und gute Mann nie zugeben, daß der Orden, dem Er sich hingiebt, sich mit Bereitung von Wunderarzneien , Lebensbalsamen und Uni- versaltinkturen beschaͤftige, schon deswegen, weil er einen ehrenvollen Tod hoͤher achtet, als ein schaͤndliches Leben, welches er durch solche Kuͤnste zu Jahrhunderten ausdehnen koͤnnte; daß er durch geheime Operationen, die sich dem Auge der Che- miker entziehen, den Stein der Weisen suche nicht blos, weil er weiß, daß dieser Messias nie erscheinen und allen Zauberformeln ewig trotzen wird, sondern weil er alle die Kuͤnste der traͤgen Habsucht verachtet, in der Kraft seines Geistes, so lange er sie fuͤhlt, den wahren Stein der Wei- sen gefunden hat, und ihm eine wahrhaft gute Gesinnung mehr werth ist, als wenn er alles Metall der Erde in Gold verwandeln koͤnnte; endlich wird er sich nicht einer Gesellschaft wid- men, die nach der traurigen Kunst forscht, sich mit sogenannten Geistern in Verbindung zu setzen , und durch ihre Huͤlfe sich dem Ewi- gen naͤher zu bringen, oder sich die Kraͤfte der Na- tur unterthan zu machen, weil er von diesen Gei- stern uͤberall nichts weiß, weil er ihre Huͤlfe in allen Dingen verachtet, und ihm eine gewon- nene Wahrheit, ein abgelegter Irrthum, mehr gilt, als wenn er alle Engel und Erzengel nennen „Auch das sanfte Loblied der Maurer toͤnt har- monisch in dem Donnergesang der Erzengel, denn er, der Maurer, kennt sie, und ruft ihrer Etliche mit Namen. Die Thronen, die Herrschaften, die Fuͤr- stenthuͤmer, die Gewaltigen, die ganze Rangordnung der Heerscharen des Gottes Zebaoth unterscheidet er, obgleich noch mit Sterblichkeit umhuͤllt. Seine Kunst lehrt ihn dies. (!) ꝛc.“ „Mein Gott! der Maurer ist ein sterblicher Mensch, und die goͤttliche Kunst erhebt ihn uͤber die ganze Natur. Der traͤge Erdball und der hellglaͤnzende Seraph sind die beiden Grenzen seiner anschauen- den Kenntnisse und seiner Macht . — Ich wag’ es, sie zu nennen. Er will, und die Materie gehorcht. Koͤrper verwandeln sich, und Geister zittern vor ihm . Ich falle staunend auf mein Antlitz zur Erde, und kuͤsse voll Ehrfurcht den Staub unter meinen Fuͤßen.“ (Aus einer unge- druckten Rede eines sehr beruͤhmten Mannes, die wir vielleicht einmal ganz liefern.) und mit ihnen conversiren koͤnnte. — Wahrlich, so wahr irgend ein Weiser und Tugendhafter sich irgend in einem Zeitalter mit Frei-Maurerei beschaͤftigt hat — dies kann nicht Maurerei seyn! Rosenkreuzerei und * * * ist so wenig, als Illuminatismus — Freimaurerei. Eben so wenig ist sie eine verborgene kirch- liche oder mystische Sekte . Was die Kirche leisten soll, und was die kirchlichen Sekten leisten wollen, das ist bekannt, und der vernuͤnftige Mann wird sich in dieses Geschaͤft nicht einmischen. Diese oͤffentlichen Anstalten — sie moͤgen nun vollkom- men oder unvollkommen seyn — koͤnnen durch eine geheime Gesellschaft nicht gefoͤrdert werden, und es waͤre gelind gesprochen, eine Albernheit, ihnen dadurch entgegenarbeiten zu wollen. Die Aufklaͤrung, die sich damit beschaͤftigt, diese oder jene Dogmen einer kirchlichen Sekte zu widerle- gen, oder die Falschheit einer ganzen Religions- parthei zu demonstriren, ist — Verfinsterung. Der weise und gute Mann wird auf keine Weise fuͤr oder wider irgend eine Sekte Parthei neh- men, nie die kirchlichen Gegenstaͤnde (wenn er nicht besondern Beruf dazu hat) zu denen seines Sinnens und Handelns waͤhlen, noch weniger aber sich in die Untiefen eines sinnleeren und irreligioͤsen Mysticismus versenken. Wenn Du also hoͤrst, daß irgend eine Maurerische Sekte sich irgend einmal die Ausbreitung der Roͤmisch-Katholi- schen Kirche und Hierarchie zum Zweck gemacht habe, oder noch mache: so glaube mit fester Zuversicht, daß dies nicht Maurerei sey; wenn Du, als Frei-Maurerei alten Systems dar- gestellt, folgendes liefest: „Die Natur wurde dem Moses als das Hintertheil der Gottheit gezeiget. — Das Licht der innern Welt ist der Abglanz von Jesu. Die innere Welt gebahr die aͤußere. Die Verwandschaft zwischen beiden ist dahero innig und groß. Der Uebergang vom Untern zum Obern geschieht durch Mittel-Substanzen. Jesu verklaͤrte Menschheit ist die erste dieser Substanzen von oben herab, wie das Naturlicht von unten hin- auf. Die Vereinigung beider, nebst der Thron- folge des goͤttlichen Geistes ist Zweck der Wieder- geburt, und diese der Weg zum Kleinod der aͤußern Natur —“ Stelle aus dem Vorbericht zu dem Hirten- Briefe an die wahren und aͤchten Frei-Maurer alten Systems, (neue Auflage 1785.) welche den Plan zu dem ganzen Werke enthalten soll. — Die Frechheit uͤbersteigt allen Glauben, mit welcher dieser mystisch-theologische Unsinn vor Kurzem noch, als das Schiboleth der allein wahren Maurerei, und als gruͤndliche Widerlegung der neusten Schritte zur Regeneration des Ordens, oͤffentlich aufgestellt wurde. Das ist aber voͤllig unglaublich, daß dieses Buch wirklich den Weisheitskern einer gewissen Mau- rerischen Sekte, die durch ihre aͤchtpapistische In- toleranz beruͤchtigt ist, enthalten solle. — Es wird noͤthig seyn, kuͤnftig diese seltne Erscheinung, die durch jene Zeitungsannonce eine Art von Bedeu- tung erhalten hat, naͤher zu charakterisiren. und wenn Dir dies selbst im Hamburger unpartheiischen Korrespon- denten als einzig wahre Maurerei, mit Aengst- lichkeit angepriesen wuͤrde, denke an Deinen Wei- sen, und entscheide mit Sicherheit, ob dies Mau- rerei seyn koͤnne. Eben so kann Politik in keiner Ruͤcksicht ihr Gegenstand seyn; sey es um der bestehenden Ordnung Ordnung und Staatsgewalt entgegen zu arbeiten oder ihr durch geheime Mittel zu Huͤlfe zu kom- men, sei es, die Staatsverfassung oder den Re- genten Anspielung auf die englische Geschichte, z. B. Cromvell, Ritter St. George ꝛc. zu veraͤndern oder in die Raͤder der Verwaltung mit unsichtbarer Hand einzugreifen. — Niemand als unser Weiser ist entfernter von dem Duͤnkel, durch Einwirkung auf Staatsverfassung etwas fuͤr die Menschheit fordern zu wollen; er weiß, daß es Verbrechen ist, von dem Standpunkte des Privatmanns aus, ihr in irgend einer Art entgegen zu wirken und ihre hoͤchste Autoritaͤt zu schwaͤchen, oder ihr anders, als durch strenge Pflicht- erfuͤllung, in Handhabung der Gerechtigkeit und Beschuͤtzung des Eigenthums und andrer Rechte der Staatsbuͤrger zu Huͤlfe zu kommen; er ist von der Vergangenheit belehrt, daß ein Namens - wechsel kein Gluͤckswechsel ist, und daß große Um- wandelungen nur durch große und allgemeine Ur- sachen hervorgebracht worden sind. Er weiß was gut ist , aber nicht, was gluͤcklich macht ; und ist frei von dem Duͤnkel, tausende gluͤcklich machen oder erziehen zu wollen. Die Politik liegt außer seinen Kreisen; Man hat hin und wieder diese Entfernung der Maurerei von Politik stark und oͤffentlich er- klaͤrt, und hat daran, in Ruͤcksicht des Zeital- ters und der Eingeweihten, wohl gethan; man hat diese Protestation aller politischen Zwecke statt der Lenker von Erstes Baͤndch. B Staatsangelegenheiten, will er nur guter Buͤrger und Mensch seyn; statt der Sorge um allgemeine Wohlfahrt, fuͤhlt er nur die fuͤr seine Pflicht und die Wohlfahrt der Seinen. — Wo man Dir irgend, offenbar oder kuͤnstlich versteckt, politische Zwecke fuͤr den maurerischen verkaufen will, da schuͤttle den Staub von Deinen Fuͤßen. Du hast es dort mit Unkundigen, mit Schwaͤrmern, mit Selbstsuͤchtigen zu thun, nicht mit Deinem Wei- sen, nicht mit Maurerei. Vielleicht aber koͤnnte Befoͤrderung des aͤußeren Gluͤcks der Zweck des Ordens sein? Vielleicht wollen die Bruͤder sich gegenseitig zu Aemtern empfehlen, vielleicht errichtet man Ton- tinen, oder vielleicht erhalten die Aeltern und Oberen Pensionen aus dem Schatze, nach welchen die Juͤngeren streben. — Das erstere mag ehe- mals, hin und wieder zufaͤllig geschehen seyn, denn bei der groͤßeren Verbreitung des Ordens ist ganz natuͤrlich hier nichts mehr zu hoffen oder zu fuͤrch- ten, aber es waͤre thoͤricht, sich dies als Zweck der Verbindung zu denken; das andre ist — versucht und vergessen; das dritte — soll in einem gewissen System uͤblich sein, an andern Orten herrscht vollkommne Gleichheit der Leistungen; und glaubst Du denn, daß der Mann der uns fuͤr den Orden garantirt, sich so weit erniedrigen wuͤrde, eine Pension aus Beitraͤ- gen anzunehmen oder darauf zu lauren? sogar in Rituale aufgenommen und dadurch — wenigstens etwas sehr uͤberfluͤßiges gethan. Aber so wird es endlich doch Befoͤrderung des innern Gluͤcks sein? Das, wonach St. Nicaise rang, wohin er nach tausend Irrwegen, Taͤu- schungen und Leiden gefuͤhrt wurde und woran er S. 272 des bekannten Buches schreibt: „Ich sahe mich am Ziel aller meiner Wuͤnsche, und ich ward vollkommen uͤberzeugt, daß der Orden weit mehr gewaͤhrt, als er verspricht, daß von ihm in einem weit vollkommneren Grade gesagt werden kann, was die Heiden ehedem von ihren Geheimnissen sagten: daß man dadurch lerne, mit Ver- gnuͤgen leben, und mit einer besseren Hoffnung sterben “ oder wie er S. 382. spricht: „Auch die hoͤchste Stufe der Geheimnisse hat nichts anders zur Absicht, als die Menschen besser zu machen . Dies glauben die meisten und die besten Bruͤ- der; indeß die andre große Haͤlfte nur die Ge- legenheit sich zu vergnuͤgen, Bekanntschaften zu machen, und alte Bekannte zu treffen, in den Logenhaͤusern sucht. “ Wahrlich! das ist doch ein großer, erhabener Zweck, fuͤr den ja der Weise und Tugendhafte durch sein ganzes Leben arbei- tet, nach dem alle Menschen streben, und fuͤr den es sich wohl verlohnt — — In eine geheime oder wenigstens geschlossene Gesellschaft zu treten? — Wird denn die Tugend gelehrt? oder wenn sie gelehrt wird, thun dies nicht unsre Prediger und Philosophen hinlaͤng- B 2 lich und vollstaͤndig? — Kann die Tugend erleich- tert und wie bei einem Leiden oder Ungluͤck, ihre Last durch Theilnahme vermindert werden? Oder ist die Tugend nicht vielmehr, das eigenste, ge- heimste Geschaͤft des Menschen, welches er kaum mit Einem geliebten Herzen, geschweige denn mit einer Gesellschaft von Bekannten theilen kann? — Er kann in der Gesellschaft mehr Schicklichkeit, A ndigkeit und Scheu lernen, sich zu einem gesetzten, und rechtlichen Betragen gewoͤhnen; er kann viel schoͤne und sogenannte nuͤtzliche Spruͤche und Reden hoͤren, aber nicht tugend- haft werden; und wenn er mit Vergnuͤgen zu leben und mit einer besseren Hoffnung zu sterben „nicht anderswo und vor seiner Aufnahme gelernt hat“ — im Orden moͤchte er’s schwerlich lernen. — Gewiß, in eine moralisch-ascetische Gesellschaft, die es auf die Tugend und das Besserwerden, als einzigen und letzten Zweck angelegt, moͤchte unser weise und gute Mann, wohl eben so wenig sich einweihen lassen, als Socrates in die Eleu- sinischen Mysterien. „Nun so bleibt als Zweck dieses wunderbaren Ordens nichts uͤbrig, als — Nichts ! und er hat nur nebenher die Vortheile einer guten und froͤh- lichen Gesellschaft.“ — So wahr, antwortet unser Weiser und Tugendhafter, ich mit diesem, uͤbrigens ganz natuͤrlichen , Orden mich beschaͤftige, und mich ihm hingebe, so wahr ist sein Zweck und Ziel — Etwas , und die gute Gesellschaft ist und bleibt ein — Nebenher . Es bleibt uns nun nichts anders uͤbrig, Kon- stant, als dieses Etwas zu suchen und alle uͤbri- gen Nebenher, vom Goldmachen und Geisterse- hen an, bis auf die Tafellogen, dort liegen zu lassen, wohin sie gehoͤren. Sollten Dir uͤbrigens noch andre solche Dinge einfallen, die irgend ein- mal und von irgend einem muͤßigen Kopfe als Ordenszweck angegeben und aufgestellt worden sind, so laß Dir Deine Fragen, nur von unserm Garant beantworten. Fuͤr jetzt will ich noch gleichsam als Nach- schrift zu diesem Briefe, ein allgemeines maure- risches Vorurtheil andeuten, welches besonders meine Bruͤder in Deutschland grausam irre gefuͤhrt hat. Wer sich von diesem Vorurtheil nicht los- machen kann, der ist wahrlich fuͤr den Ordens- zweck verloren. Man glaubt: das Ordensgeheimniß sey an irgend einem Orte oder bei gewissen Personen verwahrt und man duͤrfe nur recht emsig suchen, oder (wie St. Nicaise lehrt) recht großes Gluͤck haben, so wuͤrden einem die Augen aufge- than und das erhabne Geheimniß sei gefunden. Bald hat man es in Londen bei der Großen Mutterloge, bald in Schottland, bald in Frank- reich z. B. bei den Vaͤtern von Clermont in Auvergne, auf dem Berge Heredon u. s. w., bald (wie Herr v. Waͤchter) in Italien, bald in Schweden, bald bei zwoͤlf oder sechzehn Auser- waͤhlten, die in allen Laͤndern zerstreut leben und sich nur untereinander kennen und cooptiren, gesucht. Was man gefunden hat, sind vielleicht einige Bei- traͤge zur Geschichte oder zu den Mythen des Ordens; aber nach seinem Geheimniß schauen die Meister der Kunst noch immer vergeblich aus. — Quod quaeris, hic est , es liegt Dir nahe, fest verwahrt, allen Kuͤnsten der List und der Gewalt trotzend. Dort wollen wir es aufsuchen. Dritter Brief . W as der Weise und Tugendhafte uͤberhaupt wollen koͤnne, was er nothwendig wollen muͤsse, das wissen wir; wollen wir nun auch den Zweck des Frei-Maurer-Ordens wissen, so haben wir zu untersuchen, was jener in einer solchen (von der oͤffentlichen großen Gesellschaft abgesonderten) Verbindung beabzwecken koͤnne: — so sagte ich am Schlusse meines ersten Briefs, und Du warst uͤber die Konsequenz dieser Folgerung mit mir einverstanden. Laß es uns nun naͤher erwaͤgen. Das, was der Weise und Tugendhafte will, was sein Zweck ist, ist der Endzweck der Mensch- heit. Der einzige Zweck des menschlichen Da- seyns auf der Erde ist, weder Himmel noch Hoͤlle; sondern allein die Menschheit , die wir hier an uns tragen, und ihre hoͤchstmoͤgliche Ausbil- dung . Etwas anders kennen wir nicht; und was wir goͤttlich, teufelisch, thierisch nennen, ist nichts — als menschlich. Was nicht in dem Zwecke der moͤglichst groͤsten Ausbildung enthalten ist, was sich auf ihn nicht bezieht , oder sich zu ihm ent- weder als Theil oder als Mittel verhaͤlt, kann der Zweck keines Menschen seyn, kann sich der Weise und Tugendhafte weder im Allgemein- sten noch im besondersten Falle, als Zweck, setzen; was uͤber oder unter der Menschheit liegt, liegt außer den Kreisen seines Denkens, Strebens und Thuns. In irgend einem Maaße wird jener Zweck in allen Menschen, ohne daß sie ihn deutlich denken und absichtlich befoͤrdern, blos durch ihre Geburt zum Lichte des Tages, und durch ihr Leben in der Gesellschaft erreicht. Es scheint, als ob es nicht ihr Zweck, sondern ein Zweck mit ihnen waͤre. Aber der Besonnene denkt sich ihn deut- lich, es ist sein Zweck, ihn macht er sich zum be- dachten Ziele alles seines Thuns. Wie wird er in der großen menschlichen Ge- sellschaft befoͤrdert? Wirkt alles gradezu und ohne Umwege, mit vereinigten Kraͤften auf ihn hin? So scheint es nicht. Sie denkt und arbeitet nicht mit der Klarheit und Besonnenheit, wie der ein- zelne Weise; auf ihr lasten die Schulden der Vor- welt, und mit dieser Suͤhne beschaͤftigt, hat sie kaum Zeit, fuͤr eine Nachkommenschaft zu arbei- ten, die wieder fuͤr eine andere zu arbeiten haben wird. Sie muß den großen Kampf bestehen, mit der widerspenstigen Natur und der traͤgen Zeit; sie will uͤber beide den Vortheil gewinnen und hat ihr Geschaͤft einer nachtheiligen, aber unvermeid- lichen Bedingung unterworfen: Sie hat das Ganze der menschlichen Ausbildung in Theile getrennet, die Zweige und Geschaͤfte derselben unter sich vertheilt, und jedem Stande sein besonderes Feld der Mitwirksamkeit an- gewiesen . Wie in einer Fabrik Zeit und Ko- sten dadurch erspart werden, daß der eine Arbei- ter sein Leben hindurch nur diese Art von Feder, Stift, Rad oder Gefaͤß macht, nur diese Farbe auftraͤgt, nur diese Maschine treibt und lenkt: und ein andrer ebenfalls sein ganzes Leben hin- durch diese andere Art von Arbeit verrichtet, die zuletzt ein ihnen allen unbekannter Werkmeister zu einem Ganzen vereinigt: eben so ergeht es in der großen Werkstaͤtte der menschlichen Aus- bildung. Jeder Stand arbeitet und schafft etwas fuͤr alle uͤbrigen, das außerdem jeder fuͤr seinen Antheil und fuͤr seine Person selbst thun muͤßte; und diese schaffen nunmehr wieder fuͤr ihn, wozu der fuͤr ihr Wohl anderweitig Beschaͤftigte, weder Zeit noch Geschick hat. Zum Heile und zur Ausbildung des Ganzen leitet alle Arbeiten der Einzelnen die unsichtbare Hand der Vorsehung. — So steigt der Gelehrte hinab in die Tiefen des Geistes und der Wissen- schaft, um zu Tage zu foͤrdern, was nach einigen Zeitaltern, allen gelaͤufig und nuͤtzlich seyn wird, indeß der Landmann und der Handwerker ihn speisen und kleiden; der Staatsbeamte verwaltet das Recht, das ohne ihn die Gemeine selbst ver- walten muͤßte, und der Krieger vertheidigt den Wehrlosen, der ihn ernaͤhrt, gegen fremde Gewalt. Jeder Einzelne bildet sich nun vorzuͤg- lich nur fuͤr den Stand, den er gewaͤhlt hat . Von Jugend auf wird er durch Wahl oder Zufaͤlligkeiten ausschließlich fuͤr eine Lebensart be- stimmt, die Erziehung wird fuͤr die beste gehal- ten, die den Knaben am zweckmaͤßigsten auf sei- nen kuͤnftigen Beruf vorbereitet; alles das bleibt zur Seite liegen, was mit diesem nicht in der naͤchsten Beziehung steht, oder was in ihm, wie man sagt, nicht gebraucht werden kann. Der zum Gelehrten bestimmte Juͤngling verwendet seine ganze Zeit auf Erlernung der Sprachen und Wissenschaften, und zwar mit Auswahl derer, die zum kuͤnftigen Broderwerb erforderlich sind, sogar mit sorgfaͤltiger Beseitigung derer, die die Bil- dung zum Gelehrten im allgemeinen erfordert. Alle uͤbrigen Lebensarten und Geschaͤfte sind ihm fremd, wie diese sich unter einander fremd sind. Der Arzt hat seine ganze Aufmerksamkeit nur auf die Medicin, der Jurist auf die Gesetzgebung sei- nes Landes, der Kaufmann auf den bestimmten Zweig seines Handels, der Fabrikant nur auf die Hervorbringung seines Fabrikats gerichtet. In seinem Fache weiß er das Noͤthige, und zwar mit groͤßerer Klarheit und Gruͤndlichkeit; es ist ihm dies also besonders lieb, er betrachtet es als sein erworbnes Eigenthum; er lebt in ihm, wie in ei- ner Heimath. — Und dies alles ist gut, jeder thut daran seine Schuldigkeit, das Gegentheil wuͤrde nicht nur alle Vortheile der Gesellschaft aufheben, sondern auch dem Einzelnen, wie dem Ganzen, verderblich seyn. Aber daraus entsteht bei allen noth- wendig eine gewisse Halbheit und Einseitigkeit, welche, zwar nicht nothwendig, aber doch gewoͤhnlich in Pedanterei uͤbergeht . — Pedanterei, die man gewoͤhnlich (vielleicht weil sie hier sichtbarer, vielleicht weil man hier intoleranter ist) nur dem gelehrten Stande beimißt, herrscht in allen Staͤn- den und ihr Grundprinzip ist allenthalben dasselbe, nehmlich folgendes: die seinem besonderen Stande eigenthuͤmliche Bildung fuͤr gemein menschliche Bildung zu halten und dahin zu streben, daß sie es wirklich werde. So achtet der pedantische Gelehrte nur Wissenschaft und setzt allen andern Werth herab; seine Vortraͤge und Gespraͤche in gemischten Gesellschaften gehen darauf hinaus, seinen Zuhoͤrern einige Partikel seiner Gelehrsam- keit beizubringen und sie nach seiner Praͤcision im Denken luͤstern zu machen. Der pedantische Kauf- mann verachtet dagegen den Gelehrten und ruft: Nur Rechnen und Geld! Geld ist die Losung des vernuͤnftigen und gluͤcklichen Lebens. Der Krieger verachtet beide, preißt allein koͤrperliche Staͤrke und Gewandtheit, kriegerischen Muth und Be- hauptung der Ehre nach seinem Begriffe, und haͤtte nicht uͤbel Lust, einen jeden, der das Maaß haͤlt, zu enrolliren. Die Theologen vorzuͤglich (denn ihr Stand hat, aus Liebe zum Himmel oder aus Furcht vor der Hoͤlle, unter allen den meisten Einfluß erhalten) bestreben sich seitdem sie sind, alle Menschen, bis zu den Dorfkindern herab, zu gruͤndlichen Theologen und taktfesten Dogmatikern zu erziehen. — „Trachtet vor allem nach dem Reiche Gottes, das uͤbrige ist Kleinig- keit!“ sagen die Theologen und mit ihnen alle uͤbrigen Staͤnde, — und wir wissen, was sie un- ter dem Gottesreiche verstehen! So herrscht uͤberall eine, hier nuͤtzliche dort schaͤdliche, Einseitigkeit, so ist jedes Individuum nicht blos ein Gelehrter, sondern ein Theolog oder Jurist oder Arzt, nicht blos ein Religioser, sondern ein Katholik, ein Lutheraner, ein Jude oder ein Muhamedaner; nicht blos ein Mensch, sondern ein Politiker, ein Kaufmann, ein Krie- ger; und so wird uͤberall durch die hoͤchstmoͤgliche Standesbildung, die hoͤchstmoͤgliche Ausbildung der Menschheit (der hoͤchste Zweck des menschli- chen Daseyns) gehemmt; ja sie muß gehemmt werden, weil jeder die unerlaͤßliche Pflicht auf sich hat, sich fuͤr sein abgesondertes Geschaͤft, so vollkommen als moͤglich zu bilden, und dieses ohne die Gefahr der Einseitigkeit beinah unmoͤglich ist. Nach diesen Voraussetzungen kehren wir nun zur Frei-Maurerei zuruͤck, um uns nicht mehr von ihr zu trennen, und bauen darauf einige be- deutende Folgerungen. — Was ich Dir in meinem zweiten Briefe in Beispielen, zu einem andern Zwecke, darlegte, wird Dir nun als konsequente Folgerung aus dem Gesagten klarer hervorgehen. Die Maurerei nehmlich kann keinen der Zwecke beabsichtigen, mit denen noto- risch und offenbar irgend ein in der menschlichen Gesellschaft bestehender Stand, Einrichtung oder Ordnung schon beschaͤftigt ist ; sie kann keiner andern Verbin- dung in den Weg treten oder zur Seite gehen wollen; denn dann waͤre sie uͤberfluͤßig , indem sie thun wollte, was schon ohne sie geschieht. — Sie duͤrfte sich nicht damit entschuldigen, daß die oͤffentliche Anstalt, der sie zur Seite gehen und deren Zweck sie adoptiren wollte, mangelhaft und fehlerhaft waͤre. Es ist leere Anmaßung, das als Nebengeschaͤft besser machen zu wollen, was an- dre, als Hauptgeschaͤft nicht besser machen koͤnnen; es ist Thorheit, uͤber Anstalten ein Verdammungs- Urtheil zu sprechen, die man vielleicht nur nach ihrem Aeußeren, nicht nach den unumgaͤnglichen Schwierigkeiten kennt, die sie in dem Objekt ih- rer Wirksamkeit finden. Jede dieser Anstalten im Staate traͤgt den Keim des Besseren in sich und strebt nach der Vollkommenheit, und es kann fuͤr die Maurerei uͤberall nur die Frage seyn: Ob eine Anstalt fuͤr einen gewissen Zweck da ist, nicht, wie gut sie ist; denn dafuͤr haben andre zu sor- gen. Wollte sie in einen fremden Plan thaͤtig ein- greifen, so wuͤrde sie nur Unordnung verbreiten, indem sie die Ausfuͤhrung desselben stoͤrte und ver- wirrte; sie waͤre hoͤchstschaͤdlich , indem sie dies noch dazu im Geheim thun muͤßte, da ja oͤffentlich kein einzelner Zweig der menschlichen Bildung bekannt ist, den sie uͤbernommen haͤtte. Eine solche Gesellschaft, sie moͤchte sich nun mit kirchlichen oder politischen, philosophischen, ge- lehrten oder merkantilischen Gegenstaͤnden beschaͤf- tigen, koͤnnte der Weise und Tugendhafte nicht unterstuͤtzen, er muͤßte vielmehr, nachdem ihm ihr verwirrendes Daseyn bekannt worden waͤre, sie zu Grunde richten. Und dazu wuͤrde es keiner wei- teren Muͤhe beduͤrfen, als der, sie nur anzu- zeigen ; denn es ist das hoͤchste Intresse der gan- zen menschlichen Gesellschaft und jedes Zweiges derselben, des Staats, der Kirche, des gelehrten und handelnden Publikums, eine solche Verbin- dung zu vernichten, so bald sie ihr bekannt wird. So waͤre denn jeder Zweck, mit dem irgend ein Stand in der Gesellschaft schon beschaͤftigt ist, von der Maurerei gaͤnzlich und unbedingt ausge- schlossen; und es waͤre eben so thoͤricht und laͤcher- lich, wenn sich ihre Glieder im Geheim damit beschaͤftigen wollten, gute Schuhe zu machen, als, den Staat im Ganzen oder im Einzelnen zu re- formiren. Jeder Maurer, der dies laͤugnen wollte, wuͤrde nicht nur seinen guten Willen und seine maurerische Einsicht, sondern seinen gesunden Ver- stand in Verdacht setzen. Aber irgend einen Zweck muß sie doch ha- ben; denn sonst waͤre sie eine eitle, leere Spiele- rei und der Weise und Tugendhafte koͤnnte sich eben so wenig mit ihr befassen, als wenn sie sich den obengenannten schaͤdlichen Zweck setzte. Dies aber koͤnnte nur ein solcher Zweck seyn fuͤr den die groͤßere menschliche Ge- sellschaft gar keine besondre Anstalt hat, ein Zweck, fuͤr den sie seiner (des Zwecks) und ihrer (der Gesellschaft) Na- tur nach, gar keine besondre Anstalt haben kann . Denn koͤnnte sie eine solche Anstalt haben, so kaͤme es dem Weisen und Tugendhaften viel- mehr zu, diese Anstalt in dem Schooße der gro- ßen Gesellschaft zu veranlassen, und sie aus ihm hervorgehen zu lassen, als sein Ziel durch Abson- derung von dieser Gesellschaft befoͤrdern zu wol- len. Die Natur der großen Gesellschaft und die Natur des in ihren Kreis gehoͤrigen Zwecks, erforderte es unbedingt, daß er den Staat auf diesen, fast unbegreiflicher Weise, bisher vergesse- nen Zweig seiner Wirksamkeit aufmerksam machte; diesem muͤßte er es dann wieder unbedingt uͤber- lassen, ob er die Anstalten dafuͤr treffen wolle oder nicht; auf keinen Fall duͤrfte er mit einer Gesell- schaft sich absondern, um fuͤr diesen Zweck thaͤtig zu seyn, weil er auf keinen Fall fuͤr diese Art der Wirksamkeit gehoͤrt. Es ist nun die Frage, ob es einen solchen, vernuͤnftigen und guten Zweck geben koͤnne, fuͤr welchen die groͤßere Gesellschaft, ihrer Natur nach, keine besondre Anstalt haben kann, und welches dieser Zweck sey — und der einzig moͤgliche Zweck der Maurerei, (rein, als abgesonderte Gesell- schaft betrachtet) waͤre gefunden. Wir wollen sehen. Vierter Brief . I ch werde sogleich deine Vermuthung: ob ich etwa die Frei-Maurerei als Selbstzweck auf- zustellen gedenke, naͤher beleuchten, wenn ich dir die zweite Folgerung aus unsrer obigen Betrach- tung uͤber die groͤßere menschliche Gesellschaft, als den Schlußstein dieser Gedankenreihe, werde vor- gelegt haben. Wir haben es als ein Uebel erkannt, daß die Bildung in der groͤßeren Gesellschaft und fuͤr sie, zugleich immer mit einer gewissen Einseitigkeit und Halbheit verbunden sei, die der hoͤchstmoͤglichen, d. i. rein menschlichen Ausbildung im Wege stehe und den einzelnen Menschen, wie die gesammte Menschheit, am gluͤcklichen Fortschreiten zum Ziele hindre. — Nur nachdem Du dies erkannt und Dich von dem einseitigen Gedanken von der Nuͤtz- lichkeit der Einseitigkeit in der Geschaͤftsbetreibung los gemacht hast, kann ich hoffen, daß Du mei- nen Schluß konkludent finden, und die Sache mit Deinem Gefuͤhl umfassen werdest. Es ist uns nun ein Zweck gegeben, den die groͤßere menschliche Gesellschaft gar nicht beab- sichtigen kann , indem er uͤber sie hinausliegt und durch die Existenz der Gesellschaft erst auf- gestellt wird, ein Zweck, der nur durch Ausge- hen von der Gesellschaft und Absonde- rung von ihr erreicht werden kann, der Zweck: die Nachtheile der Bildungsweise in der groͤßeren Gesellschaft wieder auf- zuheben und die einseitige Bildung fuͤr den besonderen Stand in die gemein menschliche Bildung, in die allseitige des ganzen Menschen, als Menschen zu verschmelzen . Dieser Zweck ist groß , denn er hat das zum Gegenstande, was dem Menschen das interes- santeste ist; er ist vernuͤnftig , denn er druͤckt eine unsrer heiligsten Pflichten aus; er ist moͤg- lich , denn alles ist moͤglich, was wir sollen; er ist in der großen Gesellschaft zu erreichen fast unmoͤglich, wenigstens aͤußerst schwer, da Stand, Lebensart, Verhaͤltnisse, den Menschen mit feinen, aber festen Banden verstricken und ihn, oft ohne daß er sie gewahr wird, in einem Kreise herum- ziehen, statt daß er vorwaͤrts gehen sollte; er ist sonach nur durch Absonderung von ihr zu errei- chen. Nicht durch immerwaͤhrende Absonderung, weil daraus eine neue Einseitigkeit entstehen, weil dadurch die Vortheile der etwa gewonnenen rein menschlichen Bildung fuͤr die Gesellschaft verlo- ren gehen wuͤrde, und weil es allein darauf abge- sehen ist, beide Bildungsarten zu verschmelzen , und die noͤthige Standesbildung dadurch zu erhoͤ- hen. hen. Nicht durch Zuruͤckziehen in die Einsamkeit — denn diese verstaͤrkt unsre Einseitigkeit mehr, als daß sie sie aufhebt und uͤberzieht unser Herz mit einer egoistischen Rinde. — Also allein durch Zutritt zu einer von der groͤßeren abgesonderten Ge- sellschaft , die keinem unsrer Verhaͤltnisse in jener schadet, und welche die Veranstaltung getrof- fen hat, uns zu Zeiten den Zweck der Mensch- heit vor Augen und ans Herz zu legen, ihn zu dem gedachten Unsrigen zu machen, und welche durch tausend Mittel dahin arbeitet, uns von unsern Standes- und Gesellschaftsunarten zu ent- woͤhnen und unsre Bildung zu einer rein-mensch- lichen zu erheben. Dieß oder keiner ist der Zweck der Frei-Mau- rer-Gesellschaft, so gewiß Weise und Tugendhafte sich mit derselben befassen. — Der Maurer, der als Mensch gebohren ward, und durch die Bildung seines Standes, durch den Staat und durch seine uͤbrigen gesellschaftlichen Verhaͤltnisse hindurchging, soll auf diesem Boden wieder ganz und durchaus zum Menschen gebildet werden. — Dies kann allein die Absicht einer abgesonderten Gesellschaft sein; und dies beantwortet uns die aufgestellte Frage: Was ist der Frei-Maurer-Or- den an und fuͤr sich selbst oder, wenn Du lieber willst, was kann er seyn? „Aber, sagst Du, Dieser Zweck ist theils zu weit, theils zu enge. Jenes, weil er auch auf andern Wegen, durch Nachdenken, Reisen, Um- hertreiben unter Menschen und im geselligen Le- Erstes Baͤndch. C ben erreicht werden kann; dieses, weil keine Ge- sellschaft irgend einer Art, ihrer Natur nach, die vollkommne Erreichung desselben bewirken kann.“ Auf jenes, woruͤber in der Folge erst das erfor- derliche Licht kommen wird, antworte ich fuͤr jetzt nur kurz dieses: Der Mensch kann sich auf den angegebenen Wegen abschleifen und eine Tournure erhalten, die uͤber seinen Stand hinausgeht; er kann den Pedantismus aus seinem Aeußeren zu verwischen lernen, und seine Denkungsart zu einer groͤßern Allgemeinheit erheben, als zuvor. Aber sein Juneres bleibt durch dieses alles unbe- ruͤhrt; er geht fort auf seinen alten Wegen, nur hinter Zaͤunen und eleganten Waͤnden. Durch bloßes Nachdenken kann er vielleicht den Stan- desgeist in sich verwischen, aber seinem individuellen Charakter, der vom Charakter der reinen Mensch- heit noch sehr verschieden ist, desto groͤßere Hart- naͤckigkeit geben. Das, was hier in allem Ernste ge- wirkt werden soll, kann nur in einer abgesonderten Gesellschaft geschehen wie wir sie deducirt haben, und wie Du sie Dir bald, mit mir, nach ihrer ganzen Wirksamkeit denken wirst. — Der zweite Einwurf, den Du angedeutet hast, ist wichtiger; und ich setze zu meiner obigen Angabe des Zwecks sogleich die bedeutende Einschraͤnkung hinzu: in wie fern eine solche Bildung durch eine ausdruͤcklich fuͤr diesen Zweck er- richtete Gesellschaft moͤglich ist . Es giebt nehmlich eine gemeinmenschliche Art der Bildung, uͤber welche jeder nur sich selbst, sein Gewissen und Gott zum Zeugen und Richter nimmt, die fuͤr die sittliche Freiheit . Du kennst daruͤber meine Ueberzeugung. — „Jeder, der es redlich mit sich selbst meint, so schrieb ich vor einigen Jahren an einem andern Orte, muß sich unablaͤßig selbst beobachten, und an seiner Veredelung arbeiten; dies muß ihm durch Uebung gleichsam natuͤrlich geworden seyn. Aber dies Ge- schaͤft scheint, seiner Natur nach, keiner Mitthei- lung faͤhig zu seyn. Ich kam zu einem Maler, den ich arbeiten sehen wollte, er zeigte mir alle seine Gemaͤlde, selbst die noch nicht vollendeten; aber, so sehr ich ihn auch darum bat, so wollte er doch vor meinen Augen nicht daran arbeiten, er versicherte: die Werke des Genies gelaͤngen nur in der Einsamkeit. Dies fuͤhrte mich auf das Werk des moralischen Genius in uns, und ich ahnete die Wahrheit, daß man auch dabei al- lein seyn muͤsse. Ich fand es immer mehr be- staͤtigt, daß das wahre Bestreben, sich zu vered- len, sehr zart und schamhaft sey, daß es sich in selbst zuruͤckziche und sich gar nicht mittheilen koͤnne. — Nie hatte ich meine Verbesserung in Worte vor mir selbst gebracht: wie wollte ich sie doch vor andern in Worte kleiden! Genug, ich handelte anders, und meine Freunde, wie ich selbst, erkannten das Wachsthum der Pflanze nur an ihren Fruͤchten. — Sonach soll man nie seine Verbesserung zur Schau tragen, sich nie zu einem bloßen Bekenntniß seiner Fehler erniedrigen, son- dern sie ablegen. Ekeln soll uns vor ihnen; dann C 2 werden wir sie nicht gleichsam hin und herwen- den, um sie recht bestimmt und zierlich auszu- druͤcken. Wollte man sich, aus mißverstandnem Pflichtgefuͤhl, einem gewissen Heldengeiste in der Freundschaft (oder zu Gunsten eines Gesellschafts- zwecks) doch dazu zwingen, so wuͤrde man sich nur mit ihnen vertraut machen, sie lieb gewinnen, we- nigstens das Daseyn von Fehlern nicht mehr fuͤrch- ten, die man so laut verdammt hat, wenigstens sich selbst mit dem Gestaͤndnisse bestechen, indem man es sich als Verbesserung selbst anrechnete.“ Und so ist es. Seine Bildung fuͤr sittliche Frei- heit zu einer gesellschaftlichen Angelegenheit zu machen, daruͤber mit andern zu sprechen, sich von ihnen zur Rechenschaft ziehen zu lassen und ihnen zu beichten oder sich beichten zu lassen, zerruͤttet das Gemuͤth von Grund aus; denn es verletzt die heilige Schaam, es macht zum schaͤndlichsten Heuchler, dem, vor sich selbst; und eine Gesellschaft, die sich damit befaßte, fuͤhrte in der That zur fin- stersten Moͤnchsascetik. — Also mit dieser Bildung zur reinen Menschheit hat es die Maurerei nicht zu thun, so wie keine Gesellschaft, die nicht aus Schwaͤrmern besteht, und welche das Horazische Insani sapiens nomen ferat, aequus iniqui, Ultra, quam satis est, virtutem si petat ipsam Der Weise zieht den Namen eines Thoren sich zu, und Ariftid wird ungerecht, verstanden hat. Alles was nach irgend einem Unterschiede unter den Menschen, sei es an Kunstfertigkeit, sei es an Kenntnissen oder an Tugend aussieht, ist gegen die Maurerei profan; was aber die sittliche Freiheit betrifft, dagegen ist selbst die Maurerei profan und unheilig; denn jene ist das Allerheiligste, wo- gegen sogar das Heilige gemein ist. — Diesen fe- sten und durchaus bestimmten und in sich klaren Begriff muͤssen wir allerdings zum Kanon der Maurerei und zu einem Princip einer Kritik al- les Maurerischen machen, wenn wir eine solche Kritik aufzustellen haͤtten. Ein anderes ist freilich, um auch dies kurz anzudeuten, die Bildung des Geistes und der Triebe zur Empfaͤnglichkeit fuͤr Moralitaͤt, die Bildung der aͤußeren Sitten und der aͤußeren Gesetzmaͤßigkeit. Diese gehoͤrt allerdings zur Mau- rerei. Nun wird das Bild der Maurerei, wie sie an und fuͤr sich selbst ist, oder einzig seyn kann und soll, vor Deiner Seele stehen. — Ich zeichne dies Bild noch mit einigen Zuͤgen. Hier treten Maͤnner aus allen Staͤnden frei zusammen und sobald er selbst die Tugend weiter treibt als recht ist. Wieland . oder: wenn er die Tugend selbst mit Aengstlichkeit auf falschen Wegen sucht. bringen die Bildung, die jeder nach seiner Indi- vidualitaͤt, in seinem Stande, erwerben konnte, auf einen Haufen. Jeder bringt und giebt, was er hat: der denkende Kopf, bestimmte und klare Begriffe, der handelnde Mann Fertigkeit und Leichtigkeit in der Kunst des Lebens, der Reli- gioͤse seinen religioͤsen Sinn, der Kuͤnstler seinen kuͤnstlerischen Enthusiasmus. Aber keiner giebt es auf dieselbe Weise , wie er es in seinem Stande erhalten hat und in seinem Stande fortpflanzen wuͤrde. Jeder laͤßt gleichsam das Einzelne und Specielle liegen, und holt das heraus, was es als Resultat in seinem Innern gewirkt hat; er bestrebt sich, seinen Beitrag so zu geben, daß er an jedes Mitglied der Gesellschaft gelangen koͤnne; und die ganze Gesellschaft bemuͤht sich, dieses sein Bestreben zu unterstuͤtzen und eben dadurch seiner bisher einseitigen Bildung allgemeine Brauchbar- keit und Allseitigkeit zu geben. In dieser Ver- bindung empfaͤngt jeder in demselben Maaße, als er giebt; grade dadurch, daß er giebt, wird ihm gegeben, nehmlich die Fertigkeit, geben zu koͤnnen. Halte dies Bild fest in Deiner Seele, Kon- stant! und es werden sich Dir entzuͤckende Aus- sichten uͤber die Wirksamkeit einer solchen Gesell- schaft eroͤffnen. Lebe wohl. Fuͤnfter Brief . J etzt erst beantworte ich Dir Deine Frage: Kann man die Freimaurerei nicht als Selbstzweck auf- stellen? ob Du sie gleich schon zuruͤckgenommen hast; blos weil es mir zu einigen Nebenbestim- mungen Anlaß giebt. Du bist, wie Du auch gestehst, auf diese Idee durch Vergleichung der Frei-Maurerei mit der Religion gefallen. Was ist der Zweck der Kirche, kann man fragen. — Die Befoͤrderung der Re- ligion. Was ist der Zweck der Religion? Ohne Zweifel sie selbst, denn sie ist blos das Resultat, die Forderung des harmonischen Geistes und Her- zens, das Produkt unsrer Besonnenheit, die hoͤchste Bluͤthe unsrer Vernunft, der Wuͤrde unsrer Na- tur. Wozu soll sie noch gut seyn oder als Mittel dienen, was beendzwecken? So ist der Orden der Freimaurer da, um die Freimaurerei zu erhalten, zu cultiviren; sie selbst ist nicht zu et- was gut, sie ist an und fuͤr sich selbst gut, nicht Mittel zu irgend einem Zwecke. Was soll sie noch weiter beabsichtigen? Was sie wirkt und wir- ken kann, was sie in ihm hervorgebracht hat und in andern hervorbringen soll, das muß der wahre Maurer kennen; und dies ist — Frei-Maurerei. Sonach waͤre es uͤberhaupt vergeblich nach ei- nem Zwecke derselben zu fragen, diese Frage zu beantworten und den Begriff eines solchen Zweckes (wie wir gethan haben) aufzustellen; sie waͤre um ihrer selbst willen da, sie sollte schlechthin seyn und waͤre ein Bestandtheil des Absoluten. Es giebt einen gewissen Sinn, in welchem diese Behauptung gar wohl gedacht werden kann, in welchem sie wahr und wichtig ist. Aber sie scheint nicht bestimmt genung ausgedruͤckt zu seyn. Man spricht oft, ob mit philosophischer Praͤcision, will ich hier nicht bestimmen, von einem weite- sten und weiten, engen und engsten Sinne der Worte und Saͤtze in der Philosophie. So koͤnnte jemand sagen: Wenn ich die Maurerei Selbst- zweck nenne, so meine ich die Maurerei in der engsten Bedeutung . Dies aber ist mir grade jene gemeinsame, reinmenschliche Bildung, die Du als den Zweck der Maurerei aufgestellt haft. Sonach ist mir ihr Zweck — sie selbst. Die Sache ist richtig, aber die Worte sind et- was unverstaͤndlich. — Der Mensch ist Selbst- zweck und jene rein menschliche Bildung ist eine schlechthin geforderte Weise des Menschen, da zu seyn , sonach ein Bestandtheil dessen, was Selbstzweck ist, oder des Absoluten. Aber sollte wohl jemand Maurerei und gemeinmensch- liche Bildung fuͤr gleichbedeutende Ausdruͤcke anerkennen? Die maurerische Gesinnung , (nach- dem man nehmlich vors erste den Ausdruck auf die so eben angegebne Weise erklaͤrt hat) kann Selbstzweck genannt werden, aber heißt denn Maurerei oder Frei-Mauerorden, so viel als mau- rerische Gesinnung? Die Maurerei ist keine Bil- dung oder Gesinnung, sondern eine Gesellschaft oder Verbindung. Ich kann nicht sprechen: der Bruder NN. hat nach seiner Freimaurerei diese loͤbliche That gethan, sondern sie ist ein Beweis seiner guten maurerischen Gesinnung; oder: der Herr NN. hat die Frei-Maurerei in sich, ohne in den Orden aufgenommen zu seyn, obwohl er die wahre (maurerische) Gesinnung einer gemein- menschlichen Bildung haben kann. — Da nun aber das Wort Maurerei die Verbindung anzeigt, so kann sie nicht Selbstzweck, sondern nur Mittel genannt werden, denn die Verbindung fuͤr den angegebnen Zweck, ist nur Mittel und soll nicht schlechthin seyn, sondern nur unter der Bedingung eines gewissen Zustandes der Welt, wie er nun eben gegenwaͤrtig ist. Denn, nur weil der Zweck, den die abgeson- derte Gesellschaft sich vorsetzt, in der groͤßeren wie sie gegenwaͤrtig ist, nicht erreicht werden kann, wird die abgesonderte Gesellschaft gestiftet. Aber die groͤßere Gesellschaft ist nicht nothwendig so, wie sie ist. Sie kann im Vernunftgebiete ganz anders, zum wenigsten ohne die oben ange- gebne Bedingung in der Bildung der Individuen gedacht werden; sie soll vielmehr stets zum Bes- seren fortschreiten, und dieses Bessere besteht ganz besonders auch in der Gleichheit und Harmonie der Ausbildung aller Individuen. Thut sie dies, so wird in eben dem Maaße, als sie darin fort- schreitet, die abgesonderte Gesellschaft weniger noth- wendig; und wie sie ihr Ziel erreicht hat, uͤber- fluͤßig und unstatthaft. Kann man nun von ei- ner so relativen Sache sagen, sie sei ein Bestand- theil des Absoluten? Man koͤnnte sagen, es sey Zweck der gesamm- ten Menschheit, eine einzige große Verbindung zu bilden, wie gegenwaͤrtig die Maurerische — seyn sollte. Darauf scheinen auch gewisse Maurerische Sym- bole hinzudeuten. Aber selbst die bloße Existenz der Mau- rerei beweißt, daß das, was wir Selbstzweck ge- nannt haben, noch gar nicht erreicht sey. Das Beispiel, dessen man sich fuͤr jene Be- hauptung bedient, soll das Gegentheil derselben in ein helleres Licht setzen. Man sagt: man koͤnne nicht nach einem Zwecke der Religion (oder be- stimmter: der Religiositaͤt, der religioͤsen Gesin- nung) wohl aber nach einem Zwecke der Kirche fragen. Ganz richtig! aber dem Begriffe der Religiositaͤt entspricht ja eben nicht der Begriff der Maurerei, sondern vielmehr der, der reinmensch- lichen Bildung; dem der Kirche aber grade der der Maurerei oder (welches einerlei ist) des Frei- maurer-Ordens. — Maurerei bedeutet also (um alles kurz zusammen zu fassen) nicht die Gesin- nung, sondern die Verbindung; diese aber, um die Gesinnung hervorzubringen, ist bedingt durch etwas Zufaͤlliges, das eben so wohl auch nicht seyn koͤnnte und in der That nicht seyn sollte. Die Maurerei ist sonach nicht Selbstzweck, so wenig, als, nach jener eignen Meinung, die Kirche; und man kann bei beiden, mit allem philosophi- schen Rechte, nach ihren Zwecken fragen und sie deutlich und bestimmt angeben. Ich hoffe dies in Ansehung der Maurerei ge- than zu haben. Aber wir sind noch nicht am Ende. Wir haben nicht nur noch zu untersu- chen, was und wie die Maurerei sowohl auf ihre Glieder, als auf die Welt wirke; sondern auch die oben aufgestellten Grundsaͤtze ausfuͤhrlicher auseinander zu setzen und weiter anzuwenden, da- mit sie zur Beurtheilung des gegenwaͤrtigen Zu- standes der Maurerei und des maurerischen Be- tragens faͤhiger und hinreichend werden. Ich rechne darauf, daß Dich dies alles, als Weltbuͤrger und Mensch, interessirt, Konstant, und hoffe von Dir, daß Du Dir die (maureri- sche). Gesinnung, nach welcher alles, was die Menschheit und ihre Ausbildung betrifft, Auf- merksamkeit und Theilnahme erweckt, und welche Dich mir so lieb macht, erhalten werdest, auch wenn Du nie in eine Loge eingehen solltest. Lebe wohl. 2. Uebersicht der Geschichte der Maurerei. I. Alte Geschichte . 287. S t. Alban fuͤhrt die ersten Baumeister und Maurer in Groß-Brittannien ein, und vereinigt sie zu einer Gesellschaft. „Bei der Ankunft des Keisers Carausius ( Caracalla ) in Brittannien (287.), erhielten die Maurer durch einen ofnen Brief die Freiheit, ein General-Concilium zu versamm- len, welchem St. Alban persoͤnlich als Groß-Mei- ster vorsaß, und mehreren Aufnahmen beiwohnte.“ Free-Masons Calendar. for 1775. 600. Stand Augustin , Erzbischof von Canterbury, (der nach England gekommen war, um Ethelbert , Koͤnig von Kent zu taufen) an der Spitze der Maurer, als der Grund zu der alten Kathe- dralkirche zu Canterbury und 602 zu der zu R o che- ster gelegt wurde. Free-Mas. Cal. for 1775. 680. Verschiedene erfahrne Maurer und Baumei- ster kommen aus Frankreich nach England, welche sich unter sich selbst in Logen vertheilen, unter Anfuͤhrung Bennets , Abts zu Wirral, den Kenred, Koͤnig von Mercia ernannte, die Auf- sicht uͤber die Arbeiten zu fuͤhren. l. c. 856. Kam die Maurerei, unter Beguͤnstigung des heiligen Swithin, welchem der saͤchsische Koͤnig Ethelwolph auftrug, einige heilige Gebaͤude zu renoviren, wieder in Flor. (nachdem sie unter der Heptarchie gelegen hatte.) l. c. 872. Die Kunst erhaͤlt an Koͤnig Alfred Greg. von 872—900) einen eifrigen Befoͤrderer und Beschuͤtzer. Er stiftete auch die Universitaͤt zu Oxford. l. c. 900. Edward, Alfreds Nachfolger, uͤberließ die Sorge fuͤr die Kunst dem Gemahl seiner Schwe- ster Ethred und seinem gelehrten Bruder Ethel- ward , welche die Universitaͤt Cambridge stifteten. l. c. 924. Athelstane , Sohn und Nachfolger Ed- wards , ernennt seinen Bruder Edwin zum Patron der befreiten Maurer, welchem er auch einen Freiheitsbrief fuͤr sie ertheilt, vermoͤge des- sen sie jaͤhrlich zu Yorck eine allgemeine Versamm- lung halten durften. l. c. 925. [ Athelstan , Enkel Alfreds und Eduard I. laͤßt aus Frankreich Maurer und Baumeister nach England kommen, stellt seinen Bruder Edwin an ihre Spitze, und giebt ihnen Freiheiten und eigne Jurisdiktion.] 926. Prinz Edwin haͤlt als Großmeister zu York die erste große Loge der befreiten Maurer, und laͤßt Konstitution und Gesetze entwerfen. Hier wurden (nach dem erwaͤhnten Frei-Maurer-Ca- lender) viele alte Schriften in griechischer, lateini- scher und andern Sprachen zusammen gebracht, aus denen die Konstitution der englischen Logen ein Auszug seyn soll. 960. Die Kunst der freien Maurer bluͤht unter dem Schutze Edgars , und dem Groß-Meister- thum Dunstan ’s. Nach dem Tode Edgars (975) sank sie auf beinah 50 Jahre zuruͤck. Free M. A. 1775. 1041. Die Kunst bluͤhte auf unter Edward , mit dem Beinamen Confessor . Er baute die West- minster-Abtei von neuem, und machte den Leo- frik, Carl of Coventry zum Oberaufseher der Arbeiten. Unter diesem trefflichen Architekten kam auch die Abtei zu Coventry und verschiedne andre Gebaͤude zu Stande. l. c. 1066. Wilhelm der Eroberer gelangt zur englischen Krone. Er ernannte den Bischof von Rochester, Gundulph und Roger de Montgomery zu gemeinschaftlichen Schutzherrn der Maurer, welche um diese Zeit sowohl in der Civil- als Kriegsbau- kunst große Meister waren. Unter ihrer Aufsicht wurde die Bruͤderschaft gebraucht, den Tower zu London zu bauen, welcher unter der folgenden Regierung zu Stande kam. l. c. 1087. William Rufus erbaut die Londner Bruͤcke von neuem, so wie den Pallast und die große Halle zu Westminster. 1135. Koͤnig Stephanus ließ durch die Bruͤder- schaft eine Kapelle zu Westminster erbauen, wor- inn sich jetzt das Haus der Gemeinen versamm- let; unter Direktion Gilberts de Clara , Marquis von Pembrocke , der damals die Auf- sicht uͤber die Logen fuͤhrte. l. c. 1155. Der Groß-Meister der Tempel-Ritter, der damals die Aufsicht uͤber die freien Maurer hatte, bedient sich derselben, um den Tempelhof in Fleet- Street zu errichten. l. c. 1199. Bis zu diesem Jahre stand die Bruͤderschaft unter dem Patronat des Tempelherrn-Ordens; Peter de Colechurch ward nun zum Groß- Meister der Maurer ernannt. Er fing an die Londner Bruͤcke von Steinen aufzufuͤhren, welche 1209. von William Alcmain vollendet ward. Unter Peter de Rupibus und seinem De- putirten Geoffrey Fitz-Peter , bluͤht die Kunst zur Zeit Heinrichs des II. und seines Nach- folgers. 1220. Waͤhrend der Minderjaͤhrigkeit Heinrichs III. ward der Anfang mit Erbauung der Westminster- Abtei gemacht. 1272. Bei der Thronbesteigung Eduard ’s I. stan- den an der Spitze der Bruͤderschaft: Walther Giffard , Erzbischof v. York, Gilbert de Clare , Carl Carl of Gloucester , und Ralph Lord of Monthermer , welche auch den Bau der West- Muͤnster-Abtei dirigirten. 1307. Ward Walther Stapleton , Bischof von Exeter zum Patron der Bruͤderschaft ernannt, unter dessen Direktion die Collegien Exeter und Oriel zu Oxford, Clare-Hall zu Cambridge u. a. Gebaͤude aufgefuͤhrt wurden. 1314. Einige fluͤchtige Bruͤder des Tempelherrn Or- den muͤssen sich in den Brittischen Inseln verber- gen und eine Zeitlang als gemeine Maurer arbei- ten um ihr Leben zu erhalten. Si Fabula vera est! 1357. William a Wickham , nachmaliger Bischof von Winchester erbaut an der Spitze von 400 freien Maurern das Schloß zu Windsor. 1358. Eduard III. studirt und verbessert die Ein- richtung und die alten Gesetze der Gesellschaft, und fuͤgt dem alten Originalgesetzbuche verschiedne weise Verordnungen bei. Die Logen waren zu zahlreich geworden. Eduard , als Groß-Mei- ster versammlete daher die große Loge, wobei die Lords des Reichs (beinah alle Maurer) gegen- Erstes Baͤndch. D waͤrtig waren, und ließ Verordnungen, Gesetze fuͤr die Logen und die Bruͤder entwerfen. 1375. Robert a Barham erbaut mit 250 Mau- rern St. Georges Hall u. a. 1377. Richard II. (der seinem Großvater Edward III. folgt) bestaͤtigt William a Wickham in der Groß-Meisterschaft, der darauf Westminster- Hall in der heutigen Gestalt und zu Oxfort zwei neue Kollegien (diese auf eigne Kosten) erbaute. 1413. Starb Heinrich IV. , welcher Thomas Fitz-Allen, Earl of Surrey zum Groß- Meister ernannt hatte. Unter seinem Nachfolger Heinrich V. , hatte Heinrich Chicheley , Erzbischof von Canterbury die Direktion der Logen. 1425. Das Parlament in den buͤrgerlichen Unruhen (waͤhrend der Minderjaͤhrigkeit Heinrichs VI. ) verbietet alle Versammlungen der freien Mau- rer in Logen und Kapiteln, bei Gefaͤngnißstrafe. Aber die Acte wird nicht in Kraft gesetzt, und die Verfolgungen hoͤren mit der Aufnahme Hein- richs VI. auf. Er ernannte William Wane- fleet , Bischof von Winchester zum Groß- Meister, und ließ viele Colledges erbauen. 1441 William St. Clair, Earl of Orkney and Cathneß , Baron of Roslin , wird von Jacob II. K. von Schottland zum Landes- Groß-Meister der Frei-Maurer in diesem Koͤ- nigreiche ernannt, und kurz hernach diese Stelle sogar seiner Familie erblich gegeben. Die erste, oder Mutterloge, war dazumal zu Kilwinning in Westschottland, welche die große Loge dieses Koͤnigreichs noch jetzt mit dem Namen ihrer Mutterloge beehrt. Sammlung fuͤr die fr. u. ang. Mau- rer in Deutschland 1776. S. 6. 1442. Heinrich VI. von England wird in die Bruͤ- derschaft aufgenommen; er verbessert ihre Ver- ordnungen und beschuͤtzt sie. Eine Menge der vornehmsten Englaͤnder folgt seinem Beispiele. 1471. Kam durch den Groß-Meister Richard Beauchamp , Bischof von Sarum, die Bruͤder- schaft wieder in Aufnahme, da sie in den vorheri- gen buͤrgerlichen Unruhen sehr zerruͤttet gewe- sen war. 1473. Den 16. August werden durch eine Akte die Frauenzimmer aus den Logen ausgeschlossen. D 2 1485. Kommt Heinrich VII. auf den Thron. Die Bruͤderschaft kommt unter dem Patronat des Heermeisters und der Ritter vom heil. Johan- nes zu Rhodus (Maltha) wieder in Achtung. Der Groß-Meister der Maltheserritter haͤlt eine groß Versammlung; sie waͤhlten K. Hein- rich zu ihrem Protektor. 1502. Den 24. Januar wird im koͤnigl. Pallaste eine große Loge errichtet, der Koͤnig dirigirt als Groß-Meister die Arbeit, und legt in feierlicher Prozeßion den Grundstein zu der beruͤhmten Kapelle an der Ostseite der Westminster-Abtei, die von ihm den Namen hat. 1509. Heinrich VIII. bestellt den Kardinal Wol- sey zum Groß-Meister; er baut Hamptoncourt, Whitehall, das Christchurch-Collegium zu Oxfort, welche, nebst andern Gebaͤuden bei seinem Fall 1530 der Krone anheim fielen. 1530. Thomas Cromwell, Carl of Essex wird Groß-Meister und beschaͤftigt die Bruͤderschaft bei Auffuͤhrung des St. James Pallasts, Christs- Hospital und des Kastels zu Greenwich . 1540. Unter Direktion des John Touchet, Lord Audley , welcher nach Cromwells Enthaup- tung die Groß-Meister-Wuͤrde uͤbernommen hatte, blieb die Frei-Maurerei im Flor, und die Bruͤ- derschaft hatte Arbeit bei der Erbauung des Magdalenen-Collegii zu Cambridge und andrer Werke. 1552. Nach Eduard Seymour , Herzog von Sommerset , welcher enthauptet wurde, ward John Poynet , Bischof von Winchester Patron oder Groß-Meister der Bruͤderschaft, bis 1553. (der letzte bis auf Elisabeth .) 1561. Die Koͤnigin Elisabeth verfolgt die befrei- ten Maurer, und sendet Bewaffnete am Johan- nistage (den 27. December) nach York, um die Loge zu zerstoͤren. Der Groß-Meister Thomas Sackville ladet einige der vornehmsten Officiere zur Loge ein, welche sodann durch ihren Bericht, die Koͤnigin fuͤr die Maurer gewinnen. Er selbst stellt der Koͤnigin vor, daß die Maurer nichts anders, als eine Gesellschaft geschickter Architekten und Kuͤnstler waͤren, die in vollkommner Ein- tracht und bruͤderlicher Freundschaft lebten, ohne sich in Staats- und Kirchenangelegenheiten zu mischen. eod. Veraͤnderung in den Ritualen, um der Koͤni- gin den Argwohn zu benehmen, als ob die Frei- Maurer-Ceremonien eine Verwandschaft mit papi- stischen Gebraͤuchen haͤtten. v. Nicolai Tempelherrn, 2. Th. S. 229. 1567. Sir Thomas Sackville resignirt und Francis Russel, Earl of Bedford wird zum Groß-Meister in Norden, und Sir Tho- mas Gresham (der Erbauer der koͤniglichen Boͤrse) zum Groß-Meister in Suͤden erwaͤhlt. 1603. Jakob I., Protektor des Ordens in Schott- land und Groß-Meister der Logen des Reichs. Ihn zu repraͤsentiren waͤhlt die Schottische große Loge einen Deputirten Groß-Meister und jeder Meister giebt ihm vier Livres (de redevance.) 1607. Inigo Jones , General-Intendant der Koͤ- niglichen Gebaͤude, errichtet als Groß-Meister ver- schiedene Logen nach einem neuen Plane, erneuert die jaͤhrlichen Festtage der Gesellschaft und fuͤhrt die vierteljaͤhrigen großen Zusammenkuͤnfte ein. Sammlung fuͤr ꝛc. S. 7. Er legt in Gegenwart des Koͤnigs den Grund- stein zu Whitehall. Unter ihm kommen die ersten Architekten aus allen Gegenden nach England. Logen werden mit vortrefflichen Lokalgesetzen kon- stituirt, und nach dem Muster der akademischen Schulen der Zeichner und Maler in Italien ein- gerichtet. Free-Mas. Alm. 1614 und 1616. Ausgabe der: „Allgemeinen und Generalre- form der ganzen weiten Welt, benebenst der Fama fraternitatis des loͤblichen Ordens des Rosenkreu- zes“ und: „Chymische Hochzeit Christiani Ro- senkreuz.“ (von Valentin Andreaͤ .) 1617. Valentin Andreaͤ giebt seine Invitatio fraternitatis Christi heraus und stiftet eine Ge- sellschaft der Verehrer des Guten zu Bewirkung seiner guten Absichten. ( Fraternitatem Christi ) Zugleich erklaͤrt er sich gegen die Rosenkreuzer in seinem Turris Babel, Mythologia Christiana ꝛc. und sagt sich von dem Unsinn seiner seynwol- lenden Anhaͤnger los. v. Nicolai l. c. S. 176 und 186. eod. Erscheinung des Buchs: Die ganze Kunst und Wissenschaft der von Gott hocherleuchten Frater- nitaͤt Christiani Rosenkreuz ꝛc. durch Theophi- lum Schweighart . 1618. Bis hieher war Inigo Jones jaͤhrlich wie- der zum Groß-Meister erwaͤhlt worden, worauf ihm William Earl of Pembrocke folgte, der bis 1630 im Amte blieb. eod. Erscheinung des Buchs: Entdeckung des Col- legii und der Axiomen der erleuchteten Bruͤder- schaft Christian Rosenkreuz. Um diese Zeit: Robert Fludd in England, ein medicinisch-theologischer Schwaͤrmer (theils nach Paracelsus theils nach den Gnostikern oder vielmehr Manichaͤern) — † 1637. — Mlchael Mayer , Leibarzt und Alchymist Kaiser Ru- dolphs — † 1622 — Rosenkreuzer, nach eige- nem Systeme. v. Nic. l. c. I. Th. S. 177. 178. und Brucker’s Hist. Phil. Tom. IV. p. 691. Baco ’s Ideen, die er in der neuen Atlan- tis vorgetragen, vermischen sich mit den Ideen vom Rosenkreuze. 1620. Rosenkreuzer-Schwestern. Die Nachricht von ihnen in dem Buche: Frauenzimmer der Schwestern des rosenfarbnen Kreuzes, d. i. kurze Entdeckung von der Beschaffenheit dieses Frauenzimmers, was fuͤr Religion, Wissenschaft goͤttlicher und natuͤrlicher Dinge, was fuͤr Hand- werken und Kuͤnste, Arzney ꝛc. darinnen zu finden sind ꝛc. Parthenopolis 1620. 8vo. 1622. Geheime Gesellschaft von Alchymisten im Haag unter dem Namen Rosenkreuzer, deren Stifter Christian Rose genannt wird, und welche vorgeben, daß sie in Amsterdam, Nuͤrnberg, Hamburg, Danzig, Mantua, Venedig und Er- furt Zusammenkuͤnfte hielten. v. Nic. l. c. I. S. 181. ꝛc. 1630. Collegium Rosianum, gestiftet von einem gewissen Rosius , an den Grenzen der Dauphine, und bekannt gemacht durch D. Peter Mor- mius , unter dem Titel: die Verborgensten und bisher unentdeckten Geheimnisse der ganzen Natur von dem Collegium Rosianum. Leiden 1630. v. Servati Bruchstuͤcke zur Geschichte der Frei-Maurer. S. 322. eod. Heinrich Danwers , Earl of Danby, Groß-Meister. 1633. Thomas Howard , Earl of Arundel, Groß-Meister. 1635 Francis Russel , Earl of Bedford, Groß- Meister. 1636. Inigo Jones wird wegen seiner großen Ver- dienste um die Bruͤderschaft aufs neue gewaͤhlt und bleibt es bis an seinen Tod 1646. 1640. Wahrscheinlich das Jahr der Entstehung der Frei-Maurerei, nach der Vermuthung mehrerer. — Von jetzt an, wie man sagt, haͤufige Spuren der- selben; vorher keine. 1646 Vereinigung mehrerer Gelehrten, nach Baco ’s Meinung, die philosophischen und physikalischen Wissenschaften exoterisch zu betreiben; woraus nach 14 Jahren die koͤnigl. Gesellschaft der Wis- senschaften in London entsteht. Gegengesellschaft zu London, diese Wissenschaf- ten, nach Art der Rosenkreuzer, esoterisch und geheim zu cultiviren und das Salomonische Haus zu errichten. Sie versammlen sich in Mason’s Hall , dem Zunfthause der Maurer, treten, nach Londner Sitte, in die Maurerzunft, bedienen sich maurerischer Zeichen und nennen sich free-and accepted Masons . Nic. l. c. I., S. 188 ꝛc. 191. 195. II, S. 197 ꝛc. eod. Der beruͤhmte Alterthumskenner und Rosen- kreuzer Elias Ashmole wird in den neuent- standnen Orden aufgenommen. Er war noch, (wie er in seinem 1717 gedruckten Tagebuche er- zaͤhlt) 1682 d. 11. Maͤrz in einer ▭ in Mason’s Hall zu London. Ueber seine antiquarischen Dienste, die er der Maurerei geleistet v. l. c. S. 196. 1649. Die Koͤniglich Gesinnten unter Cromwell waͤhlen die Decke der Freimaurer-Gesellschaft fuͤr ihre Versammlungen und errichten einen gehei- men Ausschuß . l. c. I. S. 200 ꝛc. 1660 circa. Die geheime Gesellschaft der Freunde des Koͤ- nigs macht zur Zeit des schottischen Kriegs einen noch engeren Ausschuß fuͤr die schottischen Geschaͤfte, und waͤhlt sich neue Sinnbilder, Zei- chen und Worte. l. c. I. 203 und 204. 1663. Christoph Wren wird Groß-Oberaufseher der Frei-Maurer. Er ist der esoterischen Lehrart nicht geneigt. l. c. II. S. 238. u. I., 212. Nach andern bildet er selbst aus einer alten Tempelherrn Massoney (die sich seit dem 12 und 13. Seculo immer in London erhalten haben soll) die Frei-Maurergesellschaft. eod. Die Freien-Maurer erhalten die Erlaubniß, die St. Paulskirche zu London zu erbauen. Der Bau wird nach Sir Christoph Wrens Grundriß unternommen, der Grundstein 1675 gelegt und das ganze Gebaͤude 1710 vollendet. Sammlung fuͤr d. fr. u. ang. Maurr. P. 8. Er baute auch mit der Bruͤderschaft das Chel- seahospital und den Greenwich-Pallast. eod. Die Gesellschaft der Frei-Maurer nimmt nach der (einige Jahre vorher) wieder hergestellten koͤ- niglichen Wuͤrde (Carl II. war selbst auf seinen Reisen in die Bruͤderschaft aufgenommen worden) in einer allgemeinen Versammlung Maasregeln zu ihrer Aufrechthaltung. — Ein Graf v. St. Al- ban wird als der Urheber der neuen Einrichtung genannt. 1674. George Villiers Duke of Buckingham, Großmeister; aber Wren leitete eigentlich die Arbeiter der Bruͤder. 1677. War die Frei-Maurer-Gesellschaft, als ge- heime Gesellschaft, noch so unbekannt, daß man sie blos als einen Theil der Maurer-Zunft be- trachtete, zu welcher sie auch oͤffentlich gehoͤrte. Free-Mason hieß damals auch ein zuͤnftiger Maurer, und wird in Coles englisch-lat. Lexicon (London 1677) gradezu durch Caͤmentarius uͤber- setzt. 1680 circa. Mißlicher Zustand der Gesellschaft; sie droht, sich aufzuloͤsen. 1685. Wren wird zum Groß-Meister erwaͤhlt. eod. Die Frei-Maurer vernichten viele alte Pro- tocolle und Akten, um Entdeckungen zu verhuͤten. Freemason’s Almanac von 1777. eod. Merkwuͤrdige Veraͤnderung in der bisherigen Einrichtung, und in den Sinnbildern. Statt des Salomonischen Hauses , setzt man den sa- lomonischen Tempel ; zu welcher symbolischen Auslegung vielleicht der damalige Bau der St. Pauls-Kirche zu London und die vielen Verfol- gungen und Verdrießlichkeiten, die ihr Baumeister Cph. Wren erleiden mußte, die Veranlassung gegeben. Nic. I, S. 210. 214. II, S. 199. 222. 1690. Christoph Wren errichtet , nach dem Free-Masons Calendar, for 1775, die Frei- maurer-Gesellschaft. 1691. Die aͤlteste constituirte Loge, nach Sa- muel Prichard : Masonry dissected, being a universal and genuine description of all its branches from the original to this pre- sent time. London 1731. wo er sagt: vor 1691 habe man von constitued lodges und quaterly communications nichts gehoͤrt. Als eine solche nennt er die zu King’s Amrs in St. Paul’s Church-Yard. (jetzt The Mitre genannt.) l. c. II. S. 240. 1693. Wilhelm III. Koͤnig von England wird zum Freimaurer aufgenommen. Er bestaͤtigt Chri- stoph Wren als Groß-Meister und beguͤnstigt die Logen, besonders eine zu Hampton Court, welche waͤhrend des Baus des neuen Theils des Pallastes daselbst gehalten wurde. Wren baute Kensingtons Pallast u. a. 1696. Den 6. Mai fand der beruͤhmte John Locke , eine alte sehr schaͤtzbare Freimaurer-Handschrift in der Bodle- janischen Bibliothek, welche ihn selbst bewog, sich sogleich in London zum Frei-Maurer aufnehmen zu lassen. Diese Handschrift ist nach Locke’s Be- rechnung vom Jahr 1436 und hat alle Kennzei- chen des Alterthums und der Aechtheit. Sammlung f. d. fr. u. a. M. S. 8. 1697. Die Frei-Maurer halten eine Generalversamm- lung und feiern ein großes Fest, wobei sich viele hohe und edle Bruͤder einfinden. II. Data zu einer Geschichte der Freimaurerei im 18 ten Jahrhunderte, besonders in Deutschland . 1702. N ach diesem Jahr gerieth die Freimaurerei in Verfall; die Zahl der Logen verminderte sich und die Feier des Johannisfestes wurde gaͤnzlich unterlassen. Nur die alte Loge St. Paul und einige andre, versammleten sich noch, bestanden aber nur aus wenig Mitgliedern. Daher faßte man den Be- schluß, daß das Privilegium der freien Maurer sich nicht laͤnger blos auf Architekten und arbei- tende Maurer einschraͤnken, sondern, daß man Maͤnner von allerlei Staͤnden zulassen wolle, welche geloben wuͤrden, die Wuͤrde des Ordens, als einer alten, ehrwuͤrdigen Gesellschaft zu un- terstuͤtzen. Free-Masons Almanac for 1775. 1716. Sogenannte Restauration der großen Loge in London. — Die dort befindlichen Logen, nehm- lich: die in der Tavern zur Gans, bei der Pauls- kirche; in der zur Krone, zum Apfel und zum Koͤmer, vereinigen sich, nach dem Abgange Wren’s, unter dem neuen Groß-Meister Anton Sayer . 1717. Den 24. Juni wird die große Loge zu London wieder hergestellt und Anthony Sayer Esq. zum Groß-Mei- ster erwaͤhlet. — Man beschließt, sich zusammen zu halten, die jaͤhrlichen großen Versammlungen und Feste wieder zu erneuern, die alten Gewohn- heiten und Gebraͤuche der Bruͤderschaft in eine feste Ordnung zu bringen und nur solche Ritualia fest zu setzen, als sich fuͤr diejenigen Mitglieder paßten, aus denen jetzt die Logen bestaͤnden. l. c. 1719. Der erste Groß-Meister nach der Reform (von einigen George Payne , von andern Joh. Theoph. Desaguiliers genannt) samm- let viele alte Schriften, die Maurerei betreffend. Free. Mas. Alm. 1777. Man nennt diese Zeit die Periode des groͤße- sten Glanzes, den der Orden gehabt hat. 1720. 1720. Den 27. December . Das Amt eines deputirten Groß-Meisters in England wird erneuert und dem jedesn: aligen Groß-Meister die Macht ertheilt, seinen depu- tirten Groß-Meister und die beiden Großaufse- her selbst zu ernennen. eod. Mittwochs den 4. Mai feiert die große Loge der neuen ( modern ) engli- schen Frei-Maurerei ihr jaͤhrliches Fest. Britt. Mercury Vol. XVII. N. 22. eod. Den 24. Juni oder Juli werden von aͤngstlichen Bruͤdern verschiedne wich- tige alte Handschriften verbrannt. — Veraͤnderung im Innern. 1721. Das Jahr der eigentlichen Bekanntwerdung der Frei-Maurerey in ihrer jetzigen Gestalt. Jacob Anderson bearbeitet die Geschichte und Einrichtungen der Maurerei auf Befehl des Groß-Meisters Herzogs von Montagu aus al- ten Ordensschriften. — „Weil der Groß-Meister und die Großbeamten von 16 Logen (versamm- let den 29. Sept. zu King’s-Arms) in allen Ab- schriften der alten gothischen Konstitutionen Maͤn- gel fanden, so erhielt er Befehl, sie in eine neue Erstes Baͤndch. E und bessere Methode zu bringen.“ Am 27. De- cember bekamen vierzehn gelehrte Bruͤder den Auftrag, des Br. Anderson Manuscript zu un- tersuchen und Bericht zu erstatten. Cf. Servati l. c. S. 294 und 304. 1722. Den 25. Maͤrz in der vollen Versammlung der großen Loge ward nach dem guͤnstigen Bericht der Comitée, das Andersonsche Werk unter Au- toritaͤt der großen Loge dem Druck uͤbergeben. eod. Erste sichre Spur von constituirten Logen. Nic. l. c. II. S. 240. Es wird festgesetzt, daß jede Loge ein Konsti- tutions-Patent von der großen Loge zu London haben muͤsse, wenn sie fuͤr aͤcht anerkannt wer- den wolle. Doch waren außer London mehrere Logen, die an dem neuen Groß-Meisterthum kei- nen Theil nahmen, der alten Yorker Konstitu- tion treu blieben, und keine anderen Oberen, als ihre Logenbeamten uͤber sich erkannten. 1723. Erscheinung des ersten Konstitutions-Buches der Frey-Maurer, (gr. 4. 13½ Bogen) wodurch sie zuerst oͤffentlich als Gesellschaft bekannt wer- den. „Am 17. Jan. legt der Großvorsteher An- derson das gedruckte Werk der großen Loge (be- stehend aus den Großbeamten und den Deputir- ten von 26 Logen) vor, welches, nebst der Zu- gabe, von der alten Manier, eine Loge zu errich- ten, nochmals gebilligt wird.“ — Der beruͤhmte Physiker Desaguiliers wird dabei als depu- tirter Großmeister genannt. eod. Den 24. Juni . Einsetzung der Aemter, eines Groß-Schatz- Meisters und Groß-Sekretaͤrs in London. Groß- Stewards werden vorgeschlagen und festgesetzte Gesundheiten eingefuͤhrt. eod. Den 16. November . Zwoͤlf Groß-Stewards werden jaͤhrlich er- nannt. (nach andern 1728.) 1724 wird in England auf Vorschlag des Grafen von Dalkeith , ein Hauptfond fuͤr arme und kranke Frei-Maurer errichtet. (dabei erst, nach andern, ein Groß-Schatzmeister bestellt.) Den 24. Februar in der Versammlung der großen Loge unter dem Groß-Meister Lord Krawfurd , traͤgt Ander- son auf eine neue Ausgabe des Konst. Buchs an, und erhaͤlt Befehl, seine Materialien dazu den Großbeamten vorzulegen. E 2 1725. Die drei Englaͤnder: Lord Derwentwater , Sir Maskelyne Esq., und Master He- guerty errichten bei dem englischen Speisewirth Huͤre in Paris die erste Loge in Frankreich und veranlassen dadurch die ungemessene Ausbreitung, so wie die vielen Abaͤnderungen in den Ordens- einrichtungen. Encyclopédie. Art. Franc-Maçons. eod. errichten die englischen Frei-Maurer eine besondre Almosen-Deputation. Es wird eine Vorschrift zu Austheilung der milden Beitraͤge gegeben. 1726 wird das Amt eines Provinzial-Groß-Meisters errichtet. (Dieser ist in der ihm angewiesenen Provinz der unmittelbare Repraͤsentant des Groß- Meisters mit der Macht, Logen zu konstituiren.) 1227. Die Autoritaͤt der großen Englischen Landes- Loge, unter dem Groß-Meisterthum des Lord Coleraine allgemein anerkannt. Es wird eine Deputation nach Madrid gesandt, um daselbst eine Loge zu stiften. Sammlung ꝛc. S. 11. 1728. Einsetzung von (zwoͤlf) Groß-Stewards. eod. Der Groß-Meister Lord Kingstone sendet das erste Konstitutions-Patent nach Ostindien. 1730. Lord Kingston , der in London Groß-Mei- ster gewesen war, errichtet eine große Loge zu Dublin und wird selbst zum Groß-Meister von Irrland gewaͤhlt. Die große Loge zu London, welche ein Universal-Groß-Meisterthum projectirt, erklaͤrt das Irrlaͤndische fuͤr konstitutionswidrig. kann aber gegen ihre Maurerei nichts einwenden. eod. Merkwuͤrdige Reise des Schottlaͤnders Ram- say nach England. — Er war, nach seinem Ue- bertritt zur katholischen Religion, Hofmeister der zwei Prinzen des Praͤtendenten zu Rom; war Kanzler der großen Loge in Frankreich, und machte in England den Vorschlag: daß jedes Mitglied der Gesellschaft (die er durch ganz Europa auf 3000 schaͤtzte) jaͤhrlich zehn Louisd’or zur Befoͤrde- rung ihres Hauptzwecks geben sollte. v. Nic. l. c. S. 232 — 236. eod. Unter dem Groß-Meisterthum des Lord King- ston ’s werden die ersten Logen in Ostindien und Amerika gestiftet. Sammlung ꝛc. l. c. 1731. Den 29. Januar . Der Herzog von Norfolk schickt von Vene- dig, nebst 20 Pfd. Sterl. Almosenbeitrag, an die Gr. L. zu London ein großes in Blau und Gold praͤchtig eingebundenes Logenbuch in Fol., und das alte Leibschwerdt Gustav Adolphs , welches nachher auch der Herzog Bernhard von Wei- mar gefuͤhrt hatte, mit beider Helden Namen auf der Klinge und dem Norfolkischen Wappen auf der Scheide, mit Silber eingelegt. Dieses Schwerdt ist gegenwaͤrtig des englischen Groß- Meisters Staatsschwerdt. Sammlung S. 12. eod. Neue Konstitutionen in den englischen Logen; eine Folge der Ramsayschen Reise — and most reasonable to think it will be expended towards the forming another System of Ma- sonry, the old Fabrik being so ruinous, that, unleß repair’d by some occult Mystery. Prichard. l. c. S. 29. Nic. l. c. S. 241. eod. Kaiser Franz I, als reisender Prinz, wird unter dem Groß-Meister Lovel , in einer außer- ordentlichen Loge, auf Robert Walpole ’s Landhause in Norfolk mit dem Herzog von New- castle zum Meister befoͤrdert. (Die zwei andern Grade hatte er schon im Haag erhalten.) Nach andern, z. B. Free-Mas. Alm. 1775. wird er im Haag, in einer, von der G. L. zu London gestifteten Loge aufgenommen und noch in demselben Jahre in London zum Mstr. Gr. befoͤrdert. 1733. Lord Sackwille, Duke of Middlesex , stiftet zu Florenz eine Loge. 1735 in der, am 31. Maͤrz gehaltetzen großen Loge, be- kommt Anderson den Befehl, in der neuen Ausgabe des Konst. B. auch die Patrone der alten Maurerei, seit dem Anfange der Zeit, so wie die Groß-Meister und Groß-Beamte, seit dem Groß-Meister Montagu aufzufuͤhren. eod. Die Frei-Maurerei wird in den vereinigten Niederlanden aufgehoben und selbst der Name: Frei-Maurer verboten. In Amsterdam ward eine Loge, die sich den- noch versammlete, aufgehoben. Der gefangene Mstr. und die beiden A. bekraͤftigten Tags drauf vor dem Magistrat eidlich: daß die Frei-Maurer friedliche, dem Vaterlande und Landesherrn treu ergebne Unterthanen waͤren, daß sie untereinan- der in der groͤsten Einigkeit lebten, Heuchelei und Betrug verabscheuten, daß die Einsetzung der Bruͤderschaft sehr alt und hoͤchstehrwuͤrdig waͤre ꝛc. Sie koͤnnten zwar ihre besondere Gebraͤuche und Geheimnisse nicht offenbaren, aber doch aufs hei- ligste versichern: daß sie weder den goͤttlichen noch menschlichen Gesetzen zuwider waͤren; daß sie sich erboͤten, eine der Magistratspersonen unter sich aufzunehmen, welcher ihnen hernach dasselbe be- kraͤftigen wuͤrde. — Hierauf wurden die B B. auf freien Fuß gestellt und der Stadtsekretaͤr zur Loge gesendet. Nach seiner Aufnahme stattete er einen fuͤr die Gesellschaft so vortheilhaften Bericht ab, daß kurz hernach fast der ganze Magistrat sich in dieselbe aufnehmen lies. Sammlung ꝛc. S. 13 und 14. eod. circa. Erste deutsche Loge (St. Georg. nachher Ab- salom genannt, zu Hamburg) durch die schotti- schen Lords Keith und Marshall gestiftet. Die naͤchstaͤlteste ist die zu den drei Rosen zu Sachsenfeld. 1736. Altes und neues englisches System . — unter dem Groß-Meisterthum des Grafen v. Lou- don , entstehen Streitigkeiten bei den Wahlen der Groß-Beamten; eine Anzahl Bruͤder stiften; mit Berufung auf die alte Yorker Constitution, neue Logen, verwerfen die Restauration von 1716 (oder 1717) und entziehen sich der großen Loge von London. eod. Das Andersonsche Constitut.-Buch erscheint zu Haag, von Joh. Kuenen , deput. Groß- Meister der Logen in Holland, ins franzoͤsische uͤbersetzt. eod. Unter dem Groß-Meister Lord Loudon wird die erste Loge in Africa errichtet. eod. Den 15. October resignirt der letzte erbliche Groß-Meister von Schottland aus der Familie St. Clair , welcher der letzte seines Stammes war, und uͤberlaͤßt die neue Wahl eines Groß-Meisters der Freiheit der B B. Saͤmmtliche vier und dreißig arbeitende Logen senden dazu Abgeordnete, welche aus Er- kenntlichkeit am 30. November eben denselben William St. Clair of Roslin zu ihrem Landes-Großmeister waͤhlen, welchem alsdann 1737 Georg Earl of Cromarthy folgt. 1737. Den 25. Jan. billigt die große Loge abermals die neue Ausgabe des Constitutions-Buchs. eod. Ludwig XV. Koͤnig von Frankreich, hebt in seinen Landen die Frei-Maurerei auf und erklaͤrt selbst den Umgang mit Frei-Maurern fuͤr strafbar. eod. Den 5. November . Friedrich , Prinz von Wallis , Vater K. Georg III., wird in einer dazu besonders errichteten Loge zu Kew zum Frei-Maurer auf- genommen. 1738. Den 25. Januar . Erscheinung der neuen Ausgabe des Konst. B. eod. Bannbulle und Exkommunikation der Frei- Maurer von Pabst Clemens dem XII. eod. In Schweden werden die Frei-Maurer-Ver- sammlungen bei Lebensstrafe verboten. eod. Kaiser Carl VI. hebt die Frei-Maurerei in Flandern auf, und verjagt die Frei-Maurer. eod. Friedrich II. wird in der Nacht zwischen dem 14. und 15. August zu Braunschweig, im Kornischen Hotel, durch eine Deputation von Hamburg, wobei der Baron v. Bielefeld , Bar. v. O. u. v. L., der regierende Graf von der Lippe-Buͤckeburg, Graf v. K. und Bar. v. A. gegenwaͤrtig waren, mit allen Feierlichkeiten in den Orden aufgenommen. eod. Einwanderung der Frei-Maurerei in die Preußischen Staaten; jedoch ins geheim weil K. Friedrich Wilhelm I. dagegen eingenom- men war. 1739. August II. , Koͤnig v. Pohlen, verfolgt die Frei-Maurer auf Veranlassung der Paͤbstlichen Bulle und laͤßt die Exkommunikation an allen Kirchen anschlagen. eod. Die BB., die sich als unzufrieden 1736 aus der Londner Gr. L. entfernt hatten, erwaͤhlen sich, als selbststaͤndige Frei-Maurer, einen eignen Groß- Meister, machen ein neues Gesetzbuch, ertheilen Patente zu Errichtung neuer Logen ꝛc. 1740. Philipp V. , Koͤnig von Spanien, laͤßt Frei-Maurer, als solche, ins Gefaͤngniß werfen. eod. Staͤrkere Einfuͤhrung der Maurerei in Deutsch- land durch den damaligen Krieg. — Stiftung der L. Absalom. eod. Der Br. Luttmann bringt aus London ein Patent zu Errichtung einer Mutter-Loge in den drei Graden nach Hamburg und fuͤr sich das Pa- tent als Groß-Meister von Hamburg und Nie- dersachsen. eod. Den 13. September . Gruͤndung der ▭ aux Trois Globes in Ber lin, unter dem Vorsitz des Br. Baron v. Bie- lefeld und der Mitstiftung des Geh. R. Jordan . Sie erhaͤlt, als der erste Maurer-Tempel in den- Preuß. Landen ein koͤnigl. Protektorium und stif- tet noch in diesem Jahre zwei Tochterlogen. eod. Die Frei-Maurerei wird von der hollaͤndischen Geistlichkeit verfolgt, die Regierung aber steuert dem Gewissenszwange und verbietet alle Fragen an Beichtkinder uͤber Frei-Maurerei. Es entstehen in wenig Jahren viel neue Logen in den verei- nigten Niederlanden, die ihre Konstitutionen theils aus England theils aus Schottland bekommen. Sammlung ꝛc. S. 18. eod. Unter dem Groß-Meister Earl of Kintore werden Provïnzial Groß-Meister in Barbados, Hamburg und Rußland konstituirt. 1741. Im Florentinischen, Parmesanischen, auf Mal- tha und in andern Gegenden von Italien wird die Inquisition gegen die Frei-Maurer excitirt. eod. Die erste deutsche Ausg. des And. Const . B. Frankfurt a. M. (die zweyte ebendaselbst 1743. die dritte 1762. und ein zweiter Theil von Klein- schmidt . 1784. 8.) eod. Den 24. Juni festgesetzt, daß der Groß-Schatz-Meister, Groß- Sekretaͤr und Groß-Schwerdttraͤger oder Ceremo- nien-Mejster ordentliche Mitglieder der Gr. L. seyn und jaͤhrlich erwaͤhlt werden sollen. eod. In Hamburg der Schottl. A. Grad durch den Grafen v. Schmettau , als erstem Urheber des Sch.-Meisters eingefuͤhrt und 6 Monate spaͤter die ⊠ Judica errichtet. 1742. Den 20. Maͤrz . Freiherr von Hund wird zu Frankfurt am Mayn in den Orden aufgenommen. 1743. Johann Koͤnig von Portugall, verfolgt die Frei-Maurer und laͤßt sie ins Gefaͤngniß setzen. eod. Freiherr v. Hund ist Meister vom St. einer neuen Loge zu Paris. — Erster Ursprung des Tempelherrn-Systems der str. Obs. eod. Neue Ausgabe des Andersonschen Konstitutions- Buchs. eod. Stiftung der L. St. George in Hamburg. 1744. Die ▭ aux Trois Globes erhaͤlt von ihrem koͤniglichen Groß-Meister das Praͤdikat einer großen koͤniglichen Mutterloge zu den drei Welt- kugeln. eod. Die BB. zu Antigua bauen ein praͤchtiges Logenhaus und erhalten von London aus den Namen der Großen Joh . L. zu Antigua. 1746. Die Gr. L. zu den drei Weltk. zu Berlin hat schon vierzehn Tochterlogen zu Berlin, Meiningen, Frankf. a. d. O., Breßlau, Dresden, Neuschatel, Halle ꝛc. 1747. Den 3. April . Die oͤffentlichen Prozessionen der Frei-Maurer in England an den Festen, werden aufgehoben. 1747. Den 11. August . Der Herzog von Holstein (im J. 1740 von K. Friedrich II. in den O. aufgenommen) wird Vice-Groß-Meister der gr. ▭ aux Trois Glo- bes; er revidirt und rektificirt ihre Statuten, welche den 16. Maͤrz 1748 publicirt werden. 1748. Den 10 Juni . Reinstallirung der Stewards-Loge bei der gr. Mutterloge zu den drei Weltkugeln. 1749 — 1756. Allmaͤhlige Einfuͤhrung des Tempelherrn-Sy- stems in Deutschland durch Hr. v. Marschall (zu Altenburg und Naumburg ) und den Baron v. Hund . 1751. Junius . Benedict XIV. bestaͤttigt die Bann-Bulle Clemens VII. , mit Aufrufung des weltlichen Arms. In Erfolg derselben stiftet Clemens August Herzog in Baiern und Kurfuͤrst zu Koͤlln den Mopsorden, welcher sich einige Zeit in Frankreich und Deutschland verbreitet. — Etwas besser ist der franzoͤsische Orden l’Espérance, fuͤr die Frauen der Maurer gestiftet. Er hat zwey Grade und ist auch nach Deutschland z. B. bis Goͤttin- gen, Braunschweig ꝛc. gekommen. eod. Den 2. Jul . wird die Frei-Maurerei in Spanien, auf An- trag des Joseph Torrubia , Revisors des heil. Officiums ꝛc. bei der Inquisition, durch ein koͤnigliches Dekret verbannt. 1752. Die Loge de l’Amitié zu Berlin, vorher gestiftet durch die von Friedrich II. berufenen franzoͤsischen Gelehrten und Kuͤnstler, faͤngt an, in franzoͤsischer Sprache, oͤffentlich zu arbeiten. 1753. In diesem Jahre gab es schon in der str. O. Priores, Subpriores, Praefecte, Comthurs; das System existirte also schon vollkommen, nur im Kleinen; auch war schon fruͤher ein templ. Ka- pitel zu Unwuͤrde in der O.-Lausitz. Forts. des Anti. S. N. S. 80. u. 121. 1754. Den 24. September . Stiftung der ▭ Concorde oder zur Eintracht. Den eod. Den 27. Jun . Die neue Ausgabe des Konstitutionsbuch wird John Entick aufgetragen. 1755. Die Loge de l’Amitié affiliirt sich, mit Bei- behaltung ihrer eignen Verfassung, mit der Loge zu den drei Weltkugeln. eod. Den 13. Maͤrz . Hr. v. Hund laͤßt ein Praͤliminar-Regulativ zu Errichtung einer Pensionenkasse in seine Provinz provisorie ergehen. Anti S. N. dritter Th. p. 18. eod. Den 20. Maͤrz . Die Engl. gr. Loge erklaͤrt verschiedne Ver- sammlungen von B B., die sich fuͤr alte Frei- Maurer ausgegeben hatten und bei der Unter- suchung nicht richtig befunden wurden, fuͤr unaͤcht. eod. Eine alte Dresdner Loge nimmt das Tempel- herrn-System an, und reformirt ihre Sitten. Servati l. c. S. 164. 65. Auch waren schon dergleichen Kapitel, ohne Erstes Baͤndch. F Wissen des Hr. v. Hund , zu Braunschweig Hamburg, Coppenhagen, Rostock, Prag, ꝛc. Anti Saint Nicaise. S. XXXVII. 1755. Den 24. Jul . Einfuͤhrung der großen, foͤrmlichen Certificate in England. 1756. Epoche der Verbreitung franzoͤsischer hoͤherer Grade in Deutschland, durch den siebenjaͤhrigen Krieg. eod. Den 19. Juni . Trennung der L. Concorde von ihrer Mutter- L. zu den drei Weltk. eod. Alle arbeitende Logen in den vereinigten Nie- derl. treten im Haag zu einer gr. Landes-Loge zusammen. eod. Den 27. December . v. Hund publicirt eine Erlaͤuterung des er- waͤhnten Praͤliminar-Kassenregulativs mit Ab- aͤnderungen und Erweiterungen. A. S. N. l. c. 1757. Den 2. May . B. v. Prinzen wird zum vorsitzenden Mei- ster der ▭ zu d. drei W. gewaͤhlt, untersucht d. 17. Jun. in einer Stew. ▭ ihren Activ.-u. Passiv-Zustand und bringt alles wieder in Ordnung. 1758. Neu franzoͤsische und halb englische Maurerei hoͤherer Grade in Berlin durch den Marquis von Lernay (nach andern Chev. Ville de Lermet ) und v. Prinzen ; mit Hindeutung auf die Phi- losophia arcani und den Stein der Weisen. „Der vermeinte Tempelherrn-O., welcher 1758 durch einen franzoͤsischen Marquis de Bernez , (im O. Eques a Turri aurea genannt) einen ausgemachten Jesuitenfreund zuerst eingefuͤhrt wurde, mußte auf Befehl der unbekannten Obern das Signum solis oder ☉ zum Zeichen anneh- men, unter welchem Bilde auch der O. der Je- suiten vorgestellt wird.“ Prozeß zw. D. Stark und den Herausgebern der Berl. Mon. Berl. 1787. S. 17. „Dieser Abbee Bernez zu Turin ist an Hunds Stelle zum Heer-Meister gewaͤhlt und ihm in den LL. gehuldigt worden.“ Ebendas. S. 89. eod. Entick’s Ausgabe des Konstitutionsbuchs. Sie wird zum Vortheil der Armen verkauft. F 2 1759. Den 26. Juni. kommt Schroͤpfer , als Kuͤ- per im Hotel de Saxe, nach Leipzig. 1760. Vollkommnere Einwanderung der franzoͤsischen Maurerei nach Deutschland mit der Armee des Herzogs v. Broglio . Soup ç onnirte Einwirkung der Jesuiten auf die Maurerei; durch die bei der Armee angestell- ten Mitglieder dieser Gesellschaft. 1761 Schroͤpfer etablirt sich als Weinschenk zu Leipzig. eod. Den 12. April . Die L. de l’Amitié aux Trois Colombes als Tochter L. der Gr. L. zu den drei Weltk. gestiftek. eod. Den 20. May . Stiftung eines maurerischen Tribunals , als einer obersten Ordensbehoͤrde fuͤr die Preußi- schen Staaten, durch eine feierliche Reunions- Acte. B. v. Prinzen Groß-Meister. 1762. Errichtet der Marquis de Lernais zu Ber- lin ein Großes Kapitel der Ritter von Jerusalem, auf den Fuß, wie es damals zu Amiens und andern franz. Staͤdten uͤblich war. 1762 und 1763. Streitigkeiten unter den Berliner Logen. Die ▭ de l’Amitié trennt sich von den drei Weltku- geln und der ▭ Concorde, und arbeitet in die- ser Zeit seltner, weil ein großer Theil ihrer Bruͤ- der abgegangen war. eod. Zu London werden 14 BB. wegen Gemein- schaft mit Winkellogen ausgestoßen. Free Mas. Alm . 1775. 1763. Der maurerische Apostel Rosa verbreitet sein System von Berlin aus, formt viele Logen um, und errichtet Kapitel zu Braunschweig, Hamburg, Koppenhagen ꝛc. Er behauptet, das Ordensge- heimniß bestehe in Alchemie, Theosophie, Cosmosophie, Mechanik ꝛc., jedoch mit dem Gestaͤndniß, es selbst nicht zu wissen. vergl. oben Jahr 1755. eod. Auf einem saͤchsischen Convente wird B. v. Hund als Provinzial-Groß-Meister der deut- schen Frei-Maurer anerkannt. Saint Nicaise p . 173. Schubart’s Mißion. eod. Die Mitglieder des Maurerischen Tribunals bei der Gr. L. zu den drei Weltk. in Berlin, legen nach dreijaͤhrigen Arbeiten ihre Aemter nieder, und es tritt eine sechsjaͤhrige Anarchie ein. 1764. Den 16. Maͤrz errichten einige Bruͤder der alten Loge de l’amitié zu Berlin, nach einem Patent von der Loge Pu- rita zu Braunschweig, eine neue Loge, die sich bald vermehrt. Mit ihr affiliiren sich die Logen zu Bourdeaux, Aix in Provence, Eduard zu Dresden und andre, und ernennen Repraͤsentan- ten bei derselben. eod. Die K. K. Maria Theresia hebt in ihren Staaten die Frei-Maurerei auf, weil der Logen- Meister sich weigert, der Regierung von ihrer in- nern Einrichtung Kenntniß zu geben. eod. Johnson a Fuͤnen , der sich fuͤr einen Eng- laͤnder ausgab und behauptete, von den Obern in Schottland abgeschickt zu seyn, um alle deut- schen Logen zu reformiren, hatte vorzuͤglich die Idee verbreitet: die Maurerei sei Fortsetzung des T. H. O; die Chevaliers Prétres seien auf die Schottischen Inseln geflohen; die Miliz des Tem- pels aber solle nur wieder oͤffentlich auftreten, dann wuͤrden die Clerici sich nicht laͤnger verber- gen, sondern ihre geretteten Schaͤtze und hohen Wissenschaften (Geistersehen, Goldmachen ꝛc.) in ihren Schoos niederlegen. Zugleich gab er eine Liste der ununterbrochnen Groß-Meister von Ja- cob Molai bis auf seine Zeiten und nannte ver- schiedne Weise in Italien und im Orient, als Mitglieder des Ordens. Er machte, besonders in Jena, Proselyten, schrieb an alle Logen, klagte, daß sie sich von den Berlinern irre fuͤhren ließen, behauptete, er habe, als Heer-Meister allein die Befugniß, Ritter zu schlagen, und forderte De- putirte nach Jena. cf. Servati l. c. S. 449. ꝛc. Er wird durch v. Hund (der nun unter dem Ordensnamen Eques ab ense auftritt und sich mit v. Schubart vereinigt) nach Altenberg bei Jena berufen, um sich zu legitimiren. Dort ent- deckt (1764) v. Hund , daß dieser sogenannte Johnson , ehmals Sekretaͤr in Bernburg gewe- sen sey, und den Fuͤrsten betrogen habe; sich im siebenjaͤhrigen Kriege bald als Jude, bald unter dem Namen Leucht , in Sachsen herum getrie- ben habe; Bedienter bei dem Br. ab aquila ru- bra gewesen und dessen Papiere entwandt, auch damit den v. H. eine Zeitlang getaͤuscht habe; daß sein wahrer Name Becker und seine Ab- sicht Betrug sey. — Er ergreift die Flucht, wird in Magdeburg eingeholt und als Kassenpluͤndrer, falscher Muͤnzer ꝛc. auf die Wartburg gesetzt. eod. Um diese Zeit spielen die Franzosen und Hol- laͤnder mit einer ungeheuren Menge von Graden fort, ohne weiter etwas Ernsthaftes dabei zu su- chen. — Andre deutsche Logen, besonders die Frankfurter, arbeiten ungestoͤrt nach dem engli- schen System. eod. Joh. Christian Schubart v. Kleefeld , erklaͤrt, in der Qualitaͤt eines bestaͤndig abgeordne- ten Groß-Meisters, der Mutter-Loge zu den drei Weltkugeln in Berlin diesen Johnson oͤffentlich fuͤr einen Betruͤger. Anti S. Nic. S. 180. 1765. Den 27. Juli wird der Herzog von York in der ▭ de l’ami- tie zum Frei-Maurer aufgenommen. Die Loge nimmt ihm zu Ehren den Namen: La Royale York de l’amitié an. eod. Die Hamburger und Braunschweiger L. L. verlassen das englische System und treten zur strikten Observanz. 1766. Die Loge R. Y. de l’a erhaͤlt von der großen Loge zu London eine feierliche Konstitution, und wird unter dem 24. Junius 1767, als Nro. 330 des Londner Verzeichnisses eingetragen. eod. Der D. Medicinaͤ Ellermann, durch Adoption seiner Mutter Bruder von Zinnendorff ge- nannt, im siebenjaͤhrigen Kriege Stabsmedicus und hernach General-Stabs-Medicus in Berlin, bei der strikten Observanz Eques a Lapide Ni- gro genannt, auch altschott. Ober-Meister der ▭ zu den drei Weltkugeln, erklaͤrt die str. Obs. fuͤr Betrug, und sich fuͤr den Stifter eines neuen Systems, wozu er die Rituale (Acten) durch den Sekretaͤr der schwedischen Loge, Eklef , heim- lich erhalten. Er laͤßt sich ein englisches Privile- gium geben, und erklaͤrt alle uͤbrige Maurerei fuͤr unaͤcht. Mehrere Logen von der str. Obs. treten zu seiner Parthei. cf. Servati S. 462 ꝛc. eod. Einfuͤhrung der Intoleranz in die Maurerei. eod. Den 9. August . Die gr. L. zu den drei W. nebst ihrer Tochter L. Concorde treten der strikten Observanz bei. eod. Den Obern der str. O. wird ein Plan vorge- legt, nach welchem durch Geldbeitraͤge der B B. binnen fuͤnf Jahren Leibrenten entstehen koͤnnten, um, besonders aͤrmere B B. zu unterstuͤtzen. — Er wurde von den meisten Logen verworfen. 1767. Erscheinung der Clericorum Ordinis Tem- plar und Erbieten, die Geheimnisse von den Vaͤ- tern in Auvergne dem System der strikten Obser- vanz mitzutheilen. v. d. Brief des Br. J. A. St. an den B. v. Hund . Wismar d. 31. Maͤrz 1767 im Anti St. Nicaise II. Th. S. 10. f. eod. Vierte Ausgabe des Konstitutions-Buchs. Der Anhang dazu 1776. eod. Erste Gruͤndung des Illum. O. durch Weis- haupt . 1768. Schroͤpfer etablirt sein beruͤchtigtes Kaffee- haus. eod. v. Schubart zieht sich ganz von der Maurerei zuruͤck. eod. Den 29. October . Der Riß zu einem neuen Hause wird in der Engl, großen Loge vorgelegt und der Bau dessel- ben beschlossen; jedoch erst 1774 der Bauplatz dazu erkauft. 1769. Die große franzoͤsische Landesloge schließt mit der englischen einen Vereinigungs-Vertrag. 1770. Den 25. April . Die große Loge im Haag schließt einen Verei- nigungstraktat mit der obersten großen Loge von England, wodurch jene die Macht erhaͤlt, in ganz Holland und den davon abhaͤngigen Kolonien neue Logen zu stiften und zu konstituiren. eod. Den 27. December . Herr v. Zinnendorff errichtet aus zwoͤlf Logen eine große Loge zu Berlin, macht den Br. K. zum Groß-Meister und sich zum deputirten Groß-Meister seines Systems. 1771. Herr von Zinnendorff begehrt, unterm 29. Maͤrz und 29. October anhaltend, eine Kon- stitution von London. 1772. Konvent zu Kohlo (einem dem Generalfeld- zeugmeister Gr. v. Bruͤhl gehoͤrigen Ritter-Gu- the in der Nieder-Lausitz, ohnweit Pfoͤrten), auf welchem der H. F. v. B. zum generellen Obern aller Logen der strikten Obs. und der Eques ab ense zum speciellen Oberen der Ober- und Nieder- saͤchsischen, daͤnischen und kurlaͤndischen Logen der str. Obs. ernannt wird. Die Clerici machen auf diesem Konvent nicht den gewuͤnschten Fortschritt. eod. Erbauung eines Logenhaufes zu Barbados. eod. Schroͤpfer faͤngt an Loge zu halten. eod. Den 8. Januar . v. Zinnendorff haͤlt unter Berufung auf eine schwedische, in Chiffern geschriebene Konstitu- tution, eine deutsche Loge im Locale der franz. Loge Royale York de l’amitié, um die in London versagte maurerische Anerkennung durch das Zeug- niß dieser Loge zu bewirken; zu welchem Ende er das Original-Protokoll der Loge R. Y. heimlich wegnimmt und nach London sendet. eod. Ausarbeitung der Zinnendorffischen Acten (Ri- tuale, Verordnungen) durch die Bemuͤhung eini- ger Bruͤder zu Berlin. eod. Den 5. Juli . Herzog Friedrich wird Groß-Meister der Preußischen Staaten bei der gr. L. zu d. 3 W.; das Altschott. Directorium der str. Obs. nimmt seinen Sitz in Braunschweig und Br. Woͤllner wird Ober-Meister desselben. 1773. Den 30. November . Die Zinnendorfische große Loge erhaͤlt durch ihren gegenwaͤrtigen Groß-Meister Prinzen Lud- wig Georg Carl von Hessen Darmstadt, die gesuchte Anerkennung von London und nimmt die Firma einer großen Landesloge von Deutschland an. eod. Leucht stirbt ploͤtzlich auf der Wartburg. 1774. Den 19. Mai . Vereinigung der ▭ Royale York mit der Zinnend. großen Loge, auf Vorschlag der großen Loge zu London; worauf bald (d. 6. October) desto heftigere Insulten von der einen Seite er- folgen. eod.. Den 16. Juli . In Erfolg der Londner Konstitution erhaͤlt die große Landes-Loge ein Allerh. Koͤnigl. Protecto- rium. eod. Den 8. October . Schroͤpfer erschießt sich im Rosenthal, in sei- nem 35. Jahre. eod. circa. Verfolgung der Frei-Maurer in Danzig. 1775. Konvent zu Braunschweig. — Legitimation des Eq. ab Ense. v. Servati l. c. S. 468. ꝛc. eod. Den 1. Mai . Legte der engl. Groß-Meister Lord Petre , nach einer feierlichen Prozession in Great-Queen Street, Lincoln’s Innfields, den Grundstein zu dem Hause der gr. Loge, wobei eine Kollekte ge- sammlet und Reden gehalten wurden. eod. Den 30. Juni . Der regierende Herzog Ernst zu Sachsen- Gotha und Altenburg wird zum Groß-Meister der Zinnendorfischen gr. Loge erwaͤhlt. eod. Das Amt eines Groß-Kapellans wird bei der engl. gr. L. wieder erneuert und besetzt. eod. Die Kleriker trennen sich von der strikten Ob- servanz. eod. B. v. Gugomos tritt in Oberdeutschland auf. Er nennt sich einen Gesandten der unbekannten Obern, oder des heiligen Stuhls, in Cypern, namentlich zu Nicosia, Hoherpriester, Ritter, Dux ꝛc. beruft einen Konvent, verspricht Geister- Erscheinungen, Goldmachen, Entdeckung der Tem- pelherrn-Schaͤtze, Wunder aller Art. Sein Be- trug wird entdeckt, er fluͤchtet, und thut nachher Widerruf. v. Servati S. 265 und 473. eod. Bar. v. Waͤchter , ( Eq. a ceraso ) wird von der altschott. Loge von Franken aus nach Ita- lien geschickt, um das Ordens-Geheimniß aufzu- suchen, oder, nach andern, die B B. der str. Obs. in Italien genauer mit denen in Franken zu ver- binden. (Vorher war schon ein Graf C. — in aͤhnlichen Absichten dorthin gegangen.) Er errich- tete einige Kapitel in Italien, lebte am Hofe des Praͤtendenten und entdeckte den Ungrund aller Erzaͤhlungen uͤber jenen, den Kilmanrock , den Sekretaͤr Approsi ꝛc. und alle uͤbrigen Stuͤtzen des deutschen T. H.-Systems. Er selbst aber kam mit großem Reichthum zuruͤck, woruͤber er erklaͤrte: daß seine wichtigen Kenntnisse kein Frei- Maurer-Geheimniß und sein freies Eigenthum seyen. l. c. S. 268. 288. 477. 487. eod. Rosenkreuzer bilden eine große Maurer-Par- thei. — Martinisten zu Lion und Paris. — Die beiden Buͤcher: Des Erreurs et de la Verite von St. Martin und Tableau naturel . eod. Der Fuͤrst-Bischof von Hildesheim Fr. Wilh. v. Westphal verbietet seinem Klerus und feinen Beamten den Besuch der Logen, wegen der paͤbstl. Bullen. 1776. Die Vereinigung der ▭ la Royale York de l’amitié mit der gr. Landes-Loge wird durch die Erkenntnisse der gr. L. zu London vom 15. Jun. 1776 und 11. Apr. 1778 wieder aufgehoben und die ▭ Royale York, in ihren alten Gerechtsamen bestaͤttigt. eod. Den 23. Mai . Der neue praͤchtige Versammlungssaal der gr. Loge von England wird vom Groß-Meister Lord Petre Baron von Writte und den uͤbrigen Groß-Officianten, in Gegenwart von 150 Da- men und 400 Bruͤdern feierlich, mit den gewoͤhn- lichen Cerimonien eingeweiht. eod. 1776. Trat der Ritter a Cygno triumphante auf, welcher Rom und Florenz, als Orte der Aufbe- wahrung goͤttlicher Geheimnisse anwies. Prozeß ꝛc. S. 186. eod. Den 30. Juni . Der Herz. Ernst von Gotha und Altenburg wird aufs neue zum Groß-Meister der großen L. Loge erwaͤhlt. eod. Neue Ausgabe des englischen Konstitutions- Buchs. eod. In England wird das Amt eines Groß-Ar- chitecten eingesetzt. eod. Den 8. November . v. Hund stirbt zu Meiningen im 55. Jahre seines Alters, und wird zu Melrichsstadt, einem Staͤdtchen im Bistum Wuͤrzburg, drei Stunden von Meiningen begraben. eod. Anfang der Neapolitanischen Verfolgungen. Erstes Baͤndch. G 1777. Die große Loge von Schweden erklaͤrt durch Abgesandte in Berlin (vermittelst einer Akte vom 29. Julius) die Patente, welche Hr. von Zin- nendorff von ihr erhalten haben wollte, und worauf er die Befugniß, ein neues System in Deutschland zu gruͤnden, baute, fuͤr unaͤcht. 1778. Seit diesem Jahré ohngefaͤhr, die heimlichen Machinationen der unbekannten Obern des O. der Gold- und Rosenkreuzer. Nicolai Vorr. zum LVI. B. der N. A. d. B. eod. Die Franzoͤsischen Maurer verlassen immer mehr die alte englische Konstitution und schwaͤr- men nach eigner Erfindung. Eine große Anzahl franzoͤsischer Logen, besonders in Elsaß und Lo- thringen, haben sich mit der str. Obs. vereinigt und sich unter den Schutz des Duc de Chartres begeben. Aber auf dem Convent zu Lion schaffen sie das T. H. System, aus Furcht ab, nennen sich Chevaliers bienfaisants de la Sainte Cité, bleiben mit der str. Obs. als besondre Provinz in Verbindung, haben aber eigne mysterioͤse Grade. v. Archives Mytho — hermetiques. eod. Die Loge Royale York, nach Zuruͤcknahme ih- rer alten Rechte, faͤngt (d. 14. Jan.) an, auch deutsch zu arbeiten. 1779. Der D. St. giebt sich Muͤhe, die zu Mitau befindlichen B B. der str. O. mit den Klerikern zu vereinigen, aber vergeblich. Fortsetzung des Anti S. Nic. S. 146. 1780. Illuminaten in Bayern. eod. Anfang der Vereinigung der sogenannten Asia- tischen Bruͤder zu einem gesellschaftlichen Koͤr- per (geschlossen im J. 1784); verbunden, zu Fort- pflanzung der aͤchten Erklaͤrung aller maurerischen Symbole, Zeichen und Woͤrter. eod. Erster oͤffentlicher Angriff auf das T. H. Sy- stem durch das Buch: der Stein des Anstoßes und Fels der Aergerniß, von St. eod. Den 9. September . Erstes Circulare des Herz. Ferdinand v. B. als Einladung zu einem Convente. 1781. Ferdinand IV. Koͤnig von Neapel verfolgt die Frei-Maurer. G 2 1781. Erscheinung des fanatischen Buchs: Vom Zwecke des Fr. M. O., in welchem auf unbe- kannte Vaͤter hingewiesen wird, welche geheime Wissenschaften inne haben. (Von St.) 1782. Derselbe Verf. giebt das Werk: Ueber alte und neue Mysterien heraus, welches voll unver- staͤndlicher und heimlicher Winke ist. eod. Der Eques a ceraso erklaͤrt sich bereit, in den Schoß der Frei-Maurerei, welche jetzt gar nichts wisse, einen Theil seiner Kenntnisse nieder- zulegen, will sich aber nur einem kleinen Zirkel selbstgewaͤhlter B B. eroͤffnen, und mit diesen dem Orden eine neue Einrichtung geben. — Wird aus Furcht vor Jesuiten nicht angenommen. v. Beitrag zur neusten Gesch. des F. M. O. Berlin 1786. S. 150. eod. Joh. Willhelm v. Zinnendorff stirbt zu Berlin. eod. Joh. Peter Gogel zu Frankfurt a. M., Provinzial-Groß-Meister des Fraͤnkischen, Ober- und Nieder-Rheinischen Kreises, stirbt. Dadurch erlischt das von London aus eingesetzte Provin- zial-Groß-Meisterthum, welches eine Nebenver- anlassung zur Entstehung der eclectischen Maure- rei wird. 1783. Convent zu Wilhelmsbad bei Hanau, woran die str. Obs., eine Parthei deutscher Rosenkreuzer und (durch Freih. v. Knigge ) die Illuminaten Theil nahmen; — um den wahren Zweck der Frei-Maurerei zu bestimmen und zu untersuchen, ob sie eine Fortsetzung des Tempelherrn-Ordens und das wahre Geheimniß bei den unbekannten Obern der heutigen Tempelherrn zu suchen sey. Nach 30 Sitzungen werden jene Fragen verneint, und das Temp.-Hrn.-System abgeschaft. eod. Circulare der Eclectiker , von der Prov.- Loge zu Frankfurt am Mayn (unterm 18. Maͤrz) und der Prov.-L. zum Reichs-Adler in Wetzlar. (Unterm 21. Maͤrz.) Abgedruckt Servati S. 494. eod. circa. Konvent in Paris, ausgeschrieben von der Loge des amis réunis daselbst, mit Einladung an alle erleuchteten Bruͤder, ihre mystischen Schaͤtze mit den ihren zu vereinigen. eod. Den 28. Januar . Neapolitanisches Edikt, worinn alle bisherigen Angaben, Strafen und Dekrete, in maurerischen Angelegenheiten, aufgehoben, der Junta aber auf- gegeben wird, darauf ferner zu invigiliren, als auf eine Sache, die der Religion und dem Staate verdaͤchtig werden kann . 1784. Den 22. Juni . Edikt des Churfuͤrsten Carl Theodor IV. von Bayern, gegen alle unbestaͤtigte und unzu- laͤssige Kommunitaͤten. eod. Noorthoucks Ausgabe des Andersonschen Konst.- Buchs. eod. Von diesem Jahre an, die Angriffe der Berl. Monatsschrift auf den heimlichen Katholicismus. 1785. Den 2. Maͤrz . Neues Edikt in Baiern gegen Frei-Maurer und Illuminaten; Verbot aller Zusammenkuͤnfte und Geldsammlungen. (In dem Edikte wird die Gesellschaft eine, von ihrem ersten Institut allzu- weit abgeartete, genannt.) eod. Den 16. August . Wiederholtes Edikt ebendaselbst, mit der Auf- forderung an die Praͤsidenten und Mitglieder der Collegien, sich in acht Tagen als Illuminaten zu melden und der Gesellschaft zu entsagen. 1785. In Venedig wird die Frei-Maurerei verb o ten, und der Logen-Meister mit Gattin und Kindern verbannt. eod. Den 12. December . Cabinets-Ordre Kaiser Josephs II. in mau- rerischen Angelegenheiten, worinn verordnet wird: Daß in Hauptstaͤdten nur hoͤchstens drei Logen seyn, die Listen der Mitglieder und Anzeige der Ver- sammlungstage eingereicht, und die Logen-Meister jaͤhrlich der Regierung angezeigt werden; alle Regie- rungsstellen aber den Freimaurern vollkommne Aufnahme, Schutz und Freiheit angedeihen lassen sollen. eod. Erscheinung des Saint-Nicaise und im fol- genden Jahre des Anti Saint-Nicaise. eod. Erscheinung des Buchs: Die theoretischen Bruͤ- der, oder zweite Stufe der Rosenkreuzer und ihre Instruktion. Athen. 1786. Der hoͤchste Grad der englischen Maurerei ( Royal Arche ) faͤngt an in Deutschland bekannt zu werden; nicht lange vorher ( circa 1777) in England. 1786. Vom 6. November 1786 bis zum 16. August 87. der Prozeß uͤber den Verdacht des heimlichen Katholizismus zwischen D. und Ober-Hof-Pre- diger Stark und den Herausgebern der Berl. Monatsschrift. 1788. Le Bauld de Nans wird Groß-Beamter der Loge Royale York , und erwirbt sich um dieselbe große Verdienste. 1789. Erscheinung des Code Maçon ou Statuts et Reglements pour l’usage de la ꝛc. ▭ Franc. Royale York de l’Amitié; redigé par le Bauld de Nans. eod. Den 25. October . Wird der sogenannte eklektische Bund durch den Br. August v. Graͤfe beendigt und die Prov.- L. zur Einigkeit in Frankfurt a. M. mit der gro- ßen L. in London vereinigt. 1792. Die Loge Clarence in London erklaͤrt: daß sie bei ihren Zusammenkuͤnften keine aufruͤhreri- schen Gespraͤche dulden wuͤrde. Da es ohnehin ein Grundgesetz des Ordens ist, alle politischen Materien zu verbannen, so werden die andern engl. Logen uͤber jene Erklaͤrung so empoͤrt, daß sie erklaͤren: Die Loge Clarence sey nicht aͤcht, sondern gehoͤre zu einem neuen, allein in Eng- land bekannten Systeme, dessen Anhaͤnger von den großen Logen in Schottland und Irland nicht anerkannt wuͤrden. 1793. Den 13. December . Joh. Joachim Christoph Bode , stirbt zu Weimar. 1794. Ausgabe des: Systems der Frei-Maurer- Loge Wahrheit und Einigkeit zu den drei gekroͤn- ten Saͤulen in Prag. 1796. Der D. und Prof. Feßler erhaͤlt von dem Conseil sublime der Loge R. Y. zu Berlin den Auftrag, ihre Verfassung und Rituale zu revidi- ren, bei welchem Geschaͤft ihm eine Kommission von sieben Bruͤdern zugegeben wird. eod. Den 9. Februar . Die gr. National-Mutter-Loge zu den drei Weltk. erhaͤlt ein koͤnigl. Protektorium. 1797. Den 3. Junius . Wahl des gedachten Br. Feßler’s zum Deputirten Groß-Meister dieser Loge. eod. Den 3. August . Erster bedeutender Schritt, die Gesellschaft der Frei-Maurer zu einer, im vollkommensten Verstande rechtlichen Gesellschaft zu erheben, durch den: Grundvertrag oder Fundamen- tal-Konstitution der großen Mutter- Loge R. Y. zur Freundschaft und aller mit ihr vereinigten Logen . eod. Die gedachte Loge legt S. Majestaͤt dem Koͤ- nige ihre Konstitution pflichtmaͤßig vor und erhaͤlt unter dem 29. December ds. J. und dem 4. Ja- nuar 1798 fuͤr sich und ihre Tochter-Logen, alle die Rechte, welche die andern Berlinischen Mut- ter-Logen durch Koͤnigliche Protektoria vormals erhalten haben. 1798. Den 11. Juni . Die Loge Royale York giebt sich die rechtliche Verfassung einer großen Loge . 1798. Den 28. October . Feierliche Installation des G. R. v. Sellen- tin als Groß-Meister dieses Logenvereins. Beschrieben in den Jahrbuͤchern ꝛc. eod. Den 20. October . Koͤnigliches Edikt uͤber die geheimen Gesell- schaften, als Regulativ fuͤr die Frei-Maurer in den Preußischen Staaten; worinn nur diejenigen Logen anerkannt und geschuͤtzt werden, welche sich zu dem System einer der drei großen und Mut- ter-Logen: zu den drei Weltkugeln, der Zinnen- dorfischen Landes-Loge und Royale York bekennen, und diese großen Logen fuͤr ihre Tochter-Logen responsabel gemacht werden. 1799. Neue Verfinsterungsversuche durch die Z. und Rosenkreuzer. Die große L. der Frei-Maurer zu Berlin, R. Y. zur F. genannt, wird im Ham- burger Korrespondenten Nro. 167 auf den Hirtenbrief an die wahren und aͤchten Frei-Maurer alten Systems 5785., ein Buch worinn der Geist Chrysophirons blaͤst, ver- wiesen. 1800. Den 13. Junius . Vollendung der rechtlichen Verfassung der Frei- Maurerei durch die: Durchaus revidirte (zweite) Ausgabe des Grundvertrags der großen Frei- Maurer-Loge R. Y. zur Freundschaft und deren Gesetze. 1800. Den 31. December . Die große Frey-Maurer-Loge R. Y. zur Fr. fuͤhrt bey allen Logen ihres Vereins das aͤlteste aͤchte englische Ritual der drey Sct. Johannis- Grade ein. 3. Maurerischer Lebenslauf des Bruders a *** Von ihm selbst aufgesetzt . Dieser Lebenslauf des verstorbenen Bru- ders —t, im Orden a *** genannt, ist sehr merk- wuͤrdig, und wir danken seinem Freunde fuͤr die Mittheilung dieses hoͤchst wichtigen Aktenstuͤcks. Sach- kenner werden ihm, ohne weitere Verbuͤrgung, die Authenticitaͤt ansehen. Noch leben viele der darinn vorkommenden Personen, daher war es noͤthig, Namen und Jahrszahlen zu verschweigen; die Sa- chen sind mit der groͤßten Treue erzaͤhlt und mit gewissenhafter Genauigkeit wiedergegeben. Die Re- flexionen daruͤber uͤberlassen wir den aufmerksamen Lesern. D. H. I m Jahr 17**, als ich mich auf meinen Rei- sen und meiner Kunst wegen in H. aufhielt, wo ich in die Bekanntschaft und ich moͤchte sagen, Freundschaft mehrerer angesehener Maͤnner, die zugleich Maurer waren, gekommen war, faßte ich den Entschluß, mich auch einer Gesellschaft einverleiben zu lassen, von der ich immer viel Gutes gehoͤrt hatte. Die Bewegungsgruͤnde zu diesem Entschlusse, waren eben nicht weit herge- holt. Ich glaubte, der Orden sei eine freund- schaftliche Verbindung, in welcher sich die Men- schen, mehr, als sonst gewoͤhnlich, einander naͤher- ten, sich gegenseitig erheiterten und unterstuͤtzten; ja, ich hoffte, durch die Bruͤder, welche Kuͤnstler waren, selbst fuͤr meine Kunst zu gewinnen. Daß nichts Boͤses und Unerlaubtes bei der Sache waͤre, schloß ich aus der Theilnahme der wuͤrdi- gen Maͤnner, die ich als Mitglieder kannte. Diese Ursachen gab ich auch dem beruͤhmten D. J — an, bei welchem ich mich meldete. Er hatte die Guͤte, mich selbst bei der Loge vorzuschlagen, aber als die Stimmen gezaͤhlt wurden, so erstaunte er nicht wenig, daß ich mit zwei negativen Stim- men durchgefallen war. Er konnte sich diesen Vorfall nicht erklaͤren, er aͤußerte seinen Unwillen, mit dem Beisatz: Er muͤsse doch wohl wissen, wer sich zur Aufnahme qualificire, und veranstal- tete eine zweite Stimmensammlung, in welcher ich durchging. Nach Verlauf der gesetzmaͤßigen Zeit ward ich in der ▭ A. vom D. W. — der statt des Mstr. v. St. D. J — arbeitete aufge- nommen und der in der Maurerei so wichtige und beruͤhmte E. a L. conv. hielt bei dieser Gelegenheit eine vortreffliche Rede, die mir immer in Gedanken geblieben ist. Als ich nach meiner Reception im Vorzimmer war, wurde mir auf einmal der Umstand klar, den sich der Hochw. B. J — nicht hatte erklaͤren koͤnnen. Der Br. Z. mein sehr guter Freund, der damals erster Vorst. war, kam zu mir, freute sich, mich als Bruder zu begruͤßen und eroͤffnete mir, daß er die Ursach gewesen sey, daß ich beinah durchge- fallen waͤre. Er und ein andrer B. haͤtten vor einiger Zeit einen Kandidaten gehabt, dem durch eine Kabale die Aufnahme verweigert worden waͤre; daruͤber waͤren sie so boͤse geworden, daß sie sich vorgenommen, es solle in Jahr und Tag kein andrer Kandidat durchgehen. Nun habe er seinen (des Br. — t.) Namen uͤberhoͤrt, und es sey so gekommen. Dieser Vorfall lehrt die Zweckmaͤßigkeit folgen- der Gesetze: §. 8. Der Proponent uͤberreicht dem zweiten Auf- seher der L. seinen Vorschlag schriftlich. §. 11. Dieser holt zuvor die Beistimmung des Mstrs v. St., des Repraͤs., des ersten Aufs. und der beiden Censoren ein. §. 12. Nach geschehener oͤffentlicher Proposition wird nach gegebener Einwilligung der Anwesenden, der Name des Kand. auf die Tafel gesetzt. §. 13. Weder der Groß-Meister, noch der Dep. Groß-Meister, noch irgend ein Logen-Meister darf einen Suchenden vorschlagen. Ich war damit ganz wohl zufrieden, ob ich mich gleich wunderte, wie die beiden B B. einen solchen Vorsatz hatten fassen koͤnnen. In dem Jahre, welches ich noch in H. zubrachte, besuchte ich fleißig die Logen, freute mich uͤber das, was ich sah und hoͤrte, erhielt den zweiten Grad und reiste als ein angehender, aber sehr eifriger Maurer nach B., wohin ich von dem B., der bei meiner Aufnahme die Rede gehalten hatte, wichtige Empfehlungen mitnahm. Die dortige L. hatte in ihrem Schoße sehr angesehene Mitglieder, darunter der wuͤrdige Laf — bei dem ich wohnte, und der B. C.; aus deren Gespraͤchen ich meine Begriffe und Kenntnisse in der Maurerei sehr erweiterte. Die vornehmsten Glieder der L., schienen mir damals im chymischen System zu arbeiten, daher ich mir auch, als ich dort durch den Mstr. v. St. L — den dritten Gr. erhielt, die Frage erklaͤrte: Ob §. 14. Der Name des Kandidaten steht 4 Wochen auf der Tafel. §. 18. In der Zeit zwischen dem Vorschlage und der Ballotation theilen die B B. dem zweiten Aufs. ihre Einwendungen mit. §. 19. Nicht eher, als nach helleuchtend ausge- fallner Kugelung darf der Name des Proponenten genannt werden. A. d. H. Ob dem Kandidaten sein Leben lieb sey? worauf die Antwort gegeben wurde: Der Ob. B. Mster a. W. hat alle seine Tage gezaͤhlet. Ich war nun Mstr., aber ich wußte weder uͤber den gegenwaͤrtigen Zustand des Ordens, noch uͤber seine Geschichte, noch uͤber sein Innres, mehr, als was mir die erfahrnen BB. aus gutem Wil- len und in Privatgespraͤchen hatten zukommen lassen, denn zu ihren hoͤheren Arbeiten, die sie privatim betrieben, zogen sie mich nicht. Ich hatte indeß mancherlei erfahren, was mir in der Folge nuͤtzlich war, hielt mich an das Gute, was ich sah, und ließ mich um das, was ich nicht verstand, unbekuͤmmert. Nach dem Ende des siebenjaͤhrigen Krieges, gieng ich wieder nach H. zuruͤck. Um diese Zeit hatte die Maurerei manche Schicksale erfahren und es war viel Verwirrung in sie gekommen. Daruͤber hoͤrte ich nun in H. von den guten und einsichtsvollen B B. große Klagen und mehrere z. B. D. v. E. D. J —, B. und andre eroͤffne- ten mir, daß Anstalten getroffen wuͤrden, die Un- ordnungen wieder aufzuheben, das Corps zu saͤu- bern und nur die zu behalten, welche man fuͤr aͤcht und gut finde. Man lud mich ein, der gu- ten Sache beizutreten, und ich bezeugte meine Bereitwilligkeit, wenn ich erst gehoͤrt haͤtte, was man vorhabe. Ich ward in das Hotel St. Peters- burg beschieden. Dort fand ich den Hochw. B Sch —, (den ich vorher schon als hannoͤverischen Erstes Baͤndch. H Kriegs-Commissaͤr in B. gekannt hatte) und die beiden, mir als rechtschaffne Maͤnner bekannten B B. P. und St. Sie waren in dem Ordenshabit gekleidet; jener trug ein rothes Kleid mit goldnen Schleifen, diese hatten blaue Kleider und karmoi- sin-atlaßne Westen mit goldnen Tressen besetzt. Diese wuͤrdigen B B. ließen sich nun weitlaͤufti- ger uͤber den Unfug in der Maurerei aus, den beson- ders die franzoͤsischen Officiers mit Aufnahmen ohne Unterschied und mit Austheilung von Graden aller Art getrieben und dadurch die aͤchte Maure- rei sehr korrumpirt haͤtten. Es sei daher ein Konvent zu K. gehalten worden, worauf der B. Sch. ausgesandt worden waͤre, die Logen zur Ordnung zuruͤckzubringen und zu etwas Besserem zu vereinigen. Der Orden, fuhr man fort, habe allerdings groͤßere Zwecke; und außer der Morali- taͤt, richte man sein Augenmerk auch auf irrdi- sche Vortheile. Alsdann wurde ich gefragt: Ob ich unbekannte Obere anerkennen und einer stren- geren (strikten) Observanz beitreten wolle? — Ich erklaͤrte freimuͤthig; daß ich im Orden frei- lich etwas anders suche, als ich bis jetzt gefun- den, und ich daher sehr gern einer strengeren Ordnung beitreten wuͤrde. Wegen des oͤkonomi- schen Plans aber erklaͤrte ich mich dahin: daß die Sache wohl Anstoß geben wuͤrde, weil die oͤffentliche Treue und Glaube nicht so befestigt waͤre, daß man in die unpartheiische Verwaltung der Einkuͤnfte und Ausspendung der Emolumente kein Mißtrauen hegen und die Zuruͤcksetzung der entfernten z. B. hiesigen B B. nicht fuͤrchten sollte. — Man versicherte mich dagegen, daß man alle solche Zweifel bald unstatthaft finden werde; und ich unterzeichnete meinen Namen auf einer Liste, wo ich schon viel Namen mir wohl bekann- ter und rechtschaffner Maͤnner fand. Dann wurde ich entlassen. Nach einiger Zeit ward ich auch in Thaͤtigkeit gesetzt und erhielt Arbeiten fuͤr die Loge, welche ich als Geheimniß behandeln mußte. Zur Be- lohnung dafuͤr ertheilte man mir den vierten Gr., bei welcher Gelegenheit mir die vorhergehende Feierlichkeit sehr merkwuͤrdig war. — Die ganze ⊠ war versammlet. Der Hochw. Br. J — als Groß-Meister, mit allen moͤglichen Ordens-In- signien, Baͤndern und Kleinoden geziert, oͤffnete sie und hielt eine lange Rede, ohngefaͤhr folgen- den Inhalts: Er habe in London die drei Grade der Joh.- Maurerei erhalten, und es sei ihm bei seiner Abreise von da ( circa 1718 — 20) das Pa- tent als Groß-Meister von H. und N. S. ertheilt worden. Als solcher habe er auch in H. eine Loge gestiftet. Bei seinem maureri- schen Leben habe er aber gefunden, daß auf dem gewoͤhnlichen Wege der gute Zweck nicht ganz erreicht werde; er habe sich also nach- her an das Rosasche System angeschlossen und uͤberhaupt gefunden, daß die ganze Maurerei in Deutschland nicht viel aͤlter seyn koͤnne, als von der Zeit H 2 seiner Mission in Deutschland . So waͤre er auch mit dem bekannten Leucht , genannt Johnson, bekannt geworden, den er um so eifriger kultivirt, weil er gehoͤrt habe, daß die Bereitung einer Universal- medicin und alchymistische Arbeiten der Zweck der hoͤheren Maurerei seyn solle. Vermittelst seiner gemachten Erfahrungen aber wisse er, daß auch darinn nichts liege, sondern daß der Orden vielmehr einen wichtigeren Zweck haben muͤsse. Nun haͤtten die erfahrensten und erleuchtesten Maurer einen Konvent zu K. gehalten, und von da aus den hier gegen- waͤrtigen Hochw. B. Sch. ausgesandt, um nicht nur ihn, sondern auch die angesehen- sten und erfahrensten B B. in H. vom wah- ren Zweck zu unterrichten, sie zur Theilnahme aufzufordern, in den hohen Orden aufzuneh- men, und die Loge zu reformiren. Zum Un- terschiede haͤtten sie den Namen der str. O. angenommen. Nun las er eine Schrift vor, welche die Be- dingungen der Aufnahme in diese neue Ordnung enthielt, welche ohngefaͤhr darauf hinausliefen: 1) Unbedingter Gehorsam gegen die unbekannten hohen Obern. 2) Unbedingte Erfuͤllung der Auf- traͤge des Ordens und Geheimhaltung derselben. 3) Daß daher keiner aufgenommen werden solle, der nicht sein eigener Herr sey (das wurde dahin erklaͤrt: Der unter Subordination eines Privat- manns stuͤnde z. B. Kaufmanns-Diener, damit sie nicht gehindert wuͤrden, die erhaltenen Befehle z. B. zu Reisen, zu erfuͤllen). 4) Daß jeder ver- bunden seyn solle, alles, was er von maurerischen Insignien, Buͤchern, Manuscripten ꝛc. besaͤße, dem Orden einzuhaͤndigen. Nach diesem legte er alle seine Insignien, Baͤnder und Schuͤrzen, auf den Altar, ermahnte die ihm gleich bekleideten B B., dasselbe zu thun und von diesem Firlefanz (wie er es nannte) Ab- schied zu nehmen. Nachdem dies geschehen war, machte er bekannt, daß der Hochw. B. V. g. und C. p. Sch . eine Loge des vierten Gr. eroͤff- nen und mich befoͤrdern wuͤrde. Ich mußte nun abtreten und meine Praͤpara- tion enthielt die Wiederholung der von dem B. J. vorgetragenen Ideen, worauf ich m. d. St. u. d. H. in die Loge eingefuͤhrt wurde. Dort — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — Der Hochw. B. Sch . schloß feinen Vortrag mit Begeisterung und rief mit aufgehobenem H. aus: Nun, meine lieben Bruͤder! was sagen Sie davon? Darauf antwortete der Br. B*d* mit seiner witzigen Art, ganz trocken: Was der Loͤwe sagt , Das Symbolum des Loͤwen war in diesem Grade: Meliora praesumo. — Br. B. hatte vor- und der Hw. B. Sch . schien diese Ant- wort zu fuͤhlen. Einige Tage nach dieser Begebenheit reiste ich nach B. zuruͤck: Dorthin nahm ich ein Schreiben an den Mstr. v. St. Br. L. mit, mit dem Auf- trage, es ihm in voller, geoͤffneter ▭ zu uͤberge- ben und den Inhalt muͤndlich, als Augenzeuge, zu bestaͤttigen. Die Loge wurde gehalten und ich uͤbergab mein Schreiben. Darinn wurde von der neuen Reform und dem Zutritt der ▭ A. in H. zur str. Obs. Nachricht gegeben und die ▭ in B. ebenfalls dazu eingeladen. Ich bestaͤttigte den Inhalt und versicherte, daß ich allerdings eine groͤßere Ordnung gefunden. — Nun waren die angesehenen B B. Laf . C. und L. schon Mitglie- der des neuen Systems und hatten schon die In- signien desselben. Der Br. v. K. aber, welcher den Titel eines Hollaͤndischen Obristen fuͤhrte und in der Loge das Amt eines Deputirten Groß- Meisters bekleidete, war wenig mit der neuen Veraͤnderung zufrieden, weil er (wie mir es nach- her die B B. erklaͤrten) bei seinem Aufenthalt in B. von den Unordnungen in der Kasse Nutzen gezogen und nun wohl sahe, daß bei einer neuen Ordnung die Quelle versiegen wuͤrde. Dieser Br. nun sprach uͤber die sogenannte str. O., und beson- ders uͤber die unbekannten Obern in einem sehr anzuͤglichen Tone, ja er warf die Frage auf, ob her schon zu mir gesagt, er koͤnne noch nicht ganz durchsehen, auch hin und wieder Unzufriedenheiten mit einzelnen Punkten der Reformation geaͤußert. A. d. V. ich, der ich gestaͤndlich zu einem andern Systeme gehoͤre, dieser L. beiwohnen koͤnne? Worauf ihm der Hochw. B. L. unter andern mit Eifer ant- wortete: daß Er das wissen muͤsse. Ueberhaupt wurde diese Versammlung sehr tumultuarisch, da der B. v. K. auch einige B B. auf seiner Seite hatte, und die Sache wurde noch nicht an diesem Tage, aber doch einige Zeit darauf, durchgesetzt. Denn als ich darauf nach R — g gegangen war und einen zuruͤckgelassenen Freund schriftlich gefragt hatte: Ob der Krieg noch fortdaure, ant- wortete er mir: Die hoͤheren B B. haͤtten eine Zusammenkunft gehalten und im Ganzen sei jetzt Waffenstillstand. Bei der zugenommenen Ord- nung aber gewinne die gute Sache immer mehr Freunde, auch habe die ▭ schon ein eignes Haus gekauft ꝛc. In R — g selbst besuchte ich die ▭ zu den drei Schluͤsseln, die sich vor kurzem erst etablirt und durch den Br. Sch . eine hollaͤndische Konsti- tution von der Haager-Loge erhalten hatte. Sie war eigentlich franzoͤsischen Ursprungs, arbeitete aber mit vieler Anstaͤndigkeit. Von dort aus gieng ich auf einen groͤßeren maurerischen Schauplatz, ich reiste nehmlich nach L. Hier war der Uebertritt der ▭ z. d. 3. P. zur strikten Observanz eben vollendet. D. H. war Mstr. v. St. gewesen; da er aber verschiedenen B B. anstoͤßig war, er auch ein bischen in seinen oͤkonomi- schen Umstaͤnden derangirt war und mit der Sprache nicht fort konnte: so mußte er dahin disponirt werden, seinen Posten aufzugeben. Dies hatte seine Schwierigkeiten. Nach der Ordenseinrichtung ist nehmlich der Mstr. v. St. immer zugleich Provi- sor domorum, mit welcher Charge einige Emolu- mente z. E. jaͤhrlich hundert Rthl. Gehalt, verbun- den waren. Dies ist aber nur von den Meistern der Mutter-Logen zu verstehen. Ich werde mich daher naͤher daruͤber erklaͤren. Keine Loge durste nehmlich uͤber dreißig Mitglieder stark seyn; waren deren mehrere, so wurde eine neue Loge gestiftet, ein neuer Meister eingesetzt und die alte Loge mußte einige Mitglieder abgeben. Diese wurde aber als eine Tochter-Loge angesehen und der Meister einer solchen, wenn er nicht Ritter war, mußte wenigstens den vierten Grad haben, weil die oͤkonomischen Verhandlungen der Loge, wie der Armen-Kassen, alle in den vierten Grad ver- legt waren. Von hier aus gingen die Rechnun- gen sodann in den innern O. uͤber, da der große oͤkonomische Plan diesem Grade noch nicht bekannt war und man hier nur eine ohngefaͤhre, allge- meine Notiz von demselben hatte. Die Meister einer solchen ausgesetzten oder Tochter-Loge nun, hatten keine Cmolumente. So schwuͤrig es also war, den B. H. zur Resignation zu bewegen, so bewirkte sie der innre Orden dennoch und setzte die Wahl des Hochw. B. E. als Meister v. St. zum Wohle der Loge, durch. Durch einen ehmaligen Schulkameraden, den B. B — r wurde ich hier wieder in die Maure- rei verflochten. Bald bei meiner ersten Meldung und dem dabei vorfallenden Examen ward ich vor den BB. W — g (welcher englischer Sprach-Meister war) und Z — sch und ihrem Anhang, als den groͤßten Gegnern der str. O. gewarnt. Ich ward ins Noviziat und sogleich darauf als Armiger aufgenommen, arbeitete fuͤr die L. in meiner Kunst und hatte auch Gelegenheit manches Wich- tige zu erfahren, indem ich fuͤr das bedeutende Archiv des B. Polykarpus L. schrieb. Einige Jahre giengen ohne Zank, in der groͤ- sten Ordnung hin. Der neue Meister v. St. machte durch seine vortrefflichen Vortraͤge die Ver- sammlungen interessant und sorgte uͤberhaupt auf alle Weise fuͤr die Wuͤrde der Loge. Man gieng sogar damit um, hier ein unabhaͤngiges Kapitel, welches mit Klerikern versehen waͤre, zu errich- ten. — Die late Observanz kam damals noch im Schiff zusammen. Da sie aber keine Theilneh- mer fanden, so schlossen sie ihre Loge und behal- fen sich seitdem blos mit Schimpfen. Die erste Stoͤrung machte jetzt der beruͤchtigte Schroͤpfer , wozu unser Meister v. St. in ei- ner St. Joh. ▭ an Weihnachten die unschuldige Veranlassung gab. Er gebot nehmlich bei der Tafel ▭ Stillschweigen, lies die dienenden Bruͤ- der abtreten und sagte ohngefaͤhr folgendes: „Er muͤsse uns etwas bekannt machen, uns Vorsicht empfehlen und uns warnen. Es sey hier ein Koffetier, Namens Schroͤpfer aufgetreten, der sich ruͤhme, mit den wahren Ordens-Obern in Verbin- dung zu stehen und den Auftrag haben wolle, hier eine aͤchte Loge zu etabliren. Schon seit ei- niger Zeit halte er hier Aufnahmen. Besonders aber hielten sich einige Iserloher zur Meßzeit an ihn, sodann unterstuͤtze ihn ein gewisser B — g aus Frkf. a. M., und er wisse, daß sogar ver- schiedne hier versammlete B B. seiner Loge beige- wohnt haͤtten. Er rechne, fuhr er fort, auf un- sre Verschwiegenheit, daher wolle er uns sagen, auf welchem Wege er zur Kenntniß davon ge- kommen sey. Es habe sich nehmlich schon vor mehrerer Zeit ein Mann aus Iserlohe bei ihm zur Aufnahme gemeldet, den er aber zur Geduld verweisen muͤssen. Da er ihn vor etlichen Tagen gesprochen und sich an sein damaliges Gesuch erinnert habe, so habe dieser geantwortet: Seine Wuͤnsche waͤren bereits erfuͤllt, denn er sey in Schroͤpfers Bekanntschaft gekommen, der ihn nicht nur vor ihrer Loge gewarnt, sondern ihm auch wichtige Dinge vom Orden, dessen wahrer Groß-Meister er ( Schroͤpfer ) sey, anvertraut haͤtte. — Durch diesen Umstand habe er also die Sache bestimmt erfahren; nur muͤsse er sich bil- lig wundern, daß die B B. unsrer Loge, die je- nen Versammlungen beigewohnt, nicht die schul- dige Anzeige davon gemacht haͤtten.“ Dieses machte unter den gegenwaͤrtigen B B. eine ge- waltige Sensation und als die Tafel ▭ aufgeho- ben war, fragte einer den andern: Herr! wer ists? Man nannte mir, als solche, die dem Schroͤpferschen Club beigewohnt, die B B. Sch — l und Br — r. — Diesen Angriff erfuhr Schroͤpfer sogleich und er wurde dadurch bewogen, oͤffentlich aufzutreten. Er fuhr emsiger fort, zu werben, aufzunehmen, und die Maurerei zu profaniren. Er sprach oͤffentlich auf seinem Kaffeehause von ihren Geheimnissen, log unverschaͤmt und ver- wirrte die besten Freunde. Besonders ruͤhmte er seine hoͤheren Kenntnisse, schimpfte auf die gesetz- maͤßigen Logen, und unterstuͤtzte seine Behaup- tungen durch die Kenntniß und Erzaͤhlung aller- hand kleiner geheimer Begebenheiten, die er durch seine Geister wissen wollte. Welch ein Geist seine Klique belebte, sah man auch aus dem Beneh- men des obengenannten B. Sch — l, der einige Tage nach obigem Vorfall in der ▭ (um die Neujahrs-Messe) zu unserm Meister v. St. kam, und ihn constituirte: Wie er es wagen koͤnne, ei- nen solchen Mann, wie Schroͤpfer, als Betruͤger zu schildern, da er vielmehr und seine Loge Be- truͤger waͤren; worauf jener ihm ganz kaltbluͤtig erwiederte, daß er einen Mann von solchem Ka- rakter, der nur Aufsehen machen wollte, um sein Kaffeehaus zu heben, junge Leute an sich locke, um sie zu pluͤndern und zu ruiniren ꝛc. nicht fuͤr einen guten Maurer, sondern fuͤr einen Betruͤger halten muͤsse. Bald darauf kam mir die Schroͤpfersche An- gelegenheit persoͤnlich naͤher. Mein Freund B—r, bei dem ich wohnte, ward durch Sch — l und Br — r mit dem Wundermanne bekannt, und durch seinen Hang zum Wunderbaren bald naͤher an ihn attachirt. Er trat zu der Gesellschaft, hielt sich im Anfang still, uͤbernahm aber nachher das Sekretariat, welches um so mehr gut besetzt seyn muste, da Schroͤpfer, so gut er auch schwatzen und raͤsonniren konnte, nicht im Stande war, eine Zeile ordentlich und zusammenhaͤngend zu schreiben. Mein Freund war bisher ein ordentli- cher und wirthschaftlicher Mann und ein guter Hausvater gewesen, der Abends regelmaͤßig zu Hause blieb und alle Ausschweifungen verabscheute. Seit jener ungluͤcklichen Bekanntschaft aber, ward er unordentlich, schwaͤrmte oft halbe, ja ganze Naͤchte, und kam betrunken nach Hause. Seine gute Frau litt dadurch außerordentlich, und seine ganze Familie ward bestuͤrzt und mißmuthig. Ich hielt es endlich fuͤr Pflicht, ihm daruͤber Vorstel- lungen zu machen. Dies benutzte er, um sich zu rechtfertigen, indem er mir die herrlichen Sachen ruͤhmte, welche er gesehen und gehoͤrt hatte, Wun- derdinge von Schroͤpfers Kenntnissen erzaͤhlte und mir zu verstehen gab, daß er sorgen wolle, wenn ich der Gesellschaft beitreten wollte. — Dieser Gedanke war mir selbst nicht mehr fremd; ich glaubte bei naͤherer Kenntniß der Gesellschaft und durch eine Art von Theilnahme besser auf meinen Freund B — r wirken zu koͤnnen; und dann hatte wohl auch Schroͤpfer selbst meine Neugierde ge- spannt. Ich sagte also zu B — r, daß ich seine Bekanntschaft zu machen wuͤnschte. Br . schien daruͤber Freude zu haben, und schickte mich zu Sch — l, den ich schon lange, aber nicht von der vortheilhaftesten Seite kannte. Sch — fuͤhrte mich in seine kleine finstre Schreibstube, wo ich auch Br — r fand; ich gab ihm meinen Wunsch zu erkennen; er versprach mir Gewaͤhrung, und erzaͤhlte mir, jedoch mit einem gewissen Halbdun- kel, so viel Außerordentliches, daß mir die Haare zu Berge standen. Zugleich schimpfte er gewaltig auf alle Maurerei, und erzaͤhlte mir, ob er gleich, wie ich wuste, nur den dritten Gr. hatte, alle Geheimnisse des hohen Ordens; welche er wahr- scheinlich durch Schroͤpfers Geister wissen wollte, wahrscheinlich aber von B — r erfahren hatte. Als ich Abschied nahm, ward ich auf einen Abend- besuch eingeladen. Einige Tage darauf bekam ich die bestimmte Invitation nach 6 Uhr auf ein Abendessen, und B — r kuͤndigte mir an: Schroͤpfer wuͤrde mich bei dieser Gelegenheit untersuchen. Da ich eben dasselbe im Sinne hatte, so schaͤrfte ich meine Aufmerksamkeit auf alle Gegenstaͤnde. Ich kam hin, fand eine ordentlich aufgeputzte Stube mit einem Erker; in der Mitte stand ein Tisch, auf dem Tische eine große Punschterrine, italienischer Sallat u. d. gl.: in jeder Ecke des Tisches noch ein brennendes Licht und unter dem Trimeaux zwei Glaͤser mit Wasser. Außer einigen Bekann- ten, war noch ein junger Mensch da, der als Handlungsbursche in der L — hrschen Handlung stand. Bald nach mir kam Schroͤpfer; ein großer, untersetzter, wohlgebildeter, gutgewachsener und sehr ansehnlicher Mann. Er freute sich, mich hier zu finden und war uͤberhaupt sehr artig. Im Anfang fuͤhrte man gleichguͤltige Diskurse, dann wandte er das Gespraͤch auf die Unsterblichkeit der Seele und das Leben nach dem Tode. Zu- gleich wurde fleißig getrunken. Waͤhrend dieser Gespraͤche gieng Schroͤpfer zuweilen vor den Spie- gel, nahm ein Glas Wasser, sah es an, kostete, und trank oder spuckte aus. Durch den Sallat, Punsch und die andern schoͤnen Sachen ward es mir weichlich um den Magen, und da einmal die andern besonders standen, angelegentlich sprachen und lachten, und mir es immer uͤbler wurde, trat ich unvermerkt in den Erker, machte das kleine Fenster auf und — ein Beneficium naturae machte mich wieder nuͤchtern. Ich gieng sodann mit erneuter Besonnenheit wieder ins Zimmer, mischte mich unter die Gesellschaft; worauf mich Schr. uͤber meine Meinung von der menschlichen Seele und von Geistern zu examiniren anfing. Ich antwortete nach seinen Ideen, die er schon vorhin angestoßen hatte, gab ihm aber auch zu erkennen, daß sein Galimathias so trivial waͤre, daß ich diese Sachen schon auf der Schule ge- wust haͤtte. Nach Mitternacht giengen wir, und ich zu meinem Gluͤck, ganz nuͤchtern, auseinander. Am andern Tage (Freitags) fragte mich B — r um mein Sentiment, worauf ich ihm blos im allgemeinen antwortete: ich koͤnne noch nicht ur- theilen, aber etwas Neues habe ich nicht erfahren. Auf meine Frage: wasdie Wasserglaͤser und das oͤf- tere Trinken bedeute, eroͤffnete er mir: Schroͤpfer koͤnne durchs Wasser sehen; bliebe das Wasser rein, so sey der Kandidat wuͤrdig, wuͤrde es aber truͤbe, so affektire er nur, und sey der Aufnahme nicht wuͤrdig. (Woraus ich schloß, daß dies Expe- riment nicht ganz untruͤglich sey). Zugleich setzte er hinzu, Schroͤpfer sey von mir erbaut und habe meine Reception schon auf kuͤnftigen Dienstag angesetzt. Eigentlich war es gar mein Ernst nicht, mich in diese Gesellschaft aufnehmen zu lassen. Da nun B — r in der Sonnabends-Nacht nicht nach Hause kam, und er Sonntags noch an den Fol- gen des naͤchtlichen Schwaͤrmens laborirte, so nahm ich Gelegenheit ihm zu sagen: er solle die Sache nicht zu schnell treiben. Ich muͤßte vor- her wissen, ob ich meinen uͤbrigen maurerischen Verbindlichkelten dadurch entgegen traͤte. Diese Frage machte ihn stutzig und er gestand offen, daß es bei ihnen gerade auf den Untergang des Frei-Maurer-Ordens abgesehen sey. Eine Offen- herzigkeit war nun der andern werth, und ich sagte mich freimuͤthig von ihnen los, weil bei ih- nen Worte und Handlungen so wenig uͤberein- stimmten; hielt ihm seinen unordentlichen Lebens- wandel vor und erinnerte ihn an seine Verpflich- tung als Socius. Er kam dadurch in Verlegen- heit, weil er mich in der Schroͤpferschen Gesell- schaft vorgeschlagen, ward sichtbar kaͤlter gegen mich und sagte mir: Man wuͤrde sich zu revan- giren wissen. Zugleich schimpfte er auf die M. und nannte uns die rothen Bruͤder von Crom- wells Garde. Seitdem trieb Schroͤpfer sein Unwesen noch aͤrger und drohte, das „infame Komplott von T. H.“ wie er es nannte, zu denunciiren. In der Stadt logen sie uͤberall, behaupteten, durch den P. H — z, welcher ihr Mitglied sey, die An- zeige bei Hofe gemacht zu haben; beim kaiserli- chen Hofe selbst wolle man es dahin bringen, daß der Orden infam kassirt wuͤrde; der ihre hingegen gehe auf Tugend und Reinheit der Seele, wo- durch allein man Einfluß auf Geister erhalte. — Dies alles wurde dem hohen O. bekannt; man berief ein Kapitel im Hause des O. A. R. T.; die Drohungen wurden vorgetragen, die Bosheit der Leute in Erwaͤgung gezogen und fuͤr noͤthig befunden, die Sache den hohen O. Obern zu D. z. B. v. W., v. H — l, v. H — z anzuzeigen und Verhaltungsregeln einzuholen. Ich selbst wurde aufgefordert, meiner Pflicht gemaͤß, sogleich en Courier nach D. zu reisen, das Protocoll mitzu- nehmen und muͤndlichen Rapport abzustatten. — Da man die Wuth und Niedertraͤchtigkeit der Schroͤpferschen Bande kannte, und nicht abzuse- hen war, wozu sie die Verzweiflung treiben koͤnnte, so muste die Reise, besonders da ich bei B — r wohnte, schnell und heimlich unternommen werden. Wie ich gieng und stand, setzte ich mich in dem schlechtesten Wetter im Februar auf den Wagen, der mich vor dem Gr. Thore erwartete, fuhr die ganze Nacht hindurch und kam fruͤh um sechs Uhr Uhr an. Sogleich gab ich meine Depesche an den Hw. B. v. H — z, an welchen sie addressirt war, ab, und wurde um zehn Uhr ins K. gerufen, wo ich die angesehensten und erfahrensten Mitglieder desselben versammlet fand. Das Protokoll ward ver- lesen und ich erstattete meinen muͤndlichen Bericht. Man erstaunte uͤber die Frechheit dieser Menschen, hielt zwar ihre Drohungen fuͤr Schreckschuͤsse, sandte aber doch eine Deputation an den Durchl. Protector den H. C. v. C. — Am Abend bekam ich die Antwort, nebst einem Kistgen, worinn das Portrait des genannten H. B. war. Um sechs Uhr reiste ich wieder ab und war am andern Morgen zu Hause. Noch denselben Nachmittag versammlete der H. Mst. v. St. das ganze K. bei sich. Man verlas die erhaltnen Depeschen, worinn die B B. ermahnt wurden, sich an jene Drohungen nicht zu kehren und der M. v. St. den Auftrag erhielt, das beikommende Portraͤt des erhabnen Protectors in voller ▭ zu oͤffnen, oͤffentlich aufzuhaͤngen und die Loge seines Schutzes zu versichern. — Dies geschah bald darauf in einer Lehrl. ▭ mit aller Feierlichkeit, woraus auch von den B B. kein Geheimniß gemacht werden durfte. Dies that aber eine ganz entgegengesetzte Wir- kung, denn statt, daß die Schropfersche Gesell- schaft sich durch diesen angesehenen Namen haͤtte abschrecken lassen, so kamen sie dadurch so in Wuth, daß sie drohten, den M. v. St. zu er- morden. Ja, Schroͤpfer war so verwegen, zu Erstes Baͤndch. J ihm zu gehen und ihm zu sagen: Wenn er nicht mit allen von ihnen excludirten B B. in die ▭ gelassen wuͤrde, so wuͤrde er (der Mstr. v. St.) und einige andre es mit dem Leben bezahlen. Sie wuͤrden gewiß Wort halten, denn aus dem Schafott machten sie sich nichts ꝛc. Der Praͤfect berief bei dieser Lage der Sachen das ⊠, und da er selbst eine obrigkeitliche Person war, so verbarg er seine Verlegenheit nicht. Er sagte: Man muͤsse diesen Menschen alles zutrauen, und um kein oͤffentliches Spektakel zu geben, so bat er die B B., doch diese Herrn einzulassen; er selbst wolle sein Tab. entheiligen und (da es E. stand- haft ausschlug) bei dieser traurigen Gelegenheit den H. fuͤhren. — Es hielt hart, die B B. dazu zu disponiren, aber zu der Beruhigung dieses ge- achteten B. uͤbernahmen die determinirtesten Mit- glieder das ekelhafte Geschaͤft, von dem man oben- drein Unannehmlichkeiten vermuthete. Der Br. v. H. und ich erklaͤrten uns, dabei die Stellen der V. einnehmen zu wollen. Die ▭ wurde um sechs Uhr angesetzt. Der H. B. T. eroͤffnete sie und sodann wurden die vier Herren: Schroͤpfer, Sch — l, B — r und L — k (welcher letztre als ein unmoralisches Glied ausgeschlossen worden war) gemeldet. Schroͤ- pfer kam mit allen seinen Kreuzen und Baͤn- dern, und mit geladenen Pistolen. Der M. v. St. sagte ihnen: Sie waͤren eingelassen worden, um ihnen einen Beweis der Vertraͤglichkeit zu geben, und daß man nichts gegen sie haͤtte: Die ▭ wurde bald darauf wieder geschlossen. Ueber diese Nachgiebigkeit gloriirten sie her- nach nicht wenig, blieben aber dabei, sie wuͤrden ihre Plane doch verfolgen und stießen besonders gegen mich sehr harte Drohungen aus; welches mich auch bewog, nie anders, als mit Pistolen versehen auszugehen und endlich auch, L. wieder zu verlassen. Vorher muß ich noch bemerken, daß, wie die D — ner B B. zur Ostermesse kamen, der hohe Or- den im ⊠ eine Protestation gegen die Idee depo- nirte: als ob man gesonnen sey, den alten T. O. mit allen seinen Besitzungen zu retabliren. Man erklaͤrte im Gegentheil feierlichst, daß sie nur ad normam T — riorum arbeiten wollten und als getreue Diener des Staats, fuͤr seine politische und religioͤse Verfassung auch den letzten Bluts- tropfen vergießen wuͤrden. Von L. gieng ich wieder nach H. zuruͤck, wo ich einige Wochen nach Ostern ankam. Ich be- suchte sogleich den Br. B. und erfuhr von ihm, daß D. J. entschlossen sey, die indeß geschlossen gewesene Loge wieder zu eroͤffnen, daß schon eine Zusammenkunft deshalb gewesen sey und er naͤch- stens alle B B. dazu einladen lassen werde. Auf meine Frage: Warum man so lange nicht gear- beitet habe, erfuhr ich folgendes: Der oͤkonomi- sche Plan sei an allem Schuld. Auf Veranlas- sung der Zudringlichkeiten von Seiten des Con- vents zu K. nehmlich, wegen der Emolumente J 2 des H. M. v. H. waͤre eine sehr stuͤrmische Ka- pitular-Versammlung gehalten worden, in welcher der Br. D — r, Vorsteher der ▭ St. G., er- klaͤrt habe: daß mit seinem Willen kein Pfennig mehr weggeschickt werden sollte und wer noch da- von sprechen wollte, ein H — fott sey. Darauf habe der Gr. M. J. erklaͤrt: Er wolle die ▭ schließen, bis er sehe, was das Ganze fuͤr einen Gang nehmen werde. Dies habe große Sensa- tion gemacht und sei vielen unangenehm gewesen. Die an Maurerei gewoͤhnte H — r Welt, habe nun eine Winkelloge besucht, welche ein gewisser Russischer Ofizier, Namens Rosenberg , zu seinem Nutzen, etablirt hatte. Dieser R. haͤtte den B B. der untern Klasse eine schwedische Konstitution vorgezeigt, die wenigsten aber haͤtten daran geglaubt. So sey die Sache lahm fortge- gangen; man haͤtte dort alles ohne Unterschied, sogar Juden aufgenommen, und sei uͤberhaupt in der Auswahl gar nicht ekel gewesen, habe aber auch der ▭ eben keine Achtung erworben. Dies sey so fortgegangen, bis der K. v. Schw. in Be- gleitung seines Ministers Sch . durch H. gereist. Diesen Zufall habe R. benutzt, den K. und Sch . in seine ▭ invitirt und alles gethan, um die ▭ recht brillant zu machen, z. B. nur die ansehnli- chen und wohlgekleideten B B. dazu genommen, andern gerathen, sich Kleider zu borgen ꝛc. Wirk- lich sei auch Sch . zur ▭ gekommen; die ganze Stadt sei davon voll gewesen; man habe diesen Besuch als Anerkennung ihrer Rechtmaͤßigkeit ge- nommen und dadurch sei alles, was Maurerei treiben wollen, dieser ▭ zugefallen. — Dies sey, fuͤgte er hinzu, der bisherige Zustand der hiesigen Maurerei; jetzt aber, da sie aus Sach- sen, Kurland u. a. O. die Nachricht haͤtten, daß das neue System sich hielte und verbreitete, so wuͤrden sie ihre Logen wieder eroͤffnen und sich mit Abaͤnderung des oͤkonomischen Plans, der ohnedies gescheitert waͤre, wieder an das System anschließen. Waͤhrend dieser Verhandlungen, wo noch ein großer Theil der B B. zweifelhaft waren und der Wiedereroͤffnung nicht sogleich beitreten wollten, weil sie des Gezaͤnks satt waͤren, war ich in H. angekommen. Es kamen auch bald einige der angesehensten B B. an mich z. B. Sch — r, G — ts, D. T — f und forderten mich auf, ihnen aus Sachsen getreu zu referiren, da man ihnen von dem dasigen Flor des O. so viel Gutes gesagt haͤtte. Ich that das, und erzaͤhlte ihnen, wie ich alles in guter Ordnung und in Flor gefunden, und wie ich nicht zweifelte, daß sich die Sache erhalten wuͤrde. Die Nachrichten, die ich ihnen gab, bewog auch diese drei bedeutenden B B., welche einen großen Anhang hatten, der ▭ bei- zutreten und die erste Versammlung schon war sehr glaͤnzend. In L. waren indeß seit der Zeit meiner Ab- reise, wie ich aus einem Briefe an B. erfuhr, sonderbare Dinge vorgegangen. Der H. v. C., als Protektor des Ordens, hatte an Schroͤpfer , welcher waͤhrend der Oster-Messe sein Wesen sehr arg getrieben hatte, schreiben und ihm befehlen las- sen: er solle sich aller maçonniquen Sachen ent- halten, sich ruhig verhalten und seinen Namen nie nennen, sonst wuͤrde er ihn nachdruͤcklich zuͤch- tigen lassen. Schroͤpfer aber trieb es so arg, wie zuvor. Daher bekam der Oberst des Regi- ments der Kurfuͤrstin Befehl, ihn aufheben zu lassen, und dem Auditeur des Regiments Sch — t zu uͤberliefern, welcher ihm durch zwei Unter-Offi- ciere funfzig Pruͤgel auf den H. sollte zuzaͤhlen las- sen. Dieser Auftrag wurde treulich erfuͤllt; und da Schroͤpfer einmal des Abends aus dem L — schen Garten, wo sehr angenehm gelebt wurde, nach Hause gehen wollte, ward er aufgehoben und zum Auditeur gebracht. Dieser las ihm den Be- fehl vor und ließ Schroͤpfern auf das schon bereit gehaltene Stroh legen. Er bat und flehte, man solle sich seiner Kinder erbarmen ꝛc. Nach- dem er zwoͤlf Hiebe erhalten hatte, quittirte er uͤber funfzig und wurde entlassen. Diese Quittung ward an B. eingeschickt, und man sprach in H. viel pro und contra uͤber die Recht- und Unrecht- maͤßigkeit dieser Procedur; (wobei B. meinte: Das einzige Unrechte dabei waͤre nur dies, daß er sie nicht alle gekriegt haͤtte) Einige Tage darauf stand die Schroͤpfersche Quittung in der von Claudius herausgegebenen Zeitung mit diploma- tischer Genauigkeit abgedruckt. Dadurch aber waͤre ich beinah wieder in einen verdruͤßlichen Handel verwickelt worden. Nach der L. Michaelis-Messe ließ sich nehmlich bei mir ein Mann, der ein Uhrenhaͤndler aus Neufchatel war und den ich als Bruder kannte, bei mir melden. Da ich eben nicht zu Hause gewesen war, so besuchte ich ihn des andern Morgens um eilf Uhr in seinem Logis, wobei ich jedoch, da ich mir nichts Gutes versah, meine Pistolen nicht vergessen hatte. Er empfing mich ganz artig, bald aber nach den ersten Komplimenten, fieng er mit imposanter Miene von der „verfluchten In- sinuation in den Zeitungen“ (wie er es nannte) zu reden an und erklaͤrte, daß er mich fuͤr den Anstifter dieser Infamie hielte. Ich entgegnete ihm: daß ich seine Ausdruͤcke zwar fuͤr etwas stark hielte, glaubte aber mit einem ehrlichen Manne zu sprechen, und hoffte, daß alles, was wir jetzt verhandelten, unter uns bleiben wuͤrde, weil ichs satt haͤtte, mir in der Maurerei weiter Ungelegenheiten zuzuziehen. Ueber jene Insinua- tion aber, fuhr ich fort, sei er in voͤlligem Irr- thum. Ich haͤtte nicht nur keinen Theil daran, sondern hielte sie auch fuͤr verwerflich und ich haͤtte meine Gedanken schon am gehoͤrigen Orte gesagt. Was uͤbrigens die ganze Schroͤpfersche Ma ç onnerie betraͤfe, so ließe ich sie auf ihrem Werth und Unwerthe beruhen. Ich fuͤr mein Theil haͤtte nur, wegen der großen Unmoralitaͤt des Schroͤpfer und seiner Vertrauten, Beden- ken getragen, ihnen beizutreten. „Herr! — fieng er auf einmal an — Sie scheinen mir ein ehrlicher Mann zu seyn. Aber in L. sprechen sie nicht so von Ihnen.“ Und von dem Augenblick waren wir in vertrauten, freund- schaftlichen Gespraͤchen. Er fragte mich um meine naͤhere Meinung von Schr., und erzaͤhlte mir manches von ihren Gebraͤuchen z. B. daß der Recipiend die Reisen wuͤrklich uͤber Land machen und bei einem steinernen Kreuze, in Gesellschaft des zuletzt Aufgenommenen, selbst im groͤsten Regen, beten muͤsse, daß die Logen knieend gehalten wuͤr- den, jeder betend ein Kruzifix in der Hand hielte, daß gewisse Figuren in Daͤmpfen erschienen und sie von außen sonderbares Geraͤusch hoͤrten, dabei auch viel Punsch traͤnken; daß sie aber, als Mau- rer, bei offnen Thuͤren arbeiteten ꝛc. — Wir gingen sodann als gute Freunde auseinander und er nahm oͤffentlich zuruͤck, was er gestern gegen mich gesprochen hatte. Die Logen A. und St. G. gingen indeß ihren Gang fort und ich arbeitete fleißig in ihnen. Die Anhaͤnger des Rosenberg aber waren tuͤckisch, arbeiteten gegen uns auf alle Weise, sprachen oͤffentlich von T. H. und wollten bewei- sen, daß wir keine Frei-Maurer waͤren. Die Zaͤnkereien in Berlin zwischen Theden und von Zinnendorf , der sich zum Stifter einer neuen Sekte aufgeworfen hatte, kamen dazu und ver- mehrten die Verwirrung. Die sogenannten Schwe- dischen B B. (Rosenberger) suchten durch den Kaufmann H — bury , der eben in London war, eine englische Konstitution, als Landes-Loge von Deutschland zu erschleichen, und da sie meinten, unsre Logen nicht besser stuͤrzen zu koͤnnen, als wenn dem Br. J. das Gr.-Mstr. Patent abge- nommen wuͤrde, so trugen sie bei der großen Loge in London darauf an, es ihm abzufordern. Diese gab ihnen auch wirklich ein Commissoriale, dies zu thun: Diese und andre Gefaͤlligkeiten der großen L. zu London gegen die schwedischen B B. haben ihr diese in der Folge schlecht gelohnt. A. d. V. Da damals unsre Logentage immer in den Zeitungen bekannt gemacht wurden, so wusten sie also auch die Rosenberger, und sie benutzten einen solchen Tag, um ihren Plan aus- zufuͤhren. Mitten in der Loge ward der B. J. herausgerufen; der W. h. Br. meldete zugleich, es seinem Notarius darein, der diesen Hochw. Br. persoͤnlich sprechen muͤsse. Unser Br., der Licen- tiat D — r, ein sehr geschickter Advokat, schoͤpfte daraus Verdacht, bat es sich aus, an J. statt hinausgehen zu duͤrfen, uͤbernahm das Schreiben, welches vom Englischen Gesandten kommen sollte und brachte es zur Loge, wo es oͤffentlich verlesen wurde. Der B. D — r bat sich wieder aus, ihm die ganze Verhandlung zu uͤberlassen; worauf die Arbeits- und Tafell. vergnuͤgt fortging. Am andern Tage fuhr D — r zum engl. Gesandten, und fragte: ob das Schreiben ministeriell uͤbergeben seyn solle? Dieser verneinte dies bestimmt und sagte, es sei blos ein beigeschlossener Brief, dessen Inhalt er auch nicht kenne. D — r berief sich nun auf den H. F. v. B. und gab zu erkennen, daß man solche Ungezogenheiten von jener Par- thei nicht laͤnger dulden wuͤrde. — Darauf bekam jener Notarius ein foͤrmliches Protestations-Schrei- ben, und nun waren sie still. Die Schwedischen hatten sich unter der Zeit durch ihre bekannten Mittel ausgebreitet, und mehrere Logen gestiftet. Aber bei der str. Obs. waren theils die angesehensten und wuͤrdigsten Maͤnner, theils war bei der Gegenparthei das Reich uneinig. Dies ging sogar so weit, daß zehn bis zwoͤlf ihrer besten Mitglieder, und unter diesen ihr Stifter Rosenberg an uns kamen, und bei uns um Aufnahme baten. Er hatte ihnen nehmlich, unter ihren Zaͤnkereien gesagt: Er werde ihnen einen Wind in die L. lassen, der Zeitlebens stinken sollte! und diese Drohung fuͤhrte er nun durch seinen Uebertritt aus. Diese Be- gebenheit erregte bei unsern Kapitularen eine starke Sensation und man disputirte viel daruͤber, ob sie aufgenommen werden sollten oder nicht. Der B. v. E — r war aus persoͤnlichen Gruͤnden dawider, aber die Meinung derer, welche mein- ten, man muͤsse die dargebotne Hand zur Ver- soͤhnung annehmen, drang durch. In einer Lehr- ling-Recept. L. in St. G. wurden diese B B. feierlich eingefuͤhrt; wobei einer aus ihnen einge- laden wurde, die Stelle aus dem (sehr merk- wuͤrdigen) Konstitutions-Buche, wo von Mau- rerei im Allgemeinen und uͤber den Zweck derselben die Rede ist, selbst vorzulesen. — So hart uͤbrigens der Schlag fuͤr die Schwedischen war, so fielen sie doch dadurch nicht, sondern arbeiteten nach ihrer Weise fort. Ich blieb diesmal fuͤnf viertel Jahr in H., wo ich außer fleißigem Logenarbeiten, auch fuͤr das L — r Archiv thaͤtig war und unter andern mehrere franzoͤsische Grade abschrieb, z. B. den Esperancier, Pomme Verd, die Rituale des Schiffsordens und die sogenannten Akten der schwedischen Maurerei. Sodann ging ich wieder nach R — g, und zwar uͤber L. Dort wohnte ich wieder bei B — r, welcher, nach seiner Ehrlichkeit alle Animositaͤt vergessen, auch sich von Schroͤpfer getrennt hatte. Die Ursachen dieser auffallenden Erscheinung waren, theils weil Schr. ihm trotz seines Dringens kein einziges seiner Versprechen erfuͤllt und ihm auf seine Fragen nach den Ordens-Obern nur durch Ausfluͤchte geantwortet hatte, Einmal hatte er ihm Beling als solchen genannt. D. V. theils auch weil laͤstige Geldgeschaͤfte unter ihnen obwalteten. — In demselben Hause wohnte Schroͤpfers Bru- der der Banquier Wolfgang Schr., ein bra- ver Mann, der an den Thorheiten seines Bruders keinen Theil nahm. Bei einem Besuche, den ich diesem machte, fand ich ihn selbst, als Herr Obri- sten, (wie er sich seit einiger Zeit nennen ließ) in franzoͤsischer Uniform. Wider mein Vermu- then empfing er mich sehr freundschaftlich, ladete mich in seine Loge ein und war sogar erboͤtig, da ich bald abreisen wollte, die auf morgen angesetzte Loge, auf heut ansagen zu lassen. Ich lehnte es aber ab, weil ich seit jenem Auftritt in H. wuste, daß darinn mit Beten und dem Namen Gottes Mißbrauch getrieben wurde. Seine Freundlichkeit erklaͤrte ich mir uͤbrigens allein aus meinem und seinem Verhaͤltniß zu B — r, wo er wahrschein- lich durch mich mit jenem wieder anknuͤpfen oder andre aͤhnliche Zwecke erreichen wollte. Von R — g reiste ich nach W., wo ich durch einen dasigen Mstr. v. St. das tragische Ende Schroͤpfers erfuhr, von welchem ich hier eine Erzaͤhlung einschalten will, nachdem ich vorher die veranlassenden Ursachen kuͤrzlich angegeben habe. Schroͤpfer konnte so schwatzen und raͤsonni- ren, daß die kluͤgsten Leute und selbst der Mnstr. v. W — b, hintergangen wurden und in diesem die Idee entstand, es muͤsse hinter seinem Sy- stem doch etwas ganz solides stecken. Um dahin- ter zu kommen, so uͤbernahmen es die alten und angesehenen B B. L — r und M — e in L. ihn zu dechiffriren, und weil man vor den unglaub- lichen Luͤgen und Spiegelfechtereien, bei denen sich vorzuͤglich Fr — ch gebrauchen ließ, nicht hinter die Wahrheit kommen konnte, so machten jene beiden unter sich aus: daß keiner von ihnen allein bei Schr. Arbeiten gegenwaͤrtig seyn und jeder auf etwas besonders seine Aufmerksamkeit richten wolle; auch ließen sie ihn auf allen Schritten beobachten. Dies hatte aber auf ihn nicht viel Ein- fluß. Aber eine andre Begebenheit ward bedeu- tender. Er sagte, er muͤsse auf Befehl seiner Obern eine Reise machen und borgte dazu von du B. tausend Stuͤck Louisd’or. Zum Unterpfande gab er ihm einen versiegelten Kasten, worinn alle Ordensgeheimnisse verwahrt seyn sollten. Die bestimmte Zeit von 6 — 8 Wochen verfloß und Schroͤpfer kam nicht zuruͤck. Da es endlich geschah, erschien er als franzoͤsischer Obrister, gab das Kaffeehaus auf, blieb aber dort wohnen. Da seine Anhaͤnger uͤber diese neue Erscheinung erstaun- ten, erzaͤhlte er ihnen, besonders B — der , auf Kosten der Ehre seiner Mutter, daß er der Sohn eines franzoͤsischen Prinzen sey, welcher bei Hofe dafuͤr gesorgt habe, ihm diesen Charakter zu verschaffen. Den B B. von Adel war diese Ko- moͤdie willkommen, denn sie meinten nun, in groͤßerer Vertraulichkeit mit ihm leben zu koͤnnen; sie machten daher Miene, als ob sie es glaubten und schlugen alle Wege des vertrauten Umgangs ein, ihn zur Sprache zu bringen. Als er in D. war, sah man sogar den H. v. C., v. L — n, v. H — tz u. a. mit ihm Arm in Arm auf der Straße gehen. Aber so sein sie es auch anfingen, so war er doch noch feiner, und hielt sie mit dem Vorgeben hin, daß die Zeit noch nicht da waͤre, wo seine Obern ihn zur Mittheilung des letzten Geheimnisses autorisirt haͤtten. — Indeß war bei du B. der Zahlungs-Termin der tausend Louisd’or laͤngst verflossen, und da ihm bange ward, ließ er, um sein Unterpfand zu untersuchen in Gegenwart eines Notarius den Kasten oͤffnen und fand — alte Waͤsche und Steine. Um sich nicht laͤcherlich zu machen, so verschmerzte er vor der Hand stillschweigend diese Atrappe. — Die Herbstmesse kam unter der Zeit naͤher und da seinen Anhaͤngern, wie seinen Gegnern, die Zeit zu lang wurde, so addressirten sie sich an den franzoͤsischen Gesandten zu D., informirten ihn von der ganzen Lage der Sachen und es ward folgender Plan zu seiner Demaskirung gemacht: Acht Tage vor der Messe schrieb der franzoͤsische Gesandte an Schroͤpfer einen Brief des In- halts: Er habe gehoͤrt, daß er als Obrist in franzoͤsischen Diensten staͤnde und bedaure, daß er bei seinem Aufenthalt in D. nicht seine Be- kanntschaft gemacht habe, weil er sonst nicht unter- lassen haben wuͤrde, ihm die erforderlichen Hon- neurs zu machen. Er wolle aber das Versaͤumte nachholen. Er wuͤrde mit dem Hofe in acht Tagen zur Messe kommen; dort boͤte er ihn, ihm seine Legitimationspapiere vorzulegen, denn (schloß er) er wuͤrde es nimmermehr zugeben, daß die Armee seines Koͤnigs durch einen Avan- tuͤrier beschimpft wuͤrde. „Dieser Brief setzte ihn in Schrecken, und wurde die Veranlassung zu seinem verzweifelten Entschlusse. Legitimiren konnte er sich nicht, das Exempel von Leucht schwebte ihm vor den Augen, sicher war er nir- gends, zugleich fuͤrchtete er, daß du B. alle Tage aufwachen wuͤrde, und endlich wuste er nicht mehr, wie er den Zudringlichkeiten seiner Anhaͤnger ausweichen sollte. So stuͤrmte alles auf ihn ein und fuͤhrte ihn zu seinem letzten Schritt, den er jedoch mit aller Besonnenheit that. Am Abende versammlete er alle seine Bruͤ- der, und hielt bei offnen Fenstern und Thuͤren eine maurerische Lehrlings-Loge. Nachdem er die uͤbrigen entlassen hatte, schwelgte er mit seinen Vertrauten bis nach Mitternacht. Um zwey Uhr etwa entfernte er sich von ihnen, mit den Wor- ten: Er wolle nun die Anstalten machen, um ihnen noch diesen Morgen das ganze Geheimniß des Ordens aufzudecken, da der so sehnlich er- wuͤnschte Zeitpunkt erschienen sey. Zwischen sechs und sieben Uhr kam er ganz heiter wieder und gegen acht Uhr, nach eingenommenem Fruͤhstuͤck, forderte er die B B. v. B — der , Fr — ch, P — i u. a. mit den Worten: „Nun will ich Euch etwas zeigen, was ihr von mir nimmer- mehr erwartet haͤttet,“ auf, ihn zu begleiten. Lustig und vergnuͤgt ging er mit ihnen aufs Ro- senthal zu und gab unterwegs an P — i ein ver- siegeltes Billet, mit dem Austrage, es beim Her- eingehen an D. M — e abzugeben. Bald beim Eingange des Rosenthals, bat er sie still zu stehen und sagte: Er wuͤrde sich einen Augenblick ent- fernen; sie moͤchten ihm aber nicht eher nachge- hen, als bis er ihnen ein Zeichen gaͤbe. Sie warteten, und hoͤrten bald nach seinem Weggange, in einem etwa zwanzig Schritte entfernten Busche, einen dumpfen Knall. Sie hielten dies fuͤr das gegebene Zeichen, eilten hin und fanden ihn in seinem Blute. — Seine Sorge fuͤr einen guten Anstand, die ihn im Leben so sehr beschaͤftigte, hatte ihn auch hier nicht verlassen; um sich nicht zu defiguriren, hatte er eine silberne Kugel genom- men und damit sie ihm nicht den Hirnschaͤdel zerriß, die Pistole nur schwach geladen. Sie hatte ihm auch wirklich nur einen Zahn ausgeschlagen, und die Kugel saß inwendig im Kopfe. Die Empfindungen seiner Anhaͤnger, die mit ihm auch alle ihre abentheuerlichen Hoffnungen verlohren hatten, kann man sich wohl vorstellen. In W. lebte ich uͤbrigens von aller Maurerei entfernt, und gieng bald wieder nach R — g zu- ruͤck. Dort besuchte ich die schon genannte Loge sehr fleißig. Sie arbeitete mit Ordnung und An- stand und schien zu dem Clermontischen System zu gehoͤren, in welchem Ordensbaͤnder und Bi- joux die Hauptsache ausmachten. Im drauffolgenden Fruͤhjahr reiste ich nach L. zuruͤck. Hier fand ich schon einige Verwirrung in der ▭. Einige B B. glaubten, man habe sich in der Schroͤpferschen Geschichte nicht gut ge- nommen und sich compromittirt; andre und be- sonders aͤltere B B., die an das Wahlsystem ge- woͤhnt waren und nach und nach auch an den H. zu kommen wuͤnschten, erklaͤrten sich bestimmt ge- gen die perpetuirlichen Meister und Vorsteher. Es trennte sich also ein großer Theil, stiftete eine neue neue Loge und nahm die Konstitution von den Zinnendorfischen in Berlin. Der Umstand, daß bei den Zinnendorfern jaͤhr- lich eine Art von Wahl, wie sie es nennen, oder vielmehr Loos, statt findet, und also mehrere die Aussicht haben, Mstr. von St. werden zu koͤnnen , hat wohl das Meiste zur Empfehlung dieses Systems beigetragen. d. V. Die beiden Logen arbeiteten uͤbrigens ruhig neben einander fort. Ueber D., wo ich alles in bester Ordnung und vielen Eifer fand, gieng ich im Maͤrz des naͤch- sten Jahres nach B., wo nichts merkwuͤrdiges vorfiel. Nur hatte sich eine traurige Intoleranz in die Maurerei eingeschlichen, da die Zinnendor- fer die B B. meines Systems in ihren Logen nicht zuließen, um das Compelle intrare der roͤ- misch-katholischen Kirche zu beobachten. In der Folge kam durch die bekannten Hofkonnexionen die sogenannte Vereinigung zu Stande, wo aber die Gutmuͤthigkeit und Ehrlichkeit allein auf Sei- ten der strikten Observanz war. Nach einiger Zeit machte ich in der Epoche des Wilhelmsbades-Konvents eine Reise nach F. a. M. Nach den Berichten derer hiesigen B B., die beim Konvent gewesen waren, lies sich abneh- men, daß alle (nehmlich die dort versammlet wa- ren) nicht gewust hatten, was sie wollten. Ein gewisser Gugomos , der von der R — r Loge dorthin geschickt war, schien mit seinem chymischen Erstes Baͤndch. K System die meiste Aufmerksamkeit erweckt zu ha- ben. Uebrigens hatte man auf dem Konvent, wo der Br. Sch — z, im Namen des H. v. B. praͤsidirte, zwar beschlossen, das T. H. System einzupacken: es bleibt aber der Soup ç on, daß der Orden unter wenigen, engverbundnen B B. stillschweigend fortgefuͤhrt wird. — In F. waren eigentlich zwei Logen, eine von der str. O. und eine Zinnendorfische. Nun aber gieng man dar- auf aus, eine sogenannte eklektische Loge zu eta- bliren, blos bis in den dritten Grad zu arbeiten, sich um den Rest nicht zu kuͤmmern, die Oecono- mica aber einem Ausschusse zu uͤbergeben, wel- ches in der Folge auch durchgesetzt wurde und das eklektische System hervorbrachte. Von hieraus reisete ich sodann nach B — n, wo mir die Maurerei die angenehmsten Stunden schenkte. Die Loge (von der str. O.) war nicht nur in der schoͤnsten Ordnung, sondern die B B. lebten auch untereinander in freundschaftlicher Ge- selligkeit. Verschiedne von ihnen z. B. Sch — r, O — s, D. Ol — s hatten eine Sonnabendsge- sellschaft errichtet, welche einem jeden Wirth der Reihe nach nicht mehr als 2 Thlr. kosten durfte; sobald er einen groͤßeren Aufwand machte, mußte er 10 Thlr. in die Logen-Armen-Kasse geben. Dabei waren sie von 6 Uhr Abends bis 12 sehr froͤhlich bei einander. Noch jetzt erinnere ich mich der unter diesen guten Bruͤdern verlebten Stun- den mit Vergnuͤgen. Nachdem ich hier vom October bis nach Jo- hannis geblieben war, gieng ich nach H., um von da uͤber B. L. und R. zu meinen Freunden zu reisen und die naͤheren Anstalten zu einem festen Etablissement zu machen, nach dem ich mich schon sehr sehnte. In H. hatte die Loge eine sehr wohlthaͤtige Richtung genommen. In jeder ▭ mußte konsti- tutionsmaͤßig ein Mediciner seyn, der die Pflicht hatte, nebst dem B. Hospitalier, jeden kranken B. zu besuchen. Zugleich muste er bei toͤdtlichen Krankheiten dem Mstr. v. Stuhl Anzeige machen, welcher dafuͤr sorgte, daß alle die Maurerei be- treffenden Sachen abgeholt wurden und der Wittwe, Namens der Loge, zwei bis drei Louis- d’or dafuͤr auszahlen lies. Bei einer solchen Ge- legenheit, wo D. T. die Pflege des kranken B. L—nn hatte, sagte dieser den Tag vor seinem Tode: Er moͤchte dem Br. J. von einem Ster- benden danken, daß er ihn in den Orden aufge- nommen; denn er wuͤßte sich in seinem Leben auf keine gute Handlung zu besinnen, außer der, welche durch die Maurerei veranlaßt wor- den; welches ihm nun seinen Tod sehr erleichtre. In B. fand ich meine alten Freunde und B B. z. B. v. M — l, v. B — n u. a., welche mir die naͤhere Nachricht von dem in Wilhelms- bad aufgehobnen T. H. O. gaben; bei welcher Gelegenheit mir auch T — n, M — d u. a. ihre zum Theil zerbrochnen, zum Theil umgearbeiteten Ringe zeigten. Alle wuͤnschten das Andenken daran zu verbannen; so wie auch D. v. E. in K 2 H. schon bitter geklagt hatte, daß sie so bei der Nase herumgefuͤhrt worden waͤren. Durch alles dieses wurde ich auch kalt, und da ich den Som- mer uͤber zu P. lebte, so kam ich selten in eine ▭. Im Winter war ich wieder etwas thaͤtiger und besuchte auch einigemal die ▭ R. Y., wo Le B. de N. den H. fuͤhrte. Diese ▭ gehoͤrte mit zu den ordentlichsten, die ich gesehen habe. Auf der Ruͤckreise hatte ich noch eine sehr an- genehme maurerische Unterhaltung in M — gen, wo sonst v. H. als Regierungs-Sekretaͤr gelebt hatte, und wo er auch gestorben war, und wo jetzt noch der ehmalige Stiftssekretaͤr im hohen O., Br. J — i lebte. Bei ihm sah ich das rothe Buch (das Verzeichniß aller Ritter, mit ihren O. Na- men, Beschreibung ihrer Wappen ꝛc.); zugleich gaben uns die zwischen Sp — n und St — k aus- gebrochenen Streitigkeiten viel Stoff zu einer ernsten Unterhaltung, wobei J — i es fuͤr unrecht erklaͤrte, daß man diese Ordens-Sachen vors große Publikum gebracht haͤtte. Seitdem bin ich mehr Zuschauer, als thaͤtiger Theilnehmer in der Maurerei gewesen. Meine Erfahrungen setzen mich in den Stand, alles ohne Verwunderung anzusehen, und bis jetzt ist mir noch nichts Neues auf diesem Felde vorgekommen. Ich wuͤnsche nur das Eine, daß die B B. sich aller unnuͤtzen Zaͤnkereien enthalten, alle Verfol- gungen untereinander, wodurch sie sich nur laͤ- cherlich und bei Profanen veraͤchtlich machen, auf- geben, blos das Wesentliche der Maurerei im Auge behalten, und sich als Bruͤder und Kinder eines Vaters lieben moͤgen. Uebrigens wird es mich niemals reuen, Maurer geworden zu seyn. 4. Hoͤhere Grade . I. N ach den Stufen der Maurerei, die von St. J. d. T. den Namen traͤgt, folgen bei allen Lo- gen-Systemen (dem Eklektischen ausgenommen) noch andre von unbestimmter Zahl, welche ge- woͤhnlich im Allgemeinen die hoͤheren Grade oder (wie bei dem System der str. O.) der hohe Orden genannt werden. Sie huͤllen sich, mehr als jene, in ein heiliges Dunkel; die Pforten zu ihren Tempeln oͤffnen sich Wenigeren; die Arbei- ten darinn sind seltner; und jeder Wunsch hofft von ihnen seine Befriedigung. So fest auch das Urtheil des denkenden Maurers uͤber Zweck und Verfassung der Bruͤderschaft, so berichtigt und gruͤnd- lich es auch uͤber Symbole, Konstruction, Ten- denz und Arbeiten der drei unteren Grade seyn mag: so ungewiß und schwankend ist es doch ge- woͤhnlich in dem Felde der hoͤheren, wo es von allem verlassen wird, worauf es sicher ruhen koͤnnte und wo es allein einer raͤthselvollen Historie uͤber- geben wird, die wieder von andern Historien ihre Enthuͤllung erwartet. — Es ist noͤthig, das Ur- theil daruͤber zu befestigen und das uͤbrige, was nicht in ein folgerichtiges Urtheil paßt, der Be- gehrlichkeit der Neugier und der Eitelkeit zu uͤber- lassen. Wir uͤbergehen fuͤr jetzt die Fragen: Soll es H. Gr. geben? und wenn es ihrer giebt, was und wie sollen sie seyn? indem wir uns hier blos mit ihrer Historie beschaͤftigen und untersuchen, was sie bisher gewesen sind. Es ist nicht unsre Schuld, wenn diese Betrachtungen nicht so troͤst- lich ausfallen, als man sie hie und da wuͤnschen moͤchte. Bisher waren die hoͤheren Gr. theils das Netz, mit welchem die B B. der unteren Gr. bestrickt wurden, theils die Ursache der Zerruͤttungen und Streitigkeiten im Orden, theils die Scene der Herrschsucht, der Schwaͤrmerei und eines gefaͤhr- lichen Aberglaubens. — Ehe wir diese anscheinend harte Behauptung im Einzelnen erweisen, wer- fen wir einen Blick auf ihre Geschichte, in so fern sie allenfalls auch ein ganz Ungeweihter wis- sen koͤnnte. Ob vor Entstehung der H. G. zwei oder drei Stufen oder nur eine, im Orden existirten; ob die dritte vielleicht erst eine Folge der vierten und die zweite sodann eine Folge der dritten war, diese Untersuchung, soviel Licht sie auch uͤber die unte- ren Stufen verbreiten koͤnnte, lassen wir hier zur Seite liegen, indem wir blos annehmen, daß vor Entstehung der h. Gr., schon eine geheime Gesell- schaft, unter dem Namen der Frei-Maurer da war, und daß die neue Anstalt die aͤltere zu ei- ner Vormauer und Deckung fuͤr sich benutzte, ohne vielleicht mit ihr in einem wesentlichen und innern Zusammenhange zu stehen. Die erste Spur von einem hoͤheren Grade, dem wir den Namen eines schottischen geben wollen, findet sich in dem beruͤhmten und epoken- maͤßigen Maurerjahre 1764. Dieser alte schotti- sche Grad wurde wahrscheinlich aber nicht in Schottland, sondern zu Paris, in der Zeit nach Koͤnig Jacobs II. Tode gestiftet; juͤnger war ein andrer vierter Gr., der, ob er gleich mit jenem im Ganzen einerlei Tendenz hatte, doch von ihm verschieden ist, und sodann zu einem fuͤnften erhoben wurde. Sobald einmal das Signal zur Einfuͤhrung innrer Mysterien in die Maurerei gegeben war, gab es der Veranlassungen und Gegenstaͤnde genung, damit fortzufahren. Im dritten Jahrzehend des achtzehnten Jahrhunderts fing man in Frankreich an, besonders in Bezug auf die dort so viel Interesse erregenden schotti- schen politischen Begebenheiten, neue Grade zu erbauen und sie hinter die schon vorhandenen zu stellen, wodurch sie eine, vielleicht nur zufaͤllige hoͤhere Wichtigkeit erhielten. Diese Grade sind es uͤbrigens, welche dem sonderbaren, und den Mei- sten unerklaͤrlichen Ritterwesen in der Mau- rerei den Ursprung gaben, welches sogar hie und da auf eine ziemlich abentheuerliche Weise bis in die unteren Gr. ausgedehnt worden ist. Alles was sich darauf bezieht, ist zufaͤllig und wird von denen, die einen tieferen Blick in die Geschichte des Ordens gethan haben, mit allem Rechte be- seitiget. Bis ins vierte Jahrzehend blieben diese Grade in Frankreich und Großbrittanien; dort wander- ten sie, als hohes Geheimniß, durch die schotti- schen Lords Keith und Marshall in Deutsch- land ein, jedoch ohne in der deutschen Maurer- welt eine große Sensation zu machen. Unterdessen hatte sich der Standpunkt in der Maurerei veraͤndert; der alte Zweck war theils vergessen, theils unstatthaft geworden. Man fand es nuͤtzlich, bedeutende Maͤnner aus den hoͤheren Staͤnden zu gewinnen und ihnen etwas zu geben, was ihren gangbaren Ideen konform waͤre; dem großen Haufen der Maurer selbst war die wahre Bedeutung der Hieroglyphen entruͤckt, die spaͤter eingefuͤhrte allegorisch-moralische Deutung dersel- ben, die freilich mehr Ver- als Enthuͤllung war, genuͤgte ihnen nicht und ihre Erwartungen wur- den mannigfaltig gespannt: genung, man brachte, ob zufaͤllig oder in einer nothwendigen Folge, un- tersuchen wir nicht, den alten Orden der Tem- pelherrn mit dem der Frei-Maurer in Ver- bindung; soviel scheint indeß gewiß zu seyn, daß diese Einfuͤhrung des Tempelherrn-Ordens in die Maurerei, die weit aͤlter ist, als die, welche in Deutschland zu unsern Zeiten geschah, nur als Mittel zu andern Zwecken diente. Doch war diese Einfuͤhrung nicht offenbar und unverhuͤllt, und nur wenige wusten um dies Geheimniß. Aber die Anspielungen darauf wurden in mehre- ren Graden haͤufiger und merklicher; zu ihnen gesellten sich, um allen alles zu werden, noch Winke und Hindeutungen von sehr verschiedener Art. Nebst den Hinweisungen auf Kuͤnste und Wissenschaften, fand der Liebhaber, je nachdem sein Geist lieber in hoͤheren oder niederen Regio- nen schwaͤrmte, Anspielungen und Winke auf Al- chemie, Magie, Theosophie, Politik, Geld- und Waarengeschaͤfte, welche ihn nach den hoͤheren und hoͤchsten Aufschluͤssen luͤstern machten. So entstand, besonders in Frankreich, um die ungestuͤmen Neugierigen hinzuhalten, den Rei- chen den Ordenszweck durch die richtigen Zahlun- gen, die sie leisten musten, wichtig zu machen, und den B B. etwas zu spielen zu geben, ein Grad nach dem andern, von allen Farben und Figu- ren; so daß die Uebergluͤklichen die gesehenen und gehoͤrten Herrlichkeiten nicht alle behalten konnten, und am Ende so viel, als am Anfange wusten. Zur Zeit der franzoͤsischen Invasion in Deutsch- land, besonders um das Jahr 1756, ward end- lich Deutschland so gluͤcklich, diese Schaͤtze in seine Grenzen einzuschließen. Ein franzoͤsischer Kriegs- kommissair soll die erhabne Speculation gemacht und auf einem Wagen die Decorationen zu fuͤnf und vierzig Graden bei sich gefuͤhrt und sie von Strasburg bis Hamburg fuͤr gutes Geld ausge- theilt haben. Von dieser Zeit datiren sich die hoͤheren maurerischen Kenntnisse der Deutschen; jede Loge wollte hoͤhere Grade haben und der Br. Mstr., der vorher ruhig in seinen drei Graden gearbeitet hatte, fing an, sich seines bl. Sch. zu schaͤmen. Die Verwirrung ward immer groͤßer; mit ihr das Gefuͤhl der Nichtbefriedigung bei den Besse- ren. Man ward lauer gegen die Johannismau- rerei, Unordnung und Zwiespalt drang in die Lo- gen ein. Es kam Kunde des franzoͤsischen T. H. Systems nach Deutschland; die str. O. bemaͤch- tigte sich desselben und erwarb sich das große Ver- dienst um die deutsche Maurerei: Ordnung und Zucht in die Joh.-Logen und Einheit in die Ar- beiten und ihre Tendenz zu bringen. — Es haͤtte ihr gelingen koͤnnen, dem Orden seine Wuͤrde vorzubereiten, wenn nicht aus ihrer Mitte eine neue Sekte hervorgegangen waͤre, die, ohne ir- gend eine bedeutende Abweichung in den Ritua- len der unteren Grade aufzustellen, mit ihrer totalen Verschiedenheit in den hoͤheren, den Glau- ben an Infallibilitaͤt und einen aͤcht priesterlichen Verfolgungsgeist verband. Zufaͤllige Ursachen und einige Vorschritte zu einer besseren Verfassung, unterstuͤtzten das Gluͤck der neuen Sekte, — und die Spaltung in der deutschen Maurerwelt, war durch die hoͤheren Grade vollendet. Auf dem letzten maurer. Konvente abrogirte, nach mancherlei vorhergegangenen Schicksalen, die str. O. ihr adoptirtes System und schrenkte sich vorlaͤufig fast allein auf Ausuͤbung der unteren Gr. ein. Zweierlei Wirkungen hatte dieser Schritt auf die hoͤheren Gr. Die eine, daß eine Parthei sich ganz von ihnen lossagte, sich nur zu den drei ersten symbolischen Graden bekannte, und mit Eifer fuͤr eine rechtliche Verfassung, Gesetze und zweckmaͤßige, wohlthaͤtige Thaͤtigkeit arbeitete; die andre unbedeutendere, daß eine Gesellschaft zu- sammentrat, welche, statt aller h. Gr., welche die Enthuͤllung der unteren gewoͤhnlich enthalten sollen, sich der einzig aͤchten Erklaͤrung der mau- rerischen Symbole, als ihres uralten und unbe- strittenen Eigenthums ruͤhmte. Jetzt haben, außer den Hamburgischen verei- nigten Logen und den Eklektikern, alle Systeme ihre hoͤheren Grade. Die Englischen Maurer ha- ben ihre R. A., die franzoͤsischen ihre alten Elus und Chevaliers , die National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln und die große Loge der Freimau- rer, genannt Royale York, feiern regenerirte und veredelte Mysterien, die große Landes-Loge ertheilt ihre hoͤheren Grade nach ihrem modificirten schwedischen Ritual. Noch immer aber fahren diese hoͤheren Gr. fort, ihren alten Einfluß auf die Joh.-Maurerei zu aͤußern, so manches Uebel, welches die Frei- Maurerei druͤckt, zu erhalten und ihre Fortschritte zur Vollkommenheit und Eintracht zu verzoͤgern. Folgende sind die Klagen, die gegen sie erhoben werden: 1) Die h. Gr. spannen ungebuͤhrlicher Weise die Neugier der Bruͤder unterer Grade und in- dem sie ihre Wuͤnsche auf etwas Unbekanntes rich- ten, zerstreuen sie die Aufmerksamkeit auf das Dargebotene und auf die Aufforderung zum Han- deln und Denken in dem bekannten Kreise. Man halte die Joh.-Arbeiten fuͤr Kleinigkeit, fuͤr einen bloßen Vorhoff des Innern; man verachte ihre Symbole und Verfassung, und ertrage dies alles mit einem vormehmen Ekel, nur weil man es als eingefuͤhrte Stufe, zu dem Hoͤheren zu gelangen betrachte. Wer dies erreicht zu haben glaube, so wenig er auch befriedigt worden seyn mag, koͤnne sich eines gewissen Duͤnkels nicht erwehren, der um so trauriger sey, weil sein Objekt so leer sey, zu einer geheimen Geringschaͤtzung der anderen B B. verleite und dadurch der bruͤderlichen Gleich- heit unter Maurern verderblich werde. Es kraͤnke entweder die Rechte der uͤbrigen B B. und erschlaffe ihnen Eifer, wenn sie von gewissen Arbeiten in ihrem Logenlokale ausgeschlossen werden, oder es reize ihre Eifersucht nach eben solchen ausschließen- den Vorrechten. 2) Die h. Gr. naͤhren eine unmaurerische Herrschaft in den Logen und verhindern jeden rein rechtlichen Zustand in der Maurerei. Es sei nehm- lich bekannt, daß nicht die constitutionsmaͤßigen Beamten der Logen, sondern die B. B. hoͤherer Grade die Regierung in den Haͤnden haͤtten, und daß jene entweder nur als letztere einen Macht- antheil ausuͤbten, oder die letztern unmittelbar und uͤber jene eine, auf unbekannte Vorrechte gegruͤn- dete Herrschaft behaupteten. In dem einen Sy- stem habe jeder Schottische Meister, als solcher, bedeutende Vorrechte, in dem andern duͤrfe kein Logen-Meister ernannt werden, der nicht Mit- glied des hohen O. sey, und solcher behaupte seine Wuͤrde deswegen auf Lebenszeit. Daher auch die ▭ Wahrheit und Einigkeit in Prag in ihrem System (Philadelphia 1594. S. 9.) ausdruͤcklich erklaͤrt habe: Daß die Verbindung der sogenannten schotti- schen Maurerei mit der blauen nie so weit gehen duͤrfe, daß die Schotten, als Schot- ten, die Joh. ▭ regieren, am allerwenig- sten das Oeconomicum eigenmaͤchtig ver- walten. woraus man sieht, daß dieses wohl hie und da geschehen seyn muͤsse. Daher auch Statuten folgender Art dem Geiste der Maurerei vollkommen zuwider waͤren : (Auszug aus den Gesetzen, Rechten und Freiheiten der Schott. Mstr . Art . 1. Schott. Mstr. werden diejenigen B B. F.-Mrr. genannt, welche durch Mittheilung der erfahrnen B B. bekannte, aber den B B. der niedern Grade unbekannte Geheim- nisse , Diese Geheimnisse sind wohl nichts anders, als die Rituale der bei ihnen uͤblichen schott. Grade. vermittelst der Erhaltung dieses Gra- des, von der Unterwuͤrfigkeit gegen die △ und Zusammenkuͤnften der niedern Grade frei erkannt worden sind, Also die uͤbrigen BB., die nicht schott. Mstr. zu seyn das Gluͤck haben, sind in Unterwuͤrfig- keit ? — Also, die Besuchung der Joh.-Arbeiten ist eine Last , von welcher man durch ein Privilegium frei erkannt werden kann? und Erlaubniß erhalten haben, ohne Freiheits-Brief, Fr.- Mrr.-Lehrl., Ges. und Mstr. auf und anzu- nehmen. Sie haben ihre besonderen Geheim- nisse, Sic! — unter diesen sind wohl die Gesetze, Rechte und Freiheiten, eins der groͤßesten! welche ihrem Grade vorbehalten sind und nichts ist ihnen von demjenigen ver- borgen, was bei den B B. Fr.-Mrn.-Lehrl. G. und M., desgleichen den Schott. Mitbr. und Ges. bearbeitet wird. Art . 5. Sobald man Schott. Mstr. ist, bedarf man keiner Konstitution; denn man besitzt die Gerechtigkeit aufzunehmen, und die Ge- sellschaft der △ St. Johannis zu re- gieren Dies ist nicht so boͤse gemeint, als es aussieht; es bedeutet nur: statt des M. v. St. den H. zu fuͤh- durch die Schottl. Mstr-Wuͤrde selbst. Geheimniß ist ein Etwas, das vor andern ge- heim gehalten wird ; das ist gleichguͤltig. Aber darauf kommt es an, daß dieses Etwas auch Etwas sey. A. d. E. Art . 6. Sie sind nicht verpflichtet, sich in irgend einer Fr.-Mrr. L. der niedern Gr. einzufin- den, als in derjenigen, welche sie selbst re- gieren, Hier ist dies Wort in etwas strengerer Bedeu- tung zu nehmen. wo sie eins von den gewoͤhnlichen Aemtern verrichten oder aufgenommen wor- den sind. Doch sind sie gleichfalls hiervon frei erkannt, dafern der Hammer in eine Hand gefallen, welcher nicht mehr, als Meister ist. Welch ein Stolz leuchtet aus diesen undeut- schen Worten hervor! Welch ein veraͤchtliches Wesen muß den erhabnen Sch. M. ein Bruder seyn, der nicht mehr, als Mstr. ist ! — Also, dann hoͤrt die Verpflichtung auf, der Gesellschaft in einem Amte zu dienen, dann hoͤrt der Dank gegen die L. auf, in der man aufgenommen ist, so bald das Loos (!) einen bloßen Mstr. auf den St. gesetzt hat? — Man kann sich bei diesen vornehmen Mei- stern nicht enthalten, an den baronisirten Buͤrger zu denken. Art . 7. (Bestimmt ihren Rang , und wem sie nur „den Vortritt“ zu geben haben.) Art . 10. — Kein Sch. M. kann in einer andern △ den andern fiskalisiren, vielweniger kommt es ren. Denn der Sch. Mstr. sind zu eigentlichen Re- genten zu viel; das haben sich noch andre vorbehal- ten. Wo bleibt aber das Wahlrecht der J. △? es einem B. von niederen Gr. zu, einen Sch. M. zu fiskalisiren, welcher davon frei gesprochen ist, Auch wenn er sich gegen die allgemeinen Gesetze der L. vergeht? — In dem Gesetzbuche eines andern Systems heißt es (S. 83): „Jeder Bruder, ohne Ausnahme , ist verpflichtet, in Uebertretungsfaͤllen sich der von dem Gesetze selbst auf die Uebertretung gesetzten oder von dem Beamten-Kollegio ihm gesetz- lich zuerkannten Strafe willig zu unterwerfen. Offen- bare Widerspenstigkeit zeigt Verachtung des Gesetzes, und loͤst das Band zwischen der Loge und dem Bru- der auf.“ und nur allein in seiner be- sonderen ⊠ und von Sch. Mstrn gerichtet werden kann. Art . 12. Wenn ein Sch. M. Loge formirt, hat er Gerechtigkeit, so lange er selbst den Ham- mer fuͤhrt, von sechzehn vorgeschlagenen Su- chenden vier von diesen Angemeldeten, da- fern Er es ihnen goͤnnen will, ohne Um- stimmung und Abgabe anzunehmen. Diese Gerechtigkeit ist eine große Ungerechtig- keit gegen die uͤbrigen B B., die jene vier auch ge- gen ihren Willen, wenigstens ohne ihre Zustimmung in ihre Gemeinschaft aufnehmen muͤssen. — Wozu giebt man doch Aufnahme-Gesetze, da eine unbe- kannte Macht sie nach Willkuͤhr aufheben kann? Art . 14. Ein Sch. M. hat die Freiheit, an dem- jenigen Orte, wo eine △ geoͤffnet ist, heim- lich △ zu halten und in eines Sch.-Mstrs. Erstes Baͤndch. L Gegenwart einen Fremden anzunehmen, und ihm an einem und demselben Tage den L. G. und M. Gr. ohne die Abgaben, welche sonst der △ zufallen muͤßten zu er- theilen. Diese Freiheit hebt sich wahrscheinlich nach dem koͤnigl. Edikte, nach welchem uͤberall keine heim- lichen maurerischen Versammlungen gehalten werden sollen; man muͤßte denn glauben, daß Anordnungen des Monarchen uͤber maurerische Gegenstaͤnde nichts gelten!! — Wie wohlthaͤtig ist auch hier jenes Edikt! denn es ist nicht zu berechnen, welche Ver- wirrung die Ausuͤbung jener Freiheit in dem recht- lichen Zustande einer L. anrichten muͤßte. Art . 17. Der Sch. M. hat die Erlaubniß bei der Aufnahme in heimlicher △ die Abgaben zu empfangen und auf solche Art in allen drei Gr. Maurer aufzunehmen, bis daß er sich die noͤthigen Werkzeuge, ordentlich △ zu halten, anschaffen kann. Dies soll zur Ausbreitung des Reichs dienen; aber man kann leicht erachten, wie angenehm die heimliche L. der oͤffentlichen seyn mag. — We- nigstens aber dient doch diese Maasregel dazu, wie- der zu seinem fuͤr die sch. Gr. ausgelegten Gelde zu kommen. Daß es uͤbrigens mit allem diesem Ernst sey, und daß die andern B B. diese Gerechtigkeiten in Demuth annehmen muͤssen, sieht man aus: Art . 25. Wenn ein Sch. M. als Gr.-Mstr. ei- nen H. entgegen nimmt, (uͤbernimmt) wel- cher vorher in eines bloßen Meisters Haͤnden gewesen ist, so laͤßt er, wenn er zum ersten- male den H. fuͤhrt, durch den Secretaͤr den 5., 6, 10. und 14. Artikel dieser Rechte und Freiheiten verlesen. Es ist zu glauben, daß diese Privilegien unter B B., wo nicht ausdruͤcklich abgeschaft, doch ver- altet und nur, wie die Bisthuͤmer in partibus infidelium, ad piam recordationem und als ein Ritualstuͤck beibehalten seyn moͤgen. Wenig- stens waͤre es zu unsern Zeiten unerhoͤrt, wenn die respektable Gesellschaft der Johannis-Maurer solche Eingriffe in die rechtliche Verfassung, auf die jede Gesellschaft halten muß, wenn sie rechts- bestaͤndig seyn will, ohne lauten Widerspruch dul- dete. Doch was ist nicht alles moͤglich, wenn folgende Geschichte wahr ist: Die L. X. arbeitet in den drei Joh. Gr., zugleich aber sind auch einige ihrer Mitglie- der in die hoͤheren eingeweiht und zu einem K. konstituirt. Das geht nun eigentlich die B B. der L. X. nichts an, aber die hoͤher graduirten B B. (welche, als solche, auf Treu und Glauben angenommen werden musten) haben die Muͤhwaltung uͤber sich genommen, die St. Joh. L. zu regieren und diese glaubt — daß es so seyn muͤsse. Ihre maurerische In- stanz findet aber, daß das nicht so seyn muͤsse, sagt dies den erhabnen B B., weist außerdem noch einige ihrer Anmaßungen L 2 zuruͤck und macht Anstalt, sie ein bischen zu reformiren. Daß dies die erhabnen BB. uͤbelnehmen, ist begreiflich; sie bringen ihre wehmuͤthigen Klagen nun vor ihre St. Joh . L. und diese — sagt, daß sie eine Sache gar nichts anginge, von der sie nichts verstuͤnde, daß sie zu ihrer Regierung schon ihren Mstr. v. St. und ihre Beamten und ihr oberstes Collegium habe und daß sie allerdings nicht von einigen ihrer Mitglieder regiert seyn wollte, die sie nur als ihres Gleichen kenn- ten? — Nichts von alle dem: Die St. Joh. L. geraͤth in Aufruhr, schreit, daß sie aller- dings von ihren erhabnen BB. regiert wer- den wolle, daß das oberste Collegium frevel- haft handle, die wohl hergebrachten Rechte und schoͤne Mysterien ihrer Hochw. B., von denen sie freilich nicht urtheilen koͤnnten, ver- aͤndern zu wollen, verlaͤumdet und verfolgt die vernuͤnftigen Mitglieder, die der Anrei- zung der Leidenschaft kein Gehoͤr geben, und reißt sich zur Liebe der hoͤheren Grade von ihre Mutter-Loge und deren System los, um zu einem andern uͤberzugehen, das — ihnen, an ihrem Orte gar keine hoͤheren Grade zulaͤßt!! Ist diese hier nur angedeutete, aber (nach der Versicherung des Referenten) in ihrem Detail noch dreimal wunderbarere Geschichte, wahr, so fuͤhrt sie einen starken Beweis, theils, wie fest die H. Gr. ihre Herrschaft uͤber die Gemuͤther und die LL. gegruͤndet haben, theils, wie wenig die Joh. Mstr. ihre Rechte kennen. Sie wuͤrde uͤberhaupt eine der aller-lehrreichsten in der gan- zen Geschichte der Maurerei seyn und zu vielen bedeutenden Folgerungen und Winken Anlaß geben, wenn diejenigen, die es koͤnnen, sie aktenmaͤßig bekannt machen wollten. Wir wenden uns zur dritten Klage gegen die h. Gr. Sie seyen sagt man nehmlich 3) die Ursach der Streitigkeiten im O. uͤber- haupt, die Ursach der Spaltungen in Systeme und der Zunder, der das Feuer der Feindschaft zwischen ihnen unterhaͤlt. Die B B. der drei St. Joh. Gr., welche Gelegenheit gehabt haben. die Arbeiten verschiedner Logen zu besuchen, soll- ten sich doch einmal ernstlich fragen: Ob doch die kleinen Unterschiede, die sie hie und da wahr genommen haben, im Stande waͤren, ein unter- schiedenes System zu begruͤnden? Ob diese Ab- weichungen (dergleichen man sogar in LL. eines Systems findet) so wesentlich seyen, daß man daruͤber eine große Anzahl erwachsener, denkender Maͤnner und B B. verketzern, oder von ihnen verketzert werden koͤnne! — Sie sollten doch, wo diese Verketzerung statt finde, nachforschen, ob sie nicht immer in Behauptungen und Zeugnissen hoͤher graduirter B B. ihre erste Quelle habe, und ob die andern lieben B B. dies nicht nur nach- spraͤchen, um ihre maurerischen Kenntnisse und Orthodoxie zu verrathen? — Sie wuͤrden es dann wohl aus eigner Erfahrung wahrnehmen (wie es denn auch durch naͤhere Kenntniß der Dinge vollkommen bestaͤttigt wird): daß die Un- terschiede der Systeme, die gegenseitigen Verketze- rungen und Streitigkeiten, ob man es gleich nie oͤffentlich sagt, keinesweges in den drei ihnen bekannten Graden, sondern allein in den hoͤheren ihren Grund haben. Besucht man die Arbeiten der verschiedenen Systeme in den Joh. Gr., besonders wie es jetzt ist, so ist es, als wenn die Maurer auf der gan- zen Erde nur eine Heerde waͤren und einen Hir- ten haͤtten; tritt man aber nur einen Schritt uͤber den dritten Gr. hinaus, so ists, als wenn man bei jedem besonderen System in eine andre Welt traͤte. Die B B., die hier arbeiten, muͤs- sen freilich einen sehr anschaulichen Begriff vom Unterschiede der Systeme haben; allein was geht dies die B B. der Joh. L L. an, die sich so gern an der allgemeinen Bruderliebe erfreuen? Aber freilich, jene B B. haben die Praͤsumtion hoͤherer Kenntnisse fuͤr sich und — wenn man dies nicht glauben wollte — sie haben groͤßeren Einfluß, sind der Ordens-Regierung naͤher, — — und so gilt denn auch hier, wo man es vielleicht nicht ver- muthete, das Horazische: Quidquid delirant reges, plectuntur Achivi. Moͤchte man doch das Beispiel der Großen L. in London nachahmen! Sie, die keine Notiz von unsern h. G. in Deutschland einnimmt, konstitu- irt jede St. Joh. L., die sich ihr als maurerisch manifestirt, laͤßt sie, so abweichend es auch von dem ihrigen seyn mag, nach dem Ritual arbeiten, was sie etwa hat, und, weit entfernt, sie wegen kleiner oder großen Abweichungen, von ihrem System auszustoßen, vereinigt sie alle, die nur maurerisch arbeiten, in einen großen Bruder- bund. Was aber thun die deutschen Maurer? Wir wollen darauf wieder mit einer kurzen Ge- schichte antworten. Die L. Y. lebte mit der L. Z. in dem besten Vernehmen, obgleich die letztre von der ersteren in den Ritualen der drei St. Joh. Gr. so verschieden war, als man nur seyn kann, und weiter von einander entfernt, als Frankreich von Schweden liegt; die L. Y. erkannte aber die B B. der L. Z. als wahre, aͤchte Maurer und liebe Bruͤder. Als jedoch die L. Z. nach einiger Zeit ihr Ritual der Joh. Arbeiten , aus Gruͤnden, beinah ganz dem Ritual der L. Y. aßi- milirt , Ordnung und Wuͤrde in ihre Ar- beiten eingefuͤhrt, und fast allen Unterschied aufgehoben hatte, — that die L. Y. die L. Z. in den Bann! Das ist ein Raͤthsel! — Aufloͤsung: Die L. Z. hatte zu gleicher Zeit ihre h. Gr. reformirt! Diese und aͤhnliche Betrachtungen bewogen wahrscheinlich die Hochw. Gr. Landes-Loge zu Berlin in ihrem Schreiben an die Hochw. Gr. Loge Royale York zur Freundschaft, folgende hoͤchst merkwuͤrdige Worte zu sagen: S. Taschenbuch fuͤr Frei-Maurer fuͤr d. J. 1798. Koͤthen bei Aue S. 42. „Es giebt fast keinen Irrthum, keine Schwach- heit, keine Bosheit, welche nicht unter dem ehrwuͤrdigen Namen der Frei-Maurerei ver- breitet worden. Wir haben Goldmacherei, Geisterseherei, Fanatismus, Irreligioͤsitaͤt und Pabstthum, Revolution und Giftmischerei unter diesem Mantel erblickt; und wem anders ist dieser Unfug zuzuschreiben, als denjenigen, welche mit verwegener, freveln- der Hand die Urverfassung des Ordens erschuͤt- terten, Damit meint, wie aus dem folgenden erhellt, die h. W. Gr. L. vorzuͤglich die hoͤheren Grade u. ihre Stifter. dessen Einrichtungen und Gebraͤuche abzuaͤndern und angeblich zu verbessern wag- ten, und den verderblichen (?) Grundsatz ver- breiteten, daß auch der ehrwuͤrdige Frei- Maurer Orden sich dem Reformations-Geiste der neuen Jahrhunderte unterwerfen muͤsse. Dies scheint jedoch ein sehr alter Grundsatz des Ordens zu seyn. Nicht immer, jedoch leider in den mehrsten Faͤllen, lag bei solchen Versuchen und Mei- nungen Bosheit zum Grunde, in den besse- ren Faͤllen aber gewiß Mangel an Kenntniß vom Orden.“ „ So entstanden nach und nach, und noch taͤglich unter der mittelbaren oder unmittelba- ren Direction der unversoͤhnlichsten Feinde des Ordens — der Feinde der Wahrheit — die unzaͤhligen Systeme und die ungeheure Anzahl der sogenanten hoͤheren Grade und eben da- durch der immer weiter um sich fressende Krebsschaden des Ordens, den diese unsre unversoͤhnlichen Feinde so klug und aushar- rend zu benutzen wissen, um ihren großen Endzweck, die Ausrottung unsers Bundes zu erreichen.“ Was beduͤrfen wir weiter Zeugniß! — Hier nennt eine große Loge, die in ihrem Schooße gewiß wohl unterrichtete Bruͤder hat, die h. Gr. als die Quelle der meisten Verwirrungen im O. und die Werkzeuge, deren sich seine Feinde bedie- nen, ihn in seinen Grundpfeilern zu untergraben. „Aus eben diesem wichtigen Grunde sagt daher eine andre große Loge, In der Anmerkung zu dieser Stelle l. c. S 44. ist es die hoͤchste Zeit, diesem verderblichen Wesen durch angewiesene Gesetze entgegen zu arbeiten. Diese Gesetze selbst aber unter dem Namen von Neuerungen zu ver- werfen, schiene uns, wenn man dies von uns verlangte, ein heimliches Einverstaͤndniß mit jenen Feinden des Ordens anzuzeigen.“ Diese Hochw. Gr. L., welche wahrscheinlich keinen Grund fand, die h. Gr. ganz abzuschaffen (welches auch die andern Systeme nicht gethan haben) fand sich bewogen, den „fressenden Krebs- schaden des Ordens“ durch bestimmte und strenge Gesetze auszurotten, und, wenigstens in ihrem Kreise, alle bisher so gerechte Klagen uͤber den schaͤdlichen Einfluß der h. Gr. mit einem kuͤh- nem Schnitt abzuschneiden. Es scheint Ihr voͤl- lig gelungen zu seyn, indem sie in ihrem Grund- vertrage ( Th. I. Abschn. I. §. 5. pag XVII. ) folgendes Gesetz aufstellte: „Um nun das Verhaͤltniß zwischen der Mau- rerischen Verfassung und dem Kenntnißschatze genauer zu bestimmen, erklaͤrt die G. F. M. L. R. Y. Z. F. 1) Daß der Kenntnißschatz oder die bei dem Systeme der Gr. L. R. Y. anerkannten und uͤblichen hoͤheren Grade, mit der Verfassung und Verwaltung der großen Loge oder der besondern St. Joh. Logen, nicht in dem geringsten innern und wesentlichen Zusammenhange stehen. 2) Daß die maurerische Verfassung, Verwal- tung und Direktion, sowohl der großen L., als auch der einzelnen St. Joh. Logen dieselbe bleiben muͤsse, wenn auch in Zu- kunft die Gr. L. durch Umstaͤnde und Verhaͤltnisse genoͤthigt wuͤrde, die Ausspen- dung der h. Gr. bei ihrem Systeme, fuͤr eine Zeit oder fuͤr immer einzustellen. 3) Daß der Besitz hoͤherer Grade nie das Recht geben koͤnne, an den Angelegenhei- ten der Maurerischen Verfassung Theil zu nehmen oder in die Direktion der St Joh. Logen einzuwirken. Durch dieses Gesetz scheint der schaͤdliche Ein- fluß der h. auf die niedern Gr. gaͤnzlich gehoben zu seyn. Nun hat die Eitelkeit der B B. keinen Spietraum mehr; selbst die Neugier ist durch anderweitige Erklaͤrungen dieser Hochw. Gr. Loge beschraͤnkt worden; die h. Gr. geben kein Anse- hen, keine Macht, naͤhren sonach die Herrschsucht nicht und koͤnnen nicht leicht zu irgend einem Streite Gelegenheit geben. — Wenn wir also die Nachtheile der h. Gr. vollstaͤndig aufgezaͤhlt haben, so ist ihnen hier vollstaͤndig begegnet; denn alles uͤbrige z. B. ihre innre Wuͤrde oder Leerheit, haben sie allein mit sich selbst auszuma- chen. Es kommt allein darauf an, daß sie keine anderen Rechte kraͤnken und zu keinen Thorhei- heiten verleiten; und dieses ist durch obiges Ge- setz abgeschnitten. — Daher scheinen jene erfahrne Maurer, welche die hoͤheren Gr. unbedingt ver- werfen, in ihrem Hasse zu weit zu gehen, und sie nur von der einen Seite, der, ihrer bishe- rigen Geschichte, anzusehen. II. Noch eine Stimme uͤber die h. Gr. N iederreißen ist leicht, neu bauen lohnend; in medio virtus. Wer aus allem, was mit Fug und Recht gegen die sogenannten h. Gr. gesagt und erwiesen werden kann und jedem erleuchteten Bruder, dem Wahrheit ehrwuͤrdiger ist, als Taͤu- schung, bekannt ist, schließen wollte: Wenn die sogenannten h. Gr . nicht in dem Wesen und in der Tendenz der Frei-Maurerei liegen, so bedarf es auch keiner hoͤheren Erkenntniß-Stufen , der waͤre uͤberall mit sich noch nicht einig, war- um er Frei-Maurer geworden ist und wozu er es bleibt. Wer da glaubt: da dieser oder jener unterrich- tete Bruder, seinen Mitgenossen einige Resul- tate seines Forschens und Nachdenkens, eine oder die andre Ansicht, die er fuͤr sich von der Fr--Mri aufgefaßt hat, freundschaftlich und bruͤderlich mittheilt, so hat dieser oder jener erleuch- tete Bruder alles gesagt, was man uͤberhaupt , von dem Innern der Fr.-Mri zu wissen braucht, oder wissen kann; es ist daher nicht noͤthig, sich um hoͤhere Erkenntnißstufen, welche in diesem oder jenem Logenbunde aufgestellt sind, zu bewer- ben: der beweist nur seine Vorliebe fuͤr die Ar- muth des Geistes, und sucht ein Maͤntelchen, um seine Denk-Lern- und Arbeitscheue zu bedecken. Es ist daher noͤthig, den Begriff von den sogenannten hoͤhern Graden und von reellen maurerischen Erkenntniß-Stufen zu bestim- men, und den eben so wichtigen, als wesentlichen Unterschied zwischen beiden aufzustellen. Ein hoͤherer Grad ist eine aus verschiede- nen Ceremonien, symbolischen Formeln und hie- roglyphischen Bildern in neuern Zeiten zusammen- gesetzte Mysterie, in welcher Ceremonien, Formeln und Hieroglyphen moralisch gedeutet, die Enthuͤl- lung ihres eigentlichen Sinnes aber, und die voͤlligen Aufschluͤsse erst in einem noch hoͤhe- ren Grade verheißen werden. Der darauf fol- gende hoͤhere Grad besteht aus eben solchen Be- standtheilen, die abermal nach einer gewoͤhnlichen trivialen Moral erklaͤrt werden, deren eigentliche Deutung aber sofort auf einen noch hoͤheren Grad verwiesen wird; welches dann so lange von Grad zu Grad fortgehet, als es diesem oder jenem Logen-System nothwendig scheint, seine letzten und hoͤchsten Aufschluͤsse durch mehr oder weniger hoͤhere Grade symbolisch vorzubilden. — Diese letzten und hoͤchsten Aufschluͤsse, welche sodann den Schlußstein des ganzen Logen-Systems ausma- chen, sind selbst nichts anders, als eine erdichtete, aller Zeit- und Menschengeschichte widersprechende, jede Pruͤfung der Kritik scheuende Historie des Ordens , von denjenigen erfunden, welche die immer hoͤher steigende Wißbegierde der Bruͤder nicht anders zu befriedigen wußten, oder von der traurigen Ueberzeugung geleitet wurden, daß die Menschen uͤberall die Taͤuschung mehr lieben, als die Wahrheit, und selbst das Gute nur durch die Huͤlle der Taͤuschung sehen wollen. Diese hoͤheren Grade, diese letzten und hoͤchsten Aufschluͤsse liegen außer dem Wesen und der Tendenz der Fr.-Mri, schaden der guten Sache der Bruͤderschaft und entfernen endlich fruͤh oder spaͤt jeden helldenkenden und zugleich rechtschaffnen Mann von ihr. Das Verderben der Zeit oder vielmehr der Menschen, hat die, in ihrem Wesen und in ihrer Tendenz ganz einfache Frei-Maurerei zur Wissen- schaft d. i. zu einer hoͤchst lehrreichen und interes- santen Geschichte der Verirrungen des menschlichen Geistes gemacht. Eben darum aber ist es auch noth- wendig, daß diejenigen dirigirenden maurerischen Be- hoͤrden, denen es mehr um die Befriedigung, als um das Geld der Bruͤder zu thun ist, irgend ein Verhaͤltniß fuͤr gute, wißbegierige, der Wahrheit und der guten Sache der Frei-Maurerei treuer- gebenen Bruͤder aufstellen, in welchem die in den verschiednen Logen und Logen-Systemen zu Dog- men erhobenen Dichtungen und Meinungen uͤber das Wesen und das Ziel der Maurerei gesichtet, gepruͤft, berichtiget werden; in welchem die Gene- sis und Geschichte der Frei-Maurer-Bruͤderschaft entwickelt und sie auf ihren wahren Zweck zuruͤck- gefuͤhrt wird; in welchem, mit bruͤderlicher Auf- richtigkeit, der Ursprung und die geheimen Trieb- federn der verschiedenen Spaltungen unter den mannigfaltigen maurerischen Systemen aufgedeckt, die verschiedenen Verfassungen und Einrichtungen andrer Logen und Systeme bekannt gemacht, be- scheiden beurtheilt und gerecht gewuͤrdiget werden. Dies Verhaͤltniß heißt hoͤhere Erkenntniß. Stufe ; dies Verhaͤltniß ist wahre Wohlthat fuͤr den durch die drei St. Joh. Gr. durchgefuͤhrten Maurer, der ohne diese Huͤlfe vor der Menge Scheidewege, die sich ihm jenseits der Meister- schaft zeigen, entweder in voͤllige Gleichguͤltigkeit gegen die Bruͤderschaft, oder in Verzweiflung gerathen muß, weil er es entehrend fuͤr den mensch- lichen Verstand haͤlt, eher eine Parthei zu ergrei- fen, bevor er noch weiß, welche die wahre und beste sey. Hoͤhere maurerische Erkenntniß-Stufen sind also: eine in Abschnitte eingetheilte, doku- mentirte, wahre Geschichte alles dessen, was die verschiedenen Logen-Systeme aus der Frei-Mau- rer-Bruͤderschaft gemacht haben; eine Geschichte, in welcher die sogenannten hoͤheren Grade, die erst seit Anfang des achtzehnten Jahrhunderts auf die drei St. Joh. Gr. gepflanzt worden sind, voll- staͤndig dargelegt, beurtheilt, enthuͤllt, berichtiget und mit den vorgeblichen letzten Aufschluͤssen oder dem sogenannten innern und hoͤhern Orden ver- glichen werden; eine Geschichte, welche mit einer kritisch ausgemittelten und erwiesenen Darstellung des Ursprungs und des Fortganges der Frei-Mau- rer-Bruͤderschaft bis auf unsre Zeiten endiget, Diesem in Abschnitte eingetheilten, reellen und wahren Unterricht mag immer eine, auf die edleren Gefuͤhle des Menschen berechnete Initiation von rein moralischer Tendenz, in der nichts ver- sprochen, auf nichts Hoͤheres hingewiesen, nichts unerklaͤrt gelassen wird, vorausgeschickt werden. Der Unterricht der Erkenntniß-Stufen erleuch- tet den Verstand, und verwahrt ihn vor Verir- rungen; die Initiation erwaͤrmt das des Guten empfaͤngliche Herz, legt demselben das Wesen der Frei-Maurerei naͤher und verwahrt es vor Er- kaltung. Einleuchtend ist nun der wesentliche Unter- schied, der zwischen den sogenannten hoͤheren Gra- den und den hoͤheren maurerischen Erkenntniß- Stufen obwaltet; einleuchtend, die Ungereimtheit der Aeußerungen derjenigen, die da sagen moͤch- ten: Gut, da es keine hoͤheren Grade mehr giebt, so bedarf ich auch keiner hoͤheren Erkenntniß- Stufen mehr, oder, was eben so viel hieße: Da man mich nicht mehr taͤuschen will, so bekuͤmmre ich mich auch um die reine Wahrheit nicht; ein- leuchtend ist es, daß diejenigen Logen nicht mit Worten spielen, welche den hoͤheren Graden aller Logen-Systeme die Anerkennung und Ach- tung versagen und dafuͤr in ihrem Innersten Erkenntniß-Stufen in dem aufgestellten Sinne errichten. Wahr bleibt es indessen, daß man eben diese hoͤheren maurerische Erkenntniß-Stufen mit Fug, Recht und Wahrheit, die eigentlichen hoͤheren Grade nennen koͤnnte. Aber warum sich eines Wor- Wortes, einer Benennung bedienen, welche, ihres verhaßten Nebenbegriffes wegen, in der Seele des unterrichteten Maurers einen hoͤchst unange- nehmen Eindruck immer wieder erneuern und gleichsam verewigen muß; und den weniger Unterrich- teten so leicht zu einer Verwechselung des Gleißen- den mit dem Wahren verleiten kann. Erstes Baͤndch. M 5. Maurerische Menschenwuͤrdigung. Fragment eines Briefs . P. den 24. Novbr. 17** — — U nter andern vorzuͤglichen Einrichtungen, die mir bei der guten Loge J. z. E. besonders gefallen haben, und die es beweisen, daß man im Orden alles, was den Menschen angeht, ernst- hafter nimmt, als im gemeinen Leben, ist auch die Art und Weise, wie diese L. ihrer verewigten Bruͤder gedenkt. Da hoͤrt man keine Panegyriken, wie in Kloͤstern, wo jeder Moͤnch, der durch sein ganzes Leben nur gegessen, getrunken, Psalmen gesungen und geschlafen hat, nach seinem Hinster- ben zum Heiligen erhoben wird; noch die verwegne Seelenzergliederung eines nachgeaͤften Todtenge- richts der alten Aegyptier. Da ist Wahrheit, Hu- manitaͤt, und Achtung gegen die Grenzen des menschlichen Verstandes in der Menschen-Beur- theilung harmonisch miteinander vereinigt. Ich enthalte mich, Dir die eindringenden, jedes fuͤhlende Herz tief ergreifenden Cerimonien zu beschreiben, die, ohngeachtet die Maurerei selbst nichts von einer Todtenfeier heimgegangner Bruͤder weiß, doch so hoch maurerisch sind, — um dir nur die Wuͤrdigung dreier verstorbner Bruͤder, welche der dazu bestimmte Redner an einem heiligen Stand- orte vorgetragen hat, vollstaͤndig mittheilen zu koͤnnen. Aufgefordert von dem Mstr v. St. that und erfuͤllte er folgendermaßen seine Pflicht: „Nicht die Verhaͤltnisse verklaͤrter Bruͤder,“ so sprach er, nicht das Wichtige, Glaͤnzende, Große, was sie durch diese zu faͤlligen Verhaͤltnisse in der buͤrger- lichen Gesellschaft und in den Kreisen sogenannter guter Leute waren; sondern das Cinzige Hohe, was sie, unabhaͤngig von Zufall und aͤußern An- trieben, durch sich selbst, durch die Selbstthaͤ- tigkeit ihres Geistes und die Selbststaͤn- digkeit ihres Characters geworden sind , dieß soll ihr Andenken unter uns begruͤnden, dieß soll das Bewußtseyn, daß wir in innigerer Ver- bindung mit ihnen gestanden haben, in ein an- genehmes Gefuͤhl verwandeln; dieß und nur dieß soll uns in dem herzerhebenden Glauben bestaͤr- ken, daß uns nur ihre Gestalten verschwunden sind, keinesweges aber unser vereinigtes Hinwirken mit ihnen auf eine moralische Welt abgebrochen ist. Darum soll ich nicht das Maaß ihrer Talente, ihrer Kraͤfte, ihres Gluͤckes, sondern den Maaß- stab angeben, den sie sich selbst fuͤr die Er- M 2 fuͤllung ihrer Lebenspflichten gesetzt ha- ben. — Ich soll den Gewinn berechnen und wuͤrdigen, welchen ihre Maureri- sche Thaͤtigkeit der Bruͤderschaft erwor- ben hat. — Ich soll den Verlust bestim- men, welchen wir Zuruͤckgebliebenen in unserm gemeinschaftlichen Wirken durch ihre Heimkehr in das Vaterland erlit- ten haben . Im reinen Gefuͤhle der Liebe gegen die Ver- klaͤrten; im unbestechlichen Gefuͤhle der Achtung fuͤr Wahrheit und Gerechtigkeit; im tief empfun- denen Gefuͤhle meiner eigenen sittlichen Gebrechen, gehorche ich der strengen und schweren Aufforde- rung, als beschraͤnkter Mensch, vor Menschen, die oft genug uͤber ihre eigenen sittlichen Bloͤßen er- roͤthen oder erschrecken, drei nunmehr verklaͤrte Menschen nach den drei vorgeschriebenen Gesichts- puncten zu wuͤrdigen. Den Maaßstab fuͤr die Erfuͤllung der Lebens- pflichten setzt sich jeder Mensch selbst; muß sich jeder Mensch selbst setzen, denn jeder von Andern erborgte oder von Andern aufgedrungene Maaßstab ist fuͤr ihn schon darum unrichtig und unbrauch- bar, weil die Richtigkeit und Brauchbarkeit des- selben, von der Beschaffenheit und dem Umfange der Einsichten, so wie von dem Grade der Ent- wickelung der moraiischen Kraft eines jedweden abhaͤngt. Der Maaßstab also, nach dem jeder Mensch die Pflichten seines Lebens erfuͤllen soll oder erfuͤllet hat, ist das Erzeugniß seines eigenen Geistes; er liegt in seinem Innersten, kein ande- rer Sterblicher darf es wagen, uͤber den Gehalt desselben zu entscheiden. Jeder hat die Richtigkeit desselben lediglich vor seinem Gewissen und vor Gott zu erproben. Ob dieses Erproben unseren heimgegangenen Bruͤdern leicht oder schwer gefallen seyn duͤrfte; dieß, trauernde Bruͤder, lasset uns zu unserer ei- genen Belehrung aus dem Gehalt ihrer characte- ristischen Aeußerungen und aus dem Schein ihrer Thaten folgern. Liebreiche Schonung und Nachsicht gegen alle Menschen war der staͤrkste Characterzug unseres verewigten Bruders B. Es war zugleich der herr- schende, denn er ward unter allen Umstaͤnden und Verhaͤltnissen sichtbar. Nie wagte Er es, aus ein- zelnen Thaten, selbst wenn ihm sein sittliches Ge- fuͤhl Mißbilligung derselben geboth, uͤber den sitt- lichen Werth des Menschen abzusprechen. Der anmaßende, strenge Beurtheiler seiner Nebenmen- schen fand an ihm den entschiedensten Gegner. Dieser schoͤne und edle, in seine ganze Handlungs- weise einfließende Characterzug konnte nur, ent- weder in einer mehr als gewoͤhnlichen Geistes- schwaͤche und Stumpfsinnigkeit, oder in einer in- nigern Kenntniß seiner selbst, und der daraus nothwendig folgenden tieferen Menschenkenntniß, seinen Grund haben. Im erstern Falle mußte seine Handlungsweise in Bezug auf andere Men- schen unbestaͤndig, schwankend, sich selbst wider- sprechend; im letztern Falle konnte sie nicht anders als uͤberall bestimmt, gleichfoͤrmig, standhaft und consequent seyn: So aber war seine Handlungsweise gegen andere Menschen; Wahrheit und Gerech- tigkeit weisen uns also selbst auf die letztere Quelle seiner characteristischen nachsichtsvollen Menschen- schonung. Hatte es nun B. in der Kenntniß seiner selbst, und durch diese in der Kenntniß des Menschen uͤberhaupt weiter gebracht: so konnte der Maaßstab seiner Pflichten gegen sich selbst und gegen andere weder aus Mangel an Einsich- ten unrichtig, noch durch die uͤberwiegende Macht der Eigenliebe verfaͤlscht seyn. Wir wissen nicht, wie streng Er in seinen Forderungen an sich selbst war, — denn dieß liegt uͤberall außer dem Gesichts- kreis des Sterblichen, und nur der vermessene Selbstling, der sich selbst noch durchaus ein Raͤth- sel ist, kann die Thorheit begehen, in das Innere seines Nebenmenschenschauen zu wollen; — wir sind aber alle Zeugen, daß er in seinen Forderungen und Anspruͤchen an andere Menschen maͤßig, be- scheiden und nachsichtsvoll war. Er hat die Quellen der Widerspruͤche zwischen Einsichten und Gefuͤhlen, zwischen Verstand und Herz, zwischen erkannten Grundsaͤtzen und practisch gewordenen Antrieben in seinem eigenen Selbst aufgedeckt und ausgemessen. In seinem Innern hat er die Gruͤnde gefunden, warum die Menschen in ihrer Handlungsweise bald gegen ihre bessere Ueberzeu- gung, ihren Gefuͤhlen und Leidenschaften, bald, gegen die maͤchtigsten Regungen eines richtigen Gefuͤhls, einer irrigen Ueberzeugung folgen; an sich selbst hat er zu oft die Macht der Einwirkung aͤußerer Umstaͤnde, die Staͤrke des Einflusses ein- seitiger Ansichten der Dinge, die Gewalt des Tem- peraments, der Laune, der Vorurtheile auf den Willen des Menschen erfahren, als daß er bei der Beurtheilung und Behandlung Anderer, die Berechnung dieser gegeneinander wirkenden Kraͤfte haͤtte außer Acht lassen sollen. Ihm war also die Welt kein Aufenthalt reißender Thiere, kein Tum- melplatz mannigfaltiger Boͤsewichter; sondern ein großes Krankenhaus, deren einen Theil uͤber alle Hoffnung der Genesung weggeschrittene Wahnsin- nige, den andern mehr oder weniger der Gene- sung sich naͤhernde Kranke bewohnten. Fuͤr die erstern hatte er nur Mitleiden, fuͤr die letztern seinen Kraͤften angemessene Bereitwilligkeit zu hel- fen. Menschenhaß und Menschenverachtung kannte der nicht, der sich selbst zu gut kannte. Wo Schonung und Nachsicht gegen Menschen aus Selbstkenntniß entspringen, und eben dadurch herrschender Charakterzug geworden ist, dort ist der Grund zu allen Handlungen und Aufopfe- rungen der gesellschaftlichen Tugend gelegt. Und hierin hat B. nach Maßgabe seiner Einsichten in die verwickelten Verhaͤltnisse des gesellschaftlichen Lebens keine Forderung der Pflicht unerfuͤllt ge- lassen. Wir kannten ihn alle als den vertraͤglich- sten Gesellschafter, als den bereitwilligsten Wohl- thaͤter, als einen treuen Arbeiter, als einen auf- richtigen Freund, als einen ruhigen bescheidenen Vertheidiger dessen, was er fuͤr wahr und Recht hielt. — Er kannte die Pflicht, in der Ausbil- dung seines Geistes fortzuschreiten, mithin den Grund, den Umfang und den Gehalt seiner mo- ralischen Einsichten, oͤfters zu uͤberschauen, zu pruͤ- fen, zu berichtigen: aber ein beschwerliches und ermuͤdendes Amt beschraͤnkte seine Zeit und seine Kraft zu diesem hoͤchsten und heiligsten Geschaͤft des Menschen. Mehr also in seinen aͤußern Ver- haͤltnissen, als in seinem Willen lag der Grund, aus dem Neigungen und Leidenschaften bald uͤber die schwaͤchere Einsicht, bald uͤber die bessere Ue- berzeugung in ihm bisweilen siegen konnten. Ließ ihm der Drang aͤußerer Umstaͤnde seine voͤllige Geistesruhe und Besonnenheit, so fand das Gute in ihm unfehlbar seinen warmen Anhaͤnger und Befoͤrderer, die Wahrheit ihren freimuͤthigen Be- kenner, das Recht seinen beherzten Vertheidiger. Entbehren und Genießen sind die Wen- depunkte des menschlichen Lebens, und die beiden Grenzpunkte aller Lebensweisheit. Die Fertigkeit zu entbehren wird dem Menschen fruͤher oder spaͤter von dem strengen Gesetze der Nothwendigkeit auf- gedrungen. Er hat nichts weiter dabei zu thun, als sich demselben mit Anstand und Wuͤrde zu unterwerfen. Und hierin koͤnnen es auch ganz gewoͤhnliche Menschen ziemlich weit bringen. Aber die Kunst zu genießen muß muͤhsam erlernt und anhaltend geuͤbt werden. Die Meister in dieser Kunst sind so selten, daß nur der mit sich selbst voͤllig unbekannte Thor sie uͤberall sehen will; der Weise ist froh, wenn er unter zehn Ge- nießenden auch nur einen Lehrling der Kunst er- kennt. Der Mangel dieser Kunst fuͤhrt entweder, auf allmaͤhlige Zerstoͤhrung des Koͤrpers, oder auf voͤllige Abstumpfung des Geistes, oder auf beides zugleich. Welchen Grad unser verewigter B. in dieser Kunst erreicht hat, geziemt uns we- der zu untersuchen noch zu bestimmen: aber so- viel ist gewiß, daß bei allen Genuͤssen seines Le- bens sein Geist der Wahrheit offen, sein Herz des Guten und sittlich Schoͤnen empfaͤnglich blieb. Wahrhaftigkeit war der edelste Zug in dem Charakter unseres verewigten Bruders K., und Wahrheit des Charakters war die erste und uner- laͤßlichste Bedingung, die er von jedem forderte, der auf seine Aufmerksamkeit und Achtung An- spruch machte. Wer etwas scheinen wollte, was er nicht war, oder nicht seyn konnte, war nicht der Mann seines Herzens. Die Natur hatte ihn mit einer ziemlichen Anlage zur Penetration aus- gestattet. Er lebte von seiner fruͤhesten Jugend an viel mit Menschen; und in den mannigfalti- gen und verwickelten Verhaͤltnissen des menschli- chen Lebens entwickelte er diese Anlage zur Kraft. Er schien oft ungebildet und hart, weil er nicht selten lieber auf das antwortete, was die Men- schen dachten , als was sie sprachen ; und sie oͤfters mehr nach dem behandelte, was sie waren , als was sie scheinen wollten . Eben diese herrschende Liebe zur Wahrheit aber, verbunden mit einem in den meisten Faͤllen gluͤcklich und richtig beobachtenden Scharfsinn, stellte ihn oft der Gefahr bloß, jetzt in seinem Urtheil uͤber Menschen, jetzt in der Art sie zu behandeln, Un- gerechtigkeiten zu begehen, die er sich aber immer selbst am schwersten verzieh. Die Ueberzeugung von seiner Schuld, — und dafuͤr machte ihn seine Guthmuͤthigkeit leicht empfaͤnglich, — ließ ihn nie ohne tiefe Ruͤhrung und gab ihm den Muth, seinen Irrthum freimuͤthig zu bekennen. Er hatte in Schulen wenig gelernt; seine Einsichten waren das Erzeugniß seiner eigenen Geistesthaͤtigkeit. Diese und sein richtiges Gefuͤhl begruͤndete in ihm seine unbedingte Achtung fuͤr Wahrheit und Gerechtigkeit; sie zeichnete ihm den Maaßstab sei- ner Handlungsweise und seiner Pflichterfuͤllung vor. Entruͤckte ihm denselben auch bisweilen Nei- gung und Leidenschaft, so war er doch rechtschaf- fen genug, es seinen Freunden, vor allem aber sich selbst zu gestehen. Er haͤtte sich in seiner ei- genen Werthschaͤtzung in dem Verhaͤltniß fuͤr schlechter gehalten, in dem er sich auf dem Willen ertappt haͤtte, besser zu scheinen als er war. Menschen, denen entweder die Mittel, oder die Kraft, oder der Witz zu genießen fehlte, glaubten sich berechtigt, ihn wegen seines oft verrathenen Hanges zum Genusse geringer schaͤtzen zu duͤrfen; aber sie bedachten nicht, daß alle Aeußerungen des Menschen nichts weiter sind, als der Wieder- schein seiner Welt , die er sich in seinem Inner- sten nach Maaßgabe seiner Einsichten, seiner Eigenthuͤmlichkeiten und seiner Beduͤrfnisse bil- det. Zuverlaͤßig war die Welt, die sich K. in sei- nem Innersten gebaut hatte, ein Reich der Ruhe, der Anmuth, der Wonne, der Freude und des Frohsinnes. Gefiel uns der schoͤne Abglanz die- ser Welt, wenn K. die Thraͤne der Duͤrftigkeit trocknete, wenn er dem unschuldig Leidenden Trost einfloͤßte, den Verkannten oder Gekraͤnkten, mit maͤnnlicher Festigkeit vertheidigte und der Freund- schaft Opfer brachte; warum wollten wir schel- suͤchtig die Augen abwenden, wenn sie uns in sei- nem Bestreben, die Freuden des Lebens zu ge- nießen, entgegenstrahlte. Ob aber seine Welt, oder die, welche der ernstere, kaͤltere Mann in seinem Herzen herumtraͤgt, die bessere sey, dar- uͤber gebuͤhrt nur dem ewigen Weltenrichter das Urtheil; und kein Sterblicher darf es wagen, ihm die Wagschale zu entreißen. K. hat vor ihm ge- standen, und er wird einen gelinden Richterspruch erhalten haben. Denn seine Welt hat ihn fuͤr das Reich der Wahrheit nie gleichguͤltig, und fuͤr das Reich des Guten nie kalt und stumpf ge- macht. Recht thun und Niemanden fuͤrchten , war die herrschende Lebensmaxime unseres heimge- gangenen Bruders S. Die aͤußere Form, in die er sein Rechtthun einkleidete, war die eben so zufaͤllige, als nothwendige Wirkung der aͤußern Umstaͤnde und Verhaͤltnisse, unter welchen er zum Manne heranreifte. Es mußte sich unter denselben eine gewisse Strenge in seinem Charakter festsetzen; und nur durch anhaltenden maͤnnlichen Kampf, konnte er, bey der Staͤrke seiner Kraft und seines Tem- peraments, verhindern, daß diese Strenge nie in unerbittliche Haͤrte ausartete. Achtung und Ei- fer fuͤr das Recht gaben ihm also den Maaßstab fuͤr seine Handlungsweise und seine Pflichten; und nie war ein Ansehen der Person so maͤchtig, oder die Aussicht auf einen Vortheil so reizend, um ihn seinem Gewissen zu entreißen. Gegen nieman- den uͤbte er diese strenge Rechtlichkeit mit wenigerer Schonung aus, als gegen sich selbst; und dies entschuldigt seine strengen Anforderungen an An- dere, die ihm bisweilen in seinem Eifer entfuh- ren. Bei voͤlliger Ruhe seines, durch jedes Un- recht leicht zu erschuͤtternden Herzens kannte er aus Schonung und Nachsicht. Dafuͤr buͤrgen uns seine eigenen Worte, die durch ihre Kunstlosigkeit und Nacktheit von allem Anstrich der Kunst und allem Schmucke der Beredsamkeit, volle Glaub- wuͤrdigkeit fordern. In einer unserer Versamm- lungen empfahl er uns folgende, durch seine ei- gene Praxis bewaͤhrte sittliche Maßregel. „Je- „den Abend vor dem Cinschlafen, sprach er, denke „man sich alle seine Handlungen des vergange- „nen Tages durch, untersuche alles dabei genau, „ohne sich im geringsten dabei zu schonen, ob und „was man fuͤr Bewegungsgruͤnde dabei gehabt, „so und nicht anders zu handeln; welche Veran- „lassungen dies oder jenes hervorgebracht, ob man „seinen Nebenmenschen nicht beleidiget oder ge- „schadet, und wenn dies geschehen, wie es wieder „gut zu machen, und dergleichen Selbstbetrach- „tungen mehr. — Dann schließt sich gewoͤhnlich „das Herz auf, man findet sich strafbar oder „man freuet sich des erfochtenen Sieges uͤber sich „selbst. Beides merke man ernsthaft und genau, „um bei vorkommenden gleichen oder aͤhnlichen Um- „staͤnden richtige Anwendung davon zu machen. „Man dringe immer tiefer in sein Innerstes ein, „vielleicht kommt man auf den Grund. Endlich „fuͤrchtet man sich vor sich selbst, thut nichts ohn- „bedacht, und so ist man dem Ziele sehr nahe, „ein guter Mensch zu werden. Das eigenliebige „Herz spielt einem dabei manchen Possen, aber an- „haltender strenger Eifer im Richten seiner eigenen „Handlungen, gewaͤhrt endlich ruhige Zufrieden- „heit mit sich selbst, sogar beim Straucheln, weil „man sich daran gewoͤhnt hat, seine Fehler wie- der gut zu machen.“ — Ich habe diesen, die in- nigste Ueberzeugung und an sich selbst gemachte Erfahrungen ankuͤndigenden Worten nichts mehr hinzuzusetzen; und ich habe uͤberall uͤber unsere verklaͤrte Bruͤder genug gesagt, um in uns den Glauben zu begruͤnden, sie werden die Richtigkeit des Maaßstabes, nach welchem sie handelten und ihre Pflichten erfuͤllten, vor dem Richterstuhle des Ewigen erprobt haben. Ich habe durchaus nichts Unwahres gesagt. Wem es scheint, daß ich man- ches Wahre verschwiegen habe, der bedenke vor- her, ehe er mich der beleidigten Wahrheit und Gerechtigkeit anklagt, daß die Sittlichkeit oder Unsittlichkeit aller menschlichen Handlungen einzig und allein von der Guͤte der Gesinnung und von der Reinigkeit und Rechtschaffenheit des Herzens abhaͤngt; uͤber die Wirklichkeit aber oder den Man- gel derselben dem ewigen Richter die Entscheidung ausschließend zustehet. Es ist Zeit, daß wir auf- hoͤren, in unsern Urtheilen uͤber Lebendige und Todte, in das Amt des Gewissens, und in die Rechte der Gottheit eingreifen zu wollen! Ich soll nun den Gewinn berechnen, welchen die Maurerische Thaͤtigkeit unserer verklaͤrten Bruͤ- der der Bruͤderschaft erworben hat. Ordnung und Gesetz waren dem Bruder B. heilige Worte, deren volle Bedeutung tief in sei- nem Herzen lag. Mochte ein von ihm gemachter Vorschlag noch so viele Gruͤnde fuͤr sich haben, mochte er noch so sehr fuͤr denselben eingenommen seyn, er vertheidigte ihn nicht laͤnger, als bis er von der Mehrheit angenommen oder verworfen war: im letztern Falle hatte Er weder den Eigen- duͤnkel, ihn durch allerhand Social-Kuͤnste durch- setzen zu wollen, noch die kindische Eitelkeit, sich daruͤber gekraͤnkt zu zeigen. Oft erklaͤrte Er: „Nicht das ist das Gut der Bruͤderschaft, was „mir gut scheint; sondern das, was der durch „die Mehrheit der Stimmen angekuͤndigte allge- „meine Wille fuͤr das Gut der Gesellschaft er- „klaͤrt.“ — Mochte ein Gesetz noch so sehr sei- nen Wuͤnschen oder Neigungen entgegengesetzt seyn, er wagte es nie gegen dasselbe zu handeln, wenn es ihm bekannt war; und unterwarf sich demselben unbedingt, wenn es ihm verkuͤndiget wurde. Autoritaͤt und persoͤnliche Ruͤcksichten, die den gemeinen Logenbruder oft einzig und al- lein in seinen Urtheilen und Handlungen leiten, kannte B. nicht; denn er war freier Maurer . Mochte sich an den Gesetzen, dem heiligen Palla- dium wahrer Maurerischen Freiheit vergreifen, wer da wollte; Bruder B. erhob seine Stimme wider ihn, ohne zu erwaͤgen, wie nahe oder wie fern der Angreifer seinem Herzen oder seinen ander- weitigen Verbindungen war. Nie widersprach er er einer Meinung, weil er etwa der Person, die sie äuße rte, nicht guͤnstig war; nie gab er einem Vorschlag seinen Beifall, weil er in manchen an- dern Dingen der Autoritaͤt oder dem Verdienste des Vorschlagenden die Anerkennung nicht versagen konnte. Wahrer Superioritaͤt des Geistes und Characters leistete er mit Freuden, was er ihr schuldig war; er glaubte sich selbst dadurch zu er- heben, wenn er das aͤchte Verdienst anderer an- erkannte, und war fern von jener republicanischen Frechheit, die eine Feindin jeder Groͤße, selbst der- jenigen, die zur Erhaltung des Ganzen unentbehr- lich ist, nicht ehe ruhet, als bis sie dieselbe sich gleich, das ist klein und nichtswuͤrdig gemacht hat. Die Gesetze waren ihm zu ehrwuͤrdig, als daß er sie jemals zum Mittel herabgewuͤrdigt haͤtte, sei- nen Witz spielen zu lassen, oder Bruͤder, die etwa seinen Absichten haͤtten entgegen seyn koͤnnen, zu chikaniren. Die Logenversammlungen besuchte er seit dem Jahre 17 … so fleißig und anhaltend- daß ich ihm das Zeugniß geben muß: er hat un- geachtet der Rauhigkeit der Witterung, und der Kraͤnklichkeit seines Koͤrpers nicht eine einzige ander- weitigen Gemuͤthserholungen nachgesetzt. Hier fand er Nahrung fuͤr seinen Geist und sein Herz; was er hier sammelte, hielt er fuͤr die Ewigkeit gewonnen. So war Br. B. in unsern Kreisen ein Muster der Ordnung, der Gesetzlichkeit, der unpartheischen Freimuͤthigkeit, der Bescheidenheit und der thaͤtigen Anhaͤnglichkeit an das Gute. Die Gesetze hatten an ihm einen aufrichtigen Verehrer und unermuͤdeten Vertheidiger, die juͤn- gern Bruͤder einen sichern Wegweiser, die aͤltern einen eifrigen Mitarbeiter. Die Bruͤderschaft hat durch ihn gewonnen. Thaͤtiger war Bruder K. in fruͤhern Zeiten als in spaͤtern. Mit seinem richtigen Verstande, seinen Erfahrungen und Einsichten, seinem schnel- len Durchblicke unterstuͤtzte er damals die Vorste- her der Bruͤderschaft unermuͤdet, und half ihnen so manchen boͤsen Anschlag gegen dieselbe verei- teln, so manches Hinderniß des Wohlstandes aus dem Wege raͤumen, so manchen Vortheil er- reichen und fest halten. Die Formen, unter wel- chen die Frei-Maurerei damals ausgeuͤbt wurde, waren nicht so beschaffen, daß sie seinen Verstand befrie- befriedigen, sein Herz interessiren, und ihm den Glauben an eine hoͤhere Realitaͤt der Koͤniglichen Kunst einfloͤßen konnten. Um so gespannter war seine Aufmerksamkeit, als der allgemeine Wille der Bruͤderschaft im Jahre 17 … eine an- dere Gestalt und Ordnung der Dinge einzufuͤh- ren begann. Bruder K. sollte wieder anfangen zu lernen, sollte dort Realitaͤt anerkennen, wo er bis dahin nur leere Formen gefunden hatte; blinder Glauben und der Autoritaͤt nachbeten, war nie seine Sache; er wollte sehen, pruͤfen, vergleichen; Er forderte Pruͤfung seiner Gruͤnde und offene Darlegung der Gegengruͤnde. Die Vorsteher der Bruͤderschaft fanden daher an ihm bei jeder ihrer neuern Verfuͤgungen einen beherz- ten Gegner; er blieb es aber nur so lange, bis er von der Guͤte ihrer Sache uͤberzeugt war, oder wenigstens ihnen keine Gruͤnde mehr entgegen setzen konnte. Dieses Streben und Entgegenstre- ben, dieser Kampf des Verstandes gegen Verstand war reichhaltig an Belehrung fuͤr die Bruͤder- schaft, gruͤndete die gute Sache fester, und befoͤr- derte nicht nur die allgemeine Annehmung, son- dern bei vielen auch die richtige Erkenntniß der- selben. Indessen ganz zufrieden war Bruder K. mit der Form der Bruͤderschaft nie; der Grund davon lag theils darin, daß er seine Individuali- taͤt gar zu leicht auf andere uͤbertrug, mithin glaubte, was seinetwegen zur Erhaltung der gu- ten Ordnung nicht noͤthig war, waͤre auch fuͤr alle Andere uͤberfluͤßig; theils darinn, daß er den Erstes Baͤndch. N Werth der Sache beinahe immer von dem Werthe der Person abhaͤngig machte. Seine Unzufrieden- heit floß also nur aus reinem Irrthume des Ver- standes, nicht aus boͤser Gesinnung oder Verir- rung des Herzens. Dieß war immer offen, ge- rade, bieder und theilnehmend, und so war auch seine Maurerische Laufbahn fuͤr die Bruͤderschaft fruchtbar an Gewinn. Bruder S. gehoͤrte zu den wuͤrdigen aͤltesten Bruͤ- dern dieser Loge, durch deren tiefe Einsichten in das Wesen der Freimaurerei, reife Erfahrungen und thaͤtige Mitwirkung der gegenwaͤrtige Zustand der Bruͤderschaft einzig und allein herbeigefuͤhrt, begruͤndet und erhalten werden konnte; wie Er dabei dachte und handelte moͤgen uns abermahl seine eigenen Worte, als die sichersten Buͤrgen fuͤr seine Gesinnung, offenbaren. „Bruͤder, sprach „er in einer unserer Versammlungen, die ihr mit „diesem oder jenem Bruder, mit dieser oder je- „ner Anordnung unzufrieden seid; — muß man denn „gleich zu dem aͤußersten schreiten, alles verach- „ten, alles tadeln, gar nichts gut heißen, nie „mehr zur Loge kommen oder gar seinen Abschied „fordern? Auf was Art und Weise seid ihr denn „von den guten Absichten der arbeitenden Bruͤder „zu uͤberzeugen, oder wie wollt ihr sie von eu- „rem guten Willen uͤberfuͤhren, wenn ihr euch den „Arbeiten entziehet; wie wollt ihr von dieser oder „jener vorgefaßten Meinung zuruͤckkommen, wenn „ihr die thaͤtigen Bruͤder fliehet, Ihr wuͤnscht „gewiß alle, daß das Ganze bestehe, wie ist dieß „moͤglich, wenn ihr nicht alle Hand anleget, und „es nur Wenigen uͤberlasset, die Stuͤtzen zu hal- „ten? Wie koͤnnt ihr dabei noch so unbillig seyn, „und auch diese wenigen verschreien, wenn sie „ganz andere Maßregeln genommen, als welche „euch, ohne Kenntniß der Sache, die richtigen schie- „nen? Wenn ihr nicht zur Arbeit kommt und „eure Gedanken mitgetheilt habt, so ist es eine „wahre Ungerechtigkeit, die arbeitenden Bruͤder „zu tadeln, bitter zu beurtheilen, und sie wohl „gar uͤberall anzufeinden. Lieben Bruͤder, werft „die Fesseln der Vorurtheile ab, besonders, da „seit kurzem mancher Grund dazu sich nicht mehr „vorfindet. Folget meinem gut gemeinten Rath, „uͤberleget im Stillen die Beweggruͤnde eurer „Entfernung, pruͤfet sie mit Strenge, fraget euch „ernstlich, ob es eurer Wuͤrde nicht angemessener „ist, durch Eifer und Anhaͤnglichkeit das gluͤcklich „angefangene Gebaͤude zu unterstuͤtzen, als das- „selbe aus Mangel an Bruderliebe und Vertrauen „unvollendet einstuͤrzen zu lassen,“ — Worte die der reine Abdruck eines rechtschaffenen Herzens sind, verfehlen selten ihren Zweck; und so erklaͤrte sich denn auch unser Bruder nie ohne den er- wuͤnschten Erfolg fuͤr die gute Sache. Man wußte, daß seinen Augen vor der Majestaͤt derselben jede persoͤnliche Ruͤcksicht verschwand; man war von seiner Unfaͤhigkeit, Nebenabsichten unter die Sorge fuͤr das allgemeine Wohl zu verstecken, gewiß; N 2 man war zum voraus uͤberzeugt, daß er so wie er sprach, dachte und handelte: man hoͤrte ihn mit Achtung und folgte ihm mit Bereitwilligkeit. Die Bruͤderschaft gewann durch ihn an Wohl- stand, Festigkeit und Ordnung. Endlich soll ich den Verlust bestimmen, den wir Zuruͤckgebliebenen durch das Heimkehren un- serer Bruͤder in unserm gemeinschaftlichen Wirken erlitten haben. Die Maurerische Wirksamkeit wird hier nur angefangen; dort, wo unsere Bruͤder jetzt sind, wird sie rascher fortgesetzt und vollendet. Der Tod unterbricht zwischen den Zuruͤckgebliebenen und Heimgekehrten nur die Erscheinung des Wir- kens, nicht die moralische Wirksamkeit selbst; diese ist eben so hoch uͤber den kleinen Raum zwischen der Wiege und dem Sarge erhaben, als die mo- ralische Welt unendlich uͤber denselben ausgedehnt ist. So viel also unser Herz und unsere geselligen Kreise durch das Verschwinden unserer geliebten Bruͤder an Genuß und Freude verlohren haben: so ist fuͤr unser gemeinschaftliches, nicht fuͤr die Zeit, sondern fuͤr die Ewigkeit berechnet es, nicht auf diese Sinnenwelt beschraͤnktes, sondern auf eine hoͤhere Welt hingerichtetes, moralisches Wir- ken, ihr Hinscheiden in das Reich des Lichtes und der Erkenntniß, mehr ein Gewinn als ein Verlust. Die Verklaͤrten haben, zu der Aufnahme von Maͤnnern ihre Zustimmung gegeben, an de- nen Wahrheit und Recht, Ordnung und Gesetz nicht minder aufrichtige Verehrer nnd beherzte Vertheidiger finden werden. Sie aber werden dort fortschreiten an Erkenntniß und Liebe des Wahren und des Guten; sie werden mit Se- gen uͤber uns die Fruͤchte unserer Maurerischen Wirksamkeit aufnehmen, und uns den Genuß derselben vorbereiten. Sie werden die Bluͤthen unseres Glaubens in Fruͤchte des Wissens und Erkennens verwandeln; sie werden dort fortsetzen und ausbilden, was wir hier, in die Grenzen der Sinnlichkeit eingeschlossen, unvollendet und un- vollkommen lassen muͤssen. Wollen wir in heiliger Verbindung mit ih- nen bleiben, so sei uns ihr Andenken ehrwuͤrdig. So wie sie jetzt ununterbrochen und der Gewalt der Sinnlichkeit entbunden, dort im Reiche des Lichtes zur Vollendung fortschreiten, so sollen sie uns hier als Vorbilder vorschweben, wenn Pflicht uns ruft, wenn Leidenschaft und Willkuͤhr von der graden Bahn der Gesetzmaͤßigkeit uns abfuͤh- ren wollen. Sie sind nun von den Irrthuͤmern des Verstandes befreyet, an denen wir hienieden noch oft kraͤnkeln. Wollen wir uns mit Recht Bruͤder der Verklaͤrten nennen, so lasset uns ar- beiten, daß wir der Offenheit, Aufrichtigkeit und Rechtschaffenheit ihres Herzens gleich kommen.“ Ich setze nichts hinzu, gel. Br.! Du wirst des Stoffs zum Nachdenken in diesem trefflichen Vortrage genung gefunden; du wirst dir ein voll- staͤndiges, scharf abgeschnittenes Bild von den drei verewigten Bruͤdern, ohne sie selbst persoͤnlich ge- kannt zu haben, in deiner Seele entworfen, du wirst die Kunst der Menschenkenntniß, die Deli- katesse in der Menschenbeurtheilung und zugleich die Achtung fuͤr Menschenwerth und die Grenzen menschlicher Einsicht, erkannt und bewundert und fuͤr deine eigne Menschenkenntniß viel gewonnen haben. Es ist ein Muster, welches der wuͤrdige Redner der Bruͤderschaft gegeben hat, und wel- ches die Bruͤderschaft der Welt giebt , denn nur in ihrem Schooße konnte sich ein solches Muster erzeugen. — Moͤchten so alle Lo- gen ihre verstorbenen Bruͤder wuͤrdigen und feiern! M. 6. Johann Joachim Christoph Bode. W enn es unsere Pflicht ist, das Andenken derer zu feiern, die sich um den Orden verdient machten, so muͤssen wir zuerst des Mannes gedenken, der (wie Herder von ihm sagte) „mit dem Kopfe eines Mannes und dem Herzen eines Kindes“ auch ihn umfaßte, fuͤr seine Reinigung und Ver- besserung rastlos arbeitete, und durch Rath und That auf eine große Anzahl von Bruͤdern einen wohlthaͤtigen Einfluß hatte. Niemand kannte die specielle Geschichte des Ordens besser, als er, kein Privatmann war je mit einem so reichen Archive versehen, niemand war thaͤtiger, seine Kenntnisse zu vermehren und sich seltene und kostbare Quellen des Wissens zu eroͤffnen. Er war einer der thaͤ- tigsten Befoͤrderer des neueingefuͤhrten Systems, so lang er an seine Realitaͤt glaubte; er ward sein ruͤstigster Zerstoͤrer, als er diesen Glauben aufge- geben hatte. Ob er uͤberhaupt bis zur wahren Hoͤhe des Ordens-Zwecks gedrungen sey, ob er sich nur begnuͤgt habe, die Historie zu ergruͤnden und seine daruͤber aufgestellte, sehr scharfsinnige Hypothese zu befestigen, das wissen wir nicht: aber das wissen wir, daß er sich mit aller Kraft und auf mannigfachen Wegen dem eingeschlichnen Aberglauben, dem Pfaffenthum, der Geisterseherei und allen diesen klaͤglichen Verirrungen des mensch- lichen Geistes und des ehrw. O. widersetzte und diese uͤppig aufgeschoßne Hyder bis in ihre letzten Schlupfwinkel verfolgte. Seine Lebensgeschichte ist sonderbar (noch sonder- barer ists, daß dies der Fall bei den meisten Lebens- geschichten merkwuͤrdiger Maͤnner im O. ist). Sie ist noch sehr wenig bekannt; in der Denkschrift auf ihn, (die wir zugleich benutzen wollen) ist sie nur mit einigen, obgleich kraftvollen Strichen bezeichnet. Wir geben die folgenden Beitraͤge, die wir aus dem Munde eines seiner alten Be- kannten erhalten haben, und die manche indivi- duelle Zuͤge liefern, mehr, mit dem Wunsche an seine noch lebenden Freunde, sie zu vermehren und (wo es noͤthig seyn sollte) zu berichtigen, als in der Meinung, etwas Vollstaͤndiges und Be- friedigendes uͤber ihn zu liefern. Er ward 1730 den 16. Januar bei Braun- schweig in der Huͤtte seines Vaters, der Hand- langer bei der Ziegelbrennerei war, gebohren. Als er etwas erwachsen war, nahm ihn sein Groß- vater auf einem benachbarten Dorfe zu sich und lies ihn seine Schafe huͤten. Aber „man schalt ihn ungelehrig (sagt die Denkschrift) weil er zu ehrgeizig war, um Anstelligkeit zur Landarbeit zu zeigen. Man schickte ihn in die Stadt zuruͤck, weil man verzweifelte, einen guten Bauer aus ihm zu ziehen. Was er Jahre lang von seiner frommen Mutter gebeten hatte, ward ihm gewaͤhrt.“ Er kam in die Lehre zu dem Stadt-Musikus W. in Braunschweig, wo er sechs traurige Lehrjahre auszustehen hatte. Auch hier zog er sich den Vorwurf der Untaug- lichkeit zu, und sein Lehrmeister empfahl ihn nach der Lehrzeit an das hannoͤverische Regiment Prinz Karl, welches zu Stade in Garnison lag. Dort erst entwickelten sich seine musikalischen Talente; er uͤbte sich unermuͤdet, besonders auf Instrumen- ten, zu denen er als Hautboist nicht verpflichtet war, und bildete sich bald zum Virtuosen. Auch verheuratete er sich hier zum erstenmale. Auf einer Reise nach Hamburg kam er zufaͤl- liger Weise in die Bekanntschaft des Syndicus Schubak, eines sehr gebildeten Mannes und eines Freundes der Musik. Dieser veranstaltete zu seiner Unterstuͤtzung ein Concert, worinn er sich produci- ren sollte. Da dies in der Regimentsuniform nicht wohl geschehen konnte, so borgte er sich einen Rock von Bruͤsseler Kammelot mit Aufschlaͤgen von drap d’ argent und eine dergleichen Weste vom Kleider- soͤller, und spielte vortrefflich. „Das sieht man schon aus dem Rocke, antwortete S., daß er ein Virtuos ist“ als ihn Schubak gefragt hatte: Wie er ihm gefiele? Er ward bekannt in Hamburg und glaubte hier sein Fortkommen zu finden. Daher nahm er den Abschied vom Regimente, zog nach Hamburg, gab Musikstunden und fing an ernstlich zu studiren. Besonders schnelle Fortschritte machte er in den neueren Sprachen. Seine Liebe zu den Wissenschaften erweckte in ihm den Wunsch, sich ihnen auf einer Univer- sitaͤt ganz zu widmen. Sein Goͤnner und Freund veranstaltete es, daß er nach Helmstaͤdt gehen konnte. Frau und Kinder nahm er mit, ließ sie aber auf einem Dorfe bei der Stadt, und besuchte sie nur alle Sonnabend. Er ernaͤhrte sich und die Seinen groͤstentheils durch Musikstunden die er gab. Nach der Denkschrift fuͤhlte er in Helm- staͤdt zuerst das Beduͤrfniß der Wissenschaften, auch sagt sie nichts von seinem fruͤheren Aufenthalt zu Stade und Hamburg. Der edle Stockhausen , sagt die Denkschrift, ward sein Lehrer, Rathgeber, Freund; Helmstaͤdt die Saͤugamme seines wißbegierigen Geistes. Eben diese Schrift faͤhrt fort mit einer Nach- richt, von der unsere Traditionen schweigen: „Den in Braunschweig Verkannten nahm Celle auf; was Helmstaͤdt angefangen hatte, vollendete Celle. Frankreichs, Italiens und Brittaniens Sprachen oͤffneten dem Durstigen nie versiegende Quellen; arbeitsam durchwachte Naͤchte lehrten ihn die Schaͤtze seiner Muttersprache finden, und bereite- ten, was er selbst nicht ahnete, den Schriftsteller der Nation. Celle horchte mit Wohlgefallen sei- ner Musik, wenn er bei Schulfeierlichkeiten den ernsten Musen die hold’, zaͤrtlich-verschwisterte Ton- kunst zufuͤhrte.“ Bode ging nach Hamburg zuruͤck, und gab Unterricht auf der Floͤte, Violine, dem Klavier und in der franzoͤsischen Sprache. Frau und Kin- der waren gestorben. In dieser Zeit fing er an, die Englische Sprache zu studieren. Sein heitrer Genius zauberte in seinen Gesellschaften die Froͤh- lichkeit um ihn her; seine Genialitaͤt verschmaͤhte die Genauigkeit im Verhaͤltnisse zwischen Einnahme und Ausgabe. Mehrere tausend Mark Schulden setzten ihn in nicht geringe Verlegenheiten. Ein nuerwarteter Zufall riß ihn heraus. Fuͤr den jungen Grafen Schimmelmann ward ein Hofmeister gesucht, der ihn auf Reisen begleiten sollte. Bode ward dazu vorgeschlagen; er nahm es an und gab seine Informationen auf. Die ihm bestimmte Stelle erhielt aber ein Hr. v. P — l, und er ward durch 1000 daͤnische Dukaten ent- schaͤdigt. Seine englische Sprachkunde brachte ihn in die Bekanntschaft eines vornehmen Hauses in Ham- burg. Er gewann die Liebe einer reichen Erbin; ohngeachtet aller Anstrengungen ihrer Familie heu- rathete er seine zweite Frau, und verschmaͤhte die 2000 Dukaten, die man ihm, im Fall seines Ab- stehens, geboten hatte. Obgleich seine Gattin ein Vermoͤgen von 100000 Mk. hatte, studierte und arbeitete er doch so fort, als wenn er keinen Pfennig gehabt haͤtte. In dieser Periode uͤbersetzte er den Tristram Shandy, lernte spanisch, und verdeutschte den Gil Blas. Nach etwa zwei Jahren einer gluͤcklichen Ehe starb seine Gattin an den Folgen eines Sturzes vom Pferde. Er war ihr Universalerbe, gab aber der Familie den groͤßten Theil ihres Vermoͤgens zuruͤck. Ein Verdruß, den er mit seinem Verleger hatte, gab ihm Gelegenheit, eine eigne Buchdruckerei an- zulegen, in welcher er unter andern den Wands- becker Boten druckte. Auch seine dritte Ehe mit der Tochter des Buchhaͤndler Bohn, ward bald durch den Tod getrennt. „In schneller Aufeinanderfolge, sagt die Denk- schrift, ward der arme eingewanderte Buͤrger, Buchdrucker, Buchhaͤndler, Schriftsteller, Vorste- her eines zahlreichen zu edlen Zwecken verbruͤderten Bundes, Rathgeber, Freund, Liebling der Edlen Hamburgs. So verlebte er zwanzig thaͤtige Jahre.“ Rastlos arbeitete er in der Maurerei, die seine Aufmerksamkeit erweckt hatte und verdiente. Von seiner besonderen Thaͤtigkeit zeigen die Reisen, die er, allein um ihrentwillen, nach Paris, Leip- zig u. a. O. machte. Ueber seine Reise nach Paris sagt der Recens. von Mounier’s Buche de l’ influence attribuée aux Philosophes, aux francs Maçons, et aux Illumi- nés sur la revol. de Fr. A. L. Z. n. 344. 1801. „Die Verbindung der Illuminaten mit den Jacobinern in Paris, ist ein abgeschmacktes Hirngespinst. Bode und Busch reisten nach Paris im J. 1787, als der Illuminanten- Orden schon voͤllig getrennt war, zufolge ei- ner Einladung der Loge des Philathes an die deutschen Frei-Maurer, um ihnen zur Entdeckung des Ursprungs der Freimauerei zu helfen. Bode mag vielleicht der Illuminaten hier in der Absicht erwaͤhnt haben, um die Gesinnungen der Mitglieder der Loge zu erfor- schen; aber er dachte nicht daran, Proselyten zu machen; vielweniger nahmen die Pariser Logen das Illuminaten-System an, das kei- neswegs in ihrem Geschmacke war. Bode hielt sich auch nur einige Wochen in Paris auf und aͤußerte bei seiner Zuruͤckkunft Miß- vergnuͤgen uͤber seine Verhaͤltnisse mit den dortigen Frei-Maurern.“ „An der deutschen Union nahm er so we- nig Theil, daß er vielmehr in der bekannten, aber anonym herausgegebnen Schrift Mehr Noten als Text den Plan angriff und in der Geburt vereitelte.“ Seine Bekanntschaft mit der Graͤfin v. Bern- storff ward innige Freundschaft. Ihr folgte er nach Weimar, in den Kreis der auserwaͤhlteren Lieblinge der Musen. „Hier, in wohlthaͤtiger Unabhaͤngigkeit, pfluͤckte er die lieblichsten Bluͤthen des Geistes fremder Na- tionen und band sie zum Kranze fuͤr sein Vater- land; wirkte in stiller Thaͤtigkeit fuͤr Tugend, Auf- klaͤrung und Menschenwohl; griff, wo die liebreiche Warnung nicht fruchtete, nach der Geißel des Spotts; entlarvte die Gaukler und Betruͤger; sprach, schrieb und reisete zur Ausbreitung des Reiches der Wahrheit.“ „Seine literarischen Arbeiten, wodurch er fuͤr eine zahlreiche Schriftsteller-Klasse Muster und Vorbild geworden ist, waren ihm nur Nebenge- schaͤft und Spiel muͤßiger Stunden. Arbeit war ihm die Auffindung verborgener Lehre, und die Verkuͤndigung der aufgefundenen durch Wort und Schrift. Nie hatte er vom Staate ein Amt be- gehrt, stets das ihm angetragne verbeten. Aber er hatte sich selbst ein Amt geschaffen. Feind aller hierarchischen Taͤuschung Unterrichtete Maurer werden diesen Ausdruck in Bezug auf Bode verstehen. und aller im Dun- keln schleichender Geheimnißjagd, blieb er dreyßig Jahre der unbestochne, unerschuͤtterliche Prediger der aus den Irrgaͤngen des betrogenen Betrugs hervorgegrabenen Wahrheit. Mit kraftvoller Hand zerbrach er die Goͤtzen, vor welchen tausend Leicht- glaͤubige die Kniee beugten, achtete weder das Kraͤchzen der Raben, noch den Grimm der Adler, die am Raube sich weideten; geißelte die Bosheit, belehrte die Schwachheit. — Was er zertruͤm- merte, wird keine Gewalt ergaͤnzen, keine List wieder umschmelzen koͤnnen . Eingesunken sind die mitternaͤchtlichen Hallen der truͤgerischen Geheimnisse.“ Amen! Er starb den 13. December 1793. 7. Reden und Gedichte . a Klugheit und Gerechtigkeit, die Grundfesten einer Loge. Eine Vorlesung. vom Br. Feßler. Vorgetragen den 15. Juni 1800 . Z um zweiten Mahle, meine Bruͤder, feiern wir den großen Tag, dessen Andenken uns Allen in eben dem Verhaͤltnisse erfreulich seyn muß, in dem jedem unter uns seine Wuͤrde als Maurer heilig ist. — Diesen Augenblick habt ihr die Ge- schichte dieses Tages gehoͤrt: es war zugleich die Geschichte Eures festen und freien Maurer-Sin- nes, es war die Geschichte des herrlichsten Sie- ges nach einem Kampfe, der mit der hoͤchsten Anstrengung vereinigter Kraͤfte gefuͤhrt, und mit unerschuͤtterlicher Standhaftigkeit ausgehalten wor- den war. Die Feier dieses Tages, die Feier die- ses Sieges ist unserm edlern Selbstgefuͤhle ganz vorzuͤglich nahe gelegt; denn wir sind es, die fuͤr die Aufstellung und Begruͤndung des hoͤhern Ordens-Verhaͤltnisses gekaͤmpft haben, welches der Reinheit und Rechtlichkeit unsers maurerischen Systems angemessen, welches der Kraft und der Wuͤrde der meisten Mitglieder unsers Bruder- Bundes geziemend war. Wir sind noch hier; nur wenige Mitgenossen unserer Arbeit und unse- res Kampfes sind ihrer Vollendung naͤher geruͤckt. Aber auch wir Zuruͤckgebliebenen werden heim gehen: Wird dann das Werk, das wir ge- baut haben, noch stehen? Werden auch unsre Nachkommen mit Segnung unse- res Namens diesen Tag noch feyern? So , meine Bruͤder, fragte ich heute vor einem Jahre; und Euer ungetheilter Beifall ward mir, als ich mit Ja , antwortete: wenn wir den Muth haben, uns in unserer wahren Ge- stalt zu sehen, und das feine Gewebeder Selbsttaͤuschung zu zerreißen; wenn wir redlich genug sind, uns selbst zu gestehen, daß wir bis jetzt nur aufgestellt haben, was wir seyn sollen, nicht was wir sind . Werden auch unsere Nachkommen diesen Tag noch feyern? — So frage ich heute wieder auf dieser heiligen Staͤtte, nachdem die Arbeiten eines Jahres unser Werk dem Ziele der Vollkom- menheit naͤher gebracht haben. — Sie werden ihn mit segnendem Andenken unserer Verdienste feyern, und unser Werk wird bestehen, so lange Klugheit die Maßregeln zur Erhal- Erhaltung desselben erfindet. — Unser Werk wird bestehen, so lange Gerechtig- keit die Ausfuͤhrung der erfundenen Maßregeln leitet . Der Weise der Ideenwelt weiß , wie Alles schlechthin seyn soll : der Weise der wirklichen Welt uͤberschaut in dem Lichte seines Ideals, wie Alles dem gegebenen Stoffe gemaͤß allmaͤhlig werden kann , und nimmt aus dem Heiligthume der Klugheit, was das ausgedehnte Reich der strengen Spekulation nicht geben kann. Der Erstere loͤst Gesellschaften auf, wenn er sie zu sich hinaufreißen will: der Letztere bildet und befestiget sie, wenn er Resignation genug besitzt, sie mit seiner Kraft nur unterstuͤtzen zu wollen. — Die Erfindungen der Klugheit werden in der Ausfuͤhrung zu elenden Raͤnken einer gemeinen Seele, wenn die Ausfuͤhrenden den Maßstab der Gerechtigkeit zerbrechen: die Herrschaft der Ge- rechtigkeit wird erniedrigender Zwang, wenn der gerechte Mann die Fackel der Klugheit von sich wirft. Raͤnke und Zwang muͤssen nothwendig ein Werk zerstoͤren, welches nur durch die Wirk- samkeit freier Kraͤfte entstanden ist, nur durch die Selbstthaͤtigkeit freier Kraͤfte bestehen kann. Unser Werk also wird bestehen, so lange Klugheit die Maßregeln zur Er- haltung desselben erfindet . Wenn ich von dieser heiligen Stelle zu Euch, Geweihte der Wahrheit, von Klugheit spreche, und die feste Fortdauer des maurerischen Systemes Erstes Baͤndch. O der Großen Freym. Loge R. Y. z. Freundschaft nur von den Maßregeln derselben abhaͤngig erklaͤre, so kann wohl nicht die Rede seyn von dem Sy- steme jener vorsichtigen, wohlberechneten Betruͤge- rei, durch welches der gewandte Kluͤgling die Menschen zur freiwilligen Befoͤrderung seines Ei- gennutzes fortzieht. Verschlagenheit, Schlauheit, List und Tuͤcke sind das unzertrennliche Gefolge dieser Afterklugheit, die nur dem Feigen und Nichtswuͤrdigen geziemt, der die beherzte Offen- heit erst betruͤgen muß, um sie zur Dienerin sei- ner niedrigen Absichten herab zu wuͤrdigen. Fern sei von dem Heiligthume der Maurerei alles schein- bar Gute und Nuͤtzliche, was nur so bewirkt werden koͤnnte! Ich spreche von der aͤchten Klug- heit des Maurers, welche ihn die Menschen so behandeln lehrt, daß sie sich mit freiem Willen und vernuͤnftigem Vertrauen zur Befoͤrderung moralischer Zwecke hingeben. Sie ist die groͤßte aͤußere Kultur, die hoͤchste Stufe der reinmensch- lichen Bildung, das untruͤgliche Certifikat des Berufes, auf freie Menschen zu wirken, und menschliche Anstalten sicher und gewiß zu ihrem Zwecke zu leiten. Diese aͤchte Klugheit giebt dem Maurer die Wagschale der Ueberlegung in die Hand, um den Zweck seiner Handlungen mit der Zulaͤssigkeit, Tauglichkeit und Wirksamkeit der Mittel gegen einander abzuwiegen. Sie leihet ihm das Fern- glas der Vorsichtigkeit , um alle Hindernisse und Folgen seiner Entwuͤrfe schnell und bestimmt zu erforschen. Sie versieht ihn mit dem Richt- scheit der Behutsamkeit , um alles Zweckwi- drige in seinen Anordnungen oder Handlungen zu bemerken. So ausgeruͤstet tritt er auf und handelt: kein Schein, kein Glanz blendet seinen praktischen Beobachtungs-Geist; keine Furcht, kein Erstaunen, keine Begierde, kein Unmuth reißt ihn aus dem Zustande der klarsten Beson- nenheit. Weniger mit seinen eigenen Ideen und Entwuͤrfen, als mit der wirklichen Lage der Dinge beschaͤftigt, ergreift und bemaͤchtigt er sich des Sichtbaren und Gegenwaͤrtigen, ohne das Un- sichtbare und Zukuͤnftige seinem Blicke entschwin- den zu lassen. Er haͤlt es fuͤr die Energie einer edeln Seele, sich uͤber die immer kraͤnkelnde Wirk- lichkeit zu erheben, und sich Ideale des unbedingt Guten und schlechthin Großen zu schaffen. Er haͤlt es des Weisen wuͤrdig, in einsamen und Geschaͤfts-leeren Stunden sich an der Beschauung selbstgeschaffener Ideale zu weiden; aber er ist zu ernsthaft und zu weise, um gegen die Unmoͤg- lichkeit zu kaͤmpfen, und dem gegebenen, tausen- derlei Bedingungen unterworfenen Stoffe seine Ideale auch nur Theilweise aufflicken zu wollen. Pflegen, Bilden und Erhalten, nicht Zerstoͤren und Schaffen ist sein Geschaͤft. Das goldene Zeit- alter der allgemein herrschenden Weisheit ist das Ziel seiner Wuͤnsche, die Sehnsucht darnach be- zeichnet seine ganze Handlungsweise; aber wenn das stolze Kind ruft: „ mach mich zum Schoͤp- fer deines Reiches !“ betet er nur mit maͤnn- O 2 licher Ergebenheit: „ Dein Reich komme zu uns .“ Ihm genuͤgt es, wenn man sich unter sei- ner Leitung, doch selbst gehend, auch nur kurzen Schrittes demselben naͤhert. Hier steht das Bild des aͤcht klugen Maurers, freilich nur in einigen Hauptzuͤgen, fluͤchtig hin- gezeichnet, doch kennbar genug, um auf die Wirk- samkeit der Maßregeln zu schließen, welche er zur Erhaltung unseres Werkes erfinden wird. Er wird unsere Kraͤfte wecken, und die freien Regun- gen derselben durch Herbeischaffung der mannig- faltigsten Umstaͤnde beguͤnstigen; der unkluge Mau- rer wird sie ersticken, und uns unter dem zerstoͤ- renden Spiel seiner uͤberspannten Kraft vernich- ten. Der Erstere wird die verschiedene, jedem unter uns eigenthuͤmliche Handlungsweise in Har- monie zu bringen, und zum Zwecke des großen Ganzen zu benutzen wissen; der Letztere wird die ihm eigenthuͤmliche Handlungsart fuͤr die schlecht- hin richtige erklaͤren, wird sie uns aufdringen, und uns aus Personen in Sachen verwandeln wollen. Jener wird unsern Versuchen im Hin- aufklettern zu den Hoͤhen der Weisheit mit fro- hem wohlwollenden Lacheln zusehen; Dieser kann uns nur mit ernster, steifer, pedantischer Miene jetzt rechts, dann links befehlen, oder mit eitler Selbstgenuͤgsamkeit unseres noch schwachen Vermoͤgens spotten. Der Erstere wird vor dem Opferaltare der Weisheit das Gold annehmen, welches die wenigen Auserwaͤhlten unter uns der Goͤttin darbringen konnten, ohne das Silber oder Kupfer zu verachten, welches wir uͤbrigen unserer duͤrftigen, doch muͤhsam erworbenen Habe entzogen haben. Er weiß, wozu jedes zu brau- chen ist, und wird, großherzig, jedes an seinem Orte zum Schmucke oder zum Nutzen des Hei- ligthumes anwenden. Der Letztere wird hastig nach dem Golde greifen, und, von dem Glanze desselben bezaubert, unser Silber und Kupfer fuͤr elende Kothklumpen erklaͤren, und sie wegwerfen. Jener wird uns belehren, ohne uns unsere Unwissenheit oder unsern Irrthum vorzuwerfen, oder uns mehr als einen theilnehmenden Freund in sich ahnden zu lassen. Dieser wird mit der Forderung, seine Ueberlegenheit anzuerkennen, anfangen, mit Vorwuͤrfen der Unwissenheit und des Irrthumes fortfahren, und mit verachtender Zurechtweisung endigen. Wir werden diesen fliehen: entruͤstet uͤber seine abgewiesenen Forde- rungen, wird er sich zuruͤckziehen, und uͤber un- sere Verderbtheit klagen. Um jenen werden wir uns sammeln, unser Herz jeder seiner Einwir- kungen oͤffnen, ihn lieben, und ihm die Beloh- nung seiner Selbstverlaͤugnung in der unaus- loͤschlichen Erkenntlichkeit einer schoͤnen Seele dar- bringen. So lange also noch mehrere so aͤcht kluge Maurer unter uns und unsern Nachkommen leben, so lange wir und die Erben unserer Arbeiten ihnen mit Achtung begegnen, und mit edlem Vertrauen ihnen die Leitung unserer Angelegen- heiten uͤbertragen, so lange wir und die uns fol- genden Diener dieses Heiligthumes nur selbst faͤhig seyn werden, den Werth der aͤchten Klug- heit anzuerkennen, so lange es unsern im Lichte des fl. St … adoptirten Soͤhnen und Enkeln gluͤckt, solche Repraͤsentanten und Vollzieher des Gesetzes zu waͤhlen, wie diejenigen sind, zu wel- chen ich vorzuͤglich spreche, und die gegenwaͤr- tig dies Heiligthum erleuchten, waͤhrend die Bruͤder zum Zwecke des Ordens arbeiten: so lange wird ein dicht geschlossener Kreis wuͤrdiger Mau- rer in diesem Tempel unverruͤckt stehen bleiben; Liebe, Thaͤtigkeit und Selbstbeherrschung werden den Mittelpunkt ausmachen, aus dem sich alles zu einem weisen Zusammenhange, zu einer festen Eintracht, und zu einer schoͤnen Ueber- einstimmung vereinigen soll. So lange wird un- ser Werk fortdauern, denn aͤchte Klugheit wird immer die Maßregeln zur Erhal- tung desselben erfinden . Aber die Erfin- dungen der Klugheit werden in der Ausfuͤhrung zu elenden Raͤnken einer gemeinen Seele, wenn die Ausfuͤhrenden den Maßstab der Gerechtigkeit zerbrechen. Unser Werk also wird beste- hen, so lange Gerechtigkeit die Ausfuͤh- rung der erfundenen Maßregeln leitet . Was Einer oder Wenige zur Erhaltung unsers Bundes erfinden, soll immer von Mehrern oder von Allen ausgefuͤhrt werden, und diese Ausfuͤh- rung frommet dem Ganzen nur dann, wenn sie von der Gerechtigkeit geleitet wird. Wenn also auch Eure und Eurer Nachkommen Wahl zu Vorstehern und Bundeswaͤchtern, uͤberall nur den aͤcht klugen Maurer trifft, so ist immer noch we- nig oder gar nichts geschehen, wenn Eure und Eurer Nachkommen Gerechtigkeit die Gewaͤhlten nicht unterstuͤtzt, und ihnen die Erfuͤllung ihrer Pflicht moͤglich macht. Man kann Niemanden sagen, sey klug ! als dem, der es schon ist. Na- tur, Gluͤck und Verdienst muͤssen sich zu Gunsten desjenigen vereinigt haben, der mit Recht den Nahmen eines aͤcht klugen Mannes fuͤhrt. Man kann aber jedem sagen, sei gerecht , denn er darf nur ernstlich wollen, und er ist es. Die Gerechtigkeit welche zur Erhaltung aller Gesellschaften unentbehrlich ist, besteht in der Faͤ- higkeit und Bereitwilligkeit, jedem das Seinige zu geben: sie muß der Beurtheilung , der Wuͤrdigung und der Behandlung Anderer die Form geben. Sie muß gerade in der Gesell- schaft der Maurer, der es an allen Zwangsmit- teln fehlt, zum uͤberall thaͤtigen Lebensprincip er- hoben werden. Ich fordere daher als unerlaͤßliche Bedingung der Fortdauer unsers Bundes Erstens Gerechtig- keit in der Beurtheilung derjenigen, die ihre Kraͤfte mit den unsrigen zur Erhaltung des Ganzen vereinigen sollen. Diese Beurtheilung erstreckt sich auf ihre Faͤhigkeiten und Kraͤfte, auf ihre Maximen, Absichten, Aeußerungen und Hand- lungen. Jede Ungerechtigkeit, die in Beurtheilung derselben begangen wird, untergraͤbt allmaͤhlig die Grundfesten unsers Werkes, und bereitet die ge- wisse Aufloͤsung desselben vor. Ungerechte Beur- theilung der Faͤhigkeiten und Kraͤfte Anderer be- wirkt diejenige Zuruͤcksetzung, durch welche so man- cher bescheidene und doch kraftvolle Mann in das Dunkel der Unthaͤtigkeit verwiesen, und der guten Sache an ihm eine maͤchtige Stuͤtze entzogen wird. Ungerechte Beurtheilung der Maximen, Ab- sichten, Aeußerungen und Handlungen begruͤndet in dem Beurtheiler erniedrigendes Mißtrauen, und rechtfertigt in dem Beurtheilten die Verach- tung. Der rechtschaffene, kraftvolle Mann giebt sich mit edler Offenheit und ohne Eigennutz den Diensten anderer hin. Die Region, in der er lebt, und aus der er wirkt, ist zu hoch, als daß der Opferrauch des Dankes zu ihm hinaufsteigen koͤnnte. Mit voͤlliger Verzichtleistung auf Dank findet er seine Belohnung in dem Bewustseyn, Menschen sich hingegeben zu haben, die seiner wuͤrdig sind. Nur Ungerechtigkeit nennt er Un- dank, und empfindet denselben weniger in Bezie- hung auf sich, als um derentwillen, denen er dienen soll, und denen er nur unter der Bedin- gung, sie achten zu koͤnnen, dienen darf. Da aber Ungerechtigkeit von der einen Seite noth- wendig von der andern Verachtung erzeugt, so wuͤrde ungerechte Beurtheilung der Maximen, Absichten, Aeußerungen und Handlungen immer gerade die wuͤrdigsten und kraftvollesten Mitar- beiter von uns entfernen, und unser Werk in sei- ner eigentlichen Grundfeste zerstoͤren. Ich fordere als unerlaͤßliche Bedingungen der Fortdauer unseres Bundes Zweytens: Gerech- tigkeit in der Wuͤrdigung des Verdien- stes derjenigen, die ihre Kraͤfte mit den unsrigen zur Begruͤndung und Erhaltung des Ganzen ver- einiget haben. Die vorzuͤglichen Quellen, aus welchen die Ungerechtigkeit in der Wuͤrdigung des Verdienstes fließt, sind: Ueberschaͤtzung seines verdienst- losen Selbstes; — entschiedene Vorliebe fuͤr das Neue; — einseitige Anhaͤnglich- keit an das Außerordentliche und Glaͤn- zende . Der verdienstlose Selbstling sieht uͤberall nichts, als sich. Sein Auge ist ein erhaben ge- schliffenes Glas, welches ihm sein naͤchstes Ich unendlich vergroͤßert, aber alles, was in einiger Entfernung vor ihm liegt, unkenntlich macht. Die ganze Welt ist ihm ein ungeheurer Hohlspiegel, in dem er nur seine eigene Gestalt groß und ge- rade, alles uͤbrige aber, was uͤber, neben und hinter ihm liegt, verkehrt, verkleinert, verunstal- tet sieht. — Die entschiedene Vorliebe fuͤr das Neue wuͤrde die Maurergesellschaft einer Klicke aberglaͤubischer Moͤnche gleich machen, denen der neue Heilige immer der Heiligste ist. Nur ihm erschallen nun ihre schwaͤrmerischen Lobgesaͤnge, nur ihm duftet der Weihrauch ihrer Anbetung; der aͤltere Heilige ist vergessen, Staub und Un- rath decken seine Bildsaͤule. — Die einseitige Anhaͤnglichkeit an das Außerordentliche und Glaͤn- zende verraͤth Einseitigkeit der Bildung und des Charakters. — Aus welcher dieser drei Quellen auch die Ungerechtigkeit der Wuͤrdigung des Ver- dienstes fließen, und durch Ueberschaͤtzung oder durch Geringschaͤtzung begangen werden mag, immer schreckt sie den verdienstvollen Mann zuruͤck, schneidet die Sehnen seiner Wirksamkeit ab, macht seinen Wirkungskreis zu einem todten un- fruchtbaren Moorgrund, aus welchem sich nach einem heißen Tage nur des Nachts bisweilen ein Flaͤmmchen empor schwingt, welches aber den auf ihm wandernden Fremdling nur irre fuͤhrt. Ich fordere als unerlaͤßliche Bedingung der Fortdauer unseres Bundes endlich Gerechtig- keit in der Behandlung derjenigen, die ihre Kraͤfte mit den unsrigen zur Begruͤndung und Erhaltung des Ganzen vereiniget haben. Jede ungerechte Behandlung erniedriget weni- ger den Behandelten, als den Behandelnden. Un- gerechte Behandlung nenne ich das tuͤckische Auf- lauern auf die Worte und Handlungen des Recht- schaffenen, und das willkuͤhrliche Deuten dersel- ben. Ferner Schmeicheleien und Vergoͤtterungen, die den Mann, der mit seiner Kraft auch seine Beschraͤnktheit fuͤhlt, empoͤren, und die entweder nur von der wirklichen Dummheit des Schmeich- lers, oder von der, bei dem Geschmeichelten nur vorausgesetzten Dummheit eingegeben werden kann; Versagung endlich der Anerkennung des dargeleg- ten Werthes, aus dem armseligen Grunde, den Mann von Verdienst nicht eitel, nicht stolz zu machen. Die Ungerechtigkeit in der Behandlung ist fuͤr die Erhaltung des Ganzen die nachtheiligste, gerade weil die gerechte Behandlung durch Erzie- hung, durch Verhaͤltnisse und durch Umgang mit der Welt zur leichtesten gemacht wird, mithin die Versagung derselben immer eine auffallende Be- schraͤnktheit des Geistes und Niedrigkeit des Her- zens voraussetzt. Wo aber diese die Handlungs- weise mehrerer Glieder eines Ganzen bestimmen, dort ist der rechtschaffene kraftvolle Mann sich es selbst schuldig, sich zuruͤckzuziehen. So lange also der Geist der Klugheit die Vorgesetzten unsers Bundes beleben, und der Geist der Gerechtigkeit alle Mitglieder desselben beherr- schen wird, so lange trotzt unser Werk der Ver- gaͤnglichkeit und der Aufloͤsung. Wir, geliebte Bruͤder, die wir hier in dieser feierlichen Stunde versammelt sind, werden nicht alle auf einmahl heimgehen; die wir zuruͤcklassen, werden die Zahl der Aechtklugen vermehren, und die Ihnen an- vertraute Bruͤderschaft dem Heiligthume einer unbestechlichen Gerechtigkeit immer naͤher fuͤhren. Wird der humane Ton unter den Bessern immer herrschender, aͤußert sich die Indignation gegen alles Unschickliche, Beleidigende, und die Wuͤrde des Maurers Erniedrigende, immer ernster und edler, so ist es ein gewisses Zeichen, daß die Herrschaft der Klugheit und der Gerechtigkeit fester gegruͤndet, und unser Werk, das System unsers großen Bundes, des Beifalls, der Ach- tung und der Verehrung wuͤrdiger, so wie seiner Fortdauer gewisser geworden ist. Brruͤder! Ihr habt Euern Geist der Wahrheit, Euer Herz dem Rechte geweiht, unser Werk wird bestehen, denn die Klugheit wird immer die Maßregeln zur Erhaltung desselben erfinden, und die Gerechtigkeit wird die Ausfuͤhrung der erfundenen Maßregeln leiten . II. Rede am letzten Abende des Jahres 1799 in der allgemeinen Versammlung gehal- ten v. Br. GrR. S o stehen wir denn an dem offnen Grabe eines Jahres, wie an dem Grabe eines Koͤnigs, der durch 365 Tage uͤber eine ganze Welt regierte. Sein Lauf ist geschlossen, sein Scepter zerbrochen, und immer hoͤrbarer toͤnen durch die furchtbare Stille der Nacht, die ermattenden Athemzuͤge des Sterbenden. — Angethan mit unserm Schmuck, erleuchtet von den drei gr. L. ꝛc. wollen wir den Scheidenden, als Maurer begraben. Wie viel ist geschehen, als dieser Koͤnig regierte! — Seinen Namen wird die Geschichte nicht vergessen; unter ihm wird sie die Staats-Veraͤnderungen ganzer Reiche, die Schicksale ganzer Nationen, die Tode von Tausenden, die in Einem Tage fielen, den Untergang ganzer Staͤdte, die Ver- wuͤstungen bluͤhender Laͤnder erzaͤhlen. — Sei- nen Namen nennen die Jahrbuͤcher der Familien, die Tagbuͤcher der Einzelnen, mit Trauer und Freude. Dort steht er unter den Anzeigen vom Tode des Vaters, der der Beschuͤtzer und Ernaͤh- rer einer großen Familie war; des einzigen Kin- des, das die einzige Freude der Mutter seyn sollte; der Gattin, mit der ihr Freund seine ganze Welt begrub: — Dort ist er unter die Anzeigen einer gluͤcklich geschlossenen Ehe, der froͤhlichen Ge- burt eines langersehnten Kindes, unter dem Dank eines durch thaͤtige Menschlichkeit Geretteten, unter der Urkunde, die dem Talent und der Red- lichkeit Unterhalt, Ehre und zweckmaͤßige Wirk- samkeit sichert, die Jubilaͤen langer, gluͤcklicher Ehen und redlicher Amtsfuͤhrung verzeichnet. — Einst spricht noch nach langen Jahren mancher (und sein Auge glaͤnzt im Feuer der Erinnerung): Im Jahr 1799 ward ich gluͤcklich ! Mancher (und sein Auge fuͤllt sich mit nie versiegenden Thraͤnen): Dort ward ich elend ! Welch ein Lebenslauf des Sterbenden! — Mit wie viel Verdienst, mit welchen Seegnun- gen seiner Unterthanen, mit welchen Freudenthraͤ- nen seiner Kinder geschmuͤckt: aber auch, mit wel- cher Schuld, mit welchem Jammer, mit welchen Verwuͤnschungen belastet, geht dieser Koͤnig zu Grabe! — — Aber wie? Ist es denn die Geschichte eines Fremden , die wir erzaͤhlen, ist es das Grab eines uns fernen Mannes das gegraben ist? Nein! es ist unsere Geschichte, es ist unser Grab! Wir uͤbergeben unser Schicksal, unser Verdienst, und unsre Schuld, unsere Freude und unsern Jammer von 365 Tagen der Nachwelt; fuͤr uns schließt die Vergangenheit ihr ehernes Thor, un- sere Rechnung der Ehre und der Schande, des Verdienstes und der Schuld, des Gluͤcks und des Ungluͤcks, fuͤr einen langen Zeitraum, ist in dem Buche des Ewigen geschlossen, und wir sind (nichts ist gewisser) um ein Jahr dem Tode und dem gaͤnzlichen Abschlusse unserer irdischen Rechnung naͤher geruͤckt. So stehen wir denn hier auf dem ernsten Standpunkte zwischen Vergangenheit und Zukunft. So fesselt das tiefe Grab unsern Blick, das bald verschuͤttet wird, um dicht neben dem aufgeworfe- nen Huͤgel ein neues zu beginnen, das taͤglich tiefer wird. — Ist es stolze Freude , oder stra- fende Reue , was unsre Brust erfuͤllt? Reue ermattet. — Wer unter der Verschul- dung nicht auch seine Kraft verlohr, wer da weiß, wie der uͤber Vergehungen trauernde Genius der Menschheit zu versoͤhnen ist, der hebt, im Ver- trauen auf seine zwar verletzte, aber unverlorne Wuͤrde, die Augen maͤnnlich empor, und ver- schmaͤht die Reue, die das Herz erschlafft und die Arme zur That laͤhmt. Mit feyerlichem Ernst auf der Stirn, mit frei erhobnem Auge, das Gefuͤhl der Thatkraft in sei- ner Brust, steht der M. an seinem immer offnen Grabe; er fragt, was er verloren, was er zu gewinnen hat, und was seine Wuͤrde fordert. Unter die hoͤrbaren Fluthen der Zeit, denkt er an das allein Stetige in seinem Innern; und unter dem Schwanken einer ganzen Welt, sucht er seinen Standpunkt auf unerschuͤtterlichem Grunde. — So steht er auf der Grenze zweyer Jahre mit Ernst und unter großen Erwaͤgungen; — aber auch mit Freude ? — Koͤnnen wir uns freuen, wenn dieser Augen- blick uns staͤrker, als irgend ein anderer, an die Kuͤrze des Lebens erinnert? — „Ein kom- mendes Jahr, wie weit hin dehnt sich sein Raum vor uns aus, und ach! wie schwindet er, wenn wir zuruͤck sehn!“ — Es scheint der Raum einer Stunde, wenn wir es nach den Thaten messen, deren wir uns heller erinnern. — Noch einige solcher Stunden, und unsere Laufbahn auf der bekannten Erde ist geschlossen! — Kurz ist das Leben, aber lang die Pflicht, lang unsere Wuͤn- sche, Plane und Hoffnungen. — Oder sind wir so stolz, zu glauben, daß wir in so kurzer Zeit, die uns noch bevorsteht, die Vollkommenheit errei- chen werden, die wir nach Maßgabe unsrer Kraft und Voruͤbung erreichen sollen? Koͤnnen wir uns freuen, wenn wir am Schlusse des Jahres berechnen, wie viel dieses Zeitraums wir uns zugeeigenet , wie viel wir davon unserm Leben hinzugesetzt und wie viel wir da- von verloren haben? — Die Zeit ist das einzige Gut mit dem es ehrenvoll ist zu geizen; und mit welchem sind wir verschwenderischer! Nicht genug, daß wir der Natur einen großen Theil unsers Tages fuͤr die Ernaͤhrung und Erhaltung unsers Koͤrpers hingeben muͤssen; wir verwenden einen noch groͤßern auf selbst gewaͤhlte Kleinigkeiten, Geschaͤfte ohne Gewinn fuͤr Geist und Herz, auf die Thorheiten einer selbstgeschaffenen Schicklich- keits-Pflicht, die Langeweile gehaltloser Konver- sation und leerer Gastmaͤhler, auf Krankheiten, die wir uns selbst zugezogen, auf unnuͤtzen Kum- mer, thoͤrichte Freude und kindische Begierlich- keit. Diese, und andre Stellen, nach Seneka. — So vergeht uns ein Tag nach dem andern, und selten kommt einer, an dessen Schlusse wir mit frohem Selbstbewustsein sagen koͤnnen: Wir haben gelebt , nicht bloß geathmet. Koͤnnen wir uns freuen, wenn traurige, bit- tre Erinnerungen uns am Ende des Jahres zustroͤmen, wenn wir auf der Schwelle des Neuen fuͤhlen, daß wir den geheimen Kummer, der sich um unser Herz lagerte, das Elend, was in den verflossenen Tagen das Schicksal schwer auf unsern Nacken legte, mit hinuͤber in das anbrechende Jahr, und in unsere ganze irdische Zukunft neh- men werden? — Wie Mancher steht heut arm und einsam auf dieser Schwelle, der noch vor einem Jahre reich und gluͤcklich am Herzen der Liebe und Freundschaft lag! Wie Mancher, der noch bei dem letzten Jahresschlusse stolz sich in eignem eignem Fahrzeuge auf sanften Wellen wiegte, spielt jetzt in stiller Verzweiflung auf der nakten Klippe mit den letzten Truͤmmern des zerschellten Schiffes! Wie Mancher ward in wenig Tagen dieses Jah- res um sein ganzes Gluͤck und alle seine Hoff- nungen betrogen! Sollen wir endlich uns freuen, wenn wir mit Gewißheit fuͤhlen: wir sind um den langen Zeitraum von 365 Tagen, dem gewissen Tode naͤher gekommen? — Oder haben wir alle es in den hoͤhern Mysterien des Lebens gelernt, das Leben zu lieben, ohne den Tod zu fuͤrchten? Ist die Gewißheit seiner unaufhaltsamen Annaͤherung einem Jeden im Genusse des Lebens angenehm, der Verlust eines so kostbaren Zeitraums fuͤr sein Leben, seine Geschaͤfte und Genuͤsse, erfreulich? Aber, meine Bruͤder, mag uns die gegenwaͤr- tige Stunde immer an die Kuͤrze des Lebens erinnern. Wir wissen es, daß es lang genug, daß es uns reichlich genug zur Vollendung der groͤßesten Thaten der Freundschaft, des Edelmuths, der Aufopferung, zugetheilt ist; daß dessen Leben das laͤngste ist, der, was ihm davon zu Theil ward, gebraucht . — Wir athmen nicht durch uns selbst, aber wir leben durch uns selbst; den Jahren koͤnnen wir nicht gebieten, sich den unsrigen zuzugesellen, aber wir koͤnnen das kuͤr- zeste Leben zu dem laͤngsten machen; und wenn wir kurz leben, sind wir nicht Duͤrftige, sondern Verschwender. — Nicht Runzeln, nicht weiße Haare, nicht Urenkel bezeichnen ein langes Leben, Erstes Baͤndch. P nur eine lange Existenz. Der ist nicht weit ge- schifft, den bald nach dem Auslaufen die Stuͤrme auf lange Irrfahrten, und von diesen zuruͤck an den alten Strand jagten; der ist kein Meister der Tonkunst geworden, der nur die immer wie- derkehrenden Toͤne einer gemeine Melodie hervor- zubringen gelernt hat. — Mag also uns immer- hin ein verschwundenes Jahr an die Kuͤrze der Zeit erinnern; wir verstehen es, durch Erforschung der Wahrheit, durch die Kultur des Schoͤnen, durch gute Gesinnungen und durch Thaten un- ser Leben zu verlaͤngern. Mag der Strom der Zeiten brausend daherstuͤrzen, und in seinen Wir- beln das bunte Spielwerk bejahrter Kinder, die Monumente der Eitelkeit und der Thorheit, die schwer errungenen Trophaͤen der klugen List und der stolzen Gewalt, in den ewigen Abgrund fort- reißen: wir stehn ruhig am Ufer, und wandern still und uͤber die Macht seiner Wellen erhaben, unserm Ziele zu. Wir gebieten der Zeit, uns ihre Schaͤtze zu oͤffnen; wir wissen, daß sie unter allen irdischen Guͤtern, das allertheilbarste ist; und, indem wir keine Viertelstunde fuͤr klein achten, indem wir nicht der naͤchsten Stunde zutheilen, was die gegenwaͤrtige leisten kann, indem wir keinen Augenblick uns selbst und unsere Pflicht aus den Augen verlieren: — legen wir eine schoͤne Gesinnung, eine gewonnene Wahrheit, ein erhebendes Gefuͤhl und eine gute That, nach der andern, in den Schatz unsers Lebens; und so haben wir vielleicht funfzig Jahre geathmet und gelebt, wenn Andere achtzig Jahre geathmet und kaum fuͤnfe gelebt haben. Wir haben viel von unserer Zeit verloren, was wir dem Koͤrper, der an die blinde Natur gefesselt ist, hingeben mußten; aber noch mehr haben wir gewonnen. Wir haben manche Stunde fuͤr unsern Geist und unser Herz ungenutzt vor- uͤbergehen lassen, aber wir haben keinen ganzen Tag verschwendet. Wir haben nicht taͤglich neue Wahrheiten entdeckt, alte Zweifel vernichtet, Tha- ten des Heroismus und der Seelengroͤße geuͤbt, und Anstalten begruͤndet, die auf ganze Menschen- alter hinaus gluͤckliche und seegensvolle Wirkun- gen verbreiten; aber wir haben taͤglich in unse- rer inneren Geschichte eine Linie gezogen, die einen Fortschritt bezeichnet, haben mit Besonnenheit unsre moralische Kraft verstaͤrkt, uns im Guten fester begruͤndet, und durch unser Beispiel, durch unsre zur Humanitaͤt veredelte Guͤte, durch ein herzliches Wort und eine freundliche That, unsern Kindern, Gattinnen und Freunden die Tugend liebenswuͤrdiger, und uns selbst achtenswerther gemacht. So haben wir, unter der Beobachtung unserer Pflicht, leben , und, was noch mehr ist, sterben gelernt; und wer diese erhabne Tugend versteht, dem ist der Tag nicht zu lang, das Jahr nicht zu kurz, der berechnet sein Leben nicht nach Zahlen, sondern nach dem selbsterworbenen Gewinn, den ihm keine Zeit und kein Schicksal entreißen kann. Der sieht ohne Furcht sein Haar bleichen, seine Kniee wanken und ohne Zittern P 2 ein Jahr nach dem andern uͤber seinem Scheitel dahinschwinden; dem ist jeder neue Morgen, als neuer Ruf zur Pflichtuͤbung, ein frohes Geschenk des Ewigen, der begruͤßt jeden Abend mit hei- term Muthe, als waͤr’ es sein letzter. Nein, der feiert unter Zagen und heimlichen Vorwuͤrfen den Schluß der Jahre nicht. Fuͤhrt die letzte Stunde des Jahres uns die Trauerbilder verlorner Freuden, und bitterer Schicksale vor unser matt geweintes Auge; — o so wollen wir sie fest und ernst anblicken: aber sie sollen uns nicht als furchtbare Gespenster ver- folgen, die eine feindseelige Gottheit aus dem Orkus rief, uns mit ihren Schrecken niederzu- schlagen. — War der Verlust, der uns im Laufe des scheidenden Jahres traf, nur klein und traf er nur unser Aeußeres; nun, so fuͤhlen wir gewiß schon am Schlusse desselben die heilende Hand der Zeit; so ist das, was im ersten Augenblick des Schmerzes uns unertraͤglich schien, in der min- derlebhaften und verschoͤnernden Erinnerung, uns zur wehmuͤthigen Freude geworden; so hat uns ein guter Gott schon auf mannigfachen Wegen seinen reichen Ersatz zugefuͤhrt; so hat das Gefuͤhl unserer verstaͤrkten Kraft uns fuͤr den ersetzlichen oder unersetzlichen Verlust getroͤstet. Wir haben vielleicht an der Achtung der wenigen Edlen gewonnen, was wir an der Schaͤtzung der Menge verloren; an Genuͤgsamkeit, haͤuslicher Ruhe und stiller Zufriedenheit doppelt wieder erhalten, was uns die Laune des Gluͤcks an Bequemlichkeit, Glanz und Ueberfluß entzog; unser Freund hat uns schon mit doppelten Gaben seines Herzens ersetzt, was der Undank, die Falschheit, die Ver- kennung, die kalte Herzlosigkeit uns entzog; un- sere Kinder und Zoͤglinge, wenn wir kaum mehr hofften, sie nach unserer Weise gut zu sehen, haben vielleicht schon uns belehrt, daß unsere Wege nicht immer die einzigen sind, und so un- sere Hoffnung durch eigene Guͤte aufs neue erweckt. Unsere Bruͤder haben uns schon das Vertrauen an die Menschheit wiedergegeben, das traurige Erfahrungen auf dem Schauplatze des Eigennutzes und des Undanks uns entreißen woll- ten; die Maurerei selbst hat uns an geheiligten Altaͤren fuͤr den Unmuth, der uns auf den un- fruchtbaren Heerstraßen, die durch die große Wuͤste der Welt ziehen, ergriff, schon reichlich entschaͤ- digt. — Und so wird das Leid des Jahres uns zur Freude, und, bereichert an Erfahrungen und wahrer Lebensweisheit, treten wir mit verstaͤrktem Muthe in das neue. — — War aber das Lei- den, das uns begegnete, anderer Art, traf es unser innerstes Wesen, und fuͤhlen wir, daß es nicht mit irgend einem Jahre, sondern erst mit unserm Leben enden werde; fuͤhlen wir, daß die Bande, die unser Herz mit der Welt verknuͤpften, zerrissen sind, und daß wir nur haltlos, ohne innere Theilnahme und voll Sehnsucht nach dem Einzigen auf ihr wandeln: — o so wollen wir glauben, daß der ewige Vater grade dies Schicksal zu unserer hoͤheren Bildung herbeifuͤhrte, daß grade dieser endlose Kummer, diese unaustilgbare Sehnsucht, die uns in Disharmonie mit unserm Platze und unserm Herzen setzt, nothwendig sei, uns auf den herrlichsten Standpunkt unsers Le- bens hinzuleiten. Unter diesen Gefuͤhlen gedeiht die Groͤße der Gesinnung; diese Leiden loͤsen sanft die Bande, die den unsterblichen Geist ans Irrdische knuͤpfen; diese Schmerzen erhalten das Herz weich und gut, verknuͤpfen es mit dem Him- mel, und bereiten es fuͤr seine Seeligkeit. Wir sind endlich um 365 Tage dem Tode naͤher geruͤckt —; also auch unserm Vaterlande, dem wahren Leben, dem Fortschreiten vom Scheine zur Wirklichkeit, dem Lichte des Geistes, der Ruhe unsers Herzens und — unsern Vorangegange- nen. Wohin uns der fl. St. winkt, wo das Ziel unserer Reisen steht, wohin der ganze Adel unsrer Natur uns draͤngt, wonach unser Herz in seinen edelsten Regungen sich sehnt, wo unsere Freunde uns erwarten: — dorthin zu gehen soll- ten wir uns scheuen, diesem Himmel um einen so großen Schritt naͤher gekommen zu seyn, soll- ten wir zittern? Nein, ein anderes Todtenop- fer sind wir den heiligen Manen unserer Ver- klaͤrten schuldig, und unsere Feste, wenn Theil- nahme ihnen vergoͤnnt ist, sollen ihre Seeligkeit nicht truͤben. Mit solchem Muthe steht der M. am Grabe eines gestorbenen Jahres, so hat er mit wohl- geschliffener K. sein Herz gegen irrdische Begier verwahrt, so hat er seinen Geist mit dem W. M. des Guten und Wahren nach dem Himmel ge- richtet, und seine Kl. weiß und rein von niedri- gem Schmutze erhalten. So erwartet er den ernsten Schl. des gr. Mstrs, der ihm eine neue L. der Arbeit, des Denkens und der That eroͤf- net, und ihn in der Reihe der Geister in Ord- nung stellt. Als ein treuer Haushalter uͤbernimmt er den neuen Schatz der ihm zu weiser Verwaltung an- vertraut ward; er sorgt dafuͤr, mehr einzusam- meln, als er ausgiebt; er sorgt, an Leben zu ge- winnen, was er an Zeit ausgeben muß. Er weiß, daß das erst sein ist, was er wirklich zuruͤck- gelegt hat. Die Gegenwart ist kurz, und nur in Augenblicken uns zugetheilt, die Zukunft zwei- felhaft; nur die Vergangenheit ist gewiß, uͤber sie hat das Schicksal seine Macht verloren, und kein Gott fuͤhrt fie zuruͤck oder aͤndert sie. So sorgt er denn durch weisen und emsigen Gebrauch der Zeit fuͤr sein wahres, ewig sichres Eigenthum. So ist die ganze Zeit sein: die Vergangenheit durch Thaten und Erinnerung, die Gegenwart durch den Gebrauch, die Zukunft durch das Gesetz seines Willens; so tritt er durch See- lengroͤße heraus aus den Schranken mensch- lichen Schwaͤche; so bahnt ihm die der Weisheit den Weg zur Unsterblichkeit, und setzt ihn auf den Platz, von dem ihn Niemand vertreiben kann. — Thoͤricht ist es, zu leben, als wuͤrden wir ewig hier seyn; thoͤricht, zu leben, als muͤß- ten wir morgen davon. Darum begehrt der Weise das Irrdische nicht als ein Unsterblicher, und haͤlt es nicht fest, als ein Sterblicher. Er verachtet nicht, was der andere Theil seiner Na- tur fordert, aber er giebt sich ihm nicht hin; er umfaßt die Pflichten, die ihm seine Verhaͤltnisse im Einzelnen auflegen, aber er vergißt ihren Grund nicht, der ihn auf das Hoͤhere leitet; er horcht in den großen Akkorden der Natur nur den Harmonien mit Wonne, die aus einer andern Welt in sie heruͤber toͤnen. So nimmt er die Gabe der Freude mit dankbarer Hand an, so genießt er das Gute und Schoͤne mit Maͤßigung und Wuͤrde, so ertraͤgt er das Unabwendbare und gebietet frei, wie ein Koͤnig in seinem Kreise. Und wenn auch ihm die letzte Stunde im letzten Tage des letzten Jahres schlaͤgt, so reicht er freu- dig dem kommenden Engel die Hand entgegen, und uͤbt als Meister die Kunst, die er durch sein ganzes Leben voruͤbte, die ihm die Lehrerin des wahren Lebens war, die Kunst zu sterben. Auch von uns, meine Bruͤder, sagen vielleicht einst unsere Kinder, unsere Freunde, oder die Jahrbuͤcher des O.: im Jahr 1800 starb unser Vater, unser Freund, unser Bruder. — Wie soll der Nekrolog ihrer Herzen unsere Namen bezeichnen? — Unsere Herzen antworten darauf; und froͤhlich ergreifen wir aus des Ewigen Va- terhand das Geschenk eines neuen Jahres, in dem wir durch neuen Eifer der Liebe, die Liebe unse- rer Bruͤder, unserer Freunde, Gattinnen und Kinder verdienen koͤnnen. Auch unsern Namen nennt vielleicht inner- halb Jahresfrist ein ernster Bothe des Todes; auch wir liegen vielleicht bald, wie jetzt einer der Unsrigen, der noch vor Kurzem unter uns wan- delte, auf dem Lager, mit sterbendem Auge, und wollen entschlummern; und gewiß! uns Alle ver- eint die Feier des neuen Jahrhunderts nicht in diesem Tempel, die heut die Feier des Jahres rief. — Moͤge uns, wenn wir unsern Sch. und unsere K. abgelegt haben, die Hand der Liebe und der Gerechtigkeit einen frohen Kranz win- den! — Sey uns willkommen neues Jahr, wo wir ihn durch Fleiß im Guten, durch reinen Willen, durch Werke der Wohlthaͤtigkeit, der Hin- gebung und aͤchten Bruderliebe verdienen koͤnnen. So sey auch mir willkommen. So schmerz- haft, als dein Vorgaͤnger wirst du und keiner deiner Nachfolger mir seyn. Keiner deiner Mon- den wird in seinem beschraͤnkten Raume die hoͤchste menschliche Freude und das hoͤchste irrdische Elend so zusammen draͤngen, als es der Junius des bald vergangenen that; keiner wird, wie dieser, mich die Thraͤnen der Wonne kennen lehren, um fuͤr sie mein Auge auf immer zu vertrocknen. Sey auch du mir in deinem Grabe gesegnet! das groͤste Opfer meines Lebens ist gebracht; du hast mich gelehrt, die Zukunft, wenn nicht zu wuͤn- schen, doch nicht zu fuͤrchten, und sie dem Schick- sale mit Resignation zu uͤbergeben, sie nach Ge- fallen zu ordnen. Sey mir in dieser ernsten Stunde gesegnet; einst werde ich deinen Gang ganz verstehn! — Du hast mir ja schon Viel gegeben. In diesen heiligen Kreis von Maͤnnern und Bruͤdern hast du mich gefuͤhrt, die mich mit warmem Herzen und mit einem Vertrauen em- pfingen, das edlen Maͤnnern ziemt, und die Ge- weihten der hoͤheren Mysterien des Lebens ehrt: — — — — — — — — — — — — Darum sei mir in deinem Grabe gesegnet! Mein Schmerz soll deinen Schlaf nicht stoͤren. Dort, wo wir uns und unsere Verklaͤrten wiedersehen, werde ich auch dich (ich hoff’ es zu Gott!) einst wiederfinden. III. An einen jungen Freund, als er sich in den Orden aufnehmen lassen wollte. Dieses und das folgende Gedicht von Schil- ler ist aus den Horen. Jahrgang 1785. 11. St. Beide sind so vollwichtigen Inhalts, so ganz auf unsern Gegenstand, mit kleinen Veraͤnderungen, an- wendbar, daß wir uns nicht enthalten koͤnnen, sie den Maurern, als fuͤr sie geschrieben, vorzulegen. Das erste ist uͤberschrieben: Einem jungen Freunde, als er sich der Weltweisheit widmete. d. H. Schwere Pruͤfungen mußte der griechische Juͤng- ling bestehen, Eh’ das Eleusische Haus nun den Bewaͤhrten empfing. Bist du bereitet und reif, das Heiligthum zu be- treten, Wo den verdaͤchtigen Schatz Pallas-Lato- mia birgt? Weißt du schon, was deiner dort harret? Wie theuer du kaufest? Daß du ein ungewiß Gut mit dem gewissen bezahlst? Fuͤhlst du dir Staͤrke genug, der Kaͤmpfe schwer- sten zu kaͤmpfen, Wenn sich Verstand und Herz, Sinn und Gedanken entzweyn, Muth genug, mit des Zweifels unsterblicher Hy- dra zu ringen, Und dem Feind in dir selbst maͤnnlich entgegen zu gehn, Mit des Auges Gesundheit, des Herzens heiliger Unschuld Zu entlarven den Trug, der dich als Wahr- heit versucht? Fliehe, bist du des Fuͤhrers im eigenen Busen nicht sicher , Fliehe den lockenden Rand, ehe der Schlund dich verschlingt. Manche gingen nach Licht, und stuͤrzten in tie- fere Nacht nur; Sicher im Daͤmmerschein wandelt die Kindheit dahin. IV. Archimedes und der Schuͤler. Zu Archimedes kam ein wißbegieriger Juͤngling: Weihe mich, sprach er zu ihm, ein in die goͤttliche Kunst, Die so herrliche Fruͤchte dem Vaterlande getragen, Und die Mauren der Stadt vor der Sam- buca Name einer Belagerungsmaschine, deren sich Marcellus gegen Syrakus bediente. beschuͤtzt. „Goͤttlich nennst du die Kunst? Sie ist’s, ver- setzte der Weise, Aber das war sie mein Sohn, eh’ sie dem Staat noch gedient. Willst du nur Fruͤchte, die kann auch eine Sterbliche zeugen, Wer um die Goͤttinn freyt, suche in ihr nicht das Weib .“ V. Trauerlied . Aus Jacobi’s Taschenbuch fuͤr das Jahr 1802. R uhe sanft bestattet, Du von Schmerz ermattet; Allen Kummer tilgt das Grab. Wir, die letzten Blicke senkend, Stehn am Rand; und dein gedenkend, Streun wir Blumen dir hinab. Wohl dir! ruh in Frieden! Deinen Lauf hienieden Hast du, Guter, wohl gelebt. Redlich hast du nach Vermoͤgen, Schnoͤder Eitelkeit entgegen, Gottes Licht und Recht erstrebt. Wohl dir! ahnde leise, Was im stillen Kreise Du geduldet und gethan. Jetzt am hohen Ziel gewannest Du den Palmkranz, und begannest Dort des hoͤhern Kampfes Bahn. Aber wir, die Deinen, Stehn am Grab’, und weinen, Daß so fruͤh der Gute schied! Du, so liebreich und gesellig, Du, zu Wort und That gefaͤllig, Liegst im Sarge nun verbluͤht. Seelenhuͤll’, o werde, Was du warest, Erde, Von des Rasens Blumen schoͤn. In verklaͤrtem Schimmer hebet Staunend sich der Geist, und schwebet Engelflug zu Gottes Hoͤhn. Zwar gen Himmel eilend, Haucht der Geist, noch weilend, Troͤstung uns, dem Luͤftchen gleich: „Weinet nicht zu sehr, ihr Lieben! „Laßt den Erdenstaub zerstieben; „Dort in Wonn’ erwart ich euch.“ Ruhe, Staub bey Staube! Unsers Bruders Glaube Soll auch uns das Herz erhoͤhn. Thraͤnend scheiden wir von hinnen; Doch wir kommen oft, und sinnen Ach, ein frohes Wiedersehn. Voß . 8. Memorabilien . I. Stelle zur Beherzigung, aus einem ver- gessenen Flugblatte . F olgende Stelle aus einem vergessenen Flugblatte (Hingeworfene Gedanken eines freien Mannes uͤber den in der Voßischen Blumenlese fuͤr das Jahr 1776. befindlichen Anhang, die Freimaurerei betreffend. 12. pag. 29 f.) verdient der Vergessen- heit entrissen und den Freimaurern, besonders den Verketzerern unter ihnen, zur Beherzigung em- pfohlen zu werden, damit sie wissen, was unbe- fangene Nichtmaurer uͤber sie denken und unbefangne Maurer mit tiefem Schmerze fuͤhlen. „Es gab gutherzige Leute, die sich sonst nach Eurem Orden draͤngten, weil sie ihn in allen Euren Schriften immer als den stillen Zu- fluchtsort aller verkannten Tugend, als den heili- heiligen Tempel der Bruderliebe ruͤhmen hoͤr- ten. Diese guten Menschen waren so treu- herzig, daß sie sich sogar nicht einmal durch das aͤußerliche, sehr unzweideutig nichtswuͤr- dige Betragen einer großen Anzahl Eurer Ordensglieder abhalten ließen, doch immer zu glauben, daß die Ordensverfassungen dennoch sehr loͤblich und vertrefflich seyn koͤnnten, ob sich die Glieder desselben gleich die Freiheit erlaubten, nichts weniger, als loͤblich gegen einander selbst, im buͤrgerlichen Leben zu han- deln. Und so vermehrte sich die Anzahl Eu- rer Glieder doch immer und demnach auch wohl Euer innerer Wohlstand — Darinn ist keine Konsequenz. . Aber nun, da ihr selbst gesteht, Ihr koͤnntet Euch spalten , so faͤllt der ganze Nimbus Eurer Vortrefflichkeit, und der Begriff, den gute Seelen ehedem noch von der seeligen Abgeschiedenheit hatten, in welcher Ihr in Euren Logen lebtet, dahin. Nun wirds bald die ganze Erde wissen, daß Astraͤens Zeiten, wovon Ihr in all Euren Liederchen dudeltet, eine schoͤne Schimaͤre ist, die vielleicht dem Jahre 2440 aufbehalten ist. Und was sollen wir nun zu der Parthei unter Euch sagen, welche verfolgen will? und die seyd Ihr ! Der Verf. spricht uͤberall nur von der Zinnendor- fischen Parthei oder den BB. der sogenannten großen Landes-Loge. Erstes Baͤndch. Q Nicht einmahl fuͤr gewoͤhnliche Menschen, sondern vielmehr fuͤr sehr schlimme Leute muͤs- sen wir Euch halten. Es kann keinen Fall geben, wo Verfolgung einer Sekte , die der großen Gesellschaft der Erde keinen Ein- trag thut, (und daß ihn die Sekte, die Ihr zerstoͤhren wollt, Dies galt damals der strikten Observanz, die jetzt unter der Direction der hw. gr. L. zu den drei Weltkugeln in Berlin arbeitet. Da aber die gr. L. L. dieses System nun anscheinend tolerirt, so hat sie dafuͤr gesorgt, die Wahrheit dieser Stelle nicht un- tergehen zu lassen, indem sie fuͤr jetzt die große Loge Royale York zur Freundschaft verketzert und verfolgt. thue, das habt Ihr gleich- wohl noch nicht bewiesen) sich rechtfertigen ließe. Was haben andre Menschen von Euch zu gewarten, wenn Ihr gegen eine von Euch abtruͤnnig gewordene Sekte, wie Ihr sie nennt, Euch ausdruͤcklich zum Zerstoͤhren verbindet? Und das alles wollt Ihr obendrauf im Ange- sicht der ganzen Erde thun? In den Staaten des allerduldendsten Fuͤrsten? „Nach dem Edict vom 20. October 1798?“ In einem Koͤnigreich, wo Ihr kein Mausenest zu zerstoͤ- ren das Recht habt, wollt Ihr gute Buͤrger (die keiner Seele unter uns was arges thun, die selbst Euch nicht, wenigstens nicht so un- verschaͤmt oͤffentlich wie Ihr, Haß und Ver- folgung drohen) unter dem Titel: Sekte zerstoͤhren? Zeigt uns zufoͤrderst das Gefaͤhr- liche derselben; das heißt, zeigt uns, in wie fern sie, als von Euren, uns unbekannten Gebraͤuchen abgehend, der menschlichen Ge- sellschaft schaͤdlich sey. Denn, wenn sie wei- ter nichts gethan hat, als daß sie sich von so ehrlichen Bruͤdern mit der Inquisitions- Fackel in der Hand und der Domini- kanermoral im Herzen , getrennt hat; und sich nichts um Eure Lord schaften, Groß- und Landes-Logenschaften kuͤmmert: so ist das noch lange kein Verbrechen, weshalb Ihr sie vor der deutschen Nation belangen, oder gar mitten in ihrem Schoos, unter dem Schutz so vieler Fuͤrsten, Hier nur und zwar statt aller: Unter dem wie- derholten landesvaͤterlichen Schutz des gerechtesten Regenten, dessen Unterthanen alle diese verfolgenden und verfolgten Maurer sind. feindlich behandeln koͤnnt. Diesen und uns ist sie, trotz ihrer Ketzerei, ganz recht, und wirds auch wohl bleiben, so lange sie sich so friedfertig und duldend, auch uͤberhaupt, als Buͤrger betrachtet, so wie bis- her betragen hat. Ihr haͤttet demnach weise gethan, wenn Ihr uns das Maul mit Eu- rer Fehde nicht aufgesperrt haͤttet; Geht auf die Insinuation in der obenangef. Vossischen Blumenlese. denn was wissen wir nun im Grunde mehr, als daß Ihr Euch den allerlaͤcherlichsten Gedanken habt beigehen lassen, Eure Großlogenschaft allenthalben hin zu traͤtschen, wo Ihr nichts zu befehlen habt, und dadurch auf Eure Un- kosten was zu lachen zu geben? Und das koͤn- nen wir auf allen Fall geschehen lassen. Ob wir ein ander Possenspiel sehen, oder das Eurige, das gilt uns am Ende gleich. Wer uͤbrigens ein Menschenfeind waͤre, dem gaͤbt Ihr eine treffliche Gelegenheit, eine Schandschrift auf die menschlichen Tugenden zu machen und Euch zum Muster zu nehmen, da Ihr die letzten unter allen Sterblichen — aus Klugheit schon die letzten! — haͤttet seyn sollen, die Grundsaͤtze aller Sittlichkeit und aller gesellschaftlichen Sicherheit und Gluͤckse- ligkeit zu untergraben und Euch obendrein damit viel zu wissen. ꝛc. ꝛc. II. „Trinkt, den Orden zu erheben, Nach euch ( nur wohl ) bekanntem Maas.“ D iese beiden Verse, aus dem Liede: „Maurer, aͤchter Weisheit Kinder,“ welches in einigen Lo- gen als Schlußlied pflegt gesungen zu werden, sind den meisten BB. unverstaͤndlich. Es ist nehm- lich lich nirgends in den LL. von einem vorgeschriebnen Maaße im Trinken die Rede, jeder schenkt sich nach Gefallen ein und ist nur an die allgemeinen Regeln, welche Gesundheit und Anstaͤndigkeit vor- schreiben, gebunden. Diese Undeutlichkeit wird noch durch die Variante: Nur , vermehrt, und man sieht nicht ein, wie das Maaß im Trinken, welches nur dem Trunkenbolde ein Geheimniß ist, auf ein- mal unter die Freimaurer-Geheimnisse kommt. Den Aufschluß dieser Dunkelheit glaube ich in einer Stelle von Erich Servati’s Bruchstuͤcken zur Geschichte der deutschen Freimauerei gefunden zu haben. Er macht S. 211 zu einer Stelle des Anti-St. Nicaise, wo er von der strikten Obser- vanz spricht, folgende Anmerkung: Diese Reform der alten Freimaurerei, bestand bloß in der Einbildung, daß die aͤchte Mau- rerei die geheime Fortsetzung des T. H. O. sey, in Vermehrung der Stufen durch neue Ehrenstellen der Ritter und Komthure, in Forderung mehrerer Receptionsgelder, und im Gebrauch kleinerer Gesundheits- Glaͤser . Denn fast schien es, erzaͤhlt er selbst A. St. N. S. 28., daß die Art maurerisch zu trinken, das groͤßte Geheimniß des Ordens ausmachte. Man kann sich leicht vorstellen, daß, da das starke Trinken bis gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts unter den Deut- schen noch sehr gebraͤuchlich war, das Geheim- niß maurerisch zu trinken, von den deutschen Maurern sehr kultivirt wurde; und es sahen Erstes Baͤndch. R daher die meisten deutschen Logen den engli- schen, wie sie St. Nicaise beschrieben, ganz aͤhnlich. Baron von Hund (faͤhrt Servati fort) ein denkender Kopf und Feind des Trunks, verbesserte diesen Fehler ; aber gewißlich nicht durch Einfuͤhrung eines Ritterordens, indem man eher wohlthaͤtige als nuͤchterne Ritter findet. Dafuͤr sind wir ihm un d seinen Mitreformatoren war- men Dank schuldig, daß sie durch Zerstoͤrung der maurerischen Trinkgelage, die Nuͤchtern- heit, selbst in der profanen Welt, befoͤrdert haben. Gewiß, von den vierziger Jahren, koͤnnte man ganze Baͤnde Toasts oder maure- rischer Gesundheiten aufweisen. Sonach wuͤrde obenangefuͤhrtes Lied der strik- ten Observanz zugehoͤren und jener Vers ein Aus- druck der von ihr eingefuͤhrten groͤßeren Nuͤchtern- heit bei den Tafellogen seyn. Jetzt hat er freilich seine (geschichtliche) Bedeutung verlohren, und das Trinken der Freimaurer steht jetzt eben so we- nig in schlimmem Ruse, als das der Deutschen. Auch haben jene, besonders unsere Landsleute, es vorzuͤglich noͤthig, sich in dem Rufe der Nuͤchtern- heit zu erhalten; nicht, weil sie als Deutsche den Verdacht leichter erwecken koͤnnen, sondern weil die Meinung des profanen Publikums von ihrer Sache, eine andre ist, als in andern Laͤn- dern z. B. in England, wo die Freimaurer-Klubbs nur fuͤr Trinkgelage gehalten werden. Dies wird klar durch eine hierher gehoͤrige Stelle in Kants Anthropologie S. 73. wo er sagt: „Weiber, Geistliche und Juden betrinken sich gewoͤhnlich nicht, wenigstens vermeiden sie sorgfaͤltig allen Schein davon, weil sie buͤr- gerlich schwach sind und Zuruͤckhaltung noͤthig haben, (wozu durchaus Nuͤchternheit erfor- dert wird). Denn ihr aͤußerer Werth beruht bloß auf dem Glauben Anderer an ihre Keuschheit, Froͤmmigkeit und separatistische Gesetzlichkeit. Denn was das letztere betrifft so sind alle Separatisten, d. i. solche, die sich nicht bloß einem oͤffentlichen Landesgesetz, sondern noch einem be- sonderen (sektenmaͤßig) unterwerfen, als Sonderlinge und vorgeblich aus- erlesene, der Aufmerksamkeit des Ge- meinwesens und der Schaͤrfe der Kritik vorzuͤglich aus gesetzt; koͤnnen also auch in der Aufmerksamkeit auf sich selbst nicht nachlassen, weil der Rausch, der diese Behutsamkeit weg- nimmt, fuͤr sie ein Skandal ist .“ Man sieht, wie genau diese Stelle auf die Freimaurer paßt, die von ihren Arbeiten bei dem profanen Publikum gern eine gute Meinung, daß sie nehmlich sich mit etwas Ernsthaftem und nicht bloß mit geselligen Vergnuͤgungen beschaͤftigen, erhalten wollen. Indessen herrscht unter ihnen daruͤber nur eine stillschweigende Konvention und ich kenne keine maurerischen Trinkgesetze in Ruͤck- sicht des Maßes und der Enthaltsamkeit; wenn man nicht Tit. VI. Abschn. 2. der englischen Old- Marks hieher rechnet, der also lautet: Nach dem Schlusse der Loge mbget ihr froͤh- lich und mit allem Anstande vergnuͤgt seyn; ihr moͤgt euch einander nach Vermoͤgen und mit Vermeidung alles Uebermaßes bewirthen; keinen Bruder aber sollt ihr noͤthigen, uͤber sein Beduͤrfniß zu essen oder zu trinken, oder mit euch zu bleiben, wenn er weggehen will. Denn ob ihr gleich nach den Logenstunden wie andre Menschen zu betrachten seyd, so koͤnnte doch der uͤble Nachruf eures Betra- gens, der Bruͤderschaft, wiewohl unbilliger Weise, beigemessen werden. Die Naivetaͤt des letzten Satzes wird keinem entgehen. Uebrigens steht ein sehr lesenswerther Aufsatz: Ueber den Zweck und Werth der Tafello- gen uͤberhaupt, vom Br. Rhode in den Jahr- buͤchern der Gr. L. R. Y. zur Freundschaft vom Jahre 179 8/9. Er schließt seine Betrachtungen uͤber die Gesundheiten und Gesaͤnge bei den mau- rerischen Mahlen, mit folgenden schoͤnen Worten: Ich werde mich huͤten, nun noch das Bild einer Maurertafel zu entwerfen, wie sie nicht seyn sollte; von der der gute Genius der Nuͤchternheit und der Maͤßigkeit entflicht, und dem Daͤmon der Schwelgerei Platz macht. Wozu sollte dies auch bei Maͤnnern nutzen, die laͤngst beim Genusse der Weisheit, und bei der Freude den Grazien huldigten, und von selbst denen ihr Misfallen bezeigen werden, die sich an beiden versuͤndigen. Und so ist wohl alles erklaͤrt, was bei den Worten: Trinkt, den Orden zu erheben , Nach euch wohl bekanntem Maas. gedacht werden koͤnnte. — r. III. Maurerische Unwissenheit . E s existirt eine sonderbare Schrift, die den Titel fuͤhrt: Die Freimaͤurerei, der Weg zur Hoͤlle. Eine Predigt , worinn deutlich aus Schrift und Vernunft gezeigt wird, daß alle, die zu diesem Orden gehoͤren, in einem Stande der Verdammniß sind. 1768. 8. (Text aus Offenb. Joh. 17, 5.) Diese Predigt ist leider nicht einmal so possirlich, daß man daruͤber lachen koͤnnte, sie erweckt eben so wenig Ernst, und also einen reinen Ekel, sie enthaͤlt aber eine Stelle die manchen gelehrten und ununterrichteten Maurer stutzig machen koͤnnte. Es heißt S. 29. Betrachten wir sie, (die Frei-Maurer) von der Seite der wissenschaftlichen Erkenntnisse, so werden wir sie in der klaͤglichsten Unwis- senheit finden. Sie sagen uns, daß eine L. drei Thuͤren hat, eine nach Osten, die andre nach Westen und die dritte nach Suͤden, aber keine nach Norden, warum? Weil, sa- gen sie, die Sonne nie in der Gegend schei- net. Sie wissen nicht, daß jenseits des Wendecirkels des Steinbocks die Sonne eben so gut aus Norden scheint, als sie an dieser Seite des Wendezirkels des Krebses aus Suͤ- den scheint. Ein andres Beispiel ihrer Un- wissenheit ist noch merkwuͤrdiger, da es sich auf einen der einfachsten Erfahrungssaͤtze in der Meßkunst bezieht. Sie sagen, (wo?) daß die Peripherie der Saͤulen des Tempels zwoͤlf Ellenbogen waren, und ihre Dicke vier Dau- men, wodurch sie die Peripherie eines Cir- kels hundertmal groͤßer, als seinen Diameter machen, ob es gleich bekannt ist, daß das Verhaͤltniß nicht groͤßer ist, als etwa drei gegen eins“ Und ein drittes Beispiel von Unwissenheit ist noch merkwuͤrdiger, das: daß ein Mann, der uͤber Maurerei schreibt, nicht einmal weiß, daß die maurerische Sprache symbolisch verstanden und erklaͤrt werden muͤsse. Die Kenntniß der Historie, welche diesen symbolischen Ausdruͤcken zum Grunde liegt, wollen wir uͤbrigens so wenig verlangen, als wir die Wichtigkeit dieser Historie zu betheuren gedenken. — Darauf aber kann man sich verlassen, daß die Sonne, die in jenen Aus- druͤcken gemeint ist, wirklich nie aus Norden ge- schienen hat. Gedruckt, bei M. L. Pauli .