Neues Wiener Theater . Nr. 41. 1 fl. Der G’wissenswurm . Bauernkomödie mit Gesang in drei Akten von L. Anzengruber . Verlag der Wallishausser’schen k. k. Hof-Buchhandlung Adolph W. Künast Wien, I. Hoher Markt Nr. 1. Verlag von L. Kosner in Wien . Neues Wiener Theater. Nr. 1. Drei Paar Schuhe. Lebensbild mit Gesang in drei Abtheilungen und einem Vorspiele von Carl Görlitz . Für die österreichischen Bühnen bearbeitet von Alois Berla . — Musik von Carl Millöcker . Preis 1 fl. od. 20 Ngr. Nr. 2. Der Pfarrer von Kirchfeld. Volksstück mit Gesang in vier Akten von L. Anzengruber . Nebst einem dramaturgischen Be- richte von Heinrich Laube . Preis 1 fl. od. 20 Ngr. Nr. 3. Ein Vater, der seine Tochter liebt. Posse in einem Akt nach dem Französischen von Hohenmarkt . Preis 50 kr. od. 10 Ngr. Nr. 4. Isaak Stern. Posse mit Gesang in drei Akten (acht Bildern) von O. F. Berg . — (Neue Bearbeitung der Posse: „ Einer von unsere Leut ’!“ desselben Autors.) Preis 1 fl. od. 20 Ngr. Nr. 5. Der Meineidbauer. Volksstück mit Gesang in drei Akten. Von L. Anzengruber . Preis 1 fl. oder 20 Ngr. Nr. 6. Doctor Ritter. Dramatisches Gedicht in einem Aufzuge. Von Marie Baronin Ebner-Eschenbach . Preis 50 kr. od. 10 Ngr. Nr. 7. Seit Gravelotte! Dramatische Kleinigkeit in einem Akt von F. Zell . Preis 50 kr. od. 10 Ngr. Nr. 8. Die 73 Kreuzer des Herrn Stutzelberger. Posse in einem Akt. Frei nach dem Französischen von Ch. Homburg . Preis 50 kr. od. 10 Ngr. Nr. 9. Aus Cayenne. Original-Volksschauspiel in vier Aufzügen von Eduard Dorn . Preis 1 fl. od. 20 Ngr. Nr. 10. Gringoire. Schauspiel in einem Akt von Th. de Banville , deutsch von Betti Paoli . Preis 60 kr. od. 12 Ngr. Nr. 11. Ein liberaler Candidat. Lustspiel in einem Aufzuge von Sigmund Schlesinger . Preis 60 kr. od. 12 Ngr. Nr. 12. Der letzte Nationalgardist. Volksstück in drei Aufzügen von O. F. Berg . Preis 1 fl. 20 kr. od. 24 Ngr. Nr. 13. Prinzessin Georges. Pariser Sittenbild in drei Aufzügen von Alexander Dumas (Sohn). Deutsch von Eduard Mautner . Preis 1 fl. od. 20 Ngr. Nr. 14. Christiane. Schauspiel in vier Akten von Edmund Gondinet . Teutsch von Eduard Mautner . Preis 1 fl. 20 kr. od. 24 Ngr. Nr. 15. Zwischen zwei Uebeln. Original-Posse mit Gesang in einem Akt von Z. Brunner . Preis 60 kr. od. 12 Ngr. Nr. 16. Zwei Ehen. Lustspiel in einem Akt nach Locroy , von Anton Ascher . Preis 60 kr. od. 12 Ngr. Nr. 17. Auf verbutenen Wegen. Schwank in zwei Akten von Anicet Bourgeois \& Brisebarre . Deutsch von Anton Ascher . Preis 60 kr. od. 12 Ngr. Nr. 18. Liselotte. Historisches Genrebild in einem Akt von Sig- mund Schlesinger . Preis 60 kr. od. 12 Ngr. Der G’wissenswurm . Bauernkomödie mit Gesang in drei Akten von L. Anzengruber . Verlag der Wallishausser’schen k. k. Hof-Buchhandlung Adolph W. Künast I. Hoher Markt Nr . 1. Mit Vorbehalt aller gesetzlich zustehenden Rechte, den Bühnen gegenüber als Manuscript gedruckt, und für Deutschland und Oesterreich-Ungarn zu beziehen durch C. A. Sachse in Wien, I ., Friedrichsstraße 2. Druck von J. C. Fischer \& Comp., Wien. Personen. Besetzung im k. k. priv. Theater an der Wien. Grillhofer, ein reicher Bauer. Herr Martinelli. Dusterer, sein Schwager. 〃 Friese. Wastl, 〃 Szika. Michl, 〃 Thalboth. Rosl, Fr. Clossegg. Annamirl, Frl. Schindler. Dienstleute bei Grillhofer. Die Horlacherlies. 〃 Geistinger. Leonhardt, Fuhrknecht. Herr Schreiber. Poltner, der Bauer an der kahlen Lehnten. 〃 Rott. Sein Weib. Frl. Herzog. Natzl, Herr Jäger. Hanns, 〃 Romani. deren Söhne. (Knechte und Mägde im Grillhofer’schen Hause.) 1* Erster Akt. (Wohlhäbige Bauernstube. Hintergrund links ein Doppelfenster, rechts der Haupteingang. Rechte Seite Fenster, links eine Seitenthür. Vorne gegen links ein Tisch mit mehreren Stühlen, gegen die Wand ein mit Leder überzogener Sorgenstuhl, an dessen Rückenlehne ein Bettpolster. Wie der Vorhang aufgeht ist die Bühne leer. Auf dem Tische steht eine dampfende Schüßel. Vor dem Fenster sieht man Knechte und Mägde mit Rechen und Heugabeln vorbeiziehen.) Erste Scene. Knechte und Mägde. Chor. Glei is die Sunn am Platz, Mußt Dich halt schlau’n, Sunsten, mein lieber Schatz Brennt’s Dich ganz braun. Mei Bub, geh sag ma no Was kümmert’s Dich? Die Sunn, die brennt Dich do Schwärzer als mich! (Jodler.) Jujujuheh! (Ausklingend.) Zweite Scene. (Von links: Rosl (ältere Magd), führt Grillhofer, der sich leicht auf sie stützt, herein.) Au weh! Au weh! Hebt schon wieder so a sakrischer Tag an. No kimm nur Bauer. Da steht schon Dein Suppen; laß’s nit kalt werd’n. A was — meint’sweg’n. Mir schlagt eh’ nix mehr an. (Hat sich mit Beschwer niedergelassen, schneidet behend sich Brod in die Schüssel und löffelt es mit Gier aus.) Wer weiß, Bauer. Wann Dich der liebe Gott wieder g’sund machen will .... Er will aber net. Ah freilich. Er wird schon woll’n. (schreit). Er will aber net, ich weiß’s! (erschrocken). No ja, nachher is’s was anders. Weißt, Rosl, Du mußt’s nit so aufnehmen, wann ich Dich anschrei! Es is nit so bös gemeint. Aber weißt, wonn man in Erkenntnuß der Sündhaftigkeit schon so weit käma is, daß man sich frei in Alles schicket, wann Ein’m glei in Gottsnam der Teufel holet, so laßt man sich selb’n Zustand der Gnad’ von Neamad mehr gern abreden. No jo, freilich, freilich, wol wol Bauer, wann’s a so is, so bleib holt in Dein Zustand. Dritte Scene. Vorige. Wastl (durch den Haupteingang). Gut’n Morg’n, Bauer. Gut’n Morg’n, Wastl. Na, na, laß nur Dein Pfeif in Maul, geht dir sunst aus. Kann’s wol d’erwarten. Es is für Dich net zu- traglich, kunnt Dich reizen, hust ehnder z’viel. — No werd’n wir heunt schaun, daß wir’s Heu hereinkrieg’n, s’Wetter wird neama lang so sauber aushalten. Gestern schon um Mittag hot’s in der Luft so g’flirretst, als wär’ die a in der Hitz verbröselt und that durcheinanderwoiseln, wann die Sunn durchscheint. S’is höchst Zeit zum dazuschau’n. Und a Heu is dös, Bauer, so schön und viel und es riecht frei, daß Eins umfall’n könnt vor Gutheit. No ja, no ja. (schupst die Achsel). „No ja — no ja.“ Aber, Bauer, wann ich dir sag, a Heu — s’älteste Rindvieh da herum kann sich auf so Oans nit besinna. G’freut dich denn gar nix mehr? Nachhert g’freut Ein’m a nix. Wem gang’s denn was an, wann Dich net? Hast Recht, Wastl, hast Recht, sag ihm’s nur h’nein! Laßt’s es gut sein, wann ich so bin, is’s doch eng nit abtraglich, ich vergunn’ schon mein Nebenmenschen s’gute Heu. Jo, jo, g’wiß. Aber ich taug halt nix mehr auf derer Welt — na — na — mich bekümmert nimmer s’irdische, mich bekümmert nur s’himmlische Heu, wovon g’schrieb’n steht; Der Mensch welkt dahin wie Heu, und da is mir nur um die Einfuhr in den himmlischen Heuschober! Jesses und Josef, Bauer, mir kennt sich frei neama mit dir aus. Wann ich Dir früher g’redt hätt’, von so ein Heu — wie dös a Heu is …! Aber seit dich nur allweil bekümmerst, was g’schrieben steht, gibst auf kein ver- nünftig Reden mehr was. Hast recht, Wastl, hast schon recht, sag ihm’s nur h’nein. Seit Dich vor ein’ halb’n Jahrl der Schlag g’streift hat, bist neama der Alte. Selb that sich a net schicken! Dös war a Deuter vom lieben Gott, sider der Zeit halt ich still und wart auf’n Zweiten. Mei lieber Wastl, Du bist a guter Bub — a Du Rosl, ja, ja, Du bist a a ehrlichs Mensch — müßt’s halt a Einsehn mit mir hab’n, noch dös kleine Neichtel Zeit, so mir b’schied’n is; leicht moch ich noch fruher a End und zieh’ mich z’ruck von all’n weltlichen Wesen. Ja, ja, konn leicht möglich sein, ich bin no lang net so, wie ich sein möcht, hat sich doch vorhin, wie Du käma bist, Wastl, der G’winnst- und Specalirteufl in mir a weng noch g’rührt. Na, na, dös därf net sein, daß sich’s Heu zwischen mich und mein Schöpfer drängt. Na, na, ich hab eh gnug auf mir, dazukäma derf nix mehr, abwendig derf mich nix mehr machen von die gottseeligen Gedanken. Thust doch als wärst der sündhaftigste Mon. Hast leicht Eins umbracht? Dös net, Gott sei Dank, Rosl, dös net; aber’s Gegentheil auf unerlaubte Art kunnt leicht möglich sein. — Geh lang mir das dicke Buch dort her. ( Rosl holt die Postille von einem Schrank und legt sie vor Grillhofer hin.) So und hiazt gehts all Zwei in Gottsnam an enger Tagwerk und ich geh’ an mein’s. Is der Schwager noch net da? Na. Wann er kimmt, Rosl, so bring’ ein Wein und a weng a Rauchfleisch eine. Hizt gehts. (Schlägt das Buch auf und beginnt zu lesen.) Bhüt Gott! (Ab durch den Haupteingang.) Vierte Scene. Grillhofer und Wastl. Bhüt Dich Gott, Rosl. (Kleine Pause, ohne aufzu- sehen.) Bhüt Dich Gott, Wastl! Ich hab jo no nix g’sagt. (aufblickend.) Willst no was? Es liegt mir schon lang auf. Ueber Dein Schwa- gern, über’n Dusterer, möcht ich mich amal ausreden. No, nur kein unb’schaffens Wort. Bewahr, wär’ mir a z’gring dazu, daß ich a unb’schaffen’s Wort über eahm verlier, — der elendige Kerl. Wastl! — Er is mein einziger Verwandter, der einzige Mensch, der ein trostreichen Zuspruch für mich hat, dem was g’leg’n is an mir in Zeit und Ewigkeit. Ich weiß’s eh, er is, der Dich zu dem bußferti- gen Wesen hinzerrt, wie’s Kalbl zur Kuh, wenn’s es Saufen d’erlernen soll. Hehe! Sixt Wastl, wie trotz Deiner Bos- haftigkeit nixt dagegen fürbringa kannst. S’Kalbl muß ja saufen, sunst wurd’s hin. Schon recht, Bauer, aber für a Kalbl warst mer doch schon z’viel ausg’wachsen. — Sag do selber Bauer, wie D’ noch riegelsam warst, hat der Dusterer kein Fuß über Dein Staffel g’setzt, — was find’t er’s denn hizt von Nöten, daß er Dir alle Tag über’n Hals rennt? Z’weg’n der Zeit und Ewigkeit leicht? Ka Red, meinst net selber, daß er sich zuthatig macht, weil er glaubt, es könnt die ganz’ Hinterlassenschaft an ihm fall’n? Und hat er Dich erst da, nachher kunnst freili — von ihm aus, — Gott verhüth’s — nit früh g’nug selig werd’n. So mein’ ich ja eh selber. Na alsdann, na sixt, is doch amal a g’scheidte Red’ von Dir! Oder wie D’ früher hast a Wartl davon fall’n lassen, daß’d Dich möchst in die Ruh setzen, meinst nit a selber, er wurd’ Dir einred’n, daß Dein ganz Bußfertig- keit um a gut Trümmerl z’kurz war, wann Du nit ihm n’Hof verschreibst und nöt bei seiner Sippschaft als Ausneh- mer bliebst? Han. No jo, so mein ich ja ehnder selber. No so sag ich, scheinheilig is er. Und ich sag, er is’s net. Wohl is er’s. Na sog i! Wastl, Du bist a dummer Bua, Du verstehst dös net, der Dusterer der is so, der is so, wie er is. Und z’weg’n dem was mer g’red’t hab’n, so thut das der Bußhaftigkeit kein Eintrag, und werd’ i ihms doch net in Uebel aufnehma, daß er auf sich schaut, wo sein Vortheil und der meine Hand in Hand geh’n. Na hörst, da möcht Eins doch glei narrisch werd’n! Wann sein Vortheil is, meinst nit, es kunnt wohl a a kleine Spitzbüberei mit unterlaufen? Na Wastl, dös net, dös net. All’s was er fürbringt, dös is nur zu wahr — nur zu wahr is’s! No ich konn da nix sag’n, ich weiß nit wie er dich h’rumkriegt hat, so hilft a kein Red’n. Host a Recht, Wastl. Red’n is do von Un- nöt’n! Der Dusterer is über ein Feldpater. Alles kurz und eindringlich und hizt: glaub’s oder glaub’s nit! A Teuxels- kerl, sag ich Dir, mit sein’ gottg’fälligen Wesen. D’ran glauben muß man. Dös hat er heraust, ja ja, dös hat er heraust. Z’weg’n daß er sein Vortheil sucht, selb’ is richtig, aber dös thut nix, mag’s selber gern seh’n, wann Einer was treibt, er treibt’s recht, aber ehrlich muß’s dabei zugeh’n, wann ich ihm dahinter kam, daß dös kein Schickung is, dö ihn in mein Haus führt, daß net so sein müßt, wie er sagt, daß er auf’n Herrgott’n sein Rechnung lugt — Kreuzsakra, Wastl, da kriegest a Arbeit. Jesses, Bauer, schaff an, schaff nur glei an! (läßt den Kopf hängen). Laß gut sein, Wastl, laß’s gut sein. S’kimmt nöt a so. — Er hat mich schon bei der richtigen Falt’n. Er hat mich an Oans erinnert, hon’s schon lang vergessen g’habt — hizt aber hat sa sich aufg’riegelt, hizt sitzst’s da, und gibt kein Ruh mehr, der G’wissenswurm is’s und da hilft kein Aufdammen. Schön, schön unterdrucken heißt’s und reuig sein. Grillhofer wann’s wahr is, daß Eins, das sein Art auf einmal ändert, bald verstirbt, so machst es neama lang, der Dusterer braucht net lang mehr ernste G’sichter z’schneiden, der konn bald lachen. Kreuzteufi! Früher hab’n mer g’arbeit und sein dann lustig g’west all Tag, und Du warst der Fleißigst’ und Lustigste, und wann ich denk, daß der alte Hallunk d’ran Schuld tragt, daß mir hizt dasitzen wie auf einer Karthausen — Sikra h’nein, ich woll’t er kam hizt h’rein, daß ih ihm’s h’neinsag’n kunnt: Dusterer, Du bist a Haderlump! Fünfte Scene. Vorige. Dusterer. (kleine, hagere, schwächliche Gestalt, von der Zipfelmütze bis zu den Stiefeln hinunter ganz schwarz gekleidet. Spricht Alles auf trockene gewichtige Bauernmanier, stoßweise.) Gelobt sei Jesus Christus. (schreit, wie in seiner Rede fortfahrend). In Ewigkeit! In Ewigkeit! (behaltet seine Pfeife im Munde und geht rasch auf Grillhofer zu). Grüß Gott, Schwager, grüß Gott, no wie is Dir denn word’n, auf’s letzte Beten? Hm besser, ja ich mein’ schon a bissel besser. (setzt sich). Verlaubst schon. Na sollt’ mich freu’n. Ja ja. (Beobachtet Grillhofer scharf.) Sollt mich rechtschaffen g’freu’n. That’s nur wieder weisen, daß ma die Krankheiten abbeten kann, is a alte G’schicht, freilich g’hört die rechte Frummheit und Bußfertigkeit dazu, wer nur unserm Herrgott s’Maul machen möcht, der richt nix. Nur an die Leut und an der eing’rißnen Gottlosigkeit liegt’s — an sunst nix — an sunst nix! (Pafft Rauchwolken von sich.) Ja ja. (tritt zu ihm). Mußt nit rauchen, Dusterer, ich bin vom Haus und rauck a nöt. (Nimmt ihm die Pfeife aus dem Mund.) Wastl — Du Sikra h’nein! (klopft die Pfeife auf dem Fensterbrett aus und setzt den Fuß auf die glimmende Asche). Verlaubst schon. Um die G’selchtigkeit is’m Bauern ja do net z’thun. Na aber der Aerger, den d’Ein’m machst, schlagt mir leicht an. Is Dir g’wiß g’sünder. (Gibt dem Dusterer die Pfeife zurück.) Da Dusterer. Wastl, Du Sakra, Du nimmst Dir viel heraus. (Erhebt sich mühsam.) Mach mich nit schichti, am End kunnt ich Dich doch no meistern. Recht is’s, dös steht Dir an, — kimm nur her, Bauer, ich wehr’ mich nit viel, — und Dir is’s leicht g’sund. (setzt sich erschöpft). Du narrischer Höllteufl Du! — Geh’ zu, sag’ ich, geh’ zu! — (begütigend). Laß’ gut sein, Schwager, laß’s gut sein — ja — ja. (Mit Emphase.) I verzeih ihm — ich verzeih ihm — dös thu ich. (mit unsäglicher Verachtung). Er verzeigt mir — (ist bis zur Thüre gegangen.) Der! verzeigt mir! Bhüt Dich Gott, Bauer! (Ab.) Sechste Scene. Grillhofer. Dusterer, dann Rosl. Is a kecker Ding der Wastl! Ja, ja! Mein’ allweil, Hochmuth kommt vor’m Fall. Kunnt doch g’scheh’n, wer weiß wie bald, daß er entbehrli wurd. — Ja. No, no, nur vertraglich; was sagst: Du verzeigst ihm, wann’d ihm was nachtrag’n willst? Hat er’s ang’nommen dö Verzeihung — hat er’s ang’nommen? Han. Ah was, auf’m Stubenbod’n wird er’s nit liegen lassen hab’n, — so lang ich die Augen offen hab’, will ich net seh’n, wie mein Anwesen z’ruckgeht, der Wastl is wie a Pfleger d’rauf. That Keiner gut, der ihm weggab. Du verstehst Dich a mehr auf’s Himmelreich, als auf d’Wirth- schaft. Wohl, wohl. Z’wirthschaften hat’s wenig geb’n, da muß Oans auf’n himmlischen Vatern vertrau’n. Daß ich sag’, ja daß ich sag’, es war mir vorhin nur um die Pfeifen, weil a Anfeuchtung is beim Reden — weißt, mir redt sich trocken so schwer. D’Rosl muß eh’ glei ein Wein bringen. No nochert is schon recht, nochert is schon recht. Dann wöll’n mer weiter red’n. Mein Seel, ich bin so aus- trückert da h’rum, als hätt mich die glüthende Höllluft anblasen. Warst leicht unt’ auf ein klein B’such? Dös net, Schwager, dös net, aber g’lesen hab’ ich davon. In ein Buch stund’s aufzeichnet? In ein großen dicken Buch — wie dös, so dick — sein auch Bilder dabei, Alles, wie’s zugeht; es ist grausam anz’schau’n sag’ ich Dir. So, so, ja freilich, wann’s b’schrieb’n is, ja freilich nachher! — Mußt mir’s lesen lassen. G’wiß, Schwoger, g’wiß! Sobald so weit bist, daß Dir einwendig denken kannst, Dich trifft’s neama, Du bist d’raus’d! Dann is aber a rechte Herzfreud, wann ma so davon lest und denkt sich all seine Feind und Unfried- macher in die Qual hinein. Dös is Dir a so a Vergnüglich- keit, wie beispielmäßig, wann’s Dir Dein Anreiner die ganze Feldfrucht verhagelt, Dir biegt’s kein Halmerl um. Jo aber, wo bleibt denn da die christlich Nächstenlieb? Richtig, richtig, die hon ich beispielmäßig ganz vergessen. Aber wo bleibt denn der Wein? Siebente Scene. Vorige. Rosl. (bringt eine Flasche mit Wein, dazu ein Glas und ein Teller, worauf ein Stück Rauchfleisch und ein Brod, und stellt es vor Dusterer auf den Tisch). G’seg’ns Gott! Vergelt’s Gott! Schau die Rosl — die Rosel, — no Du bist ja no allweil so sauber beinander, wie’s jüngste Dirndl. (Schenkt rasch ein.) Verlaubst schon Schwoger, daß sie mir Bescheid thut. (Nöthigt ihr das Glas auf, indem er sie um die Hüfte faßt.) Wanns erlaubt ist? Dein Wohlsein! (tätschelt sie im Rücken). No bleibst wohl hübsch ledig — hübsch ledig — und brav. (macht sich los und schlägt ihn auf die Hand). Was is denn dös? (Ab.) Achte Scene. Vorige, ohne Rosl. No no — is a dalket’s Ding, die Rosl — Grillhofer, am Schürzenbandl bin ich ihr hängen blieb’n, ja ja, am Schürzenbandl, sunst nix! (Trinkt.) Ah, das ist a Tropfen! (Stellt das Glas vor sich hin.) Ja, daß ich also sag, Schwoger, weil ich mich hizt leichter mit Dir red und weil wir allein sind. — Grillhofer, (erhebt sich feierlich) Grillhofer, mir machst nix weiß! (Schenkt im Stehen wieder ein.) Wie meinst dö Red? (setzt sich, indem er den Wein austrinkt). Schwoger, ich weiß warum ich dir g’sagt hab, daß ich Dir das Höllbüchl erst spater bring. — Ich hab’ Dich fruher betracht, — Du hast g’sagt, besser wär’ Dir. — Laug’ns net, — wir sein hizt unter vier Augen, — Dir is übler als gestern. No werd ich’s leicht laugnen unter uns, nur vor’m Wastl, daß der sein vorlauten Wesen Einhalt thut, hab ich’s g’sagt. Aber ich muß’s wissen, daß mir einwendig wohler is, die Seel is mir g’sünder wie jemal. Dös gab der liebe Herrgott, aber leicht is dös Ganze nur a hoffahrtig Einbildung von Dir (erhebt sich wie oben.) Grillhofer, weißt warum Dir net besser is? (Schenkt ein.) Wutß’s net. Weil Dir die Bußhaftigkeit fehlt. (Setzt sich und trinkt aus.) Weil Dir die Bußhaftigkeit fehlt. Dös wußt ich a net. Grillhofer, glaub mir, wann i Dir was sag! Dir fehlt die Bußhaftigkeit! Möcht wissen warum. So, so — beispielmäßig laß Dir sag’n, es is a Unterschied zwischen Frummheit und Frummheit und Reu- haftigkeit und Reuhaftigkeit, wie zwischen m’Rosolie und m’Wachholder, der Eine is zur Hochfahrt, der Andere warmt Ein’m s’Einwendige. (Erhebt sich wie oben.) Grillhofer, es steht geschrieben, wer mir nachfolgen will — Der nehme sein Kreuz auf sich. Nein. Was na? Nachher nöt. Das heißt, so steht wol a g’schrieb’n, aber so mein’ ich net, s’Kreuz hast schon auf Dir. Aber es steht ferner geschrieben, wenn Du mir willst nachfolgen so wirf Dein Gut in’s Meer. Tragst du mein Hof auf’m Buckel hin bis zum Meer? Ins Meer und theile es mit den Armen. (Setzt sich und trinkt aus.) So kann net g’schrieben stehn! Warum? Wann ich’s in’s Meer wirf, krieg’ns ja die Fisch und net dö Armen. (erhebt sich wieder). Aber es steht doch so geschrieben. Wird doch kein Unsinn g’schrieb’n steh’n?! Und warum net, Grillhofer? Glaub mir, wann ich Dir was sag. Es steht geschrieben! Na da mach’ Du a Nutzanwendung d’rauf, ich bin mir z’dumm dazu. (setzt sich und trinkt aus). Is kein Kunst, denn es is beispielmäßig zu verstehn. Wann du willst mit’m Himmel auf gleich käma, dann mußt Du alles Weltwesen, um was Dich noch sorgen und bekümmern könntst, von Dir thun, Du mußt das Deine verschenken, mußt es an die Armen vertheilen. Da sein eahner doch z’viel, kam ja auf kein was, wär schad um das schöne Anwesen. Kannst es ja beinand laßen; wann’d ein einzigen Armen a Gutthat derweist gilt’s für Alle, schau Dich halt um, vielleicht findst unter der Hand in einer einzigen Familie a ganz Träuperl Arme beinander, die leicht noch z’neben der christlich Nächstenlieb no a verwandtschäftliche Zuneigung für Dich hätten — ja — ja — brauchst etwa gar net weit herumz’suchen, Schwoger — ja — hm — ja, daß ich sag, beispielmäßig, ich und mein Weib und meine fünf Kinder, wir möchten Dich schon rechtschaffen pflegen, möchten Dir’s im Gebet gedenken, a nach Dein’n seligen End — ja — ja — beispielmäßig. Schneid net so h’rum, s’hat ja All’s a christ- lich Abseh’n und hab’ ich schon selber dran denkt. Aber in d’Ausnahm gehn, wo Andere mit ihnere leiblichen Kinder aften nix Gut’s d’erleb’n, zu Fremde auf Gnoden und Un- gnoden!? Net beklag’n könnt i mich, heißet’s doch gleich: der Narr, was hat er’s Unnöthig’ than, und von fruher her hots mir nie taugt Dein Sippschaft z’weng’n engerer Duckmauserei — na es is nur, daß ma sich ausdischkarirt — ja — ja — därf dich net beleidingen. Jetzt stehts mer ja an, verwahrt war ich schon, wie in ein Kloster, selb weiß ich. Wol, wol. Aber ich denk’ nur so, koan And’rer da h’rum that a so. Grillhofer — Schwoger — laß dir sag’n, thu’s oder thu’s net. Mir is net um mich. Aber nach die Andern mußt net frag’n, na, na, nach dö mußt net frag’n. Mußt es der Sippschaft net anthun, daß ma’s d’erlebt, wir fahreten am jüngsten Tag allz’samm in Himmel und müßten Dich z’rucklaßen und für alle Ewigkeit voneinander. Sorg Di um Di, laß du nur dö Andern in d’Höll abipurzeln. Hihi, laß nur dö abipurzeln. Na jo — selb’ war schon recht, wann’s nur net Ein’ oder der Andere etwa doch billiger richtet und rum- pelt a da ob’n eine, und hernzet mich d’halb Ewigkeit: daß mei Himmel z’theuer war’. J möcht nur frag’n: ob sich’s a auszahlt? Wann no die Andern bräver war’n —! Bin ich denn so sündig? (fährt empor). Fragst no — fragst no, Grillhofer, ob’d sündig bist?! Solltst net frag’n, Grillhofer, Du net, Du vor alle Andern net, — sollst darnach frag’n; Du bist’s Grillhofer, und schon wie! Beispielmäßig laß Dir sag’n, auf der Alm im Fruhjahr, wann sich der Schnee ballt, fliegt so a Malefizvogel, — meint selber nix Args — vom Astl oba und nimmt sich a Maul voll Schnee — und denkt blos er thut sein Schnabel a Gutthat, paar Bröckeln rutschen weiter, es wird a Kügerl draus, aus der Kugel a Knödl, aus’m Knödel a Bünkel wie a Fuder Heu, dös torkelt allweil Thal obi, immer größer und größer und raumt n’Wald mit, haut abi in’s Thal und die Lavin is fertig. So a Unglücksvogel bist a Du, Grillhofer! (Schenkt ein) Bist auch Du! Frag net ob d’sündig bist! Denk an die Riesler Magdalen’, was vor fünfundzwan’g Jahr in Dein Dienst war, wie mein Schwester, Dein Weib, Gott hab’s selig, noch g’lebt hat, denk an die Riesler Magdalen’, sag ich, dö hast Du a in’s Kugeln bracht, daß in’s Rollen käma und in die siedige Höll h’neing’fall’n is und wer weiß wie viel Seel’n mitg’rissen hat. Neamand hat mehr was von ihr d’erfahr’n, die fufzgi Fünfzig. Mal ist’s vom G’richt z’wegn einer Erbschaft aufg’fordert word’n, verschollen is’s blieb’n. Grillhofer, aber am Tag des Gerichts, da wird Alles an’s Licht zog’n, da wird sich herausstellen, was Du Alles ang’stellt hast in sündhafter Begehrlichkeit; Grillhofer, wann da Sachen an’s ewige Licht kommen, was uns gar net träumt. Wann’s g’fragt wird, wer is Schuld an Deiner armen Seel’verderbnuß? Grillhofer, Schwoger, nöt um a Million möcht ich da an Deiner Stell unbußfertiger vor Gottes Thron steh’n, nöt um a Million. Hätt ihr doch nachfrag’n soll’n. No wohl — no wohl! Aber hizt is’s z’spat, g’schehn is g’schehn. Ich wollt Dir’s ehnder net sag’n, aber heunt Nacht hat mir wieder von ihr traumt, wie’s da g’sessen is im ewig’n Feuer, rundum ’es höllische Glast. Glast (Feuerschein) von „Gleißen“. O Jesses, es war schreckbar. Heunt Fruh hab’ ich glei zu meiner Alten g’sagt, für dö zwei armen Seelen muß was g’scheh’n. Hast recht, dumm is schon, aber hast recht. No hilft nix, als fleißig fürbitten. Am End hast doch schlecht g’sehn — na ja — na ja, — im Feuer und Rauchen ver- lassen Ein’m ja leicht die Augen, wird am End gar net dö Höll g’wesen sein, sundern nur s’Fegfeuer, wo die Magdalen’ hast sitzen g’sehn. Beschwör’n kunnt ich’s net, daß’s die Höll war! No so geb’n wir’s halt an, wär’ mir lieb wann’s derer armen Seel a z’Guten kam. Wann mer wieder a Bissel besser is, fahr’n mer nach der Kreisstadt, und da mach mir’s halt richtig — ja — ja — Du ziehst auf’n Hof sammt Deine Leut, a kleine Probzeit und ich verschreib Dir’n, aber, daß nichts verabsaumt wird. No nix, gar nix, kannst Dich verlassen. No schau, selb’ g’freut mich, Deintweg’n, Schwoger, Deintweg’n! Meiner Seel! Abg’sehn, daß’s gute Werk a a Staffel in Himmel is. Aber Deintweg’n schon gar. Hizt wirst schon Herr werd’n über den sakrischen G’wissenswurm, verlaß Dich d’rauf, es is net der Erste, den ich aus’m Nest nimm! — Ja, — ja, kannst Dich verlassen! was ich sagen wollt, wann gehts nach der Kreisstadt — wann Dir leichter is? Sixt, Grillhofer, sixt, schau Schwoger, hizt laß ich Dir a n’Bader hol’n, ja, ja, ma derf nix außer Acht lassen und die Kräuter hab’n ja ihnere Heilsamkeit a vom lieben Gott. Ja, ja weißt, hizt is was anderscht, früher wär’ der Bader zu nix net nutz g’wesen, aber hizten hab’n wir zum Anfang n’Wurm s’Zap- peln g’legt dös is s’Erste, wann dös vorbei is, kann a der Bader wieder was richten. Mein Seel, heunt g’freut mich mein Leb’n! (Ist aufgestanden und tätschelt den Grillhofer zärtlich in den Rücken.) Weil ich so ein’ Schwagern hab. Ja, ja. Na die Freud’ so a bußfertige Seel z’finden bei derer schlechten Zeit! Beispiels- mäßig war der Saul im alten Testament a schlechter Sucher gegen meiner, hat ein Esel g’sucht und a Kron g’funden, mir Der G’wissenswurm. 2 aber war kein Kron so lieb, als daß ich’s G’suchte a findt — (umarmt Grillhofer) mein’ lieben Schwagern. No, no, laß’s nur gut sein und wann’d meinst, so schick halt nach’m Bader, wann amal was sein soll, so hab’ ich’s gern bald in Richtigkeit. (sitzt wieder auf seinem früheren Platz). Ich weiß, ich weiß, mer kennt Dich dafür, Du haltst auf die Ordnung. Ja ja und no war’s ja recht! (Hat das Gesangbuch aus der Rocktasche gezogen und vor sich aufgeschlagen.) Und daß wir net draus käman, so laß uns unser Bußlied singen. ( Dusterer setzt ein, Grillhofer singt mit) Lied . Erlös uns von des Lebens Pein O Herr in Deinen Gnaden, Und führ’ uns in den Himmel ein, Das kann uns gar nicht schaden! (Wie Beide einsetzen um die zwei letzten Zeilen zu wiederholen, fällt rasch der Vorhang.) Verwandlung. (Freie Gegend. Im Hintergrunde ein Theil des Grillhofer’schen Hauses, ein Fenster nach der Bühne zu, steht offen, dessen bunte kurze Vorhänge verwehren den Einblick in die Stube. Ein Zaun mit Einlaß in der Mitte schließt den Hintergrund ab. Vorne rechts über einen niedern Graben führt ein Steg. Links im Vordergrunde ein Heuschober.) Neunte Scene. ( Liese kommt über den Steg, sie trägt einen Anzug, der von dem der andern Dirnen abweicht und zeigt, daß sie aus einer andern Gegend daheim.) Lied . Mit üble Vorsätz geh Fort aus’m Haus, Glei schaut die ganze Welt Anderschter aus! Bin zeitlich fruh noch fort Im Morgendunst, Kenn alle Hund’ im Ort Freundlich warns sunst! Nenn’ jeden bei sein’ Nam’ Kenn jeden g’nau, Hizt bellen’s hinter Oam’: „Schau, schau, schau, schau, Da geht d’Horlacherlies, Mit der’s net richtig is! Schau, schau, schau, schau!“ (Jodler ad libitum. ) D’Vögerln die in der Fruh Singen so lieb, Die schrei’n jetzt Ein’m zu: „Dieb, Dieb, Dieb, Dieb!“ Ui, dö Horlacherlies Mit der’s net richtig is. Dieb, Dieb, Dieb, Dieb! (Jodler.) (Mit einer Geberde, mit der man Vögel verscheucht, in die Hände klatschend.) Gscht! Nixnutzigs G’fliederwerk, net wahr is’s, so is die Horlacherlies net. Freilich hot die Mahm g’sagt, hingehst und einschmeichelst Dich, als ob ich a Katz wär’! Aber kein Red’, dös thu ich net. Aber furt von Hoam bin i gern, u mein, wie gern! Jahr aus Jahr ein kein andern Kirchthurm seh’n, als den von Ellersbrunn, d’schön Zeit über vor harter Arbeit s’Kreuz kaum g’spür’n und n’Winter über beim Spinn- radl sitzen . . . . o Du mein Gott, und auf einmal frei h’nausrennen dürfen, in die schön grüne, lichte Gotteswelt h’nein, — haha, bleibet a Narr hoam! — Jesses und Jofef! Frei kugeln möcht’ i mich im Heu! Zehnte Scene. Vorige. Wastl. (schon etwas früher sichtbar, ist bei den letzten Worten durch den Zaun aufgetreten, noch rückwärts). Thu’s Dirndel, ich schau Dir gern zu! (halb nach ihm gewendet). Wußt ich Du denkst was Un- recht’s, kriegest mir Eine! 2* (kommt vor). No wust i gern, was D’Dir denkst, daß i mir denkt hätt, han Dirndl? (Erkennt sie.) O heilig Mutter Anna, dö is’s! Jegerl, der Wastl! Ja der Wastl, und Du bist dö Horlacherlies, eh’ schon wissen. Hätt’ mir’s net denkt, ich komm’ no z’sam … Was suchst denn Du da h’rum? N’Grillhofer. N’ Grillhofer? Ja n’Grillhofer. So n’Grillhofer. — No dem sein Großknecht bin ich. Willst leicht in Dienst bei ihm? Da hätt’ ich a a Wartl d’reinz’reden. Mir zwei taugen net unter ein Dach und wann Dich gleich der Bauer nahm, so rennet i heunt no auf und davon. Z’weg’n meiner brauchst kein Schuh z’zreißen. Ich bin nur auf B’such! Auf B’such? Jo, auf B’such. So auf B’such. Was willst eahm denn? Dös geht Di nix an. — Sag amal, was is denn der Grillhofer für a Mon? A trauriger. Ui je, dös taugt mer net, da geh’ ich lieber glei wieder. Is a g’scheidter. Aber geh, Wastl, was hast denn geg’n mi? Thut’s Dich denn net a wengerl g’freu’n, daß mir uns wieder z’sammfinden? Müßt’s lüg’n! — Solltst Dich eigentlich schamen, daß’d mich d’erkennst. Wußt net warum. Kimmt’s mer doch völlig für, als schamest Du Dich. J mi? Z’weg’n we, ich frag’ no, z’weg’n we? No schau, Wastl, wann ich Dir als alte Bekännte gut dafür bin, bleib ich Dir derweil die Antwort schuldig, aber möchst mer net sag’n, z’weg’n we ich mich schamen sollt? No dös is doch klar. So sag’s! „Sag’s!“ — O Du … sag’s, sagt’s! Hat’s Dir denn no nie leid than, wie d’mir mitg’spielt hast, wie ich no in Ellersbrunn Knecht war? Wie’s d’Knecht warst in Ellersbrunn? Jo, wie i Knecht war in Ellersbrunn. (nachdenkend). So, wie d’Knecht warst in Ellers- brunn. Thu no, als wußt von All’m nix. Kann’s doch schon die Zeit über vergessen hab’n. Dös sieht Dir schon gleich. Ja, Dir schon. No geh, so sag’s, wie’s war! Wonn i mag. Magst schon, wann i Dich bitt. Meinst? Bist a weng sicher. Aber, Wastl, was thust denn so harb? Ich wußt rein nix! Da schlag dochs’ Wetter d’rein. Bin ich Dir net in Ellersbrunn nachg’rennt, wie narrisch? (sieht ihn von der Seite an). Freilich, wol, wol! Selb’ laug’n ich net. Stund Dir a schlecht an. Is ja Alles zwischen uns Zwei in Ehr’n ver- blieb’n. (grimmig). Ebens d’rum! Aber, Wastl, wird Dich doch nit harb’n, daß sich Keins von uns versündigt hat? Dös net. Dös freili nöt! In Ehr’n is All’s verblieb’n, is a dumme G’schicht, aber es muß Ein’ recht sein; mit einer Dirn, was net auf sich halt, laßt sich a kein rechter Bub gern ein, war schon recht dös Dich in Ehren halten, aber mich für’n Narren halten war von Unnöthen! Geh! Und wie is denn dös zugangen? (eifrig). Dös fragst Du no? Du fragst dös no? Na ich dank! Han, wie ich g’meint hab, ich möcht’ Dir taug’n, hab ich Dich net g’fragt, wo mir z’sammkomma kinnten? Ja, dös hast g’fragt. Und weil Dir’s auf der Haid z’einschichtig war! Freili — Und mir auf der Landstrassen z’leutselig, hon i g’sagt, ich kimm in Wald. Bist jo a kumma! Jo, aber Du bist wegblieb’n! Sikra h’nein, von wie ’es Mondschein raufkäma is, bis’s wieder abigangen is, bin ich dort am Fleck g’west, und a Kälten hat’s g’habt, daß’s Ein’ schier d’Seel aus’m Leib hätt’ rausbeuteln mög’n! No hon ich Dir’s drauf net gut g’meint, hon ich net g’sagt: wann Dir die Kälten z’wider war, sollst af d’steile Wand geh’n, wann hoch um Mittag is? No war ich net durt? War a a Hitz zum Ver- schmachten. Wer aber wieder net käma is, warst Du. (ironisch). Du hast Dich aber neamer beklagt. Ah freili, noch ja, daß d’mi leicht no zum Auf- frischen in Mühlbach schickest! Dank schön. Teufi h’nein! (Stampft mit dem Fuße auf.) Frotzel Ein’m net! (Wendet sich ab, sieht aber zuletzt widerwillig nach der Liesel, die laut auflacht, lacht mit.) (lustig). Aber schau Wastl, was kann a Dirn auf a Lieb geb’n, dö net amal bißel Kaltstell’n und Aufwarmen vertragt, da is ja mehr Verlaß af’s sauere Kraut. Du bist a Eine, dö m’Teufel aus der Butten g’sprunga is! Geh’ zu! No laß Dir a was sag’n, Wastl! Red’, wann’s Dir a Freud macht, aufsitz ich Dir neamer! Sag mir amal, Wastl, wie Dir im Wald und a’f der Wand langweilig word’n is, warum bist denn net hoam ’gangen? Warum ich net hoamgangen bin? Jo, warum d’net hoamgangen bist? No a so — weil — a so halt, weil i net hoamgangen bin. Werd ich Dir’s halt sagen, Wastl, warum d’net hoamgangen bist. No wann’d es besser weißt, als i selber, so sag’s. (stellt sich ganz nahe zu Wastl). Weil d’es hast vor die andern Bub’n net merken laßen wollen, daß’d umsonst warst, (stößt ihn mit dem Ellbogen in die Seite) Weil’s hätt’ ausschau’n soll’n, als wär ich durt g’west und wie lang a noch! Han (stößt ihn wieder) war dös rechtschaffen geg’n a ehrliche Dirn? So red’ was. (Holt wieder zu einen Stoß aus.) Na net — net — (fängt ihren Arm auf) meint mer doch net, Du warst da h’rum so spitzig. Auslaß’, sag ich. — Aber ich hab’ mich schon aus- kennt und allmal zur Zeit wo ich mit Dir hätt geh’n soll’n, hab ich mich mit meine Kameradinen hübsch im Ort seh’n laßen. Jo jo und drauf is dös Frotzeln und Feantzeln angangen, und furt mußt’ ich aus Ellersbrunn, weil ich doch net dös ganze Buamerg’sindel Ein’ um’n Andern nieder- schlag’n mag. Hast aber a ein Unterschied g’merkt, zwischen ehr- liche Dirndeln und der leichten Waar’. A ja, dös schon, und wie! Hab’s a allz’samm in in die Höll’ abig’wunschen. Selb’ macht nix, rennen mer do no af der Welt h’rum! — Aber Dir war schon recht g’schehn für dein un- ehrlichs G’spiel. No, wer sagt, es hätt net do no ehrlich ausgeh’n mög’n? Du hast es net g’sagt. No ja, damal war ich dumm und hon g’meint, leicht kunntst Du no dümmer sein. Aber sider der Zeit bin ich schon g’scheidt word’n. Dös sahet mer Dir doch net an. Hm liegt mer net auf, wann Du’s net bemerkst. Meinst, weil ich mich mit eng Weibsleut net einlaß? Bei eng gilt a Jeder für dumm, der sich net anstellt wie a Kater im Marzi. Der G’scheidter Der Gescheidtere. halt sich g’rad af die Seiten. — Wie ich damal furt bin von Ellersbrunn, hon ich mir denkt, no hast abg’wirthschaft in der Lieb für dein Lebzeit. D’Hor- lacherlies wär’ die Einzige, die Dir taugt hätt’, und Dö spielt Dir so mit — und schad is, wann d’weiter suchst, a Zweite wie die Horlacherlies gibt’s neamer af der Welt! — Gleichwol taugt a dö nix. Aus is und gar is, schaust Dich gar neamer weiter um unter den Kittelwerk. So hon ich’s a g’halten. (schelmisch). Geh zu, Du kunntst Ein’ ja völlig stolz machen, Wastl. Ahan, dös gang Dir g’rad no ab, zu dö übrigen Sachen dö d’an Dir hast. Na geh, mach Ein’m net schlechter. Kannst es denn wissen, ob mir net hart g’schehn is um Dich? Wird Dir a hart g’schehn sein?! Außer es is mittlerweil Einer käma, der Dir’s abg’wonnen hat. Na, dös is net. Ich bin mir g’rad so g’scheidt wie Du. Was? Du warst noch, wie mir damal voneinand gangen sein. Akrat! Kannst mer in d’Aug’n schau’n, Dirndl? Kerzeng’rad a noch! Schwör’! Meiner Seel und Gott! — No sag mir aber, Wastl, wann’s nur dö Eine Horlacherlies af der Welt gibt, warum stund Dir denn die a neamer an? Ja weist, Liesl, dös is a so. Du bist freilich a so a recht, wie D’bist, aber a so bist net, wie ich mir Dich einbild’t hab. No so sei halt kein so a einbilderischer Ding. Ja, mein Gott, dös verstehst net. Dös is halt wieder a so: Wann ma di a so anschaut, da kriegt ma erst vor’m Herrgott’n Respect, der a so was af’ d’Füß stellt, so frisch und lebig und sauber und kreuzbrav, dös war schon dö Horlacherlies wie’s kein Zweite net gibt, aber wann ma denkt, wie Du Ein’m mitspiel’n magst, wo Du Deine Kram- peln versteckt hast, da meint mer doch, selb’ taugt a wieder net; wann D’ nur a bissel a Demüthigkeit no hätt’st! Jegerl, geh’ zu, weil Du so demüthig bist, g’langst glei keck nach der Dirn wie’s kein Zweite mehr gibt, und verwunderst Dich, daß dö net gleich a bemerkt, daß Du der Wastl bist, wie’s kein Zweiten mehr gibt. (lachend). A na, so hon i nie g’red’t. Aber than hast darnach. Na, na, aber so thu ich neamermehr und no sein mir all Zwei g’scheidter und no könnt mer’s rechtschaffen und ehrlich von vor’n wieder anheb’n, wann Dir nur taugen möcht. Wer weiß, ob’s mir net taugt. Aber Liesl, neamer für’n Narren halten. Aber Wastl, wie wurd denn dös sein kinna, Du bist ja hizt so viel g’scheidt. Na, Dir is mer’s leicht net g’nug. Aber red’n laß’ no mit Dir d’rüber nach’m Feierabend. Wohl, wohl. Wo b’stellst mich denn hin? Weißt’s ja eh — in Mühlbach! (Die in der kommenden Scene Auftretenden werden hier sichtbar.) O Du Unend. dös zahlst mer — (Will sie an sich ziehen und küßen.) (wehrt ihn ab). A Ruh gibst. Eine hob’ ich Dir schon versprochen — d’Zweite verdienst hizt — (hat ihn gegen den Heu- schober und in die Enge getrieben.) Zaltag ist! (wehrt sich). Aber nöt vor dö Leut, Liesl! Eilfte Scene. Vorige. Knechte und Mägde, darunter Michl und Annemirl, Rosl. (Alle durch den Zaun auftretend.) Ho, Großknecht, wehr Dich! wehr Dich, sunst geht’s Dir schlecht. Halts Maul! Je schau, schau, weiß mer’s doch jetzt, warum ’n Wastel kein hiesige Dirn net ansteht, dös is sein Schatz und der kimmt von auswärts. (sieht sie von der Seite an). Besser a Dirn kimmt von auswärts, als sie geht nach einwärts, dös steht net schön. No, no, Wastl, richtig is net mit Dir, hast ver- gessen, daß Mittag is? Wir sein Alle schon abg’futtert, hab’ Dir dein Essen af d’Seit g’stellt. Ich frag nach kein’m Essen. Han Liesl, magst Du’s leicht hab’n? Hast ein weiten Weg hinter Deiner; wirst hung’rig sein. No wann viel is, gib’s her. Wird net wenig sein. Kumm nur. Und dann schau, daß’d mit unsern Bauer auf gleich kimmst. Liesl heißt’s? Soll’s in Dienst? Dös war Recht. Wastl, dö bring’ nur auf’m Hof. Bist so lustig, wie’s d’ausschaust, Dirndl. Bin mein Lebtag net trauriger g’west, wie hizt. Nachher is’s schon recht. Brachst’n Bauer wieder z’recht, dös war a verdienstlich Werk; möcht mer doch wieder lachen und lustig singen hör’n auf’n Hof, wie ma alt word’n is dabei. No soll dös net sein? U mein, na! Hörst nix, als von Buß und von Reu und vom Versterb’n! Na, da thu ich net mit. Und Koans soll sich rühr’n. Oes armen Hascher, ös! No ich g’hör net zu dö Engern und justament sing ich hizt Oans. Nöt, Liesl, na; war no z’fruh, eh’ schau, daß Dich der Bauer leiden mag. Weißt ja net was ich ihm will und ob mir d’rum is, daß ich ihm ansteh! Kränkt mich ja gar net, wann er mich gleich davonjagt und dann geh’ ich wieder und bring der Mahm ein schön’ Gruß. Du gangst — glei — Wonn a i geh, kannst ja Du doch kimma! No is’s eh recht. No und hizt laßt’s mich aus, wann ich mir s’Ein- wendige von so einer traurigen Wirthschaft betracht, wird mir eh die Luft z’wenig in der Stub’n und ich bin mir nimmer gleich, bis ich wieder draußt bin. Muß ich schon eini, so lang ich noch außerhalb bin, bin ich d’Horlacherlies und zum Trutz noch einmal so lustig. Lied . 1. A Bub kimmt zu’n Himmel, Fragt beim Peter’n sich an: „Gibt’s da Zithern und Dirndeln? So bist Du mein Mon!“ Und drauf sagt der Peter: Dös gibt’s bei uns net. Und da krazt sich der Bub Hinter’n Waschl und geht. (Jodler.) 2. Der Bub kimmt zur Höll’ d’rauf, Fragt beim Teuxel sich an: „Gibt’s da Zithern und Dirndeln? So bist Du mein Mon!“ Und drauf sagt der Teuxel: Dös gibt’s bei uns net, Und da krazt sich der Bub Hinter’m Waschl und geht. (Jodler.) 3. Und Zithern und Derndeln Na, dö kann i net lon, Lassen. Und so steht mer der Himmel Und s’Höllreich net an. O schön grüne Welt Laß’ sag’n, wie d’mer g’fallst, So lang Zithern klingen Und mei Dirndl mich halst! Chor . O schön grüne Welt Laß’ sag’n wie d’mer g’fallst, So lang Zithern klingen Und mei Dirndl mich halst. (Jodler.) (Zugleich hört man hinter der Scene Grillhofer und Dusterer das Bußlied singen.) Erlös uns von des Lebens Pein O Herr in Deinen Gnaden, Und führ’ uns in den Himmel ein Das kann uns gar nicht schaden! Aktus . Zweiter Akt. (Garten des Grillhofer’schen Gehöftes. Rechts, mehr vorne präsentirt sich eine andere Ansicht des Hauses, wie im ersten Akte, Verwandlung. Eine Thüre, unmittelbar neben derselben, jedoch schon ganz in den Vordergrund gerückt, eine Laube, in welcher ein Tisch und Bänke stehen. Im Hintergrunde, in Mannshöhe über den Boden schließt ein lebender Zaun die Bühne ab, zu dessen aus Prügelholz genagelten Einlaßschranken ein Anstieg hinanführt. Ein Gebirgspanorama vervollständigt die Decoration.) Erste Scene. Dusterer. Grillhofer. Rosl. (Durch die Hausthüre.) (übereifrig, noch unsichtbar, hinter der Scene.) So — so — nur a weng in’s Freie, — und die Stuben derweil lüften — und a bissel Waldrauch eine machen! (Stürzt heraus, einen Kopfpolster unterm Arm, den er fogleich in der Laube an einer Banklehne zurechtlegt. Grillhofer, von Rosl geführt, folgt langsam.) Nur langsam — geht schon, geht schon — halt Dich nur an d’Rosl — schau, selb’ thun Dir dann alles meine Kinder, — na siehst, so sein wir da, — ja ja so ein’ Schwagern hab’n, dös is schon die neunte Seligkeit. No sitz nur nieder — (setzt sich). No niedersetzen, — is eh recht! Rosl richtet den Polster und geht dann ab.) So! — Und nachhert, daß ich sag’, ja, daß ich sag’, der Bader meint, wann Dich s’Ausgeh’n g’freu’n möcht, kunntst es schon wag’n. Der Bader, … der Bader, dös is a Esel, kunnt eben so gut sag’n, wann mich’s Tanzen und Springen g’freut, söllt ich mich net abhalten lassen. No, no, wer weiß, wann’s die Bußhaftigkeit verlanget, wie beispielmäßig der König David zu Gottes Ehr’ tanzt hat — brachst es leicht a z’weg’n. Und wann Dir recht war — schaden that’s net, meinet der Bader — na — ja — so kunnt mer morg’n schon nach der Kreisstadt fahr’n — hm — hm — beispielmäßig, weil D’ selber g’meint hast, es möcht Dir recht sein, — weg’n der Ordnung — no — beispielmäßig nur. Hast Du’s aber eilig! J? Ah na — nöt d’ran denken — aber weil Du selb’n schon — beispielmäßig — Is schon gut. No weißt, ich mein halt nur, dö arme Seel da unt’ könnt’s völlig nöt d’erpassen, und that ihr schon s’erste Ruckerl wohl, was af unser eindringlich Fürbitten g’schahet. Beispielmäßig halt’s der Teuxel an oaner langen Ketten, wie a Bub ein’ Maikäfer an ein’ Bindfaden, wie mir aber anheb’n, muß er’s scho a Bröserl auffi lassen, nöt höher leicht wie die Laub’n da, aber doch, und wie mir nöt nachlassen, is’s mit’m zweiten Schub scho durt auf’m Nuß- baum und so höher und allerweil höher, und wann Du Dich dann noch einsetzt’ mit Dein’ guten Werk und wirfst Dein Gut in’s Meer, dann reißt die Ketten mitten wurz von ein- ander und heidi fliegt dö Seel auffi in Himmel, hast es net g’seh’n — holt’s kein Teuxel mehr ein! Hehe — ja — ja — Hehe — war eh’ recht. Und Dein G’wissenswurm, was deßtwegen in Deiner Brust war, findt nix mehr z’nag’n und z’beissen und verstirbt Dir elendig — aber schon elendig — der Sakra! Und all zwei seid’s d’erlöst. War scho recht, war eh recht. No, magst Dich drauf verlaßen, — hm, ja. — (Blickt angelegentlich gegen den Himmel, spricht aber so wie nebenher fort zu Grillhofer.) Glaub mir, wann ich Dir was sag: — der Wurm fliegt in Himmel und die Magdalen’ verstirbt Dir elendig .... Ah na — no, s’Selb war ja verkehrt. Was? — Ah ja — ahan — hon ich’s g’fahlt geb’n? No wie! Nach was hast denn ausguckt? (etwas kleinlaut). Ob moring — ob moring wol a schön Wetter sein möcht, beispielmäßig, daß mir a weng furtfahr’n kunnten. Zweite Scene. Vorige ohne Rosl, Wastl mit Liesl. (Durch die Hausthüre.) No da hast’n ja n’Grillhofer! Siehst, der mit’m Polster auf’m Rucken. O Du Lalli, „der mit’m Polster auf’m Rucken“ sagt’ er, wie wann der ang’wachsen war. Was gibt’s denn? Dös Dirndl will z’Dir af B’such. So so, na kimm nur naheter, — wer bist denn — woher kimmst denn — was willst mer denn, han? U mein Jegerl, dös dermerk’ ich mir ja gar net der Reih nach, dein’ Frag’n nach bist lang nöt so alt, als’d ausschaust; aber Bauer, dös muß ja schön langsam geh’n und Tipferl … für Tipferl. So, so, han und nach jedem Tipferl schadet a gut Tröpferl a net? Na Wastl schau halt nach der Rosl, sö soll Dir a Flaschen Süßen geb’n, und a weng Schleckwerk find’t sich wol a noch in der Speis. (Wastl ab.) Dritte Scene. Vorige ohne Wastl. No sitz nieder, Dirndl. Mit Verlaub! (setzt sich Grillhofer gegenüber.) Werd’n mer halt schön langsam Tipferl für Tipferl fürgeh’n. So sag amal: wer d’bist? D’Horlacherlies hoaßen’s mich. Horlacher? Schau! Und woher kimmst denn? Von Ellersbrunn. Von Ellersbrunn. No is schon richtig, no b’sinn ich mich schon. J hon a alte Horlacherin aus Ellers- brunn kennt. Dös is mei Mahm. Ja, ja, a kloans dicks Weiberl, i weiß schon. Is a paarmal in mein Haus käma, wie noch mein Alte — Gott hab’s selig — bei’n Leben war. Sider der Zeit hon ich’s neamer g’sehn. Mir sein a mit Dir in Verwändtschaft. So? Dös is’s erste Mal, daß i davon hör! Wie denn wol? Aus ihrer Mutter ihrer ersten Eh’ hat Dein Weib ein’ Halbbrudern g’habt und dem sein G’schwistertkinderssohn hat meiner Mahm ihr G’schwistertkinderstochter g’heirath. So? so? — Mein Weib ihr halbeter Bruder — .... na, wie war dös nachert g’wesen? Dein Weib ihr’n Halbbrudern sein G’schwister- kinderssohn hat meiner Mahm ihr G’schwistertkinderstochter g’heirath. Da thut Ein’m der Kopf weh dabei! J hab’ mer’n net drüber z’brochen, ich hon dös G’setzel eing’lernt wie a Staarl, wie die Schulkinder n’Kate- chisimuß! Bist doch aufrichtig. Na wol und schon wie. Vierte Scene. Vorige. Wastl (kommt zurück). (stellt eine Tasse mit einer Flasche Rothwein und Gläsern darauf und einen Teller mit Kuchen auf den Tisch). Bleib’ nur da, Wastl, mußt’n Hausvatern machen, mußt einschenken und nachfüll’n. Ich g’lang net so weit und soll ich was halt’n, zittern mer d’Händ, verschüttet leicht was, war Schad d’rum. (füllt ein Glas und setzt es der Liesl hin). Auf dein Wohlsein! (Kostet.) (die Flasche in der rechten, deutet mit der Linken, in der er das Glas hält, auf Dusterer). Kriegt der a was? No wol, wol — fangst scho wieder an? (streckt die Hand abwehrend nach dem Glas aus). Na, na — wann ma net vergunnt is .... wann ma net vergunnt is .... Einschenk’ sag ich! Du Sakra Du! (schenkt ein und stellt das Glas ungestüm vor Dusterer auf den Tisch). Na verkost’n nur. Verkost. Freilich mehr für d’Weibsleut, aber a guter Tropfen. (hat getrunken). Jo hehe, möcht’ mer do selber gleich, wann dös a Trunk für d’Weiberleut is, a Weib werd’n. Bist eh schon Oans und a alt’s dazu. Wastl! (stellt auch ein Glas vor Grillhofer hin). Hob a Oans für Dich mitbracht! Weißt, ich trink net! No weil schon da steht, laß’s halt! — Woll’n mer wieder von was G’scheidten reden. Dirndl, a Antwort bist no schuldig. Was d’da willst?! (lustig). Bißel erbschleichen sollt ich! Sollst? Teufl h’nein, wer kann Dich denn dazu verhalten? Neamand! Meiner Mahm war’ dös af einmal eing’falln, und ich taug a scho gar net dazu. Allweil um Oans herumscherwenzeln wie a Hund, derweil mer ihm in d’Schüßel blast; — und passen und warten af’s Versterb’n, ah na, wurd mer ganz entrisch dabei, leb’ ich doch selber so viel gern. (Steht auf.) Na, Bauer, meiner Seel, möcht Dich unser Herrgott no hundert Jahr leben laßen, ich neid’ Dir kein Tag, nöt ein oanzigen neid’ ich Dir! Bist a herzgut’s Derndl! Ich wär’ eh net her, aber um’s Hoambleib’n war mer grad a net z’thun, außi wolt ich gern; — Doch a so herumvagir’n und dann lug’n: ich war da g’west, dös wollt ich wieder nöt. No thust mer halt den G’fall’n und sagst, es wär’ da nix z’hol’n und jagst mich wieder hoam. Hehe — kimmt Dir wol net ung’leg’n, wann i mir mit Hoamjag’n a weng’ Zeit laß’, han? Möcht’ aber doch wissen, wie dein Mahm af dö Gedanken käma is! Ah dö Mahm hat’s recht ernsthaftig g’meint! (Copirt mit Laune die wohlwollende Redeweise einer alten resoluten Frauensperson.) „Liesl“ — hat’s g’sagt — „schau, Liesl, Du bist a einsam, verweist’s Dirndl, mußt Dich umthun, mußt dazuschau’n! Verwändt bist amal mit’m alten Grillhofer, dös können mer schriftlich aufweisen. Geh hin, schau eahm nach, soll ihm schlecht geh’n, leicht gar macht er’s neamer lang — verzeiht schon, Der G’wissenswurm. 3 Bauer — „thu Dich a weng einschmeicheln, er hat sunst dö lustigen Leut nöt ungern mög’n .... Möchts wol a hitzt no .... ( Dusterer, hat Grillhofer mit dem Ellbogen angestoßen.) Wonn net .... (indem er sich über den Tisch beugt und das Glas vor Dusterer nachfüllt). Wann’d mer noch amal ’n Bauern stupfst, kriegst a ein’ Deuter! „Und no geh’ zu,“ hat’s g’sagt, „daß Dir Neamd fürkimmt, mach dein Sach g’scheidt, leicht kost’s no a Wartl, und dös Sein’ is Dein!“ — No was, Bauer, mei Mahm kennt sich aus, hätt’st wol ein schweren Stand, that ich nach ihr’n Reden, aber so, bin ich doch a bißel z’viel aufrichtig zu’n Erbschleichen. Dafür bin i a no da. Zum Erbschleichen?! (verblüfft). Was? — ah na — na dös net, mußt mi recht versteh’n Dirndl, i mein dafür, daß der Schwoger nöt sein Sach z’weg’n ein Wartl weggibt. Wo Du schon so viel Warteln d’rum g’redt hast! So? Der Schwager bist Du? Schau, von Dir hat mei Mahm a g’redt; sagt’s: „nimm’s net z’leicht, soll neuzeit a Duckmauser bei ihm aus- und einrennen.“ (immer mehr verlegen). Muß a recht a z’widers Weibs- leut sein, Dein Mahm — a recht a z’widers Weibsleut. Kunnt’s net sag’n, weiß zwar net, was ihr ein- g’falln’ is, daß’s mich herg’schickt hat, leicht hat sie sich gar denkt, es war net’n Bauern sein Schaden, wann ich Dich beim Furtgeh’n a mit nahm. Hehe, hizt hab’ns’n allzwei in der Arbeit. No lachst Du a no dazu. Na, weinen wird er, müßt ja a Kuh lachen, wann’s Dich hizt anschaut. Beispielmäßig lacht a Kuh gar net — Na, aber a Ochs wird gleich flehnen. weinen. — Dich hob’ns orndli. Lachst a wieder amal, Bauer? Lustig war’n mer schon lang net. Ja lustig — schaut’s mich an — so alt und .... J kenn ein Aeltern. Hab’n mer ein’ Bauern in Ellersbrunn, der hat seine achtzig auf’m Buckel und am Kirtag schreit er no um sein Musi und singt: Lied . No will ich amal lustig sein, Bin glei a alter Mon, Doch will ich so, uo Sikra h’nein, Wenn gang denn dös was an! (Jodler) ( Grillhofer singt den Jodler mit.) Jesses, Jesses, Bauer, geh’ thu mir B’scheid! Du hast ja koan Glasl. Mir trinken aus Oan! U mein Jegerl, ja Liesl mir trinken aus Oan. (Nimmt das Glas.) Schau’n Wastl — Du Hoamlicher — is dös die Rechte amal? hehe. A wohl — dö war’s schon. (Stoßen an.) (singt): Warum soll i nöt lustig sein? Gott is a guter Mon, Mir g’fallt es Leb’n mer schmeckt der Wein Und Neamad geht’s was an! (Jodler.) (klopft dem Dusterer auf den Rücken). No brumm a mit, alt’s Eisen! (Alle singen mit.) (singt): Hon i doch all dö Lebtag mein Koan Schlechtigkeit net thon, Und will i amal lustig sein, Wem gang denn dös was an?! (Setzt zu den Jodler ein.) 3* (stößt sein Glas hart auf den Tisch). Do singst nöt mit, Schwager! Möcht wissen wie’d da mit singst, ohne daß dir der Stimmstock umfallt! Sing mit, wann’d kannst. Hast all dein Lebtag koan Schlechtigkeit nöt than? Hast net? Han?! (der schon beim Jodler der ersten Strophe mit aufgestanden war, sinkt jetzt zurück auf die Bank; finster): I sing’ eh net mit; (leise und angelegentlich). Und laß der sagen, so is die Weis’ net, wie mer d’armen Seel’n d’erlöst und so ver- stirbt a der Wurm net. Wann d’n a jetzt mit Wein ein- schlaferst, moanst er wird neamer munter? O er wird schon. (ganz verwundert, tritt hinzu). Jo was is’s denn? Was hast denn auf einmal, Bauer? Laß’s gut sein, laß’s gut sein, Dirndl, ich dank Dir schön, hast es recht gut g’meint, aber ich und Du sein a gar z’ungleich G’spann, tauget mir schon, kunnt ich no Schritt halten mit Dir, aber so bin halt ich der Stützige. Jo, jo, d’Lustbarkeit sind’t da in mein’m Einwendigen ein gar’ strengen Herrn, der’s austreibt, es leidt sich amal koan Fröhlichkeit auf mein Hof, no wirst selber kaum verbleib’n woll’n und ich darf Dich a net verhalt’n, s’wird völlig Ernst mit’m Furtschicken, — na, na, daß’d mer net ganz harb bist, soll der Wastl, wann Feierabend is, a Stuck Weg mit Dir geh’n. No sollt ich fort, und is Dir’s Lustigsein doch so gut ang’standen; geh ich, fangst mer wieder zu’n Duck- mausern an. Mein lieb Dirndl, anders schickt sa sich neamer für mich. Möcht doch wissen warum? Jo siehst, Derndl, Du bist für Leut’, was nöt schwer trag’n unter’m Brustfleck, für Solchene aber (auf Dusterer) is der der Rechte. Vor ein halb’n Jahrl hob ich mein’ Deuter kriegt, sunst allwal g’sund, streift mich af amal der Schlag. Elendig bin ich dag’leg’n, hon aber no net g’wust, wo dös h’naus soll, aber der hat sich gleich auskennt, is gleich zu mir in’s Haus g’rennt und hat g’sagt: Schwoger, hat er g’sogt, Du hast a Sünd af Dir, was d’nie no recht bereut hast, hast’s allweil af d’leichte Achsel g’nummen, und unter der Zeit is der Wurm in Dir foast word’n, so foast, daß D’r hizt, wo er sich aufdammt hat, bald Seel und Leib vonand gangen wär’n! No schau halt hizt dazu. Besser spot wie gar nöt! No Recht hot er g’habt, Recht hat er g’habt, war wohl schon a verschlafene G’schicht, aber Recht hat er doch g’habt, wie er mir’s vor’gstellt hat. Jo, jo. Hättst es net aufwecken lassen, dö verschlafene G’schicht. Wär’ g’scheidter. Soll hizt der Floh, denn Dir der in’s Ohr g’setzt hat, n’Wurm fressen? Mußt nöt g’spassen mit sölchene Sachen, mein lieb’ Derndl. Du weißt halt no von wenig. Aber ich will Dich net ohne Einseh’n lassen; sündig, wie ich war, und reuig, wie ich bin, sollst mich kennen lernen; ich will Der dö G’schicht am Weg mitgeb’n, so Versündigungssachen sein allmal lehrreich für dö Weibsleut! Mag wohl schon a fünf und zwanz’g Jahrl her sein, hat damal mei Weib noch g’lebt, da is a Dirn zu mir in Dienst käma, war a klein mollets Ding, bisl hoffartig, hat sich mit koan Bub’n nöt abgeb’n, nur af mit hat’s freundlich g’schaut; daß ich sag, mei Weib hat koan oanzig’s Kind af d’Welt bracht, allweil is’s krank g’west, und um dö Zeit is gar elendig dahin- g’leg’n, ich aber war allzeit a kerng’sunder Mon, und so schickt sich’s halt amal, ich triff die Dirn allein, und so is’s halt käma, wie’s oft kimmt und zugeht af derer Welt. Bin mir nöt ganz klar, dö Dirn war nie so recht offen, war dös Wahrheit, oder hat’s nur dö schwere Arbeit los werd’n wöll’n, sie hat a so than, als war’s af dö Versündigung neamer recht richtig mit ihr. Aber lang vor sich’s hätt weisen können, is mein’ Weib ihr Vertraulichkeit zu mir aufg’fallen, dö hat’s zu sich rufen lassen, hat’s ’beicht oder net, weiß net, aber sie hat af amal fortbegehrt und ich hab’s a nöt ungern fortlassen. (an der Schürze spielend). Was D’da verzählst, Bauer, dös is freilich wohl nöt recht, kann aber doch net allein af Dein Rechnung käma, sein ja doch Zwei dabei g’west. Wohl, wohl, zu solchene Dummheiten sein für g’wöhnlich zwei von Nöthen. Aber ich hätt soll’n n’Gscheid- tern machen. Wie’s amal furt war, war’s wie vom Erd- bod’n wegblasen, weit und breit da h’rum hat’s Neamand mit kein’ Aug’n mehr g’sehn. Was wohl mit ihr g’scheh’n is? Hizt liegts mer halt schwer auf, weil ich’s auf’n Sün- denweg g’bracht hab, wie weit’s wohl d’rauf fortg’rennt sein mag immer naheter und naheter der Höll zuhi! Und hizt leicht gar net weit davon einloschirt! Jo, jo! Und dös is dö ganze G’schicht? Z’weg’n dem willst Haus und Hof in fremde Händ’ geb’n, nur damit’st mehr freie Zeit und a G’sellschaft zur Bußübung kriegst?! Wohl — wohl. Na hörst Bauer, meinst, wann mer amal dumm war, ma macht’s besser, wann ma dann no dümmer is? Red’ nur Du nix d’rein, Wastl, dös ver- stehst Du net; sei froh, daß’d nix af Dir hast und schau dazu, daß’d a nix h’naufkriegst, wo’d dös möchst versteh’n lernen. Is a rechte Lehr’ — is a wahre Christenlehr, Wastl; nimm Dir’s z’Herzen! Beispielmäßig möcht Einem s’Leben anlachen wie a schöner Obstgarten, aber zulangen is net verlaubt, dös verwihrt Ein’m der liebe Gott. Geh’ zu, Schwarzer, mußt unser’n Herrgott’n nöt zum Vogelschrecker machen! Hat er doch selber die Kirschen so rothbacket und d’Weinbeer so glanzend g’macht, no und übernimmt sich Eins, is dös sein eigene Sach’, wie er wieder mit sein’ Mag’n auf gleich kimmt, und beispielmäßig gibt’s koan bessere Lehr als so ein überessenen Spatzen, was marod auf’m Astel sitzt und’n Andern zuschreit: Z’viel is ung’sund! Mein liebe Dirn, beispielmäßig kennst Du Dich lang no net aus, is a gar koan Red vom lieben Gott, der Ein’m all’s Gute vergunna möcht, sundern vom höllischen Erbfeind, was Ein’m zum Uebermaß verlockt, wo n’Ein’m drauf net gut wird und ma nachhert in der Höll’ sein Kamil- lenthee kriegt, was aber Kein’ net schmeckt. Ja, ja, unter dö Kirschen liegent eben n’Höllischen seine Fallstrick und wo sich hizt der Schwoger alser bußfertiger davon loslöst, hat er scho recht, wann er a a jedes Faderl von sich thut, wo do nochmal der Höllische amal anknüpfen kunnt. No seht’s es — seht’s es. Dös is a Red. Der versteht sich halt d’rauf — ja dadrauf versteht er sich. No is a a schöne Profession! Und hizt laß mer dö unnöthig Wartlerei sein. Mei lieb Dirndl magst D’r vor D’gehst noch a weng mein Hof anschau’n, thu’s ohne Neidigkeit, is Dir vielleicht zum Bessern und bleibt D’r manche Versuchung d’erspart, wann nöt wird wie Deiner Mahm ihr Abseh’n war. Wann’d zu ihr hoamkimmst, magst ihr sag’n, ich laß’s schön grüßen und sag’ nur, wie’s wahr is, Du wärst wirklich schon z’spat käma. Morg’n wann a schöner Tag is, fahr ich vielleicht schon nach der Kreisstadt und thu a jed Faderl von mir, wo no der Teuxel mich anfassen kunnt, ich thu’s ’m Schwa- ger verschreib’n, der is scho mehr auf seiner Huth. Und no b’hüt Dich Gott, Dirn, daß’d da warst, war mer doch a klein Aufheiterung, wann’s a bei mir net recht verfangen will, und no vergelt Dir’s Gott! Und wonn amal all’s in Ordnung is, und ich bei mein’m Schwogern in der Ausnam bin, dann such mich hoam, vielleicht bin ich dann scho a weng lustiger word’n. (tätschelt die Hand Grillhofer’s). Ja, ja freilich, mein lieben Ausnehmer magst nachhert schon b’suchen. No b’hüt Dich Gott, Bauer. B’hüt Gott und spater vergiß net auf mich und kumm fein. (kehrt zurück). O ich schau Dir schon nach!. ..... ich weiß net, mir g’schieht so viel hart um Dich, — es is mir, als wär’ Dir dös traurige Wesen ’naufz’wungen, und stund d’rum a net’n lieben Gott noch’n Menschen an, is mir als sollt ich Dir noch a ganz a Menge sag’n, aber ich wußt wahrhaftig selber net, wie ich’s vorbringa sollt. B’hüt Dich recht Gott! (Läuft ab.) Schickst es richtig furt? — (Grillhofer schupft die Achsel.) Bauer mir is als solltst es dahalten — dahalten — (lachend). War wohl Neamd lieber als Dir! Bist a Feiner Du! (wendet sich ab und geht der Liesl nach, unter dem Abgehen raison- nirend). Is a recht! Setz morg’n den Duckmauser auf’m Hof, so renn ich übermorg’n schon nach Ellersbrunn und müßt’ ich in’s Taglohn. Möcht nachher so a Wirthschaft mit anseh’n, so a Wirthschaft — heilig Kreuzdonnerwetter! (Beide durch die Hausthür ab.) Fünfte Scene. Dusterer und Grillhefer. Ob ich mir’s net denkt hab, Grillhofer! Ich hab mer’s aber denkt, wie’s vermeinen, es gibt bei Dir was z’holen, so kommen Dir Leut in’s Haus g’rennt, mit denen Dein Lebtag nix hast z’thun hab’n wöll’n! No sucht halt Jed’s af der Welt sein Vor- theil. Kummen’s, sein’s da, gibt’s nix, gehen’s wieder! Beirrt mich net und kann Dir wohl a gleich sein. Wannd’ a so denkst, freilich wohl. — Dein Weib, mein Schwester, hat eh amal g’sagt: — wart a weng’. — wie war den dös? Daß ich’s net nur beispielmäßig, sun- dern Wartl für Wartl fürbring, wie’s g’wesen is! Ja ja, fallt mer schon ein. Dein Weib hat eh a amal g’sagt: Niko- demi, hat’s g’sagt, auf’n Mathis schau mir und weis’ mer’n fein nachi in Himmel. Bringt Dir wohl a ein Lohn, denn nach dem, wie der Mathis sich an mir versündigt hat — jo — wie er mir weh than hat, war’s net schön, wann er net das Seine bei unserer Famili lasset. (hatte den Kopf in beide Hände gestützt, blickt jetzt auf). Dös hätt’ mei Weib zu Dir g’sagt? Hat Dich do nie gut leiden mög’n. Schau, Dusterer, Du bist ja hizt eh am Ziel, was bringst denn solchene Sachen für? Kam ich Dir af a Lug, möcht’s Dich reu’n. No wirst doch net meinen — Schwoger — wirst doch net meinen? .... So hat mein Weib nie g’redt. Aber, Schwoger, glaub’ mir … — no, soll sie’s nöt g’sagt hab’n, — Du bist krank, ich will net streiten mit Dir. Sechste Scene. Vorige. Leonhardt. (Fuhrknecht, hat ein breites rothes Gesicht mit pfiffigem Aus- druck, trägt breitkrämpigen Hut, blaue Blouse, hohe Stiefel, kommt durch das Zaun- gatter den Anstieg herunter, ist etwas angeheitert). Öha! Grüß Gott mit- einander! Dusterer Dich such ich! Hat mer Dein Alte g’sagt, ich traf Dich do, is mer recht, muß gleich wieder furt mit meine Roß, — geht eahner wie mir — kinnen net lang stehn. Was gibt’s? Vorerst liegt a klein Faßel Essig für Dich in der Kreisstadt, möchst’n bald abhol’n — ja — da hast vom Spediteur n’Frachtbrief. (Gibt ihm einen rothen Zettel.) Was hast’n nöt glei mitbracht? Weil er no net zahlt is! (steckt den Frachtbrief zu sich.) Noch was? A Seitel Wachholder hon i mir verdient, mein ich. Dös war dös Fassel nöt werth. Ah, wer redt hizt vom Essig. Hast a schlecht’s Angedenken! Vor ein’ halben Jahrl host mer’s versprochen, wonn ich Dir was auskundschaft. (fährt vom Sitz empor). Was sagst? So, so, no da kimm nur glei mit hoam. Kumm eh g’rad her, wonn ich so viel uma- nand renn’, wird mer schwindli, no jo, bin nur s’Fahren g’wohnt. Bleib’n mer da — is jo nur der Grillhofer, Dein Schwager! (ungeduldig). Sakra h’nein! Mitkimmst, sog ich! (steht ihn starr an). Wos?! Sunst verspielst’n Wachholder! So redt’s? — Wer — wer bist denn Du? Bist leicht mei Herr, daß’d mit mir so h’rumschreist? Han, schau Dich an nothiger Ding! Möcht’s es jetzt gern ablaug- nen? Wann’d mer a so kimmst brauch ich’n gar net Dein Wachholder, brauch’n net! Ein ander Mal such Der Anderne aus zu sölchene G’schäften, mich net! (Zu Grillhofer.) Schau Der’n an — a Seidel Wachholder hat’s golten, um d’Ries- ler Magdalen is gangen, was vor fünf und zwanz’g Jahr in Dein Dienst war .... (fährt empor)) Was sagst, um d’Magdalen’? Jo, wo’s verblieb’n is, ob’s no lebt, oder schon verstorb’n is. Jo. Seit oan halben Jahr, zeit- und randweis hon ich nachg’fragt. Und hizt reut’s ihm, hizt reut ihm dös Seidel Brañtwein ..... (aufgeregt). No red, red, Lenhardt … No verdient hab ich mer’n. (schreit). Kriegst’n net. (schreit gleichfalls). Brauch’n net, hab ich g’sagt, solltst Dich schamen geg’n ein Fuhrknecht! Bauer willst hoaßen? Nix bist. Laß’n, Lenhardt, laß’n. Was is mit der Magdalen’? Auskundschaft hon ich’s! (aufschreiend). Sie lebt?! (schreit gleichfalls). Ja wohl! — Ah so, Du bist’s g’west, Grillhofer — ah ja Du, ich hon g’meint (auf Dusterer) der schreit wieder geg’n meiner. Um Gotteswill’n, Lenhardt, b’sinn Dich af d’Wahrheit, hast a recht g’seh’n? No wohl recht g’seh’n und recht g’fragt. Du wöllt’s hizt ausg’funden hab’n, wo ’es Gericht sie die lang’ Zeit her scho sucht! Ausg’schrieb’n war a Erbschaft, aber g’meldt hat sa sö net, weil ihr dös G’spiel z’viel verschuldt war. Und wo, wo hast es denn aufg’funden? A drei Stund von da, wann’d ins Gebirg einifahrst, an der kahlen Lehnten hat’s ihr Wirthschaft. Ich muß hin, — wird mich net umbringen dös bißel Fahr’n, wird mich nöt umbringen; mit meine eigenen Augen muß ich mich überzeugen, wie’s mit ihr steht, in was für oan Elend als’s lebt! (Ist bis zur Hausthür gegangen.) Rosl — he Rosl hörst! (Kommt, in der Westentasche nachsuchend, wieder vor.) Lenhardt, dank Der schön, hast mer a rechte Wohlthat d’erwiesen. Dank Der schön, Da hast. (Gibt ihm Geld.) Is gern g’scheh’n, Bauer, (betrachtet den Betrag, sehr befriedigt,) no, vergelt Dir’s Gott! Siebente Scene. ( Vorige. Rosl erscheint unter der Hausthür.) Was willst, Bauer? Eil’ dich, Rosl, der Michl soll hurtig ein- spanna, er muß mich führen, er weiß sich aus, nach der kahlen Lehnten fahr’n mer. Aber Bauer! Sei stad, Rosl, es muß sein, hätt sonst kein Ruh und kein Rast. ’m Wastl sag, thät mer leid, aber er konn sei Derndl hizt neamer begleiten, muß hoam bleiben, weil ma net wißen kann, was leicht no wird oder g’schiecht. Und hizt thu Dich um, richt’ mer mein Rock und mein Hut und n’Schoofpelz konnst mer a af’n Wagen werfen, für dö Nacht etwa. Aber .... Geh zu und thu wie ich sag! (Rosl ab.) Achte Scene. Vorige ohne Rosl. Grillhofer (kehrt zurück und will den Kopfpolster von der Bank nehmen). (stürzt herzu und faßt an dem andern Ende an). J trag’n schon! (zerrt ihn an sich). Laß los? Aber Schwoger. (Zerrt den Polster an sich.) Rühr’ mir a nix Meinig’s mehr. (Zerrt ihn zurück.) (läßt den Polster fahren und will den Arm Grillhofers fassen). Schwoger — laß reden. (deckt sich mit dem Polster gegen jede Berührung des zudringlich werdenden Dusterer). Mir hab’n ausg’redt; alsdann dö Magda- len lebt, lebt’s nöt? Erzlugner!! Is die Höll a drei Stund von da an der kahlen Lehnten? Is dort die Höll, Erzlugner! (ist ihm bis zur Hausthüre gefolgt). Grillhofer! (Faßt ihn am Rockzipfel.) (zornig). Erzlugner!! (Stülpt ihm den Polster auf den Kopf, wird dadurch frei und verschwindet unter der Hausthüre.) Neunte Scene. Vorige ohne Grillhofer. (gutmüthig). Teufi, is der Grillhofer schichti word’n! No mach der nix d’raus, kimm mit, zahl ich Dir a Glasl. (zeigt das erhaltene Geld.) Schau, wie der Wachholder blüht! (wüthend zu Leonhardt). Vergreifa kunnt ich mich an Dir — völlig vergreifa. (indem er sich zum Gehen wendet). No aber nachhert gute Nacht! N’Polster hast schon, und ich that Dich schon a orndlich zudecken. Der leidig Höllteufl hat Dich herbracht. (schon beim Anstieg). Nöt war is, Dein Weib hat mich herg’wiesen! (Ab.) (allein). Sikra h’nein, is eh’ so, mein Weib hätt’n hoam halten soll’n den versoffenen Lump, hätt doch selb’n herrennen können, hätt ihr d’Füß net kost’t! — No g’freu Dich, wonn ich hoam kimm! — Sand Sind. an all’m Elend schuld scho von Paradeis her, dö Weibsleut! — A holb Jahr plag’ i mich obi, dank’n Himmel für jeden guten Einfall, den er mir schickt, womit ich den alten Sünder in’s G’wißen reden konn! Und hizt söll All’s umasunst g’west sein, z’weg’n so oaner Dummheit! Aber no gib ich’s net auf, ich muß a dabei sein, ich muß mit hin nach der kahlen Lehnten, ob er mich mit hab’n will oder net — ich weiß schon, — ich schleich mich in’ Hof und wonn dö Rosl n’Schofpelz auf’m Wag’n wirft, so kriech’ ich d’runter, was will’er denn mocha, wann ich a so mit kimm? Was will er denn macha? Geht schon, geht schon, weil net anderscht is, kimm ich halt in’ Schofpelz hin. (Will durch die Hausthüre schleichen, prallt aber zurück und schleicht um das Haus; Coulisse vorne rechts ab.) Zehnte Scene. Wastl und Liesl (durch die Hausthüre.) No, gehst wirkli scho, Liesl? Freilich wohl, wo’d mich hizt net begleiten därfst, möcht ich doch schon vor Einbruch der Nacht wieder in Ellers- brunn sein. Haha, dö Mahm wird Augen machen, wonn ich sag mit der Erbschaft is nix, aber ein Schatz hon ich g’fun- den, leicht jagt sie mich dann davon! No rennerst halt glei zu mir! Jo aber, wo wirst Du nachher sein, wann’d bei Dein’ Bauern nöt verbleib’n willst? Is a net zum Verbleib’n, seit der sein’m Schwo- gern sein Norr is! No schau, is doch gut, daß mir uns wieder z’sammg’funden hab’n, ganz mutterseelen allanig fraget ich ein’ Teufel darnach, was aus mir wurd, und rennet nur so in’s Blaue h’nein davon; aber da a für Dich gilt, werd’ ich mich schon um oan rechten Platz umschau’n. No recht is’s, nur a weng wart noch zu, und mach’s fein manierli, daß’m Bauern net hart g’schieht, ös mögt’s ja doch selber einander leiden. A wohl — wohl .... Mir d’erbarmt der alte Mon. Möcht ihm gern helfen, laßt Ein’m aber kein Zeit dazu. J traf’s schon, meinst net? Is heunt doch lustig word’n, gelt? O Du brachst all’s z’weg’n! Und no b’hüt Dich Gott, Wastl. B’hüt Gott, mein Dirn, ich denk Dir g’wiß an Dich bei Tag und Nacht! No bei Tag mag i Dir’s a versprechen, aber bei der Nacht da schlaf ich. (sacht). Du bist halt d’Horlacherlies, wie von ehnder, und so soll’st a sein, weil nur hizt mein bist! Mein’ ich doch ich halt’s gar net aus, so weit von Dir z’sein, möcht all Stund wissen, was thust und treibst, ob D’mein a a bissel denkst und möcht Dich wohl Tag’s z’tausendmal grüßen lassen, fand ich ein Boten, kunnt all’s zwischen Himmel und Erd d’rum angehn, was sich d’rauf verstund! Mei Dirndl! Duett . Du kleins Bacherl, wunderklar, Rinnst so flink daher, Grüß mer schön mein lieben Schatz Na Du weißt schon wer! Und da sagt’s Bacherl d’rauf: J bin net so schnell, Dorten halt mich’s Mühlrad auf, Kimm net von der Stell. Schneeweiß Täuberl über’m Haus Grüß mer Du mein Schatz, Flieg’ in alle Weiten aus, Findst’n schon am Platz! Schneeweiß’ Täuberl putzt sich fein, Sagt: J richt’s net aus, Heut spricht ja mein Tauber ein Und ich bleib schön z’Haus. Du kloan Herz in meiner Brust Schlag voll Freudigkeit, Denn mein Schatz is mein’ bewußt Hizt und alle Zeit! Und wie gestern so a heut Denkt er an mich schon, Zwischen brave treue Leut Braucht’s koan Botenlohn. (Jodler.) Du nur hast der dö Einzigi In mein’ Herzen Platz, Denk an mich, i denk an Di! B’hüt Dich Gott mein Schatz! (Liesl geht den Anstieg hinan.) Denk an mich, i denk an Di! B’hüt Dich Gott mein Schatz! (Jodler, unter welchem Liesl, nachdem sie das Zaungatter passirt, sich auf demselben aufstützt, zum Schluß wirft sie einen Kuß dem Wastl zu, der mit einem Juchzer ihr nachläuft.) Der Vorhang fällt. Verwandlung. (Wirthschaft an „der kahlen Lehnten“. Die Bühne zeigt den Hofraum. Links vorne ein Theil des Hauses mit der Eingangsthüre, rechts ein Theil einer Scheuer, Beide sind in einem stumpfen Winkel gegen einander gebaut und durch eine sogenannte offene Einfahrt, (leeren Thorbogen, etwa durch einen Balken „Schranne“ verschließbar) ver- bunden. Hinter dem Hause steigen gewaltige Felsmaßen hinan, welche weit in den Hintergrund verlaufen, wo dieselben an den aufrecht stehenden, bewaldeten Bergkronen als nacktes Getäfel schief angelehnt erscheinen. (Kahle Lehnten.) Ab und zu hört man das Grollen eines fernen Gewitters.) Elfte Scene. Der Bauer, Natzl und Hanns (mit Sensen und Rechen, kommen durch den offenen Thorbogen zögernd nach vorne). Oba, Voda, was wöllt’s denn hizt schon dahoam? Z’weg’n we hätt’n mer denn fruher Feierab’nd g’mocht. (alter Mann, schon an die Siebzig, geht gebeugt, hat graues Haar und dunkle buschige Augenbrauen, die Lodenjoppe schlottert ihm um den Leib und auch im übrigen Anzuge zeigt sich eine arge Vernachlässigung — erstaunt). No z’weg’n m’Wetter do! Hehe, freilich, z’weg’n m’Wetter. (Lehnen die Werkzeuge an die Scheuer.) Kunnt ja do der Voda a weng in’s Dörfl schau’n, af a Glasl Wein. Wißt’s ja do, daß mer d’Muada koan Geld loßt. (gibt ihm Geld). Hab’n do mir Oans für’n Vodan. Oes seid’s doch gute Buama. No do geh’n ich schon, hehe, freili geh’n i. Wonn mi aber leicht es’ Wetter d’erwischt? Beileib! Hehe, sog’n mer do schon n’Vodern a fufzgimal von derer Seiten kimmt’s jo nie übri, bleibt ja allmal entern Berg! Hehe, ös seid’s Hallodri, und alle fufzgimal hon ich’s richti vergessa! No und wo gangt’s denn ös hin? In’ Wold. In’ Wold? Wonn eng aber s’Wetter d’erwischt? Hehe — hehe — s’kimmt ja net. Hehe — richti — jo — Wonn’s a kam, mir fanden schon oan Unterstand. A wohl — und was für oan. No nachert wo denn? In der Köhlerhütt’n. Ui, ui, ös Schlankeln, a wol in der Köhlerhütten, no no ös seid’s mer Feine! Der Kohl’nferdl is heunt mit oaner Fuhr nach der Stadt, und es fandet’s seine zwoa Dirndeln allanig. Wohl — wol — is eh a so. Oes Lotter, schau — schau. Oes treibt’s ös nöt schlecht, ich war scho a achtavirzgi wie ich enger Muada g’heirath hab’. Weil halt da Voda a Trauminöt war. (beleidigt). So a so! So meinst es! A Trauminöt war ich g’west!! So? Und Dir fahlet Couraschi nöt — gelt na, fahlet eng net dö Couraschi? Moant’s ös kunnt’s zeitli dazuschau’n, wart’s koane Trauminöt! Stund eng dö Ehrbarig- keit von engern Vodern nöt an, han, wöllt’s ös besser hab’n? — Was? Na! Hoam bleit’s hitz. Hoam bleibt’s! Leni! (zu Hanns). Du bist a rechter Lapp, mußt allwal Dein dumm Maul aufthun, möcht der glei Oans d’raufgeb’n! Zwölfte Scene. Vorige, die Bäuerin. (erscheint unter der Thüre, sieht heraus). Ah ös seid’s scho hoam? (Verschwindet wieder.) No is Dir leichter, hizt kannst wieder Strümpf stricken. Hehe, Du aber a und der Voda a. Hehe. (kommt mit drei Gestricken, angefangene Strümpfe und große Woll- knäuel daran, gibt jedem Eines). Da schaut’s dazu — mir bleibt koan Zeit und dö Kloan verreißen so viel, daß ich froh sein muß, sie verrichten ihner Sach! (Ab.) Dreizehnte Scene. Vorige, ohne die Bäuerin. (Kleine Pause, während welcher alle Drei sich das Strickzeug zurecht richten und zu stricken beginnen.) Heiligkreuzdunnerwetter, dös is a Unterhaltlichkeit. Aber ehrbar — halt ehrbar! Dös schon. Mir is nur was sich dö Rosl wird denken. Du Hiesl, dö halt Dich eh nur zu’n Narren, unter der Wocha derfst ihr schön than, und’n Sunntag geht’s mit’m Jaga. D’Wocha hat sieben Täg. Kimmt für’n Sunntag viel z’samm zu’n Lacha! — Mir is nur um mei Kathrein! — Halt hizt es Maul — ich muß zäl’n. Jo Voda — sikra h’nein — s’Arbeitszeug därf net dort an der Scheun’ lehnen bleib’n. Kunnt’s es Wetter d’erwischen! Du ich sag d’er’s! (Schiebt sein Strickzeug dem eifrig stricken- den Bauer unter den einen Arm.) Halt no der Voda a kleins Wengl! (Eilt gegen den Hintergrund.) Faß’ nöt All’s af amal, greifst sunst in a Sensen. J hilf Dir. Voda, a wengerl nur! (Schiebt ihm sein Strick- zeug unter den andern Arm und rennt dem Natzl nach.) Vierzehnte Scene. Der Bauer (allein.) Dann: die Bäuerin. (mit beiden Gestricken unter den beiden Armen, strickt emsig, aber be- hindert an dem dritten weiter — zieht eine Nadel aus). Jetzt weiß ich net ob’s g’fahlt is. (Krazt sich mit der Nadel am Kinn.) Kunnt doch sein, muß mer halt nachschau’n … (unter der Thüre). Mögt’s essen .... Jo, wo sein denn die Buama? S’Arbeitszeug thun’s in d’Scheun! S’Arbeitszeug lehnt ja no dort! (wendet sich). Wos?! — Teufi, dö sein durchbrennt! No kannst es suchen! (Ab.) Der G’wissenswurm. 4 Ho, dö find ich mer scho aus! (Wendet sich, fort- strickend, zum Abgehen, es entfällt ihm ein Knäuel.) Eh, eh, halt Dich Sakra, (in der Bemühung diesen aufzuheben der Zweite und dann der Dritte.) Teufi h’nein! — Oeha — no krieg eng schon! (Schleift sie ein Stück an langen Fäden hinter sich.) No wann’s nöt wöllt’s, hol eng allz’samm der Teufel, braucht er neama bloßfüaßet z’geh’n! (Stößt das ganze Strickzeug mit dem Fuß in einen Winkel.) No g’freut’s eng Buama, alle mit ein- ander krieg’n mer’s, wann mer hoamkimmen, wonn uns nur nöt’ es Wetter derwischt! (Den Abgegangenen nach.) (Kleine Pause. Erneuerte dumpfe Wetterschläge.) Fünfzehnte Scene. Grillhofer, Dusterer, (durch die offene Einfahrt,) darauf: die Bäuerin aus dem Hause. No Schwoger, is do recht, daß ich mit bin, gelt ja? Daß’d net mußt so allanig herumsteig’n. Hon’s gleich g’seh’n, daß mer mit’n Wagen net zu können. Dös is es oanzige G’höft an der Lehnten. (auf einen Stock gestützt, kommt langsam vor). Jo jo, kimmt mer aber a weng z’groß für, als daß sich’s ließt von oan oanschichtigen Weib bewirthschäften. No, no, werd’n mer ja seh’n, wer darauf sitzt! Wer weiß was dem versoffenen Unfriedstifter, dem Lenhardt, fürkämma is?! Am End’ is er noch a verlogener Spitzbua dazu und hat uns nur herg’narrt. (von Innen). Wer is d’raußt? (Tritt unter die Thür.) Seid’s ös es schon? Gut’n Abend! Gut’n Abend — was wöllt’s denn? (tritt zitternd näher). Bist Du die Riesler Mag- dalen’? (keifend, wobei sie aus der Thüre den Angesprochenen immer näher tritt). Wer fragt darnach? Ich frag’, wer darnach z’fragen hat?! D’Poltner bin ich, die Bäurin an der Lehnten, hat Neamand darnach z’fragen, was ich sunst bin oder war! War allweil a Ruh, hizt af amal war ’es Fragens kein End’! Vor paar Täg’n erst hat a Fuhrknecht da h’rum- g’fragt, daß’s orndlich auffällig war, und hizt kamen wieder Oan. Was habt’s der Riesler Magdalen’ nachz’frag’n? In mein ledigen Tagen is zwischen mir und oan Bauern a Dummheit g’west, is eh’ scho bald neamer wahr. Is er leicht verstorb’n und seid’s ös vom G’richt und bringt’s mer a Erbtheil?! (tritt näher). Magdalen’ — (Donner, fernes Aufleuchten.) Kennst mich neamer? Neamd kenn ich! (Aufleuchten.) Bin ja der Grillhofer! (aufschreiend). Jesses — der Grillhofer! (Donner, kleine Pause.) (äußerst zungenfertig). Was willst denn da? Bringt Dich der Fürwitz her, nachschau’n? Hon mer’s eh’ g’wunschen, ich möcht Dir amal All’s einesag’n kinna! Hast wohl g’meint, es müßt mer so geh’n, wie mir’s von Dir aus hätt geh’n können, von Dir aus hätt ich amal elendig im Armenleut- haus versterb’n mög’n, aber der Herrgott hat a rechters Einsehn g’habt, und drei Jahr darnach, wie ich von Dir weg bin, hon ich’s besser troffa; der alte Poltner hat mich g’hei- rath und hizt sitz ich als Bäuerin do am Hof, schau Dir’n an, ob er den Dein’m viel nachgibt. Hast denn glaubt, ich hätt mich um was anderscht mit Dir abgeb’n, als weil ich vermeint hab, Dein Bäurin seg’n’t bald ’es Zeitliche und ich kimm an ihrer Stell z’sitzen?! Nöt a so viel (schlägt ein Schnipp- chen), sixt, war mer sunst an Dir g’leg’n. (ist erstaunt einen Schritt zurückgetreten). Schwoger, z’weg’n der, werd’ ich mich nöt z’viel am Todtbett abiängstigen! Dein’ Bäurin is aber net so bald versturb’n und wie’s mer hinter mein Trachten käma is, hat’s all’ ihre Ersparnus d’rauf g’wendt, daß’s mich los word’n is, denn mit leere Händ war ich net weg, a ’es Kind hat’s mer ver- verpfleg’n müssen. S’Kind!? So war richtig Oans af d’Welt käma?! Um Gotteswöll’n Magdalen’ sag mer nur Oan’s: wo dös verblieb’n is?! (etwas bewegt). Kunnt Der’s net sagen, Grillhofer, wonn i a möcht, a Dirndl is g’west, is mer ja gleich nach 4* der Geburt furtg’nummen word’n! (Wieder barsch.) Such Dir’s hizt! Damal hon ich für mich allanig g’nug Sorg trag’n müssen und nachert im Ehstand sein nacheinander zwölf Kin- der kämen und alle — als hätt mich der leidige Höllteufel frotzeln wölln — han af der Linken Dein ausdrehten klein’ Finger mitbracht! Alle rennens no af der Welt herum, fünfe hon mer hizt no auf der Schüßel; meinst ich hätt noch Lust g’habt, mich um’s Dreizehnte außer der Eh’ umz’schau’n? Hättst nur oan Fingerzeig ..! … Nix hon ich und jetzt ha’n mer ausg’redt! G’sehn hast es, daß mer’s geht, wie mer’s gehn kann, ich mein’ net schlecht, siehst, daß ich da af mein’m Eig’nen bin und no mach, daß’d weiter find’st sammt Dein Spießg’sell’n, bevor meine Leut kämen, — wann’s net schleunig g’nug seid’s, so mach ich eng Füß’ und laß dö Hund von der Ketten — Hizt jagt’s uns gar aus! Rathets a Koan, er kam wieder! In meiner Ruhigkeit will ich verbleib’n — wie mir hizt is, is’s mir recht — hon mir nie unnöthig Gedanken g’macht — brauch koane alten G’sichter z’sehn — brauch’ dös net! (Ab.) Geh’n mer, geh’n mer furt! Mir is so schlecht da h’rum, (deutet auf das Herz) so viel schlecht! Ein Stein war mir h’runter, aber a schwererer druckt hizt d’rauf! (Ab.) (Die Scene, welche nur wenig vom Düster der Gewitterwolken beeinflußt war, erglänzt jetzt im hellen Mondlichte.) Sechzehnte Scene. Dusterer (allein). Dann Bäuerin. Bauer. Natzl und Hanns. Glei kimm ich nach, Schwager! — Schau hizt her, no wär’ gar a Kind da! Hätt’ ich dös nur fruher g’wiß g’wüßt! Aber mein Schwester — Gott tröst’s — dö dumme Gredl hat mi ja nie in ihr Haus zulassen; weil’s krank war und keine Kinder g’habt hat, hat’s ihm allweil durch d’Finger g’schaut und Alles vertuscht! Ob der Bankert no lebt oder schon verstorb’n is? No dasselb wird die Bäurin do wissen — ich muß’s a wissen — hat zwar ’n Teufel im Leib dö Bäurin, — aber ich muß’s wissen! (Geht in das Haus ab.) (Im Hintergrunde treten Hanns, Natzl und der Bauer, Einer hinter dem Andern langsam durch die offene Einfahrt auf.) (weinerlich). No sein mer wieder da! No hat der Voda sein’ Will’n. Jo, no — oba wird glei d’Muada ihr’n hab’n! (Schaut gegen Himmel.) Schau, hat uns doch net d’erwischt, dös Wetter! Dös freili net — oba leicht hizt a anders! (innen). Wissen mußt Der’s — han — wissen mußt Der’s! (innen). Auweh! Ui! d’Muada rafft mit Ooan! ( Dusterer stürzt heraus, ein Besen fliegt ihm nach.) Ho — faßt’s an, Buama, haut’s zu! (Fallen über ihn her.) Aushalten a weng, Mona! (Reißt den Frachtbrief aus der Tasche.) Seht’s dös rothe Papier do? Jo. Kinnt’s lesen? Na. (bei Seite). Gott sei Dank! — Schaut’s dös Pet- schaftsiegel d’rauf an. Alles in Ordnung! Dös i a Dispens vom Consisturi; Monna, ich derf net g’haut wer’n! (Indem sich Dusterer gravitätisch zum Abgehen wendet und die Andern verblüfft dareinstarren — fällt der Vorhang.) Dritter Akt. Decoration: Bauernstube wie im ersten Akte. Erste Scene. Rosl. Dann: Wastl. (Wie der Vorhang aufgeht, ist die Bühne leer, durch die Fenster rechts fällt helles Mondlicht in die Stube. Eine Schwarzwälder Uhr schlägt Zehn .) (kommt mit einer Oellampe, an der der Schirm herabgelassen ist, von links). So, — war lang scho Alls fertig zu’n Niederleg’n. Wollt nur, ich wußt’n Bauern scho in sein’ Bett. Wo er nur verbleibt? Zehni is’s, no rührt sich nix. Es is frei schon zu’n Fürchten. (Stellt die Lampe auf den Tisch.) Jesses, in der Kuchel geht Oans! (mit erstickter Stimme.) Wer is d’raust? Ah, is leicht nur unser Saunigel. (Geht näher zur Thüre, lauter.) Wer is d’raußt? (Die Thüre im Hintergrunde rechts ein wenig öffnend). A gut G’wißen! Ah, der Wastl is’s. (kommt herein). Wol! Rosl! Aber mit Dir is’s net richtig, fürchtst Dich in der Finstern. (Zeigt seine Pfeise.) A weng Feuer hon ich mer hol’n woll’n is aber koan Fünkerl mehr am Herd. Is a schon spat. Wo nur der Bauer verbleibt? Wer weiß, muß er heunt nöt wo anderscht über- nachten. Kunnt ja noch gar net da sein. Rechne Dir’s selber aus, zwischen a drei und vieri is er furt, drei Stund sein hin bis zur kahlen Lehnten, drei Stund z’ruck, braucht er sich gar net viel aufz’halten, muß’s Zehni vorbei werd’n. Was er nur dort macht? Wann d’es net beßer weißt wie ich, so erspar’n mer einand s’Ausfrag’n. Horch! Es fahrt a Wag’n! Richtig, hör’n a. Aber der kimmt von der andern Seiten, von der Ellersbrunner! Schau, haha, bei Dir kimmt hizt All’s von Eller- brunn. No ohne Frotzeln, horch doch nur, hizt polter’ns über dö Brucken und hizt fahr’ns beim Kreuzwirth in’s Thor und stell’n ein. Hast a Recht, aber hizt is der still und ma hört no oan Wag’n, der kimmt von der andern Seiten und immer naheter. Hör’n schon. — Hizt wär’ er ganz nah, — no? — Richtig fahrt er in’ Hof ein. No möcht’s doch wol der Bauer sein. Schau ich halt nach. (Ab.) No Gott sei Dauk, daß er nur da is! Is a Zeit, — nach a Zehni! Nur a Glück, daß er sein Schofpelz mit hat, geht zwar a wacherlwarmit Luft, aber halt do, im Fahr’n! Zweite Scene. Vorige Grillhofer auf Wastl gestützt, zuletzt folgt Dusterer, der sich an der Thüre aufstellt, als wollte er gar nicht bemerkt werden. (geleitet Grillhofer zu dem Sorgenstuhl). Muß schön d’rein- teufelt hab’n, der Michl, daß’s schon wieder da seid’s. Hizt derf ich nur gleich nah’m Stall schau’n! Je, dö armen Rösser! (sehr erschöpft). Gilt mer gleich. Hon kein Er- barmnuß mehr mit dö Viecher’, hab’ns do allmal besser af der Welt wie unsereins! Bist g’scheidt? Leb’n do, und kennen kein Vorschrift. — No schau’ halt nach’m Stall, Wastl. Gute Nacht, Bauer. (Ab.) Gute Nacht! Kannst a geh’n, Rosl. No willst allanig in’s Bett kral’n? Klettern. Wird müh- selig gehn’. Sollt ich schlafen, werd’ ich mich schon in’s Bett finden. Gute Nacht. No gute Nacht, Bauer! (Ab.) Dritte Scene. Grillhofer und Dusterer. (Kleine Pause.) Grillhofer (stützt den Kopf in beide Hände). (kommt langsam aus dem Winkel nach vorne). Schwoger! Wer is’s? (Blickt auf.) Du? Was willst Du noch da? — Hab’ ja n’Wag’n vor Dein’ Haus halten lassen, daß’d aussteig’n solltst. Hat nöt sein mög’n, weil ich halt mit Dir noch z’reden hätt’! Weißt a neuche Lug’?! (beleidig). Schwoger!? — Glaub’ mir, wann ich Dir was sag! Beispielmäßig .... Ich brauch nix Beispielmäßig’s mehr, hob g’nug an dem, was wirkli vorgeht, und wo ma umsonst a Auslegung sucht. Schau, Grillhofer, es is mir vorgangen — na ja, weil Du ja selber’ es Rechte angeb’n hast, daß mein Traum doch a Vorbedeutung hat. Hast ja selb’n gmeint, im Rauchen und Feuer sieht mer schlecht, dö Riesler Magdalen konn dös im Fegfeuer net g’west sein, aber — Grillhofer — Dein Kind is’s g’west, dös hon ich für sö g’numma, no ja, weils’s ihr’s gleich schaut, weil eb’n a der Magdalen’ ihr Kind is! Dummheiten! Grillhofer! Hör mich aus, glaub’ mir, wann ich Dir was sag! J mein, es verbleibt bei unsern Abkämen, — es geht halt hizt um dein Kind! Weil Dir’s taugt, steckst dös hizt in’s Fegfeuer. (eifrig). Na, na, — weil die Sünden der Eltern an den Kindern g’straft werd’n, steckt’s d’rein, und wol weg’n der eig’nen Sündhaftigkeit a, meinst so vater- und mutterlos war’s rechtschaffen word’n?! Wer aber sagt Dir denn, daß’s versturb’n sein muß?! Grillofer, laß Dir sag’n, besser es is versturb’n, als es is lebig a so, daß’d Ders überleg’n müßt, ob Du’s a anerkenna kinna kannst! (ausbrechend). Sixt, Dusterer, dös is! Lang’ net, mer wußt Oans in der Höll, is mer so g’straft, als ma weiß Oans af der Welt, dem ma beispringa möcht, dös viel- leicht nach Ein’m ruft in Nöten, in Drangsal, und Ein’m zu möcht, und mer kann net — weiß Koans vom Andern wo’s is! (tritt näher). Armer Schwager! Halt’s Maul! (Ruhiger.) Geh hizt! Hon kein Lust mich no heunt mit Dir h’rum z’dischpatir’n. Na, laß mer’s halt af a ander Mal! Gute Nacht, Schwager! (An der Thüre.) Oan Frag’ hätt’ ich no? Was denn? Bleibt’s dabei? Bei was? Beispielmäßig, fahr’n mer morg’n nach der Kreisstadt, oder net? Heunt weiß ich nix, gar nix; geh’ zu! (kommt wieder etwas vor). Nur Eins no! Soll mal was sein, hon ich’s gern bald richtig! (sieht ihn groß an, spöttisch). J weiß, mer kennt Dich dafür, haltst af Ordnung! So oder so! Lang h’rumschneiden konn i net leiden! Schau Dein Einwendig’s an, brauchst ein Zuspruch, gut, so halt Dein Wort, sunst bleib ich Dir fern. Werd’n ma ja seh’n, ob ich’n Zuspruch nöthi- ger brauch, als Du mein Hof! Werd’n mer seh’n, gut is’s. Nur kimm mer net z’spot, wann ich eppa neamer für Dich z’Haus bin. (Wendet sich). War übel für uns allzwei, aber ich bin a so! (Thut einen Schritt nach rückwärts.) Grillhofer, ich geh’ hizt — — gute Nacht. Gute Nacht. Hast mich g’rufen? Na. J hon g’meint, es reut Dich! — (An der Thüre.) Grillhofer, es steht geschrieben: ich will nicht den Tod des Sünders! — J schau D’r schon morgen nach! (ungeduldig). No moch nur heunt no furt — allan will ich sein! (Sinkt in seine frühere Stellung zurück.) (hat die Thüre geöffnet, bleibt aber an derselben stehen und blickt nach Grillhofer). Teufi, s’gute Auskäma hat ein End’, und mit ihm selber steht’s wohl schlecht, — mit muß er mir morg’n, sunst war Alles verschütt’. Furt schlepp ih’n und wann’s ihm glei an’s Leben gang, s’Andere wird scho der liebe Gott geb’n! — Wie ich mir’n betracht, af d’Hinterfüß stellt er sich wohl net! Dazu no d’heutig Nacht koan Aug’n zu. J hon’s schon g’wunna. Selb’n hon ich a kein Schlof, ich schleich lieber bis Fruh da um sein’ ...... um mein Hof, um mein Hof. (Schlüpft zur Thüre hinaus, die er leise hinter sich schließt.) Vierte Scene. Melodramm. (Leise beginnt die Musik das Bußlied aus dem ersten Akt aufzunehmen, und begleitet damit variirt den folgenden Monolog.) (erhebt den Kopf). Viel tausend und tausend Meilen gehen rund um die Erd’ — — können viel hundert zwischen mir und mein Kind liegen, — oder kann mer ganz nah’ sein und ich weiß’s net! — — (Steht langsam auf, mit gefalteten Händen.) O himmlischer Voda! Wann’s neamer lebt, — — so laß a mich net so allan herumkriechen af der Welt, — und wann’s in Unehr aufg’wachsen is, so bitt ich Dich — — laß mich’s net d’erleb’n! — Himmlischer Herr, ich überheb mich net, aber wann’d a End mit mir machen wolltst — — es war’ wohl s’Gscheideste! — — Und wann’s vielleicht hizt in der nämlich Stund, wo ich zu Dir bitt’, — aufschreit in Sünd und Nöthen — so hör auf mi — verstopf Dein Ohr — wann’s sein Dasein reut und sein Vatern verflucht!! — (Die Musik bricht mit einem starken Accord ab.) (ist zum Fenster gewankt, das er aufreißt und sinkt jetzt auf einen davor stehenden Stuhl). Luft!!! (Kleine Pause) Fünfte Scene. Voriger. Rosl. Liesl. (an der Thür, welche sie leise geöffnet hat, zur Liesl, die hinter ihr eintritt, flüsternd). Er is no auf! — (Lauter.) Bauer! (nickt mit dem gesenkten Haupte). Jo. Schau’ doch auf, d’Horlacherlies is wieder da! (verloren.) So. Sie müßt heunt no zu Dir, hat’s g’sagt. Was will’s mer denn? Na hör’ nur auf sie, ich weiß’s ja net. (Geht ab, indem sie der Liesl, die an der Thüre stehen geblieben war, vorzutreten winkt.) Sechste Scene. Grillhofer und Liesl. (kommt vor). (Frisch.) Jo, wir hab’n schon a Kreuz mit- einander .... (da sie Grillhofer näher ins Auge faßt.) Um Gotteswöll’n, Bauer, was is Der denn? Nix, nix, Dirndl; triffst mich g’rad, wie ich nach meiner neuchen Wohnung ausschau. G’freut Dich Dein alte nimmer? (Sieht hinaus) Wo zu willst denn hinbau’n? (hinausdeutend). Siehst! Siehst! Durt wo die Kreuzeln herschimmern. Am Freithof? Geh zu, was kümmert Dich der Freithof? Dö er angeht, dö wissen nix davon und dö davon wissen, dö geht er nix an! Schau lieber, wie heunt dö Stern funkeln und s’Mondschein leucht’. Bin hizt durch’n Wald her- g’fahr’n, im Gezweig hab’n dö Johanneskäferln ihr G’spiel trieb’n und über der stillen Nacht is der ganze Himmel voll Lichter g’leg’n. Und wann ma so hinaufschaut, wie’s leucht und funkelt über der weiten Welt, da is Ein’, als ziehet’s Ein’ d’Seel aus der Brust und reichet dö weit über d’Erd in sternlichten Himmel h’nein. O jo — wohl — wohl — wonn mer holt no a freie Seel hat! (ermuthigter). No geh, Bauer, thu net so verzagt, dö Deine wird a no Keiner am Strickl führ’n; laß Dir hizt von meiner Mahm verzähl’n, daß’d auf andere Gedanken kimmst! — Denk Dir, dö Mahm leidt’s net, daß’d Dein Hof weggibst! (erstaunt). Dein’ Mahm, dö alte Horlacherin, leidt’s net? Dös is b’sunders. (Steht auf.) Gelt ja! Dö leidt’s net! No möcht ich doch wissen … Na siehst, wann’d es wissen möchst, muß’d mich schon anhör’n. — Geh, ich führ’ Dich. A na — na — konn schon no selber gehn. (Geht von Liesl geleitet zum Sorgenstuhl, setzt sich.) No so verzähl’ halt. Hätt’ net denkt, es verinteressiret mich noch was, aber dös is doch b’sunders — — ja ganz b’sunders. Nöt wahr, dös findt ich a. Is a g’scheidts Weib sunst, die Mahm’ — mirk a nix, sie war af amal irr word’n, aber da kenn’ ich mich a neamer mit ihr aus! — Also ich kimm z’Haus, sag’ ihr, Du hätt’st mich ausgjagt, hoaßt’s mich a ung’schickte Gretl, wie ich aber sag, Du wölltst wohl morg’n mit’n Dusterer nach der Kreisstadt fahr’n ihm’n Hof übergeb’n, da war’s aus, no gleich hat der Müller einspannen müssen, gegen Geld und gute Wort, herfahren hab ich müssen, daß ich ja vor der Fruh da bin, — umarmt und bußt hat mich die Mahm bei’m Wegfahr’n, als wann a Abschied af ewige Zeiten war. Und gar no ein Brief hat’s mir g’schrieb’n. Dir? Jo, an Dich! Ah so, no so gib. Dös kimmt allweil ver- wunderiger! (zieht den Brief aus ihrer Joppe). Und ich sollt machen, daß d’n heunt no lest, und für Dich solltst’n vorerst lesen, hat’s g’sagt. (Gibt ihm den Brief). No so les’n mer’n halt. (Schiebt den Schirm der Lampe in die Höhe.) ( Liesl geht zum Fenster und blickt hinaus.) (entfaltet den Brief und liest). „Lieber Grillhofer! Mit schweren Herzen schick ich Dir a Anvertraut’s z’ruck, doch steht Dir frei, wann’d den Brief g’lesen hast, ob Du’s als das Deine anerkenna willst, sunst nimm ich’s mit Freuden wieder an mich! Ich mein’, ich brauch’ mich net z’schämen, wie ich Dir’s zuschick. Dö Dirn, was heunt zu’n zweitenmal bei Dir einspricht, is im Deckerl in mein Haus bracht word’n, weil’s Dein Weib nöt hat auf’n Hof vor Augen haben woll’n, aber es war ihr’Meinung, wann a rechtschaffen G’schöpf aus ihr word’n wär’, sollt ich Dir’s zuschicken, lang hab’ ich mir dös verspart, aber ohne Schaden für sie, könnt ich’s hizt nimmer bei mir verhalten. Dö Dirn heißt nach ihr’n Ruf- namen: Horlacherlies, weil’s von Klein auf bei mir war, hat bis heunt für vater- und mutterlos golten und weiß’s selber net anders; nach’m Kirchbuch heißt’s: Elisabeth Riesler und is, wie dö Magdalen’ ausg’sagt hat, Dein Kind!! Es grüßt Dich und laßt Dir Dein’n freien Will’n, dö alte Hor- lacherin.“ (Legt den Brief vor sich auf den Tisch und hält sich den Kopf mit beiden Händen). O Du mein Gott, is mer denn recht? Steht’s wohl a a so da? (hat diese Bewegung bemerkt und wendet sich). Was is Dir? Was schreibt denn die Mahm?! Ich weiß net recht — ich muß’s nomal lesen, kimm zu mir — kimm zu mir mein Dirndl und halt mer’ es Licht. (eilt hinzu und steht neben Grillhofer und hält die Lampe). (liest). „Mit schweren Herzen schick ich Dir a Anvertraut’s z’ruck, doch steht Dir frei, wann’d den Brief g’lesen hast, ob du’s als das Deine anerkenna willst, sunst nimm ich’s mit Freuden wieder an mich. J mein, brauch mich net z’schamen, wie ich Dir’s zuschick. Dö Dirn, was heunt zu’n zweitenmal bei Dir einspricht, is im Deckerl in mein Haus bracht word’n, weils dein Weib net hat am Hof vor Augen hab’n woll’n’ aber es war ihr’Meinung, wann a recht- schaffen G’schöpf aus ihr word’n wär, sollt ich Dir’s zu- schick’n“ ....... Vergelt Dir’s Gott, Mirzl, in sein’n Himmel ob’n, vergelt dir’s Gott. Vergelt er’s a der Hor- lacherin und all’n braven Weibsleuten, wie’s an uns thun! ..... (ahnungsvoll). Aber ich kenn mi no net aus! (liest). „Dö Dirn hoaßt mit ihr’m Rufnamen Horlacherlies, weil’s von Klein auf bei mir war, hat bis heut für vater- und mutterlos golten und weiß’s selber net anders, nach’m Kirchbuch heißt’s: Elisabeth Riesler und is, wie die Magdalen’ ausg’sagt hat: Dein Kind.“ — Dirndl, was zitterst denn a so? (Faßt ihre Hand, in der sie die Lampe trägt und führt sie nach dem Tische.) (läßt die Lampe fahren). Jesses is aber dö Mahm a falsch’s Ding g’west! (Sinkt vor Aufregung in die Knie auf den Schemel zu Grillhofer’s Füßen.) Also Du, Du hast mer’s Leb’n geb’n, no ver- gelt Dir’s Gott, es g’fallt mer recht gut af der Welt. Es reut mich a neamer, — es reut mich a neamer. (Sucht mit der zitternden Hand herum und legt sie der Liesl auf den Kopf.) O Du mein lieber Herrgott (weinerlich.) S’Kind is im Vater- haus! — Haha, weil nur s’Kind im Vatershaus is! — (Preßt Liesl an sich.) (Kleine Pause. — Von Außen vor dem Fenster präludirt eine Zither und nimmt dann die Melodie des Liedes (3) aus dem ersten Akte auf.) (steht auf). Horch — no wird’s gar lustig — no derf’s scho wieder lusti werd’n. (erhebt sich, deutet nach dem Fenster und wie auf das Lied aufmerksam zu machen, singt sie piano:) Und Zithern und Derndln Na dö konn ich net lon … Wer is’s denn? Der Wastl! (Umarmt Grillhofer und verbirgt ihr Gesicht an seinen Schulter.) Weißt es ja eh — Voda! Haha. (Das Orchester nimmt den zweiten Theil der Melodie voll auf.) (Er singt:) O schön grüne Welt, Laß sag’n wie’d’ mer g’fallst, So lang Zithern klingen (Liesl an sich ziehend.) Und mei Derndl mich halst! (Den Jodler bringt die Musik allein. Sechste Scene. Vorige. Dusterer, Wastl, Rosl (stürzen zur Thüre herein). Schau, da schau — wie er Buß thut — und wie Dein Schatz treu is! No — no — is a Bißel viel, drei Narren af einmal! Alsdann doch wieder g’foppt! (Greift nach der Thürschnalle.) Aber Wastl .... S’is ja mein Kind! Jesses, der Bauer hat a Kind kriegt! No is’s halt a reich Bauerstochter — und ich kann mer’s Maul abwischen. Du bist a Trottel, kannst ja net wißen ob mir net lang scho, ein solchen wie Du bist, zum Schwieger- suhn wünsch. Aber Bauer — Jesses und Josef — dös is doch Alles z’viel — aber ih nimms schon! Und no weiß ich mir schon mei Ausnehmerei und no fahr’n mer morg’n doch nach der Kreisstadt. (ganz vergessen schreit auf). Mir fahr’n doch nach der Kreisstadt! Mir!! (Deutet auf sich und Wastl und Liesl.) Aber net mir! Hast mer viel eing’redt und viel vorg’log’n, damit ich mein’, ich war der Schwärzeste, aber unser Herrgott kennt a ein g’farbten Schimmel, hat mich wieder fein sauber g’striegelt und hat mer dö in’s Haus g’schickt und g’sagt, da hast z’gleich Dein Buß und Dein Sorg’ und Dein Freudigkeit. Du aber, Du trauriger Wurmdoctor, Du bleibst mer aus mein’ Haus, deine Kinder magst mer schicken, was net für ihr’n Vatern können, daß mer an ihnen was thut. Aber für Dich weiß ich a Lehr, is a wahre Christenlehr, Dusterer, nimm Dir’s z’Herzen. (Singt.) Schlußlied . Der Herrgott hat’s Leb’n Zum Freudigsein geb’n, Und was wir oft schlecht, Er macht’s do no recht. Drum sorg’ für das Deine Mach Niemanden irr’ — Und misch Dich net eini, Du kriegst nix dafür! Und misch Dich net eini, Du kriegst nix dafür! Aktus. Ende . Verlag von L. Rosner in Wien . Nr. 19. Liebes-Tyrannei. Lustspiel in einem Aufzuge nach dem Französischen. Von Carl Treumann . Preis 60 kr. od. 12 Ngr. Nr. 20. Die Kreuzelschreiber. Bauernkomödie mit Gesang in drei Akten. Von L. Anzengruber . Preis 1 fl. 20 kr. od. 24 Ngr. Nr. 21. Fernande. Pariser Sittenbild in vier Akten von Victorien Sardou . Deutsch v. Ed. Mautner . Preis 1 fl. 20 kr. od. 24 Ngr. Nr. 22. Die Gräfin von Somerive. Schauspiel in vier Akten von Barrière und Prébois . Preis 1 fl. od. 20 Ngr. Nr. 23. Tricoche und Cacolet. Posse in fünf Abtheilungen von H. Meilhac und Ludw. Halévy . Deutsch von Carl Treu- mann . Preis 1 fl. 20 kr. od. 24 Ngr. Nr. 24. Bon Appetit. Schwank in einem Akt. Nach dem Französischen von Otto Pfeiffer und Jul. Hilbert . Preis 60 kr. od. 12 Ngr. Nr. 25. Marcel. Drama in einem Akt von Sardou u. Decorcelle . Preis 60 kr. od. 12 Ngr. Nr. 26. Elfriede. Schauspiel in drei Akten von L. Anzengruber . Preis 80 kr. od. 16 Ngr. Nr. 27. Sacré Coeur! Lustspiel in einem Akt. Nach fremder Grundidee von F. Zell . Preis 60 kr. od. 12 Ngr. Nr. 28. Die Zauberformel. Lustspiel in einem Akt von S. Fritz . Preis 50 kr. od. 10 Ngr. Nr. 29. Das Weib des Claudins. Schauspiel in drei Akten nach Alex. Dumas (Sohn). „La femme de Claude“ für die deutsche Bühne bearbeitet. Preis 80 kr. od 16 Ngr. Nr. 30. Die Tochter des Wucherers. Schauspiel mit Gesang in fünf Akten von L. Anzengruber . Preis 1 fl. 20 kr. od. 24 Ngr. Nr. 31. Ein delicater Auftrag. Lustspiel in einem Akte, nach dem Französischen von Anton Ascher . Preis 60 kr. od. 12 Ngr. Nr. 32. Oenone. Trauerspiel in einem Aufzuge von Alfred Berger . Preis 60 kr. od. 12 Ngr. Nr. 33. Der Seiltänzer. Schauspiel in einem Akt von Octave Feuillet . Preis 60 kr. od. 12 Ngr. Nr. 34. Ang ô t, die Tochter der Halle. Komische Oper in drei Akten von Clairville, Siraudin und Koning . Deutsch von Anton Langer . Preis 50 kr. od. 10 Ngr. Nr. 35. Der Strike der Schmiede. Dramatisches Gedicht von Fran ç ois Coppée . Der Rabe von Edgar Po ë . Deutsch von Eduard Mautner . Preis 50 kr. od. 10 Ngr. Nr. 36. Verstrickt. Schauspiel in vier Akten von Leon Laya . Deutsch von Adolf Sonnenthal . Preis 1 fl. 20 kr. od. 24 Ngr. Nr. 37. Cassis Pascha. Posse mit Gesang in einem Akt. Nach dem Französischen von Carl Treumann . Musik von Capellmeister Brandl . Preis 60 kr. od. 12 Ngr. Nr. 38. Der verliebte Löwe. Schauspiel in vier Akten von Fran ç ois Ponsard . Deutsch von Dr. August Förster . Preis 1 fl. 50 kr. od. 1 Thlr. Nr. 39. Der letzte Babenberger. Tragödie in fünf Aufzügen von Heinr. Bohrmann . Preis 1 fl. 50 kr. od. 1 Thlr. Verlag von L. Rosner in Wien . Von Adolf Wilbrandt sind erschienen: Die Maler. Lustspiel in drei Aufzügen. Preis 1 fl. 50 kr. Die Vermählten . Lustspiel in drei Aufzügen. Preis 1 fl. 50 kr. Jugendliebe. Lustspiel in einem Aufzuge. Preis 75 kr. Gracchus, der Volkstribun . Trauerspiel in fünf Aufzügen. Preis 1 fl. 50 kr. Ein Kampf ums Dasein. Lustspiel in drei Aufzügen. Preis 1 fl 50 kr. Durch die Zeitung . Lustspiel in einem Aufzuge. Preis 75 kr. Giordano Bruno. Trauerspiel in drei Aufzügen. Preis 1 fl. 50 kr. Arria und Mellalina. Trauerspiel in fünf Aufzügen. Preis 1 fl. 50 kr. Druck von J. C. Fischer \& Comp., Wien.