Johann Georgen Estors Fuͤrstl. Hess. geheimten regirungs rates und vicekanzlers buͤrgerliche rechtsgelehrsamkeit der Teutschen nach maasgebung der Reichs-abschiede und bewaͤhrter nachrichten auch der regirungs- sodann rechts- und policei- anbenebst der kammer- imgleichen der stadt- und landwirtschafts-kunden ausgefertiget von Johann Andreen Hofmanne der rechte oͤffentlichen lehrern und beisizern der juristen facultaͤt Marburg verlegt es Jmmanuel Weldige 1757 . Vorrede. D ie bisherigen einleitungen zum Teutschen privat-rechte sind fuͤr die regirungs-policei und kammer-raͤte auch beamten, so dann fuͤr die facultisten bey ausarbeitung der acten, nicht weniger zum gebrauche der landschafts-syndicen, auch der fiscalen nicht anreichend. Und gleichwie ich seit ):( dem Vorrede. dem jare 1725 an die ergaͤnzung desje- nigen, was weder in den pandecten, noch im geistlichen, sowohl lehn- als auch stats-rechte sich nicht findet, dennoch in der praxi vorkoͤmmt, auf die tribfe- dern der erfarung habe ernstlich denken muͤssen; also verhoffe ich, daß meine bemuͤhung zur mißdeutung nicht gezo- gen werde. Ich lerne gern taͤglich. Daher soll mir die freundschaftliche ver- besserung der untergelaufenen feler zur herzlichen freude, wegen der dadurch erlangender verbreitung der wahrheiten, gereichen. Unterdessen wuͤrden meine uͤberhaͤuften geschaͤfte mir nicht verstat- tet haben, dises werk so bald an das licht Vorrede. licht zu geben, wenn nicht die liebe zur befoͤrderung der wissenschaften den hisi- gen herrn professor Hofmann zu mei- ner ausnemenden dank-verbindlichkeit bewogen haͤtte, den aufsaz meiner lehr- saͤze und erfarungen zu uͤbernemen. Was dem nach an verschoͤnerungen und aus- zierungen dises Werkes von der guͤtig- keit des lesers etwa wahrgenommen wird, das ist nicht mir, sondern dem nur belobten herrn professor Hofmanne zuzuschreiben. Und da sich die herren professoren Puͤtter und Achenwall anfaͤnglich ins natur-recht teileten; so tue mit dem mehr gedachten herrn pro- fessor ich gern ein gleiches. Was ei- ):( 2 nem Vorrede. nem Luͤder Menken nicht verarget wurde, darin hoffe ich auch, daß der- gleichen gerechtigkeit vom geneigten leser mir angedeihen werde. In der kuͤnfti- gen Michaelis-messe folget, so Gott will, der andre und lezte teil. Johann Georg Estor. Marburg, am 12ten Maͤrz. 1757 . Johann Johann Georgen Estors Fuͤrstlichen Hessischen geheimten regirungs-rathes und vicekanzlers auch ersten lehrers der rechte in der universitaͤt zu Marburg grundsaͤze des Teutschen rechtes . Grundsaͤze des Teutschen rechtes. Erstes haubtstuͤck Von der wircklichkeit des Teutschen rechtes, dessen nuzen, nothwendigkeit, quellen, auch den huͤlfsmitteln, und der heutigen beschaffenheit. § 1 D as Teutsche recht ist eine wissenschaft Erklaͤrung des Teut- schen rech- tes. derer Teutschen gesaͤze und gewohn- heiten, welche in Teutschlande zur entscheidung der privat-streitigkeiten uͤblich gewesen, und zum theile, aus- ser den Roͤmischen rechten, nach maaßgebung der Teutschen verfassung, uͤblich worden sind. § 2 Dieses recht pflegen Ulrich Thomas Lauter- das hodie und mori- bus. bach , und andre rechtsgelehrten, welche von den Reichsgesaͤzen, so wohl den Teutschen gewohnheiten nichts wissen wollen, oder guͤnstlinge der glossato- ren sind, durch das hodie , oder moribus , oͤfters anzudeuten, sihe Johann Carl Heinrich Dreyern A 2 de I haubtst. Von der wircklichkeit de vsu genuino iuris Anglo-Saxonici, § 1, s. 5, und f. § 3 die ein- theilung des T.rech- tes. Das Teutsche recht hat nicht allein seine quel- len, sondern auch seine huͤlfsmittel. Es ist selbiges in das allgemeine und besondere , nicht minder in das alte, mittlere , und neue einzutheilen. § 4 die ge- wohnheiten werden rechte ge- nennet. Die sitten wurden durch die schoͤppen beibehal- ten, und fortgepflanzet. Die Teutschen nenneten die gewohnheiten rechte ; daher das spruͤchwort entstanden ist „der schoͤppe weiset zu rechte„, Jo- hann Nicol Hert de notitia veteris Germaniae populorum P. I, cap. 4, § 7, und in paroem. 39, s. 460, T. III, vol. II , George Tobias Pistorius im thesauro paroemiarum German. iurid. cent. IV, paroem. 99, s. 294 fg. Die Teutschen nen- neten auch die geschribenen gesaͤze justitias, Franz Dominicus Haͤberlin de statutis Susatensibus in der vorrede, s. 2, Eckhard in der hermeneu- tica iuris lib. II, cap. 1 § 12, * s. 313 § 5 In was fuͤr einer sprache, der Lateinischen, oder Teutschen, solche gesaͤze abgefasset worden sind, solches ist einerlei. Von der Teutschen sprache sihe den Burghart Gotthelf Struven im corp. hist. German. prolegom. sect. 1, § 9, § 29 s. 5 u. s. 13. § 6 wenn die Teutsche sprache aufgekom- men sei? Die Teutsche sprache wurde von den gebruͤde- ren, dem Carlmanne, Ludewigen, und Carlen ge- brauchet, Hahn in der Reichshistorie, I th. s. 257, Struve im corp. iur. publici cap. 28, § 5, s. 1047. Ottfrid , der moͤnch, hat am ersten in Teutschem geschriben. Er lebete in der mitte des neunten jahr- des Teutschen rechtes. jahrhunderts zu den zeiten des kaisers Lotharius des I. , und war ein Benedictiner, und hiese vom orte Weisenburg, im Elsaße, Ottfridus Wizan- burgensis; Fabricius in der bibliotheca mediae et infimae latinitatis vol. 5 s. 535, fg, David Hofmann de Ottfrido, 1717, 4. § 7 An der wircklichkeit des Teutschen rechtes ist das da- seyn des T. rechtes wird erwiesen. um so weniger zu zweifeln, je gewisser es ist, daß die Teutschen ihre besondre staats-verfassung ge- habt haben, welche ohne gesaͤze nicht bestehen kan, ungeachtet die strengen civilisten solche ohne allen grund laͤugnen, auch die erlernung dises rechtes fuͤr unnuͤzlich und hoͤchst schaͤdlich halten; sihe die epi- stolam Schmidio scriptam s. 93 und fgg., bei der disputation de iuribus quibusdam viduarum mulierum equestrium etc, den Christian Gott- frid Hofmann in der disp. de iurisprudentiae principiis et fontibus § 7 § 22, bei des Georgen Beyers delineatione iuris Germanici. § 8 Die alten gesaͤze der Teutschen sollen nichts mehr gelten, Brockes de exiguo vsu antiqua- rum legum Germanicarum, die gewohnheiten aber kein recht mehr seyn. § 9 Allein da wir auch ein jus non scriptum, wie die Roͤmer haben, pr. instit. de officio iudicis, wor- auf die richter zufoͤrderst ihr augenmerck bei ent- scheidung der rechtshaͤndel richten sollen; hiernaͤchst wirckliche allgemeine gewohnheiten in Teutschlan- de, von alten zeiten her, vorhanden gewest sind; ferner die Reichsabschide sehr viles von den privat- geschaͤften enthalten; sodann die kammergerichts- ordnung , I th. tit. 57, der Westphaͤlische fridens- A 3 schluß I haubst. von der wircklichkeit ꝛc. schluß art. V , § 4, der Reichsabschid vom jahre 1654 § 105, die Reichshofrathsordnung , tit. 1 § 15, der visitations-abschid vom jahre 1713 § 15, die kaiserliche wahlcapitulation art. 15 § 18 uns darauf, als die rechte des vaterlandes, vor allen dingen weisen; so waͤre es unverantwortlich, solche zu verabsaͤumen, Engelbrecht in der comment. de vtilitate ac necessitate studii iuris Germa- nici. § 10 die studi- rende ju- gend soll auf die T. sitten bei hiesiger univ. gewi- sen werden. In den sazungen fuͤr die hiesige universitaͤt ist sehr weißlich geordnet, dahin zu sehen, daß die stu- dirende iugend auf die Teutsche sitten, insonderheit auf den Tacitus de moribus Germanorum und den Caͤsar gewisen werde. § 11 die T. rechtsge- lahrheit ist unentbehr- lich. Die wissenschaft der Teutschen rechte ist in kei- nem theile der rechtsgelahrheit zu entraten, Eck- hard am a. o. lib. I cap. 8, § 341 fg. s. 279-298, lib. II cap. 1 § 1, s. 301, Dreyer de vsu genuino iuris Anglo-Saxonici, § 1 s. 3 u. f. von West- phal de iuris Romani indole et obligandi di- versa ratione ac dignitate in foris German. cap. II, § 4, 5, George Beyer de vtilitate lect. academ. in iure German., welche abhandelung seiner delineationi iuris Germanici vorgesezet ist. § 12 die R. A. enthalten buͤrgerliche ꝛc. handlun- gen. Die Reichs-abschide handeln vielfaͤltig von den erbschafts-rechten, testamenten, vormundschaften, contracten, dem wucher, den zinsen, dem policei- wesen, den handwercken, und deren mißbraͤuchen, den bankerutirern, juͤden ꝛc. Sie enthalten proceß- regeln, und vile andre buͤrgerliche handlungen. § 13 des Teutschen rechtes. § 13 Der einwurf von dem albernen und tummen die T. ge- saͤze sind nicht tumm inhalte der alten Teutschen gesaͤzen, ist unbegruͤn- det, wie Grotius und Heineccius gezeiget haben. § 14 Gisebert, Schilter, von Ludewig, Gund- befoͤrderer des T. R. ling, Ropp , und andre haben das Teutsche recht mit gutem erfolge betriben, wie denn nur bemeld- ter kanzler von Ludewig den professor Gonne auch zum doctor des Teutschen rechtes gemachet, imglei- chen der Luͤbeckische syndicus Dreyer vorhin zu Kiel als lehrer der Teutschen rechte gestanden hat. § 15 Gestallt dann auch, Kulpis, Thomasius , ab- sonderlich Kreß, Gerhard, Engelbrecht, Jo- hann George Cramer und Brunquell dessen erlernung sehr angeraten haben; annebst Geor- ge Beyer sich daruͤber gemacht, dessen saͤze Grieb- ner 1718 und hernach Christian Gottfrid Hof- mann 1729 herausgegeben haben. § 16 Ferner der Heineccius antiquitates Germa- nicas aufgesezet hat, die aber durch Ludewigen ver- loren worden sind. § 17 Inzwischen Christian Heinrich Freiesleben einleitun- gen des T. rechtes. eine einleitung zur buͤrgerlichen Teutschen rechts- gelahrheit 1726 8, ferner Johann Friderich Po- lac ein systema iurisprudentiae ciuilis Germa- nicae antiquae 1733, 4 verfertiget, darauf Hei- neccius 1736 den ersten teil der elementorum iu- ris Germanici und den andern 1737 in gros 8 zum drucke befoͤrdert; weiter der izige Reichshof- rath freiherr von Senckenberg , als professor in A 4 Goͤt- I haubtst. von der wircklichkeit ꝛc. Goͤttingen, grundsaͤze der Teutschen gemeinen rechtsgelahrheit 1737 in 8 ausgehen lassen; uͤber- diß Johann Rudolph Engau elementa iuris Germanici ciuilis 1737, 8, auch Johann Jacob Moser grundsaͤze des Teutschen privatrechtes uͤber- haubt, Franckfurt 1738, 4, so dann der herr pro- fessor Puͤtter elementa iuris Germanici priuati hodierni, Goͤttingen 1748, 8, endlich Johann Friderich Eisenhart institutiones iuris Germa- nici priuati, Halle 1753, 8, herausgegeben haben. § 18 der haubt- endzweck hierbei. Der haubtendzweck dißfalls ist, daß man die aus den alten Teutschen gesaͤzen und gewohnheiten noch im schwange gehenden uͤberbleibsale verstehen lerne, und mit den veralteten oder neu angenom- menen sich nicht abgebe. § 19 die quellen des alten T. rechtes, Derohalben man, so vil noͤthig ist, auf den Cornelius Tacitus , und nach disem auf den Caͤ- sar , auch die vom Johann Sichard , zu Basel, 1530, 8, und vom Basilius Johann Herold zu Basel 1557 in fol. ausgegebenen leges Germano- rum, des Friderich Lindenbrogs codicem le- gum antiquarum, 1613 fol., des Stephan Balu- zius kapitularia Francorum, Paris 1677 fol., Johann Georgen Eccards leges Francorum Salic. et Ripuar. 1720 zuruͤckgehen, anbei beobach- ten muß, daß den Langobardischen gesaͤzen, beim Muratori T. I, P. II, den West-Gotischen und der Burgunder, schon verschidenes aus den Roͤmi- schen rechten eingeschaltet worden sei. Von disen gesaͤzen hat Georgisch einen auszug gelifert, Halle 1738, 4. § 20 des Teutschen rechtes. § 20 Zu den gesaͤzen der Teutschen mittlerer zeiten des mitt- lern T. rechtes. gehoͤren 1) das Magdeburgische weichbild, wick- bild, Buder in der bibliotheca iuris s. 66, Stru- ve in der historia iuris, cap. VI § 29 s. 476 und s. 486 **, Joach. Theod. Lichtenstein de iure weichbildico Saxonico obs. I § 21 Nach disem ist 2) der Sachsenspigel im XIII ten jahrhundert bekannt worden, als die quelle des heutigen gemeinen Sachsen-rechtes, davon der Reichshofrath von Gaͤrtner 1732 in fol. die beste ausgabe gelifert hat, Ayrer de aetate speculi Saxonici speculo Sueuico antiquioris, Goͤtt. 1742. § 22 Alldieweil die juristen ihre buͤcher und processe warum die buͤcher ehe- dem spigel genennet worden? spigel nenneten, und der Durandus der speculator hiese; so haben die Teutschen dises nachgeamet, um ihre werke beliebter und juristischer zu machen. § 23 3) Der Schwadenspigel ist unterm kaiser Ru- die ausga- ben des Schwaben- spigels. dolphen dem I ums jahr 1282 gefertiget worden, Lambacher in der disp. de aetate speculi Sueui- ci, Wien 1739, 4. Alle dreie stehen beim Bur- germeister im Teutschen corpore juris, Ulm 1717, 2 th. 4, und noch besser im T. II antiquit. Teu- ton. des Schilters , auch in des Schannats sammlung. § 24 Das Soͤstische stadtrecht, oder die schraa, ist die alte stadtrechte, das Soesti- sche, das Luͤbische, sehr alt. S. Haͤberlinen , und Emminghausen. Das Luͤbische recht ist vor den zeiten des kaisers Friderichs I bereits bekannt gewesen; immaßen diser 1188 dasselbe bestaͤtiget hat. Es ist solches A 5 1586 I haubtst. von der wircklichkeit ꝛc. 1586 beim Balhorne in fol. gedrukt, welchem nachher noch andre ausgaben gefolget sind. § 25 Das alte Luͤbische stadtrecht ist in vilen um- ligenden, auch entfernten landen und staͤdten an- genommen worden, Christian Gottlib Riccius von den stadtgesaͤzen, 1 buche 5ten und 6ten haubt- stuͤcke, s. 87 und f., Dreyer de formula rece- ptionis iuris Lubecensis eiusque indole foren- si in ciuitatibus Holsatiae, 1751. §. 26 das Ham- burgische stadtrecht. Die Hamburger haben ebenfalls im zwoͤlften jahrhundert das Luͤbische recht angenommen. Dar- auf ist ihnen 1258 von den grafen von Holstein ein weichbild ertheilet worden. Im jahre 1292 haben die grafen von Holstein-Schaumburg ihnen verstattet, neue gesaͤze zu machen. Daher der rath aus den Roͤmischen und Saͤchsischen rechten, statuten fertigen lassen, welche 1603 herausgekom- men sind; sihe den Richey in der historia statuto- rum Hamburgensium 1738. § 27 Von den Holsteinischen rechten handeln der von Westphal in monumentis rerum ineditarum und Moller in Chersoneso Cimbrica. § 28 die alten statuten sind besser, als die neuen. Je aͤlter die statuten, je besser solche zu gebrau- chen sind, z. e. die Soester, Luͤbecker, Hamburger, Coͤllner, Muͤhlhauser, auch Luͤneburger ꝛc. Je neuer solche sind, desto mehr ist vom Roͤmischen rechte eingeflicket, z. e. die Franckfurtische reforma- tion, Eckhard in der hermeneutica iuris, lib. II, cap. 1 § 14 und f. s. 315 und f. Von den Wendi- schen rechten handelt Schoͤttgen im leben Conrads des des Teutschen rechtes. des grosen. Die stadt Weida, im Vogtlande, hat bereits im jahre 1027 von dem reichs-vogte Heinrich zu Plauen ihr stadtrecht bestaͤtiget er- halten, Paul Daniel Longolius th. II der siche- ren nachrichten von Brandenburg-Culmbach , s. 181 und f. § 29 Man muß indessen die Oesterreichische, Kaͤrn- die T. land- und stadt- rechte. tische, Crainische, Tirolische, Boͤhmische, Schle- sische, Baierische, Ober-Pfaͤlzische, Chur- Pfaͤlzische, Saͤchsische, Brandenburgische, Mag- deburgische, kur- und fuͤrstlich-Braunschweig-Luͤ- neburgische, Mainzische, Coͤllnische, Trierische, Bambergische, Wirzburgische, Muͤnsterische, Pa- derbornische, Luͤttichische, Baselische, Ansbachi- sche, Hessische, Juͤlichische, Pommerische, Meck- lenburgische, Holsteinische, Wirtenbergische, Badenische, Anhaltische, Nassauische, Ostfrie- sische, Hanauische, Solmsische, Hohenlohische, Oldenburgische, Schaumburgische, stadt Ache- nische, Coͤllnische, Augsburgische, (davon Mo- rell gehandelt hat), Ulmische, Wormsische, Nuͤrnbergische, Franckfurtische, Bremische, Muͤhlhaͤusische, Rotenburgische, Soestische, Minde- nische, Magdeburgische, Casselische, stadt Braun- schweigische, Luͤneburgische, Cellische, Stettinische, Rensburgische, Erfurtische, Leipzigische, Dreß- denische, Gothaische, Eisenachische, Arnstaͤdti- sche ꝛc. theils statuten, theils proceßordnungen, mit zur hand nehmen, deren ausgaben theils beim Buder in der bibliotheca iuris, cap. 5, theils beim Rinck im catalogo s. 68 und f. theils im catalogo Vffenbachiano, theils beim Riccius von stadtgesaͤzen, theils beim Engelbrecht in bi- bliotheca statutorum, theils beim Saur im statutenbuche, und theils bei dem von Ludolf in den ob- I haubtst. von der wircklichkeit ꝛc. obseruationibus zu sehen sind. Die beiden lez- teren haben sammlungen davon bekannt gemachet. Hieher gehoͤren auch a) des von Weingarten fasciculus diuersorum iurium, Nuͤrnberg, 1695, in fol. b) consuetudines electoratus et Mar- chiae Brandenburg. Joachimi Scheplizii, Leip- zig 1616 in fol., welche ausgabe besser, als die von 1608 ist, c) das corpus constitutionum Marchica- rum, Halle 1737 in fol. d) das corpus constitutio- num Magdeburgicarum Magdeburg 1714, 4, wel- che Christian Otto Mylius hat ausgehen lassen. Von den Hessischen gesaͤzen, auch verordnungen, koͤnnen e) die Senckenbergischen selecta iuris et historiarum T. III, und in der vorrede zum fuͤnften Bande s. 31 u. f., benebst Waldschmiedten de singularibus quibusdam et antiquis in Has- sia iuribus nachgesehen werden. f) Mascov in no- titia iuris et iudiciorum Brunsuico-Luneburg. Goͤttingen 1738 8vo g) Bremensis reipublicae statuta ab Henrico Krefftingio in ordinem re- dacta mit anmerkungen Johann Almers durch Johann Wachmann, im msct. h) Paul Kochens synopsis statutorum Bremensium 1684 in 4 to, i) Pufendorfs obseruationes iuris vniuersi, 2 theile im anhange. § 30 die Fran- zoͤsische rechte. Man muß immittelst die Franzoͤsischen verord- nungen, und deren erlaͤuterer nicht ausser augen sezen; immassen ausser Guienne, Languedoc, Ga- scogne, Provence, Dauphine, und Linnois ꝛc. alle Franzoͤsische provinzien, Teutsche und Franzoͤsische gewohnheiten haben. Gotofredus hat zu Franck- furt 1597 dise gewohnheiten lassen zusammen dru- cken. Es sind in die 60 provincial-statuten, stadt- und andere geringerer orten gewohnheiten in die 275 besondere coutumes. Nicht minder sind hier- bei des Teutschen rechtes. bei die Spanischen gesaͤze, insonderheit der liber iudicum, und unter den neuen gesaͤzen die leges Tauri nachzusehen. § 31 Imgleichen gehoͤren fuͤrnaͤmlich die Englischen Englische; gesaͤze hieher, als die leges Eduardi, welche des- wegen leges communes Angliae genennet wer- den. Dise und andre findet man bei dem David Wilkens in den legibus Anglo-Saxonicis, Lon- den 1721 in fol. Unter den alten gehoͤret hieher: Fleta, siue commentarius iuris Anglicani; Heinrich von Bracton de legibus et consuetu- dinibus regni Angliae, London 1640, 4t, Jo- hann Covel institutiones iuris Anglicani; Jo- hann Skenaͤus de Scotiae legibus, seu de re- gia maiestate Scotiae Lond. 1613 in fol. Mehrere nachrichten hiervon gibet Dreyer de vsu genuino iuris Anglo-Saxonici, § 4 s. 91-251 und f. § 32 Die Schwedischen gesaͤze sind gleichfalls nicht Schwedi- sche, zu vergessen. Der Schweden erster gesazgeber hiese Zamolxes, oder Samolses. Das Schwe- dische landrecht hat Bero, der erste christliche koͤnig, ausgehen lassen, die uͤbrigen gesaͤze haben von den provinzen ihren namen, und diese hat Carl Lundius gesammlet, und einen auszug da- von gegeben Johann Olaus Stiernhoͤoͤk de iure Sueonum vetusto, Stockholm 1672 in 4t. Sihe den Jacob Wilde in Sueciae historia pra- gmatica, cap. 3 sect. 1 § 3 s. 225. Von den neuen Schwedischen gesaͤzen hat Johann Loccenius ei- nen auszug gemacht. § 33 Die Daͤnischen gesaͤze gehoͤren ebenfalls hieher. die Daͤni - sche, Der nomocanon Juticus , dat Jutske Lowbok , Mol- I haubtst. von der wircklichkeit ꝛc. Moller am a. o. th. I cap. 15, sodann das Nor- wegische recht, welches der Hirdskraa genennet wird. § 34 die Polni- sche, Dieweil die Polen das alte Saͤchsische recht gehabt haben; so findet man in deren sazungen viles zur erlaͤuterung der Teutschen gewohnheiten; sihe die statuta et decreta Sigismundi I, Cracau 1524 in fol. und des Nicol Zalaszowski ius regni Poloniae, 1701 fol. 3 baͤnde. § 35 die Preus- sische, Ueber diß ist das Culmische recht in Preussen aus dem Sachsenrechte zusammen getragen, das zu Thoren 1584 in fol. und Danzig 1745 in fol. die Presse verlassen hat. § 36 die Nieder- laͤndische, Fuͤr andern sind die Niederlaͤndischen rechte zu rathe zu ziehen, z. e. Anton Anshelms codex Belgicus, Antwerpen 1649, 1693 in fol. und an- dere desselben schrifften, so dann Peter Stock- manns wercke, welche 1686 zu Bruͤssel in 4t zu- sammengedruckt worden sind, und Franz Zypaͤ- us in der notitia iuris Belgici, Antwerp. 1635, 4, 1665, 8, Simon Groͤnewegen de legibus ab- rogatis etc. Amsterdam 1669, 4t. Die rechte der vereinigten Niederlande haben Hugo Grotius in seiner Inleyding tot de Hollandse rechtsgeleert- heid, Harlem 1636, 4, und dessen bruder Wil- helm Grotius in der isagoge ad praxin fori Batauici, Amsterd. 1655, 4 beschriben. Die alten Friesischen gesaͤze hat Sibrand Tetard Sicca- ma mit anmerkungen erlaͤutert an das licht gestel- let, Franecker, 1617, 4. § 37 des Teutschen rechtes. § 37 Endlich rechnet man die Schweizer rechte auch die Schwei- zer rechte dienen hier- bei zur er- laͤuterung. hieher, wie dann Hanß Jacob Leu das eidge- noͤssische stadt und landrecht herausgegeben hat, Zuͤrich 1746, 4t, vier theile. § 38 Alle diese rechte muͤssen theils aus der geschichte, die huͤlfs- mittel. theils aus den altertuͤmern, theils aus den de- ductionen, urkunden, theils aus den spruͤchwoͤrtern, aus der muͤnzwissenschaft, den innschriften, sigeln, und durch andre huͤlfsmittel erlaͤutert und bestaͤtiget wer- den. Sihe den Hachenberg in der Germania media in 4t, Cluvern in der Germania veteri in fol., Net- telbladts u. Treuers entwurf vom thes. antiquita- tum Germ. , auch des H. Darmstaͤdtischen herrn re- girungsraths, Joh. Jacob Hombergks zusaͤze ꝛc. Zu den urkunden gehoͤren Luͤnigs schriften, Miraͤi opera diplomatica, Bruͤssel 1723 in fol. des Martene thesaurus anecdotorum, Paris 1717 in 5 folianten; Hunds metropolis Salisburgen- sis in fol., des Mabillon analecta, Paris 1723, des Baluzius miscellanea, Falckensteins antiquitates Nordgauienses, des freih. von Gudenus, Schan- nats, Heumanns, Frehers ꝛc. schriften, Rymers foedera Anglicana vom jahre 1105-1625 in 17 folianten, Londen 1727, Johann Nicol Hert hat die Teutschen spruͤchwoͤrter fuͤr andern in sei- nen wercken erlaͤutert; nicht minder hat George Tobias Pistorius selbige zu erklaͤren gesuchet. Zu dem Teutschen muͤnzwesen mittlerer zeiten hat der von Ludewig eine einleitung herausgegeben. Zu der arte diplomatica geben Christian Heinrich Eckhard in der introductione in rem diplomati- cam, praecipue Germanicam, der von Ludewig, Mabillon , das chronicon Gottwicense, Baring, Wal- I haubtst. von der wircklichkeit ꝛc. Walther ꝛc. anleitung. Von den sigeln handeln Johann Michael Heineccius, Hoͤpingk u. a. § 39 die lexica, Die lexica des Wachters, Frischens, Besolds , dessen Buch den titul hat: thesaurus practicus, Speidels , u. Wehners obseruationes practicae, Friderich Gottlieb Struvens ꝛc. sammlung und rechtliche erklaͤrung unterschidener Teutschen woͤrter dienen auch zur erlaͤuterung der Teutschen rechte. Zum Besolde hat der Dietherr , ein Nuͤrnberger, und Fritsch zusaͤze gemacht. Hieher gehoͤren auch die glossaria, ohne deren beihuͤlfe man die alten gesaͤze, so wohl urkunden, nicht verstehen kan, z. e. Schilters glossarium ad scriptores linguae Franc. et Ale- mann. bei seinem dritten bande des thesauri anti- quitat. Teuton. , der Lindenbrog , des von Leib- niz collectan. etymolog. , des Johann George von Eccard catechesis Theodisca, des von Westphal , des Olaus Verelius index linguae vet. Scytho-Scandicae, Georgen Hickes in- stitutiones grammat. Anglo-Saxon. et Moeso- Gothic. Oxfort, 1705, in 2 folianten, Wilhelm Somners dictionarium Sax. latino Anglicum, Oxfort, 1659, Stephan Skinners etymologi- cum linguae Anglicanae, Lond. 1671, fol., Heinrich Spelmanns glossarium archaeolog. Lond. 1687. Sihe Dreyern am a. o. s. 208 u. f. Des du Fresne glossarium ad scriptores mediae et infimae latinitatis, Paris 1733 und Venedig 1736, in sechs folianten, des Menage dictionarium ety- mologicum originum linguae Francicae, Paris 1694 fol., und dessen origines linguæ Italicæ, Genf 1685 fol., des Octavius Ferrarius origines linguae Italicae, 1676 fol. sind noͤtig. Die besonderen ab- handelungen, welche zur erlaͤuterung der Teutschen rechte und gewohnheiten dienen, werden in der Stru- des Teutschen rechtes. Struvischen bibliotheca iuris cap. 12, und in Johann Andreen Hoffmanns juristischen Bi- bliothek IIII ten haubteintheilung, I haubtstuͤcke, s. 65 fg. namhaft gemachet. § 40 Obgleich Michael Graß einer der groͤsten fein- de des Teutschen rechtes ist; so wirft er doch in seinen collationibus iuris ciuilis cum recessibus Imperii mit dem namen des Teutschen rechtes um sich; es koͤnnen auch diejenigen glider der hoͤchsten Reichs-gerichte, welche der Teutschen geschichten kundig sind, das daseyn der Teutschen rechte nicht ablaͤugnen; immassen sonst theils die Kammerge- richtsordnung, theils der Reichsabschid vom jahre 1654 § 105, theils der Reichskammergerichts-visita- tionsabschid vom jahre 1713 mit fuͤssen getreten werden muͤsten. Man suchet daher unter dem Teutschen rechte weiter nichts, als was die kundba- ren Reichsabschide und die unlaͤugbaren Teutschen gewohnheiten mit sich bringen. Man will nur des- falls die vorrechte des alten adels, die erbfolge- gedinge (pacta successoria), das wittum, das leibgeding, die morgengabe, die erbfolge in den ehegedingen, die errungenschaft der eheleute ꝛc. zum beispile anzihen, folglich den Sadducaͤern des Teutschen rechtes das maul stopfen, Dreyer am a. o. s. 3, s. 8 u. f. Sihe Goldasten in den Reichs- sazungen, th. II, s. 98. § 41 Teutschland hat seine eigenen rechte, wie ein ieder Teutschland hat seine ei- genen rechte iederzeit ge- habt. staat, und fast ieder ort seine besonderen gesaͤze, auch gewohnheiten hat, Pistorius am a. o. cen- tur. X paroem. 97 s. 1074. Wo die Teutschen rechte nichts verordnen, soll man sich nach der fuͤr- schrift der Reichsgesaͤze, der fremden und in Teutsch- B lande II haubtst von dem rechte lande zur huͤlfe angenommenen rechte bedienen, ob man gleich abredig nicht seyn kan, daß die fremden rechte vieles von den Teutschen gewohnheiten ver- drungen haben. § 42 der anlaß zur aufnah- me der fremden rechte. Zu der aufnahme der Roͤmischen und geistlichen rechte, haben viele ursachen anlaß gegeben, und zwar haben solcher vorschub gethan: die paͤbste, die unwissenheit der vaͤterlichen sitten, die verwor- renen aͤlteren zeiten, die lust und das vergnuͤgen an fremden sachen, auch die allzugrose ehrfurcht fuͤr die Roͤmischen und geistlichen rechte, samt den er- richtungen der hohen schulen, auf welchen keine andern rechte, als die bemeldten gelehret wurden, Dreyer am a. o. s. 27. Zweites haubtstuͤck Von dem rechte und der gerechtigkeit. § 43 Was recht bedeute. R echt heiset soviel, als gerade, und wird dem schiefen entgegen gesezet. Weil nun eine norm, oder ein richtscheit mich gerade fuͤhret; so ist recht soviel als das principium dirigens der menschlichen handlungen. Es ist solches entweder geschriben, oder nicht geschriben. Beides ist sowohl allgemein, als auch besonders. Das allgemeine oͤffentlich bekannt gemachte hat wiederum seine besondren gattungen. Wir haben reichs-land-stadt-gesaͤze, und rechte, privilegien ꝛc. § 44 ist unbeug- sam. Das wort recht wird metonymisch, da die ur- sache fuͤr die wirckung gesezet wird, als ein gesaͤz, oder recht angesehen. Daher es vom mißbrauche her- kom- und der gerechtigkeit. kommet, wenn man saget: das recht habe eine waͤchserne nase. Denn recht ist gerade; das ge- rade aber kan nicht krumm seyn. § 45 Der Teutsche hielte viel auf gleiches recht, und der Teut- sche liebte das gleiche recht. sagete daher: „was billig und recht ist, das ist „Gott lieb„, Pistorius , cent. I paroem. 74 s. 98. Bei belohnung der tugend ward die gleichheit von der tapferkeit genommen, nach dem bekannten: „Dem mann ein ei, „Dem frommen Schweppermann zwei; oder: „wie der mann ist; so bratet man ihm die wurst, „oder den hering„, George Tobias Pistorius in thesauro paroemiarum Germ. iur. cent. 3 par- oem. 97 s. 361. § 46 Die alten Teutschen hatten keine geschribenen die Teut- schen rich- teten sich nach ihren sitten. gesaͤze, sondern richteten sich nach ihren guten sit- ten, Tacitus de moribus German. cap. 19 § 6, Hert in der notitia veter. German. popul. s. 96. § 47 Gesaͤz kommet, wie sazung, von sezen , und ist was das gesaͤz sey, eine richtschnur, nach welcher der obere die hand- lungen seiner unterthanen in ordnung zu halten su- chet. Gesaͤze hiesen auch justitiae, Haͤberlin in der vorrede zu den statutis Susatens. s. 2. Wiewohl durch sothanes wort auch ertheilte frei- heiten, privilegia, und gerechtigkeiten oͤfters ange- zeiget werden, Richey am a. o. s. 53, Riccius am a. o. s. 83 ****. Die gesaͤze waren entweder das dessen gat- tungen, landrecht, (land ding) oder stadtrecht, Polycarp Leiser de iudicio honorario, lanttinc. B 2 § 48 II haubtst. von dem rechte § 48 was der gebrauch bedeute, Anbeneben sahen die Teutschen auf ihre gebraͤu- che und gewonheiten ungemein, Dreyer am a. o. s. 73 u. f. Brauch bedeutet eigentlich usus et opus, d. i, quod ipso facto conducit. Dises wort wird im doppelten verstande genommen, da es 1) so viel, als gewonheit bedeutet, oder 2) einen ritum, z. e. „wo der gebrauch ist, singet man den „pumpernickel ( bon pour Nickel ) in der kirche, „und wer unter den woͤlfen ist, muß mit ihnen heu- „len. Es ist besser mit machen, als ein narr allein „seyn„, Pistorius am a. o. cent. 8 paroem. 26, s. 712, 713, und paroem. 46 s. 734. Das herkommen und der stilus curiae koͤnnen ebenfalls hieher gezohen werden, sihe Stryken u. Haymen de stilo curiae. § 49 die gewon- heiten wa- ren den Teutschen angenehm, Die Teutschen hielten gar viel auf die gewonhei- ten, wie die alten geschichtschreiber bei dem herrn grafen von Buͤnau im ersten theile, ersten buche, s. 54 der reichshistorie angemercket haben; daher es noch heiset: „laͤndlich, sittlich, oder landes weise, „ist landes ehre; eine alte gewonheit ist staͤrcker „als brif und sigel; eine alte gewonheit soll man „nicht brechen„, Pistorius cent. 4 par. 4 s. 282 cent. 9, paroem. 38, s. 863, Hert lib. 1 paroem. 2 s. 258 vol. II tom. 3 opusc. Derowegen muͤssen die fremden sich nach den rechten des ortes richten, wo sie sich aufhalten, Hert am a. o. Sie sagten fer- ner: „hundert jahre unrecht, ist nicht eine stunde „recht; ein jahr boͤse, hundert jahre boͤse„, Hert paroem. 3 s. 259 und paroem. 24 s. 439, Pistorius cent. 2 paroem. 96 s. 242 centur. 9 paroem. 90 s. 930 u. f. das ist: boͤse gewonheiten machen kein recht, David Mevius in P. II decis. 378 s. 294. § 50 und der gerechtigkeit. § 50 Die liebe der Teutschen zur gerechtigkeit hat die Roͤmi- schen sitten hingegen verhaßt, das spruͤchwort aufgebracht: „juristen boͤse chri- „sten, oder jurist ein boͤser christ, mit leibe und sele „des teufels ist; advocaten, schadvocaten„, Hert paroem. 1 s. 255, Pistorius cent. II paroem. 12 s. 149 cent. 7 paroem. 27 s. 593; indem die Teut- sche glaubten: alle Roͤmische juristen, imgleichen die canonisten, waͤren lauter verdamte rechtsver- dreher. Wie dann Florus lib. 4 cap. 17 von ihnen bezeuget, was maßen sie einen solchen haß wider die Roͤmischen advocaten geaͤussert, daß sie einigen die augen, haͤnde verstuͤmmelt, einigen den mund zugenehet, und vorher die zunge ausgeschnitten, sol- che in die hoͤhe gehalten, und gesaget haͤtten: tan- dem vipera sibilare desiste! Ja kaiser Friderich der III hat in einer zu Mainz 1441 zum vortrag ge- brachten sazung keinen doctoren leiden koͤnnen; Meier in der disp. juristen, boͤse christen, Johann Joachim Muͤllers Reichstagstheatrum unter kaiser Friderichen V vorst. 1 cap. 5 s. 58, Dreyer am a. o. s. 159 und 160, Schuͤz de odio Germano- rum in caussarum patronos. § 51 Ungeachtet die Teutschen so sehr aufs recht hiel- hielten das versprechen unverlezlich ten, glaubten sie dennoch, man muͤsse das verspre- chen eher halten, als das recht: mithin sagten sie: „willkuͤhr bricht landrecht, oder geding, geluͤbd „bricht landrecht„ das ist, pacta derogant statu- tis siue legibus, Pistorius cent. 8 paroem. 15 cent. 9 paroem. 71, Hert paroem. 9 s. 270. Aus diesem spruͤchworte fluͤßet, daß, wenn ich bei einen handel seze: nach gefallen, nach beliben, quando- cunque volueris, niemals eine verjaͤhrung laufe, Hert am a. o. B 3 § 52 III haubtst. von den Reichssazungen § 52 die miß- braͤuche sind keine gewonhei- ten. Von den gewonheiten sind die mißbraͤuche zu unterscheiden. Dise sind entweder unvernuͤnftig, oder laͤcherlich. Daher saget man: „mißbrauch „ist keine gewonheit„, Pistorius cent. 8 par- oem. 58 Drittes haubtstuͤck von den Reichssazungen auch gnadenbrifen. § 53 was die reichssa- zung sey? E ine Reichssazung heiset eine verordnung des Teutschen koͤniges, welche mit einwilligung der staͤnde solcher handlungen halber, welche das Teutsche reich angehen, gemacht werden. Es ha- ben bereits die aͤltesten Fraͤnckischen koͤnige der staͤnde einwilligung genommen, Pagi in der critica ad annales Baronii, T. II s. 350 Sie nenneten sol- che pacten, brife, capitula, wenn sie von weltli- chen sachen, und capitularia, wenn sie von geist- lichen sachen handelten. Die zusammenkuͤnfte we- gen verfertigung der weltlichen gesaͤze hiesen pla- cita, und wegen der geistlichen soͤnden (synoden). § 54 wie sie be- kannt ge- machet worden, statt deren brauchte man die zweikaͤm- pfe, wie die reichsgesaͤze Die gesaͤze wurden durch die bischoͤfe, oder missos dominicos bekannt gemachet. § 55 An statt der gesaͤze brauchte man zuweilen die zweikaͤmpfe; die aber hernach abgekommen sind. § 56 Heut zu tage koͤnnen keine Reichsgesaͤze ohne der staͤnde einwilligung gegeben werden, obgleich her- nach auch gnadenbrifen. nach der kaiser die abgefaßten allein oͤffentlich be- abgefasset werden, kannt machet. § 57 Die auf dem Reichstage gefertigte sazungen was der ab- schid bedeu- te? heisen Reichsabschide. Abschid bedeutet eine durch die stimmen entschidene sache. Wir haben allgemeine, Kurfuͤrstentages-abschide und Reichs- deputations-schluͤsse. Sihe des Reichshofraths freih. von Senckenberg sendschreiben bei der neue- sten ausgabe der Reichsabschide, § 3 s. 42, fg. § 58 Die Reichsabschide verbinden alle und iede, aus- der R. A. verbindlich- keit. ser, wer von den staͤnden sich dawider verwahret, Reichsabschid 1521 § 39 § 59 Ausser dem kaiser koͤnnen die staͤnde des Reiches die R. staͤn- de machen in ihren landen ge- saͤze, in ihren landen ebenfalls gesaͤze geben. Deren gesaͤze sollten zwar nicht wider die Reichs-gesaͤze laufen; allein man kehret sich nicht daran, und die Reichsgerichte muͤssen sich darnach in vorfallenden faͤllen auf gewisse maaße richten, Reichskammer- gerichtsordnung I th. tit. 57, Reichshofrathsord- nung, tit. 1 § 15, Reichsabschid vom jahre 1654 § 171 § 60 Die staͤdte, universitaͤten, gemeinden und zuͤnfte, aber die staͤdte nicht auch gilden koͤnnen keine gesaͤze mehr machen, aus- ser mit einwilligung des landesherrns. Immittelst sind die statuten mancherlei, theils gehen sie nur die personen an, theils haben sie sachen zum gegen- stande, theils enthalten sie vortheile, theils strafen, Riccius von stadtgesaͤzen, s. 10, 20, 329, 357, 520, 542, 591, 604, 607, fg. Nicht alle personen, wel- che sich an einem orte befinden, sind sothanen rech- ten unterworfen, Riccius am a. o. B. II cap. 12 B 4 § 1 III haubtst. von Reichssazungen ꝛc. § 1 s. 453 fg. s. 554. Von den benennungen der stadtrechte besihe Dreyers disputation de variis codicum iuris Germanici denominationibus, 1751 Von den gnadenbrifen. § 61 die gnaden- brife, Gnadenbrife heiset man, wenn der Teutsche koͤnig, oder ein stand des Reiches iemanden ein ge- wisses vorrecht ertheilet. Man nennet es auch handfest, ehedem diploma regis, praeceptum, au- ctoritas, Hert in der notitia Francorum, cap. 5 § 34 s. 258 vol. II T. I § 62 wie fern der kaiser solche ertheilen koͤnne? Der kaiser darf keine gnadenbrife zum nach- theile der staͤnde ausrinnen lassen, Reichsabschid 1654, § 197, Westphaͤlischer fride, art. 7 § 2, kai- serliche wahlkapitulation, art. 22. Hiervon ist das begnadigungs-recht, Thomasius, Classen, Falkner de iure aggratiandi cet. imgleichen die dispensation, auch abolition zu unterscheiden. Von den befreiungen. § 63 die privile- gien erthei- len die re- genten, Wie der regent nur privilegien ertheilen kan; so mag hergegen ein ieder dem andern sein recht, etwas zu leisten, erlassen; z. e. der adeliche hat die fronen, so kan er zu seinem nachtheile, nicht aber, daß es seinen andern bauern zur last falle, die fro- nen erlassen. § 64 wiefern der kaiser freiheiten ertheilen koͤnne? Wider den Westphaͤlischen friden haben keine freiheitsbrife statt, instrum. pac. art. XVII § 2. Der kaiser darf inhalts der wahlcapitulation, art. XV § 9 keine widerrechtlichen privilegien, noch be- IV haubtst. vom zust. d. menschen. befreiungen, die auf monopolia hinauslaufen, art. VII § 4, 5 oder der landeshoheit der Reichsstaͤnde eintrag thun, oder der Reichsverfassung entgegen sind, erteilen, art. VIII § 21 und f. art. X § 2 art. XVIII § 6, Johann Jacob Moser in der disp. de potestate imperatoris circa concessionem priuilegiorum. Die von kaiserlicher Majestaͤt erhaltenen privilegien sind dem kammergerichte zu behaͤndigen. Viertes haubtstuͤck vom zustande der menschen in Teutschlande. § 65 D er zustand bedeutet diejenige aͤusserliche be- der zustand der men- schen schaffenheit, worin sich ein Teutscher be- findet. § 66 Dise beschaffenheit gehet entweder auf die ist unter- schidlich menschwerdung, oder auf das geschlecht, oder aufs alter, oder auf den coͤrper und gemuͤthsbe- schaffenheit, oder auf die geistlichkeit und weltlich- keit, oder auf die freiheit und knechtschaft, oder auf den hohen und nidern adel, Aland de statu hominum apud Germanos. Fuͤnftes haubtstuͤck vom zustande der Teutschen nach der menschwerdung. § 67 N ach der menschwerdung ist ein Teutscher ent- nach der menschwer- dung, weder geboren, oder noch im mutterleibe. Dise werden unter dem namen kinder mit begrif- B 5 fen, V haubtst. vom zustande fen, auch die postumi werden fuͤr kinder geach- tet, Wildvogel de iure postumorum. Ein kind kan in mutterleibe belehnet werden, Schilter ad ius feudale s. 521, Gundling in den digestis s. 59. Den kindern in mutterleibe ist in den Teutschen rechten vieles zu gunsten verordnet, z. e. daß an den schwangern weibern so wenig das todes- urthel, als weniger die leibesstrafe vollstrecket werden kan, auch selbige nicht einmal gemartert werden duͤrfen, capitular. Franc. B. VI cap. 196. Daher sie, benebst den kindbetterinnen, nicht be- schaͤdiget werden sollen, fußknechtsbestallung vom jahre 1570 § 149, policei-ordnung zu Franckfurt 1577 tit. 6 § 1, imgleichen selbige an die fasten nicht gebunden sind, kaiserliche erklaͤ- rung wegen der religion zu Augsburg 1548, tit. 26 § 18, Wildvogels disp. de iure embryonum, Crell de iure infantium. § 68 wie vieler- lei die kin- der sind? Die kinder werden entweder ehelich, oder un- ehelich erzilet. Geborne kinder werden fuͤr leben- dig geachtet, wenn sie die waͤnde beschrien haben, Saͤchsisches lehnrecht, cap. 20. Heut zu tage sihet man auf die bewegungen, die ein leben zeigen, Gundling am a. o. s. 61. Kind heiset soviel, als geboren, von kennen. Es bedeutet dem nach ein frisch gebohrnes kind, hernach hat man es auch von knaben genommen. Knabe heiset parvulus, bisweilen auch juvenis und adolescens. Ein kind ist siben jahre, nach dem spruͤchworte: „siben jahr „ein kind„, Hert paroem. 1 s. 423. Die ebenbuͤrtigen kinder unterscheiden sich von den unebenbuͤrtigen, nach dem bekannten spruͤchworte: „das kind gehoͤ- „ret zur aͤrgern hand„, Pistorius cent. VI, par- oem. 36 s. 465, Hert lib. II, paroem. 6 s. 398. § 69 der Teutschen nach der menschw. § 69 Ein kind wird fuͤr rechtmaͤßig geboren gehalten, die recht- maͤsige ge- burt dersel- ben. wenn es im anfange des 7 monats zur welt gekom- men ist, oder in den ersten 10 tagen des 11ten monats nach des vaters tode die welt erblicket. Wenn zwillinge vorhanden sind, und man den aͤltesten nicht weis, wird die sache durchs loos ent- schiden; denn der aͤlteste zu seyn war bei den Teut- schen ein vorrecht, Slevogts disp. de iure pri- mogeniturae et maioratus § 8 und f. § 70 Bei der menschwerdung sihet man darauf, ob von den mißgebur- ten. die geburt einem menschen gleich ist, oder nicht? lezteren falles heiset es eine mißgeburt, ungeheuer, ( monstrum ) solche haben die Teutschen getoͤdet, Weber de iure monstrorum. § 71 Diejenigen, welchen die natur zu viel, oder zu von den kruͤppelkin- dern. wenig gegeben, oder sie ungestalt gemachet hat, nennete man kruͤppelkinder. Die ganz lamen oder buckelichten haben die Teutschen von der erb- schaft ausgeschlossen, Saͤchsisches landrecht, 1 B. art. 4. Sie bekamen nur den unterhalt. Zwerge (nani), wurden als ein wunder der natur angesehen und verachtet, nach dem bekannten spruͤchworte: „wen Gott und die natur zeichnet, „fuͤr dem soll sich roß und mann huͤten„, Pisto- rius cent. I paroem. 66 s. 86 u. f. Denn der Teutsche war ungemein wohl gewachsen. Man hiese also die kleinen aus verachtung twerge (twergmann), d. i. parvus, ein verkehrter mensch, der aus irrtum der natur gezeuget worden war. Tenzel in den monatlichen unterredungen vom jahre 1692 s. 709 hat einen zwerg aus der Schweiz, Hanß Worrenberg, der uͤber 40 jahre alt war, abgebildet, wel- VI haubtst. vom zustande welcher 2 fuß und 7 daumen nur hoch war. Im jahre 1748 starb zu Dublin, in Irrlande, Moses Jacob Cowan, aus Polnisch Preusen, im 64ten jahre seines alters, welcher drittehalbe fuße gros war. Seine frau hilte sechs halbe schue. Dise zwerge wurden auch von erbschaften ausgeschlossen, Saͤchsisches landrecht, B. I art. 4. Sechstes haubtstuͤck vom zustande der Teutschen nach dem geschlechte. § 72 die men- schen sind dem ge- schlechte nach unter- schiden. D em geschlechte nach haben wir das maͤnnliche und weibliche. Mann heiset 1) stark, z. e. einen uͤbermannen. Daher der Teutschen stamm- vater Mannus geheisen hat, Tacitus cap. 2 2) darum heisen die vasallen manne; 3) bedeu- tet es einen ehemann, daher mannbar bekannt ist; 4) einen hausvater, hausmann, Estor de mi- nisterialibus § 182. Kerl bedeutet einen mann, insbesondere einen starken. Daher karl, einen star- cken bedeutet. Von mann kommet maͤnnisch; mensch. Denn das wort mann bedeutet auch bei- derlei geschlechts-personen, z. e. iedermann. Meh- rere bedeutungen hat Wachter im glossario Ger- manico, s. 1034 u. f. § 73 die ablei- tung des wortes weib. Die Teutschen nennen eine frauensperson wiffmann und noch die Engellaͤnder womann. Wif heiset tela, gespinst; wan oder wo desglei- chen. Spannen doch kaiser Karls des grosen toͤchter; und spillmage heiset ein verwandter weib- licher seite, Gebauer de vocibus schwerdmagen und der Teutschen nach dem geschlechte. und spillmagen ad Hannesii disput. Frau hei- set der herr, frauwe die herrin, frauenzimmer: mulier honestior, Grupens Teutsche frau. § 74 Die Teutschen hielten das weibliche geschlecht das weibli- che geschlecht wurde von den Teut- schen hoch gehalten. hoch; indem sie glaubten: es waͤre etwas goͤttli- ches in ihnen, Tacitus cap. 8, Ayrer de gynae- cocratia tutelari viduarum illustrium sect. 1, cap. 3 § 1 s. 145, d. i. sie waͤren zur wahrsagerei geschickt, daher sagte man: „priester und frauen „soll man ehren„, Pistorius cent. V. par. 36 s. 939. Auf den Reichstaͤgen durften sie nicht erschei- nen, wie Lipsius dafuͤr haͤlt; iedoch erschienen die aͤbtissinnen darauf. Sonst gelangten sie zu kei- nen aͤmtern, ausser daß die koͤnigin dem kammer- wesen, oder den einkuͤnften vorstand, und die jungfern, auch wittben auf den turniren die daͤnke austheile- ten, Schubart de ludis equestr. cap. V § 22. Sie lebeten unter bestaͤndiger vormundschaft, Otto de perpetua feminarum tutela, cap. 2. In den lehn-erb-stamm- und herren-guͤtern folgeten sie nicht mit den soͤnen, daher das spruͤchwort entstand: „schlaget sie wider die wand„! Dreyer in der disp. de inaequali masculorum et feminarum se- cundum iura Cimbrica successione. Man strafete sie gelinder, als die mannspersonen. Man bezahlete ihrentwegen nur ein halb wergeld, Saͤchs. L. R. B. III art. 45, von Leyser specim. XIII med. 3 s. 137 vol. I. § 75 Die personen, welche kinder zeugeten, hiesen von den aͤl- tern, und der kinder verbindlich- keit gegen sie. aͤltern: die von den aͤltern erzieleten personen, maͤnn- lichen geschlechtes hiesen soͤne; und die weiblichen geschlechtes, toͤchter. Aeltern koͤmmt her von alen, nutritor. Alldieweil kinder ihren aͤltern ihr VI haubtst. vom zustande ihr daseyn benebst ihrer gluͤckseeligkeit, auch wohl- thaten, zu dancken haben, imgleichen die aͤltern ih- rer kinder beste freunde, ihre vertraulichsten ge- faͤhrten, ihre wachsamsten waͤchter, ihr sicherster rath, ihr schuz und ihre zuflucht sind; so entstehet daher die verbindlichkeit der kinder gegen ihre aͤl- tern; graf Tess in in den brifen an einen jungen prinzen von einem alten manne, 20 brif, s. 75 fg. Ferner ist daraus das recht der aͤltern ihrer kinder handlungen zu regiren, zwangsmittel wider die ungehorsamen zu gebrauchen, die nuzungen ihrer guͤter zu erheben ꝛc. abzuleiten, Burc. Gotth. Struve in der iurisprudentia heroica, vol. 5 s. 6 fg. vol. 4 s. 4 fg. Son, sun, bedeutet satum, von saͤen. Tochter, dother, koͤmmt von tygen, toͤgen, zeugen, genita. § 76 von jungen gesellen und jungfern, Die unverehelichte mannspersonen hiesen junge gesellen, auch knechte, knaben. Fent ist ein junger knecht. Bengel war ein aufgeschossener juͤngling. Knapen hisen die adelichen, welche noch keine ritter waren, obseru. feudales, obs. 30 s. 37, Crell in der disp. corporis integri robusti priuilegium sistens § 19. Bube ist ein knab, auch der troß, oder hurer; und die weibespersonen, die noch kei- nen mann gehabt hatten, oder die nicht geschwaͤ- chet waren, nennete man junge frauwen, jung- fern, maͤgdlein, dirnen, oder wenn der mann ver- storben war, wittben, Estor in der disp. de iuribus quibusdam viduarum mulierum equestrium obs. I § 3 s. 5 fg. Gesell heiset socius, domesticus. Man nennete sie auch junge bursche, socios; knech- te hiesen sie auch. Junge frauwe, domina iunior, domicella. Schwaͤchen heiset debilitare honorem vir- der Teutschen nach dem geschlechte. virginis. Hur ist eine kothige, daher: „hur im „rothen rocke„, bekannt ist. Von den witben ist in obseru. feudalibus und in der angezogenen disp. gehandelt worden. Soͤne und toͤchter durften nicht leichte fruͤhe heiraten. Indessen heiset das spruͤchwort: „armer leute rinder, und reicher „leute kinder sind bald feil„. Die unverheirate- ten toͤchter trugen einen schnatz, oder fliegende hare, die verehelichten eine haube. Ein weib traͤget kei- nen bastard, d. i. die mutter wird wegen der un- ehelichen kinder als eine rechte mutter, ausser bei verdammter vermischung und der lehnsfolge, an- gesehen, Hert paroem. 4 s. 262 B. I , Pistorius cent. 3 paroem. 11 s. 259. Sie durften auch der mutter wapen nicht fuͤren. § 77 Zwitter oder altfiele heiset eine person beiderlei von den zwittern. geschlechts, oder der 2 geburtsglider hat. Altfiel ist ein hoher fehler. Sie erbeten anfaͤnglich nicht, iedoch nachher. Zwitter nennet man unter den menschen, thieren und pflanzen diejenigen ge- waͤchse, die entweder von zweierlei geschlechte, oder geschlechts-glidern sind, welche eigentlich zwitter heisen, oder von zweierlei besonderer materie etwas an sich haben. Unter den menschen und thieren zweifelt man billig an den zwittern, oder laͤugnet die eigentlichen zwitter vielmehr, als unmoͤglich. Denn die abirrung an einem geburtsglide, da z. e. bei weibespersonen sich etwas groͤsseres noch zeiget, machet keinen zwitter, oͤconomisches lexicon sp. 3390. Sie- VII haubtst. vom zustande Sibentes haubtstuͤck vom zustande der Teutschen nach dem alter. § 78 von den stufen des alters. I n ansehung des alters sageten sie: zehn jahre ein kind, 20 jahre ein juͤngling, 30 jahre ein mann, 40 jahre wohlgethan, 50 jahre stille stahn, 60 jahre gehets alter an, 70 jahre der kinder spott, 100 jahre, gnade Gott! Pistorius, cent. II, par- oem. 20 s. 157, oder wie der herr graf Tessin in den brifen an einen jungen prinzen von einem alten manne, im 36ten brife s. 331 schreibet: „unsere „ganze lebenszeit ist eingeteilet, und hat ihre ab- „wechselungen, welche wir theils unter anderer „pflege und handleitung, theils unter eigenen nach- „dencken durchgehen muͤssen. Das schlafjahr, das „kinderjahr, das fragejahr, das sitten- und fabel- „jahr, die geschichtjahre, die kunstjahre, die wissen- „schaftsjahre, die uͤbungsjahre, die dienstjahre, die „nuzenden ruhejahre, und endlich die jahre der ge- „brechlichkeit und pflege. Die kindheit gefaͤllet „wegen ihrer offenherzigkeit und froͤlichkeit, die ju- „gend wegen ihrer ehrbarkeit und lust zu lernen, „das maͤnnliche alter wegen der edelen eigenschaf- „ten des herzens, das alter wegen des verlangens „nach anderer gluͤckseligkeit und vergnuͤgen. Und „solchergestalt hat ein iedes alter seinen nuzen, wenn „die erzihung gut und vernuͤnftig gewesen ist.„ Wenn man zur rechten zeit saͤet, so kan man fruͤch- te einerndten; saͤet man aber zu spaͤt, so muß man mißwachs erwarten. Dises brauchet man wegen des hagenstolzen-rechtes. Die uͤber 10 jahre hiesen fentgen, die maͤgdlein backfische. Die kleine und grose knaben nennete man buben, jungen, gegen das der Teutschen nach dem alter. das 18 jahr schoͤßlinge, bengel, jungen. Knab be- deutet einen kleinen, ieweilen auch einen juͤngling. Jung ist nupergenitus, juͤngling, adolescens. Achtes haubtstuͤck von den unmuͤndigen und muͤndigen. § 79 D emnaͤchst ist ein Teutscher entweder muͤndig, die bedeu- tung der unmuͤndi- gen und muͤndig oder unmuͤndig. Muͤndig ist derjenige, welcher zu seinen vogtbaren jahren gekommen ist. Unmuͤndig ist derjenige, welcher zu seinen jahren noch nicht gekommen ist. Jahr bedeutet tempus, wer nun muͤndig worden war, von dem sagte man: er ist zu seinen jahren und tagen gekommen. Gundling in D. s. 374. Muͤndig bedeutet einen majorennem, von mund, tutela, weil er faͤhig ist sich zu vertaidigen. Vogtbar, majorennis, der sich selbst vertaidigen kan. Die meisten Teutschen voͤlcker hielten diejenigen fuͤr muͤndig, welche 18 jahre alt waren, z. e. die Francken, und Schwa- ben, Langobarden, Holsteiner, ꝛc. Daher Kaiser Carl der IIII die Churfuͤrsten im 18ten jahre fuͤr muͤndig erklaͤret hat. Die Sachsen und Bayern hingegen sezten solche aufs 20 jahr, und fuͤgten das schreijahr hinzu, Hofmann de maioris ae- tatis termino. An einigen oͤrtern machet einen das heirathen muͤndig, Klock im Consil. 83, vol. 2, Mean in observat. 688, Hert de colli- sione legum sect. 4 § 5, auch an einigen orten, wer mit vaͤterlicher bewilligung die kaufmannschaft treibet, Hert am a. o. oder wer eine besondere haushaltung anstellet, Hert am a. o. Es fragt sich: ob derjenige, welcher an einem orte muͤndig C ist, VIIII haubtst. von den ist, und sich anders wohin begibet, daselbst wie- der unmuͤndig werde? Lauterbach de domicilio § 70 saget ja; allein das gegentheil ist richtiger, Hert am a. o. § 8., wer die volljaͤhrigkeit erhalten hat, passiret uͤberall dafuͤr. Sonst saget man: „Kinder und narren sagen die wahrheit,„ Hert b. 1 paroem. 59 s. 333 opusc. vol. II T. III. Pi- storius cent. I paroem. 93 s. 127. Neundtes haubtstuͤck von den rechten der alten. § 80 die alten hat man hochge- schaͤzet, B ei den Teutschen war das alter aller ehren wehrt, Hert de populis Germaniae veteris P. I. cap. 4 § 7 (1) s. 37 vol. II opusc. Pistorius cent. II paroem. 17 § 3 paroem. 19 § 2 s. 156; de- rowegen alter ein ehren titel gewesen ist, z. e. signor, seigneur; daher nach dem spruͤchworte es hiese; „das alter gehet vor,„ Pistorius am a. o. s. 156, Hert paroem. 18 s. 405 Schroͤter de jure senum singulari. Hert vol. II s. 310 handelt vom unter- schide inter seniores und juniores. Die seniores waren laien, oder geistliche. § 81 kamen auf die reichs- taͤge und zu andern berat- schlagun- gen, Die aͤltesten staͤnde kamen auf den Reichstaͤgen fuͤr andern in betrachtung. Daher sagte man: „mit den alten soll man ratschlagen, und mit den „jungen fechten,„ Pistorius cent. II paroem. 16. s. 153. Die aͤltesten eines geschlechtes werden noch fuͤr andern geehret. Also gehet bei den Boͤhmi- schen koͤnigen, und den haͤusern Pfalz, Sachsen, Brandenburg, Braunschweig, Hessen, Baaden ꝛc. das alter ohne absicht auf die erstgeburt bei den re- girenden herren vor, Hert vol. I s. 614. Ob die erstgebohrne lini, oder der aͤlteste von verschiede- nen rechten der alten. nen staͤmmen vorgehe? ist zwischen Altenburg und Weimar heftig gestritten worden. Das letztere behaubtet Goldast im seniore, Hert vol. I s. 614. Dem alter zu ehren heisset es im spruͤchworte: „einmal buͤrgermeister, immer buͤrgermeister,„ Hert vol. I s. 605, Pistorius cent. III par. 30 s. 282. Der aͤltere theilet, der juͤngere waͤhlet, Hert vol. I s. 434 und paroem. 24 s. 285 lib. I „Ein alter mann eine junge frau, gewisse kinder„ Hert s. 518 Pistorius cent. II paroem. 21 s. 159. Sie sagten auch: „alter hilft fuͤr thorheit nicht,„ Pistorius am a. o. par. 18 s. 155, „iedoch soll man „das alter ehren„. Wenn wegen schwaͤngerun- gen das alter vorgeschuͤzet wird, saget man: „alte „zigen lecken auch gerne salz„, Pistorius cent. 8 paroem. 69 s. 767. Zehentes haubtstuͤck von den rechten des coͤrpers wegen der gesundheit am gemuͤthe und am leibe. § 82 N ach dem coͤper sind die Teutschen entweder ge- die kran- ken wer- den ent- schuldiget, sunde, oder kranke. Eine kindbetterin wird in ansehung der wache-fronen fuͤr krank gehalten. Ein kranker konnte kein testament machen, noch veraͤußern, Saͤchs. L. R. B. I. art. 52 Dreyer am a. o. s. 104, wie solches der vorritt in der Lausiz bezeuget. Krankheit entschuldiget vom ungehor- sam, von fronen, auch z. e. von der brauthuͤner- abgabe. Der Teutsche war sehr wohl gewachsen, lang, hatte breite schuldern, gelbe haare, blaue augen, einen gestutzten bart, enge kleider, nacken- de knie, Hert vol. 2. s. 309. C 2 § 83 X haubtst. von den § 83 die kran- ken am ge- muͤthe werden namhaft gemacht. Die am gemuͤthe krank sind, heißen milzsichti- ge, narren, bloͤdsinnige, sinnlose, wanwizige, wan- sinnige, unsinnige, tolle, rasende, thoren ꝛc dolen, dwalen, desipere. Die raserei wird genommen 1) pro levi insania, wenn einer zoͤrnet, saget man, lasset ihn ausrasen, 2) pro gravi insania, furore cum impetu. Man pfleget zu sagen: „narren- spiel, narrenteidung will raum haben„, Hert lib. I paroem. 114 s. 384 T. III Vol. II Fatznarren, schalksnarren, oder kurzweilige, pickelhering, von hering, grex, pickeln, ludere, Gundlingiana XXXI stuͤck, num. 4 s. 76 u. f. Reichsabschid 1458 § 43, 1500 § 26, 1577 tit. 29. Die eintheilung der Teutschen narren ist in der probeschrift de poena capitali homicidis dolosis necessario infligenda cap. VIII §. 88, gezeiget worden, Pistorius cent. VIII paroem. 17 und 50. Unsinnig, oder stock- narr, alber, ad intelligendum inhabilis est. Sie sagten: große narren, große schellen, Pistorius am a. o. Narren muß man die kolbe lausen, Pistorius cent. 7 paroem. 14 s. 574 u. f. § 84 die trun- kenheit ist verboten, Eine krankheit des gemuͤths ist auch die trun- kenheit, der die Teutschen sehr ergeben waren, Tacitus, cap. 22. Hert s. 42. Daher man sagte: „einem vollen mann soll ein geladener wagen wei- chen„ Pistorius cent. 6 paroem. 56 s. 496, Hert lib. I par. 21 s. 283, doch glaubten sie auch: wer trunkener weise stehle, werde nuͤchterner weise ge- hencket, das ist, was einer trunkener weise suͤndi- get, muß er nuͤchterner weise buͤßen, Hert 3 B. paroem. 1 § 5 s. 412 vol. 2 T. III, Pistorius cent. 1 paroem. 89 s. 120, „ein trunkener mund „spricht aus herzensgrund, eines trunkenen aͤcker „tragen rechten des coͤrpers ꝛc. „tragen alle waizen, Pistorius cent. 6 par. 55 s. 495, cent. 7 par. 89 s. 665. Das zutrinken ist in den Reichsgesaͤzen verboten, Reichsabschid 1495 §. 38, reformation zu Augsburg 1530 tit. 8, reiterbestallung 1570 § 48 u. f. fußknechtsbe- stallung 1570 § 197, u. f. Policeiordnung zu Franckfurt 1577 tit. 8. Fuͤrstlich Hessi- sche verordnung wider die trunkenbolde, d. d. Cassel den 26 Febr. 1754. § 85 Ebenfalls ist der zorn den Teutschen sehr ge- der zorn war den Teutschen sehr ge- mein. mein gewesen, Tacitus cap. 22 Estor de poena capitali homicidis dolosis necessario infligenda cap. 8 § 82, 83 s. 49 von dessen wuͤrkungen sihe Herten s. 629. Denn der wille ist des werkes seele, oder gibet dem werke den namen, Hert s. 621, Pistorius cent. VII par. 1 s. 559. Zorn koͤmmt von zerren; denn er ist die wuͤrckung eines gezerr- ten, oder aufgebrachten menschens. Die Teut- schen sagten: „im zorne thut man nicht was rech- „tens. Ein zorniger kopf ist leicht blutig zu ma- „chen„, Pistorius cent. 8 paroem. 65 s. 762. § 86 Die libe ist ein bestreben sich und andere gluͤck- die libe wird be- schriben, lich zu machen, daher saget man: „libe und noth „hat kein gebot„, Pistorius cent. VI paroem. 88 s. 541. Ein ieder ist sich selbst die naͤchste treue schuldig, Pistorius paroem. 28 s. 455 fg. Der mutter treu ist alle morgen neu, Pistorius cent. 7 paroem. 51 s. 739 Joh. Philipp Slevogt in der disput. de amore. § 87 Die uͤberredung ist entweder mit einer argelist die argli- stige uͤber- redung ist rechtswi- drig. und gefaͤhrde verknuͤpfet, oder nicht. Die erste haben die Teutschen verabscheuet, Stryk in der disp. de iure persuasionis. C 3 § 88 XI haubtst. von den § 88 die arglisti- ge schmei- chelei wird verworfen. Die arglistige schmeichelei war den Teutschen so sehr, als die verstellung verhast, Stryk de iu- re blanditiarum, Cocceii de simulatione. Die aufrichtigkeit mit freundlichkeit vermischet achteten sie fuͤr eine wahre tugend; daher derjenige, bei welchem ein verstelltes wesen entdecket wurde, bei- des libe und zuversicht bei ihnen verlore. Sie hielten die tapferkeit, treue, keuschheit und die gottesfurcht fuͤr die fuͤrnaͤmsten tugenden, Hei- neccius in elementis iuris Germanici B. 1 tit. 17 § 392 s. 325. Hert vol. II T. I s. 20 fg. Eilftes haubtstuͤck von den geistlichen und laien. § 89 was ein geistlicher sey. F erner waren die Teutsche: geistliche, oder laien, Hert s. 314. Ein geistlicher ist, welcher die oͤffentliche betreibung des gottesdienstes haubtsaͤch- lich besorget. Der gottesdienst heisset die art und weise Gott zu verehren, Estor de diuortio. Ein lai heisset ein der pfarrei unterworfenes mit- glied. Sie nenneten ihre priester Druiden. Denn ob zwar Tacitus des namens in ansehung der Teutschen nicht gedenket; so ist es doch wahr- scheinlich, daß sie selbige wie die Gallier, also ge- nennet haben, Wachter im Glossario col. 313, Schurzfleisch de veter. institut. Druid. Pu- fendorf, Frick de Druidis. Sie hatten sehr großes ansehen, Tac. cap. 10, dem Caͤsar lib. 6. de Bello Gallico nicht widerspricht, Hert s. 62. § 90 die Fraͤnki- schen koͤni- Die Franken hielten gar viel auf die geistlichen. Die Fraͤnkischen koͤnige schaͤzten auch den pabst hoch; geistlichen und laien. hoch; doch hatte er ihnen nichts zu sagen, Hert ge liessen sich von den paͤbsten nichts vor- schreiben. s. 357. Daher sie sagten: „kirchen gut hat eiserne „zaͤhne. Es frist eins mit dem andern hin, und „bringt dem dritten erben kein gewinn„, Hert vol. I s. 615 Pistorius cent. 6 par. 29 s. 457. Imglei- chen: Herren und heiligen gehen vor. Hert vol. I T. III s. 549. Sie theilten solche in majores und minores. Unter jene gehoͤreten die erzbischoͤffe, bischoͤffe, aͤbte ꝛc. Hert s. 314 der bischoͤfliche spren- gel hiese kirchspiel, parochia, und war der gau ent- gegen gesezet. Hert vol. I T. III s. 218. § 91 Die moͤnche waren im 9ten jahrhundert unter die beschaf- fenheit der moͤnche un- ter den ca- rolingischen kaisern, Carl dem großen, alle Benedictiner, Hert s. 320. Die kloͤster waren unter dem kaiser Ludwig dem frommen dreierlei gattungen. Einige als Maur- muͤnster, beteten nur fuͤr die wohlfart des koͤniges, andere als Schwazach, waren verbunden geschen- ke zu liefern. Wieder andere als Stablo und Laurisheim musten außer den geschenken auch kriegsdienste leisten, Hahns Reichshistorie I Th. s. 146. Die ordenskleider hat kaiser Carl der grosse verordnet. Hahn am a. o. s. 83. § 92 Bei den cathedral-kirchen (muͤnster,) waren den canoni- cis haben die Fraͤnk. kais. lebens- regeln er- halten. canonici, welche nach einer regel, wie die moͤnche leben musten, die ihnen Ludewig der fromme im jahre 816 vorgeschriben hat, Hert s. 321. § 93 Carl der große hat die schulen in den kloͤstern wer die schulen an- geleget habe, angeleget. Diese schulen waren innerliche clau- straͤles, oder aͤußerliche canonicaͤ. Jene fuͤr die moͤnche, leztere fuͤr die laien, Johann George Eccard in censura diplomatis Carolini de scholis Osnabrugensis ecclesiae cet. Johann C 4 David XI haubtst. von den David Koͤhler de veterum recentiorumque Germanorum scholis solitis et solidis, Boͤh- mer in iure eccles. protest. lib. II tit. 3 §. 1, 80, lib. V, tit. 5 § 4 fg. § 94 von der be- schaffenheit der erz- und bischoͤfe. Die erzbischoͤfe welche nachgehends metropolita- ni hießen, waren die vorgesezte mehrerer bistuͤmer. Die bischoͤfe, welche das pallium vom pabste er- hielten, nennete man ieweilen erzbischoͤfe. Ein erzbischof hatte die unter ihm stehenden bischoͤfe zu weihen, nach des pabstes Gregorius des IX ver- ordnung musten sie dem erzbischofe schwoͤren. Der metropolitan wurde von den bischoͤfen der metro- polis erwaͤhlet. Primaten hießen diejenigen erz- bischoͤfe, welche an einer von den Roͤmern darzu er- klaͤrten haubtstadt wohneten, z. e. in Lion, Bour- ges, Naxbo, Trier ꝛc., wiewol hernach auch an- dere zum primat gelanget sind. § 95 was ein bi- schof gewe- sen sey. Ein bischof hiese eigentlich, welcher einer paro- chie vorgesezet war. Dergleichen hat Carl der große 8 in Sachsen angerichtet, z. e. Bremen, Verden ꝛc., weiter, Wirzburg, Buraburg, Er- furt, Aichstaͤdt. Vor ihm waren schon die bis- thuͤmer Augsburg, Constanz, Chur, Passau, Salzburg, und Freisingen. § 96 wer selbi- gen erwaͤh- let habe. Die geistlichkeit erwaͤhlete den bischoff, und berichtete die wahl an den koͤnig, dieser bestaͤtigte, oder verwarf solche. Ersten falls befahl er dem metropolitan den erwaͤhlten zu weihen. Meisten- theils ginge der ,koͤnig von den wahlen ab, oder sezte vor der wahl einen bischoffen, Hert s. 392 u. f. In den aͤltesten zeiten hatte das volk eben- falls antheil an solchen wahlen. § 97 geistlichen und laien. § 97 Unterm bischoffe standen alle geistliche und moͤn- seine unter- gebene, che seiner parochie. Ihre amts-pflicht stehet beim Hert s. 396. Jedoch hielten sie sich chorbischoͤffe, jagten und pflegten ihrer lust. Hert s. 397. § 98 Damit sie in weltliche haͤndel nicht eingefloch- warum die bischoͤffe ad- vocaten ge- habt haben. ten wuͤrden, hatten sie ihre advocaten, Hert s. 398. § 99 Die aͤbte stunden zwar unter dem bischoffe, doch unter wem die aͤbte ge- standen haben. waren auch verschidene nur dem koͤnige unterwor- fen, endlich aber hielten sie alle kloͤster fuͤr sich. Die bischoͤfe sassen auf Reichstaͤgen. Carl der große hat den bischoͤffen einige vorrechte, nicht aber die landes-hoheit ertheilet. Unter den Saͤch- sischen kaisern musten sie kriegesdienste mit leisten. Die koͤnige erbten ihre bewegliche verlassenschaft. Kaiser Friderich gab ihnen aber die macht, einen letzten willen zu errichten. Die Fraͤnkischen koͤni- ge ließen den geistlichen die entscheidung der geist- lichen und religions-sachen, hernach haben sie die kirchenhaͤndel, ehe-sachen, heirats-guts-irrungen, eide, begraͤbnisse, milde sachen an sich gezogen, weil diese nach den Roͤmischen und geistlichen rech- ten entschiden werden musten, welches die Teutsche richter nicht verstuͤnden; daher haben sie auch der laien personen unter ihre gerichtbarkeit gebracht, Gundling in D. lib. V, tit. I § 34 s. 41. In ih- ren landen durfte kein kaiserlicher richter richten. Daher bestellten sie einen vogt, viztum, welcher vom kaiser belehnet und bestaͤtiget wurde, um in weltlichen und peinlichen haͤndeln zu richten, Gundling am a. o. s. 44. § 100 Die laien waren entweder duces (patricii) re- der laien unterschie- dene gat- tungen. etores provinciaͤ, oder graven, graviones, vice- C 5 comites. XII haubtst. von den comites. Ein graf muste die zum krieg erfoderten aufbieten, sie zum erscheinen noͤthigen, die hohe und niedere gerichtbarkeit ausuͤben, fuͤr die einkuͤnfte sorgen, Hert s. 405. Missi waren koͤnigliche com- missarien uͤber die bischoͤffe, aͤbte und grafen, auch ihre aͤmter; sie konnten rechtstage in den provinzen halten, der landstaͤnde klagen anzuhoͤren, der wit- ben und waisen sich anzunehmen, Hert s. 406. Zwoͤlftes haubtstuͤck von den Christen und Juͤden. § 101 der juͤden zustand wird be- schriben. U nter den Teutschen finden wir christen und juͤden; diese waren in großer menge in Teutschland. Sie durften christen zu leibeige- nen haben, Hert s. 323, Holbergs juͤdische ge- schichte. Sie waren kaiserliche kammerknechte, kamen aber nachher unter die landesherren. Ohne hinlaͤngliche ursache kan man sie nicht abschaffen, Hert de subiect. territ. § 21. Daniel Hofmann de aduocatia imperatoris iudaica, Boͤhmer, de cauta Iudaeorum tolerantia. Von der juͤ- den ankunft in Europa und besonders in Teutsch- lande sihe die allerneueste histori des koͤnigreichs Boͤheim, 1746, 4, haubtst. 4 § 7 s. 193 fg. § 102 was ein juͤde sey. wer solche halten koͤn- ne? Ein juͤde ist ein mensch, der an das mosaische gesaͤz und den Talmud glaubet, jedoch den herrn Christus fuͤr den Messias nicht haͤlt. Man dultet sie nicht in Spanien, Braunschweigischen, Sach- sen, Wirtenbergischen ꝛc. Nach der policeiord- nung 1577, tit. 20 soll niemand juͤden halten der nicht vom kaiser regalien hat, oder deshalber pri- vilegiret Christen und Juͤden. vilegiret ist, Pufendorf in observ. iur. vniuers. obs. I s. 10 vol. II, Heineccius T. I resp. 4, 5, Ayrer de iure recipiendi iudaeos. Ordentlicher weise sind sie des buͤrgerrechtes nicht faͤhig, Spe- ner im Teutschen iure publico lib. II cap. 7 § 6, Ludolf obs. for. contin. app. 2, s. 370 u. f. wohl aber der rechten der unterthanen, George Lude- wig Boͤhmer in der disp. de officio potestate Rabbini prouincialis in terris Brunsuico-Lu- neburg. § 4 s. 3, Johann Friderich Kayser de autonomia Iudaeorum § 4 fg. Immittelst sind zu Schweinsberg, einer stadt des oberfuͤrsten- thums Marburg, aus kaiserlichem gnadenbrife vier juͤden iederzeit in der buͤrgerschaft und heißen Roͤmische buͤrger, Estor de lubrico iurisiuran- di Iudaeorum. Die strenge der geistlichen rechte wider die juͤden wird nach maaßgebung des ge- richtsbrauches nicht beobachtet. § 103 Wo es nicht der juͤden glauben und caͤremo- der juͤden rechte und richtschnur. nien betrift, oder ein landesherr ihnen nicht be- sonders nach ihren gebraͤuchen sich zu achten erlau- bet hat, richtet man sie nach den gemeinen rech- ten in geistlichen und weltlichen, Kayser am a. o. F. Hessische erneuerte juͤdenordnung, Cassel 1679 § XI s. 9, mithin genuͤßen auch die juͤden- weiber des vellejanischen rathschlusses, sihe des reichshofrathes von Senckenbergs abhandlung de iuribus ac priuilegiis dotium illatorumque quoad mulieres Iudaeas, Kayser am a. o. § 43. Sie duͤrfen keine gestolnen Sachen kaufen, widri- genfalls sie dieselben unentgeldlich herausgeben sollen, policeiordnung 1548, tit. 20, 1577 tit. 20 § 2, Hert de subiectione territor. §. 8 s. 380. Nach der policeiordnung vom Jahre 1530 tit. 22 sollen sie XII haubtst. von den sie sich durch tragung eines gelben ringes am rocke unterscheiden. Ihre rechnungen und schuldbuͤcher muͤssen sie Teutsch schreiben, policeiordnung, 1577, tit. 20 § 3. Sie sollen ihre schuld- oder an- dere verschreibungen bei nimand anders, als der ordentlichen oberkeit, darunter der contrahirende christ gesessen ist, aufrichten, reichsabschid 1551 § 79. Kein christ vermag einem juͤden seine fode- rung wider einen andern christen abzukaufen, reichsabschid 1551 § 50, 1577 tit. 20 § 4. Sie duͤrfen keine wachsenden fruͤchte kaufen, ausser un- ter gewisser einschraͤnkung, policeiordnung, 1548 und 1570. Unbewegliche guͤter, außer haͤusern, duͤrfen sie nicht besizen. In Frankfurt am Mayne ist ihr zustand sehr beschraͤnket, Gottlieb Ettling de Iudaeorum Moeno-Francofurtensium con- ditione duriori prae ciuibus ac incolis chri- stianis, 1751. § 104 was ein Christ sey Ein christ heisset: welcher die in der heiligen schrift geoffenbarte heilsordnung wegen des ver- dienstes Christi fuͤr das menschliche geschlecht weiß und glaubet, Estor de diuortiis, s. 70. Ein christ hat viele vorzuͤge vor dem juͤden. Dieser wird zu keinem soldaten angenommen, er kan keine ansehnliche bedienung verwalten. Er verdienet bei eiden und zeugnissen nicht soviel glauben, als ein christ. Er darf keinen degen, noch anderes gewehr tragen ꝛc., Basnage in der histori des juͤdenthumes, die angezogene allerneueste histori des koͤnigreiches Boͤheim am a. o. s. 197. § 105 von den armen und den armen- eide. In Teutschland gibet es arme und reiche. Arm heisset derjenige, welcher aus seiner eigenen haus- haltung nicht leben kan. Bei dem processe ist der- Christen und Juͤden. derjenige arm, welcher die noͤthigen proceß-kosten zu tragen nicht vermag, Estors anfangsgruͤnde des gemeinen und reichs-processes, tit. 300 § 2341 fg. s. 890. Tacitus cap. 24 haͤlt die Teutschen fuͤr arm. Der kaiser Carl der große verordnete, daß den armen, wittben und waisen das recht strecklich gesprochen werde, Hert, vol. 2 T. I s. 193, welches bis diese stunde ieder kaiser bei der kroͤnung eidlich zusagen muß. Besage concept der cammer- gerichtsordnung 1th. tit. 55 soll ihnen das recht umsonst gesprochen werden. Sie muͤssen die ar- mut anzeigen und vermittels eines zeugnisses der oberkeit oder glaubwuͤrdiger personen bescheinigen, Estor am a. o. § 2345. Der arme ist zu warnen, sich wohl zu pruͤfen: ob er eine gerechte sache zu haben vermeine, widrigenfalls er nach befinden eine leibesstrafe zu gewarten hat, Estor am a. o. § 2357. Nach diesem vorgange wird er zum ar- meneide gelassen, Samuel Schulz de pauperi- bus in camera litigantibus. Es wird ihm ein advocat beigegeben, welcher ihm umsonst dienen muß, wie nicht minder der anwalt. Unterdessen dienet den armen das Teutsche spruͤchwort: „arm „seyn ist keine schande, noch unehr„, Pistorius cent. 2 par. 37 und 38 s. 178 fg. Hert lib. 1 par. 64 s. 337 vol. II, T. III, zum troste. Dreizehentes haubtstuͤck von den bettlern . § 106 D as betteln war bei den Teutschen verboten, das betteln ist verboten kapitularia Francorum lib. I cap. 118. Bet- teln bedeutet so viel, als oft bitten, sihe Launojus de cura ecclesiae pro miseris et pauperibus. Es XIIII haubtstuͤck von den Es gibet vielerlei arten der bettler, wie dann sol- che P. J. Marperger in seinen wohlmeinenden gedanken uͤber die versorgung der armen in einem verzeichnisse nach alphabetischer ordnung s. 9 fg., auch Theodor Ludewig Lau von der einrichtung der intraden, s. 27 und s. 34 namhaft gemachet haben. Von deren abschaffung wird in den reichsgesaͤzen oͤfters gehandelt, Reichsabschid 1497 § 20, 1498 § 44, 1500, tit. 27, 1530 tit. 34, policeiordnung 1548 tit. 26, 1577 tit 27, der bett- ler kinder sollen zeitlich, wenn sie ihr brodt zu ver- dienen geschickt sind, zu handwerkern, oder an- dern diensten gewiesen werden, damit sie nicht be- staͤndig dem betteln anhangen, policeiordnung, 1577, tit. 27, F. Hessische verordnung wegen der armen und bettler § 2, Cassel 1752, fol. Starke bettler sollen andern zum exempel gestrafet werden, policeiordnung 1577 tit. 26, § 1. Jede stadt und ieder ort soll die armen selbst erhalten, policeiordn. am a. o. F. Hessische ordnung am a. o. § 2, s. 5, wiewohl man im gemeinen spruͤchworte saget: „bettler sind uͤberall zu hause, imgleichen der bet- „telsak ist bodenlos, Pistorius cent. 2 par. 82 und 84, s. 229 fg. Ahasv. Fritsch ad L. vn. C. de validis mendicantibus. Vierzehntes haubtstuͤck von den reichen personen, oder dem reichthume der Teutschen. § 107 der Teut- schen ver- moͤgen E in reicher hiese, welcher maͤchtig an aͤckern war, daher ein solcher auch Gutmann, Gue- demann genennet wurde, Schilter in armerkun- gen uͤber den Koͤnigshofen s. 301, 525, Ostfrisi- sches reichen personen ꝛc. sches landrecht B. 1 cap. 14 s. 27 in anmerkungen, worinn es bestan- den habe. und s. 27. Der alten Teutschen habseligkeit be- stunde im viehe und hausrathe, auch in wehr und waffen. Dieses luden sie auf den wagen und fuh- ren es weg. Daher die fahrnis, die fahrende habe annoch die beweglichen sachen begreifet, iedoch ge- hoͤret das vieh nicht unter die fahrnis, Hert vol. II T. I s. 32, von Westphal am a. o. T. IV s. 3085, Dreyer am a. o. s. 120 fg. Die aͤcker hiesen ligende habe. Habe bedeutet opes, pos- seßio, davon unten ein mehres vorkommen wird. § 108 Ein landgut hiesse praͤdium, eurtis, oder cortis was ein landgut in sich begrif- fen habe. (Bivang, Dominicale, Villa, Grangia, mansus, territorium), wenn es aus einigen umfange, auch wohl einer großen gegend in mehrern doͤrfern und hoͤfen bestunde; also schenkte kaiser Conrad Lud- wigen mit dem Barte ein praͤdium in Thuͤringen, das ist, die grafschaft Thuͤringen, Tenzel in sup- plem. II hist. Gothan. s. 392, Johann Friderich Schannat de patrimonio S. Bonifacii, cap. I § 1 fg. § 109 Die guͤter hatten ihre zugehoͤrungen. Diese der guͤter zubehoͤrun- gen; von hufen. bestanden in den leibeigenen mit weibern und kin- dern, feldern, haͤusern, in der hutung, trift, wie- sen, in strasen, wegen, ab- und zugaͤngen, wasser, und wasserlaͤuften, gaͤrten, fischereien, muͤlen ꝛc. Dieses wurde unter der redensart: cum omnibus appendiciis verstanden, sihe Schoͤttgens geschichte Markgrafen Conrads zu Meissen s. 250 fg. s. 261, Johann Friderich Schannats corpus tradi- tionum Fuldensium, s. 322 fg. In folgenden zeiten hat man das wort curia und im Teutschen hof in eben der bedeutung gebrauchet, sowohl haͤu- ser XV haubtst. von den ser in den staͤdten, als auch edel- und bauerhoͤfe damit zu benennen. So waren auch die hufen, hu- baͤ, hobonnaͤ, haftunaͤ, nicht einerlei. Einige wurden koͤnigliche hufen genennet, andere waren domini- cales, und serviles; die koͤniglichen hießen diejenige, welche von den Teutschen koͤnigen abhaͤngeten; andre waren solche, welche an lehnleute uͤbergeben waren, die solche auch wohl an andre wieder ver- lihen, oder verpachteten. Man hatte noch andre abtheilungen der hufen nach den nationen, naͤmlich Slavische oder Wendische und Flandrische oder Flaͤmmingische ꝛc. Schoͤttgen am a. o. s. 258 fg. Schannat am a. o. § 323. Funfzehntes haubtstuͤck von den eingebohrnen Teutschen. § 110 die einart, wozu sie dienen. I n Teutschland sind Teutschgebohrne, oder in die landsmannschaft aufgenommene. Die- ser unterscheid dienet zur anenprobe, bey der an- nehmung zu beisizern an den hoͤchsten reichsge- richten, zu reichsaͤmtern, bedienungen, sowohl geistlichen, als auch weltlichen, reichsgeneralen ꝛc. sihe Johannen Andreen Hofmanns disputation de iuribus indigenarum Germaniae § 4, § 14- 24, Heinrich Hildebrand de iure ciuium ori- ginariorum, cap. III § 4 fg. Zu den Teutschge- bohrnen gehoͤren I) die voͤlker, welche in Teutsch- land disseits Rheines wohneten, Hert de populis Germaniae veteris, th. II cap. 1 s. 44 fg. vol. 2 tom. 1, II) diejenige, welche im großen Teutsch- lande lebeten, Hert am a. o. cap. II s. 48 fg. III) die alten Francken, Hert s. 137. IV) die Alamannier, oder Schwaben, Hert s. 63. V) die Baiern, XVI haubtst. von den fremden. Bayern, Hert s. 69, VI) die Sachsen, Hert, s. 73, VII) die Thuͤringer, Hert s. 83, VIII) die Friesen, Hert, s. 87, VIIII) die Teutsche Burgundier, Hert, s. 91, X) die Schweizer, Ewsum, Erlach, Moͤnster. § 111 Das wort Frank bedeutet bald die Franken des wor- tes: frank: bedeutung. dies- und jenseits Rheines, bald die Ost- und West- franken, bald die heutigen Franken, Hert am a. o. s. 139. Sechzehndes haubtstuͤck von den fremden . § 112 F remde nahmen die Teutsche in ihre buͤrgerschaft die Teutsche hasseten die fremden. nicht auf, Hert am a. o. s. 16, daß die disseits Rheines wohnende mit den Italiaͤnern sich ver- heirateten, konnten die Teutsche nicht leiden, Hert am a. o. s. 16, 17, 29. Die aͤmter und gerichte besezten sie mit eingebohrnen, Hildebrand am a. o. § 6 s. 51. Daher man sagte: „landeskin- „der soll man fuͤr andern befoͤrdern,„ Pistorius cent. 6. par. 96, s. 552. § 113 Zu den angenommenen Teutschen rechnete man die ange- nommene Teutsche. ehedem die Wenden, und heut zu tage die refuͤgiez. Sibenzehntes haubtstuͤck von den aus dieser eintheilung erwach- senen rechten. § 114 W egen dieser verschiedenen voͤlkerschaften ent- die einart ist unter- schiedlich. stehet ein unterschid der landsmannschaft oder buͤrgerrechts, einart, aͤnert, aͤbert, welches D dreierlei XVII haubtst. von erwachsen. rechten. dreierlei ist. Entweder daß einer aus einem lan- de, das unter dem Teutschen scepter stehet, ge- gebohren, oder 2) daß iemand aus einem lande und provinz gebohren, oder 3) daß iemand in einer stadt oder dorfe erzilet worden ist. § 115 den frem- den verstat- tete man keinen frei- en paß, Diesen werden entgegen gesetzet: die fremde, als da sind: die Engellaͤnder, Spanier, Polen ꝛc. ein solcher konnte ohne paß in Teutschland nicht reisen, widrigenfalls er leibeigen wurde, das ist ein wildfang, immaßen ihn die luft leibeigen machte, von Ludewig in der disput. de pere- grinitate, albinagio et Wildfangiatu, Hilde- brand, de jure Wildfang. § 116 Die Teutsche hasseten die fremden sitten, und wa- ren den fremden nicht hold, Hert am a. o. s. 16, vol. II T. I, Franckenstein de vsu albinagii in Germania § 3. § 117 nach wel- chen ꝛechten der frem- den strei- tigkeiten entschieden worden. Jeweilen entstehet die frage, ob ein auslaͤndischer klaͤger nach den von seinem landesherrn ausgegange- nen rechten zu achten stehe, oder ob man ihn nach dem wiedervergeltungsrechte (retorsion) richten muͤsse, wenn zumal sothanes recht dem beklagten inlaͤndi- schen zum vortheile gereichet und den klaͤger sach- faͤllig machet? Allein weiln der richter nach maaß- gebung derer rechte, welche in seinem gerichte gel- ten, die sache entscheiden muß; so faͤllet dahier das wiedervergeltungsrecht weg, Hert de colli- sione legum, sect. IV § 9, Franz Alef de le- gum retorsione, Augustin von Balthasar in der disput. de jure peregrinorum singulari, cap. XVIII haubtst. vom strandrechte. cap. II § 9 s. 44. Dafern auch in einem Lande unterschiedene religionen sich vorfinden, und von fremden die frage ist: welcher religions-geistlichen solche zu begraben haben? so siehet man hier auf diejenige religion, der ein verstorbener zugethan gewesen ist. Waͤre aber geboten, dise religion solle die fremden begraben; so gehet dergleichen verordnung nur auf diejenigen, welche gar nicht aus dem lande des herrns sind. Man sezet ie- doch voraus, daß ein ieder sothaner landen-reli- gions geistlicher das begraͤbnisrecht habe; sonst waͤre die frage vergeblich. Achtzehntes haubtstuͤck vom strandrechte . § 118 A us dem zustande der fremden ist auch das was das strandrecht sey? strandrecht hergekommen, kraft dessen die ver- ungluͤckten schiffe und waaren fuͤr herrnlose sachen geachtet wurden, Jacob Schuback in comm. de jure littoris, vom strandrechte. Ehedem verschonete man der menschen hierbei nicht einmal, gestalt daher das spruͤchwort entstanden ist: „der „schiffer kan leib und gut verfahren, wenn er „schiffbruch leidet„ Klock de aerario, II, 14, Schuback am a. o. s. 14 fg. Sihe den art. 218, der peinlichen halsgerichtsordnung kaiser Carls des V. allwo dieses verboten worden ist. D 2 Neun- XIX. haubtst. vom erbfolgerechte in Neunzehntes haubtstuͤck vom erbfolgerechte in der verstorbenen fremdlinge verlassenschaft. § 119 das jus al- binagii wird be- schrieben. A us der allgemeinen landsmannschaft, welche den fremden entgegen gesezet wurde, ist das jus albinagii , le Droit d’ Aubaine herzuleiten. Denn wer bei den Francken nicht mit unter dem koͤnig stunde, hieß ein fremdling. Fram, frem heißet ex, al fremd, Wachter im glossario, s. 481. Also bedeutet fremdling einen auslaͤnder. Es ist demnach das jus albinagii eine gerechtsame des koͤniges in Frankreich, kraft dessen er in die ver- lassenschaft eines fremden folget, auch dieser von ehrenstellen ausgeschlossen ist, mithin kein fremder ein testament, oder eine andere lezte willensver- ordnung uͤber dasjenige, was selbiger in Franck- reich besizet, stiften kan, wenn er nicht besonde- re freiheiten desfalls erlanget hat, D. Richelet im dictionaire François s. 105, Franz Jacob Chas- les im dictionaire vniuersel chronologique et historique de justice etc. T. 1, s. 265, unter dem worte Droit d’ Aubaine . Wenn ein Franzos aus Franckreich gehet, und sich anderweit wohn- haft niderlaͤsset, kan er in Franckreich nichts er- ben. Ein fremder kan in Franckreich aus eines Franzosen testamente kein vermaͤchtniß bekommen. Doch sind von dieser strenge ausgenommen, 1) die gesanden, 2) die geistlichen, 3) professores und im- matriculirte studenten, 4) die fremde, welche in Franzoͤsischen kriegsdiensten stehen, 5) die geisel, 6) die hanse-staͤdte, 7) Hollaͤnder, Portugiesen, Schottlaͤnder ꝛc. Friedrich Ulrich Pestel in der disput. der verstorbenen fremdlinge verlassens. disput. de vsu practico juris Albinagii, Fran- ckenstein, Dithmar de jure Albinagii, Christ. Friderich George Meister de statu ciuitatis, § 17, s. 17 fg. Die Soestische Schraa art. 13. § 120 Dieweil die Franzosen sothanes recht wider die ist in Teutsch- land nicht gaͤnzlich unbekannt. Teutschen so straͤcklich beobachten; als ist in Teutsch- land das vergeltungsrecht (retorsion) eingefuͤhret, Johann Schilter de jure peregrinorum, § 22, s. 166. Ehedem hat man dieses recht in Teutsch- land ebenfalls gehabt, Pestel am a. o. Es sind auch noch hin und wieder uͤberbleibsele davon an- zutreffen. § 121 Aus der besondern landsmannschaft eines lan- woher das wildfangs- recht zu lei- ten sey? des, oder einer provinz, in absicht auf die andre, ist das wildfangsrecht geflossen. Die fahrenden leute wurden leibeigen, sie durften iedoch heiraten, vermogten gleichwol zu keinem ehrenamte zu gelan- gen, wurden auch in keine zuͤnfte gelassen, doch kon- ten sie testiren. § 122 Die pfeiffer, spielleute und kesselflicker gehoͤre- die pfeiffer und kessel- flicker ge- hoͤreten un- ter die fah- renden leu- te. ten ebenfalls unter die fahrenden leute, Johann Friderich Scheid in der probeschrift de jure in musicos singulari Rappoltsteinensi, Straßb. 1719, s. 18 fg. Allermasen dergleichen leute als landstreicher und niedertraͤchtige menschen den Teut- schen sehr verhaßt waren, mithin ihre kinder nicht einmal in den handwerckern aufnemen wollten; so hat disem in den reichsgesaͤzen abhelfliche maaße verschaffet werden muͤssen, policeiordnung zu Augsburg 1548 tit. 37 § 1, 1577 tit. 38 § 1. D 3 Zwan- XX. haubtst. vom arreste. Zwanzigstes haubtstuͤck vom ursprunge des arrestes. § 123 woher der arrest, zu leiten sey. D ise landsmannschaft hat nicht minder gelegen- heit zu dem arreste gegeben. Denn weil die benachbarten staͤnde den buͤrgern aus den staͤdten nicht halfen, folglich ein ieder sich selbst zu helfen suchte, so entstunde daraus der arrest und die repres- salien, Gundling in D. lib. V , tit. 1 § 26. Das uͤbrige hicvon folget unten bei der gerichtbarkeit. Ein und zwanzigstes haubtstuͤck vom gastrechte. § 124 was das gastrecht veranlasset habe. N icht weniger hat die landsmannschaft das gast- recht ( jus hospitum ) veranlasset, kraft des- sen einem auslaͤndischen in kurzer zeit die gerech- tigkeit angedeien mußte, reichsabschid 1654 § 156. Es wird dises recht auch kaufrecht, kaufgericht ge- nennet. Sihe Carl Heinrich Moͤllers disp. de judicio summario peregrinorum, Schmids disp. de modo procedendi circa peregrinos. Estor im gruͤndlichen unterrichte von geschickter abfassung der urtheln und bescheiden § 996 s. 490, Ahasver Fritsch T. II opusc. vom gastrechte. Zwei und zwanzigstes haubtstuͤck vom naturalisiren. § 125 warum die naturalisa- tion einge- fuͤhret wor- den. A llermaßen ein fremder von den vortheilen eines einheimischen ausgeschlossen war, so ist zum besten XXV. haubtst. von angesessenen ꝛc. besten der fremden die naturalisation eingefuͤhret worden, kraft deren einer fuͤr einen inlaͤndisch ge- bohrnen erklaͤret wird, mithin wird er dadurch faͤ- hig zu ehrenaͤmtern. Drei und zwanzigstes haubtstuͤck von den eingebohrnen einer Stadt oder eines Dorfes. § 126 L andsleute eines Ortes sind diejenige, welche an was der eingebohr- ne eines or- tes sey? einem orte wohnen und mitglieder derselben ge- meinde sind. Hieraus folget, daß nicht alle, wel- che an einem orte sich befinden, zugleich mitbuͤrger oder mitnachbaren seind. Denn es gibet auch schuzverwandten, miethleute ꝛc. Vier und zwanzigstes haubtstuͤck von beisassen. § 127 B eisassen, einliger ( incolae ) werden zwar nicht beisassen sind keine glider der gemeinde. als fremde angesehen, doch sind sie keine glider der gemeinde, haben solchemnach an den gemeinen nuzungen keinen anteil. Sie muͤssen die einen flecken habenden verstorbenen zum grabe tragen, immaßen sich dessen die zuͤnfte wegern, sihe thesauri practici Besoldiani continuatio un- ter dem worte, beisaß, hintersaß s. 291 u. 716, 717. Fuͤnf und zwanzigstes haubtstuͤck von den angesessenen auswaͤrtigen. § 128 D iejenige, welche guͤter in der stadt oder dorf- von angefes senen aus- waͤrtigen. flure haben und nicht daselbst wohnen, heis- D 4 sen XXVII. haubtst. von den uͤbrigen sen auslaͤndische beguͤterte ( forenses ). Sie wer- den auch zuweilen ausbuͤrger genennet, Ayrer in analectis juris ad singularia statutorum Nord- lingensium, sect. 1 cap. 1 § 1 Hert de subject territoriali § 3. Sechs und zwanzigstes haubtstuͤck von den vorstaͤdten. § 129 vorstaͤdte haben ei- gentlich kein stadt- recht. D ie vorstaͤdte, oder neustaͤdte haben eigentlich kein stadtrecht gehabt. Daher diejenige, welche in den vorstaͤdten wohneten, von den buͤr- gern unterschiden wurden, ausser wenn sie aus- druͤcklich das buͤrger- und stadtrecht erlanget hat- ten, und der stadt einverleibet worden waren, Hert de paroemiis juris German. lib. II, paroem. X, s. 400, vol. II T. III opusc. Schilter in exercit. ad D. III § 8, Fritsch de jure et statu suburbiorum, Friderich Esaias Pufendorf in obseruationibus juris vniuersi, s. 203 fg. obs. 81 vol. 1. Siben und zwanzigstes haubtstuͤck von den uͤbrigen rechten, welche aus der landsmannschaft fluͤßen. § 130 von der landsmañ- schaft der verwisenen. D er nutzen oberwaͤhnter dreyfachen landsmann- schaft veroffenbaret sich unter andern darin, daß derjenige, welcher des landes verwisen wird, nichts destoweniger die allgemeine landsmannschaft ( jus ciuitatis vniuersalis Germaniae ) behalte, folgsam das recht uͤber sein eheweib und kinder, auch die macht, ein testament zu errichten, an- noch habe; iedoch verlieret er die landsmannschaft in rechten, welche aus der landsmanns. ꝛc. in dem lande, oder provinz, woraus er auf ewig verwisen worden ist. Acht und zwanzigstes haubtstuͤck von landsassen und unterthanen. § 131 I n den Teutschen landen treffen wir auch land- was land- sassen sind, sassen an, das ist, solche personen, welche in persoͤnlichen und dinglichen klagen fuͤr dem gerich- te, des landesherrn recht nehmen muͤssen. Ein unterthan ist weniger, als ein landsaß. Denn dises wort wird von geehrten unterthanen nur ge- brauchet, z. e. von praͤlaten, universitaͤten, gra- fen und rittern, Hert de subjectione territoriali § 6 s. 264 vol. 1 T.II opusc., die adelichen landsassen wer- den nicht fuͤr amtsassen, sondern fuͤr schriftsassen gehalten, von Cocceji in consil. 452 num. 32 s. 599, vol. 2. § 132 Der unterthan ist ein buͤrger, oder bauer. Je- sind unter- thanen, der landsaß ist ein unterthan; allein nicht jeder unterthan ist ein landsaß, Schilter de landsassiis, cap. 1 num. 12 in exercit. ad D. s. 446, von Lu- dewig de jure feudorum, cap. 4, qu. 8, s. 250, Wilhelm Leiser de landsassiis. § 133 Ein landsaß und unterthan muß dem landes- sie muͤssen dem lan- desherrn huldigen, herrn huldigen, das ist, eidlich verspre- chen, dem landesherrn treu, gehorsam, und un- terthaͤnig zu seyn, Hert de subjectione territo- riali, § 16, 18. § 134 Die unterthanen und landsassen koͤnnen ordent- sie koͤnnen aus dem lande zi- hen. licher weise aus dem lande zihen. D 5 Neun- XXIX. haubtst. vom adelstande, Neun und zwanzigstes haubtstuͤck vom adelstande, insbesondere dem ho- hen Adel. § 135 D er weitere zustand der Teutschen gehet entwe- der auf den adelstand, oder den buͤrger- und bauernstand. § 136 was das wort adel bedeute. Adel, Odel , bedeutet einen, der vermoͤgend war, ansehnliche guͤter besase, Joachim Geor- ge von Ploͤnies de ministerialibus § 8, Bur- card Gotthelf Struve de allodiis imperii, cap. 1 § 3 s. 20 fg., Wachter in glossario, unter wor- te: od , col. 1159 fg., das Ostfriesische land- recht B. 1, cap. 20 in Anmerckungen s. 35-38. Im 11ten, 12ten, 13ten und 14ten jahrhundert ver- stunde man darunter die fuͤrsten, grafen und her- ren, wodurch heut zu tage der hohe adel angedeu- tet wird, Estor in obseruationibus feudalibus, obs. XVI, s. 19, de ministerialibus, und th. IV der kleinen schriften s. 800 fg. Johann Adam Ropp de insigni differentia inter S. R. I. co- mites et nobiles immediatos, sect. 1 § 3 s. 14 fg. Johann George Cramer de juribus et praerogatiuis nobilitatìs auitae, cap. II § 7 s. 58 fg. Denn im 15ten jahrhundert fingen die vasallen an, sich nobiles, oder junckern zu nennen; wodurch also der unterschied zwischen dem hohen und nidern adel entstanden ist, immaßen die va- sallen, oder heutige junckern sich zum nidern adel rechneten, da sie sonst militaris generis homines hisen, sihe des geheimten justizrathes Strubens obseruationes juris, obs. 1 § 9 s. 26 fg., Cra- mer am a. o. s. 85. § 137 insbesondere dem hohen adel. § 137 Aus dem hohen adel wurden die hohen reichs- aus dem hohen adel wurden die reichsbe- dienungen besezet. bedienungen besezet, wodurch sie siz und stimme auf reichstaͤgen erhielten, es wurden auch die koͤ- nige selbst aus selbigen erwaͤhlet. § 138 Es war demnach eine person des hohen adels der hohe adel wird beschriben. nach maaßgebung der Teutschen rechte, welche auf dem reichstage siz und stimme hat, oder aus einem solchen hohen geschlechte entsprossen war. Es hatte einer des hohen adels ansehnliche vorzuͤge, z. e. daß seine streitigkeiten fuͤr dem fuͤrsten-rathe entschiden werden mußten, Kopp am a. o. s. 102, 302, 327, woran der nidere adel keinen antheil hat- te, Estor de judicio principum, sect. 1 § 20, 23 s. 10, 11 fg. Reichshofrath von Senckenberg in der vorrede zu seinen disquisitionibus de judi- ciis principum, §. 4 s. 8. § 139 Es hat zwar in den aͤltern zeiten auch titular- der unter- scheid un- ter den al- ten u. heu- tigen titu- lar-reichs- grafen. reichsgrafen gegeben, anerwogen den soͤhnen der herzoge, imgleichen den anverwandten der koͤnig- lichen famili und andern angesehenen personen der grafen titel beigeleget worden ist, Christian Gott- frid Hofmann in den grundsaͤzen des h. R. R. staatsrechtes s. 301 § 18, Struve im corpore ju- ris publici, cap. xxxi § 16 s. 1174 fg. Adam Friderich Glafey in der geschichte des hohen chur- und fuͤrstl. hauses Sachsen, 1 buches, cap. 4 § 5, s. 49; allein dises waren lauter personen des un- streitigen hohen adels; nachher haben kaiser Carl der V und dessen nachfolger erst angefangen, per- sonen des heutigen nidern adels einen grafen titel beyzulegen. § 140 XXIX. haubtst. vom adelstande, § 140 Derowegen hat man heut zu tage den großen unterscheid zwischen einem wuͤrcklichen, stimme und stand auf dem Reichstage habenden grafen und einem titular-reichsgrafen sorgfaͤltig beobachtet. § 141 Sowohl der gerichtsbrauch, als auch die Reichs- sazungen und zwar der Reichsabschid vom jahre 1548 § 66, insonderheit aber die neueste kaiserliche wahlcapitulation, art. III § 23 geben den unter- schied zwischen einem wuͤrcklichen Reichsgrafen und einem titular-Reichsgrafen sattsam an die hand, von Maiern in actis pacis Westphal. T. I s. 826 794 fg., T. II s. 507. § 142 ein heuti- ger titular- reichsgraf ist nicht besser alsein adelicher. Es erhaͤrten diesem nach nicht allein die taͤgliche erfahrung, sondern auch der gerichtsbrauch, daß in der that ein titular-Reichsgraf und ein adeli- cher fuͤr einerlei gehalten werden. An den alt- fuͤrstlichen hoͤfen und in den gerichten sihet man keinen unterscheid unter dem titular-reichsgrafen und dem edelmanne. Laͤsset sich diser den grafen titel mittheilen, so bleibet er unterm vorigen ge- richtszwange, und veraͤndert der grafenstand hier- unter nichts, sihe Luͤder Mencken in tractatio- ne synoptica processus juris communis et Sa- xonici, disp. III tit. 1 § xvii , und Estor im un- terrichte von abfassung der urthel und bescheide § 53, s. 15. § 143 wie die landsaͤßi- gen grafen in Chur- sachsen. In Chur Sachsen werden daher die landsaͤßige grafen bei der lehnsempfaͤngniß nicht anders, als die adeliche vasallen vom kanzler in der regirung angeredet. Er nennet sie ihr , wie einen ieden ade- lichen insbesondere dem hohen adel. lichen Chursaͤchsischen vasallen, der die lehne em- pfaͤnget, Wabst in der historischen nachricht von des Churfuͤrstenthums Sachsen hohen und nidern iustiz, s. 74, s. 229. § 144 Die Oesterreichische grafen sind nicht besser als die und Oester- reich ange- sehen wer- den. landsaͤßigen edelleute in absicht auf den ihrem landes- herrn zu leistenden gehorsam, auch dienstbarkeit, gestalt kaiser Carl der V bereits solches in den frei- heiten des erzhauses Oesterreich unter andern im jahre 1530 also geordnet hat, Luͤnig in corpore juris feudalis T. 1 col. 728. § 145 Derowegen verbleibet es auch hierunter bey der die kaiserli- che standes- erhoͤhung gibet nie- manden die vorrechte des hohen adels. regel, daß die kaiserliche standeserhoͤhung die rech- te und wuͤrckungen des alten adels oder des herren- standes, oder hohen adels, niemanden gebe, wie Johann George Cramer am a. o. cap. IV §. 1 s. 169, und der selige Herr Vicecanzler Ropp im zweiten theile der lehnsproben s. 162 gezeiget haben, wofern sie nicht das gesamte reich ausdruͤcklich zu- gesteht, folglich in dessen entstehung ein titular- oder landsaͤßiger reichsgraf nicht besser, als ein adelicher landsaß, oder eine ritterstandsperson ist, daher die ehe eines fuͤrstens, auch reichsgra- fens mit einer adelichen dem Teutschen staats- und lehnrechte, imgleichen der kaiserlichen wahlcapitu- lation zu folge fuͤr ungleich gehalten wird. § 146 Teutschland hatte viererlei staͤnde der personen, die staͤnde der Teut- schen wer- den erzaͤh- let. 1) des adels, 2) der freigebohrnen, 3) der freyge- lassenen, und 4) der knechte, Kopp de insigni differentia inter comites et nobiles, Estor de mini- XXIX. haubtst. vom adelstande, ministerialibus, Riccius vom landsaͤßigen adel in Teutschland, cap. II, § 1 s. 10 fg. § 147 unter den adel gehoͤ- ret der her- tenstand. Unter dem adel wurde der herrenstand begrif- fen, darin der kaiser, die fuͤrsten, grafen, auch unmittelbare reichsherren sich befanden, welche letztere entweder nun den grafen-titel angenommen haben, z. e. die edele herren zur Lippe, die herren Reusen, die herren von Schoͤnburg ꝛc. und siz und stimme auf dem reichstage fuͤhren, oder deren haͤu- ser ausgestorben sind. § 148 aus den reichsher- ren sind die fuͤrnehm- sten reichs- staͤnde ent- standen. Aus diesen Reichsherren waren die fuͤrnehmste der reichsstaͤnde entsprossen, wie selbige unter den herzoglichen, pfalzgraͤflichen, landgraͤflichen, markgraͤflichen und graͤflichen wuͤrden annoch be- kant sind. Dergleichen Reichsherren waren den wuͤrcklichen grafen am stande und nach der geburt gleich. Sie hatten, wie der herr Reichshofrath von Senckenberg in den anfangsgruͤnden der Teutschen gemeinen rechtsgelehrsamkeit s. 34 ganz wohl beobachtet hat, mit dem heutigen nidern adel gar keine gemeinschaft, ausgenommen im soldatenwesen und bei den turniren, sondern sie waren die officiers von der reiterei; hingegen gabe der nidere, oder heutige adel die gemeinen reiter ab. Die staͤrcke der Teutschen kriegesmacht be- stunde in der reiterei. Darzu nahme man keine unadlichen Buͤrger, noch weniger blose bauern. Die unadlichen buͤrger und die bauern brauchte man im nothfalle nur zu belagerungen, und an- dern diensten bey dem heerzuge, oder wenn ein all- gemeines aufgebot geschahe, sihe die fortgesetzten merckwuͤrdigkeiten zur erlaͤuterung der bran- denburgischen histori , s. 69. § 149 insbesondere dem hohen Adel. § 149 Ein Reichsherr, oder herr, war demnach der- was ein reichsherr sey? jenige, dessen aͤltern und großaͤltern von beiden sei- ten aus reichsherrlichen haͤusern bestanden. Sie mogten dann entweder reichsaͤmter fuͤhren, oder blose reichsherren, ohne den hohen reichsstaͤndi- schen namen eines grafen und dergleichen seyn, Wohlfart in der gruͤndlichen untersuchung der frage: ob die grafen und herren zu Hanau mit den von Carben in vergleichung zu stellen? 1 abtheilung § 6 fg. II abtheilung § 3, Ropp am a. o. freiherr von Senckenberg am a. o. Dreißigstes haubtstuͤck vom nidern adel, oder heutigen adel. § 150 H ingegen nennete man einen freigebohrnen den- der frey- gebohrne wird be- schrieben. jenigen, welcher unter seinen vier anen keinen leibeigenen, oder freigelassenen hatte, das ist, des- sen vater und mutter, großvater und großmutter von beiden seiten freigebohrne waren, Johann David Roͤhler im sechsten theile der historischen muͤnzbelustigung, s. 223, herr professor Cramer am a. o. s. 60 fg. dise freien zog der hohe adel in seine dienste, und gebrauchte sie entweder zu den hofbedienungen, oder zu den krigesdiensten, oder zur vertaidigung der damaligen vestungen oder schloͤsser, folgbar zu burgmaͤnnern, oder zu geist- lichen und gelehrten diensten. Der kaiser hatte ihrer ebenfalls zu gemeinen burg- und feld- kriges- auch geringen hofdiensten noͤthig. Sie wohneten theils auf dem lande, und der sicherheit halber wa- ren sehr viele zugleich buͤrger in den staͤdten. Al- lermaßen aber sowohl der herren-stand, als auch der nidere adel einen grosen abscheu fuͤr der kauf- mann- XXX. haubtst. vom nidern adel, mannschaft und dem, was man anitzt buͤrgerliche narung heisset, trugen, auch nicht leiden konn- ten, daß so viele freygelassene in die buͤrgerschaft aufgenommen wurden; so fingen die freygebohrne, die keine buͤrgerliche narung triben, an, mit de- ren toͤchtern, die in solches gewerbe sich mischeten, sich nicht zu verehlichen, mithin sich nach und nach von den buͤrgern zu unterscheiden, auch da- her sich militaris generis homines und adeliche zu schreiben. Dieses geschahe erst im funfzehnten jahrhunderte, Struben am a. o. Cramer am a. o. s. 85. § 151 der unter- scheid zwi- schen dem heutigen adel und den buͤrger- lichen, dem hohen und nidern adel Hieraus ist also der neue unterscheid zwischen dem heutigen adel und dem buͤrgerstande, an, be- neben seit dem XV ten jahrhundert die benennung zwischen dem hohen und nidern adel entstanden. Denn die sache, das ist der zustand des heutigen nidern und hohen adels, ist jederzeit in Teutsch- land auf das genaueste beobachtet worden. Vor- her machte den Teutschen adel nur die Reichsher- ren aus, und die von selbigem entsprossene hohe reichsstaͤnde, als die herzoge und dergleichen. Daher der pabst, welcher bei der alten titulatur in diesem stuͤcke gebliben ist, einem weltlichen Churfuͤrsten in den schreiben an diesen, im eingan- ge nur gibet: dilecte fili, nobilissime vir, und im contexte: nobilitas tua, Luͤnig im theatro caerimoniali politico, III ten theile s. 371, Hul- derich von Eyben de titulo nobilis, s. 818 scri- ptorum. § 152 woher der name: mi- nisteriales entstanden sey. Alldieweil die freigebohrne, oder die vorfahren des heutigen adels, den Roͤmischen kaisern und staͤnden des Reiches dienste leisteten; so uͤberkamen sie den namen der ministerialium oder dienstmaͤn- ner. oder heutigen adel. ner. In der Wirtenbergischen vorlegung der anwachsenden reichsritterschaftlichen irrun- gen s. 104 Stutgart 1749, fol. wie auch in den schriften des von Ploͤnnies und meiner abhand- lung de ministerialibus ist aus unverwerflichen urkunden dargethan, daß die dienstmaͤnner, samt ihren guͤtern zu des hohen adels landen als erbei- gene wesentliche theile gehoͤret haben, immaßen der kaiser noch heut zu tage viele staͤnde mit den mannschaften, das ist, den vasallen, aus dem ni- dern adel zu belehnen pfleget. Sie sind daher oͤf- ters mit den landen vertauschet, verkaufet und verschenket worden. Sie stunden in voller unter- wuͤrfigkeit und erkannten in allen stuͤcken ihres landes- oder lehnherrns hohe obrigkeit, Ropp im zweiten theile der lehnsproben, s. 120 fg. anerwo- gen die herren und diener unterschiden seyn und bleiben muͤssen, sihe des reichshofrathes von Sen- ckenberg disp. de seruorum conditione, § 2 fg. § 153 Das wilde und rauhe auch ungesittete wesen woher das Band der dienstmañ- schaft ent- standen sey? der Teutschen freigebohrnen, die ungezaͤmte frei- heits-liebe, die vielen empoͤrungen des nidern adels wider ihre landes- und lehnherren, davon die verstrickung des adels im Salzburgischen im jahre 1359, der gefaͤhrliche aufstand in Hessen, un- ter dem namen des sterner, sodann des bengeler bundes, in den jahren 1374, 1382 und 1391 und andere sogenannte buͤnde zeugen, legen das zigel- lose betragen zur genuͤge vor augen, Derohalben war eine starke manns- oder krigeszucht von noͤ- then, um den nidern adel in der ordnung zu er- halten. Hieraus entstund das veste und grose band der dienstmannschaft. Denen nun, welchen ihre wilde freiheit lieber war, als in der ordnung E zu XXX. haubtst. vom nidern adel, zu leben, die verachteten die ministerialen, sahen sie als knechte an, und nenneten sich ihnen zum troz liberos homines, oder ingenuos, Schoͤttgen am a. o. s. 211, 216 fg. § 154 was der adel bedeu- te, Der adel bedeutet einen sittlichen zustand (sta- tus moralis), kraft dessen der nidere adel (milites) seine gewisse eigenschaften und vorzuͤge hat, und sich dadurch von andern unterscheidet. § 155 seine vor- zuͤge bei rit- terspielen, Die vorzuͤge, welche die adeliche fuͤr den buͤr- gerlichen haben, ist die erscheinung bey ritterspie- len und turniren, davon Menetrier des Tour- nois et Caroussels, Schubart de ludis eque- stribus, von Pistorius in der vorrede zum siben- ten theile der amoenitatum, s. 48 fg., Schoͤpf- lin in Alsatia illustrata s. 797 § 3-5 s. 887 § 134. Riccius am a. o. s. 202, 326 fg. von der Schu- lenburg in der disp. de priuilegiis et praerogat. nobilium mediat. in Germania, gehandelt haben. § 156 der wapen, Ein edelmann hat das recht wapen oder wafen schild und helm zu fuͤhren, Estor in den obserua- tionibus feudalibus, obs. 49 und folgende und in der anen probe s. 447, Riccius am a. o. cap. 18 s. 369 fg. Ringk in der disp. de eo, quod ju- stum est circa galeam, der Erlangische professor Reinhard in der einleitung zur wapenkunst. Die wapen sind mancherlei. § 157 der ritter- orden, Unter den vorzuͤgen des nidern adels ist auch dieses, daß sie zu dem Teutschen und Johanniter orden oder heutigen adel. orden mit ausschluͤßung der buͤrger gelangen, ge- stalt pabst Sixtus der IV im jahre 1483 dieses al- so verordnet hat, obgleich vorhin auch buͤrgerli- che in diese orden aufgenommen worden sind, Ru- dolph Friderich Telgmann von der anen-zahl, im V ten haubtst. § 2 s. 193 fg. § 19 s. 218 fg. § 158 Bei den Teutschen stiftern sind seit etlichen jahr- der stister halber, hunderten nur Teutsche alte adliche angenommen worden, da sonst auch buͤrger darzu gelangeten, Estor in der anleitung zur anen probe, s. 3, IV abtheilung, Telgmann am a. o. IV haubtst. § 1 fg. s. 131. Von den graduirten personen, welche in die stifter aufgenommen werden, sihe den Telg- mann am a. o. s. 152 fg. § 159 In Schlesien und der Oberlausiz wird nimand bey dem ritteꝛrechte, zum ritterrechte , zu den ehren- oder ritter gerich- ten, zu der ehren-tafel gelassen, er sey denn vier- schildig, Telgmann am a. o. VII haubtst. s. 239 fg. Gestalt denn auch in Chursachsen die adli- chen bei den landtaͤgen ihre sechs anen aufzuweisen haben, cap. VI § 11 s. 237. § 160 Bei den Ganerbschaften haben die alten adeli- bei den gan- erbschaften, chen einen vorzug, Telgmann am a. o. cap. VIII s. 255 fg. § 161 In der Oberlausiz darf kein buͤrgerlicher noch der lehn- guͤter, neu gewordener adlicher lehnguͤter kaufen, Telg- mann s. 251, 254, Bastineller in der disput. de priuilegio Ferdinandino ad mediatos vtrius- que Lusatiae vasallos non extendendo, § 4 lit. d s. 13. E 2 § 162 XXX. haubtst. vom nidern adel, § 162 des vor- ganges, Ein alt adlicher gehet einem neuen adelichen vor, Riccius am a. o. s. 360, ungeachtet es im spruͤchworte heisset: „als Adam hackt, „und Eva spann, wo war da der edelmann„, Pistorius cent. 6 par. 59 s. 322. Indes- sen ist das bekannte spruͤchwort: „kein schermes- „ser schaͤrfer schiert, als wenn der bauer ein edel- „mann wird„, Pistorius cent. 2 par. 63 s. 208. „Die tugend adelt mehr als das gebluͤt; fromm „weis und mild, gehoͤret in des adels schild„, Pi- storius par. 8, und 9 s. 143-146. Der herr graf Teßin am a. o. s. 74 und s. 137 saget: eine hohe geburt ist kein vortheil, in sofern sie nicht ihren werth durch tugend behaͤlt; sie gleichet sonst einem edlen namen, der an einem schmuzigen pfahle sizet. § 163 der landtaͤ- ge, Ein mit adelichen lehnguͤtern im lande angeses- sener von adel hat das recht auf landtaͤgen zu er- scheinen; widrigenfalls, wenn er schon im lande wohnet, er in ansehung der andern adelichen fuͤr keinen einlaͤndischen paßiret, Riccius am a. o. cap. 19 § 27 s. 394. § 164 der hinter- sassen, Sie sind berechtiget von ihren hintersassen die pflicht einzunehmen, dafern sie es hergebracht ha- ben, Riccius am a. o. s. 408. § 165 des juris fisei wegen, Wer in Sachsen die obergerichte hat, hat das jus fisci, folglich der erblosen guͤter sich anzumas- sen, Riccius s. 412, 413 fg. wiewohl solches Carl Erdmann Kiriz in der disp. de jure fisci mero imperio haud cohaerente, in zweifel zihet. § 166 oder heutigen adel, § 166 In verschiedenen landen vermag keiner ein ade- liches lehn zu besizen, ausser ein adelicher, Saͤchs. lehnrecht cap. II, Schwaͤbis. lehnrecht cap. I, Riccius s. 419 fg. § 167 Die landsaͤßigen adelichen muͤssen ihrem herrn wie sie die erbhuldi- gung lei- sten muͤssen die erbhuldigung leisten. Sie sind in allen stuͤ- cken nicht zollfrei, ausser, wo es hergebracht ist, Riccius s. 438 fg. Sie geben ordentlicher weise kein abzugsgeld, s. 441, sihe iedoch Peslers disp. de bonis nobilium juri detractus obnoxiis. Sie haben das recht ihre wohnungen mit einer mauer oder graben zu umgeben, gestalt dann die erbmaͤnner zu Muͤnster ihren adelstand daraus erwi- sen haben, Schwaͤb. landr. c. 234. Saͤchs. landr. B. III, art. 66, Riccius s. 442. Sie koͤnnen buͤrger in den staͤdten werden, iedoch sind sie vom buͤrgereide frei. Es waͤre denn ein anders, z. e. im Mecklen- burgischen ꝛc. herkommens. Das bierbrauen zum feilen verkaufe und die betreibung der kaufmann- schaft, als eine buͤrgerliche handthierung, duͤrfen sie nicht treiben, ausser, was auf ihren guͤtern waͤchset, koͤnnen sie verkaufen, und sind deswegen ordentlicher weise zoll- und accis frei, welches auch von der wolle zu verstehen ist, wo nicht ein anders hergebracht ist. Von dem bierbrauen der adeli- chen, sihe Riccius am a. o. s. 447 und Struben in nebenstunden, III th. s. 305, 356, 390-401. § 168 Sie haben den vorzug, daß ihre kinder an den ihrer kinder vorzuͤge. hoͤfen zu edelknaben, pagen, angenommen werden. Page heisset ein edelknabe, der einem großen herrn aufwartet. Die fuͤrnehmsten hof- und landesbe- dienungen werden von ihnen besezet. Estors an- E 3 mer- XXX haubtst. Vom nidern adel, merkungen uͤber das staats- und kirchenrecht § 414, 426, 591. § 169 wie hoch sie spielen und wetten koͤn- nen. In einigen landen ist verordnet, wie hoch ein adelicher wetten oder spielen darf, als im Magde- burgischen, in Chursachsen soll ein adelicher nicht hoͤher, als einen reichsthaler spielen. § 170 sie muͤssen ihres glei- chen heira- ten, Ein adelicher muß seines gleichen heirathen; alsdenn heisset es im spruͤchworte: „rittersweib „hat rittersrecht, Pistorius , cent. I par. 76, s. 100, Hert de paroem. juris Germ. lib. II par. 6 und 7, s. 398, vol. II T. III. Struve in juris prudentia heroica, vol. II, cap. II § 31, s. 45 fg. Wer aber eine buͤrgerliche, oder baͤuerliche person zur ehe nimmt, bleibet zwar fuͤr sich edel; allein die kin- der werden nicht fuͤr edel gehalten, nach dem spruͤchworte: „das kind folget der aͤrgern hand„, Hert in paroem. VI § 2 lib. II, Cramer am a. o. cap. III § 1, s. 118, ( p ) Struve am a. o. § 31 s. 48. Und ob gleich heutiges Tages darauf nicht mehr aller orten so genau gesehen wird, so ist doch solches durch eine allgemeine widrige Gewohnheit nicht aufgehoben worden; immaßen dann auch derglei- chen kinder in stiftern durchaus nicht aufgenom- men werden. § 171 von ihren mißheira- ten, Wer vom hohen adel sich also vergasse, und durch eine ehe mit einer vom nidern adel sich aus seinem herrenstande verirrete, der befleckete die daraus erzielten kinder, anerwogen das kind bei den Teutschen zur aͤrgern hand trate, das ist, selbi- ges erlangte nur den stand, worinn der ungleiche ehegatte sich befande, mithin solches nicht ebenbuͤr- tig, also nicht leibes-lehnsfaͤhig war, Joachim Pot- oder heutigen adel. Potgieser in commentariis de statu seruorum, lib. II c. II § 44 s. 403 fg., der freiherr von Sencken- berg de juribus nobilitatis Germanicae § 9, not. 3, s. 21, Cramer am a. o. c. 4. § 6. Struve am a. o. § 29, 30, s. 43 fg., Riccius im spicilegio juris Germanici s. 222, not. 3, Boͤhmer in jure ecclesiastico prote- stantium lib. 4 tit. 10 § 2 s. 100, es war auch der erb- folge in stammguͤter nicht faͤhig, von Sencken- berg in primis lineis juris feudalis, § 306, s. 345, Schilter in commentario ad jus feudale Ala- mannicum, cap. 40 § 2, 3, s. 227. Denn zur lehns- oder erbfolge in ein land wird nothwendig eine standesmaͤsige geburt erfordert, in betracht nach den alten Teutschen rechten ein kind ebenbuͤr- tig seyn muß. Eine gleiche und standesmaͤsige hei- rat bei fuͤrsten und grafen ist diejenige, welche mit gemalinnen aus dem hohen adel, welcher stand und stimme auf dem reichstage hat, eingegangen wird. Eine mißheirat aber und ungleiche ehe er- aͤuget sich zwischen dem hohen und nidern adel, oder, wenn der adeliche herrenstand mit dem rit- ter- und knechtsstande sich vermischet, herr hofrath Schmauß in des Compendii juris publici , zwei- ten buche, cap. 16 § 18, s. 199, sintemal der unter- ste grad des adels in Teutschland der nidere adel oder ritterstand ist, welcher ehedem eigentlich der edelknechte und ministerialium hiese, Schmauß am a. o. s. 63 im zweiten buche cap. 4 § 4. § 172 An den meisten orten haben die adelichen das von des adels trauung und taufen. recht sich in ihren haͤusern trauen und ihre kinder darin taufen zu lassen, von der Schulenburg am a. o. § 12, Riccius vom landsaͤßigen adel. s. 478. § 173 Der adelichen hurkinder erlangen weder den der adeli- chen hur- kinder be- adel, noch der aͤltern wapen, Riccius th. II cap. E 4 35, XXX haubtst. vom nidern adel, kommen der aͤltern adel und wapen nicht. 35, § 1 s. 482; angesehen die Teutsche dafuͤr hielten, daß der adel, welcher in absicht auf der aͤltern und vorfahren tugenden sowohl verdienste auf die Kin- der durch eine eheliche und adeliche geburt gebracht werden muͤsse, durch verbrechen nicht fortgepflan- zet werden koͤnne, vielmehr hat man dergleichen kinder als wilde zweige iederzeit bei den Teutschen fuͤr rechtlos geachtet, Schwaͤb. landrecht , cap. 410, Saͤchs. landrecht B. I, art. 37, Johann George Cramer am a. o. s. 184 fg. folglich sie von ehrenaͤmtern, der lehn- und erbfolge ausgeschlossen, Schwaͤb. landrecht , cap. 164, cap. 371, Cramer am a. o. s. 185, 186, Struve in jurisprudentia heroica, vol. III cap. 6, sect. 3, § 1 fg. s. 625, vol. II, cap. 6 § 12 s. 383. Jedoch muß ihnen der un- terhalt gereichet werden. § 174 von des adels zeug- nisse. Ein adelicher zeuge verdienet mehr glauben, als ein anderer, Augustin von Leiser de juribus equitum sax. singul. § 34, Andreas Gail in ob- seruat. lib. 1 obs. 101. num. 13, s. 177, lib II obs. 66. num. 11 s. 419, in betracht die Teutschen dieje- nigen, welche der geburt nach fuͤr tugendhaft zu halten, anbeneben mit unbeweglichen guͤtern ange- sessen waren, fuͤr gute und unverwerfliche zeugen achteten, Dreyer de cespitalitatis requisito in testibus habilibus, § 1 fg. Ernst Friderich Schroͤters disp. de ciuili nobilium statu, cap. 12 § 4, gestalt denn auch ein adelicher, wenn er zum zeugniß gefodert wird, der reise, auch kosten hal- ber fuͤr den buͤrgern und bauern einen vorzug hat. § 175 wenn der adeliche fuͤr ungehor- Ein armer von adel, wenn er aus mangel der kleidung vor gerichte nicht erscheinen kan, wird er fuͤr ungehorsam nicht gehalten, wenigstens findet bei oder heutigen adel. bei so gestalten sachen die wiedereinsezung in den sam nicht gehalten werden kan? vorigen stand rechtens statt, Rutger Ruland de commiss. P. 21, 5, cap. 6, 7, Riccius am a. o. th. II cap. 38 s. 491 § 2. § 176 Wenn der adeliche in schulden verfaͤllet; so ge- ob dem ade- lichen das benefic. competen- tiae zustehe ben ihm die Sachsen das beneficium competentiaͤ, Riccius am a. o. s. 492, 493; allein im reiche und in hiesigen Landen, wenn er nicht in kriegsdiensten stehet, hat er es nicht, Estors anfangsgruͤnde ꝛc. tit. 239 §. 1999, c. s. 725. § 177 Bei den todesfaͤllen haben die gerichtsjunckern die vorzuͤge bei den be- graͤbnissen, des trauer- gelaͤutes. das trauergelaͤute an vielen orten in Teutschland z. e. in Hessen, von der Schulenburg am a. o. cap. 1 § 12 num. 2 s. 33, Riccius am a. o. s. 495, In Chursachsen koͤnnen die adelichen und zwar die- jenigen, welche in civil- oder militair-diensten da- selbst gestanden haben, bis auf den obersten ein- schließlich, acht, die uͤbrigen aber nur sechs bren- nende wachskerzen auf beiden seiten des sarges tra- gen lassen; welches in hisigen landen wegfaͤllet, immaßen die nachtleichen durch eine fuͤrstl. verord- nung vom 9ten Dec. 1748, § 11 s. 5, gaͤnzlich abge- schaffet worden sind. § 178 So werden auch wohl bei einer adelichen leiche wie auch der wapen halber. die wapen an den sarg gehenket, wie solches aus des von Hattsteins hoheit des Teutschen adels, tom. I, Estors analectis Fuldensibus sect. II obs. 30 s. 78, dem Telgmann am a. o. cap. IX § 2, 3, zu ersehen ist. Bei mannspersonen wird der blose degen benebst dem helm auf den sarg ge- leget. Ist einer general gewesen, wird sein leib- pferd in tiefer trauer vor dem sarge her, oder hin- E 5 ter XXX haubtst. vom nidern adel, ter der leiche gefuͤhret, welches auch an verschiede- nen orten bei adelichen geschiehet, ob sie gleich keine generale gewesen sind, wovon den ursprung herr Professor Riccius am a. o. cap. 39 § 34 s. 496 gezeiget hat, Estor am a. o. § 179 mit dem lezten eines geschlechts werden schild und helm zer- brochen u. begraben. Stirbet der lezte eines adelichen geschlechts, so werden alsdenn schild und helm zerbrochen und mit ihm begraben; daher die redensart entstan- den ist; er ist mit schilde und helme begraben wor- den, Telgmann am a. o. s. 263, ( d ) Riccius am a. o. § 5 s. 496. Nicht minder wird der sigel-ring zerschlagen, Johann Georgen Fichtners disput. de fractione insignium § 17 s. 22 fg. Altdorf 1708 Willenberg de jure vltimi gentis suae, pag. 4. § 68. Wie es disfalls bey dem absterben des lez- ten Pommerischen herzogs Bogislaus, ingleichen des gefuͤrsteten grafens von Henneberg ableben im jahre 1584 gehalten worden sey, besagen Luͤnig im theatro ceremoniali, P. II s. 562, Forster de emancipatione equestr. s. 104 fg., Muͤller in den annalibus sax. s. 187. Es werden auch zu- weilen die sporne bei solchen faͤllen zerbrochen und ins grab geworfen, sihe Johann Nicolai de vsu et abusu calcarium, s. 183. Es koͤnnen sodann auch in andern faͤllen schild und helm zerschlagen werden, naͤmlich wenn einer sich des hochverrathes oder des verbrechens der beleidigten majestaͤt schul- dig gemachet hat, Fichtner am a. o. § 3 fg. § 180 von der adelichen bestrafung. Bei bestrafung der verbrechen sihet man darauf; ob es an eine leibes- oder lebensstrafe gehe? bei lebensstrafe hoͤren der adelichen vorrechte auf; hingegen bei leibesstrafen verfaͤhret man gelinder; iedoch lehret uns das beispil des Kunzens von Kau- oder heutigen adel. Kaufungen, welcher die 2 Saͤchsischen prinzen aus Altenburg geraubet hatte, daß selbiger oͤffent- lich wie sein bruder, enthaubtet worden sey; allein des Kunzens 3 Knechte, nebst dem kuͤchenjungen, Schwalben, hat man zu Zwickau anfangs mit gluͤenden zangen gerissen, sodann aber geviertheilet, Muͤller in den annalibus Saxonicis ad a 1455, s. 30, 31, Riccius am a. o. cap. 40. § 181 Die hurerei des adels wird ebenfalls bestrafet. die hurerei des adels wird be- strafet. Schwaͤchet ein adelicher eine prinzessin; so ist nach der Haͤllischen facultaͤts-meinung, wie sie 1728 in sachen wider den von M. wegen der prin- zessin von E. gesprochen hat, der Kopf verloren. Dahingegen, wenn eine adeliche geschwaͤchet wird; findet die ordentliche strafe statt, wie dann auch solche der adeliche auszustehen hat, Riccius am a. o. cap. 41, s. 503 fg. Ob aber sothane hu- rerei die adelichen ehrlos und anruͤchtig mache, ist unter den neuern rechtsgelehrten sehr strittig, sihe Riccius am a. o. § 6, s. 505. von Leyser in spe- cim. 650 med. 27, Heineccius in elementis ju- ris Germanici lib. I § 320 und § 398, Johann Andreen Hofmanns disp. de judicibus atque aduocatis nec non causis eos remouendi ab officio et foro, § 23, not. ( b ) s. 27. Immittelst saget man im spruͤchworte: „wer eine hure zur ehe „nimmt, der ist entweder ein schelm, oder will „doch einer werden, ferner: wer eine hure nimmet, „der ist ein verraͤther des vaterlandes, oder will „doch einer werden„, Hert in den paroemiis juris Germanici, lib. I par. 12 s. 273 fg. vol. II tom. 3, Pistorius am a. o. cent. 4, par. 7 „Es ist gleich „viel, ob einen eine hure lobet, oder ein schelm „schilt. Pistorius par. 2 cent. 7 s. 560. Unter- dessen ist soviel gewiß, daß nach maaßgebung der kapi- XXX haubtst. vom nidern adel, kapitularium Francorum, Buche VII cap. 143 beim Georgisch im corpore juris Germanici, s. 1645 die hurerei ehrlos gemachet habe, mit wel- chen der freiheits brief, den der herr landgraf Heinrich im jahre 1294 den Franckenbergern er- theilet hat, in den analectis Hassiacis coll. V s. 186 uͤbereinstimmet. § 182 ob die ade- liche allein pleureusen tragen koͤn- nen? Bei hoftrauern will der adel fuͤr den buͤr- gerlichen bedienten einen vorzug haben, und diesen das pleureusen-tragen nicht verstatten. Allein der vorige koͤnig in Polen, August, hat diesen unter- scheid nicht gedultet. § 183 ob sie allein zur fuͤrstl. tafel gezo- gen wer- den sollen? Auch sollen die buͤrgerliche bedienten zur fuͤrst- lichen tafel nicht gezogen werden. Allein das ge- gentheil liegt am tage, worin sie einen anstaͤndigen rang haben. § 184 das adel. frauenzim- mer hat ei- nen vorzug bei dem h. abendmal. Die adelichen weibespersonen haben das vor- recht, daß sie bei dem h. abendmahle den manns- personen geringern standes vorgehen, Riccius am a. o. s. 519. § 185 sie duͤrfen nicht mit rothem wachs sigeln. Adeliche duͤrfen nicht mit rothem wachs siegeln, ob sie gleich die hohe gerichtsbarkeit haben, in be- tracht solches ein Vorzug der fuͤrsten ist, siehe Strycks disp. de cera rubra, Struve in corp. jur. publici , cap. 30 § 18 s. 1135 und cap. 31 § 79, s. 1229, iedoch koͤnnen sie mit sigil-lak, oder spani- schem wachs siegeln, Riccius am a. o. s. 520. § 186 der adel ge- het verloꝛen durch den Der adel wird durch den nichtgebrauch verlo- ren, gestalt dann viele gefunden werden, deren ihre voraͤltern adelich gewesen sind, allein sie sich nun- mehr oder heutigen adel. mehr im buͤrger- oder bauernstande befinden; da- nichtge- brauch. her es an vielen orten frei-bauern gibet, welche bauern sind, iedoch adeliche gerechtigkeiten auf ihren guͤtern haben, Struben in obs. 10. § 187 Der adel gehet verloren, wenn man sich dessen duꝛch dessen begebung. begibet, iedoch schadet dieses den bereits gebohr- nen kindern nicht, ob gleich der vater auf seinen Adelstand verzicht leistete, Riccius am a. o. s. 523, 524. § 188 Ferner, wenn eine von adel einen unadelichen durch hei- raten und buͤrgerliche handthi- rung, heiratet, so verlieret sie ihren adel; ingleichen ge- het der adel verloren durch unanstaͤndige handthi- rungen, nicht minder durch die infamiam juris, wenn einer seines standes und seiner wuͤrde entsezet, sein wapen durch den scharfrichter zerbrochen wird, Riccius am a. o. cap. 46 § 2 s. 525 fg. § 189 Der Teutsche adel kan keine handelschaft trei- durch die kaufmann- schaft. ben. Dieses fluͤset nicht aus dem L. 3, C. de com- merciis, sondern aus der verachtung der Kauf- mannschaft, welche bei den Teutschen ehedem die leibeigene und freigelassene triben. Wannenher die adelichen, sich damit abgaben, zu den turniren nicht gelassen wurden, Goldast in Reichssazungen 1th. s. 5, Forster in der anmerkung uͤber den Ta- citus, s. 492, sihe Rottmanns Schaumburgische policeiordnung, s. 371, 372, Ostfrisisches land- recht , B. II, cap. 296 § 1, Riccius am a. o. s. 453, 455, von Ludewig de opifice exule in pagis, cap. 11 s. 14 fg. Caspar Ziegler de jure commerciorum § 10 fg. § 190 Als ehemalige soldaten hat man ihnen das jagen sie beschaͤf- tigten sich mit dem jagen. nachgelassen, anerwogen wegen menge des wildes und XXXI haubtst. vom briefadel. und der wildnisse niemand fuͤr den wilden thieren sicher war, darnebst keine saat wachsen konnte, auch den großen herren aller orten jaͤger zu bestel- len, zu kostbar war; so liesen selbige gern gesche- hen, daß der adel sich des jagens unterzoge, Schoͤttgen am a. o. s. 209 fg., daher reiten und jagen noch heut zu tage fuͤr eine erlaubte adeliche beschaͤftigung gehalten wird; gestalt die adeliche jaͤgereibediente, jaͤgerbursche, jagd-pagen, jagd- junker, oberforstmeister und oberjaͤgermeister ge- nennet werden. § 191 ihre guͤter waren frei. Immaßen ihre guͤter den oͤffentlichen beschwer- den nicht unterworfen waren, so hiesen sie freiguͤ- ter, Struben de jure villicorum, cap. VI § 4 und in der observ. 3 § 10, s. 108, Riccius am a. o. s. 426, und s. 41 fg. Ein und dreißigstes haubtstuͤck vom briefadel . § 192 was der briefadel sei. D ieser ist eine handlung, welche die glossatoren aus dem titel der pandecten und codicis de jure aureorum annulorum und de natalibus restituendis erfunden haben, kraft deren einem der kaiser das recht des Teutschen geburtsadels fuͤr sich und seine ehelichen leibeserben ertheilet, Estors kleine schriften I band, s. 859 fg. § 193 vom ritter- schlagen. Dieses geschahe ehedem durch den ritterschlag. Allein heut zu tage schlaͤget der kaiser bei der kroͤ- nung nur alte adeliche zu rittern. Im uͤbrigen werden auch personen buͤrgerlichen standes durch einen kaiserlichen brief zu edelleuten gemachet, Estor XXXII haubtst. vom Teutsch. tugendadel. Estor am a. o., Riccius am a. o. s. 293 fg. Wa- penbriefe allein adeln nicht. Von den beweis- mitteln des adels sihe Links, Knorrens dispu- tationen. Zwei und dreißigstes haubtstuͤck vom Teutschen tugendadel . § 194 D er tugend-adel heisset, wenn jemand durch was der tugendadel sey? seine geschicklichkeit dem staate gute dienste leistet. Es geschehe vermittels des degens oder der Feder. § 195 Auf diesen adel sahe der Teutsche, nach dem auf selbigen sahen die Teutschen. zeugnisse des Tacitus , ganz allein. Der Tuͤrk weis diese stunde nichts vom geburtsadel. § 196 Wie der Churfuͤrst Friderich Wilhelm der grose, zu Brandenburg vier professoren zu den fuͤrnehm- sten staatsministern erhoben habe, und dessen er- ster General, der Doͤrflinger, ein schneider seines handwerkes gewesen sey, ist eine reichskuͤndige sache, sihe Rayslers reisebeschreibung vol. 1. Drei und dreißigstes haubtstuͤck vom range der adelichen und buͤrgerlichen. § 197 D ie gelehrte, als geistliche, hatten ehedessen den die gelehrte als geistli- che hatten den rang. rang, wie z. e. Mainz denselben annoch fuͤr den aͤltesten und groͤsten Reichsfuͤrsten hat. Man zog auch die gelehrten, buͤrgerlichen standes, zu den an- XXXIV haubst. von dem ehrenworte von. ansehnlichsten bedienungen, wie man aus den un- terschriften der Reichsabschiede ersihet, und aus den handlungen des Westphaͤlischen friedens sich veroffenbaret, auch aus den alten rangordnungen ersichtlich ist. Nachher hat der geburtsadel den rang fuͤr den gelehrten zu behaubten gesuchet, er hat aber doch nicht aller orten vordringen koͤnnen. Im- mittelst hat diese sache in vielen hohen gerichten die adeliche und gelehrte banck mit veranlasset, Stru- bens nebenstunden III th. 14 haubtstuͤck. § 198 was der rang sey? Der rang ist eine abmessung der verehrung, welche der regent seinem bedienten bezeiget wissen will. Von dem ehemaligen range der dienstleute sihe Riccius am a. o. s. 198, 199. Diesem koͤnnen die fuͤrstliche Sachsen-Gothaische rang-ordnung, und andere beigefuͤget werden. Vier und dreißigstes haubtstuͤck von dem ehrenworte, da man einen Von nennet. § 199 das wort von, bedeu- tete ehedem kein ehren- wort. V on, bedeutete ehedem kein ehrenwort, sondern, daß einer von dem orte gebuͤrtig, oder da- selbst wohnhaft war. Also hiese Erasmus von Roterdam, Crato von Fulda. Demnach ha- ben die irrige bedeutung, welche man dem worte von beigeleget hat, und die zeit viele zu adelichen gemachet, deren vorfahren ehrliche bauern gewe- sen sind. Die laien fingen nach und nach an, sich der zunamen zu, auf, von, zu bedienen, sie schrieben sich von ihren aͤmtern, z. e. viztum, kaͤmmerer, voͤgte, schenken, marschalle, viele fuͤhrten den zuna- men von ihrer wohnung, oder doͤrfern, daher oͤf- ters XXXV haubtst. vom Teutsch. krigsw. ters bruͤder zweierlei zunamen hatten, z. e. Graf Heinrich von Schwarzburg und sein bruder Graf Guͤnther von Kefernburg, Estor in der practischen anleitung zur anenprobe, s. 424 fg., und in kleinen schriften, I bande, s. 861 fg., auch in den anmer- kungen uͤber das staats- und geistliche recht, § 596 fg. Riccius s. 42, 43. Fuͤnf und dreißigstes haubtstuͤck von den Teutschen neueren krigespersonen. § 200 D ie kriegesverfassung ist heut zu tage ganz an- die heutige krigesver- fassung ist von der al- ten unter- schieden. ders beschaffen, als in den alten zeiten, Estor de jure ordinum imperii decorandi ho- noribus militaribus, cap. III § 51, s. 26. Und obgleich heutiges tages eine reiterei angetroffen wird, so kan man doch keinesweges von einem itzi- gen gemeinen reiter einen schluß auf die alten Teutschen ritter machen, Struben in nebenstun- den, I th. s. 414, in erwaͤgung, daß ehedem die Teutsche reiterei aus rittern, oder dem heutigen nidern Adel bestunde, welche die herzoge, fuͤrsten, grafen und herren anfuͤhrete, Estor in der an- gezogenen disputation § 52 fg. Da hingegen in den neuern zeiten bauern und buͤrger die reiterei ausmachen, auch wohl die soldaten als officiers anfuͤhren und sich durch ihre tapferkeit in die hoͤhe schwingen. Die montur, das gewehr und die waffen bekommet anizt der soldat von demienigen, dem er dienet, damit er selbiger, so lange sie brauch- bar sind, sich bedienen solle, woraus denn folget, daß das eigenthum von solchen sachen dem soldaten F nicht XXXV haubtst. v. Teutsch. krigswesen. nicht zugehoͤre. Allein der ritter mußte alles das- jenige, was zum heerzuge noͤthig war, selbst an- schaffen, und war eigentuͤmer davon. Von dem anfange der gleichfoͤrmigen soldaten-kleidung, sihe Textors Nassauische chronick, cap. XI § 222 s. 154, welche dem grafen Johann Ernst von Nassau beigeleget werden will. Die soldaten nebst den officiers erhalten ihren sold; hingegen die ritter mußten auf ihre kosten des lehns halber dienen. Die heutige subalternation und subordination ist nicht minder von der alten verfassung gar sehr unterschiden, sihe Estorn in commentariis de ministerialibus und in obseruationibus feudalibus, auch die analecta Hassiaca des Kuchenbeckers coll. VIII s. 249 fg., Johann Jacob Fuggern im spiegel der ehren des erzhauses Oesterreich, buche III s. 286, Hort- leder, Mettingk. Von den dragonern handeln Khevenhuͤllers annales, Pater Daniel in sei- ner geschichte, Laurentius von den kriegesgerich- ten der alten Teutschen, im anhange. Hiervon unterscheidet sich nicht weniger die landmiliz, welche ieder landesherr aus seinen unterthanen zu errichten berechtiget ist, damit er sich derselben im nothfalle zu des landes besten bedienen koͤnne. Ob aber die landmiliz noͤthig und nuͤzlich sey, auch durch selbige etwas wichtiges ausgerichtet werden koͤnne, besagen Stryck in der disputat. de militia lecta prouinciali, cap. VI, Johann Heinrich Gottlob von Justi in der staatswirt- schaft, th. I s. 86. th. II s. 530. Gnuͤgens an- leitung zum kriegesrecht, 23 haubtst. s. 196 fg. Sechs XXXVI haubtst. von den buͤrgern. Sechs und dreißigstes haubtstuͤck von den buͤrgern. § 201 N ach den adelichen folgen die buͤrger. Dem was ein buͤrger sey? wortverstande nach heiset ein buͤrger (burgen- sis) derjenige, welcher in einem bevestigten orte wohnet. Denn burg bedeutet einen mit graben und aufwuͤrfen von erde befestigten ort. Derglei- chen die Teutschen in den aͤltesten zeiten gehabt ha- ben, wie davon Teutoburgium und andere zeu- gen, auch Tacitus in den jahrbuͤchern solches B. II cap. VIIII bestaͤrket. Allein mit mauern um- gebene staͤdte hatten die alten Teutschen nicht, Tacitus de moribus German. cap. XVIII, Spener am a. o. B. II cap. 7 § 6 (a) von Knig- ge de natura et indole castrorum in Germa- nia, Waldschmidt de feudis castrensibus § 3 sq. Schoͤttgen am a. o. s. 219 fg. Estors anmer- kungen uͤber das staats- und kirchen-recht, cap. 36 s. 579 fg. § 202 Gadem, kemnate und schloß sind von einander gadem, kemnate u. schloß sind unterschi- den. unterschieden, Schannat im Fuldischen lehnhofe cap. III § 3 s. 20, Brunquell de feudo Kemi- natae, § 19 fg. Ein schloß hat hoͤhere mauern denn acht schuhe und seine benennung daher erhal- ten, immaßen ein schloß einen solchen ort bedeu- tet, welcher auf einem huͤgel oder berge liget, mit mauern, graben, auch wohl mit Wasser um- schlossen ist, Estor am a. o. s. 582 § 499, II, und in der vorrede zum vierdten theile der staatsgeo- graphie § 22. § 203 Die buͤrger hat der Teutsche koͤnig Heinrich der buͤrger zustand un- ter kaiser Heinrich I. der I mehr als sonst gewoͤhnlich war, in ehren ge- F 2 hal- XXXVI. haubtst. von den halten und besser als die landleute geachtet, wes- halben er alles zu ihrer aufnahme beizutragen sich bestrebet hat, Ditmar I annal. s. 327, Hahns reichshistorie II th. s. 36, Buders disp. de operis burgensium § 13, 16 fg., von Ludewig de opi- fice exule in pagis § 4 fg. § 204 deren ein- theilung. In den staͤdten haben wir fuͤrnaͤmlich dreierlei gattungen von buͤrgern, naͤmlich gemeine buͤrger, und handwerker, 2) kauf- und gewerksleute, 3) geschlechter, die guten herkommens sind, policei- ordnung 1530 tit. XI der ehrenpact-buͤrger, zet- telleute, beisassen, oder einwohner, mundmaͤnner, gleven, pfal-ausbuͤrger, nicht zu gedenken, Bu- der am a. o. § 18 fg. § 205 der staͤdte gerichtsveꝛ- fassung. Die staͤdte gehoͤreten anfaͤnglich dem koͤnige, welcher einen vogt, oder richter daruͤber sezte. Damit er nun gericht halten konnte, so hatte er seine beisizer aus den geschlechtern, die man schoͤp- pen nennete, woraus nach und nach die schoͤppen- stuͤle entstanden sind, Heineccius in elementis juris Germanici lib. 1 § 112, 115, Hert de spe- cialibus R. G. I. rebus publicis § 22, Grupens antiquitates Hanouerenses, s. 231 fg. § 206 derselben eintheilung Nachher fingen die bischoͤffe an, dergleichen staͤdte von den kaisern durch geschenke zu erlangen, und einen vogt vom kaiser zu bekommen, wenn sie nicht desfalls begnadiget waren, den vogt zu se- tzen. Dieses bewoge die weltlichen staͤnde, eben- falls staͤdte an sich zu bringen, daraus entstund der unterschied zwischen den koͤniglichen staͤdten, welche den koͤnigen gehoͤreten, und praͤfectoriis, welche sich unter einem geistlichen oder weltlichen stande befanden, Conring de vrbibus Germani- cis, buͤrgern. cis, § 106, § 116, fg. Joh. Nic. Hert de quasi possidente probante, Sect. I § 1. § 207 Dieses war die alteste form und einrichtung und ein- richtung nach der einfuͤhrung des Roͤmi- schen rech- tes. der staͤdte. Nachdem aber das Roͤmische recht bekannter wurde, ahmeten die buͤrger daraus der einrichtung des stadtrechtes, wie auch der zuͤnften nach, woraus die heutige regierungsform in den staͤdten entstanden ist, immaßen dadurch buͤrger- meister, (consules), senatores, eingefuͤhret und die viertels- oder gildenmeister, als tribuni plebis zum vorschein gekommen sind. Ungeachtet nun der kaiser und das Reich sich auch aͤusserst wider die zuͤnfte sezeten, besonders aber Friderich der II und Heinrich der VII , so war doch diesem uͤbel nicht zu steuern, dieweil der poͤbel in den staͤdten mit gewalt und aufruhr solche behaubtete und sich dadurch in das stadtregiment einmischete, Estor am a. o. § 426 s. 662, Horns leben markgraf Friderichs von Meissen s. 286, von Ludewig de senatoribus et consulibus, Graßhof in origini- bus et antiquitatibus Muhlhus. cap. III § 2 fg. Streckers disp. de collegiis ciuicis Francofur- tensibus § 13 s. 13 fg. § 208 Bevorab in den staͤdten nicht weniger als in die rechte der koͤnige uͤber die einwohner der staͤdte. den vorstaͤdten, naͤchst den freigebohrnen, fast lau- ter leibeigene wohneten; so sind daher die rauch- huͤner und andere zinssen, auch abgaben, als paͤch- te in den staͤdten fuͤr den koͤnig, als den landes- herrn entsprungen, wie denn der koͤnigs zinß an- noch bekannt ist, Ayrer de censu regali. Nach- dem aber die herren ihre leibeigenen, welche in die staͤdte entwichen waren, in anspruch nahmen, auch sich ausserdem viele gerechtigkeiten anmasseten, daß dadurch krig entstunde, z. e. im jahre 1356 F 3 zwi- XXXVII. haubtst. von den zwischen den grafen von Hoia und der stadt Bre- men, des endes man nimanden, welcher kein mannrecht hatte, das ist, einen schein, daß er nicht leibeigen sey, aufnahme; so entstunde das spruͤchwort: „keine henne fluͤget uͤber die mauer„, Hert, lib. II paroem. XI s. 401, Pistorius cent. 1 par. 44, s. 57. Derowegen in Bremen kein fremder ins buͤrgerbuch geschriben werden sollte, er habe dann buͤrgen gestellet, daß er nicht leib- eigen, noch wachszinssig sey, statutum 4, in Pufendorfs obseruat. juris vniu. vol. 2 s. 36 im anhange. Sihe mit mehrern Spenern am a. o. s. 40, Klock im consil. 29 num. 10 und 20, vol. II, Schottel in variis German. juribus, cap. 4 und Gerken, F. Altenburgische landesordnung, II th. cap. II tit. 1 s. 138, Hennebergisches land- recht, Noͤrdlingisches stadtrecht, th. II tit. 1 § 2, Graßhof am a. o. s. 111 fg., Grupen in disce- ptat. s. 1024, Hert de hominibus propriis, sect. III § 10, Erfurtische statuten, art. 5, Buder am a. o. Lehmann in der Speierischen Chronik, B. II cap. 20. Siben und dreissigstes haubtstuͤck von den kaufleuten und deren buͤchern. § 209 Ein kauf- mann un- terscheidet sich vom kraͤmer. E in kaufmann ist, welcher die waaren im gro- sen verhandelt; der kraͤmer aber, welcher sol- che im kleinen verkaufet. Ein handelsmann ver- treibet die waaren in auswaͤrtige lande und oͤrter, Pistorius cent. VI par. 45 s. 479, Johann Mar- quard de jure mercatorum, lib. 1 cap. 7 num. 8, 41, 43 s. 53-57. Von marktplaͤzen: auch kauf- haͤusern sihe Lau am a. o. s. 47. So vielerlei arten kaufleuten und deren buͤchern. arten von waaren nun und so vielerlei weisen sol- che einzuhandeln sowohl zu verhandeln sind, so vie- lerlei kaufmannsgewerbe entstehen. Ausserdem wird die kaufmannschaft entweder zu land, oder zu wasser, allein, oder in gesellschaft betriben; daher die verschidene eintheilungen der kaufmann- schaft entstehen, von Justi am a. o. th. I s. 158, 159. § 210 Diesem ist noch einiges von der haͤnse, oder hanse beizufuͤgen. Haͤnsen bedeutet handeln. Da- her ein hans-graf zu Regensburg so viel als einen handelsrichter und der fuͤrname Hans einen handels- man andeutet Derowegen die ehemalige hanse-staͤd- te, handelsstaͤdte und der hanse-bund einen handels- bund anzeigete. In der Nassauischen stadt Hadamar ist die wein-haͤnse, oder die gilde der weinschenken. Sie hat zwene haͤnse meister. Keiner darf wein verzapfen, der nicht in der haͤnse ist. Welcher in die gilde aufgenommen werden will, heisset der haͤnsende und wird ins haͤnse-buch eingeschriben. Ein fuͤrstlicher kammerrath ist oberhaͤnsmeister, wie der fuͤrstliche rentmeister zu Marburg ober zunftmeister und richter uͤber die zunftsachen ist. Von der kaufmannschaft sind besonders folgende schriften zu bemerken: eroͤfnete academi der kauf- leute, oder vollstaͤndiges kaufmanns-lexicon, von Carl Guͤnther Ludovici, 1ter theil, Leipzig, 1752 groß 8v, Gottfrid Christian Bohns wol erfahr- ner kaufmann, Hamburg, 1750, 8, 2 baͤnde, Paul Jacob Marpergers kaufmanns-magazin, Hamburg 1732, 2 baͤnde in 8, dessen beschreibung des haar- und feder-handels, Leipzig, 1717, 8, Hagenmeyer de fœdere ciuitat. hanseat. Mer- denhagen de rebus publicis hanseaticis. F 4 § 211 XXXVII. haubtst. von den § 211 die einthei- lungen der handlung. Die handlung wird entweder mit eigenem ver- moͤgen, oder fuͤr andere handelsleute, oder in ge- sellschaft mit andern betriben, daher entstehet die eigene, commissions- und compagni-handlung. Um nun diese in richtiger ordnung zu erhalten, so ist die wissenschaft des buchhaltens, oder die kunst, seine handlung-geschaͤfte also aufzuzeichnen, daß man derselben beschaffenheit, so oft es einem ge- faͤllet, klaͤrlich vor augen sehen koͤnne, noͤthig und nuͤzlich, sihe Georgen Thom. Fluͤgels getreuen und aufrichtigen wegweiser zur gruͤndlichen erler- nung des buchhaltens, Frankf. 1741, 4t., von den unterschidlichen kaufmannsbuͤchern sihe die an- fangsgruͤnde des gemeinen und reichsprocesses § 379, s. 336 fg. § 212 worin das gewerbe der Teut- schen be- standen ha- be? Die kaufmannschaft der Teutschen bestund meh- rentheils in viehe und leinewande; bei den Wen- den in tuͤchern und belzwerke. Es waren aber die freigebohrne Teutschen der kaufmannschaft nicht ergeben, sondern uͤberliesen solche den knechten und freigelassenen, Hert vol. II T. I s. 16, Boͤhm in progr. de commerciorum apud Germanos ini- tiis, Schoͤttgen am a. o. s. 222, fg. § 213 die handel- schaft wird mit freihei- ten verse- hen. Alldieweil man aber nachher vermerkte, daß durch das gewerbe, den verkehr die handelschaft, auch kaufmannschaft dem gemeinen wesen vieler nuzen verschaffet werden koͤnne, so wurde von reichswegen fuͤr deren ausbreitung sowohl befoͤr- derung gesorget, reichs abschid 1594 § 42, reichs- schluß 1668, 1669, 1670, Westphaͤlisches fridens- instrument art. IX § 1, kaiserliche wahlcapitula- tion art. VII § 1, 2, art. VIII § 6, 7, daher die zoͤlle sowohl bruͤckengelder ꝛc. nicht erhoͤhet werden, die kaufleuten und deren buͤchern. die kauf- und handelsleute ein sicheres geleit ha- ben, reichsabschid 1442 § 7, gleichwohl keine mo- nopolia einfuͤhren sollen, reichsabschid 1512, § 16, 1530 § 135, 1577 tit. 18, indem man dafuͤr hielte: durch kauf, vorkauf und aufkauf, boͤser muͤnze freien lauf, werde der arme gefressen auf, Pi- storius cent. VI par. 64 s. 511. § 214 Die handelschaft, oder die commercien sind sol- was die commerci- en sind? che geschaͤfte, wodurch die guͤter und waaren an andere mit vortheil uͤberlassen werden, um dadurch der nothdurft und bequemlichkeit des menschlichen lebens zu statten zu kommen, Ricard im traité ge- neral du commerce, s. 107. Solches kan so- wohl gegen gold oder silber, als auch gegen ande- re sachen geschehen. Durch den verkehr wenn das land oder ein staat vortheile haben soll, muͤssen mehr solche sachen, welche das land hervorbrin- get, ausgehen, als fremde waaren eingefuͤhret werden. Es sind dazu die schiffahrt, handlungs- gesellschaften, gute waaren, tuͤchtige landstrasen, billigmaͤssige einrichtung der zoͤlle, mauten und ac- cisen, commercien-tractate, commerciencollegia, tuͤchtige waaren, und andere mittel behufig, von Justi am a. o. th. I s. 172-206. Es hat also die commercienwissenschaft die vermehrung des staates vermoͤgen zum gegenstand, folglich ist sie auf alle art und weise zu befoͤrdern. Was aber ein com- mercienrath fuͤr wissenschaften haben solle, zeiget Paul Jacob Marperger in der ersten fortsezung seiner so nothwendig als nuͤzlichen fragen uͤber die kaufmannschaft, Leipzig, 1715, 8v., in der fuͤnf- ten frage, s. 105 und s. 121 fg. sihe auch traité ge- neral du commerce par Samuel Ricard, Amster- dam 1732, 4t. le negoce d’ Amsterdam, par Je- an Pierre Ricard, Amst. 1722, 4t. eines staatsmi- F 5 nisters XXXVII. haubtst. von den nisters fuͤrstliche machtkunst, herausgegeben von Heinrich Boden. § 215 Teutsch- land kan durch die handlung vieles er- werben, Teutschland hat alles, was zur menschlichen nothdurft gehoͤret, daher es viele vorzuͤge fuͤr an- dern laͤndern hat, und solchen ein ansehnliches von guten waaren abgeben kan, folglich dadurch gro- sen reichthum zu erwerben vermag, wenn die be- hoͤrige einrichtung mit dem vertribe der waaren, darnebst in ansehung der manufacturen, fabriken, guter land- und hauswirtschaft getroffen wird, Boden am a. o. cap. 5 § 3, s. 303. § 216 das gewer- be und der handel muß erhal- ten werden Das gewerbe und der handel muß als eine be- staͤndige quelle angesehen werden, welche einen ste- ten zufluß noͤthig hat, damit sie nicht vertrokene, noch erschoͤpfet werde. Wenn dieses bewerkstel- liget werden soll, muͤssen wohl eingerichtete han- delsmanufactur-collegia und ein tuͤchtiges directo- rium bestellet werden, Boden am a. o. c. 4 s. 294 fg. von Justi am a. o. I th. s. 206, II th. s. 665. Dieweil hierbei das geld die losung ist, anerwo- gen die commercien-collegia, manufacturen, fa- briken, gewerke und die darzu noͤthigen gebaͤude anzulegen, die besten werkmeister anzuschaffen, und was sonst dazu gehoͤret, einen grosen vorschuß, an- lage und verlag erfodert, so ist ein wohleingerich- tetes credit-wesen, eine oͤffentliche bank oder banco noͤthig, Marpergers beschreibung der banken und deren rechte. § 217 was banco sey? Das wort bank hat unterschidliche bedeutun- gen, sihe Carl Guͤnther Ludovici eroͤfnete aka- demi der kaufleute, I th. s. 1226, fg. Es ist aber eine bank oder banco eine oͤffentliche anstalt des staates, worin kaufleute und andere personen be- libige kaufleuten und deren buͤchern. libige geldsummen dergestalt niderlegen, daß sie dieselben iederzeit erheben, auch dadurch an an- dere vermittelst des zu- und abschreibens zahlung leisten koͤnnen, nicht minder iedermann daraus anlehne gegen hinlaͤngliche sicherheit zu erhalten ver- mag. Man hat wechsel- oder giro-leihe ꝛc. ban- ken, von Justi am a. o. I th. s. 241, Ludovici am a. o. Bode am a. o. s. 351 fg. s. 359, der ver- lorne glauben derselben ist eine sehr grose wunde fuͤr den staat, von Schroͤder am a. o. s. 247, 248. § 218 Unter den handelsleuten findet man auch ban- was ban- kiers sind? kiers, welche solche personen bedeuten, die mit geldwechseln sowohl in umsezung einer muͤnzsorte gegen die andere mit darlehnung ihrer gelder auf zinsen, als auch auf laufende wechsel in auslaͤndi- sche oͤrter, umgehen, Ludovici am a. o. s. 1270, Marpergers angezogene fortsezung, s. 170, Sa- muel Ricard am a. o. s. 147, wiewohl ieweilen bankiers auch die bankvorsteher, bankherren und vorgesezten der bank bedeuten, Ludovici am a. o. s. 1271, Ricard am a. o. von der bankiers und der kaufleute buͤchern, sihe Fluͤgeln am a. o. § 219 Die buchhaͤndler gehoͤren ebenfalls unter die die buch- haͤndler ge- hoͤren un- teꝛ die kauf- leute. kaufleute, und genuͤssen derselben vorrechte. Man zaͤhlet diese leute gleichfalls unter die fuͤrnaͤmsten buͤrger, Besold de bibliopolis, Ludovici am a. o. I th. s. 2207 fg. § 220 Der kaufleute freiheiten aͤussern sich theils in der kaufleu- te freihei- ten. absicht auf ihre personen, theils ihrer sachen, waa- ren, contracten, auch verschreibungen, theils der gerichte und des processes halber, Marquard am a. o. s. 113 num. 2, Beyer in delineatione juris Germanici, lib. 1 cap. 14 § 5 fg. Simon de XXXVII. haubtst. von den kaufl. ꝛc. de mercatoribus, cap. 6-8, Suendendoͤrfers disp. de priuilegiis mercatorum. Unter die fuͤr- naͤmsten vorrechte der kaufleute wird gerechnet, daß ihre haubtbuͤcher, kraft des gerichtsbrauches, halben beweis haben, Estors anfangsgruͤnde des gemeinen und reichsprocesses, tit. 45 § 379, XII s. 142, § 415 s. 154, iedoch leidet diese regel in vielen landen einen starken abfall, Knorr in recht- lichen anmerkungen, num. II s. 8 fg., von Lu- dewig in den Haͤllischen anzeigen vom jahre 1734, num. 44-46 s. 698 fg. Unterdessen werden sothane freiheiten nur den kaufmannsbuͤchern der christen, keinesweges aber der juͤden, F. H. Casselische juͤden-ordnung 1739 § 24, Luͤder Menken im systemate juris ciuilis, lib. 22 tit. 4 § 8 s. 395, und bankerutirer beigeleget. Ihre handlungs- streitigkeiten pflegen summarisch abgethan zu wer- den, Marquard am a. o. s. 423 num. 11. Ue- brigens hat man von den kaufleuten und kraͤmern verschidene spruͤchwoͤrter, z. e. „kaufmann, glaub- „mann; an der hunde hinken, der huren winken, „frauen weinen, und kraͤmer schwoͤren, soll sich „niemand kehren„, Pistorius am a. o. cent. VI par. 45 s. 278, fg.; „kauf erfodert kaufmannswaaren, „s. 506 und cent. 1 par 6; es pfleget nicht leicht „ein kraͤmer einen markt zu versaͤumen, cent. 7 „par. 2 s. 684; ein ieder kraͤmer lobet seine waa- „ren; ein verdorbener kaufmann gibet einen gu- „ten maͤckler,„ cent. 5 par. 13 und par. 19 von ih- ren betruͤgereien sihe Hoͤms betrugs - lexicon, s. 212 fg. § 221 von den constoflern. In den staͤdten waren ausser den kaufleuten noch gesellschaften, welche sich zu keiner zunft hielten, und daher constofler hiesen, das ist, schoͤppen, si- he XXXVIII. haubtst. von den druckern. he Beiers handwerks-lexicon, s. 82, Knipschild de ciuitat. imp. lib. III cap. 51 num. 59 s. 985. Acht und dreißigstes haubtstuͤck von den verschidenen druckern. § 222 U nter diejenigen personen, welche den menschen wie vieler- lei die dru- cker sind? nuzen verschaffen, auch dienlich sind, gehoͤ- ren ebenfalls die unterschidenen drucker. Es wer- den aber unter den kuͤnstlern und handwerksleuten unterschidliche drucker gefunden, als buch- und kupfer-drucker, catun- und leinendrucker. Von den leztern ist hier nicht zu handeln, sondern al- lein von den ersten. § 223 Ein buchdrucker ist uͤberhaubt derjenige, wel- was ein buchdru- cker ist? cher mit buͤcherdrucken umgehet. Jedoch zum un- terschid der gesellen und lehrbursche wird derjenige, welcher sothane kunst in seiner buchdruckerei oͤffent- lich treibet, der buchdruckerherr genennet, Fritsch de typographis. § 224 Die gesellen werden in die sezer und drucker ein- der gesellen eintheilung getheilet, und unterscheiden sich einigermasen von den cornuten Mit diesen namen werden die ausgelernten lehrbursche belegt, so lange sie nicht gesellen sind. Wenn der Cornut gesell zu werden begehret, wird sol- ches das postulat genennet, Fritsch am a.o. 1 th. s. 67. § 225 Durch die erfindung der buchdruckerei hat nicht von der er- findung der buchdrucke- rei. nur die gelehrte welt, sondern auch die kirche, be- nebst der religion, und der staat eine ausnemende wolthat erhalten, und zwar zu einer solchen zeit, da die welt in der groͤßten finsterniß und unwissen- heit XXXVIII. haubtst. von den druckern. heit steckte. Sie wurde im jahre 1440 in Teutsch- lande durch vorschub Johann Guttenbergs und Johann Faustens zu stande gebracht, sihe die so- genannte nuͤzliche buchdruckerkunst und schrift- guͤserei mit Kappens vorrede, Leipz. 1740, Bei- ers handwerkslexicon, s. 96, 97, Johann Da- vid Koͤhlers ehrenrettung Johann Guttenbergs ꝛc. Leipz. 1741, 4, Johann Christian Wolfs monumenta typographica, Hamburg 1740, 8 II th. § 226 was davon die reichs- gesaze er- ordnen? In den Reichsabschiden ist versehen, daß nicht aller orten druckereien angeleget werden sollen. Sie duͤrfen ohne censur nichts drucken, drucken sie etwas wider Gott, den staat und gute sitten, insonder- heit pasquille; so soll ihre obrigkeit, und, in de- ren saumseligkeit, der Reichsfiscal wider sie ver- fahren, Reichsabschid 1570 § 155-159, die policei- ordnung zu Frankfurt 1577 tit. 35, sihe auch die Reichsabschide von den jahren 1524 § 28, 1529 § 9, 1530 § 8, 1541 § 40, 1548, das kaiserliche com- missions-decret vom jahre 1715 und 1746 in der neue- sten ausgabe der Reichsabschide, IV ten theile, s. 336 und in den zusaͤzen s. 114. § 227 Die pflichten eines buͤcher-censors hat Ahasve- rus Fritsch de abusibus typographiae tollen- dis P. IIII tract. XIII s. 172 opusculorum im II ten th., wie auch s. 183, sodann de typographia s. 182, von Andlern im I ten th. der constitut. im- perialium s. 1300 setze hiezu Keyslern im I theile der reisen s. 723. Was uͤbrigens dabei zu mer- ken seyn moͤchte, stehet in der angezogenen buch- druckerkunst, beim Fabricius in der biblioth. an- tiq. s. 615, in Tenzels unterred. 1692, Koͤlers muͤnzbelustigung 14ten th. s. 353 fg. von Justi am a. o. XXXIX. haubtst. von gewantschneidern. a. o. I th. s. 106, die Altenburgische landesordnung P. l c. 2 tit. 3, der codex Augusteus im dritten anhange. § 228 Den eid, womit eine oberkeit die buchdrucker- herren und gesellen zu verpflichten hat, stehet in Estors unterrichte von urtheln s. 659 fg. § 229 Eine buchdruckerei anlegen zu duͤrfen, wird die buch- druckerei anzulegen ist ein re- gale. fuͤr ein regale gehalten, sihe Deinlins disp. de regali jure erigendi typographias, obgleich der Mevius P. III decis. 69 solches in zweifel zihet. Vom rechte eines regirungs-buchdruckers handelt die F. Hessen-Casselische verordnung von 1678. § 230 Der unbefugte nachdruck der buͤcher bringet der unbe- fugte nach- druck scha- det dem buchhandel den buchhandel in verfall. Vom nachdrucke sihe die Gundlingiana, das juristische oraculum, vol. IV , s. 246 fg. von den freiheiten uͤber den buͤcher- druck und verlag handelt Woͤlker in den anmer- kungen uͤber die Nuͤrnbergische reformation § 1-5 s. 53 fg. des I ten bandes. Neun und dreißigstes haubtstuͤck von den gewantschneidern. § 231 E in gewantschneider heisset an verschidenen or- was der ge- wantschnei- der ist? ten derjenige, welcher die tuͤcher nach der elle verkaufet und zu kleidern ausschneidet. § 232 Die gewantschneider unterscheiden sich von den dessen un- terschid von den kauf- leuten. kaufleuten, die im grosen handeln. Selbige sind als kraͤmer anzusehen, und befinden sich auch in gilden, wie solches aus dem freiheits-brife der ge- wantschneider zu Zerbst, im juristischen oraculo, vol. XL. haubtst. von den vol. IX f. 260, aus den conclusis des Reichshof- rats in sachen der tuch- und raschmacher wider die gewantschneider zu Muͤhlhausen in Thuͤringen, beim Moser in den Reichshofratsconclusis th. II und III s. 572 sich erbricht. § 233 ob sein buch wie ein kauf- mannsbuch anzusehen sey? Ob der gewantschneider-buͤcher eben diejenigen vorzuͤge, wie die kaufmannsbuͤcher nach dem ge- richtsbrauche haben, ist allgemein nicht zu behaub- ten, es muͤßte dann seyn, daß die besondern lan- des- oder stadtgesaͤze ein solches verordneten, wie man aus den Luͤbeckischen, Frankfurtischen und ei- nigen andern verordnungen ersehen kan, Mar- quard de jure mercatorum, lib. I cap. 7 num. 43 s. 57, lib. III cap. 9 s. 441, sihe auch die F. H. Casselische folgen aus der landes- und policei- ordnung vom jahre 1645 tit. IX s. 33 und taxord- nung 1645 tit. VIII s. 36, Beiers handwerkslexi- con s. 155, Mevius in comment. ad jus Lubec. P. V tit. 7 art. 4 num. 7 fg. Stryk de jure Lu- becensi cap. XIV num. 60. Sie haben, wie die großhaͤndler und kramer ihren rang, wie sie in die innung getreten sind, Luͤder Menken im sy- stemate juris ciuilis s. 928 tit. 3. Vierzigstes haubtstuͤck von den goldarbeitern und gold- schmiden. § 234 von den unterschie- denen gold- arbeitern. M an hat in Teutschlande gold- und silberfabri- ken, welche nuͤzlich sind, von Justi am a. o. 1 th. s. 262. Es gibet hiernaͤchst goldarbei- ter, goldschlaͤger, goldschmide, gold- und silber- spinner, Beier am a. o. s. 161 fg. § 235 goldarbeitern und goldschmiden. § 235 Ein goldschmidt wird derjenige genennet, wel- was der goldschmidt sey? cher allerhand gold- und silber-arbeit verfertiget, Beier am a. o. s. 163. § 236 Die goldschmide sollen nach maaßgebung der was die Reichsgese- ze von den goldschmi- den ver- ordnen? Reichsgesaͤze goldene oder silberne muͤnzen nicht verbrechen, ohne vorwissen ihrer ordentlichen obrig- keit, ihre arbeit, ehe sie ausgehet, auf der ober- keit verordnete schau geben und daselbst probiren lassen, auf ihre arbeit ihre eigene zeichen neben des herrn oder der stadt, darunter sie seßhaft sind, wappen oder zeichen schlagen, vierzehn loͤthiges silber verarbeiten, sihe des kaisers Ferdinands des I muͤnzordnung 1559 § 172 fg. policeyordnung 1577 tit. 36, F. H. Casselische folgen aus der policei- und landordnung 1645 art. XI s. 39. Es soll auch die grose menge der goldschmide eingeschraͤnket werden, Reichsschluß 1667 § 10. Uebrigens des verkappten Lejisugo bericht vom gold- und silber- drat - zihen, vergulden, platten, spinnen, von schmelzung der metallen, silber-treibern, goldschei- dern, drat-zihern, drat-platnern, gold- und sil- ber-stuͤckern und posementirern, Luͤbeck 1744, 8. Ein und vierzigstes haubtstuͤck von den faͤrbern. § 237 D ie faͤrber sind diejenige kuͤnstler und hand- was die faͤrber sind? werksleute, welche allerhand zeug, tuch und garn auf mancherley art faͤrben. Man hat schwarz - schoͤn- und seidenfaͤrber, welchen der Baier im handwerkslexico s. 117 die waid- und Rheinischfaͤrber beifuͤget. Von dem ursprunge, der erfindung der wollfaͤrberei, auch dessen nuzen, G sihe XLII. haubtst. sihe Marpergers abhandlung von der woll- faͤrberei. § 238 ihre obli- genheit, Den faͤrbern ist inhalts der Reichsgesaͤze ver- boten, teufels- oder corrosif-farbe bey dem tuch- faͤrben zu brauchen, policeiordnung 1577 tit. 21, Reichsschluß vom jahre 1670 § allermasen auch sibendens ꝛc. Reichsabschid 1594 § 128, 1603 § 64, 65, F. S. Gothaische landesordnung P. II. cap. 3 tit. 40 s. 201, Johann Peter von Ludewig de re basiaria tinctorum s. 47 num. 40, Tho- masius de jure circa colores, Hoͤens betrugs- lexicon, s. 141, 142, Marpergers beschreibung des tuchmacherhandwerkes, cap. VI s. 57 u. s. 293. § 239 wie ihren betruͤgerei- en vorzu- beugen ist? Damit nun diesen betruͤgereien abhelfliche maa- se verschaffet werde, ist eine schau mit den gefaͤrb- ten tuͤchern ꝛc. anzustellen nicht zu verabsaͤumen, Marperger am a. o. Mylius im corpore con- stitutionum Marchic. V ten th. II ten abth. IV cap. s. 350, F. Hessen-Casselische verordnung. Uebri- gens wollen die faͤrber nimanden mit einer kuͤpe zu faͤrben verstatten, der nicht in ihrer innung stehet. Zwei und vierzigstes haubtstuͤck von den gaͤrbern. § 240 was die gaͤrber sind, D ie gaͤrber, oder lederer, werden genennet, welche nach den regeln ihres handwerkes al- lerhand leder aus den fellen zubereiten, und da- mit ein gewerbe treiben. § 241 deren gat- tungen. Die gaͤrber theilen sich in roth- loh- und weiß- gaͤrber. Sie sollen besage des Reichsschlusses vom jahre 1731 art. 13 wegen verarbeitung der hunds- von den gaͤrbern. hundshaͤute einander nicht auftreiben. Imglei- chen ist vermoͤge der policeiordnung vom jahre 1577 tit. 22. § 3, das leder einzusalzen und aus dem Teut- schen reiche zu fuͤhren, bei verlust desselben verboten. Von sothaner gaͤrber freiheiten und innungen in der Chur-Mark Brandenburg, sihe des Mylius corpus constitutionum March. im 5ten theile, II Abth. X cap. s. 172 und s. 469, im anhange, allwo noch vieler andern handwerke innungsbriefe befindlich sind. Daß in Teutschlande saffian und juchten munufacturen angeleget werden, beweiset das vormalige exempel von Bonn. Drei und vierzigstes haubtstuͤck von den baͤkern. § 242 D iejenigen, welche mit den aus allerhand mehl was die baͤker sind? auch andern sachen zum speisen dienliche dinge durch das baken zubereiten, und ihre na- rung damit suchen, heissen baͤker. § 243 Die baͤker sind mancherlei. Es gibet schwarz- ihre Gat- tungen. weiß- kuchen- honigkuchen- zucker-pasteten- und faß- baͤker, sihe den Frisch im Teutsch-Lateinischen woͤrterbuche, I th. s. 47, Zink im oͤkonomischen lexico, col. 257 fg. Allein wir handeln hier nur von den brodbaͤkern. § 244 Ihre bakgaͤste sind entweder freiwillige, oder der bak- haͤuser ein- theilung. gebannte; in dem lezten falle sind die bakhaͤuser zwangbakhaͤuser, Stryck de jure furnorum, Bernhard Friderich Rudolph Lauhns eroͤrte- rung der rechtsfrage: in wie weit das recht eines G 2 zwang- XLIV haubtstuͤck zwangbakofens auf die weisbakgerechtigkeit zum feilen kaufe zu ziehen sey? 1752, 4. § 245 der baͤker vichtschnur. Auf was art und wie die baͤker das schwarze und weisse Brod auf den kauf zu baken schuldig sind, solches erbricht sich aus den brod- und baͤ- kertaxe auch policeiordnungen, sihe die F. Hessen- Casselische tax-ordnung vom jahre 1645 art. 1 s. 5, und die dabei befindliche tabellen vom brod- und wekbaken; imgleichen die folgen aus der policei und landordnung 1645 art. 3, marktordnung der hochfuͤrstlichen Saͤchs. residenzstadt Gotha 1753, 4 s. 21 fg. § 246 die bak- oͤfen sollen nicht be- schaͤdiget werden. Die bak-oͤfen sollen die krigsleute nicht beschaͤ- digen oder zerbrechen, sie moͤgen seyn freunden oder feinden zustaͤndig, reiterbestallung 1570 § 69, fus- knechtsbestallung 1570 § 194. § 247 Die policei hat dahin zu sehen, daß ihre bak- oͤfen niemanden schaden, Stryck de jure furno- rum, auch muͤssen ihre schorsteine hoͤher, als an- dere, gefuͤret werden, damit der wind den rauch in der nachbarn haͤuser oder darwider nicht treiben. In engen straßen sind die bakoͤfen, und, wo man mit feuerspritzen nicht darzu kommen kan, nicht zu dulten. Vier und vierzigstes haubtstuͤck von den bierbrauern. § 248 was ein bierbrauer ist? E in bierbrauer heisset derjenige, welcher aus ge- wissem getraide, dem hopfen und wasser das- jenige getraͤnke, welches man bier nennet, pflicht- maͤsig verfertiget. § 249 von den bierbrauern. § 249 Die bierbrauer befinden sich entweder in be- der bier- brauer un- terschidene Gattungen sondern zuͤnften, z. e. zu Nuͤrnberg, Hamburg, Strasburg, Bremen ꝛc. Zinck am a. o. col. 325, Zahn am a. o. s. 1291 num. 68, daher man saget: brauen ist manufactur und keine kaufmannschaft, Hert am a. o. par. 41 lib. 1 s. 298. oder es sind andere in pflichten stehende personen, welche das bierbrauen; von welchen die bierschauer, bier- schmaͤker ꝛc. unterschiden sind, F. H. Casselische taxordnung 1645 tit. VI, greben-ordnung s. 88, § 3, sihe die sammlung verschidener verordnungen, welche in handlungs-schiffahrts- und policeisachen der k. freien Reichsstadt Bremen, s. 11, 15 fgg. § 250 Die braugerechtigkeit stehet in den staͤdten ent- wem die braugerech- tigkeit in den staͤdten zustehet? weder allen buͤrgern zu, oder sie haftet nur auf gewissen haͤusern, welche daher brauhoͤfe genennet werden, jeweilen wird sothanes recht auch nach dem ertrage der feldguͤter ausgeuͤbet. Schoͤpfer de braxandi eidemque annexis juribus cap. 4 num. 20 fgg. Uebrigens saget man: brauen und baken geraͤth nicht allezeit; imgleichen: das brau- en bringet den buͤrgern eine guͤldene narung. § 251 Die beschwerungen und abgaben von dem bier- die abgaben davon sind unterschid- lich. brauen zum oͤffentlichen verkaufe, sind unterschid- lich. Es ist die tranksteuer, accise, eimergeld ꝛc. bekannt. § 252 Das braurecht kan auf mancherlei weise ver- das brau- recht kan verloren gehen. loren gehen, von Berger in electis process. pos- sess. s. 101, von Lynker decis. 979, Schoͤpfer am a. o. P. III c. 2 num. 51 fg., von Rohr im haushaltungsrechte s. 1435. G 3 § 253 XLV haubtstuͤck § 253 vom mei- lenrechte der stadt Marburg. Die stadt Marburg hat das meilenrecht, die policei sihet dahin, daß die biere durch kunst oder mit kreide nicht angemachet werden. Sie muͤssen auch wohl gar gekochet werden. Sihe Caspar Neumannen von dem thee, caffe, biere und weine, Leipzig 1735, 4. Fuͤnf und vierzigstes haubtstuͤck von den zuͤnften. § 254 wenn die zuͤnfte haubtsaͤch- lich einge- fuͤhret wor- den sind? D iejenige aber, welche in einer zunft, gilde, gaffel, in aͤmtern, innungen, gesellschaften ꝛc. lebeten, welche im zwoͤlften jahrhundert haubt- saͤchlich aufgekommen sind, wurden handwerker, genennet, Riccius in spicilegio iuris Germa- nici, s. 329 fg. § 255 von dem ursprunge der zuͤnfte. In den alten zeiten Teutschlandes wurden die handwerke von keinen freien leuten getrieben, viel- mehr waren dieselben eine beschaͤftigung der knech- te, welche ihren herren die kleider, auch andere benoͤthigten sachen verschaffen mußten, Tacitus cap. 25, welche gewohnheit lange zeit fort dauerte, bis die freigelassene sich den handwerkern widme- ten, sich benebst den leibeigenen in die staͤdte bega- ben, und durch selbige ihre narung sucheten. Die- weil auch die zuͤnfte bei den Roͤmern besondere freiheiten genossen, so geschahe es, daß selbige in Teutschland sich ebenfalls dergleichen anzumaßen anfingen, insonderheit nachdem die Roͤmische rechte in Teutschland eingefuͤhret wurden. Als nun die landesherren vermerkten, daß durch die handwer- cke dem gemeinen wesen groser nuzen verschaffet werden koͤnne; so ertheileten sie ihnen besondere freiheiten, von den zuͤnften. freiheiten, bestaͤtigten die zuͤnfte, und hielten sie in ehren, es nahmen die handwerker niemanden als ehrbare, ehrliche leute darin auf; daher sie ehrbare handwerksleute, ehrbare zuͤnfte, ehrliche handwerker, ehrenhafte meister, ehrbare gesellen genennet wurden. Es entstunde nicht weniger daraus das spruͤchwort: die zuͤnfte muͤßten so rein sein, als wenn sie die tauben gelesen haͤtten, von Ludewig de opifice exul. in pagis, diff. 1. cap. III § 1, 2 s. 17 fg. Heineccius in der disp. de collegiis opificum, cap. II § 2, 6 fg. Dreyer de priuilegiis opificum falso merito- que suspectis, § 1 f. Just. Christ Dithmars einleitung in die oͤconomische- policei- und came- ralwissenschaft, sect. III cap. 15 § 5, sect. IV c. 16 § 1 und dessen oͤconomische fama, im VI stuͤcke des von Schroͤders Fuͤrstl. schaz- und rentkammer, cap. 91 s. 303 s. 345, von Justi staatswissenschaft, th. I, § 274 s. 250 fg. s. 271 fg. Ob aber die zuͤnfte wieder aufgehoben werden sollen, sihe Boden am a. o. s. 305. § 256 Eine zunft ist eine gesellschaft derer handwerks- was die zunft sey? deren Gat- tungen. leute, welche sich zusammen thun und nach gewis- sen ihr gewerbe betreffende, von der landesoberkeit fuͤrgeschribenen, oder bestaͤtigten ordnungen leben, Reichsschluß vom jahre 1731 § 1. Von den zuͤnften unterscheidet man die gilden, vom worte Giladen, convocati, zusammen gezogen, koͤmmt gilde heraus, und verstehet darunter eine vom obern gebilligte gesellschaft der kuͤnstler. Jedoch wird es weitlaͤuftig auch von allen zuͤnften gebrau- chet, Johann Heumanns disp. de sacramento gildoniae § 7 fg. Du Fresne im gloss unter dem worte: Geldum, und Gilda, Wilkins im G 4 glossa- XLV haubtstuͤck glossario legum Anglo-Sax. unter den worten: Gild, contubernalis, congildones. In Aachen sind gaffeln, das ist, zuͤnfte, von Ludolf T. III obs. s. 580. In Nider-Sachsen, auch in Nider- Hessen heißen die zuͤnfte: aͤmter, z. e. das schmide- amt wider das kraͤmer-amt, und die zunftmeister amts-meister, amtsfuͤrsteher, sihe die F. H. Casse- lische erneuerte zunst-ordnung vom jahre 1730, § VII, s. 10 § XV, s. 15. Der unterscheid zwischen den geschenkten, auch ungeschenkten handwerken, zumal was jener eingebildete bessere ehre belanget, soll voͤllig wegfallen, Reichsschluß, 1731 § 7. Die kuͤnstler, manufacturer, fabricanten, hand- werksleute bereiten entweder dasjenige, was noth- wendig, nuͤzlich ist, oder zur wollust und zum uͤber- flusse gereichet; daher sie in nothwendige, nuͤzliche und uͤberfluͤßige profeßionen eingetheilet werden koͤnnen. Zu den nothwendigen werden gerechnet: die muͤller, baͤker, brauer, fleischer, die butter und kaͤsemacher, spinner, weber, schneider, schuster, maurer, zimmerleute, schmide, schlosser, glaser ꝛc. Zu den nuͤzlichen die apoteker, barbirer, fischer, schiffer, bergleute, gold- und silberarbeiter, drucker, mahler ꝛc. und zu der leztern classe werden gezaͤlet: Die koͤche, confect- und pasteten-becker, wein- und coffeeschenken, die parfuͤmeurs, und perruquiers, und alle die galanteriemacher ꝛc. die namen solcher leute sind fuͤrnaͤmlich folgende: 1) die ahlmacher, 2) ankerschmide, 3) apotheker, 4) aschenbrenner, 5) barchetweber, 6) bekenschlaͤger, oder flaschner, 7) baͤker, 8) beutler, 9) bildhauer, 10) bortenwir- ker, bandmacher, oder posementirer, 11) brande- weinbrenner, 12) brauer, 13) buchbinder, 14) buch- drucker, 15) buͤchsenschaͤfter, 16) buͤchsenschmide, 17) buͤrstenbinder, 18) cardetschenmacher, 19) cirkel- schmide 20) clausur und spangenmacher, 21) col- leten- von den zuͤnften. letenschneider, 22) confectbaͤker oder conditers, 23) corduan-bereiter, 24) degenklingen-macher, 25) dratziher, 26) drechsler, 27) faͤrber, 28) faß- binder, oder boͤtticher, 29) federschmuͤcker, 30) fei- lenhauer, 31) fingerhutmacher, 32) fleischhauer, welche sich von hausschlaͤchtern unterscheiden, Beier im aduocato rerum opif. cap. 32 § 3, 33) flitterschlaͤger, 34) friesmacher, 35) gaͤrber, 36) geigenmacher, 37) goldarbeiter, 38) goldschlaͤger, 39) glasmacher, 40) glasschleifer, 41) glasschneider, 42) glaser, 43) glockenguͤser, 44) grobschmide, 45) guͤrtler, 46) gipser, 47) haardeckenmacher, 48) harnisch- und panzermacher, 49) handschuma- cher, 50) hauszimmerleute, 51) heftelmacher, 52) horndreher, 53) hornrichter, 54) hutmacher, 55) kalkbrenner, 56) kaͤmmacher, 57) klemperer und knoͤpfmacher, 58) koͤche, 59) kohlbrenner, 60) kraft- mehlmacher, 61) kupferschmiede und kupferstecher, 62) kuͤrschner, 63) leimsider, 64) leb- und pfeffer- kuͤchler, 65) lichter- und kerzenmacher, 66) maͤlzer, 67) maurer, 68) maschinenmacher, 69) mahler, 70) meßingschlaͤger, 71) methsider, 72) muͤller, 73) nadelmacher oder nattler, 74) nagelschmide, 75) neberschmide, 76) nestler und senkler, 77) pa- piermacher, 78) pergamentmacher, 79) perlenbo- rer, 80) perruquenmacher, 81) pulvermacher, 82) rademacher, 83) riemer, 84) ringmacher, 85) rothguͤser, roth- oder lohgaͤrber, 86) saͤger- oder sagemuͤller, 87) saitenmacher, 88) salpetersider, 89) salzkocher, 90) sand-uhrmacher, 91) sattler, 92) schachtelmacher, 93) schellenmacher, 94) schlei- fer, oder polirer, 95) schifer- und steindecker, 96) schifszimmerleute, 97) schneider, sowol schwein- schneider, welche in Churbrandenburgischen und Churbraunschweigischen landen zuͤnftig sind, 98) schriftguͤser, 99) schwerdfeger, 100) schuster, G 5 101) XLV haubtstuͤck 101) seifensieder, 102) seiler, oder repschlaͤger, 103) sibmacher, 104) sigelgraber, oder pitschierste- cher, 105) spigelmacher, 106) sporner, 107) stahl- arbeiter, 108) stempelschneider, 109) steinbrecher, 110) steinbruͤcker, oder pflasterer, 111) steinmetzen, 112) steinschneider, 113) stuͤckguͤser, 114) tapezirer, 115) taschner, 116) teppichmacher, 117) therbrenner, 118) tischler oder schreiner, 119) toͤpfer, oder euler, 120) trompetenmacher, 121) uhrmacher, 122) wag- macher, 123) wagner oder stellmacher, 124) wachs- arbeiter, 125) wachsbleicher, 126) wachspossirer, 127) weber, 128) weisgaͤrber, 129) zapfen- u. leuchten macher, 130) ziegler, 131) zinn- und kannenguͤser, 132) zukerrafineurs, diese kuͤnstler und handwerke theilen sich ein: in 1) freie, 2) gesperrte, und 3) ungesperrte. Die freie sind diejenige, welche nicht zuͤnftig, oder unter gewisse amtsregeln verbunden, sondern we- gen seltenheit der meister, von iedem, der die kunst oder das handwerk verstehet, ungehindert kan ge- trieben werden. Die gesperrte sind, welche we- gen ihrer sonderbaren vortheile und mechanischen kunstgriffe ihre gesellen nicht reisen lassen, damit sie die wissenschaft fuͤr sich allein behalten moͤgen; die ungesperrte oder frei offene handwerke nennet man diejenigen, welche an vielen orten eingefuͤh- ret, und meistens in gewissen zuͤnften eingeschlossen sind, davon die gesellen frei in allen staͤdten ar- beiten koͤnnen. Man hat dabei zu sehen, auf der gilden verfassung, ordnungen, und gebraͤuche, auch caͤrimonien. § 257 worin die verfassung und die na- tur, die ord- nungen u. Die verfassung und die natur der zuͤnfte beste- hen darin: daß sie die stadt- auch landmeister in sich begreifen, welche von einerlei gewerbe und ge- meinschaft sind, wegen ihrer handwerks-angele- genheiten von den zuͤnften. genheiten zu einerlei aͤltesten sich bekennen, sich ei- gebraͤuche der zuͤnfte bestehen? nerlei regeln unterwerfen, zu einer lade, zu einem amte, herberge oder krug sich halten, und einerlei amtssigel haben. Die zunftordnungen und in- nungsartikel sind entweder mit den gesaͤzen der menschlichen vernunft und gesellschaft einstimmig, oder denselben zuwider. Die erste gattung der handwercksordnungen sind diejenigen, welche auf ehrbarkeit, zucht, gute ordnung und arbeit, auf das aufnehmen des landes und erhaltung ihrer zunft abzielen, und daher erfordern, daß z. e. die lehrjungen, von ehrlicher geburt seyn, nach dem unterscheid der profeßionen gewisse jahre dienen und stehen, wenn sie ausgelernet haben, etliche jahre wandern, oder bei andern meistern noch ar- beiten, die gesellen sich nicht widerspenstig auffuͤh- ren, die neuen meister meisterstuͤcke verfertigen, bei den zusammenkuͤnften die schmausereien, zank, streitigkeiten, schmaͤhen ꝛc. vermeiden; hingegen ihre geschwornen aͤlteste und fuͤrsteher ihn ehren halten, und ihnen gehorsamen, die ladenmeister von der einnahme und ausgabe der ladengelder richtige rechnung fuͤhren; daß die aͤlteste meister, um zu wissen, ob die uͤbrige meister den leuten tuͤchtige arbeit machen, selbige oͤfters unvermerk- ter weise besichtigen, die verzoͤgerung der arbeit eben so wenig, als die steigerung des arbeitlones zugeben; uͤbrigens in auf- und annehmung frem- der meister keine schwirigkeit machen sollen u. d. g. Die andre gattung der zunftbrife haben die unge- reimtheit, den eigennuz, die verschwendung zu ih- ren gesezgebern. Dergleichen sind diejenige, wel- che keine legitimirten in die lehre annehmen, die kinder der muͤller, schaͤfer, gerichtsfronen ꝛc. von erlernung eines ehrlichen handwerkes und aufnah- me in eine gilde, ausschluͤssen, denen die aus mensch- XLV haubtstuͤck menschlicher schwachheit einen fehler begangen ha- ben, das handwerk legen, den meistern einbinden, bald nur einen lehrjungen, bald nur zween gesel- len zu foͤrdern. Ferner verbieten, den geheirate- ten gesellen keine arbeit zu geben, nimanden die meisterschaft zustehen, er heirate dann eines mei- sters tochter oder wittbe, die bei dem meisterstuͤck- machen ꝛc. den vorkommenden allzu großen auf- wand, gut heisen. Die gebraͤuche und das caͤri- moniel der zuͤnfte sind von vielerlei gattungen, und unterscheiden sich fast unter einander auf eben die art, wie ihre gilden und innungsbriefe. Sie aͤussern sich inzwischen fuͤrnaͤmlich: bei dem auf- dingen der lehrjungen auf ein handwerk, bei der- selben freisprechen und gesellenmachen, bei dem meistermachen, ihren wunderlichen gruͤssen, fragen und antworten, reise und dergleichen handwerks- complimenten, sihe Theodor Ludewig Lau von gluͤcklicher, vortheilhaftiger, bestaͤndiger einrich- tung der intraden, im II theile, art. III s. 169 fg. § 258 die zuͤnfte haben ihre zunftmei- ster. Die zuͤnfte haben ihre obermeister, oder zunft- gilde- gaffel- ladenmeister, ladenvorsteher, Beiers allgemeines handlungs- kunst- berg-lexicon s. 241, 309, welche von den gaffel-morgensprachs-hand- werksherren, handwerks-commissarien, wedde- herren ꝛc. unterschiden sind, immasen diese als obrigkeitliche abgeordnete den zusammenkuͤnf- ten der handwerke beiwonen, auch wohl die handwerksstreitigkeiten zu entscheiden haben. In Nider-Hessen und Braunschweigischen nennet man die zunftmeister auch amts- und gildenmeister (§ 217); in Ober-Hessen aber hat man den alt- meister. Man trift ieweilen bei den handwerken beisizer, und kerzenmeister an. Sie sollen ohne vorwissen der oberkeit ihre zusammenkuͤnfte, welche auch von den zuͤnften. auch quartale, capitul, morgensprache genennet werden, Beier am a. o. s. 281, s. 333, nicht halten, Reichsschluß 1731 art. 1, F. H. Casselische er- neuerte zunftordnung 1730 § 1 s. 6, § 18 s. 16. Solches geschihet vor offener lade. Es sind daher die quartal-groschen, laden-geld, innungspfennige bekannt, Beier am a. o. s. 200, 240, s. 330; F. H. Casselische zunftordnung § XX s. 18. Von der verfassung der zuͤnfte, manufacturer auch fabri- canten in der Mark Brandenburg sihe den fuͤnften band der constitutionum Marchicarum, und von den Chur Braunschweig-Luͤneburgischen lan- desordnungen und gesaͤze, III th. § 259 Eine iede zunft hat ihren zunftbrief, welcher die ihre artikel muͤssen be- staͤtiget werden. artikel enthaͤlt, wornach sie sich zu achten haben, Beier am a. o. s. 200. Er muß von dem landes- herrn bestaͤtiget werden, wenn er giltig seyn soll, Reichsschluß 1731, art. 1. Dieser wird nebst an- dern urkunden und briefschaften auch freiheitsbrie- fen in der lade aufbehalten, F. H. Casselische er- neuerte zunftordnung 1730 § XXI, Menken am a. o. s. 1183. § 260 Mehrere handwerke koͤnnen in eine zunft ge- mehrere zuͤnfte koͤn- nen zusam- men gestos- sen werden. stossen werden, iedoch muͤssen sie so beschaffen seyn, damit eine uͤber der andern arbeit urtheilen kan, z. e. schmide und schlosser. Sonst sagt man: „vierzehn handwerke, funfzehen ungluͤck, Hert lib. 1 par. 120 s. 380. § 261 Die strafen sollen von den handwerksmeistern, von den strafen der handwerke. soͤhnen und gesellen nicht mehr unternommen, son- dern uͤber die handwerksverbrechen sollen durch den obermeister und beamten oder die zu handwerks- sachen XLV haubtstuͤck sachen obrigkeitlich verordneten erkannt werden, Reichsschluß 1731, § 3, § 8. F. H. Casselische er- neuerte zunftordnung 1730, § 15, § 18, § 19 s. 17. § 262 sie haben die schau. Die zuͤnfte haben die schau. Schau ist die besichtigung der hierzu bestellten leute und meister: ob die arbeit tuͤchtig, das ist, kaufmannsgut und kein wrak sey? Es kommen daher die schau-zei- chen-meister ꝛc. Beier am a. o. s. 362, 363 und de collegio opificum, cap. VII § 2 § 5 num. 608, 626. Auf den jahrmaͤrkten aͤußert sich die schau uͤber die fremden, z. e. die schuster und baͤker. § 263 der meister hat seine werkstatt. Ein handwerk bestehet außer seinen vorstehern aus meistern, gesellen und lehrjungen. Ein mei- ster hat seine werkstatt, welche er durch ein ausge- henktes schild anzeigen kan, Wildvogels disput. de balneatoribus, cap. 5, § 15, Beier de aduo- cat. opific. cap. 5 § 17. § 264 der meister gerechtsa- men. Ein meister hat das recht einen jungen zu lernen, er darf gesellen sezen, er kan außer der werkstatt arbeiten, mit den waaren die maͤrkte beziehen, und gewerbe darmit treiben, er muß seinen martkstand haben auf den maͤrkten, Beiers aduocatus cap. V § 25, cap. XIX § 10 fg. und dessen magister, cap. 12 num. 503 fg. Struve im corpore iuris opif. T. III lib. II cap. XIV. § 265 Ein meister nimmt antheil an der lade, bei den morgensprachen und zusammenkuͤnften, an den ehrenaͤmtern und andern vortheilen auch vorrech- ten des handwerkes, Beier im magistro num. 515- 528, Struve am a. o. lib. II cap. 10 s. 329. § 266 von den zuͤnften. § 266 Ein lehrjunge darf ohne kundschaft nicht ange- wie ein lehrjunge angenom- men werde. nommen werden. Dieses heiset der geburtsbrief, welches ein zeugnis der oberkeit ist, daß dieser jun- ge von ehrlichen aͤltern aus rechtmaͤßigen ehestande erzeuget sei, sihe Links disput. de litteris nata- litiis, Beier im tyrone, cap. V, num. 140 und cap. VII § 5 num. 388 fg. Reichssschluß 1731 art. II. In Hamburg muß der kirchgang der braut, wovon der junge geboren ist, mit offenen oder fluͤgenden haaren bezeuget werdeu. § 267 Ein lehrjunge darf ohne des handwerks vor- wissen nicht angenommen werden, daher er vor offener lade aufgedinget und eingeschriben wird, Beier im tyrone, cap. VII § 5 num. 389 fg., Struve am a. o. T. II lib. II cap. 7. sihe iedoch die F. H. Cassel. erneuerte zunftordn. 1730 § 7. § 268 Die lehrjahre werden entweder durch ein geding wie die lehrjahre bestimmet werden. bestimmet, oder durch die innungsartikel, oder durch die landesgesaͤze, welches leztere man in verschiedenen landen, z. e. in den fuͤrstl. Hessen- Casselischen, Chur Braunschweigischen ꝛc. landen findet, sihe Rottmanns ausgabe der Schaum- burgischen policeiordnung, cap. 44, s. 374, F. H. Cassel. erneuerte zunftordnung vom jahre 1730, § 6, s. 9, 10. § 269 Nach ausgestandenen lehrjahren stellet der mei- wie er losgespro- chen werde. ster den jungen, der ausgelernet hat, dem hand- werke dar, damit er vor der offenen lade frei- oder losgesprochen werde. Der meister bekennet sol- chemnach, daß der junge seine lehrjahre redlich ausgestanden und das handwerk wohl begriffen habe, XLV haubtstuͤck habe, ungeachtet er oͤfters weiter nichts, als maͤg- de dienste geleistet, kinder getragen, die stuben ge- kehret, wasser geholet ꝛc. hat, Beier am a. o. cap. XII § 2 num. 705. F. H. Cassel. erneuerte zunftordnung 1730, § 9. Er bekoͤmmt darauf sei- nen lehrbrief, das ist, sein zeugnis, oder seinen ab- schid, daß er seine kunst, oder handwerk redlich und wohl ausgelernet habe, Beiers handwerkslexicon s. 247. Seltsame gebraͤuche sollen bei loszaͤhlung der jungen abgestellet werden, Reichsschluß 1731 art. 9, Rottmann am a. o. s. 376. Die F. H. Cassel. zunftordnung 1730 § XI. Die gesellen pflegen ihn zum gesellen zu sprechen, Beier im boetho, cap. 3. § 270 was ein gesell sei? Ein geselle heiset ein aus der lehre gegebener, welcher einem meister um ein gewisses lohn arbeitet, Beier am a. o. cap. 9 § 2, 3. § 271 des ankom- menden ge- sellens ob- liegenheit. Ein ieder ankommender geselle muß sich um- schauen lassen, das ist, bewerben: ob er arbeit be- kommen kan? und wenn er dergleichen begehret, soll er mit der abschrift seines geburts- und lehr- briefes, auch mit einem handwerkszeugnisse, oder einer kundschaft, versehen seyn, policeiordnung 1530, tit. 39 § 1, 1548 tit. 37 § 1, Reichsabschid 1559 § 77, 1570, 1577 tit. 38 § 3, Reichsschluß 1731, art. 3, 4 welche in die lade zu liefern sind, Reichsschluß 1731 art. 2 Riccius im spicilegio juris Germanici s. 360, Beiers aduocatus cap. V § 10, cap. XXXII §. 22. § 272 der meister hat ihm sei- nen lohn u. die kost zu reichen. Der meister ist seinem arbeitenden gesellen kost und lohn schuldig, Beier im boetho, cap. 9 § 2, 3, und im aduocato, cap. 19. § 6. Doͤhlers be- schreibung der handwerksrechte, art. 26, iedoch soll der von den zuͤnften. der geselle sich nicht bedingen, was und wie viel ihm iederzeit der meister zu essen und zu trin- ken geben soll, reichsschluß 1731 art. 13. § 273 Die gesellen haben das recht auf der herberge die rechte deꝛ gesellen. auf veranlassen des altgesellens zusammen zu kom- men, sie haben auch einen junggesellen, Beier im boetho, cap. XI iedoch sollen sie eigenmaͤchtiger weise sich der arbeit auf den montagen nicht ent- ziehen, reichsschluß 1731 art. 9, Rottmann am a. o. s. 374, F. H. Casselische zunftordnung 1730 § 12 § 16. § 274 Die gesellen duͤrfen keine degen tragen, und sol- was sie zu unterlassen haben. len sich des bettelns fuͤr den thuͤren enthalten, wi- der die meister koͤnnen sie keine gerichte halten, und wenn sie unvernuͤnftiger weise aufstehen, oder austreten, sollen sie bestrafet werden, reichsschluß 1731, art. 2, 5, 7, F. H. Casselische zunft-ordnung 1730 § XXIV, s. 21 § XXVI s. 23. § 275 Wenn die gesellen bei ihren meistern nicht laͤn- wenn sie den mei- stern aufsa- gen sollen. ger verbleiben wollen, haben sie solches diesen zum wenigsten 8 tage zuvor anzukuͤndigen, reichs- schluß 1731 art. 2, Beier am a. o. num. 275, F. H. Cassel. zunftordn. 1730 § XVII. § 276 Ein geselle, welcher seine wanderjahre ausge- wenn der geselle mei- ster werden kan. standen hat, sihe F. H. Casselische erlaͤuterung des zunftreglements in ansehung der wanderjahre, kan meister werden, und wird vermittels verfertigung des meisterstuͤckes dazu gelassen, iedoch werden die unbrauchbaren kostbaren meister-stuͤcke verboten, reichsschluß 1731 art. 12, F. H. Cassel. zunftre- glement 1730 § 3, worin zugleich die mutjahre H verboten XLV haubtstuͤck verboten werden; Beier in magistro, cap. V, VI, VII, num. 248 fg. cap. VIII § 7 num. 307. Die meisterstuͤcke sind unterschiedlich, z. e. bei den satt- lern ein alter turnirsattel, oder zu Berka im Eise- nachischen, muß der schneider tuch fordern, was zu einem altartuche, auch andern altfraͤnkischen kleidertrachten noͤthig ist. Fodert er zu viel, wird er gestrafet, wenn mehr als zu einem paar struͤm- pfe solen uͤbrig bleibet, oder, wie zu Eisenach der gebrauch ist, da der schneider die person ansehen und befuͤlen, darauf das kleid fertigen muß. Ein ieder feler dabei kostet einen halben gulden. Wenn aber einer bereits an einem orte meister worden ist, so brauchet er an einem andern nicht wieder das meisterstuͤck zu machen, reichsschluß 1731 art. 9. Rottmann am a. o. s. 374. F. H. Cassel. zunft- reglement, 1730 § 2, 3. Er wird jungmeister ge- nennet, F. H. Casselisches erneuertes zunftregle- ment 1730 § 1 s. 6. § 277 ob die toͤch- ter und weiber mit arbeiten koͤnnen? Die meisterstoͤchter und weiber werden von der mitarbeit nicht gaͤnzlich ausgeschlossen, es waͤre dann solches ausdruͤcklich verboten, oder wider den handwerksgebrauch. Fuͤr die arbeit und deren tuͤchtigkeit muß der meister stehen; wenn selbige aber verdorben ist, hat die obrigkeit daruͤber zu erkennen, F. H. Casselische zunft-ordnung 1730 § XXV, wiewohl an vielen orten das handwerk solche sachen fuͤr sich zu zihen pfleget, Beiers ad- vocatus rerum opif. cap. XIX, § 9. § 278 die wittben koͤnnen zu- weilen das handwerk fortsezen. Die meisters wittben koͤnnen bei verschiedenen handwerken solches fortsezen, und sich einen haubt- gesellen halten, z. e. die schneiderswittben einen tafelschneider, die schusters wittben einen bret- schnei- von den zuͤnften. schneider ꝛc. Beier in tyrone cap. III, § 2 num. 55 fg. Fuͤrst. Hessen-Casselische verordnung vom jahre 1693 § 5 und 1730 § 10, 25. § 279 Jedem reichsstande ist unbenommen, mit ei- jedeꝛ reichs- stand kan der zunft halber di- spensiren. nem, oder andern guten arbeiter zu dispensiren, und denselben auch wider der zunft willen zur mei- sterschaft kommen zu lassen, reichsschluß 1731, art. 13, darnebst gnaden- und freimeister zu sezen. § 280 Die gnadenmeister heisen, welchen die landes- was ein gnaden- meister, herrschaft erlaubet, ohne annehmung der zunft das handwerk zu treiben. § 281 Ein freimeister heiset derjenige, welcher bei ei- freimeister, nem domherrn, gesanden, oder an einem andern befreiten orte sizen, oder von der landes-oberkeit ausser der zunft sein handwerk zu treiben die frei- heit erhalten hat, Beier de artificibus palatinis, David Mevius im ersten theile decis. 55. der- gleichen hat man bey verschidenen universitaͤten, als zu Halle, Goͤttingen ꝛc. § 282 Monopolisten heisen diejenigen meister, welche und mono- polist sey? einen gnadenbrief erhalten haben, daß keine von der profession solche an dem orte treiben duͤrfen. § 283 Land- und dorfmeister werden eigentlich nicht wie fern land- und dorsmeister gedultet werden? gedultet, inzwischen wird oͤfters denenjenigen, welche auf dem lande wonhaftig sind, nachgelas- sen, mit einer zunft der stadt einzuhalten, Dreyers disput. de priuilegiis opificum falso meritoque suspectis § 4 s. 29 fg., von Ludewig de opifice exule in pagis. Es sind iedoch die noͤthigen handwerksleute, als schneider, schmide, tachde- cker, toͤpfer, maurer, rademacher, leinweber, H 2 zim- XLV. haubtst. zimmermeister ꝛc. davon ausgenommen, welche aber keine lehrjungen, und zuͤnftige gesellen haben koͤnnen, Stissers einleitung zur landwirtschaft, cap. XII § 23 s. 330, Beier im handwerks-lexic. s. 93. F. Hessen-Casselische erneuerte zunft-ord- nung 1730 § 27, s. 24, 25. § 284 was ein stoͤrer, Stoͤrer sind, welche zwar an einem andern or- te zuͤnftig sind, iedoch ihr handwerk an einem or- te treiben, wo sie nicht meister worden sind, oder welche einem andern handwerke eingreifen. Al- so vermeinen die schneider, die saͤkler, oder beut- ler waͤren stoͤrer, wenn sie lederne hosen machten, Beier de jure prohibendi und im magistro, cap. XIV § 1 num. 47 und num. 600 fg. Struve am a. o. T. II, lib. IV cap. 12. Sie werden auch fretter, oder verraͤther genennet. Es entstunde daher die frage, ob ein lein- und bildweber das blaue garn, welches er zu fertigung der zwilche brauchet, selbst faͤrben koͤnne? Der ober zunft- meister sprache es ihm ab, in betracht das blau faͤrben den schoͤn-faͤrbern allein zukaͤme. In der appellations-instanz blibe es dabei: er koͤnnte dann vom hofe die erlaubniß beibringen. Diese erhilte der leinweber ohne anstand, Beiers aduocatus, cap. 39 § 4. § 285 ein hausi- rer, Hausirer sind, welche die waaren an einem or- te verkaufen, wo sie nicht in der zunft sind. Die- sen duͤrfen die meister des ortes ohne richterliche beihuͤlfe aus eigener macht die waaren nicht weg- nehmen, Ayrers progr. de via facti collegiis opificum ad persequendos opificiorum turba- tores nec permissa nec permittenda s. 9 fg. F. Hessen-Casselische erneuerte zunftordnung 1730 § 5, s. 9. Die hoͤker, welche allein mit theer und thran von den zuͤnften. thran handeln, muͤssen nach eben dieser ordnung § 27 s. 24 zwo meilen und diejenige, welche mit andern hoͤker- und fettwaaren handeln 3 meilen von den staͤdten entfernet seyn. In ansehung der einfuͤrung fremder und abnahme im lande fabri- cirter wollenen tuͤcher, wie es unter den wollen tuchhaͤndlern und wollen tuchmachern, als auch mit den fremden und juͤden zu der jahrmarktszeit gehalten werden soll, sezet das d. d. Cassel 1734 den \frac{24}{5} April erlassene edict ziel und maaß. Wo- fern aber erlaubte fremde waaren, welche an dem orte und im lande nicht gemachet werden, vielwe- niger daselbst zu haben sind, immittelst von den fremden eingefuͤhret und verkaufet werden, so ist solches hieher nicht zu ziehen, Schaumburgische policeiordnung , cap. 47. Inhalts der F. Hes- sen Casselischen juͤden-ordnung 1739 § 23 s. 23, sol- len die juͤden keinen offenen laden halten, auch ih- re waaren, ausser den markttagen nicht in die haͤuser herum tragen, selbige anbieten, und sol- chergestalt damit hausiren. Sihe Menkens sy- stema juris ciuilis, s. 1001, F. S. Gothaische landesordnung tit. 31, th. II cap. 3, Churbraun- schweig-Luͤneburg. landesgesaͤze, P. III c. 4 s. 360 fg. s. 452. § 286 Ein pfuscher heiset derjenige, welcher handwerks- ein pfuscher arbeit machet, iedoch nicht in der zunft ist, oder das handwerk nicht recht gelernet hat, folglich nichts tauget. Johann Leonhart Frisch im Teutsch-Lateinischen woͤrter buche II th. s. 58 leitet sothanes wort vom pusch her, immasen sich sol- che stuͤmper und stoͤrer immer fuͤr den andern ih- res handwerks verstecken muͤßten, damit sie ih- nen die werkzeuge nicht wegnaͤhmen. Andere wollen das wort von der redensart: aus dem pu- H 3 sche , XLV. haubtst. sche , das ist, was nach der kunst gemachet ist, ableiten. Noch andere suchen dieses wortes ur- sprung und ursach in der natur und feldbau oder gartenwerk, da das haubtkraut, nicht alles fein dicht zu haͤubtern zusammen waͤchset, sondern pfu- schen daraus werden. Diesemnach waͤren unter den handwerksleuten mißrathene, die zwar das geschlecht, doch nicht den grad, die vollkommen- heit und tuͤchtigkeit haͤtten, sihe Beiers handwerks- lexicon, s. 324. Ausser diesen leuten sind die ho- senkoͤche, altreiser, wezschelbecker, laͤsterer, buh- ler, zunaͤter, haken-oͤsenmacher bekannt, Beier am a. o. s. 15, 75, 241 fg. von der arbeit der ge- sellen bei den pfuschern sihe Beiers aduocatum re- rum opif. peritum, cap. 21 § 9. § 287 ein boͤnha- se sey? Dergleichen heimliche handwerker, welche nicht zunftmaͤßig sind, werden auch boͤnhasen genen- net, zweifelsohne deswegen, weiln sie sich, wie die gejagten hasen auf die flucht begeben, und von einer ecke zur andern fuͤr den rechten meistern ver- stecken muͤssen, von Boͤhn , boden, oder kammer, daher kornboͤhn, holtboͤn ꝛc. kornboden, holzbo- den ꝛc. bekannt sind, Michael Richey idioticon Hamburgense, 1755, 8v, s. 18 unter dem worte: boͤhn, Dreyers vorhin angezogene disputation, § 3 s. 19 fg. Rottmann am a. o. s. 397. § 288 der hand- werke zwangrecht Alle handwerke zilen auf einen handwerks- zwang, z. e. der schreiner machet die thuͤr, schraͤn- ke, laden ꝛc. darf aber die haspen und schloͤsser so- wohl baͤnder nicht anschlagen. Der schneider machet die kleider, soll iedoch keinen Belz einfuͤt- tern ꝛc., Beier de jure prohibendi, cap. II, III, VIII und im syntagmate prudentiae juris opifi- ciarii, von den zuͤnften. ciarii, cap. IX § 3 fg. s. 161, Struve am a. o. T. III s. 222, 282 fg. § 289 Bei den handwerken ist das aufheben gebraͤuch- was aufhe- ben, lich, das ist, einem die waaren, materialien, arbeit, oder das handwerkszeug wegnehmen, wel- ches den handwerken ohne obrigkeitliche bewilli- gung nicht zustehet, Beier im aduocato rerum opific. cap. 38 § 10 § 16. § 290 Schelten bedeutet, wenn ein zunftgenoß dem schelten sey? andern etwas beymisset, welches wider die hand- werksgewohnheit und ehrbarkeit laufet; dieses ist samt dem schmaͤhen, umtreiben, auch unehrlich machen in den reichsgesaͤzen, verboten, policei- ordnung 1530 tit. 39 § 1, 1548 tit. 37 § 2, reichs- schluß 1731 art. 5, reichsabschid 1654 § 106. Immittelst liget den meistern und gesellen ob, die anzeige dessen, was wider die handwerks-gewohn- heit sich zugetragen hat, zu thun, Beier im ad- vocato, cap. XX § 15. § 291 Wer etwas verspricht bey schelmen schelten, das ver- sprechen bey schel- men schel- ten gilt nicht. und haͤlt es nicht, wird deswegen nicht unehrlich, immaßen niemand ein sclave seiner worte seyn darf; und obgleich solche versprechungen ehedem in Teutschland sehr gebraͤuchlich waren, so sind sie doch durch die reichsgesaͤze entkraͤftet worden, reichsabschid vom jahre 1577, tit. 35, § 7, sihe Brunquells disp. de pictura famosa, cap. II § 4, § 7 fg. Peter Muͤllers disp. de obligatione sub infamia, bey schelm schelten, Freher de existi- matione § 13, F. H. Cassel. zunftordnung 1730 § XV s. 15, reichsabschid 1654 § 106. H 4 § 292 XLV. haubtst. § 292 das legen des hand- werkes wie es ge- schehen soll? Legen das handwerk heiset, wenn ein hand- werksmann vermoͤge eines verbotes, sein hand- werk nicht treiben darf, welches eine zunft ohne oberkeitliche bewilligung fuͤr sich mit recht nicht thun kan, reichsschluß 1671 art. 6, in Fabers Curopaͤischen staats cancellei, bande II , num. 4, von Wernher in selectis obseruationibus fo- rensibus, P. X obs. 402, Beiers aduocatus re- rum opif. cap. V, § 6, 19 fg., cap. VII § 23, cap. XIX § 11. Hiervon ist zu unterscheiden, wenn die zunft einen handwerksgenossen sizen laͤsset, und ihn ins handwerk nicht berufet. Inzwischen duͤr- fen die uͤbrigen handwerksleute demjenigen, wel- cher seine handwerksleute nicht bezahlet, auf ihr an- zeigen, nicht arbeiten, Beiers aduocatus rerum opif. cap. V § 28 fg. § 293 das hand- werk hat keine ge- richtbar- keit in ge- meinen verbrechen. Ueber die gemeinen verbrechen der handwerks- genossen stehet der zunft keine untersuchung, noch erkenntniß zu, reichsschluß 1731 art. 5, Fritsch de collegiis opificum, th. I cap. 3 § 4 s. 12, th. II cap. 6, § 2 num. 7 s. 46, Augustin von Ley- ser im specim. 642, med. 7 s. 274 vol. X. Wie es mit der appellation an die hoͤchsten Reichsge- richte in zunftsachen gehalten werden solle, besaget der reichsabschid 1654 § 106. Ordentlicher wei- se wird in solchen sachen keine appellation zugelas- sen, Estors anfangsgruͤnde des gemeinen und reichsprocesses, tit. 164, § 1283, s. 504, Beiers aduocatus rerum opif. cap. 37 § 2, 7, 26, cap. 39 § 10 fg. Die zuͤnfte muͤssen durch syndicen in gerichten erscheinen, Beier am a. o. cap. 17 § 2 fg. und haben die rechte der minderjaͤhrigen wie andere collegia. § 294 von den zuͤnften. § 294 Ob aber der handwerksleute-buͤcher wie die kauf- ob der hand werksleute buͤcher ei- nen halben beweis ma- chen? mannsbuͤcher einen halben beweis machen, ist un- ter den rechtsgelehrten strittig? Wofern die gesaͤ- ze ermangeln, ist solches zu verneinen, Barth im dissensu 669 num. 8, s. 210 cent. 7, Seifarts reichsproceß s. 223. In Frankfurt, zu Nuͤrn- berg haben die bemeldten buͤcher halben beweis. § 295 Eine zunft kan sowohl von selbst erloͤschen, als auch nach beschaffenheit der umstaͤnde aufgehoben werden, Beier im syntagmate juris opific. s. 67 und de colleg. opif. cap. XXII, Fritsch am a. o. th. I cap. 6, Mevius in parte V, decis. 169 und decis. 229, 230, gestalt dann auch ein hand- werksgenoß nicht allein des handwerkes sich zu be- geben vermag, sondern auch aus selbigem auf ei- ne rechtmaͤßige weise gestossen werden kan, Beier de colleg. opif. cap. V, XIII num. 590, cap. XXI, und im aduocato rerum opif. cap. 25 § 10. § 296 Die spruͤchwoͤrter, welche man vom zunftwe- die spruͤch- woͤrter von den zuͤnften sen hat, sind folgende: „1) die aͤmter (handwerke), „muͤssen so rein seyn, als wenn sie die tauben ge- „lesen haͤtten, oder, „nichts unehrliches leiden die „zuͤnfte„, Hert im responso 395 und responso „400, qu. 2; (2) was einer angefangen, oder zu- „geschnitten hat, soll der andere nicht fertig ma- „chen„, welches aber als ein mißbrauch abge- schafft worden ist, reichsschluß 1731, art. 13, Hessen-Casselische verordnung 1693 § XIV, Pisto- rius cent. III par. 1 s. 247, (3) „das werk lobet „den meister, artifici in sua arte est credendum, Pistorius cent. 4, par. 66, s. 251, 4) „zimmerleu- „te und mauerer, das sind rechte zauderer, ehe „sie essen, messen, und sich besinnen, so ist der H 5 libe XLV. haubtst. „libe tag von hinnen„, Pistorius cent. 4, par. 27, s. 198, 5) „ein handwerk hat einen guͤldenen bo- „den; allein man muß selbigen bis an den elnbo- „gen suchen„, Pistorius , cent. 7 par. 23 § 6 s. 588. Indessen heisset es bei dem handwercke: „et „suͤket wohl, aber et sterft nit„, Pistorius cent. 7 par. 23 s. 588, 6) „das weiß- oder rothgerbers „handwerk, dann die stinkigten haͤute, geben die „beste beute, 7) wer das handwerk verstehet, ver- „raͤthet den meister nicht, Pistorius cent. 9 par. 4 s. 809, 8) „handwerkssachen gehoͤren fuͤr den „rath, par. 9 s. 814, 9) „dreizehn handwerke 14 „bettelleute, oder 14 handwerke 15 ungluͤcke, das „ist in omnibus aliquid, in toto nihil, Pisto- rius cent. 9, par. 10, s. 816. § 297 die miß- braͤuche der handwerke. Unter die mißbraͤuche der handwerke gehoͤret: 1) daß sie keine legitimirte personen zulassen wollen, 2) die kinder der muͤller, schaͤfer, gerichtsfronen, auch bader, pfeiffer, schweinschneider ꝛc. ausge- schlossen haben, welches iedoch reichsgesaͤz wi- drig ist, policeiordnung 1548 tit. 37, 1577 tit. 38 § 1, reichsschluß 1731 art. 4 art. 11, 3) die be- rufung auf andere zuͤnfte ausser den landen, reichs- schluß 1731 art. 6, 4) die anzahl der jungen, oder gesellen einschraͤnken, H. Casselische zunftordnung § XXIII , 5) denen, welche aus schwachheit feh- len, das handwerk legen, 6) den geheirateten ge- sellen keine arbeit geben, 7) niemanden zum mei- ster machen, er heirate dann eines meisters toch- ter, oder wittbe, 8) der grose aufwand bei dem meisterstuͤckmachen, 9) alles, was auf ein mono- polium hinauslaͤufet, 10) der eid wegen verschwei- gung der handwerksheimlichkeiten, F. H. Casse- lische zunftordnung 1730 § 22, 26, 11) die vereini- gung in steigerung der arbeit, und andere, wel- che von den zuͤnften. che in der abhandlung: der handwerker und handwerkszuͤnften in Teutschlande ursprung wie auch verfall derselben in allerhand mißbraͤuche ꝛc. Frankfurt und Leipzig 1743 8, Christ. Heinrich Hillers tr. de abusibus, qui in nostra Germania in collegiis vigent opifi- cum, Tuͤb. 1729, Dithmars disp. de collegiis opificum apud Germanos emendandis; Jo- hann Gottfrid Kasts disp. de statutis et con- suetudinibus, quae inter mechanicos vigent, irrationabilibus, Straßb. 1715 und andern schriften erlaͤutert worden sind, von Chur Sach- sen sihe Menken am a. o. s. 1182 fg. Von den betruͤgereien der handwerksleute sihe Hoͤnns be- trugslexicon s. 187 fg. § 298 Dieweil auch die handwerksleute ihre arbeit von tax- ordnungen. meistentheils sehr hoch anschreiben und dadurch ein groser mißbrauch, auch betrug entstehet, so ist es der landes- sowohl hauswirtschaft besonders vortraͤglich, wenn den handwerksnothdurften, waaren und arbeiten eine gewisse taxordnung vor- geschriben wird, wie dann auch dergleichen in vielen landen angetroffen werden, sihe Hessen- Casselische taxordnung, vom jahre 1622, 1632, 1645, Johann George Leopolds nuͤzliche und auf die erfahrung gegruͤndete einleitung in der land- wirtschaft, s. 777 fg. Sechs und vierzigstes haubtstuͤck von manufacturern und fabricanten. § 299 E in land wird gluͤcklich geschaͤzet, wenn dasselbe die manu- facturen machen ein land gluͤck- lich. mit einer natuͤrlichen fruchtbarkeit begabet ist; allein XLVI. haubtst. von manufacturern allein es wird selbiges noch weit gluͤcklicher durch den fleiß und kunst der menschen, wannenhero man sihet, daß die unfruchtbaren laͤnder, wo manufa- cturen im flore sind, die gewerbe und commercien bluͤhen, viele fleißige und geschickte handwerks- leute sowohl kuͤnstler und kaufleute sind, weit groͤ- sern reichthum besizen, als die fruchtbaren laͤnder, die dergleichen wenig, oder gar nicht haben, sihe Wilhelm freiherr, von Schroͤdern fuͤrstliche schaz und rentkammer, cap. 87 § 1 s. 291 fg. Mar- pergers, Bechers und Lauens schriften hiervon, von Justi staatswirtschaft, th. 1 s. 174, 250, fg. Derowegen man alle noͤthigen manufacturen an- zulegen hat, von Justi am a. o. s. 224, 261 fg., sintemal dadurch die unterthanen in den stand ge- sezet werden, sowohl durch fleiß und arbeit ihre nothdurft und bequemlichkeit zu gewinnen, als auch das ihrige zu den beduͤrfnissen des staates bei- zutragen, wodurch dem betteln und muͤssiggange einhalt gethan wird. Diesemnach ist das manu- factur- und handwerkswesen fuͤr den umtrib des geldes und die daraus entstehende narung der un- terthanen als eine wichtige und nuͤzliche sache zu halten Bode am a. o. cap. 5 s. 303 fg. § 300 was manu- facturen und fabri- cken sind? Es heisen aber manufacturen und fabricken die- jenige geschaͤfte der menschen, wodurch vermittelst zu dem ende erworbener geschicklichkeit und fleises die rohen materialien, auch bereits zum theil zube- reitete waaren zur nothdurft und bequemlichkeit des menschlichen lebens zubereitet, bearbeitet und ferner in vollkommenen brauchbaren stand gesezet werden. Hierzu brauchet man entweder schmelz-feuer, haͤm- mer und schmiden, oder nicht. Die ersten wer- den fabricken , die letztern manufacturen genen- net, George Heinrich Zink , im allgemeinen oͤco- und fabricanten. oͤconomischen lexico, unter dem worte manufactur s. 1773 fg. auch dessen Teutsches real- manufactur- und handwerks-lexicon, 1 th. Leipz. 1745, groß 8v von Justi am a. o. s. 250, 251. § 301 Die fabricken und manufacturen sind neuerer wie sie nach Teutsch- land ge- kommen sind? zeiten von den Hollaͤndern, Franzosen ꝛc. nach Teutschland gebracht worden, und eben in keine innungen, oder zuͤnfte einzuschluͤssen, von Justi am a. o. § 302 Die manufacturen sind entweder haubtstaͤm- ihre ein- theilungen, me, z. e. wollen-manufacturen, oder neben-aͤste, als die tuch- hut-manufacturen, Zink am a. o. s. 1775, Marpergers beschreibung des tuchma- cher-handwerkes, 8v, s. 323, fg. § 303 Man hat in befoͤrderung der manufacturen da- worauf bei deren er- richtung zu sehen sey? hin zu sehen, daß solche eingefuͤhret und errichtet werden, welche nicht allein im lande, sondern auch auser dem lande andern noͤthig sind. Denn wenn gleich ein groser uͤberfluß allerlei manufactu- ren im lande waͤre, und derselben kein vertrib, noch versilberung an fremde orte geschaͤhe, so wuͤrde daraus dem lande kein reichthum zuwach- sen koͤnnen; iedoch dienen sie im ersten falle dazu, daß das geld im reiche und lande bleibet, sihe das kaiserliche commissions-decret vom jahre 1669 und reichsschluß vom jahre 1671, in der neue- sten ausgabe der Reichsabschide, IV theile, s. 63 und s. 77, F. H. Casselische verordnung wegen der wollenen tuͤcher d. d. Cassel den 27 Jun. 1739, welchergestalt aber die Franzoͤsische manufacturen in Teutschland abgeschaffet werden sollen, besaget das kaiserliche commissions-decret vom jahre 1676, ebend . s. 109. Siben XLVII. haubtst. von den staͤdten Siben und vierzigstes haubtstuͤck von den staͤdten und deren beneñungen. § 304 was eine stadt sey? E ine stadt heiset in Teutschlande ein verwahrter und angebauter, auch mit stadt- und markt- recht begabter ort, worin eine aus allerhand leu- ten, zuͤnften, gesellschaften und collegiis zusam- men gesezte gemeine befindlich ist. § 305 der staͤdte eintheilun- gen, Die staͤdte sind entweder dem reiche unmittel- bar unterworfen, oder sie stehen unter einem lan- desherrn. Im ersten, falle werden sie reichs- staͤdte , im andern aber landstaͤdte genennet. Diese werden auch wohl wieder nach der gericht- barkeit, welcher sie untergeben sind, betrachtet, und daher in schriftsaͤssige, amtsaͤssige, gerichts- herren-staͤdte eingetheilet, welchen die kammer- staͤdte noch beigefuͤget werden moͤgen, sihe Kres- sens vindicias justitiae judicii recuperatorii, s. 209, von Zech im Europaͤischen herolde, s. 259. § 306 und unter- schid, Die staͤdte eines landes werden ferner naͤchst der residenzstadt, oder den festungen in haubt- und landstaͤdte eingetheilet. Die haubtstadt ist diejeni- ge, welche bei allen landschaftlichen zusammenkuͤnften mit berufen wird, auch die nachgesezte landesre- girung in ihren mauren hat. Also ist im ober- fuͤrstentume des Hessen Casselischen anteiles Mar- burg, die haubtstadt, u. im Hessen-Darmstaͤdtischen anteile hat dergleichen vorzug die stadt und festung Giesen. Die landstaͤdte sind diejenige, welche auf den landtagen ein stimmrecht haben, oder nicht. Diesemnach sind die staͤdte entweder land- tagessaͤssig, oder nicht landtagessaͤssig. Man hat unter und deren benennungen. unter den landtagessaͤssigen ausschreibende, auch legestaͤdte. Von den vielerlei umstaͤnden bekom- men die staͤdte zusammengesezte namen, als frei- berg-grenz-handels-staͤdte ꝛc., sihe Frischens Teutsch-Lateinisches woͤrterbuch, unter dem wor- te: stadt , im II ten theile s. 314 und im I ten th s. 594 legstaͤdte. Die landstaͤdte unterscheiden sich in verschidenen stuͤcken von den haubtstaͤdten, aner- wogen die landstaͤdte jeweilen bei den durchzuͤgen einquartirungen haben und annehmen muͤssen, welches doch keine haubtstadt trift. Immittelst aͤussert sich wohl die verbindlichkeit der buͤrger in den residenzstaͤdten der hofquartire halber. Die buͤrger der festungs-staͤdte werden angehalten zum eiß- oder aufhauung des zugefrornen wallgrabens. Die landstaͤdte in Hessen stellen ihre soͤhne zur ausname fuͤr die landgrenadiers und landbatail- lons, davon sind Cassel und Marburg frei. Bei den staͤdten kommen nicht minder vor die haingra- ben, z. e. zu Frankfurt, oder burggraben, wie zu Schweinsberg, die zwinger und plaͤze an der stadtmauer, welche ebenfalls mit rechten ver- sehen sind. Acht und vierzigstes haubtstuͤck von den rechten und freiheiten der staͤdte. § 307 D ie gerechtigkeiten der staͤdte aͤusserten sich in den worin der staͤdte ge- rechtigkei- ten in den aͤltesten zei- ten be- standen ha- ben. aͤltesten zeiten 1) im marktrechte, 2) im muͤnzen und 3) dem zolle. Gleichwie in den aͤltern zeiten das stadtrecht von den Teutschen koͤnigen ertheilet wurde, wie solches Heineccius in elementis ju- ris Germanici, lib. 1 § 110, Falkenstein in an- tiquit. XLVIII. haubtst. von den rechten tiquit. Nordg. num. 10, 11 s. 17 von Schweins- berg die Marburgischen beitraͤge, th. III , Estors origines juris publici Hass. s. 341, von Lumers- heim und dessen von kaiser Carl dem IV erhaltenen stadtrechte, Schannat in hist. Wormat. s. 179, von verschidenen orten im Mainzischen, Luͤnig im specilegio eccles. I th. forts. s. 54 gezeiget ha- be; also ist ebenfalls ehedem das recht sowohl oͤf- fentliche jahr- als auch wochenmaͤrkte, nicht min- der messen zu halten, von den kaisern den staͤdten verlihen worden, wie solches die Frankfurtische, Leipziger, Naumburger und andere meßfreiheiten bestaͤrken, Fritsch de regali nundinarum jure, cap. VI num. 9 fg., Johann Heinrich Her- mann Frieß abhandlung vom sogenannten pfeif- fergerichte ꝛc., Pfeffinger im Vitriario illustra- to, vol. III s. 167, 197, es wurde von Reichswe- gen den auf die maͤrkte reisenden sicheres geleit verordnet, sihe koͤnig Wencels landfride 1398 § 3 reichsschluß 1670. Die kaiser befreieten auch wohl solche, wo nicht alle, iedoch verschidene staͤd- te, und deren buͤrger von den zoͤllen, sie gaben vielfaͤltig den staͤdten die erlaubniß, sothane zoͤlle, oder den kleinen marktzoll, markt- und pflastergeld, einzuheben, z. e. der kaiser Conrad der II begna- digte im jahre 1030 das hochstift Wuͤrzburg, eine gemeine muͤnze, einen wasserzoll, taͤglichen markt- und landzoll in der stadt Wuͤrzburg aufzurichten, auch jaͤhrlich eine Messe daselbst zu halten, Luͤnig im spicilegio eccles. II th. s. 940, Fries am a. o. s. 178 fg. s. 186, sie erlaubeten nicht allein ver- schidenen staͤdten, z. e. Hoͤxter, Minden, Muͤn- ster, Halberstadt, Hildesheim, Goͤttingen, Braunschweig, Magdeburg ꝛc., Waldschmidts disp. de differentiis municip. R. et vrbium Germ. med. § 25, sondern auch gewissen familien in selbi- gen und freiheiten der staͤdte. gen das muͤnzen; daher die muͤnzer, muͤnzge- schlechter, hausgenossen bekannt sind, Buders disp. de monetariis principum ac ciuitatum Germaniae, dictis hausgenossen. Weiter er- hielten die staͤdte von den koͤnigen und kaisern sta- pel- oder niderlagsgerechtigkeiten, Fritsch, Mas- cov, Leuber, Born, Engelbrecht de jure stapulae und andere gerechtsamen, welche heuti- ges tages der kaiser fuͤr sich allein nicht mehr er- theilen kan, kaiserliche wahlcapitulation, art. VIII. § 308 Nunmehr haͤnget das befugniß stadt- und markt- ieder lan- desherr kan das stadt- und markt- recht ver- leihen. recht, die marktfreiheiten ꝛc. zu verleihen, von ei- nem iedem landesherrn ab, Thomasius de jure statuum imperii dandi ciuitat., Geislers dispu- tationen de ciuitatibus municipal., Estor in electis juris publici Hassiaci s. 105, Hert de su- perioritate territoriali § 18. Der markt be- koͤmmt seine benennung theils nach der zeit, z. e. ein jahr- oder wochen-markt, theils nach den waa- ren, welche darauf zum verkaufe vorhanden sind, z. e. vieh- roß- fisch-holz-markt ꝛc. Die jahr- maͤrkte sind entweder feierliche, oder nicht feier- liche. Die ersten heisen besonders messen , sihe des reichshofrathes, freiherrns von Senken- berg sendschreiben zu des Fries angezogener ab- handelung s. 13, 14 und Fries am a. o. § 7 s. 22 fg.; die andern jahr- oder wochen-maͤrkte. § 309 Die messen sind diesem nach feierliche und von was die messen sind. den kaisern mit verschidenen durch das ganze Teut- sche reich sich erstreckenden freiheiten begnadigte versammlungen der verkaͤufer und kaͤufer an einem gewissen orte und zu einer bestimmten zeit, um mit solchen von allerhand arten handlung zu treiben, Marperger von messen und maͤrkten, Kleins J disp. XLVIII. haubtst. von den rechten disp. de nundinis solemnioribus, Hoyers disp. de nundinali debitorum priuilegio, Traug. Thomasius de nundinarum Francofurtensium historia, juribus, Jacob Wenker de solenni- bus in Germ. nundinis. § 310 was die zalwoche sei? Bei den messen kommt die zalwoche vor. Diese wird diejenige woche nach der messe, (da selbige auch wohl ausgelaͤutet worden ist), in welcher die zalung geleistet werden soll, genennet, Frisch am a. o. th. II s. 463. In dieser zalwoche fallen die freiheiten der verkuͤmmerungen sowohl der kaufleu- te selbst, als ihrer waaren halber weg, folglich koͤnnen sie sodann mit arrest beleget werden, Carp- zov in der jurisprudentia forensi P. I. const. 30 defin. 28, 29, s. 337 und von Esbach daruͤber s. 120, Fritsch de regali nundinarum jure, cap. VII § 12. Nach maaßgebung der Frank- furtischen erneuerten ordnung in wechsel und kauf- mannsgeschaͤften 1739 § 19 sollen die wechselbrife, die zwar in der messe angenommen, aber zu rech- ter zeit nicht bezalet worden sind, den samstag in der zalwochen, gleich so bald von der zeit an, wenn die kaufleute von dem gewoͤnlichen plaze ihrer ver- sammlung oder boͤrse abgegangen sind, protestiret werden. § 311 und die sta- pelgerech- tigkeit sei? Die stapel-gerechtigkeit ist hiervon unterschiden, und bestehet in der befugniß, vermoͤge deren die staffelbaren sachen, oder guͤter, eine gewisse zeit zum feilen verkaufe an einem orte ausgesezet wer- den muͤssen. Diese erstrecket sich entweder auf alle ankommende sachen, oder nur auf gewisse, sie moͤgen herkommen woher sie wollen, oder nur von einer seite, auf alle zeiten, oder nur auf gewisse jahreszeiten; wannenher die stapelgerechtigkeit ver- schi- und freiheiten der staͤdte. schidene eintheilungen hat, Born de jure stapu- lae nundinarum Lipsiensium. § 312 Die maͤrkte sind zu einer gewissen zeit zu hal- wozu die wochen- maͤrkte dienen? ten, damit die kaͤufer und verkaͤufer sich darnach richten koͤnnen. Die Wochenmaͤrkte dienen ab- sonderlich darzu, damit eine stadt in gehoͤriger ordnung auf eine bequeme art mit lebens-mitteln versehen werde, auch der landmann seine waaren versilbern; hingegen die waaren dererjenigen hand- werker, welche in die stadt gehoͤren, sich anschaf- fen koͤnne, Zink am a. o. s. 1179, markt. Die- jenige, welche auf die jahr- oder wochenmaͤrkte des handels wegen reisen, haben die meßfreihei- ten der verkuͤmmerung halber nicht, Carpzov P. I const. 30 def. 23, Fritsch de regali nundin. ju- re, cap. IX § 4, Klock de contribut. c. 3 num. 80 wofern solches in den landesgesaͤzen, oder be- sondern freiheiten, nicht zugestanden worden ist, wie man aus der Schaumburgischen policei-ord- nung cap. 40, beym Rottmann s. 359 ersehen kann. § 313 Die staͤdte masen sich auch an, uͤber die thore wie die staͤdte sich in die hoͤhe gebracht haben? und mauern allein zu befelen, Crells disput. de jure vrbes muniendi et munitiones reficiendi, s. 27 fg. gestalt die verringerte macht des kaisers, das faustrecht, die starke mauern, der grose reich- thum der buͤrger, die hanseatischen und andere buͤndnisse, die staͤdte ungemein empor brachten; derowegen noch viele staͤdte fast so grose gerechtsa- men, als die reichsstaͤdte, ausuͤben, z. e. Hil- desheim, Essen, Rostock ꝛc. mithin des besazungs- rechtes, gesaͤze zu geben, anlagen zu erheben, sich annoch bedienen, Strubens nebenstunden I ter th. s. 495 fg. J 2 § 314 XLVIII. haubtst. von den rechten § 314 ihre rechte und ge- rechtigkei- ten. Es ist auserdem durch das Roͤmische recht ge- schehen, daß buͤrgermeister und rath in den reichs- staͤdten die oberkeitliche gewalt an sich gezogen ha- ben. Ob gleich sonst die stadt-oberkeit bey den Teutschen aus einem vogte, grafen oder schulthei- sen bestund, welcher mit zuzihung der aus der buͤr- gerschafft genommenen schoͤppen sein amt verrich- tete, auch wohl mit zuzihung dieser leute gesaͤze und ordnungen machte. Allein viele staͤdte haben sich von der vogtei und den schuldheisen loßgema- chet, Struvens corpus juris publici cap. XXII § 27 s. 802 fg. 1) Die obere, auch erbgerichte erlanget, iedoch nicht auf einerlei art, Struve am a. o. § 28 fg., Buders disp. de modis ad- quisitae a ciuitatibus Germaniae mediatis ju- risdictionis criminalis. 2) Die macht einen rath aufzufuͤhren, buͤrgermeister, stadtrichter, rathsherren, schoͤppen, rathsverwandten zu erwaͤ- len, und solche der landesherrschaft zur bestaͤti- gung vorzuschlagen, 3) das recht ein eigenes rath- haus anzulegen, 4) stadtsigel zu fuͤhren, sihe Gos- sels disp. de eo quod justum est circa sigilla vniuersitatis, 5) eine brief-repositur zu haben, 6) eigene stadtguͤter, welche von der kaͤmmerei un- terschiden sind, zu besizen, 7) staatsbedienten anzuneh- men, 8) buͤrger aufzunehmen, oder diejenigen, welche das buͤrgerrecht suchen, aus rechtmaͤsigen ursachen abzuweisen, auch fuͤr das buͤrgerrecht von fremden et- was zu fodern, 9) von den angehenden buͤrgern den buͤrger-eid zu nemen, worin sie dem rathe den ge- horsam zusagen, folglich der buͤrgerliche gehor- sam daraus entstehet. § 315 10) Rechnet man hieher die befugniß: pflaster- und brunnengeld aufzulegen, 11) die freiheit abge- ord- und freiheiten der staͤdte. ordnete an den landesherrn, insonderheit auf land- und ausschuß-tagen zu senden, 12) die herrschaft- lichen anlagen von den buͤrgern zu erheben, 13) das jus fisci der erblosen guͤter halber, Ayrers disp. de jure occupandi bona vacantia, Mensers disp. de jure fisci ciuitatibus municipalibus competente; wiewohl der herr syndicus Drey- er im rechtlichen bedenken , ob die mit dem Luͤ- bischen rechte bewidmete landstaͤdte sich des rech- tes der erblosen guͤter ihrer verstorbenen buͤrger zu sich zu nehmen, zu erfreuen haben; Kiel 1753, 4t. solches einigermasen im zweifel zihet; Ant. Lud. Seips disp. de jure occupandi exuuias defun- ctorum cet. § 316 14) Das recht zuͤnfte und handwerke zu hoͤgen, und solche in gewissermaase auf den doͤrfern auf- zuheben, ihnen auch an einigen orten ordnungen fuͤrzuschreiben, Riccius von den stadtgesaͤzen, II b. V cap. § 10 s. 399, 15) die hergebrachten jahr- und wochenmaͤrkte zu halten, und stand-staͤtte- marktgeld zu erheben, Rottmann am a. o. zum cap. 40 s. 358 num. 7, 16) den buͤrgerschoß und andre rathsgefaͤlle einzunemen, Hieron. Frid. Scharchs disp. de praestatione annua in vrbe Coburgensi vsitata der baͤth, § 3 fg. und de collegiis ciuicis Francofurtensibus, § 27, Graßhof am a. o. s. 117, fg. cap. 3 § 9, 17) das bierbrauen und schenken, benebst dem bierzwan- ge innerhalb der meile auszuuͤben, wo selbiger naͤmlich hergebracht ist, dergleichen Marburg hat, Estor in originibus juris publici Hassiaci s. 370. Sihe mit mehren Strubens nebenstunden, III th. abh. XIX, Schoͤpfer und Tabor de jure cere- visiario, Christian Ludewig Scheids disp. de jure coquendi et vendendi cereuisiam § 7 fg., J 3 des XLVIII. haubtst. von den rechten des Mecklenburgischen adels und dessen ritter-guͤ- ter wohlhergebrachtes braurecht ꝛc. Zelle 1706, fol. imgleichen des Sachsen-Lauenburgischen adels deduction vom braurechte. In den Fuͤrstlich Hessen-Casselischen und Schaumburgischen lan- den wird das bierbrauen den staͤdten vorzuͤglich beigeleget, sihe Fuͤrstl. Hessen-Casselische policei- ordnung 1645, tit. VII s. 23, Rottmann am a. o. s. 366 fg. § 317 18) Die aufsicht uͤber das policei-wesen, Schrei- bers disp. de caussarum politiae et earum, quae justitiae dicantur, conflictu, sect. I § 5, Ric- cius am a. o. s. 394 fg. 19) Die eintheilung der soldaten in die bequartirenden buͤrger-haͤuser, 20) die schuͤzen-ordnungen zu erhalten, 21) die erbauung und besserung der kirchen, schulen, pfarrhaͤuser und verstattung des allmosensammlens, iedoch die- ses mit vorwissen des geistlichen consistorii, 22) die aufsicht und versorgung der hospitaͤler, armen- haͤuser, wittben und waisen, auch verschwender. Die stadtraͤthe haben ieweilen noch andere ansehn- sehnliche vorrechte, z. e. der stadtrath in der her- die gerecht- samen des F. Gothai- schen stadt- rathes. zoglichen Sachsen Gothaischen residenzstadt Go- tha hat das patronatrecht bei der augustiner und St. Margareten kirchen, auch bei dem gymnasio, er hat die aufsicht uͤber kirchen und schulen, uͤber die hospitaͤler, auch zucht- und waisenhaͤuser, uͤber die stipendia fuͤr beduͤrftige studenten und andere der- gleichen personen, die gerichtbarkeit und lehnsgerech- tigkeit uͤber das dorf Kindleben, die aufsicht sowohl uͤber der buͤrgerschaft, als auch die vom kloster zum heiligen Kreuze herruͤrende landguͤter, die marktge- rechtigkeit, das buͤrgerrecht an 16 guͤlden von denen, welche sich nach Gotha wenden, zu erheben, das ge- schoß, abzugsgeld zu fodern, die aufsicht in bau- sachen, und freiheiten der staͤdte. sachen, vor und bei entstehender feuersgefahr, so- wol uͤber der gemeinen buͤrger, als auch der exi- mirten hofbedienten und andere freihaͤuser, die nuzung des stadtkellers, die nuzung des alten rath- hauses am markte, welches in die kleine Erfurter gasse reichet, die nuzung der neuen garkuͤche bei den fleischbaͤncken, die aufsicht in malz-brau-und bier- schenken sachen, uͤber den weinschank, uͤber die handwerks- und handelsleute, die jagdgerechtig- keit, welche iedem buͤrger zu gute kommet, die auf- sicht in muͤlen sachen, die gerechtigkeit wegen der schaͤfereien, die aufsicht uͤber dreie unterschiedliche hut- und schaftriften, uͤber die ziegel und kalkhuͤtte, uͤber den rothen kalk auch sparkalk-steinbruch, die aufsicht auf das izige buͤchsen- oder scheiben- und vogelschisen ꝛc. sihe Friderich Rudolphi dritten theil der fuͤrstlichen Sachsen-Gothaischen historien beschreibung, cap. 26 s. 125 fg. Neun und vierzigstes haubtstuͤck von den buͤrgerlichen beschwerungen. § 318 D ie buͤrgerliche beschwerden sind theils persoͤn- die einthei- lung der buͤrgerli- chen be- schwerun- gen. liche, theils dingliche. Unter die ersten ge- hoͤren: die wachen und andere dienste, Buders disp. de operis Burgensium, Fritsch de excu- biarum jure, Beiers delineatio juris German. lib. I, cap. 13, Grupens disceptationes foren- ses s. 1006, Pufendorf de jurisdictione Ger- man. P. II, sect. 3, cap. 1. § 210, nicht minder der gewerbe-buͤrgergeschoß, schoßpfennig, welcher von guͤtern abzugeben ist, und daher auch ding- und erbgeschoß, herd-schilling ꝛc. genennet wird, sihe Lehmanns Speierische chronick, IV B. J 4 22 cap. XLIX haubtst. von den 22 cap. s. 318, 838, 849, 753 fg. Graßhof am a. o. Es gibet auch an verschidenen orten vor- und nach- geschoß, abschoß ꝛc. Fritsch in den zusaͤzen zu Be- solds thesauro practico s. 849. Frisch am a. o. II th. s. 221. § 319 wer geschoß zu entrich- ten habe? Geschoß muͤssen alle haͤuser in die stadtkaͤmme- rei jaͤhrlich entrichten, es waͤre dann, daß sie burgfreiheit haͤtten. Der geschoß wird nach der lage und groͤße der haͤuser angesezet, z. e. zu Mar- burg zalen einige des jahres 2 pfund, oder 40 alb. oder 80 kreuzer, einige 1 pfund, oder 20 albus, oder 40 kreuzer; in den vorstaͤdten 5 bis 6 schillinge. Ein schilling thut 4 kreuzer, ein strafschilling aber 6 kreuzer, wie dann auch ein strafpfund 1 gulden ausmachet. Wegen der buͤrgerschaft muß ein hie- siger buͤrger jaͤhrlich entrichten 1 pfund buͤrger- schilling, das ist, 40 kreuzer. Eine buͤrgerswittbe, nebst ihren kindern zalet jaͤhrlich 20 kreuzer. Die- jenige buͤrger, welche keine haͤuser haben, geben keinen geschoß, wohl aber den buͤrgerschilling. Ein mehrers hiervon ist im repertorio juris priuati I. R. G. bande 1, s. 572 unter dem Worte: bede : ingleichen in des Bilderbecks kurzer ausfuͤrung einiger die materie des buͤrgerschoßes betreffenden fragen, welche dem Zellischen stadtrechte ange- haͤnget worden ist, befindlich. § 320 was der ge- schoß auch unrat der buͤrger sei? Es ist aber der geschoß eine gattung der steuer, oder des beitrages, welchen die buͤrger in den staͤd- ten zum unterhalte des gemeinen wesens alljaͤhrlich zu erlegen schuldig sind. Dieweil nun solcher, be- sonders der ding, geschoß, sich nach dem vermoͤgen richtet, gleichwohl verschiedenes davon verschwigen werden kan; so ist der geschoß-eid deswegen an verschidenen orten eingefuͤhret worden, Bilderbeck am buͤrgerlichen beschwerungen. am a. o. von Pistorius in amoenit. juris et hist. D. F. s. 84. Was den Schenken zu Schweinsberg an gersten und hafer, malzgut genannt, Johannes- geld, huͤnergeld ꝛc. geleistet werden muß, nennen die buͤrger unrat , oder onera. Diese stehen auf manchen buͤrgers ganzen gute, folglich kan iewei- len ein stuͤck mit- oder ohne unrat veraͤußert werden. Zum unrat gehoͤret auch das wachs- und olei gelt fuͤr die kirche, welches ebenfals auf den guͤtern haftet. Die buͤrger zu Kirchhain liefern den Schen- cken rauchhuͤner. Dem unrate werden die lan- desherrschaftliche abgaben entgegen gesetzet. Die- sen buͤrgerlichen lasten koͤnnte man noch beifuͤgen: die verbindlichkeit der staͤdte zur aufname der solda- ten in fridenszeiten, bei krigeszeiten in die winter- quartire, und in abwesenheit dieser die wachten zu versehen. Funfzigstes haubtstuͤck von den meistersaͤngern und reimsprechern. § 321 E ine stadt bestehet aus allerhand gesellschaften, von den meistersaͤn- gern, Es waren also in den staͤdten unter an- dern die gesellschaften der meister singer hand- werks-poeten. Diese sangen an einem gewissen orte ihre reimen ab nach ihren tonen, sihe Frisch am a. o. I th. s. 637 unter dem worte: meister, policeiordnung zu Frankfurt 1577 tit. 31. § 322 Von diesen sind unterschiden: die reimsprecher, und reim- sprechern. welche in Nuͤrnberg waren, sihe Wagenseil de ciuitate Norimbergensi, und allda im berichte von der meister-saͤnger-kunst s. 451 fgg. wo s. 479 J 5 eines LI haubst. von den eines spruchsprechers kleidung und s. 554 ihre sing noten, auch 503 die namen der saͤnger stehen. Diese leute sollen nach maasgebung der reichsge- saͤze wie die schalksnarren bestrafet werden, poli- ceiordnung 1530, tit. 38, 1548 tit. 30. In den Fuͤrstlich Hessen-Casselischen landen sollen keine fremde musicanten gedultet werden, innhaltes der Fuͤrstl. Verordnung vom jahre 1739, fol. von den spilen auf musicalischen instrumenten ꝛc. § 1. Ein und funfzigstes haubtstuͤck von den hohen schulen . § 323 was eine universitaͤt sei? I n einigen staͤdten befinden sich auch universitaͤ- ten. Eine universitaͤt ist ein vom kaiser be- gnadigtes corpus, welches aus vier facultaͤten be- stehet. Es wird zwar wegen der universitaͤten Paris und Paderborn der einwurf gemacht, daß diese universitaͤten waͤren, ohne daß eine juristen facultaͤt sich dabei befaͤnde, Koͤlers muͤnzbelustig. VIII th. s. 335. allein man nimt hier das wort, wie es seyn soll, auch meistens befunden wird. Unter diesen ist die aͤlteste die juristische, immaßen kaiser Friderich der erste, gewissen lehrern des Roͤmi- schen rechtes zu Bononien, die macht gegeben hat, solches zu erklaͤren, Keufel von der Bononischen schule, Fleury in institut. s. 210. Denn als die staͤdte in Italien einen aufstand erregten, brachten sie die juristen zu Bononien zum gehorsam. Zum dank erhielten sie die gewalt zu lehren, den doctor titel, und ihre schulen gewisse freiheiten, welche in der authentica habita c. ne filius pro patre be- findlich sind, darauf machten die artisten auch ein geschlossenes collegium, welches facultas 7 artium libe- hohen schulen. liberalium hiese, das ist, 3 logistaͤ, und 4 mathe- maticaͤ, welchen endlich die physic und aristoteli- sche ethick hinzu gethan wurde. Peter Lombard, ein Italiaͤner und bischof zu Paris, brachte in Paris die theologische facultaͤt auf, sintemal die- ser die scholastische Gottesgelahrheit anfinge. Denn sonst wurde nur der Augustinus gelehret, nachher aber die Aristotelische weltweisheit mit eingemen- get. Unter dem kaiser Friderichen II wurden die medicinischen buͤcher im kloster Monte Cassino ins Lateinische uͤbersezet; diesemnach legeten sich die moͤnche auf die arzeneikunst. Dieweil aber ein moͤnch kein blut vergiesen durfte, so wollte der pabst die mediciner nicht leiden. Dieses ist also die am lezten entstandene facultaͤt, Conrings an- tiquitates academicae Ludewig freiherr von Hollberg in der allgemeinen kirchenhistori, II th. s. 99, s. 100. § 324 Eine facultaͤt heisset ein collegium verschidener was eine facultaͤt sei? lehrer in einer haubtwissenschaft in einer universitaͤt. § 325 Eine hohe schule wird entweder als lehrende wie eine hohe schule zu betrach- ten sei? und lernende betrachtet, oder in absicht auf die oberkeit und unterthanen, naͤmlich als eine uni- versitaͤtt angesehen. § 326 Der kaiser und die reichsverwesere haben das wer solche bestaͤtigen koͤnne? recht universitaͤten zu bestaͤtigen, gestalt Rinteln davon ein beispiel abgeben kan, sihe des herrn pro- fessor Pestells comment. ad tabulas immunita- tum academicarum, quas a Friderico comite Palatino S. R. I. vicario a. M DC XIX obtinuit Ernestus princeps et comes Schaumburgicus, 1752, 8. § 327 LI haubtst. von den § 327 wer dazu gehoͤre. Zu einer universitaͤt gehoͤren die oͤffentlichen leh- rer der 4 facultaͤten, denn die universitaͤts- ver- wandte als buchdrucker, buchfuͤhrer, apothecker, buchbinder, gehoͤren nicht zu den hauptpersonen, sondern diese machen die lehrende und lernende aus. § 328 der lernen- den namen. Die lernende heisen studiosi, scholares, studen- ten, bursche. Das gemeine haus, worin sie zu- sammen woneten, hise bursa, boͤrse. § 329 was der student sei? Ein studiosus ist, welcher, nach gelegten gruͤn- den in der schule, nunmehr von den facultaͤten ler- nen will, und des endes in die universitaͤts-ma- tricul eingeschriben wird. In Hessen ist in anse- hung der studenten ein unterscheid unter den studi- renden stipendiaten und beneficiaten; jene haben den freien tisch; diese aber bekommen nur eine jaͤhrliche summe geldes. Einige erhalten solche von gnaͤdigster herrschaft ohne zuthuung der hiesi- gen universitaͤt; andre aus der communitaͤt und werden der universitaͤt praͤsentiret, auch von die- ser bestaͤtiget. Beneficien sind z. e. das von den von Eschwege eines von Donop herruͤrende benefi- cium, sihe Zaunschleifers disp. de jure stipen- diorum, Ahasv. Fritsch im tr. de Stipendiis et stipendiatis scholaribus, F. H. Casselische ordnung, wie es hinfuͤro in der universitaͤt zu Marburg mit den stipendien auch mit praͤsenta- tion, unterhaltung, institution, examination und dimission der stipendiaten-ordnung gehalten werden soll, Cassel 1684, fol. § 330 dessen frei- heiten. Die freiheiten der studenten stehen in der au- thentica: habita, ne filius pro patre, welche Christoph hohen schulen. Christoph Philipp Richter, Gottfrid Suevus und andere erlaͤutert haben. Sihe auch Andreen Mendo tr. de jure scholasticor. et vniuersitatis seu academico, Lion 1668 fol. Bechmanns, Arumaͤi, Hunnius, disputationen. Sie ruͤren vom kaiser Friderich dem ersten und nicht dem andern her. § 331 Wer sich geschickt gemacht hat, wird hernach von den baccalau- reis und licentiaten. auf verlangen promoviret. An einigen orten ist das erste der baccalaureus, der andere grad ist die licenz. Ein baccalaureus hat nur examina aus- zustehen. Er heiset also von bas chevalier, ital. baccal, baccalari und wird von ihm die gram- matick, und dialectick gefodert, Melanchthon in orat. T. I. s. 481, Grosch wider den Arnolden s. 520. In der hisigen stipendiaten ordnung vom jahre 1684 ist s. 11 § 1, 2 versehen, daß die stipendiaten erst baccalaurei in der weltweisheit werden sollen. Was darzu erfodert werde, und wie es geschehe, hat Go- clenius in den problematibus grammaticis 1601 s. 323 fg. gezeiget. Gerbert, kaisers Otten des III lehrmeister scheinet ein baccalaureus gewesen zu seyn, Hahn reichshistori, II th. s. 168; darauf folget der licentiat. Die benennung eines licen- tiaten wird nur bei den obern facultaͤten gebrau- chet. Christoph Besolds disp. de studiosis, ma- gistris, licentiatis, doctoribus eorumque pri- vilegiis et immunitatibus. Wie die rechten akademischen wuͤrden erstlich zu den zeiten Gra- tians ihren anfang genommen haben, zeiget Lu- dewig freiherr von Hollberg, in der allgemei- nen kirchenhistori II th. s. 99 aus des Bullani hist. vniuersali Paris. T. II. Der moͤnch Gra- tian brachte es dahin, daß, wie in den kaiserlichen rechten man doctoren schaffete; also auch zum be- hufe des fleises in den geistlichen rechten die geist- lichen LI haubtst. von den lichen rechtsgrade eintreten moͤchten. Der papst Eugen der III fand sich hierzu willig. Wer dreie jahre uͤber Gratian und zwar dessen CI distin- ctionen gehoͤret hatte, konnte baccalaureus des geistlichen rechtes werden. Wer im vierten jahre die caussas XXXVI nebst zugehoͤr erlernet hatte; wurde licentiat der decreten; nach zuruͤck gelegtem fuͤnften jahre auch gehoͤreten V distinctionen de consecratione, mochte einer decretorum doctor wer- den, Boͤhmer in der vorrede zum corpore juris canonici s. XIII fg. Hierdurch entstanden nach- her die licentiaten und doctoren beider rechte. Bei dem Westfaͤlischen fridensschlusse waren die meisten gesanden beider rechte gewuͤrdiget, besage der lebensgeschichte der Westfaͤlischen fridens-gesandten bei dem von Maiern im VII bande der Westfaͤli- schen fridens-handlungen s. 9 fgg. § 332 was die doctor wuͤrde sei? Die doctor-wuͤrde ist ein orden, da iemand wuͤrdiges aus kaiserlicher macht in den geistlichen ritterstand erhoben wird. Ehedem wurde nichts deshalber bezalet, bis Jason Mainus zu Padua anfing, ein gewisses geld dafuͤr zu nehmen. Wie man aber den Paduanern zum spott in Avignon einen esel in einem doctor pomp aufgefuͤhret habe, lehret Tenzel in den monatlichen unterredungen, 1692. Vor diesem war die doctor und magister- wuͤrde ieweilen einerlei, doch hat der papst Ale- xander der III die legis-doctores von den magistern unterschiden, imgleichen der kaiser Friderich der I Hahns reichshistorie III th. s. 317. Otto von Freisingen hat unterm kaiser Friderich I die ari- stotelische weltweisheit haubtsaͤchlich emporgebracht, Hahn am a. o. s. 327. kaiser Friderich der III machte hohen schulen. machte 1475 Adolph Gegenern zum doctor in rech- ten, Hert vol. II. T. III s. 256, in paroemiis ju- ris Germ. lib. I par. 1 § 2, Itter de gradibus academicis cap. 6 § 21 s. 127. Der koͤnig Gu- stav Adolph in Schweden hat ebenfalls doctoren in der gottesgelahrheit gemachet, Itter am a. o. § 22 s. 131. Von dem unterschiede zwischen einem doctoren und licentiaten handelt Hert vol. 1 re- spons. 343, Itter am a. o. cap. 14 § 32 s. 376 fg. § 333 Daß ein rechtmaͤßig gemachter doctor der rech- te den rang und vorgang fuͤr den fuͤrstlichen regi- rungs-secretarien haben solle, ist vom hofe zu Cassel im jahre 1665 unterm 8 august in sachen des Dr. Losen wider den regierungs-secretaͤr Hammer zum behufe jenes und der doctoren entschiden wor- den. In den concordaten der Teutschen nation vom jahre 1417, cap. III wurde verordnet, daß der sechste theil der canonicaten und praͤbenden in Teutschen stiftern mit doctoren besezet werden sollten. Inhalts des Westfaͤlischen fridens- schlusses art. 5 § 17 sollen die mit academischen ehren begabte personen ebenfalls zu den canoni- caten gelassen werden, Christian Gottl. Buders disp. de jure doctorum ad canonicatus, Joh. George Cramer de juribus et praerogatiuis nobilitatis auitae, T. I s. 281 und s. 292, Telg- mann von der anen-zal, cap. 4 § 14, s. 152 fg. § 334 Die doctorwuͤrde kan man niderlegen. Man wie die doctorwuͤr- de aufhoͤre. verliret auch solche durch ein anruͤchtig machendes verbrechen, und betreibung einer nidertraͤchtigen auch geringfuͤgigen handthierung. Die kauf- mannschaft kan einer daneben treiben, Itter am a. o. cap. XVII § 14 s. 421. § 335 LI haubtst. von den § 335 die schuz- heiligen der gelehrten. Die schuzheiligen der Roͤmisch-katholischen got- tesgelehrten sind St. Thomas und St. Augu- stinus; der juristen St. Ivo; der aͤrzte und apo- thecker St. Cosmas, und Damianus, der philo- sophen St. Katharina, der studenten der h. Gre- gorius, sihe Fabricius in bibliographia anti- quaria. Estors anmerkungen uͤber das staats- und kirchenrecht § 392 s. 574. § 336 die ursa- chen der ge- ringschaͤ- zung der universi- taͤts-ehre n. Der geringschaͤzigkeit der universitaͤts graden sind verschiedene ursachen, und zwar 1) das pen- nal-wesen auf den evangelischen universitaͤten, worinn haubtsaͤchlich die theologen gestecket haben, wie solches unwesen der Schuppius in seinen schriften, und Schoͤttgen beschriben haben, 2) die unwissenheit, Pistorius im thesauro paroem. cent. III. par. 55, s. 315, 3) die menge, welche die gradus angenommen, imgleichen, daß man juͤden dazu gelassen hat. 4) Die allzu große pedanterei, 5) das tumultuiren und balgen, sihe Buͤchners epistolas, s. 843, Buͤnemann de studiosis bac- chantibus, 6) das schulden-machen und betruͤgen, Hanoccius de aere alieno studiosorum, Itter am a. o. c. 7. § 337 der studem- ten freihei- ten. Die studenten-freiheit bestehet: 1) in dem be- sondern schuze des kaisers und landesherrn, 2) in dem befreiten gerichts-stande foro privilegiato, 3) in den freiheiten der geistlichen, 4) daß sie nicht leicht, wie auch die doctoren gefoltert werden. Man saget auch: studenten-gut ist zollfrei, Pi- storius cent. X. par. 47 s. 1009. § 338 von deren relegation. Aus dieser freiheit fluͤsset die besondere beschaf- fenheit der relegation, daß 1) der relegirte das buͤrger- hohen schulen. buͤrgerrecht der provinz nicht verliere, 2) das ver- brechen mag seyn, wie es will, so infamiret sie nicht, wenn die relegation nicht ausdruͤcklich cum infamia geschiehet; jedoch irret Leyser, wenn er in seinen meditationibus ad D. vol. X s. 451 dafuͤr haͤlt, sie beflecke nicht einmal, 3) leistet er nicht leichtlich eine urfede. § 339 Auch ist es eine freiheit, daß ein ungluͤcklicher das ehren- gericht der studenten in Hessen. student in Hessen wegen des peinlichen processes um ein judicium honorarium nachsuchen kan. Von der streitigen gerichtbarkeit uͤber einen studenten, welcher auf dem lande informiret, siehe die wohl- gegruͤndete Anzeige der universitaͤt Rostock wider den stadtrath daselbst, und des stadtraths widerlegung, insonderheit die beilagen, auch das Marburgische Urtel von 1610. Cothmann in re- sponso 41. § 340 Uebrigens werden die bullen doctoren deswegen von den bullen doctoren. nicht gedultet, weil sie nicht zugleich im namen des landesherrn dazu gemacht sind, Bachov uͤber den Treutler 1,1,7, Johann George Simons disp. de doctoribus bullatis, sie koͤnnen auch nicht zu den canonicaten gelangen, Buders disp. de jure doctorum ad canonicatus, § 40. § 341 Die universitaͤts-guͤter sind im patrimonio der die unversi- taͤts-guͤter sind im pa- trimonio der univer- sitaͤt. universitaͤt, und hat die landesherrschaft nur das dominium eminens daruͤber, Stephani de juris- dictione, von Justi, am a. o. th. II s. 583. In der reformation des herrn Landgrafen Philipp- sens, wie es hinfuͤhro mit der verwaltung bei der universitaͤt zu Marburg gehalten werden solle, Cassel den 14 jaͤnner 1564 wird unter andern ver- ordnet: daß alle ‒ ‒ zu geringe verlauhene guͤter K wieder LII haubtstuͤck , wieder ‒ ‒ zu der universitaͤt gebracht, auch umb eyn gleichmeßiges vund billiges bestenndnuß oder zinß verlawen, vund also in dem allem der vni- versitaͤt nuz geschaffen ‒ ‒ werde. Es ergiebet sich diesemnach aus sothaner reformation, daß die landsideleien und andre guͤter nicht erblich gewest seyn. Die indarr bei den fruͤchten der universi- taͤt paßiret dem Vogte, wie bei der kammer. Zwei und funfzigstes haubtstuͤck von den schulen. § 342 wie die wis- senschaften befoͤrdert werden. D as aufnehmen der wissenschaften ist so nuͤzlich, als noͤthig fuͤr den staat. Dieses wird be- foͤrdert durch die anlegung tuͤchtiger schulen, aka- demien und universitaͤten. Die schulen und aka- demien sind mancherlei. Es giebet kunst- bild- hauer- kaufleute- musik- werk- bergwerks- hand- werks- und andre schulen, wovon hier nicht gehan- delt werden soll, sondern von den Christlichen schu- len. Von den ersten sihe Lau am a. o. und im entwurfe einer wohl eingerichteten policei, cap. 4 s. 22 fg. Just Christoph Dithmars einleitung in die oͤconomische policei- und kameral-wissenschaft s. 148. Ludovici am a. o. I th. s. 144-146, von Justi am a. o. II th. s. 583 fg. Immittelst sind die schulen der pflanzgarten guter buͤrger, wodurch der menschen zeitliche und ewige wohlfart befoͤrdert wird, Lau am a. o., Dithmar am a. o. Wan- nenher einem ieden regenten obliget, fuͤr die er- zihung der jugend aͤuserste sorge zu tragen, Veit Ludewig von Seckendorf in des Christenstaa- tes 2ten buche, 9 cap. § 8 s. 261 und in den zu- gaben zu des III buches 9ten cap. § 3 s. 916. § 343 von den schulen. § 343 Ueberhaubt ist eine schule eine gesellschaft, welche was die schul sei, und wie mancherlei. aus lehrern und lernenden bestehet, und sowohl den unterricht, als auch die zucht zum zwecke hat. Die christlichen schulanstalten sind als eine stuͤze der christlichen religion anzusehen. Zu den zeiten kaiser Carls des großen wurden viererlei schulen angerichtet, naͤmlich 1) pfarr, 2) bischoͤfliche, 3) abteiliche und 4) hofschulen (palatinaͤ) George Friderich Ayrer T. III opusc. s. 207, der Pater Ludewig Thomaßin de disciplina eccles. P. II lib. 1 cap. 96. und Johann Launoy de scholis celebrioribus vel a Carolo M. vel post eun- dem in occidente instauratis, cap. 4 s. 28, T. VIII. operum. Die benedictiner kloͤster un- terzogen sich dem unterrichte der gemeinen jugend, ungeachtet sie innere schulen fuͤr die jungen moͤnche und aͤußere neben dem kloster fuͤr die gemeinen kin- der hielten, der Pater Johannes Mabillon in der Vorrede ad saec. III actor. Bened. P. I s. 31 und ad saec. IV P. I s. 128, Joachim Barw. Lauenstein in der Hildesheimischen schulhistori, cap. I § 10, von den folgenden zeiten sihe Grego- rius Rivius Puritanus oder George Burg- hart Lauterbachen in der monastica historia occidentis, cap. 146 s. 334, den Launojus am a. o. cap. 9 s. 46 fg. Heutiges tages werden die schulen in die hohen und niedern eingetheilet. Die niedern schulen sind entweder fuͤrsten-landes- ritter- schulen, gymnasia, paͤdagogia, trivial oder Latei- nische oder Teutsche stadt- fleken- dorfschulen, An- dreas Beier in additionibus ad Ben. Carpzouii jurisprud. consist. lib. 1 def. 9 s. 7, Carpzov am a. o. num. 4 s. 13. Die trivialschulen gehen dahin, daß darin die dreie Wissenschaften 1) die grammatik, 2) die rhetorik, 3) die dialectik erler- K 2 net LII haubtstuͤck net werden, weshalber sie auch den namen trivial fuͤhren, oder drei wege zu den wissenschaften helsen, von Hollberg am a. o. s. 99; dahingegen in den Teutschen stadt- und dorfschulen das lesen, schrei- ben, singen, baͤten, rechnen getrieben und das Christenthum erlernet werden soll. Imgleichen gi- bet es oͤffentliche, halboͤffentliche und privatschulen, welche sich nach dem gottesdienste und dem pfarr- rechte richten. § 344 die schulen richten sich nach dem gottesdien- ste und pfarrrechte. Nachdem im Teutschen reiche dreierlei arten des Gottesdienstes einer ieden der dreien religionen sich vorfinden, besage Burghard Gotthelf Stru- vens histori der religions-beschwerden im I th. s. 252 fg. auch Johann Jacob Mosers abhand- lung de exercitio religionis domestico s. 396 fg. der opusc. academ. und zwar 1) die oͤffentliche religions-ausuͤbung und was dieser anhaͤnget, z. e. das lauten der gloken, schlagen der orgel, trauen der ehen, begraben mit sang und klang, oder bei den catholischen die proceßionen mit dem creuze, und den fahnen, die taufe, die lezte oͤlung nebst dem viatico, Just Christoph Dithmar, de anno decretorio § 10 s. 147, Joh. Paul Kreß in der erlaͤuterung des archidiaconalwesens s. 86, 2) der oͤffentliche gottesdienst zwar in einer oͤffentlichen kirche gehalten wird, iedoch an einigen orten mit der einschraͤnkung, daß der geistliche nur das heili- ge Abendmahl reiche, keinesweges aber taufet und das begraͤbnisrecht nicht hat, folglich alsdann eine semiparochialkirche sich aͤussert, oder ein blo- ses oratorium gebrauchet wird, worin durch einen geistlichen geprediget wird, 3) man den privat Got- tesdienst antrift, welcher in der ausuͤbung des voͤl- ligen Gottesdienstes auch ausspendung der heiligen sacra- von den schulen. sacramenten bestehet, iedoch daß er weder an ei- nem oͤffentlichen orte, noch unter oͤffentlicher au- ctoritaͤt, sondern einige hausvaͤter, oder andere versammlete auf ihre kosten durch einen ordinirten geistlichen solchen pflegen, Just Henning Boͤh- mer de priuatis legatorum sacris, cap. I § 14, Moser am a. o. § 17 s. 402; hergegen 4) der hausgottesdienst (devotio privata) in einer haus- andacht ohne zuzihung eines geistlichen, ferner ohne ausspendung der sacramenten bestehet, auch aus- waͤrtige darzu nicht kommen duͤrfen, Pfaff de ve- ra ecclesiae notione § 32, lit. oo s. 11, welcher leztere gottesdienst keinem der dreien religionen, die im lande gedultet werden, zu versagen ist, noch weniger der privat unterricht verboten werden kan, Theodor Ernst Zahn in der politia municipali, lib. II cap. 30 num. 34, gestalt dann auch der § 34 des fuͤnften artikels im Osnabruͤckischen fridens- schlusse ausserdem noch die haltung eines privat praͤceptors, oder hofmeisters bei den kindern ver- stattet, von Henniges in den meditationibus ad instrumentum pacis T. II s. 1627, wiewohl in frankfurt kein hausinformator ohne unterschid angenommen werden darf, sihe eines hochedlen und hochweisen raths des h. R. stadt Frankfurt am Mayn consistorial ordnung 1739, 4 s. 98 fg. so richten sich die uͤbrigen schulen nach dem gottesdienste und dem entscheide-jahre 1624, Just Henning Boͤhmer T. III P. I, resp. I num. 3, 22, 28 s. 2 fg. § 345 Das befugnis eine oͤffentliche schule zu halten, das befug- nis eine oͤf- fentl. schule zu halten, hanget vom pfarr- rechte ab. hanget von dem pfarr-rechte lediglich ab, mithin wo eine kirche das pfarr-recht nicht hat, ihr auch keine oͤffentliche schule zustehet. Disemnach die oͤffent- liche und privatschulen nach belieben nicht errichtet werden moͤgen. K 3 § 346 LII haubtstuͤck § 346 wie vieler- ley die pri- vatschulen sind? Die privatschulen sind viererlei gattungen, 1) wenn die glaubensgenossen eines oder zwei oͤrter einen schulmeister halten und diesem ihre kinder in eine stube zugleich zum unterrichte uͤbergeben, oder 2) 5, 10, glaubensbruͤder ihre kinder zusammen ie- manden ihres glaubens bekenntnisses die kinder zum unterrichte zuschicken, oder 3) dafern ein hausvater seinen kindern einen hofmeister oder in- formator haͤlt und keine auswaͤrtige kinder darzu kommen, 4) ein solcher informator etlicher glau- bensgenossen-kinder in seine stunden mitgehen laͤsset. Die erste und andere gattung von schulen heißen deshalber privatschulen, weiln sie zum oͤffentlichen gesaͤnge bei den begraͤbnissen nicht zugelassen werden. § 347 die verord- nung des Osnabr. fr. schlusses hievon. Der § 34 art. 5 benebst dem art. 13 § 4 des Os- nabruͤck ischen fridensschlusses sezet ziel redet von den auswaͤrtigen und privatschulen der evangeli- schen und Roͤmisch-katholischen, welche einer an- dern religion, als ihr landesherr hat, zugethan sind; hingegen der § 25 von den evangelischen und der art. VII § 1 von dem evangelisch reformirten landesherrn, wenn dieser in einem evangelischen lu- therischen lande folget, welchergestalt die schulen und deren gefaͤlle in dem stande verbleiben sollen, wie solche vorher gewesen sind. § 348 die haubt- und neben- psarre ha- ben oͤffent- liche und nebenschu- len. Die haubt- oder ganze pfarre haben das recht einer oͤffentlichen schule, und die neben oder halb- pfarre des ortes oder bezirkes nur die gerechtsame einer neben- oder privatschule. § 349 Wem die schulverfas- sung zu verdanken sei? Die heutige verfassung der evangelischen gemei- nen stadt und dorfschulen hat man dem D. Luthern zu danken, Gregorius Rwius Puritanus, oder Lau- Zum § 150. Die Teutsche armee oder der sogenannte heerschild. I Der Teutsche Koͤnig. VII VI V III II IIII VI VII Die unfreien buͤrger und bauern zu fuse, um zu schan- zen und andere dinste bei bela- gerungen und dem kriegsheer zu verrichten. Die reutenden als die frei- buͤrger, oder stadtmanne. 2) semperleute. 3) die schoͤppen- bare. 4) die sigel- maͤsige, die nur waͤrenden kri- ges um sold zu pferde dienen. Der unmittel- bare Reichs- nidere adel nach seinen saͤnlein, jedes zu 25 reutern. Die mittel- freien oder Reichs-herren, deren einer kei- ne 25 reuter, folglich kein ganzes faͤnlein vasallen oder reuter stellen konnte,. nebst gedachten ih- ren vasallen oder dinst- maͤnnern zu pferde. Die weltlichen fuͤrsten, pfalz- grafen, land- grafen, mark- grafen, fuͤrsten, gefuͤrsteten grafen, Reichs- grafen nebst ih- ren vasallen, je- des faͤnlein zu 25 reutern, oder vasallen, oder dinst- maͤnnern zu pferde. Die geistlichen fuͤrsten, erz- und bischoͤffe, gefuͤrsteten aͤb- te, ein jeder mit seinen va- sallen, jedes faͤnlein zu 25 reutern oder dinstmaͤnnern oder vasallen zu pferde. Die Reichs- herren oder freie herren, deren ein jeder wenigstens ein faͤnlein, mit- hin 25 reuter oder dinstmaͤn- ner stellete. Der unmittel- bare Reichs- nidere adel nach seinen faͤnlein, jedes zu 25 reutern oder, dinstmaͤn- nern. Die reutenden als die freibuͤr- ger, oder stadt- manne. 2) semperleute. 3) die schoͤppen- bare. 4) die sigelmaͤ- sigen, welche man nur so lange der krig waͤrete, zur reuterei gegen einen gewissen sold angenom- men hatte. Die unfreien buͤrger und bauern zu fuse, um zu schan- zen und andere dinste bei bela- gerungen und dem kriges- heer zu ver- richten. Dise keren dem Teutschen heerschilde den ruͤcken zu, um dessen flanken zu bedecken. Vor ihnen ist eine wagen- burg oder ver- hauung gezo- gen. Das lager mit dem gesichte nach dem sein- de zu, wie der ganze heer- schild. Dise keren den ruͤcken der ar- mee, um deren flanken zu be- decken. Wagenburg. Der Langobardische heerschild. I Der koͤnig der Lombardei. V III II IIII VI Die vasallen des nidern adels. Die Capitanei , als die weltli- chen fuͤrsten, grafen und freiherren nebst den pote- staten der staͤd- te, oder stadt- voigten. Die Capitanei , die erz- und bi- schoͤffe und geistlichen fuͤr- sten. Die grosen valvasoren nebst den klei- nen. Die valvasini, oder bedinten die nicht ade- lich waren. von den schulen. Lauterbach am a. o. P. I cap. 58 § 7, 8 s. 87, 88 welchem die Roͤmischkatholischen durch die Jesui- ten, Theatiner und Somascener nachgeahmet haben. § 350 Von dem schulwesen der evangelischen reichs- staͤnde handeln folgende ordnungen: die S. Wei- marische kirchenordnung cap. 17 § 4 s. 386, die F. H. Casselische kirchenordnung, cap. 15 § 3 s. 252, F. H. Darmstaͤdtische kirchenordnung s. 250, F. Hessische und graͤflich Nassauische kirchenord- nung in der gemeinschaft des Huͤttenberges, s. 152 § 2, kirchenordnung in Pommern 1535 s. 60 und 1568 cap. 16 § f. s. 256, S. Coburgische kirchen- ordnung 1626 cap. 19 s. 84 und im II ten th. cap. 18 § 4, F. Magdeburgische kirchenordnung cap. 12 s. 452, F. Magdeburgische schulordnung 1658 s. 272 und von den schulen auf den doͤrfern s. 282, Chur-Saͤchsische kirchenordnung 1588 s. 57 fg. graͤflich Lippische kirchenordnung vom jahre 1684 cap. 17 § 8, 9 s. 139 fg. Nuͤrnbergische kirchen- ordnung 1533 s. 757 beym Moser im II ten bande des corp. euang. eccles. F. S. Gothaische lan- desordnung von geistlichen sachen, s. 41, F. S. Altenburgische landesordnung von geistlichen sachen cap. 4 s. 51 fg. Graͤflich-Hanauische schul-ord- nung 1658, die herzoglich Wirtenbergische kir- chenordnung 1660 s. 161, die schulordnung fuͤr die Churf. Braunschweigischen lande, 1738, die koͤ- niglich Preusische gymnasien- und schulordnung 1713 ꝛc. K 4 Drei LIII. haubtst. von dem buͤrgerrechte, Drei und funfzigstes haubtstuͤck von dem buͤrgerrechte, wie solches er- loren werden, oder erloͤschen koͤnne. § 351 wie das buͤrgerrecht aufhoͤre? D as buͤrgerrecht kan auf verschidene arten ver- loren gehen, sowohl mit willen, als auch wider seinen willen. Wenn also einer auf ewig verwisen wird, oder ein feind und verraͤther des vaterlandes wird, oder die stadt boͤßlicher weise verlaͤsset, machet er sich des buͤrgerrechtes verlu- stig. Uebrigens ist das absterben dabei nicht zu vergessen, sihe des Hildebrands disp. de jure ci- vium originariorum, cap. IV § I, II, IV. § 352 Inhalts der Luͤbeckischen, Hamburgischen, auch Muͤhlhaͤusischen stadtrechte verliret derjenige das buͤrgerrecht, welcher die wuͤrde eines buͤrger- meisters, oder rathsherrn nicht annehmen will, Hildebrand am a. o. cap. IV § 6, vermoͤge des Noͤrdlingischen stadtrechtes gehet selbiges verloren, wenn ein buͤrger, oder eine buͤrgerin zu einem fremden, welcher daselbst nicht verbuͤrget ist, sich ohne einwilligung des rathes verheirathet, sihe Ayrers analecta Nordlingensia, cap. II § 10 s. 21, 22, von Hellersperg in selectis enucleatio- nibus consiliorum, Hildebrand am a. o. cap. IV § 9. § 353 Man kan sich ferner des buͤrgerrechtes nicht al- lein ausdruͤcklich, sondern auch stillschweigend be- geben. Das erste wird in verschidenen stadtrech- ten, als zu Straßburg, Eslingen ꝛc. unter ge- wissen feierlichkeiten erfodert, Zahns ichnogra- phia wie solches verloren werden koͤnne. phia municipal. s. 996 num. 184. Das andere geschihet durch das wegzihen in einen andern ort, oder in ein ander land, wenn man sich selbiges ausdruͤcklich nicht vorbehaͤlt, Hildebrands disp. de jure ciuium originariorum, cap. II § II fg. und cap. IV. Die schuzjuͤden, welche sich aus den Hessen Casselischen landen wegbegeben wollen, haben sich zuforderst mit der landesherrschaft des abzuges halber, (worunter auch die ehegelder, wenn der juͤden toͤchter auser landes heiraten, mit- begriffen werden,) zu vergleichen, auch einen ab- schidsbrief zu erlangen, sihe die F. H. Casselische juͤdenordnung vom jahre 1739 § 38, s. 33, 34. Vier und funfzigstes haubtstuͤck von den marktflecken und doͤrfern. § 354 E in marktflecken heiset ein mit marktfreiheit be- Was ein marktfleck? gabter, iedoch mit dem stadtrechte nicht be- schenkter ort, dessen einwoner wohl buͤrger seyn koͤnnen, Frisch am a. o. s. 273, und s. 645, von Justi am a. o. I th. s. 462, Estors vorrede uͤbern IV ten band der stats-geographi § XI. § 355 Ein dorf ist ein umfang verschidener einwoner, und dorf sey? die zu ihrem ackerbau und ihrer viehzucht einen ge- wissen bezirk von laͤndereyen, triften und andern grundstuͤcken mit ausschluͤßung anderer im besize haben, und mit keinem stadt- noch marktrechte versehen sind, sihe Skinners etymolog. linguae Angl. unter dem worte dorpe, thorp, Estors angezogene vorrede. § 356 Die doͤrfer sind entweder nach Roͤmischer bau- art beisammen, das ist, aus mehr zusammen ge- K 5 sezten LV. haubtst. von den sezten haͤusern, oder sie bestehen, nach der alten Teutschen art, aus mehrern von einander entfern- ten haͤusern, von Justi am a. o. Fritsch de ju- re ac statu pagorum German. Diese lezte art hat ihren grosen nuzen, besonders in feuersbruͤn- sten. Aus was fuͤr ursachen aber die gebaͤude und die bauern zusammen gezogen worden sind, wird unten vorkommen, sihe Leopolds landwirtschaft, s. 749. § 357 die gerech- tigkeiten der bauern. Die einwoner eines dorfes, welche mitnachba- ren sind, heisen bauern. Die zusammenwonen- de bauern haben ein gemeinde-recht, die einart, den aͤbert, folglich an den gemeinen nuzungen, auch rechten antheil. Fuͤnf und funfzigstes haubtstuͤck von den leibeigenen bauern. § 358 Die bau- ern waren vormals leibeigene. D ie bauern waren in den alten zeiten haubt- saͤchlich leibeigen. Diese leibeigenschaft dau- ert in verschidenen landen noch fort, auch wo sie nicht mehr ist, da haben die bauern dennoch eine eingeschraͤnkte freiheit. § 359 was ein leibeigener sey? Ein leibeigener (eigenbehoͤriger) ist nach der strengen leibeigenschaft ein mensch, dessen leib und kinder, benebst dem hause und den guͤtern einem herrn eigenthuͤmlich zustehen, welches iedoch nach den Hessischen gewohnheiten nicht durchgehends zu behaubten ist, anerwogen das haus und vermoͤ- gen dem leibherrn langsam gehoͤret. Die kinder gehoͤren diesem auch nicht allezeit, z. e. der vater ist leibeigen, die mutter aber frei, so gehoͤren dem leibherrn die kinder nicht, wie unten gezeiget werden leibeigenen bauern. werden soll. Ueberhaubt aber ist ein leibeigener ein solcher mensch, welcher sowohl mit seinem lei- be, als auch mit andern obligenheiten seinem herrn verpflichtet ist. Die leibeigenschaft kan auf ver- schidene weise erlanget werden, und zwar sowohl ausdruͤcklich, als stillschweigend. Das leztere findet man besonders an denen orten, wo die luft leibeigen machet, Pistorius cent. I par. 56 s. 75, Hert in der angezohenen disp. sect. III § 3 und in paroemiis juris Germ. lib. II par. 12 s. 401 opusc. T. III vol. 2. Also saget man im Holl- steinischen, trittstu meine henne, so wirst du mein han. Es heiset auch ieweilen: die unfreie hand zihet die freie nach sich, Pottgießer am a. o. s. 381 fg., Du Fresne, am a. o. unter dem worte: serui, Mevius P. V decis. 129 und von abforde- rung der bauern, qu. 2 num. 160 des freiherrn von Senkenberg disp. de seruorum conditio- ne § 4 s. 5 fg. In der Pfalz, den baadnischen, und einigen andern landen werden die hurkinder, auch wohl die findlinge leibeigen, Herts disp. de hominibus propriis, sect. III § 3, repertorium reale practicum juris priuati, im I ten theile, un- ter dem worte: Bastard s. 457 fg. Inhalts des Ostfrisischen landrechts lib. III cap. 111 ist von den findel-kindern ein anders verordnet. § 360 Es gibet zweierlei bauern, leibeigene und freie, die einthei- lung der bauern. welche sich in vielen stuͤcken von einander unter- scheiden. § 361 Ein freier bauer heiset, dessen person niman- was ein freier bau- er sei? den zugehoͤret, folglich keinen eigenthums- oder halsherrn hat. § 362 LV. haubtst. von den § 362 deꝛ leibeige- nen gat- tungen. Die leibeigene koͤnnen nach ihrem zustande, so fern dieser strenge oder leidlich ist, auf zweierlei weise betrachtet werden. § 363 Von der strengen gattung sind die Boͤhmischen und Maͤhrischen, auch die Schlesischen die elen- desten. § 364 Unter der strengen gattung, iedoch etwas leid- licher, stehen die Mecklenburgische, Pommerische, und Westfaͤlische, auch benachbarte, Estor in kleinen schriften, II bande, s. 114, s. 126 fg. § 365 Die Osnabruͤgische und Ravensbergische eigen- tumsordnungen dienen haubtsaͤchlich zur erkennt- niß der strengen Teutschen leibeigenen. Sie sind besonders gedruckt, stehen aber auch bey dem von Ludolf im 2ten bande der obseruat. Es sind des von Vinkens gedanken uͤber das Osnabruͤgische eigentumsrecht vorhanden. Von den Pommeri- schen und Mecklenburgischen sihe den Mevius vom zustande und abfoderung der bauern, Man- zels disp. de eo quod praecipue juris est circa homines proprios in Megapoli, den von Bal- thasar de origine, statu ac conditione homi- num propriorum in Pomerania, Steudners, Schachers disp. de hominibus glebae adscri- ptis Lusatiae superioris, Richters disp. de ju- re singulari marchionatus Lusatiae superioris homines proprios manumissos reuocandi, Leipz. 1749, Heßisches eigenbuch, 1532, Wald- schmidts disp. de hominibus propriis in Hassia. § 366 die beschaf- fenheit der strengen leibeigen- schaft. Die gerechtsamen dieser strengen leibeigenschaft bestehen in folgenden; 1) werden sie in geschlosse- nen leibeigenen bauern. nen handwerken zur lehre nicht aufgenommen, 2) von ihrem vieh koͤnnen sie nicht so viel verkaufen, als sie wollen. 3) Hat wohl ein leibeigener die vaͤterliche gewalt uͤber seine kinder, doch darf er nicht heirathen ohne seines herrn willen, wie denn die verhelung der leibeigenschaft der braut gelegen- heit gibet abzugehen. Wenn ein leibeigener ein mensch schwangert, kan dieses nicht auf die ehe klagen, noch eine genugthuung an gelde fodern. Wenn aber solches eine leibeigene ist, und von ei- nem andern geschwaͤchet wird, pfleget der herr das bettemundsrecht in Westphalen auszuuͤben, Estor am a. o. cap. 5 § 35 s. 135. Unter den ehe- leuten ist eine gemeinschaft der guͤter in Pommern, der vater und die mutter haben den niesbrauch an dem peculio adventitio ihrer kinder. Die kinder, sobald sie puberes worden, sind nicht schuldig, den aͤltern umsonst zu arbeiten, es waͤre dann, daß sie arm waͤren. Den unmuͤndigen werden ande- re leibeigene zu vormuͤndern bestellet. Das gut samt haus und hofwehren gehoͤren dem herrn. Was der bauer erwirbet, gehoͤret ihm. Eine dienstbarkeit kan er nicht auf das gut legen, hin- gegen ist er der persoͤnlichen dienstbarkeit faͤhig. Er soll zu keinem kirchen-amte kommen, noch in den staͤdten zum buͤrger aufgenommen werden, kaiser Heinrichs Wormsische reichstagsverord- nung, 1232, cap. 1, 5. § 367 Die leibeigenen koͤnnen heut zu tage testamente die gerech- tigkeiten der leibei- genen, machen, wo es ihnen nicht benommen ist. Man kan sie zu erben einsezen. Sie brauchen fuͤnf zeu- gen bei ihren lezten willensverordnungen. Sie koͤnnen eigentlich keine zeugen bei testamenten ab- geben, sihe des kaisers Maximilians des I ord- nung fuͤr die notarien 1512 § 7, doch werden sie in LV. haubtst. von den in praxi zugelassen, Stryk im vsu moderno D. lib. 28 tit. 1 § 17. Wegen der erbfolge ab inte- stato wird es nach den gemeinen Teutschen rech- ten gehalten, iedoch nach maaßgebung des Ostfri- sischen landrechtes vermoͤgen die leibeigene kinder ihre aͤltern nicht zu erben, im II ten Buche cap. 24. Sie koͤnnen contrahiren uͤber dasjenige, was ih- nen eigentuͤmlich zustehet, und sich desfalls ver- bindlich machen. In ansehung der strafen wer- den sie gehalten, wie die freien, sie haben perso- nam standi in judicio, welches iedoch inhalts des Ostfrisischen landrechtes, Buche I , cap. 3 § 9 der- gestalt wegfaͤllet, daß auch ein leibeigener seinen herrn nicht fuͤr gericht fodern lassen kan, cap. 6 des ersten Buches s. 16, der ausgabe D. Matthi- as von Wicht, 1746, 4t. Sie gehoͤren nicht zum gesinde des leibherrns. Man laͤsset sie zeugen, sogar wider ihre herren, nach erlassener erbhuldi- gungspflicht. Sie duͤrfen mit ihren herren con- trahiren, woraus sich also offenbaret, daß sie von den Roͤmischen knechten unterschiden seyn. § 368 den fluͤchti- gen leibei- genen kan der herr zuruͤck fo- dern. Wenn ein solcher leibeigener durchgehet, hat der eigentumsherr das recht ihn zuruͤck zu fodern, Potgiesser de statu seruorum, lib. II cap. 8, 9 s. 492 fg., Johann Ernst von der Linde in der disp. de vindicatione hom. propr. Mevius am a. o. § 369 das eꝛbrecht der kinder, Die kinder des leibeigenen haben das erbrecht, und zwar in Westphalen der juͤngste sohn, oder wenn keiner vorhanden ist, die juͤngste tochter. § 370 des uͤberle- benden ehe- gattens; Sind keine kinder vorhanden, so behaͤlt der laͤngst lebende ehegatte den hof, nach dem spruͤch- worte: laͤngst leib, laͤngst gut, landbrauch im grunde leibeigenen bauern. grunde Breidenbach, freiherr von Senkenberg de jure Hassorum priuato antiquo, in beila- gen, s. 61. § 371 Zum gute gehoͤren alle gebaͤude, nicht minder die zubehoͤ- rungen des gutes, die zaͤune, hartes und weiches holz, obstbaͤume, wisen und weiden, haͤngendes obst, die haͤlfte der aussaat. § 372 Dem bauer gehoͤret, was er erkaufet hat, nach das gekauf- te gehoͤret dem bauer. verschidenen landesgewohnheiten. § 373 Ferner hat er nach einigen landesgewohnheiten die haͤlfte von allen gebaͤuden, welche vom bau- ern nicht herruͤhren, alle vorhandene baarschaften, hausgeraͤth, vieh, heu, korn, flachs, obst und fruͤchten. § 374 Ueberdieses muß er spann- wagen- und pflug- die dienste leisten, dienste leisten, wofern er mit zugvieh versehen ist, widrigenfalls thut er handfronen, Stissers ein- leitung zur landwirtschaft, cap. IX , abth. II § VII s. 234 fg. § 375 Ohne gutsherrliche einwilligung kan er vom ho- er kan von dem gute nichts ver- schreiben, fe nichts verschreiben, noch veraͤusern; bey dem leztern falle hat der halsherr den vorkauf, Osna- bruͤg eigenth. ordn. cap. XI § 11, Heßisches ei- gen buch § 1, Waldschmidt am a. o. s. 53. § 376 Der eigentumsherr hat das bettemundsrecht, das bette- mundsꝛecht stehet dem herrn zu. Ist von der bedemund unterschie- den. welches er wider denjenigen ausuͤbet, welcher sei- ne eigenbehoͤrige magd geschwaͤchet hat, Osnabr. eigent. ordn. cap. 16 § 2, Estors kleine schriften, band II , st. V cap. 5 § 35 Struvens sammlung unter- schidener Teutschen woͤrter, unter der rubrick: Bet- LV. haubtst. von den Bettemund, Potgiesser am a. o. lib. V cap. II § 37 s. 877. Die Bettemund ist von dem be- demundsrecht unterschiden, anerwogen dieses in demjenigen gelde bestehet, welches derjenige, wel- cher sich verheiraten will, der obrigkeit, oder dem guts- und eigentumsherrn fuͤr die erlaubniß erle- gen muß, Struve am a. o. Bedemund, Schil- ter in exercit. ad D. exerc. 36 § 32, Potgiesser am a. o. s. 346, s. 376. Es wird solches auch der brautlauf, reitschoß, klauenthaler, maidenrents, maritagium ꝛc. genennet, Grupens vxor Theo- disca § 15. § 377 Der leibeigene kan rechtmaͤsiger ursachen halber des gutes entsezet werden, z. wenn er sich ohne be- willigung des herrn verheiratet, kan er inhalts des Ravensbergischen eigentumsrechtes cap. 1 § 9 und 22 cap. 4 § 3, Osnabruͤgischen eigentums- ordn. cap. 4 § 12, auch Lippischen rechte, des gutes entsezet werden. § 378 Was der bauer dem herrn an zinsen und beden zu leisten hat, darf ihm nicht erhoͤhet werden, Struben de jure villicorum, cap. IV s. 142 fg. Es wird auch auf diese weise in hiesigen landen gehalten. § 379 Im obern theile Teutsch- landes ist die leibei- genschaft gelinder, als in Nie- dersachsen. Der Nas- sau-Weil- Ob zwar im oberfuͤrstenthum Hessen, Nassaui- schen, Isenburgischen, Solmsischen, Hanauischen, Pfaͤlzischen, Badnischen ꝛc. sich sehr vile leibeigene befinden, so ist doch solche in absicht auf die Ni- dersaͤchsischen sehr gelinde. § 380 Die benachbarte Nassau-Weilburgische leib- eigenschaft ist so geartet, daß sie 1) ungemessene dienste nach sich ziehet; 2) die luft durchgehends leib- leibeigenen bauern. leibeigen machet, das ist, wer in einem dorfe sich burgischen leibeigenen beschaffen- heit. haͤuslich niederlaͤsset, wird leibeigen; 3) sind die leibeigene das beste haubt zu taidigen pflichtig, wuͤrde auch einer vermittelst einer todes-strafe hin- gerichtet; so muß das beste haubt entrichtet wer- den; 4) duͤrfen sie ohne erlaubniß nicht heiraten, 5) auch in keine fremde krigesdienste gehen. Sei- ne iztregierende durchlaucht zu Nassau-Weilburg suchen die starken fronen der untertanen zu mil- dern, und haben solche des endes in ein leidliches dinstgelt verwandelt, und damit dieses der bauer verdine; so lassen sie solchen die baufuren ums lohn verrichten. § 381 Die Ober-Heßischen leibeigenen stehen gelinde. der Ober- Heßischen leibeigenen zustand. Sie theilen sich in die fuͤrstlichen und adelichen leibeigenen ein. Sodann in die zusammen wo- nenden und die auswaͤrtigen. Ehedem hisen sie arme leute, arme maͤnner. Eigene leute heisen sie noch. Der Hinterlaͤndische leibeigene ist ge- erbet, oder nicht, das ist, der leibeigene hat ein eigenes haus und gut, oder nicht, besage des Hes- sischen eigenbuches vom jahre 1532 § 1. Ver- meinet er das gut zu veraͤussern, so muß er es dem naͤchsten erben anbiten, will es diser nicht; als- dann seinem genossen, das ist, wenn er landgraͤ- fisch ist, einem landgraͤflichen leibeigenen; ist er aber einem adelichen zustaͤndig, einem adelichen leibeigenen. Will es dieser nicht, muß er sich an den fuͤrstlichen amtmann wenden; darauf gehet er an den eigenstul zu Eisenhausen, mit der anzeige, sein gut wolle nimand kaufen, laut eigenbuches § 1. § 382 Der nicht hauswirtliche gebrauch des gutes wie das gut im Hinter- lande ver- loren wer- de? machet ihn desselben verlustig, und faͤllet dasselbe an den erben und ganerben. Wer ein gut an- L tritt, LV. haubtst. von den tritt, muß die beedte und ein beedthun jaͤhrlich dem herrn entrichten, eigenbuch § 2. Bei den landsidel-eigenen guͤtern hat der leibeigene das naͤ- herrecht fuͤr einem usmanne und auswaͤrtigen, eigenbuch § 4. § 383 wo die luft leibeigen mache. In den gerichten 1) Gladenbach, 2) Dautphe, 3) Eisenhausen, 4) Breitenbach, 5) Lixfeld, alle Hessen-Darmstaͤdtischer Hoheit, machet die luft die auslaͤndischen leibeigen. Diß ist auch von andern gerichten des hinterlandes, das der stadt Marburg gegen abend liget, zu sagen, eigenbuch § 9. Was aus der grafschaft Wetter ins amt Blankenstein zihet, das wird dahin leibeigen; desgleichen, was aus den Heßischen staͤdten und aus dem Nassauischen uͤber die Diezsolze, auch was uͤbern Reddinger berg dahin zihet, eigenbuch § 10 fg. § 384 die hurkin- der werden leibeigen, Alle pfaffen-kinde, muͤnchskinde, alle hurkin- de und zwitterne werden dem herrn landgrafen mit huͤnern und beedte leibeigen, eigenbuch § 16. Alle guͤter der kirchen, der ritter und pfaffen da- siger gegend sollen, gleich den eigener guͤtern, un- term gerichte Gladenbach stehen. § 385 die land- graͤfl. leib- eigene duͤr- fen nur landgraͤfli- che heira- ten. Die landgraͤflichen Hinterlaͤndischen eigenen duͤrfen nur landgraͤflliche heiraten, sonst wuͤrden sie gestrafet. Daher wird alle siben jahre zu ober- Eisenhausen im Hessen-Darmstaͤdtischen das so- genannte mouzen-gericht gehalten, Estor de ju- diciis Hassiacis im III theile der analector. Has- siac. s. 89 fg. § 386 iedoch in keine stadt vor ihrer Im amte Marburg wird im zweifel der bauer fuͤr leibeigen gehalten. Eine leibeigene, oder eige- ner leibeigenen bauern. ner kan in keine stadt heiraten, bevor er seine freiheit, entledi- gung. nach befinden, mit 5, 10, 15, 20 rthlr. und mehr, erkaufet hat. § 387 Ueberdem gibet es eine menge zerstreueter Ober- von den zerstreuten leibeigenen, und deren zustand. Heßischer leibeigenẽ, wie die Schenken zu Schweins- berg die Peterlinge um Schotten und im Vogels- berge haben, Estors kleine schriften 1 st. s. 46. Dieser wonet in diesem, jener in einem andern dorfe. Wenn der leibherr nicht zugleich gerichts- herr uͤber das dorf ist; so hat er vom leibei- genen weiter nichts, als die leib-beedte, und etwa das leibhun jaͤhrlich, und wofern er die loslassung suchet, daß er diese vom leibherrn empfaͤnget. Fronen mag er gar nicht fodern. Die beedte laͤs- set der leibherr von den leibeigenen durch einen beedtheber einsammlen. Es kostet aber oft das boten lohn mehr, als die beedt eintraͤget; daher ieweilen ein blutarmer gegen 1 rthlr. losgelassen wird. Von den Peterlingen im Vogelsberge hat der selige V. C. Kopp im VIII ten stuͤcke der ana- lector. Hassiacor. s. 65 fg. gehandelt. § 388 Die Ober-Heßische mutter pflanzet nur die leibei- wie die leibeigen- schaft fort- gepflanzet werde? genschaft fort. Ist der vater in ober-Hessen frei, und die mutter leibeigen; so werden die kinder leib- eigen. Daher heisen die leibeigenen eheweiber, die buͤssernden muͤtter, weiln die kinder dem busen folgen, wie sothaner ausdruck im Heßischen lehn- briefe fuͤr die von Dernbach s. 118 des I ten bandes, Estors kleiner schriften stehet. Sihe auch des Herts angezogene disp. sect. III § 4. Das Ost- frisische landrecht verordnet ein gleiches, im cap. 24, 25 des andern buches. L 2 § 389 LV. haubtst. von den § 389 von der taidigung. Der ober- und nider-Heßische leibeigene muß das beste haubt taidigen; das ist, der leibherr nimmet nach dem ableben des leibeigenen dessen beste kuhe, oder das beste pferd, oder das beste kleid, oder wie es sonst die gewohnheit mit sich bringet, F. Hessen-Casselische greben ordnung s. 230 § 16-18. Im Hessen-Darmstaͤdtischen und Nassau-Weilburgischen thut es 5 von 100. § 390 von dem Schenki- schen eigen. Noch sind drei doͤrfer, Rod oder Roͤdgen, Ar- genstein und Wenkbach, zwo stunden uͤber Mar- burg an der Laͤne, zu erwaͤnen. Diese drei doͤrfer hei- sen das Schenkische eigen. Die luft machet allda leib- eigen. Die beiden leztern doͤrfer behaubten, daß sie drei doͤrfeꝛ eine gemeine ausmacheten, mithin die huten ge- meinschaftlich haͤtten. Roͤdgen saget nein. Diese drei doͤrfer haben schwere dienste, welche im I bande der kleinen schriften s. 12 fg. benimet sind. Die alten rech- te uͤber diese leibeigenen stehen s. 240 am a. o. § 391 worin die ausfluͤsse der leibei- genschaft bestehen? Die ausfluͤsse der leibeigenschaft, sie mag noch dauern, oder erloschen seyn, aͤussern sich in dem brauthafer und den brauthuͤnern, Estors kleiner schriften, I ten band s. 72 auch den frondiensten und im Schenkischen eigen in liferung der kraut- pflanzen, auch des moͤdums. § 392 Die leibeigenschaft fluͤsset nicht aus der gericht- barkeit, sondern aus dem dominio herili, Hert am a. o. sect. III § 2. § 393 sie koͤnnen losgelassen werden. Gegen ein gewisses geld werden sie losgelassen, wi- drigenfalls hat der herr das besazungs- oder saz-recht, (vindicationem) Hert de hominibus propriis, sect. III § X, iedoch nicht in der maase, wie in Ni- leibeigenen bauern. Nider-Sachsen, Mevius am a. o. in der vierd- ten frage, num. 9, Richter am a. o. s. 47, Man- zel im jure Mecklenburgico et Lubecensi illu- strato, cent. III num. 26 s. 137. Die Loslas- sung ist entweder vollkommen, oder nicht vollkom- men, Anton Ludewig Seips disp. de statu ru- sticorum ex medii aeui rationibus caute dijudi- cando, cap. II § 3 s. 22 fg. freiherr von Senken- berg am a. o. § 13, 14 s. 14 fg. § 394 In vielen landen ist die leibeigenschaft durch zu- die uͤber- bleibsel aus der leibei- genschaft. reden der geistlichen und ihren eifer wider die knecht- schaft verschwunden, iedoch findet man noch ver- schidene uͤberbleibsale davon, z. e. in leistung der frondienste, paͤchten, guͤlden und zinsen, abzugs- gelder, die adliche gerichtbarkeit, der dienstzwang. Daher im zweifel vermutet wird, daß der bauer der gerichtbarkeit seines gutsherrn unterworfen sei; wo aber der gerichtsherr und gutsherr unter- schiden sind, muß er lezterem im zweifel die dien- ste leisten. Die vermutung ist wider den bauer, daß er von frondiensten frei sei, mithin muß er seine freiheit erweisen, sihe herrn kanzelleidirector Friderich Carl von Buri ausfuͤhrliche erlaͤute- rung des in Teutschland uͤblichen lehnrechtes 1 th. s. 716, 721, 724 fg., Estor de praesumtione contra rusticos. § 395 In Teutschland weis man in ansehung der los- gelassenen von keinem jure patronatus, wie bei den Roͤmern, von Senkenberg am a. o. § 15 s. 15, iedoch geschihet es wohl, daß den lasbrifen die Clausel angehaͤnget werde: da er sich aber hier- naͤchst wieder in unsere lande, an ort und ende, da wir leibeigene haben, begeben wuͤrde, auf sol- chen fall soll uns derselbe, wie zuvor mit der leib- L 3 eigen- LVI. haubtst. von den eigenschaft verbunden seyn, sihe F. Heßisches eigen- buch § 14 beim Waldschmidt am a. o. s. 43. In der Oberlausiz wird der freigelassene, wenn er sich des lasbrifes zu muthwilliger freiheit bedienet, sich binnen jahr und tag weder auf dem lande, noch in staͤdten seshaft machet, wieder in die leibeigen- schaft gezogen, art. V num. 5 der Oberlaus. un- terthanen ordnung, Richters disp. am a. o. cap. II § 9. Sechs und funfzigstes haubtstuͤck von den frondiensten. § 396 was die fronen sind? D ie frondienste sind diejenigen arbeiten und verrichtungen, welche der bauer iemand zu leisten verbunden ist. Die fronen werden auch dienste, scharwerke, rabwald, robwold, robat ꝛc. genennet, und entweder leibeigenschaft halber ge- fodert, oder haften auf den guͤtern. § 397 sie werden entweder dem lan- desherrn, oder dem erb- auch gerichts- herrn gelei- stet. Die dienste werden entweder vermoͤge der lan- deshoheit, oder von dem erb-auch gerichtsherrn begehret. Die ersten heisen herrendienste, und gehoͤren dahin: die landfolge, kriges-hof-jagt- bau-landstrasen, bau-fuhren, burgdienste, post- vorspannen ꝛc., Struben de jure villicorum s. 175 fg., Balthasar de operis subditorum, cap. IX. In den F. Hessen Casselischen landen werden die- se dienste theils nach dem fuse der contribution, theils den hufen, theils nach dem anspanne gelei- stet. Nach dem fuse der contribution sind alle diejenige dienste zu verrichten, welche das kriges- und vestungs-bauwesen betreffen, es bestehe auch solches, worin es wolle. Nach der hufen zahl wird frondiensten. wird gedienet bei voꝛwerken in herꝛschaftlichen garten und wisen, bei der herrschaftlichen frucht und fu- rage, den holzfuhren zum brennen, auch was zu den landgerichten, forst und mastschluͤssen, zu zehntvermalterungen noͤtig ist, es sind nicht min- der bergwerks-kummer und fischfuhren, sodann was man bei dem teichbau und uͤberhaubt dem saͤmt- lichen civilbauwesen noͤtig hat, dahin zu rechnen. Zu den nach dem anspanne zu leistenden diensten wird dasjenige gerechnet, was zum landstrasen- bau, bei den jagten, zum behufe der kirchen und schulen, auch andern gemeinden dorfs-angelegen- heiten erforderlich ist. Dieses sind die herrschaft- lichen spanndienste, es sind aber auch handdien- ste zu thun, sihe F. H. Casselische greben ordnung, 1739, 4t, tit. 31, s. 75, fg. von den Churbraun- schweigischen herrendiensten sihe den IV ten th. cap. V, VIII der Churbraunschweig-Luͤneburgischen landesordnung und gesaͤze. § 398 Die fronen werden in spann und handdienste deren ein- theilung, eingetheilet. Handdienste heisen sie, weil sie haubtsaͤchlich vermittelst der haͤnde arbeit verrich- tet werden, z. e. getreide schneiden, hauen, mehen, heu und grummet machen, treschen, mist breiten, krauthaken, holzschlagen, wild treiben, hunde fuͤhren, wachen, botschaft laufen, spinnen ꝛc. Dreyer de vsu genuino juris Anglo-Sax. s. 9 fg. s. 93 fg. § 399 Ferner sind die dienste entweder gemessen, oder ungemessen, gewoͤhnliche, ungewoͤhnliche, ordent- liche, außerordentliche, oder notdienste, und wer- den auch wohl nach der arbeit unterschiden, z. e. acker- bau- jagt- forst-fronen. L 4 § 400 LVI. haubtst. von den § 400 was gemes- sene? Gemessene dienste heisen, wenn die gattungen des dienstes, die zeit, der ort, die weise, oder die arbeit ausgemachet sind, z. e. zehn tage fahr- spanndienste, sihe des repertorii realis practici juris priuati I th. s. 494 bauerdienste, baudien- ste s. 467. Außer diesen kan der herr mit bestan- de rechtens ordentlicher weise keine weitere fodern. § 401 und unge- messene sind? Ungemessene dienste heisen, wenn der bauer und dienstpflichtige thun muß, was man ihn hei- set. Diese sind an keine gewisse tage noch zeit, auch zu keiner gewissen arbeit bestimmet, Stisser am a. o. cap. IX, I abth. s. 223 fg. In einem gewissen lande mußten die bauern am tage die gan- ze woche fronen, und des nachts ihre arbeit ver- richten, als pfluͤgen ꝛc. § 402 im zweifel werden un- gemessene vermuthet. Im zweifel sind die dienste fuͤr ungemessene zu halten. Denn was der herr dem leibeigenen be- fahl, mußte er thun, sihe Estors vorrede zu Grollmanns disp. de operarum debitarum mu- tatione, sect. 1 § 1 fg. David Mevius P. IV dec. 131, Struben am a. o. cap. 5 § 1, von Leyser specim. 416 med. 1, Pertsch de diuisione in operas determ. et indeterm. § 54 fg., Harp- precht vol. nou. consil. IV, num. 385 fg. Bal- thasar de operis rust. cap. XII s. 80, Buri am a. o. s. 726, fg. Reineccii comm. de rustico quondam seruo. § 403 wenn der herr die un- gemessenen Wenn der Herr nicht erweisen kan, daß er un- gemessene dienste habe, inzwischen seit langen jah- ren frondiensten. ren sich mit einer gewissen art dienste begnuͤget dienste nicht er- weisen kan, wie es zu halten sey? hat, nun aber neue fodern will, alsdann bleibet es bei dem alten herkommen, immasen man die- ses im possessorio als die richtschnur fuͤr augen ha- ben muß. § 404 Wenn der bauer vermoͤge eines vertrages ge- die gemes- sene dienste richten sich nicht nach dem her- kommen, wo ein ver- trag ist. messene dienste hat, und z. e. das pfluͤgen darun- ter mit ausdruͤcklich begriffen ist, solches aber bis- her nicht gefodert worden; so ist hier das herkom- men nicht die richtschnur, weiln ein ausdruͤckli- cher vertrag vorhanden und das fodern eine res meraͤ facultatis ist, von Buri am a. o. s. 736, 740, 785, Potgiesser am a. o. s. 883, Engel- brecht am a. o. § 112, von Wernher in enunc. 175. § 405 Ob der bauern dienste vermindert werden koͤn- der bauern dienste koͤn- nen ver- mindert werden. nen? ist auf gewisse art zu behaubten, von Bu- ri am a. o. s. 741, 742, iedoch koͤmmt es auf die erkenntniß verstaͤndiger hauswirte an, z. e. sonst haben zwanzig die wise zur frone gemehet, izt stel- le ich nur 15 dahin, und die uͤbrigen brauche ich bei andern wisen. § 406 Der richter kan die ungemessenen dienste auf eine billigmaͤsige weise einschraͤnken, z. e. die Boͤh- men mußten fuͤnf tage in der woche fronen, so sez- te kaiser Leopold es auf drei tage. Sihe das S. Altenburgische mandat vom 8ten Jul. 1741, S. Altenburgische landesordnung, th. II cap. 2 tit. 15, F. Wolfenbuͤttelisches dienstreglement art. 1, von Buri am a. o. s. 743, Estors disp. de ju- risdictione curiarum clientelarum German. cap. VI s. 62 fg. L 5 § 407 LVI haubtst. von den § 407 vom dienst- gelde. Ob zwar ehedem in Teutschlande statt der dien- ste geld genommen worden ist, auch die Landes- herren noch ieweilen die dienste sich bezahlen lassen, F. H. Casselische greben ordnung tit. 43 § 17. s. 104, 105; so gehet doch dieses in praxi mit den adelichen nicht an, weil man die regel angenom- men hat: alles nach dem herkommen und vertra- ge. Daher wer bisher dienstgeld empfangen hat, darnebst die dienste auf bestaͤndig versilbert wor- den sind, die fronen in natur nicht weiter fordern, noch weniger die bauern anhalten kan, an einem andern orte die frone zu leisten, von Buri am a. o. s. 745 fg. s. 749 fg. Wake de adaera- tione operarum et seruitiorum rusticorum, Stisser am a. o. s. 227 § 22, Dreyer am a. o. s. 10. Von dem anschlage der gemessenen und ungemes- senen dienste handelt Simon Peter Gassers ein- leitung zu den oͤconomischen politischen und came- ralwissenschaften, cap. 12, § 4 fg. s. 229 fg. § 408 wie die dienste ver- pachtet werden moͤgen. Mit dem gute mag man wohl die dienste ver- pachten; dieses gehet aber nicht an, wenn man das gut an einen und die fronen an den andern verpachten wollte, Berlich P. II concl. 64. num. 19, von Buri am a. o. s. 751-754. § 409 die spann- fronen haf- ten auf den zug-vieh. Die spannfronen haften auf dem gute und dem darauf gehaltenen zugviehe; wenn aber iemand darneben freigut hat, so dienet er nur mit so viel Zugvieh, als zum frongute erfordert wird, iedoch kan durch die gesaͤze und das herkommen ein an- ders ausgemachet werden, von Buri am a. o. s. 755 fg., F. H. Casselische grebenordnung, s. 40 § 8. § 410 frohndiensten. § 410 Wenn wegen anfang und endigung der fronen wie der an- fang und das ende der fronen bestimmet werde? nichts gewisses ausgemacht ist, so kommt es auf die erkenntniß verstaͤndiger hauswirthe an. In- halts der F. H. Casselischen grebenordnung tit. 30 § 13 s. 72 geschehen anspann- und handdienste auf tagewerke in den ersten sechs monaten vom april anfangend von sechs bis eilf uhr vormittags, von ein bis sechs uhr nachmittags; in den folgenden sechs monaten, vom october an zu rechnen geschieht der dienst des morgens von acht bis zwoͤlf uhr, und von ein dis vier uhr nachmittags. Sihe Stissern am a. o. s. 226. Besage der Sachsen- Gothaischen landes-ordnung. th. II cap. II tit. 15 s. 143 sollen alle froͤner von ostern bis auf bartho- lomaͤi fruͤh um 4 uhr an und um 6 uhr auf den abend wieder ab, von bartholomaͤi aber bis ostern fruͤhe mit der sonnen an und zu deren niedergang abtreten. § 411 Wenn die dienste versaͤumet werden, giebet ein die strafe der ver- saͤumten dienste. dienstwagen nach der F. H. Casselischen greben- ordnung tit. 30 § 20 s. 73, sechszehen albus strafe, koͤmmt er aber zu spaͤt, zalet er fuͤr iede erman- gelnde stunde 2 albus und muß den dienst nach- thun. Ein handfroͤner, welcher ausbleibet, gibet 5 albus und fuͤr iede versaͤumete stunde, oder die er zu fruͤhe abgehet, 1 albus strafe, und muß solches allenfalls nachthun. Wer 2 bis 3 dienste hinter einander versaͤumet, wird noch darzu mit gefaͤng- nis bestrafet, wofern die dienste gezimend angesa- get worden sind. In der Prigniz wird sothanes aussenbleiben mit einem halben guͤlden gestrafet, repertorium juris priuati, I th. s. 500 und 510. Es koͤnnen auch andeve zwangsmittel dabei gebrau- chet LVI haubtstuͤck von den chet werden, Struben , am a. o. s. 285, Pufen- dorf T. II obs. jur. vniv. s. 7. § 412 wozu die baudienste geleistet werden? Was die baudienste anlanget, so sind selbige nicht allein zu erbauung der adelichen wonung, scheunen, staͤllen, brauhaͤusern, richters-wonung und des jaͤgers auch gerichtsdieners hause, amt- hause, zu leisten schuldig, sondern auch zu deren reparirung, sihe das repertorium juris priuati, im I theile, unter dem worte: baudienste . § 413 worinn die jagddienste bestehen? Die jagdfronen bestehen theils in spann-theils in handdiensten, z. e. die fahrung des jagdzeuges und wildes ꝛc. sodann der leitung der hunde, ma- chung der wildzaͤune, im treiben ꝛc. § 414 Ueberhaubt gehoͤret noch zum fronen an gewis- sen orten, z. e. das spinnen, obstabthun, die flachs- arbeit, das rupfen, reffen, hecheln, aͤpfelschaͤlen, besenbinden, hopfenpfluͤken ꝛc. das spazierfaren, auch zu gevatterschaften und hochzeiten, Estors kleiner schriften 1tes stuͤck s. 55. § 415 der bauer muß das geraͤthe zum fronen schaffen. Der bauer muß alles geraͤte zu den fronen schaffen, Engelbrecht de operis rusticorum § 78, Rosenthal de feudis, cap. VIII qu. 22, herzogl. Wolfenbuͤttelisches dienstreglement, § X, Magdeburgische L. O. cap. 32 § 6, und wenn ihm solches schadhaft wird, oder gar verloren ge- het, ist der herr ihm solches zu ersezen nicht schul- dig, Engelbrecht am a. o. von Berger in der oeconomia juris lib. 1. tit. II § VIII nota 7, Estor in kleinen schriften, II bande, s. 136 fg. das futter erhaͤlt er ordentlicheꝛweise nicht. § 416 Der bauer muß die dienste auf seine kosten thun, daher ihm das futter fuͤr das vieh ordentlicher weise frondiensten. weise nicht gereichet wird, Klok , vol. 1 cons. 10 num. 524. Pufendorf T. I obs. 121 § 15, Struben am a. o. cap. 5. s. 227. § 417 Essen und trinken, oder geld wird den froͤnern das essen und trinken oder geld eꝛhalten die froͤner nach dem her- kommen. nach dem herkommen gereichet, repertorium juris priuati I th. s. 500 fg. § 17, F. S. Gothaische L. O. th. II cap. II t. 15 s. 143, Altenburgische L. O. th. II cap. 2 tit. 15. Engelbrecht am a. o. § 74, Daͤgener de abusu circa praestationes rustico- rum § 19, Frommann von frondiensten § 44. § 418 Von den fronen im Osnabruͤgischen sihe die ordnung, cap. XIII und Estor in kleinen schrif- ten II bande s. 135 fg. § 419 Zu spanndiensten mit einem wagen gehoͤren wie viel personen zu den spann- diensten ge- hoͤren? 2 personen, zu einem karn aber eine person. § 420 Wo es hergebracht ist, muͤssen die bauern alles zur haushaltung gehoͤrige aus der stadt holen, auch von dem dienst- zwang. ihre kinder dem herrn zum gesinde dienst uͤberlassen, welches man den dienstzwang nennet, Carpzov lib. I tit. 6 resp. 58, von Berger am a. o. s. 54 fg. Klingners sammlungen zum dorf und bauern recht, I th. s. 66 fg. Potgiesser am a. o. II, 7, 28, repertorium juris priuati, th. I s. 499 § 14, 15, Mylii corpus constit. march. T. V th. I abth. I s. 53. § 27 fg., Estors kleine schriften im ersten bande s. 73 fg., woselbst von den Schenkischen ei- genbehoͤrigen gehandelt wird. § 421 Bei den leibeigenen gibet es auch leibzuͤchter. was die leibzucht der leibei- genen sei? Die leibzucht ist ein gewisser unterhalt, welcher den alten leibeigenen nuznuͤßlich auf lebenslang nach LVII haubtst. von den nach dem betrage der groͤße des erbes angewisen wird, sihe die Churbraunschweig-Luͤneburgische landesordnungen und gesaͤze vol. 4, cap. 5 sect. 1, num. 28 s. 80. § 422 von den heerwagen und frei- pferden. Jeweilen haften auf den guͤtern kloster-heerwa- gen, freipferde, F. H. Casselische greben-ordnung s. 80 § 16 tit. 31, Buders amoenitates juris feud. obs. 25 s. 177, Besold am a. o. Kuͤchen- wagen s. 492 von Westphal in der Vorrede zum 4ten Bande der monum. ined. s. 64 fg. s. 83 von Hontheim T. I hist. Treuir. diplom. s. 134, s. 663 § 9 s. 668. Das kloster Eberbach hat dem herrn landgrafen zu Hessen-Darmstadt den klo- sterwagen zu stellen. Sieben und funfzigstes haubtstuͤck von den paͤchten und zinsen . § 423 was paͤchte, E in ausfluß der leibeigenschaft ist auf gewisse maase die abfuͤhrung gewisser paͤchte und zinsen. Die paͤchte bedeuten eine abgabe vom ge- traide auch andern sachen wegen eines gutes an den gutsherrn, Dreyer s. 94, Potgiesser am a. o. s. 139, 200, 457, 460, 889 fg. von Buri am a. o. s. 946, Mevius P. IX decis. 84, 85, Estors kleine schriften, II bande, s. 138, 139. § 424 und guͤlten sind. An einigen orten heiset die frucht-lieferung guͤlte, daher man kornguͤlte, waizen-weinguͤlte, herren- guͤlte, fruchtguͤlte, malzgut, vogthafer, sand-wald- hafer ꝛc. sihe Frisch im Teutschen woͤrterbuche, th. I s. 382, bauerguͤlte, guͤlt- und zinßleute, guͤlt- bauern paͤchten und zinsen. bauern, guͤltherren, guͤlthoͤfe hat, Frisch am a. o., Besold im thesauro practico, unter dem worte: guͤlt: s. 348; dahingegen, was an gelde abzuge- ben ist, zinß heiset, Besold am a. o. und in der fortsezung s. 214, s. 260, Struvens sammlung un- terschidener Teutschen woͤrter, unter bauerguͤlte , bauermiete. § 425 Auch ist an einigen orten der moͤdum hergebracht, was moͤ- dum ist? welcher eine gewisse abgabe an garben oder fruͤch- ten ist, welche der besizer des ihm oder seinen vor- fahren geschenkten stuͤk landes zur erkennung der beschehenen uͤberlassung jaͤhrlich entrichten muß. Man hat dergleichen moͤdumsguͤter, moͤdumsland im oberfuͤrstenthume Hessen an der Lane und im amte Wetter, welches das erste jahr korn, das andere hafer, und wenn es brach lieget, nichts gibet, darnebst zehndbar, auch steuerbar ist, Kopp in lehnproben vol. 1 s. 284. Estor in kleinen schrif- ten, I bande, s. 75, und de ministerialibus. § 426 Das maas des pachtes, imgleichen der werth wie es mit dem maase und dem werthe des geldes ge- halten wer- de? der alten geldsorten wird nach dem herkommen be- urtheilet; ist aber kein herkommen vorhanden, so gehet es auf das leidlichste gemaͤs, cap. 18 ẍ de censibus L. 9 L. 34 D. de regulis jur. Boͤh- mer in jure parochiali, sect. V II cap. I § 17 s. 403, Estors kleiner schriften III ten bandes s. 756. § 427 Die pachten und zinsen muͤssen ordentlicher weise die zinsen sind vonden schuldigen auf ihre ko- sten zu lie- fern. auf der leistenden kosten gelifert werden. Einige hat man an dem orte des pachtgebers bei verlust des pachters an einem gewissen tage vom pacht- herrn zu erheben, wie die Schenkischen erbzinsen zu LVII haubtstuͤck zu Bommersheim auf Remigii tag empfangen werden muͤssen. § 428 die leibbe- den geben die leibeige- nen nach dem her- kommen. Der leibeigene hat nicht allein von den inha- benden guͤtern, sondern auch wohl von seinem leibe paͤchte, guͤlten und zinsen abzutragen, wie solche nach den gesaͤzen, vertraͤgen, und gewohn- heiten bestimmet sind, daher der haubthafer, haubt- und leibhuͤner- leib- guͤlte, leib- bed- gelt- pfennig- schilling, die leibes erledigung, bekannt sind, wie man denn auch die eigenbedheber in Hessen hat, Osnabruͤgische eigent. ordnung cap. 14 § 1 und cap. 17 § 2, Waldschmidt am a. o. cap. III § 8 fg. Potgiesser s. 888, von Ludolf obs. cam. contin. obs. 168. Baierisches landrecht, buch IV art. 4, anmerkung uͤber die frankfurtische reformation, dritte fortsezung, s. 591, Deinlins disp. de prae- stationibus gallinariis § 5, Stisser am a. o. s. 236, § 9, analecta Hassiaca, coll. III s. 149, von Westphal im specimine documentorum ineditorum s. 37. § 429 im Solmsi- schen gehen die leibhuͤner von der mutter auf die kinder fort. Inhalts des Solmsischen erbbuches gehen die leibhuͤner von der leibeigenen mutter auf ihre kin- der, oder es huͤnert fort, daher iedes wieder ein leibhun jaͤhrlich geben muß, wenn es heiratet. Vom manne erbet es nicht fort auf die kinder, es muß aber, wenn er stirbet, das beste haubt bei der herrschaft getaidiget werden, so lange solches nicht geschihet, hat die herrschaft jaͤhrlich das leib- hun von den erben zu fodern, und wenn eine leib- eigene Frau stirbet, so wird es eben so mit der taidi- gung gehalten. Acht vom besten haubte, haubtrechte. Acht und funfzigstes haubtstuͤck von dem besten haubte, haubtrechte ꝛc. § 430 D as haubtrecht wird genennet, das befugnis, was das haubtrecht sey? vermoͤge dessen der gutsherr von seinem bauer und denen, welche sothanem rechte unterworfen sind, nach dem absterben von der verlassenschaft etwas gewisses nach dem herkommen erhaͤlt, Estor de ministerialibus und in dem fuͤnften stuͤcke der kleinen schriften, bande II s. 143, 144 § 40, Dreyer am a. o. s. 94 num. 5, Johann Andreas Hof- mann de feudis censualibus cet. s. 2, 3. in noten. Potgiesser am a. o. II, 11, Harpprecht de jure mortuarii. § 431 Es wird sothanes recht die taidigung des besten dessen be- nennungen haubtes, die todte hand, der todtfall, gewandfall, das budtheil, baulebungsrecht, weidmal, gelaͤs, die kurmede, das hausgenossenrecht ꝛc. genennet, Potgiesser , am a. o. s. 577, 594, 895, 898, Wald- schmidt am a. o. cap. III § 9, 10. § 432 Das haubtrecht ist nicht aller orten uͤberein, ist nicht aller orten einerlei. wannenher disfalls auf das herkommen gesehen werden muß. Im Hessen-Darmstaͤdtischen wird das gut des bauern geschaͤzet, und die taidigung des besten haubtes mit 5 von 100 berichtiget, Estors vorrede zum 4 theile der staatsgeographi § XIII. Es haftet solches recht nicht allezeit auf der person, sondern auch wohl auf den guͤtern, Struben obs. VIII. M Neun LIX haubtstuͤck Neun und funfzigstes haubtstuͤck von den freien bauern. § 433 der freien bauern vor- zuͤge? G enug von den leibeigenen! wir wollen nun auch von den freien bauern handeln. Die- ser ihre freiheit bestehet darin, daß sie nicht leibei- gen sind, im uͤbrigen aber fast eben dasjenige lei- sten muͤssen, was die leibeigene schuldig sind. § 434 den bauern koͤmmt das voͤllige ei- genthum uͤber die pacht- und zinsguͤter nicht zu. Gestalt dann selbige viele fronen thun, nicht minder paͤchte und zinsen z. e. an rauchhuͤnern, hanen, huͤnern, gaͤnsen, zehnten, die lehngelter, den weinkauf geben muͤssen. Sie haben auch so wenig, als der leibeigene das voͤllige eigenthum an ihren hoͤfen, mithin ist Carpzovs und anderer lehre irrig, welche sie von der bauern pacht- und zinsguͤtern haben, vermoͤge deren sie dem bauer daruͤber das voͤllige eigenthum zuschreiben. Zu Suͤnglis lifert iede baustaͤtte der hiesigen universi- taͤt 1 gans, 1 han, 1 hun. Eine nicht bebauete staͤtte gibet 1 gans. Wird ein plaz bebauet, ent- richtet der besizer 1 han, 1 hun und 1 gans. § 435 vom ge- schosse, und was solches sei. Die bauern muͤssen an vielen orten, wie die buͤrger geschoß entrichten, z. e. zu Suͤnglis zalet die gemeine jaͤhrlich der universitaͤt Marburg am geschosse 14 Casselische gulden, 14 Cassel. Albus. Das geschoß bedeutet ein von verschiedenen zu- sammen geschossenes geld. § 436 der bauern zustand ist hart. Bei diesen umstaͤnden ist der Zustand der bauern ziemlich hart, indem sie sehr vielen lasten, als uͤber- bleibsalen der leibeigenschaft noch auf sich haben; wie- von den freien bauern. wiewohl solche beschwerungen auch durch ein ge- ding uͤbernommen werden koͤnnen. § 437 Wir wollen nun ihren zustand und bosheit die spruͤch- woͤrter von den baueꝛn. einzusehen verschiedene spruͤchwoͤrter bemerken; ‒ ‒ Da spricht der bauer: „Das muß Gott walten, „muß ich diese alle erhalten, „so geb ich mich gedultig drein, „und will es so zufriden seyn, Pistorius cent. 1 par. 28 s. 38 „dem bauer gehoͤret haferstroh, Pistorius cent. 2 par. 59 s. 202 „in Westfalen „gibt man dem bauer weiter nichts, als einen zwil- „ligern rok, ein hoͤlzern paar schuhe und pomperni- „kel; wenn ein anderer reitet oder faͤhret, da kan „der bauer wohl zu fuß gehen, oder auf des schu- „sters rappen reiten. Den bauern ist gut pfeiffen. „Ein bauer ist ein lauer, der bei vielem gut, thut „Gott und seinem herrn selten gut. Hinter sich „hinaus tragen die bauern ihre spieße. Ferner, wer „bauern verderben will, muß bauern mit darzu neh- „men. Weiter: wenn der bauer nicht muß, reget er „weder hand noch fuß Pistorius cent. II par. 60-65, cent. VI par. 91. „Verdorbene bauern geben gu- „te hof- und schiermeister ab, cent. V , par. 13 s. 314, „Es mag leicht seyn, daß es ein bauer lobet, cent. VII par. 29. „Laß du den bauer bei dem pfluge: der „bauer ist gut genug. Der bauer muß alle ernaͤren „helfen. Auf dem bauer reitet iedermann. M 2 Sech- LX haubst. von den Sechzigstes haubtstuͤck von den fuͤrgesezten der doͤrfer, und deren einrichtung. § 438 zu erhal- tung guter ordnung sind auf den doͤrfern gewisse per- sonen zu be- stellen. Z ur erhaltung besserer ordnung sind in den doͤr- fern gewisse personen zu bestellen, z. e. greben, vorsteher, heimberger, schultheisen, richter, eid- geschworne, gelderheber, dorfsknechte, koͤtergreben, dienstlader, feuerherren, nachtwaͤchter, feldhuͤter, F. H. Casselische greben-ordnung s. 4, schoͤppen, bauermeister, burgemeister, ruͤgenmeister, aͤltesten, fuͤrsteher ꝛc. § 439 von den greben, Die vorsteher der doͤrfer haben also verschidene namen. In Nider-Hessen heisen sie greben, und werden auch wohl in ober- und unter-greben getheilet. Man hat daher die grebenstuͤle an manchen orten. Inhalts der erneuerten und ver- besserten policei-ordnung der kaiserlichen und H. R. burg Friedberg, tit. 4 haben die greben einige ge- richtbarkeit, und zwar in sachen, die unter 5 gul- den werth sind, welches man sonst nicht leicht fin- den wird. Schon zu Buzbach und in der ober graf- schaft Kazenellenbogen heisen sie centgrafen, hier- herum bauermeister, burgemeister, Estors vorre- de zum 4ten theile der staatsgeographi § 12, in Sachsen und anderwerts dorfschulzen, deren ob- ligenheit ist beim Fritsch de jure pagorum be- findlich. S. Gothaische schulzen-ordnung, P. III num. 18 s 407 fg., in der S. Gothaischen landes- ordnung, Neu-Maͤrkische bauer-gesinde-ordnung, 1685, tit. III, in des Mylii constitut. marchica- rum vol. V, abth. III cap. I s. 175. F. H. Casseli- sche greben-ordnung s. 128, F. Wolfenbuͤttel. L. O. im fuͤrgesezten der doͤrfer. im anhange, s. 205. Das schulzen-amt ist iewei- len mit einem lehn verknuͤpfet, sihe die constitu- tiones marchicas, vol. II, abth. V num. 28, num. 30 s. 42, 43, daher es erb- und lehn- frei-schulzen gibet, Wildvogels disp. de feudo scultetico, Schoͤttgen am a. o. s. 232, von Balthasar , von den landesgerichten in Pom̃ern ꝛc. 1 abth. cap. 1 § 3 s. 29. § 440 Ausser dem schulzen, welcher die gemeine rechnung den dorfs- fuͤrstehern, zu fuͤhren, wo nicht besondere gelderheber vorhan- den sind, F. H. Casselische greben-ordnung, s. 97, s. 129, auch andere obligenheiten auf sich hat, z. e. die aufsicht uͤber die sabbats entheiligung, laͤsterer, die in und ausserhalb des dorfes in erfahrung ge- brachten verbrechen anzuzeigen, ingleichen auf das herrschaftliche interesse zu sehen hat ꝛc. Stisser am a. o. s. 326 fg., findet man bei den gemeinden noch besondere fuͤrsteher, welche in Sachsen dorfs-vor- muͤnder, genennet werden. Sie sind wie die tri- buni plebis, welche auf das gemeine beste des dor- fes nebst den greben oder schulzen sehen muͤssen, S. Gothaische L. O. P. III § 7. s. 250. § 441 Der heimberger (von heim, vaterland, und ber- den heim- bergern, ger, verthaidiger, defensor) hat hier zu lande die bestellung und fortschaffung der amtsbefehle, der brife; sihe auch den Besold im thesauro practico unter dem worte: heimbuͤrgen. Hartungs disp. de scultetis heimburgiis et scabinis paganis, Bechmann , de scabinis Brummer de scabinis s. 33. In der reichsstadt Muͤhlhausen ist ein beson- deres heimberger-amt, sihe die Muͤhlhaͤusische proceßordnung, 1730 fol. t. 1 § 7 s. 4. § 442 Die feuerherren oder feuerlaͤufer werden darzu den feuer- laͤufern, bestellet, daß naͤmlich das feuergeraͤte wohlbehal- M 3 ten LX haubtst. von den ten werde, sie auf erhaltung der gemeinen brun- nen- und wasserbehaͤlter sehen, auf feuer und licht in der gemeine wohl acht geben sollen, sodann, daß, wenn eine feuersbrunst entstehet, sie die zum loͤschen bestellten leute der behoͤr nach anweisen, F. H. Cas- selische greben-ordnung s. 130. § 443 die nacht- waͤchter, Die nachtwaͤchter muͤssen in iedem dorfe bestel- let seyn, welche haubtsaͤchlich auf das feuer sehen, und bei verspuͤrter feuersgefahr, vermerkten dieben, oder wo verdacht ist, lerm machen muͤssen, F. H. Casselische greben-ordnung, s. 26 § 11 und s. 132. Eine ordnung, wornach die nachtwaͤchter in den koͤniglichen residenzen Berlin und vorstaͤd- ten sich eigentlich zu achten haben, 1727, sihe beim Mylius am a. o. T. V abth. 1 cap. 2 num. 14 s. 306. Sie duͤrfen in ihren diensten nicht belei- diget noch angefallen werden, S. Gothaische L. O. P. II, cap. 4. tit. 14 s. 251. § 444 den feld- huͤtern, Ueberdiß sind feldhuͤter, oder feldschuͤzen zu be- stellen, welche den schaden auf den feldern, an den fruͤchten, in den gaͤrten ꝛc. wahren, die leute, wel- che schaden zufuͤgen, pfaͤnden und behoͤrigen ortes anzeigen sollen ꝛc. F. H. Casselische greben-ordnung, tit. 45 § 9 fg. s. 114. § 445 den hirten, Imgleichen kuͤhe- schweine- schaaf- gaͤnse- zigen- fuͤllen-hirten ꝛc. greben-ordnung s. 52 fg. welche entweder gemeine, oder privat hirten sind. Die schweinschneider, oder kleemeister, hebammen sind auch nicht zu entbehren. Man rechnet diese zu den geistlichen personen des ortes, von Leyser uͤbern Schilter s. 76. Jedoch unschicklich. In- dessen ist deren bestellung hoͤchstnotwendig. Die nachricht fuͤrgesezten der doͤrfer. nachricht fuͤr die heb-ammen-meister zu Strasburg dinet hierunter zum muster, ingleichen Johann Christian Stissers unterricht fuͤr die wehmuͤtter, und Johann Christian Themels hebammenkunst, die Chur-Brandenburgische wehemutter durch Ju- stinen Siegmundin , koͤniglich Preußische und Chur-Brandenburgische hebammen ordnung, in des Mylius corp. constitut. Marchicar. T. V abth. IV s. 53 fg. s. 21, s. 204, 208, 233, 255. sie duͤrfen nicht curiren, und muͤssen in pflichten stehen. § 446 Man pfleget die doͤrfer in reichsdoͤrfer, landes- die einthei- lung der doͤrfer. herrschaftliche- adeliche- amts- raths- gerichts- haus-(kuͤchen-) bannzaͤundoͤrfer, oder in den bann- zaͤunen liegende doͤrfer, sihe Reinhards ausfuͤh- rungen 1ter theil, freie auch gemeinschaftliche oder vielherrische doͤrfer ꝛc. einzutheilen, welche entwe- der nach roͤmischer art an einander, oder nach Teutscher art weit aus einander gebauet sind, Tacitus cap. 16, Stisser am a. o. s. 303, 304, 317. Hinter Siegen fahen die alten doͤrfer der andern Gattung an, darin ieder bauer sein haus und hof, seine felder, kaͤmpe, holzung ꝛc. von des andern nachbars hause ganz besonders besizet, mithin die doͤrfer aus lauter einzelen von einander gelegenen hoͤfen bestehen. § 447 In Ober-Hessen machet man einen unterschid der unter- schid zwi- schen ort und oͤrtern. zwischen einem orte , und den oͤrtern . Der ort bedeutet einen fleken. Der fleke ist zweierlei. Der eine enthaͤlt bauern, als das Hessen-Casseli- sche Trais an der Lumme, drei stunden von Mar- burg und zwo von Giesen gelegen, hat weder buͤr- ger noch jahrmaͤrkte; dahingegen Schweinsberg, Hessen-Casselischer hoheit, und 3 stunden von Mar- M 4 burg, LX haubtstuͤck von der burg, gegen morgen gelegen, ein fleken war, der buͤrger hatte, iedoch mit jahrmaͤrkten nicht verse- hen war, bis Seine in Gott ruhende Schwedische Majestaͤt, als regierender Landgraf zu Hessen, er- meldtes Schweinsberg mit jahrmaͤrkten begnadig- ten, besage des F. Baden-Durlachischen raths, herrn H. R. Preuschens nachricht von der stadt Schweinsberg in den Marburgischen beitraͤgen. Jedoch giebt das recht der Jahrmaͤrkte nicht alle- mal das stadtrecht, noch weniger siz und stimme auf den landtaͤgen, als welches Schweinsberg auch nicht erlanget hat. Ebsdorf, 2 stunden von Marburg gelegen, hat gute pferdemaͤrkte; es ist aber dessen ungeachtet ein starkes dorf. § 448 den hoͤfen, adelichen guͤtern, burgsizen u. burgen. Wenn man die oͤrter durchsuchet; so werden doͤrfer und fleken dadurch verstanden. Einzele gebaͤude, als schaafstaͤlle, schaͤfer-wonungen, ade- liche size sonder ein dorf, werden unter oͤrtern nicht mit begriffen. Diejenige staͤtte, worauf ein won- haus nebst scheunen, staͤllen und mistplaze sich be- finden, bedeutet in einem dorfe den hof, oder hob. Der maierhof, oder wenn es dem landesherrn zu- gehoͤret, das herrschaftliche gut, oder dafern er einem von adel zustehet, das adeliche gut, ist ein gut, welches allein liget. In Nider-Hessen nen- net man ein herrschaftliches gut eine maierei, auch ein forwerg. Die adelichen guͤter, sie moͤgen lehn oder erbe seyn, nennen wir adeliche guͤter, adeliche hoͤfe. Sind es aber burglehne so heißt es ein burgsiz. Eine burg bedeutet die herrschaftliche wonung oder den adelichen siz auf der ebene in einem dorfe, oder einer stadt. Ist sie mit einer uͤber acht schuhe ho- hen mauer oder einem wassergraben umgeben, so nennet man sie eine burgfeste. Die adeliche size sind von einquartirungen befreiet. Bei dem freiherr- lichen doͤrfer einrichtung. lichen Riedeselischen Geschlechte sind vermoͤge erb- vertrags von 1586 nur 6 rittersize erlaubet. § 449 Die doͤrfer des oberfuͤrstenthums Marburg sino die einthei- lung der Marburgi- schen doͤrfeꝛ entweder haus (kuͤchen) doͤrfer, oder blose doͤrfer. Diese leisten frondienste zur hisigen festung, wovon hingegen die kuͤchendoͤrfer befreiet sind, anerwogen diese die haushaltungs-dienste auf dem schlosse ver- richten muͤssen. Es gehoͤren dahin Cappel, Okers- hausen, Wehrda und Marbach. § 450 Amtsdoͤrfer sind, darin der landesherrschaft was amts- doͤrfer sind? naͤchst der landeshoheit die Gerichtbarkeit zustehet, und solche durch die verordneten Amtleute verwal- ten laͤsset. § 451 Das mitglid eines dorfes nennet man einen wie man zu einem mit- gliede der gemeine aufgenom- men werde? mitnachbar oder bauer. Wer dazu aufgenom- men seyn will, hat sich mit der gemeine abzufinden, F. H. Casselische greben-ordnung s. 95 § 1. Es duͤrfen aber keine juͤden so wenig in einer stadt, als weniger in einem fleken, oder dorfe in Hessen Cas- selischen landen angenommen werden, wo deren vorhin keine gewonet, oder die aufname von al- ters her nicht gewoͤnlich gewesen ist, F. H. Casse- lische juͤdenordnung vom jahre 1739 § 1, und 1749 § 2 s. 4 diese duͤrfen keine feldguͤter weder eigen- thuͤmlich noch unterpfaͤndlich besizen, § 33. In Nider-Hessen theilet man die dorfseinwoner in an- spaͤnner, huͤfner, koͤter, brinksizer, hintersidler, bei- woner, hintersassen, einlaͤuflinge, F. H. Casselische grebenordnung, tit. 17 § 8 s. 41, tit. 31 § 9 s. 77 fg. Sonst hat man auch voll- und halbeimer, groß- und klein-koͤter, bringliggern, baggers, Braun- schweigische dienstreglement vom jahre 1722, gaͤrt- ner, leibzuͤchter, haͤusler, losgaͤnger ꝛc. die beisas- M 5 sen, LX. haubtst. von der sen sind keine gemeinsglider, Fritsch de jure pa- gorum, von Goͤbel de jure et judicio rustico- rum fori Germanici, Kreß von den geistlichen sendgerichten s. 154, 155, Hildebrand vom vorbe- haltenen beisize. § 452 was die dorfflur ist? Der bezirk des grundes und bodens bei einem dorfe heißet im Reiche die terminei, gemarkung, in Sachsen die dorfflur. § 453 von den ge- meinen sa- chen und rechten der nachbaren. Die gemeine sachen und guͤter, welche in Schwaben allmandten, allmandsguͤter heisen, bestehen ieweilen aus haͤusern, muͤlen, waldun- gen, teichen, baͤchen, fischereien, wisen, trischen, oder laiden, rasen oder wasen, laͤndereien, erb- zinsen, interessen von capitalien, zehnten, wirts- haͤusern oder schenken ꝛc., sihe des repertorii ju- ris priuati I ten theil, s. 177 fg., deren nuzungen der gemeine zustehen. Sihe Wolfgang Adam Schoͤpfs disp. de bonis vniuersitatum, quae Germaniae dicuntur: allmanden, Tuͤb. 1740. Und wie in einer stadt das buͤrgerrecht und die buͤrgerliche narung einem buͤrger zustehet; also nen- net man diese gerechtsame auf den doͤrfern die ein- art und im benachbarten amte Ameneburg den aͤh- bert. Also wurden in solchen der gemeine W. wi- der den etwas vom dorfe wonenden muͤller das naͤ- hergeltungsrecht, oder der abtrib, nicht verstat- tet, weiln der muͤller die einart nicht haͤtte; auf so- thane gemeine guͤter ist eine genaue aufsicht zu ha- ben, deren veraͤuserung kommet der gemeine allein nicht zu. Die rechnungen sind uͤber die einna- men und ausgaben richtig zu fuͤhren, grebenord- nung s. 119 fg. § 454 doͤrfer einrichtung. § 454 Die bauern haben ihre freiheiten, die aber mei- der bauern freiheiten. stens aus dem Roͤmischen rechte herfluͤsen. Hie- her gehoͤret das recht, dorfhandwerke zu haben, z. e. leineweber, schmide, schneider, zimmerleute, rademacher (wagner) schuster ꝛc. F. H. Casseli- sche erneuerte zunftordnung vom jahre 1730 § 27 s. 24 fg., grebenordnung s. 23 § 4; hiernaͤchst, daß sie zur erndte zeit vom 18ten julius bis den 25sten august vor gerichte nicht erscheinen duͤrfen, daß sie bey nassen wetter auf sonn- und feiertagen heu und fruͤchte einerndten moͤgen, zum behufe des zehnt-herrns die zehnten mit ein zu hausten, oder unter die fruchthaufen bei ihr getreide zu stel- len, nicht schuldig seynd. Sie duͤrfen auch nicht zu außerordentlichen diensten, als daͤmmen, an- gestrenget werden. Das jagen muß bis nach der erndte unterbleiben. Der frevel an feldfruͤchten wird hart gestrafet. Der bauer darf das aͤren- lesen verbiten. Das windloch und die tenne darf ihm nicht gekraͤnket werden ꝛc. Johann Paul Kressens disp. de priuilegiis agriculturae apud Germanos , 1712. § 455 Außer den gemeinen dorflasten, und schuldig- worin die dorflasten bestehen? keiten der Fleken auch doͤrfer, als der amtes- und landesfolge, einquartirung der durchzihenden fremden und einheimischen soldaten, einnemung der reiterei in die quartire, vorspann fuͤr die durchzihenden soldaten, gehoͤret dahin: die stel- lung der stute-pferde zur beschelung von den herr- schaftlichen hengsten, die liferung der fuͤllen gegen ein gewisses gelt, die nichtveraͤuserung der stuten ohne erlaubniß, die liferung der sperlings-koͤpfe; greben ordnung s. 21 § 9, F. H. Casselische stute- reiordnung 1737 und 1753. Die leistung der tage und LX. haubtst. von der und nachtwache, die haltung des gemeinen reit- ochsens, oder bullens, auch des gemeinen ebers, welche reihe um von einem jaͤhrlich angeschaffet so- wohl unterhalten werden muͤssen, wie noch juͤngst- hin die hisige juristen facultaͤt gen Medebach im benachbarten herzogtume Engern, Chur Coͤllni- scher hoheit, gesprochen hat. Außerordentlich kommen hieher im Heßischen die stuͤck-furen von Rheinfels gen Marburg oder Zigenhain oder Cas- sel, und von disen orten dahin. § 456 die bauern sind zur landwirt- schaft an- zuhalten, Alldieweil die erzihung guter unterthanen die grundlage der wohl eingerichteten landwirtschaft ist; so sind desfalls alle behoͤrige anstalten vorzu- kehren, wobey der gottesdienst benebst den schulen fuͤr die jugend voraus zu setzen sind, F. H. Casselische greben ordnung, tit. 1 s. 7, damit nun die bauern sich dem muͤßiggange nicht ergeben, vielmehr sel- bige zu ihrem eigenen besten anfangen moͤgen, et- was anzubauen, als obst- und andere baͤume, hopfen-gaͤrten, baumschulen, anlegen, und pflanzen, so hat man darzu die behoͤrigen verord- nungen ausgehen lassen, gestalt es dann an der- gleichen in den Teutschen landen nicht erbricht, H. Casselische greben ordnung, s. 31 fg., Meklenbur- gische policeiordnung, S. Gothaische landesord- nung P. II cap. III tit. 26, Wolfenbuͤttelische lan- desordnung § 36 fg., hieruͤber muͤssen diejenige, welche akerbau haben, sich des flachsbaues und der spinnereien befleißigen, greben ordnung, s. 61, § 1, in betracht das spinnen eine gute dorfnarung ist, wannenhero die dorfspinnereien in aufname zu bringen gesuchet, und mit guten hasbel-ordnun- gen versehen werden muͤssen, wobei es fuͤr das land zutraͤglich ist, wenn das gesponnene garn im lande verarbeitet und nicht rohe ausgefuͤhret wer- den doͤrfer einrichtung. den darf, wie unten weiter gezeiget werden soll, sihe der Chur-Braunschweig-Luͤneburgischen lan- desordnung und gesaͤze III ten theiles, IV tes haubt- stuͤck, H. Casselische greben ordnung s. 83 § 1 s. 96 § 1, s. 19 § 1, s. 84 § 5. § 457 Zu den oberwaͤnten lasten der bauern gehoͤren von den steuern. nicht minder die steuern nach Saͤchsischer mund- art, oder die contributionen oder monatsgelder. Di- se sind in Hessen die abgiften des buͤrgers und bau- ers zur unterhaltung der soldaten und des landes vertaidigung. Die steuern in Hessen hingegen sind diejenigen abgaben, welche die landstaͤnde auf den landtagen verwilligen, und von den praͤlaten, der ritterschaft, der landschaft, das ist, den staͤdten und doͤrfern entrichtet werden. Von deren ur- sprunge und fortgange sihe Grupens obseruat. IV , Strubens nebenstunden I band, Lau am a. o. s. 297, den von Westphal in der vorrede zum 4ten bande der monument. inedit. rerum Ger- man. s. 84 fg. nota (hh). § 458 Ihren suͤrsten gaben die Teutschen mann fuͤr worin der alten Teut- schen steu- ern bestan- den haben, mann freiwillig am viehe und getraide eine steuer, Hert de veteris Germaniae populis, P. I cap. V § 3 s. 42 T. I vol. II s. 42, Tacitus de mori- bus German. cap. XV § 3, dahingegen sie die tribute nicht leiden konnten, Tacitus in annal. lib. IV cap. 72. Unter den Franken waren die freien davon frei, Hert in der notitia regni Franc. vet. cap. 1 § 1 s. 137 und cap. 4 § 54 s. 210 vol. II T. I opusc. Struben de jure villicorum cap. VI § 1 s. 250 fg., und in der III ten obs. § 1 s. 87 fg., iedoch mußten die staͤdte, kirchen und kloͤster steuern, Hert am a. o. Struben am a. o. obs. III § 2, und § 4, f. 87, s. 94 fg., und wenn es der LX. haubtst. von der der notstand, auch das allgemeine beste erfoderte, wurde ein beitrag von den untertanen verwilliget, Grupen am a. o. s. 886, fg. Von der unterm Teutschen koͤnige Philipps bewilligten reichssteuer sihe Hahns reichshistori IIII s. 84. § 459 die steuern sind man- nigfaltig. Die steuern sind unterschidlich, man hat z. e. reichs-kreis-Tuͤrken-landes-steuern, soldaten-steu- ern, quartier-monats-gelder, kopf-trank-steuern, baͤdten ꝛc. und sind entweder ordentliche, oder außerordentliche abgaben. § 460 von den außeror- dentlichen steuern, Außerordentliche steuern werden entweder auf den landtagen verwilliget, oder eigenmaͤchtig ein- gefuͤhret, z. e. kopfsteuer, fraͤulein-steuer, will- kommschaz, die froͤliche ankunft-schaz, kronen- steuern. Man rechnet auch die service fuͤr die sol- daten, die land lotterien und leibrenten hieher. § 461 und andern abgaben u. einkuͤnfte. Es sind aber noch viele andere abgaben und einkuͤnfte bekannt. So hat man in einigen lan- den: 1) die staͤndigen erbzinsen von den staͤdten, auch von erbguͤtern, 2) den staͤndigen erbzins von den hufen, 3) den staͤndigen zins von den herr- schaftlichen eigentums-leib-las-heimgefallenen und erbzinsguͤtern, 4) die rottzinsen, 5) die pachtzin- sen von den meiereien, 6) die pachtzinsen von ein- zeln auf gewisse zeit verliehenen guͤtern und gebaͤu- en, 7) den geschos, 8) das kuhgelt, 9) die baͤdte, 10) das pfluggelt, 11) das dienstgelt, bau- wein- fuhr- und andere dergleichen gelter, 12) das zehnt- gelt vom lande, das vormals den zehnten gegeben hat, 13) von vermalterten zehnten, 14) den fleisch- zehnten, 15) das heerwagen gelt, 16) den muͤhlen- zins, das pacht- und grundgelt, auch den sonsti- gen muͤhlen-ertrag, imgleichen von den schleifko- ten, doͤrfer einrichtung. ten, 17) das triftgelt, fuͤr kaͤse, milch, triftvieh und anderes aufkommen von den schaͤfereien, 18) die einkuͤnfte von den fischereien und teichen, 19) von den steinbruͤchen, und desfalls angelegten wip- pen, 20) von den reukaufen, 21) die herrschaftli- chen und kancellei-busen, auch was die reservat- beamte dictiret haben, 22) die rentkammer-busen, 23) die peinliche halsgerichtsbusen, 24) die stadt- busen zum herrschaftlichen theile, 25) die amtsbu- sen, 26) die land- und ruͤgegerichtsbusen, 27) die wald- und mastbusen, 28) die jagt- hunde- und fischbusen, 29) die einkuͤnfte von den confiscirten sachen, 30) von den freikaͤufen, oder der erlassung aus der leibeigenschaft, 31) von den erbfaͤllen, oder fuͤr das beste haubt und kleid, 32) vom markt- rechte, 33) das zunftgelt, die busen und anders, was von den zuͤnften einkoͤmmt, 34) das buͤrger- gelt, 35) das beiwoner gelt, oder von den inligern an statt des schuzgeltes, 36) das schuzgelt von den juͤden, 37) das einzugsgelt von den christen, 38) das einzugs-gelt von den juͤden, 39) das strafgelt vom rabbiner erkannt, 40) die peinliche und andere gerichtskosten, auch der gefangenen zerungs-erstattung, 41) das huͤlfs- oder immißions- gelt, 42) das abzugsgelt, 43) fuͤr die verkauften und ausgewisenen staͤtte- land- oder andere guͤter, 44) fuͤr die verkauften bau-materialien, 45) den weinkauf von allerhand auf eine zeitlang verlihe- nen sachen, 46) den weinkauf von den erbguͤtern, das lehn- und empfaͤngniß gelt, auch zum dritten, zehnten oder zwanzigsten pfennig, 47) das forst- gelt, 48) der forst-bedienten accidentien, 49) das mastgelt, 50) das nachmastgelt, 51) von den wein- schenken, 52) vom brandteweinbrennen, 53) vom brandteweinschenken, 54) den zins vom bierbrau- en, schenken, wirtschaft und herbergiren, 55) die trank- LX. haubtst. von der tranksteuern, 56) die bier-accis, 57) das juͤden- silber- und federlappen-gelt, 58) vom pferde legen und schweine schneiden, 59) die capital-zinsen, 60) den tobaks-licent, 61) den impost und consumti- bilien-licent, 62) fuͤr verkaufte frucht und kleien, 63) fuͤr das rindvieh, die hof- und maier-rinder, 64) fuͤr die schweine, mahl- und zehntschweine, 65) fuͤr verkauftes federvieh und eier, 66) fuͤr das verkaufte wiltpret und anders, was vom jagdwe- sen einkommet, 67) vom schaaflager, 68) fuͤr die wolle, 69) fuͤr verkauftes heu, gras, grummet und huten, 70) fuͤr das stroh oder kaf, 71) fuͤr das unschlitt oder die butter, 72) fuͤr das wachs, 73) fuͤr das linnen tuch oder den flachs, 74) vom salzschließ, 75) von den salzwerken, oder was sonst am salz verkaufet ist, 76) von den berg- und alaun- werken, auch glashuͤtten, 77) von den steinkolen werken, 78) vom kalk- gips- zigel- und bakstein- brennen, thon graben, auch pott-aschen siden, 79) von muͤnzen den gewinn, oder agio, 80) vom gestempelten papier, 81) den waͤsserung- oder wehrzins, 82) von den wasenmeistereien, 83) das zollgelt, welches die beamten erheben, 84) den landzoll, 85) den wasserzoll, 86) den guͤlden wein- zoll-gelt, 87) das wege- und geleitsgelt, 88) das schlacht- und schleusengelt, 89) das verspruchs- gelt ꝛc. Diesen koͤnnten noch viele andere einkuͤnf- te, z. e. von den posten, dispensationen und der- gleichen beigefuͤget werden, wenn es der raum verstatten wollte. Immittelst sind diese einkuͤnfte in die staͤndigen und unstaͤndigen einzutheilen. § 462 dem ab- zugsgelte, oder der nachsteuer. Zu den außerordentlichen steuern, welchen die bauern und buͤrger unterworfen sind, gehoͤret der abschoß, nachschoß, die nachsteuer, das abzugs- gelt, Horns jurispr. publ. cap. 60 § 15 s. 659. Es doͤrfer einrichtung. Es ist aber sothaner abschos eine gewisse summe geltes, welche der hohen landes- auch wohl der nidern oberkeit, nach dem herkommen von den guͤ- tern, welche anderwaͤrtshin gebracht werden sol- len, zuruͤke bleiben muß, Johann Jodoc Bek vom abschoß und nachsteuer, Thomasius, Knorr de jure detract. et gabellarum jure, Kopp vom abzugsrechte, in Estors kleinen schriften II ban- de, s. 49 fg. § 463 Das abzugsgelt ist zweierlei, und wird entwe- dessen ein- theilung. der von den abziehenden personen, oder von den außer landes, auch wohl aus einem orte in den andern zu bringenden erbschaften nach dem her- kommen, oder vermoͤge des wiedervergeltungsrech- tes (retorsion) gefodert, reichsabschid vom jah- re 1555 § 24, 1594 § 82, Westfaͤlischer fride art. 5 § 37, von Leyser specim. 226 med. 5 und 6. § 464 Vor dem 16ten jahrhundert weis man von die- wenn sol- ches aufge- kommen ist? ser abgabe nichts. Sie ist wegen der leibeigen- schaft eingefuͤhret, und koͤmmt am ersten im reichs- abschide vom jahre 1555 § 24 unter dem namen nachsteuer vor. Demnach ruͤret sie weder aus dem Roͤmischen, noch geistlichen, sondern Teut- schen rechten her, von Ludewig gelehrter anzei- gen I ten theil, s. 196, H. Casselische grebenord- nung s. 95 § 2, fg. Judenordnung 1739 § 38, und 1749 § 28 s. 18. § 465 Die nachsteuer und der abschoß ist nicht aller das abzugs- gelt ist nach den landen und orten unterschi- den. orten einerlei. Es werden 3, 5, 10, 15 ꝛc. vom hun- dert gegeben, wofern man nicht davon befreiet ist. Es sind aber entweder davon einzele personen, oder gemeinen, auch ganze lande vermoͤge gewisser frei- N heiten, LX. haubtst. von der heiten, und gedinge befreiet, sihe das repertori- um juris priuati, I ter theil, s. 89-101. § 466 die desfalls voꝛhandene rechtsmit- tel, Die rechtsmittel wider diejenigen, welche das abzugsgelt nicht erlegen wollen, sind sowohl or- dentliche, als außerordentliche, reichsabschid 1594 § 82. § 467 vom stem- pelpapier- gelte. Eine außerordentliche ausgabe ist nicht minder das stempel-papiergelt, kraft dessen ein ieder un- tertan die gerichtlichen und außergerichtlichen handlungen auf einen mit des landesherrn zeichen bemerkten bogen bringen lassen muß, und fuͤr sol- che bogen den gesezten wehrt zu erlegen hat. In dessen unterlassungsfalle werden entweder die hand- lungen nichtig, oder man hat deshalber eine stra- fe zu gewaͤrtigen, F. H. Casselische verordnung von dem stempelpapiere vom 9 Sept. 1749. § 468 das stem- pelpapier trift alle untertanen Gleichwie aber das gestempelte papier alle un- tertanen betrift, und theils so viel dessen einfuͤh- rung anlanget, dieses in das staatsrecht gehoͤret, und uͤbrigens ins kammer-wesen einschlaͤget, so wollen wir uns dabei nicht aufhalten, sondern zu einer andern baͤuerlichen last, naͤmlich der lehn- ware (laudemium) lehngeld, anleidt, empfaͤng- niß-gelt, oder handlon, ehrschaz ꝛc. schreiten, F. H. Casselische greben-ordnung, tit. 41 § 4 s. 95. § 469 was das handlon ist? Die lehnware ist eine abgabe, welche bei ge- wissen hergebrachten faͤllen von des bauern lehn- gute an den gutsherrn abgetragen werden muß. § 470 wenn sol- ches zu er- legen ist? Bei den sterbefaͤllen und verkaufen wird die lehnware als eine erkenntlichkeit angesehen. Es gibet hohe und kleine lehnware, Luͤnig T. III. corp. doͤrfer einrichtung. corp. juris feud. s. 621 in der note. Sie haͤnget dessen gat- tungen, benebst dem wein- kaufe. theils von den landes gesaͤzen, und gewohnheiten, theils vom gedinge ab, daher sie mannigfaltig ist, Schilters disp. de bonis laudemialibus und in der 36 exercit. ad π . Imgleichen gehoͤret hieher die sterbe-lehnware, von Ludewig II th. der Haͤllischen anzeigen, s. 335. Im zweifel muß sie bei der veraͤnderung des gutesherrn und des bau- ers entrichtet werden. In Ober-Hessen bestehet sie im gelte und korbe. In disem wird der nasse oder der trockene weinkauf uͤberbracht. Der nas- se enthaͤlt eine oder mehrere maßen weines. Der trockene bestehet in kuchen und koͤppel kaͤsen. Wein- kauf heiset die lehnware darum, weiln bei den Teutschen die uͤbergabe einer sache vermittels zu- trinkung eines glases weines geschahe, Johann Wilhelm Hofmann im specimine jurispru- dentiae symbolicae veterum Germanorum § 17 s. 24 allein der weinkauf zeiget nach maasge- bung der Teutschen gewohnheiten nicht allezeit die uͤbergebung des eigentumes an, von Westphal am a. o. s. 5, 6 der bemeldten vorrede, und § 427 num. 45. Ein und sechzigstes haubtstuͤck von den kirmessen. § 471 D ie kirchmeß, kirchweihe, kirmes, ist ein zu- was kirmes und woher sie ent- sprungen ist? sammengeseztes wort, von kirche und weihe, oder messe. Das wort weihe bedeutet heilig, sihe Diderich von Stade erlaͤuter- und erklaͤrung der fuͤrnaͤmsten Teutschen woͤrter, s. 717. In der Wetterau heisset es die koͤrb und kirbe, sihe den wahrhaften bericht in sachen Isenburgischer un- N 2 terta- LXI haubtstuͤck, tertanen des gerichtes Reichenbach wider ihre hochgraͤfliche landesherrschaft Isenburg-Birstein, num. 4 und 6 s. 1, 2 und hat seinen Ursprung von der einweihung der kirchen, deren zu ehren alljaͤhr- lich ein fest angestellet worden ist, wobei man sich mit essen und trinken, tanzen und springen lustig gemacht hat. Daher noch heutiges tages die bauer-kirmes bekannt ist, welches eine allgemeine lustbarkeit der bauern benennet wird, Heinrich Link de juribus templorum, cap. 7, num. 3. s. 126, Boͤhmer im jure eccles. protestant. lib. III tit. 40 § 54 fg. s. 709 fg. Fleischers einleitung zum geistlichen rechte B. II cap. XI § 46 s. 401, Otto Sigism. Moriz von der Venne disp. de jure circa encaenia templorum, Erfurt 1718 an einigen orten wird auch der kindtaufsschmaus, oder kirchgangs-essen mit diesem namen beleget. § 472 die verord- nungen von den kirmessen. Dieweil aber der gemeine mann dabei viel uͤber- fluß treibet, und sich oft dadurch in seiner wirt- schaft schadet; so ist bereits deßfalls von Reichs- wegen ziel und maas geszet worden, volicei-ord- nung zu Augsburg 1530 tit. 23, zu Frankfurt 1577 tit. 15, welchem beispile viele landesherren nachge- folget und die kirmessen, wo nicht gaͤnzlich abzu- schaffen, iedoch sehr einzuschraͤnken gesuchet haben, F. Braunschweig-Luͤneburg-Cellische policeiord- nung, cap. 34 s. 94, Link am a. o. num. 18, 19, bevorab da sich einige, als die gerichtsherren, wel- chen diese lustbarkeit etwas eintraͤget, wider das erste gesezet haben, wie dann auch z. e. als der bi- schof zu Bamberg, Carl Friderich, graf von Schoͤnborn, die kirchweih-taͤnze verbote, das dom- kapitel sie in ihrer freiheit erlaubete, welche sache hernach an das kaiserliche und reichs-kammer-ge- richt gedihe. § 473 von den kirmessen. § 473 Aus sothanen kirmessen ist der kirchweihschuz, woher der kirchweih- schuz ent- standen ist und worin er bestehet? oder der uͤber die kirchweihe, die kaͤufer und ver- kaͤufer, wirte und gaͤste durch oberkeitliche anstal- ten vorgekehrte schuz entstanden, Frisch am a. o. I th. s. 516 unter dem worte, kirchweihschuz, von der Venne in der angezogenen disp. cap. II, § 6 s. 20 fg., welcher folgendes in sich begreifet: 1) die oͤffentliche ausrufung des fride-gebots mit mus- ketirs und dem amtsknechte, 2) die auffuͤhrung des oͤffentlichen plans 3) die bestrafung der in der kirch- weihe sich eraͤugenden frevel, schlagereien, und be- guͤnstigungen, 4) die einnehmung des markt- und scholler geltes, 5) die verstattung der musik auf eine gesezte zeit und stunde, 6) die visitirung der wirts- haͤuser oder tabernen, Estors kleiner schriften III band s. 385. § 474 Inhalts der F. H. Casselischen greben-ordnung wie es da- mit in den F. H. Cas- sel. landen gehalten werde? tit. III § 1 s. 11 darf keine kirmes gehalten werden, wo nicht vorher den beamten oder gerichtshaltern solches angezeiget, und selbigen die desfalls zu erle- gen verordnete gelter fuͤr das zuchthaus bezalet worden sind. Sihe auch die F. H. Casselische verordnung von spilen auf musikalischen instru- menten bei hochzeiten, kirmessen ꝛc. 1739 fol. In den F. Sachsen Gothaischen landen sollen die kirch- messen alle auf einen tag gehalten werden, sihe die fernere beifugen zur S. Gothaischen landes- ordnung cap. 1 s. 98 fg. § 475 Unterdessen hat diese bauern-lust zu einigen die spruͤch- woͤrter von den kir- messen. spruͤchwoͤrtern anlas gegeben, naͤmlich: „man „lasse die bauern ihre kirmes ꝛc. Pistorius cent. III par. 58 s. 320 ingleichen „es ist kein doͤrflein N 3 „so LXII haubtst. von den „so klein, es ist doch des jahres einmal kirchweih „darein, cent. 4. par. 44 s. 347. Zwei und sechzigstes haubtstuͤck von den herren zehnten . § 476 Z u den baͤuerlichen abgaben rechnet man uͤber- diß den herren-zehnten. Denn der pfaffen- zehnte gehoͤret in das geistliche recht, Estors an- merkungen uͤber das staats- und kirchenrecht § 355 s. 549 fgg., von Buri am a. o. s. 567 fgg. § 477 was der herꝛenzehn- te ist? Der herren-zehnte heiset eine abgabe des bauern von seinen fruͤchten auf dem felde und jungen vie- he, welche an einen zehntherrn entrichtet wird, von Westphal am a. o. vol. II s. 502, der zehn- te vom viehe heiset der blutzehnte, auch vermischte zehnte, als von rindern, kaͤlbern, schaafen, zi- gen, schweinen, laͤmmern, gaͤnsen, huͤnern. Von der wolle, milch, butter, kaͤse, von bienen-schwaͤr- men, wachs, honig ꝛc. einiger orten. § 478 Was zun zeiten der Franken desfalls herkoͤmm- lich gewesen ist, lehret Hert vol. II T. I s. 209 und T. II s. 140. Insonderheit hat Boͤhmer vol. I consil. 4, von Westphal in der angezogenen vorrede zum 4ten bande der monumentorum in- editor. s. 86, Meinders de origine et jure de- cimarum, Estor am a. o. § 380 fg. s. 561, Schoͤttgen am a. o. cap. XI s. 191 fg. Die Teut- schen hielten dafuͤr, der zehnte gehoͤre dem koͤnige, daher die koͤnigszehnten in den Teutschen urkun- den vorkommen. § 479 herren zehnten. § 479 Der zehnte wird in den grosen und kleinen ein- dessen ein- theilung. getheilet; jener bestehet in allerhand getraide, weinzehnten, oͤle ꝛc.; dieser in verschidenen kuͤ- chenspeisen, saͤmereien, flachs, eier, kaͤse, milch, wolle, gewaͤchse vom garten, baͤumen, jungen viehe ꝛc.; Oesterreichische zehntordnung § 2, Chur Markbrandenburgische zehntordnung vol. V con- stitutionum Marchicar. th. V abth. II cap. II s. 343-345 und th. II cap. II s. 138 num. 62, Chur- Braunschweig-Luͤneburg zehntrechtsordnung, im III theile cap. 4, der Chur-Braunschw. Luͤneburgi- schen landesverordnung ꝛc. Estor am a. o. § 372 s. 557, Saͤchs. landrecht lib. II art. 48, Wuͤrzbur- gische zehntordnung, § die heu und kleine ꝛc. Baie- risch landrecht tit. 28 § 11, 12, Hahn de jure de- cimarum cap. 13, Schroͤter vom zehnten, cap. III. Die eintheilung zu dorf und feld ist auch uͤb- lich, sihe die Brandenb. Baireutische zehntord- nung, Stissers einleitung zur landwirtschaft, F. H. Casselische zehntordnung 1737, 1747 und gre- ben-ordnung tit. 27 s. 64 fg. Blum vom zehntrech- te, cap. 17 § 7. § 480 Die zehnten werden entweder von den fruͤchten, der todte und leben- dige zehnte. oder von dem vihe entrichtet. Daher der unter- schid unter dem lebendigen und todten zehnten be- kannt ist. Sihe die Brandenburg-Baireutische zehntordnung und Bambergische zehntordnung. An einigen orten hat man den garten und kuͤchen- zehnten, welcher der obst- und kraut auch ruͤben zehnte in der Wetterau heisset. Von tauben- zehnten spricht die F. H. Casselische greben-ordnung s. 69 § 3. Der kuh zehnte ist, wo von ieder kuh ein kaͤse gegeben wird; der schweinzehnte ertraͤget von ieder geburt eines, Estor am a. o. § 372 s. 557. N 4 Stisser LXII haubtst. von den Stisser am a. o. s. 260 § 23. In Oberhessen heisset der zehnte von den kaͤlbern, laͤmmern, gaͤn- sen, fuͤllen ꝛc. das gejuͤngst oder der blut zehnte. § 481 wovon und wie oft ge- zehntet wird? Alles was der aker traͤget, wird gezehntet, mit- hin auch der tobak, die tartuffeln ꝛc. Wird der aker zweimal des jahres besamet, so zehntet man ihn auch doppelt, Zink im oͤkonomischen lexico sp. 3332, Stisser am a. o. § 17 s. 255, wird in die brache gesaͤet, ist der zehnte davon zu geben, Gas- ser am a. o. cap. X § 111. s. 217, H. Casselische zehnt-ordnung 1737 § 2, § 14. § 482 worin der kuͤchen- zehnte ge- leistet wird. Wo der kuͤchen-zehnte hergebracht ist, allda werden kraut, ruͤben, bonen ꝛc. gezehntet, sihe die Luͤneburgische zehntordnung § 1, das Baierische landrecht am a. o. § 10, die kaͤrntische zehntord- nung § 12, den Blum am a. o., Werndle vom zehntrechte, Schoͤpfens decis. Tubing. Mit der stadt Giessen hatten die adelichen zehntherren einen rechtsstreit wegen des tobakzehntens. Von tar- tuffeln-zehnten im Nassauischen handeln die an- merkungen uͤber das staats- und kirchenrecht s. 557. § 483 vom rott- zehnten. Werden wuͤste oͤrter angebauet, so gehoͤret dem herrn der rottzehnte, oder neubruch, sihe die F. H. Casselische rottungsordnung vom jahr 1733 und zehntordnung 1737 § 19, Stisser am a. o. § 21, 22 s. 258 fg. Philips Helfrich Krebs de ligno et lapide P. I classe 4 sect. 16 § X s. 209 fgg. Hiervon ist die oberheimgeraida und geraida um Strasburg, Landau, Turkheim ꝛc. unterschiden, sihe Franz Christoph Schattenmanns disp. de oberheimgeraida, Strasburg 1753. Wo aber keine verordnung ist, auch die pfarre des ortes den zehnten herren zehnten. zehnten nicht zihet; allda ist kein rott-zehnte, son- dern der aker ist zehnt-frei. § 484 Der zehnte ist entweder der garben- oder sak- der garben und sak- zehnte auch der tresenei zehnte. Dieser heiset, wenn eine gewisse anzal frucht an statt der zehnten geliefert wird, ie- doch hindert dieses hernach die kuͤnftigen jahre nicht, den garbe zehnten zu heben, Estor am a. o. § 373 s. 557, Zinck am a. o. sp. 3333. Der gar- ben-zehnte ist unterschiedlich, Stisser am a. o. § 15 s. 254, Pufendorf in obseruationibus iuris vniuers. T. I obs. III obs. 112 s. 294 fgg., T. II obs. 137 s. 484 fgg. Frisch am a. o. im II th. s. 467 die tresenei oder schmaalsaat zehnte wird von der schmalen saat, oder von den schmalen plaͤzen in ansehung des getraides gegeben; zur schmalen saat gehoͤren: hirsen, linsen, kraut, ruͤben, tobak ꝛc. Die tresenei wird der frucht entgegen gesezet, und bedeutet allerhand gewaͤchse, welche geringer als das getraide sind, F. H. Casselische zehnt-ordnung, 1737 § 2, § 14 1747, F. H. Darmstaͤdtische kam- mer und zehntordnung 1718, fol. § 485 Man hat ausser dem die hauszehnten, da von von haus- und andern zehnten, auch dessen anschlage, iedem hause z. e. ein rauchhun geliefert wird; ferner streu- wiesen- holz- fisch und andre zehnten, welche nach den unterschiedlichen gewonheiten der oͤrter zu beurtheilen sind, und von den fordernden erwisen werden muͤssen, Gasser am a. o. § 4, s. 218 bevorab wenn der aker oder das grundstuͤk nicht in der zehnt flure liget, Zink am a. o. sp. 3333, Pufendorf am a. o. T. I obs. 112 T. II obs. 32 s. 126 fgg. Krebs am a. o. P. I, classe 15 s. 499 fgg., und im fasci- culo quaest. XIII. s. 86 fgg., wie aber der zehnte in anschlag gebracht werden koͤnne, hat Gasser , N 5 am LXII haubtst. von den am a. o. cap. X, § VII s. 221 bemerket. In den Chur-Brandenburgischen landen hat der fleisch- und dorf-zehnte seine gewisse taxe, sihe die koͤnigl. Preusische hypotheken-ordnung s. 21 num. 17; der garben-zehnte aber wird im Magdeburgischen nach dem schoke auf 2 rthlr. 12 gl. in anschlag gebracht. Wie der flachs- und andere brachfruͤchte-zehnte im H. Casselischen angeschlagen werden solle? solches besaget die greben-ordnung s. 66 § 2 und zehnt- ordnung 1737 § 15 s. 10. § 486 auch dessen fortzaͤlung. Der lebendige fleisch- oder blut zehnte wird von allerhand viehe entrichtet, wenn solches gewoͤnet ist, oder nicht mehr an der mutter sauget, oder die alten es verlassen haben. Wegen des fortzaͤlens insonderheit der gaͤnse, oder des kleinen zehntens uͤberhaubt vom jungen viehe ist zu merken, daß man zwar bei diesem fortzaͤlen kan, aber nicht beim frucht zehnten, ob gleich der hofrath Reinhard vom fortzaͤlen des zehntens dieses behaubten will, wofern es nicht besonders hergebracht, und durch die landes gesaͤze verordnet ist, F. H. Casselische zehntordnung 1737 § 5 s. 6. Vor der haubt-schaaf- zale und dem hammelschnitte, darf, inhalts der H Casselischen greben-ordnung s. 80 § 2. kein schaaf-vieh verkaufet werden. Von der entrich- tung der laͤmmer, sihe den Blum am a. o. cap. XVII, § 7 fg. Der hammelschnitt wird also ge- nennet, weiln bei zaͤhlung des schaf-vihes ieder 10te hammel aufs kaͤrb-holz angeschnitten wird. Von den zehnt-laͤmmern sind die weide-haͤmmel unter- schiden, da der zehnte vor den genuß der hute aus- gehoben wird. Wie die schafe bei zusammen ge- triebener heerde ausgezehntet werden, also ver- meinete der von Baumbach zu N. daß die gaͤnse nach der heerde zu zehnten waͤren. Alldieweil aber das herren zehnten. das herkommen beim zehnten die einzige maasregel ist, so sprache die hisige facultaͤt wider ihn. Im freigerichte Reichenbach, Isenburgischer hoheit, werden ebenfalls die weidhaͤmmel gegeben. Sihe den wahrhaften bericht ꝛc. in sachen Isenburgischer unterthanen des gerichtes Reichenbach wider ihre hochgraͤfliche landesherrschaft Isenburg-Birstein ꝛc. s. 53, s. 95. § 487 Zu richtiger erlangung des zehntens sind zehn- vom zehnt- maler. ter, zehntheber, zehntknechte, oder abzehnter zu sezen und zu vereiden, welche, wenn es ihnen an- gesaget wird, dem auszehnten beiwonen, Stisser am a. o. § 18 § 19, 20 s. 256 fgg. F. H. Casselische zehent-ordnung vom jahre 1737 § 3 s. 5. § 488 Wer zehentpflichtig ist, und bisher gelt dafuͤr der zehnte kan in na- tur gefor- dert wer- den. gegeben hat, derselbe kan dennoch angehalten wer- den, den zehnten in natur zu liefern; wogegen das herkommen nichts thut, weilen dieses nur darauf gehet, was zehntbar ist. Ist aber der zehnte auf ein gewisses gelt gesezet, so muß solches entrichtet werden, es mag etwas gewachsen seyn, oder nicht, Krebs am a. o. P. I classe §. III num. 2 s. 501. § 489 Der gemeine stehet nicht zu verwehren frei, den die gemeine hat gewis- ser massen den vorzug bei dessen verpach- tung. zehnten an einen auswaͤrtigen zu verpachten; iedoch wenn sie eben so viel, als ein anderer geben will, genuͤsset sie den vorzug, damit das gestroͤh in dem dorfe bleibe, Stisser am a. o. § 16 s. 255. F. H. Casselische zehnt-ordnung vom jahre 1714 und vom jahre 1737 § 30 s. 15. § 490 Vom zehnten hat man folgende spruͤchwoͤrter: die spruͤch- woͤrter da- von. 1) wo der pflug hingehet, da gehet auch der zehnte hin, LXIII haubtstuͤck hin, 2) wisen und zehnten sind gut nehren, 3) es ist besser ein kleiner zehnte, als eine grose zent, Pisto- rius am a. o. cent. VIII, par. 77-79 s. 777 fgg. Drei und sechzigstes haubtstuͤck vom gesinde. § 491 was das gesinde im weitlaͤufti- gen E in hauswirt sowohl in der stadt, als auch auf dem lande brauchet gesinde (gasindi). Die- ses wort wird entweder im weitlaͤuftigen verstande genommen, und bedeutet alle broͤdtlinge maͤnnli- chen und weiblichen geschlechtes, auch den verwal- ter, schreiber, koch, gaͤrtner, die ammen, franzoͤ- sin ꝛc. sihe die oͤkonomische fama, th. X s. 96, im- gleichen den kuͤnstlichen laquai, ferner die made- mo selle in Gottscheds schaubuͤhne, welche um ein gewisses lied-lon und die taͤgliche kost dienen, dar- nebst die befehle ihrer herren mit aller treue, auch moͤglichstem fleiße und eifriger sorgfalt ausrichten sollen. § 492 und eige- nem ver stande be- deute? In eigenem Verstande begreifet man die diener, knechte und maͤgde darunter. § 493 dessen ein- theilung. Das gesinde wird in das freie und zwang ge- sinde eingetheilet, welches nach den mannigfalti- gen verrichtungen wieder verschidene benennungen erhaͤlt Zink am a. o. sp. 932. In den Saͤchsischen, Lausizischen, Churbrandenburgischen, Magdebur- gischen, Westfaͤlischen, Oesterreichischen ꝛc. lan- den hat man den dienstzwang, Stisser am a. o. cap. XVI, II abth. s. 374 fg. § 494 vom gesinde. § 494 Das gesinde hat den dienst treu und redlich zu und oblie- genheit. thun, es darf nichts entwenden bei leib- und lebens- strafe, F. H. Casselische grebenordnung s. 16, 17 § 13 fg. und nach der neuen F. H. Casselischen ver- ordnung von den hausdiebstaͤlen vom jahre 1752 hat das gesinde sein leben verwirket das vier thaler werth dieblich entwendet, F. Braunschweig-Wol- fenbuͤttelische gesinde-ordnung und landordnung § 87, Chur-Braunschweig-Luͤneburgische dienst- boten-ordnung § 20 im III th. cap. 4. Selbiges muß, wenn es sich vermieten will, scheine haben und vorzeigen, ohne welche selbiges nicht angenom- men werden soll, policeiordnung 1530 tit. 31, 1548, tit. 24, 1577, tit. 25, das gesinde darf sich nicht doppelt vermieten. Es muß alle ehrliche arbeit verrichten, feuer und licht wohl in acht nehmen, ausser der zeit nicht aus dem dienste gehen, und soll, wenn es nicht laͤnger dienen will, in zeiten den dienst aufsagen, das ihm anvertraute bei endigung des dienstes zuruͤk geben, F. H. Casselische gesinde- ordnung vom jahre 1736, fol. grebenordnung s. 13- 17, Stisser am a. o. § 5-7. § 495 Der dienstherr ist schuldig seinem gesinde das des dienst- herrns ob- ligenheit. behoͤrige an essen, trinken und was sonst gewoͤnlich ist, zu reichen, auch das versprochene, oder gesaͤz- maͤsige dienstlon zu geben. § 496 Das verdiente lidlon hat seine besondere vorzuͤ- vom lidlone. ge, auch nach dem gerichtsbrauche bei den concur- sen. Inhalts der F. H. Casselischen verordnung vom jahre 1751 soll das dienstlon von den zwei lez- ten jahren in die erste classe bei den concursen gese- zet werden; dahingegen das uͤbrige ruͤckstaͤndige unter die persoͤnlichen schulden verwisen worden ist. Ausser LXIV haubtst. von den Ausser dem soll der gesinde-proceß ganz summarisch seyn, F. H. Casselische proceßordnung vom jahre 1745 § 51, 52, Chur-Saͤchsische erlaͤuterte proceß- ordnung uͤbern tit. 1, § VI, Chur-Braunschweig- Luͤneburgische dienstboten-ordnung § XI. Von der gerichtsbarkeit uͤber das gesinde, sihe Carl Gott- lieb Knorrens disp. de familiae conductitiae foro competente, inprimis in Saxonia ele- ctorali, Halle 1748, Stryks disp. de jure dome- sticorum, Ludovici de jure et jurisprudentia domestica cet. Scheffer de famulis, Ferdinand Christoph Harprechts disp. de jure domestico- rum, vol. 1 dissertat. academ. num. IV. Vier und sechzigstes haubtstuͤck von den tageloͤnern oder hand- arbeitern. § 497 was der ta- geloͤner ist? M an brauchet sowohl in den staͤdten als doͤrfern tageloͤner. Diser ist derjenige, welcher kein handwerk treibet, sondern um das taͤgliche lon die haus- oder feldarbeit verrichtet. Es arbeiten nicht allein manns- sondern auch weibspersonen um das tagelon. § 498 ihre vor- rechte Die tageloͤner haben beim concurse nach des Lauterbachs meinung ein vorzuͤgliches recht, und kommen in die erste classe, sihe dessen collegium theoretico-practicum lib. 42 tit. 5 § 31. denn man saget: verdienter lon schreiet zu Gott, Pi- storius cent. VI par. 67 s. 516, Hert par. 20. Ihre sachen werden summarisch abgethan. § 499 tageloͤnern und handarbeitern. § 499 Die tageloͤner sollen die gedingte arbeit fertigen, und oblie- genheiten. die bestimmten stunden aushalten, niemanden aus faulheit die dienste versagen, noch allzu großes lon fordern. Sie duͤrfen kein trinkgelt verlangen. Es kan ihnen verboten werden, ausser landes, ohne vorbewust der oberkeit, arbeit zu suchen ꝛc. F. S. Gothaische landesordnung, P. II cap. 3 tit. 48 s. 220, s. 265, und P. III num. 20, 21 s. 452 fgg., Chur-Brandenburgische dienstboten- und tageloͤ- ners-ordnung beim Mylius am a. o. im V theile III abth. s. 35, 51, 72 fgg., F. H. Casselische tax- ordnung, tit. 66 und folgen aus der policei- und landordnung 1645 tit. 16 s. 48 fgg. Dergleichen taxordnungen von dem tagelone muͤssen oͤfters wie- derholet werden, Zink am a. o. sp. 2870. § 500 Ob aber einem gerichts- auch erbherrn, oder ob ein vor- zugsrecht dem erb- oder ge- richtsherrn auch dem pfarr der tagloͤner halber zu- komme? pfarrern in absicht auf die tageloͤner ein vorzugs- recht fuͤr andern zustehe? ist annoch unter den rechtsgelehrten strittig, wie man solches beim Carpzove lib. I tit. 6 respons. 58, und respons. 59 findet. Allein, wo das gesaͤz, oder die gewonheit dißfalls ermangelt, koͤnnen die tageloͤner arbeiten, wo sie wollen. Inhalts der Schwarzburgischen kirchen-ordnung art. 13 § 18, ist dem pfarrer ein vorzugsrecht, so viel die pfarraͤker und die dabei noͤtige arbeit belanget, zugestanden worden. § 501 Die adelichen koͤnnen in ihre gerichtsdoͤrfer in ob die ade- lichen fꝛem- de tageloͤ- ner nach ihrem ge- fallen an- nemen moͤ- gen? ihre adelichen haͤuser fremde tageloͤner zur mithe uͤber die maße nicht annehmen; gestallt sonst den hand arbeitern des ortes die narung entgehet, an- benebst deren kinder den einwonern mit betteln zur last fallen; zu geschweigen, daß die garten-feld- und holz-deuben dadurch sehr vermeret werden, wie LXV haubtstuͤck wie also 1743 in sachen der B. zu S. wider die S. zu S. gesprochen worden ist. § 502 wie lange ihre arbeit dauret? Was die zeit sowohl stunden des tages belan- get, wenn die tageloͤner die arbeit antreten und endigen sollen, wie es ausserdem mit dem morgen- brode auch den ruhestunden zu halten sei, besagen die landesgesaͤze und gewonheiten. Nach maasge- bung der F. H. Casselischen folgen aus der policei- und land-ordnung art. XVI s. 48 sollen sie von Walpurgis an bis auf Bartolomaͤi fruͤhe um 4 uhr zum anfange der sommerzeit aber von Petri bis zu Walpurgis und sonst wenn der tag wieder abnimmet, von Bartolomaͤi bis auf Galli, wie auch die uͤbrige ganze winterzeit allwege mit dem tage an ihre arbeit treten, und im sommerlone von vieren des morgens bis um eilf, sodann von ein ur nachmittag bis zu sechs ur, im winter hingegen vom morgen mit dem tage bis auf zwoͤlf und dann von ein ur bis es dunkel wird, ihrer arbeit treulich und fleisig obligen, doch moͤgen sie zur suppe von Petri an bis auf Walpurgis eine halbe stunde, von Bar- tolomaͤi bis auf Galli abermals eine halbe stunde und nicht daruͤber, iedesmal zum morgenbrode ab- gehen; allein von Galli bis wieder auf Petri soll die suppenstunde nicht gehalten, sondern ein ieder arbeitsmann unabgegangen auf seiner arbeit ver- bleiben. Fuͤnf und sechzigstes haubtstuͤck von den gastwirten. § 503 was ein gastgeber sei? E in wirt heisset dem worte nach einer, der bier schenket, und diejenigen, welche bier bei ihm trinken, nennet man gaͤste. Hier aber bedeutet ein von den gastwirten. ein gastwirt denjenigen, welcher um ein gewisses geld fremde leute herberget, auch selbige, sowohl einheimische, auf verlangen, mit speise und trancke versihet, weshalber dergleichen leute gastgeber heißen. § 504 Das recht gasthoͤfe anzulegen ist ein regal, das recht gasthoͤfe anzulegen ist ein regal Klock vol. I consil. 8 num. 125, ungeachtet ver- schidene das gegenteil behaubten wollen. Es darf daher niemand, als der wirt herbergen, und muß er iedermann, ausser verbotenen und verdaͤchtigen personen, aufnehmen, Besold im thesauro pra- ctico unter dem worte: wirt, Mevius P. III dec. 63 num. I Muͤllers disp. de jure peregrin. § 33, Moͤbius de jure hospit. mercenar. § 72, die reiterbestallung zu Speier vom jahre 1570 art. 79, Schaumburgische policeiordnung cap. 25, F. Wuͤrtenbergische L. O. tit. von wirten und gastgebern § 3. § 505 Auf den doͤrfern hat die gerichtsherrschaft ge- wer solche auf den dorfern meistens habe? meiniglich das wirtshaus, und das recht solches zu verpachten, Meklenburgische policeiordnung s. 352, Barth im dissensu in praxi 335 § 1 und dissensu 588, Bek vom gastrechte, cap. 3 § 14 fg. Besold am a. o. unter dem worte: Gast, von der Schulenburg de priuilegiis et praeroga- tiuis nob. mediat. s. 75 fg. § 506 In den staͤdten haben theils der stadtrath, theils wer solche haben und anlegen koͤnne? andre, aus herrschaftlicher verguͤnstigung, das recht gasthoͤfe zu halten, oder zu ertheilen, sihe die F. H. Casselische policei- und landesordnung vom jahre 1645, 4, art. X s. 37, die Schaumburgische policeiordnung cap. 25 s. 260, die Magdeburgische O policei- LXV haubtstuͤck policeiordnung § 1 s. 353, welches in dem rechte das schild auszuhaͤngen bestehet, und sowohl per- sonen zu beherbergen, als auch pferde in stallun- gen aufzunemen vergoͤnnet. § 507 das zwang- recht der gastgeber wie weit sich solches erstreke? Wer eine herrschaftliche begnadigung daruͤber hat, dem kommet das recht andern zu verbiten zu, daß sie die wirtschaft und das schenkrecht nicht treiben, wie also in sachen des kammerfiscals zu Hannover wider die stadt Salzhemmendorf und des amtes daselbst; imgleichen in sachen des gast- wirtes zu Minden wider N. N. erkannt worden ist. Sihe indessen den Barth im dissensu 727 § 3 und dissensu 740 § 2. Wie dann auch der von Graͤfendorf entgegen N. N. zu Maͤchter- staͤdt dahin es hat nachgeben muͤssen. Naͤchst diesem koͤnnen auch die adelichen auf den doͤrfern und diejenigen, welche erbkrezmar haben, die auf- richtung neuer wirtshaͤuser verbiten nicht minder der fiscus. § 508 ob das ga- stungs recht an einen andern ort verleget werden koͤnne? Jedoch darf ein wirtshaus so wenig von einem hause, auf das andre, als weniger von einem orte an den andern, ohne erlaubnis des obern, verleget werden, Leyser im jure georgico lib. III cap. 19, Beyer in der delineatione juris Ger- manic. s. 83, 84, num. 4, Barth im dissensu 341 § 2 und dissensu 334. § 509 der gast- wirt kan brauen, Ein wirt hat in ansehung seines gasthofes das braurecht, und darf brandewein brennen, imglei- chen breihan schenken. § 510 hat den weinschank. In den staͤdten haben sie auch wohl den wein- schank; iedoch auf erhaltene erlaubnis von der rent- von den gastwirten. rentkammer, wofern sonst keine andere einrichtung des weinschenkens halber in den staͤdten befunden wird, sihe die folgen aus der F. H. Casselischen landes- und policei-ordnung, s. 28, Fritsch de jure oenopolii, cap. II, Mevius ad jus lubecense lib. III tit. 6, art. 12 § 4, sammlung verschidener verordnungen, welche in handlungs-ꝛc. sachen der kaiserl. freien reichsstadt gegangen ꝛc. s. 148. § 511 Niemand kan vom wirte zum mit essen gezwun- von der gastgeber rechnungen gen werden. Die rechnungen duͤrfen nicht von gastwirten uͤberhaubt, sondern stuͤkweise gema- chet werden. Sie sind den taxordnungen unter- worfen, und haben fuͤr die sachen der gaͤste zu haf- ten, Krausens disp. de actione de recepto ca- sum fortuitum non persequente. Sie haben das recht sich an diese, wegen desjenigen, was rechtmaͤsiger weise verzehret worden ist, zu halten, Richter in der decis. 77 num. 39, Wehner in obseru. pract. unter dem worte: wirt, Berlich P. I, concl. 73, num. 102 fg., und werden deswe- gen an manchen orten zum erfuͤllungs-eide gelas- sen, Ostfrisisches landrecht lib. II cap. 279. Je- weilen wird ihnen durch die landesgesaͤze fuͤrge- schrieben, wie hoch sie borgen sollen, z. e. in der F. H. Casselischen greben-ordnung ist verordnet, daß die wirte einem bauer nicht mehr denn 16 al- bus borgen sollen, tit. VI § 5 s. 20. Wegen des borgens der studenten handeln die fuͤrstlichen ver- ordnungen beim Estor in den Marburgischen bei- traͤgen, vermoͤge der S. Gothaischen L. O. P. II, cap. 3 tit. 12, der Altenburgischen L. O. P. II, cap. 3 tit. 2 ist des borgens halber fuͤrsehung be- schehen, welches in den Chur-Braunschweig-Luͤne- burgischen und Wolfenbuͤttelischen, Schlesischen und andern landen, ebenfalls durch die landesge- O 2 saͤze LXVI haubtstuͤck saͤze bestimmet ist. Von der policeimaͤsigen ein- richtung der gasthoͤfe, sihe die Leipziger sammlun- gen im VIII und VIIII ten stuͤke. Daß die gaͤste, wie in Frankreich und Italien al pasto mit dem gastgeber vorher dingen, ist ihnen nachgelassen. § 512 wie die gasthoͤfe anzuschla- gen sind? Die gasthoͤfe sind ein feines zugehoͤr bei den land- guͤtern, welche verpachtet, verkaufet, oder iewei- len mit erbzins ausgetan werden koͤnnen, wannen- hero sie in anschlag gebracht werden muͤssen, sihe Stisser am a. o. s. 360 § 36. § 513 die spruͤch- woͤrter von den wirten und der wirtschaft. Von den wirten und der wirtschaft hat man verschidene spruͤchwoͤrter, z. e. „wie der wirt ist, „so sind auch die gaͤste; das gelt im beutel duzet „dem wirt; es muß ein schlechter wirt seyn, der „einem nicht eine zeche borgen kan, Pistorius cent. VII par. 86, s. 662, cent. VIII par. 12, 13 s. 693, 694, imgleichen: „ein fuhrmann der ein kniker ist, „und allzeit aus dem kober frist, auch mit bringt „haber und heu, der bring auch mit stall und streu. „Ich heis Johannes Kneipele; drum thu dich auf „dein beutele. Sechs und sechzigstes haubtstuͤck von den fuhrleuten. § 514 was die fuhrleute sind? F uhrleute sind solche personen, welche mit ihren karren und wagen durch pferde sowohl men- schen, als auch deren guͤter und waaren fuͤr einen bedingten lon von einem orte zum andern bringen. § 515 wie vieleꝛlei selbige sind. Sothane fuhrleute sind entweder von der lan- des oberkeit mit besondern freiheits-briefen dißfalls versehen von den fuhrleuten. versehen worden, oder sie verrichten die fuhren nach ihrem eigenen willkuͤre; Es entstehen daher oͤffentliche und gemeine, auch privatwagen und landkutschen, von Beust vom postregal, III theil, s. 5 fgg. sihe auch die ordnung von der Bremischen ordinanz-fahrer-boͤrde in der angezogenen samm- lung der verordnungen ꝛc. s. 239 fg. § 516 Die fuhrleute, welche sich auf das fuhrwesen was die fracht be- deute? legen, und sich davon erhalten, pflegen fracht zu fahren. Die fracht hat mannigfaltige bedeutungen, naͤmlich, es zeiget selbige entweder das gut oder das lon an. Der befrachter ist diejenige person, welche das gut und die waaren von einem orte zum andern gegen ein gewisses lon fahren laͤst. Bei der schiffart bedeutet das befrachten: ein schif entweder ganz, oder zum teile zur uͤberfart seiner guͤter miten oder in bestand nemen; imglei- chen ein schif ausruͤsten. Bei den fuhrleuten hat man ihre contracte, ihre rechte, die verbrechen, ihren zugefuͤgten, benebst dem erlittenen schaden auf oͤffentlicher heerstraßen ꝛc. zu betrachten, reichsschluß 1670, von Beust am a. o. Sect. V, Harpprechts disp. de jure aurigarum circa contractus et quae ad illorum securitatem et indemnitatem spectant, de jure aurigarum circa delicta, im ersten bande der dissertationum aca- demicarum num. XIII-XV, Salanders recht der fuhrleute. § 517 Die fuhrleute und schiffer, welche wein fuͤhren ihre ver- brechen. und denselben verfaͤlschen, die fracht verkaufen, oder verpfaͤnden, sollen nach befinden am leibe oder leben bestrafet werden, policeiordnung 1548, 1577 tit. 16, reichsschluß 1670. Sie duͤrfen keine ab- und umwege zu abbruch der berechtigten zoll- O 3 staͤtte LXVII haubtstuͤck staͤtte bei strafe der confiscation nemen, wofern die waaren ihnen zu gehoͤren, oder solches auf das geheis des eigenthuͤmers der waaren geschehen ist, reichsschluß 1705 Ferd. Christoph Harpprechts disp. de actione vtili de recepto, und de actione vtili de recepto, vtrum contra Rhe- darum meritoriarum exercitores, postarum magistros et quoscunque aurigas, postmei- ster, landkutscher, und andere fuhrleute locum habeat in vol. I der dissertationum academ. num. XVI-XVII. Siben und sechzigstes haubtstuͤck von den mahlmuͤllern. § 518 was der mahlmuͤl- ler ist? U nter die leute, welche meistentheils auser der stadt sich aufhalten, gehoͤren die mahl- muͤller. Der mahlmuͤller ist eine person, welche vermittels der muͤle das getraide zermalmet, sihe den Hering de molendinis, Borns disp. de eo quod justum est circa molendina Kressens disp. de molendinis, Boͤclers disp. de jure mo- lendinarum. § 519 das muͤlen bauen ist ein regale. Nach den Teutschen saͤzen, davon in der disp. de abusu rerum merae facultatis § 75 s. 49 gehandelt worden ist, wird das muͤhlenbauen fuͤr ein regale gehalten, F. H. Casselische muͤlen ordnung vom jahre 1753 fol. § 1, von Westphal am a. o. T. III s. 346, 1524, mithin darf niemand eine muͤle ohne landesherrliche bewilligung bauen, Barth im dissensu 509. Eben dieses ist auch von den windmuͤlen zu sagen, Barth in dissensu 510, von Pistorius in amoenitatibus iuris et hist. von den mahlmuͤllern. hist. vol. V s. 1499, von Justi am a. o. s. 278, Stryk de jure prohibendi exstructionem mo- lendinorum, Hert de superioritate territoria- li § 47, num. 21, Stisser am a. o. s. 284. § 520 Diejenige, welche in einer muͤle mahlen, heisen von den mahlgaͤ- sten. mahlgaͤste, davon das spruͤchwort bekannt ist: „wer zuerst koͤmmt, mahlet zuerst, Hert in den paroemiis juris Germanici lib. I par. 50 s. 326 vol. II T. III , Pistorius cent. 9, par. 55 s. 745, grebenordnung s. 90 § 2, und muͤlenordnung am a. o. § II , iedoch werden die zwangsgaͤste vorge- zogen. Es muͤssen auch wohl die einheimischen fuͤr den fremden gefoͤrdert werden, und wenn es verlanget wird, das mehl und getraide wigen, F. H. Casselische grebenordnung s. 91 § 8, Ulmische muͤlenordnung art. 27. § 521 Die mahlgaͤste sind entweder freiwillige, oder der unter- scheid der muͤlen. gebannte. Wo diese bei einer muͤle sind, heiset selbige eine zwang- oder bann-muͤle, gebannet mahlmerk, da jemand seine fruͤchte in dieser muͤle malen lassen muß, sihe die H. Casselische greben- ordnung s. 90 § 1, von Westphal am a. o. T. IIII s. 1965, 1967, Waldschmidts , Peter Muͤl- lers disp. de molendinis bannariis. Auserdem gibet es auch noch unterschidliche andre arten von muͤlen, welche man entweder nach der weise, wie sie getrieben, oder nach den sachen, welche dar- auf zubereitet werden, betrachtet. Im ersten fal- le hat man die wasser- wind- hand- roß- schif-muͤ- len; im andern falle sind die oel- schneide- stein- schneide- kalk- polier- schleif- schneide- pulver- walk- bohr- stampf- loh- mang- gewuͤrz- dresch- papier- muͤlen ꝛc. sihe den Stisser am a. o. cap. XI abth. III § 2 s. 283 § 6 s. 285, den Zink am a. o. sp. O 4 1947 LXVII. haubtstuͤck 1947 fg., Beier im handwerks lexico s. 284 fg., den von Rohr in den merkwuͤrdigkeiten des ober- harzes, VIII abt. cap. V-VII s. 508, daher es nach den unterschidenen muͤlen mancherlei muͤller gibet. § 522 die muͤller sind zuͤnf- tig, Die muͤller sind in Teutschlande zuͤnftig. Sie haben ihre gesellen, welche muͤhlknappen, oder wenn sie den muͤlenbau verstehen, muͤlen-aͤrzte ge- nennet werden; nicht minder ihre lehrjungen, wel- che z. e. nach der Ulmischen muͤllerordnung art. 22 zwei jahre gelernet haben muͤssen. Die muͤller so- wohl die muͤlknechte, werden nach vielen landes- gesaͤzen verpflichtet, F. H. Casselische muͤlenord- nung am a. o. Beier am a. o. s. 288. § 523 bekommen die mahl- meze. Dem mahlmuͤller gebuͤret ein gewisser anteil von den zu malenden fruͤchten, welches die mahl- meze, oder molter heiset, H. Casselische muͤlen- ordnung § II num. 8-10, greben-ordnung s. 90 § 5. Jeweilen erhalten die Muͤller auch gelt da- fuͤr, oder naͤchst der meze, Ulmische muͤllerord- nung art. 28, wie es das herkommen, oder die rechte mit sich bringen, Stisser am a. o. § 10 s. 287. § 524 worauf es bei der muͤ- le haubt- saͤchlich an- komme? Bei einer muͤle koͤmmt es haubtsaͤchlich auf den fachbaum und sicherpfahl an, sihe Bilers disp. de arbore et palo molend. § 525 was der sicherpfal bestimmet? Der sicherpfal bestimmet die hoͤhe des wassers, benebst dem maase, dem fachbaume und den was- serrinnen. Der sicherpfal kan seyn ohne dem fachbaume, aber der fachbaum nicht ohne den sicherpfal. § 526 von den mahlmullern. § 526 Es ist der fachbaum zweierlei, naͤmlich der muͤ- was der fach- und wehrbaum ist? len- und der wehrfachbaum. Der erste wird ge- nennet das lange und grose stuͤck querholzes, wel- ches unmittelbar vor dem gerinne einer muͤle uͤber den muͤlgraben hinuͤber geleget ist, und worauf die gries-saͤulen und schuzbreter stehen, das wasser in einer gewissen hoͤhe aufzuhalten, folglich daruͤ- ber das Wasser allernaͤchst hinab in gleicher hoͤhe auf die raͤder gehet, und da die faͤcher der muͤl- gaͤnge unterschiden sind. Bei den wehren wer- den die fachbaͤume quer uͤber den abfall-graben, oder das wehrwasser geleget, welches die wehr- fachbaͤume sind. Der muͤlen-fachbaum muß nicht nur fuͤr sich allenthalben nach der bleiwage was- ser-gleich ligen, sondern auch mit dem mahlpfale (eich-sicherpfale) nach abzug des dem fachbaume gewoͤnlicher masen zugelegten erbzolles wagrecht eintreffen, und darf sich auf keiner seiten senken, Zink am a. o. col. 688, Frisch am a. o. s. 236, th. I Beier am a. o. s. 291. § 527 Der fachbaum und sicherpfal muͤssen in beiseyn wie solche zu legen sind? geschworner leute, der benachbarten muͤller, und abgeordneten des muͤhlherrns geleget werden, Stisser am a. o. § 7 s. 286, F. S. Gothaische landes ordnung P. II cap. 3 tit. 47 s. 214 fg. § 528 Die muͤlsteine sobald sie geschaͤrfet sind, muͤs- von dem muͤlsteine, sen mit gleien oder steinmehl beschuͤttet werden, dieweil man sonst das mehl nicht brauchen kan, mithin der muͤller es bezalen muß, F. H. Casse- lische muͤlen-ordnung art. II § 6 s. 5, Baierische muͤlen-ordnung art. XI , Krebs am a. o. P. II classe 6 sect. 2 § 10 s. 174, 175. O 5 § 529 LXVII. haubtstuͤck § 529 den roll- gaͤngen schwing- muͤlen ꝛc. Zu den mahlgaͤngen gehoͤret nicht minder ein rollgang. Bei grosen muͤlen findet man auch ei- ne schwingmuͤle. Der bodenstein ist nicht leicht uͤber 19 zolle und der laͤufer 16 zoll dick. § 530 die pacht- regeln bei einer muͤle. Die pachtregeln bei einer verpachteten muͤle sind 1) feuer und licht darin zu beobachten, und keine hochzeit darin zu halten, 2) die ungluͤks- faͤlle, welche der muͤller nicht verhindern kan, als eisgaͤnge und fluten-schaden, schleunig anzuzeigen, 3) die kamm-stirn und wasser-raͤder, seile, trilles, wellbaͤume, muͤleisen, muͤlsteine, plaulzapfen, meßingene und andere zapfenkloͤzer, zarchen, trich- ter, melnez- vorstell- saͤuber und andere kasten, ie- doch das gerinn, die muͤlbiede, henkel-arme, muͤl- ketten, und aufzihraͤder, auch hausbau ausge- nommen, zu unterhalten, 4) was er zu verbessern hat, dennoch erst anzuzeigen, 5) keine nacht ohne urlaub mit seinen knechten auser der muͤle zu seyn, 6) keine ungefegte frucht zu malen, 7) mehr nicht denn z. e. 15 albus von iedem achtel molter zu ne- men, 8) wegen des malzschrotens und juͤden-ma- zen es nach dem herkommen zu halten, 9) ohne zedel keine frucht zu holen, oder anzunemen, 10) die knechte nach acht tagen ihrer anname vereiden, zu lassen, 11) vorstands-leistung wegen des pach- tes, auch uͤbriger obligenheit halber, zu leisten. § 531 Wie aber die muͤlen in anschlag beim verkau- fen auch verpachten zu bringen sind, zeiget Gasser am a. o. cap. IX § 9, und Stisser am a. o. cap. XV § 36 s. 360. § 532 der muͤlen freiheiten. Die muͤlen haben ihre freiheiten, und den ge- meinen friden, Heineccius in den elementis ju- ris von den mahlmuͤllern. ris German. lib. II tit. 19 § 45 s. 40 vol. 2. Dan- nenher selbige die kriges-leute weder berauben, be- schaͤdigen, noch zerbrechen duͤrfen, sie moͤgen seyn feind oder freund zustaͤndig, sihe die reiterbestallung vom jahre 1570 art. 69, und fußknechtsbestallung art. 53, Hering am a. o. qu. 41 num. 24. Die oberschlichtigen muͤller duͤnken sich besser zu seyn, dann die unterschlichtigen waͤren, in betracht die- se ein vors gerinne anfluͤßendes aas wegschaffen muͤssen, welches das wasser bei einer oberschlichti- gen muͤle selbst verrichte. § 533 Sie haben immittels auch ihre beschwerungen, und be- schwerun- gen. und muͤssen oͤfters die herrschaftlichen hunde hal- ten, F. H. Casselische grebenordnung tit. 25 § 2 s. 56 § 534 Uebrigens sind die muͤller wegen des stehlens die spruͤch- woͤrter von ihnen. sehr beruͤchtiget, daher verschidene spruͤchwoͤrter entstanden sind, z. e. „der muͤller ist fromm, der „haare auf der zunge und in der hand hat, Hert am a. o. lib. I par. 13 s. 275, Pistorius cent. 6 par. 5 s. 423. Hiernaͤchst heiset es: „ein ieder „muͤller, und ein ieder schneider duͤrfen eine hoͤlle „haben, um die abfaͤlle hinein zu werfen„. Fer- ner sagen die leute: „der muͤller mit der meze, der „weber mit der greze, der schneider mit der scheer, „wo kommen die drei diebe her„? Pistorius cent. V , par. 49 s. 307 fg. „in der muͤle ist das beste, „daß die saͤke nicht reden koͤnnen; muͤller und we- „ber muͤssen die leiter zum und vom galgen tragen, „von Pistorius in amoenitatibus vol. III s. 814, am a. o. s. 308, davon iedoch die leinen-weber be- sage einer besondern verordnung befreiet worden sind. Weiter spricht man: „das fett von einer „feisten muͤllers-henne, die kein gestohlnes getrai- „de LXVIII. haubtstuͤck „de gefressen hat, heilet das podagra„. Ueber- dem sprechen die leute: „muͤller und weber wer- „den nicht gehenket, damit das handwerk nicht „untergehe„. Auserdem saget man: „es hat kein „muͤller wasser genug, wie kein schaͤfer genug wei- „de„, Hert am a. o. lib. I par. 48, von ihren be- truͤgereien sihe Hoͤnns betrugs-lexicon s. 260 fg. Acht und sechzigstes haubtstuͤck von den papirmuͤllern . § 535 was der papirma- cher ist? E in papirmacher heiset, welcher vermoͤge seiner kunst allerhand papire aus den lumpen (ha- dern) und andern zubehoͤrungen zu verfertigen be- rechtiget ist. Denn die anlegung einer papir-muͤ- le kan nu r an einem solchen orte geschehen, wo au- ser dem wirde- oder aufschlage-wasser auch kla- res und reine s wasser aus brunnen oder herzufluͤs- senden quellen, zur reinigung der lumpen zu ha- ben ist. § 536 die papir- macher sind zuͤnf- tig. Die papirmacher sind zuͤnftig, und haben ihre gesellen, auch jungen. Sie sind zweierlei gat- tung, naͤmlich man hat stampfer und glaͤtter, Beier im handwerks-lexico s. 317. Von der art und weise das papier zu bereiten sihe den Penther im lexico architectonico s. 117, den von Rohr in den merkwuͤrdigkeiten des Ober-Harzes, s. 512 fg., den Beier am a. o s. 315, das allgemeine haushaltungs-lexicon, Leipzig 1749, 4t im 2ten theile s. 501 fg., des Kempfers amoenit. exot. fasc. II s. 467 fg., Andreen Cleyers miscell. nat. cur. dec. II an. 6. Man theilet die papir-muͤlen in gemeinen und Hollaͤndischen Werke ab. So vil von den papirmuͤllern. vil man weiß, ist das papir im XIIII jahrhundert nach 1320 erfunden worden. § 537 Die papiermacher haben oͤfters ein zwangrecht und haben oͤfters ein zwangrecht der lum- pen halber. der hadern, oder lumpen; gestalt denn auch vie- le landesgesaͤze die ausfuhr derselben untersagen, sihe die Chur-Brandenburgische verordnung beim Mylius am a. o. im V ten theile, abth. II s. 106, 107, die S. Gothaische landesordnung, P II cap. 3 tit. 47 s. 219. Von ihren mißbrauchen sprechen die S. Gothaische fernere beifugen zur landesordnung, cap. II s. 512 § 8 und von ihren betruͤgereien des Hoͤnns betrugs-lexicon s. 281. Die beschreibung einer papir-muͤle hat Johann Fri- derich Penther im lexico architectonico s. 117 fg. erteilet. Neun und sechzigstes haubtstuͤck von den berg- und huͤtten-leuten. § 538 U nter diejenigen menschen, welche nuͤzlich sind, gehoͤren ebenfalls die berg- und huͤtten- salz- leute, zigelbrenner, zimmerleute, toͤpfer, schifleu- te, tageloͤner ꝛc. § 539 Bergleute heisen uͤberhaubt alle diejenigen, wel- was die bergleute sind? che bei der bergwerksarbeit zu thun haben, es mag seyn in den gruben, muͤlen, huͤtten, oder anders- wo. Man teilet sie in die einheimischen und die fremden ein. Jene, wenn sie von der scheidebank beim bergwerke gewest sind, werden den leztern in der befoͤrderung fuͤrgezogen, Minerophilus im bergwerks-lexico s. 84. Eigentlich aber ist derje- nige ein bergmann zu nennen, welcher sich auf al- lerlei LXIX. haubtst. von den lerlei steine, mineralien, erz, auf eines ieden ge- buͤrges natur, auf der gaͤnge wuͤrkung und na- rung wohl verstehet, auch die gebaͤude anzustellen, und die kuͤnste recht zu bauen, weiß. Von diesen sind die gewerke selbst unterschiden, auf deren ko- sten und in deren namen die bergwerke des gewin- stes halber betriben werden. Jeweilen stehen die bergwerke den landesherrn allein zu, folglich fal- len die privatgewerke weg. § 540 deren fuͤr- gesezte, Bey den bergwerken haben wir beamten, fuͤr- gesezte und arbeiter. Jene haben entweder mit der justizpflege zu thun, oder sie stehen den berg- werken vor, und besorgen den bau, und nennen sich teils von der feder, teils vom leder, sihe Joa- chim Friderich Sprengels beschreibung der Har- zischen bergwerke, s. 5, Christian Boͤsens gene- rale haushalts principia vom berg- huͤtten- salz- und forstwesen s. 83. Sie teilen sich in obere und nidere. Es gehoͤren dahin: der ober- und berghaubtmann, ober- und unter bergmeister, der bergrath, die syndicen, die bergschreiber, re- ceß- und gegenschreiber, die geschwornen schicht- meister, und bergstipendiaten ꝛc. Stisser am a. o. s. 112 fg., Johann Georgen Baussens institu- tiones juris metallici tit. II cap. II § 2 s. 65 fg., s. 76, die F. H. Casselische bergordnung vom jah- re 1616, 4t art. I-V im ersten theile. § 541 wer solche bestelle? Die eigentlichen bergbeamte werden von der landesherrschaft gesezet; dahingegen der schicht- meister und steiger von den gewerken mit vorbe- wust des obern nach fuͤrschrift der gesaͤze angenom- men und beeidiget wird, sihe des Hedlers disp. de curatore fodinarum, vom schichtmeister, des Spans bergspigel I th. cap. 30, des Beiers berg- und berg- und huͤtten-leuten. und handwerks lexicon s. 367, die F. H. Casseli- sche bergordnung art. 6 s. 22 fg. § 542 Der schichtmeister, welcher auch jeweilen vor- des schicht- meisters oblignheit steher, oder grubenschreiber heiset, hat seinen Na- men von der schicht, das ist ein gewisser teil der zur zeche oder die zur bergarbeit bestimmte zeit, wel- che in die lange und kurze, tag- und nachtschich- ten eingeteilet wird, von andern schichten sihe den Beier am a. o. s. 367, des Joachim Friderich Sprengels beschreibung der Harzischen bergwer- ke s. 56 fg., die F. H. Casselische bergordnung s. 114, Bausse s. 92, die Braunschweig-Luͤnebur- gische bergordnung vom jahre 1593 im IV ten teile der Chur-Braunschweig-Luͤneburgischen landes- ordnungen s. 77 fg. Des schichtmeisters obligen- heit ist: fuͤr die erfordernissen des bergwerkes zu sorgen, und selbige herbeizuschaffen, die arbeit zu verdingen, die zalung zu leisten, die zechen zu be- fahren, rechnung uͤber alles zu fuͤhren, verzeich- nisse uͤber dasjenige zu halten, was er von den ge- werken in haͤnden hat, Bausse am a. o. s. 75. § 543 Die arbeiter pflegen in 4 ordnungen eingeteilet der arbei- ter eintei- lung. zu werden, 1) in die anfuͤhrer, 2) die haͤuer, 3) die knechte und 4) jungen. Dabei hat man noch die bergschmide, grubenzimmerleute, rademacher, grubenhuͤter, pocher ꝛc., Stisser am a. o., Baus- se am a. o. s. 175 fg., Sprengel am a. o. s. 55 fg. § 544 Unter die anfuͤrer gehoͤret der steiger, welcher der steiger. die arbeiter anzuweisen, die gruben tag und nacht zu befahren, und dahin zusehen hat, damit die arbeiter ihrer obligenheit gemaͤß thun, F. H. Cas- selische bergordnung s. 54 fg., Bausse s. 76, 77 Christoph Herttwig im bergbuche s. 369 fg. § 545 LXIX. haubtst. von den § 545 die huͤtten- beamte u. arbeiter. Bei den bergwerken sind nicht minder huͤt- ten, wohin die erzte, wenn sie in den puch- und waschwerken zu rechte gemachet sind, gelifert wer- den, wiewohl man auch andere huͤtten hat, als eisen- stahl- glashuͤtten, davon aber hier die rede nicht ist, sondern von den erzhuͤtten. Diese ha- ben ebenfalls bedienten und arbeiter. Unter den ersten ist der huͤttenmeister, oder der huͤtten ver- walter der fuͤrnaͤmste, Bausse am a. o. s. 77, Stisser am a. o. s. 113. Naͤchstdem hat man huͤtten- schreiber, zehnter, erzkaufschreiber, abtreiber, huͤtten- steiger, huͤttenreiter, probirer, silberbrenner, schmel- zer, austeiler ꝛc. Unter die arbeiter gehoͤren die rost schuͤtter, vorlaͤufer, probenstosser, schlakenlaͤufer, kohl- brenner, aschenmesser, wagemeister, auftraͤger, schmaͤl- zerknechte ꝛc. sihe den Rechenberg im gluͤkauf, P. I cap. 1 § 22 und s. 35, 36, die F. H. Casseli- sche bergordnung s. 159 fg., die Braunschweig- Luͤneburgische bergordnung am a. o. s. 44 s. 119 fg., den Bausse am a. o., den von Rohr in den merkwuͤrdigkeiten des oberharzes s. 543, s. 551 fg., den Sprengel am a. o. s. 71 fg., den Albaro Alonso Barba in der docimasia, oder probier- und schmelzkunst, Wien 1749, 8v, Schluͤtter von den huͤttenwerken. § 546 der berg- leute ver- fassung. Die bergleute haben unter sich eine knabschaft, gleichsam eine zunft, und teilen sich in die berg- und huͤttenknabschaft ein. Jede hat ihre aͤltesten, auch kassen und register. Sie duͤrfen ohne wissen des haubtmannes und huͤttenmeisters nichts fuͤrne- men. Das bergseniorat hat seine vorzuͤge, sihe des Spans berg-urtheil, tit. II § 6, den Boͤsen am a. o. s. 52. § 547 berg- und huͤtten-leuten. § 547 Die berg- und huͤttenleute haben ihren beson- gerichts- stand, dern gerichtsstand unter dem bergamte. An eini- gen orten finden sich auch bergkancelleien und berg- schoͤppenstuͤle. Alle persoͤnliche, und dingliche kla- gen der bergleute samt den peinlichen und berg- werkssachen gehoͤren fuͤr das bergamt, sihe des Engelbrechts disp. de judiciis metallicis, den Baussen am a. o. s. 133, s. 164 fg. den Stisser am a. o. s. 114, die F. H. Casselische bergordnung s. 197 fg., die Churbraunschweig-Luͤneburgische bergordnung, am a. o. s. 35, 106 fg. § 548 Die processe sind summarisch und vom leder zur ihre proces- se werden sum̃arisch tractiret. feder abzuthun, sihe das Braunschweig-Luͤnebur- gische edict vom jahre 1686 am a. o. s. 143. Die notfristen (fatalien) sollen kuͤrzer als sonst seyn. Die ladung geschihet sowohl durch das kerbholz, als auch andere weise, Bausse am a. o. s. 140, von Leyser de citatione symbolica per tesseram fissam, H. Casselische bergordnung s. 205, des George Engelhart Loͤhneis bericht vom berg- werke P. V art. 14. § 549 Die bergleute haben besondre bergfreiheiten, ihre frei- heiten und kleidung. welche so wenig mit worten, als weniger mit wer- ken und thaten zu beunruhigen sind. Sie sind von persoͤnlichen beschwerungen frei. Man findet bei ihnen bergsaͤnger, und sind sie auch wohl in compagnien eingeteilet, auch fuͤren sie daher ihre fanen. Ihre kleidungen bestehen in den gruben- und huͤtten-kitteln, dem ruͤkleder, den bergkappen, der pufjake, im schachthute, den berghakeln, zscherpern, knibuͤgeln, steigerkappen, sihe des Happels disp. de fodinis ac eorum jure, den Stisser am a. o. s. 116, die Braunschweig-Luͤne- P bur- LXX. haubtst. von den burgische bergordnung, art. 80. Sie doͤrfen nicht anders, als bergmaͤnnisch gekleidet einher ge- hen, und muͤssen eine berg-parte tragen. § 550 der berg- leute pflich- ten. Ihre pflichten sind: keine versamlung und auf- lauf anzustellen, keine schaustufen mitzunemen, das gebaͤt fleisig abzuwarten, keine bierschulden zu ma- chen ꝛc. sihe die Braunschweig-Luͤneburgische berg- ordnung art. 86 fg., den Stisser am a. o. s. 117. Das uͤbrige von den bergwerken, deren gattungen und einteilungen soll unten abgehandelt werden. Von den queck-silber-bergwerken in Ydria sihe den Keysler im II ten theile der reisen s. 861 fg. § 551 von den muͤnzen, Mit diesen bergwerken hat das muͤnzen einige gemeinschaft, immasen diejenige landesherren das- jenige gold oder silber, das in ihrem lande, aus den bergwerken gebracht worden ist, in die muͤnze bringen lassen. Es finden sich daher bei den muͤn- zen sowohl vorgesezte, als arbeiter. Zu den ersten gehoͤren die muͤnz-directoren, oder- und muͤnzmei- ster, muͤnzamtleute, waradeins ꝛc., zu den lezten aber die muͤnzschmide und praͤger auch arbeiter, von Rohr am a. o. s. 568, Sprengel am a. o. s. 96 fg., Boͤse am a. o. s. 77, Span am a. o. cap. 1, 8, 9. Das spruͤchwort von bergleuten ist: wer in den schacht zihen und bergwerke bauen will; der soll seine augen nicht in die tasche steken, Minerophilus am a. o. s. 85. Sibenzigstes haubtstuͤck von den salzleuten. § 552 von den erbsaͤlzern. N icht minder gehoͤren unter die nuͤzlichen men- schen die salzleute. Das Teutsche salz wird aus salzleuten. aus der sole gesotten, wiewol es auch bei Halle in tyrol steinsalz gibet. Gewisse geschlechter haben hier und da das salzwesen in Teutschland an sich gebracht, und heisen daher erbsaͤlzer, salzbeerbte, salzherren, salzjunkern, sihe des Johann Hein- rich Jungs abhandelung de jure salinarum, Goͤttingen 1743, 4t s. 140, 174 fg. Die eigen- schaften des kuͤchen-salzes beschreibet Neumann s. 99 fg. der chymi des I ten bandes II ten th. § 553 Diejenige, welche nur an dem brunnen teile die guts- herren und pfaͤnner sind iewei- len unter- schiden. haben, heisen gutsherren und sizen auf ihren aus- laͤuften; hingegen diejenige, welche die sole versi- den, werden pfaͤnner genennet, sihe den Hof- mann in der beschreibung des Hallischen salzwer- kes, cap. XII s. 40 fg., Stisser am a. o. cap. V abt. III § 17, 18 s. 126. Jedoch sind auch viele gutsherren anzutreffen, welche ihre sole selbst ver- siden. § 554 Der salzleute fuͤrgesezte sind: der ober-salzgraf, der salzleu- te fuͤrgesez- te und gat- tungen. oder ober-salzgrebe, die ober- und unterbornmei- ster, thalvoͤgte, bahrmeister, pfannherren, salz- meister, inspectoren, haal-haubtleute, haal-pfle- ger, haalmeister, soͤtmeister ꝛc., sihe des Hon- dorfs beschreibung des salzwerkes zu Halle, cap. 20 und cap. 28. Die arbeiter sind solziher, born- und haalknechte, wuͤrker, aufschlaͤger, has- beler, radetreter, stuͤrzer, gerentirer, zaͤpper, traͤger, salzknechte, stopper, lader, wagen- und karrenlader ꝛc., welchen die haal- und thalgerichts- ordnungen, salz- und pfaͤnner-ordnungen zur richt- schnur dienen, deren der Ahasverus Fritsch de regali salinarum jure verschidene beibringet. P 2 § 555 LXXI. haubtst. von den § 555 Sie haben ihre eige- ne gerichte an ver- schidenen orten. An einigen orten haben sie ihre besondere ge- richte, bottgedinge und ruͤgerichte. Was auser- dem die salzwerke selbst belanget, und deren ge- rechtsamen, davon wird im andern buche gehan- delt werden. Ein und sibenzigstes haubtstuͤck von den zigelbrennern oder zigelern . § 556 was der zigelbren- ner ist? E in zigler, oder zigelbrenner heiset derjenige hand- werksmann, welcher alles dasjenige, was zum zigelstreichen und brennen erfodert wird, verstehet, und sein oͤffentliches gewerbe mit seiner verfertigten arbeit treibet. Ihre arbeit dinet zur notwendig- keit und gesundheit. Bei feuchter luft und wo die gebaͤude feucht stehen, zihen die backsteine die feuchtigkeit an sich, und machen gesunde zimmer. Sie fertigen pflaster-steine zu den fuß-boden, so- dann back- oder brand-steine oder barnsteine, fer- ner dach-zigeln, und zwar platte oder schluß-zi- geln, forst-zigeln, kehl- oder hol-zigeln, bort-zi- geln ꝛc., Penthers lexicon architectonicum s. 163 und im bau-anschlage s. 53 auch 50 und s. 24, Zink am a. o. s. 1349 fg. § 557 Die zigelbrenner haben ein freies handwerk, sie koͤnnen wohl darauf jungen lernen, und pflegen selbige nach uͤberstandenen lehrjahren als gesellen zu foͤrdern, Beier am a. o. s. 491, Zink am a. o. s. 3356, Pestel de jure circa lateraria. der zigel- steine un- terschidli- che gattun-gen. § 558 Die zigelsteine werden aus leimen zubereitet, wozu die zigelstreicher gebrauchet werden, sodann im zigeldrennern oder zigelern. im zigelofen durch das feuer zur vollkommenheit gebracht. Von dem nuzen der zigeldaͤcher sihe den Leopoldt in der einleitung zu der landwirt- schaft s. 741 fg. Sie duͤrsen den ton nach gefallen nicht graben, zumal an den straßen und triften, muͤssen auch fuͤr die erlaubniß etwas entrichten. § 559 Es bereiten nicht minder die zigelbrenner an vom kalk- brennen. vielen orten den kalk in den kalkoͤfen durch das brennen zu, und mahlen ihn auch, wiewohl man auch besondere kalkofen und kalkmuͤlen hat, von Rohr am a. o. s. 571, 576. Vom kalke, und zwar dem leder- oder bitter-kalke und dem gyps- oder spar-kalke, sodann dem kalk-ofen und dem kalk-roste handelt, Penther im lexico architect. s. 91 fg. und im bau-anschlage s. 14 fg., s. 68. Ob, wo der adeliche mit dem dorfe belehnet ist, der bauer kalk brennen duͤrfe? wird billig verneinet. Staudacher de mineralibus mediis et infimis. Man sehe indessen auch vom kalke Caspar Neu- manns chymi des I ten bandes III ten th. s. 250. Zwei und sibenzigstes haubtstuͤck von den toͤpfern. § 560 M it den ziglern haben die toͤpfer, haͤfener, oder was der toͤ- pfer ist? euler, einige aͤhnlichkeit, immasen sie aus thon allerhand gefaͤse und andere sachen zum oͤf- fentlichen verkaufe verfertigen und ihre narung treiben. § 561 Die erde wird abgetreten, mit der becher tau- wie die ar- beit gefer- tiget wer- de? be geschlagen, auf der scheibe abgedrehet, mit dem helfknechte geformet, die geformten stuͤke getrok- P 3 net, LXXIII. haubtstuͤck net, mit glasur begossen, und endlich im ofen ge- brennet. Uebrigens koͤmmt bei den gebaͤuden der toͤpfer wegen der toͤnernen ofen, oder den toͤner- nen oberofen in betrachtung, Joh. Friderich Penthers bau-anschlag s. 32 § 300. Ob ihre eß- geschirre, da gift unter die glasur koͤmmt, der ge- sundheit zutraͤglich sind, folglich die policei solche dulten koͤnne? wird bejahet; weiln dem gifte seine wirkung benommen wird. Drei und sibenzigstes haubtstuͤck von den zimmerleuten. § 562 was ein zimmer- mann ist? E in zimmermann wird im zwifachen verstande genommen. Denn bald bedeutet es einen kuͤnstler, bald einen handwerksmann. Ein kuͤnst- ler heißt derjenige, welcher das bauholz wohl abzurichten weiß, und aus demselben allerhand gebaͤude verfertigen kan. Als ein kuͤnstler weiß er auch, wie alles bei den gebaͤuden vorkom- mende bauholz zusammen zu sezen und zu ver- binden sei: wie die zapfenloͤcher, die versazungen, schwalben-schwaͤnze, kaͤmme, blaͤtter, nuten ꝛc. zu machen sind: und die balken, sparren, staͤn- der, rigel, schwellen, wand-raͤmen ꝛc. vorzurich- ten, daß daraus waͤnde, daͤcher, bruͤcken, kra- ne, rammen ꝛc. zusammen zu setzen seynd, wie die- ses Schuͤbler in zweien werken von der zimmer- arbeit am besten geleret hat, Penthers lexicon ar- chitect. s. 163 fg. § 563 der zim̃er- leute ein- teilung, Die zimmerleute teilen sich in schifs- berg- und andre zimmerleute ein, sihe die angezogene samm- lung der Bremischen verordnungen s. 102, 273, den an- von den zimmerleuten. anhang bei den Hamburgischen statuten, art. 52 s. 3. Der Chur-Brandenburgischen zimmerleute zunftbrief stehet beim Mylius am a. o. im 5ten teile, 2 abth. 2ten anhange s. 83. von ihrem lone handelt Penther im bau-anschlage s. 32 § 304 fgg. § 564 Welchergestalt die zimmerleute in peinlichen ge- sollen des galgen- bauens hal- ber nicht angefoch- ten wer- den. richten die galgen zu machen, oder zu bessern schul- dig sind, und sie deshalber von nimand verachtet oder verkleinert werden sollen, besaget der art. 218 der peinlichen halsgerichts-ordnung des kaisers Carls des V ten. § 565 Sie muͤssen denjenigen bau, welchen sie ange- ihre oblie- genheiten. fangen haben, zur vollkommenheit bringen, F. H. Casselische folgen aus der landes- und policei-ord- nung art. 14 s. 44, 45, sie sollen benebst den gesellen keine kloͤzer noch spaͤne von dem bauholze wegtragen am a. o. Chur-Brandenburgische verordnung beim Mylius am a. o. im V ten teile, abt. I , s. 431. Selbige duͤrfen auch nichts, was der feuerordnung zu wider ist bauen, F. S. Gothaische landesord- nung, P. III num. 13 s. 362. Vier und sibenzigstes haubtstuͤck von den schiffern und schifsleuten. § 566 D ie schiffart bringet einem staate großen nuzen. der schiffer ist von dem schifmanne unterschie- den. Derowegen die schifsleute nuͤzlich sind. Es ist aber der schiffer von dem schifsmanne unter- schiden; im betracht dieser unter jenem stehet. Den schiffer nemen die reder oder schifsfreunde, und vertrauen ihm das schif benebst dessen ladung an; P 4 daher LXXIV haubst. von den daher man ihn einen sezschiffer nennet; die schifleute aber nimmt der schiffer an, samt den uͤbrigen noͤtigen personen, z. e. den steuer-haubt- oder botsmann, die piloten ꝛc. sihe den Mevius in commentario ad Jus Lubecense, Langenbek , in den anmerkun- gen uͤber das Hamburgische schif und seerecht, s. 23, Bremische schifsordnung vom jahre 1731 § 3. § 567 die reder haben den nuzen von den schiffen Die reder sind die eigentuͤmer der schiffe, welche solche auf ihre kosten ausruͤsten mit aller notdurft versehen, und den nuzen von selbigen erheben. Merere reder eines schiffes heisen schifsfreunde , oder mitreder. Die teile, welche mehrere an ei- nem schiffe haben, nennet man schifsparten. § 568 was der schiffer ist? Der schiffer ist also, wo kein schifshaubtmann sich befindet, der befehlshaber von einem schiffe, welcher die aufsicht uͤber die segel auch das schifs- volk hat, und nach dessen veranstaltung das schif seinen lauf erhaͤlt. Der schiffer soll die schiffarts kunst verstehen, und erlernet haben, vermoͤge de- ren er wissen muß: uͤber das meer zu fahren, ein schif, vermittels der seekarten, der magnetnadel, oder des compasses und des bleiwurfes zu fuͤhren. Er soll die winde, die fuͤhrung der segel, des steuers und der ruder, den lauf der sonne und sternen ver- stehen, darnebst um das schifs tractament besor- get seyn, sihe die Bremische neue verbesserte schifs- ordnung vom jahre 1731 § 1 fg., in der bemeldten sammlung, s. 87 fgg., der ehrbaren hansestaͤdte schifs- ordnung, tit. III § 1, 2, des Hermann Langen- beks anmerkungen uͤber das hamburgische schif- und seerecht, s. 22, tit. 14. Der schiffer soll so wenig, als das schifvolk, ohne glaubhafte zeug- nisse von denen, bei welchen sie vorhin gedienet haben, angenommen werden, hanserecht tit. 2, tit. 4. schiffern und schifsleuten. tit. 4. Gleichwie denn auch kein steuermann, in- halts der bemeldten Bremischen schifordnung § 2, angenommen werden soll, der nicht vorher in der steuermannskunst wohl unterrichtet, darnebst eini- ge jahre zur see gefahren, und sowohl deßfalls als auch seines uͤbrigen lebens und wandels halber ein gutes zeugniß beibringen kan. § 569 Gleichwie die schiffe nach dem bestimmten ge- die haubt- und neben- personen bei den schiffen. brauche unterschiden sind, und teils kriges- teils kaufartei und lastschiffe genennet werden, davon im andern buche meldung geschehen soll; also sind die dabei befindlichen befehlshaber, auch fuͤrge- sezte und untergebene ebenfalls unterschiden. Sothane befehlshaber sind entweder uͤber ganze flotten, oder nur wenige, auch einzele schiffe ge- sezet; daher sind die admirale, viceadmirale, ge- neral-lieutenants, commandeurs, capitaͤns, lieu- tenants, schif-officiers und see-krieges-officiers ꝛc. bekannt, nach deren befelen das auf den schiffen sich befindende krigesvolk, die matrosen, das bootsvolk, das schif fuͤhren und beschuͤzen, auch dasjenige thun muͤssen, was von ihnen rechtlich gefodert wird. Naͤchst den haubtpersonen, wel- che sowohl befehlshaber als dienstleistende bei der schiffart sind, hat man noch verschidene andere neben personen auf den schiffen, deren man sich teils zur verwaltung des gottesdienstes, teils zu besorgung der gesundheit, als auch zu andern ver- richtungen bedinet, dahin gehoͤren: der schifs- prediger, ober- und untermeister, oder wundaͤrzte, der schreiber, barbirer, zimmermann, schimmann, constabel, buddelier, die koͤche, die maaten oder bediente, supercargo, die kajuͤten-jungens, auch wohl trompeter und musikanten ꝛc. Von der see- P 5 wissen- LXXIV haubtst. von den wissenschaft sihe des Marquis de Quinci krieges- kunst im fuͤnften teile, s. 536 fg. § 570 was fuͤr personen sich bei den kauffartei- schiffen befinden? Auf dem kauffartei schiffe, wovon hier zu han- deln ist, befinden sich meistens naͤchst dem capi- taͤne, lieutenant, schiffer, der hoch- oder haubt- bootsmann, der steuermann, ober und untere, die lotsen, oder piloten, matrofen, und andere zur schiffart, auch vertheidigung noͤtige personen. Wenn sich ein capitaͤn auf dem schiffe befindet, so ist er als haubt desselben in see-rechts und policei sachen anzusehen. Der schiffer erteilet die befele wegen des segelns. Wenn der schiffer vom reder angenommen worden ist, wird selbiger sezschiffer genennet. § 571 was der hochboots- mann ist? Der hochbootsmann, haubtbootsmann, oder boosmann, ist entweder der naͤchste nach dem schiffer, oder nach dem steuermanne, wie dieses leztere sich aus dem hamburgischen stadtrechte dem andern teil, tit. 14 art. 16 s. 244 ergibet, Langenbek am a. o. s. 51. Er ist als ein von dem schiffer ihm nachgesezter befehls- haber anzusehen, welchem die ausruͤstung des schif- fes und das unter-commando uͤber die matrosen, nicht minder die aufsicht uͤber den zustand und sicherheit des schiffes aufgetragen ist. In abwe- senheit, oder verhinderung des schiffers, vertritt er dessen stelle, Langenbek am a. o., der erbaren hansestaͤdte schifsordnung tit. III art. 3. § 572 was pilo- ten sind? Die piloten, oder lotsen, sind diejenige perso- nen, welche eine hinlaͤngliche wissenschaft und er- farung von der tife des meeres und der fluͤsse, auch den darin befindlichen sandbaͤnken, benebst den klippen und anfurten der haͤfen haben, daher die schiffe schiffern und schifsleuten. schiffe gegen ein gewisses lon durch sothane gefaͤhr- liche orte zu fuͤhren unternemen. Diese leute muͤssen an manchen orten, z. e. zu Hamburg, zu foͤrderst ein examen ausstehen, bevor sie in die pi- loten-gesellschaft aufgenommen werden, sie haben auch wohl ihre fuͤrsteher, lotsinspectoren, lots- schiffer ꝛc. sihe den Langenbek am a. o. s. 438, 439, den Jacob Schubak de jure littoris s. 254, fg. die Hamburgische pilotage-ordnung vom jahre 1719 art. 2. den Reinold Kuͤrike im jure ma- ritimo hanseatico s. 124. § 573 Die obliegenheiten des schiffers sind mancherlei, der schiffer obligenhei- ten. sowohl vor der angestellten fahrt, als auf der reise, und nach deren endigung. Sie betreffen entwe- der die schifsfreunde, (reder), oder die schifsleute oder die auf dem schiffe befindliche fremden, oder die waren und fracht, theils gehen sie die con- traete, teils die bezalung unterschidlicher abgaben, imgleichen das schif, dessen befrachtung, die certe- partei, die bodmereien, seewuͤrfe, havereien an, davon unten zu handeln seyn wird. Sihe den wohlinstruirten Schiffer , Hamburg 1732, 8. § 574 Der schiffer hat zwar auf kosten der reder das und sorg- falt. schif in segelfertigen stand zu sezen, wofern diese solches nicht selbst thun, jedoch darf ohne bewilli- gung der reder der schiffer an dem schiffe nichts bauen, indem es einmal in die see gesezet ist, wenn es nicht die not erfodert. Er hat fuͤr das anver- traute schif und dessen geraͤtschaften, auch fuͤr die darinn befindlichen waren treulich zu sorgen, er darf selbiges nicht uͤberladen, widrigenfalls bei entstehendem ungluͤke die werfung der guͤter auf des schiffers gefahr geschihet, er muß seiner instruction und LXXIV haubtstuͤck von den und dem auftrage buchstaͤblich geleben, seinem schiffer-amte sorgfaͤltig fuͤrstehen, und seiner reder bestes auf alle art suchen, das schif und waren nicht verkaufen, auch der schifleute eheweiber des nachts im schiffe nicht dulten, keine contreband- waren einnemen. Sihe die Bremische verord- nung von contreband-waren vom jahre 1742, er darf des nachs nicht vom schiffe bleiben, nicht minder soll er nach zuruͤkgelegter reise seinen redern gezimende rechnung leisten, und das behoͤrige aus- keren, auch den durch seine schuld verursachten schaden ersezen, schifsordnung und seerecht der hansestaͤdte tit. I-XII, Bremische schifs-ordnung 1731 § 3 fgg. § 575 der reder pflichten. Dahingegen ihm die reder das schif mit seinen geraͤthschaften in einem guten stande zu liefern, und auf ihre unkosten zu unterhalten, wegen der ihm aufgetragenen reise eine richtige abrede mit ihm zu nemen, auch einen deutlichen unterricht und eine verstaͤndliche fuͤrschrift seines verhaltens zu geben, den ihm versprochenen gehalt nicht allein unweigerlich zu entrichten, sondern auch dasjenige, was er zu richtiger bezahlung der schifsleute, heu- ren und deren unterhaltung benoͤtiget ist, zu ver- schaffen, schuldig sind. Nicht minder, was er dieserwegen und sonst zur unterhaltung des schiffes und dessen geraͤte verwendet hat, wieder zu verguͤ- ten, benebst der notdurft nach, ausserhalb landes, ihm eredit zu machen gehalten sind, Hamburgi- sches schif- und seerecht, art. 1 tit. 14, und daselbst der Langenbek s. 25 fg., schifsordnung und see- recht der hansestaͤdte vom jahre 1614 tit. I, tit. II. § 576 des schiffeꝛs schuldig- keit Wenn der schiffer unter segel gehen will, hat er die fuͤrnaͤmsten, oder den meresten teil dabei zu rath schiffern und schifsleuten. rath zu zihen, sich mit den gehoͤrigen vollmachten, u. freiheit. see-briefen ꝛc. zu versehen. Er kan schulden halber nicht aufgehalten werden. Auf der fahrt hat der schiffer die zoͤlle und andere gebuͤren zu bezalen, die hafen mit den gewoͤnlichen schuͤssen zu begruͤssen, die seegel zu streichen ꝛc. Estors III teil der an- fangsgruͤnde s. 36 fgg. § 577 Die matrosen, das bootsvolk, die schifskinder, die schifs- leute. werden entweder auf die ganze fahrt, oder eine ge- wisse zeit gemitet, sie fahren auch wohl auf profit, und sind gehalten sich zur gesezten zeit am bord zu begeben, das schif auszureuten, den proviant an bord zu bringen, duͤrfen nicht vom schiffe gehen. Sie muͤssen selbiges verteidigen, fleißig wache hal- ten, alle gelegenheiten und unordnungen vermei- den, den befelen der fuͤrgesezten gehorsam leisten, und wenn sie in sothanen schifsdiensten schaden leiden, muͤssen sie schadlos gehalten werden. So lange sie ihrer pflicht gemaͤß thun, soll ihnen ihre heuer bezalet werden, welches auch beschehen muß, wenn sie gefangen, oder im dienste verwundet wer- den, hanserecht tit. 14. § 578 Die seefahrende haben ebenfalls ihre richter und deren rich- ter und gerichte. gerichte. Es sind daher die admiralitaͤten, con- suls und andere richter bestellet, und verordnet, Langenbek am a. o. s. 310, 317 Johann Julius Surland in grundsaͤzen des Europaischen seerechtes s. 69 fg. Die streitigkeiten werden summarisch abgethan. Wie der schifleute untreue in ansehung der ihnen anvertrauten waren zu bestrafen sind, besaget der reichsschluß vom jahre 1670 im achten und neunten punkte. § 579 LXXV haubtstuͤck § 579 von den hafenmei- stern. In den hafen heißen diejenige, welchen die be- sorgung derselben uͤbertragen worden ist, die ha- fenmeister, Langenbek am a. o. s. 478 fgg. § 580 den kuͤsten- bewarern. Dahingegen diejenige, welche das offene ufer, oder die kuͤste zu besezen, darnebst auf die sich dem- selben nahenden genaue aufsicht haben muͤssen, die kuͤsten-bewarer genennet werden. § 581 der admi- ralschaft. Von der admiralitaͤt ist die admiralschaft, am- miralschaft, unterschiden, anerwogen diese in einer verbindung bestehet, kraft deren verschidene schiffer in krigeszeiten in gesellschaft ihre reise zu verfolgen, im falle der not ein ander beizustehen, und die ge- meine gefar abzuwenden, sich verbindlich machen, Langenbek am a. o. s. 95 fg., Luͤder Menken , im systemate juris ciuilis s. 284. Dieses wird die private ammiralschaft genennet, und ist von derjenigen, welche von den obern angeordnet wird, unterschiden, sihe den Kuͤriken am a. o. s. 179. Hiher koͤnnen die octroirte und andre handlungs- compagnien ebenfalls gezogen werden. Von der orientalischen handlungs-gesellschaft in Wien, sihe den von Justi am a. o. im I ten teile s. 21. Fuͤnf und sibenzigstes haubtstuͤck von denen menschen, welche zur erhal- tung der gesundheit dinen, und zwar den aͤrzten. § 582 E inem landesherrn liget viel daran, gesunde buͤrger und unterthanen zu haben. Damit nun diese absicht erreichet werde, so sind die darzu noͤtige von den aͤrzten. noͤtige und nuͤzliche personen, wenn man sie zu- foͤrderst tuͤchtig befunden hat, zu bestellen, davon unten bei der lehre von der einrichtung guter poli- eei mit mehrern gehandelt werden soll. Es gehoͤ- ren aber dahin: die aͤrzte, stadt- und landphysici, apotheker, chirurgi, bader, sihe des Michael Alberti disp. de tuenda reipublicae salute per medicorum bona consilia, Halle 1745, den Rhetius s. 157 fgg. des VIIII ten bandes der Stry- kischen disputationen, Elien Friderich Heister de principum cura circa subditorum sanita- tem, Helmstaͤdt 1738, 4. § 583 Aus den aͤrzten werden land- und stadt-physici, was ein landphysi- cus ist? feld- und garnison- medici bestellet. Landphysicus heisset derjenige, welcher zur cur der unterthanen und besichtigung der wunden, benebst der todten menschlichen Koͤrper auch zu andern geschaͤften be- stellet und vereidet ist. Sihe die F. Hessische me- dieinalordnung vom jahre 1616, 1682, F. Hessen- Darmstaͤdtische ordnung wornach die medici, apo- theker, wundaͤrzte und hebammen sich verhalten sollen, Darmstadt 1727 fol. tit. 1. Koͤnigl. Preu- sische medicinalordnung, F. S. Gothaische lan- desordnung, P. III s. 441, 446. § 584 In den Chur-Braunschweig-Luͤneburgischen sie muͤssen sich in ver- schidenen landen exa- miniren lassen. landen soll man keinen land- oder stadtphysicus annemen, noch weniger einen doctor medieinaͤ darin practiciren lassen, bevor er besonders exa- minirt worden ist, Chur-Braunschweig-Luͤnebur- gische landesgesaͤze, im III ten theile s. 455 fgg. thue hinzu die Chur-Brandenburgische verordnung beim Mylius am a. o. im V teil. 4abt. s. 13, 204, 224 fg. Im uͤbrigen hat man die spruͤchwoͤrter „ein junger me- „dicus LXXVI haubtst. von den „dicus ein neuer kirchhof; die doctors muͤssen alt, die „apotheker reich, und die barbirer jung seyn, Pisto- rius am a. o. cent. VII par 70 und 85 s. 644 s. 661. „Es ist besser, daß einem der medicus als „der jurist das leben abspricht, cent. VI par. 74 s. 524. Wie aber ein arzt bestrafet werden solle, wenn selbiger aus nachlaͤßigkeit oder gefaͤhrde ie- manden schadet, besaget art. 134 der peinlichen halsgerichtsordnung kaiser Carls des V ten. Fuͤr- naͤmlich ist im staate eine taxe noͤtig, wie die aͤrzte ihrer bemuͤhung halber bezalet werden sollen. Darneben ist bei ihrer annemung eine pruͤfung noͤtig: ob sie naͤchst den uͤbrigen zur arzeneikunst erforderlichen wissenschaften die medieinam foren- sem verstehen? damit sie in den peinlichen acten den vertaidigern der peinlich beklagten keinen an- las geben uͤber ihr visum repertum sich lustig zu machen. Ohne uͤberhaubt darauf vereidet zu seyn, gilt das visum repertum nichts. Sechs und sibenzigstes haubtstuͤck von den wundaͤrzten oder chirurgis. § 585 was die chirurgi ist? D ie chirurgi bedeutet dem wort-verstande nach, einen teil der arzenei-kunde, welche vermit- tels zuthun der haͤnde heilet. Deutlicher ist disel- be eine kunst, die da lehret durch huͤlfe der haͤnde und allerlei instrumenten, wie auch aͤusserlich auf- gelegten arzeneien die menschliche gesundheit her- zustellen. § 586 deren einteilung. Man theilet sie in die medicinische chirurgi, und die hand-operationen. Jene bestehet in der kennt- nis aller arzenei-mittel, die auf die, schaͤden zu legen sind, wundaͤrzten, oder chirurgis. sind, und nach befinden der innerlich zu gebrau- chenden mittel, nebst beobachtung der diaͤt. § 587 Vermittels der hand-wirkungen werden die ihre beschaͤf- tigungen. zertrenneten teile des koͤrpers zusammen gesezet, oder was zusammen gewachsen ist, wieder getren- net, oder die schadhaften und uͤberfluͤßigen teile ab- genommen, siehe des Joh. Zacharien Platners gruͤndliche einleitung in die chirurgi, 2 baͤnde in 8., Lorenz Heisters chirurgi 1747, 4, Elien Cos von Vilars abhandlung der chirurgi, 5 baͤnde, 8. § 588 Die 1) zergliderungs-kunde muß er verstehen was ein chi- rurgus ver- stehen solle? und zwar nach den neuesten erfahrungen des Ja- cobs Winslow und Christian Ehrenfrid Eschenbachs , imgleichen 2) die physiologi, als den ganzen Grund der arzenei-kunst und der chi- rurgi, nicht weniger 3) die materiam medicam, oder die bestand-theile, kraͤfte, wirkungen und zubereitung auch die zusammensezung der arzenei- mittel; 4) wird erfodert, daß er die operationen an den todten koͤrpern in den hospitaͤlern und sonst veruͤbet, auch 5) dise an den lebendigen koͤrpern unternommen habe, und 6) ehender herzhaft als mitleidig sey, damit er durchs schreien der patien- ten, mehr als noͤtig ist, eile, oder weniger als die sache erfodert schneide. § 589 Solchergestalt muͤssen der stabs-chirurgus, und die regiments-feldscherer geartet seyn. Siehe des Herrn grafens Ludewigs von Khevenhuͤller observationspuncten bei einem regimente dragoner s. 150 fgg. Q § 590 LXXVI haubtst. von den § 590 die einrich- tung der zerglide- rungsschu- le, Damit die aͤrzte und wundaͤrzte eine schule zur zergliederung haben; so sorget die policei fuͤr ein zergliderungs-gebaͤude in ieder provinz. Dassel- be ist inwaͤndig mit einem saale versehen, der in der mitte einen grosen tisch hat, worauf der todte koͤrper geleget wird. Runt herum gehen baͤnke. Je weiter selbige davon entfernet sind, desto er- habener selbige seyn muͤssen, damit die zuschauer alles beobachten koͤnnen. § 591 dessen erfo- dernisse, In diesem zergliderungs-gebaͤude, werden er- fodert 1) kammern mit schraͤnken und fachen, 2) ein gewoͤlbe, und 3) eine kuͤche. Die kammern dienen die geribben der koͤrper, wie auch die ge- raͤdschaften zur zergliderung aufzubewaren. Im gewoͤlbe werden die todten koͤrper wider die faͤul- niß erhalten; die kuͤche dienet zur absonderung des fleisches von den knochen, vermittelst des kochens. § 592 der wund- aͤrzte anzal ist zu ver- meren. Ferner sihet die policei dahin, daß die anzal der wundaͤrzte anwachse; hergegen der hause der barbirer vermindert werde; in betracht der menschliche koͤrper viel zu edel ist, als solchen den pfuschern preis zu geben. § 593 wie diese angezogen werden moͤ- gen? Um die regiments-feldscherer anzuziehen, liset die policei gewisse der wundarzenei beflissenen aus, die zugleich so viel aus der arzenei-kunde er- lernen, was in die gemeine krankheiten der sol- daten einschlaͤgt, z. e. die fiber, rote und weise ruren, bauchgrimmen ( colic ) venus-seuche ꝛc. Der herr graf von Khevenhuͤller am a. o. s. 150. Siben apothekern. Siben und sibenzigstes haubtstuͤk von den apothekern. § 594 D ie apotheker werden also ab apotheka ge- was der apotheker ist? nennet, welches einen waaren- oder kram- laden bedeutet. Ein apotheker ist ein befreiter und in pflichten stehender kuͤnstler, welcher die vom arzte vorgeschribenen arzeneien zurichtet und oͤffentlich verkaufet. § 595 Diejenige, welche diese kunst oͤffentlich betrei- ihre beschaf- feuheit ben wollen, sollen nicht nur erfahrne und in selbi- ger geuͤbte leute, sondern auch der oberkeit mit pflichten zugethan seyn; daher sie von den aͤrzten zufoͤrderst examinirt werden muͤssen, F. H. Cas- selische medicinal-ordnung cap. X , F. H. Darm- staͤdtische ordnung, wornach die medici, apothe- ker ꝛc. sich verhalten sollen, tit. II , S. Gothaische medicin- und apotheker-ordnung, cap. 2 § 1, Kurbrandenburgisches medicinal-edict beym My- lius am a. o. im V ten teile IV abt. s. 203, 228; hiernaͤchst haben sie, benebst ihren gesellen, bei antretung ihrer verrichtung einen ordentlichen eid abzulegen, sich des curirens gaͤnzlich zu enthalten; sie sollen an niemand gift verkaufen ohne vorwis- sen der oberkeit, sihe die peinliche halsgerichts- ordnung art. 37, § 3; keine alte verlegene und un- taugliche materialien bei sich finden lassen; daher die apotheken jaͤhrlich visitiret werden muͤssen, reichs-policei-ordnung 1548 tit. 33, 1577 tit. 34. Sie moͤgen ferner keine purgirende und abtrei- bende arzenei ohne vorwissen des arztes reichen, Kur Maynzische apotheker-ordnung, cap. III § 3, Q 2 keine LXXVII haubtstuͤk keine unfoͤrmliche recepte von denen leuten, welche es nicht verstehen, ja nicht einmal von badern und barbirern annemen, F. H. Casselische medi- cinal-ordnung. § 596 und obli- genheiten, Sie koͤnnen sich bei der zubereitung der ge- mischten arzeneien an bewaͤhrte apotheker-buͤcher halten, F. H. Casselische medicinal-ordnung; sie muͤssen sich den taxordnungen und den vor- schriften der aͤrzte unterwerfen, reichs-policei-ord- nung 1548, 1577 am a. o. und demjenigen sich ge- maͤs bezeigen, was die reichs- und landesgesaͤze von ihnen fodern, sihe des Ludewigs von Hoͤr- nigk politiam medicam tit. 6, s. 28 fgg. die Kurpfaͤlzische landes-ordnung handelt fol. 99 von den apothekern, welches zu einem bekannten bei- namen den anlaß gegeben hat: die grenzen der apotheker und barbirkunst beschreibet Valentini in den nouellis medico legalibus, s. 263, Tho- masius de iure circa pharmacopolia. § 597 deren ein- teilung Die apotheker sind entweder hof- akademische, oder stadtapotheker; daher haben sie einen unter- schiedenen gerichtsstand. Es ist in einem orte da- hin zu sehen, damit nicht zu viele apotheker vor- handen sind, Valentini am a. o. s. 8, Bremische apotheker-ordnung 1665, 4to cap. 1 § 4 s. 7. § 598 und freihei- ten. Ihre freiheiten bestehen darin: 1) daß sie gleich den gelehrten von persoͤnlichen beschwerden frey seynd; H. Casselische medicinalordnung, 2) im concurse wegen der zur letzten krankheit des schuld- ners gegebenen arzeneien vorzuͤglich in die erste klasse kommen, von einquartirungen frei seynd, 4) den materialisten, auch badern und barbirern, sowohl den aͤrzten, an vielen orten die ausgebung der von den apothekern. der arzeneien verbieten koͤnnen, 5) moͤgen die uni- versitaͤts-apotheker zur annemung des buͤrger- rechts, und leistung des buͤrgereides, auch zur unterwuͤrfigkeit unterm stadt-rath nicht angestren- get werden. 6) haben sie in Kur-Sachsen den rang mit den kaufmaͤnnern nach der zeit ihrer an- nemung, Menken im systemate iuris s. 928 tit. 3, 7) duͤrfen sie tegen tragen; 8) sollen sie die materiam medicam verstehen, damit sie nicht, wie jener that, opium fuͤr apium reichen, von Leyser specim. XX med. 7 s. 490 Vol. II Bec- manns Anhaltische histori teil VII cap. 1 §. 5, 9) stehet ihnen der verkauf von specerei-waaren, des aquavits und des weines nicht zu, 10) die- weil ihnen viele materialien unbrauchbar werden; so dultet man einen ziemlichen Aufschlag vom 100 bei ihnen. § 599 Gleichwie die kramer-waaren fuͤr unbeweglich die apothe- ken werden fuͤr unbe- weglich ge- halten. gut gehalten werden, Barth im dissensu 44 § 1. also wird die apotheke eben dafuͤr geachtet, Barth im dissensu 43 § 1. Ein anders ist von beiden in Kur-Sachsen verordnet, da sie fuͤr bewegliche Sachen erklaͤret sind, Barth am a. o. von Ber- ger in der oeconomia iuris s. 215. § 600 Die buͤcher der apotheker wirken einen halben die apothe- ker- buͤcher wirken ei- nen halben beweis. beweis in ansehung der aus einer apotheke em- pfangenen waaren, Barth im dissensu 894. Von ihren zeichen sihe Hofmanns Klugheit haus zu halten im III ten teile s. 394 fgg. fuͤrnaͤm- lich den anhang zum medicinischen lexico mit des von Haller vorrede, und von ihrem gewichte den Ludovici in der eroͤfneten academi der kauf- leute, im I teile s. 795 fg. Q 3 Acht LXXVIII haubtst. von den Acht und sibenzigstes Hauptstuͤk von den barbirern und badern. § 601 was ein bar- bir bedeute. D er barbir bedeutet eigentlich nicht mehr als einen der das bartscheren, welches in Frank- reich die perukenmacher verrichten, betreibet, an- bei eine kleine wunde zu heilen, und einen schlech- ten verband verstehet; imgleichen eine ader lassen, und einen zahn ausreisen kan. An verschidenen orten sind sie zwar von den badern unterschieden, wie in den hiesigen landen, iedoch wo dieses nicht ist, sind sie beides zugleich, Beier im allgemei- nen handlungs- kunst- berg- und handwerks- lexico s. 41. § 602 wie sie an- zu nemen sind? In vielen landen duͤrfen sie nicht eher aufge- nommen werden, bevor sie ihrer besitzenden ge- schicklichkeit halber examiniret, auch wohl ver- pflichtet worden sind, F. H. Casselische medici- nalordnung cap. VI , cap. XI , H. Darmstaͤdti- sche verordnung am a. o. tit. III, repertorium iuris priuati im I ten teile s. 454. Von dem examine der wundaͤrzte und wehemuͤtter, wie sol- ches die aͤrzte in den Kur-Brandenburgischen lan- den anstellen, sihe in Faßmanns leben Fride- richs Wilhelms Koͤn. in Preußen, II ten teile s. 254, 288, 329, Kur-Braunschweig-Luͤneburgi- sche landes-gesaͤze ꝛc. im III ten teile s. 456 s. 458 fg. Sie duͤrfen nicht innerlich curiren, Bastineller de medico ex voluntate aegroti perperam cu- rante § 3 fgg. das verdiente bartputzen-lon hat in den rechten kein vorzugsrecht, Boͤhmer T. III. P. III. dec. 699 num. 9, 22. Wenn sie als zeu- gen barbirern und badern. gen uͤber sachen, die ihre kunst angehen, gebrau- chet werden sollen, muͤssen sie beeidiget werden, kammergerichtsordnung im I ten teile, tit. 85. § 603 Die barbirer und bader hatten ehedem in dem die barbirer und bader hatten ehe- dem glei- ches gewer- be und glei- che achtung Teutschen reiche ein ganz gleiches gewerbe, mit- hin einen gleichen stand, darneben war einer so geringschaͤzig und beflecket, als der andere, wie solches sich aus der reichspoliceiordnung vom jahre 1548, und 1577, aus Christian Heinrich Hil- lers disp. de abusibus, qui in Germania in col- legiis vigent opificum, cap. II § 5 s. 39 s. 46 des Estors kleiner schriften erster band s. 921 fgg. erbricht. § 604 Die barbirer und bader haben einerlei gegen- sind mit den badern glei- ches stan- des. stand, naͤmlich ihre kunst und handgriffe bei wun- den und geschwuͤren, klistiren, pflastern, auch uͤbri- gen aͤusserlichen kuren und verrichtungen, gehabt, gelernet und getriben, folglich muͤssen sie, wie bei- de in ansehung ihres gleichmaͤsigen gegenstandes vor diesem im gleichen grade der achtung gestan- den haben; also dieselbe auch, da sie nun beider- seits durch die bemelde reichsgesaͤze aus ihrem ver- aͤchtlichen stande gezogen worden sind, gleichen rechtes und benennung sich zu erfreuen haben, be- vorab da die bader, daß sie eher, als die barbirer und zwar bereits durch den kaiser Wenzeln zu ih- rer achtung gelanget waͤren, sich fuͤr jenen zu ruͤh- men befuget sind. Wannenher sie auch an vielen orten wirklich gleich gestellet worden, z. e. im Her- zogthum S. Gotha, zu Wien, Nuͤrnberg, Re- gensburg, Dresden ꝛc. Estor am a. o. s. 926. Fernere beifugen zur S. Gothaischen landesord- nung s. 305 fg. Q 4 § 605 LXXVIII haubtstuͤk § 605 nach ihren unterschide- nen bedi- nungen ha- ben sie man- cherlei na- men. Gleichwie man land- und stadt-physicos in Teutschland hat; so sind auch amts- und stadt- chirurgi, ausserdem die regiments- und compagni- feldscherer bekannt. Was zu einem regiments- feldscherer erfodert werde, hat Valentini am a. o. s. 618 mitgeteilet, und von der beurteilung des heilerlones eines barbirs s. 659, 671. § 606 sie duͤrfen tegen tra- gen. Die barbirer und buchdrucker, auch apotheker nebst ihren gesellen, duͤrfen vermoͤge fuͤrstlicher verordnung tegen tragen. § 607 der bader beschaͤfti- gungen. Die bader haben eigentlich mit dem baden in einer oͤffentlichen bade-stuben, schroͤpfen zu thun, doch wo es ihnen nicht untersaget ist, treiben sie auch die chirurgi. Die barbirer wollen den ba- dern das bartscheren schlechthin in den stuben, oder dem bade-zimmer nur zugestehen, auf der nassen bank, sihe das repertorium iuris priuati, im I ten teile s. 406 fg. Friderich Gottlib Struve de balneis ac balneatoribus. § 608 sie muͤssen sich exami- niren lassen. Die bader muͤssen sich ebenfalls in vielen lan- den vor der oͤffentlichen betreibung ihrer kunst exa- miniren so wohl beeidigen lassen, koͤniglich Preu- sisches medicinal-edict vom 27 sept. 1725, S. Go- thaische landesordnung P. II cap. III tit. 6 und fernere beifugen dazu s. 304, Kur-Braunschweig- Luͤneburgische landes gesaͤze P. III cap. IV s. 454 fgg. Sie duͤrfen eben so wenig, als die barbirer inner- liche kuren fuͤrnemen. Neun von den operateurs, ꝛc. Neun und sibenzigstes haubtstuͤk von den operateurs, als den bruch- schneidern, augen-aͤrzten, stein-schneidern, und andern. § 609 D ie so genannten operateurs heissen diejenige was die ope- rateurs sind? personen, welche mit dem bruch- und stein- schneiden, starstechen, mit abloͤsung der glider, schneidung der schwaͤmme und andern aͤusserlichen kuren am leibe geschickt umzugehen wissen. Sie teilen sich wieder in besondere gattungen ein. § 610 Der bruchschneider ist ein wundarzt, welcher was der bruchschnei- der, mit schneidung und heilung der bruͤche sich beschaͤf- tiget. Sihe des Zacharien Vogels abhandelung von allen arten der bruͤche. Die policei laͤsset den bruchschneider von den arten die bruͤche zu schnei- den pruͤfen nach masgebung des Plattners s. 437 fgg. im II ten teile. Sihe des Geigers Xelegraphiam, den Wilhelm Cheselden de li- thotomia. § 611 Ein augen-arzt (oculist) heisset, welcher sowohl imgleichen der augen- arzt, uͤberhaupt die kunst die krankheiten der augen, als auch insbesondere das starstechen geschickt zu be- treiben verstehet. St. Yves (Carls) von den krankheiten der augen, Antons Maitre-Jean von den krankheiten der augen. Vom stare und schwarzen stare sihe des Platners chirurgi s. 401 fgg. den II ten teil, den Herm. Boerhaven von den augenkrankheiten, Brisseau vom grauen stare. Q 5 § 612 LXXIX haubtstuͤk § 612 der stein- schneider ist? Der steinschneider beschaͤftiget sich mit dem schneiden der im leibe wachsender steine, es moͤgen dieses niren- oder blasensteine seyn. Johann Jac. Rau obseru. chirurg. de calculo renum, vesicae, Leiden 1731, 8. Wiedemann vom stein- und bruchschneiden, wie auch vom star- stechen. § 613 welcherge- stalt diese leute ihre kunst trei- ben moͤgen. Diese bemeldte personen sollen nach masgebung der F. H. Casselischen medicinal-ordnung cap. VIII nicht anders ihre kuren zu unternemen befu- get seyn, als wenn sie sich zufoͤrderst von dem col- legio medico provinciali haben examiniren lassen, auch sich in die gesellschaft der wundaͤrzte begeben. Sihe auch die F. H. Darmstaͤdtische ordnung, wornach die medici, apotheker ꝛc. sich halten sol- len, tit. 3. F. S. Gothaische landesordnung P. II cap. 3 tit. 6 s. 157 fgg. P. III num. 19 s. 444 und fernere beifugen s. 293, 309, Kur-Braun- schweig-Luͤneburgische landesgesaͤze ꝛc. P. III s. 454-459. Bremische apotheker-ordnung cap. 4 § 7 s. 19. Gestalt dann auch die quaksalber, zahnbrecher, storger, theriakskraͤmer, markt- schreier, hausirer, laboranten, wasserbrenner, kraͤuter-kraͤmer, landfarer, und andre dergleichen leute inhalts obiger verordnungen entweder gar nicht, oder wenigstens ohne besondere erhaltene erlaubnis nicht geduldet werden sollen. Man sehe indessen den chirurgieen dentiste par Mr. Fauchard, Paris 1728, 12. Ehe man einen zahn- arzt zulaͤsset, sorget die policei, daß nach der lehre des Plattners im II teile der chirurgi, s. 254 fgg. examiniret werde, sihe auch den Ludew. Cron vom aderlassen, und zahn-auszihen. § 614 von den operateurs ꝛc. § 614 Diese personen duͤrfen so wenig, als die wuͤrz- sie duͤrfen nicht inner- lich kuriren. kraͤmer und uͤbrige im vorhergehenden § benennte personen innerlich kuriren, F. Altenburgische lan- des-ordnung s. 191. Valentini am a. o. s. 685, welches nicht minder bei harter, auch leibes-strafe, den uͤbrigen landfarern, schlangen-faͤngern, hir- ten, scharfrichtern, schindern, und schuͤrzen- do- ctorn, oder weibern ꝛc. ernstlich zu untersagen ist, F. S. Gothaische landes-ordnung s. 157 und fer- nere beifugen s. 311, F. H. Darmstaͤdtische ver- ordnung am a. o. dergleichen verderber der mensch- lichen koͤrper und wohl gar unvermerkte todtschlaͤ- ger, sind mit allem eifer zu vertilgen. § 615 Ob operateurs in doctorem zu promoviren sind? ist vom Valentini in nouellis medico- legalibus s. 623 untersuchet. § 616 Im betreff der fontanellen laͤsset sie die policei wie sie der fontanellen halber zu pruͤfen sind? nach Christian Schorers abhandelung vom nu- zen und gebrauche der fontanellen pruͤfen. Sihe den Platnern s. 144 fg. des II ten teiles und vom kaiserlichen schnidte nach anleitung des Platners s. 497, auch des Joh. Ruleau vom kaiserlichen schnidte. Man sehe uͤbrigens wegen dieses haubt- stuͤkes des Junkers und Heisters chirurgien. Achtzigstes haubtstuͤk von den hebammen oder wehmuͤttern. § 617 D as wohl vieler tausend menschen haͤnget von was die heb- amme ist? einer gluͤklichen geburt ab; daher sorget die policei wegen der wehmuͤtter unterricht und bestel- lung. LXXX haubtst. von den lung. Die wehmutter (kindmume, kindermut- ter, puͤpelmutter oder hebamme) ist eine nicht zu junge erbare und erfarne, von der oberkeit geord- nete sowohl vereidete weibesperson, welche den schwangern und gebaͤrenden weibespersonen, vor, in, und nach der geburt huͤlfreiche hand leistet, auch ihnen mit rate und thate beizustehen ge- schikt ist. § 618 man hat bei den hebam- men Stras- burg zum muster zu nemen, de- ren unter- schid da- selbst. In Strasburg werden sie in die hebammen, vortaͤuferinnen und lehrtoͤchter eingeteilet. Die ersten unterscheiden sich von den vortaͤuferinnen darin, daß sie den gewoͤnlichen hebammen-schild, oder die tafel mit der stadt wapen oͤffentlich aus- haͤngen, und lehrtoͤchter annemen koͤnnen; dahin- gegen die vortaͤuferinnen zwar das hebammen- schild aushaͤngen moͤgen, iedoch ohne der stadt- wapen, auch keine lehrtoͤchter anzunemen berech- tiget sind. § 619 was eine lehrtochter ist? Die lehrtoͤchter heissen, welche in der lehre bei ihrer lehrfrau dieser kunst stehen, und in das amt der oͤffentlichen hebammen noch nicht aufgenom- men sind, folglich fuͤr selbst nichts handeln, noch vielweniger das hebammen-amt treiben duͤrfen, Strasburgische ordnung des hebammenmeisters und der hebammen 1728 fol. § 18, 19. § 620 deren un- terschid in Frankfurt. Zu Frankfurt am Maine ist ein unterschid zwi- schen den geschwornen frauen und den hebammen. Jene heissen frauen und diese muͤtter . § 621 dieser leute nuzen und notwendig- keit. Alldieweil einem lande viel daran gelegen ist, gerade und gesunde untertanen zu haben; gleich- wohl nicht allein die gebaͤrenden muͤtter, sondern auch diejenige, welche ihnen in der geburt beiste- hen, hebammen oder wehmuͤttern. hen, und die erste sorge fuͤr den leib des gebornen kindes haben, darzu vieles beitragen koͤnnen; so hat eine wohl eingerichtete policei fuͤrnaͤmlich dar- auf zu sehen, damit zu diesem geschaͤfte gute an- stalten vorgekehret, hebammen-aͤmter und schulen angerichtet, wie z. e. in Strasburg, oder sonst andre mannspersonen bestellet werden, welche die wehmuͤtter behoͤrig unterrichten. Wie man denn auch dergleichen loͤbliche anstalten in den koͤniglich Preusischen und Kur-Brandenburgischen, Kur- Braunschweigischen, S. Gothaischen, Heßischen und andern landen antrift. Sihe die Kur-Bran- denburgische hebammen-ordnung beim Mylius am a. o. im V ten teile IV te abt. s. 53 fg. s. 208, 233, 255, 310, und diejenige verordnung, welche juͤngsthin von dem koͤnige in Preussen deßfalls er- lassen worden ist. Die F. H. Casselische medi- cinal-ordnung cap. IX , die F. H. Darmstaͤdti- sche angezogene ordnung ꝛc. tit. IV , S. Gothaische landes-ordnung. P. II cap. III tit. 7 s. 161 fgg. P. III tit. 18 s. 51, s. 444, 507 fgg. die fernere beifugen darzu s. 308; des Andry orthopaͤdi, oder kunst bei den kindern die ungestalt des leibes zu verhuͤten und zu verbessern, Berlin 1744. Der pfarrer und die kirchen-aͤltesten, oder diejenigen, welche dergleichen Weiber zu wehemuͤttern fuͤr- schlagen, haben dahin zu sehen, damit selbige an den haͤnden und fingern geschmeidig seynd, auch reinlich, darnebst iederzeit kurze naͤgel daran tragen. § 622 Die hebammen muͤssen vor ihrer annemung sind vor ih- rer anne- mung zu unterrich- ten. behoͤrig unterrichtet sein, wie sie ihr amt verrich- ten sollen. Hierzu sind kunst-verstaͤndige, als medici, wundaͤrzte, hebammen-meister, wie in Strasburg, collegia medica, oder chirurgica ꝛc. noͤtig, LXXX haubtst. von den noͤtig, wenigstens sorget die policei, daß die heb- ammen nur aus dem haubtstuͤke von der natuͤr- lichen und widernatuͤrlichen geburt aus des ver- storbenen fuͤrtreff lichen prof. Platners chirurgi im II ten teile s. 471 bis 496 einen unterricht von einem lehrer der wundarzenei erhalten, wozu noch die geistliche kommen, welche die kinder-mumen nach masgebung verschiedener landesgesaͤze in demjenigen unterweisen muͤssen, was ihnen aus Gottes wort bei notfaͤllen zu wissen noͤtig ist. § 623 was der heb- ammen- meister in Strasburg ist? Der hebammen-meister in Strasburg ist die- jenige person, welche darzu oͤffentlich angenommen und verpflichtet ist, daß er naͤchst andern obligen- heiten in der hebammen-schule die wehmuͤtter, auch ihre lehrtoͤchter in dieser kunst woͤchentlich unter- richte, sie zu den zergliederungen weiblicher coͤrper zihe, ihnen dienliche kunst-griffe dabei zeige, auch in schweren geburts-faͤllen sowohl den hebammen, als den schwangern und gebaͤrenden weibesperso- nen mit rat und that an hand gehe. § 624 die weh- muͤtter sind vor ihrer annemung zu examini- ren. Wenn die lehrtoͤchter zu Strasburg nach aus- gehaltener lehrzeit wuͤrklich hebammen werden wollen, muͤssen sie erstlich von dem hebammen- meister ihrer erlernten wissenschaft halber in sei- nem hause scharf examiniret, nachgehends von ihm mit einem schein ihres wohlverhaltens halber versehen und an die ober-ammenherren verwiesen, auch im erkanntem und darauf bestimmtem exa- mine in deren gegenwart nach den ieweiligen stadtphysico und prodecano, gleichfalls und iedes- mal examiniret werden, Strasburgische ordnung des hebammen-meisters § 9 s. 7. Die pruͤfung der wehmuͤtter ist diesemnach vor ihrer annemung noͤtig, damit man wegen ihrer geschiklichkeit und ihres hebammen oder wehmuͤttern. ihres christentumes versichert sey, anerwogen sie in solchen sachen gebrauchet werden, welche mit leib- und lebensgefar verknuͤpfet sind, folglich auf ihre erfahrung zufoͤrderst zu sehen ist. Hiernaͤchst sollen sie verpflichtet werden, sich des fluchens und vollsaufens ꝛc. enthalten, keine aberglaubische haͤndel bei der geburt und sonst treiben, den er- teilten instructionen nachleben, sich keiner instru- menten fuͤr sich bedienen. Sie duͤrfen ohne er- laubnis der oberkeit nicht verreisen, vielmehr sich zu hause finden lassen. Sie sollen sich des arze- nei-gebens enthalten, der aͤrzte und fuͤrgesezten rate folgen, in schweren faͤllen den medicum und andre zu rate zihen, zu den armen und reichen schwangern und gebaͤrenden weibespersonen, auch kindbetterinnen zu kommen sich nicht weigern; wenn sie uneheliger personen schwaͤngerungen ver- nemen, oder misgeburten haben, der oberkeit da- von anzeige thun. Zur pestzeit moͤgen sie ohne befehl und vorbewust der oberkeit oder fuͤrgesetzten zu verdaͤchtigen und kranken personen nicht gehen, und muͤssen des herumlaufens sich enthalten; in notfaͤllen die taufe im namen Gottes des vaters, des sohnes und des heiligen geistes, verrichten, S. Gothaische landes-ordnung P. III s. 509, Strasburgische hebammen-ordnung § 31 s. 19, Kur-Braunschweigische landesgesaͤze, im I ten teile s. 140 fg. S. Weimarische kirchen-ordnung im II ten Buche cap. 12 n. 4, Boͤhmer im iure ec- clesiastico protestantium lib. III tit. 42 § 4 s. 822 vol. 3. § 625 Die wehmuͤtter haben uͤber ihren lon, meistens ihre freihei- ten. von den gemeinden einige ergoͤzlichkeiten, sie sind auch wohl von den fronen und andern diensten frei. Man hat die vermuthung fuͤr sie, daß sie aus LXXXI haubtst. von andern aus gefaͤhrde und nachlaͤßigkeit nichts haͤtten zu schulden kommen lassen, George Friderich Harpprecht in decis. criminalibus decis. 104 num. 44 fg. s. 907, ihre sachen werden summa- risch eroͤrtert, Menken in system. iur. ciuilis s. 943 lib. 50 tit. 13 § 2. § 626 von den ac- coucheurs. Man folget heut zu tage an vielen orten den Franzosen, und bemuͤhet sich um geschickte geburts- helfer, deren man sich nicht allein in besonderen notfaͤllen bedinet, sintemal sie sich auf diese opera- tiones nach der kunst, anatomi, und chirurgi, nicht minder auf die bei kreisenden weibespersonen und neugebornen kindern vorfallenden krankheiten fuͤrnaͤmlich geleget haben, sondern auch dienen koͤnnen, um die hebammen zu unterrichten. Man sehe die obseruations sur la grosesse et l’ acou- chement par Mauriceau , Paris 1715, 4. Hein- richs van Deventer operationum chirurg. nouum lumen exhibitum obstetricantibus, Lei- den 1733, 4, des de la Motte traitè des acou- chemens, Joh. Ge. Roͤderers elementa artis obstetriciae, van Horne hebammenbuch ꝛc. den Johann Herm. Fuͤrstenau de arte obstetricia, und Joh. Ge. Simon de iure obstetricum. Ein und achtzigstes haubtstuͤk von andern im staate nuͤzlichen perso- nen, und zwar den exercitienmeistern, dem bereiter, fecht- und tanz- auch ballmeister. § 627 die exerci- tien-meister sind nuͤzlich. D ie fuͤrsorge der policei erstrecket sich dahin, daß die jugend in der ausbesserung der gu- ten im state nuͤtzlichen Personen, ꝛc. ten leibes-stellung, es sey zu fuße oder zu pferde, unterrichtet werde. Ein unfoͤrmlicher tritt und zusammen-haken der zehen, fuͤrnaͤmlich bei einem reifrocke, laͤsset uͤberaus uͤbel, und ein elender rei- ter erwecket mitleiden. Das spruͤchwort saget one diß: „wer uͤbers plaster rennt, das pferd auf „einer bruͤcke sprengt, und eine frau nimmt, die „er nicht kennt, der bleibt ein narr bis an sein end. § 628 Die stellung der fuͤße und des leibes ist das und zwar der tanz- meister. erste der jugend. Dafuͤr sorget der tanzmeister Bis ins XV te jar weiß man von einer staͤrke in den armen nichts. Den rechten gebrauch der beine und des oberleibes lehret das weibliche ge- schlecht der tanzboden. Das maͤnnliche geschlecht hat einen doppelten vorteil eine staͤrke der arme und beinen zu erlangen, und zwar erstlich durch den fechtboden, alsdann vermittelst des tanzbo- dens, wozu jener die knie mit staͤrke versehen, und dann zum schlusse auf dem pferde zubereitet hat. Die noͤtigen schriftsteller und nachrichten von der tanzkunst findet man in den elemens de la danse par Charles Pauli , Leipzig 1756, der tanzmeister, mit figuren, Gluͤckstadt 1705, 4. die tanzschulen mit kupfern, fol. zu Nuͤrnberg. Zwei und achtzigstes haubtstuͤk vom bereiter . § 629 D er bereiter ist ein mann, welcher das reiten, was der stallmeister oder berei- ter ist? das gestuͤte-wesen und die maͤngel, auch die krankheiten und arzeneimittel darwider verstehet, Zehentners unterricht von der pferde-zucht s. 2. R § 630 LXXXII haubtstuͤck § 630 was dazu erfodert werde? Zum reiten gehoͤret nicht nur geschickt zu pferde steigen, fest und gut sitzen, sondern auch eine gute faust zu haben. Es hat ein bereiter junge pferde zum reiten geschickt zu machen deren maͤuler durch den zaum, cavezzon, die spißrute und sporne des gehorsams anzugewoͤnen, sie zum schritte, trabe, gallope, zu der carriere, den courbetten, dem re- dope und anderen schulen abzurichten. George Engelhart Loͤhneis della cavalleria, oder gruͤndlicher unterricht von allem, was zur reiterei gehoͤrig ist, 1609 fol. neu eroͤfnete hof- kriges- und reitschule, 1729 fol. § 631 was das rei- ten der ju- gend nuͤtzet? Die jugend lernet hierbei eine gute stellung und die festigkeit auf dem pferde. Der anfang hierzu wird mit den pastinen, das sind, gurt-saͤttel auf der reitschule, welche von zwilch mit reh-haren ausgefuͤllet werden und den jungen folen sowol scholaren nuͤzlich sind, um darauf fest sitzen zu ler- nen, in betracht keine steigbuͤgel daran sind, folg- lich der scholare die Knie zusammen schluͤssen, und sich der staͤrke des ruͤckens gebrauchen muß. Er lernet dabei, was zum ernste oder vergnuͤgen er- fodert wird, als zum carrousele, da inwaͤndig in den schranken z. e. ein in holz geschnizter Roͤmer in lebensgroͤse stehet, der eine fackel in der hand von sich ausgestraͤcket haͤlt, woran unten der ring haͤnget, welchen der ritter mit der lanze wegzune- men hat. Zum quintan-rennen wird ein baͤr von holze aufgestellet, der mit den zwoen vorder- tazen und den fangzaͤnen eine kleine runde scheibe haͤlt, wornach die renner zielen, und woran sie die lanzen brechen. Das javelin wird nach einer bildsaͤule, worauf ein moren-kopf, von pappe ge- formet, gesetzet ist, geworfen, mit welchem man den vom bereiter. den gedachten moren-kopf herunter schmeißen muß. Eine bildsaͤule eines Tuͤrken sihet man ferner aufgestellet, auf dessen rumpfe ein Tuͤrken- kopf aus pappe solchergestalt ausgesetzet wird, daß derselbe in vollem ritte mit dem tegen abge- hauen werden kan. Endlich findet sich eine ganz niedrig auf die Erde gestellete Sirene, die gleich- falls einen von pappe gebildeten kopf hat, welchen die ritter in waͤrendem rennen mit der tegenspitze ausheben. Ueber die gewinste erkennen die be- stellten entscheider und ein lediges frauenzimmer teilet die daͤnke aus, Johann Ulrich Roͤnigs beschreibung des koͤniglichen Sieilianischen vermaͤ- lungsfestes zu Dresden 1738 s. 109 fgg. § 632 Von den 52 schulen auf der reitbane giebt Va- die schristen davon. lentin Trichter im exercitien-lexico sp. 2085 fg. nachricht. Der von oͤhneis und der herzog von Neweastle haben die besten reit-buͤcher ge- fertiget und zwar erster in der hof-kriges- und reitschule, fol. Von letzterm haben wir le duc de Newchastle methode de dresser les chevaux avec fig., 1658 fol. und 1737 zu London fol. f. 2. de Garsault nouveau parfait marechal 2 teil mit kupf. 1741, 12 und 4. Was zur schoͤnheit eines pferdes gehoͤret, imgleichen, was dessen maͤngel sind, sodann was bei deren kaufe zu beobachten ist, meldet Trichter am a. o. sp. 1754 fgg. Jaques de Soleysel parfait mareschal, qui enseigne à connôitre la beauté, la bonté et les defauts des chevaux 2 b. 1723, 4. und vorher 1631, 4. le mareschal parfait, qui enseigne à connôitre la bonté et les defauts de chevaux, à Paris 1672, 4. Zehentners reitkunst, 8. George Si- mon Winter von der reitkunst 2 teil fol. 1672, dessen wohlberittener cavalier, fol. 1678, stuterei R 2 und LXXXIII haubtstuͤck und folen-zucht, 1703, fol. curioser stallmeister 1691, fol. Soleysels le parfait marechal, ana- tomie general du cheval, traduit de l’Anglois par Mr. de Garsault, à Paris 1734, 4. des an- geregten Winters wohlerfarner pferde-arzt, 1746, 8. wird fuͤr das beste buch in dieser art gehalten. Der Acreza, der Boͤhm, Lafosse, Hotson, Fuchs ꝛc. sind bekannt. Wegen der stutereien muß gedach- ter Zehentner nebst dem Adlersfluͤgel zu rate gezogen werden, wie dann auch unten ein meh- res davon vorkommen wird. Uebrigens haben der universitaͤts-stallmeister und fechtmeister ihren gefreieten gerichtsstand unter der universitaͤt. Drei und achtzigstes haubtstuͤck vom fechtmeister . § 633 was der fechtmeister ist? D er fechtmeister ist ein angesehener, wohlge- sezter mann, welcher seinen lehrlingen die fechtkunst beibringet. Diese bestehet im angrei- fen, oder attakiren, im pariren, battiren, ca- viren, paßiren, eirculiren, voltiren, stringiren, im fechten auf den stoß und hieb, fintiren, appell- machen, figiren, retiriren, die mensur-nemen, und brechen, und uͤberhaubt die rechten und fal- schen stoͤße von einander unterscheiden, im gegen- fechten gehoͤriger maße ausnemen, sich nie aus dem vorteile herauszugeben, mithin sich nicht zu bloͤsen, in hurtiger wiederherstellung das gehoͤrige lager zu waͤlen, seine spize iederzeit nach des gege- ners auge zu bieten und durch eine vorteilhafte stellung von sich abzuhalten, was einem an der leibes-staͤrke abgehet, durch die hurtigkeit zu erse- zen, vom fechtmeister. zen, die klinge nach 4 teilen zu bemerken, daß der erste zu naͤchst an dem stichblatte, der andere die halbe staͤrke, der dritte die halbe schwaͤche und der vierdte oder aͤußerste bis an die spitze die schwaͤche sey. Daher battiren eine starke bewegung an des widersachers klinge machen bedeutet, um densel- ben dadurch zu ermuͤden, oder in einen wehrlosen stand zu sezen; legiren eine gattung von pariren, ist, wenn der feind unter der klinge absonderlich inwendig stoͤset, oder von freien stuͤken seinen ge- gener dadurch zwingen will, entweder den tegen zu verliren, oder doch wenigstens bloͤse zu einem nachstose zu geben, Anton Friderich Rahns anfangsgruͤnde der fechtkunst, 1739, 4, l’ An- ge fechtkunst, 4. § 634 Die piken-uͤbung wird auf einigen fechtboden die piken- uͤbung. gezeiget und zwar 1) die verbeugung mit der pike, 2) die ganzen und halben turen, 3) die ganzen und halben glissaden, 4) die stokkaden, 5) das ligen en garde, 6) das battiren, 7) die para- den, 8) die wuͤrfe, 9) die jungfern-tur, 10) der steinwurf oder levade, 11) die uͤbungen mit dem tegen und der pike zugleich, 12) die doppelten, ganzen und halben glissaden, 13) le revers, 14) die fuß- und nasen-tur, 15) die Spanische brum- me, 16) die geschwinde, kleine und große glissade (eine streichende finte) ꝛc., Trichter am a. o. sp. 1786. § 635 Das voltigiren besteht aus dem heben, sprin- das voltigi- ren. gen und schwingen auf ein hoͤlzernes pferd. Da- hin gehoͤren 1) der gewundene sprung, 2) der gewundene jungfern-sprung, 3) der schlechte jungfern-sprung, 4) die schilet, 5) die revers, 6) die troit, 7) die ganze und halbe pomade, R 3 8) der LXXXIV haubtstuͤck 8) der schwanz- und beinsprung 9) die verwech- selungen hinten und vorn ꝛc. Wegen der gefar, welcher der menschliche koͤrper hibei unterworfen ist, hat die policei das voltigiren von vielen fecht- boden verbannet, Trichter sp. 2283 fgg. § 636 der univer- sitaͤts-fecht- meister frei- heiten auch gerichts- stand. Sonst ist die einteilung in die Teutsche, Ita- lienische und Franzoͤsische fechtkunst bekannt. Die universitaͤts-fechtmeister genuͤssen deren freiheiten, und haben ihren befreiten gerichtsstand bei selbi- ger, Christoph Philipp Richter in der andern disputation ad authent. habita C. ne filius pro patre s. 40. Vier und achtzigstes haubtstuͤck vom tanzmeister. § 637 der nuzen der tanz- kunst und deren ein- teilung. D ie tanzkunst haͤlt man insgemein fuͤr die thuͤre zu den uͤbrigen leibes-uͤbungen. Sie zeiget 1) das nidrige oder kammer-tanzen, und 2) das hohe oder theatralische tanzen. Bei jener kom- men vor: die prosa, theori und praxis. Die prosa lehret einen, sich manirlich zu kleiden, eine geschickliche stellung, einen netten gang und bei allen gelegenheiten eine anstaͤndige verbeugung zu machen. Die theori zeiget die tritte regelmaͤsig zu tun und zu verbinden, und zwar nach der ca- dence und porte les bras zu vergesellschaften. Die praxis lehret die dreie grundtaͤnze, woraus die uͤbrigen fluͤßen, als naͤmlich die courante, me- nuet und bouree. § 638 vom tanzmeister. § 638 Die regeln der policei wollen, daß der tanz- des tanz- meisters er- fodernisse. meister selbst wohl tanze, eine leichte art zu leh- ren habe, die musik und fuͤrnaͤmlich den tact wohl verstehe, hoͤflich, manirlich, freundlich, beschei- den, unverdrossen, fleissig, aufwartsam, und reinlich in kleidern sey. Er muß wissen, daß 5 allgemeine pas und hernach viele besondere pas es gebe, Trichter sp. 1711, wiwohl diser sp. 437 den coupé zu einem allgemeinen pas erklaͤret und de- ren allda 6 angibet. Fuͤnf und achtzigstes haubtstuͤck vom ballmeister. § 639 N och im anfange dieses jahrhunderts war das ballhaus an den hoͤfen auch universitaͤten eine beliebte leibes-uͤbung. Man ballotiret ent- weder, oder spilet partien. Erstern falles wer- den ordentlicher weise 4 spieler erfodert, einer an der grille, der andre le trou, und die zwene uͤbrigen la gallerie bewaren. Eines ieden oblie- genheit ist, den ball vermittels der raquette in sei- nes gegeners loch zu spielen. Beym parti-spile zaͤlet man quinze, trente, quarante, cinq und endlich parti. Quinze un und trente un bedeu- tet, daß ein ieder gleiches spil habe, machen sie beide quarante cinq; so heisset es à deux le jeu. Wer hierauf noch einen schlag gewinnet, der hat avantage und so es ihm noch einmal gluͤket, hat er alsdann die parti gewonnen. R 4 § 640 LXXXVI und LXXXVII haubtst. § 640 was der ballmeister ist? Der ballmeister ist daher ein mann, welcher das ballspil verstehet, und darin unterricht geben kann. Das ballhaus pfleget 100 fuße lang und mit quadersteinen beleget zu seyn; den dritten teil der laͤnge hat es zur breite und die haͤlfte der laͤnge zur innern hoͤhe. Die deke wird von brettern auf gewoͤlbe-art gefertiget. An den inwaͤndigen seiten sind verdeckte gaͤnge mit einem abhaͤngigen dache von brettern. Auf universitaͤten stehet der ball- meister unter der universitaͤt. Sechs und achtzigstes haubtstuͤck von denen menschen, welche teils nuͤz- lich, teils zum vergnuͤgen dinen. § 641 U nter den menschen sind viele, welche nicht al- lein nuͤzlich sind, sondern auch zum vergnuͤ- gen dinen; teils gibet es solche personen, welche zur menschlichen lustbarkeit und ergoͤzung allein vortraͤglich sind. Dahin gehoͤren die baumeister, maler, mechanici, musici, trompeter, musican- ten, dichter, operisten, bild- und steinhauer, ku- pferstecher, bild- und statuͤen-guͤsser, garten-in- genieur, kunstgaͤrtner, feuerwerker ꝛc. Siben und achtzigstes haubtstuͤck von den baumeistern. § 642 die fuͤrsorge der policei bei dem bau- wesen. D ie fuͤrsorge der policei muß in diesem stuͤke destomehr wachen, je groͤser der schade ist, welchen von den baumeistern. welchen man davon empfindet. Seze einen fuͤrst- lichen residenz-bau, dessen erster fluͤgel nach der fuͤrung desselben einen starken mauer-riß zeiget; eine kirche, die kaum 10 jare gestanden hat, und izt voller mauerrisse ist; eine kostbare bruͤcke, wel- che das wasser nach etlichen jaren von ihrer er- bauung weggerissen hat. Daher auf einen tuͤch- tigen baumeister vieles ankoͤmmt, und nicht ein ieder, welcher etwa die bauenden in schaden stuͤr- zet, zu dulten ist. § 643 Die baukunst ist mancherlei. Sie wird in die die eintei- lung der baukunst. buͤrgerliche, kriges- und schifs-baukunst eingeteilet. Die buͤrgerliche baukunst beschaͤftiget sich entwe- der mit dem land- und offentlichen bauwesen so- wohl zur notwendigkeit, zum nuzen, zur bequem- lichkeit, als auch zur lust und zum vergnuͤgen groser herren, oder mit anderer personen gebaͤu- den, teils auf dem festen lande, teils im wasser. Von dem landbauwesen sihe den von Justi am a. o. im II ten teile s. 580 fgg., den Georgen a Boͤckler in der architectura curiosa, oder bau- und wasserkunst; die architecture hydraulique par Mr. Belidor , des Paull Jacob Marper- gers leben beruͤhmter Europaͤischer baumeister, P. Dekers fuͤrstlicher baumeister; recueil histo- rique de la vie de plus celebres architectes; des Piet. Linperchs architecturam mechani- cam, Johann Friderich Penthers anleitung zur buͤrgerlichen baukunst, II teile fol., dessen bauanschlag, fol., ebendesselben anleitung oͤffent- liche gebaͤude aufzufuͤren, fol., Johann Jacob Schuͤblers begriffe der civil-baukunst, regal fol., dessen jagt- campagne- marsch- und lager-oͤfen, Daniel Stettners saͤulen- ordnung 6 beruͤmter baumeister 4. R 5 § 644 LXXXVII haubtstuͤck § 644 die bedeu- tungen des wortes bau- meister. Das wort baumeister hat unterschiedene be- deutungen. Es fuͤren disen namen sowol die di- rectoren der adelichen ganerbschaften, Estor in der kleinen schriften I ten bande s. 39 (a) , als auch diejenige, welche von den oberen, teils von den stadtraͤten aus ihrem mittel dazu geordnet sind, daß sie, naͤchst der aufsicht uͤber die oͤffentliche gebaͤude, die vorfallenden bau-streitigkeiten der privatpersonen, nach eingenommener besichtigung guͤtlich und rechtlich entscheiden, sihe des D. Woͤlkers anmerkungen uͤber die Nuͤrnbergische reformation s. 541 T. I. Dise werden auch bau- herren, baugeschworne, bau-commissarien ꝛc. ge- nennet und unterscheiden sich an einigen orten von den baurichtern. Es sind daher die bau-aͤmter, bau-gerichte, bau-commissionen bekannt, sihe die instruction der bau-commission zu Berlin beim Mylius am a. o. T. II abt. 1. s. 566 fg., die anmerkungen uͤber die Frankfurtische reforma- tion, in der III ten fortsezung s. 347 fgg., die Ul- mische bau-ordnung tit. 1 fgg. Wir verstehen aber disfalls unter einem baumeister eine solche person, welche gelernet hat zu allerhand aufzu- fuͤrenden gebaͤuden verstaͤndliche und regelmaͤßige entwuͤrfe nach den absichten des bauherrns, auch der darzu gewidmeten baukosten zu fertigen, damit der bau stark, bequem und schoͤn ausfalle. Er muß die noͤtige bau-materialien anzeigen, anbei die kosten auswerfen und den bau fertig dar- stellen koͤnnen, sihe des Gassers Einleitung zu den oͤkonomischen, politischen und kameral-wis- senschaften cap. III s. 28 fgg., des Johann Georgen Leopolds einleitung zu der Landwirt- schaft s. 726 fgg. § 645 von den baumeistern. § 645 Allerhand gattungen von bau-rissen zu ferti- die unter- schidliche gebaͤude. gen und vielerlei gebaͤude an oͤffentlichen, geistli- chen und weltlichen gesehen zu haben, wird von dem baumeister erfodert. Zu den geistlichen ge- hoͤren die kirchen und klokenthuͤrme, universitaͤts- haͤuser, (collegia), kloͤster, schulen, grabmaͤler, hospitaͤler, findlingshaͤuser, zuchthaͤuser, raspel- haͤuser, spinnhaͤuser ꝛc. Zu den oͤffentlichen welt- lichen gebaͤuden zaͤlet man des landesherrns resi- denzschloß, die lusthaͤuser, orangerie-treib-haͤuser, jagt-haͤuser, ballhaͤuser, reithaͤuser, reitstaͤlle, bibliotheken, kunstkammern, sodann die stadt- und rathhaͤuser, boͤrsen, kaufhaͤuser, brau- schlacht- proviant-manufactur-zeughaͤuser, gießhaͤuser, casernen, pulver-thuͤrme, thore, leucht-thuͤrme, eren-pforten ꝛc. Unter die buͤrgerlichen gebaͤude gehoͤren die wonhaͤuser in den staͤdten oder auf dem lande, fuͤr ansenliche personen, gelehrte, kaufleute, brauer, gastwirte, handwerker, zur landwirtschaft ꝛc., wobei sich allerhand nebenge- baͤude, als staͤlle, holzschuppen, wasch-haͤuser ꝛc. befinden. Ein muster eines schoͤnen gebaͤudes ist der prinz-Eugenische palast zu Wien, beim Kuͤ- chelbeker in der nachricht vom kaiserlichen hofe s. 789 das kupfer. Auf dem lande gehoͤren zu den furwerken nebst des herrns wonhause, die maierei, staͤlle fuͤr die pferde, das rindvieh, die schweine, die gaͤnse, enten, huͤner, waͤlsche huͤner, tauben-haͤuser, scheuren fuͤr die feldfruͤchte, das heu, grummet ꝛc., Penther am a. o. s. 7 und 8. § 646 Nichtweniger muß ein baumeister die Griechi- der baumei- ster muß die Griechische und Roͤmi- sche bauart verstehen. sche und Roͤmische bau-art nach ausweise des Vitruvius verstehen, immaßen dieser nach dem zeugnisse der kunstrichter unter den groͤßten geistern des LXXXVII haubtstuck des altertums die oberste stelle verdinet, Rollins XI ter teil der histori alter zeiten und voͤlker s. 19. § 647 dagegen die Gotische verabscheu- en. Die Gotische bau-kunst hat er zu verabscheuen, Roland du Cambray paralléle de l’ architecture antique et moderne, Paris 1702, fol. Felibien principes de l’ architecture. Sie gehet von den richtigen verhaͤltnissen der Grichen und Roͤ- mer ab, und ist mit eingebildeten zirraten uͤber- haͤufet. Sie teilet sich in die alte und neue Go- tische baukunst ein. Jene brachten die Goten im fuͤnsten jahrhunderte aus Norden mit. Die ge- baͤude waren schwer, stark und plump. Die neue Gotische bauart finge im XIII ten jarhunderte an, und dauerte bis ins XVI jarhundert. Die werke sind schon leichter, seiner und geschickter, anbenebst haben sie so viel kuͤnheit, daß man dar- uͤber erstaunen muß. Die alten dom- und andre kirchen sind auf diese art gebauet. Sihe das ku- pfer der St. Stephans-kirche zu Wien beim Kuͤ- chelbecker am a. o. s. 479, und erwaͤge folgende muster der schoͤnheit zu Rom, davon die reimen klingen: il cembalo di Borghese, il Dado di Farnese, il porton di Carboniani et la scala di Gaëtani, sono le quatre maraviglie Romane. Der Fontana del templo Vaticano, imgleichen der Vasari in den vite de pittori, scultori, achi- tetti, Baldinucci in vita equitis Bernini, Koͤhlers M. B. VIIII s. 297 fgg. Michel Fe- libien recueil des vies et des ouvrages des plus celebres architectes, 2 T. 1706. § 648 ist bei feu- ersbruͤnsten noͤtig. Bei feuers-bruͤnsten sind die baumeister pflich- tig, die noͤtigen anstalten zu daͤmpfung des feuers mit vorzukeren, S. Gothaische fernere beifugen zur von den bildhauern. zur landes-ordnung s. 335, 343. Bremische feu- er- und brandt-ordnung s. 14, 16 des zweiten tei- les. Man pfleget sie ausserdem zu der jaͤrlichen besichtigung der brandtstaͤtte, schornsteine, Her- de ꝛc. zu zihen, Bremische feuer- und brandt-ord- nung im II ten teile § 3 s. 45. Das bauwesen selbst wird unten vorkommen. Acht und achtzigstes haubtstuͤck von den bildhauern. § 649 D er bildhauer ist derjenige kuͤnstler, welcher was der bildhauer ist? durch huͤlfe der zeichnung und der festen materi, diejenigen dinge in der natur nachamet, welche in die sinne fallen. § 650 Er arbeitet im holze, steine, marmor, helfen- worin er ar- beitet? beine und verschiedenen metallen, als im golde, silber, kupfer, sodann in den edelgesteinen, als im achate ꝛc. Die figuren werden entweder ausgehoͤlet, oder man bildet sie erhaben. § 651 Die bildhauer unterscheiden sich auch wol nach deren gat- tungen. den mannigfaltigen arbeiten, und sind an verschi- denen orten von den bildschnizern, den bild- oder statuͤen-guͤssern unterschiden, Ludovici am a. o. im I ten bande s. 1716-1719. § 652 Die guͤß-kunst gehoͤret also auch hieher. Dise der guͤßkunst einteilung. teilet sich ein in die kunst: figuren in wachs zu druͤcken, und die geschiklichkeit: figuren in alle arten der metallen zu guͤßen. § 653 LXXXIX haubtstuͤck § 653 Anfangs arbeiteten die bildhauer im tone; darauf fertigten sie auch bilder aus gypse und wachse; naͤchstdem aus holze, ferner aus mar- mor und zwar dem weisen. Die lebensgeschichte der beruͤmtesten Grichischen bildhauer hat Rollin am a. o. s. 95-139 mitgeteilet. Der Venus zu Florenz im Großherzoglichen octogon-sale felet nichts, als das leben, imgleichen dem Faunus im Barberinischen, dem Hercules und stire im Farnesischen, dem fechter im Borghesischen, dem Laocoon und Antinous, auch der Venus im Va- ticanischen palaste, dem bocke in des prinzen Ju- stiniani, dem Meleager des Pighi und den X marmornen bildsaͤulen auf der engels-bruͤcke zu Rom mangelt nichts, als das leben. Neun und achtzigstes haubtstuͤck von den edelgesteinschneidern . § 654 von den steinschnei- dern. S usanna Maria Preislerin, eine tochter des Dorsche zu Nuͤrnberg ist dermalen die zir- de Teutschlandes in diser kunst, besage Koͤhlers M. B. teil XVII s. 65 fgg. Die alten stein- schneider haben die edelgesteine mit kleinen schnei- demessergen beschnitten und geschnitten. Heut zu tage schneidet man sie nicht mehr, sondern man reibet die bildung mit ganz feinem diamantstau- be, oder diamant-bord, oder schmergelstaube ab, und bildet sie nach und nach durchs reiben. Ver- mittels des vergroͤserungs-glases kau man sehen, was geriben und geschnidten ist. Die alte arbeit hat gleiche, gerade, gelinde und sich selbst ver- lirende von den malern. lirende striche, die in den abgeribenen stuͤken nicht anzutreffen sind. Die steinschneider bedinen sich der onyche, des gruͤnen, gelben und roten jaspis, der achate von allerhand farben, am allermeisten aber der carneole. Selten schnidten sie einen smaragd, hellen carbunkel, christall, buntfaͤrbi- gen jaspis, am seltesten einen saphir und chrysolit. Die neueren kuͤnstler reiben nur carneole, chalce- don, achate und christall, Koͤhler am a. o. s. 70. Christ in der vorrede zu der dactyliotheca musei Richteriani, Keysler in den reisen I ten teile s. 304. Neunzigstes haubtstuͤck von den malern . § 655 D er maler ist ein kuͤnstler, welcher vermittels was der ma- ler ist? der linien und farben auf einer gleichen und ebenen oberflaͤche alle sichtbare dinge nachamet. Das bild, welches er malet, es mag nun aus vilen koͤrpern zusammen genommen, oder aus ei- nem einzigen insbesondre bestehen, heisset ein ge- maͤlde. § 656 Die mglerei ist solchemnach eine kunst, allerlei was die ma- lerei ist, und deren schu- len? sichtbare dinge mit farben abzubilden und kuͤnst- lich vorzustellen. Sie wird in drei haubtklassen oder schulen eingeteilet, in welchen sie auf verschi- dene art und nach beschaffenheit des volkes in ei- nem lande auferzogen ist, 1) die Italienische, 2) die Teutsche und Niderlaͤndische, 3) die Franzoͤ- sische, Graf Tessin am a. o. s. 100 fgg. § 657 XC haubtstuͤck § 657 was dabei zu beobach- ten ist? Bei der malerei sind drei stuͤcke zu beobachten, 1) die ausfertigung (composition), 2) die zeich- nung, und 3) die colorite. Die ausfertigung hat zwei stuͤke, die erfindung und die einrichtung. Die zeichnung ist die umgraͤnzung der gegenstaͤn- de, dazu gehoͤret die ausbesserung (correction), der gute geschmak, die zirlichkeit, der character, die verschidenheit, der ausdruk und die perspective, Batteux am a. o. s. 162, 163. § 658 der unter- schid der co- lorite und farbe. Die colorite ist von der farbe unterschiden. Diese ist dasjenige, was die gegenstaͤnde den au- gen sichtbar machet. Die colorite ist hergegen ein wesentlicher teil der malerei, durch deren kenntnis der maler die farben aller natuͤrlichen gegenstaͤnde nachzuamen weiß, indem der maler eine woluͤberlegete mischung der einfachen farben trift, die er auf seinem palete hat. § 659 was man das wahre in der male- rei nennet? Wenn der maler den character seines musters vollkommen nachamet; so nennet man dises das wahre in der malerei. Selbiges teilet sich wie- der in das blose wahre, das idealische und dem aus beiden gemischten, reflexions critiques sur la poesie et sur la peinture, Rollin am a. o. s. 140 fgg. § 660 die arten der malerei. Die arten zu malen sind: 1) in freseo, 2) in wasser-farbe, 3) oͤlfarbe, aus der erfindung Jo- hanns van Eyk oder von Bruga, 4) caustisch oder im wachse, 5) miniatur, 6) auf emallie oder schmelzwerke, ( Keysler II s. 1055 und 1062) 7) mosaische oder eingelegte arbeit, 8) pastell, in welchem leztern Hr. Johann Friderich Reifstein, ein gelehrter zu Cassel, seines gleichen suchet. Sonst von den malern. Sonst haben die Richardsone, vater und son im traité de la peinture et de la sculpture die besten meister und stuͤke in Italien bekannt gema- chet, dergleichen auch Nemeiz in der nachlese von Italien und Keysler in seinen reisen getan haben. Ein kenner merket die stuͤke des Raphael D’ Urbino, des Michael Angelo Buonarota, des Pietro Perugiano, des Annibal Caracci des Carlo Maratti, des Titiano, Guido Reni, Mu- tiano, Caravaggio, Bassano, Coreggio, Ban- dinelli, Albert Duͤrers, ( Roͤhlers M. B. XXI s. 297. Lochners medaillen 1740 s. 289 fgg.) Lucas Kranichs aus Cranach und von den neue- ren eines Giuseppe, Chiari, Benedetto, Lutti, Trevisano ꝛc. des Michel Felibien entretiens sur les vies et sur les ouvrages des plus ex- cellens peintres anciens et modernes, 6 vol. 12, 1725, und die kunstreichesten stuͤke, welche Se- izt regirende Fuͤrstliche Durchlaucht der Herr Landgraf Wilhelm der VIII in dero gallerie zu Cassel nach dero fuͤrtreflichsten geschmake in diser wissenschaft in groser menge haben sammlen lassen. § 661 Der nuzen der malerei bestehet fuͤrnaͤmlich der nuzen der malerei. darin: daß sie 1) dasjenige verewiget, was zeit und zufaͤlle oft leicht verloͤschen wuͤrden, und daß sie 2) einen fluͤchtigen gedanken, der sonst vielleicht eben sobald verschwaͤnde, als er entstehet, vor augen leget, 3) unter einem einzigen anblike das- jenige darstellet, was sonst durch einen langen und beschwerlichen umweg muͤßte beschriben werden; 4) geben die schildereien eine angeneme anleitung sowol der alten fabeln, als auch die wuͤrklichen zeitgeschichte zu erlernen. Die zeichnung und ma- lerei haben der libe und freundschaft ihr erstes le- ben zu danken, saget der herr graf von Tessin S im XC haubtstuͤck im ersten brife eines aͤltern mannes an einen ge- sezten prinzen s. 100 fgg. § 662 die schriften davon. Die lebensgeschichten der beruͤmtesten maler und anderer kuͤnstler, welche mit disen verbunden sind erzaͤlet der herr professor Gottsched im aus- zuge aus des herrn Batteux schoͤnen kuͤnsten, Leip- zig 1754, 4. im III ten teile s. 164-183, und Christ am a. o. s. 61 fgg. Sihe auch des von Piles histori und leben der beruͤmtesten Europaͤi- schen maler, Hamburg 1710, 12. des Johanns Melchtor Croͤkers wolanfuͤrenden maler, des Felibiens principes de l’ architecture de la sculpture et de la peinture, Paris 1697, 4. des Joachim von Sandrats, des aͤltern, Teut- sche akademi der edlen bau-bild- und maler-kuͤnste, I ter teil 1675, II ter teil 1679 fol. und das ganze werk in Lateinischer sprache 1683 fol. des Loch- ners medaillen 1740 s. 361-376. Dem von Sandrat ist der Florit le Comte in seinem cabinet des singularités d’ architecture, peinture, sculpture et gravûre, 1699, Paris, 12, 3 vol. gefolget. Thue hinzu den H. Testelin in seinen sentiments sur la pratique de la peinture, den Abraham Bossen von den zeichnungen und hand- griffen vom steinhauen, Nuͤrnberg 1721, 4. des Johann Daniel Preislers gruͤndliche anleitung zur zeichenkunst 5 teile fol. 1746, eines ungenann- ten anweisung zur maler- reis- und zeichen-kunst, wie auch illuminir-kunst, Leipzig 1744, 8. des Peter Muͤllers disp. de pictura, C. Fr. Boͤr- ners abhandelung de priuilegiis pictorum, Leipz. 1751, welche aber nur die Roͤmischen maler angehet. Ein von den kupferstechern. Ein und neunzigstes haubtstuͤck von den kupferstechern. § 663 E in kupferstecher heisset derjenige, welcher auf einem wohl polirten kupfernen bleche aller- hand kuͤnstlich einzugraben weis. § 664 Die kupferstecher- und bildhauer-kunst ist mit der malerei genau verbunden. Das kupferste- chen geschah entweder durch einen spizhammer, besage Christs in der anzeige der monogramma- tum s. 266 oder vermittels des griffels. Das kupferstechen ist im Ober-Teutschlande erfunden worden. Lubrecht Ruͤst, der ums jar 1450 und sein lehrling Martin Schoͤn in Colmar, moͤgen wol die erfinder seyn. Wenigstens hat dieser zwischen 1460 und 70 dergleichen gearbeitet, Christ am a. o. s. 98. Sihe auch Keyslern I , 375 und II , 588. § 665 Die in kupfer gestochene bilder sind eine waare von den ku- pferstichen. der kupferstecher. Anzuͤgliche kupferstiche, auch gemaͤlde, in glaubens- und stats-sachen sind ver- boten, sihe das kaiserliche edict vom jare 1715 im IV ten teile der Reichsabschide der ausgabe 1747 s. 337. § 666 Der kupfer-stecher ist vom kupfer-druker unter- schiden, Beier am a. o. s. 236 fgg. S 2 Zwei XCII haubtst. von den Zwei und neunzigstes haubtstuͤck von den musicis, trompetern, sodann den musicanten und stadtthuͤrmern. § 667 die verbin- dung der tonkunst mit andern wissenschaf- ten. D ie malerei, der gesang und das saitenspil, die tanzkunst, benebst der dichtkunst stehen in genauer verbindung und dinen nicht etwa allein zur wollust, sondern sind zur tugendlichen freude des menschlichen herzens und zur beruhigung des- selben in allerhand drangsalen, gute, heilsame und dinliche kuͤnste, welche ihren einfluß in vilen andern kuͤnsten und wissenschaften haben. Denn sie amen der schoͤnen natur nach, folglich geben sie gleichsam einen sichern probirstein der faͤhigkeit ab, die eines jeden verstande beiwonet, sihe des Johann Friderich Christens anzeige und aus- legung der monogrammatum s. 5 fgg. den Jo- hann Christoph Gottsched am a. o. s. 162 fgg. den Friderich Wilhelm Marpurg in den bei- traͤgen zur aufname der musik, I ten bande s. 43. s. 515 fgg. § 668 was die mu- sik ist? Die musik ist eine kunst, welche die eigenschaf- ten derer toͤne lehret, welche eine melodi und einen wohlklang hervor zu bringen faͤhig sind. § 669 der unter- schid unter den musicis und spilleu- ten. Es ist ein unterschid zwischen den spilleuten oder musikanten und zwischen den musicis. Dise hat man iederzeit hoch gehalten, die alten musici tei- leten sich in canonicos und harmonicos, Mar- purg s. 498. Die castraten kamen unterm kai- ser Severus auf, Marpurg s. 353. Guido von Arezze, weil er die zeichen: ut, tre, mi, fa, sol, la, musicis, trompetern, ꝛc. la, zu den zeiten des kaisers Heinrichs des II er- funden hatte, vom papste deshalber hochgeschaͤzet worden ist, Hahns reichshistori II ter teil s. 219. Batteux am a. o. s. 186 fgg. Diese noten wa- ren nichts als blose puncte, die pause war nicht bemerket, bis endlich Jean de Meurs die so ge- nannten schwarzen und grauen noten, die ganzen und halben tacten, erfunden hat, welche noch im Gebrauche sind. Allein sie waren mangelhaft, derowegen die Breitkopfischen druck-noten hoch geschaͤzet werden muͤssen, Marpurg s. 508 fg. Dahingegen die spilleute unter die wildfaͤnge, oder leibeigenen, auch samt den trompetern, unter die geringschaͤzigen personen gezaͤlet worden sind, Scheid de iure in musicos, reichs-policei-ord- nung vom jare 1577, tit. 38. § 670. Die ton-kunst aͤussert sich im singen und spilen worin sich die tonkunst aͤussert? auf den instrumenten, Batteux am a. o. s. 183, wodurch zur ehre Gottes und zum erlaubten ver- gnuͤgen der menschen allerhand reizende wuͤrkun- gen hervorgebracht werden, sihe Joh. Michael Schmidts erbauliche anwendung musikalischer wahrheiten, Baireit 1754, den Marpurg s. 346 fgg., das kurzgefaßte musikalische lexicon, Chem- niz 1737, 8. s. 2 fgg. des Johann Gottfrid Walthers musikalisches lexicon, des J. A. Scheibens critischen musicus, des Bachs ab- handlung vom clavier, des Johann Joachim Quanz von der floͤte und des Ernst Gottlib Barons von der laute. § 671 Die musik der alten Teutschen in den staͤdten die musik der alten Teutschen. bestund in schalmeien, baͤssen und bonunern. Deren einer der nicol-bommer, der andre alt- bommer hise, musicalisches lexicon s. 292. Der- S 3 gleichen XCII haubtst. von den gleichen musik hat Fries vom pfeiffer-gerichte zu Frankfurt in noten auf dem titel-kupfer mitgetei- let. Auf den doͤrfern waren die sackpfeife, die schalmei und die leier der bauern spielleute. Bei den vasallen im krige, auch an den hoͤfen waren pauken und trompeten die musik. Zu einer heer- pauke gehoͤreten 8 bis 9 trompeter. Fuͤr allen voͤlkern war der Teutsche in der trompete am staͤrkesten. § 672 fremde spil- leute sollen nicht gelit- ten werden. Fremde spilleute sollen nicht im lande herumzi- hen noch gedultet werden, reichs-abschid vom ja- re 1497 § 19, 1498 § 42, 1500 § 25; reichs- policei-ordnung 1500 § 37, 1548 § 29, 1577 tit. 30. F. H. Casselische verordnung vom spilen auf musikalischen instrumenten 1739 fol. § 673 Kur-Sach- sen will die gerichtbar- keit uͤber die trompeter behaupten. Ueber die trompeter will der Kurfuͤrst von Sachsen die gerichtbarkeit behaupten, weiln alle unter ihm als erzmarschall stehen muͤßten; allein die staͤnde und insonderheit die herzoge von Sach- sen Ernestinischer lini, gestehen dises nicht zu, Wildvogel de buccinatoribus. Die Kur- Saͤchsischen gruͤnde hat Wabst s. 207 angezogen. § 674 der Kur- Saͤchsischen kamerad- schaft der trompeter wird keine gerichtbar- keit zuge- standen. Die Kur-Saͤchsische kameradschaft der trom- peter will sich einer allgemeinen gerichtbarkeit uͤber die andern trompeter anmasen, Tobias Barth im dissensu 772 § 1, welche iedoch vom Kurfuͤrsten von Sachsen nicht gestattet wird, von Lynker decis. 1351. § 675 die txompe- ter wollen die thurm- leute die trompete Die trompeter wollen keinem thuͤrmer gestat- ten auf der trompete ausser dem thurm zu blasen, Fabers Europaͤische statskancellei, im IIII ten ban- de s. 840 fgg. Hofmann am a. o. III s. 381. Das musicis, trompetern ꝛc. Das kaiserliche privilegium der trompeter und nicht blasen lassen. heerpauker stehet beim Faber am a. o. s. 848, thue hinzu die F. Sachsen-Altenburgische landes-ord- nung P. II cap. III tit. 8 s. 200. § 676 Die trompeter und trommelschlaͤger werden zu der trompe- ter freihei- ten in kri- ges-zeiten. kriges-zeiten an den feind geschiket, welches aus dem brauche der voͤlker herruͤret, in betracht dises keine personen sind, welche dem feind haubtsaͤchlich schaden, Hert im vol. I T. I s. 169 de lytro. Die weise der alten Teutschen und Hessen zu trommeln erzaͤlet Hortleder von den ursachen des Teutschen kriges, s. 424 des I ten bandes. § 677 Die orgeln hat kaiser Karl der grose eingefuͤ- wer die or- geln einge- fuͤhret hat? ret, Hahn am a. o. s. 144. Sihe mit mehrern des Fridrich Wilhelm Marpurgs historisch- kritische beitraͤge zur aufname der musik, Berlin 1754 im I ten bande s. 354. und s. 448 fgg. wo er die izigen beruͤmten organisten und claviristen in Frankreich und Teutschland ꝛc. benimet. Das fuͤrgeben von ganzen, halben ꝛc. orgeln ist uner- findlich. Die beschreibung davon gibet das mu- sikalische lexicon s. 268 fgg. Keine voͤlkerschaft ist im orgelschlagen so geschikt, als die Teutsche. Wer das patronat-recht der pfarre hat; dem koͤmmt im zweifel auch die praͤsentation des orga- nisten zu, Schoͤpf decis. 99 num. 3 s. 528. Die bestaͤtigung desselben uͤbet das geistliche consisto- rium aus, Horn in den zusaͤzen uͤber des Schil- ters ius canonicum s. 162. Bernhard, von seinem vaterlande der Teutsche genannt, hat 1480 zu Venedig das pedal erfunden. § 678 Zu einer kirchen-musik gehoͤren 1) der director, 2) der organist, 3) die concertirenden saͤngerinnen, S 4 als XCIII haubst. von den als diskaͤnte, 4) die concertirenden saͤnger, als baritonisten und 1 altist, 5) zu den choͤren, erster diskant, und der zweite, die aͤlte, tenoͤre, hohe baͤsse und tife, 6) violinisten, 7) floͤtenisten, 8) hautboisten, 9) zur bratsche, 10) bassonisten, 11) violonschellisten, 12) contraviolonisten. Drei und neunzigstes haubtstuͤck von den komoͤdianten, operisten und pantomimen. § 679 die komoͤ- dien ver- derben die zuschauer durch aͤrger- liche vorstel- lungen. D ie zwo Engellischen universitaͤten haben zwar vom koͤnige befreiungen erhalten, die komoͤ- dien und opern zu verbiten, auch bisher nicht ge- stattet haben, daß eine schaubuͤne zu Oxfort und Cambridge gedultet, in betracht dadurch die ju- gend verdorben werde. Es ist allerdings schaͤnd- lich anzuhoͤren: was die izige groͤßte komoͤdiatin, Pritchard, fuͤr unzuͤchtige worte und zoten reisset, und dennoch das junge frauenzimmer durch haͤn- de-klatschen seinen wohlgefallen an den tag leget. Es lernet von ihr, daß ein treuer ehegatte ein laͤ- cherliches ding sey, und daß tugend und laster nur dem namen nach unterschiden waͤren. Daher Burnet klaget, wasmaßen die schauspile fuͤr die groͤßten verderber der Britten zu achten stuͤnden. George Wilhelm Alberti im I ten teile der brife uͤber den gegenwaͤrtigen zustand der religion in Gros-Brittanien s. 292 fgg. § 680 zu welchem ende die ko- moͤdien zu gebrauchen sind? Derowegen die policei wachen muß, damit die komoͤdianten nicht alles schlechte und aͤrgerliche zeug one unterschid auffuͤren duͤrfen, sondern die schau- komoͤdianten, operisten, ꝛc. schau- und singspiele eine rechte tugendschul wer- den; immasen das trauerspil das schoͤne und grose nachamet und die neigungen eines volkes fuͤrtref- lich zu bilden vermag; das lustspiel hergegen das laͤcherliche vorstellet. Jenes erhebet die sele und bildet das herz; dises aber bessert die sitten und puzet das aͤußerliche. Die tragoͤdi machet uns durch das mitleiden menschlicher und haͤlt uns durch die furcht von den lastern zuruͤck; die ko- moͤdi hingegen ziehet uns halb die larve ab und haͤlt uns geschikt den spigel fuͤr, Batteux am a. o. s. 132 s. 193, von Justi am a. o. im II ten teile s. 549 fgg.; iedoch ist hirbei dahin zu trachten, daß solche ergoͤzlichkeiten nicht bis zur uͤppigkeit, zur unordnung, verschwendung und zu andern lastern ausschweifen moͤgen, sondern erbaulich seynd, von Loen im entwurfe einer staatskunst s. 59 fg., F. Sachsen Gothaische landesordnung P. II cap. III tit. 14 s. 174. § 681 Die komoͤdianten sind fuͤr ehrlose leute nicht zu die komoͤdi- anten sind nicht ehrlos. halten. Der Cyprian im can. 95 de consecrat. dist. 2 schluͤßet sie vom heiligen abendmale aus. Jedoch haben der Wurtado im tr. 1 resol. VIII, Augustin von Leyser uͤbern Schilter II, 27, und Gundling in den pandecten s. 289, auch Sa- muel Stryk im vsu mod. π. lib. III tit. II. § 8 s. 320 vol. I sie fuͤr ehrliche leute erklaͤret. Sihe indessen den Luͤder Menken im systemate iuris ciuilis lib. III tit. II § 2 s. 78. In den Kur- Braunschweig-Luͤneburgischen landen sollen die komoͤdianten, welche nicht von der landesherr- schaft besonders privilegiret sind, wie auch die gaukler, seiltaͤnzer, rimenstecher, gluͤkstoͤpfer, marionetten- oder puppen- taschen-spiler, markt- schreier ꝛc. nicht gedultet werden, Kur- Braun- S 5 schweig- XCIII haubtst. von den schweig- Luͤneburgische landesgesaͤze im III ten bande s. 1018 fgg., Fabers Europaͤische stats- kancellei im 4ten bande, S. Gothaische landes- ordnung s. 173. § 682 Die operisten stellen ihre gegenstaͤnde durch die musik und den tanz vor. Bei der oper zu Paris sind I) 2 oberkapellmeister, II) 7 solosaͤnger, und zwar baritonisten, III) 4 altisten, IV) 1 tenorist, V) 8 solosaͤngerinnen, VI) 21 saͤnger in den choͤ- ren, worunter 5 bassisten, 1 tenorist und 2 alti- sten sind, VII) 17 saͤngerinnen in den choͤren, VIII) das orchester bestehet aus 2 directoren und 1 accompagnateur auf dem fluͤgel, IX) 16 violi- nisten, X) 6 bratschisten, XI) 9 floͤtenisten und hautboisten, XII) 12 violoncellisten, gambisten und contraviolinisten, XIII) 2 waldhornisten, XIV) 2 solotaͤnzer, XV) 7 solotaͤnzerinnen, XVI) 15 figurirenden taͤnzer, XVII) 17 figuri- renden taͤnzerinnen. § 683 Eine oper in den stand zu setzen, kostet unge- faͤhr 45000 livres, Marpurg s. 193 fgg. und s. 75 fgg. den zustand der oper zu Berlin. § 684 Ein pantomimus ist ein komoͤdiant, welcher durch seine gebaͤrden alle leute vorstellen kan, und bald einen koͤnig, bald einen soldaten, bald eine frau, bald einen mann, und so ferner abgibet. Vier federfechtern und marxbruͤdern. Vier und neunzigstes haubtstuͤck von den federfechtern u. marxbruͤdern. § 685 D ie Teutschen haben iederzeit ihr schwert und die Teut- schen hilten ihre waffen hoch. den tegen, wie uͤberhaubt die waffen, hoch gehalten, sie schwuren dabei. Daher bei den Reichsbelenungen das schwert gebrauchet wird. An statt des ermangelnden, oder unzulaͤnglichen beweises beliebete man die zweikaͤmpfe, bei stif- tung der ehe waren die waffen und das schwert, welches der braͤutigam der braut uͤbergabe. Die Teutschen wurden auch mit den waffen begraben, Johann George Keysler in den antiquitatibus septentr. et Celticis s. 163 fgg., Dreyer in der sammlung vermischter abhandlungen im I ten teile s. 176, 189 fgg.; allein die kaͤmpfer, welche fuͤr welche kaͤm- pfer verhaßt gewesen sind? geld sich herum balgeten, oder sich von denen, welche zum zweikampfe untuͤchtig waren, ums lon dingen lisen, hielte man samt ihren kindern fuͤr rechtlos, und waren zu keinem wergelde ge- setzet, wenn sie aber in einem gerichtlichen zwei- kampfe erschlagen wurden, mußten sie von denen, welche sie zum kampfe gedungen hatten, gebuͤsset werden; Saͤchsisches landrecht im I ten buche art. 37, Schwaͤbisches landrecht cap. 410, Ost- frisisches landrecht nach der ausgabe des D. von Wicht s. 655 fgg. lib. III cap. 7, von Westphal am a. o. im III ten bande s. 628, Heineccius in den elementis iuris Germ. lib. I tit. 17 § 404 s. 336. § 686 Die so genannten klopffechter, freifechter wer- von den klopffech- tern. den in federfechter und marx-bruͤder, oder meister des schwertes abgeteilet, und bedeuten diejenigen leute, XCV haubtstuͤck leute, welche fuͤr geld ihre schulen halten und sich auf allerhand gewehre mit einander herum bal- gen. Wenn einer unter ihnen wider beide par- teien zu fechten eine schule anschlaͤget, wird er ein lux-bruder geheissen. Sihe den Trichter am a. o. s. 1231, 1232. Ire vermeinte freiheiten stehen in der angezogenen staats-kanzellei im IIII ten bande s. 870. Sie werden nicht aller orten gedultet, S. Gothaische landesordnung s. 173. Ob aber ein freifechter, wenn er seinen gegner bei dem fechten ertoͤdtet, am leben bestrafet werden koͤnne? verneinet der Carpzov P. III. decis. 296 num. 15 fgg., thue hinzu des Besolds thesaurum pra- cticum s. 253 und dessen fortsezung s. 197. Sonst hat man das spruͤchwort: „Die besten schwim- „mer ersaufen und die besten fechter werden er- „schlagen,„ Pistorius cent. VII par. 34 s. 605. Fuͤnf und neunzigstes haubtstuͤck von den buͤchsenmachern oder buͤchsenmeistern. § 687 was der buͤchsenma- cher ist? B uͤchsenmacher heiset derjenige, welcher sich mit allerhand schuͤsgewehr aus den darzu dienlichen materialien in der schmide kuͤnstlich zu verfertigen beschaͤftiget. Bei der artillerie gibt es auch buͤchsenmeister. Sihe des Georgen Schreibers buͤchsenmeisters-discours, des Casi- mir Simienowiz geschuͤtz-feuerwerk- und buͤch- senmeisters-kunst, Frankfurt 1676. Mylius am a. o. im III ten teile s. 96, Kostka uͤber die kaiserlichen krieges-artikel s. 19, von Quincy in der krigeskunst. § 688 von den feuerwerkskuͤnstlern. § 688 Sie werden an etlichen orten in feuer- schlos- deren un- terschid. und buͤchsenmacher eingeteilet. Sie haben ein freies handwerk und ihre gesellen, auch lehrjun- gen. In der Kur-Mark Brandenburg stehen sie mit den schlossern ꝛc. in einer innung, Mylius am a. o. im V ten teile, II ten abt. X cap. s. 59 des II ten anhanges. § 689 Sie unterscheiden sich von den buͤchsenschaͤftern, von den buͤchsen- schaͤftern. immasen diese aus allerhand holz einen zierlichen schaft zu dem von dem buͤchsenmacher verfertigten schuͤsgewehre zu machen pflegen, Beier am a. o. s. 74, Ludovici am a. o. s. 2236 im ersten teile. Sechs und neunzigstes haubtstuͤck von den feuerwerkskuͤnstlern. § 690 D ie feuerwerkskunst dienet grosen herren nur die feuer- werker schaffen kei- nen nuzen, zum vergnuͤgen, aber nicht zum nuzen, von Justi am a. o. im II ten teile s. 550. Sihe des J. C. Stoͤvesandts deutliche anweisung zur feu- erwerkerei, Halle 1748, 4. Unter der artilleri befindet sich ein alter und junger feuerwerker, Kostka s. 19, die aber hiher nicht gehoͤren. Siben und neunzigstes haubtstuͤck von den glasmachern, auch glasschlei- fern und glasschneidern. § 691 D ie glasmacher hingegen koͤnnen einem state wohl aber die glasma- cher. und lande nuzen verschaffen. Sie dienen auch XCVIII haubtst. von den auch auf gewisse art zum vergnuͤgen, Zink im oͤkonomischen lexico, sp. 959, Johann Kunkeis vollkommene glasmacher-kunst, von Justi am a. o. im I ten teile s. 264, Beier am a. o. s. 159 fgg. § 692 und unter- scheiden sich von den glasschlei- fern. Die glasmacher sind von den glasschleifern, glasschneidern und glasern, oder fenstermachern unterschiden, Beier am a. o. s. 160. Vom glas- schneiden sihe den Leutmann, benebst eines unge- nannten kurze anweisung die glaͤser zu schleifen, Dresden 1748, 8. § 693 wiefern die glashuͤtten zu vermeh- ren sind. Wo man einen uͤberfluß am holze hat, da kan ein landes-herr die glasmacher mit desto groͤssern nuzen brauchen und viele glashuͤtten anlegen; hin- gegen wo es daran gebricht, ist die menge dersel- ben einzuschraͤnken, Krebs de ligno et lapide. Das Kur-Mainzische so genannte lohrer-glas fin- det zu grossen fenster-tafeln vilen beifall. Die spigel-manufactur, im ersagten amte Lohr, im Spessart, bestehet aus einem director, verwalter, buchhalter, einem huͤtten-meister zu Rechtenbach und einem zu Weitersbronn. Acht und neunzigstes haubtstuͤck von den garten-ingenieurn und kunst- gaͤrtnern. § 694 was der gar- ten ist? D er garten ist ein zugemachter plaz, worin, nach der absicht des herrns verschidenes ge- pflanzet wird, oder, es ist ein mit besonderm fleise angelegter plaz, in welchem nicht nur allerhand pflanzen und gewaͤchse zum nuzen und unterhalte des garten-ingenieurn u. kunstgaͤrtnern. des menschen, sondern auch verschidenen andern einrichtungen gemacht werden, die zur ergoͤzlich- keit und aufmunterung des gemuͤtes dinen muͤssen. § 695 Man teilet sie 1) in baumgaͤrten, 2) in kuͤ- deren ein- teilungen. chen- oder kraut-gaͤrten, 3) in lust- und 4) in arzenei-gaͤrten; oder 5) gemischte. Naͤchstdem trifft man in einigen gaͤrten orangerien und me- nagerien an. § 696 Der garten-ingenieur ist eine person, welche was der gar- ten-inge- nieur ist? einen garten zum behufe des herrns geschikt anzu- legen weis. Am kaiserlichen hofe ist ein garten- ingenieur, Kuͤchelbekers nachricht vom kaiserli- chen hofe. An andern hoͤfen, als zu Carlsruhe heisset er garten-inspector. Er bringet des endes wasser-kuͤnste, canaͤle, parterren, alleen, terras- sen, boulengrin, pyramiden, statuen, rasen, lust- haͤuser, cabinete, garten-theater, garten-saͤle, espaliers, trianons, lauben, treillagen, grotten, berge, irrgarten, einsidelereien u. a. m. an, Pen- ther am a. o. § 697 Was in ruͤksicht auf die anlegung des gartens die schriften davon. der ingenieur zu beobachten habe, solches besagen Philipp Muͤllers gaͤrtner-lexicon s. 338 des I ten teiles, Alexander Blonds gaͤrtnerei durch Franz Anton Dannreitern 1731, 8. nebst vilen kupfern, die risse des Salomon Kleiners von dem prinz-Eugenischen garten zu Wien, bei Wolfs erben zu Augsburg, ermeldten Dannrei- ters XXIIII garten-grundrisse, gros fol. dessel- ben XI neue stuͤke, eben dessen neues garten-werk. Das uͤbrige hiervon wird im andern buche vor- kommen. Neun XCIX haubtstuͤck Neun und neunzigstes haubtstuͤck von den eheleuten . § 698 S o viel von dem zustande der buͤrger und bau- ern, den kuͤnstlern, zuͤnften und gilden, dem gewerbe der menschen ꝛc. Nun ist uns von der fortpflanzung des menschlichen geschlechtes, wie solches regiret und beherrschet werde, auch was fuͤr personen darzu noͤtig sind, zu handeln. § 699 was das wort ehe be- deute. Die menschen werden entweder in der ehe, oder ausser selbiger erzilet. Ehe bedeutet ein buͤndnis, oder das recht, ein gesaͤz ꝛc. Wannenhero die ehe ein gesaͤzmaͤsiger stand ist; anerwogen ein ie- der nicht heiraten durfte, wen er wolte, sondern man sahe auf die gleichheit des standes und die eingebornen, solchemnach die weibesperson keine auslaͤndische seyn mogte, gestalt dann auch die vasallen, bei den toͤchtern derer vasallen, welche von ihrem lehnherrn lehnguͤter besaßen, verbleiben musten. Wer also ungleich heiratete, lebte in einer misheirat, oder wilden ehe, Wachter im glossario s. 339, 340. § 700 was die ehe ist? Die ehe ist demnach vermoͤge der alten Teut- schen gewonheiten eine verbindung einer mann- baren manns- und weibes-person gleichen standes, um kinder zu zeugen, und mit einander zeitlebens zu hausen. § 701 wie der ehe- verspruch Diejenige, welche einander heiraten wollten, wurden verlobet, das ist, sie versprachen einan- der feierlich, auch vermittels eides einander zur ehe von den eheleuten. ehe zu nemen, wie dann noch zu den zeiten kaisers Conrads des II ein beispiel sich findet, daß das verloͤbnis vermittels eides geschehen sey, Hahn in der reichs-histori im II ten teile s. 273. Merere beispile davon findet man in der Struvischen iurisprudentia heroica P. I s. 171 s. 176, in dem Gudenischen codice diplomatico T. I num. 407 s. 859, beim Rymer in den actis publ. Angl. T. I s. 520, dem von Ludewig in den reliquiis MSCT. T. V s. 502, dem Miraͤo T. I operum diplom. s. 198 bei dem Grupen in der Teutschen frau cap. 2 s. 48. § 702 Wolte einer heiraten, so wurde die weibes- angefangen, person zu erst angesprochen; gehelete sie in den ge- schehenen antrag, so kaufte sie der braͤutigam, das kaufgelt, welches man Wittemon hiese, Wach- ter am a. o. s. 1919, bekam die braut, und dises war ihr heirats-gut (Dos); daher koͤmmt heut zu tage noch das geben auf die treue. Die uͤber- gabe des maͤdgens geschahe, wie bey der uͤbergabe der unbeweglichen guͤter gewoͤhnlich war, Keyß- ler s. 365 antiquit. durch das zutrinken, man trunke naͤmlich dem braͤutigam auf der braut ge- sundheit zu; daher ist noch izt bei den verloͤbnissen der weinkauf in hisigen gegenden und andern or- ten bekannt; die dabei gegenwaͤrtige zeugen wer- den weinkaufs-zeugen genennet, und in der F. H. Casselischen kirchen-ordnung s. 5 des anhan- ges, findet man dises: „so vil die eheverloͤbnisse und weinkaufe anlanget ꝛc. und s. 62 werden die weinkaufe, und das weinkaufliche zusammen ge- ben abgeschaffet. War die braut dem braͤuti- gam per poculum uͤberlassen, so durfte er sie oͤf- fentlich kuͤssen, nachdem er ihr den ring angeste- ket, nicht minder einen Wittum bestellet hatte, T Gundling XCIX haubtstuͤck Gundling de emtione uxorum cap. I § 20 fg. Grupen am a. o. sp. 34 fgg. Dreyer de genui- no usu iuris Anglo-Sax. s. 95. von Ludewig de dote mariti, Peter Muͤller de osculo san- cto cap. III s. 19 fg. Paul Franz Romanus de osculis. § 703 mit der naͤchsten freunde be- willigung. Das verloͤbnis geschahe mit einwilligung der naͤchsten freunde, Tacitus de moribus Germ. cap. 18 und cap. 22, die verlobte hissen braut- leute, von dem worte brut . § 704 die Saͤchsi- schen braͤute waren die theuresten. Bei den Sachsen waren die braͤute am theu- resten, immasen eine 300 solidos kostete, Gund- ling am a. o. cap. I § 25, Boͤhmer de secun- dis nuptiis cap. I §. 63. § 705 das verloͤb- nis wurde heilig ge- halten. Das verloͤbnis wurde eben, wie die ehe, sehr heilig gehalten, und nicht leicht aufgehoben, Hei- neccius am a. o. lib. I § 179, § 184, 187. Wer davon abging, muste nach dem Salischen und andern Teutschen gesaͤzen, eine gewisse summe gel- tes erlegen, lex Alamannorum tit. 53. Hert de veteris Germaniae populis, cap. III § 2 s. 17 vol. II T. I opusc. und im spruͤchworte: „ist der finger beringet, so ist die jungfer gedinget„ s. 339 vol. II T. III. § 706 die heimfuͤ- rung Hierauf erfolgte die heimfuͤrung der braut, die trauung nach annemung der christlichen religion, und das beilager, wobei es sehr feierlich zuginge, Kuchenbeker von den Heßischen erb-hofaͤmtern s. 85 fgg. der beilagen. § 707 der braut Bei der heimfuͤrung muste die braut auf dem brautwagen spinnen, und mit dem blosen kopfe, auch von den eheleuten. auch geschmuͤkten haaren einen kranz tragen, im- masen dises ein zeichen der jungferschaft war, Mader de coronis nuptialibus, Joh. Hein- rich Meier vom jungfern kranze, Ayrer de iure connubiorum apud veteres Germanos, Sect. II § 5. Derowegen diejenige, welche geschwaͤ- chet worden war, dergleichen kranz nicht tragen durfte, vielweniger einen oͤffentlichen kirchengang mit den gewoͤnlichen brautleuten und uͤbrigen fei- erlichkeiten halten konnte. Sihe die F H. Darm- staͤdtische kirchen-ordnung im titel: von den heim- lichen verloͤbnissen § wofern aber ꝛc. die Kur- Braunschweig-Luͤneburgische landes-gesaͤze, im ersten bande s. 283, die Ulmische ordnung von den strafen offenbarer laster tit. XI und XV , die Memmingische zucht-ordnung tit. X § 10, die Sunderburgischen statuten art. 35, den von Westphal in der vorrede zum III ten bande der monument. inedit. s. 94, Carpzov in der iu- risprud. consistor. lib. III tit. VI def. 81 num. 3 fgg. und wenn die geschwaͤchte nichts destowe- niger einen kranz getragen hat, muß sie strafe ge- ben, Ulmische ordnung am a. o. Carpzov in der practica criminali P. II quaest. 70 num. 53 s. 164 und qu. 75 num. 80 fgg. Im uͤbrigen pflegen die unverleumdete geschwaͤchte weibespersonen von den schwaͤngerern zu fodern, daß ihnen der kranz, oder inhalts der Memmingischen ordnung am a. o. § 8, die blume bezalet werde. § 708 Es wurde also bei der heimfuͤrung der braut wozu der brautwagen gebrauchet worden. haubtsaͤchlich erfodert, daß sie einen, oder zwene brautwagen hatte, Kuchenbeker am a. o. s. 131, auf den neben-wagen wurde der hausrat und ihre aussteuer geladen, darnebst wurde ihr reitpferd mitgebracht, sintemal die weibes-personen des ho- T 2 hen XCIX haubtstuͤck hen und nidern adels ehedem geritten haben. Das pferd nebst den waffen und andern vihe brachte die braut dem braͤutigam als ein geschenk mit, Breuning de vaderphio veterum Ger- manorum, Leipzig 1751. Heineccius am a. o. lib. I tit. XI § 241 s. 195. Auf dise art ist der Tacitus zu verstehen, wenn er schreibet: hoc iuncti boues, hoc paratus equus, hoc data ar- ma denunciant. cap. XVIII. § 709 was auf die heimfuͤrung erfolget ist. In den mittleren zeiten und nachher, wurde beim hohen und nidern adel gespeiset, getrunken, gespilet, getanzet, und endlich feierlich zum bette geschritten. Es wurde nach der heimfuͤrung auch beschehener trauung das Hochzeitmal eingenom- men; die speisen waren gar maͤsig und geringe gegen die izigen zeiten, besage der tafel-zedel beim Wecken in der beschreibung der stadt Dresden s. 347 fg. Der hohe adel hielte ein turnier den feierlichen vor- und braut-tanz, die abendmalzeit, worauf der fakel-tanz erfolgte, sihe die vollstaͤn- dige beschreibung aller solennitaͤten bei dem hohen koͤniglichen Sicilianischen vermaͤlungs-feste, wel- ches im Mai-monate 1738 zu Dresden gehalten worden ist, fol. s. 100. Luͤnigs theatrum cae- rimoniale II s. 383-506, Faßmanns leben Friderich Wilhelms, koͤniges in Preusen, s. 19 fg. wie auch den Kuchenbeker von den Heßischen erb-hofaͤmtern s. 134 fgg. (In Sachsen werden strohe-kranz-reden annoch ieweilen abgehalten, Gottscheds rede-kunst s. 619.) darauf wurde der braͤutigam benebst der braut ins schlafgemach gebracht, nachdem das schlafzimmer feierlich auf- geschlossen worden war. Die entkleidung ge- schahe oͤffentlich, der schlaftrunk wurde gereichet, so dann die feierliche beschlagung der deke vorge- nommen, von den eheleuten. nommen, endlich nach abgenommenen strumpf- bande der braut ( Faßmann s. 400 am a. o.) das schlafzimmer wieder verschlossen, den andern morgen aber wieder feierlich aufgeschlossen, die braut oͤffentlich unter die haube gebracht. Es er- folgte darauf die morgengabe (opstand), welche vom dote unterschiden war, Kopps lehnsproben vol. I s. 191, und die uͤbrige hochzeit-gaͤste machten der braut geschenke. Sihe Joh. Joach. Muͤl- lers stats-cabinet II s. 341-409, IIII s. 197-291. Anton Weckens beschreibung der stadt Dresden s. 339 fg. § 710 Bei den gemeinen leuten ward in hisigen gegen- wie die heimfuͤrung bei auswaͤr- tigen braͤu- ten gesche- hen ist? den die auswaͤrtige braut von ihren freunden und brautknechten biß an die grenze zu pferde begleitet, der braͤutigam nebst seinen hochzeit-gaͤsten wartete ihrer zu pferde. Es war eine verstellte gewalt noͤtig der braut sich zu ermaͤchtigen. Die braut sasse auf einem mit tannen-zweigen ausgeschmuͤk- ten wagen, sange und spanne; um sie sassen etwa 6 brautmaͤdgens und sangen mit. Alle im schna- tze, das ist, bloskoͤpfig mit band und roßmarien geziret, auch zween geflochtenen harzoͤpfen. Der kirchgang beschah unter vortretung der spil-leute mit leiern, schalmeien und sackpfeifen. Allein dise gebraͤuche sind seit 30 jaren groͤßtenteils abge- kommen, iedoch der geschmuͤkte brautwagen ist hin und wieder noch gebraͤuchlich. § 711 Von der Altenburgischen bauern hochzeiten und bettsprunge sihe des Wildvogels disput. de iure thalami s. 15, des Dreyers disp. de termi- no effectuum ciuilium matrimonii a quo ? s. 17, des reichs-kammergerichts beisitzer herrn Christian von Nettelbladts programma de T 3 velo C haubtstuͤck velo viduarum virginumque. Bei den hoch- zeiten der gemeinen leute hat man noch den kehr- aus, oder den großvater-tanz. Hundertes haubtstuͤck vom beschreiten des ehebettes. § 712 die beschrei- tung des ehebettes machet bei den Teut- schen die eheleute. B ei den Roͤmern machte die einwilligung die eheleute, bei den Teutschen aber machet die beschreitung des ehebettes eheleute. Die braut wird des mannes genoßin, wenn sie in sein bette tritt, er nimt sie in seine gewaͤhr und alles gut zu rechter vormundschaft, Saͤchsisches land-recht, lib. I art. 31. lib. III art. 45. Deswegen heisset es: die deke beschlagen, das bett beschreiten, Dreyer in der angezogenen disp. s. 22, 23 fgg. und de genuino usu iuris Anglo-Sax. s. 97. num. 14 Christoph Friderich Harprecht de conscensione thalami. Struvens iurisprud. heroïca T. II s. 225. Gundling am a. o. s. 72. Die ehegenoßin aus dem hohen und nidern adel erlanget dadurch die morgengabe, den wittum und andere vorteile nach des ehemannes ableben. Imgleichen werden die ehelich erzilten kinder al- lein fuͤr rechtmaͤßige gehalten. Man saget des- wegen: ist das bett beschritten, so ist das recht erstritten. Pistorius cent. II par. 79 s. 225; in den staͤdten aber und bei den land-leuten wirkete die bettbeschreitung die gemeinschaft der guͤter, wo naͤmlich weder lehn, noch stammgut vorhanden war. Denn bei diesen fiel sie weg, iedoch leidet dise regel in dem koͤnigreiche Preusen, inhalts des Preussischen landrechts B. IIII tit. 15 art. 4 § 1 B. V vom beschreiten des ehebettes. B. V tit. 12, art. 5, und in den vereinigten Ni- derlanden einigen abfall, Riccius im spicilegio iuris Germanici s. 547, num. 10. Von den Hollsteinischen adelichen Wittben, sihe den Ric- cius am a. o. s. 549, 550, Voigt am a. o. § 713 Der mann ist solchemnach des weibes haubt der ehemañ ist des wei- bes vogt. und vogt; derowegen heisset er noch ehevogt, Ost- frisisches landrecht, cap. 189, Juͤtisches lowbok im I ten Buche cap. 7 § 2, III ten Buche cap. 44, Heineccius de marito tutore et curatore vxo- ris legitimo, Halle 1734. Im Saͤchsischen und Wuͤrtenbergischen, zu Hamburg, Luͤbek und an- dern orten ist das weibliche geschlecht noch unter der vormundschaft, Otto de tutela foemina- rum perpetua, Dreyer de genuino vsu iuris Angl. Sax. s. 10 s. 96, von Westphal am a. o. T. I. s. 680, 681 T. II. s. 106 T. IV s. 1928, Sahme de curatore mulieris Prutentico, Ul- mische statuten P. I tit. 18 P. II tit. 5, Tenzel de cura maritali, Jacobi de curat. mulier. Saxon. § 714 Der ehemann hisse der weiber mombar. und kann sie bei rechts- haͤndeln ver- treten. Wenn also die eheweiber im rechtsstreite befangen waren, und der beweis gefuͤret werden sollte, gleichwol solcher fuͤr unzulaͤnglich gehalten wurde, folglich der sache durch den zweikampf abhelfliche mase verschaffet werden sollte; so muste der ehe- mann, wenn der beweis dem eheweibe zuerkannt wurde, fuͤr sie kaͤmpfen. Es hat sich aber so- thane vormundschaft in vielen landen verloren, iedoch ist noch ein uͤberbleibsel davon vorhanden, naͤmlich daß der ehemann fuͤr die frau processe fuͤren kann. T 4 § 715 CI haubtstuͤck § 715 die vorzuͤge der Teut- schen frau fuͤr der Roͤ- mischen. Inzwischen war doch die Teutsche frau viel besser dran, als die Roͤmische. Denn der ehe- mann pflegte sie zu rat zu zihen; wie denn auch solches von den kaiserinnen aus den geschichten sich erbricht, daß sie naͤmlich die kaiser zu rate gezogen haben. Die herrschaft der ehefrau, oder nach dem spruͤchworte: daß sie die hosen habe, ist zwar etwas schimpfliches; doch gibet es eine schul- digkeit, vermoͤge deren die ehemaͤnner ihren wei- bern zu folgen haben, z. e. der mann will immer herum ziehen, die ehefrau soll aber an einem ge- wissen orte bleiben; so muß selbiger der frau fol- gen, und der richter hat hierauf zu sehen, von Leyser de obsequio maritali, spec. 666 vol. X meditationum ad π. Hundert und erstes hauptstuͤck von den ungleichen ehen. § 716 aus was fuͤr ursachen die misheira- ten eingefuͤ- ret worden sind. E s ist bereits vorhin bemerket worden, daß die ehen haben ebenbuͤrtig seyn muͤssen, wenn anders die kinder den aͤltern haben am stande gleich werden und sie beerben sollen. Damit aber die famili gleichwol erhalten, und durch all- zuviele ebenbuͤrtige kinder nicht gedrucket werde, ist eine ehe eingefuͤret worden, welche die Italiaͤ- ner ad l. morganaticam, und die Teutsche zur linken hand genennet haben, wozu die besondere neigung der mannspersonen zu einer schoͤnen wei- besperson die ungleichen ehen noch gebracht hat. § 717 von den ungleichen ehen. § 717 Die ungleichen ehen bestehen darin, daß ent- worin sie bestehen? weder personen ungleichen standes einander heira- ten, oder die ehegenossin benebst den kindern ver- moͤge eines gedinges von des vaters sowol ge- mahls wuͤrde und landen, auch verlassenschaft gaͤnzlich, oder unter gewissen beschraͤnkungen aus- geschlossen werden, immittels mit demjenigen sich begnuͤgen lassen muͤssen, was ihnen angewiesen worden ist. Die erste ehe wird eine ungleiche, die andre ad legem morganaticam genennet. Die kinder, welche aus diesen ehen erzilet wer- den, sind zwar fuͤr eheliche, iedoch nicht fuͤr eben- buͤrtige zu halten. Sie werden den uneheligen entgegen gesezet. § 718 Es stehen zwar die verehrer des Roͤmischen die gegensei- tigen mei- nungen werden er- zaͤlet. rechtes in dem wane, als wenn man diejenige heirat, welche von personen ungleichen standes eingegangen worden waͤre, fuͤr eine ungleiche nicht halten duͤrfe, anerwogen hiebei nicht auf die mutter, sondern auf den vater gesehen werden muͤsse, wie denn solches aus dem spruͤchworte sich erbreche: „ein ritters weib traͤgt keinen bastardt;„ imgleichen: „ein ritters weib hat ritters recht, Pistorius cent. I par. 76 s. 101, Hert in den paroemiis iuris Germ. lib. II par. 6, 7, Saͤch- sisches landrecht B. 1 art. 16, B. 3 art. 72, lehn- recht art. 21, Schwaͤbisches landrecht cap. 392. Diesem fuͤget man noch bei, daß diejenige alte Teutsche gesaͤze und gewonheiten, welche von un- gleichen ehen handelten, lediglich von den heiraten der freigebornen mit den knechtischen personen zu verstehen waͤren. Derowegen die kinder, welche die fuͤrsten, auch grafen mit freigebornen und an- dern weibespersonen des nidern adels erzilet haͤt- T 5 ten, CI haubtstuͤck ten, von der landes und lehnsfolge nicht ausge- schlossen werden koͤnnten, bevorab da die graͤfli- che wuͤrde bis gegen das eilfte jahrhundert in Teutschlande eine blose amtswuͤrde gewesen, wel- che nur auf lebzeiten gefuͤret worden, und nicht auf das geschlecht gegangen waͤre, mithin die grafen keine besondere klasse des erblichen adels ausgemacht haͤtten. Welchem noch beitrete, daß viele adeliche sich mit graͤfinnen ehelich verbunden haͤtten, wie man solches beim Luͤdiger von und in Mannsbach de matrimonio principis, co- mitis, liberique domini cum virgine nobili inito Wezlar 1740, 4. auch in andern schriften bestaͤrket finde. § 719 und wider- leget. Alldieweilen aber es eine bereits uͤberfluͤssig und standhaft ausgefuͤrte sache ist, daß Teutschland virerlei staͤnde der personen gehabt habe (§ 146) und zwar 1) des adels, 2) der freigebornen, 3) der freigelassenen und 4) der knechte; unter dem adel aber der reichsherrenstand begriffen war, darin der kaiser, die fuͤrsten, grafen, und unmit- telbare reichsherren sich befanden, welche die be- fehlshaber von der reiterei, oder der ritterschaft waren, folglich diese von jenen sich weit unterschi- den, wie die in den geschichten erfarne maͤnner der kaiserliche und Reichs kammergerichts-beisizer, freiher von Gudenus, Johannis , der selige vice- kanzler Kopp in ihren werken den grosen unter- schid des hohen und nidern adels beobachtet haben, auch von andern, insonderheit dem Trierischen weibischofe, herrn Joh. Nic. von Hontheim im 2ten teile der historiae Treuirensis diploma- ticae s. 658 derselbe dargeleget worden ist, aner- wogen die von der ritterschaft bald armigeri, edel- knechte, erbare knechte, fromme knechte, mini- steriales von den ungleichen ehen. steriales ꝛc. genennet worden sind. Es durften die dienstmanne in lehnssachen uͤber fuͤrsten-lehne zu richten sich nicht ermaͤchtigen, sihe des freiherrns von Senkenbergs corpus iuris feudalis s. 551. § 720 Da nun in Teutschland der reichsherren und der reichs- herren- und heutige adel-stand sind von einander unterschie- den. heutige adelstand hoͤchst ungleich und von einan- der sehr unterschieden waren, und noch sind; so ist es eine ungereimte mengerei, wo man den fuͤr- sten, grafen und heutigen edelmann in eine reihe, auch in gleichen stand zu setzen sich unterwindet. Sind aber der reichsherrenstand und die ritter- schaft unterschiden; so duͤrfen sie einander nicht heiraten, sondern weiln alle heirat der Teutschen eine ebenbuͤrtigkeit mit sich brachten, freiherr von Senkenberg in den anfangsgruͤnden der Teut- schen rechtsgelehrsamkeit, ersten buche cap. VII- VIIII auch XV , Just Henning Boͤhmer im iure eccles. protestantium lib. IIII tit. X § 2 s. 100 so muß eine jede ehe wegen dieser gleichheit in eben dem stande geschehen. Daher wenn eine unglei- che heirath vorging, die kinder zur aͤrgern hand gehoͤreten (§ 170 § 171), das ist, sie erlangten nur denjenigen stand, worin der ungleiche ehe- gatte sich befand, Schwaͤbisches landrecht cap. 48, cap. 49, der freiherr von Senkenberg am a. o. cap. XV, und de iuribus nobilitatis Germanicae § 9 nota 9 s. 29. Boͤhmer am a. o. und de se- cundis nuptiis cap. II § 15 ‒ 21, von Pisto- rius in den amoenitatibus iuris et histor. P. V s. 1375, P. VI s. 1574, 1609, Johann Pe- ter von Ludewig in der erlaͤuterung der guͤlde- nen bulle II ten teile s. 1365, Gundling vtrum nobilitet venter cap. III § 54, Kopp am a. o. s. 315 fgg., der herr professor Riccius im spici- legio iuris Germanici s. 222 num. 3, der herr professor Johann George Cramer am a. o. cap. III CI haubtstuͤck cap. III § 1 s. 116, 118, Pistorius am a. o. cent. VI par. 36 s. 465, mithin waren sie auch der erbfolge in lehn- oder stamm-guͤtern nicht faͤ- hig, von Senkenberg am a. o. § 5, und in den primis lineis iuris feudalis § 306, s. 345, Schil- ter in commentario ad ius feudale Alam. cap. 40 § 3 s. 227 und cap. 48, die kaiserliche wahl- kapitulation art. 22 § 4; immassen diejenige, welche nicht von rittersart waren, lehnsrechts darben musten, Saͤchsisches lehnrecht cap. II. § 721 die heirat einer adeli- chen mit ei- nem aus dem reichs- herrenstand bedarf einer standes- er- hoͤhung. Und wenn die heirat eines fuͤrsten mit einer un- mittelbaren oder landsaͤßigen von adel einer stan- des-erhoͤhung vom kaiser bedarf, wie die haͤufigen beispile sattsam bezeugen, ausser, daß man die Badenische im dreißigjaͤrigen krige entweder ver- gessen, oder verheimlichet hat; wer will also noch fernern anstand nemen, zu glauben, daß die ehe eines reichsstandes mit einer adelichen eine notori- sche misheirat sey. Warum hat denn eine wuͤrk- liche Reichs-graͤfinn oder Reichs-herrin aus einem Reichsstaͤndischen hause keiner standes-erhoͤhung noͤtig? sondern ihre ehe wird fuͤr unstrittig eben- buͤrtig geachtet, und die von ihr erzilten kinder sind ebenbuͤrtig, wie solches die kurfuͤrstlichen schreiben, und besonders Sr. Koͤniglichen Maje- stat in Preussen, welche an den kaiser Karln den VII 1742 erlassen worden sind, bestaͤrken, Moser im ersten teile der wahlcapitulation kaiser Karl VII , s. 123, von Olenschlager im IV ten teile der geschichte des interregni, nach absterben kaiser Karls des VI , s. 509, 524, und im anhange zur wahl-kapitulation kaisers Karls VII , s. 64. § 722 das Saͤchsi- sche und Schwaͤbi- Welchem die stellen des Sachsen- auch Schwa- ben-rechtes nicht entgegen sind, vielmehr deutlich besagen, von den ungleichen ehen. besagen, daß der son des vaters schild und erb- sche land- recht sind nicht entge- gen. schaft erhalten solle, wofern er ihm ebenbuͤrtig ist. Wenn aber ein son dem vater nicht gleich werden kann, dafern er nicht von einer mutter gleiches standes mit dem vater geboren worden ist, son- dern selbiger, wenn die mutter aus einem nideren stamme abstammet, zu der aͤrgern hand treten muß, solchemnach dem vater nicht gleich wird; derowegen des schildes, auch der erbfolge darben soll, Saͤchsisches landrecht im I ten buche art. V und art. XVIII , III ten buche art. 12 und art. 72, Schwaͤbisches land-recht cap. 251, Struve am a. o. s. 45, s. 55 vol. II. Denn zum voraus zu sezen ist, daß nach maasgebung der Teutschen ge- wonheiten der ehemann die ehegenoßin nicht adeln koͤnne, George Melchior von Ludolph de iure foeminarum illustrium Sect. I. § 10 fag. von Ludewig de dignitate vxoris diss. II s. 13 fag. Gundling in der disp. vtrum venter nobilitet? cap. III , folglich die kinder in diesem falle sich nach der mutter richten muͤssen, und nicht ebenbuͤrtig geboren werden koͤnnen. Weshalber denn auch ein reichsherr von Limburg an der Laͤne im jare 1386, besage der urkunde beim freiherrn von Gudenus im I ten teile des codicis diplo- matici s. 965 verordnet hat: „und waͤre es sach, „daß si sich verendern werden (verheiraten), so „sollen sie sich mannen mit iren glichen edeln man- „nen; und diselben mannen sollen dan daz ‒ ‒ „lehen haben. § 723 Es felet uns dißfalls an beweistuͤmern keines- die beweis- tuͤmer dar- zu. weges. Denn des Nithards stelle beim Adamo Bremensi im I ten buche hist. eccles. cap. 5 ist wichtig genug und was darin vorkommet, haben nicht allein die Sachsen, sondern auch die Fran- ken CI haubtstuͤck ken und andere voͤlker beobachtet, Boͤhmer in den anmerkungen uͤber das cap. I, X de sponsali- bus, im corpore iuris canonici s. 625. canon 39 concilii Triburiensis, Sperling in den no- ten zum Adamo Bremensi s. 648. Clevel in an- tiquit. septentrion. cap. I. Cramer am a. o. cap. 3 § 1 s. 116, welche gewonheiten nachher die Sachsen und Schwaben fortgepflanzet haben, solchemnach bis auf unsere zeiten gekommen sind. Wannenher der reichshofrat in sachen der So- phien Marien Foͤlten, der grafen von Sponek, des grafen Georgen Ariberts, Carl Friderichen, Lebrechts von Anhalt ꝛc. darauf erkannt hat, Struve am a. o. s. 50 vol. 2. Riccius am a. o. s. 521 num. 2 fgg. und vom landsaͤßigen adel II cap. II § 5. anderer exempel zu geschweigen. Dar- gegen die beispiele aus dem hause Baden-Baden und Pfalz-Birkenfeld ꝛc. nichts fuͤrtragen; sinte- mal solche misheiraten, welche durch machtspruͤ- che gebilliget worden sind, nichts beweisen, auch daher, daß die gevettern sowol lehnsfolger, hier und da in selbige gewilliget haben, kein Reichs- herkommen zu folgern ist; vilmer am tage liget, daß so oft dergleichen ungleiche ehen ohne der an- verwandten, oder mitbelehnten einwilligung ge- troffen worden sind, eine grose irrung, und ein beschwerlicher rechtsstreit daruͤber sich eraͤuget ha- be. Sihe den Pfeffinger im vitriario illustrato, den Struven im corpore iuris publici und in der iurisprudentia heroica. § 724 es muß diß- falls bei den alten T. gewonhei- ten verblei- ben. Gleichwie nun von ie her, so oft heiraten der fuͤrsten und herren mit adelichen vorgefallen sind, entweder die einwilligung der gevettern noͤtig ge- wesen, oder widerspruch und streit deshalber ent- standen ist, und dann hieraus die unwidersprech- liche von den ungleichen ehen. liche gewonheit der Teutschen fuͤrsten, wegen standesmaͤsiger heirat mit personen des hohen adels sich zu tage leget, also muß es nach klarer maasgebung des Westphaͤlischen fridenschlusses art. VIII § 4 bei diser loͤblichen gewonheit aller- dings sein bewenden haben. § 725 Vielweniger schlaͤget der einwurf: daß die die alten reichs-gra- fen gehoͤren zum hohen adel. grafen-wuͤrde ehedem nicht erblich gewesen sey, dißfalls an, in betracht die fuͤrsten und grafen ih- rer ehrenstellen und wuͤrden halber zu dem hohen adel gehoͤreten, welcher auf ihre kinder fortge- pflanzet wurde, Tacitus cap. XIII , herr profes- sor Johann George Cramer am a. o. cap. II § 7 s. 58. Aus disem Reichsherren-stande wur- den die Reichs-beamten genommen, auch die koͤ- nige, gleichwie denn der hohe adel den Teutschen koͤnig allein waͤlete, Schwaͤbisches landrecht cap. III der Schannatischen ausgabe, Kopp am a. o. s. 18-28 fgg. Im uͤbrigen ist man nicht abredig, daß es grafen gegeben habe, und noch gebe, wel- che den namen der grafen gefuͤret haben, dennoch keine wahrhafte gewesen sind, sihe von den adeli- chen grafen in Hessen die Marburgischen bei- traͤge im I ten bande s. 259 fg. § 726 Daß aber der von Mannsbach dergleichen die ehe eines fuͤrsten mit einer adeli- chen weibes- person ist ungleich. gesinnungen aͤussere, solches nimmt mich nicht wunder; gestalt er als ein mitglid der reichs-ritter- schaft sich beflissen habe, in der bemeldten schrift die ehe eines fuͤrsten mit einer von adel fuͤr standesmaͤsig auszugeben. So lange aber die reichs-histori kein fabelwerk ist, und die Teutsche gewonheiten, auch die rechte, vermoͤge der reichs-grundgesaͤze, zur regel dinen, so lange wird auch die ehe eines fuͤrstens mit einer adelichen fraͤulein eine offenbare mis- CI haubtstuͤck misheirat seyn und bleiben. Daher die gegensei- tige lehre, als den Teutschen auch stats- und lehn- rechten augenscheinlich und handgreiflich zuwider laufend, keinen beifall verdinet. Nun weis man zwar den scheingrund wohl, daß naͤmlich die ei- genschaft und beschaffenheit der alten ministeria- len noch zur zeit nicht einmal recht erforschet waͤre, folglich man daraus keine schluͤsse zu zihen ver- moͤgte. Allein wo sich iemand einmal zu wider- sprechen fuͤrsezet, da ist die sonne nicht mehr helle genug, und sodann muß ein Harpprecht von Harpprechtstein und Kaltenthal in seiner ertraͤum- ten wetterauia illustrata den Teutschen koͤnig Conrad, den ersten, zu einem reichs-ritter ma- chen, er wolle oder nicht. Wem die augen noch hirin verbunden sind, dem kan solche die Wir- tenbergische vorlegung der reichs-ritterschaft- lichen irrungen voͤllig eroͤfnen. Und wo es auf das ansehen, oder den namen des von Manns- bach, als eines widersprechers, oder zweifelma- chers, ankommen sollte, koͤnnte man disem den gewesenen kammergerichts-beisizer von Ploͤnnies im tr. de ministerialibus, den reichs-hofrat frei- herrn von Senkenberg in den anfangsgruͤnden der Teutschen rechtsgelehrsamkeit im I ten buche cap. VII-VIIII , auch XV , den seligen herrn vice- kanzler Kopp , den herrn professor Cramer zu Leipzig, und den Burghardt Gotthelf Struven , auch andere tapfere maͤnner, deren grose einsicht und erfarung in Teutschen sachen nimand mit be- stande in zweifel zihen mag, mit groͤstem fug ent- gegen stellen. Im uͤbrigen erwaͤchset dem adel- stande kein besonderer vorzug, vilweniger eine gleichheit mit dem herren-stande daraus, daß, wie der von Mannsbach vermeinet, verschidene adeli- che ehegattinnen aus graͤflichen haͤusern gehabt haben; von den ungleichen ehen. haben; vielmehr bleibet der adelstand dem herren- stande allezeit nachgesezet und unterschiden, im- massen der adeliche wohl ein freigeborner, aber der freigeborne nicht allezeit ein adelicher ist. § 727 Die ungleiche ehe hiese man in den alten zeiten die benen- nung der ungleichen ehe. auch den concubinat (beischlaf). Es war aber diser entweder fuͤr bestaͤndig, oder auf eine zeit- lang. Lezterer war verboten, erster aber nicht, gestalt dann die concubinen (kebsweiber, beischlaͤ- ferinnen, matronaͤ) zu den zeiten des kaiser Karls des grosen erlaubet waren. Das kebsweib war dem manne zur ehe gegeben; allein wegen der un- gleichheit des standes hatte sie keinen teil an des mannes wuͤrde. Sie wurde auch nicht so feier- lich geehlichet. Die kinder bekamen nur wenige ihnen ausgesezte vaͤterliche guͤter, sihe des Hahns reichs-histori im I ten teile s. 90. Kopp am a. o. s. 554 fg. Boͤhmer im iure ecclesiastico pro- testantium lib. III tit. II § 19 fgg. Andreas ab Isernia ad L. II F. 26. Jacob Alvarottus, Baldus, Matthaͤus ab Afflictis , und anderer erlaͤuterer der Langobardischen lehnrechte. Der regirende graf Wolfgang zu Isenburg-Birstein, welcher 1633 verstarb, ehelichete nach ableiben sei- ner dritten gemalin, Sabinen von Burghausen, geborne von Saalfeld, mit dem bedinge, daß sie nur Sabina frau zu Isenburg, geborne zu Saal- feld, sich schreiben sollte, auch die grafen aus den vorigen ehen, oder ihre stiefsoͤne, gnaͤdige herren oder Ihre gnaden nennen wollte, Koͤhlers M. B. VII s. 167. Von den Amien und varenden wiven handelt herr hofrat Grupen in den Teut- schen altertuͤmern, cap. IX s. 110 fg. Diser bei- schlaf blibe biß auf die zeiten des kaiser Karls des V ten erlaubet, welcher erstlich in der Reichs-re- U forma- CI haubtstuͤck formation guter policei 1530 tit. 33 nach dem bei- spile des papstes Leons des X tens verboten, und 1577 tit. 26 wiederholet wurde, in betracht man sowol bei den katholischen, als evangelischen, die pristerliche trauung fuͤr noͤtig zu halten anfing, da- durch es dann geschahe, daß man nach den saͤzen des Roͤmischen rechtes auch ungleiche ehen, wenn nur die pristerliche trauung darzu gekommen war, fuͤr rechtmaͤsig halten wollte. Allein in ansehung der kinder hat dise ehe die wuͤrkungen einer recht- maͤsigen nicht, Boͤhmer am a. o. lib. IV tit. 9 s. 95. Struve am a. o. cap. II § 28 s. 42 vol. II wiewol bei dem nidern adel in ansehung der lehn- folge, wenn nur der vater von adel ist, nicht al- ler orten mehr darauf gesehen wird (§ 170), Struben in den nebenstunden P. III obs. 21 § 11, Estor de iudicio clientelari s. 85; dahingegen beim hohen adel solche kinder ausgeschlossen blei- ben (§ 171). § 728 wenn die pristerliche trauung unterblei- bet, wie der beischlaf angesehen werde? Wenn demnach eine ungleichheit vorhanden ist; so hat die pristerliche trauung keinesweges die wirkung, eine rechtmaͤsige ehe zu machen, folgbar bleiben die kinder ausgeschlossen. Unterbleibet aber die trauung, so wird dergleichen beim nidern adel, bauern und buͤrgern, als eine hurerei bestra- fet. Hingegen bei dem hohen adel wird eine sol- che weibesperson fuͤr eine maitresse gehalten, oder die beiwonung eine mariage de conscience ge- nennet. Hundert von der gemeinschaft der guͤter ꝛc. Hundert und zweites haubtstuͤck von der gemeinschaft der guͤter unter den eheleuten. § 729 W eiln mann und weib gleich waren, und seyn sollten, daher gleichen anteil an der arbeit und gefar namen, Tacitus cap. 18; so hatten sie auch ihr vermoͤgen gemein; darum hier zu lande in den eheberedungen der gemeinen leute stehet: sie heiraten einander, und sezen hut bei schleier, und schleier bei hut, Johann George Werner in der disp. de pactis dotalibus sub formula: hut bei schleier, Marburg 1714, Kemmerich in progr. de paroemio: hut bei schleier, und schleier bei hut, Jena 1739, Riccius im spicilegio iuris Germanici s. 533. Hiernaͤchst heiset es unter den buͤrgers- und bauers-leuten: leib an leib, gut an gut, Marburgische beitraͤge, im ersten bande, III ten stuͤke s. 11 s. 19. sihe auch die Heßische ge- richts-ordnung vom jare 1497 cap. 37, den Gies- ser stadtbrauch vom jare 1573 in des herrn reichs- hofrat von Senkenberg semestr. lib. vno, num. II im anhange s. 3. Nuͤrnberaische refor- mation tit. XII L. 3 L. 14. und tit. XIII L. I fgg. den Wehner in den obseruat. practicis unter dem worte: gut, den Hert in den paroemiis iu- ris Germanici, lib. I par. 68, 69. den Johann Rudinger in den obseruationibus iuris came- ralis, cent. III obs. 44 s. 265. Ferner saget man: laͤngst leib, laͤngst gut, sihe den Mascov in der notitia iuris et iudiciorum Brunsuico- Luneburg. s. 35, 36. und im progr. de paroemio U 2 iuris CII haubtst. von der iuris Germanici: laͤngst leib, laͤngst gut: „wem ich meinen leib goͤnne, dem goͤnne ich auch mein gut;„ wer den kopf hat, schiert den bart, Hert am a. o. „wer das andre uͤberlebet, zeucht die schanze gar, oder der letzte thut die thuͤr zu,„ Karl Gottlob Knorr in den rechtlichen anmer- kungen s. 83-124; oder „die dem manne trauet, trauet auch den schulden, Hert lib. I par. 70.„ „wenn die deke uͤber den kopf ist, sind die eheleute gleich reich„, Cypraͤus de spons. cap. V § 35. Fr. Ernst Vogt de iure coniugum in bona, § 13. „Mann und weib sind mit einander in gleicher gewehr„. § 730 wie die ge- meinschaft der guͤter unter ehe- leuten im Fulda i schen beschaffen ist. Inhalts der Fuldaischen ordnung vom jare 1719 verhaͤlt es sich mit der gemeinschaft der guͤ- ter unter den eheleuten nach dem Fuldaischen ge- brauche „hut bei schleier, und schleier bei hut„ folgender gestalt: Wenn zwo ledige personen one aufgerichtetes besonderes ehegeding sich schlech- terdings heiraten, daß diselbe in eine wahre ge- meinschaft der guͤter mit einander treten, sowol derer, welche sie wirklich zusammenbringen, als auch was einem oder andern teile hiernaͤchst durch erbfall, schenkung, oder in andere wege zukommet, benebst allem demjenigen, was sie in stehender ehe erwerben, dergestalt, daß unangesehen ein ehegatt mehr oder weniger, als der andere, ja auch gar nichtszubraͤchte, oder hiernachst uͤberkaͤme, dennoch zu den anderseits vorhandenen, uͤberkommenen, oder erworbenen one unterschid mit gehoͤre; disem- nach erbet ein ehegatte, wofern aus solcher ehe keine kinder erzogen wuͤrden, oder waͤrender ehe die geborne gestorben waͤren, den andern mit aus- schluͤssung aller dem verstorbenen angehoͤrigen der- gestalt voͤllig, daß in des sterbenden maͤchten nicht stehet, gemeinsch. der guͤter unter den ehel. stehet, durch einen lezten willen schenk- oder sonsti- ge verordnung dise dem uͤberbleibenden gehoͤrige erbschaft zu schmaͤlern, iedoch werden geringe zu selenheil gemachte verordnungen nicht ausgeschlos- sen, welche der uͤberlebende aus christlicher libe zu erstatten ihm billigst nicht entgegen seyn lassen muß. Wenn aber kinder bei absterben eines ehe- gattens vorhanden sind, so eignet sich der uͤber- bleibende das ganze vermoͤgen zu, schaltet und waltet damit, als dem seinigen, so lange er in dem wittwen-stand verharret, iedoch darf er nicht verschwenderisch damit umgehen. Will er zur andern ehe schreiten, muß der voraus den kindern erster ehe besorget werden und zwar nach dem ver- moͤgen, auch der anzal der kinder, und deren al- ter, sihe des von Ludolph collectionem quo- rundam statutorum prouincialium et vrbium Germaniae s. 611 fgg. im III ten teile der obser- vationum forensium. § 731 Die gemeinschaft der guͤter unter den eheleuten selbige war ehedem durchgaͤn- gig in Teutsch- land ge- braͤuch. ich. war ehedem durchgaͤngig in Teutschland; allein durch das Roͤmische recht ist selbige entweder ein- geschraͤnket, oder gar unschiklich nach dem titel pro Socio eingerichtet, oder gar abgeschaffet wor- den, z. e. in den Kur-Braunschweig-Luͤneburgi- schen landen werden die eheleute nach dem Roͤmi- schen rechte beurtheilet, sihe die Kur-Braun- schweig-Luͤneburgische landes-gesaͤze, im II ten teile s. 624. § 732 Besagte gemeinschaft ist eine gerechtsame der was selbige ist, und de- ren einthei- lung. eheleute, vermoͤge deren einem ehegatten uͤber des andern guͤter das miteigentum waͤrender ehe zuste- het. Sothane gemeinschaft ruͤret entweder aus einem gedinge, oder dem gesaͤze her, und erstreket U 3 sich CII haubtst. von der sich teils auf alle guͤter, oder einen teil des vermoͤ- gens oder nur auf dasjenige, was waͤrender ehe erworben worden ist (errungenschaft). Jewei- len bewirket dise gemeinschaft nur den nuͤsbrauch, besonders nach ableben des einen ehegattens. Daher die unterschidlichen einteilungen der bemel- deten gemeinschaft entstehen. § 733 wo die all- gemeine an- noch uͤblich ist? Die allgemeine gemeinschaft der guͤter ist noch haubtsaͤchlich in Westphalen, zu Muͤhlhausen, Hamburg, Luͤbek, Minden, Hildesheim, Bre- men, in verschidenen Meklenburgischen, auch Hollsteinischen staͤdten z. e. zu Stettin, von West- phal am a. o. T. I s. 1639. T. IV s. 1722 s. 1881, 2033, 2094. Dreyer am a. o. s. 96 num. 12 gebraͤuchlich. Das Culmische recht b. IIII tit. I fg. das Preusische recht b. V tit. 12 art. 5 § 2. die Zittauer, Danziger ꝛc. statuten cap. 39 besa- gen ein gleiches. In Geldern, zu Basel, Schaf- hausen, ist die bemeldete gemeinschaft der guͤter ebenfalls hergebracht, sihe des Christian Gott- frid Hofmanns disp. de communionis bono- rum coniugalium natura atque principiis s. 9 fgg. Inhalts des alten Casselischen stadt- rechtes, vom jare 1300 erbet ein ehegatt den an- dern in allen und ieglichen guͤtern, welche von dem verstorbenen hergekommen, oder erworben worden sind, Kuchenbekers analecta Hassiaca coll, IIII s. 201. Just Henning Boͤhmer de communione aeris alieni inter coniuges Ham- burgenses, in den exercitat. ad π. vol. IIII s. 592 fgg. und de diuerso sponsaliorum et ma- trimonii lure, cap. 3 § 3 5 fgg. s. 572 fgg. Ge- orge Ludewig Boͤhmer de iuribus et obliga- tionibus coniugis superstitis ex communione vniuersali praesertim iuxta statuta Hildesiensia, Dreyer gemeinsch. der guͤter unter den ehel. Dreyer am a. o. s. 96. Von diser gemeinschaft der guͤter in den vereinigten Niederlanden handelt Abraham von Wesel de connubiali bonorum societate, tract. I num. 6 fgg. Riccius im spi- cilegio iuris Germanici s. 434 fgg. Engel- brecht de mutuo coniugum concursu ad sol- vendum aes alienum ab alterutro ante nuptias conflatum, von Nettelbladt de portione con- iugum statutaria Lubecensi, von Noͤrdlingen sihe die statuten P. III tit. VII § 1, 2. und des Johann Friderich Troͤltsch disp. daruͤber s. 26 fg. § 734 Die besondere gemeinschaft erstreket sich nur worin die besondere gemein- schaft beste- het? auf einen teil des zusammen gebrachten vermoͤ- gens, z. e. vermoͤge der kaiserlichen landgerichts- ordnung in Franken im teile III tit. 88 § 11 und 13 erhaͤlt der uͤberbleibende ehegatte, wenn keine kinder vorhanden sind, den vierdten teil von den zugebrachten und errungenen guͤtern. Wofern aber 6 kinder da sind, bekoͤmmt selbiger nur einen kindesteil; hingegen wenn deren nur 5 sind, be- koͤmmt der uͤberlebende einen sechsteil tit. 89 § 2, 3. Inhalts der Nuͤrnbergischen reformation tit. XII gesaͤz III bekoͤmmt der uͤberbleibende ehegenosse, in ermangelung der kinder, ebenfalls den vierten teil von des verstorbenen verlassenschaft; besage der Ulmischen stadtrechte im I ten teile tit. 2 erhaͤlt der uͤberbleibende ehegatt des one kinder verstorbenen haab und gut, ligend oder farend, ausser den le- hen, fidecommissen ꝛc. Joh. Rudolph Engau im progr. de bonorum inter coniuges Vlmen- ses communione, welches sich bei des Melchior Egenolphs von Saͤvler disp. de bonorum in- ter coniuges Sueuos speciatim Memmingenses communione, Jena 1751 befindet, thue hinzu U 4 des CII haubtst. von der des Kurfuͤrst Joachims des I ten von Branden- burg tit. VI Sect. III § 3 beim Mylius am a. o. im II ten teile s. 19 fgg. welche Hofmann erlaͤu- tert hat; der kaiserlichen freien reichsstadt Dort- mund raths-gerichts- und sportel-ordnung 1751, 4 § 62 s. 33. Dieterich Hermann Kemmerich disp. de societate bonorum connubiali etc. Jena 1739. des Fr. Wilh. Pestels disp. de suc- cessione inter coniuges ab intestato, von Westphal am a. o. T. IV s. 2094. Hohenloi- sches landrecht P. V tit. II. § 735 was die er- rungen- schaft unter sich begrei- fet? Die errungenschaft begreifet alles dasjenige unter sich, was waͤrender ehe erworben, oder er- kobert worden ist, Pfaͤlzisches landrecht IIII teil, XI tit. Baierisches landrecht tit. I art. I. Nas- sauische landesordnung IIII ter teil cap. 9. Schweinfurtische stadtrechte, tit. LXI § 4. Frankfurtische reformation P. V tit. 5. Muͤhl- haͤusische statuten, b. IIII art. 21 § 2. Wirten- bergisches landrecht P. IIII tit. 4 und 5. Badni- sches landrecht P. VI tit. 5. Kur-Coͤllnische rechts- ordnung tit. VIII § 4. Ostfrisisches landrecht b. II cap. 165, 168-170, 177. von Meklenburg sihe den von Westphal am a. o. T. I s. 2055, 2059, 2062, 74, 82, 83, 91, 2095. des Man- zels ius Mecklenburgicum illustratum, den von Lynker de acquaestu coniugali. § 736 wie es da- mit in Hes- sen gehalten wird? In den Heßischen landen gehet die gemeinschaft der guͤter nur auf das errungene, und in gewissen faͤllen auf die bezalung der schulden, welche sotane gemeinschaft mit sich auf den ruͤken traͤget, reichs- freiherr von Senkenberg in select. iur. et hist. s. 275 im III ten bande. Die Heßische gerichts- ordnung vom jare 1497 cap. 27 befaget hiervon folgen- gemeinsch. der guͤter unter den ehel. folgendes: „wann mann und frawe leib und gut „ohne alle geding zusammen bringen, so soll es mit „ihrem gut, so sie zusammen bringen, oder mit „einander in stehender ehe gewinnen, also gehal- „ten werden, daß sie des ir lebenlang mit einan- „der gebrauchen vnd genuͤssen, vnd sodann eins „vnder inen von tode ohn leibs-erben abgehet, sol „das ander bei allen solchen guͤtern sein lebenlang „sizen bleiben vnd so dasselb auch darnach abge- „hen wird, sollen die guͤter gleich geteilet, jedwe- „der seits freunden und erben halb und halb wer- „den.„ Allein in der F. H. Casselischen proces- ordnung vom jare 1745 § 38-40 ist die errungen- schaft zur helfte auf diejenige eheleute beschraͤnket worden, welche gleiche handtirung treiben. Die uͤbrigen, welche dergleichen gewerbe nicht haben, muͤssen sich solchen gewinnst vorher mit einander bedingen, darnebst aber auch gleichen anteil an den in der ehe gemachten schulden nemen, sihe des Estors disp. de iuribus viduarum equestr. obs. VIII. des Joh. Jacob Franks disp. de dimidia adquaestus vxoris Hassiacae, des Sal. Tob. Merkels disp. de dimidio adquaestus coniugalis vxoribus Smalkaldensibus com- petente. § 737 Nach masgebung der Teutschen rechte hat die Es ist die vermutung der Teut- schen rechte fuͤr die ge- meinschaft. vermutung mehr fuͤr die gemeinschaft der guͤter unter den eheleuten, als wider selbige statt, van Wesel am a. o. tr. II cap. II num. 223 s. 153 an- erwogen selbige auf die eintracht der eheleute, die erhaltung des haushaltes und oͤffentlichen glau- bens abzweket, Johann Moriz Weyer de com- munione bonorum praecipue in dynastia Gymbornensi existente s. 11. Sie hat nicht U 5 minder CII haubtst. von der minder nach der absicht der alten Teutschen ver- fassung die billigkeit zum grunde. § 738 uͤber welche guͤter sich selbige er- streket? Die gesaͤzliche erstreket sich nur auf diejenige guͤter, welche in dem lande sich befinden, wo die gesaͤze gegeben worden sind; dahingegen die durch ein geding errichtete gemeinschaft ihre wirkung auch ausser dem lande erstreken kan, George Ludewig Boͤhmer in der angezogenen disp. und Schele de portione statutaria Hamburg. Sect. II § 4. Immittelst gehoͤren darunter die lehnguͤ- ter, stamm- und erb-guͤter nicht, Joh. Moriz Weyer am a. o. P. I th. 15 s. 118 fgg. § 739 die eheleute muͤssen die beschwerden und schul- den dersel- ben uͤberne- men. Derjenige, welcher in einer gesellschaft nuzen und vorteile haben will, muß auch die schaͤden und beschwerden derselben uͤbernemen. Disem- nach die eheleute die schulden samt andern beschwe- rungen nach fuͤrschrift der gesaͤze und gewonhei- ten, auch inhalts des gedinges uͤber sich zu nemen gehalten sind, iedoch ist ein ehegatte denjenigen schaden, benebst den schulden, welche der andre durch ein verbrechen verursachet hat, zu tragen nicht schuldig, Rodenburg de iure coniug. tit. II P. II num. 3. Just Henning Boͤhmer de communione aeris alieni. Die schulden, wel- che waͤrender ehe gemacht werden, muͤssen gemein- schaftlich bezalet werden, iedoch findet das bene- ficium ceßionis bonorum dißfalls statt. § 740 ob der uͤber- lebende ehe- gatte zur teilung ge- zwungen werden kan? Wenn ein ehegatte verstirbet, iedoch kinder hinterlaͤsset, koͤnnen dise den uͤberblibenen ehege- nossen ordentlicher weise zur teilung der guͤter wi- d er seinen willen nicht zwingen, es waͤre denn, daß er zur andern ehe schritte, oder andre erheb- liche gemeinsch. der guͤter unter den ehel. liche ursachen vorhanden waͤren, in welchem falle die abfindung, oder die teilung erfolgen muß, wi- drigenfalls wird sotane gemeinschaft zur gunst der kinder erster ehe auf die andre ehe erstreket, Weyer am a. o. P. II th. 18 s. 357-360. Wesel am a. o. tr. II cap. 4 num. 73 fgg. s. 227. Sind aber keine kinder vorhanden, so behaͤlt entweder der uͤberlebende ehegenoß das saͤmtliche vermoͤgen beisammen, oder er muß sich mit andern, inhalts der rechte, gedinge, und willens meinung des ver- storbenen abfinden und abteilen. § 741 Ungeachtet die gemeinschaft der guͤter unter die teilne- mung der errungen- schaft ist aus der ge- meinschaft der guͤter abzuleiten. den eheleuten mit der zeit nach einfuͤrung des Roͤ- mischen rechtes einer nicht geringen veraͤnderung unterworfen gewesen ist; so hat man dennoch die gemeinschaft der errungenschaft, in den hisigen ge- genden und anderwerts aufrecht erhalten. Da- her was waͤrender ehe erkaufet, erbauet oder er- worben wird, beiden ehegatten dergestalt gemein wird, daß solche nach ableiben des einen, dem uͤberblibenen entweder ganz, oder zu einem gewis- sen anteile verbleibet, bevorab wenn keine kinder vorhanden sind. Sihe die Wormsische reforma- tion vom jare 1561 im V ten teile des fuͤnften bu- ches I ten titel. Sind kinder am leben, so bekom- men dise einen anteil an der errungenschaft, nach fuͤrschrift der besondern land- und stadt-gesaͤze, welcher der verschidenheit halber auf eine allge- meine regel nicht gesezet werden kan. Sihe die erneuerte reformation der stadt Wezlar tit. III und IIII beim Ludolph im obseruationum fo- rensium vol. II obs. 119 s. 41 fgg. den stadt- und land-brauch des oberfuͤrstentums Marburg, in den Marburgischen beitraͤgen im I ten bande III ten stuͤke s. 11, 99. die Senkenbergische selecta iuris et CIII haubtst. von der et historiarum im III ten bande s. 272 fgg. von Giesen findet man den stadtbrauch in den Sen- kenbergischen semestribus num. I im anhange s. 4 und s. 35. In hisigen gegenden wird die er- rungenschaft heut zu tage zur helfte gemein, thue hinzu des Peter Stokmanns decisiones curiae Brabant. decis. 49 num. I s. 131 fgg. die ange- zogenen Wertheimischen statuten § 66 besagen ein gleiches. Die errungenschaft kan von einem ehegatten dem andern nicht entzogen werden, ie- doch koͤnnen wol redliche ursachen vorkommen, da sotaner ehegewinst dem ehegenossen entzohen wer- den kan; z. e. wegen boͤslicher weglaufung und verlassung, ehescheidung, ehebruch ꝛc. wird der schuldige ehegatte des bemeldeten nuzens verlustig, Dr. Orth im III ten teile s. 579 fgg. wofern sich der unschuldige mit dem schuldigen nicht wieder versoͤnet, s. 586, 587. Hundert und drittes haubistuͤck von der leibzucht oder erftocht, dem beisize und niesbrauche der aͤltern an ihrer kinder, oder des verstorbenen ehegattens guͤtern. § 742 wie der bei- siz erlanget wird? E in ausflus von der gemeinschaft der guͤter ist die leibzucht, der beisiz, und niesbrauch, wel- chen der uͤberbliebene ehegatt an des verstorbenen guͤtern, nach masgebung der besondern Teutschen land- und stadt-gesaͤze, hat, wiewohl selbiger auch durch gedinge und vermaͤchtnisse erlanget werden kann, Dr. Orth am a. o. im II ten teile s. 533 s. 536, leibzucht oder erftocht, ꝛc. s. 536, s. 551 fgg., Schilter in der exercit. 41 § 75, 76. § 743 Es bestehet aber sotaner beisiz, oder die leib- worin sol- cher beste- het? zucht, in der verwaltung und dem niesbrauche der unverschaften und freien guͤter. Dise guͤter sollen nach beendigung des beisizes benebst dem niesbrauche entweder den mit dem verstorbenen ehegenossen erzilten kindern, oder dessen blutsver- wandten eigentuͤmlich wieder zufallen. Wenn kinder vorhanden sind, muͤssen sie vom leibzuͤchter ernaͤret und ausgestattet werden, darnebst ist der- selbe von den bemeldten guͤtern, etwas zu veraͤus- sern, zu verpfaͤnden, oder selbige zu verschlim- mern nicht befugt, vielmehr hat er die sachen in gutem bau und besserung zu erhalten, die beschwer- den zu tragen ꝛc. Orth am a. o. s. 543, 573 fgg. und im III ten teile s. 365 fgg. s. 605 fgg. Estor de iure deuolutionis s. 43 fgg. Nassau-Cazen- ellenbogische gerichts- und land-ordnung IIII ter teil cap. 7 s. 139 § 1 und cap. 11. § 744 Der beisiz oder niesbrauch, welcher dem uͤber- der beisiz ist vom nies- brauche der aͤltern uͤber ihrer kinder guͤter unter- schiden. bleibenden ehegatten, als ehegenossen, zustehet, ist von demjenigen, welcher selbigem als leiblichen vater, oder mutter, vermoͤge der aͤlterlichen ge- walt beigeleget wird, unterschiden. Sihe des Wilhelm Kloz disp. de vsufructu coniugum Statut. § 32, den Dr. Orth am a. o. im andern teile s. 541, 542, s. 560 fgg. in betracht diser nach beendigung der vaͤterlichen gewalt erloͤschet, wel- ches von jenem ordentlicher weise nicht gesaget werden kann, immasen selbiger meistens auf le- benslang, oder so lange der uͤberlebende ehegatte den witbenstul nicht verruͤket, dauret, auch viel- faͤltig als ein stuͤk des nuzbarlichen eigentumes anzu- CIII haubtst. von der anzusehen ist, folglich von der Roͤmischen nuznie- sung unterschiden werden muß, Estor de iure deuolutionis s. 43 fgg. Dr. Orth am a. o. im III ten teile s. 605 fgg. Peter Stokmanns deci- sio curiae Brabantinae VIII, num. 4, s. 22. Nassau-Cazenellenbogische gerichts-ordnung im IIII ten teile cap. XI § 2 s. 144. § 745 der beisiz ist nach den Kur-Pfaͤlzi- schen, Die verfasser der Kur-Pfaͤlzischen und Solm- sischen landes-ordnungen, als treue uͤbersezer der Roͤmischen gesaͤze, haben doch diß uͤberbleibsel des Teutschen rechtes mit fuͤßen zu treten verschonet. Daher heisset es im IIII ten teile der Kur-Pfaͤlzi- schen landrechte, tit. XV s. 13. „vom beisiz oder „usufructu des leztlebenden ehegemaͤchts und der „caution, so man sonst deswegen zu leisten schuldig. Hier wird dem Teutschen rechte die caution als ein Roͤmischer brillant auf den kopf gesezet, Dr. Orth am. a. o. im II ten teile s. 567, 571 fgg. im III ten teile s. 605 fgg. § 746 Solmsi- schen, In der gedachten der grafschaft Solms gericht- und land-ordnung im II ten teile XXVIII ten titel § 6 s. 129 b ist der beisiz in den Roͤmischen nies- brauch gar zierlich eingekleidet, da doch Peter Stokmanns am a. o. und Karl von Mean ad ius ciuile Leodiensium obs. 616 § 23 s. 193 des V ten teiles ein anderes gezeiget haben, in betracht solcher aus dem rechte der manus plicataͤ fluͤsset (droit de main plevie) obs. 356 num. 6 s. 245 des III ten teiles, sintemal diß recht dem eheman- ne die unbewegliche habseligkeit seiner ehefrau gi- bet, anerwogen die Luͤtticher eine zwifache erb- schaft, naͤmlich des farnisses und der grundstuͤke haben. § 747 leibzucht oder erftocht, ꝛc. § 747 Der IIII te teil Nassau-Cazenellenbogischer Nassau-Ca- zenellenbo- gischen, landordnung 1616 meldet s. 142 cap. XI und XII „wie und wasmasen die aͤltern die leibzucht an ih- „rer kinder guͤter haben sollen„ und § 2 cap. XI daß der vater, oder die mutter, wer den andern ehegatten von ihnen uͤberlebet, er mag wieder hei- raten, oder nicht, soll zeitlebens die leibzucht an der kinder vermoͤgen haben. Heiratet ein kind, so muß ihm die haͤlfte des seinigen werden. § 748 Das landrecht der markgrafschaft Baden und Badeni- schen, Hochberg im VI ten teile, VII ten titel s. 275 fg. laͤsset der mutter den beisiz oder genuß, den vor- munden die verwaltung, und wenn sie vormuͤn- derin wird, eben dise. Verruͤket sie den witben- stul so hat die niesung an ihrer kinder guͤtern ein ende. § 749 Inhalts der Lindauischen vogtei- und vormund- Lindaui- schen, schafts-ordnung tit. VII § 1 s. 126 verbleibet den altern, sie bleiben im witbenstande, oder nicht, die nuzniesung an dem vaͤterlichen, altmuͤtterlichen erbgute auf lebenslang. § 750 Vermoͤge des Luͤbeckischen stadtrechtes im II ten Luͤbecki- schen, buche tit. II § 8 s. 46 bleibet die frau nach des mannes ableben, wenn kinder vorhanden sind, und sie nicht wieder heiratet, in allen guͤtern besizen. § 751 Im oberfuͤrstentume Hessen ist selbiger gleich- im oberfuͤr- stentume Hessen. falls bekannt, und ist nachdem kinder vorhanden sind, oder nicht, unterschiden, gestalt im leztern falle ausser der erbfolge in den zugebrachten guͤ- tern zu Marburg und Homberg an der Ohm, Als- CIII haubtst. von der Alsfeld, Frankenberg, Kuͤrttorf, Kirchhain, Nidda, ꝛc. das leztlebende an den alten hinterfaͤl- ligen guͤtern, im Huͤttenberge an den vogtguͤtern die leibzucht und den beisiz hat. Im amte Epp- stein, Ulrichstein, zu Gießen, Rosenthal, im amte Sturmfels, zu Staufenberg, Allendorf an der Lomm, Battenberg, Homberg vor der Hoͤhe, Schotten, Frankenau, im amte Koͤnigsberg, Blankenstein, Blankenau, gemeinen lande zu Heuchelheim, Nidda, ꝛc. hat der uͤberlebende ehegatte auf den zugebrachten ligenden guͤtern ebenfalls die leibzucht. Im amte Sturmfels wird der vater, wenn kinder vorhanden sind, bei dem genusse aller verlassenschaft sein lebenlang, er verruke seinen witbenstul, oder nicht, belassen, doch daß der muͤtterlichen guͤter eigentum unver- zuckt, auch die guͤter in bau und besserung gehal- ten werden, welches mit der Fuͤrstl. Heßischen gerichtsordnung vom jare 1497 cap. 31 uͤberein- kommet. Hingegen wenn die mutter nach des vaters ableben ihren witbenstul verruͤken will, muß sie den kindern ihre vaͤterlichen guͤter folgen lassen. Zu Marburg, Alsfeld, Kirchhain, Frankenberg, Bidenkap, Schotten, im amte Ulrichstein, Epp- stein und Huttenberg, zu Gießen, Staufenberg, Kurttorf, Homberg an der Ohm, und vor der Hoͤhe, Allendorf an der Lomm, Battenberg, und Nidda, hat der leztlebende ehegenos, wenn kin- der vorhanden sind, ebensfalls die leibzucht, sihe die Senkenbergische selecta iuris et historia- rum im III ten bande s. 272 fgg., die Marburgi- sche beitraͤge im I ten bande, das III te stuͤk, cap. I. § 752 auch andern land- und stadtrechten hergebracht. Diser beisiz oder die leibzucht ist naͤchst den be- nimten landen und orten, in der Wetterau, den Rheinischen, Fuldaischen, Ober- und Nieder- saͤchsischen, leibzucht oder erftocht, ꝛc. saͤchsischen, Westphaͤlischen, Ostfrisischen, Fraͤn- kischen, Schwaͤbischen landen hin und wieder be- kannt, auch an den meisten orten Teutschlandes, z. e. zu Hamburg, Bremen, Muͤhlhausen, Nuͤrn- berg, Frankfurt am Maine, Coͤlln, Minden, Hildesheim, Soͤst, Luͤneburg, Braunschweig, Augsburg, Ulm, Giesen, Wezlar, Eisenach, Goslar, Gotha, Weimar, Arnstadt, Cahla, Sangerhausen, ꝛc. gebraͤuchlich, wie solches aus deren stadtrechten sich erbricht. Sihe hiervon mit mehrem des Saylers von Pfersheim un- term vorsize des verstorbenen hofrat Engau zu Jena 1751 gehaltene und bereits angezogene dispu- tation § 23 fgg., s. 15 fgg., den Georgen Lu- dewig Boͤhmer am a. o. § 19, den Pestel am a. o. cap. I § 7 und 26, den Pufendorf in den obseruationibus iuris vniuersi, vol. I obs. 68, § 8, den Kreß de aequitate successionis con- iug., den Heineccius de vsufructu materno iu- ris Germanici, den Riccius am a. o. s. 556, 557, den Just Henning Boͤhmer im consultat. T. III P. II decis. 174, den Weyer am a. o. P. I th. 29 P. II th. 1, 2, des Kleiberts disp. de primariis communionis bonorum coniug. ef- fectibus, Giesen 1723, 4, welche auf Schwein- furt gehet, Zerran de communione coniugum secundum ius Lubecense considerata, Giesen 1731, 4, Baleke de communione bonorum a coniuge superstite cum liberis continuata, 4, den Ferdinand Christoph Harpprecht de vsu- fructu statutario materno, qua constituendo § 7 num. 65 fgg. s. 1525 vol. 2 dissertationum academicarum, sodann s. 1549 fgg. de impedi- mentis vsusfructus statutarii moderni, modis- que eum soluendi, weiter 1582 fgg. de vsusfru- ctus statutarii materni, eidemque combinatae X admi- CIV haubtst. von dem administrationis effectibus lucrosis. Thue hin- zu den Johann Voet in comment. ad π. lib. XXIIII § 30 fgg. und vom rechte der massari § 36. § 753 wie solcher beendiget wird? Der beisiz oder die leibzucht wird auf verschi- dene weise beendiget, z. e. durch den todt des leib- zuͤchters, verzicht, verschlimmerung, mißbrauch, verkauf an den eigentuͤmer, die ceßion, veraͤusse- rung, Dr. Orth am a. o. im II ten teile s. 588 fgg. III s. 619 fgg., von Senkenberg am a. o. s. 273 und gehet auf die stiefaͤltern nicht uͤber, Dr. Orth am a. o. s. 549, Nassau-Cazenellen- bogische gerichts- und land-ordnung im IIII ten teile cap. XIII § 1 s. 147, cap. XIIII s. 149. § 754 die erbfolge auch sterbe- fall ist da- von unter- schiden? Von diser leibzucht ist die erbfolge zu unter- scheiden, vermoͤge deren der uͤberlebende ehegenos die guͤter des verstorbenen erhaͤlt. Solche erstre- ket sich entweder auf alle, oder einen teil desselben, auch wol nur auf die errungenschaft, davon un- ten mit merern zu handeln seyn wird. Nicht minder ist davon der sterbefall ausgenommen, wel- cher durch den ehelich, oder die eheberedung bestim- met worden ist, davon im haubtstuͤcke von den ehelichen einiges vorkommen wird. Hundert und viertes haubtstuͤck von dem insize, und dem auszuge, dem uͤbergeben und anschlage der grundstuͤke. § 755 Von dem beisize ist der insiz und auszug V on dem beisize ist der bei gemeinen leuten ge- woͤnliche insiz und auszug unterschiden, und mit der gemeinschaft der guͤter nicht zu vermengen, auch insize, und auszuge, ꝛc. auch kein ausfluß davon. Jedoch da dise haͤndel unterschi- den. in den ehelichen meistens verabredet werden, so gehoͤren selbige hieher. § 756 Der auszug ist ein geding ( pactum ), vermoͤ- der auszug wird be- schriben. ge dessen die zu hohen jaren gekommene aͤltern ih- ren kindern das ihrige uͤbergeben, und dargegen sich etwas entweder an aͤckern und wisen, oder etliche stuͤke vihe zu fuͤttern, ein fettes schwein, oder den freien tisch, holz ꝛc. ausbehalten, Ostfrisisches landrecht im I ten buche cap. 129. Weshalber auf den doͤrfern die bauern in nachbaren und aus- zuͤger eingeteilet zu werden pflegen, sintemal dise von allen baͤuerlichen lasten, auch herrschaftlichen abgaben und fronen frei sind, Luͤder Menken im system. iur. ciuil. s. 923 § 7. Immittels, wo der eidam hat an di- sem gute kein eigen- tum. einem eidame und dessen eheweibe das gut zugleich angeschlagen worden ist, erlanget jener nichts daran, ist auch nicht berechtiget, solches nach sei- nes eheweibes absterben zu veraͤussern, wofern keine dringende not vorhanden ist; sondern es hat die tochter das eigentum daran, arg. des Kur- Pfaͤlzischen landrechtes im III ten teile des XII ten tit. § 2 s. 487, Dr. Orth am a. o. im I ten ban- de, II ten teile, tit. 6 § 2 s. 543, wenn gleich der eidam zur befridigung seines eheweibes-geschwi- ster gelt hergeschossen haͤtte, welches als ein anlehn anzusehen ist, und wenn er auch an dem auszuge seiner schwiger-aͤltern mit haͤtte tragen helfen; so hat er nur den niesbrauch bis zur verheiratung seiner kinder diser ehe zu zihen, Orth am a. o. s. 543. Darneben faͤllet das gut, wenn das ehe- weib mit verlassung leibes-erben das zeitliche ge- segnet, an dise und nicht an ihren vater; es ver- stuͤrben dann die kinder, und der vater erbete di- selben. Der anschlag ist daher als ein Teutsches X 2 geschaͤft CIV haubtst. von den geschaͤft anzusehen, und weder fuͤr einen kauf, noch eine schenkung, vielweniger fuͤr einen leibrenten- contract zu halten. Deswegen es in den Roͤmi- schen rechten unerfindlich ist. § 757 wenn das gut ange- schlagen wird? Das gut wird bei heiraten entweder im eheli- che angeschlagen, oder hernach, in beiden faͤllen bedingen sich die aͤltern einen auszug. § 758 was der an- schlag ist? Der anschlag ist ein geding zwischen den aͤltern, und einem ihrer kinder, vermoͤge dessen ihm die grundstuͤke gegen eine gewisse summe abgetreten werden, mit dem anhange, einem jeden geschwi- ster so und so viel herauszuzalen. Unterweilen kommen auch schif und geschirr mit zum anschlage. § 759. bei gemei- nen leuten werden ie- weilen die jungen ehe- leute an den tisch ge- nommen. Jeweilen behalten sich die alten bei gemeinen leuten auch wohl, wenn die brautleute noch jung sind, die herrschaft vor, und nemen die jungen leute an den tisch, daß sie eines knechtes und ei- ner magd dinste tun. Ist ihnen nun das gut an- geschlagen; so faͤllet selbigen das gut zu, wenn schon das kind, dem es angeschlagen war, vor der aͤltern tode verstorben, iedoch kinder verlassen hat, herr H. G. R. Hombergk zu Vach de pacto reali. § 760 worin der insiz beste- het? Der insiz bestehet in der freien Wonung, einer stube oder kammer, und ist nicht allein unter aͤl- tern, sondern auch andern personen gebraͤuchlich. Bei den bauerleuten bestehet er in einer kammer, und daß die insizer in der gemeinen wonstube sich des tages aufhalten. Der von Berger in der oeconomia iuris s. 338 vermeinet, daß die zwote ehe den insiz nicht breche. Allein inhalts der Teut- schen rechte gehet er wegen hasses wider die zwote ehe eheverloͤbnissen u. ehestiftungen, ꝛc. ehe allerdings verloren. Der insiz ist demnach weniger als der gebrauch eines hauses. In Sachsen nennet man ihn die herberge, oder die notwendige wonung, Luͤder Menken im syste- mate iur. ciuil. lib. VII tit. 8 § 1 s. 159. Hundert und fuͤnftes haubtstuͤck von den eheverloͤbnissen und ehestif- tungen, oder ehelichen. § 761 B evor die Teutschen hochzeit, oder wie hier zu lande die bauern sagen: hussig oder hoch- zich, macheten, und die braut nach hause fuͤreten, muste zufoͤrderst die belobung berichtiget werden. § 762 Das eheverloͤbnis ist eine verbindung einer zum was ein ehe- verloͤbnis ist? ehestande tuͤchtigen manns- und weibes-person, unter einwilligung derer, welche nach fuͤrschrift der rechte dazu erfordert werden. § 763 Bei den eheversprechungen erfodern die Teut- was darzu erfodert wird? schen sitten, die einwilligung der beiderseitigen aͤl- tern, und in deren mangel der grosaͤltern beiderlei geschlechtes. Daher das spruͤchwort heisset: wer die jungfer tochter will hon, muß die frau mutter drum fron. Frot (fraget) er die mutter nit, uͤberkommet er die tochter nit, Pistorius am a. o. cent. 6, par. 53. Sind dise nicht vorhanden, ist der vormunden einwilligung, und dererjenigen, welche der aͤltern stelle vertreten, noͤtig; Kur- Braunschweigische landes-gesaͤze I ster teil s. 280. Herr H. R. Jenichen de necessario curatorum in contrahendis sponsalibus consensu. In- X 3 halts CV haubtst. von den halts der kaiserlichen, und des Reiches burg Frid- berg policei-ordnung tit. VIII § 2 muͤssen der graͤfe und der pfarrer bei dem eheverspruche gegen- waͤrtig seyn, und jener hat die ehepacten aufzu- richten. § 764 wie es da- mit in des H. R. R. burg Frid- berg gehal- ten wird? Nur bemeldte policei-ordnung gebeut am a. o. § 4 daß kein gerichts-untertan one vorwissen und verguͤnstigung der burg ausser ihrem gebiete sich ehelich bestatten lasse, dafern er besondere an- gehoͤrige und nachfolgende herrschaften hat. § 765 wenn die ehe-verloͤb- nisse unguͤl- tig sind? Werden die eheverloͤbnisse one der aͤltern be- willigung, oder derer, welche sonst die Teutsche gesaͤze und gewonheiten darzu erfodern, eingegan- gen, sind sie fuͤr unguͤltig zu achten. Es duͤrfen daher solche leute an vielen orten von den predi- gern nicht aufgerufen werden, bevor sie den ge- saͤzen eine genuͤge geleistet haben, F. H. Casseli- sche kirchen-ordnung cap. 12 § 1, und reforma- tions-ordnung im 10ten stuͤke s. 404, 405, ver- ordnung vom 12ten August 1749, F. H. Hanaui- sche hof- und ehegerichts-ordnung tit. XI art. 37 § 209 s. 141 fg., H. Darmstaͤdtische kirchenord- nung, tit. von heimlichen verloͤbnissen, Kur- Braunschweig-Luͤneburgische landes-gesaͤze im I ten teile cap. I s. 280 fgg. s. 807 s. 926 corpus constitutionum March. im I ten teile s. 327, und im II ten teile s. 117 s. 217 nach der ausgabe des Mylius, Kur-Saͤchsische eheordnung, S. Go- thaische und Altenburgische landesordnungen P. I C. 8 tit. I § 9, S. Weimarische ehe-ordnung, H. Rudolph Augusts verordnung vom jare 1685 von verbotener heimlicher verlobung; F. Zwei- bruͤckische ehe-ordnung tit. 6 tit. 7, Mecklenbur- gische policei-ordnung vom jare 1572, tit. von heim- eheverloͤbnissen u. ehestiftungen, ꝛc. heimlichen verloͤbnissen § 1, Nassau-Cazenellen- bogische gerichts- und landesordnung im II ten teile, cap. II § 2 § 13, von Ludewig de con- sensu connubiali extra parentes, diss. III, Boͤhmer de necessario parentum consensu in nupt. liberorum, Joh. Eberh. Sieglers disp. de aequitate iuris statutarii. Francofurtensis circa validitatem matrimonii sine consensu parentum etc. contracti, 1749, Ulmische ord- nung von strafe offenbarer laster, tit. 12. § 766 An einigen orten, als zu Melbach in der Wet- der pfarrer darf an ver- schidenen orten one trauschein die leute nicht trau- en. terau, darf der pfarrer keine trauung verrichten, es haben dann die verlobten erst einen trau- schein vom gerichtsherrn ihm vorgeleget. Dieser ist eine verguͤnstigung, daß die verlobeten prister- lich getrauet werden koͤnnen. Die trauscheine sind weltliche oder geistliche. Ist die oberkeit des ortes einerlei religion mit der gemeine daselbst, alsdenn ertheilet selbigen jene. Ist aber die ober- keit Roͤmisch-katholisch; so werden solche bei der evangelischen gemeinde von den kirchenaͤltesten er- hoben, dafern die Roͤmisch-katholische oberkeit one ursache selbige verwegert, sihe des herrn hof- rates Preuschens fortsezung der gruͤnde, warum ein Roͤmisch-katholischer landesherr in ehe- und andern kirchensachen seiner evangelischen unterta- nen zu erkennen nicht befuget sey, s. 11-23. In dem herzogtume Wolfenbuͤttel muͤssen, besonders auf dem lande, die pfarrer zu den verloͤbnissen erbeten und genommen werden. One trauschein sollen die bauern und maier in den Kurbraun- schweig-Luͤneburgischen landen nicht getrauet wer- den, Kurbraunschweig-Luͤneburgischer landesge- saͤze I ter teil s. 809 s. 941. X 4 § 767 CV haubtst. von den § 767 fuͤr die er- laubnis zu heiraten muß oͤfters etwas geza- let werden. Fuͤr die erlaubnis zu heiraten muß an vielen orten etwas der oberkeit, oder dem leibherrn erle- get werden. Sihe des Karl Gottlib Knor- rens rechtliche Anmerkungen s. 250 fg., Potgies- ser am a. o. lib. II cap. II § 28 fgg., Grupen in der vxore Theodisca § 15, Casp. Achat. Beck de iure principis circa connubia mini- strorum et vasallorum. Jeweilen nennet man dises geld den klauer-taler, z. e. in Meklenburg. Klauer bedeutet einen brumm-ochsen, oder braut- lauf, z. e. um Ulm, zu Geislingen ꝛc. Anderer sehr lebhafter benennungen dises geltes voritzt nicht zu erwaͤnen. Daher ruͤret es, daß der haubtmann bei der vereheligung des soldaten etwas bekommet. Zu Apolda, im fuͤrstentume S. Weimar, muß ein buͤrger, welcher seine tochter auf das land verhei- ratet, einen stul und kuͤssen, 1 goldguͤlden werth, aufs schlos lifern. Eben dises muß auch erleget werden, wenn eine fremde braut durch die stadt Apolda oder neben der stadt weggefuͤret wird, in- halts der Apoldaischen statuten § 22. Mehrere dergleichen beispile hiervon findet man bei dem Knorr am a. o. § 768 zur heirat ist ein ge- wisses alter noͤtig. Nicht uͤberall darf ein jeder sich vereheligen, wann er will; sondern es ist ein gewisses alter fuͤrgeschrieben, z e. im Hessen-Casselischen muß der braͤutigam das 20ste jar zuruͤckgeleget haben; im Hessen-Darmstaͤdtischen muß selbiger 25 jare alt seyn, immassen das spruͤchwort lautet: wo man einem buben eine frau, und dem kinde einen vogel gibt; so ist beider untergang vor der thuͤre. Crell de iure connubiorum, speciatim in Lu- satia superiore § 6 s. 15 fgg. § 769 eheverloͤbnissen u. ehestiftungen, ꝛc. § 769 Um nicht das land mit bettlern zu belaͤstigen, worauf die policei bei den heira- ten zu sehen hat? wo keine bettler-ordnung eingefuͤret ist, erheischet die notdurft einesweilen zu verbiten, daß nicht ein ieder one unterschid heiraten duͤrfe. Der verstor- bene bischof zu Wirzburg, Friderich Carl, lise daher den 21sten jaͤnner 1732 eine verordnung aus- gehen, vermoͤge deren nimand zur ehe schreiten sollte, er besize dann 200 fl., oder so vil am werte, oder habe ein handwerk erlernet, Theoph. Fran- kens geschichte des Frankenlandes s. 503. In- halts der Memmingischen zuchtordnung tit. VII § 2, tit. VIII § 1 werden weder buͤrger-kinder, noch fremde zu den heiraten zugelassen, wofern sie nicht eine namhafte summe geltes, oder ein er- weisliches Vermoͤgen haben, davon sie sich red- lich hinbringen koͤnnen. In den Hessen-Casseli- schen landen kann in den staͤdten kein fremder das buͤrgerrecht erlangen; er habe dann 200 fl. im vermoͤgen, und in Cassel muß ein kuͤnftiger buͤr- ger aus der fremde diß eidlich erhalten. Alle geistlichen haben demnach eine schwere strafe wi- der das verbot zu erwarten, die mit der trau- ung sich uͤbereilen, und die ehe ist fuͤr nichtig zu achten, wenn sie wider das gesaͤz eingegan- gen wird. § 770 Nicht minder will die policei, daß diejenigen die strafe de- rer, welche sich aus- waͤrts trau- en lassen. untertanen, welche sich ausser landes trauen las- sen, um eine verbotene ehe zu erschleichen, ins zuchthaus gebracht werden moͤgen. Es ist auch die ehe ungiltig. § 771 In betref der soldaten ist der ehelose stand unter der soldaten ehen werden untersaget. denselben fuͤrzuͤglich beliebet worden, Joh. Wilh. Waldschmidt de caelibatu militum Marburg X 5 1717 CV haubtst. von den 1717 s. 13 fgg. die Wirtenbergische und Hessen- Darmstaͤdtische krieges-artikel verbiten die ehen den soldaten scharf, wie aus des Luͤnigs corpo- re iuris militaris s. 1175 und 1202 erhellet. Un- ter den Oesterreichischen kriegesvoͤlkern darf kein regiments-geistlicher bei verlust seines dinstes einen soldaten, oder officir trauen, er habe dann vom regiments-commendanten einen erlaubnisschein, der herr graf von Khevenhuͤller im 1ten teile der observationspuncten s. 159 § 6. One die erlaub- nis eines regiments-commandantens darf kein officir sich vereheligen, am a. o. II teile s. 13 § 10. Nimmet er eine luͤderliche dirne, so ist er seines dinstes entsetzet, am a. o. Heiratet ein unter- officir, oder gemeiner one die verguͤnstigung darzu erlanget zu haben; so wird das eheweib beim re- gimente nicht gedultet, und er muß seine schlaͤge, und den arrest beim profose erleiden, Kostka uͤber den kaiserlichen artikelsbrif s. 65, Joh. Ge- orge Bertoch von ehe- und schwaͤngerungs-sachen der soldaten, Buͤnemann de codicillis indulti connubialis militum, Friderich Andreas Gottlib Gnuͤge in der gruͤndlichen anleitung zum krigesrechte cap. 15 s. 113 fgg. Thue hinzu die Kurbraunschweig-Luͤneburgische landesgesaͤze I ten teile s. 935, 937 und im III ten teile cap. III s. 11 s. 74 fgg. § 772 wie die be- melden ein- schraͤnkun- gen auszu- legen sind? Die vorangeregten einschraͤnkungen der ehen sezen besondere umstaͤnde, auch ein land zum voraus, darin keine strenge land-policei, keine commercien, manufacturen, und fabriken, laza- rete, findel- und waisenhaͤuser vorhanden sind, mithin es an mitteln gebricht, daß arme leute, one zu betteln, ihr brod verdinen koͤnnen, oder die policei keine anstalten vorkehret, daß sie arbeiten muͤssen. eheverloͤbnissen u. ehestiftungen, ꝛc. muͤssen. Denn wo die policei bluͤhet, ist es eine grundsaͤule des staates, das land durch viele, ie- doch vernuͤnftige heiraten zu bevoͤlkern, mithin zu allen nicht augenscheinlich nachteiligen ehen, allen moͤglichsten fuͤrschub zu leisten. Die aber krip- pel, oder mit der englischen, oder einer andern erbkrankheit behaftet, oder ungesund und un- fruchtbar sind, moͤgen zum ehestande nicht gelas- sen werden, von Justi s. 63 fgg. der grundsaͤze der policei-wissenschaft. § 773 Die policei verstattet immittels keinen uͤberflus der uͤberfluß bei hochzei- ten ꝛc. ist einzuschraͤn- ken. und unnoͤtigen aufwand bei den eheverloͤbnissen und hochzeitmalen, besage Herrn H. R. Jenichens an- merkungen von eingeschraͤnkten eheverloͤbnis- und hochzeitgastmalen. F. H. Casselische verordnung, wie es mit kindtaufen, eheverloͤbnissen und hoch- zeiten auch begraͤbnissen und trauren zu halten, vom 9ten dec. 1748 fol. § 774 Der eheverspruch muß inzwischen ungezwun- der ehever- spruch soll one zwang ꝛc beschehen. gen, one gefaͤhrde, und irrtum beschehen. § 775 Die zubereitung ist die einholung des jawortes, wenn das jawort welches sowol der braͤutigam, als auch ein frei- werber tun kan. § 776 Ist man bei diesem uͤber alle puncten des ehe- verbindlich ist? liches gleich einstimmig, so ist das jawort ver- bindlich und mag man davon nicht abgehen; weilen es weiter nichts nach sich laͤsset, als das feierliche des eheverspruches in gegenwart der aͤl- tern und der naͤchsten anverwandten, die statt der zeugen dienen, von Westphal am a. o. T. I s. 2054, 2057, 2064, 2071, 2079, 2091, 2094, wobei der braͤutigam der braut, wie vorgedacht worden CV haubtst. von den worden ist, etwas auf die treue gibet, die aͤltern, auch anverwandten, oder zeugen, mit ihrem gluͤkwunsche diese feierliche handlung zu billigen suchen. Sind keine aͤltern vorhanden, so beste- het das eheverloͤbnis one gegenwart der naͤchsten anverwandten oder anderer zeugen nicht, Nassau Cazenellenbogische gerichts- und landesordnung, im II ten teile cap. II § 2 s. 73. § 777 wenn sol- ches nicht verbindlich ist? Ist aber das jawort entweder durch den braͤu- tigam oder einen freiwerber geholet; gleichwol von den puncten des eheliches noch nichts berich- tiget; alsdann hat das jawort keine weitere kraft, und enthaͤlt die stillschweigende bedingung in sich, wenn man naͤmlich uͤber die puncten des eheliches uͤbereinkommen wird, mithin ist nur eine zusage unter einer bedingung vorhanden. Auf diese art laͤsset sich der streit der Wittenber- gischen und Hallischen juristen-facultaͤten entwi- ckeln, welchen der von Leiser specim. CCXC med. 1 erzaͤlet, iedoch nicht recht entscheidet. Im uͤbrigen saget man: anwerbung macht keine ver- bindung, Pistorius am a. o. cent. I par. 4. § 778 die T. ehe- verloͤbnisse gehen auf das kuͤnfti- ge. Alle eheverloͤbnisse gehen bei den Teutschen auf das kuͤnftige. Daher man die weinkaͤuflichen trauungen abgeschaffet hat, besage des anhan- ges zur F. Hessen Casselischen kirchenordnung s. 62, Fridbergische policei-ordnung am a. o. § 779 wie der ehe- verspruch in den F. H. Casselischen landen be- richtiget werden soll? In den F. H. Casselischen landen ist bei gemei- nen Leuten kein eheverspruch giltig, welcher nicht vor den geistlichen und weltlichen beamten, auch der gegenwaͤrtigen zeugen erklaͤret worden ist. Der pfarrer liset den verlobeten den 1sten § des eheliches vor, und fraget sie, ob sie einander zur ehe eheverloͤbnissen u. ehestiftungen, ꝛc. ehe nemen und behalten wollen? Wann sie dar- auf mit ja geantwortet haben, geben sie ihm und dem beamten die haͤnde darauf? Nachher liset ihnen der lezte die uͤbrigen puncten des eheliches vor, und fraget sie: ob dises ihre willensmeinung sey? Die verlobeten und aͤltern geben darauf dem beamten die hand. So dann wird der ehelich von dem amte besigelt auch bestaͤtiget, und nun- mehr zur aufrufung von der kanzel geschritten, F. H. Casselische erlaͤuterung der im jare 1723 den 8ten jaͤnner verkuͤndeten ordnung vom 18ten febr. 1724, im anhange der kirchenordnung s. 57 fgg. § 780 Die geehrten personen sind im Hessen-Casseli- welche per- sonen davon ausgenom- men sind? schen davon ausgenommen, inhalts der verord- nung vom 12ten august 1749, F. H. Hanauische hof- und ehe-gerichtsordnung am a. o. § 781 Die ehestiftungen, (ehebrife, heiratsbrife, ehe- was die ehe- sciftung ist? liche, hilliche, ehezaͤrter,) sind ein geding zwischen braut und braͤutigam, wie es wegen des ehegel- tes, der wiederlage, der morgengabe, der erb- faͤlle, wenn keine kinder vorhanden sind, und an- dern sachen gehalten werden soll. § 782 In den ehestiftungen wird daher abgeredet: was darin abgeredet wird? 1) daß die verlobeten einander zur ehe haben wol- len, 2) berichtiget man die brautgift von seiten der braut, 3) die braͤutelgabe des braͤutigams, 4) den sterbefall, dafern eines von dem andern one kinder verstirbet, da dann der uͤberlebende ehegatte bald in die ganze habseligkeit des braͤuti- gams, oder der braut, oder in eine gewisse sum- me geltes, oder in die beniemten unbeweglichen stuͤcke, die erbfolge haben soll, 5) bei gemeinen leuten, CV haubtst. von den leuten, auch ieweilen bei adelichen, der anschlag des hauses und der guͤter, auch wohl des schiffes und geschirres, meistens berichtiget, nicht minder 6) der auszug der alten, und 7) wenn stiefkinder vorhanden sind, wegen des niesbrauches von den aͤlterlichen guͤtern, und deren erzihung bestimmet wird. Nach den Angel-Normannischen rech- ten wurde die mitgabe der braut vor der kirch- thuͤre festgestellet, Grupen in der vxore Theo- disca, s. 249. In den Apoldaischen statuten § 73 koͤnnen braut und braͤutigam in der haus- thuͤre, wenn sie in die kirche gehen wollen, sich einander etwas vermachen, welches das thuͤr- vermaͤchtnis genennet wird. § 783 wie die ehe- beredung geschiehet? Wo hut bei schleier gesezet wird, ist oͤfters der ehelich nur muͤndlich abgeredet, und heisset des- halber eine eheberedung. Zu Guͤstrow geschihet dises ebenfalls, von Westphal am a. o. T. I s. 2062 die allermeisten ehestiftungen aber werden schriftlich abgefasset, und zwar in den staͤdten bei buͤrgerlichen leuten durch den stadtschreiber, oder andre oͤffentliche personen; auf dem lande hinge- gen, wo etwa zwene beamten sind, sezet der un- terbeamte, oder schuldheis den ehebrif auf. Und der heisset die ehestiftung. Nach maasgebung vieler landes- auch stadt-gesaͤze muͤssen die ehestif- tungen entweder gerichtlich errichtet, oder wenig- stens von gerichtswegen bestaͤtiget werden, z. e. in den Luͤneburgischen, Wolfenbuͤttelischen, An- haͤltischen, Magdeburgischen, Wuͤrtenbergischen, Schaumburgischen, Fuldaischen, Ostfrisischen ꝛc. landen, imgleichen zu Memmingen, Worms ꝛc. Nassau Cazenellenbogische gerichts- und landord- nung im II ten teile cap. IIII § 1 s. 78. § 784 eheverloͤbnissen u. ehestiftungen, ꝛc. § 784 Im benachbarten Nider-Rhein-Westphaͤli- wo selbige hillich ge- nennet wird? schen kraise, nennet man ihn den hillich, besage der urkunden bei des Teschenmachers annalibus Juliae, Cliuiae s. 67 cod. diplom. Derglei- chen ehen werden deswegen verdingte, verbrifte ꝛc. genennet, Wirtenbergisches land-recht im III ten teile, tit. 8, Ulmische statuten im I ten teile tit. I , § 1, Noͤrdlingische statuten im I ten teile tit. 1, und im III ten teile, tit. 4 § 1. § 785 One gutsherrliche einwilligung koͤnnen die wie solche von den bauersleu- ten im K. Braun- schweigl. er- richtet wer- den muß? sie wird von dem bauer hochgeschaͤ- zet. bauerleute im Kurbraunschweigischen keine ehe- stiftung errichten, laut der landesgesaͤze II ten teile s. 639. § 786 Ausser der bibel, und Habermanns gebaͤtbu- che, ist dem bauer nichts heiliger, auch unver- brechlicher, als sein ehebrif. § 787 Wenn kinder erzilet werden, so faͤllt in anse- wenn solche aufgehoben wird? hung der erbfolge der eheleute unter sich die ehe- stiftung weg. Denn kinder zeugen bricht die ehe- stiftung, wenn ein anders nicht abgeredet wor- den ist, auch die landesgesaͤze dißfalls nichts gegen- seitiges verordnen, Gasser de lucro dotis mari- to in pactis dotalibus concesso portionem statutariam non excludente § 43, Dr. Orth am a. o. im III ten teile s. 21, A. Florens Rivi- nus de pactis dotalibus in quantum statutis de- rogent. Sterben aber die kinder, so wird die ehe- stiftung in diesem stuͤcke wieder fuͤr guͤltig gehalten. § 788 Ob das gedinge, daß der brautschatz nach des ob der brautschaz im gute ver- bleibet? ehemannes ableben im gute verbleibe, zu rechte bestehe? dise frage verneinet Bastineller im an- schlage CV haubtst. von den schlage zu der Rivinischen probeschrift de princi- pali beneficio in concedendis priuilegiis s. 8. Allein, beim hohen und nidern adel geschihet diß taͤglich beim leibgedinge. Bekaͤme die wittbe der- gleichen nicht; so ist es doch ein geding. § 789 die ehestif- tung ist un- wiederruf- lich. Die ehestiftungen sind nach masgebung der Teutschen rechte unwiederruflich, Struvens iu- rispr. heroica P. III s. 30, von Westphal am a. o. T. I s. 2101 u. fgg. Derohalben selbige einseitig durch eines ehegatten letzten Willen nicht aufge- hoben werden koͤnnen, gestalt der vermeinte un- terschid zwischen ehepacten unter den lebendigen und contractsweise, oder auf den todtesfall ganz unerfindlich, auch wider die verfassung der Teut- schen rechte laͤuft, sihe von Westphal am a. o. s. 2104, Grau de pactis dotalibus inter viuos et mortis caussa, Sparmann de praerogatiua iuris Germanici prae iure Romano in pacto- rum dotalium materia, Risch non dari pacta dotalia per testamentum vnius coniugis inuito altero reuocabilia, Altorf 1745, von Leyser spec. 308, Herr H. G. R. Hombergk zu Vach de origine atque indole distinctionum pacto- rum dotalium in simplicia et mixta, Pufen- dorf obseru. iur. uniuers. T. I obs. 109 s. 534, Hohenloisches landrecht im I ten teile tit. 3 § 9. Immittels kan man nicht abredig seyn, daß an unterschiedenen orten sotane einteilung zur gewon- heit worden, auch wohl in die landesgesaͤze einge- flossen sind. Sihe die Schaumburgische policei- ordnung cap. 18, die Frankfurtische reformation im III ten teile II ten tit. § 5, Dr. Orth am a. o. im III ten teile s. 19 fgg., verstattet den eheleuten durch testamente den ehestiftungen entgegen zu gebaren. § 790 brautgift und aussteuer. § 790 Wenn die aͤltern ihrem eidame nach absterben dessen ehefrau one kinder die erbfolge im braut- schatze vermittels der heiratsnotel versprechen; koͤnnen solche hernach das pflichtteil nicht fodern, Ayrer de legitima parentum pactis dotalibus exclusa, Joh. Gottfrid Bauer de quarta Trebellianica in pacto nuptiali exule. Hundert und sechstes haubtstuͤck von der brautgift und aussteuer. § 791 I n den alten zeiten brachte die braut dem braͤu- die aussteu- er der braͤu- te. tigame weiter nichts, als das fahrnis zu. Daher noch in den bauer und buͤrgerlichen eheli- chen dieser gegend es heisset: „auch unsere tochter „aussteuren, ausloben, gebettet und gekleidet „nach landes-brauche.„ Wobei z. e. ausser dem gelte und der laͤnderei eine kuh, ein rind, etliche schweine und schafe, etwas an getraide ꝛc. der braut von ihren aͤltern versprochen wird; darge- gen des braͤutigams aͤltern ihm eine summe geltes, etwas an laͤnderei, ein kleid, vihe, getraide ꝛc. dergestalt zusagen, daß die brautgiften von bei- den seiten oͤfters und meistens sich gleichen. Zur ausstattung der braut gehoͤret: die brautlade mit leinen tuche und geraͤte gefuͤllet, der flachs, der hoͤlzerne, eiserne und kupferne hausrat, das brautbette und brautkleid. Die schuhe schaffet der braͤutigam nebst den struͤmpfen. Im Bremi- schen und Stadischen ꝛc. empfaͤngt die braut das eingedoͤmte, als kroppen, kessel, kisten, braut- zeug, bettgewandt, kleider, gelter, silber, ketten, Y und CVI haubtst. von den und geschmeide, mehl, rocken, malz, hopfen, salz, butter, kaͤse ꝛc. Estor de apparatu et in- ftructu nuptarum, cap. II s. 36, Pufendorf am a. o. T. I s. 519, Grupen am a. o. Struve in der iurispr. heroica vol. III s. 8 fgg., Johann Christoph Strodtmann uͤbereinstimmung der Teutschen altertuͤmer mit den biblischen ꝛc. Wol- fenbuͤttel 1755, 8vo im IIII ten abschnitte s. 309 fgg. Michael von Lanckisch ausfuͤhrliche und nuͤzli- che betrachtung des mahlschazes. § 792 die aussteu- er hat dei entstehen- dem concur- se die rechte des braut- schazes. Die rechte sotaner aussteuer sind in der bemel- den disputation de instructu et apparatu gezeiget, und ist dafuͤr gehalten worden, daß bei entstehen- den concurse solche aussteuer die rechte des braut- schazes habe. Es hat aber herr H. R. Grupen gemeinet, sie haͤtte nur die rechte der parapher- nalien. Nun sind zwar vor ihm bereits viele rechtslehrer dieser meinung beigetreten: allein sie irren mit herrn Grupen heftig. Denn beim con- curse geht die sache nicht nach den Teutschen rech- ten, sondern nach den Roͤmischen gesaͤzen, imma- sen die Teutschen von dem unterschide zwischen dotal und paraphernal nichts gewußt haben, wie der Reichshofrat, herr von Gaͤrtner de diffe- rentiis inter dotalia et paraphernalia gezeiget hat. Nimmt nun herr Grupen einen Roͤmischen unterschid an, so nimmt er ein Roͤmisches suppo- situm an, thut er dises, so muß er auch die Roͤmi- schen Rechte annemen. § 793 die heutige brautgift bei reichen ist Roͤmisch. Die brautgift, wie wir solche bei fuͤrnaͤmen, auch reichen buͤrgerlichen personen izt haben, ist Roͤmisch; hingegen beim hisigen gemeinen bauern- volke noch Teutsch, imgleichen was wir vom spilgelte haben. Denn weil alles zwischen den eheleu- beiderseitigen geschenken ꝛc. eheleuten gemein wurde; so konnte dennoch die frau sich ausbedingen, daß sie von dem ihrigen etwas fuͤr sich behielte, und damit thun und lassen konnte, was sie wollte. Hundert und sibentes haubtstuͤck Von den beiderseitigen Geschenken der Verlobten und der Hochzeitgaͤste. § 794 B ei oder bald nach der verlobung beehren die was die gift auf die treue, oder der mal- schaz, brautleute einander mit kugel- oder treu-rin- gen, darinn eines ieden namen stehet. Der braut reichet der braͤutigam an gelte etwas auf die treue. Die braut machet dem braͤutigam ein gegenge- schenke. Dergleichen beiderlei geschenke nennet man in Sachsen den malschaz, die civilisten heis- sen sie arrham. Bei gemeinen leuten fuͤret der braͤutigam die braut zum markte und ins wein- haus, er muß ihr auch wohl etwas wo kaufen. Bei angesehenen personen sorget der braͤutigam fuͤr das brautkleid, darin sie getrauet wird; fuͤr die spizen, handschuhe, struͤmpfe und schuhe, auch pantoffeln. Die braut schenket dargegen das brauthemd, den schlafrok und pantoffeln ꝛc. ih- rem braͤutigam. § 795 Sotane gift auf die treue ist von der wiederlage, wie sie von der wieder- lage unter- schiden, oder dem gegenvermaͤchtnisse unterschiden. Ein iedes der brautleute erlanget das eigentum davon. § 796 Dises letztere, was die verlobte sich als braut- und die brautfreige- bigkeit ist. leute schenken, heisset die brautfreigebigkeit ( sponsalitia largitas ), Bardili de sponsalitia lar- Y 2 gitate. CVII haubtstuck gitate. Die brautleute werden eigentuͤmer von diser schenkung nach vollzogener ehe. § 797 wenn die brautfreige- bigkeit wie- der verguͤtet werden muß. Wenn die ehe durch eines verschulden nicht vollzogen wird, sind sotane geschenke von dem schuldigen wieder zu erstatten, von Wern- her in den selectis obseruationibus forensibus T. III s. 34. Daß aber sotane geschenke dem consistorio zufallen; ist hisiger gegenden unbekannt. Von diser brautfreigebigkeit ist das hochzeitge- schenke unterschiden. § 798 wem das brautge- schenk gehoͤ- ret? Das hochzeitgeschenk, welches die gaͤste geben, gehoͤrete eigentlich der braut, nachher aber wurde solches unter den neuen eheleuten gemein, Strodt- mann am a. o. s. 320, Heineccius am a. o. T. I s. 174. Der gemeine mann in Hessen, wenn er solches in die deshalber aufgestellte schuͤs- sel leget, spricht: „hier schenke ich braut und „braͤutigam.„ Die dote hergegen muß der braut drei stuͤcke an linnen, oder andern hausgeraͤde schenken. Der pate richtet das geschenk an den braͤutigam. Nach Sachsenrechte gehoͤret selbi- ges auf erfolgtes absterben des eheweibes dem ehemanne, wofern es in beweglichen Sachen bestehet, von Berger in der oeconomia iuris s. 140 s. 505, Peter Muͤller de dono nu- ptiali, Carpzov P. III constit. 22 def. 1 fgg. Heeser de bonorum communione P. II loc. 18 num. 70 fgg. s. 564, Roth de sumtibus conui- vii nuptialis § 33. Von dem hochzeitgeschenke ist wiederum die morgengabe unterschiden. Hun- von der morgengabe. Hundert und achtes haubtstuͤck Von der morgengabe. § 799 D ie morgengabe ist ein zusammen geseztes wort, was die morgengabe bedeutet? aus morgen und gabe . Selbige hat vi- lerlei bedeutungen. Denn es wird darunter bald die Teutsche brautgift des braͤutigams, oder das wittum, Struvens iurispr. heroica P. II s. 475, 585, P. III s. 97 s. 108, Kuchenbeckers anale- cta Hassiaca, coll. V s. 195, Leges Langobar- dorum lib. II cap. I, bald der brautschaz, oder die aussteuer, Ostfrisisches landrecht im I ten bu- che cap. 66 s. 166 begriffen. Hier betrachten wir sie als ein geschenk, welches zum zeichen der libe die braut von seiten des braͤutigams des mor- gens fruͤhe nach gehaltenem ersten beischlafe er- haͤlt. Sie bestehet meistens aus beweglichen sa- chen, im gelte, schmuke, und andern kostbaren sachen. Allein sie kan auch in unbeweglichen guͤ- tern ausgesezet und angewiesen werden, Struve am a. o. Pufendorf in den obseruat. iuris vni- versi, vol. II s. 102 § 13, Kreß de iuribus foe- minarum illustrium § XX s. 19, 20. § 800 Wie es mit sotaner morgengabe ehedem gehal- wie es ehe- dem damit gehalten worden ist, wird gezei- get. ten worden sey, kan man aus des herzogs Geor- gens in Bayern beilagers caͤremoniel beim Muͤl- ler im entdekten stats-kabinete, II ten eroͤfnung s. 367 fg. ersehen, da es folgendermassen heisset: „des morgen fruͤhe an der mitwoche, da nun die „praut und praͤutigam aufgestanden waren, da „kamen die fuͤrsten zu in gegangen, der keiser und „markgraf Albrecht und die andre fuͤrsten und be- Y 3 „gon- CVIII haubtstuͤck „gonten da ein ider fuͤrst zu schenken, mit dem er- „sten schenkt der preutgam, das thet von wegen „des preutgams mein herr markgraf Albrecht, „und schankt der koͤnigin (koͤniglich Polnischen „prinzeßin Hedwig) ein schechtelein, darin ein „kostelich halspant, und darzu zehen tausend Un- „gerischer guͤlden, da redet markgraf Albrecht gar „vil schoͤner rede von wegen des preutgams, wie „daß sie die gabe solt aufnemen nicht fuͤr ein mor- „gengabe, sunder er gebe ir das aus libe und „freundschaft, dadurch solt sie auch erkennen sein „libe und freundschaft, darnach schankten die fuͤr- „sten alle, und auch die stete ꝛc.„ § 801 die morgen- gabe ist noch hier und da bei gemei- nen leuten gebraͤuch- lich. In einigen gegenden und orten, als in der Wet- terau und dem Nidern-Rheine, auch in den Ni- derlanden, z. e. zu Zwoll, nicht minder zu Zittau in der Lausiz ꝛc. wird unter den gemeinen leuten vom braͤutigame seiner braut eine morgengabe ausgeworfen. In Engellande ist selbige ebenfalls noch gebraͤuchlich, Dreyer am a. o. s. 96, Crell in der disp. de iure connubiorum speciatim in Lusatia superiore, § VII s. 18. In Ober- und Nider-Hessen, auch den mehresten andern Teut- schen landen ist sie nur unter dem hohen und ni- dern adel gebraͤuchlich, Augustin von Balthasar de iuribus viduarum nobilium in feudis Po- meraniae citerioris, Greifswald 1751, 4, cap. IIII § 11 fgg. s. 125 fgg., Gundling de emtione vxorum, cap. IIII § 3, 8, Riccius im spicile- gio iuris Germanici s. 531, von der morgengabe des hohen adels handelt die Struvische iurispr. heroica am a. o. § 802 wird iewei- len als eine doppelte Jeweilen wird die morgengabe als eine doppel- te brautgift von beiderseits ehegatten berichtiget, wie von der morgengabe. wie aus nachfolgender stelle der Wertheimischen brautgift von beider- seits ehegat- ten berichti- get. statuten § 63 erhellet, da es heisset: „haͤtte dann „ihr eins der eheleute dem andern morgengabe „vermacht, und bewisen, so soll man zu der mor- „gengab greifen, und die schuld davon ausrichten. § 803 Wenn der braut die morgengabe nach vollzo- wenn die braut das eigentum daran er- langet? gener ehe uͤbergeben worden ist, erlanget sie das eigentum daran, Pufendorf am a. o. vol. II s. 101 fg. s. 611, 612. Wofern ihr aber solche nur versprochen worden ist; so kan sie solche aus des ehemannes vermoͤgen fodern; jedoch, wenn ein concurs uͤber dessen vermoͤgen entstehet, muß sie hier und da so lang dißfalls nachstehen, bis die schulden bezalet sind, von Balthasar am a. o. s. 131, Mevius P. VI decis. 245, Barth von der gerade s. 618 fgg. An manchen orten wird sie diserhalben unter die chirographarischen glaͤu- biger gesezet, besage des Ulmischen stadtrechtes im I ten teile tit. X und tit. XVI. § 804 Die morgengabe koͤnnen sowohl jungfern, als welche per- sonen selbi- ge erhalten? auch witben erhalten, von Ludewig in der er- laͤuterung der guͤldenen bulle im II ten teile s. 549, Struve am a. o. P. III s. 98, Barth am a. o. wenn dises leztere die gesaͤze ausdruͤcklich nicht ver- bieten, wie z. e. im Baierischen landrechte tit. I art. I. Bei verschidenen familien ist selbige durch gedinge festgesezet. § 805 Die gesaͤze bestimmen auch wohl, wie es mit selbiger nach des mannes ableben gehalten werden soll, von Balthasar am a. o. s. 127, Riccius am a. o. Von der morgengabe einer adelichen witbe in Sachsen, sihe den Barth von der gerade cap. VI membr. III s. 602 fgg., und des Gott- Y 4 frid CIX haubtst. von den frid August Hofmanns statuta localia von dem heergeraͤte und der morgengabe s. 103 fg. Hundert und neuntes haubtstuͤck gemischte anmerkungen von den ver- lobeten und eheleuten. § 806 die Teutsche heirateten gern in die freund- schaft, D ie Teutschen heirateten gern in die freund- schaft, um das geschlecht zu erhalten, und damit das gut bei einander blibe, Heineccius am a. o. T. I s. 156, Strodtmann am a. o. s. 314 fg. § 807 verabscheue- ten die fremden heiraten. Fremde heiraten verabscheueten sie, cap. I, X. de sponsal., nach dem spruͤchworte: „wo es „gaͤnse gibet, da findet sich auch weide.„ Sihe des herrn prof. Sorbers probeschrift unterm Estorischen vorsize de odio Germanorum in ma- trimonia imparia, „wer nicht will seyn betrogen, „der kaufe des nachbars rind, und freie dessen „kind.„ Daher auch an einigen orten, z. e. in Noͤrdlingen ꝛc. noch diejenige, welche sich one obrigkeitliche erlaubnis an fremde verheiraten, das buͤrger-recht verliren (§ 352). Der burgmann heiratete eine burgmaͤnnin, und der lehnmann ei- ne vasallin aus des herrn lehnhofe. Beck de iure principis circa connubia ministrorum et vasallorum § 29 fgg. § 50 s. 51 fgg. § 808 die kaiserli- che rechte in den R. staͤd- ten wegen der buͤrger toͤchter. In den Reichsstaͤdten hatte der kaiser das recht eine der buͤrger toͤchter einem von seinem gefolge, der sie verlangete, zu geben. Dem kaiser mel- dete der libhaber sein fuͤrhaben; gleich bald wur- de verlobeten und eheleuten. de der kaiserliche marschall vor des ausersehenen weibesbildes haus abgesendet, und sprach: Hoͤrt zu ihr herren uͤberall! was gebeut der kaiser (koͤnig) und mar- schall? was er gebeut, das muß seyn. hier ruf ich aus N. N. mit N. N.? heut zum lehen! morgen zur ehen! uͤber ein jar! zu einem paar! von Lersner im I ten b. der Frankfurter chronik cap. 6 s. 59. § 809 Das ausrufen der lehne (oder lihn), ist auf das ausru- fen der leh- ne in hisi- gen gegen- den. den doͤrfern der hisigen gegenden annoch gebraͤuch- lich. In der Walburgis-nacht rufen die ledige bauer-gesellen diejenigen dorsmaͤgde aus, von wel- chen sie glauben, daß sie einander gerne sehen, oder einander etwa zu heiraten gedenken. Das maͤgd- lein schiket dem libhaber auf die pfingsten darauf einen schoͤnen blumen-straus, dafuͤr kaufet ihr je- ner etwas, oder fuͤret es zum markte in die stadt, und ins weinhaus. § 810 Den damaligen Wetterauischen reichsstaͤdten, die kaiserli- che gerecht- same zu Frankfurt wird aufge- hoben. Frankfurt, Wezlar, Fridberg und Gelnhausen, file dise kaiserliche gerechtsame uͤber ire toͤchter hoͤchst bedenklich. Daher wirkten sie im jare 1232 vom Roͤmischen koͤnige Heinrich dem VII, kaisers Friderichs des II prinzen, einen gnaden- brif aus, daß dises recht hinfuͤro auf hoͤren solle, privilegia der reichsstadt Frankfurt 1728 fol. s. 2. Joh. Thomas Klumpf de priuilegio Henrici VII, Romanorum regis, Francofurtanis ad Y 5 Moenum CIX haubtst. von den Moenum ciuibus de filiabus, libere elocandis, olim dato, Altdorf 1730, 4. § 811 wie die braut sich mit dem braͤutigam verhalten soll. Der braut gereichet es zum rume, wofern sie die geschiklichkeit hat, dem braͤutigam die braut- nacht tolle zu machen, das ist, es dahin einzulei- ten, daß er durchs tanzen ermuͤdet, oder in an- dre wege zum beilager nicht gelangen kan. Ge- stalt dann auch nach masgebung der Fraͤnkischen kapitularien VII buches, cap. 463, die neuen ehe- leute 2 oder 3 tage beten sollten, bevor sie einan- der ehelich beiwoneten, damit sie fromme kinder erzilen moͤgten. Daher ruͤret zweifelsone der gebrauch am kaiserlichen hofe, daß, wenn eine hoffraͤule am hofe getrauet worden ist, sie nach eingenommener malzeit nebst dem braͤutigam sich auf etwa 8 tage entfernen muͤsse, in meinung, daß die braut zum gebaͤte in ein Nonnenkloster auf et- liche tage, und der braͤutigam in ein manns-klo- ster sich wenden sollten; welches aber nun in eine reise auf ein landgut ist verwandelt worden. § 812 die spruͤch- woͤrter von den ehen. Zu vorstehenden ehesachen gehoͤren nachfolgen- de spruͤchwoͤrter: 1) Wenn die libe also zunaͤme, wie sie abnimmet, fraͤsen sich die eheleute fuͤr libe; oder, es ist noch kuͤßmonat. 2) Alle freier reich, und alle gefangene arm; das ist, man soll den freiern und freiwerbern als aufschneidern nicht trauen. Fuͤr einen braͤutigam ist gut buͤrge seyn. 3) Ein alter mann und eine junge frau gewisse kinder. 4) Mann und weib ein leib, wodurch die gemeinschaft angezeiget wird. 5) Ein harte nuß und stumpfer zan, ein junges weib und alter mann, zusammen sich nicht raͤumen wohl, seines gleichen ieder nemen soll. 6) Es ist leichter eine heerde floͤhe, als eine einzige frau zu huͤten. 7) Des verlobeten und eheleuten. Des mannes list ist behend, der weiber list hat gar kein end. 8) Frauen, pferde, und uren, soll man nicht hinleihen, man bekoͤmmt sie nicht wieder, wie sie waren. 9) Heimliche verloͤbnisse stiften keine ehe. 10) Ist der finger beringet, so ist die jungfer gedinget. 11) Wer freien will, muß ausdinen. 12) Hast du mich genommen, so must du mich behalten. 13) Ehestand ist der heiligste orden. 14) Ehestand, wehestand. 15) Vile gaben muß der ehestand haben. 16) Eine henne kan mehr verscharren, als zehn haͤne erspa- ren. 17) Der maͤnner ehre, ist auch der frauen ehre; der weiber schande, ist auch der maͤnner schande. 18) Weiber haben lange kleider und kurzen sinn. 19) Ein mann kan sich eher zu tode kraͤmen, als eine frau. 20) Nichts libers ist auf erden, als frauen libe, wems kan werden. 21) Wo der mann taub, und das weib stumm ist, da gibet es die besten ehen. 22) Eine jungfer wie du wilst, eine witbe wie sie will. 23) Von gewanderten jungfern haͤlt man nicht vil. 24) Eine jungfer stehet fuͤr einen mann (ausser gericht). 25) Die dem manne trauet, die trauet auch den schulden. 26) Weiber regiren, ist eine schwere kunst. 27) Faule weiber machen die maͤnner reich. 28) Ein guter mut ist eigner leib, drum huͤte dich, narr! und nimm kein weib. 29) Wer sein weib verloren hat; der muß sie in der Schot- ten-kloster suchen, das ist, man soll seine frau fuͤr den pfaffen huͤten. 30) Es ist nimand schuldig die kuhe mit dem kalbe zu nemen. 31) Weiber nemen, ist kein pferde kauf. 32) Wenn die frau todt ist, so hat die schwaͤgerschaft ein ende. 33) Wer eine hure wissentlich ehelichet, der ist ein schelm oͤffentlich; in betracht die Teutschen mehr keusch- heit von einem weibesbilde erfoderten, als von einer CX haubtst. von dem einer mannsperson, woran die ausschweifung diß- falls keinen so grosen eckel erweckete, Gundling maiorem a foeminis quam a viris requiri casti- tatem, § 25 s. 54. 34) Aus einer argen hure wird selten ein gut eheweib. Hundert und zehentes haubtstuͤck von dem wittume und leibgedinge. § 813 was der wit- tum ist? D er wittum heisset derjenige unterhalt, welcher von seiten des ehemannes der ehegattin aus- gesezet wird, um davon nach seinem absterben le- ben zu koͤnnen. Selbiger wird auch witem, leib- geding, leibzucht, vitalitium, vidualitium, dotali- tium, doarium, vrowenrecht, verweis ꝛc. genennet. Bei den alten Teutschen war selbiger eigentlich die Teutsche brautgift, ehesteuer (dos germanica), welcher in absicht auf den witbenstand von dem ehemanne, oder namens desselben dem eheweibe bestimmet wurde, davon sie leben sollte, Estor de iuribus quibusdam viduarum mulierum equestrium, obs. II fgg., von Ludewig de dote mariti, Polac im systemate iurispruden- tiae ciuil. German. I, 9, Burgh. Gotth. Struve in der iurisprudentia heroica, P. II s. 473, Kopp am a. o. im I ten teile s. 194 s. 220. Dreyer am a. o. s. 95 num. 9, von Senkenberg in den selectis iuris et historiae P. V s. 372 s. 524. § 814 was darzu anlaß gege- ben hat? Der wittum war bei den alten Teutschen durchgaͤngig eingefuͤret. Es gab darzu den anlas das unvermoͤgen der weibespersonen, welche von ihren vaͤterlichen unbeweglichen guͤtern nichts er- hil- wittume und leibgedinge. hilten, so lange der maͤnnliche stamm vorhanden war. Derowegen sie mit der aussteuer zufriden seyn musten. Disemnach hatten die Teutschen weibesbilder ausser einigen geschenken, auch irer ausstattung, nichts als ire personen, welche sie belibet machen konnte. Die mannspersonen mu- sten sich darmit begnuͤgen, und auf irer frauen fernere versorgung bedacht seyn. Diser alte ge- brauch ist in den nachfolgenden zeiten gebliben, und in den land- auch vilen stadt-gesaͤzen beibe- halten worden, Fuͤrstl. Heßische gerichtsordnung vom jare 1497 cap. 29 und cap. 30, Ostfrisisch. landrecht im II ten buche cap. 209, cap. 212, die Wormsische reformation vom jare 1561 im V ten buche, V ten teile, tit. I. Gleichwol hat diser ge- brauch durch die einfuͤrung des Roͤmischen rech- tes, und mit selbigem die Roͤmische brautgift, eine merkliche aͤnderung erlitten, immasen dadurch der unterschid zwischen dem wittume und dem leibge- dinge entstanden ist. § 815 Der unterschid zwischen dem wittume des ho- der wittum ist vom leib- gedinge un- terschiden. hen und nidern adels, auch dem leibgedinge, ist nach dem heutigen gerichtsbrauche allerdings be- gruͤndet; obgleich der wittum aͤlter, als das leib- geding ist, Estor am a. o. obs. II s. 7 fg. B.G. Struve in den elementis iuris feudalis cap. XIII § 374 fgg., herr H. R. Hellfeld in Stru- vens iurisprudentia heroica P. III s. 215 s. 233 fgg.; sintemal das leibgeding einen brautschaz der ehefrau voraussezet, hingegen der wittum sich auf die Teutsche brautgabe gruͤndet, welchen der ehe- mann seiner ehegenoßin zu reichen verbunden war, damit sie hiervon, und der morgengabe, nach des ehemannes ableben iren unterhalt haben moͤchte; folglich der wittum keine mitgift voraussezet, vil- mehr CX haubst. von dem mehr derselbe einer ehefrau, die keine brautgift eingebracht hat, zustehet, Pufendorf T. I obs. 22 § 4 s. 36, Heineccius in den elementis iu- ris Germanici lib. I § 253, Gundling de em- tione vxor. § 11-14, von Ludewig am a. o. s. 18 s. 24 fg., Kopp in den lehnsproben I ter teil s. 213. Derowegen der wittum einer witbe, wenn sie gleich kein heiratsgut eingebracht hat, nichts destoweniger in ermangelung des erbe, woraus sie standesmaͤsig unterhalten werden kan, aus dem lehne gebuͤret, Boͤhmer T. I P. II consult. 110 num. 4, 8 fg., und consult. 114 num. 18. § 816 was das leibgeding zum voraus sezet? Das leibgeding sezet eigentlich eine abrede zum voraus, welche uͤber den leibes-unterhalt einge- gangen worden ist, Estor am a. o. s. 19 fgg. s. 53 fgg. und de dotalitio propter secundas nu- ptias cessante, cap. VI § 33 s. 60 fgg. Wachter im glossario sp. 951. § 817 wie solches bestimmet wird? Das wittum kan auf verschidene weise bestim- met werden, und zwar durch die gesaͤze sowohl gewonheiten, durch geschlechtes- und andere ge- dinge, ehestiftungen, durch den lezten willen, nicht minder zur huͤlfe rechtens, von dem richter B. G. Struve in der iurispr. heroica P. III s. 1 fgg., lehnsazungen der grafschaft Tecklenburg bei dem Luͤnig in corpore iuris feudalis T. III s. 117 § 14. § 818 erfodert bei dem hohen adel eine gleiche ge- burt. Der wittum erfodert bei dem hohen adel eine gleiche geburt, Moser in der staatsgeschichte kai- ser Karls des VII , im II ten teile s. 567. Wan- nenher selbiger den eheweibern ungleichen standes nicht gebuͤret. § 819 wittume und leibgedinge. § 819 Oftermals bekommet die frau im wittume das was die frau fuͤr ein recht erhaͤlt? eigentum, Chladenius in der disp. ius viduae doariae an merus vsusfructus sit? oder ein voͤl- liges niesbrauchsrecht. § 820 Die frau erhaͤlt statt der ehemaligen ehesteuer wie die wie- derlage ent- standen ist? des mannes eine gewisse wiederlage, auch wohl eine verbesserung der brautgift, worin ihr, als auch des eingebrachten halber, nach des eheman- nes absterben der niesbrauch zustehet, welcher ie- weilen auf doppelte, oder vierfache zinsen gesezet wird, Estor de iuribus quibusdam viduarum mulierum equestrium s. 17 s. 20 fgg., Stryk de iure viduarum nobilium in Saxon. cap. I § 22, von Ludewig am a. o. diff. II s. 42, wannenher das leibgeding oͤfters dem lehne oder stammgute zur grosen last faͤllet. Daher das spruͤchwort entstanden ist: „reiche weiber, arme „ kinder; oder reiches ehegelt, arme kinder. Hert. lib. II par. 23. § 821 Die verbesserung der brautgift ist sowohl will- die verbesse- rung der brautgift ist unterschid- lich. kuͤrlich, als auch gesaͤzlich. Dise ist besonders in der Brandenburgischen Neumark, in den Mek- lenburgischen, auch Pommerischen landen bekannt, von Balthasar am a. o. s. 65 fgg., Mevius P. II, dec. 224, 228, P. V decis. 52, Cothmann vol. I consil. 50 vol. 4 consil. 8 num. 18, von Ludewig am a. o. Stryk de successione ab intestato diss. 4 cap. 2 § 20, Riccius im spici- legio iuris German. s. 572 fg. iedoch findet man sie nicht aller orten einerlei, wie denn auch die rechte derselben nach den landesgewonheiten un- terschiden sind. Von der willkuͤrlichen findet man in der Wormsischen reformation einiges ver- ordnet, CX haubtst. von dem ordnet, im V ten teile des fuͤnften buches, tit. III s. 138, und bestehet darin, wenn der ehefrauen brautgift von seiten des mannes nach beliben und aus eigenem willen vermeret wird. § 822 wie der wit- tum im leh- ne angewi- sen werden kan? Der wittum kan one lehnherrliche und lehns- folger bewilligung in dem lehne nicht angewisen werden. § 823 wenn selbi- ger aufhoͤ- ret? Der wittum hoͤret ordentlicher weise auf, so bald der witbenstul verruͤket wird, und die witbe sich wieder verheiratet. Hingegen wegen des leibgedinges ist die sache zweifelhaftig. So lan- ge die ehesteuer, und was selbigem anhaͤngig ist, ausser der wiederlage, nicht wieder ersezet wird, dauert der niesbrauch fort, Joh. Jac. Mascov de iure feudorum cap. 13 § 9 s. 217, Estor de dotalitio propter secundas nuptias cessante § 50 und 58, Moser im Teutschen statsrechte vol. 20 s. 426, vol. 26 cap. 136 sect. 5 § 35 s. 18, Struve am a. o. P. III s. 257 § 55 s. 277, Ric- cius am a. o. s. 570, 571, Heßische gerichts-ord- nung vom jare 1497 cap. 31 am ende. Uebrigens suchet der freiherr von Senkenberg medit. fasc. I s. 42-59 und s. 87 fgg. zu behaubten, das leibgeding laufe bei der andern ehe fort. Allein man kan eine menge urkunden darwider aufstellen. § 824 wie es im H. Casseli- schen mit dem einbe- haltungs- rechte bei den lehnguͤ- tern gehal- ten wird? Nach masgebung der Fuͤrstl. Hessen-Casseli- schen proceß-ordnung vom jare 1745 § 44, wird nimanden bei lehn- und stamm-guͤtern, folglich auch keiner witbe, das einbehaltungs-recht (reten- tion) laͤnger, dann ein halbes jar, von zeit des verstorbenen verstattet. Wer also in dieser frist seine foderung ans lehn nicht erwiesen hat, der muß wittume und leibgedinge. muß weichen und mit einem vorstande des lehns- folgers sich begnuͤgen. § 825 Es kan nicht minder der wittum durch hurerei, wenn selbi- ger verloren gehet? und ein unkeusches leben verwirket werden, Estor de iuribus quibusdam viduarum etc. s. 37 fgg. s. 43 s. 45, wie dann die Leipziger, Wittenbergi- sche, Jenaische und Hallischen rechtsgelehrten im jare 1619 also in sachen Elisabeten Margareten von Viztum erkannt haben. Schweder de pri- vilegio fori personarum miserabilium § 37 s. 90 vol. I disput. Beyer am a. o. cap. I § 19, Riccius am a. o. s. 593. § 826 Wenn die witbe im witbenstande verbleibet, nach der witben ab- sterben blei- bet das hei- ratsgut in den guͤtern des ehe- mannes. und das leibgeding benuzet, so dann aber verstir- bet, bleibet ihr heiratsgut in den guͤtern des ehe- mannes, wofern ein anders nicht abgeredet, oder verordnet worden ist. § 827 Wie aber? wenn der ehemann seiner ehegenos- sin ihre ehesteuer laͤsset, dise solche auf interessen in welchen faͤllen. auslenet, solches einnimmt und daruͤber quittiret? ob auf erfolgtes ableben des ehemannes die witbe so- tanen haubtstul entweder angreifen, und gelter davon zu irem nuzen verwenden koͤnne? oder ob die ehesteuer nach ihrem ableben ins lehn falle, weiln sie waͤrend ires witbenstandes doppelte zin- sen davon gezogen hat. In sachen der verwittib- ten O. V. M. zu S. 1756 ist diser fall vorgekom- men. Wo die witbe mehr als einfaches interesse von irem leibgedinge zihet; allda verbleibet der brautschaz im lehne, und sie kan von haubtstule weder etwas auf heben, noch einiges davon zur bezalung irer schulden verwenden. Z § 828 CX haubtstuͤck § 828 die vierfa- che zinsen sind im rei- che nicht ge- braͤuchlich. Daß vom leibgedinge einer witbe, wie in der Kur-Mark, vierfaches interesse gebuͤre, als 5 vom 100 der brautgift, 5 von hundert, daß dise im lehne verbleibe, 5 von hundert der widerlage hal- ber, und 5 von hundert, daß sie ins lehn falle, sol- ches wird im Reiche nicht beobachtet. S. verehe- ligte M. z. S. geborne S. z. S. auf K. und W. beschwerte sich 1755, daß die vormundschaft irer kinder von den 6000 fl. heiratsgelter nur gedop- peltes interesse, nebst freier wonung, noͤtiger feue- rung, futter fuͤr zwei pferde, wisen zu etlichen kuͤhen, gaͤrten, kraut und flachslande fuͤr sie aus- geworfen habe. Allein man hilte dafuͤr, daß sie mit dem gedoppelten interesse zu 5 von 100 und der freien wonung sich zu begnuͤgen habe; das uͤbrige aber als eine kindliche wohlthat von iren kindern anzunehmen habe. In Kur-Sachsen empfaͤnget die witbe 100 an interesse von 1000 brautgift, Menken in system. iur. ciu. s. 432. § 829 vom wittu- me ist das gnaden-jar unterschi- den. Von dem wittume ist das gnaden-jar der ade- lichen witben im Bremischen, Pommerischen, Hollsteinischen, unterschiden, vermoͤge dessen die witben naͤchst den toͤchtern, oder schwestern des verstorbenen adelichen die fruͤchte desjenigen jares erheben, in welchem selbiger das zeitliche mit dem ewigen verwechselt hat, sihe des Joh. Andreen Hofmanns disp. de anno gratiae § 16 fgg. s. 16 fgg. Schluͤßlich gehoͤret das Meklenburgische erb-jungfern-recht hieher nicht, Moͤller s. 324 distinctionum feudalium. Hundert von der andern ehe. Hundert und eilftes haubtstuͤck von der andern ehe. § 830 S ich verentern oder veranern, hiße zwar sich die andre ehe war bei den Teut- schen ver- haßt. der jungferschaft begeben, oder sich verehe- ligen, Keyßler in den antiquitat. septemtr. s. 489. Es konte aber die verenderung nur einmal geschehen; denn die andre ehe war bei den Teut- schen sehr verhast, wie solches Tacitus cap. 19 bereits angemerket hat. Im spruͤchworte hise es daher: stiefvater, stiefmutter; imgleichen: wenn die henne zum hane kommet vergisset sie irer jun- gen, Pistorius cent. X par. 39 und 40 s. 998 fgg. Hert. lib. I par. 71. Die Teutschen hil- ten eben sowohl, als andere voͤlker die widerhol- ten ehen fuͤr unkeusch, und wolten deswegen, daß nur die jungfrauen, nicht aber die witben heira- ten sollten. Und ob sie gleich die anderweite ver- eheligung den letztern nicht gaͤnzlich untersageten, sondern wohl erlaubeten; so musten sie iedoch sol- che freiheit mit erlegung einer gewissen strafe buͤs- sen, welche bei den Franken die reubus, oder rei- pus genennet wurde, Hofmann in den obseruat. iuris Germanici s. 81, von Eccard ad legem salicam s. 88, Gundling de emtione vxor. cap. I § 22 fg. Es ist auch sotaner gebrauch an vilen orten in uͤbung verbliben. Disemnach die witben und sogar witber verbunden sind, die her- gebrachte strafe abzutragen. Die witben muͤssen an einigen orten die inen bestimmte strafe in einem beutel one nat, welchen man den witben- oder bocks-beutel nennet, dem richter uͤberbringen, Knorre in den rechtlichen anmerkungen s. 247 fgg. Z 2 und CXI haubtstuͤck und de iure coniugis nuptias iterantis in bonis propriis et a priore coniuge quaesitis, cap. II § 14 s. 19, Boͤhmer de secundis nuptiis, cap. I § 50 fgg., von Westphal de consuetudine ex sacco et libro, vulgo vom bocks-beutel, und waͤsken-bock § 14 fg. Da hingegen ihr die ober- keit einen schein daruͤber gab, one welchen sie der geistliche nicht trauen durfte. Diser schein heisset noch zu Gibichenstein, bei Halle in Sachsen, der stech-schein, und das gelt, der stech-groschen, Knorre am a. o. s. 250, Dondorfs disp. de sac- co sine sutura § 5 fgg. § 831 was die witbe dabei verlieret? Durch die andre ehe verliret die witbe bei fuͤr- naͤmen den ehrenstand ires ersten ehemannes, des- sen gerichtsstand, das wappen ꝛc. hingegen bei gemeinen leuten das gewerbe, die handwerksrech- te, imgleichen andere vorzuͤge und gerechtsamen, welche sie vom selbigen zu genuͤssen hatte, jedoch so vil die morgengabe, oder die statutarische por- tion, welche ihr vermoͤge der stadt- oder land- rechte, auch inhalts der ehestiftung, oder kraft eines lezten willens eigentuͤmlich beigeleget wird, betrift, behaͤlt sie solche, Beyers disp. de concu- bitu intra tempus luctus, cap. II § 9, Knorre in der bemeldeten disput. cap. III § 8 fgg. Wo- fern aber dergleichen verordnungen ermangeln; wird nach maasgebung des anfalls- oder abwaͤl- zungs-rechtes, womit die kaiserliche rechte in L. 3 § 1 und 5 cod. de secundis nuptiis uͤbereinstim- men, wenn kinder aus der ersten ehe vorhanden sind, dafuͤr gehalten, daß, wenn die mutter, oder der vater zur zwoten ehe schritten, das eigentum des ererbeten iren andern kindern erster ehe zufalle, von Leyser specim. 300 med. 7 s. 131 fgg. vol. 5, Knorre in der angezogenen disp. cap. III § 2 s. 28, welches von der andern ehe. welches auch von dem falle behaubtet wird, wenn der uͤberlebende ehegatte eines seiner verstorbenen kinder, nebst den noch lebenden erbet, und sich wieder verheiratet; welchenfalls der niesbrauch selbigen verbleibet, von Leyser am a. o. med. 7 s. 131. § 832 Ob aber nach den Teutschen rechten eine wit- eine witbe, welche sich in der trau- erzeit wie- der verehe- liget, be, wenn sie sich in der gesaͤzmaͤsigen trauerzeit wieder vereheliget, ehrlos werde? auch sich des verstorbenen ehemannes erbschaft verlustig mache, ist eine unter den rechtsgelehrten bestrittene sache. § 833 So viel das erste belanget, naͤmlich die trauer- wird nicht anruͤchtig. zeit, so ist in den Teutschen rechten unerfindlich, daß diejenige, welche sich in selbiger zur andern ehe begeben, anruͤchtig werden sollen; Gund- ling in den digestis lib. II tit. 3 § 10 s. 286 fg. Schilter in der exercitat. ad π. X, § 38. Ist die witbe noch jung; so kan man nicht viel von ihr halten; waͤre sie aber betaget und nicht schwanger, so waͤre es hart, sie fuͤr anruͤchtig zu erklaͤren; Gundling am a. o. daher sotane an- ruͤchtigkeit wegen der nicht schwangern oder beta- geten in Teutschlande wegfaͤllet. Es ist auch die die trauer- zeit in Teutschlan- de ist unter- schidlich. trauerzeit nach den verschidenen land- und stadt- gesaͤzen Teutschlandes gar unterschidlich. In- halts der F. H. Casselischen verordnung vom 9ten Decemb. 1748, wie es mit kindtaufen ꝛc. auch begraͤbnissen zu halten sey? tit. von begraͤbnissen § 10 s. 7, moͤgen eheleute um einander ein halbes jar trauren. In den Kur-Braunschweig-Luͤne- burgischen landen soll kein pfarrer vorm ablaufe sechs voller monate einen witber, und vor endi- gung eines jares eine witbe bei strafe der suspen- sion, trauen, Kur-Braunschweig-Luͤneburgischer Z 3 lan- CXI haubtstuͤck landes-gesaͤze I ter teil s. 932. Die Fuͤrstlich Zweibruͤckische ehe-ordnung s. 27 sezet den witbern sechs und den witben neun monate zur trauer. In den Kur-Saͤchsischen neun monate, Menken im systemate iur. ciu. s. 993, in den Coburgi- schen, Pfaͤlzischen, Magdeburgischen landen ꝛc. haben die witber 6 und die witben 12 monate zu trauren. Im herzogtume Gotha und Altenburg ist ein ganzes jar one unterschid darzu bestimmet, Schoͤpfer de statu viduitatis mutato. § 834 bergleichen ehen, welche one hohe erlaubnis eingegan- gen worden sind, koͤnnen bestrafet werden. Ob nun gleich diejenige, welche sich in der trauer-zeit wieder verheiraten, und one erlangte dispensation sich trauen lassen, nicht ehrlos wer- den; so koͤnnen sie iedoch in eine willkuͤrliche strafe verfallen und genommen werden, Carpzov P. IIII const. 21 def. 10. Ausserdem aber, wo die ausdruͤcklichen Teutsche land- oder stadt-gesaͤze die uͤbrigen in dem Roͤmischen rechte gesezten stra- fen, benebst dem verluste desjenigen, was der uͤberlebende ehegenos von dem verstorbenen erhal- ten hat, nicht enthalten, ist eine in der trauer-zeit sich verheiratende person auch nicht damit zu bele- gen, Boͤhmer T. III P. III cons. 534 num. 14, von Leyser im specimine 300 medit. 19 s. 145 fg. vol. V. § 835 besondere verordnun- gen davon. Immittels ist dasjenige, was in dem Wirtem- bergischen landrechte P. IIII tit. II § hineben ꝛc. der landgerichts-ordnung des herzogtumes Fran- ken, tit. 107 § 4-6, der Nuͤrnbergischen refor- mation II , 28, 10, und einigen andern land- auch stadt-rechten verordnet ist, daß naͤmlich der- jenige, oder diejenige, welche sich vor verfluͤssung der trauer-zeit one hohe erlaubnis verheiraten wuͤrde, das vom verstorbenen ererbte verwirket haben vom anfalls- oder verfang. rechte. haben sollen, zweifels one aus dem Roͤmischen rechte entlihen, iedoch ausser den benannten lan- den und orten nicht zu erstreken. Hundert und zwoͤlftes haubtstuͤck vom anfalls- oder verfangenschafts-rechte. § 836 D as verfangenschafts- oder abwaͤlzungs-recht das anfalls- recht wird beschriben. (jus devolutionis) ist eine gerechtsame, ver- moͤge deren nach absterben eines ehegattens das eigentum der guͤter, welche selbiger hinterlassen hat, auch wohl des noch lebenden, nach masge- bung der besondern Teutschen rechte den in der ersten ehe erzileten kindern anfaͤllet. § 837 Dises recht aͤussert sich auf verschidene weise. selbiges aͤus- sert sich auf verschidene weise. Denn bald gehoͤret dahin das saͤmtliche vermoͤ- gen, welches in der ersten ehe vorhanden gewesen ist, woran iedoch der uͤberbleibende ehegatte den niesbrauch, oder beisiz, merenteils auf lebenszeit behaͤlt; bald werden nur des verstorbenen guͤter allein den kindern erster ehe, dem eigentume nach, beigeleget; bald faͤllet von des annoch lebenden vermoͤgen ein gewisser anteil disen kindern eigen- tuͤmlich zu, Estor de iure deuolutionis cap. I § 5 s. 9. § 838 Es moͤgen nun die guͤter den kindern erster ehe das versan- genschafts- recht entzi- het dem uͤberleben- auf eine von den vorhergehenden arten zufallen, wie sie wollen; so werden die auferstorbene guͤter der freien gebarung des uͤberlebenden ehegenossens Z 4 entzo- CXII haubtst. vom anfalls- den ehegat- ten die freie gebarung. entzogen, und heissen daher verfangene guͤter, Frisch im Teutsch-Lateinischen woͤrter-buche, I ten teile s. 248, Wormsische reformation vom jare 1561 im V ten teile V ten b. tit. I s. 137, Lindaui- sche vormundschafts-ordnung tit. VII § 1 s. 126, Besold im thesauro practico : unter dem worte ausspruch : und in der fortsezung desselben, un- ter der rubrik: verfangenschaft, Wehner in den obseruat. practicis unter eben diesem worte s. 470. § 839 was darzu anlas gege- ben hat? Den anlas zu diesem rechte hat zweifels one, nebst andern ursachen, der haß wider die andre ehe gegeben; wannenher man sich bestrebet hat, den uͤberlebenden ehegenossen vom weitern heiraten abzuhalten; imgleichen damit die guͤter nicht moͤg- ten zerstreuet werden, vilmehr solche bei den kin- dern erster ehe verbleiben sollten, welche one dem bei lebzeiten irer aͤltern in der gemeinschaft dersel- ben sich befunden hatten, Estor am a. o. cap. V § 1 § 2 s. 48 fgg., solchemnach die kinder in ires verstorbenen vaters oder der mutter stelle traten, darnebst aus obigen ursachen in des uͤberlebenden teiles guͤter das eigentum entweder gaͤnzlich oder nur zu einem gewissen teile erhilten, bevorab wenn er sich wieder verheiraten wollte; welchem man noch beifuͤgen moͤgte, daß die Teutschen fuͤrnaͤm- lich sich dahin bestrebet haben, die ligenden guͤter, welche meistens von den vorfaren herkamen, bei der famili zu erhalten, Estor am a. o. § 4 s. 56. Denn die farende habe gehoͤrete ordentlicher weise nicht dahin, am a. o. cap. 4 § 1-4 fg. § 840 wie es da- mit im oberfursten- tume Hessen Der stadt- und lands-gebrauch im oberfuͤrsten- tume Hessen in den Senkenbergischen selectis iur. et hist. III ten teile s. 283 besaget hiervon fol- gendes: oder verfangenschafts-rechte. gendes: „wenn aber solche eheleut on geding zu- gehalten wird? „sammen kinder mit einander erzihen, und irer „eins unter dem andern verstirbt, und solche kin- „der verlaͤst, alsdann so fallen denenselben kindern „alle erbguͤter so in stehender ehe beide eheleute ge- „habt, es seyn zubrachte, ererbte und errungene „guͤter zu Marburg, Frankenberg, Giesen, Schot- „ten, Kirdorf, Kirchhain, und im amte Eppstein, „denen es gleicher gestalten mit den ablaͤßlichen „guͤtern und pfanden gehalten wird, eigentuͤmlich „zu, doch behaͤlt das leztlebende darauf die leib- „zucht und farend hab, auf welche sich dasselbige „wiederum veraͤndern mag. Gleichergestalt wird „es auch zu Alsfeld , Allendorf an der Lomb, „Stauffenberg, Bidenkopf, Rosenthal, Nidda, „im amte Blankenstein und Ulrichstein mehrenteils „gehalten, ohn allein daß zu Alsfeld auch die „zweiter und folgender ehe kinder nit dann ihr aͤl- „tern voraͤltern, in erster ehe anerstorbenen guͤtern „zugleich beerbet werden ꝛc.„ Estor am a. o. s. 28 fgg. Dise gewonheit ist vormals zu Halle in Schwaben, Frankfurt am Maine, in den Hes- sen-Darmstaͤdtischen landen und vilen andern or- ten uͤblich gewesen, der stadt Coͤlln und der Nider- lande zu geschweigen, Estor am a. o. Johann Jacob Helferich de secundis nuptiis s. 24 fgg. Schilter im cod. iur. feudalis Alem. s. 258 not. b. Knipschild de fideicommissis familiae cap. XV, 9, Peter Stockmanns de iure deuo- lutionis, und der prof. zu Coͤlln Gerhart Ernst Hamm von Deusternaw de iure deuolutionis, 4. § 841 Daß aber nicht allezeit des verstorbenen ver- sota ne s recht begrei- fet jeweilen nur einen teil der guͤ- moͤgen mit des uͤberbleibenden ehegattens guͤtern den kindern erster ehe eigentuͤmlich zufalle, son- dern nur ein gewisser teil, besagen verschidene Z 5 land- CXII haubtst. vom anfalls- ter des uͤber- lebenden unter sich, land- und stadt-gesaͤze. Die Gothaische statuten art. 26 geben davon ein beispiel, wie aus folgen- den sich ergibet: kommen zwei zusammen, bringen erbe und gut zusammen und was sie des mehr er- erben und kinder mit einander, und stirbet als- dann das weib und der mann verruͤket seinen wit- benstul, so soll daselbige mit seinen kindern zu tei- len schuldig seyn, naͤmlich also, der vater nimmet den ansiz des hauses auf sein lebelang und die fa- rende haabe zuvor, aber die andern erbguͤter, und was denen anhaͤngig, sie kommen von vater oder der mutter her, oder sie seynd erzeuget, sollen in 2 gleiche teile geteilet werden, und eine haͤlfte der vater, eine haͤlfte die kinder, ihr seyn wenig oder viel, nemen ꝛc. Inhalts der Frankenhaͤusischen statuten II ten b. III ten art. soll ein witber oder ei- ne witbe, welche zur andern ehe schreitet, die kin- der erster ehe mit dem dritten teile der unbeweg- lichen guͤter abfinden und entschichtigen. Des Grafen Guͤnthers zu Schwarzburg verordnung wie es in dero graf- und herrschaften mit der suc- ceßion und erbschaft ꝛc. gehalten werden soll § zum sechzehenten, gebitet dem witber sowohl der witbe, daß wenn er oder sie sich weiter vereheli- gen wollen, sie alle guͤter ligende und farende mit den kindern erster ehe zum gleichsten in 2 teile tei- len, also, daß die kinder eine haͤlfte, und der va- ter oder die mutter die andre haͤlfte behalten. Die Hildesheimischen, Hamburgischen, Coͤllni- schen und andre stadtrechte kommen damit uͤber- ein, Pufendorf T. I obseru. iur. vniu. im an- hange s. 62. § 842 oder des verstorbe- nen guͤter allein. Die auferstorbene oder verfangene guͤter wer- den auch vilfaͤltig in den Teutschen land- und stadt-gesaͤzen in der bedeutung angetroffen, daß sie oder verfangenschafts-rechte. sie nur diejenigen unter sich begreifen, welche dem verstorbenen ehemanne, oder dem eheweibe zuge- hoͤret haben, und nach deren absterben den kindern angefallen sind, folglich dem noch lebenden ehegat- ten dadurch seine statutarische portion an den un- beweglichen guͤtern entzogen wird, gleichwol diser sein vermoͤgen fuͤr sich frei behaͤlt, und daruͤber rechtmaͤsiger weise gebaren kan, darnebst an den seinen kindern angefallenen guͤtern den niesbrauch behaͤlt, wie denn auf dise art das Solmische land- recht im II ten teile tit. 28 § 6 und tit. 25 § 2, die Nassau-Cazenellenbogische gerichts- und landes- ordnung im IIII ten teile cap. VII , die erneuerte reformation der reichsstadt Wezlar im II ten titel § 1, 2, die Wormsische reformation am a. o., die Frankfurtische reformation, im V ten teile, I ten tit. § 6, 7 ꝛc. zu verstehen sind. Die Lindauische vogtei- und vormundschafts-ordnung tit. VII § 1 s. 126 enthaͤlt hiervon folgendes: „wenn ein ehe- „gemaͤcht, mann oder weib, welche unbedingt und „one besondern heirats-pact zusammen kommen, „vor dem andern mit todt abging, und kinder von „inen beiden ehelich erzeuget hinter sich verlies, „solle denselben all ires abgestorbenen vatters oder „mutters zugebracht, ererbt, und respective errun- „gen- und verlassend- farend- und ligendes gut „ heimgefallen und dasselbe alles ir verfangen „und eigen angefallen erbgut heissen und seyn ꝛc.„ Die Sangerhaͤusische statuten vom jare 1556 cap. IIII verordnen ein gleiches. Von dem abwaͤl- zungs-rechte in Thuͤringen z. e. zu Ordurf, sihe Estors kleiner schriften III ten band s. 483 fg. Hundert CXIII haubtstuͤck Hundert und dreizehentes haubistuͤck von der ehescheidung. § 843 worauf die policei hier- bei sihet? D ie policei sezet die bevoͤlkerung eines staates fuͤr das groͤste wohlseyn; und weiln aus ei- ner boͤsen ehe diser endzwek nicht fluͤsset; so will sie, daß der ehescheidung halber man keine schwirig- keiten in den weg legen solle. § 844 in welchen faͤllen die Teutschen die ehen ge- trennet ha- ben? Hiran kehreten die alten Teutschen sich nicht. Sie hilten iren einmal berichtigten eheverspruch heilig, und trenneten nicht leicht die ehen, ausser wegen begangenen ehebruchs, Tacitus cap. XVIIII , der herr graf von Buͤnau im I ten teile der reichshistori s. 56; also war auch bei inen die ehescheidung eben nicht gemein, in betracht beide teile libe und treue auf das genaueste gegen einan- der ausuͤbeten; weshalber dann auch die ehen der Teutschen zu des Tacitus zeiten fuͤr untrennbar ge- halten wurden, iedoch um des ehebruches des ehewei- bes willen geschahen ehescheidungen, Tacitus cap. XX , herr geheimter justizrat Gebauer im progr. de supplicio adulterarum. Nachher sind noch an- dere ursachen der ehescheidungen durch einfuͤrung der christlichen religion und des geistlichen rechtes bekannt worden, sihe des herrn prof. Sorbers probeschrift, welche unter dem Estorischen vorsize gehalten worden ist, de odio in matrimonia in- aequalia, cap. I § 7, und die disp. de diuortio praesertim personarum diuersae religionis il- lustr. in Germania § 45 s. 57, Heineccius am a. o. s. 266 s. 272, als die boͤsliche verlassung zum zeiten der Fraͤnkischen koͤnige, die aufhebung mit von der ehescheidung. mit beiderseitigen bewilligung, die paten- und do- ten-stelle bei der firmelung, Hert cap. III not. veter. Franc. regni § 3 s. 281 vol. II opusc. § 845 Durch den ehebruch wurde die ehefrau des der verlust, welchen der ehebruch nach sich ge- zogen, wird bemerket. vom ehemanne ausgesezten brautschazes und an- derer gerechtsamen, welche sie nach dessen abster- ben erhalten haͤtte, verlustig. Es faͤllet nicht minder die brautfreigebigkeit samt dem eingebrach- ten dem ehemanne zu, von Westphal in der vor- rede zum III ten bande der monument. inedit. s. 81; da hingegen wenn der ehemann die eheliche treue bricht, verliret er dadurch sein zugebrachtes heiratgut und die braͤutelgabe, Schwabenspigel cap. 298, Wormsische reformation am a. o. s. 137, Baierisches landrecht tit. I art. 5, Nassau- Cazenellenbogische gerichts- und landes-ordnung, im IIII ten teile cap. XIV § 4, 5 s. 149. § 846 Daß der kaiser Ludewig aus Baiern die Mar- die kaiserli- che eheschei- dung der Margare- ten Maul- tasch in wird angezeiget. gareta Maultaschin von irem ehegemale geschiden habe, ist eine bekannte sache. Die trennungs- urkunde stehet bei dem von Leibniz im I ten teile des cod. iuris gent. diplomatici s. 154-156. Die personen waren dise: Johannes Koͤnig in Boͤhmen † 1346. Carl der IIII te Kaiser † 1378 Johann Heinrich, Markgraf zu Maͤren gebr. 1322 I te ge- malin Margareta, Hein- richs, Herzogs in Kaͤrnten und grafens zu Tirol toch- ter 1327, geschiden 1341. § 847 Dieweil aber dise geschidene mit dem kaiserli- der kaiser Ludewig er- teilet des- chen prinzen Ludewigen zu Brandenburg nicht ver- CXIII haubtstuͤck falls dispen- sation zu weiterer vereheli- gung, vereheliget werden konnte; so erteilete der kaiser Ludewig eine dispensation super affinitate con- sanguinitatis , bei dem von Leibniz am a. o. s. 156-158, und des von Olenschlager urkunden zu den geschichten des kaisers Ludewigs des Baiern s. 212-214. Ludewig herzog in Baiern, geb. 1287, Kaiser 1314 † 1347. Ludewig, markgraf zu Brandenburg, II te ge- malin Margareta Maultaschin, herzogs Heinrichs in Kaͤrnten tochter. § 848 welches der pabst miß- billiget. Der pabst Benedict der XII te mißbilligte des kaisers handlungen, und dessen nachfolger Cle- mens der VI te tat am 12ten April 1343 deshalber den kaiser in den bann, besage Raynalds annal. ecclesiast. T. XVI s. 187. Marsilius aus Pa- dua und Wilhelm von Occam vertaidigten des kaisers recht in ehesachen, wie aus Goldasten de monarchia imperii T. I s. 21, und T. II s. 1383 erhellet. § 849 wie es mit den ehe- scheidungen unter dem kaiser Con- rad II ge- halten wor- den ist? Unterm kaiser Conrad dem II ten geschahe die ehetrennung, wann einer schwur, daß er die zur ehe nicht leiden koͤnne, Hahns Reichs-histori s. 273. Die ehehaͤndel zwischen dem koͤnige Lothar dem II ten und der Thitberga, erzaͤlet gedachter Hahn s. 192, sihe des Jean de Launoi regiam in matrimonium potestatem. Hundert von den hagenstolzen. Hundert und vierzehentes haubtstuͤck von den hagenstolzen. § 850 E in hagestolz ist eine ledige person, welche zwar was der ha- genstolz ist? haͤtte heiraten koͤnnen, aber nicht gewollt hat. Die ableitung dieses zusammengesezten wortes, ist unter den gelehrten sehr bestritten, sihe den Wach- ter am a. o. sp. 637 und 1615, den Schottel , den Beyer , und den Frisch am a. o. s. 394. Ei- nige vermeinen, es bedeute dises wort eine per- son, welche zum hecken, oder zur fortpflanzung des menschlichen geschlechtes stolz waͤre; andere leiten solches vom worte: hag , welches ein haus, oder eine wonung, ein gehaͤge, bedeutet; solchem- nach ein hagenstolz diejenige person waͤre, welche sich in irer clause, oder dem gehaͤge aufhalte, und das andre geschlecht neben sich verschmaͤhe. Thue hinzu des herrn prof. Christian Ferdinand Harpprechts disput. de iuribus priuatis sing. Alpirspacensibus § 10. § 851 Die Teutschen verachteten die frauen feinde die Teut- schen hasse- ten solche leute. und brauthasser. Sie hilten daher die alten junggesellen fuͤr unwuͤrdig zu einer bedinung; ge- stalt denn noch in der Schweiz, auch vilen Reichs- staͤdten Teutschlandes ungeheiratete zu keiner oͤf- fentlichen bedinung gelangen koͤnnen, Schottel de variis Germaniae iuribus cap. I § 6, und Gericken in Schottelio illustrato cap. I ad § 2, 3. Sie waren verachtet und hißen herbst-knechte. § 852 Die hagenstolzenschaft hat zweifels one bei den woher die hagenstolz- schaft ent- standen ist? leibeigenen und freigelassenen iren anfang genom- men; CXIV haubtstuͤck men; immaßen man das hagenstolzen-recht im Oßnabruͤkischen, Kreß de iure hagenstolzia- tus etc. cap. III § 1 s. 31, cap. VI § 1, Buri am a. o. s. 1205, in den Zollerischen, Nellenburgi- schen, Wirtenbergischen, Pfaͤlzischen, und eini- gen andern landen, wo die leibeigenschaft fuͤrnaͤm- lich im schwange gewesen ist, auch teils noch fort waͤret, antrift, welches nachher durch die policei in verschidenen landen z. e. in den Braunschweig- Luͤneburgischen und Wolfenbuͤttelischen, Pufen- dorf in den obseruationibus iuris vniuersi vol. I obs. 92 s. 230 fg., auf die freien leute erstreket worden ist. Und obgleich ein leibeigener sich one bewilligung seines leibherrns nicht verheiraten durfte, so sahen iedoch dise hingegen auch nicht gern, daß die leibeigenschaft mit den gegenwaͤrti- gen leuten absterben sollte. Es fil disemnach der verstorbenen leibeigenen vermoͤgen den herrn zu, wie solches aus den alten Teutschen gesaͤzen er- scheinet, Kreß am a. o. cap. II § 6, 10 fgg., ge- stalt denn auch solches in Hessen gebraͤuchlich ge- wesen ist; besage des Estors speciminis iuris publici Hassiaci s. 50 fgg. § 853 Kreß und Ludewig sind hierin zu weit ge- gangen. Es haben demnach der Kreß am a. o. und in den uͤbrigen streitschriften, und der von Ludewig de hagenstolziatu exule in Germania, des rech- ten weges verfelet, wenn der erste ein allgemeines recht daraus machen, und der lezte es gar nicht hat zulassen wollen. § 854 was fuͤr wirkungen das hagen- stolzen-recht habe? Kraft des hagenstolzen-rechtes wird den veraͤch- tern des ehestandes die freiheit benommen, durch einen lezten willen ire erworbenen und beweglichen guͤter andern zu vermachen, Kreß am a. o. cap. 4 § 8 fg. cap. 5 § 1, 2 fgg., von Wernher de hagen- von den hagenstolzen. hagenstolziatu, im III ten Bande der select. obs. for. s. 177 § 10, Harpprecht am a. o. § 15, vil- mehr zihet solche der fiscus an sich; da hingegen die erb- und lehnguͤter den naͤchsten bluts-freunden oder dem lehnherren anfallen. Immittels hat man, um sotanes recht in gewißheit zu sezen, ein bestimmtes alter, z. e. im Alperspachischen 50 jare bei den ehelosen, und 30 jare bei den witben, oder eine gewisse zeit gesezet, nach deren zuruͤklegung auch verstreichung die hagenstolzenschaft iren an- fang nam. Das sechzigste jar stuͤrzete einen ledi- gen gesellen in die zal der hagenstolzen. An eini- gen orten erstreket sich dises recht, nicht allein auf die weibespersonen, sondern auch auf die witben, z. e. im Odenwalde, Alperspachischen, Schot- tel am a. o. s. 10 von Wernher am a. o. § 9, Besold im thesauro practico s. 352 fg. Harp- precht in der angezogenen disputation § XI s. 52 fgg. § 855 Dem hagenstolzenrechte sind die zum ehestande welche per- sonen da- von befreiet sind? untuͤchtige, bestaͤndig kranke ꝛc. personen nicht un- terworfen, Harpprecht am a. o. s. 53, immaßen die policei nicht gestatten darf, daß diejenige, wel- che dem state mit kruͤppel- oder kraͤnklichen kindern beschwerlich fallen, heiraten. § 856 Wenn die witben kinder hinterlassen, wird der wenn bei den witben sotanes recht weg- faͤllet? fiscus von der erbschaft ausgeschlossen. Allein in ermangelung deren schluͤsset der fiscus die verwand- ten in aufsteigender und seiten lini aus, Harp- precht am a. o. s. 55 § XII. § 857 Hat der hagenstolze schulden hinterlassen, so wer des ha- genstolzen schulden be- zalen muß? muß der fiscus solche bezalen, Harpprecht s. 64, wenn er desselben guͤter zu sich nimmet. A a § 858 CXV haubtst. von der § 858 In den Braun- schweigi- schen landen ist besagtes recht abge- schaffet. Besagtes hagenstolzen-recht, ist sowol in den Kur-Braunschweig-Luͤneburgischen landen, im jare 1732 am 24 julius, als auch in den Braun- schweig-Wolfenbuͤttelischen landen 1730 abgeschaf- fet und aufgehoben. Sihe der Kur-Braun- schweig-Luͤneburgischen landes-gesaͤze IIII teiles, VI tes haubtstuͤk num. XIII s. 21, und die Haͤlli- schen anzeigen des von Ludewig vol. I num. 44 s. 138. Hundert und funfzehentes haubtstuͤck von der aͤlterlichen gewalt. § 859 was die aͤl- terliche ge- walt ist? D ie aͤlterliche gewalt ist eine gerechtsame der aͤltern, ire kinder zu erzihen, auch deren handlungen zu iren und des states besten zu lenken. § 860 die mutter hat daran anteil. Nach masgebung der Teutschen rechte, hat die mutter ebenfalls anteil an der zucht und gewalt uͤber ire kinder; gestalt die Teutschen desfalls dem natuͤrlichen rechte nachzugehen pflegen, folglich, da die mutter zur wirklichkeit und zum daseyn der kinder das irige ebenfalls beitragen muß, die mut- ter eben so viel gewalt hat, als der vater; jedoch gehet es im zweifel dem vater nach, als dem haub- te der ehelichen gesellschaft, von Lynker disp. de matris potestate in liberos § 13 s. 14, Johann Heinrich Felz de patria potestate § 12, Ric- cius am a. o. s. 431 fgg. Beiden aͤltern muß also ehrfurcht und libe von den kindern erzeiget werden. § 861 aͤlterlichen gewalt. § 861 Die Teutschen litten keine ammen, sondern die die Teut- schen litten keine am- men. muͤtter musten ire kinder selbst saͤugen, Tacitus de moribus German. cap. XX § 2, Herr vo . II T. I s. 18 opusc. Denn sie sagten: was von hu- ren saͤuget, das ist zum huren geneiget, Pistorius cent. 5 par. 69. Sihe indessen Geergen Heinr. Behrs physiolog. s. 184 und 546. Die ammen und hausgenossen, welche von der ersten geburt um die kinder gesezet werden, sollen weise und tu- gendhaft seyn, Carl Rollins anweisung, wie man die freien kuͤnste lehren und lernen soll, s. 273 fgg. des I ten bandes. § 862 Hausarbeit und libesdinste muͤssen die am was fuͤr dinste die kinder den aͤltern schul- dig sind? brodte sich befindende kinder umsonst verrichten, ausser, wenn dadurch eines den aͤltern das gesinde ersparet und die uͤbrigen kinder fuͤr sich sind, oder dinen, Barth im dissensu 743 § 2 s. 366 cent. VIII. § 863 Bei der erzihung haben vater und mutter glei- bei der erzi- hung haben die aͤltern gleiche fuͤr- sehung. che fuͤrsehung, auch wegen der bevormundung, Georg Adam Renzens mixtura iuris Romani et Germanici in materia patriae potestatis con- spicua, Struvens iurisprudentia heroica P. V cap. I § III-VII s. 7 fgg. obgleich die last der er- haltung der kinder und deren ernaͤrung mehr den vater als die mutter beschweret, Knorre de ali- mentis a matre liberis praestandis, Moser im Teutschen stats-rechte P. XXII s. 169 fgg. Struve am a. o. s. 35, wofern nur der vater im stande ist, solcher schuldigkeit ein genuͤge zu tun. § 864 Die aͤltern haben das recht ire kinder mit den aͤltern stehet ein zwangs- zwangs-mitteln zu demjenigen anzuhalten, was A a 2 zu CXV haubtst. von der recht uͤber ire kinder zu. zu irem besten abzilet, folglich stehet inen das recht zu, wo die guͤte nichts verfangen will, die kinder taͤtlich zu zuͤchtigen. Dise zuͤchtigung aber muß iederzeit dahin abzwecken, daß der kinder vollkom- menheiten befoͤrdert werden moͤgen, wiewol die wenigsten aͤltern ire pflichten deßfalls beobachten. Alle aͤltern sollten nach den ungemein vernuͤnfti- gen regeln, welche Rollin am a. o. vorgeschriben hat, zu werke gehen. Denn die eindruͤcke des guten und boͤsen bekommen die menschen in den ersten jaren und dise wachsen mit den zunemenden jaren in die ganze natur. Es ist alsdann schwer die sitten in eine andere form zu guͤssen. Die be- sten pflanzen verderben, wenn sie einem unverstaͤn- digen gaͤrtner in die haͤnde geraten; da hingegen ein geuͤbter und erfarner gaͤrtner auch die wilden staͤmme durch zeitige beugungen, schneiden, pfro- pfen, und oculiren, tragbar, schoͤn, nuͤzlich, und die noth- wendigkeit der kinder- zucht wird gezeiget. brauchbar zu machen suchet. Die zucht der menschlichen gemuͤter erfodert eine gleiche und noch groͤssere sorgfalt sowohl wissenschaft, wenn sie wohl geraten und einen guten ausgang gewinnen soll, in betracht selbige auf das innerliche und aͤusserliche des leibes und der selen gehet, wie dann auch die gemeine wohlfart eines states davon ab- haͤnget, tugendhafte, sittsame, gottesfuͤrchtige und vernuͤnftige untertanen zu haben. Will de- ren ein weiser regent teilhaftig werden; so muß er dieses geschaͤfte mit aller ersinnlichen sorgfalt und aufmerksamkeit sich am herzen ligen lassen. Denn die gute einrichtung der kinderzucht ist auch ein wirksames mittel die faulheit und den muͤssig- gang auszurotten. Die jugend ist daher in den grundsaͤzen und begriffen der gottesfurcht, guter sitten, der ehre und redlichkeit zu unterweisen; der fleis, als die ruͤmlichste eigenschaft eines mit- glides aͤlterlichen gewalt. glides des gemeinen wesens, ist selbiger einzupraͤ- gen; es sind die pflichten derselben vorzutragen, welche sie einmal als hausvaͤter und buͤrger des states zu erfuͤllen hat. So ist auch ferner bei der kinderzucht fuͤrnaͤmlich darauf zu sehen, daß man den kindern keine boͤse beispile und aͤrgernisse ge- be ꝛc. Sihe mit merern des herrn von Loen entwurf einer statskunst s. 183 fgg. Die groͤsten missetaͤter im state suͤndigen meistens aus mangel der erzihung. Bei vilen bauern und buͤrgern gleichet die kinder-zucht der auferzihung eines vi- hes, fuͤrnaͤmlich eines jungen hundes. Wenn doch alle aͤltern und lehrmeister die haubtstuͤcke er- sagten Rollins in den haͤnden und koͤpfen haͤtten! § 865 Den aͤltern stehet frei, allenfalls ire kinder ins die aͤltern koͤnnen ire kinder al- lenfalls in das zucht- haus brin- gen, aber nicht ertoͤd- ten, zuchthaus zu bringen, welches auch ein vormund mit bewilligung der oberkeit tun kan, Gundling in den π. s. 79, die Soestische neue schra, num. 64, Mevius ad ius Lubecense I, 3, num. 11 und P. IIII decis. 184 num. 6. Allein uͤber leben und todt der kinder haben die Teutschen den aͤl- tern so wenig eine macht gegeben, Gebauer am a. o., als weniger inen die freiheit ire kinder zu verkaufen, zu verschenken, auszulegen, oder zu verpfaͤnden, zugestanden worden ist, Thomasius de patria potestate cap. II § 8. § 866 Der aͤltern obligenheit erheischet iren kindern inen lebens- regeln fuͤr- schreiben, in der jugend lebens-regeln fuͤrzuschreiben. Sie koͤnnen selbige sowohl in den glaubensleren unter- richten, als auch andern zu disem ende uͤbergeben. Sihe des Hunefelds disp. de iure et potestate parentum circa religionem liberorum, Stru- ve am a. o. A a 3 § 867 CXV haubtst. von der § 867 in welcher religion die kindeꝛ, wenn die aͤltern zweierlei re- ligionen zu- getan sind, erzogen werden sol- len? Wie aber, wenn die ehegatten zweierlei reli- gionen zugetan sind? oder die kinder keine aͤltern mehr haben, und in was fuͤr einer religion man selbige erzihen lassen solle? Die frage kam auf der executions-zusammenkunft der reichs staͤnde in Nuͤrnberg 1650 vor, besage des von Meiern actor. execut. I ten teiles s. 754. Man war darin einig, daß die kinder beiderlei geschlechtes in des vaters religion erzogen werden sollten. Nur konnte man sich nicht uͤber die unterschei- dungs-jare vereinigen. Die Roͤmisch-katholi- schen sezten anfaͤnglich das XV te, aͤnderten sich aber hernach und behaubteten: die entscheidungs- jare waͤren alsdann vorhanden, so bald eine per- son zur beichte und zu dem heiligen abendmale ge- lassen wuͤrde. Die Evangelischen hingegen seze- ten das XVIII te jar zum grunde; gestalt die kin- der alsdann sich erklaͤren koͤnnten: ob sie bei der religion verbleiben wollten? oder nicht. Die statsschriften unterm kaiser Franz dem I ten s. 475 fgg. des VI ten bandes, Friderich Benedict Carpzovs disp. de eo quod iustum est circa nuptias personarum diuersae religionis, Wit- tenberg 1735. § 868 oder der va- ter gestor- ben ist? Dafern aber der vater fruͤhzeitig verstorben ist, und die mutter die kinder in ihrer religion auferzi- het, so sind die vormunden befuget, sotane kinder der mutter zu entziehen, und in des vaters religion unterrichten zu lassen. Die herrschende religion vermag deshalber eines zwanges sich nicht zu be- dinen. Beharren unter dessen sotane kinder bei einer andern gedulteten religion, so kan man sie weder zur beichte, noch zum heiligen abendmale zwingen, sondern man laͤsset ihnen raum und frist, biß aͤlterlichen gewalt. biß nach zuruͤkgelegtem XVIII ten jare. Bevorab in den benachbarten reformirten Nassauischen landen die confirmation bis ins XVIII te jar mei- stens anstehet. Die pruͤfung durch einen geistli- chen, ob die kinder den unterschid beider religionen anzugeben wissen, ist kein hinreichendes mittel aus der sache zu kommen. Sihe Israel Gottl. Canzens iuris libere sentiendi limites, 4. und dessen disciplinas morales omnes s. 299 fgg. und s. 931, wo er nicht gestatten will, daß man die uneheligen kinder einer andern religion, als der aͤltern, widme. § 869 So lange die kinder unter der aͤltern gewalt die kinder koͤnnen mit andern one der aͤltern bewilligung keine wich- tige hand- lung unter- nemen. stehen, koͤnnen sie one deren bewilligung keine wichtige handlung mit andern leuten unternemen. Derowegen sie one deren einwilligung sich nicht verheiraten duͤrfen ꝛc. Hert vol. II T. I s. 283, 287 opusc. obgleich die Teutschen von dem ge- nauen bande, auch der Roͤmischen einheit zwischen aͤltern und kindern nichts gewust haben, vilmehr unter disem contracte errichtet werden, nicht min- der die aͤltern iren kindern haben schenken koͤnnen, imgleichen die kinder fuͤr sich etwas zu erwerben vermocht haben und noch vermoͤgend sind, ob- gleich den aͤltern dessen niesbrauch, so lange die kinder unter irer gewalt sich befanden, zugehoͤrete. Sihe des Titius disp. de contractibus patris et liberorum in potestate eius existentium, des herrn H R. Hellfelds disp. de diuerso pignoris iure liberis in parentum potestate competente, § 14, des herrn H. R. Brauns disp. de vsufru- ctu parentum in bonis liberorum. Jedoch ver- mag ein son, uͤber seines canonicats einkuͤnfte, wenn er gleich noch unter vaͤterlicher gewalt stuͤn- de, einen lezten willen zu errichten, Luͤder Men- A a 4 ken CXVI haubtst. von der ehrlichm. ken de iure disponendi filiifamilias, religioni Protestantium addicti, circa canonicatum s. 714 fgg. dissertationum. Nicht weniger sind die gedinge der aͤltern mit iren kindern wegen an- schlages der guͤter ꝛc. zu rechte bestaͤndig. § 870 die Teutsche gewalt der aͤltern ist von der Roͤ- mischen un- terschiden. Disemnach ist die Teutsche gewalt der aͤltern von der Roͤmischen ganz unterschiden. Die ehr- furcht und libe der Teutschen gegen ire aͤltern ist jederzeit sehr groß gewesen. Ja man haͤlt noch heutiges tages auf diejenigen kinder nichts, welche iren aͤltern grob begegnen. Von der strafe derer- jenigen, welche ire aͤltern schlagen, sihe des herrn von Pistorius amoenitates iuris et historiar. vol. I s. 157. Eine beschimpfung der aͤltern erfo- dert eine kniende abbitte. Hundert und sechzehentes haubtstuͤck von der ehrlichmachung der uneheli- chen kinder. § 871 wie die vaͤ- terliche ge- walt bei den Teutschen erlanget worden ist? D ie vaͤterliche gewalt uͤber die kinder wurde bei den Teutschen durch eine rechtmaͤsige ehe erlanget. Sie wusten vom anfange nichts von der legitimation, wie die Roͤmer, sondern glaubeten, daß alle ausser der ehe erzilte kinder ei- nen flecken haͤtten. Sie nenneten selbige wanbuͤr- tige, mantelkinder, libkinder, welche der landes- lehn- auch erb-folge nicht faͤhig waren, Hahns reichs-histori im II ten teile s. 265; und obgleich nachher die legitimation bei den Teutschen be- kannt wurde, so hilte man dennoch die legitimir- ten kinder nicht fuͤr lehn- auch wohl nicht einmal fuͤr der unehelichen kinder. fuͤr erbfaͤhig, Grupen de vxore Theodisca s. 256 fgg., von Leibniz T. III script. rerum Brunsuic. s. 488. Nach dem Cimbrischen rechte erhilten sie halb so viel, als ein ehelicher son, von Westphal am a. o. vol. IIII , s. 1721, nachher wurden sie den schwestern gleich gemachet, s. 1904 Es wurden ausserdem diejenige, welche nicht rech- ter natuͤrlicher ehelicher geburt waren, von den ehren und wuͤrden ausgeschlossen, gestalt denn sol- ches von den kaiserlichen und Reichskammerge- richtsbeisizern erfodert wird, I teile, III ten tit. § 2. § 872 Wenn also einem ausser der ehe gebornen kinde was legiti- miren ist? diser makel abgenommen wurde, hisse solches legitimiren. § 873 Anfaͤnglich da die Teutschen entweder aus dem wie es da- mit unter den Fraͤnki- schen koͤni- gen gehal- ten worden ist? heidentume noch die uͤberbleibsale an sich trugen, oder die geistlichen dise, oder jene fuͤr eine eheliche frau nicht achteten; geschahe es, daß die unehe- lichen prinzen den Fraͤnkischen koͤnigen folgeten, Philip Ludewig Huth de his qui notantur in- famia § XI s. 23. Joh. Nic. Hert in der notitia veteris Francorum regni cap. IIII § 9 s. 366 vol. II opuscul. T. I erwaͤnet des Sigeberts, Diterichs, Theodebalds, Chilperichs und Si- geberts, welche, als unaͤchte Prinzen, an der Fraͤnkischen Reichsfolge teil genommen haͤtten. Ich will nur Ludewigs des I ten oder Clodovei meldung tun: A a 5 Lude- CXVI haubtst. von der Ludewig I geb. 465 † 27 nov. 510, N. N. ein kebsweib, 2) Crotild, die gemalin 1 2 2 2 Diterich oder The- odorich bekoͤmmt Austrasien, u. hat sein hoflager zu Mez † 548, ein un- aͤchter prinz. Chlodomer, ein ehelicher prinz wird koͤnig von Orleans, † 524. Chlotar, koͤnig zu Soissons 510, † 561 ein eheli- cher prinz. Childebert, ein eheli- cher prinz, koͤnig von Paris † 558. Theodorich gehet mit den eheli- chen prinzen in gleiche teile. kaiser Ar- nulph war ein unaͤch- ter son des Karlmanns Hiraus veroffenbaret sich, welcher gestalt der uneheliche prinz Diterich mit den ehelichen soͤnen in gleiche teile gegangen sey. § 874 Lenken wir unser augenmerk auf Arnulphen, den im jare 899 verblichenen Roͤmischen kaiser, so erblicken wir an ihm einen unehelichen son Karl- manns, koͤniges in Baiern, Pannonien, Kaͤrn- ten, Maͤren, Boͤmen und Wendlandes, der von dem kebsweibe Ludswirida erzilet worden ist, auch nebst dem ehelichen sone Ludewigen, dem IIII , Zwentibolden, koͤnigen von Lotringen hinterlaͤsset, ungeachtet dieser von der Ellinrat, einer beischlaͤ- ferin geboren war. § 875 Kaiser Fri- derichs II natuͤrliche soͤne werden namhaft ge- machet. Der kaiser Friderich der II te, welcher 1250 den weg alles fleisches ginge, hatte zwei kebsweiber, deren iedes Blanca hisse. Von der ersten war Ens, oder Heinrich erzilet, den der vater zum koͤnige in Sardinien und Corsica 1246 machete. Von der zwoten beischlaͤferin Blanca waren Manfred, fuͤrst von Tarento und 1258 koͤnig in Sicilien, sodann Friderich graf von Alby, fuͤrst zu Antiochien, geboren. § 876 aus was fuͤr ursachen die legitima- Schon vor disen zeiten wurden die Teutschen gegen die wanbuͤrtigen des nidern adels und der gemei- ehrlichmachung der unehel. kinder. gemeinen leute ganz sproͤde, und glaubeten, daß tion einge- fuͤret wor- den ist? inen ein schandflek anklebete. Derowegen der kaiser und der pabst ein mittel erdachten, aus kai- serlicher und paͤbstlicher macht dergleichen schand- flek wegzunemen, welches sie legitimiren hissen, Just Henning Boͤhmer de legitimatione libe- rorum ex damnato coitu natorum, § 16 § 886 des I ten teiles der exercitationum ad π. § 877 Dahin zaͤlete man die aus ehebruch, verbotte- welche kin- der legiti- miret wor- den sind nem grade, von einer juͤdin und christen, von ei- nem leibeigenen und einer freien, aus ungleicher ehe, von einem moͤnche und einer nonne, und sonst von einem pfaffen erzieleten kinder; weiter, die unehelichen, zwischen deren aͤltern zur zeit des beischlafes keine ehe statt fande, Boͤhmer am a. o. Philipp Ludewig Huth in der disp. de his, qui notantur infamia § VII s. 10, § XI s. 22 fgg. § 878 Jedoch hat man dises auf die unehelichen kinder die uneheli- chen kinder der koͤnige wurden nicht legiti- miret, bis auf die zei- ten K. Ru- dolphs. der koͤnige und fuͤrsten nicht erstreket, sondern disen wenigstens den grafenstand verstattet, des- halber sie keiner standeserhoͤhung bedurften. Je- doch lise durch den kaiser Rudolph den I ten der markgraf Heinrich zu Meissen seinen mit der Else von Maltiz aus ungleicher ehe erzileten son Friz 1278 legitimiren, inhalts der urkunde beim We- cken in der beschreibung der stadt Dresden s. 159 fg. und des gruͤndlichen berichtes beim Moser in den beilagen zu des kaiser Franzens des I ten wahl ca- pitulation s. 125 fgg. § 879 Der koͤnig Ludewig der XIIII in Frankreich der K. Lude- wig XIIII in Fr. legiti- miret seine natuͤrlichen prinzen. legitimirte seine natuͤrliche prinzen und diese be- gerten daher, daß nach der alten Fraͤnkischen weise die thronfolge inen vor dem izigen Spanischen hause CXVI haubtst. von der hause dereinst zufallen moͤgte, der XLV te ein- gang des buͤcher- und stats- cabinets s. 128 fgg. Lorenz, aus dem Hause Medicis, zeugete mit ei- ner beischlaͤferin 1478 den Julius, welcher 1513 Kardinal, und 1523 unterm namen Clemens des VII pabst wurde, Lohmeiers stammtafeln CCII. Der enkel kaiser Ferdinands des I ten, ein son des erzherzoges Ferdinands, aus der ungleichen ehe mit der Philippinen Welserin, freiin von Zinnenberg, einer alt adelichen, genannt, An- dreas von Oesterreich geboren 1558, wird kardi- nal, bischof zu Kostniz 1590, zu Brixen 1591, statthalter der Niderlanden 1598, † 1600. Fer- dinand Karl, erzherzog von Oesterreich in Tirol, zeugete 1619 einen son Cyriac Troyern von Gis- bach, freiherrn von Troyenstein ꝛc. dessen fuͤr- naͤme nachkommen Koͤhlers wapenkalender von 1756 s. 23 meldet. Der son Friderichs des sig- haften, pfalzgrafens bei Rheine, den er mit der Klaren von Tettingen erzeugete, Friderich, herr zu Scharfenecke, ward Domherr zu Speier und Worms † 1474. § 880 wider die unehelichen kinder gro- ser herren hatte man einen ekel seit den zei- ten K. Con- rads II. Unterdessen ist nicht zu leugnen, daß schon seit den zeiten kaiser Conrads des II ten man wider die unehelichen kinder der grosen herren einen ekel zu fassen begonnen hat. Denn in einer urkunde beim Schaten im I ten bande der annalium Pa- derbornensium aufs jar 1130 s. 477 heiset es: quia ‒ ‒ ‒ Bernhardus comes spurius erat, quod vulgo wanbuͤrtig dicunt. Deshalber man ihm das schloß Pattberg genommen habe. Den wanbuͤrtigen sezet man die ebenbuͤrtigen ent- gegen. § 881 ehrlichmachung der unehel. kinder. § 881 Uebrigens haben Kur-Sachsen, Kur-Bran- die hofpfalz- grafen sind in verschi- denen lan- den dißfalls eingeschraͤn- ket. denburg und Hessen-Cassel die gewalt der hof- pfalzgrafen in diesem stuͤcke eingeschraͤnket. Der zeitige decanus hisiger juristen-facultaͤt ist zwar kaiserlicher hofpfalzgraf; allein die unehelich ge- bornen untertanen darf er nicht ehrlich erklaͤren. § 882 Im jare 1243 legitimirte kaiser Friderich II die Avesnischen kinder und machete sie erbfaͤhig. Der brif stehet beim Hahn III s. 274 Martene und Durando T. I thes. anecd. s. 1021, sihe auch des Christian Gottlib Schwarzens disp. de antiquo ritu legitimandi liberos illegitimos per pallium § 5. Indessen entstand deshalber groser streit, Struve in der iurisprud. heroica T. I s. 49 fg., welcher durch schidsrichter ge- schlichtet wurde. Margarete von Hennegau und Flandern zeugete naͤmlich mit Burghardten von Avesnes, capitularen zu Syssel, 3 Soͤne. Nach- her heiratete sie Wilhelmen von Dampierre und erzilete mit disem ebenfalls 3 soͤne. Also wollten die Avesnes und die Dampierre einander in der erbfolge ausschluͤssen. Man merket davon fol- gendes: Burghard von Avennes Margareta Wilhelm von Dampierre Johannes bekoͤm̃t Hen- negau mit seinen zube- hoͤren. Balduin N. N Wilhelm Johannes Guido Simon Friderich Hahns obseruationes iuris publici § 3 s. 15-19. § 883 CXVI haubtst. von der § 883 wie vielerlei die ehrlich- machung ist? Nach dem heutigen gerichtsbrauche teilet man die ehrlichmachung der unehelichen kinder in die voͤllige und nicht voͤllige ein. Jene bewirket die erbfolge; diese aber nicht. Sie geschihet durch die trauung, oder einen kaiserlichen brif, oder ein rescript des landesherrn. Gribner de iure legi- timandi comitum Palatinorum in terris prin- cipum imperii, und de iure legitimandi prin- cipum imperii. Die durch die trauung nimmet nicht allein die makel weg, sondern erteilet auch die erbfolge in den Faͤllen, worin man noch den Roͤmischen rechten folget. § 884 sie wirket keine lehn- folge. Allein keine lehnsfolge bewirket selbige II F. 26 § naturales, Bauer de successione legiti- matorum per nuptias exule in feudis § 5, 6. Struve am a. o. P. IIII s. 531, P. VII § 19, 20 s. 477, Grupen am a. o. cap. 6 § 1, 2, wofern der lehnsherr nicht besonders darein gehelet. Sie gibet kein recht der erstgeburt, auch keine mitbe- lehnschaft, von Leyser spec. 19 med. 3, Struve am a. o. s. 535, Schroͤter de legitimatione, sect. III § 7. Sihe indessen Barths dissensum 362 und 303. § 885 wohl aber bei gemei- nen leuten das recht der famili. Bei gemeinen leuten wirket sie das recht der famili; es muͤssen nicht minder dergleichen ehrlich gemachte kinder in die zuͤnfte aufgenommen wer- den; sie koͤnnen auch zu andern ehrenaͤmtern ge- langen. Bevor aber solches geschehen ist, wer- den die unaͤchten kinder weder zu ehrenwuͤrden ge- lassen, noch in den zuͤnften angenommen. § 886 ehrlichmachung der unehel. kinder. § 886 Der kaiser uͤbet sotanes recht entweder unmit- wie der kai- ser solches recht aus- uͤbet? telbar, oder vermittels anderer personen aus. Dieses geschihet durch die so genannten pfalzgrafen. § 887 Die nicht voͤllige legitimation erfodert eben kei- wie die nicht voͤllige be- schehen kan? nen lebenden vater, auch keine einwilligung des vaters, oder des unehelichen kindes, wenn sie vom vater oder iemand anders gesuchet wird. Sie beruhet auf dem kaiserlichen rescripte und be- wirket so viel, daß man im Teutschen Reiche fuͤr ehelich geboren gehalten wird, iedoch leget sie keine familien- oder erbfolge-rechte in absicht auf den vater und dessen geschlecht bei, wenn der va- ter solches nicht besonders verlanget. Es koͤnnen alle kinder legitimiret werden. § 888 Die unehelichen kinder wurden ieweilen gericht- die legiti- mation ge- schahe ie- weilen ge- richtlich. lich legitimiret, von Westphal am a. o. T. IIII s. 1721, 1904, Dreyer am a. o. s. 98, Grupen am a. o. § 10 s. 271, 272. § 889 Von den mantelkindern sihe des Riccius spi- vom na- men: man- telkinder. cilegium iuris Germanici s. 458 fg., den Drey- er am a. o. s. 97, den Schwarz am a. o. s. 271. Disen namen erhalten ieweilen die nicht legitimir- te kinder. Unterdessen ist dise benennung im Reiche nicht gewoͤhnlich. Hun- CXVII haubtst. von der Hundert und sibenzehentes haubtstuͤck von der anwuͤnschung der kinder (adoption), auch annemung zum vater oder mutter, oder zum bruder, oder zur schwe- ster, oder zum sone. § 890 worin die Teutsche adoption bestanden hat? D er Teutschen adoption bestand darinn, daß man einen, welchen man werth und lib hatte, adoptirete, und ihn dadurch fuͤr seinen be- sten freund erklaͤrete. Es geschahe solches auf ver- schiedene weisen, auch mit sonderbaren feierlich- keiten, sihe des herrn syndicus zu Bremen, Ever- hardts Otto iurisprudentiam symbolicam, exercit. III cap. VII-VIIII, den von Kulpis de adoptionibus et emancipationibus cap. I § 17 fg. den von Pistorius in den amoenitati- bus iur. et histor. im I ten teile s. 122, VII ten teile s. 1826 fgg. s. 1852 fg. s. 1913, den Thoma- sius de adoptionibus, den Burghardt Gotth. Struven in der iurisprudentia heroica P. IIII s. 411 fgg., den Knorre in der disp. de nobili- tate adoptiua, den von Westphal am a. o. T. II s. 21. § 891 was selbige fuͤr wirkun- gen gehabt hat? Ordentlicher weise bewirkete sotane anwuͤn- schung der Teutschen keine vaͤterliche gewalt, son- dern sie geschahe merenteils ehren halber, ieweilen auch der land-sowohl erbfolge wegen, von Kul- pis am a. o. § 18, welche dem angewuͤnschten guten freunde zugewendet wurde, obgleich die ge- bluͤtsrechte wegfilen, wenn man deren nicht be- reits durch die geburt teilhaftig war, Caspar Lerch anwuͤnschung der kinder ꝛc. Lerch von Duͤrmstein de ordine equestri P. I num. 12, welcher die Reichsritterschaftlichen frei- heiten der adoption halber beibringt, denn sonst vermogte einer nicht dem unadelichen den adel- stand beizulegen, Knorre am a. o. diff. I cap. II § V fgg. Johann George Cramer am a. o. cap. IIII § 4 s. 217, Heineccius in den elementis iuris Germanici, lib. I tit. VII § 152 s. 117 fgg. § 892 Wenn nun einer den andern adoptiren und wie selbige unternom- men worden ist? ihm sein vermoͤgen zuwenden wollte, so muste solches innhalts der Fraͤnkischen, Langobardischen, Ripuarischen ꝛc. gesaͤze in gegenwart des koͤniges, oder gerichtlicher personen, auch zeugen geschehen. Lex Ripuariorum cap. 48, leges Langobardo- rum, lib. II tit. XVI bei dem Georgisch im cor- pore iuris Germanici s. 1157, capitularia Fran- corum, lib. VI cap. 212 ebend. s. 1555. § 893 Das annemen in einen orden, welchen die koͤ- das anne- men in ei- nen orden kan als ein uͤberbleibsel davon ange- sehen wer- den. nige und fuͤrsten erteilen, ist wohl ein uͤberbleibsel der Teutschen adoption. Diese war eine erklaͤ- rung zum freunde. Sie gab keine erbfolge, der herr graf von Buͤnau im I ten teile der Reichs- histori s. 617, Estor de ministerialibus § 375 s. 536. § 894 Nicht minder kan die beilegung des vaters- die beile- gung des vaters ꝛc. kan hieher gezogen werden. mutters- bruders- Oheims- Neven ꝛc. titels, im- gleichen moͤgen die erbverbruͤderungen hiher gezo- gen werden. Der Roͤmische koͤnig Ferdinand der I nennete den kaiser Carl den V ten seinen va- ter und bruder Frid. Carl Mosers kleiner schrif- ten I ten bandes s. 384. Eduard Fortunat, mark- graf zu Baden, schribe 1593 von Kur-Pfalz: unsers liben vetters und vaters. Der herzog B b Johann CXVII haubtst. von der Johann zu Cleve nennete seine gemalin mutter, Moser s. 444. Der kaiser Heinrich der IIII te schribe dem bischofe zu Bamberg und nennete ihn seinen nepoten, von Ludewig scriptores rerum Bambergens. s. 816. Sihe auch die Gundlin- giana im XI ten stuͤke § 1-45, warum der kaiser die kurfuͤrsten neven nenne? Der titel: bruder unter erlauchten personen erfodert eine gleichheit des standes, von Pistorius in der vorrede zum VII ten teile der amoenitat. s. 43, Joh. Jac. Moser vom brudertitel unter grosen herren s. 413- 424 opusculorum Jena 1744, 4. § 895 nicht min- der des bru- ders. In dem so betitelten rechtsgegruͤndeten eigen- tume des hauses Preußen und Brandenburg auf die herzogtuͤmer und fuͤrstentuͤmer Jaͤgerndorf ꝛc. cap. II § 10, wird angezogen, daß zu merer be- staͤtigung der zwischen dem kurfuͤrsten Joachim dem II ten zu Brandenburg, und herzogen Fride- richen, zu Ligniz, im jare 1537 errichteten erbver- bruͤderung beide durchlauchtige contrahenten ge- gen einander den bruder-namen sowohl unter sich, als auch in ihren kanzelleien angenommen haben. Zwischen dem kaiser Rudolph dem II ten und dem Grossultane wurde 1606 belibet, daß dieser jenen vater, und der kaiser den Grossultan son heissen solle, Joh. Linnaͤus ad capitulationes s. 124 fg. § 896 der K. Ladis- laus in Un- garn nimmt die verwit- bete K. zur mutter an. Der koͤnig Ladislaus, in Hungarn, nam die verwitbete koͤnigin des Johannes Hunniades zur mutter und deren prinzen zu bruͤdern an, Struve de variis modis decernendi successorem und in der iurisprudentia heroica P. IIII s. 441. § 897 andere exempel hiervon. Der kaiser Ludewig, der Baier, nam seinen vetter, den pfalzgrafen Rudolph im jare 1190 als seinen anwuͤnschung der kinder ꝛc. seinen selbes sun ꝛc. auch dessen prinzeßin, als seine selbst tochter an, — zu sezen und zu bera- ten mit allen sachen, als ob sie unser selbs toch- ter waͤre ꝛc. 1338, Schilter in den institutioni- bus iuris publici lib. I tit. X, und Tollner im codice diplomatico Palatino s. 86. Der kaiser Friderich III te nennet den koͤnig Vladislaus, in Boͤhmen, seinen son und oheim. Der erzherzog Sigismund von Oesterreich, Tirolischer lini, nam den Roͤmischen koͤnig Maximilian I ten eben- falls an sones statt an, und trat ihm seine lande ab, Fugger lib. III cap. XII. Ein glei- ches beispiel haben wir am kaiser Matthia, wel- cher den erzherzog Ferdinand zum sone anwuͤn- schete, Rhevenhuͤller T. VIIII s. 1100. § 898 Der kurfuͤrst Friderich der sigreiche genannt, der kurfuͤrst Friderich der sigreiche nimmt den pfalzgrafen Philippen an sones start an. heisset den an sones statt angenommenen pfalzgra- fen Philipp in seiner vaͤterlichen disposition und reverse vom jare 1472 seinen liben son herzog Philippen ꝛc. Dargegen der pfalzgraf Philipps den kurfuͤrsten Friderichen seinen liben Herrn und vater nennet. Sihe die gruͤndliche nachricht von des glorwuͤrdigsten kurfuͤrstens zu Pfalz Friderici victoriosi in fuͤrst-eheliger abkunft entsprossener Pfalzgraͤflicher hoher stammlini ꝛc. in den beila- gen lit. b, c, s. 21 und 28. Merere beispile findet man hiervon in der Struvischen iurisprudentia heroica P. IIII s. 450 fgg. § 899 Sonst sind die bruͤderschaften in den Staͤdten bekannt, z. e. die laien bruͤderschaften, als der kalandsbruͤder ꝛc. Rivius Puritanus oder Lau- terbach in der monastica historia occidentis s. 415 fgg., 346 und 383, der handwerken, Crell de adoptione in locum fratris s. 30, Lauter- B b 2 bach CXVII haubtst. von der bach in der XVIII und LXXXVIII disp. der dissertationum academicarum. Bei den Kur- Saͤchsischen leib- auch familien- renten- geschaͤften von 1748 § 20 wird verstattet, daß der erste ge- winner eines familien-haubtstammes berechtiget seyn solle, in ansehung diser renten einen son gleich- sam anzuwuͤnschen. § 900 was die schmaus- bruͤderschaft ist? Von den schmaus-bruͤderschaften handelt Hein- rich Link in der zu Altorf 1681 gehaltenen probe- schrift de fraternitate compotatoria. Sie ist ein geding unter zwenen, daß sie wie bruͤder ein- ander liben wollen. Eine gattung davon gehet aufs duzen. Beim Herm. Christ. Engelken de compellatione in secunda singulari: vulgo vom duzen findet man hirvon nichts. § 901 Die Teut- schen brau- cheten die anwuͤn- schung nicht wie die Roͤ- mer aus mangel der kinder. Die Teutschen hatten die adoption nicht, wie die Roͤmer, naͤmlich aus mangel der ehelichen kinder, noͤtig; sondern sie waren vermoͤge irer keuschheit, welche sie in irer jugend libeten, in der ehe dergestalt fruchtbar, daß sie nicht allein streit- bare soldaten fuͤr das vaterland im uͤberflusse ver- schaffeten, sondern auch noch andere lande bevoͤl- kern, sowohl auswaͤrtigen reichen mit tapfern helden dinen konnten. Nur einige erlauchte und merkwuͤrdige beispile koͤnnen dises von den neuern zeiten sattsam bestaͤrken. Kaiser Rudolph I war mit 13 kindern gesegnet; dessen son der kaiser Alb- recht I hatte 21 erzilet. Kaiser Ferdinand der I te 15; kaiser Max der II war ein vater von 15 kin- dern; der erzherzog Carl zu Oesterreich 15; kaiser Ferdinand III, 11; kaiser leopold 16; der kaiserin majestaͤt werden das kaiserliche haus bald mit dem 12ten kinde vermeren. Philipp der aufrichtige, kurfuͤrst zu Pfalz, welcher 1508 gestorben ist, zeu- gete anwuͤnschung der kinder ꝛc. gete 13 kinder; Johannes der II pfalzgraf zu Sim- mern, 11; dessen son Friderich der III kurfuͤrst, 12; Friderich der V, kurfuͤrst, 13; Wilhelm der V te, herzog zu Baiern, 10; Philipp Wilhelm, kurfuͤrst zu Pfalz, 17; Franz der II, herzog zu Sachsen-Lauenburg, 19; August, kurfuͤrst zu Sachsen, 15; der herzog zu Sachsen-Gotha, Ernst der fromme, 18; Johann George der I te, kurfuͤrst zu Sachsen, 10; dessen prinz August zu Halle, 14; Friderich VI, burggraf zu Nuͤrn- berg, 12; dessen kurprinz Albrecht der III te, 20; dessen prinz Friderich zu Onolzbach, 19; Joa- chim der II, kurfuͤrst zu brandenburg, 11; Wil- helm herzog zu Braunschweig, 13; Anton Ulrich, 13; herzog Adolph Friderich zu Meklenburg- Schwerin, 19; Gustav Adolph, 12; Eberhart III, herzog zu Wirtenberg, 25; Philipp I Land- graf zu Hessen, aus erster ehe, 10; Estors Marburgische beitraͤge V, s. 205, und aus der an- dern 8, Estor am a. o. s. 178; George zu H. Darmstadt, 11; George der II te 15; Ludewig der VI, 16; George der aͤltere, fuͤrst zu Anhalt, 17; Johann George, 16; Christian zu Anhalt- Baͤrenburg, 17; Wilhelm graf zu Nassau Ka- zenellenbogen, 14; Wilhelm prinz von Oranien, dessen son, 13; Johannes der mittlere, graf zu Nassau-Kazenellenbogen, 23; dessen son 13; Jo- hannes der mittlere graf zu Nassau-Kazenellenbo- gen, 23; dessen son, Johannes der mittlere zu Si- gen 23; George zur Dillenburg, 16; Johann Lu- dewig zu Hadamar, 12; Johann Ludewig zur Dil- lenburg, 16; vom grafen Ferdinand Max dem II grafen zu Isenburg-Waͤchtersbach sind 14 kinder vorhanden. Christina, prinzeßin von Mecklenburg, vermaͤlte graͤfin zu Stollberg-Gedern, welche 1749 verstarb, war eine Mutter von 24 kindern, sie B b 3 hatte CXVII haubtstuͤck hatte 49 enkele, 34 enkelinnen, 12 urenkele und 13 urenkelinnen, in summa 132, Koͤhlers muͤnzbelu- stigung XXI teil s. 274 fgg. Andere exempel fin- det man beim Lans in den reden s. 101. Hatte doch der vorige kammerrichter, herr graf von In- gelheim 23 kinder gezeuget. Der graf Anshelm Casimir Franz von Elz hat 10 kinder erzilet, und sein vater Karl Anton Erhart 14. § 902 was das Roͤ- mische recht dißfalls in Teutschland verurfachet hat? Nachdem aber das Roͤmische recht in Teutsch- lande bekannt wurde, mischete man solches unter die Teutschen gewohnheiten; wannenher denn auch diejenige Teutsche land- und stadtgesaͤze, welche etwas von der anwuͤnschung enthalten, groͤstenteils auf das Roͤmische recht gebauet sind, Kur-Pfaͤlzischen landrechtes IIII ten teiles, tit. 4 s. 451, koͤnigl. Preusisches und Kur-Brandenbur- gisches landrecht P. I lib. I tit. VIIII art. 1 § 10. Wirtenbergisches landrecht P. IIII tit. 22, § aber auf die an kindesstatt, ꝛc. Hamburgische gerichts- ordnung und statuten P. III tit. I art. 38. § 903 was in den Badnischen landen der vater hier- bei zu tun hat? Vermoͤge des Badnischen landrechtes IIII ten teiles tit. 28, § wann sich zutraͤgt ꝛc. muß ein an- wuͤnschender vater dem angewuͤnschten wenigstens den dritten teil seines vermoͤgens hinterlassen. § 904 Wenn demnach iemand spricht: „ich will dich zu mir nemen, und dich wie mein kind halten,„ so verstehet man dadurch keine anwuͤnschung, son- dern wenn solche die wirkung der Roͤmischen adop- tion haben soll, muß solche nach Roͤmischer art berichtiget werden. Joh. Christoph Schroͤder de adoptionibus iuris ciuilis et moribus Ger- man. vsitatis, Jena 1713. Hundert von der einkindschaft ꝛc. Hundert und achtzehentes haubtstuͤck von der einkindschaft, wie auch der einsezung zum rechten vater, oder zur rechten mutter. § 905 D ie einsezung zu rechten aͤltern und die einkind- die einkind- schaft u. die einsezung zu rechten aͤl- tern sind un- terschiden. schaft, sind an und fuͤr sich selbst unterschi- den. Inhalts der grafschaft Hohenlohe gemein- samen landrechtes vom jare 1738 s. 39, 40, kann eine braut und ein braͤutigam den kindern voriger ehe sich nur zu einem stifvater und stifmutter be- nennen, sowohl einsezen lassen. Da hingegen die einsezung zu rechten aͤltern, oder die einkindschaft ein solches geding ist, darin von den beiden zu- sammen heiratenden personen eine gegen der an- dern kinder voriger ehe, anstatt eines rechten va- ters, oder einer rechten Mutter zu seyn, sich er- klaͤret, damit die von beiden, oder einem teile zu- gebrachte kinder mit denen, welche aus der be- vorstehenden ehe gehoffet werden, in dem zusam- mengesezten gemeinschaftlichen vermoͤgen, an den aͤltern gleiches erbrecht haben sollen. § 906 Die einkindschaft ist ein geding, kraft deren die was die ein- kindschaft ist? aͤltern die kinder aus verschidenen ehen in ansehung der erbfolge auf eine zu recht bestaͤndige weise ein- ander gleich machen, Rick de vnione prolium cap. VI num. 16, Bardili de vnione pro- lium § X. § 907 ist nicht fuͤr die Roͤmi- sche adopti- on eingefuͤ- ret worden. Die einkindschaft ist anstatt der Roͤmischen an- wuͤnschung keinesweges eingefuͤret worden, wie B b 4 dann CXVIII haubtstuͤck dann beide in vilen stuͤcken von einander unter- schiden sind, Rick am a. o. cap. VIIII num. 38 fgg. anerwogen sie durch ein geding errichtet wird, darnebst eine bedingte erbfolge bewirket; hier- naͤchst keine geschlechtesrechte hervorbringet; ferner sowohl manns- als auch weibespersonen selbige er- richten koͤnnen; weiter der haubtpersonen, naͤmlich 1) der neuangehenden eheleute, 2) der minderjaͤ- rigen kinder vormunden, auch 3) naͤchste anver- wandten einwilligung dazu erfodert wird, frei- herr von Senkenberg am a. o. s. 293 fgg. wan- nenher man sotane einkindschaft keinesweges aus dem Roͤmischen rechte ableiten kann, in betracht die Roͤmer die erbfolge-gedinge verabscheueten, Boͤhmers disp. de success. heredit. coniug. ex pactis dotalibus c. I § 4, von Leyser in specim. 43 med. 1 fgg., Schroͤter in der disp. de doctri- na successionis pactitiae eiusque vsu et abusu in Germania, membr. I, Ayrer de indole vni- onis prolium genuina § 6 s. 9, 10 s. 13. Dr. Orth in den anmerkungen uͤber die Frankfurtische reformation III ten teile s. 181 s. 191 fgg. § 908 woher deren quellen zu leiten sind? Die quellen diser einkindschaft trift man an in der Mainzischen ordnung von funfzehenden jar- hundert, welche kaiser Friderich der III te bestaͤtiget hat, sihe den Bartholom. Musculus de suc- cessione conuentionali et anomala, membr. III class. I s. 29, die Kur-Maynzische unterge- richtsordnung, 1559 s. 19 fgg., in der stift Wirz- burgischen und des herzogtumes zu Franken kai- serlichen landesgerichtsordn. im III ten teile tit. 109 fgg. fuͤrnaͤmlich im Hohenlohischen landrechte s. 41 und s. 15-19, im Kur-Pfaͤlzischen landrech- te II ten teile tit. 25 s. 357 fgg., in der Nassaui- schen gricht- und landordnung, im II ten teile cap. von der einkindschaft ꝛc. cap. IIII § 4 s. 79, Solmsischen gerichtsordnung und dem landrechte II ten teile, tit. 20, in der Frankfurtischen reformation im III ten teile, tit. X und den anmerkungen daruͤber, im III ten bande s. 180 fgg., Wormsische reformation vom jare 1561 im V ten buche des VI ten teiles, tit. IIII s. 138 fgg. in den Kehdingischen, Oldenburgischen statu- ten und vilen andern land- auch stadt-gesaͤzen Teutschlandes, sihe des herrn Oberappellations- Ger. R. Pufendorfs obseru. iur. vniuers. I ten teiles obs. 200 § III-V s. 485 fgg., Andreen Gaills lib. II obs. 225. § 909 Die gelegenheit zu diser einkindschaft gab fuͤr- die gelegen- heit dazu. naͤmlich der haß wider die andre ehe, immaßen die Teutschen glaubeten: die stifmutter verwan- dele den leiblichen vater in einen stifvater, Hert lib. I paroͤm. 71. Um nun zu zeigen, daß wenn der witber, oder die witbe, zur andern ehe schrit- ten, die kinder beider ehen keine stifgeschwister mehr seyn, darnebst der uͤberbleibende ehegatte mit den kindern erster ehe nicht abteilen, vilmehr, das disen in ansehung der ersten ehe verfallene gut ferner beibehalten, auch alle successions-streitig- keiten unter aͤltern und kindern verhuͤtet werden moͤgten, Dr. Orth am a. o. s. 182 fgg. s. 185 fg. solchemnach die zugebrachten kinder, als vollbuͤr- tiges geschwister, in ruͤksicht auf die aͤltern und kinder unter sich geachtet werden sollten; wannen- her dises geschaͤfte die einkindschaft benennet wur- de, immaßen solche die vaͤterliche gewalt bewir- kete, und es eben daher hisse: der Teutsche hat kinder entweder durch die geburt, oder einkind- schaft, freiherr von Senkenberg in den anfangs- gruͤnden der Teutschen gemeinen rechtsgelehrsam- keit s. 51 § 1, Pufendorf am a. o. § VI s. 488, B b 5 Hert CXVIII haubtstuͤck Hert de praelegatis § 9 fgg., Nicol Hieron. Gundling in den digestis lib. I tit. VII § 5 s. 87. Wie dann auch in Oberhessen zum Battenberge, Homberge vor der Hoͤhe, in den aͤmtern Eppstein und Ulrichstein, auch zum Forchtenberge es also gehalten wird, daß naͤmlich das stifgeschwister einander erbet, freiherr von Senkenberg im T. III selector. s. 295, welches ebenfalls die Wirz- burgische landesgewonheit mit sich bringet, laut der angezogenen landgerichts-ordnung im III ten teile tit. 119 § 13, Johann Adam freiherr von Ickstatt de vnione prolium statutaria episco- patus Wirceburgensis et ducatus Franconiae cap. III § 29 s. 46, welches mit der eigenschaft und absicht der einkindschaft voͤllig uͤbereinstimmet, Ayrer am a. o. § V § XI und XII. § 910 das Roͤmi- sche recht hat die ge- stalt dersel- ben geaͤn- dert. Man wiche aber wegen des nachher eingefuͤr- ten Roͤmischen rechtes von der gestalt derselben durch die unerfindliche einbildung, als ob es die Roͤmische anwuͤnschung (adoption) waͤre, ab, Nic. Betz de statutis familiarum illustrium, cap. V § 10 s. 82, von Leyser in specim. XX med. 7 s. 208 vol. I, schraͤnkete selbige nur auf die aͤlterliche erbfolge ein, Hert am a. o., Gund- ling am a. o. und bekleisterte selbige endlich mit allerhand zusaͤzen aus den Roͤmischen rechten auf eine unschikliche art, wie beim Heineccius am a. o., George Beyer in der delineatione iuris Germanici lib. I cap. 25 mit meren zu ersehen ist. Die verschidene erklaͤrung der einkindschaft, wel- che Pufendorf am a. o. § II, Joh. Hartwig Reuter de iure testandi vnientibus post initam vnionem prolium competente s. 8 gesammlet haben, als des von Ickstadt, Stryks, Rickius von Arweiler, Struvens und Schaumburgs beleh- von der einkindschaft ꝛc. belehren dises. Wozu die Roͤmische einkleidung der einkindschaft, welche Dr. Eichard, aus Frankfurt, als verfasser der Frankfurtischen stadt- reformation, und des graͤflichen Solmsischen land- rechtes, begonnen hat, viles beigetragen, und dem wahren Teutschen begriffe von der einkindschaft den umsturz gegeben hat; gestalt er in der Solm- sischen gerichts- und land-ordnung tit. 20 § 15 des II ten teiles, das stifgeschwister auf die kaiserliche rechte herunter verweiset, kraft deren das stifge- schwister andrer ehe sein geschwister erster ehe, und so umgekeret, ausschluͤsset, Dr. Orth in den an- merkungen uͤber die Frankfurtische reformation im III ten teile tit. 10 § 19 s. 207 des dritten ban- des. Welche gesinnung denn auch das herzogli- che Wirtenbergische landrecht im III ten teile tit. 9 § es sollen sich auch ꝛc. enthaͤlt, Wolfgang Adam Schoͤpf in der decis. Tubing. 247 num. 10, 11 s. 219, thue hinzu den Georg Adam Struve de vnione prolium cap. V § 3, und den Johann Wilhelm Hast de vnione prolium cap. V § 5 s. 25. Es hat nicht minder das Roͤ- mische recht die Teutsche gewonheit wegen der erbschaft des stifgeschwisters zu Marburg, Alsfeld, Schotten, in den aͤmtern Sturmfels, Koͤnigs- berg, und Huͤttenberg verdrungen, daß naͤmlich das halbgeschwister nicht miterbet, wenn eines davon stirbet, von Senkenberg am a. o., im- massen die libe zum Roͤmischen rechte, sie als et- was verhastes angesehen wissen will, von Leyser am a. o. § 911 Die der alten Teutschen einkindschaft angehaͤf- ob der kin- der bewilli- gung dabei noͤtig ist? tete erfordernisse, insbesondere, daß der kinder einwilligung noͤtig gewesen sey, ist fuͤr unbegruͤn- det zu achten, Heineccius am a. o., Reuter am a. o. CXVIII haubtstuͤck a. o. § 6 fgg. Pufendorf am a. o. § 28 fgg. Immittels finden sich beispile, auch wohl land- gesaͤze, worin neuerer zeit verordnet worden ist, daß die zu verstaͤndigen jaren gekommene kinder, darum gefraget werden sollen, Hohenloisches land- recht P. I tit. VI § 3 s. 16. Dr. Orth am a. o. s. 190, von Ludolf in den obseru. cam. 171 s. 386 fgg., land-gerichts-ordnung des herzogtumes Franken, im III ten teile tit. III § II. § 912 die eintei- lungen Hieraus entspringet die alte oder neue einkind- schaft, oder die lautere Teutsche, oder die unlau- tere, oder mit Roͤmischen rechten vermischte ein- kindschaft. Jene bestehet darin, daß durch die aͤltere alle ungleichheit und das stifwesen aufgeho- ben wird. § 913 derselben. Man kann uͤberdem die einkindschaft in die all- gemeine, und besondere, reciprocam und non re- ciprocam, simultaneam und non simultaneam, uͤberdiß in totalem und partialem einteilen, Reu- ter am a. o. § 16. Sie kan sowohl in absicht auf die vorhandenen, als auch noch zu hoffenden kinder eingerichtet werden, Frankfurtische refor- mation im III ten teile tit. X § 2, und sie ist fuͤr guͤltig zu halten, wenn gleich keine kinder weiter erzilet werden, Boͤhmer T. III P. II consult. 61 num. 40, consult. 62 num. I, es muͤsten denn die besonderen landes- oder stadt-gesaͤze das gegen- teil verordnen, wie solches sich aus dem Kur- Pfaͤlzischen landrechte am a. o. s. 354 § 7, dem Solmsischen landrechte im II ten teile tit. 20 am ende, der Frankfurtischen reformation am a. o. tit. X § 18 ergibet, vermoͤge deren naͤmlich die einkindschaft erloͤschet, wenn keine kinder erfolgen, oder dise vor den aͤltern wieder versterben. § 914 von der einkindschaft ꝛc. § 914 Sie kan sowohl von adelichen als buͤrgerlichen von welchen personen sel- bige einge- gangen wer- den kan? personen eingegangen werden, Rickius am a. o. cap. IIII § I, wie dann die adeliche eheleute von Hatstein im jare 1296 eine solche einkindschaft ge- stiftet haben, der freiherr von Gudenus T. I cod. diplom. s. 895, die Wormsische reforma- tion am a. o. s. 140, der Boͤhmer T. III P. I consultat. 154 num. 79 s. 673. § 915 Die Umstaͤnde, welche hierbei zu uͤberlegen die dabei z betrachten- de umstaͤn- de, sind, betreffen 1) der kinder anzal, das alter und die erzihungs-kosten, 2) was? und wie vil denselben vom verstorbenen vater oder von der mutter angefallen ist? und daß 3) dises in an- schlag gebracht, und gegen des neuen stifvaters, oder der neuen stifmutter zu- oder einbringen wohl erwogen, auch in eine gleichheit gebracht werde. Jeweilen ist auch den vorkindern zufoͤrderst der voraus zu berichtigen, teils eine gleichheit zu stif- ten, teils in absicht auf das vermoͤgen des verstor- benen ehegattens, Kur-Pfaͤlzisches land-recht, im II ten teile tit. 25 s. 352, Hohenloisches land-recht im I ten teile tit. VI § 4 s. 16, Frankfurtische re- formation im III ten teile, X ten tit. § 5, § 8, Dr. Orth s. 192 fgg., Solmsische gerichts-ordnung und land-recht im II ten teile tit. 20, §. wuͤrden sie nun ꝛc. Die Wormsische reformation erfodert solchen nur bei den adelichen geschlechtern, am a. o. denn wo eine grosse ungleichheit sich aͤussert, soll die einkindschaft unterbleiben, Dr. Orth am a.o. im III ten bande s. 193, 196 fgg. § 916 Wenn die einkindschaft gerichtlich bestaͤtiget von wel- chem richter selbige zu werden muß; so gehoͤret solches fuͤr den ordentli- chen CXVIII haubtstuͤck bestaͤtigen ist? chen richter, und nicht fuͤr kaiserliche hofpfalzgra- fen, Pufendorf am a. o. § 34, 35 fgg. § 917 sie kan vor und nach eingegange- ner ehe er- richtet wer- den. Wofern keine besondere gesaͤze vorhanden sind, welche verordnen, daß die einkindschaft vor der vollzihung der andern ehe berichtiget werde, wie z. e. zu Frankfurt am Maine, Frankf. reforma- tion III ten teiles X tit.; kan selbige auch noch nach vollzohener ehe errichtet werden, Hommel de ge- nuina vnionis prolium indole extra casum le- gis et obseru. spec. § 3 und 10, Wormsische re- formation am a. o. § 918 was vor- und nach- kinder sind? Die vorhandene kinder heissen vorkinder, und die kuͤnftigen die nachkinder, oder uͤberhaubt eingesezte (zugebrachte) und die aͤltern angesezte oder angewuͤnschte. § 919 deren wir- kungen, Die einkindschaft bringet die auferzihung mit sich. Von seiten der kinder erfodert sie die ehrer- bietung. Die zusammengesezten guͤter des neuen ehemannes und der neuen ehefrau, werden gemein, worinn, und in keinem andern angefallenen ver- moͤgen, sodann die aͤltern und kinder einander er- ben, Hohenloisches land-recht im I ten teile tit. VI § VI s. 16, Frankf. reform. im III ten teile X ten tit. § XVI, XVII, § XVIIII, § XXI, Dr. Orth am a. o. s. 205, 207, s. 208, landgerichts-ord- nung des herzogtumes Franken im III ten teile tit. 118 § 1. Es koͤnnen auch in disem falle die enkel in der verstorbenen kinder stelle treten. § 920 worauf die gemein- schaft der guͤter diß- falls gehet? Die gemeinschaft der guͤter bei der einkind- schaft gehet nur eigentlich auf das gegenwaͤrtige vermoͤgen, welches der freien gebarung unterwor- fen ist, es muͤste dann seyn, daß uͤber alle gegen- waͤr- von der einkindschaft ꝛc. waͤrtige und zukuͤnftige guͤter diselbe errichtet wor- den waͤre. Im ersten falle bleiben die erbfaͤlle, welche waͤrender ehe sich begeben, dem teile, wel- chem sie anfallen, dem eigentume nach zur freien verordnung, Hohenloisches landrecht im I ten teile tit. 6 § 7 s. 17, Pufendorf am a. o. § 13 s. 491. § 921 Was die vorhandenen kinder von iren verstor- was der voraus ist? benen vater oder mutter auch andern anverwand- ten ererbet haben, heisset der voraus, die nuz- nissung davon so lang ein kind sich nicht verheira- tet, oder seine eigene haushaltung anstellet, ge- hoͤret in das gemeine vermoͤgen. So bald das kind heiratet, muß ihm der voraus verabfolget werden. Stirbet ein solches kind, so erbet das angewuͤnschte geschwister nichts vom voraus, Ho- henloisches landrecht am a. o. § 7, 8 s. 17, Kur- Pfaͤlzisches landrecht im II ten teile, tit. 25, § 2, 6, s. 353, 354, Solmsische gerichtsordn. und land- recht, im II ten teile, tit. 20, § in kraft ꝛc. fgg., Kur-Mainzische untergerichtsordn. vom jare 1559, § in kraft solcher einkindschaft ꝛc. Frankfurtische reformation am a. o. § XIII, § XV, Dr. Orth am a. o. s. 202 fgg. und im II ten teile s. 563. § 922 Die angewuͤnschten kinder erlangen nicht den der ange- wuͤnschten kinder stand, stand ires angewuͤnschten vaters; sie haben auch kein naͤher-recht an der angewuͤnschten freunde vermoͤgen; Hohenloisches landrecht am a. o. § 9 s. 18, und im III ten teile tit. 6, 7. § 923 Gehet ein ehegatte mit todte ab, so waͤret die wie die ein- kindschaft aufhoͤret? einkindschaft fort, bis das uͤberlebende teil sich wieder verheiratet, da dann nach maasgebung des Hohenloischen landrechtes am a. o. § 10 s. 18 eine gaͤnzliche erbteilung zwischen den angewuͤnsch- ten CXVIII haubtstuͤck ten aͤltern und kindern vorgenommen und die ein- kindschaft voͤllig aufgehoben wird. Wann aber der uͤberlebende ehegenos im witbenstande bis an seinen todt verbleibet, so hat er auch im gemein- schaftlichen vermoͤgen den besiz, Boͤhmer T. III P. II consult. 62, num. 2 s. 106, und nach dessen absterben erben dasselbe die angewuͤnschte benebst den rechten kindern zugleich. Die Frankfurtische reformation am a. o. § IX erlaubet die einkind- schaft mit dem ehegatten in der dritten ehe fortzu- sezen und zu erneuern, Dr. Orth am a. o. s. 198, folglich wird die einkindschaft inhalts der Frank- furter rechte erstlich nach absterben beider ehege- nossen beendiget, am a. o. § 20, Dr. Orth s. 208. § 924 wie deren formel zu verstehen ist? Die formel eines einkindschaftbrifes stehet im Hohenlohischen landrecht s. 41 fgg. sie wird buch- staͤblich verstanden, daher gehet sie nur auf das aͤlterliche vermoͤgen und nicht auf lehn- oder stamm-guͤter, Dr. Orth am a. o. s. 196, 203 fgg. s. 208. § 925 der vor- munden ob- ligenheit hierbei, Jeweilen muͤssen die vormunden, um desto bes- ser ausfindig machen zu koͤnnen, ob eine gleich- oder ungleichheit zwischen der narung irer pfleg- kinder und der aͤltern, welche die einkindschaft machen wollen, anzutreffen sey, ein verzeichnis uͤber allerseits vermoͤgen aufrichten, und selbiges auf verlangen der oberkeit vorlegen, Kur-Pfaͤlzi- sches landrecht im II ten teile tit. 25 § 1 s. 352, Wirtenbergisches landrecht im III ten teile tit. 9 § 2. Es erfodert auch wohl die oberkeit von den vormunden und den verwandten, daß sie vermit- tels eides, oder bei iren pflichten anzeigen sollen, ob sotane einkindschaft den kindern erster ehe schaͤdlich oder fuͤrtraͤglich sey; Wormsische refor- mation von der einkindschaft ꝛc. mation am a. o. § zum dritten s. 139, Kur-Pfaͤl- zisches landrecht am a. o. § V, Dr. Orth am a. o. s 192, Solmsische gerichts- und land-ord- nung tit. 20, § es sollen auch darneben ꝛc. § 926 Wie die einkindschaft einmal gestiftet worden sie kan ein- seitig nicht veraͤndert werden. ist; so muß sie auch feste und unveraͤndert stehen bleiben, Boͤhmer T. III P. II respons. 437 num. 18 s. 800, wannenher die gegenseitige ver- aͤusserungen, Boͤhmer am a. o. consultat. 455 num. 14, auch lezte willens verordnungen dadurch abgeschnitten werden, Frankfurtische reformation im III ten teile tit. X § 12, welches den Teutschen rechten nicht entgegen ist, Boͤhmer T. II P. II consult. 1005 num. 17 s. 351. § 927 Die einkindschaft ist fuͤr unguͤltig zu halten, wenn sie fuͤr unguͤltig zu halten ist? wenn sie der fuͤrschrift der landes-ordnung, oder stadt-reformation nicht gemaͤß eingerichtet worden ist, Kur-Pfaͤlzisches land-recht am a. o. im an- fange s. 351, Frankfurtische reformation am a. o. § 22, Dr. Oto s. 209. Wo aber keine verord- nung vorhanden ist, richtet man sich nach der al- ten Teutschen, und nicht der neuern durch die Roͤ- mische gesaͤze abgeaͤnderten einkindschaft. § 928 Die neuere hoͤret auf durch die abteilung, land- wie sie auf- hoͤret; gerichts-ordn. des herzogtumes Franken am. a. o. tit. 119 § 12-14, Frankfurtische reformation am a. o. tit. X § 20, Boͤhmer T. III P. II consult. 62, num. 4, durch den erfolgten todt; imgleichen durch eine beiderseitige wiederrufung und aufhe- bung, nicht minder durch eine weitere vereheli- gung ꝛc. Ayrer am a. o. s. 22 fg. C c § 929 CXIX haubtst. von der § 929 wenn die enterbung statt findet; Wo die aͤltere einkindschaft uͤblich ist, folglich die angewuͤnschte kinder der vaͤterlichen gewalt unterworfen sind, koͤnnen dise aus rechtmaͤsigen ursachen enterbet werden, von Ickstadt am a.o. cap. III § 13, die alte Teutsche einkindschaft weiß hiervon nichts. § 930 In dem Speiergaue, in der Witgenstein-Ber- leburgischen herrschaft Homberg an der Marke, und in Franken kommen die faͤlle der einkindschaft mehr, als sonst, vor. § 931 die schriften hiervon. Von der einkindschaft in Hessen haben Hast zu Giesen 1711 eine disp. de vnione prolium ge- halten, von der in Franken der freiherr von Ick- stadt, von der am Rheine Rick von Arweiler, und von der zu Frankfurt Joh. Adolph Beyer in der disp. de vnione prolium gehandelt. Wel- chen noch beigefuͤget werden koͤnnen: des Ernst Friderich Schroͤters disp. de pacto successo- rio inter vnitos diuersi matrimonii liberos, des Caspar Achat Becks disp. de vnione prolium patriae potestatis caussa, des Georgen Adam Struvens disp. de vnione prolium. Hundert und neunzehentes haubtstuͤck von der absonderung der kinder. § 932 die Teut- schen haben keine Roͤmi- sche eman- eipation ge- habt. D ie Teutschen wusten von keiner Roͤmischen vaͤterlichen gewalt, auch von keiner eman- cipation, sondern so bald eine tochter heiratete, war sie von dem vaͤterlichen hause abgesondert; und absonderung der kinder. und so bald ein son seine besondere haushaltung anrichtete, hisse er abgesondert, iedoch wurden die rechte der famili und des geschlechtes dadurch nicht aufgehoben, herr H. R. Grupen in den discept. forens. s. 91 fgg., Dreyer am a. o. s. 98 num. 19. § 933 Es bestehet sotane absonderung darin, wenn worin die absonde- rung der kinder be- stehet? kinder bei lebzeiten irer aͤltern eine eigene haus- haltung anfangen, folglich nicht mehr an dersel- ben brote, und unter derselben gewalt bleiben, sondern sich den unterhalt selbst verschaffen. § 934 Abgesonderte kinder behalten die rechte der fa- die abgeson- derte kinder behalten die rechte der famili. mili, mithin laͤsset sich von der Roͤmischen eman- cipation hier nichts anwenden, Boͤhmers disp. de statu liberorum sui iuris factorum per sepa- rationem vel nuptias cap. II § 6, § 11, 13, Harp- precht de separatione liberorum familias ab oeconomia paterna, § VIII num. 36 fgg., Ric- cius im spicilegio iuris Germ. s. 480. § 935 Dise absonderung hat iren grund in dem na- die Teut- schen bliben dißfalls bei dem natuͤr- lichen rech- te. tuͤrlichen rechte; immaßen die aͤltern verbunden sind, ire kinder zu ernaͤren und zu erzihen, so lan- ge sie sich selbst nicht regiren und ernaͤren koͤnnen. Sind aber die kinder in solche umstaͤnde, auch zu solchen jaren gekommen, daß sie ir eigenes bestes zu befoͤrdern, darnebst sich den unterhalt zu ver- schaffen vermoͤgen, auch solches in die wirklichkeit sezen; so hoͤret die aͤlterliche gewalt, iedoch keines- weges die den aͤltern von den kindern schuldige ehrerbietung auf, Boͤhmer am a. o. Struvens iurisprudentia heroica P. V s. 21 fgg., der frei- herr von Senkenberg de iuribus egressus e parentum potestate Germ. et Rom., Riccius C c 2 am CXIX haubst. von der am a. o. s. 480, Stryk de iure reuerentiali, von Westphal am a. o. T. I s. 659, 2007, 2104 T. IV s. 2098, 3079, T. III s. 629. § 936 Solchemnach ist dise absonderung weiter nichts, als eine entlassung von der narungs-unterhaltung und der aͤlterlichen gewalt. § 937 wie solche beschehen ist? Bemeldte absonderung geschah in den alten zeiten auch wohl oͤffentlich, und mit besondern fei- erlichkeiten, Tacitus cap. XIII, imgleichen Hert in der notitia veter. German. s. 28, Schilter exercit. XI § 14 fgg. Baierisches landrecht tit. III art. 2. Es wurde hierzu ein gewisses alter erfodert, z. e das 18, 20, 21, oder 25, Inhalts des Schwaͤbischen, cap. 282, cap. 316, und Baie- rischen landrechtes werden 25 jare hierzu erfodert, tit. III art. 2, welches alter denn auch in Fran- ken beobachtet wird, Carlier in den anmerkun- gen uͤber des Demerats differentias iuris com- munis et Francon. cap. II diff. IV s. 30, reper- torium iuris priuati P. I s. 69 fg., Riccius im spicilegio iuris priuati s. 473 fg. Nach den Nuͤrnbergischen stadtrechten stehen die soͤne bis in das 25, hingegen die toͤchter bis zum 22 jare un- ter der aͤltern gewalt. § 938 die absonde- rung kan auf eine er- haltene wuͤrde er- folgen. Die absonderung kann auch erfolgen, wenn der son eine wuͤrde erhaͤlt, von deren einkuͤnften er sich zu unterhalten vermoͤgend ist, von Wern- her in den selectis obseruationibus forens. T. III obs. 344 s. 245, Thomasius quibus modis ius patriae potestatis soluitur, cap. II § 6, Burgh. Gotth. Struve am a. o. P. V s. 21; da hingegen, wenn der son nur einen titel erhaͤlt, befreiet ihn solcher nicht schlechterdings von der aͤlter- abteilung der kinder. aͤlterlichen gewalt, von Wernher am a. o. s. 124 obs. 169 P. I T. III. Hundert und zwanzigstes haubtstuͤck von der abteilung der kinder. § 939 W ir haben noch eine besondere gattung der ab- sonderung, welche die beratung, die abtei- lung, oder der ausspruch, die aussage genennet wird, Hamburgische statuten im III ten teile tit. III art. 7, Luͤbeckisches stadtrecht im II ten buche, II ten tit. art. 31, repertorium iuris publici pri- vati s. 367, 368 fgg. P. I unter dem worte aus- spruch. Man saget auch: abfinden, z. e. ade- lichen oder prinzen etwas anweisen; ablegen die kinder ꝛc. Hermann George Buͤnekau in der disp. de separatione liberorum cet. § 5, § 7. § 940 Die beratung wird zwar eigentlich von der von der be- ratung. toͤchter vermoͤgen, welches die Roͤmer parapher- nalien nennen, genommen; allein man findet nichts desto weniger in verschidenen Teutschen land- und stadt-rechten, daß die beratung, aus- beratung, von den kindern und deren ausstat- tung gebrauchet wird, wie solches aus einer ver- ordnung des kur-fuͤrstens von Brandenburg sich erbricht, repertorium luris priuati P. I s. 599 § 6. § 941 Sotane absonderung ist in den alten Teutschen die absonde- rung ist Teutsch. gewonheiten begruͤndet, Schwaͤbisches land-recht cap. 382, und kan auf verschidene weise beschehen, David Mevius ad ius Lubecense lib. II, 2, 33. num. 14, Buͤnekau am a. o. § XI s. 22 fg. C c 3 § 942 CXX haubtst. von der § 942 worin sie bestehet? Sie bestehet darin, daß die aͤltern iren kindern entweder das irige, was inen von den verstorbe- nen ehegatten, oder sonst angefallen ist, oder auch wohl von dem, was sie erworben haben, bei le- bendigem leibe geben, oder sich mit inen wegen des saͤmtlichen vorhandenen vermoͤgens gaͤnzlich abfinden. In disem, aber nicht im ersten falle, hoͤret das erbrecht der kinder gegen die aͤltern or- dentlicher weise auf. Daher werden die abge- teilte kinder fuͤr todt gehalten, Buͤnekau am a. o. § 14, 1, und § 22, der kaiserlichen freien reichs- stadt Dortmund raths- gerichts- und sportul-ord- nung vom jare 1751, 4. s. 34 § 62, kaiserliche landgerichts-ordnung des herzogtumes Franken, im III ten teile tit. 29 und tit. 76 § 2, der freiherr von Ickstatt am a. o. s. 180 opusc. P. I. Wenn aber die besagten aͤltern one andre unabgeteilte kinder sodann versterben, auch keine andre ver- ordnung uͤber ihr vermoͤgen gestiftet haben, koͤn- nen die abgefundene kinder von deren nachlasse nicht ausgeschlossen werden, Buͤnekau am a. o. § 27. Besage der angezogenen Dortmundischen ratsordnung am a. o. sollen die abgesonderte kin- der in dem falle, da die zwote ehe one kinder, oder selbige vor der trennung des ehebusens saͤmtlich versterben solten, in die guͤter des zur andern ehe geschrittenen ehegattens nebst dessen andern ehege- nossen in die haͤubter folgen, und koͤnnen hiervon durch kein testament ausgeschlossen werden. § 943 wie sie er- folget? Sie geschihet entweder aus eigener bewegnis, erheblicher ursachen halber, wo die gemeinschaft der guͤter uͤblich ist, oder wenn eines der lebenden aͤltern die hand bricht (das ist, wieder heiratet) alsdann werden die kinder abgefunden. § 944 beisteuer der aͤltern, ꝛc. § 944 Wenn die kinder nicht gaͤnzlich abgefunden wenn die abteilung das erb- schaftsrecht nicht auf- hebet? worden sind, sondern nur einen voraus, oder von ires verstorbenen vaters, oder von irer mutter erbschaft den rechts-gebuͤrenden anteil erhalten haben; so hat dise abteilung vorbesagte wirkung nicht, sondern sie koͤnnen mit dem uͤbrigen geschwi- ster erben. Gestalt dann auch sotane abteilung keine art ist: die vaͤterliche gewalt aufzuheben, Kirchhofs disp. de separatione liberorum per elocationem et diuisionem, Gießen 1711, thue hinzu das repertorium iuris priuati im I ten tei- le, unter dem worte: abgeteilte kinder, abson- derung, abfindung der kinder s. 32, s. 67 fgg. § 945 Von diser absonderung der kinder, ist die ab- sonderung, auch abfindung des nachgebornen ge- schwisters, der witben, bei dem hohen und nidern adel, den gemeinen leuten unterschiden. Hundert u. ein u. zwanzigstes haubtstuͤck von der beisteuer der aͤltern, oder der in Sachsen so genannten vaͤterlichen huͤlfe. § 946 D ie vaͤterliche oder muͤtterliche huͤlfe heiset, was sotane huͤlfe ist? wenn aͤltern iren von sich abgesonderten kindern mit irem vermoͤgen an hand gehen. Sol- ches kan mit sachen, waaren, gelte und andern zur haushaltung noͤtigen und dinlichen dingen ge- schehen, sowohl, wenn sie sich verheiraten, als auch, wenn sie iren eigenen haushalt anfangen. C c 4 § 947 CXXI haubtst. von der § 947 ob solche fuͤr ein anlehn oder ge- schenk zu halten ist? Nur fraget sichs, ob dise huͤlfe fuͤr ein anlehn, oder fuͤr eine schenkung zu halten sey? Die Wit- tenbergische Juristen-facultaͤt beiahet das lezte, von Wernher am a. o. P. I obs. 166. Hinge- gen die Jenenser und Leipziger halten sie fuͤr ein anlehn, von Lynker decis. 612. Barth im dis- sensu 487. § 948 wird mit unterschid eroͤrtert. Ich mache hier einen unterschid unter der eh- ren und vaͤterlichen huͤlfe am gelte. Jene heisset, was vor, oder bei der verheiratung die aͤltern den kindern geben. Dise ist eine zu rechte bestaͤndige unwiderrufliche schenkung, von Leyser specim. 306 medit. I, von Berger in der oeconomia iuris s. 500. Was aber nach der verheiratung die kinder empfangen, das ist mit einem unter- schide zu beurteilen. Entweder der vater oder die mutter haben merere kinder, und eines erhaͤlt waͤhrender ehe einen gelt-vorschuß; so ist ein an- lehn sonder interesse vorhanden. Geben aber die aͤltern einem ieden irer vereheligten kinder an gel- te, oder ligenden gruͤnden etwas in gleicher sum- me, oder acker-zale; so ist es ebenfalls ein unwie- derrufliches Teutsches geschenke. § 949 die vaͤterli- che huͤlfe wurde den kindern ei- gen. Die also genannte vaͤterliche oder muͤtterliche huͤlfe, da aͤltern iren erwachsenen kindern zur bes- seren bestreitung der eigenen angestellten haushal- tung einiges geben, gehoͤrete voͤllig und eigentuͤm- lich dem sone, oder der tochter, Thomasius in der disp. de vsu iuris paterni Romanorum se- cundum mores Germaniae, cap. II § 7, von Neumann de patria potestate lib. I tit. 12 § 25; anerwogen dasjenige, was der vater auf seinen son verwendet, oder selbigen gibet fuͤr geschenket geach- beisteuer der aͤltern, ꝛc. geachtet wird, wofern der vater von der wieder- erstattung nichts gedenket. Die kinder erwar- ben sich also selbst das eigentum desjenigen, was sie bereits bei iren aͤltern erarbeiteten oder erlan- geten. Vater und mutter, auch kinder konnten einander schenken; immassen sie in allen stuͤken fuͤr zwo personen gehalten wurden. Von den unter- schidenen peculiis wusten die alten Teutschen nichts, Schilter exercit. 27 § 85 s. 335 § 88 s. 336, Saͤchsisches weichbild art. 94 in der glosse, Andreas Rivinus de subsidio paterno Leipzig 1730. § 950 Die aͤlterliche huͤlfe ist von der abfindung, ab- sie ist von der abfin- dung unter- schiden. teilung, auch absonderung zu unterscheiden. Von diser sind die alte Teutsche gewonheiten und ge- saͤze, z. e. der lex Wisigothorum, lib. IIII cap. III , das Saͤchsische landrecht im I ten buche art. 13, das Ditmarsische landrecht vom jare 1567 art. 39 § 1, die Muͤhlhaͤusische statuten und andre zu verstehen. Wie dann auch wohl zu behaubten stehet, daß, da die Teutschen von der einwerfung nichts wusten, die in den nur gedachten rechten befindliche einwerfung aus dem Roͤmischen rechte hergenommen, und unter selbige gemischet wor- den sey. § 951 Die Frankenhaͤusische statuten im III ten buche der Fran- kenhaͤusi- schen statu- ten verord- nung hier- von. besagen: „welcher mann seinen son zu einem brauer „machet, der soll ihn absondern von andern seinen „kindern, vnd solch gut, das er ime dann gibt, „das soll ime zustehen zu gewinst und verlust, one „alles geverde, vnd soll das zu den heiligen schwe- „ren auch sal der son an des vaters kost nicht seyn, „selbst kost und wonunge haben,„ Joh. Fride- C c 5 rich CXXII haubtst. von den rich Muͤldeners geschichte des Frankenhaͤusi- schen stadtrechtes, in der V ten abhandelung s. 20. Hundert zwei u. zwanzigstes haubtst. von den vormunden und obervor- munden, auch krigischen vormunden. § 952 des wortes ableitung und bedeu- tung. V ormund (mumbar) kommet her von vor und mund. Mund bedeutet einen men- schen. Vormund bedeutet also einen protectoren und defensoren. Daher koͤmmt muͤndel, pupillus. Muͤndig bedeutet disemnach einen menschen, der sich selbst vertaidigen sowohl beschuͤtzen kan; hin- gegen unmuͤndig zeiget einen menschen an, der sich nicht beschuͤzen kan. Wachter am a. o. sp. 1709, Johann Jacob Frey in commentar. de munt- mannis, 1749, 4to, § 2, Frisch am a. o. s. 673, 674 im I ten teile, und s. 408, im II ten teile. In den graͤflichen Hanauischen alten ur- kunden heisen die graͤflichen vormunden momper, monpar. Es bedeutet dises wort auch einen ge- richtlichen anwalt, Schilter im glossario Teu- tonico s. 593, Zweibruͤkische hofgerichtsordnung tit. 13. § 953 was der vormund Ein vormund heisset demnach derjenige, wel- chem die aufsicht uͤber eine person, welche sich und iren sachen nicht fuͤrstehen kann, von oberkeits wegen aufgetragen ist. Sowol der tutor, als auch der curator werden vormunden genennet, Pufendorf observ. XLVIII s. 148 des I ten ban- des. Die menschen koͤnnen aber sich, oder iren sachen vormunden und obervormunden. sachen nicht fuͤrstehen, teils wegen des alters, teils wegen des geschlechtes, oder der leibes- und gemuͤtskrankheit; ferner der verschwendung, oder abwesenheit halber. § 954 Der vormund eines unmuͤndigen kindes heisset eines un- muͤndigen ist? demnach derjenige, welchem die auferzihung und verwaltung des vermoͤgens eines unmuͤndigen von der oberkeit anvertrauet worden ist. § 955 Unmuͤndig heisset der oder diejenige, welcher welche men- schen un- muͤndig heissen? oder welche die rechtsbestimmten jare z. e. das 18, oder 21ste 25ste noch nicht zuruͤck geleget, und ent- weder gar keine aͤltern mehr hat, oder nur eins derselben verloren gegangen ist, z. e. der vater. Denn so lang diser lebet, wird kein vormund, ausser in besondern faͤllen, wenn etwa das un- muͤndige kind z. e. wegen des muͤtterlichen streit bekaͤme, bestellet. Indessen kann nach Sachsen und Schwaben recht ein vater seinen kindern ei- nen vormund fuͤr dem gerichte bestellen, Hert de tutela regia, sect. I § XI s. 326 vol. I T. I opuscul., Specht in der disp. de his, quae vsu fori a tutoribus et curatoribus et circa eos ob- seruanda sunt num. 2. Daher Pufendorf obs. 48 s. 147 fg. des I ten bandes den schluß zihet, was maßen in Teutschlande der unterschid zwischen tutoren und curatoren obgewaltet haͤtte. Allein der gerichtsbrauch weiß davon nichts, ausser, daß der Roͤmisch gesinnte Fichard in dem Solmsischen landrechte, die tutoren vormuͤnder , und die cu- ratoren verweßer II tes buch tit. XXI § 27 nennet, iedoch zugleich einraͤumet, daß diser un- terschid nicht beobachtet werde. Jedoch unter- laͤsset der verfasser der Kur-Pfaͤlzischen hofge- richtsordnung tit. XVIII nicht, die tutoren vor- muͤnder, CXXII haubtst. von den muͤnder, und curatoren pfleger, zu nennen, besage der Muͤhlhaͤusischen statuten IIII ten buches art. 20 § 7 muß ein vater, wenn er zur andern ehe schrei- tet, zuvoͤrderst sein unmuͤndiges kind bevormun- den lassen. Die Zweibruͤckische untergerichts- ordnung art. 100 s. 154 erheischet vom vater, daß er seine kinder nach absterben seines eheweibes mit vormunden versehe, er verheirate sich wieder, oder nicht. § 956 die benen- nungen der vormunden. Der vormund wird auch pfleger, gerhaber, schirmer, vogt, verweser, vertreter, mombar, treuhaͤnder, treustraͤger, vollmaͤchtiger, gewal- tiger ꝛc. genennet Struve am a. o. P. V s. 627, Ulmisches stadtrecht im II ten teile tit. I ; daher auch die vormundschaft pfleg- und tragschaft be- nennet wird, Nideroͤsterreichische gerhabschafts- ordnung, von Ludewig de tutelis diff. I, Hei- neccius am a. o. lib I tit. 15 § 360 *. § 957 wie solche bei den alten Teutschen bestimmet worden sind Nach den alten Teutschen gewonheiten wurde die vormundschaft entweder durch die gesaͤze, oder durch gedinge, oder von der oberkeit bestellet. Die gesaͤzliche (legitima) war die fuͤrnaͤmste und eintraͤglichste, anerwogen mit selbiger der freie niesbrauch von des pflegbefohlnen guͤtern one rechnungsablegung verknuͤpfet war, von Lude- wig de tutela fructuaria, Pufendorf in den obseruat iur. vniuers. T. I obs. 47 s. 119 fgg., und in Estors kleinen schriften, Struve am a. o. P. V s. 587-612 fgg. s. 653, P. VI s. 15 s. 71 s. 136, von Westphal am a. o. T. IIII s. 315 s. 1978, 2038, 2098, s. 1718, II , 339, III s 78. Der Reichshofrat begeret, daß aller Reichs- staͤnde vormunden rechnungen ablegen sollen, un- geachtet sie solche nach Wien zu senden nicht noͤtig haben, vormunden und obervormunden. haben, sondern dem gewesten unmuͤndigen selbige ablegen sollen. § 958 Die bestaͤtigung, oder bestellung geschihet heut von wem die bestellung oder bestaͤti- gung geschi- het? zu tage von der ordentlichen oberkeit. Denn die vormunden der unmuͤndigen vasallen musten we- gen der lehnsdinsten vom lehnsherren bestaͤtiget werden. Der burgmaͤnner halber war eben dises noͤtig. Dadurch ist die bestaͤtigung auf die buͤr- ger, und sodann auf die bauern erstrecket wor- den, Pusendorf obs. 50 s. 150 fg. Der landes- herr ist obervormund aller unmuͤndigen seines lan- des geworden; derowegen die bevormundung ein landesherrliches recht in Teutschland ist, folglich keiner vormund seyn kann, welcher nicht von der oberkeit bestaͤtiget ist, wie dises die Reichsrefor- mation guter policei vom jare 1548 tit. 31, und die Reichspoliceiordnung vom jare 1577 tit. 32 ausdruͤcklich erfodern. § 959 Es ist daher in den angezogenen Reichspolicei- die Reichs- staͤnde sollen fuͤr die un- muͤndigen in iren lan- den sorgen. ordnungen die fuͤrsorge fuͤr der unmuͤndigen be- vormundung vom kaiser und Reiche allen kurfuͤr- sten, fuͤrsten, praͤlaten, grafen, herren, von adel und communen anbefolen, darnebst verord- net, daß, wenn gleich im testamente ein vor- mund ernennet, oder durch das recht, oder auf andere weise gegeben worden sey, sich dennoch kei- ner unterstehen soll, der verwaltung sich zu unter- zihen, es waͤre ihm dann solche durch die oberkeit anbefolen worden. § 960 Bei den alten Teutschen schwuren die vormun- der vor- mund- schaftseid ist in den alten zeiten nicht gebraͤuchlich den nicht, wie es dann noch zur zeit in Sachsen auf dise weise gehalten wird; hingegen im Reiche muͤssen alle schwoͤren, ein inventarium errichten, und CXXII haubtst. von den gewesen, auch in Sachsen nicht. und vorstand leisten, Reichsreformation guter policei 1548 tit. 31 § 3, 1577 tit. 32 § 3, Reichs- kammer gerichtsordnung vom jare 1555 im I teile tit. 75, 76, Zweibruͤckische hofgerichtsordnung tit. 13, Ulmische statuten im ersten teile tit. 3, und im andern teile tit. 8, F. Heßische samt hofge- richtsordnung, die Nassau-Kazenellenbogische landordnung t. V cap. I , das Solmsische land- recht II t. tit. 21 § 12, Kur Pfaͤlzische hofgerichts- ordnung tit. 18 bl. 18. Alle unmittelbare, welche das kammergericht, oder der Reichshofrat zu vormunden bestaͤtiget, muͤssen den vormundschafts- eid entweder in person, oder durch einen bevoll- maͤchtigten allda abschwoͤren. Dergleichen wird auch bei der Reichsritterschaft beobachtet. § 961 solchen legẽ die ehren- vormunden nicht ab. Die ehren-vormunden schwoͤren nicht, sie legen auch keine rechnung ab. Ihr amt bestehet in der aufsicht, und werden in schweren faͤllen gefraget, und zu rate gezogen, Lauterbach de honorario tutore. § 962 wie es bei strittigen Reichsherr- schaften ge- halten wer- de? Ist die gerichtbarkeit zwischen unmittelbaren Reichsherrschaften streitig, soll einsweilen das kaiserliche und Reichskammergericht die vormund- schaft bestaͤtigen, Reichs-deputations-abschid vom jare 1600 § 26. § 963 die quellen der Teut- schen vor- mundschaft sind von der Roͤmischen unterschidẽ. Die Teutsche vormundschaft hat also eine ganz andre quelle, als die Roͤmische. Sie hisse auch deswegen in den alten gesaͤzen custodia, oder guar- dia. Diselbe unterscheidet sich von der Roͤmi- schen darin, daß 1) wir eine obervormundschaft haben, weshalber vormundschaftsaͤmter, waisen- gerichte, pflegeaͤmter ꝛc. nidergesezet und bestellet werden, Birkner de iudicio tutelari Norim- bergensi, vormunden und obervormunden. bergensi, 1745, 4; 2) daß sie keine gemeine buͤrde sey, sondern bei gemeinen leuten, und der gelehrten, bei adelichen vormundschaften die vor- munden belonet werden, oder eine besoldung er- halten, Mollenbek, Menken, Reise, de sala- rio tutorum, Schilter in den exercitat. ad π. exercit. III § XI s. 57, XXXVII, § 9, 177, Mevius P. VIII decis. 433, Badenisches land- recht im III ten teile tit. 6, Baierisches landrecht tit. V art. 14, Magdeburgisches, XXXXIII, 22, Tyrolisches, III, 5, Wirtenbergisches, tit. 40, Ostfrisisches landrecht II, 224 und cap. 228, Frankfurtische reformation im VII ten teile tit. 13 § 2, Fraͤnkische landgerichtsordnung im III ten teile tit. 22 § 2, welche belonung also etwas Teutsches ist. § 964 Bei den lehnen wurde von den vormunden in mit deꝛlehn- vormund- schaft war der nies- brauch ver- knuͤpfet. Engelland und Teutschland keine rechnung abge- leget, sondern der lehnherr, nachher der naͤchste schwertmagen hatte die nuzungen von des unmuͤn- digen guͤtern. Die spillmagen musten davon ab- stehen, Dreyer am a. o. s. 99 num. 24, von Ludewig in differentiis iuris Romani et Ger- manici in fructuum attributione, Struve am a. o. P. V s. 599 fgg. § 965 Unter dem kaiser Conrad dem II war der erz- geistliche sind vor- munden ge- wesen, bischof Poppo zu Trier uͤber seines bruders son, herzogen Ernst, zu Schwaben, vormund, Wip- po s. 423, Hahns Reichshistori s. 265, War- mann, bischof zu Costniz, war zu herzogs Her- manns in Schwaben vormund bestellet, Hahn am a. o. Estor de tutela electoris clerici agnati. Inzwischen kam nach der regel den naͤch- sten verwandten die vormundschaft zu, Hert vol. II T. I s. 19 § 4, wiewohl die muͤtter der Fraͤn- kischen CXXII haubtst. von den kischen koͤnige die vormundschaften auch gefuͤret haben, Hert am a. o. s. 20 T. II, Struvens iurispr. heroicae P. V s. 361-364. § 966 wenn die mutter die vormund- schaft er- haͤlt? Vile Teutsche gesaͤze, wie auch die Engellaͤn- dische haben ausser den lehnen, der mutter die erzihung sowohl vormundschaft und nuznissung gelassen, jedoch werden ieweilen den muͤttern ein oder der andere vormund zur seite gesezet, Ulmi- mische statuten I , 3, 1, II , 12, Heineccius de vsufructu statutario materno iuris Germanici, Harpprecht de vsufructu statutario materno, Dreyer am a. o. von der Saͤchsischen vormund- schaft, sihe den statssecretar, im 138sten teile, von Westphal am a. o. T. I s. 660, 2007, 2016, IIII , 214, 984, 1903. Bei den Reichs- staͤnden fuͤret die mutter oͤfters die vormundschaft, welcher ein ehren-mitvormund beigegeben wird. Ordentlicher weise soll der mitvormund auch ein der mutter beigegebener mitregent seyn. § 967 die stifvaͤter koͤnnen in den F. H. Casselischen landen nicht vormunden seyn, welchen per- sonen selbi- ge bestellet werden. Die stifvaͤter koͤnnen in den F. H. Casselischen landen die vormundschaften irer stifkinder nicht verwalten, noch selbiger sich unterzihen, besage der Fuͤrstl. verordnung vom 20 jul. 1750. § 968 Den unmuͤndigen nachgebornen soͤnen und toͤch- tern werden im falle der einzufuͤrenden erstgeburt, wie auch den bloͤdsinnigen und kindern im mutter- leibe, imgleichen bei einer schwangern witbe auch vormunden bestellet. § 969 Es koͤnnen auch vor- munden be- dungen werden, Es ist auch vergoͤnnet, sich bei lebendigen leibe fuͤr seine kinder vormunden auszubedingen, wel- ches die tutela pactitia heisset, iedoch muͤssen der- gleichen vormunden hernach von der oberkeit be- staͤtiget vormunden und obervormunden. staͤtiget werden, sintemal alles wesen der vor- mundschaft auf der oberkeitlichen bestaͤtigung beruhet. § 970 Wenn mit der vormundschaft der niesbrauch wenn die vormunden rechnung abzulegen haben. nicht verknuͤpfet ist, muß der vormund alle jare die vormundschafts-rechnung derjenigen oberkeit ablegen, welche ihn bestaͤtiget hat, Nassau Ka- zenellenbogische landordnung t. V cap. 6 s. 164. Und nachdem der Fichard wegen der vormund- schafts-rechnungen, sich nach Rom gedrehet und gewendet hatte, so erscheinet dennoch tit. 21 § 34 des II t. des Solmsischen landrechtes, daß es beim loͤblichen herkommen verbleiben solle, alle jare rechnung zu tun. Allein der verfasser des Kur-Pfaͤlzischen landrechtes hat sich so weit her- unter zu lassen nicht vermocht. Bei gemeinen leuten hat man ehedem die vormundschaftsrech- nungen mit kerbhoͤlzern zugelassen. Heut zu tage aber ist den vormunden in den Preusischen und Hessischen landen ein modell fuͤrgeschrieben, welches in der F. H. Casselischen grebenordnung s. 138 fgg., und bei dem herrn professor Polac in der mathesi forensi, auch Estors unterrichte von abfassung der urthel cap. XX s. 373 fg. § 971 Der vormund hat so viel gewalt als der vater, deren ge- walt. ausser bei veraͤusserungen. In Franken hat der vormund besonders grose gewalt in absicht auf seines muͤndlinges guͤter, wirzburgische landge- richtsordnung tit. 120 § 5, Kleibert am a. o. § 39, Demerath am a. o. diff. II P. IIII. Der unmuͤndige wird nicht befraget bei den handlun- gen, welche der vormund fuͤr ihn unternimmet, sondern der vormund besorget alles, und zwar soll dises treulich, fleissig, sonder gefaͤrde gesche- D d hen, CXXII haubtst. von den hen, immaßen keines vormundes farlaͤßigkeit noch weniger vervorteilung bei seinem pflegkinde, oder dessen guͤter unbestrafet bleiben soll, Reichspolicei- ordnung vom jare 1577 tit. 32 § 3. § 972 deren unge- horsam soll den pflegbe- fohlnen nicht schaͤd- lich seyn. Der ungehorsam der vormunden soll den pu- pillen nicht schaͤdlich seyn, sondern der proceß wi- der selbige in ire guͤter angestellet werden, Reichs- deputationsabschid 1600 § 95. § 973 Wenn und wie sie fuͤr ire pflegbefohlnen die Reichslehne empfangen sollen, besaget die neueste wahlkapitulation art. XI § 5, 6. § 974 wenn die vormund- schaft auf- hoͤret? Nach den Teutschen rechten ist kein unterschid, unter der tutel und curatel, solchemnach hoͤret die vormundschaft mit dem virzehenten jare nicht auf, sondern waͤhret so lange fort, biß der unmuͤndige zu seinen jaren gekommen ist, das ist, das 18, 21, 25, jar erreichet hat, von Gaͤrtner de iure Germanico inter impuberes et minores tuto- res et curatores non distingui, von Ludewig in der Erlaͤuterung der guͤldenen Bulle tit. VII § 4, Schilter im codice iuris feud. Alem. cap. 50, 51; Hingegen achtet sich der Reichshof- rat nach dem Roͤmischen rechte, gestalt das an- suchen um einen curator von disem selbst besche- hen muß. § 975 was krigi- sche vor- munden be- deuten? Es haben die unmuͤndige jeweilen ire krigische vormunden, welche auch vormunden zum rechten benennet werden. Dise haben der muͤndlinge rechtshaͤndel zu besorgen, und werden entweder von den erblassern selbst ausersehen, oder von den minderjaͤrigen, auch dem streitigen gegenteile fuͤr- geschlagen, oder von der oberkeit bestellet, Solm- sische vormunden und obervormunden. sische gerichtsordnung und landrecht, im II ten teile, XXII tit. F. Hessische samt hofgerichtsord- nung tit. VI § 7, F. H. Casselische untergerichts- ordnung art. III § 6. Der eid, welchen ein sol- cher krigischer vormund abzulegen hat, stehet in der kaiserlichen und Reichskammergerichtsord- nung im I ten teile tit. 75, auch in der angezogenen hofgerichtsordnung, und im Solmsischen land- rechte am a. o. wie auch im Badischen landrechte s. 79. Dem adelichen vormunde wird oͤfters ein gelehrter beigegeben, welcher die rechnung fuͤret, und das noͤtige besorget. Ist er keiner, der einem rate gleichet; so heisset er krigischer vormund, sonst aber mit-vormund. Der krigische vormund leget keine rechnung ab, sondern er fuͤret sie im namen des adelichen vormundes. § 976 So bald der unmuͤndige vogtbar, oder fuͤr was nach er- langter muͤndigkeit erfolget? volljaͤrig erklaͤret worden ist, hoͤret die vormund- schaft auf, und nach getaner schlußrechnung, muß er dem Vormunde eine haubtquittung zustellen, Struve in der iurisprudentia heroica P. VI, cap. IIII § 13 s. 140. Dise heisset im Reiche ab- solutorium. § 977 Die alten gewonheiten der Teutschen besagen, die unter- schidlichen gattungen der vor- mundschaf- ten. von einer lehns- eides- und gerichts-muͤndigkeit, Pufendorf am a. o. T. I obs. 48 s. 147, von Ludewig de aetate puberum. Inhalts der F. S. Altenburgischen landesordnung im II ten teile, tit. I s. 136, wird einer im 16ten jare lehnsmuͤn- dig. Nach Saͤchsischen rechte war einer sonst im 13ten jare und 6 wochen lehnsmuͤndig; Allein der lehnsbrauch hat es auf 18 jare, auch 21 ge- setzet. Die eidesmuͤndigkeit eraͤuget sich im 18ten D d 2 jare; CXXII haubtst. von den jare; Wer 16 jar alt ist, muß in ehe und schwaͤn- gerungssachen schwoͤren. § 978 die ertei- lung der volljaͤrig- keit ist Roͤ- misch. Die alte Teutschen wußten nichts von der er- teilung der volljaͤrigkeit (venia aͤtatis) von Lu- dewig de legitima aetate puberum, cap. VI, sondern es ist selbige durch einfuͤrung des Roͤmi- schen rechtes bekannt worden. Selbige erteilen sowohl der kaiser, die Reichsverweser, als auch die landesfuͤrsten den in iren landen befindlichen untertanen, iedoch richten sie sich nicht schlechter- dings in absicht auf die jare nach der fuͤrschrift der Roͤmischen rechte. Sihe des kaiserlichen und Reichskammergerichtsbeisizers, freiherrns von Cramer abhandlung de iure principis conce- dendi veniam aetatis, vol. II opusc. s. 572 fgg., des herrn professor Gottfrid Daniel Hofmanns disp. de iure imperatoris concedendi veniam aetatis princ., des verstorbenen herrn H. R. Koͤnigs differentias iuris Romani et Germanici in concedenda venia aetatis, und in den sele- ctis iuris publ. VII ten teile s. 1 fgg. Im jare 1320 erklaͤrete kaiser Ludewig, Heinrichen Mark- grafen in Brandenburg und Landsberg fuͤr voll- jaͤrig, Paulli in der einleitung zur Preussischen statsgeschichte, period. III § 48 not. b. s. 112. § 979 ob die stadt- raͤte selbige erteilen koͤn- nen? Die stadtraͤte, auch andere richter in den Teutschen Reichslanden vermoͤgen sotane volljaͤ- rigkeit nicht zu erteilen, wofern es einen nicht be- sonders verguͤnstiget ist, freiherr von Cramer am a. o., Koͤnig am a. o. s. 12. § 980 der volljaͤrig erklaͤrte kan seines ge- schwisters Derienige, welcher fuͤr muͤndig erklaͤret wor- den ist, kan seines unmuͤndigen geschwisters vor- mund werden, auch uͤber sein vermoͤgen giltige contracte vormunden des weibl. geschlechtes. contracte schluͤssen, Riccius am a. o. s. 622, vormund werden. Struve am a. o. P. VI s. 107 und 206. Bei dem kaiserlichen Reichshofrate, muß die uͤberne- mung sotaner vormundschaft besonders von dem- jenigen, welcher die volljaͤrigkeit erhaͤlt, ausgedru- cket werden, von Neumann in den principiis processus iud. imp. aul. § 60 s. 128. Hundert drei u. zwanzigstes haubtstuͤck von den vormunden des weiblichen geschlechtes. § 981 D ie vormundschaft uͤber das weibliche ge- worin die vormund- schaft uͤber das weibli- che geschlecht bestehet? schlecht bestehet in der gesaͤzmaͤsigen gewalt, vermoͤge deren ein vormund einer weibesperson in wichtigen handlungen, welche ihr nachteilig seyn koͤnnen, mit gutem rate beistehen, und selbige durch seine einwilligung giltig machen soll. § 982 Inhalts des Saͤchsischen und Schwaͤbischen sie war in den aͤltern zeiten Teutschlan- des ge- braͤuchlich. landrechtes stunde das weibliche geschlecht unter einer bestaͤndigen vormundschaft, und vermogten one vormunden in gerichten nicht zu erscheinen, Saͤchsisches landrecht I , 46, III , 45, Schwaͤbi- sches landrecht cap. 307, cap. 309, Polac im systemate iurisprudentiae ciuilis Germ. anti- quae, lib. I cap. 14 § 3 s. 50, Dreyer am a. o. s. 100 num. 28, von Westphal am a. o. T. IIII s. 1926, 2023, 2033, 2092, Everard Otto in der disp. de tutela foeminarum perpetua cap. II § 1 s. 39 fgg., Schilter exerc. 37. Daher heis- set es, im Ostfrisischen landrechte: alle frauens- D d 3 perso- CXXIII haubtst. von den personen sollen entweder einen erkornen, oder ge- bornen vormund haben, welcher der naͤchste vaͤter- licher seite ist, im II ten buche 130 cap. § 983 wem sie zu- stehet? Sotane vormundschaft stehet entweder gewissen personen vermoͤge der gesaͤze zu, oder sie wird durch ein geding errichtet, oder von der oberkeit bestellet. Dem ehemanne wird nach maasge- bung der Teutschen rechte die eheliche vormund- schaft uͤber sein eheweib beigeleget (§ 713, 714), Ostfrisisches landrecht im II ten buche cap. 189. § 984 wie ein sol- cher vor- mund zu be- trachten ist? Der vormund einer weibesperson wird nur als ein ratgeber angesehen; daher er auch, ausser dem ehemanne, mit der verwaltung der guͤter nichts zu tun hat; es sind deswegen seine guͤter der Curan- din mit einem stillschweigenden unterpfande nicht verhaftet; er hat mit nichts zu schaffen; wenn er der weibesperson nicht mehr anstaͤndig ist, kann wenn die le- digen wei- bespersonen und witben selbigen nicht brau- chen? sie von ihm abgehen. Zu den aussergerichtlichen handlungen brauchen die ledigen weibespersonen und witben in Sachsen keinen vormund, welches auch nach dem Schwaͤbischen landrechte befunden wird, cap. 309, Reinhardts disp. de feminae Sax. negotiis absque curatore validis, Basti- nellers disp. de negotiis, quae a muliere sine curatore in Sax. expediri possunt. § 985 wo sotane vormund- schaft noch uͤblich ist? Obgleich durch das Roͤmische recht sotane vor- mundschaft der weibespersonen in vielen Teutschen landen verdrungen, auch aufgehoben worden ist; nichts destoweniger ist selbige noch in Pommern, in Ober-Sachsen, zu Hamburg, Luͤbeck, im koͤnigreiche Preussen, Sahme in der disp. de cu- ratore mulieris Prutentico, in Schwaben, z. e. im herzogtume Wirtenberg, zu Ulm ꝛc. in Ost- frießland, ehrlosen, anruͤchtigen menschen ꝛc. frießland, im Hollsteinischen, in den Niederlan- den ꝛc. uͤblich, Schoepf de processu appellat. IIII, 3, 7 fg. Ulmisches stadtrecht im II ten teile tit. 5, 16, und tit. 18, Mevius P. V. decis. 99, Otto am a. o. § IIII s. 43 fgg. § 986 In den hisigen landen, weiß man nichts von in Hessen ist sie nicht ge- braͤuchlich. der vormundschaft des weiblichen geschlechtes. Der ehemann darf nicht einmal, besage der F. Hessischen samthof-gerichtsordnung tit. VI § 9 in den rechtshaͤndeln seines eheweibes einen andern bevollmaͤchtigen, noch soll er one genugsame ge- walt von seinem Eheweibe zu haben, etwas in den gerichten fuͤr dises zu handeln zugelassen werden. Hundert vier u. zwanzigstes haubtstuͤck von den ehrlosen, anruͤchtigen, be- fleckten menschen, auch andern lumpenvolke. § 987 D ie menschen sind entweder ehrliche, ehrbare, der unter- schid der menschen in die ehrliche und unehr- liche. redliche, tugendhafte, tapfere, treue und worthaltende, keusche und gottesfuͤrchtige; oder ehr- recht- treu- und tugendlos, feige memmen, schaͤlmen, betruͤger, nidertraͤchtige, unehrbare, mit schandflecken behaftete, racker, hallunken, landfarer, jauner, gaudibe, hurenpak, dibes- raub- und zigeuner- so dann herrenlose-wildschuͤzen, muͤssige und luͤderliche bettel-gesindel, gardenbruͤ- der ꝛc. Die ersten schaͤzeten die Teutschen hoch, da hingegen hasseten sie die letztern. D d 4 § 988 CXXIV haubtst. von den § 988 die haubttu- genden der Teutschen. Die Teutschen hielten die tapferkeit, treue, keusch- heit und die religion fuͤr die haubttugenden. Mit einem worte, sie waren ehrlibend, daher die ehr- bare maͤnner, ehrbare weibespersonen hochgeschaͤ- zet wurden. § 989 die betruͤger hassen die Teutsche. Die betruͤger hingegen hasseten sie aͤusserst, und nenneten sie lotterbuben. Denn lotter heisset un- ter andern: fraus, dolus, mendacium, Wach- ter im glossario sp. 1000, Frisch am a. o. s. 625 und s. 626, unter lotter und luder im I ten teile, daher lotterich, luͤderlich koͤmmet. § 990 nennen sie schaͤlmen. Man nennet sie schaͤlmen, das ist, abschaͤler, oder die ein aas schinden, welches haubtsaͤchlich von einem todten hunde gebrauchet wird. Hiervon kommet hundes-vogt; immaßen die empfindlich- sten schimpfwoͤrter von dem hunde genommen wur- den, man sagte: er muß hunde fuͤren, es entstand auch daher das spruͤchwort: feindes mund, schilt ieden einen hund, Dreyers sammlung vermischter abhandlungen im I ten teile s. 56 fgg. daher dann auch das hunde tragen eine empfindliche strafe war. Man nam den zu diser strafe verdammten den ritterguͤrtel ab, Dreyer de lithophoria s. 13, 14, Meibom de κυνοφορία, Gericken im Schot- telio illustrato, cap. 4, Gundling am a. o. s. 288 § 13, 14, Huth am a. o. § 14 s. 20, 30 fg. Estor de ministerialibus. § 991 nicht min- der das ste- len. Obzwar die Teutschen das rauben und pluͤn- dern des adels, ausser den grenzen des vaterlan- des, fuͤr keine untugend hilten, Heineccius am a. o. lib. II tit. III § 58 s. 413, sondern es unter dem namen: ritterzerung vertaidigten; so war doch ehrlosen, anruͤchtigen menschen ꝛc. doch der dibstahl des gemeinen volkes fuͤr etwas anruͤchtiges geachtet, welcher bereits in den aͤlte- sten zeiten mit harten, auch wohl galgenstrafen geandet wurde, von Pistorius am a. o. I , 101, III , 647, IIII , 836, 849, VI , 1509, 1608, Heu- mann in opusc. T. I s. 232 fg. § 992 Die hurerei und den ehebruch verabscheueten ferner die huretei, die Teutschen auf das hoͤchste; weshalber es ein sehr grobes schimpfwort war, wenn man jeman- den einen huren-son nennete, sintemal die huren- kinder als unaͤchte leute zu keiner zunft, und eh- ren-wuͤrde gelangen konnten, bevor sie ehrlich ge- macht worden waren. Sotanes laster machete anruͤchtig (§ 181), von Pistorius am a. o. I , 111, Gundling in π. s. 285 § 6, s. 293 § 21, Huth am a. o. § 8, 9, 11. Von den ehemaligen frauenhaͤusern in Frankfurt am Maine, sihe den Dr. Orth am a. o. im III ten teile s. 486, von den hanreien, den Tenzel in den monatlichen un- terredungen 1692, den Panlini in der zeit erbau- ende lust P. I cap. 67, 85, und in Eccardts vor- rede zu den collect. etymol. Leibnit. P. I s. 55, von den hallunken sihe Estors unterricht von ur- teln und bescheiden § 1594, s. 928. § 993 Disemnach sind die handlungen sowohl verbre- woher die anruͤchtig- keit und ver- achtung ab- zuleiten ist? chen, welche nach masgebung der Teutschen ge- wonheiten den verlust der ehre, oder der achtung nach sich gezogen haben, und noch verursachen, entweder vom krigesdinste herzuleiten, Gundling in π. s. 284, oder von andern vergehungen und veraͤchtlichen gewerbe her. Was die ersten be- langet, so gehoͤren selbige in das krigesrecht, z. e. anruͤchtige krigesstra- sen. die cassation eines oberofficirs cum infamia, das wegjagen vom regimente, das schlaͤmen machen, D d 5 sowohl CXXIV haubtst. von den sowohl der gegenwaͤrtigen, als auch der abwesen- den, wenn der name, oder das bildnis an den galgen geschlagen wird, wenn in der muster-rolle bei eines seinen namen der galgen gezeichnet, wenn jemand mit einer lebens- oder leibes-strafe beleget wird, welche durch den henker vollstrecket werden muß; wenn einer dem scharfrichter zur absezung (degradation) uͤbergeben wird, Stephan Wa- ga in comm. de eo, quod iustum est circa poe- nas militum ignominiosas, Wend de poe- nis militum famosis § 16 fgg., graf von Khevenhuͤller in den observations-puncten I ten teile s. 23, Luͤnig in corpore iuris militaris s. 869, 1308 fgg., reiter-bestallung kaiser Maximi- lians II art. 62. Es gehoͤret ferner dahin die zerbrechung der waffen, des tegens, schildes und helmes durch des scharfrichters haͤnde, Gundling am a. o. 289 § 15. § 994 wie die an- ruͤchtig er- klaͤrung ge- schihet? Die anruͤchtig-erklaͤrung geschihet entweder ausdruͤcklich, z. e. wenn ein bedinter abgesezet, und aller ehren-stellen fuͤr untuͤchtig erklaͤret, oder zu einer unehrlichen strafe verdammet wird, z. e. wenn einer bei den soldaten durch urtel und recht zum stecken-knecht, oder regiments-henker gema- chet wird, Kostka in den obseruat. militar. art. 33 s. 220, oder stillschweigend, z. e. einem officir der tegen genommen und abgesezet wird. § 995 wie vilerlei die anruͤch- tigkeit ist? Es ist aber die anruͤchtigkeit entweder in den rechten auf gewisse freie menschliche handlungen gesezet, oder sie wird durch boͤse sitten, und nider- traͤchtige sowohl luͤderliche lebensart bewirket. Die erste wird infamia juris und die andere infa- mia facti benennet. Unter die erste gattung zaͤle- ten die Teutschen unter andern die meineidigen, untreu- ehrlosen, anruͤchtigen menschen ꝛc. untreuen, eid- und pflicht-vergessenen, sie sagten daher: „untreu schlaͤgt seinen eigenen herren.„ Hiernaͤchst diejenigen, welche die geschlossenen ge- dinge nicht hilten, wie dann auch diserwegen die- jenige, welche das einlager, oder den einritt im Hollsteinischen nicht halten, anruͤchtig werden, von Westphal am a. o. T. IIII s. 872 in der note. Die pasquillanten, hurenwirte, art. 122 der peinlichen halsgerichts-ordnung, kaiser karls des V ten, die geaͤchteten, die falsarii, die treulosen vormunden, Saͤchsisches landrecht im I ten buche art. 41, Schwaͤbisches landrecht cap. 321, die gestaͤupete, Philipp Ludewig Huth in der disp. de his, qui notantur infamia § VII s. 9, § XII s. 25 fgg., die missetaͤter, welche wegen irer verbrechen mit dem schwerte und durch den henker vom leben zum todte gebracht worden sind. § 996 Zu der andern gattung werden die verschwen- der, oͤffentliche spiler, kaͤmpfer (§ 685), leicht- fertige weibespersonen ꝛc. gezaͤlet, Gundling am a. o. Menken im systemate iuris ciuilis lib. III tit. II § 7 s. 80. § 997 Diejenige, welche einen sich selbst erhenkten los- welche fuͤr anruͤchtig nicht zu hal- ten sind? schneiden, oder blos an den halseisen gestanden, oder die tortur ausgehalten, und ire unschuld dar- auf erhaͤrtet, sodann amts- und gerichts-diner, landknechte mit iren weibern und kindern, schaͤ- ferskinder und dergleichen, sind fuͤr unehrlich nicht zu achten. Sonst saget man: schaͤfer und schin- der sind geschwister-kinder, Pistorius cent. VII par. 3 s. 561. § 998 Noch weniger sind die schweinschneider fuͤr un- die schwein- schneider sind ehrlich. ehrlich zu halten, anerwogen selbige der kaiser Leopold CXXIV haubtst. von den Leopold im jare 1699 durch einen freiheits-brif fuͤr ehrliche leute erklaͤret hat, welcher sich in den Kur- Braunschweig-Luͤneburgischen landesgesaͤzen im III ten teile, cap. IIII s. 36 fgg., und in des My- lius corpore constitutionum Marchicarum im V ten teile, V ten abt. II cap. s. 109 fg. num. 15 fg. § 999 welche fuͤr geringschaͤ- zig zu achten sind? Ausserdem gehoͤren unter diejenige menschen, welche in Teutschland geringschaͤtzig gehalten werden 1) die zigeuner, welche eine gattung ver- jagter juͤden sind, Wagenseil de ciuitate No- rimbergensi, nun aber sich zum christlichen glau- ben bekennen. Sie heissen landstreicher, und ha- ben iren namen von zug und gau, Reichs-policei- ordnung 1530 tit. 35, 1577 tit. 28, seiltaͤnzer, gauckler, storger, schalksnarren, gardbruͤder, jauner, und andere § 613 § 681, 685 benannte personen, Fabers Europaͤische stats-kanzellei im IIII ten teile cap. III s. 255, elephanten- loͤwen- baͤren- und andre thier-fuͤrer, welche ungeheure mißgeburten herumfuͤren ꝛc. und nicht zu dulten sind. § 1000 die boshafte bankerutti- rer sind ehr- los. Ferner sind hiher zu rechnen die fuͤrsezliche und boshafte bankeruttirer, welche inhalts der Reichs- policeiordnung vom jare 1548 tit. 22, 1577 tit. 23 § 2, und des Reichsschlusses vom jare 1670 § da sich aber ꝛc. zu keinen aͤmtern oder wuͤrden gelangen sollen, F. H. Casselische verordnung von \frac{5}{16} Mai 1747 § 3, F. H. Hanauische ver- ordnung wegen der banqueruttirer vom 20sten Jul. 1751 fol. § 2, koͤnigliche Preusische sazung vom 14ten Jun. 1715 wider die muthwillige schul- denmacher, § I , II , beim Mylius am a. o. T. II in der II ten abt. s. 240, von Ludewig in den ge- lehrten anzeigen im II ten teile s. 404 fgg., Sach- sen- ehrlosen, anruͤchtigen menschen ꝛc. sen-Gothaische landesordnung P. II cap. 4 tit. 24, auch S. Gothaischen handels- und bankeruttirs- mandat vom jare 1740 § 28 fg. Sihe mit me- rern das repertorium iuris priuati im I ten teile s. 442 fgg. In der Schweiz ist sotane strafe gleichfalls uͤblich. § 1001 Desgleichen sollen besage einer F. H. Casseli- auch die ge- flissentliche brante- weinssaͤufer in F. H. Cas- selischen landen. schen verordnung vom 16ten febr. 1754 die geflis- sentliche branteweinssaͤufer zu keinem vorsteher- greben- schulzen- zunft- meister- ratsverwandten und andern dergleichen aͤmtern zugelassen werden. § 1002 Die rechtlose und mit einem flek behastete, wer- dise leute werden in keinen in- nungen ꝛc. gedultet, den in keinen oͤffentlichen gesellschaften, innungen, und aͤmtern gedultet, Huth am a. o. § XVI fg. Menken am a. o. § 4, 7, 10. Sie werden fuͤr untuͤchtige zeugen gehalten, und haben sich keines oͤffentlichen und ehrbarlichen begraͤbnisses zu er- freuen. § 1003 Die ehrlose koͤnnen ihrer anruͤchtigkeit von dem koͤnnen ires flekens so- wohl der anruͤchtig- keit ent- nommen werden. landesherrn entnommen werden, Gribner de iure principum imperii restituendi famam. Bei den soldaten geschihet solches durch die fane, oder standarte, iedoch gehet dises auf die schinder und weiber nicht, Khevenhuͤller am a. o. im I ten teile, s. 52 s. 53, num. 44, Gnuͤge am a. o. s. 546 fgg., Waga de restitutione famae per ve- xillum. Dahingegen diejenige, welche durch ire luͤderliche lebensart sich bei der ehrbaren welt ver- aͤchtlich gemachet haben, koͤnnen durch einen guten lebenswandel sich wieder helfen. Hundert CXXV haubtst. von den Hundert u. fuͤnf u. zwanzigstes haubtstuͤck von den abdeckern oder schindern. § 1004 die abdecker werden fuͤr unehrlich gehalten, D ie schinder samt iren weibern und kindern, werden inhalts der Reichs- auch landesge- saͤze heutiges tages fuͤr anruͤchtige leute geachtet, Reichsschluß vom jare 1731 § 4, F. H. Casseli- sche verordnung wegen der leichentraͤger vom jare 1753 § 2. § 1005 auch be- schriben. Deren be- nennungen. Schinder sind diejenige personen, welche, aus- ser dem koͤpfen, die leibes- und lebens-strafen zu vollstrecken, zur abdeckung des verreckten vihes, oder des ases, zur reinigung der heimlichen gemaͤ- cher, schlagung der hunde und andern verrichtun- gen gebrauchet werden. Man nennet sie auch klemeister, wasenmeister, caviller, feldmeister, zuͤchtiger, abdecker, abschaͤlmer, halbmeister, racker ꝛc. Gundling am a. o. s. 291, 292. In hisigen oberfuͤrstentume heissen sie meister. Fer- ner nennet man sie: meister hanns! meister fix! meister haͤmmerling, die angstmaͤnner, notboten, buͤttel, halt uns fest, pack an, schergen ꝛc. § 1006 die feldmei- ster sind mit den scharf- richtern nicht zu vermischen. Die meiste rechtslehrer vermischen den abde- cker und den scharfrichter, wie Andreas Mylius de iure carnificum, cap. I § 4 getan hat; da hingegen Adrian Beier de eo, quod circa car- nifices et excoriatores iustum est, cap. VIII num. 254 fg. s. 80 beide wohl unterscheidet. § 1007 Der feldmeister darf keine scharfrichterliche exccution verrichten, Mylius im corpore consti- tutio- abdeckern oder schindern. tutionum Marchicar. im V ten teile, V ten abteil. sie duͤrfen keine scharf- richterliche execution verrichten. Ihre kinder und von des scharfrich- ters kin- dern unter- schiden. s. 119; es werden darnebst die schinders-kinder al- lein bis in das andre glid von den handwerken ausgeschlossen, Reichsschluß vom jare 1731 § 4, juristisches oraculum T. V s. 39; dahingegen we- der der scharfrichter, noch deren kinder daselbst einige erwaͤnung geschihet, folglich sotane Reichs- verordnung auf dise nicht zu erstrecken ist. § 1008 Besage der Reichsreformation guter policei sie sollen sich besonders kleiden. vom jare 1530 tit. 21 sollen sich die zuͤchtiger, nach- richter, feldmeister, oder abdecker besonders klei- den. Daher sie an vilen orten gruͤn, oder rot gekleidet gehen. In dem Kur-Brandenburgischen muͤssen die scharfrichter und schinder dunkelgraue kleider mit eben solchen knoͤpfen und rote huͤte, welche oben spizig zugemachet sind, auch kein sei- ten-gewehr oder tegen tragen, Mylius am a. o. im V ten teile, V te abteilung s. 115 s. 119, ausser- dem sollen die schindersknechte den haspel mit sich fuͤren, wenn sie ausfaren, ebend . An vilen or- ten haben sie ire besondere kirchstuͤle, oder staͤndte. § 1009 Die geringschaͤzung der schinder ist nicht aus ire gering- schaͤzung ist nicht aus den Teut- schen ge- wonheiten abzuleiten. den alten Teutschen gewonheiten, sondern aus den Roͤmischen und geistlichen rechten herzuleiten, von Pistorius am a. o. T. I s. 66, T. VII s. 2268 fg., Thomasius de iurisdict. diff. secun- dum mores German. § 81, Besold im thesauro practico s. 865, Boͤhmers disp. de executionis poenarum honestate. § 44. § 1010 Ire verrichtung hat teils stinkende, teils grau- ire verrich- tungen. same handlungen zum gegenstande. Jene beste- hen in reinigung der heimlichkeiten, disen wust ins wasser zu faren, oder an abgelegene oͤrter zu brin- gen, CXXV haubtst. von den gen, auch diß in warmen tagen nicht, sondern zu frostzeiten zu bewirken. § 1011 bei dem ver- reckten vihe, Weiter haben sie das verreckte vihe abzudecken, juristisches oraculum T. III s 387 fgg., oder beim vihesterben selbiges unabgedecket 6 schue tief zu vergraben, auch einen rauch von wachholder- straͤuchen und brennholze darbei zu machen, My- lius im corpore constitutionum Marchic. im V ten teile, IIII te abt. s. 446. § 1012 auch hun- den. In den hundestagen, oder in der fastenzeit muͤs- sen sie die hunde, welche keine zeichen tragen, todt schlagen. Darneben haben sie das luder fuͤr die wolfs- und fuchs-huͤtten an die jaͤgerei zu liefern. Vermoͤge pacht- oder leihe-brifes haben sie herr- schaftliche grose hunde zu halten. § 1013 vom schind- anger. Der schindanger, oder wulwasen darf am orte nicht zu nahe, auch an keiner straße ligen; auch hat er das geschlachtete untuͤchtige vihe fortzu- schaffen. § 1014 deren grau- same ver- richtungen. Des schinders grausame verrichtungen beste- hen 1) im angriffe bei der folter, der ausklei- dung ꝛc. auch vollzihung der folter selbst, 2) im aushauen mit ruten, 3) oren und nasen abschnei- den, 4) brand-marken, 5) haͤnde und finger abhauen, 6) wippen, ersaͤufen, 7) den namen an den galgen schlagen, 8) henken, 9) an den galgen schleifen, 10) ersaͤufen, 11) verbrennen, 12) die zerbrechung der wapen und schilde, 13) die zerbrechung des tegens, 14) die begrabung eines uͤbelthaͤters, oder dessen, der sich selbst ums leben gebracht hat, und ausser dem todtenhofe ein- gescharret werden solle, 15) einen widerruf im namen scharf- oder nachrichtern, ꝛc. namen eines andern zu tun, auch diesen nach be- fehle aufs maul zu schlagen, 16) die schwoͤrung der urfede in eines andern namen zu tun, 17) die verbrennung confiscirter buͤcher, 18) die vollstre- ckungen im bildnisse, als henken, Jacob Doͤp- lers schauplaz der leibes- und lebens-strafen I ter teil cap. VI. § 1015 Der forstherr hat das recht, abdecker zu ord- der forstherr kan solche ordnen. nen, juristisches oraculum T. X , 254, Beck von der forstgerechtigkeit, cap. X s. 207, Johann Jacob Reinhardt de iure forestali s. 90. § 1016 Ire weidspruͤche sind: er schlaͤget ein gutes die weid- spruͤche. laub, das ist, er weiß den staub-besen gut zu ge- ben: er sezet gut ab, das ist, der scharfrichter koͤpfet wohl: er schlinget einen guten knoten, das ist, der meister weiß gut zu henken. § 1017 Von den schwirigkeiten bei iren begraͤbnissen wird im lezten haubtstuͤcke unter andern meldung geschehen. Hundert u. sechs u. zwanzigstes haubtstuͤck von den scharf- oder nachrichtern, so dann der unter ihm stehenden feldmeisterei, oder meisterei und abdeckerei. § 1018 E in scharfrichter, oder freimann, auch fronbo- was der scharfrich- ter ist? te, ist diejenige person, welche die oberkeit dazu gebrauchet, daß sie an den missetaͤtern das koͤpfen verrichte, auch die vollstreckung der den E e misse- CXXVI haubtst. von den missetaͤtern zuerkannten folter, benebst den uͤbri- gen leibes- lebens- und ehrenstrafen, anordne. § 1019 er leget kei- ne hand an die missetaͤ- ter. Der scharfrichter leget an keinen missetaͤter hand an, solchem nach foltert er nicht, noch weni- ger staͤupet, henket, oder raͤdert selbiger, sondern er laͤsset dises, wie auch die uͤbrigen der meisterei obligenden handlungen durch seine leute verrichten, wofern kein besonderer henker, oder schinder bestel- let ist, F. H. Darmstaͤdtische eriminal und pein- liche gerichtsordnung 1726 fol. tit. 17, § 6 s. 51, Kur-Braunschweig-Luͤneburgische landesgesaͤze im II ten bande cap. XI § 8 s. 872 fg.; derowegen, wenn er nie ein aas abgedecket hat, solcher in der buͤrgerschaft, und der schuͤzen-gesellschaft gedultet werden muß, wie die hisige juristen-facultaͤt in sachen des scharfrichters zu Goßlar, wider die schuͤzen-gesellschaft allda gesprochen hat, Barth im dissensu 292 § 4 s. 213, diss. 293 § 2 s. 217 fgg. Kuriren darf er nicht (§ 614). § 1020 seine eigen- schaften. Zum scharfrichter-amte soll nimand angenom- men werden, als die haubtsaͤchlich im koͤpfen wohl erfaren sind; daher man selbige, one daß sie vor- her ire probe an kaͤlbern, schoͤpsen, oder andern dingen gemachet haben, zu keiner oͤffentlichen handlung zulaͤßt. 1021 die scharf- richter wer- den ieweilen mit den feldmeiste- reien bele- net. Sie werden an einigen orten vom jaͤger-meiste- rei-amte mit den feld-meistereien belenet, der von Ludewig iura feudorum s. 124, 423 fgg., wie sie dann auch im Kur-Brandenburgischen unter dem oberjaͤgermeister und hausvogte iren gerichts- stand haben, Mylius am a. o. im V ten teile, V te abteilung s. 108, 110. § 1022 scharf- oder nachrichtern, ꝛc. § 1022 Die hinrichtung der missetaͤter, one hand an die hinrich- tung der missetaͤter one hand an selbige zu le- gen, war ei- ne ehrliche handlung. selbige zu legen, war iederzeit eine ehrliche hand- lung. Unter den Karolingern musten die schoͤp- pen die verbrecher hinrichten, wiewohl es auch jeweilen die anklaͤger, oder verwandten des erschla- genen getan haben, Johann Samuel Friderich Boͤhmer de exsecutione poenarum capitalium honestate § 33 s. 46, von Westphal am a. o. T. III s. 1762, T. IIII s. 1939, welches hernach in Teutschlande lange also beobachtet worden ist, Besold im thesauro practico s. 865, Kreß in comm. ad constit. criminal. Carol. art. 97, 98, 99, s. 255, von Falkenstein in der historia ci- vitatis Erfurtensis s. 487. § 1023 Dieweil aber bei den Roͤmern ein scharfrichter der Roͤm. scharfrich- ter ist mit dem Teut- schen nicht zu vermi- schen. (carnifex) nur die knechte und fremden hinrichtete, iedoch kein buͤrger war, und in der stadt nicht wo- nen durfte; so ist aus mißverstande dem Teutschen scharfrichter ein flecke angehaͤftet, auch mit dem abdecker in einige gleichheit gesezet worden, da doch beide von einander unterschiden sind, Barth im dissensu 292 § 3 s. 211, darneben noch besser als der Roͤmische lictor ist, der nur die buͤrger mit ruten hibe und hinrichtete; derohalben, indem man den Roͤmischen und verachtesten carnifex mit dem scharfrichter vermischet hat, gleichwohl jener wie eine pest verabscheuet worden ist, Pitiscus im le- xico antiquitatum Romanarum s. 367, daraus eine verwirrung sich entsponnen hat. Immittels sind weder der lictor, noch der speculator, wel- cher die soldaten hinrichtete, verachtete leute ge- wesen, Christian Gottl. Schwarz de specula- toribus veterum Roman. § 9 s. 20 fgg. E e 2 § 1024 CXXVI haubtst. von den § 1024 sie sind in Teutschland fuͤr anruͤch- tig nicht zu halten. Die scharfrichter sind in Teutschlande fuͤr an- ruͤchtig nicht zu achten, sie werden nebst iren wei- bern und kindern ehrlich begraben, F. H. Casseli- sche verordnung von den leichen-traͤgern § II ; ire soͤne koͤnnen zu akademischen wuͤrden gelangen, Thomasius juristische haͤndel, III teil, s. 185 fgg. ire toͤchter moͤgen sich an ehrliche handwerks-leute verheiraten, von Wernher P. IIII obseruat. 107 und im III ten Tomo P. II obs. 419 s. 300, Mau- ritius in consil. s. 2346, Richter P. II decis. 280, Abrah. Kaͤstner de carnifice fama non laborante. § 1025 ob der pein- liche richter solche bestel- len kan? Daß derjenige, welcher die peinliche gerichts- barkeit hat, einen scharfrichter bestellen koͤnne, be- haubtet der Esaias Pufendorf in der introdu- ctione in processum criminalem Luneb. cap. 27 § 2 s. 279, 280. § 1026 was zu tun ist, wenn die hinrichtung mißlinget? Wenn demselben die hinrichtung mißlinget, oder derselbe dabei etwas versihet, darf er von nimanden gemißhandelt werden, art. 97 der pein- lichen halsgerichts ordnung kaiser Karls des V ten, ob er gleich vom richter deßfalls in strafe genom- men werden kan, Pufendorf am a. o. § 13 s. 283. Immittels hat von einer solchen mißhandlung ein exempel der von Falkenstein am a. o. s. 561. Hundert verstorbenen, u. deren begraͤbnissen. Hundert u. sieben u. zwanzigstes haubtst. von den verstorbenen, und deren begraͤbnissen. § 1027 D ie alten Teutschen pflegeten ire fuͤrnaͤmen was die Teutschen mit iren todten fuͤr- genommen haben? leichen, benebst iren pferden und waffen ꝛc. zu verbrennen, und uͤber deren gesammlete asche einen huͤgel von rasen, auch steinen aufzufuͤren, Tacitus de moribus German. cap. 27, Barte im I ten bande der geschichte vom Teutschlande s. 12, Joh. Jac. Chiflet in der anastasi Childe- rici, Cluvers German. antiqua s. 400, herr graf von Buͤnau in seiner Reichshistori, s. 62 im I ten teile, Piccard in antiquit. Celtic. cap. V , imgleichen selbige mit baͤumen, altaͤren, oder an- dern denkmalen zu besezen, von Westphal am a. o. T. I s. 62, 63, T. II s. 16, III s. 256, s. 689 707, 708, 716, IIII , 48, Rhode in der beschrei- bung der grabhuͤgel der alten Hollsteiner, 1730, 4, Keyßler antiquit. s. 99 fgg. Nachdem die christliche religion eingefuͤret worden war, unter- blibe zwar das verbrennen, immaßen die verstor- benen begraben wurden, wie man denn beim Gregorius Turonensis liset: daß unter den Fraͤnkischen koͤnigen die todten vor der stadt zu begraben angefangen worden sey, Heineccius am a. o. im II ten teile § 342 s. 305, 306, Schminks disp. de vrnis sepulcralibus et armis lapideis veterum Cattorum, Marb. 1714; allein bei den vom hohen und nidern adel, wurde das leib- vom trau- erpferde und anhestung der wapen. pferd als ein trauerpferd, imgleichen das freuden- pferd, welches der leiche nachgefuͤret wurde, hin und wieder beibehalten, wie solches das leichen- E e 3 begraͤb- CXXVII haubtst. von den begraͤbniß des herrn landgrafens Morizens von Hessen, des Kur-fuͤrstens zu Sachsen Johann Friderichs, herzogs Johann Friderichs des juͤn- gern zu Sachsen, des lezteren gefuͤrsteten grafens zu Henneberg und andere bestaͤrken, Muͤller in den annal. Saxon. in dem jare 1554, 1565, 1573, 1584 und 1603, Riccius vom landsaͤssigen adel s. 496. Man haͤftete die wapen an den sarg, Estors anleitung zur anenprobe s. 468 fg. von Hattstein in der hoheit des Teutschen Reichs- adels in der vorrede des I ten teiles, und des herrn professor Reinhardts wapenkunst § 201 s. 124, und zwar wird das haubt- oder geschlechts-wapen an den fusboden, die anen aber auf beiden seiten des sarges, die vaͤterlichen zur rechten, die muͤt- terlichen zur linken, von oben herab nach der reihe gesezet; wiewohl auch das haubt-wapen jeweilen auf den deckel gebracht wird. Man behaͤnget auch wohl das trauer-pferd mit wapen, und wenn es der lezte seines geschlechtes war, wurden ihm das schild und helm, nachdem es zerbrochen wor- den war, mit in das grab gegeben (178, 179, 685 s. 73 fg.). Von den leichen-tuͤchern, welche bei adelichen beerdigungen gebrauchet werden, sihe den Riccius am a. o. s. 497. § 1028 was mit den wapen des leztver- storbenen herzogens zu Pom- mern vorge- nommen worden ist, Als der lezte herzog Bogislav der XIIII in Pommern, welcher 17 jare uͤber der erde gestan- den hatte, 1654 feierlich begraben wurde, zer- brach man den regimentsstab, das grose sigel zer- schnidte ein goldschmidt, davon Schweden und Brandenburg iedes die haͤlfte zu sich nam. Die bischoͤfliche Caminische infel und die trauerfane zerrisse man, und warf die stuͤcke ins grab; den helm und das schild aber behilten die lehnsfolger, Koͤhlers muͤnzbelustigung s. 343 des VIIII teiles. § 1029 verstorbenen, u. deren begraͤbnissen. § 1029 Die obligenheiten der erb-aͤmter bei den fuͤrst- lichen leichen erwaͤnet Kuchenbecker von den erb-hof-aͤmtern der landgrafschaft Hessen s. 141 fg. Andre feierlichkeiten ergeben sich aus Luͤnigs thea- tro caerimoniali s. 552-766 des II ten teiles. § 1030 Von der zubereitung der fuͤrstlichen personen was das seelgeraͤte bedeutet? zu irem todte und von irem sterben selbst, kan man des Julius Bernhard von Rohr einleitung zur caͤremoniel wissenschaft grosser herren, im I ten teile, XVI cap. s. 272 fgg., nachsehen. Hirvon ist das seelgeraͤte unterschiden, welches bei den ka- tholischen alles dasjenige unter sich begreifet, was zur bestattung einer leiche nach paͤbstischen gebrau- che und caͤrimonien gehoͤret, z. e. abkuͤndigungen, fuͤrbitte, vigilien, und seelmessen, seelbaͤder, und spenden fuͤr die armen, glockengelaͤute, kerzentra- gen, verteilung der testaments-gelter, bestellung der dreisigsten, imgleichen jar-gedaͤchtnisse, die trauer-mahlzeit, opfer und rauchwerk, nebst vilen lichtern ꝛc. Sihe der altzellischen chronik achten teil, s. 657, wie es mit dem trauer-gelaͤute in Kur- Sachsen gehalten werden soll, sihe den Menken im systemate iur. ciuilis s. 994 fg. § 1031 Wenn die fuͤrstlichen leichen geoͤfnet zu werden wie es mit der oͤfnung der fuͤrstli- chen leichen gehalten wird? pflegen, werden das eingeweide, gehirn, das herz, die zunge, und die augen, besonders abge- sondert, Estors Marburg. beitraͤge IIII tes stuͤck s. 2 fgg., von Rohr am a. o. s. 279. Es wer- den bei den geistlichen fuͤrstlichen leichen das kreuz und der stab gebrauchet, wie solches aus der be- schreibung des leichen-begaͤngnisses des bischoffes zu Wirzburg, Friderich Karls 1746 bei dem Theophilus Franken in der geschichte des Fran- E e 4 kenlan- CXXVII haubtst. von den kenlandes s. 517 fgg. und aus andern schriften zu ersehen ist. Bei dieser Wirzburgischen leiche wurden ausserdem, die beide herzogs- und stifts- fanen vorgetragen, und sodann in der Dom-kir- che um das castrum doloris gestecket, Frank am a. o. § 1032 die eintei- lung der lei- chenbegaͤng- nisse. Sonst werden die leichen-begaͤngnisse in die am tage und die naͤchtliche eingeteilet. Die leztere sind in den Hessen-Casselischen landen verboten. Allhier sind die leichenbegaͤngnisse entweder um 1, oder zwo, oder gegen 5 Uhr. Die ersten, wo die weibes-bilder die leiche begleiten, sind fast ganz abgekommen; die andre gattung ist die gemeine, doch one leichen-predigt und personalien; gleich- wol mit gesange und klange. Die dritte art ge- schihet in der stille. Die leichen werden ferner getragen, oder gefaren. Die F. H. Casselische verordnung schreibet die anzal der kutschen fuͤr. Dem gesinde und den bedinten wird keine trauer, besage gedachter ordnung, gegeben. § 1033 der raub der graͤber und der todten wurde hart bestrafet. Von der strafe, welche in den aͤltern zeiten auf diejenigen, welche die todten und kirchhoͤfe berau- bet haben, besaget das Saͤchsische landrecht, im II ten buche art. 13, Carpzov in der praxi crimi- nali P. II quaest. 83 num. 64, Stryk im vsu moderno π. lib. 47 tit. 12, Riccius am a. o. s. 653, Caspar Zieglers disp. de eo quod iustum est circa mortuos, Heineccius am a. o. T. II § 341, 342 und 345 s. 305 s. 309. § 1034 der begraͤb- nisse gat- tungen. Heut zu tage sind die begraͤbnisse unterschidli- cher gattung. Man hat gemeine, erb- und fa- milien- (stamm- und geschlechts-) begraͤbnisse, von Berger in der oeconomia iuris lib. II tit. 1 § 3 verstorbenen, u. deren begraͤbnissen. § 3 nota 12, welche einteilung aus dem Roͤmischen rechte hergeleitet wird, repertorium iuris priua- ti, im I ten teile s. 580 fgg. Bastinellers disp. de iure sepulturarum. Ob, wenn einer sein adeliches gut verkaufet, auch das in der kirche vom verkaͤufer gebauete gewoͤlbe zum leichen mit verkaufet sey? ist sehr gestritten worden. Man hat es fuͤr ein zugehoͤr geachtet. § 1035 Die policei hat dahin zu wachen, daß vor dem die todten sind unter 24 stunden nicht zu be- graben. verlaufe von 24 stunden kein todter begraben wer- de, weilen die ohnmachten jeweilen nach laͤnger dauern. Die allzugroßen begraͤbnißkosten, mahl- zeiten und trauer muͤssen beschraͤnket werden. F. H. Casselische verordnung, wie es mit kindtau- fen, eheverloͤbnissen und hochzeiten, auch begraͤb- nissen und trauren zu halten vom 9 Dec. 1748. Sihe des herrn hofrat Jenichens historische und rechtliche abhandlung von den begraͤbnis-mahlzei- ten, 1747, 4. Sotane kosten koͤnnen in die recht- maͤsigen und nicht rechtmaͤsigen eingeteilet werden. § 1036 Nicht minder hat die policei zu verordnen, wie die leichen- traͤger sind zu bestellen, es mit den leichentraͤgern gehalten, und von wem die anruͤchtigen, auch uͤbrige befleckte personen zur erde bestattet werden sollen. Sihe die F. H. Casselische verordnung vom 30 april 1753 fol. vom leichentragen. Die schinder mit deren knechten und iren weibern und kindern sollen besa- ge diser F. H. Casselischen verordnung § 2 einan- der selbst zu grabe tragen. In einer benachbar- ten auslaͤndischen stadt sezete es wegen tragung des schinders zur leiche vile unruhe, der buͤrger- meister und stadtrath kamen in arrest, die meisten buͤrger, aus furcht, daß sie die leiche tragen muͤ- sten, wichen in die benachbarten lande aus. In E e 5 solchem CXXVII haubtst. von den solchem falle, wo keine verordnung ist, werden fremde bettler am besten gedungen, um die leiche zu tragen. § 1037 der lehnfol- ger veran- staltet das begraͤbnis seines vor- gaͤngers. Der lehnfolger machet die veranstaltung zu dem begraͤbniß seines vorgaͤngers in dem lehne, wie fern er aber die leichen-kosten zu tragen habe? zeiget Christoph Ludewig Crells disp. de vasal- lo ad impensas in funus decessoris in subsidi- um obligato. Stirbet der vasall im concurse, oder es eraͤuget sich solcher nach seinem ableiben, so werden nach seinem stande 50, auch mehr tha- ler fuͤr leichen-kosten ausgeworfen, davon die haͤlf- te auf die landerben, und die andre halbscheid auf die lehns-erben faͤllet, wie also in sachen der von R. glaͤubiger gen Meiningen 1754 gesprochen worden ist. Von den trauer-kleidern sihe den herrn consistorial-directorn von Balthasar de iuribus viduarum nobilium in feudis Pomeran. citerioris, cap. III § 25, 26 s. 119 fgg., und den Stryk de iure vestium. § 1038 bei dem con- curse passi- ren die ko- sten fuͤr die leichenpre- digt, Beim concurse passiren auch die kosten fuͤr die leichen-predigt, und wenn der verstorbene vom stande ist, auch die personalien, und parentations- unkosten; immaßen wegen der personen hirunter ein unterschid obwaltet, Wildvogel de eo, quod iustum est, circa conciones funebres, cap. II § 4, von Leyser uͤbern Schilter II s. 108 § 14. § 1039 der soldaten begraͤbnis geschihet one laͤuten der gkocken. Die soldaten werden one singen und lauten der glocken, one leichen-rede, sondern mit trommeln und pfeifen, one trauer-kleider, bei senkung des koͤrpers in die erde mit dreimaliger abfeurung des schuͤßgeweres begraben, wobei den generals-per- sonen gestuͤcke nachgefuͤret werden, Estor de iure deco- verstorbenen, u. deren begraͤbnissen. decorandi honoribus militaribus. Da hinge- gen bei der leiche eines krigesrates, feldpredigers, regiments-schuldheisens (auditoͤrs), stabs-arztes, regiments- und compagni-feldscherers, marketen- ders, der soldaten-weiber und kinder kein gewehr abgefeuert wird. Der geistliche des ortes darf auch von der soldaten-leiche nichts fodern. § 1040 Im lande werden die leichen, one reversalien wie die lei- chen durch- gefuͤret wer- den? an die gerichtsherren auszustellen, oder es densel- ben zu melden, durchgefuͤret, Crell de translatio- ne mortuorum per territorium alienum s. 39. Wo aber der landesherr und ein gericht im lande streitig sind, wird von der regierung ein lebendi- ges geleite, wenigstens von zweenen landreitern der leiche beigegeben. § 1041 Der vogteiherr uͤber eine stadt, oder ein dorf, die gerecht- samen des vogtei-her- rens dabei. hat auch das recht, die wegzufarenden leichen zu begleiten. § 1042 Die aufhebung der todten koͤrper gehoͤret zu die aufhe- bung der todten koͤr- per, den hohen gerichten, F. S. Altenburgische lan- des-ordnung. § 1043 Ein richter kan die koͤrper der hingerichteten und gebung der hinge- richteten in die anato- mi. missetaͤter in die anatomi nach seinem willkuͤr nicht geben, sondern des landes-herrns verordnung muß dißfalls vorhanden seyn, Carpzov in der practi- ca crimin. quaest. 137 num. 72, Brunnemann im processu inquisit. cap. X num. 34. Zweites I haubtst. von den Zweites buch von den sachen. Erstes haubtstuͤck von den einteilungen der sachen. § 1044 S o viel von den personen. Es haͤtten zwar deren noch verschidene namhaft gemachet werden koͤnnen, z. e. die hof-diner, jagt- forst- kammer- policei- post- ꝛc. bedinten, und gerichts- personen, sowohl beamten; sie werden aber im folgenden an behoͤrigen orten, besonders bei der gerichtsbarkeit, policei- und andern aͤmtern vor- kommen. § 1045 was sachen sind? und deren ein- teilung, Sachen nennet man alles dasjenige, was un- ter den guͤtern begriffen werden kan. Die sachen aber befinden sich entweder in der gewalt und herrschaft der menschen, oder nicht. Dise koͤn- nen entweder von jedermann in besiz genommen werden, oder sie sind von der eigenschaft, daß ein untertan selbige nicht wohl erwerben kann. Fuͤr- naͤmlich sehen die Teutschen auf den unterschid der herrenlosen und nicht herrenlosen sachen. Jene haben sie dem regenten uͤberlassen, Estor de abusu rerum merae facultatis § 26 § 73. Die- jenige sachen, welche in der gewalt der menschen befun- einteilungen der sachen. befunden werden, gehoͤren entweder zum state, auch dem landesherrn, oder gemeinen, oder pri- vatpersonen. Hiernaͤchst sind die sachen entweder geistliche oder weltliche, Tacitus annal. I, 51, Kemmerichs disp. de rebus diuini et humani iuris Germanici priuati; ferner gibet es sachen, welche mit einer besondern unverlezung, oder hei- ligkeit begabet sind, und solche, welchen derglei- chen nicht beigeleget worden ist. Weiter sind sie entweder koͤrperliche, oder nicht koͤrperliche. Je- ne werden in bewegliche und unbewegliche wieder- um eingeteilet. Man hat haubtsachen und zube- hoͤrungen, davon der pfandbrif des erzbischofes Adolphs zu Maynz an Pfalz von 1463 eine erklaͤ- rung gibet, T. IIII actorum pacis Westphalicae des von Meiern s. 363; nicht minder solche be- wegliche sachen, welche one verminderung nicht gebrauchet werden koͤnnen; dahingegen andere sich one verkleinerung gebrauchen lassen (res fun- gibiles und non fungibiles). Endlich sind die sa- chen entweder teilbar, oder unteilbar, Hofmann de iure rerum indiuiduarum. § 1046 Die alten Teutschen hatten ebenfalls ire heilige die heilige sachen der Teutschen. sachen, Tacitus de moribus Germanorum, cap. VII cap. VIII, und in den annalibus lib. I cap. 51, Hachenberg de religione veterum Ger- manorum gentili, und de religione Christiana, Cluver in Germania antiqua, Schmink de quer- cu Jouis in Hassia a St. Bonifacio succisa. Nach annemung der christlichen religion und ein- fuͤrung des Roͤmischen und paͤbstlichen rechtes, sind die darin befindliche einteilungen der sachen gleichfalls angenommen worden, Hert in der notitia regni Francici veteris cap. III § 49 fgg. So gaben auch die fehdezeiten anlaß, gewissen orten I haubtst. von den orten besondern friden sowohl oͤffentliche sicherheit zu bewirken. Es gehoͤret dahin der burgfride, imgleichen der hausfride. Jener bedeutet hier das verbot, daß solche oͤrter von aller beschim- pfung und einem ieden verbrechen verschonet blei- ben sollen, Joh. Sam. Stryk de sanctitate re- sidentiarum cap. III num. 32 s. 235 T. XII ope- rum. Ein iedes verbrechen darwider wird hoͤher, als sonst bestrafet. Die zihung des tegens oder auf hebung der hand, einen zu schlagen, zihet das abhauen der hand, auch die landesverweisung nach sich, Stryk am a. o. cap. IIII s. 238. Der hausfride ist diejenige sicherheit, die einem ieden in seiner wonung fuͤr aller gewalt und unrecht an- gedeihen muß, Frid. Gottl. Struve de pace domestica cap. I § 2. Nicht minder gehoͤret der kirchenfride hiher, sihe den Frid. Gerdes de pa- ce domestica cap. II § 3 s. 11, den Georgen Beyern de violatione pacis domesticae § 28 s. 121. § 1047 welche orte den burg- friden haben Des burgfridens genuͤssen die residenzen, fuͤrst- liche pallaͤste, kanzelleien, regirungen, landschafts- amts-haͤuser, rentkammern, rathaͤuser, und an- dere dergleichen fuͤrstliche, auch oͤffentliche gebaͤu- de. Ferner werden unter die unverlezlichen sa- chen nach masgebung der Teutschen rechte gezaͤ- let: die grenzsteine, bruͤcken, muͤlen, pfluͤge, mark-plaͤze, todtenhoͤfe, kirchhoͤfe, oder gottes aͤcker ꝛc. George Adam Struve de iuribus pa- latii principalis, Fritsch de palatiis et domi- bus dominicis, Rittershus de iure asylorum cap. III num. 22, Obrecht de sacris terminis, Engau im progr. de regiorum pontium sancti- tate, Appold de signo pacis, Ernst Friderich Koch de pace burgorum, in Estors kleiner schrif- einteilungen der sachen. schriften II ten bande s. 467 fgg., J. H. Boͤtti- cher de rebus sanctis, Heydenreich de iuribus apanagiator. § 38, Markgraf Christian Ernsts zu Brandenburg-Culmbach hofordnung tit. XXII, herr hofrat Hellfeld im I ten capitel des VII ten bandes der Struvischen iurisprudentiae heroi- cae § 3 s. 2. § 1048 Die kirchen und kirchhoͤfe sind nach einfuͤrung die kirchen und kirch- hoͤfe sind be- sonders be- fridet. der christlichen religion, bei den Teutschen eben- falls besonders befridet gewesen, capitularia Francorum lib. VII § 136, und Caroli Calui tit. VII § 72 s. 38 T. II edit. Baluz. Saͤchsisches landrecht im II ten buche, art. 13, Schwaͤbisches landrecht cap. 114, Reichsabschid 1442 § 8, 1548 tit. VI § 1, 1577 tit. VI § 1, Hert in der noti- tia regni Francici veteris, cap. III § 46 und § 53. Man hat auf selbigen oͤfters gericht gehal- ten, und gerichtliche handlungen vorgenommen, von Westphal am a. o. T. II s. 19, 148 s. 300 s. 319 T. III s. 77 s. 593. Man hielte an eini- gen orten die buͤrgerliche gerichte auf denselben. Daher heisset es in einer urkunde vom anfange des vorigen jahrhunderts, daß in Schweinsberg auf dem kirchhofe dise uͤbergabe zur mehrern fest- haltung auf dem kirchhofe gewoͤnlicher massen be- schehen sey. § 1049 Die kirchhoͤfe sind wohl zu verwahren, damit die todten- hoͤfe sind zu verwahren. kein vih darauf kommen, und schaden zufuͤgen kan, Kur-Braunschweig-Luͤneburgischer landes- gesaͤze I ter teil s. 174, Carpzov P. III decis. 289 num. 6, und in der iurisprudentia eccles. lib. II tit. 24 def. 385. § 1050 I haubtst. von den § 1050 bei den evangeli- schen wer- den die kirchhoͤfe dem eigen- tume des states nicht entzohen. Bei den evangelischen werden die kirch- oder todten hoͤfe dem eigentume des states nicht entnom- men. Ob sie aber fuͤr solche sachen anzusehen seynd, welche einer gemeine, iedoch den unterta- nen nicht, zustehen? das ist eine andere frage. Frid. Esaias Pufendorf de iurisdictione Ger- manica, P. III sect. I c. 1 § 40 fgg. s. 636 haͤlt sie fuͤr gemeinde-sachen. Allein es laͤsset sich die- ses nicht sagen. Eine gleiche bewandniß hat es auch mit den uͤbrigen zum gottesdinste gewidme- ten sachen. Denn sie sind eigentlich weder geist- liche, noch gemeinde-sachen. Sie werden iedoch weder zum parade-plaͤzen, noch zum trocknen der waͤsche, noch von den seilern, noch den lohgerbern gebrauchet. Der wohlstand gibet hir die beste mas-regel; derowegen die policei auch den schul- kindern den abtritt aus der schule, weder an den kirchen, noch auf dem kirchhofe verstattet, son- dern es ist die stadt schuldig, in dem gemeinen schulhause fuͤr die kinder einen solchen ort bauen zu lassen. Die darauf wachsende obstfruͤchte und trauben, auch maulbeer-baͤume, sind zwi- schen dem pfarrer und schulmeister ieweilen strei- tig; gleichwol laͤsset man diselbe im zweifel dem leztern, bevorab, wenn er die uhr stellet. § 1051 die todten- hoͤfe sind von der stadt abzu- sondern. Dieweil nichts mehr krankheiten nach sich zihet, als die ausduͤnstungen von todten koͤrpern, so kan die policei weder die begraͤbnisse in den kirchen, noch nahe an den staͤdten und doͤrfern, noch gar zu nahe an denselben dulten; immaßen der regent fuͤrsorge zu tragen hat, damit ein fruͤhzeitiger todt der untertanen verhuͤtet werde, besage des von Justi policei-wissenschaft s. 75 § 117, fuͤrnaͤmlich Gundling de origine sepulcrorum in templis s. 158, einteilungen der sachen. s. 158, obseruationum selectarum, Halle 1737, schrift- und natur-maͤßiges bedenken uͤber die be- graͤbnisse der abgestorbenen, welche man in die kirchen- und bet-haͤuser zu begraben pfleget, Frank- furt 1685, 8. § 1052 Von den kirchenstuͤlen aͤussern die rechtslehrer von den kirchstuͤlen gehoͤret das eigentum der kirche. verschidene meinungen. Wo die verordnungen im lande dißfalls nichts besagen; solget man bei den evangelischen der Kur-Saͤchsischen kirchen- ordnung; immaßen dise die saͤze der reformatoren beibehalten hat. Die Fuͤrstliche Hessen-Casseli- sche verordnung beim Krebs de ligno et lapide, s. 359 fg. ist mit der Kur-Saͤchsischen einstimmig. Disemnach ist die kirche die eigentuͤmerin der stuͤle. Daher moͤgen sie von den besizern weder verkau- fet, noch vermitet werden. Wird der vorteil, den die kirchenstuͤle etwa eintragen, eher der kir- che, als den besizern gegoͤnnet; bevorab die kirche zur unterhaltung baukosten noͤtig hat. Wo aber eine gewonheit die kirchenstuͤle zum eigentume der besizer rechnet; allda hat es eine andere beschaf- fenheit, als zu Frankfurt am Maine, wo sie in die teilung der erben kommen, auch verkaufet und vermitet werden. Die begraͤbnisse gehoͤren zur nuzung und zum gebrauche der privatpersonen. Das eigentum aber gehoͤret disen nicht, dahinge- gen die nuzung von einer person auf die andere gebracht wird. An einigen orten gehoͤren die kir- chenstuͤle zu den haͤusern. Die naͤchsten ver- wandten haben bei den kirchenstuͤlen das naͤherrecht, Pufendorf obs. 133 § 8; zum zeichen, daß die kirche eigentuͤmerin sey, muͤssen die stuͤle bei den sterbefaͤllen geloͤset werden, Jacob Fels unter Johann Andreen Hofmanns vorsize gehaltene F f disp. I haubst. von den disp. de retractu praecipue secundum statuta Lindauiensia § 21. § 1053 in welchen faͤllen geistl. sachen ver- aͤussert wer- den moͤgen? Geistliche sachen und guͤter auch ziraten koͤnnen im falle der not veraͤussert, nicht minder zu an- dern oͤffentlichen loͤblichen und noͤtigen einrichtun- gen verwendet werden, Reichsabschid vom jare 1542 § 65, Reichsabschid 1544 § 54; von Pisto- rius am a. o. in der vorrede zum III ten teile, und s. 617, 618. Die pfarr-kirchen haben ire guͤter und gottes-kasten, und ieweilen zehnten und dota- len, auch andre gefaͤlle. Bei den hochstiftern trift man geistliche, gemeine, und dotal-guͤter an, und dise teilen sich in dotal- und tafel-guͤter ein, von Leyser specim. CCCCLVIIII medit. 12, s. 197 fg. T. VII. Die veraͤusserung wichtiger stuͤcke geschihet vom praͤlaten mit einwilligung des kapitels und bedarf der paͤbstlichen einwilligung nicht, wie der rechtsstreit in sachen des hochstif- tes Wirzburg wider den grafen von Ingelheim, im betreff des rittergutes Bockholt belehret hat, Hert am a. o. cap. III § 51. § 1054 von den sa- chen des sta- tes. In dem allgemeinen vermoͤgen eines states be- finden sich unterschidliche sachen, welche dergestalt beschaffen sind, daß sie sich fuͤr das privat eigen- tum der untertanen entweder gar nicht, oder nicht one bestaͤndige anordnung und mitwirkung des landes-fuͤrstens schicken. Hirbei aͤussern sich ei- gentlich dreierlei ursachen, warum das privat- eigentum dabei nicht statt haben mag; in betracht 1) der gebrauch sotaner sachen allen untertanen gemein seyn muß, von welcher gattung die meere, seen, große fluͤsse und landstraßen sind; 2) weil das eigentum daran eine so große und weitlaͤufti- ge erstreckung erheischet, welche mit dem entzwecke des einteilungen der sachen. des privat-eigentumes nicht uͤbereinkommet; wo- hin zu rechnen sind: die großen waͤlder, die wilden tire, auch die wilde fischerei; 3) weil der ge- brauch bemeldter sachen nicht auf die oberflaͤche der erde eingefuͤret sind. Hirher gehoͤren alle sa- chen, welche durch den bau unter der erden zum nuzen des gesellschaftlichen, auch buͤrgerlichen le- bens gewonnen werden muͤssen, z. e. mineralien, salze, kostbare steine, und uͤberhaubt alle foßilien. Alldieweilen nun diese sachen solchergestalt zu dem privat-eigentume nicht wohl schicklich sind, iedoch unter das gesammte vermoͤgen des states gehoͤren, und entweder zu dem allgemeinen gebrauche aller mitglider des gemeinen wesens unentbehrlich sind, oder doch zum besten des states genuzet werden muͤssen; so ist nichts so natuͤrlich gewesen, als daß man die verwaltung und nuzung derselben der obersten gewalt uͤberlassen hat, welcher onedem alle angelegenheiten des states anvertrauet worden sind. Dise kan auch in der tat den gebrauch so- taner sachen dergestalt einrichten, daß sowohl alle untertanen daran teil nemen koͤnnen, auf die art, wie es das gemeine beste des states und dessen gli- der erfodert, damit sie nicht zu grunde gerichtet werden, welches unfelbar bei verschidenen, z. e. den waldungen und jagten beschehen wuͤrde, wenn der gebrauch derselben einem ieden nach eigenem beliben frei stuͤnde. Gleichwie aber zu der inner- lichen erhaltung, auch einrichtung des states gro- ser aufwandt gemachet werden muß, so hat man one schwirigkeiten darauf verfallen muͤssen, den gebrauch und nuzen diser dinge dergestalt einzu- richten, daß dadurch zugleich einkuͤnfte, oder be- reitestes vermoͤgen fuͤr den stat hat ausfindig ge- macht werden koͤnnen. F f 2 § 1055 I haubtst. von den § 1055 sie werden zu den rega- lien Auf solche Weise ist es geschehen, daß, da die bemerkte sachen blos zum eigentume des states ge- hoͤren, welchem die oberste gewalt fuͤrstehet, man diselben gleichsam als das besondere eigentum der fuͤrsten, welchen solches beigeleget wird, angese- hen hat, folglich die daraus entspringenden rechte in absicht auf das privat-eigentum, vorzuͤglich koͤ- nigliche rechte, oder regalien genennet hat, von Justi in der statswirtschaft II ten teile § 95, 96, s. 113 fgg., von Leyser im specim. 25 medit. I. § 1056 gerechnet, Disemnach gehoͤren diejenige sachen, welche die Roͤmer res communes nenneten, nach masgebung der Teutschen rechte zu den regalien, von Ley- ser am a. o. medit. 3. Pauli de iure principis circa res nullius, Hert de superioritate terri- toriali § 47 § 56. § 1057 wie auch die res publicaͤ, Solche sachen des states (res publicas), wie die Roͤmer gehabt haben, hatten die Teutschen nicht, sondern sie rechneten selbige ebenfalls unter die regalien, II F. 56, von Leyser in spec. 25 med. II, Hert am a. o. § 47 fgg., George Ludewig Boͤhmer in der disput. de iure prin- cipis circa loca et opera publica, Grotius de iure belli et pacis im II ten buche cap. VIII § 5. § 1058 ob sie an- dern nach- gelassen werden koͤn- nen? Die statssachen koͤnnen von einigen sowohl ausdruͤklich, als auch stillschweigend einem andern nachgelassen werden, von Leyser im spec. 25 medit. I. Jedoch gehet dises von den domainen was domai- nen und ta- felguͤter sind? und tafelguͤtern nicht an. Jene sind diejenige guͤ- ter, welche dem regenten unmittelbar zugehoͤren, von Justi stats-wirtschaft II teil s. 85 fgg. Man nennet sie auch kammer-guͤter. Die dotal-guͤter sind einteilungen der sachen. sind zum unterhalte diser und irer bedinten gewid- met. Ein teil davon ist dem praͤlaten angewisen, um standesmaͤßig davon leben zu koͤnnen. Dise heissen tafelguͤter. § 1059 Die domainen und tafelguͤter duͤrfen nicht ver- dise duͤrfen nicht ver- aͤussert wer- den. aͤussert werden, wie dann solches schon unter den Franken nicht geschehen konnte. Daher kaiser Karl der grosse zuruͤkfoderte, was sein son Ludewig davon verschenket hatte, Hahns Reichshistori im I ten teile s. 98, und wenn gleich solche zu lehn ge- geben waren, durfte dennoch der vasall keine abtei daraus machen, Hahn am a. o. im II ten teile s. 92, Hellfeld am a. o. cap. II sect. II § 19 fgg. s. 59 fgg. sect. III § 39 fgg. § 48 s. 97 fgg. Fri- demann Isaac Loͤwe de eo quod iustum est principi successori circa reuocanda auulsa, Leipzig 1747, 4. insonderheit Heinr. Gottl. Franke in der notitia domaniorum. § 1060 Also gehoͤren unter die sachen des states die oͤf- was zu den sachen des states fentliche heerstraßen, bergwerke, die fluͤsse, seen, meere, welche bestrichen werden koͤnnen, die luft, die waͤlder, salzquellen, edelgesteine, inseln ꝛc. wie bald mit merern gezeiget werden soll, Hert am a. o. § 56, Stryk de iure principis aereo, Kreß im specim. iurisprud. lib. I tit. II § 3, Engau in der disp. cuinam insularum in flu- minibus publicis natarum competat domi- nium? cap. II, Schilter in der exercit. IIII § 19, Gryphiander de insulis, Link de iure fluminum, Fritsch de iure fluuiat., Buchner de re et iure aquatili § 113 fg. § 1061 Von disen sachen des states sind diejenige zu und zu den gemeinen sachen ge- unterscheiden, welche den gemeinen gehoͤren, z. e. F f 3 rat- I haubtst. von den rechnet wird? rat-haͤuser, markt-plaͤze, gerichtsplaͤze, und an- dere oͤffentliche gebaͤude, brunnen, baͤche, hoͤlzer, back- brau- wirts-haͤuser, schenken, weiden, wi- sen, muͤlen, samt den uͤbrigen grundstuͤcken und gerechtsamen, welche der ganzen gemeine in ab- sicht auf die abnuzung und den gebrauch zustehen. Sotane gemeine guͤter werden am Rheine, in Schwaben und in der Schweiz Allmandguͤter, allmenden, das ist, allmeine, allgemeine guͤter in ruͤcksicht auf die gemeine, welcher solche guͤter des nuzens halber zustehen, genennet. Denn all- mend stammet vom worte allermaͤnnig ab, Schil- ter im glossario Teuton. s. 21, Schoͤpf de bo- nis vniuersitatum, quae dicuntur: Allmanden, Fritsch de statu pagorum cap. XVII, und im supplemento Speidelio-Besold. s. 19, Besold de iure rerum vniuersitatum, Wehner in den obseruat. practicis unter dem Worte: Weid- gang, s. 497 s. 512, Wormsische reformation vom jare 1561 im I ten buche des VI ten teiles tit. XIII s. 144, b, repertorium iuris priuati, im I ten teile 177 fg. Es sind daher die allmands- wasser, das ist, gemeine wasser, bekannt. Ob aber die gemein reut und prendt den zehnten zu leisten habe, besaget der zusaz zu des Klocks consil. I num. 139, 173 fg., Frisch im Teutsch Lateinischen woͤrterbuche s. 19 des I ten teiles, und s. 495 unter dem worte kabeln. § 1062 dise koͤnnen one feier- lichkeit nicht ver- aͤussert wer- den. Einer gemeine kommet nicht zu, dergleichen ge- meine sachen one dringende ursache und one vor- wissen sowohl decret des landesherrns zu veraͤus- sern, Brunnemann ad L. vlt. cod. de vend. reb. ciuit. Wildvogel in consil. 40 num. 8, s. 72, Kur-Braunschweig-Luͤneburgischer landes- gesaͤze II ter teil s. 630 fg. Daß aber den gemei- nen koͤrperlichen sachen uͤberhaupt. nen die rechte der minderjaͤrigen zukommen, auch selbige anders nicht, als durch syndicen in den ge- richten erscheinen sollen, ist eine bekannte sache. Von den gemeinen guͤtern wird unten noch zu handeln seyn. § 1063 Bei vollkommenen hausvaͤtern, finden wir an was man bei einem vollkomme- nen hausva- ter an sa- chen findet? sachen: 1) barschaft, 2) ausstehende kapita- lien, 3) farende habe, 4) ligende gruͤnde, 5) rechte und gerechtigkeiten. Zweites haubtstuͤck von den koͤrperlichen sachen uͤberhaupt. § 1064 D ie koͤrperlichen sachen sind, welche in die sin- was koͤrper- liche sachen sind? und deren ne fallen. Sie werden in die beweglichen und unbeweglichen eingeteilet. Die bewegliche sind entweder lebendige oder leblose. § 1065 Die lebendige sind entweder noͤtige, nuͤzliche, einteilung. Die beweg- liche sind entweder le- bendige, oder schaͤdliche. Es gehoͤren dahin 1) die vier- fuͤßigen tire, als pferde, kuͤhe, ochsen, kaͤlber, schafe, schweine, zigen, hunde, kazen, maͤuse, kaninchen, ꝛc. 2) die voͤgel und das federvih, z. e. die huͤner, gaͤnse und enten, tauben, pfauen, sperlinge, raben, kraͤhen, elstern, ꝛc. 3) die fische; 4) die insecten, als binen, seiden-wuͤrmer ꝛc. § 1066 Leblose bewegliche sachen sind: 1) gelt, 2) oder leblose, kleidung, waͤsche, 3) jubelen, perlen, edelgestei- ne, geschmeide, 4) hausrat, schiffe und geschirr, 5) seide, wolle, hanf, federn, flachs, garn, zwirn, 6) buͤcher und papier, gewehr, auch an- F f 4 dre III haubtstuͤck dre zur profeßion, zum handwerke noͤtige und nuͤz- liche, imgleichen musikalische instrumente, 7) al- lerhand fruͤchte und gewaͤchse des gartens, ackers, der baͤume, an obst, eicheln, nuͤssen, kastanien, mandeln, bucheckern, taback, tartuffeln, oder erdbirnen, zwibeln, oliven ꝛc.; 8) wein, bier, eßig, brandewein, the, kaffe, malz, hopfen, ꝛc. 9) holz, 10) heu, stroh, laub, schilfen ꝛc. § 1067 sie werden auch in ei- nem inbe- griffe ge- nommen. Die bewegliche sachen werden auch wohl in ei- nem ganzen inbegriffe genommen, z. e. die gerade, heergewette, das mußteil, die fahrniß, das zubehoͤr ꝛc. § 1068 die unbe- wegliche, Unter die koͤrperlichen sachen gehoͤren nicht min- der die unbeweglichen sachen, als allerhand ge- baͤude und ligende gruͤnde, gaͤrten von verschide- nen gattungen, aͤcker, wisen, weinberge, wal- dungen, teiche, eisernes vih ꝛc. § 1069 auch nicht koͤrperliche sachen, Von den koͤrperlichen sachen sind die nicht koͤr- perliche zu unterscheiden. Zu disen werden gezaͤ- let: die gerechtigkeiten, dinstbarkeiten von man- cherlei arten, wie nachher gezeiget werden soll. Drittes haubtstuͤck von der barschaft. § 1070 was bar- schaft be- deutet? B arschaft bedeutet goldene und silberne muͤn- zen, sie moͤgen grobe, oder kleine, (scheide- muͤnze) seyn, oͤkonomisches lexicon unter dem worte scheidemuͤnze. Die art zu muͤnzen und die geltsorten selbst werden unten bei dem muͤnz- regal vorkommen. § 1071 von den kapitalien. § 1071 Ueber die frage: ob bares gelt unter das fahr- das bare gelt gehoͤret zur fahrnis. nis gehoͤre? sind die rechtslehrer nicht einig, Barth im dissensu 42. Wir rechnen es zur fahrnis, Wehner in dem worte: fahrende habe, Dreyer de cespitalitatis requisito in testibus habilibus s. 99 fgg. Viertes haubtstuͤck von den kapitalien. § 1072 D as kapital (der haubtstamm, haubtstul) was ein ka- pital ist? heisset eine namhafte geltpost, welche gegen eine gewisse jaͤrliche abgabe an gelt (die der ge- meine mann zinssen nennet) jemanden vorgestre- cket wird. § 1073 Ausstehende kapitalien, activ-schulden (nomina) ob ausste- hende kapi- talien zum fahrnisse ge- hoͤren? werden von einigen zum fahrnisse gerechnet; von andern aber nicht. Nach dem Roͤmischen rechte gehoͤren sie zu keinem von beiden. Nach den Teutschen gewonheiten rechnen einige das kapital zum fahrnisse, als die Oberheßischen stadtbraͤuche in Eftors Marburgischen beitraͤgen III ten stuͤcke s. 12 fgg. Das Solmsische landrecht II tit. 28 § 12 s. 130; die gerichtsordnung des landgrafens Wilhelms vom jare 1497 bl. 17 b; die vom kanz- ler Reinhart Scheffern zu Cassel unter den 4 her- ren gebruͤdern aufgesezte landes-ordnung, welche Heinrich Anton Geis dem Teutschen corpori juris einverleibet hat, s. 475 § 12, Dreyer am a. o., Schilter exercit. 4 § 23, von Leyser im specim. 26 med. 2, 3. Das uͤbrige hirvon wird F f 5 bei V haubtstuͤck bei dem anlehn vorkommen. Im testamente des herrn grafens zu S. R. war der frau gemalin, und den nachgebornen kindern das fahrnis ver- schaffet. Auf dem S. W. amte S. hatte der testirer ein kapital von 29000 talern ausstehen. Die witbe foderte diese schuldpost, als zum fahr- nisse gehoͤrig; allein die juristen-facultaͤt zu Jena sprach es ihr ab. § 1074 Von der loskuͤndigung oder dem aufkuͤndigen der kapitalien sihe den II ten teil in Estors an- fangsgruͤnden s. 90 fg., auch von der kuͤrzung vom kapital beigetribenen wucher in desselben un- terrichte von abfassung der urthel und bescheide. Fuͤnftes haubtstuͤck vom fahrnisse. § 1075 was die fah- rende habe ist? D as fahrnis, oder die farende habe, bedeutet dem wortverstande nach alles bewegliche, das ist, hin und her farende gut; daher die mei- nung des Herts in der notitia veteris Germ. popul. welcher es vom fahren, curru vehi, her- leitet, nicht begruͤndet ist. Eben derselbe will auch diserhalben das vih unter dem worte: fahrnis nicht verstanden haben. Welches gleichfalls Klock T. III consil. 125 behaubten will. § 1076 ist mancher- lei. So viel provinzen sind, fast eben so vilerlei lehren hat man von den beweglichen sachen. Zu Aachen wird das bewegliche in das erb und ge- reidt eingeteilet, Johann Nopp in der Aacher chronik, im III ten buche s. 137. In Hessen haben die vom fahrnisse. die staͤdte und aͤmter unterschidene begriffe vom fahrnisse, von Senkenberg im III ten bande der selector. s. 282 fgg. Die Heßische gerichts-ord- nung vom jare 1497 cap. 33 besaget hiervon: „fahrende hab ist nicht zu achten, fruͤcht des erd- „reiches, alldieweil vnd sie dem erdtrich vngele- „digt anhangen, und das obs, dieweil es auf den „baͤumen ist. Item drauben, alldieweil sie an „stoͤcken stehen, so sie aber darvon kommen vnd „erledigt, werden sie fuͤr farend hab gehalten. „Item guͤlt, rend, zinß, fruchtabnuzung, so die „erschinen seynd, werden fuͤr farend haab geach- „tet, desgleichen geltschuldt oder anders bewe- „gendts, als hausrat, kleinot, kleider, harnisch, „waffen vnd was man tragen und bewegen kan. „Item abloͤsung guͤlt, werden auf diser seiten „Rheins fuͤr farend hab geachtet, und fuͤr ewige „guͤlt jenseit des Rheins gehalten„. Krebs de ligno et lapide im III ten teile quaest. XI. Dr. Orch in den anmerkungen uͤber die Frankfurtische reformation, im II ten teile s. 236 fgg., III ten teile s. 526 fgg. § 1077 In einem ehelich, welcher im jare 1716 zwischen 2 fuͤrnaͤmen verlobten von adel in Franken errich- tet worden ist, verspricht der braͤutigam seiner braut: das halbe teil aller fahrenden habe, darunter das silberne geschirr allein, welches in diser ehe beigebracht, geschenket, oder sonsten er- zeuget worden, mit begriffen seyn soll, gleichfalls von allen in der ehe gewonnenen und errungenen guͤtern an ligend und fahrend, auch den halben teil, ausgeschiden pferd, harnisch, geschuͤz, tape- zereien, auch was zur wehr und des mannes leib und stand gehoͤrig ist, welches den kindern aller- dings verbleiben soll, wofern einige schulden, welche V haubtstuͤck welche aus erkauften ligenden oder fahrenden guͤ- tern, davon ihr der witbe der halbe teil gefolget wird, vorhanden, diselbe solle sie pro quota mit- tragen und bezalen, sonst aber mit andern schul- den-last nicht zu tun haben. § 1078 was darun- ter an eini- gen orten begriffen wird? An einigen orten wird nur der hausrat benebst den dazu gehoͤrigen sachen darunter verstanden; allein wir wollen den gemeinesten saͤzen folgen, und verstehen dadurch die sachen: welche in eines ver- moͤgen sind, oder seyn koͤnnen, auch von einem orte zum andern unversehrt gebracht werden koͤn- nen, gleichwol zu einer gewissen unbeweglichen sache nicht bestimmet sind. § 1079 was dazu gerechnet wird? Wir rechnen dazu: 1) baares gelt, 2) not- pfennige, die zum handel, kaufe, oder auslehnen gewidmet sind, 3) das von einem verkauften gute geloͤßte gelt, 4) erbe-gelt und guͤlten, wel- che betaget sind, Dr. Orth am a. o. im II ten teile s. 236 s. 256, 5) silber und verguldetes ge- schirr, als teller, schuͤsseln ꝛc. jubelen und geschmei- de, 6) kleidung, puz und schmuk, 7) hausrat, 8) betten, 9) kuͤssen, 10) matrazen, uͤberzuͤge, 11) schraͤnke, laden, und kisten, 12) tische 13) stuͤhle, 14) baͤnke, 15) tapeten, 16) kessel, 17) pfannen, 18) wein, 19) weinfaͤsser, 20) kel- ter, 21) bienenstoͤcke, 22) kraide, 23) sand, 24) gebrochene steine, 25) gefaͤlletes holz, 26) statuͤen, 27) malereien, 28) leuchter, und in- strumente. § 1080 Imgleichen 29) die schiffe und das geschirr, 30) die pferde, ochsen, kuͤhe, schafen, zigen, das gefluͤgel, die fische zum behaͤlter (aber nicht die zum sezen), das wild im tiergarten ꝛc. 31) fruͤchte, die von den pferden. die einem ausgestecket sind, 32) die vom wein- stocke abgesonderte weinbeere, die ausbeute. An einigen orten, z. e. in Kur-Sachsen, werden die apotheker- und kram-waaren ebenfalls dahin ge- rechnet, von Berger in der oeconomia iuris, s. 215, Johann Audreen Hofmanns unter dem vorsize des herrn H. R. Hellfelds gehaltene streit- schrift: de hypotheca mobilium cap. I § 9. § 1081 Bei der entscheidung: was zum fahrnisse ge- worauf man bei deren entschei- dung zu se- hen hat? hoͤre? sihet man auf den ort des handels, oder, wo der erblasser verstorben ist, Gottfr. Barth von der gerade s. 68, was in Sachsen der ehe- mann von seiner frau an fahrnisse erbe, zeiget Gottfr. August Hofmann von der gerade und dem heergeraͤde § 242 s. 241. Sechstes haubtstuͤck von den pferden. § 1082 U nter die lebendigen beweglichen sachen gehoͤret wie vilerlei das lebendi- ge vih ist? das vih. Solches ist entweder zahmes, oder zahm gemachtes. Durch das vih verstehet man diejenigen tire, welche um den menschen sind, auch zu dessen nuzen dinen. § 1083 Das zahme haushaltungs-vih gehoͤret inson- die pferde sind das fuͤrnaͤmste vih darun- ter. derheit hiher, und unter dem vierfuͤßigen erstlich die pferde als die aͤdelsten und fuͤrnaͤmsten. Das pferd ist ein großes vierfuͤßiges thier, welches dem menschen zum reiten, zihen und tragen dinet, und vermittelst eines zaumes regiret wird. Diser be- stehet fuͤrnaͤmlich in einem gebisse, oder kapp-zau- me, VI haubtstuͤck me, oder wie bei den Egyptern, einem ringe durch die nase. § 1084 wie vilerlei die pferde sind und de- ren benen- nungen. Von natur sind die pferde entweder wildfaͤnge, oder zahme. Sonst ist pferd das gemeine wort, und bedeutet einen last-traͤger, von baerde, boͤrde; daher es auf Hollaͤndisch paard heisset. Gaul wird von schlechten pferden gebrauchet, es kom- met her von caball. Roß bedeutet so viel, als rasch, geschwind. Stut ist ein beschaͤler. Stute ein mutterpferd. Mar ein krigespferd, davon ist maͤre, eine stute. Beschaͤlen kommet von schale, concha. Hengst ist so viel als hest, wel- ches im Daͤnischen und Schwedischen equum ma- rem bedeutet. Hest ist celer, klepper ein laͤufer, die Westphaͤlinger sprechen peerd peird, Strodt- manns idioticon Osnabrugense s. 158. § 1085 nach den farben, Nach den haubtfarben sind sie rappen, schim- mel, fuͤchse und braune. Nebenfarben sind ge- zeichnete rappen, apfelschimmel, grauschimmel, spigel-schimmel, hechtgrau, fligenschimmel, roth- schimmel, schwarzschimmel, porcellain-schimmel, die lichtbraunen, goldbraunen, apfelbraun, grau- braun, lichtgrau, schweisfuchs, ꝛc. Trichter am a. o. sp. 1753 fg. § 1086 der landes- art, Auf die landesart der pferde, imgleichen deren geschlecht-register koͤmmt sehr viles an, besage Zehentners unterrichte von der pferde-zucht s. 143. Auf einen Persischen hengst bitet der Lord Forbes 4000 rthl., und in Engelland will man 1500 guinees dafuͤr zalen. Ein tuͤchtiges pferd muß herzhaftig, geistreich, gelehrig und von vilem ver- moͤgen seyn, auch die tugenden eines guten pfer- des besizen. Deshalber kaufete einsmalen ein nobili von den pferden. nobili di venetia ein pferd fuͤr 3000 zechinen, Ze- hentner am a. o. s. 141. Was aber zur schoͤn- heit eines pferdes gehoͤret, haben Marperger im kaufmanns-magazine s. 243 fg. des II ten teiles, und Trichter am a. o. sp. 1758 bemerket. Sie sind entweder Araber, Tuͤrken, Barbaren, oder Africaner. § 1087 Unter allen hilte der kaiser Karl der VI die von den Neapolita- nern, Neapolitaner fuͤr die schoͤnsten, wie er dann keine andere pferde als Neapolitaner geritten hat. Von disen handelt Marperger s. 241. Ihre dreierlei arten beschreibet Trichter sp. 1189, Mar- perger am a. o. § 1088 Die kupferstiche der pferde nach iren landes- wo man die kupferstiche davon fin- det? arten finden sich beim George Simon Wintern von Adlersfluͤgel in der stuterei, als des Persia- ners, Arabers oder Asiaten, Barbaren, Engel- laͤnders, Spaniers, Neapolitaners, Italieners, Tuͤrken, Bachmattens, Preusens, Polens, Si- benbuͤrgers, Daͤnens, Holsteiners, Niderlaͤn- ders, Frieslaͤnders, Nider-Sachsens und West- faͤlingers. § 1089 Der Spanier ist feuerig, hurtig, gelehrig, der pferde natur und eigenschaft. geschickt und stolz, auch ist sein aͤusserliches anse- hen hochtrabend und ernsthaftig; auch hat er ein gar zartes maul, und ist gegen die schenkel des reiters gar aufmerksam und empfindlich, herzhaft und unermuͤdet. Der Daͤne ist brav, gelassen, fromm, gelehrig, leutselig, unerschrocken. So bald man ihm zu viel thut, wird er verzaget. Er muß immer angereget werden. Die Italiener sind gemeiniglich boshaftig, zornig, falsch und ast verzweifelt, insonderheit die Neapolitaner, dise VI haubtstuͤck dise machen schoͤne koͤpfe; gestalt die Italiaͤnische landesart meisten teiles schaf-koͤpfe hat. § 1090 von den Hes- sischen pfer- den, In Hessen werden die besten pferde zu Saba- burg, im Niderfuͤrstentume gezogen. Die stu- terei zum Zigenhaine lifert schoͤne pferde. Allein weilen dise grafschaft die fruchtbareste im ganzen lande ist; so fallen die fuͤllen zwar wohlgemustert, das futter aber ist zu fett, mithin muͤssen die fuͤl- len anderweitig gebracht werden. Im oberfuͤr- stentume Hessen werden in den gerichten, Ebsdorf, Raizberg, und fuͤrnaͤmlich Lohr, starke und gute kutschen-pferde gezogen. Zu Schweinsberg hat die stadt eine fuͤllen-heerde, die in morastigen wei- den zur haͤrte angewoͤnet wird. Die herrschaftli- chen fuͤllen aus dem Oberfuͤrstentume weideten drei stunden von Marburg im walde des forstes Roß- burg, im winter aber waren sie im hisigen rent- hofe. Nunmehr weiden sie des steinklees halber an der Weser bei Rinteln; weil im walde man- ches fuͤllen schaden leidet. § 1091 Spanischen, Die Spanischen pferde sind die kluͤgesten und herzhaftesten unter allen pferden, man teilet sie in genetten und montivellanos, Trichter sp. 1581, Marperger am a. o. § 1092 Daͤnischen und Hollstei- nischen, Mecklen- burgischen, Bremi- schen, Die Daͤnische pferde sind edel, Trichter sp. 1580, die Hollsteinische fallen etwas groͤsser, iedoch sind sie stark, von harten knochen und gesund, Trichter am a. o. Die Mecklenburgische kom- men den Daͤnischen nah. Beide sind gelehrig. Die Bremische sind weich, matt und gemeiniglich platthuͤfig, Trichter am a. o. sp. 1580, Mar- perger s. 241. § 1093 von den pferden. § 1093 Die Frisische und Groͤningische sind unter den Frisischen und Groͤ- ningischen, Niderlaͤndischen die groͤsten, und dinen fuͤr die kutschen, auch die kuͤraßir - reiter, Trichter sp. 1579. § 1094 Die Englische sind auf der schule sehr schwer Englischen, abzurichten; zum laufen aber ungemein, imglei- chen zum paßgehen, die beschreibung solcher pfer- den und stuten erteilen der herzog von Newcastle in der reitbane, s. 47 fgg. und Trichter sp. 610 fg. § 1095 Die Ungarischen werden wild erzogen, und Ungari- schen, scheuen deswegen leichtlich. Zum geschwinde rei- ten sind sie brauchbar, Trichter sp. 1581, jedoch sind die Podolier und Ukraͤner besser, Trichter sp. 1581, sie lassen sich aber nicht gern beschlagen. Die Ungarn sind zu schweren lasten in schweren landen, tiefen wegen, oder bergen fortzubringen, nicht aufgeleget, so dauerhaft sie sonst sind, und aushalten; hergegen dinen die Moldauer hirzu besser, Marperger am a. o. § 1096 Die Teutsche pferde werden zu reiter- drago- Teutschen, ner- und karossen-pferden gebrauchet, der feler ist, daß sie zu jung arbeiten muͤssen, Trichter sp. 1579. § 1097 Die maͤngel der pferde sind entweder haubt- deren maͤn- gel. erb- oder zufaͤllige. Ferner teilet man sie in haubtsaͤchliche maͤngel, oder geringe, Trichter sp. 1759. Jedoch nemen die stallmeister das wort haubtmangel anderst, als die roß-haͤndler, Trich- ter sp. 1758 fg. Die erbmaͤngel werden auf die fuͤllen fortgepflanzet. Von den zufaͤlligen heisset es: wer die augen nicht auftut, tue den beutel auf; kauf und backenstreiche sind einander selten G g gleich. VI haubtstuͤck gleich. Vor allen dingen sihet man nach den au- gen, fuͤssen und zaͤnen. § 1098 die haubt- maͤugel sind nach den landesge- wonheiten unterschi- den. Die haubtmaͤngel sind nach den landes- und stadt-gesaͤzen unterschiden. Die Sachsen haben stetig, hart oder herzschlaͤgig, staarblind; die Tuͤ- ringer tun noch rozig hinzu, Vitriarius in der disp. de 4 cardinalibus equorum Sax. vitiis. Besage der Nuͤrnbergischen reformation im II ten buche tit. 16 § 4, sind unter die haubtmaͤngel zu rechnen, rozig, reutig, haar- oder herz-schlaͤgig, koller, welchen in dem Hohenloischen landrechte noch schlebaͤuchig, worunter auch lungenfaul ge- hoͤret, beigefuͤget wird, im III ten teile tit. 4 § 2 s. 66. Besage der Kur-Braunschweig-Luͤnebur- gischen landesgesaͤze, sind die haubtmaͤngel: rozig, kollerich, hartschlaͤgig, schlehbaͤuchig, und gesto- len, II ter teil s. 626, Mascou in progr. de red- hibitione equorum; dergleichen auch in den F. Hessen-Darmstaͤdtischen rechtens ist, laut der ver- ordnung von 1706, und muß der verkaͤufer 4 wo- chen dafuͤr stehen. Disemnach wenn der verkaͤu- fer fuͤr alle maͤngel zu stehen nicht versprochen hat, der kaͤufer wegen anderer maͤngel nicht gehoͤret werden soll. Die Frankfurter halten fuͤr haubt- feler: geraubt, oder gestolen, hartschlaͤgig, stetig, haubtsiech, oder moͤnig, oder rozig, welches die Muͤhlhaͤusische statuten ebenfalls besagen, im III ten buche, art. 29 § 4 s. 292. Wie es diß- falls nach den Luͤbeckischen rechten gehalten werde, besaget Mevius ad ius Lubecense III, 6, 17, von Rohr im haushaltungsrechte P. I s. 876, Leiser im iure georgico II, 12, 67 fg. Schoͤpf de eo quod iustum est circa luem pecorum. § 1099 von den pferden. § 1099 Die erbmaͤngel sind, besage des Winters von die erbmaͤn- gel werden namhaft ge- machet. Adiersfluͤgel am a. o. s. 68 fg. dise: dickkoͤpfig, schweinkoͤpfig, kollerig, blind, mondsuͤchtig, schweinsaugen, fett und ungleiche augen, lange oren, haͤng-oren, kleine enge nasenloͤcher, tifes maul, trocken und duͤrres maul, kurzer, dicker und fuͤr sich hangender hals, speichhaͤlsig, aufge- zogener leib, spat, stein-floßgalle, fluͤßige schenkel, und strumpffuͤsse, bochbeine, uͤberbeine, plathu- fig, vollhufig, weise, muͤrbe hufe, weise hufe mit schwarzen strichen, hochgekegelt, das kreuz hinten hoͤher als vorn, der widerbiß, eingebogener tifer ruͤcken, schmale enge brust, spizig und abgeschlit- ten kreuz, rattenschwanz ꝛc. § 1100 Zu den felern auch untugenden gehoͤren nicht andre feler und untu- genden, minder taubheit, sehr empfindlich, zappelt, stall- stetig, beisig, untreu, sporn-fluͤchtig, wasser- taugend, krippen-beiser. § 1101 Eckelhafte zeichen sind: grose breite blesse, weise auch eckel- hafte zei- chen, fuͤsse, 2 forder weise oder 2 kreuz weise fuͤsse; hin- gegen sind gute zeichen: eine lange unten zugespiz- te schmale blesse, ein kleiner runder stern, der hin- tere linke weise fuß, der fodere rechte weise fuß, 2 hinter und der fodere rechte fuß, weise fuͤße mit schwarzen duͤppeln bei dunkeler farbe. § 1102 Der hirschbauch und nicht gefraͤßig ist eben- nebst andern falls ein mangel. § 1103 Die augen-maͤngel muß man durch das an- maͤngeln an den augen schauen uͤber zwerg, auch nicht auf dem markte an der sonne, sondern im schatten, oder am be- sten des nachts bei einem wachslichte pruͤfen, oder G g 2 man VI haubtstuͤck man reitet das pferd wider eine wand oder mauer. § 1104 werden er- zaͤlet. Moͤnische augen sind ein staͤrkerer fehler als ein fleck auf dem glase des auges. § 1105 welche maͤn- gel hier in betrachtung kommen? Allein diejenigen maͤngel kommen dahir nur in betrachtung, welche in die rechte einschlagen. Wenn gleich nichts ausbedungen ist, muͤssen den- noch die haubtmaͤngel: rozig, hartschlaͤgig, oder schlehbaͤuchich und koller ꝛc. binnen monatsfrist, und die alten schaͤden, als lungen- oder andere faͤule gewehret werden. Zu Schlotheim auf dem markte werden keine haubtmaͤngel gewehret. § 1106 die aͤusserli- che feler werden nicht geweh- ret. Die aͤusserliche feler, als 1) gewaͤchsbeulen, 2) boͤse nabel, 3) floßgallen, 4) dollfuͤße, 5) hin- ken, 6) blumen in den augen, 7) schel, 8) blind, 9) das alter, 10) lederfresser, 11) falscher schweif, 12) gefaͤrbet, 13) gejudscht, 14) spat und alle aͤusserliche schaͤden sowohl maͤngel werden nicht gewehret. § 1107 wenn der verkaͤufer dazu pflich- tig ist? Wenn der verkaͤufer saget: ich verkaufe euch gerechtes und untadelhaftes vihe: ich stehe fuͤr alle maͤngel; alsdann muß er one gewisse zeit zu sezen, mithin unumschraͤnkte gewehrschaft leisten. Je- doch hat der kaͤufer zu bescheinigen, daß diser mangel zur zeit des getroffenen handels schon am pferde gewesen sey. § 1108 was bei ent- standenen irrungen hirbei zu be- obachten ist? So bald deshalber irrung entstehet, gibet der kaͤufer dem verkaͤufer das pferd zuruͤck, will es aber diser nicht annemen, stellet er es ins wirts- haus, auf des verkaͤufers unkosten. Damit aber das pferd nicht mehr verzehre, als es werth ist; so von den pferden. so darf es uͤber 8 bis 14 tage nicht stehen, sondern es wird von amtswegen verkaufet. § 1109 Die innerliche maͤngel, als 1) gewaͤchse im die innerli- che maͤngel. schlunde, 2) keuchen, 3) schlehbaͤuchig, 4) hart- fuͤtterig, 5) krippenbeiser, 6) schlagen, oder bei- sen, 7) wenn es zum zuge verkaufet worden ist und nicht zihen will; dises weis nun entweder der verkaͤufer, oder nicht. Ist das erste, so kommet dem kaͤufer in gesezter zeit die wandelung zu gut. Ist das leztere, so stehet der verkaͤufer nur fuͤr solchen mangel (an einigen orten 14 tage). § 1110 Alle pferdehaͤndel sollen daher in gegenwart et- die pferde- haͤndel sol- len in ge- genwart er- licher zeu- gen getrof- fen werden. wie das ge- fallene pferd behoͤrig ge- oͤfnet wer- den soll? licher zeugen geschehen, damit, wenn sich streit eraͤuget, dise kundschaft davon geben koͤnnen. § 1111 Ist das pferd gefallen, muß es der abdecker in gegenwart zweener gerichtsschoͤppen, oder hirzu beeidigten pferde verstaͤndigen oͤfnen und vom be- fund nebst disen ein zeugnis geben. § 1112 Ein pferd, dem der roz gestopfet worden ist, wie es mit einem rozig gewesenen kan der kaͤufer ebenfalls wieder zuruͤck geben. § 1113 Wer aber ein scheinbar blindes, verwundetes, und wissent- lich mangel- haften pfer- dekaufe ge- halten wird. oder lames und wissentlich mangelhaftes pferd kaufet, muß es behalten, weil er die augen nicht aufgetan hat. Gibet aber der verkaͤufer den mangel fuͤr geringer aus, als er ist; so hat die wiederheimschlagung des pferdes statt. Nach Stryks meinung im vsu moderno π. soll zwar der verkaͤufer alle maͤngel anzeigen, und selbige nicht verschweigen. Und dises ist der Teutschen ehrlichkeit gemaͤß; allein es wird hirauf nicht ge- G g 3 sehen, VI haubtstuͤck sehen, weil das Roͤmische recht merern eingang findet. § 1114 ein krank gewesenes, aber wieder genesenes pferd ist nicht wieder zuruͤck zu geben, auch eine ganze koppel nicht, wenn eines, oder anderes krank ist. Ein krank gewesenes pferd, das aber wieder genesen ist, kan dem verkaͤufer nicht wieder zuruͤck gegeben werden. § 1115 Wenn eine ganze koppel gehandelt wird und eines, oder anderes mangelhaftes pferd darunter ist, kan die ganze koppel deshalber nicht heimge- schlagen werden; wie dises taͤglich also bei den re- gimentern im brauche ist, obgleich Trichter bei dem von Loͤhneis s. 68 num. II andrer meinung ist. Leiser am a. o. s. 307 num. 104. Was aber bei der liferung der pferde zur compagni, oder zu einem regimente zu beobachten sey? hat der herr graf von Khevenhuͤller in den observations- puncten II ten teile s. 112 fg.; imgleichen, was von einem reiter, oder dragoner des pferdes halber er- fodert werde, im I ten teile s. 77 bemerket. § 1116 was die wandelung bedeutet? Die zuruͤckgabe des pferdes an den verkaͤufer nennet man die wandelung , Kur Braunschweig- Luͤneburgische landesgesaͤze im II ten teile s. 626, von Westphal am a. o. T. IIII s. 1369 num. 59. Dise redensart ist auch in Ober-Hessen gewoͤnlich. § 1117 die F. H. Darmstaͤd- tische und Hohenlohi- sche verord- nungen hir- von werden gelobet. Zum besten des handels und wandels sowohl mit allerhand vihe, als auch besonders mit pfer- den, ist das Hohenlohische landrecht am a. o. und die F. H. Darmstaͤdtische verordnung vom jare 1706 wohl eingerichtet, daß naͤmlich unter den maͤngeln, dafuͤr der verkaͤufer hat stehen wollen, nur die haubtmaͤngel begriffen seyn sollen, darne- ben die wehrhaftsleistung allein 4 wochen dauern solle. Inhalts der Nassau-Cazenellenbogischen landes- von den pferden. landes-ordnung im I ten teile cap. IIII § 5 s. 17 sollen die maͤngel wenigstens innerhalb 2 mona- ten angezeiget werden. § 1118 Bei dem einkaufe der pferde hat man dahin worauf bei dem einkau- fe zu sehen ist? besonders zu sehen, 1) daß das pferd vorgeritten werde; 2) hat man die augen zu betrachten, im- gleichen das alter, die fuͤße und huͤfe; 3) lasse den reiter absizen und das pferd an der hand im trab laufen; 4) gib acht: ob es im umkeren hinket, oder mangel im gang habe; 5) im aureiten darf es nicht gepeitschet werden; 6) lasse es zur koppel reiten, woraus es genommen ist, und sihe: ob es abgehet, oder staͤtig ist? Von den betruͤgereien der aͤrzte und roßkaͤmbe handeln der von Rohr im hauswirtsschafts-buche, fuͤrnaͤmlich aber der Hoͤnn im betrugslexico s. 315. Uebrigens sihe den von Loͤhneis am a. o. und nur angeregten von Rohr s. 353. § 1119 Wenn der landesherr den untertanen pferde wie die ge- stuͤckpferde fuͤr die regi- menter ge- schwind aufzubrin- gen sind? umsonst zur arbeit als eiserne gibet; so sind auf den notfall die gestuͤckpferde fuͤr die regimenter flugs bei handen. § 1120 Sonst hat man die pferde zum fronen, es gibet von andern auf guͤtern haftenden pferden. schoͤppen- guͤter- heergeraͤts- lehn- artilleri-pferde, reit- kuͤchen-klepper, welche auf gewissen guͤtern haften. § 1121 Die spruͤchwoͤrter sind: „eigene sporne und ge- die spruͤch- woͤrter von den pferden. mitete pferde machen kurze meilen. Vier fuͤsse mit einem weisen zeichen, duͤrfen keinen zoll ab- reichen,„ welches aber nicht mehr gilt. „Ein gutes pferd soll man nicht zuvil reiten. Es sezet sich nimand gern vom pferde auf den esel.„ Pi- G g 4 storius VI haubtstuͤck storius am a. o. cent. IIII par. 53, 59, cent. V par. 40. Gleichwie einem dreie H. koͤnnen auf- helfen, naͤmlich hopfen, hafer und heu; also moͤ- gen dreie H. leichtlich verderben: hengste, hunde und huren, Doͤbels hausvater s. 109, Schup- pius in seinen schriften. § 1122 schriften davon. Was Johann Ferdinand Behamb im roß- taͤuscher-rechte auf des Johann Wilhelm Roͤ- venstrunks meditationibus aedilitiis zusammen geschrieben hat, gehoͤret nicht hirher, sondern zum aedilitio edicto, von Rohr am a. o. s. 787 fg. Sonst ist auch Hoffmanns klugheit hauszuhal- ten im II ten teile s. 269, Junius de vitiis peco- rum venalium, und Stissers landwirtschaft s. 136 fg., nachzusehen. Von den uͤbrigen krank- heiten der pferde sihe Loͤhneisen. Johann Ni- col Textors versuch, wie die giftig ansteckende vihseuchen unter hornvieh und pferden zu curiren, Carlsruh , 1739, 4. § 1123 gestolne pferde sind unentgelt- lich zuruͤck zu geben. Gestolne pferde muͤssen dem eigentuͤmer unent- geltlich zuruͤckgegeben werden. Bei den Sachsen wurde der pferde-diebstal mit dem leben bestrafet, Lex Sax. tit. 4 s. 52; woruͤber der von Leibniz gespottet hat. Allein die pferde waren der Teut- schen fuͤrnaͤmste habseligkeit, darneben ginge das stelen sehr im schwange, Heineccius in der vor- rede der element. iur. Germ. von Gaͤrtner uͤber das Saͤchsische gesaͤz, am a. o. Hofmann de origine legum Germ. s. 61. In den Kur- Braunschweigischen landen ist sotane strafe eben- falls eingefuͤret, besage des Esaien Pufendorfs introductio ad processum criminalem Lune- burg. cap. 24 § 46 fgg. s. 164 fgg. Im uͤbri- gen ist die ausfuhr der pferde aus dem Teutschen Reiche von den gestuͤten. Reiche verboten, sihe die neueste ausgabe der Reichsabschide vom jare 1747 im IIII teile s. 160, 209, 401, 405. § 1124 Im spruͤchworte heisset es: einem geschenkten von der pferde zaͤnen und alter. gaul soll man nicht sehen ins maul. Dises ist von den kunden an den zaͤnen hergenommen. Ein pferd hat 40, und ein maultier 36 zaͤne. Forn hat das pferd 6 oben, und 6 unten. An stokzaͤ- nen zwoͤlf oben, und zwoͤlf unten. 4 hacken oder hundszaͤne. Dise 4 bringet kein fuͤllen mit, son- dern die uͤbrigen vorbenimten. Ein pferd wird wohl 30 jare alt. Wenn es ins dritte jar koͤmmt, so gehen ihm beide forderste fuͤllenzaͤne weg, dar- gegen wachsen breite. Im 4ten jare zanen sie wieder und bekommen auf ieder seite einen breiten zan. Im 5ten zanen sie ab, und bekommen wie- der zwei breite zaͤne. Im 6ten wachsen die hack- zaͤne. Alsdann ist der kern noch schwarz und tief in den zaͤnen. Im 7ten jare ist es eben noch also, im 8ten jare vergehet solches. Von den zaͤnen der pferde und deren kunde geben Hering im oͤkono- mischen wegweiser cap. VII, und George Si- mon Winter im wohlerfarnen roß-arzte, cap. XII weitern unterricht. Sibendes haubtstuͤck von den gestuͤten . § 1125 D as anzihen der pferde im lande, und die bei- der nuzen der stute- reien, behaltung so viler tausend taler darin, ist eine unumgaͤnglich noͤtige sache. Daher muͤssen gestuͤte angeleget werden. Die erste gattung der- G g 5 selben VII haubtstuͤck selben bestehet im land-gestuͤte, da der landesherr der untertanen stuten beschaͤlen laͤsset. Die zwote art ist, die haltung der stuten auf den herrschaft- lichen furwerken. Die dritte ist das wilde gestuͤ- te, wie in Ungarn, Polen, der Ukraine, Mol- dau, Wallachei, Tatarei und bei den Kalmu- cken gebraͤuchlich ist. Die vierte ist auch wilde, iedoch werden sie in einen grosen schuppen getri- ben, und morgens mit strohe, mittags mit heue, und des abends wieder mit strohe gefuͤttert, wel- che hernach 15 bis 18 meilen des tages zum reiten dinen. Die fuͤnfte art eines wilden gestuͤtes ist in der Senne, in der grafschaft Lippe Detmold, Zehnter s. 83. Die sechste weise des gestuͤtes ist, wo der eigentuͤmer desselben 80 schoͤne stuten, und 8 beschaͤler darzu erhaͤlt. Zu 300 zucht-stuten ge- hoͤren 40 beschaͤler. Die veranstaltung lehret Winter von Adlersfluͤgel in der stuterei, oder folenzucht, Nuͤrnberg 1703 fol. § 1126 und der pferdezucht, Alldieweil der nuzen der pferde gar mancherlei; auch einem state daran ungemein vil gelegen ist, anerwogen man reitpferde, hand- parade- kutsch- artilleri- jagt- parforce- schies- treibe- post- batail- len- fuhrmanns- karren- acker-pferde, reitklep- pern ꝛc. brauchet; so ist auf der stutereien aufna- me und sorgfaͤltige aufsicht sowohl einrichtung ein merksames auge zu haben. § 1127 was bei herrschaftli- chen stute- reien zu be- obachten ist? Bei herrschaftlichen stutereien, als einem un- umgaͤnglichen puncte, ist dahin zu sehen, daß, wo moͤglich ist, auslaͤndische stuten mit auslaͤndischen hengsten beleget werden, iedoch geraten die von auslaͤndischen stuten und Teutschen hengsten ge- fallene fuͤllen ungemein wohl und geben die besten pferde. § 1128 von den gestuͤten. § 1128 Will man aber auslaͤndische stuten mit aus- besonders wegen der hengste laͤndischen hengsten beschaͤlen lassen, so duͤrfen kein Tuͤrk mit einer Englischen stute, kein barbar mit einer Tuͤrkischen stute, kein Sardinier und Ungar, kein Daͤne und Sibenbuͤrger, kein Araber und Engellaͤnder zum beschaͤlen beisammen getan wer- den. Hergegen fallen fuͤrtreffliche fuͤllen von barbarischen und Sardinischen hengsten und Ita- liaͤnischen, Spanischen, Frisischen, Preusischen und uͤbrigen Teutschen grosen stuten. Ein Per- sianer, Araber, Neapolitaner, Engellaͤnder, mit einer Italiaͤnischen, Frisischen, Spanischen, Daͤ- nischen, Preusischen und Polnischen grosen stute, machet gute zucht. Einem Frieslaͤnder gib Daͤ- nische, Neapolitanische, Spanische, Italieni- sche, Teutsche und Preusische starke stuten. Mit einem Bachmatten belege Pohlnische, Daͤnische und Preusische stuten, Winter von Adlersfluͤ- gel stuterei s. 54. § 1129 Hiernaͤchst ist auf die farben des hengstes und und stuten, auch der stute zu sehen. Von einem schwarzen und weißen pferde fallen schwarzgraue, oder apfel- schimmel, oder stichelhaͤrige; von einem fuchse und braunen oder schimmel, sandgraue oder rotschim- mel, oder stichelhaͤriger brauner oder roter farbe, Winter von Adlersfluͤgel am a. o. s. 56. § 1130 Aus was fuͤr einer farbe vom vater, vorvater der farbe, ein pferd abstammet, darnach arten die fuͤllen, von Loͤhneisen s. 109. Eine schwarze stute und weiser hengst, zeugen entweder ein schwarzgraues, apfelgraues, oder stichelhaͤriges fuͤllen; ein fuchs oder braunes und weises pferd, einen sandgrauen, rotschimmel oder stichelhaͤrigen, roter oder brau- ner VII haubstuͤck ner farbe, ein schwarzscheckigter hengst und schwarze stute erzilen schwarzschecken, dergleichen tun ein schwarzer hengst und eine schwarzscheckigte stute. Ist der hengst ein fuchs oder brauner, und die stute braun oder rotscheckigt, fallen die fuͤllen rot- oder braun-schecken, Winter s. 54. Eine schwarze stute und ein hirschfalber hengst, zeugen einen mausfalben. Imgleichen ein licht- hirsch- falber hengst und dunkel schimmelichte stute einen granich oder geapfelten spigelschimmel. Die goldfalben fallen von ires gleichen einerlei farbe, oder goldfuͤchsigen, oder hirschfalbigen stute. Von den uͤbrigen herauszubringenden farben sihe den von Loͤhneis am a. o. s. 110. § 1131 was grose herren iren untertanen disfalls an- befelen koͤn- nen? Grose herren koͤnnen zu dem ende iren unterta- nen anbefelen, ire stuten mit herrschaftlichen heng- sten belegen zu lassen, damit ein guter pferdeschlag ins land komme. Zu dem ende die untertanen keinen hengst zum springen halten duͤrfen, F. H. Casselische stuterei-ordnung vom jare 1753, fol. § II s. 2 § VII s. 4. wie aber wenn die bauern die pferde abschaffen, und ochsen dafuͤr sich an- schaffen? immassen inen zur last falle, daß sie we- der eine stute one erlaubnis verkaufen duͤrften, auch die hengstfuͤllen zum herrschaftlichen fuͤrkaufe erst darstellen muͤsten. Gleichwie aber eine herr- schaft an bauern sich nicht bereichern will; also vermag diser auch das gemeine beste des landes nicht zu taͤuschen; wie inen denn auch nicht zuge- lassen wird, ire stuten bei einen beschaͤler ausser dem lande zu bringen. § 1132 wie die be- legung Die belegung darf nicht zu fruͤhe, auch nicht zu spat geschehen, weil das fuͤllen das mai-gras genuͤssen von den gestuͤten. genuͤssen muß, und wenn es zu fruͤhe kommet, durch die kaͤlte leidet. § 1133 Bei der belegung muͤssen die knechte die stute beschehen soll? bestricken, wie Winter von Adlersfluͤgel es am a. o. vorgezeichnet hat, damit der hengst nicht ge- schlagen werde. § 1134 Die untertanen sind anzuhalten, 1) das mut- wie das junge fuͤllen zu halten ist? terpferd mit dem fuͤllen allein zu stellen, und dises nicht anzubinden, oder wo es angebunden wer- den muß, daß die halfter weder einen rimen, noch einen strick, noch eine kette, sondern dinne eiserne staͤblein mit gewerben oder gelenken habe. 2) Auch sind sie anzuweifen, wie sie bei schweren ge- burten der pferde sich zu verhalten haben. Die stuten sind nach der geburt wohl zuzudecken, das fuͤllen ist mit salz zu bestreuen, und nach 3 tagen sind die fuͤsse mit einem wirkmesserlein zuzustuzen. Die fuͤllen muͤssen zum wenigsten 6 monate sau- gen, F. H. Casselische stuterei-ordnung § V. Man hat dabei zu sorgen, daß ein fuͤllen keinen ungeschrotenen hafer, oder gerste bekomme, bis es 4 jar alt ist. Kleien oder schwarzes mehlge- traͤnk ist das beste; die raufe muͤssen sie immer voll des besten heues haben, und wo moͤglich, da- mit sie sich nicht verstehen, des tages etliche mal herausgelassen werden. Hengst-fuͤllen von 2 ja- ren sind nicht mehr unter die stuten zu treiben. Auf der weide muͤssen sie an das getoͤse von trom- meln, pfeifen, rauch und feuer gewoͤnet werden. Die stute nebst dem fuͤllen muß sauber und rein- lich gehalten werden. § 1135 Am besten werden die fuͤllen geschnitten (geris- wenn die fuͤllen am besten geris- sen) wenn sie 3 monate alt sind. Das wallachen darf VII haubtst. von der sen werden moͤgen? darf nicht im herbste beschehen. Der Doͤbel im hausvater s. 236 will, daß man sie erst im 3ten jare reisse. Jedoch ein bei der muttermilche ge- legtes fuͤllen wird so gut, als ein hengst am ver- moͤgen seyn kann. Die policei dultet nur gepruͤf- te und erfarne fuͤllen-schnidter. Ausserdem darf ein fuͤllen nicht zu fruͤhe zur arbeit gebrauchet wer- den, und muß wenigstens 4 jare alt seyn. § 1136 und auf was art? Den wallachen muß etwas muts gelassen wer- den. Die zerreisung der samen-adern und klo- pfung derselben, gibet klopf-hengste, denen 1 ge- len genommen wird, damit sie zur arbeit tuͤchtiger werden. Allein dieses wallachen ist gefaͤhrlich. § 1137 wenn die pferde nicht ausser land verkaufet werden sol- len? Die policei hat ebenfalls darauf zu sehen, daß, wo im lande kein uͤberfluß an pferden ist, der auf- kauf und die ausfuͤrung derselben aus dem lande nicht gestattet, auf die durchfuͤrenden, und auf die maͤrkte gebrachten genaue obacht genommen werde, daß kein krankes und ansteckendes vih ge- dultet werde, Kur-Braunschweig-Luͤneburgische landesgesaͤze II ter teil s. 626, Mylius am a. o. F. H. Casselische verordnung wegen auf kauf, durchfuͤrung und liferung der pferde an die Reichsfeinde, 1704. § 1138 fuͤr die pfer- de-aͤrzte ist zu sorgen. Ueberhaubt aber ist darauf zu sehen, damit gu- te pferdaͤrzte, und tuͤchtige hufschmidte bestellet werden. Der untertan leidet merklich wenn aus mangel eines geschickten roßarztes ihm sein pferd von 50 und mehr taler verrecket. Auch muß die stuterei wohl eingerichtet, und die fuͤllen von iedem jare besonders gestellet, nicht minder das 1 und 2 jaͤrige auf die weide getriben werden. Sonst sa- get man im spruͤchworte: das pferd, welches den hafer maultir- und esels-zucht. hafer am meisten verdient, bekoͤmmt am wenig- sten. Wer kan latein, hat ein gut pferd und se- ckel mit gelt, der reisset und koͤmmt wohl durch die ganze welt. Alte diner, hund und pferd, sind bei hof in einem wert, Pistorius I , 47. Achtes haubtstuͤck von der maultir- und esels-zucht. § 1139 D ie maulesels-zucht ist ebenfalls nicht zu ver- die maul- tir- und esels-zucht ist nicht zu verabsaͤu- men. absaͤumen. Denn dises tir ist im futter leichter, als ein pferd zu halten, es ist auch weit dauerhafter, und kan zum reiten, faren, und tra- gen großer lasten, besser als die pferde, gebrau- chet werden, iedoch ist selbiges dumm, halsstarrig, stockisch, tuͤckisch, und seinem knechte gefaͤrlich, kluger landmann im II ten teile cap. 32, und be- gattet sich nicht. Die grosen Italienischen wald- esel belegen die pferde-stute, davon fallen die ge- meinen maulesel. Wer aber etwas sonderliches wie solche haben will, der laͤsset sie aus Neapolis, Sicilien oder Auvergne kommen, wo das stuͤck 40 bis 50 pistolen auf dem plaze kostet, Keyßlers reisen I ter teil s. 334. § 1140 Die andere art der belegung geschicht mit einer gezeuget eselin und pferde-hengste, dise gattung faͤllet klei- ner, Winter von Adlersfluͤgel s. 122 fgg., Doͤbel s. 239. § 1141 Die besten maulesel fallen von einem grosen werden? eselshengste und einer pferdestute. Dise aber kan hernach mit einem pferdehengste nicht wieder bele- get VIII haubtstuͤck get werden. Es gehet auch an, die pferde mit hirschen oder ochsen zu belegen, Winter s. 126. In den Piemontischen taͤlern gibet es wild jumar- ren. Sie werden entweder von einem stire, einer stute, oder von einem stire und einer eselin gezeu- get. Die leztere art faͤllet etwas klein und heisset bif; jene aber ist vil groͤsser, und traͤget den na- men baf. Beide gattungen fressen sehr wenig, und am ende septembers ist einer des tages mit disem tire 18 meilen uͤber lauter gebuͤrge geritten, welches von irer hurtigkeit im laufen zeuget; da- bei sie sanfter als ein pferd gehen; der kupferstich dergleichen tires findet sich in Legers geschichte der Waldenser s. 17. Die policei in bergigten landen, hat auf die zeugung, anschaffung sotaner tire ire fuͤrsorge zu lenken. § 1142 wie die klei- nen esel ge- zeuget wer- den? Die kleine esel werden von den muͤllern beson- ders gebrauchet, und von irer eigenen art erzeu- get. Ire trage-zeit ist mit den pferden gleich, iedoch saͤugen die fuͤllen sehr lange. § 1143 die spruͤch- woͤrter da- von. Im spruͤchworte heisset es: „er schlaͤget auf den „sack und meinet den esel. Die esel rufet man „nicht ehe zu hofe, sie sollen dann saͤcke tragen; „vil saͤcke sind des esels todt; wenn der esel seine „last hat, so weis er wie er gehen soll.„ Pisto- rius cent. III par. 93-96. „Wer vom drohen „stirbet, dem soll man mit eselsnuͤssen zu grabe laͤu- „ten. par. 56. Neundtes vom rindvihe. Neundtes haubtstuͤck vom rindvihe . § 1144 D aß das hornvih ein reines, wiederkaͤuendes thir, welches mit hoͤrnern und gespaltenen klauen, iedoch mit keinen vorderzaͤnen im oberki- fer versehen sey, weiß ein ieder. § 1145 Der rindvih-nuzen ist so gros, daß man sich der nuzen des rindvi- hes, ebenfalls um dasselbige bekuͤmmern muß, bevorab da nicht gar zu vermoͤgenden untertanen die ochsen nuͤzlicher, als pferde sind, Doͤbel s. 241. Denn 1 paar ochsen kan mit geringern kosten erhalten werden, als 1 pferd, anerwogen der beschlag (ausser Thuͤringen und Italien) benebst andern aufwand bei pferden, bei den ochsen wegfaͤllet, und an bergig- ten, auch bruchichen wisen, sind die ochsen besser zu gebrauchen, als die pferde. Des schlachtens und duͤngens zu geschweigen. Denn die menge des rindvihes auf einem gute schaffet einen be- traͤchtlichen duͤnger. Ist diser vorraͤtig; so kan man merere fruͤchte zihen. Allein die unterhal- tung des rindvihes hanget von dem gefuͤtter ab. Die wisen, wo baͤche vorbei fluͤßen, sind vermit- tels der waͤhre daran zu waͤssern. Hirdurch ge- schihet es, daß wo sonst 40 fuder heues geerndet wurden, dermalen wohl 55 bis 60 wagen einge- erndet werden. Dises zihet nach sich, daß die vorigen scheunen zu den fruͤchten nicht mehr raͤu- mig genug sind. Die guͤter R. S. und H. ge- ben davon die unwiderleglichen zeugen ab. H h § 1146 IX haubtstuͤck § 1146 und eintei- lung, Man teilet es in zames und wildes rindvih, zum leztern gehoͤren die buͤffel- und auer-ochsen. Hirnaͤchst ist es einlaͤndisches oder fremdes. Fer- ner wird solches in das maͤnnliche und weibliche, und dises wieder in das melk- und gelte- auch zug- oder schorg-vih eingeteilet. Ob der bauer vom gelten-vihe steuern zu geben schuldig sey? ist im Eisenachischen besteitten worden; dieweil dasjeni- ge, was der untertan nicht benuzen koͤnne, er auch nicht versteuren duͤrfe. Sodann hat dise eintei- lung auch iren nuzen bei der ordnung der hute in den stoppeln. Bei den landwirten trift man vom melkvihe hir und da viererlei gattungen von kuͤhen an: 1) die kleinen, 2) die Roͤnm-kuͤhe, welche groͤser und dunkel-rot sind, 3) die schweizer-kuͤhe, und 4) die groͤseste art, oder die Frisischen kuͤhe. § 1147 welche och- sen in Euro- pa und Teutschlan- de den vor- zug haben? Die Polnische, Ungarische, Schonische, Juͤt- laͤndische, und Bornholmische ochsen haben in Europa den vorzug. In Teutschlande aber die an den Roͤnm in Franken und die vogelsberger, immaßen in diesen gegenden das schoͤnste rind-vih gezogen wird, welches das schmackhafteste fleisch in Teutschlande gibet, dergleichen auch die Born- holmischen sind. § 1148 deren ein- teilung. Das maͤnnliche geschlecht des rindvihes nennet man ochsen. Dise teilet man 1) in reit-ochsen, oder bullen (brummer, oder bruͤllochsen); 2) sti- ren, welche verschnitten, und zwar, wenn sie noch nicht erwachsen sind, ob sie gleich eingespannet werden; die erwachsene werden ochsen, zug-schorg- ochsen genennet; 3) mastvih. Becmanns disp. de eo quod circa equos iustum est, § 18, von den nuzen auch behoͤrigen unterhalte der zugochsen, sihe vom rindvihe. sihe den Leopold in der einteilung zur landwirt- schaft s. 361 fgg. § 1149 Wegen der bullen ist dahin zu sehen, daß einer was wegen der bullen zu beobachten ist? uͤber 40 kuͤhe nicht habe, darneben solche bei einer herde nicht von gleicher schwere seynd. Die hal- tung des gemeinen reitochsens, auch ebers, wird zu den dorflasten mitgerechnet. Die staͤrksten zugochsen geben die verschnidtenen reitochsen ab. Dise, wenn sie erwachsen sind, werden gerissen, und darauf ins joch gebracht, sodann zum zuge gebrauchet. § 1150 Der untertan ist anzuhalten, so vil rindvih zu wie die hal- tung des rindvihes einzurichten ist? halten, als er uͤberwintern kan, und nach den landes- sowohl besondern verordnungen erlaubet ist, Fritsch de iure compascui § 14, Mevius P. V dec. 251. F. S. Gothaische landesordnung im II ten teile cap. 3 tit. 21, F. H. Casselische gre- ben-ordnung s. 96 § 4, F. H. Casselische reno- vation und erlaͤuterung des im jare 1702 ergange- nen hute-edicts, 1735, von Justi in der stats- wirtschaft im I ten teile s. 529, sintemal man ausser der guten duͤngung von einer kuhe die milch, but- ter, das schmalz (die schmalz-butter) und die kaͤse hat, daher man saget: eine kuh deckt vil armut zu. Die butter und kaͤse auch haͤute duͤrfen nicht ausser landes, sondern muͤssen in die nahe gelege- nen staͤdte feil getragen werden. Ausserdem liget der policei ob, darauf zu sehen, damit nicht allzu- vile kaͤlber geschlachtet werden, immaßen hirdurch die vihzucht schaden leidet. Jeweilen muͤssen die bauern mit den kuͤhen pflugdinste tun, wie mit pferden. Es ist auch hier und da der kuhzinß be- kannt, Klingner am a. o. im I ten teile s. 25, 80, 141, s. 426, 640. H h 2 § 1151 IX haubtstuͤck § 1151 wie die milch in großer men- ge aufbehal- ten und be- quem gebut- tert werde? Wo man auf einem gute vile melkkuͤhe hat, wird die milch mit mehrerm vorteile in hoͤlzerne gefaͤße, als in irdene toͤpfen gefasset. Das starke buttern geschihet zu groͤßerer bequemlichkeit, wo man wasser hat, vor der muͤle, da ein butterfaß mit anbrechendem tage im sommer an den muͤlen- graben geleget, welches mit einem ganz kleinen muͤlrade versehen ist, mithin der querl des butter- fasses vom wasser umgetrieben wird. § 1152 wie das rindvih zu huͤten ist? Nimanden, welcher keine 30 stuͤcke hat, ist das eigene huͤten zu verstatten, sondern es muß alles unter den gemeinen hirten getriben werden, wenn dergleichen vorhanden ist. Hutelos darf immittels das vih nicht gehen, H. H. Casselische grebenordnung, tit. 45 § 5 s. 113. § 1153 zum besten des rindvi- hes sind gu- te anstalten vorzukeh- ren. Vihe-bruͤcken, oder specken, wo sie noͤtig sind, muͤssen angeleget und erhalten werden. Gute vihe-aͤrzte sind zu bestellen, auch hirten darzu an- weisen zu lassen. Wie dann auch noͤtig ist, daß bei den huten eine traͤnke nicht zu entfernet sey. Daher, wofern die blumen-hute an eine haͤge- waldung stoͤset, und uͤber diser ein wasser fluͤsset, der herr des waldes dem rindvihe eine trift oder schneise durch die haͤge nach dem wasser verstat- ten muß. § 1154 die haubt- maͤngel des hornvihes, Die haubtmaͤngel des hornvihes sind 1) mark- fluͤssig, 2) mit der fallenden sucht behaftet, 3) umgaͤnger (schwindelhirnig), 4) mit dem steine behaftet, 5) das schwinden, 6) die lungenfaͤu- lung, 7) der fuͤrfall, 8) abgegangene klauen ꝛc. Hohenlohisches landrecht am a. o. tit. 4 § 5 s. 67. § 1155 vom rindvihe. 1155 Wo dise binnen 30 tagen von zeit des kaufes wenn sie den kauf ruͤck- gaͤngig ma- chen? angezeiget, auch bescheiniget werden, muß der verkaͤufer dafuͤr stehen, und fuͤr das gefallene vih dem kaͤufer das kaufgelt wieder geben, oder, wo es noch lebet, gegen empfang des kaufgeltes das stuͤck vih wieder annemen, und die kosten erstat- ten, Hohenloisches landrecht am a. o. Coler P. II dec. 228 num. 2. § 1156 Im Hessen-Darmstaͤdtischen dauret die schad- wie es mit der schad- loshaltung im H. Darmstaͤd- tischen ge- halten wer- de? loshaltung in disem stuͤcke unter den untertanen ¼ jar, besage verordnung vom Aug. 1702. Kla- get aber ein auslaͤndischer dißfalls wider einen Hessen-Darmstaͤdtischen untertan, so wird der klaͤger nach seines ortes herkommen gerichtet; es mag darin ¼ oder ½ jar oder 1 jar vorgeschri- ben seyn. § 1157 Oefters suchet der kaͤufer nach, das vih durch wenn das vih vom ab- decker ge- schlagen werden mag? den abdecker wuͤrgen, oder schlagen und besichti- gen zu lassen. Leistet er nun deshalber vorstand, daß naͤmlich, wenn sein vorgeben falsch, es auf seine gefar geschehen seyn solle; so ist ihm zu willfaren. § 1158 Faͤllet ein stuͤck mastvih bei dem schlachten wenn der verkaͤufer den schaden zu tragen hat? falsch, z. e. an den finnen, oder franzosen, ist der schade dem verkaͤufer. Es muß aber diser feler beglaubiget werden. Eine beim kalben ver- ungluͤckte und geblibene kuhe, darf zwar kein mez- ger schlachten; iedoch wird d em hauswirte ver- stattet, das fleisch zu verkaufen. § 1159 Ein fleischer, oder mezger, welcher wissentlich ein fleischer darf kein krankes vih krankes vih kaufet, und schlachtet, wird nicht nur H h 3 aus IX haubtstuͤck wissentlich kaufen und schlachten. aus der zunft gestoßen, sondern auch willkuͤrlich bestrafet, wie also nach dem Rotenberge an der Fulde gesprochen worden ist. § 1160 wie der han- del mit kranken vihe angesehen werde. Wer krankes vih kaufet, und solches wieder verhandelt, faͤllt, wenn er z. e. das vih im dorfe damit angestecket hat in den peinlichen proceß, wie man also gen Gruͤnstadt im Westerriche er- kannt hat. § 1161 fuͤr die er- haltung des rindvibes ist aͤusserst zu sorgen, Je groͤsser des rindvihes nuzen bei der land- wirtschaft ist, desto genauere fuͤrsorge hat die po- licei wegen dessen erhaltung anzuwenden. Dero- wegen zu wuͤnschen waͤre, daß wegen der vilen zufaͤlle, welchen das rindvih unterworfen ist, ein ieder vorsteher oder grebe des ortes mit des Dr. Barthold Ludewig Huͤckels abhandelung vom hornvihe, Kuͤstrin 1747, 8, versehen waͤre. Di- semnach wo einige seuche sich eraͤuget, ist kein fremdes vih in und durchs land zu lassen, und wenn auch schon die vihtreiber mit zeugnissen ver- sehen waͤren, muß dennoch solches zu mererer fuͤr- sicht etwa 8 tage auf der grenze sich aufhalten. Von der hornvihe-seuche und dem verhalten da- bei, handeln die Kur-Braunschweigische landes- gesaͤze, im III ten teile s. 868, 871 fgg., die oͤcono- misch-physicalische abhandlungen, Leipzig 1751, 8, s. 604 fgg. des ersten bandes. § 1162 besonders bei vihseu- chen, Reisset aber das ungluͤk ein, so muͤssen die aͤser unabgedeckt 5 schue tief eingescharret werden, bei lebensstrafe, immaßen die hunde, voͤgel und fuͤch- se, welche davon fressen, das uͤbel weiter bringen. Daher kein fett davon auszuhauen ist; die kleider und was der abdecker dabei gebrauchet hat, darf selbiger an gesunde orte nicht mitnemen. An den ort, vom rindvihe. ort, wo das verreckte vih eingescharret worden ist, muß von holze und wachholder-reisern ein starkes feuer angezuͤndet werden, damit die luft rein bleibe. § 1163 So bald das vih erkranket, darf es nicht zur das kranke vih darf nicht bei dem andern vihe gelassen werden. weide getriben, auch nicht beim andern gelassen werden. Von den krankheiten des rindvihes sihe den Hofmann am a. o. im II ten teile s. 153, den Fuͤrstenau in der viharzeneikunst, 1747, 8, den Huͤckel von der viheseuche, 8, welcher am besten von diser materi geschriben hat. Die sammlung der arzeneimittel bei der vihseuche, Prenzlau 1746, 8, F. H. Casselische verordnung wegen der vihe- seuche vom 13ten april 1745, Leopoldt am a. o. s. 428, 452. Sonst handeln auch vom hornvihe George Andreas Boͤckler in der haus- und feld- schule s. 205-220, des P. Noel Chomels oͤco- nomisches und physicalisches lexicon, sp. 128-131 des VII ten teiles, Fr. Ph. Florini kluger und rechtsverstaͤndiger hausvater, s. 954-997 des II ten bandes. § 1164 Das ochsenblut wird zum salzsiden gebrauchet, wozu das ochsenblut gebrauchet wird? Keyßler II ten teile 574, und im I s. 52, auch von den zuckerbeckern zur reinigung des zuckers, im- gleichen zum Berliner-blau genommen, Marper- ger am a. o. s. 170; den baͤumen dinet es zum duͤnger. Der handel mit ochsen-haͤuten ist be- traͤchtlich. Zu Hamburg ist der handel mit ge- raͤucherten ochsen-fleische und zungen zimlich. Die hoͤrner verarbeiten die kammacher. Die knochen dinen den knochen-drehern. § 1165 Uebrigens lautet das spruͤchwort: alle kuͤhe die spruͤch- woͤrter vom rindvihe. sind kaͤlber gewesen; imgleichen: eine beschmissene H h 4 kuh X haubtstuͤck kuh haͤtte irer gerne zwu; man kan nicht allezeit mit eigenen ochsen pfluͤgen. Was soll der kuh muscaten? sie frist wohl haber-stroh. Man saget nicht minder: man heisset selten eine kuh ein blaͤß- lein, sie habe dann eines; des schultheisen kuh, und eines andern seine, sind zweierlei kuͤhe; die kuhe ist nimand mit dem kalbe zu behalten schul- dig; weiter heisset es: kein vih verbuͤsset gewette; man muß der kalbzeit ihr recht lassen. Sihe im uͤbrigen die F. H. Casselische verordnung wegen huͤten des vihes zwischen den aͤckern auch des nachts, 1692. Was der hirt in seiner hut ver- liret, das soll er gelten. Zehntes haubtstuͤck von den schafen . § 1166 die schafe sind nuͤzliche thire. W elchergestalt das schaf ein zames, wieder- kaͤuendes, reines, einfaͤltiges, gedultiges und getreues vierfuͤßiges, darnebst wolle tragen- des thir sey, dessen klauen gespalten, auch dessen teile insgesamt dem menschen nuͤzlich seynd, wird nie- mand leugnen. Denn die milch, wolle, das fleisch, das fell, die knochen, senen, daͤrme, der talg, mist, hortenschlag ꝛc. dinet der menschlichen gesellschaft. Derowegen man saget: das schaf hat einen guͤl- denen fuß; denn man treibe es im winter, beim froste, auf die kornsat, so schadet es dem korne nicht, sondern es duͤnget, Doͤbel s. 246 fg. Treibet man sie im herbste und fruͤiare uͤber wisen die mosig und belzig sind, und es sind auf beiden seiten zum abzuge des morastes schmale tife gra- ben gefertiget, so traͤget hernach die wise klee und gutes von den schafen. gutes gras. Der hortenschlag hat nicht minder seinen grosen nuzen. Es ist auch der aufwand wegen des schafvihes nicht so gros als bei dem uͤbrigen vihe, in betracht selbiges ausser dem huͤ- terlone und der salzlecke, im sommer nichts kostet, sihe den von Justi am a. o. I , 531, den Huͤckel von schafen und geisen, 8, den Leopoldt am a. o. s. 342 fg., s. 275. Ire 21 eigenschaften erzaͤlet Friderich Wilhelm Hastfer im unterrichte von der zucht und wartung der besten art von schafen, in gros 8, s. 16-20, wie er dann auch s. 29-35, die kennzeichen der guten schafe meldet. § 1167 Nach dem geschlechte sind sie entweder boͤcke, deren ein- teilung nach dem ge- schlechte, alter, (stoͤre), oder wenn sie verschnitten worden sind, heissen sie hammel, schoͤpsen, oder weiblichen ge- schlechtes, welche schafe benennet werden, wenn sie erwachsen sind. Daher, wenn ich einem die herde schafe vermache, oder meine schafnoͤser; so bekoͤmmt er alles schafvih. Hergegen wenn der testirer saget: meine schafe vermache ich ihm; als- denn verstehet man nur die erwachsenen schafe, weiblichen geschlechtes. Nach dem alter sind die schafe entweder laͤmmer, oder jaͤrlinge ꝛc. Ihr alter ist aus den zaͤnen wahrzunemen, Stisser am a. o. s. 147, 148, Leopoldt s. 343. Zur zucht sind die dreijaͤrige die beste; die 5 jaͤrige werden zum schlachten ausgemerzet. § 1168 Die schafe sind entweder rein (reinschmizer), und gesund- heit, oder schmir-vih. Jene sind weichlich und haben auch feine wolle. Die schmirschafe haben groͤ- bere wolle, als jene, sind iedoch dauerhafter, und hat man wegen der raͤude mit den reinen grose beschwerlichkeit, Stisser am a. o. s. 146 fg. H h 5 § 1169 X haubtstuͤck § 1169 was schmir- vih ist? Schmir-vih heisset es vom schmiren des grin- des, den es bekoͤmmt. Zu dem ende der schaͤfer die grindigten mit gosse schmiret, darzu er taback kochet oder kaͤuet. Wenn aber das reine vih grindig wird, muß solches abgeschaffet werden. Hier zu lande und im Coͤllnischen ist schmir-gut. Die bocken, oder blattern stecken ebenfalls an, Leopoldt s. 347 fg., F. H. Casselische greben- ordnung tit. 32 § 2 s. 81. Jedoch in Nider-Hes- sen um Wilhelms-tal und Grebenstein haͤlt man die reine schafe. Doͤbel s. 250 haͤlt das schmir-vih fuͤr zweischuͤrig; allein in dem Rheinischen, hisi- gen und Coͤlnischen landen sind sie nur einschuͤrig. § 1170 der zaubel- schafe, Flaͤ- mischen schafe eigen- schaften, Die zaubel-schafe sind klein, iedoch zweischuͤrig und lammen jaͤrlich zu zweienmalen. Die wolle ist sehr zart und das fleisch schmackhaftig und fett. Die wolle der Flaͤmischen schafe, die man in Franken hat, geben lange und starke wolle. Sie bleiben des nachts im sommer auf dem felde. Al- lein die zaubel muͤssen wegen ihrer zaͤrtlichkeit iederzeit des nachts im stalle seyn, Keyßler II s. 287. § 1171 das reine vih ist vom schmirvihe abzuson- dern. Das reine vih muß von dem schmirvihe abge- sondert, und auf besondere weiden gebracht wer- den. In einigen landen wird das schmirvih nicht gedultet, z. e. in Mecklenburgischen, der Lausiz und in Schlesien, Leopoldt am a. o. s. 258, koͤ- niglich Preusische erneuerte schaͤferordnung, und darf, wenn es geschlachtet worden ist, nach ver- schidenen landt- auch stadtrechten, nicht auf die fleischbaͤnke gebracht werden, wie solches zu Jena besonders eingefuͤret ist. Klingners sammlun- gen zum dorf- und bauern-rechte, im II ten teile s. 156 von den schafen. s. 156 fg. Stryk de iure cratium, cap. I. num. 67, 68. § 1172 Das schafvih stehet nicht aller orten. In den wo die scha- fe am besten stehen? bergichten landen und wenn die taͤler fettes gras geben, ist es nicht ratsam die schafe uͤbern winter zu behalten. Denn im fruͤjare schaffet man sie gutes kaufes wieder an, wie dahir aus dem Coͤll- nischen beschihet. Fuͤr die laͤmmer sind die brach- felder am besten, nicht minder dinen ihnen gute anger und berge, auch den uͤbrigen schafen. Da hingegen thaͤler, gruͤnde, fette weide und futter, sumpfigte, auch nasse orte vile krankheiten, beson- ders aber die faͤulnis, leicht verursachen, woran sie hernach, wenn sie ausgewintert worden sind, und Peterstag herbei koͤmmt, sterben. Dero- halben man sie den herbst verkaufet, oder zu faul- schafen machet, Leopoldt s. 267-274. § 1173 Jemehr sie vom thymiane, majorane und ser- wie sie schmackhaft werden? polet fressen, desto schmackhafter werden sie, und gleichen den Spanischen schafen, welche die schmackhaftesten sind. In Teutschlande sind die Schmalkaldischen und Erfurtischen hammel am geschmacke die besten. § 1174 Ein schaͤfer darf so lange die sonne den thau wenn der schaͤfer aus- treiben mag? noch nicht abgelecket hat, nicht ausfaren, Leo- poldt am a. o. s. 274. Inhalts der F. H. Cas- selischen greben-ordn. tit. 45 § 14 soll alles vih im fruͤling, sommer, und herbst, des abends eine stunde nach der sonnen untergang in den staͤl- len seyn. § 1175 Die schafe, welche hier zu lande nicht stehen, von wem der beweis beim ver- fressen sich auf den Rhein-inseln wieder gesund. Daher X haubtstuͤck kauften schafvih, wenn sol- ches unge- sund befun- den worden ist, gefuͤret werden soll? Daher die Marburgische juristen-facultaͤt ehedem ganz recht dem klaͤger den beweis zuerkannt hat, als die rechtsfrage entstand, ob selbiger dem be- klagten das schafvih fuͤr haltbar- oder wert-vih verkaufet habe? Dahingegen die Gießer und Jenenser dise landesart ausser augen gesezet hat- ten. Den rechtsstreit erzaͤlet George Adam Struve de iure ouium, und aus disem Stryk im vsu moderno π. im 21ten buche tit. I § 14, auch der von Rohr im haushaltungsrechte s. 819 fg. § 1176 woran de- ren gesund- heit auch krankheit zu erkennen ist? Das schafvih ist sehr schwaͤchlich und vilen krankheiten unterworfen, daher man gar leicht an schafen bald reich, bald arm ist. Die weise au- gen zeugen vom kranken wesen am marke, oder im leibe. Ein gesundes schaf muß etwas rote augen, und insonderheit die augenwinkel haben, es muͤssen auch die aͤderlein von diser farbe seyn, Leopoldt s. 344-360. § 1177 wem das schafhalten zukoͤmmt? Das schaf halten haben die adelichen fuͤr sich, und wollen ihren bauern die schaͤferei nicht ver- statten, Estors kleiner schriften III ten band s. 485 fg., wenigstens sind vile mit der schaͤferei be- lenet. Jedoch mag die schaͤferei durch eine ver- jaͤrung von 30 jaren erlanget werden, Barth im dissensu 826. § 1178 ob die laͤm- mer mitzu- zaͤlen sind, wenn nur eine gewisse auzal gehal- ten werden darf? Wo einer nur eine gewisse anzal halten darf, werden die laͤmmer bis sie jaͤrig werden, nicht mitgezaͤlet, kleiner schriften III ter band s. 761, Barth dissensu 349 § 1. Die aushebe-zeit ist von der ausmerz-zeit unterschiden, Engelbrechts disp. de iure agnorum. § 1179 von den schafen. § 1179 Der schaftrib hat nicht einerlei gerechtsame. der schaftrib hat unter- schidliche gerechtsa- men, beson- ders der herrschaft In vilen aͤmtern, besonders in Hessen, haben die gemeinen die schaͤferei, und geben der herrschaft entweder ein gewisses gelt, oder eine gewisse anzal weide-hammel, welche man trift- auch schnitt- hammel nennet, vom anschneiden auf kerbhoͤlzern, welches ehedem gebraͤuchlich war, immaßen man mit kerbhoͤlzern gerechnet hat, kleine schriften am a. o. s. 483, s. 492. Von 50 schafen, oder ham- meln gebuͤret im oberfuͤrstentume Hessen der herr- schaft ein stuͤck. Ist aber die anzal unter 25, so zalen die bauern so vil sechser, als die anzal ist; dahingegen wo 26 und mehr stuͤcke vorhanden sind, zalet die herrschaft so vil sechser, bis die zal voll wird. Man zaͤlet die herde und muͤssen sich hernach die bauern der gemeine vergleichen. In der stadt Kirtorf wird von iedem stuͤck 3 pfennige und kein weidhammel gegeben. In den Kur- Braunschweigischen landen ist der schafschaz be- kannt, Grupen in den disceptationibus for. obs. IIII s. 975 fgg. welcher als eine steuer anzu- sehen ist, die auf schafe geleget ist. § 1180 An einigen orten in Hessen wird wegen der halber, weide das 50te und beste lamm der herrschaft ge- geben, Krebs am a. o. s. 498. § 1181 Bei der hisigen universitaͤts-vogtei zu Suͤnglis, die universi- taͤts-vogtei Suͤnglis er- haͤlt eben- falls trift- hammel ꝛc. in Nider-Hessen, gibet ieder pferch der universi- taͤt einen trifthammel und ein triftlamm, wiewol inhalts der alten rechnungen das eilfte stuͤck zu entrichten waͤre. § 1182 Die schaͤferei ist, wo die vorhergehende hinder- wie die schaͤ- fereien nisse der adelichen nicht vorhanden sind, so einzu- richten, X haubtstuͤck richten, daß ein ieder nicht so vil halte, als er will, sondern es ist auf die guͤter hirunter zu se- hen, Mevius P. V dec. 251, Fritsch de iure compascui § XI fgg. und zwar wo es die gegend verstattet, reines vih, damit gute weise wolle in das land komme; hingegen die schwarze, braune, grise und graue schafe abgeschaffet, auch diejeni- ge, welche filzhaͤrig sind und springhare unter der wolle haben, nicht gedultet werden. Des endes zu verhuͤten ist, daß keine zigen-boͤcke bei den scha- fen weiden. Anbenebst sind, wo es der himmels- strich erlaubet, zaubel-schafe zu zihen. Auch die rauhe art der schafe laͤsset sich in eine feinere ver- wandeln, besage Frider. Wilh. Hastfers unter- richt von der zucht und wartung der besten art von schafen s. 52 fgg. § 1183 inzurich- en sind? Disemnach besage der S. Gothaischen landes- ordnung im II ten teile cap. III tit. 21 duͤrfen auf eine hufe landes nur 8 schafe; S. Altenburgische landes-ordnung II , 3, 20; in Baiern aber 12, Baierisch landrecht III , 14, 4, in Schlesien 25 auf eine hufe gehalten werden, Schickfuß in der Schlesischen chronik im III ten buche s. 496. In den Kur-Braunschweigischen landen kan ein ackermann 30, ein halbspaͤnner 15, ein koͤter, welcher wenigstens 20 morgen acker hat, 10 haͤubter halten. In den Kur-Brandenburgischen landen ist die schafzal der untertanen ebenfalls be- stimmet. Dises aber erstrecket sich nicht auf die fleischer, welche im herbste viles schafvih zum schlachten halten, Fritsch am a. o., weilen sie fuͤr die weide sorgen und dise pachten muͤssen. § 1184 ob die buͤr- ger der herꝛ- schaft schafe Wenn eine herrschaft auf ihrer buͤrger feldern die schaͤferei hergebracht hat, gleichwohl nebst dem einen von den schafen. einen vorwerke, worauf eine schaͤferei haftet, noch auf ire fel- der treiben lassen muͤs- se? ein anders hat, ist die buͤrgerschaft die treibung der schafe von beiden vorwerken auf ire felder zu leiden nicht schuldig, Estor am a. o. s. 522. Die gemeinen wollen auch nicht gern leiden und den adelichen zugestehen, daß dise diejenige weiden mit dem schafvihe betreiben lassen, worauf das rind- vih zu weiden pfleget, anerwogen das rindvih ent- weder gar nicht, oder doch sehr ungern fresse, wo der schaͤfer gewesen sey; welches aber keinen grund hat. Unterdessen hat es eine ganz andere ursache bei der stoppelhute, anerwogen deshalber verord- net ist, daß die schafe dem hornvih nachgetriben werden sollen, Hohenloisches landrecht tit. 19 § 2 s. 115, Nassau-Cazenellenbogische policei-ordnung vom jare 1615 im II ten teile cap. 5. Estor am a. o. s. 484, Klingner am a. o. im II ten teile s. 74, 771, 879, 1023. § 1185 An einigen orten haben zwar die gemeinen die die schafe duͤrfen des nachts an einigen or- ten nicht auf dem fel- de bleiben. befugnis schafe zu halten, sie duͤrfen aber solche nicht uͤber nacht auf dem felde lassen, sondern muͤssen selbige eintreiben, Klingner am a. o. II , 120. Jeweilen hat ein anderer an eben demsel- ben orte die gerechtsame der schaͤferei und des bochts, oder hordenschlages, und dabei die befug- nis 4 haufen zu machen, 1) die melkschafe, 2) den gelt- und hammel-haufen, 3) den laͤmmer- und 4) stech-haufen. § 1186 Im Schwarzburgischen ist an verschidenen was die schacken- schaͤferei im Schwarz- burgischen bedeuten. orten einigen untertanen vergoͤnnet, daß sie nach den hufen landes eine gewisse zal schafe in fremde felder treiben duͤrfen, obgleich die edelleute und nachtbaren mit der weidgerechtigkeit selbiger orten belenet sind, welches man schackenschaͤferei , oder schacken- X haubtstuͤck schackentrift nennet, Fritsch in den zusaͤzen zu dem Speidel unter dem worte: schackenschaͤfe- rei . Hirvon ist der beitrib, oder beischlag unter- schiden, Estor am a. o. s. 485 fgg. § 1187 in Teutsch- lande darf nicht ein ie- der schaͤfe- reien anle- gen, Hiraus ist abzunemen, daß in Teutschlande nicht allen und ieden nach beliben schaͤfereien anzu- legen vergoͤnnet sey, sondern dazu berechtiget seyn muͤsse, besage der F. H. Casselischen greben-ord- nung tit. 32 § 3 duͤrfen keine neue schaͤfereien one hohe erlaubnis angeleget werden. Wirtenbergi- sches landrecht tit. von weid- und schaf-ordnung num. 2, von den Kur-Brandenburgischen landen sihe den Schepliz ad consuetud. Brandenbur- gicas P. III tit. 20 § I , Kur-Baierische forstord- nung art. 35, von Kur-Sachsen besaget solches Carpzov P. II decis. 206. Berlich P. II concl. 49 num. 12. § 1188 wohl aber im stalle halten, Hiraus folget aber nicht, daß der untertan im stalle schafe des winters zu halten nicht befugt sey. Daß er sie alsdann nicht weiden lassen duͤrfe, sol- ches verstehet sich von selbst. Gleichwol da ein schaf des winters one etwa eine stunde ausser dem stalle frische luft zu schoͤpfen nicht bestehen kan, so ist nicht abzusehen, wie dem untertane auf seinen acker, seine wise, oder den gemeinen rasen seine schafe im winter zu treiben verboten werden koͤn- ne. Ehedem, als der bauer seinem eigentums- herrn nur seine paͤchte gab, und darmit weiter nichts leistete, lisen sich die bauern dergleichen freilich nicht zu sinne steigen. Nachdem aber ire abgaben eine andere gestalt gewonnen haben; so heisset es: was dir nicht schadet, und dem andern hilft, das must du leiden. § 1189 von den schafen. § 1189 Wie die schaͤferei im Kur-Brandenburgischen in anschlag zu bringen sey, lehret Gasser in der einleitung zu den oͤkonomischen wissenschaften s. 179, Stisser am a. o. s. 354 § 23. § 1190 Das soͤmmern, oder umackern der stoppelfel- das um- ackern der stoppeln darf zum nach- teile der schafweide nicht gerei- chen. der gehet zum nachteile der schafweide nicht an. Entstehet streit daruͤber: daß z. e. der edelmann allzuvile schafe halte und der bauern melk- auch zugvih abbruch an der weide leide, wird die anzal auf verstaͤndiger hauswirte erkenntniß gesezet, Estor am a. o. s. 495. § 1191 Es ist immittels keine folge, daß derjenige, wel- vom horn- vihtribe ist auf den schaftrib nicht zu fol- gern. cher mit dem hornvihe den trib, oder die hut hat, dises auch mit schafen, zigen, und gaͤnsen ausuͤben koͤnne, Esbach uͤber den Carpzov s. 290. § 1192 Wer die weide-gerechtigkeit hat, mag den buch- der horten- schlag gehoͤ- ret nicht al- lezeit zur trift-gerech- tigkeit. ten- oder horten-schlag eben nicht begeren, von Berger in der oecon. iuris s. 307, anerwogen selbiger nicht stets zur hut- und trift-gerechtigkeit gehoͤret, Klingner am a. o. im II ten teile s. 109, s. 616, 732, 734, 742 fgg., sondern an manchen orten ist nur das blosse lagern verstattet, Stisser am a. o. s. 185 § 19. Unterdessen hat der horten- schlag, oder pferch sowohl auf wisen als auch auf aͤckern seinen grosen nuzen, Klock de aerario, cap. IIII num. 32, Bilderbeck in der resolut. III s. 224, Klingner am a. o. II, 110. § 1193 Wo nimand die schaͤferei an dem orte allein wie die scha- fe gehuͤtel werden sol- len? hat, kan ein ieder die schafe im winter auf dem seinigen huͤten. Allein das bestaͤndige allein-huͤ- ten eines ieden gehet nicht an, sondern er muß J i unter X haubtstuͤck unter die herde seine schafe treiben, oder so vil an feldguͤtern haben, daß er einen eigenen hirten an- nemen darf. Nach masgebung des Saͤchsischen landrechtes im I ten buche art. 54 soll ein solcher 3 hufen haben. Wer nun seinen eigenen hirten auf seinen hufen haͤlt, soll auch von rechtswegen auf seinen laͤndereien verbleiben, wo nicht durch eine widrige gewonheit ein anders eingefuͤret ist. § 1194 was vor und bei der schur zu be- obachten ist? Vor der schur ist darauf zu sehen, daß die schafe tuͤchtig gewaschen, und darauf wieder recht trocken werden, Kur-Braunschweig-Luͤneburgische landes-gesaͤze III ter teil cap. 4 s. 988 fgg., wobei nicht zu verstatten ist, daß sie mit wagen-schmir gezeichnet, vilweniger in strauchwerk getriben wer- den, Leopoldt am a. o. s. 322. Bei deren schwemmen wird den untertanen eine unschaͤdliche uͤbertrift verstattet. § 1195 die gattun- gen der wolle, Anlangend die wolle, welche ein sehr schwaches, zartes, und gekruͤmtes krauses har benennet wer- den kann; ist virerlei: 1) klare, 2) krause, 3) haͤrichte oder scharfe, und 4) gar grobe. Die erste gattung liget an der art der schafe und der suͤßen weide; die andre gattungen fallen an rau- hen oͤrtern. Die gute wolle muß lang, fein, reich, und dicke seyn. Jedoch ist die Teutsche groͤber, als die Engellische. Dise aber wieder nicht so fein, als die Spanische, Friderich Wilhelm Hastfer im unterrichte von der zucht und wartung der besten art von schafen s. 30 fg. § 1196 darf nicht in menge aus dem T. Reiche ver- fuͤret wer- den. Die wolle soll in menge ausserm Reiche nicht verkaufet werden, Reichsreformation 1548 tit. 21 § 3, Reichs-policeiordnung zu Augsburg 1555 § 135, 1577, tit. 22 § 2, Reichsabschid 1566, § 178 von den schafen. § 178, 1603 § 61, Reichsschluß 1670 s. 77 im IIII ten teile der Reichsabschide; denn man saget: der wollenhandel ist der Hollaͤnder guͤlden vließ, Pistorius cent. 8 par. 31. § 1197 Die Hessische wollenkaufs-ordnung ist 1678 wie es in Hessen dis- falls gehal- ten werden soll? herausgekommen. Es muß iedes kleuter wollen 21 pfund schwer seyn. Nimand darf, er sey ade- lich oder unadelich, seine wolle verkausen, wofern sie nicht zuvorderst in der naͤchsten stadt besichtiget worden ist. Imgleichen soll alle verkaufte wolle erst gewogen und verzollet werden, F. H. Casse- lische ordnung wie es mit dem wollenkaufe und verkaufe gehalten werden soll, 1721, 1729 fol. be- sage der F. H. Casselischen verordnung vom 21 Decemb. 1750 darf die inlaͤndische wolle in anse- hung der wollenhaͤndler und aufkaͤufer bis zu Martini auswaͤrts nicht verhandelt werden. Dahingegen sich die schafhalter nach Margareten- tage richten sollen. § 1198 Die schaͤfer muͤssen ire raͤnke lassen, weshal- der schaͤfer obligenhei- ten, ber sie beruͤchtiget sind, Rhetius de astutiis opi- lionum. Ire pflichten erzaͤlet der verfasser des klugen landmannes, der redliche, aufrichtige schaͤfer, die koͤniglich Preusische schaͤfer-ordnung, von Rohr im haushaltungs-rechte s. 840 fgg., P. Abraham a St. Clara etwas fuͤr alle, im II ten teile s. 575 fg., Hoͤnns betrugs-lexicon, Klingner am a. o. im II ten teile s. 225, 233, 843, Florinus am a. o. s. 1029-1031. Die schaͤfer sind verantwortung und gefar unterworfen, Klingner s. 235, 248, 537, 539, 625, 698, 701, 861, 907, Kaspelherrns disp. de versutiis opi- lionum, Frankf. 1673. J i 2 § 1199 X haubtstuͤck § 1199 und pflich- ten. Das haubtwerk kommet darauf an: daß die schaͤfer nicht zur weide treiben, so lang das gras vom reife, oder tau naß ist, Huͤckels abhandelung vom schaf-vihe § 52 s. 39, gestalt die naͤsse uͤber- haubt dem schafvihe schaͤdlich ist, auch, wo ein honigtau gefallen ist, diser inen durst erwecket, worauf das saufen die faͤule nach sich zihet, 2) die laͤmmer auch das uͤbrige schafvih auf die hize nicht saufen lassen, wobei auf reines, und helles wasser zu sehen ist; 3) bei donnerwettern den schafen zusprechen, und sorge tragen, daß sie nicht ausbrechen; 4) die laͤmmer bei kaltem und nas- sem wetter nicht in die horten schlagen, sondern in den stall bringen; 5) den hortenschlag alle mor- gen fortruͤcken, und in behoͤriger groͤsse, z. e. zu 100 stuͤcken schafen 8 horten zu 14 schue lang, da- mit 1 morgen des nachts mit 1000 geduͤnget wer- de; 6) die laͤmmer im brachfelde, die uͤbrigen auf guten angern und bergen, die faulen schafe, auch den stechhaufen auf nidrige wisen und bruͤche treiben; 7) im winter taͤglich in die luft ausser den stall kommen, iedoch beim tiefen schnee, glat- eisen und scharfen winden nicht austreiben; 8) in die gaͤrten, haͤgewaͤlder nicht huͤten; 9) vom lezten tage Aprilis (wo es nicht zu kalte und schneeigte gegend ist) bis auf den 1ten Nov. die wisen nicht behuͤten, F. H. Casselische verordnung vom jare 1735; 10) in die stoppeln nicht treiben, bis das rindvih darin geweidet worden ist, im- maßen es im spruͤchworte heisset: ein schaf ist zwar fromm, es graset aber genau. Deshalber woll- ten die gemeinde Eßdorf wider iren gerichtsherrn den von Eßdorf im Altenburgischen, und die ge- meinde Hermannstein im Hessen-Darmstaͤdtischen wider den herrn Schenken zu Schweinsberg die huͤtung von den Schafen. huͤtung der schafe auf der gemeinen rindvihe-weide nicht dulten. Allein weder die regirung zu Gisen, noch das Kaiserliche und Reichs-kammergericht haben in der lezten sache auf dieses einstreuen ge- sehen. Sihe indessen Estors kleine schriften am a. o. s. 494; 11) die schafe nicht schlagen, oder werfen; 12) die jungen schafe nach 2 jaren zum bocke lassen; 13) zur lamm-zeit tag und nacht im schafstalle bleiben, die abgelammten schafe mit den laͤmmern allein tun, und gut fuͤttern; 14) die saͤugenden schafe nicht melken; 15) die kranken und blatterigten schafe von den gesunden abson- dern, und im stalle behalten, sintemal die blat- tern anstecken, auch solche fleißig warten; 16) die salzlecke nach fuͤrschrift des Florinus s. 1026, auch Hastfers s. 154-159 fertigen, und behoͤrig besorgen; 17) die verreckten schafe den eigentuͤ- mern anzeigen; 18) den schafreckel (von recken, agere, pellere) mit einem knebel versehen; 19) nicht uͤber die grenzen treiben, widrigenfalls sie gepfaͤndet, auch gestrafet werden, von Rohr im hauswirtschaftsbuche s. 62, s. 388. Insonderheit ist wegen der sorge beim huͤten der Hastfer s. 192- 194 nachzusehen, und dessen fuͤrschrift zu beobach- ten. Sihe auch disen vom amte der schaͤfer s. 185-191. Im uͤbrigen saget man: wenn der hirt auch nicht mehr freiheit haͤtte, als das schaf, so muͤßte er auch graß essen, Pistorius IIII, 75; der woͤlfe todt ist der schafe heil. § 1200 Die krankheiten der schafe sind mancherlei, z e. die krank- heiten der schafe. die bocken, faͤule, elbische krankheit, welche fuͤr unheilbar gehalten wird, kroͤpfe, egeln, trab, toll- sucht, rote und weise rur, brandt, blutkrankheit, wassersucht, gelbsucht, staupe, nabelsucht, har- wurm, drehend, herzschlaͤgig, kroͤte ꝛc. Sihe J i 3 hir- X haubtstuͤck hirvon den klugen landmann und arbeitsamen hausvater, den Leopoldt am a. o. s. 344-360, den von Rohr im hauswirtschaftsbuche s. 394 fg. den Huͤckel s. 76-112, den Florinus s. 1041, den Boͤckler s. 228, des Frid. Wilh. Hastfers un- terricht von der zucht und wartung der schafe s. 194-248, wie auch s. 71-111. § 1201 von den egelschne- cken. Alle sonst um die schafzucht verdinte schriftstel- ler, auch so gar ein Hastfer haben die egelschne- cken in den schaflebern nicht recht betrachtet. Hingegen hat Jacob Christian Schaͤffer die egelschnecken in der leber der schafe, Regensburg 1753 in gros 4, wohl beschriben. Das schaf li- bet den wasser-wegerich (plantaginem aquaticam) und den wasser-ampfer (lapathum aquaticum). Hiran sizet der same der schnecken; disen schlucken sie mit ein, und selbiger zihet sich durch den leber- gang in die leber. Der pater Buffon vermei- net zwar, sie wuͤchsen in den lebern, T. II de l’histoire naturelle s. 469; allein dises ist nicht wahrscheinlich. Dise krankheit ist nicht anste- ckend, ungeachtet sie ganze herden hinreiset. Die mittel wider dise staupe gibet gedachter Schaͤffer s. 40. § 1202 das schaͤfer- lon wird auf verschidene art geleistet. Die schaͤfer erhalten das lon entweder im gel- te, oder fruͤchten, oder haben das gemenge (an- menge), Leopoldt am a. o. s. 262, 266 fg., Stisser am a. o. s. 153, Preusische schaͤfer-ord- nung § 7. Das gemenge ist nicht aller orten ei- nerlei. Denn die schaͤfer stehen bald auf dem zehnten, bald auf dem achten, sibenten, auch sechsten ꝛc. stuͤcke, wobei der schaͤfer auf seinen teil den verlust zu tragen hat, Leopoldt s. 262, Huͤ- ckel s. 68. Die knechte duͤrfen an vilen orten ihr eigen von den zigen. eigen vih unter der herde haben, welches iedoch zu vilen betruͤgereien anlas gibet. § 1203 Den mezgern, oder fleischern ist das auf blasen das aufbla- sen des ge- schlachteten vihes ist ge- wissermasen zu verbiten. des geschlachteten rind- und schaf-vihes, vermit- tels ires mundes, zu verbiten; iedoch durch einen blasbalg wird solches inen nachgelassen; gestalt das geschlachtete unaufgeblasene vih gar unschein- liches fleisch darleget. Eilftes haubtstuͤck von den zigen . § 1204 D ie zige ist ein wiederkaͤuendes geschwindes thier eines starken sprunges, und hat ge- spaltene klauen, auch im oberkinnbacken keine vor- derzaͤne, iedoch unten und oben starke backen-zaͤne. § 1205 Die zigen, oder das geißvih hat mit dem schaf- die zigen sind schaͤd- lich, vihe einige verwandnis, Stisser am a. o. s. 155 § 21, noch mehr aber mit den gemsen und rehen, gleichwol ist sotanes vih das schlechteste hausvih, und dinet nur fuͤr arme und kranke leute. Fuͤr baͤume, gaͤrten, gehaͤge, zaͤune, und die wal- dung ist es das schaͤdlichste vih, welches, nach den regeln der hauswirtschaft, nur an diejenigen orte getriben und gehuͤtet werden darf, wo dor- nen, oder feldstraͤuche sind, oder wo die schweine ins feld gehuͤtet werden koͤnnen. Wie dann auch die zigen irer schaͤdlichkeit halber, inhalts verschi- dener holz- und landes-ordnungen oͤffentlich auszu- treiben gaͤnzlich untersaget werden. F. H. Casse- lische greben-ordnung tit. 13 § 4 s. 34, Nassau- J i 4 Cazen- XI haubtstuͤck Cazenellenbogisches landrecht, im II ten teile cap. 9 num. 23 s. 102, Mylius im corpore constit. Marchicar. IIII ten teile I ter abt. s. 588 s. 610, und III ten teile der constitut. Magdeburg. num. 17, 54, F. H. Darmstaͤdtische forst- und wald- auch weidwerks- und fischerei-ordnung im II ten teile § 55, 56 s. 25, 26, Kur-Braunschweig-Luͤne- burgischer landesgesaͤze IIII ter teil, cap. VI s. 223, 227-240, F. S. Gothaische landesordnung im III ten teile num. 9 s. 321, 322 § 4, Klingner am a. o. im II ten teile s. 159 fg., die Kur-Saͤch- sische verordnung vom 11ten mai 1726, wegen pflanzung der baͤume, untersaget die haltung der zigen schlechterdings § 10. § 1206 und zu hal- ten kostbar. Da die staͤdte Cassel und Homberg in Hessen abgesonderte gebuͤsche und straͤucher haben, so hal- ten sie einen zigen-hirten. Und obgleich die zigen wegen irer gesunden milch und der daraus ge- machten kaͤse auch butter, imgleichen irer frucht- barkeit ꝛc. nuͤzlich sind, von Rohr im hauswirt- schaftsbuche s. 146 s. 399 fgg., Leopoldt s. 484 fgg., von Justi am a. o. im I ten teile s. 531; so sind sie dennoch im stalle zu fuͤttern vil zu kostbar. Man muß inen laubwerk holen lassen und vom guten graße zihen sie mehr, dann die haͤlfte unter die fuͤße, gestalt sie vermittelst ires durchsuchen- den maules das beste aus dem futter von der raufe zihen, mithin so vil futter verderben, welches das andre vih sehr gern fressen wuͤrde, Leopoldt am a. o. s. 485, wannenher man dem Doͤbel im ge- schickten hausvater s. 251, und dem Boͤckler am a. o. s. 232 nicht beipflichten kan, welcher s. 253 vermeinet, daß sie nicht kostbar zu unterhalten waͤren; anerwogen sie in den staͤllen das heu, wel- ches das rindvih und die pferde verbroͤseten, auf- laͤsen; von den zigen. laͤsen; gestalt die zige ein gefraͤssig thier sey. Al- lein die probe lehret das gegenteil. Nicht einmal ein verschnidtener bock der an einer stange unter der krippe, woran ein ring ist, gehet, ist mit dem heue zufriden. § 1207 Wenn man daher auch den armen zum besten die milch ist hizig. Wie sie zu genis- sen ist? die unterhaltung am seile sie hinaus zu fuͤren, ver- statten wollte; so erfodert dennoch die zige viles gras und reisig. Daß solche aber so vile milch, als eine mittelmaͤsige kuh gebe, wie Doͤbel s. 253 § 7 schreibet, das bleibet dahin gestellt. Die milch ist hizig, mithin fuͤr die, welche wallung des gebluͤtes spuͤren, nicht rathsam; sie wuͤrde dann warm mit gewaͤrmeten Selterischen sauerwasser genossen. Sie sind nicht so leicht zu erhalten, sind auch nicht so gefraͤßig, wie Doͤbel meinet. Doch sind die haͤute von den boͤcken gut; eben dise boͤcke sind in den pferdestaͤllen nuͤzlich. Der Gottfr. Aug. Hofmann am a. o. s. 155, des II ten teiles, schlaͤget die kaͤse nuzung fuͤr 1 thl. 8 auch 16 ggr. an. § 1208 Einen grosen Polnischen bock mag iemand ein- mit einem grosen Pol- nischen bock kan man in die kirche saren. spannen und zur kirche mitfaren, wie deshalber zu Rochliz streit entstanden ist. § 1209 Ein grobes versehen heisset den bock zum gaͤrt- ner sezen. Vom nuzen der zigen zeuget das spruͤchwort: zigen-mist, und tauben-mist, laͤst den bauer wie er ist. Sonst saget man auch: sie ha- ben das fett inwendig als wie die zigen. Halte mit der geise! morgen ist der markt. Der wonet auf dem geisen-markte. Ein grindiger (stinkigter) bock ist einer guͤldenen zigen wert, Pistorius cent. II par. 95. Der schwanz darf der zigen J i 5 nicht XI haubtstuͤck nicht zu lang wachsen, sonst schlaͤget sie sich die augen damit aus. § 1210 Von den krankheiten der zigen handeln Huͤckel in der abhandelung von den zigen, s. 29-32, Flo- rinus s. 1036, von Rohr s. 400. § 1211 Von irem nuzen sihe des von Hohberg adeli- ches landleben in des III ten teiles VII ten buche s. 200, den Florinus s. 1035. Die zigen kaͤse aus Langen-Schwalbach sind beruͤmet. Die zi- gen-hare brauchen die perucken-macher. § 1212 worauf die policei we- gen irer felle zu sehen hat? Die policei hat reiflich zu erwaͤgen: ob die un- tersagung des zigenhaltens in ruͤcksicht auf die ar- men untertanen, darneben wegen des grosen ab- bruches am lederhandel und den manufacturen, etwa den vorteil des eingeschraͤnkten zigenhaltens uͤberwige? Die geisen- und bock- auch zickels- felle dinen zu mancherlei. Denn die zigen-felle geben pergament, corduan, und handschuhe. Die bocks-felle dinen zum leder fuͤr die schuhe, zum reithosen, kamisoͤlern, dudelsaͤcken und bock- pfeifen. Die jungen zigen-haͤutlein brauchet man zu den nesteln, saͤckeln, starken guͤrteln, zur fuͤtte- rung der seidenen degen-gehaͤnken, und zu weichen handschuhen. Nicht zu gedenken, daß, wenn die saffian-manufacturen gluͤcken sollten, ausser den schaf- und kaͤlber- haͤuten, eine menge von bocks- und zigen-fellen erfodert wuͤrde. Man hatte davon eine manufactur in Bonn angeleget. Zwoͤlf- von den schweinen. Zwoͤlftes haubtstuͤck von den schweinen . § 1213 D ie alten Teutschen hilten schr vil auf die die alten Teutschen hilten vil auf die schweine. schweine (die saͤuen, sugen, von saͤugen) Denn man findet vile verordnungen der schweine halber in dem Salischen gesaͤze, von Eccardt ad legem Salicam, tit. II § I fgg., und in den zusaͤzen Karls des grosen tit. II § I. § 1214 In den staͤdten duͤrfen eigentlich keine schweine in den staͤd- ten sind ei- gentlich keine zu hal- ten. gehalten werden; weil ire ausduͤnstung die luft gar ungesund machet. Daher zu Jena nimand in der stadt, wohl aber in den vorstaͤdten allda schweine halten darf. Man sehe auch die samm- lung verschidener verordnungen der kaiserl. freien Reichsstadt Bremen s. 320, 321. § 1215 Die brauer, brandewein-brenner, baͤcker und ihr nuzen muͤller finden bei deren haltung, imgleichen die bauern und grose wirtschafter iren nuzen, welcher in der merung und dem zuwachse, auch in schlach- ten und maͤsten, desgleichen im verkaufen bestehet, welcher um so vil mehr eintraͤglich ist, wenn es gute mastung in den waͤldern gibet. Von der schweinezucht sihe das oͤconomische lexicon s. 689. § 1216 Wer selbige haͤlt, darf sie nicht lassen hutlos und scha- den. herum laufen, sondern muß sie unter die herde treiben, Pufendorf in den obseru. iur. vniu. T. I im anhange s. 112 statut. 110 des Verdi- schen stadtrechtes, F. H. Casselische greben-ord- nung im 45 tit. § 5 s. 113. Sie richten auf fel- dern XII haubtstuͤck dern und wisen, auch waͤldern mit irem wuͤlen und brechen grosen schaden an. Daher wenn ein schwein zu schaden gehet, und ich heze solches mit dem hunde, welcher es wider seine art zu todte beisset, bezale ich den schaden nicht. Es koͤnnen auch die zu schaden gehende schweine gepfaͤndet werden. In Baiern werden inen ringe an die nase geleget, damit sie nicht durch wuͤlen schaden koͤnnen. § 1217 die finnigte schweine sind kein kaufmanns- gut. Hat ein schwein finnen; so ist es kein kauf- manns-gut, und verliret der verkaͤufer das kauf- gelt. Denn daß Stryk im vsu moderno π. den schaden auf den kaͤufer waͤlzen will, weil es ein sichtbarer feler waͤre, und Esbach uͤber den Carpzov, nebst dem von Berger einen unter- schid zwischen einem fleischer und einem andern kaͤufer, welcher kein mezger ist, machet, ist zu weitlaͤuftig. Genug, daß hir ein alter innerlicher feler vorhanden ist, und man einem schweine nicht so gut, als einem pferde, ins maul sehen kann. Daß aber die buͤrsten alsdann ausgehen, und sie bluten, ist truͤglich. Besage der F. S. Alten- burgischen landesordnung im II ten teile cap. 3 tit. 38, soll ein fleischer, welcher finnicht schweine- fleisch hat, ein fleischmesser uͤber sich stecken, oder es an einen sonderbaren ort verkaufen bei strafe 10 fl. F. S. Gothaische landesordnung im II ten teile cap. 3 tit. 42 s. 205, sihe indessen Marper- gers kuͤchen- und keller-dictionarium, s. 1065, wo er von den finnen und deren kennzeichen handelt. Finnichte schweine verkaufen zu lassen, oder solche wegzunemen und den armen zu geben, soll die po- licei nicht dulten, Marperger s. 1066 am a. o. § 1218 von den schweinen. § 1218 Wer eine traͤchtige sau kaufet, hat one zwei- mit der traͤchtigen sau werden auch die fer- kel verkau- fet. fel die ferkel mit gekaufet. Aber wenn die ferkel schon geboren sind, muͤssen dise ausdruͤcklich mit gekaufet werden, sonst bekommet man sie nicht mit. Eben so ist es mit der kuhe, und dem kalbe, auch uͤbrigen vihe. § 1219 Wer indessen hornvih halten kan, tut besser, mit dem hornvih- halten ist es besser als mit den schweinen getan. als bei dem schweinen vihe, nach der regel: man soll sich halten an hornvih und kein kornvih; iedoch meinet der Doͤbel am a. o. s. 255: eine sau waͤre so gut, als eine kuh zu nuzen, Stisser am a. o. s. 157 § 2. Allein jener nimmet den dinger ganz recht aus; zu geschweigen, daß ein rindvih leich- ter, als eine sau, wo nicht zu erhalten, doch zu maͤsten sey. Indessen bleibet die sau dem land- manne, um sich und die seinigen zu saͤttigen, un- entberlich. § 1220 Die schweine sind dreierlei gattungen, einhei- deren gat- tungen, mische, die kurz vom leibe und hochbuͤrstig fallen; 2) Westfaͤlische, die langseitig sind, und zwei gloͤcklein, oder zwene zacken unten am halse tra- gen, oder 3) die halbwilde, wie in Nider-Hessen, die an der farbe den wilden schweinen gleichen. Die schwere steiget von 450 pfunden auf 8 cent- ner, Keyßlers reisen I ter teil s. 43. § 1221 In Oberhessen teilet man das schweinevih in und eintei- lung, ferkel, laͤuflinge, mocken (sau-muͤtter), verschnid- tene maͤnnlichen geschlechtes, verschnidtene mocken und eber oder sauwazen. Ein milchferkel saͤuget, ein spanferkel aber nicht. § 1222 XII haubtstuͤck § 1222 auch bor- sten, Der handel mit schweinsborsten ist von Mar- pergern in der beschreibung des har- und feder- handels, cap. XI beschriben, auch allda zugleich von den buͤrstenbindern handelt. Jeweilen erhal- ten besondere personen die freiheit, mit den schweinsborsten allein zu handeln. Mylius im corpore constitut. march. V ten teile II ten abt. s. 142, 152. Die borsten sind eine art starker und harter hare. § 1223 krankheiten, Wenn eine sau erkranket, so geneßet sie schwer- lich, Doͤbel am a. o. s. 108, von Rohr am a. o. s. 411 fg. sie bekommen die braͤune und den rank, Leopoldt am a. o. s. 480. Bei der braͤune tut das unverzuͤgliche aderlassen unter der zunge gut. Es wird auch fuͤr ein gutes mittel die schweine ge- sund zu erhalten ausgegeben, wenn man sie uͤber einen gestreiften fuchs saufen laͤst, Doͤbel s. 109. Vom Maͤrz bis in den Julius darf der hirt nicht austreiben, bis die sonne den tau weggelecket hat, Florinus am a. o. s. 1049. § 1224 die schweine sind fuͤr dem rindvih auf die stoppeln zu lassen. Die schweine sind fuͤr dem rindvihe auf die stoppeln zu lassen, F. H. Casselische greben-ordn. s. 113. Auf eines andern oder des forstherrn wal- dung duͤrfen die schweine, one der forstbedinten vorwissen, nicht geschlagen werden, F. H. Casse- lische greben-ordnung s. 54 fgg. § 1225 deren mast- gelt ist ein- traͤglich. Das mastgelt traͤget in manchen landen uͤber 60,000 rthl., und in Baiern ist die mast eine der staͤrksten einkuͤnfte des kur-fuͤrstens. In Hessen traͤget die mast viles ein. § 1226 von den schweinen. § 1226 Die untertanen muͤssen, wo sie keine eigene wie es diß- falls mit der untertanen schweinen zu halten sey? waldung haben, in ires herrn wald treiben, wo- fern sie nicht allzuweit davon entfernet ligen, z. e. 4 meilen. Wo man die behoͤlzigung hat, dahin muß man in die mast treiben. § 1227 Daß die herrschaft das recht habe, die in die die herr- schaft hat das recht die in die mast ein- schlagenden schweine brennen zu lassen. mast einschlagenden schweine zu vermeidung der unterschleife bei der mastung brennen zu lassen, und dem foͤrster eine kleine abgabe dafuͤr anzuwei- sen, das ist keinem zweifel unterworfen; allein den landstaͤnden will man dises nicht verstatten, wo kein herkommen vorhanden ist. Wenn aber die schweine ausgehoben werden, erhalten die ei- gentuͤmer das erlegte mast- auch wohl brenngelt wieder, Reinhard de iure forestali, s. 120. § 1228 Ein hirt muß fuͤr die ihm anvertraute schweine der hirt muß fuͤr die verlornen schweine ste- hen. stehen, mithin welches er verliret, oder verwar- loset erstatten, Reinhardt am a. o. s. 119. Er muß auch ausserdem behutsam mit den schweinen umgehen, Leopoldt s. 473 fg. § 1229 Die schweine bleiben entweder zur zucht gelas- die zucht- und mast- schweine. sen, oder sie werden zum schlachten aufgestellet. Dise sollen nun entweder zum specke, oder zu kuͤ- chenschweinen gebrauchet werden. Dise leztere werden auch schlichtschweine benennet. Die mast- schweine werden in Sachsen zu der adelichen wit- ben mußteile gerechnet. § 1230 Unter die wuͤrste, welche die fleischer verkaufen, was die flei- scher bei ver- fertigung der wuͤrste unterlassen sollen? soll kein rind- kuͤhe- schoͤpsen- schafe- bocks- zigen- oder kaͤlber-schweis, vilweniger gehaͤnge oder kal- daunen untergemenget werden, S. Gothaische landes- XII haubtstuͤck landesordnung am a. o. s. 205. Im uͤbrigen sa- get man: es nimmet kein fleischer dem andern eine wurst ab. Wurst wieder wurst. § 1231 die westfaͤli- sche schinken und wuͤrste sind die schmackhaf- testen. In Westfalen findet man den besten speck, und die schmackhaftesten schinken. Ausser Westfalen taugen die rauchkammern nicht vil. Der rauch tut es nicht allein, sondern es wird frische zihende luft dabei erfodert, mithin ist Hofmanns am a. o. s. 165 befindliche beschreibung einer rauchkammer Saͤchsisch, aber nicht Westfaͤlisch. Die schin- ken-toͤpfe aus dem Sigenischen und Altenkirchi- schen eisen gegossen werden von den schlecker-maͤu- lern geprisen. der speck ge- hoͤret zu dem muß- teile der adelichen witben inSachsen. § 1232 Speck und speckseiten, auch schmalz gehoͤret in Sachsen zum mußteile der adelichen witben, Barth von der gerade s. 670. § 1233 was bei an- legung der schweins- staͤlle zu be- obachten ist? Der schweine-stall muß mit den andern vihe- staͤllen insonderheit der pferde keine nahe nachbar- schaft haben. Daß diser von des nachbars hau- se drei schuhe entfernet seyn muͤsse, ist eine bekann- te sache. Ob aber wegen des grosen gestankes an des nachbars hof ein schweine-koben gebauet wer- den koͤnne? das ist eine bestrittene frage. Jedoch ist es der nachbar zu leiden nicht schuldig, Stryk de iure sensuum dissert. V cap. II § 34. Drei- vom geschlachteten vihe. Dreizehntes haubtstuͤck vom geschlachteten vihe. § 1234 J eweilen ist von dem geschlachteten vihe etwas an die landes- gerichts- oder erb-herren ab- zugeben. Wie dann z. e. die zungen den Schen- ken zu Schweinsberg, als gerichts-herren gelifert werden, welches in Baiern ebenfalls rechtens ist, von Chlingensperg de hofmarchiali iure. Je- der einwoner des dorfes Baumersdorf, welcher ein jaͤriges schwein schlachtet, muß dem besizer des darin befindlichen gutes Eltistum, den ruͤcken und eine bratwurft geben, Klingner am a. o. im I ten teile s. 513. Es koͤnnen auch die lammes- baͤuche hirher gerechnet werden. Der universi- taͤt Jena muͤssen die fleischer eine gewisse anzal unschlitts jaͤrlich lifern. Virzehntes haubtstuͤck von den caninchen, hunden, kazen, maͤusen. § 1235 D ie caninchen (kullen, hasen-koͤnige, oder ha- der canin- chen natur und gestalt. sen-killen, oder in Ober-Hessen grein hasen), kommen den hasen irer natur, und der aͤusserli- chen gestalt nach, zimlich gleich. Wiewohl das fleisch davon ganz weiß, folglich vom hasen-wild- pret unterschiden ist. Die farbe ist auch meisten- teils unterschidlich. Im Clevischen, in Brabant, Frankreich, Engelland ꝛc. gibet es eine grose K k menge XIV haubtstuͤck menge derselben. Die Franzosen nennen die ge- haͤge Garennes. Es sind besonders zwo arten bekannt, naͤmlich wilde und zame, oder haus- caninichen, von Rohr im hauswirtschaftsbuche s. 799, Zinkens oͤconomisches lexicon, s. 476, Doͤbels jaͤger-practica I ter teil s. 31. Sie sind eine zwitter art von hasen. Die wilden sehen grau wie die hasen. Die zamen haben eine weisse, schwarze, bunte und gelbe farbe. § 1236 sie vergra- ben sich in die erde und sind schaͤd- lich. Beide haben die art an sich, daß sie sich in die erde vergraben, und darin iren bau, oder lager machen. Sie unterwuͤlen die mauern, worauf die gebaͤude stehen, und tun, wo sie hinkommen, in allerhand getraide, baͤumen, besonders in den gaͤrten und weinbergen, auch feldfruͤchten unglaub- lichen schaden. Daher, wer dises schaͤdliche vih halten will, sich zu gewaͤrtigen hat, dem nachbar den schaden zu ersezen, Zinkens oͤkonomisches lexicon s. 476 fg. § 1237 wozu sie dinen? Sie vermeren sich ungemein, dinen zum essen, und ire felle gebrauchet man zu allerhand rauch- futter und aufschlaͤgen. Die wilden werden mit frettgen gefangen, die eine art von iltissen sind, und schwarz-gelber, auch gilblichter farbe sind, Doͤbel am a. o. II teile s. 123. Von den hunden. § 1238 der hunde gattungen. So vil die hunde anlanget, sind deren unter- schidliche klassen in den Teutschen gesaͤzen befind- lich, Hofmann in den obseru. iur. Germ. s 281. Bei den Burgundiern wurden sie hochgeschaͤzet, lex Burgund. addit. I tit. X. Bei der jaͤgerei kom- von den hunden. kommen vor 1) der leithund, davon Carl von Heppe gehandelt hat, Augeburg 1751, 8, Doͤ- bel am a. o. s. 80 fgg. des I ten teiles; 2) der hezhund, Doͤbel s. 101; 3) der schweishund s. 102; 4) der saufinder s. 104; 5) der huͤner- hund s. 105; 6) der spion-hund; 7) der auer- han-hund s. 112; 8) der barbet- oder wasser- hund s. 113; 9) der blendling s. 113; 10) der jagt-hund s. 114; 11) der wind-hund s. 115; 12) der dachs-kricher s. 116; 13) der Ungarische was- ser-hund s. 117; 14) der otter-hund; 15) der triffel-hund s. 118; 16) der rote aͤnten-hund; 17) der parforce-jagthund. § 1239 Die andern hunde sind die schoos-huͤndgen, und arten, mufti-budel, Daͤnische, Englische, schafruͤden, mezger-hunde, hof- und ketten-hunde, Florinus s. 1038, von Hohberg s. 264, Martin Pegius vom hunde-rechte, 4. Ein Franzose hat neulich eine menge gattungen von hunden beschriben. Die haid-hunde dinen auf den reisen hinten auf der kutsche. § 1240 Derjenige, welcher die jagt nicht hat, darf wer keine jagt bat, darf keine jagthunde halten. keine wind- leit- schweiß- schweins- spuͤr- huͤner- und jagt-hunde halten. Grosse niderreissende, weitlaͤuftige jagt- und parforce-hunde, welche die wildbane veroͤsen, werden nicht gedultet, sondern sind verboten. Mistbeller, welchen andre hunde nachfolgen, darf ein untertan nicht halten, F. H. Casselische jagt-ordnung vom jare 1722, § X. § 1241 Ein groser hund zur wache bei dem hause ist er- haushunde sind erlau- bet, sie duͤr- fen aber nicht in s laubet; doch darf er nicht das wildpret jagen, auch ist keinem untertan vergoͤnnet, die hunde in die gehaͤgten felder, oder waͤlder mitlaufen zu K k 2 lassen; XIV haubtstuͤck feld und in wald gelas- sen werden. lassen; um aber allen unterschleif zu verhuͤten, ist inen am tage ein knebel, oder eine schleif-kette an- zuhenken, so dick, als ein bindestecken, und nach irer staͤrke, auch groͤse 2 schuhe oder 1 ¼ elle lang. Die mezger und juͤden sollen ire hunde, welche nicht wirklich das vih treiben, durch die waͤlder an stricken fuͤren, F. H. Casselische jagt-ordnung vom jare 1722 fol. § X-XII. Die im walde herum laufende hunde werden erschossen, und der eigentuͤmer noch darzu gestrafet. § 1242 wie es in den staͤdten mit den hunden zu halten ist? In den staͤdten darf nimand grosse beißige her- umlaufende hunde, noch weniger bullenbeiser hal- ten. Wie dann auch auf ordentlichen postwa- gen keine hunde gedultet werden. Vermoͤge des verbotes der stadt Dresden von 1727, darf kein fleischer seinen hund auf der gasse laufen lassen, bei 50 thl. strafe, wofuͤr die zunft haften muß. Die policei weiset die schinder-knechte an, die un- nuͤzen hunde in den hundestagen und sonst todt zu schlagen. § 1243 das hunde- halten ist keine will- kuͤrliche freiheit. Solchemnach ist das hunde-halten keine unum- schraͤnkte willkuͤhrliche freiheit. Den studenten ist wider des hauswirts willen hunde zu halten nicht erlaubet, Cluver de iure canum. Schaͤd- liche und beißige auch grose hunde, welche die leute anfallen, muͤssen sofort abgeschaffet werden, Kur-Braunschweigische landes-ordnungen I ter teil s. 788; den nachbaren, welche mit bellenden hunden die gasse und zumal des nachtes beunruhi- gen, wird die abschaffung, oder die anlegung im hause anbefolen. § 1244 die jagt- hunde gehoͤ- ren den landerben. Die jagt-hunde gehoͤren den land-erben, und nicht zum lehne. Wie aber allerhand jagt-hunde abge- von den hunden. abgerichtet werden sollen, zeiget der freiherr von Hohberg im adelichen landleben, im XII ten buche des andern teiles. § 1245 Wegen der tollen hunde und wie sich dabei zu von den verhalten sey? besagen die Kur-Braunschweigi- schen landesordnungen im III ten teile s. 1040 fg. § 1246 Weil vile hunde tolle werden, duͤrfen die abde- tollen hun- den, cker in der fastenzeit, oder in hundstagen, die kei- ne von inen geloͤseten zeichen tragenden und auf der straße laufenden hunde todtschlagen. Dar- gegen sie gehalten sind hir und da an die jaͤgerei hundefelle zu lifern, auch die kranken hunde um die gebuͤr zu curiren, Beier de eo quod circa carnifices et excoriatores iustum est, cap. 9. Mylius in der disp. de iure carnificum, anbei dise und die kazen zu verschneiden. § 1247 An einigen orten muͤssen die muͤller, schenk- der hunde fuͤtterung. und gast-wirte, abdecker ꝛc. die herrschaftlichen hunde fuͤttern, von Chlingensberg am a. o. s. 162 fg. § 1248 Wer einen hund toͤdtet, hat sich deshalber we- wer einen hund toͤdt et hat vom ab- decker ꝛc. nichts zu be- faren. der vom abdecker, noch von seiner zunft etwas zu befaren, Leiser im iure Georgico s. 342, ob er gleich, wenn er solches one rechtmaͤsige ursach ge- tan hat, dem eigentuͤmer den schaden ersezen muß, Carpzov P. IIII constit. 37 def. 8. Im uͤbrigen saget man: „an rimen-nagen lernen die jungen die spruͤch- woͤrter von den hunden. „hunde leder fressen; ein toller hund laͤuft nicht „uͤber 7 tage; wenn man unter die hunde wirft, „welchen es trift, der schreiet, Hert par. 28; „der hund, welcher todt ist, beiset nicht. Er „muß es hinnemen, als wenn ihn ein hund gebis- K k 3 sen XIV haubtstuͤck „sen haͤtte. Zwene hunde an einem beine vertra- „gen sich selten. An der hunde hinken, der huren „winken, der kraͤmer schwoͤren, soll sich nimand „keren. An fremden hunden und kindern ist das „brodt verloren. Von den kazen. § 1249 die kazen verursachen viles unge- mach. Bei den fruchtboden, scheunen und schiffen sind die kazen wegen der maͤuse und ratten, im mangel der kammer-jaͤger, unentberlich. Dieweil aber die policei fuͤr deren bestellung sorget; so fallen die kazen und das vile ungemach, das dise nach sich zihen, weg. Die getreide-boden auf dem adeli- chen gute Hermanstein finden sich in ganz sichern stande, der maͤuse und ratten halber, seitdem die kazen abgeschaffet worden sind. Zugeschweigen des schadens, welchen sie in der kuͤche und sonst an den kuͤchlein, den tauben, jungen rebhuͤnern und hasen veruͤben. Man hat zwar eine erfin- dung, einen fruchtboden auf glatte steinerne saͤu- len zu bauen, daß keine maus darzu kommen kan; allein dises ist nicht fuͤr alle hausvaͤter. Und wie kommen die maͤuse ins schiff? wer weis also, ob solche boden fuͤr inen sicher sind? In Sardinien muß ieder so vil kazen halten, als er kammern hat, Leiser am a. o. s. 345. Von den kazen saget man, sie laͤsset das mausen nicht; nimand will gern der kazen die schelle anhaͤngen, Pistorius cent. V, par. 50. § 1250 vom erlasse wegen des maͤusesrases bei frucht- einnemern, Immittels muß einem, der getreide einzunemen hat, ein gewisses in seiner jares-rechnung, fuͤr den maͤuse-fras nachgelassen werden, wofern nicht kammer-jaͤger bestellet sind. Unterdessen bleibet doch von den kazen. doch das boden-recht zum behufe des rechners. auch boden- rechte, oder Man nennet auch dises die eindarre, oder einwehr der frucht, davon folgende regeln beobachtet wer- den: I ) Von derjenigen frucht, die nicht wirk- lich eingenommen ist, oder desselben jares vor dem schlusse der rechnung ausgegeben worden, paßiret nichts. II ) Von dem, was das jar ein- genommen, und nicht wieder ausgegeben ist, son- dern beim schlusse der rechnung auf den boden noch liget, und im vorrate bleibet, gehet dem rechner von 100 maltern (oder anderm gemaͤse) ein malter zu gute. III ) Von dem aber, was ein jar uͤber gelegen hat, von 100 zwei. § 1251 An andern orten gehoͤren von 100 maltern brin- eindarre, ge-zinsen, ein halbes malter, und von 100 hole- zinsen, zwei malter dem rechnungs-suͤrer, und von 100 maltern lager-fruͤchten ein malter. In Franken gehen dem rechnungs-fuͤrer zu gut: vom 100 lager-getreide ein halb simmer; ein und ein halbes simmer, wenn das getreide gebracht wird, vom 100 hergegen, dafern man das getreide selbst holen muß, zwei, auch drei simmer, Jac. Doͤp- lers getreuer rechnungs-beamter teil I s. 894 fgg. Man sehe auch die Kur-Braunschweigischen land- ordnungen vom maͤuse-fraße nach, im III ten teile s. 233. Von dem maͤuse-fraße auf den feldern wird beim pachte gehandelt werden. Von den martern, iltissen, oder razen, eichhoͤrngen, wisel- gen, igeln, sihe den von Rohr am a. o. Daß maulwurfs- auch reite-maͤuse-faͤnger wegen der gaͤrten, aͤcker, wisen gegen ein gewisses fange- gelt bestellet werden, gehoͤret zur obsorge der po- licei. Sihe die Kur-Braunschweigischen landes- verordnungen, den Klingner am a. o. im II ten K k 4 teile XV haubtst. von den teile s. 229 und s. 855 fg. Im uͤbrigen saget man: es muß eine schlechte maus seyn, die nicht mehr als ein loch hat. Funfzehntes haubtstuͤck von den huͤnern und gaͤnsen auch aͤnten. § 1252 der bauern bereiteste habseligkeit bestehet in huͤnern ꝛc. I n diesem vihe bestund die bereiteste habseligkeit der bauern. Also machte der von den fasten- speisen schwache magen der pfaffen, und die ar- mut des bauern, daß haͤne, huͤner, gaͤnse und eier der ordentliche zinß wurden. Daher huͤner und eier fuͤr die schuldige abgabe, oder den wert der sache genommen wird. Derowegen die spruͤchwoͤr- ter davon. spruͤchwoͤrter entstanden sind: die henne traͤget das handlon auf dem schwanze, Hert am a. o. lib. I par. 19; keine henne fluͤget uͤber die mauer, Hert lib. II par. XI. Wer nimmet den junker zum maier, bekommet weder huͤner noch eier, Pistorius cent. 3 par. 62. Ausserdem saget man: es ist besser ein halbes ei, als gar keines, oder ei- ne ledige schale, Hert am a. o. par. 9 s. 430. Ist die henne mein, so gehoͤren mir auch die eier, Pistorius cent. 4 par. 13, Hert par. 23. s. 438 vol. II T. III. Man gibet nicht vil goldes um ein ei. Wenn man die huͤner schlachtet bekommt man keine eier. Die henne, welche das ei aus- bruͤtet, der gehoͤrt das junge, Besold im thesau- ro practico. Eine henne kan mehr verscharren, als 10 haͤne ersparen. Eine henne hat das recht uͤber 9 zaͤune, Pistorius cent. V par. 77 und 95. Die huͤnern, gaͤnsen, auch aͤnten. Die henne ist kluͤger als das ei. Des muͤllers henne und witbers magd, hat selten hungers-not geklagt. § 1253 Die abgabe der huͤner zeugete ehedem von der was deren abgabe b e- deutet? leibeigenschaft, und hise die leibhenne, oder das halshun. Allein heut zu tage kan man von der abgabe der huͤner darauf nicht schluͤssen, noch we- niger auf die gerichtsbarkeit, Pistorius cent. I par. 44 s. 57. § 1254 Sie heissen bald fastnachts-huͤner, rauch-huͤner, deren be- nennungen. herbst- pfingst- zinß- sommer- hirten- wald- grase- Michaels- lauber- haus- erndte- gohe- hufen ꝛc. huͤner, Wehner in den obseru. s. 116, Besold unter dem worte: henne, Deinlins disp. de praestationibus Gallinariis. Jeweilen muͤssen auch wohl kaphaͤne gelifert werden, von Rohr am a. o. s. 405 § I. § 1255 Die pfarrer heben verschidentlich die oster- oder die oster- oder gruͤn- donnersta- ges-eier he- ben iewei- len die pfar- rer. gruͤnen-donnerstags-eier. Von den braut-huͤnern der Schenken zu Schweinsberg sihe das I ste stuͤck der kleinen schriften, tue hinzu den Klingner am a. o. im I ten teile s. 144 num. 416. § 1256 Des nachbars huͤner, welche mir in garten ob man des nachbars huͤner in sei- nem garten toͤdten kan? fluͤgen, darf ich nicht toͤdten, wohl aber die fluͤgel beschneiden auch pfaͤnden, Pistorius am a. o. cent. V par. 95. Allzuvile huͤner ist unrat. Da- her der vorschlag beim Becher laͤcherlich ist. Die kleine huͤner sind die nuͤzlichste, Stisser am a. o. in der V ten abt. des VI ten haubtstuͤckes § 2 s. 223, Leopoldt am a. o. s. 509 fg. K k 5 § 1257 XV haubtst. von den § 1257 das huͤner- halten in den staͤdten ist unrat, Das huͤner-halten in den staͤdten ist keine wirt- schaft: in betracht das gras und die tauwuͤrme das beste zum eierlegen beitragen. § 1258 hingegen die bauern dazu anzu- halten. Der Thuͤringische bauer sorget von selbst fuͤr die menge der huͤner und fruͤhzeitige kuͤchelein, die er im nachwinter in seiner stube ausbruͤten laͤsset; weil er dises fuͤr ein stuͤck seiner guten narung achtet. Wo der bauer dises von sich selber nicht besorget, oder gar das huͤner-vih selbst verzehret, hat ihn die policei zu diser land-narung anzuweisen, auch die huͤner-kaͤufer, welche solche ausser land tragen, nicht zu dulten. Denn da der bauer sein gelt aus der stadt zihet; so darf er auch derselben die eß- waaren nicht verringern, sondern muß dise ihr, fuͤrs gelt, goͤnnen. § 1259 ob das gelt fuͤr die zinß- huͤner Ob der bauer, welcher bisher ein geringes gelt fuͤr das zinshun bezalet, dasselbe nun in natur lifern muͤsse? ist eine bestrittene frage. Sihe Estors abhandlung de abusu rerum merae facultatis. § 1260 verlanget werden kan? Die gemeine zu Melbach soll den freiherrn von Wezel ein gewisses gelt fuͤr eine iede henne ent- richten. Selbige wegert sich dessen und will die huͤner in natur lifern. Die sache ist an den Reichshofrat gedihen. § 1261 was ganze hanen und hanen be- deuten? In den pfarre-registern des benachbareten Ober-Weimar finden sich ganze hanen und hanen. Jene bedeuten erwachsene. Zum Wilhelmstale erblicket man die mancherlei arten der huͤner. § 1262 huͤnern, gaͤnsen, auch aͤnten. § 1262 Indianische, oder welsche huͤner sind nicht son- die welsche hanen sind nicht son- derlich ein- traͤglich. derlich eintraͤglich, vilmehr kosten sie vil, und die jungen sind mancherlei gefaͤrlichkeiten unterwor- fen. Der plazregen und schlossen auch die grose sonnenhize schadet inen, Leopoldt s. 492 fg. von Rohr am a. o. s. 423. Der erste welsche han, welcher aus Mexico kam, wurde in Frank- reich 1570 bei dem vermaͤlungs-feste des koͤniges Karls des VIIII zur tafel gebracht. Von den gaͤnsen. § 1263 Dise werden an zinsen und paͤchten gelifert. der gaͤnse gebrauch und nuzen. In der haushaltung sind sie wegen des fleisches, der federn und des fettes sehr nuͤzlich. Man ro- pfet sie des sommers 4 mal, im Mai, um Jacobi, um Bartholomaͤi, und Michaelis. Wenn sie darauf wieder mit federn bewachsen sind, koͤmmt der Martinus, alsdann werden sie gelifert, da- her die Martins-gans entstanden ist. Denn das spruͤchwort heisset: Michael manet (den bauer) und Martin zalet. § 1264 Die federn sind 1) staub- oder pflaumen, wel- die gattun- gen der fe- dern. che von den Islaͤndischen die eiderdumen genen- net werden; 2) schleisfedern; 3) federspulen. § 1265 Wegen der weide, sodann am kraute, ruͤben sind den garten- und feld-fruͤch- ten, auch wegen ires mistes, schaͤdlich. und moͤren, auch andern garten- und feldfruͤchten, sind die gaͤnse schaͤdlich. Sie muͤssen also nicht einzeln, sondern unter der herde geweidet werden; wo anderes vih weidet, duͤrfen die gaͤnse nicht hin- kommen, weil eines teils ihr mist alles verdirbet, teils den pferden einen unleidlichen gestank verur- sachet. XV haubtstuͤck sachet. Daher gaͤnse- und schwein-staͤlle bei den pferde-staͤllen nichts taugen, Klingner am a. o. im II ten teile s. 75, 236, 242, und im I ten teile s. 495, 699, Kur-Braunschweig-Luͤneburgische landesgesaͤze III ter teil s. 375 fg. § 1266 in die stop- peln kom- men sie zu- lezt. In die stoppeln kommen sie nach dem vihe, folglich zulezt, keinesweges aber zuerst. Man schreibet auch jeweilen die anzal vor, wie vil einer halten solle, Klingner im I ten teile s. 597. § 1267 wie der gaͤn- serzehnte ge- zaͤlet wird? Der gaͤnse-zehnte wird nicht nach der herde, sondern den eigentuͤmern gezaͤlet. In Pommern finden sich rauchgaͤnse, statt der rauchhuͤner. § 1268 die spruͤch- woͤrter von inen. Im spruͤchworte heisset es: wenn man die gans zu dem ganden sezet, so bleibet der gand der mann, der es seyn soll, Hert im par. 41 s. 461 vol. II T. III. Pistorius cent. 4 par. 28 s. 199. Eine gans ist geflogen aus, ein gickack kommet wieder nach haus, Pistorius par. 32 s. 203. Wenn man eine gans uͤbern Rhein schicket; so koͤmmt eine gans zuruͤck. Die mannichfaltigen gaͤnse sihet man zum Wilhelms-tale. Von den aͤnten. § 1269 wozu die aͤnten di- nen? Die aͤnten sind, wiewol nicht fuͤr schleckermaͤu- ler, gut zu essen, und nicht kostbar aufzuzihen. Ire federn sind zwar den gaͤnse-federn nicht gleich; in fischwas- sern taugen sie nichts. iedoch dinen sie in der haushaltung. Zum ver- derben der jungen fischbrut sind sie geschickt. Da- her wo haͤge-fischwasser sind, ist das aͤnten-halten verboten. Wo aber keine haͤge-fischwasser sind, mag sie ein ieder halten, und also damit umgehen, wie von den tauben. wie Doͤbel am a. o. cap. 120 erinnert, Leopoldt s. 505 fgg. F. H. Casselische greben-ordnung tit. 26 § 14 s. 62. Die narung der untertanen bei allen wassern dißfalls einzuschraͤnken, ist bedenklich. § 1270 In der benachbarten stadt Kirchhaine werden vile aͤnten gezogen. Sie tun dem getreide in fel- de schaden. An der stadt Zigenhain ist ein fuͤr- treff licher herschaftlicher aͤntenfang. Zu Wil- helmstal wird eine menge von allerhand arten der aͤnten unterhalten. Sechzehntes haubtstuͤck von den tauben . 1271 D ie tauben sind unterschidlicher gattung. Sie werden in zame und wilde, und jene in haus- und feldtauben eingeteilet, der uͤbrigen gat- tungen nicht zu gedenken. Martin Pegii juristi- sche ergoͤzlichkeiten vom hunde- tauben- und huͤner- rechte, 1725, 4. § 1272 Es ist eine sehr streitige frage: ob die feldfluͤch- ob die feld- tauben dem besameten selde scha- den? ter dem besameten felde schaden zufuͤgen? oder nicht? Das erste bejahen vile. Ein kluger und erfarner Ober-Heßischer hauswirt hat auf seinem rittergute mit einem fluge von 80 bis 100 paren weiser feldtauben die erfarung oͤfters wiederholet, und ganz deutlich gefunden, daß durch die tauben der saat kein schade zuwachse; indem nicht tun- lich sey, alle samenkoͤrner durch die ege unter die erde zu bringen; folglich wo man es den tauben aufzulesen nicht goͤnnen wollte, den schaͤdlichen kraͤhen XVI haubtstuͤck kraͤhen und raben diser vorzug liber dargeboten werden muͤste; absonderlich da keine taube scharrete. § 1273 die feldtau- ben sind ein- traͤglich. deren hal- tung kan be- schraͤnket werden. Die feldtauben sind fuͤr den eigentuͤmer die eintraͤglichsten; deren haltung aber an vilen orten eingeschraͤnket, und deren anzal auf die feld-guͤter bestimmet ist. Gestalt dann die F. H. Casseli- sche greben-ordnung tit. 29 verordnet: daß keiner tauben an fluge halten solle, der nicht eine halbe hufe, oder an deren stelle funfzehen acker andern landes in der feldmark habe. Wer dreißig acker, oder eine hufe landes besizet, haͤlt 12 paar; wer aber ¾ hufen hat, 9 paar; und ½ hufe 6 paar. In der winter- und sommer-aussat muͤssen die tauben iedesmal 14 tage lang innen bleiben, und duͤrfen nicht ausfluͤgen. Die F. H. Darmstaͤd- tischen, benebst andern verordnungen hirvon, fin- det man in des herrn H. R. Jenichens program. de columbariis, bei dem Stisser am a. o. § 5, in Peter Muͤllers disp. de iure columbarum, beim Klingner am a. o. im I ten teile s. 495, s. 637, Finsterwalder in den obseruationibus practicis, lib. III obs. 156 num. 28 s. 554, all- wo er aus der Nider-Oesterreichischen landes- ordnung das tauben-halten anzeiget; Lindenspur im commentario uͤber die Wirtenbergische poli- cei-ordnung s. 433. § 1274 wie es mit den feldtau- ben im H. Darmstaͤd- tischen ge- halten wird? Besage der F. H. Darmstaͤdtischen verord- nung vom jare 1749 muß ein ieder vom tauben- schlage jaͤrlich einen gulden erlegen, und nach be- schaffenheit 3 oder 4 morgen guͤter von iedem tau- benschlage jaͤrlich 20 kreuzer, und die kein land haben, fuͤr ieden schlag jaͤrlich 30 kreuzer. Es muͤssen auch die leute um haltung der tauben um einen von den tauben. einen erlaubnisschein nachsuchen. Wenn die zur saat-zeit muͤssen die tauben ein- gesperret bleiben. tauben zur satzeit wider das verbot in das feld gelassen werden, sind die eigentuͤmer sowol straf- faͤllig, als wenn sie uͤber die gesezte anzal derglei- chen halten, oder solche zu halten nicht berechtiget sind. Sihe die F. S. Altenburgische landesord- nung tit. 81, F. S. Gothaische landesordnung im II ten teile tit. 24, F. S. Weimarische landes- ordnung tit. 81, Speidel am a. o. unter dem ti- tel: tauben, Lindenspur am a. o. Es duͤrfen auch die in der sat-zeit wider das verbot ausfluͤ- gende tauben gefangen, auch ertoͤdtet werden, Feltmann de inclusione animalium cap. 21, Speidel am a. o. Wo wenig feld, und weni- ges getraide waͤchset, sind die feldtauben nicht zu halten. § 1275 Um aber zu wissen, ob die untertanen uͤber die die tauben- schlaͤge koͤn- nen visitiret werden. gesezte anzal feldtauben halten, koͤnnen die tauben- schlaͤge von der oberkeit visitiret werden. Ob aber dises zur zent oder vogteilichen gerichtsbarkeit gehoͤre? ist unter den rechtsgelehrten strittig; Knichen de iure territorii cap. IIII num. 253, leget dise befugnis der vogteilichen gerichtsbarkeit bei. Muͤller am a. o. § 9 s. 31. Die F. S. Altenburgische landesordnung uͤberlaͤsset dises ie- des orts oberkeit. § 1276 In Thuͤringen und Ober-Sachsen ist die tau- die tauben- zucht in Thuͤringen und Sach- sen ist gros. benzucht gros, und rechnet man den nuzen von 19 paar tauben, eben so hoch, als von einer kuhe. § 1277 Von den eisernen tauben und deren anschlage gehoͤren nicht zur ge- rade in Sachsen. wird unten bei dem pachte gehandelt werden. Jeweilen werden die tauben zu den beweglichen sachen, iedoch nicht zur gerade bei den adelichen witben XVI haubtst. von den witben in Sachsen gerechnet, Muͤller am a. o. s. 30. § 1278 deren did- stal wird be- strafet. Das fangen der tauben ist ein dibstal, und wird benebst dem unrechtmaͤsigen wegschuͤßen be- strafet. F. S. Gothaische landesordnung am a.o. tit. 24. Wormsische reformation im fuͤnften bu- che, IIII ten teile tit. 22. Nider-oͤsterreichische landesordnung tit. 9 § 3 § 11. Die taubenschlaͤ- ge, welche durch den eingang der tauben sich er- oͤffnen und denselben den ausgang versperren, sind dibesgriffe, F. S. Gothaische landesordnung im II ten teile cap. 3 tit. 23 s. 184, Kur-Braunschweig- Luͤneburgischer landesgesaͤze II teil s. 675 num. 95. § 1279 was inen schaͤdlich ist? Der ruͤbe- und lein-samen ist den tauben schaͤd- lich, anerwogen sie die buckeln, oder blattern da- von bekommen. Die flugloͤcher oder schlaͤge duͤr- fen nicht gegen norden, oder westen, sondern ge- gen osten, oder suͤden gehen; wie sie aber gewar- tet werden moͤgen, sihe bei dem Doͤbel s. 277, Muͤller am a. o., von Rohr am a. o. s. 433, sie liben die reiulichkeit. Leopoldt s. 524. Sie liben die reinlichkeit, wes- halber ire nester oͤfters ausgeraͤumet und gefeget werden muͤssen. Sie koͤnnen zum boten, oder postilionen-amte abgerichtet werden, Keyßler T. II s. 548 der reisen. Die Italienische tauben sind fuͤr schleckermaͤuler, aber nicht die Teutschen. Jedoch lassen sich die weisen tauben noch eher, als die andern essen. Vom tauben-zehnten ist oben bereits gehandelt worden. § 1280 die spruͤch- woͤrter da- von. Das spruͤchwort ist: azeln hecken keine tauben, es werden dann die jungen verwechselt, Hert am a. o. par. 32, Pistorius am a. o. cent. 4 par. 90; die tauben haben keine gall, und sind der leute all; schaͤdlichen thiren und voͤgeln. all; wo tauben sind, fluͤgen tauben zu, Pistorius cent. X par. 53; tauben-vih ist zank-vih. Sibenzehntes haubtstuͤck von den der Teutschen haus- und land- wirtsschaft schaͤdlichen thiren und voͤgeln. § 1281 A uf die ausrottung der schaͤdlichen thire, beson- die policet hat auf de- ren ders der hoͤchstschaͤdlichen sperlinge, kraͤhen, und dergleichen, muß eine iede oberkeit bedacht seyn. Der spaz, wie er im Reiche heisset, ist ein kleiner mit der fallenden sucht behafteter, boͤsarti- ger, geiler und listiger vogel, der 1) an den baumknospen im jaͤnner und hornung, 2) mit aushackung des samens im maͤrze, 3) im aprill an eben dergleichen, auch den kohl- und sallat- pflanzen, 4) im mai eben den jungen gewaͤchsen, 5) im junius an den zucker-erbsen und kirschen, 6) im julius an dergleichen, sodann dem kappes- und andern samen, auch den in der milch stehen- den getreide-koͤrnern, 7) im august an dem wai- zen und der gerste, da ganze aͤcker, die an den hecken ligen, verdorben werden, 8) im septem- ber an den ruͤbsamen, anhackung des obstes, 9) im october an den kaͤsen und den trauben, auch dem getreide in den scheunen, 10) im november und 11) december auf den fruchtboden, und den knospen an den baͤumen schadet, welches von ei- nem des jares 4 rthl. 2 ggr. \frac{3}{7} pf. tut, besage der ausrechnung Peter Krezschmers oͤconomischer vorschlaͤge s. 147 fg. Daher das spruͤchwort lau- tet: man soll ihm den hals umdrehen, wie einem spaze. Man breche dem spaz den hals ehe er 9 L l tage XVII haubtstuͤck von den tage alt wird. Grose spanische kirschenbaͤume voller fruͤchte haben sie nebst den dolen dises jar in etlichen tagen ihrer kirschen beraubet, und 4 grose tragekoͤrbe, die zu ernden gewest waͤren, ei- nem hauswirte auf einem benachbarten dorfe zer- nichtet. Sonst hat man auch das spruͤchwort: spazen arbeit, finken-lon, Pistorius cent. 9 par. 22. § 1282 Die art, solche zu fangen, hat Doͤbel in der jaͤger-practica s. 256 des II ten teiles gelehret. § 1283 ausrottung zu sehen. Die dolen halten sich zu den kleinen raben und kraͤhen, Doͤbel I s. 80. Ire narung sind koͤrner. Daher sie an manchen orten verspeiset werden. Die kraͤhe ist aschgrau, nebst einem schwarzen kopfe und dergleichen fluͤgeln. Der kolk-rabe, der kleine rabe (oder die schwarze kraͤhe), die ruͤcke, rauben sehr an jungen hasen, reb-huͤnlein, kuͤchlein auf dem hofe, und streifen die getreide- aͤren ab, Doͤbel s. 79. Weil also solche art von thiren hoͤchst schaͤdlich sind, so muß ein ieder un- tertan des jares eine gewisse anzal sperlings-koͤpfe, kraͤhen-eier, auch wohl maulwuͤrfe an die oberkeit lifern, F. H. Casselische greben-ordnung tit. VI § 9 s. 21, F. S. Gothaische fernere beifugen zur landes-ordnung s. 532 vol. II , Kur-Braunschweig- Luͤneburgischer landesgesaͤze IIII ter teil, cap. 5 s. 81, Mylius im corpore constitutionum Marchi- carum V ten teile, III te abt. s. 375 s. 378 num. 33 und 38, F. S. Weimarische verordnung vom jare 1705, und Erfurtisches mandat vom jare 1706, welche beide leztern verordnungen Treiber in der disp. de lege passerum extirpandorum erlaͤutert hat. Im uͤbrigen saget man: es hacket keine schaͤdlichen thiren und voͤgeln. keine kraͤhe der andern ein auge aus, Pistorius cent. X par 9. § 1284 Der wildfraß ist eine bekannte sache. Er ver- der wildfraß verringert den wert der guͤter. ringert den preiß der ligenden gruͤnde. Wie dann wohl an solchen orten ein morgen nur 5 fl. gilt, da er sonst weit hoͤher verkaufet werden koͤnn- te. Der geile hase, welcher selb-ander im fruͤlin- ge zu felde und im herbste auf die 16 bis 17 wieder zu holze gehet, maͤhet im getreide ganze gaͤnge, im herbste suchet er die kohlstuͤcke heim, und im win- ter laͤsset er den braunen kohl sein graͤße seyn, auch schaͤlet er die jungen obstbaͤume. Die caninichen sind den gebaͤuden, auch jungen obstbaͤumen, die wilde aber dem getreide nachteilig. Das eich- hoͤrnlein ist ein nuß-raͤuber und schaͤlet die jun- gen baͤume. § 1285 Der woͤlfe halber war Teutschland nach den die woͤlfe ge- hoͤren eben- falls unter die schaͤdli- chen thire, dreisig-jaͤrigen kriges-zeiten sehr geplaget. Zu Eringshausen zwischen hier und Alsfeld werden die zeuge zur wolfs-jagt noch auf bewaret. Sihe den Raisen de persecutione luporum. Gisen in 4. Die hirsche, thire, die fuͤllen, das junge rindvihe, die schafe, hunde, sind ihr raub. Die luchse thun zwar der wildbahn grosen schaden, aber nicht so leicht als der wolf den uͤbrigen thiren. § 1286 Die daͤchse finden sich bei den weisen ruͤben wie auch die daͤchse, fuͤch- se, u. s. w. ein; der listige fuchs raubet die junge hasen, rehe, huͤner, gaͤnse, voͤgel ꝛc. Die fischotter rauben die karpfen, forellen ꝛc. Einen sez-teich machen sie leer. Die wilde kaze raubet junge rehe, hasen, feder-wildpret, huͤner in den doͤrfern; die baum- sowohl stein-marder verderben im sommer die L l 2 voͤgel- XVII haubtstuͤck von den voͤgel-brut, im herbste nemen sie die gefangenen voͤgel aus den donen, im winter borgen sie, fuͤr- naͤmlich die stein-marder, dem bauer die huͤner und tauben ab. In einem huͤner-hause, oder tauben-schlage, beisen sie allen die koͤpfe ab. Mit gedoͤrretem obste, als pflaumen und birnen, ne- men sie in den bauren-haͤusern auch vorlib. Der raz, oder iltis, raubet die huͤner, tauben, eier, fische ꝛc. Die wisel ist eines der schaͤdlichsten raubthirgen an der brute der auerhaͤne, birkhaͤne, fasanen, rebhuͤner und allerhand voͤgel, insbeson- dere der huͤner-eier, die sie entweder fortschleppen, oder aussaugen. Die jungen hasen wuͤrgen sie mit zerbeissung des genickes. Den kuͤhen beissen sie in die eiter. Der hamster traͤget das schoͤnste getreide in seine roͤren. § 1287 imgleichen die meisen, Die sechserlei gattung von meisen, fuͤrnaͤmlich die grose oder pick-meise, tun an den baum-knos- pen, erbsen, auch wohl den binen, schaden, Doͤ- bel s. 64. Die dreierlei schwalben sind den bi- nen sehr nachteilig, indem sie dise im fluge weg- schnappen. Der reiher ist ein schadhafter vogel an den fischen. Der storch raubet die junge brut der voͤgel, als lerchen, huͤner, wachteln ꝛc. Die binen, welche auf den wisen blumen sizen, lesen sie ab und verschlucken sie. § 1288 wilde aͤn- ten, Von den wilden aͤnten fischet der see-rache stark. Dises tut auch die grose wilde aͤnte, und fallen auf die gersten und hafer-schwaden. § 1289 auch andre raub-voͤgel. Eigentliche raub-voͤgel sind der stein-adler, schuhu, hasen-geier, blau-fuß, habicht, der weis- gesperberte habicht oder grose sperber, die muͤlans (kurvi auch schwalbenschwanz), der maͤuse-geier, der binen, oder immen. der fisch-geier, sperber, das sprenzgen oder die schmerl, der baum-falke, der rittel-geier, die horn- und stein-aͤule, der heier oder marcolph, die aͤlster oder azel, die kolk-raben, die schwarze kraͤhen, die kraͤhen, die ruͤcken, die krick-aͤlster, oder krick-azel, die dolen, Doͤbels jaͤger-practica I s. 29 fgg. Achtzehentes haubtstuͤck von den binen oder immen. § 1290 U nter die nuͤzlichen insecten gehoͤren die binen was die bi- nen sind? und deren gattungen. und seiden-wuͤrmer. Die binen sind eine gesellschaft starker fluͤgen, die unter einer weibli- chen regirung honig und wachs machen. Sie sind entweder zame, oder wilde. Die zamen sind bei den Teutschen bereits lange gehaͤget wor- den, wie dann ehedem die kaiser daraus ein regale gemachet haben, von Eccard ad legem Sali- cam tit. VIIII leg. I-VII, Koͤhler de castro imperii forestali Brunn. s. 39, Scheurl von Dessersdorf de iure mellicidii, Schwarz de butigulariis Norimbergensibus. Die wilden in den waͤldern gehoͤren dem eigentuͤmer desselben, oder dem forst-herrn, Stissers forst- und jagt- histori der Teutschen cap. VI § 33 s. 187, der ausgabe vom jare 1754, Fritsch de iure horto- rum § 44, F. H. Casselische greben-ordnung tit. 23 § 12 s. 52, F. H. Darmstaͤdtische forst- ordnung § 77. Von den zeidelguͤtern soll unten gehandelt werden. § 1291 Die zamen binen sind braͤunlich-gelbe; hinge- der binen aͤusserliche beschaffen- gen die wilden raucher, schwarzer und dicker, L l 3 auch XVIII haubtstuͤck heit und be- schaͤftigung. auch kuͤrzer, als die zamen. Die binen saugen das honig aus allerlei blumen, die unten am stile ein troͤpflein gleich dem taue haben. Sie schlu- cken es ein und speien es hernach in den wefel; naͤchstdem tragen sie an den beinen das wachs ein. Weiter holen sie zur speise das meel, welches an den buͤzlein der blumen hanget. Andre holen wasser, andre mist-sotte und d. g. Andre stehen am flugloche wache, andre bereiten die narung, andre bereiten die rusten; andre haben die wache beim weisel. Laͤsset man ein glaͤsernes behaͤltnis fuͤr sie machen, um ire arbeiten zu bemerken; so ist doch dises in etlichen tagen mit wachse inwaͤn- dig uͤberzogen, daß man nichts mehr von irer ar- beit warnemen kan. Sie gebrauchen zu ein- sammlung des honigs und was inen sonst noͤtig ist, ire kinbacken, welche mit ordentlichen zarten zaͤnen versehen sind, und ire zungen. Die wil- den binen sind von den raub-binen wieder unter- schiden. Dise sind entweder eigen, oder fremde. § 1292 die unterta- nen sind zu deren hal- tung anzu- strengen. Dieweil dise reine und arbeitsame thirlein durch ihr honig- und wachs-machen sich sowohl noͤtig, als auch nuͤzlich machen; so sind die unter- tanen zu deren haltung anzustrengen. Wie dann in der Kur-Mark-Brandenburgischen flecken- dorf- und acker-ordnung vom jare 1702 beim Mylius im V ten teile III te abt. I cap. num. 32 s. 238 § 35 verordnet ist: daß ein ieder bauer bei strafe 1 gl. fuͤr das stuͤck, zum wenigsten 4 stoͤcke, ein halber bauer 2, und ein cossate 1 stock halten sollen. Disemnach auch ieder untertan auf der heide wonend, die honig zinsen erlegen muͤssen, sie haben gleich binen oder nicht, Stisser am a. o. s. 188 in der nota § 33, S. Gothaische landes- ordnung P. II cap. 3 tit. 26 s. 188. In Sach- sen von den binen oder immen. sen machet man den anschlag von einem binensto- cke folgendermaßen: 1 guter stock gibet jaͤrlich 8 bis 10 kannen honig, und 2 pfund wachs, zu 8 ggl. Die kanne honig gilt 10-12 ggl., 1 schlech- ter stock traͤget 4 bis 6 kannen, Hofmann am a. o. im III ten teile s. 268. § 1293 Es kommet aber auf die stellung des binen-kor- auf die an- legung und sezung des binen-hau- ses oder kor- bes koͤmmt viles an. bes oder stockes und anlegung des binen-hauses viles an. An den orten, wo eine gesunde lage, nicht vil wasser, raͤumige felder, benebst gaͤrten, aͤckern, besonders mit sommer- und winter- ruͤbe- samen, hedrig und andern honigkraͤutern und blu- men, wisen und holzungen, heiden ꝛc. sind, befin- den sich die binen wohl. Das flugloch muß ge- gen mittag stehen, und die sonne dises loch wohl bescheinen koͤnnen. Das hintere teil des stockes, oder korbes muß gegen mitternacht wider wind und regen wohl verwaret werden. Nahe am wasser, in sauren, kalten und allzuhohen gegen- den, wo es geringen, oder allzuweit entfernten feldbau gibet, sintemal der weite binenflug keinen nuzen bringet, oder wo langes gras, schilf und rohr waͤchset, oder wo sie der rauch angehet, bei schmelz- schwefel- vitriol-huͤtten, toͤpfer-oͤfen und gift-faͤngen, gedeien sie nicht, oder wenigstens ste- hen sie nicht sonderlich, von Rohr im hauswirt- schafts-buche s. 434 fgg. Die binen befinden sich wegen der bestaͤndigen bluͤte in den heiden am be- sten. Man hat zwar alles dises bei anlegung der binen-haͤuser genau beobachtet; allein im besten binenhause will es dennoch nicht von statten gehen. Man behaubtet: der stock muͤsse frei stehen. Ein freund hat das binenhaus nidergerissen, und die binen frei gestellet. Nun gluͤcket es ihm besser. L l 4 § 1294 XVIII haubtstuͤck § 1294 wie die bi- nenkoͤrbe am besten gemachet werden? Die binen-koͤrbe werden am besten vom strohe und weiden, oder linden-bast unten breit und oben spizig gefertiget. Das schneiden, oder zeideln im herbste ist den binen sehr schaͤdlich, wenn man inen naͤmlich das honig nimmet, immaßen sie da- durch in hungers-not versezet werden, und sterben, wenn man sie bei vermerkten mangel des vorrates nicht wieder mit viler muͤhe und genauer aufsicht mit reinem honig fuͤttern will. Sie muͤssen wohl gewartet und reinlich gehalten werden, Zink im oͤkonomischen lexico sp. 295, von Rohr am a. o. s. 66, s. 440, 444. § 1295 woraus der schwarm be- stehet? Ein schwarm oder stock bestehet 1) aus einem koͤnige, weiser (weisel), den man aber in den oͤconomischen sammlungen ꝛc. aus den Breslaui- schen natur- und kunst-geschichten s. 662 fg. nicht fuͤr einen koͤnig, sondern das allgemeine binen- weiblein angesehen wissen will, das allein die eier lege, Zink am a. o. sp. 298, 302, Stisser s. 232. 2) den troͤnen, traͤnen (droͤnen, wasser-binen), welches die brut-binen und maͤnnlichen geschlech- tes sind. Sie tragen nicht ein, sie sind schwarz und noch einmal so stark als die andern binen, sie haben darnebst keinen stachel; 3) die flug-binen, welche keines geschlechtes, sondern zwitter sind. § 1296 wie die bi- nen entste- hen? Die bine ist ein gezifer, welche aus einem ei, das nach vorheriger zusammentuung des maͤnn- leins und weibleins vom leztern geleget wird, aus- gebruͤtet worden ist, und welche irer natur nach anders nicht, als in versammlung anderer binen ihr leben bekommen, solches erhalten, auch ire dinste vermittels andrer vergesellschafteter binen durch eintragung und bereitung des wachses und honi- von den binen oder immen. honiges verrichten kan, Hofmann am a. o. im II ten teile s. 211. § 1297 Dise zame gesellschaft gehoͤret dem eigentuͤmer; die zamen binen gehoͤ- ren dem ei- gentuͤmer. da sie sich nun vermeret und eine neue gesellschaft von ihr ausgehet; so gehoͤret dise dem herrn der binen ebenfalls, so lange derselbe bescheinigen kan, daß der fortgeflogene schwarm der seinige sey, Stisser am a. o. § 14 s. 235 fgg., Peter Muͤller de iure apum. Daher pfleget man auf becken zu schlagen, um zu erkennen zu geben, daß seine binen schwaͤrmen. Oefters schwaͤrmet ein binen- stock des jares 2 mal, alsdann heisset der lezte schwarm der affter-schwarm. Schwaͤrmet aber ein junger bien noch selbigen jares, so nennet man dises einen jungfern-bien. § 1298 Finden sich fremde raub-binen ein, so lauret wie mit den raub-binen zu verfaren ist? man selbigen auf, machet seinen stock zu, und be- streuet die raͤuber mit mehl, und tut dises dem andern bienhalter kund, um die raͤuber abzuschaf- fen, wo nicht, machet man disen einen fraß, wor- an sie sterben. Die eigenen raub-binen muß man toͤdten, bevorab da die guten binen solche ausbei- sen und verfolgen, Zink am a. o. sp. 2354, Stis- ser am a. o. § XI. Auf gleiche weise kan man nach den wirtschaftsregeln die spaͤten schwaͤrme, und welche nicht viel vorrat auf den winter einge- tragen haben, ertoͤdten, immaßen man dadurch einen vorteil und nuzen hat; da hingegen wenn man sie leben lassen will, sind sie mit schaden zu unterhalten. § 1299 Es ist durch eine gute binen-zucht vil gelt einzu- die binen- zucht ist ein- traͤglich. bringen, und zwar nicht allein durch das honig, sondern auch durch das wachs, immaßen wegen L l 5 der XVIII haubtstuͤck der vilen wachs-manufacturen, durch faͤrben, blei- chen, guͤssen, poßiren ꝛc. ein großer nuzen einem state verschaffet werden kan. Von der wachs- arbeit sihe den vermehrten und erfarnen seifensi- der 1738, und Joh. Melch. Croͤckers kunst-ka- binet, welches bei dessen wohl anfuͤrenden maler zu finden ist, 1743, Florinus am a. o. im I ten teile, s. 1155 fgg. § 1300 von der wachsblei- che, Es kommet aber von den binen gelbes und wei- ses oder jungfern wachs. Ersteres wird geblei- chet, und sind die wachs-bleichen in Schwaben z. e. in Augsburg ꝛc., im Luͤneburgischen und Kur-Brandenburgischen von erheblichkeit. Der Kur-Brandenburgischen wachsbleicher freiheiten sihe beim Mylius im V ten teile II te abt. s. 459. Der wachs-aufkauf ist in den Kur-Brandenbur- gischen landen verboten, s. 86, 102, 210. Nur die stadt Venedig uͤberkommet aus Ungarn fuͤr die 500,000 fl. am wachse, Keyßler II , s. 838. Von dem wachshandel und der bleiche ist Mar- pergers kaufmanns-magazin II s. 649-652 nachzuschlagen. § 1301 dem binen- zehnten, Es sind ausserdem die binen- oder immen-zehn- ten bekannt, Kur-Braunschweig-Luͤneburgische landesgesaͤze im III ten teile cap. 4 s. 1009, Klingner am a. o. im II ten teile s. 365, 388, man hat die honig-zinsen hier und da, es gibet auch wachs-zinsen, welche den kirchen entrichtet werden. § 1302 der erlaß wegen des wetterscha- dens ist auf den schaden der binen Wegen des erlasses bei dem erlittenen wetter- schaden an den feldfruͤchten bei meiern und pach- tern ist kein erlaß des binen-schadens zu gewaͤrti- gen, Kur-Braunschweig-Luͤneburgischer landes- gesaͤze von den binen oder immen. gesaͤze II ter teil cap. II s. 660, es sind auch die nicht zu er- strecken. immen-zerungen verboten, IIII , cap. 5 s. 59. § 1303 Der binen-dibstal wird willkuͤrlich und nach der binen dibstal wird verschident- lich bestra- fet. befinden mit dem staup-besen bestrafet, Beyer in der delineat. iur. criminalis s. 330. Laufet sol- cher uͤber 5 ducaten, wird er mit dem strange be- strafet, von Berger in der oeconomia iuris s. 231, Bilderbeck in der resolut. IIII § 5. § 1304 Von der binen-krankheiten und mittel dafuͤr, besonders dem binen-pulver, sihe den von Rohr am a. o. s. 445, den Zink am a. o. sp. 306, 307, Leopoldt s. 678. § 1305 Von der binen-zucht, dem honige und wachse die schriften von der bi- nenzucht ꝛc. hat man vile schriften. Es gehoͤret dahin Jo- hann Geddens apiarium Anglicum, welches auch in die Teutsche sprache uͤbersezet ist, unter dem titel: der vollkommene binen-meister, Leipzig 1729, auch dessen neue entdeckung einer fuͤrtreff- lichen methode der binen-haͤuser und colonien 1729, Gruͤbels Brandenburgische binen-kunst, J. A. Becks beschreibung von der binen- oder immen- natur, Neustadt 1700, 8, Hannoͤverische anzei- gen vom jare 1750 im Novemb. und December, worin besonders von der Luͤneburgischen binen- zucht gehandelt wird, die man fuͤr die beste ein- richtung haͤlt, Hoͤflers, Graͤzmanns, Quer- becks, Warders schriften hirvon sind auch nicht zu verachten. Andreas Picus von den binen, dem honige und wachse, von Hobberg im X ten buche des III ten teiles seines adelichen landlebens s. 276-292, Florinus s. 1134, 1163 des II ten bandes. Im uͤbrigen saget man: gelehrte leute und XIX haubtstuͤck und binen muͤssen wohl in acht genommen werden, Pistorius cent. X , par. 17. Neunzehentes haubtstuͤck von den seidenwuͤrmern . § 1306 woher und wie vilerlei die seiden- wuͤrmer sind? T schina ist das vaterland des seidenbaues. Daher muß man disen von den Tschinesern beschreiben lernen. Die seide ist ein weicher, zar- ter fade vom gespinste eines seidenwurmes. Diser ist die gattung einer raupe. Die arten der seiden- wuͤrmer sind fuͤnferlei, welche de Sauvage s. 132 der nachrichten von den seidenwuͤrmern be- schriben hat. Man sehe auch den Du Halde in der beschreibung des Tschinesischen Reiches II ten teile s. 241-262. Die gattungen der seide und deren handel erzaͤlet Marperger am a. o. s. 463-466. § 1307 der seiden- bau und de- ren manu- facturen sind sehr eintraͤglich. Der seidenbau benebst den seidenmanufacturen ist fuͤr eine goldgrube des landes zu halten, gestalt Heinrich der IIII durch einfuͤrung des seidenbaues den Franzosen grose geldsummen verschaffet hat, von Justi in der stats-wirtschaft I s. 16, s. 22, s. 256, 257, 492, von Schroͤtern in der fuͤrst- lichen schaz- und rent-kammer cap. 70 § 9, Stisser am a. o. s. 248. Die Engellaͤnder zihen wohl jaͤrlich nur fuͤr seide 405000 pfund sterling aus irem handel mit der seide. § 1308 wo sie sich gut befin- den. Wo marmes land sich befindet, das sandig und leimig ist, da sind die maulbeerbaͤume, beson- ders die weise, zu pflanzen, von Rohr in histo- ria von den seidenwuͤrmern. ria arborum naturali, cap. 56 § 1 § 5, Jean Aunant l’art de planter et de cultiver les meu- riers blancs, 1744, oder gruͤndliche anweisung zum seidenbaue, Leipzig 1748, 8. Doch dultet man wegen der ungesunden luft, welche die sei- denwuͤrme verursachen, dise nicht gern in den staͤdten. Darneben muß der ort ires aufenthal- tes vom miste, wasser-geraͤusche, vihe-triften, dem blize, und allem getoͤse entfernet seyn. § 1309 Der seidenwurm ist gemeiniglich ein weiser deren gestalt und anse- hen, auch unterhalt. wurm in gestalt einer raupe, deren futter die maulbeer-blaͤtter von den weisen maulbeer-baͤu- men, auch in Tschina eichenblaͤtter sind. Man findet von disen wuͤrmern gute nachrichten in den oͤconomischen sammlungen aus den Breslauer natur- und kunst-geschichten s. 663-682, beim Keyßler T. I der reisen s. 329 fg., Zinken am a. o. sp. 2704 fg., Stisser am a. o. § 7, Hom- burgs abhandelung von den kleinen spinnen in den memoires de l’ academie des sciences, 1702, s. 350. Menanders disp. de serico ex telis aranearum 1748. Sihe auch des Mol- wizens Germaniam bombyzantem, den seiden- bau beschriben von einem mitglide der Koͤniglich Preusischen societaͤt der wissenschaften, Berlin 1714, 4, Mylius am a. o. im V ten teile II te abt. s. 463, 473, Rathgebens tr. von der natur des seidenwurmes ꝛc. Von pflanzung der maulbeer- baͤume wird unten bei den baͤumen gehandelt werden. § 1310 Gleichwie aber der seidenhandel oͤfters zur ver- schwendung, nicht minder zum betruge anlaß gi- bet; also kan, was das erste belanget, der ge- brauch der seiden bei den untertanen beschraͤnket, auch XX haubtstuͤck auch wohl verboten werden, Reichspolicei-ord- nung vom jare 1577 tit. 9 und tit. 21. Der be- trug aͤussert sich sowohl in der schlechten farbe, als auch in der vermischung der floretseide mit der gu- ten seide, Reichsabschid 1594 § 128, und 1603 § 64, Savari im vollkommenen kauf- und han- delsmanne II ten teile s. 36. Zwanzigstes haubtstuͤck von den raupen . § 1311 der raupen beschaffen- heit, schaͤd- lichkeit und gattungen. U nter die schaͤdlichen insecten gehoͤren die rau- pen, welche ein ungezifer in gestalt eines wurmes, mit vilen fuͤßen versehen und ein haubt- verderber des garten-werkes, auch der baͤume und hecken sind. Es sind derselben gar vilerlei arten. Jedoch sind dreie gattungen derselben am schaͤd- lichsten, Muͤllers gaͤrtner-lexicon, II ter teil s. 194. Wenn sie alt werden, verwandeln sie sich in som- mer-voͤgel, oder schmetterlinge. Dises ungezifer zu tilgen, ist das beste mittel: fleißig und zeitig zu raupen, das ist, die raupen-nester und alles ge- spinste, welches an den blaͤttern, nicht minder an den zweigen und aͤsten angesezet wird, zu behoͤri- ger zeit abzunemen, Zink am a. o. sp. 2361 fg. und in den Leipziger sammlungen im V ten stuͤcke num. I. § 1312 die unterta- nen sind zum raupen anzuhalten. Es hat disemnach die policei die untertanen da- hin anzustrengen, daß sie bei strafe im fruͤlinge und andern zeiten fleißig raupen, F. H. Casseli- sche greben-ordn. tit. 13 § 5 s. 34, S. Gothaische fernere beifugen zur landes-ordnung, cap. II num. von den raupen. num. 84 s. 534, Klingner am a. o. im I ten teile s. 247, 494, 597, von Rohr im hauswirtschafts- buche s. 232, 234, 292. Teils die ostwinde, teils der anhaltende regen auf die baumbluͤte, teils auf die ausbrechenden knospen, befoͤrdern die menge der raupen. Eine art, fast eines kleinen fingers dick, welche braun aussihet, machet sich an die apricosen-baͤume. Die kappes-raupen muͤssen durchs abschuͤtteln und weglesen getilget werden, oder der samen ist nach fuͤrschrift Krausens gaͤrt- ner und des hausverwalters s. 496 einzuweichen, oder es werden frische nesseln unter die kraut-pflan- zen geleget, Gabriels kunsterfarner gaͤrtner, s. 128. Die baum-raupen-nester muͤssen im winter und laͤngstens im februar abgenommen werden. Schwefel auf einen alten besen gelegt und unter dem baume angezuͤndet, toͤdtet selbige, oder ein rauch vom schwarzen harze und weirauche bringet sie ums leben, oder auf brennende strohwische horn und schwefel geleget, ersticket solche, Krau- sens gaͤrtner s. 13, Boͤcklers haus- und feldschule s. 414. Die schwarze ringel-raupen werden zer- schnidten, Riedels garten-lexicon s. 643, von Hartenfels oder Reisenberges gartensaal s. 37. Die abgelesenen aber durch die vergrabung zu vertilgen, ist eine torheit, Reicharts gartenscha- zes III ter teil s. 137 fg. § 1313 Die heuschrecken thun ebenfalls dem grase, ge- vom andern schaͤdlichen ungezifer. treide und uͤbrigen erdgewaͤchse grosen schaden; daher ebenfalls auf deren ausrottung behoͤrige sorgfalt zu nemen ist. Sihe davon die oͤconomi- sche fama im II ten stuͤcke num. 4, Leipziger samm- lungen s. 389, Stisser am a. o. im I ten haubtst. I te abt. § 36, 39, allwo von den erdfloͤhen, den pfeifern, schwarzen maden und andern schaͤdlichen thiren XXI haubtstuͤck thiren gehandelt ist, auch die mittel dawider an- gegeben werden. Ein und zwanzigstes haubtstuͤck von der zamen fischerei. § 1314 was durch die zame fischerei ver- standen wird? D urch die zame fischerei verstehet man diejeni- ge, welche in teichen (weihern), canaͤlen und graben, welche jemand auf dem seinigen anle- get, geschihet. § 1315 die arten der fische. Teich-fische sind, wenn es brunn-quellen sind, die forelle, oder wo der zufluß aus einem bache, oder strome koͤmmt, der hecht, und der baͤrsch. Von disen fischen laͤsset man auch einen eben krank gewesenen etwas genuͤssen. Sodann besezet man die teiche fuͤrnaͤmlich mit karpfen, karauschen. Die teich-fische sind entweder weichliche, als die hechte und baͤrsche, welche leichtlich abstehen, und haͤrtere, z. e. die karpfen, karauschen und schleien. § 1316 was der teich ist? Der teich ist ein mit einem damme versehener ort, darin wasser sich sammlet und auf behalten wird. Die teiche sind entweder 1) leich-streich- teiche, worin der fisch bruͤtet; oder 2) streck-tei- che, worin der 2 jaͤrige fischsame waͤchset, Leo- poldt am a. o. s. 561, 564 fgg.; oder 3) gewaͤchs- teiche, darin die fische gros werden; oder 4) fisch- behaͤlter, worin man die speise-fische auf behaͤlt, Zink am a. o. sp. 2888 fg., von Justi am a. o. I , s. 492, Stisser am a. o. s. 296 § XII cap. VIII. § 1317 von der zamen fischerei. § 1317 Hiernaͤchst koͤnnen solche teiche entweder abge- und gattun- gen. lassen werden, oder nicht. Ferner sind sie ent- weder karpfen- oder hecht- oder forellen- oder ka- rauschen- ꝛc. teiche. § 1318 Von der eintraͤglichkeit der teiche laͤsset sich sind ein- traͤglich. daraus urteilen, z. e. man tue in einen teich 200 schock sez-karpen; so bekoͤmmt man nach 2 oder 3 sommern 200 centner karpfen, ieden zu 6 rthl., traͤget 1200 rthl., Zink am a. o., von Rohr im hauswirtschaftsbuche s. 912 fg. § 6. Wie aber die anlegung sotaner teiche beschehen muͤsse, erwaͤ- net der Hofmann am a. o. III ten teile s. 213 fg. und II ten teile s. 175, Florinus am a. o. im I ten teile s. 1181. Nach 6 jaren muß der abgelassene teich durch graben ausgetrocknet, und das fruͤjar auf beschehenes pfluͤgen, mit gersten, haber, hei- dekorn, hirse, erbsen, wicken ꝛc. besaͤet werden. Wird dise frucht beizeiten reif, so saͤet man ruͤbe- koͤrner hinein. So bald die ruͤben gewachsen sind, bleiben sie stehen, und das wasser wird ein- gelassen, und der teich aufs kuͤnftige fruͤjar bese- zet. Diß ist die besserung und der wuchs der fische ersezet die zeit doppelt, die der teich unbesezet blibe, Doͤbel s. 238. § 1319 Das stelen aus ordentlichen teichen wird wie der fischdib- stal aus tei- chen wird wie ein an- drer dibstal bestrafet. ein andrer dibstal bestrafet, peinliche halsgerichts- ordnung kaiser Carls V ten art. 169, F. H. hals- gerichtsordnung vom jare 1535 art. 91, Baieri- sche malefizordnung tit. 12 art. 11, Nuͤrnbergische reformation tit. 24 zweites gesaͤz, Kur-Braun- schweig-Luͤneburgischer landesgesaͤze II ter teil, cap. 2 s. 670, und IIII ter teil cap. 6 s. 298, Kling- M m ner XXI haubtstuͤck ner in den zusaͤzen zu Becks forstgerechtigkeit s. 681, 682, Florinus im I ten teil s. 136, s. 1186. § 1320 die fisch- otter und biber gehoͤ- ren zur jagt. Die fischotter und biber sind zwar auch fisch- raͤuber, allein wenn der eigentuͤmer des teiches die jagt nicht hat, darf er solche auch nicht fangen, Beck am a. o. cap. XIII § 5 s. 254 und 703. § 1321 der teich- herr kan sei- ne fische bei den uͤber- schwem- mungen v erfolgen. Wenn ein teich, oder weiher, durch einen wol- kenbruch, guß oder auf andre weise ausbricht, oder uͤberschuͤsset, und dadurch die fische fortge- schwemmet werden, darf der teichherr solchen nachsezen, und sie wieder auffangen. Inhalts des erzherzogtumes Oesterreich ordnung de iuri- bus incorporalibus tit. X § 3 muß dises inner- halb tag und nacht vom teichherrn befolget wer- den, Schmidt in der auslegung des Baierischen landrechtes. § 1322 wiefern sie zehntbar sind? Wo der grund und boden zehntpflichtig ist, werden auch die fische in teichen gezehntet, Werndtle vom zehnt-rechte im II ten buche cap. 3 s. 105 fgg., Florinus am a. o. im I ten teile s. 1186 am ende. § 1323 wer den schaden der erfrornen fische tragen muß bei den pachten? In sachen des graͤflichen pachters zu N. kam es 1740 auf einen teich-schaden von 2000 rthl. an, wer den schaden der erfrornen fische zu tragen ha- be? Es faͤllet 1) die beschaffenheit des teiches in betrachtung, und 2) ob wuhlen-loͤcher durchs eis sind gehauen, auch stangen mit abgehauenen stro- he darin sind geschlagen worden? Hat nun der teich weder warme quellen, noch den gehoͤrigen zu- und abfluß, und die fische erfriren, der wuhlen ungeachtet, darin; so ist der pachter ausser schuld, Doͤbel am a. o. s. 238. Wie man sich immit- tels von der zamen fischerei. tels bei dem froste wegen eines teiches zu verhalten habe, lehren das oͤconomische lexicon s. 3397, der von Rohr am a. o. s. 931 § 12, 13, und Leo- poldt s. 594 fg. § 1324 Bei der sonderung des lehns vom erbe, ist vor- wer die fische bei der sonderung des lehns vom erbe erhaͤlt? aus zu sezen, daß die sazfische im ersten jare den besten wachstum tun, folglich es billig ist, daß den erben des vasallen die fische bleiben, wenn er nach dem ersten sazjare verstorben ist. Von den dinstbarkeiten der fischereien handelt Frise de iu- re semitarum. § 1325 Von der anlegung und lage der teiche sihe den die schrif- ten davon. Stisser in der einleitung zur landwirtschaft, cap. VIII , II te abt. § 13 fgg., den von Rohr in der einleitung zur landwirtschaft, und im hauswirt- schaftsbuche s. 912, 914 fgg., Eulers vorschlag zum besten des teichwassers, Georgen Man- golds fischbuch, den von Hobberg s. 295 fgg., und fuͤrnaͤmlich Doͤbeln im III ten teile der jaͤger- practica s. 223 fgg., Chomel T. V s. 1026 fg. § 1326 Die verwalter haben bei den guͤtern, bei wel- der verwal- ter obligen- heiten bei den teichen. chen teiche sich befinden, behoͤrige rechnungen zu fuͤren, und in die unterschidenen fache die namen der teiche, die verschidenen arten der fische, und groͤse des sazes, welcher hinein gesezet worden ist, auch die schocke, manteln, und stuͤcke, welche ausgefischet worden sind, die centner und pfunde, die sie gewogen haben, den preis der verkauften fische ꝛc. einzutragen. § 1327 Im uͤbrigen saget man: wer maͤchtig ist, der die spruͤch- woͤrter von den fischen. wird vermessen, grose fische die kleinen fressen; dreitaͤgiger gast ist eine last, dreitaͤgiger fisch tau- M m 2 get XXII haubtstuͤck get nicht zum tisch. Im truͤben wasser ist gut fischen. Fische fangen und vogel-stellen verder- ben manchen guten gesellen. Die hechte werden deswegen in die teiche gesezet, damit die andern fische nicht faul werden. Zwei und zwanzigstes haubtstuͤck vom eisernem vihe. § 1328 was eiser- nes vih ist. Z um fahrnisse gehoͤret auch das eiserne vihe, welches der eigentuͤmer einem dergestalt zu nuzen gibet, daß er so vil stuͤcke, als er empfan- gen hat, zu seiner zeit wieder lifere. Das also geliferte vih heisset das stamm-vih, das vih-inven- tarium, weiln die anzal allezeit bleiben muß. § 1329 wie es mit dem vihe bei pachtungen ieweilen ge- halten wer- de? Jeweilen wird auch, um irrung zu vermeiden, bei pachtungen bedungen, daß der pachter dasje- nige, was er in natur nicht wieder stellen koͤnne, oder nicht anzunemen sey, er fuͤr einen gewissen anschlag bezalen solle. Immittels erlanget ein pachter am eisernen vih kein eigentum, folglich hat dessen eheweib bei entstehenden concurse kein recht daran, sondern der verpachter nimmet sein vih zuruͤck. Stryk im vsu moderno π. denn es ist hir blos ein handel, socida, (das vih verstaͤllen, austun in pacht) da der pachter die gefahr uͤber sich nimmet, und wird mit kuͤhen, schafen, schwei- nen, tauben ꝛc., haubtsaͤchlich getriben, Strup de iure ouium cap. 2, iedoch gehoͤren die eiserne schafe nicht zur gerade der adelichen witben in Sachsen, Hofmann in statutis localibus II s. 53 fgg., Barth von der gerade s. 649, Kling- ner vom eisernen vihe. ner am a. o. im II ten teile s. 129. Es kan auch dergleichen vih zu lehn gereichet werden, Anto- nius in der disp. XIII 4, 6. § 1330 Im Schwarzburgischen haben einige pfarrer woher der pfarrer ei- sernes vih im Schwaꝛz- burgischen wohl zu lei- ten ist? bei der besoldung eiserne kuͤhe, welche unter den bauern stehen, Burkhardt Heinrich Tilemann de contractu socidae. Dises ruͤret wohl vom alten baulebungsrechte her, da der herr den leib- eigenen auch vih zum hofe gab, Schottel cap. II § 19. Daher ist noch hir und da die hofgewehr uͤblich, Husanus de hominibus propriis cap. VIII num. 10, Beyer in der delineatione iuris Germanici lib. II cap. 22 § 34. Es koͤnnen auch hirher die sogenannten: Gottes- oder immer- kuͤhe gerechnet werden. § 1331 Will der verpachter statt geltes mit einem teile das zusam- mensezen ist nicht aller orten erlau- bet. des abnuzens zufriden seyn, gehet es auch wohl an, Stryk im vsu moderno π. lib. 19 tit. 2 § 10, wie denn unter den gemeinen leuten das lei- hen (zusammensezen) um die haͤlfte, oder den drit- ten teil sehr gaͤnge ist, obgleich ein solcher handel dem pachter oͤfters gar schaͤdlich seyn kan. Wan- nenher auch selbiger, besage des Mecklenburgi- schen landrechtes, tit. vom gewerbe und handti- rung der bauern mit den buͤrgern in den staͤdten ꝛc. imgleichen des Wirtenbergischen landrechtes, tit. von wucherlichen contracten ꝛc. untersaget ist, Besold in der erlaͤuterung des Wirtenbergischen landrechtes, s. 8 § 44. § 1332 Unterdessen erhebet ein solcher pachter alle nu- der pachter erhebet alle nuzungen von solchem vihe. zungen von sotanem vihe, Klock im consil. 70 num. 20 T. IIII und de aerario lib. II cap. 19 M m 3 num. XXIII haubtst. von den num. 82. Im uͤbrigen saget man: eisern vih stirbet nicht, Pistorius cent. III par. 78. § 1333 bei den Teutschen ist die gefar dises vihes auf seiten des empfaͤn- gers. Wer die gefar des eisernen vihes trage, ist eine bestrittene frage? Am sichersten ist: desfalls ab- rede zu nemen. Ist dises unterbliben; so glaubet Tabor de contractu et iure socidae cap. VII § 17 s. 141 T. I operum die gefar stehe bei dem empfaͤnger; hingegen ist der von Berger in der oeconomia iuris III tit. 5 § 22 not. 8 s. 682 widriger meinung. Bei den Teutschen wird der empfaͤnger des eisernen vihes als ein eigentuͤmer angesehen, daher stirbet es ihm. Drei und zwanzigstes haubtstuͤck von den beweglichen sachen, welche leblos sind. Von schiffe und geschirre. § 1334 was schiff S chiff koͤmmt her von schiben (fortschiben), mithin bedeutet es hier: wagen, karren, schlitten, samt den zubehoͤrungen. Karren ist so vil als fahren, Wachter am a. o. unter disem worte, sp. 816. Disemnach ist karren eine gat- tung des fuhrwerkes mit 2 raͤdern, wovon karret- te, karriol, karosse, schibekarren ꝛc. abstammen. Wagen ist so vil, als eine maschine, die man be- weget, wagen, wegen, bewegen, Wachter un- ter disem worte. § 1335 und geschirr bedeutet? Geschirr bedeutet teils das werkzeug, das man zum ackerbau und fuhrwerk gebrauchet, teils wer- den auch andre stuͤcke des hausrates von allerlei materi beweglichen sachen, welche leblos ꝛc. materi dahin gerechnet. Daher im ersten falle in den forst ordnungen das geschirr-holz fuͤr die wagner vorkommet, nicht minder sind die schirr- meister, schirrhaͤuser bekannt. Merere bedeutun- gen hirvon findet man bei dem Frisch im Teutsch- Latanischen woͤrter-buche II ten teile s. 185 unter den worte: schirr. Was zum acker-geschirr ge- h oͤ ret, erzaͤlet das oͤconomische lexicon s. 49 fgg., ink am a. o. sp. 2568 fg. s. 2578 fgg. § 1336 Es wird auch solches jeweilen in Sachsen das des pfluges dibstal oder frevel auf dem felde wird haͤrter als sonst be- strafet. wirtschafts-inventarium genennet. Dazu gehoͤ- ren haubtsaͤchlich: pflug und ege ꝛc. Wer von disem auf dem felde etwas stilet, oder daran fre- velt, wird haͤrter als sonst bestrafet, kaiserliche reiterbestallung 1570 § 69. Die alten Sachsen sezten auf den pflug-dibstal das rad. § 1337 Bei dem anschlage des gutes, welchen die aͤl- auch bei dem an- schlage des gutes dar- unter ver- standen wird? tern einem kinde tun, ist der anschlag des schif- fes und geschirres. Hirur tr verstehet man die wagen oder karren, nebst den leitern und zugehoͤr, als den binde- und spann- auch zug-ketten, die erndte-leitern, und den heu- oder wisen-baum, die dung-breter, rungen, linsen-stuͤzen, die wage und das schildscheit, die ege nebst iren schluͤtten, der pflug, das leit-seil, das zug-geschirr der pferde und an den ochsen das joch, nebst den joch-rimen, den schorge-nagel. Das zug-vih gehoͤret nicht zum schiffe und geschirr. § 1338 Dise feldbau-werkzeuge koͤnnen nicht verpfaͤn- der feldbau- werkzeuge vorzuͤge und freiheiten. det werden, sie sind darnebst zollfrei, es ergehet keine huͤlfs-vollstreckung darin, so lange andre sa- chen vorhanden sind, Menken im systemate iuris ciuilis lib. XX tit. 3 § 1, F. H. Casselische unter- M m 4 gerichts- XXIV haubtstuͤck gerichts-ordnung art. 6 § 8 s. 34, wiewol Jo- hann Paul Kreß de priuilegiis agriculturae apud Germanos, sect. II § 19 s. 45, 46, ande- rer meinung ist. § 1339 andre arten vom ge- schirr. Ausserdem hat man noch allerhand anderes ge- schirr von allerlei materi, z. e. irdenes, silberres, kupfernes, eisernes, hoͤlzernes ꝛc., welches auch nach dem gebrauche seine benennung hat, z. e. preß-geschirr, trink-milch-thee-caffee-ꝛc. geschirr. Dises gehoͤret zum hausrate. Vier und zwanzigstes haubtstuͤck vom hausrate, oder hausgeraͤte. § 1340 was der hausrat be- greifet? D er hausrat begreifet alles dasjenige in sich, was zur taͤglichen notdurft in den stuben, kuͤchen, kammern, und sonst bei der haushaltung, nicht minder zur bewirtung der gaͤste, imgleichen zur auszirung eines hauses noͤtig, nuͤzlich und vor- traͤglich ist. § 1341 dessen ein- teilung, Sotaner hausrat ist entweder notwendig, oder nuͤzlich, oder uͤberfluͤßig und unnoͤtig; daher der unterschid zwischen dem notwendigen, nuͤzlichen, uͤberfluͤßigen und unnoͤtigen entstehet. § 1342 und gat- tung. Zu den ersten arten gehoͤren tische, baͤnke, stuͤle, betten, bettgestelle, vorhaͤnge, teppiche, tisch und bettzeug, leuchter, spigel, schraͤnke, kisten und kasten, hausgeraͤt, allerhand tisch- und kuͤchen- keller-geschirr auch geraͤte, am zinne, meßing, ku- pfer ꝛc. wie solches, was die kuͤche angehet, Mar- perger vom hausrate, oder hausgeraͤte. perger s. 672 fgg., des kuͤchen- und keller-dictio- narii namhaft gemachet hat. Hiernaͤchst wird auch zu besondern arten nach der absicht der stadt- oder land-wirtschaft und des gewerbes; ferner in den zu gewissen verrichtungen besonders angeleg- ten gebaͤuden z. e. back- brau- brenn- wasch-haͤu- sern, scheunen, staͤllen ꝛc. ebenfalls besonderes ge- raͤte erfodert, besage Zinken im oͤconomischen lexico. § 1343 Ein anders ist iedoch der hausrat bei hohen bei hohen standes- und privat-per- sonen. standes, ein anders bei privat-personen. Sihe Koͤnigs beschreibung des Sicilianischen vermaͤ- lungs-festes s. 67 und das oͤconomische lexicon III s. 297, Marperger s. 1088. § 1344 Ein neuer hausrat ist in Teutschland das por- vom porcel- lan. cellan, welches seinen namen aus der Portugisi- schen sprache hat, und einen topf bedeutet, Cho- mel s. 903 des VII ten teiles. Das aͤchte wird in Tschina gefertiget, du Halde II s. 209-240. Disem wird das Meißnische gleich geachtet. Das uͤbrige heisset Faience (Faianze). Man sihet in den angesehenen haͤusern an tassen: thee- coffee- chocoladen- punch- und reiß-tassen; zur tafel: acht-eckigte, achteckigte-ovale und runde servicen. Darzu gehoͤren suppe- und flache schuͤsseln, terri- nen mit schuͤsseln, suppe-teller, sauce-schuͤsseln, salz- faͤsser, saladieren, confitur-teller, butter-pott, spil- kummen, gorgelet mit schuͤsseln, kleine terrinen mit schuͤsseln und loͤffeln, messern und gabeln, ne- sten saladieren, nesten frucht-koͤrbe, frucht-teller, muggen, oͤlkrug, eßig-krug, wasser-pott, quispe- dor, zucker-pott, positur (plat de menage) cof- fee- und thee-bret. M m 5 § 1345 XXV haubtst. vom § 1345 hausrat ge- ben bedeutet ieweilen so vil als schenken. Wenn einem paar neu angehenden eheleuten bei irer angetretenen haushaltung ein und ander stuͤck, das man darin brauchen kan, zu einen ge- schenke verehret wird, heisset solches: einem haus- rat geben, und bedeutet in disem falle eben so vil, als ein hochzeit-geschenk. § 1346 die gerate ist vom hausrate zu unterschei- den. Wo die gerate uͤblich ist, hat man die gerate- stuͤcke vom hausrate zu unterscheiden, woraus be- sonders in denenjenigen haͤusern zu sehen ist, wor- in die frau den mann nicht beigewonet hat, auch nicht zur taͤglichen haushaltung, sondern zur zirde angeschaffet worden sind, Hofmann von der ge- rate im II ten teile s. 76 fg. Barth von der ge- rate s. 142 fg., wovon unten ein meres vorkom- men wird. Was in Leipzig zur vollen und mittel gerate gehoͤret, erzaͤlet Putoneus I s. 32 fgg. enunciatorum. § 1347 Die uͤbrigen stuͤcke des hausrates sind oben bei der farnis im 5ten haubtstuͤcke namhaft ge- macht worden, und werden auch aus dem folgen- den sich erbrechen. Fuͤnf und zwanzigstes haubtstuͤck vom gewehre und schuͤß-pulver. § 1348 was gewehr bedeutet? D as gewehr heisset ein solches werkzeug, dessen man sich zur veruͤbung der gewalt, vertai- digung und vergnuͤgen, auch betreibung seiner kunst zum schuͤssen, hauen, oder stechen ꝛc. bedinet. Daher liset man von lanzentraͤgern, hellebardi- rern, vom gewehre und schuͤß-pulver. rern, 10000 mit feldschlangen (coulevrinen) oder handbuͤchsen, Josephs Barre geschichte vom Teutschlande IIII s. 869. Die picken haben Lu- dewig der XIIII in Frankreich und Friderich der I von Preusen abgeschaffet, des von Humbert unterricht von der krigeskunst s. 370. An deren stelle die bajonette gekommen sind, am a. o. s. 327. Zu Dresden sihet man die grosen pistolen des Kurfuͤrsten Morizens, nebst denen, welche dessen leibwache fuͤrete. Die aͤlteste buͤchse erscheinet folgendergestalt: anstatt des schlosses, ist ein ge- gen das zuͤndloch uͤber gelegter han mit seinem flintensteine, unter welchen eine feile so lange hin und her gezogen wurde, bis sich der funke finge. Der han kan staͤrker und gelinder auf die feile ge- schraubet werden, Keyßler II s. 1080. Die gattungen des alten gewehres zeigen die zeughaͤu- ser zum Zigenhaine und in Gisen. § 1349 Man verstehet entweder schuͤß-gewehr, als und dessen arten. buͤchsen, flinten, pistolen, puffert, oder tegen und spise. Dises wird dem groben geschuͤze entgegen gestellet, Marperger im kaufmanns-magazine unter dem worte: schuͤß-gewehr. § 1350 Das schuͤß-gewehr ist entweder glatt, oder ge- des schuͤß- gewehres gattungen. zogen, dises heisset: wenn der lauft mit tifen schwaͤmmen inwendig versehen ist, und zwar ent- weder schrauben-zuͤge, oder gerade zuͤge hat. Aus den mit schrauben-zuͤgen schuͤsset man mit runden, oder viereckigten kugeln, gestalt zu Halle auf dem Neumarkte die leztere gattung gezogener buͤchsen verfertiget worden ist. Hergegen aus den mit geraden zuͤgen pfleget man kugeln und schrot zu schuͤssen. Die scheiben-buͤchsen sind das vollkommenste gewehr, und sind 2, auch 2½ elle lang. XXV haubtstuͤck lang. Ein meres hirvon hat Hofmann am a. o. im III ten teile, s. 218-253. Eine gute buͤchse muß kugel gleich und nicht unten weiter, als oben seyn. Sie teilen sich in Teutsche und Franzoͤsische den schloͤssern und schaͤften nach. Jene sind entweder schwamm-buͤchsen, oder mit einem Teutschen schlosse. Dise sind im wetter und winde die be- sten. Hergegen findet man die Franzoͤsischen schloͤsser an den flinten am besten. § 1351 Die pistol ist die kleinere gattung des schuͤßge- wehres. Ein kleines pistol heisset terzetto. § 1352 vom groben geschuͤze. Die gestuͤcke nennete man ehedem karren-buͤch- sen, weckauf, purlepaus, das leichte gewehr hatte den namen hand-kanonen (canna, ein rohr), wie dann das rohr am schluͤssel canon, und canon de goutiere das rohr heisset, dadurch die dachrinne ins regenfaß laͤuft. Die gestuͤcke bei den festun- gen und die fuͤrstlichen gewehr-kammern gehoͤren zum lande. § 1353 zu dessen fertigung ist ein guͤß- haus noͤtig. Zum behufe des schweren geschuͤzes wird ein guͤshauß erfodert, welches ein leichtes gebaͤude ist, worin schmelz-ofen befindlich, hinter welchen ein par blase-baͤlge vorhanden sind, die von einem wasser-rade beweget werden, damit die in den ofen getane kolen immer gluͤend bleiben, und das darzu getane metall zum flusse komme, welches, wann es voͤllig fluͤßend ist, in die nahe dabei ein- gegrabene form gelassen und zu stuͤcken, moͤrsern, glocken ꝛc. gegossen wird. § 1354 die gewehr- fabriken an- zulegen ist gut. Die anlegung der gewehr-fabriken ist gut, wenn nur das eisen zum flinten-rohre tauglich und nicht kupferschoͤßig, oder mit stale vermenget ist. Je vom gewehre, und schuͤß-pulver. Je weicher und zaͤrter das eisen ist, desto bessere flinten und pistolen werden daraus gearbeitet. Weiches eisen tauget zu allem gewehre besser, als das harte, Doͤbels jaͤger-practica II s. 117. § 1355 Die alte art des gewehres habe ich in den analectis Fuldensibus und den obseruationibus feudalibus erlaͤutert. Man kan auch dasselbe bei dem P. Daniel in der histoire de la milice Françoise I, s. 301, 305, 306, 315 und 319 im ku- pfer sehen. § 1356 Das schuͤßgewehr zu tragen ist im Reichsab- das schuͤßge- wehr zu tra- gen ist ver- boten. schide 1530 tit. 22 verboten. Daher Landgraf Philipp im jare 1536 das feuer-buͤchsen-tragen bei leib ehre und gut untersaget hat. Gleichwohl sollen die schuͤzen ihr gewehr behalten, die andern untertanen aber solches in der pfarr-kirche in ver- warung haben. In den waͤldern, gehoͤlzen, fel- dern und gehaͤgen, ausser den gemeinen wegen und oͤffentlichen landstrassen, soll sich nimand mit flinten und verdaͤchtigen gewehr finden lassen, be- sage der H. F. H. Casselischen jagtordnung § 13. § 1357 Von den armbrusten, als dem ehemaligen woher die schuͤzen iren namen er- halten ha- ben? schuͤßgewehre, haben die schuͤzen den namen erhal- ten. Sie hißen stahl- auch bogen-schuͤzen und armbruͤster. Sie dineten im felde zu pferde, auch zu fuße, Schilter im glossario Teutonico. Man liset auch, daß ein ieder bogen-schuͤz seinen bogen-spanner neben sich gehabt habe, Schilter uͤber des Koͤnigshoven Elsaßische chronik s. 251. Die staͤdte hatten im XIIII ten jarhundert die schuͤzen-kumpane unter einem haubtmanne, daher im jare 1406 die einteilung in buͤrger und schuͤzen herruͤret, Graßhof de originibus Mühlhusae s. 124, XXV haubtstuͤck s. 124, 127. Noch im vorigen jarhundert waren die stahl-schuͤssen gebraͤuchlich, Hoͤnns Sachsen- Coburgische histori II s. 239. § 1358 des vogel- schuͤssens einteilung. Die vogelschuͤßen teilen sich in die hohe und ni- dere stangen. Der herzog Johann Casimir zu Coburg stellte dem bischoffe zu Bamberg zu gefal- len im jare 1604 an; 50 fl. standen auf dem rumpfe des vogels, 30 fl. auf den kopf, 25 auf den rechten fluͤgel, und so vile auf den linken, 20 fl. auf den schwanz, alles das groͤseste teil ge- meinet, Hoͤnn s. 232. Im jare 1601 waren gen Halle zum vogel-schuͤßen 156 staͤdte und 323 schuͤ- zen beschriben, die gewinnste betrafen 600 fl., Vogels Leipzigisch geschicht-buch s. 325, zu Leip- zig wurde 1498 ein scheibenschuͤssen mit gezogenen roͤren und eines nach dem vogel ausruͤstungen ge- halten. Der beste gewinn war 100 fl. Im jare 1595 waren zu Leipzig zwo gesellschaften der arm- brust- und buͤchsen-schuͤzen. Eine iede hatte einen haubtmann und aͤlteste vorsteher. Sie zogen sonst den gewinn von den wuͤrfel-tischen. Dafuͤr der stadtrat 40 fl. einer ieden aus der schoßstube jaͤrlich zu reichen versprach, Vogel s. 312. § 1359 die stahl- schuͤzen ha- ben sich ver- loren. Die stahlschuͤzen haben sich verloren, ungeach- tet man im jare 1672 zu Dresden ein Kurfuͤrstli- ches schuͤßhaus zum schirm- und stahl-schuͤssen ge- bauet hat, Wecken s. 71 der beschreibung von Dresden. Den buͤchsen-schuͤzen ist der plaz allein verbliben. Jene nenneten dise kraut-schuͤzen; in betracht kraut und lot das pulver und blei bedeu- tete. Die meisten waren lunten-schuͤzen, die mit schwamm-buͤchsen schossen. Im jare 1707 mu- sten dise den scheiben-schuͤzen das schuͤßhaus zu Er- furt vom gewehre, und schuͤß-pulver. furt einraͤumen, von Falkenstein histori von Er- furt s. 1074. § 1360 Heut zu tage ist das scheiben-schuͤssen entweder die eintei- lung des scheiben- schuͤssens. woͤchentlich in den sommer-monaten, oder ein freies kunst- und ritter-schuͤssen. Esteres wird von der landesherrschaft gestattet, und lezteres kan one diser einwilligung nicht gehalten werden; folglich hat des Zahns meinung in der politia municipali III cap. 4 s. 1243 keinen plaz, wel- cher die erlaubnis zu einem freien kunst- und ritter- schuͤssen dem stadtrate zuschreiben will, und zwar, daß diser die scheiben darzu hergeben, sodann den haubtgewinn reichen muͤsse. Allein weder dise, noch die landes-regirung kan solches erlauben, sondern es gehoͤret zur hohen policei, mithin fuͤr den landesherrn, wie dann solches auch die beson- dern landes gesaͤze bestaͤrken. Sihe des Kurfuͤr- stens zu Sachsen Augusts kirchen- policei-ordnun- gen vom jare 1580, tit. 17 § nachdem auch ꝛc. Kur-Braunschweig-Luͤneburgischer landes-ord- nungen III ten teil s. 1017 n. 376. § 1361 Indeß ist das heutige freie schuͤßen nach art der das heutige freie schuͤssen ist nach art der alten turnire ein- gerichtet. alten turnire, in ruͤcksicht auf die verfassung ein- gerichtet. Die plazmeister geben das schuͤßen, die auslage bestehet in 1000 und mereren fl. zur be- streitung der unkosten und gewinnste. Deren bei- sizer, zur schlichtung der irrungen werden von den schuͤzen die sibener erwaͤlet, Zahn am a. o. num. 29. Die speiser und schenken bestellen die plazmeister gegen eine gewisse abgabe. Die aͤus- serliche ordnung muß der pritschen- oder drill- meister erhalten. § 1362 XXV haubtstuͤck § 1362 daher auch die renn- scheibe zu leiten ist. Gleichwie man bei den schuͤßen auch rennspile hilte, von Falkenstein am a. o. s. 422; also hat man auch eine rennscheibe. Bei dreien wochen wird nach diser geschossen. Wer solche felet, ver- liret den einsaz, und muß wieder von neuen einse- zen. Dabei sind der haubt-ritter, nach-ritter, und der reihe-ritter ꝛc. zu gewinnen. Ein schuͤz darf den andern seinen zu gewartenden gluͤcks-schuß abkausen. Ein einsaz hat 5 gaͤnge, die 20 schuͤsse nach der rennscheibe ausmachen. § 1363 die schnapp- scheibe Sowohl die schuͤzen, als auch die nicht einge- sezet haben, duͤrfen nach der schnapp-scheibe taͤg- lich schuͤssen. Die einlage ist ein bazen, und der gewinn iedes tages ein silberner loͤffel. § 1364 ist von der stechscheibe zu unter- scheiden, Fuͤr die schuͤzen, die in rennscheiben gut geschos- sen haben, folget die kleine, oder stech-scheibe. Dise entscheidet den haubt- und neben-gewinn. § 1365 auch der schwarzen scheibe, Zum behufe derer, welche gefelet haben, das ist, feld-schuͤzen geworden sind, folget endlich die schwarze scheibe mit einem weisen rande und dem schwarzen. § 1366 das spruͤch- wort davon. Das spruͤchwort ist: ein schuͤz muß drei haͤuser in vermoͤgen haben; eines zum verschuͤßen, das andre zum verpfaͤnden, und das dritte darin zu wonen. § 1367 vom vogel- schuͤssen, Das vogelschuͤßen wird entweder allein, oder nebst dem scheiben schuͤssen gehalten. Der vogel stehet auf einer eisernen spille, und ist mit eisen wohl verwaret. Die Fuͤrstliche Sachsen-Go- thaische schuͤzen-ordnung vom jare 1704, und die artikel, vom gewehre, und schuͤß-pulver. artikel, wornach sowohl die herren judicirer und kleinods-meister, als auch die schuͤzen bei vorha- benden abschuͤßen des vogels sich zu achten haben, sind beim Rudolphi in der Gotha diplomatica III cap. XXVI s. 138 fgg. des II ten bandes zu lesen, wo s. 144 die span-gewinste vom vogel er- laͤutert werden, die iedesmalige reihe der schuͤzen im abschuͤßen heisset ein rennen. § 1368 Das scheiben- und andre schuͤssen ist in den das schelben und andre schuͤssen ist in den boͤr- fern nicht zu verstat- ten. doͤrfern nicht zu verstatten. Die F. H. Casseli- sche verordnung vom 22sten August 1733 verstat- tet den staͤdten Cassel, Marburg, Rinteln, Schmalkalden, Hersfeld und Zigenhain, das scheiben-schuͤssen am 3ten oster- und pfingst-tage, und die sommer-monate hindurch alle 14 tage ein- mal, in den uͤbrigen staͤdten, ausser obgedachten 2 festtagen, nur des jares 2 monate, alle 14 ta- ge einmal. § 1369 In den epistolis ad Magliabechium, welche Targionius zu Florenz 1745, 8 herausgegeben hat, ist bemerket, welchergestalt das geschuͤz schon 1309 in einem krige zwischen den einwonern St. Geminiano und Volaterra gebrauchet worden waͤre. In den provisioni des Florentinischen sta- tes wird 1326 von den bedinten bei den kanonen erwaͤnung getan, zuverlaͤßige nachrichten 86ster teil s. 88. Der Barre am a. o. s. 868 erwaͤnet der kanonen, welche 1303 gefertiget worden waͤ- ren, und der pater Daniel am a. o. meldet s. 319, daß die Franzosen selbige schon 1338 gehabt haͤt- ten. Die groͤßte gattung des groben geschuͤzes find die not-schlangen (welche laͤnger, als die kanonen sind), kanonen, oder roͤre, scharfmezen, N n purle- XXV haubtstuͤck purlepump, moͤrser, feldschlangen, falconeten, serpentinen, regimentsstuͤcke ꝛc. § 1370 zu den zei- ten kaiser Carls IIII war das feuer-ge- wehr be- reits be- kannt. Unter kaiser Carls des IIII regirung war das feuergewehr schon bekannt. Bei dem treffen zu Crespy hatten die Engellaͤnder 5 kanonen; die Franzosen hingegen keine. In Teutschlande sind zu Augsburg im jare 1378 zuerst 3 stuͤcke gegossen worden, Mascov in der einleitung zu den ge- schichten des Teutschen Reiches s. 109. § 1371 woraus das schuͤßpulver bestehet? Das schuͤß-pulver ist eine vermischung oder zu- sammensezung von schwefel, kolen aus weidenholz, und salpeter. Dises wird zum bekannten gebrau- che in der pulver-muͤle bereitet. Der schwefel gibet das feuer, die kolen dinen zur entzuͤndung, und der salpeter zur ausdenung. Daß durchs pulver nicht so vile menschen, als vermittels des ehemaligen gewehres in den krigen umkaͤmen, su- chet der von Humbert am a. o. s. 373 zu be- haubten. § 1372 wer das schuͤßpulver erfunden hat? Nach der gemeinen sage hat Roger Baco, ein Engellaͤnder, welcher 1292 verstorben ist, den Europaͤern die kraft des pulvers gewisen. Ancel- zen von Friburg, einem moͤnche, schreibet Thevet die erfindung zu. Froissard aber gedenket schon 1340 der bombarden und kanonen, deren sich die einwoner zu Guesnoy wider die Franzosen bedinet haͤtten. Im Joͤcherischen gelerten lexico IIII sp. 399, wird Berthold Schwarz, ein capuziner zu Coͤln, welcher 1380 verstorben ist, zum erfinder des schuͤß-pulvers angegeben, da doch der capu- ciner-orden erst 1525 entstanden ist. Wie weit also die nachricht begruͤndet ist, daß die erste buͤchse vom gewehre, und schuͤß-pulver. buͤchse dises moͤnches zu Dresden sich befindet, solches stellet man dahin. Gabriel Groddeck de eo quod iustum est circa tormenta bellica, Fabricius s. 621 bibliographiae antiquariae. § 1373 Den untertanen, welchen schuͤß-pulver zu hal- wo das pul- ver aufzube- waren und die pulver- muͤlen an- zulegen sind? ten zukommet, ist aufzugeben, daß sie dasselbe oben unterm dache auf bewaren. Die pulver- muͤlen muͤssen an einsamen oͤrtern angeleget wer- den, damit, wenn sie im feuer aufgehen, selbige keinen schaden weiter anrichten. Die pulver- tuͤrme gehoͤren auch an solche orte der festung, wo ihr zerspringen am wenigsten schadet. Zudem muͤssen die pulver-magazine nimals an einem orte verwaret werden. Denn ein verungluͤckter pul- verturm von 200 tonnen machet nicht so vile um- staͤnde, als einer von 800 tonnen, von Humbert am a. o. s. 374 fg. § 1374 Das wort tegen bedeutet 1) einen freien die bedeu- tungen des wortes: tegen. mann, der seinem herrn folget; 2) einen buͤrger; 3) den oberherrn, der bedinten hat; 4) einen sol- daten; 5) einen tapfern, und 6) ein lang messer. Es heisset auch solcher schwert. Man schwur daruͤber. Mancherlei gattungen derselben hat der P. Daniel am a. o. I s. 301 in kupfer stechen lassen. Sihe auch die Ombrasische ruͤstkammer durch Jacob Schrenken von Nozing 1735, 4. § 1375 Das tegen-tragen war allen, ausser den rit- es hat nicht iederman einen tegen tragen duͤr- fen. tern, und dem hohen adel, verboten, Estor de ministerialibus, s. 439, Dreyer in der samm- lung vermischter abhandlungen I teil, s. 41 fgg. s. 193 fgg. In die kirche durfte nimand einen te- gen bringen, ausser der koͤnig, Hahns Neichs- histori II ter teil s. 220, Simon Heinrich Mu- N n 2 saͤus XXV haubtstuͤck saͤus in der disp. de armis prohibitis, sihe auch des von Ludewig gelehrte nachrichten, imglei- chen des herrn Prof. Frid. Wiedeburgs samm- lungen vermischter anmerkungen aus dem stats- rechte ꝛc. obs. 13 s. 304. Die Reichs-hofraͤte von der ritterbank gehen one tegen zu rate. Ob buͤrger auf landtaͤgen mit tegen erscheinen koͤnnen, ist in der disp. de abusu rerum merae facultatis cap. II § 48 s. 32 bemerket. Bei der abschwoͤ- rung eines eides muste der tegen abgeleget werden, wie der Wideburg in einer besondern abhande- lung zu Helmstaͤdt gezeiget hat. Wer ein kind zur taufe hilte, oder zum heiligen abendmale gin- ge, erschine, wie noch in Sachsen beschihet, one tegen. Vorm hofgerichte zu Jena muͤssen die in person erscheinende von adel im mantel one tegen sich darstellen. Bei der belenung wird den ge- sandten kein tegen verstattet, Kuͤchelbeckers nachricht vom Roͤmisch-kaiserlichen hofe s. 395. Der Teutsche und Malteser ordens-ritter behaͤlt seinen tegen uͤberall an, weilen er solchen fuͤr die religion anstatt der bibel fuͤret. § 1376. das gewehr wird unter den ebeleu- ten nicht al- ler orten ge- mein gut. Unter den ehegatten wird das gewehr an eini- gen orten kein gemein gut, Weyer de commu- nione bonorum s. 121 § 4, Mevius ad ius Lu- becense lib. II tit. II art. 8, zu Nuͤrnberg, besa- ge der reformation tit. 14 lex 1, 2, nemen die soͤne zum voraus allen harnisch und waffen zu der weh- re gehoͤrende, und ihre vaͤterlichen kleider. In den urkunden des Nider-Rheinischen auch Ful- daischen adels findet man, daß die ruͤstung dem sone zum voraus gehoͤre. In Pommern ist der harnisch und gewehr ebenfalls von des eheweibes statutarischen portion ausgenommen, von Bal- thasar vom hergewaͤde, oder heergeraͤte. thasar de iuribus viduarum nobilium cap. 4 § 21 s. 164. § 1377 Vor disem waren die zweikaͤmpfe sehr gemein, vom kampf- rechte, wie ich de ministerialibus s. 274 gezeiget habe. Man hatte deswegen kampfrechte, davon der Jung in den miscellaneis, und der II te band meiner kleinen schriften s. 273 fgg. nachgesehen werden koͤnnen. Dirmar Gerhard de iudicio duellico, Mader de duellis, Mauritius de duellis, Grupen in den Teutschen altertuͤmern, cap. III s. 79 fgg. von Pistorius in den amoe- nitatibus T. VII s. 1996 fgg., Dreyers samm- lung vermischter abhandlungen zur erlaͤuterung der Teutschen rechte ꝛc. im I ten teile, s. 40 fgg. s. 60 s. 141 fgg. Sechs und zwanzigstes haubtstuͤck vom hergewaͤde, oder heergeraͤte. § 1378 I n Ober- und Nider-Sachsen ist das heerge- das heerge- raͤte ist noch hier und da uͤblich, waͤde (herwadium) an vilen orten gewoͤn- lich. Dasselbe ist dasjenige geraͤte, welches zu eines mannes leibe in seiner heerfart gehoͤret. Diß faͤllet auf die soͤne, oder die naͤchsten schwert- magen, von Westphal am a. o. T. IIII s. 1508, 3102. Sotanes hergeraͤte ist in den alten Dit- marsischen, Flensburgischen, Schleswigischen, auch Bremischen rechten begruͤndet, von West- phal am a. o. T. III s. 81 s. 1781, 1899, Dreyer de vsu genuino iuris Anglo-Sax. s. 105 num. 38. Von dem herzogtume Bremen sihe des Mascovs introductionem in ius Luneburg. s. 128. N n 3 § 1379 XXVI haubtstuͤck § 1379 auch in den Rheinischen landen ge- braͤuchlich gewesen. Ausserdem ist die heergewaͤde auch in den Rhei- nischen landen uͤblich gewesen, und zwar, wenn ein vasall mit hinterlassung eines unmuͤndigen so- nes verstarb, wollte der lehnherr kein anevel, heergewede fodern, besage der urkunde vom jare 1276 beim freiherrn von Gudenus T. II cod. diplom. s. 199. Von der heerweida in dem stifte Muͤnster und Westphalen sihe des Johann An- dreen Hofmanns disp. vtrum feuda censualia praesumenda sint feminea, § I, e, s. 3. Eine andre bedeutung hirvon findet man beim West- phal am a. o. T. III s. 1755, da es fuͤr erb- oder stamm-guͤter genommen wird. Wenn der aͤlteste Schenk zu Schweinsberg verstorben ist, muß der abtißin zu Essen der neue vasall wegen der dreien doͤrfer Roͤdgen, Argenstein und Wenkbach, bei Marburg, das herbadium taidigen, das ist das heergeraͤte des abgelebten eine summe geltes ent- richten, Estor de ministerialibus. § 1380 was der schwertma- gen ist? Ein schwertmagen (agnatus) ist diejenige mannsperson, welche einem andern nicht blos von der mutter, oder weiblichen lini, sondern von der vaͤterlichen lini verwandt ist. § 1381 das heerge- raͤte verlas- sen nur weltliche personen. Das heergeraͤte verlassen nur weltliche perso- nen, mithin keine geistliche, kuͤster und schulmei- ster, Knorre in den rechtlichen anmerkungen s. 278 fgg. Es gehet dasselbe eigentlich nur auf adeliche; allein es ist hier und da solche unter an- dern personen, buͤrgern und bauern hergebracht, Riccius von stadtgesaͤzen s. 611, Pufendorf T. II. Barth von der gerate cap. 8 s. 746 fgg. Hofmann von der gerate und dem heergeraͤte, von Neumann im iure principum priuato T. II s. 270 vom hergewaͤde, oder heergeraͤte. s. 270 fgg. Wie dann im Sachsen-Eisenachi- schen amte Allstaͤtt, unter den bauern das heer- gewaͤde hergebracht ist. § 1382 Das heergeraͤte bestehet bei den adelichen: 1) woraus sol- ches bei den adelichen bestehet? aus einem hengste, oder wallachen, aber keiner stute, mit sattel und zaume, auch der schabracke und pistolhulftern, aber nicht den pistolen, Barth am a. o. s. 760 cap. 8 § 11; 2) dem besten har- nische; 3) dem besten schwerte, saͤbel, oder hirsch- faͤnger, one das gehenke, sihe iedoch den Knor- ren in den rechtlichen anmerkungen s. 56 fgg., welches bei den scharfrichtern auf das beste richt- schwert gehet, Carpzov P. III constit. 38 def. 25, Richter de successione ab intestato sect. I membr. I num. 56, Knorre in den rechtlichen anmerkungen s. 55; 4) des verstorbenen taͤglichen kleidern, naͤmlich dem rocke und hosen, weilen einer, der zu felde gehet, sich nicht zu puzen pfle- get; 5) dem heerpfuͤle; 6) zwoen leilachen; 7) einem tischtuche mittelmaͤsiger groͤße und guͤte, nicht von den besten, noch von den geringsten; 8) zwoen schuͤsseln, von zinne, tone, oder holze, wie solche der verstorbene hinterlassen hat; 9) einem fischkessel, wo einer vorhanden ist; 10) einem handtuche, von leinewande, oder zwilliche; 11) einem schuͤsselringe, damit die schuͤsseln im fel- de nicht duͤrfen auf die erde gesezet werden, Hof- mann am a. o. s. 121, Pufendorf in den obser- vationibus iuris vniuersi T. II im anhange s. 131, 176. § 1383 Das heergewaͤde wird in jares frist verjaͤret, und wenn solches ver- jaͤret wird? Hofmann am a. o. T. I s. 120, Barth am a. o. cap. 8 § 20 und wird erbe. N n 4 § 1384 XXVII haubtstuͤck § 1384 der aͤlteste son hat da- bei ein vor- zug sr echt. Der aͤlteste son hat fuͤr dem juͤngsten bei der heergewette ein vorzugsrecht, Knorre am a. o. s. 52 und s. 58. Wenn kein vetter vorhanden ist, begeret das heergeraͤte der fiscus, Barth im dis- sensu 870 § 2. Siben und zwanzigstes haubtstuͤck von der gerate . § 1385 was rate bedeutet? N ate heisset so vil als geraͤte. Eine beratete tochter ist die ire aussteuer erhalten hat. Die unberatete ist noch nicht ausgesteuert, Estor de instructu et adparatu nuptarum. § 1386 auch die ge- rate unter sich begrei- fet? Die gerate begreifet unter sich diejenigen be- weglichen sachen, welche dem weiblichen geschlech- te benebst andern geratefaͤhigen personen nach masgebung der besondern Teutschen land- und stadt-rechte auch gewonheiten auf erfolgtes abster- ben gewissen personen zufallen. Die personen, aus deren nachlasse die gerate gefodert wird, sind entweder ehemaͤnner, oder weil espersonen, Lan- ge de successione clerici in geradam mater- nam, Jenichen de clerico nepote, exule suc- cessionis in geradam auiae maternae. § 1387 was fuͤr be- wegliche sa- chen dazu g ehoͤren. Sotane bewegliche dinge, sind entweder leben- dige oder leblose. Beide werden in der gerate der adelichen witben nach Saͤchsischen rechten be- funden, und zwar, so vil die leblosen belanget, so kommet es dißfalls darauf an, ob die witbe die von irem ehemanne erhaltenen und zum weiblichen schmu- von der gerate. schmucke, oder gebrauche dinenden sachen bei des- selben absterben im beschlusse hat, oder nicht? In jenem falle bleiben sie der witbe nach dem er- folgten todte eigentuͤmlich, in betracht das wesent- liche der gerate der eheweiber haubtsaͤchlich darin bestehet, 1) daß die bewegliche sache zur zirde der weibesperson angeschaffet worden; 2) daß sie im besize der ehefrau sey. Es kan aber auch die ge- rate einer nahen anverwandten von muͤtterlicher seite weiblichen geschlechtes, nach absterben irer verehelichten, oder ledigen mume zufallen, welche ihr von den erben, vermittels eines inventarii, oder eidlichen verzeichnisses, auszuantworten ist, Barth am a. o. s. 12. Die geistliche nemen mit den weibespersonen daran anteil. § 1388 Die gerate ist entweder 1) die witben- oder deren ein- teilung. die niftel-gerate; 2) adeliche oder buͤrgerliche, welche merklich von einander unterschiden ist; 3) die volle oder niftel-gerate, und kleine niftel-gerate. Ferner hat die gerate-stuͤcke entweder das eheweib dem ehemanne zugebracht, oder solche vom ehe- manne erhalten, und in iren beschluß bekommen. Dise heisset die erlangte, und jene die eingebrachte gerate. Gestalt dann auch unter der gerate selbst, und unter den zur gerate gewoͤnlicher maßen ge- hoͤrigen sachen ein unterschid gemachet werden muß. Sie wird entweder nach den land- oder stadt-rechten und gewonheiten ermessen, und ist nicht aller orten uͤberein. Sonst ist nicht minder die frauenrada, auch wiber- (weiber) rada in Nider-Sachsen an einigen orten bekannt, Pu- fendorf am a. o. T. II im anhange s. 155, 159, Mascov in der vorrede zu der notitia iuris et iudiciorum Brunsuico-Luneb. N n 5 § 1389 XXVII haubtstuͤck § 1389 auch verjaͤ- tung, Die dazu gehoͤrige stuͤcke sind in der disp. de apparatu et instructu nuptarum zu finden, den ursprung der gerate leitet J. Fl. Rivinus in der disp. an vitricus geradam in legitimam impu- tare possit, nec ne? aus dem lege Anglorum et Werinorum her. Menke de rebus Gera- dicis. Sie wird binnen jar und tag verjaͤret, Rivinus in der disp. de praescriptione gera- dae, Joachims disp. de successione geradae iuxta forum domicilii instituenda. § 1390 wer in er- mangelung einer gera- tefaͤhigen weibesper- son solche erhalte? Stirbet eine weibesperson, die keine mume verlaͤsset, oder nicht gerate faͤhig ist, indem sie sich in einem lande befindet, wo die gerate nicht uͤblich ist; so schreiben einige die gerate der ober- keit, welche die hohe gerichtsbarkeit hat, als heim- gefallen zu. Barth im dissensu 870 § 1; dahin- gegen Barth im hodog. for. s. 607 selbige dem ehemanne, als mobiliar-erben, mit grunde zueig- net, gestalt dann auch zu Leipzig, Wittenberg, Chemniz, Weisenfels und in einigen andern Kur- Saͤchsischen staͤdten solche dem ehemanne, wenn er buͤrger ist, auch wohl den soͤnen, vor den spill- magen zukommet. Nicht minder kan ein ehe- mann seiner ehefrau die gerate bei lebendigen lei- be abkaufen. Im uͤbrigen saget man: gerate machet vil ungerade. Acht vom mußteile und eingeschneidel. Acht und zwanzigstes haubtstuͤck vom mußteile und eingeschneidel. § 1391 D as mußteil ist eine Saͤchsische recht-wohltat was das mußteil ist? fuͤr die adelichen witben, vermoͤge deren sie von aller irer verstorbener ehemaͤnner gehoften speisen, so vil deren nach dem 30sten (nach den 4 trauer-wochen) noch uͤbrig sind, die haͤlfte zu fodern haben. § 1392 Gehofte speisen sind: wein, bier, meth, kofend, was zu den gehoften speisen ge- hoͤret? fleisch, speck, schinken, wuͤrste, mastschweine, karpfen, hechte, fische in den behaͤltern, getraidig am korne und weizen, gedroschen und ungedro- schen, erbsen, linsen, malz, hirsen, graupen, bo- nen, maͤren, bastinackwurzeln, selleri, artischo- cken, ruͤben, ruͤbesamen, kraut, kohl, mohn, but- ter, schmalz, kaͤse, quark, salz ꝛc. Barth von der gerate s. 636, Hofmann am a. o. im I ten teile s. 58 fg. § 1393 Von dem mußteile ist das eingeschneidel unter- ist vom ein- geschneidel unterscht- den, schiden, sintemal 1) dises nicht allein der witbe, sondern auch dem witber verlassen und bedungen werden kan; 2) jenes auf die Saͤchsischen rechte, dises aber auf ein geding sich begruͤndet; 3) jenes ertrag und groͤsse meistens ungewiß ist, dises aber durch das geding bestimmet ist. § 1394 Es beruhet daher das eingeschneidel auf einem worin dises bestehet? unter den eheleuten errichteten gedinge, vermoͤge dessen eines dem andern aus den guͤtern des erst- versterbenden zum bessern jaͤrlichen lebens-unter- halte XXIX haubtst. von den halte und auskommen gewisse lebens-mittel auf seine lebenszeit verspricht, Barth am a. o. s. 661 fg. Neun und zwanzigstes haubtstuͤck von den feld- baum- garten-fruͤchten. § 1395 die eintei- lung der fruͤchte. D ie fruͤchte teilen sich in feld- baum- und gar- ten-fruͤchte, welchen die weinbergs-fruͤchte noch beigefuͤget werden moͤgen. Die feldfruͤchte bestehen fuͤrnaͤmlich aus getreide, die garten- fruͤchte aus dem kuͤchen-gewaͤchse, und die baum- fruͤchte aus dem obste. Dem getreide sezet man die huͤlsen-fruͤchte entgegen. Sodann gibet es winter- und sommer-fruͤchte. Dise begreifen sommer-weizen, sommer-korn, sommer-gerste und hafer ꝛc. Winter-fruͤchte sind: korn, dinkel, weizen und winter-gerste. Rauhes getreide ist: 1) dinkel, 2) gersten, 3) hafer. Glattes oder hartes ist: korn, weizen, bonen, erbsen, linsen, und heidekorn, auch wicken. Was zum feld- fruͤchten gehoͤret findet man im oͤconomischen lexico s. 49. Frucht bedeutet hir rocken, gersten, wei- zen ꝛc. Nuzung hergegen ist z. e. flachs, kraut, ruͤben, Stryk de iure circa frumentum. § 1396 woher das wort getreid geleitet wird? Getreid kommet von treid, treten, weil die alten nicht draschen, sondern durch die ochsen die aͤren austreten liesen. Hernach erfanden sie die ege, womit die fruͤchte ausgedroschen, und die aͤren ausgedrucket wurden, Schoͤttgen in den antiquitatibus triturae, Paulsen von dem acker- baue der morgenlaͤnder, 4. § 1397 feld- baum- garten-fruͤchten. § 1397 Bei den Teutschen war der saz: wer saͤet, der die Teut- schen be- haubten: wer faͤet, der maͤhet. maͤhet, Hert im paroͤm. 87 vol. II T. III s. 357 oder: was die ege bestrichen, und die hacke bede- cket hat, das folget dem erbe, Estor de dotali- tio, Boͤhmer de iuribus diuersis, ex diuersita- te climatum natis, § 21 s. 296 vol. I exercit. ad π . Schilter in der exercit. 16 § 59 fg. Al- so erndet der landerbe, und nicht der lehnerbe. Es gehoͤret auch die erndte nicht dem wiederkaͤu- fer. Nach Sachsen-rechte gehoͤren die noch nicht abgesonderte fruͤchte zu den beweglichen sachen, Hert am a. o. Carpzov P. I c. 28 def. 124. Menken im systemate iuris ciuilis lib. I tit. 8 § II s. 29, Crells disp. de iure seminarii eius- que vsufructu. § 1398 Die auf dem halme stehende fruͤchte duͤrfen die reebte der noch im felde befind- lichen fruͤch- te. nicht verkaufet werden. Die unterschidenen faͤlle hirvon hat Harpprecht vol. I disp. 26 § 6 s. 1040. Die Reichs-reformation guter policei vom jare 1577 § 3 gebeut, daß wer auf wein und frucht, auch anders fuͤrleihe, sich gewaͤrtigen solle, daß der preis nach dem gemeinen schlage, und was es zur zeit des geschlossenen handels, oder 14 tage die naͤchsten nach dem herbste, oder der erndte gelten wird, beschehe. In sachen des pfarrers N. wider den Kur-Pfaͤlzischen schuz-juden N. zu N. hat man hirauf gesprochen. Die wein- und frucht guͤlten koͤnnen an den zukuͤnftigen fruͤchten hoͤher nicht, als daß es von 20 fl. einen fl. an muͤnze ertraͤget, gekaufet werden, Graß in der collatione iuris ciuilis cum recessibus imperii s. 331 fgg. Heineccius de venditione illicita fructuum in herbis, Halle 1738, 4. Abge- schnittene fruͤchte sind mit arreste nicht zu belegen, daß XXIX haubtstuͤck von den daß sie im felde stehen bleiben sollen, Fritsch de iure messis. § 1399 fuͤr den uͤberfluß am getreide ist in einem lande zu sorgen. Die policei muß dahin sehen, daß ein uͤberfluß an getreide im lande sich vorfinde. Hiernaͤchst wird das uͤbrige verfuͤret; ferner ist es besser in seinem lande teures korn, als von den fremden wolfeileres zu kaufen. § 1400 das trock- nen des kor- nes wird angeprisen. Ausserdem waͤre zu wuͤnschen, daß man sich befleisige, nach art der Liflaͤnder das korn zu trock- nen, damit es sich halte, und fuͤr den wuͤrmern bewaret werde. Im magazin zu Mez kan man korn von etlichen hundert jaren sehen. Bartho- lomaͤus Tutieri hat eine gewisse trocken-stube er- funden, um das korn one einige veraͤnderung auf etliche hundert jare haltbar zu machen. Man bedienet sich derselben in Neapel und Frankreiche, sihe ragionamento sopra i mezzi piu necessari per far fiorire l’ agricoltura de P. abate D. Ubaldo Montelatici, Marpergers kuͤchen und keller-dictionarium s. 406. § 1401 das beste korn ist das dinnschaͤli- ge. Das dinnschaͤlige korn, welches im sand-land waͤchset, ist das beste. Nider-Weimar, Nider- Walgern in der naͤhe geben das beste korn. Je- doch wird es weisser, wenn es am orte selbst ge- backen wird. So viles traͤget das wasser bei der baͤckerei mit zu. Das hirher gehoͤrige Gruͤnin- gen bei Gisen, Allendorf im Huͤttenberge, nebst andern orten, die Wetterau um Fridberg herum lifern das auserlesenste korn. § 1402 welche ger- ste zum bꝛauen nicht wohl tau- get? Die gerste, welche von der pferch-dunge ge- wachsen ist, tauget zum brauen nicht wohl. § 1403 feld- baum- garten-fruͤchten. § 1403 Der getreide-handel ist einer der ungewissesten. der getrei- de-handel ist ungewiß. Auf einmal faͤllet der preis, ehe man sichs versi- het, und ganz unvermuthet steiget derselbe. Si- he unterdessen Ungers ordnung der frucht-preise, Goͤttingen 1752, 4, und Herberts versuch einer allgemeinen korn-policei, Berlin 1756, 8, vom korn-handel, des Marpergers kaufmanns- ma- gazin s. 859 fg. I , und vom brode dessen kuͤchen- und keller-dictionarium s. 162-172, Happens bestaͤndige erfindung, daß alles getreide in einerlei und civilen preise verbleiben muͤsse. § 1404 Die policei will, daß ein ieder baͤcker auf etli- wozu die baͤcker anzu- halten sind? che monate einen vorrat am korne und mele habe. Hiernaͤchst duͤrfen sie nicht zu leichte, oder kleine backen; ferner muß das brod wohl ausgebacken seyn; weiter ist die vermengung guten meles mit schlechten nicht zu gestatten, auch das anfeuchten hart zu bestrafen. § 1405 Das getreide darf nicht erstocken, sondern ist was bei den kornboͤden zu beobach- ten ist? monatlich, vermittels der schaufel, zu wenden, wobei in der hize die laden vormache, damit es fuͤr der warmen luft, und dem herumschwaͤrmen- den ungezifer bewaret bleibe. Vor einschuͤttung des getreides auf den boden, ist diser mit wermut- wasser, darin entian, floͤh-samen, und ochsen- galle gemischet war, zu besprengen. Die fenster werden mit dratgittern, oder nezen von bindfaden versehen, und so bald die luft kuͤle ist, aufgema- chet, damit der boden durchstreichende luft habe, Marperger s. 406 fg. Dise verwarte luftloͤ- cher muͤssen von mitternacht, oder abend her, durch- aus aber nicht von der mittagsseite gehalten werden. § 1406 XXIX haubtst. von den § 1406 d eren anle- gung, Der kornboden muß von den vihstaͤllen und deren ausduͤnstungen entfernet seyn. Es darf kein sonnenschein, kein regen, noch schnee hinein kom- men, folglich muß selbiger wohl verwaret werden. § 1407 von den kornwuͤr- mern, Die schaͤdlichen weisen kornwuͤrmer uͤberzihen den kornhaufen, wie ein spinn-gewebe, und schro- ten die frucht, verursachen auch, daß sie klumpen- weise zusammen hanget. Der schwarze wurm, den der Oberhesse einen korn-wibel nennet, ist noch schlimmer. Er holet die koͤrner aus und fluͤget mit der schale davon. Wo er ins haus geraͤt, von dar ist er schwer zu vertreiben, Kan- go von den kornwuͤrmern 1746, 8. Die mittel darwider werden im oͤconomischen lexico s. 1484, vom Leopoldt am a. o. s. 79 fg. angezeiget. Es dinet dergleichen von wurme angefressenes korn haubtsaͤchlich fuͤr die brandewein-brenner, iedoch kan man das von weisen wurme angegangene rei- nigen und das beste verkaufen. § 1408 wie der frucht-dib- stal auf dem felde, In der peinlichen halsgerichts-ordnung kaiser Carls des V ten art. 167 ist versehen, daß wer frucht oder nuzung auf dem felde bei nacht stilet, als ein ordentlicher dib; das bei tage stelen der fruͤchte hingegen buͤrgerlich bestrafet werden soll. Das ausdreschen auf dem felde ist eben wie ge- stolen. Kur-Saͤchsische verordnung P. IIII const. 35, Hildesheimische policeiordnung § 46, Wol- fenbuͤttelische landesordnung § 81, Ditmarsches landrecht art. 105. § 1409 auch das an- zuͤnden be- strafet wer- den soll? Wer fruͤchte auf dem felde anzuͤndet, wird mit dem feuer vom leben zum tode gebracht, Carpzov in der practica criminali quaest. 38 num. 36. § 1410 feld- baum- garten-fruͤchten. § 1410 Wie bei rechnungen und einname der fruͤchte was die ein- darr bedeu- tet? der eindarr, (oder wie es andre nennen, der bo- den-riß, schrimpf, frucht-schrumpf, einmaß) in betrachtung komme, ist vorhin im virzehenten haubt- stuͤcke des andern buches § 1251 bemerket wor- den. Man verstehet dadurch denjenigen abgang, welcher sich am aufgeschuͤtteten, oder eingenom- menen getreide, als dem korne, der gerste, hafer, sowohl durch die eintrocknung und ungezifer, als auch durch das wegmessen eraͤuget. Der maͤu- se-fras stecket unter der eindarre. Vom schaden, welcher durch den schnee beschihet, sihe den Harp- prechten de eo, quod iuris est circa niuem, vol. I disp. 26. § 1411 Die fruͤchte, brod und mehl aufzukaufen, und wifern das auf kaufen des getrei- des verbo- ten ist? wieder, sonderlich ausser landes zu verkaufen, ist, wenn einiger fruchtmangel sich eraͤuget, verboten, Reichspoliceiordnung 1577 tit. 18, F. H. Casseli- sche verordnung entgegen die fruchtpartirer vom 29 Nov. 1740. Dise heisen auch sonst korn-ju- den, davon von Rohr im haushaltungs-rechte nachzusehen ist, Johann Brunnemanns, Paul Franz Romans disp. de dardanariis, Johann Herings mantissa de officio principis circa fa- mem et dardanarios, Kressens disp. an Jose- phus fuerit dardanarius. § 1412 Damit es indessen bei dem mangel der fruͤchte fuͤr die aus- sat ist bei dem mangel der fruͤchte zu sorgen. an der aussat nicht gebreche, muß der beamte sich ins mittel schlagen und credit machen, oder die herrschaft die satfruͤchte vorstrecken. Des endes fleißige obsicht zu nemen ist, damit ein ieder unter- tan die erforderlichen satfruͤchte zuruͤck lege. Im- mittels hat das satgetreide ansehnliche vorzuͤge in O o con- XXIX haubtstuͤck von den concursen, bei der huͤlfe und auspfaͤndung, im anlehne ꝛc., Crells disp. de priuilegio sementis et seminum. § 1413 worauf die policei bei dem mangel an korne zum besten des landes zu sehen hat. Bei dem mangel an korne ist den untertanen anzubefelen, gersten, erbsen und bonen mit unter zu malen. Wie dann auch die baͤcker ⅓ gerste untermalen muͤssen. Die policei hat in zeiten auf gute magazinen zu denken, selbige anzufuͤllen und bei behoͤriger zeit zu eroͤffnen, damit keine mutwil- lige teurung veranlasset werde, ausserdem die aus- fuhr und das branteweinbrennen zu verbiten. § 1414 vom frucht- messen, Wegen des zu- und ausmessens der fruͤchte ist dahin zu sehen, daß iedes frucht gemaͤs geeichet, und mit einem brandzeichen beglaubiget, das un- richtige hergegen zerschlagen, und derjenige, wel- cher es gebrauchet, bestrafet werde. Von den verschidenen benennungen des fruchtgemaͤses in verschidenen Teutschen landen sihe das oͤconomi- sche lexicon s. 939. Von den betruͤgereien im mase und gewichte handelt die p. h. g. o. kaiser Carls des V ten art. 113. Das richtige und einer- lei gemaͤß, auch die sorgfaͤltige aufsicht auf den billigmaͤsigen preis bei dem oͤffentlichen getreide- verkaufe bringet einem lande ebenfalls grosen nu- zen des fruchthandels halber. § 1415 und was dabei zu un- terlassen ist? Das ruͤtteln des gemaͤses, eindruͤcken der fruͤch- te in selbiges, anstoßen mit den fuͤßen, trampen auf dem fußboden, ist nicht zu gestatten, sondern es ist wie die frucht aus dem sacke laͤufet, oder von der schaufel in das gemaͤs faͤllet, zubelassen. wie es des streichens Darauf ist mit der hand, sodann mit der streiche zu streichen. Den steg muß man nach dem strei- chen allenthalben sehen koͤnnen. § 1416 feld- baum- garten-fruͤchten. § 1416 Wo einem getreide verkaufet ist, verstehet sich halber zu halten ist? solches gestrichen zu messen. Wer es also nicht gestrichen haben will, muß sich solches vorher aus- bedingen. Bei pachtliferungen hat das streichen immer statt. An der ecke des gemaͤses darf nichts ungestrichen bleiben. Das messen geschihet mit dem gewoͤnlichen groͤsten gemaͤse. Also waͤre es unrecht, wenn jemand einen sack kornes liferte, und ich wollte es mit maͤsgen oder seftern mir zu- messen lassen. § 1417 Die geliferte frucht muß marktrein und tuͤchtig die frucht muß markt- rein und tuͤchkig seyn seyn. Ist sie annoch zu staubig, muß sie der bauer erst wurfen, er muß auch selbige so gut lifern, als solche gewachsen ist, F. S. Altenburgische lan- desordnung s. 174, bei strafe doppelter liferung. § 1418 Die ausmessung der besoldungs-fruͤchte, muß wie die aus- messung der besoldungs- durch beeidigte messer zugemessen werden, keines- weges aber durch kinder, weiber, oder gesinde, F. H. Casselische verordnung vom 30sten Au- gust 1670. § 1419 Wo eines verrechnenden diners frucht-vorrat und eines verrechnen- den diners frucht zu messen ist? ausgefunden werden soll; hat man eine messung one frucht-gemaͤs, naͤmlich nach den schuhen des fruchthaufens. § 1420 Bei dem verborgen des getreides ist der auf- wie der auf- schutt bei dem verbor- gen einzu- richten ist? schutt (das aufmaß), in gewisse schranken derge- stalt zu sezen, damit mehr nicht, dann 5 von hun- dert herauskommen. Derowegen vom virtel 1 meze, von partims-fruͤchten (das ist vom korn und hafer) paßiren fuͤr 100 thl. 3 virtel partim. Wird ein groͤsseres verschriben; so wird dem O o 2 glaͤu- XXIX haubtstuͤck von den glaͤubiger zu mehr nicht, als ¾ vom hundert ver- holfen. Doch mag der glaͤubiger statt der fruͤch- te 5 vom hundert begeren, F. H. Casselische ver- ordnung vom \frac{16}{27} apr. 1739. § 1421 wie es mit der erndte und dem einfaren ge- halten wird? Die erndte-zeit stehet in eines ieden gefallen, wo nicht deshalber etwas besonders verordnet ist, wie z. e. im Wirtenbergischen, Baierischen ꝛc. Jedoch duͤrfen zur nachtzeit zur verhuͤtung der deuben die untertanen ihr getreide nicht einfaren, bevorab der zehnte auch dadurch abbruch leiden kan, Fuͤrstl. erneuerte Hessen-Casselische zehnt-ordnung vom jare 1737 § XII. Ehe den zehnt-hebern die anzeige zum auszehnten beschehen, ist das einfaren der fruͤchte verboten, am a. o. § III s. 5. Im- mittels ist den tageloͤnern bei diser zeit ein gewisses lon zu sezen. § 1422 bei nasser witterung ist das ein- faren an sonn- und feiertagen erlaubet. Faͤllet zu nasse witterung ein, duͤrfen die unter- tanen an sonn- und feiertagen das getreide und heu oder grummet einfaren, Kreß de priuilegiis agriculturae s. 10 fg. Fritsch de iure messis. § 1423 wenn das aͤrenlesen zulaͤßig ist? Das aͤrenlesen ist wohl nachgelassen, iedoch darf solches nicht eher beschehen, bis die garben und getreide-haufen (hausten, heucheln, oder mandeln) voͤllig abgefuͤret sind, Fuͤrstl. Hessen- Casselische erneuerte zehnt-ordnung § 9 s. 8; dero- wegen das aͤrenlesen zwischen den mandeln verbo- ten ist. Jeweilen muͤssen sich, um den mißbrauch zu vermeiden, diejenigen, welche aͤren lesen wol- len, bei den beamten angeben, und von disen der erlaubniß sich gewaͤrtigen, Klingner am a. o. im II ten teile s. 53, Fritsch von den aͤrenlesern. § 1424 feld- baum- garten-fruͤchten. § 1424 Zur befoͤrderung der erndte sind von alten zei- die erndte- ferien ha- ben beson- dere ge- rechtsamen. ten her die ferien geordnet. Die erndte-ferien heissen auch hundstags-ferien, und dauren am kammergerichte vom 18ten Jul. bis den 25sten Au- gust einschluͤßlich, und hat man sich vermoͤge des R. A. 1654 § 137 hirnach zu achten, wenn kein besondres landes-gesaͤz vorhanden ist. Im uͤbri- gen ist die erndte-zeit nach dem himmelsstriche un- terschiden. Sie gibet einen gerichts-stillestand einem jeden, und ein urthel oder bescheid, der in solcher zeit eroͤfnet oder erteilet wird, ist ungiltig; es lidte denn die sache keinen verzug. § 1425 So lange die fruͤchte noch nicht reif sind, darf wenn nicht gejaget wer- den darf? nicht gejaget werden, wenn gleich die jagt offen und Bartholomaͤi vorbei ist, Fritsch am a. o. vol. I opusc. Wildvogel in vronoscopia leg. § 32. § 1426 Zum getreide gehoͤren 1) der weizen, 2) der was zum getreide ge- hoͤret? rocken, 3) die gerste, 4) der haber, 5) der hirse, 6) der dinkel, 7) der schwade, und 8) der tuͤrki- sche weizen. Vom einkorne, heidenkorne und andern arten der feldfruͤchte, besonders in Schwa- ben, handeln die oͤconomische nachrichten im VIII bande, s. 874 fgg., Leipz. 1755, 8. § 1427 Der weizen gibet unter allem getreide die staͤrk- die beschaf- fenheit des weizens in absicht auf den mensch- lichen koͤr- per. ste narung fuͤr den menschlichen koͤrper. Jedoch wirket die zaͤhe klebrichkeit des meles ungesund- heit. Der sauerteig oder die haͤfe, imgleichen die hize des backofens und das salz, auch kneten, muͤs- sen diß uͤbel heben. Davon werden fuͤnferlei gattungen weisbrodes gebacken, die zwo feinesten ersten dinen denen, welche nicht stark arbeiten, O o 3 nicht XXIX haubtstuͤck von den nicht zur gesundheit. Die dritte gattung aus mele und den reinesten teile der kleie ist die gesundeste; die virte gattung verstattet die policei nicht, als nur in der hungersnot, Joh. Sigmund Elsholt im tischbuche s. 312. § 1428 was aus dem weizen besonders gemachet wird? Aus dem besten weizen wird die staͤrk, oder das kraftmel gemachet, Marperger K. magazin II s. 503. Hiraus bereitet man das haar-puder zu, am a. o. I s. 705. § 1429 das dinkel- korn gibet schoͤn weis brod. Die spelt oder das dinkel-korn in der obergraf- schaft Kazenellenbogen ꝛc. gibet leichter und schmakhafter weisbrod, als der weizen. Im uͤbrigen ist der spelt mancherlei: Man hat rocken- gersten- weizen-spelt, Leipziger sammlungen von wirtschaftlichen ꝛc. sachen im 10ten bande s. 664 fgg. § 1430 das korn- brod ist ge- suͤnder als das weizen- brod. Das weizen-brod ist nicht so gesund, als das von rocken, Hofmanns diaͤtetic s. 35. In den morgen-laͤndern waͤchset nach Kortens berichte in der reise nach dem gelobten lande, kein rocken. Indeß wachet die policei, daß weder das weizen- noch gersten-brod durch schlechte baͤcker verdorben werde. Backen und brauen geraͤtet nach dem spruͤchworte nicht immer. Und eben der baͤcker, welcher in der Wetterau das schoͤnste brod baͤcket, wenn man ihm eben das mel an einem andern orte gibet, kan kein Wetterauisches brod backen. So vil traͤget das wasser und die luft hirzu bei. Jedoch sind schlechte baͤcker nicht zu dulten, son- dern es ist allen so genannten kloͤse-baͤckern das backen zu untersagen. In Hamburg sind weis- los-baͤcker, fast-baͤcker, und grob-baͤcker, wozu die kuchen-baͤcker an andern orten noch kommen. § 1431 feld- baum- garten-fruͤchten. § 1431 Der rocken teilet sich in den winter-rocken, stau- der rocken ist mancher- lei, den-rocken und sommer-rocken, oder korn, der rocke naͤret den menschlichen leib weniger, als der weize, und mehr, als die gerste. Was des bro- des halber die policei zu beobachten habe, solches lehret Elsholt s. 312. Von dem fruchtbaren staudekorn handeln die oͤconomische sammlungen aus den Breslauer natur- und kunstgeschichten, s. 267, 296. § 1432 Der gerste sind zwo arten, die grose gerste und auch die gerste, die kleine, die fruͤhe und spat-gerste. Das malz hizet, hingegen kuͤlen und erfrischen die graupen. Was wegen des bieres in die policei einschlaͤget, das besaget Elsholt s. 418. § 1433 Der haber ist dreierlei, der weise, schwarze, nicht min- der der ha- ber, und nackente. Dem menschlichen koͤrper gibet er geringe, dem pferde aber starke narung, Elsholt s. 267. Vom tauben und schwarzen haber han- deln die bemeldte oͤconomische sammlungen aus den Breslauer natur- und kunst-geschichten s. 216 fgg. § 1434 Der reiß gibet einen mittelmaͤsigen, doch gro- des reisses eigenschaft, und des hir- sens beschaf- fenheit. ben narungs-saft. Der hirse ist in den Rheini- schen landen verschidener art, der Frankfurter hirse ist mehr gelb als weiß, und der hisige ist mehr weiß als gelb, quillet aber besser. Er gibet nicht boͤse, doch wenig narung, und ist schwer zu verdauen, Elsholt s. 268. Die schwade ist ein was die schwade ist? same eines grases. Sie ist wie der hirse geartet und stopfet. Der Tuͤrkische weizen schmeckt ge- kochet suͤßlich, wirket aber eine zaͤhe und dicke schleimigkeit, Elsholt s. 169. O o 4 § 1435 XXIX haubtstuͤck § 1435 die arten der huͤlsen- fruͤchte, Die huͤlsen-fruͤchte sind 1) die erbsen, fuͤnfer- lei gattungen, 2) die grosen garten bonen, 3) die faselen, oder steigbonen, 4) die linsen, 5) der buchweize, 6) der monsamen, Elsholt s. 269 fgg. § 1436 der kuͤchen- wurzeln, Von kuͤchen-wurzeln gehoͤren hirher die pasti- nak, die moͤhr-ruͤbe, die beis-ruͤbe, die weise-ruͤ- be, die stech-ruͤbe, die zucker-wurzel, ruͤben-ker- fel, ruͤben-rapunzel, eichorien, rettig, radis, meer-rettig, haber-wurz, zwibeln, lauch, hollauch, tartuffeln, morcheln, reizger, buͤlze, bocksbart, Elsholt s. 272 fgg. § 1437 was bei dem scheunen- bau zu beob- achten ist? Bei dem scheunen-baue hat die policei dahin zu sorgen, und den untertanen vorzustellen, daß sel- bige, wo stroh, heu und grummet ligen soll, luͤf- tig, und der morgen- auch mitternacht-wind es durchwehen koͤnne, welches das muͤchzende und dumpfige wesen, woraus sonst eine feuersbrunst entstehen kan, vertreibet. Disemnach muß eine scheune luͤftig, von aller feuchtigkeit, miststaͤtten und staͤllen entfernet seyn, auch etwas erhaben stehen. Man kan auch zualoͤcher, wie die schorn- steine darin anbringen, damit das getreide besser ausdumpfe. Von anleaung der schuttboͤden sihe eine nachricht in den oͤconomischen nachrichten VII ten bande s. 552 fg. Leipzig 1755, 8. § 1438 die scheunen sind in den staͤdten nicht zu dulten. Das legen des getreides, heues, strohes, grum- mets u. d. g. zu wagen oder karren voll, sind in den haͤusern der staͤdte nicht zu dulten; es stuͤnde denn die scheune allein. Zu Jena muß man der- gleichen in den vorstaͤdten unterbringen. Auch werden die scheunen-tore von strohe nicht gedultet. Mylius von den garten-gewaͤchsen. Mylius im corpore constitut. March. V ten teile. Von den dresch-muͤlen sihe die oͤconomi- schen sammlungen aus den Breslauer natur- und kunst-geschichten s. 347 fgg. Dreisigstes haubtstuͤck von den garten-gewaͤchsen. § 1439 D ie policei traͤget sorge, damit an den kuͤchen- die pflan- zung der kuͤchen- kraͤuter kraͤutern kein mangel erscheine. Darzu gehoͤren basilicum, borragen, beisse, kardonen, dill, dragun, endivien, fenchel, garten-kerfel, grevinne, hopfen, spargel, isop, kohl, kreß, lactuken, lavendel, loͤffel-kraut, majoran, melde, pitersilien, pfeffer-kraut, pimpinelle, portulac, raute, rukette, salbei, saturei, sauerklee, sauer- ampf, senf, selleri, spargen, spinat, thymian, winter-rapunzel, wirsing ꝛc. § 1440 Die aufsicht wegen pflanzung diser kraͤuter ist ist noͤtig und nuͤzlich. um so noͤtiger, ie fuͤrtraͤglicher es ist, dadurch den menschlichen koͤrper fuͤr den hizigen morgenlaͤndi- schen gewuͤrzen zu bewaren, und so vile 1000 thl. die hirdurch aus dem lande gehen, zu ersparen. § 1441 Das garten-gewaͤchse teilet sich in kraͤuter, wur- deren ein- teilung: kraͤuter, zeln und fruͤchte. Die kraͤuter begreifen das ge- waͤchs, dessen blaͤtter man haubtsaͤchlich ge- brauchet. § 1442 Unter den wurzeln verstehet man z. e. ruͤben, wurzeln, fruͤchte, moͤren, rettige ꝛc. Es koͤnnen auch die zwibeln, tartuffel ꝛc. hirher gerechnet werden. Die O o 5 fruͤchte XXX haubtstuͤck fruͤchte begreifen das gewaͤchs, welches vom kraut und stengel hervorwaͤchset, z. e. kuͤrbse, gurken, artischocken, mohn, hirsen, reiß, erbsen, linsen, bonen, Arn. Frid. von Hartenfels oder Reisen- berg neuer garten-saal, Frankfurt 1745, 8, Stis- ser am a. o. s. 47 fgg. Christian Reichardts III ter und IIII ter teil des garten-schazes. Von den gaͤrten selbst wird bald ein meres folgen. § 1443 zwibeln, Zu Reichelsheim in der Wetterau zihen die Nassau-Weilburgische untertanen die zwibeln zu morgenfeldes. Daher die landesherrschaft den zehnten davon fodert. Von deren fortpflan- zung sihe des Samuel Trowells anleitung fuͤr einen landmann, oder neue abhandlung vom ackerbaue, der gaͤrtnerei ꝛc. Leipzig 1750, 8. s. 253 254. Sie teilen sich 1) in die sommer- 2) Jo- hannis- 3) saͤz- oder steck- 4) winter- und 5) weise spanische zwibeln, Reichardt III s. 209 fgg. § 1444 tartuffeln, Die tartuffeln, (kartoffeln oder krumme birne) sind zum teile ein garten- zum teile aber ein feld- gewaͤchse, und mit den erd-aͤpfeln als einer unge- sunden frucht gar nicht zu vermischen. Einige kameralisten wollen, in betracht der gemeine mann viles am brod-korne dadurch ersparet, den tar- tuffeln-bau nicht loben; gestalt sie den frucht-preiß verringerten. Allein sie haben noch kein gehoͤr gefunden. Von deren pflanzung sihe die oͤcono- mischen nachrichten im VI ten teile s. 534, Leipzig 1754, 8. § 1445 der zehnte ist davon zu le isten. Im Nassau-Sarwerdischen ist zwischen Nas- sau-Weilburg und dessen untertanen zu Herbiz- heim wegen des krummbirn-zehntens die sache an das kammergericht gedihen; es sind auf beiden seiten vom obste. seiten daruͤber in die 12 und mehr todtgeschossen worden. Einige halten dafuͤr, daß wenn man die tartuffeln nicht zur bluͤte kommen lasse, sie sich staͤrker vermereten, auch groͤsser wuͤrden. § 1446 Durch das garten-gewaͤchs, insonderheit den wie das gartenge- waͤchs am kohl zu ge- brauchen ist? blumen- auch wirsching- und spanischen- auch Sa- voier-kohl, kan die rote ruhr unvermerkt einreis- sen. Denn der mel tau fuͤret ein giftiges werk bei sich, und sezet sich in das krause dises gemuͤses an. Daher vorm kochen das bruͤhen mit salz- wasser erfodert wird. Bei solchen umstaͤnden muß die policei auf den gebrauch des wurzelwer- kes anleitung geben, welches von den meeltauen frei bleibet. Ein und dreißigstes haubtstuͤck vom obste . § 1447 A uf die pflanzung des obstes hat die policei grose die pflan- zung des obstes ist noͤ- tig und nuͤz- lich. sorgfalt zu wenden. Das sommer-obst be- stehet in kirschen, coruel-kirschen, pflaumen, pfir- sichen, apricosen, feigen, maulbeeren, brombee- ren, himbeeren, stachelbeeren, rauchbeeren, Jo- hannis-beeren, berberis und wisen, Elsholt s. 292 fgg. § 1448 Vom winter-obste sind bekannt: die aͤpfel, des winter- obstes gat- tungen. birnen, quitten, mespeln, mandeln, wallnuͤsse, haselnuͤsse, und kastanien, Elsholt s. 299 fgg. Man sehe auch das fuͤrtreffliche kraͤuter-buch des Theodor Zwingers, wo er s. 8 eine grose menge von aͤpfeln, und s. 13 eine grose anzal birnen er- waͤnet XXXI haubtstuͤck waͤnet hat. Des Decombe beschreibung der pfirsichbaͤume 1747, 8, ist bekannt. § 1449 der vorzug des Teut- schen obstes fuͤr dem Franzobste. Das Teutsche obst ist dem Franzobste vorzu- ziehen, oͤconomisches lexicon s. 2065. Besonders sind die Borsdendorfer aͤpfel beliebt. Das dorf, wovon die aͤpfel den namen haben, liget in der Heßischen grafschaft Nidda. § 1450 welches obst zu verbiten ist? Das obst, welches die rote-ruhr wirket, dessen zucht und verkauf muß die policei verbiten, als da sind spillinge, bockgailen, haberkoͤcher, bilsen. § 1451 die aͤpfel ha- ben einen vorzug fuͤr den birnen. Ein guter apfel ist gesunder, als eine birn; da- her die policei fuͤr die pflanzung guter aͤpfel sorge traͤget. § 1452 das unzeiti- ge obst soll nicht ver- kaufet wer- den. Bei harter strafe darf kein unzeitiges obst ver- kaufet werden. Wegen giftiger tauen hat die policei die noͤtige fuͤrsicht nicht zu sparen, Frid. Hofmanns gruͤndliche anweisung, wie ein mensch fuͤr dem fruͤhzeitigen tode sich bewaren solle, I , s. 199 fg. § 1453 wie die un- tertanen vom schaͤd- lichen und gesunden es- sen u. trin- ken einen unterricht erhalten koͤnnen? Alldieweil die policei zur verhuͤtung allerhand krankheiten verbunden ist; so hat sie durch die aͤrzte wohlfeile schriften in Teutscher sprache aus- gehen zu lassen, damit ein ieder vom essen und trinken einen unterricht habe, was gesund und schaͤdlich sey? Ein gelehrter nimmet seine zuflucht zu Johann Franz Paul Gansers hygieine, Leipzig 1731, 8; Johann Sigmund Elsholzens (auch Elsholtens) diaͤtetico und tischbuche, Leip- zig 1715 fol. und Johann Frid. Hofmanns an- weisung zur verwarung fuͤr den fruͤhzeitigen todte, Halle 1715, 8, oder dessen diaͤtetic. Zwei vom taback. Zwei und dreißigstes haubtstuͤck vom taback . § 1454 T aback ist eine pflanze, welche Franz Herman- woher der taback stam- met? dessen gat- tungen. dez von Toledo ums jar 1522 aus America von der Insel Tabacko nach Portugall gebracht hat, von da ist selbiger nach Spanien, unter Franz dem II nach Frankreich, 1568 nach Engel- land gekommen. Nachher ist dessen pflanzung auch in Holland und Teutschland angefangen worden. Der feineste ist 1) kanaster, 2) mo- rian, 3) Tuͤrkischer, 4) Virginischer ꝛc. Von dessen bau sihe das oͤconomische lexicon s. 2860; imgleichen die vermischten oͤconomischen sammlun- gen, Leipzig 1750, 8, s. 120 fgg., Dr. Chebesens tr. vom taback, Kaͤstner de iure tabaci. Di- ser ist an etlichen enden sehr uͤblich worden. Es ist aber dergleichen pflanzung bei dem uͤberflusse des ackerbaues anzustellen, Leib in der ersten probe, cap. III § 3, Marpergers plantagen-tractat s. 21, iedoch dessen mißbrauch zu beschraͤnken, teils aus vorsicht fuͤr die gesundheit der untertanen, teils des aufwandes halber, wie dann wohl des- halber bei 500,000 thl. aus Teutschland gehen, Marperger am a. o. s. 219, ungeachtet Hof- mann am a. o. s. 110 des I ten bandes schreibet: „denn gewiß der rauch-toback ein solches, welches „der natur ganz zuwider, dem haubte und nerven „schaͤdlich ist.„ Wenn disemnach kein uͤberfluß an feldern vorhanden ist, gleichwol die untertanen dise mit tabacks-pflanzen versperren, ist ihnen ein- halt zu tun, auch anzubefelen, statt dessen getreide zu pflanzen. Wenn aber an feldern kein mangel sich XXXII haubtstuͤck sich findet, ist ihnen an hand zu geben, selbigen anzupflanzen, F. H. Casselische greben-ordnung tit. 36 § 4. § 1455 ist mancher- lei. Der taback ist entweder rauch- oder schnupf- taback. Der rauchtaback ist entweder blaͤtter- roll- oder geschnittener, oder brif-taback. Der schwarze bestehet aus den besten blaͤttern, welche mit zwetschen-bruͤhe oder syrup angemachet wer- den. Der Brasilianische ist der beste. Farbe, geruch, geschmack und dessen asche sind zeichen der guͤte. Die nichts taugende blaͤtter heissen geiz. Dise muͤssen abgeblattet werden, welches man geizen nennet. § 1456 wie vil per- sonen zum spinnen er- fodert wer- den? Zum spinnen des tabacks werden 5 personen ersodert: die 1ste ist der spinner, die 2te die blaͤt- termacherin, welche die blaͤtter ausbreitet, die 3te drehet das kleine wesen zusammen, die 4te ist der aufleger, welche naͤmlich die gebreiteten blaͤtter dem spinner aufleget, die 5te ist der dre- her. Von den betruͤgereien dabei handelt Hoͤnn am a. o. s. 415-417. § 1457 wo das ta- backsrau- chen verbo- ten ist? Auf den ordentlichen postwagen, bei torf, in den staͤllen, scheunen, heuboden, waͤldern, im- gleichen one deckeln auf den pfeifen ist das tabacks- rauchen verboten, F. H. Casselische post-ordnung § 15, und greben-ordnung s. 26 § 5 tit. 10; Kur- Braunschweig-Luͤneburgischer landesgesaͤze III ter teil, cap. 4 s. 264, s. 276, 292, Mylius im corpore constit. Marchic. V ten teile, I ter abt. s. 262, und III ter abt. s. 231, Wirtenbergische rescripte vom jare 1643 und 1684. § 1458 vom taback. § 1458 Gleichwie auf nur zur wollust dinende waaren es kan fuͤg- lich eine auflage dar- auf geleget werden. eine abgabe zu legen ist; also verstehet sich dises auch vom tabacke, wie dann vermoͤge Heßischer verordnung unterm 21. Febr. 1686 befolen wor- den ist: daß vom pfunde geringen schwarzen ta- backs 2, und von iedem gelben feinen taback 4 heller, vom centner auslaͤndischen gesponnenen tabacks 4 thl., von 100 briftaback ungefehr an- derthalb lot wigend, 1 halber thl. entrichtet wer- den solle. Thue hinzu die Kur-Brandenburgische verordnung bei dem Mylius am a. o. im V ten teile, II ter abt. s. 506, Kur-Braunschweig-Luͤne- burgischer landes-gesaͤze IIII ten teil, cap. VII cap. 6 s. 67, sammlung verschidener verordnungen der kaiserlichen freien Reichsstadt Bremen, s. 137, 141. In Oesterreich und Boͤhmen traͤget der ta- back wohl in die kammer iedes jar 640000 fl. § 1459 In den Fuͤrstlich Hessen-Casselischen landen ist wem der tabackshan- del in den F. H. Casse- lischen lan- den erlau- bet ist? nimanden der tabackshandel erlaubet, wer nicht vorher von den beamten hirzu schriftliche erlaub- nis uͤberkommen hat. Aller taback, welcher so- wohl im lande waͤchset und darin fabriciret, oder von fremden orten eingebracht wird, muß wegen des darauf stehenden licentes gesigelt oder gestem- pelt werden, Greben-ordnung tit. 36 s. 87, My- lius am a. o. im V ten teile II ten abt. s. 482 fgg. Das hausiren und heimliche einschleichen mit dem taback, ist ebenfalls in den Kur-Braunschweigi- schen und andern landen verboten, Kur-Braun- schweigische landes-ordnungen im III ten teile cap. 4 s. 366, die Bremische verordnungen s. 45, 46. § 1460 Die im lande gezeugte blaͤtter sind nicht ausser landes zu fuͤren, sondern darin zu verarbeiten, damit XXXII haubtstuͤck damit der nuzen und vorteil im lande verbleibe, Mylius am a. o. s. 487, 495. § 1461 das uͤber- maͤsige ta- backsrau- chen ist zu verbiten. In den F. S. Altenburgischen landes-ordnun- gen s. 207, und Gothaischen landes-ordn. P. II s. 171, wird das uͤbermaͤsige tabacksrauchen als hoͤchstschaͤdlich untersaget. In der hisigen stipen- diaten-ordnung s. 15 § 11 ist das tabacksrauchen den stipendiaten untersaget. Sihe den Klingner am a. o. s. 263 fg. s. 599 des I ten teiles. Neu- mann in der chimi s. 399 fgg., des dritten teiles vom II ten bande s. 402 haͤlt den schmauch-taback fuͤr schaͤdlich. § 1462 In sachen Heinrich Nicol Steineckens zu Bre- men, wider Jacob Bertram zu Zelle, wurde 1748 uͤber ein faß briftaback gestritten: ob extra f. Jan. zapfenberger, aus Endwicks zapfenbergs fabrik zu Amsterdam, oder Franz Jacobs und Cornelis sorte die rechte sey? gestalt leztere gat- tung fuͤr gaͤnge waͤre, die erste aber dafuͤr nicht paßire; anbei: ob die sorte by d’Erf Jan Sapf- fenbergh fuͤr zapfenberger zu halten sey? Die betruͤgereien und verfaͤlschungen des tabacks sind sehr groß und mancherlei, Neumann am a. o. § 1463 der zehnte ist davon zu entrichten. Dieweil die Gießer und Buzbacher, nicht minder die Hanauischen vilen taback bauen; so duͤrfen die zehntherren hirunter nicht leiden, son- dern vom taback ist der zehnte zu entrichten. Vom Schlesischen tabacksbaue sihe die oͤconomi- schen sammlungen aus den Breslauer natur- und kunst-geschichten cap. II s. 120. § 1464 der gebꝛauch des schnup- tabacks ist Der schnuptaback ist eine fast allgemeine ver- meinte arzenei, und daher ist in Frankreich die staͤrkeste vom weine, biere, branteweine ꝛc. staͤrkeste einkunft vom schnuptabacke. Diser zu beschraͤn- ken. schwaͤchet das gedaͤchtniß, und zihet fluͤsse in den kopf, verursachet auch zu unnoͤtigen ausgaben anlas, weshalber die landesherrschaft starke ab- gaben darauf legen mag, Hofmanns klugheit hauszuhalten, im dritten buche s. 108, Zink im oͤconomischen lexico sp. 2637. Von deren gat- tungen sihe den Marperger am a. o. s. 536. Drei und dreisigstes haubtstuͤck vom weine, biere, branteweine, mete, auch den so genannten liqueurs, und eßig. § 1465 D er wein heisset der aus weintrauben gepreßte was wein heisset? saft, welcher gegoren hat. Vor der gaͤ- rung heisset er most. § 1466 Der wein ist entweder jung oder firn. Nach dessen be- schaffenheit dem wasser ist er das natuͤrlichste getraͤnk. Er befoͤrdert die dauung, hilft der narung, erquicket die lebensgeister, staͤrket haubt, herz und magen, verzeret die feuchtigkeiten, machet reines und leich- tes gebluͤte, ermuntert zur froͤlichkeit, Andreas Ridiger de diaeta eruditorum s. 224 § 776. Die eigenschaft eines guten weines ist 1) daß er den durst loͤsche, 2) die verdauung befoͤrdere, 3) nur eine kleine roͤte des gesichtes errege, und 4) kein kopfwehe verursache, Ganser in der hy- gieine s. 358 § 340, der offenherzige wein-arzt, 1753, 8. Kaiser Probus hat im jare 280 sol- chen in Teutschlande pflanzen lassen. P p § 1467 XXXIII haubtstuͤck § 1467 welches die besten weine sind in Teutsch- lande? Die gesunden iedoch starken weine und die kei- ne kopfbrecher sind, fangen unter Oppenheim am Rheine zu Nierstein an. Diser ist wider den stein und das gries gut. Der Hochheimer zwi- schen dem Rheine und Maine auch der Ruͤdes- heimer bergwein im Rheingaue sind die ausstiche, kommen aber selten an privat-personen, ausser die leichtglaͤubig sind und ihn dafuͤr kaufen sowohl trinken. Sie haben erdsel (einen erden-geschmack) und bestehen also aus schwefelichten, auch sauren salzteilen. Der Eberbacher wein hat die tugend, wie die Moselweine, er ist cos, das ist, wohl- schmaͤckend, darnebst grob, das ist, er treibet auf den harn und verjaget die blaͤhungen, versto- pfet auch nicht, wie die bleicherte von Huͤningen und Andernach, die ordentliche tischweine, Hof- manns diaͤtetik s. 326 fgg. § 1468 der Moseler weine be- schaffenheit. Nach den Rheingauer weinen verdinen den ersten plaz die Moseler. Sie sind subtil, rein und klar, schmaͤcken auf der zunge angenehm, sie oͤfnen und bekommen einem guten magen wohl. In niren- blasen- und glider-beschwerungen leisten sie trefliche huͤlfe wegen irer temperirten eigen- schaft. Denn sie fuͤren nicht vile schwefelichte und sauer-salzigte teilchen bei sich; allein wegen des uͤbergewichtes des waͤsserichten halten sie sich nicht lange, Baͤumler am a. o. s. 415. § 1469 der unter- schidlichen gattungen eigenschaf- ten. Die Pfaͤlzische Rheinweine haben kein flacke- res feuer und nemen den kopf ein. Neckar und Frankenweine sind gegen den Rheingauer schlecht. Vom Wirzburger steinweine und dem Sommer- haͤuser ꝛc. machen die Thuͤringer vil werks. Kai- ser Carl der VI schaͤzte den roten Tiroler oder Trami- vom weine, biere, branteweine ꝛc. Traminer hoch. Die gattung der trauben sihe im oͤconomischen lexico s. 3166. Von den wein- bergen soll bei den unbeweglichen guͤtern gehan- delt werden. Die gattungen und tugenden der weine haben Caspar Neumann in des II ten ban- des III ten teile der chymi s. 528-644, und Geor- ge Heinrich Behr von der materia medica s. 441 544, Baͤumler im praͤservirenden arzte, Els- holzen am a. o. s. 427-436. Inbesondere hat ersagter Neumann 26 gattungen des weines ge- pruͤfet: 1) wie vile grade des spiritus vini rectifica- tißimi? 2) des resinoͤs-dick-oͤl kleberichten wesens? 3) des weinsteinichtens und gummoͤsen wesens? und 4) des blossen wassers habe? Das malvasir hat 8, der alicanten-wein, der Frontignac, der muscat-wein, der Neufchateler, der palmsec, vi- no Tinto enthalten 6 lote geistes, der Burgun- der, der alte Rheinwein 4 lote 2 quinten, der Moseler 4 lote 2 quinten geistes, und der Tockaier nur eben so vilen an iedem Berlinischen quarte oder 2 noͤssel; denn ¼ ist 2 noͤssel. Von den bestandteilgen der Franzoͤsischen weine, die sich aber fuͤr einen Teutschen koͤrper nicht schicken, handelt Nicol Lemery im vollstaͤndigen materia- lien-lexico sp. 1181 fgg. § 1470 Die wein-verfaͤlschungen sind mancherlei: 1) die verfaͤl- schungen der weine sind straf- bar. wenn der wein mit wasser, oder der gute mit schlechten vermischet wird; 2) wenn dem weine durch schwefelichte einschlaͤge eine hohe farbe und am geschmacke geschaͤrfet wird; 3) wenn man dem weine einen lieblichen geschmack und schoͤne farbe zu geben ungeloͤschten kalk thut; 4) wenn man die weine in ein faß thut, darin hefen vom Spanischen, Italienischen, Ungarischen, oder Rheinischen weine ist, damit jene durch dise einen P p 2 ange- XXXIII haubtstuͤck angenemern geruch und geschmack annemen, folg- lich teurer verkaufet werden koͤnnen; 5) wenn man unter die weine oder moste kraͤuter und blu- men, sonderlich scharlach-beere, holunder-bluͤten, basilienkraut ꝛc. thut, damit solche ebenfalls einen liblichen geruch bekommen, und wie muscateller- wein schmecken moͤgen; 6) wenn man unter ein- heimische weine zucker, zibeben, sirup ꝛc. nebst ein wenig Spanischen, Italienischen, oder Un- garischen wein thut, und jene hernach fuͤr solche ausgibet, auch verkaufet; 7) wenn man die weine stark schwefelt, brantewein oder Spani- schen wein darunter guͤsset, damit sie fuͤr starke auslaͤndische weine paßiren moͤgen; 8) wenn man die moste oder weine mit aͤpfel- oder birn- most verfaͤlschet. Die anmachung mit silberglaͤtte kan den menschen ums leben bringen, Zeller und Weismann de docimasia, signis, caussis et noxis vini lithargyro mangonisati, Altorf 1721, Lentilius in iatromnematibus s. 65. Ob das kuͤnsteln durch rosinen strafbar sey? daran ist kein zweifel, der einwand, daß dem Ungarischen weine rosinen zugesellet wuͤrden, tut zur verteidi- gung nichts. Wie dann auch das so genannte verheiraten der weine, oder die vermischung nichts tauget, und von der policei zu bestrafen ist. Hoͤnns betrugs-lexicon s. 442. § 1471 wie er sich am besten erhaͤlt? Sonst erhaͤlt sich der wein besser in grosen, als kleinen faͤssern, und der trink-wein ist auf bouteil- len zu zihen. § 1472 vom wein- Dieweil das weinmaas gar unterschiden ist, so ist bei kaufung der weine die aiche wohl zu beob- achten. Denn am Rheine tut ein stuͤck weines, Rheingauer aiche, 7½ ome, welche zu Marburg acht vom weine, biere, branteweine, ꝛc. acht omen betragen, iede zu 80 maasen, deren eine 4 noͤsel oder schoppen haͤlt. Am Rheine in den taͤlern, als zum Bacharache, machet ein fu- der weines 6½ ome aus, Rheingauer aiche, und in Marburgischer aiche 7 omen. An der Nohe werden die weine zu last-weise verkaufet. Diser tut an Rheinischer aiche 4 omen, betraͤget zu Marburg 4 omen 6 virtel, iedes zu 4 maasen. Am Ober-Rheine, als zum Forste, in Deides- heim und mereren orten der Pfalz, werden die weine fuder-weise verhandelt, und bestehet das fuder weines aus 6½ omen, welches in Marburg 7 omen und einige virtel ausmachet. Zum Op- penheime und Niersteine haͤlt das stuͤck weines 7½ ome, Rhingauischer aiche, in der Marburgi- schen aber 8 omen. An der mosel ist das stuͤck weines 6 omen, auch 6½ ome, tut zu Marburg 7 omen. § 1473 Zur Rastadt im Badischen ist die groͤseste maast, wein-aiche. Zu Worms ist die ome zwo maasen groͤßer als im Rhingaue, und zum Rode, unfern Landau, ist die wein-aiche noch groͤßer. § 1474 Der weinkeller ist ein von steinen gewoͤlbter wie der weinkeller an zulegen ist? raum unter der erden zur verwarung des weines. Die thuͤr muß gegen mitternacht gehen, und der keller von allem gestanke, als pferde- und vih- staͤllen, secreten, auch mistphuͤlen abgesondert seyn. Kaͤse, leder, oͤl, kraut, knoblauch, ruͤben, ꝛc. und alles was unangenehm riechet, gehoͤret in keinen weinkeller, Neumann am a. o. s. 586. § 1475 Die weinschroͤter muͤssen auf ire gefahr den die wein- schroͤter muͤssen den wein auf ire gefar in den keller schaf- fen. wein in den keller schaffen, wie ihn der furmann, so bald er aufgeladen ist, in seiner gefahr hat. P p 3 § 1476 XXXIII haubtstuͤck § 1476 was der weinschank ist? Der weinschank ist eine vom landesherrn er- teilte gerechtsame, wein in kleinem gemaͤse zu ver- kaufen, Fritsch de iure oenopolii cap. II num. 7, vol. II Allein sovil die selbst gezogene weine belanget, kan ein ieder solche faßweise verkaufen. § 1477 fuͤr die haushal- tung kan iedermann wein ein- kaufen. Zu seiner haushaltung mag ein ieder weine kaufen, wenn er nur selbigen seinen hausleuten nicht verkaufet. In den privilegien der Marbur- gischen universitaͤt tit. I § 19 heisset es von den Marburgischen professoren: iidem pro se et fa- milia vinum ementes, praeter pretium nihil pendunto. Zu Franecker und Groͤningen haben die studenten den trinkwein frei, welches auch auf andern universitaͤten befunden wird. § 1478 wenn das omgeld da- von erleget wird? Im uͤbrigen muß ein ieder, welcher wein kau- fet, um- oder om-gelt davon geben, wenn er deß- falls nicht frei ist. Um- oder omgelt wird von om, einem weinmaase also genennet, und bedeutet eine abgabe vom erkauften weine, Wehner am a. o. unter dem worte ungelt . Man nennet es auch tranksteuer, wein-accise, wein-zoll, Fritsch am a. o. cap. IIII num. 10, Leiser im iure geor- gico III , 20, wenn naͤmlich vom ankommenden weine der herrschaft ein gewisses erleget werden muß. Nach befinden kan man den auslaͤndi- schen wein z. e. Franzwein ꝛc. hoͤher ansezen. § 1479 vom wein- Im Hombergischen landtags-abschide vom jare 1553 ist verordnet, daß von iedem fuder wei- ne, das in keller zum trunke oder verkaufe einge- leget wird, 2½ fl. ieden zu 26 Alb. bezalet wer- den sollen. § 1480 vom weine, biere, branteweine, ꝛc. § 1480 Wer in ganzen stuͤcken oder fassen den wein im zolle. lande verkaufet, zalet 1 fl. vom fuder. Der ein- kaͤufer aber entrichtet noch 1½ fl. Von auslaͤndi- schen weinen zalet man 2½ fl. § 1481 Der guͤldenweinzoll traͤget an der ersten zoll- staͤtte, wo er gekaufet und weggefaren wird, von der ome 4 Casselalb. 8 heller. § 1482 Zu Jena hat die universitaͤt auf der rose einen der freie weinschank der univer- sitaͤt Jena und des T. hauses zu Marburg. wer keinen wein schen- ken darf? freien weinschank. Nicht minder hat das Teut- sche haus zu Marburg dergleichen. § 1483 Adeliche, professoren, geistliche ꝛc. duͤrfen kei- nen wein schenken, ausser wo wein-wachs ist, und sie die freiheit des verzapfens dessen, was sie gezo- gen haben, wie zu Jena, Fritsch am a. o. cap. III num. 22, Leiser am a. o. num. II fg. Klock de contribut. cap. XII num. 265 fg. Vom bann-wein vorzulegen und auszuschenken sihe den Mager de aduocatia armata cap. XV num. 107 fg. An den handelsplaͤzen ist der verkauf an weinen aus schiffen ꝛc. verboten. § 1484 Der wein-zehnte muß nach dem geaichten maase wie der wein-zehnte zu lifern ist? gelifert werden, Krebs de ligno et lapide im II ten teile, quaest. 13 s. 86 fgg. § 1485 One probe wird nach den Teutschen rechten ein one probe wird der wein fuͤr er- kaufet nicht geachtet. wein fuͤr erkaufet nicht geachtet, obgleich nach den Roͤmischen rechten einige das gegenteil dafuͤr hal- ten wollen, Dr. Orth uͤber die Frankfurtische reformation im I ten teile s. 218. P p 4 § 1486 XXXIII haubtstuͤck § 1486 wie deꝛ wein und bier hir zu lande bei der accise gerechnet wird? Der wein, auch hir zu lande das bier, in an- sehung der zisen (licents), werden nach fudern gerechnet, von deren gehalt handelt das oͤconomi- sche lexicon sp. 834. Das Wormser und Main- zer, auch Casselische fuder ist groͤser, als das Frankfurtische. Beim kaufe ist die aiche oder das gemaͤß auszudrucken. Die Coblenzer aiche ist kleiner, als die hisige. § 1487 was des weines hal- ber zu beob- achten ist? In ansehung des weines ist folgendes zu beob- achten: 1) daß die einwoner die weinlese one der oberkeit erlaubnis nicht anfangen duͤrfen; 2) daß die weinberen one alles gemaͤcht und zusaz sollen gekeltert und gegaͤrt gelassen werden, Reichsab- schid vom jare 1487 s. 283, I ter teil, R. A. 1498 s. 54 im andern teile der sammlung der Reichs- abschide vom jare 1747 fol.; 3) soll beim ablaß nur 1 lot schwefel zum fuder genommen werden, Reichsabschid 1487; 4) sind die uͤbertreter mit 100 fl. zu strafen, und der wein ist auszuschuͤtten; 5) die fuhr- und schiff-leute, die wasser in die faͤsser guͤßen, oder ihn verfaͤlschen, werden an ehren, leib und gut bestrafet, Reichs-abschid 1498 § 3, R. Pol. O. 1577 tit. 16 s. 386 im III ten teile; 6) diejenige, welche kalk darein tun, sol- chen schmiren oder verfaͤlschen, werden an ehre leib und gut haͤrtiglich bestrafet, auch ist der wein verfallen, R. P. O. 1577 tit. 16, welches im Reichsschlusse 1671 IIII ten teile s. 77 wiederholet worden ist; 7) wenn die staͤnde saͤumig sind, die uͤberfarer zu bestrafen, soll der Reichsfiscal wider solche zu klagen macht haben, Reichsabschid 1500 tit. 34 s. 81 im II ten teile; 8) ist verboten, den wein an den stoͤcken zu verkaufen, ausser auf den gemeinen schlag, Reichsreformation guter policei 1548 vom weine, biere, branteweine, ꝛc. 1548 tit. 19 § 2, oder was der wein entweder zur zeit des kaufes, oder 14 tage nach dem herbste (erndte) gilt, Reichspolicei-ordnung 1577 tit. 19 § 3; 9) mag ein landesherr untersagen, daß keine fremde weine in eine gewisse gegend eingefa- ren werden, angesehen Kur-Maynz sehr scharf verboten hat, daß in dem Rheingau keine Ober- Rheinische weine gelassen werden, damit alle mengerei verhuͤtet, hingegen die achtung und die guͤte der Rhingauer weine aufrecht erhalten wer- den. Ausserdem ist auch dahin von der policei zu sorgen, daß nimand fremde weine one beiseyn der hirzu beeidigten weinschroͤter oder visirer in seinen keller bringe und verkaufe, bevor sie gepruͤfet wor- den sind; darnebst die weinhaͤndler und schenken bei den auslaͤndischen weinen inlaͤndische, oder birn- und aͤpfel-weine zugleich fuͤre und verkaufe; die schenkkannen und das gemaͤß behoͤrig visitiret und geaichet werde. § 1488 Dieweil auch durch die kaͤrner, welche wein den kaͤrnern soll man kei- nen wein verkaufen lassen. verkaufen, viler betrug und vermengung des wei- nes veruͤbet wird; so ist am besten nach dem Brandenburgischen beispile deren wein-verkauf bei verlust des weines und geschirres zu verbiten; dahingegen die auf dem lande wonende solchen accisfrei im großen von den weinhaͤndlern in den staͤdten kaufen moͤgen. § 1489 Weinschulden werden auf universitaͤten als wie hoch die weinschul- den auf uni- versitaͤten bezalet wer- den? verschwenderische schulden, wenn sie uͤber 5 thlr. laufen, nicht bezalet, F. H. Casselische verord- nung vom 20sten December 1746. § 1490 Den wein zum heiligen abendmale geben wer den wein zum heil. abend- nach dem herkommen entweder die gemeine, P p 5 oder XXXIII haubtstuͤck male zu ge- ben hat? oder der kasten. Im zweifel faͤllt dise last auf den kirchen-kasten. § 1491 Eine besondere wein-cur hat Hofmann in der diaͤtetic s. 345 fuͤrgeschriben und solche darzu an- geraten, die nicht in den kopf steigen. Ob er aber die aͤchten gattungen der weine getroffen ha- be, die er allda benimet, solches wird ihm kein weinverstaͤndiger glauben. Sihe uͤbrigens des Boͤcklers haus- und feld-schule. Vom biere und bruͤhane. § 1492 was bier ist? Bier ist das bekannte getraͤnke, welches aus wasser, malz und hopfen gekochet wird. Das wort bier koͤmmt von bera, gerste, her, Gund- ling in den D. s. 425. Aus gersten-malz wird braunes bier, aus weizen (dinkel) gerste und ha- fer wird breihan oder weises bier gebrauet, von Rohr im haushaltungs buche s. 1311 fgg., oͤcono- misches lexicon sp. 324 fg., Hofmann am a. o. im II ten teile s. 267 und 164. Und zwar wird am biere in bierlaͤndern eine gar grose menge verzapfet. § 1493 dessen ein- teilung, Das bier teilet man besage Marpergers im kuͤchen- und keller-dictionario, s. 97 fgg. verschi- dentlich ein. Ich erwaͤne nur des unterschides in weises und braunes bier, welches beides aus ger- sten gebrauet wird. Hirnaͤchst gibet es weizen- und haber- auch kraͤuter-bier, von Chlingens- berg de hofmarchiali iure s. 228. Daher man den weizen in brau- und back- auch land-weizen einteilet. Weiter ist das bier entweder einfaches, oder vom weine, biere, branteweine, ꝛc. oder doppel-bier, Marperger K. u. K. diction. s. 107, oder das bier ist entweder von gedorreten, oder luft-malze gebrauet. Ferner ist es auf ge- pichten faͤssern ligendes, wie in Sachsen und Thuͤ- ringen, oder blos in eichenen faͤssern auf behalte- nes, wie in den hisigen gegenden. Abfaͤlle davon sind das mittel-bier, sodann der kofent, oder das kleine bier, auch junkern genannt. Diser ist von wasser gar wenig unterschiden. Mang-bire wer- den aus weizen und gerste gebrauet. Das beste bier wird zu Glinicke, bei Potsdamm aus ger- sten, weizen, haber und buchweizen gebrauet. Diß ist die Bredaische art, Marpergers kuͤchen- und keller-dictionarium s. 106. § 1494 Zu Muͤnchen brauet man im fruͤlinge und bis vom Baie- rischen bire. zum anfange des Junius ein doppeltes weises bier, ambock genannt, das sehr stark ist, und dem Englischen oͤle gleich kommet. Das weise bier- brauen traͤget dem Kur-suͤrsten in Baiern jaͤrlich uͤber eine million gulden ein, Keysler I der reisen s. 67. Der unterricht fuͤr einen Baierischen braumeister stehet bei dem von Chlingensberg am a. o. s. 230-239. § 1495 Luft-malz und guter hopfen, auch stehendes was das beste bier gibet? quell-wasser geben das beste bier. Die gerste darf auf einem gepferchten acker nicht gewachsen seyn. Der hopfen soll wenige saͤuerlichte und desto merere fluͤchtige salz-teilchen in sich haben, wie der Boͤhmische hopfen, Baͤumler am a. o. s. 422. Man erfodert durchgehends helles fluͤs- sendes wasser. Allein teils die erfarung, teils der Neumann vom thee, coffe, weine und biere, lehren ein anders. Zu Schweinsberg, in der nachbarschaft, ist bisher das beste und gesundeste bier XXXIII haubtstůck bier aus luft-malze gebrauet worden. Wollte man es aus der Ohme, dem flusse, brauen, duͤrf- te man des endzweckes verfelen. Aus einem tei- che daselbst quiller ein mit meerlinsen uͤberzogener breiter born, hiraus muß das bier gebrauet wer- den, soll es anders geraten. § 1496 des weizen- Das weizen-bier blaͤhet und beschweret die brust, auch verursachet es ein dickes gebluͤte, Baͤumler s. 423. § 1497 und weisen bires eigen- schaften. Das weise bier kuͤlet und treibet den unrin; er- kaͤltet aber den magen, Hofmann s. 25 der diaͤ- tetik lobet das Lebeginer weise-bier. Freilich ist es fuͤr den gesund, welcher, wie er, ein tuͤchtiges glas weines darneben trinket. Denn wohl heisset es im spruͤchworte: von dinnen bire wachsen die laͤuse am bauersmanne. Und wer mit dem kopfe arbeitet, der wird beim dinnen bire bald den gar- aus empfinden. Es verursachet schleim an statt des speise-saftes aus dem magen; sintemal es die verdauung behindert, Baͤumler s. 423. Indeß ist das dicke bier vom gedoͤrreten malze ungesund. Und wegen der gesundheit waͤre das malz-doͤrren abzuschaffen, oder die Bredaische art einzufuͤren, Elsholz s. 422, Marperger am a. o. s. 106. § 1498 das bier ist behoͤrig zu kochen, Die policei hat dahin zu sehen, damit wegen theurung des holzes das bier und der hopfen recht gar gekochet werde; in betracht nichts ungesun- ders ist, als ein nicht wohl ausgekochtes bier. Zur erleichterung der bier-brauerei ist auf torf und steinkolen zu denken, auch die Marburgische neue art der kupfernen braupfannen dinet zur holz- fparung. § 1499 vom weine, biere, branteweine, ꝛc. § 1499 Der Elsholz am a. o. s. 421 lobet aus dem die besten biere, Jonston das Einbeckische, dem die Braunschwei- gische mumme gleiche, nur, daß sie dicker sey, das Goslarische, das Rostockische im sommer, das Neuburgische in Thuͤringen, fuͤrnaͤmlich das Torgauische, das Rauschenbergische in Ober- Hessen wider den stein. § 1500 Der bruͤhan ist eine gattung des weizen-bieres. wie der bruͤ- han entstan- den ist? Cord Broyhan wollte zu Hannover 1526 das Hamburger bier nachmachen, und erfand dadurch den bruͤhan, Grupens abhandelung von der stadt Hannover s. 372, und Rhetmeyers Braun- schweigische chronick s. 783. Zu Halberstadt wird der gesundeste gebrauet, welcher ein kraͤftiges und den durst stillendes getraͤnke ist, leicht durch den harn gehet und fuͤr dem steine und podagra be- waret, Elsholz s. 422. § 1501 Die besonderen namen der biere hat Berken- meier im antiquario s. 774 fgg. gesammlet. De- ren guͤte und das gemaͤs der meisten orten erzaͤlet Marperger in K. u. K. diction. s. 104 fgg. und s. 115. § 1502 Ob der land-adel die brau-narung treiben ob der land- adel die brau-na- rung trei- ben duͤrfe? duͤrfe? daruͤber ist im Mecklenburgischen und Luͤ- neburgischen heftig gestritten worden. In Baiern hat solche kein adelicher, der sie nicht hergebracht hat, von Chlingensberg am a. o. Das brauen der adelichen zum feilen verkaufe wollen Strube im IIII ten teile der nebenstunden s. 356-403, Schnarmacher in des S. Lauenburgischen adels brau-rechte, und der verfasser des Mecklenburgi- schen adels brau-rechtes 1706, auch die vertaidi- gung XXXIII haubtstuͤck gung dises braurechtes, von Marquard in den decisionibus caussae Meklenburgicae classe II tit. 10 s. 79 vertaidigen (§ 316). § 1503 wiefern die braunarung dem adel beizulegen ist? Es ist dise stadt-narung dem adel nicht anders zu vergoͤnnen, als wenn er das recht eines gast- wirts-hauses hergebracht hat oder damit belehnet ist; immaßen er alsdann seinem gastwirte das bier zum schanke vorlegen kan. § 1504 worauf die oberkeit bei dem bier- brauen zu sehen hat? Die oberkeit hat dahin zu sehen, damit gesun- des gutes bier durch gewissenhafte, beeidigte und geschickte leute gebrauet werde, und zwar 1) aus guten und nicht verdorbenen koͤrnern oder unta- delhaften malze; 2) guten und tuͤchtigen hopfen, gestalt das bittere bier gesunder, als das suͤsse ist; 3) daß gutes und gesundes frisches wasser dazu genommen werde; 4) daß es klar sey; 5) daß es genug gekochet; 6) daß es nicht verfaͤlschet, durch kunst zum kopfreiser gemachet, und die feler mit verderblichen auch ungesunden sachen und zu- saͤzen zu verbessern gesuchet werde. Es sind solche zusaͤze entweder erlaubete oder verbotene. Zu disen gehoͤren z. e. wenn, um den hopfen zu er- sparen, scharlei, kuͤnpost, kuͤnrus, weiden-blaͤt- ter, wermut, kockels-koͤrner, das post- oder wan- zen-kraut, wodurch die leute in eine rasende voll- heit geraten, Neumann s. 478 des II ten bandes, I ster teil der chimi, ochsen-galle ꝛc. genommen, womit der gesundheit heftig geschadet wird. Aus- serdem gehoͤren dahin: das salz ꝛc. So ist auch keine gute verbesserung das dicke pichen der bier- faͤsser. Es ist deßfalls die entzihung der brau-ge- rechtigkeit, und nach befinden der umstaͤnde, eine gelt- gefaͤngniß- auch leibes-strafe zu sezen, My- lius im corpore constitut. Magdeburg. P. III constit. vom weine, biere, branteweine, ꝛc. constit. 220, Kur-Braunschweig-Luͤneburgische landes-ordnung im IIII ten bande cap. VII s. 23 fg. Baierische landes- und policei-ordnung im III ten buche tit. II art. 7 folgen aus der F. H. Casseli- schen policei- und land-ordnung 1645, 4, tit. VII s. 25, 26 fg. Man findet daher hir und da be- sondere dazu verordnete collegia, welche bier- proben genennet werden, welche die gebrauten biere auskosten, und sodann daruͤber erkennen, ob solche tuͤchtig sind oder nicht, worauf sodann der- selben verkauf und preiß bestimmet werden. Aus- serdem hat man auch ein gewisses instrument, wel- ches wie die salz-wage, oder solen-probe gemachet ist, wodurch die guͤte des bieres, auch das einge- fuͤllte wasser erkennet werden kan, Leupolos theatr. static. Unter die erlaubeten zusaͤze koͤn- nen gerechnet werden: nelken, muscaten-nuͤsse, ci- tronen-schalen, lorbeeren, wachholder-beeren, me- lissen, salbei ꝛc. dabei man sehen kan, was die mitgaͤrung tue. Die hoͤchste stufe des geistes im biere sind 9 grade, Neumann am a. o. Von den betruͤgereien der bier-brauer und wirte sihe den Hoͤnn am a. o. s. 64 fgg., und in der forts. s. 10. Die bier-kuͤnste aus dem oͤconomischen schriften davon, lexico sp. 329 sind nicht zu verabsaͤumen. Vom haber-biere sihe die vermischten oͤconomischen sammlungen aus den Breslauer natur- und kunst- geschichten s. 714 fg., Kellners bier-brau-kunst 8, Dr. Bruͤckmanns beschreibung des weizen- bieres, duckstein genannt, Stengels bewehrte bier-kuͤnste, auch Schoͤpfer de iure braxandi lehren ein meres, von Rohr in der haushaltungs- bibliothek cap. 5 § 25, Zink in der kameralisten bibliothek s. 300 fg. § 85. § 1505 XXXIII haubtstuͤck § 1505 der landes- herrschaft gerechtsa- men hirbei. Die landes-herrschaft hat das recht, die brauer vereidigen zu lassen, daß sie sich des nachkochens und der nebenkessel enthalten, auch nichts uͤber die zahl brauen; darnebst zu verordnen, daß one zedel kein malz in die muͤle gebracht, auch dasselbe nicht auswaͤrts gefuͤret, bei dem abbrauen kein kofend, noch etwas aus dem schetelstein zugegos- sen, auch die wuͤrze in die geaichte faͤsser gleich ein- geteilet, die gaͤrung besorget und befoͤdert werde. Davids Hollnerts bier-brauer-kunst, Henkels abhandelung von malz- und brau-haͤusern, von der gaͤrung handeln die oͤconomische physicalische abhandlungen, im I ten bande s. 751 fgg., thue hinzu die oͤconomischen nachrichten im V ten bande s. 441, Leipz. 1753, 8. § 1506 das brauen auf dem lande ist aͤl- ter, als in den staͤdten. Das brauen auf dem lande ist aͤlter, als in den staͤdten; allein es ist nunmehr in den meresten landen Teutschlandes eine stadt-narung, und die braugerechtigkeit eine stadt-gerechtsame worden, Hert de superioritate territoriali § 18. Sihe oben den § 316 s. 133 fg. Den Heßischen flecken und doͤrfern, welche das brauen hergebracht ha- ben, wird solches, wie in andern landen, gelas- sen. Der geistlichen und edelleute untertanen in Hessen sollen ebenfalls die trank-steuer entrichten, iedoch, daß den junkern und praͤdicanten, auch hospitalien und hof-bier, was sie in iren haushal- tungen brauchen, frei bleiben. Die universitaͤt Marburg soll vom bierbrauen im paͤdagogio ab- stehen, dergleichen den wein, was sie des verschen- ken oder in ire keller einlegen, versteuren. Das auslaͤndische bier gibet vom fuder 1 fl. § 1507 vom weine, biere, branteweine, ꝛc. § 1507 Die professoren in der universitaͤt Marburg, der professo- ren ꝛc. in der univer- sitaͤt Mar- burg brau- recht, und deren besoldete diner haben das recht fuͤr ire haushaltung one steuer zu brauen, statut. tit. I § 18. § 1508 Daß die stadt Marburg das meilen-recht ha- be, ist oben bereits bemerket worden (§ 253), disemnach darf keine dorfschaft des amtes Mar- burg, welche unter 1 meilweges von der stadt ge- legen ist, brauen. Sihe die verordnung vom 4ten Febr. 1706, die doͤrfer Ebsdorf, Lohr, Frohn- hausen, Caldern, Nider-Weimar, Wittelsberg, Schoͤnstatt ꝛc. haben die braugerechtigkeit; im- gleichen haben solche hergebracht: Kirchvers, Damm, und Bellnhausen. Von dem meilen- rechte sihe des Schramms Saxoniam monu- mentis viarum illustratum 1726, 4, und Geor- gen Marsmanns meilen-recht 1674, 4. Von der stadt Frankenberg und deren freiheiten sihe Kuchenbeckers analect. Hass. coll. V. s. 192, 193, 219. § 1509 Die gleichheit des bier-maases ist nuͤzlich. Da- vom bier- maase, her die buͤrger zu Schweinsberg sich gefallen las- sen muͤssen, statt des Schiffenberger nassen ge- maͤses, die Marburger nasse aich anzunemen. Das unrichtige gemaͤß wird mit hinwegnemung des bieres und einer geldbuse angesehen. § 1510 Vom bierbrauen zum oͤffentlichen verkaufe sind der trank- steuer, auch andern ab- gaben, unterschidliche abgaben heutiges tages zu entrich- ten (§ 251). Im jare 1458 wurde auf dem landtage zu Grimme in Sachsen eine steuer be- williget, die man die zise nennete, naͤmlich, daß alles fremde und einheimische kaufmannsgut, auch Q q gebrauen XXXIII haubtstuͤck gebrauen bier mit einem gewissen gelte versteuret werden; imgleichen die schuster, sattler, rimer, wollweber, und andre handwerke, welche etwas zu verkaufen, den 30sten pfennig vom geloͤseten stuͤcke zur zise erlegen sollten, Weck in der be- schreibung der stadt Dresden s. 439 fg. Im jare 1469 wurde von der landschaft das ungelt, oder die accis vom bire auf 6 jare verwilliget. Dise steuer hise auch der bier-zehnte, Muͤller in den annalibus Saxon. ad an. 1469 und 1502, 1539, 1540, 1546, 1561, 1570, 1576, 1578. Im jare 1491 fiel wegen des auslaͤndischen malzes diser spruch: daß man nach Neu-Dresden kein Boͤh- misches malz solle kaufen, einlegen, bringen, noch brauen, sondern Boͤhmische gerste moͤgte man wohl herbringen, kaufen, die allhier melzen, und den von Alt-Dresden sollte man jre malze auch zu Dresden melzen, Wecken s. 467, Estor de comitiis er ordin. prouinc. Hass. s. 50, 51. Als Kur-fuͤrst Johann zu Brandenburg 1488 zu be- streitung der notwendigkeit eine accise, mit einwil- ligung der landstaͤnde, nach dem beispile der nach- baren, auf das bier legte, rebellirten die Maͤrker, besonders die buͤrger zu Stendal, wie dann sota- ne bier-zise erstlich im jare 1513 zu stande kam, herr H. R. Lenz in der Stendalischen chronik, s. 36, Cerniz s. 44, Mylius im corpore con- stitut. Marchic. im IIII ten teile sect. 4 s. 1 fg. und in der III ten abt. s. 147, 174, 460. § 1511 was des- falls im landtags- abschide zu Homberg in Hessen ver- ordnet wor- den? Im abschide des land-tages zu Homberg in Hessen ist 1553 wegen des bieres versehen worden: 1) daß die fasse geaichet, 2) im brauhause unan- gezeiget nichts verkaufet, 3) vom fuder 1 fl. der herrschaft gegeben werden solle, F. H. Casselische greben-ordnung tit. 37 s. 88 § 3. § 1512 vom weine, biere, branteweine, ꝛc. § 1512 Das kleien-bier, langeweil, der junkern, sol- das kleien- bier soll ver- steuret wer- den. len, weilen hopfen darzu gebrauchet, und ersteres unter das bier gemischet wird, versteuret werden. § 1513 An manchen orten haben die adelichen, herr- vom haus- und tisch- trunke. schaftlichen bedinte, professoren, geistliche ꝛc. die freiheit, iren haus- und tisch-trunk zu brauen, und sind zugleich deßfalls von der trank-steuer entwe- der gaͤnzlich frei, oder nur zum teile, wie z. e. in den Kur-Braunschweigischen landen, Tenzels disp. de iure prohibendi ciuitat. Sax. § 15, S. Gothaische landes-ordnung im I ten teile cap. 5, tit. I s. 50, und ferneren beifugen dazu s. 618, Kur-Braunschweig-Luͤneburgischer landes-ordn. III ten teiles cap. 4 s. 195, IIII ten teiles VII tes haubtstuͤck s. 8, s. 20, Magdeburgische policei-ord- nung cap. XX § 7. § 1514 Jeweilen haben auch die untertanen wohl die der unter- tanen frei- heiten des bierbrauens halber hir und da. freiheit erndte-haus- kind-taufen-pfingst-hochzeit- kessel-bier ꝛc. zu brauen, oder auswaͤrtig, iedoch nicht ausser landes zu holen. Sihe die Kur- Braunschweig-Luͤneburgischen landes-ordnungen III ter teil cap. 4 s. 190, 195, IIII ter teil cap. VII s. 21, Kur-fuͤrst Joachims des II zu Branden- burg landes-ordnung vom jare 1539, und Johann Georgens 1571, Muͤllers pract. ciu. March. resol. 108, 109, Menken im syst. iur. ciu. s. 1184. Die F. H. Casselische greben-ordnung tit. 37 § 2 erlaubet kessel-bier gegen erlegung des verordne- ten accises zu brauen, Klingner am a. o. im I ten teile s. 493, herr H. R. Scheid in der disp. de iure coquendi et vendendi cereuisiam § IIII. Q q 2 § 1515 XXXIII haubtstuͤck § 1515 der bier- wein- und bruͤhan- schank ist be- schraͤnket. Bier und wein, auch bruͤhan, darf nimand one herrschaftliche verguͤnstigung, oder wohlherge- brachte befugnis zum verkaufe brauen und ver- schenken, F. H. Casselische greben-ordnung am a. o. § 5 s. 89, Nassau-Cazenellenbogische poli- cei-ordnung II ter teil cap. 6 num. I s. 82, Kur- Braunschweig-Luͤneburgischer landes-ordnungen III ter teil s. 194 fgg. § 1516 wo und wie die brau- haͤuse r auch malzdarren anzulegen sind? Brauhaͤuser und malz-darren sollen ausserhalb den staͤdten, oder innerhalb von andern haͤusern, abgelegen stehen, auch wohl verwaret und feuer- fest seyn, Nassau-Cazenellenbogisches landrecht im II ten teile cap. II num. 12 s. 110, Dr. Orth am a. o. s. 384 im II ten teile. Es ist darnebst wegen des holzmangels dahin zu sehen, daß die brau-pfannen abgeschaffet und kessel eingefuͤret, auch die brau-oͤfen zu ersparung des holzes bequem angeleget werden, wovon man die oͤconomischen sammlungen aus den Breslauer natur- und kunst- geschichten cap. XI s. 659 fgg., auch die oͤconomi- schen nachrichten im VII ten bande s. 357 fgg. Leip- zig 1755, 8 nachsehen kan. § 1517 des hopfens nuzen und notwendig- keit. Zum brauen ist der hopfen unentberlich. Das gewaͤchse ist duͤnne, und hat lange, duͤnne, ran- kige, rauhe stengel, indem es an stangen, baͤu- men, und was es ergreifen kan, hinauf waͤchset, sodann den hopfen hervorbringet, welcher aus vilen schuppenfoͤrmigen blaͤttlein und haͤubtlein be- stehet, welche eine weißgelbliche farbe, einen star- ken und durchdringenden geruch und kleine schwaͤrz- liche samen-koͤrnlein haben, oͤconomische physica- lische abhandelungen III ter teil s. 513 fgg., oͤcono- mische vom weine, biere, branteweine, ꝛc. mische nachrichten VI ter band s. 393, s. 423 fgg., VII ter band s. 173 fgg., s. 687 fgg., Leipz. 1755, 8. § 1518 Es ist der hopfen sowohl guter, als auch wil- dessen gat- tungen. der. Jener ist der beste. Diser ist entweder fruͤ- her oder spaͤter. Der fruͤhe wird ehender reif, als der spaͤte; und jener ist besser als diser. Die- weil der hopfen unter die eintraͤglichen sachen ge- hoͤret, so ist er den untertanen zu pflanzen zu befe- len, Baierisches landrecht tit. 15 § 2, Samuel Trowells anleitung fuͤr einen landmann, Leipzig 1750, 8, s. 143 fgg. cap. XVIIII , wie dann der hopfen-handel den Boͤhmen, Baiern, viles gelt verschaffet. Ehingers tr. vom hopfen, Stissers land-wirtschaft cap. III abt. IIII s. 98 fag. Von den mitteln wider den meltau im hopfen sihe die Leipziger sammlungen von wirtschaftlichen ꝛc. sa- chen im III ten bande s. 121 s. 378 s. 910, IIII ten bande s. 443. § 1519 Wenn der hopfen selbst im lande gebrauchet wenn selbi- ger nicht ausgesuͤret werden darf, werden kan, darf er nicht ausser landes gefuͤret werden. Sihe die folgen aus der F. H. Casseli- schen policei- und land-ordnung tit. II f. 5. Das hopfenpfluͤcken, oder brechen, gehoͤret ieweilen un- ter die fronen, Kur-Baierisches land-recht tit. 22 art. 6. Die notdurft an brenn- und bau-holze erstrecket sich auch ieweilen auf die hopfen-stangen, Stuck im I ten teile, consil. 27 num. 847 s. 1037. § 1520 Wenn der hopfen sich in des andern zaun ver- von der ho- pfen-zucht. wirret, so heisset es im Saͤchsischen land-rechte: wer die wurzel im garten hat, mag auch den ne- men, welcher sich in des nachbaren zaun geflochten hat, und was ihm folget, im II ten buche art. 46, 52. Der hopfen gehoͤret in Kur-Sachsen nicht Q q 3 zum XXXIII haubtstuͤck zum mußteile, Barth von der gerade s. 646 § 6 cap. VI. Wegen des am hopfen-bau erlittenen schadens wird in den Kur-Braunschweigischen landen kein erlaß gegeben, II , cap. II der Kur- Braunschweig-Luͤneburgischen landes-ordnungen. Eine anweisung zum hopfen-bau sihe in den oͤco- nomischen nachrichten VI ten bande s. 393 fgg. Leipzig 1754, 8, und den nuzen der hopfenranken zur spinnerei s. 715 fgg. Von dem methe. § 1521 des methes einteilung. In verschidenen staͤdten Teutschlandes, als zu Luͤbeck und Regensburg ꝛc. wird ein getraͤnk aus wasser und honig gebrauet, welches meth heisset. Er ist einfach, oder doppelt, gelb, gruͤnlicht und braͤunlich, und gleichet ieweilen dem Spanischen und Ungarischen weine am geschmacke. Ferner ist der meth trink- und apotheken-meth, Neu- mann s. 341 des II ten bandes III ten teiles, Jo- hann Schroͤders arzenei-schazes III ter teil s. 1806, Marpergers K. u. K. dictionarium s. 776 fgg., Elsholz s. 424, wo er von aland-meth, zitwer- negelin- gewuͤrz- himbeer- malvasir- rosinen- me- then handelt. § 1522 Bei diser gelegenheit ist von der bine, dem kri- chenden und fligenden ungezifer noch zu gedenken, daß der Neumann am a. o. s. 314 fgg. und Phi- lipp Jacob Malardi die binen auch nach allen kleinigkeiten am allerrichtigsten beschriben haben. Sihe ausserdem des Joseph Warders wehr- und waffenhafte Amazonen- oder die monarchi der binen, nebst des Maraldi abhandelung von den vom weine, biere, branteweine, ꝛc. den binen, Hannover 1718. Ein weiser hat ge- meiniglich 8000 untertanen. Maraldi haͤlt ihn fuͤr den eier-leger. Neumann widerspricht ihm. Die brut-binen haͤlt er fuͤr die maͤnnlein, die uͤbri- gen binen fuͤr weibchen. Die eigenschaften des honigs und wachses hat Neumann am besten beschriben. Vom branteweine. § 1523 Der branteweln ist ein aus getreide, hefen, was der brantewein ist? auch andern sachen, mit einem geringen phlegma- te durch doppeltes feuer erzwungener spiritus. Diejenigen sachen, woraus ein brantewein ge- bracht werden kan, erzaͤlet Neumann s. 243 im IIII ten teile des II ten bandes. Die haubt-eintei- lung ist in frucht, oder hefen, oder Rheinischen und Franz-brantewein, Neumann s. 244. Vom frucht-branteweine ist der Nordhaͤuser und in Hessen der zum Hainchen am besten. Jedoch hat er heßliches phlegma gegen den Franz-brante- wein. Ausserdem pfleget man den brantewein in spiritus vini, aquavit und korn-brantewein einzu- teilen, oͤconomisches lexicon s. 404 fg., oͤconomische sammlungen aus den Breslauer natur- und kunst- geschichten s. 717 fgg. s. 737 fg. s. 745, Doͤbel am a. o. s. 329, 345 fgg. § 1524 Auf grosen land-guͤtern sind die brantewein- wo das bꝛantewein- brennen nuͤzlich, oder zu verbiten ist? brennereien noͤtig, nuͤzlich und vorteilhaftig, teils um das vile getreide und andere fruͤchte mit schwe- ren kosten nicht verfaren zu duͤrfen, teils einen an- senlichen vorteil damit, vermittels des mastvihes, zu erhalten. Im uͤbrigen aber, wo sotaner uͤber- Q q 4 fluß XXXIII haubtstuͤck fluß in einem lande, oder orte, sich nicht befindet, gleichwol dadurch vil holz und getreide vertan wird, auch oͤftere feuersbruͤnste entstehen koͤnnen; so ist die brennerei einzuschraͤnken, und nicht einem ieden zu verstatten; nicht minder fremden brante- wein einzufuͤren zu verbiten, oder mit schweren auflagen zu beschweren ꝛc. das uͤbermaͤßige bran- tewein-trinken gaͤnzlich zu untersagen, F. H. Cas- selische verordnung vom 26sten Febr. 1754; vom uͤbermaͤßigen brantewein-trinken, Kur-Braun- schweig-Luͤneburgischer landes-ordnungen III ter teil cap. 4 s. 1042 fg., Altenburgische landes-ord- nung cap. XX § 18, herr H. R. Scheid in der disp. de eo, quod iustum est circa vinum adu- stum, § III s. 6 fgg., zu brantewein-schulden ni- manden zu verhelfen ꝛc., anerwogen der mißbrauch des brantewein-saufens die menschen ruiniret, traͤ- ge und untuͤchtig machet, Hammon de potu et potulentis, Camerarius in der disp. de potu aquarum ardentium, Pree vom gebrauche und mißbrauche des branteweines, gedanken uͤber die verschidenen wirkungen des branteweines im menschlichen koͤrper, im Hamburgischen magazine des III ten bandes II tes stuͤck. Von den betruͤge- reien dabei handelt Hoͤnn im betrugs-lexico s. 71 fg. § 1525 die einfuhr des fremden brantewei- nes ist 1700 in den F. H. Casselischen landen ver- boten. In den F. H. Casselischen landen ist die einfuhr auslaͤndischer branteweine gaͤnzlich untersaget, be- sage der verordnung vom 1. Nov. 1700, mit dem zusaze, daß der fremde frucht-brantewein hinweg- genommen, und dem anzeiger ⅓ davon gegeben, hiruͤber die uͤbertreter noch eine willkuͤrliche strafe z u e rlegen schuldig seyn sollen, verordnung vom S ept. 1732, Greben-ordnung tit. 37 § 6 s. 89. Ausserdem darf nimand one besondere erlaubnis brante- vom weine, biere, branteweine, ꝛc. brantewein brennen und verschenken, Grebenord- nung am a. o. s. 89, welches iedoch nur auf das oͤffentliche gewerbe gehet. Fuͤr das hauswesen brantewein zu brennen ist darunter nicht mit be- griffen. § 1526 Der bierzwang der staͤdte ist auf das brante- vom bier- zwange ist keine folge auf das bꝛantewein- brennen zu machen. wein-brennen nicht zu erstrecken, Menken in sy- stem. iur. ciu. s. 291, 8, Hommel am a. o. § 8 s. 14, 15 fg., § 11 s. 20. Disemnach wo kein ver- bot vorhanden ist, iedermann brantewein bren- nen und verkaufen mag, Hommel § 14, § 17, Scheid am a. o. § VIII , auch deshalber keine accise, wie ein brantewein-brenner und verschen- ker im kleinen zu geben schuldig ist; gestalt er den brantewein faͤsser-weise nur verkaufet, nicht aber versellet. § 1527 Der brantewein-blasen-zinß wurde ehedem fuͤr ob der bran- tewein-bla- sen-zinß ein regale ist? kein regale, auch keinen ausfluß der gerichte, son- dern blos als ein herkommen betrachtet, von Berger in der oeconomia iuris, s. 86, herr H. R. Scheid in der disp. de eo, quod iustum est circa vinum adustum, § II s. 4 fgg., § VII , § VIIII s. 40 fgg., von Leyser s. 658 medit. XI, Ferdinand Aug. Hommels disp. de iure vini adusti § III § IIII s. 5 fgg. Allein heut zu tage wird selbiger in den meresten landen des Teut- schen Reiches fuͤr ein regale gehalten. Derohal- ben in sachen des hisigen fiscals wider die Schen- ken ein proceß daruͤber annoch zu Wezlar anhaͤn- gig ist. Jeweilen duͤrfen die untertanen one des gerichtsherrn verguͤnstigung keinen brantewein brennen, auch die wirte, kruͤger, den brantewein von dem gerichtsherrn, oder den zůnftigen bran- tewein-brennern nemen, Hommel am a. o. s. 6 fg. Q q 5 In XXXIII haubtstuͤck In der Kur-Mark Brandenburg ist den brau- kruͤgern das brantewein-brennen nicht erlaubet, wo sie nicht dißfalls einen 30jaͤrigen besiz fuͤr sich haben, Mylius im corp. constit. March. IIII, IIII , s. 120. § 1528 was das bꝛantewein- brennen er- fodert? und die beste zeit dazu. Die brantewein-brennerei erfodert gutes, fri- sches, reines, und weiches wasser. Ist solches nicht salpetrich, noch vitriolisch, ist es noch besser. Die beste zeit zum brantewein-brennen ist der herbst, winter und fruͤling. Wie dabei zu werke zu gehen ist, haben Doͤbel am a. o. s. 329 fgg., von Rohr im hauswirtschafts-buche s. 278 fgg. und andre bemerket. Vom handel und den con- tracten des branteweins halber sihe des Ludovici kaufmanns-lexicon im I ten teile s. 2073 fgg., den Florinus im klugen hausvater I ten teile. s. 1220 fgg., Hofmannen im II ten teile s. 269 n. 165 fg. der hauswirtschaft. Von der anlegung einer brantewein-blasen sihe die oͤconomischen nachrich- ten im 4ten bande s. 349, Leipzig 1752, 8. § 1529 die brante- wein-bren- ner sind je- weilen in zuͤnften. An verschidenen orten sind die brantewein-bren- ner in zuͤnften, z. e. in Luͤbeck ist das brantewein- brenner-amt, welches aus aͤltesten und bruͤdern bestehet, mit welchen die distilirer einhalten. Anbeneben entstehet die frage: ob das aquavit und andre liqueurs unter dem licente stehen? Es ist dißfalls leicht zu antworten, wenn der brante- wein schon veracciset worden ist. An einigen or- ten wird das brantewein-brennen zu einem mono- polio gemachet, an andern aber unter zimlicher beschwerung den untertanen erlaubet. § 1530 ob die apo- theker aqua- vit verkau- fen duͤrfen? Die apotheker pflegen ebenfalls die liqueurs zu verkaufen, Hommel am a. o. § 7 s. 12. Im uͤbrigen vom weine, biere, branteweine, ꝛc. uͤbrigen duͤrfen sich die brantewein-brenner mit keinem arzenei-wesen behaͤngen. In sachen der stadt A. wider den hof-apotheker zu A. war die frage: ob die versellung des aquavites unter dem brantewein-schanke stecke. Die medicinische fa- cultaͤt zu G. war fuͤr den apotheker, die Goͤttin- gische aber nicht. Die hisige hat fuͤr den stadt- rat gesprochen, in betracht das aquavit eine art des branteweines ist, und in die apotheken nicht gehoͤret, auch hier in keiner apotheke versellet wird. Von den Italiener-laden, worin ebenfalls liqueurs verkaufet werden, sihe Preuschenk progr. de iuribus mercatorum Italorum in Germania commorantium singularibus. § 1531 Ferner moͤgen die brantewein-schenken verkau- welchen brantewein die brante- wein-bren- ner verkau- fen moͤgen? fen: 1) den schlechten annis-brantewein, 2) den fenchel- 3) den kuͤmmel- 4) den wachholder- brantewein, oder wachholder-wasser, davon das beste zu Gruͤnberg in Ober-Hessen gebrauet wird, 5) lorbeer-brantewein, 6) rosmarin- 7) wer- mut- 8) melissen- 9) angelicken- 10) calmus- 11) zitwer-brantewein, 12) zimmet-wasser, 13) naͤgelein-brantewein, Schroͤders arzenei-schaz s. 551, wo er zugleich den unterricht solche zu ferti- gen gibet, auch gruͤn, braun, gelbe, blaue, auch die naͤgelein- oder zimmet-farbe ihm zu machen lehret. In Luͤbeck haben die brantewein-brenner nebst einigen andern den verkauf des Franzbran- teweines. § 1532 Die brantewein-schenken fuͤren auch wohl 1) was die brantewein- schenken naͤchst dem branteweine mehr zu fuͤ- ren pflegen? das anis-elixir, 2) das angelicken- 3) das wachholder- 4) das pommeranzen- oder citro- nen- 5) das kuͤmmel-elixir, Schroͤder s. 551 fg. § 1533 XXXIII haubtstuͤck § 1533 was zu den liqueurs ge- zaͤlet wird? Unter die liqueurs rechnet man: 1) das rosso- lis, Schroͤder am a. o. Marperger s. 967 fgg. 2) die gelbe esculate, 3) eau parfait d’ amour, 4) eau d’ or, 5) ratafiat de muscate, 6) ra- tafiat de Framboise, 7) eau des fleurs d’ oran- ge, 8) gruͤne esculade, 9) canel, 10) mastyx, 11) annisette, 12) coll-geneure, 13) carmi- natif, 14) sirop de capillaire à la fleur d’ oran- ge, 15) eau de melisses des larmes, 16) eau de leuande, Schroͤder am a. o. § 1534 wie die brantewein- saͤufer zu be- trachten sind? Leute, die sich des brantewein-saufens angewoͤ- net haben, werden fuͤr nidertraͤchtige und zu den aͤmtern, auch der zeugen-sage fast fuͤr untuͤchtige leu- te angesehen. Die branteweine sind nur blos als eine arzenei, und zwar abends bei schlafengehen, zu gebrauchen; alsdenn erwaͤrmen sie den kalten schwachen magen, verzeren den zaͤhen magen- schleim, und befoͤrdern die dauung, fuͤrnaͤmlich, wenn sie mit anise, zimmet, citronen- oder pom- meranzen-schalen versezet sind; gleich nach dem essen, oder waͤhrender mahlzeit ist derselbe hoͤchst schaͤdlich, Baͤumler s. 417 fg. Vom essig-brauen. § 1535 Unter die sauren geister gehoͤren die essige. Die essig-brauerei gehoͤret unter die aufsicht der ober- keit, und muß etwas davon an die herrschaft ab- gegeben werden, z. e. tranksteuer, niderlage und accis, F. H. Casselische greben-ordnung tit. 37, § 7 s. 89, Kur-Braunschweig-Luͤneburgischer lan- des-ordnungen P. IIII cap. VII s. 10. Von dessen brau- vom weine, biere, branteweine, ꝛc. brauerei sihe den Doͤbel am a. o. s. 360 fg., die oͤconomischen sammlungen aus den Breslauer natur- und kunst-geschichten s. 732 und deren unterschidenen gattungen. § 1536 Die essige sind entweder durch die aufguͤßung der essige gattungen. zweierlei: einfache und zusammengesezte. Zu jenen rechnet man 1) den roßmarin-bluͤte-essig, 2) den ringel-blumen- 3) den lavendelbluͤte- 4) den maien-blumen- 5) den klapper-rosen- 6) rosen-essig, 7) kraut-naͤgelein- 8) rauten- 9) meer-zwibel- 10) hollunder-bluͤte- 11) himbeeren- und 12) den nuß-essig, Neumann in des I ten bandes II ten teile s. 92, 13) pommeranzen-bluͤte- 14) citronen-schalen- 15) erdbeeren- 16) krause- muͤnze-essig. § 1537 Zusammengesezte essige sind: 1) der gift- oder von zusam- mengesez- ten essigen. kraft-essig, 2) pest-essig, 3) zusammengesezter rauten-essig, 4) theriac-essig. Zu jenen gehoͤren der schlechte wein-essig, und der distillirte, Schroͤ- der s. 85. § 1538 In der haushaltung wird der essig aus biere, woraus der essig gema- chet wird? oder auch hefen, oder aus weine, oder aus wein- hefen, oder wildem obste, holz-birnen und holz- aͤpfeln, oder honige zubereitet. Die art, wie man zu werk gehet, lehren Schroͤder in der pharmacopoeia vniuersali oder arzenei-schaze, s. 84 fgg., Marperger in K. u. K. dictionario s. 284 fg., auch die wein-essig zubereitung der Lemery sp. 11 fg. § 1539 Des essiges geruch erquicket die lebens-geister. dessen eigen- schaften. Innerlich daͤmpfet der essig die galle, und verdin- net das dicke gebluͤt. Die unverdaulichkeit der fische XXXIV haubtstuͤck fische behindert er, nebst dem merrettige, Baͤum- ler s. 294. § 1540 Der agrest, welcher aus unreifen trauben ge- presset wird, kommet dem essige annoch zuvor. Der citronen- und limonien-saft haben fast die kraft des essiges in befoͤrderung der verdauung, Baͤumler s. 295. Vir und dreisigstes haubtstuͤck von dem thee und caffe, und andern getraͤnken. § 1541 A usser dem taback gehoͤret zur naͤscherei der thee und caffe, Hofmann am a. o. III § 45 s. des thees beschaffen- heit, 103 fgg. Der thee bestehet aus zarten, dunkel- gruͤnen, laͤnglichten, am rande eingekerbten, for- ne spizigen gedoͤrreten blaͤttern, welche aus Ostin- dien, fuͤrnaͤmlich aus China und Japan gebracht werden. Er waͤchset an einem strauche, wie ein rosen-stock. Der kaiser-thee ist der beste, Mar- pergers kaufmanns-magazin im II ten teile s. 562 fg. § 1542 dessen ge- brauch ist zu beschraͤnken. Dieweil indeß uͤbergrose summen daruͤber aus dem lande gehen, und der thee bei vilen eine rei- zung zum brantewein-trinken abgibet, weiln er trocknet, auch noch ungewiß ist, wie weit er din- lich sey? Es ist von disem stauden-gewaͤchse an dem, daß bei alten und mageren leuten der thee die trockene vermeret, besage Baͤumlers s. 442 ein wort zu reden. Sonst tun der kuͤmmel, eren- preiß, von dem thee und caffe, ꝛc. preiß, oder salbei wasser, eben die dinste, wie der thee, Hofmann am a. o., Baͤumler s. 440, darum saget man reimen-weise: veronica und be- tonica, fragraria und fumaria, cavritte und cas- sine, salbei nebst roßmarine, vaccinia und rosen, huflattich, scabiosen, und andre ires gleichen, da- fuͤr muß der thee die segel streichen. § 1543 Diß straͤucher-gewaͤchs koͤmmt aus Tschina. woher der thee kom- met? und dessen gat- tungen. Es sind 4 gattungen von disen nidrigen baͤum- chen oder straͤuchern, und zwar die erste aus Fo kien, die heisset vom gebuͤrge von y chan, vou y tcha: die zwote vom berge Kiang nan, song lo tcha: die dritte vom dorfe pou eul nennet man pou eul tcha: die virte lo nan tcha, Du Halde in der beschreibung des Chinesischen Reiches I , s. 24 fgg. und von den wirkungen desselben III , s. 509. § 1544 Besage des Neumanns koͤmmt aus Japan keiner in Europa, hergegen holet ihn Lemery am a. o. sp. 1128 aus China, Japan, und Siam. Sihe denselben unterm worte chaa sp. 283. Ein fluͤchtiges salz und zimlich kraͤftiges oͤl soll er in sich fassen. § 1545 Die erste thee-erndte faͤllet in das ende des Fe- wie die thee-erndte faͤllet? bruars und den anfang des maͤrzes. Hier fallen die besten blaͤtter, welche aus China nicht verfuͤ- ret werden duͤrfen, sondern dem hofe und den wandarins dinet, auch sehr teuer ist. Die andre sammlung beschihet zum ende des maͤrzes und an- fange des aprils, und ist geringer, iedoch behal- ten dise die Chineser im lande. Die dritte erndte trift ein am ende des aprils und anfange des maies. Dise abermal geringe gattung wird gen Europa XXXIV haubtstuͤck Europa verfuͤret. In disen dreien erndten wird blatt fuͤr blatt mit ledernen handschuhen abgebro- chen, und werden die obersten und juͤngsten als die besten nebst der zweiten und dritten, so dann untersten reihe als schlechtesten abgesondert. Ge- gen ende des Maies erfolget die lezte jares-erndte, dabei alle blaͤtter unter einander geworfen werden. § 1546 Dises ist alles vom gruͤnen thee zu verstehen. Vom thee-buu ist keine begruͤndete nachricht bis- her aufzutreiben gewest: ob er wachse? oder ge- kuͤnstelt werde? Neumann s. 418 fg. § 1547 die beste gattung des gruͤnen thees. Die beste gattung des gruͤnen thees der in Eu- ropa kommet, ist der thee-bing, oder angebliche kaiser, der vermeintliche blumen-thee, gestalt die Chineser den wahren blumen-thee nicht aus dem lande lassen. Der Hollaͤnder gibet oft dem Chi- neser ein pfund salbei fuͤr zwei pfunde thees. Die mittlere gattung des gruͤnen thees heisset thee-hy- son. Die geringste art gruͤnen thees nennet man thee-singlo, Neumann s. 422. § 1548 Die gattungen des thee-buu sind 1) thee-pecco, thee-buu mit weisen spizen, 2) thee-bohra, ist schlecht, 3) thee-congo ist der beste thee-buu; iedoch ist 4) thee-cambo besser, und 5) thee- chaucon noch nuͤzlicher, Neumann s. 423. § 1549 Die betruͤgereien sind, daß er gruͤn gefaͤrbet, mit violen angemachet, oder in frisches heu gele- get werde. § 1550 wenn der coffe in Europa be- kannt wor- den ist? Gleichwie die arzenei den thee unter die verduͤn- nernde arzenei-mittel zaͤlet, also gehoͤren die caffe, die chocolade und mandel-milch unter die anfeuch- tende von dem thee und caffe, ꝛc. tende mittel. Die kerne von disem getraͤnke sind erst 1650 in Europa bekannt worden. Die baͤu- me, welche 8 und merere ellen hoch sind, wachsen im gluͤcklichen Arabien und heissen bon; den trank aber von den kernen, deren zwene in einer schale ligen, nennen sie chaova, auch coava. Der Amsterdamische buͤrgermeister Nicol Witsen lise deren im vorigen jarhundert in Java und in Ame- rica im Surinamischen anbauen. Daher haben wir dreie gattungen des coffe: 1) den Levanti- schen (aus Arabien), 2) den Ostindischen (aus Java), und 3) den Westindischen oder Suri- namischen. § 1551 Die policei sihet auf folgende eigenschaften: 1) worauf die policei bey dem coffe zu sehen hat? daß er wohl von der schale gesaͤubert sey, 2) von allen fremden unreinigkeiten befreiet, 3) gruͤnlich aussehe, in betracht alle frische kerne desselben gruͤn sind, und ie aͤlter solche werden, desto gel- ber ist die farbe derselben, 4) muß er recht tro- cken, auch maͤßig schwer seyn, damit er auf dem wasser nicht schwimme, 5) daß er nicht dumpfig, oder vom see-wasser feucht geworden und wieder getrocknet sey, Neumann s. 113 des II ten bandes II ten teiles. § 1552 Die verfaͤlschung des zerribenen coffes sind, daß dessen ver- faͤlschung strafbar. schmink-bonen, grose sau-bonen, erbsen, linsen, reis, graupen, rocken, mandeln, brodtkrusten, haselnuͤsse, Tuͤrkischer weizen darunter getan wer- den, welches zu bestrafen ist. Jedoch kommet ei- ne geroͤstete mandel und der gebrannte rocken dem coffe-geschmacke am naͤchsten, wie Dillenius die erfarungen gemachet hat. Von den betruͤgereien der thee- und coffe-wirte, auch haͤndler, sihe den Hoͤnn am a. o. s. 420 fgg. R r § 1553 XXXIV haubtstuͤck § 1553 die policei hat fuͤr des- sen beschꝛaͤn- kung zu sor- gen, Die einfuͤrung der caffe-haͤuser, wie in Engel- lande und Frankreich, ist eine fuͤrsorge der policei. Daß zu Venedig in den caffe-haͤusern weder stuͤle noch baͤnke gedultet werden, hat seine ursache, Keysler II s. 704. Nach dem essen tauget der caffe nichts; magere leute, wie auch diejenigen, welche viel sizen und zum scorbut geneigt sind, sol- len sich dessen enthalten, Baͤumler s. 444 fg. Neumann haͤlt allen starken caffe fuͤr schaͤdlich. Ein lobredner desselben ist Behr von der materia medica s. 406 fg. In Strodtsmann idiotico Osnabrugensi s. 19 heisset der caffe-pott zu Os- nabruͤck bankerotts-pott. Thee und caffe sind das verderben gemeiner leute. § 1554 aus was fuͤr ursacheu? Dieweil eine grose verschwendung mit selbigen vorgehet, nicht minder unnuͤzen, kostspiltigen auf- wand des geschirres halber nach sich zihet, muß auf den caffe, auch die caffe-haͤuser eine starke auflage gesezet werden, Kur-Braunschweig-Luͤ- neburgischer landes-ordnungen IIII ter teil cap. 7 s. 75. § 1555 caffe-schul- den gehoͤren unter die wolluͤstigen. Auf universitaͤten, da die studenten-schulden, in noͤtige, ehren und wolluͤstige eingeteilet werden, gehoͤren die fuͤr thee und caffe zur lezten gattung. Eben dises ergibet sich bei den militair-personen in den Kur-Braunschweigischen landen, sihe die Kur-Braunschw. landes-ordnungen im III ten teile cap. III s. 88. § 1556 moraus die chocolade bestehet? welchen leu- ten sie be- sonders schaͤdlich ist? Die dinne chocolade ist ein anfeuchtendes ge- traͤnke, welches die Americaner erfunden, die Spanier nachgemachet, und die andern Euro- paͤer befolget haben. Sie wird aus Ostindiani- schen von dem thee und caffe, ꝛc. schen und Americanischen fruͤchten und gewuͤrzen gefertiget, als 1) cacao-bonen, 2) fanille, 3) negelein, 4) zimmet, 5) muscaten-bluͤte, 6) mexicanischen pfeffer und 7) zucker. Mit dem samen der Indianischen frucht achiotle wird die massa gefaͤrbet und die chocolade sodann mit milch, weine, auch wasser gekochet, oͤconomisches lexicon, s. 507 Marperger am a. o. unter disem worte, Behr s. 399. Gallsuͤchtigen, auch fet- ten und vollbluͤtigen schadet diser trank, Baͤum- ler s. 446, Zwinger s. 43, Elsholz s. 440, Lemmery sp. 197. § 1557 Die tisane, limonade, der scherbet, und die lactade, mandelmilch ꝛc. gehoͤren auch zu disen naͤschereien, Elsholz s. 440 fg. Behr s. 413. § 1558 Die naͤscherei des warmen getraͤnkes verdinet ob das wa r- me getraͤnk nuͤzlich oder schaͤdlich ist? die aufmerksamkeit der policei, zumal der grose arzt Friderich Hofmann am a. o. s. 287 des thees schaͤdlichkeit gezeiget, hergegen der Zwinger s. 231 des kraͤuter-buches, dessen lobredner und de- ren vorspiegelungen erzaͤlet, und der Caspar Neu- mann s. 477. fg. der chymi, des II ten bandes IIII ten teile eine menge schriftsteller angezogen ha- ben, der eine spricht: als Teutschland von den warmen getraͤnken noch nichts wuste, da zeugeten die Teutschen starke und gesunde kinder; nunmehr aber werden sie papirne leute! Andre nemen den saz an: alles warmes getraͤnk ist gesund, wofern man es nur nicht zu heiß trinket! Woher ruͤren aber die schlappichkeit, das verdorbene und unrei- ne gebluͤt, und der harnfluß der starken thee-traͤn- ker? vom thee, Neumann s. 463. R r 2 Fuͤnf XXXV haubtstuͤck Fuͤnf und dreißigstes haubtstuͤck von den kleidern. § 1559 was kleider bedeuten? K leider bedeuten alles dasjenige, was zur bede- ckung des leibes vom haubte bis zu den fuͤssen gebrauchet wird, Stryk de iure vestiario, cap. I § 12, Johann Kleins disp. de lege ve- stiaria, cap. I num. 18 fgg, s. 1158 fgg. Und dises aͤussert sich entweder unmittelbar, oder mit- telbar, anerwogen bei manns-personen naͤchst den roͤcken, westen und hosen, struͤmpfe, krausen, hand- schuhe, schuhe, stifeln ꝛc. dahin gerechnet werden, Estors vorrede zu des Vinnius quaest. iur. se- lect. s. 35. Unter die koͤstliche kleidungen gehoͤren 1) goldene stuͤcke ( drap d’or ), 2) silberne stuͤcke ( drap d’argent ) 3) seidene, 4) sammete, 5) wollene, 6) leinene. Bei dem frauenzimmer will auch der schmuck mit unter die kleidung ge- rechnet werden, Klein am a. o. cap. I. num. 27 fgg. § 1560 wie die klei- der der alten Franken beschaffen gewesen sind? Die kleidungen der alten Franken waren ein enges wamms (kamisol, westi), das nur etwas uͤber den guͤrtel ging. Die beinkleider und struͤm- pfe waren enge auch an einander, und damit sie nicht herunter filen mit einem bande umwunden. Das haar war oben auf dem kopfe in einen schweif zusammengebunden. Die abbildung da- von zeiget das kupfer beim pater Daniel in der histoire de la milice Francoise teile I s. 5 der von Westphal hat die Nider-Saͤchsischen trach- ten in den scriptoribus rerum Germanicarum praecipue Cimbricarum in kupfer bringen las- sen. Ein arzt zu Coblenz hatte eine grose samm- lung von den kleidern. lung von den kleider-trachten und zugleich von et- lichen hundert gattungen schnupftobak-dosen zu- sammengebracht. Die trachten der Teutschen und auslaͤndischen helden erblicket man aus des Jacob Schrenkens von Nozing Ombrasischen helden und ruͤst-kammer. § 1561 Die oberkeit hat haubtsaͤchlich darauf zu sehen, dem kleider pracht ist von ober- keitswegen vorzubeu- gen. damit eine ordnung des koͤstlichen und auslaͤndi- schen kleider-prachts und verschwendung halber ge- troffen, auch auf den uͤberfluß derselben sowol bei den manns- als auch weibespersonen eine abgabe geleget werde. Sihe die Kur-Braunschweig Luͤ- neburgische landesgesaͤze in IIII ten teile cap. 7 s. 52 fgg. s. 59. fg. Klein am a. o. cap. I num. 54 fgg. cap. IIII num. 13 fgg. Die schneider duͤr- fen die kleider-ordnung nicht uͤbertreten, es soll auch niemand der kleider-ordnung zuwider an fremden orten kleider machen lassen, F. S. Go- thaische-Landesordnung im III ten teile s. 564. Es sind deßfalls vile verordnungen von Reichswegen zum vorschein gekommen, als im jare 1497 § 9 fg. 1498, § 39, 1500 tit. I § 2; allein sie werden nicht gehalten. Im besagtem Reichsgesaͤze vom jare 1500 tit. 23 § 1 ist versehen, daß eine ordnung in den kleidern solle beobachtet werden, und wenn sie die oberkeit nicht in acht naͤme, solle dise gestra- fet werden, nachdem sie vom Reichsfiscale ange- geben worden. Dises ist wiederholet im Reichs- abschide 1548 tit. 14 § 7, 1577 tit. 14 § 7. Sihe des herrn von Loen entwurf einer statskunst, VI te betrachtung § VI s. 152 fg. Es sind hirbei gewisse klassen zu beobachten, 1) fuͤr die hohen, 2) mittlern, 3) geringern bedienten, und gelehr- ten, 4) kuͤnstler, 5) kaufleute, 6) kraͤmer, 7) handwerker, 8) bauern, 9) das gesinde, R r 3 tageloͤ- XXXV haubtstuͤck tageloͤner und handarbeiter, C. B. v. L. unver- faͤngliche vorschlaͤge zu einrichtung einer guten po- licei, Frankf. 1740, 8v, § 83 s. 156 fgg. Denn es ist eine wichtige sache, einem durch pracht und uͤppigkeit einreisenden verderben des states durch alle moͤgliche anstalten zu begegnen, sintemal so- wol dadurch, als auch durch untersagung der all- zuweit getribenen unordnungen bei hochzeiten, kind- taufen, leichen-begaͤngnissen, auszirungen der haͤu- ser, zimmer mit kostbaren tapeten ꝛc. kutschen und pferde, und dergleichen grosen unheil vorgebauet, darnebst auch den untertanen vil nuzen verschaffet werden kan, Klein am a. o. cap. I num. 35 fgg. num. 55, cap. IIII, Wildvogels disp. de legibus conuiuiorum, absonderlich wird dem lande und den darin vorhandenen manufacturen groser vorteil zuwege gebracht, wenn die im lande gefertigten tuͤ- cher, zeuge und andre sachen mehr abgang dadurch erlangen. F. H. Casselische verordnungen von 27 jun. 1739 das im land verfertigte wollene tuch zu tra- gen betreffend, und vom jare 1734 fol. verordnung wegen der trauer-kappen 1739. Thue hinzu die Kur- Saͤchsische trauer-ordnung unterm 29ten julius 1739, beim Luͤder Menken im systemate iuris ciuilis s. 993 fg. Wie auch die vom 7ten maͤrz 1750 fg. und die Kur-Saͤchsische kleider-ordnung vom jare 1750 ebendas. s. 1193 fgg. Kur-Bran- denburgische kleider-ordnung beim Mylius im V ten teile, 1ten abt. s. 90, s. 67, 72, S. Gotha- ische landesordnung P. III s. 482 s. 545 fgg. und fernere beifugen dazu s. 439, 445, Leipziger-samm- lungen von wirtschaftlichen sachen VII ter Band s. 427, 478. § 1562 mannsper- sonen duͤr- seu sich nicht Manns-personen duͤrfen sich in weibes-kleider nicht verkleiden, Klein am a. o. cap. I num. 64, 65, von den kleidern. 65, fgg. imgleichen sollen die geistliche in keinen in weibes- kleider ver- kleiden. andern dann in schwarzen und in ehrbaren kleidern einhergehen, Reichsabschid vom jare 1497 § 9 fgg. 1449 § 39, 1500, 1530 § 52, Reichsrefor- mation guter policei 1530 tit. 17 § 5, tit. 19 § 4, 1548 tit. 14 § 5, 1577 tit. 14 § 5, Kur-Saͤchsische kleiderordnung bei dem Menken am a. o. s. 1194 § 4, Klein am a. o. cap. I num. 70 fgg. § 1563 Ist kein allodium vorhanden, werden den ade- woher die trauerklei- der der ade- lichen wit- ben reichen sind? lichen witben aus dem lehne die trauer kleider ge- reichet (1037). § 1564 Zu den notwendigen schulden werden die fuͤr die schulden fuͤr alle ta- geskleider gehoͤren zu den notwen- digen. alle tags-kleider, nicht aber fuͤr die andern koͤstli- chen gezaͤlet. § 1565 Was der ehemann seinem eheweibe kaufet, ist was der ehe- mann sei- nem ehe- weibe kau- fet, ist ge- meinschaft- lich. nach den Teutschen rechten gemein. Eben so ist auch die geschenkte sache in der gemeinschaft, wo diese noch uͤblich ist. § 1566. Die huͤlfe kan nicht in die taͤgliche noͤtige klei- wie es mit den kleidern bei der huͤlfe sowol dem concurse ge- halten wer- de. der beschehen. Eraͤuget sich ein concurs, muͤssen dem eheweibe ire kleider ordentlicher weise gelassen werden. Allein in Luͤbeck, Noͤrdlingen, Bre- men, Lindau, Memmingen, Ulm, Hildesheim und verschidenen andern orten haben die eheweiber solche so lange im stiche zu lassen, bis die gemein- schaftliche schulden bezalet sind, Luͤbeckisches stadt- recht im III ten teile tit. I art. 10, Ulmische statu- ten P. I tit. 9, Sayler von Pfersheim in der be- melden disp. s. 14. Es wird solches an einigen or- ten die auflegung der schluͤssel, oder das schluͤssel- recht genennet. Hier zu lande aber heisset den R r 4 schluͤssel XXXVI haubtstuͤck schluͤssel aufs grab legen: wenn man eines ver- storbenen schulden nicht bezalen will. Sechs und dreißigstes haubtstuͤck von den buͤchern. § 1567 D ie buͤcher werden von den buchen-rinden, worauf die Teutschen anfaͤnglich geschrie- ben haben, also benennet. Sie gehoͤren eben- falls zu den beweglichen sachen, iedoch koͤnnen sie unter gewissen umstaͤnden die eigenschaft der unbe- weglichen dinge erhalten. Sie werden in alte und neue eingeteilet. Die alten waren meisten- teils auf pergament geschrieben, folglich weit koͤstli- cher als die neue, welche odentlicher weise aus pa- pyr bestehen. Das pergament wird aus kalb-oder schafs-haͤuten gemachet, und ist von der Attali- schen stadt Pergamum in klein Asien, also benen- net worden, alwo man es zu machen erfunden hat. Das beste findet man in Holland. Man teilet es in zartes oder jungfern pergament und ge- meines. Dises wird auf einer seiten rauch, auf der andern seite geglaͤttet. § 1568 von den buͤ- chern der al- ten. Die buͤcher der alten wurden entweder auf per- gament, oder auf papyr (chartas) geschriben. War deren gestalt fast viereckigt und vile blaͤtter zusammen geleget und gehaͤftet, auch mit einem deckel versehen, so hatte man einen codex. Wur- de das pergament, oder die chartaͤ laͤnglicht zu- sammen geklebet und darauf gerollt, so war ein volumen da. Auf dem hisigen regirungs-archive finden sich schmale und sehr lange rollen, worauf die alten Kammer-rechnungen stehen. Daher ruͤret von den buͤchern. ruͤret die benennung der zeugen, rotel und der rol- listen bei der Reichs Kanzellei zu Wien. § 1569 Die buͤcher koͤnnen auf mancherlei weise einge- der buͤcher einteilung. teilet werden, 1) in geschribne und gedruckte, von aller hand formaten, wie dann unter den ge- schribenen die erbschoß-steuer-zinß-gerichts-amts- rats-stadt-flur-handels-haus-und vile andere buͤcher bekannt sind; 2) in alte und neue, 3) nach irem inhalte, oder der materi, in theologische, juristi- sche, medicinische, philosophische, philologische ꝛc. 4) nach irer einrichtung und ausarbeitung, in gu- te und schlechte, 5) ires erlaubten, oder verbot- tenen gebrauches halber, in erlaubte und uner- laubte ꝛc, repertorium iuris priuati im I ten tei- le s. 762 § 8, 9, Ludovici im kaufmanns-lexico I ten teile, sp. 2198 fgg. Die beste einteilung ei- nes buͤcher vorrates nach allen wissenschaften ergi- bet der inhalt der Gundlingischen bibliotheck, Halle 1731, 8, im auszuge des I ten und II ten teiles. § 1570 Bevor ein buch zu seiner wirklichkeit gelanget, ein buch muß, bevor es zu seiner vollkom- menheit ge- langet, durch vile haͤnde ge- hen. und wenn es zum bequemen gebrauch eingerichtet werden soll, muß selbiges durch vile haͤnde gehen. Der schriftsteller, papyrmacher, schriftguͤsser, setzer, buchdrucker, corrector, verleger, buch- binder ꝛc. muͤssen dazu huͤlfreiche hand leisten. § 1571 Johann Guttenberg von Sorgenloch, genannt wer das buchdrucke n erfunden hat? Gaͤnsefleisch, ein nider-Rheinischer von adel und buͤrger zu Mainz, erfand das buchdrucken mit schneidung der buchstaben auf tafeln, hernach de- ren einzeler schneidung im holze, darauf mit guͤs- sung aus bleie, ferner aus metalle, endlich aus zinne, mit metalle vermischet. R r 5 § 1572 XXXVI Haubtstuͤck § 1572 die ersten gedruckten buͤcher. Das erste buch war ein vocabularium, oder catholicon, welches gedachter Guttenberg mit bei- huͤlfe seines gesindes nur blattweise auf hoͤlzerne brettlein geschnitten hat. Es kam in Mainz 1450 zum vorscheine. Das zweite buch ist die lateini- sche bibel in gros folio vermittels einzeler gegosse- ner buchstaben in gesellschaft Johann Faustens und Peter Schoiffers von Gernsheim. Ehe der 12te bogen abgedruckt war, kostete der druck schon 4000 fl, das dritte buch war der lateinische psal- ter, den Faust und Schoiffer 1457 ausgehen lisen. Das virte buch waren Durands rationale 1459 fol. durch eben diselben. Das fuͤnfte waren die cle- mentinaͤ, 1460 fol. das sechste buch war die aufla- ge von gedachten catholico, 1460 fol. das sibente war das sechste buch der decretalien, 1465 fol. Koͤhlers ehrenrettung Johann Guttenbergs s. 36 fgg. § 1573 fernere ein- teilung der buͤcher in seltene und gemeine. Die buͤcher sind entweder seltene, oder gemei- ne; zu jenen rechnet man die bald nach der dru- ckerei-erfindung ausgekommene, insonderheit die Aldinischen und Stephanischen ausgaben. Von den seltenen buͤchern handeln Johann Vogt im ca- talogo librorum rariorum. Hamburg 1747, 8, und Fr. Bernhard in der curieusen histori der ge- lehrten, s. 659 fgg. Gundlings histori der ge- lahrheit IIII ten teiles s. 6057 fgg. § 1574 Auf der kirchen-versammlung zu Trident kam 1563 die anordnung eines indicis expurgatorii zum standt, Saligs histori des Tridentinischen conci- liums III ten teiles s. 162, thue hinzu des Johann Maria Brasichell indicis librorum prohibito- rum von den buͤchern. rum I ten teil Rom. 1608, 8, und des Aymon tableau de la cour de Rome s. 284 fg. § 1575 Wenn vile buͤcher zusammengesetzet werden, wie die bi- bliotheck entstehet? und deren bedeutun- gen. welche zu eines eigentume gehoͤren, heissen dieselben eine bibliotheck und bei den alten Teutschen eine liberei. Es bedeutet aber das wort bibliotheck entweder den ort, wo die buͤcher aufbehalten wer- den, oder den buͤchervorrat selbst. Die bibliothe- cken sind entweder oͤffentliche, oder privat auch geschlechts-bibliothecken. An den hoͤfen findet man eine bibliotheck und darneben eine hand bibliotheck des herrn. § 1576 Die bibliothecken sind von abzugs-gelte frei, der biblio- thecken und buͤcher frei- heiten. wie dann auch die buͤcher nicht unter die vermoͤ- gensteuer gehoͤren, obwol es in Frankfurt und Nuͤrnberg ꝛc, anders gehalten wird. Denn handwerkszeug kan nicht versteuret werden. Im- gleichen sind die buͤcher, welche den studirenden gehoͤren, zollfrei, nicht aber derer, welche handel und wandel damit treiben. § 1577 Bei den erbeteilungen der privat-personen ne- wie es mit den biblio- thecken bei erbeteilun- gen oͤfters gehalten wird. men oͤfters die soͤne die vaͤterliche bibliotheck zum voraus; welchen die toͤchter an den muͤtterlichen kleidern haben. § 1578 In die buͤcher kan ordentlicherweise die exsecu- der buͤcher und biblio- thecken rechte. tion nicht geschehen. Gestalt dann auch unter der unterpfaͤndlichen verschreibung alles vermoͤgens die bibliotheck nicht verftanden wird. Nach Sach- sen rechte gehoͤren die buͤcher nicht zur heergewede. Hingegen zur gerade zaͤlet man diejenige buͤcher, welche die weibespersonen gebrauchet und im be- schlusse gehabt haben. § 1579 XXXVII haubtstuͤck § 1579 der buchlaͤ- den eintei- lung. Zu einem buchladen werden eigentlich nur sor- timent erfodert. Kommen die verlags-buͤcher hin- zu; alsdann ist der buchlade desto vollstaͤndiger. Man teilet sie ferner in die mit einheimischen, so- dann geistliche, juristischen oder arzenei-und welt- weisheitsschriften an ge fuͤllete, oder in neumodische laͤden, die mit wiz und verstande, gedanken, auch schoͤnen wissenschaften, oder wirtsschafts-werkgen prangen, oder mit uͤbersezungen ausgeziret werden. § 1580 In den buchlaͤden kan wohl eine oͤffentliche ver- kaufung (auction) angestellet werden. Siben und dreisigstes haubtstuͤck vom heutigen, oder lumpen papyre. § 1581 was papy- rus eigent- lich ist? P apyrus ist ein dreieckigtes rid, welches am ufer des Nils in Aegypten, wie auch in Sici- lien waͤchset, woraus ein schreibe zeug gemacht wur- de; die abbildung dises papyres, oder rides hat der Zwinger am a. o. s. 367 mitgeteilet, auch die art das papyr daraus zu fertigen s. 368 erwaͤnet, und dessen gattungen der Grupen in den obser- vationibus de forma conficiendi acta apud Ro- manos s. 169 erzaͤlet. Die dinneste war charta augustana, dann folgete die livia, welches die an- dre und die Claudia die dritte war. 1582 wenn das heutige pa- pyr erfun- den worden ist? dessen gattungen. Hiervon ist das heutige papyr, welches gegen den anfang des virzehnten jahrhunderts erfunden worden ist, ganz unterschiden. Denn es ist ein vom papyrmacher auf der papyrmuͤle zubereitetes blatt, darauf man schreiben, auch drucken, und das zu andern vom heutigen, oder lumpen-papyre. andern sachen gebrauchet werden kan (§ 535, 537). Man teilet es in pack- schreib- druck- und loͤsch- papyr. Man hat solches von mancherlei groͤse. Sodann hat man gestempeltes und ungestempel- tes; super-regal, ordentliches regal, groses, mit- tel und kleines, post-median-klares, post-papyr, dickes noten, weißes, ordentliches schreib- oder register-papyr, braunes- oder concept-papyr, un- geleimtes druck-papyr von allerhand gattungen, alles aus leinen lumpen gefertiget. Die wollene lumpen geben blaues, grobes, schraͤnz- oder ma- culatur, fluͤß- oder loͤsch-karten, haͤftlein und ein- binde-papyr, welches leztere geleimet seyn muß, Marpergers kaufmanns-magazin s. 212 des II ten teiles der buchdrucker-kunst I sten teiles s. 214 fg. § 1583 Die kunst das papyr aus leinwande und seiden dessen erfin - dung, zu fertigen, wollen die Tschineser schon vor Christi geburt ausgeuͤbet haben, du Halde II s. 281 § 4. Die weise das heutige papyr zu bereiten, lehren die buchdrucker-kunst am a. o. s. 211 fg., und der von Rohr in den merkwuͤrdigkeiten des oberhar- zes s. 515 fg. § 1584 Man teilet das papyr in buͤcher und rise. Ein und eintei- lung in buͤ- cher u. rise. buch schreibpapyres betraͤget 24, und druckpapyr 25 bogen, das ries enthaͤlt 20 buͤcher. Ein bal- len bestehet aus 10 risen. § 1585 Das beste wird aus zarten leinen tuche, aus woraus sol- ches zube- reitet wird? papyr-spaͤnen; das schlechte hingegen aus farbigen und geringen lumpen, sodann das blaue und loͤsch- papyr aus wollenen lumpen zubereitet. § 1586 In den Niderlanden hat man das gestempelte wo das ge- stempelte papyr erfun- papyr erfunden; obgleich der Marperger das gegen- XXXVII haubtstuͤck den worden ist? gegenteil behaubtet, sihe indeß den Boxhorn in der disquisit. polit. s. 276, und den Friderich Jac. Bartholdi de charta signata cap. II § 17 s. 37. § 1587 die gattun- gen des stempel-pa- pyres in den F. H. Casse- lischen lan- den. In den Fuͤrstlich Hessen-Casselischen landen sind besage der verordnung vom 9ten Sept. 1749 zehnerlei sorten stempel-papyr: 1) von 6 heller, 2) 1 albus, 3) fuͤr 2 albus, 4) fuͤr 4 albus, 5) zu 8 albus, 6) zu 12 albus, 7) 24 albus, 8) 1 thlr. 9) 1½ thlr. 10) 2 thlr. In den Kur- Braunschweigischen landen sind virerlei gattun- gen gesezet: 1) mit einer krone, 2) mit einem pferde, 3) mit einem loͤwen, 4) mit einem kran- ze, Kur-Braunschweig-Luͤneburgischer landesord- nungen IIII ten teiles cap. VII s. 75 fgg. s. 147 fg. Von dem koͤniglich Preusischen und Kur-Bran- denburgischen stempel-papyre, sihe den Mylius im corpore constitut. March. teile IIII abt. 3 s. 231 abt. 5 s. 232 fgg. Von dem Kur-Saͤch- sischen stempel-papyre findet man die verordnun- gen beim Menken im system. iuris ciu. s. 1185 fgg. § 1588 ob eine han- delung, wel- che auf stem- pel-papyr haͤtte ge- bracht wer- den sollen, gaͤnzlich un- giltig sey? Wer einen handel zu papyre bringet, selbigen aber auf stempel-papyr nicht schreibet, verursachet nicht, daß die handelung deshalber ungiltig werde, gestalt ebenfalls, wenn die strafe der nichtigkeit gesezet ist, zwar dise schrift auf ungestempeltes pa- pyr keine beweis-kraft hat; gleichwol der handel an und fuͤr sich aufrecht bestehen bleibet, von Leyser spec. 262 s. 998 fgg. des 4ten bandes. § 1589 Wer etwas auf mein papyr schreibet, muß mir selbiges bezalen, Stryk de iure biblioth. Acht vom flachse, hanse, garne, ꝛc. Acht und dreisigstes haubtstuͤck vom flachse, hanfe, garne und leinewande. § 1590 D er flachs-bau hat seinen grosen nuzen im state der flachs- bau ist n uͤ z- lich. und im haushalte, immasen der handel mit garn und leinen-tuche einer der ansehnlichsten ist, wodurch, wenn der flachs wohl geraͤtet, viles gelt in ein land gebracht werden kan. Des lein-oͤles nicht zu gedenken. Wannenher der untertan zum flachs- auch hanf-bau anzuhalten, bevorab wo es das land zugibet, F. H. Casselische greben-ordn. tit. 34 § 1 s. 83 fgg., iedoch muß der getreide-bau allezeit selbigem vorgezogen werden, sowol wegen des unterhaltes der menschen, als auch des vihes, nicht minder des strohes halber, oͤconomische nach- richten dritter band, Leipzig 1751 s. 75, s. 81 fgg. V ter band s. 605 fgg. § 1591 Flachs ist dieienige pflanze, welche aus gesaͤe die beschrei- bung davon. ten leinsamen waͤchset, und einen einfachen zarten runden und holen staͤngel hat, ungefaͤr 2 bis 3 fuße hoch, Zwingers kraͤuter-buch s. 633. Aus dessen baste wird das garn gesponnen. Der hisi- ge lein ist dreierlei, fruͤlein, franzosen-lein, und feld-lein. Die erste gattung heisset auch garten- lein, unter selbigen mischen die leute gern gelben moͤren-samen, um fruͤ-moͤren zu bekommen. Man hat auch hir die probe mit dem Siberischen leine ge- machet, und ihn gut befunden. Diser wird ab- geschnitten, die wurzel bleibet stehen, welche jaͤr- lich wieder reichlich ausschlaͤget. Frost und hize schadet ihm nicht. Denn sonst heisset es vom flachse: XXXVIII haubtstuͤck flachse: er hange am himmel, das ist, wenn er keine regen bekommet und gute witterung hat, oder ein meltau faͤllet, verdirbet er. Johann Daniel Schreber hat vom perennirenden Siberischen leine 1754 eine kleine abhandelung in 4to ausge- hen, auch einen staͤngel in kupfer stechen lassen. Der Siberische lein verdinet auf solche weise die aufmerksamkeit der policei. Vom kuͤn-flachse sihe die oͤconomische sammlungen aus der Bres- lauer natur- und kunst-geschichte s. 290 fg. § 1592 worauf bei dem flachs- baue zu se- ben ist? Der flachs will einen gelinden, muͤrben, guten und ein wenig mit sand vermengten, wohl zuge- richteten, iedoch nicht zu fette geduͤngten acker ha- ben, Leipziger sammlungen von wirtschaftlichen ꝛc. sachen VIIII ter band s. 97, s. 396. Darnebst wird erfodert: 1) alter, reifer leinsamen, wel- cher in einem ganz reinen sacke auf das feld zu bringen ist, 2) muß der acker dreimal uͤbersaͤet werden, 3) etwas dick, 4) vormittages. Denn man saͤe ein stuͤck zur haͤlfte des morgens und das andre nachmittages; so veroffenbaret sich der grose unterschid. Der bauer spricht daher: vormitta- ges-saat ist halbe dunge. § 1593 welcher lein dem andern vorzuzihen ist? Wo moͤglich, ist der tonnenlein oder Rigaische dem spaͤten oder klengelein vorzuzihen, Hessen- Casselische verordnung wegen des garnspinnens ꝛc. vom \frac{20}{9} Mai 1738 § 2, Kur-Braunschweig-Luͤ- neburgischer landes-ordnungen III ter teil cap. 4 s. 335 s. 347, 352, Marperger vom hanfe und flachse, und im kaufmanns-magazine s. 573 des I sten teiles. Jedoch faͤret der Vogelsberger in seinem von kleinen steinen wimmelnden lande mit einheimischen leine am besten. Vom Liflaͤndi- schen lein- und flachs-baue sihe die oͤconomischen samm- vom flachse, hanfe, garne, ꝛc. sammlungen aus den Breslauer natur- und kunst- geschichten s. 245. § 1594 Unter allen gewaͤchsen, welche das land zum der flachs- bau ist muͤh- sam. besten des menschlichen geschlechtes traͤget, brau- chet kein einziges, bevor es zum vollkommenen ge- brauche gelanget, so vil muͤhe und arbeit, als der flachsbau und die fertigung der leinewand. Denn 1) ist das land ausserordentlich zuzubereiten, daß es der rosmarin erde gleiche, 2) muß der leinsa- men sehr wohl gereiniget werden, 3) ist ein be- sonderer reiner beutel, und 4) ein ganz rein-ge- waschenes saͤe-tuch darzu noͤtig. Wenn er auf- gegangen, ist selbiger 5) zu jaͤten, 6) zu ropfen, 7) zu ruͤffeln (reffen), 8) zu buͤsseln, 9) zu roͤ- sten, 10) wenn er flick im wasser ist, 11) auf der wise zu stauchen, oder 12) wo er noch nicht recht flick ist, auf den rasen zu breiten, 13) wenn er geweidet hat, bindet man ihn in dicke gebunde, 14) wird er nach hause gebracht, 15) an die son- ne geleget, und 16) geplauet, 17) auf einen haufen geschlagen, wohl zugedecket, 18) gebre- chet, 19) geschwungen, 20) zu zweien bis drei- enmalen gehechelt, 21) welches endlich der flachs genennet wird, und sich von dem werke, als dem abgange bei dem hecheln unterscheidet. Der flachs ist hirauf 22) zu spinnen, 23) das garn zu haspeln, oder zu weifen, 24) zu siden, oder zu aͤschern, 25) zu klopfen, 26) zu weben, 27) zu bleichen, 28) die knoten sind auf dem boden zu trocknen, 29) fleißig zu wenden, 30) der feldlein an der sonne zu klengen, immaßen die knoten des Franzosen-leines sich nicht klengen las- sen, sondern geplauet oder gedroschen werden muͤs- sen, endlich ist 31) der lein mit siben zu reinigen. S s § 1595 XXXVIII haubtstuͤck § 1595 vom flachs- roͤsten, Wo moͤglich, ist der flachs nicht im wasser zu roͤsten, sondern auf dem rasen, felde, oder den trischen auszubreiten. Wo aber keine gelegen- heit hirzu ist, darf er in fischbaͤche, oder woraus gebrauet wird, nicht geleget werden, F. S. Go- thaische landes-ordnung III ter teil, s. 533, My- lius im corp. constitut. March. im V ten teile, III ten abt. s. 239 s. 384, 387. § 1596 was davon die F. H. Casselische sisch- ꝛc. ord- nung besa- get? In der F. H. Casselischen wasser- fisch- und haͤge-ordnung vom 1sten Oct. 1711 ist § 9 verse- hen, daß in den forellen- krebs- oder gruͤndel-baͤ- chen kein flachs bei verlust desselben und 5 rthlr. strafe, eingeleget werde; iedoch sind die grosen wasserstroͤme, als die Weser, Werra, Fulda, Laͤn, Eder, Schwalm und Dimel ausgenom- men, worin flachs zu legen erlaubet ist; F. H. Casselische greben-ordnung tit. 26 § 8 s. 61. We- gen der Ohme ist desfalls streit entstanden. Als das Schenkische amt zu Schweinsberg wegen einlegens des flachses in die Ohm die buͤrger allda bestrafete, kamen dise dahir um eine besichtigung ein und behaubteten, daß, weil die Ohm der Schwalm gleich waͤre, das roͤsten ihnen verstat- tet werden moͤgte. Es hat auch die fuͤrstliche com- mission fuͤr die buͤrger 1746 gesprochen. § 1597 wie die doͤr- rung des flachses ge- chehen soll? Die doͤrrung des flachses ist wegen augenschein- licher gefar des brandes anders nicht, dann an der sonne, oder in gemeinen von den doͤrfern und staͤdten entferneten darren zu verstatten, folglich darf er nicht in den stuben und backoͤfen gedoͤrret werden, F. H. Casselische greben-ordnung tit. X § 5 s. 26, Casselische feuer-ordnung § 26-28, Kur-fuͤrstl. Braunschw. Luͤneb. landes-ordnung III ter vom flachse, hanfe, garne, ꝛc. III ter teil cap. IIII s. 290 fg., S. Gothaische landes-ordnung III s. 365 fgg., Leopoldt am a. o. s. 159 fg. Sonst ist das doͤrren an der son- ne dem flachse weit fuͤrtraͤglicher, als etwa im backofen. Ist diser zu heis; so leidet die guͤte des flachses schaden. § 1598 Das brechen und schwingen, auch hecheln, das brechen, hecheln, ꝛc. soll nicht bei licht besche- hen. muß one licht geschehen, Kur-Braunschweig-Luͤ- neburg. L. O. III ter teil s. 291, F. S. Gothaische fernere beifugen zur landes-ordnung s. 351 fgg. Besage der Kur-Brandenburgischen verordnung beim Mylius im corp. constit. March. V ten teile I abt. s. 12 soll der flachs innerhalb den staͤd- ten nicht getrocknet noch gebrechet werden. Zur pest-zeit ist der flachs nicht ins land zu bringen. Aller flachs gebrecht und ungebrechet, wenn er nur vom acker gebracht ist, gehoͤret nach Sach- sen-rechte zur adelichen gerade. Imgleichen das garn, roh und gesotten, gezwirnet und ungezwir- net, ꝛc. Barth am a. o. s. 170, 171. Der ge- schwungene flachs wird in gesplisse geteilet. Wenn der flachs beim schwingen nicht vil verflo- gen ist, gibet eine handvoll 3 gesplisse, sonst aber zwey. Zehen gesplisse tun eine halbe kaute gehe- chelten flachses; folglich bestehet die kaute aus 20 gesplissen. 24 kauten machen einen globen gehe- chelten flachses. Der silbergraue ist der beste. Von den betruͤgereien der flachs-verkaͤufer sihe den Hoͤnn am a. o. s. 144, 145. § 1599 Die agen (oder der kern des flachs-staͤngels, was der agen halber zu verord- nen ist? die schaͤbe,) muͤssen die an den staͤdten wonende untertanen aufzubehalten und den weisbindern (tuͤnchern), toͤpfern und bauherren zu verkaufen angewisen werden. S s 2 § 1600 XXXVIII haubtstuͤck § 1600 die eintei- lung des garnes. Vom flachse fallen der sogenannte flachs und das werk, auch das aischwerk (oschwicke). Vom leztern wird das groͤbeste garn zu sacktuch gespon- nen. Das aus den ersten gesponnene garn wird in das flaͤchsene und werkene geteilet. Das garn ist ein zusammengedreheter faden. § 1601 von dem haspel oder der weife. Der haspel oder die weife muß eine behoͤrige groͤße haben, und die drechsler sind darauf anzu- weisen. In Sachsen hat man gebinde, zalen und strenen. Das gebinde bestehet aus 20 faden und der strang aus 40 gebinden. Dahir auf dem lande findet man geplaͤze, oder 60 haspel- faͤden, gebinde und zalen, auch halbe zalen, imglei- chen straͤnge. Der strang enthaͤlt 5 geplaͤze; die zale 20 geplaͤze. Ein gebinde ist zu Marburg ein geplaͤze, dazu 60 haspelfaden gehoͤren und 20 eine zale sind; auf dem lande aber tut das gebinde 2 geplaͤze und 10 gebinde geben eine zale. Auf dem lande hat das geplaͤze auch 60 haspelfaden und das gebinde tut 120 haspelfaden. Wie man es zu Berlin nenne, gibet die unterweisung vom spinnen und we- ben, in 8, zu erkennen. Der Schlesische garn- und leinwands-handel bemerket zum stuͤcke 4 stren- nen, eine strenne hat 3 zaspel, eine zaspel 20 ge- winde, ein gewinde zehn faden, Marpergers Schlesischer kaufmann s. 230 cap. 5, 1714, 8, worin er uͤberhaubt von dem Schlesischen flachs- garn- zwirn- leinewand- und schleier-handel gute nachricht mittheilet. § 1602 der starke flachsbau in Ober-Hes- sen. Im oberfuͤrstentume Hessen ist der flachsbau betraͤchtlich, fuͤrnaͤmlich in den doͤrfern des amtes Homberg an der Ohme, Eringshausen und dem Vogelsberge, gestalt im leztern auch die manns- perso- vom flachse, hanfe, garne, ꝛc. personen spinnen, und statt des lichtes spaͤne an- zuͤnden. Der Ruͤlbenroͤder und Eringshaͤuser flachs laͤsset sich spinnen, daß eine zale durch einen fingerring gezogen werden kan. § 1603 Dieweil nun der garnhandel fuͤrnaͤmlich in vom garn- handel in Hessen. Nider-Hessen, insonderheit zu Homberg an der Efze, sehr groß ist; so hat man zu Cassel deshal- ber noch 1732 unterm \frac{14}{25} Aug. eine besondere ver- ordnung ausgehen lassen, inhalts deren ein kaͤu- fer, der mit garne oder leinenen tuche betrogen worden ist, solches zuruͤck geben kan, und der verkaͤufer muß ihm das kaufgelt nebst den schaͤden und unkosten erstatten. Finden sich falsche haspel; so wird der verkaͤufer oder die verkaͤuferin one entschuldigung zum erstenmale mit 1 fl., zum 2ten male mit 5 fl., zum 3ten mit 4 wochen thurm- strafe beleget. Beim schocktuche wird iede an der laͤnge felende ¼ elle mit 1 fl., ieder halbe zoll an der breite mit 3 fl. verbuͤsset, und wenn das tuch an garne oder gewebe untuͤchtig befunden wird, ist die strafe vom stuͤcke 5 fl. Dafuͤr haf- tet der erste verkaͤufer. Merket es aber der kaͤu- fer nicht, und versendet das garn oder tuch; so faͤllet die strafe ihm zur last; greben-ordnung tit. VI § 1 tit. 34 § 2 fg. s. 83, 84, F. H. Casselische verordnung wie es mit dem garnspinnen, leinen tuchmachen und dessen handel gehalten werden soll 1738. Zwo andre Luͤneburgische verordnun- gen hirvon stehen bei dem Marperger am a. o. s. 908 fgg. § 1604 Die guͤte des garnes ist: daß es trall und der- von der guͤte des garnes. be ist, wenn es zum weisgarnichten leinewande verarbeitet worden ist, Marperger im Schlesi- schen kaufmanne s. 231. Das garn ist entweder S s 3 weber- XXXVIII haubtstuͤck weber- oder pack-garn. Dises ist loser als jenes, und dinet zum zwirne und andern manufacturen. Der zwirn ist dreierlei: der grobe, mittlere und feine. § 1605 die eintei- lung der lei- newand. Die leinweber weben teils werkene, oder mittel- leinewand, teils flaͤchsene, welche in grobe und feine, rohe oder ungebleichte, haus- oder kauf- tuch eingeteilet wird. Das hisige leinen-tuch ist entweder schmal oder breites. Dises hat zwo ellen in der breite. Jenes ist das feinere. Das breite ist 1) entweder sacktuch, als das groͤbeste, oder 2) geworren, dessen aufzug vom flaͤchsen garne, und der einschuß oder einschlag aus werken- garne bestehet, oder 3) es ist ganz flaͤchsen. Aus- ser dem leinen-tuche wird in Ober-Hessen, insbe- sondere aber zu Hersfeld, bild- oder tisch-zeug ge- fertiget, welches man auch leinen-damast nennet. Das schmale tuch, dessen breite hisiger orten et- wa 1½ ellen, enthaͤlt 18, 20 bis 24 zalen auf die stige, oder 20 ellen. Die feineste leinewand ist die Hollaͤndische, Bilefeldische, auch Wahren- dorfische, Schlesische und Lausizische. § 1606 der Schle- sier, Der Schlesier teilet die leinewande in grobe, feine, dicke und dinne, mittel und geringe. Die breite ist auch 2 ellen und daruͤber. Die schleier- webe gehoͤret auch hirher, die aus glatten, gestreif- ten, piquirten mit duͤpfeln und blumenwerke be- stehet. Die schleier sind dreierlei: grobe, mitt- lere und feine. Die Breslauer ballen- oder bett- zeuge bestehen aus zwillig-ballen, leinewand-bal- len, und schuͤrzen-leinewands-ballen. Die Ni- derlaͤndische ballen haben eingewebte figuren. Die zuͤchen sind rauten-weise gewebet. Dama- stene vom flachse, hanfe, garne, ꝛc. stene tafel- und tisch-tuͤcher, servietten-ballen lifert Schlesien ebenfalls. § 1607 Es fraget sich aber: ob die leineweber galgen- die leinewe- ber sind in den F. H. Casselischen landen von der aufrich- tung der ge- richte frei. heber seynd? Vermoͤge einer F. H. Casselischen verordnung vom 12ten Mai 1701 ist versehen: daß, wie das leineweber-handwerk mit herbeibrin- gung zum galgen nie das geringste zu schaffen ge- habt habe; also auch die leineweber von der auf- richtung der gerichte ganz frei, ledig und los er- klaͤret werden. Von den betruͤgereien der leine- weber handelt Hoͤnn am a. o. s. 244, welchen am fuͤglichsten von der oberkeit in den policei-ord- nungen, oder den innungs-brifen, und durch ein wohlbestelltes schau-amt vorgebeuget werden kan. § 1608 Wenn einem das leinen vermachet ist, gehoͤret was das vermaͤchtniß des leinen in sich be- greifet? ihm auch das vorraͤtige garn. Wenn in den eheberedungen das leinen-geraͤte fuͤrkommet; be- greifet solches alles dasjenige leinene zeug, welches zur menschlichen bekleidung und sonst zum noͤtigen gebrauche in der haushaltung noͤtig ist. § 1609 Was den bleichern gelifert wird, dafuͤr muͤssen von den bleichern. dise stehen. Bei einer stadt, oder gemeine muß ein stuͤck wasen, am wasser gelegen, zum bleich- plaze angewisen werden. Eine kurze nachricht von den Harlemischen leinewandbleichen findet man in den Leipziger sammlungen III ten bande s. 269. Zum bleichen werden uͤberhaubt erfodert ein ort, der gebuͤrge-wasser hat, und mit buchen- oder elsen-asche wohl versehen ist. Die asche di- net zur beuche und zihet die rohigkeit aus, damit das leinen wolligt wird und gut aussihet. Der frost im winter bleichet auch wohl. Der Hol- laͤnder bleichet mit buttermilchs-wattig. S s 4 § 1610 XXXVIII haubtstuͤck § 1610 der hauf- bau ist ein- traͤglich. Der hanf-bau ist in hisigen gegenden nicht eben gemein, ob er gleich grosen nuzen bringen kan, Samuel Trowells anleitung fuͤr einen landmann, Leipzig 1750, 8, s. 87 fgg. Es ist der hanf ein feld-gewaͤchs, welches einen einzigen geraden, vir- eckigten, rauchen, holen, und an manchen orten, oft einer manns-laͤnge hohen staͤngel treibet, des- sen rinde eigentlich zum gespinste gebrauchet und gleich dem flachse zubereitet wird. Er will eben- falls einen milden und gelinden boden haben, wie der flachs, von Rohr am a. o. s. 221 fgg., Leo- poldt s. 144, 145, Leipziger sammlungen von wirtschaftlichen ꝛc. sachen im zehnten bande s. 170. Es ist solcher von zweierlei art, naͤmlich einiger hat einen dicken, hohen, mit starken samen-zoͤpfen besezten staͤngel, der andre ist etwas nidriger, zar- ter, auch vom weisern staͤngel one samen-zoͤpfe, und wird von einigen fimmel, auch die haͤnfin benennet, Hofmann in der klugheit hauszuhal- ten, II ten buche s. 93 § 48. § 1611 wo solcher stark betri- ben wird? Moscau, Lifland, Curland, Polen, Elsas, auch Ungarn ꝛc. zihen sehr vilen hanf, welcher, wenn er gut zurechte gemachet wird, zur hauslei- newand wohl gebrauchet werden kan. Zu segel- tuͤchern wird dise gern gebrauchet. Die schuma- cher lassen iren drat aus hanfe spinnen. Am me- resten aber verarbeiten solchen die seiler, welche iedoch darunter, one betrug, kein flachs-werk ne- men duͤrfen, Hoͤnn im betrugs-lexico s. 362, 363. Der samen ist im preisse dem rocken gleich und kan zum oͤle gut gebrauchet werden. Er gehoͤret zu den sommerfruͤchten. § 1612 vom fahrnisse, welches zum ꝛc. § 1612 Wie fern der hanf nach Sachsen-rechte zur adelichen gerade gehoͤre, besaget Barth am a. o. s. 176, 177, num. 56. Neun und dreisigstes haubtstuͤck von fahrnisse, welches zum lehne oder erbe gehoͤret. § 1613 B ei absonderung des lehnes vom erbe, kommet sehr vil darauf an, was dem land-erben, und was dem lehn-erben gebuͤret. George Adam Struve im syntagmate iuris feudalis hat ein verzeichniß davon gefertiget. § 1614 Man sihet haubtsaͤchlich darauf: was zum worauf hir- bei zu sehen ist? lehne bestimmet ist, das bleibet bei demselben. Also gehoͤret eine schlage-uhr zum lehne. Nicht minder zaͤlet man in Thuͤringen die tauben zum lehne. Imgleichen rechnet man die windmuͤlen, die kelter, welche erdfest ist; ferner den becher, oder den willkomm, welcher zum lehngute verord- net worden ist; die binen, die tapeten, welche na- gelfest sind, ꝛc. Weiter einen grosen eisernen oder kuͤpfernen topf zum siden fuͤr das vih, zum lehne. § 1615 Das petschir, die betten, kreuze, das schiff und geschirr gehoͤren dem land-erben. Allein die glocken, erucifixe, kirchen-geschmeide, muͤlsteine, braupfannen, desgleichen das grobe geschuͤz, auch das pulver und das blei zur beschuͤzung der herr- schaft, auch haͤuser gehoͤren zum lehne. S s 5 Virzig- XL haubtstuͤck Virzigstes haubtstuͤck von den unbeweglichen sachen uͤber- haubt, insbesondere von den haͤusern und ligenden gruͤnden. § 1616 U nter die koͤrperlichen sachen gehoͤren die unbe- weglichen sachen (§ 1068), welche unterschid- licher gattung sind. Von den gebaͤuden. § 1617 was ein ge- baͤude be- deutet? Ein gebaͤude bedeutet uͤberhaubt den beschluß ei- nes raumes, dessen abteilung sich auf diejenige be- quemlichkeit gruͤndet, welche haubtsaͤchlich zu diser und jener verrichtung, die darin vorgenommen werden soll, hoͤchst noͤtig ist. Denn bauen begrei- fet iede zur auffuͤrung und besserung einer sache vor- genommene arbeit. Daher hat man den acker-feld- berg-wasser-haus-hafen-damm-schif-bruͤcken- schleussen-festungs-ꝛc. bau, wobei es auf das bau- recht ankommet. Das wort bau hat ebenfalls verschidene bedeutungen, Wachter am a. o. sp. 130 fg. § 1618 was bau- recht bedeu- tet? Das wort bau-recht hat unterschidliche bedeu- tungen, naͤmlich es wird darunter sowohl das ius colonarium angezeiget, Hennebergische landes-ord- nung im V ten buche, tit. I. cap. 4 § 1, als man auch dadurch die einem eigentumsherrn eines grun- des und bodens zustehende befugnis nach seinem gutduͤnken darauf allerlei gebaͤude des ortes brauch gemaͤß von den unbeweglichen sachen ꝛc. gemaͤß und dem dritten unschaͤdlich aufzufuͤren, verstehet. § 1619 Es vermag zwar iedermann vermoͤge der natuͤr- die natuͤrli- che freiheit des bauens halber kan beschraͤnket werden. lichen freiheit auf seinem eigenen grunde und bo- den nach beliben zu bauen; und wenn auch gleich dadurch dem nachbar sein taglicht benommen wer- den sollte, Nassau-Cazenellenbogische landesord- nung im VI ten teile cap. 3 § 2, 3, fgg. s. 181, 182. Allein sotanes recht wird oͤfters durch vertraͤge oder die zum besten und wohlstand des gemeinen we- sens, auch nuzen der untertanen, und zu verhuͤ- tung der streitigkeiten benebst der gefahr abzilen- den verordnungen der landesherrschaft und ober- keit beschraͤnket, wannenher in wohleingerichteten staten die besondern bauordnungen, baugerichte, baumeister besorget werden. Denn es lieget ei- nem landesherrn allerdings daran, daß nicht allein tuͤchtige und dauerhafte gebaͤude aufgefuͤret, selbi- ge in baulichen wesen bleiben, und baufaͤllige, oder verwuͤstete gebaͤude hergestellet werden, (§ 642-644 fgg), sondern auch dem gemeinen we- sen und den benachbarten kein schaden zugefuͤget werde. § 1620 Ein haus bedeutet so vil, als eine bedeckung, was ein haus bedeu- tet? aufenthalt, behaͤltnis ꝛc. Wachter am a. o. sp. 679, Frisch am a. o. s. 427 im I ten teile; das haus ist ein gebaͤude, worin menschen wonen, und fuͤr allerlei ungemache des wetters sich beschuͤzen, auch ire habseligkeit verwaren, nicht minder ihr gewerbe gemaͤchlich treiben koͤnnen. Der bauen- de muß angewisen werden, einen guten grund zu legen. Ein keller darin ist noͤtig. Die heimliche abtritte muͤssen ausser dem gebrauche nicht bemer- ket werden koͤnnen, Penther im I ten teile der bau- kunst XL haubtstuͤck kunst s. 86. Die haͤuser werden vom buͤrger und bauer mit holze und leinen, auch noch andern ma- terialien erbauet. Der hohe und nidere adel bauete mit kalke und steinen seine kemnaden, bur- gen, und schloͤsser. Die haubt- und scheide-waͤn- de, das dach, die tuͤren, die fenster und schorr- steine gehoͤren zu einem hause. Vom rauche und gestank befreiet zu seyn, ist ein haubtstuͤck. Die ovalen schorrsteine sind die besten, oder wenig- stens auch die eirkelrunde. Die hize des feuers treibet den rauch in die hoͤhe. Ein iedes feuer muß seinen besondern rauchfang haben, Penthers I ter teil zur baukunst s. 69. Es ist wirtschaftli- cher hoch, als lang zu bauen, Penthers II ter teil § 183 s. 22. Disemnach hat man das back- haus, brauhaus, gewaͤchshaus, malzhaus, waschhaus, vogel-schnecken-narren-enten-tauben- huͤner-binen-schilterhaus ꝛc. Noch merere der- gleichen haͤuser sind oben § 645 namhaft gemacht worden. Die gebaͤude zu einem landgute sihe im oͤconomischen lexico sp. 887 des Boͤcklers haus und feldschule, des Leonhardt Christian Sturms vollstaͤndige anweisung von landwonun- gen bei dem Fuͤrtenbachen, dem freiherrn von Hohberg, Fischern, Florino, Leopold am a. o. s. 727 fgg, dem Stisser am a. o. im XIIII ten haubtstuͤcke. § 1621 wozu die scheune die- net? Die scheuer (scheune) ist ein furwerksgebaͤude, worin feld-fruͤchte in iren garben und gebunden, nicht weniger heu und grummet, auch leres und ausgedroschenes stroh aufbehalten, und die erstern ausgedroschen werden. Die scheune enthaͤlt ban- sen und die tenne; oder nach oberhessischer einrich- tung die heu-boden, die geruͤster zu den fruͤchten und dem gestroͤhe, den hald-boden und die scheuer- tenne von den unbeweglichen sachen ꝛc. tenne. In scheunen von mauerwerke muͤssen die loͤcher, wie bei den pulvertuͤrmen gefertiget wer- den, um die anlegung des feuers zu verhuͤten. § 1622 Die kuͤhe- und ochsen-auch rinder-staͤlle sind nicht die einrich- tung der staͤlle fuͤr das rinbvih. hoch zu bauen, da mit das vih warm stehet. Die krippen werden aus steinen gehauen. Zwo reihen kuͤ- he stellet man mit den koͤpfen so gegen einander, daß ein gang von 6 fuͤßen erhoben darzwischen bleibe. § 1623 Das malzhaus dinet zum malz-machen und wozu das malzhaus dinet? doͤrren. Dessen einrichtung beschreibet Penther I s. 101. § 1624 Zur einrichtung eines apothecken-gebaͤudes die- merere nachrichten von anle- gung aller- hand gebaͤu- de. net das Berlinische nach der einrichtung des Neu- manns, vom zeughause sihe den Penther s. 10, vom hoͤrsale s. 11, dem badhause s. 12, dem ball- hause s. 13, buͤchersale s. 21, der boͤrse s. 23, dem brauhause s. 25, dem universitaͤts-collegio, s. 37, rathause s. 49, guͤß-hause s. 70, reithause s. 86 spitale s. 87, pferdestalle s. 120, dem schafstalle s. 137, schweinstalle s. 140, taubenhause s. 150, wacht- hause s. 46, zucht-hause s. 164. von der anlegung ei- nes blauenfarben-werkes sihe die Leipziger sammlun- gen von wirtschaftlichen ꝛc. sachen im 7 bande s. 482 fgg. der zigeloͤfen, ebendas. im VI ten bande s. 302 fgg. von vorteilhafter anbauung kleiner unterta- nen haͤuser auf des adelichen gutes grund und bo- den, IIII ter band s. 161. § 1625 Sowohl in den staͤdten, als auf dem lande, ist worauf vor und bei an- legung der gebaͤude zu sehen ist? vor errichtung und anlegung der gebaͤude zu se- hen: 1) auf die lage, 2) den ort, 3) boden, 4) das wasser, 5) die luft und gesundheit, 6) die baumaterialien, 7) die staͤrke und bequem- lichkeit, XL haubtstuͤck lichkeit, nach absicht des gutes und gebaͤudes, auch der narungs-geschaͤfte. Darnebst ist bei er- richtung derselben dahin zu sorgen: daß sie erhoͤhe- te schwellen und ein gutes dach, besonders von zi- geln bekommen, wenn sie dauern sollen, nicht minder feuer fest werden, Krebs de ligno et la- pide, Gasser in der einleitung zu oͤconomischen po- litischen und kameral-wissenschaften, cap. III. Bei bauersleuten heisset feuerfest, wenn die schorr- steine nicht geflochten, sondern von leimensteinen gemachet sind, dise sind besser, wenn sie recht tro- cken sich befinden, als die backsteine, in betracht sie weit leichter fuͤr das gebaͤude sich aͤussern. Im- mittels sind die feuerfaͤnge so weit zu machen, daß ein mensch fuͤglich hineinsteigen kan, Kur-Braun- schweig-Luͤneburgischer landesordnung III ter teil, cap. 4 s. 260. 272 fgg. Mylius im corpore constit. March. P. V. abt. 1 s. 267, F. S. Go- thaische landesordnung P. III s. 1358. fgg. § 1626 was zur feuerfestig- keit gehoͤret. Es gehoͤret aber zur feuerfestigkeit der haͤuser, 1) daß die schorrsteine nicht geflochten, sondern von leimen, oder andern steinen gemachet sind; denn hoͤlzerne feueressen sind nicht zu dulten, in- dem sie hoͤchst gefaͤrlich sind; ein eisernes blech gehoͤret zu einem rauchfang, damit, wenn der ruß im schorrsteine brennet, die vorschibung dises ble- ches demselben die luft beneme, mithin das feuer ersticke, Penther § 180 s. 22. Ein schorrstein muß zur foͤrste des daches, oder dessen obersten kante hinausgehen. Widrigenfalles aͤussert es sich, daß der meistens horizontal streichende wind wi- der die erhabene teile, die hoͤher als der seitwaͤrts herausgefuͤrte schorrstein ligen, stoͤsset, und von da zuruͤck entweder ins haus, oder auf die nach- baren haͤuser prallet, daß dise, one mit geraͤuchert zu von den unbeweglichen sachen ꝛc. zu werden, ein fenster oͤfnen koͤnnen. Die poli- cei hat dennoch hirunter, fuͤrnaͤmlich der baͤcker halben, fuͤr den mißstand und die nachbaren sorge zu tragen. 2) Wo feuer hinkommen kan, muͤs- sen brandmauern aufgefuͤret werden. 3) Darf das dach nicht mit stroh F. H. Casselische greben- ordnung tit. 10 § 10 s. 26, rore, oder schindeln, sondern mit zigelsteinen (als das beste), Leipziger sammlungen von wirtschaftlichen sachen, 10ter band s. 974, oder schifersteinen gedecket seyn, wiewohl die schifersteine, weil sie springen, nicht recht feu- erfest sind, vielweniger die schindeln. Kupferne daͤcher sind zwar die besten, allein sie erfodern ei- ne gar starke grundlage. Mit bleie ein dach zu decken, ist ebenfalls nicht ratsam, anerwogen sol- ches schwer ist, und im feuer schmelzet, ausser- dem die loͤscher dadurch zum feuer zu kommen be- hindert werden. Das dachwerk vom rore, von schindeln und strohe ist gefaͤrlich bei der feuers not. Die altane von holze sind nicht zu dulten. Die mist-staͤtte duͤrfen an den schwellen nicht ligen. § 1627 Die handwerks-leute muͤssen bei dem bauen da- hin sehen, daß die kuͤche und werkstadt feuerfest werde, bevorab wenn sie im feuer arbeiten. Di- se sind in den unterirrdischen gewoͤlben am sichersten. § 1628 Die feuerfestigkeit zu bewerkstelligen, die art wie das be- ste des lan- des und der untertanen bei den ge- baͤuden be- sorget wer- den kan. und weise, wie die untertanen bauen sollen und zum gemeinen, auch irem eigenen besten die ge- baͤude, die herde, darren, camine, ofenloͤcher, die schloͤtte, schmide-essen, backoͤfen, brauhaͤuser, brantewein-blasen, schweinkoben, privete, wasch- side-faͤrbe-kessel ꝛc. sezen, erbauen und verwaren moͤgen, wie die maurer, zimmerleute, toͤpfer, auch XL haubtstuͤck auch andre handwerksleute bei vermeidung ernst- licher strafe die gebaͤude auf eine unschaͤdliche wei- se einrichten und auffuͤren sollen, Kur-Braunschw. Luͤneburg. landes-ordnung III, cap. 4 s. 266 fg. ist eine auf alle faͤlle abgefaste bau-ordnung, im- gleichen eine feuer-ordnung unumgaͤnglich noͤtig. Es muß zum bessern behufe der bauenden eine bau- casse, eine feuer-casse (brand assecuration) auf- gerichtet, wie auch andre fuͤrtraͤgliche anstalt vor- gekehret werden. Es ist alle virtel jare die feuer- schau zu verfuͤgen, und sind bauverstaͤndige leute besonders deshalber zu bestellen, F. H. Casseli- sche greben-ordnung tit. X § 7 s. 26 fg, F. S. Gothaische landes-ordnung III teil s. 380, My- lius im corp. constit. Marchic. V ter teil I te abt. s. 267 fg. Breslauische feuer-ordnung vom jare 1578, Nuͤrnbergische 1698, Wienerische 1666, Wirtenbergische 1703, Zwickauische 1678, Casse- lische 1659, 4, Carl Christoph Oelhafen von Schoͤllenbach disp. de singulari custodiendo- rum ignium cura et inspectione, Altorf 1731, Links disp. de incendiis, Joh. Fr. Moͤg- lings disp. de incendiis et causis improuisis, Hamberger de incendiis und die Kur-Saͤchsi- sche juͤngste feuer-ordnung, beim Menken im sy- stemate iuris ciuilis s. 1096 fg. § 1629 uf eine wohleinge- richtete feu- er-ordnung kommet hir- bei viles an. Von einer guten feuer-ordnung und deren ge- nauen befolgung haͤnget viles ab, indem dadurch viles und grosses ungluͤck von den untertanen abge- wendet werden kan. Es ist in selbiger der unter- tan zu aller vorsichtigkeit bei dem feuer und dem lichte anzustrengen. Bei entstehender feuers- brunst ist die feuerfolge bei strafe zu befelen, damit die einwoner des ortes die benachbarten, und un- rertanen, nach gehoͤreten lermen, rufen der tuͤr- mer, von den unbeweglichen sachen ꝛc. mer, waͤchter, sturm-laͤuten- oder schlagen, auch flinten- oder kanonen-schuͤssen, zu dem feuer mit noͤtigen, auch dinlichen geraͤte, wasser ꝛc. unver- zuͤglich herzu, eilen. Zu dessen behufe muß tuͤch- tiges feuer-geraͤte an eimern, hacken, leitern, sprizen ꝛc samt den pferden in bestaͤndiger bereit- schaft gehalten, behoͤrige leute bei den sprizen, ei- mern, hacken, leitern ꝛc. in gezimender ordnung bestellet werden, welche so wohl die loͤscher, wasser- traͤger und andre arbeiter anfuͤren, als auch die feuer-wache besorgen, die eingaͤnge zum feuer be- sezen, bei die geretteten sachen die behoͤrige wache bestellen. Die fuhrleute, oder die feuer-laͤufer ha- ben die spritzen, wie auch die wasser-kufen zum feuer zu bringen. Ein ieder haus-vater soll in sei- nem hause mit einer, auch zwoen handsprizen ver- sehen seyn, darnebst einen wasser-behaͤlter in som- mer auf dem boden haben ꝛc. § 1630 Dises findet seine nuzanwendung an den in der von andern loͤschungs anstalten. ebene gelegenen orten. Jedoch ist sowohl an di- sen, als auch an bergigten staͤdten und doͤrfern das bewaͤrteste mittel, wenn zwo reihen leute vom wasser an bis zur brandtstaͤtte gestellet werden. Die eine reihe gibt einer dem andern den geschoͤpften ledernen eimer in die haͤnde, die andre hingegen reichet die leeren eimer wieder an das wasser. Bei den brennenden schorrsteinen wird entweder mit einem pistole in selbige geschossen, oder ein schwefel-brand angebracht. Uebrigens erreget ein ieder brand so fort einen wind, welcher nach dem vorherigen zuge der luft sich wendet. Ein halbes maas-sole, oder salz-wasser loͤschet so vil, als ein eimer schlechten wassers, wie dises die erfarung zu Halle belehret. Wennder bliz einschlaͤget und zuͤn- T t det, XL haubtstuͤck det, alsdann tut die milch, auch mistsotte, gute dinste. § 1631 wo zu die feuersaͤcke gut sind? Die feuer-saͤcke, welche die haus-wirte in be- reitschaft haben muͤssen und den hopfen-saͤckẽ gleichen, dinen zur geschwinden fortschaffung des farnisses. § 1632 die schlan- gensprizen tun gute dinste. Die schlangen-sprizen tun sehr gute dinste. Ein mit einer ledernen weste, eisernem helme und ei- nem beile versehener mann, nimmet das eine ende der ledernen schlange mit sich in das haus, in welchem das feuer ausgekommen ist, und machet sich mit huͤlfe des beiles plaz. Nimmet das feu- er uͤberhand, werden die fenster eingeschlagen, da- mit die brand-sprizen da hinein spielen koͤnnen. Dises ist die Londonische loͤsch-ordnung. Alberti brife vom zustande der religion in Grosbrittan- nien I s. 42 fg. § 1633 was bei groser feu- ers-gefar zu tun ist? Bei groser gefar, wegen zusammenhangender haͤuser ist die niderreissung, oder zusammenschuͤs- sung eines gebaͤudes durch die gestuͤcke erfoderlich. § 1634 wie die le- derne eimer bequem an- geschaffet werden koͤn- nen? Damit aber kein mangel an ledernen eimern sey, werden die neu ankommenden buͤrger und ein- ziher, ingleichen, welche buͤrger, oder meister werden, einen, oder zwene eimer auf das rathaus, oder an die gemeine zu lifern, sie muͤssen auch wohl hir und da dergleichen zum handwerke schaf- fen, F. H. Casselische grebenordnung am a. o. § 14 s. 27, Mylius im corp. constit. Marchic. im V ten bande II ten abt. I fgg. § 1635 von den brand-cas- en. Von den feuer brand-cassen in den Kur-Saͤch- sischen-landen sihe den Menken am a. o. s. 1097, von der Kur-Brandenburgischen feuer-casse den Mylius von den unbeweglichen sachen ꝛc. Mylius am a. o. im V ten teile I abt. s. 173, 213, die gedanken von der einrichtung und dem nuzen der in den fuͤrstentuͤmern Calonberg, Goͤttingen zu errichtenden brand assecurations-societaͤt, in den Hannoͤverischen gelehrten anzeigen vom jare 1751, 9tes stuͤck s. 299 fgg. Generale brandgilde und brandassecuranz-casse verordnung fuͤr das amt Segeberg vom 10ten jaͤnner 1741 im corp. constit. regio-Holsat. s. 507, vorrede zum VII ten ban- de der leipziger saminlungen von wirtschaftlichen sachen ꝛc. von der Braunschweig-Wolfenbuͤtteli- schen brandt-versicherungs-gesellschaft vom jare 1753 im 10ten bande der leipziger sammlungen s. 898. § 1636 Das eichenholz, welches im gebaͤude nicht ge- welches holz zum bauen nicht tau- get? rade in die hoͤhe steht, sondern liget (horizontal), tauget nichts. Buchen-eschen-espen-birken-ha- seln-lindenholz taugen zum bauen nicht, Penther s. 16. § 1637 Die gebaͤude haben eine grose gunst, wannen- die gebaͤude haben grose gunst. her wuͤste plaͤze zum verbauen gegen billigen preiß hergegeben, oder vom eigentuͤmer selbst bebauet werden muͤssen. § 1638 Bei dem bauen muß ein ieder in der geraden li- wie sie auf- zufuͤren sind? ni seines nachbars hauses, und nach dessen hoͤhe sein gebaͤude auffuͤren, auch das winkelrecht (in- terstitium) zwischen zweien benachbarten gebaͤu- den beobachten. Die policei muß daher alle zim- merleute und maurer beim antritte ires handwer- kes vereiden lassen, daß sie keinen bau auffuͤren, wo der geringste zweifel wegen des nachbars sich hervortut, sondern, daß sie solche der oberkeit so fort anzeigen wollen. T t 2 § 1639 XL haubtstuͤck § 1639 der winkel wird fuͤr ge- meinschaft- lich im zweifel ge- achtet. Der winkel (zwischen-raum), wird im zweifel fuͤr gemeinschaftlich geachtet, Hildebrand de fini- bus praediorum, Peter Muͤller disp. de inter- stitiis. Immittels muß ein ieder, welcher bauen will, auf seinem grund und boden bleiben, und sei- nen grund also fassen und legen, daß es seinem nachbar nicht zu nahe sey, auch keinen schaden, oder nachteil zufuͤge. Der zimmer und mauer- meister muͤssen bei legung des grundes 1½ schuhe von des nachbars plaze bleiben, damit disem kein traufrecht aufgebuͤrdet werde. § 1640 wie das bau-holz ge- faͤllet wer- den, auch beschaffen seyn soll? Zum bauen muß das forst-amt das bauholz hergeben, siehe das oͤconomische lexicon unter dem worte bauholz. Das holz zum gebaͤuden muß gefaͤllet werden, wenn es one saft ist, mithin im winter. So bald der saft aus der wurzel wieder hervorgetreten ist, findet sich das bauholz den wuͤr- mern leichtlich unterworfen, Hanß Carl von Carlowiz in der anweisung zur wilden baum- zucht, s. 248 fg. im II ten teile cap. VIII § 13. Es muß solches nicht zu schwach, auch nicht zu stark seyn. Man hat nicht minder dabei gar wohl darauf zu sehen, was fuͤr holz zum baue zu erwaͤ- len und nuͤzlich sey. Denn es ist die beschaffen- heit des holzes gar sehr unterschiden. Zu den po- sten nimmt man eichenholz; iedoch ist zwischen der eis-eiche und der andern beim bauen ein merkli- cher unterschid; zu demjenigen gebaͤlke, das tro- cken stehet, insonderheit den traͤgern, oder donen, ist das tannenholz gut; in betracht sich eine tanne zwar biget, wenn sie aber trocken wird, hebet sie sich wider und traͤget weit besser. Das buͤchen- holz, wenn es im wasser stehet, ist ganz gut; im wetter hingegen tauget es nicht. Aspen ist eben- falls von den unbeweglichen sachen ꝛc. falls gut, wo es trocken liget; allein im nassen nu- zet es nichts. F. H. Casselische verordnung die er- haltung des in Hessischen fuͤrstentuͤmern und lan- den ꝛc. zum bauen brauchbaren eichenholzes. § 1641 Das bauholz von hohen bergen, welches ge welches bau-holz fuͤr das beste ge- halten wird? gen morgen, oder mitternacht gewachsen ist, wird fuͤr das deste gehalten, oͤconomisches lexicon am a. o. und Krebs de ligno et lapide. § 1642 Ein haus hat grose sicherheit, und darf nimand die haͤuser sind befri- det. den andern darin angreifen, noch beeintraͤchtigen, wenn er nicht einen hausfridensbruch begehen will. Es wird diser schwer bestrafet, gestalt dann sich auch derjenige, welcher angegriffen wird, eigen- maͤchtiger weise ungestraft vertaidigen kan (1046), von Cassel sihe den Kuchenbecker in den annal. Hass. Coll. IIII s. 263, von der stadt Franken- berg Coll. V s. 155, Bayers disp. de violatione securitatis domesticae; H. Heinrich Julius zu Braunschweig burg- und hausfride vom 25 maͤrz 1592, in den privilegien, statuten ꝛc. der Heinrichstadt von jare 1602, 4t. des fuͤrstlichen hauses Sach- sen Ernestinischer lini duell-mandat § 3, in den fer- nern beifugen zur S. Gothaischen landes-ordnung, Ostfrisisches landrecht, im ersten buche, cap. 55, cap. 95. § 1643 Im spruͤchworte heisset es: eigen herd, ist gel- die spruͤch- woͤrter von haͤusern. tes wert, das ist, in ansehung des vermitens, weil der mitmann auszihen muß. In absicht auf die sicherheit bei einem unterpfande, saget man: ein haus ein brandt. Derowegen die brandtstaͤt- te allemal mit verpfaͤndet ist, Hert Vol. II T. III s. 432, 433, Pistorius cent. 1 par. 45, cent. IIII par. 78. Ein nachbar ist dem andern einen brandt T t 3 schul- XL haubtstuͤck schuldig, es waͤre dann dessen nachlaͤßigkeit schuld daran, Pistotius cent. V par. 31 s. 335. § 1644 von den ge- baͤuden in den staͤdten und den daͤ- chern uͤber kramladen. In den staͤdten darf zur schmaͤlerung der stras- sen nicht gebauet werden, wie dann auch die kraͤ- mer an ire laͤden keine daͤcher, oder plauen bauen duͤrfen, weilen dadurch der laden verdunkelt wird, und man die faden benebst den farben der tuͤcher ꝛc. nicht recht sehen kan, folglich ein kram-laden am dunkelen orte verboten ist, R. reformation guter policei vom jare 1548 tit. 21 § 4, Reichspolicei- ordn. 1577 tit. 21 § 6. § 1645. von den pa- laͤsten, Die in den staͤdten befindliche kostbare gebaͤu- de heisen, palaͤste. Palaz (palz) bedeutet bei den Franken ein koͤnigliches gebaͤude, daher die rathaͤuser an einigen orten palzen genennet werden, wie z. e. zu Strasburg. Man nennet auch die fuͤrstlichen haͤuser palaͤste, Fritsch de palatiis T. I P. I fg. Ockel de palatio regio, II F. 56 werden die palatia fuͤr regalia geachtet. § 1646 kostbare landgebaͤu- de sind zu widerraten. Kostbare landgebaͤude sind von privatpersonen nicht anzulegen, immasen solche oͤfters so vil zu unterhalten kosten, als das gut eintraͤget. Man hat daher das spruͤchwort: das haus soll man stuͤ- zen, und das gelt mittlerweil nuͤzen. Denn die guͤter muͤssen sich selbst vertaidigen, Pistorius cent. 8 par. 92; wer bauet, findet gelt; inglei- chen, wer will in das arme geschlechte, der mau- re, baue vil und rechte. Ferner, wer an den weg bauet, hat vil tadler, Pistorius cent. III par. 13-15. Ein meres vom bau-rechte wird in haubt- stuͤcke vom eigentume beigebracht werden. § 1647 von den unbeweglichen sachen ꝛc. § 1647 Zur verwarung der baumaterialien hat man in den staͤdten, festungen, bei den zeughaͤusern, auch in den haͤfen ꝛc. die bauhoͤfe, oder zimmerhoͤfe noͤ- tig, Penther s. 35 des I ten teiles der baukunst. Ein und virzigstes haubtstuͤck von der stadt- und dorf-flure (gemarkung.) § 1648 D as wort flur wird in verschidener bedeutung genommen. Im weitlaͤuftigen verstande begreifet selbige den bezirk derer ligenden gruͤnde, welche zu einer stadt- oder einem dorfe gehoͤren; es moͤgen solche in buͤschen, waͤldern, triften, gaͤrten, wisen, weinbergen, aͤckern, angern, und andern feldguͤtern bestehen, Fritsch in den zusaͤzen zu Be- solds thesauro practico, von Justi in der stats- wirtschaft I, s. 462. Daher kommet die stadt- und dorf-flur, das flurrecht. Sotane flur wird ieweilen, z. e. in Sachsen, weichbild, stadtrecht, im Reiche: grenzen, terminei, markung ꝛc. benen- net, Hartmann de etymologia vocis: weich- bild, Kiel 1735, 4. Die flur der stadt Aachen und deren doͤrfer heisset das reich, von Ludolf T. III obs. forens. s. 454 im anhange, tue hinzu des herrn hofrat Buders progr. vom worte: Reich. zu Crove heisset das gebit im Zweibruͤcki- schen das Reich, z. e. schoͤffen weistume von 1350 uͤber das Croͤver Reich. Im engern verstande wird das wort flur einiger orten, besonders in Thuͤringen, Sachsen ꝛc. fuͤr einen teil der mar- kung genommen, inmaßen man die fruchtbaren T t 4 laͤn- XLI haubtstuͤck laͤndereien nach der saat in den feldern in die win- ter-sommer-flur, oder felder, und das brachfeld einteilet, Johann Oettinger de iure et con- trouers. limitum im I ten buche, cap. 8, num. 8, 9. s. 86, **, Fritsch vom flurrechte. In hi- sigen Ober-Hessischen landen ist das wort flur den gemeinen leuten unbekant. Es heisset des winter- sommer- und brachfeld; so weit gehet der stadt Marburg gemarkung: hir faͤnget des dorfes Gi- selberg grenze an. Sie sagen auch district, oder terminei. § 1649 die fluren sind behoͤ- rig zu be- richtigen. Ein iedes dorf und iede stadt muß iren bezirk berichtigen und von malen zu malen beschreiben. Dise beschreibung wird in ein buch eingetragen, und heisset das flur-buch, das lager-markungs- buch. Vorn ist ein genauer geometrischer abriß von der ganzen terminei vorzusezen. Von dessen fertigung sihe das oͤconomische lexicon, den En- gau in verschidenen einladungsschriften von den grenz-lager-buͤchern ꝛc. des Estors vorrede zum IIII ten teile der stats- und reise geographie § 41, des Johann Jodoc Becks abhandelung vom rechte der grenzen und marksteine, 1739, 4, des H. R. Ayrers abhandelung de praescriptione limitum, 4, den Stier de iure et controuer- siis limitum, den Tilesius de iure limitis in aquis constituti, 4, des von Justi statswirt- schaft II, s. 302. Die gemeine art ist dise: acker — garten — wisen — besizer — guͤte — lehn — erbe — or- dentliche steuern — ausserordentliche steuern — andre beschwerungen von Seckendorf im fuͤrstenstate, in den zusaͤzen, cap. II § 10. § 1650 vom flurzu- ge. Die stadt- und dorf-flur wird durch die ober- keit und in gegenwart der angrenzenden berichti- get, von der stadt- und dorf-flure ꝛc. get, darnebst jaͤrlich durch eine flur- oder grenzbe- zihung begangen. Bei diser muß iemand von oberkeitswegen gegenwaͤrtig seyn, Fritsch de di- strictu vniuersitatis agrorum ciuitatis vel pagi, F. S. Gothaische landes-ordnung im II ten teile, cap. 3 tit. 25, Hohenlohisches landrecht im III ten teile, tit. 20, F. H. Casselische greben ordnung tit. 40, Hildebrand de visitatione finium pro- vinc. cap. III. § 1651 Diejenige personen, welche von der oberkeit und flur- schuͤzen. als aufseher uͤber die fluren und felder bestellet werden, damit kein schade darin an den feld- und garten-fruͤchten, am grase, und holze, in wein- bergen, flur auch grenzsteinen, durch menschen und vihe zugefuͤget werde, heissen flur-feld-schuͤzen, wein-feld-huͤter, feldstuzler, flur-acker-wisen-voͤg- te, wirtenbergisches landrecht im II teile cap. 3 tit. 27 (Sihe oben § 444). § 1652 Die grenzen sind entweder von der natur, z. e. die grenzen sind man- cherley, durch baͤche, klippen, fluͤsse ꝛc., oder durch kunst bestimmet, das leztere geschihet durch kreuze, ma- le, baͤume, lochbaͤume, aufwuͤrfe, graben, am besten aber ist es durch steine getan, von Pisto- rius in den amoenitat. II, 485, Krebs de li- gno et lapide P. II class. 6 sect. 4 und Strik im vsu moderno π. lib. X tit. I § 5 benimmet de- ren 51 gattungen. Die abbildung des Roͤmi- schen goͤzen termini legen Schramm in der Saxo- nia monumentis viarum illustrata, s. 8. und Ayrer am a. o. dar. Ausser den steinen und baͤ- chen werden in Hessen keine grenz-zeichen gedultet; in betracht die anderen der zeit und vergaͤnglichkeit zu vil unterworfen sind. Zwischen H. Cassel und H. darmstadt sind die grenzen erneuert und wer- T t 5 den XLI haubtstuͤck den izt lauter grose grenzsteine gesezet. Derglei- chen geschihet auch dermalen zwischen Kur-Mainz und H. Cassel. Dise haben grose grenzsteine, laͤu- fer und hute-steine belibet. Die landgrenzen wer- den erstlich von beiderseitigen hirzu ernenneten com- missarien besehen. Die beamten und die darzu be- feligte untertanen, welche die beste wissenschaft da- von haben, sind dabei zugegen. Ein hirzu verei- deter landmesser bringet die gegend in einen abriß. Man bestimmet 3 farben, die eine enthaͤlt z. e. das unstreitig Mainzische, die andre das ungezweifelte Hessische, die dritte farbe zwischen den gedachten farben stellet die streitige grenzen vor. Estors vorrede am a. o. § 3. Besage des Ostfrisischen landrechtes II ten buche cap. 269 heisset die mar- kung zwener aͤcker, haͤuser ꝛc. dole und swette und die zeichen, oder male, womit selbige bemer- ket wird, swett-sloot, swett-schott, swes-pael ꝛc, Dr. von Wicht ꝛc. in den anmerkungen uͤber be- sagtes land-recht s. 585. § 1653 die grenz- steine sind nnverlezli- che sachen, Die grenzsteine werden unter die unverlezlichen sachen gerechnet, Lobecks disp. de iure lapidum terminalium Jacob Brunnemanns disp. de iu- re limitum prouincialium. Die peinliche hals- gerichts-ordnung kaiser Carls des V ten art. 114, sezet eine leibesstrafe auf die verruͤckung der grenz- steine. Die alten Teutschen gruben den boͤsli- chen verrucker in die erde bis an den hals und ackerten ihn mit dem pfluge zu todte, von Leyser specim. 558 s. 419, VIII bande. § 1654 deren gat- tungen. Es sind aber noch verschidene andre dergleichen marksteine bekannt, z. e. die land- oder grenz-steine, amt-gerichts-bann-geleits-jagt-forst-zehnt-freiungs- weide- und trift-wegebau-meilen-wasser-steine ꝛc. Hilde- von der stadt- und dorf-flure ꝛc. Hildebrands disp. de diuersitate lapidum final. cap. I § 5. § 1655 Bei den grenzstreitigkeiten hat ein ieder einen dei grenz- streitigkei- ten sind ab- risse zu den acten zu bringen. abriß zu den acten zu bringen, besage des Reichs- abschides vom jare 1654 § 51. § 1656 In dem dorf- oder stadt-banne, (gemarkung) befinden sich gaͤrten, aͤcker, wisen, weinberge, hopfen-berge ꝛc. wovon nunmehr zu handeln seyn will. Von den gaͤrten. § 1658 Nach den gebaͤuden und das naͤchste bei selbigen, sind meistens die gaͤrten, deren beschreibungen und einteilungen bereits oben bemerket worden sind. (§ 694, 695). Der garten ist ein mit besonderm fleise angelegter plaz, in welchem sowol allerhand pflanzen und gewaͤchse zum nuzen und unterhalte des menschens, als auch verschidene andre einrich- tungen gemachet werden, die zur ergoͤzlichkeit und aufmunterung des gemuͤtes dinen, Penther s. 76 am a. o. Es koͤnnen zwar die gaͤrten mit mau- ren, planken, oder zaͤunen umgeben werden, ie- doch ist dises eben nicht wesentlich, sondern es kom- met auf die orte an, welchen garten recht zustehet, wohin kein hirte das gemeine vih treiben darf, be- vorab wenn sie umzaͤumet, oder zu gemachet sind, F. H. Casselische grebenordnung tit. 45 § 8 s. 114, Fritsch de iure hortorum § 15. Es ist daher die regel, daß ein ieder seinen garten verzaͤunen koͤnne, nur daß er dem nachbar nicht zu nahe kom- me, greben-ordn. tit. 6 § 8. Denn wo der nachbar einen acker daran haͤtte, den er pfluͤget; muß disem das pflug-recht bleiben, das ist, daß ein XLI haubtstuͤck ein ochs oder pferd, das den pflug mit zihet in der furche, one daß es der zaun behindert, gehen koͤnne. Die untertanen sind zu anlegung der le- bendigen zaͤune anzustrengen, Fritsch am a. o. § 18, H. Casselische greben-ordn. tit. 20 § 8 s. 47, um das planken-holz zuersparen, oͤconomische nach- richten V ter band s. 329, oͤconomische sammlun- gen aus den breslauer natur- und kunst-geschich- ten Leipzig 1750, 8v, s. 492 fgg. § 1659 von erhal- tung der ge- meinen zaͤu- ne. Ist der zaun gemein, kan der andre zu dessen machung angehalten werden, wer planken, oder zaunpfaͤle stilet, wie auch die hecken verwuͤstet, verbrennet oder aufreiset, ist mit schwerer strafe anzusehen. F. H. Casselische greben-ordnung tit. 13 § 3 s. 34. Wem indessen der hagen gehoͤret, dem ist auch der graben. § 1660 Der kraut-gemuͤß-garten auch obst-garten-bau, ist sowohl dem bauer, als auch dem buͤrger noͤtig und nuͤzlich, daher die untertanen dazu angehal- ten werden moͤgen. Fritsch am a. o. § XI. Es sollen darnebst die kinder zum garten ausstellen, anzihen und warten der baͤume angehalten, und dessen in zeiten kundig gemachet werden, F. H. Casselische greben-ordnung, tit. 13 § 6 s. 34. § 1661 die unterta- nen sind zu anlegung der lebendi- gen zaͤune anzuhalten. Die oberkeit hat die untertanen anzuweisen, daß sie lebendige haͤcken um die gaͤrten zihen, und hirzu rotbuchen, heimbuchen, weisdorn, auch creuzdorn, rheinweiden oder haͤckenholz nemen, damit selbige nicht die jungen baͤume im fruͤhjare aus dem walde entwenden, und ire zaͤune damit machen duͤrfen, welche sie alsdann im winter zu verbrennen pflegen, Hartenfels im gartensale II ten teile s. 166, iedoch sind die Johannes- und stachel- von der stadt- und dorf-flure. stachel-bere wegen der fruͤchte nicht uͤberall anzu- bringen; in betracht sie zu zerreisung der zaͤune an- las geben. Entweder der weisdorn, creuzdorn, oder die stechpalmen aus reisern, oder beeren gezo- gen, oder der Franzoͤsische genster, oder die holz- aͤpfel, geben die besten haͤcken, oder zaͤune, Mil- lers gaͤrtner-lexicon II s. 522. Es ist aber der zaun eine aus holz bestehende einfassung eines gar- tens (einer wise, eines ackers, oder weinberges) fuͤr den anlauf. Diß heisset den garten verfriden, von Rohr im haushaltung-rechte, V ten buche C. I. § 6, von den stechpalmen nach deren anmut, eigenschaften und nuzbarkeit sihe die oͤconomisch- physicalische abhandlungen 4ten teil, Leipzig 1752, 8, s. 864 fgg. § 1662 Um Michaelis duͤrfen die lebendigen haͤcken sie duͤrfen um Michae- lis selbige nicht aus- reissen. und zaͤune nicht ausgerissen werden, fremde schafe, rindvih und pferde sind nicht darein zu treiben, widrigenfalls solches mit einer scharfen geltbuße, oder gefaͤngniß anzusehen ist, Krebs am a. o. s. 108. § 1663 Fremde thire, welche mir in meinem garten vom zuge- fuͤgten scha- den der thire. schaden thun, als die schweine, gaͤnse, pferde ꝛc. kan ich pfaͤnden. Was sich nicht pfaͤnden lassen will, kan ich hezen. Beisset es der hund todt, so ist es alsdann bezalet. Joh. Heinr. von Berger in der Oeconomia iuris lib. II tit. II § 26 not. 9 s. 273, Bened. Carpzov P. II const. XXVII def. 1 n. 5, und allda Goswin von Esbach, Joh. Brunnemann im commentar. ad π. lib. VIIII tit. 1 lege 4 n. 3 s. 405. Ob man aber z. e. die huͤner und tauben todt schuͤßen koͤnne? solches will gedachter Brunnemann anderst nicht verstatten, als wenn der schade dem wehrte des thires XLI haubtstuͤck thires gleichet, der Thomas Merkelbach cons. XXX n. 4 s. 569 T. I consilior. des Klocks gehet so weit, daß man das schadende wildpret todtschuͤßen moͤge. § 1664 und dessen ersezung, Thut mein vih schaden in eines andern garten, welcher seinen zaun nicht verwaret hat, so hat er sich den schaden beizumessen, Fritsch am a. o. § 35, 36. § 1665 vergiftete sachen sind nicht zu ge- brauchen wider das vih. Vergiftete sachen zu stellen, sind nicht in garten erlaubt. Selbstgeschuͤsse wider die garten-dibe zu legen, ist nicht vergoͤnnet, obgleich fußangeln nicht verboten sind, Fritsch § 37-42. § 1666 von den garten-di- ben und de- ten strafen Garten-dibe sind nach befinden mit tragung der geige, stellung an das halseisen, mit dem zuchthause, der thurm- oder geld-strafe, landes- verweisung zu belegen. F. H. Casselische greben- ordnung tit. 13 § 1 s. 33, baumpflanz-ordnung § 20, 21, F. H. Casselisches garten-edict vom jare 1688, 1702, 1723, Kur-Braunschweig-Luͤnebur- gischer landes-ordnungen II ter teil s. 695, s. 795, oder man schnellet sie in einem korbe, Kur-Pfaͤl- zische malefiz-ordnung tit. 54 s. 563, Stisser am a. o. cap. III abt. I § 16, 17, s. 77, 78, Krebs am o. o. P. I classe 4 Sect. 3 § 3 s. 105. Es ist nicht minder billig, daß die vermoͤgende aͤltern dißfals fuͤr ire kinder, welche sich in dergleichen garten-diberei betreten lassen, wofern man das geringste nachsehen deshalber bei ihnen verspuͤret, oder sie ire kinder davon nicht abgemanet haben, stehen, und die nach gestalt des verbrechens auf- gelegte geltstrafe abtragen, Krebs am a. o. s. 107, Fritsch am a. o. § 38, 39, 40. § 1667 von der stadt- und dorf-flure. § 1667 Unter die garten-dibe und freveler gehoͤren nicht welche leute fuͤr garten- dibe und freveler zu halten sind? allein diejenige, welche das obst und garten-ge- waͤchse z. e. kraut, ruͤben ꝛc. dibischer weise ent- wenden, sondern auch diejenige, welche die darin angepflanzten baͤume entfremden, die garten-haͤu- ser erbrechen, zaͤune wegtragen, und sonst beschaͤ- digen, Stisser am a. o. cap. III abt. I § 16 s. 77. Julius Caͤsar Ruginelli de arboribus contro- versis, cap XV s. 190 haͤlt sich nur mit Roͤmi- schen sachen auf. § 1668 Immittels erfodern die obst- oder baum- und was die obst- und andre gaͤr- ten erfo- dern? kuͤchen-gaͤrten einen guten boden, tuͤchtige und dem lande zutraͤgliche duͤngung, noͤtiges wasser, eine warme gegend, und verwarung fuͤr den kal- ten nordwinden, auch dem anlaufe und den diben, Hartenfels am a. o. II ten teile, wo er auch von den garten-buͤchern handelt. Thue hinzu Heinr. Hessens garten-lust cap. I und II. Die garten- instrumente haben das oͤconomische lexicon s. 878 fgg. und Richardts land- und garten-schaz. § 1669 Zu erhaltung der obst-gaͤrten, und obstbaͤume von den baumschu- len. sind die baumschulen fuͤrtraͤglich, zu deren anle- gung haͤlt eine gute policei die untertanen teils durch strafen, teils durch besondere vorteile an, wie unten bei den baͤumen und baumpflanzschulen gezeiget werden soll. 1670 Ein lustgarten muß nicht lauter kunst, sondern die erfoder- nisse eines lustgartens. auch natur haben. Daher hat man sich an den Hol- laͤndischen gleich satt gesehen, und an den Franzoͤ- sischen gaͤrten des koͤniges ist eben diser feler. Die Italienische sind hierin die angenemsten, nur felet es in den gaͤngen an groben sande. Unterdessen treiben XLI haubtstuͤck treiben die Hollaͤndischen Bloemisten einen starken handel, insonderheit mit hyacinthen, tulipanen, anemonen, ranunkeln, der fritillaria, iris anglica bolbosa, martagons, corona imperialis, dem col- chicum, crocus, cyclamen, tros-narcissen, jon- quilles ꝛc. Die policei sorget, daß dergleichen im lande gezogen und das gelt nicht verschleppet wer- de. Zu Carlsruhe hat man dergleichen alle. Und was allda angehet, laͤsset sich anderswo nachah- men. Sihe indessen Johann Jac. Schuͤblers neu-inventirte perrons- und garten-prospecte fol., wie auch desselben neue versuche von kleinen lust- haͤusern, vogelbauern und unterschidlichen aufsaͤ- zen und garten-werke, 1732 fol. Die abbildung des lustschlosses Charlottenburg, nebst dahinter gelegenen lustgarten, fol., in 17 abrissen. Joh. Fr. Leopolds XXV auserlesene garten-abrisse fol., Joh. David Fuͤlckens neue garten-lust in 77 kupfer-stichen, fol. § 1671 die gaͤrten erfodern vi- le muͤhe. deren fruͤch- te sind un- terschidlich. Das spruͤchwort heisset: garten-werk, warten- werk, das ist, die gaͤrten muͤssen in acht genom- men, darnebst muß die zeit erwartet werden, bis sie etwas hervorbringen und abwerfen. Sie tra- gen teils natuͤrliche fruͤchte, teils muß der fleis das mereste, und die natur das wenigste tun, in wel- chem falle die fruͤchte industriales benennet werden. Die natuͤrliche fruͤchte sind diejenige, wo der menschliche fleis das wenigste, hingegen die natur das meiste tut, Hert in paroem. iuris Germanici lib. I par. 58, Pistorius cent. 8 par. 84 s. 784, Mollenbecks disp. de iure hortorum, und die abhandlung vom garten-rechte, nebst einer instru- ction fuͤr hof und gaͤrtner. § 1672 von der stadt- und dorf-flure. § 1672 Die felder und fluren koͤnnen nicht iederzeit man kan nicht alle- zeit nach ge- fallen gaͤr- ten anlegen. nach eigenem gefallen zu gaͤrten gemachet werden, Nassau-Cazenellenbogische landes-ordnung im II ten teile cap. 9 num. 17 s. 101, bevorab wenn ein anderer die jagt, oder hut und trift darauf hergebracht hat, Leisser im iure georgico III , 19, 15, Hohenloische forst-ordn. tit. 2, gleichwie man die haͤuser nicht allezeit niderreisen, und gaͤr- ten daraus machen darf, Klock de aerario, II , 18, 3, von Rohr im haushaltungs-rechte s. 569. Will ich aus meinem acker einen umzaͤuneten gar- ten machen; so muß ich dem anlaͤger so vil am plaze ligen lassen, damit er das hergebrachte pflug- recht behalte. § 1673 Aus einem garten kan ich wohl eine wise ma- von anle- gung der gaͤrten. chen, dargegen moͤgen auf den feldern und plaͤzen, welche nicht garten-recht haben, garten-fruͤchte ge- bauet werden, Fritsch § XXVI s. 20. § 1674 Wenn der andre in seinem hause ein secret die secrete duͤrfen nicht an der nach- baren gaͤr- ten angele- get werden. bauet, welches in meinem garten einen gestank verursachet, ist er solches wegzuschaffen verbunden, sihe meine disp. de abusu rerum merae facultatis. § 1675 Die landesgesaͤze verbiten hir und da, daß ni- in die gar- ten-haͤuser koͤnnen nicht aller orten frem- de gesezet werden. mandt in die gartenhaͤuser one vorbewust der ober- keit gesezet werden soll, der nicht das buͤrger- oder nachbar-recht des ortes hat, F. S. Gothaische landes-ordnung im II ten teile cap. III tit. 27, Kur- Braunschweig-Luͤneburgische landes-ordnungen III ter teil cap. 4 s. 725. § 1676 Der dibstal in garten-haͤusern wird gleich einem die strafe in den garten- haͤusern. andern bestrafet. Sihe uͤbrigens des Frid. U u Schra- XLI haubtstuͤck Schragens probeschrift de iure hortensi, Stras- burg 1697, 4, und G. T. Geislers disp. de iure hortensi, daselbst 1698, 4. § 1677 Merere schriften vom garten-bau und besondern plantagen machet Herr H. R. Zink in der kame- ralisten bibliothek s. 248 fgg. namhaft. Von den weinbergen. § 1678 was der weinberg ist? Der weinberg (wingert) heisset ein fruchtba- res stuͤck landes, oder ein berg, welcher mit wein- reben bepflanzet ist. § 1679 wie dessen boden be- schaffen seyn muß? Der boden darf nicht naß, noch leimig seyn, sondern mit sand und leimen vermischet, iedoch ist das trockene mit groben kisse vermischte erdreich das beste. Der Moseler wein waͤchset auf den schifern, oder einem boden, der aus schifersteinen bestehet, dergleichen man in der naͤhe bei Gladen- bach und Dautphe findet. Samuel Trowells anleitung fuͤr einen landmann, vermehret durch Wilhelm Ellis, Leipzig 1750, 8, s. 230 fgg. § 1680 maleichen dessen lage. Der berg, oder huͤgel ist besser, als die ebene zu dem weinwachse, deshalber hat der bergwein bei Ruͤdesheim ein groses feuer bei sich. Die un- terhalb Landau am gebuͤrge wachsende weine, als zu Rod, Weiher, Edickhoben, Neustadt, Mos- bach, Hambach, Kinsbach, Gimeldingen, Forst, Deidesheim ꝛc. sind fluͤchtig und subtil; iedoch haben sie ein dickes, saures, irdisches salz, Baͤum- ler s. 411. Der weinberg muß gegen mittag li- gen, damit er den ganzen tag die sonne habe. Deswegen tanget es nichts einen weinberg an ei- nem von der stadt- und dorf-flure. nem walde, oder in einem tale anzulegen; bevorab da er im ersten falle vom wilde und den voͤgeln vil leiden muß. § 1681 Wo der feldbau noͤtig ist, wird one erlaubniß die aͤcker duͤrfen nicht allezeit in weinberge verwandelt werden. der oberkeit nicht verstattet, die aͤcker in weinber- ge zu verwandeln. Wirtenbergische landesordn. tit. wie fuͤrohin neue weingaͤrten gereutet werden sollen, § 1, 2, Frankfurtische reformation X ter teil tit. 7, Stisser am a. o. cap. III abt. 3 § 2 s. 89. § 1682 Von den weinbergen und dem weinbaue, auch schriften vom wein- baue. dessen nuzbarkeit sihe die oͤconomischen nachrichten im VI ten bande s. 547, s. 600, das oͤconomische lexicon unter disen worten, Stisser am a. o. § 3 s. 89 fgg., des von Rohr in des Ernst Abra- ham von Dehn herausgegebenen weinbaue, die vermischte oͤconomische sammlungen aus den Bres- lauer natur- und kunst-geschichten, cap. X s. 681 fgg. § 1683 Immittels hat man hirbei auf verschidene wem die weinlese ge- hoͤret bei den lehnguͤ- tern? rechtspuncten zu sehen. Disemnach gehoͤret 1) des vasallen land- oder eigens-erben die weinlese, wenn er nach Urbans-tage, oder den 25ten mai verstirbet, oder nach fuͤrschrift der Langobardi- schen rechte, wofern er zwischen dem 1sten maͤrz und dem september das zeitliche gesegnet, Boͤh- mer de iuribus diuersis ex diuersitate climatum natis § 21 fgg. s. 296 fgg. t. 1 der exercitationum ad π. Hirnaͤchst darf 2) ein vasall zum nach- teile des lehnfolgers einen weinberg nicht eingehen lassen. 3) Wer einen weinberg mit neuen holz und stoͤcken verbessert, dessen landerben fodern mit recht die bezalung nach der anzal der stoͤcke, die ihr erblasser eingeleget hat, iedoch nicht wie sie sich itzt befinden. 4) Wer einen weinberg gepachtet, U u 2 gleich- XLI haubtstuͤck gleichwol dessen winzer etwas darin verwarloset hat, muß den schaden entgelten. 5) Bei un- fruchtbaren jaren, oder krigeslaͤuften, dadurch der weinberg veroͤdet wird, zalet der pachter kein pacht- gelt. 6) Werden die weinpfaͤle fuͤr bewegliches gut gehalten. In die weinberge duͤrfen 7) die hirten und schaͤfer nicht huͤten, Struve de iure vinearum, Frommanns disp. de iure vinea- rum. Ist 8) vermoͤge der reformation guter policei 1577 nicht verstattet: die trauben am stocke uͤberhaubt zu verkaufen. Die Kur-Saͤchsische von 1588, und die Kur-Brandenburgische wein- gebuͤrgs-ordnungen von 1617 stehen im allgemei- vom wein- zehnten. nen haushaltungs-lexico t. III s. 689-695. Daß der weinzehnte nach geaichtem mase zu nemen sey, hat Krebs im anhange quaest. 13 s. 86-95 be- haubtet. Zur schmaͤlerung und zum nachteile des weinzehntens ist nicht zu verstatten, daß die wein- trauben vor der zeit ausgeschnitten, und auf den maͤrkten verkaufet werden, Brandenburg-Bai- reutische zehnt-ordnung vom jare 1666. Von dem weinbaue handeln auch Zwinger im theatro botanico, s. 295 fg. und Dan. Rhagorius im pflanz-garten, auch Phil. Jac. Sachs von Le- wenhaimb in der ampelographia. Von den betruͤgereien der winzer handeln Hoͤnn s. 104 im fortgesezten betrugs-lexico, und Joh. Paul Knoll in der vinicultura; zu der aufbewarung der fri- schen trauben vom herbste bis wieder in den au- gust-monat dinen kleine kammern gegen mitter- nacht, wozu weder die aͤussere luft noch des tages licht hinzu kommen darf. Die trauben werden uͤber schmale stoͤcken geleget, und wo ja eine bere faulet, wird sie abgenommen, Keysler T. II der reisen s. 546. § 1684 von der stadt- und dorf-flure. § 1684 Wo wuͤste gegen mittag gelegene warme berge welche berge die unterta- nen mit weinstoͤcken anlegen sol- len? ligen, die zur hute nicht dinen, sind die unterta- nen dahin anzuweisen, solche mit weinreben anzu- pflanzen. Es muͤssen aber darzu besondere arten des weinstockes auserlesen werden. Also kan man hir gute und suͤsse trauben zihen. § 1685 Von der kelter und andern hiher gehoͤrigen din- die arten der weinstoͤ- cke werden erzaͤlet. gen handelt Miller im gaͤrtner-lexico t. II s. 483- 511. Der Riedel im garten-lexico erzaͤlet 48 gat- tungen von weinstoͤcken, welche in Teutschlande verkaufet zu werden pflegen, s. 798-800. Sihe auch Hennemanns des edlen weinstockes anbau. Die weisen trauben sind: schoͤn-edel, ruͤßlinge, muscateller, blankwaͤlsche, kilianer, rehfal ꝛc. Un- ter den roten: rote muscateller, rot-waͤlsche, gaͤn- ser, schoͤn-edle, rot-traminer, schil-traminer, kleb- rote, und Ungarische leib-farbe. Ferner hat man weintrauben one koͤrner, so kleine, wie corinthen, vom tinto-weine, petersilien weine, gesaͤkten-weine, blank-muscateller mit roten strichen, malvasir- trauben, burdelasser und grose rosin trauben ꝛc. Marpergers kuͤchen- und keller-dictionarium s. 1312. Von den hopfen-gaͤrten. § 1686 Der hopfenberg, oder hopfengarten, ist ein was der ho- pfenberg ist? stuͤcke landes, worauf der hopfen erbauet wird. Gemeiniglich erwaͤlet man dazu ein etwas abhaͤn- giges land, oder sanft erhabenen huͤgel, von gu- ten boden, welcher ein feuchtes, luckeres, geiles, nicht minder schwarzes erdreich hat. Daher ist der Ameneburger hopfen gut. Denn wo sand U u 3 und XLI haubtstuͤck und kies die oberhand behalten, leidet der hopfen hunger und durst, mithin muß der boden weder allzu naß, noch allzu trocken seyn, oͤconomische physicalische abhandlungen, Leipzig 1752, 8, § 16, 17, s. 535 fgg., oͤconomisches lexicon unter dem worte: hopfen-garten. Von den hopfenstangen sihe den Krebs am a. o. P. I classe 4 sect. 6 § 11 s. 163, und P. I classe 7 sect. 2 § 2. § 1687 wo kein ho- pfen gebauet werden darf? Wo iemand die hutungs-gerechtigkeit herge- bracht hat, allda darf kein hopfen gepflanzet wer- den. Krebs am a. o. P. I classe 2 sect. 3 § 20 num. 5 s. 57. Das uͤbrige von hopfen sihe oben im II ten buche 33 haubtstuͤck § 1517 fgg. wie auch im allgemeinen haushaltungs-lexico t. III s. 751- 753, und den Joh. Colerus in der oͤconomia VI ten b. s. 238-242. Von den aͤckern. § 1688 wozu der feldbau di- net? Der feldbau ist eine haubtstuͤze der notdurft, der bequemlichkeit, des reichtumes und der macht. Disen zu verabsaͤumen, heisset den stat schwaͤchen. Joh. Sam. Hallers versuch einer allgemeinen korn-policei s. 238 fgg. s. 264 fgg. Berlin 1756, 8. § 1689 der acker wird be- schriben, und dessen bedeutun- gen beige- bracht. Der acker ist ein stuͤck landes, oder feld, wel- ches mit einem pfluge und egge behoͤrig zugerich- tet, und darauf mit allerlei samen und gewaͤchsen zu verschidenen zeiten besaͤet, oder bestecket wird. Ausserdem bedeutet ein acker auch wohl ein gewis- ses stuͤck erdreiches, welches eine erfoderliche anzal ruten enthaͤlt, es mag mit holz, graß, oder sonst bewachsen seyn, z. e. in Sachsen enthaͤlt ein acker 300 gevirte Leipziger ruten. Inhalts der F. S. Gotha- von der stadt- und dorf-flure. Gothaischen forst- oder wald- ꝛc. ordnung vom jare 1644 sollen auf einen acker holz 160 ruten gezaͤlet werden, und iede rute 8 ellen lang seyn. Einiger orten hat man die jaucharte, jucharte, auch mor- gen. Besage des Muͤhlhaͤusischen feldrechtes art. I enthaͤlt ein juchart acker in der laͤnge 50 und in der breite 8 gevirte ruten. Bei der berichti- gung des Heßischen steuerstockes wird das ganze land nach dem Casselischen acker gemessen. Di- ser bestehet aus 150 gevirten ruten. Eine rute enthaͤlt 14 schuhe. Ein Ober-Heßischer morgen landes enthaͤlt 180 gevirte ruten, welches nach der Casselischen acker zale 1½ Casselischen acker, und 10½ rute betraͤget. Die Oberheßische rute haͤlt 16 schuhe. § 1690 Die aͤcker sind entweder art-aͤcker, das ist, ur- der aͤcker einteilung. bar, oder gebauete, oder wuͤste aͤcker. Das ur- bare feld traͤget seine nuzung, und ist zum anbaue tuͤchtig. Ferner teilet man die aͤcker in das win- ter- sommer- und brach-feld, oder feld-mark. Im uͤbrigen hat man gute, mittlere und schlechte arten von aͤckern und feldern, Stisser am a. o. cap. I abt. I § 9, 10. § 1691 Soͤmmern heisset in Thuͤringen denjenigen was soͤm- mern be- deutet? acker, welcher den feldarten nach brach ligen soll- te, mit sommerfrucht besaͤen. Hier zu lande saget man: sie halten keine felder, oder sie saͤen ins brachfeld. Weilen nun dadurch die huten sehr leiden; so duͤrfen die eigentuͤmer, wenn ein ande- rer die hut gerechtigkeit hergebracht hat, nicht soͤmmern, wie sie wollen, sondern die oberkeit schreibet deßfalls vor, was zu soͤmmern sey. Von den brach- oder ruhe-feldern sihe die Leipziger U u 4 samm- XLI haubtstuͤck sammlungen von wirtschaftlichen ꝛc. sachen, im III ten bande s. 327. § 1692 die arten des landes. Weiter ist das land entweder leichtes oder schweres; z. e. in der Wetterau ist leichtes land, und zihet ein pferd den pflug beim ackern. Her- gegen unter der Ameneburg ist fettes schwarzes land, wo 4 stuͤcke vihes den pflug zihen. Die ar- ten der guͤte des landes hat Leopoldt am a. o. erzaͤlet. Die beschaffenheit der erde hat Miller im gaͤrtner-lexico t. I s. 298-300 gruͤndlich beschri- ben. Sihe meine vorrede zum IIII ten bande der stats- und reise-geographi, auch herrn Dr. Dui- singen de salubritate aeris Marburgensis s. 102- 108 fgg. § 1693 vom ange- wende. Das angewende hat nimand auf des andern acker, ausser, wenn er es hergebracht hat. Ein angewende heisset dasjenige stuͤck feld, welches mit der laͤnge am quer uͤber ligenden anstoͤsset, Klingner am a. o. im II ten teile s. 839 *. Vom gewende handelt eben derselbe im I sten teile s. 213, 214, 248, 257 ꝛc. und das oͤconomische lexicon un- ter dem worte: gewende. § 1694 von den aͤckern soll nichts abge- pfluͤget wer- den. Bei dem ackern darf nimand dem andern bei strafe etwas abpfluͤgen. S. Gothaische landes- ordnung im II ten teile cap. 3 tit. 25 s. 186. Al- tenburgische L. O. II , 3, 35, Kreß de priuilegiis agriculturae, Sect. II § 14 s. 34, Klingner am a. o. im I sten teile s. 247, 256, 494, 585, 683, F. H. Casselische greben-ordnung tit. VI § 8 s. 20. § 1695 das fruͤhzei- tige um- ackern ist nicht allezeit erlaubet. Das fruͤhzeitige umackern, oder umstoßen der stoppeln kan ebenfalls nach gefallen zum nachteile eines andern hut-gerechtigkeit nicht geschehen, Stisser von der stadt- und dorf-flure. Stisser am a. o. cap. I abt. 2 § 8, Klingner im andern teile s. 54, 360, 455, 633. § 1696 Wenn der acker besaͤet werden soll, muß er zu- vor dem saͤ- en ist der acker zu pfluͤgen, foͤrderst gepfluͤget werden. Von den unterschidli- chen pfluͤgen und neuen erfindungen davon sihe die oͤconomischen nachrichten, im IIII ten bande das 38 stuͤck, num. I, V ten band s. 527, VI ten bande s. 281, Leipz. 1752, 8., von der egge tue hinzu den VII ten band s. 674 fgg., den Stisser am a. o. cap. I abt. I § 13-17, Peter Kretzschmars an- gegebene pflug-art, wo von acker-regolen vorschlaͤ- ge beschehen. § 1697 Soll aber der acker kraͤfte erhalten, und gute zu duͤngen, fruͤchte hervorbringen, muß selbiger geduͤnget wer- den, das ist, dem lande hat man etwas salpete- richtes beizubringen. Ausser dem miste ist ein hiziger duͤnger von den schafen, der im dritten jare erst gut tut, Richarts land- und gartenscha- zes II ter teil s. 35. Das trockene und leichte erd- reich bedarf eines fetten und kuͤlenden mistes, der- gleichen eigenschaft der ochsen- und kuh- auch schweinen-mist hat. Das kalte und schwere, auch nasse land, wird mit schafe- pferde- und tauben- mist fruchtbar gemachet; immassen diser duͤnger heis und trocken ist. § 1698 Der mist hat zwo eigenschaften, eine waͤrmen- des mistes eigenschaf- ten. de, als der frische pferde- und maultire-mist; die andre machet die erde fetter und fruchtbarer. Zu den obst-baͤumen dinet der schweine-mist, imglei- chen zur gras-duͤngung. Der tauben- huͤner- und gaͤnse-mist bessert die wisen und kornfelder, auch gartenbeete. Der mist von dem gefluͤgel, welches sand frisset, ist besser und duͤnget geschwinder, als U u 5 von XLI haubtstuͤck von dem, welches kraͤuter frisset, Millers gaͤrt- ner-lexicon s. 51 t. II. § 1699 und gattun- gen, Ferner gehoͤren zur duͤngung der mergel, die asche der potasche-brenner, der ruß, die kuchen der lohgerber, verfaulete gewaͤchse, asche, verfauletes holz und saͤgespaͤne, beine, hoͤrner und klauen der thiere ꝛc. Miller am a. o. s. 281 t. I. die duͤngung ist entweder natuͤrlich oder gekuͤnstelt; die natuͤrli- che bestehet aus allerhand mist, und andern sa- chen, welche dem acker zutraͤglich sind, und eine fruchtbarkeit bewirken. Immittels ist der mist unterschiedlich, daher selbiger mit guter uͤberle- gung nach unterschid der sachen, sowohl fruͤchte, als auch nach beschaffenheit des landes, angewen- det werden muß, oͤconomisches lexicon unter dem worte: duͤngung, oͤconomischer nachrichten III ter band, s. 846, Leipz. 1748, 8vo, V ter band s. 846, Leopoldts einleitung zu der landwirthschaft s. 12, s. 26 fgg. s. 61 fgg. Von den mist-staͤtten und zubereitung derselben, auch anwendung des duͤn- gers, imgleichen von der acker- und sandfelder verbesserung, auch der wilden erde, handeln eben- bemeldete oͤconomische nachrichten am a. o. im III ten teile s. 128, 159, 215, 257, 789, IIII ten bande s. 477, Krebs am a. o. P. I class. 3 sect. 4 § 5 s. 83. J. A. H. neuentdeckte oberflaͤche der erden auf dem acker-lande, 1749, 4, s. 24, Kretzschmars oͤconomische practica cap. 8. § 1700 der mist ge- hoͤret zu den guͤtern. Der mist gehoͤret zu den guͤtern, und wird als ein pertinenzstuͤck davon angesehen, Leiser im iure georgico lib. III, cap. I num. 20, Stryks disp. de pertinentiarum probatione, cap. I num. 49; daher solcher von den pachtern zu der guͤter besten angewendet werden muß, iedoch darf solcher von der stadt- und dorf-flure. solcher nicht vom ansteckenden viehe seyn, im- massen dieser fuͤr schaͤdlich zu achten ist. Dessen verkauf aus einem orte in einen andern kan be- schraͤnket werden, wenn ein mangel sich daran aͤussert. Es wird auch nicht gestattet, daß bei einer geschwisterlichen teilung das stroh dem gute entzogen werde. § 1701 Zu der gekuͤnstelten duͤngung gehoͤret die ein- von der ge- kuͤnstelten duͤngung. weichung, oder impraͤgnation des getreides, Leip- ziger sammlungen von wirtschaftlichen sachen VII ter band s. 26, s. 165, 363, 385, und andre sachen, Stisser am a. o. cap. I abt. I § 21-23 s. 40 fg., wovon wir hier nicht weitlaͤuftig han- deln wollen. § 1702 Der streit zwischen den landwirtschafts-liebha- ob das tife ackern zu- traͤglich ist? bern uͤber das tiefe und nicht tiefe ackern ist be- kannt. Des Sam. Trowells und Wilhelm Ellis Englischer furchen-pflug ist in kupfer gesto- chen. Ober Hessen hat umwende-pfluͤge, kraft dessen beim ackern eine furch an der andern ge- pfluͤget wird; mithin wenn eine fertig ist, so koͤmmt durchs umwenden des pfluges sogleich die neue furch an die vorige. In Nider Hessen sind die umtreibe-pfluͤge gewoͤnlich, da der acker von beiden seiten gepfluͤget wird, biß in der mitte sich das pfluͤgen endiget. Die schriften hirvon machet herr H. R. Zink in der kammeralisten-bibliothek s. 246, 247 namhaft, thue hinzu die oͤconomisch- physicalische abhandlungen I ten teil Leipzig 1751, 8, s. 178 fgg. s. 829 fgg. § 1703 Dem pfluͤgen und duͤngen folget die bestellung, von der be- stellung oder besaͤung und freiheiten des saatge- treides. oder besaͤung des ackers. Die saat-zeit hat ei- gentlich in den rechten keine vorzuͤgliche freiheiten, wie XLI haubtstuͤck wie die erndte-zeit, Luͤder Menken im Systemate iuris ciuilis lib. II tit. XII § 2 s. 53, obgleich das saat-getreide, ackerzeug, auch der ackermann selbst besondere freiheiten haben, immassen die er- sten nicht verkuͤmmert werden duͤrfen, noch die huͤlfe ordentlicher weise in selbige beschehen darf; imgleichen das anlehn des saatgetreides bei ent- standenen concurse vorzuͤglich bezahlet werden muß, Kreß de priuilegiis agriculturae sect. II § 17, 18 s. 38 fgg. Ausserdem der ackermann und wein- bergs-arbeiter, inhalts der Reichsgesaͤze, in irer arbeit weder beunruhiget, angegriffen, beschaͤdi- get, beraubet, noch vergewaltiget werden duͤrfen. Sihe die neueste ausgabe der Reichsabschide vom jare 1747 fol. im I ten teile. s. 30, 93, 97, 101, 154, 172, II ten teile s. 591, III ten teile s. 382, Ostfri- sisches landrecht III , 42. § 1704 nachrichten von neuen vorschlaͤgen wegen be- stellung der aͤcker. Wer neue vorschlaͤge von bestellung der aͤcker, auch vermerung des getreides zu wissen verlanget, der findet solche in den oͤconomischen nachrichten, im V ten bande s. 792, desgleichen in den ver- mischten oͤconomischen sammlungen aus den Bres- lauer natur- und kunst-geschichten, cap. II s. 101fgg. Dr. Kuͤnholds oeconomia experimentalis, Erfurt 1735, 4, Zinkens cammeralisten bibliotheck s. 241 s. 243, des koͤnigl. Preusischen kammer- rats herrn Peter Kretzschmars oͤconomische practica, worin die deutliche aufloͤsung des acker- bau-raͤzels ꝛc. enthalten ist, Leipzig 1749, 8; fer- ner dessen auszug der neuen acker-verbesserung, Berlin 1750, 8, Joh. Frid. Neumanns dis- curs uͤber seinen beweis von dem izigen ungemein schlechten kornbau, dessen moͤgliche verbesserung ꝛc. Berlin 1748, 4. J. A. Herzogs neuentdeckte ober- von der stadt- und dorf-flure. oberflaͤche der Erde auf dem ackerlande, oder neue acker-theori, 1749, 4. § 1705 Wenn einem die acker-bestellung vermachet ist, vom ver- maͤchtnisse der acker- bestellung, werden alle acker-arbeiten darunter verstanden, welche auf das feld angewendet werden muͤssen, biß der samen unter und zum voͤlligen aufkommen gebracht ist, gestalt dann das duͤngen ebenfalls zur acker-arbeit mit gehoͤret, oͤconomisches lexi- con s. 49. § 1706 Wenn einem das ackergeschirr vermachet ist, so des ackerge- schirres, gehoͤret vieles dazu. Die namen davon stehen im oͤconomischen lexico, sp. 50. § 1707 Zum besten des landes sorget die policei dafuͤr, die aͤcker duͤrfen nicht unbestellet gelassen werden. daß die aͤcker nicht unbestellet ligen bleiben, noch zur haͤlfte nur besamet werden, Wirtenbergisches landrecht tit. 47 § 13, Hildesheimische policeiord- nung § 88, Anhalt Bernburgische feldordnung, Magdeburgische policeiordnung cap. 19 § 12, Kreß am a. o. sect. II § 21 s. 47, Mylius im corp. constit. March. V ten bande III abt. s. 34, 53, 73, 105, 130, 207, 298; die landreiter sollen in den Kur-Brandenburgischen landen darauf acht geben s. 774. § 1708 Wuͤste und verlassene aͤcker heißen auch landen was laiden sind? (laiden), welche ordentlicher weise dem landes- herrn gehoͤren; iedoch maßen sich solcher auch die adelichen bei iren guͤtern an, Stryks disp. de agr. desert. Struben de iure villicorum cap. 3 § 10 b s. 82, Pufendorf in den observ. iur. vniu. I ten bande s. 555. § 1709 XLI haubtstuͤck § 1709 was bei den feldern zu unterlassen ist? Sowohl auf den ausgesaͤeten feldern ist das wenden, uͤberfaren mit wagen, eggen, pfluͤgen, jagen, das reiten, vihtreiben und gehen, bei stra- fe zu unterlassen, F. H. Casselische grebenord- nung tit. VI § 8 s. 20, s. 109 § 1 s. 113 § 6, als auch das faren uͤber die brach-aͤcker verboten; den fremden ist das distel-stechen, krauten, und schrap- pen nicht zu verstatten, Stisser am a. o. § 35 s. 46, Gothaische landesordnung im II ten teile cap. 3 tit. 27 s. 189, Kreß am a. o. s. 35 s. 49. Es sind deswegen die auswuͤrfe und feldgraben aus- zuraͤumen und im guten stande zu erhalten, um die felder und aͤcker desto mehr fuͤr schaden zu bewahren, F. H. Casselische grebenordnung tit. XI § 7 s. 30. § 1710 wie lange ein pachter ordentlicher weise die ge- pachteten felder nuzet. Ein pachter, welcher aͤcker und felder gepachtet hat, benuzet solche ordentlicher weise drei jare, worin das Teutsche recht vom Roͤmischen abge- het, welches auch bei der stillschweigenden erneue- rung des pachtes zu behaubten stehet, Boͤhmers disp. de iuribus diuersis ex diuersitate clima- tum natis, von Westphal de iuris Romani in- dole et obligandi diuersa ratione et dignitate in foris apud Romanos et Germanos, Luͤder Menkens systema iuris ciuilis s. 324 s. 1011. § 1711 Von den feldgerichten der Teutschen sihe den Kreß am. a. o. sect. II § 13 s. 30 fgg. das re- pertorium iuris priuati im II ten teile s. 1596 fgg., auch die Frankfurtische reformation vom acker- gerichte. Von von der stadt- und dorf-flure. Von den wisen. § 1712 Die wise ist ein stuͤck feldes, darauf gras zum die wise wird be- schriben. heu, auch grummetmachen gezogen wird. Die futterwisen gehoͤren zur ausname. Die wisen bringen entweder von natur das gras hervor, oder sie werden durch fleiß zubereitet. Der gattungen des wisen-grases sind XIIII. Miller s. 374 t. I , wo er auch die pflanzung und besorgung des gra- ses angibet. Das sterbe-gras ist darauf nicht zu dulten, oͤconomische sammlungen aus den Breslauer natur- und kunstgesch. cap. III s. 358. § 1713 Die wisen sind unterschidlicher gattungen, der wisen gattungen, Stisser am a. o. cap. II § 5 s. 59 fg. Sie haben entweder heurecht oder gartenrecht. Diese heisen haͤge-wisen, worauf ein anderer nicht huͤten darf, Krebs am a. o. P. I class. II sect. 3 § 19, 4, class. 12 sect. 5 § 27. Das heurecht bringet mit sich, daß die wisen nur eine gewisse zeit geschlossen sind, und wenn sie gemaͤhet worden, zur hute und trift offen bleiben. Nach der regel gehet das heurecht bis nach gemachtem grummet, Crell de fructibus pratorum s. 16. Wenn um eine wise ein zaun ist, wird daraus ein gartenrecht geschlossen. Im uͤbrigen koͤnnen die wisen wohl umzaͤunet werden, bevorab, wenn solches niman- den nachteil verursachet. Naͤchst disem teilet man sie in acker, tragewerke, kabbeln, mase ꝛc. § 1714 Die wisen sind wegen des vihes unentberlich. die wisen sind des vi- hes halber unentber- lich. Daher bei ankaufung eines gutes, auch dessen pachtung, fuͤrnaͤmlich darauf zu sehen ist, ob da- bei solche hinlaͤnglich vorhanden sind? Denn so wenig die menschen des brodtes entraten koͤnnen; so XLI haubtstuͤck so wenig kan das vih one gras leben. Wannen- her bei einem gute die wisen so noͤtig und noch noͤtiger, als die aͤcker sind, anerwogen das haubt- werk eines gutes auf die vihzucht ankommet, one welche der ackerbau schlecht zu nuzen ist, Leo- poldt am a. o. s. 212 fgg. Von verbesserung der wisen sihe den Kretzschmar in der oͤconomischen practica cap. 5. § 1715 die nuzun- gen der wi- sen werden unter die gewissen ge- rechnet. Vom gras- dibstale und dessen strafe. Die nuzungen von wisen werden unter die ge- wissen gezaͤlet, Crells disp. de fructibus prato- rum ante tempus pascendi perceptis, Witten- berg 1754 § 1, 2. Der grasdibstal wird buͤrger- lich bestrafet. Sihe iedoch den art. 167 der pein- lichen halsgerichts-ordnung kaiser Karls des V ten Tenzel de eo, quod iustum est circa prata s. 35. § 1716 der wisen haͤgezeit. Die wisen werden in ansehung der zeit verschi- dentlich gehaͤget. An einigen orten gehet die haͤ- ge-zeit von Georgen-tage, oder den 23sten April an; in andern ortschaften hingegen auf Walbur- gis, oder den 1ten mai, bis nach gemachtem grummet, auf Michaelis, das ist den 29sten september, oder nach Jacobi, oder den 25sten Julius bei den duͤr- ren wisen. Im zweifel folget man der alten zeit (dem alten kalender); in betracht derjenige, wel- cher die hutgerechtigkeit im vorigen jarhundert schon nach dieser zeit veruͤbet hat, dabei gelassen wird. Also ward in sachen von Geusau wider die gemeinde Heickendorf gesprochen; iedoch hat man sich auch deßfalls nach iedes ortes gewonheit, nach der witterung und gelegenheit zu richten, Tenzel, Fritsch de iure pratorum, Kur Braun- schweig-Luͤneburgischer Landesordnungen III ter teil cap. 4 s. 373. § 1717 von der stadt- und dorf-flure. § 1717 Wer eine wise pachtet, hat deshalben die nu- was zum wisen-pach- te nicht ge- hoͤret? zung von den weiden und straͤuchen nicht, von Berger in der oeconomia iuris. § 1718 Den trockenen wisen bringet die waͤsserung welchen wi- sen die waͤs- serung nu- zen brin- get? grosen nuzen von Rohr im haus-wirthschafts- buche, s. 15, 44, 466, Leopoldt s. 252. Dise wird im fruͤlinge und wenn das heu gemachet ist, gebrauchet; allein das schnewasser tauget durch- aus nicht, oͤconomisches lexicon sp. 3074. Es muß auch das waͤssern ordnungs-maͤsig beschehen, Nassau Dillenburgische jagd- und forst-ordnung § 4, F. H. Casselische grebenordn. tit. 38 § 3 s. 90, imgleichen den fischwassern und muͤllern one scha- den. F. S. Gothaische landesordnung, im III ten teile s. 537, F. H. Casselische grebenordnung tit. 26 § 11 s. 62, tit. 38 § 3 s. 90, Fritsch de iure hortorum § 30 s. 21. § 1719 Durch anlegung eines wehres an einem bache der nuzen der waͤsse- rung. beim gute muß dem wisewachs vermittels der waͤsserung geholfen werden. Schnee- und win- terwasser taugen hirzu nicht. Man machet da- durch doͤrre und unnuͤze wisen, fruchtbar, einschuͤ- rige werden zweischuͤrig, und zweischuͤrige drei- schuͤrig. Sein gut mit 20 fudern heues vermeren bedeutet schon etwas. § 1720 Sumpfige wisen tragen wegen des moses nichts. wie den sumpfigen wisen ge- holfen wer- den kan? Deshalber werden schmale und tife graben um die wise gezogen. Sie muͤssen so gemacht werden, daß sie einen zug erlangen, darauf werden die schafe des herbstes daruͤber getrieben. Man hilft mit uͤberstreuung des ofen-ruses oder asche; so wird eine tuͤchtige wise daraus. X x § 1721 XLI haubtstuͤck § 1721 ob die hut- gerechtig- keit durch das umzaͤu- nen verlo- ren gehet? Wer die hutungsgerechtigkeit hat, und leidet daß die wisen verzaͤunet werden, verliret, nach des von Leyser meinung, die hutung, im specim. 110 med. 1 s. 461 fg. II bande; ausserdem kan derjenige, welcher durch einen von dem andern angelegten zaun an der hut und trift behindert werden will, solchen eigenmaͤchtiger weise nider- reisen, George Adam Struve de vindicta pri- vata, cap. 6 aph. 8, s. 57, Leyser im iure geor- gico s. 466; dahingegen, wenn die wise mit buͤ- schen bewaͤchset, wird die hutungsgerechtigkeit dadurch nicht benommen, von Leyser im cor. I spec. 110 s. 469, 470. § 1722 die wisen koͤnen nicht iederzeit zu aͤckern ge- machet werden. Nimand darf zum abbruche des andern hutge- rechtigkeit seine wisen, oder laiden, zu aͤckern ma- chen, Tenzel am a. o. thes. III not. 9 s. 24 fg., von Berger in der oeconomia iuris lib. II tit. 3 § 9 not. 5; wofern aber aus der wise ein acker gemachet wird, so entstehet daher kein rottzehnte. Man muß sich aber, im falle der acker zehnt- pflichtig war, mit dem zehntherrn vorher ab- finden. § 1723 wenn der heuzehnte gefordert werden kan? Wo die flur und feldmarkung zehntbar ist, wird auch der heuzehnte gefodert, Tenzel am a. o. thes. IIII s. 26, Wehner in den obseru. pract. unter dem worte: novalzehend. Immittelst wird von den wisen in hisigen landen eigentlich durchgehends kein zehnter gegeben. Jedoch hat die benachbarte pfarre Ober-Weimar den heu- zehnten; anerwogen es, in ruͤcksicht auf den zehn- ten, lediglich aufs herkommen hinaus lauft. § 1724 von der stadt- und dorf-flure. § 1724 Nimand darf bei ernstlicher strafe mit reiten, was bei den wisen ver- boten ist? faren, oder gehen neue wege uͤber des andern wi- sen und aͤcker machen, Tenzel am a. o. thes. V s. 31, vilweniger das gras vergiften, Stisser am a. o. cap. II § 13 s. 63. § 1725 Von den wisen sind die auen unterschiden. was eine aue ist? Aue ist eigentlich ein stuͤck landes, welches in ei- nem grunde, oder tale, auch an einem flusse, oder bache gelegen, und mit hoͤhen umgeben ist. Die- semnach bestehet eine aue aus wisen und feldern. Merere bedeutungen des wortes aue, sihe im re- pertorio iuris priuati, I ten teile s. 361, beim Schottel de singularibus quibusdam et anti- quis in Germania iuribus, cap. XIII. § 1726 Die gemeine lehre gehet dahin, daß in erman- wie man wisewachs und futter fuͤr das vie h erhalten kan? gelung des wisenwachses ein landwirt solchen zu verschaffen habe. Er soll sich daher an den Hol- laͤndischen oder Spanischen klee, imgleichen den Burgundischen, den schurisamen, den burri, oder strohparsch, spurrei, esparcette, saint-foin hal- ten ꝛc. Man raͤtet ihm bei dessen anlegung den boden zufoͤrderst wohl zu pruͤfen, besage Stisser am a. o. cap. II § 14, und der oͤconomischen sammlungen aus den Breslauer natur- und kunst- geschichten, cap. III s. 354 fg., der Leipziger samm- lungen von wirtschaftlichen ꝛc. sachen VIII bandes s. 805 fg., des von Rohr im hauswirtschafts- buche s. 460. § 1727 Diejenige, welche es besser treffen wollen, re- den und schreiben vom esparcette. Man beziehet sich deßfalls auf das allgemeine haushaltungs- lexicon s. 435 fg. des 1sten bandes. X x 2 § 1728 XLI haubtstuͤck § 1728 durch pflan- zung des klees ꝛc. Ausser den futter-wicken und dem immerwaͤren- den, wie auch dem Spanischen klee, deren der immerwaͤrende stets, wie jedes gras fortwaͤchset, der Spanische aber nach dreien jaren aufhoͤret, finden sich: I) das Burgundische heu, oder die medica maior, oder trifolium burgundicum, wel- ches die Franzosen luserne, die Teutschen aber sichelklee nennen. Die abbildung davon hat Nicol Lemery im materialien-lexico s. 707 mit- geteilet. Diß gewaͤchs hat eine papilions-blume, aus deren kaͤlche ein stempel entspringet, der her- nach zu einer, gleich einem widderhorne zusammen- gedreheten huͤlse wird, in welcher nirenfoͤrmiger samen steckt, Miller am a. o. s. 23 t. II. Der staͤngel dises futters treibet auf zwene schuhe hoch. Er ist rund, gerade, zimlich dicke, fest und stark- aͤstig, insonderheit nach der spize zu, und traͤget einen haufen blaͤtter, deren je dreie zusammenstehen, wie am klee. Die fruͤchte, welche aus zweien blaͤttergen zusammengesezet sind, haͤngen am rande aneinander, und sehen wie eine gerollete binde aus, oder wie ein kraͤzer, oder eine schraube. Der samen hat die gestalt einer kleinen nire, sihet weislicht, auch bleichgelbe aus. Das kraut schme- cket fast wie die kresse. Die wurzel ist nicht dicke, iedoch gerade. In warmen laͤndern, als Langue- doc, Provence, und Dauphine, waͤchset diß fut- ter haͤufig, imgleichen in gemaͤßigten himmelsstri- chen, als um Paris und in der Normandi. Die wurzel stehet uͤbern winter. Der boden muß feucht und zimlich fett seyn. Diweil es mehr oͤl, als salz bei sich fuͤret, so maͤstet es die pferde fuͤr- trefflich, und machet milch bei den kuͤhen. Die pflanzung lehret Miller s. 24. In England zihet man es in einem leichten, trockenen, lockerigen und von der stadt- und dorf-flure. und sandigen erdreiche. Man saͤet den saamen im april. In guten jaren maͤhet man die pflanze dreimal, und huͤtet sie zweimal ab. Die kaͤlte schadet der wurzel nicht. Es wird auch heu da- von gemachet. Den samen hat man entweder aus der Schweiz, oder den noͤrdlichen landen Frankreichs kommen zu lassen. § 1729 Die II te gattung der guten fuͤtterung heisset vom Tuͤrki- schen klee. onobrychis, eselswicken, saint foin, tuͤrkischer klee. Diß gewaͤchs traͤget eine papilions-blume, aus deren kaͤlche ein stempel entspringet, der her- nach zu einer schote wird, die einen kamm hat, mannichmalen aber stachelicht ist, und einen moͤ- renfoͤrmigen samen enthaͤlt. Der gattungen sind dreie. Die zwo ersten sind nur an der farbe der bluͤten unterschiden. Die dritte ist ausser den schoten etwas kleiner. Dise pflanze dauert 18 bis 20 jare, wenn der boden sandig und trocken ist. An nassen orten ist die wurzel in zweien ja- ren verfaulet. Man saͤet diß futter im anfange, auch in der mitte des maͤrzen, und zwar reihen weise, wie das Burgundische heu. Eine pflanze treibet viele staͤngel, bevorab in sandigen, oder kreidigen huͤgeln. Der same muß beim trockenen wetter gesaͤet werden. Denn in der naͤsse springet er und gehet nicht auf. Der same ist gros und gehen dreie bis vire scheffel auf einen morgen; der staͤngel wird eines halben fuses lang, und sihet roͤtlicht, liget und krichet auf der erde herum. Die blaͤtter gleichen den wicken, iedoch sind sie vil kleiner, oben her gruͤn, unten aber weis, auch rauch und spitzig, stehen paar und paar weise an einer ribbe oder stile an dessen spize vorn nur ein blatt zu finden ist. Die roten bluͤten stehen wie lange aͤren daran, die aus den ecken zwischen X x 3 den XLI haubtstuͤck den staͤngeln und den blaͤttern herauskommen. Die wurzel ist lang, nicht gar zu dicke, auswaͤn- dig schwarz, inwaͤndig weis. Es gibet kein besser futter so wohl gruͤn als auch zu heue gemachet. Im ersten jare wird diß futter im anfange des augustes reif. Man maͤhet sie ab. Am ende des septembers hauet man sie wieder ab, oder laͤsset es abweiden, und zwar wegen des duͤngers mit schafen. Jedoch duͤrfen sie nur durchzihen, in be- tracht sie sonst die wurzeln auszoͤgen. Diese trift dauert bis zur haͤlfte des maͤrzes. Im andern jare gehet die erndte im mai an. Im julius maͤ- het man es zum andern male oder laͤsset es abhuͤ- ten. Dergleichen auch im winter und fruͤlinge mit dem vihe beschihet. Weder dem rindvihe, noch den pferden ist es schaͤdlich, und man hat nicht, wie bei dem klee etwas zu befaren. Das heu davon ist fuͤrtrefflich, Miller s. 88 t. II , Le- mery s. 803. Diß erhellet daraus, weilen sie viles wesentliches salz und oͤl bei sich fuͤret. Schluͤß- lich muß man sich durch die lehre der kraͤuter-kun- de dißfalls nicht irre machen lassen; angesehen es vile gattungen der onobrychis gibet, nach auswei- se des Zwingers s. 654, des Frankens von Frankenau s. 448 fg. der Floraͤ Francicaͤ, und des von Haller floraͤ Jenensis s. 254, allwo dise pflanze mit der medica vermischet wird. § 1730 vom espar- cette. Endlich folget III tens der knoͤterich, oder spurei, spergula, oder esparcette. Die blume ist rosen- foͤrmig. Der gattungen sind dreie. Die erste wird in Holland und Flandern zur fuͤtterung des vihes gebauet. Man saͤet dise pflanze im august, um futter im winter fuͤr das schaf- und andres vih zu haben. Sie waͤchset bis 6 zolle hoch. Der unfruchtbareste sand und wo sonst kein gras waͤch- set, von der stadt- und dorf-flure. set, ernaͤret diselbe, und gibet ir gedeien. Mit dem vihe solche abzuhuͤten, ist wegen der dunge ratsam. Die butter und das schaffleisch werden uͤberaus schmackhaft davon. Man muß dise pflanze alle jare saͤen. Tut man dises im april; so wird der same im august reif, welcher aber sehr klein ist. Daher 12 pfunde zur besaͤung eines morgens gehoͤren; das erdreich muß vor der saat wol zubereitet und one schollen seyn, Miller s. 285 t. II , Lemery s. 1067. In der flora Jenensi s. 73 stehen andre spergulaͤ, die hirher nicht gehoͤren. Die staͤngel sind rund, aͤstig, und rauch; die blaͤt- ter aber klein, zart, schmal, und gelblicht. Sie stehen, als wie stralen, rund um einen ieden kno- ten der zweige. Die blaͤtter wachsen auf den spizen der zweige, und bestehen aus vilen kleinen weisen blaͤttern in rosenforme, und sizen in einem fuͤnfblaͤtterichten kaͤlche. So bald die blume ab- gebluͤhet hat; so folget eine hautige frucht, welche beinahe runde ist, und die runden schwarzen sa- menkoͤrnlein beschluͤßet, der vil kleiner ist, als der ruͤbsamen. Die wurzel ist lang, einfach, und mit weisen zasern besetzet. § 1731 Sonst ist der immerwaͤrende klee vom gemei- der espar- cette ist vom gemeinen wisen-klee unterschi- den. nen wisenklee ganz unterschiden. Denn er sihet blas gruͤn aus. § 1732 Der bauer laͤsset sich insgemein an seinem win- das wick- futter ist ebenfalls gut. ter- oder sommerwickfutter begnuͤgen, welches eben- falls seinen grosen nuzen hat, von Rohr im haus- wirtschaftsbuche s. 307. § 1733 Der wasen (rasen, anger) ist ein stuͤck unge- was ein an- ger ist, und wie sie zu behuͤten sind? bautes land, welches mit gras bewachsen, und den pferden, dem rind- schaf- und andern vih zu X x 4 gewissen XLI haubtstuͤck gewissen zeiten zur weide gewidmet ist. Solcher ist entweder gemein, oder besonders. Der beamte muß selbigen so einteilen, daß ein teil um Wal- burgis mit dem rindvihe betriben; der andre teil bis pfingsten gehaͤget, und der dritte teil von Jo- hannistage an beweidet werde. So lange die anger in den gemeinden gehaͤget sind, muͤssen sie unbehuͤ- tet bleiben, F. H. Casselische grebenordnung tit. 45 § 1. Sobald aber stoppeln vorhanden sind, muß das rindvih davon wegbleiben, in betracht die schafe in die stoppeln vor selbigem und mit sel- bigem nicht gelassen werden. Von dem eigentu- me der gemeinen anger sihe des herrn geheimten justizrat Strubens tr. de iure villicorum, cap. III § X, (a) s. 81. Im uͤbrigen duͤrfen die ge- meine anger one vorwissen und decret des obern von den gemeinen nicht veraͤussert werden, Spei- dels notabilia s. 22. Uebrigens hat Miller im gaͤrtner-lexico fuͤrschlaͤge zur verbesserung der vih- weiden getan, und zwar unterm worte: weide, auch gezeiget, daß eine vihweide mit haͤcken und baͤumen versehen seyn muͤsse. § 1734 Von dem au- oder angerrechte, besonders in Schlesien, sihe den Schifordegher lib. III ad Fabr. tract. 29 s. 429, imgleichen das reperto- rium iuris priuati I ten teil s. 361 fgg. Von den baͤumen und der pflanzordnung. § 1735 der baum wird be- schriben. Der baum ist die fuͤrnaͤmste und groͤste pflanze, welche die erde herfuͤrbringet, und aus einem ei- genen haubtstamme bestehet, welcher mit einer wurzel, wipfel und seinen aͤsten versehen ist, und zu von der stadt- und dorf-flure. zu einer ansehnlichen dicke und hoͤhe waͤchset. Es unterscheidet sich der baum von einem strauche, welcher zwar ebenfalls holzartig ist, aber nicht all- zuhoch von der erde in die hoͤhe gehet, als ein baum. § 1736 Die baͤume sind entweder wilde, oder zame, der baͤume einteilun- gen. fruchtbare, oder unfruchtbare. Die zamen wer- den obstbaͤume benennet, wiewohl die obstbaͤume auch wieder in gute und wilde eingeteilet werden. Sie tragen entweder kern-obst, als aͤpfel-birnen- kastanien- maulbeer- nuß- und quitten- baͤume; oder stein-obst, als amarellen, apricosen, cornell, kirschen, zwetschen, pflaumen, mandeln, mispeln, pfersiche, spillinge, marunken, roß-pflaumen ꝛc. Man teilet die obstbaͤume in hochstaͤmmige und nidrige oder zwerchbaͤume ein. Also erzaͤlet Mil- ler s. 64 t. I von apricosen 8 gattungen, von pfer- sichen baͤumen 28 arten t. II s. 115 fg., von pflau- men-baͤumen 33 gattungen t. II s. 161 fg., zum nachtische 18 arten von aͤpfeln, zur kuͤche 16 gat- tungen s. 62 t. I , der birnen 87 arten s. 171 t. II , der kirschen 23 arten s. 154 fg. t. I. § 1737 Der untertan ist anzuhalten: aͤpfel- kirschen- zur pflan- zung nuͤzli- cher obst- baͤume sind die unter- tanen anzu- halten. birn- und pflaumen-baͤume als die noͤtigsten und nuͤzlichsten zu pflanzen. Kur-fuͤrstl. Pfalz-fuͤrsten- tums in Ober-Baiern landes-ordnung vom jare 1606 tit. 15; dahingegen die spillinge und bilsen, auch bramen, als schaͤdlich und ungesund wegzu- lassen sind. Des endes ieder untertan an einem kleinen gegen morgen und mittag gelegenen rau- me, wo sonne und luft ist, eine baumschule anle- gen, und solche wider die hasen, auch andre schaͤdliche tire verwaren muß. Imgleichen hat die ganze gemeine eine gemeine baumschule von X x 5 1, 2, XLI haubtstuͤck 1, 2, bis 3 oder ½ oder ¼ morgen, nach irer groͤse, anzulegen, F. H. Casselische baumpflanz-ordnung 1724 fol. § 1738 wie das beet zur baum- schule zube- reitet wer- den kan? Das beet zur baumschule wird umgegraben, mit kuͤhmist, alter holzerde, gassenkote ꝛc. uͤberfa- ren, sodann geackert, oder besser gegraben, sehr wohl geeget. Das umgraben und egen muß im fruͤjare 3 mal vor dem ende des maͤrzes beschehen. Hirzu dinet die Reichartische ege, welche von zwoen personen gezogen wird. Hirnaͤchst wird das beet im fruͤjare mit kernen von aͤpfeln und an- dern obste ganz dichte besaͤet, oder bestecket. Im herbste aber werden die eicheln darauf gesaͤet. Man schlage Reichardts II ten t. des land- und garten-schazes, auch den Miller t. I s. 113 nach. § 1739 die pflanzen sind in acht zu nemen und endlich fortzusezen. Die pflanzen sind zu jaͤten und zu beguͤßen, wenn es duͤrr ist. Im fruͤjare sind sie zu beschneiden. Sie bleiben bis sie 7 bis 8 schuhe hoch und eines bindestockes dick sind in der baumschule. Als- denn werden sie in die gaͤrten, an die wege, tri- schen, waͤlder, hoͤlzer, auen, anger, gemeine oͤr- ter ꝛc. versezet, darnebst mit dornen wohl verse- hen. Was auf gemeine plaͤze gepflanzet wird, davon teilet die gemeine das obst. Die herrschaft pfleget die reiser zum pfropfen, oculiren, nicht minder die staͤmme selbst, im anfange, auch wohl unentgeltlich herzugeben, F. H. Casselische baum- pflanzordn. § IX § X und § XI § XIII , imglei- chen erfarne leute sowohl planteurs zu bestellen, welche die unerfarnen untertanen im sezen, pfro- pfen, und noͤtiger pflege der baͤume unterrichten muͤssen, § XVIII immaßen ein apfel- und birn- baum, wenn er nicht gepfropfet, oder oculiret wird, ob er gleich von den besten kernen gepflanzet worden von der stadt- und dorf-flure. worden ist, wildes obst traͤget, von Carlowiz am a. o. s. 21 § 22 s. 202 § 1. Sonst dinen die wilden aͤpfel-baͤume zu getriben an der muͤle, die birn-baͤume aber zu den schrauben der zimmer- leute. § 1740 Weder die herrschaftliche gaͤrtner, noch unter- die baͤume duͤrfen one erlaubniß in den F. H. Casselischen landen nicht auswaͤrts verkaufet werden. welche baͤu- me am ge- schwindesten wachsen? tanen duͤrfen staͤmme one erlaubnis ausser landes verkaufen, F. H. Casselische baumpflanzordnung § XII. § 1741 Die baͤume, welche zur holzung dinen, und am geschwindesten wachsen: sind pappelbaͤume, eschen, hainbuchen, aspen, weiden, lerchenbaͤume, sihe die oͤconomische nachrichten, V ter band s. 612, VI ter band s. 297, VII ter band s. 479 s. 845, die Leipziger sammlungen von wirtschaftlichen ꝛc. sachen, III ter band s. 995, neundter band s. 1058, allwo vom lerchenbaume gehandelt wird, dessen des lerchen- baums nu- zen. nuzen und schleunigen wachstum der unten be- meldte von Carlowiz beschreibet in der wilden baumzucht s. 184 s. 268 s. 270. Er dinet sowohl zum bauen, als auch zum brennen und kolen, das holz an gebaͤuden brennet nicht leicht, er gibet gu- ten terpentin, und ist von harter natur. Doch wird er nicht so hoch, als die tanne. Der eiben- baum ist selbigem sehr aͤnlich, von Carlowiz s. 183 § 25, von Rohr in der naturgeschichte von baͤumen und straͤuchern s. 193, das holz von disen beiden baͤumen verfaulet fast nicht, wird auch nicht wurmstichig. Der lerchenbaum heiset sonst leerbaum von larix, Vitruv II , 9, Penthers lexicon architectonicum s. 16; den winter uͤber ist er one nadeln und stehet nackt, Zwinger s. 185, oͤconomische sammlungen aus den Breslauer na- tur- und kunst-geschichten ausgezogen, cap. IIII s. 414 XLI haubtstuͤck s. 414 fgg. Eichen und buchen wachsen langsa- mer; die arten der eichen erzaͤlet Ellis in seiner abhandelung von erbauung des zimmerholzes, Leipziger sammlungen VIIII ter band s. 241. Ab- sonderlich ist kuͤhnbaum-samen zu saͤen, indem di- ses holz leichter waͤchset, als eichen und buchen, Leipziger sammlungen V ter band s. 358, von den nuß- und kastanien-baͤumen sihe den VIIII ten band s. 241, und die oͤconomische nachrichten im VII ten bande s. 887, 895 fgg., ferner des Hanß Carl von Carlowiz anweisung zur wilden baumzucht III teile, Leipzig 1732 fol., imgleichen Julius Bernhardts von Rohr geschichte der von sich selbst wild wachsenden baͤume und straͤucher in Teutschlande ebend. 1732 fol. worin des Carlo- wiz lehrsaͤze erlaͤutert werden. Merere schriften hirvon bemerket Zink in der kammeralisten biblio- thek s. 252 fgg. s. 256 fgg. Heinrich Wilhelm Doͤbels eroͤfnete jaͤger-practica, Leipzig 1746 fol. im III ten teile, allwo von der beschaffenheit der holzungen gehandelt wird, Hermann Friedrich von Goͤchhausen notabilia venatoris, Weimar 1741, 8, s. 159 fgg. Samuel Trowells anlei- tung fuͤr einen landmann, cap. 20, 21, s. 153- 214 fgg. § 1742 was bei der aussezung der baͤume zu beobach- ten ist? Einem ieden baume, der ausgesezet werden soll, muß ein loch 3 bis 4 schuhe weit mit guter erde angefuͤllet gegraben werden; allein bei den weiden bedarf es dessen nicht. § 1743 wie die baͤu- me geduͤn- get werden koͤnnen? Wo sandiger und trockener boden sich befindet, ist alter verfaulter kuͤhmist fuͤr die baͤume am be- sten; wo aber kaltes und feuchtes erdreich ist, di- net der schafmist. Der schweine-mist kuͤlet die kranken baͤume und machet sie wieder gruͤnend. Kraft- von der stadt- und dorf-flure. Kraftlose und halb erstorbene baͤume werden mit alten tauben-miste geheilet, wenn zumal verrecktes junges kleines vih, auch huͤner bey die wurzel ge- leget werden. § 1744 In Thuͤringen und Ober-Sachsen, werden die die ufer und wisen ꝛc. koͤnnen mit baͤumen be- sezet werden ufer mit weiden und erlen, auch pappeln besezet, nicht minder die wisen mit weiden bepflanzet. Dises kan ein ieder eigentuͤmer auf seinen zugehoͤ- rigen guͤtern tun. Jedoch wollte die stadt B … in Thuͤringen wegen des Schwarza baches nicht leiden; in betracht bei flute-zeiten ire felder zu sehr uͤberschwemmet, wenn diser bach auf der einen seite ein befestigtes hohes ufer haͤtte. Die regel gilt hir: der grose privat-nuz gehet den kleinen oͤf- fentlichen vor: oder mein groser nuz dringet des andern nuzbarkeit vor, George Engelbrecht im compendio iurisprudentiae lib. XLIII tit. XIII § 56 s. 676, wofern aber einer gegen uͤber weiden pflanzet, die ins wasser haͤngen; so geschihet es dadurch, daß sie den strom an das disseitige ufer treiben, und ein wegreissen auf diser seite verursa- chen. Daher solche ins wasser hangende weiden weggeschaffet werden muͤssen. § 1745 Inhalts der bemeldten F. H. Casselischen verordnun- gen wegen des baum- pflanzens. baumpflanz-ordnung § XIIII s. 8 soll keinem in den landstaͤdten, oder dorfschaften das buͤrger- beisaß- oder einfarts-recht mitgeteilet werden, er habe dann zuvoͤrderst wenigstens 5 junge obstbaͤu- me auf seinem eigentuͤmlichen, oder in mangel des- sen, auf der gemeine grunde 5 eichen, buͤchen, hainbuͤchen, pappelbaͤume, eschen und dergleichen in die gemeine waldung, oder haͤcken gepflanzet; die sich verheiratende buͤrger und bauern aber sol- len, wenn sie sich im winter und fruͤlinge verhei- raten, XLI haubtstuͤck raten, im fruͤlinge, und die sich im sommer, oder herbste vereheligen, im herbste das paar, als braͤutigam und braut, wenigstens 4 obst- oder nach beschaffenheit, andre baͤume pflanzen, fuͤr deren auf kommen sie allerseits, auch mit behoͤri- ger wartung zu sorgen, und wenn einer abgehet, einen andern an die stelle zu sezen verbunden seyn sollen. Wie man mit der pflanzung der eichen zu werke gehen muͤsse, lehret Miller t. II s. 182 fg. Eben dergleichen verordnung ist in den F. S. Alten- burgischen und Sachsen-Gothaischen landesgesaͤ- zen im II ten teile cap. III tit. 26, und corp. con- stit. March. I teile II abt. s. 93 fgg. VI ten teile num. 167, der Magdeburgischen policei-ordnung cap. XXVIIII § 13 beim Mylius im corp. con- stit. Magdeb. im III ten teile, num. 28, num. 79, in der S. Querfurtischen forst- und jagt-ordnung, cap. X § 16 und XI. In den Kur-Brandenbur- gischen, Eisenachischen, Weimarischen, Wirten- bergischen, Wolfenbuͤttelischen, Kurfuͤrstl. Pfalz- fuͤrstentumbs in Ober-Baiern landes-ordnung 1606 tit. 15, und andern landes-gesaͤzen anzutref- fen, Leiser im iure georgico s. 422, 480, 481, Fritsch de iure hortorum § XI s. 8, 9, Leib in der ersten probe von verbesserung land und leute, cap. III § IIII , und Parcus im kurzen begriffe zur haushaltungskunst, repertorium iuris pri- vati, I ster teil s. 529 fgg. § 1746 die hohen baͤume hil- ten die alten Teutschen hoch. Die alten Teutschen hatten fuͤr den hohen und grosen baͤumen, besonders den eichen, linden ꝛc. sonderbare hochachtung. Sie hilten gerichte und allgemeine zusammenkuͤnfte unter selbigen, Ku- chenbeckers anal. Hass. coll. III num. 3, 9, Schminke de cultu arboris Iouis in Hassia, Keysler antiquitates septentrionales, des herrn syndi- von der stadt- und dorf-flure. syndicus Dreyers sammlungen vermischter ab- handlungen zur erlaͤuterung der Teutschen rechte II ter teil s. 691 s. 702 s. 731, sie hatten auch die heiligen waͤlder, welche hainen benennet wurden, welchen man das recht der freistaͤdte beilegte, Strodtmanns bemeldte uͤbereinstimmung der Teutschen altertuͤmer ꝛc. s. 205 fgg. s. 213, Dreyer s. 703 fgg. § 1747 Die freveler an den baͤumen sind mit festungs- wie die fre- veler an den baͤumen zu bestrafen sind? bau, zuchthaus, handabhauen, leibes- auch gelt- strafe ꝛc. zu zuͤchtigen und zu bestrafen, F. H. Cas- selische baumpflanz-ordnung § 20, 21, Mylius im corp. constitut. Marchic. II ten teile III ten abt. s. 118, 119, Kur-Braunschweig-Luͤneburgischer landes-ordnungen IV ter teil s. 254, 256. Unter die freveler, verderber, und beschaͤdiger gehoͤren diejenige, welche die baͤume schaͤlen, umhauen, umreissen, umdrehen, ausbrennen, anstecken, be- schneiden, abkoͤpfen, auch diejenige, welche one erlaubnis bast machen, widschneiden, quecksilber hinein boren, laubstreifen ꝛc. F. H. Casselische forst- und holz-ordnung s. 26, F. H. Darmstaͤd- tische forst- und wald- auch weidwerks- und fische- rei-ordnung, 1724 fol. II ter teil § 63 fgg. s. 27 fgg. des von Ludewig gelehrte anzeigen im I sten teile s. 354 fgg., Fritsch am a. o. § 43, Kur-fuͤrstl. Mainzische ordnungen fuͤr dero stadt Erfurt und zugehoͤrige lande s. 293, F. S. Weimarische lan- des-ordnung tit. 42, repertorium iuris priuati I ster teil s. 531 fgg. § XI-XXIX. § 1748 Der uͤberfall von den baͤumen, welche am zau- wie der uͤberfall so- wohl uͤber- hang beur- teilet wird? ne stehen, und deren fruͤchten, wird nach den aͤsten beurteilet. Was solchemnach uͤber meines nach- bars erdreich und boden faͤllet, gehoͤret ihm, nach den XLI haubtstuͤck den Teutschen rechten, Pistorius cent. V par. 10, Krebs am a. o. s. 67, 73, Hildebrand de fru- ctibus in alienum praedium propendentibus, Fritsch de iure hortorum § 31, 32, Frankfurti- sche reformation im VIII ten teile tit. 13 § 2, Schil- ter exerc. 47 § 75. § 1749 was der wurzeln u. aͤste halber rechtens ist? Die wurzeln von meinem baume, welche in des nachbars garten schlagen, darf er nicht weghauen, wohl aber die aͤste von meinem baume, welche in seinen grund haͤngen und schatten machen, Fritsch am a. o. § 33, 34 s. 23 fg., theatrum seruitutum im anhange dec. IX s. 1213, Schilter exercit. 47 § 75, Heineccius in den elementis iur Germ. T. I lib. II § 69. Wenn aber ein baum uͤber des nachbars haus, oder dach haͤngt, und daran schaden verursachet, oder auch unten im grunde an den mauern des hauses mit den wurzeln nach- teil bringet, kan selbiger rechtlich fodern, daß sol- cher baum ausgegraben, oder abgehauen werde, erneuerte reformation der stadt Frankfurt am Maine im VIII ten teile tit. 13, Wildvogel disp. de eo quod iustum est circa arbores. § 1750. was die nu- zung der baͤume mit sich brin- get? Ist iemanden die nuzung der baͤume vermacht; so kan er solche nicht umhauen, sondern hat nur die fruͤchte davon zu genuͤßen, und wenn eini- ge ausgehen, ist er schuldig, andre dargegen zu sezen, theatrum seruitutum tit. XV § 22 s. 695, Solmsisches landrecht im II ten teile tit. 7 § 8, 9, welches auch auf die beamten und pfarrguͤter und gaͤrten sich anwenden laͤsset, fernere beifugen zur F. S. Gothaischen landes-ordnung s. 74, Kur- Braunschweig-Luͤneburgischer landes-ordnungen I ster teil s. 805. Zwei von den wald- und holzungen ꝛc. Zwei und virzigstes haubtstuͤck von den wald- und holzungen, auch dem forst-wesen. § 1751 D ie holzungen sind allerdings fuͤr einen wichti- die holzun- gen sind un- entherlich und nuͤzlich. gen landesschaz zu halten. Denn ein un- tertan vermag one gelt, getraide und holz nicht wohl bestehen. Der nuzen aͤussert sich in ruͤck- sicht auf die austraͤgliche floͤsen, die berg- bau- huͤtten- brenn- siedwerke, fabriken, das forst und jagt-regal, wie auch die hut und trift, die mast, die bequemlichkeit, bedeckung fuͤr frost und hize, der zamen vihzucht und des wildes, auch viler un- tertanen narungsgeschaͤfte, bei dem bauen, brauen, backen, nicht minder in absicht auf die bequem- lichkeit der menschen, und die ansehnlichsten ein- kuͤnfte eines landesherrn; dahingegen der holz- mangel einem state grosen nachteil bringet, dar- nebst grose summen geltes entzihet. § 1752 Bei dem wald- forst- und holz-wesen hat man worauf bei dem wald- forst- und holzwesen zu sehen ist? auf verschidenes zu sehen, naͤmlich holzungen fuͤg- lich und mir vorteile anzulegen, die bereits vor- handenen waͤlder, forste, hoͤlzer, gebuͤsche in bes- sern stand zu sezen, selbige durch forstmaͤsigen ge- brauch und zufaͤllige gelegenheiten zu benuzen, wirtschaftlich zu erhalten und zu schonen, ausser- dem das bau- werk- brenn- und uͤbriges holz, wie auch die kolen wohl anzuwenden und zu sparen. § 1753 Die holzungen werden in waͤlder, forste, hoͤlzer die eintei- lungen der holzungen. und buͤsche eingeteilet. Die buͤsche werden auch feldbuͤsche, feldhoͤlzer, vorhoͤlzer, vorberge, vor- Y y koͤpfe XLII haubtstuͤck koͤpfe ꝛc. benennet. Es gehoͤren naͤchst disem da- hin die feld- und strassen-baͤume, die weiden, aspen, erlen, auf den wisen, angern und in den auen. Ein wald im weitlaͤuftigen sinne hat viele forste unter sich, als der Harz- Boͤhmer- Thuͤringer- Schwarzwald ꝛc. Forst ist ein teil eines waldes und begreifet den umfang eines waldes von bergen und taͤlern unter sich, auch flaͤchen, woruͤber ein foͤrster gesezet ist. Wiewol das wort: forst in den alten Teutschen gesaͤzen und urkunden unter- schidliche bedeutungen hat. Es bedeutet dasselbe teils einen gehaͤgten ort und wald, darin nimand weder jagen, fischen noch holzen durfte, Hert de superioritate territ. § 48, Reinhard de iure forestali, cap. I § 4 s. 7; daher auch die gehaͤg- ten fischwasser unter dem worte: forst, oft mithe- griffen worden sind, Hert am a. o. Reinhard am a. o. Frisch im Teutsch-Lateinischen woͤrter- buche, I sten teile s. 286, 287 unter dem worte: forst, folglich dises wort so vil als den wildbann mit angezeiget hat. Woraus die forstliche ober- keit und herrlichkeit iren ursprung leitet, davon unten bei dem jagtregal gehandelt werden soll. Teils wird das wort: forst fuͤr die aufsicht und forstmaͤßige nuzung, auch erhaltung der waͤlder und gehoͤlze, nach fuͤrschrift der forst-ordnungen genommen, mithin das jagtrecht dem foͤrster nicht zustehet; es wird dises auch das forstrecht benen- net, von Ludolf in fasc. 1 sent. cam. n. 14, Krebs am a. o. I , 2, 2, s. 13 s. 34 fgg. Hoͤlzer sind die in einem forste gelegene einzele mit holz bewachsene berge, taͤler, und ebenen, welche wohl einer gemeine, oder privatperson zugehoͤren koͤn- nen. Buschhoͤlzer heissen, welche eigentlich zu kei- nen baͤumen, oder stangen wachsen, Stissers jagt- und forst-histori cap. I § 5 s. 6 fgg. So finden von den wald- und holzungen ꝛc. finden sich z. e. im amte Gießen 1) der forst zum Steinberge, unfern der commende Schiffenberg, 2) der forst zum Staufenberge, einem staͤdtgen zwischen Gießen und Marburg, 3) der forst Al- lendorf an der Lumme. Die gattungen des hol- zes sind 1) an der seite vom Schiffenberge, ein eichenwald, von seiten der Linnermark, untermi- schet mit buchen und eichen, 2) der burgwald, ein eichenwald, das starke lohe- eichen, 3) der Scheid, ein buchen-wald, welcher der stadt Al- lendorf gehoͤret. Der Todten-wald, ein buchen- wald, ist nur besagter stadt zustaͤndig. Sihe des Estors vorrede zum IIII ten bande der neuen Eu- ropaͤischen stats- und reise-geographi, § XXVII , des Doͤbels jaͤger-practica, III ter teil s. 3, Dan. Ehr. Rodigs disp. de iure priuatorum circa syluas imprimis caeduas. Die grenzen eines ieden forstes sind behoͤrig zu berichtigen und daruͤ- ber zu halten. § 1754 Im Reiche und insbesondere in Ober-Hessen, im Reiche und Ober- Hessen. hat man waͤlder, oder waldungen, waͤldger und haͤcken. Alles buschholz nennet man haͤcken, oder z. e. einen Birken-kopf. Im Nassauischen heisset dises ein hauberg, Nassau-Cazenellenbogische po- liceiordnung cap. IX s. 98 fgg., jeweilen wird solcher auch hauwald benennet, Reicharts disp. de iure priuatorum circa syluas caeduas ad- modum restricto, Struvens disp. de iure sil- varum et arborum, Fritsch de iure boscandi. § 1755 Der wald bestehet entweder aus blosen eichen, woraus der wald beste- het? alsdann nennet man ihn einen eichen-wald, oder aus buchen, solchenfalls hat er den namen eines buch-waldes. Oefters aber ist selbiger mit eichen und buchen gemischet. Die hainbuchen, welche Y y 2 in XLII haubtstuͤck in der gestalt der weiden-baͤume wachsen und zum brennholze, auch ofenkloͤzen dinen, die aspen, bir- ken, saalweiden, sind nebenholz, das hir und da in einem waldflecke, auch in den haͤgen mit unter- waͤchset. Tannen-waͤlder gehoͤren in den hisigen gegenden zur ausname, weiln sie besonders ange- leget werden muͤssen. Im Oberfuͤrstentume sind zum Rauschenberge und Schweinsberge, auch in Hessen-Darmstaͤdtischen zu Gißen und zur Grebe- nau gegen Hersfeld zu, auch zum Ober-glene die haubttannen, welche bei dem bauen zur ruͤstung und traͤgern, oder donen geholet werden. Um Darmstadt sind die tannen-waͤlder in menge. Hir zu lande hat man den kuͤn-baum und die fich- ten, iedoch, wie gedacht, als eine seltenheit. Die Heßischen berge sind nicht kale, sondern sie tragen eichen, oder buchen, welche die Sachsen rot-bu- chen nennen, gleichwol der unterschid unter weisen und rot-buchen dahir unbekannt ist. Die eichen sind zweierlei gattung, eisbaͤume und eichen ins- besondere, deren jene die Sachsen steineichen und die eichen lohe-eichen nennen, von Rohr am a. o. s. 141 § 2, der Miller T. II am a. o. s. 18 fg. benennet XXXVI gattungen der eichen, Zwinger hingegen s. 153 fg. gedenket nur X arten derselben. Die hain- oder hage-buchen heißen in Sachsen stein-buchen. § 1756 woraus die Thuͤringi- schen waͤl- der fuͤrnaͤm- lich beste- hen? In Thuͤringen hat man den kuͤnbaum, die fichte und die tanne, als die haubtbaͤume. Die buchwaͤlder sind in Thuͤringen nicht so vil anzu- treffen, als im Reiche. Die tannen sind dreyer- lei gattung: 1) die edle tanne, 2) die weise tan- ne, 3) die kifer- oder kuͤnfoͤre; die Sachsen haben 1) den kuͤnbaum, 2) die foͤre, 3) die fichte, und 4) den von den wald- und holzungen ꝛc. 4) den tannen-baum, Marburgischer beitraͤge V ter teil s. 59 fg., Doͤbel am a. o. § 1757 Die tanne hat ganz schwarz-gruͤne nadeln der tannen und sich- ten ꝛc. be- schaffenheit. (laub) und zottichte aͤste. Die fichte hat herun- ter hangende nadeln, und sind deren zwo gattun- gen. Die foͤren, forren, oder kifern sind ein gu- tes bauholz, iedoch des feuers halben gefaͤrlich. Die adern, oder jare sind dunkeler, als bei den tannen und fichten. Die rinde der tannen und fichten ist aschgrau, und eben nicht gar sehr auf- gerissen. Die kifer hat unten eine stark aufgeris- sene rinde; oben aber, auch an den aͤsten, ist sie roͤtlich und glatt, Penthers bauanschlag s. 5, zu wasser-roͤren sind die foͤren ungemein gut. Ist man genoͤtiget die tannen zu schwellen, oder eis- boͤden zu gebrauchen, so ist ratsam sie mit ganz heisen wagenschmiere, das mit peche vermischet ist, zu bestreichen. Wo die wasserroͤren trocken ligen, da sind die tannen die besten. Die kuͤnbaͤume- roͤren geben anfaͤnglich dem wasser einen starken harz-geschmack. Uebrigens ist der kuͤnbaum kein pinus, sondern der pinaster. § 1758 Das holz wird bekannter maßen in hartes und die eintei- lungen des holzes wer- den erzaͤlet. weiches, laub- und tangel-nadelholz eingeteilet. Das leztere wird auch schwarz, und harz-holz be- nennet. Das laubholz wird wieder in das harte und weiche eingeteilet, Doͤbel am a. o., wiewohl einige auch die nadelhoͤlzer in harte und weiche ab- zuteilen pflegen, Stisser am a. o. cap. IV abt. I § XI s. 109, von Carlowiz am a. o. Im Rei- che werden die birken, das erlenholz, die massel- lern, oder maßholdern ꝛc. unter das weiche holz gerechnet. Y y 3 § 1759 XLII haubtstuͤck § 1759 Die einteilung des holzes 1) in laßreisse, 2) sommer-latten, 3) vorstaͤnder, welche 2 gehaͤue gestanden, 4) angehende baͤume, die 30 bis 50 jare alt sind, ober baͤume (oder ober-hohe-holz), die 80, 90, 100 jare gestanden haben, ist hir zu lande unbekannt, Stissers einleitung zur land- wirtschaft, cap. IV abt. II § 3 s. 116, von Justi in der stats-wirtschaft II ten teile § 164 s. 199 fgg. s. 201. § 1760 die eintei- lung des ei- chen- und buͤchen- hol- zes. Man hat hir das eichen- oder buͤchen-holz zu betrachten. Jenes teilet man in das bauholz- wirk- oder geschirr- und nuz-holz; sodann ins brenn- holz und mastbaͤume. § 1761 die abtei- lung des ei- chen-holzes. Das eichenholz begreifet entweder den stamm, oder die aͤste, welche das urholz heissen. Jener enthaͤlt dreyerlei bauholz: 1) die so genannten haubt-bau-baͤume, oder die starken und gesunden staͤmme, deren einer am stamm-ende im durch- messer eine elle und druͤber, am obern ende aber 18 und merere zolle hat. Zum naͤhe- oder der faͤre zwo stunden hirvon, ward eine eiche von etli- chen 60 schuhen erfodert, davon der groͤßte ein wellbaum (zur welle an ein muͤlrad) abgibet. II tens koͤmmt die mittelgattung der eichenbaͤume, die am stamm-ende 16 bis 18 zolle dicke sind. III tens, die jungen eichen in der dicke von 12 bis 14 zollen; 2) die eichen laͤnge, oder ein stuͤck vom stamme, 3) den eichenzopf, oder windfalls-kloz, 4) das stick-holz in die gefache der gebaͤude. Zum brennholze werden nur die faule, abstaͤndige, wind- faͤllige, und zu keinem bau und werkholze, oder zur mast nicht dinsame eichen genommen. Bei dem anschlage eines waldes uͤberhaubt, besonders aber von den wald- und holzungen ꝛc. aber eines eichen-waldes wird das augenmerk zu- voͤrderst auf die bau- und nuz-baͤume gerichtet. Wo es an disen gebricht; sezet man oͤfters 8 bis 10 fl. fuͤr den morgen an. § 1762 Die erste gattung dinet zu well-baͤumen an den wozu die bau-baͤume dinen, und zwar die starken, muͤlen-raͤdern, zu schlage-laden an den oͤl-muͤlen, zum haus-baume an der wind-muͤle, zur schrau- ben-mutter bei einer grosen presse, sodann schwel- len und rigel daraus zu schneiden. § 1763 Die mittel-gattung der eichen wird zu schwel- mittelmaͤ- sige und schwache? len, roͤsten in der erde, roͤst-pfaͤlen, an den bruͤ- cken zu eis-boͤcken und jochen, zum sterze der wind- muͤle, auch wohl zum fluͤgel-ruten, kuͤhe-krippen und glocken-stuͤlen gebrauchet, Penthers bau- anschlag s. 3. Die schwachen eichen geben saͤulen und schwellen und die ganz jungen im heissen was- ser gesotten, geisel- und karbatschen-stecken. § 1764 Bei dem bauen ist das eis-eichenholz am be- wo das eis- eichen-holz besonders zu gebrau- chen ist? sten, ausser nur nicht zu traͤgern, oder donen; denn wie sich dise eiche einmal kruͤmmet, so blei- bet sie; hingegen der kuͤnbaum streckt sich wieder, das ist, er wirft sich. Man erfodert zum voͤlli- gen wuchse einer eiche 100 jare, sie bestehet 100 jare, und 100 jare nimmt sie ab, und zwar wird erstlich der wipfel doͤrre. Die laͤngeste und star- keste eiche befindet sich im forste Eringshausen, und ist deshalber umzaͤunet. Zwischen Zigenhain und Frillendorf ist ein eichen-wald von sehr dicken, anbei mit knorren ausgewachsener eichen, die der misgeburte von eichen gleichen. Wenn die eichen auf die floͤsse gebracht werden, teilet man sie in wagenschuͤsse ein. Zu Dagobertshausen unfern von hier, ist eine so grose eiche, daß ein rind, Y y 4 oder XLII haubtstuͤck oder 8 schweine darin sich aufhalten koͤnnen. Man kan trocken darin stehen, auch, wo man will, einen tisch darin anbringen. § 1765 das buchen- holz tauget nicht zu al- len gebaͤu- den. Das buchen-holz tauget zum gebaͤuden im trocknen nicht, weil es gleich wurmstichig wird. Dahingegen ist solches zum wasserbaue, wo es bestaͤndig im wasser liget, gut. Disemnach teilet man es in werk- und brenn-holz. Zum buͤchen- bauholze werden gebrauchet: 1) die staͤmme, das ist, die gefaͤllte baͤume one aͤste, davon die dickeste bader , oder gerinne baͤume heisen, worin das muͤlrad laͤuffet. Die nach disen an der dicke sind, werden schaufel-baͤume benennet, weiln dar- aus die schaufeln an den muͤlraͤdern gehauen wer- den; dann die buchen-baͤume, woraus die wagner felgen hauen, auch zu brettern, zu saͤrgen fuͤr die schreiner und andern behuf dinen, 2) die buchen- laͤnge, 3) achsen laͤnge, oder ein stuͤck vom klei- nern heister, 8 schuhe lang, 4) buchen-heister, oder ein noch geringer buchen-baum, welcher staͤr- ker als ein achsen-heister, 5) stuͤzen, oder staͤuper, auch holzschneide-baͤnke, 6) ruͤst-reidel, darauf in die scheunen das getreide geleget wird, oder von maurern, auch weisbindern (tuͤnchern) um an den gebaͤuden auswendig zu arbeiten, gebrauchet werden, 7) reidel zu wagen-deichseln und lang- widen, 8) weinpfaͤle, hopfenstangen, 9) zaun- oder fiz-gaͤrten, oder fach gerten- zum behufe der kleber, 10) bohnenstangen. Sonst ist die mast von den buchen nicht so gut, als von den eichen, der speck von den eicheln wird hart, von den buch- eckern aber troͤpfelnd und weich. § 1766 die heinbu- che, aspe, birken, erlen Die hein- oder weis-buche wird gleich den wei- den-staͤmmen gekoͤpfet. Ihr holz dinet zu den kaͤm- von den wald- und holzungen ꝛc. kaͤmmen, auch tribe-stoͤcken der muͤlen. Zu den ist gut zu gebrauchen. lebendigen haͤgen um die gaͤrten, auch den alleen, oder gaͤngen, irr-gaͤrten werden sie stark gebrau- chet. Aspen und birken sind gut unter den brau- kessel. Die birke stehet 60 bis 70 jare. Die erlen taugen im wasserbaue und zu den born-roͤren. Die haseln geben fachgerten und schienstoͤcke fuͤr kleber. Das lindenholz ist fuͤr die bildhauer. Die eschen sind fuͤr die wagner zu kutschen-baͤumen. § 1767 Den anwuchs und anflug der hoͤlzer erhalten wie der an- wuchs der hoͤlzer be- schihet? wir entweder von der natur, oder mit zuthuung unseres fleißes, und angewendeten arbeit. In jenem falle erfolget die fortpflanzung des holzes entweder durch den samen, oder durch das aus- schlagen an der wurzel und stammes. Daher der anflug und wiederwachs bekannt ist. Durch den samen kommet fuͤrnaͤmlich das nadelholz fort; al- lein das laubholz wird sowohl durch den samen, als auch durch die auslaͤufer fortgepflanzet. Die haͤher, oder markolfen verstecken die eicheln, und sind demnach oͤfters die pflanzer derselben. Die natuͤrliche fortpflanzung gehet langweilig zu. Hin- gegen die andre art, naͤmlich die kuͤnstliche, hat einen geschwindern fortgang, auch bessern erfolg. Dise fortpflanzung des holzes beschihet teils durch den samen, teils durch die pflanzung, und zwar durch fortsezung ganzer und junger staͤmme, oder durch die schnittlinge, sowohl aͤste. Bei dem wilden holze wird das saͤen besser, als das pflan- zen gehalten. Von der befoͤderung des holzpflan- zens besagen die Teutschen landes- forst- policei- und andre ordnungen. Sihe davon den Stisser am a. o. s. 113 cap. 4 abt. I § 19 *, den von Goͤch- hausen am a. o., die oͤconomischen sammlungen aus den Breslauer natur- und kunst-geschichten Y y 5 aus- XLII haubtstuͤck ausgezogen cap. IV s. 415 fgg., von Justi am a. o. § 171 s. 209 im II ten teile. § 1768 des kuͤnbau- mes nuzen. Wo der holz-mangel sich hervortut, ist der kuͤnbaum das brauchbareste holz zum geschwinden aufwuchse. Zum bauen, zu bretern, bolen, zum wasser-bau, zu schleissen, zum brennen, ist es eine sehr nuͤzliche holzung. Allein das harzreissen ist daran nicht leicht zu verstatten, besonders, wenn es zum nuz- ꝛc. holze gebrauchet werden soll, von Carlowiz s. 48 § 39 s. 94 § 14, s. 171 § 13, von Goͤchhausen am a. o. s. 187 s. 210 fgg., F. H. Darmstaͤdtische forst- und wald-ordnung, im II ten teile § 52 s. 24. Das erlen-holz zu pflanzen darf hirbei nicht vergessen werden, besonders an nassen und sumpfigten orten, F. H. Casselische forst- und holz-ordnung s. 24. § 1769 wie das auf- kommen des anwuchses zu befoͤrdern ist? Zum aufkommen und befoͤrderung des anfluges sowohl jungen wuchses der baͤume, sind die berge und gegenden zu haͤgen, und weder die hirten, schaͤ- fer, und andre leute mit irem vihe, noch gras- schneider, laubstruͤpfler, mosrecher darin zu dul- ten, F. H. Casselische forst- und holz-ordnung vom jare 1683 fol. s. 21 s. 27, Nassau-Cazenellen- bogische policei-ordnung cap. IX § 14, von Goͤch- hausen am a. o. s. 221 fgg. 229, auch keine wi- den zu schneiden, die besen-binder fuͤr sich nicht zu- zulassen, noch andre schaͤdliche leute, als fuhrleu- te ꝛc. darin zu leiden. Was die zeit belanget, wie vile jare naͤmlich die gehaͤge verschonet bleiben sol- len; so ist solches, dem gemeinen wane nach will- kuͤrig. In den Braunschweig- Wolfenbuͤtteli- schen landen, auch im stiste Hildesheim werden meistens 7 jare, in andern landen 5, 8 jare be- stimmet, Stisser in der jagt- und forst-histori, im anhan- von den wald- und holzungen ꝛc. anhange s. 127, und in der einleitung zur land- wirtschaft, cap. IV abt. 3 § 8 s. 130. In der F. H. Casselischen forst- und holz-ordnung s. 22 werden wenigstens 5 jare dazu verordnet. In- halts der Nassau-Cazenellenbogischen policei-ord- nung cap. IX § 8 s. 99 soll kein vih in 2 oder 3 ja- ren in die junge hoͤlze, oder stoppel-haine getriben werden. Allein weder die jare, noch daß die rei- gungen 7 schuhe hoch seyn muͤßten, geben eine all- gemeine regel; sondern so bald das rindvih vermit- tels seiner hoͤrner den jungen wuchs nicht mehr kruͤmmen, und den wipfel zum abfressen an sich bigen kan; so bald ist die haͤge aufzutun. Denn das rindvih weiß die jungen baͤumgen so zu bigen, daß es den wipfel als das suͤsseste, zum fraße uͤber- komme. Laͤsset sich aber der stamm, oder wuchs nicht mehr beigen, so kan auch kein schade mehr an dem wipfel beschehen; sintemal die abbeißung desselben das wachstum eines baumes behindert. Wo demnach eine haͤge auf kommen soll; allda muß auch das wildpret weggeschossen werden. Dises ist die groͤste mit-ursache des holzmangels. Von den gehaͤgten waͤldern sind die faͤrigen un- terschiden, in welche naͤmlich das vih faren darf, Beck von der forstlichen oberkeit s. 138. § 1770 Hat eine gemeine die hute im walde, welche wie der hut- gerechtig- keit bei der anlegung ei- nes gehaͤges ein genuͤge beschehen soll? man die blumen-hute nennet, so muß jener bei an- legung einer haͤge ein ander stuͤck waldes so lange angewisen werden. Das vih auf der weide im walde bedarf eines ganges, oder einer trift zum wasser. Daher muß neben der haͤge eine trift offen bleiben. § 1771 Bei dem faͤllen der baͤume und schlagen des was bei dem faͤllen und schla- holzes muß es ordentlich, pfleglich, redlich, treu- lich XLII haubtstuͤck gen des hol- zes zu beob- achten ist? lich und forstmaͤsig zu gehen, auch auf das nuz- holz gesehen werden, anerwogen sonst durch un- treues, auch unzeitiges und unordentliches schla- gen und abtreiben des holzes groser schaden ver- ursachet werden kan. Zu welchem ende keinem foͤrster zu erlauben ist, daß er fuͤr sich allein und one vorwissen der forstbeamten, samt den forst- schreibern, weder bau- werk- nuz- brenn- noch ander holz, one den waldhammer, anweise, oder verkaufe, abzaͤle, F. H. Casselische forst- und holz-ordnung s. 6, 7, s. 15, greben-ordnung s. 50 § 1 § 3 s. 51 § 5 fgg., Nassau-Dillenburgische jagt- und forst-ordnung § 38, Magdeburgische policei-ordnung cap. IX sect. III § 12, Henneber- gische forst-ordnung. Es ist ausserdem den ge- meinen und den privat-personen in iren hoͤlzern nach eigenem gefallen zu schlagen und zu faͤllen nicht zuzulassen, immaßen dem holz-mangel auf alle weise vorzubeugen ist. Zu dem ende dinen die holz- und forst-ordnungen, F. H. Casselische greben-ordnung s. 119 § 4, von Justi am a. o. § 162 s. 197 § 165 s. 200 fgg., Reinharts disp. de iure priuatorum circa siluas caeduas admo- dum restricto; daher muͤssen die untertanen in iren eigenen waldungen sich forstmaͤsig betragen, und nach maasgebung der landesherrlichen forst- ordnungen sich betragen, von Ludolf obs. for. CIV § 5 s. 273 fg. t. I. Ob aber die herrschaft- lichen forst bedinten sich der anweisung unterzihen und gar eine belonung desfalls fodern koͤnnen? das ist eine andre frage. In sachen der stadt H. wider das fuͤrstliche forst-amt zu R. hat man dafuͤr gehalten, daß disem unverwehrt sey, der stadt-anweisung auf seine kosten beizuwonen. § 1772 von den wald- und holzungen ꝛc. § 1772 Die faͤllung des bauholzes muß im winter ge- das bauholz ist im win- ter zu faͤllen, schehen, weil alsdann der saft in die wurzel zuruͤck getreten ist. Man hauet sie auf beiden seiten an, und laͤsset den kern unberuͤret, damit der sich sen- kende saft durch die kerben abfallen moͤge. Dar- auf wird der baum voͤllig abgehauen. Das ist der rat Vitruvens. § 1773 Bei dem holzfaͤllen ist auf die erhaltung der worauf da- bei zu sehen ist? haͤgereisser, der samen-baͤume, wildbahn, und jagt zu sehen, bevorab wenn ein anderer dise im walde hergebracht hat, Beck am a. o. s. 139 fgg. Krebs am a. o. P. I class. 4 fect. 63 s. 197 fgg. anerwogen die jagt und wildban vom waldherrn nicht veroͤdet werden duͤrfen; wie daruͤber in sa- chen Sachsen-Weimar wider Hazfeld-Gleichen gestritten worden ist. § 1774 Dem walde ist es nicht zutraͤglich, wenn das das lange ligen des holzes im walde ist di- sem nicht zutraͤglich, imgleichen das zimmer hauen, und das willkuͤr- liche holz- lesen. gemachte holz zu lange darin ligen bleibet; daher ist die zeitige abfur desselben nach der beschehenen holzbesichtigung so bald das holz doͤrre ist zu befe- len; auch das zimmerhauen in den waͤldern zu untersagen, F. H. Casselische forst- und holz-ord- nung s. 9. Das holzlesen in den herrschaftlichen waͤldern ist nicht zu allen zeiten, auch nicht auf alle tage zu verstatten, sondern es kan solches wohl eingeschraͤnket werden, gestalt dann besage der F. H. Casselischen greben-ordnung tit. 23 § 1 s. 50 nimand one der forstbedinten vorbewust holz- lesen, darnebst weder axt, noch barte mit in den wald nemen soll. Thue hinzu die bemeldte forst- und holz-ordnung s. 7, in betracht der holz-diberei auf alle weise einhalt zu tun seyn will. Wirten- bergische forst-ordnung, Hennebergische forst-ord- nung XLII haubtstuͤck nung § so sollen ꝛc. Calenbergische forst-ordnung cap. 2 § 13. § 1775 das holzfa- ren im wal- de ist nicht alle tage zu verstatten. Weder in den eigenen, noch in den herrschaftli- chen waͤldern ist das holzfaren alle tage verstattet, sondern es werden hirzu zwene tage anberamet, F. H. Casselische forst und holz-ordnung vom jare 1683 s. 7; immaßen sonst der bauer unterm fuͤrwande, sein klafter-holz zu faren, das ganze jar in den wald faͤret, und holz entwendet. Die holung des bestallungs-holzes von den zugeschribe- nen klaftern leidet ire ausname. § 1776 wie das be- stallungs- holz gehau- en werden soll? Das hauen der bind-raidel wird nicht nach willkuͤre verstattet. Das klafter-bestallungs-holz wird durch geschworne holzhauer gehauen, und in die klafter geleget. Dises teilet sich ins lange und kurze holz. Jenes ist 6 schuhe lang, und die klaf- ter 5 schuhe hoch. Das kurze holz ist 3 schuhe lang, und 10 schuhe hoch, auch den untertanen fuͤrtraͤglicher. Die scheite, oder spalten muͤssen in die klafter nicht dinne, sondern stark und grob gespalten ligen, von Goͤchhausen s. 237 fgg. § 1777 was den waͤldern schaͤdlich ist, Das aschen- heiden- graß-brennen, imgleichen die haͤufigen kolstaͤtte der koͤler bringen den waͤl- dern keinen nuzen; derhalben solche bei strafe zu untersagen sind, F. H. Casselische forst- und holz- ordnung s. 9 fg. s. 28. Die hirten, schaͤfer, holz- arbeiter duͤrfen an die baͤume kein feuer machen, s. 10, 11, Stisser am a. o. cap. IV abt. III § 2, 3, s. 127, § 12 s. 133. § 1778 was die holzspar- kunst erfo- dert, Die holzsparkunst erfodert: daß wo kein allzu- großer uͤberfluß am holze ist, weder kolen, zimmer- noch ander bau- nuz- brenn-holz ausser landes, we- der von den wald- und holzungen ꝛc. der durch floͤßen, noch auf eine andre art gebracht, F. H. Casselische forst- und holz-ordnung s. 27, imgleichen daß nicht allen und ieden eigene back- oͤfen verstattet, s. 25, die schneide-muͤlen einge- schraͤnket werden, auch bei vilen andern gelegen- heiten des holzes geschonet werde, Stisser in der einleitung zur landwirtschaft cap. IV abt. 2 § 19 s. 124 s. 133. Immittels ist bei dem verkaufe des holzes den untertanen billig der vorkauf sowohl vorzug zu verstatten, fernere beifugen zur S. Go- thaischen landes-ordnung s. 646 num. 27, F. H. Casselische forst- und holz-ordnung s. 27. § 1779 Das siden fuͤr das rindvih, die menge des und deswe- gen abzu- schaffen ist wildprets, die schmelzen- und eisen-huͤtten, auch haͤmmer, die glas-huͤtten, die kamine verursachen eine holz-teurung, wo man nicht mit steinkolen dazu versehen ist. Wenn aber ein allzu großer uͤberfluß an holze vorhanden, und solches durch floͤssen nicht sonderlich genuzet werden kan, sind die bemeldte huͤtten, und fabriken auch bergwerke anzulegen, um einen guten nuzen vom holze zu erlangen. § 1780 Wo turf (torf) und steinkolen sich vorfinden, der torf ist zu erspa- rung des holzes zu gebrauchen. ist deren gebrauch zu ersparung des holzes nicht zu verabsaͤumen, von Carlowiz am a. o. f. 281-283, von Rohr in der geschichte der von sich selbst wilde wachsenden baͤume ꝛc. s. 2 § 3 s. 135 fgg., Leipziger sammlungen von wirtschaftlichen ꝛc. sa- chen im IV ten bande s. 367, V ten bande s. 288, 538, s. 720, VIII ten bande s. 652, 674, IX ten bande s. 166, Degners erlaͤuterung von torf und brennenden rasen, Frankf. 1731, 8. § 1781 XLII haubtstuͤck § 1781 der turf wird be- schriben. Der turf ist teils ein mit vilen zaͤsergen, faͤsig- ten und filzigten wurzeln durchwachsenes moos, teils ein aus vilem grase und verfaulter schwefe- lichter holzerde bestehendes erdreich, teils eine versammlete menge unzaͤlicher wachsenden und gruͤnen pflaͤnzgen, die unter dem sumpfigen und stillstehenden wasser hervorkommen, und sich mit einander verwickelt haben. Die farbe ist bei ei- nigem turfe dunkelbraun, fett und klebericht; ei- niger ist leicht und trocken, und bestehet aus vilen holzigten teilgen auch dicken wurzeln, aus rore, sande ꝛc. von Rohr am a. o. § 1782 das stroh muß iewei- len das holz vertreten. In der Wetterau und vilen andern orten, wird aus mangel des holzes mit strohe geheizet und ge- kochet. Ein kleines fest zusammen gebundenes gebuͤndgen vom strohe dinet anstatt des ofen- klozes. § 1783 wie es bei einbrechen- den holz- mangel der unterta- nen ꝛc. ge- halten wer- den mag? Haben etwa untertanen in einem herrschaftli- chen, oder adelichen walde die beholzigung, der wald aber nimmt ab, und die untertanen mehren sich; alsdann wird der wald gemessen, das holz darin uͤberschlagen, und der ertrag ausgeworfen, nach fuͤrschrift, wie ich im V ten stuͤcke der Mar- burgischen beitraͤge ausgefuͤret habe. Wie aber! wenn der vasall seinem lehnsherrn gegen die be- holzigung den wald uͤberlassen hat! Hier kan der vasall von der hergebrachten holz-anzale nicht zuruͤck gesezet werden. Also ist in sachen von B. wider die rentkammer zu H. gesprochen worden. § 1784 one erlaub- nis darf kein anstoͤs- ser an den Wer one erlaubnis sich bei seinem acker und wisen, welche an die waͤlder stoßen; zu roden un- terstehet, ist straffaͤllig, F. H. Casselische forst- und von den wald- und holzungen ꝛc. und holz-ordnung s. 22 s. 28, greben-ordnung s. herrschaft- lichen wald, roden. 52 § 14 s. 207, gestalt dann auch zu besserer er- haltung des holzes den untertanen kraft viler Teutscher landes-gesaͤze verboten ist, die waͤlder und hoͤlzer abzutreiben, abzuraͤumen und auszu- stoͤcken, Luͤneburgische holz-ordnung § 76-78, Mecklenburgische policei-ordnung, Gothaische forst-ordnung, F. H. Darmstaͤdtische forst- und wald-ordnung im II ten teile § 18 s. 16, Hert de superioritate territoriali § 50, repertorium iu- ris priuati I ster teil s. 53 und s. 371 unter den wor- ten: abraum und ausstoͤcken. Vom absterben und andern zufaͤllen, oder schaͤdlichen krankheiten der baͤume sihe den von Carlowiz am a. o. cap. 5 s. 45 fgg., von Goͤchhausen am a. o. s. 191 fgg. § 1785 Es stehen aber die waͤlder, hoͤlzer, buͤsche ent- was der ei- gentuͤmer des waldes fuͤr nuzun- gen daraus hat? weder dem landesherrn, den gemeinden, oder an- dern personen zu. Demjenigen, welchem des wal- des grund und boden zugehoͤret, gebuͤren auch die nuzungen. Dise sind entweder haubt- oder neben- nuzungen. Die haubt-nuzungen betreffen haubt- saͤchlich die holzungen. Derjenige, welcher eigen- tuͤmer des waldes, oder holzes ist, benuzet die baͤume, und die auf denselben wachsenden fruͤchte, das gras, hut und weide, wenn solche ein ande- rer nicht hergebracht hat. Imgleichen kan er das harz sammlen, die schalen von den baͤumen zur lohe andern uͤberlassen, wie bald mit mererem bei dem jagt- und forst-regal gezeiget werden soll. Er kan die baum-mast an eicheln, bucheckern, und wilden obste andern darin verstatten, verkaufen, verpachten, und one erlaubnis darf nimand die eicheln oder das wilde obst auflesen, brechen und entwenden, F. H. Casselische forst- und holz-ord- nung s. 31, Beck von der forstlichen oberkeit Z z s. 139 XLII haubtstuͤck s. 139 fgg., Heuser de eo quod iustum est circa ius glandis legendae, von Justi am a. o. § 163 § 167 II ten teile s. 198 fg., Krebs am a. o. P. I classe IV sect. 3 § 7 s. 103 fgg., iedoch, wenn ein anderer die jagt darin hat, muß fuͤr das wild die noͤtige azung uͤbrig gelassen werden, Heuser am a. o. § 26 fgg. § 1786 das eckerig wird nicht aller orten dem forst- und wald- eigentuͤmer beigeleget. Jeweilen wird das recht, das eckerig zu lesen, zum jagt-rechte, und nicht zum eigentume des wal- des, oder zum forst- und wald-rechte gezaͤlet, Ric- cius im entwurfe von der in Teutschlande uͤbli- chen jagt-gerechtigkeit, cap. 3 § 6 s. 103. In Baiern und Bernburgischen hat der fuͤrst die mast, Zinkens grundriß einer einleitung zu den kammeral-wissenschaften, II ten teile cap. VIII § 484 s. 176. Es kommet also dißfalls auf die landes-verfassung und das herkommen an. § 1787 der herr des waldes ver- mag die mast besich- tigen zu lassen. Dem herrn des waldes stehet die gerechtigkeit zu, die mast besichtigen zu lassen. Die mast be- deutet die fruͤchte der eichen- und buchenbaͤume. Die eichel-mast ist fuͤr die schweine die beste. Der speck davon wird, wenn der mast-wurm sich da- bei gut zeiget, hoch und hart: haͤlt sich und dinet zum spicken. § 1788 die eintei- lung der mast, Die mast teilet sich in die vor- und nach-mast, in die voͤllige, nicht ganze, halbe und die nur zum durchlaufen der schweine. Die besichtigung be- schihet mit zutun eines ausschusses derer, welche die schweine auf den wald schlagen, und die mast dingen wollen. Nach befinden wird so und so vil auf ein schwein an mast-gelte gesezet. Darauf folget das schreiben der kuͤnftigen mast-schweine, die man in saͤue, laͤuflinge und ferkel einteilet. Dise von den wald- und holzungen ꝛc. Dise stecken unter jenen, und gibet eines so vil als das andre. Das schreibe-gelt gehoͤret an vilen orten dem foͤrster. Vile brennen die schweine, vile nicht; weiln es leichtlich auswaͤchset. Den ade- lichen, die es nicht hergebracht haben, wird das brenn- und brenn-gelt nicht nachgelassen. § 1789 Das lesen der eicheln zum trockenen fuͤr das das lesen der eicheln ist one er- laubnis nicht ver- stattet. rindvih und die gaͤnse, kan sonder erlaubnis nicht beschehen. Das schlagen und kehren der eckern ist unterschiden. Die erlaubnis dazu gegen eine gewisse abgift nennt man handeln. Aus den eckern und haselnuͤssen wird oͤl geschlagen. Ein Kur-fuͤrst bedauerte einen Reichsfuͤrsten, daß di- ser keine weinberge im lande habe. Der fuͤrst zeigete ihm seine waldungen, daraus er einen herbst von 60, 1000 thlr. mache. In Baiern ist das mast-gelt ein groses einkommen in die rent- kammer von etlichen tonnen goldes, von Lude- wig Germania princeps lib. IV cap. V § 3 s. 91. § 1790 Die zeit des eintreibens und ausfemens bei der wie die mast-zeit bestimmet wird? mast, richtet sich nach dem herkommen, und den landes gesaͤzen. Die forstbedinten duͤrfen sich der nach-mast nicht anmaßen, wo ihnen solche nicht besonders verstattet ist, sondern muͤssen solche der herrschaft berechnen, Kur-Braunschw. Luͤneburg. landes-ordnungen IV ter teil cap. VI s. 252 § 8. Im uͤbrigen wirket bei pachtungen der guͤter der mastungs-abgang, oder mißwachs keinen erlaß. § 1791 Zur aufsicht uͤber die waͤlder und holzungen sind gewisse personen zu bestellen, wovon bei dem forst- und jagt-regal zu handeln seyn wird. Z z 2 § 1792 XLIII haubtstuͤck § 1792 vom holz- zehnten. An einigen orten in Teutschlande, ist auch der zehnte von allem holze eingefuͤret, welches die unter- tanen aus iren in den fuͤrstlichen forsten gelegenen hoͤlzern schlagen lassen, von Justi am a. o. § 162 s. 197 im II ten teile, Zinkens einleitung zu den kammeral-wissenschaften II ter teil cap. 8 § 484 s. 176, Krebs am a. o. I , 1, 1, 2, 4, und P. I class. 15 s. 499 fgg. Drei und virzigstes haubtstuͤck von den zum state gehoͤrigen sachen. § 1793 die eintei- lung der statssachen. D ie koͤrperlichen sachen sind etweder bewegliche oder unbewegliche. Sie gehoͤren teils zum state, teils dem landesherrn besonders, oder sie stehen gemeinen, auch privat-personen zu (§ 1045). Die statssachen sind ebenfalls teils koͤrperlich, teils nicht koͤrperlich (1054-60). So vil die koͤrper- lichen belanget, koͤnnen dise gleichermaßen in be- wegliche und unbewegliche geteilet werden. Die nicht koͤrperlichen begreifen die rechte und gerech- tigkeiten, welche bei grosen herren regalien benen- net werden, und sind entweder auf dem festen lan- de, oder aͤussern sich in ansehung des wassers, Zinkens grundriß einer einleitung zu den kamme- ral-wissenschaften II ter teil, cap. VI § 320 s. 108 fgg. § 1794 die statssa- chen beste- hen teils aus haubt- achen, teils Der stat wird entweder in seinem ganzen um- fange, als ein ganzes und die haubtsache betrach- tet, oder man hat mit desselben zubehoͤrungen (pertinenzen) zu tun. Disemnach sind bei einem state, von den zum state gehoͤrig. sachen. state, sowohl haubtsachen, als auch zugehoͤrige aus zubehoͤ- rungen. sachen (§ 1045). Man hat daher das spruͤch- wort: „sand und land gehoͤret der herrschaft; im- „gleichen der wind gehoͤret der herrschaft,„ Stryks disp. de iure principis aereo. Wor- aus sich ergibet, daß nach masgebung der Teut- schen rechte es heiße: „was allen untertanen nicht „vil nuzet, hergegen dem landesherrn allein vor- „teil bringet, das hat ihm seine voͤlkerschaft uͤber- „lassen; oder alle adespota gehoͤren dem landes- „herrn, Estor de abusu rerum merae faculta- tis; daher die luft nicht gemein ist, wie bei den Roͤmern. Disemnach kan einer one landesherr- liche bewilligung keine windmuͤlen auf gemeinem grunde und boden anlegen. Sihe das oͤconomi- sche lexicon unter dem worte: muͤlen . § 1795 Alle grose fluͤsse und ufer werden benebst der die statssa- chen werden dem landes- herrn fischerei ebenfalls dem landesherrn zugeschriben. Daher bei den Angel-Sachsen das ius sturgio- num, sturionum angetroffen wird, Dreyer de vsu genuino iuris Anglo-Saxon. s. 204. Nicht minder werden selbigem die meere, seen, salzbrun- nen, sauerbrunnen, baͤder, die grosen waͤlder mit iren gerechtigkeiten, die schaͤze unter der erden, bergwerke, Frid. Ernst Bruͤckmanns ausfuͤr- liche beschreibung aller bergwerke in Europa, 2 teile fol. 1727, die oͤffentlichen straßen, die zoͤlle, die inseln, edelgesteine, perlenfischerei, der bern- und agtsteine ꝛc. beigeleget (§ 1056-1060), und ist selbiger deswegen verordnungen zu machen be- fugt, Buders disp. de dominio lacus Bodam. Hert de superioritate territoriali § 47, der herr graf Heinrich von Buͤnau de iure Impera- toris atque imperii R. G. circa maria, Leipzig 1744, 4, Conrad Sam. Schurzfleisch de Z z 3 maris XLIII haubtstuͤck maris seruitute, Joh. Strauch de imperio maris, 1674, 4. § 1796 mit einer behoͤrigen gewalt bei- geleget. Die in einem state befindliche sachen, sind ent- weder von solcher art, daß die untertanen davon gemeinsamen nuzen zihen sollen, oder die gemeinen kosten davon bestritten werden, auch zum unter- halte des landesherrn dinen (1054 fg.), gestalt dahin die domainen (1058), die waͤlder, die jag- ten, die fisealische einkuͤnfte, zoͤlle und andre ge- meine abgaben zu rechnen sind. Damit aber in einem state alles zum besten desselben verwendet, auch dises jeweilen vermittels einer gewalt erhal- ten werden moͤge, ist eine behoͤrige macht ( impe- rium ) erfoderlich. Wo also ein landesfuͤrst vor- handen ist, koͤmmt selbigem allerdings gedachte macht und gewalt zu, wo die landesverfassung ein anders nicht mit sich bringet. § 1797 der landes- herr kan die bestimmung derselben festsezen. In einem state hat man oͤffentliche sachen so- wohl orte. Dem landesherrn wird desfalls ein- geraͤumet zu ermessen, wozu selbige bestimmet werden moͤgen, ob sie naͤmlich privat-leuten uͤber- geben, oder den untertanen uͤberlassen, oder zu etwas anders bestimmet werden sollen (§ 1058). Wenn aber auch dergleichen sachen den unterta- nen eingeraͤumet werden; so koͤnnen sie doch nicht iederzeit damit nach gefallen schalten und walten, sondern es kan ein landesherr deßfalls zil und maß sezen, jeweilen auch wohl selbige des gemeinen bestenshalber einzihen und zu einem andern nuzen anwenden, immaßen ihm die hoͤchste gewalt zu- stehet, mittel und wege ausfuͤndig zu machen, durch welche das gemeine beste eines states befoͤr- dert und erhalten werden kan. Weshalber er auch in ansehung der oͤffentlichen sachen, vermoͤge seiner von den oͤffentlichen gebauden, ꝛc. seiner hoͤchsten gewalt, das behufige verfuͤgen mag. Sihe des herrn H. R. Georgen Ludewig Boͤhmers disp. de iure principis circa loca et opera publica, cap. I § XI , und cap. III § 1-3. Privat-personen duͤrfen one verwilligung des lan- desherrns sich eigenmaͤchtiger weise der zum state gehoͤrigen sachen nicht anmaßen, noch in den besiz nemen, Thomasius de praescriptione regal. ad iura subditorum non pertinente. Die zum state behoͤrigen sachen machen das statsvermoͤgen aus, von Justi in der stats-wirtschaft II ter teil § 1-3 fgg. Vier und virzigstes haubtstuͤck von den oͤffentlichen gebaͤuden, den spinn- werk- zucht- waisen-haͤusern ꝛc. § 1798 I n einem state finden sich oͤffentliche gebaͤude und orte (§ 1047), Penther von anlegung der oͤffentlichen gebaͤuden, fol., Leonhard Chri- stian Sturms anweisung groser herren pallaͤste schoͤn und praͤchtig anzugeben, Augsburg 1718, fol. Dise stehen unter des landesherrn gewalt und aufsicht. Insonderheit koͤnnen hirher die werk- spinn-raspel-walsen- zucht-haͤuser gezogen werden. § 1799 Ein spinn-haus ist ein oͤffentliches gebaͤude, was ein spinuhaus worin muͤssige, luͤderliche, auch unvermoͤgende weibespersonen unterhalten werden. Eine jede muß an weiblicher arbeit das ihr taͤglich aufgege- bene bei strafe der zuͤchtigung lifern. Z z 4 § 1800 XLIV haubtstuͤck § 1800 zuchthaus ist? Ein zucht-haus ist ein oͤffentliches gebaͤude, zum aufbehaͤltnisse nichtswuͤrdiger, luͤderlicher und un- gezogener leute, teils zur taͤglichen strafe, teils zur gemessenen arbeit, um sie zu einer bessern le- bensart zu gewoͤnen. Ins zuchthaus gehoͤren eine kirche, arbeits-oͤrter, und verschlossene schlafstaͤtte. Es sind unterschidene grade darin, nachdem einer gesuͤndiget hat. Vorneme personen kommen in die separaten des zuchthauses. Das kostbareste zuchthaus ist zu Amsterdam; sihe Leonh. Christ. Sturms anweisung zur erbauung der zuchthaͤu- ser, fol., auch im auserlesensten Goldmanne von zucht- und libes-gebaͤuden. § 1801 wie diejeni- ge, welche hinein kom- men, ange- sehen wer- den, Aeltern und vormunden koͤnnen die ungehorsa- men kinder hineinbringen. Die personen welche hinein kommen, heissen zuͤchtlinge, und bekommen ordentlicher weise den willkommen, welcher in ei- ner gewissen anzal schlaͤge bestehet. Nachdem erhalten die mannspersonen auch wohl ein bein- eisen, hingegen die weibespersonen ein kloz an das bein; der vorgesezte des zuchthauses heisset der zuchtmeister, oder der hausvater. Sihe die be- schreibung des zucht- waisen- und armen-hauses zu Waldheim in Kur-Sachsen. § 1802 wie die zuchthaus- strafe be- trachtet wird? Das zuchthaus im groͤsten grade, wird dem staupbesen gleich geachtet. Die landesverwei- sung, dem mittlern grade. Juristen-facultaͤten duͤrfen auf den vestungsbau und zuchthaus-strafe nicht erkennen, wo nicht eine besondere verord- nung desfalls vorhanden ist. § 1803 woher die erbauung und unter- Die erbauung des zuchthauses gehoͤret unter die landesschuldigkeiten. Die unterhaltung wird genom- von den oͤffentlichen gebaͤuden ꝛc. genommen 1) von kirmessen-taͤnzen, 2) spilleu- haltung der zuchthaͤuser zu nemen ist? ten, 3) juͤden bei der copulation, 4) bei schenk- hochzeiten, 5) willkuͤrlichen collecten, 6) von bir- wein- und brandewein-wirten, 7) von karten, 8) seiltaͤnzern. Im Braunschweigischen haben selbige von den testamenten einiges zu heben. F. H. Casselische verordnung wegen des zuchthauses 1720, 1734, Grebenordn. tit. III s. 11 fgg., Kur- fuͤrstlich-Braunschweig-Luͤneburgischer landes- ordnungen IV ter teil cap. V s. 61, und II ter teil cap. II s. 717 fgg. Sihe mit mereren hirvon den Simon de ergasteriis, den Reinhart, des Doͤplers schauplaz der leib- und lebens-strafen T. I cap. 13 von anlegung eines zuchthauses und dessen einrichtung besagen die Leipziger sammlun- gen von wirtschaftlichen sachen, III ter band s. 803 s. 1051 fgg. § 1804 Ob aber ein handwerksmann, wenn selbiger in dem zuchthause gewesen ist, untadelhaft und zunft- maͤsig sey, wird im juristischen oraculo V ten ban- de s. 13 besonders nach den Brandenburgischen verordnungen untersuchet. Von den waisen- und armen-haͤusern. § 1805 Ein waisen-haus ( orphanotrophium ) ist zu das waisen- haus, erzihung armer kinder beiderlei geschlechtes er- richtet. § 1806 Ein armen-haus ( gerontocomium ) ist ein armenhans und dessen gattungen. auf behaͤltniß alter, unvermoͤgender personen, wel- che ihr brod nicht verdinen koͤnnen. Es gibet da- her mancherlei arten. Man hat die sichen- kran- Z z 5 ken- XLIV haubtstuͤck ken- pestilenz-haͤuser, lazarete ( nosocomium ), darin gebrechliche kranken verpfleget werden, Hert in notitia regn. Franc. veteris cap. III § 40 s. 198 vol. II T. I. Spital ist ein auf behaͤltnis der fremden und pilgrime ( xenodochium ), Hert am a. o. § 1807 Von einrichtung der armen- und waisen-haͤuser handelt Marperger von versorgung der armen. das spital wird be- schriben. Sie heissen auch hospitalien, spitale. Das spi- tal ist ein oͤffentliches gebaͤude, worin arme, alte, schwaͤchliche manns- und weibes-personen auf be- halten, mit leibes-narung, und falls sie krank sind, mit arzenei und wartung versorget werden. Sie bestehen aus verschidenen cellen, deren zwo ein ofen heizet. Ausserdem ist ein speise- und baͤt- sal darin vorhanden. Bei einer ieden Teutschen ordens-commende findet sich ein spital. Sodann hat man sichen- oder kranken- auch pestilenz-haͤu- ser vor den staͤdten. Dise und die hospitale leget man gegen morgen der stadt an; in betracht die wenigsten winde daher kommen, damit der von sotanen haͤusern kommende unangenehme, auch ungesunde geruch so oft nicht empfunden werde, Penthers I ster teil der buͤrgerl. bau-kunst, s. 87. Nicht alle und iede sind darin aufzunemen. Wer in Hessen in die oͤffentlichen armen-haͤuser, oder hospitalien aufgenommen werden will, muß nach der verordnung vom jare 1728 sich richten. Ver- ordnung von hospitalien und armen-haͤusern 1736. Ermeldte haͤuser koͤnnen auch ieweilen den gemein- den zustehen, gehoͤren aber ordentlich dem re- genten. § 1808 wem die rathaͤuser zustehen? Die rathaͤuser, brauhaͤuser, tanzhaͤuser ꝛc. ge- hoͤren meistenteils den staͤdten. Ein rathaus hat den von den oͤffentlichen gebaͤuden ꝛc. den burgfriden. Was zu einem solchen gebaͤude gehoͤre, leret die 1719 in regal-folio ausgegangene beschreibung des stadthauses zu Amsterdam, nebst CIX kupfer-tafeln. Es ist dasselbe 300 fuße lang, und uͤber 200 fuße tief. Ausser den policei- und rats stuben, werden ein buͤrger- auch tanz-sal, im- gleichen gefaͤngnisse darin angebracht. Jeweilen hat es thuͤrme, z. e. zur stadtuhr und dem glocken- spile. Dazu gehoͤren starke mauren, ein tifer und wol pilotirter grund. § 1809 Die stadtmauern gehoͤren zur stadt. Es wer- wohin die stadtmauer, der zwinger gehoͤret? die verlezer der stadt- mauer wer- den nicht mit dem le- ben bestra- fet? den aber deren verlezer nicht mit dem leben be- strafet, Krebs am a. o. P. I. class. XI sect. 3 § 3 s. 391 fgg. P. II. class. V sect. 3 § 3. Gleich- falls gehoͤret den staͤdten der zwinger, das ist der plaz zwischen der stadtmauer und den haͤusern. Was an den mauern liget und ein wuͤster plaz ist, wird fuͤr stadtgut geachtet. § 1810 Von den schlagbaͤumen ( postellis ) sihe den von den schlagbaͤu- men und thoren. Krebs am a. o. I , 11, 4, s. 397 fgg. Bei den staͤdten gehoͤren sie zu den thoren, und sind gleich disen heilige sachen. Krebs P. I class. XI sect. 3 § 2 § 6. Eines thores hoͤhe verhaͤlt sich zur brei- te, wie 3 zu 2, wenn es also 8 fuße breit ist, wird es 12 fuße hoch. Man hat auch dergleichen schlagbaͤume bei den doͤrfern, feldern, Krebs s. 396. Von den bruͤcken, den wegen, inseln und dergleichen, soll bei den regalien gehandelt werden. Fuͤnf XLV haubtstuͤck Fuͤnf und virzigstes haubtstuͤck von den haubtsachen und zube- hoͤrungen. § 1811 was eine haubtsache und zubehoͤ- rung heis- set? E ine haubtsache wird gemeiniglich genennet, one welche etwas nicht bestehen kan, Thomasius in der disp. de rerum differentia intuitu iuris Germ. priuat. § 65 fg.; hingegen heissen zubehoͤ- rungen diejenigen sachen, welche mit der haubt- sache verknuͤpft sind, oder welche zu der haubtsa- che kommen, sowol getan werden. Dises kan nicht allein durch die gesaͤze, gewohnheiten, gedin- ge, verjaͤrung, sondern auch die bestimmung be- schehen, Menkens disp. de probatione pertinen- tiarum feudalium § 5 fg., Muegs disp. de per- tinentiis, Estors kleiner schriften II ter band s. 712. Wenn eine sache sich bei der andern, ob- schon lange zeit, befunden hat, auch dise mit ein- ander verwaltet worden sind, ist dennoch daraus keine zubehoͤrung sogleich zu machen, sondern zu erweisen, daß sie dergleichen sey. § 1812 der unter- schid der zu- gehoͤrun- gen Man muß indessen den unterschid unter einer zugehoͤrung an sich und dem zugehoͤre der sachen machen, z. e. die pertinenz des lehns ist und blei- bet erbe (oder eigen); dahingegen die pertinentia feudalis zum lehn und dem lehnsfolger gehoͤret, one daß er den land-erben etwas dafuͤr bezalet, Joh. Heinrich edler von Berger in der oeco- nomia iuris s. 218 lib. II tit. I § VII nota 3, Just Henning Boͤhmer T. I cons. XLI n. 14 P. II. § 1813 von den haubtsachen und ꝛc. § 1813 Die zubehoͤrungen sind sehr unterschiden, und ist mancher- lei. begreifen vilerlei gattungen, nicht allein in anse- hung der haubtsachen, sondern auch, weiln sie groͤsten teils von dem willkuͤre der menschen ab- hangen unter sich. Ein stat, ein land, eine fe- stung, hat disemnach andre zubehoͤrungen, als ein adeliches gut. Bei disem finden sich wiederum andere, als bei einem bauern hofe. Die gast- hoͤfe unterscheiden sich deßfalls von einem brau- hause, backhause, und einem andern wonhause. Ein bauergut kan one aͤcker und wisen nicht beste- hen. Es werden dabei staͤlle, scheunen, schuppen, und andre aufbehaͤltnisse fuͤr menschen und vih, auch das getreide, fruͤchte, gestroͤde erfodert. Der dabei befindliche mist, und die duͤngung und das gestroͤh gehoͤret ebenfalls dazu, die brunnen- ketten, eimer, brunnen-seile, laͤger im keller, mit den eingemauerten eingezimmerten sachen, und was erd- nid- und nagel-fest ist, werden fuͤr zube- hoͤrungen eines hauses ordentlicher weise gehalten; allein es leidet dise regel oͤfters einen abfall, Krebs quaest. XI num. 20 s. 82 fg. Disem- nach gehoͤren statuen, tapeten, spigel, bilder ꝛc. welche befestiget sind, gleichwol zum zirate eines hauses, oder der zimmer dinen, nicht dazu. Die entwickelung der worte: was erd- nid- und nagel- fest ist, traͤget vil hirzu bei, Orths anmerkungen uͤber die Frankfurter reformation im II ten teile s. 387 fgg. Wenn einer allodial-stuͤcke zu einem lehngute bringet, werden selbige dadurch nicht so gleich lehnbar. § 1814 Die zubehoͤrungen werden nicht vermutet, da- die zubehoͤ- rungen werden nicht ver- mutet. her selbige erweißlich gemacht werden muͤssen. Immittels hat dise regel ieweilen ire ausnamen, Stryk XLV haubtstuͤck Stryk de probatione pertinentiarum, Gaill lib. II obs. 62 und 63, Menken am a. o. § 6 § 19, welche sich auf die einverleibung, pflan- zung, einschluͤssung und besondere bestimmung begruͤnden. § 1815 wotin sie be- stehen koͤn- nen? Sotane zubehoͤrungen koͤnnen sowohl in koͤrper- lichen, als nicht koͤrperlichen sachen z. e. rechten und gerechtigkeiten bestehen. Wer also die haubtsache bekommet, dem gebuͤren auch die per- tinenz-stuͤcke. § 1816 auch deren gebrauch sich aͤussert? Der nuzen diser lehre aͤussert sich in vilen faͤl- len, sowohl bei den lehnen, als andern guͤtern. Bei den erstern kommet viles darauf an, wenn das lehn vom allodio abgesondert werden soll, in welchem falle fuͤrnaͤmlich zu sehen ist, ob der lehn- mann sich im besize der zubehoͤrungen findet, oder nicht. Im ersten falle hat selbiger die vermutung der befugniß fuͤr sich. Dahingegen im andern falle selbige erweißlich gemachet werden muͤssen. Der beweis kan desfalls durch die lehnbrife, in- ventarien und zeugen gefuͤret werden, Stryk am a. o., Klock T. III consil. 157 num. 44. § 1817 Bei den uͤbrigen guͤtern, z. e. zinß- hufen- erb- und andern guͤtern kommen die zubehoͤrungen in betrachtung, daß selbige von den haubt-guͤtern nicht veraͤussert, noch durch teilungen abgerissen werden duͤrfen; und wenn solches beschehen ist, selbige bei sich eraͤugendem veraͤusserungs-falle wieder zu den haubt-guͤtern gebracht werden muͤs- sen, F. H. Casselische verordnung von der ver- aͤusserung der zinß- und dinstbaren hufen, auch erbguͤter vom jare 1545, 1546, 1555, 1564, 1584, 1681, 1700 und 28. Aug. 1750 fol. F. Hessen- Casse- von dem eigentume und dessen ꝛc. Casselische lehns-verordnung wegen ergaͤnzung der lehne, dergleichen auch die F. H. Darmstaͤdtische in betref der lehns-stuͤcke enthaͤlt, S. Gothaische L. O. im II ten teile cap. II tit. 14 s. 140 fg. und fernere beifugen s. 196, 197, S. Coburgischer landtags-receß vom jare 1613, und landes-ordnung tit. 33, Hennebergische L. O. im II ten buche tit. 8 § 6, im V ten teile tit. I cap. 2 § 1 § 5, Fritsch de iure congrui, cap. 5 s. 15 fgg., Schoͤpf in consil. Tubing. 92 und 93 vol. 8, Boͤhmer T. III P. II consult. 306 num. 3 s. 517, von Leyser spec. C s. 362 fgg. vol. 2. § 1818 Von dem zuwachse und uͤbrigen accessionen wird bei der besiznehmung zu handeln sein. Sechs und virzigstes haubtstuͤck von dem eigentume u. dessen gattungen. § 1819 D ie sachen sind entweder eigentuͤmlich erlanget worin das eigentum bestehet? sowol erworben worden, und befinden sich in der gewalt der menschen, oder nicht (§ 1045). Diejenige halbseligkeit, welche einem nach Teut- schen gebrauche als herrn zugehoͤret, befindet sich im eigentume. Dises bestehet solchemnach in ei- nem vermoͤgen uͤber eine sache aus eigner befugnis zu gebaren, und selbige von einem ieden besizer zu- ruͤck zu fodern. Woruͤber man nach beliben ge- baren kan, nennet man in Franken eigen. Das erbe ist stamm-gut bei ihnen. § 1820 Gebaren heisset uͤber etwas verordnung ma- was geba- ren bedeu- tet? chen (disponiren), Brandt de natura bonorum auitorum, Estors disp. de partitione terrarum illustrium. Entweder vermag man uͤber etwas zu XLVI haubtstuͤck zu schalten und zu walten, wie man will, oder nicht. Im ersten falle saget man: eigen herr- schaft ist geltes wert. Weil aber die Teutschen auf die erhaltung der familien haubtsaͤchlich sa- hen, so konnte man uͤber die von den aͤltern ererbte guͤter nach gefallen nicht gebaren, imgleichen nicht uͤber die lehnguͤter. Daher die stamm- und lehn- guͤter in einem beschraͤnkten eigentume sich be- finden. § 1821 die eintei- lungen des eigentumes. Das eigentum laͤsset sich auf verschidene weise einteilen. Denn die sachen gehoͤren entweder ei- nem allein, oder verschidenen eigentuͤmlich zu. Jenes wird das eigentum schlechterdings benennet, dises aber heisset ein gemeinschastliches, gesammt- vilherrisch-eigentum, eine gemeinds- eine mitherr- schaft, gan-erbschaft, die mitherren nennete man gemeiner , des freiherrn von Senckenberg pri- mae lineae condominii pro indiuiso siue Gan- erbinatus der gemeinds- herrschaften, Goͤttin- gen 1736, 4, der B. Durlachische geheimte rat herr Reinhart in der ausfuͤrung fuͤr die herren Rheingrafen wegen Daun: „die gemeinschaft als ein warer grund, der erbfolge, und der einzige grund der lehnsfolge der seiten-verwandten, 1755 fol. Hirnaͤchst ist entweder der nuͤßbrauch mit dem ei- gentume zugleich verknuͤpfet, oder nicht. In je- nem falle hat man ein voͤlliges, in disem aber ein bloses eigentum. Ferner findet sich ein natuͤrli- ches und buͤrgerliches, wahrhaftes und erdichte- tes, ein ober- und nuzbares, ein allgemeines und besonderes, imgleichen ein gemeines ( vulgare ) und oberstes ( eminens ); nicht minder ein inter- ims-eigentum, Sibrand und Johann Klein de dominio interimistico, Rostock 1684 s. 78 fgg. in des Joh. Kleins dissert. iuridicis, Cocceji disp. von dem eigentume und dessen ꝛc. disp. III de dominio in pares, Wilhelm Lei- sers disp. pro imperio contra dominium emi- nens, Wittenberg 1673, 4, des herrn professor Frid. Ulrich Pestels disp. de limitibus imperii eminentis, Rinteln 1751, Polac im systemate iurispr. Germ. antiq. III , 1, 3. § 1822 Dem landesherrn und regenten stehet, vermoͤ- das emi- nens domi- nium stehet dem regen- ten zu. ge der hoͤchsten gewalt, oder landeshoheit die macht zu, alles zum besten seines states und der untertanen anzuordnen, darnebst die hirzu behu- figen mittel zu ergreifen und vorzukeren. Disem- nach kommet den landesgerichten keine erkaͤnntniß uͤber des landesherrn anstalten zu, wofern er sich disen nicht freiwillig unterworfen hat. Immittels darf das recht der regenten die guͤter, das leben, die freiheit einzeler untertanen der wolfart des sta- tes aufzuopfern, nicht zum scheingrunde der unge- rechtigkeit genommen werden. Die grenzen sota- ner hoͤchsten gewalt lassen sich teils nach den all- gemeinen absichten der staten bestimmen, teils sind sie in den besondern grundgesaͤzen eines states begruͤndet, Pestel am a. o. Ausserdem stehen dem landesherrn alle diejenigen sachen in seinem state zu, welche keinen herrn haben, oder von den untertanen one seine bewilligung in besiz nicht ge- bracht werden duͤrfen, Paulli disp. de iure prin- cipis circa res nullius. § 1823 Seit den zeiten des Westfaͤlischen fridens hat die staͤdte und doͤrfer werden als minderjaͤri- ge angese- hen. man die landeshoheit auch uͤber die gemeinde-sa- chen zu erstrecken angefangen, anerwogen man die staͤdte und doͤrfer als minderjaͤrige angesehen hat. Derowegen bei veraͤusserungen der gemein- de-sachen sehr nuͤzlich fuͤr den kaͤufer ꝛc. ist, wenn dasjenige beobachtet wird, was der von Leyser A a a specim. XLVI haubtstuͤck specim. DCLXXVI s. 6 t. XI , desfalls nach masgebung der rechte bemerket hat (§ 1062). Nicht minder hat der landesherr das recht, den gebrauch der gemeinschaftlichen guͤter einzurichten, und die rechnungs-ablegung zu fodern, Boͤhmer am a. o. cap. I § 14-20, und cap. III § 9-12, Stryks disp. de iure principis circa rationes ciuitat. von Ludolf obs. for. 197. § 1824 wie man zu dem eigen- tume einer sache Derjenige, welcher eine sache eigentuͤmlich er- langen will, muß eine in den rechten begruͤndete sache haben, durch welche man selbige zu erhalten vermoͤgend ist. Dises wird ein titel benennet, welcher von dem inodo acquirendi unterschiden ist. Es werden aber die sachen erlanget, teils vermit- tels des rechtes selbst, teils durch die uͤbergabe, Siegels disp. de dolo translationem dominii impediente § 3. § 1825 gelanget. Die sachen, welche man eigentuͤmlich erlangen will, sind bereits in eines andern gewalt, oder nicht. In disem falle wird die besiz-ergreifung mit der absicht, selbige in seiner gewalt zu behal- ten erfodert, von Berger in der disp. de exordio proprietatis seu origine dominii, Wittenb. 1709, die nicht koͤrperlichen sachen werden durch recht- maͤsige ausuͤbungen gewisser handlungen erlanget. § 1826 woher die arten und weisen des- falls zu lei- ten sind? Die arten und weisen das eigentum zu erlan- gen, sind entweder im vernunft- und voͤlker-rechte begruͤndet, oder durch die buͤrgerlichen rechte be- stimmet. Was ich eigentuͤmlich erlanget habe, gehoͤret zu meinem vermoͤgen. Alles dasjenige vermoͤgen, was in unserer gewalt ist, und darin verstanden wird, oder was wir ausrichten und bewerkstelligen koͤnnen, wird uͤberhaubt das ver- moͤgen von dem eigentume und dessen ꝛc. moͤgen benennet. Insbesondere aber versteht man unter dem vermoͤgen die guͤter, und sachen, sie moͤgen beweglich oder unbeweglich seyn; es gehoͤren auch die rechte und gerechtigkeiten dahin. Das vermoͤgen wird entweder durch unsere bemuͤhungen und hand- lungen, oder durch einen zufall erlanget. Durch die handlungen kommet man auf vilerlei weise zum vermoͤgen, z. e. durch gewerbe, arbeit und dinste, auch gute haushaltung u. d. g. Sovil die zu- faͤlle betrift, gehoͤren dahin die erbschaften, erbge- dinge, auch besondre Gluͤckswege ꝛc. von Justi in der statswirtschaft I sten teile s. 383 fgg. Die erwerbung, oder vermerung des vermoͤgens ist einer der wichtigsten endzwecke der haushaltungs-kunst, welche iedoch durch erlaubte und gerechte wege und mittel beschehen muß. Hirdurch muß der eigene, des states, und des naͤchsten nuzen befoͤrdert werden. § 1827 Es koͤnnen ordentlicher weise alle sachen eigen- ob alle sa- chen eigen- tuͤmlich er- langer wer- den koͤnnen? tuͤmlich erlanget werden, iedoch sind, so vil die nicht koͤrperlichen belanget, davon ausgenommen. Es koͤnnen auch dergleichen sachen durch die ge- saͤze und gewonheiten, von natur, durch gedinge und vertraͤge, testamente, und bestimmungen aus- genommen seyn. § 1828 Nach den Teutschen rechten aͤussern sich deß- die Teut- schen rechte gehen hirbei in vilen stuͤ- cken von den Roͤmischen ab. falls verschidene abweichungen von den Roͤmischen nach anleitung des titels der institutionen von der einteilung der sachen. Denn so wird 1) die luft, 2) die jagt, 3) die fischerei ꝛc. davon aus- genommen, welche rechte dem landesherrn beige- leget werden, auch diser verordnungen deswegen zu machen befugt ist, 4) werden heut zu tage die schaͤze dem landesherrn zugeschriben, Hert de superioritate territoriali § 45. Thue hinzu A a a 2 Christoph XLVI haubtstuͤck Christoph Gottfrid Golls disp. an thesauri iure Germanico hodierno regalibus fisci an- numerandi sint, Altdorf 1754, von Leyser spe- cim. 442 med. 2 s. 44 fgg. vol. VII , Schilter exercit. 45 § 26 fg., Thomasius ad institutio- nes s. 144. § 1829 Es heisset aber ein schaz eine vergrabene beweg- liche sache, deren herrn man nicht weiß. Von dem, was dem feinde abgenommen worden ist. § 1830 In der fußknechtsbestallung vom jare 1570 § 203 (62) ist versehen, daß die beute den sol- daten gehoͤren soll, geschuͤz und munition aber dem herrn, und die gefangene der generalitaͤt. Eben dises ist wiederholet im Reichsschlusse 1682 § 75 T. IV der Reichsabschide s. 144. Im uͤbrigen sihe des Schwarzens disp. de iure victoris in res deuictas, Kulpis de priuatis in hostem excursionibus, und die Kur-Saͤchsische decis. LXXXX. Vom finden. § 1831 Bei dem Teutschen hise es: dein fund, mein halb! wer etwas findet, muß es dem herrn wieder geben, nach dem spruͤchworte: ein fund verholen, ist so gut, als gestolen, Pistorius cent. X par. 23. Immittels ist ein unterschid deßfalls zwischen weggeworfenen und verlornen, auch verlassenen sachen zu machen. Das wegwerfen geschihet entwe- von dem eigentume und dessen ꝛc. entweder der bevorstehenden gefar halber, oder aus freien willen und one ursache, um seines ei- gentumes entlediget zu seyn. Die verlorne und aus ursach, z. e. der gefar wegen ꝛc. weggewor- fene sachen, sind fuͤr verlassene sachen, oder res nullius, keinesweges zu halten, Paulli am a. o. § 22, wohl aber die leztern sachen. § 1832 Inzwischen heisset finden eine verlassene beweg- was finden heisset? liche sache, deren herrn man nicht weis, sich zu- eignen. Unbewegliche sachen findet man nicht. An einigen orten leget man die gefundenen sachen den landesherrn bei. Hirvon sind die findungen und finder der gerichte unterschiden, repertorium iuris priuati, II ter teil s. 1618. Von den perlen, edelgesteinen, boͤrn- stein und achaten. § 1833 Die kostbaren steine werden, vermoͤge der die kostba- ren steine werden nach den Teut- schen ge- wonheiten zu den rega- lien gerech- net. Teutschen gewonheiten, zu den regalien gerechnet, Krebs P. II classe II § III s. 5 fgg. und classe III sect. 3 § 8 num. 5 s. 41. Von der perlen- fischerei sihe den Valentini im museo museorum s. 495, von Leyser specim. 293 s. 926. Die corallen-fischerei gehoͤret ebenfalls hirher, nicht minder die zubereitung des meersalzes, Zink am a. o. II ten teile § 325-347 fgg. § 1834 Edelgesteine werden genennet: diejenige steine, was edelge- steine heis- sen? welche von der natur teils mit einem besondern glanze, teils groser haͤrte, teils mit anderer selten- heit und schoͤnheit begabet sind. Sie werden in durchsichtige, als karfunkel, smaragt, diamant ꝛc. A a a 3 und XLVI haubtstuͤck und in dichte eingeteilet, z. e. achat, carniol, chalcedonier, jaßpis, tuͤrkis, Minerophili mine- ral und bergwerks-lexicon s. 164, das oͤconomi- sche lexicon unter dem worte: edelgesteine, Ans- helm Boetius von Boot historia gemmarum, worin er von den Boͤhmischen edelgesteinen han- delt. Die diamante in Boͤhmen sind so schoͤn, als sie irgend seyn koͤnnen. Nur felet ihnen die haͤrte. Auch lifert Boͤhmen amethysten, topase, sapphire, hyacinthen, rubinen, tuͤrkisse, carniole, granaten, corallen, jaspis, crystallen, stats- und reise-geographi I ster teil s. 18. Crain und Tirol lifern edele gesteine. Crystalle gibet es zu Laybach und in der grafschaft Auersberg nach dem berge Slivenza. Die Tiroler werden an- statt der diamanten zum glas schneiden gebrau- chet. Schoͤne hyacinthen gibet es in der erystal- ader zu Laybach, reise geographi II ter band s. 365. Crain bringet auch den jaspis, auch den amethyst, granat, chalcedonier und marcasit li- fert Tirol. Von den edelgesteinen des Ober- Saͤchsischen kreises als den diamanten, rubinen, granaten, allmandei-steinen, carniolen, sardony- chen, opalen, amethysten, sapphiren, smaragden, malachiten, topasen, aquamarinen, lasursteinen, chalcedoniern und jaspisen handelt der VI te band der reise-geographi s. 166 fg. § 1835 Von den agathen in Lothringen gibet der IV te band der reise-geographi nachricht s. 113, und in Ober-Sachsen s. 168 des VI ten bandes, in Blan- kenburgischen s. 96 des VII ten bandes. Der Hessische wird zu salzfaͤssern, schalen, messer-haͤf- ten, tegen-gefaͤßen, schnuptobacks-dosen, stock- knoͤpfen, verarbeitet, Minerophilus s. 13. Sonst ist der achat ein halb durchsichtiger edeler gestein, und von dem eigentume und dessen ꝛc. und wegen seiner vilfaͤltigen farben sehr sonderbar. Der beste koͤmmt aus Indien und Sicilien. Vom achate im Harzgerodischen und bei Loͤbegin sihe des von Rohr merkwuͤrdigkeiten des Unter- harzes s. 445 und 705, wie auch zu Nordhausen s. 84 dessen merkwuͤrdigkeiten des Ober-harzes. § 1836 Edelgesteine und perlen werden nach unzen, oder die edelge- steine wer- den nach unzen oder gran gerech- net. gran gerechnet. Eine unze bei steinen hat 567 gran, und bei perlen 600 gran. Boͤhmen rei- chet milchweise perlen, da die Morgenlaͤndischen nur silberfarbig sind, reise-geographi I ster band s. 18. Die Elster- und Mulde-perlen sind be- kannt, reise geographi s. 165 des VI ten bandes. Die perle wird in gewissen gattungen von mu- scheln gefunden, Minerophilus s. 412. § 1837 Der boͤrnstein ist ein im meer erhaͤrtetes harz, was der boͤrnstein ist? oder gummi, welches im koͤnigreiche Preusen in der gegend Sudau ꝛc. sowohl aus dem meere ge- fischet, oder von selbigem an das ufer geworfen, als aus dasigen sandhuͤgeln ausgegraben wird. Den namen hat selbiger von boͤrnen, brennen; in betracht man ihn anfaͤnglich zum raͤuchern brauchte. § 1838 Den boͤrnstein duͤrfen privat-personen in Preu- die privat- personen duͤrfen sich des boͤrn- steines nicht anmasen. sen nicht entfremden, oder in ire gewarsam brin- gen, Grube im corp. constit. Pruten. P. III s. 312, Preusisches landrecht im II ten teile s. 7 § 3. Sihe auch des herrn von Sahme gruͤndliche ein- leitung zur Preusischen rechtsgelahrheit B. II T. II. § 1839 Die policei hat darauf zu sehen, daß den un- die unterta- nen sollen nach gefal- len keine tertanen nicht nach eigenem gefallen edelgesteine zu kaufen und zu tragen gestattet werde, Reichsab- A a a 4 schid XLVI haubtstuͤck edelgesteine tragen. schid vom jare 1500 tit. 22 § 1 fgg., 1530 § 98, 99, Reichs-policeiordnung vom jare 1530 tit. 9, 10, § 1 fgg., tit. 11, 12, 13, 1548 tit. 9 fgg., 1577 tit. 14, Krebs am a. o. § 8 s. 8 fg., Hofmanns klugheit hauszuhalten I , cap. 3 § 47 s. 98, 99. § 1840 was das vermaͤcht- nis der ju- belen in sich begreifet? Wenn einer person die jubelen, oder das ge- schmeide vermachet ist, verstehet man auch die perlen darunter. Geschmeide begreifet die golde- nen und silbernen mit kostbaren steinen versehene zirate, welche zum aufpuz des menschlichen koͤr- pers dinen, z. e. angehaͤnge, ohrbuckeln ꝛc. § 1841 was durch jubelen ver- standen wird? Durch jubelen verstehet man allen schmuck und kostbarkeit vom golde und silber, das mit edelge- steinen besezet ist. Dazu gehoͤren disemnach alle edelgesteine, und was daraus verfertiget ist, oͤco- nomisches lexicon s. 1329, Krebs am a. o. § XI § XVI fgg. s. 13 fgg. § 1842 wie es des- falls bei den adelichen erbschaften gehalten wird? Der geschmuck und die jubelen und die kleino- dien werden beim adel in die haus- und gemeine jubelen eingeteilet. Jene gehoͤren zur stats-erb- schaft und verbleiben beim hause. Die gemeine aber fallen in die teilung des geschwisters oder der erben. Von an- und zuwachse, der zulage ꝛc. (accession). § 1843 wie der zu- wachs be- wirket wird? Der zuwachs bei einer haubtsache wird teils durch die natur, teils durch menschlichen fleiß, oder durch beides bewirket. Was disemnach von meinem thire geboren wird, gehoͤret mein, iedoch, wenn von dem eigentume und dessen ꝛc. wenn eines andern henne ein ei, welches meine henne geleget hat, ausbruͤtet, gehoͤret das kuͤch- lein zu der ausbruͤtenden henne, Besold im the- sauro practico unter dem worte: henne. § 1844 Es koͤnnen nicht minder die besserungen hirher von den bes- serungen. gezogen werden, welche sowohl durch die natur, als auch den fleiß und beides zugleich bei lehn- und andern guͤtern befindlich sind, wovon unten bei den erblichen und den zinß-guͤtern zu handeln seyn wird. Vom anwachse des ufers. § 1845 Wem das ufer gehoͤret, dem gehoͤret auch der wem der anwachs des ufers, amvachs, nun gehoͤret solches nach Schilters und Beyers meinung dem landesherrn; also auch der anwachs des ufers, Thomasius am a. o. s. 130, imgleichen der aus- und anwurf der fluͤsse; ferner der grund und boden des ausenbleibenden, oder einen andern gang suchenden stromes, Zink am a. o. § 331, § 354, § 357. Von den inseln. § 1846 Wem der fluß gehoͤret, dem stehet gleichfalls imgleichen die insel ge- hoͤret? die insel zu; folglich kan er solche zu den domainen zihen, oder sie sonst nuzen und gebrauchen. Di- ses hat das fuͤrsten-recht, welches der Teutsche koͤnig Adolph 1293 auf dem fuͤrsten tage zu Nuͤrn- berg gehalten hat, auf ansuchen des grafen Rai- nalds, zu Geldern, also ausgesprochen. Die urkunde davon stehet in der repraesentatione reipubl. Germ. s. 620, imgleichen beim Ditmar A a a 5 im XLVI haubtstuͤck im cod. diplomatico s. 510 uͤber den Teschen- macher. Reinold im spicilegio de insulis, ad L. 65 de A. R. D. ist in den exercitationibus Francofurt. T. I s. 40 befindlich. Gleicher mei- nung ist Kurfuͤrst August zu Sachsen wegen der Elbe in dem rescripte 1563 beim Ziegler de iuri- bus maiest. s. 1081 gewesen (§ 1060), Gyll- mann symphor. supplic. lib. II tit. VIII vol. VI. § 1847 die benen- nungen der inseln. Die Teutschen nennen die inseln waͤrder, haͤ- ger, woͤrt, Gryphiander de insulis. Eine solche insel im flusse, wenn sie nicht bewachsen ist, heisset auch grics. Es gibet nicht minder schwim- mende inseln, welche ieweilen nachher fest werden, Keysler T. II der reisen s. 116. § 1848 die inseln gehoͤren zu den rega- lien. Daß die inseln zu den regalien gehoͤren, dar- auf ist an der Reichskammer verschidentlich er- kannt worden. Sihe den von Justi am a. o. § 154 s. 184 im II ten teile, Zink am a. o. II ten teile § 330 § 353. § 1849 So wird auch die goldwaͤsche und deren nu- zung dem landesherrn beigeleget, von Justi am a. o. § 153 s. 183, Zink am a. o. cap. VI § 349 s. 118. Der in Gott ruhende herr landgraf Carl hat aus dem Eder-golde einen ducaten schlagen lassen. Die beschreibung desselben geben Win- kelmann in der beschreibung der fuͤrstentuͤmer Hessen und Hersfeld s. 46, und der IV te band der reise-geographi s. 108, der von Justi handelt auch von der Goldwaͤsche in der stats-wirtschaft s. 183, 184 im II ten teile. Vom von dem eigentume und dessen ꝛc. Vom strand-rechte. § 1850 Dises hat der kaiser Friderich in der authent. ob das strandrecht zu vertaidi- gen ist? nauigia cod. de furtis, und die peinliche halsge- richts-ordnung art. 218 fuͤr unvernuͤnftig und wi- derrechtlich ausgegeben (§ 118). Allein es laͤsset sich solches wohl vertaidigen. Dann was ich wegwerfe one hofnung es wieder zu bekommen, oder der eigentuͤmer nicht bekannt ist, warum soll dises nicht dem herrn des flusses, oder des ufers, zuwachsen, von Justi am a. o. § 152 s. 182, Zink § 323 § 331 § 342, im II ten teile s. 110 fg. Schuback de iure littoris. Eine gleiche beschaf- fenheit hat es mit dem rechte, die von verungluͤck- ten schiffen versunkenen waren und guͤter aus dem meer heraus holen zu lassen, Zink § 327 s. 118 II ten teile. § 1851 Hirvon ist das berge- (barge- borge-) gelt un- was das berge-gelt ist? terschiden. Dises wird denenjenigen, welche die gestrandeten, uͤber bord geworfenen, verungluͤck- ten, oder den feinden abgenommenen schiffe und sachen in verwarung gebracht, auch gerettet ha- ben, fuͤr ire muͤhe und gehabte gefar gereichet, Joh. Sam. Frid. Boͤhmers disp. de seruaticio, quod vulgo bergelon vocant, Halle 1743, re- pertorium iuris priuati, I ster teil s. 599 fg. Von der specification. § 1852 Die in eine andre form gebrachte sache gehoͤret ordentlicher weise dem specificanten, und diser be- zalet dem herrn der materi deren wert, Thoma- sius XLVI haubtstuͤck sius disp. de pretio affectionis in res fungibi- les non cadente, cap. III § 41-43. Vom bauen auf fremden grunde. § 1853 Wer den bau haben will, muß solchen bezalen. Wer mit fremden materialien bauet, bezalet dem eigentuͤmer diselben. Die actio de tigno juncto faͤllet dißfalls weg. Wer auch aus boͤsen glau- ben (m. f.) auf eines andern grunde bauet, be- koͤmmt dennoch den wert des gebaͤudes, wenn ihn der eigentuͤmer behalten will, Heineccins in ele- mentis iuris Germanici lib. II tit. III § 66 s. 418, 419. Bei den lehnguͤtern wird es der ge- baͤude auf des lehns grund und boden anders in Sachsen, anders nach den gemeinen lehn-rechten gehalten, welche die gebaͤude gegen die bezalung, was sie izt wert sind, dem lehns- und stamms- guts folger zueignen. Von pflanzen. § 1854 Meine pflanze kan ich wo sie stehet, zuruͤck fo- dern (vindiciren), Heineccius am a. o. § 69 s. 421. Vom saͤen. § 1855 Wer auf fremden boden saͤet, aus gutem glau- ben, der erndtet und bezalet das pacht-gelt. Wer aus boͤsem glauben saͤet, verliret den samen und wird noch dazu gestrafet, Heineccius § 68 s. 420. Man saget darnebst im spruͤchworte: was die egge von dem eigentume und dessen ꝛc. egge bestrichen und die hacke bedecket hat, gehoͤret den erben (§ 1397). Von der uͤbergabe (auflassung, oder liferung, traditione ). § 1856 Die uͤbergabe ist diejenige handlung, dadurch was die uͤbergabe ist? der eigentuͤmer seine zu veraͤussernde sache auf ei- nen andern durch eine rechtmaͤsige art und weise uͤbertraͤget. Dises beschihet entweder one feier- lichkeit, oder vermittels derselben; daher die uͤber- gabe in die feierliche und schlechte eingeteilet wird, welcher man die eigentliche und uneigentliche, die wahre und erdichtete (ficta) , gerichtliche und aussergerichtliche ꝛc. beifuͤgen kan. § 1857 Bei den Teutschen wurde die herrschaft das wie solche bei den Teutschen mit den un- beweglichen sachen ge- schehen ist? eigentum (dominium) einer unbeweglichen sache nicht anders dann gerichtlich auf den andern ge- bracht. Welches man die auflassung, aufgift, uͤbergabe und lehns reichung, oder gerichtliche ver- lassung nennet, davon herr H. R. Grupen in den Teutschen altertuͤmern I sten haubtstuͤcke weit- laͤuftig handelt. Daher in der Wetterau die festmachung, an andern orten die gewaͤrung, an andern orten die gerichtliche bestaͤtigung, nicht minder die waͤrbrife, vestebrife, deßfalls bekannt sind, Dr. Orth in den anmerkungen uͤber die Frankfurtische reformation, II ten teile tit. III § VII s. 302 fgg., Solmisches landrecht II ter teil tit. XI § 4, Struve am a. o. s. 4, 5, Schilter in den exercitationibus ad π. VIII § 5, Stre- ckers, Kleins disp. de resignatione iudiciali, Sluͤter XLVI haubtstuͤck Sluͤter vom verlassungs-rechte, Dreyer am a. o. s. 110 fgg. § 1858 was die auflassung bedeutet? Das wort auflassung wird unterschidlich ge- nommen, anerwogen durch selbige verstanden wird: 1) eine gerichtliche uͤbergabe der guͤter, oder pfaͤnder, von dem verkaͤufer an den kaͤufer, wodurch disem von jenem das eigentum mit den davon abhangenden nuzungen und schaͤden uͤber- lassen, folglich auf des neuen erwerbers namen geschriben werden. Daher das ab- und zuschrei- ben bekannt ist. 2) Die beiderseitige schenkung der eheleute, Luͤbeckische statuten im I sten buche tit. 6 art. XI. 3) Wird sotanes wort genom- men von den personen, welche statt der andern in eine verbindlichkeit treten und sich durch anne- mung der erb- und bauer-guͤter irem gutsherrn zu den gewoͤnlichen pflichten verbindlich machen, Struvens erklaͤrungen rechtsuͤblicher woͤrter und redensarten, s. 27, repertorium iuris priuati I sten teil s. 350. § 1859 ob die uͤber- gabe noͤtig sey? Ob die uͤbergabe, oder wie es beim handel und wandel heisset, die liferung, noͤtig sey? wird un- ter den rechtslehrern gestritten. Der Heinrich von Cocceji an traditio necessaria sit ad trans- ferendum dominium? bejahet dise frage, und vermeinet, nach den natur-rechten, folglich den Teutschen, waͤre sie unumgaͤnglich erfoderlich, vol. I exercitationum s. 213 fg. Von seiten des em- pfaͤngers ist sie eine ergreifung des besizes zur ver- sicherung des eigentumes. § 1860 wie die uͤbergabe beschehen ist? Bei der uͤbergabe wurden allerhand feierlich- keiten und sachen gebrauchet, z. e. erdschollen, wasen, halmen, aͤren, spise, hoͤrner, ringe, staͤbe, ein von dem eigentume und dessen ꝛc. ein hut, waffen, aͤste, handschuhe ꝛc. gestalt, in- halts der Wormsischen reformation I sten teil V ten buches, tit. I , die verkaufte ligende guͤter mit hand und halm, imgleichen in den Clevischen landen, die feierlichen uͤbergaben mit hand, halm, und gichtigen munde verrichtet werden, Hert de conuent. domin. translat. § 15, Joh. Wilh. Hofmanns specimen iurisprudentiae symbo- licae veterum Germanorum, 1736, 4, § 14 fgg. s. 19 fgg., Verpoorten de inuestitura allod. s. 74 fgg., Lindenbrog im gloss. s. 1483, Schaumburgs disp. de traditione symbolica, Dreyer s. 112 fgg., Ever. Otto in der iurispru- dentia symbol. exerc. I cap. II s. 78. Es ge- hoͤret unter die feierlichkeiten auch wol das belaͤu- ten, der aufruf, die verkuͤndigung von den kan- zeln, oder vor der kirchtuͤre, wenn unbewegliche guͤter veraͤussert werden sollen. Wo dises die gesaͤze erfodern, ist die uͤbergabe unguͤltig, wofern der aufruf unterlassen worden ist. § 1861 Die belenung ist uͤberhaubt eine uͤbergabe einer was die be- lenung ist? unbeweglichen sache, welche von dem ordentlichen richter, auch lehn- und zinß-herrn bewerkstelliget wird, Estor de inaugurationibus beneficiariis. § 1862 Die belenung ist entweder im eigentlichen, oder wie die be- lenung ge- nommen wird? im nicht eigentlichen sinne zu nemen. Durch die eigentliche belenung wird der neue besizer, oder erwerber in dem eigentume befestiget und solches an ihn uͤbertragen. Durch die uneigentliche be- lenung wird das eigentum nicht schlechterdings uͤbergeben. Denn die woͤrter: lehn, belenung, leihe, werden, sowohl bei erb- und eigenen guͤ- tern, als auch lehn-guͤtern, nicht minder bei pach- ten gebrauchet, Verpoorten am a. o., Schilter im XLVI haubtstuͤck im glossario Teut. unter dem worte lihen s. 543, gestalt dann auch bei allen disen guͤtern und deren uͤbergaben der weinkauf meistens vorkommet; an- erwogen die Teutschen bei der berichtigung irer contracte einander zuzutrinken pflegten, anbenebst das zutrinken eines glases oder bechers weines das zeichen der uͤbergabe war, Joh. Wilh. Hof- manns specimen iurisprudentiae symbolicae veterum Germanorum, § XVII s. 24; gestalt der geber und empfaͤnger dadurch die uͤbergabe an den tag legeten. Daher der weinkauf (leikauf) entstanden ist (§ 470 § 702), von Westphal in der vorrede zum IV ten bande der monum. in- edit. s. 5, 6, *, Struben de iure villicorum s. 343, 344, Nassau-Cazenellenbogische landes- ordnung im I sten teile, s. 19 § 5, Solmsisches landrecht im II ten teile tit. XI s. 77 b, und bei den hisigen bauerguͤtern bei empfangung der leihen der nasse, oder trockene weinkauf vom bauern zu entrichten ist, wie dann auch die bringung eines korbes mit kuchen und kaͤsen ꝛc. das zeichen der empfangenen uͤbergabe hiesiger orten noch ist. Bei den lehnguͤtern ist die lehn-ware, das hand- lon, der ehrschaz, das lehn- leih- lobe-gelt, an- leidt, handlosen, weglosen, Luͤnig T. III corp. iur. feud. s. 621, Hohenlohisches land-recht im III ten teile VIII tit. § 4, Riccius im spicilegio iuris Germ. s. 735 fg. Hirvon sind der schrei- be-schilling und die schreibe-gebuͤren unterschiden. Vom lehngelte und weinkaufe wird bei den lehn- und zinß- auch pacht-guͤtern ein mereres anzufuͤh- ren seyn. § 1863 die ausfluͤsse des voͤlligen eigentu- mes. Immittelst stehet dem buͤrger, oder bauer, wel- cher das voͤllige eigentum von einer sache hat, ver- moͤge der natuͤrlichen freiheit, die gewalt zu, nach seinem von dem eigentume und dessen ꝛc. seinem gefallen uͤber seine sachen zu gebaren und andre von deren gebrauche auszuschluͤssen, sie von andern zuruͤck zu fodern, selbige zu verkaufen, ver- tauschen, verschenken, verderben und verwuͤsten, auf seinem grunde nach belieben allerhand gebaͤu- de anzulegen, die daͤcher, fenster, dachtraufen nach willkuͤr einzurichten, brunnen und mistgru- ben zu graben, seine grundstuͤcke mit mauern, zaͤu- nen, graben, zu umgeben, Lincks disp. de iure aedificandi in suo, Leucht de iure fenestrarum; seine guͤter nicht allein mit dem voͤlligen, als auch dem nuzbaren eigentume, nicht minder pachtweise zu uͤbergeben, solche auf leibrenten zu sezen, sich eine leibzucht, einen auszug dabei vorzubehalten, sich mit einzukaufen, § 755 fgg., Krausens disp. de iuribus et moribus reseruatorum rustico- rum, Hildebrands disp. de mansione constitu- tiua et reseruata, Webers disp. de contractu vitalitio, Ayrers disp. de rescissione contra- ctus vitalitii. In den Braunschweigischen lan- den hat man das alt vaterrecht, Kreß de diffe- rentiis iur. comm. et Brunsuicensis cap. V obs. 6 ꝛc. § 1864 Dahingegen der hohe und nidere adel das von des adels beschraͤnkte gebarung wird gezei- get. den aͤltern ererbte unbewegliche gut one seines ge- schwisters bewilligung zu veraͤußern nicht vermog- te. War es von anherren angestammet; so muste derer bewilligung, welche vom ersten erwer- ber ehelich herruͤhreten, zur veraͤußerung erlanget werden. Sonst konten dise, wenn es inen an- starb, solches zuruͤck fodern, Just Henning Boͤhmer de pactis familiae ad naturam fidei commissorum inclinantium. Und, wofern man dem hohen und nidern adel nicht den voͤlligen umsturz geben will; so darf man nur den saz von B b b erhal- XLVI haubtstuͤck erhaltung des stammes, welcher den Teutschen so sehr am herzen liget, ausser augen stellen, und sie durch die freie gewalt der veraͤußerung irer erbguͤ- ter zum untergange befoͤrdern. § 1865 das freie eigentum kan auf ver- schidene weise be- schraͤnket werden. Sintemal sotanes eigentum benebst der natuͤr- lichen freiheit durch buͤrgerliche gesaͤze und gewon- heiten, durch gedinge, vergleiche, vertraͤge, te- stamente ꝛc. beschraͤnket werden kan; gestalt die land- auch stadt-rechte vilfaͤltig verordnen, wie es bei dem verkaufe der unbeweglichen guͤter gehal- ten werden, die einheimischen, samt den bluts- verwandten dabei fuͤr den fremden einen vorzug haben sollen, folglich man nicht allezeit seine guͤ- ter an alle und iede nach gefallen uͤbergeben kan, Kemmerichs disp. de restricta alienandi et ad- quirendi facultate bona immobilia iure Fran- cofurt., Hellfelds disp. de restricta illustrium alienandi facultate, maxime quoad allodia auita, Dreyers disp. de restricta facultate alie- nandi bona hereditaria. Disemnach findet man in vilen landen, auch orten, daß die unbe- wegliche guͤter nicht an die stifter und kloͤster ver- kaufet, oder selbigen zugewendet werden sollen, Cramers disp. de alienatione bonorum equestr. ad manus mortuas, per statutum prohibita, Schweders disp. de statut. alienationem bono- rum immobilium in ecclesias et elericos pro- hibent., Riccius von den stadtgesaͤzen s. 574 fgg. von Gudenus syll. I s. 490, Kuchenbeckers anal. Hass. coll. V s. 183. Die bauern-guͤter koͤnnen nicht iederzeit an adeliche uͤberlassen wer- den, Riccius am a. o. s. 572. wie unten bei der lehre vom kaufe und verkaufe gezeiget werden soll. Schepliz P. IV consuetud. elect. et March. Brand. tit. VII , Kur-Saͤchsisches man- dat von dem eigentume und dessen ꝛc. dat vom 25. April 1623, Magdeburgische policei- ordnung cap. IV , F. Anhaͤltische policei-ordnung tit. von bauer-guͤtern, S. Gothaische L. O. im II ten teile cap. II tit. 14. § 1866 Ferner beschraͤnken die landes-rechte hir und die baufrei- heit wird oͤfters be- schraͤnket. da, die freiheit zu bauen, bevorab, wenn ein bau dem nachbar, oder dem gemeinen besten nachteil verursachen kan; Riese disp. de restricta aedifi- candi libertate, cap. II , sie verordnen, daß die grosen haͤuser nicht geteilet, S. Altenburgische landes-ordnung im II ten teile cap. 13 tit. 19, die alten in guten stand gesezet und erhalten, Magde- burgische policei-ordnung cap. 13 § 6, Frankfur- tische reformation im VIII ten teile, tit. 12 § 4, aus den haͤusern keine gaͤrten, aus den aͤckern kei- ne weinberge, gaͤrten, teiche, Moͤglings disp. de damno diminut. frum. § 5, das getreide, holz, weine, wollen und andre sachen nicht ausser landes gefuͤret werden sollen, absonderlich, wenn man deren im lande selbst benoͤtiget ist und sie ge- brauchet werden koͤnnen. Imgleichen verordnen die landes- auch stadt-gesaͤze, wie es mit den fen- stern oder lichtrechte gehalten werden soll, reper- torium iuris priuati, im II ten teile s. 1599 fgg. Leucht am a. o., Dr. Orth am a. o. im II ten teile s. 524-530. Vom gesamt-eigentume. § 1867 Dafern verschidenen eine sache gemeinschaft- wie sich das ober- und nuzbare, imgleichen das mit-ei- gentum er- aͤuget? lich, iedoch nicht auf einerlei weise zustehet; so entspringet daraus ein ober- und ein nuzbares ei- gentum. Im falle aber einigen die sache auf ei- B b b 2 nerlei XLVI haubtstuͤck nerlei weise gehoͤret; alsdann eraͤuget sich ein mit- eigentum, oder eine mit-herrschaft (gemeinschaft). § 1868 was ein ge- meinschaft- liches ei- gentum ist? Wenn disemnach verschidenen personen das ei- gentum einer sache unteilbar zustehet, wird solches ein gemeinschaftliches, gesamt-eigentum benen- net, welches sowohl unbeschraͤnket, als beschraͤn- ket, ober- als nuzbar seyn kan. § 1869 was fuͤr sa- chen in der gemein- schaft seyn koͤnnen? Es sind aber nicht allein guͤter, herrschaften, und doͤrfer gemeinschaftlich, sondern es finden sich auch gemeinschaftliche rechte und gerechtigkeiten, Frommanns disp. de condominio, woran ein gemeinschafter mehr als der andre anteil haben kan, Johann Schilters disp. de condominio circa sacra, Pestels disp. de communione per- petua metallifodinarum inter constatus impe- rii durante etc. Rinteln 1737. § 1870 des mit-ei- gentuͤmers gerechtsa- men werden gezeiget. Der mit-eigentuͤmer hat also anteil an der ge- meinschaft, folglich kan er, was zur erhaltung und verbesserung derselben abzilet, eigenmaͤchtig tun, auch alle ausfluͤsse des eigentumes ausuͤben; die sache von andern zuruͤckfodern, die beschaͤdiger pfaͤnden, und die sachen vertaidigen, von Coc- ceji in den consil. T. II s. 1004 num. 84 fg., Hert de ganerb. castr. § 4, Estors kleine schrif- ten im II ten bande s. 726 fg.; im uͤbrigen aber darf er one des andern bewilligung und wider die besondern rechte keine neuerungen vornemen, noch etwas tun, sondern muß alles auf dem alten fuß lassen, Graß de iure condominii cap. I § XI , wo es nicht allen nuͤzlich ist, Dr. Orth am a. o. im II ten teile s. 638, er hat nach seinem anteile die lasten und beschwerden zu tragen. Je- weilen wird bei der gemeinschaftlichen sache eine mut- von dem eigentume und dessen ꝛc. mutschirung beliebet, Graß am a. o. cap. I § 13, Nassau-Cazenellenbogisches landrecht im I sten teile cap. XVII § 5 s. 67, Slevogts disp. de alternatione, Estor de partion. terrar. illustr. § 1871 Wenn die gemeinschafter einen rechts-streit haben, sind sie einen gemeinschaftlichen Anwalt zu bestellen pflichtig, Estors progr. im II ten bande der kleinen schriften s. 764, Frommann am a. o., Johann Andreas Hofmann im progr. de procuratoribus ex officio constituen- dis, Marburg 1754, § VI § X s. 21 s. 25. § 1872 Bei den Teutschen giebet es keine schluͤßige fol- die gemein- schaft gibet bei den Teutschen keine schluͤs- sige folge auf die tei- lung ab. ge ab: „wir sind in der gemeinschaft; derowe- „gen kan einer von uns die teilung verlangen,„ Estors elementa iuris publici Hassiaci. Man hat hirbei oͤfters auf die naͤhere sippschaft zu sehen, herr G. R. Reinhart in der ausfuͤrung fuͤr die herren Rheingrafen wegen Daun, s. 3 fgg. Wo aber das Roͤmische recht eingedrungen ist, und die gemeinschaftliche besizer nicht laͤnger beisammen bleiben wollen, so verordnen einige Teutsche stadt- rechte, daß derjenige, welcher die teilung verlan- get, das gut schaͤzen lassen muͤsse, so dann der pro- vocat die wahl habe, entweder seinen teil an den provocanten zu uͤberlassen, oder dessen teil fuͤr den gesezten preiß an sich zu bringen, Meviu ad ius Lubecense. Will aber der eine teil seinen anteil von der gemeinschaftlichen sache an fremde ver- kaufen, stehet den mit-eigentuͤmern das einstands- recht daran zu, Dr. Orth uͤber die Frankfurtische reformation II ten teil tit. 5 § 1, s. 505 fg., Nas- sau Cazenellenbogisches landrecht im I sten teile, cap. 5 § 23 s. 25. Ein gemeinschafter traͤget bei der gemeinschaft den casum fuͤr den andern nicht, B b b 3 von XLVII haubtstuͤck von Cocceji T. II consil. 714 num. 69, 75, s. 1004, 1005. § 1873 Die gemeinschaft kan auf verschidene weisen beendiget und aufgehoben werden, z. e. durch die voͤllige teilung, veraͤusserung, verjaͤrung ꝛc. Von der teilung ist aber unterschiden, wenn nur die sache mit aller gemeinschafter bewilligung gewuͤr- dert, oder geschaͤzet wird, von Cocceji am a. o. T. II consil. 714 num. 91 s. 1007, Frommann am a. o. § 47 fgg., imgleichen, wenn nur die teilung in ansehung des niesbrauches beschehen ist, Reinhart am a. o. not. 1 s. 4 not. 29 s. 60 s. 254 not. 162. Siben und virzigstes haubtstuͤck vom besize und mit-besize. § 1874 was der be- siz ist? D ie wuͤrkliche inhabung einer sache, heisset ein besiz; bei disem hat man naͤchst der ergrei- fung, oder gesaͤzlichen verordnung die absicht und meinung entweder die sache fuͤr sich zu behalten und andre von deren gebrauch auszuschluͤßen, oder es ist sotane absicht nicht vorhanden. Zum recht- maͤsigen besize einer unbeweglichen sache ist die ge- richtliche gewaͤrung, oder festmachung bei den Teutschen noͤtig gewesen. § 1875 uͤber welche sachen sich der besiz er- strecket? Der besiz erstrecket sich nach den Teutschen rechten, sowohl auf koͤrperliche, als unkoͤrperliche sachen. Von beiden kommet die redensart in den urkunden vor: in proprium tradere, Heda in historia Vltraiect. s. 95, Heineccius am a. o. s. 390, vom besize und mit-besize. s. 390, iedoch pflegten die alten Teutschen das possessorium bei den koͤrperlichen dingen nur zu ge- brauchen; hingegen war ihnen solches bei unkoͤr- perlichen sachen unbekannt, Estors anweisung zu dem im Reiche uͤblichen amtes- und protocol- lar-verfaren, auch den uͤbrigen summarischen pro- cessen, tit. VI § 105 s. 82. Die sachen muͤssen zum handel und wandel tuͤchtig und nicht verbo- ten seyn. § 1876 Derjenige hat einen rechtmaͤsigen besiz von ei- worin der rechtmaͤsige besiz beste- het? ner sache, welcher selbige in seiner gewaͤre hat, und nicht anders meinet, als daß er derselben eigentuͤ- mer sey und sie ihm zustehe, oder so vil recht und gerechtigkeit daran hat, durch welche er herr der- selben werden kan, Culmisches recht im III ten bu- che tit. VII cap. I. § 1877 Zu dem rechtmaͤsigen besize einer sache wird ein was dazu erfodert wird? behoͤriger grund erfodert, immasen derjenige, wel- cher eine sache inne hat, wenigstens eine ursache haben muß, warum er sie besizet, welche der grund des besizes benennet wird. Dise gruͤnde sind nach den Teutschen rechten mancherlei. § 1878 Bei den erbfaͤllen der Teutschen war die regel: bei den Teutschen bedurfte der erbfaͤlle hal- ber keiner besiz ergrei- fung. der tode sezet den „lebendigen in den besiz„ das ist, es bedarf keiner besiz-ergreifung; anerwogen der- selbe mit der erbschaft dem erben zufaͤllet, welches das jus saisinaͤ heisset, Carl van Mean ad ius ciuile Leodiense, obs. 96, 97 s. 205-210 obs. 314 num. 21 s. 132 fgg., der grund ist weiln der erbe nicht dem lezt verstorbenen, sondern dem er- sten erwerber sein recht und den besiz zu verdan- ken hat. B b b 4 § 1879 XLVII haubtstuͤck § 1879 wo die be- siz-ergrei- fung noͤtig ist? Immittels ist die ergreifung des besizes noͤtig: 1) bei den sachen, welche herrnlos sind, 2) wo- fern iemand eine sache heimlich, oder gewaltsam vorher besessen hat, 3) im falle der besizer mir die sache nicht einraͤumen will. Weil der erbe nicht dem lezt verstorbenen, sondern dem ersten er- werber sein recht und den besiz zu verdanken hat. § 1880 auf was art der besiz er- langet wer- den kan? Der besiz kan auf verschidene arten erlanget werden, teils durch den kauf, tausch, die beleh- nungen, verjaͤrung, erb- und lehn-folgen, abtre- tungen, einweisung, zuschaͤzung, gesaͤze, u. d. g. Sihe des herrn Reichshofrats von Gaͤrtner ab- handelung de materia possessionis territorio- rum S. R. I. immediatorum in titulis et modis, Leipzig 1724. Nach den Teutschen rechten gehet der besiz so fort auf die erben, Estor am a. o. § 121, 122 s. 87. Vom aͤchten und unaͤchten be- sizer wird in den anfangs-gruͤnden des gemeinen und Reichs-processes tit. 91 § 851 h, i, k, s. 295 gehandelt. Der aͤchte besizer (b. f. possessor) hat die gerechtsamen eines eigentuͤmers, und wird in ansehung eines dritten dafuͤr gehalten. So bald aber der rechte eigentuͤmer koͤmmt, hoͤret sein recht auf. § 1881 was die be- siz-ergrei- fung erfo- dert? Die besiz-ergreifung erfodert eine koͤrperliche handlung, welche auch durch einen gevollmaͤchtig- ten und andre rechtmaͤsige personen verrichtet wer- den kan, wiewol solches gleichfalls durch symboli- sche zeichen, besonders bei den unbeweglichen sa- chen, vermoͤge der rechte beschehen kan. Sihe das repertorium iuris priuati im ersten teile un- ter dem worte affatomia , von Westphal am a. o. IV s. 1885. Die uͤbergabe der kauf brife und vom besize und mit-besize. und anderer urkunden ist hir allein hinreichend, wie davon die lehnbrife die unverwerfliche probe abgeben, als welche die uͤbergabe des lehns vor- stellen, obgleich die kaufbrife allein das wirkliche eigentum des uͤbergebers nicht hinreichend zu be- weisen vermoͤgen. Bei den gerechtigkeiten sind von der einen seite das stillschweigen und auf der andern seite die ausuͤbung, auch wol ein gebot und verbot noͤtig. Hingegen zur beibehaltung des bereits rechtmaͤsig erlangten besizes ist der wille hinreichend. Bei entstehendem zweifel wird fuͤr denjenigen gesprochen, welcher sich im besize be- findet. Es brauchet auch ordentlicher weise der besizer den titul nicht zu erweisen. Die ausna- men hirvon sihe bei dem Hert in der disp. de quasi possidente probante. § 1882 Wenn man eine ganze sache in besiz nemen ob die besiz- ergreifung von einem teile auf das ganze erstrecket werden koͤnne? soll, iedoch nur von einem teile den besiz ergriffen hat, wird solches fuͤr eben so gut gehalten, als wenn solches mit dem ganzen beschehen sey, wo- fern nur ein anderer nicht schon einen teil ergriffen hat, folglich dadurch jener an der besizergreifung behindert wird, Stryk im vsu moderno π. lib. 41 tit. I § 5, Estor am a. o. § 119 s. 86. Di- semnach hat derjenige, welcher den besiz uͤber das ganze ergriffen hat, die vermutung fuͤr sich, daß er solchen in allen teilen des ganzen habe. § 1883 Es darf nimand seines besizes entsezet werden, nimand darf one rechtmaͤsige ursach sei- nes besizes entsezet werden. es waͤre dann zufoͤrderst nach rechte in der sache erkannt und verfaren worden. Daher in der Rammer-gerichts-ordnung die schlechte und gewaltsame entsezung vorkoͤmmt, und auf jene kein mandat one clausel erkannt wird. Die schuͤzung beim juͤngsten besize, oder das possesso- B b b 5 rium XLVII haubtstuͤck rium momentaneum, oder das manutenenz-decret sind Teutscher art und in der Kammer-gerichts- ordnung belibet worden. Es soll auch zum nach- teile des besizers, so lange er nicht ordentlich vor- geladen worden ist, nichts veraͤndert, oder neue- rungen vorgenommen werden, Ostfrisisches land- recht im I sten buche cap. 106, Hadelisches land- recht I ster teil tit. XVII. Die eigenmaͤchtige entsezungen sind strafbar, Reichsabschid 1521, tit. 32, Saͤchsisches land-recht im III ten buche, art. 42, 43, die Culmische landes-sazung vom jare 1538 § 16 sezet auf solche entsezung die todes- strafe. Inhalts des Ostfrisischen landrechtes im I sten buche cap. 19 verliret der entsezer sein an der sache habendes recht. Es kan auch der entsezer sogleich vom entsezten wieder aus dem besize ge- schmissen werden, Hert in paroemiis iuris Germ. lib. I par. 88 s. 357 fgg. vol. II T. 3. § 1884 der recht- maͤsige besiz wird dem unrechtmaͤ- sigen vorge- zogen. Der rechtmaͤsige besiz ist dem unrechtmaͤsigen vorzuzihen. Von der zeit an, da ich zum behoͤ- rigen besiz gelanget bin, faͤnget die verjaͤrung an. Hirzu wird ein ununterbrochener besiz erfodert. § 1885 wie es mit den besiz-sa- chen gehal- ten werden muß? Besiz-sachen sind an keine gerichtlichen ferien gebunden, Ostfrisisches landrecht 1, 9. Wie aber bei dem streitigen besize am Reichs-Kam- mer-gerichte zu verfaren sey, besaget der Reichs- abschied 1512 § 12, 1521 tit. 32, 1532 § 15, die Kammer-gerichts-ordnung vom jare 1552, tit. 21, 1555, II, 21. Wenn aber das possessorium in sachen streitigen besizes bey dem Reichs-Kammer- gerichte beendiget ist, gehoͤret das petitorium fuͤr den richter der gelegenen sache, reichs-abschied 1512 § 12. Es ergibet sich also aus den bemeldten Reichs-gesaͤzen das summarium und ordinarium als vom besize und mit-besize. als eine Teutsche sache, Boͤhmers disp. de vero vsu remedii possessorii ordinarii et summarii, cap, III. § 4. repertorium iuris priuati I ter teil s. 665 § 20 *, Estors anweisung zu dem im Rei- che uͤblichen summarischen ꝛc. processe, VI tes Haubtstuͤck § 125 s. 87. von dem aͤltern besize schluͤsset man auf den izigen, Gaill de pignorat. obs. 22, num. 13, s. 220, Estor am a. o. § 149. Alle besiz-haͤndel sind summarisch. Nimand kan den besiz seiner Sache abaͤndern, Gaill am a. o. s. 243 num. 13. Auf den jaͤhrigen besiz, laut Schwabenspigels cap. 204, siehet man heuti- ges tages nicht mehr, Estor am a. o. § 178, s. 97. § 1886 Ein untertan ist in dem besize der regalien und wenn der untertan wider den landesherrn in seinem besize zu handhaben ist? der angeblichen freiheit von den landes-beschwer- den wider den landes-herrn, so wohl die lan- des-gesaͤze, nicht zu schuͤtzen, er habe dann den titel und das recht desfalls erweislich gemachet, Kurbraunschweig-Luͤneburgischer landes-ordnun- gen IIII ter teil cap. VII s. 172 fg. Boͤhmer T. II. P. I. consultat. 60 num. 7 s. 59, Estor am a. o. § 118, s. 86, § 193 s. 99, Thomasius de prae- scriptione regalium ad iura subditorum non pertinente, von Ickstatt disp. de possessione vel quasi regalium et in specie regalis venandi iu- ris subditum seu landsassium aduersus territo- rii dominum parum aut nihil releuante, Wirz- burg 1736, § 64, s. 44 fgg. § 122 fgg. Wofern aber der Untertan mit seinem landes-Herrn uͤber eine sache, welche zu den regalien nicht gerech- net werden kan, rechtet; so ist zufoͤrderst dar- auf zu sehen, wer sich im besitze befindet, in wel- chem falle derjenige, welcher den besitz nicht fuͤr sich hat, den beweis uͤber sich zu nemen hat, Pe- ter- XLVII haubtstuͤck termanns disp. de valore possessorii summa- riissimi contra possessorem, Leipz. 1731, von Neumann in dem iure princ. priuato, T. IIII, lib. 4, tit. 1 § 451 fg. Hert de quasi possidente, in prologo § 1 s. 136. vol. I T. III. Wer sich auf den besiz seiner freiheit gruͤndet, muß aus- uͤbungen derselben beibringen, Estor § 196. § 1887 wie der besiz ver- loren ge- het? Der besiz kan auf verschidene weise verloren gehen, sowohl mit willen, als auch wider willen, und zwar kan solches auf eben die art, wie selbi- ger erlanget worden ist, wider verloren werden, Menken im systemate iuris ciu. lib. 41. tit. 2 § 13-15. s. 638. Vom mit-besize. § 1888 was der mit-besiz ist? Der mit-besiz wird genennet, wenn mehrere als einer die sache zu gleicher zeit auf einerley weise inne haben. Es mag nun einer vorhin den besiz allein gehabt haben und der andre zum mit-be- siz aufgenommen worden, so wohl gelanget seyn, oder beide zugleich den besiz ergriffen haben. Den mit-besiz haben die Roͤmischen rechts-gelahrten fuͤr unmoͤglich gehalten, Stryck de composses- sione, Estor am a. o. § 115, § 378 fgg. Er kan so wohl geteilet, als ungeteilet seyn. Er ist hiernaͤchst entweder decretalis, oder fluͤsset aus dem gesaͤze, oder rechtskraͤftigen urtel, oder gedinge, Estor § 380. Der mit-besiz aͤussert sich nach den Teutschen rechten in vilen stuͤcken. Es befanden sich also die eheleute mit einander im mit-besize (729-744), Estor am a. o. § 383 fgg. von Westphal am a. o. T. III. s. 624. Daher bey beschluͤssung eines contractes des eheweibes bewil- ligung vom besize und mit-besize. ligung erfordert wurde; Herr Hofrat Hellfeld de restricta illustrium alienandi facultate, cap. 1. § X. s. 11 fg. Diejenigen guͤter, welche ein ehegatt fuͤr sich behalten, wurden einhandsguͤter (ainshandsguͤter) benennet, Nuͤrnbergische re- formation vom jare 1564, tit. 28, II tes gesaͤz. Imgleichen befanden sich die kinder, besonders die nicht abgesonderten, mit ihren aͤltern im mit-be- size der guͤter, oder in sammenden gute, in der were, Dreyer in der sammlung vermischter ab- handlungen zur erlaͤuterung der Teutschen rechte, I ter teil s. 94. fgg. § 1889 Die gesammte erbschaft beruhete bey den worauf die gesammte erbschaft der Teut- schen beru- het hat? Teutschen auf dem bey lebzeiten des erblassers be- reits erlangten mit-eigentume, oder mit-besize der erbguͤter und in dem damit verknuͤpften naͤchsten rechte, dieselben nach des ersten toͤdtlichen hintritt zu behalten. Diesemnach wurde, bevor man die erbfolge aus dem ordentlichen succeßions-rechte entschide, zufoͤrderst darauf die ruͤcksicht genom- men, wer mit dem verstorbenen in der gemein- schaft der guͤter sich befinde, oder darinn am mei- sten gesessen waͤre. Gestalt denn auch Tacitus de moribus Germ. cap. 20. den besitz als den grund der natuͤrlichen und Teutschen erbfolge angi- bet, Dreyer am a. o. s. 97 fgg, repertorium iuris priuati im II ten teile s. 980 fg. Estors klei- ner schriften II ter band s. 423 s. 763. III ter band s. 83, s. 273. § 1890 Landerben, welche lehns-verbesserungen zu fo- was die landerben der lehns- verbesserun- gen halber zu besorgen haben? dern haben, muͤssen wegen ihres einbehaltungs- rechtes im mit-besitze des lehnes so lange zu ver- bleiben suchen, bis sie desfalls voͤllig befridiget sind, Estor am a. o. § 388, s. 191. § 1891 XLVIII haubtstuͤck § 1891 wenn der mit-besiz fuͤr rechtmaͤ- sig gehalten wird? Der von einem fremden zu ergreifende mit-be- siz ist fuͤr rechtmaͤsig zu achten, wenn solcher auf eine rechts begruͤndete weise erlanget wird. Die eigenmaͤchtige ergreifung des mit-besizes an des besizenden bewilligung, oder richterliche erkaͤnnt- nis, auch gesaͤzliche verordnung, wird fuͤr eine wie- der rechtliche entsezung geachtet, Estor am a. o. § 387, s. 190 § 393, s. 192. § 1892 wenn bei- den streiten- den parteien der mit-be- siz zuer- kannt wer- den mag? Wenn sich ergibet, daß beide streitende par- teien sich im besize befunden haben, ist selbigen auch beiderseits der mit-besiz zu zu erkennen, Boͤh- mer T. III. P. III. consult. 744, num. 8, con- sult. 745 num. 9. Die jagt, welche jaͤhrlich ein- mal im ganzen lande ausgeuͤbet, und gemeiniglich der uͤberzug benennet wird, leget dem landes- Herrn keinen mit-besiz bei, Boͤhmer am a. o. decis. 746 num. 5, s. 682. § 1893 und aufhoͤ- ret? Wie der besiz aufhoͤret und verloren gehet, so kan auch der mit-besiz erloͤschen und aufgehoben werden. Acht und vierzigstes haubtstuͤck von den unterschidlichen guͤtern der Teutschen. § 1894 der Teut- schen guͤter und deren eintheilun- gen. D ie Teutschen hatten ihre guͤter (§ 108, § 109). Selbige wurden uͤberhaubt in dreierlei ar- ten eingeteilet, naͤmlich, 1) in eigene guͤter, wel- che einer erworben hatte, und woruͤber er frei ge- baren von den unterschidlichen guͤtern ꝛc. baren konnte. Diese wurden auch erworbene, errungene benennet (comparata, adquisita), von Pistorius in der vorrede zu dem III ten teile der amoenit. iur. und s. 517, 519, 2) stamm- und erbguͤter, welche man auch fideicommisse, imglei- chen allodia nennete und haubtsaͤchlich in unbeweg- lichen guͤtern bestunden, Hert, vol. II. T. 1 s. 212, opusc. in notitia regni Franc. vet. cap. III. § 57, 58, Hellfeld de restricta illustrium alienandi fa- cultate, cap. I § VI. fgg., Dreyer de restricta facultate alienandi bona hereditaria § IIII s. X fgg. s. 72, iedoch konnten sie auch im farnisse und in der barschaft bestehen, Dreyer am a. o. § VIII s. 38-40 fgg. Ausserdem konnte das vermoͤgen aus lehnguͤtern bestehen, welche der hohe und ni- dere adel besase. Denn bauern und buͤrger sind ordentlicher weise der lehne nicht faͤhig gewesen. § 1895 Dasjenige unbewegliche vermoͤgen, welches was stamm- erb-guͤter heissen? vom vater, oder den aͤltern und voraͤltern auf den son und nachkommen nach erbgangs-recht gekom- men, oder angefallen ist, heisset stamm-gut (erb- gut). Ich sage unbeweglich, allermassen es heisset: narung ist kein erbe, Hert de paroemiis iur. Germ. lib. 1. par. 5, s. 262, vol. II. T. III, Dreyers angezogene disp. § II. (a) s. 3 fgg. § VII s. 28 fgg. Die eigenschaften desselbigen haben der Herr von Buri im erlaͤuterten lehn-rechte s. 375 fgg., Herr Hofrat Brandt zu wezlar de na- tura bonorum auitorum cap. II, der Luͤbeckische stadt-syndicus Herr Dr. Dreyer in der belobten disput. s. 6 fgg. bemerket. Wir brauchen hirbei die einteilung des eigentumes in das voͤllige und nicht voͤllige nicht, anerwogen nach Teutscher art das ererbte so geartet war, daß alle nachkommen des I ten erwerbers ein recht daran hatten, folg- lich XLVIII haubtstuͤck lich der besizer daruͤber nach seinem gefallen nicht gebaren konnte, sondern der von dem ersten erwer- ber abstammenden nachkommen bewilligung wur- de bei dessen veraͤusserung erfodert; widrigenfalls ihnen das einstands-recht, auch bei eroͤfneter erb- folge die zuruͤckfoderung zustunde und noch zustehet, Hellfeld am a. o. c. 1, § 8 fgg. § 12 s. 13 fgg. § 1896 der stamm- guͤter be- stimmung und eigen- schaft wird bemerket. Die stamm-guͤter waren zur erhaltung des ge- schlechtes bestimmet. Derohalben die toͤchter, so lange bruͤder vorhanden waren, zu derselben ge- nuß nicht gelangen konnten, sondern mit dem noͤ- tigen unterhalte, und nach beschehener verheira- tung, mit der brautgift und ausstattung sich be- gnuͤgen lassen mußten. Welches auch noch heu- tiges tages bei dem adel in Franken, Schwaben, Bremen, Preussen, Hollstein, am Rheine ꝛc. uͤblich ist. Sotane stamm-guͤter sind auch in Hessen nicht unbekannt, F. H. Casselische proceß- ordnung § 47. Inhalts des Hamburgischen stadt- rechtes im III ten teile, tit. 1 art. 4 ist verordnet: vom erb-gut ist niemand vermoͤge dieser stadt- rechte one seiner naͤchsten erben erlaubnis, oder be- willigung zu testiren bemaͤchtigt, sondern dasselbe seinen rechten erben ungeschmaͤlert zu lassen schul- dig. § 1897 ob bey buͤr- gern und bauern erb- guͤter anzu- treffen und zu vermuten sind? Bey buͤrgern und bauern werden ordentlicher weise stamm-guͤter nicht vermutet, iedoch finden sich hir und da dergleichen, welche mit dem na- men der erb-guͤter, erb-eigen beleget werden, Hellfeld am a. o. s. 34, Dreyers disp. § VIIII s. 41 fgg. Immittels haben die Worte: erbe, ei- gen, erb-gut, mancherlei bedeutungen in den Teutschen besondern land- und stadt-rechten. Sihe das repertorium iuris priuati im II ten teile von den unterschidlichen guͤtern ꝛc. teile s. 1386, 1392, 1452, 1463 fg., Kopp in den lehnproben I ten bande s. 270, 271. Es be- deutet daher ein gut vererben oͤfters so vil, als einem andern fuͤr sich und seine nachkommen, auch nur in gewissermase ein erbrecht daran uͤbergeben und zugestehen, solchemnach ist erbe und eigen von einander unterschicken, immasen man auch one das eigentum wol ein erbrecht an einer sache haben kan, Kopp am a. o. § 1898 Die allodien sind von den lehnguͤtern unterschi- die allodien sind von den lehnguͤtern unterschi- den. den; daher die ersten zu lehn aufgetragen und ge- machet; hingegen lehne in erb- und eigene ver- wandelt werden koͤnnen, wie solches die Kurbran- denburgische lehne bezeugen, Mylius im corp. const. march T. II abt. V s. 119 fgg. § 1899 Als die Franken fremde laͤnder bezwungen, oder die adeliche guͤter wer- den lehnbar zu seyn ver- mutet. aus einem in die andern die voͤlker verpflanzeten, wurden den freigebornen lose, oder guͤter zu teile, welche de munere regum hisen. Der hohe adel besaße unterdessen starke allodien, welches zur ver- erbung der Reichs-lehne, besage des Herrn Gra- fens von Buͤnau im IIII ten bande der Kaiser- und Reichs-histori s. 208 b und hernach zur lan- deshoheit gelegenheit mit gab, Struben im IIII ten teile der nebenstunden s. 62 fg. beim nidern adel wimmelte alles von lehnen, und wer erbe hatte, der trug es zu lehne auf. Nun besaget die ver- nunft-lehre, daß wir in den sittlichen wissenschaf- ten vermittelst der induction aus der mehrheit der beispile regeln zu zihen vermoͤgen, Estors obs. feu- dal. IIII. Man neme aber 100 adeliche guͤter; so finden sich darunter kaum 20. die erbe sind; da- her folget der Schluß, daß die meisten lehnbar seynd. Derowegen muß ich die vermutung von C c c dem XLVIIII haubtstuͤck dem meisten herleiten, und sagen: die mehresten adelichen guͤter sind lehne: also wird dieses auch lehnbar zu seyn vermutet; mithin hat der gegener, daß es erbe sey, zu erweisen. Neun und virzigstes Haubtstuͤck von den bauerguͤtern. § 1900 die bauer- guͤter im Teutschlan- de ahmẽ die lehne mei- stens nach. B ei den Teutschen bauerguͤtern aͤußert sich mei- stens eine nachahmung der lehne, Kopp am a. o. s. 286. Sie fuͤren auch hirum, wenn sie nicht erb-eigen sind, den namen der lehne (luͤh), der leihen, immasen sie verlihen werden. Da- her findet man vilfaͤltig in den urkunden, auch landes-gesaͤzen die verleihung zum rechten er- be, welche redens-art so vil bedeutet, als daß der eigentums-Herr sein Gut einem andern nicht eigentuͤmlich, auch nicht auf eine gewisse Zeit, sondern ihm benebst allen seinen nachkommen, oder nur auf ein bestimmtes glid zu einem erblichen ge- brauche und nuzen, gegen entrichtung eines jaͤhr- lichen zinßes, oder pachtes, auch andre bedingun- gen eingibet, welches eine erb-verleihung, oder erb-bestaͤndnis, lehngut, benennet wird, Kur- Pfaͤlzische landes-Ordnung P. II. tit. V. im an- fange s. 276 fgg. 1, Solmsische landordnung im II ten teile, tit. 5, Ostfrisisches landrecht im II ten Buche, cap. 249, Kopp am a. o s. 271 fgg. Clammer im promtuar iur. tit. 9. § 1901 des wortes lehn bedeu- tungen. Das wort lehn, leihen, lihen, lauen, ver- leihen, hat diesemnach vilerlei bedeutungen. Denn es begreifet unter sich die zeit-verpachtungen, (tempo- von den bauerguͤtern. (temporal-leihen), Hohenlohisches landrecht im II ten teile, tit. 7 § 1 s. 82, das anlehn, commo- datum, und uͤberhaubt wird solches von allen uͤber- gaben, und verleihungen genommen, von Lyn- ker in den analectis ad Struuii synt. iur. feud. s. 12, von Ludwig im iure client. s. 48. not. 6 s. 54, not. (u), Conradi de nominibus feode et lehn s. 565 T. 1, thesauri iur. feud. Ienich. Daher das Wort lehn: fuͤr ein feudum nicht schlechter- dinges genommen, vielweniger bei den leihen das nuzbare eigentum iederzeit dem lehnmanne uͤberlas- sen wird, sondern sotane worte in den Teutschen urkunden, landes-gesaͤzen, auch mit-contracten von den unleugbaren blosen locationen pro merce- de, oder so genannten zeitigen leihen oͤfters gebrau- chet werden. Derowegen dergleichen Gedinge, oder verpachtungen den namen der lehne erhalten haben. Woraus iedoch nicht so gleich erblehen, oder erbpaͤchte zu folgern sind, angesehen beim bauern alles lehn oder lihn, heisset, das er nicht eigen- tuͤmlich besizet, freyherr von Senkenberg in den anfangs-gruͤnden der Teutschen rechtsgelehrsam- keit, cap. V § 1 s. 108 § 6 s. 110, von Buri am a. o. s. 47 num. 3, Horn in der iurispr. feud. cap. II. § 3, Schilter am a. o. s. 543. Dero- halben das wort lehn iederzeit nach der absicht der handelnden personen zu verstehen ist, und kan nicht allein von einer ieden miete gegen einen zu erlegenden zinß gebrauchet werden; sondern bedeutet auch ie- weilen eine Roͤmische verpachtung, in welcher dem verpachter das eigentum verbleibet, der pachter hingegen kein nuzbares eigentum uͤberkommet, Abraham Kaͤstner de erronea doctorum opi- nione per locationem ad longum tempus factam vtile transferri dominium, Leipz. 1747 § 6 s. 7 fgg. Derowegen dergleichen guͤter nach C c c 2 den XLVIIII haubtstuͤck den pacht- oder leihe-briefen beurteilet werden muͤssen, von Buri am a. o. s. 794, Gundling in den digestis s. 287, und s. 302, auch der richter die auslegung solcher leihbrife nach den Teutschen keinesweges aber nach den Roͤmischen und geistli- chen rechten vorzunemen hat, Kopp am a. o. § 4 fgg. 1, s. 7, fgg. und de testamentis Germ. s. 180 reg. 2, Reichs-abschid vom jare 1654 § 105, Reichs-hofraths-ordnung tit. 1, § 4, Caspar Heinrich Horn de praerogatiua morum Ger- maniae in concursu cum legibus receptis, sect. 1 s. 3, bevorab da die Teutsche verpachtung und erb-leihe von der Roͤmischen emphyteusi sich merk- lich unterscheidet. § 1902 der unter- schid zwi- schen der T. emphyteusis und der Roͤ- mischen. Inmaßen 1) die Teutsche erbleihe eine verbri- fung erfordert, Kopp am a. o. im I ten teile cap. VI § 7. s. 297, Dr. Orth am a. o. im II ten teile s. 515 s. 575; 2) in ruͤcksicht auf die erbfolge, wel- che nur auf die gehet, welche aus des ersten er- werbers gebluͤte abstammen, wie also bei hi- siger juristen-facultaͤt oͤfters gesprochen worden ist. Daher bei einer erbleihe nur diejenigen zur erbfol- ge kommen, welche vom ersten erwerber abstam- men, Kopp s. 299, § 8 fg. Christian Gottfrid Hofmanns disp. de emphyteusi cap. IIII. § 15-17 s. 53 fgg. 3) ein unterschid wegen der lehns-erneuerung und entrichtung der lehn- ware sich aͤußert Kopp § 9 s. 301; 4) in anse- hung des ruͤckstaͤndigen Zinses und dessen Heraus- treibung, Kopp § 10 s. 308; 5) der einzihung des leihgutes, Kopp § 11, s. 312. fg. ein unterschid sich hervor tut. Wozu noch kommet, daß nach dem Roͤmischen rechte die verbesserungen des heim- gefallenen gutes ein stuͤck desselben werden, folg- lich desfalls nichts gefordert werden kan; dahinge- gen von den bauerguͤtern. gen nach ausweis der Teutschen rechte dem erb- bestaͤnder alle und iede erweisliche verbesserungen, ausser was im leihbrife deshalber ausgenommen worden ist, bey dem heimfalle des gutes erstattet werden muͤssen, von Lynker de iure colonario § 24, 26 s. 55, Estors anfangs-gruͤnde des ge- meinen und Reichs-processes § 2021 s. 730, wo- durch die so genannte oberbesserung, quarta co- lonoria an einigen orten verstanden wird, von Buri s. 923, 1015, 1047, welche des bauern ei- gentum ist. Dahin gehoͤren z. e. die neu erbaute scheunen, staͤlle, das mistrecht ꝛc. Sihe des Herrn Reichs-kammergerichts-assessors freiherrn von Cramer unvorgreifliche Gedanken von der im ober- fuͤrstentume Hessen und Solmsischen uͤblichen land- sideley, § 9, 10, zudem rechtlich vermutet wird, daß eine iede gutsverpachtung Teutscher und nicht Roͤmischer art sey, sintemal man das einheimische fuͤr dem fremden beybehalten zu seyn glaubet; hin- gegen die abaͤnderung nicht vermutet, Kopp de testam. Germ. s. 184, reg. III. s. 186 reg. IIII. § 1903 Es heisset aber ein bauern-gut uͤberhaubt das- was ein bauergut heisset? jenige, welches zum ackerbau und zur vihzucht an- geleget ist, aus laͤndereien und andern grundstuͤ- cken auf dem lande bestehet, darnebst ordentlicher weise mit abgaben und dinsten beschweret ist, und gemeiniglich von bauern besessen, auch benuzet wird. Daher man pflichtbare, dinstpflichtige, fronbare guͤter hat, gestalt die dinste bei den bauern- guͤtern im zweifel vermutet werden, Estor de praesumtione contra rusticos in caussis opera- rum. Dahingegen diejenige, welche von din- sten, auch wohl von andern lasten befreiet sind, freihoͤfe, freie bauerhoͤfe ꝛc. und die besizere frei- sasse, genennet werden. C c c 3 § 1904 XLVIIII haubtstuͤck § 1904 imgleichen ein bauer- hof? Diejenige staͤtte, worauf ein wonhaus nebst scheunen, staͤllen auch andern gebaͤuden und mist- plaze samt andern zum behufe der landwirtschaft dinende stuͤcke sich befinden, bedeutet in einem dorfe einen bauer-hof, oder hob (§ 448.) § 1905 der bauern- guͤter be- schaffenheit. Die bauern besizen die hoͤfe und die inhabenden guͤter nicht auf einerlei weise. Immittels sind die meinungen der rechtsgelehrten samt den landesge- saͤzen desfalls sehr unterschiden; anerwogen einige die Teutschen bauern-guͤter nach dem masstabe des Roͤmischen rechtes abmessen, und den besizern, wo nicht das voͤllige, dennoch wenigstens das nuzba- re eigentum beilegen. Das erste wird bei den zinß- guͤtern in Sachsen, nach Carpzovens meinung, in dem Hohenlohischen landrechte, III ten teile tit. 8 § 1, s. 86, in der Nassau-Cazenellenbogischen land-ordnung I ten teile cap. VIII § 2 s. 37 be- haubtet. Andre wollen den bauern in ansehung ihrer guͤter ein nuzbares eigentum zuschreiben, und wieder andere betrachten die bauern als pachtleu- te und entnemen ihnen das eigentum voͤllig, von Engelbrecht obseruat. spec. II. obs. 72 s. 373, von Buri am a. o. s. 766, Struben de iure villicorum cap. II § 1 fgg., cap. VIII § 1 s. 290, und in den accessionibus de iure villicorum, s. 2, Boͤhmer de imperfecta libertate rusticorum § 26, welchen noch diejenige beizufuͤgen sind, wel- che die mittelstrasse gehen, und dafuͤr halten, daß nach der unterschidenen beschaffenheit der bauern- guͤter eine bei allen zutreffende regel nicht gege- ben werden koͤnne, bevorab die erfarung lehre, daß nach einfuͤrung des Roͤmischen, auch paͤbstli- chen rechtes die emphyteuses, erbpachte, die brif- guͤter, welche auch wol boc-land benennet wer- den, von den bauerguͤtern. den, van Wicht in den Anmerkungen zum Ostfrisischen landrechte s. 53, du Fresne im gloss. unter dem Worte: libellus und liber , von Buri s. 1103, imgleichen precarium, s. 1182 fgg. erb- und grundzinß-guͤter und dergleichen be- nannt worden waͤren, Johann Jacob Rein- hard s. 262, von Buri am a. o. s. 832 s. 1242. Dahingegen fuͤr pachtarten nach den Teutschen gewonheiten gehalten wuͤrden; die annemung zu einem hofmanne, oder bestaͤnder, zu hofleuten, homannen, paͤchtern, Schilter am a. o. s. 462. die landsideleihe, hintersideleihe, maierei, oder vermaierung, von Buri am a. o. s. 1119, die ge- bung zu lehne, die reichung zu einem hof-huben- gute, oder zum hubenrechte, waltrechte, medum, malzgut, guͤlte, oder zum koͤter-vogtgute ꝛc. von Buri s. 1119 s. 1269, die verpachtung auf willkuͤr, und wiederruf, daher deren besizer noch in einigen landen herren-guͤnstler benennet werden, Clammer im promtuar. iur. tit. 9, die zinßguͤ- ter, von Buri s. 93, oder die erblehne, die ver- pachtung auf lebenslang, leibguͤter, laßguͤter, u. d. g. benennet worden waͤren, freiherr von Gu- denus im codice diplom. T. II s. 169. § 1906 Diesem vorgaͤngig und sovil die erste Teutsche was ein hofmann bedeutet? pachtgattungen betroffen habe, ein hofmann oder die hofleute, hobleute, homaͤnner, uͤberhaubt zwar einen ieden, der ein gut baue, bedeute, es moͤge ein erbgut oder ein bauerlehn-hof seyn, Schilter am a. o. s. 462; imgleichen ein schafner auf einem maierhofe, villicus, dadurch verstanden werde, Johann Leonhard Frisch im Teutsch- lat. woͤrterbuche s. 460, welcher naͤmlich die auf- sicht uͤber das gesinde und den ackerbau habe, und in Hessen geissel-hofmann heisset; nicht minder C c c 4 ein XLVIIII haubtstuͤck ein freigeborner, oder adelicher, der ein gut zum solde hatte, also jeweilen hise, Wachter im glos- sario unter disem worte. § 1907 wird zuwei- len mit dem landsidel fuͤr einerley gehalten. Ferner ieweilen Hofmann und landsidel in Hes- sen einerlei waͤren, besage der urkunden vom jare 1570 bei dem Kuchenbecker T. 1 anal. Hass. s. 126 und Joh. Jac. Reinharden im I ten bande der kleinen ausfuͤrungen s. 259, in der urkunde vom jare 1343 und 1531, in welcher leztern aber das wort hofleute von denen gebrauchet werde, welchen das gut zu rechtem erbe ewiglich und erblich, zu rechter erbschaft verlihen worden waͤre. § 1908 der landsi- del wird je- weilen be- staͤnder ge- nennet. Weiter in einem landsidelei-brife, welchen das Kloster Arnsburg im jare 1631 ausgestellet habe, inhalts der beilage 127 s. 145 in der supplica des graͤflichen Hauses Solms wider das Kloster Arns- burg, sich finde, daß der landsidel bald ein be- staͤnder, bald ein Hofmann genennet werde. Thue hinzu die policei-ordnung der k. und h. R. Burgfridberg, Giesen 1729 fol. tit. XI. § 1909 welches weiter be- staͤrket wird Gestalt als das rittergut Hermanstein bei Wez- lar, im jare 1666 bis 1669 auf eine unverneinli- che temporal-leihe an Abraham Wissigern aus Wezlar, verpachtet, und diese pachtung vom jare 1669 bis 1671 erneuert worden waͤre; der pachter nicht anders, als der hofmann und die pachtung eine leihe, der pachtbrif aber ein leihbrif genennet worden sey, laut der beilage 1 s. 27, in der acten-maͤsigen relation in sachen Schenk, wi- der Schenken, das gut Hermannstein betreffend, 1716, 4. § 1910 von den bauerguͤtern. § 1910 Immittels nach der Hessischen mundart ein was ein hofmann im Hessi- schen ist? hofmann, oder homann so vil, als ein pachter sey, welcher ein gut auf eine zeit-pacht ( location ) gepachtet habe. § 1911 Immassen die Teutschen iren leibeigenen ehe- wie die lan- ge paͤchte entstanden sind? dem die guͤter mit vorbehalt des eigentumes und gemeiniglich auf einen schlechten zeitlichen bestand verpachtet haͤtten, Boͤhmer T. III. exerc. ad π. s. 466 § 2, ob gleich der hohe und nidere adel den leibeigenen aus libe, auch sorge, fuͤr selbige die guͤter nicht leichtlich genommen, sondern solche ih- nen, so lange sie die schuldigen auf den guͤtern haf- tenden landes-beschwerden, welchen diese leute sich unterzihen muͤssen, auch andre Gaben davon entrichtet, von Buri s. 947 fg., die fronen ge- leistet, imgleichen die guͤter im guten stande erhal- ten, gelassen haͤtten, wodurch es dann geschehen sei, daß der bauer aus der gewohnheit des guts- herrn das gut lange jare innen gehabt habe, und dadurch die gelegenheit entstanden sei, daß die ver- pachtung unbeweglicher dinge merenteils auf eine lange zeit beschehen waͤre, wenn auch gleich selbi- ge vom anfange auf etwas erbliches, oder bestaͤn- diges, nicht gerichtet worden waͤre, von Sen- kenberg am a. o. cap. V § 1, 2 s. 109, Joa- chim Potgieser de statu seruorum lib. I, cap. 4, § 34, 35, s. 206, fgg. § 1912 Immittels der adel seine laͤnderei gar leichtlich vom aufho- lungs-pro- cesse. einzuzihen vermogt habe, anerwogen der dißfalls belibte aufholungs-proceß, kurz und sehr ge- woͤhnlich gewesen sey, von Senkenberg am a. o. § 17 s. 111, Struben am a. o. cap. II § 1 fgg. s. 35, und cap. 8, und in den accessionibus ad ius C c c 5 vill. XLVIIII haubtstuͤck vill. obs. 25 s. 73. fg., Boͤhmer de vsu pract. di- stinct. hom. sect. III. § 20, Kopp am a. o. I ten teile s. 315, 316. § 1913 aus was fuͤr ursachen die guͤter iewei- len auf lan- ge zeit ver- pachtet woꝛ- den sind? Wiewol sich auch die Teutsche oͤfters genoͤtiget gesehen haͤtten, einige irer guͤter an gewisse bauern, oder andre leute auf lange jare, oder fuͤr bestaͤn- dig zu verpachten, indem es mit den pachtungen auf kurze jare seine große schwierigkeiten gefunden habe. Unterdessen sotaner erbpacht das eigentum dem pachter nicht zuwege bringe, von Ludewig im iure client. sect. III. cap. 4. § 8 not. k s. 191 fgg., Estor in den kleinen schriften I ten bande, s. 158. § 1914 die vermu- tung ist fuͤr die zeitliche verpachtung Diesemnach auch die auslegung fuͤr die zeitliche vermitung zu machen sey, bis der pachter das erb- recht darthue, anerwogen ausfuͤndig rechtens waͤ- re, daß erstlich der bestaͤnder, oder besizer eine sol- che that unternaͤme, woraus zu schluͤssen sey, daß er den grund seines besizes abzuaͤndern gewillet waͤ- re, so dann der gutsherr es dabei bewenden lasse und endlich eine rechtsbewaͤrte zeit verstrichen sey; wi- drigenfalls und in ermangelung dieser erfordernis- sen, bekannt waͤre, daß hundert jare unrecht, kein jar recht sey. Schaumburg in den annotat. ad Struuii iurisprud. s. 567, Hert in paroem. iur. Germ. lib. I. par. 3. § 1915 obgleich verschidene bedingun- gen dabey vorbehalten wordẽ sind, Unterdessen die verpachter sowohl gutsherren vi- lerlei bedingungen sich vorbehalten haͤtten, welche gleichwol das haubtwerk nicht abaͤnderten, von Senkenberg am a. o. §. 8, s. 110. § 1916 besonders der wein- kauf, leih- geld ꝛc. Inzwischen, wenn der son, oder die tochter das gut haͤtten beibehalten wollen, es auf eine abgabe an- von den bauerguͤtern. angekommen waͤre, um dadurch den gutsherrn zu gewinnen, damit er ihnen die leihe gelassen habe, woraus das leihgeld, und der verhauer oder vor- hauer, auch so genannte korb entsprungen sey, dar- inn der bauer durch uͤberbringung der butter, der koͤppelkaͤse, eier, kuchen ꝛc. sich dem gutsherrn zu empfelen gesuchet habe; und wie das zutrinken ein zeichen der uͤbergabe, und des gestifteten con- tractes uͤber eine Sache gewesen waͤre, von West- phal am a. o. in der vorrede zum 4ten bande s. 5, 6 *, Johann Wilhelm Hofmann im specim. iuris prudentiae symbol. § 17 s. 24, Struben am a. o. s. 343 fg,; also dadurch der weinkauf, (wenngkof) Kopp am a. o. s. 330 fgg., entstan- den sey; welcher fuͤr sich betrachtet, kein nuzba- res eigentum mit sich bringet. Immittels in den nassen und trockenen weinkauf eingeteilet werde, deren jener im weine, oder gelde dafuͤr, der trocke- ne aber in eß-waaren bestehe (§ 470). § 1917 Außerdem das Wort zinß in der Teutschen die bedeu- tungen des wortes: zinß. sprache das pachtgeld uͤberhaubt bedeute; imma- sen man den hauß-zinß nenne, welcher von einem gemieteten hause zu entrichten waͤre, auch der mer- ces bei der location der pacht-zinß, bald der miet-zinß, bald der heuer-zinß heisse, von Ber- ger in der oecon. iur. lib. III. tit. 5 § 19 s. 682, folglich sotane woͤrter nach beschaffenheit der um- staͤnde genommen werden muͤßten. § 1918 Derohalben diese guͤter, oder leihen, unter die diese guͤter gehoͤren nicht unter die lehne. lehne nicht gehoͤreten, von Senkenberg § 31 s. 112 und wie im zweifel vermutet werde, daß ein schlechter zinß, oder pacht-geld, und kein erbzinß bezalet; also die erbleihe auch nicht vermutet wer- de, von Senkenberg § 32 s. 112; disemnach die ausle- XLVIIII haubtstuͤck auslegung so lange fuͤr die temporal-leihe zuma- chen sey, bis der bauer das erbrecht dartue. § 1919 die pachte werden fuͤr Teutsche vermutet, Wo aus den gemeinen rechten dises und jenes den Teutschen pachtungen angefuͤget worden waͤre, dasselbe, als etwas zufaͤlliges, den richter nicht be- wegen duͤrfe, von disem zufaͤlligen einen schluß auf das wesentliche des pacht-handels zu machen. § 1920 obgleich der zinß den fruͤchten nicht gleich ist. Gestalt man auch nicht sagen koͤnne, was mas- sen der pacht, oder zinß, den fruͤchten des gutes anitzt nicht gemaͤß, folglich daraus eine erb-leihe zu schluͤssen sey, sintemal leichtlich bescheiniget wer- den koͤnte, daß vor alters der pacht den fruͤchten gemaͤs gewesen waͤre, von Buri am a. o. s. 770, num. 2. § 1921 ob dem bauer das eigentum zugehoͤret? Nicht minder die bauern einwenden, wie das eigentum eines bauern-gutes und das erbrecht an selbigen nicht mit einander zu vermischen (§ 1897), sondern als unterschidene dinge zu berrachten waͤ- ren von Buri s. 794, Kopp am a. o. s. 270 fgg. Derohalben dafern die frage entstuͤnde; ob dem bauer das eigentum zustehe? oder ob er nur den erblichen gebrauch des gutes habe? das erste- re im zweifel zu vermuten waͤre, von Buri s. 794, die guts-herren aber diß fuͤr unbegruͤndet halten. § 1922 Zur bessern beurteilung der mannigfaltigen be- nennungen der bauerguͤter sezet man die aͤltesten veranstaltungen aus den traditionibus Fuldensi- bus und Corbejensibus zum voraus, nach anleitung Schannats in der Buchonia vetere s. 322, fgg. Es haben aber die bauer-guͤter gar unterschidene namen: § 1923 von den bauerguͤtern. § 1923 I) Area, die hofstatt eines bauer-gutes und die bedeu- tung des wortes are- a, ager, ju- ger. die darzu gehoͤrige laͤnderei. Es heisset auch ie- weilen arialis. Agri fiscales und salici, deren di- se haus-guͤter, vom worte sala, ein haus, und jene herrschaftliche guͤter bedeuten. Ager und ju- ger, davon jauchert und motalis, von moͤtten, oder messen, oder scheffel-saͤte, waren ein stuͤck des bauer-gutes, so vil man des tages mit zwe- nen ochsen pfluͤgen konnte, Schannat am a. o. s. 323. § 1924 II) Behandigungs-guͤter in Westphalen, behandi- gungsguͤter Potgiesser de statu seruor. s. 897, von Buri am a. o. s. 779 fgg., welche ire benennung von behaͤndigen, oder einhaͤndigen, das ist, uͤberge- ben, uͤberreichen, uͤberlifern, haben, daher das wort: behandung ieweilen so vil, als belenung be- deutet, Wehner in den obseru. pract. unter di- sem worte; von Ludewig im iure client. s. 293. Weshalber diejenige guͤter also benennet werden, welche vom eigentums-herrn gegen einen gewissen zinß auf lebenszeit einem andern auf ein, oder zwo haͤnde dergestalt uͤberlassen werden, daß wenn der eine verstorben ist, der andre sich bei zeiten melden und gegen erlegung des handlones das gut auf seine hand sezen lassen muß. An manchen or- ten werden sotane guͤter auch Kurmede-guͤter, oder Kurmede-lehne benennet. § 1925 Ob gleich einige rechtsgelehrte bemeldte guͤter sind keine eigentliche lehnguͤter. fuͤr wirkliche lehne, andre fuͤr emphyteuses halten wollen; so koͤnnen sie iedoch darunter eigentlich nicht gezaͤlet werden, Potgiesser am a. o., von Ludewig am a. o. s. 77, h., repertorium iu- ris priuati I ter teil s. 583. § 1926 XLVIIII haubtstuͤck § 1926 was bifang bedeutet? III) Bifang, ein umzaͤuntes und besonders von anderen abgelegenes und mit anderen grund- stuͤcken nicht untermengetes gut, Falken uͤber die traditiones Corbeienses s. 103, wie dann bauer- guͤter so vil, als solche sind, die zum hause eines leibeigenen gehoͤren, immaßen buer, oder bauer, eine casa, oder wonung bedeutet, am a. o. s. 316. § 1927 bonde-hu- fen ꝛc. IIII) Bonden-bondehufen und veste-guͤter, davon der luͤbeckische stadtsyndicus, herr Dr. Dreyer in seiner oft bemeldten abhandlung de vsu genuino iuris Anglo-Sax. s. 94, 95, herr von Westphal in der vorrede zum II ten bande der mo- num. inedit. s. 80, s. 81 und im IIII ten bande, auch der Potgiesser am a. o. lib. I, cap. 4 § 26 s. 196 nachricht gibet. Diejenigen also, welchen guͤter von den eigentuͤmern gegen einen jaͤrlichen zinß ge- lihen worden sind, werden bonden genennet, von bondon, colonus, wiewohl das wort noch merere bedeutungen hat, von Westphal am a. o. von disen guͤtern sind die bordagia, bursatica unter- schiden, von Buri s. 385 s. 781. Im uͤbrigen sind auch die frei-bonden im Teutschlande be- kannt. § 1928 eornelien- guͤter, V) Cornelien-guͤter, welche in dem freistif- te Buchau vorkommen, deren besizer leibeigen sind und cornelier heissen. Sie tragen sotane guͤter zu lehn um einen jaͤhrlichen pacht, das haubt-recht genannt; Johann Meichsner in decis. cam. tom. IIII decis. 23 s. 369 fgg., von Buri s. 825 fg., und muͤssen bei der belehnung eine gewisse treue an eides statt angeloben, Meichsner s. 371, fg. Von den heiligen, den die guͤter geschenkt waren und sie solche hernach verlihen, bekamen oft diesel- von den bauerguͤtern. dieselben ire namen, als Kilians-Martins ꝛc. u. d. g. guͤter; also sind in hisigen gegenden die Faz- fazguͤter, guͤter, oder aͤcker bekannt. § 1929 VI) Dinghoͤfe, da der bauer zu gewissen zei- dinghoͤfe, ten vor des guts herrn-gerichte erscheinen muß, von Buri s. 826 fgg., Schilters disp. de cu- riis dominicis, im comment. ad ius feud. Alam. Jeweilen bedeutet der Dinghof so vil, als den ort, wo ein huben-gericht gehalten wurde, wie ehe- dem im pfarrhofe zu Melbach in der Wetterau. § 1930 VII) Ehrschaͤzige guͤter, wenn ausser den ehrschaͤzige guͤter, jaͤrlichen abgiften bei veraͤnderung des besizers ein handlon erleget werden muß, Schilters disp. de bonis laudemialibus, von Buri s. 829. § 1931 VIII) Erbbestand, erbleihe, erbpacht, oder erbbestand, erbleihe, erbpacht, erbzinßgut, erbzinß-gut (§ 1900 fgg.) die benennungen diser verleihungen von guͤtern geben zu vernemen, daß sie aus dem worte: erb- und bestand, leihe, pacht ꝛc. zusammen gesezet sind, und zwar das wort erb so vil bedeutet, daß die guͤter von dem eigentuͤmer ei- nen andern und dessen leibes-erben gegen einen jaͤrlichen gewissen pacht, zinß, dinst, oder andere nuzungen, auch abtragung der gemeinen abgiften und beschwerden bei verlust des gutes und der auf- hebung, benebst andern bedingten strafen, einge- geben worden seynd, Kopp am a. o, s. 281, von Buri s. 932 fgg. s. 945 fg., und oͤfters emphyteu- ses benennet werden, iedoch fuͤr Roͤmische emphy- teuses nicht gehalten werden duͤrfen, wenn gleich das wort: emphyteusis sich in dem lehnbrife befin- det, Kopp am a. o. § 5 s. 290 fgg., von Buri s. 936 fg. 941, Christian Gottfrid Hofmanns disp. de emphyteus. cap. IIII. § V, s. 44 fgg. wor- inn XLVIIII haubtstuͤck inn naͤmlich dem inhaber das nidere eigentum zu- stehet; und ob ihm gleich ein dinglieh recht dar- auf eingeraͤnmet wird, folglich er alle nuzungen erheben, und sich des gutes nach seinem vorteile bedinen kan; so ist er dennoch nicht befuget, das- selbe one bewilligung des herrn zu verpfaͤnden, zu veraͤussern, zu beschweren, er darf auch nichts da- von abringen oder etwas davon verkommen lassen, von Buri s. 943. Daher vermag kein beam- ter, darinn wegen der huͤlfe weiter, als auf die oberbesserung des bauern zu gehen. Derowegen duͤrfen sie nicht subhastiret, noch weniger einem schuz-juͤden zugeschlagen werden, sondern er hat es in reinen und steinen zu erhalten, er darf auch nicht dasselbe zur brautgift dem eidam mitgeben, welches der gemeine mann verbraͤutelgaben nen- net. § 1932 die fridber- gische poli- cei-ord- nung thut dagegen nichts. Die policei-ordnung der Kaiserlichen und Reichs-burg Fridberg in der Wetterau, er- klaͤret diß im XI ten titel § 2 s. 17 also: „wer ein „gut erblich verleihet, der begibet sich seines eigen- „tumes, und er hat nicht mehr an demselben gut, „dann so vil zinß oder pacht, als vil er ihm dar- „auf zuvor ausbehaͤlt. Der guts-herr kan auch „dem erbbestaͤnder wegen des gutes keine maasre- „geln fuͤrschreiben, sondern es muß ihm genug „seyn, wofern er nur seinen pacht uͤberkoͤmmt„. Allein diese ordnung kan auf andre landen nicht erstrecket werden, sintemal dergleichen erbbestand- guͤter nach den Teutschen lehnrechten und dem, was dem lehnsherrn und vasallen zustehet, beurtei- let werden (§ 1900). § 1933 VIIII) Freiguͤter oder freimann lehnhufen, freidings-hoͤfe, mit welchen der besizer belihen wird, von den bauerguͤtern. wird, auch einen jaͤrlichen zinß davon entrichten muß, iedoch von den uͤbrigen lasten befreiet ist, von Buri s. 959 fg., von diesen sind die befreiete oder freie guͤter unterschiden, wovon hernach ge- handelt werden soll. Jene hisen curtes dominica- les, oder regales. § 1934 X) Veranlaitete freistift, oder herrn-gunst, imgleichen blose freistift-guͤter und neue stift- guͤter, in Baiern, von Buri s. 1240. Diese guͤter leiten ire benennung vom worte: stiften, das ist, einsezen, einweisen, eingeben, her. Was aber die herren-gunst-guͤter betrifft; so heissen dise in Ober-Hessen die guͤter zu willkuͤr, welche in Estors kleinen schriften erlaͤutert worden sind; und vom guts-herrn nach gefallen dem pachter abgenommen werden moͤgen. § 1935 XI) Grundzinß-guͤter, welche verschidene grund-zinß- guͤter, bedeutungen haben, Dr. Orth am a. a. im II ten teile s. 424, s. 432 fgg., von Buri s. 1264 fgg. Dergleichen grund-zinß-stuͤcke haben die lands- herrschaft, der Teutsche orden und andre allhir, eine menge. Einige werden one des grund-herrns einwilligung verkaufet, es bedarf auch keines lehn- geldes. Andre muͤssen der landes-herrschaft bei vorgehender veraͤußerung den zehnten pfennig ent- richten. Auf dem lande, z. e. in Schweinsberg, gibet der anbauende fuͤr den plaz, worauf er bauet, jaͤrlich einen geringen Zinß, welcher grund-zinß heis- set. Von der laͤnderei entrichten einige malz-gut an einigem getraide, andre Johannis-gelt, andre roͤder-gelt, andre wachs- gelt ꝛc., andre lifern im amte Gruͤnberg ein oder ein halbes malter Kaͤse. D d d § 1936 XLVIIII haubtstuͤck § 1936 guͤter der leibeigenen, XII) Guͤter der leibeigenen, a) der Ravens- bergischen, davon die verordnung bei dem Ludolff vol. II obs. stehet; b) erbmeierstaͤttische der graf- schaft Ravensberg. Dise werden nicht beerbtei- let. c) Osnabruͤckische eigen-behoͤr-guͤter, da- von die ordnung bei dem Ludolff stehet. d) der hausgenossen des meierhofes Westrum, dem dom- kapitel zu osnabruͤk gehoͤrig. e) der Westenbur- gischen leibeigenen, f) der hofs-leute zu Eitel in der grafschaft Mark, g) hobs- (hofs-) guͤter zu Hessen, welche von einem adelichen gute an die bauern abgegeben worden sind. § 1937 haͤger-guͤ- ter, XIII) Haͤgerguͤter weilen deren besizer fuͤr dem hage (gericht) des herrn erscheinen muͤssen, von Buri s. 961, von Goͤbel de iure et iudic. rust s. 218 und de singular. quibusd. praediis rust. § 15, 16. Sie erlegen darnebst den haͤge- rischen junkern, oder den herren den haͤgerzinß, und muͤssen auch wohl das beste haubt taidigen. Das mauzen-gericht zu Ober-Eisenhausen in Hes- sen und die landgraͤflichen, auch adeliche breiten- bachischen ꝛc. leibeigenen, welche alle 7 jare da- vor erscheinen muͤssen, gehoͤren in gewisser maßen hiher. Estor in den analectis Hass. des Ku- chenbeckers. § 1938 haves-hobs- huben-guͤter ꝛc. XIIII) Haves-guͤter, des stiftes Eslingen, von Buri s. 1085, XV) Hobs, huben, hufen-guͤter s. 971 s. 1085. § 1939 huben-guͤ- ter, XVI) Huben-guͤter, huba, hobonna, und haftnua, hoba, hof, hob, zeiget ein bauer-gut von 30 morgen landes an, Schannat am a. o. s. 323. Huba regalis war ein freies gut, daruͤ- ber von den bauerguͤtern. ber die weltliche obrigkeit nichts zu sagen hatte, do- minicalis huba hiße ein dinst-freies gut, und servi- lis huba ein gut, davon fron-dinste zu leisten wa- ren. Eine hube ward auch colonia, ein coͤln-hof genennet, Schannat am a. o. Die inhaber sol- cher guͤter trugen den namen huͤbener. Sihe un- ten die maier-guͤter. Die huben- oder hufen-guͤ- ter duͤrfen in Hessen durch eine teilung, oder ver- aͤuserung nicht zerrissen werden. Hoͤchstens mag die hufe mit des guts-herrns bewilligung nur in zwei teile verspiltert werden. Hat der bauer eine frei-hube vom landes-herrn, so stehet in des beam- tens willkuͤr nicht, auf die einzele verpfaͤndete stuͤ- cke one landesherrliche bewilligung die huͤlfs-voll- streckung zu unternemen, sondern es muß deshal- ber wegen der vereinzelung landesherrliche bewil- ligung von bauern ausgebracht werden. Gleich wie aber oͤfters uͤber die groͤße und anzal der mor- gen einer hufe jeweilen gestritten wird; also ist deßfalls auf die landes-art zu sehen. Ein Hessi- scher morgen ist groͤser, als ein Wetterauischer, faͤllet auch die groͤse der hube anderst in Hessen, als in der Wetterau. Gemeiniglich rechnet man zur hube XXX Morgen landes. Ein Hanauischer morgen betraͤget 160 ruten, iede 12 schuhe. In Ober-Hessen an einigen orten, auch in der ober- grafschaft Hanau in den aͤmtern Bibergrunde und Lohrhaupten hat man wald-morgen. Dise sind weit staͤrker als die andern. 1 Wald-morgen tut 1½ morgen. Die sogenannte beutel-lehne in Oesterreich und Baiern haben mit disen guͤtern viles gemein. XVII) Herren gunst Buri s. 1240. XVIII) Holtensche guͤter s. 961. § 1940 XVIIII) Kalands-guͤter, welche auch Kalen- woher die kalands-guͤ- ter iren na- men haben? darii hisen. Das archidiaconat-haus zu Mar- D d d 2 burg XLVIIII haubtstuͤck burg war ein Kaland. Die aͤchte beschreibung der Kalands-bruͤder teilet Rivius Puritanus, oder Lauterbach, in der monastica historia s. 483 fg. mit. Es war eine bruͤderschaft des rural- dechants mit der unter ihm stehenden geistlichkeit, samt den kirchen-bedienten, sodann gelehrten und ungelehrten laien, auch aus den gilden der hand- werke. Den ersten tag des monats kamen sie zu- sammen und ire rechner taten rechnung. Sie sor- geten fuͤr die lichter, zierraten und reinigkeit der kirchen und gefaͤße; sie sahen bei den processionen auf die ordnung. Die alten mit-bruͤder und mit-schwestern unterhilten sie in der wonung, der speise, dem tranke und der kleidung. Daher ei- nen kaland stiften, bedeutet: wonungen fuͤr die bruͤder und schwestern anrichten. Die bauern ꝛc. welche die guͤter diser bruͤderschaft baueten, hat- ten kalands-guͤter. § 1941 kaphahns- guͤter, kot- sassen-guͤter, XX) Kaphans guͤter, von Buri s. 981, 982, XXI) Koͤlln-hoͤfe in Schwaben und Elsaß von den colonis also benennet. XXII) Kotsassen-guͤter, kothoͤfe Leiser im iure georg. lib. I. cap. XXVIII, Kurbraunschweig-Luͤnebur- gischer landes-ordnung IIII te teil cap. V. s. 84, s. 91. § 1942 kurmetguͤ- ter, XXIII) Kurmet-guͤter in Westphalen, von Kur, kuͤr, wahl, und mer, miten, von Buri s. 815, von Ludewig de iuribus feudo vicinis, Ludo- vici disp. de bonis curmed. immasen der herr nach dem todte seines bauern aus dessen verlassen- schaft sich etwas erwaͤlet. Andre sagen cur be- deute der hof und mede die mite, mithin selbige hof-mite-guͤter waͤren. Die woͤrter: curtis, cur- tile, curtilum fuͤr hoͤfe der bauern, kommen haͤufig von den bauerguͤtern. haͤufig vor in den trad. Corbei. s. 60. u. a. frei- herr von Cramer in den neben-stunden im IIII ten teile. § 1943 XXIIII) Landsidel-leihe oder vilmer zu lan- landsidel- leihen, sidelem rechte. Dieses wort ist zusammen gese- zet aus land, gut, sidel, das ist, sizer, und lei- he, solchem nach ein land-sidel derjenige ist, wel- cher auf des andern lande als paͤchter, oder be- staͤnder sizet, Frisch am a. o. s. 570 T. I, oder der auf eines lande und gute sizet, weil er kein ei- genes hat, Wachter im glossario, col. 920. Derohalben die land-sidel-leihe eigentlich fuͤr eine uͤberlassung einer unbeweglichen sache gegen einen jaͤrlichen pacht genommen werden sollte, gestalt landsidilon in den aͤltesten uͤbersezungen einen paͤchter anzeiget, Wachter am a. o. unter dem worte sodal. Die aͤlteste nachricht von den hisi- gen gegenden in absicht auf die landsidel-leihe fin- det sich bei dem freiherrn von Gudenus T. II. codic. dipl. s. 169. § 1944 Von der eigenschaft der lansidel-leihe laͤsset die landsi- del-leihen sich eine allgemeine regel nicht fassen. Entweder ist sie auf gewisse jare gesezet; alsdenn bedeutet sie anfaͤnglich einen zeit-pacht ( locationem condu- ctionem ) wie die juristen-facultaͤt zu Tuͤbingen aus den landsidel-leihe-brifen, besage des VII ten teiles der cons. Tubingensium cons. LI num. 170 geschlossen hat. § 1945 Oder es ist keine zeit im leihe-brife benimet, wie sind unter- schidlich, im landsideleihe-brife des hisigen ehemaligen Kanz- lers Johann Heizenbergers vom jare 1571 bei dem von Ludolff s. 631, des II ten bandes der obser- vationum. Alsdann ist dem bauer ein erb-folge- D d d 3 recht, XLVIIII haubtstuͤck recht, iedoch in der maße zugestanden, daß eines und zwar ehedem das juͤngste darin folge, iedoch gleichwol keine gattung einer veraͤusserung plaz findet, sondern, wo der landsidel wider die leihe handelt, er des gutes verlustig ist; auch wo das geschwister eine landsidel-leihe unter sich verteilet, ein mompar, oder jichtiger, das ist, ein lehn-traͤ- ger bestellet werden muß. Dabei iedoch der selbst- gebrauch des guts-herrns die landsideleihe one anstand endigte und den bauern zur abtretung noͤ- tigte. § 1946 Daher das kaiserliche kammer-gericht zu Wez- lar dem praͤmonstratenser-kloster Ilbenstadt in der Wetterau wider dessen landsidel die raͤumung der landsidel-leihe-guͤter 175-zugesprochen hat, laut urtels bei dem freiherrn von Cramer im III ten stuͤcke der nebenstunden s. Inhalts der policei- ordnung der burg Fridberg s. 18. tit. XI bleibet dem landsidel-herrn das voͤllige eigentum des gu- tes, und hat der land-sidel, oder bestaͤnder nichts mehr als die besserung und was er darauf bauet. Greifet der guts-herr nach dem gute, wie er tun kan, so bezalt er dem landsidel nur seine besse- rung. § 1947 die verschi- dene mei- nungen der rechtsge- lehrten da- von werden erzaͤlet. Immittels aͤusert sich in ansehung diser landsi- del-leihen eine grose uneinigkeit unter den rechtsge- lehrten, anerwogen einige dieselbe fuͤr eine Roͤmi- sche emphyteusin halten, von Ludolff am a. o. obs. 157 s. 310, andre selbige der Roͤmischen lo- cation und emphyteusi aͤhnlich achten, von Lyn- ker de iure \& contractu colon. prouinc. sect. I. cap. 4 § 13, s. 21, noch andre von des Lynkers meinung abgehen, als z. e. der George Frid. Harpprecht im VII ten vol. der consil. Tubing. consil. von den bauerguͤtern. consil. 51 num 138 fgg. Nicht minder legen eini- ge dem landsidel das voͤllige eigentum bei, und endlich wird von dem seligen herrn vicekanzler Koppen am a. o. s. 304, ein unterschid zwischen der Hessischen und Solmsischen landsidel-leihe ge- machet. Man uͤbergehet aber die verschidenheit dieser meinungen mit stillschweigen, und bemer- ket hirbei nur so vil, daß verschidene rechts-gelehr- ten behaubten, was masen der guts-herr I) den landsidel auf gewisse jare beleihen koͤnne, z. e. auf 8, 9 jare, freiherr von Senkenberg am a. o. §. 39 s. 113. und in den primis lineis iuris feud. § 42 s. 27, oder gar II) zeit lebens, besage nur beruͤrter urkunde bei dem freiherrn von Gudenus, am a. o. und III) nach deren verlaufe das gut wider an sich zu zihen vermoͤge, wie sie dann IIII) auch den selbstgebrauch des gutes fuͤr eine ursache halten, dasselbe dem land-sidel zu nemen, wie al- so in sachen Ludwig Bernhart Schenks zu Schweinsberg, auf Ruͤlbenroda wider dessen landsidelen zu Eringshausen vom fuͤrstlichen ap- pellations-gerichte in Darmstadt erkannt worden ist. V) Nicht minder dafern der landsidel in ent- richtung des pachtes saͤumig sey, oder der leihe nicht nachlebe, sondern das gut verderbe, vertei- le, etwas davon wider den will e n des guts-herrn veraͤussere ꝛc. von Buri am a o. s. 1037 fg., von Ludolff am a. o. s. 631. obs. 217, wobei sie iedoch nicht abredig sind, daß durch ausdruͤckli- ches geding, auch landes-gesaͤze die erbfolge der kinder, oder des ehe-weibes, und daß das gut unzerteilet bleiben solle, jeweilen festgestellet wor- den sey, wie dann solches mit den urkunden bei dem Reinharden am a. o. s. 259-262, bestaͤrket wird. Eine so erstaunliche verwirrung kan die ver- D d d 4 mischung XLVIIII haubtstuͤck mischung der Teutschen und Roͤmischen gesaͤze nach sich ziehen! § 1948 was die hin- tersidler sind? XXV) Die hinter-sideler waren diejenige, welche ein geringes adeliches gut zum after-leyne trugen, von Buri s. 1018, gleichwohl mag der hinter-sideler fuͤr einen afterland-sidel nicht gehal- ten werden, von Buri am o. o. Es verstehen auch einige unter disem worte diejenige bauern, welche zwar leih-gut haben, iedoch kein geschirr darauf halten, wie die Schenkischen hinter-sassen des dorfes Ruͤlbenroda, welche die im vorigen jarhundert ausgestorbenen von Ehringshausen in alten zeiten mit einem hause und guͤtgen versehen und fuͤr die besserung, auch das Haus die abfin- dung und raͤumung mit 20 fl. sich vorbehalten hatten. Uebrigens bedeutet das wort hintersaß einen bauern, der unter adelichen gerichten stehet; in betracht den landsassen nicht verstattet wird, ire gerichts-sassen untertanen zu nennen; immaß diß der landes hoheit eigen ist. § 1949 las-guͤter, XXVI) Lasguͤter oder laatguͤter, auch lant- guͤter, welche in Ober-Sachsen anders beschaf- fen sind, als in Nider-Sachsen, sintemal selbi- ge in Ober-Sachsen als blose pacht-guͤter angese- hen werden, welche der gutsherr iederzeit zuruͤck nemen kan, Rivinus in der disp. de praediis, quae vulgo lasguͤter appellantur. Thue hinzu des herrn professor Riccius spicilegium iuris Germ. s. 724 fgg., den von Buri s. 105 fgg., von Goͤbel am a. o. sect. VI, § 8 § 17, Nolten de singular. quibusd. praed. rust. sect. VI § 4 fgg. Sotane guͤter haben besonders in Nider-Sachsen an verschidenen orten ihr besonderes gericht, wel- chem von den bauerguͤtern. chem ein laͤtgraf vorgesezet ist. Der neue besizer muß bei disem gerichte belihen, oder angesezet werden, und sodann ein handlon erlegen, von Goͤbel am a. o. § 8. § 1950. XXVII) Maierguͤter, von welchen die rechts- maier-guͤ- ter. gelehrte ebenfalls nicht einerlei meinung haͤgen; im- masen einige solche mit der landsidel-leihe von ei- nerlei eigenschaften zu seyn behaubten, von Sen- kenberg in der T. rechtsgelehrsamkeit § 37 s. 113; anerwogen das wort maier, (major), einen paͤch- ter bedeutet, Frisch am a. o. s. 652, Wachter am a. o. col. 1061, jeweilen aber auch einen rich- ter uͤber die pacht-bauern anzeiget, Struben am a. o. s. 38, gestalt das stift zu Wezlar anstatt des officii villicationis in byrgelin, gewissen einkuͤnfte im jare 1334, von Ludewigen gebornen Land-gra- fen zu Hessen, bischofen zu Muͤnster, erhalten hat, laut urkunde beim herrn von Gudenus im III ten bande des cod. diplom. s. 285; hingegen zu Eberstatt, in der Wetterau das kloster Arnsburg ein so genanntes hoͤfisches gericht, oder hoͤbi- sches gericht hat, welches auf des gutes, oder hofes-herrns hofleute, oder paͤchter gehet, und nur uͤber solche haͤndel, welche den feld-bau und dessen besserung erkennet, auch allenfalls das ab- und zu- schreiben des hofes- oder gutsherrns-zinsen betref- fen, folglich der richter eines solchen gerichtes der hofrichter, vogt, advocatus, oder maier genen- net wird, besage der supplik in sachen des graͤfli- chen hauses Solms wider das closter Arnsburg s. 44, von Buri s. 295. Im Bremischen hat man comter-maier s. 1156, Joachim Meier in antiq. meier., Just Hahn im erbmaier-rechte. D d d 5 § 1951 XLVIIII haubtstuͤck § 1951 die rechts- gelehrten haben hir- von unter- schidene meinungen. Ueber die eigenschaften der maier-guͤter sind die gelehrten, wie gedacht, ganz unterschidener mei- nungen, angesehen der herr geheimte justizrat Struben im berichte vom abmaierungs-rechte und in den vindiciis iuris hereditarii villicorum, welche derselbe seinen accessionibus de iure villi- corum s. 144 einverleibet hat, imgleichen dessen herr son, der hofrat Julius Melchior Strube im befestigten erbrechte des stift-Hildesheimischen maier, Hannover 1752, 4, zu behaubten gesu- chet haben, daß in ganz Nider-Sachsen allen und ieden maiern ein erbrecht zustehe und dises fast auf ganz Teutschland erstrecket wissen wollen, welches auch das appellations-gericht zu Zel- le bestaͤrket hat, Pufendorf obferuat. T. II. s. 401; dahingegen der stifts-Hildesheimische amt- mann zur Winzenburg, Christian Justin Muͤhl- pfort in der nachricht von den streitigkeiten uͤber das maier-recht im stifte Hildesheim 1748 in 4 und in seinen antiuindiciis iuris simplicis colo- niae in episcopatu Hildes. zu erhaͤrten sich bestre- bet hat, daß die maier blose paͤchter waͤren, wel- chen die guts-herren den contract aufkuͤndigen koͤnn- ten, so oft es ihnen gesalle. Dieser lehre pflich- tete auch ehedem Gundling bei. § 1952 die maierei bedeutet oͤf- ters eine verpach- tung. Ob nun wohl dahir einen richter abzugeben, unschicklich seyn duͤrfte; so gebricht es doch inzwi- schen an triftigen gruͤnden und urteln nicht, wel- che dem angeblichen erbrechte widersprechen, und man die maierei zum oͤftern als eine blose verpach- tung, die sich an anderen orten als eine vermi- thung darstellet, wahrnimmet, fuͤrnaͤmlich da die locatio conductio der guͤter durch die woͤrter maiern, maier, abmaiern, vermaiern ausge- druͤcket wird. § 1953 von den bauerguͤtern. § 1953 XXVIII) Maierdings-guͤter. Diese sind maierdings guͤter, von den maier-guͤtern wohl zu unterscheiden. Man findet solche im Braunschweigischen und Hildesheimischen. Es sind solches bauer-guͤter, deren neue erwerber sich fuͤr dem maierdinge oder gerichte beleihen, sowohl ansezen lassen, auch so- tanes gericht begehen, und bei solchem recht nemen muͤssen, darnebst gegen entrichtung eines jaͤrlichen zinses und leistung anderer obligenheiten, die guͤter zu benuzen haben, iedoch one bewilligung des guts- herrns sotane guͤter weder veraͤussern noch verpfaͤn- den duͤrfen. § 1954 Die eheliche leibes-erben des maierdings-man- wie die lei- bes-erben des maier- dings-man- nes darzu gelangen. nes muͤssen sich durch urteil und recht binnen uͤbli- cher maierdings zeit an das gut ansezen lassen, widrigen falls sie ires rechtes verlustig werden, Hildesheimische maierdings-statuten num. 37 s. 125, von Goͤbel am a. o. s. 114 fg., Struben de bonis meierding. § 43, III s. 301, von Bu- ri s. 1177 fg., Franz Carl Conradi disp. de iure retractus in bonis meierdingicis § 4, not. b, s. 13 fg. § 1955 Die besizer dieser guͤter tragen ordentlicher wei- die besizer derselben haben die gestalt der leibeigenen. se die gestalt der leibeigenen an sich, haben daher den haubtfall zu entrichten, wovon die inhaber der freiguͤter, freimanns-lehnhufen befreiet sind, Stru- ben am a. o. s. 199. Ein freier mensch kan durch ei- nen angesezten unfreien ebenfalls die maierdings- guͤter verwalten lassen, von Goͤbel am a. o. sect. 4, § 7 s. 85, Gericken ad Schottel. num. 3. s. 184. § 1956 XLVIIII haubtstuͤck § 1956 sie erhalten ebenfalls je- weilen mai- erbrife. Obgleich verschidene dafuͤr halten, daß die maierdings-leute uͤber diese guͤter keine maier-brife erhilten; so haben wir doch das gegenteil aus den acten, welche von dem Herrn abten zu Ringel- heim, an die hisige juristen-facultaͤt im jare 1756 gelanget sind, in erfarung gebracht. § 1957 medem-guͤ- ter, XXVIIII) Medem -guͤter gibet es in Teutsch- lande, besonders aber in hisigen gegenden (§ 425) laut urkunde beim freiherrn von Cramer s. 65 der nebenstunden I ten stuͤckes und Kopp lehns- proben I s. 285. Medem, meddum, bedeutet ei- ne jaͤrliche staͤndige frucht-abgabe, welche in Korn bestehet, wann der acker rockken traͤget, und in hafer, wenn er mit hafer besaͤet ist. Medem koͤmmt entweder von mithen oder von moͤtt, dem na- men eines hisigen frucht gemaͤßes, von modius oder moͤtten, messen. Im amte Wetter und in Raiz- berge in Oberhessen. § 1958 mansi, XXX) Die mansi, davon die guͤter-besizer mansarii, oder masnade h is e n, waren bauer-hoͤ- fe, nebst guͤtern. Wurden Zinsen davon entrich- tet, nennete man sie mansos censuales, Schannat s. 323, Fontanini delle masmade in Estors klei- nen schriften. Mansus bedeutet eine hube lan- des; Falken s. 6. der tradit. Corbeiensium. Der Kaiser Friedrich schreibet im jare 1160: mansi Franconica lingua lehen appellantur. § 1959 probstdings, guͤter, XXXI) Probstdings-guͤter im Braunschwei- gischen welche ebenfalls bauer-guͤter sind, deren besizer dem probstdinge, oder gerichte unterworfen und einige spann- auch hand- dinste zur burg-veste, benebst gewissen zinsen, auch den hals hun zu lei- sten von den bauerguͤtern. sten schuldig sind, welches auf dem kirch-hofe, oder in der kirche gehalten wird, von Buri s. 1199 fgg. Wenn der probstdingsmann verstirbet, ist die baulebung zu entrichten. § 1960 XXXII) Sattelhoͤfe, sadelhoͤfe, reithoͤfe, sattelhoͤfe, reithoͤfe ꝛc. sattelfreie guͤter, klepperlehne, kleppersize ꝛc. Diese guͤter sind zwar von den fronen befreiet, es haften aber meistenteils andre beschwerden darauf, daß z. e. entweder die besizer derselben dem guts- herrn pferde stellen, oder ein gewisses an zinsen erlegen muͤssen, wie solches von den reithoͤfen in dem F. S. Meinungischen sich aus des Johann Andreen Hofmanns disp. vtrum feuda censua- lia praesumenda sint feminea? § V. s. 18, er- bricht, von Buri s. 1218 s. 1300, Herrn H. R. Ayrers disp. de praediis nobil. Brem. s. 35, von Ludewig in den gelehrten anzeigen, vom jare 1734, num. 197, und de iuribus feudorum auch im thesauro iuris feud. Ienich. Riccius am a. o. s. 728 fgg. § 1961 XXXIII) Schillings-hauer, schillings-guͤ- schillings- hauer. ter, in den Luͤneburgischen und angrenzenden lan- den. Sie haben dise benennung davon erhalten; weiln der erste erwerber sein erbrecht gegen einen schilling erhaͤlt, auch derjenige, welcher es verli- ret, sich durch einen schilling vertreiben lassen muß, von Buri s. 1221, Riccius am a. o. s. 723, Schottel de singular. et antiq. in Germ. iur. cap. 17. Dise guͤter fuͤren zwar ein erbrecht mit sich; allein sie fallen, wenn merere miterben vor- handen sind, nur auf einen und zwar denjenigen, dem sie der guts-herr verleihen will. § 1962 XLVIIII haubtstuͤck § 1962 schupflehn, oder fallguͤ- ter, XXXIIII) Schupflehn- oder fallguͤter in Schwaben, welche auf zeitlebens gegen ein ge- wisses bestand-geld und zu erlegendes handlon ver- lihen werden. Nach absterben des inhabers fal- len sie dem herrn mit allen besserungen wider zu- ruͤck, wannenher sie auch leibfaͤllige, leibgedinge, viverlehn ꝛc. jeweilen genennet werden. Wolfg. Adam Schoͤpfs disp. de bonis vitalitiis Sueuiae, von Buri s. 1226, 1228, s. 931, s. 1192, Schor- tel am a. o. cap. XVIII. Mit disen koͤnnen die so genannte leibhoͤfe verknuͤpfet werden. Derglei- chen finden sich in dem fuͤrstentume Hersfeld, im- masen der herr landgraf Carl im jare 1679 Ca- spar Koͤnigen, seinem eheweibe und allen iren kin- dern zu aller irer leibe und lebetag und iren iegli- chen nach todt des andern ein virtel leibhof zu Frid- los gelihen hat, daß sie selbige auf ire kosten in gehoͤrige bau und besserung bringen, denselben mit noͤtigen gebaͤuden, scheunen und stallungen ver- sehen, darnebst einen jaͤrlichen zinß an brodt, gel- de, fruͤchten, einem halben hahn, einem virten teile eines hunes, einem virten teile einer Gans, funf- zehen eier zur Hersfeldischen renterei lifern soll- ten. Nach absterben der benanten personen sollte bemeldes virtel leibhof mit aller besserung wieder heimfallen, ob sie gleich ihr leibrecht an andre ver- kaufet haͤtten. § 1963 sedelhof ꝛc. XXXV) Sedelhof, felehof, salhof, curtis salica, terra salica, ein gut, darinn nur die manns-personen die erbfolge haben, Schannat am a. o. s. 324, traditiones Corbeienses s. 823. § 1964 selden-soͤl- den-guͤter. XXXVI) Soͤldenguͤter, oder seldenguͤter, welche besonders in Franken sehr oft vorkommen, iedoch von den bauerguͤtern. iedoch in den uͤbrigen Teutschen staaten nicht un- bekannt sind. Sie bestehen sowohl aus gebaͤu- den, als auch aus feldguͤtern und werden den bauern zu lehn gereichet. Sie sind mit zinsen, auch dinsten beschweret, und wenn sie veraͤusert werden, ist das handlon davon zu entrichten. Das einstands-recht hat dabei statt, wie also in die adeliche Koͤnizische Gerichte zu unter-Sinau im Herzogtume S. Coburg 1755 von der hisigen juristen-facultaͤt erkannt worden ist, von Buri s. 1239, s. 1316. § 1965 XXXVII) Speicherguͤter im Hessen-Darm- speicherguͤ- ter, staͤdtischen amte Battenberg. Speicher ist so vil, als ein frucht-boden. Der name gibet also guͤter an, davon getraide zu lifern ist. § 1966 XXXVIII) Stockguͤter, im Juͤlichischen. stockguͤter, Diese haͤlt der Frisch am a. o. s. 337. im II ten teile fuͤr solche guͤter, welche aus wald zu aͤckern gemachet worden sind. Sonst hat man auch dise benennung von den erbe und stamm-guͤtern, wel- che auch stamm- und stockguͤter genennet werden, Frisch am a. o. Stock- und stamm-guͤter heis- sen sonst diejenigen, welche bei der erbfolge dahin fallen, woher sie ruͤren. Sie sind im Juͤlichi- schen, Bergischen und der grafschaft Mark be- kannt, Herr prof. Sorber de iure reuolutio- nis. § 1967 XXXVIIII) Stolhoͤfe am Schwarzwalde, stolhoͤfe, deren besizer ihrer herrschaft ankommende gaͤste one einige vergeltung tractiren muͤssen, von Lu- dewig im iure client. s. 161, von Buri s. 1317. § 1968 XLVIIII haubtstuͤck § 1968 territo- rium, XL) Territorium nennete man ein gut von CCCXV morgen landes, Schannat s. 324. § 1969 villieatio, Was man izt ein gericht, oder kleines amt von hoͤfen oder doͤrfern nennet, das hise ehedem villi- catio, Schannat s. 324, Villicus bedeutet bald einen gerichts-verweser, tradit. Corbei. s. 661, bald einen hauswirtsschaft-verwalter s. 478, bald einen guts-bestaͤnder s. 903. § 1970 vogt-guͤter, XLI) Vogt-guͤter, im oberfuͤrstentume Hessen und angrenzenden orten. Dise werden in Hutten- berg nicht auf den lezlebenden ehegatten vererbet, son- dern derselbe hat nur die leibzucht darauf, freiherr von Senkenberg in selectis hist. et iur III ten teile s. 272, von Buri s. 1269 der obgedachte kanzler Heizenberger verwandelte seine zu Nau- bora, bei Wezlar, belegene hufen, die vogt-guͤ- ter waren, in eine landsidel-leihe, von Ludolf am a. o. Der ursprung ruͤret von den geistlichen her, die entweder vom kaiser, oder vom lands- herrn sich einen vogt oder beschuͤzer ihrer hoͤfe er- langeten. Diesem gaben sie an statt des soldes guͤter, welche der vogt an die bauern verpachtete. Sonst hise der vogt advocatus und die vogte ad- vocatia. § 1971 guͤter zu waltrecht, XLII) Guͤter zu waltrecht, in Hessen, die ebenfalls leihguͤter sind und aus haͤusern, muͤlen und aus andern unbeweglichen grundstuͤcken beste- hen koͤnnen, welche auch wol adeliche besessen ha- ben, wie aus Estors abhandelung in des Ru- chenbeckers analectis Hass. coll. 3 s. 188 fg. er- hellet. Der inhaber hat dem waltrechts-herrn ei- nen jaͤrlichen zinß zu erlegen, er vererbet das gut auf von den bauerguͤtern. auf seine eheliche leibeserben, folglich werden die sei- ten verwandten, inhalts der Teutschen gewonheiten, ausgeschlossen, s. 198. Der vater vermag das gut einem unter seinen kindern anweisen. Wenn das gut verwirket wird, werden keine besserungen ver- guͤtet, s. 202. Waldschmidts disp. de bonis zu waltrecht, von Buri s. 1279. § 1972 XLIII) Walzende feldlehne in Franken. Es walzende feldlehne, sind solches gewisse den bauern verlihene guͤter, de- ren besizer dem herrn einen jaͤrlichen zinß entrich- ten, fronen leisten, bei kauf- und veraͤnderungs- faͤllen den ehrschaz bezalen und die oͤffentlichen ab- gaben entrichten, von Falkenstein im cod. dipl. antiq. Nordgau. num. 402, num. 404 s. 369, von Buri s. 1280. § 1973 XLIIII) Wetterfreie guͤter im Osnabruͤcki- wetterfrei e guͤter, schen. Die besizer werden fuͤr freie leute gehal- ten, ob sie gleich in absicht auf die guͤter den uͤbri- gen eigenbehoͤrigen gleich geachtet werden. Sie muͤssen bei dem jaͤrlichen gerichts- oder amtstage erscheinen, einen jaͤrlichen pacht bezalen, gewisse fronen, auch dem landesherrn einen tag die folge leisten. Ein neuer besizer hat die lehnware, oder den weinkauf zu entrichten, welches auch die ein- und auffarts gelder genennet wird. Bei dem absterben stehet dem herrn der gewandtfall zu. Im uͤbrigen duͤrfen sie von den guͤtern one bewil- ligung des herrn nichts veraͤussern, noch verpfaͤn- den, von Buri s. 1282 fgg. § 1974 XLV) Wildhuben, im Isenburgischen, wel- wildhuben, chen auch die forst-huben beigefuͤget werden koͤn- nen, von Buri s. 1287 fgg. Die wildhuͤbener werden von den herren grafen von Isenburg mit E e e den XLVIIII haubtstuͤck den bemeldten guͤtern erblich belihen, sie muͤssen dabei einen eid der treue ablegen, sind einen jaͤr- lichen zinß und andre abgiften zu entrichten pflich- tig, darnebst sind ire wonungen mit dem beher- bergungs-rechte in absicht auf den Kaiser be- schweret. § 1975 zeidelguͤter, XLVI) Zeidel-guͤter, Zeidelhuben, im Nuͤrn- bergischen. Das wort Zeidel bedeutet eigentlich eine biene; daher ein zeidler ist, der das honig sammlet; es bedeutet auch einen binen-waͤrter; disemnach diejenige, welche in den Nuͤrnbergi- schen waͤldern, vermoͤge der lehns-gerechtigkeit, bienen freihalten, und den nuzen davon zihen koͤn- nen, dargegen aber einen jaͤrlichen zinß und pflich- ten zu leisten haben, die Zeidler heissen. Sie ste- hen unter einem besondern gerichte, welches izt der Waldamtmann des waldes, St. Laurenz versihet. Sihe Woͤlkers erlaͤuterung der Nuͤrnbergischen reformation T. I. s. 555. Man hat das mutter- zeidel-gut, die zeidel-tochter, einschichtiges zeidel- gut, Frisch am a. o. s. 469. im II ten teile, Scheurls disp. de iure mellicidii, von Buri s. 1302, Schwarz de butigulariis, Stissers forst- und jagt-histori s. 391, s. 467. § 1976 zinßguͤter, XLVII) Zinß-guͤter. Unter diesen werden im weitlaͤuftigen verstande alle diejenigen guͤter begri- fen, auf welchen ein jaͤrlicher zinß und abgabe haf- tet. Dieweilen aber die zinsen aus sehr unter- schidenen ursachen und zu vilerlei endzwecken auf die guͤter geleget werden koͤnnen, auch geleget wor- den sind; so moͤgen die guͤter, welche mit zinsen beschweret sich befinden, nicht auf einerlei weise betrachtet werden. Denn es koͤnnen solche ent- weder bei der verkaufung, oder uͤberlassung zum zeichen von den bauerguͤtern. zeichen des vormaligen eigentumes, oder der herr- schaft vorbehalten werden, oder sie moͤgen auf ein grundstuͤck, das der zinß-herr nimals besessen hat, wegen eines anlehnes, auch andern ursachen gele- get, so wohl uͤbernommen worden seyn, Boͤh- mer de vario censuum iure et significatu, von Buri s. 86, fgg., herr prof. Sorber de censu constitutiuo, Jena 1746, 4. Johann Andreas Hofmann am a. o. § 1 s. fgg. (§ 423, § 461), gestalt die andachten der buͤrger und bauern unter andern vile zinsen veranlasset haben, Dr. Orth am a. o. II. s. 390. daher das seelen geraͤte (gerette) entsprossen ist. So lehret auch die er- farung, daß oͤfters zinsen nach und nach aufge- bracht worden seynd, die anfaͤnglich nur eine gut- tat gewesen sind. § 1977 Immittels da bei den bauerguͤtern in Teutsch- woher die bauerguͤter zinßguͤter heissen? lande die jaͤrliche abgaben zinsen, oder paͤchte ge- nennet wurden; so nennete man auch solche ver- pachteten guͤter, pachtlehne, zinßguͤter und der pachter erhilte den namen eines zinß-mannes (§ 1917), von Ludo decis. I posit. 2 s. 57, s. 86, s. 127 symphor. T. II. § 1978 Die beurteilung sotaner zinßguͤter der bauern woraus die beurteilung der bauer- guͤter zu nemen ist? ist solchemnach zufoͤrderst aus den urkunden und leihbrifen am besten zu nemen, Dr. Orth am a. o. im II ten teile s. 390, 392 fg. Hirnaͤchst ist auf die gewonheiten des ortes, auch des landes, wo die guͤtor gelegen sind, ferner auf die besondern umstaͤnde des gutes, sodann, was nach den ge- meinen gewonheiten Teutschlandes desfalls gewoͤn- lich sey, zu sehen, von Buri s. 791. E e e 2 § 1979 XLVIIII haubtstuͤck § 1979 woraus der bauer-guͤter beschaffen- heit abzune- men ist? Wenn die inhaber der zinß-guͤter die leihe bei gewissen faͤllen, oder zu gewissen zeiten erneuern, auch ein handlon, oder den weinkauf erlegen muͤs- sen, wird es fuͤr eine anzeige gehalten, daß dem bauer das voͤllige eigentum am gute nicht zustehe, vilmehr wird solches im zweifel dem zinßherrn bei solchen guͤtern beigeleget, in betracht die bauern vormals leibeigene waren; weshalber ihnen im zweifel das eigentum nicht zugestanden wird, im- masen sie solches ehedem nicht gehabt haben, folglich erweisen muͤssen, wie sie solches erlan- get haben, Boͤhmer de imperfecta libertate rusticorum in Germania § 26, von Engel- brecht spec. II. obs. 72 s. 373. § 1980 die ursachen verschidener abaͤnderun- gen bei den bauerguͤtern Inzwischen kan man nicht gaͤnzlich abredig seyn, daß die ehemals uͤbliche kreuzzuͤge, die in Teutsch- lande gefuͤrte schwere krige, auch jeweilen sich ge- aͤusserte pest, das zureden der geistlichen (§ 394), und andre gelegenheiten, bei den bauern-guͤtern verschidene abaͤnderungen verursachet haben. Da- her es gekommen ist, daß ein und andere bauer- guͤter einigen vorzug haben; immasen zu den kreuz- zuͤgen die guts-herren geld noͤtig hatten, in selbi- gen gar versturben, die bauern entlifen, oder sich der iren herren schuldigen pflichten und gerechtig- keiten entzogen, folglich sich frei machten; ausser dem die guͤter mit freien leuten bei ermangelung der leibeigenen, auch wohl besezet wurden, mithin dergleichen inhaber die guͤter unter erleidlichern so wohl ertraͤglichern umstaͤnden erhilten, Boͤhmer de iurium innouatione per expeditiones cru- ciatas, cap. II. § 9, von Voltaire in den kleinern historischen schriften s. 243. Die kreuzzuͤge wa- ren von den bauerguͤtern. ren das grab zwoer millionen Europaͤer. Man findet daher freisassen, und freiguͤter. Unterdes- sen haben die zinsen iren ursprung oͤfters aus der leibeigenschaft, immasen selbige anstatt der ge- woͤnlichen leib-baͤte, oder des leibeigenen-pfen- niges abzutragen und auf die guͤter geleget worden sind. § 1981 Es sind also die Teutsche guͤter uͤberhaubt ent- die Teut- schen guͤter sind entwe- der frei oder beschweret, weder frei, oder beschweret, naͤchst dem teilbar oder unteilbar. Nicht minder ist entweder das ganze gut zinsbar angeschriben, oder nur einzelne grundstuͤcke. Im ersten falle wird es fuͤr ein erb- lehn, oder zinß-gut gehalten. Im oberfuͤrsten- tume Hessen sind die bauern-guͤter entweder lehn (lihn), oder eigen, oder frei. § 1982 Teilbare guͤter heissen, worein sich die kinder was teilba- re guͤter heissen. und leibes-erben teilen; unteilbare aber werden genennet, welche nur ein kind bekoͤmmt, die an- dern aber abgefunden werden. In Westphalen ist noch an vilen orten der mirat; kraft dessen das juͤngste kind das vorrecht zu den unbeweglichen guͤtern hat, Esbach uͤbern Carpzov s. 445. wie dann auch diß recht zu Iserlon gilt, anbei in Hes- sen ehedem beobachtet worden ist. Dises ge- schaͤft nennet man von seiten der aͤltern: einem kin- de das gut anschlagen; and an seiten des kindes: das gut annemen und dem andern geschwister her- ausgeben. § 1983 Immittels sind die gewonheiten desfalls unter- wie es bei den kindern mit den un- teilbaren guͤtern ge- halten wird, schiden; sintemal an manchen orten das aͤlteste kind maͤnnlichen geschlechts das gut erhaͤlt, z. e. im Luͤneburgischen ꝛc., an andern orten aber z. e. im Wolfenbuͤttelischen, Bremischen, Verdi- E e e 3 schen XLVIIII haubtstuͤck schen ꝛc., das juͤngste kind das gut uͤberkoͤmmet, welches das koͤrrecht, anerb-recht genennet wird, Pufendorf T. II obs 96 s. 399, Struben de iure villicor. cap. VIII § 6. Im zweifel gehoͤ- ret dem aͤltesten das gut. § 1984 die bauern duͤrfen ire guͤter nicht teilen. Die bauern duͤrfen ire Hufen-zinß- und dinst- bare, auch erbguͤter nach fuͤrschrift viler landes- gesaͤze nicht verteilen, repertorium iuris priuati I s. 470 fgg., F. H. Casselische verordnung vom 28ten Aug. 1750. § 1985 was be- schwerteguͤ- ter sind? Beschwerte guͤter heissen, wovon steuern und abgaben zu entrichten, auch wohl dinste ꝛc. zu lei- sten sind, die bauern-guͤter haben desfalls die ver- mutung wider sich und werden keinesweges fuͤr frei gehalten. Und wenn sie auch frei sind; so wird dennoch dem bauern ein steuer-capital auf die oberbesserung und seine handtirung, oder zugvih gesezet, mithin muß er steuern und gaben vom freien gute, in ruͤcksicht auf die oberbesserung, entrichten. § 1986 und freie guͤter heis- sen? Freie guͤter heissen, welche der adel besizet, oder besessen hat, oder auf andre weise zur frei- heit auf eine rechts bestaͤndige weise gelanget sind. Sie werden in lehn und erbe eingeteilet. Imma- sen der adel von seinen guͤtern nichts gegeben hat, Struben in den obseruationibus iur. et hist. obs. III. s. 108 fgg., bevorab das lehn eine besol- dung ist, wovon keine steuer faͤllt. § 1987 dise werden im zweifel fuͤr lehne ge- halten. Im zweifel werden die freie guͤter fuͤr lehne ge- halten. Im Kur-Saͤchsischen aber fuͤr erben. § 1988 die gerecht- samen der adelichen freien guͤter Die gerechtsamen der adelichen freien guͤter sind: 1) daß sie mit mauern und graben umge- ben von den bauerguͤtern. ben werden koͤnnen, (§ 167), 2) daß ihnen die zubehoͤrigen bauern-fronen, besonders bau-furen zum adelichen size leisten und wachen muͤssen; 3) daß sie keine steuern geben, ausser, was auf den landtaͤgen verwilliget wird, wobei iedoch das ta- felgut frei bleibet, wiewohl man denen, welche das gut nicht bewonen und in auswaͤrtigen din- sten stehen, kein tafel-gut verstatten will. Zur ausname gehoͤren die beschockten lehne in Kur- Sachsen, samt den steuerbaren und schazpflichtigen ritter-hufen ausser Sachsen. 4) Sind sie frei von der einquartirung (§ 448), 5) von ma- chung der gemeinen zaͤune, leistung der furen, ab- holung des predigers, von dem wegebau halten sie sich nicht minder frei zu seyn. In Sachsen, wenn sie das nachbar-recht erlanget haben, wer- den sie die gemeine dorfs-leistungen zu verrichten fuͤr schuldig geachtet. Inhalts viler Teutscher landes gesaͤze duͤrfen die adeliche keine bauer-guͤ- ter ankaufen, repertorium iuris priuati I s. 474 fgg. § 1989 Ingleichen sind sie 6) vom zolle frei, was und frei- heiten. zum adelichen size noͤtig ist und was sie im lande vom erzeugeten verkaufen. 7) Im Kur-Saͤch- sischen duͤrfen sie die wolle verkaufen, wohin sie wollen. 8) Das jagd-recht ist eben keine zube- hoͤr des freien gutes, wohl aber 9) vilfaͤltig das patronat recht, auch 10) die erbgerichte 11) das recht statuten zu machen haben sie nicht, ausser in Kur-Sachsen, allwo sie kleider ordnungen machen koͤnnen. 12) Duͤrfen sie das hausbir brauen, auch ihr getreide zu brandewein brennen, aber nicht verschenken, sondern selbigen faßweis verkaufen (§ 167), von Leyser de equitum Saxonicorum iuribus und de praediis nobilium E e e 4 Saxo- XLVIIII haubtstuͤck Saxonicorum T. X medit. ad π. specim. 664 und 665. § 1990 sie haben kein archiv- recht. Das archiv-recht haben sie nicht. Immit- tels geben die urkunden aus iren reposituren eine bescheinigung. § 1991 was ein landgut ist? Dergleichen guͤter werden land guͤter genennet. Es ist aber ein land-gut ein zur landwirtschaft haubt- und grund-stuͤck, welches aus feldern, wisen, gaͤrten, huten und triften, auch gebaͤu- den bestehet. Zufaͤllige stuͤcke sind dabei: waͤlder, zigel- und kalkhuͤtten, muͤlen, gerichtbarkeit, din- ste, zinsen, zehnten, brau-jagt- und andre ge- rechtigkeiten. § 1992 was unter den zinsen verstanden wird? So vil die zinsen belanget, werden unter selbi- gen im allgemeinen verstande die entrichtungen jaͤrlicher abgaben, oder gefaͤlle begriffen, sie moͤ- gen in fruͤchten, geld, vihe oder andern dingen bestehen. Sie werden in staͤndige, unstaͤndige, abloͤsliche, und unabloͤsliche ꝛc. eingeteilet. Dise sind von denen zu unterscheiden, welche hoheits- landes-stadt-dorf-gemeine- und nachbar-gefaͤlle und abgaben genennet werden. Stisser in der einleitung zur landwirtschaft cap. X § 3 fgg. § 14, Sorber am a. o. s. 123 fgg. § 1993 was zinß- herr und zinßmann ist? Derjenige, welchem der zinß zu bezalen ist, wird zinß-herr, auch gilt-herr, und derjenige, wel- cher denselben entrichtet, zinßmann, gilt-bauer, giltmann ꝛc. genennet (§ 424). § 1994 woher die benennun- gen der zin- sen zu leiten sind? Die zinsen haben vilerlei benennungen (§ 461). Dise werden hergenommen: 1) von der zeit, da sie erleget werden sollen, z. e. fastnachts-huͤner, herbst- von den bauerguͤtern. herbsthuͤner, erndte-huͤner, Michaels-hane, Mar- tins-gaͤnse, oster- und pfingst-eier, pfingst-kaͤse ꝛc. Michels-weizen ꝛc. 2) von der sache, in welcher der zinß bestehet, z e. geld-pacht, silber-zinß, zinß- geld, lamms-baͤuche, honig-zinß, wachs-zinß, zinß-hafer, gilt-weizen, korn-paͤchte ꝛc. 3) von den grundstuͤcken und sachen von welchen der zinß abgegeben werden muß, z. e. gatter-zinß, (gadem- zinß), frei-zinß, rauch-aufsaz, ehren-hirten, leib- haubt-hun, garten-zehnte, sonnen-gelt, muͤlen- grund-boden-staͤnder-zinß, kuh-zehnte ꝛc., (§ 479 fg.). 4) Von der gefahr, welche auf den ver- zug der bezalung des zinses gesezet ist, z. e. fahr- meigassen-meiborgen-rutscher-werdt-woort- Martins-lehn-zinsen, zinß-buse ꝛc. daher auch die fahrlehne, fahrzinß-lehne, rutscherzinß-lehne ihre benennung haben, Schottel am a. o. cap. 19, Ayrers disp. de censibus mora crescentibus, Beyer de censibus promobilibus, von Buti s. 805 fg. die zinß-buse wird doppelt erleget, J. A. Hofmann in der angezogenen disp. § 23. s. 78 fgg., Kopp am a. o. im I ten teile s. 310, fgg. § 1995 Im Reiche findet man sehr vile zinsen und gil- der zinß- herr hat oͤf- ters im Rei- che die zin- sen abzuho- len. ten, welche vom zinß-herrn geholet und an einem gewissen orte empfangen werden muͤssen, wie dann die probstei Petersberg bei Fulda, izt die Schen- ken zu Schweinsberg, die in Estors kleinen schrif- ten s. 135 des I ten bandes, beilage 14, benimten gefaͤlle auf Remigii tage allda so gewiß erheben muͤssen, als sie fuͤr das jar sonst verfallen sind. Von gleichmaͤsiger beschaffenheit werden auch die gatterzinsen gehalten, daß naͤmlich der herr zu dem, welcher ihn gibet, gehen, oder einen hin- gehen zu lassen verbunden sey. Derohalben ein gatterherr derjenige ist, welcher nach solchem zinß E e e 5 gehen L haubtstuͤck von den gehen und ihn abzuholen hat, Frisch am a. o. s. 324. Dergleichen gatterzinsen findet man in Nuͤrnberg, in dem Rotenburgischen an der Tau- ber, und anderwaͤrts mehr. Sihe die Nuͤrnber- gische reformation im XXIII ten titel und dessen II ten gesaͤze, Woͤlker uͤber die Nuͤrnbergische re- formation s. 333 fag. des II ten bandes, von Falkenstein im codice antiquitat. Nordgau. s. 238. fg. § 1996 worauf der gatterzinß haftet? Der gatterzinß haftet nicht allein auf haͤusern, sondern auch andern grundstuͤcken. Sie ha- ben mutmaslich iren namen von gatter, das ist, loch, Wachter im glossar. sp. 532. Da nun die thuͤre des hauses nichts anders, als ein loch ist, wird daher durch gatt eine hausthuͤr angezeiget, Wachter am a. o. Thue hinzu den Schilter im glossar. Teuton. T. III thes. antiq. Teut. s. 340. § 1997 die zinsen muͤssen den landesbe- schwerden nachstehen. Bei entstandenem concurse gehen dielandesherr- lichen abgaben den lehnherrlichen oder giltherrli- chen vor, Lauterbach im colleg. theor. pract. π. lib. 42 tit. 5 § 36 s. 384. Funfzigstes haubtstuͤck von den gerechtigkeiten und befugnis- sen uͤberhaubt. § 1998 was ein be- fugniß und gerechtig- keit ist? D ie sachen sind entweder koͤrperlich, oder nicht koͤrperlich. Zu disen werden die rechte und gerechtigkeiten gerechnet (§ 1069). Durch ein befug- gerechtigkeiten und befugnissen ꝛc. befugnis, verstehet man dasjenige, was die Roͤ- mer eine dinstbarkeit (servitutem) genennet ha- ben. Hergegen deuten die gerechtigkeiten alle uͤbrige unkoͤrperliche dinge an, wolche teils auf eben die art, wie andre sachen, teils auf andre weise erworben werden. § 1999 Das befugniß gehet auf ein recht an einer frem- worauf bei- de gehen? den sache; hingegen die gerechtigkeit auf ein recht an meiner sache. Man hat daher bau-schenk- wirtschafts-muͤlen-sidens- und andere gerechtig- keiten. Es gehoͤren nicht minder die Freiheiten der guͤter und haͤuser dahin. Von der sidens ge- rechtigkeit sihe des Christian Gottfried Hof- manns disp. de emphyteusi, cap. IIII. Von den befugnissen, oder dinstbarkei- keiten insbesondere. § 2000 Die dinstbarkeit begreifet im weitlaͤuftigen ver- was die dinstbarkeit andeutet? stande alles dasjenige unter sich, wenn einer in dem seinigen von dem andern etwas leiden, un- terlassen, thun und leisten muß, folglich erstrecket sich selbige weiter, als die roͤmische servitus, von Senkenberg in den cautelis circa actionem ne- gatoriam § 16, s. 25, Giessen 1740, 4 § 2001 Die dinstbarkeiten werden in persoͤnliche und deren ein- teilungen. dingliche eingeteilet. Unter die persoͤnlichen gehoͤ- ren in gewisser masen naͤchst andern: der nies- brauch, der beisiz, die leibzucht, das leibaeding, das wittum der aͤltern an irer kinder, oder des uͤberblibenen ehegattens an des verstorbenen ehe- genossens vermoͤgen § 742 fgg. § 813 fgg., man hat dergleichen dinstbarkeiten sowohl nach dem buͤr- L haubtstuͤck von den buͤrgerlichen, als auch dem staatsrechte, in pri- vat-gemeinen und oͤffentlichen sachen, Schilter in den institutionibus iuris publ. s. 281, Engel- brecht de seruitutibus iuris publici. Anbene- ben ist ein unterschid zwischen der dinstbarkeit der menschen, und dem beweise, welcher die dinst- pflichtigkeit der guͤter angehet, von Senkenberg am a. o. §. XIII s. 22. § 2002 wie sie er- langet wer- den? Die dinstbarkeiten koͤnnen auf verschidene weise erlanget und zugestanden werden, 1) durch ge- saͤze, 2) richterliche bescheide, 3) gedinge, und vergleiche, 4) verjaͤrung, 5) lezte willens- verordnungen, 6) gewonheiten und herkommen, Dr. Orth am a. o. s. 530 fg. § 2003 wer solche einraͤumen kan? Derjenige, welcher dem andern eine dinstbar- keit einraͤumet, muß herr von der sache seyn, auch daruͤber gebaren koͤnnen. Bei gemeinschaften kan einer one des andern gehelung keine giltige dinstbarkeit verstatten, Sueser im theatro ser- vitutum, Swendendoͤrfer de actionibus for. P. 1. § 2004 die praͤdia urbana und rustica wa- ren den Teutschen unbekannt. Die alte Teutsche gewonheiten wissen von kei- nem unterschide unter den praͤdiis urbanis und ru- sticis. Ausser dem haben sie die roͤmischen subti- litaͤten nicht beobachtet, auch dafuͤr gehalten, daß eine dinstbarkeit in faciendo bestehen koͤnne, im- masen dann auch vile lehnguͤter zu dem ende ertei- let worden sind, von Leyser specim. 107 med. 1 Boͤhmer T. III P. 1 decis. 38 num. 4. fgg., Gerhards disp. de seruitut. in faciend. consist., Titius in der disp. de seruitut. fac. Crells disp. de vsu nocturno seruitutum in praediis vrba- nis, gerechtigkeiten und befugnissen ꝛc. nis, Wittenb. 1756, Dr. Orth am a. o. II s. 527. § 2005 Die dinstbarkeiten sind mancherlei, z. e. das die dinst- barkeiten sind man- cherlei, pferch-recht, die hute, weide, trift, das kaͤlter- recht, das recht leimen, kalksteine, steine, sand, holz und zwar gruͤnes, lesholz, stoͤcke, von Sen- kenberg am a. o. § 14. s. 23 fg., Krebs am a. o. P. II. sect. II classe III § XI s 27, fg., oder wurzeln zu holen, torf und rasen zu hauen, das teichsel-recht, wasser und brunnen zu schoͤpfen, die jagt, fischerei, das trauf-tramrecht, winkel-heim- lichkeit-fenster-recht, einen wasser- oder goß-stein zu halten, der fuspfad und fahrweg, die anwen- dens-gerechtigkeit ꝛc. Krebs am a. o. P. II class. XII sect. 5. §. 27 num. 8. s. 461. § 2006 So vil das fenster-recht belanget, darf mein das fenster- recht, nachbar in seinem hause keine offene fenster haben, wenn dadurch meinem plaz schaden geschehen kan, Leucht vom fenster-rechte. Nach dem Luͤbecki- schen stadt-rechte im III ten buche tit. 12 art. 13 duͤrfen an dem orte, wo vorhin keine gewesen sind, dergleichen nicht gemachet werden. Wel- ches auch besage der Frankfurtischen reformation im II ten teile, tit. VI § 1, Dr. Orth s. 524 fgg. rechtens ist. § 2007 Einen wasser- oder goß-stein zu halten, ist nicht einen goß- stein zu hal- ten, einem ieden erlaubet, ausser, wenn die gosse auf das meinige faͤllet, Krebs am a. o. II , 6, 2, 1, 9, s. 170. Abzuchten sollen, wie sie von alters gewesen sind, gelassen und one vorbewust, auch einwilligung des nachbars, welcher daran teil hat, nicht geaͤndert, noch verbauet werden, Jenaische statuten, tit. XIII. § 5. § 2008 L haubtstuͤck von den § 2008 das winkel- recht. Das winkelrecht bedeutet den ganzen raum zwi- schen meinem und des nachbars hause zu nuzen. Es heisset auch die linke oder gelaͤnge, Eisena- chische statuten, im III ten teile, art. 4. Sihe Peter Mullern de interstitio praediorum, 4. Eben dises wird in Sachsen von einer schlippen be- haubtet. § 2009 wie fern ei- ne heimlich- keit erlau- bet, Im winkel darf ich keine heimlichkeit bauen, wenn sie nicht 3 fuse von des nachbars wand ab- stehet. Dafern ich aber des nachbars grund da- mit beruͤren will; muß ich eine dinstbarkeit darzu haben; doch darf dem nachbar durch die naͤsse, den unrat und gestank kein schaden an dem seini- gen zugefuͤget werden, und solcher ihm nicht zur last fallen, sondern er muß stank-roͤren in die luft fuͤren. Sihe meine disp. de abusu rerum merae facultatis, von Leyser spec. 107, med. 4, St yk de iure sensuum disp. 5. cap. 3, reper- torium iur. priuati I. s. 541. fgg, von Berger am a. o. s. 313. Eben solche beschaffenheit hat es auch mit den backofen, und schweinkoben. Sonst ist der winkel im zweifel gemeinschaftlich zwischen den haͤusern, welche er unterscheidet. Die poli- cei sihet zu, daß bei erbauung neuer haͤuser die maurer und zimmerleute sorgen, damit zur dach- traufe, oder winkel-rechte zwischen einem ieden ge- baͤude der zwischen-raum dreie werkschuhe ausma- che, damit die traufe auf eines ieden grund falle. Werden brand-mauern zwischen den haͤusern auf- gefuͤret; so haͤlt man solche fuͤr gemeinschaftliche. Ein ieder laͤsset auf seiner seite hoͤlungen zum schraͤnken fertigen, welche zu Frankfurt am Mai- ne matzloͤcher heissen. Es moͤgen sich auch die nachbaren vereinigen, daß mein matzloch bis ans gerechtigkeiten und befugnissen ꝛc. ans ende des nachbars ende der brandmauer rei- che, und dessen ende an einer brand-mauer durch- zihe, Dr. Orth. § 2010 Inhalts des Luͤbeckischen rechtes im III ten buche und andere gebaͤude einzurich- ten sind? tit. XII , art. XII , soll nimand vom neuen brau- schmidt-toͤpfer-sehen-haͤuser mit seiner zugehoͤrung anrichten, da vorhin keine gewesen sind, one seiner nachbaren willen, auch keine schorrsteine, oder feuerstaͤtte, da vorhin keine gewesen sind. § 2011 Wer keine dinstbarkeit hat, muß die roͤre von wie die rauchfaͤuge eingerichtet werden sol- len? seinem windofen so einrichten, daß der rauch da- von nicht wider des nachbars haus schlage. Denn mein rauch aus der ofen-roͤre, oder dem schorrsteine, oder dem backofen muß dergestalt ge- fuͤret werden, damit er den nachbar und dessen gebaͤude nicht belaͤstige, noch weniger in dessen be- hausung eindringe. § 2012 Der fussteig, woruͤber ein anderer gehen darf, des fusstei- ges durch- tribes be- schaffenheit, muß 3 werk-schuhe weit seyn, ieder zu 16 zollen, das mist-faren mit einem schubekarn wird daruͤber nicht verstattet. Der durchtrib (trift) muß so geartet seyn, daß er one schaden geschihet. Wer den uͤbertrib hat, hat deswegen keine hutung. Wem die trift zustehet, darf auch uͤber den sumpf oder morast eines nachbars, wodurch sie gehet, gebunde von reisig, oder andre wege-verbesserun- gen vorkeren, damit die trift ihm nicht unnuͤzlich werde. Bei anlegung eines haͤge-waldes, wo ei- ner die huͤtung daran hat, muß eine trift nach der traͤnke verstattet werden ꝛc. § 2013 Wegen des farens uͤber brachfelder, sezet es uͤber die brachfelder ist kein fahr- weg erlau- bet. oͤfter streit, wie dann noch in disem 1756ten jare zu L haubtstuͤck von den zu K. am Donnersberge, ein bauer erschossen worden ist. Daß es der L. II. C. de seruitut. verbite; solches gehoͤret hiher nicht. Der Teut- sche weiß aber, daß wo im vorigen jare ein far- weg uͤber seinen acker gegangen ist, weniger frucht alda wachse, dahero ist es verboten. § 2014 die wege und strassen sind man- cherlei. Die wege und strassen sind unterschidlich. Man hat dergleichen sowohl in und ausser den staͤdten, und doͤrfern, als auch in den landen. In den staͤdten hat man strassen und gassen, es finden sich auch in den doͤrfern die dorf-strassen, Schack de iure in platea paganica, Meisters disp. de iure platearum Brunsuico-Lüneburg. dise sind entwe- der oͤfentliche, oder privat-wege, und werden in far-wege und fusstege eingeteilet. Die oͤffentli- che sind teils land-heer-strassen, oder gemeine we- ge, welche nach einer stadt und einem dorfe ꝛc. oder aus selbigen gehen. Daher die dorf-stras- sen bekannt sind, welche sich von den holz- und feld-wegen unterscheiden, Schroͤters disp. de iu- re vicinitatis § XX s. 23. Casp. Achat Becks disp. de obligatione ad cedendum in via publi- ca. Sotane dorf-wege sind von den einwonern und den benachbarten zu unterhalten, welche sel- bige gebrauchen. Besage der F. H. Casselischen greben-ordnung tit. XI. § 4 s. 29 soll eine iede ge- meine in irem district die ausgefarnen gleissen und loͤcher wieder gleich machen, Krebs P. I. class. XI sect. 1, § 8. § 2015 von dem pflaster in den staͤdten und dessen unterhal- tung. In betreff des pflasters in den staͤdten, wo die stadt-kaͤmmerei nicht anreichet, muß ein ieder ei- gentuͤmer wegen des pflasters vor seinem hause ei- nen beitrag leisten und durch die pflasterer seiner obrigkeit das pflaster ergaͤnzen, fuͤr das gerinne zugleich gerechtigkeiten und befugnissen ꝛc. zugleich sorgen. Zerbrochenes gefaͤße, kehricht, und andere unreinigkeiten duͤrfen bei namhafter strafe auf die gassen weder geschuͤttet, noch ge- gossen werden. Die furleute, welche den unrat wegzuschaffen bestellet oder gedungen werden, ha- ben bei geld- oder gefaͤngnis-strafe alle unreinig- keiten wegzufaren, und sich solcher karren zu bedi- nen, durch welche beim faren nichts abfaͤllet, oder ausrinnet, Menken im systemate iuris ci- vilis s. 1056 fg. § 2016 Die privat-wege heissen entweder diejenige, wel- was privat- wege bedeu- ten? che aus den oͤffentlichen abgehen, und feld- auch holzwege genennet werden; oder welche privatper- sonen zugehoͤren und sich in deren eigentume befin- den, folglich von deren gebrauch andere ausgeschlos- sen werden koͤnnen, wenn sie dazu nicht berechtiget sind. Die neben- und richte-wege sollen nach fuͤr- schrift der F. H. Casselischen greben-ordnung tit. XI § 7, abgeschaffet werden, Krebs P. 1 class. II sect. II § 15 num. 3. § 2017 Inhalts der S. Weimarischen verordnung sol- die breite der heer- strassen und farwege. len den oͤffentlichen heerstraßen 2 ruten, den ge- meinen farwegen, die von einem dorfe zum an- dern gehen, eine halbe rute, von den naͤchsten doͤr- fern aber nach der residenz eine ganze rute zugetei- let werden, Beck am a. o. s. 10, besage des Saͤchsischen landrechtes im II ten Buche, art. 59, soll die heerstrase so breit seyn, daß ein wagen dem andern ausweichen kan. Nach der F. H. Casselischen verordnung vom jare \{1745}{1746} vom \frac{24 dec.}{4 jan.} § 2 der wege halber, sollen die land- und heer- strasen wenigstens 28 fuß, die uͤbrige wege aber so F f f breit L haubtstuͤck von den breit seyn, daß 2 wagen neben einander herfaren koͤnnen, wo aber so vil raum nicht zu haben ist, sollen alsdann zur seite derselben raͤumliche plaͤze zum ausbigen angeleget werden. § 2018 bei den oͤf- fentlichen strasen hat man auf verschidenes zu sehen. Die oͤffentlichen heer-strasen gehoͤren zu den re- galien, man hat dabei auf deren gebrauch, die unterhaltung und besserung auch gerichtbarkeit zu sehen, Krebs P. I. class. XI. sect. 1. § VIII s. 383. Sie gehoͤren unter die unverlezlichen sachen, wie die bruͤcken, welche selbige fortsezen (§ 1047). § 2019 die arten von wegen werden er- zaͤlet. Die arten von den wegen sind z. e. I) chaus- sées, II) chemins, dise sind a) chemins von Kies-sande, b) marginés, c) ferrés III) die cailloutage. Die breite des weges ist 2 ruten; in grund kommen steine von 3-4 pfund, darauf wird das erdreich bombiret, und hiruͤber kommet die cailloutage 9 zolle hoch. Es heißet aber dahir eine chaussée, der erhabene weg durch einen ni- drigen, oder nassen ort. Sihe des herrn pro- fessor Justin Gerhard Duisings comment. de salubritate aëris Marburgensis cap. VIIII § 248 fgg., s. 110 fgg., Marburg 1753, 4. § 2020 was zum wege-bau erfodert wird? Zum wege-bau, als einer unumgaͤnglichen not- wendigkeit, und Reichs-staͤndischen loͤblichen fuͤr- sorge werden kosten und geraͤtschaft, auch der sa- chen kundige veranstalter erfodert. Bei den heerstrasen hat das land zu sorgen, die unterhal- tung aber wird unter die dorfschaften nach der groͤse des dorfes, deren iedem sein strich zugemes- sen wird. Es bleibet nimand verschonet, als der, welcher nur die pferde fuͤr seinen leib haͤlt, der pfarrer und der beamte. Die geraͤtschaft, wel- che die gemeine anschaffen muß, sind eiserne schlaͤ- gel gerechtigkeiten und befugnissen ꝛc. gel und haͤmmer von verschidener groͤße, hacken und pickel, schuͤppen und spaten mit eisen beschla- gene kloͤzer zum stampfen. Bei weichem erdreiche wird der grund vermittels eines erdborers erfor- schet. Das morastige oder tonichte erdreich er- heischet die anlegung eines eisernen weges. Diser erfodert eine breite von 28 bis 30 schuhen im lichte one den raum zu den tifen graben zu beiden seiten und der einfassung des weges an statt der strebe- mauer. Der gemeldte raum wird nach erfoder- licher tife ausgegraben, mit den groͤsesten und brei- testen grundsteinen ordentlich und gleich beleget; und diß ist der grund, auch wo es das sumpfigte erdreich erheischet, von bruchsteinen. Auf diese weise wird der weg zum erstenmale uͤberzogen. Hierauf folget die zwote lage von etwas kleinern steinen, welche pflastermaͤsig geleget, und die fugen der grundsteinen darmit bedecket werden muͤssen. So dann wird diese zwote lage wieder mit kleinern steinen bestuͤrzet. Endlich schreitet man zur aus- gleichung vermittels des schlacken und groben ki- sels, welcher mit blauen oder eisenfarbigen zer- schlagenen steinen vermischet wird, wozu fester stein-kummer von kalk- und andern harten stei- nen klein zerschlagen kommet. Bei pfuͤzen und schlimmern flecken sind 5, auch 6 steinlagen, nach ermessen, noͤtig. § 2021 Allein des regens halber kan ein weg one eine der regen muß dei den wegen ab- laufen koͤn- nen. merkliche abdachung, oder boͤschung nicht beste- hen. Dise talut , oder scarpa dinet zum abflusse des regenwassers. Wenn man nun die verhaͤlt- nis von 30 schuhen in der breite nimmet; so muß die mitte 6 zoll hoͤher seyn als die raͤnder. Der weg von 25 schuhen in der breite ist in der mitte 5 zolle hoͤher. Dises gehet bei deichselwagen. F f f 2 § 2022 L haubtstuͤck von den § 2022 die karren verderben die wege. Allein wo karren und keine deichsel-wagen zu den last-furen, als das verderben der bessern wege, im schwange gehet, muß die boͤschung hoͤher fal- len. Indessen laͤsset sich der furmann vom faren mit einem karrn nicht abbringen; Er kan mer und schwerer auf einen karrn als einen wagen, in sei- ner maße laden. § 2023 der Roͤmer wege-bau. Die Roͤmer uͤberzogen einige wege mit einer kruste. Dise wird aus glatten, ebenen kieseln und darunter gemischten leimen zubereitet. Man kan auch sandigen und scharfen kies mit leimen wol vermengen und auf einen haufen schlagen. Dises gibt eine felsen-feste kruste. Muͤllers Englisches garten buch t. I s. 475 und t. II s. 482, Nicol Bergier histoire des grands chemins de l’ empire Romain, à Bruxelles 1728, und 1732, 4, 2 baͤnde, und im XI ten teile des thesauri an- tiquitatum Romanarum Graeuii, des Chysius Roma illustrata s. 300 fg. beim ersten starken re- gen wurden die wege mit einer walze gearbeitet. Duising am a. o. § 250 s. 111. § 2024 von der ein- fassung der wege, Anstatt einer strebe-mauer, werden die groͤse- sten steine so tife eingegraben, damit der einge- grabene teil das uͤbergewichte behaͤlt. Das ist die einfassung des weges, welches die Roͤmer marginare nenneten. § 2025 und deren anlegung. Die grosen steine duͤrfen in der obern flaͤche des weges nicht geduldet werden; sondern sie muͤssen vermittelst der haͤmmer, eiserner schlaͤgel und stampf-zeugen kleine zerschlagen werden. Der- gleichen moutons, demoiselles oder battipali, hand- gerechtigkeiten und befugnissen ꝛc. handrammen mit 2 handhaben sind hir unent- berlich. § 2026 Wo es der plaz leidet, bleibet ein neben- oder die wege sind mit graben zu versehen. sommer-weg neben dem haubt-wege ligen. Im mangel diser muß von jenem der graben zu beiden seiten dreie schuhe entfernet bleiben. Der graben wird abhaͤngig, damit das wasser abzih e § 2027 An nassen wegen duͤrfen am rande des weges an nassen wegen sind keine hohe baͤume und haͤgen anzu- legen, keine weiden oder hohe haͤgen, sondern etwa von 4 bis 5 schuhen, noch weniger eichen und maro- nen, oder linden geduldet werden; immaßen sonst der weg durch die sonne nicht austrocknen kan. An trockenen wegen moͤgen weiden und schatten bringende baͤume gepflanzet werden. § 2028 Die baͤche und das quell-wasser werden vermit- wie die quellen und baͤche abzu- leiten sind? tels bruͤcklein, oder schraͤger kandeln durch den weg, abgeleitet. Holzwerk und reisig gehoͤret zum wege-bau nicht, ausser im mangel der steine, wo es bestaͤndig im wasser ligen kan, dinen eichen, buchen, erlen und birken, die allerseits frisch ab- gehauen sind, und nicht lange an der luft gelegen haben, zu pfaͤlen und grund-stuͤcken. § 2029 In belange der holwege, oder wo die strase die holwege zu bessern, an einem berge, oder felsen herzihet, ist erster zu verschuͤtten, und vom berge oder felsen, um die breite zu erhalten, abzugraben, oder zu brechen. Ueber einen berg schneidet man die straße sic-sac- oder zig-zag. Damit das reisen des regenwassers den weg nicht verwuͤste, werden schraͤge kleine erhoͤ- hungen und gute seiten-graben angeleget. F f f 3 § 2030 L haubtstuͤck von den § 2030 wer die we- ge unter- halten und darzu Die oͤffentliche land-heer-post- und andere stra- sen, auch bruͤcken und stege sind auf gemeine ko- sten anzulegen, auch zu unterhalten, Reichsschluß vom jare 1670 s. 75 im IIII ten teile der Reichs- abschide, F. H. Casselische wege-bau-reglement 1746 § 3, und instruction fuͤr die wege-bau-be- dinten, fintemal der regent und die oberste gewalt dahin zu sorgen hat, daß nicht allein die reisenden, ire waaren und guͤter bequem fortkommen koͤnnen, sondern auch eine genugsame sicherheit sey, und weiln es dem state nicht gleichguͤltig seyn kan, was fuͤr personen, guͤter und waren in das land ein und ausgehen, so muß sich auch die aufmerk- samkeit des regentens uͤber die landstrasen erstre- cken, daß darauf nichts ein- oder ausgehen moͤge, was etwa der gemeinen wohlfart des states nach- teilich sein moͤgte. Derohalben koͤnnen der rei- senden paͤsse examiniret und selbige von ihnen ver- langet werden, von Justi am a. o. im II ten teile § 110 s. 131. Jedoch kommet bei der unterhal- tung der strasen auf die gewonheiten und gedinge viles an, imgleichen, wenn iemanden die wege- gelter zu dem ende uͤberlassen worden sind, Krebs P. I. class. XI. sect. 1. § 8 s. 383 immasen das we- gengelt der ausbesserung der wege halber und ge- meiniglich von dem fuhrwerke bezalet wird; ge- stalt denn auch aus eben diser ursache in den staͤd- ten das pflaster-geld, der bruͤcken-zoll hir und da entrichtet werden muß, F. H. Casselische wege- bau reglements § 14 s. 12. Reichs-abschid 1576, § 118, wahlcapitulation art. VIII § XI, West- phaͤlischer friden, art. VIII § I. § 2031 beisteuern soll? Jeweilen muͤssen die leute, welche testamente machen, contracte errichten, zur besserung der wege gerechtigkeiten und befugnissen ꝛc. wege und stege etwas aussezen. Es werden auch wohl die hurenbruͤche, imgleichen die erblose guͤ- ter ꝛc. darzu gewidmet, Luͤnig R. Archiv P. gen. cont. II s. 239, G. L. Boͤhmers disp. de mulctis stuprorum, Ostfrisisches landrecht im I ten buche, cap. 127, II ten buche, cap. 153. § 2032 Von den wege- und bruͤcken-geltern ist das ge- von den we- ge-geltern ist das gelei- te unterschi- den. leit und der zoll in absicht auf die waaren unter- schiden, R. abschid vom jare 1576 § 118, wo- von bei den regalien ein mehreres zu handeln seyn wird. § 2033 In den Reichs-gesaͤzen ist verordnet, daß auf die verord- nungen der Reichsgesaͤ- ze von den strasen. kosten iedes Reichsstandes die strasen zu wasser und land frei, sicher und rein seyn sollen, und ni- mand darauf beschaͤdiget werden, widrigenfalls sollen bei sich eraͤugendem unheil, oder ungluͤck die reisende und handelnde personen, wie auch fuhr- und schif-leute sich ires schadens an der oberkeit zu erholen befugt seyn, Reichsabschid 1548, § 20, 1555, § 87, Reichsschluß vom jare 1670, s. 75 im IIII ten teile der ausgabe der Reichsabschide vom jare 1747 fol., Gaill lib. II obs. 64, wenn ie- mand auf der strasen angegriffen wird, soll an die glocken geschlagen werden, und iedes ortes obrigkeit schuldig seyn, dem thaͤter nachzueilen, Reichsabschid 1548, § 40. Ausser dem soll man die rechte strase fahren und nimand den andern von der rechten strase zwingen, I ter teil der Reichs- abschide s. 23, s. 32, s. 40. § 2034 Obgleich iedermann sich der freien und oͤffentli- ob ein ieder sich der oͤf- fentlichen strasen bedi- nen kan? chen landstrasen bedinen kan; so ist iedoch zu- foͤrderst darauf zu sehen, ob ihm nicht die Reichs- auch land-gesaͤze, oder andre umstaͤnde, z. e. ein F f f 4 zu L haubtstuͤck von den zu verursachender schaden, die zu b e fuͤrchten ha- bende gefahr ꝛc. deren gebrauch versagen. Di- semnach werden hirvon ausgeschlossen die von Reichswegen geaͤchtete, zigeuner, starke bettler, garde-bruͤder, rottirer, herren-lose knechte, Reichs- abschid vom jare 1495. tit. fridbrecher, 1500 tit. von zigeunern, 1530, 1544, 1548, 1551, 1577 tit. von bettlern, 1654 § wo sich auch ꝛc. Nach verschidenen landes-gesaͤzen werden auch die juͤden einigermasen hirher gezogen, S. Gothaische lan- des-ordnung im II ten teile, cap. II. tit. 4. § 2035 der landes- herr kan sol- che anord- nen. Nicht weniger mag der landes-herr gebiten, durch welche strasen auf dem lande die zollbare waaren gefaren, mithin die bei- und schleif-wege vermiden werden sollen. § 2036 wie einer dem andern auszuwei- chen hat? Auf den strasen hat oͤfters einer dem andern auszuweichen. Hirbei ist zufoͤrderst auf die gesaͤ- ze und gewonheiten, gedinge, erstigkeit der zeit, wuͤrden, freiheiten, und das ansehen der perso- nen, die menge der entgegen kommenden, die not- wendigkeit, und das verschulden oder versehen zu sehen. Derohalben ein fusgaͤnger einem reiten- den, der reitende einem fahrenden, und zwar der leichtbeladene, oder leere wagen einem lastwagen, die ausserordentliche post der ordentlichen auswei- chet. Den posten muͤssen alle andere wagen plaz machen, wenn der postillon, wie er zu thun schul- dig ist, zeitig geblasen hat, Beck am a. o. § 9, von Lynker de iure occursus, Engau de pont. reg. iur. § 53, 55, F. H. Casselische post-ord- nung § 59 und wenn der posten 2 sich einander be- gegnen, behaͤlt diejenige den weg, deren postillon zuerst ins horn gestosen hat. Von gerechtigkeiten und befugnissen ꝛc. Von den bruͤcken. § 2037 Die bruͤcke ist ein werk, woruͤder man uͤber ei- was eine bruͤcke ist? ne unbequeme vertifung fuͤglich kommen kan. Die vertifung ist entweder ein wasser, oder morast, oder eine trockene holung. Sie dinet entweder zum faren oder reiten. Gereichet sie blos zum ge- hen, so heisset es ein steig, steg. § 2038 Die bruͤcken sind entweder steinerne, oder halb deren gat- tungen, von steinen, oder hoͤlzerne. Die lezte gattung ruhet entweder auf pfaͤlen, oder auf kanen von holze, bleche, oder kupfer, Penthers einleitung zur buͤrgerlichen bau-kunst s. 26 fg. F. H. Casse- lische greben-ordnung tit. XI § 9 s. 30. § 2039 Die einteilung der bruͤcken ist, daß einige von und eintei- l un g en, einem ufer zum andern frei uͤber dem wasser schwe- ben, 2) andre bewegliche, als 3) die schlag- und 4) fallbruͤcken, 5) die dreh-bruͤcken, 6) die schif-bruͤcken, 7) die sturm-bruͤcken, 8) die faͤren mit, oder 9) one seil, 10) die fluͤgende bruͤcken, 11) die feld-bruͤcken, (pontons) 12) die lederne bruͤcken, 13) die faß- und tonnen- bruͤcken, 14) die bruͤcken im haͤnge-werke, Carl Christian Schramms schauplaz der merkwuͤr- digsten bruͤcken, s. 42, Gautier traité des ponts, à Paris 1716, 8, Jacob Leupolds theatrum pontificale, 1726, fol. § 2040 Die aͤlteste bruͤcke Teutschlandes soll die uͤber die aͤltesten bruͤcken Teutschlan- des, die Hasa bei Assenburg, izt Osnabruͤck seyn. Die 1249 erbauete bruͤcke uͤber die Weser bei Hoͤx- ter, imgleichen die zu Bowede uͤber die Weser F f f 5 bei L haubtstuͤck von den bei Corvei, werden fuͤr die aͤltesten bruͤcken Teutsch- landes geachtet, Schramm am a. o. s. 159, die gerechtsamen der bruͤcken haben Ahasverus Fritsch und Samuel Fritsch erforschet. Thue hinzu den Krebs am a. o. p. I class. XI sect. I s. 375 fgg. § 2041 die bruͤcken sind nach den wegen und strasen unterschi- den. Die bruͤcken sezen entweder die heer- und land- post-oͤffentliche strasen, oder die privat-wege fort. Woraus die unterschidene arten benebst iren ge- rechtsamen abzunemen sind. Diejenige, durch welche die heerstrase fortgesezet wird, ist als eine zubehoͤrung von diser mit iren vorzuͤgen und hohen gerechtsamen zu achten, welches bei den uͤbrigen nicht befunden wird, repertorium iuris priuati, I , s. 750 fg. § 2042 wer solche zu erbauen und zu un- terhalten hat? Die bruͤcken auf den land-strasen muß heuti- ges tages das land erbauen, und die auf den ne- ben-wegen diejenige gemeine, in deren gemarkung solche gelegen ist. Immasen die regel ist: daß bei einer bruͤcke, welche nicht zu des ganzen landes, sondern etwa einer gemeinde nuzen fuͤrnaͤmlich di- net, diejenige, in deren flure oder gemarkung, oder banne, die zu erbauende bruͤcke liget, zu den ko- sten verbunden sey, Fritsch am a. o. cap. V num. 6. s. 83. Baltasar Conrad Zahn in der politia municip. lib. II cap. 63 num. 67 s. 883, Sa- muel Stryk de iure pontium cap. III num. 28 s. 127, der beitrag zur erbauung derselben wird fuͤr eine dingliche last gehalten, welche auf die guͤter faͤllet, die in der gemeinde flure ligen, sie moͤgen gehoͤren, wem sie wollen, Stryk am a. o. num. 38 fgg. 1 s. 128, wie dann auch die forenses und geistlichen weder des beischusses zu den kosten, noch der fronen mit denen pferden, welche sie zum acker- gerechtigkeiten und befugnissen ꝛc. ackerbaue gebrauchen, sich entschuͤtten koͤnnen, Stryk num. 36 cap. III s. 128, Fritsch am a. o. Es sind aber die anlagen dabei nach proportion des steuerfuses auszuwerfen, Stryk am a. o. num. 59, George A dam Struve im synt. iur. ciu. exerc. 50 § 80, allein die gelter in der ge- meine one bewilligung des landes-herrns auch zum behufe eines oͤffentlichen gebaͤudes, oder einer bruͤ- cke von den untertanen zu erheben, ist nicht erlau- bet, von Leyser specim. 669 med. 11, 12, ob- gleich ein nidergefallenes oͤffentliches werk, oder das nur auszubessern ist, one ruͤckfrage bei dem regenten hergestellet werden darf, Arnold Cor- vinus von Belderen in codicis Iustin. method. enarrat. lib. VIII tit. XII s. 619; anerwogen die beamte und landstaͤnde, auch dorfs-vorsteher oder bauern-meister fuͤr privat-personen angesehen wer- den und eine erhebung fuͤr sich zu verfuͤgen nicht vermoͤgen. Derohalben ein oͤffentliches werk, welches aus der gemeinde einkuͤnften erbauet wer- den soll, one besonderes vorwissen und bewilligung des landes-herrns, oder dessen nachgesezter regi- rung nicht errichtet werden mag, Struve am a. o. Im uͤbrigen gibet es keine schluͤssige folge, welchergestalt derjenige, welcher eine bruͤcke vor- her gebauet hat, nach deren umsturz diselbe wi- der zu bauen pflichtig sey, immasen aus einer frei- willigkeit oder willkuͤrlichen handelung eine ver- bindlichkeit nicht fliesset, Stryk am a. o. cap. III num. 90 s. 134 T. II operum. Die von der oberkeit zur aufsicht der bruͤcke bestellete person wird in Baiern Bruͤckhai genennet, Kur-baieri- sches landrecht, tit. 24 art. 1. Er heisset auch bruͤckenhuͤter, Schramm am a. o. s. 21. In andern landen haben die beamte, wege-aufsichter, F. H. Casselische greben-ordnung tit. XI § 1 s. 29, L haubtstuͤck von den s. 29, oder weg-commissarien die Aufsicht da- ruͤber. § 2043 die heer- strasen wa- ren sonst in der gewalt der T. koͤni- ge. Die koͤnigs-wege, oder heer-strasen gehoͤreten dem Teutschen koͤnige. Daher vom kaiser und Reiche das fuͤrstliche haus Schwarzburg zu lehne unter andern traͤget: die strasen in allen Schwarzburgischen gerichten und herrschaften, wie auch die strasen in der grafschaft Honstein, Lochners sammlung merkwuͤrdiger medaillen, vom jare 1740 s. 36. Dieweilen auch die grosen fluͤsse der gewalt der Teutschen koͤnige zugeschriben wurden; so ist daraus abzunemen, warum die Reichsstaͤnde in den aͤltern zeiten die freiheiten von den kaisern erhalten haben, bruͤcken uͤber die fluͤsse schlagen zu duͤrfen, und ein bruͤcken-geld zu fo- dern, repertorium iuris priuati I, s. 750 unter dem worte: Bruͤcken § II **. Heutiges tages haͤngen die erbauungen der oͤffentlichen bruͤcken von der landesherrlichen verordnung ab. § 2044 von den dinstbarkei- ten des was- sers halber. Wegen der saͤrber und weiß-gaͤrber auch der waͤscherinnen eraͤugnen sich dinstbarkeiten in betreff des aufhaͤngens zum trocknen. § 2045 von den kirchstuͤlen und haͤuser anstreichen. Die aussicht in den kirchen darf durch gitter- fenster oder sonst nicht versperret werden, damit die dahinterstehende die aussicht gegen die kanzel und das altar frei behalten. In betreff des an- streichens der haͤuser ist dahin zu sehen, damit dem nachbar durch die stralen, welche vom angestri- chenen zuruͤck prallen, die zimmer nicht unbrauch- bar werden. Ein gegenuͤber ganz rot angestriche- nes haus verursachet in des nachbars hause, daß aufs papyr und die buͤcher in des nachbars hause ein gerechtigkeiten und befugnissen ꝛc. ein roter schatten faͤllet, Christian Thomasius de iure circa colores, 1683, 4. § 2046 Wo mehrere aus einer wasser-roͤren wasser vom wasser- schoͤpfen und wasser-ho- len. schoͤpfen, und die obenwonende mehr wassers weg- nemen, daß die unten wonende wenig oder nichts vom wasser aus den bei iren haͤusern vorbeizihen- den roͤren erhalten, moͤgen, wird entweder ein wasser-behaͤlter oder kumpf angeleget, daraus al- le schoͤpfen koͤnnen: oder es werden pfale mit einer roͤre gesezet, darin vermittels des hanes an der roͤ- ren nichts mehr laufen kan, als so vile leute was- sers ihnen gebuͤret, mithin den anderen nachbaren, auch ihr roͤr-wasser verbleibe. § 2047 Wer aus seinem wasser-troge oder behaͤlter auch andern damit ver- knuͤpften (regard castellum) dem andern wasser zukommen lassen muß; der muß zwar vermoͤge des Roͤmi- schen rechtes den trog auf seine kosten unterhalten; die alten Teutschen hilten den, welcher wasser daraus uͤberkam, zum beitrage oder zu der mit- leidenheit der raͤumung und unterhaltung im bau- lichen wesen verbunden. § 2048 Bei der wasser-schoͤpfungs gerechtigkeit, darf rechten. der gang nach dem wasser nicht ernidriget werden, z. e. man traͤgt das wasser im zuber auf dem kopfe, so mag der herr des bronnens nicht sagen: traget den zuber vorm o be, sondern der gang muß blei- ben, damit eine magd mit einem zuber auf dem kopfe durchgehen kan; wie also ans officialat zu P. gesprochen worden ist. Von L haubtstuͤck von den Von der hutungs-gerechtigkeit. § 2049 was die hu- te und wei- de bedeutet? Hut und weide bedeutet, wo man sein vieh, wenn des grund und boden nicht gehaͤget oder geschlossen (§ 1715) sondern offen ist, weiden las- sen kan. § 2050 was wunnen anzeiget? Wunnen und weiden kommt in lehnbrifen oft vor. Jenes sind die rasen, worauf geweidet werden darf, und zu dem gute gehoͤren. Das wort selbst soll nach des Frischens meinung am a. o. s. 457 im II ten teile, so viel als ein land- gut bedeuten, welchem man aber nicht beipflich- ten mag. § 2051 die hute ist mancherlei, Die hutungs-gerechtigkeit in einem walde heis- set die blumenhute. Die hute ist entweder fuͤr pferde, oder rind- oder schwein-vih, oder gaͤnse auch waͤlsche huͤner. § 2052 sie bringet die trift und traͤnke mit sich. Die hute bringet die trift und traͤnke mit sich, das ist, das vih muß den weg nach der hute und nach dem wasser haben. Allein vom pferchschla- ge ist die hutungs gerechtigkeit unterschiden (§ 1192). § 2053 worinn der pferchschlag bestehet? Der pferch-schlag bestehet im rechte, schafe nicht allein zu halten, sondern auch das land durchs pferchen zu duͤngen. § 2054 wer die wei- de hat u. wie sie ausgeuͤ- bet wird. Die weide wird auf mancherlei weise sowohl von ganzen gemeinen, als auch einzelen personen, und aus unterschidenen rechten ausgeuͤbet. Denn entweder wird durch den gemeinen hirten und schaͤ- fer gerechtigkeiten und befugnissen ꝛc. fer das vih der buͤrger oder mitbaren in der stadt- auch dorf-flur, oder von einem auf seinen eigenen feldern und gruͤnden geweidet, oder es geschihet dises auf fremden boden und zwar dergestalt, daß deren eigentuͤmer nicht wieder auf der andern ge- meinen, auch einzeler personen felder ihr vih trei- ben duͤrfen. Hirnaͤchst koͤnnen sowohl verschide- ne gemeinen, als auch unterschidliche privat-per- sonen zugleich auf des andern boden die hut und weide haben; dahingegen diser dergleichen auf je- ner feldern nicht hat. Ferner kan solches zu allen oder nur gewissen zeiten, auch wol mit allen ar- ten des vihes, oder nur mit einer gewissen gat- tung; weiter, in einer gewissen anzal, vermoͤge ei- ner gerechtigkeit, freundschaft, bittweise, bestands- weise ꝛc. beschehen. Woraus die mancherlei ar- ten der huten und triften in gemeine und eigene, koppel- und gemeinschaftliche, beschraͤnkte und un- beschraͤnkte, erlaubte und unerlaubte, erbtriften ꝛc. entstehen. § 2055 Es erbricht sich also hiraus, daß die hute und die trift und weide wird nicht ieder- zeit, als ei- ne dinstbar- keit ausge- uͤbet. trift nicht iederzeit als eine dinstbarkeit angesehen werden koͤnne, auch nicht auf einerlei weise aus- geuͤbet werde. § 2056 Die hut-gerechtigkeit leget entweder einer par- worin das hut-recht tei allein die weide bei, oder es haben andre den mit-trib auf des dritten grund- und boden, wel- cher auf jener feldern deren nicht zu genuͤßen hat. § 2057 Disemnach bestehet dieses hutungs-recht in ei- bestehet? ner befugnis, kraft deren einer auf des andern grund- stuͤcken sein vih hin und zuruͤcktreiben, darauf ste- hen, herum gehen und grasen lassen darf. Wor- aus abzunemen ist, daß die trift von dem hu- tungs- L haubtstuͤck von den tungsrechte unterschiden sey, in betracht die trift nur im uͤbertreiben, oder durchtreiben bestehet. § 2058 die vorhut ist vom hu- tungs-rech- te unterschi- den. Nicht minder ist die vorhut, auch vortrift da- von zu unterscheiden, sintemal dise eine nachhut, oder nachtrift, zum voraus sezen, Klingner am a. o. im II ten teile s. 74, 75, s. 559, s. 610, s. 771. Die koppel- oder mit-hute, nicht minder die vorhute sind gerechtigkeiten. Imgleichen ist das trift-wesen, die policei, samt der rechtlichen einrichtung der trift- und hut-gerechtigkeit unter- schiden, Stisser am a. o. cap. VII. § IIII s. 255, fgg. § 2059 ob das hu- tungsrecht verpachtet werden kan? Mein hutungs-recht kan ich einem dritten, ver- moͤge des Roͤmischen rechtes, nicht verpachten, ich verpachte ihm dann das ganze gut, von Ley- ser specim. 108 med. II. Allermasen aber die Teutschen an die Roͤmischen spizfindigkeiten sich dißfalls nicht kereten; so hilten sie es auch an- derst. § 2060 der eigentuͤ- mer des grundes darf sein vih auf eben dem orte weiden. Wenn gleich ein anderer die hut auf dem mei- nigen hat, darf ich doch mein vih auch dahin treiben, Andr. Flor. Rivini disp. de aequali iu- re dominantis et seruientis praedii si pascua non sufficiant. Daher, wenn nur 100 stuͤcke ire weide finden; alsdann treibet ein ieder teil 50 stuͤcke vihes. § 2061 von der kop- pelweide. Die einseitige hutungs-gerechtigkeit ist von der koppelweide unterschiden, Carpzov P. II. constit. 41, def. 9 num. 1, Fritsch de iure compasou- landi § 5, in erwaͤgung, daß die koppelweide zweierlei huten voraussezet, naͤmlich, meine und deine. Ob aber die koppelhute aus freundschaft ent- gerechtigkeiten und befugnissen ꝛc. entstanden sey, folglich nach gefallen aufgehoben werden koͤnne? ist zwischen Frankfurt am Maine und Isenburg gestritten worden. Sihe auch den Klingner am a. o. s. 68, Fritsch am a. o. § XVII, Stisser am a. o. cap. VII § VII s. 257. § 2062 Wenn ein teil die kuppeltrift und hute mit vihe wenn die huten getei- let werden koͤnnen? allzusehr uͤberleget, oder allzustark betreibet und mehr vih haͤlt, als die trift ertragen kan, auch sonst viler streit daruͤber entstehet, kan eine teilung und bestimmung von der obrigkeit vorgenommen werden, Fritsch § XXIII fg. § 2063 Die land-policei sorget fuͤr die huten der unter- worauf die land-policet zu sehen hat, bei der weide, tanen, damit dise nicht geschmaͤlert werden. Da- her, wo eine gemeine die blumen-hute in einem walde hat, und diser in die haͤge zu legen ist, der- selben entweder ein anders fleck zur hute anzuwei- sen ist; oder der ganze wald darf auf einmal in die haͤge nicht geleget werden; in betracht fuͤr die holzung zwar gesorget, zugleich aber der narungs- stand nicht bedruͤcket werden darf. § 2064 So bald das grummet gemachet ist, werden wenn die wisen be- weidet wer- den duͤrfen? die wisen fuͤr preis geachtet, das ist, die einwo- ner des ortes duͤrfen dahin huͤten. § 2065 Die behuͤtung der gemeinen weiden leidet auch die gemein e weide kan bestimmst werden. gewisse maasregeln, z. e. daß dem zug-vihe dise, und dem melk-vihe jene weide angewisen werde, welches auch in ruͤcksicht auf das schlachtvih be- schehen mag. Denn auf nidrigen weiden, die uͤberschwemmet werden, wird das vih ehender fett, als auf weiden, die hoͤher ligen und keinen was- serfluten unterworfen sind. Hingegen gibt es auf disen weiden schmackhafters fleisch, als auf je- G g g nen. L haubtstuͤck von den nen. Wo luͤlchgras waͤchset, oder klee, schar- lachfarbe lychnis, spergel, schnecken klee, allda hat man sich eines wolschmeckenden fleisches zuge- waͤrtigen. § 2066 die trift und weide erfordert schatten. Die policei laͤsset straͤucher und haͤcken, auch weiden pflanzen, damit das gras auf der weide nebst dem vihe den gar nuͤzlichen schatten er- lange. § 2067 ob die adeli- chen, auch andre einen eigenen hir- ten halten koͤnnen? Den adelichen wird einen eigenen vih-hirten zu halten nachgelassen. Wer dreie hufen laͤnderei besizet, mag dergleichen tun. Erhebet bei einer gemeine iemand den vihzehnten; so haͤlt diser das fassel-vih zur belegung des mutter-vihes. Sonst faͤllet die last von jenem auf die gemeine, und wird entweder aus den gemeinde-einkuͤnften, oder reihe- um, oder durch einen gemeinschaftlichen bei- trag angeschaffet und unterhalten. § 2068 wie der trift und hute eintrag be- schehen kan? Es kan der trift und hute allerhand eintrag be- schehen und zwar durch zaͤune, graͤben, sand-lei- men-kalk-gruben, steinbruͤche, teiche, ungezi- mendes soͤmmern, und allzulanges stehen lassen der fruͤchte, oder der frucht haufen, bauen, uner- laubtes vortreiben ꝛc. Derohalben disem uͤbel durch die landes-gesaͤze, statuten, dorf-ordnun- gen, recesse, erb- und trift-register, hutbrife ꝛc. vorgebeuget werden kan. § 2069 wie die dinstbarkei- ten aufhoͤ- ren und ver- loren gehen koͤnnen? Gleichwie die dinstbarkeiten uͤberhaubt auf un- terschidliche arten aufgehoben werden, auch erloͤ- schen koͤnnen, z. e. durch verjaͤrung, erlassung, bestaͤndige vereinbarung der guͤter und verstrei- chung der zeit, auf welche selbige bestimmet, so wohl zugestanden worden ꝛc. also kan es sich auch ins- gerechtigkeiten und befugnissen ꝛc. insbesondere mit den trift- und hute-gerechtigkei- ten eraͤugnen. Wenn also das gut nach besche- hener vereinbarung veraͤussert wird, wird sodann die erloschene dinstbarkeit nicht wider lebendig, Boͤhmer T. III P. III. consult. 919. num. 14. Von der mast-gerechtigkeit. § 2070 Dise bedeutet das recht, die schweine zur herbst- was die mast-ge- rechtigkeit ist? zeit auf den wald zu treiben, um die vorhandenen eicheln, oder eckern, zu fressen und davon fett zu machen. § 2071 Sie teilet sich in die vor- und haubt-mast, und deren eintei- lung? in die nachmast (§ 1787 fgg.). Erstere dauret bis andreas-tag; leztere waͤhret darauf so lange, als der wald nachher blos ist. § 2072 Die mastung hat man entweder umsonst, oder ob der ge- richts-herr auch andre schweine auf den wald schlagen kan? gegen eine geringe abgabe (§ 1788). wo der ge- richts-herr seine hintersassen mit in die mast ein- treiben lassen muß, ist jenem, wenn mast genung vorhanden ist, andre schweine auf den wald zu schlagen unbenommen, wie also in sachen Hein- rich Christoph Schenks zu Schweinsberg entge- gen die gemeinde Hermannstein, des grafen von Ingelheim zu wezlar, schweine betreffend, erkannt worden ist. Von den dinstbarkeiten welche dem hohen adel zustehen. § 2073 Selbige sind: 1) der durchzug durch eines andern land, auch mit soldaten, 2) uͤber des G g g 2 an- LI haubtstuͤck andern fluͤsse und wasser zu schiffen, 3) in des an- dern hafen einzulaufen, 4) das oͤfnungs- und besazungs-recht, 5) die azungs-gerechtigkeit, so wohl fuͤr menschen, als vih, hunde ꝛc., 6) daß die gesandten nicht unter die gerichtbarkeit des an- dern fallen, 7) das zoll-recht, 8) das kirchen- recht in eines andern lande, benebst dem kirchen- schuze, 9) das recht die huldigung in eines an- dern lande zu fodern, 10) gesaͤze in eines an- dern lande zu geben, 11) die gerichtbarkeit, 12) die abfolgung und durchfuͤrung der missetaͤter, 13) das zugrecht, oder daß man an einen andern herrn appelliren muß, 14) das jus collectandi, 15) jagt- und forst-recht, auch die jagt-folge, 16) reiß und folge, 17) patronat-recht, 18) zehnt-recht, 19) der wildfang und halseigen- schaft, 20) das schuzrecht, Engelbrecht de seruitutibus iuris publici, 4, 21) die geleits- gerechtigkeit, besage der ausfuͤrung bei dem von Ludolf im symphoremate camer. t. I des an- fanges, 22) das geleit auf der landstrasse, 23) dasselbe auf strassen, die nach einzelen doͤrfern und staͤtgen fuͤren, 24) das toden-geleite one anzu- fragen, oder die pfarr-gebuͤren deshalber zu ent- richten u. d. gl. Estors elementa iuris publici Hassiaci, Krebs am a. o. Leyser im iure georg. s. 769. num. 3. 8. Ein und funfzigstes haubtftuͤck von den zwang-gerechtigkeiten. § 2074 worin das zwang-recht bestehet? D as zwang-recht ist eine befugnis, vermoͤge deren einer besondere gerechtsamen mit aus- schluͤssung anderer ausuͤben, auch gewisse men- schen von den zwang-gerechtigkeiten. schen dahin anhalten kan, daß sie besondere hand- lungen zu seinem nuzen verrichten muͤssen. § 2075 Der ursprung und die ursache der zwang-rechte ist unter- schidlich, ist mancherlei, gleichwie die erlangung derselben auf unterschidene weisen beschehen kan, z. e. durch ver- jaͤrung, gesaͤze, privilegien, gedinge, contracte, statuten, richterliche bescheide u. d. g. Wald- schmidts disp. de molendinis bannariis, § V fgg. s. 9. fgg. Der ursprung diser gerechtigkeit ist teils aus dem zustande der bauern, teils aus andern gruͤnden abzuleiten, Estors disp. de ab- usu rerum merae facultat. s. 67 fgg. § 2076 Das zwang-recht erstrecket sich entweder auf worauf sich selbiges er- strecket? einen ganzen bezirk und alle darinn befindliche ein- woner, oder nur auf einen ort, oder einen teil des- selben. Also hat der herr landgraf Wilhelm zu Hessen im jare 1496 einen teil der Marburgischen buͤrgerschaft zu der Teutschen ordens-muͤle geban- net, Estor in den elementis iuris publici Hass. P. I. s. 372 (m). § 2077 Die gegenstaͤnde der zwang-gerechtigkeiten sind die gegen- staͤnde dessel- ben sind mancherlei. unterschidlich. Man hat zwang-backhaͤuser, muͤ- len, brauhaͤuser, fleischbaͤnke, keltern, schenken ꝛc. auch den dinst-zwang. Stisser am a. o. cap. XI § XII abt. II und abt. III § V. s. 387. s. 392. Nicht minder gehoͤret hirher der bannwein, wor- unter die einer herrschaft zustehende gerechtsame begriffen ist, mit ausschluͤssung anderer wein zu verkaufen, Wehner in den obseruat. pract. un- ter disem worte, repertorium iuris priuati I, s. 434, Waldschmids am a. o. § 15, Bernhard Frid. Rudolf Lauches eroͤrterung der rechts- frage, in wie weit das recht eines zwang-back- G g g 3 ofens LI haubtstuͤck ofens auf die weisbaͤck-gerechtigkeit zum feilen kau- fe zu zihen sey? § 5 fg. 1752, 4. welcher iedoch mit Roͤmischen waffen zu Teutschem felde gezo- gen ist. § 2078 ob der leib- eigene der zwang-ge- rechtigkeit seines guts- herrn un- terworfen ist? Dieweil ein ieder vermoͤge der aus den Roͤmi- schen rechten hergeholeten natuͤrlichen freiheit ba- cken, brauen und malen kan, wo er will, so wer- den die zwang-rechte nach den Roͤmischen rechten freilich nicht vermutet, Mevius P. I. decis. 60. num. 9 und sind von demjenigen zu erweisen, welcher sich darauf begruͤndet, Hert de superio- ritate territor. § 54, immasen dann auch selbige buchstaͤblich auszulegen sind. Allein wo die bauern leibeigen waren, oder noch sind, da fal- len die aus den Roͤmischen rechten erborgete rechts-schluͤsse weg. Und wenn auch schon der bauer eine stufe der freiheit erlanget hat; so sind dennoch die vorherigen gerechtsamen nicht durch- gehends aufgehoben worden. Haben nicht ver- schiedene staͤdte die fronen, welche sie als bauern und doͤrfer leisteten, dennoch uͤber sich behalten, besage herrn H. R. Buders disp. de operis bur- gensium? Ob zwar in Thuͤringen die leibeigen- schaft eingegangen ist, so findet sich annoch die be- lenung mit freien maͤnnern? zum zeichen, daß, wenn eine sache aufgehoben wurde; dennoch die folgerungen uͤberblieben. § 2079 der vasall kan die ihm verlihene gerechtig- keit mit ausschluͤs- sung ande- rer ausuͤ- ben. Daher ein vasall, welcher mit einer gerechtig- keit belihen ist, solche mit ausschließung anderer ausuͤben kan, anerwogen selbige, indem sie in den haͤnden des fuͤrstens ein hoheits-recht ist, und ein verbot nach sich zieht, von eben dieser art und be- schaffenheit bei den vasallen verbleiben muß, Estor am a. o. s. 69. § 2080 von den gerechtigkeiten, ꝛc. § 2080 Das zwangrecht kan auf verschidene weise ver- loren werden, und erloͤschen, Waldschmidt am a. o. § 1 juristisches oraculum im X ten bande s. 409 fgg. Zwei und funfzigstes haubtstuͤck von denen gerechtigkeiten, welche keine dinstbarkeiten sind, besonders den regalien und hoheitsrechten. § 2081 M an findet vile gerechtigkeiten, welche keine die gerech- tigkeiten sind nicht allezeit dinstbar- keiten. dinstbarkeiten sind. Wenn also ein gut, oder haus, die brau- back-gerechtigkeiten hat, oder iemanden die bleichgerechtigkeit zugestanden ist, Heinrich Brockes disp. de Kaufburae libe- rae S. Caes. maj. sacriq. R. I. ciuitatis rega- li bannos xylinos, aliasque texturas exalban- di iure, Jena 1750, oder diß kloster einen heer- wagen, oder dises adeliche gut dergleichen stellen muß, oder ein so genannten moͤnch-wagen zu hal- ten; oder eine nebel-kappe zu lifern, oder ein pferd samt einem knechte zu halten ist, wofern der landesherr selbst zu felde gehet; daß, wo eine juͤ- denschule im Reiche sich befindet, selbige einen durchreisenden kaiserlichen und Reichskammerge- richtsboten die so genannte juͤden-zerung reichen, oder etwa dafuͤr ihm 10 kreuzer erlegen muß; koͤnnen solche fuͤr dinstbarkeiten nicht gehalten wer- den. Schottel de singularibus quibusdam in Germania iuribus, und Svendendoͤrfer de actionibus forensibus sect. II. erzaͤlen vile der- gleichen rechte. G g g 4 § 2082 LII haubtstuͤck § 2082 auf was art der landes- herr seine lande zu re- giren hat? Einem Teutschen landesherrn kommet zu, den ihm anvertrauten stat und seine lande nach den regeln der klugheit zu regiren, deren aufname und flor zu befoͤrdern, alles dasjenige, was zu irer er- haltung, verbesserung abzilet, vorzukeren, auch diejenige mittel zu ergreifen, welche ihn in den stand sezen, seine und der untertanen absichten in die wirklichkeit zu sezen. § 2083 hirzu muß er eine ge- walt und mittel ha- ben. Wenn der landesherr das beste seiner staten beforgen, und seiner untertanen wolfart befoͤrdern, auch seine lande beschuͤzen soll, muß er nicht allein hirzu eine gewalt, sondern auch die mittel haben, die hoheit, und sich, benebst seiner famili, auf eine irer hohen wuͤrde gemaͤse art, samt denen, welche ihm und dem state dinste leisten, zu erhalten. Hirzu ist ein bereitestes vermoͤgen in einem state noͤtig, welches entweder in gewissen, auch zufaͤl- ligen gerechtsamen und einkuͤnften bestehet, oder auf den untertanen, deren guͤtern und gewerben haftet. § 2084 worin die majestaͤts- rechte beste- heu? Der umfang, oder inbegrif derer rechte, welche dem unabhaͤngigen regenten, vermoͤge der hoͤch- sten gewalt zukommen, werden die majestaͤt, die majestaͤts-rechte, hoͤchste gewalt genennet. Dise gewalt kan durch vertraͤge, auch gedinge, nicht minder durch gesaͤze beschraͤnket werden, Joh. Wilh. Goͤbel de iuribus procerum imperii maiestaticis. § 2085 was ho- heitsrechte heißen? und regalien sind? Diejenige rechte, welche aus der landesherr- lichkeit wesentlich fluͤssen, sowohl abzuleiten sind, heissen hoheitsrechte, und sind von den so ge- nannten regalien zu unterscheiden; immaßen dar- unter von den gerechtigkeiten, ꝛc. unter diejenigen rechte verstanden werden, welche den landesherrn uͤber die zum privat-eigentume nicht schicklichen, wohl aber zum allgemeinen stats- vermoͤgen gehoͤrigen guͤter und sachen zu dem ende eingeraͤumet sind, damit dieselben kraft der daruͤ- ber zu treffenden anstalten nach dem endzwecke des gemeinsamen bestens genuzet werden, auch durch einen nebenzweck einkuͤnfte abwerfen moͤgen (§ 1054 fg.), von Justi am a. o. im II ten teile § 97 s. 117, von Ickstadt de possessione vel quasi regalium § 106-108 s. 91 fg. Es werden diesemnach die regalien als gemein nuͤzige werke betrachtet, deren ausfuͤrung aber nicht anders und fuͤglicher geschehen kan, als durch den re- genten. § 2086 Die hoheitsrechte erstrecken sich sowohl auf woruͤber die hoheitsrech- te sich erstre- cken, krigs- und fridenszeiten, als auch auf weltliche, geistliche, policei, peinliche, justiz- gnaden- gemein- nuͤzliche, und ehrensachen. § 2087 Die hoheits-rechte aͤußern sich entweder in an- und aͤus- sern? sehung der innerlichen einrichtung sowohl verfas- sung des landes, auch dessen regirung, oder des aͤusserlichen states des reiches, landes, dessen ruhestandes und dessen aufrechterhaltung mithin gegen auswaͤrtige voͤlker ausgeuͤbet werden, z. e. das recht des kriges und fridens, der gesandschaf- ten ꝛc. Zu den ersten und zwar nach den unter- schiedlichen gegenstaͤnden der geistlichen und welt- lichen angelegenheiten, auch sachen, absonderlich so vil die innere verfassung des states, die einmuͤ- tige beobachtung der pflichten der geselligkeit zur gemeinen wolfart des landes belanget, koͤnnen da- zu gerechnet werden 1) die macht, gesaze und ord- nungen nach den unterschidenen gegenstaͤnden und G g g 5 der LII haubtstuͤck der verfassung des states zu geben und wieder auf- zuheben, 2) die ober-richterliche gewalt und die macht, hohe und nidere gerichte anzuordnen, 3) hohe und nidere gerichtspersonen zu bestellen, 4) die hoheit uͤber alle im lande befindliche gemein- den, collegien und zuͤnfte, einzele untertanen anzu- nemen, 5) die huldigung von ihnen als geistlichen und weltlichen zu fodern, 6) den juͤden schuz zu erteilen und aufzuheben, 7) freistaͤdte anzulegen, 8) stadtrecht zu verleihen, 9) maͤrkte anzulegen, 10) freiheiten und privilegien, so wohl den perso- nen, als auch den sachen zu verleihen, 11) wuͤr- den zu vergeben und auszuteilen, 12) die guͤter des landes zum gemeinen besten desselben nach notdurst anzuwenden, mithin steuren auszuschrei- ben, accise und umgelt, auch andre anlagen zu fodern und zu erheben, so fern solches der landes- verfassung nicht zuwider ist, die nachsteuer, das abzugsgeld zu fodern, 13) die anschlagung der wappen an den stadtthoren und andern orten, 14) das archiv- und kanzellei-recht, 15) das ein- tritt- oder einzugsrecht, 16) das recht der Teut- schen und Lateinischen sprache, 17) die haltung der residenz, 18) die bestimmung des gewichtes, mases, der ellen, und der preise, 19) erblose guͤ- ter zu sich zu nehmen, 20) die landstraßen anzu- ordnen, und den wegbau zu befehlen, wo die landstaͤnde sind, die darinne gewilliget haben. Sihe des herrn prof. Johann Heumanns disp. de characteribus superioritatis territor. caute designandis, Altorf 1749, 4. § 2088 im kirchen- und geistli- chen zustan- de, In absicht auf den kirchen- und geistlichen zu- stand aͤussern sich die hoheitsrechte in evangelischen staten, bei der anordnung der geistlichen gerichte, besezung, bestellung, auch bestaͤtigung der geistli- chen von den gerechtigkeiten, ꝛc. chen personen und aͤmter, errichtung der kirchen und schulen. Imgleichen gehoͤret hieher die ertei- lung der religionsfreiheit, so fern solche den Teut- schen Reichsgesaͤzen, auch der landesverfassung nicht entgegen ist; nicht minder die statuten der geistlichen stiftungen zu bestaͤtigen, die oͤffentliche fuͤrbitte fuͤr den regirenden landesherrn samt der landtrauer: beim aufgebote von der kanzel die ehrlich gemachete hurkinder, nicht unter dem na- men natuͤrlicher kinder vor der verheiratung auf- zurufen. § 2089 Den aͤusserlichen ruhestand zu erhalten, und im aͤusserli- chen ruhe- stande, selbigen behoͤrig einzurichten, auch die behufige mittel dazu vorzukehren, kommt der obersten ge- walt zu: der landes schuz und schirm, das kriges- und fridensrecht, die einquartirung, die werbung, die ausnemung der jungen mannschaft zur Reichs- creis- und landesbeschuͤzung, das aufgebot der untertanen, die landes- und heeres-folge, festun- gen anzulegen und zu besezen, das recht buͤndnisse zu schluͤssen, gesanden anzunemen und zu schicken, das oͤfnungsrecht, die errichtung der landmiliz, das besazungsrecht. § 2090 Weiter, was in die policei einschlaͤget, durch in policei- sachen. ordnungen und gesaͤze zu besorgen, als die gesund- heits-erhaltung der untertanen, z. e. bei glatteisen das streuen vor den haͤusern anzubefelen; den ver- kauf wohlfeiler haͤrnen oder bastschue wegen der eisigen straßen fuͤrs gesinde zu veranstalten, auch alles vorzukeren, was in die policei-wissenschaft einschlaͤget, bei hochzeiten, kindtaufen, leichen, in ansehung der kleider-tracht, des wolstandes, zu verhuͤtung der ungluͤcksfaͤlle ꝛc. Immit- LII haubtstuͤck was durch die policei in disem bu- che verstan- den werde. Immittelst ist hirbei uͤberhaubt vorauszusezen noͤtig, daß, wo in disem werke dises oder jenes der policei zugeeignet wird, darunter die hohe policei, welche der landesherr ausuͤbet, zu verstehen sey. Eine andre ist die landespolicei, dafuͤr die nachge- sezte landesregirungen sorgen; eine andre ist in den staͤdten und doͤrfern. Die stadtpolicei teilet sich wieder in die grose und kleine. Jene ist eine gesellschaft, die aus allen collegiis der Stadt auf landesherrliche verordnung angesezet ist, wozu so- gar der geistliche und soldaten-stand iren beisizer geben. Die kleine policei gehoͤret fuͤr die ordent- lichen unterbeamten, adeliche gerichtshalter und stadtraͤte, wenn dise gerichtbarkeit haben, Pufen- dorf de iurisdictione German. und Struben von regirungs- und policei-sachen. Im weit- laͤuftigen verstande begreifet die policei die zur landes-auch aller untertanen wolfart gereichenden anordnungen und einrichtungen. Im engern sin- ne zwecket selbige auf die erfoderliche einrichtungen alles dessen, was zur notwendigkeit und bequem- lichkeit des lebens, zum wohlstande, zur zierde, reinlichkeit, guten ordnung, und erhaltung des states, ortes ꝛc. ab. § 2091 die hoheits- rechte sind von den re- galien un- terschiden. Hiraus ergibet sich, daß ein unterscheid zwi- schen den hoheits-rechten und den regalien sey. In Teutschland uͤben die ersten allein die Reichs- staͤnde aus; da hingegen die regalien auch andre personen auf eine rechtsbestaͤndige weise erlanget haben koͤnnen. Die landeshoheit kan in Teutsch- land allein mit bewilligung des kaisers und Rei- ches erteilet werden; hingegen die regalien moͤgen auch von dem kaiser allein, auch den Reichsstaͤn- den in iren landen zugestanden werden. Ausser- dem von den gerechtigkeiten, ꝛc. dem werden die hoheits-rechte der Reichsstaͤnde in iren landen, die regalien koͤnnen aber auch in einem andern gebite ausgeuͤbet werden. En- gelbrecht de seruitutibus iuris publici, sect. II membr. 11, Eybens disp. de regalibus pri- vatorum. § 2092 In belange der regalien, koͤnnen selbige be- wie die re- galien be- trachtet werden koͤn- nen? trachtet werden 1) nach dem rent-kammer brau- che, 2) nach des kaisers gesinnung II Feud. 56, und den erteilten lehnbrifen, auch privilegien; 3) wie sich selbige in den Teutschen landen vor langen jaren befunden haben und noch befinden. Und obgleich ehedem die regalien merenteils von den kaisern lehnsweise erhalten wurden, auch noch zum teile zu lehn gereichet werden; so ist doch de- ren grund heutiges tages die nach und nach er- wachsene, und im Osnabruͤckischen friden voͤllig bestaͤtigte landeshoheit der Reichsstaͤnde; iedoch sind von dem ehemaligen ursprunge der regalien der Teutschen Reichsstaͤnde noch hin und wider einige spuren uͤbrig, diesemnach werden die Teut- sche Reichsstaͤnde vielfaͤltig von dem kaiser belihen, z. e. mit den erzten, bergwerken, salzwerken, wild- banen, jagden, ehren, rechten, wuͤrden, zirden, hohen und nidern gerichten, gerichtszwaͤngen, stra- sen, geleiten, zoͤllen, wegegeltern, geboten, verbo- ten, wasserfluͤssen, weidtneien, leinpfaden, inseln, woͤrden, oder saͤnden, folgen, steuern, haͤfen, schiff- farten, ufern und gestaden, bergen und thaͤlern, ebenen ꝛc. Gestalt dann auch der Gebrauch der regalien in Teutschland durch die Reichsgesaͤze, nicht minder durch vertraͤge und gedinge der lan- desherren mit iren landstaͤnden beschraͤnket befun- den wird. In ansehung des Reiches gehoͤret das zoll- LII haubtstuͤck zollwesen, das muͤnz-regal ꝛc. hirher, worin die Reichsgesaͤze zil und mas sezen. § 2093 die eintei- lung der re- galien nach gewissen classen. Die regalien koͤnnen nach gewissen classen be- trachtet werden. Die erste hat die oͤffentlichen landstraßen mit den darmit verknuͤpften und dar- auf zukommenden grechtsamen, z. e. den zoll- oder maut- und geleits-rechten ꝛc. zum gegenstande. Die andre enthaͤlt das postregal, die dritte be- greift die gerechtsamen des regentens in absicht auf die stroͤme, die fluͤsse, meere, seen, gesundbrun- nen, baͤder, ufer ꝛc. welche die wasser-regalien von einigen genennet werden. Die virte be- schaͤftiget sich mit dem postregale; die fuͤnfte mit dem jagd-regale, die sechste mit dem bergwerks- und dem salz-regale, die sibente aber ist dem muͤnz-regale gewidmet, von Justi am a. o. im II ten teile § 108 s. 129 fgg. Zink im grundrisse einer einleitung zu den kameral-wissenschaften im II ten teile § 315 s. 106. § 2094 Die andern regalien, z. e. wind- und luft-re- galien, lehn-regalien, des fisci, aͤrarii, und der- gleichen, uͤbergehen wir mit stillschweigen. Im- mittels sollen die regalien zur wolfart des states und zum nuzen der untertanen abzwecken. Hir- zu gehoͤret eine wirtschaftliche einrichtung und ver- waltung, auch aufsicht. Daher sind bedinten noͤtig. Drei von den zoͤllen oder mauten. Drei und funfzigstes haubtstuͤck von den zoͤllen oder mauten. § 2095 D em landesherrn stehen die gerechtsamen be- aus was fuͤr ursachen ein landesherr zoͤlle fodern mag? nebst der gerichtsbarkeit uͤber die landstraßen, die besorgung der sicherheit auf denselben, auch deren bequeme einrichtung und erhaltung zu. Allermasen aber hirzu mancherlei aufwand erfo- dert wird; ist selbiger berechtiget, auf die ein- aus- und durchfur der waaren, und diejenige, welche sicherheit fuͤr sich oder die waaren haben, nicht minder, welche sich der wege, fluͤsse, wehre, oder bruͤcken bedienen wollen, einen zoll, maut, land-accise, aufschlag, geleits- wege- und bruͤ- cken-wehr-faͤhr-gelt zu legen, wiewohl in Teutsch- land deßfalls auf die Reichs-gesaͤze und gewon- heiten, auch die freiheiten zufoͤrderst zu sehen und ruͤcksicht zu nemen ist. Die maut ist im Oester- reichischen Baierischen und in den gegenden der Donau so viel, als zoll, Frisch am a. o. s. 651 im I ten teile, von Justi am a. o. § 112 s. 133. § 2096 Der zoll und die maut ist eigentlich von dem wovon der zoll eigent- lich abzuge- ben ist? geleits-wege, pflaster- bruͤcken-saͤhre-wehre-ha- fen-gelte unterschiden, in betracht selbiger der Waaren, des vihes ꝛc. halben abzugeben ist; hingegen das geleite fuͤr die sicherheit geloͤset wer- den muß, und das uͤbrige fuͤr den gebrauch der wege, bruͤcken ꝛc. zu erlegen ist. Nichts desto weniger findet man oͤfters, daß der zoll auch von den durchreisenden personen mit wagen und geschirre, oder schiffen, von reitenden, oder farenden juͤden, auch den fußgaͤngern, den packen- LIII haubtstuͤck packentraͤgern, schibkaͤrnern, gefodert werde. F. H. Casselische grebenordnung tit. 35 § 1 s. 85. § 2097 der zoͤlle ein- teilung. Die zoͤlle teilen sich in die zoͤlle, welche auf den haubtstraßen erhoben werden. Alldieweil es aber neben- oder schleifwege gibt, wo man auch an den ort, oder in das amt kommen kan, one die haubt- straße zu beruͤren; so sind auf den neben-wegen die wehr-zoͤlle eingefuͤret. § 2098 was die T. Reichsgesaͤ- ze von den zoͤllen ver- ordnen? Neue zoͤlle sollen inhalts der Reichsgesaͤze, so wenig widerrechtlich erhoͤhet, noch eingefuͤret wer- den, widrigenfalls sie auf die erste summe gesezet werden, als weniger neue zoͤlle eigenmaͤchtiger weise eingefuͤret werden sollen; Reichsabschid 1576 § 118 fgg., Wahlcapitulation Kaiser Franzens I , art. VIII , gestalt die kreis-obersten und staͤnde darum sich erkundigen, auch der kammer-gerichts- fiscal auf die zoͤll-misbraͤuche achtung geben sollen, Reichsschluß vom jare 1671. Ferner kan sich je- der stand, so vil moͤglich seyn will, wider den misbrauch der zoͤlle selbst helfen, wahlcapitulation art. VIII § 16, Osnabruͤckisches fridensinstru- ment art. VIII § 1. Unterdessen sind die zoͤlle im vorigen jarhundert in manchen landen wegen ver- aͤnderten wehrte der muͤnze erhoͤhet worden, wel- ches der von Leyser t. VI der meditat. ad π. s. 1151 billiget. Jedoch wird denen landsassen, wel- che mit dem zolle belenet sind, die erhoͤhung des zolles, und gebung der gedruckten zoll-zeichen nicht, wohl aber ein zollstock, mit dem landesherrlichen und der unterschrift: hier giebt man den von N. den zoll, verstattet. Wer mit den zoͤllen belenet ist, hat ausser dem land zolle, auch den wasserzoll, z. e. von den schif-holz-floͤssen, Boͤh- mer von den zoͤllen oder mauten. mer consil. 29 t. II s. 134, davon der zoll nach den wagen schussen gerichtet wird. § 2099 Zum abbruche der zoͤlle sollen die fuhrleute und die fuhrleu- te und han- delsmaͤnner sollen keine abwege zum abbruche der zoͤlle nemen. handelsmaͤnner sich aller verbotenen um- und ab- wege enthalten, F. Hessen Casselische grebenord- nung tit. 35 § 4 s. 86, bei strafe der confiscation, kaiser Josephs commercien-ordnung vom jare 1705 § X s. 115 im IIII ten teile der neuesten ausgabe von den Reichs-abschiden, Kur-Braunschweig-Luͤne- burgischer landesordnungen IIII ter teil, cap. VI s. 433, Bremische verordnungen s. 110, s. 111. § 2100 Alles, was des gewerbes und gewinstes halben was fuͤr zoll- bar zu ach- ten ist? verfuͤret wird, ist fuͤr zollbar zu halten. Dafern etwa zugvih, welches schlachtbar ist, fuͤr dises nicht verkaufet wird; so haͤlt man in zweifel sol- ches vih nicht fuͤr schlacht-sondern zug-vih; wo naͤmlich jenes hoͤher in zolle stehet, als dises, wie z. e. im Brandenburg-Culmbachischen. § 2101 Denenjenigen, welche den zoll entrichten, ist was die zoͤll- ner zu beob- achten ha- ben? ein zollzeddel vom zoͤllner zu behaͤndigen, darnebst haben die zoll-erheber die zolltafeln in iren stuben anzuheften, damit ein ieder wisse, was er geben muͤsse. Nicht minder sind zollbreter an den oͤf- fentlichen strasen anzuschlagen, fuͤrnaͤmlich wenn keine herrschaftliche bestaͤndige wonung fuͤr den zoͤllner vorhanden ist. Diejenige, welche zollstra- fen anzeigen, haben einen drittel davon zu erwar- ten, besage der F. H. Casselischen grebenordnung tit. 35 § 7 s. 86. § 2102 Derjenige, welchem das zoll-regal zustehet, ist die gerecht- samen des zollregals. berechtiget, zollstaͤtten zu dessen behufe anzulegen, selbige mit guten, getreuen, des lesens, schreibens H h h und LIII haubtstuͤck und rechnens wohl erfarnen leuten zu besezen, sie irer verrichtungen halben zu instruiren, und zu verpflichten, Johann George Scopps einlei- tung zum amts-verwaltung- und berechnungen ei- nes dorf- und landbeamtens, Nuͤrnberg 1756, 4 s. 135 fgg. zu vermeidung des betruges, so wohl unterschleifes verfuͤgungen, auch verordnungen zu treffen, und die uͤbertreter behoͤrig zu strafen, Reichsabschid vom jare 1530 § 92, Saͤchsisches landrecht II , art. 27, Coler decis. 190, Carpzov P. III const. 41 def. 15. Nicht minder vermag selbiger die zoll-anstalten und einrichtung der zoͤlle durch gesaͤze zu bestimmen. § 2103 was zollfrei ist? Was im lande gezogen ist, und jemand entwe- der in die stadt zum markte bringet, auch zur haus- haltung, oder bauwesen gehoͤret, das ist zollfrei; imgleichen der hausrat, auch die buͤcher und der wein dessen, welcher aus dem lande in ein anders zieht. Der fuͤrwand: ja, wenn die sachen mit eigenem geschirre gefaren werden; alsdenn sind sie zollfrei, haͤlt den stich nicht; immaßen der, welcher ums lon faͤret, und den zoll entrichten soll, disen dennoch wieder fodert, und also die zollfreiheit ver- eitelt wird. § 2104 ob die Reichsstaͤn- de vom fuͤr- sten-gute zoll geben muͤssen? Ob die Reichsstaͤnde gegen einander vom fuͤr- sten-gute, das ist, was ein landesherr zu seinem hof- und krigesstate bedarf, zoll zu entrichten schul- dig seynd? ist eine bestrittene frage. Ein Kurfuͤrst- licher hof liße neues gewehr fuͤr die regimenter ho- len. Zwene hoͤfe hatten einen zoll gemeinschaft- lich. Der gesamte zoll-beamte erhilte von einem hofe den befel: das gewehr frei passiren zu lassen, der andre hof gab ihm auf: den zoll zu fodern. Es ist eine hoͤflichkeit, sagte man. In erwaͤntem falle von den zoͤllen oder mauten. falle aber fand sich, daß ein juͤde die liferung tate. Da fil die zollbefreiung weg. Wo indessen die Rentkammer das kammer-gut kommen laͤsset, so schmaͤcket es nach einer unfreundlichkeit, wo ein Reichsstand von dem andern den zoll fodert, Jo- hann George Neureuter de eo quod iustum est circa exemtionem rerum principum a ve- ctigalibus, Mainz 1748. § 2105 Der Reichsstaͤnde gesandten sind in Reichs- der Reichs- staͤnde ge- sandten, collegial-deputations- und krais-tagen, mit irem farnisse, kuͤchensachen, weine, bire, getraide, vihe und anderer notdurft zollfrei, besage der kaiserli- chen wal-kapitulation art. VIII § 31. § 2106 Die kammer-gerichts-personen sind nach aus- die kammer- gerichts- u. Reichshof- rats-perso- nen sind zoll- frei. weise des Reichs abschides 1654 § 141, und die Reichshofratspersonen, vermoͤge der wal-kapitu- lation art. XXV § 6 aller orten vom umgelte, von der daz, maute, dem zolle, der steuer, oder so ge- nannten trank-steuer frei. § 2107 Wie aber: wenn der zoll verpachtet ist, ob die die verfalle- nen sachen gehoͤren in die rent- kammer. verfallenen sachen dem zoll-pachter? oder dem lan- desherrn zugehoͤren? z. e. es sind so vile omen un- verzolleten branteweins weggenommen worden? diser faͤllet in die rentkammer. § 2108 Wenn die beamten wegen des kundbaren zoll- was wege n des wegge- nommenen vihes vor- zunemen ist? unterschleifes vih in arrest nemen; ist dises nicht lange stehen zu lassen, sondern in acht tagen zur ersparung der fuͤtterungs-kosten zu versilbern. Dafern aber die angebliche zoll-schalkheit zweifel- haftig waͤre, und der angeschuldigte zoll-uͤbertreter im lande angesessen ist, oder vorstand geleistet werden will, sind die waaren, oder das vih loszu- H h h 2 geben, LIII haubtstuͤck geben, widrigenfalls muß der beamte fuͤr die ko- sten und den schaden haften. Imgleichen wo sich iemand des zolles halber meldet, der zollschreiber hingegen die sache fuͤr zollfrei erklaͤret, der zollbe- reiter aber den arrest verhaͤnget (§ 2033) und die rentkammer sein verfaren billiget; so stehet der zollschreiber fuͤr den schaden. § 2109 die zollver- schleife sind scharf zu strafen. Wider die zollverschleife, oder uͤbertreter, muß alle schaͤrfe vorgekeret werden. Man haͤlt daher zoll-bereiter, leget schlagbaͤume an, welche beson- ders bei nachtzeiten versperret werden koͤnnen. Scopp am a. o. s. 146 fg. § 2110 wo der zoll abzugeben ist? Bei ieden amtes ersten zollstaͤtte, welche beruͤ- ret wird, oder auch beim orte des antribes des vihes, oder der abfure, muß der in der zollrolle enthaltene zoll entrichtet werden, F. H. Casseli- sche greben-ordnung tit. 35 § 1. Von der alten zise, der heutigen accise und licent. § 2111 woher die accise zu lei- ten ist? und deren ein- teilung. Von den zoͤllen sind die accisen unterschiden, welche auch licent, impost, aufschlaͤge, schniz ꝛc. genennet werden, Reichsabschid vom jare 1576 § 118 wal-kapitulation art. VIII § 11 § 12 § 17 § 31. Sie werden von accido, accisus, vom beschneiden des gewinstes bei den eingefuͤrten waa- ren und victualien zum besten des gemeinen wesens also genennet. Daher auch die accise in der Schweiz, in den Graubuͤnden der schniz heisset, Frisch im Teutsch-Lateinischen woͤrterbuche im I ten teile s. 5. Man verstehet unter dem worte: accise von den zoͤllen oder mauten. accise diejenige oͤffentliche abgabe, welche der in das land, oder in einen ort gefuͤrten waaren, auch anderer sachen halber, die zum unterhalte dinen, und verzeret werden, erleget werden muͤs- sen (1510). Im ersten falle wird sie land-accise, im andern falle aber consumtions-accise genennet. Man hat auch kammer-accisen, Kur-Braun- schweig-Luͤneburgischer landesordnung im IIII ten teile cap. V s. 69 s. 73 s. 206 und cap. VII s. 1 fgg. § 2112 Im jare 1458 wurde von den Saͤchsischen land- wenn die Saͤchsische zise aufge- kommen ist? staͤnden die zise bewilliget, naͤmlich daß alles frem- de und einheimische kaufmannsgut, auch gebraue- ten bire mit einem gewissen gelte versteuert wuͤr- den, imgleichen die schuster, sattler, rimer, woll- weber und alle andre handwerke, die etwas ver- kaufen, den dreißigsten pfennig vom geloͤseten stuͤ- cke zur zise erlegen sollten, Weckens beschreibung der stadt Dresden s. 439 fg. Im jare 1469 wurde auf dem landtage in Sachsen das ungelt, umgelt, ohm-gelt, oder die zise vom bire einge- fuͤret, und der bir-zehnte, auch tranksteuer ge- nennet, Weckens beschreibung der stadt Dresden s. 440. Das haus, worin die zise gelifert ward, nannte man die zeise, dergleichen haͤuser noch in manchen staͤdten uͤbrig sind. § 2113 Die accise muͤssen sowohl fremde, als auch wovon die accise erle- get wird? einheimische von auswaͤrtigen, auch inlaͤndischen beweglichen sachen und waaren erlegen, Zinkens grundriß der kameral-wissenschaften, im II § 707 fgg. F. H. Casselische greben-ordnung tit. 36 § 2 tit. 37 s. 88 fg. H h h 3 § 2114 LIV haubtstuͤck § 2114 die strafen der uͤbertre- ter sind des- falls unter- schiden. Diejenige, welche die accise fuͤrsaͤzlich hinter- gehen, und nicht erlegen, sind behoͤrig zu bestra- fen, welche strafe aber nach den unterschidenen landes-gesaͤzen unterschidlich ist, Kur-Braun- schweig-Luͤneburgischer landes-ordnungen IIII ter teil cap. VII s. 11 s. 39 s. 54, 60 s. 121 fg., My- lius im corpore constitutionum Marchicarum IIII ten bande, III te abt. s. 296 s. 316, 494. § 2115 was der li- ceut ist? Der licent ist so vil, als eine licenz, oder ver- stattung, und bedeutet eine abgabe von einem han- del, der one erlaubniß des landesherrns nicht be- triben werden darf, z. e. brantewein-brennen, und fuͤrs schroten des getraides darzu, Frieslaͤndische tuͤcher, struͤmpfe, ꝛc. verkaufen zu duͤrfen. Vir und funfzigstes haubtstuͤck vom geleits-gelte. § 2116 was das ge- leite bedeu- tet? D as geleite wird entweder fuͤr die gerechtsame einem sicherheit auf den oͤffentlichen straßen wider allen widerrechtlichen angrif zu verschaffen, oder fuͤr die abgabe der reisenden der sicherheit halber genommen. § 2117 ist mancher- lei. Das geleite ist mancherlei. Man hat 1) das fuͤrstliche geleit, in absicht auf die fuͤrsten, und andre standes-personen; 2) das weg- und stras- sen-geleite; 3) markt- und meß-geleit, das hohe und nidere, grose und kleine, schriftliche und le- bendige. § 2118 vom geleits-gelte. § 2118 Das geleit hat aus den ehemaligen ungesitte- woher das geleit sei- neu ur- sprung hat? ten, und rauhen, auch unsichern zeiten Teutsch- landes seine abkunft, welches gleichwol nach dem gestifteten oͤffentlichen landfriden beibehalten wor- den ist. Immittels sollen ungebuͤrliche wider das herkommen, auch alte und neue vertraͤge laufende geleits-gelter aller orten one verzug abgestellet und aufgehoben werden, Wahlcapitulation art. VIII. § XI. XII. § 2119 Die geleitsherren muͤssen denen, welchen sie der geleits- herren obli- genheit. geleit gegeben, wenn sie auf irer geleitsstraße taͤt- lich angegriffen werden, nach gestalt ires schadens, erstattung tun, Reichsabschid 1559 § 34. Ge- stalt dann das geleit nicht versaget werden darf, widrigenfalls strafgebote one clausel deßfalls aus- gebracht werden koͤnnen. Sixtinus de regali- bus, cap. 2. Fuͤnf und funfzigstes haubtstuͤck vom post-regal. § 2120 D as wort post bedeutet einen ort, wo unter- was die post ist? legete pferde stehen; daher schribe man vom Roͤmischen koͤnige Ferdinand: er habe selber viel- mal postiret um den Passauischen vertrag zum stande zu bringen, Cyprians histori der Augsbur- gischen confession s. 227. Die post ist eine oͤffent- liche veranstaltung, wodurch die regirungs-ange- legenheiten, personen, auch was den handel be- trift, und zwar leztere gegen einen leidlichen preiß, an andre oͤrter schleunig fortgeschaffet werden. H h h 4 § 2121 LV haubtstuͤck § 2121 deren gat- tungen, Die posten sind mancherlei. Es sind selbige Reichs- und land-posten. Sie teilen sich ferner in brif und farende. Jene in ordentliche und aus- serordentliche. Dise nennet man estafetten. Die farende sind ebenfalls ordentliche und extraposten. Die leztere gattung kam durch den Franzoͤsischen minister de Louvois, der wegen seiner dicke nicht reiten konnte, auf; immaßen die extraposten vor- her blos im reiten bestunden, und heute zu tage sind sie reitende und farende. Ferner teilen sie sich in ganze und halbe posten. Jene schaffen brife und personen fort, und nemen dergleichen wieder mit zuruͤck. Die halbe ordentliche post bringet solche, gehet aber leer zuruͤck. Dises nennet man auch die halbe postgasse; jenes aber eine ganze. In Boͤhmen sind alle ordentliche posten nach dem alten fuße reitende, stats- und reise-geographi I ter teil s. 24. Doch kann man mit extra-posten faren. § 2122 wie die po- sten in Teutschlan- de aufge- kommen sind? Gleichwie man in Teutschlande nur die reiten- den und farenden botten hatte, welche man die hauder- und mezger-posten nennete; also richtete die universitaͤt zu Paris zum behufe der menge irer studenten reitende posten ein. Dieweil aber die schlafende geschicht-kunde unterm Kaiser Maximi- lian dem ersten wieder erwachete, so traf der Kai- ser Maximilian der I. eine gleiche veranstaltung. Gabriel von Tour und Tassis unternam diß grose werk, die folgende stamm-reihe leget dises vor augen: Roger vom post-regal. Roger de la Tour et Tassis et Valsassina, Kaisers Friderichs des III ten rat, kaͤmmerer u. oberjaͤgermeister. Simon I Anton, seine Nachkommen werden generalpost- meister, in Ungarn, Boͤhmen, u. Oesterreich. Gabriel, wird vom Kaiser Max. dem I. zum gene- ralpostmeister in Tirol ernennet, und † 1529. Franz der IIII te wird vom Kaiser Max. dem ersten zum general- postmeister in den Ni- derlanden bestellet. Roger der II te Johann Baptista, generalpostmeister in Spanien und den Niederlanden, † 1554. David, Kaiser Cars des V ten general- postmeister zu Venedig. Simon, generalpostmeister in Mailand, Phi- lipps des I Koͤni- ges in Spanien. Franz Leonhart kaiserlicher postmeister, wird vom Kaiser Rudolph dem II in den freiherrn stand erhoben, und ist generalpostmeister in den Niederlanden, † 1612. Lamoral II wird vom Kaiser Matthias in den Reichsgrafenstand erhoben, und 1615 mit dem Reichs-erb-general-postamte belenet, † 1624. Die erste postgasse ging demnach aus Rom uͤber Augsburg gen Rheinhausen auf Creuzenach und Bruͤssel, laut berichtes vom jare 1596 bei dem freiherrn von Zech uͤber die Carolinische wal- kapitulation s. 639. Die zwote poststrasse wurde 1580 von Coͤln auf Kreuzenach; die dritte aber im jare 1610 von Rheinhausen nach Frankfurt am Maine; die vierte 1615 vom gedachten Frankfurt auf Leipzig, Hamburg, sodann auf Nuͤrnberg, Prag und Wien angeleget. Ermeldter Leonhart von Taxis, der uͤber 90 jare alt wurde, wird in einem kaiserlichen schreiben von 1611 s. 624 am a. o. general oberster postmeister im Reiche, und Lamoral von Taxis kaiserlicher truchses und hof- postmeister genennet. Kaiserliche postmeister wa- H h h 5 ren LV haubtstuͤck ren damalen in Augsburg, Coͤln, Frankfurt und Venedig. § 2123 die Reichs- postmeister werden namhaft ge- machet, Der Kaiser Carl der V bestellete demnach Franzen von Taxis 1543 zum Reichspostmeister. Der Kaiser Ferdinand der I bestellete 1563 Leon- harten von Taxis dazu. Der Kaiser Rudolph der II ernennete Leonharten von Taxis 1595 zum general-obersten-postmeister, besage des Joh. Baptista de Tassis commentariorum de bello Belgico lib. III. und der verfasser der marques d’honneur de la maison de Tassis s. 95, II stuͤ- ckes, der freiherr Lamoral von Tassis stellete 1605 einen revers aus uͤber das general-Reichspostmei- steramt. Der kaiser Matthias belenete disen im jare 1615 damit. Der kaiser Ferdinand der II verwandelte 1621 diß post-mannlehn in ein kunkel- lehn, wie die urkunden beim Luͤnig im Reichs- archive, und beim Schramm in der Saxonia monimentis viarum illustrata s. 237 fgg. erge- ben. Man sehe auch den Francesco Zazzarella della nobilita del Italia, Frirschens electa iu- ris publici cap. XI t. I der opusculorum s. 934 fg. § 2124 samt den besonderen kaiserlichen oberst hof- postmei- stern. Indessen war auch ein besonderer kaiserlicher oberst-hofpostmeister. Im jare 1596 bekleidete der George Puͤhl dise stelle. Hanns Jacob frei- herr von Magno verhandelte 1623 sein kaiserlich- hof-postmeister-amt an Hanns Christophen frei- herrn von Paar, laut urkunde bei dem von Zech s. 651, und im jare 1624 belehnete der kaiser Fer- dinand der II ihn mit dem obersten hofpostmeister- amte, nach ausweise des lehnbrifes beim grafen von Wurmbrand de hereditariis prouincia- rum Austriacarum officialibus cap. XVI s. 103 und vom post-regal. und in dessen collectaneis genealogico-histori- cis s. 333. § 2125 Der Reichsstaͤnde posten halber findet sich im wenn der Reichsstaͤn- de posten, als die Oe- sterreichi- sche, Kur- Branden- burgische, Kur-Saͤch- sische auf- gekommen sind? jare 1569 Johann Baptista baron von Paar des erzherzogen Carls zu Oesterreich oberster hof- und Inner-Oesterreichischer land-postmeister, von Wurmbrand am a. o. s. 98. Von Kur-Bran- denburg meldet der Becmann s. 52 der memo- randorum Francofurtanorum, wasmaßen der kur-fuͤrst Friderich Wilhelm in einem rescripte von 1658 befehle, daß, weiln nun die posten ange- leget waͤren, die acten mit leichten kosten gen Frankfurt an der Oder abgesendet werden koͤnn- ten, von Ludewig in den miscell. T. I lib. II opusc. 5. Im jare 1661 trat das Kur-Saͤchsische post-mandat hervor, laut Luͤnigs codicis Au- gustei t. II s. 1002. § 2126 In den Kur-Saͤchsischen auch Kur-Branden- die Kur- Saͤchsische- Branden- burgische, Schlesische posten sind wohl einge- richtet. burgischen imgleichen den Schlesischen landen hat man fuͤrtreff liche post-anstalten getroffen, Luͤder Menken in systemate iuris ciuilis s. 970 fg., der stats- und reise-geographi VI ter band s. 196- 224, und wegen der Schlesischen posten s. 562 fg. des I ten bandes. Gasser in seiner einleitung zu den oͤkonomischen policei- und kameral-wissenschaf- ten cap. 18 § 1 s. 293 fg. lachet uͤber die Teutschen rechtslehrer, daß sie keinen begrif vom postwesen gehabt haͤtten, wenn sie sich mit dem Reichs-post- amte in einen rechtsstreit eingelassen haͤtten. § 2127 Die erste veranstaltung der posten zweckete zum worauf die erste postan- stalten abge- zwecket ha- ben? behufe der Italienischen und Niderlaͤndischen sta- ten des erzhauses Oesterreich ab. Die rent-kam- mer-wissenschaft war im XVI ten jarhundert so unbe- LV haubtstuͤck unbekant, als die lehre des statsrechtes der Reichs- staͤnde unvollkommen. Nach den zeiten des west- phaͤlischen fridens, gewann die landes-hoheit eine ganz andre gestalt, die staͤnde erlerneten iren um- fang kennen. Man sahe die mißbraͤuche und die unvollkommenheit des postwesens ein, und nam wahr, daß das postwesen der landeshoheit anklebe. Die Oesterreichische, Tirolische, veranstaltungen namen die uͤbrigen staͤnde als einen finger-zeig und eine erklaͤrung an, wie die Reichs-belehnung zu verstehen sei. § 2128 worauf die postveran- staltung sich gruͤndet? Die postveranstaltungen gruͤnden sich auf das hohe recht, und die gewalt der landesherren uͤber die landstraßen, imgleichen auf die befoͤrderung der wolfart des landes, sintemal ein landesherr alles thun kan, was zu seines states nuzen und bequemlichkeit gereichet; iedoch kommet deßfalls viles auf das herkommen und die Reichsgesaͤze an, gestalt solches die beschraͤnkung des boten-wesens, der land- und Reichsstaͤdte, inhalts der wahlca- pitulation art. 29 § 3, 4 belehret; von Cocceji disp. de regali postarum iure im II ten teile s. 188 fgg., Ockel de regali postarum iure electorum principumque imperii. Der regent bestimmet die postwege, die zeit, den lauf der posten, das postgelt, und erteilet die freiheit in seinen landen, und den ihm zustehenden posten, welche er dem herkommen nach auch wol in andern landen und orten haben kan, von Justi am a. o. § 126 § 131 s. 151 fgg., Mevius P. I decis. 102. § 2129 was die postbedinten bedeuten? Bei den posten hat man postbedienten und andre personen noͤtig. Unter den postbedinten verstehet man die postmeister, postverwalter, und posthalter, von Beust im postregal T. II sect. VII. vom post-regal. VII. Vor antretung irer dinste muͤssen sie vor- stand leisten. § 2130 Ein postmeister ist: welchem die farende und was ein postmeister ist? reitende post einer gewissen station vom oberpost- amte, oder landesherrn anvertrauet ist, von Beust am a. o. im II ten teile s. 1066. § 2131 Das ober-postamt zu Leipzig bestehet 1) aus woraus das oberpostamt zu Leipzig einem ober-post-director, 2) einem ober-post- commissarien, 3) einem ober-post verwalter, 4) zwenen ober-post-commissarien. Darzu gehoͤ- ren ferner: ein ober-post-kassirer, ein gegenschrei- ber und calculator, zween einnehmer, acht post- schreiber, ein packmeister, vier briftraͤger, vier koffer-traͤger und postboten. Zu Dresden sind bei der post zweene post-beschauer. Zum Leipzi- ger post-stalle gehoͤren: der pachter oder postmei- ster, nebst 10 postilions zum faren und zum reiten. § 2132 Zum boten und landkutschen wesen sind bestel- bestehet? let: ein secretar, ein botenmeister, ein boten-amts- schreiber, zween brif-traͤger und eilf schafner, auch ein general-accis-guͤter-beschauer. § 2133 Die knechte, welche zum faren, oder reiten was posti- lion heisset? bei den posten, gebrauchet werden, heissen posti- lions, oder schwaͤger, welche von den briftraͤgern und wagenmeistern, auch koffer-traͤgern unterschi- den sind. Hirzu muͤssen tuͤchtige, ehrliche und tugendhafte leute genommen werden. § 2134 Auf den ordentlichen postwagen gehoͤren nur wie die post- wagen zu beladen sind? sechs personen. An packereien duͤrfen bei gutem wetter uͤber 14 centner nicht mitgenommen wer- den, LV haubtstuͤck den, F. H. Casselische post-ordnung vom jare 1732 fol. § 17 s. 9 fg. § 2135 wievil ieder reisender frei dabei habe? Jedem reisenden passiren in Hessen nur 50 pf. frei mit zu nemen. In Kur-Sachsen passiren nur 30 bis 40 pfund. Brife und accis-bare waaren darf ein reisender nicht mit nemen, F. H. Casseli- sche postordnung § 22, sondern hat selbige bei strafe der confiscation anzuzeigen. Die postilions duͤrfen heimlich nichts annemen § 23. § 2136 was auf die post gegeben wird, ist an- zugeben. Wer etwas auf die post gibet, muß sagen, was es ist. In schachteln wird nicht gern etwas an- genommen; das gelt muß in leinen tuch doppelt gepackt seyn, und wenn es grose summen von 1000 und mereren thalern sind, sollen sie in faͤs- sern gepacket werden, F. H. Casselische postord- nung § 28, 29, 30, Kur-Braunschweig-Luͤneb. L. O. V ter teil s. 34; von Beust im postregale II ten teile s. 1092 s. 1248. § 2137 die post muß dafuͤr ste- hen. Was der post angegeben wird, dafuͤr muß sie stehen, wenn es im lande durch ire schuld verloren gehet, F. H. Casselische postordnung § 24 s. 12 § 68 s. 27, Kur-Braunschweig-Luͤneburgischer L. O. IIII ter teil cap. 6 s. 370, Christian Fer- dinand Harpprechts disp. de officio magistri postarum quoad restitutionem pecuniae alius- ve rei ipsi concreditae sed amissae, von Hoͤr- nigk cap. XV § 18 fgg., Barth im hodeg. for. s. 771 fgg. § 2138 die postkar- ten sind auszuhen- ben. Die hohe policei sihet dahin, daß die postkar- ten der ankommenden posten oͤffentlich ausgehen- ket werden, um dadurch vile unterschleife der schuldner abzuwenden, welche dadurch verhindert werden, vom post-regal. werden, arreste zu suchen. In Jena duͤrfen kei- ne gelter verabfolget werden, bis der universitaͤts- pedell das arrest buch der post vorgeleget hat. § 2139 Fuͤr die anvertraueten sachen muß an einigen wie lang die post fuͤr die sachen zu stehen hat? orten die post nur ein virtel jar stehen; dahinge- gen der aufgeber die sache richtig anzugeben hat. Als einer der post ein pfund goldes uͤbergab, aus- waͤndig aber es fuͤr ein pfund wachses uͤberschribe; gleichwol das pfund goldes verloren ging; so be- kam der aufgeber ein pfund wachses verguͤtet. Von Nuͤrnberg gingen 500 Louis ď or vermittelst der post gen Hamburg ab. Der aufgeber ein juͤde meldete nur 300 Louis ď or, das paͤckgen ging verloren, gleichwol wurden nur 300 Louis ď or erstattet. Man sehe Gottfrid Barthens hodegetam forensem s. 790 fg., wo die post die zeitungen zu halten berechtiget ist; veruͤbet sie wegen der ruͤckstaͤndigen zeitungs gelter das einbe- haltunas-recht an eingehenden packereien, welches auch bei den uͤbrigen post-geltern angehet, von Rohr in dem haushaltungsrechte s. 1442. § 2140. Die brife muͤssen in wohl verwareten ledernen wie die brise zu verwah- ren sind? beuteln fuͤr der naͤsse im felleisen bewaret werden. Alle brife muͤssen in die post karte eingetragen werden. Gelter und kostbarkeiten gehoͤren nur auf die farende posten. Zu den packeten muͤssen besondere brife geschriben werden, weilen die auf- schrift zu einem paͤckgen leicht durchs reiben unle- serlich wird. § 2141 Die post-taxe darf nicht uͤberschritten, auch die posttaxe darf nicht uͤberschrit- ten werden? alle uͤbermaͤsige beschwerungen der posten sollen abgestellet werden, Osnabruͤckischer fridensschluß art. VIIII § 1, F. H. Casselische postordnung § 74, Kleine LV haubtstuͤck Kleine packetgen und kaufmannswaaren zalen vom pfunde fuͤr 2 bis 3 meilen 1 ggr., von 4 bis 9 mei- len 2 ggr., von 10 bis 15 meilen 3 ggr., von 16 bis 18 meilen 4 ggr. Was uͤber 25 pfund wieget wird nach centner-fracht bezalet; von den gedruck- ten sachen und den kuͤchen-waaren wird nur hal- bes postgelt bezalet, welches auf den brifen zu be- merken ist. Fuͤr ein centner gut zalet man auf 3 meilen 12 ggr., auf 6 meilen 20 ggr. in den F. Hessischen landen. Vom gelt an silber und gold wird gezalet z. e. von 100 thl. fuͤr 3 meilen 2 ggr. von sechs meilen an silber 100 thl. 3 ggr. u. s. w. sihe die Fuͤrstliche Hessische post-taxe; die Kur- Saͤchsische post-taxe findet sich im VI ten bande s. 205 der reise- und stats-geographi. § 2142 wie die bri- fe nach der F. H. Casse- lischen post- taxe bezalet werden sol- len? Von einzeln brifen in und außer landes, wel- che nur 2 meilen gehen, wird 1 albus gezalet, auf 3, 4, bis 9 meilen 1 ggr. Die doppelten brife zalen uͤber dise taxen noch die haͤlfte. Da aber mehr versigelte brife in einem packet sind, und hoͤchstens auf 6 lot anlaufen, werden selbige nach dem gewichte, und zwar von iedem lot so vil, als der einfache brif gibet, bezalet. Die uͤber 6 lot wigen, wie auch große acten packete, welche uͤber 8 bis 10 lote wigen, zalen hingegen nur die haͤlfte. Was aber uͤber 10 lot wiget, zalet den dritten teil. § 2143 imgleichen was die per- sonen beza- len muͤssen? Eine person zalet auf der ordentlichen post fuͤr 3 meilen 18 ggr. inhalts der Fuͤrstlich Hessen-Cas- selischen posttaxe. Extra-posten und estaffetten zalen auf iede meile von einem pferde 8 ggr. Cou- rirs aber von ieder meile fuͤr ein pferd 12 ggr. An trink-gelte zalet man bei den extra-posten von der melle 2 ggr. F. H. Casselische post-ordnung § 52. Fuͤr einen offenen postwagen wird nichts gezalet, vom post-regal. gezalet, hingegen fuͤr eine zugemachte chaise sind uͤber die pferde iede meile 3 ggl. zu erlegen. Das wagen-zehr kostet 6 Kreuzer. § 2144 Auf der ordentlichen farenden, oder so genann- bei der or- dentlichen und extra- post? ten geschwinden post zalet man fuͤr iede meile in Kur-Sachsen 5 ggl. Auf der extra-post werden fuͤr die meile auf iegliches pferd mit 8 ggl. vergnuͤ- get, und stehen zwey und drey pferde in der za- lung gleich. Fuͤr die staffete entrichtet der aufge- ber wegen ieder meile 12 ggl. die 16 ggl. rittgeltes bei der staffete sind abgeschaffet, bei der faren- den extrapost wird fuͤr die Kalesche nichts bezalet. § 2145 Die postilionen muͤssen iren lauf in der gesezten der postilio- nen obligen- heit? zeit bei strafe endigen, wannenher ihnen die stun- den-zeddel gegeben werden, F. H. Casselische postordnung § 26 § 49, von Hoͤrnigk am a. o. cap. XVII, Kur-Braunschweig-Luͤneburgischer L. O. IIII ter teil cap. VI s. 400, an den reffen der postwagen sind eiserne pak-ketten noͤtig. Wie leicht koͤnnen stricke zerschnitten werden? Die po- stilionen duͤrfen keine tegen, noch pistolen fuͤren. § 2146 Der stunden-zeddel gehet dahin, daß die or- was der stunden-zeh- del enthaͤl t ? dentliche post die drei meilen in drei stunden fare. Die extra-post endiget drei meilen in drei stunden. Nach dem courir-ritte gehen drei virtel stunden auf eine meile F. H. Casselische post-ordnung § 48 s. 19 fgg. Faͤllet das courier-pferd, und der rei- sende bleibet hintern postilion, hauet auch dessen pferd nicht, so bezalet er nichts fuͤr den verungluͤck- ten gaul. Ritte der reisende vor, oder noͤthigte den postknecht zum umwechseln seines pferdes, so ist lezteres strafbar, und das verreckte oder zur rohe gerittene pferd muß er verguͤten. J i i § 2147 LV haubtstuͤck § 2147 Der acten halben ist in den koͤniglich-Preusi- schen landen eine gute einrichtung gemachet. § 2148 wie die mei- len bestim- met wer- den? Bei den posten und dessen laufe, nicht minder bey verschidenen andern angelegenheiten richtet man sich nach den meilen. Die meilen bestim- met entweder der landesherr, vermoͤge seiner ober- sten gewalt, oder der gemeine mann sezet solche nach seinem gutduͤnken. Daher werden die mei- len in gesaͤzliche und gemeine eingeteilet, die ma- thematische gehoͤren hirher nicht. Schramm de statuis mercurial. cap. 3 § 5 fg. s. 116. § 2149 die Teutsche meilen sind unterschi- den. In ruͤcksicht auf die Teutschen meilen sind di- selben gar unterschiden. Eine Kur-Saͤchsische meile ist weit kleiner, als eine Hessische. Man hat indessen grose, mittelmaͤsige und kleine meilen. Es ist aber alles ungewiß, z. e. so saget man, eine starke Teutsche meile haͤlt 40 stadien, 5000 schritte, 22500 schuhen 1⅘ stunden. Die kleinen Teutschen meilen bestehen aus 32 stadien, 4000 schritten, 20000 schuhe, oder 1⅔ stunden. Die schwaͤbi- schen und Schweizerischen meilen machen 40 sta- dien und 5000 schritte. Auf die Hessische meile rechnen einige 45 stadien, oder 5625 schritte. Nach dem Leipziger meilen-rechte tut die meile 30 morgen, 1 morgen 60 ruten, eine rute 16 fuße, ein fuß 16 zolle. Sonst hat Sachsen virerlei meilen, die erste betraͤget 60 Morgen, oder 36000 ruten, oder 27000 ellen. Die andre gattung heiset die jagt-meile und tut 11025 ellen. Die dritte meile enthaͤlt 1500 ruten, oder 12000 Dres- denische ellen. Die virte ist die bir-meile und enthaͤlt 2000 ruten, oder 16000 Dresdenische ellen, vom post-regal. ellen, je 8 ellen zur rute gerechnet, Schramm am a. o. cap. III s. 117 fg. zwo kleine meilen machen bald eine poststation aus. Meistens aber tun sie drei meilen, einige zwei und eine halbe meile. Das spruͤchwort von den langen meilen ausser Sachsen ist: die meile hat ein fuchs gemessen und den schwanz zugegeben. § 2150 Das meilenwesen wird bei vilen gelegenheiten wo man das meilen-we- sen brau- chet? gebrauchet, z. e. bei gerichtlichen vorladungen der zeugen, bei den austraͤgen, Reichs-kammer-ge- richtsordnung im II teile tit. 3 tit. 5 § 1, zu den tage- reisen, bei fronen und dinsten, bei dem bann- und zwang-rechte der staͤdte, in absicht auf das brauen, die handwerker auf den doͤrfern, die messen, maͤrk- te, bei den sachwaltern und notarien irer reise-ko- sten halben, Schramm am a. o. § 8, bei bestim- mung des boten-lons, und vilen andern angele- genheiten, Kurfuͤrstlich-Braunschweig-Luͤnebur- gischer landesordnungen im II ten teile cap. II s. 179, 487, 566, 567, 589. So vil von dem meilen-wesen. Nunmehr gehen wir wieder auf das postwesen zuruͤck. § 2151 Die postbedinten haben die zu rechter zeit geli- die brife und sachen sind auf den posten behoͤ- rig fortzu- bringen. ferten brife und sachen mit der ersten post fortzu- schaffen, widrigenfalls sie einer strafe, auch der schadens-ersezung gewaͤrtig seyn muͤssen, F. H. Casselische postordnung § 62. § 2152 Das post-gelt ist baar zu erlegen, und wird das postgelt muß baar erleget wer- den. Wie die ange- kommenen sachen zu be- haͤndigen, nicht geborget, F. H. Casselische postordnung § 70. Es darf aber nicht uͤber die gebuͤre gefo- dert werden § 73. Die mit der post angekomme- ne brife und sachen werden den fuͤrnaͤmen perso- nen durch die postdiner, oder briftraͤger in das J i i 2 haus LV haubtstuͤck auch bekañt zu machen sind? haus gebracht, oder durch die post-charte bekannt gemacht, § 65, 67, von Hoͤrnigk c. XV th. 32. § 2153 wie es mit den brifen zu halten ist? Die brife, welche ire behoͤrige aufschrift nicht haben, oder schmaͤhehaft sind, sollen nicht ange- nommen werden, von Beust T. II s. 486 fgg. und brauchen auch nicht abgeloͤset zu werden, von Cocceji am a. o. cap. 4 § 9. Aufgegangene und zerribene brife, oder packete sind von den postbe- dinten in gegenwart einiger zeugen wieder zu ver- wahren, F. H. Casselische postordn. § 30 § 66. Der landesherr mag wohl zu gewissen zeiten ver- ordnen, daß die brife nicht versigelt werden, oder wenigstens solche zuvor den postbedinten vorgezei- get werden. Nicht minder koͤnnen verdaͤchtige brife aus rechtmaͤsigen ursachen von der oberkeit aufgebrochen und gelesen werden, Joh. Wilh. Gadendams disp. de resignatione litterarum alienarum licita, Erlangen 1744 § 5 s. 8 fgg. § 7 s. 15 § 8 fgg. Jeweilen moͤgen solches auch andre personen rechtlich unternemen § 9 fgg. § 2154 wofuͤr der postbedinte nicht stehet? Fuͤr den raub und dibstal, auch den unversehe- nen zufall, stehet der postbedinte nicht, F. H. Casselische postordnung § 24, Hoͤrnigk cap. XV th. 18. § 2155 was bei nachtzeiten bei den po- sten beob- achtet wer- den kan? Gleichwie uͤbrigens bei nachtzeiten von den ref- fen der postwagen sachen leichtlich abgeschnitten werden koͤnnen; also ist, wie oͤfters bei extra- posten geschehen, daß ein hund hinten auf dem packsacke an eine kette liget, auch dises bei den ordentlichen postwagen entweder zu beobachten, oder die packerei in eine verdeckung zu bringen. § 2156 vom post-regal. § 2156 Bei der pest-zeit hat ein postbedinter dahin zu auch bei pestzeiten den postbe- dinten obli- get? trachten, daß durch seine vorsichtigkeit allem be- sorglichen unheil bei den posten abgeholfen werde; wannenher entweder der brif-wechsel an solche oͤr- ter gaͤnzlich unterbleiben muß, oder bei deren fort- sezung durch gehoͤrige gegenmittel, allem uͤbel vor- zubauen ist, von Rohr im haushaltungs-rechte, XI ten buche, V ten cap. § 5 s. 1441. § 2157 Der size halber ist der postbrauch: wer mit von den si- zen auf den posten und den reisen- den. einer post angekommen ist, hat den vorzug, her- nach waͤlen diejenige ire plaͤze, welche am ersten bezalet haben, F. H. Casselische postordnung § 16, Kur-Braunschweig-Luͤneb. L. O. IIII ter teil cap. VI s. 377; die reisende duͤrfen auf den post- wagen keinen toback rauchen, auch keine grose hunde mit sich darauf nemen, F. H. Casselische postordnung § 15, von Beust am a. o. T. II s. 66, Mylius im Corp. constit. March. IIII ten ban- de I abt. s. 1066. § 2158 Derjenige, welcher auf der post sich befindet, die personen und sachen auf den po- sten haben freiheiten. auch die sachen, haben ansehnliche freiheiten, in betracht selbiger one erhebliche ursachen in verhaft nicht genommen, oder arretirt werden soll, F. H. Casselische postordnung § 58, von Beust T. II s. 199. § 2159 Die ausserordentliche posten bezalen das faͤhr- wiefern die posten vom faͤhr-sperr- gelt frei sind? sperrgelt, wovon die ordentlichen frei sind, F. H. Casselische postordnung. § 2160 Die posten, post-haͤuser, postbedinte, postili- der posten, posthaͤuser, postbedin- ten, postili- ons vor- ons haben ire vorrechte und freiheiten. Dise sind entweder allgemeine, oder besondere. Unter die J i i 3 ersten LV haubtstuͤck rechte und freiheiten. ersten werden gerechnet 1) die oͤffentliche sicher- heit, 2) daß selbigen alle andere wagen auswei- chen muͤssen (§ 2043), 3) die oͤffnung der thore, schlagbaͤume, imgleichen deren uͤberfahrt uͤber die fluͤsse, 4) daß die postilions mit iren pferden, wenn sie leer zuruͤck gehen, vom sperrgelte, oder bruͤcken- auch faͤhrgelte frei sind, im hinwege aber die reisende solches zu erlegen haben, 5) daß die postilions schulden und geringer verbrechen halber nicht arretiret werden duͤrfen, auch die execution auf dise und das geschirr nicht verhaͤnget werden soll. Bei groben verbrechen moͤgen die postilio- nen wohl in verhaft genommen werden, iedoch one abbruch und verschub der posten, Mylius im corpore constit. March. T. IIII Abt. I s. 982. § 2161 Die besondern freiheiten hangen teils von den verlihenen privilegien, teils von den eingefuͤrten gebraͤuchen und gewonheiten, teils von dem blosen willen und der verguͤnstigung des regentens ab. Sie gehen entweder auf das posthaus, die perso- nen, oder die pferde, wege, faͤhren und bruͤcken, haber, heu und streu, von Hoͤrnigk cap. XVIII th. 2, 6, Ockel am a. o. cap. 6 th. 4, von Beust T. II s. 1191, Kur-Braunschweig-Luͤneburgi- scher L. O. III ter teil, c. III s. 141, IIII ter teil c. 6 s. 352 s. 409. § 2162 Die posthaͤuser haben burgfriden, sind von der contribution, steuer, der einquartirung frei, F. H. Casselische postordnung § VII, VIII; die post- meister, postbedinte, postilions duͤrfen nicht be- eintraͤchtiget, noch gemishandelt werden § 9, de- rohalben die postilionen ire hoͤrner, in dem gewoͤn- lichen cordon, auch ire livree mit schild und wap- pen haben sollen. Bei unbrauchbaren strasen moͤgen vom post-regal. moͤgen die posten sich der neben und feldwege be- dinen, und wenn ihnen ein pferd faͤllet, koͤnnen sie die naͤchsten pferde der bauern, oder buͤrger darzu gebrauchen, immassen dann auch die be- nachbarte bauern und buͤrger auf verlangen gegen empfang des voͤlligen postgeltes ire pferde herge- ben muͤssen, von Hoͤrnigk cap. VIII. th. 16, Kur-Braunschw. Luͤneb. L. O. V ter teil s. 35 und im IIII ten teile s. 353 fg. § 2163 Die postbedinte stehen in amtsverrichtungen der postbe- dinten ge- richtsstand. unter dem ober-postamte, oder unter demjenigen, welchem sonst die aufsicht aufgetragen ist. Hin- gegen der uͤbrigen streitsachen halber, z. e. uͤber ligende guͤter, erbschaften und dergleichen, haben sie iren gerichtsstand bei irer ordentlichen oberkeit, F. H. Casselische postordnung § III, IIII , Kur- Braunschweig-Luͤneb. L. O. im IIII ten teile cap. 6 s. 370 fg. § 2164 Von den posten werden die landkutschen und der landes- herr kan uͤber die landkutschen allein geba- ren. boten unterschiden. Ein landesherr vermag allein uͤber die landkutschen zu gebaren, von Beust im IIII ten teile s. 5 fgg. s. 293 fgg., F. H. Casselische postordnung § 42 fgg. Fernere beifuͤgung zur F. S. Gothaischen landesordn. s. 589 fgg., Fride- rich Philippi disp. de rhedis meritoriis vulgo von Land-kutschen, Leipzig 1685. § 2165 Das wort bote hat mancherlei bedeutungen. die boten sind man- cherlei. Man hat oͤffentliche und privat-boten, gerichts- amts- kammer- rats- und andre boten, welche ge- wisse geschaͤfte eines andern zu verrichten uͤber sich nemen, und deshalben von einem orte zum andern geschicket werden. Und dises beschihet entweder gegen bezalung, oder one solche, gestalt das bot- J i i 4 schaft- LV haubtstuͤck schaft-gehen auch unter den dinsten so wohl fronen befunden wird (§ 398, 470), welches iedoch hie- her nicht gehoͤret, anerwogen die rede vom post- wesen und demjenigen, was mit selbigem einige aͤhnlichkeit hat, ist. § 2166 was ein bo- te ist? Die Reichssazungen sprechen ebenfalls vom boten-wesen. Ein solcher bote heiset, der auf seine kosten brife und packereien, auch personen mit oberkeitlicher verguͤnstigung gegen eine gewisse fracht fortschaffet. § 2167 deren gat- tungen, Die boten sind entweder reitende, oder farende, oder gehende, z. e. von Nuͤrnberg gehet die woche einmal uͤber Jena ein reitender bote gen Leipzig. Auf der botenstraße von Jena bis Nuͤrnberg sind nur zwo abwechselungen. § 2168 und eintei- lungen. Die boten bleiben entweder im lande, oder ge- hen ausser landes, z. e. ein bote zihet aus Nuͤrn- berg gen Wien, einer nach Hamburg, einer nach Breslau, einer gen Salzburg, einer gen Stutt- gart ꝛc. Die Leuthaͤuserische kutsche aus Jena faͤret nebst einem frachtwagen zur bestimmten zeit gen Nuͤrnberg, trift zur gesetzten zeit wieder ein, und faͤret von Jena auf Leipzig. Die stadt Coͤln hat der boten halber irrungen mit dem Reichs- post-amte gehabt. Die geschichte ires boten-we- sens von 1578 an, und wie sie auf Andorf, Ham- burg Frankfurt auch gen Brabant, Holl- und Seeland ꝛc. allerlei brife mit pferde und manne umzuwechseln, auch die boten-hoͤrner zu tragen befuget waͤren, erzaͤlen Koͤnigs Selecta iuris pu- blici t. XVIIII s. 230 fgg. Im Kur-Saͤchsischen Kur-Brandenburgischen, auch in Schlesien finden vom post-regal. finden sich ebenfalls kutschen- boten- und amts- expeditionen, stats- und reise-geographi VI s. 220. § 2169 Ein landesherr vermag in seinem lande dasje- ein landes- herr mag das zum ab- bruche der posten gerei- chende bo- tenwesen be- schraͤnken u. verbiten. nige botenwesen, wodurch den posten abbruch und eintrag beschihet, zu beschraͤnken, auch gaͤnzlich zu verbiten, F. H. Casselische verordnung vom 25 maͤrz 1725 und 5ten maͤrz 1753, Menken in sy- stemate iuris ciuilis s. 970 fg., nicht minder die auslaͤndischen kutscher und boten anzuhalten, ire mitgebrachten brife und packeter in die post-aͤmter zu lifern. § 2170 Die zeitungen und deren fertigung sind keine die zeitun- gen gehoͤren nicht zu den posten. zubehoͤrde der posten, sondern dise haͤngen von dem landesherrn ab, welcher auch deren censue anvertrauen kan, wem er will, Fritsch ad Lim- naeum IIII, 8, num. 267, und im disc. de hod. vsu et abusu nouellarum, cap. III § 2, cap. 5, von Ludewig de iure postarum § 24, El. Aug. Stryk de iure nouellarum cap. II. § 2171 Uebrigens kan man sich wegen der poststrei- die schriften vom postwe- sen. tigkeiten aus des Adam Cortrejus obseruatis de regali postarum iure 1710 fol. T. IIII cor- poris iuris publici, und des Christian Leon- hardi scriptoribus et excerptis iuris postarum Leipzig 1710 fol. ersehen; aber nicht laben, noch weniger ersaͤttigen. Thue hinzu: Joh. Heinr. Bocris de reseruato postarum, Caesaris pro- prio, Bamberg 1745, 4. J i i 5 Sechs LVI haubtstuͤck Sechs und funfzigstes haubtstuͤck vom wasser-regale § 2172 wie das wasser be- trachtet wird D as wasser wird entweder nach der natur- kunde, oder der policei, oder nach der rent- kammer-wissenschaft, oder nach anleitung des Teutschen rechtes betrachtet. § 2173 nach der na- turkunde? In betref der natur-kunde haben wir uns dahir nicht zu beschaͤfftigen. Dise leret, daß das was- ser ein durchsichtiger, fluͤssiger und schwerer koͤrper, dessen teile, klein, glatt, laͤnglich, schluͤpferig, und wie schlaͤngelgen sind, welche bestaͤndig uͤber einander herrollen, Hambergers elementa phy- sices. § 2174 des wassers einteilung. Wir bemerken nur nach maasgebung der hy- drologie, oder des wasser-reiches die einteilung in suͤßes und mineralisches wasser. Darunter ist das rinnende und quellwasser das leichteste. Hin- gegen ist das meerwasser am schweresten, mithin traͤget es auch am schweresten, iedoch traͤget wohl ein strom schwerer als der andre. Also traͤget das Mainwasser in seiner art schwerer, als das Rheinwasser. § 2175 wie baͤche, fluͤsse, stroͤ- me, uͤber- schwem- mungen entstehen? Aus dem quell-wasser entstehen baͤche. Vile baͤche machen einen fluß. Aus mereren fluͤssen wird ein strom. Man sehe das hydrographische lexicon aller stroͤme und fluͤsse in Ober- und Nider- Teutschlande 1743, 8, Heinrich Kuͤhn von dem ursprunge der quellen und des grundwassers, Ber- lin 1746, 8, und Scheuchzers natur-histori des Schwei- vom wasser-regal. Schweizerlandes im II ten bande 1752, 4, s. 1-98. Tretten der bach, der fluß oder strom aus iren ufern, so eraͤuget sich eine uͤberschwemmung. Hir hebet sich die fuͤrsorge der policei an; in betracht eine uͤberschwemmung dem platten lande am grase, oder dem wisen- und dem ackerbaue gar zu merk- lichen schaden zufuͤget, die bruͤcken und daͤmme zerreiset. Derohalben als der Ohmfluß bei sei- nen starken ergisungen nicht genugsamen abfluß hatte, indem man im Kur-Mainzischen amte Ame- neburg wider die vertraͤge die alte Ohm mit schilfe und straͤuchern hatte verwachsen lassen, die hisige landesregirung sich 1756 gemuͤßiget sahe, auf die raͤumung und saͤuberung der alten Ohm ernstlich zu dringen. Von dem wasser nach maasgebung der policei. § 2176 Ausser der obsorge wegen der uͤberschwemmun- was des wassers hal- ben bei feu- ersbruͤnsten gen der baͤche, fluͤsse und stroͤme, richtet die poli- cei ire aufmerksamkeit auf den vorrat des wassers, dessen erhaltung, reinlichkeit, gesundheit. Es werden zu dem Ende brunnenordnungen erlassen, roͤhr-brunnen-meister bestellet. Besonders nimmt sie ruͤcksicht auf die feuersbruͤnste. Gehet ein bach beim ort vorbei, so bauet sie, daß er im notfalle an einem orte durch die gassen fluͤsse. Im mangel dessen, oder an bergigten orten sind hir und da wohl verwarete wassergruben anzulegen, wo aber mineralisches wasser zu haben ist, da ge- het dises allen wassern vor, immaßen dessen schwe- re das feuer flugs loͤschet. So bald die Haloren zu Halle mit der sole ankommen; hat das feuer verspilet. § 2177 LVI haubtstuͤck § 2177 zum behufe des trinkens u. kochens, Die policei sinnet auch auf gutes wasser zum behufe des trankes und der kocherei der untertanen, immaßen das wasser nicht allein unumgaͤnglich noͤtig, sondern auch zur gesundheit dinlich ist. Gleichwol eine der haubtobligenheiten der policei darin bestehet, daß sie fuͤr die gesundheit der un- tertanen sorge trage. Das gesunde wasser ver- dinnet das hizige gebluͤt, kuͤlet es ab, machet es fluͤssig; erquicket, befoͤrdert die verdauung; sinte- mal es in die speisen im magen eindringet, sie auf- loͤset und verdinnet, die hizige, saure und salzige teile verbessert, den durst loͤschet, und den urin, auch stulgang befoͤrdert, Baͤumter praͤserviren- der arzt s. 429 fgg. Man lobet an Rom, daß dise stadt besseres wasser als Paris habe. Die Reichsstadt heilbronn pranget mit dem reinesten wasser, welches aus einem brunnen vermittels siben roͤren in der stadt springet. Jedoch behaͤlt unter allen gemeinen boͤrnern der zum Schlangen- bade den preis des trinkwassers, Belidors archi- tectura hydr. § 2178 aus was fuͤr ursachen das frische, klare, helle, auch leichte wasser an- zuschaffen ist? Die policei denket auf die anschaffung frischen, klaren und hellen, auch leichten wassers; denn ie leichter ein wasser ist, desto eher gehet es durch die kleineste gefaͤße hindurch, und duͤnstet auch durch die schweisloͤcher wieder hindurch, Kruͤ- gers natur-lere I , § 164. Bei einguͤssung dessel- ben ins glas muͤssen die perlen in die hoͤhe steigen. Die policei verbitet den gebrauch truͤben, dicklich- ten, auch solchen wassers, das einen saz nach sich laͤsset. Wegen der wasserleitung in einen ort, lenket man das augenmerk an einen berg, woraus wasser quillet. Je steinigter und sandigter das erdreich der quelle beschaffen ist; desto gesuͤnder ist diß vom wasser-regal. diß wasser. Stehet die quelle gegen morgen; so ist sie noch besser. Die haͤrtigkeit des wassers verliret sich durch den lauf in den roͤren. Die quelle heisset eigentlich ein born. Disemnach ist der born ein quellwasser, daraus man entweder wasser schoͤpfet, oder es daraus leitet. § 2179 Die boͤrner sind in ansehung der eigenschaft des die eintei- lungen der brunnen. wassers unterschiden. Man hat bitter- sauer- ge- sund-brunnen, warme quellen, welche man zu baͤdern gebrauchet. Hirnaͤchst werden sie nach irer natuͤrlichen lage, oder dem daruͤber aufge- fuͤhrten gebaͤude, auch nach dem eigentume und gebrauche in natuͤrliche und kuͤnstliche, gegrabene, plump- zih- roͤhr-brunnen und fontainen, wasser- kuͤnste, oͤffentliche, gemeine und eigene brunnen eingeteilet. Johann Bernhard Frisens disp. de iure fontium. Von der roͤren-leitung. § 2180 Die roͤren-leitung ist eine zusammenfuͤgung ver- was die roͤ- ren-leitung und die roͤ- ren sind? schidener roͤren. Dise sind aushoͤlungen verschi- dener zur wasser-leitung dinlicher sachen. Denn die roͤren werden von holze, eisen, bleie, done ꝛc. gefertiget. Man leget sie in die erde, um das wasser von einem hoͤhern orte in einen etwas nidri- gern zu bringen. Nach der groͤse des wassers richtet sich die innere weitung der roͤren, z. e. 1, 2 bis 12 auch merere zolle; wie es die menge des wassers erfodert. § 2181 Eine hoͤlzerne roͤre hat die laͤnge von 10 bis 15 wie deren zusammen- fuͤgung be- schihet? fußen. Sie werden vermittelst eiserner buͤchsen zusammengefuͤget. Dise sind weiter, als die muͤn- LVI haubtstuͤck muͤndung der roͤren, und haben scharfe raͤnder, daß, wenn sie um die muͤndungen zwischen zwoen roͤren angesetzet, die roͤren aber mit schlaͤgeln von holze an einander getriben werden, die buͤchse zu beiden seiten das holz ergreife, und dise mit ein- ander verbinde. § 2182 welches die besten roͤren sind? Die besten sind die eisernen roͤren, oder die von done bei den trink- und koch-wassern. Jene sind drei schuhe und etliche zolle lang. Man stecket sie in einander. Das dinne ende wird mit gekitte- tem werke umwunden. Die befestigung kan auch mit schrauben beschehen, wenn sie kraͤnze an den enden haben, worin die schrauben eingreifen koͤnnen. § 2183 wozu die spuntloͤcher dinen? Die spunt- auch luft-loͤcher sind bei den roͤren nicht zu verabsaͤumen. Das spunt- loch dinet zur reinigung der roͤren vermittelst der schleim-rute. Dise bestehet aus langen gespaltenen und mit den enden zusammengebundenen staͤben, in der staͤrke der schwachen boͤttiger-reife. Die luft-loͤcher sind, daß, wann bei eintrettung des wassers in die roͤren, luft mit einschleichet, solche nicht noͤtig habe, durch das ganze roͤrwerk mitzugehen, mit- hin dises sotane luft nicht beschaͤdigen koͤnne, son- dern bald ausgehen koͤnne. Jedoch muͤssen die luftloͤcher so angeleget werden, damit das wasser dadurch nicht hervordringe. Daher man be- sondre perpendicular-roͤren daruͤber aufstellet, Penthers baukunst I s. 133. § 2184 was fuͤr per- sonen zur wasserlei- tung gehoͤ- ren? Zur wasserleitung gehoͤren ein bornmeister, ein roͤrenmeister und zur winterszeit ein waͤchter, da- mit das wasser vor eintritt in die roͤren nicht ge- frire. Disemnach ist der waͤchter nicht sowol bei der vom wasser-regal. der quelle, daraus das wasser in die roͤren tritt, als vilmehr bei dem brunnen, woraus das wasser durch die roͤren in den kumpf, oder wasser-behaͤl- ter tritt, ( fontaine à coupe ) ist ein waͤchter noͤ- tig, damit an den in die hoͤhe steigenden roͤren, das wasser nicht einfrire. Jedoch muß der ein- tritt des wassers in die roͤre an der quelle bei har- tem froste auch taͤglich besichtiget werden. Der erste muß die wasserkunst verstehen, und von ei- nem mathematiker vorher in seiner wissenschaft vor der bestellung zu disem dinste gepruͤfet worden seyn. Wo man keine eiserne, oder bleierne, auch toͤpfer- ne roͤren hat, wird ein kleines holz-magazin nebst einem bohr-gewoͤlbe erfodert. § 2185 Ist die wasserleitung zu kostbar, faͤllet man was bei gra- bung eines brunnens zu beobachten ist? aufs graben eines brunnens. Hir wird ein stei- nigter, oder sandigter ort erwaͤlet. Die ausraͤu- mung und die einwerfung etwas salzes ist nicht zu verabsaͤumen; gestalt hirdurch das wasser gereini- get und fuͤr der faͤulniß bewaret wird. § 2186 Ob zwar die brunnen zu graben einem ieden was bei gra- bung der brunnen zu besorgen ist? auf dem seinigen nachgelassen ist, auch dises im august und september zu beschehen pfleget; imma- sen, wenn alsdann sich wasser zeiget, man einer bestaͤndigen quelle zu gewarten hat; dennoch ni- manden verstattet ist, des nachbars gebaͤude und dessen eckposten, oder eckbande zu nahe zu kommen, allermasen die grabung an demselben ein weichen des brunnens von wegen des druͤckens oder der last des gebaͤudes verursachet. Daher der gegrabene brunn weichet und die last des gebaͤudes folget, mithin der einfall des gebaͤudes verursachet wird. Schilter exerc. 19 § 17, Frise am a. o. § 23 fgg. § 57. § 2187 LVI haubtstuͤck § 2187 die brunnen sind fuͤr der unreinig- keit zu ver- waren. Fuͤr der unreinigkeit muͤssen die brunnen und boͤrner durch enge gitter verwaret werden. An- benebst sind die roͤren also zu fuͤren, damit weder das wasser in den roͤren gefrire, noch bei nassen wetter die feuchtigkeiten aus den heimlichkeiten weder an den wasser-roͤren noch uͤber denselben herfluͤssen. Belidors architectura hydraulica, oder die kunst das gewaͤsser zu den verschidentlichen notwendigkeiten zu leiten, Augsburg 1740 und 1748 in 2 baͤnden, fol. Die ausraͤumung und salzung derselben muß jaͤrlich zu etlichen malen be- schehen. Wasch- oder anderes unreines wasser darf in keine trink- oder kochquelle bei nachdruͤckli- cher strafe gebrauchet werden. Dergleichen ist auch vom zihbrunnen zu sagen. Es ist aber ein zihbrunn eine quelle, woraus das wasser auf vor- gehendes graben und einfassung desselben, durch arbeit gebracht werden muß. § 2188 worauf bei dem roͤren- wasser zu se- hen ist? Bei dem roͤr-wasser ist eine richtige einteilung nach loten zu sezen. Immittels ist in die privat- brauhaͤuser nichts abzugeben, bis die oͤffentlichen springbrunnen versehen sind. § 2189 wozu die brunnen- zirraten di- nen? Zur verschoͤnerung einer stadt gehoͤren die kost- baren brunnen-zirraten, die man zu Nuͤrnberg und Augsburg sehen kan. Jene hat Doppel- maier im werke von den Nuͤrnbergischen mathe- matikern und kuͤnstlern beschriben. Belidor am. a. o. § 2190 wenn pump- brunnen an- geleget und verbauet werden moͤ- gen? Dafern der brunn ein hartes wasser fuͤret; so gehet es wol an, eine pumpe anzulegen und ihn zu verbauen. Ist hergegen das wasser weich und matt, so wird das wasser durchs zubauen verdor- ben; vom wasser-regale. ben; weiln man ihm den einzug der frischen luft benimmt; folglich wuͤrde die anlegung einer pum- pe hir unschicklich fallen. § 2191 Allermaßen zum trink-wasser keines besser, als das regen- wasser ist zum trinken gut. das aufgefangene regenwasser ist; so hat die policei zur auffassung des regenwassers veranstaltungen vorzukeren. Der prinz Eugenius von Savoyen hat alle gattungen der wasser zum tischtrunke pruͤ- fen lassen, keines aber besser, als das regenwasser befunden. § 2192 Jedoch ist das regenwasser im mai und som- welches am besten ist? mer von den unreinigkeiten am meisten gesaͤubert. Der fuͤrwand, als ob das maͤrz-regenwasser das haͤrteste sey, ist unerfindlich. Denn sein geschmack ist scharf und schwer, welches von den schnee-teil- gen herruͤret; da hingegen das mai- und sommer- regenwasser hell, rein, klar und leicht ist. § 2193 Im fall der not findet nur das fluß- und morast- wie schlech- tes wasser zum trinken zubereitet werden kan? wasser zum trinken, oder kochen statt. Truͤbes fluß- und morastiges born-wasser muß vorher ent- weder abgekochet oder durch ein tuch geseiet wer- den, ehe dasselbe verbrauchet wird; die abkochung mit dem nuͤsse- oder fenchel samen ist auch fuͤrtraͤg- lich. Oder man leget eine kruste brodes, oder ein stuͤck meer rettiges hinein. § 2194 Sind die boͤrner und brunnen zu kalt; so ent- das wasser ist nicht all- zu kalt zu trinken. stehen aus dem jaͤhen trinken gar beschwerliche krankheiten, als die doͤrr- und wassersucht, ent- zuͤndung der lunge, seiten-stechen, magen-druͤcken, erbrechen ꝛc. Derowegen den untertanen durch dinliche fuͤrstellung vermittels der land-aͤrzte zu K k k tun LVI haubtstuͤck tun seyn will, damit ein erhizter mensch nicht so gleich kalt trinke, Baͤumler s. 438. § 2195 wer zum rbren- und brunnen- bau beizu- tragen hat? Zum oͤffentlichen und gemeinen brunnen- und roͤren-bau muß, im mangel der gemeinen einkuͤnf- ten ein ieder beitragen, Frise de iure fontium § 36, 37, Mevius P. IIII decis. 128. Selbiger darf nicht behindert, vielweniger die brunnen ver- giftet werden, Frise § 13, § 58. Die zihe-brun- nen mit leiern oder walzen sind zu verbiten; weiln kindern, wo sie dazu kommen, und den eimer an den brunnen bringen, sotane leier den arm leicht- lich entzwei schlaͤget. § 2196 die gattun- gen der pump-brun- nen. Das wasser wird vermittels der pumpen eben- falls in die hoͤhe gebracht. Man hat derselben dreierlei gattungen: pump-werke, saug-werke und druk-werke. Von der lezten gattung ist zu Mar- burg eines, welches aus dem Laͤn-flusse das wasser auf das erhabene schloß treibet. Die gemeineste plumpen bestehen aus einer hoͤlzernen roͤre, welche unten im wasser stehet, und nahe uͤber dem wasser ein feste sizendes ventil; oberwaͤrts in der roͤre aber ein anderes ventil sich findet, das mit huͤlfe eines schwaͤngels, oder hebebaumes auf und nider gezogen wird, die besten gattungen davon hat Wedel in verschidenen anschlaͤgen und kupfern mitgeteilet. Von den baͤdern und gesund-brunnen. § 2197 worauf die policei bei den baͤdern und gesund- brunnen zu denken? Allermasen die baͤder und gesund-boͤrner zur gesundheit der menschen viles beitragen sollen; so muß die hohe policei fuͤr deren erhaltung und der gemaͤchlichkeit der bade- und brunnen-gaͤste be- dacht vom wasser-regale. dacht seyn. Der Scheuchzer hat in der natur- histori des Schweizerlandes s. 332 fgg. des II ten bandes, die zeichen und wunder erzaͤlet, welche die Schweizerische baͤder gewirket haben sollen. Denn es gibt eine gattung aͤrzte, die alles durch den gebrauch des sauer-wassers und des bades he- ben wollen. Da entsprosset aber eine neue not: ob die baͤder mineralische wasser enthalten? oder nicht? Und hir schlaͤget der Scheuchzer am a. o. s. 324 fg. ins geschirr, wenn er dise frage vernei- net und zeiget, was maßen das beruͤhmte bad zu Pfeffers nichts mineralisches enthalte. Zihet man aber einen natur-kuͤndiger zu rate; so erschallet dise antwort: die vermischung des eisens mit dem schwefel gebaͤret eine waͤrme; folglich wird das wasser davon warm. Alldieweil sich nun oͤfters eisen im wasser und schwefel unter der erde antref- fen laͤsset; so muß ein wasser, das eisen bei sich fuͤret, und durch ein schwefeligtes erdreich rinnet, erhizet werden, Kruͤger § 409 am a. o. Also muͤssen im Laͤn-flusse bei Ems nur eisen-adern und schwefel-streifen sich finden; da die ganze Laͤne nicht heiß wird, sondern nur heisse quellen im flusse hervorstoͤßet. Indeß findet man auch kalte-baͤder, Scheuchzer am a. o. s. 293 fgg. Das Toͤpli- zer warme bad fuͤret kies, bergsalz, alaun, erd- pech und ein wenig kalksteines bei sich. § 2198 Man darf auch bei den baͤdern und gesund- auch zu sor- gen hat? boͤrnern auf die neben-dinge der libes- und entbin- dungs-haͤndel nicht verfallen, womit die verfasser zweier buͤcher: die annehmlichkeiten von Langen- Schwalbach, 8, und die annehmlichkeiten des Pfeffers-bades, 8, sich beschaͤftiget haben. Vil- mehr sorget die policei fuͤr das bade-gebaͤude selbst, fuͤr die gemaͤchliche wonung der bade-gaͤste, deren K k k 2 essen LVI haubtstuͤck essen und trinken um einen billigen preis, sodann den zeit-vertreib und die spazir-gaͤnge und farten, Melch. Sebizens beschreibung und widerlegung etlicher misbraͤuche bei dem gebrauche der sauer- brunnen und baͤder, Strasburg 1655, 8. § 2199 was zu ei- nem bade- hause gehoͤ- ret? Das praͤchtige bade-haus zu Cassel in der Aue, welches von incrustirter marmor-arbeit inwaͤndig versehen, ist merkwuͤrdig. Zu einem bade-hause gehoͤren zwene bade-saͤle, deren ieder einen zimlich großen wasser-behaͤlter zum baden enthaͤlt. Er ist mit steinernen treppen versehen, um fuͤglich ins wasser zu gehen. Zwischen den zwenen saͤlen, de- ren einer zum behufe der mans- und der andre fuͤr die weibes-personen dinet, ist ein plaz, worin fuͤr die beiden wasser-behaͤlter drei kessel mit was- ser, und zwar in dem einen kaltes, im andern laulichtes und im dritten heises sich befindet, von welchen man, vermittels dreier verschidener haͤne, dasjenige, welches noͤtig war, in die wasser-be- haͤlter lassen kan. Die erhellung des bades ge- schihet durch das von oben herein fallende licht. Die zeichnung eines Roͤmischen und Grichischen bade-hauses nach anleitung des Vitruvs V , 10, hat Perault in der Franzoͤsischen uͤbersezung mit- geteilet, Penther am a. o. s. 12. Tue hinzu die kupfer-stiche vom bade zu Pfeffers beim Scheuch- zer am a. o. und zwar die VI te und VII te tafel, und das kupfer vom Carlsbade in des Lehmanns merkwuͤrdigkeiten des erzgebuͤrgischen kreises s. 213, auch in Kundmanns seltenheiten der natur s. 15. Die Hessischen baͤder in der grafschaft Kazenellen- bogen und zwar das Schlangenbad und das Em- ser-bad, auch das zu Hofgeismar sind sehr beruͤ- met, die stats- und reise-geographi s. 122, 115 des IIII ten bandes. Vom Wißbade sihe den Wette- vom wasser-regale. Wetterauischen geographum s. 413 fg., vom Em- serbade s. 117 fg., vom Schlangenbade das ge- waͤrmet wird s. 351. § 2200 Von den anzulegenden alleen und spazir-gaͤn- von den al- leen und spazir-gaͤn- gen dabei. gen sihet man die kupferstiche beim Blond s. 65 fg. der gaͤrtnerei, imgleichen von den gehoͤlzen und lust-gebuͤschen s. 80 fgg. Es werden von alleen teils bedeckte, teils offene, teils einfache, teils ge- doppelte angeleget, nicht minder lust-waͤlder ge- pflanzet, Millers Engelischen garten-buches II ten teil s. 467 fg. § 2201 Der gesund-boͤrner will ersagter Miller 1000 wie die ge- sundbrun- nen ent- springen? in Teutschlande zaͤlen. Sie entspringen von einer mischung von vitriol, salpeter, alaun und salze. Die fuͤrnaͤmste sind: der zu Langen-Schwalbach, zu Pyrmont, zu Wildungen und der zu Nider- Selters. Da nun deren gebrauch an der quelle der beste ist; so hat die policei zu sorgen, daß die gaͤste an essen und trinken, wonung und veraͤnde- rung keinen mangel leiden. Es werden kostgeber, weinschenken, und fuͤr die, welche ire wirtschaft selbst fuͤren wollen, eine menge von eß-waren um ein billiges gelt erfodert. Von Langen-Schwalbach sihe den Wetterauischen geographus, und von den uͤbrigen gesundbrunnen nachfolgende schriften. § 2202 Unter den hirher gehoͤrigen schriften hat man die schriften von den ge- sundbrun- nen und baͤ- dern. folgende zu merken: Fab. von Sommer de inuentione, descriptione, temperie, viribus et usu thermarum, D. Caroli IIII imp. Leipzig 1751, 8; Joh. Gottfr. Bergers bericht vom Carlsbade, Wittenberg 1709, 8; Johann Christ. Tillings nachricht vom Carlsbade, Leip- zig 1756, 8: Springsfeld de praerogatiua ther- K k k 3 marum LVI haubtstuͤck marum Carolinarum in dissoluendo calculo vesicae prae aqua calcis viuae, Leipzig, 1756; Jac. Th. Tabernaͤmontani neuer wasser-schaz von allen heilsamen metallischen mineralischen baͤ- dern und wassern, Frankfurt 1605; Ph. We- bers beschreibung des Wisbades, Lud. von Hornigks beschreibung des Wisbades, Pet. Leonhart de Monquentin beschreibung des ba- des zu baden; Joh. Kuffers beschreibung des warmen bades zu Baden; Pet. Wolfart deli- neatio thermarum Embsensium; ebend. be- schreibung der warmen brunnen und baͤder zu Embs, Mar. Weigels beschreibung des war- men bades zu Embs, Joh. Dan. Horsts bericht vom Embser bad, wie auch vom Wiß- und Offe- nauer-bad; Ge. Graseccs beschreibung des St. Peterthals und Griesbacher sauer-wassers; Math. Ramlovs und Ge. Bolmanns beschrei- bung der gesund-brunnen zu Wildungen und Pyr- mont; Joh. Ph. Seips beschreibung der Pyr- montischen gesundbrunnen, Andr. von Keil be- schreibung der Westfaͤlischen sauerbrunnen und baͤder, sonderlich der Pyrmontischen; L. Fr. Ovelguns entwurf der uralten Wildungischen mineral-wasser; Pet. Wolfahrts beschreibung des Hof-geismarischen heil- und gesundheitsbrun- nens; Joh. Conrad Wagners beschreibung des trink- und bade-brunnens zu Hofgeismar; El. Pe. de Beaumont beschreibung des Geismari- schen gesundbrunnens; Joh. Pet. Welkers be- schreibung des Schlangenbades; Joh. Wilh. Sparmanns beschreibung der warmen baͤder zu Toͤpliz; J. Ad. Goͤriz nachricht von dem Boͤh- mischen bitter-wasser; de Beaumont tr. von der notwendigkeit die natur der sauer-brunnen und warmen wasser, sodann der temperamenten und krank- vom wasser-regale. krankheiten zu erkennen, ehe dieselbe verordnet werden. § 2203 Im betreff des Teutschen rechtes, gehoͤren die baͤder und gesund-boͤrner dem landesherrn; wie- wohl daruͤber im hochstifte Luͤttich 1714 gestritten worden ist, von Ludolph symphor. I sp. 459 fgg., die einkuͤnfte aber davon fallen in die rent- kammer, weiln ihr die unterhaltungs-kosten obligen. Vom Reichs wasser-wiger-amte in der Wetterau, und dem wasser-haubtmanne. § 2204 Eine gattung der wasser-policei ist das wasser- wiger-amt. Unter dem kaiser Wenzel wurde ein alt-adelicher, Ludewig Weis von Feuerbach, zum kaiserlichen wasser-wiger auf den Wetterauischen fluͤssen, namentlich der Wetter, der Use und der Nidda, vermittels eines lehn-brifes, bestellet. Dises amt verblibe auch bei den gedachten Wei- sen von Feuerbach, bis der lezte des manns stam- mes der juͤngern lini Wilhelm Weis von Feuer- bach die zeitlichkeit 1545 gesegnete. Und weilen er zwo schwestern verlise, deren die Elisabet an Reinharten von Heusenstamm, und die andre Katharina an Jost Rau zu Holzhausen verheira- tet waren; so entstand des wasser-wiger-amtes halber zwischen disen zwoen schwestern ein rechts- streit, der vom kaiser im jare 1559 zum behufe des Rauen entschiden, und derselbe 1582 mit ermeld- ten amte belenet wurde, ungeachtet die aͤltere lini der Weisen von Feuerbach noch bluͤhete, und 1603 mit Caspar Weisen erst verdorrete. Dieweil K k k 4 unter- LVI haubtstuͤck unterdessen beruͤrter Jost Rau one leibes-erben verstarb, gedihe diß amt an den Reichs-vicekanz- ler von Stralendorf; wogegen sich die Rauen, von Schwalbach und von Heusenstamm, eiferig sezeten; daher angeregter von Stralendorf diß amt 1630 dem Rauen als ein unterlehn reichete, 1660 uͤberlise Albrecht von Stralendorf es den Rauen gaͤnzlich. Die worte des kaiserlichen lehn- brifes von 1664 lauten beim Luͤnig im XII ten bande des Reichsarchives s. 95 also „vnd darzue „die obrigkeith mit dem wasser und weygen auf „der Wetter, auf der Use und der Nidda„. § 2205 von dem flusse: Wet- ter u. Use. Die Wetter, ein kleiner fluß, entspringet in der grafschaft Solms-Laubach, und faͤllet unter Assenheim in die Nidda. Die Use koͤmmt aus dem Nassau-Dillenburgischen und stroͤmet dises fluͤßgen bei Usingen und Fridberg vorbei, wo bei alten Fauerbach es die Wetter aufnimmet. Von der Nied habe ich in den Originibus iuris publi- ci Hassiaci gehandelt. Sie faͤllet ober hoͤchst bei Nidda in den Main. Man sihet einen finger- zeig, wie die kaiser uͤber II feud. 56 bei den min- dermaͤchtigen Reichs-staͤnden gehalten, und sich die straßen- und wasser-gerichte zugeeignet haben. Die Rauen bestellen einen wasser-haubtmann, welcher der wasser richter ist und ein groses sigel fuͤret. Als zwischen den Hessischen und Dorhei- mischen Rauen, welche insgesamt diß lehn vom kaiser tragen, streit entstand: ob dises amt zum gute Dorheim gehoͤre? oder nicht? ist im jare 1751 das rechtliche bedenken der hisigen juristen- facultaͤt dahin gegangen, daß dises Reichslehn dem stammes-aͤltesten gebuͤre; in betracht derglei- chen amtslehne dem geschlechtes-aͤltesten dem her- kommen nach zufallen. Die arten des wasser- wigens vom wasser-regale. wigens zeiget Miller im Engellischen gaͤrtner II ten teil s. 481 fgg. Peter Wargentin hat einen schoͤnen bericht vom wasser-waͤgen dem XIIII ten bande der Schwedischen abhandelungen aus der naturlehre s. 87-99 einverleibet, und die feler der wasser- wiger bemerket. Sonst gehoͤren hirher Johann Christoph Meinig vom nivelliren, oder wasser- waͤgen, Leipzig 1724, 8, Leupolds theatrum machinarum hydro-techn. § 53 fgg. und im theatro static. cap. IIII. Le Febure nouveau traité du nivellement, Potsdam 1752, 4, Pi- cards abhandlung vom wasser-waͤgen, 1749 zu Berlin, 8, und vorher zu Paris 1727, 8, in Fraͤnzoͤsischer sprache. Von der fuͤrsorge der hohen und nidern policei, in ruͤcksicht auf den wasserbau. § 2206 So vile vorteile man von den fluͤssen zihet; eben die fluͤsse verursachen vilen scha- den. so vilen schaden fuͤgen die stroͤme, fluͤsse und baͤche den anligenden zu, bevorab wenn sie steine bei sich fuͤren, mithin reissen, wie die Dille bei Wezlar, und die Laͤne, ehe sie zwo stunden von hir erst in ein ufer tritt. § 2207 Der strom ist ein offener canal, in welchen sich was der strom ist? wie solcher schaden ver- ursachet? das wasser vermittelst eines bestaͤndigen gefaͤlles fort beweget. Der uͤbergroße zufluß, und fuͤr- naͤmlich die strom-engen verursachen die fluten oder uͤberschwemmungen. Doch hat dises so vil nicht zu sagen, wenn nur der strom unter der erde hervorbricht und die schaͤdlichsten corrosivischen salze auf die wisen schlemmet, und dadurch vihi- sche krankheiten erreget, Silberschlag § 12. K k k 5 § 2208 LVI haubtstuͤck § 2208 dem reisen- den strome ist zu begeg- nen. Dem fortreisenden strome ist zu begegnen. Seine kraft ist groß. Ein stein von einem Rhei- nischen decimal-cubic-fuße verliret im wasser 72 pfunde von seiner schwere; folglich werden steine und der sand einen dritten teil leichter im wasser. Das holz ist an sich leichter, als das wasser, Silberschlag § 16. § 2209 worin die grenzen des wassers be- stehen? Die grenzen des wassers bestehen eigentlich nicht im strom-bette, auch nicht in dem ufer, sondern haubtsaͤchlich in der strom-enge. Dise vermeret die geschwindigkeit des wassers. Man sehe den Rhein und die Donau an, wo sie sich durch die felsigten berge zwingen. § 2210 was die strom-bane und die di- rections- lini ist? Ausserdem ist das augenmerk auf die strom-bane zu lenken. Dise ist diejenige richtung, nach wel- cher sich ein strom fortbeweget. Und die lini, wel- che dise richtung bestimmet, heisset die directions- lini . Die ufer sind der grund der abaͤnderung der strombane, Silberschlag § 31, 32. Auch tragen die strom-engen zu sotaner veraͤnderung bei § 35. Doch laͤsset sich die strom-bane auch ge- brauchen zur wegschaffung der schaͤdlichen inseln und sand-haͤger, die sie untergraben muß, nicht minder kan sie die strom-engen aus dem wege raͤu- men helfen, Silberschlag § 40 am a. o. § 2211 worauf hir- bei zu sehen ist? Sorge demnach, damit die directions-lini, ver- mittels des einbaues, oder einer gegen-batteri zum zuruͤck-prallen (reflexion) gebracht werde. Gebe sodann auf die striche der strom-bane achtung; denn dise laufen schneller, als die uͤbrige strom- bane. Des striches muß man sich durch ein an- gelegtes werk bemaͤchtigen. Nimalen aber darf auf vom wasser-regale. auf solches werk die directions-lini des strom-stri- ches mit einem rechten winkel fallen, § 44, I , und ie kleiner der winkel ist, desto leichter prallet der strom-strich zuruͤk. Diß leret das schuͤßen mit einer buͤchse aufs wasser, davon die kugel auf die am ufer stehende scheibe prallet. § 2212 Die strom-arbeit begreift unter andern die an- worin die anhaͤgerung bestehet? haͤgerung , kraft deren man zusaͤze vom lande zu den ufern zu gewinnen suchet. Dabei ist die haubt-regel: lasse die strom-ban unangefochten! was aber ausser diser liget, mag alles angehaͤnget werden. Bei einer flut ist die strom-ban am be- sten zu finden. Die groͤsseren wellen, die lang- sam gehen, machen dieselbe aus. Die krausen brandungen neben solchen gehoͤren nicht zur strom- bane. Dise tritt uns jene gerne ab. Man darf aber zu disem behufe keine zaͤune anlegen, die mit dem strome parallel laufen, weilen diser jene so- dann wegspilet. Der anfang des haͤgers ist stark zu bepflanzen, damit keine insel entstehe. Die reihen muͤssen daher etwas schief gegen den strom anlaufen. Auch beim dauen muß das eiß vor dem haͤger weg. Die bepflanzung des ufers mit korb-waiden ist hoͤchst nuͤzlich, rings um das ufer. Auch leistet eine kleine gegen-batterie gute dinste. Die grenzen des wassers werden stark mit waiden besezet. Nach verrauscheten winter-fluten faͤnget man an zu haͤgern. Ein haͤger haͤlt den fluß rein und tief, Silberschlag § 22 fgg. Von der naͤch- sten strom-enge faͤnget der haͤger an, und zihet bis an die naͤchste strom-enge in gestalt eines ligenden lateinischen ⌓. Man darf sich aber nicht einbil- den, als ob man die uͤberschwemmung eines gar- tens oder einer wise, die am wasser-flusse ligen, vermittels einer am ufer aufzufuͤrenden mauer abzu- LVI haubtstuͤck abzuhalten vermoͤge. Nein! der fluß laͤsset die mauer wol stehen. Jedoch so bald die flut sich zeiget; alsdann quillet das wasser hinter der mauer vor. Solchenfalls wird die uͤberschwemmung eben so groß, als wie keine mauer da war. Zu- geschweigen, daß man dem wasser die abzucht verschaffen muß, deren es vorher nicht bedurfte, sondern wie der strom file, auch die uͤberschwem- mung von selbst abnam. Dise erfarung leret demnach: daß zwar eine flut durch das hervor- quellen sich eraͤuge; iedoch das wasser durch seine vorige quellen sich nicht wieder verliere. Denn die druͤckung des stromes ist weit staͤrker, das was- ser uͤber sich zu stoßen, als die kraft des uͤber- schwemmeten wassers ist. § 2213 die ufer sind zu befesti- gen. Die befestigung des ufers ist nicht zu vergessen. Ein felsigtes und kisigtes. Den von fligendem sande ist nicht zu trauen, imgleichen die von lei- men und staub-erde, auch aller lockeren erd-arten lassen sich beim ersten anfalle fortreissen; das let- tige und tonige liget etwas fester. Ein krummes ufer verdinet ein wachsames auge, wie auch ein hohes, steiles und lockeres. Hier muß man zuvor kommen, und darf den unfall nicht erwarten. § 2214 wie das stei- le ufer zu machen ist? Das steile (jaͤhe) ufer muß schraͤge gemachet werden. Darauf bepflanzet man es mit dornen und wasser-waiden, auch rasen und schilfe. Hat das wasser aber ein ufer, das mit dem strome parallel liget, oder wo es vorwaͤrts ausgebogen, alsdann ist weiter nichts zu tun, als nur das weg- gerissene wieder herzustellen, und es wider den weitern anfall zu befestigen; aber ja nicht mit zungen (bunen). Die luͤcke des eingerissenen schraͤgen parallel-ufers wird mit schutte, steinen, truͤm- vom wasser-regale. truͤmmern von steinbruͤchen und zigel-huͤtten aus- gefuͤllet. Oder man fuͤllet nur die tifen loͤcher einigermaßen an. Das uͤbrige haͤgert man an. Tritt aber der strom ieweilen in die luͤcke des schraͤgen parallel-ufers, alsdann vernaͤtert man dasselbe, doch so, daß es keine ausholung vom was- ser leide, wie sonst gemeiniglich zu beschehen pfle- get. Der anfang wird mit einschlagung starker zaun-pfaͤle beim nidrigsten wasser gemachet, daß sie nur einer handhoch aus dem wasser hervorra- gen. Je tiefer das werk in den strom zu bringen ist, desto besser wird selbiges. Nun folget gegen das ufer noch eine reihe pfaͤle. Hirauf flechtet man lange wuͤrste von waiden in der gestalt einer ganz laͤnglicht ligenden zifer ∞. Dise schlinget man in die erste oder aͤusserste reihe pfaͤle, und stoͤsset sie mit stoͤßeln in den grund. Man faͤret so fort bis zur oberflaͤche des wassers. Die uͤbri- gen waͤnde werden eben so verzaͤunet. Die ab- teilungen sind mit groben schutte und steinen anzu- fuͤllen. Drei zwischen-zaͤune von waiden wuͤrsten dinen zur haltung des zaunwerks im strome. Der raum diser zwischen-zaͤune wird mit ganzen wai- den-zweigen in die quere beleget. Die faschinen taugen nichts, weiln sie nur hole arbeit geben; gedachte waiden-zweigen uͤberdecket man mit schutte, einer ellen hoch. Die flechtung der waͤn- de wird auch fortgesezet. Endlich koͤmmt eine lage waiden-holz darauf. § 2215 Ein auswaͤrts gegen den strom gebogenes ufer wie das auswaͤrts u. inwaͤrts gegen den strom gebo genes ufer zu verwaren ist? darf man nur fuͤrm wegreissen bewaren. Dahin- gegen das inwaͤrts gebogene ufer den-strom wider sich im anzuge hat. Daher bei disem starke ab- weisende werker erfodert werden. § 2216 LVI haubtstuͤck § 2216 wo die pack- werke gute dinste tun? Bei steilen parallel-ufern tun die pack-werke gute dinste. Die sturzen der faschinen werden dem strome zugekeret, um dessen macht zu zerstreuen. Ausgebogene, das ist, in den strom eintrettende ufer werden auch durch pack-werke gebaͤndiget. Wider das eiß sezet man pfaͤle ein. Beim steilen einwaͤrts gebogenen ufer, wenn der strom schon eingerissen hat, so muß diser riß gebauet und eine zunge vorgeleget werden. § 2217 was die packwerke sind? Die pack-werke bei steilen ufern sind pfal-werke und mauern. Jene bestehen aus einer reihe von pfaͤlen und faschinen, die verankert und hinder- waͤrts mit brettern beschlagen werden, um das herabschuͤßende erdreich abzuhalten. Die abbil- dung davon erblicket man in der 6ten tafel des 37ten kupferstiches beim Silberschlage . Wie die mauern einzurichten seynd, solches ergibet der- selbe § 53. Nach dem beispile der Schweizer und Tiroler muß man keine sandsteine darzu nemen. Der kuͤtt ist entweder warmer oder kalter. Di- ser haͤlt in jenem wasser, und jener in einem andern flusse. Die durch blei eingegossene klammern hal- ten uͤberall. § 2218 die bunen oder zungen werden be- schriben. Die bunen, oder zungen sind werke, die vom ufer aus in dem strom gefuͤret werden. Sie be- stehen aus einem recht winkelligten triangel. One entdeckung der direction des strom-schusses, und der angefochtenen stelle, kan man nicht zu werke gehen. Bemerke also nur den eigentlichen strich im wasser, schlage einen pfal daselbst ein, an wel- chem eine mit einem stricke angebundene latte haͤnget. Dise bemerket den ort, wo zu bauen ist. Allda vom wasser-regale. Allda schlaget einen pfal ein, um zu behalten, wo das wasserwerk anzulegen sey. § 2219 Das haubtwerk betrifft die richtung der baue worauf das haubtwerk hirbei an- kommet? gegen den stoß-winkel. Diser ist schwer zu erfin- den, zumal da ich entweder den stoß des stromes wider das ufer verhindern, oder gar die strom- ban abaͤndern will. Visiret indessen von dem orte, wo die baue angeleget werden, nach dem gegen uͤber stehenden ufer hin, gleich, als wenn der strom-strich, welcher durch die visual-lini vor- gestellet wird, laͤngst dem gegen uͤber stehenden ufer hinlaufen sollte. Dise lini, und die directio- nal-lini des strom-striches ergeben den winkel, wor- auf die bune zu richten ist. § 2220 Eine bune wird aus weiden-flechten, nach aus- woraus die bunen be- stehen? weise der 41ten abbildung beim Silberschlage errichtet. Ringsherum werden grose pfaͤle ange- stellet, und oberwaͤrts uͤber der bune mit brand- rigeln, welche mit schwalben-schwaͤnzen in die hol- ben einzulassen sind, unter einander befestiget. § 2221 Die schaͤdliche inseln, als mißgeburten der wie die schaͤdliche inseln fort- geschaffet werden? fluͤsse, wegzuschaffen, muß man bedacht seyn. Leite demnach den strom-strich, damit er sie gleich hinter dem haubte anfalle, und nach und nach bogenweise ausschleife. Liget der sand zu feste, wird er vermittelst des lot-hackens locker gemachet. § 2222 Gleichwie die bunen nur bei den grosen stroͤmen wo die strom-koͤrb e zu brauche n sind? plaz finden; also brauchet man an deren stelle in den kleinen fluͤssen die strom-koͤrbe. Sie haben die gestalt eines oben zugespizten binen-korbes. Die grosen sind 4 ellen weit, und 6 ellen lang. Der korb wird mit dornen und strauchwerke voll- gestopfet. LVI haubtstuͤck gestopfet. Man stecket hin und wieder stecken durch, um solches zu befestigen. Wider den wasser-fall und strom-schuß ans ufer brauchet man sie. Ihr nuzen aber ist nicht groß. § 2223 wie die auf- schwellung des wassers abzuschaf- fen ist? Dafern der zufluß staͤrker ist, als der abfluß; so eraͤuget sich eine aufschwellung. Dise ist eine erhoͤhung des fluß wassers. Dise zu erhalten ge- denket man entweder an die erweiterung der obern strom-enge, oder die abstechung der neben arme, oder die einschraͤnkung der untern strom-enge, oder die einleitung der benachbarten gewaͤsser. Das sicherste mittel ist um eine uͤberschwemmung bei dem aufzuschwellenden flusse zu vermeiden, ein wehr. Wann ein arm abzuschneiden ist, leget man vor demselben das wehr an, und verbindet darmit das ufer. Es darf die strom-ban nicht aͤndern, sondern es muß mit diser parallel laufen. Man findet gepflasterte und so genannte esels-ruͤ- cken, Sturms, Leupolds, Belidors, Lim- perghs, Cornel Meyers, Baptist Barrate- rons, Guilielmens , schriften besagen von dem wehr-bau ein mehreres. § 2224 worin das krippen- werk beste- het? Zur aufschwellung gereichen auch die krippen- werke. Ein solches ist eine reihe pfaͤle, welche mit brettern ausgeschlagen mit rigeln verbunden, und mit sande, auch steinen angefuͤllet werden, um das wasser abzuhalten. Man bauet krippen- joche, auch krippen-wehre. § 2225 wo die bruͤ- cken nicht anzulegen sind? An den strom-engen, strom-tiefen, wasserfaͤllen, strom-schuͤssen, darf man keine bruͤcke anlegen. Das ufer muß zu beiden seiten hoch seyn. Ob die pfaͤle nach der einrammung feste stehen, oder locker werden? Ob man nicht vor der anhoͤhe einer vom wasser-regale. einer untife? oder in der untife selbst die pfeiler einsezen koͤnne? ist zu erwaͤgen. Zwene pfeiler erfordern einen zwischen-raum von 30 fußen. § 2226 Die flanken der pfeiler muͤssen der direction der wie die flan- ken der pfei- ler ligen muͤssen? strom-ban parallel ligen. Man stecket eine stange in den fluß, woran ein seil gebunden ist; dises zei- get den strich. § 2227 Die breite der bruͤcke erfodert einen raum, daß wie groß der raum einer bruͤcke seyn soll? zwene wagen und ein schibe-karn neben einander vorbei faren koͤnnen. Recueil de differents projets d’ architecture, de charpente, et au- tres, concernant la construction des ponts, par feu M. Pitrou , redigés et mis en ordre par le Sieur Tardif , Paris 1756, fol. P. III. Die pfeiler duͤrfen nicht zu breit fallen, sondern wie 1 zu 5 sich verhalten. Ein keil-foͤrmiger pfeiler ist der beste. Der rost fuͤr die pfeiler muß in der mitte und an den enden stark aufliegen. Das mißlichste und schwereste ist dessen einlage. § 2228 Mit den schmalen und steilen eisbrechern wird ob die schmalen und steilen eisbrecher gut sind? der endzweck nicht erreichet. Wie kan er eben den eisschollen da auffangen, wo ihr mittelpunct der schwere von der directions-lini durchschnitten wird? Unter hundert faͤllen kaum einmal! darum taugen die dach-eisbrecher nicht vil. Eine neue art hat der Silberschlag im 61 kupferstiche zur pruͤfung dargeleget. § 2229 Die abtrocknung der sumpfigten und morasti- wie sum- pfigte und morastige oͤrter abzu- trocknen sind? gen oͤrter ist von grosem nuzen bei der landwirt- schaft. Liget der nahe fluß tifer, als der sumpf, so gehet die abtrocknung leichter von statten. Wie aber wenn der naͤchste fluß den sumpf durch seine L l l uͤber- LVI haubtstuͤck uͤberschwemmungen verursachet? Alsdann ist zu pruͤfen: ob an dem nahen flusse ein wasser-rad anzubringen sey? wo nicht; so denke man auf ein gestaͤnge, oder eine hollaͤndische wasser-muͤle, oder die kasten-kuͤnste. Man schneidet kleine graben, die das wasser ins bassin oder maschine leiten. Wider die flut wird ein damm angeleget. Ist die maschine zu kostbar; so leitet man das wasser durch tife und enge graben ab. § 2230 was ein damm oder deich ist? Der damm, oder deich ist ein von erde aufge- fuͤrter wall, oder erd-damm, um die uͤberschwem- mungen zu verhuͤten, von Wicht in den anmer- kungen uͤber das Ostfrisische deich- und syl-recht s. 871, Wachter am a. o. unter dem worte: teich . Mauern und holzwerke dinen nicht darzu. Er bestehet aus dreien wesentlichen teilen: der kappe, der abdachung das wasser zu, und der ab- dachung auf der land-seite. § 2231 was die kap- pe ist? Die kappe ist die zwischen den beiden abdachun- gen befindliche oberflaͤche. Sie muß hoͤher seyn als die jemalen bemerkete flut, anbenebst an und fuͤr sich selbst dem stoße der wellen gleich seyn. Ihre staͤrke hat sie von der breite, daher kan keine unter 6 fuße breit seyn. Bei lockerem, oder sehr sandigen erdreiche muß die kappe noch einmal so breit seyn, als sonst. Dise dossirung dinet an statt der ruͤckpfeiler. Das dritte wesentliche stuͤck an der wasser-seite ist auch eine dossirung. § 2232 wie der bam̃ anzulegen ist? Der damm muß vom ufer so weit entfernet seyn, als eines teils das vorland, und andern teiles der cubic-inhalt desjenigen erdreiches, wor- aus er verfertiget werden soll, erheischen. Vor dem haubt-damm, oder deich, wird jeweilen ein vor- vom wasser-regale. vordamm angeleget, den man den Kai-deich, oder Ka-deich nennet, Silberschlag § 142 fgg. Jo- dock Hackmann de iure aggerum, Staden 1690, 4, s. 19 fgg. § 2233 Alldieweil oft ein dorf die kosten des wasser- wer die ko- sten dabei zu tragen hat? baues nicht tragen kan; so werden die staͤdte und doͤrfer der gegend zur mitleidenheit gezogen. Das loch welches das wasser entweder an damm, oder hinter selbigen reisset, nennet man den kolk. Von den ufern oder hammen und deren erhaltung. § 2234 Das ufer, der strand von den oͤffentlichen fluͤs- wem das ufer, der strand ge- hoͤret? sen und meeren samt iren gerechtsamen gehoͤren dem landesherrn (§ 1795), welcher selbige sowol andern verstatten, als auch die gerichtbarkeit dar- uͤber besondern personen erteilen kan, Schulzens disp. de iurisdictione littorali. Im uͤbrigen ist kein untertan befugt, one bewilligung des landes- herrns, auf dem ufer, oder strande, etwas auf- zubauen, z. e. muͤlen ꝛc. (§ 519). § 2235 Ufer heisset der rand der erden, wodurch ein was das ufer bedeu- tet? wasser beschlossen, oder auf behalten wird. § 2236 Wenn das ufer dem landesherrn gehoͤret, und wer solches bauet? diser ieweilen solches einem untertanen uͤberlaͤsset; so mag diser auf seiner Seite bauen, wie er will, wenn gleich auf der andern seite dem ufer gescha- det wird; immaßen das andre ufer auch dem fuͤr- sten gehoͤret, und ist genug, wenn der wasser-bau nur nicht zum verdrusse beschihet. Sonst gehet L l l 2 eigent- LVI haubtstuͤck eigentlich der oͤffentliche wasser-bau auf kosten der untertanen. § 2237 die daͤmme sind unver- lezliche sa- chen. Die daͤmme sind unverlezliche und heilige sa- chen. Daher, wer sich daran vergreifet, wird wegen des unersezlichen schadens, den das land leidet, hart, auch wohl mit dem feuer bestrafet, Kur-Pfaͤlzische malefiz-ordnung tit. 66, Luͤder Menken im systemate iuris ciuilis, lib. 47 tit. XI § 7 s. 818. Von der aufhauung des eises in den wallgraben und auf den straßen. § 2238 Es gehoͤret unter die obligenheit der buͤrger in den festungen, daß sie das eis auf dem wall-gra- ben dergestalt auf hauen, damit iederzeit ein offe- ner graben erhalten werde, woruͤber nimand sprin- gen kan. Nachdem aber das unterschiben des eises den wall-mauern leichtlich schaden zuzihet; so ist behutsamkeit dabei noͤtig. Daher unterbleibet dasselbe an einigen orten. Es ist eine gemischte last zu eisen. Sie liget teils auf der person, teils haftet sie auf den haͤusern. Wer ausblei- bet, dem wird die haustuͤre an einigen orten ge- pfaͤndet und aufs rathaus gebracht. Allda wird sie vertrunken. Gegen erlegung 80 kreuzer wird sie eingeloͤset. § 2239 wer in den gassen das eis aufbre- chen soll? In den gassen muß ein ieder hauswirt vor sei- nem hause das eis auf hauen und wegschaffen. An den oͤffentlichen oͤrtern liget dise fuͤrsorge dem commendanten auf, der solches eisen vermittels der gefangenen verrichten laͤsset. § 2240 vom wasser-regale. § 2240 Beim glatt-eisen hat ein ieder vor seinem hause und wie es bei dem glatteisen zu halten ist? kiß, oder andern sand zum fußsteige zu streuen. Von der waͤsserungs-gerechtigkeit. § 2241 Die waͤsserung ist eine duͤngung (besserung, was die waͤsserung ist? ob die waͤsserung mit dem schnee-was- ser tauget? geile), die man in den wisen und gras-garten bei- zubringen suchet. Sie teilet sich in die fruͤlings- herbst- sommer-waͤsserung. Denn die im winter ins besondere von schnee-wasser beschihet, tauget nichts, sondern verzeret die wurzeln des grases und schadet den apfel-baͤumen, die eine uͤbrige und kalte naͤsse gar nicht vertragen koͤnnen. Der birnbaum mag ehender etwas von der uͤberschwem- mung leiden. Am schaͤdlichsten ist die maͤrz-waͤs- serung, welche fast alles wegfrisset. Wenn der bach nicht mein ist, muß ich dafuͤr jaͤrlich was abgeben, daraus waͤssern zu doͤrfern, ich haͤtte es denn umsonst hergebracht; auch laͤsset sich einer muͤle zum nachteile nicht waͤssern, wo zumal es duͤrre zeit, und also weniges wasser vorhanden ist. Sonnabends gegen 4 uhr und sonntags muß der muͤller die bach-waͤsserung nachgeben. § 2242 Im april dinen die uͤberschwemmungen der wenn die waͤsserung dinlich ist? fluͤsse und deren leitung auf die wisen viles zur bes- serung. Born- oder quell-wasser taugt nichts zur waͤsserung. So bald das gras zu wachsen angefangen hat, hoͤret das waͤssern auf. § 2243 Die stadt- und dorf-waͤsserung ist die nuͤzba- welche waͤs- serung die beste ist? reste. Sie machet oft vierschuͤrige gaͤrten. Dise werden auch im fruͤjare vor andern bald gruͤne. L l l 3 Die- LVI haubtstuͤck Dieweil es nun harpaxen gibet, die im staͤrkesten guß-regen nach der waͤsserung eilen, um das fette stadt- oder dorf-regen-wasser auf das ihrige zu lei- ten, so entstehet deshalber streit, der eine versto- pfet dem andern seinen waͤsserungs-fluß, und lei- tet es aufs seinige, sezet auch oͤfters des andern darzwischen ligenden garten, oder besaͤeten acker unter wasser, welches doch unrecht ist. Daher nimand darf durchs waͤssern dem andern scha- den zufuͤ- gen. nimand durchs waͤssern den andern schaden zufuͤ- gen darf. So dann wird unter den nachbaren eine gleichheit vom richter belibet. Der anliger hat montages vormittages die dorf waͤsserung; der zweite anliger des nachmittages, und so fort an; so wird ihnen die waͤsserung tageweise zu- geteilet. § 2244 die vertai- diger der waͤsserung mit dem schnee-was- ser werden namhaft gemachet. Die Nordlaͤnder halten sehr viles auf die waͤs- serung, vermittels des schnee-wassers, auf den wisen. Der bekannte arzt Thomas Bartholin actorum medicor. Hafniens. I s. 66, und der bischof Pantoppidan im versuche einer natuͤrli- chen histori von Norwegen I s. 181, preisen dise schnee-waͤsserung sehr an, in betracht die fettigkeit des schnees so vil, als eine halbe duͤnge wirke. Der Erbachische arzt Klein de aëre, aquis, lo- cis agri Erbacensis s. 41 bestaͤrket dise schnee- wassers-waͤsserung mit dem beispile der bauern in der grasschaft Erbach. § 2245 wo ein schoͤpf-rad zu brauchen ist? Dafern ich keine gelegenheit finde, das ver- mittels des geschuͤzes eingelassene wasser wieder abzulassen; so leistet ein schoͤpf-rad gute dinste. Dises wird im flusse auf zwene kane (nachen) geleget. Dises erguͤsset das wasser in den behaͤl- ter. Daraus leitet man das gewaͤsser durch schlaͤuche, wohin man es haben will. Die ge- stalt vom wasser-regale. stalt sotaner raͤder sihet man beim Belidor und Leupold . Am bache oder kleinen flusse kan auch ein wehr angebracht werden, wie schon oben er- innert worden ist (§ 1719). Von der fuͤrsorge der hohen policei in ruͤcksicht auf das wasser zur befoͤrderung des handels und wandels. § 2246 Zur befoͤrderung der waaren-fracht und dessen was fuͤr werke auf dem wasser zur befoͤrde- rung der handel- schaft anzu- legen sind? verschleussung, was das land hervorbringet, den- ket die hohe policei auf schneidung neuer graben (canaͤle) zum behufe der wasserfart, Marper- gers neu-eroͤfnete wasserfart s. 1 fgg., imgleichen auf schleussen, die vereinigung und schifbarma- chung unterschidlicher fluͤsse, die hebung der hin- dernisse in absicht auf die muͤlen, bogen, bruͤcken, und pfeilern, der felsen und klippen, der verschlaͤm- mung, der durchbruͤche, die auffuͤrung der daͤm- me, errichtung der sylen, der holz floͤßen, bruͤcken und faͤren, Stryks disp. de iure cataractarum cap. II § 1 fgg. § 24 fg., von Justi am a. o. II s. 175 fg. § 2247 Die schleusse bedeutet uͤberhaubt ein wasser- was die schleusse ist, und deren gattungen. gebaͤude, welches zum behufe der aufbehaltung, abfuͤrung, auch leitung des wassers angeleget wird. Man hat unterschidene gattungen von schleussen, naͤmlich stadt-schleussen, brant-schleus- sen und wasser-schleussen. Jeweilen werden auch die wasser-schuͤze, der muͤlbock, die teucheln, schleus- sen genennet. Stryk de iure cataractarum cap. I. Es gehoͤren nicht minder die sylen dahin, von Wicht in den anmerkungen uͤber das Ostfri- L l l 4 sische LVI haubtstuͤck sische deich- und syl-recht s. 957, II. Ausserdem sind die schleussen entweder in ansehung der form und structur, oder der materi zu betrachten, Stryk am a. o., von Rohr im haushaltungs-rechte VIII cap. VI § 3 s. 1138. In absicht auf die form sind sie teils laͤnglicht, teils rund, auch oval. § 2248 was die stadt- schleussen, Die schleussen werden in dreifache bedeutung genommen (§ 2207). Naͤmlich fuͤr die stadt- schleussen unter den gassen, welche mannshoch sind, und alles wasser, nebst dem unrate abfuͤren, folglich verhindern, daß weder pfuͤzen noch im winter einiges eis auf den straßen sich zeigen. Ein punct den die policei, zumal in bergigten orten wohl beherzigen muß, damit menschen und vih nicht verungluͤcken, von Rohr im haushaltungs- rechte s. 1137 fgg., Stryks disp. de iure catara- ctarum, vom schleussen-rechte, cap. I § 6 fgg. vol. XI operum, s. 184 fgg. § 2249 was erd- tauchen, antauchen sind? Die kleinen verborgenen wasser- und unrats- ableitungen, welche gemauert, oder von bretern sind, um das uͤbrige wasser, auch den unrat ab- zuleiten, und die in den staͤdten, imgleichen den doͤrfern angebracht werden, nennet man erdtau- chen , insgemein erd-tocken. Zu Frankfurt am Maine heißen sie antauchen, gassen-floͤßer, Dr. Orth am a. o. im VIII ten teile, tit. VI § VI-X s. 471 fg., Burggraf de aëre, aquis et locis vrbis Francofurtanae § 4 s. 5. Hirvon sind die abzuchten, ablaͤufe, senk-loͤcher, wasser-abfluͤsse, wasser-steine, guß-steine unterschiden, Schilter exercit. 47 § 68, Muͤller uͤber den Struven exerc. 45 § 147. § 2250 vom wasser-regale. § 2250 Die brandt-schleussen sind verdeckte kleine gra- brandt- schleussen, ben, dadurch das wasser bei feuersbruͤnsten aus deichen und wasser-behaͤltern in den ort geleitet wird. § 2251 Die wasser-schleusse ist ein wasser-gebaͤude zum und wasser- schleussen sind? behufe der schiffe, das im flusse angebracht wird, um wegen behinderung der schiffart einen leichten durchgang der schiffe zu erlangen, Stryk am a. o. cap. I § 14 § 24 fgg. Die wesentlichen stuͤcke sind: der canal, die thuͤren und das geschuͤz. Der canal bedeutet den raum zwischen den beiden thuͤ- ren. Die kleinen schleussen sind fuͤrtraͤglicher, als die großen, Silberschlag vom wasserbaue an den stroͤmen, s. 1719, wo man auch die abbildun- gen sehen kan. § 2252 Sie werden von holze, oder steinen angeleget, was man fuͤr materi dazu nim̃t? das erste faͤllet zu kostbar, weiln das holz nicht dauerhaft ist um solche zu unterhalten, von Rohr am a. o. § 4 s. 1140. § 2253 Um die notwendigkeit der schleusse zu begreifen, die schleus- sen an der Oder und Spree. so sehe auf die Oder und die Spree. Jene liget 60 schue tiefer, als dise. Und dennoch sollen die schiffe von Breslau gen Berlin faren. Hirzu waren 12 schleussen erforderlich, vermittels der er- sten steiget das schiff 6 fuße hoch; in der zwoten 9 schue; in der dritten 8½ fuße; in der vierten 9 fuße; in der fuͤnften 8 fuße; in der sechsten 8 schuhe; in der sibenden 10 fuße; in der achten ist der hoͤchste grad; in der neunten und zehnten sin- ket die wasserfart wieder. Stryk am a. o. § 25, 26, § 29 fgg. cap. I. L l l 5 § 2254 LVI haubtstuͤck § 2254 wie es der muͤlen-weh- re halben desfalls ge- halten wird? Wo ein muͤlen-wehr im flusse ist, schneidet man ieweilen darneben einen graben, wie in der Sale unter Halle geschahe. In sotanen graben wird die schleusse angebracht. § 2255 die schleus- sen sind noͤ- tig und nuͤzlich. Um die fernere notwendigkeit, und den nuzen der schleussen zu zeigen, wollen wir uns an die Weser, bei Hameln, wenden. Ein schif, wel- ches den strom hinunter durch die fiere zwischen dem wehre passirete, wurde vom fallenden strome in ⅓ minuten uͤber 400 fuße weit fortgerissen. Noch beschwerlicher war die fahrt den strom hin- auf. Bei legung des grundes des 1733 angefan- genen schleussen-baues bereitete man 6 wasser-raͤ- der in der hoͤhe von 17, 18 und 19 fußen, in einem dazu gegrabenen kanale. Sotane raͤder tribe die Weser. Sie waren 6 schuhe ein iedes breit. Dreie diser raͤder zogen vermittels eines gestaͤnges 24 pumpen, iede 12 auch 14 zolle ins gevirte, mit 2½ schuhen hub. Das virte rad tribe eine Hollaͤn- dische ketten-muͤle, mit dreien gaͤngen. Dises werkzeug schoͤpffete so vil, als 10 pumpen. Noch zwei schoͤpf-raͤder gossen uͤber der welle aus, und schoͤpffeten so vil, als 26 pumpen, ungeachtet ire unterhaltung geringer ist, als anderer wasser-werk- zeuge; welche iedoch alle zusammen in ieder stunde 50,000 schue cubic wassers, mithin in 24 stunden 1200000 schue-wasser cubic ausgemalen, und den ort des grundes zur schleusse trocken gehalten ha- ben. Der ganze raum war mit einer doppelten kern-wand 10 schue in der weite von einander ein- gefasset, um das zuquellen des wassers zu behin- dern. Zur arbeit gingen taͤglich 15 rammen zu- gleich, deren einige 1100 pfunde schwer waren. An arbeitsleuten bedurfte man taͤglich uͤber 700 perso- vom wasser-regale. personen. Den 15ten august 1733 konte man den grundstein der schleusse legen, und 1734 wurde die schleusse fertig. Ihr leib haͤlt 202 schuhe, zwi- schen der mittel- und unter-pforte ist die laͤnge von 158 schuhen, zwischen der obersten und untersten pforte aber 178 schuhe. Der oberste lange fluͤgel machet 200, und der oberste kurze fluͤgel 98 schuhe aus. Der untere lange fluͤgel ist 244 schuhe lang, und der unterste kurze fluͤgel tut 86 schuhe in die laͤnge. Die breite der schleusse ist im lichten 21 schuhe. Jede mauer, an den orten, wo die tore sind, hat eine dicke von 24 schuhen; dargegen der leib mitten und die fluͤgel 16 schuhe dicke sind. An den orten, wo die tuͤren sind, steiget die mauer 24 schuhe hoch, ausschluͤßlich des schling-werkes, die uͤbrige hoͤhe aber tut nur 22, 21 und 18 schuhe hoch. Die ganze laͤnge dises werkes betraͤget vom obersten langen fluͤgel, bis zum ende des un- tersten kurzen fluͤgels 508 schuhe lang, und ist vom anfange des obersten kurzen fluͤgels bis zum ende des untersten langen fluͤgels 564 schuhe lang, ganz von quater-stuͤcken aufgefuͤret worden. Ein schif passiret dise schleusse binnen weniger denn 5 minu- ten, Koͤhlers muͤnz-belustigungen im VIIII ten teile s. 15 fg. § 2256 Zu dem schleussen-baue schreitet man ebenfalls, wie die schiffe durch die schleus- sen kom- men? wenn das wasser an einem orte zu seichte ist. Koͤmmt nun ein schif den strom herunter, vor das obere thor, alsdann wird das untere thor zuge- machet, und vermittelst des einlasses beim obern thore durch das schuzbrett wasser in den raum zwischen den zweien thoren, welcher die kammer der schleuße heißet, gelassen, damit das wasser von unten so hoch stehe, als es vorm obern thore sich findet. Nach erfolgeter gleichheit des wassers oͤffnet LVI haubtstuͤck oͤffnet man das obere thor, und laͤsset das schiff in die kammer fahren. Gleichbald schluͤßet man das obere thor nebst dem einlasse zu. Der aus- laß beim untern thore wird geoͤffnet, damit das wasser aus der kammer abzihe, und mit dem vorm untern thore in eine gleichheit gerate. Worauf das unter-thor eroͤffnet und das schiff fortgelassen wird. Koͤmmt aber das schiff dem flusse entge- gen, wird es durchs unter-thor in die kammer ge- lassen, und dise durch den einlaß so angefuͤllet, daß das wasser dem am obern thore gleich stehet. So dann werden die oberen pforten geoͤffnet, damit das schiff in den fluß gehe. Waͤre hingegen die unter-pforte verschlossen, wenn das schiff anlan- get, und die kammer angefuͤllet, wird dise durch den auslaß abgezapft, bis die gleichheit erscheinet. Die beiden thore oben und unten duͤrfen nie zu- gleich offen stehen, welches auch vom einlasse und auslasse zu sagen ist; sondern, so bald einer davon eroͤffnet wird, der andre vorher zu verschluͤßen ist, Penther am a. o. s. 58, Marperger am a. o. § 2257 dem landes- herrn stehet das recht schleussen anzulegen zu. Jeder landesherr kan in seinen landen, vermoͤ- ge der hoheits-rechte uͤber die stroͤme, schleussen anlegen, wie solches die notdurft, auch der nuzen und bequemlichkeit erfodert, Stryk am a. o. cap. II § 23, 24, s. 202, von Rohr im haushaltungs- rechte VIII ten buches VI ten cap. § 6 s. 1140 fg., folglich ist solches den landsassen und untertanen nicht nachgelassen, ob sie gleich mit dem strome belihen sind; iedoch kan ihnen solches von dem landesherrn verstattet werden, Stryk am a. o. cap. V § 6, von Rohr am a. o. § 7 fgg. § 41 s. 1166. § 2258 vom wasser-regale. § 2258 Sotane schleussen moͤgen auch durch der unter- auch auf der unterta- nen grund- stuͤcken; tanen grundstuͤcke gefuͤret werden, iedoch sind dise dabei schadlos zu halten; die kosten dises baues sind von dem lande zu erheben, Stryk am a. o. cap. IIII § 2 § 6 s. 212 fg., von Rohr am a. o. § 7, 8, s. 1141 fg. § 26, 27. § 2259 Diejenige, welche muͤlen an den fluͤssen, oder und mag von niman- den behin- dert wer- den. die fisch-gerechtigkeit darin haben, moͤgen den not- wendigen, oder gemein nuͤzigen schleussen-bau nicht behindern, Stryk am a. o. cap. II § 6-8, von Rohr am a. o. § 9, s. 1143. § 2260 Die schleußen koͤnnen ebenfalls auf gemein- die schleus- sen koͤnnen auf gemein- schaftlichen stroͤmen an- geleget wer- den. schaftlichen stroͤmen angeleget werden, Stryk II § 12, von Rohr am a. o. § 12 s. 1146. § 2261 Diejenige, welche sich der schleussen bedinen wollen, koͤnnen zu einer gewissen abgabe, schleus- vom schleus- sen-archen- zoll. sen, oder archen-zoll angehalten werden, Stryk am a. o. cap. IIII § 8 fgg. Hirvon ist nimand frei, ob er gleich von andern zoͤllen frei ist, er koͤnnte dann die besondere freiheit desfalls dar- thun, Mylius im corp. constit. March. IIII ten bande I te abt. s. 33 s. 246, von Rohr § 27 fg. s. 1157 fgg. § 2262 Dem landesherrn kommet ferner zu, die schleus- was dem landesherrn der schleus- sen halber zustehet? sen-ordnungen ausgehen zu lassen, die gerichtbar- keit daruͤber auszuuͤben, die aufseher: als schleus- sen-meister, schleussen zoͤllner, schleussen-geschwor- nen, und andre bedinten zu bestellen, die freveler und verbrecher mit behoͤrigen strafen zu belegen, Stryk am a. o. cap. 5 § 7-11, von Rohr am a. o. § 42 fgg. s. 1168 fgg. § 2263 LVI haubtstuͤck § 2263 was syl be- deuter? Das wort syl, sille , bedeutet im Frisischen eine iede wasser-leitung, abwaͤsserung, einen gra- ben, um des wassers los zu werden. Heutiges tages wird es gemeiniglich von den schleussen ge- brauchet, dadurch das wasser vermittels gegra- bener wasser-leitungen aus dem lande abgefuͤret und durch die sylthuͤren ausgeschlossen wird, Hackmann de iure aggerum cap. 14, von Wicht in den anmerkungen uͤber das Ostfrisische deich- und syl-recht cap. 9 s. 957 ll. Von den rechten der landes-herren, in absicht auf das wasser. § 2264 die eintei- lung des wassers. Das wasser befindet sich entweder im meere, in seen, fluͤssen, baͤchen, pfulen, oder brunnen, und ist teils fluͤßendes, teils stehendes, sowohl be- staͤndig, als auch nur zu gewissen zeiten. § 2265 vom meere. Das meer ist nirgends unergruͤndlich, seine tife aber ist sehr ungleich. Sie betraͤget wohl an den wenigsten orten eine ganze Teutsche meile, und an den meisten vil weniger. Anton Frid. Buͤ- schings neue erdbeschreibung im I ten teile s. 113. § 2266 die eintei- lung der fluͤsse. Die fluͤsse sind entweder schifbar und schifreich, oder nicht. Dise werden in oͤffentliche, gemeine und privat-fluͤsse oder baͤche eingeteilet. Die pri- vat fluͤsse werden teils nach irem ursprunge betrach- tet, indem sie auf einem privat-grunde und boden entspringen, und zum oͤffentlichen gebrauche dem state nicht dinlich sind, teils durch eine alte herge- brachte gewonheit dafuͤr gehalten werden, Besold im vom wasser-regale. im thesauro practico s. 259 s. 1131. Man hat bann-wasser, allmands-wasser, eigene und privat- wasser, erblehn-wasser, Woͤlker in den anmer- kungen uͤber die Nuͤrnbergische reformation T. II s. 409. § 2267 Einem landesherrn kommet die oberste gewalt dem lan- desherrn stehet die oberste ge- walt uͤber die in seinen staten be- findliche meere, stroͤ- me ꝛc. zu, uͤber die im state befindlichen und dessen herrschaft unterworfenen sachen zu (§ 1822). Hirunter werden auch die fluͤsse, seen, salzquellen, sauer- brunnen, baͤder ꝛc. begriffen. Nicht minder ge- hoͤren die meere hirher, so fern die herrschaft und das eigentum daruͤber behauptet werden kan (§ 1054 § 1060 § 1793 fgg.). Es aͤußert sich aber sotane hoheit uͤber das wasser sowohl in der bestimmung und verordnung uͤber den gebrauch der zum state behoͤrigen meere, seen, fluͤsse ꝛc. samt allen darauf und darin, nicht minder an den ufern ꝛc. sich er- aͤugenden und auszuuͤbenden gerechtsamen, als auch in der erhebung und ansezung der dabei vor- kommenden einkuͤnfte und nuzungen, nach masge- bung des gemeinsamen bestens und der rechte. § 2268 Die bestimmung des gebrauches der meere, vermoͤge de- ren er daruͤ- ber gebaren, und nuzun- gen davon erheben kan. fluͤsse, beschaͤftiget sich mit der schiffart (§ 566 fgg.), derselben sicherheit, befoͤrderung, bequemlichkeit, anlegung der haͤfen, canaͤle und schleussen, floß graͤben, deren beschuͤzung, dem zoll-anker-hafen- gelte und geleite, die kran-gerechtigkeit, dem sta- pel-rechte (§ 311), dem strand-rechte (§ 118, § 1850), der wilden fischerei, der berlen- agt- boͤrnstein, und corallen-fischerei (§ 1833 fgg.), gold-waͤscherei (§ 1849), dem meer-salze; den inseln (§ 1846), mit den faͤhren und bruͤcken und deren gerechtsamen, auch einkuͤnften, dem floͤß- rechte, mit der schif barmachung der unschif baren fluͤsse, LVI haubtstuͤck fluͤsse, mit anlegung und verbitung der muͤlen, und anderer gebaͤude an den fluͤssen (§ 519 fgg.), wahl-capitulation art. VIII § 7. Von den rechten des Rheines. § 2269 die kaiser eigneten sich die herꝛ- schaft uͤber den Rhein ehedem zu. Die herrschaft uͤber den Rhein eigneten sich ehedem die kaiser zu. Der fuͤrgesezte beamte daruͤber hiße der Rheingraf, und der die frevel, welche deshalber und in den koͤnigs-forsten began- gen wurden, trug den namen eines kaiserlichen ruge- oder ru-grafens, woraus man rau-grafen gemachet hat. § 2270 uͤbeten da- her gerecht- samen dar- auf aus. Wegen diser kaiserlichen herrschaft uͤber den Rhein wurde der graf zu Kazenellenbogen mit dem salmen fange auf dem Rheine belenet; wie dann die herren land-grafen zu Hessen annoch dar- mit belenet werden, besage Estors elemento- rum iuris publici Hassiaci. Wegen diser herr- schaft schribe sich der kaiser die zoͤlle am Rheine zu. Was deshalb unterm kaiser Albrecht dem I vor- file, solches ergibet die Teutsche Reichshistori; es bestaͤrken auch solches die sazung des Teutschen koͤniges Adolphs wegen der Rhein-inseln; imglei- chen die kaiserliche belenung im Hessen im betref des wart-pfenniges zu Boppart, Estor am a. o. Uebrigens hat der bekannte Scheuchzer in der natur-histori des Schweizer-landes II ten teile s. 69 fgg. die drei urspruͤnge dises flusses, und zwar des hindern, vordern, und mittlern flusses, als augenzeuge, am besten beschriben. Im alten Teutschen und noch in der Schweiz heißet er Rih. Von vom wasser-regale. Von der schiffart und dem see-rechte. § 2271 Die schiffart hat ire benennung von dem fah- woher die schiffahrt ire benen- nung hat? ren mit schiffen auf dem wasser. Um sich nun ei- nen begriff von den schiffen zu machen, sind des paters Gabriel Daniels histoire de la milice Francoise T. II s. 452 fgg., und die dabei befind- lichen kupfer-stiche von den krigs-schiffen und ga- leren, imgleichen l’art de batir les vaisseaux, zu Amsterdam 1715 nachzusehen. Thue hinzu des Frischens woͤrter-buch im II ten teile s. 180 fgg., the elements of navigation containing the theory and practice, London 1756, 8, 2 baͤnde, und den geoͤffneten ritter-plaz, Hamburg 1706, 12, 4 baͤnde, Quincy kriges-kunst s. 536 fgg. § 2272 Das schif ist ein bewegliches gebaͤude, welches was ein schif ist? dazu dinet: menschen, thire, und sachen, durch das wasser an den bestimmten ort zu bringen. Sie sind entweder kriges- oder kauffartei-schiffe. Man findet grose oder kleine schiffe. Dise heißen fahr-zeuge. Ein kriges-schif hat seinen rang nach der groͤse und der farben der flaggen. Die far- zeuge, welche zu klein und zu rankigt sind, haben keinen rang. Man nennet sie fregatten, galeren, die far-zeuge, one canonen, fuͤren den namen chaloupen, markedenter-schiffe, brander. Estors anfangs-gruͤnde des processes II ten teiles s. 32 fgg. § 2273 Die schifffart ist schon bei den aͤltesten Teut- den alten Teutschen ist die schif- fart bekant gewesen. schen bekant gewesen, Schottel de singularibus quibusdam et antiquis iuribus Germaniae, cap. 25 s. 443 fgg., Gericken im Schottelio il- lustrato, cap. 25 s. 102 fgg. Auch gedachte schon M m m der LVI haubtstuͤck der kaiser Carl der grose auf die zusammenleitung der Donau mit dem Rheine durch huͤlfe der Alt- muͤl und Redniz, herr graf von Buͤnau im II ten bande der Kaiser und Reichs-histori s. 480 fgg. Der kaiser Carl der IIII te wollte die Donau und Moldau vereinigen. § 2274 der landes- herr kan solche in sei- nen landen bestimmen. Ein landesherr vermag die schiffart in seinen landen zur wolfart des states zu bestimmen, mit- hin den gebrauch der zu seinen landen gehoͤrigen meere, seen, fluͤsse, einzurichten, auch solchen zu verbiten und zwar entweder in absicht auf die per- sonen, oder die waaren, sowohl auf bestaͤndig, als auch auf gewisse zeiten, die rechten und freiheiten der schiffe, der schifleute, deren lon, die fracht festzusezen, die gesellschaften der schiffart-treiben- den zu bestaͤtigen, und ihnen ansehnliche vorrechte zu ertheilen, Carl Friderich Pauli disp. de iure belli, societatis mercatoriae maioris priuile- giatae, vulgo einer octroirten handels-compagni, Halle 1751. § 2275 die schiffart ist zu befoͤr- dern. Dieweil durch die schiffart einem lande groser nuzen verschaffet wird (§ 566), so ist selbige auf alle art und weise zu schuͤzen und zu befoͤrdern. Wahlcapitulation art. VII § 1, 2, art. VIII; hingegen die hindernisse, welche den schiffen, auch deren fahrt im wege stehen, schleunig zu heben, Osnabruͤckischer friden art. 9 § 2, Wahlcapitu- lation art. VIII § 6. Gestalt dahin gehoͤret: 1) daß derjenige, welcher zu schif gehen will, oder waaren im schiffe hat, und schulden halber aufge- halten werden soll, nicht aufgehalten werden darf, wenn der schifmann fuͤr ihn buͤrgschaft leistet, Luͤ- beckisches see-recht III , I , 6, Wysbisches recht tit. III art. 6, Langenbeck im Hamburgischen schif- vom wasser-regale. schif- und see-rechte s. 39 fgg.; 2) daß derjenige, welcher zur herstellung eines schiffes vorschuß ge- tan hat, ein stillschweigendes unterpfand auf sel- biges, inhalts des koͤniglich Preusischen und Ham- burgischen rechtes, bekommet; 3) daß uͤber see gekommene gut, welches man auf guten glauben erhalten hat, nicht zuruͤck gefodert werden kan, J. S. Stryks disp. de praescriptione rerum per mare adlatarum; 4) wenn die schifleute der abfahrt und des auslaufens halber nicht einig sind, werden deren stimmen vorgezogen, welche fuͤr das auslaufen sind, Hamburgisches stadtrecht II , tit. 13 § 2, Surlands anfangs-gruͤnde des see-rechtes, 1750, 8. § 2276 Wenn den schiffen auf den fluͤssen schaden zu- wie der schaden den auf den fluͤs- sen sich be- findenden schiffen er- stattet wer- den soll? gefuͤget wird, ist solcher von der landes-oberkeit zu fordern, Reichsschluß von 1670, s. 75 im 4ten teile der Reichs-abschide; das uͤbrige von den schif- fen und deren rechten findet man in Estors III ten teile der anfangs-gruͤnde des processes s. 32 fgg. § 2277 Markt-schiffe anzulegen sind zur befoͤrderung von den markt-schif- fen, des gewerbes noͤtig, Marperger in der neu eroͤf- neten wasser-fahrt s. 241; dises vermag ein ieder landesherr auf den in seinen staten befindlichen stroͤmen, und darf ihn daran rechtlicher weise ni- mand behindern. Es koͤnnen desfalls mit den be- nachbarten staten gedinge und vertraͤge errichtet werden, wie z. e. Kur-Mainz mit der Reichs- stadt Frankfurt am Maine dergleichen im jare 1584 gestiftet hat, Marperger am a. o. priuile- gia Francofurtensia im II ten teile s. 455 fgg. § 2278 Mit kleinen nachen uͤber den Rhein, oder andre kleinen na- chen und grenzfluͤssen. stroͤme zu faren, moͤgen alle an selbigen ligende M m m 2 orte LVI haubtstuͤck orte und dorfschaften thun. Hingegen stehen die hoheits-rechte uͤber die durch einen stat fluͤßenden stroͤme dem landesherrn zu, so weit sich seine lande an dem flusse hin erstrecken; wo er aber an der einen seite nur angrenzet, kommet ihm selbiger zur haͤlfte zu. § 2279 von den marktschif- fen im Ha- nauischen Was fuͤr ein rechtsstreit zwischen Kur-Mainz und Hanau im anfange des vorigen jar-hunderts wegen des markt-schiffes entstanden; solches ist teils beim Thomas Merkelbach t. I der consi- liorum, Caspar Klock s. 22-25, teils beim Marperger am a. o. s. 268 fgg. zu lesen. Mainz wollte die haltung eines marktschiffes deshalber nicht zugestehen, weiln ihm die schiffart auf dem Maine und das geleit auf beiden ufern sowohl auf dem Mainzischen, als auf dem Hanauischen lein- pfade zustuͤnden. Allein Hanau hat disem fuͤrge- ben gruͤndlich widersprochen, Schweders thea- trum praetensionum I s. 810 fg. § 2280 und Main- zischen. In meß-zeiten gehet das Mainzische marktschif morgens um 6 uhr, das andre aber in und aus- serhalb meß-zeiten um 10 uhr nach Frankfurt ab, laut vergleiches zwischen Kur-Mainz und der Reichsstadt Frankfurt unterm 20sten jaͤnner 1584, Pfeffinger III des Vitriarii s. 742. Vom lein-pfade. § 2281 vom lein- pfade, Zu den oͤffentlichen schif baren fluͤssen gehoͤret als eine zubehoͤrung die hohe gerechtigkeit: der leinpfad, linpfad , (nicht leimpfad, wie einige schreiben) genannt. Der leinpfad ist der weg, oder vom wasser-regale. oder der pfad am ufer des stromes, auf welchen die schiffe durch pferden an den leinen, seilen ge- zogen zu werden pflegen, Johannis rerum Mo- gunt. in vita Ioannis II, § 16 n. 8 s. 732, s. 733 T. I. § 2282 Diser leinpfad will an und fuͤr sich weiter und dessen gerechtsa- men. nichts sagen, als daß ein Reichsstand, welcher damit belihen und versehen ist, das recht habe, ein marktschiff, oder andre schiffe von einem orte zum andern bringen, und zu dessen fortbringung ein oder merere pferde dafuͤr spannen zu lassen, oder auch, wenn in dem privilegio das geleits- recht dem leinpfade mit beigefuͤget ist, zugleich sein marktschiff oder andre schiffe von dem einen orte zu dem andern zu vergleiten. § 2283 Disemnach ist Kur-Mainz mit den leinpfaden die bele- nungen mit den leinpfa- den. am Rheine und Maine belihen, Luͤnigs Reichs- archiv P. spec. cont. I. dritte fortsezung num. 9 vol. 7 s. 18, und im corp. iur. feud. T. I s. 381; nicht minder Kur-Trier mit dem leinpfade an dem Rheine, der Mosel zu beiden seiten, Luͤnig am a. o. T. III s. 147, Koͤnigs selecta iuris publi- ci nouiss. XII ter teil s. 359. Isenburg hat sein marktschiff und leinpfad von Offenbach nach Frankfurt, desgleichen hat auch Hanau sein marktschiff und leinpfad nach Frankfurt. Sihe Koͤnigs selecta iuris publici nouissima im X ten teile s. 15 fg. und XII ten teile. § 2284 Die landesherrschaft ist verbunden den leinpfad der leinpfad muß erhal- ten werden. zu erhalten, und dahin zu sehen, daß so wenig der strom, als weniger der leinpfad verbauet werde, Joannes am a. o. s. 734, Koͤnig am a. o. im M m m 3 X ten LVI haubtstuͤck X ten teile s. 19, 20, Noe Meurer im wasser- rechte s. 11 § 6. § 2285 aus dessen belenung ist das eigen- tum des flusses nicht zu behaub- ten. Aus der belenung mit dem leinpfade in eines andern herrns lande, folget das eigentum des flus- ses keinesweges. § 2286 die schiffart ist der rent- kammer eintraͤglich. Die schifffart gibt zu vilerlei contracten anlaß, wovon unten zu handeln seyn wird; nicht minder ist selbige der rentkammer eintraͤglich wegen der abgaben. Dise sind mancherlei; absonderlich gehoͤren dahin: die zoͤlle; damit nun bei solchen kein unterschleif und betrug vorgehen moͤge, wer- den die waaren gewogen. Dises geschihet ver- mittels eines besondern zugwerkes, welches der kran genennet wird, daher die kran-gerechtigkeit kommet, Schottel am a. o. cap. 24, Stryk im vsu mod. π lib. 8 § 12, Koͤnigshoven im chron. cap. 5 § 54. Diejenige, welche daruͤber die auf- sicht haben, werden kran- oder wippen-meister genennet. § 2287 was der kran ist? Der kran, oder kranich, attalona, ist ein ho- hes geruͤste, das oben auf einen heraustretenden schnabel, oder vorragendes stuͤcke holzes hat, wo- mit es dem langen halse und schnabel eines kra- nichs etwas aͤnlich wird. Am ende des schnabels ist eine rolle, damit durch deren huͤlfe lasten, als beim bauen: zimmer-stuͤcke, quatern, und aus den schiffen grose tonnen und ballen in die hoͤhe gehoben werden koͤnnen. Beim kraniche zum schiffen muß der schnabel sich auf seinem gestelle umdrehen koͤnnen, um die lasten aus selbigen ans land, oder von disem ins schiff zu bringen. Das trett-rad muß zur aufwindung der lasten die beste dinste leisten, Leupolds theatrum machinarum, Boͤck- vom wasser-regale. Boͤckler und Schuͤbler an den a. o. Marper- ger am a. o. s. 216 fgg., Stryk de iure cataract. cap. 2 § 21. Von den haͤfen. § 2288 Ein hafen ist im engen verstande ein großes was der hafen ist? wasserbehaͤltnis am rande des meeres, worin schif- fe einlaufen, und fuͤr dem sturme gesichert seyn koͤn- nen. Im weitlaͤuftigen verstande ist der hafen ein beschlossener bezirk, in welchem die schiffe ge- bauet, ausgebessert, ein und ausgeladen, auch vor anker geleget werden koͤnnen, Surland s. 87. Der hafen ist entweder von der natur, oder durch die kunst verwaret. Die kunst erfodert nach be- schaffenheit der lage uͤber große kosten. Der molo zur linken hand an der see bei Genua ist 700 schrit- te lang, und zur rechten hand beim Fanale tut die laͤnge 774, davon der grund durch taͤucher geleget werden muͤssen. § 2289 Der landesherr, in dessen staten die hafen sich der landes- herren ge- rechtsamen dabei. befinden, hat das recht von denen, welche in sel- bigen einlaufen wollen, die passeports zu fodern, die unerlaubten waaren wegzunemen, Heineccius de nauibus ob mercium illicitarum vecturam commissis, schiffe zu pressen, Loccenius de iure maritimo I, 5, 5, und die erweisung der ehrer- bitung durch das segelstreichen zu verlangen, Sibrand de submissione velorum, Mosers grundsaͤze des izt uͤblichen Europaͤischen voͤlkerrech- tes im 9ten buche, cap. 7, Rhetius de iure por- tuum, auch die schiffe zu einem gebrauche in be- schlag ( embargo ) zu nemen, solche mit ketten zu sperren. M m m 4 Siben LVII haubtstuͤck Siben und funfzigstes haubtstuͤck von dem floß-rechte, und den holz- magazinen, wie auch der holz-rutsche. § 2290 was die floͤße bedeu- tet? D ie floͤße heisset: wenn vermittels des wassers auf einem flusse, oder floß-graben, das holz von einem orte zum andern gebracht wird. Es wird aber bei der floͤße eine menge holz entweder in einander gefuͤget, welches eine trage-floͤße heis- set, oder es werden die zimmern, baͤume, balken, bau- nuz- brenn-holz, bloͤcher, bretter, weinpfaͤle, oder scheidhoͤlzer einzeln an einen bestimmten ort fortgebracht, Cothmann vol. 4 cons. I, Besold P. V cons. 239. Von der beschaffenheit, auch den benennungen des floßholzes und der staͤmme handeln George Andreas Boͤckler in der haus- und feld-schule, II ten bande s. 26 fgg., und die fuͤrstliche Wirtenbergische bau-ordnung 1654. § 2291 das floß- recht haͤnget vom landes- herrn ab. Das floß-recht auf den oͤffentlichen stroͤmen haͤnget von dem landesherrn ab. Derohalben nimand one dessen bewilligung sich desselben bedi- nen kan. Jeweilen hat dises recht auch wohl ei- ner in des andern landen hergebracht, welches iedoch nicht vermutet wird, Krebs am a. o. P. I classe 6 sect. 2 § 4, 5 s. 318 fg. § 2292 wie solches ausgeuͤbet wird? Das floß-recht uͤbet also entweder der landes- herr durch gewisse personen selbst aus, ordnet hin und wieder holz-plaͤze in dem lande an, um das darauf ausgesezte holz zu verkaufen, oder er laͤsset das holz ausser landes bringen; wannenher das holz- von dem floß-rechte, ꝛc. holz-floͤßen seinen grosen nuzen hat, von Rohr im haushaltungs rechte IIII, IIII, § 2 s. 1107 fg. Es kan aber ein landesherr sotanes floß-recht auch andern sowohl erteilen, z. e. zu lehn geben, als auch durch privilegien, oder gedinge uͤberlassen und verguͤnstigen, von Rohr im haushaltungs- rechte s. 1108 fg. Dergleichen erteilungen sind aber buchstaͤblich und im engen sinne zu nemen; daher, wenn iemanden eine scheit-floͤße erteilet ist, darf selbiger keine zimmer-floͤße unternemen. Imglei- chen, wenn einer zu seiner notdurft, und so vil er bei seinem haushalte, oder berg-salz-sied-werke, der schneide-muͤle ꝛc. brauchet, kan selbiger keinen holz-handel damit treiben, Krebs am a. o. § 12 s. 325 s. 331 fg. Fritsch de iure grutiae cap. 3 num. 8 fgg. von Rohr im haushaltungs-rechte am a. o. s. 1111. § 2293 Diejenige, welche auf den oͤffentlichen fluͤssen was davon andre zu lei- sten haben? das holz floͤßen wollen, muͤssen die zoͤlle und andre beschwerden abgeben, welche die landesherren auf eine rechtmaͤsige weise fodern. Ausserdem muͤssen sie auch wohl bei einer stadt, ihr holz zum feilen verkaufe auslegen, wenn die stadt ein solches recht erlanget hat, wie z. e. die stadt Grimme in Kur- Sachsen, Krebs s. 324 fg. § 2294 Hat ein landesherr einem andern die floß-ge- wie der scha- den dabei zu ersezen ist? rechtigkeit verstattet, es erwaͤchset aber hirdurch den benachbarten stroͤmen und anstoͤssern, sowohl in ansehung der fischerei, als auch der ufer einiger schade, muß derjenige, welchem dises recht ver- goͤnnet ist, den schaden ersezen, Fritsch am a. o. cap. 5 sect. I num. 15, Gericken im Schottelio illustrato s. 176, von Rohr am a. o. § 5 s. 1110 § 7 s. 1111, wovon nicht einmal ein landesherr be- M m m 5 freiet LVII haubtstuͤck freiet zu seyn erachtet wird, von Rohr § 2 s. 1108 § 8 s. 1112, Fritsch am a. o. cap. III num. 5, Horn classe VIIII resp. 9 num. 5, Krebs s. 323 fg. § 2295 wie solches auf der Sa- le beschaffen ist? Das floß-regal auf der Sale bestehet in den Saͤchsischen landen aus 2 gleichen teilen, deren einer als ⅓ dem Kur-hause, ⅓ Sachsen-Altenburg, und ⅓ Sachsen-Weimar und Eisenach gehoͤren. Beide lezte haͤuser haben sich in die floͤße verteilet, und iedes ⅙ davon erhalten. § 2296 was dabei in betrach- tung kom- met? Dabei kommet die besichtigung, abpostung, uͤbernemung und abteilung der floß-hoͤlzer zur Sa- len-floͤße, ferner die auszihung der hoͤlzer aus dem wasser, besezung des holz-plazes mit solchen, abfuͤ- rung und verkauf derselben, auch berechnung der gelter in betrachtung. § 2297 was vor der floͤße zu be- obachten ist? des landes- herrns hohe gerechtsa- men dabei. Wenn die holz-floͤße angehen soll, werden die untertanen, besonders die muͤller, und welche sich des wassers zu iren narungs-geschaͤften bedinen, auch die besizer der teiche, durch patente erinnert, die floßrechen fuͤr ire graben und muͤhl-lachen zu machen. Es moͤgen auch wohl sotane floßrechen von den baumeistern besichtiget werden. Gleich- wie dann auch dem landesherrn zukommet, gewisse floß-ordnungen ausgehen zu lassen, das floͤßen zu beschraͤnken, die zeit zu bestimmen, floß-bedinten zu bestellen, von Rohr am a. o. § 10 s. 1113 fg. Krebs s. 334. Sachsen-Gothaische landes-ord- nung s. 129, Kur-Baierische jagt- und forst-ord- nung art. 45 fgg. § 2298 wozu die untertanen, Wenn die floͤße durch das gebuͤsch und andre hindernisse aufgehalten werden will, koͤnnen solche hinder- von dem floß-rechte, ꝛc. hindernisse zwar aus dem wege geraͤumet werden, hirbei nicht gehalten sind? iedoch werden die untertanen solche dinste auf ire kosten zu tun fuͤr schuldig nicht geachtet, von Rohr am a. o. s. 1112, Krebs am a. o. § 5 num. 3 s. 319 s. 334 fg. s. 337. § 2299 Jeweilen sind die untertanen floß-dinste zu lei- wenn der untertanen schuldige floß-dinste nicht wohl gefodert werden moͤ- gen? sten schuldig, welche aber zur bestell- und erndte- zeit nicht gern gefodert werden, Klock vol. I consil. 21 num. 126, von Rohr am a. o. § 9, Fritsch am a. o. § 5 sect. 2 num. 4, Krebs am a. o. s. 320. § 2300 Die floͤßer duͤrfen keine wide nach eigenem ge- die floͤßer duͤrfen nach gefallen kei- ne wide aushauen. fallen zu den zimmer-hoͤlzern aushauen, S. Go- thaische landesordn. im III ten teile s. 334. § 2301 Der dibstahl des floß-holzes wird schaͤrfer be- wie der dib- stahl des floß-holzes bestrafet wird? strafet, als andre holz-dibstaͤle, und kan nach ge- legenheit der umstaͤnde auch wohl auf eine todtes- strafe erstrecket werden, von Rohr am a. o. § 13 s. 1117, Kur-Braunschweig-Luͤneb. L. O. II ter teil s. 673 fg. s. 783, Marperger am a. o. s. 215 fgg. § 2302 Wenn das floß-holz durch uͤberschwemmung das durch uͤberschwem mung aus- getrettene holz kan zu- ruͤck gefo- dert wer- den. des ausgetrettenen flusses an andre oͤrter getriben worden ist, kan solches zuruͤck gefodert werden, wenn nur solches in der rechtsbewaͤhrten zeit be- schihet, von Rohr s. 1117, und die dabei gehabte arbeit gebuͤrend verguͤtet wird, Krebs s. 336, Johann Christian Liepold vom floß-rechte. § 2303 Wofern die waldungen vom strome zu weit was ein floͤß-graben ist? entfernet ligen; alsdann wird auf floͤß-graben ge- dacht. Diser ist ein graben, der sein wasser aus einem grosen wasser-behaͤlter uͤberkoͤmmt, um das floß- LVII haubtstuͤck floß-holz vermittels desselben in den strom zu schaf- fen. Die taͤler sind die bequemsten zur anlegung des floßteiches und grabens. Man rechnet ein floßscheid 4 schuhe lang, und 6 zolle breit; mithin tut die flaͤche 2 gevirte fuße. Dise beduͤrfen zum schwimmen 2 cubic-schuhe wasser. Die klafter ungefaͤhr enthaͤlt 150 scheite. Dise beduͤrfen 300 cubic-fuße wassers. Silberschlages abhandelung vom wasserbaue an stroͤmen s. 186 fg. § 2304 des floßhol- zes beschaf- senheit. Indessen ist das floßholz nur halbes holz, in- dem das beste davon das wasser ausgesogen hat. Daher wird zu Hanau nicht mehr gefloͤset, son- dern das holz zu schiffe gebracht und herbei gefaren. § 2305 wozu das holz-maga- zin dinet? Ein holz-magazin dinet darzu, um dem unter- tane das holz iederzeit in einem preise zu verschaf- fen. Der vorige kluge koͤnig in Sardinien fand, daß die bauern das in die stadt gefarne holz nach gefallen steigerten. Disem unwesen abzuhelfen, lise er ein holz-magazin anlegen. § 2306 bei den uni- versitaͤts- staͤdten ist solches nuͤz- lich. Bei den universitaͤts-staͤdten ist ein holz-maga- zin nuͤzlich; anerwogen der student weder allezeit mit gelte zum holzkaufe nicht versehen ist, noch oͤf- ters an den vorrat gedenket, noch iederzeit den plaz findet, sein winterholz sicher aufzubewaren. § 2307 von der Wirtenber- gischen holzrutsche. Oberhalb Urach im Wirtenbergischen wird in der hintern Alb eine grose menge holzes gefaͤllet, und in scheite gespalten, sodann in die rutsche ge- bracht. Dise ist ein eiserner canal, oder eine roͤre, welche uͤber 900 schuhe in die laͤnge hat. Das holz schuͤsset also in einer glatten und ganz bedeckten ausholung von einem steilen und hohen berge von dem floß-rechte, ꝛc. berge mit solcher gewalt herunter, daß solches unten beim ausgange, der noch auf einer hoͤhe li- get, uͤber 200 schritte weiter in freier luft hinaus faͤret. Ungefaͤr 100 kan man zaͤlen, ehe ein stuͤck holzes mit grosen gerassel durchfaͤret, Keyßler I s. 138. § 2308 Bei den floͤßen kommen floß-bedinte, deren be- stallungen, floͤßer und die floß-contracte vor. § 2309 Bei den floͤßen sind gewisse beamten sowohl be- die floßbe- dinten. dinten noͤtig und nuͤzlich. Dahin gehoͤren die floß-meister und floß-schreiber, floß-knechte, floß- huͤter. Es ist aber der floß-meister eine uͤber die floͤße, auch deren verwesung, benebst den verkauf des floß-holzes bestellte person. Der floß-schreiber hat dabei sowohl auf die holzhauer als auch die floͤßer die obsicht, und verzeichnet alles dasjenige, was die floͤße betrifft. Die floß-knechte verrich- ten die arbeit bei dem floͤßen selbst, und die floß- huͤter geben auf das floß-holz achtung und huͤten solches. § 2310 Die obligenheiten des floß-meisters sind man- wie die floͤße nuͤzlich ein- zurichten ist? cherlei. Wenn die floͤße wohl eingerichtet und nuͤzlich seyn soll, muß anfaͤnglich mit den floß- meistern wegen einer ieglichen floͤße uͤber das schla- gen anfuhr- und floͤßer-lon ein geding errichtet werden. F. S. Gothaische wald-ordnung vom jare 1641 cap. 2 § 11, S. Altenburgische wald- ordnung cap. II § 11 s. 352, F. Braunschweigi- sche forst-ordnung. Marpergers neu-eroͤffnete wasser-fahrt cap. V s. 212 fgg., Fritsch in den supplementis Speidelio-Besoldiani thesauri s. 743, Frisch im Teutsch-Lateinischen woͤrter- buche I s. 280. § 2311 LVII haubtstuͤck § 2311 des floßmei- sters obli- genheit des holzes hal- ben vor der einwer- fung, Der floß-meister soll nach verordnung des forst- amtes an den orten, wo das floß-holz angewiesen worden ist, solches zu rechter zeit schlagen lassen, damit es behoͤrig austrocknen kan, dasselbe sich sodann richtig lifern lassen, und wenn es abgefa- ren wird, ist darauf zu sehen, daß alles rein aus- gefahren, und bei das wasser gebracht werde. § 2312 bei und nach der einwer- fung, Wenn das holz ins. wasser gebracht und ge- worfen worden ist, haben die floß-bedinte fleisig acht zu haben, daß die zu dem floͤßen bestellte leute dem holz aller orten, und welches das wasser aus- geschlagen hat, wieder nachhelfen, damit in den hecken, und was das wasser auf die user getriben hat, nichts haͤngend bleibe; das zu grund sich ge- legte holz fortgebracht und ausgezogen, auch das fuͤr die rechen gelegte holz ausgehauen werde. § 2313 wenn nicht zu floͤßen ist? Bei grosen wasserfluten ist nicht zu floͤßen, im- maßen dadurch groser schaden zugefuͤget werden kan. Disemnach haben die floßbedinte darauf zu sehen, daß nichts verwahrloset werde. Bei seichtem wasser ist ebenfalls nicht zu floͤßen, welches ieweilen von betruͤgerischen floß-bedinten zu besche- hen pfleget, damit vil holz an den ufern ligen blei- be, welches sie als ein accidenz nach der floͤße auf- suchen lassen, und fuͤr sich heraus nemen. § 2314 die floͤßer sind ordent- lich aufzu- zeichnen, Die floß-bedinte haben die floͤßer nach irer be- schaffenheit und verrichteten arbeit taͤglich anzuge- ben, duͤrfen aber keine falsche, noch unverdinte lone schreiben. § 2315 was nach der floͤße Das gefloͤste scheitholz ist an den behoͤrigen or- ten wieder in klaftern zu bringen, und in empfang zu von dem floß-rechte, ꝛc. zu nemen, dabei zu verordnen, daß das nuz-holz, als das boͤttiger- schindel- auch harz-holz, zuvor abgesondert und besonders verkaufet werde. § 2316 Von demjenigen, welchem das holz uͤbergeben zu beobach- ten ist? wird, und die rechnung daruͤber fuͤren soll, ist ein bekenntnis des empfanges abzufodern, Paul Ja- cob Marpergers neu eroͤffnete wasserfahrt auf fluͤssen und canaͤlen, Dresden und Leipzig 1723, 4, s. 203 fgg., Klock de aerario lib. II cap. 15 num. 31 fgg. § 2317 Die floß-bedinte muͤssen auch wohl die bruͤcken bei den floß- bruͤcken, uͤber die floß-graͤben in baulichem wesen erhalten. § 2318 Wo kein oͤffentlicher ort zum auswerfen oder und aus- werfen des floß-holzes? aussezen des floß-holzes vorhanden, ist solcher ge- gen einen gewissen preis ausfindig zu machen, Marperger am a. o. s. 213, Carpzov P. III decis. 288. § 2319 Ein landesherr kan die floͤße andern verweren, der landes- herr kan an- dern die floͤße in sei- nen landen verweren. wenn sie one seine verguͤnstigung durch sein gebite holz floͤsen wollen, Besold P. V consil. 239, Cothmann vol. 4 consil. 1, von Seckendorf im fuͤrsten-state P. 3 tit. von der forst- bann- und wald-nuzung, num. 4, Marperger am a. o. s. 205 fg., obgleich sonst rechtmaͤsige floͤßen nicht behindert werden duͤrfen, Marperger am a. o. § 2320 Derjenige, welcher die fisch-gerechtigkeit in ei- die fisch-ge- rechtigkeit daꝛf die floß- gerechtig- keit nicht behindern. nem flusse hergebracht, oder erlanget hat, vermag das floͤß-recht dem landesherrn nicht zu verweren, Fritsch de iure grutiae III num. 5, Marperger am a. o. s. 207. § 2321 LVII haubtstuͤck § 2321 die floͤßen verursachen mancherlei schaden. Die floͤßen haben iren nuzen, sie verursachen aber auch leicht schaden 1) den muͤlen und muͤl- weren, 2) den ufern, 3) der fischerei, 4) den nahgelegenen wisen und feldern durch aufstem- mung des holzes, 5) werden die brunnen-roͤren, welche durch die fluͤsse gehen, verdorben, 6) an den nahe stehenden baͤumen, stoͤcken und wurzeln. Wenn aber ein solches recht verloren werden koͤn- ne, besaget ein rechtliches bedenken bei dem Boͤh- mer T. I P. II resp. 14 s. 81 fgg. § 2322 von den vor-floͤßen. Jeweilen gibet es auch vorfloͤßen, wenn naͤm- lich einer vor dem andern floͤßen darf, wie z. e. Zwickau die vorfloͤße auf der Muldau vor Schnee- berg hat. Uebrigens ist der Silberschlag vom wasserbaue hirbei mit mereren s. 186-189 nach- zusehen. Acht und funfzigstes haubtstuͤck von dem faͤr-rechte. § 2323 was die faͤr- gerechtig- keit ist? D ie faͤr-gerechtigkeit bestehet in einer befugnis, vermittels einer wasser-maschine menschen und andre sachen, um ein gewisses lon, uͤber einen fluß zu bringen. Die uͤberfahrt beschihet entwe- der durch faͤren oder pramen, oder fluͤgender bruͤ- cken. Die faͤren oder pramen sind breite flache schiffe, welche pferde, personen und wagen, auch thire einnemen. Sie gehen entweder von einem ufer zum andern an einem dicken seile, oder one dasselbe. Die fluͤgende bruͤcke z. e. die bei Op- penheim uͤbern Rhein, ist auf 2 schiffen mit balken befesti- von dem faͤr-rechte. befestiget, iedoch bleibet zwischen den schiffen ein raum von etlichen ellen; das darauf gefertigte bruͤcken-werk ist von starken bolen, daß etliche wagen und pferde uͤbergefaren werden koͤnnen; damit dise bruͤcke nicht fortschwimme, ist sie mit einem langen starken seile weit oben in strome an einen anker gehenket; der strom bewirket die trei- bung von einem ufer zum andern, Belidors Science d’ ingenieur. Die unterhaltung einer faͤre ist kostbar, und doch eine gefaͤrliche sache. Daher hat man das naͤhe (also nennet man in hisigen landen eine faͤre) zwo stunden von hir uͤber die Laͤn abgeschaffet, und die fuͤrstliche rentkam- mer hat an dessen stelle eine bruͤcke erbauen lassen. § 2324 Die faͤren sind dreierlei: entweder vermittels der faͤren gattungen. einer winde durch huͤlfe eines seiles, wie die zu Gibichenstein bei Halle, bei Naumburg uͤber die saale, und die bei Marburg war; oder die durch ruder uͤberbracht wird, als die bei Alsleben, oder durch pferde. Eine bessere gattung gibet Silber- schlag am a. o. § 141 u. im 63sten kupferstiche an. § 2325 Gleichwie die grose und oͤffentliche fluͤsse dem die faͤr-ge- rechtigkeit stehet dem landesherrn zu, landesherrn zustehen; also kan nimand die faͤr- gerechtigkeit des gewinstes halber, one desselben bewilligung, auf selbigen ungestraft ausuͤben, Ziegler de iure Majestatis II, 6, 4, repertorium iuris priuati II, s. 1590 fg., von Rohr am a. o. im VIII ten buche cap. 7 § 1, 2, s. 1172 fgg. Die strafe kan sich bis auf die confiscation erstrecken, von Rohr s. 1177. § 2326 Es kan aber sotane gerechtigkeit sowohl zu lehn welcher sel- bige andern uͤberlassen kan. gereichet, als auch auf andre weise von dem lan- desherrn andern erteilet werden, J. H. Meiers N n n disp. LIX haubtstuͤck disp. de iure ripaticor. seu de iure habendi pontonem in flumine publico, welcher auch die faͤr-ordnungen ausgehen laͤsset, das faͤr-gelt, oder den faͤr-zoll bestimmet. Schramm im histori- schen schauplaze der merkwuͤrdigen bruͤcken s. 36 fg. Mylius im corp. constit. Marchic. IIII ten teile I te abt. s. 474 fgg., Marpergers wasserfahrt s. 219. § 2327 der faͤrleute obligenheit der paͤsse halber. Wo es die landesrechte verordnen, haben die faͤrleute bei soldaten und andern personen, nach den paͤssen zu fragen, Kur-Braunschweig-Luͤne- burgischer Landes-ordnungen III ter teil cap. III s. 94. § 2328 die faͤren werden fuͤr unbew e glich gehal te n. Die faͤren werden fuͤr unbewegliches gut gehal- ten, von Rohr am a. o. § 8 s. 1179 fg. § 2329 die faͤre kan vorbei ge- gangen wer- den. Ordentlicher weise ist es keinen verweret, die faͤre vorbei zu gehen, und einen andern weg zu waͤlen. § 2330 sotane ge- rechtigkeit kan verloren gehen. Die faͤr-gerechtigkeit kan bei privat-personen auf vilerlei weise verloren gehen und eingezogen werden, von Rohr am a. o. § 10 s. 1182 fg. Neun und funfzigstes haubtstuͤck von der wilden fischerei. § 2331 Auf was art die fische dem landes- herrn gehoͤ- ren. Die fischerei wird in die zame und wilde einge- teilet (§ 1314). Die wilde geschihet in den stroͤ- men, meeren und seen. Immassen aber die mee- re, seen, stroͤme, dem landesherrn beigeleget wer- den; von der wilden fischerei. den; so gehoͤren auch die fische darin dem landes- herrn; weshalber er verordnungen desfalls ma- chen kan. Denn die fischerei bedarf einer vorsor- ge, und anordnung der obersten gewalt, sowohl in absicht auf den rechtmaͤsigen gebrauch, die weise, die zeit, die groͤße der fische, den verkauf, die neze und garn, auch den nicht-gebrauch. Ehedem haben die kaiser der fischerei halben vile privile- gien erteilet, Klipstein am a. o. § 4 s. 6 fg. § 2332 Die fischerei bedeutet entweder den fischfang, was die fi- scherei be- deutet? oder die fischgerechtigkeit. Sie ist nach den un- terschidenen stroͤmen und baͤchen mancherlei. § 2333 Die fischerei ist schon in den alten zeiten zu der die fischerei wird zu der jagt gerech- net. jagt gerechnet worden, gestalt man daher das fo- restum piscationis und venationis hat, Reinhart de iure forestali, cap. I § 3 s. 5. Es wird dises auch noch heut zu tage also befunden, Nassau- Dillenburgische jagt- und forst-ordnung vom jare 1726 § 1, Wirtenbergische jagt- und forst-ord- nung tit. von verhemmen und andern fisch- und krebs wassern. § 2334 Der landesherr kan disemnach die fischerei in wie sie vom landesherꝛn andern er- teilet wer- den kan? den oͤffentlichen fluͤssen andern sowohl zu lehn er- teilen, in bestand geben, als auch auf andre wei- sen zum aufnemen des narungsstandes und des gewerbes seinen untertanen uͤberlassen, sich dabei gewisse kostbare, angesehene und rare fische vor- behalten, z. e. die stoͤre, lachse, Becmanns hi- stori des fuͤrstentumes Anhalt teile II cap. I s. 31, Stisser in der jagt- und forst-histori der Teutschen cap. VII § 34 s. 300, 301, von Rohr im haus- haltungs-rechte s. 1121, von Justi am a. o. s. 179 fg. im II ten teile. Nicht minder mag ein N n n 2 lan- LIX haubtstuͤck landesherr seinen untertanen gewisse fischtage in der woche, auch bei den gemeinen wassern bestim- men; hingegen die fremden und welche keine mit- buͤrger sind, davon ausschluͤßen. Immaßen dann die fremde nicht fischen duͤrfen, Kur Saͤch- sische fisch-ordnung § vors andere, Kur-Bran- denburgische erneuerte fischordn. art. 7. in des Mylius corp. constit. March. IIII ten teile abt. II, F. H. Casselische wasser- und fisch-ordnung vom jare 1657 § 3, 1711 § zum dritten s. 3, 1730, F. H. Darmstaͤdtische forst- und wald- auch weid- werks- und fischerei-ordnung 1724 fol. § 111 s. 40, Kur-Braunschw. Luͤneburgischer L. O. III ten tei- les cap. 3 s. 64, IIII ten teiles cap. 6 s. 317, cap. 8 s. 82 fg., F. S. Gothaische landesordn. im III ten teile s. 533 fg., ausser wo es hergebracht ist, daß z. e. zu Ober-Ohmen ein reisender um 11 uhr sich einen fisch fangen mag. § 2335 das fischen ist nicht zu allen zeiten zu verstat- ten. Das fischen ist nicht zu allen zeiten zu verstat- ten. Disemnach darf nimand von Peterstag an bis pfingsten mit fischgarnen und fischzeugen fischen, F. H. Casselische fisch-ordnung vom jare 1711, 1730, s. 2, Kur-Saͤchsische fisch-ordnung, Doͤ- bels jaͤger-practica im III ten teile s. 193 fgg. § 2336 das fisch- recht kan ei- nem in des andern lan- de zustehen. Jeweilen stehet einem in des andern lande die fischerei zu. Sotanes fischrecht und dessen gren- zen werden mit wasser-steinen beschraͤnket, Krebs de ligno et lapide P. II class. 6 sect. 4 § 21 s. 191 fg. § 2337 was dabei verboten ist? Das nachtleuchten und fischstechen, tollmachen und pfaͤschen ist verboten. In fluten, wenn die flsche ins gras und beischlaͤgen ausserhalb den ufern stehen, darf nimand fischen. Die angeln, auch von der wilden fischerei. auch das reussen-legen sind untersaget. Das le- cken und abschlagen des wassers zur fischerei ist nicht erlaubt. Die knochen-seile, oder andre garne sollen vor Jacobitag nicht gebrauchet wer- den. Die troͤge, kocher und enge reislein sind nicht zu dulten. Die schaͤdliche aalfaͤche sind ab- zuschaffen. Den muͤllern ist nicht verstattet aal- koͤrbe anzuhaͤngen, F. H. Casselische fischordnung vom jare 1711, 1730, Greben-ordn. tit. 26 s. 60 fgg. § 2338 Die fischzeuge sollen ihr gewisses maas haben. wie die fischzeuge beschaffen seyn sollen? Disemnach muͤssen die zihgarne einen zoll ins ge- virte einen spigel haben. Der spigel eines fisch- hamens muß ½ zoll ins gevirte haben, wovon ie- doch die hamen zu grundeln, krimpen und elrizen ausgenommen sind, F. H. Casselische grebenordn. tit. 26 § 15 s. 63. Wer keine eigene, oder ge- pachtete wasser hat, darf bei 5 thlr. strafe gar kein fischzeug halten, Greben-ordn. tit. 26 § 15, Magdeburgische policei-ordnung cap. II § 3, 4. § 2339 Die gefangenen fische unter dem vorgeschribe- das fisch- mas ist zu beobachten. nen mase und der groͤse duͤrfen nicht behalten, son- dern wieder ins wasser geworfen werden. Das forellen-maas (groͤse ist 10 zoll 1½ virteil-zoll) hin- gegen das krebs-mas 4½ zoll, der barben 8½ zoll, der hecht 4½ zoll, F. H. Casselische fischordnung F. H. Darmstaͤdtische forst-fisch-ordn. § 108, 109, von Rohr am a. o. s. 1123 fg. § 7, beifugen zu der F. S. Altenburgischen landesordnung s. 491. § 2340 Nach dem brauche auf dem Rheine, wenn sel- der fisch- brauch auf dem Rhei- ne. biger ausgetreten und wieder gefallen ist, pfleget man zu sagen, er stehet wieder im hammen, und sind alsdenn alle alte wasser wieder beschlossen. Wenn er aber ausgehet, das ist, aus den gesta- N n n 3 den, LIX haubtstuͤck den, oder hammen ist, alsdann haben nicht allein die weidleute, sondern auch sonst iedermann dar- aus fische zu fangen die freiheit, und auf dem gan- zen Rheine zu faren. § 2341 was auf dem Rheine das alt-was- ser bedeu- tet? Das heisset aber ein alt wasser, welches auf den Rhein stoͤsset, seinen ein- oder ausgang vom Rheine hat, von Meurers wasserfahrt s. 9. § 2342 welche gar- ne auf dem Rheine ver- tzoten sind? Auf dem Rheine sind die grose wurfgarne ab- geschaffet, nicht minder alle enge gezawen (zeuge) von garne und reusen, welche nach dem gewissen model nicht eingerichtet sind. Es werden ausser- dem die kleine wurfgarn anders nicht zu gebrau- chen zugelassen, als von Martinstag an, bis auf S. Gertruten. Die fischer duͤrfen an iren be- stimmten orten vor dem ave Maria nicht anrugen, oder anfaren. Sie sollen mit der sonnen auf- gang an, und mit dem nidergang ausfaren, Meurer am a. o. s. 13. § 2343 imgleichen auf dem Neckar? Auf dem Neckar sind die engen lewen verboten, ausgenommen von S. Bartholomaͤstag an, biß Weinachten. Der aff oder sponseil ist ganz ver- boten. Wo der Neckar in Rhein gehet, da sol- len die unterlaͤndische fischer es unversperret lassen, kein weidwerk da treiben. Die fischer umwaͤndig Heidelberg biß an den Rhein sollen die klein segen abtun und gar nicht gebrauchen. § 2344 was den fischen nach- teilig ist? Was den fischen nachteilig ist, oder zur veroͤ- dung abzilet, muß unterlassen und abgeschaffet werden. Dahin gehoͤret das abschlagen und ab- daͤmmen des wassers, die aͤnten, flachsroͤsen, die einwerfung der saͤgespaͤne, kohlstaub, schaͤdliches fischzeug, ungeloͤschter kalk, faule kaͤse, das pfaͤ- schen von der wilden fischerei. schen mit olei- lein- ruͤben, oder mon-kuchen ꝛc. F. H. Casselische fischordnung § 11, Stisser in der einleitung zur landwirtschaft cap. VIII abt. II § VIII fgg. § 2345 An den sonn- und fest-tagen ist das fischen bei an sonnta- geu ist das fischen ver- boten. den Evangelischen verboten, von Rohr s. 1131. § 2346 Die fischer duͤrfen wider das verbot die fische was die fischer zu beobachten haben bei dem fisch- verkaufe? ausser landes nicht verkaufen. Sie muͤssen sich auch nach der vorgeschribenen tax-ordnung bei dem verkaufe richten, Leiser im iure georgico, III, 14, 53. Faule fische zu verkaufen ist nicht erlaubet. Jeweilen duͤrfen sich die fischer auf dem fischmarkte nicht nidersezen, wie es z. e. in Jena gehalten wird. § 2347 Zuvoͤrderst sind die fische uͤberhaubt zu benen- nen; hirnaͤchst einige anmerkungen aus der natur- kunde voraus zu sezen, welche zur entscheidung ei- niger rechtssachen gehoͤren. § 2348 In betreff des ersten teilet man die fische in der fische namen und einteilun- gen, blose see-fische, und die zugleich see- und fluß-fische abgeben. Zur ersten gattung zaͤlet man den 1) stock-fisch, 2) den scheel-fisch, 3) den dorsch, 4) den rochen, 5) den schollen, 6) den butten, 7) die zunge, 8) den hering, 9) den goldfisch, 10) den sprott, 11) die sardelle. Die uͤbrigen seefische haben Peter Pomet im materialisten- und specerei-haͤndler sp. 579 bis 615, und Els- holz am a. o. s. 363 fgg. beschriben. § 2349 In belange der see- und fluß-fische zugleich: auch die schuppigte: salmo, lupus, alosa, ziga, N n n 4 mugil, LIX haubtstuͤck mugil, capito, anadromus, caper, sturio, galeus, rhodius. die glatten: huso, eperlaruus, lampetra, anguilla. Die blosen fluß-fische sind entweder schuppigte; als: trutta, thymallus, vmbra, barbus, capito, quintuplex, leuciscus, nasus, gobius, asper, gobitis triplex, bubulca, gellonii, rutilus fluuiatilis Ges- neri. glatte: attilus padi, glanis, mustella, lam- preta fluuiatilis, salmerinus. § 2350 arten, In suͤssen wassern halten sich auf: perca, scrollus, albornus, ausonii, lucius, cyprinus, tinca. Die fische in den land-seen sind: vmbla, trutta lacustris, carpio, laruaretus, bezola, albula Saluiani, farra, pigus, schilus, sarachus. § 2351 meer- und fluß-fische. Unter den fischen des meeres und die zugleich im flusse leben sind: der lachs, der salm, der edelste und koͤstlichste unter allen fischen. Er tritt aus der see in die Elbe, den Rhein, die Oder, junget zur herbst zeit in den stroͤmen. Die jun- gen laͤchse gehen ins meer, und nachdem sie da- selbst erwachsen sind, keren sie von neuem strom an. Von der erzeugung der lachse haben An- dreas Hellant im VII ten bande der Schwedi- schen abhandelung aus der naturlehre s. 271 bis 283, und dessen fischerei, Nicol Gisler im XIII ten bande am a. o. s. 12-34, wie auch s. 99 bis 133, sodann seite 177 fgg., imgleichen s. 275 fg.; fer- ner im XIIII ten bande s. 16-28; weiter Grant von der parung und fortpflanzung des lachses s. 142-146. Das maͤnnchen heiset wie bei andern fischen: der milchner, und das weibgen der rog- ner. von der wilden fischerei. ner. Gedachter Grant leget disem ein weibliches und jenem ein maͤnnliches glid bei, und glaubet die fortpflanzung beschehe wie bei andern thiren. § 2352 Des hechtes milcher ist besser als der roͤgner. der hechte, karpen, und anderer fische gat- tungen. Man hat land-see hechte, teich-hechte und strom- hechte, davon die mittelsten und kleinen die gesun- desten sind. Abrabam Agrillander hat solche s. 77-79 am a. o. des XV ten bandes beschriben. Die karpen teilet man auch in land-see, sodann teich- und fluß-karpen, darunter die Rhein- und Laͤn-karpen geruͤmet werden. Der brassen, der blei, der rape, der barme, die jaͤse, die zaͤrte, die doͤbel, der haͤseling, die kleine moraͤne, die karauze, gibbel, die forelle, der asche, der schnepel, der stock barsch, der kaulbarsch, der sticherling, der gruͤh ꝛc. In der grafschaft Erpach findet man forellen von 10 bis 14 pfund, die gemeinesten wi- gen 3 pfund. Die hechte 16 bis 18 pfund, die karpen 4 pfund, die aale 6 pfund Nuͤrnberger gewichtes, Klein am a. o. s. 23. § 2353 Unter die weiß-fische gehoͤren die uckelei oder die weiß- fische, witte, die ploͤzen und rotaugen, die guͤstern und flinken. § 2354 Zu den fluß fischen one schuppen gehoͤren 1) die fluß- fische one schuppen, der wels, 2) der aal, 3) die aal-raupe, oder quappe, 4) die lamprete, 5) die neun-augen, 6) die peisker, 7) der schlei, 8) die schmerle oder grundel. § 2355 Dieweil der policei die fuͤrsorge wegen der ge- die unge- sunde fische sind zu ver- biten, oder wenigsiens zu beschraͤn- ken. sundheit der untertanen am herzen ligen muß; so waͤre nicht undinlich, wo man entweder den ver- kauf der ungesunden fische verbite, oder wenigstens N n n 5 einen LIX haubtstuͤck einen hoͤhern preis darauf sezete, damit das armut abgeschrecket wuͤrde, sein eigen verderben sich zu kaufen. § 2356 die gesunde fische, Ich will die fische nach dem grad irer gesund- heit aus beirate der aͤrzte hirher sezen, und zwar 1) derer, wovon auch kranke etwas genuͤßen moͤ- gen: als die grundeln, oder schmerlen, wenn sie zumal gebacken werden; 2) die salmen von mit- telmaͤsiger groͤse, 3) die kressen, oder grassen, 4) die jungen forellen, und 5) die jungen hechte, auch 6) die baͤrsch, 7) die barbe, 8) die aschen. § 2357 Den gesunden magen dinen beim anfang der malzeit die gesottene fluß-karpen, der braͤsam, die gebratene karausche. Die stoͤre und feinde der lachsen, die hausen ꝛc. fuͤren ein hartes und un- verdauliches fleisch, Baͤumler am a. o. s. 264 fgg. § 2358 die policei forget fuͤr die zuna- me der fisch-brut. Nicht weniger hat die policei auf den wuchs und die zuname der fischbrut zu sehen, weiln sie ein narungs-mittel sind, dessen uͤberfluß in einem state erfodert wird. Da nun die fisch-otter, im- gleichen der fisch-geier und reiher gar merklichen schaden der fischerei zufuͤgen; so sind otterfaͤnger zu bestellen, welche mit iren hunden, (die den huͤ- ner-hunden gleichen, nur daß sie laͤngere haare haben und ins wasser gehen,) sodann nebst der stech gabel den otter fangen. § 2359 von verschi- denen fischen, Die Eder-hechte, imgleichen die Itterischen forellen sind bekannt. Jedoch hat das kupfer- werk sie seltener gemacht. Die Mosel-fische hat der Ausonius wohl abgebildet. Die vilen Saar- fische uͤbergehet man mit stillschweigen. § 2360 von der wilden fischerei. § 2360 Zur entscheidung der irrungen wegen der fische wozu die fischkunde dinet? dinet die natur-wissenschaft, und die ichtyologi, oder fischkunde; z. e. ein teich ist vor 3 jaren gehoͤ- rig besezet worden. Man fischet ihn; anstatt 30 centner fische zu erhalten, empfaͤngt der pachter kaum 30 pfund. Was ist hier wegen des erlasses zu tun? Diser teich, der eben vor 3 jaren aus- gegraben war, wird wieder besezet und nach drei jaren abermal leer befunden, one die spuren von todten fischen, oder fischottern zu vermerken. Den Joh. Low von fangung lebendiger fischotter s. 147 fgg. im XIIII ten bande der Schwedischen ab- handlung aus der natur-lehre. § 2361 Nachdem man voraus sezet, daß der teich ei- nen bestaͤndigen abfluß habe, wie doch nicht ist, auch im winter beim froste, die hauung der loͤcher ins eis nicht verabsaͤumet worden ist. Denn daß ein fisch one luft unterm eise nicht bestehen koͤnne, behaubtet Scheuchzer s. 467 der natur-wissen- schaften II ten teil, auch hir nicht zu vermuten ste- het, daß die fische bei nachtzeit entwendet worden waͤren; indem man die raͤnder mit pfaͤlen so weit eine lausche reichet beschlagen hat. Bleiben di- semnach die raubfische und die fischgeier uͤbrig, weilen der teich keine belaubete ufer hat. Hier- naͤchst raubfische beim ablasse des teiches sich auch nicht vorgefunden haben, der boden dises teiches ein starker morast mit sehr kalten faulen born- quellen ist; demnach die raubfische darin nicht be- kleiben koͤnnen; in betracht die forelle den fisch- raub nicht begehen mag, gestalt sie die matten und sumpffigten wasser nicht vertragen kan, son- dern ein helles und hartes wasser mit kisigten und steinigten boden haben will; sodann die asche, welche LIX haubtstuͤck welche die forelle an einem liblichern geschmacke uͤbertrifft, iedoch gar bald ausserm wasser abste- het iren raub dahir noch weniger hat veruͤben moͤ- gen; absonderlich da sie sich blos mit den kleinen fischgen, als ellrizen und kaulkoͤpfen begnuͤget; ferner der groͤste verdacht die hechte druͤckt, welche wo sie 5 bis 6 pfund haben, einen zweipfuͤndigen hecht verschlucken; zugeschweigen, daß ein vier- pfuͤndiger hecht einen dreipfuͤndigen karpen ertoͤd- tet und verschlucket; nicht minder ein par hechte im stande sind, 50 schocke (iedes zu 60 gerechnet) karpen und karauschen-brut in einem jare zu ver- tilgen; auch die wilden aͤnten, die doch auf disen teich nicht fallen, den gefressenen hecht-rogen nicht dahin gebracht haben koͤnnen, daß hechte daraus erzilet worden waͤren, wofern man bei besezung des teiches keine hinein gebracht hat; uͤberdem die barsche sich auch nicht fanden, da dise onehin nur kleine fischgen, als kaulbarsche und ellrizen, auch junge krebse rauben; nicht weniger der gose keine schuld hir traͤget; immassen er nur von der fettig- keit des wassers lebet, dem karpen gleichet, iedoch schmackhafter ist; und wie der karpe von der fet- tigkeit lebet, anbenebst einen faulen leimigten boden libet; also man glauben sollte, daß er hir begleiben muͤsse, wenn er gleich einen faulen geschmack vom sumpfigten wasser davon getragen haͤtte, und de- nen karpen nicht gleiche, welche in einem teiche ge- sezet werden, auch besser, als der karpe schmaͤcket, dennoch wegen der menge von graͤten gefaͤrlich zu essen faͤllet; ausserdem schlamm und einen mora- stigen boden erfodert, auch den karpen im moraste verwuͤlet, gleichwol ein weiches wasser haben will; derohalben erscheinet daraus so vil: daß der in frage gekommene teich, als unfruchtbares, auch unschickliches mageres werk verpachtet worden sey, dessen von der wilden fischerei. dessen wasser weder den karauschen, noch karpen behaget, an, benebst aus mangel der narung ab- stehen und im schlamme verfaulen; folglich dem pachter ein erlaß gebuͤret. § 2362 Die fische werden in raubfische und nicht rau- die eintei- lung der fische in raubfische, bende eingeteilet. Zu den ersten gehoͤren 1) die hechte, 2) die lachsforellen, 3) die forellen (so- ren), die sich iedoch mit kleinen fischen, ausser den wasser-wuͤrmen, schnacken und fluͤgen begnuͤgen, 4) die asche, 5) baͤrsch oder stockbaͤrsch, 6) der bunt-baͤrsch, 7) der sander, 8) der rote orf, 9) der weise orf, 10) die lamprete, 11) die aalraupe, 12) der dickkopf oder kaulbarsch. § 2363 Keine raub-fische sind 1) der hausen oft 20 und nicht raubende. schue lang und 4 centner schwer, 2) der stoͤr, 3) der wels, 4 bis 5 ellen lang und 2 centner schwer, 4) der lachs von unterschidenen gattun- gen, die Linnaͤus in der Fauna Suecica benennet, 5) raapen von 10 bis 12 pfund, 6) die goͤse, oder jaͤse, 7) die karpe, 8) die spigel-karpe, 9) die karausche, 10) die gibel, oder zwerg-karpe, 11) die barbe, 12) die brasse, oder der grose weiß- fisch, ieweilen von 20 pfund, 13) der alet, 14) der mai-fisch, 15) der bleier, oder mittlere weiß- fisch, auch ploͤz, 16) der doͤbel, 17) der fuͤrtreff- liche rote noͤrfling, 18) der schnepel, 19) die neunaugen, 20) der aal, 21) der peisker, oder kleine aal anderthalb daumen dick, 22) der schmerl, oder grundel, ist wie der peisker in klei- nen, 23) die schleie, die der karpe im moder ver- wuͤlet, 24) die rotaugen, 25) der schibeling, oder die rotfeder, 26) der haͤstling, 27) der ickli, 28) die bachkresse, 29) die ellrize, 30) der LIX haubtstuͤck der stinz, 31) der stichling, 32) der steinbeisser, 33) der schneider. § 2364 Diejenige, welche aus teichen, weihern, be- haͤltern und andern geschlossenen auch gehaͤgten wassern fuͤrsezlich und widerrechtlich entwenden, sind fuͤr dibe zu halten, und werden dem befinden nach an gelte, leibe und wie andre dibe bestrafet, peinliche halsgerichts- ordnung kaiser Carls des V ten art. 169, Stisser in der jagt- und forst- histori cap. VI § 18 s. 284, F. H. Darmstaͤdtische fisch-ordnung § 107 s. 40, Casselische fisch-ord- nung § 16, Nassau-Kazenellenbogische policei- ordnung § 87 s. 30, von Rohr am a. o. § 21, s. 1135 fg., Kur-Braunschweig-Luͤneburg. L. O. im II ten teile cap. II s. 670, IIII ten teile cap. VI s. 298, repertorium iuris priuati II s. 1626 fg. Kur-Pfaͤlzische malefiz-ordnung tit. 52. In den fuͤrstlich H. Casselischen landen sollen sie wie die wild-dibe bestrafet werden, F. H. Casselische fisch- ordnung § 16, Greben-ordnung tit. 26 § 16 s. 63. § 2365 wie die fischereien angeschla- gen wer- den? Wie aber die fischereien in anschlag zu bringen sind, besaget der Stisser in der einleitung zur land-wirtschaft cap. 15 § 31 s. 505; Gasser am a. o. cap. 20 § 9 s. 325 fg. Die teiche rechnet man nach iren einkuͤnften, und machet einen durch- schnitt, oder man schlaͤget solche nach morgen, auch wohl schocken an. Wenn sie in pacht aus- getan werden sollen, bringet man nach sechsjaͤri- gen pacht und durchschnitt selbige in ansaz. Sech- von den muͤlen. Sechzigstes haubtstuͤck von den muͤlen. § 2366 D ie muͤlen sind mancherlei (§ 521). Dieje- was die muͤle ist? nige aber, welche vermittels des wassers ge- triben werden, heissen wasser-muͤlen. Ueberhaubt ist eine muͤle: eine von verschidenen raͤdern und getriben zusammengesezte maschine, welche durch eine aͤusserliche gewalt im gang gebracht, und ver- moͤge derselben getreide, nebst andern sachen zu einem gewissen gebrauche zubereitet, sowohl zer- malmet werden, Leonh. Christ. Sturms voll- staͤndige muͤlen-baukunst, Augsburg 1718 fol., Georgen Andreen Boͤcklers theatrum machi- narum, das in Holland herausgekommene grose muͤlen-werk, von muͤl- und wasser-werken, Nuͤrn- berg 1673 fol. Jacob Leupolds theatrum ma- chinarum molarium, oder schauplaz der muͤlen- baukunst 1735. § 2367 Die muͤlen gehoͤren entweder der herrschaft, deren ein- teilungen, oder den landsassen und untertanen. Sie sind entweder mit dem zwange und banne versehen, oder nicht. Die ersten werden zwang-muͤlen ge- nennet (§ 521). Dise haben iren ursprung aus der erb-gerichtbarkeit, Pufendorf de iurisdictio- ne Germanica, s. 373. Von den herrschaftli- chen hat der hisige verstorbene vice-kanzler herr Waldschmid de molendinis bannariis. 1718, 4, § 7 fgg. gehandelt, und daß dise gerechtsame dem landesherrn zustehe, mit den beispilen aus der ver- ordnung landgrafen Morizens von 1615, der ge- richts-ordnung an der Laͤne § 26, den herrschaft- lichen LX haubtstuͤck lichen muͤlen im Hanauischen und Isenburgischen s. 14 erwisen. Was Kur-Braunschweigischen rechts sey, leret Tobias Jacob Reinhart de eo quod circa molendinorum exstructionem at- que bannum, imprimis in terris electoralibus Brunsuigo-Luneburgicis iustum est, Goͤttingen 1740, 4, Jacob Christian Klippsteins disp. de dominio Rheni, Gisen 1740, § 6 s. 10 fgg. von Wernher in relat. VIII im III ten bande der obseru. select. § 89 fgg. In absicht auf den ge- brauch, nuzen und gewerbe, koͤnnen die muͤlen privat und oͤffentliche muͤlen seyn; so fern man naͤmlich entweder die muͤlen fuͤr sich und seinen gebrauch, oder zum gemeinen nuzen einer stadt, oder eines bezirkes hat. § 2368 von den wasser-muͤ- len. Die wasser-muͤlen, welche entweder mit pan- ster- oder staber- oder straube-zeugen gebauet sind, werden von fluͤssen, oder baͤchen getriben, und sind teils pfal-muͤlen, teils schiff-muͤlen. Das was- ser faͤllet aber entweder von oben herab auf das muͤlrad und treibet solches vorwaͤrts um, oder es faͤllet das wasser unten an das im muͤl-gerinne haͤngende muͤlrad, und treibet dises durch seinen stoß ruͤckwaͤrts um; im ersten falle wird die muͤle eine uͤberschlaͤchtige, im andern aber eine unter- schlaͤchtige genennet. § 2369 was die mahl-muͤle heisset? Eine mahl-muͤle, korn- getreide-muͤle heisset die- jenige, worin allerhand koͤrner und getreide zu schrot und mehl zubereitet werden. § 2370 die wasser- muͤlen sind den wind- muͤlen vor- zuziehen. Die wasser-muͤlen sind den wind-muͤlen viler ursachen wegen vorzuziehen, oͤconomisches lexicon sp. 1949 fg., in betracht die lezten wegen ires un- gleichen tribes nicht so reines und schoͤnes mehl geben, von den muͤlen. geben, als die wasser-muͤlen, auch darbei viles verstaͤubet und verwehet wird. § 2371 Das fuͤrnaͤmste einer mahl- und wasser-muͤle das fuͤr- naͤmste eineꝛ mahlmuͤle wird nam- haft gema- chet. ist: 1) der mahl- muͤl- eich- oder sicher-pfal, der fach- grund- oder spund-baum (§ 525-527), 2) das gris-werk mit gris-saͤulen, docken, und spannraͤmen, 3) die schuͤzen, oder schuzbreter, 4) die leer-waͤnde, 5) das wuͤste gerinne, wo- durch das uͤberfluͤssige wasser weggehet, 6) das wasser- oder mahl-gerinne, darinn die muͤl- oder wasser-raͤder haͤngen; 7) das wasser-rad mit seinen armen und schaufeln, daran die welle, die scheiben, das stirn-rad, 8) die drilinge, oder drelinge, 9) das kamm-rad, 10) das getribe, darin die scheiben und staͤbe, oder tribe-stecken sind, 11) das muͤl eisen in der pfanne, 12) der bocks, 13) der bodenstein, in welchem die eiserne haube sich zeiget, 14) der laͤufer, oder oberste muͤlstein, 15) der ruͤr-nagel, 16) der schuch, 17) der rump, oder rumpf, darin das getreide aufgeschuͤt- tet wird, und aus demselben auf den boden-stein laͤuft, auf welchem es von dem sich umdrehenden laͤufer zerknirschet, oder zerriben und klein gemalen wird, (heisset auch das kahr), 18) die rump- leiter, 19) der lauf (die zarg), darin die muͤl- steine umlaufen, 20) der beutel-kasten, darin vermittels des beutels das schoͤne mehl von den kleien gesondert wird, 21) das schibe-bret, 22) das beutel-tuch, 23) die kruͤcke, 24) der mehl- kasten, 25) die schrot-kasten, 26) die daumen, die anschlags-welle, 27) die kloben saͤule, 28) die radschere, 29) die beutel-welle mit zwey ar- men, 30) der steg, 31) die tragbank, 32) die hohldocke, 33) die hebe schine, daran oben der arm ist, 34) die laune, 35) die keule, 36) das O o o zihwerk, LX haubtstuͤck zihwerk, 37) die zih-scheiben, 38) das getribe, 39) das zihstirnrad, 40) die panster-ketten, 41) die weife, oder gatter, 42) die scheiden, 43) die stammschere, 44) die zapfen-lager, 45) die ruͤckschere, 46) der ruͤck-baum, 47) die stelze, 48) der zihboden, der mehl-boden, und der staub- boden. § 2372 die rechte und gerech- tigkeiten bei den muͤ- len. Bei dem muͤlen-wesen kommen mancherlei rech- te und gerechtigkeiten vor. Es sind die rechte teils hoheits-rechte, teils regalien. Denn das muͤlen- wesen in einem lande gehoͤret zur aufsicht und an- ordnung sowohl einrichtung des landesherrns, oder fuͤrsicht der policei, und nicht allezeit zu den rega- lien, wofern die muͤlen nicht auf stroͤmen und oͤf- fentlichen fluͤssen angeleget werden wollen, von Rohr im haushaltungs-rechte s. 586, von Justi am a. o. II s. 178, oder die landesgesaͤze des muͤ- len-baues halber uͤberhaubt ein andres verordnen wie in Hessen, in der Kur-Mark-Brandenburg, S. Altenburgischen landen. Sihe die neue samm- lung verschidener von zeit der publicirten landes- ordnung des fuͤrstentumes Altenburg ergangener verordnungen, 1750, 4, s. 179. § 2373 von den muͤlen-ord- nungen. Zu den hoheits-rechten gehoͤret: die gewalt muͤlen-ordnungen abzufassen und ausgehen zu las- sen, welche sowohl die muͤl-herren und muͤller bei den muͤlen und wasserbaue, als auch die mahl- gaͤste, nicht minder die muͤller und deren knappen, auch treibere, bei iren muͤl-wesen und malen zu beobachten haben. Nach selbiger werden die streitigkeiten, welche bei muͤlgebaͤuden vorfallen moͤgen, entschiden. Sie bestimmen die fischerei in den muͤlgraben, F. H. Casselische greben-ord- nung tit. 26 § 16 s. 62, den mahl- wehr- sicher- pfal, von den muͤlen. pfal, den fachbaum, das gerinne, die wehre, die schuz-breter, strom-koͤrbe, die daͤmme, schuz-teiche, das wasser, die muͤlgaͤnge, laͤufe in den muͤlen, deren weite, die beschaffenheit der muͤlsteine, das heben, behauen, und legen der muͤlsteine, das auf- und zuschuͤzen, keilen, schmiren der pfannen, das aufeisen bei winterszeiten, die besichtigung und visitirung der muͤlen, das teichen, oder stauchen des muͤlen-wassers, das malen selbst, die molter, das beutel-mal-gelt, die strafen der muͤller, welche den mal-gaͤsten an irem getreide schaden zufuͤgen (§ 528), oder andern muͤllern die gaͤste abspaͤn- stig machen, imgleichen, welche uͤber die gebuͤr das getreide entfremden, und als betruͤger betre- ten werden. Sie untersagen neue muͤlen-were one erlaubniß anzulegen, oder die alte zu vergroͤs- sern, die flut-betten und eichpfaͤle zu veraͤndern, F. H. Casselische greben-ordnung tit. 38 § 12 s. 92, F. H. Casselische muͤlen-ordnung vom jare 1753 § 1, Kur-Saͤchsische muͤlen-ordnung fuͤr die an den Saalen, Luppen, Elster und Pleissen-stroͤmen ligende muͤlen vom 23. Nov. 1668, imgleichen fuͤr die muͤlen auf der Unstrut den 29. April 1659, oͤconomisches lexicon sp. 1957, Marperger in der neu-eroͤffneten wasserfahrt auf fluͤssen und canaͤlen, cap. VII s. 256, Kur-Braunschweig-Luͤneburgi- scher landes-ordnungen III ter teil cap. 4 s. 240, IIII ter teil cap. VI s. 34, cap. VII s. 31, cap. VIII s. 24 s. 81, Mylius im corp. constit. Marchic. IIII ten teile, 4te abt. s. 100 fgg., V ten teile III te abt. s. 109 fgg. § 2374 Sie gebiten den muͤllern das zur muͤle kom- was solche enthalten. mende getreide selbst abzumoltern, und dergleichen auf die knechte oder gesinde nicht ankommen zu lassen. O o o 2 § 2375 LX haubtstuͤck § 2375 und erfo- dern, Sie erfodern desfalls in einer ieden muͤle be- sondere und mit oberkeitlichem vorbewust geeichte molter-gemaͤse, welche angeschlossen seyn sollen. § 2376 auch bege- ren, Sie begeren, daß die molter-frucht mit dem streich-holze ordentlich abgestrichen werde, und ver- biten das haͤufen, nicht minder die vergleichung des gemaͤses mit der hand, wovon sie iedoch das malz-moltern ausnemen, F. H. Casselische muͤlen- ordnung § II num. 11 s. 5. § 2377 das getreide darf nicht angefeuch- tet werden. Das getreide, oder mehl, darf der muͤller bei namhafter strafe nicht anfeuchten, um die schwere des mehls zu erhalten, wenn auf das gewicht ge- malen wird, wie zu Frankfurt und Gisen das mehl-wigen eingefuͤret ist. Sihe Leupoldts Leip- ziger heuwage, oder beschreibung einer grosen schnell-wage. § 2378 von der molter und deren ein- teilung. Das molter, oder die mal-meze ist an einigen orten doppelt, oder vom getreide und der kleie, da denn die eine fuͤr das malen, und die andre fuͤr das abholen der fruͤchte und uͤberbringen des maͤ- les oder schrotes gegeben werden muß. Man nen- net dise auch hir und da die treibe meze. An eini- gen orten ist das molter- und beutel-gelt eingefuͤ- ret, z. e. vom moͤtte zwei maͤsgen, und drei kreu- zer beutel-geltes, und beim muͤlen-schreiber den zedel zu loͤsen, vom moͤtte korns 3, und vom hal- ben oder ganzen moͤtte waizen 4 pfennige. § 2379 des landes- herrns ober- ste macht uͤber die an- legung der muͤlen. Dem landesherrn stehet ebenfalls uͤber die klei- nen bach- und wind-muͤlen, auch deren anlegung die oberste gewalt und die aufsicht zu, sintemal dem landesherrn die besorgung, auch befoͤrderung seiner von den muͤlen. seiner untertanen wohlfart obliget, disemnach er- strecket sich desselben fuͤrsicht gleichfalls dahin, daß sein land an muͤlen keinen mangel leide, nicht min- der alles darinn ordentlich zugehe, darnebst dises narungs-geschaͤfte nicht allzusehr uͤberhaͤufet, im- gleichen die neue muͤlen den bereits vorhandenen muͤlen nicht zum schaden angeleget werden, Stryk de iure prohibendi exstruct. molend. cap. I § 2 fg. von Ludewig in consil. 19 T. I lib. I, Stisser in der einleitung zur landwirtschaft, cap. XI abt. 3 § 4 s. 391. Derowegen schreibet er zu disem behufe die gesaͤze fuͤr, verordnet zu den muͤ- len-sachen kunst-erfahrne und sach-verstaͤndige leu- te, z. e. muͤlen-voͤgte, wasser-muͤlen-meister, muͤl- geschworne, verbitet den mehl verkauf, laͤsset die muͤller, um desto genauer irer pflicht und schuldig- keit nachzuleben, mit einem eide belegen, Hering de molendinis quaest. 45, Altenburgische Lau- des-ordnung tit. 42, Magdeburgische muͤl-ord- nung vom jare 1678 § 55, Magdeburgische policei- ordn. vom jare 1688 cap. 12 § 51, Weimarische muͤlen-ordnung vom jare 1589, tit. muͤllers geluͤb- de, Onolzbachische muͤl ordnung vom jare 1616 tit. 12, Pfaͤlzische L. O. vom jare 1657 tit. 22, Kur-Saͤchsische muͤl-ordnung und general-con- sumt-accis-ordnung vom jare 1707 cap. 2 § 15, Nuͤrnbergische muͤl-ordnung vom jare 1701 § 7, corpus constitut. Oldenburg. num. 43, Ulmi- sche muͤlen-ordnung art. 33 fgg., Wirtenbergische muͤlen-ordnung, Baierische muͤlen-ordnung. § 2380 Die obligenheit und das amt der muͤlen-voͤgte, die obligen- heit der muͤl-mei- ster ꝛc. muͤl-meister, muͤlen-geschwornen, bestehet darin, daß sie die streitigkeiten, welche den wasser-lauf betreffen, oder uͤber andre muͤlen-sachen entstehen, eroͤrtern, darnebst untersuchen, ob die muͤller irer O o o 3 pflicht LX haubtstuͤck pflicht nachkommen? ferner nachforschen, wie der muͤlen-bau beschaffen sey? ob an demselben einiger mangel sich aͤussere? ob die muͤle mit allem erfoderlichen tuͤchtigen geschirre versehen sey? sie haben insbesondere nach dem sarch beutel-kappen, wasser-laufe, den festern, steinen, dem gemaͤse ꝛc. zu sehen, damit den betruͤgereien einhalt beschehe, Myler von Ehrenbach in metrolog. cap. 17, Hering am a. o. Wo aber keine landesherrli- che muͤlen-voͤgte verordnet sind, allda gehoͤren die streitigkeiten der muͤlen und wasser-sachen in erster instanz fuͤr die aͤmter und die adelichen gerichte. § 2381 welcher oberkeit die muͤlen-be- sichtigung zustehet? Ob aber im uͤbrigen die muͤlen besichtigung, wo keine besondere angeordnet ist, zu der obern oder nidern gerichtbarkeit gehoͤre, ist unter den rechts- gelehrten strittig. Immittels da eine iede ober- keit, und ieder richter verbunden ist, uͤber die muͤ- len-ordnungen zu halten, koͤnnen auch die erbge- richte die besichtigung wohl fuͤrnemen, Pufendorf de iurisdictione Germanica, s. 369, iedoch, wenn grobe verbrechen und groser betrug an den muͤllern zu bestrafen sind, gehoͤret solches fuͤr die obere gerichtbarkeit, Joh. Jodoc Beck von der vogteilichen obrigkeit s. 274. In Franken nennet man es das recht der muͤlen-schau. Dise hat Brandenburg-Onolzbach im vergleiche mit der Reichs-ritterschaft, ortes Altmuͤl, diser 1724 nach- gelassen, die frais-faͤlle deshalber sich vorbehalten. Im vertrage angeregten fuͤrstlichen hauses mit dem hochstifte Eichstaͤdt ist 1736 die wasser- und muͤlen-besichtigung § 5 dem vogtei-herrn, die pein- lichkeit aber dem fraisherrn zugedacht. § 2382 wenn keine neue muͤlen angeleget, Es kann keine neue muͤle zum nachteile desjeni- gen, welcher das privilegium hat, daß keine neue muͤle von den muͤlen. muͤle angeleget werden soll, auch nicht einmal mit bewilligung des landesherrns, erbauet werden. § 2383 In denen landen, worinn one landesherrliche auch mit mereren gaͤngen nicht verse- hen werden duͤrfen, gehelung keine neue muͤle angeleget werden darf, koͤnnen die vorhandenen muͤlen mit mereren gaͤn- gen nicht versehen, noch eine mal-muͤle in eine oͤl- muͤle eigenmaͤchtig verwandelt, vilweniger von einem orte zum andern verleget werden. In sa- chen der muͤller zu N. wider die verwittibte praͤ- sidentin von Dalwigk zu Virmuͤnden, wurde vor geraumen jaren uͤber die vermerung der malgaͤnge gestritten, und dise der von Dalwigk untersaget. Dieweil die gemeine Herrmannstein bei Wezlar, zur dasigen Schenkischen muͤle gebannet ist, auch die fron-dinste darzu leisten muß, wollte jene den anhang einer oͤl-muͤle nicht nachgeben. Daher solcher nach urthel und recht abgerissen, iedoch eine besondre oͤl-muͤle uͤber die mal muͤle gebauet wurde. § 2384 Auf einem gemeinschaftlichen flusse kan one der auf gemein- schaftlichen fluͤssen? andern bewilligung keine muͤle erbauet werden? § 2385 Wenn neue muͤlen angeleget werden wollen, ist was bei an- legung ei- ner neuen muͤle zu be- obachten ist? dahin zu sehen, daß sie in gehoͤriger weite von ein- ander stehen. § 2386 Die rechte der muͤlen sind unterschidlich. Sie die rechte und freihei- ten der muͤ- len des was- sers, des wehres ꝛc. halber. erstrecken sich teils auf den wasser-lauf, daß sol- cher weder gehemmet, verschlimmert, noch entzo- gen werde. Derowegen darf das wasser zur waͤsserung der wisen, oder zum bleichen, nicht ab- geteilet werden, wenn solches bei den muͤlen noͤtig ist; daher darf auch ein muͤller des nachbars muͤle uͤber und unter ihm besichtigen, auch das O o o 4 wasser LX haubtstuͤck wasser holen, die befundenen maͤngel behoͤrigen ortes anzeigen, Kur Saͤchsische muͤlen-ordnung vom jare 1653, von Rohr im haushaltungs- rechte s. 619, 620; Jacob Born de eo quod iustum est circa molendina maxime in prouin- ciis Saxonicis, Leipzig 1689, Joh. Hering de molendinis eorumque iure, 1625, 4. Teils aͤussern sich solche rechte in ruͤcksicht auf die obern und der untern muͤlen, des wehres, fachbaumes, sicherpfales, teils des zwanges, auch der dinst- barkeiten, nicht minder der freiheiten halben, z. e. daß die muͤlen von einquartirungen frei seynd, Tabor de metatis P. III cap. 3 art. 2 num. 7, die muͤlsteine hir und da von den zoͤllen befreiet seynd, die muͤller keine vormundschaften uͤbernemen muͤssen, Hering am a. o. quaest. 41 num. 24. § 2387 ob ein muͤl- ler in einem andern dor- fe getreide zum malen abholen kan? Ob ein inlaͤndischer muͤller in ein andres dorf, dessen muͤller kein zwang-recht hat, faren und zum malen holen duͤrfe, ist in sachen der adelichen S. vormundschaft zu R. wider den muͤller zu E. ge- stritten worden? Ordentlicher weise stehet der- gleichen muͤllern kein verbitungs-recht zu. Eine andere frage ist es von auslaͤndischen muͤllern. Der muͤller zu S. hatte von je her fruͤchte zum malen in Sb. geholet. Allein dessen landesherr verordnete, daß kein untertan auswaͤrts malen sollte. Hir tratt demnach der muͤller zu Sb. auf, wollte den auslaͤndischen muͤller nicht mehr leiden. Das widervergeltungs-recht schlug hir an. Je- doch sind die notfaͤlle ausgenommen, wenn naͤm- lich der naͤchste innlaͤndische muͤller der wasserflut halber nicht malen kan. § 2388 ob der pacht-muͤl- ler des bau- Ein mal-muͤller pachtet die muͤle ieden tages 10 fl. zu erlegen. Es eraͤuget sich aber der fall, daß von den muͤlen. daß bei 35 tage an der muͤle gebauet werden muß, ens halber erlaß am pachte bege- ren kan? mithin neun malgaͤnge muͤssig stehen, daher gefra- get wird: ob der verpachter dem muͤlen-bestaͤnder einen erlaß goͤnnen muͤsse? Der verpachter schlaͤ- get ihm solchen ab. Was ist nach den Teutschen rechten zu tun? Der bestaͤnder uͤberkommet den erlaß. § 2389 Die zwang-gerechtigkeit bei den muͤlen ist fuͤr wie der muͤ- len zwang- gerechtig- keit erlan- get wird? ein regal nicht allezeit gehalten worden, sondern wird entweder durch ein privilegium, geding, ver- traͤge, verjaͤrung ꝛc. erlanget und hergebracht, teils hat sie aus der leibeigenschaft ire abkunft (§ 2079), Estors disp. de abusu rerum merae facultatis s. 67 fg. Husanus de hominibus propriis c. 7. § 2390 Die rechts-mittel und klagen, welche bei dem muͤlen-wesen vorkommen moͤgen, erzaͤlet Hering am a. o. quaest. 56, Muͤller de molendinis sect. 5, das juristische oraculum im 10ten bande s. 412 fgg. § 2391 Wenn eine muͤle in anschlag gebracht werden der muͤlen- anschlag, soll, ist hirbei dergestalt zu werke zu gehen, daß man einen unterschid unter den zwang- und andern muͤlen machet, wornach der gebrauch und die nu- zung, auch die beschwerden und alle unkosten, wel- che zu deren unterhalte, und auf die leute auch auf das vih stets verwendet werden muͤssen, geschaͤzet und etwa von dreien jaren, das mittel genommen werde, Gasser am a. o. cap. 9 § 7 fgg. s. 208 fgg. In den Kur-Saͤchsischen steuer-anschlage sind die muͤlen auf 5 vom hundert angesezet; wenn aber die muͤlen auf rechnung weggegeben werden sollen, muß der ertrag, nach dem mez (molter) korn und O o o 5 mastung LX haubtstuͤck mastung mit einem durchschnitt heraus gebracht werden. § 2392 ob die muͤ- len-wehre verleget werden duͤrfen? Die muͤlen-wehre koͤnnen von einen bisherigen an einen andern ort, den benachbarten zum scha- den, nicht verleget werden, juristisches oraculum T. X s. 425 fgg. Sihe auch Joh. Georgen Libknechten de iis, quae circa notas termina- les aquarum et molendinorum cognitu neces- saria et aequa sunt, Gisen, 4. Vom muͤlen-wehr-baue, und dem sicher- oder haͤge-pfale. § 2393 was ein wehr ist? Das wehr ist eine im wasser angelegte erhoͤ- hung, dadurch man das uͤberfluͤssige ablaufen des fluͤssenden wassers zu hemmen suchet. Das wehr dinet, damit die muͤle weder zu weniges, noch zu viles wasser uͤberkomme. Es ist ein zwangsmit- tel, den fluß also zu leiten, wie man dessen staͤrke und schwaͤche zum gebrauche noͤtig findet. § 2394 was die wasser-stau- chung ver- ursachet? wie solchem Die wasser-kunde leret, daß die behinderung der strom-bane des flusses eine stemmung, oder stauchung (teichung) des wassers verursache. Seze demnach in einer ferne von einer halben, oder drei virtel-stunden stehen dreie muͤlen an eben dem flusse. Bauet der mittlere muͤller sein wehre zu hoch, so laufen die muͤlraͤder der ersten, oder obern- muͤle flugs-langsamer, weil das wasser nicht schnel- le hinter den muͤl raͤdern wegstroͤmet; mithin ent- stehet eine stauchung des wassers. Um nun nach der wasser-wage, oder dem nivelliren den fall des wassers von einer muͤle bis zur andern in der strom- von den muͤlen. strom-bane zu erhalten, und die stauchung dessel- ben zu vermeiden, sezet man etliche schritte vom ufer ans wehr einen starken pflock von dreien, oder vir schuhen in der laͤnge in die erde. Unten ist der- selbe zugespizt, auch wohl mit einem eisernen schuhe beschlagen. Ueber der zuspizung sotanen pflockes werden zwei vireckigte loͤcher ins kreuz angebracht. Hirdurch werden zwene kurze schalrimen (kleine balken) gestecket, diese machen ein kreuz aus. Jeder schalrime ist mit einem loche gegen das ende versehen. Dadurch wird das kreuz an den vir enden angepfloͤcket. Ausserdem leget man vir schwere steine auf die vire kreuzbalkgen, damit der sicher pfal weder verruͤcket, noch in die hoͤhe ge- zogen werden koͤnne. Sodann wird er mit erde verscharret. Oben ist der kopf des haͤge-pfales mit kupfer beschlagen, welches in der erde besser, als das eisen dauert. § 2395 Diser knopf, mit seiner kupfernen, oder eiser- abzuhelfen ist? nen haube, muß der hoͤhe des wehres ganz gleich stehen; damit, wenn bei seichtem wasser, welches die hisigen muͤller haͤges-wasser nennen, dises ent- weder auf dem wehre stehet, oder seichte uͤberlaͤuft, es auch auf den knopf steche. Daher der muͤller spruͤchwort ist: wofern auf dem haͤge-pfale so viler raum trucken ist, daß eine bine darauf sizen und trinken kan, darneben das wasser zugleich auf der wehrlatte stehet, so hat das wehr seine rechte hoͤhe. § 2396 Wird nun das wehr von holze gefertiget, als- was bei er- bauung des wehres, dann findet der erb- oder zehr-zoll statt. Diser bedeutet die zugabe eines zolles an der hoͤhe des wehres, in betracht das holz schruͤmpfet. Ist das wehr von steinen aufgefuͤret; hingegen die wehr- latte von holz gefertiget, so wird ein zehr-zoll zuge- lassen. LX haubtstuͤck lassen. Waͤre aber die wehrlatte aus steinen ge- macht, alsdann hat der zehr-zoll keine statt, son- dern der sicher-pfal und die wehrlatte muͤssen in gleicher wage stehen, Bayers theatrum machi- narum molarium, Krebs de ligno et lapide P. II class. 6 sect. II § 13 s. 177. § 2397 anlegung des sicher- pfales, So bald das nivelliren die gleichheit des sicher- pfales und des wehres zeiget, so wird jener mit erde bedecket und vergraben; damit aber man wisse, wo er stehe: so wird diß im protocole des beamtens angemerket; immassen one beiseyn der oberkeit des ortes kein sicher-pfal gesezet werden darf. Man misset die schuhe und zolle, wie weit und wo er stehet. § 2398 auch dessen aufgrabung zu beobach- ten ist? Die aufgrabung dieses pfales kan nie one die gegenwart des beamten und der beiden muͤller be- schehen. Die einseitige aufgrabung desselben ist ein straf bares verbrechen, das mit 500 fl. auch 50 rthln. angesehen wird. Sind der beamte auch obere und untere muͤller zugegen; so schneidet man einen kleinen graben, und laͤsset das wasser aus dem flusse auf den sicher-pfal laufen. § 2399 vom sicher- pfale vor dem fach- baume ei- ner muͤle. Dises schreibe ich nach ausweise der verhandel- ten acten. Ein anders ist der sicher-pfal vor dem fachbaume einer muͤle, oder einem muͤl-gerinne, welcher mit groser gewalt eingetriben wird, um die richtschnur des fachbaumes abzugeben, damit diser nicht hoͤher, als des sicher-pfales wasser-stand mit sich bringet. Hiruͤber ist nimalen eine so wichtige streitsache, als wegen der hoͤhe des weh- res. Dann hirnach richten sich das wasser-bett und der fachbaum. § 2400 von den muͤlen. § 2400 Bei des wehr-pfales fast unauf hoͤrlichen hader was bei dem wehr- pfale von den muͤl- verstaͤndi- gen ist folgendes zu beobachten. Zuvoͤrderst werden die erkornen muͤl-verstaͤndigen folgendergestalt ver- eidet, z. e. „daß sie den haͤge-pfal beim obersten „wehre in der hoͤhe, wie er dermalen sich befindet, „auf einen truckenen ort, jenseit des wassers ver- „sezen, und den sicher-pfal beim untersten wehre „einrichten; sodann nach maasgebung obiger haͤ- „ge-pfaͤle bei der Au-haͤuser muͤllers wehre einen „sezen, und alle dreie sicher-pfaͤle im grunde wohl „befestigen, auch die dreie muͤl-wehre, und der „dreien muͤlen-wasser-bette, in irer hoͤhe und weite „den beiden teilen unschaͤdlich legen, auch nach „beschaffenheit der sache notduͤrftig veraͤndern, „nicht weniger die raͤumung des muͤlgrabens „(wasser-flusses), sofern es noch nicht beschehen „ist, in gleicher mase angeben, hiruͤber noch alles „so einrichten wollen, daß zwischen den zwenen „hadernden muͤllern eine gleichheit gehalten wer- „de, damit das wasser one schwellung seine strom- „bane behalten moͤge. § 2401 Beim werke selbst beobachtet der commissarius auch beam- ten zu beob- achten ist? der regierung, oder der beamte unvermerkt: ob die aufgefuͤhrten muͤlen-verstaͤndige vom nivelliren aus Leonh. Christ. Sturms entdeckung des ni- vellirens, oder wasser-waͤgens fol., oder des Bions mathematischer werkschule, oder des Penthers praxi geometrica, einen aͤchten begrif vom wasser wigen haben. Er gibt ihnen auf, daß zuerst der, welchen er fuͤr den geschiktesten haͤlt, zu werke gehe. Dessen angeben nimmet er in der entfernung von den andern in der stille zum proto- cole, fraget so dann: ob eine der parteien noch et- was zu erinnern habe? findet er, daß der arbei- tende LX haubtstuͤck tende kunst-widrig zu werke gehe, so darf er dises nicht oͤffentlich sagen, sondern er laͤsset nur den andern, oder den dritten muͤl verstaͤndigen die pro- be machen, und verzeichnet dise zum protocole. Das noͤtigste ist ein abriß vom flusse, der lage der streitenden muͤlen, und der wehre. § 2402 wie der wehr-streit zu beendi- gen ist? Allermassen nun die fortdaurung des muͤllers- haders fuͤrnaͤmlich auf die unwissenheit der so ge- nannten muͤlen-verstaͤndigen sich gruͤndet, so sendet der commissar- oder beamte an einen der sache ge- wachsenen erfarnen mathematiker, z. e. man er- bittet sich des herrn kammer-directors und ober- salz-grebens, herrn Waizens , zu Cassel, beden- ken aus. Darauf bekoͤmmt der hader ein loch, und die streitsache wird darnach eingerichtet. § 2403 was der richter bei berichti- gung dessel- ben zu beob- achten hat? Bei der berichtigung der wehre-hader hat der richter zu beobachten: daß die besichtigung der muͤlen-verstaͤndigen zu zweien malen geschehe, und zwar zur halben flut-zeit und wenn das wasser seichte ist (zur haͤgen-zeit), die haͤge-pfaͤlen, was- ser-betten und die wehre sind zu besichtigen. Wie vile schuhe wehres diser, oder jener muͤller zu halten habe, z. e. dem unter-muͤller sind fuͤnf schuhe am wehre abzunemen, folglich sey das wehr auf 50 schuhe zu sezen. Wie bei der flut-zeit die muͤle gehe? Ob sie nur blos mit dem flut-gange ma- len koͤnne? Ob die obere muͤle bei eben diser zeit mit seinen zwenen mal- und einem oͤl-gange, wie vorher malen koͤnne? Ist dises, muͤssen bei der untern muͤle zur probe alle gaͤnge aufgezogen wer- den, um die senkung des wassers bei der obern muͤle zu erforschen. Findet sich, daß nach gerau- mer zeit, bei der obern muͤle das wasser im ge- ringsten sich nicht gesenket habe. Wie ist also zu verab- von den muͤlen. verabschiden? Dem untern muͤller sind zehen schuhe von seinen beiden wehren abzunemen, folg- lich er mehr nicht, dann funfzig schuhe wehres zu halten schuldig sey. Derowegen vom obern weh- re des untern muͤllers fuͤnf schuhe, wie auch vom untern wehre desselben fuͤnf schuhe wegfallen muͤs- sen, in betracht dise wehre in die 500 schritte von der obern muͤle entlegen sind; dahingegen der obere muͤller sein wehr gleich bei der muͤle hat. Ueberdiß dem untern muͤller annoch fuͤnf virtel zolle wasserstandes gebuͤren. § 2404 In eben diser sache ging das gutachten andrer muͤlen-verstaͤndigen dahin: der sicher- oder wehr- pfal des obern wehres der untern muͤle habe von der schwelle bis auf die kupferne blatte in der laͤn- ge vir schuhe, sechs zolle: die dicke ist zehn und ein virtel zolle ins gevirte, darunter solle seyn eine schwelle vir schuhe lang, und siben nebst einem halben zolle dick: die breite erfodere zehne und ein virtel zolle. Die hoͤhe des knopfes muͤssen eine und drei virtel zolle ausmachen. Von den armen oder kreuzen wuͤrde ein ieder die laͤnge von sechs und einem halben schuhen haben, und auf sechs haubt-pfaͤlen ruhen muͤssen. Der haͤge-pfal waͤre von dem wehre-pfeiler 102 schuhe entfernet, und vom ufer stehe er 14 schuhe abgesondert. § 2405 Beim zweiten wehre der untern muͤle sei der haͤge-pfal von der schwelle bis auf die kupferne blatte vir schuhe fuͤnf zolle lang, und acht zolle ins gevirte an der dicke. Die schwelle darunter be- trage drei schuhe, zehn zolle in die laͤnge: acht zolle ins gevirte nach der dicke. Jeder arm, oder das kreuz haͤtte zehn zoll an der breite, und an der laͤnge sechse und einen halben schuh, und ruhe auf sechs LX haubtstuͤck sechs haubt-pfaͤlen. Der knopf habe die hoͤhe von einem und drei virtel zollen. Der sicher-pfal ste- he von wehr ab 65 fuße, und vom ufer 14 schuhe. § 2406 was die aiche-ge- bung heis- set? Die pruͤfung der gleichheit des pfales und des wehres nennet man die aiche-gebung. Hirauf untersuchet die aiche des wehres des obern muͤllers, und des fachbaumes des untern muͤllers, z. e. di- ses tut 17 zolle. Man findet ferner das wasser- bott 20 fuße 3½ zolle in der laͤnge. Zur gleichung mit dem fachbaume muͤsse die vorschwelle 3¼ zolle gesenket werden. § 2407 Die muͤle hat z. e. vir fache, darunter ein flut- gang sich findet. Diser schlinget fuͤnf fuße zwei und einen halben zolle wassers nach der breite, die dreie andern fache schlingen zehn fuße zehn und ein virtel zolle wassers in der breite. Bei flute zeiten stehen die drei gaͤnge stille. Der trockene fall tut nach der hoͤhe zwene fuße zehn zolle. Der nasse fall aber betraͤget drei fuße neun und einen halben zolle nach der hoͤhe. § 2408 vom sicher- pfale auf der obern muͤle, Auf der obern muͤle stehet der sicher-pfal auf einer wise, und ist der laͤnge nach 6 fuße 5 zolle. Der knopf tut 1¼ zolle; der pfal haͤlt in den acht kanten 11½ zolle. Die untere dicke desselben ma- chet 15 zolle. Die laͤnge der schwelle darunter tut 5 fuße und 11 zolle. Die schwelle ist mit dreien eisernen federn befestiget. Die kreuze sind lang 7 fuße 1 zolle. Der sicher-pfal ruhet auf 6 haubt- pfaͤlen. Er ist vom wehre 68 fuße, und vom ufer 14 schuhe entlegen. § 2409 imgleichem dem wasser- bette. Bei der obern muͤle findet sich, das wasser-bett vor dem fach-baume nach der laͤnge 20 fuße und 6 zolle: von den muͤlen. 6 zolle: von dar, bis an die vorschwelle 12 fuße und 9 zolle in der laͤnge, das flut-loch, oder der aalen-gefach, schlinget 4 schuhe und 4 zolle was- sers. Die uͤbrigen drey gaͤnge schlingen 12 schuhe und 15 zolle wassers. Der trockene fall hat sich befunden 2 schuhe und 11 zolle; der ganze hingegen mit dem nassen-falle 3 fuße und 11 zolle hoch. Die obere muͤle erfodere ein wehr von 50 fußen in die laͤnge. Die untere muͤle habe zwei wehre zu halten, zu 60 fußen in die laͤnge, iedoch koͤnne das obere wehr 35 und das untere 25 fuße in die laͤnge haben; in betracht der untere muͤller 10 fuße mehr an dem wehre bauen muͤsse, als der obere muͤller, darneben zur oͤftern flutzeit stille zu halten genoͤ- tiget sey. § 2410 Die beiden gutachten haben den wasser-stand von der wi- derwoge bei der untern muͤle. hinter den muͤl-raͤdern zur flutzeit. Die wider- woge bei der untern muͤle betraͤgt 2 fuße und 10 zolle. Schlinget der flut-mal-gang 10 schuhe und 10¾ zolle wassers, wobei zu flut-zeiten von den an- dern dreien mal-gaͤngen eines offen gehalten wer- den muß. Zu eben der flut-zeit befande sich die wider-woge bei der obern muͤle 2 fuße und 7 zolle; die fache schlugen 10 schuhe und 6 zolle. § 2411 In ruͤcksicht auf die senkung des wassers waͤh- von der sen- kung des wassers waͤ- render flut ꝛc. render flut und augenscheines, oder das abnemen, tut bei der obern-muͤle 2 zolle, bei der untern muͤle aber nur 1 zoll. Die aufsezung eine bole in der laͤnge von 10 fußen am untersten wehre verursachet kein stauchen des wassers an der obersten muͤle. Daraus schlosse der muͤlenverstaͤndige: am untersten wehre koͤnnten 10 fuße abgenommen werden. P p p § 2412 LX haubtstuͤck § 2412 der hader desw e gen zu Schweins- berg, Dises ist die kurze geschichte zweener muͤller zu Schweinsberg an der Ohme, die kaum eine virtel- stunde von einander wonen. Von einem jarhun- derte her hadern dise leute. Kaum ist er entschi- den; so zerbricht ein wehr, und dann lodert der streit aus der asche, dabei auch uͤber die oͤfnung und verschluͤßung der fache zum flut-zeiten gestrit- ten wird. Der untere muͤller, wenn er mit der flut-muͤle nicht malen kann, muß alle gefache oͤfnen. Malet er aber auf der flut-muͤle, moͤgen die an- dern dreie gefache verschlossen seyn. Bei mittel- maͤsigen und kleinen wassern duͤrfen nur 2 schuz- breter vorgesezet werden. § 2413 entschei- dung eines streites uͤber das muͤlen- wehr. In sachen des tal-muͤllers zu Schweinsberg, wider den Kur-Mainzischen bruͤcken-muͤller bei der Amoͤneburg, in betreff des im Hessen-Casselischen belegenen bruͤcken-muͤlen-wehres, erkannte die hi- sige regirung 1740, daß solches 9 zolle ernidriget werden solle, und anstatt, daß dises wehr 74 schuhe in der laͤnge ausmachete, dasselbe auf 50 fuße zu brin- gen sey, bevorab es bei seichtem, oder nidrigem wasser dennoch sechs zolle trucken lige. § 2414 der strom ist rein zu hal- ten. Vom schuzbrete. Die reinhaltung des stromes ist durchaus nicht zu verabsaͤumen. Das bach-gras, und die ins wasser vom ufer herunter hangende waiden tragen zur stauchung der strombane viles bei. Das schuz- brett muß seine bestimmte hoͤhe haben, z. e. der fluß ist 55 ellen weit, so ist das flut-bette 18 ellen weit, und das schuzbrett 1½ ellen lang und hoch. § 2415 wie die le- gung des fachbaumes beschehen soll? Die legung des fachbaumes geschihet in gegen- wart der oberkeit, der geschwornen gewerke, der ober- und unter-muͤller bei vermeidung 500 fl. strafe. Auf von den muͤlen. Auf die verfaͤlschung des fachbaumes sezet man 300 fl. strafe an, nebst dem verluste des muͤller-handwer- kes (§ 2398). Eben dises ist auch von der ein- seitigen erhoͤhung des gesunkenen fachbaumes zu sagen, welcher muͤller die bretter aus dem gerinne uͤbern sachbaume vorgehen laͤsset, der muß 100 fl. strafe erlegen, und zum andernmale 200 fl. Fuͤr jeden zoll an der wehres-erhoͤhung tut die strafe 5 fl., dises wird auch bei den erhoͤheten schuzbrettern be- obachtet. Marperger s. 258. § 2416 Ein ieder muͤller hat zu dem ende die freiheit wie es bet grosen flu- ten und weñ nichts zu malen ist, ge- halten wer- den soll? seines nachbars muͤle und wehre ungehindert zu be- sichtigen, um es der oberkeit anzeigen zu koͤnnen. (§ 2386). Bei großen fluten darf das wuͤste ge- rinne und der aal-fang bey 30 fl. strafe nicht ver- schlossen seyn, sondern er muß offen bleiben. Wann nichts zu malen vorhanden ist, muͤssen alle schutzbretter aufgezogen werden, bei 5 fl. strafe, damit der obere muͤller keine stauchung, der un- tere aber keinen wasser-mangel erleide, Kur-Saͤch- sische muͤlen-ordnung wegen der Unstrut. § 2417 Daß es beim wasserfalle und dem widerwoge worauf es bei dem wasser-falle ankoͤmmt? nicht allemal auf die naͤhe der am flusse ligenden andern muͤle ankomme; solches leret die erfarung bei der hisigen grosen herrschaftlichen muͤle. Denn nicht ferne davon ist ein wehr zum behufe der schlag- und papyr-muͤle an der Laͤne. An der stadt Homberg hat man am Ohme flusse folgende die muͤlen an der Ohme. muͤlen im gesichte 1) die zu Wettershausen, 2) nicht gar weit davon die stadt- oder oberste muͤle, 3) bald dabei die sand-muͤle, 4) so dann die her- ren-muͤle, 5) darunter die hain-muͤle, 6) nicht gar weit davon die herren-muͤle zu Ober-Ufleiden, 7) eine viertelstunde davon die Au-muͤle, 8) eine P p p 2 halbe LX haubtstuͤck halbe stunde weiter die Au-haͤuser-muͤle, 9) eine halbe virtelstunde die muͤle zu Schweinsberg, 10) eine halbe stunde die Kur-mainzische bruͤcken-muͤle unter Amoͤneburg. Man sehe die kupfer im V ten teile des theatri Europaei s. 1110, Merians topographi von Hessen s. 92. § 2418 von den muͤ- lensteinen. Die muͤl-steine machen das fuͤrnaͤmste stuͤck des muͤlen-baues aus. In hisigen gegenden werden selbige aus den Graͤflich-Buͤdingischen landen ge- holet. Die von Grauwinkel aus dem Thuͤringer walde sind sehr gut. Denn er nuzet sich bei ste- ten gebrauche des jares kaum einen zoll ab. Er koͤmmt aber auf 14 meilen zu faren auf 32 rthlr. Ein muͤl-stein von Minden hinter Cassel kostet aus- gearbeitet im bruche, wenn er 1 fuß und 9 zoll hoch ist, und 3½ fuße in der breite hat, 7 rthlr. von 3 meilen in bergichten wegen werden fuͤr die fure 4 rthlr. entrichtet; fuͤr das zurechte hauen aber zalet man 3 rthlr., Penthers bau-anschlag s. 18. Ein Muͤndenischer laufet nur 3 jare, und dinet sodann kaum zum boden-steine. Zur wind- muͤle ist die groͤse des steines in die breite fuͤnf fuße, und 3½ schue in die breite; kostet also noch einmal so vil als ein anderer. § 2419 muͤlen-wel- len, Die muͤlen-wellen erfodern in hisigen landen die besten eichenbaͤume. Wo man kein eichenholz hat, wird kifernes, oder tannenes dazu genom- men. Dabei waltet izt ein rechtsstreit: ob der nachbar einem muͤller die fahrt verbauen moͤge, daß er von der gemeinen straße durch die erfoder- liche umkehr und kruͤmmung mit einem wellbaume zur muͤlen nicht mehr faren koͤnne? dise fahrt ge- hoͤret zum narungsstande des muͤllers, davon ent- richtet von den muͤlen. richtet er steuren und gaben. Daher vermag der nachbar disen nicht zu schwaͤchen. § 2420 Die stein-schneide-muͤlen zerschneiden die qua- den stein- schneide- muͤlen. der- und marmor-steine. Die saͤge muß im hin und wieder gehen bestaͤndig einschneiden. Hir- naͤchst muß der schnidt einmal so stark, wie das andre beschehen. Weiter muß das schneiden one knarren in der stille zugehen. Ferner hat der sand fuͤr sich in dem ganzen schnidte one menschen huͤlfe zu laufen. Ueberdem ist noͤtig, damit das wasser allstets durch den ganzen schnidt zutropfe. Dise schwirigkeiten hat Sturm zu heben gesucht. Sihe das XX ste haubtstuͤck des neuen muͤlen-bau-bu- ches, Leipzig bei Deeren. § 2421 An der Bude, im Oberharze findet sich eine marmor- muͤle, marmor-muͤle, von Rohr am a. o. s. 511. § 2422 Dieweil fuͤrnaͤmlich den gelehrten und den buch- papyr-muͤ- len. druckern an gutem papyre gelegen ist; so traͤget die hohe policei hiruͤber eine gnaͤdigste fuͤrsorge. Der kaiserin koͤnigin Majestaͤt haben deshalber 1756 eine verordnung in Boͤhmen ergehen lassen. Die papyr-muͤlen werden vom wasser, oder winde getrieben. Bei deren anlegung am wasser betrach- tet man 1) dessen kraft, 2) die menge desselben, 3) den bestaͤndigen zufluß, 4) dessen reinigkeit und helle zur auswaschung der lumpen. § 2423 Es gibet dreierlei geschirre: 1) Teutsche, 2) von deren geschirren, Franzoͤsische, und 3) Hollaͤndische. Ein geschirr bedeutet das ganze werk, das aus dem loͤcher-bau- me, der welle, den stampfen, schwingen, hinter- und vorder-stauden bestehet. P p p 3 § 2424 LX haubtstuͤck § 2424 dem Teut- schen, Das Teutsche geschirr hat einen grosen baum, in welchem nach dessen groͤse 2, 3, 4, 5, 6, auch 7 loͤcher sich befinden. In deren boden ligen starke eiserne platten, grose hoͤlzerne mit eisen beschuhete stampfen treffen in sotane loͤcher, nachdem sie von der welle aufgehoben worden sind. Sie zermal- men die lappen. Vire stampfen fallen in ein loch. § 2425 Franzoͤsi- schen, Ein Franzoͤsisches werk gehet darin ab, daß unten in den stampf-loͤchern lauter kleine verstaͤ- lete naͤgel sich befinden, um die lumpen geschwin- der zu zerreisen. § 2426 Hollaͤndi- schen wer- ken, Das Hollaͤndische werk bestehet aus einem grosen kasten, in welchem eine walze mit metalle- nen eingesezten schinen im wasser herum getriben wird, welche die hadern zwischen eben dergleichen metalle, das am boch des kastens angemachet ist, zerreisen und zermalmen; die hadern werden erst ausgelesen und gewogen. § 2427 des zeuges zuberei- tung, Der zeug wird in eine buͤtten oder zwo gebracht, und daraus geschoͤpft, auch vermittels einer forme zu bogen gemachet. In einer andern buͤtte ist der zeug vorher mit einem rechen, oder einer querle geruͤret worden. Darzu koͤmmt wasser zur ver- dinnung des zeuges. § 2428 vom ele- phanten- papyre. Merenteils hat dise muͤle nur eine buͤtte. Dar- aus werden jaͤrlich uͤber 300 ballen, oder 3000 rise papyres gefertiget. Zu Graͤz in Steiermark, Augsburg, Cassel ꝛc. wird elephanten-papyr ge- machet. Die laͤnge und die breite desselben kan ein mann kaum ausklaftern, das feine davon wird von den muͤlen. wird zu kupferstichen, tabellen ꝛc. verbrauchet. Das geringere gibt pack-papyr ab. § 2429 Das druck-papyr ist ungeleimet, und muß im druck- und gold-papyr. winter verarbeitet werden. Das gefriren des zeuges machet, daß es groͤser bleibet und weiser wird. Das gold-papyr ist zweierlei art. Die eine wird mit goldfirniße auf einen gefaͤrbten boden vermittels der in holz geschnittener formen ge- druckt, allwo erstlich das papyr gefaͤrbet, hernach die oͤrter, wo die bunten blumen hinkommen sollen, durch patronen illuminiret, und endlich mit golde abgedrucket werden. So dann auf erfolgte ein- trocknung des firnißes wird zur glaͤttung geschrit- ten. Die andre gattung goldpapyres wird durch eine messingne forme bereitet, in dise werden die blumen gegraben, und das uͤbrige ist wol ausge- hauen. Die figuren werden mit goldblaͤttgen ausgedrucket. § 2430 Ein zu fertigender bogen schreibpapyres muß das schreib- papyr erfo- dert viele muͤhe. wol dreisigmal durch die haͤnde gehen, bevor er brauchbar wird, die bearbeitung erzaͤlet der von Rohr s. 55 fgg. am a. o. Von den wind- und andern muͤlen. § 2431 Was von anlegung der wasser-muͤlen gesaget von den windmuͤlen. worden ist, ist auf die uͤbrigen ebenfalls anzuwen- den (§ 519) dahin gehoͤren die wind- pulver- pa- pyr- (§ 535 fg. § 1582 fg.) oͤl- und andre muͤlen (§ 521) welche an den oͤffentlichen fluͤssen angele- get werden wollen. Von den wind-muͤlen hat Hertel de molendinis pneumaticis gehandelt. Man sihet deren gebaͤude fuͤr wolfeil an; gleich- P p p 4 wol LX haubtstuͤck wol kommet eine leichtlich 1000 Mfl. zu stehen. In den hisigen gegenden sihet man keine, ausser zu Gruͤningen, eine meile von Gisen. Dieweil aber bei einer windstille man nicht malen kann, so hat Carl Rnutberg eine neue erfindung ange- geben und in kupferstiche vorgeleget, die wind- muͤle so einzurichten, daß sie auch von pferden ge- zogen werden koͤnne, besage der Schwedischen ab- handlung aus der natur s. 136 des XIII ten bandes. § 2432 dise gehoͤren zu den un- beweglichen dingen. Die wind-muͤlen gehoͤren zu den unbeweglichen dingen, und bleiben dem landerben, wenn sie dem lehn nicht einverleibet sind. § 2433 von den pulver-muͤ- len. Bei den pulver-muͤlen und deren erbauung sor- get, daß solche an einen von andern gebaͤuden abgesonderten ort gebracht werde, damit sie bei einem entstehenden ungluͤcke selbigen nicht schaden koͤnne. Eine kleine stunde von hir, uͤber Werda, an der Laͤne, ist eine zu sehen. Die darzu erfo- derliche gebaͤude muͤssen je 60 bis 80 schritte von einander stehen. Zwischen selbige werden starke baͤume gepflanzet, damit dise die verungluͤckte gewalt des pulvers von andern abhalten. Die daͤcher sind mit brettern zu decken, dise aber nur mit hoͤlzernen naͤgeln anzustecken; denn was wuͤr- de ein verrosteter und herunter fallender eiserner nagel fuͤr ein feuer anrichten koͤnnen, wo er in ein stampfloch gerite. § 2434 deren ein- richtung, Dise muͤlen fuͤren 6 bis 10 stempel, und berei- ten 10 bis 30 centner pulvers. Ein wasser-rad hat die hoͤhe von 16 Fußen und 32 schaufeln. der stempel ist etwa 13 oder 14 schuhe hoch, und 5 zolle ins gevirte stark. Der gruben-stock hat 9 bis 10 loͤcher. Der salpeter und der schwefel wer- den von den muͤlen. den zu mele gestoßen. Die kolen aus linden- oder haseln, erlen- schwarz- oder schuͤß-beeren-holze bleiben etwas groͤblich. So dann folget die an- feuchtung, stampfen, das legen auf die koͤrntafel, das siben, das koͤrnen ꝛc. erfodern alle kunst, muͤhe und fuͤrsicht. Von der fertigung des schuͤßpul- vers nach Franzoͤsischer art sihe des Quincy kriges-kunst s. 511 fg., insonderheit des Vogels unterricht in der artilleri-wissenschaft s. 1-14. § 2435 Vom gemeinen pulper kostet der centner etwa des pulvers preiß, 20 rthlr., 2) das grobe 21 rthlr., das stuͤckpulper koͤmmt 18 rthlr, das scheiben-korn 24 rthlr., das sand-korn 25 rthlr., das mittel-korn aber, weiln es das beste ist, tut im centner 27 rthlr. § 2436 Das pulver muß uͤber der erde an trockenen wo solches aufzubehal- ten ist? orten aufbehalten werden, von Rohr merkwuͤr- digkeiten des Ober-Harzes s. 520 fg., Simieno- wiz , wie auch F. R. V. J. richtige invention einer ganz neuen pulver-muͤle 1710. § 2437 Der stand der schif-muͤlen ist von den ufern zu von der schif-muͤle, entfernen. Auch darf er nicht auf einen sandigen boden kommen, damit die strom-werke dadurch nicht leiden. Man lege sie in den strom-engen, oder nahe hinter disen, auch bei den bunen an. Silberschlag am a. o. § 131 fgg. § 2438 Die saͤge-muͤlen sind ebenfalls nuͤzlich, Krebs von den saͤ- ge-muͤlen. am a. o. P. I classe 8 § 2 s. 346 fgg. Bei er- mangelnder holzung moͤgen sie wohl beschraͤnket werden. § 2439 Die abschaffung der band-muͤlen haben die po- von den band-muͤ- len. somantirer eifrigst gesuchet. Der graf Friderich P p p 5 Casimir LX haubtstuͤck Casimir zu Hanau bevollmaͤchtigete 1677 seinen gesanden zu Regensburg dises suchen bei der Reichs-versammlung zu unterstuͤzen, Luͤnigs Reichsarchiv P. gener. contin. II s. 649. Im jare 1681 und 1685 ist die sache zu stande gekom- men. Sihe die neueste ausgabe von den Reichs- abschiden im IIII ten teile s. 152 fgg. § 2440 drat-muͤ- len. Die drat-muͤle ist eine maschine, durch deren verrichtung geschmidete stangen, von eisen, mes- sing, kupfer, und silber zu dinnen drate gezo- gen werden koͤnnen. Man richtet das eine ende der stange spizig zu, und stecket es durch ein run- des loch, eines starken stals. Eine zange ergrei- fet die stange, und zihet sie mit gewalt durch. Sie wird dadurch dinner und laͤnger. Ist sel- bige noch nicht dinne genug, wird sie nach und nach immer durch kleinere loͤcher gezogen, bis sie dinne genug, und zu solchem Drate gebracht ist, den man haben will. Zu Aslar, eine stunde von Wezlar, ist eine drat-muͤle. Zu Altena bei Iserloe ist ein starker handel mit drate. Zu Nuͤrnberg wird der silberdrat gezogen. Eine stange silbers von 45 marken hat etwa 22 zolle in der laͤnge, diser wird in ansehung des diame- tri 9000 mal dinner, und verlaͤnget sich auf 1163520 fuße, welche 48⅓ Teutsche meilen weges, jede zu 2400 schuhen gerechnet, ausmachen, Keysler II s. 1224. Ein von der forstlichen hoheit ꝛc. Ein und sechzigstes haubtstuͤck von der forstlichen hoheit und vom forst-regale. § 2441 D as wort forst hat mancherlei bedeutungen worin die forstliche hoheit beste- het? (§ 1753). Die forstliche hoheit ist eine be- sondere gattung der hoheits-rechte, und bestehet in der hoͤchsten gewalt, diejenigen verordnungen, welche die wald- forst- und weid-werks-sachen er- fodern, nach masgebung des gemeinen bestens und wirtschaftlichen gebrauches zu machen, Reinhard de iure forestali, sect. II § II s. 68 fg. Dises pflegen einige das forst-regal, die forstliche oberkeit, den forstbann zu nennen, Krebs am a. o. P. I classe 4, sect. 16, § 15, sect. 17 § 2. Eigentlich aber ist das forst-regal und die forstliche oberkeit von der forstlichen hoheit zu unterscheiden. Denn ein adelicher hat wohl die forstliche oberkeit; iedoch die forstliche herrlichkeit nicht. Daher ei- nige den unterschid unter dem forstrechte und dem forstlichen rechte (jus foresti und jus forestale) auf die bahn bringen. Das N. forst-amt wurde vom L. S. Z. S. Z. K. verklaget, was masen die herrschaftlichen bauern in seinen adelichen waldun- gen ungemein frevelten, iedoch das forst-amt ver- biete, daß dem adelichen solche zur verhoͤre und abstrafung gestellet wuͤrden; immaßen das forst- amt solche abstrafen und die strafe-gelter der lan- des-herrschaft verrechnen wolle. Die antwort des forst-amtes war: der adeliche habe zwar das forst-recht und uͤber seine frevelnde hintersassen, auch diejenigen herrschaftlichen bauern, die er im walde antreffe und in arrest naͤme, das forst-amt hingegen LXI haubtstuͤck hingegen uͤbe das jus forestale aus, welches kei- nem landsaßen zustehe. In sachen des fiscals wi- der die S. H. V., in betreff der haltung des forst-buß- satzes, kam diser unterschid ebenfalls vor. Man wollte der landes-herrschaft nur allein die haltung des buß-satzes zugeeignet wissen. Der adeliche erwise aber sein herkommen. In beiden faͤllen wurde die forstliche landes-herrlichkeit mit dem forst-regale vermischet; anerwogen das letz- tere auch ein landsaß besitzen kan. § 2442 woruͤber sich das forst-re- gal erstre- cket? Das forst-regal erstrecket sich uͤber die wald- und holz-gerechtigkeiten mit den davon zu erhe- benden nuzungen, es ist selbigem zugleich die auf- sicht uͤber die waldungen, und die fuͤrsicht, da- mit demselben kein schade zugefuͤget werde, ver- knuͤpfet. § 2443 was das forst- recht bedeutet? Das forst-recht hat unterschiedene bedeutun- gen; immassen dasselbe entweder im weitlaͤufti- gen, oder engen und blosen wort-verstande ge- nommen wird. Das blose forst-recht eignet dem besitzer nur eine aufsicht uͤber die waldung und forstmaͤßige nuzung, nach fuͤrschrift der forst-ord- nungen, iedoch kein jagdrecht zu, von Ludolf in fasc. 1 sentent. cam. num. 14, Krebs P. I classe II sect. II, classe 4 sect. 3, Beck am a. o. cap. 1 § 3 s. 7 s. 9. Jeweilen wird unter dem forst-rechte die forstliche oberkeit, gerichtbarkeit angedeutet, Beck am a. o. s. 8. § 2444 von den holz-markẽ und deren gerechtig- keiten. An einigen orten z. e. der Wetterau und des Rheinstromes, Westphalen, werden die gemein- schaftlichen waldungen marken, holzmarken ge- nennet, und die teilhaber davon heißen maͤrker , oder erbaͤchse, markgenossen , welche ire auf- seher, von der forstlichen hoheit ꝛc. seher, und fuͤrgesetzten, beamten, auch befels- haber in wald- und forst-sachen haben, die ober- sten und unter-maͤrker-meister, oberste-obermaͤr- ker, markschulzen, oder waldboten, waldfoͤrster, holzmeister, holzweiser, holz-grafen, markschreiber, markschreier, markbesteller, markholzgeber, mark- schuͤzen, ꝛc. genannt werden. Die obersten maͤr- ker-meister, dafern sie nicht landes herren sind, koͤnnen fuͤr herren des waldes nicht gehalten werden, Reinhard de iure forestali s. 124 fg. s. 152, Schazmann de iure et iudiciis marcarum s. 20, s. 41, Stissers forst- und jagt-histori, cap. X § 18, § 25 s. 464-477 und in beilagen s. 36, Pufendorf de iurisdictione Germanorum P III Sect. I cap. II s. 638 fgg., Estor in den Mar- burgischen beitraͤgen im V ten stuͤcke s. 84 fg., von Ludolf vol. III obs. 276 und 297, von West- phal am a. o. T. II s. 23 und in der vorrede zum 4ten bande s. 109 fgg. nota (d), s. 1764 s. 1316 s. 928. Es sind aber von solchen marken unter andern bekannt: 1) die Erbacher, Camberger und Wuͤrgesser marken, Kur-Trierischer und Nas- sauischer hoheit, Reinhard am a. o. s. 157 fg., 2) kaltenholzhaͤuser, im Nassauischen, Reinhard s. 164, 3) Kirburger, im Nassauischen, 4) die freie mark Bannscheuer, s. 180 fgg. 5) die mark des Großeifferscheids, s. 187, 6) zu Ober-Cleen, im Weilburgischen s. 188 fg. 7) die Fossen- helde, oder Fuchsen-hoͤle, im Cazenellenbogischen, s. 215, 8) die Homberger mark in der hoͤhe, die hohe mark um den feldberg, Krebs de ligno et lapide, P. I classe 4 sect. 18 § 17 s. 263 fg., Schazmann am a. o. s. 7 s. 32, 9) die maͤr- ker des Eichelberges, 10) die Seulberger auch Rodheimer, und Erlebacher mark, Schazmann § 4 s. 8, thue hinzu: die deduction in sachen herrn Adolf LXI haubtstuͤck Adolf Friderichs freiherrn von Ingelheim wider den weiland herrn landgrafen Friderich zu Hessen- Homburg, 1715, fol. 11) die Bingenheimer mark, freiherr von Senkenberg T. II select. iur. et hist. s. 437, 12) Aschabacher, Birken- larer, Butsbacher, Greduller, Moͤrlauer, Car- bische, Homburgische ꝛc. marken, Schazmann s. 17 s. 34 fgg. 13) die maͤrkerschaft Runkel, Hoffen und Eschenau freiherrn von Cramer Wezlarischer neben-stunden III ter teil s. 139 fg. Das gericht, welches desfalls gehalten und von den maͤrkern gehaͤget wird, heisset das maͤrker- geding, von Westphal in der vorrede zum 4ten bande s. 109 fgg., Schazmann am a. o. s. 24 fg. Den maͤrkern stehen unterschiedliche gerechtsamen in den gemeinschaftlichen waldungen zu, z. e. 1) das holzungs-recht, 2) die fischerei, auch wohl die jagt, Schazmann s. 42 fgg., 3) die bese- zung des maͤrker-gedinges, 4) die wahl der beam- ten und bedinten, 5) die weide ꝛc. vom condo- minio siluae handelt Schoͤpf vol. VIII consil. 33, imgleichen vom abgaͤngigen holze consil. 87. § 2445 die stadt- u. dorfwal- dungen duͤr- fen nicht ge- teilet werdẽ. Einer stadt, oder dorfschaft wird nicht erlau- bet, ire waͤlder unter sich zu verteilen, Krebs am a. o. P. I classe IIII sect. 17 § 4 s. 223. Schoͤpf consil. 33 num. 83, vol. 8, consil. Tubingens. s. 249. Im uͤbrigen aber moͤgen gemeinschaftli- che waldungen eines adelichen ꝛc. geschlechtes wol geteilet werden, welches iedoch one vorgaͤngige richtige messung und fertigung eines abrisses nicht beschehen kan, Marburgischer beitraͤge V tes stuͤck. Die huten und triften sind dabei nicht ausser acht zu lassen. § 2446 von der forstlichen hoheit ꝛc. § 2446 Die beholzungs-gerechtigkeit in einem walde das behol- zungsrecht ist unter- schidlich. kan entweder als ein aus der dinstbarkeit fluͤssen- des befugnis, oder als eine gerechtsame in einem gemeinschaftlichen walde, oder in der waldung einer gemeine vorkommen, Ahasv. Fritsch de iure boscandi T. II opusc. tract. 10 § 2 s. 161, von Rohr im haushaltungs-rechte VII ten buche, 2ten cap. § 1 fg. s. 890. Im zweifel wird keine verguͤnstigung, sondern eine gerechtsame der be- holzung vermutet, Schoͤpf am a. o. consil. 33 num. 67, vol. 8, s. 248, Stryk de iure fami- liarit. cap. III, num. 25 fg. § 2447 Das beholzungs-recht ist gleichwol im engen wie das be- holzungs- recht zu ver- stehen ist? verstande zu nemen, Krebs am a. o. s. 154 § 2 num. 2, Schoͤpf am a. o. consil. 87 num. 40 s. 684 vol. 8. Derowegen dasselbe nicht nach der groͤse der guͤter, sondern nach der anzahl der haͤu- ser zu rechnen ist, Fritsch am a. o. membr. III § 9 und 38 s. 165, Krebs s. 138, num. 3, Harp- precht consil. 4, num. 75, s. 37 vol. 7, consil. Tubing.; vielweniger selbiges auf das bauholz, und kolbrenner zu erstrecken ist, Krebs am a. o. s. 158 § 2 num. 6. Gestalt dann auch die behol- zung auf eine gewisse klafter-zal nach dem ertrage des waldes gesetzet werden kan, Fritsch am a. o. num. 3 s. 265, Peter Frider de processibus, mandatis et monitor. cap. 39 § 6 num. 9 s. 225; nicht minder selbige, nach erheischung der not- durft, auf gewisse stuͤcke einer waldung verwisen werden kan, Krebs am a. o. s. 156 § 3 num. 3; in rechtlicher erwaͤgung, daß in disem stuͤcke die errichtung des gemeinen bestens, welches in der erhaltung der waͤlder mit bestehet, dem privat- nuzen dises oder jenes vordringet. § 2448 LXI haubtstuͤck § 2448 Die adeliche und gemeinden duͤrfen ire wal- dung nicht veroͤden, sondern muͤssen selbige wirt- schaftlich brauchen, so wol benuzen, von Ludolff obs. 104 s. 271 fgg. § 2449 worin sich die forstliche hoheit aͤus- sert? Die forstliche hoheit aͤusert sich nicht allein in der anordnung und fuͤrsorge der forstangelegenhei- ten, in ruͤcksicht auf die zu dem state gehoͤrigen waldungen, und die denselben, dem weidwerke, dem jagen anhangenden gerechtsamen, der aus- uͤbung der forstgerichtsbarkeit; sondern es erstre- cket sich auch selbige uͤber die den privatpersonen und gemeinen, zustehenden hoͤlzer und waldungen, deren wirtschaftlichen gebrauch, aufname und er- haltung, auch deren vermerung, uͤber den ver- kauf, imgleichen die holzsparkunst (§. 1771 § 1778), anwendung des holzes, und deren aufsicht zur wolfart des states. Disem nach verordnet ein landesher, daß die waldungen bestaͤndig in sol- cher beschaffenheit sich befinden, als es die ge- meinsame notdurft des landes, nicht minder die aufname der narungs-geschaͤfte erfodern. Dero- halben gebitet er seinen untertanen den holzanbau und pflanzung der baͤume (§ 1767 fgg.) er verbi- tet, was den waldungen nachteilig ist, und laͤsset deswegen die erforderlichen forst- wald- holz- buß- ordnungen ausgehen, von Justi am a. o. im II ten teile s. 189 fgg., Kur-Mainzische buß-ordnung, bei dem Scopp in der einleitung zum amts- ver- waltung und berechnungen ꝛc. s. 362 fgg. § 2450 der inhalt der forst- ordnungen, Die forst-ordnungen enthalten also viele ange- legenheiten, naͤmlich die anstalten, welche zum besten der waldungen abzilen; hingegen verbiten sie, was zu deren schaden gereichen kann; sie schreiben von der forstlichen hoheit, ꝛc. schreiben vor, wie die foͤrster bei anweisung und faͤllung des holzes sich verhalten sollen, die zeit des holzschlagens, die beschaffenheit der zu faͤllenden staͤmme (§ 1771, 1772 fg.), die abfuhr des hol- zes aus dem walde (§ 1774); sie haben ferner die windfaͤlle, vermarkung des waldes und der hoͤlzer zum gegenstande. Sie handeln weiter vom brenn- werk- zimmer- und andern holze, von aus- grabung, abhauung der baͤume, von der zuruͤck- haltung auch abschaffung der zigen aus den waͤl- dern und jungen anwuchse, von haͤgung der jun- gen (haͤge) haue, von der hut und trift in den waͤldern (§ 1770), vom waldzinse, vom neu- bruchzehnten, schaͤdlichen maien-hauen, spizruten- widschneiden- bind- reitel-hauen, von auf les- und sammlung des duͤrren auch andern holzes (§ 1774 § 1775). Sie verbiten das baumschelen, die ver- wuͤstung der holzungen. Sie bestimmen den preis des holzes, die anweisgebuͤr, das stammgelt, un- tersagen das laubstreifen, laub-rechen (§ 1769), das sammlen der eicheln und wilden obstes, das heide- und gras-brennen (§ 1777), das rasen- stechen, das grasen, das hauen der hopfen- und reif-stangen, und den holz-frevel uͤberhaubt, sezen die waldbusen und strafen fuͤr die wald-freveler, auch verbrecher; sie sezen den koͤlern, glashuͤtten, glasmachern und aschenbrennern, den harzschar- ren, den vogelherden, schmir-brennern die laͤnge und das mas des brenn- auch bau-werkholzes, der mast, zil und mas (§ 1776-1779, § 1788), Kur-Mainzische wald- und forst-ordnung beim Scopp am a. o. s. 296 fgg. cap. III-VIIII , cap. X , cap. XI-XIII. § 2451 Ausserdem gehen sotane forst-ordnungen auf die in absicht auf die an- ordnung veranstaltung der holz- und wald-hoͤfe, holzmaͤrkte, Q q q ver- LXI haubtstuͤck der holz- und wald- hoͤfe ꝛc. verstatten oͤfters den untertanen den vorkauf fuͤr den fremden, richten die holz-floͤssen ein, die foͤrst- lichen dinste und fronen, legen den bauern, und buͤrgern, hirten und schaͤfern die behaͤngung irer hunde mit knuͤtteln oder schleif-ketten auf, verbi- ten die zaͤune mit spizigen pfaͤlen, die ausrodung der waͤlder und hoͤlzer (§ 1784), Kur-Mainzische wald- und forst-ordnung, bey dem Scopp am a. o. s. 351 fg., Beck de iurisdictione forestali, Krebs de ligno et lapide P. I classe IIII sect. 7, sect. XVII, class. VI sect. 17 § 16, Joh. Jacob Reinhard de iure forestali Germano- rum, Westenholz in der disp. de iurisdictione forestali. § 2452 das forst- holzungs- recht, der wildbann ꝛc. sind unter- schiden. Das forst-recht, das holzungs-recht, der wild- bann, das jagt-recht und die wildbahne, sind von der forstlichen hoheit (herrlichkeit) unterschiden, und werden nur als ausfluͤsse von diser, als dem ganzen betrachtet. Disemnach, wenn einer in des andern landen die jagt hat, stehet ihm darinn die forstliche hoheit keinesweges zu, sintemal beide von einander getrennet seyn koͤnnen, Klock consil. III qu. 4, Wehner in den obseruat. pract. un- ter dem worte: forst-recht, Wolfarts disp. de banno ferino in territorio alieno, Hildebrands disp. de iure regal. in alieno territorio superio- ritatem non inferente, cap. II § 8, und in der disp. de conseruatione ferarum nociua § 4. § 2453 worauf es bei dem forstwesen haubtsaͤch- lich ankom- met? Bei dem forstwesen kommet es haubtsaͤchlich auf die erhaltung und hoͤchst noͤtige sowohl atsa- me holzsaat, auch fortpflanzung des holzes an (§ 1752, § 1767, 1773), bevorab da der abgang am holze weit staͤrker, als der anwuchs desselben ist. Derohalben die holz-saat vorzunemen seyn will, von der forstlichen hoheit, ꝛc. will, zumal es mit dem Anfluge von dem ausfal- lenden saamen langsam, auch mißlich zugehet. § 2454 Die holzsaat ist so noͤtig, als die fruchtsaat. der holzsaat notwendig- keit und nu- zen. Wer dise verabsaͤumet, erndtet nicht. Ein forst- bedinter, welcher die holzsaat nicht beobachtet, glei- chet einem, der gebratene tauben zu fangen vermei- net. Man sehe den Johann Gottlieb Beck- mann von der holz-saat, Chemniz 1756, 4. Nach des landes- und himmel-striches beschaffenheit muß auf die gattungen des zu saͤenden holzes gedacht werden. Wo man einen birken-anflug warnim- met, saͤet man birken-saamen, findet man die ge- gend zum tannen-holze geschickt; so saͤet man tan- nen-saamen dahin. Denn dise ist freilich in ruͤck- sicht auf das holz vorteilhaster, als die kifer und fichte. Jedoch schuͤßet die kifer am ersten auf und traͤget schon im zehnten jare wieder saamen. In den hohen gebirgen und warmen laͤndern ist der larix- oder laͤrchen-baum der beste. Er leget im winter seine nadeln ab. Es sind dessen zwo gattungen: der weiche und harte larix- oder laͤr- chen-baum. Jener bluͤhet rot, diser aber gruͤn. Die zapfen des harten fallen anfaͤnglich gruͤne, nachher giblich. Der zapfen des harten larix- baumes ist anfaͤnglich rot, und so dann faͤllt er nach vollbrachten wuchse ins braune. Von dem larix- oder laͤrchen-baume, oder der laͤrchen-tanne geben, nebst deren abbildung der Zwinger im theatro-botanico s. 185, und Nicol Lemery s. 615 des materialien-lexici nachricht. Sihe auch Buͤchtings entwurf der jaͤgerei s. 387 fgg. § 2455 Hirnaͤchst sind die kifern auch zweierlei, naͤm- die gattun- gen der ki- fern. lich harte und weiche. Der zapfen der weichen ist grau, und der harten schwarz-gruͤnlich. Q q q 2 § 2456 LXI haubtstuͤck § 2456 und fichten, Die fichten sind ebenfalls von zweierlei gattung, harte und weiche. Der zapfen der harten sihet anfaͤnglich gruͤn, und nachher bei der reifung wird er gilbig. Der zapfen der weichen fichte sihet an- faͤnglich rot aus, nach der zeit aber faͤllt er in die braune farbe. § 2457 der samen muß reif seyn. Dabei ist ausser acht nicht zu lassen, daß man keinen unreifen saamen saͤe. Der gedachten bei- den fichten-arten ihr samen wird im october reif; der tannen-samen im september; der larix-samen im october, imgleichen der kifern samen. Die bucheckern sind im september reif. Der samen der hainbuche reifet im october; imgleichen des aschenbaumes: des leinbaumes um Jacobi; der ahorne im september; der aspene im april. Gleich- wie die birke zweierlei ist: die harte und die wei- che; also wird der weichen samen im september und der harten im october reif. Die eichel ist im september und der erlen samen im october reif. Der pappelweide ihr samen ist im april, und der saal- auch andern weiden-samen im mai reif. § 2458 wenn der fichten- tann- larix- buch-birken- u. s. w. sa- men zu saͤen ist? Die fichten saͤet man im april, und zwar auf einen boden, der nicht sandig, oder allzu naß ist. Man darf disen samen weder unterackern, noch einegen. Die tanne wird zur herbstzeit gesaͤet, nicht auf sandigten, auch nicht allzu nassen boden. Der larix-samen ist im april zu saͤen, und zwar in einen sandigten und trockenen boden. Die buch- eckern, auch der hainbuchen-samen werden im herbste gesaͤet, und leicht, ja nicht zu tife, unter- geackert. Der boden muß gut, auch weder zu naß, noch zu trocken seyn. Den ahorn-leinbaum- linden- und aschen-samen saͤet man im october, auf von der forstlichen hoheit, ꝛc. auf gutes land, das nicht sandig, iedoch vom un- kraute frei ist. Der birken-samen wird zum ende octobers und im anfange des novembers unter die erde gebracht. Er libet sand, iedoch keine naͤsse. Den erlenen samen saͤet man im october oder no- vember. An den ufern der baͤche waͤchset er gern. Tauget aber allda nichts; weiln er hole ufer ver- ursachet. Auf bruͤchen waͤchset er auch gern, wie die so genannten erlen zum kirchhaͤme und zu Schweinsberger-haͤrten; mithin Buͤchting im entwurfe der jaͤgerei s. 376, dißfalls nicht unrecht hat. Daher man dem Beckmanne von der holz- saat s. 26 nicht beipflichten kan, daß die erle auf ieden boden, nur nicht im sande wachse; denn wo kein nasses oder bruͤchiges erdreich ist, koͤmmt sie hir zu lande nicht fort. Auch haͤlt die pflanzung an den ufern der krebs-baͤche schwer. § 2459 Die eicheln saͤet man hir zu lande entweder wie die eichel- saat, das korn, aus freier hand, oder man sezet sie wie die bonen, nur im herbste, wenn die eicheln voͤllig reif sind. Der hisige landjaͤgermeister, herr von Dallwigk, laͤsset vermittels des pfluges zwo fur- chen zihen. Zwischen disen bleibet ein raum von zwenen schuhen, und zwar folgender gestalt: Q q q 3 furche, LXI haubtstuͤck furche, worinn die eicheln kommen. furche, worin die eicheln gepflanzet werden. ein zwischen-raum, zwene fuße breit. die furche, worin die eicheln kommen. die furche, worin man die eicheln pflanzet. der zwischen-raum zwener fuͤße breit, u. s. f. Man darf die eicheln nicht zu dicke sezen. Je dichter hingegen die gesaͤcten jungen buchen stehen, desto besser geraten sie. Wegen der eicheln ist wohl achtung zu geben, daß sie nicht etwa vom froste vorher geruͤret worden sind. Dafern die duͤrre des sommers die jungen eichen zu sehr etwa druͤcket; alsdann werden die gedachten zwischen- raͤume umgegraben. Alle reife eicheln, die nur, wie gesaget, vom froste keine not gelitten haben, dinen zur eichel-saat. Jedoch ist, wie allen fruͤch- ten, besser, wenn sie eher beim trockenen, als nas- sen wetter gesammlet werden. In so weit hat Buͤchting s. 330 recht. Die eiche waͤchset in allerhand lande. Jedoch am libsten im leimich- ten und schwarzen. § 2460 die pappel- saat, Die pappeln und andre weiden besamen sich selbst. Bei aller holz-saat gehet es wie beim frucht-lande: ie besser es zubereitet ist, desto besser geraͤtet die saat. Wo man nicht ackern kan, muß von der forstlichen hoheit, ꝛc. muß das land mit karsten oder hacken bearbeitet werden. § 2461 Sonst gehen Beckmann und Buͤchting, in vom anflu- ge, ruͤcksicht auf den anflug, von einander ab. Diser haͤlt s. 259 selbigen fuͤr anreichend, jener aber s. 34 nicht. Diser hat in ansehung der ebenen oͤr- ter recht, und jener bei den anhoͤhen. Das Je- naische universitaͤts-holz bei Rota kam wegen gro- ser lichter plaͤze, der holz-saat halber, in erwaͤ- gung. Ich habe es des endes mit besichtiget. Allermaßen aber die anhoͤhe der kifern und fichten, die von baͤumen entbloͤsete thaͤler auf das reichlich- ste und dichteste besamet hatte; so war eine fuͤrge- schlagene holz-sat vergeblich und uͤberfluͤssig. § 2462 Bei der holz-saat muß der kifern-samen allein warum der kifer-samen allein zu saͤen ist? gesaͤet werden, damit er nicht den andern ersticke. Sein mei sprosset auch im fruͤhjare am ersten her- vor. Er kan darnebst einen zimlichen frost erdul- den. Der fichten-mei tritt erst im mai-monde hervor, und kan die fichten-pflanze eine zimliche naͤsse vertragen. Diser ihr mei waͤchset vom mai an bis zum julius. Ihr holz waͤchset vom julius bis in den september. § 2463 Bei dem jungen wuchse des tannen-holzes ist was dem nadel- oder tangel-holze schaͤdlich ist? alles ernstes zu verbiten, daß sich keiner unterstehe, die jungen baͤumgen auszuschneiteln, oder auszu- aͤsten. Der sonnen-regen oder meltau zihet den fichten und kifern den brand zu. § 2464 Wo die holzsaat angebracht werden soll, muͤs- wenn das holz des- falls zu faͤl- len ist? sen die baͤume im october, november und decem- ber gefaͤllet werden. Der plaz ist gegen die mor- gen- oder mitternachts-seite auszusuchen. Der Q q q 4 holz- LXI haubtstuͤck holz-saat sind zuwider auch schaͤdlich: 1) das rindvih, 2) die schafe, 3) zigen, 4) eichhoͤr- ner, 5) das rot wildpret, 6) die rehe, 7) ha- sen, 8) holz-kraͤhen, 9) gruͤn- und 10) rot- spechte, 11) maͤuse, 12) baumschneider, Beck- mann s. 69 fgg. § 2465 der baͤume hoͤhe und dicke. Wie hoch und dick ungefaͤhr die baͤume zu wer- den pflegen, hat Ludewig Gottfrid Klein de aëre, aquis et locis agri Erbac. s. 58 folgender gestalt angegeben: z. e. nach dem Fraͤnkischen schuhe die eiche 40 bis 93 hoch, 2 bis 5 dick. die buche 35 ‒ 60 ‒ 2 ‒ 4 ‒ die birke 20 ‒ 30 ‒ 1 ‒ 1½ ‒ die aspe 15 ‒ 20 ‒ ½ ‒ 1 ‒ tanne u. fichte 30 ‒ 50 ‒ 1 ‒ 2 ‒ erle 12 ‒ 15 ‒ ¼ ‒ ½ ‒ eschenbaum 50 ‒ 60 ‒ 2 ‒ 3 ‒ wachholder 13 ‒ 15 ‒ ‒ ‒ ½ ‒ Es leret aber die erfarung, daß die eichen, buchen, tannen, auch fichten, weit staͤrker werden, als der Klein bemeldet hat. § 2466 ob die hohe stoͤcke schaͤd- lich sind? Wegen der staͤrke der abgehauenen baͤume ist die frage: ob, wenn dise so hoch bleiben, ein scha- de heraus komme? Beckmann s. 49 saget nein. Denn schlage 72 kifer, oder tannen, iede drei ellen stark. Dise geben 144 klaftern holzes. Lasse nun den stock eine virtel elle hoͤher stehen; so ist der verlust am klafter-holze nur eine klafter, wel- cher an den stoͤcken sich wieder findet. § 2467 von der forstlichen hoheit, ꝛc. § 2467 Hisiger orten sind vereidete holz-hauer und ma- von den vereideten bolzma- chern. cher bestellet; angesehen sonst, wo nur ein scheit, oder wie es hir heisset, eine spalte, um einen zoll laͤnger faͤllet, dises in 100 klaftern dreie klaftern tut, welche der herr des waldes einbuͤsen muͤste. Darneben haben die forst-bedinten bei der holz- besichtigung auf das klafter-maas zu merken. Waͤre in der hoͤhe oder breite nur vier, oder fuͤnf zolle zugegeben; so wuͤrde diß an hundert klaftern zwoͤlf bis funfzehn klaftern dem herrn des waldes schaden, Beckmann s. 55. § 2468 Die graͤflichen Witgensteinischen untertanen was die graͤflich Witgenstei- nische un- tertanen desfalls sich beigehen lassen zu be- haubten? des Banfer, Feidinger und Arfelder virtels (am- tes) haben sich beigehen lassen zu behaubten, was maßen der landesherr ihnen nicht verbiten koͤnne: 1) die hut und weide des vihes in den waldungen, 2) das laubstreifen, 3) das duͤrre holz und duͤrre laub zu sammeln, 4) das holz anzuweisen nicht berechtiget sey, sondern sie nach gefallen hauen koͤnnten, 5) so lange duͤrres vorhanden waͤre, kein gruͤnes zu faͤllen, 6) kolen nach gefallen zu brennen, 7) dem forst-herrn das kuͤn- und brenn- holz anzufaren, 8) kein holz zu holen, als nur auf bestimmte taͤge, 9) dem untertan kein holz, als nur zu seiner haͤußlichen notdurft zu verabfol- gen, 10) das geschirr-holz one anweisung nicht zu holen, 11) das holz zu ende nur zu gebrau- chen, wozu es abgeladen worden ist, 12) die stoͤcke der abgehauenen baͤume nicht uͤber einen schuh hoch zu lassen, 13) das reiß-holz in wellen zu bin- den, 14) das holz nach einem gewissen schuh- maase zu bezalen, 15) daß wer vor georgen-tag das holz aus dem walde nicht schaffet, solches verlustig seyn solle, 16) die reißer-wellen nicht Q q q 5 mit LXI haubtstůck mit brauchbaren holze, sondern mit strohe, oder waiden zu binden, 17) kein holz zum verfaulen im walde ligen zu lassen, 18) das bauholz im walde nicht zu zimmern, 19) gewisse plaͤze zur beholzigung anzuweisen, 20) die uͤberfluͤßige feue- rung in den haͤusern abzustellen, 21) uͤberfluͤßige ofen und baͤcker-ofen nicht zu dulden, 22) das faͤllholz zur rechten zeit aus dem walde zu schaffen, 23) kein holz an auswaͤrtige zu verkaufen, wofern es nicht im uͤberflusse vorhanden ist, welche stuͤcke iedoch das kammer-gericht zu Wezlar des herrn grafens hohen forst-rechte uͤberlassen hat, besage des von Ludolff symphorem. cameralis t. I sp. 332 fgg., wobei die untertanen, daß es wie waldungen waͤren, sich zu steifen vermeinten. Al- lein der landesherr kan regeln fuͤrschreiben, damit der untertan das seine hauswirtschaftlich nuze, von Justi im I sten teile der statswirtschaft. § 2469 von dem spruͤchwor- te: wenn der busch gehet dem reiter an die sporn; so hat der unter- tan sein recht ver- lorn. Anbenebst ist uͤber das spruͤchwort gestritten worden: „wenn der busch gehet dem reiter an „die sporn; so hat der untertan sein recht ver- „lorn;„ immaßen dann dises also im graͤflichen Solms-Laubachischen gebite zur maas-regel dine; folglich, wenn der untertan seinen acker, oder seine wise, oder sein driesch (lede) so verwildern laͤsset, daß grose straͤucher darauf erscheinen: so faͤllet so- tanes stuͤck dem landesherrn zu. § 2470 wie die stoͤ- cke auszu- roden sind? Die stoͤcke sind an den orten, wo holz gesaͤet werden soll, nicht zu dulten, vilmehr auszuheben, auch sonst in den waldungen, so bald sie brauch- bar fallen, pfleglich zu nuzen. Hirzu kan man sich des waldhebels bedinen, wovon zu Erfurt 1751, 4. eine abhandelung benebst einer kupfer- tafel unter der aufschrift: „die zum dinste des „forst- von der forstlichen hoheit, ꝛc. „forstwesens verstaͤrkte kraft des hebels„ zum vorschein gekommen ist. Man kan auch die Cas- selische maschine, die baͤume mit der wurzel aus- zuheben, bei dem von Uffenbach 1 s. 24 figur IIII der merkwuͤrdigen reisen hinzutun. § 2471 Um aber dise absicht bei dem forstwesen und was zum forstwesen fuͤr personen noͤtig und nuͤzlich sind? der holzung zu erhalten, auch die behoͤrige aufsicht daruͤber zu veranstalten, sind verschidene ansehnli- che und geringe, tuͤchtige, ehrliche, wirtschafts- verstaͤndige, forst- holz- bedinte zu bestellen noͤtig und nuͤzlich: dahin gehoͤren ober-forstmeister, forst- meister, forst-inspectoren, forst-secretarien, forst- schreiber, ober-foͤrster, foͤrster, unter-foͤrster, wald- laͤufer, holzknechte, forstlaͤufer, hoͤcker, voͤgte ꝛc. § 2472 Ein foͤrster ist eine des weidwerks-kundige per- des foͤrsters beschrei- bung. son, welcher die aufsicht des waldes haubtsaͤchlich anvertrauet ist, und darneben die jaͤgerei treibet. Die pflichten samt den eigenschaften des ober-forst- meisters und foͤrsters findet man teils in der F. Hessen-Darmstaͤdtischen forst-ordnung tit. 1-3, teils bei dem von Goͤchhausen am a. o., Hein- rich Wilhelm Doͤbeln in der jaͤger-practica, beim Meurer in dem jagt- und forst-rechte I ten teile s. 1 fgg. im repertorio iuris priuati II s. 1636 s. 1639, Beck am a. o. s. 576, von Rohr im haushaltungsrechte s. 1028 fg. § 2473 Die unwissenheit der forst-bedinten kan grosen die unwis- senheit der forst-bedin- ten verursa- chet grosen schaden. schaden verursachen, bevorab wenn etwa die un- erfarenheit in forst-sachen mit einer uͤbeln wirt- schaft verknuͤpfet ist, sihe Johann Gottlieb Beckmanns gegruͤndete versuche und erfarungen von der zu unsern zeiten hoͤchstnoͤtigen holzsaat, Chemniz 1756, 4, besonders kan selbige zur veroͤ- dung LXI haubtstuͤck dung der hoͤlzer viles beitragen, Doͤbel III s. 73, s. 74, Ahasv. Fritsch de peccatis venatorum. Daher ein ieder holzfoͤrster nicht nur die verschide- nen arten des holzes im walde wohl verstehen, son- dern auch fuͤrnaͤmlich folgendes wissen muß: 1) wann iede sorte des holzes bluͤhet? 2) um welche zeit der holzsamen reif ist? 3) wann selbiger zu saͤen ist? 4) auf was fuͤr einen boden oder land das saen beschehen muß? 5) wie dem, was der holzsaat schaͤdlich ist, vorzubeugen, und dem scha- den bei zeiten abzuhelfen sey? 6) wie und auf was weise das holz muͤsse geschlagen werden? 7) wie ein stamm zu wuͤrdern? 8) wie ein ganzer wald gehoͤrig in taxe zu sezen sey, damit derselbe weder zu hoch, noch zu gering geschaͤzet werde? 9) wozu ein ieder stamm am nuzbaresten gebrau- chet werden koͤnne? und 10) was fuͤr ein alter ieder stamm-holzes auf sich habe? Beckmann am a. o. s. 2, Buͤchting am a. o. § 2474 die pflichten der forstbe- dinten, Zu den pflichten der forstbedinten gehoͤret: die fertigung eines forst- fund- und lager-buches, wor- in die grenzen und markungen, berge, thaͤler, art und gewaͤchse iedes holzes, die triften, roͤder, das wilde obst, eichel- und buch-mast. Die was- ser, fisch- und krebs-baͤche, bergwerke, bruͤcken, stege, seen, und teiche, auch die gerechtigkeiten, welche etwa andre mit holzung, triften, fischereien u. s. w. hergebracht haben, die forsthaͤuser, die la- sten ꝛc. verzeichnet sind. Zu mererer Deutlichkeit sind auch die risse von den forsten beizulegen. Kur- Mainzische wald- forst- und jagt- auch fischerei- ordnung vom 5ten nov. 1744, cap. I , bei dem Scopp am a. o. s. 280 fgg., Estors vorrede zum IIII ten teile der stats- und reise-geographie. § 2475 von der forstlichen hoheit, ꝛc. § 2475 Insonders muͤssen alljaͤrlich die foͤrster forst- und in absicht auf die rech- nungen ꝛc. holz- auch mast-rechnungen fuͤhren, Gasser am a. o. cap. 21 s. 332, Stisser in der einleitung zur landwirtschaft cap. 4 abt. 3 § 22 s. 138, nicht minder die grenzen genau in acht nemen, auf die ihnen anvertraute waͤlder, wild-staͤnde, wechsel und auen; imgleichen auf die hirten, schaͤfer, koͤler, holzmacher, furleute, reisende, die hunde ꝛc. ein getreues und fleißiges aufsehen haben, damit die waldung, auch wildbahne nicht ungebuͤrlich und mutwillig verdorben, nicht veroͤdet noch verwuͤstet werden. Er muß die freveler und verbrecher, holz- und wild- fisch-deuben, pfaͤnden, auch behoͤri- gen ortes anzeigen. Die holzdeube werden aber nicht als ein anderer dibstal bestrafet, sondern mit thurm-strafe, einer leidlichen geltbuse angesehen, Kur-Pfaͤlzische malefiz-ordnung tit. 53 s. 562; Schaumburgische policei-ordnung cap. 23. Die foͤrster sollen das wildpret und weidwerk zu nuz besten vermoͤgens handhaben, nimanden in solchen waͤldern und auen gestatten zu jagen, zu hezen, zu schuͤßen, oder zu stellen, die raubthire wegschaffen. Vilweniger sollen sie das wildpret verpartiren. § 2476 Sie haben den handwerksleuten, welche das das nuz- holz, die an- weisung ꝛc. holz zu ihrer arbeit brauchen, mit dem geschirr- und bau-holze nach fuͤrschrift der gesaͤze und wirt- schaftlich anhand zu gehen. Die rechte zeit der holzanweisung beobachten, und zu veranstalten, daß alles holzwerk zu behoͤriger und gesezter zeit aus dem walde geschaffet werde. Auf die schnei- de- und breter-muͤlen, imgleichen auf die eisen- haͤmmer ꝛc. soll nicht mehr angewisen werden, als die waͤlder ertragen koͤnnen, Kur-Mainzische wald- LXI haubtstuͤck wald- forst- jagt- und fischerei-ordnung, cap. III , cap. IIII-VII. § 2477 wie dem holzstelen im walde zu steuren ist? Damit den holzdeuben gesteuret werde, auch der wald in ruhe bleibe, muͤssen die foͤrster auf die holztage genau halten, den fuhr-leuten die schlepp-reiser und klipperstecken nicht verstatten, Kur-Mainzische wald- und forst-ordnung, c. XIII. § 2478 die huten und triften sind behoͤrig einzurich- ten. Die huten und triften haben die foͤrster ordent- lich einzurichten, darnebst duͤrfen sie dem vihe den gang nach der traͤnke nicht versperren lassen, Kur- Mainzische wald- und forst-ordnung, cap. XII. § 2479 iedoch sol- len die foͤr- ster die graͤ- serei in den jungen waͤl- dern nicht fuͤr sich ver- statten, wegen der mast, eichel- lesens ꝛc. mase hal- ten. Die graͤserei in den jungen waͤldern sollen sie wider das verbot nicht verstatten, vilweniger den hirten und schaͤfern die weide darin nachgeben, sondern dergleichen Leute behoͤrig pfaͤnden. § 2480 Wegen der anzahl der schweine zur mast-zeit, auch des eichel-lesens und ecker-kerens ist mase zu halten. § 2481 das schelen der baͤume, laubrechen, verhuͤten. Das schelen der baͤume und des laubholzes ist aͤußerst zu verhuͤten. Das laubrechen in dem walde ist verboten (§ 1769); weiln sonst den baͤu- men die duͤngung, auch bedeckung entzogen wird. Dergleichen bewandnis hat es ebenfalls mit dem wachholderbeeren-lesen und abhauung der straͤu- cher, indem sonst der vogelfang schaden leidet. § 2482 was bei dem holzfaͤllen zu beobach- ten ist? Zum klafter-holze muͤssen geschworne holzhauer genommen werden. Keine ungespaltene staͤmme, die zwei- oder virspaͤltig sind, sollen bei den klaf- tern eingeleget werden. Pruͤgel, welche nicht ar- mes dick sind, duͤrfen in die Klaftern nicht kom- men. von der forstlichen hoheit, ꝛc. men. Wenn das laub noch an den baͤumen ist, sollen selbige nicht gefaͤllet werden. Alles reißig ist in wellen zu binden, die widen darzu muͤssen unschaͤdlich geschnidten werden. § 2483 Durch die waldungen, worinn wildpret sich was in dem walde zu unterlassen ist? auf haͤlt, darf kein fleischers hund bellen. Mit geladenen gewehre darf nimand durch wildbahnen reisen. Die fuhrleute sollen keine neue wege durch die waͤlder machen, widrigenfalls sie zu pfaͤn- den sind. § 2484 Das lese-holz, die windfaͤlle, die schneebruͤche ꝛc. das lese- holz, die windfaͤlle ꝛc. gehoͤren nicht dem foͤrster. gehoͤren nicht dem foͤrster, sondern sind zu verrech- nen; gestalt dann die forstbedinten sich keine in ih- ren bestallungen nicht besonders begriffene beinu- zungen zueignen sollen, F. H. Darmstaͤdtische forst-ordnung § 9, Stisser am a. o. cap. IIII , anm. 2 § 13 s. 121, von Justi II s. 205, 206. Im herzogthume Staden wollen einige die wind- faͤlle aus der bauern waldungen dem landesherrn zueignen. Allein es scheinet der grund nicht an- reichend zu seyn, da sie vermeinen, daß weiln die gemeinden das holz zum herrschaftlichen gebaͤuden, muͤlen, bruͤcken und stegen unentgeltlich hergeben muͤssen, deshalber die windbruͤche dem landes- herren in den herrschaftlichen waͤldern zustuͤnden. § 2485 Den lohgaͤrbern und faͤrbern sind gewisse ei- den lohger- bern und faͤrbern sind gewisse baͤu- me anzu- weisen. chen und andre baͤume anzuweisen, um lohschalen zu bekommen, von Justi am a. o. II s. 204, Doͤbel in der jaͤger-practica III s. 68 cap. 87, Kur-Mainzische wald- und forst-ordnung, bei dem Scopp am a. o. s. 352 § 4. § 2486 LXI haubtstuͤck § 2486 von den wilden obst- baͤumen, widen, spiz- ruten- schneiden, Wilde obst-baͤume duͤrfen aus den waͤldern nicht gehauen werden; in betracht sie zur narung des wildprets dinen. So moͤgen auch die widen, spizruten und besen-reiser nicht nach gefallen ge- schnidten werden. § 2487 der floͤse, Die besorgung der floͤsen, oder des darzu ge- hoͤrigen holzes laufet ebenfalls in des foͤrsters ob- ligenheit. § 2488 den pech- und kien- rus-faͤngen, Bei grosen tannen-waͤldern ist auf die anzule- genden kienrusfaͤnge, pech- und kuͤn-huͤtten, im- gleichen das harzen, teer-sieden genau zu sehen. § 2489 wald- holz- forst-gerich- ten, Zu den forst-sachen hat man wol besondere wald- holz- forstgerichte. Bei disen und in forst- angelegenheiten wird summarisch verfahren, Kur- Mainzische wald- und forst-ordnung cap. XV. § 2490 von der forst- bedin- ten gerichts- stand, den anweise-ge- buͤren. Die forst-bedinten stehen unter dem forst-amte, so vil iren dinst betrifft. Sie sollen uͤber die ge- sezte stamm-gelter, anweise-gebuͤren nichts nemen, F. H. Darmstaͤdtische forst-ordnung § 8, Stisser cap. 4 abt. 2 § 13 s. 121. Zwei und sechzigstes haubtstuͤck vom jagtregale. § 2491 was die jagt bedeutet? deren ein- teilungen. D ie jagt bedeutet die gerechtigkeit, wilde thire zu fahen. Sie ist entweder eine herrschaft- liche jagt, oder sie stehet andern zu. In Sach- sen teilet man selbige in die hohe, mittlere und niedere. vom jagt-regale. niedere. Darneben sind auch ausser Sachsen die vor-jagt, koppel-jagt, die gesammte, die mit-jagt, gnaden- bestand-jagt bekannt. Sonst hat man auch das anjagen, das ausjagen, die ausjagten, die bestaͤtigungs-jagen, die contra-jagen, haubt- jagen, hof-kampf-jagen, kessel-jagen, klapper- kaminer-klopf-jagen, lust- parforce- streif-jagen, truͤffel- gemsen- wasser-jagen, zeug-jagen, fuchs- hasen-prellen, reiher-baize, den aͤnten-fang, das lerchen-streichen, die falknerei, die jagt mit lausch- garnen, den otter fang, ꝛc. Doͤbel am a. o. II s. 40 II s. 46 s. 61, 73 s. 74, 77 s. 79, s. 87 fgg. Stissers forst- und jagt-histori der Teutschen, cap. VII § 3 fgg. s. 264-328, von Rohr in der einleitung zur caͤrimoniel-wissenschaft IIII cap. 13 s. 859 fgg. cap. 14 s. 878, und im haushaltungs- rechte cap. 3, 5, cap. 9. Die thire, welche zur jagt gehoͤren, sind edle und unedle, raubthire ꝛc. Und dise befinden sich entweder auf der erde, oder im wasser, oder in der luft, Buͤchting am a. o. s. 79 fgg. s. 121 fgg., Stisser am a. o. § 26 fg. s. 290. Das wort ausjagt hat unterschidliche bedeutungen, Marburgischer beitraͤge zur gelehr- samkeit V tes stuͤck s. 75 fg. Bald zeiget es die folge an, bald die jagt des vasallen in des lehn- herrens jagten. § 2492 Die herrschaftliche jagt begreifet eine gegend, was die herrschaft- liche jagt wo die landes-herrschaft allein jaget. § 2493 Die mit-jagt heisset, wenn die landes-herrschaft die mit- jagt, mit den untertanen und vasallen die jagt ausuͤbet, des freiherrn von Cramer vsus philosophiae Wolfianae in iure specim. de iure conuenandi, Andreas Homborg de iure conuenandi, Stis- ser am a. o. cap. VII § 52 § 53 s. 316 fg. Wo R r r iemand LXII haubtstuͤck iemand die jagten erweislich hergebracht hat; hin- gegen die landesherrschaft die mit-jagt fuͤr sich nicht ausuͤben, sondern einen andern damit be- gnadigen wollte, daß er in seinem namen die mit- jagt betreiben moͤgte, wird solches mit bestande widersprochen. Die gemeine jagt wird auf ge- meinschaftlichen guͤtern, welche verschiedenen zuste- hen, ausgeuͤbet, von Rohr im haushaltungs- rechte s. 919. Jedoch gebuͤret einem mitjagt-herrn nur einen jaͤger zu halten. Und wenn die jagt aufgehet, darf er nur einen gast mitnemen (§ 2519). § 2494 vor-jagt, Die vorjagt heisset: wann die landesherrschaft etliche zeit vorher, ehe die jagt aufgehet, solche in der vasallen (untertanen) jagten ausuͤbet. § 2495 koppel-jagt, Die koppel-jagt sezet unterschiedene fluren und vermengte guͤter zum voraus, worauf unterschide- ne personen durchgehends jagen duͤrfen. Es kan auch die koppel-jagt als eine dinstbarkeit und ge- rechtigkeit auf eines dritten grunde und boden ie- manden zustehen, Fritsch de conuenat. membr. II § 4, Stisser am a. o. § 56, von Rohr im haus- haltungs-rechte VII b. IIII cap. s. 917 fg. § 2496 hohe, Die hohe jagt bestehet in fahung des roten und schwarzen wildprets, wozu noch der grobe vogel- fang kommet. Dise hohe jagt ist nach den ver- schidenen landesgewonheiten und rechten unterschi- den, Stisser in der forst- und jagt-histori der Teutschen cap. VII § 21-31; disemnach, wo man die einteilung in die mitlere jagt nicht hat, da ge- hoͤret das auer- und birk- auch hasel-wildpret zur hohen jagt, von Goͤchhausen am a. o. s. 78, Beck am a. o. s. 35 s. 572 fg. von Lynker decis. 853, vom jagt-regale. 853, s. 332. Imgleichen gehoͤren die rehe im ober- fuͤrstentume Hessen zur hohen jagt. Dahingegen sie an andern orten zur nidern jagt gezaͤlet werden. Sihe Pufendorfs obs. CCXXVIII s. 559 des I sten bandes. § 2497 Die nidere jagt wird in fahung des kleinen nidere jagt bedeutet. wildprets, des kleinen weidwerks und kleinen vo- gelfanges ausgeuͤbet. Zur erhaltung des kleinen weidwerkes duͤrfen die hecken und gebuͤsche in den feldern und in den graͤben nicht abgehauen wer- den, F. H. Casselische verordnung vom jare 1735. § 2498 In den Saͤchsischen und einigen landen ist die was zu der mitlern jagt gehoͤret? mitteljagt eingefuͤret, welche nach der beschehenen bestimmung, inhalts der lehnbrife, auch iedes or- tes gebrauches ermessen werden muß. Man pfle- get darzu in Kur-Sachsen rehboͤcke, rehe, rehkaͤlber, hauende schweine, angehende schweine, keuler, bachen, frischlinge, woͤlfe, birkhane, haselhuͤner, grose brach- voͤgel zu rechnen, Fritsch im corp. iur. venat. for. im III ten anhange, Bastineller in der disp. von der klapper-jagt § 4 a, Stisser am a. o. § 28-31 s. 291 fgg., Beck am a. o. s. 35 s. 572 fgg. Die von Roͤbel wurden im jare 1715 vom koͤnige von Preusen bei dem adelichen gute Ringewald mit der hohen- mittel- und nider-jagt belihen, Struben in vindiciis iuris venandi s. 45. § 2499 Auf den schnee-gebuͤrgen und hohen felsen findet von den berg-hasen und grund- hasen. man in einigen laͤndern berg-hasen und grund-ha- sen. Im sommer gleichen beide gattungen einan- der. Zur winters-zeit aber werden die berg-hasen ganz weis, Altmann s. 210. R r r 2 § 2500 LXII haubtstuͤck § 2500 der adler gattungen. Von den grosen raubvoͤgeln gibt es unter an- dern von adlern dreierlei gattungen. Die erste ist gelblicht mit weisen ringen um den hals. Die andre ist fast ganz schwarz, deren ich einen aus hisiger gegend in den Dresdnischen gelerten an- zeigen 1756 beschriben habe. Die dritte art ist grau und nicht so gros, als die zwo ersten. In der Schweiz nennet man dise raubvoͤgel laͤmmer- geier. Die erste gattung spannet ihre fluͤgel 14 schuhe breit aus, Altmann s. 212. Ihr raub bestehet in schafen, zigen, gemsen, hasen. Ein junges schwein und ein lamm fuͤret die erste gat- tung fort. Man weis glaubwuͤrdig, daß ein laͤmmer-geier ein dreijaͤriges kind angepacket hat. Von jungen laͤmmern und zigen verzeret er das fleisch und die knochen. Der auerhanen gibt es zwo gattungen: die groͤsere und kleinere. Jene heisset urogallus, und hat die groͤse einer truthenne. § 2501 von dem schneehun. Das allerbeste feder-wildpret ist das schneehun, im hoͤchsten und schoͤnsten grade, wie in der groͤse ei- ner taube. Sein futter sind die besten kraͤuter. Der fuß hat weise feder-latschen. Daher es la- gopus heissen soll; iedoch mit unrechte, da Pli- nius hist. natur. lib. X cap. 48 schreibet: dessen fuͤße waͤren wie mit hasen-haaren bedecket; gleich- wol es federn sind, wie die feder-fuͤße der tauben. Auch irret Plinius , daß es flugs nach seinem to- de das fett verlire und bald mager werde. In- deß kan diser beste unter allem fluͤgelwerke nicht zam gemachet werden: es ist auch keine moͤglich- keit ihn lebendig zu behalten, wenn er gefangen ist. Andre nennen es das weishun, den schneevogel, das weise wildhun. Es haͤlt sich nur auf den hoͤchsten vom jagt-regale. hoͤchsten gebuͤrgen und gipfeln auf. Seiner wird darum allhir gedacht, weiln es das beste, seltenste und schmackhafteste unter allem feder-wild ist, Altmann s. 222 fg. Auch ist das rothe rebhun, oder das groͤsere rebhun, die pernise darmit nicht zu vermischen, Altmann s. 224. § 2502 Von dem phoͤnicopter, einem sonst Aegypti- vom phoͤni- copter. schen vogel, der von fischen lebet, und sonst der rot-fittig heisset, auch dessen zunge den Roͤmern zum groͤsten leckerbißgen dinte, habe ich in den ge- lehrten Dresdnischen anzeigen 1756 eine genaue beschreibung erteilet, immaßen sich einer 1746 bei Reddenau amts Frankenberg gefunden hat. § 2503 Zur hohen jagt wird folgendes wildpret gezaͤhlet: was zur hohen, Haar-wild: Roth-wild hirsche stuͤcken-wild hirschkalb wild-kalb hochroth wild. reh-bock rehe rehe-kaͤlber niderroth wild. Tann-wild tann-hirsch tann-thier tann-hirsch-kalb tann-wild-kalb edel. Schwarz wildpret keuler, bachen frischlinge Im ersten jare heisen sie frischlinge, im virten jare angehende schweine, im fuͤnften hauende, im sechsten jare haubt-schweine. Raub-thire luchse woͤlfe unedel. R r r 3 Grim- LXII haubtstuͤck Grimmige reisende. puͤffel auer-ochsen loͤwen baͤren edel und nicht unsers landes. Feder-wild: schwane trappen kraniche auerhahnen phasanen hasel huͤner birk-huͤner grose brach-voͤgel edel. Raub- voͤgel. reiher stein-adler gemeine-adler schuhu baum-falk ger-falk alp-faut sairin-faut hauti-faut sind nicht unsers lan- des. fremdling lerchen-falk habicht sperber werden der jagt und beize halber edel genennet. und nidern jagt gerech- ner wird. Die nidere jagt bestehet aus nachstehendem wildpret; als da sind: Haar-wild: hasen biber eichhoͤrner edel. Raub- vom jagt-regale. Haar-wild: Raub-thire fuͤchse daͤchse fischottern wilde kazen marder ilken wieseln unedel. Feder-wild: schneppen rebhuͤnee wilde gaͤnse wilde enden wasser-huͤner wilde tauben wachteln ziemer amseln drosseln schnorren gubize kleine brach- voͤgel, lerchen und alle kleine voͤgel. edel. Raub-voͤgel mause-geyer, eulen, und alle uͤbrige raub- voͤgel, raben kraͤhen elstern (azeln). unedel. R r r 4 § 2504 LXII haubtstuͤck § 2504 von der gnaden- jagt, Die gnaden-jagt wird aus bloser gnade ver- stattet, von Rohr im haushaltungs-rechte VII b. V tes cap. s. 928 fg. Friderich Anton Hallen- horsts disp. de eo, quod iustum est circa ve- nationes in genere, et in specie circa venatio- nes precarias, Erfurt 1713, sect. II s. 22 fgg.; hingegen die bestand- und gnaden-jagt wird iewei- len zur verbesserung eines gehalts, oder einer be- lonung getreuer dinste, auch wohl zu zeiten gegen einen geringen abtrag, oder einen zinß aus gnaden uͤberlassen, Stisser am a. o. § 58-60 s. 326, Fritsch von den bestand und gnaden-jagten. § 2505 von der klapper- jagt, Die klapper-jagt hat ire benennung von dem klappern, geraͤusche und geschreie viler menschen, anschlagen der baͤume, hezen der hunde, und bla- sen der hoͤrner, auch schuͤßen, welches bei auftrei- bung des wildprets und dessen jagt vorgenommen wird, Bastineller am a. o. von diser ist die stille jagt unterschiden, welche die geistliche veranlasset haben, und nach dem Teutschen brauche mit flin- ten, garnen, jagt- und huͤner-hunde treiben moͤgen. § 2506 was die wild-bahn, der wild- bann bedeu- tet? Von der jagt ist die wildbahn unterschiden. Diese heisset: wo sich das hohe wild in menge befindet und zu seiner zeit prunfet. Von der wild- bahne ist der wildbann unterschiden; anerwogen durch disen andere von der jagt ausgeschlossen werden, von Ludewig de venatu, diff. V num. 10 s. 40, G. H. Mylius im progr. de dif- ferentiis iuris venandi et banni ferini, Leipzig 1745. Es kan iedoch das jagt-recht und der wild- bann mit einander verknuͤpfet seyn, Stisser in der einleitung zur landwirtschaft, cap. 8 abt. I § 15 § 17 s. 276 fgg. Von den bann-forsten sihe den von vom jagt-regale. von Buri und den Kopp, auch den Joh. Ernst von Beust de iure venandi et banno ferino. Der bann-forst bedeutet so vil, als den koͤnigs- forst, wo naͤmlich der Teutsche koͤnig jagete. Der Hain in der Dreieiche und die darzu gehoͤrigen gegenden sind bekannt. Dise jagten sind hernach gewissen Reichsstaͤnden verlihen worden, und schluͤßen alle mit- und koppel-jagt aus. § 2507 Die jagt wird im Teutschen Reiche und nach die jagt ist in Teutsch- lande ein regal. der Reichs-praxi fuͤr ein regal gehalten. Dero- wegen nimand ordentlicher weise in einem lande die jagt ausuͤben darf, ausser wer sie vermittels einer belehnung, begnadigung, der unfuͤrdenkli- chen verjaͤrung, oder sonst auf eine rechtsbestaͤn- dige weise hergebracht, oder dem sie ausdruͤcklich gegeben worden ist. Dise sache hat nach irer wahren beschaffenheit aus der geschichte Christian Schoͤttgen in der geschichte Conrads, markgra- fens zu Meißen s. 307 fgg.; hingegen die wahren gruͤnde des jagt-regals der Reichs-kammer ge- richts-beisizer, Johann Ulrich freiherr von Cra- mer T. III opuscul. s. 1-67, mit rechts-bestande dargethan. Thue hinzu den Heinrich von Coc- ceji in consil. T. I cons. 74 num. 11 s. 1187, T. II consil. 40 num. 17 s. 49. Die von dem herrn von Buri angezogenen gruͤnde von der regalitaͤt der jagten 1744 fol. s. 39, den Gylmann (Gil- hausen) symph. T. II P. I s. 38 num. 55 vol. I , den Stisser am a. o. cap. VI § 16 s. 160, den Herold in den obseruat. forest. consult. decis. I , den Reinhard am a. o. cap. II § 5, 6 fgg., den Zink in dem grundrisse zur einleitung zu den ka- meralwissenschaften II § 527 s. 193 fgg., den Luͤbbe gruͤndliche bewaͤhrung des jagt-regals 1731 fol., Gasser am a. o. cap. 20 § 1 fg., und R r r 5 den LXII haubtstuͤck den von Rohr im haushaltungs-rechte VII , b. III cap. 21. § 2508 wenn sol- ches aufge- kommen ist? Das jagt-regal hat mit dem forst-regale und den uͤbrigen regalien einerlei grund (§ 1054, 55, § 2435), von Justi am a. o. II cap. 5 § 174 s. 214 fg. Diejenigen, welche die regalitaͤt der jagt in zweifel zihen, berufen sich auf den Tacitus. Wir sehen aber auf das Fraͤnkische reich, zu wel- cher zeit die jagt ein regal worden ist, Stisser in der forst- und jagt-histori der Teu tsch en cap. 4 s. 68 fgg., kaiser Friderichs I erster landfride § 17 in der neuesten ausgabe der Reichsabschide I sten teile s. 9. § 2509 nimand kan solches in einem lande one bewilli- gung des landes- herrns aus- uͤben. Nimand vermag daher in einem lande one be- willigung des landesherrns und sonder einen recht- maͤsigen titel die jagt-gerechtigkeit auszuuͤben, F. H. Casselische jagt-ordnung § 4 s. 6, F. H. Darm- staͤdtische forst-ordnung § 13. Gleichwie aber so- tane bewilligung man sowol ausdruͤcklich, als auch stillschweigend unbeschraͤnket, oder beschraͤnket, und zwar auf eine gewisse zeit, einen ort, eine an- zal, auf eine person, auf die sache, die art und weise erlangen kan; also wird auch die jagt auf mancherlei weise erhalten. Disemnach kan die jagt auf eine besondere art, gewisse anzal, zeit, person, an einem bestimmten orte, von strike aus, durch hunde und garne, auf den vogelheerde ꝛc. verlihen und erteilet werden. Gestalt dann auch, wenn einer mit der jagt belenet ist, die kleine, oder nidere jagt im zweifel verstanden wird. Jeweilen sind dabei gewisse thire, die vorjagt und andere ausuͤbungen der jagt vorbehalten, z. e. die baͤren, die reiger-baize, die schwanen, wie in Baiern, Rob. Johann Huf von Steinach de ardea- rum vom jagt-regale. rum venatione, Altdorf 1738, 4, von Goͤbel de iure venandi, § 5, Kur-Baierlsches jagt-edict vom 16ten mai 1733 beim Scopp s. 223 § 40. Im jare 1755 den 9ten sept. reichete der herr land- graf Ludewig zu Hessen-Darmstadt den von Lehr- bach zu mannlehne: das jagen und puͤrschen nach rot und schwarz wildpret in irem lehnbaren wald, der lehrbacher, oder eichwald genannt. Die ein- geschraͤnkte jagt-belenung von seiten Hessen-Darm- stadt fuͤr die Schenken zu Ruͤlbenrode erhellet aus Estors kleiner schriften I ten bande s. 145. § 2510 Vermoͤge eben disen grundes ist ein landesherr der landes- herr kan da- her nach dem titel fragen. wohl befugt, bei denen, welche in seinen landen die jagt-gerechtigkeit ausuͤben, nach dem titel zu fragen, Stryk de necessitate edendi titulum cap. III § 2. Wer also keinen lehnbrif zeigen, oder sich auf eine unfuͤrdenkliche verjaͤrung fusen kan, dem wird in Hessen und sonst die jagt, oder die fischerei nicht zugestanden, von Rohr im haus- haltungs-rechte, VII ten buche III tes cap. § XI fgg. XIIII s. 908 fg., Homborg am a. o. cap. I § X s. 16 fg. Wider einen andern kan die jagt in 30 jaren verjaͤret werden, von Leyser specim. 441 med. 6, 7 s. 30, Riccius von der jagt-gerechtig- keit cap. I § 42 s. 86 fg., Johann Florens Ri- vinus de iure venandi in alieno territorio § 23. § 2511 Es bestehet aber sotanes hohe recht des landes- worin des landes- herrns jagt- recht beste- het? herrns in der macht, die in den waͤldern und sei- nen landen in eines andern eigentume sich nicht befindlichen wilden thire so wohl zu fangen, und die einkuͤnfte davon zu zihen, als auch gebot und verbot der jagt und des wildes, nicht minder der raubthire und deren ausrottung halben ergehen zu lassen. LXII haubtstuͤck lassen. Die raubthire und raubvoͤgel (§ 1289) koͤnnen von selbigen ausserhalb der wildbahne zu toͤdten iedermann erlaubet werden, Stisser am a. o. § 32 s. 298 fg., obgleich die tilgung der raub- voͤgel merenteils den forst- und jagt-bedinten uͤber- lassen wird. § 2512 was solches in sich de- greifet? Das jagt-regal eines landesherrns begreifet also nicht allein die jagt-gerechtigkeit und den wild- bann, sondern es erstrecket sich auch dessen oberste gewalt uͤber die in seinen landen erteilten und her- gebrachten jagten, er machet ebenfalls die jagt- ordnungen, errichtet die jagt-gerichte, und uͤbet die hohe gerichtbarkeit uͤber das jagt-wesen in sei- nen landen aus, sezet die hohen und nideren jagt- bedinten, bauet jagt- und andere haͤuser zur ver- warung der jagt-zeuge und hunde ꝛc. leget wild- zaͤune an, verbitet die schaͤdlichen jagten ꝛc. § 2513 bei den jagten, Das jagt-regal des landesherrns bringet das recht mit sich: jagtlaͤufte, schneisen, alleen, jagt- wege, stallungen in der untertanen und landsassen waldungen hauen zu lassen, Beck am a. o. s. 296, welches das zweigrecht genennet wird, schniden, vogelherde, gruben, fuchshuͤtten zum behufe der jagt in iren hoͤlzern machen zu lassen, und sich irer grundstuͤcke zu den haubt-jagten zu gebrauchen, die hohe, mittlere und nidre jagt zu bestimmen, die jagt-gebraͤuche zu bestaͤtigen und abzuschaffen, al- lerhand privilegien desfalls zu verleihen. § 2514 in absicht auf die ge- haͤge, Nicht minder vermoͤgen die landesherren gehaͤ- ge fuͤr das wild anzulegen, iedoch sollen selbige so eingerichtet werden, damit die untertanen ire hute fuͤr das vih nach notdurft behalten, auch in den vorhoͤlzern, und feldstraͤuchern nicht angeleget wer- den, vom jagt-regale. den, damit das wildpret aus den hohen gehoͤlzen und haubtwaͤldern in die fruchtbare gebauete fel- der der untertanen nicht gezogen, und dadurch groser schaden zugefuͤget werde, F. H. Casselische jagt-ordnung § 8 s. 10, von Justi II s. 222. Es ist daher aus landeswirtschaftlicher fuͤrsorge das wild in denen gegenden am meisten weg zu schuͤßen, wo es den feldern und wiesen, auch gaͤr- ten den groͤssesten schaden zufuͤgen kan. § 2515 Ferner moͤgen die landesherren dasjenige un- was sie un- tersagen koͤnnen? tersagen, was dem großen und kleinen vogel-waid- werke schaͤdlich ist. Derohalben verbiten sie das vogelstellen, die fahung der jungen brut, ausne- mung der eier, das schuͤßen zur brutzeit, das ler- chenstreichen, das fangen der nachtigallen, reiher, schwanen, auch anderer voͤgel, von Rohr im haushaltungsrechte VII te b. XII cap. s. 1014 fgg. § 2516 Weiter bleiben dem landesherrn die phasanen von den phasanen, in ansehung der jagt, des gehaͤges und bannes vorbehalten, Ernst Martin Chladenius in der disp. de iure phasianorum eorumque banno, Wittenb. 1752, Doͤbel am a. o. I s. 46 fgg. s. 128 fgg. III s. 95, Oesterreichische jaͤger- ꝛc. ordnung § 7. Die anlegung einer phasaneri hat Doͤbel I s. 129-139 angegeben. Diser vogel stammet aus Mingrelien in Georgien. Daß er an kalten gegenden auch gut tue, bezeuget die Wit- gensteinische phasaneri. § 2517 Im spruͤchworte heisset es: wer darf jagen, erklaͤrung des spruͤch- wortes: wer darf jagen? ꝛc. darf hagen. Dises spruͤchwort lehret ebenfalls, daß die jagt ein regal sey; immasen privat perso- nen dises nicht zukommet. Denn ein adelicher, welcher die jagt hat, darf nicht hagen, das ist, einen LXII haubtstuͤck einen zaun machen, Hert in paroemiis iuris German. lib. II par. 17 s. 404. Heinrich Hil- debrands disp. de conseruatione ferarum no- ciua, § 5, s. 9. § 2518 imgleichen: wohin der dib mit dem strang ꝛc. Ferner erhellet die regalitaͤt der jagt daraus: wohin der dib mit dem strange, dahin gehoͤret auch der hirsch mit dem fange, das ist, weiln die peinlichkeit mit der landeshoheit verknuͤpfet war; so hilte man die jagt fuͤr ein stuͤck der landeshoheit, mithin hat diß der Hert am a. o. paroem. 16 s. 403 nicht recht gefasset. Man saget auch: so weit ein strafgericht gehet, so weit gehet auch der forst, Pistorius cent. 2 par. 51 s. 192 fg. § 2519 den buͤrgern und bauern stehet die jagt nicht zu. Den buͤrgern und bauern war das jagen nicht erlaubet, vilweniger den geistlichen, iedoch hat es sich nach und nach damit vil geaͤndert. Die freie buͤrsch in Schwaben und nach den Angel-Saͤch- sischen rechten gehoͤret zur ausname, und ist selbi- ge aus den erteilten freiheitsbrifen, teils den ver- traͤgen, teils der stillschweigenden zulassung der kaiser, auch der landesoberkeit zweifels one abzu- leiten, Stisser am a. o. cap. 6 § 16, Dreyer de vsu genuino iuris Anglo-Saxon. s. 204 num. 151, Gottfrid Daniel Hofmanns disp. de libe- ra venatione speciatim Sueuo-Memmingensi, Tuͤb. 1753, Stisser in der jagt- und forst-histori, cap. I § 24 fg., und Heinrich Gottlib Franke in der vorrede zu dises Stissers abhandelung s. 36 fgg., Mecklenburgische policeiordnung tit. von jagen, s. 54. § 2520 von der freien buͤꝛsch in Schwa- ben. Disemnach genuͤssen in dem herzogtume Wir- tenberg die staͤdte und aͤmter Bachlingen, Rosen- feld, Ebingen, St. Georgen, wegen Rotenzim- mern, vom jagt-regale. mern, Dornhan und Alpirspach einer freien, ie- doch nur gnaden-jagt. Hirnaͤchst ist die freie buͤrsch zu Bothwar im Wirtenbergischen; nicht minder der obere und untere zwischen der Riß, Donau und Blau gelegene freie buͤrsch-district; eben dergleichen ist auch an Hohenzollern-Hechin- gischen gebite; ferner haben die Reichsstaͤdte Rotweil, Weyl, Gemuͤnden, Aalen, Leutkirch, die stadt Donauwert und die freie Reichsritter- schaft ebenfalls dergleichen. Ausserdem ist die freie buͤrsch um Memmingen besonders auf den so genannten Bosserhart bekannt, nur belobeter Gottfr. Daniel Hofmann am a. o., und eben angeregter Heinrich Gottlib Franke am a. o. s. 37 fgg. Weiter ist die freie buͤrsch auf der Leutkircher heide anzutreffen. Also haben die von Schellenberg und Freiberg wegen der herrschaft Kißleg, laut vertrages vom jare 1551 von alten zeiten solche hergebracht, daß in der gemeinen freien buͤrsch auf der Leutkircher-heide jagen moͤgen. Sihe den gruͤndlich-historischen bericht von der kaiserlichen und Reichs-landvogtei in Schwaben, 1755, fol. s. 49 ffg., den von Ludewig de ve- natu eiusque regali, differ. VI num. 5 s. 57 fg. § 2521 Imgleichen haben die oberheimgeraids-genos- der ober heimge- raidsgenos- sen, sen die freie jagt. Selbige bestehen aus den ein- wonern der dorfschaften Graͤfenhausen, Metten- bach, Rotenbach, oder Roten-hof, Geilweiler, Pfaͤlzischer hoheit, Queichhambach, dem halben dorfe Albersweiler, Zweibruͤckischer hoheit, nebst der andern haͤlfte zu Albersweiler und Johannes- kirchen, Loͤwensteinischer hoheit, Godramstein, Sibeldingen, Birkweiler, und Kolchenbach, Pfaͤl- zischer herrschaft, Frankweiler-Zweibruͤckischer hoheit, und Nusdorf, imgleichen der stadt Lan- dau, LXII haubtstuͤck dau, u. a. m. Franz Christophs Schatten- manns disp. de oberheimgeraida § VIII § XXII s. 8 s. 30. Strasburg 1753. § 2522 worin die oberheim- geraida be- stehet? Sotane oberheimgeraide bestehet in dem ver- schidenen gemeinden zustehenden befugnisse, aller- hand wald-nuzungen, mit ausschluͤßung anderer, zu erheben, auch andre ansehnliche rechte auszu- uͤben. Zu disen gerechtsamen gehoͤren fuͤrnaͤmlich: das holzungs-weide-mast-steinbruch-eichel-samm- lungs- floß-recht, auf dem Queich-flusse, samt der gerichtbarkeit und der gerechtigkeit den geraide- stul zu besezen, besondere bedinten, als waldmei- ster, waldknechte ꝛc. zu bestellen. § 2523 der buͤrger jagt-gerech- tigkeit, Jeweilen ist den buͤrgern in der stadtflur auf iren feldern, nicht minder den salzjunkern in dem pfaͤnnergehaͤge zu Halle, die nidere jagt, das ler- chen-streichen, der wachtelfang ꝛc. verstattet, von Ludewig am a. o. s. 57 fg. Immittels bleibet es dennoch bei der regel, daß den bauern und buͤr- gern ordentlicher weise die jagt nicht gebuͤre. § 2524 die adeli- chen duͤrfen keine salz- lecken ma- chen. Keinem von adel, welcher die jagt-gerechtig- keit hat, gebuͤret salzlecken anzulegen; in betracht die landesherrschaft sich solches recht allein zueig- net, F. H. Casselische jagt-ordnung vom jare 1722 fol. § 2, Oesterreichische jaͤger- und reiß- gejaids-ordnung 1743 § 43, beim Scopp s. 268, Kur-Mainzische wald-forst-ordnung. Wie aber eine sulz- oder salz-lecke zubereitet werde, zeiget der Doͤbel am a. o. III s. 98, 99. § 2525 das wild- pret ist zur oꝛdentlichen zeit zu faͤl- len. Ausser der ordentlichen zeit soll keiner (ausser zu ehren-tagen) kein wildpret faͤllen, und zwar das rote wildpret, inhalts der F. H. Casselischen jagt- ordnung vom jagt-regale. ordnung § 3, vom Johannis-tage bis Martini, und das schwarze vom Lamperti bis Nicolai-tag. Des hasen-hezens, schuͤssens, kurens und lausens aber soll er sich vom anfange des maͤrzen bis bar- tholomaͤi gaͤnzlich enthalten. Die dachse jaget man von Laurentius-tag bis Thomaͤ; die fuͤchse von Michaelis bis Lichtmeß; die marder von Mi- chaelis bis Ostern. Bei raubthiren wird darauf nicht gesehen, Kur-Mainzische wald- und forst- ordnung, cap. II § 6 fg., Oesterreichische jaͤger- reiß-gejaids-ordnung 1743, § VII, VIII, VIIII. § 2526 Sonst heisset es im spruͤchworte: ein iedes haus wie vil per- sonen bei der koppel- jagt zulaͤssig sind? nur einen jaͤger; verstehe bei der koppel-jagt, F. H. Casselische jagt-ordnung § 6, zur not wird zwenen, die aus einem hause jagen, nachgesehen (§ 2486). § 2527 Wer die folge des angeschossenen wildpretes von von der jagtfolge. den adelichen unter sich und der landes-herr in der benachbarten herren landen hergebracht, oder durch einen vertrag erlanget hat, bleibet darbei, F. H. Casselische jagt-ordnung § 7, Kur-Main- zische wald- und forst-ordnung cap. I § 10. Es ist aber vorher desfalls behoͤrige anzeige zu thun, und dasjenige zu beobachten, was die landesge- saͤze verordnen, Oesterreichische jaͤger- und reiß- gejaids-ordnung vom jare 1743, § 2, beim Scopp s. 228 fg. Wer daher die folge nicht hat, oder gedachtermasen nicht zu werke gehet, laͤsset sich ein spolium und eine injurie zu schulden kommen, Reinhard am a. o. s. 102. In Kur-Sachsen ist sotane folge verboten, von Wernher in den selectis obseruat. for. P. VII obs. 67. Hinge- gen ist der landes-herr in der abgeteilten (apana- girten) und landsassen jagt-grenzen, one ruͤckfrage, S s s aus- LXII haubtstuͤck auszuuͤben befugt, Marburgischer beitraͤge V tes stuͤck s. 64 fg., herr landjaͤgermeister von Dall- wigk in der beschreibung von waldungen des fuͤr- stentumes Hersfeld s. 111 fg. s. 156 s. 215, Krebs am a. o. I s. 421 fg. Die herren landgrafen zu Hessen haben die jagtfolge in alle benachbarte graf- und herrschaften, sie gestatten aber keinen die folge, Krebs am a. o., Rays de ferarum persequutione in territorio alieno, Gisen 1738, 4. Es werden drei bruͤche geleget: der erste auf den anschuß, der zweite auf den uͤbergang an der grenze, und der dritte, wo das wildpret liget. Sofort wird der naͤchste jagt-bedinte deshalber benachrichtiget. § 2528 die hirten duͤrfen kei- ne hirsch- kaͤlber ꝛc. hasen grei- fen. Im Hessen-Casselischen duͤrfen die hirten keine hirsch-kaͤlber todtschlagen, auswerfen, noch Ha- sen greifen bei 30 goldguͤlden strafe, F. H. Cas- selische jagt-ordnung § VIIII , welches auch in andern landen bei harter strafe verboten ist. Si- he die Oesterreichische jaͤger-ordnung § 15, 16 und andre. § 2529 feldwaͤchter zu halten ist den unter- tanen er- laubet. Den untertanen ist erlaubet: feld- und nacht- waͤchter wegen des wildes zu haben, wie dises im Hessen-Darmstaͤdtischen sehr gewoͤhnlich ist. Alle wild-hirten duͤrfen rufen, schreien, klappern und das horn blasen. Die untertanen koͤnnen die trommel ruͤren, lappen auf haͤngen, feuer und rauch machen, um das wild von iren aͤckern und wisen zu vertreiben. Vor pfingsten aber darf man keine hunde brauchen, es muß auch nach ei- nem harten winter das jagen, oder scheuchen des wildes eingestellet werden. § 2530 vom jagt-regale. § 2530 Damit die untertanen von dem wilde nicht so warum wild-zaͤune zu machen sind? vil schaden leiden, muͤssen wild-graben, oder wild- zaͤune gemachet werden. Die wild-zaͤune sollen aus lebendigen haͤcken bestehen und 6 schuhe hoch seyn. Wo aber keine haͤcken sind, muͤssen sie aus planken, die weder oben spizig sind, noch ungera- de stehen duͤrfen, damit das wild im hinuͤber se- zen keinen schaden leide, bestehen. Immittels sind haͤcken anzulegen, die man statt der wild- zaͤune brauchet, damit das holz zu den planken ersparet werde. § 2531 In waͤldern, hoͤlzern, gebuͤschen und feldern in den waͤl- dern darf sich nimand mit schuͤß- gewehr be- treten las- sen. darf wegen allzu grosen unterschleifs, keiner mit schuͤßgewehr ausser den gemeinen wegen und oͤf- fentlichen landstrasen gehen, F. H. Casselische jagt-ordnung § 13. § 2532 Auf die wild-dibe kan die todesstrafe gesezet wie die wild-dibe bestrafet werden koͤn- nen? werden; immasen das wild in eigentume des lan- desherrn sich befindet, auch der wert davon gesezet werden kan, Kur-Baierische verordnung vom jare 1735 bei dem Scopp am a. o. s. 202 fg. von Rohr im haushaltungsrechte VII ten buches, XI tes cap. s. 1000 fgg. s. 1012 fg. Der Hopp im comment. ad institut. tit. de rerum diuisio- ne § 12, will zwar das gegenteil hirvon behaub- ten; allein seine gruͤnde sind nicht hinreichend. Die wild-dibe werden daher nach befinden erschos- sen, oder aufgehenket, auch mit gelde bestrafet, Gasser in der einleitung zu den kameral-wissen- schaften s. 321 fg., G. Franke in der vorrede zu Goͤbels diatr. de iure venandi, § 5 fgg., Stis- sers forst- und jagt-histori cap. X § 10 fgg. § 33 fgg. S s s 2 § 2533 LXII haubtstuͤck § 2533 wo das wei- demesser ge- brauchet wird? Eine lust-strafe ist das weidemesser-geben, oder blattschlagen, womit diejenige feler, welche die unerfarne in unrechter benennung ein und anderer woͤrter haben zu schulden kommen lassen, abge- strafet werden, von Goͤchhausen s. 258 fg., Stisser s. 489 fg., Doͤbel II s. 45, Luͤnigs theatrum caerimoniale s. 1229 fg. des II ten teiles. § 2534 die jagt- bedinten, Zur jagt und aufsicht, pflegung, fahung der wilden thire hat man gewisse personen noͤtig, wel- che jaͤger heissen. Dise bestehen aus ansehnlichen und nidrigen. Zu jenen gehoͤren die ober- auch land-jaͤgermeister, jagt-junker, jagt-pagen, hof- jaͤger, wildmeister, ober-jaͤger, buͤchsenspanner, jaͤger, jagtschreiber, jagt-secretarius, jagt-schult- heisen, haͤge-reiter, huͤner-spuͤrer, huͤner-faͤnger, aͤnten- und wachtel- faͤnger, federschuͤzen, weid- knechte, windhezer, jaͤgerbursche, puͤrsch-knechte, jagt-barbir, jagt-musicanten, zeugknechte, besuch- knechte, jagt-laquais, jaͤger- und hunde-jungen, jagt-schneider, jagt-seiler, wagner und rimer, satt- ler, schmide, oͤconomisches lexicon, von Goͤch- hausen am a. o. s. 287 fgg., Doͤbel am a. o., Kur-Mainzische wald- und forst-ordnung, cap. XVI § 3, 4. Eines jaͤgers eigenschaften erzaͤlet Valentin Trichter im reit- und jagt-lexico s. 1130 fg., und der von Goͤchhausen am a. o. § 2535 deren vor- zuͤge, Unter den vorzuͤgen der jaͤger stehet das oberste jaͤger-meisteramt oben an. Es ist solches iederzeit eines der fuͤrnaͤmsten erz- erb- und hof-aͤmter ge- wesen, wie solches mit beispilen der Stisser am a. o. cap. VIIII weitlaͤuftig gezeiget hat. Thue hinzu des herrn professor Frankens vorrede dabei s. 6 vom jagt-regale. s. 6 fgg. Nicht minder gehoͤren dahin der zu eh- ren der jaͤgerei errichtete jagt- oder Huberts-orden, Franke s. 17 fg., Stisser am a. o. cap. XIII des herrn grafen von Wurmbrand comm. de here- ditariis prouinc. Austriac. official. cap. 6 s. 14. Ob der kaiserliche hof-jaͤgermeister, oder der erb- landjaͤgermeister den rang habe? wurde unterm kaiser Joseph gestritten. § 2536 Zu der parforce-jagt gehoͤren parforce-jaͤger- die bedinten bei der par- force-jagt. meister, piqueurs und vile andre personen, ꝛc. Doͤbel am a. o. II s. 90 fgg., Franke am a. o. s. 11 fgg. § 2537 Das ende der parforce- und haubt-jagen, aus- von dem heiligen ser des schwarz-wildprets, ist der Huberts-tag, oder der dritte november. Diser Hubert hat zwar das gluͤck nicht im heiligen-kalender des bre- viarii Romani zu stehen; und in einigen gregoria- nischen kalendern verdinet er die ehre eines roten nicht. § 2538 Daß diser jaͤger-patron ein herzog von Guienne Hubert, gewest sey; solches stehet nicht zu erweisen. Diß ist gewiß, daß er im jare Christi 699 bischof zu Mastricht geworden sei. An dem ist es, daß er den bischoͤflichen siz von dar gen Luͤttich verleget habe, der pater Pagi in der critica uͤber die an- nales des Baronius t. III s. 149 § 1. Im jare 727 entschlif er, Le Cointe in den annalibus Francorum ecclesiasticis uͤber das jar 727 § 37 fg. Der prinz Carlmann, ein son des Carl Martells, lise die gebeine dises heiligen an einen andern ort 771 bringen, Pagi s. 333 § 4. Daß Gerhart, herzog zu Bergen und Juͤlich, im jare 1444 disem heiligen zu ehren einen orden gestiftet S s s 3 habe, LXII haubtstuͤck habe, melden keine der zeit am leben geweste ge- schichtschreiber. Des ordens zeichen soll in einem hirsche, der ein kreuz zwischen dem geweihe gehabt, bestanden haben. Davor kniet St. Hubert: in der naͤhe stehet dessen pferd. Die umschrift sota- nen ordens-bildes soll gewesen seyn: in traw vast. Der kurfuͤrst Johann Wilhelm zu Pfalz hat 1708 den St. Hubert-orden erneuert, Dithmars hi- storia ordinis equestris S. Huberti, s. 468-491, Franke am a. o. s. 12 fgg., von Ludewig de venatu, differ. VII s. 58 fgg. § 2539 die kaiser, welche grose libhaber der jagt gewe- sen sind, werden er- zaͤlet. Unter den kaisern finden sich grose jagt-libha- ber, als Carl der große, Heinrich der I und der II , Otto der I , Heinrich der VI , Fridrich der II , Maximilian der I , Ferdinand der II , Leopold, Joseph und Carl der VI. Den leztern kostete eine jagt, die uͤber den mittag dauerte, 3000 fl. und die poͤstpferde 1500 fl. Er hatte auch einen ober-falkenmeister. Unter disem standen ein rai- ger-falkenmeister, ein kraͤhen-falkenmeister, und ein millan-falkenmeister, nebst 40 bis 50 falken- bedinten. Wurde ein geschlagener hirsch gefaͤl- let, so bekam die jaͤgerei 1000 fl. und ein faß wei- nes, oder sie uͤberkam neue kleidung, Kuͤchelbe- ckers nachricht von Roͤmisch-kaiserlichen hofe, s. 256. Man nimt hiraus die großen kosten, die aufs jagen gehen, wahr. Der kaiser Ferdinand der II bezalete den untertanen iren schaden, den das wild, oder die jagten verursacheten, des La- mormain Ferdinandi II virtutes s. 72, herr graf von Rhevenhuͤller in annal. Ferd. T. XII s. 34 fg. Die beschreibung der reiger-baize liset man beim Faßmanne im leben Friderich Wil- helms koͤniges in Preusen s. 882 des I sten teiles; dabei eine nachricht von der falknerei folget. Den kaiser vom jagt-regale. kaiser Leopold kosteten die falknerei-bedinten jaͤr- lich 13665 fl. und die jagt-bedinten 17504 fl. or- dentlich, und noch 3235 fl. Rink im leben kaiser Leopolds s. 220. § 2540 Der kaiser Fridrich der II hat so gar von der des kaisers Friderichs des II schrift von der jaͤ- gerei. jaͤgerei geschriben. Dise gar seltene schrift, wel- che mit 5 rthlr. auch 10 fl. bezalet wird, heiset: reliqua librorum Friderici II imperatoris de arte venandi cum auibus, Augsburg 1596, 8, 414 seiten, Vogts catalogus librorum rario- rum, s. 288. Es findet sich dis buch im Estori- schen buͤcher-vorrate. § 2541 In der Schweiz, in Tirole und den Salzbur- von der gemsen- jagt. gischen gebuͤrgen ist die gemsen-jagt. Die gem- sen sind zweierlei, Altmann von den eis-bergen in der Schweiz s. 184-198. Die eine art diser wilden geisen heisset der gems. Die andre gat- tung ist groͤsser und braͤunlichter. Man nennet dise waldthire. Die erste art wird auch mit dem namen der grat-thire beleget. Die gemsen-jagt beschihet entweder durch das schuͤßen; oder wenn der gemsen-steiger das thillmesser aufschiftet. Die mit maͤrlein vermischte geschichte wegen der gefaͤr- lichen gemsen-jagt des kaisers Max. des I , hat Koͤhler im I sten bande der muͤnz-belustigung s. 189 untersuchet. § 2542 Zu der ausuͤbung der jagt gehoͤren verschidene die werk- zeuge zur jagt werden erzaͤlet. huͤlfsmittel, als 1) hunde (§ 1238, 1244), 2) das gewehr, 3) vilerlei arten von jagt tuͤchern, zeugen, auch nezen, z. e. hirsch- schweins- prell- wolfs- rehe- lausch- luͤcken-neze, spigel- hasen- marter- und illens-garn, dachshauben, federlap- pen. An gewehre: selbst-geschosse, kugel-buͤchsen, S s s 4 schrot- LXII haubtstuͤck schrot-buͤchsen, flinten. An eisen: wolfs- fuchs- eisen, fang- und sau-eisen; marter-fallen, furkeln, stellstangen, schlaͤgel, hebe-gabel, pfaleisen, forst- borer. Es gehoͤret nicht minder hirher: der herr- schaftliche jagt-schirm, der wurf-wagen, wild- wagen, wildtragen, allerhand kasten und geraͤte, von Goͤchhausen s. 244 fgg., Doͤbel II s. 18 fgg. Johann Jacob Buͤchtings kurz gefaster ent- wurf der jaͤgerei, Halle 1756, 8, im ersten teile, abschnitt I s. 11 fgg., Trichter am a. o. 1138 fg. § 2543 die beschaf- fenheit der jagten bei den Teut- schen vor erfindung des pulvers. Die jagten der Teutschen waren vor erfindung des schuͤß-pulvers anders beschaffen, als nachher, und mit disem jahrhundert ist durchs flug- und lauf-schuͤßen ein neuer zeit-punct der jagten einge- treten. Im Weistum uͤber den Dreieicher wild- bann von 1338 s. 68 der beschreibung der Hanau- Minzenbergischen landen ist vom Birsen verord- net: „daß er soll han einen yvan bogen mit einer „seiden senewen, mit einer silberin stralen, mit „eime lorebaumen zeynen mit pfawen federn gefet- „tert: gelinget ihm daß er schißet, soll er reiten „zu dem Hain in eines forstmeisters haus, da soll „er finden einen weisen praken, mit getraͤuften „ohren, uff einer seiden koltern an einem seiden „seile, und soll dem wald nachhengen ꝛc. „Daß ein apt von Fulda in der hirtz-feiste stoß- „hirze jagen mag mit zochten, und in der eber- „dreys seß hawender schweine.„ Zum behufe des kaisers wurden in der Drei- eiche sadelhoͤfe gebauet, deren ieder einen bawhof, ein backhaus und eine scheuer und ein hundhaus enthalten muste. Dem kaiser gab der hubner, wenn er kam, ein wiß strohe, dafuͤr laͤsset der kai- ser dem hubner acht tage lang die kost und zehrung nach seiner abreise. In vom jagt-regale. In einer urkunde von 1280 bei dem von Lu- dolff obs. CCCVIIII s. 92 ist versehen: quod si comitissa inceperit agitare, quod vulgariter dicitur sprengen, aliquam feram in terra sua vel syluis suis, quae vulgo wildbahn dicun- tur — —, alsdann bedinget sich die graͤfin die folge, welche sie dem kloster Arnstein wieder verstattet. Von der haͤgung des wildes. § 2544 Alle landes-herren genuͤßen die jagt-lustbarkeit, das wild- pret zu haͤ- gen ist schaͤdlich. als eine gemuͤts-veraͤnderung, und nach rate herrn landarafens Philips zu Hessen, zu erforschung der umstaͤnde des landes und des zustandes der unter- tanen. Allein die regel bleibet doch: der landes- herr ist kein verderber, sondern ein beschuͤtzer sei- ner untertanen und deren habseligkeit. Daher laufet der schade der untertanen durch den wild- fras und das jagen in den fruͤchten wider das na- tur-recht. Der witzige Schuppius im regen- ten-spigel Salomons cap. 4 s. 42 meldet nicht one ursache: daß von der jaͤgerei an Salomons hofe nichts vorkomme. Der herzog Ernst zu Gota tat es zu der untertanen besten, daß er nicht selbst jagete, und ließ dennoch das wild durch sei- ne jaͤger nach und nach verschuͤßen, damit es we- der schaden taͤte, noch am hofe und in den staͤdten mangel davon waͤre, Redigers Saͤchsische merk- wuͤrdigkeiten s. 626. Das wildpret muß eine haubtkammer-einkunft abgeben. Der grose stats- und kammer-verstaͤndige nur gedachte herzog Ernst brauchete das wild und dessen puͤrschen zur unter- haltung des hofstates. Von den mancherlei jagt- lust-veraͤnderungen sihe den von Rohr in der ein- leitung zur caͤrimoniel-wissenschaft IIII cap. 13 s. 859 fgg., Luͤnigs theatrum caerimon. am a. o. S s s 5 s. 1220 LXII haubtstuͤck s. 1220 fgg. Jedoch muͤssen sotane lust-jagten zum schaden des untertanen nicht abzwecken. § 2545 daher weg- zuschuͤssen, Daher in betreff der jaͤgerei ist iederzeit ruͤck- sicht auf die alten Teutschen zu nemen, welche da- fuͤr hilten, ein landesherr muͤsse darauf lediglich bedacht seyn, damit das wild dergestalt ausge- reutet werde, um dem lande allen schaden an den fruͤchten und den wisen-wachs abzuwenden, Hein- rich Hildebrands disp. de conseruatione fera- rum nociua, Altd. 1709, § VII fg. Denn wo das wildpret, das doch keine steuren und ga- ben traͤget, die erndte vernichtet, oder doch ver- mindert, da wird der untertan ausser dem stande gesezet, die herrschaftlichen lasten abzutragen. Wodurch es dann geschihet, daß aͤcker und wisen, auch zehnten, die im wild-fraße ligen, wenig, oder fast gar keinen wert haben, und oft keiner ge- schenkt verlanget (§ 1284), von Rohr im haus- haltungs-rechte VII b. VII tes haubtstuͤck s. 947 fg. XIII tes haubst. s. 1025 fgg., Spangenberg de vsu et abusu venationum § 3 fg. Nicht zu ge- denken, daß am holze kein junger wuchs aufzu- kommen vermag. § 2546 was fuͤr schaden da- her der hol- zung zu- waͤchset. Daß aber der haubtholz-mangel von der uͤber- maͤsigen haͤgung des wildprets mit abhaͤnget: sol- ches liget zu tage; immasen dises durch das ab- aͤzen des gipfels eines jungen staͤmmgens disem seinen ganzen wuchs benimt (§ 1769). § 2547 die jagten erfodern grose kosten. Ausser dem, wenn man die mannigfaltigen ja- gen rechnet, werden grose geldsummen dadurch versplittert. Die kostbaresten darunter sind: die parforce- oder die lauf- und renn-jagten, die fal- ken-jagt, ausser, wenn jene nach der weise des vorigen vom jagt-regale. vorigen koͤniges in Preussen Fridrich Willhelms eingerichtet werden, besage dessen lebens s. 887 fg. von 1735, 8. Sie geben einen umsturz fuͤr die rentkammern ab, der leib und lebens gefar, eines theuresten regenten nicht zu gedenken. Man rech- ne nur bei der parforce-jagt die bedinten, und zaͤle den aufwand fuͤr die pferde, die hunde, die ge- baͤude dafuͤr, die besonders eingerichteten hunde- lager fuͤr die hunde und huͤndinnen, die zwinger- anrichtung zum spazir-gange der hunde, deren aderlaß und purgirung, die baͤhung der ermuͤde- ten pferde und hunden ꝛc. Die unterhaltung der saͤugenden bauer-huͤndinnen fuͤr die jungen par- force-hunde ꝛc. so laͤsset sich summa summarum leichtlich zihen: rentkammer einname 100,000 fl. jagt-ausgaben 150,000 fl. woraus sich dann der schluͤssel darleget: warum bei Reichs-hofrate man so vile aufschriften: in betreff schulden-wesens ꝛc. findet. Den erstaunlichen aufwand der parforce- jagt kan man aus dem Doͤbel am a. o. abnemen. § 2548 Wogegen der einwand nichts verfaͤnget, daß das land hat von den jagten kei- nen nuzen. durch die jagt-ausgaben das gelt im lande bleibe, folglich das land nicht aͤrmer werde. Allein die erfarung widerleget dieses offenbar. Denn mehr ausgaben, als die landeskraͤfte ertragen koͤnnen, ist iederzeit ein uͤberspannetes wesen, dessen ende nur entkraͤftete untertanen darstellet. § 2549 Um die parforce-jagt laͤcherlich zu machen, hat der koͤnig Ludewig XIIII in Frankreich dem Mo- liere zu den facheux und deren sibenten auftritte den stoff gegeben. Von LXII haubtstuͤck Von den jagt-fronen. § 2550 die unterta- nen sind jagt-fronen zu leisten schuldig. Bei anstellung einer herrschaftlichen jagt sind die untertanen dinste zu leisten schuldig, auch wol, wo es hergebracht ist, die jaͤger- und hunde-azung zu reichen, Reinhardt s. 91 s. 105, Beck s. 305, 310, Kur-Baierische verordnung vom 16. Jun. 1688, bei dem Scopp am a. o. s. 224 § 45, Fridrich Binders disp. de iure albergariae, Strasb. 1668, conclus. 27 s. 47 fg., von Ju- sti II s. 219. Die landschneider und dorfseiler haben die zeuge und neze dabei oͤfters auszubessern. Kinder, knaben und maͤgdlein, sind zu den jagt- fronen nicht zulaͤssig, Kur-mainzische wald- und forst-ordnung cap. XVI. Die ungehorsamlich ausbleibende dinstpflichtige koͤnnen behoͤrig bestra- fet werden. § 2551 worin die jagt-fronen bestehen? Die jagt-fronen bestehen sowol in spann- als auch hand-dinsten, z. e. das jagt-zeug und die neze zu fuͤhren, die wild-farten, die umstellung der hoͤlzer zu verrichten, das wild zu treiben, die hun- de zu leiten, die wild-zaͤune zu machen, und was zur azung des wildes dinet, an ort und stelle zu bringen, Stisser am a. o. cap. VI § 40 s. 194, Grollmann de operarum debitarum mutatio- ne, im 13ten cap. II § 3, 4, bei gelegenheit der Solms-Hoingischen untertanen, sodann der Sue- ser im theatro seruitut. tit. 20 § 8, Beck s. 306 fgg., Doͤbel am a. o. II s. 49. Zu den wolfs-jagten muͤssen sich auch die buͤrger und an- dre, welche sonst keine jagt-dinste leisten, wol im falle der not gebrauchen lassen, Beck am a. o. s. 306, s. 312 s. 574 fg., Kur-Mainzische wald- und vom jagt-regale. und forst-ordnung, cap. XVI , beim Scopp s. 345 fgg., von Rohr im haushaltungs-rechte im VII ten buche, VI cap. s. 938 fg., Peter Muͤller de persequutione luporum. Daß aber die un- tertanen, wenn keine woͤlfe sich zeigen, mithin kei- ne wolfs-jagts-dinste ausgeschrieben werden koͤn- nen; dennoch dise mit gelte abtragen sollen, laͤsset sich nicht behaubten. § 2552 Wenn iemand in einem fremden lande die wild- wie fern solche einem andern zu leisten sind? banns-gerechtigkeit hergebracht hat, kan er des landes-herrn jagt-froͤner zum jagen nicht aufbiten, wo nicht durch die gewonheit, oder ein geding ein anders eingefuͤret ist, Beck am a. o. s. 305 fgg. § 2553 Die jaͤger bekommen gemeiniglich ein gewisses der jaͤger schuͤß- und fang-geld. schuͤß- und fang-gelt, wozu noch der aufbruch, oder das jaͤger-recht kommet, Doͤbel am a. o. I s. 18, III s. 119 fgg. s. 172 s. 106, von Goͤch- hausen s. 262; allein die haͤute gehoͤren ihnen nicht, von Goͤchhausen s. 265, 266; es muͤßte denn solches hergebracht seyn, als wie in Hessen, da der ober-jaͤgermeister und die adelichen jaͤger, deren herren die hohe jagt haben, selbige uͤber- kommen. § 2554 Die selbst-geschosse nach fuͤchsen, oder woͤlfen, die selbst- geschosse u. vergifteten kugeln sind verboten. vom jaͤger- rechte. sind verboten, imgleichen die vergifteten kugeln nicht erlaubet, F. H. Darmstaͤdtische forst-ord- nung § 13, 14 s. 15. Zu dem jaͤger-rechte dem hirsche werden die nach dem halse zu befindliche drei rippen, der hals und kopf nebst dem geraͤu- sche gerechnet, von Goͤchhausen s. 262, von ei- nem wilden schweine gehoͤret die wamme dahin, Trichter s. 1142. Bei der parforce-jagt ist ein andres jaͤger-recht, Luͤnig am a. o. § 2555 LXII haubtstuͤck § 2555 der ober- jaͤgermeister amt der abdecker halber. Der ober-jaͤgermeister-amt und gerichtbarkeit erstrecket sich hir und da uͤber die abdecker und schinder huͤtten, z. e. in dem Kur-Brandenburgi- schen, Kur-baierischen, Scopp am a. o. s. 224, 225. § 2556 die nuzun- gen von der jagt. Von der jagt-gerechtigkeit gibet es unterschidli- che nuzungen. Man hat daher das fleisch, die stangen, gehoͤrne, schalen, haͤute, baͤlge, felle, federn, das unschlitt, feist, der vogelfang, ꝛc. was die jagt- und forst-bedinten von dem wild- prete und andern sachen, welche zur jagt gehoͤren, verkaufen, haben sie jaͤrlich gebuͤrend zu berechnen. § 2557 Das wild ist nicht von einerlei schwere und groͤse. Ein hirsch ist wol 200 bis 400 pfund schwer. Das thier ‒ 120 ‒ 150 ‒ Das reh ‒ 20 ‒ 40 ‒ Die gemse ‒ 15 ‒ 25 ‒ Der keiler ‒ 250 ‒ 400 ‒ Die bache ‒ 150 ‒ 230 ‒ Der wolf ‒ 70 ‒ 90 ‒ Der fuchs ‒ 11 ‒ 18 ‒ Der hase ‒ 7 ‒ 11 ‒ Der dachs ‒ 24 ‒ 36 ‒ Die wilde kaze ‒ 8 ‒ 12 ‒ Der auerhan ‒ 8 ‒ 11 ‒ Das haselhun ‒ 3 ‒ 5 ‒ Klein am a. o. s. 65. Von den aͤnten-faͤngen. § 2558 aͤnten-fang zum Zigen- haine und andrer or- ten. Unfern der stadt Zigenhain liget der fuͤrstliche Hessische aͤnten-fang. Eine stunde von Zelle im Luͤneburgischen und andern orten ligen dergleichen. An gedachtem Zellischen aͤnten-fange ist der weiher eine vom jagt-regale. eine halbe stunde lang. Zum Zigenhaine waren sonst die waͤnde, wie zu Torgau von strohe. Nun aber sind sie, gleich den Zellischen von holze, wel- che man peipen (pfeifen) nennet. Zu Zelle sind auf beiden seiten gaͤnge mit tannen-baͤumen be- pflanzet. Vom Johannistage an bis in den jen- ner wird das meiste an aͤnten gefangen; immaßen bei der einfallenden kaͤlte, und wenn die wasser zu- gefroren sind, die aͤnten nach der offenen see strei- chen. Die aͤnten z. e. 150 werden zame gemachet, und dise hecken mit den wilden aͤntrechten. Etli- che rothgelblichte dachshunde werden zum treiben gebrauchet. Eine kleine waldung wird angeleget, damit die aͤnten darauf nesten, von Uffenbach I s. 452. § 2559 Der kaiser Leopold hatte zweene zum jagen ab- leoparden- jagt. gerichtete leoparden. Sie sassen bei der jagt iren waͤrtern zu pferde hinten auf der kruͤppe, und sa- hen sich auf der jagt weit um, ob sie etwas gewar wuͤrden? Erblicketen sie nun hasen, rehe und der- gleichen thire; so sprangen sie ab, und in einem vogel-schnellen schusse hatten sie das wild eingeho- let. Worauf sie sich wieder hinter iren ange- wonten jaͤger hinten auf das pferd setzeten, und einen neuen fang ablauscheten. Ire groͤse war, als der groͤßte windhund: das wachstum einer vollkommenen katze, lang vom ruͤcken, und von brust und kreuze schmal, worin sie von den tygern, den sie sonst an farbe gleichen, unterschiden wa- ren, Rink im leben des kaisers Leopolds s. 134 fg. § 2560 Unter dem kaiser Joseph taten sich spaͤne wegen das vor- u. nachschuͤßen auf der jagt. des nachschuͤßens hervor. Denn, wo der kaiser oder Roͤmische koͤnig auf der jagt sich befindet, und er beim vorlaufe zweier thire einen schuß ge- tan LXII haubtstuͤck tan hat, hernach die pagen den nach-schuß haben; welches sich iedoch die jaͤger anmaßeten, Josephs Roͤmischen kaisers leben und taten I s. 44. § 2561 anlegung einer wild- pret-schire. In den residenz- universitaͤts- und garnisons- staͤdten sorget die hohe policei fuͤr den verkauf des wildprets. Zu dem ende wird ein vereideter ver- kaͤufer desselben bestellet, an den die herrschaftli- chen foͤrster alles wild lifern muͤssen. Diß haus nennet man die wildprets-schire, fuͤr diejenigen, welche tische halten, dinet die vorzuͤglichkeit zum augenmerke; wobei die verschleppung des wild- prets an andre orte nicht zu dulten ist. § 2562 der jagten anschlag. Wie die jagten in anschlag gebracht werden moͤgen, zeiget Stisser in der einleitung zur land- wirtschaft cap. 15 § 30 s. 505. Es geschihet sol- ches am besten vermittelst der gefuͤhrten rechnun- gen von einigen jaren, nachdem die kosten und der aufwand abgezogen worden sind. Man nimmt die jagt-register von neun jaren, zihet die unkosten ab, und dividiret den ertrag mit neunen; so ergi- bet sich der jagt-ertrag. § 2563 die spruͤch- woͤrter von der jagt. Von der jagt und den wilden thiren, hat man verschidene spruͤchwoͤrter, z. e. I ein guter jaͤger machet einen guten hund, und ein guter hund ma- chet einen guten jaͤger, II wer sich dem jagen gar ergeit, wird gleich den thiren mit der zeit; Pisto- rius cent. 4 par. 80; III ein jaͤher gibt keinen guten jaͤger; IIII ein ieder fuchs bewahret seinen balg; V ein alter fuchs ist uͤbel zu fangen; VI wenn der fuchs zeitig ist, traͤget er den balg selbst zum kuͤrschner; VII wenn der hase laͤuft uͤber den weg, ist ungluͤck schon auf dem steg. § 2564 vom jagt-regale. § 2564 Von der Teutschen schreibart in jagt-sachen die jagd- woͤrter. und den kunst-woͤrtern, sihe Estors abhandelung von der Teutschen schreib-art in der nuͤtzlichen sammlung zu erlernung der aͤchten und reinen kanzelei schreibart, Marburg 1750, 8, s. 258 fgg., und Buͤchting am a. o. s. 218 fgg. Die betruͤ- gereien der forst-meister, foͤrster und jaͤger entde- cket Hoͤnn in betrugs-lexico s. 149-152, s. 199 fg. § 2565 In den alten zeiten nennete der Kaiser seine Namen der forst- bedin- ten in den alten zeiten. ober-jaͤger- und ober-forstmeister in der wild- grafschaft den wildgrafen am Maine im koͤniges- forste seinen Reichs-Vaut, oder vogt. Der Reichsherr von Ebstein hise der oberste walt-bot, welches noch der herr landgraf zu Hessen-Hom- berg ist, besage des weistums beim Winkel- manne in der beschreibung von Hessen s. 136 fg. Bot bedeutet einen, der seinen herrn fuͤrstellet, daher macht-bot, send-bot, dinst-bot. Walt- aber ist so viel als ein fuͤrgesezter. Und so ist die benennung des waltbotens in Mainz zu verstehen; wiewol das baͤren-brod fuͤr ihn und die haltung eines baͤren mutmaßen laͤsset, daß er ehedem ein forst-bedinter gewest sey. In den forst-rechten zu Coburg von 1384 beim Horn im leben markgra- fens Friderichs zu Meisen s. 668 koͤmmt der uber- ste vorster vor. Zu Nuͤrnberg war des Reichs- oberforstmeister-amt, Koͤhler de castro Brun s. 14. § 2566 Aus dem koͤnigsforste am Maine gingen fol- forst-ein- kuͤnste. gende gefaͤlle ein: 1 mai-gelt, 2 kolen-gelt, 3 gaisen-gelt, 4 hunde-gelt, 5 schaͤferei- 6 dorf- 7 fischer- 8 vogelfangs- 9 weide- 10 wildhuben- 11 straf- 12 pferch- 13 waldmut- 14 saͤu- 15 wein- T t t kaufs- LXII haubtstuͤck kaufs- wineops-gelt, 16 den wild-bereitern aus dem Teutschen hause zu Frankfurt 1 fl. 15 alb. hosen-gelt, 17 der jagt-schilling, 18, 6 pfen. magt- gelt, 19 wild - gelt von den Frankfurtischen ju- den-mezgern, 20 von unzuͤnftigen mezgern, daß sie durch den wald das vih hetzen duͤrfen. § 2567 An getraide gehet ein: wildhafer, waizen, korn, gersten, zwibel, magsamen, gaͤnse, kapau- nen, huͤner. Dise gefaͤlle haben ihre gebannete tage, daran die erheber solche in Empfang nemen muͤssen. Zu Seligenstadt geben sie eine malzeit, nach deren endigung des wirtes magd erscheinet, und dem Isenburgischen, sodann dem Hanauischen wildbannes-bereiter einen straus von blumen oder rosmarin einhaͤndiget, dafuͤr derselben ein trank- geld nebst den 6 pfennigen magt-gelte gereichet wird. Darauf es heisset: die magt muß aufs bette ꝛc., des von Buri vorrechte der bann-forste, s. 40 fg. der beilagen. Der Muͤnchhof lifert we- gen des vogel- und lerchenfanges 4½ malter kaͤse, iedes zu 2 fl. 12 alb., von Buri s. 149. § 2568 gerichtbar- keit. Zum koͤniglichen wildbanne gehoͤreten auch die binen im walde und die fisch-wasser, die hohe und nidere gerichte. Auch musten die wild-freveler von andern herrschaften gestellet werden, von Buri s. 360. § 2569 forst-sachen. Die jagt-forst-bedinte stehen in persoͤnlichen und dinglichen sachen unter der landes-regirung. Vor das jagt- und forst-amt gehoͤren die sachen, welche auf die erhaltung der gehoͤlze, sicherung der forst-gehaͤge, schonung der gehaue, das schla- gen der bauhoͤlzer, begnadigungs holz fuͤr arme zum bauen, bestallungs-holz fuͤr die bedinte und die vom jagt-regale. die garnison, hammer- und blau-farben-werke, brenn-oͤfen, floͤßen, schirrholz, holz-lesen, huͤtun- gen und triften, masten, schaͤdlicher holz- abtrib, torf-stechen und gras-hauen, das harzen, die aͤscherung und die stein-bruͤche, die wald- und holz-gemaͤrke, haͤge-saͤulen, die abschaffung spi- ziger zaͤune, die stock-raͤume, stamm- und an- weise-gelt, holz-preis, die stoͤrungen der grenzen in den waldungen und gehoͤlzen, buͤschen, die forst- frevel, die erhaltung der jagten und deren wieder- beischaffung, hund-zwinger, hunds- bregelung, hunde-halten bei den wasenmeistern, streitigkeiten uͤber das luder, wald-feuer, hetz- und streiche- bruͤcken, wildbahn, die junge haͤu bis aufs vierte und fuͤnfte laub zu verbieten, gehaͤge, fluͤgel-raͤu- mung, fluß-haͤger, thier- und phasanen-gar- ten, aͤnten-lerchen- staren-faͤnge, krametsvogel- heerde, wald-binen und vogel-stellen, wildpret- schaden, jagt-dinste, wild-deuben, jagd-verbre- chen auch untersuchungen und inquisitionen dar- uͤber. Der mord in den hoͤlzern gehoͤret fuͤr die ordentliche peinliche gerichte, Wabst von der hohen und nidern justiz in Sachsen s. 197. Von der verbreitung der gerichtsbarkeit der forst-aͤmter. § 2570 An einigen orten halten die forst-beamten da- ausdenung der forstli- chen ge- richtsbar- keit. fuͤr, daß, wie die geistlichen ihren besondern ge- richts-stand haͤtten; also die sachen des forstwe- sens in persoͤnlichen, dinglichen und peinlichen sa- chen die forst-gerichtsbarkeit begruͤndet waͤre. Daher eine besondre forst-kanzellei zu beobachten sey. Es faͤnde sich ein toder im walde; so haͤtte nimand, als das forst-amt darmit zu schaffen. T t t 2 Eine LXII haubtstuͤck Eine schlaͤgerei im walde gehoͤre zur erkenntniß des forst-amtes. Ein gewisser Ober-Rheinischer Reichs- und kreis-stand verfolgete einen missetaͤter, der bisher ein streichender jaͤger-bursch gewesen war. Er versicherte sich desselben in des andern herrns landen nach inhalt der Ober-Rheinischen kreis-verordnung, und tat dem beamten des or- tes die anzeige davon. Diser war willig und be- richtete den vorfall wegen der ausliferung an seine vorgesezte landes-regirung. Indeß erfur das unerlaubter eingriff und noͤtig gewe- ste ersuchung zur huͤlfe rechtens. benachbarte forst-amt disen handel. Es gab be- fel disen gefangenen sofort zum forstamte zu brin- gen. Hirdurch war das fuͤrhaben vereitelt. Die regirung feierte nicht. Das forst-amt spigelte vor: der verhaftete waͤre der wild-diberei halben verdaͤchtig; jedoch da nichts auf ihn zu bringen stuͤnde, wollte es den missethaͤter abfolgen lassen, gegen bezalung der unkosten von 31 fl. 12 alb. Die rechnung vom 8ten julius 1756 war dise: 1) fuͤr 6 manne land-soldaten 2 fl. 2) den 9 land- soldaten, taͤglich iedem 10 alb, 12 fl., 3) dem serganten 2 fl., 4) dem boten, der auf des forst- amtes befehl das commando aufbieten muͤssen 10 alb., 5) dem boten an die landes-regirung 18 alb., 6) disen an wartgelte 15 alb., 7) dem forst-amtsdiner 15 alb., 8) fuͤr zerung des misse- taͤters 4 fl. 26 alb., 9) dem gastwirte, wo der verbrecher abgeholet wurde 1 fl. 28 alb., 10) den n. 8 mannen 1 fl. 10 alb., 11) dem beamten fuͤr ritte und bemuͤhung 5 fl. 10 alb., zusammen 31 fl. 12 alb. Die rechts-collegia koͤnnen hieraus lernen, was dise neue forst-gerichtsbarkeit sey? Nimand wuͤr- de sich verwundert haben, wenn dise anmaßung bestrafet und das forst-amt wegen der unnoͤtigen kosten zu deren erstattung verurteilet worden waͤre. Drei von dem bergwerks-regale. Drei und sechzigstes haubtstuͤck von dem bergwerks-regale. § 2571 D as lehrgebaͤude von den bergwerks-sachen die eintei- lung der mineralien, haͤnget also zusammen. Man betrachtet zu voͤrderst die mineralien uͤberhaubt nach dem na- turreiche, sodann werden die Anstalten der policei und endlich die rechte bei den bergwerken erwogen. Durch die mineralien verstehet man diejenigen natuͤrlichen koͤrper, welche one leben wachsen, oder die in der erden one samen erzeuget werden. In engem verstande werden sie den metallen ent- gegen gesezet, und teilen sich in die mittleren und untersten mineralien, Staudacher de minera- lium mediorum et infimorum iure. § 2572 Die bergwerkskunde ist eine lehre, welche be- was die bergwerks- kunde ist? gruͤndete regeln enthaͤlt, wornach die mineralien mit vorteile aus der erde hervorgebracht, und zum gemeinen gebrauche zubereitet werden muͤssen. Dabei die mark-scheide-kunst allein eine wahre wissenschaft zu nennen ist. Ueberhaubt kan man hirbei gebrauchen des geheimen-rates Georgen Engelharts von Loͤhneis bericht von den berg- werken 1690 fol., iedoch hat er nur das eis ge- brochen, des Abraham von Schoenberg aus- fuͤrliche berg-information 1693 fol., ist practisch, Baltasar Roͤslers bergbau spigel, Dresden 1700 fol., Joh. Gottlob Lehmanns einleitung in einige teile der berg-wissenschaft, Berlin 1751, insonderheit Christoph Herttwig in vollkomme- nen berg-buche 1710 fol., und dessen auszug, nebst T t t 3 zusaͤ- LXIII haubtstuͤck zusaͤzen in des Minerophili mineral- und berg- werks-lexico 1743, 8. § 2573 die minera- logi machet einen teil der berg- werkskun- de aus. Einen teil der bergwerks-kunde machet die mi- neralogie aus; dise haben Htaͤrnes in der berg- laterne und in der anleitung zu den malm-arten, Suedenborgs spec. metallicorum t. III fol. 1734, Bromelius in der mineralogia, Linnaͤus im sy- stemate, Stobaͤus in den opusculis 1752, 1753, der Dr. und professor Wallers zu Upsala 1747 verabhandelt, und Denso hat sie ins Teutsche uͤbersezet, Berlin 1750, 8. Ihm sind gefolget Johann Lucas Woltersdorf im mineral-syste- me, Lateinisch und Teutsch, Berlin 1750 in laͤng- licht 4, Joachim Frid. Sprengel in der be- schreibung der harzischen bergwerke, Berlin 1753; hingegen hat Joach. Henr. von Jufti im grund- risse des gesammten mineral-reiches, Goͤttingen 1757 den Wallerius zu verbessern gesucht. Einen teil diser mineralogie haben erlaͤutert: der sehr geschickte Joh. Frid. Henkel gewester land- berg- und stadt-physicus zu Friedberg, welcher 1744 als bergrat verstarb, in der pyritologie, oder kies-historie, Leipzig 1725, 8, dessen unterricht von der mineralogie, durch den Stephani, und kleine chimische schriften durch Carl Friderich Zimmermann; ferner dinen Johann Heinrich Potts lithogeognosie, und Ludewigs terraͤ mu- sei regii hirbei. § 2574 was die probirkunst lehret? Beim bergwerke koͤmmt die probir-kunst vor. Dise lehret, wie man die fossilien, fuͤrnaͤmlich die metalle, halbmetalle, den schwefel und die salze von einander und von andern beigemischten din- gen in kleinen scheiden solle, um zu wissen, was? und wie viel von einem ieden in der zu untersuchen- den von dem bergwerks-regale. den materien befindlich sey, und mit nuzen dar- aus erhalten werden koͤnne? der Cammerrat Cramer § 1 der probir-kunst. § 2575 Man nennet sie auch die scheide-kunst, da man womit die scheide- kunst sich be- schaͤftiget? erze und allerlei vermischte metalle, nach irem ge- halte in kleinen untersuchet, insbesondere aber das gold und silber von einander scheidet, Junker im I ten teile der chemie s. 13 und im II ten teile s. 122- 171. des Christ. Andreen Schluͤters und Lazari Erkers probir-buͤcher sind auch bekannt; lezteres kam 1672 zum vorscheine, Frankf. fol. Tue hinzu den wolerfarnen scheide-kuͤnstler, Frankf. 1755, 8. § 2576 In der mineralischen erdbeschreibung geben an- nachrichten von der mi- neralischen erdbeschrei- bung, leitung der von Oppeln im II ten teile der mark- scheide-kunst, Urbans Hiaͤrne anleitung verschi- dene erz- und berg-arten auszuspuͤren, des frey- herrns von Leibniz protogaͤa; insonderheit Franz Ernst Bruͤckmanns ausfuͤrliche beschrei- bung aller bergwerke in Europa, 1727, und 1730 fol. 2 baͤnde mit kupfern und dessen thesaurus sub- terraneus des herzogtumes Braunschweig, 1727, 4, Athanas Kirchers mundus subterraneus, 2 teile 1668 fol., Adolph Bayers bergmaͤnni- scher aufstand von zinn, walderberg-werke. § 2577 Die markscheide-kunst lehret, wie man die was die markschei- de-kunst leret? stollen und gruben-gebaͤude unter der erde, am tage uͤber derselben, mit ihren winkeln abstecke, die gerad in teufe vom tage auf ein ort in die grube weise und berichte: wie tief es dahin sey? auch wisse, wie weit zwei oͤrter, der geraden lini nach von einander abgelegen sind? und wie viel eines hoͤher als das andre ist. Ein mereres besagen T t t 4 der LXIII haubtstuͤck der Minerophilus s. 376 fg., des von Oppeln markscheide-kunst nach iren anfangs-gruͤnden und ausuͤbungen, Aug. Beyers unterricht, Sturms kurze anweisung zur markscheide-kunst, 1743, des dunkeln Nicol Voigtels markscheide-kunst, Eis leben 1686 fol. und vermerter 1713. Joh. Frider institutiones geometriaͤ subterraneaͤ. Den berg- bau insbesondere anlangend, haben ersagter Aug. Beyer, Leupold im theatro machinarum, gedachten Sprengels nachricht vom Strasbergi- schen gruben-baue im VIII bande des Hamburgi- schen magazins unterricht gegeben. § 2578 was die schmelz- kunst ver- ursachet? Die schmelzkunst verursachet diejenige chemi- sche veraͤnderungen der harten und trockenen ver- mischten (aggregirten) koͤrper, da sie durch feu- rige bewegung zu mancherlei gebrauche in einen fluͤßigen stand versezet werden, Junker am a. o. I , s. 390. Das feuer wird den koͤrpern entweder mittelbar, wenn sie in den behoͤrigen gefaͤßen auf- behalten werden, oder unmittelbar angeleget. Das schmelzen ist dreierlei: entweder uͤbern stich- ofen, oder uͤber den krummen-ofen, oder dem ho- hen-ofen, Minerophilus s. 493. Der vorbe- niemte Schluͤter im unterrichte von den huͤtten- werken, Braunschweig 1738 fol. hat alle uͤber- troffen. Immanuel Swedeborgs opera gehoͤ- ren auch hiher. Sihe auch die abbildung und beschreibung einiger oͤfen beim Henkel s. 55 fgg., und des Juglers unterredung zwischen dem mer- curius und dem schmelzer, Berlin 1743, 8. § 2579 was das metall ist? Dises vorausgesezet, gehe ich zu den metallen. Die naturkuͤndige vermeinen der sache ein genuͤge geleistet zu haben, wenn sie das metall nach seiner zusammensezung und als ein aggregatum beschrei- ben, von dem bergwerks-regale. ben, Hambergers elementa physices § 376 s. 299. Kruͤgers natur-lehre § 399 s. 487 des I sten teiles. Es ist aber das metall ein fester un- durchsichtiger mineralischer koͤrper, welcher teils aus puren, einfachen, subtilen, irrdischen be- stand-teilen auf eine sonderbare art gemischet, teils aus disen, und einer bereits gemischten groͤ- bern substanz zusammengesezet, in irer an einan- der haͤufung aber (aggregation) verschidene ei- genschaften aͤussern. § 2580 Dise bestehen entweder darin, daß sie entweder worin die bestand-teile bestehen? geschmeidig sind, ein besonderes gewicht haben, mit einem klange, glanze, mineralischen flusse be- gabet seynd, auch im gemeinen wesen iren ausne- menden nuzen zeigen, z. e. daß man im menschli- chen leben des eisens, oder der daraus gemachten werkzeuge nicht entraten kan, Neumanns chimie des I sten bandes III ten teiles s. 413. § 2581 Die einteilung der metalle beschihet, daß man die eintei- lung der metalle in vollkomme- ne, unvoll- kommene, sie als ganz vollstaͤndige, oder geschmeidige betrach- tet, und dise wieder als vollkommene und unvoll- kommene ansihet. Jenen leget man wegen ires hohen wertes eine vollkommenheit bei, z. e. dem golde und silber. Unvollkommene sind das kupfer, eisen, zinn und blei. § 2582 Halbe metalle sind deren eigenschaft sich von halbe, den vorigen unterscheidet, z. e. daß sie sproͤde sind (das quecksilber ausgenommen), oder sich nicht haͤmmern und ausdenen lassen, z. e. der wißmut, der spiß-glas-koͤnig, der arsenik-koͤnig, der weise zink und der gelbe (spiauter). T t t 5 § 2583 LXIII haubtstuͤck § 2583 welche Teutschland lifert? deren ver- haͤltniß. Sonst lifert Teutschland an metallen, silber, kupfer, blei, zinn, wißmut, zink, kobald, queck- silber. Die verhaͤltniß der metalle gegen sich und andre koͤrper ist nach dem gewichte dise, in ruͤck- sicht auf die schwere, da alle metalle im quecksilber zu boden sinken, ausser das gold, welches oben ligen bleibet. I seze einen klumpen goldes von 100 granen II nimm einen eben so grosen klum- pen quecksilbers, der wiget 71½ ‒ III bleies ‒ ‒ 60½ ‒ IIII silbers ‒ ‒ 54½ ‒ V reines kupfers ‒ 47½ ‒ VI des besten messings fast ‒ 46 ‒ VII eisens ‒ ‒ 42⅒ ‒ VIII zinnes ‒ ‒ 39 ‒ VIIII magnetes ‒ ‒ 26 ‒ X marmors fast ‒ 21 ‒ XI gemeiner steine fast ‒ 14 ‒ XII crystalles ‒ ‒ 12½ ‒ XIII wassers ‒ ‒ 5½ ‒ XIIII weines ‒ ‒ 5½ ‒ § 2584 worin das gold allen vorgehet? In der geschmeidigkeit gehet das gold allen vor. Ein gran goldes laͤsset sich in die 50 fuße ausde- nen, und zu 620 goldblaͤttern schlagen. Aus ei- ner unze silbers kan ein faden von 1400 ellen ge- zogen werden. Der silberblaͤttgen nicht zu ge- denken. Aus dem kupfer und messinge werden gar dinne blaͤtter, oder das geschlagene metall be- reitet. Die blaͤtter aus zinne die fannicol, oder zinn-folien heissen, sind bekannt. Aus dem guten eisen von dem bergwerks-regale. eisen zihet man einen drat so dinn, als ein haar. Der glanz des goldes, silbers, reines quecksilbers, wißmutes, kupfers, messings, eisens, zinnes ꝛc. beduͤrfen keines beweises. Der klang des goldes ist dumpfig, des silbers helle. Von der staͤrke des gemischten metalls am klange zeigen das ku- pfer und zinn an den glocken. Der schmelz-fluß der metalle ist bekannt, Junkers chemie II ter teil s. 171 fgg. Von den edelen metallen und zwar erstlich vom golde. § 2585 Das gold ist das alleredelste, fuͤrnaͤmste und des goldes vorzuͤge, vollkommenste metall, welches aus den dreien rei- nesten erden gemischet, welche vermutlich in glei- cher verhaͤltnisse mit einander sehr feste verbunden sind, Junker am a. o. s. 272. Der von Rohr aber in der beschreibung des Oberharzes s. 243 vermeinet: es sey das beste, vollkommenste, rei- neste und schwereste metall, das aus einem starken maͤchtigen schwefel, einem sehr gereinigten queck- silber, und etlichen ganz wenigen hoͤchst reinen sal- zigten und erdichten teilen bestehet. Das doppel- te grose Tschirnhausische brennglas verwandelt es in ein violet-farbenes glas. Die schwefel-leber zernichtet es in staub, wie man das guͤldene kalb flugs verbrannte. § 2586 Die eigenschaften des goldes sind I ) laͤsset es die eigen- schaften des goldes, sich im hoͤchsten grade ausdehnen. Zwei lote gol- des reichen zur vergoldung zehn Schwedischer hu- fen landes. Mit einem ducaten koͤnnte ein reiter mit dem pferde und der mondirung uͤberzogen wer- den; LXIII haubtstuͤck den; II ) ist das gold so zaͤhe, daß ein goldener drat die groͤste last von allen, was metall heisset, tragen kan, ehe er zerspringet; III ) ist das gold der schwereste von allen koͤrpern; IIII ) ist es in feuer so bestaͤndig, daß eine halbe unze goldes, nachdem es 2 monate hindurch in einer starken glut gelegen, nicht das mindeste am gewichte ver- loren hat; V ) ist das gold weder im feuer, noch im wasser einer veraͤnderung unterworfen; VI ) ist es der hoͤchste werth aller dinge im han d el und wandel, der herr graf von Tessin s. 325, nur die chemie und deren calcinationen, sind die uͤberwaͤl- tiger der bestaͤndigkeit des goldes. Um von den goldbergen einen begrif sich zu machen, muß man nach Ungarn gehen, oder die beschreibung des Keyßlers II s. 1013 davon sich bekannt machen. § 2587 dessen gat- tungen, Man teilet es in natuͤrliches und durch kunst gemachtes. Jenes ist entweder reines jungfraͤu- liches, wasch- und seifen-gold. Hirnaͤchst ist es in mancherlei erzen befindliches, welches, wenn es herausgeschmolzen worden, das reine heisset. Es ist bleicher, oder hoͤher, weicheres und haͤrteres, wie auch geschlagenes. Dises braucht man beim bauen, Penthers bau-anschlag § 128. § 2588 wasch-gold, Es findet sich wasch-gold, z. e. aus der Eder geben 10 wasser-eimer, oder hosen-wassers iewei- len einer linsen dick des besten goldes. Der herr landgraf Carl lise 1677 einen ducaten aus dem Eder-golde schlagen, Winkelmanns beschreibung des fuͤrstentumes Hessen s. 57 fg. § 2589 die goldma- cher werden verworfen, Obgleich die kunst die metalle zu verwandeln nicht zu laͤugnen stehet; so sind dennoch die gold- macher als land- und leute-verderber anzusehen. Ire von dem bergwerks-regale. Ire kunst hat zum grundsaze: luͤgen und truͤgen. Das mittel bestehet in der arbeit, und das ende neiget sich auf den bettelstab. Der Italiener eignet dem goldmacher sechs F. zu: fatiche, fumo, fame, fetore, freddo, und fune. Merenteils ver- fallen verdorbene aͤrzte, verungluͤckte apotheker, bankerutte materialisten, schmirige bader, stuͤm- perige barbire, rabulisten und cabalisten, unnuͤze faule gold- und kupfer-schmide, gruͤnhaͤrige rot- guͤßer, zan-brecher und mark-schreier auf die al- chemie. Sibenerlei raͤnke und verblendungen der- selben erzaͤlet Keyßler II s. 954. Ein mereres von diser betruͤgerei ergibet Neumanns chemie des I sten bandes III ter teil s. 404 fg. Der herr graf Tessin im II ten bande der brife an einen prin- zen raͤtet s. 329: die gold-verzerende alchimi zu daͤmpfen und zu verachten, die einer weissagungs- begirigen astrologie gleiche und suͤndlich sey. Si- he unterdessen des vom Respur mineral-geist im III ten buche. § 2590 Auf vorhergegangenes amalgama der gold- vom amal- gama, bleche (verquickung mit heisen quecksilber), wel- ches Ludolfs chimi s. 718 belehret, wenn solches wohl abgeriben und gewaschen ist, alsdann wird die arbeit, welche im feuer verguldet werden soll, wohl abgefrischet, auch mit etwas wenigen scheide- wasser bestrichen; darauf mit einem metallenen griffel, welcher immer in scheide-wasser gedunket wird, das gold-amalgama aufgetragen, mit ei- nem buͤrstgen recht aufgedruckt und gleich gema- chet, Ludolf s. 728 fg. Allein mit der versilbe- rung im feuer muß man ganz anders zu werke ge- hen, den weg, den man einzuschlagen hat, zeiget Ludolf s. 729. Vom LXIII haubtstuͤck Vom silber. § 2591 das silber wird be- schriben, Dises ist ein vollkommenes metall, welches aus einer reinen glasartigen und etwas wenigern schwefeligen, auch quecksilberigen erde sehr feste und innig gemischet ist. Naͤchst dem golde ist es das feuerbestaͤndigste und geschmeidigste, dabei aber doch haͤrter, als dasselbe und von weiser farbe. § 2592 dessen kraft, Das silber hat eine ausdenende kraft, daß von einem grane eine schale, die 2 lote wasser haͤlt, gemachet werden kan. Es ist klingend, weiß, rein, und kraͤftig eine ansehnliche last zu tragen, ehe es birst. So bald aber salz und scheide-wasser dar- unter gemischet werden, ergreifet das silber die flucht, der herr graf Tessin s. 324. § 2593 dessen gat- tungen, Das silber ist entweder selbst gewachsenes, oder gekuͤnsteltes. Jenes heisset entweder gedigenes, oder haarsilber, oder in erzen eingesprengtes. Das mit golde vermischte nennen die alten: electrum, oder es wird mit kupfer zusammen geschmolzen, um zu muͤnzen zu praͤgen, oder zu gefaͤßen zu ver- arbeiten. Das mit kupfer versezte silber wird le- giret, auch ligiret genennet. § 2594 wie solches aus den er- zen gebracht wird? Aus den erzen bringet man das silber vermit- tels der amalgamation bei sehr reichen erzen, oder durch die ausschmelzung. Die bergleute haben die regel: alles silber-erz fuͤret etwas blei bei sich; und hinwiderum: alle blei-erze fuͤren etwas silber bei sich. Daher heisset from-erz, welches zum wenigsten die haͤlfte silbers bei sich fuͤret, im uͤbri- gen aber blei ist. Glanz-erz, welches mit silber und von dem bergwerks-regale. und blei, auch oͤfters mit kupfer vermischet ist. Das weis-guͤlden-erz ist wie ein glas so helle, die rot-gulden erze sehen dunkel-braun, und blut-rot aus. § 2595 Die geschmeidigkeit des silbers erhellet daraus: dessen ge- schmeidig- keit, nimm einen gran silbers, zihe davon einen faden zwoer ellen lang. Schlage jenen zu einem blech- lein, welches eines daumens breit wird und ge- kruͤmmet eine unze wassers halten kan, Neumann s. 409 § 26. Das silber ist leichter, als das blei, schwerer, als das kupfer und zinn, etwa halb so schwer, als das gold. Das gepochete und gewaschene erz heisset in Sachsen: der schlich, und auf dem harze der schlieg. Von der reichen Dorotheen-grube hilte 1749 der graben-schlieg 6½ lote silbers, das grob gewaschene 5½ lote; das untergerenn 5¼ lote; der schwanzelschlieg: der fan- gelschlieg oder auffang, und der schlamm-schlieg 5 lote. Der centner schlemm-schliges von Lauten- tale gab 2½, auch 3 lote silbers 1749; der von Stuventhaler-zuge 3½ bis 4 lote. Zwene roͤste, oder 66 centner schlieges des Stufen-taler-erzes gaben im maͤrze 1749 an silber 13½ lote, auch wol 16 marken, 11½ lote silbers. Im einseitigen harze hingegen rechnet man den gehalt der erzte von \frac{5}{4} und 1½ loten biß zu 10 und 12 loten. Ein mulm in der Dorotheen enthilte im centner 10 bis 11 lote silbers. Hiraus veroffenbaret sich, daß nicht so- wohl der reiche gehalt, als vilmehr die menge der erzte die gruben des harzes eintraͤglich mache, Sprengel s. 68 fg. Derowegen in den Klaus- taler huͤtten beinahe 700, und wenn die Andreas- berger und Altenauer huͤtten dazu kommen biß 900 marken silbers woͤchentlich ausgeschmolzen werden. Um den begrif von den silber-bergwer- ken LXIII haubtstuͤck ken genauer zu bestimmen, so lese man Keyslers reisen II ten teil s. 1014 fg. § 2596 1) Die gruben-arbeit, 2) die foͤrderung der erzte, 3) das puchen und waschen, 4) die huͤt- ten-arbeit, und darin 5) das probiren der schlige, 6) das roͤsten, 7) die beschickung zum schmel- zen, 8) das schmelzen, welches anders im Ober- harze und anders im Unter-harze beschihet, 9) das abtreiben, 10) das silber-brennen, und 11) das muͤnzen, beschreibet Sprengel s. 55 fgg. Von den unedelen metallen, und zwar erstlich dem kupfer. § 2597 des kupfers beschrei- bung, Das kupfer ist ein unvollkommenes metall, wel- ches aus einer roten und ganz besonders gemischten erde, auch sehr vilen brennlichen (phlogisto) zu- sammen gesezet, in seiner zusammenhaͤufung ziem- lich schmeidig stark-klingend ist, und dessen farbe der roten am naͤchsten koͤmmt, Junker s. 341.; der von Rohr s. 251 beschreibet es: als ein har- tes unvollkommenes metall, welches aus sehr vil unreinen schwefel, und wenigen unreifen quecksil- ber bestehet und roͤthlicher farbe ist. § 2598 dessen ar- ten, Es gibet natuͤrliches und kuͤnstliches kupfer. Jenes ist entweder gedigenes, reines, und feines, oder aus den erzten geschmolzenes. Das kuͤnstli- che wird vermittels der Goslarischen Ocher zuwe- ge gebracht. Hirnaͤchst hat man gelbes, welches der messing heisset. Ferner gibt es goldfarbiges kupfer, welches entweder prinz-metall, oder tom- bac genennet wird. Weiter findet sich weises kupfer; von dem bergwerks-regale. kupfer; dises und das prinz-metall lassen durch den hammer sich gar ungern strecken. § 2599 Das kupfer muß ein lange gluͤen und ein star- wie es in fluß zu brin- gen ist? kes feuer haben, bis es fluͤsset. Mit dem bleiglase auf dem test geraͤt es leichtlich in den fluß, wie sich aber das bleiglas allmaͤlig verliret: also gestehet das kupfer, und tut einen kupferblick. Nimmt man es nicht gleich aus dem feuer; so verbrennt es zum teile. Das schmelzen mit spißglase ma- chet es ziemlich schnellfluͤssig. Caͤmentiret man es mit galmei, und schmelzet solches; so wird mes- sing daraus; zu Goßlar bedinet man sich aus mangel des galmeies, des blei-rauches. § 2600 Das schmelzen des kupfers mit zink gebaͤret wie das pꝛinzmetall, auch weise kupfer ent- stehet? das prinz-metall. Das kupfer wird alsdann so hochrot, als das gold, dabei aber bruͤchig. Das kupfer mit auripigment zusammen geschmolzen, gibt eine weise masse, die zu den metallischen spi- geln gebrauchet wird. Wenn das weise kupfer mit arsenic figiret und behandelt wird, entstehet das weise kupfer daraus. Um das sproͤde wesen ihm zu benemen, wird etwas silber zugesezet, und noch einige male mit salmiac geschmolzen. § 2601 Schmelzet das kupfer mit einigen teilen zinnes, das kupfer ist dem menschli- chen leibe feindlich. so wird ein sproͤdes, hartes und sehr hell klingen- des gemenge daraus, welches zum glockenguͤssen dinet, Junker s. 273 fgg. Dem menschlichen leibe ist das kupfer recht feindlich, gestalt es sich nicht anders, als ein septicum verhaͤlt, Neumann s. 411. § 2602 Op der Ocker bei Goßlar, ist eine messinghuͤtte, wie das messing bei Goslar zu da das rohe geschmolzene kupfer, mit kolen-staube U u u und LXIII haubtstuͤck recht gema- chet wird? und bleirauche geschmolzen wird, und zwar in dreien tigeln zwoͤlf stunden; darauf schuͤttet man es in einen weiten tigel und schaͤumet dasselbe. Es wird sodann zwischen zwene steine 5 fuße lang und 3 breit, auch 1 dick, welche zuvor mit leinen uͤber- kleidet sind, gegossen. Da es dann blatten bei zwoen ellen lang und anderthalben breit und einen zoll dick gibet. Obbemelde tigel, oder toͤpfe, ste- hen in der erde auf roͤsten. Gedachte blatten werden auf die haͤmmer gebracht, um sie dinne zu schlagen. Sechs werden auf einander geleget, und zu kesseln geschlagen, wenn man sie darzu ha- ben will. Mit einem hoͤlzernen stock werden dise kessel aus einander geschlagen, darauf kommen sie in die bereit-huͤtte, da das messing zu so genannten kaufmannsgute zubereitet wird. Beim bauen brauchet man das messing-blech zur auszirung der schloͤsser, oder das messing zu beschlaͤgen, buckeln, knoͤpfen, Penther § 177. § 2603 von den Braun- schweigi- schen schmelzhuͤt- ten. Etwas der Ocker hinunter findet man die Braunschweigischen schmelzhuͤtten der Rammels- bergischen erzte, die kupfer, blei, silber und zink zum teile halten. Das kupfer wird von den an- dern dreien gesondert, und jenes in einem, die an- dern drei aber in zweiten ofen geschmolzen. Vor- her werden die erzte, weiln sie nicht gar haltig sind auf roͤste getan, und zwar zu dreien malen. Die beiden ersten roͤstungen beschehen unter freier luft, die lezte unter einem auf vier pfaͤlen stehenden da- che. Die roͤste sind auf die erde neben einander gelegeten baͤume. Auf dise werden die erzsteine geschuͤttet, etwa sechs ellen hoch und wiederum mit holze ringsum bedecket. Alsdann unten ange- zuͤndet. Dises brennet und rauchet ein virtel jar. Oben darauf sezet sich der schwefel an, welcher abge- von dem bergwerks-regale. abgeschaͤumet weggenommen und in die huͤtten nach Astfeld auch unfern Langensein gebracht wird. § 2604 Weiter nach der stadt zu liget der kupfer-ham- kupfer- hammer, mer. Hir wird das rohe kupfer, wie es von den huͤtten koͤmmt, in einem ofen nochmals geschmol- zen, das ist, gar gemachet, und mit alten kupfer, weil es zu sproͤde ist, geschmolzen, und in runden scheiben aus den ofen gehoben. Diß heisset gares kupfer, das unter dem hammer gluͤend gemachet, der es in runde scheiben schlaͤget. Ein mann mit grosen zangen drehet das zu haͤmmernde kupfer hin und her. Ausserdem ist ein hammer zur brei- ten arbeit, und ein langer, welcher es hol auf- schlaͤget, von Uffenbach s. 83 fgg. § 2605 Um kurz zu seyn, will ich die selbst durchfarne von den ku- pfer-berg- werken in Hessen, Saynische bergwerke nicht anzihen, ungeachtet sie an kupfer und eisen die ergibichsten sind. Nur von den Hessischen zu gedenken, so besehen wir das Frankenbergische kupfer-werk im Oberfuͤrsten- tum Marburg, Hessen-Casselischen anteiles. Ich habe allda angetroffen I) rotes erzt, das silber und kupfer enthaͤlt; II) gewaschene erzte, wie solche auf der huͤtte in grosen geschmolzen werden; III) rohes erzt, wie solches aus den gruben genom- men wird, und darin beim waschen alle natura- lien gefunden werden; IIII) holz-graupen mit gewachsenen silber; V) kolen-graupen, die sich beim waschen der erzte finden; VI) stern-grau- pen mit silber- und kupfer-gehalte; VII) korn- aͤren; VIII) korn-aͤren und stern-graupen; VIIII) farren-kraut auf einer wacke. U u u 2 § 2606 LXIII haubtstuͤck § 2606 das F. H. Darmstaͤd- tische im tale Itter, Ueberdem hat Hessen-Darmstadt das betraͤcht- liche kupfer-werk im tale Itter, welches unter burg Itter liget. Der ausbeute-taler des herrn landgrafens Ernst Ludewigs von jare 1714 zeiget in der vordern seite das brustbild gedachten herrn landgrafens. Die ruͤckseite bildet eine von der sonne bestralete bergigte landschaft vor, auf deren hoͤhe die burg Itter sich darstellet: in die quere gehet ein weg, worauf zweyspaͤnnige wagen ein- her faren. Daruͤber liset man: Gott hat seinen reichen seegen, in dich, Itter, wollen legen. Im jare 1711 gedachte man mit ernste an dises kupfer- werk. Es fanden sich floͤze und schiffer, die drei bis vier lachter hoch lagen. Es ward eine grube, die guͤte des herrn errichtet. Darauf bauete man merere. Die erzte sind kupfer-reich, und enthaͤlt der centner vier unzen silbers. Die erzte beduͤrfen keines waschens, noch roͤstens, sondern fluͤssen leichtlich im feuer. Im jare 1715 erhilte man woͤchentlich XXXVI centner reinen und ga- ren kupfers, ausser den XLII centnern scharzen kupfers, Verdrieß de cupri origine, tractatio- ne, et vsibus, Gisen 1715, 4. Nach ausweise eines ausbeute-talers 1715 sind die Itterischen berg- werke 1709 eingeschlagen, und 1714 die zehnten davon erhoben worden. § 2607 im grunde Breiten- bach ꝛc. Zum Rote im grunde Breitenbach und zum Kleeberge unfern Buzbach waren ebenfalls berg- werke, die aber wieder eingegangen sind, Valen- tini im prodromo historiae naturalis Hassiae, cap. III. Ein ausbeut-taler vom jare 1696 er- haͤrtet das geweste daseyn dises bergwerkes; die hirher gehoͤrige umschrift ist: solche fruͤchte gibt die Rother gottes gab. Noch beim leben des hoͤchst von dem bergwerks-regale. hoͤchstseeligen herrn landgrafens Ernst Ludewigs wurden neue gruben im hinter lande angeleget. Man versprach disem herrn viles. So gar zilete die aufschrift der 10 gulden-stuͤcke dahin: occulta patebunt; allein es war eine vorgespigelte hof- nung. Ob Melzers gangraena metallica 1741, 12, hir anschlage, moͤgen andre untersuchen. Daß sonst in Hessen ein grauer kupfer mulm breche, auch einen aͤuserlichen teil kupfers und seine alea- lische eigenschaft veroffenbare, bezeugen der von Justi s. 49 § 95 im grundrisse des mineral-rei- ches. Vom gebrauche des kupfer-bleches, sihe Penthers bau-anschlag § 81-86. § 2608 Das kupfer hat den befel uͤber die metalle. des kupfers gewalt und feind. Denn mit solchen kan das zinn, blei, silber, ver- arbeitet, auch gefeilet werden. Das wasser ist des kupfers feind. Laͤsset man einige tropfen ins geschmolzene kupfer fallen, so fluͤget es weg, und zerteilet sich weit herum. Seine krankheit ist der gruͤnspan, herr graf Tessin s. 322. § 2609 Die verwandelung des eisens in kupfer haben der graf Marsigli und Bostrup Far erhaͤrtet. Ire kunstgriffe beschreibet Pantoppidan s. 345 fg. Vom eisen und stale. § 2610 Das eisen ist das unentberlichste metall unter des eisens beschrei- bung, allen. Man verstehet dadurch ein unvollkomme- nes metall, welches eine brennlichte und noch mehr leimigte roͤtliche erde enthaͤlt, und ist dise leztere nicht leicht zu verglasen. Das eisen beste- het aus einem sehr groben, unreinen und rohen U u u 3 queck- LXIII haubtstuͤck quecksilber, einem sehr erdigen salze, und aus ei- nem sehr feurigen schwefel, der mit groben erdich- ten teilgen dichte verwickelt, und zu seiner natuͤrli- chen reinigkeit sehr schwer zu bringen faͤllet, von Rohr s. 256. In zusammengehaͤuften zustande findet es sich als das haͤrteste metall, auch nicht so geschmeidig und guͤssig, als die uͤbrigen metal- len. Mit dem lebendigen quecksilber vereiniget es sich durchaus nicht. Vom magnete hingegen wird das eisen einzig und alleine angezogen. § 2611 bessen guͤte ist mancher- lei, Die guͤte des eisens ist gar sehr unterschiden. Wer in Luͤttich einen wagen, oder eine kutsche be- schlagen laͤsset, der spuͤret so zu sagen keinen ver- gang daran. Einiges faͤrbet die darin gekochten speisen. Das andre nicht. Einiges ist zaͤher, geschmeidiger und fester, ein andres sproͤder und bruͤchiger. z. e. Einige stuben-oͤfen springen leicht- lich, die andern nicht. Das bruͤchige, oder wie es die Schweden nennen, das kalte und rotbruͤ- chige eisen ist groͤber und enthaͤlt halb-cubisch aus- sehende stuͤckgen. Das geschmeidige ist im bruche vil zaͤrter, auch dichter, und hat nur eine subtilere rauhigkeit, als wie klarer sand. § 2612 bessen un- terschid bei gegossenen und stab- eisen, Hirnaͤchst ist ein unterschid zwischen gegossenen eisen und stab-eisen. Jenes koͤmmt zuerst recht grob aus dem hohen ofen, und wird zu eisernen blatten und toͤpfen gegossen. Davon ist einiges zerbrechlich und laͤsset sich nicht schmiden, kan auch die kaͤlte, hize und das stoßen oder fallen nicht ver- tragen. Ein anderes eisen ist geschmeidig. Diß ruͤret entweder von der natur, oder den eisen-haͤm- mern her. Ein urmacher kan am besten das Schwedische eisen zu den urfedern gebrauchen. § 2613 von dem bergwerks-regale. § 2613 Einiges ist weniger fluͤssig im feuer, als das des sluͤssigen wesens hal- ber. andre. Einiges zeiget sich haͤrter, anders weicher. Jedoch ist hirbei der kunst nicht zu vergessen, wie Reaumur gezeiget hat. Lockeres und leichtbruͤ- chiches, auch grobes eisen dinet nicht zum stale. Weiter ist das eisen selbst gewachsenes (gedige- nes) oder vermittels der chimischen kunst ge- machtes. § 2614 Sonst teilet man das eisen in gegossenes und einteilung in gegosse- nes und ge- schmidetes, geschmidetes ein. Jenes wird entweder in for- men, als die zapfen zu muͤl-wellen, oder im sande (stuͤbe) gegossen. Das geschmidete ist entweder krauses, oder stab-eisen, oder model-eisen, Pen- ther § 107 fgg. Das eisen-blech ist schwarz, oder verzinnet, dises teilet sich in kreuz- und lilien- blech Penther § 88 und von den oͤfen § 183. § 2615 Der stal ist das allerbeste klar koͤrnigte eisen, vom stal u. den eigen- schaften, welches den stal-stein zur mutter hat. Jedoch dringet die kunst vor; gestalt durchs wuͤrben, das ist vilmaliges schmiden, und vermittels des cemen- tirens der stal zubereitet wird. Die eigenschaften des guten stales sind: 1) daß er one schifer sey, 2) one schlauche und eisen-schuͤssen sich befinde. Zu dem ende werden die stal-stangen, in kleine fingers lange stuͤcke zerbrochen, damit man sehe: wie der stal inwendig beschaffen sey? Der Stei- ermaͤrkische und Schmalkaldische stal sind beruͤ- met. Am Fichtelberge im Voigtlande wird stal gegraben. § 2616 Manches eisen wird zum stale, one daß die kunst wie das ei- senzum stale wird? einigen teil daran nimmt; denn so bald es aus der erden kommet, wird es in den ofen geworfen. U u u 4 Ist LXIII haubtstuͤck Ist es recht im fluͤssen und wol abgeschaͤumet; laͤsset man es in platte mulden laufen. Disen fluß bringet man wieder an das schmide-feuer, und indem es ganz fluͤssend ist, unter einen ham- mer, wo man es haͤrtet, und in stangen bringet. Die erste haͤrtung gibet nur einen gemeinen stal. Je mehr man ihn weiter ins feuer bringet und haͤmmert, desto feiner wird diser stal, nach aus- weise des berichtes, welchen der staͤdtmeister zu Strasburg, Hirchheim von diser stal-grube 1736 erteilet hat. Sie liget 5 meilen von Strasburg, im Wasgauischen gebuͤrge, besage des Europaͤi- schen staats-secretairs im XXX ten stuͤcke s. 541-551. Zum eisenwerk laͤsset sich dise mine nicht gebrau- chen; wie man andrer orten das eisen zum stale mache, erzaͤlen Marperger im kaufmannsmaga- zin II s. 504, und der von Rohr s. 258 des Oberharzes. § 2617 der unter- schid des ei- sens und stales. Der unterschid des eisens und stales ist diser: 1) jenes ist bigsamer, locker und weich; der stal ist dichter, haͤrter, und springet zuruͤck, wenn er gebogen wird. 2) Das eisen bricht, dafern es hin und her gebogen wird, 3) das eisen ist bleich, der stal ist dunkeler und faͤllet aus seinem blaulich- ten glanze in die schwaͤrze, 4) auf dem bruche sihet das eisen grob-koͤrnig, und hat ein rauhes blaͤtteriches gewebe, das glaͤnzet und ganz locker zusammen: der stal ist noch so rauch, seine zusam- mensezung leitet auf zaͤrtere blaͤtter, 5) der stal ist dichter und schwerer, als das eisen, 6) unter den brenn-glaͤsern fleuset der stal eher, als das eisen, 7) an der guͤte gehet der Steierische und Tirolische dem Sulischen vor, Junker s. 362 fg. § 2618 von dem bergwerks-regale. § 2618 Der stal wird entweder cementiret, oder ge- wie der stal zubereitet wird? schmolzen. Zu Schmalkalden bereitet man ihn durchs schmelzen. Man nimmt stal-steine, schmel- zet sie, wie das kupfer, aus. Diß gibt ein zaͤhes und schmeidiges eisen, welches schon stal heisset. Diser stal wird von neuen sowohl mit weichen fichtenkolen, als auch mit harten eichen und bu- chen- oder birken-kolen in engen oͤfen mit frischem feuer durchgesezet. Noch viles scheidet sich vom stale dadurch ab, welches eine weise glas-schlacke wird. Der reine stal hingegen faͤllet besonders. Die erste schmelzung der stal-steine gehet mit fich- ten- und tannen-kolen von statten. Zur andern schmelzung aber, reinigung und gar-machung des stales sind sie nicht anreichende. Es sind also haͤr- tere kolen noͤtig, die aus dem Zielbacherwalde uͤber der Werra geholet werden. § 2619 Lazarus Ercker hat bemerket, daß man aus wie solcher aus gutem eisen gema- chet werden kann? dem guten eisen one gewichtsverlust vermittelst eichener und buchen-kolen stal machen und disen durch viles gluͤen in eisen wieder verwandeln koͤnne. In Teutschlande sind die Steierische, Tirolische, Caͤrntische, Salzburgische, Schmal- kaldische, Sulische, Nassauische und Schwarz- burgische stale beruͤmet. § 2620 Noch ist vom bonen-erzte etwas zu gedenken. vom bonen- erzte. Zu Heidenheim in Wirtenbergischen finden sich ei- senerzte in kleinen kugeln. Dergleichen trift man auch zu Nattheim bei Naͤringen, zu Blaubeuren, und bei Halle in Schwaben an. Es haͤlt dises erzt das beste und reicheste eisen in sich; ist aber durchs feuer nicht zu zwingen; daher muß man anders eisen darzu tun, Reysler I s. 137. Bei U u u 5 Harzi- LXIII haubtstuͤck Harzigerode, im Anhaltischen und in der Wer- nigerodischen gegend Salen fanden sich 1692 ei- sensteine, die allein kein eisen gaben, sondern, one 9 gattungen zu vermischen, das gute eisen nicht hervorbrachten. Zu Bennungen und Schmal- kalden muß die zusammensezung der eisen-erzte beobachtet werden. Junker s. 364. § 2621 von der Er- bachischen eisenhuͤtte. In der grafschaft Erbach, bei Fuͤrstenau, ge- het die eisenhuͤtte XX wochen des jares, und lifert binnen solcher zeit 3360 centner eisens. Darzu werden 560 fuder kolen, oder 1440 klafter holzes erfodert. Das Erbachische eisen ist teils zaͤhes eisen, teils kalt-bruch, guͤssig-hol. Man schlaͤ- get zu wagen-eisen an. Eine wage tut CXI pfunde. Dise wird auf den hammer gearbeitet. Zur wage rechnet man ein fuder kolen beim eisen- hammer. Dise ligen zu Schellenbach und Gam- melsbach gegen den Neckar. Allda werden bei 2800 wagen zu staͤben geschmidet; darzu brauchet man 933 fuder kolen, oder 2332 klaftern holzes. Jaͤrlich gehen also darauf: 1493 fuder kolen, oder 3732 klaftern holzes. Man rechnet 2½ klaftern holzes zu einem fuder kolen, Klein de aere Erba- censi s. 86 fg. Der centner erzes gibt 15 bis 16 Pfund eisens. Von den eisen-haͤmmern. § 2622 von den streitigkei- ten bei den eisen-haͤm- mern, den hammer- tagen im N. Cazenellen- bogischen. In den benachbarten Nassau-Kazenellenbogi- schen landen faͤllet oft wegen der eisenhaͤmmer streit vor. Daher ist zu wissen, daß ein hammertag aus 16 stunden bestehe. Dise hammer-tage wer- den an lon-schmidte verlassen. Ein ieder muß in diser zeit von 4 stalen, oder 18 ℔ rohen eisens 4 wagen, von dem bergwerks-regale. wagen, oder 122½ ℔ geschmideten eisens lifern. Derjenige, welchem die lon-schmidte das eisen zu lifern haben, heisset der reitmeister, oder eigen- tuͤmer des hammers. Da hingegen diser vermoͤ- ge des alten kuͤrbrifes seinen ums lon schmidenden die baukosten und das eiserne gezau abfuͤren, und erstatten muß. § 2623 Giebt ein hammerschmidt z. e. wegen vorschusse wenn ein hammer- schmidt selbst schmidten kan? von den hammer-tagen das interesse; so muß er die hammer-tage eigentuͤmlich schmidten, und den nuz, welchen sonst der reitmeister eigentuͤmlich zi- het, selbst genuͤßen. § 2624 In betreff der baukosten und des eisernen ge- die gewon- heit der baukosten halber. zaues ist die gewonheit, daß 1) die hammer-asen, 2) das hammer-rad, 3) die baͤlgasen, 4) das baͤlgrad, 5) die baͤlge, 6) der throm, 7) die wasser-saͤul, 8) der sal-plock, 9) der hammer- stock, 10) die thromstiecke, und 11) die koben gehoͤren. § 2625 Die ase ist etliche 20 schuhe lang, und 4 fuße der ase be- schreibung, der auf- wand bei dem dick. An einem ende ist ein rad, welches die ase treibet, und am andern ende sind zwene aͤrme, die durch die ase gehen, und den hammer, wie ein muͤl-rad treiben, welches zusammen 100 rthlr. kostet. Jeweilen dauert es kaum ein jar. Dises ist auch von den baͤlge-asen zu sagen, welche mit dem rade und 6 kammen 30 rthlr. kosten. Das hammer-rad tut 15 rthlr., die baͤlge 40 rthlr., der throm, 10 schuhe von der erde kostet 17 rthlr. die wasser-saͤule 13 rthlr., die reitel-saͤule 8 rthlr., der sal-plock auf der erde, 15 rthlr., der hammerstock worin der anfels oder ambos stehet, 6 rthlr., die throm- LXIII haubtstuͤck throm-stiecke 8 rthlr., die koben, oder heerde zum schmelzen, ieder 40 rthlr. § 2626 hammer- werke. Auf das eiserne gezau, den ambos und ham- mer rechnet man woͤchentlich 2 rthlr. 6 kr. der hammerherr muß alle zwey jare auf einen hammer tag drei wochen und drei tage bauen. § 2627 wie vil von dem schmid- ten einzune- men ist? Vire stalen rohen eisens tun 4 rthlr., und vir wagen geschmideten eisens, das dem reitmeister die hammerschmidte zu lifern haben, betraͤget 9 bis 10 rthlr., davon zihet der hammerschmidt 2 rthlr. 17 alb. schmidte-lons ab. Diesem nach hat der reitmeister des tages 3 rthlr. 28 alb. ma- chet also ein hammer-tag im jare 65 rthlr. 18 kr. Wer nun alle 14 tage 7 tage zu schmidten hat, der zihet des jares 456 rthlr. 18 alb. § 2628 von den zuͤnften der hammer- schmidte. Der Kur-brif, welches der zunft-brif ist, ent- haͤlt 42 puncten. Die massen-blaͤser und ham- merschmidte des fuͤrstentums Siegen stehen in einer bruͤderschaft. Die pflichttage irer zusam- menkuͤnfte sind zur Geisweide am 1ten maitage. Ein handwerks-meister ist alsdann aus den mas- senblaͤsern und einer aus den hammerschmidten zu erwaͤlen. Eine massen-huͤtte darf des jares nur 48 tage blasen. Darinn sollen inen die ham- merschmidte das wasser nicht entzihen. Gegen einen stal eisens hat der hammerschmidt eine wage geschmideten eisens zu lifern. Die reitmeister sind die eigentuͤmer, und die hammerschmidte ire ar- beiter ums lon. Jene tragen den eisen-zoll und das wasser-gelt, und unterhalten die gebaͤude, von Ludolf t. I des symphor. cameral. sp. 633 fgg. In uͤbrigen koͤnnen von den eisenhaͤmmern nach- gesehen von dem bergwerks-regale. gesehen werden Sperl de sacris fabricis metall. speciatim ferrariis, Horn de regali metalli- fod. s. 30. Vom zinne. § 2629 Das zinn ist ein unvollkommenes metall, wel- das zin n wird be- schriben, ches aus der brennlichen, und einer andern groͤ- bern, besonders gemischten kalkerde zusammen gesezet, in seinen zusammen gehaͤuften stande aber schmeidig genug und weich, anbenebst unter allen metallen das leichteste ist, und aus der weisen farbe in die blaue spilet. Das beste berg-zinn fuͤret den arsenik bei sich. Dasselbe ist mit arse- nikalischen zusaͤzen uͤberhaͤufet, Junker s. 413, die zinnguͤßer mischen den X ten teil an bleie zum zinne; weiln es sonst leichtlich, zumal an den tel- lern zerbrechen wuͤrde. Jedoch bedarf das Eng- lische dises zusazes nicht. Daß beim umschmelzen des zinnernen geraͤtes an X ℔ eines verloren gehe; ist ein nichtiges fuͤrgeben; kaum etliche lote gehen davon verloren. Vom bleie. § 2630 Dises ist ein unvollkommenes metall, welches was das blei ist? aus der brennlichen und einer andern sehr leicht zu verglasenden und besonders durchdringenden erde bestehet. Es ist bleich von farbe, hat fast keinen klang, laͤsset sich leicht strecken, und ist zaͤher, als zinn, auch nicht so bruͤchig. Der wiß- mut heißet aschgraues blei. § 2631 LXIII haubtstuͤck § 2631 dessen gat- tungen, Ferner gibt es reines blei, welches one silber ist, als das Villachische und Goßlarische. Andres blei hat etwa ein oder zwei quentgen silbers im centner bei sich. § 2632 und schmel- zung, Bei schmelzen wird ein gelindes und anhalten- des feuer erfodert. Alsdann schmilzet ein pfund blei eher, als die butter, das wachs oder bech. Wenn es fluͤßig ist, brennt es weit schaͤrfer, als das fluͤssende heiße zinn; die orgel-macher guͤssen das zinn auf einer mit barchent uͤberzogenen guͤß- lade. Der barchent haͤlt XVIII guͤsse von heisen zinne aus. Beim fluͤssenden bleie aber wird sol- cher in X bis XII guͤssen unbrauchbar, als ver- brannt. Eisen und blei vereinigen sich nicht im flusse, sondern jenes schwimmet oben. Ist silber darzu getan, etwa ein lot, so gehet dises beim schmelz-flusse ins blei, und das eisen bleibet oben daruͤber stehen. Zum schrot-guͤßen nimmt man auripigment zum bleie, damit diß haͤrter werde. Der rauch des fluͤssenden bleies machet das gold bruͤchig. Das vile rohe quecksilber im bleie ist die ursache davon. Der blei-rauch ist daher gar schaͤdlich und gebaͤret die huͤtten-katze, eine schmerz- hafte und spastische colic, davon Henkel geschrieben hat. Jedoch ist der nuz des bleies gros. Die Toͤpfer bedinen sich der glaͤtte sehr fleisig zu irer glasur. Uebrigens teilet man das blei in molden und rollen blei, Penther § 91 fg. Von dem nuzen der metalle im handel, wandel, bauen und zum kuͤchen-geraͤt. § 2633 der ge- brauch der metalle. Ausser dem muͤnzen, dem vergolden, und ver- silbern ist der gebrauch der metallen in menschli- chen von dem bergwerks-regale. chen leben gros. Des gebrauches beim bauen izt zu geschweigen besage Penthers bauanschlage § 1010 bis § 1021 und fgg. Ich will nur der waaren und arbeiter derselben erwaͤnen. Augs- burg lifert gold- und silber arbeit. Boͤhmen me- talle. Das kur-Maͤrkische schoͤne stal-arbeit. Die Bremer waaren bestehen auch in metallen. Hamburg lifert gold- und silber-drat, galonen, brodir-arbeiten, gold und silberne spizen, schleifen, tressen und knoͤpfe. Die Luͤtticher waaren sind eisen- und stal-arbeit, kugeln, bomben, granaten, gewehr, blei, kessel, und kuͤchen-zeuge. Der Nuͤrnberger waaren aus golde, silber, messing, stale, eisen. Sachsen lifert silber und andere erzte. § 2634 Der eisenhandel beschihet in staͤben, platten der handel mit den me- tallen ist mancherlei, und stangen; der galanteriehandel, wozu auch feine silber- und stal-arbeit, gewehr gehoͤret; der kupferhandel mit rohen kupfer, oder daraus ge- fertigten waren an allerhand geschuͤze, brau- brautewein- und andern kesseln, deck- und kupfer- stuͤcke platten: der handel mit messing: der silber- handel, und zwar mit rohen in grose klumpen ge- gossenes silber, die man baren nennet, ferner mit silber-waaren, und zwar in glatter arbeit als tafelzeugen, schuͤsseln, tellern ꝛc. in getribener und gebildeter arbeit, in kleiner arbeit, als knoͤ- pfen, schuh-schnallen, in groser arbeit, z. e. grosen geschirren, kul-wannen, gueridons, spigel-ramen in drat und filegrain-arbeit ꝛc. § 2635 Darneben vile kuͤnstler und handwerker sich die hand- werke und kuͤnstler, welche da- mit ire na- rung suchen von den arbeiten aus den metallen sich ernaͤren: als die alen- oder saulen-macher, fertigen alen aus den stalen, zum behufe der schuster, buchbin- der, LXIII haubtstuͤck der, und sattler: die anker-schmide: die becken- schlaͤger, oder flaschner arbeiten aus messing die barbir-becken, glut-pfannen; die bildhauer, so- fern sie aus metalle ieweilen arbeiten; die borten- wirker machen goldene silberne borten und frangen, tressen ꝛc.; die buͤchsen-schaͤfter, wenn sie die schaf- ten mit golde, silber, messing, stale einlegen oder kappen; die buͤchsen-schmide die aus eisen oder messing an schuͤß-gewehre glatten und gezogenen vogel-flinten, pirsch- und scheiben-buͤchsen, muske- ten, musketons, stuzer, pistolen, terzerole, puffer fertigen; die cardetschen-macher arbeiten aus messing; die tegen-klingen-macher aus eisen und stale; die feinen drat-ziher, die den goldenen, silbernen, kupfernen, messingnen, staͤlernen und eisernen drat zihen; andre sind die groben drat- ziher; drechsler drehen auch aus metalle; die fei- lenhauer lifern aus eisen und stale die sechserlei gattungen feilen; die fingerhut-macher fertigen aus silber, messing und eisen die fingerhuͤte; die flinder-schlaͤger machen von dinn geschlagenem messing, auch andern metalle die flittern zum schmucke des frauenzimmers; die gold-arbeiter fertigen ringe, oren-gehaͤnge, tegen-gefaͤße, speiß- und trink-geschirre, kronen, scepter; die gold- schlaͤger schlagen das gold so dinne, daß ein ducate wol 300 blaͤtter giebt, deren iedes 3 zolle breit ist. es dinet zum behufe der schwertfeger, buchbinder, waffen-schmidte, ramen-vergoͤlder; die glocken- guͤsser brauchen zum glocken-speise fuͤrnaͤmlich ku- pfer und zinn, ausser was sie an metalle zu den gestuͤcken und statuen beduͤrfen; die grob-schmide, die guͤrtler aus messing und weisen kupfer; die harnisch- und panzer-macher, oder plattner; die haͤftlein-macher arbeiten aus golde, silber, mes- sing und eisen ꝛc. die knoͤpf-macher geben entwe- der von dem bergwerks-regale. der metallene, oder uͤberzogene knoͤpfe; zu jenen nemen sie entweder gold, oder silber, oder mes- sing, kupfer, stal, prinzmetall ꝛc. zum letztern silberne, oder goldene faden; die kupferschmidte; die kupfer-stecher; die maschinen-macher; die messing-schlaͤger; die nadel-macher, oder nadler; die nagel-schmidte; die neber- oder borer-schmidte; die nestler oder senkler; die ringmacher aus mes- sing; die schellen-macher; die schleifer oder poli- rer; die schlosser; die schrift-guͤsser; die schwert- feger; die sibmacher aus eisen und messingen dra- te; die sigelgraber, und pitschir-stecher; die spo- rer; die stal-arbeiter in tegen-gefaͤßen, schu-span- gen, tobacks-dosen, feinen scheren, knoͤpfen auf die kleider ꝛc.; die staͤmpel-schneider; die stuͤck- guͤsser; die trompeten-macher; die urmacher; die wagen-macher: die zapfen- und leuchter-macher; die zinn- oder kannen-guͤßer, Lau am a. o. s. 171 fgg. Hieraus veroffenbaret sich, wie vilen menschen die metalle ihr brod reichen. Der vilen bergleute zu geschweigen. § 2636 Was man wegen des gebrauches der zinnern, von dem ge- brauche des zinnernen, eisernen ꝛc. geschirres. eisernen und kupfernen kuͤchen-geschirren seit eini- gen jaren gestritten hat; solches schwebet in fri- schen andenken. Wahr ist es: das thir-reich, und das mineralische sind einander zuwider. An dem ist es: das zinn, blei und kupfer haben et- was brennliches in sich, das dem menschlichen koͤr- per schadet. Diß ist auch von der saͤure, die sie bei sich fuͤren, zu sagen. Wer nun speisen, die eine saͤure, oder salz bei sich fuͤren, in eisernen geschirren kochet, der bereitet eine ungesunde speise zu. Die speisen, die nur ein alcali enthalten, werden one schaden in metallen gefaͤßen bereitet, wie dises die zurichtungen der arzeneien in kupfer- X x x nen LXIII haubtstuͤck nen geschirren in den apotheken, und das zucker- werk in den Conditoreien belehret. Nur muß das kupfer wol uͤberzinnet seyn, und man darf etwas kalt nicht darin stehen lassen. So lange etwas sidet, kann das metall nicht in das gesottene wirken, Potts untersuchung der metallischen ge- schirre in den Kuͤchen. Dresden 1754, 8. § 2637 woher eini- ge den wachstum des metalles herleiten? Den wachstum des metalles leiten einige aus der duͤnstung des vitriol-geistes her, der graf Marsigli t. III Danubii Pannonici s. 117 und 129, Pantoppidan s. 353. Von den halben metallen. § 2638 die halbme- talle werden erzaͤlet, und zwar Deren sind fuͤnfe: I) das quecksilber, II) das spießglas, III) der wißmut, IIII) der zink, und V) der arsenik. Sie heisen halbmetalle, weil sie sich nicht haͤmmern lassen, und im feuer fluͤchtig sind, von Justi s. 74. § 2639 das quecksil- ber, Das quecksilber ist ein unterirdischer koͤrper, der einen metallischen bestandteil hat, und mit ei- ner mercurialischen erde uͤbersezet ist, und dabei hoͤchst zart, unverbrennlich, in zusammen gehaͤuf- ten stande fluͤssig, trocken, fluͤchtig, und nach dem golde am schweresten ist, dem silber aber am glan- ze und farbe sehr nahe kommt. Junker s. 435. § 2640 wie solches aufbehalten wird? Das Erzhaus Oesterreich hat im Friaul zu Hidria die reicheste quecksilber-bergwerke, welche Reysler II s. 856-866 beschriben hat. Nach Neumanns berichte s. 213 sind in dreien jaren 695334 ℔ laufendes quecksilbers daraus gewon- nen worden. Man schlaͤget es in lederne beutel, und von dem bergwerks-regale. und diser zween in ein faͤßgen. Jeder wiegt 150 ℔ , und das faͤßgen tut 450 fl. oder pfundweise 600 fl. Eine kugel quecksilbers in der groͤse eines coriander- kerns faͤllet durchs druͤcken in 27 millionen teilgen, deren iedes seine rundung und den silberglanz be- haͤlt, nach ausweise der vergroͤsserungs-glaͤser. Der zinnober ist das quecksilber-erzt, der von Justi s. 80 § 146 erwaͤnet noch eines quecksilber- erztes von einer grau blaulichten farbe. § 2641 Der spieß-glas-koͤnig ist ein halbes metall, der spieß- glas-koͤnig. welches aus mineralischen schwefel, und einem besondern regulinischen metallischen bestandteile doppelt zusammen gesetzet, und in seiner zusam- menhaͤufung zwar dunkel ist, dabei aber doch glaͤnzende strichen hat. Junker s. 480. Das ge- meine spieß-glas ist das ausgeschmolzene erzt. § 2642 Der wißmut, oder bißmut, der sich haͤufig bei der wiß- mut, Schneeberg in Sachsen findet, ist ein halbmetall, welches aus brennlichen arsenikalischen und glas- artigen irdischen teilen zusammen gesezet, und von aussen wie silber glaͤnzet, Junker s. 519, Neumann s. 379. § 2643 Der zink ist ein halbmetall, welches fast wie der zink, das zinn aussihet, und aus einer besondern weisen arsenikalischen erde, auch vielem phlogisto beste- het, anbei sich gern mit dem kupfer vermischet, und dises gelb machet, Junker s. 527, der natuͤr- liche heisset spiauter, Neumann s. 295 § 96. Der Goßlarische, der viles blei bei sich hat, laͤs- set sich einigermaßen haͤmmern. § 2644 Der galmei ist ein halbmetall, das aus einem der galmei, schweren steinigten koͤrper, wie eine zusammen- X x x 2 geba- LXIII haubtstuͤck gebackene erde bestehet. Man findet weisen, rot braunen und gelblichen. Bei Aachen und in Boͤhmen, unfern Commodau findet sich selbi- ger. Das messing wird durch selbigen aus den kupfer bereitet. § 2645 die blende, Die blende ist wie der galmei, eine zink-art. Sie blendet den bergmann, und ist eine glizernde bergart, schwarz und auch gelb. Man teilet sie in die lichte, brech-blende und gelbe. § 2646 der arsenik, Der arsenik ist ein fluͤchtiges, durchdringendes, schweres halbmetall, das sowol in gewissen erzten, unter einer metallischen dichten gestalt haͤufig vor- koͤmmt, als auch mit fetten dingen sich sehr leichte, und in einen bruͤchigen schweren koͤnig zusammen schmelzen laͤsset. Er ist von salziger und metalli- scher mischung, Henkels kieß-historie s. 539-629. In seiner ungestoͤreten gestalt sihet er der farbe nach wie ein weises metall aus, und gleichet den mißbickel und kobolde. Er ist ein feind des menschlichen lebens. Er machet das zinn weiß, auch braun, erhaͤlt das eisen weiß. Machet das kupfer weiß, und das silber rot. Er sihet weiß, rot, gelb aus, und frisset sich in fensterscheiben. Er ist giftig, doch der gelbe und rote nicht so stark am gifte. § 2647 das auri- pigment, Das auripigment (operment) ist ein gelb- gruͤnlichtes, fluͤchtiges und gleichsam aus zarten blaͤttern zusammen gewebetes mineral, das aus arsenik und schwefel doppelt zusammen gesezet ist. Einige nennen es arsenik, andere sandaracha, Junker s. 558. § 2648 von dem bergwerks-regale. § 2648 Ferner gehoͤret zu den minern des arseniks, die gattun- gen des ar- seniks, der fluͤgen-stein, das rausch- gelb ꝛc. der gegrabene schwarze giftige fluͤgenstein. Die eine art ist feste, und findet sich bei Freiberg und Schwarzenberg in Sachsen; die andre gattung ist zimlich muͤrbe und zerbrechlich, von Justi § 177. Weiter ist eine gattung des arseniks das rauschgelb. Henkel s. 560. Es sihet rot-gelblich aus; der schirben-kobalt aus dem erzgebuͤrge; der mißpickel bestehet aus arsenik, eisen und einer rohen unmetallischen erde: die arsenik-blende; der kupfer-nickel, welcher aus arsenik, kupfer, eisen, und einer unmetallischen erde bestehet, von Justi § 184; einige arsenikalische mergel und letten. § 2649 Der kobalt ist eine raͤuberische giftige berg-art, der kobalt, die oft wie messing aussihet, 2) bedeutet er eine graue berg-art, die zur blauen farbe gemachet wird, und 3) ein berg-gespenst, Henkel s. 193 fg. Indessen sezet der von Justi s. 103 fg. 6 gattun- gen der kobalte. Von den mineralischen koͤrpern, und zwar deren von brennlichem wesen. § 2650 Der schwefel ist zwar eine gattung des brenn- der brennli- chen, mine- ralischen koͤrper ar- ten, lichen wesens der minern. Jedoch bestehet nicht alles brennliche wesen aus einem schwefel. Die mineralien des brennlichen wesens teilen sich in dreie gattungen, I) die ein fluͤßiges brennliches wesen, II) die ein hartes und festes brennliches wesen haben, und III) den schwefel. X x x 3 § 2651 LXIII haubtstuͤck § 2651 und gat- Zur ersten gattung zaͤlet man den bergbalsam (naphta), II) das berg-oͤl (stein-oͤl, erd-oͤl), III) den bergtheer oder teufelsdreck. § 2652 tungen. Die andere art, welche harte und feste brenn- bare bestand-teile haben, sind I) der boͤrnstein und dessen verschidene arten, welche Neumann s. 88 fg. beschriben hat, II) ambra, der von den wallfischen verschlucket, und dabei gefunden wird; der gagath: das erd- der berg- pech, oder juden- pech und harz. Von den steinkolen. § 2653 was die steinkole ist? Die steinkole ist ein schwarzer (auch braͤunli- cher) schiferiger (blaͤtteriger) koͤrper, welcher zwar nicht leichtlich feuer saͤnget, dennoch, wenn er es einmal gefasset hat, laͤnger und mehr brennet, als ein sonst brennendes, hizet. Er laͤsset keine aschen, sondern eine schwarze schwammige mater i nach sich, Wallerius s. 257 § 99. § 2654 beren gat- tungen, Die gattungen derselben sind folgende: I) eini- ge sind sehr feste und schwer, dabei glaͤnzend, pech-artig. Die schlacke nach dem brande faͤllet schwarz. II) Die pech-kolen, dise sind mittel- maͤsig schwer, und auf allen anbruͤchen glaͤnzend, oder pech artig. Sie hinterlassen eine schwam- migte schlacke, gleich einem bimssteine. Die III te gattung machen die schifer-kolen aus, die allenthalben risse haben, und leicht mit den fin- gern zermalmet werden koͤnnen; die schlacken, welche sie hinterlassen, sind glasartig und schwer. Die IIII te art bestehet aus einem holze, das zu steinkolen von dem bergwerks-regale. steinkolen geworden ist; nach dem verbrennen las- sen sie eine asche. § 2655 Die bestand-teile der stein-kolen sind ein saures auch be- stand-teile, salz und eine brennliche materi. Daher der starke geruch ruͤret, und daß ihr brand durchs wasser nicht geloͤschet werden kan. Wo demnach ein bergwerk von steinkolen in einen brand geraͤt; so weiß man zwar noch kein loͤsch-mittel: behilft sich aber noch mit daͤmpfung durch den mist. Uebri- gens sihe Dondorfen von den stein-kolen 1744, Bartholdi vom rechte der stein-kolen 1742, Buͤn- tings beschreibung der stein-kolen, Kruͤgers ge- danken von stein-kolen und dem torfe, 8, 1741. Von der berg-pech-erde, der schiferigen erde, und dem pech-torfe. § 2656 Die berg-pech-erde in Thuͤringen und anderen woraus die berg-pech- erde beste- het? orten, bestehet aus einer mit berg-oͤle, oder theere vermischten erde. Die eine bricht als eine muͤrbe erde hervor; die andere erscheinet fettig und klebe- rig, von Justi § 219. Die schiferige brennbare erde findet sich hir und da. Sie tauget oͤfters zur feuerung nicht. § 2657 Der torf gehoͤret teils zum pflanzen, teils zum wozu der torf gehoͤ- ret? mineren-reiche. Aus der faͤulung und saͤure zihet in dessen erden ein pechartiges (bituminoses) we- sen. Der pech-torf gehoͤret aber lediglich hirher. Er ist schwarz und dem sumpf-torfe aͤnlich. Das berg-oͤl ist der grund seiner brennlichkeit, von Justi § 221. X x x 4 Vom LXIII haubtstuͤck Vom schwefel. § 2658 was der schwefel ist? Der schwefel ist eine vermischung von vilen sau- ren salze und etwas brennlichen wesen (§ 2650). Dises verhaͤlt sich zu jenen, wie 1 gegen 15. Ei- ne art schwefels hat nichts vom metalle, die andre gattung ist metall-artig. Der leztere heisset eisen- kieß, oder markasit (pyrites). Dise gattung ist entweder weiß, oder gelb, der weise ist der miß- pickel, oder gift-kies. Der gelbe gehoͤret bei das kupfer-erzt, und der gelblichte ist von einer grosen schwere, auch metallischen ansehen, und schlaͤget mit dem stale feuer. Sein gefuͤge ist stralicht und zart-koͤrnig. Von der halsbruͤcke zu Freiberge gibt der centner 36 bis 38 pfund schwefels. An eisen stecket im centner 10 bis 12 pfund. Auch etwas arsenik enthaͤlt derselbe, nebst wenigem kupfer, von Justi s. 128. In disen kise suchen vile den grund der warmen-baͤder. Von den salzen. § 2659 die kennzei- chen und arten der salze, Das kennzeichen der salze ist ein scharfer ge- schmack, und daß sie im feuer entweder fluͤssig oder fluͤchtig sind, und im gemeinen wasser sich aufloͤsen lassen. Die bestand-teile sind ein zartes erdiges wesen, das sich mit wasser innigst verei- niget hat. Der salze sind dreie haubt-arten: I) saure, II) alkalische, III) mittel-salze. Die er- sten bestehen aus der ersten becherischen grund-erde und aus vilem wasser. Ihr geschmack ist zusam- menzihend, und sie schuͤssen in grose crystallen auf. Diselben geraten in ein aufwallendes brausen mit allen von dem bergwerks-regale. allen alcalischen salzen und erden und faͤrben die gewaͤchse rot. Sotane brennliche saure salze sind der vitriol und alaun. Zu Wuͤrsberg bei Gold- kronach in Brandenburg-Culmbach, wird ein gu- ter gruͤner vitriol gefertiget, und beim Wisenbade in Kur-Sachsen. Den alaun bereitet man zu Belgelr, Schwemsal, Schmideberg und Mus- kau. Von jenem handelt Wallerius s. 205-210, und von disem s. 212 fgg. In betref der alkali- schen salzen findet man deren arten s. 227 fgg. z. e. das Selterische sauerborns-salz. Die mittel-salze sind aus dem sauren und alkalischen zusammen gesezet, von Justi § 271, dahin gehoͤren das kochsalz, das gegrabene salz, der salpeter, der tincal, der salmiack. § 2660 Eine gattung der sauren salzen ist der zucker. der zucker, Den zu befarenden widerspruch will ich gleich he- ben. Er ist zwar ein sehr suͤßer saft, welcher aus dem zucker-rore ausgepresset, und durch das ko- chen mit einer kalkartigen lauge, zu einer trocke- nen und zerbrechlichen consistenz gebracht worden ist, Junker III s. 683. Dennoch enthaͤlt er ein wahres saures salz; denn bei der destillation gibt er einen sauren spiritus, darneben ist der zucker fressend, wie man ihn an den zaͤnen spuͤret; im- gleichen gibet der zucker einen guten essig ab. § 2661 Derselbe traͤget seinen namen von den orten, da woher selbi- ger seinen namen traͤ- get, das zucker-ror waͤchset, als von den Canarischen inseln, der canarien-zucker; von der insel Madera der madera-zucker; von der insel Meli in Ost-In- dien, der melis-zucker; von der Thomas-insel, der thomas-zucker; von dem zu Valentia in Spa- nien gereinigten, der raffinirte valentin-zucker, oder feine zucker. Auch in West-Indien finden X x x 5 sich LXIII haubtstuͤck sich zucker-plantagien. Das lange Indische ror heisset mambu. § 2662 worauf es bei dem zu- cker an- koͤmmt? Beim zucker koͤmmt es auf das auspressen, das kochen und raffiniren an. Diß lezte beschihet auch in Teutschlande. Raffiniren bedeutet die reinigung des zuckers, daß er nochmalen gekochet und abgeschaͤumet werde. Wie dises beschehe, habe ich beim salze bemerket. Dem ich noch bei- fuͤge, daß man eine scharfe lauge, die aus pott- asche, oder ungeloͤschtem kalke, oder aus beiden zugleich verfertiget worden, anstelle. Sotane lauge wird in menge zum zucker getan. Man schaͤumet ihn unter den kochen ab. Dise bearbei- tung wiederholet man so lange, bis keine unreinig- keiten sich mehr zeigen, mithin der zucker in einer weisen glaͤnzenden und harten consistenz sich zeiget. Ob das alaun-kochen, salpeter- und pott- und waid-aschen-siden, wie auch das glas- und porcellan-machen ein regal sind? § 2663 Daß der alaun ein mineralischer koͤrper sey, welcher aus dem allgemeinen sauer-salze, einer don erde und vilen wasser bestehe, ist schon oben § 2652 erinnert worden. Welchergestalt dessen vier gattungen und zwei uneigentlichen es gebe, solches lehret Junker III s. 338. Dahir ist aber blos die rede vom gekochten alaune, davon Kun- kel und andre handeln. § 2664 ob das alaun-we- sen und die salpeter- In Nider-Oesterreich ist das alaun-wesen ein regale, wie selbige betriben werde, solches lehret Hieron. Ludolf s. 845 der einleitung in die chi- mie. von dem bergwerks-regale. mie. Hingegen hat es mit den salpeter-sidereien sidereien regalien sind? eine andre beschaffenheit, als welche einige landes- herren fuͤr sich behalten, auch wol den untertanen befelen, anstatt der mauern waͤnde von stroh und leimen aufzufuͤren. Die weise den salpeter zu siden, erzaͤlet Junker III s. 385 fg. § 2665 Unter die holz-salze gehoͤret die pottasche. Sie die pott- asche, wird aus der asche von harten hoͤlzern, als buͤchen, ahorn, eichen, auch aͤschen und birken ꝛc. zuberei- tet. Sihe den Naumann III ten b. des I sten tei- les s. 50, Marpergers K. M. s. 272 fg. II , Valentini naturalien-kammer s. 25. Die gute pottasche ist staͤrker als die weid-asche. Jedoch dinen beide den faͤrbern, seifen-sidern, und glas- machern. § 2666 Nach der gemeinen lehre geben die pott-asche, was solche bei dem glase abgi- bet? und der weise glaͤnzende sand, die materialien zum glase ab, Ludolf s. 259. Das weichere holz rei- chet eine asche zum hellen glase; die asche des har- ten holzes aber wirket ein dunkeles glas, Teich- meiers institutiones chemiae s. 235. § 2667 Das glas ist ein aus fixen erden und erdarti- was das glas ist? gen dingen durch das feuer zu einem dichten, har- ten, fixen, leicht zerbrechlichen und durchsichtigen koͤrper, gemachtes wesen. § 2668 Die verglaͤserung beschihet nicht durch eine co- wie die ver- glaͤserung beschihet? agulation, sondern eine art der fixation; die glaͤ- ser sind entweder metallische, oder gewoͤnliche. § 2669 Zu jenen gehoͤret die schmelz-arbeit, oder das was dazu gerechuet wird? emailliren, und die art gekuͤnstelte edelgesteine zu ferti- LXIII haubtstuͤck fertigen, welche Junker I s. 522 fg. und Ludolf s. 263 zu machen lehren. § 2670 woraus sol- ches gema- chet wird? Das gewoͤnliche glas wird aus erden und sal- zen bereitet. Das aus dem sande gemachte glas wird hell, und one farbe. Hergegen das, wel- ches man aus der asche bereitet, wird gruͤnlich. Zu den erystall-glaͤsern kommen die allerhaͤrtesten feuersteine, oder die schwarzen flinten-steine, oder die weisen kleinen kiselsteine aus den fluͤssen, so dann nimmt man reinen kiselsand, und die sode, oder das salz aus den kraute kali, oder die so ge- nannte rochetta und den borax. z. e. Drei teile pulvers vom harten kiselsteine, welche mehrmalen gegluͤet, und darzwischen im wasser geloͤschet, und recht klein gestoßen worden sind, reinen salpeter 2 teile, Borax 1 teil, arsenik einen halben teil. Dises gemenge wird eine fritta. Dise wird mit einem heftigen flammen-feuer 24 und mehrere stunden so lange bearbeitet, bis keine blasen und sandkoͤrner mehr erscheinen. Sihet die masse etwa blaß-gruͤn aus; so tut man etwas braunsteines hinzu, welcher das gruͤne niderschlaͤget. § 2671 die arten der glaͤser, Die Teutschen glaͤser sind haͤrter, als die Ita- lienischen. Die Hollsteinischen, Mecklenburgi- schen, und vom Harze, besonders die gruͤnen, sind vil tichter, dauerhafter und fester, als die andern. Denn die probe ist: das staͤrkeste saure, als vi- triol-oͤl und scheide-wasser, duͤrfen einem glase kei- nen schaden zufuͤgen. § 2672 Die feler des glases, besonders am wetter, sind, daß sie so leichte angefressen werden, und risse be- kommen. Die ursache bestehet 1) entweder in einem aufgeloͤseten salmiack, oder 2) daß man kisel- von dem bergwerks-regale. kisel- oder feuersteine darzu genommen hat, welche creite in sich halten, oder 3) ein leichtfluͤssiger fluß- sand darzu gebrauchet worden ist, Junker I s. 531. § 2673 Der gebrauch des glases erstrecket sich sehr der ge- brauch des glases, weit, als 1) zu trink-geschirren, 2) fenstern, 3) bouteillen, 4) flaschen, 5) zuckerhafen, 6) sand- uren, 7) binen-koͤrbern, 8) brillen, 9) conser- vir-brillen fuͤr die sigel-graͤber und jubelirer, 10) roͤren zu den barometern und thermometern, 11) geschliffenen glaͤser zur camera obscura, 12) fern- glaͤser, 13) sehe- und stern-roͤren, 14) vergroͤsse- rungs-glaͤsern, 15) die falschen edelgesteinen, und 16) der glasur der toͤpfer, auch 17) der fertigung des porcellaͤns. § 2674 In belange des bauwesens, wird das glas in bei dem bauwesen, tafeln und scheiben unterschiden. Dise sind im durchmesser 12 zolle hoch, und heissen royal-schei- ben, das stuͤck zu 2 ggr. Die halben royal-schei- ben sind 10 zolle hoch, das stuͤck zu 15 pfennigen. Die kaiser-groschen-scheiben sind 9 zolle hoch, das stuͤck 1 ggr. Die doppel-scheiben 8 zolle hoch, tun das stuͤck 6 pfennige. Die sigel-scheiben sechste- halb zolle hoch, 3 pfennige. Die gemeinen schei- ben das stuͤck 4 zolle hoch, 2 pfennige. § 2675 Das tafel-glas ist einheimisches, oder auslaͤn- das tafel- glas, und bessen gat- tungen, disches. Von jenem bestehet die kiste aus 120 ta- feln, iede 18 zolle lang, und 16 zolle breit, kostet der gevirte schuh etwa 8 pfennige. Das Lorer- glas im Kur-Mainzischen Spessart, das Berli- nische und Boͤhmische, auch Wirzburgische, sind bekannt. Das Lorische und Berlinische sind klar, aber wind-schief. Das Boͤhmische ist nicht so klar, iedoch gerade und weiß. Der gattungen der LXIII haubtstuͤck der tafel an Boͤhmischen glase sind neune. Die erste enthaͤlt in einen bunde 4 tafeln, deren eine 27 zolle hoch, und 23 zolle breit ist, und ein ge- virter zoll diser tafel 621 tut, Penthers bau-an- schlag s. 13. Das waschen des glases mit einer von kolen fetten braunen lauge, ist ein verderb fuͤr das zumal weiche glas. § 2676 das porcel- laͤn, Unter die glas-arten gehoͤret auch das porcel- lan; denn dises wird aus einer vermischung feiner glasartiger erden und dem pulver eines steines ge- fertiget. Ein goldmacher hat einmal etwas gu- tes gestiftet; sintemal der Boͤtticher, welcher 1719 verstarb, seine erfindung auf das Meisenische por- cellaͤn, iedoch nur auf das weise gut brachte. Das braune und blaue Meisenische wurde erst 1722 erfunden. Es stehet alles feuer in der kuͤche aus, und kan man darin kochen und backen, was man will. Bei der verguldung hat es ein ausser- ordentliches feuer auszustehen, und da springen oͤfters vile kostbare stuͤcke. Zu Meissen auf dem schlosse ist die beruͤmte porcellan-fabrike, dadurch einer grosen anzal personen von kuͤnstlern an zei- chen- und modell-meistern, auch malern, als an- dern arbeitern unterhalt verschaffet wird. Die niderlage ist zu Dresden unfern dem muͤnzhause. Die weise erd-zeche ist bei Aue einem bergflecken zwischen Gruͤnenhain und Schneeberge, welche zur bereitung dises schoͤnen porcellaͤns dinet. Wenn diß porcellaͤn gebrant ist, bekoͤmmt es eine glasur aus blei-glase (vitro Saturni), dessen zu- sammensezung der Teichmeier am a. o. s. 236 meldet. Einige haben vermeinet, daß die vermi- schung halb durchsichtiger erden und leimen, und mit bein-glase zusammenschmelzung ein Tschinesi- sches porcellan gebe. Das bein-glas wird aus recht von dem bergwerks-regale. recht ausgebrannten knochen gefertiget. So bald diß glas aus dem ofen gezogen wird, ist es ganz helle, wird es aber in die flamme gehalten, wel- che aus dem ofen-loche faͤret, so wird es milchweis, und halb undurchsichtig. Sihe l’art de faire la porcellaine, Paris 1717. Von den aus den mineralien fallenden farben. § 2677 Die folge wird sogleich veroffenbaren, was die eintei- lungen der farben, fuͤr farben die mineralien darreichen. Die natur- kunde teilet die farben nach der darinn vorkom- menden luft, dem wasser und glase in 7 ordnun- gen, welche Scheuchzer s. 134. der natur lehre I angemerket hat. Man sezet der einfachen farben fuͤnfe: 1) die weise, 2) die schwarze, 3) die rote, 4) die blaue, 5) die gelbe, Thomasius de iure circa colores, cap. I § 27 s. 12. Hir- aus entspringen die neben-farben. Die vermi- schung der schwarzen und weisen wirket die asch- graue farbe. Dringet die weise vor, so eraͤuget die helle asch-graue farbe. Ist aber die schwarze staͤrker, so hat man die dunkele asch-farbe. § 2678 Himmelblau und gelb vermischet gibet eine die gruͤne, violen-far- be, purpur- rosen-far- be ꝛc. gruͤne farbe. Rot und himmelblau machet eine violen-farbe. Mennige farb und rot, gibt eine purpur-farbe; weis und rot die rosen-farbe; weis und himmel-blau die milch-farbe; mennige farbe und gelb-rot mit weiser farbe gemischet, gibet die bleich-rote, oder fleisch-farbe; gelb und gruͤn gibt eine sittich-gruͤne farbe; scharlach-rot und gelb eine dotter-farbe. Von LXIII haubtstuͤck Von den versteinerungen und figurireten steinfoͤrmigen koͤrpern. § 2679 Von ganzen eichen, auch tannen-baͤumen, die in der gegend Frankenberg nebst dem laube und nadeln versteinert gefunden worden sind, will ich nichts erwaͤnen, sondern auf den verstorbenen prof. Liebknecht zu Gisen, welcher solche verab- handelt hat, mich berufen. Von den steinen und erden. § 2680 was der stein ist? Der stein ist ein aus wasser und erde sehr feste zusammengesezter koͤrper, der sich weder durch den hammer dehnen, noch durchs feuer, noch durch das wasser aufloͤsen laͤsset, Hambergers elemen- ta physices § 375, Scheuchzers physic. II s. 303 § 2. § 2681 wie deren erzeugung beschihet? Die erzeugung beschihet I ) vermittels der ver- haͤrtung, wenn die erden durchs wasser feste und hart werden, II ) durch die niderschlagung, in- dem die wasser ire irdische teilgen fallen lassen, wie beim sinter- und tropf-steine beschihet, und III ) durch die crystallisation. Die erste art eraͤuget sich am meisten. § 2682 die eintei- lung der steine, Man teilet die steine in edele und unedele. Jene sind entweder edelgesteine, und halb edelge- steine. Die unedele sind entweder feuer-haltende, oder die im feuer muͤrbe werden, oder die sich durch das staͤrkeste schmelz-feuer one zusaz schmel- zen, von dem bergwerks-regale. zen und daher glasartige, und schmelzbare steine heissen. § 2683 Nach anleitung der wirtschaft finden sich ge- bei der wirt- schaft, wachsene, oder gemachte steine. Jene sind ent- weder kiserlinge, oder gebrochene steine. Die leztere sind entweder loͤcheriche, oder volle steine. Die loͤcheriche nennen wir tung-steine, und wegen irer feuerfestigkeit gebrauchen wir uns deren in den ofen, unter der brau-pfanne. In Nider- Sachsen nennet man die loͤcheriche dupfsteine. § 2684 Jene die kiseln (oder wacken) sind einzele rund- die kisel- steine. liche steine, welchen die ecken, und was weich an inen ist, abgestoßen sind. Ire haͤrte ist zimlich. In den fluͤssen, feldern, und der damm-erde findet man selbige. Sie dinen zu dem pflastern der strasen und wege. Die bruchsteine werden ent- weder in die laͤnge, als zu den thuͤr-posten, fen- ster-steinen, oder zu quadersteinen, oder zu plat- ten gebrochen. Die gebrochene dinen zu treppen, den fenster- und thuͤren-einfassungen, caminen, so dann zu eck- und grund-quadraten, zu fußbo- den, simsen, kragsteinen, altanen, zu aufsaͤzen, als zirden in capitaͤlen, muscheln, schnecken, schil- deren, frucht-schnuͤren, knoͤpfen, aufsaͤzen, sta- tuen ꝛc. Die bezalung geschihet nach cubic-schu- hen, nachdem sie grob ausgehauen werden (ge- spizet) fuͤr den fuß 16 bis 20 pfen. zu brechen; zu spitzen 1½ bis 2 ggl. Die simsarbeit tut fuͤr den fuß 2½ bis 2 ggl. hauer-lones. Die bau-zirraten, ins reine gebracht, tun ⅓ rthlr. fuͤr den cubic-fuß, und nach befinden 1 rthlr. Penther s. 20 § 185, die bruchsteine, insonderheit die fuͤllsteine zu den mauren kommen rutenweise zu brechen, iede 16 fuße breit, und 4 schuhe hoch, 2½ bis 3½ rthlr. Y y y § 2685 LXIII haubtstuͤck § 2685 die eintei- lung der steine in der natur-ge- schichte. In der natur-geschichte teilet man die steine I ) in grose steine und felsen, II ) lavez-steine, III ) sandsteine, IIII ) tof- oder tug-steine, V ) muͤl-steine, VI ) kalk-steine, VII ) gyps. Die steine von einer dichtern art sind: VIII ) die wez- oder schleif-steine, VIIII ) die harte und sehr dichte steine, die sich glatt poliren lassen, als der marmor, X ) der alabaster, XI ) die klei- nere steine, so hart, und von ungewisser gestalt sind, als der kiselstein, XII ) die kleinen steine, welche aus langen gleichlaufenden zasern bestehen, als das feder-weis, XIII ) die kleine steine, die aus ebenen bigsamen, dinnen, gleichfortlaufenden blaͤttlein bestehen, als der talk, die blende, XIIII ) die aus blaͤttlein in einer gewuͤrfel- ten, oder beckigten figur bestehen, z. e. das frauen-eis, der andromadas, der spat, XV ) die roͤrichten steine, XVI ) die vile uͤber einander ligende schalen haben, XVII ) die eine gewisse gewalt fuͤrstellen, z. e. der tropfstein, der luchs- stein, bein- well- wall-stein, XVIII ) die kleine dunkele steine, die haͤrter als marmor sind, z. e. der niren-stein. Man richtet sich in den gemaͤ- chern, worinn man die stein-sammlung findet, nach diser einteilung, Scheuchzers natur-histori des Schweizer landes III s. 108-163. Von den edelgesteinen. § 2686 wie die edel- gesteine wachsen? Alle edelgesteine wachsen entweder als crystal- len, oder kisel. Denn z. e. der demant erscheinet bald als ein crystall, bald wie ein kisel. In Keyslers reisen findet man von den edelgesteinen und deren groͤse verschiedene nachrichten. § 2687 von dem bergwerks-regale. § 2687 Der demant ist der haͤrteste und kostbareste. des de- mants be- schaffenheit, Seine farbe gleichet dem wasser. Denn ein gelber demant ist ein hirngespinst. An den kleinen tut ein gran 6 bis 10 rthlr. Je groͤser derselbe ist, destomehr wird der preiß vervilfaͤltiget. Denn die groͤse wird am grane immer noch so hoch bezalet. § 2688 Nach disem koͤmmt der rubin, ein roter durch- der rubin, sichtiger stein. Er zeuget mehr feuer und glanz, als der demant, der von einer scharlachfarbe heis- set ein rubin; der bleichrote hat den namen des incarnats, oder ballas. Ist er dunkelrot nennet man ihn spinell. Der gelbrote traͤget den namen des rubicells oder hyacinths. Der granat wird so teuer, als der rubin bezalet. Jedoch vergehet diser nicht im feuer, wie jener. § 2689 Der saphyr ist ein durchsichtiger hellbrauner der saphyr, stein, und so hart, wie ein rubin ist. Einer ist himmel-blau, der andre blaß-blau. Er gilt halb so vil, als ein diamant oder rubin. § 2690 Der smaragd ist ein durchsichtiger dunkel-gruͤ- der sma- ragd, ner stein von fuͤrtrefflicher farbe. Die hellgruͤ- nen sind nicht so am werte, wie die recht harte. Nach der haͤrte bestimmet man dessen wert. Der smaragdites hat farbigte puncten und streife. Der smarag-brasen ist nur halb durchsichtig mit gelben flecken und streifen. § 2691 Der amethist ist ein durchsichtiger stein von der ame- thist, violen-blauer farbe, die zuweilen stark ins roͤtliche faͤllt. Der orientalische stehet mit dem saphyre Y y y 2 in LXIII haubtstuͤck in einerlei preise. Der Boͤhmische und Saͤchsi- sche sind von ungleich geringern werte. § 2692 der topas, Der topas ist ein gelber durchsichtiger stein, der bald goldgelb, bald weisgelblich aussihet. Er gilt halb so vil als ein amethyst von gleicher groͤse. Der Boͤhmische und Saͤchsische sind nur ein berg-cristall. § 2693 der tuͤrkis, Der tuͤrkis ist ein gruͤnlicher und durchsichtiger stein, der durch die laͤnge der zeit immer gruͤnli- cher wird. Die orientalischen sind gleichen wer- tes, wie die topasen. Die Franzoͤsischen sind die knochen eines thires. Jene von der mittelgattung gelten nach dem karat 1 rthlr. § 2694 der opal, Der opal ist ein edelgestein von einer milchfar- be, die aber fast mit allen andern farben spilet, nachdem er ins licht gestellet wird. Der am staͤrkesten mit dem gelblichen spilet, hat den namen eines kazen-auges, oder element-steines. Die orientalischen werden dem diamante im morgen- lande gleich geschaͤtzet. Bei uns sind die Unga- rischen die besten; dagegen die Boͤhmischen und Saͤchsischen von geringem werte. § 2695 der chryso- lit, Der chrysolit ist durchsichtig, und von einer fuͤrtreflichen goldfarbe, auch haͤrter, als der to- pas. Faͤllet er ins gruͤnliche, so heisset er chry- sopras. Faͤllet seine farbe ins meer-gruͤne, so heisset er beryll. Ist er aber als meergruͤn nicht voͤllig durchsichtig, fuͤret er den namen des aquamarins. § 2696 die hyacin- then, Die hyacinthen, welche braun-gelb, weis-gelb, und honigfarbig aussehen, werden irer haͤrte we- gen von dem bergwerks-regale. gen fuͤr edelgesteine gehalten, weil einige ganz undurchsichtig sind, von Justi s. 200 fgg. Von den halb-edelgesteinen. § 2697 Die mittelmaͤsige haͤrte, und daß sie halb was der halb-edelge- steine kenn- zeichen ma- chet? durchsichtig seynd, machet das kenn-zeichen der halb-edelgesteinen. Dahin gehoͤren I ) der berg- crystall, die weisen sind am haͤufigsten, von deren gruben handeln Altmann in der beschreibung der Helvetischen eisberge s. 120, Capplers crystal- lographia, Lucern, 1723, Wagner histor. natur. Heluetica, und Koͤnig de regno mine- rali. Man hat sie aber auch von allen farben, II ) der carneol ist rot und halb durchsichtig, III ) der achat ist ein halb durchsichtiger vielfaͤrbi- ger stein, IIII ) der chalcedon ist milchfaͤrbig, und halb durchsichtig, V ) der onyx ist ein achat mit schwarzen und weisen flecken auch streifen. VI ) Der sardonyx, oder sardagat ist vermisch- ter carneol und chalcedon. Er fuͤret weise und gelbe streifen, oder dergleichen puncten, weise und rote streifen, oder rote und gelbe puncten, auch streifen, VII ) der malachit ist ein gruͤner durch- sichtiger stein, aber von keiner grosen haͤrte. Er waͤchset in ovalen halbkugeln, und brauset mit scheide-wasser. VIII ) Der lazur-stein ist blau mit weisen flecken. Oefters findet sich kies, auch wol gold, in zarten blaͤttchen, darin eingespren- get. Eigentlich ist er kein halber edelgestein, pas- siret aber wegen seiner kostbarkeit in diser reihe, von Justi s. 206 fg. Y y y 3 Von LXIII haubtstuͤck Von den feuerbestaͤndigen steinen und erden. § 2698 Hirher gehoͤren diejenige steine, welche im groͤ- sten schmelzfeuer die mindeste veraͤnderung von sich geben, als I ) der talg, II ) der glimmer, III ) das kazen-gold, IIII ) das wasserblei, V ) das russi- sche marien-glas, VI ) der topstein, die Spani- sche oder Eimolische kreite, der speckstein, VII ) der hornstein, VIII ) der jaspis, VIIII ) der asbest, X ) die Nider-Hessische Almeroder ton-erde, wo- von der Henkel am a. o. handelt, und die tigel davon als feuerfeste anpreiset, in gewisser massen die Ober-Klener ton-erde zwischen hir und Alsfeld auch der Haͤuser-ton etliche stunden von Marburg, XI ) einige mergel-erden, XII ) einige porcellan- erden, XIII ) die Geraische weise erde, von Justi s. 211 fgg. Von den kalkartigen steinen. § 2699 des mar- morsteines, Dise werden im feuer muͤrbe, und verfallen nachher durch die luft in einen kalk. Darzu rech- net man I den marmorstein. Die 76 gattungen desselben benimet Penther s. 102 fg. seiner anlei- tung zur baukunst. Man findet denselben um Wezlar, das kloster Altenburg, ist vor eini- gen jaren in sachen des hisigen land-comturs Di- mars wegen des Teutschen ordens-hauses zu Wezlar wider den dasigen stadtrat, in betref der regalitaͤt des marmor-bruches vorm dasigen wild- bacher tore am kaiserlichen und Reichs-kammer- gerichte gefuͤret worden; sintemal gedachte Reichs- stadt von dem bergwerks-regale. stadt nicht zugeben wollte, daß der land-comtur disen marmor ins Hessische verfaren lise. In Sachsen, Schwaben, bei Blankenburg, auf dem Harze, findet man selbigen, von Rohr in der reise nach dem Unterharze s. 40 fg.; auf dem Oberharze an der bude findet sich eine marmor- muͤle, von Rohr in den merkwuͤrdigkeiten des Oberharzes s. 511. § 2700 An den farben ist der marmor in den Wezlari- farben, schen gegenden schwarz und weis, und silber-grau, nebst rot. Sonst gibt es blauen blaͤulichen, roten, roͤtlichen, braunen, gruͤnen, gruͤnlichen, grauen, gelben, gelblichen, ganz einfarbigen, mit einge- mischten adern, flecken, sterngen, wolken, von gleicher, oder andern farbe, nur etwas dunkler, oder lichter. Er ist entweder hart und springet aus, oder fasericht, kisel-artig, faulfleckig, wie gewaͤsserter taffet aussehend. Endlich rechnet man auch die kreite hirher. § 2701 In belange der kalksteine sind dise weichlich und der kalkstei- ne beschaf- fenheit, eckigt. Man findet sie uͤber und unter der erden. Sie brechen in festem sande, teils schifer-gesteine in gebuͤrge, andre in ebenen lande floͤzen-weise und flach-streifend unter der erde, als einzele mittel und feldsteine. Ire erde ist grob, und mit un- reinen schwefel vermischet. Einige steine sind blaulicht, und ascherfarbigt, andre schwaͤrzlich, manche schnee-weis, andre etwas gelblicht, andre roͤtlicht, einige mit weisen strichen versehen; man- che fuͤren vilen sand; einige dichte; andre loͤche- richt; einige bestehen aus einer fetten, weichlichen und tonigen erde, die aber nicht so gut sind, als die harten und dichten. In den Wezlarischen gegenden trift man sie als schlechten marmor an. Y y y 4 Zum LXIII haubtstuͤck Zum Herrmansteine liset man sie an den bergen auf. In hisigen gegenden wird der biber-kalk von der Biber im Hessen-Darmstaͤdtischen amte Koͤnigsberg am meisten gebrauchet. Zum mau- ern dinet der Dilschhaͤuser etliche stunden von hir, und der zu Lischeid am besten. Von den kalkoͤfen sind die langen und platten runden bekannt. Die leztere sind am besten. Man hat auch kalk-roß- und kalk-wasser-muͤlen, von Rohr s. 576 vom Ober-Harze. Uebrigens sihe den Penther s. 14 fg. des bau-anschlages, und der bau-kunst I s. 91 fg. Von gyps-steine. § 2702 was der gypsstein ist? Diser ist ein weiser, weicher stein, der sich mit den fingern zerreiben laͤsset. Aus dem alabaster und marien-glase wird der beste gemachet. Disem koͤmmt der aus see-muscheln gebrannte kalk bei. In den esterrichen und der stucatur-arbeit wird der gyps gebrauchet, doch vermischen ihn die stuc- caturer mit mele von gestosenem marmor, welcher im trockenen und wo er keine hize leidet, gut tut. Zum Frankenberge in Ober-Hessen findet man den gyps; die gyps-arten benimet Wallerius § 39. § 2703 der alaba- ster, Der alabaster gleichet dem marmor an der schoͤnheit und den farben; allein er ist nicht so hart; sintemal er weder wetter noch hize vertragen kan; im trockenen aber pranget derselbe an den altaͤren, kanzeln, leichensteinen in den kirchen, auszirungen an den aͤusseren kaminsteinen. Zu statuen, mu- schel- und laub-werke in den zimmern dinet er eben- falls. In den grafschaften Stollberg und Ho- henstein findet man denselben, und sonst. An ge- dach- von dem bergwerks-regale. dachten orten ist er I ) weis, II ) weis mit grau- lichten adern, III ) weis mit allerhand einge- sprengten flecken, zuͤgen und bildungen, IIII ) ro- ten mit artigen sterngen und flecken, V ) braͤun- lich grauen mit schwarzen gerade fortgehenden strifen, nach arte der holz-adern in den tannen oder kifern, VI ) ganz schwarzen, auch gestriften mit uͤberzogenen marien-glase, Penthers bau- anschlag s. 1, von Rohr s. 87, 102, 331. § 2704 Das frauen-glas und den schifer-gyps, wie auch die uneigentlichen kalksteine und erden, uͤber- gehen wir. Denn zu disen gehoͤren die spat-arten. § 2705 Den schluß machen die glasachtigen, oder die glasach- tigen steine, schmelzbare steine und erden, als I ) der sand, II ) der zusammen gebackene sand, oder die sand- steine, III ) die kisel, IIII ) der quarz, V ) der feuerstein, oder flintenstein, VI ) der schifer, VII ) der serpentin-stein, VIII ) der trippel, VIIII ) der bimsstein, X ) der porphyr, XI ) der granit, XII ) der kneis, der aus glimmer, quarz und sandsteine bestehet, XIII ) der ton, XIIII ) die walker-erden, XV ) der mergel, XVI ) die zigel-erden, XVII ) der leimen, XVIII ) der umbra, von Justi am a. o. Von den roten und gruͤnen schifersteinen in der Schweiz, sihe den Altmann s. 180 fg. Die Calderner, Gladenbacher ꝛc. im hisigen Ober- fuͤrstentume sind nur schwarz-blau. Vom sand- graben sihe den Schoͤpf vol. VIII consil. VI. Y y y 5 Vom LXIII haubtstuͤck Vom rechte der obgedachten metallen, und der mineralien. § 2706 wiefern die metalle dem landesherrn gehoͤren? Was ein untertan hirvon durch eine unuͤber- denkliche verjaͤrung oder vermittels einer belenung oder eines gnaden-brifes nicht erlanget hat, das ist nach beschaffenheit entweder ein hoheits-recht des landesherrns, oder ein regal. Von den pflichten der hohen policei und der rentkammer, in ruͤcksicht auf die bergwerke. § 2707 Beim Altmanne von den Helvetischen eisber- gen findet man, daß in der Schweiz verschidene bergwerke vergeblich angeleget worden sind. Man hat aber die eisen- und blei-werke nach vilem auf- wande wieder eingehen lassen muͤssen, entweder, weil die mineralien zu sproͤde filen, und zur gaͤ- rung im feuer nicht zu bringen waren, Altmann s. 173 fg., oder daß man einen mangel an der sa- che verstaͤndigen erlitte. § 2708 was bei an- legung ei- nes berg- werkes zu uͤberlegen ist? Zuvoͤrderst muß bei anlegung eines bergwerkes uͤberleget werden: I ) ob man tuͤchtige, reiche, und austraͤgliche erzte vorfinde? hirnaͤchst II ) ob man einen, oder mehrere der sachen gewachsene maͤnner habe? III ) ob entberliches holz, oder steinkolen in den gegenden vorhanden seynd? IIII ) ob man zu den kuͤnsten das erforderliche wasser habe? § 2709 von dem bergwerks-regale. § 2709 Findet sich dises, und die benachbarten staͤdte und doͤrfer leiden keinen holz-mangel; alsdann wird unter geschickten fremden der sache kundi- gen arbeitern zur grabung des haubtstollens vor- geschritten. Diser wird nach der gegend und la- ge des haubt-gebuͤrges also angeleget, damit er selbiges in seinem hangen und ligenden durch- schneidte. Hirnaͤchst erheischet die notdurft ge- schickte schichtmeister, steiger, und haͤuer. § 2710 Der schichtmeister muß wol rechnen und schrei- des schicht- meisters ei- genschaften, ben koͤnnen, damit er nebst der verwaltung der gruben-gebaͤude den einkauf der materialien und des gezaͤhes wol verstehe. Des probirens und markscheidens soll er recht kundig seyn. Hedlers disp. de curatore fodinarum, Titius in disp. de iure metallorum § 35. § 2711 Der steiger ist uͤber die hauer und arbeiter ge- des steigers erforder- nisse, sezet. Er muß wissen: wo der bau am besten anzustellen sey? wie die faͤll-oͤrter zu treiben? die schraͤme zu legen? schaͤchte, kasten, und strecken, hangendes und ligendes zu verwahren, die gesenke, strassen, und erdfoͤrderung, das abteifen, auffa- ren, auslaͤngern, uͤbersichbrechen, aufgewaͤltigen, getrib abtreiben zu handhaben? wie das gestein abzusezen. Ein mehreres von seiner obligenheit erzaͤlet Carl Gustav Krieg im unterrichte: wie man bergwerke mit nuzen in den stand sezen soll § 9, Span spec. I. metall. P. I cap. 31. § 2712 Vor allen dingen sind erb-haͤuer noͤtig, welche was fuͤr erb- haͤuer hirzu genommen werden sol- len? ausgelernet haben, und von den geschwornen darzu fuͤr tuͤchtig erkannt worden sind. § 2713 LXIII haubtstuͤck § 2713 wie die schmelz-huͤt- ten anzule- gen sind? Darneben werden schmelz-huͤtten erfodert. Dise muͤssen so nahe an die berg-gebaͤude geleget werden, als es tunlich seyn will. Ein guter was- ser-fall ist dabei noͤtig. Fuͤrnaͤmlich kommet es auf die lage der huͤtten wegen der winde an. Die huͤtten-bedinten sind: I ) ein huͤtten-verwalter, II ) der ober-huͤtten-meister, III ) der oberschids- wardein, IIII ) der silber-brenner, V ) der huͤt- ten-schreiber, VI ) der huͤtten-meister, VII ) der abtreiber, VIII ) der schmelzer. § 2714 womit sich das berg- gemach be- schaͤftiget? Das berg-gemach, oder die berg-stube erteilet namens des landesherrns die noͤtigen maasregeln, an die berg- und huͤtten-beamten. Die streitig- keiten, welche das berg-amt nicht schlichten kan, auch die sachen von wichtigkeit, gehoͤren an das- selbe. Zur berg-stube gehoͤren demnach ein rechts- gelehrter, ein des bergwesens erfarner rat, ein berg-rat vom leder, und ein berg-secretar. Ein forst-meister ist dabei unentberlich. Denn die berg-stube darf vom forst-amte in seinen reviren nicht abhangen, sonst fallen die hindernisse unuͤber- steiglich, Krieg am a. o. § 58. § 2715 Ausserdem ist eine bergschule nicht zu verabsaͤu- men. Die erste gattung treibet das rechnen und schreiben, und die anfangsgruͤnde der bergwissen- schaft, z. e. das leichteste aus des berg-rates Joh. Gottlob Lehmanns einleitung der berg- wissenschaft, Berlin 1751, 8; die zwote gattung erlernet die meß-kunst, zimmermanns-kunst, muͤ- len-bau-kunst, die kenntniß verschidener gang- und berg-arten, erden, berg-saͤfte, salze, steine, und berg-harze. Die dritte gattung betreibet die berg- erd- und meß-kunst, nebst der chemie und was von dem bergwerks-regale. was wir oben erwaͤnet haben. Was sonst noch an seiten der rentkammer zu beobachten faͤllet, hat der angeregte Lehmann s. 156 fgg. bemerket. § 2716 Ueberdem sorget die policei fuͤr die errichtung nuͤzlicher manufacturen. Man leget farben-werke, messing und glas-huͤtten, salz-sidereien, schwefel- arsenik- salpeter- vitriol- alaun-huͤtten an. Von den berg-rechten. § 2717 Die bergwerke gehoͤren unter die hoheits-ge- was zu den bergwerken erfodert wird? rechtsame eines landesherrns. Man erfodert dazu 1) vile leute, 2) viles gelt, 3) freiheit, und 4) gnade. § 2718 Das bergwerk ist ein ort, da man nach den in was das bergwerk ist? das mineralische reich gehoͤrigen dingen zu graben pfleget, schaͤchte sinket, stollen treibet, schuͤrfe wuͤrfet um ersagte dinge zu erfinden. § 2719 Das erzt bedeutet allerlei berg-arten, dise sind: was das erzt bedeu- tet? gold-erzt, eisen- und zwitter- oder zinn-erzt. Kurz, das erzt fasset allerhand berg-arten unter sich, die metall bei sich fuͤren. § 2720 Der schacht ist ein in die tife abgesunkenes loch, was der schacht, dadurch man einfaren, auch erzt und berg heraus foͤrdern kan. Er ist etwas laͤnger, als breiter. Man teilet ihn 1) in den haubtschacht, 2) den forder- 3) far- 4) kunst- 5) fund- 6) richt- 7) scheide- 8) treibe- 9) bremmer- 10) wet- ter-schacht ꝛc. Herttwigs berg-buch s. 331. § 2721 LXIII haubtstuͤck § 2721 der stolle ist? Der stolle ist ein gang, der unten am gebuͤrge in einem tale gerade durch in jenes getriben wird, um wetter einzubringen, das wasser zu benemen, auch die vorligenden gaͤnge uͤberfaren zu koͤnnen. Er ist anderthalb lachter hoch, und vier werkschuhe breit. Man teilet solchen in den erb-haubt-raub- special- fug- tag-stollen. § 2722 was schuͤr- fen heisset? Schuͤrfen, oder schurfwerfen heisset: Wenn man am tage einschlaͤget, und nach gaͤngen und kluͤften zu suchen anfaͤnget. Dises ist auf feldern, wisen, gaͤrten, gehoͤlzen und anderen orten zu tun verstattet. Hingegen mag der schuͤrfer sich an besamete aͤcker, unter den tisch und unter das bett, auch die feuer-statt des besizers nicht wagen. Beim einschlagen unter den gebaͤuden und hoͤfen muß der schuͤrfer vorstand leisten. Er ist auch, wo er nichts findet, die schuͤrfe wieder einzufuͤllen, und eben zu machen gehalten. § 2723 wie das bergwerk vorzubilden ist? Wer kein bergwerk gesehen hat; der muß sich vorstellen, ob er auf leitern, die in gerader lini stehen, und etliche und mehr hundert lachtern sich erstrecken, one schwindel hinunter zu klettern sich getraue? Die lachter betraͤgt 80 zolle; getrauet er sich aber nicht, so uͤberlasse er sich der kunst des steigers, und diser laͤsset ihn bergmaͤnnisch anklei- den; anerwogen wegen der feucht- und fettigkeiten man seine kleidung sonst verdirbet. Man faͤnget daher im stellen an. Der steiger mit dem lichte fuͤret einen an. Hir traufet es bald stark, bald koͤmmt ein fleck, wo ein guß gleich einem wetter- regen sich zeiget. Da sihet man einen behaͤlter mit einem gelaͤnder, wo das tropfende wasser sich sammlet, und man erreget sich der errinnerung eines von dem bergwerks-regale. eines kleinen teiches. Bald sihet man im stolle das wasser gleich einem reisenden kleinen baͤchlein rinnen. Bald erblicket man eine halb, bald eine wenig geoͤfnete thuͤre, wodurch das wetter, oder die luft ins bergwerk gebracht wird; in betracht sonst die lichter der bergleute erloͤschen wuͤrden. Sodann steiget man auf nicht gar zu hohen lei- tern hir und dahin, wo die bergleute, die bald auf dem ruͤcken, bald auf dem bauche, bald auf der seite, bald gekruͤmmet, bald kniende ligen, bald sizende arbeiten. § 2724 Der geneigte leser wird in den gedanken ins wie einzu- faren ist? bergwerk vorm Claustale eine halbe virtelstunde davon, mit einfaren. Nach angezogenen berg- kleidern faͤret man ein. Zwene steiger und ein geschworner haben ire lampen. Die straße faͤret man durch, das ist, durch alle gaͤnge und gruben dises schachtes. Die bergleute sind in boren be- griffen. Sie schuͤßen und sprengen. Dise muͤhe erinnert den zuschauer an die grosen kosten und gefar, die stollen, wasser-kuͤnste, das sprissen ver- mittels einer erschroͤcklichen menge holzes und gro- ser baͤume. Den bergman sihet man, nach ge- troffener ader, ein stuͤck etwa dreier bis vire ellen in der runde rings herum loshauen, oder vilmer abkippen. Nach disem wird hinten durch die bo- der borer gattungen, rer ein loch, nach befinden etwa zwo ellen tif ge- macht. Die borer sind dreierlei gattung. Einer ist immer laͤnger und duͤnner, als der andre. Der borer ist etwa eines zolles dick, und der kleineste ist zwo ellen lange. Sie bestehen aus runden ei- sernen stangen, welche unten in eine mit viren scharfen ecken zulaufende spize gehen. Ein berg- mann haͤlt solche. Ein anderer treibet sie mit unzaͤligen schlaͤgen hinein. Hirzu werden unge- fehr LXIII haubtstuͤck fehr XIII stunden erfodert. So bald das loch fertig ist, bereitet man eine roͤre von papyr, fuͤl- let dise mit einem halben pfunde schuͤßpulvers, und mehr an, und stecket sie ganz hinein. An die pa- pyrne roͤre wird eine eiserne gestecket. Dise hat in der mitte einen eisernen beweglichen stab. Kraft dises als einem ladstocke, etwas pulver zu einem lauffeuer, bis an die papyrne huͤlse mit pulver treiben. Darauf wird vorn an die roͤre ein stuͤck- gen schwefels, etwa glides lang, geleget. Der bergmann zuͤndet dises mit einer lampe an. Nun gehet es mit einem zimlichen geprassel los, und schlaͤget eine grose menge stein und erzt von einan- der, das giltige wird in einem kuͤbel durch ein pferd heraus gezogen. Das untaugliche brauchet man zur befestigung der stollen. § 2725 wie tief in eine grube zu faren ist? Von disem schachte faͤret man durch den un- tersten stollen in eine grube. Nun befindet man sich am tifesten, naͤmlich 160 lachtern vom tage, oder 812 schuhe, jede lachter zu 7 schuhen gerech- net. Es sind also 32 farten zu tun, das ist, 32 leitern mit sehr weiten sprossen muß man hinunter steigen. Alsdann faͤret man wieder (steiget) 100 lachtern hinauf mit krichen und kopfstoͤßen. § 2726 welches one schroͤcken nicht beschi- het, One schroͤcken lassen sich die eingestuͤrzten stollen nicht ansehen, das gehoͤlze, die steine und das erzt, machen einen fuͤrchterlichen anblick des schuttes. Die dickesten baͤume zerschmettert, oder zerschla- gen da ligen sehen, erwecket ein grausen. § 2727 die stollen der Claus- talischen bergwerke, Der umsang der Claustalischen bergwerke hat dreie stollen; der unterste ist der groͤste und erstre- cket sich auf eine meile weges unter der erden. Im hinauffaren senet man sich nach der Jacobs- leiter. von dem bergwerks-regale. leiter. Dise ist die lezte, auf welcher man den tag wieder sihet. Eine wasser-kunst zihet die erzte vermittels einer aus etlichen schachten, von Uf- fenbach am a. o. s. 91 fgg. Man tue hinzu des Kieselings nachricht vom berg-baue und schmelz- wesen der grafschaft Mannsfeld s. 4 fgg. § 2728 Die erzte werden aus der teufe gefoͤrdert, das wie die erz- te zu tage gebracht werden? ist, zu tage gebracht. Diß beschihet schacht-stre- cken- und stolln-weise, in groser und geringer teufe, teils vermittels menschen haͤnden, teils mit pfer- den, wasser- und kehr-raͤdern. § 2729 Alsdann erfolget das pochen und waschen der was damit vorgenom- men wird? das poch- werk wird beschriben. erzte, Sprengel s. 64-70. Das pochwerk ist eine maschine, die aus einem wasser-rade, einer welle, den poch-staͤmpeln, dem poch-troge, dem poch-graben und poch-gerinne bestehet. Der po- cher tut das erzt in den poch-trog, stuͤrzet es unter die staͤmpel, und schlaͤget das schoß-gerinne aus. Der nacht-pocher verrichtet dise arbeit bei der nacht. Hiruͤber sind der ober-poch-steiger, und nach disem der poch-steiger gesezet. § 2730 Das gepochte erzt wird geroͤstet, dadurch bren- das roͤsten, net man die unarten der erzen ab. Es beschihet das roͤsten entweder in brenn-oͤfen, ausserhalb der huͤtten, oder darin. Beim Claustale sind sechs rost-oͤfen in einem ziemlich hohen und grosen ge- baͤnde. Der ausfluͤgende schwefel, und das ar- senicum, welches dem silber schaͤdlich faͤllet, gibt kein angenehmes behagen fuͤr die lunge ab. In den schmelz-oͤfen gehen die schlacken vom erzte, und auf dem schid- oder trib-heerde, wird ein iedes metall von einander abgesondert. Z z z § 2731 LXIII haubtstuͤck § 2731 die schmelz- huͤtte deim Claustale. In der schmelz-huͤtte beim Claustale findet man zehne oͤfen. Die glut ist fast erschrecklich. Das gebaͤude, worin die oͤfen stehen, ist gros, breit, was schutt- machen be- deutet? hoch und schoͤn. Schutt machen bedeutet den feierabend. Das feuer wird mit voͤlligem winde ausgeblasen, die graͤze, oder das uͤberbleibsel, wel- ches von selbst nicht heraus geflossen ist, wird her- aus gezogen, und gehoͤret nebst dem zehnten und rauchfange dem landesherrn. § 2732 was der treibe-herd ist? Naͤchstdem erblicket man zwene treibe- oder schif-herde. Ein solcher ist eine gemauerte run- dung bei drei ellen hoch mit einer kreuzweisen ab- zucht, wodurch die schlacken ausgestuͤrzet werden, darauf wird ein herd zur treibung des silbers ge- schlagen. Jede woche bringet man wol auf zween herden 400 marken silbers heraus. Und wofern man die werke zum Zellerfelde, Andreasberge, Wildenmanne und Claustale zusammen rechnet, kommen wol 1000 marken heraus, die alle zum Claustale vermuͤnzet werden. Jedoch muß das ankommende silber zuvor in eine besondere huͤtte gebracht, gelaͤutert, das ist, nochmals geschmol- zen, und sodann etliche male probiret werden. Hirauf wird es gemuͤnzet, von Uffenbach am a. o. s. 95 fg. Dises alles hat Joachim Frid. Sprengel in der beschreibung der Harzischen bergwerke s. 48 fgg. weiter ins licht gesezet, wie solches bei dem muͤnz-regale gezeiget werden soll. die berg- beamten Die vorsizenden berg-beamten sind auf dem Harze der berg-haubtmann und viceberg-haubtmann. § 2733 auf dem Harze, Die unter-berg-beamten teilen sich in die von der feder und vom leder. Jene sind 1) der zehnt- ner, 2) der berg-syndicus, 3) der berg-secretar, 4) der von dem bergwerks-regale. 4) der huͤtten-reiter, 5) der zehnt-gegenschreiber, 6) der berg-schreiber, 7) der vice-bergschreiber, 8) der puch-verwalter. Unter die beamten vom leder befinden sich 1) der ober-bergmeister, 2) die drei unter-bergmeister, 3) die zween oberacht stuf- oder revir-geschwornen, 4) der eisensteins- geschworne. Dise sind die bergbeamten zum Claustale. Die uͤbrigen an den andern orten des Harzes erzaͤlen Sprengel s. 5, und der von Rohr in der beschreibung des Ober-Harzes s. 379 fgg. § 2734 In Kur-Sachsen finden sich die nidere-aͤmter, in Kur- das ober-bergamt zum Freiberge, und kammer- berg-kanzellei zu Dresden. Das bergamt ist mit einem bergmeister und etlichen geschwornen bese- zet, wobei ein bergschreiber sich findet. Es sind solcher berg-aͤmter XIII , Wabst von des Kur- fuͤrstentums Sachsen hohen- und nidern-justiz s. 212. § 2735 Das ober-berg-amt zum Freiberge in Kur- Sachsen, Sachsen bestehet 1) aus dem ober-berg-haubt- manne, 2) dem berg-amts-verwalter, 3) dem ober-bergmeister, Wabst s. 213 fg. Das berg- gemach zu Dresden hat 1) einen berg director, 2) vice-berg-director, 3) etliche berg-raͤte, 4) einen berg-secretaͤr, 5) registrator, 6) den co- pisten, und 7) einen aufwaͤrter. In Ungarn in Ungarn, ist ein burggraf, der 83 berg-beamten unter sich hat, von ihm kan weder in buͤrgerlichen, noch peinlichen sachen appelliret werden, Keysler I s. 1013. § 2736 Bei den berg-aͤmtern und den berg-stuben muͤs- was bei deu berg-aͤm- tern und sen einige die bergwerks-kunde verstehen. Dise Z z z 2 ent- LXIII haubtstuͤck berg-stuben erfodert wird? enthaͤlt eine kaͤnntnis von der berg-baukunst. Selbige erfodert eine richtige wissenschaft von den mineralien, die man erkennet entweder aus dem aͤussern ansehen, oder die mineralogie, besage des vorangezogenen Wallerius , oder durch das feuer, das ist, die probir kunst, nach anleitung des vor- angeregten Cramers probir-kunst 1746, gros 8, nicht minder koͤmmt die lage der mineralien in be- trachtung, mithin gehoͤret die unterirdische erdbe- schreibung hirher. Imgleichen muß man die be- fugnisse der bergwerke, und die pflichten, welche die berg-gelarheit an handen bitet, wissen. Dise fasset ebenermaßen gewisse regeln in sich, um das maas der mineralischen gegenden zu bestimmen; sie erheischet deshalber die markscheide-kunst. Darmit ist es noch nicht genug. Es ist auch die erkenntnis noͤtig, die mineralien zu bearbeiten. Zu dem ende die berg-bau-kunst unter der erden, im engern verstande, nicht weniger die bergbau- kunst uͤber der erden, die auf bereitungs-kunst er- fodert wird. Endlich erheischet man von einem, daß er die gemeinnuͤzige zubereitungs-kunst der mi- neralien inne habe, und zwar die genaueste abson- derung der vermischten mineralien entweder durchs quecksilber, oder die amalgamir-kunst, Junkers chemie am a. o. s. 463 des I sten teiles, und s. 647 fgg. und das feuer, oder die schmelz-kunde, Junker s. 390 fgg. wobei die verarbeitung der metalle, oder die muͤnz-kunst nicht zu vergessen ist. § 2737 die perso- nen, welche unter den Kur-Saͤchs. be r g-gerich- ten stehen? Diejenige personen, welche unter den Kur- Saͤchsischen berg-gerichten stehen, sind 1) die ab- treiber im felde, 2) die anrichter, und drei schicht- meister bei einer saiger-huͤtte, 4) der asch-knecht, 5) der asch-messer, 6) der ausstuͤrzer, 7) der austeiler, 8) der bauhaft-halter, 9) berg-amts- verwal- von dem bergwerks-regale. verwalter, 10) die berg-beamten und diner, 11) berg-haubtmann, 12) berg-herren, 13) berg- leute, 14) berg-knapschafts-schreiber, 15) berg- meister, 16) berg-saͤnger, 17) berg-schmide, 18) berg-schreiber, 19) beweiß-fuͤrer, 20) einfarer, 21) einspaͤnniger, 22) eisenstein-messer, 23) erz- hoͤll-fuͤrer, 24) erz-kauf-probirer, 25) erz-kauf- proben-stoͤßer, 26) erz-kauf-schreiber, 27) erz- kauf-vorlaͤufer, 28) erz-kauf-wagen-meister, 29) factor beim blau-farben-werke, 30) factor bei einer saiger-huͤtte, 31) factor, oder verleger der gewerke, 32) floß-meister, 33) fluͤtner, 34) frei-macher, 35) gegenschreiber, 36) geschworne, 37) gewerken, 38) graben-steiger, 39) grund- herren, 40) guardein, 41) holz-einschlager, oder aufsaͤzer, 42) huͤtten-meister, 43) huͤtten-reiter, 44) huͤtten-schreiber, 45) huͤtten-verwalter, 46) huͤtten-waͤchter, 47) huͤtten-waͤscher, 48) huͤt- ten-leute bei den huͤtten, oder zechen-haͤusern, 49) knapschafts-aͤlteste, 50) kobalt-inspector, 51) koͤler-meister, 52) kolen-messer, 53) koͤrbe-ma- cher, 54) kunst-steiger, 55) kuks-kraͤnzler, 56) markscheider, 57) muter- oder lehn-traͤger, 58) ober-aufseher der berg-floͤßen, 59) receß-schreiber, 60) schicht-meister, 61) schmelzer, 62) schuͤr- fer, 63) seifer-silber-brenner, 64) steiger, 65) stoͤllner, 66) vorlaͤufer, 67) vorlaͤufer-knechte, 68) wagen-meister bei den eisen-haͤmmern, 69) waͤscher, 70) zehntner, 71) zehnten-gegenschrei- ber, 72) zinn-wag-meister, 73) zimmer-steiger, Wabst s. 214 fg. § 2738 Die gerechtsamen sotaner personen fluͤssen teils woher die gerechtsa- men sotauer personen zu leiten sind? aus den berg-ordnungen, teils den gewonheiten. Sihe M. Joh. Deuceri nuͤzlich koͤniglich berg- buch, und corpus iuris metallici, Leipz. fol. Se- Z z z 3 bastian LXIII haubtstuͤck bastian Spans (kaiserlichen berg-syndicens zu Schlackenwalde) berg-rechts-spigel, Dresden 1698 fol., Joh. Georg Baus einleitung zu den berg-rechten III teile 1740, 4; die Mannsfeldi- sche berg-ordnung 1674 beim Kiesling s. 24-76, und die s. 22 fg. bemerkten X berg-ordnungen, Joh. Christian Hedler vom schichtmeister 1750, 4, Schaumburgs einleitung zum Saͤchsischen rechte I ster teil s. 318-370 vom berg-processe, Johann Gottsr. Krausens tractat. synopt. processus iudiciarii s. 348-366, Wabst am a. o. § 2739 die freihei- ten der bergleute. Die arbeiter in den bergwerken tragen ihr leben um ein schlechtes wochen-lon stets in der hand. Daher kommen inen verschiedene freiheiten zu statten (§ 549), z. e. daß sie von der werbung, oder dem land-ausschusse befreiet leben. Die ganze gesellschaft der bergleute, und derex, die auf dem bergwerke zu schaffen haben, nennet man die knapschaft (§ 546). Zum Freiberge teilet sie sich in die huͤtten- und schmelzer-knapschaft. Der aͤlteste fuͤret den namen des knapschaft-aͤltesten, dem noch juͤngere oft beigefuͤget sind. Herttwig s. 239. Sie haben ire rang-ordnungen unter sich: da sind, 1) steiger, 2) haͤuer 3) lehr- haͤuer, 4) knechte ꝛc. bis auf die poch- und schei- de-jungen. Die gemessene zeit zur arbeit heisset eine schicht (§ 542), z. e. bei den Sainischen berg-werken ist die schicht von morgens 4 uhr, bis abends 4, und der abloͤsenden von dar bis mor- gens 4. Jeweilen ist die schicht von 6 auch 8 stunden. Wegen des ruͤckstaͤndigen lones duͤrfen sie sich an die vorraͤte halten. Sie moͤgen abke- ren (davon gehen), iedoch mit vorwissen des schicht-meisters, oder steigers, und daß er eine hinreichende ursache anzeige. Ist er ungluͤcklich, und von dem bergwerks-regale. und wird daher anzufaren behindert, so gebuͤret ihm z. e. ein lon von 4 wochen, welches ihm die gewerke reichen. Dise muͤssen ihn auch auf ire kosten begraben lassen, wenn er in der grube todt bleibet. Sie arbeiten mit keinem groben verbrecher, z. e. einem dibe, oder moͤrder. One die hoͤchste not faren sie weder sonnabends, noch sonntages an. Fuͤr allen andern glaͤubigern haben sie das recht, der erstigkeit auf der zeche. Die einheimischen haben zur arbeit einen vorzug fuͤr den fremden. Man laͤsset ihnen den besondern gruß, ire tracht (§ 549), nach beschaffenheit ires ranges. Die stock-barte oder der haͤckel koͤmmt nur den haͤuern anstatt des geweres zu, Krieg am a. o. § 48. Weiter haben sie ire knapschaft, zusammenkuͤnfte (§ 550), Lehmann s. 182 fg. § 2740 Gleichwie die bergleute unter dem berg-amte die berg- bauende ste- hen unter den verord- nungen des bergamtes. stehen; also sind diejenigen, welche die bergwerke auf ire kosten anbauen, dessen verordnungen eben- falls unterworfen. Die bergbauende heissen ge- werken. Dise sind solche personen, welche sich entschluͤssen, eine oder merere zechen durch iren vorschuß zu bauen. Sie muͤssen beim bergmei- ster um die belenung anhalten, und wenn sie solche erlanget haben, den berg-ordnungen gemaͤß bauen. § 2741 Nimmet das gebaͤude eine person auf, alsdann was der ei- genlehner, der gesellen- bau, gewerk- schaft ist? heiset dise ein eigen-lehner. Sind es nur wenige, die nach der verhaͤltnis (pro rata) bauen, so ent- stehet ein gesellen-bau. Finden sich aber vile, die kleinere teile annemen, sodann eraͤuget sich eine gewerkschaft. Ein bauender mag die lehne von dem bergmeister in person suchen, er kan aber auch, gleichwie die andern, durch einen gemeinschaftlich bestellten tun muͤssen, durch einen lehn-traͤger sol- Z z z 4 ches LXIII haubtstuͤck ches tun. Diser fuͤret sodann die obsicht unter dem namen eines schichtmeisters. § 2742 was der be- lehnung halber zu beobachten ist? Der belehnung halber ist zu beobachten: I ) die mutung, II ) ist der gang zu erweisen, III ) wo sie ire fund-gruben und maasen anrechnen wollen, ist anzuzeichen, IIII ) muß die belehnung erfolget seyn. Bevor sie diß berichtiget haben, mag der bau nicht fortgesezet werden. Was in Sachsen deßfalls rechtens ist, leret Schaumburg am a. o. I s. 321 fg. § 2743 was belegen bedeutet? Allermaßen aber das stille-stehen beim berg-bau eben so viel bedeutet, als zuruͤcke gehen. So muͤssen sie sogleich dise bestaͤtigten zechen belegen. Widrigenfalles sie ires rechtes verlustig werden. Bescheinigen sie unumgaͤngliche hindernisse, wes- halber sie den kuͤbel und das seil nicht gleich einwerfen koͤnnten, so haben sie beim bergmeister solches in fristen zu halten. Nach ermessen des- selben werden die verkuͤrzet, oder verlaͤngert. Hernach bleibet der schichtmeister fuͤr alles zu ste- hen verbunden. § 2744 was iedes gewerke zu besorgen hat? Ein iedes gewerke hat nach den fuͤrgeschribenen gesaͤzen sich zu achten, darneben muß es einen gewehr- schein haben, kraft dessen es in den besiz seines an- teiles, oder der kukse gesezet wird. Die erhal- tung des besizes ist noͤtig. Die beglaubigung davon ist die richtige bezalung der zubuße. Die angehende zeche kan one zubuße nicht gebauet wer- den. Daher muß selbige alle quartale erleget wie der ver- lust der kukse und des bergan- teiles erfol- get? werden. Der verlust der kukse folget auf die saumseligkeit. Das vorbeistreichen eines quarta- les und noch sechs wochen vom folgenden quartale wirket den verlust des berg-anteiles, welches man retar- von dem bergwerks-regale. retardat-halten nennet. Der verlorne anteil wird andern gegen die zugebende zubuße uͤberlassen. § 2745 Die summe der zubuße eines ieden bestimmet was die zu- buse anle- gen, das an- schnitt- hal- ten bedeu- tet? das berg-amt. Dises heisset die zubuße anlegen. Der lehntraͤger hat seine virtel-jares-rechnung abzulegen, welches das anschnitt-halten genennet wird. Darauf erkennet der bergmeister und die geschwornen: wie viles gelt zum fernern baue di- ser zeche noͤtig sey. § 2746 Den gewerken ist erlaubet: gewerk-tage anzu- stellen, um uͤber die verbesserung ires baues sich zu beratschlagen. Hirnaͤchst darf sich nimand in das gemutete feld, welches sie bestaͤtiget haben, legen. Zu dem ende ist bei der mutung eine ge- naue anzeige noͤtig: wo sie ire fund-gruben haben? wie vil sie ober- und unter maasen? und wohin sie diselben strecken wollen? Bekaͤmen sie etwa neue feld-nachbaren; gebuͤret ihnen dennoch das alter im felde. Sollte der neue nachbar auf iren gang bauen; darf er doch nicht naͤher, als auf ire markscheidung kommen, bevoraus, wenn sie bei der mutung nicht haben sehen koͤnnen, wie weit der gang streichen werde? Wo demnach des aͤl- tern seine fund-gruben oder maasen ausgehen, da kan der nachbar auf den gange nicht fortbauen. Ist hirdurch die irrung nicht zu heben, ob es naͤm- lich einerlei gang, oder zwene besondere seynd? so wird auf den beweis vom vater her gesprochen, das ist: sie muͤssen den gang verfolgen, und wenn der aͤltere seinen gang in voͤlligen saalbaͤnden bis vor des juͤngern ort bringet; so ist der beweis da- hin verfuͤret, daß der gang dem aͤltern zustehe. Indeß werden die aus dem streitigen gange ge- wonnene erzte zwar geschmelzet; die bezalung aber Z z z 5 in LXIII haubtstuͤck in dem landesherrlichen zehnten, bis zum austrage der sache hinterleget. Jedoch ist auf disen schwe- ren und langweiligen beweis nicht zu erkennen, es noͤtige dann die hartnaͤckigkeit der parteien den richter dazu. In Sachsen wird desfalls das erb-bereiten unter verschidenen caͤrimonien vorge- keret, besage der nachricht vom erb-bereiten, Dresden 1750, 4, und des berg-schreibers Bayer nachricht im II ten teile der otiorum metallicorum, des von Schoͤnberg berg-information unterm worte: bergmeister § 38, Mollers Freibergische chronick t. I s. 438, Caspar Heinrich Horn de libro metallico antigrapho § X s. 8 fg. Die Saͤchsischen rechte des aͤlteren und juͤngeren im felde hat der Herttwig s. 8 fgg. erklaͤret. § 2747 die rechte der gewerke des wassers halber, In betref des wassers haben die gewerke das recht, daß inen die wasser gefolget werden muͤssen, und zwar deren sie entweder zu kunst-gezeugen, poch- und waͤschwerken beduͤrfen. Jedoch muß man solche beim bergmeister, vermittels eingeleg- ter mutung erlangen, Lehmann am a. o. § 2748 wer eisen- haͤmmer an- legen kan? Wer mit den eisen-steinen auf seinen gute bele- net worden ist; der mag wol eisen-hammer-werk anrichten, iedoch nur zur gut-machung seiner ei- sen-steine. Die hammer-werke teilen sich in stab- und blech-haͤmmer. Darzu werden erfodert: 1) berg- 2) furleute, 3) holzhacker, 4) koͤler, 5) vorschmide, 6) frischer, 7) aufguͤßer, 8) hohe ofen-arbeiter, 9) blechmeister, 10) heerd-schmide, 11) gleicher, 12) urweller, 13) lehr-knechte, 14) ziehner. § 2749 woraus das hammer-ge- zaͤh bestehet? Das hammer-gezaͤh bestehet in baͤlgen, ambo- sen, haͤmmern, und solches ist unbewegliches gut. Die von dem bergwerks-regale. Die vorraͤte bestehen aus rohen und geschmideten eisen, schwarzen und gezinneten blechen, vorhan- denen zinnen, eisen-steinen, kolen ꝛc. Dise sind bewegliches gut. § 2750 Der landesherr weiset sowol die hammer-her- wozu der landesherr die ham- mer-herren anweiset? ren an, an welche orte sie zur niederlage das stab- und blech-eisen zu lifern haben; als auch die un- tertanen und furleute, daß sie z. e. bei 300 thlr. strafe das eisen nirgends anders wo kaufen duͤrfen, doch koͤnnen nach befinden die eisen-haͤndler einen eisen-paß auf fremdes eisen loͤsen, Schaumburg s. 351. § 2751 Die seifen weichen den poch- und berg-werken. wenn die seifner mit irer arbeit stille halten muͤssen? Denn wo man das wasser und die floͤsse zur not- durft des bergwerkes nuͤzlich brauchen kan; so muͤssen die seifner mit irer arbeit stille halten, und weichen, und duͤrfen das wasser in keinerlei wege hindern. Daher die erbfluͤsse einer seifner nicht erblich verlihen werden moͤgen, Span I , 53, 4. Sodann haben die pochwerke fuͤr den seifen-werke den vorzug. Derowegen sie auf wiederrufen ver- stattet werden, Herttwig s. 361 § 4. Sonst hei- set seifen die arbeit, da man, in und unter der damm-erde, gold- oder zinn-stein suchet und wa- schet. An einigen orten suchet man auch in den seifen allerhand edelgesteine, lasur-floͤze, wolfrum, marcasit ꝛc. Die seifner muͤssen die lehne muten. Seifens-vermessen findet statt, wenn auf zwitter- gaͤngen und dem seifen-werke geschmelztes an zween, oder drei centnern zur arbeit gegeben wird. Der seifens-zehnte tut an einigen orten fuͤr den landes- herrn vom centner zinnes 21 ggr. § 2752 LXIII haubtstuͤck § 2752 was der kies-zimer, oder eigen- lehner ꝛc. rechtens ist? Wegen der kies-zimer, oder eigenlehner oder einspaͤnniger ist rechtens, daß, weil sie eine zeche allein bauen, der schichtmeister seinen anschnidt mache, halte, die buͤchsen-pfennige abstatte, die schmide-zeddel zu iren registern beilege, und keine kise one besichtigung lifere, keine zubuße one vor- gehenden anschlag, erhebe, nicht auf zechen, wo erzt bricht gefoͤrdert werde. An keine schmide ist der kies-zimer gebunden. § 2753 die gerecht- samen des landesherꝛn bei den bergwerken. Sonst hat ein gewerk dem landes-herrn den zehnten zu erlegen. Das verkaufs-recht an gold und silber hat selbiger ebenfalls und ist muͤnz-herr, welcher solches auch auf andre metallen erstrecket, so vil er noͤtig hat, darneben mit dem uͤbrigen tun kan, was er will. An einigen orten schmelzen die gewerken selbst auf den huͤtten, und schaffen alsdann erst ire silber in den zehnten. In Kur- Sachsen kaufet der landesherr die erzte an sich. Der gehalt wird probiret, und darnach bezalet. Diß verrichtet die general-schmelz-administration. Dergleichen landesherrlicher kauf gehet aber gemei- niglich nur auf das gold und silber. Das kupfer, zinn ꝛc. schmelzen die gewerke fuͤr sich auf iren huͤt- ten. Jedoch muͤssen diejenigen kupfer, welche so silberhaltig sind, daß es sich der muͤhe verlonet, auf die landesherrschaftliche saiger-huͤtten gelifert werden, damit das silber erst davon komme. Darauf wird das kupfer zuruͤck gelifert, das sil- ber hingegen bezalet. Jenes kupfer, darin noch silber, blei, und unart ist, nennet man schwarz- kupfer. § 2754 was die sai- ger-huͤtte bedeutet? Eine saiger-huͤtte bedeutet die werk-staͤtte, dar- in das silber von dem kupfer vermittels des bleies abge- von dem bergwerks-regale. abgesondert wird. Der wardein laͤsset die schwarz-kupfer vorher aushauen, probiret sie auf die gahr und das silber: wie vil es silber und ku- pfer halte? der schichtmeister laͤsset hernach solche wieder aushauen und probiren, ob der gehalt uͤbereintreffe. In Kur-Sachsen ist nur eine sai- ger-huͤtte an der Floͤhe, nechst der Boͤhmischen grenze. § 2755 Indeß kan der landesherr wegen der deshalber wie das gold und silber beza- let wird? noch habender ausgaben fuͤr das gold und silber nicht so vil bezalen, als ein goldschmidt, z. e. in Ungarn zu Neusol gehen auf die mark goldes, Wienerischen gewichtes, etwas mehr dann 79½ ducaten. Die gewerken aber, welche den schlag- schaz bezalen muͤssen, bekommen von der koͤnigli- chen kammer nur 74 ducaten dasuͤr. Jene beza- let den gewerken fuͤr die mark silbers 15 fl. 15 kr., die kammer hingegen bringet sie auf 20 fl. 30 kr. aus. Dabei muß das anzunemende verkaufs- silber 15 ½ lote auf die mark halten. Das urbar, oder der zehnte teil von allen erzten faͤllet one diß in die kammer, welches etliche 20000 fl. des jares tut, Keysler II s. 1014. § 2756 Bei der rentkammer bleibet es eine regel, daß und der voꝛ- kauf des- falls vorbe- halten wiꝛd. sie von den gewerken den vorkauf der erzte sich vorbehalte, und den erzt preis vorher bestimme. § 2757 Dieweil aber der eigenlehner gar wenige sich was kukus bedeuten? finden, sondern zur betreibung des bergbaues eine gesellschaft erfodert wird; so sind gewisse teile im kopfe gemachet worden, welche die anteile anzei- gen, und in der Boͤhmischen sprache Kukus heis- sen; immaßen dises Wendische wort so vil, als einen anteil bedeutet. Man hat demnach eine zeche LXIII haubtstuͤck zeche, oder ein bergwerk in CXXVIII teile gesezet. Ein teil davon nennet man den kukus, oder kuks. XXXII kuksen machen eine schicht aus. IIII kuk- sen nennet man einen stamm. XXXII staͤmme der erb- kuks, tun eine zeche, oder CXXVIII kuksen. Der erb- kuks ist demjenigen frei zu bauen, welcher der lan- desherr des bergwerkes ist. Er zihet die ausbeute davon. Der grund davon beruhet darin, weil er leiden muß, daß halden auf sein feld gestuͤrzet, auch wege und stege gemachet werden. Der erb- kuks enthaͤlt vier kuksen, in betracht der landes- herr den gewerken, das holz zu den schaͤchten, gru- ben und stoͤllen auf die gebaͤude unter der erden unentgeltlich reichen laͤßt. Herttwig s. 252 fg. Jedoch hat bei den stoͤllen keine erbkukse statt. § 2758 die zeche, Die zeche bedeutet so viles feld, als eine gewerk- schaft in der belehnung hat, es sey an stollen, oder einer fundgrube, one, oder mit etlichen maasen. Die zeche teilet sich in vier schichten. Eine schicht haͤlt acht teile, ein teil vier kuksen. Daher be- stehet die ganze zeche aus XXXII teilen oder CXXVIII kuksen. § 2759 die gewer- kon. Die gewerke sind diejenigen personen, welche eine zeche bauen, und ire gewisse teile daran ha- ben, auf dise ire zubuße geben, auch dafuͤr die ausbeute erheben. Die gewerke teilen sich in Boͤhmen I) in die haubt-gewerken, II) die lehn-hauer, und III) die after-gewerken, Baus I s. 69. Daß aber die unterhaltung der berg- werke ein groses koste, erhellet daraus, weilen die kosten der Ungarischen bergwerken sich jaͤrlich uͤber eine million fl. belaufen, wozu in allen nur 60,000 fl. aus sicheren einkuͤnften fallen; herge- gen von dem bergwerks-regale. gen das uͤbrige vermittels der bergarbeit erwor- ben werden muß. § 2760 Die rechten der berg-gebaͤude haben ire absicht der schacht, entweder auf die gruben- oder tage-gebaͤu d e. Jene sind entweder schacht- oder blos stollweise, oder beides zusammen. Der schacht ist ein in die tife abgesunkenes loch, oder eine weite, dadurch man einfaren, auch erzt und berg heraus foͤrdern kan. Die gewerken moͤgen bei allen gattungen einschlagen, wo sie wollen. § 2761 Die fund-grube ist ein gewisses maas, oder die fund- grube, eine laͤnge des gemuteten feldes, wo zum ersten der gang entbloͤset, und kuͤbel, auch seil geworfen worden ist. Die fund-grube haͤlt drei wehre in die laͤnge; in Kur-Sachsen 60 lachter, sonst aber 42 lachter. Die lachter ist in Kur-Sachsen ein bergmaas von viertehalb ellen. Jede lachter tut acht zolle. Im Mannsfeldischen enthaͤlt sie 84 zolle. Die maasen sind zechen, oder gebaͤude, oder das vermessene feld, welches nach einer fund- grube auf eben demselben gange aufgenommen worden ist. Den gang nennet man einen strich, welcher das gestein entzwei schneidet, oder ein von erzten, betten, drusen, oder andern materien an- gefuͤllte klunse. Derer sind virerlei: I) der mor- gen-gang, welcher, dem compasse nach, die stunde fuͤret von 3-6; II) der spat-gang, von 6-9; III) der stehende gang, von 11-12; IIII) der fla- che-gang, von 9-12 uhr. § 2762 Wegen des stollen-rechtes ist zu merken, daß das stollen- recht ist un- terschiden. selbiges unterschiden sey; anerwogen die tage- und such-stollen mit einem kleinen abtrage, und einer stoll-steuer sich zu begnuͤgen haben. Da hingegen der LXIII haubtstuͤck der tife haubt- und erb-stollen, merere gerechtsa- men hat. Der erb-stolle ist, welcher so tif, als moͤglich ist, mit seiner roͤsche und wasser seige her- an geholet ist, so, daß er das tifeste des gebuͤrges aufschluͤsset, und, nach gelegenheit, keiner unter ihm mit einem stolln ansezen kan. Zehne lachter und eine spanne unterm rasen seiger kommen, heist eine erb-stolln. § 2763 die freihei- ten des erb- stollus. Die freiheiten des erb-stollns sind: I) von ieder zeche, der dadurch das wasser benommen wird, das neuntel; II) der stolln-hieb. Diser bestehet darin, wenn er erzt antrift, derselbe 5 ¼ lachter uͤber sich, von der wasser seige an, und ½ lachter von der weite das erzt weghauen darf. Haͤtte es aber der stoͤllner versehen, und seine was- ser-roͤsche nicht tif genug heran geholet, auch schon unter gekrochen waͤre, d. i. schon unter der erden arbeitete; so mag er solche nicht nachholen, son- dern, wenn ein anderer koͤmmt, und neben ihm einen stolln tifer heran holet, mithin den ersten auserbet, ist er der erbstolln-freiheit verlustig, und wird zum tage-stoͤllner. Weiter gehoͤret zu den erbstolln-rechten, daß, wofern er auf ungemutete, folglich bergfreie gaͤnge kommet, welche erzt fuͤren, der stoͤllner, sonder vorhergegangene mutung, vir- tehalb lachter im hangenden, und eben so vil im ligenden, das erzt aushauen darf, Lehmann s. 186 fg. § 2764 wie es bei den stolln gehalten wird? Gemeiniglich ist der landesherr bei treibung der haubtstolln selbst der stoͤllner. Dises erleichtert den bergbau ungemein. Gleichwol kommet das meiste auf den haubtstolln mit an. Die uͤbrigen stolln leisten ire dinste nicht lang, und werden gar geschwinde durchsunken. Daher sie auch grose vorteile von dem bergwerks-regale. vorteile nicht begeren koͤnnen. Vilmehr, wenn sie das wasser fallen lassen, mithin den tifesten mehr wasser bringen, als benemen, inen gar nichts ge- buͤret, auch, dafern der stoͤllner schuld daran ist, noch darzu bestrafet wird. Treiben aber die stoͤl- len einen stolln-ort auf des andern gange, mithin der gewerkschaft zum besten verarbeiten; so erlan- gen sie den virten pfennig. Anderwerts treiben die gewerken mit dem stoͤllner das stolln-ort zur haͤlfte. Uebrigens hat man stolln-schichtmeister und geschworne, Lehmann s. 188 fg. § 2765 Anlangend die berg-gebaͤude uͤber der erden; so die bergge- baͤude uͤber der erde. stellen sich die poch-werke und scheide-baͤnke dar. Dise beduͤrfen keiner besondern mutung. Die scheide-bank ist eine an den waͤnden angemachte bank, oder gleichsam tisch, bis zwo ellen breit, an welcher die scheide-jungen von sechs bis neun und mereren jaren sizen, und mit einer scheid-faͤu- stel auf einen steinernen oder eisernen pochschlag, das dahin geliferte stuf-werk zerschlagen, zerfezen, und das gute von dem tauben erzte absondern. Hergegen muß das pochwerk, oder wenigstens das aufgeschlagene wasser darzu gemutet, und ein rad wassers in den mutschein gesezet werden. Das wasser darzu mag man durch eines andern grund und boden leiten. Jedoch ist der eigentuͤ- mer deshalber schadlos zu stellen. Die kleinesten quellen werden zu disem behufe aufgefangen, da- mit durch deren zusammenleitung ein pochwerk entstehe. § 2766 Eine bergschmidte kan nicht nach gefallen ange- wie eine bergschmid- te angeleget werden kan? leget werden, sondern die bestaͤtigung daruͤber ist von dem landesherrn oder berg-haubtmanne zu erlangen. Der bergschmidt arbeitet das zum A a a a berg- LXIII haubtstuͤck bergwerke gehoͤrige eisen-zeug um einen fuͤrgeschri- denen preis. Er muß seine probe mit einem krai- le, einer kraze, und beschlagung eines berg-kuͤbels, auch berg- und wasser-tonnen machen. Das bauhaft erhalten beschihet durch ein haͤufgen stei- ne, das er an der ort leget, und dem bergmeister zeiget. Auf dise weise gehet sein recht nicht verlo- ren. Hergegen faͤllet das pochwerk ins freie, wenn in der bestimmten zeit darauf nicht gepochet worden ist. Es koͤnnte denn deshalber eine hin- laͤngliche ursache beim bergmeister angebracht wer- der berg- gebaͤude freiheiten, den. Alle berg-gebaͤude haben das recht mit be- willigung des bergmeisters das wasser zu irem be- hufe anzuleiten. Sie sind von den buͤrgerlichen abgaben frei. Die einquartirungs-last faͤllet weg, wenn sie gleich zur wonung zubereitet, und bewo- net wuͤrden, Lehmann s. 190. § 2767 was muten bedeutet? Die gewonnenen dinge an metallen, mineralien, und fossilien, muͤssen vom landesherrn gemutet werden. Muten heisset in Sachsen, mithin in engen verstande, dem bergmeister schriftlich zu er- kennen geben, wie man in einer gewissen gegend (orte) auf dem gebuͤrge in unverlihenen felde, eine fund-grube (maasen, stolln, wasser, poch- und schmide-staͤtte, oder eine ins freie gefallene zeche) aufzunemen, und zu bauen begere. Dahingegen ausser Sachsen das muten in weitlaͤuftigem ver- stande der gebrauch alles dessen, was ins minera- lische reich gehoͤret, einer mutung bedarf. Der landesherr behaͤlt sich dafuͤr etwas aus, z. e. den zehnten, oder bei den edelen metallen zihet er sel- bige, z. e. bei der silber-bezalung, ab. Bei fos- silien geben die pachter jaͤrlich etwas gewisses. Wo iedoch ein adelicher die steinkolen, ton-erden zu zigel-huͤtten, die stein- und marmor-bruͤche, die kalk- von dem bergwerks-regale. kalk-steine kraft einer unuͤberdenklichen zeit her ge- bracht hat; so dinet ihm dises herkommen anstatt einer ausdruͤcklichen begnadigung. Daher der Schenk zu Herrmannstein wider die einwoner des dorfes behaubtet hat, daß derjenige steinhauer, welcher zugleich ein dorfs-einwoner ist, den 10ten pfennig aus dem stein-bruche, wie ein auswaͤrti- ger steinhauer zu entrichten habe. § 2768 Beim absterben eines gewerkes gehoͤren zu den was zu dem beweglichen eines gewer- kes beim ab- sterben ge- hoͤret? beweglichen sachen: I) die gefaͤlligen ausbeuten, II) die bereits gewonnenen, und uͤber die haͤnge- bank, das ist, aus der grube gefoͤrderten metalle, mineralien, fossilien ꝛc. Die berg-anteile aber rechnet man zu den unbeweglichen dingen. § 2769 Ein glaͤubiger kan sich weder an die berg-teile, ob sich ein glaͤubiger an die berg- teile halten kan? noch den daher ruͤrenden genuß, oder die fruͤchte seines schuldeners halten: es sey dann, daß die schuld vom bergbaue herruͤre; oder daß vorm berg- amte er sein anteil unterpfaͤndlich verschriben haͤtte. Nach ableiben des schuldeners, falls dessen ver- moͤgen nicht anreichend ist; moͤgen die glaͤubiger an den berg-anteil sich halten. Der dibstal an wie der dib- stal an erz- ten bestrafet wird? erzten wird schaͤrfer, als ein anderer bestrafet. Die blossen mineralien und fossilien machen keinen ort des berg-rechtes faͤhig, sondern es muͤssen we- nigstens metalle sich dabei finden. Die nideren metallen, womit ein landsaß belehnet ist, geben ihm das recht ein bergamt zu haben. Gleichwol haben sie sich nach den landesherrlichen berg-ord- nungen zu achten; sie haͤtten denn eine vom lan- desherrn bestaͤtigte ordnung fuͤr sich, Lehmann s. 192. Auf dise art haben die Kur-Saͤchsische ober-aufseher der grafschaft Mannsfeld von Selmniz, und Franz Max, Johann George, A a a a 2 Hein- LXIII haubtstuͤck Heinrich Franz, und George Albrecht grafen und herren zu Mannsfeld die berg-ordnung 1673 ver- fasset, welche der Kur-fuͤrst Johann George zu Sachsen den 28. october 1673 bestaͤtigen, und in seinem hohen namen ausgehen lassen, Kiesling s. 25 und 76. § 2770 der landes- herr kan das schmel- zen der ho- hen oͤfen einschren- ken. Der landesherr kan z. e. das schmelzen der ho- hen oͤfen einschraͤnken. In Kur-Sachsen duͤrfen sie nur XXIIII wochen des jares uͤber gehen, Baus II s. 17. Diejenigen sachen, welche in Kur-Sachsen fuͤr das berg-amt gehoͤren, hat Wabst am a. o. benimet. § 2771 Den vorwurf: als ob die berg-werks-kosten dem einlegen in eine lotteri glichen, hat Kiesling s. 107 widerleget. § 2772 die buͤcher bei den bergwerken, Bei den bergwerken werden folgende buͤcher gehalten: I) das belehnungs (bestaͤtigungs-) buch, II) das schid- und vertrags-buch, III) das kummer- und arrest-buch, IIII) das frist- buch, V) das erb-bereit-buch (vermessungs- buch), VI) das receß-buch, woraus sich der ufstand veroffenbaret, ob die ausbeute die kosten uͤbersteige, oder nicht? VII) das zehnten-buch, VIII) das austeiler-buch, VIIII) der schichtmei- ster-zechen-register, X) das hand-buch, darin die ratschlaͤge und bedenken des berg-haubtmanns, bergmeisters und der geschwornen, sich finden, XI) das schmelz-buch, XII) das probir-buch, XIII) das nachlassungs-buch, Baus I s. 110, XIIII) das gegen-buch. § 2773 des gegen- buches in- halt? Diß gegen-buch enthaͤlt III teile. Der erste begreifet das lehn-buch; der zweite das gegen- buch, von dem bergwerks-regale. buch, darin die berg-anteile beschriben sind, und wem sie zustehen? der dritte heiset das retardat- buch, darin die namen derer aufgezeichnet werden, deren kuksen im retardate verstanden sind, das ist, welche solcher verlustig worden, und ire zubuße mit num. 6 woche des quartals nicht entrichtet haben, Horn de libro metallico antigrapho, Wittenberg 1706, 4. § 2774 Wegen zaͤlung des quartales, und dessen an- wie das quartal ge- zaͤlet wird? fang und endigung in der herrschaft Itter, tat sich in vorigen 1756. jare, zwischen einem Juͤdi- schen und andern gewerke irrung hervor, deren entscheidung von der hisigen juristen-facultaͤt gebe- ten ward. Der Tal-Itterische berg-kalender gi- bet hirunter die maas-regel. Das geding ging dahin: es uͤberlaͤsset N. N. dem N. N. die kupfer von seinen zehn-kuksen, auf 10 jare. Der anfang dises handels soll vom quartale Luciaͤ 1745 anfa- hen. Gleichwol nach ausweise des Tal-Itteri- schen berg-kalenders, das quartal reminiscere mit dem 28. dec. anfaͤnget, und den 27. maͤrz zum ende gehet. Das zweite quartal trinitatis herge- gen den 28. maͤrz eintritt, und den 26. junius sich endiget. Darauf das dritte quartal crucis den 27. junius anhebet, und den 25. september seine endschaft erreichet; imgleichen das virte quartal Luciaͤ den 26. september seinen anfang gewinnet, und am 25. december zum ende koͤmmt; folglich bei ieder quartals-endigung der quartals-schluß gehalten wird. A a a a 3 Vir LXIV haubtstuͤck Vir und sechzigstes haubtstuͤck Von dem salz-regal, und salz-werken. § 2775 das salzre- gal wird fuͤr ein aus dem berg- werks-regal abstammen- des beson- deres regal gehalten. D as salz-regal wird fuͤr ein aus dem berg- werks-regale abstammendes besonderes regal gehalten, immasen das salz, welches entweder als stein-salz gegraben wird, oder aus der erden her- vor quillet, unter diejenigen mineralischen sachen gehoͤret, welche unter das bergwerks-regal zu zaͤ- len sind. In unterschidlichen Teutschen landen ist auch wohl, inhalts der berg-ordnungen, ver- goͤnnet, salz-gruben und brunnen gleich andern mineralien bei den berg-gerichten zu muten und zu bauen; allein dises ist nicht durchgaͤngig zu fin- den, sondern es behalten die landesherren in vilen landen die salz-werke entweder gaͤnzlich fuͤr sich, oder uͤberlassen solche andern auf allerhand weise, eigentuͤmlich, zu lehn, erb-bestands- und pacht- weise, und erheben daher mancherlei einkuͤnfte, Hofmanns disp. de emphyteusi cap. IIII § 9, 10 fgg., von Rohr im haushaltungs-rechte s. 1361 fgg. George Engelbrecht de iure salina- rum, sect. III § 1 fg. s. 34 fg. Im Rheingraͤf- lichen, auch zu Halle, in Schwaben, findet man die salz-soden auf eine erbleihe ausgetan. § 2776 die salz- brunnen sind schon in den aͤl- tern zeiten unter die regalien ge- zaͤlet wor- den. Daß aber die salz-brunnen und das salz schon in den aͤltern zeiten unter die regalien in Teutsch- lande gerechnet worden seynd, ist um so weniger in zweifel zu ziehen, ie deutlicher sich aus den Teut- schen gesaͤzen und urkunden erbricht, daß die kai- ser sich selbiger angemaset, solche verlihen und pri- vilegien deßfalls erteilet haben. Gestalt hirvon II F. von dem salz-regale. II F. 56, die guldene bulle kaiser Carls des IIII ten cap. 9, des mereren besagen. Die belenung kai- sers Ludewigs des frommen an das hochstift Cor- vei mit den salzquellen, stehet in den documenten aus dem Hanauischen archive s. 23 num. 25. Die uͤbrigen fuͤrsten und staͤnde haben selbige teils vor der guͤldenen bulle, teils nach derselben, so- wohl durch privilegien erlanget, als auch lehns- weise erhalten, und sich deren nach und nach aus landesherrlicher hoheit angemaßet. Kaiser Otto I verlihe dem erzbischoffen zu Magdeburg die Hal- lischen salz-quellen, Meibom T. I s. 745 rerum Germ. Leubers Magdeburgischer stapel-unfug num. 1187, Heigius I quaest. 14 num. 27. Wie die Luͤneburgische salz-werke auf Hermann von Billingen gekommen seynd, zeiget Sagittarius in der disp. de origin. et incrementis Sulziae Luneburg. § XI. Heinrich der Loͤwe richtete die Oldensloischen salz-gruben zum vorteile seiner Luͤ- neburgischen salz-werke zu grunde. Helmold in Sax. lib. VIII cap. 27. Kaiser Carl IIII erteilte dem grafen Johann zu Salm im jare 1357 die freiheit: ein salz-werk aufzurichten, Luͤnig im specileg. saecul. II ten teile s. 1921. Nicht min- der hat kaiser Maximilian der II in dem mit den Boͤhmischen staͤnden im jare 1574 aufgerichteten vertrage die salz-werke sich ausdruͤcklich, als ein hohes koͤnigliches privilegirtes regal, in alle wege vorbehalten, Linnaͤus ad auream bullam cap. VIIII § 10, 17, num. 3, Herts disp. de superio- ritate territoriali § 46, von Rohr am a. o. s. 1352 fgg., von Justi II s. 249 fgg. § 199 fgg. Fritsch de regali salinarum iure, von Lude- wig in den consiliis Halens. T. I lib. III cons. 79, Busch de regali salin. iure, Zink im be- meldten grund-risse II § 742 fgg., S. Gothaische A a a a 4 L. O. LXIV haubtstuͤck L. O. P. II cap. 4 tit. 5, Stisser am a. o. cap. 5 abt. 3 § 6 s. 172. Wenn also die salz-werke nicht zu den regalien gerechnet worden waͤren, haͤtten die kaiser daruͤber nicht gebaren koͤnnen. § 2777 worin das salz-regal bestehet? Es bestehet aber das salz-werks-regal in dem hohen rechte, vermoͤge dessen ein landesherr sich die in seinen landen befindliche, und in dem pri- vat-eigentume nicht stehenden salz-quellen und salz- steine aufsuchen, salz-werke anrichten und solche sowohl fuͤr den stat behalten, als auch andern verleihen kan. Disemnach ist nimand befugt, die salzwerks-rechte eigenmaͤchtig und one verguͤn- stigung des landesherrns sich anzumaßen, Geor- ge Engelbrecht de iure salinarum sect. II § 6 s. 19, sect. III § 1 fgg. § 2778 solches kan andern ver- lihen wer- den, wobei iedoch die hoheits- rechte vor- behalten sind. Die verleihung mag von dem landesherrn nicht allein gegen eine gewisse abgift, sondern auch um- sonst beschehen. Wenn nun gleich dises sich zu- traͤget, bleibet dennoch das recht dem landesherrn vorbehalten; desfalls behoͤrige gesaͤze und ordnun- gen fuͤrzuschreiben, ordentliche collegia und bedinte zu bestellen, alle oder die obere gerichtbarkeit daruͤber auszuuͤben, gewisse personen von diser narung auszuschluͤssen, alle dahin gehoͤrige kuͤnste und wissenschaften, nebst den anstalten darzu zu befoͤrdern, das recht den handel und verkehr ein- zurichten, steuren und andre auflagen, wie von andern guͤtern der untertanen, davon zu fodern, allerhand freiheiten dabei zu erteilen, mancherlei strafen und zwang-mittel zu bestimmen, seinen holz- und kolen-verkauf mit vorteil und vorrechten zu verordnen, salz-contoir-magazine, niderlagen anzuordnen, Bernhart Gottfrid Hezels de sa- linis earumque inspectione magistratui ciuita- tum von dem salz-regale. tum imperialium competente, Altorf 1750, Engelbrecht sect. II § 9 s. 27 fg. sect. III § 1 fgg. Ob und wie fern die salzniderlage auch monopolien einzufuͤren seynd? davon handelt der von Ludolf obs. LXXII s. 155. Man kan auch die beim kammer-gerichte in sachen der aͤmter Stoppelberg ꝛc. wider Nassau-Weilburg ver- handelte gedruckten schriften und urtel zu rate zihen. § 2779 Wie farlaͤssig die rentkammer-verfassung und die rent- kammern sind ehedem bei einrich- tung der salzwerke farlaͤssig ge- wesen. die beobachtung der regalien ehedem gewest, sol- ches ergeben die alten einrichtungen der salz-werke; die landesherrn uͤbergaben solche entweder an eine soͤder-zunft, wie die grafen von Hanau mit der eintraͤglichen salz-quelle zu Nauheim taten. Da- hingegen ihnen ein ieder soͤder jaͤrlich zweine gulden entrichtete, besage der beschreibung der Hanau- Muͤnzenbergischen lande, 1720 fol. s. 45, und der urkunde num. 103 bis 115. Das salzwerk zu Frankenhausen gehoͤret den buͤrgern. Der Lan- desherrschaft geben dise von einem stuͤcke salzes, oder 1 scheffel ¼, einschluͤßlich der uppenstuͤcke 2 groschen zolles. Andre Landesherren haben die salzwerke zu lehne gereichet, wie z. e. in Halle, ausser, was die landesherrschaft besizet im tale, wo sich gutsherrn, welche teilhaber an den salz- boͤrner sind, und auf irer auslaͤufte sizen, oder die eine salz-kote haben, welche die soole versiden und pfaͤnner heisen, befinden. Zu Schoͤningen haben sich einige buͤrger die salz-quellen zugeeignet, dergleichen ist auch vom salz-werke zu Salz-Deth- furt, im Hochstifte Hildesheim zu sagen, imglei- chen zu grosen Salza, zu Stassfurt, zu Solen und Suldorf. Wie denn der stadtrat zu Sulze, im Meklenburgischen, nebst der buͤrgerschaft die A a a a 5 salz- LXIV haubtstuͤck salz-pfannen hat, nicht minder zu Salzungen die pfaͤnner das salz-werk untern haͤnden haben; auch zu Halle in Schwaben solches den privat-perso- nen, wie zu Luͤneburg eigen ist. Der herr Jung de iure salinarum cap. III § 10 fgg., will hieraus den schluß herleiten, daß die salz-werke vor dem zu den regalien nicht gehoͤret haͤtten; tue hinzu den freiherrn von Lynker resp. VIIII , iedoch so- wohl die bewaͤrtesten rechtslehrer, als auch die rent- kammern rechnen die salz-quellen zu den regalien. § 2780 das salz ist mancherlei. Es gibet mancherlei salz, als meer-berg-quel- len- holz-salz, Joh. Heinrich Jungs de iure salinarum tum veteri tum hodierno liber sin- gularis, Goͤttingen 1743, 4, cap. III § 6 s. 102 fgg., von Justi am a. o. § 20 s. 250 fg., Stisser § 7-9 s. 172 fg. In betref des berg- oder gru- ben-salzes waltete ein streit zwischen Salzburg und Berchtesgaden vormals ob, von Ludolf obs. CCLXVII s. 156, III. Von dem meer- salze ist bei dem wasser-regal gehandelt worden. Sihe das oͤconomische lexicon unter dem worte salz. Das aus salzbornen kommende salz wird fuͤr besser und gesunder, auch schmackhafter und reiner, iedoch schwaͤcher, als das see- und berg- salz gehalten. Das born-salz teilet sich in grob wuͤrfeliches, und klein wuͤrfeliches. Jenes ist staͤrker als dises. Das Luͤneburgische und Coͤl- nische sind grobwuͤrfelich, oder grob-koͤrnig; das Hallische aber klein-koͤrnig, Joh. Gottschalks Wallerins mineralogie § 86 s. 224. Der bauer haͤlt auf grobes und graulichs salz. Allein von der groͤse auf die staͤrke des salzes zu geben, ist ein fehl-schluß. Zu Schmalkalden war es kleinkoͤr- nig, man machete es hernach groskoͤrnig, schaffe- te es aber wieder ab. § 2781 von dem salz-regale. § 2781 Der salz-born ist eine quelle, aus deren wasser was der salzborn ist? man das salz siden kan. Dises ist eine mit wasser vermischte feine erde, Stahl im opusculo chy- mico-physico-medico s. 96 fgg. Der Mar- perger im kaufmanns-magazine s. 363 fg. sezet 22 kennzeichen eines guten salzes. Der grose chy- micus Neumann s. 99 fg. des I ten bandes II ten teile sezet folgende eigenschaften des mittel- oder koch-salzes: 1) daß es aus einem sauren salze und einer laugenhaften erde bestehe, 2) die brennbare materi vermere, 3) daß es sich in ein urinhaftes salz verwandele, und 4) die feuchtigkeiten leicht anzihe, oder nach Woltersdorfs mineral-system s. 31, welches eine weißliche figur hat, salzigt schmeckt, und in feuer prasselt (§ 2652). § 2782 Wenn ein zusammen geflossener mineralischer wie die salz- quellen ent- stehen? saft in der erde seine kraft einer wasser-quelle mit- teilet, so entstehet daraus eine salz-quelle. Dise ist entweder reichhaltig, oder reich, oder arm. Reiche sind, wenn sie im auslaufen eine roͤre von 4 zollen im durchmesser fuͤllet, oder daß iederzeit soole aus dem borne, oder schachte kan geholet wer- den, anbei etwa 3, 2 oder wenigstens 1½ lot schwer ist, und solches heisset reich zum gradiren. Reich- haltig nennet man diejenige soole, die man nicht gradiren darf, sondern aus dem borne sofort siden kan, wie zu Reichen in Baiern, Halle im Mag- deburgischen, Luͤneburg, Halle in Schwaben. § 2783 Nach der Wendischen sprache heisset das was- was die soo- le bedeutet? ser aus einem sulzborne die soole, auf Teutsch die sulze. Jemehr dise suͤsses wasser bei sich fuͤret, desto leichter ist selbige. Die absonderung des suͤssen wassers ist demnach der haubt-kunstgriff. Zu LXIV haubtstuͤck Zu Halle im Magdeburgischen werden zu disen behufe 1) ochsen- oder rinder-blut, 2) eierschalen, und 3) breihan in die pfanne getan. von Justi II § 201 s. 252 fg., von Rohr im haushaltungs- rechte X ten buche V ten cap. § 15 s. 1359 fg. Allein an andern orten, nur wenige salzsidereien und die zu Salso bei Parma ausgenommen, bedarf man des rinderblutes nicht. Etliche duzend eier nebst der schalen in kalkwasser, mit ruten geschlagen und denn in die pfanne geschuͤttet, worin sirop ge- sotten wird, hat eine bessere sonderungs-kraft. Sonst gibet Hondorf vom Hallischen salzwesen die beste anleitung, wo man die zusaͤze bei dem von Dreyhaubt in der Beschreibung des saal- kraises I ten teile hinzufuͤget. Und da der fuͤrstli- che kammer-director und ober salz-graͤfe herr Waiz zu Cassel, die Hessischen und das Hanaui- sche salzwerke in eine ungemeine aufname gebracht hat; so wuͤrde man aus dessen grundsaͤzen diß- falls sehr guten nuzen schoͤpfen koͤnnen, wenn sie an das licht kaͤmen. Wie denn derselbe durch hebung des grosen steines, der in der salz-quelle zum Alendorfe lag, diser einen grosen zuwachs verschaffet hat. § 2784 wie die salz- quellen ein- geteilet werden? Die salz-quellen werden entweder nach berg- werks-art eingeteilet, wie die zu Halle im Magde- burgischen, der Teutsche born in 128 quarten nach der weise einer kukse, der gut-jar in 24, der Mederiz in 80 quarten; der Hakeborn hinge- gen in 32 noͤsel eingeteilet werden. § 2785 wie die hal- tung einer quelle be- trachtet wird? Die haltung einer quelle wird nach den loten betrachtet, z. e. die salz-quelle zur Julius-Halle, in Braunschweig-Wolfenbuͤttelischen haͤlt sieben bis achtehalb lote, von Rohr beschreibung des Ober- von dem salz-regale. Ober-Harzes s. 301, die soole zu Frankenhausen in Thuͤringen ist 10 bis 11 loͤtig, stats- und reise- geographie VI s. 1011, der gehalt der salz-quelle wird entweder vermittels einer sool-wage, aus glase, messing, oder silber, besage Leupolds in theatro machinarum, oder am sichersten uͤber dem feuer durch das siden erforschet, Gasser am a. o. s. 261 § 3. § 2786 Je leichter die soole ist, desto mehrer gradirung die leichte soole muß gradiret werden. bedarf diselbige. Solche beschihet im gradir- hause oder leck-werke. Dises ist ein langes ge- baͤude, dadurch die luft streichen kann, welches mit einem dache versehen ist. Unter disem ligen die rinnen, unter disen aber das leck-werk, wor- auf die soole von oben aus den rinnen tropfenweise und vollends herunter in den kasten faͤllt, waͤren- der zeit aber staͤrker wird, indem die luft die suͤßen teilgen der soole auslecket. Das leckwerk wird aus stroh, oder nach Boͤsens fuͤrschlage besser aus doͤrnern gemachet. Man sehe die be- schreibung des Hanauischen salz-werkes zu Nau- heim in der Wetteran beim Kevsler I s. 50, von Justi am a. o. II s. 251 fgg. Die soole ist durch roͤren und gerinne vermittelst der kunst-werke in die koten zu bringen, immasen dises die sparungs- kunst erfodert. § 2787 Die policei, auch die rentkammer, kan hinter- wie die pro- ben des salz- wassers zu machen sind? gangen werden, wenn sie den angebern der ent- wuͤrfe zu leichte glaubet, und ein salzwerk anlegen will, iedoch es die kosten nicht austraͤgt; so ist nach den versuchen Isaac Newtons in den prin- cipiis philosophiae naturalis mathematicae s. 373 voraus zu sezen, was maßen das salzwasser bei- nahe zweimal zu schwer, als das suͤsse wasser sei, Kuͤhn LXIV haubtstuͤck Kuͤhn von dem ursprunge der quellen ꝛc. § 2 s. 23. Sodann ist die probe vermittelst einer starken aus- duͤnstung zu machen. Denn dise vertreibet das suͤße wasser allmaͤlich, und das zuruͤck geblibene wird immer mehr und mehr salziger, bis endlich nichts als das gedigene salz uͤbrig bleibet, Kuͤhn § 83 s. 86. Daher laͤsset man vile pfunde davon kochen, und so weit ausdunsten, bis sich ein haͤut- chen, oder kleine crystallgen auf die oberflaͤche des salzes sezen. Hernach ist das Feuer zu vermin- dern, damit die soole nur maͤßig warm bleibe und dampfe, so werden die vorher kleinen crystallen groͤßer wachsen, welche in der solution zu boden gehen. Sollte sich bei einem etwa zu starken feuer eine haut darstellen, ist dise zu zerbrechen, weil sie das ausdampfen behindert. Ist die soole derge- stalt eingedicket worden, daß die salz-crystallen fast an ire ober-flaͤche reichen; alsdenn gise die soole von den unten sich gesezten crystallen ab, und be- handele sie nach eben diser fuͤrschrift ferner; die gesammleten und in gelinder waͤrme getrockneten salz-crystallen zihe man auf der wage auf. Joh. Andreen Cramers anfangsgruͤnde der probir- kunst s. 647, Friderich Hofmann opusc. phy- sico-medicorum t. I s. 340. § 2788 wie vil aus einem pfun- de salzwas- ser salz ge- sotten wird? Oder nimm aus dem Teutschen borne zu halle an XXV pfunde wassers, daraus werden gesotten 5 pfund, 3 unzen und 7 quentgen salzes: aus dem gut-jare XXV pfund soole genommen, tun 5 pfund 2 unzen salzes: aus dem Metriz XXV pfund soole betragen 5 pfund salzes: aus dem Hacke- born XXV pfund soole, geben 5 pfund und 2 un- zen salzes; folglich gibet der Teutschen bornes 1 pfund soole, 3 unzen und 3 quentgen salzes: 1 pfund sole des gut-jares enthaͤlt 3 unzen 2 quent- gen: von dem salz-regale. gen: aus dem Metriz 1 pfund soole, tut 3 unzen 1 quentgen 36 grane. Ein pfund soole des Ha- ckeborns lifert an salze 3 unzen und 2 quentchen. Zu Reichen-Halle in Baiern sidet man aus 1 pfunde soole 4½ unzen 2 quentgen salzes. Das pfund Luͤneburgischer soole gibet 4 unzen salzes. Ein pfund Staßfurtischer soole enthaͤlt ¾ unzen salzes. Zu Grosen-Salze tut ein pfund soole 2½ unzen und 1 quentgen salzes. In Alt-Salza haͤlt ein pfund soole 1 unze ½ quentgen salzes. Von gleichem gehalte ist die soole zu Suldorf. Die soole zu Frankenhausen hat in 1 pfund soole 1 unze und 3 quentgen salzes. Die soole zu Allendorf ist reich an 1 pfund mit 1½ unzen salzes. Die salz-quel- len zu Aschersleben, Colberg und Salzungen ent- halten in 1 pfund soole 1 unze salzes, Hofmann am a. o. s. 345. Zu Halle heiset ein werk , das aus zweien stuͤcken bestehet, und 36 eimer soole enthaͤlt. Diß wird in 4 stunden gar gesotten, daß demnach in tag und nacht 12 stuͤcke gekochet werden koͤnnen. Diß ist also derjenige koͤrper, welcher aus seinem eigenen sauer-salze, und einer besondern alcalinischen erde bestehet. Joh. Jun- kers abhandelung der chemi s. 422 des III ten tei- les, wo er auch die zubereitung des koch-salzes lehret. Sihe auch Stahlen von den salzen s. 146. Was man zu Halle im tale nennet; das heisset zu Luͤneburg in der suͤlze; so dann bedeutet suͤlze das aus der soole gekochete. Die bleiernen pfan- nen sind etwa 2½ ellen lang und nicht gar 2 breit, spannen tif, und eines kleinen fingers dick. Hat die sahle 2 stunden gekochet; so ist das salz gar, und wenn es herausgeschoͤpfet worden, trocknet es in zwei stunden, welches zu Halle mit dem duͤrren und trockenen muͤhsamer zugehet. Gasser am a. o. s. 265, 266. Das uͤbrige beschreiben Macrinus LXIV haubtstuͤck Macrinus von der Luͤneburgischen suͤlze, und Zacharias Conrad von Uffenbach im I ten teile der merkwuͤrdigen reisen s. 485 fgg. § 2789 die salzwer- ke sind einer besondern fuͤrsorge des landes- herrns wuͤr- dig, Alldieweil das salz ein unentberliches stuͤck zur lebens unterhaltung fuͤr menschen und thiere ist, folglich dem state vil daran ligen muß, daß die untertanen damit nicht allein versehen werden, sondern auch ire narungs-geschaͤfte vermeret, das gelt im lande erhalten, und wo moͤglich, solches in das land gebracht werde; so wuͤrdigen die salz- werke allerdings einer besondern fuͤrsorge des lan- desherrns. § 2790 worin die hoheits- Bei dem salzwesen aͤussern sich sowohl die ho- heitsrechte, als auch die policei die behoͤrigen an- stalten dabei vorzukeren hat. § 2791 rechte dabei bestehen? In belange der hoheits-rechte ergibet sich, daß der landesherr die haals-thals-salz-pfaͤnner beut- ordnung ꝛc. ausgehen laͤsset, die gerichte desfalls verordnet, die personen darzu, auch bei den salz- werken selbst zu aufsehern bestellet, als salzgraͤfen, haal-haubt-leute, haalpfleger, haal-sod-meister, thalvoͤgte, baar-meister, salz-verwalter, beuten- meister, oberseger, ober- und unter-born-meister, pfannherrn, salzmeister, gradir-meister, born- und gegen salz-schreiber ꝛc. (§ 554 § 555), deren amt und obligenheiten bestimmet, naͤchst dem die ei- genschaften, das lon, und die arbeit der bei dem salzwerke arbeitenden leute, die zeit, die art und weise der bornfahrt, des sidens, die anzahl des salzes, die billigen preise, das mas, der verkauf, die eigenschaften der pfaͤnner und gutsherrn ꝛc. fuͤrschreibet. Die salz-ordnungen zu Halle im Magdeburgischen, Frankenhausen und Salzun- gen, von dem salz-regale. gen, hat Baus dem III ten teile seiner einleitung zu den bergrechten s. 60-158 einverleibet. Fritsch am a. o. Ausserdem erstrecket sich die landesho- heit uͤber das verbot fremdes salz einzufuͤren, und die erteilung der monopolien, F. H. Casselische greben-ordnung tit. 21 s. 48 fg., F. S. Gothai- sche landes-ordnung im II ten teile cap. III tit. 28. Kur-Braunschweig-Luͤneburgischer landes-ord- nungen III ter teil cap. 4 s. 296 fgg. s. 303, 318, 329, 332 fgg. Engelbrecht am a. o. sect. I § 6 s. 10, sect. II § 7 s. 24 fg., freiherr von Cramer s. 171 der nebenstunden II. § 2792 Die policei sorget, daß die salz-soden von der der policei fuͤrsorge bei dem salz- werke, stadt oder dem orte entfernet, die pfannen an feu- er-feste orte gebracht, und wohl verwahret, die gradir-haͤuser, wo dergleichen noͤtig sind, benebst den bornen reinlich erhalten werden. § 2793 Nicht minder hat sie dahin zu wachen, daß gu- auch salz- siden, tes, tuͤchtiges, reines, und gar gesottenes, festes, klein-koͤrnigtes, weiß, leicht am gewicht, rein am geschmack, dauerhaft, scharf auf der zunge, tro- ckenes, nicht uͤbel richendes, auch lauter und durchscheinend, mit andern erd-saͤften nicht ver- mischtes salz verschaffet werde, damit dasjenige, was damit eingesalzen wird, wohl erhalten und fuͤr faͤulniß bewahret werden moͤge. Dahinge- gen das unreine, ungare salz nicht zu dulten ist, Hoͤnns betrugs-lexicon s. 323 fg. und in der fort- sezung desselben s. 83. § 2794 Ferner richtet die policei hirbei ihr augenmerk der holz- sparkunst u. der ausfuhr halber, auf die holz-sparkunst, verordnet bei vorhandenen mangel des holzes den gebrauch der stein-kolen, oder des torfes, bei dem salz-siden auf die beque- B b b b mere LXIV haubtstuͤck mere feuerung, Kellner im salz- und bergwerks- buche, Lehmanns siben erwisene verbesserungen des salzsidens, ordinirung der gradir-haͤuser, heiz- und sid-maschine, holz-sparkunst. Weiter ist die policei auf die ausfuhr des uͤberfluͤssigen salzes bedacht. § 2795 der salz- werke an- schlag. Wenn die salz-werke in anschlag gebracht wer- den sollen, richtet man sich dabei ungefehr nach dem ertrage von 6 bis 9 jaren. § 2796 wie sie von den privat- personen be- sessen wer- den? Die salz-guͤter werden von den privat-personen auf mancherlei weise besessen und erlanget, Jung am a. o. cap. III s. 152 fgg. In Schwaͤbisch- Halle sind dreierlei gattungen derselben: 1) die erb- und eigen-siden, woruͤber dem besizer ein voͤl- liges eigentum zustehet, 2) die erb-eigener, oder frei eigene erb-siden, 3) die erb-fluͤsende sidens- gerechtigkeit, Hofmanns disp. de emphyteusi, cap. 4 § 9-11. Kein auswendiger buͤrger, der nicht in der stadt Halle ringmauer seshaftig ist, wird inhalts der Haͤllischen haal-ordnung art. 13, zu dem salz-siden zugelassen, noch ihm diselbe heim geschiden; welches ebenfalls in der Frankenhaͤusi- schen salz-ordnung art. I , und verschidenen andern verordnet ist. Zu Halle in Sachsen muß ein ieder, der pfaͤnner werden will, bei der besazung an eides statt angeloben, daß er kot und guͤter fuͤr sein eigenes gelt erkaufet habe, auch der pfaͤnner gewinn ihm zukomme; demnaͤchst werden die guͤ- ter durch beeidete verschlaͤger auf einen gewissen preis geschaͤzet; die ausrechnung nach zobern ge- machet, herren gut, gereute und schwebsole gese- zet, und zum siden ausgesprochen. Hofmann in der beschreibung des salzwerkes zu Halle cap. XII s. 47-50, von Rohr am a. o. § 16, 17 s. 1361 fgg. § 2797 von dem muͤnz-regale. § 2797 Die salzwerke werden von den einquartirungen sind von einquarti- rungen be- freiet. befreiet zu seyn gehalten, Tabor de metatis P. III cap. 3 § 10, Fritsch am a. o. cap. 5. Fuͤnf und sechzigstes haubtstuͤck von dem muͤnz-regale. § 2798 D as muͤnz-regal ist uͤberhaubt das recht, aller- worin das muͤnz-regal bestehet? hand gelt-sorten, nach behoͤrigen schrot und korn, auf eine rechtmaͤsige weise praͤgen zu lassen. § 2799 Bei den muͤnzen aͤussern sich ebenfalls die ho- die hoheits- rechte bei den muͤn- zen. heits-rechte, und zwar in absicht auf die dahin einschlagenden angelegenheiten und deren anord- nung, einrichtung, gesaͤze und ordnungen daruͤber zu machen, den wert der fremden im lande herum gehenden muͤnzen zu bestimmen, darnebst solche nach befundenen umstaͤnden zu verrufen, auch sie wieder fuͤr guͤltig zu erklaͤren, immaßen die fuͤr- sorge des landesherrns sich dahin erstrecket, damit die untertanen durch falsche und geringhaltige muͤnzen nicht betrogen, vilmehr das aufnemen der commercien benebst dem gewerbe befoͤrdert wer- den. Nicht minder stehet dem landesherrn zu: die ausfuhr, aufwechselung, beschneidung, ver- faͤlschung, einschmelzung, das falsche muͤnzen zu verbiten, strafen desfalls zu sezen, Heinec ciu s in der disp. de reductione monetarum ad iustum pretium. § 2800 Das muͤnz-regal muß die wolfahrt des states das muͤnz- regal soll die wolfart zum haubt-zwecke haben, in betracht die unterta- B b b b 2 nen LXV haubtstuͤck des states zum haubt- zwecke ha- ben. nen durch schlechte muͤnzen grosen schaden leiden, welcher endlich auf den landesherrn selbst faͤllet, Reichsabschid 1570 § 121, von Justi am a. o. II s. 269 fg. s. 275, Zink im grundrisse einer einlei- tung zu den kameral-wissenschaften II ten teile § 957 fgg. § 2801 das muͤnz- regal sezet keine lan- deshoheit voraus. Das muͤnz regal sezet keine landes-hoheit vor- aus, sondern es kommet desfalls auf die von kai- sern, auch landesherren erhaltene muͤnz-freiheit, oder auf die in seinem lande besizende bergwerke, auch das unuͤberdenkliche herkommen an, Reichs- abschid vom jare 1570 § 132. Disemnach koͤnnen privat-personen, landtstaͤdte, sotane muͤnz-freiheit wohl haben, von Ludewig in der einleitung zum Teutschen muͤnz-wesen s. 266, herr H. R. Buder in der disp de monetariis principum ac ciuita- tum Germaniae, dictis hausgenossen, Jena 1751, Dr. Orth in den anmerkungen uͤber die Frank- furtische reformation im II ten teile s. 627 fgg. und dessen fortsezung s. 572 fg., Mascov de iure cir- ca rem monetariam in terris circuli Saxoniae superioris § II , Leipzig 1723, wie denn auch landstaͤdte von irem landesherrn ehedem das muͤnz- recht verlihen erhalten, Friderich Heusinger von dem nuzen der Teutschen muͤnz-wissenschaft cap. VII § 18 s. 183; die kaiser hergegen gewissen ge- schlechtern in den Reichsstaͤdten Worins, Augs- burg, Frankfurt ꝛc. solches vergoͤnnet haben, die sich vom muͤnz-hause den namen der muͤnz-ge- nossen beilegeten, Joh. Philipp Carrach de regali cudendi monetam ex superioritate ter- ritoriali, non ex priuilegio imperiali compe- tente, Halle 1749, 4, und de interpretatione legum imperii fundament. inprimis moneta- lium cet. 1752, 4. § 2802 von dem muͤnz-regale. § 2802 Unter den Franken hatten die kaiser und koͤnige wie das muͤnz-recht erlanget worden ist? die obsicht uͤber das muͤnz-wesen allein; disemnach nimand das muͤnz-recht one kaiserliche freiheit und wofern er es nicht rechtmaͤsig hergebracht hatte, ausuͤben durfte, welches auch in den folgenden zeiten beobachtet wurde, bis auf die guͤldene bulle, da inhalts tit. X § 1-3 den kur-fuͤrsten, und be- sage des Reichsabschides vom jare 1551 § 48, muͤnz-ordnung kaiser Ferdinands des I vom jare 1551 § 174, R. A. 1570 § 133, R. A. 1594 § 103, kaiser Leopolds muͤnz-edict 1676, 1680 denen Reichsstaͤndten, welche berg-werke haben, das muͤnz-recht uͤberlassen wurde, herr graf Heinrich von Buͤnau in der disp. de iure circa rem mo- netariam in Germania, cap. II § 41 fg. s. 61 fg. Heusinger am a. o. cap. VII § 14, 15 s. 174 fg. Die freiheiten der reichs-grafen, welche sie des- falls haben, sind im thesauro iuris comitum des Luͤnigs s. 764 bemerket. Diejenigen Reichs- grafen, welche taler geschlagen haben, erwaͤnen Koͤhler in den vorreden zu den XIIII ten und fgg. teilen der muͤnz-belustigungen, auch der freiherr von Guden in der beschreibung der cabinets-taler s. 105-115, und Lilienthal im taler-cabinet s. 216- 231. Von den talern der Neichsstaͤdte handeln Koͤhler am a. o. im XVIII ten teile und fgg. worinn er mit Nuͤrnberg beschlossen hat; sodann der freiherr von Guden s. 116-122, Lilienthal s. 231-243; die Burg-Fridbergische taler erwaͤ- nen von Guden s. 105, Koͤhler VI s. 25, und XVIIII s. 1. Von den staͤdten, die keine Reichs- staͤdte, und dennoch das muͤnz-recht haben, von Guden am a. o. Es gehoͤren dahin Hannover, Einbeck, Goͤttingen, Luͤneburg, Corbach, u. s. w. Heusinger am a. o. cap. VII s. 186. Sotanes B b b b 3 muͤnz- LXV haubtstuͤck muͤnz-recht ist aber nur von ausgebe- und in han- del und wandel uͤblichen gelte, keinesweges aber von denk- und schau-muͤnzen, rechen- oder zal- pfennigen zu verstehen; als die von privat-perso- nen gepraͤget werden koͤnnen. § 2803 wie heuti- ges tages das muͤnz- recht vom kaiser ertei- let werden soll? Heut zu tage soll der kaiser one vorwissen und absonderliche einwilligung der kur-fuͤrsten und ver- nennung, auch billige vernemung desjenigen krei- ses bedenken, darin der neue muͤnz-stand gesessen ist, nimand, wes standes oder wesens der sey, mit muͤnz-freiheiten, oder muͤnz-staͤtten begaben und begnadigen, Wahl-capitulation art. VIIII § 6 § 11. § 2804 was die muͤnze und schlaͤgeschaz bedeutet? Die muͤnze bedeutet das gepraͤge, weiln ein bildnis oder rabus auf der muͤnze stehet. Praͤgen heisset schlagen; daher auch der schlaͤge-schaz, pe- cunia quae soluitur pro signo monetali, ent- standen ist. Denn wer ehedem silber hatte, ginge in die muͤnze und lise sichs praͤgen. Dises muͤnz- lon hise schlaͤge-schaz. Nachher, als man das gold, oder silber, mit einem zusaze begabete, hise der gewinst daran schlaͤge-schaz. Heut zu tage heiset schlaͤge-schaz, was zu unterhaltung der muͤnz- waradeine, zu bereitung der anstalten und verzin- sung des von landesherrn in das muͤnz-wesen ver- wandten capitals gewidmet ist. Sihe des herrn vice-kanzlers van Praun gruͤndliche nachricht von dem muͤnz-wesen, Helmstaͤdt 1741, 8, im I sten teile cap. I § 8 s. 13 fgg. Dahir zu Mar- burg heisset der schlaͤge-schaz eine abgabe, die der buͤrger vom erkauften vihe, am tore, zu erlegen hat. Ehedem erhilten die hisigen burgmaͤnner ihr manngelt aus dem schlaͤge-schaze. § 2805 von dem muͤnz-regale. § 2805 Die muͤnze wird also das von einem muͤnz- wenn das wort: mo- neta ge- brauchet worden ist? stande, sowohl muͤnz-genossen, nach dem bestimm- ten schrot und korne ausgepraͤgte metall (gold und silber) genennet. Das wort moneta ist nach des Schlegels meinung de numis Isenac. s. 135 schon im neunten jarhundert von den Franken und Teut- schen gebrauchet worden. § 2806 Die Fraͤnkischen koͤnige schlugen dicke muͤnzen, die muͤnzen der Fraͤnki- schen koͤni- ge. schillinge und pfennige, Wachter am a. o. unter dem worte: pfennig, schilling, von Praun am a. o. I cap. II § 7 s. 54 fg. § 9 s. 60 fg. cap. III § 1 s. 62 fgg. cap. IIII § 6 s. 106 fg. Nach den zeiten Carls des grosen kamen die pfunde auf; 1 pfund tate 20 schillinge, oder 240 pfennige. Wie aber nachher die bergwerke im Teutschlande auf dem Harze um Goßlar entdecket wurden, und vile dicke muͤnzen, welche inwaͤndig kupfer, oder eisen waren, so hilten die Teutschen fuͤr gut, ire muͤnzen von dinn metall-bleche zu schlagen: dise muͤnzen hisen bracteaten, hohl-muͤnzen, blech- muͤnzen, pfaffen-pfennige. Ob es aber guͤldene blech-muͤnzen gegeben habe, untersuchet Koͤhler in den muͤnz-belustigungen II s. 97 fg., Frid. Heusinger von dem nuzen der Teutschen muͤnz- wissenschaften mittlerer zeiten cap. II § 84 s. 12 fgg. cap. 4 § 29 s. 78 fgg. Thue hinzu Otten Sper- lings epist. de nummorum cauorum origine. Dise konnte man nun nicht wohl zaͤlen, weiln sie sonst zerbrochen waͤren; derohalben wurden sie zugewogen und nach pfunden gerechnet, welches die Franzosen, Engellaͤnder, Italiener, auch zu tun pflegeten. Joh. Aler. Doͤderlein de num- mis Germaniae mediae, quos vulgo bractea- tos et cauos appellant, J. G. Liebknecht tr. B b b b 4 de LXV haubtstuͤck de bracteatis nummis Hass. Helmstaͤdt 1706, Christ. Schlegels apotelesma de nummis Hersfeldens. Die schillinge (solidi) waren et- was dicker und staͤrker, hatten darnebst auf ieder seite ein besonderes gepraͤge, Doͤderlein am a. o. s. 34 fg. Von den denariis und obolis sihe den Friderich Heusinger am a. o. cap. 3 § 4, 5 s. 19 fgg. § 2807 von den marken, Eine mark war ehedem vom pfunde unterschi- den, und hat im XI ten jarhunderte nach heutiger art 8 species taler, im XIIII ten jarhundert 3 flo- renen bedeutet. Nachher sind die mark und das pfund einerlei geworden, und haben 16 lote be- deutet. Nachdem aber die marken mancherlei wurden, so ist dabei bemerket worden, welches landes, oder ortes gewicht es seyn solle, Mascov am a. o. sect. II § 4, Grashof in den origin. et antiquitat. Mulhusin. cap. III s. 119 fg., herr von Westphal in der vorrede zum 4ten bande der monum. inedit. s. 110, herr von Praun am a. o. I cap. III § 25 s. 65 fgg., Joh. Mi- chael Heusingers disp. de veteris pecuniae Ger- man. maximeque Isenacensis pretio § 4; 1428 schlug man zu Nuͤrnberg schillinge, deren 86 auf die Nuͤrnberger mark gingen. Der poͤbel hise sie plapperte. Das ungepraͤgte silber ward nach marken loͤtigen silbers, das gepraͤgte aber nach markpfennigen geschaͤzet, Koͤhlers muͤnz-belusti- gung XI s. 123; den wert der marken findet man ebenfalls daselbst s. 212. In Nider-Sachsen heisset witte das korn, und wichte die schwere, oder der schrot, Koͤhler am a. o. s. 213, von Praun am a. o. cap. III § 5 s. 69 fg. Mark- waͤhrung zeiget die muͤnz-sorten an, welche an disem oder jenem orte besonders gaͤng und gaͤbe waren. § 2808 von dem muͤnz-regale. § 2808 Die talente stunden ehedem ebenfalls hoch. von talen- ten, Nachgehends galt ein talent siben und ein virtel florenen. Sodann wurde das talent der mark und dem pfunde gleich. § 2809 Man zaͤlete ferner nach pfund-pfennigen. Ein von den pfund- pfennigen. solches pfund tat anfaͤnglich 8 rthlr. Im 14ten jarhundert galt das pfund vir Rheinische guͤlden, 1442 galt es einen Reichsthaler. Nach heutigen gelte tut 1 fl. so vil als ein pfund pfennige und 12 heller. Das pfund pfuͤndiger pfennige galt eine mark silbers. Im jare 1741 behaubteten die Reichsstaͤnde gegen den kaiser, daß 1 pfund pfen- nige nur 1 fl. 8 kreuzer 4 heller ausmache, und 1 pfund heller nur halb so vil, naͤmlich 34 kreuzer 2 heller. Der kaiser aber wollte iedes pfund hel- ler mit 2 fl. bezalet haben. § 2810 Haͤller sind von Halle in Schwaben also be- von den haͤllern. nennet. Ehedem war 1 haͤller so vil, als izt ein kreuzer. Um das jar 1430 galten in Franken 180 haͤller 1 fl. und 1 pfund haͤller 1 fl. 3 ggr. Wie die haͤller inhalts der muͤnz-ordnung 1559 kaiser Ferdinands I haben ausgemuͤnzet werden sollen, besaget deren § 30. Izt machen 4 haͤller 1 kreu- zer, hingegen tun 2 in Sachsen 1 pfennig. Die pfund-haͤller und pfennige sind nicht allezeit in ei- nem werthe gebliben, repertorium iuris publici s. 559 s. 964 fg., Wehner in den obseruat. practicis. Ein schilling-pfennig gilt so vil, als einen guten bazen, das ist, 5 kreuzer. § 2811 Die bazen ruͤren von einem Salzburgischen von den bazen. erzbischof her, welcher einen baͤren in wappen fuͤ- rete. Baz ist ein junger baͤr. Doͤderlein am a. o. B b b b 5 Der LXV haubtstuͤck Der baze ist entweder leicht oder gut. Die lezte gattung gilt in Thuͤringen und Franken 16 pfen. Der leichte tut 4 kreuzer. Von den plappern, matthiern, und der marien-muͤnze sihe den von Praun I s. 119 s. 125. Der matthier gilt in Nider-Sachsen 4 pfennige. § 2812 von den tournosen. Nachher kamen die turnosen auf, welche der koͤnig Philipp der schoͤne in Frankreich, der vom jare 1286 bis 1314 geherrschet, hat schlagen las- sen, und im 14ten jarhundert gaͤnge und gebe ge- wesen sind. Ein alter turnos machet 4 albus und einen haͤller, Estors anmerkungen uͤber das geistliche und stats-recht cap. 44, Dr. Orth in den anmerkungen uͤber den II ten teil, tit. VII § 17 s. 655 fg. der Frankfurtischen reformation, von Praun am a. o. I cap. 3 § 12 s. 89 fg. § 2813 von den gros-tour- nois. Die gros-tournois sind die aͤlteste silberne muͤnze in Frankreich. Sie heissen auch sols-tour- nois, sols d’argent, gros deniers blancs; Lude- wig der VIIII te lise fie schlagen, 58 stuͤcke auf die mark. Der kaiser Ludewig aus Baiern erlau- bete 1341 Jacob von Knoblach im saal-hofe zu Frankfurt am Maine grose tournose zu schlagen, je 63¼ auf die mark. Vom Hermanne, prinzen von Hessen, erzbischofe zu Coͤln hat Koͤhler s. 141 des XVII ten teiles, einen tournos stechen las- sen. Uebrigens nennet man dise klippen auch klippinge. § 2814 wenn die florenen aufgekom- men sind? Darauf entstunden die florenen, welche eine florem (lilie) zum gepraͤge hatten, und daher auch lilien-gulden hisen. Sie wurden in der mitte des 13ten jarhunderts 1252 zu Florenz geschlagen, und nachher in Teutschlande sehr gaͤnge. Sie hisen von dem muͤnz-regale. hisen kleine gulden, und galte einer 1350 ein pfund haͤller. Es taten 8 eine unze, und 64 ein mark, Dr. Orth in den anmerkungen uͤber die im II ten teile der acht ersten titel der Frankfurtischen refor- mation s. 653 fg., von Praun I cap. 3 § 6 s. 73 fg. In den alten zeiten verstund man durch gulden eine kleine goldene muͤnz, deren wert beim Ludolf im symphoremate camerali angegeben ist, da es in der schuld-verschreibung hise: kleine gulden recht von wert. Heut zu tage nennet man solche gold-guͤlden (solidos), wie in hisigen gesaͤ- zen bei der universitaͤt gebrauchet wird, da ein solidus einen harten taler bedeutet. An den Reichs- gerichten tut ein gold-guͤlden 2 fl., Estors an- fangs-gruͤnde ꝛc. und onus laudemii depositum. Ein gemuͤnzter gold-gulden gilt 1 rthlr. 1 ort, oder 30 ggr. Ein Rheinischer, Baierischer und alter Saͤchsischer ausgemuͤnzter goldfl. tut 2 thlr. § 2815 Es schlugen die vir Rheinische kur-fuͤrsten gold- von den goldguͤlden- groschen, guͤlden. Zu anfang des 16ten jarhunderts verei- nigten sich die herzoge zu Sachsen, gold-gulden- groschen schlagen zu lassen. Gestalt dann auch der landgraf Wilhelm der mittlere zu Hessen, 1502 halbe gulden-groschen, oder halbe taler schla- gen zu lassen angefangen hat. Hiraus sind die heutige harte gulden entstanden, Tenzels unterre- dung 1695, Heusinger am a. o. cap. VII § 15 s. 177 fgg., von Praun I cap. IIII § 1 s. 96 fg. § 8 s. 111 fg. § 10. § 2816 Es kamen auch herren- oder fuͤrsten-gulden vor, herren- oder fuͤrsten-gul- den. welche diser oder jener landesherr hat schlagen lassen. Der wert derselben muß aus den alten kammer-rechnungen eines ieden landes ersehen werden. § 2817 LXV haubtstuͤck § 2817 guldener, taler, Disemnach finge man an: gulden-groschen zu schlagen, welche guldener hisen; der guldener, oder gulden aus gold, galt 21 ggr. nunmehr aber ist er noch so hoch gestigen. Der silberne gulden und zwar die zwei drittel-stuͤcke, welche seit 1667 bis auf den Leipziger fuß geschlagen sind, stehen in starken aufgelte, weiln die mark silbers nur auf eilftehalb taler ausgemuͤnzet wurde; gulden-gro- schen gilt 1 fl. 16 kr. oder 21 ggr. 4 pfennige. Im jare 1486 lise erzherzog Sigismund gulden-pfen- nige zu 2 lote praͤgen, 1517 wurden solcher in Boͤhmen im Joachims-tale vile geschlagen, von Praun am a. o. cap. 4 § 8 s. 111 fg. § 10 s. 115 fg. cap. V § 3 s. 135. Besonders lisen die grafen Schlick im Joachims-tale eine grose menge der- selben praͤgen; daher bekamen sie von tale den namen taler. Auf der einen seite stehet st. Joa- chims-bild, auf der ruͤckseite der Boͤhmische loͤ- we, Tenzels bibliothek 1705 s. 337. Disem bei- spile folgeten der kaiser Fedinand, die Teutsche fuͤrsten, Daͤnnemark, Schweden und Polen, auch Spanien; daher der name Philipps-Spa- nische-taler, koͤnigs-taler bekannt worden sind. Es gibet zal- species- und wechsel-taler; der spe- cies-taler bedeutet ein 2 fl. stuͤck. Von deren werte sihe den von Ludolf obs. 211; der wechsel- taler ist 1585 entstanden, welcher 74 kreuzer tut. Die harten taler wurden auch zu 72 kreuzer ge- praͤget. Der kaiser-taler machet 2 fl. oder 30 ggr. Der engel-taler, eine Kur-Saͤchsische silber-muͤnze des kur fuͤrsten Johann Georgens des I , gilt 8 bis 9 ggr. § 2818 von den Reichs-gul- den u. taler. Wie der taler auf 90 kreuzer gesezet wurde, hat man zweidrittel-stuͤcke, oder Reichs-gulden zu 60 kreu- von dem muͤnz-regale. 60 kreuzer zu schlagen angefangen. Dise harte taler und gulden hisen uͤberhaupt auch groschen; denn grossus heisset groß, oder dick. Im jare 1226 wurden zu Tours dicke silberne muͤnzen ge- schlagen, welche grossi hisen. Zu ende des XIII ten und anfange des XIIII ten jarhunderts kamen in Boͤhmen und Meissen dergleichen zum vorschein. Koͤhlers bemeldte vorrede zu des herrn vice- kanzlers von Praun abhandelung, am ende. Sie wurden wegen der dinnen blechmuͤnzen grossi ge- nennet, und besonders in menge in Boͤhmen ge- schlagen. Der wert der groschen ist sehr gefallen, von ben gro- schen. und gelten heut zu tage nur in Meissen, Thuͤrin- gen, Brandenburgischen 12 pfen. oder 1 ggl. zum unterschide der Marien-groschen. Sihe die nach- richt von ankunft, gepraͤge, gewichte und werte der in Sachsen, Thuͤringen und Meissen gemuͤnz- ten groschen, 1728, 4, deren verfasser Wagner ist, von Praun am a. o. I cap. III § 12 s. 89 fg. cap. IIII § 9 § 10 s. 112 fgg. Neu eroͤfnetes gro- schen-cabinet Leipzig 1738, 8, kaiser Ferdinand des I muͤnz-ordnung vom jare 1559 § 13. Die groschen werden in Sachsen nach schocken gerech- net, deren 20 auf ein alt schock und 60 auf ein neu schock gehen. Der groot gilt zu Bremen 4 pfen., 72 grote tun 1 rthlr. Der kaiser-gro- sche hat mit den Boͤhmischen einerlei gehalt. Eben so vil tut ein silbergrosche. Der Marien- grosche gilt in Nider Sachsen 8 pfen. und ma- chen 36 einen taler. An einigen orten im Reiche betraͤget er 10 leichte pfen., dahir tut er nach dem schweren gelte 8 pfen. bei der zalung aber in Frank- furter waͤrung nur 8 leichte pfen., oder einen albus, zu Paderbornischen 7 pfen. § 2819 LXV haubtstuͤck § 2819 von den du- caten und goldguͤlden, Der ducaten wurde auf 4 fl., der goldgulden aber auf 2 fl. 56 kr. im jare 1693 gebracht, und die proportion von 15 zwischen gold und silber ge- sezet. Die verhaͤltnis des goldguͤldens und duca- tens ist folgende: auf die feine mark beim goldfl. \frac{45}{111} zu 18½ karat, tut in 93 \frac{45}{111} stuͤcken 116 fl. 45 kr. der ducate zu 23⅓ karat fein tut die feine mark in 67 \frac{67}{71} stuͤcken 117 fl. 45 kr. der zusaz des goldfl. tut 3 karate 8 grane, weis vir silber und 1 karat 10 grane rot oder kupfer. Der ducate hat nur 4 grane weis an zusaze. Ueberhaubt hat, der goldfl. zusazes \frac{11}{48} und der ducate \frac{1}{72} , Koͤhler XII , 152, das ducatengewicht bestehet aus 64 esgen. § 2820 wenn die ducaten in den T. R. gesaͤzen vor- kommen? Der ducaten ist zwar in Teutschland uͤblich ge- wesen; dennoch wird dessen erstlich in der muͤnz- ordnung 1524 § 49 und 1559 § 68, 69 erwaͤnet, Koͤhlers muͤnzbelustigung im XII teile s. 151. Es sollten 67 stuͤck eine Coͤlnische mark wigen, und das stuͤck zu 104 kreuzer genommen werden, be- sage des Reichsabschides vom jare 1570 § 78 sollen nur diejenige staͤnde ducaten schlagen, welche sol- ches gold in iren landen und gebieten fallen haben, Dr. Orth II tit. 24 § 8 s. 566. § 2821 Louis d’or, Caroliner, Julius-loͤ- ser, Max- d’or, Der louis d’or haͤlt 126 esgen oder essen. Ein caroliner oder 10 fl. stuͤck ward so hoch gemuͤnzet; jedoch 1736 auf 9 fl. 36 kreuz. gesezet. Izt gilt er 10 fl. 20 und merere kreuzer. Julius-loͤser sind nach den Portugalloͤsern geschlagen. Eine guͤldene muͤnze von 10 quentgen, es galte eine 20 rthlr., izt aber tut sie 27 rthlr. Der max-d’or, eine Baierische guͤldene muͤnze wiget 119 ducaten-esgen, und gilt 6 fl. 30 kreuzer. § 2822 von dem muͤnz-regale. § 2822 Im jare 1409 lisen die Rheinische kur-fuͤrsten von den weißpfenni- gen, weispfennige schlagen, deren einer 12 pfen. und 20 ½ fl. machten, von Praun I cap. 4 § 3 s. 102 fg. Die Mainzische, weiln sie das im gepraͤge fuͤre- ten, hißen raͤder, auch raͤder-albus. In Ni- der-Sachsen heisen sie witte. Einer gilt 2 gute pfen., am Rheinstrome aber 2 kreuzer oder 8 leichte pfen. § 2823 Im XIIII ten jarhundert kam die beschickung wenn die be- schickung aufgekom- men ist? auf. Daher der unterschid unter feinen und markloͤtigen silber entstand. Die beschickung ist das unterschidliche silber zu einem gewissen gehalt zu bringen. Die beschickung ist die weise und rote. Dise beschihet mit kupfer, und jene mit silber. § 2824 Das recht, guͤldene muͤnzen zu schlagen, erhaͤlt was der Kurfuͤrst Friderich zu Sachsen fuͤr eine beson- dere muͤnz- freiheit er- halten hat? Kurfuͤrst Friderich der sanftmuͤtige, im jare 1454 und zwar unter seinem gepraͤge, Muͤllers R. T. theatrum unter kaiser Friderich V P. I cap. 10 § 12 s. 138, Koͤhlers vorrede zu des herrn vice- kanzlers von Praun , gruͤndliche Nachricht zu dem muͤnz-wesen. Heusinger am a. o. cap. VII s. 177 fgg. § 2825 Die kreuzer, oder 4 haͤller sind im 13ten jar- wen kreuzer geschlagen worden sind? hundert geschlagen worden. Mit selbigem wur- den die haͤller und pfennige gemein, welche mit pfennigen einerlei wert waren. Die kreuzer hat- ten ein kreuz und eine hand zum zeichen, die mei- sten wurden zu Halle in Schwaben gepraͤget. Von den dreiern sihe des herrn G. R. Suͤn- dermahlers prolus. numismat. siue rei mone- tariae Franconicae specimen inaugurale, Wirzb. LXV haubtstuͤck Wirzb. 1749, 4, s. 49 fg. von Praun I cap. III § 7 s. 76 fg. cap. IIII § 6 s. 107 fg. § 2826 was bei den muͤnzen be- obachtet werden soll? Bei den muͤnzen soll ein gezimendes verhaͤltnis der metalle und des gewichtes beobachtet werden, wie naͤmlich diselbe nach irer aͤusserlichen und in- nerlichen guͤte, nach schrot und korn, nach dem zusaze und feine, zal und gewicht beschaffen seyn soll, welches der muͤnz-fus genennet wird. Heineccius am a. o. § 22. Deren sind dreie: 1) der Reichs-muͤnz-fus, 2) der Zinnische, und 3) der Leipziger. § 2827 wenn der Reichs-fus bestimmet worden ist? Im jare 1559 wurde der Reichs-fus nach dem Coͤlnischen gewichte bestimmet, und der taler auf 68 kreuzer, der ganze Reichsguͤldener auf 72 kreuzer, der halbe auf 36 kreuzer gesezet, kaiser Ferdinand des I neue muͤnz-ordnung 1559 § 35, § 36, § 37, § 65 fgg., von Praun am a. o. I cap. V § 7 s. 147 fgg. Vermoͤge diser ordnung § 2 soll die gemeine Reichsmuͤnze auf eine feine mark silbers Coͤlnisch gewicht gesezt und ausgetei- let und nicht anders gemuͤnzet werden § 31, R. A. 1566 § 150 fgg. § 154, von Praun s. 156, s. 158 fgg. Eben dise Reichs-muͤnz-ordnung 1559 wurde im jare 1568 im Nider-Saͤchsischen kreise durch ein besonderes muͤnz-edict bekannt gemacht. Sihe Sauers fascic. iud. ordin. § 2828 der wert des kammer- Meisnischẽ und Fraͤnki- schen gul- dens. Auf die ordnung vom jare 1559 gruͤndet sich der Meisnische, Fraͤnkische und kammer-gulden. Diser betraͤgt 78 kreuzer. Ein Meisnischer hat 21 ggl., ein Fraͤnkischer 20 ggl. Ein marien- gulden tut 20 Marien-groschen, oder 13 ggl. 4 pfen. § 2829 von dem muͤnz-regale. § 2829 Die Coͤllnische Mark wird in 8 unzen eingetei- der Coͤllni- schen mark betrag. let, iede unze haͤlt 2 lot; 16 lot, iedes lot 4 quint- gen; 64 quintgen, iedes quintgen 4 pfennige; 256 pfennige, ieder pfennig 2 haͤller, oder 17 gran, auch esgen; 512 haͤller; 4352 gran, oder esgen. Wofern noch merere kleinere einteilungen noͤtig sind, wird der richtpfennig gebrauchet; von Praun I , cap. I § 16 fg. s. 24 fg. § 21, 22 s. 30 fg., Puͤtters elementa iuris publici Ger- manici lib. IIII cap. 7 § 675, II , III s. 479. Der richtpfennig bestehet aus 65536 teilen. § 2830 Im jare 1667 wurde der Zinnische fus zwischen von dem Zinnischen fus, Sachsen und Brandenburg abgeredet, Luͤnig im Reichs-archiv P. spec. s. II s. 200, Londorp T. XVI, s. 221, und darin die mark silbers auf 10½ rthlr., oder 15 kaiser-gulden 45 kr. auszu- muͤnzen festgesezet, Zink am a. o. § 935. Der taler wird auf 96 kr. gesezet. Gilt demnach der taler 1 kaiser-gulden 45 kr. die proportion mit dem gold aber aber auf 13 \frac{5}{9} zu stehen. Daher diser fus zu schwer, gestalt das verhaͤltnis des goldes gegen das silber ist, wie 1 gegen 15. Dr. Orth II tit. VII § VII s. 623, tit. 24 § 9 s. 570 fg., von Praun am a. o. cap. VI § 2 s. 184 fg., George Friderich Jasters tr. vom grunde des Leipziger fuses ꝛc. imgleichen desselben weiter aus- gefuͤrte gedanken uͤber den Leipziger fus 1751, 4. § 2831 Im jare 1680 wurde von einigen staͤnden ein wenn das muͤnz-edict zu Frank- furt ausge- geben wor- den ist? muͤnz-edict zu Frankfurt verfasset, welches den harten gulden auf 60 kr. sezet, und werden fol- gende sorten darunter begriffen: 1) Oesterreichi- sche, 2) Schwedische, 3) Daͤnische, 4) Trieri- sche, 5) Kur-Saͤchsische, 6) Brandenburgische, C c c c 7) Bi- LXV haubtstuͤck 7) Bischof-Speierische, 8) Neuburgische, 9) Braunschweigische, 10) Strasburgische, 11) Luͤbeckische, 12) Magdeburgische, 13) Goslari- sche harte gulden, Dr. Orth uͤber des II ten teiles VII ten titel § 17 s. 664 fg. und s. 624, und uͤber den 24ten titel § 9 s. 573. § 2832 vom zahl- wechsel- ꝛc. taler, und gulden, Hirauf ist der unterschid zwischen den edict und sorten gulden, dem wechsel-werte, dem gemeinen werte, dem current und harten-gelte, auch der scheide-muͤnze, zwischen dem zahltaler und zahl- gulden, zwischen dem harten taler und harten gulden entstanden, Dr. Orth II tit. 7 § 7 s. 611 s. 623 fg., tit. 24 § 8 s. 564, 567 fg. zahltaler haͤlt 45 albus Frankfurter waͤrung. Der zahl- gulden bedeutet 60 kr. Sonst bedeutet das wort zahlgulden keine muͤnze, sondern eine gewisse sum- me, als zu Marburg schlechter fl. ist 26 Frank- furter albus unter den buͤrgersleuten, ein landfl. betraͤgt 27 Frankfurter albus. Ein Mecklenbur- gischer betraͤget ½ rthlr. Der herren-gulden tut im Coͤllnischen 64 albus, oder 1 rthlr. Die frei- herrliche Ridelische untertanen sollen den herren- weinkauf mit herren-gulden bezalen. Der kauf- manns-taler tut zu Hamburg 33 schillinge, oder 16 ggl. 6 pfen. § 2833 vom keipzi- ger fus, Dises heisset Reichs-muͤnz-fus. Solchem wird entgegen gesezet: der Leipziger fus, welcher letztere im jare 1690 im jaͤnner aufgekommen, und nach dem schweren gelte eingerichtet ist, von Praun I cap. VI § 8, § 9 s. 198 fg. Disen hat man im Hessen-Casselischen, Ober- und Nider- Sachsen, alwo der zahl-gulden 16 ggl. und der zahl-taler 24 ggl. tut. Die feine mark in ⅔ und ⅓ wird von dem muͤnz-regale. wird zu 12 rthlr. oder 18 fl. ausgemuͤnzet, Zink am a. o. § 935. § 2834 Der Oesterreichische, Baierische und Salz- vom Oester. Baierischen und Salz- burgischen fus, burgische fus vom jare 1681 sezet den taler auf 96 kreuzer, den franztaler auf 93 kreuzer, und alle andre taler auf 90 kreuzer. Die gulden auf 50 und 54 kreuzer, die ducaten auf 3½ kaiser-gulden. Die gold-gulden (worauf die caroliner ausge- muͤnzet worden sind, Dr. Orth am a. o. II tit. 24 § 6 s. 559) auf 2 kaiserfl. 36 kr. Das ver- haͤltnis in absicht auf das silber gegen das gold ist wie 16½ gegen 1, von Praun I cap. VI § 15 s. 221 fg. § 2835 Der Torgauer fus vom febr. 1690 erfodert, vom Tor- gauer fus, daß die scheide-muͤnzen und zwar die feine mark in 2 ggl. stuͤcken um 12½ rthlr. ausgebracht; her- gegen in den noch kleinern muͤnzen um 13 rthlr. ausgemuͤnzet werden. Nach disem fus koͤmmt der taler auf 2 fl. oder 120 kreuzer, und betraͤgt in ab- sicht des alten fuses, da der taler 90 kreuzer galt, einen aufwechsel von 33½ vom 100, von Praun I cap. VI § 8 s. 199 fg. § 2836 Also wird die rauhe mark zu 14 lot 4 gran wie hoch die rauhe mark gemuͤnzet wird? fein in acht stuͤcken 10⅔ rthlr., und die feine mark in 9 stuͤcken um 12 rthlr. ausgemuͤnzet. § 2837 In den groben sorten ist der Leipziger fus von der Leipzi- ger fus ist von vilen staͤnden be- libet wor- den. vilen staͤnden vor einigen jaren 1738 zwar belibet, aber noch nicht eingefuͤret worden. Sihe des hochloͤblichen Schwaͤbischen kreises muͤnz-deputa- tions-gutachten vom 27 jun. 1752, Guͤnzburg, fol. s. 4, des hochloͤblichen Ober-Rheinischen kreises convents-deputations-gutachten, das C c c c 2 muͤnz- LXV haubtstuͤck muͤnzwesen betreffend, vom 19 febr. 1752, 4 und fol. Hergegen stritte man noch izt auf dem Reichstage unter des vorigen kaisers regirung wegen der scheide-muͤnzen, immasen der Torgauer fus von allen staͤndten zum kuͤnftigen ausmuͤnzen nicht belibet werden will, Puͤtter am a. o. § 680 s. 487 fg. von Praun I cap. VI § 16 s. 224 fg. § 2838 was species- gelt bedeu- tet? Species-gelt bedeutet die ganzen und groben muͤnzen an golde und silber. § 2839 Von den Hessischen muͤnzen sihe den Johann Just. Winkelmann in der beschreibung der fuͤr- stentuͤmer Hessen und Hersfeld, im I ten teile s. 41, 43, 47 im VI ten teile s. 223 fg. § 2840 vom kopf- stuͤcke, Das kopf-stuͤck ist teils eine eingebildete muͤnze, und besaget 30 kreuzer oder 5 bazen. Die ge- schlagenen teilen sich in die alten koͤnigischen (kuͤn- sche) und in die neueren Pfaͤlzischen, Fuldaischen, Hessen-Darmstaͤdtische, 1736 sind selbige auf 18 kreuzer gesezet worden; vorizt gelten sie wieder 20 kreuzer. In Bremen und Westphalen tun 6 kopfstuͤcke 1 rthlr. § 2841 orts-taler- gulden, Ort , oder der 4te teil z. e. ein ortsfl. tut 7½ alb. Frankfurter waͤrung. Ein orts-taler machet 6 ggl. oder 22½ kreuzer. § 2842 was heut zu tage unter taler u. gul- den verstan- den wird? was die mark loͤtigē goldes, sil- bers tut? Heut zu tage werden durch taler und gulden nur zal-taler und zal-gulden verstanden. § 2843 Ein pfund goldes und ein mark loͤtigen goldes sind einerlei und tut nach dem Reichs-fuse 96 rthlr. Eine mark silbers tut 8 rthlr. Im uͤbrigen sind die von dem muͤnz-regale. die marken in Nider-Sachsen unterschiden (§ 2807). Allein im Reiche ist die Coͤllnische mark eingefuͤret, Johann Georgen Krulls tr. de regali monetzarum iure, cap. V num. 50. Mark-gewaͤhr oder waͤhrung, mark-weise, mark- witte, bedeutet etwas anders Dr. Orth II tit. 24 § 9 s. 563 fgg. Von dem unterschide der schillin- ge und haͤller in golde und in muͤnze sihe den von Praun am a. o. I cap. 4 § 6 s. 106 fg. § 2844 Was disem nach gemuͤnzet wird, nennet man der muͤnzen einteilung, entweder harte sorten, oder scheide-muͤnzen. Jene teilen sich in taler und gulden, medaillen und medaillonen, klippen und alte pfennige, auch tournose. § 2845 Die medaille ist ein schaustuͤck in gestalt einer von medail- len, muͤnze, dadurch das andenken bey der nachkom- menschaft erhalten werden soll. Sie mag von golde, silber, oder andern metalle geschlagen werden. Das andenken gehet entweder auf das bildnis einer person, oder wichtige bege- benheit. § 2846 Die medaillon ist eine medaille von ungewoͤn- medaillon. licher groͤse. Man haͤlt den vor den groͤsten, welchen der koͤnig in Preussen Friderich Wilhelm hat schlagen lassen, und 5 bis 600 ducaten wiget. Dessen abbildung findet sich in Lochners samm- lung merkwuͤrdiger medaillen aufs jar 1738 s. 1, die Preußische krigs-voͤlker stellen sich auf der ruͤckseite dar. § 2847 Die klippe ist eine vireckigte muͤnze, welche klippe, auf eine gewisse Begebenheit geschlagen ist; die spitze der einen ecke stehet in die hoͤhe nach der C c c c 3 rauten- LXV haubtstuͤck rautenforme. Eine goldene feldklippe des dom- capitels zu Magdeburg von 1551 zeiget Koͤhlers M. B. XVII s. 241, und eine silberne not-klippe der 1551 belagerten stadt Magdeburg s. 249. Eine gedaͤchtnisklippe auf den pfalzgrafen Wolf- gang Wilhelm zu Neuburg von 1642 erscheinet beim Koͤhler XXI s. 417. Die talerklippe, wel- che der kurfuͤrst Johann George der I zum ge- winnste beim armbrust-schuͤssen 1614 bestimmete, sihet man am a. o. s. 193. § 2848 Am besagten orte erblicket man zwene Oesterrei- chische alten pfennige vom XIII ten jarhundert s. 257 des XXI ten teiles. § 2849 die gattun- gen der muͤnzen. Die gattungen der in Teutschlande uͤblichen muͤnzen sind mannigfaltig. Am Rheine und in Ober-Hessen hat man albus , jeden zu 2 kreuzer. Ein Gottes-kasten-albus tut daher 10 leichte pfen- nige. Ein Casselischer albus gilt 12 haͤller, oder 9 Saͤchsische pfennige. Nach der Frankfurti- schen waͤrung 20 Casselische albus einen gulden. In der Nider-Hessischen waͤrung aber 2 und 4 pfen. einen fl. 10 Rheinische albus gelten ein kopfstuͤck, diser 3 machen 1 fl. oder 30 albus, oder 60 kreuzer; der achter in Hessen tut 8 haͤller, in Thuͤringen 6 Saͤchsische pfennige. Der blaffert ist eine Coͤllnische muͤnze, welche 8 kreuzer tut. Der blaumuͤser gilt im Coͤllnischen, Clevischen und Muͤnsterischen 12 kreuzer oder 3 ggl. Der dreier gilt im Saͤchsischen und Kur-Brandenbur- gischen, und deren 4 machen 1 ggl. aus. In Nider-Sachsen ist ein dreier ein halber seßling, oder 3 leichte pfen. oder in Ober-Sachsen 1½ pfen. dreihaͤller oder dreiling ist eine Holsteinische ku- pferne muͤnze, welche drei leichte pfen., oder 1½ Meisni- von dem muͤnz-regale. Meisnische gilt. Fettmaͤngel oder fettmaͤnngen ist eine Coͤllnische muͤnze von 8 haͤllern, oder 4 Saͤchsischen pfennigen. Im Rheine tun 3 fuͤnf kreuzer, dahir gelten sie nicht. Firken sind Pom- merische pfennige, deren 192 einen gulden, oder 16 ggr. tun. Flineichen ist eine Bremische sil- ber-muͤnze, deren eines 16 pfennige tut, und 18 einen rthlr. ausmachen. Neuner heisset in Sach- sen ein Hessen-Casselischer albus, oder zwoͤlfer, oder Hessischer groschen, 7 machen ein gutes kopf- stuͤck, und 6 nebst 2 kr. ein schlechtes kopfstuͤck. Plappert gilt am mittel-Rheine 3 kr. Rappe wird mit einem raben in Breisgau geschlagen. Man hat auch rappenpfennige, rappen-bazen, halbe und ganze rappen-taler. Schilling oder ein geschla- gener pfennig hat vilerlei werte. 1) der Bremer tut anderthalb groote oder achtehalb schwere oder 6 Meisnische pfennige. Ein gedoppelter schilling gilt 3 groote, oder 15 schware oder 1 ggr. 2) der Hamburgische schilling betraͤgt 6 gute pfennige. 3) der Luͤbeckische schwere gilt 8 pfennige. Deren 24 machen 1 sechsling, oder 6 gute pfennige. Der doppelte schilling gilt 4 kr. oder 16 gute pfen- nige. 4) der Luͤtticher schilling haͤlt 10 leichte stuͤver, oder 15 kr. 5) der Mainzische, Wirz- burgische, Wirtenbergische und Badensche schil- ling koͤmmt beinahe auf 2 kr. 28 solcher schillin- ge machen 60 kr. Die buchhaͤndler in Frank- furt rechnen hirnach unter sich: 6) der hinter- Pommerische schilling ist eine kleine silber-muͤnze von 8 guten pfennigen, 36 machen 1 rthlr. 7) der Vor-Pommerische und Hollsteinische schilling gilt 6 pfennige, und gehen 48 auf 1 rthl. Sie heissen auch Luͤbeckische und Sundische schillinge. 8) ein rader-schilling im Coͤllnischen tut beinahe 6 gute pfennige. Schnapphan , ein Juͤlichischer gilt eilf LXV haubtstuͤck eilf kreuzer, oder beinahe 3 ggr. Ein Luͤtticher tut 13 kreuzer, oder beinahe 3 ggr. 6 pfennige. § 2850 vom schock, Das schock ist in Sachsen alt oder neu. Ein altes schock machet in Sachsen 20 ggr. in der Kur-mark aber 30 ggr. Ein neues schock betraͤ- get 60 ggr. oder 2½ rthlr. Es heisset ein gutes oder schweres, oder silber-schock. Das Magde- burgische schock wird gerechnet auf 8 schillinge und 4 pfennige. § 2851 Schrecken- berger, Der Schreckenberger , muͤhe-pfennig, oder engel-grosche galte 3 Meisnische groschen, izt tut solcher 3½ ggr. Man hat deren auch doppelte. In Hessen-Casselischen werden die steuer-verwilli- gungen der landstaͤndte nach Schreckenbergern ausgeschrieben, davon hat Estor in den elemen- Schwaar, tis iurispublici Hassiaci gehandelt. Schwaar ist eine Boͤhmische kupfer-muͤnze, an werte 2 leich- ter pfennige; 5 machen 1 groot, und 360 1 rthlr. Sechser ist eine Saͤchsische und Kur-Branden- burgische scheide-muͤnz, welche 6 pfen. gilt. Sechs- ling oder seßling tut in Nider-Sachsen 6 leichte oder 4 gute pfen. Der spiz-grosche galt 1476 in Sachsen 1 ggr., nachher 15 pfen., izt tut solcher 18 pfen. Staͤmpel ist eine pommerische silber- muͤnze, der 30 auf einen rthlr. gehen. Stuͤver tut im Coͤllnischen 6 gute pfen. Sun ist ein hal- ber Luͤbischer schilling. Von den leichten gilt er 3 und von den schweren 4 pfen. meisnisch. Ein species tournos gilt 8 ggr. Virer , virling in Sachsen, deren 3 machen 1 ggr. Zehner ; in Franken tun zehn kaiser-groschen einen halben fl. oder einen halben reichstaler. Zweier gilt 2 pfen- nige. Sihe das muͤnz-lexicon. § 2852 von dem muͤnz-regale. § 2852 Die kleine muͤnze heisset auch scheide-muͤnze, was unter der scheide- muͤnze ver- standen wird? von haͤllern bis 2 ggr stuͤcke, Oeconomisches lexicon unter disem worte. Nach den Reichs-sazungen pas- siren nur diejenige, welche geringer als 5 kreuzer- stuͤcke sind, Reichs muͤnz-ordnung 1559 § XI. Dieweilen dise mehr unkosten erfodert, folglich deswegen der zusaz groͤsser seyn muß, so ist dasje- nige, was vorhin von den Reichs- und andern muͤnz-fuͤßen gesaget worden ist, bei den scheide- muͤnzen nicht anzuwenden. Der kleinen muͤnzen sollen nicht mehr gemacht werden, dann der man in derselben landes-arten neben den grosen stuͤcken zur notdurft nicht entraten kan. Kaiser Ferdi- nands des I muͤnz-ordnung 1559 § 12 § 19, 30, 32, Reichs-abschid 1566 § 154, 1576 § 71, 1603 § 56. Wenn die kleinen muͤnzen sich haͤufen, sollen die verordnete in selbigem kreis den muͤnz-herren, oder staͤndten, welche solche schlagen lassen, eine zeitlang weiter zu muͤnzen verbiten, Reich-smuͤnz-ordnung 1559 § 34, Reichsschluß vom jare 1667 § 4, 5, 1669, 1676. § 2853 Die umpraͤgung der scheide-muͤnze, imgleichen was des- falls verbo- ten ist? diselbe auszuwaͤgen, zu verbrechen, oder zu legi- rung der groben sorten zu gebrauchen, ist verboten. Reichsschluß 1667 § 14 im IIII ten teile s. 54, kaiserl. commissions-decret vom \frac{18}{8} maͤrz 1676 s. 108. § 2854 Bei den muͤnzen ist zu sehen: 1) auf diejenige, worauf bei den muͤnzen zu sehen ist? welche das muͤnz-recht haben, und nach fuͤrschrift der rechte ausuͤben, 2) die personen, welche die aufsicht dabei, oder die arbeit haben, 3) auf die materi, oder korn, gehalt, das schrot, oder D d d d gewicht, LXV haubtstuͤck gewicht, und den schlag, 4) auf die muͤnz-sorten, 5) den muͤnz-ort, 6) die muͤnz-verbrechen. § 2855 was die Reichsge- saͤze von den muͤnzstaͤn- den, In belange derer, welchen die muͤnz-gerechtig- keit zustehet, ist in den Reichs-gesaͤzen verordnet: daß selbige auf ire kosten, gewinn und verlust selbst muͤnzen lassen, und ire muͤnze nimand verkaufen, verleihen, versezen, oder hinlassen, R. muͤnz- ordnung vom jare 1524 § 25, Reichs-abschid 1548 § 43, 1551 § 46, R. muͤnz-ordnung 1559 § 174, R. A. 1570 § 132, kaiser Leopolds muͤnz- edict 1676 und 1680. Disemnach soll sotanes recht nicht als eine merkanzei nur zum gewinnste ausgeuͤbet werden, R. A. 1570 § 132. § 2856 muͤnz-pro- bations- tagen, Die muͤnz-probations-taͤge soll ieder muͤnz-ge- noß besuchen, Reichsabschid 1570 § 138. § 2857 den muͤn- zen, Die muͤnz-gerechtigkeit soll von den muͤnz-staͤn- den rechtmaͤsiger weise ausgeuͤbet werden, widri- genfalls diejenige, welche selbige mißbrauchen, sol- che verliren, darnebst noch vom siz- und stimm- rechte bei dem Reichstage suspendiret werden sol- len, wahl-capitulation art. VIIII § 7 fgg. Wi- der die mediate muͤnz-genossen soll durch ire lan- des-herren verfaren, und solche muͤnz-gerechtigkeit ihnen gaͤnzlich geleget, cassiret und nicht erteilet werden, Heusinger am a. o. cap. VII § 25 s. 191 fg. § 2858 denen, wel- che uͤber die muͤnzen die aufsicht ha- den, Die personen, welche uͤber die muͤnzen die auf- sicht haben, sind unterschidener gattungen und ha- ben mancherlei gegenstaͤnde irer obligenheiten und verrichtungen. Es gehoͤren dahin die muͤnzmei- ster, waradeins, muͤnz-commissarien ꝛc. § 2859 von dem muͤnz-regale. § 2859 Derjenige, welcher uͤber die muͤnz-fabrike ge- muͤnz-mei- stern, sezet ist, und die praͤgung zu besorgen hat, wird muͤnz-meister genennet. Darzu soll keiner von einem muͤnz-herrn, oder stand in einem kreise an- genommen werden, bevor selbiger auf den gemei- nen probations-tag den staͤnden, oder andern ver- ordneten in person fuͤrgestellet, und sein herkom- men, geschicklichkeit ꝛc. redlich befunden worden ist, R. A. 1570 § 134. Darnebst soll selbiger nicht allein dem stande, welcher ihn angenommen hat, sondern auch dem ganzen kreise mit eides- pflichten verbunden werden, R. A. 1594 § 103. Selbiger darf wegen teilung des gewinnstes kein geding eingehen, kaiserl. commissions-decret 1667 s. 52 im IIII ten teile der R. A. Er darf nebst den gesellen bei keinem suspendirten muͤnz-genossen, noch in einer hecke-muͤnze dinen, und wider die muͤnz-ordnung keine muͤnze falschen gehalts schla- gen, bei leib- und lebens-strafe, muͤnz-ordnung 1559 § 178, Reichs-abschid 1566 § 161, 1570 § 128, 1571 § 23 fg. § 33, kaiserl. commissions-decret 1667, 1680 s. 52, s. 129, 136 im IV ten teile der Reichs-abschide. § 2860 Ausserdem gehoͤren hirher: die schneide-meister schneide- meistern, ꝛc. und gesellen, oder ohmen-eisen- und stempel-schnei- der. Den eisen-schneidern ist one des ortes ober- keit einwilligung muͤnz-stempel zu schneiden verbot- ten, kaiserl. commissions-decret vom jare 1680. § 2861 Von den muͤnz-meistern sind die muͤnz-wara- muͤnz-wa- radein, deins (exploratores monetae) unterschiden. Dise werden zu probirung der geschlagenen muͤn- zen gebrauchet, folglich bei den muͤnzen untersu- chen sollen, ob sie nach den vorgeschribenen ord- D d d d 2 nungen LXV haubtstuͤck nungen an schrot und korn richtig seynd, und dar- nebst auf den probations-taͤgen anzeigen muͤssen, was sie zum nachteile der muͤnzen in erfarung bringen, R. A. 1570 § 135. Sie muͤssen eben wie die muͤnz-meister beeidet werden. Sie sind entweder gemeine oder besondere, und sollen in iedem kreise bestellet werden, Wildvogels disp. de diaetis probation. sect. III s. 28 R. A. 1594 § 103, Marcus Martini kunst-reicher muͤnz- meister und wohlerfarner muͤnz waradein, Ber- lin 1752, 8, worin man die verhaͤltnis ausgefuͤret findet, Kisling de arte probatoria. § 2862 muͤnz-com- missarien, Von den muͤnz-commissarien in den messen, sihe den R. A. vom jare 1570 § 147-149. § 2863 vom schrot und korn verordnen. So vil die materi belanget, ist nicht hinrei- chend, daß ein muͤnz-stand nach seiner habenden gerechtsame geld praͤgen lasse, sondern er muß auch die muͤnzen in schrot und korn gerecht und giltig schaffen. Disem nach wird eine gute und keine falsche oder betruͤgliche materi, naͤchstdem das rechtmaͤsige, voͤllige gewicht, und der gezi- mende schlag und gepraͤge erfodert. Derohalben kommet es 1) auf die haubt-materi, welche ent- weder gold, silber und kupfer ist, 2) auf den muͤnz-fuß, und wie die bestimmung des wertes nach dem gebuͤrenden gewichte in dem verhaͤltnisse (der schickung) des zusazes gegen schrot und korn seyn soll, von Praun am a. o. im I sten teile cap. I § 5 s. 8 fgg. 3) auf das gepraͤge und die form, Zink am a. o. II § 940 fgg. Das gepraͤge, oder das bild und die uͤberschrift machet gold und silber zwar zur muͤnze, allein nicht zum gelt. Gelt ist eher in der welt gewesen, als die muͤnze. Ott o Sperlings disp. de numis non cusis cet. § 2864 von dem muͤnz-regale. § 2864 Die muͤnze bestehet aus schrot und korn. was schrot und korn, auch die be- schickung, Schrot heiset das gewicht einer muͤnze. Korn ist der gehalt der muͤnze. Solchergestalt ist ent- weder dises das gold, wenn die muͤnze golden ist, oder das silber, wenn sie silbern ist. Beschi- ckung der muͤnze bedeutet den zusaz am kupfer. Sihe den herrn von Praun am a. o. im I sten teile cap. I § 5, 6 s. 8 fgg. Disemnach muß die muͤnze wegen der darauf gehenden kosten mehr gelten, als die materi. Das gepraͤge enthaͤlt das beglaubte zeugnis des muͤnz-standes, durch ein auf das im handel und wandel gaͤng und gaͤbe erzt geschlagene selbstbelibige zeichen, daß solches vom rechten schrot und korn sey. Das gepraͤge ist von mancherlei gestalt. § 2865 Remedium oder auctoritas principis zeiget die imgleichen das reme- dium ist? freiheit an, vermoͤge deren ein muͤnz-meister an schrote und korne einer muͤnze etwas geringes von dem vorgeschribenen gewicht weglassen, und uͤber- sehen darf. In der Reichs-probir-ordnung vom jare 1559 wird zum remedio am korn ein halb gran von einer mark goldes, und ein gran von einer mark silbers zu kuͤrzen nachgelassen, an schrot aber bei der groben muͤnze wird nichts passiret; herge- gen bei der, welche unter einen guten bazen, ist ein stuͤck erlaubet. Im R. A. 1570 ist das reme- dium gar verboten. Sihe des Nider-Saͤchsischen kreises probir-ordnung vom jare 1568 beim Saur am a. o. s. 9, herr v. k. von Praun I cap. I § 11 s. 18 fg. § 2866 Stuͤckeln der muͤnze heisset: die beobachtung, was stuͤckeln der muͤnze heisset? daß iedes einzeles stuͤck sein genaues gewicht habe. Disemnach muͤssen 8 species taler eine mark wi- D d d d 3 gen; LXV haubtstuͤck gen; allein ieder species taler muß gerade 2 lot haben, von Praun I cap. I § 11 s. 18 fg. § 2867 von den Bremischen marken. Das Coͤllnische mark-gewicht dinet zum grund des Teutschen muͤnz-wesens (§ 2827 fg.). Die Bremische mark und zwar die einfache, oder en- kele betraͤget 8 ggr. oder 2 dasige kopfstuͤcke. Das doppelte mark-stuͤck betraͤget 16 ggr. Die mark Luͤbisch betraͤget ein drittel talers oder 8 ggr. die mark Stetinisch gilt 4 ggr. § 2868 wie die guͤte des goldes angezeiget wird? Die guͤte des goldes wird durch grade (carats) angezeiget, und sind 24 das feinste gold. Ein carat, oder grad bestehet aus 12 granen, von Praun am a. o. I cap. I § 23 s. 37 fg. § 2869 was fein silber heis- set? Fein silber heisset in Teutschlande, wenn es sechzehn-loͤtig ist, nach dem Coͤllnischen mark-ge- wichte (§ 2827). 18 gran machen bei dem silber ein lot. Beim gold und silber 288 grans eine mark, von Praun am a. o. I cap. I § 24 s. 38 fg. § 2870 die muͤnz- sorten sollen dem schrot gleich ge- machet wer- den. Die muͤnz-sorten werden in grobe oder harte und scheide-muͤnzen eingeteilet. Alle muͤnz-sorten die kleinen und grosen sollen stuͤck vor stuͤck aufge- zogen und dem schrot gleich gemachet, darnebst die reckbank darzu gebrauchet werden, R. A. vom jare 1566 § 162, 1571 § 33. Die ausmuͤnzung geringhaltiger sorten ist verboten, kaiserliches com- missions-decret 1676, 1680. Der wert der muͤnze soll darauf bemerket werden. § 2871 von den muͤnz staͤt- ten, In betreff der muͤnz-staͤtten sollen deren in ieden kreise nur 3 oder 4 seyn, gleichwol ist denen staͤnden, welche bergwerke haben, muͤnzen zu hal- ten unbenommen, iedoch sollen sie nur dasjenige gold von dem muͤnz-regale. gold oder silber, so vil daselbst gewonnen wird, vermuͤnzen, hingegen alles erkaufte, oder sonst an sich gebrachte gold oder silber in den kreis-muͤnz- staͤtten vermuͤnzen zu lassen schuldig seyn, R. A. vom jare 1570 § 133, 1571 § 27, 1576, wahl-ca- pitulation art. VIIII § 2. § 2872 Die hecke-muͤnzen sollen nicht gedultet werden, die hecke- muͤnzen sind verbs- ten. R. A. 1566 § 172, 1570 § 133, kaiserlich com- missions-decret 1677, 1680 im IIII ten teile der Reichsabschide s. 115 s. 129, 131 s. 134 s. 136, wahl- capitulation art. VIIII § 2. § 2873 Die weise, eine muͤnze zu praͤgen, ist verschi- die arten zu muͤnzen, den. Zu Halle in Tirole, oder im Inntale, wird die muͤnze durch das wasser getriben, und koͤnnen in einer minute 150 harte taler gepraͤget werden. Das muͤnz-werk bestehet aus zwoen walzen, zwi- schen die man die silberne, oder goldene bleche le- get. Dises muͤnzen ist eines mannes arbeit. In der einen walze sind die staͤmpel von der vordern seiten der muͤnzen befestiget. Die andre walze enthaͤlt die ruͤckseite. Die feste zusammenpres- sung diser zwoen walzen druͤcket nicht nur die ge- praͤge der beiden seiten zugleich ab, sondern schnei- det auch auf einmal das runde stuͤck aus, damit er fertig heraus faͤllet, Keysler I s. 47. § 2874 Den ganzen muͤnz-proceß auf den Harze hat auf dem Harze, der von Rohr in den merkwuͤrdigkeiten des Ober-Harzes s. 568 fg., und Joachim Frid. Sprengel in der beschreibung der Harzischen bergwerke, Berlin 1753, 8, s. 97 fg. beschriben. Jedoch ist der Hannoͤverische zum Claustale vom Wolfenbuͤttelischen zum Zellerfelde unterschiden. Die brandstuͤcke werden zuvoͤrderst zu Zellerfeld D d d d 4 in LXV haubtstuͤck in einem dreifach zusammen gewickelten leinenen cylinder gegossen. Ein eiserner bogen und die daran befestigte hacken, nebst den eisernen keilen, welche zwischen die leinewand hinein gestecket werden, dinen darzu, daß das leiner zeug dar- uͤber gespannet werde, um einen solchen holen koͤrper vorzustellen. Die silber-zaine, welche aus disem guß entstehen, und nachher unter dem hammer ausgeschlichtet sind, werden darauf vermittelst einer grosen schere, nach dem augen- mas, in die behoͤrige stuͤcke zerteilet. Dise be- stehet aus dem bindstuͤcke, welches unter einem rechten winkel an einem unbeweglichen ort befe- stiget ist, und dem baumstuͤck, das nach der kruͤmme mit jenem verbunden worden. Sind die silber-stuͤcke nachher auf einer wage durch die schere justiret worden; so heissen sie schroͤt- linge. Selbige werden erstlich in einzelen stuͤ- cken, hernach in ieder besondern mark, darauf in zehn, und endlich nach hundert marken rich- tig abgewogen, damit sie insgesamt das gehoͤ- rige gewicht bekommen moͤgen. Man schlaͤget sie darauf vir bis fuͤnf mal mit dem grosen hammer breit, und sie erhalten alsdann die be- nennung der schrotlings quetsch-pfennige. Bei dem breitschlagen ist zu bemerken, daß das gelt iedesmal zuvor ins wasser getaucht werde, da- mit es sich leichter aus einander begeben koͤnne. Sind dise nachmals in dem gluͤh-ofen gegluͤhet worden; so werden sie mit einem platthammer zwischen einer zange rund geschlagen. Dises silber-stuͤck heisset hirauf kurz beschlagen. Es wird vom neuen gegluͤet und breit getriben, da es denn den namen des kurzgeschlagenen quetsch- geldes bekoͤmmt. Wenn es darauf wieder ins feuer von dem muͤnz-regale. feuer gebracht, und nach der runde auf dem rande beklopfet worden ist; so nennet man es Kur-fuͤrsten. Dise muͤssen noch einmal gegluͤ- het, auf den ambos gebracht, und mit dem hammer nach der breite getriben werden, wor- auf man sie Kurfuͤrsten-quetschgelt benennet. Ist dises abermals im ofen erhizt, kalt gemacht, mit der zange gefasset, und auf dem rande rund beschlagen worden; so nennet man es plat- ten. Man gluͤet und sidet diselben mit schei- de-wasser, und scheuret sie endlich mit kohlen- staub in einer tonne, die mit zween kerkeln um- gedrehet wird. Der kohlenstaub wird darauf in einer andern sid-schale mit einem wasser ab- gespuͤlet. Die silber-stuͤcke trocknet man in dem ofen, indem man sie in einem unten durchloͤcher- ten becken, mit leinen tuͤchern, fleißig umruͤhret. Man bringt hernach die groͤssern geld-arten un- ter den stempel, dessen gestalt dem silber-stuͤcke, vermittelst eines grosen hammers, eingepraͤget wird. Die kleinen muͤnz-arten werden fast auf die vorige weise bearbeitet, ausser daß die silber- zaine unter einem walz-werk, welches mit den haͤnden umgedrehet wird, gleich gemacht, und mit einer besondern schere, in die gehoͤrige ge- wicht-maͤsige stuͤcke zerschnitten werden. Dise hat zu dem ende eine scheibe, welche nach dem iedesmaligen gewichte und groͤsse der muͤnzen eng und weit gestellet werden kan. Man hat zwar hir auch ein stos-werk; es wird aber nicht gebraucht. Die Zellerfelder ruͤhmen sich, daß ihre muͤnz-einrichtung nicht so kostbar sey, als die Clausthalische, und daß sie dennoch dadurch ein mehreres gelt ausmuͤnzen koͤnnen. Tue hin- zu den von Uffenbach am a. o. s. 96. Dem aus- LXV haubtstuͤck auszumuͤnzenden golde die aͤchte farbe zu geben, ist ein vorteil den nicht alle wissen. § 2875 wie muͤnz- verbrechen begangen werden koͤn- nen? Muͤnz-verbrechen koͤnnen auf verschidene weise begangen werden, und zwar sowol von denen, welchen die muͤnz-gerechtigkeit zustehet, als auch von denen, welchen das muͤnz-recht nicht zuste- het, teils durch anmassung des muͤnz-rechtes, teils durch desselben mißbrauch, bald durch ver- faͤlschung, beschneidung, verschmelzung, ausfuͤ- rung. Engau in der disp. de delictis mone- tariis § 5 fgg., und de falso numario et solo et cum vsurpatione iuris monetandi coniun- cto, Jena 1750, von Rohr im haushaltungs- rechte XI cap. 6 § 17 s. 1454 fg. § 2876 die muͤnz- verbrecher sollen ange- zeiget wer- den. Die muͤnz-verbrecher soll iedermann, dem sie bekannt sind, bei namhafter strafe anzeigen. Dem ansager der muͤnz-verbrecher gebuͤret ein dritteil der strafe. Gegen saͤumige oberkeit und verbrecher soll der kaiserliche fiscal verfaren. Kaiser Ferdinands des I muͤnz-ordnung vom jare 1559 § 160, 161, 162-164, Reichs-abschid 1566 § 169, 1570 § 143, 1576 § 50, kaiser Leopolds muͤnz-edict 1676. § 2877 das grana- liren, koͤr- nen ꝛc. ist verboten. Das granaliren, koͤrnen, seigern, und andre dergleichen betruͤgliche, vorteilige handlungen und faͤlschungen aller alten und neuen guten Reichs-muͤnzen sind bei feuers-strafe verboten, muͤnz-edict 1559 § 170. Reichs-abschid 1566 § 168. Wer aber ungangbare muͤnzen zu ver- koͤrnen von dem muͤnz-regale. koͤrnen willens ist, soll selbige durch die von der oberkeit darzu verordneten verkoͤrnen lassen. Reichs muͤnz-ordnung 1559 § 171, Dr. Orth im II ten teile VIIII ten tit. § 8 s. 23 fg. Hof- manns muͤnz-schluͤssel s. 57 s. 326 fg. § 2878 Fremde muͤnzen sollen in das Teutsche Reich fremde muͤnzen sol- len nicht eingefuͤret, nicht eingebracht, vilmehr diejenige, welche aus- laͤndische geringe muͤnzen in das Reich einschlei- fen, gestrafet werden. R. A. vom jare 1571 § 11 § 16, 1570 § 142 § 146. § 2879 Weder ungemuͤnzt gold und silber, noch die die Reichs- muͤnzen nicht aus- gefuͤret werden. Reichs-muͤnzen, duͤrfen ausgewechselt und aus- gefuͤret oder verschmolzen werden, Reichs muͤnz- ordnung vom jare 1559 § 165, 1570, 1571, § 11, 12, 16, 1576 § 75, kaiserliches commissions-de- cret vom jare 1667 in der neuen ausgabe der Reichs-abschide im IIII ten teile s. 51-55. § 2880 Die muͤnz-aͤnderung, oder verrufung, darf wie die muͤnz-ver- rufung be- schehen soll? nicht heimlich, oder geschwinde beschehen, da- mit durch dergleichen begebenheiten nicht aller- lei betrug und list, auch vorteil getriben und verursachet werde, Reichs muͤnz-ordnung 1559, § 50, 70, 71, § 566, § 165, 1570 § 144, und im IIII ten teile der Reichs-abschide s. 54, s. 66 s. 67, 144 fgg. s. 133 fgg., von Rohr im haushaltungs-rechte XI cap. VI § 11 s. 1451 fgg. § 2881 Naͤchst den bereits namhaft gemachten schrif- ten moͤgen noch hir bemerket werden: David Thom. LXV haubtstuͤck von dem ꝛc. Thom. von Hagelstein acta monetaria, und die fortsezung darzu, Frankfurt und Leipzig 1752, fol. freimuͤtige doch wolmeinende gedanken uͤber das Teutsche muͤnz-wesen und dessen ver- besserung, Frankfurt, fol. untersuchung der frage: ob das silber-gelt zu erhoͤhen sey? Han- nover 1752, 4. vernuͤnftige vertaͤidigung des schreibens die Teutsche und anderer voͤlker muͤnz- verfassung betreffend, Berlin 1752, 4, Teut- sches muͤnz-archiv, Nuͤrnberg, fol II teile. Ende des ersten Theils.