DEUTSCHE GRAMMATIK VON D r JACOB GRIMM KURHESS. BIBLIOTHECAR, MEHR. GEL. GES. MITGL. ERSTER THEIL; ZWEITE AUSGABE. GÖTTINGEN IN DER DIETERICHSCHEN BUCHHANDLUNG. 1822 . HERRN GEH. JUSTIZRATH UND PROFESSOR VON SAVIGNY IN BERLIN ZUGEEIGNET . VORREDE . Es hat kein langes besinnen gekostet, den ersten aufschuß meiner grammatik mit stumpf und stiel, wie man sagt, niederzumähen; ein zweites kraut, dichter und feiner, ist schnell nachgewachsen, blüten und rei- fende früchte läßt es vielleicht hoffen. Mit freuden gebe ich dem publicum dieses seiner aufmerksamkeit nunmehr würdiger gewordene werk, das ich mühsam gepflegt, unter sorgen und nöthen, wo mir die arbeit bald verleidet gewesen, bald (und nach Gottes güte öfter) mein trost geblieben ist, bis dahin vollbracht habe. Schädlich wurden ihm auch der gebotene drang unab- läßiger ausarbeitung, welcher mir nie gestattete vorher zu entwerfen, nachher zu beßern; dann eine unüber- windliche neigung meiner natur, immer lieber fort zu untersuchen, als das untersuchte darzustellen. Die er- giebigkeit des feldes ist noch von solcher art, daß es nie versagt und kein blatt der quellen wieder gelesen werden kann, das nicht durch weitere aussichten er- weckte, oder begangene fehler bereuen ließe; wenn nun eine reiche errungenschaft zu geringerem lobe gereicht, als vielseitig erwogene verwaltung und haushälterische benutzung einer an sich schmälern, so mag mich tadel treffen, daß ich nicht aus allen gefundenen sätzen den gewinnst, dessen sie fähig sind, zu ziehen verstanden habe, ja daß wichtige beleuchtungen zuweilen an unwirk- samer stelle stehen. Nicht alle meine behauptungen kön- nen stich halten, doch, indem man ihre schwäche ent- decken wird, andere wege sich sprengen, auf denen die wahrheit, das einzige ziel redlicher arbeiten und das einzige, was in die länge hinhält, wann an den namen derer, die sich darum beworben, wenig mehr gelegen seyn wird, endlich hereinbricht; was uns das schwerste war, darf der nachwelt kinderspiel, kaum der rede werth schei- nen, alsdann ergibt sie sich neuen lösungen, wovon wir noch keine ahnung hatten und kämpft mit hindernissen da, wo wir alles abgethan wähnten. So gewis ist es, daß jeder schärfer gespaltete stoff auf der einen seite erleichtert, auf der andern erschwert; mittel, gleich- sam handhaben, um seiner meister zu werden, sind vervielfacht und unmöglich kann er uns ganz ent- schlüpfen; dafür bleiben eine menge vorher mit aufge- griffener einzelnheiten jetzt unberührt und unerfaßt. Im großen ist die zu lösende aufgabe beträchtlich vorgeschritten, im kleinen unbefriedigender geworden. Vorrede . Diesem sehr natürlichen gefühle nach kommt mir mein buch, ungeachtet ich es beßer gerathen weiß, schlech- ter vor, als das erste mahl. Übeler weitschweifigkeit zeihen wird mich keiner, der nur die maßen über- schauen und der forschung unserer sprache so viel raum gönnen will, als andere nicht so nahe liegende theile der wißenschaft herkömmlich einnehmen; manches ein- zelne, das sich gerne geltend gemacht hätte, ist zurück- gewiesen worden; die untersuchung hat oft dadurch schwerfälliges ansehen, daß ich auf jeden gegenstand gerade zu, keinem im wege stehenden anstoß vorüber gehen wollte. Dieses verfahren hängt bei mir wenig- stens mit der unbefangenheit sehr zusammen. Allgemein- logischen begriffen bin ich in der grammatik feind; sie führen scheinbare strenge und geschloßenheit der be- stimmungen mit sich, hemmen aber die beobachtung, welche ich als die seele der sprachforschung betrachte. Wer nichts auf wahrnehmungen hält, die mit ihrer factischen gewisheit anfangs aller theorie spotten, wird dem unergründlichen sprachgeiste nie näher treten. Etwas anders ist, daß auch hier zwei verschiedene richtun- gen laufen, eine von oben herunter, eine von unten hinauf, beide von eigenthümlichen vortheilen begleitet. Wohl mögen lateinische und griech. grammatiker auf der höhe ihrer sprachbildung selbst die fähigkeit deutscher sprache, ähnliche feinheit und ründung in anspruch zu nehmen, bezweifeln. So wenig aber der erhabenere stand des lat. und griechischen für alle fälle der deut- schen grammatik ausreicht, in welcher noch einzelne saiten reiner und tiefer anschlagen; ebenso wird, nach A. W. Schlegels treffender bemerkung, die weit vollen- detere indische grammatik wiederum jenen zum cor- rectiv dienen. Der dialect, den uns die geschichte als den ältesten, unverdorbensten weist, muß zuletzt auch für die allgemeine darstellung aller verzweigungen des stamms die tiefste regel darbieten und dann bisher ent- deckte gesetze der späteren mundarten reformieren, ohne sie sämmtlich aufzuheben. Es scheint mir für unsere deutsche grammatik eher vortheilhaft als nachtheilig, daß in ihr damit angefangen worden ist, von unten herauf zu dienen. Desto reichlicher wird sie zu der gründlichen, keine einzelnheit gefährdenden aufstellung des großen ganzen beitragen, sollten auch manche ihrer vorläusigen regeln unter höherm gesichtspuncte verschwinden, d. h. anders gefaßt werden müßen. Vorrede . Die abhandlung der laut- vor der formenlehre hat diese sichtlich gefördert; in der natürlichen ordnung würde es gleichfalls gelegen haben, das dritte buch, worin ich die wortbildung erörtere, dem zweiten vor- auszuschicken. Da aber durch diese vorschiebung das werk seiner ersten ausgabe vollends unähnlich geworden wäre und für den beginn des sprachstudiums die kennt- nis der declinationen jetzt noch das wichtigste scheint, verspare ich lieber die lehre von den wortbildungen. In dem ersten buche, dessen druck fast vor zwei jahren angefangen wurde, möchte ich freilich wieder verschie- dene stücke abändern und nach reiferer überlegung be- richtigen, vor allem (schon nach der uralten alphabeti- schen reihe β, γ, δ ; b, c, d) die kehl- den zungenlauten vorordnen; damahls beachtete ich die folge der deutschen mediae: b, d, g. Die in der formenlehre durchgeführte, factisch nur theilweise vorhandene streng althochdeutsche lautreihe konnte im ersten buche, wo sie die unter- suchung der buchstaben gestört hätte, nicht beobachtet werden; tritt sie selbst im zweiten zu hart vor, so feh- len uns gerade die mittel einer anschaulichen, lebendi- gen kenntnis dieser mundart, wodurch jene theorie etwa gemäßigt worden wäre. Unentbehrlich schien mir scharf- positive abgrenzung für den satz der lautverschiebung (s. 584), dessen einfluß auf das etymologische studium vielleicht lat. und griech. philologen zur prüfung reitzt. So wie diesen die gesetze classischer metrik eine fülle grammatischer regeln offenbart haben, ist in den deut- schen denkmählern die beachtung der alliterationen und reime von außerordentlichem gewicht. Ohne den reim wäre fast keine geschichte unserer sprache auszu- führen. Das band der poesie soll nicht allein die hörer und sänger des lieds erfreuen, es soll auch die kraft der sprache zügeln, ihre reinheit sichern und kunde da- von auf kommende geschlechter bringen. Ungebundene prosa läßt dem gedächtnis den inhalt verhallen, den or- ganen die wahre belautung der worte zweifelhaft wer- den. Der reim hat nur schlechte dichter gezwängt, wahren gedient, ihre gewalt der sprache und des gedan- kens zu enthüllen. Es gibt aber zeiten, wo die kunst des reimes ausstirbt, weil sich die sinnliche zartheit der wurzelärmeren sprache verhärtet und neugebildete zusam- mensetzungen eine von natur steifere bewegung haben; so sind früher die metra nach dem gesetz der quantität (welches ich unserer sprache aus gebliebenen nachwir- Vorrede . kungen zu vindicieren gewagt habe) und der alliteration untergegangen. Keine sprache thut den rückschritt, es ist daher verkehrtheit oder eitles spiel, verschwundene und fremde versmaße, welchen die heutigen sprachver- hältnisse nicht gewachsen sind, neu einzuführen. Der gröbere nachläßige reim unserer besten neueren dich- ter weissagt selbst dieser form einen allmähligen tod. Mit welcher reinheit, fertigkeit und natur reimten die dichter des dreizehnten jahrhunderts! Das einladende studium mittelhochdeutscher poesie führte mich zuerst auf grammatische untersuchungen; die übrigen älteren mundarten mit voller ausnahme der alt- nordischen, theilweiser der angelsächsischen, bieten we- nig dichterisches; eine ansehnliche maße mittelnieder- ländischer und altenglischer werke läßt sich jenen doch kaum vergleichen. Es kann darum nicht befremden, daß ich die mittel- und die von ihr unzertrennliche althochdeutsche grammatik umständlicher abgehandelt habe, als die der übrigen sprachen. Hätte ich mich ganz auf sie beschränken sollen? die hintereinander wieder- hohlte ausarbeitung ähnlicher und immer ungleicher sprachverhältnisse ermüdet unbeschreiblich und stumpst die schärfe einzelner gesichtspuncte, denen sich derje- nige hingeben kann welcher die erforschung eines ein- zigen, für ihn begrenzten dialects unternommen hat. Da ich aber einmahl davon ausgegangen war, das un- stillstehende, nach zeit und raum veränderliche element unserer sprache nachzuweisen, muste ich eine mundart wie die andere zulaßen, durfte selbst den blick nicht ganz von den urverwandten fremden sprachen abwen- den. Wo hätte ich auch die rechte scheidung gefunden? das goth. war als erste grundlage, ohne welches das althochd. unverständlich gewesen wäre, nicht zu umge- hen; das angelsächs. und altnord. boten anziehende er- läuterungen und hatte ich einmahl die ältere mundart verhandelt, so war keine ursache vorhanden, die spätere auszuschließen, eigenthümliche brauchbarkeit für das ganze hatte jede. Aber freilich müste ihnen allen wo nicht gleiche, doch größere ausführlichkeit widerfahren, wenn auch ihr reichthum an quellen und hülfsmitteln dem unserer hochdeutschen mundart des dreizehnten jahrhunderts nachsteht. Studium und erkenntnis der mittelhochdeutschen dicht- kunst haben in der letzten zeit zwar gewonnen, lange nicht so um sich gegriffen, als man von der trefflichkeit ihrer Vorrede . denkmähler erwarten sollte. Sie finden noch immer wenig bearbeiter und mehr bearbeiter, als theilnehmende leser. Möchte die allmählig erleichterte vertrautere be- kanntschaft mit der sprache auch zu der lieblichkeit und unschuld und zu dem geiste führen, die in diesen poe- sien walten. Die schlesischen, welche für väter der neueren dichter gelten, stehen tief unter aller verglei- chung mit jenen älteren, schmählich vergeßenen. Mir wenigstens wiegt ein lied Walters (ja eine strophe wie die s. 141 b : ô wê war sint) einen ganzen band von Opiz und Fleming auf, die sich selten mit freiem gefühl, in unbeholfener sprache und befangen in steifer nachbil- dung fremder muster aussprechen, so daß das ausgesuch- teste einzelne kaum ohne misfälliges und hartes seyn wird. Dort aber ist alle gefügigkeit reiner, deutscher sprache, herzliche empfindung, überraschende feinheit der wendungen und belebtheit des gedankens. Wie un- erschöpflich zeigt sich Wolframs poesie im Parcifal und Wilhelm, wie sanft und gemäßigt Hartmanns im Iwein, gewis auch im Erek, wie zart gehalten Gotfrieds im Tristan! Solche bücher zu lesen und verstehen zu lernen faßen sich heutzutag wenige den muth, an Ita- lienern und Spaniern verthun viele ihre kraft und ihre zeit; sind dort die ersten schwierigkeiten größer, so wird auch das weitere verständnis frommen, weil es tiefer eingeht. Die forderungen, welche man jetzo an einen her- ausgeber mittelhochdeutscher gedichte zu machen hat, sind nach und nach gesteigert und verständigt worden; ich glaube, daß bald darüber kein zweifel mehr obwal- ten wird. Sorglose auflagen nach schlechten handschrif- ten und mit halber sprachkenntnis fruchten nichts; di- plomatisch-ängstliches wiedergeben guter handschriften reicht nicht aus und kann nur in seltnen fällen geboten seyn. Wir fordern also critische ausgaben, keine will- kürliche critik, eine durch grammatik, eigenthümlich- keit des dichters und vergleichung der handschriften geleitete. Es ist uns weniger zu thun um die schreib- weise eines noch so ausgezeichneten copisten, als darum, allerwärts die ächte lesart des gedichts zu haben und bis- her kennt man wohl verschiedene handschriften mit vor- züglich gutem texte, keine, die einen tadellosen lieferte. Jene schreibweise mag an und für sich mancherlei auf- klären, die einschwärzung fremder mundarten mag der geschichte dieser mundarten willkommen, ja der offen- Vorrede . bare schreibfehler für beurtheilung ähnlicher fälle brauch- bar seyn; solche nebenzwecke dürfen die critik des tex- tes nirgends aufhalten. Der critische herausgeber, durch geprüfte gesetze beschränkt und gebunden, wird zwar noch manchem irrthum ausgesetzt bleiben, doch selbst sein irren ist anregend und unschädlicher als jene beru- higung bei dem rohen text; zumahl die handschriften in gewahrsam liegen und immer nachverglichen werden können. Ein haupthülfsmittel gewährt, wie vorhin be- merkt, der reim; wer sich mit reimweise, spracheigen- heiten und wortreichthum eines bedeutenden dichters vertraut gemacht, und alle seine vorhandenen schriften studiert hat, wird eine ausgabe wagen dürfen, die sich handschriftlichen verderbten lesarten zu widersetzen be- fugt ist. In diesem sinne hat bereits Hagen für die Ni- belungen (deren epische natur allerdings eigene bestim- mungen des critischen verfahrens fordert) rühmliches geleistet, von seinem Tristan steht die erwartung höher; Lachmann bereitet eine ausgabe sämmtlicher dichtun- gen Eschenbachs vor und wollte Benecke seiner lange beabsichtigten recension des Iwein noch den kürz- lich in fehlerhafter hs. aufgefundenen Erek nebst den übrigen kleineren werken Hartmanns beigesellen, so werden nachahmenswürdige muster die grundsätze einer gesunden critik sichern und verbreiten, in der mittel- hochdeutschen allgemeinen sprachregel aber die varietä- ten einzelner dialecte, welche ich jetzt nur hin und wieder andeuten konnte, deutlich hervortauchen. Auf denkmähler der althochdeutschen periode ist diese critik schon unanwendbar, theils verlangt das höhere alter der im ganzen sorgfältigeren handschriften größere ach- tung und unverletzbarkeit, theils liefert der sparsamere fluß der quellen, die ungebundenheit der prosaischen, der freiere reim der gebundenen dem critiker weit we- niger mittel in hand. Auch die dialectische abweichung ist noch, worauf ich gleich hernach kommen werde, beträchtlich größer und für jedes werk sind mehr be- sondere regeln aus ihm selbst zu suchen. Zwischen meiner darstellung des mittel- und neu- hochdeutschen wird eine lücke empfindlich seyn; man- nigfaltige übergänge und abstufungen hätten sich aus den schriften des vierzehnten so wie der drei folgenden jahrhunderte sammeln und erläutern laßen, dem altnor- dischen und neuschwedischen oder dänischen liegt eine nicht unbedeutende maße altschwed. oder altdänischer Vorrede . werke in der mitte. Ich will nicht in abrede stellen, daß solche denkmähler manches lehrhafte und nütz- liche für die geschichte unserer sprache, welches genaue untersuchung fordert, in sich begreifen; da sich aber keine blühende poesie gründete, konnten niedersetzun- gen der sprache, wie sie zur aufstellung eigner perioden nöthig sind, auch nicht erfolgen. Die schriftsteller die- ser zwischenzeit vergröbern stufenweise die frühere sprachregel und überlaßen sich sorglos den einmischun- gen landschaftlicher gemeiner mundart; oft weiß man nicht, ob ihre besonderheit von der alten reinen sprache her übrig geblieben oder aus dem gebiete des volksdia- lects eingedrungen ist. Genügende darstellung solcher be- sonderheiten würde weitläuftige anstalten und erörterun- gen verlangen. Vielleicht daß andere nach und nach die gar nicht unanziehende arbeit vornehmen, ich meine, alle grammaticalien jeder hervorragenden maße sorgfälti- ger prüfung werth halten. Sehr schicklich ließen sich dankenswerthe beiträge dazu in schulprogrammen mit- theilen, gesellschaften, die für deutsche sprache an verschiedenen orten zusammengetreten sind, oder gern zusammentreten und je weniger sie ins allgemeine schwei- fen, desto mehr wirken, könnten ihren löblichen eifer am fruchtbarsten beweisen, wenn sie sich, um beispiele anzuführen, die grammatische regel der schweizerchro- niken des vierzehnten jahrhunderts, oder Kaisersbergs, oder Hans Sachsens oder Fischarts zur aufgabe machten; selbst einige ausgezeichnete schriften des siebzehnten jahrhunderts, wie Philander von Sittewald, der deutsche Simplicissimus hätten, vorzüglich in absicht der syntactischen regeln, noch gültige ansprüche auf grammatisches studium. Luthers sprache, deren grammatik gleichwohl eigentlich dargestellt zu werden verdiente, gehört nicht in diesen kreis, sie muß ihrer edlen, fast wunderbaren reinheit, auch ihres gewaltigen einflußes halber, für kern und grundlage der neuhochdeutschen sprachniedersetzung ge- halten werden, wovon bis auf den heutigen tag nur sehr unbedeutend, meistens zum schaden der kraft und des ausdrucks abgewichen worden ist. Man darf das neuhochdeutsche in der that als den protestantischen dialect bezeichnen, dessen freiheitathmende natur längst schon, ihnen unbewußt, dichter und schriftsteller des katholischen glaubens überwältigte. Unsere sprache ist, nach dem unaufhaltbaren laufe aller dinge, in lautver- hältnissen und formen gesunken, meine schilderung neu- Vorrede . hochdeutscher buchstaben und flexionen durfte es nicht verhehlen sondern hervorheben; was aber ihren geist und leib genährt, verjüngt, was endlich blüthen neuer poesie getrieben hat, verdanken wir keinem mehr, als Luthern. — Die volksmundarten, im gegensatz zur edleren sprache der dichter und schriftsteller habe ich nur ausnahmsweise (z. b. beim dualis) berührt, auch meine ansicht von ihnen an einigen stellen des buchs geäußert. Ihr grammatischer bau ist ohne zweifel höchst merkwür- dig; unsere literatur hat nunmehr zwei werke gewon- nen, die durch treue und vollständigkeit der samm- lung, durch gelungene faßung des schwierigen ausdrucks allen nachfolgern zum muster gereichen werden; an ausführlichkeit und ordnung der grammaticalien ist Stalder von Schmeller übertroffen worden. Über das geschichtliche der volkssprachen fehlt es noch sehr an beobachtungen; da ihre verschiedenheit überaus mannig- faltig ist, und selbst nahgelegene landstriche grell von einander abstechen, können sie mit der unmerklichen, milderen abstufung der schriftsprache nur in weiterem verhältnisse stehn. Dieses denke ich mir auf folgende art. In der frühen zeit gelten viele dialecte gleich- ansehnlich nebeneinander, ihre grenzen laufen mit denen der einzelnen stämme; sobald herrschaft und bil- dung einem volke vorgewicht geben, fängt seine mund- art an sich über benachbarte, abhängige auszubreiten, d. h. von deren edlem theile angenommen zu werden, während die einheimische mundart unter den volkshau- fen flüchtet. Die stärkere mundart steigt, die schwä- chere sinkt und wird gemein, doch selbst die herrschende muß durch ihre wachsende ausdehnung unvermerkt eigenheiten der andern stämme an sich ziehen, folglich dem ungebildeten theile des stammes, von dem sie aus- gieng, gleichfalls entrückt werden. Im achten, neunten und zehnten jahrhundert blühen in Deutschland mehr edle dialecte, als vier, fünf jahrhunderte später. Noch läßt sich die sächsische sprache nichts gefallen von der frän- kischen oder schwäbischen; weder Otfried hätte sich vor Kero, noch der übersetzer Tatians vor Notker der eigenthümlichkeit seines dialects zu schämen gebraucht, jedem dieser war er die einzige, edelste art des ausdrucks. Im zwölften, dreizehnten jahrh. waltet am Rhein und an der Donau, von Tyrol bis nach Hessen schon eine allgemeine sprache, deren sich alle dichter bedie- Vorrede . nen; in ihr sind die älteren mundarten verschwommen und aufgelöst, nur noch einzelnen wörtern oder for- men klebt landschaftliches an. Um diese zeit hat sich die sächsische, westphälische und friesische sprache län- ger ihr recht bewahrt; sie lebt in den Niederlanden in reichlichen schriftdenkmählern, schwächer im innern Sachsenland fort, ich bin zu keinem befriedigenden schluß gelangt, ob Veldek habe hochdeutsch schreiben wollen, eindrücke seiner heimath aber nicht verwinden können? oder ob sein niederdeutsches werk ins hoch- deutsche umgeschrieben worden sey? Offenbar dankt die heutige niedersächsische volkssprache gewisse feinhei- ten, die sie vor oberdeutschen gemeinen dialecten vor- aus hat, gerade dem umstande, daß sie einige jahrhun- derte länger in schrift- und öffentlichem gebrauch geblie- ben ist. Doch sie hat sich zur rechten zeit unbezeugt ge- laßen, ohne belebende literatur sinkt sie mit dem sech- zehnten jahrh. zum volksdialect herab und wir sehen die neuhochdeutsche schriftsprache durch das gesammte reich herrschend, alle abzeichen früherer stammverschieden- heit gewichen, freiheiten, die sich noch mittelhochd. dichter genommen, unedel und unerlaubt. Das resultat wird daher dieses seyn: ein dialect ist so alt und eben- bürtig, als der andere, ehmahls aber sprach der gemeine mann wie der edle, heute ist die aus verschmelzung der völkerschaften errungene sprache eigenthum des gebildeten theils, also jedem erwerbbar; der unge- bildete theil bleibt bei der angestammten mundart und pflanzt sie fort, sie hat lebenswärme, bildungswärme geht ihr ab. Der gemeine volksdialect steht auf seinem boden sicher und geschloßen, ist heimisch, zutraulich, stets natürlich, an einzelnem wohllaut und triftigem ausdruck reich; die zeichen gebildeter schriftsprache sind: adel, zartheit, einstimmung, vermiedener übellaut des ganzen; erst kraft der schriftsprache fühlen wir Deutsche lebendig das band unserer herkunft und ge- meinschaft und solchen vortheil kann kein stamm glau- ben zu theuer gekauft zu haben oder um irgend einen preis hergeben wollen. Mich dünkt, die entwickelung eines volks fordert auch für die sprache, unabhängig von ihrem innern gedeihen, wenn sie nicht verküm- mern soll, erweiterte äußere grenzen. Aus dem gesagten erläutert sich mehr als eine er- scheinung der grammatik. Mundarten welche durch natürliche lage gehegt und von andern unangestoßen Vorrede . bleiben, werden ihre flexionen langsamer verändern; be- rührung mehrerer dialecte muß, auch wenn der siegende vollendetere formen besäße, weil er sie mit aufgenom- menen wörtern der andern mundart, auszugleichen hat, abstumpfung beider mundarten beschleunigen. Die- ser gegenstand kann nur durch eine genaue ver- gleichung aller deutschen dialecte, wozu hier kein ort ist, gründlich erledigt werden. Eine andere ein- leuchtende bemerkung scheint, daß wir den althoch- deutschen und altsächsischen dialecten land anzuweisen fast nicht anders hoffen dürfen, als durch aufspürung ihrer eigenheit in der eingrenzung heutiger volks- sprache. Was ich meine sollen einige beispiele zeigen. Der ausdruck hëvan (coelum), der sich nur in dem un- rein-alth. hildebrand findet, bleibt auf den sächsischen volksstamm beschränkt (angels. hëofon, engl. heaven, plattd. hewen, häwen), allen übrigen mundarten fremd (goth. himins, altn. himinn, alth. himil, altfries. himul, niederl. hêmel, westphäl. hemmel); wenn nun in der altsächs. E. H. beide ausdrücke hëbhan und himil ab- wechseln, wenn sich ferner ausmitteln ließe, auf wel- chem landstriche zwischen Westphalen und Niedersach- sen beide noch heute den einwohnern geläufig sind (der clevische Teutonista führt heven und hymmel an) so wäre ein punct gewonnen, der uns mit andern ähnli- chen die heimath des dichters der E. H. verriethe. Die demselben dialect eigne analoge bildung gëbhan (mare) angels. gëofon, ist späteren mundarten abgestorben. Keine reinmittelh. quelle liefert hëven oder hëben, weder Veldek noch Herbort haben es, aber Reinolt v. der lippe setzt zeile 92. sogar: himel und hëben zusammen; weist er wieder die scheide Westphalens und Sachsens, die un- gefähr an diesen fluß fällt? Der unstatthaften ableitung des wortes hëvan von hefan (tollere) muß man entsagen. — Ein anderes beispiel gewährt die praep. von , welche altsächs. fan, niederländ. und plattdeutsch van, altfries. fon lautet, im angels. und altn. gänzlich mangelt. Die alt- und mittelhochd. form ist zwar vona (s. 85) von, selbst bey solchen, die in andern wörtern -an für -on setzen (z. b. N. wanên f. wonên bei O. T.) allein einzelne denk- mähler weisen fana (misc. 1, 19) hin und wieder brauchen mittelh. dichter van (s. 448. 450.) auch H. Sachs reimt van: man. Wenn nun in heutigen hochdeutschen mundarten van f. von nur im östlichen, nicht im west- lichen Baiern erscheint (Schm. §. 316.), so folgt klar, Vorrede . daß es dem älteren wie dem neuern schwäbischen dia- lecte abzusprechen sey, dieser aber auf die bildung des neuhochdeutschen, welchem durchaus nur von gerecht ist, mächtiger gewirkt habe, als der bairische. — Das nie- derdeutsche stërre für stërne (s. 390. 391) begegnet meines wißens in oberdeutscher volkssprache nirgends, wenig- stens in keinem der genauer untersuchten dialecte, na- mentlich nicht im elsäßischen; sollte es im lothringi- schen, mainzischen, trierischen beginnen und für das alth. stërro bei O und T. einen fingerzeig geben? — Ein- zelnes zusammentreffen beweist freilich nicht genug; hat man erst solcher linien mehr gezogen und viele be- rührungs- oder abstandspuncte gewonnen, so wird sich die sonderung mancher dialecte fast mathematisch nach- rechnen laßen. Bei sammlung der volksmundarten müßen aber auffallend hier fehlende, dort vorhandene wörter und formen, gleichviel ob sie in der schriftsprache oder nicht vorhanden sind, ins auge gefaßt, überhaupt die mundarten um ihrer selbst willen untersucht, nicht als ergänzungsmittel der gebildeten sprache betrachtet wer- den. Es liegt oft mehr daran zu wißen, ob ein ganz üblicher ausdruck der schriftsprache in der gemeinen des volks vorhanden sey, oder ihr gebreche? als von einer scheinbar seltsamen, verderbten form kunde zu erlangen. Da die verwandtschaft und abweichung der dialecte so sehr an den wortbildungen und fügungen, als an den lauten, flexionen und einzelnen wörtern geprüft werden muß, enthalte ich mich, vorläufig auf ansichten ein- zugehn, die mir über frühere und spätere verzweigung unserer völkerschaften vorschweben. Ich hoffe sie beim schluße des werks vollständiger zu geben; auch die in der ersten ausgabe mitgetheilten allgemeinen sätze über den historischen gang der sprache sind als unreife erör- terungen jetzt bei seite gelegt worden. Über eine an- dere verschiedenheit der gegenwärtigen von der frühe- ren einrichtung muß ich mich indessen näher erklären: die anführung der belegstellen geschieht unhäufiger als in der ersten auflage, das ist oft nachtheilig. Der grammatiker soll von jedem einzelnen fall rechenschaft geben können; durch beifügung des belegs werden die unbelegbaren fälle für den leser und nacharbeiter her- vorgehoben. Bei weiterem fortschritt ergeben sich nun ganze strecken als ausgemacht und es würde lästig seyn, sie noch einzeln beweisen zu wollen; das schwere bleibt Vorrede . nur, die grenze des scheinbar sicheren von dem wirk- lich sicheren zu treffen. Ich habe zwar das schwierige und zweifelhafte mit anführungen zu stützen gestrebt, ungern viele aus mangel an raum unterdrückt. Noch wichtiger war es freilich, die beispiele selbst, auch ohne hinzugegebnen beleg zu mehren, und so beträchtlich diese vermehrung von der magerkeit der ersten ausgabe abstechen wird, genüge ich mir hierin noch lange nicht. Grammatische gewähr kann nicht anders geleistet wer- den, als durch vollständige aufzählung aller beispiele, die unter jede einzelne regel der laut- und flexions- lehre gehören; nicht bloß zum erweis der einzelnheit selbst, sondern weil der überblick der maße unberechen- bare vortheile hat. Solche vollendung der deutschen grammatik ist aber natürlich nicht auf einmahl von einem zu erreichen; wir sollen ihr mit vereinten kräften nach- eifern und es wird sich durch geschickte anordnung selbst auf beschränktem raume weit mehr erreichen laßen, als ich gegenwärtig liefere. Das verzeichnis der quellen und hülfsmittel ist weg- geblieben, weil es nicht in die grammatik gehört, son- dern in die geschichte der literatur unserer sprache und poesie. Ich habe einige althochd. denkmähler mehr brauchen können, als zu der ersten ausgabe, namentlich die glossae augustanae (bei Braun vol. 2. p. 117-127); glossae trevirenses (wovon mir Hr. Prof. Wyttenbach be- reitwillig die hs. geliehen hat; es sind die auch von Gerbert herausg. glossae sanblasianae, welchen sie jedoch berichtigung, hin und wieder ergänzung gewähren); bedauernswerth ist der verlust der im achten jahrh. über- setzten kirchengesänge. Vossius hatte die pergamenthand- schrift beseßen, Fr. Junius davon copie genommen, er sagt in der vorrede zum goth. glossar: hos XXVI. anti- quae ecclesiae alamannicae hymnos transscripsimus ex membranis vossianis. Aus dieser abschrift sind bekannt- lich nur vier hymni (bei Hickes und Eckhart) im druck erschienen, die 22 fehlenden müßen für grammatik und lexicon nicht wenig wichtiges enthalten, ein satz aus hymn. 25. stehet in den gl. jun. 182; einer aus 21, 3. bei Schilter v. kapot, aus 25, 4. v. kiosun sewes [ich kann nicht erklären, wie Schilter oder Scherz zu diesen stellen gelangt ist?] In der ersten hälfte des vorigen jahrh. wurde Junius abschrift noch zu Oxford bewahrt (v. catal. mss. angl. p.255. n° 5221.), jetzt fehlt sie und soll laut eingezogener erkundigung schon vor 60 jahren Vorrede . gestolen worden seyn. Vielleicht läßt sie oder das ori- ginal sich noch irgendwo in England oder Holland auf- spüren. — Zu München mögen manche einzelne bruch- stücke und glossen althochd. mundart liegen, zu S. Gal- len liegen die wichtigen sogenannt keronischen glossen, vielleicht aus dem siebenten jahrhundert, gewis von Ke- ro’s, des übersetzers der benedictin. regel, sprache ab- weichend; sie wird Füglistaller, einer der gründlichsten kenner unserer sprache, demnächst mit den gesammten schriften Notkers drucken laßen. Die altsächsische Evan- gelienharmonie, deren herausgabe schon vor drei jahren endlich kein hindernis im wege stehen sollte, ist immer noch nicht erschienen; Hr. Bibliothecar Scherer war so gefällig, mir auf mein ansuchen einige bruchstücke der mehr- fach genommenen abschriften zu senden, aus denen sich meine bekanntschaft mit dieser mundart einigermaßen er- weitert hat. Von den mailändischen entdeckungen ist außer und seit dem majischen specimen nichts heraus. Wenn nun schon einzelne blätter des wiederaufstehenden Ulphilas manche dunkelheit zerstreuen, die vorher unsern blick hemmte, der ganze vorrath aber massen von licht verbrei- ten muß, wenn durch vollständige bekanntmachung der werke Notkers erst eigentliche sicherheit und anschauliche fülle der beispiele für viele regeln der alth. grammatik ent- springen und das studium der altsächsischen sprache bald einen festeren halt gewonnen haben wird; so tröstet mich der gedanke an die bevorstehenden aufschlüße, wodurch diesem feld eine theilweise oder gänzliche umarbeitung bereitet werden kann, über vermeidlich gewesene män- gel meiner jetzigen arbeit. Mit solchen nothwendigen oder verschuldeten in- neren unvollkommenheiten verträgt sich auch das, was an dem äußeren meines buchs misfallen wird. Ein stolzes kleid geziemt der deutschen grammatik noch nicht. Die verlagshandlung hat, nach mislungenem ver- such, unvorhandene typen gießen zu laßen, um nicht länger aufzuhalten, zu einzelnen holzstöcken greifen müßen, welche unsauber ins auge fallen, für einige buchstaben gar nicht einmahl gebraucht werden konn- ten; diesen übelstand aber reichlich vergolten durch ver- stattung jeder bequemlichkeit, durch zulaßung mehrerer bogen über die verabredete zahl und durch verwendung eines tüchtigen setzers, ohne welchen das werk nicht so correct ausgefallen wäre. Die etwas schwankende neuhochdeutsche orthographie fällt größtentheils mir zur b Vorrede . last. Unsere heutige schreibung liegt im argen, darüber wird niemand, der mein buch liest, lange zweifelhaft bleiben. Es ist natürlich, auf den gedanken zu kommen, daß ihr noch in manchem stück zu helfen sey, bedenk- lich aber zur ausführung zu schreiten, da verjährte mis- griffe nunmehr schon auf den reim der dichter und selbst die wirkliche aussprache übel eingefloßen haben. Mei- nen abweichungen wird nicht leicht kein geschichtlicher grund zur seite stehen, verschiedene habe ich nur für, die grammatische aufstellung des neuhochdeutschen ge- wagt, nicht für den neutralen text, über dem ich un- sere orthographie oft vergaß. Wie mit ihr zu verfahren, ob sie noch für änderungen, nach so vielen widerwärtigen, mit recht gescheiterten versuchen, empfänglich sey, ver- diente eigens erwogen zu werden, worauf ich mich aber hier nicht einlaße; mittel und wege dazu lehrt meine dar- stellung kennen. Einsichtige werden, jeden zumahl ge- waltsamen neuerungen des hergebrachten in der regel abhold, als ausnahme die abschaffung eingeschlichener misbräuche, an die man sich freilich auch gewöhnt hat, gerne sehen. Gleich aller geschichte warnt die histo- rische grammatik vor freventlichem reformieren, macht uns aber tugenden der vergangenheit offenbar, durch de- ren betrachtung wir den dünkel der gegenwart mäßigen können. An rechter stelle wird sich dann manches wün- schenswerthe und lang gemiste immer anwendbar zeigen. So schien mir, als ich an die niederschreibung dieses werks gieng, ohne daß ich es früher gewollt hatte oder jetzo besonderen werth darauf legte, die verbannung der großen buchstaben vom anlaut der substantive thun- lich, ich glaube nicht, daß durch ihr weglaßen irgend ein satz undeutlich geworden ist. Für sie spricht kein einziger innerer grund, wider sie der beständige frühere gebrauch unserer sprache bis ins sechzehnte, siebzehnte jahrhundert, ja der noch währende aller übrigen völker, um nicht die erschwerung des schreibens, die ver- scherzte einfachheit der schrift anzuschlagen. Man braucht nur dem ursprung einer so pedantischen schreib- weise nachzugehen, um sie zu verurtheilen; sie kam auf, als über sprachgeschichte und grammatik gerade die ver- worrensten begriffe herrschten. Näher besehen hat man ihr auch schon verschiedentlich entsagen wollen, die ab- handlungen der pfälzischen academie, der vossische Ho- mer sammt anderen schriften sind ohne große buchstaben gedruckt. In beibehaltung der lateinischen terminologie Vorrede . ist auf rath und mit beistimmung verständiger männer nichts geändert worden; an andere mir anfangs selbst ungefüge deutsche ausdrücke für eigenthümlichkeiten der deutschen grammatik scheint man sich zu gewöhnen und ich stehe nicht an, sie ihrer kürze und bequemlichkeit wegen fortzugebrauchen, oder man versuche, das was ich umlaut, ablaut, anlaut, inlaut, auslaut nenne, be- ständig zu umschreiben und in eine fremde sprache zu übersetzen. Die verschrobenheit der deutschen sprachlehre in unseren schulen, den unwerth der bücher, die man da- bei zu grunde legt, hatte ich lebhaft beklagt; schei- nen einige meiner behauptungen zuweit gegangen (wiewohl ich nur den fast sinnlosen elementarunterricht angegriffen, nicht aber vernünftige anwendung deutscher grammatik in höhern classen verredet habe) so glaube ich doch fernerer oder eigentlicher verantwortung über- hoben zu seyn und begnüge mich, wohldenkende schul- männer auf das verfahren, welches verschwisterte, an practischem gefühl uns so oft überlegene völker, Eng- länder, Holländer, Dänen und Schweden, rücksichtlich des unterrichts in der angebornen, einheimischen sprache beobachten, zu verweisen. Allen, die mir durch aufmunterung und guten rath die fortsetzung meiner arbeit erleichtert haben, danke ich. Der sachkundige jen. recensent wird einige seiner be- merkungen mit dem fortschritte meiner kenntnisse zusam- mengetroffen finden. Füglistaller hat mir mit freund- lichster zuvorkommenheit fragen über Notker beantwor- tet, aber auch noch anderes aus dem schatze seiner sammlungen nicht vorenthalten. Wie vermöchte ich die in ununterbrochenem briefwechsel erfahrene regste theilnahme meiner freunde Benecke und Lachmann ge- nug zu rühmen, deren eingebungen, so oft ich ihnen nur zu folgen verstand, ich zu meinem gewinn gefolgt bin. Solche ausführliche und rückhaltslose mittheilun- gen, als mir Lachmann gemacht hat, muß man an sich erfahren haben, um ihren werth zu begreifen, denn sie belehren, treiben an und stören doch nicht das zur ar- beit nöthige innere gesammeltseyn, sondern man meint durch sich selbst fortzulernen. Abkürzungen . a. Heinr. (armer Heinrich) a. Tit. (Wolfr. Titurel, ed. Docen) a. w; altd. w. (altd. wälder) Am. (got amûr) As. (asegabuch) Barl. (Barlaam) Ben. (Beneckes beiträge) Beov. (Beovulf, ed. Thorkelin) Bit. (Biterolf) Bloch (dansk sprogläre, Odense 1817.) Boeth. (Alfreds Boethius) Bon. (Bonerius) Botin (svenska språket Stockh. 1792.) Br. (li- terae brocmannorum, ed. Wiarda) Buttm. (ausführl. gr. sprachl.) C. A. (cod. argenteus) Cädm. (Cädmonis para- phrasis) Conr. (Conrad v. Würzburg) E. H. (Evangelien- harmonie) En. (Eneit) exh. (exhortatio) Flore (Flore und Blanschiflûr) fragm. (fragm. und kl. ged. Müller theil III.) Frib. (Vriberg Tristan) Frig. (Vrîgedanc) Georg (Reinbots Georis) gl. aug. (glossae augustanae) gl. blas. (blasianae) gl. cass. (cassellanae) gl. hrab. (Hrabani)gl. jun. (Junii) gl. mons. (monseenses) gl. trev. (trevirenses) gl. zwetl. (zwetlenses) Gotfr. (Gotfried von Straßburg) Gudr. (Gu- drun) Hartm. (Hartmann v. Aue) Herb. (Herborts tro- jan. krieg, cod. pal.) hild. (Hildebrandslied) Huyd. (Huy- decoper) J. (übersetzung des isidorischen tract. de nati- vitate etc. ed. Rostgaard) Jud. (Judith) Jw. (Jwein) K. (Keros übers. der reg. Bened.) Karl (Strickers Karl) kl. (klage) kolocz (koloczer codex) Lohengr. (Lohengrin) M. S. (sammlung der minnesinger) Maerl. (Maerlants sp. hist.) Maria (ed. Oetter) meisterg. (altmeistergesangbuch) misc. (Docens miscellaneen) N. (Notkers psalmen) Nib. (Nibe- lungen) O. (Otfried) Orl. (Rudolfs Orlenz) Ottoc. (Otto- car v. Horneck) Par. (Cädmons paraphrasis) Parc. (Par- cifal) Rask (im angels. ist dessen angelsaksisk sprogläre Stokh. 1817; im altn. dessen anvisning till Isländskan, Stockh. 1818. gemeint) Rein. (Reinaert de vos) Rits. (Ritsons romances) Roth. (Rother) Rud. (Rudolf v. Ense) Schm. Schmeller (bairische mundarten) Schn. Schneider (latein. grammatik) schwanr. (Conrads schwanritter) St. (Melis Stoke) Stald. Stalder (Schweizerdialectologie) T. (übersetzung Tatians) Tit. (Titurel) Trist. (Gotfrieds Tri- stan) Tristr. (Ercildounes Tristrem) troj. (Conrads troian. krieg) Veld. (Heinr. v. Veldek) W. (Wileram) Weber (metrical romances) wessobr. (wessobrunner fragment) Wig. Wigal. (Wigalois) Wigam. (Wigamur) Wilh. (die drei theile Wilhelm des heiligen) Wolfr. (Wolfram v. Eschenbach). Die zahlen sind nach blättern und spalten angemerkt, zuweilen nach zeilen. ERSTES BUCH . VON DEN BUCHSTABEN . Vorbemerkungen. 1) Paläographische betrachtungen und untersuchungen der äußeren gestalt der buchstaben gehören in die diplomatik. Die angenommene herlei- tung der runenschrift aus den lateinischen oder griechi- schen buchstaben, so wie die einschränkung der runen auf bloß Skandinavien, muß bei gründlicher forschung schwinden. Weder die runen noch selbst die gothischen buchstaben laßen sich hinreichend oder vollständig auf das lateinische und griechische alphabet zurückführen; der hauptbeweis dieses satzes fließt theils aus der über- einstimmung der gothischen o, u, q, v. þ und des zweimahl nebengestrichenen f mit den runischen zei- chen, theils aus der merklichen verschiedenheit der säch- sischen und markomannischen runen von den nordi- schen. Ein solches zerfallen der runen in grundver- wandte, jedoch eigenthümlich gestaltete und nicht wohl auseinander herzuführende arten deutet ja wie bei der sprache selbst, die sich in stets ähnliche und stets unähn- liche stämme verbreitet, auf einen weit feineren, leben- digeren organismus und auf ein höheres alter der runen- schrift, als man bei der anderen mechanischen erklä- rungsweise folgern dürfte. Die einzelnen runen tragen alte, gleichfalls einstimmige und abweichende namen, in deren wurzel der vocal oder in deren anfang der con- sonant steht, dem sie gebühren. Das und noch mehr der inhalt oder sinn dieser namen, selbst die von alten dichtern hinein gelegte, vielleicht auch traditionell fort- gepflanzte auslegung derselben bestätigen den zusammen- hang der runen mit einer früheren heidnischen zeit. A I. von den buchstaben insgemein. Für die anordnung, vergleichung und auslegung der uns oft nur in fehlerhaften, ungenauen abschriften überlie- ferten runenalphabete wird noch manche dunkelheit zu lösen bleiben, einiges aber von dem, was schon jetzo klar erscheint Ich weise auf eine in kurzem erscheinende abhandlung mei- nes bruders Wilhelm über die runen. , bei den einzelnen buchstaben berührt werden, in soweit es für die grammatik wichtig ist. In dieser findet auch keine stelle was über die verschie- dene bildung und änderung der durch das christenthum eingeführten griechischen oder lateinischen schrift in der diplomatik auseinandergesetzt werden muß. Einzelne länder, einzelne jahrhunderte schreiben genauer als an- dere, nach der richtung, die geistiger fortschritt und ge- lehrsamkeit genommen haben. In ungünstigen zeiten verschlimmern sich schrift und sprache. Zuweilen ist auf die ursprüngliche niederschreibung oder vervielfälti- gende abschrift einzelner werke ungewöhnliche, für die geschichte der sprache ersprießliche sorgfalt gewendet worden; ein beispiel liefern Notkers arbeiten zu S. Gal- len. Aus dem system und den beobachteten zeichen solcher werke kann die grammatik vieles lernen; allein sie muß sogar weiter schreiten, wenn selbst durch diese zeichen die der sprache wesentlichen, zum theil erst durch historische sprachvergleichung erkennbar gewor- denen laute und töne nicht genügend dargestellt werden können. Noch viel mehr muß sie, unbekümmert um die entstellten oder nachläßigen lesarten ungenauer und schlechter handschriften, die regel der sprache nach ort und zeit selbst ergründen und eine angemeßene schrei- bung ein- und durchführen. Da sich aber die abwei- chungen und eigenheiten der hss. nicht bloß auf fahr- läßigkeit u. unwißenheit der abschreiber gründen, son- dern zuweilen aus der besonderen mundart der verfaßer, umarbeiter und schreiber fließen, so können freilich alle solche besonderheiten an und für sich in der sprachge- schichte lehrreich werden. Es versteht sich nur dabei von selbst, daß die grammatik, so angelegen ihr die sorg- fältige zergliederung einzelner mundarten seyn muß, nicht in das familienleben und die unendlichkeit aller und jeder idiome eingehen darf, sondern für perioden u. landschaften allgemeineren, festeren regeln zu folgen hat. Critischen herausgebern der bedeutenden schrift- I. von den buchstaben insgemein. steller und dichter bleibt es überlassen, auf die feinere darstellung ihrer eigenthümlichkeiten bedacht zu neh- men. Doch mit dem höheren alter eines denkmahls steigt seine ehrwürdigkeit, ja unverletzlichkeit; was wir uns bei der herstellung eines textes aus dem dreizehnten jahrhundert erlauben, würde an einem aus dem achten übel angewandt seyn, wo unser maßstab dürftiger, jeder fehlschritt störender ist. In der heutigen sprache stören die sichtbaren mängel der geltenden orthographie am al- lerwenigsten. 2) Zur darstellung der laute in sämmtlichen deutschen sprachen bediene ich mich meistentheils der heutigen gangbaren buchstaben, deren unzulänglichkeit für alle fälle leicht einzusehen ist. Sie würden ausreichen, wenn es bloß auf die einfachen oder grundlaute ankäme; aber in der mischung und zusammenfügung pflegt sich gerade die mannigfaltigkeit der mundarten zu erweisen. Für diejenigen mischlaute, welche der eine oder der andere dialect liebt, schafft er sich zuweilen besondere zeichen, und wenn auch solche zeichen graphisch erwogen eine mischgestalt verrathen, haben sie doch ein einfacheres ansehen und sind wirklich im gebrauche behülflicher, als die einzeln aufgelösten und nebeneinander gestellten bestandtheile der zusammensetzung. In unserm worte: schrift z. b. drücken wir acht laute mit sieben zeichen aus, f. nämlich stehet für ph. Das sch würde der Russe ebenfalls mit einem einzigen zeichen, folglich jenes wort mit fünf buchstaben schreiben können. Dergleichen eigene buchstaben zu sp. st. und andern lieblingslauten unserer sprache wären ihr so dienlich, als es dem Grie- chen sein ψ für ps. ist. Sie mangeln nun einmahl. Die adspirierten b. d. t. sind mit den sächsischen alten zeichen ƀ. ð. þ. dargestellt, letzteres ist auch für den go- thischen, unleugbar selbst formell identischen buchstab ver- wendet worden. Die gothischen hv . und qv . erscheinen hingegen aufgelöst; der gleichförmigkeit mit den übri- gen alten mundarten wegen, bei denen die zeichen doch zu sehr befremdet hätten, und weil der Gothe selbst für die ähnlichen hl . hn . hr . kein eignes zeichen hat, son- dern sie auflöst. Das wichtigste schien, die mannigfal- tigkeit der vocalmischungen aufzufaßen, und zu diesem ende sind theils mehrere übliche zeichen gebraucht, theils da sie immer nicht hinreichten. einige neue er- funden, wenigstens neu bestimmt worden. Strenge gra- A 2 I. von den buchstaben insgemein. phische consequenz war hierbei weder leicht noch nö- thig, weil das gewohnte möglichst behalten werden sollte, aber der begriff jedes lautes das angelegentlichste schien. Der circumflex dient zur bezeichnung der ge- dehnten vocale, der acutus zur unterscheidung diphthon- gischer verhältnisse; der gravis kommt nur beim engli- schen vor, und ganz wie bei heutigen grammatikern dieser sprache. Daß ich den circumflex auch über die nordischen dehnlaute statt des dafür gewöhnlichen acu- tus gesetzt habe, wird man der gleichförmigkeit zu gut halten. Angelsächsische, hochdeutsche und selbst nordi- sche handschriften bedienen sich, alle jedoch unregel- mäßig, eines hackens, der bald mehr dem acutus, bald mehr dem circumflex gleicht, letztern wählen hin und wieder angelsächsische drucke. Die meisten hss. laßen alle dehnzeichen aus, und andere brauchen den acutus neben dem dehnenden circumflex oder auch allein zur wirklichen accentuation, die von der dehnung völlig verschieden ist (s, unten.). Mein versuch, so viele und großentheils neuentwickelte lautverhältnisse sorgfältig auszudrücken, fordert nachsicht; vielleicht läßt sich das system in der folge vereinfachen und vervollkommnen, am besten so, daß die vergleichung der verschiedenen sprachstämme noch mehr hervorgehoben wird. Eigene gothische, sächsische, althochdeutsche lettern gießen zu laßen scheint mir aber kostspielige und verwerfliche zie- rerei, welche den druck sammt dem lesen erschwert, für die einfachen laute gar nichts fruchtet und bei den gemischten im stich läßt, weil zu den vorhandenen den- noch neue typen erfunden werden müßen. Nebenbei nehmen sich sowohl der gothische als der angelsächsische typus ungefällig aus; von jenem hat man bisher nur ein großes, unnöthig raum kostendes format gebraucht. Den richtigen gesichtspunkt befolgen die herausgeber nordi- scher sprachdenkmähler; Engländer und Holländer über der treue, die sie in einem gemengsel von mancherlei buchstaben suchten, vernachläßigten oft die höhere, welche nur aus einer vertrauten bekanntschaft mit dem grammatischen bau aller dieser mundarten hervorgeht. Eintheilungen der buchstaben. 1) In vocale und consonanten. Der vocalismus hat in allen deutschen sprachen besonders tiefe bedeutung und I. von den buchstaben insgemein. ist, wie es scheint, fester und feiner bestimmt, als z. b. in der griechischen u. lateinischen. Kein vocal steht oder wechselt willkürlich in derselben mundart; wenn eine verschiedene mundart übergänge zeigt, so haben solche nicht weniger bei consonanten statt, und erfolgen über- all nach vorgezeichneten gesetzen und verwandtschaften. Etymologen, welche den vocal für etwas gleichgültiges erklären, wie er es in einigen sprachen des orients eher zu seyn scheint, und sich bloß an das gerippe der con- sonanten halten, verlieren dadurch mehr als sie gewin- nen, indem die kenntniss der vocalverhältnisse gerade die sichersten und reichhaltigsten aufschlüße über den nrsprung und die ableitung der wörter gewährt; auf- schlüße, die mit jenen ungezügelten sprüngen im felde des consonantismus den auffallendsten gegensatz bilden. Man muß jedoch genau die bedeutung und geschichte der vocale in der wurzel von denen in der endung eines wortes unterscheiden. Die vocale in letzteren ha- ben ein kürzeres, geringeres leben, sind auch häufigeren veränderungen ausgesetzt und können weniger im allge- meinen, als im einzelnen betrachtet werden, ein gründ- liches urtheil über sie wird erst aus der schwierigen un- tersuchung der accentuation einmahl hervorgehen. 2) Die vocale sind entweder einfache oder doppelte , womit die eintheilung in kurze oder lange gänzlich zu- sammenfällt (vergl. unten die bemerkungen über die pro- sodie). Der einfachen (kurzen) gibt es in den deutschen fprachen achte: a, e, i, o, u, ë, ö, ü (= y), von wel- chen wiederum a, i, o, u als die reinen, e, ö, ü aber als getrübte (umlaute) betrachtet werden müßen; mit dem ë hat es eine eigne bewandtniss, die sich hier noch nicht sondern erst in der althochdeutschen buchstabenlehre ent- wickeln läßt. Die aussprache des a, i, u (finden, fand, funden) gleicht sich in allen (oder den meisten) deutschen zungen; schon schwankender ist die des o. Es wird zumahl auffallen, daß ich dem e die natur eines reinen vocals nicht beilege; auf gründe die man hierwider aus ganz abstracten untersuchungen der sprachlaute oder aus der betrachtung fremder sprachen vorbringen wollte, laße ich mich jetzt nicht ein; in der deutschen sprache steht es historisch zu erweisen, daß das e als umlant , das ë als ersatz für frühere andere laute zu betrachten sey, wie denn auch die ältesten runen gar kein zeichen zu beiden besitzen. Ein anderer grund liegt mir in dem I. von den buchstaben insgemein. späteren entspringen und steigenden umgreifen der um- lante , welches auf frühere seltenheit und selbst abhan- denseyn des einfachen e schließen läßt. Hierfür spricht endlich auch die in den neueren sprachen immer wach- sende auflösung fast aller vocale der endungen in ein tonloses e, so daß das erlangte entschiedene übergewicht dieses lauts seinen anfänglich geringeren umfang gleich- sam zurückbedeutet. Die uralte sprache braucht über- haupt weder alle vocale, noch alle consonanten ent- wickelt zu haben; manche fremde sprachen entbehren bekanntlich einzelner einfacher consonanten. Noch viel mehr aber gilt das von den gemischten oder zusammen- gesetzten lauten, vocalen und consonanten, in deren entfaltung und vielfältigen bestimmung meiner ansicht nach etwas unursprüngliches zu suchen ist. Merkwürdig besitzen die Griechen für a, i, u nur ein, für e und o jedesmahl zwei zeichen ( ε, η ; ο, ω ), welches die un- gewissheit beider laute bestätigt, obgleich sie prosodisch eben dadurch bestimmt worden sind und η und ω für doppelte laute geachtet werden müßen. 3) Ein doppelter vocal setzt den zusammenfluß zweier einfacher in einer silbe voraus; einsilbigkeit ist das we- sentliche erforderniss jedes diphthongen. Man kann zwei arten der doppelvocale angeben: a) gedehnte vocale: â, ê, î, ô, û, wo die ursprüngliche doppelung desselben vocals äußerlich in einem körper zusammengetreten ist. Den beweis, daß â, ô etc. aus aa, oo etc. entspringen, liefert theils die verschiedent- lich vorkommende schreibung aa, oo etc. theils die umlautung der gedehnten vocale in diphthongen der zweiten art (z. b. des â in æ, das heißt ae, des û in iu ); endlich die vergleichung der verschiedenen mund- arten, das goth. ô entspricht etymologisch und pro- sodisch dem alth. uo , das hochd. â dem niederdeut- schen ae oder niederrheinischen ai etc. Die neuhochd. sprache bedient sich statt des dehnzeichens da, wo sie die gedehnten vocale, nicht in diphthongen zweiter art umwandelt, zwar noch zuweilen der äußeren dop- pelung, gewöhnlich aber und daneben der schreibung ah, eh, ih (und ie) oh, uh. Die Lateiner schrieben ihre lange vocale früher durch zwei kurze (Schnei- der p. 96.), den Griechen entsprang η und ω aus der schreibung εε, οο ; bei den übrigen vocalen pflegten sie, I. von den buchstaben insgemein. wie die Lateiner später bei allen, länge u. kürze durch gar kein zeichen zu unterscheiden. b) eigentliche diphthongen , in denen sich zwei verschie- dene vocale verbinden. Hier wären vorerst und ohne selbst die trüben vocale ö, ü mitanzuschlagen, folgende fälle denkbar, ae, ai, ao, au; ea, ei, eo, eu; ia, ie, io, iu; oa, oe, oi, ou; ua, ue, ui, uo; allein keine sprache in der welt hat ihrer soviel auf einmahl ent- wickelt, sondern die reichsten kaum die hälfte, andere noch weit weniger. Die eigenthümlichkeit der mund- arten setzt sich großentheils nach den vorhandenen oder mangelnden diphthongen; welche den deutschen sprachen zustehen, ist keiner allgemeinen angabe fähig. Allmählig dürften sich in ihnen so ziemlich beispiele aller fälle darbieten, wie z. b. das den alten mundar- ten gänzlich fremde ui im neuniederländischen aufge- treten ist. 4) Wegen aussprache der doppelvocale merke man weiter: a) jeder derselben ist einsilbig. Stoßen vocale aus zwei silben aneinander, so entsteht ein hiatus, z. b. im goth. ga-arman. Wirkliche diphthongen hüte man sich also mehrsilbig auszusprechen, siuks, hairto wie si-uks, ha-irto. Zuweilen ziehen sich jedoch mehrere silben zusammen und der hiatus wird zum wahren diphthon- gen. So bildete sich aus dem lat. regina das altfran- zös. re-ine, welches noch im 12. 13. jahrh. auf fine, doctrine etc. reimte, im 17. 18. hingegen auf veine, peine, saine etc. zum beweis, daß ein wirklicher diph- thong ei daraus entsprungen ist. Das goth. fi-jands ist zweisilbig, eben so das alth. fî-ant und mittelh. vî-ent (auf schrîent, glîent reimend), das neuh. feind einsilbig und diphthongisch. Mehr belege wird das alth. ia liefern. b) aus dem begriffe des einsilbigen und verschmolzenen fließt es, daß beide laute in der aussprache nicht gleiche stärke haben. Gälte in au das u ebensoviel als das a , so würden beide unverschmolzen, wie der hiatus a-u, folglich zweisilbig lauten. Es muß also der eine vocal in den andern übergreifen und dieser dann schwächer klingen. Als schwächerer oder stärke- rer kann aber an sich wieder jeder der verbundenen I. von den buchstaben insgemein. vocale betrachtet werden, z. b. ei wäre entweder éi oder eí, und hiernach bestimmen sich obige 20 näher zu 40 fällen. Welche derselben wirklich eintreten bleibt für jede mundart eigends auszumitteln. Regel in den deutschen diphthongen scheint es freilich, daß der vorstehende vocal stärker, der nachstehende schwä- cher laute, und man dürfte das selbst mit dem grund- satz, daß der acutus die erste silbe zu treffen pflegt zusammenstellen. Ich folgere aber außerdem so, ein- mahl weil die sache für die gedehnten vocale außer zweifel ist, â klingt wie áa, das hintere a dem vor- dern leiser nach. Zweitens aus dem analogen verhält- niß doppelter consonanten, wo der vorstehende eben- falls überwiegt. Drittens aus den historisch sich erge- benden übergängen verschiedener doppellaute in ein- fache, z. b. des mittelh. uo und ie in das neuh. u und i , so daß unfehlbar das vorstehende u und i größere kraft gehabt haben, mithin die aussprache úo und íe gewesen seyn wird. nicht uó, ié. Wenn dem goth. ai in gewissen fällen das angels . â, dagegen dem goth. ei das alth. î entspricht, so läßt sich die aussprache ái und eí, letztere doch unsicherer muthmaßen, weil die vocale e, i feiner und einander näher sind. Endlich verdient auch die sitte, den hintern vocal überzuschrei- ben, berücksichtigung; in ů, uͤ, å etc. erscheinen die obenstehenden o, e, o als bloße modificationen des unteren, herrschenden lauts. Umgekehrt, wo man statt iu ein u schrieb und das i darauf setzte, scheint dem u der nachdruck zu gebühren. c) Immerhin wird für die wirkliche aussprache der alten mundarten, wo uns nicht accentuation der hss. oder die reimkunst winke ertheilen, natürlich manches dunkel bleiben. Theils laßen sich bei so mancherlei ähnlichen doppellauten übergänge und färbungen den- ken, welche keine schrift auszudrücken vermag, theils mögen sich veränderungen der aussprache zugetragen haben, ohne daß man die üblichen schriftzeichen än- derte. Die neuh. aussprache des ei ist völlig die des ai . Und wie mancher schreibegebrauch mag selbst von anfang her ungenau gewesen seyn. Die unerfaßlich- keit der feineren vocalaussprache bewährt sich in dem wechsel dieser laute unter dem volk wie in der ge- schichte der größeren mundarten von selbst. Es kön- nen, wie schon gesagt, diphthongen den einfachen I. von den buchstaben insgemein. lauten nahe kommen oder in sie aufgehen, welches sich bei untersuchung der goth. aí und aú verglichen mit den ë, ia und eo anderer sprachstämme näher zei- gen wird; vergl. auch das nord. ö. d) einiges lernt man aus den übergängen der im doppel- laut verbundenen vocale i und u in die halbvocale j und v bestimmen. 5) Triphthongen würden möglicherweise in noch größerer anzahl vorhanden seyn, wirklich aber bestehen sie in weit geringerer. Die ältere sprache kennt sie gar nicht, die späterer nur selten, und sie entspringen aus zusammengezogenen mehrern silben. 6) Der eintheilung der vocale in reine und trübe ist schon gedacht worden. Man könnte sie auch benennen: dichte und dünne. Zu den reinen gehört a, o, u, de- nen die trüben e, ö, ü entsprechen, zwischen beiden steht i eigentlich in der mitte, als keiner trübung fähig. Die von einem folgenden vocale bewirkte trübung (ver- dünnung) des vocals der wurzel heißt nun: umlaut . Man merke: a) macht den umlaut zu zeugen wohnt gerade jenem in der mitte stehenden i oder dessen doppelung i bei. Späterhin hat das das i vertretende e dieselbe kraft. Im nordischen zieht auch u einen ähnlichen, doch ver- schiedenen umlaut nach sich. Beide i und u können in gewissen fällen hinten abgeworfen werden und ihre wirkung, der umlaut, bleibt dennoch stehen ( ver- sleckter umlaut); in andern hört mit dem ausfallen des i der umlaut auf, und der anfängliche reine vo- cal kehrt zurück ( rückumlaut ). b) jeder umlaut setzt also wirkliche oder wenigstens früher vorhanden gewesene zweisilbigkeit voraus; das i oder u aus der zweiten silbe wirkt den umlaut in die wurzel hinein. Ob ausnahmsweise der alth. diphthong ei als ein umgelautetes ai betrachtet werden? ob auch in mehr als zweisilbigen wörtern der umlaut übersprin- gen, d. h. über eine in der mitte liegende in die wur- zel spielen dürfe? kann erst im besondern erörtert werden. c) nicht allein einfache, sondern auch doppelte vocale sind umlautsfähig; es versteht sich, daß letztere nur in I. von den buchstaben insgemein. doppelte umlauten können, als â in æ, ô in œ, ua in ue etc. Die nähere angabe bleibt der besondern abhandlung vorbehalten. d) der umlaut überhaupt stellt sich nämlich dar, nicht als ein in der deutschen sprache ursprünglich und durch alle ihre stämme waltendes element, vielmehr als ein späterhin in steigender richtung und verschie- denartig entwickeltes. Gegen diese ansicht könnte sich die meinung erheben, daß der umlaut auch in den älteren deutschen sprachen vorhanden und bloß aus mangelhaftigkeit der schriftzeichen nicht geschrieben worden sey. Die erwägung dieser zweifel in der be- sondern abhandlung. 7) Genau vòn dem umlaut muß der ablaut unterschie- den werden, ein allen deutschen sprachen eigenes, we- sentliches verhältniß mannigfaltiger vocalabwechselung. Zufolge bestimmter, in den innersten bau unserer sprache verflochtener gesetze lösen sich in den wurzeln selbst und ohne daß dazu eine auf der endung beruhende ver- anlaßung nöthig wäre, vocallaute einander ab. Die da- bei auftretenden vocale sind einfache oder doppelte, nie- mahls aber trübe. Regeln und eingreifende folgen des ablauts können erst in dem abschnitt von der starken conjugation und von der wortbildung ins licht gesetzt werden. — 8) Die erste eintheilung der consonanten ist wiederum die in einfache und doppelte. Die einfachen zerfallen sodann in flußige (liquidae) und stumme (mutae). Jener sind viere: l, m, n, r. Die mutae theilen sich nach dem werkzeug ihrer hervorbringung lippe, zahn (zunge), kehle in drei reihen: labiales b, p, v; dentales (linguales) d, t, s; gutturales g, k, h. Die drei letzten jeder reihe, das wehende v, das sausende s und das hauchende h kann man schicklich spiranten heißen. Dem v aber steht noch ein eigener consonant das j zur seite; beide ver- mitteln den übertritt der vocale u und i in die con- sonantenreihe und verdienen deshalb den namen halber vocale. Sämmtliche deutsche sprachen besitzen alle diese einfachen consonanzen. 9) Die doppelten consonanten sind, gleich den voca- len entweder doppelt durch sich selbst ( geminae ) oder durch verbindung verschiedenartiger ( compositae ). In I. von den buchstaben insgemein. beiden fällen verwächst auch wieder der laut in dersel- ben silbe, und wenn consonanten aus versehiedenen sil- ben aneinander stoßen, so ist keine doppelung vorhan- den. Im lat. assero, immitto, attero findet sich nicht der eigentliche doppellaut, den wir in massa, flamma, mitto wahrnehmen, jenes bleibt bloße assimilation. Ebenso unterscheidet unser ohr annehmen, zerrinnen, aussenden von mannes, zerren, missen. Dasselbe gilt von der com- position; man vergleiche stand mit haus-tenne, fisk mit us-kunþ etc. Doch können auch anstoßende consonan- zen. zumahl assimilationen durch lange aussprache all- mählig in wirkliche doppellaute übergehen. Es ist von wichtigkeit, sich mit den in jeder mundart beliebten compositionen der consonanten bekannt zu machen. 10) Geminationen, in der älteren sprache selten, wer- den in der neueren häufig; es erscheint also in ihnen zwar etwas gebildetes, zugleich aber eine entstellung des frü- hen prosodischen wohllauts. Mehr hiervon nachher bei der anmerkung über die prosodie. Übrigens geminie- ren nur einfache consonanten, nicht zusammengesetzte, daher die hochdeutschen ff und ƷƷ gewissermaßen un- organisch sind. 11) Unter den componierten consonanten sind im all- gemeinen die mit den spiranten die wichtigsten, hier ge- schieht die vermischung beider laute am innigsten. Ent- weder steht der spirant vor oder nach. Jenes z. b. in den doppellauten hl. hn. hr. hv.; sl. sm. su. sk. sp. sv.; vl. vr. dieses in ch. ph. th. vh. bh. gh. dh.; hs. rs. ts.; kv. tv. etc. Es mischen sich auch dreie, wovon skr . das älteste und wichtigste beispiel (vgl. das fräukische chl . chr .), späterhin nehmen diese dreifachen zu und zweifache verwandeln sich in sie, wie unser sch . schr . schl . etc.; einige finden sich bloß in der aussprache, nicht in der schrift, wie schp . scht . tsch . u. a. Für die zweifachen schreiben manche mundarten eigne zeichen, als z. ƀ. ð, þ, x und alle f (ph); für qv. hv. hat Ulfilas buchstaben. Der häufige gebrauch einiger zweifachen namentlich des f. þ und z bewirkte, daß man sie fac- tisch in den meisten mundarten für einfache gelten ließ, daher sie theils keine position machen, theils sich gemi- nieren können. Das unorganische dieser vereinfachung fließt am deutlichsten aus der abweichenden sitte ver- schiedener sprachen in diesem punct. Dem Griechen I. von den buchstaben insgemein. galt sein χ so gut einfach als sein φ . Dem Hochdent- schen ist f. einfach, ch aber nicht. 12) Die richtige aussprache so mannigfaltiger doppel- laute hat natürliche schwierigkeit, doch gibt es kenn- zeichen, z. b. die historischen übergänge verschiedener doppellaute, oder das ausfallen eines der verbundenen consonanten; die späteren r. l. n. statt hr . hl . hn . zei- gen daß das gewicht auf dem liquiden buchstab ruhte. 13) Der kürze halben werde ich mich im verfolg zu- weilen der ausdrücke anlaut, inlaut, auslaut für solche consonanten bedienen, die in anfang, mitte und ende eines worts stehen, z. b. keine dentsche mundart kennt die dem Griechen so beliebten anlaute mn . pt ., keine den slavischen anlaut sr . etc. Überhaupt gilt auch von den consonanten die für die vocale gemachte bemer- kung, daß sich jede mundart ihr gefällige laute unter so vielen möglichen auswählt und auf ihre weise zu- richtet. 14) Endlich muß bemerkt werden, daß nicht weniger bei den consonanten ein gewisser umlaut einzutreten pflegt, ein übergang in verwandte laute, dessen bedingun- gen sich doch im allgemeinen nicht darlegen laßen. Nur soviel kann vorläufig gesagt werden, der consonantum- laut hängt nicht von der endung, sondern meistentheils davon ab, daß der inlaut zum auslaut wird. Auch ken- nen ihn nicht alle mundarten und nicht auf dieselbe weise. Mich für die erörterung dieser übergänge und sonst der bekannten eintheilung in tenues (p. t. k.) me- diae (b. d. g.) und aspiratae (ph. th. ch.) zu bedienen, nehme ich keinen anltand. — Von einem ablaut der con- sonanten ist gar keine rede. Anmerkung über die prosodie. Vorhin ist gesagt worden, daß die einfachen und doppelten vocale zugleich den begriff der länge und kürze in sich schlößen. Dieses würde ziemlich ohne bedeutung scheinen, wenn man den maßstab des heuti- gen sprachstandes hinzubringen wollte, der uns ledig- lich auf den ton oder accent weist. Unsere dichter neh- men selbst bei der versuchten nachbildung antiker vers- maße auf die gesetze der quantität keine eigentliche I. von den buchstaben insgemein. rücksicht. Diese gesetze an sich selbst sind gleichwohl so einfach und in der natur menschlicher sprache so sehr be- gründet, daß eine historische untersuchung der deutschen nothwendig auf die frage führen muß. ob nicht wenig- stens in verfloßenen zeiten prosodische grundsätze merk- lich vorgewaltet haben und aus welchen spuren das noch zu erkennen seyn wird? Sind doch die neugriechis he und romanische sprache der alten griechischen und la- teinischen quantität verlustig geworden; warum sollte die analogie dieser fortbildung oder verbildung nicht auch für die deutsche geltend gemacht werden dürfen? geht hier der sprachgeist keinen natürlichen gang? Ich glaube daß etwa folgende puncte anzuschlagen wären: 1) die gedehnten und diphthongischen laute in den al- ten flexions- und bildungsendungen weisen darauf, daß die heutige betonung ganz derselben wörter u. formen ihren ehmahligen zustand nicht ausreichend erkläre, ge- schweige sinnlich erschöpfe. Man halte unser: tage (dies), wege (vias), hat (habet), bitte (peto) zu dem goth. dagôs, vigôs, habáiþ, bidja oder dem alth. tagâ, wëgâ, habêt, pittu; weiter: steine (lapides) salbes (un- gis) zu stainôs, salbôs; niemand zweifelt wohl, daß die heutzutage gleichtonigen silben tag, weg, stein, salb vor alters nicht auf einer reihe gestanden haben können, es ist sehr glaublich daß das stufenweise abschwächen der doppellautigen endungen, ihre vermischung mit den kur- zen, endlich ihre gänzliche abwerfung oder verstümme- lung auf ein dem neuen sprachstandpunct entgegengesetztes princip sinnlich höherer vollendung hinweise, wie es uns andere in jenen stücken auffallend einstimmende sprachen der vorwelt mehr und minder wirklich zei- gen. Gebührte jenen endungen mit doppellaut eine ge- wiß merkliche länge, so muß sich neben ihr in den sil- ben dag, vig, wenn sie gleich betont wurden, eine deutliche kürze offenbart haben. Ohne dies würde ein ganz unglaubliches übergewicht schleppender längen in der sprache gewesen seyn. Vergleicht man nun lateini- sche formen Ich gebe auch den lat. langen vocalen das dehnzeichen, die andern ungedehnten sind dann kurze. dazu: mensâs, passerês, modôs; so ergibt sich schon entschiedene analogie, die aber noch steigt, wenn in beiden sprachen wurzeln mit formen übereintref- fen, z. b. in habêre und alth. habên, peto und goth. bidja, I. von den buchstaben insgemein. sèmen und alth. sâmo. Daher deutsche wörter von zwei kurzen silben, z. b. gibit, lisit, saman, fater, völ- lig wie petit, legit, simul. pater; von zwei langen, steinà wie nôdôs; das gesetz der position in bindan, fal- lan etc wie in findere, fallere etc. endlich. überflüßige position bei schon an sich langem vocal. stuontun wie môns. Gehen dem vocal zwei oder mehr consonanten voraus, so stören sie seine kürze nicht, z. b. pflëgan, stëlan, strëdan, (fervere) stritun (pugnabant) etc. wie im lat. plico, precor, scrobis, stropha, stimulus etc. die erste silbe kurz bleibt. Alles dies, wenn es sich völlig erwei- sen ließe, gewährt eine ähnliche, günstige vertheilung oder mannigfaltigkeit der quantität im deutschen. 2) Als im verlauf der sprache die endungen sich ab- nutzten und die früherhin langlautigen ihre länge ein- büßten, muste dies dem auf der wurzel ruhenden ton ein übergewicht geben, welches die darin befindliche kürze drückte und allmählig überhören machte. Das gefühl für die langen laute der flexion, für die kurzen der wurzel stumpfte sich, kurzlautige endungen aber und langlautige wurzeln fielen mit der tonlosigkeit jener und der betonung dieser in den meisten fällen zusammen. Dem ohre musten eine zeitlang und während der über- gänge manche ehdem kurze laute zweifelhaft (ancipites) scheinen, bis diese zweifel nach und nach die gewalt des tones in dem sinne seiner regel entschied. Und die wirkung fieng bald an sich sogar in der äußerlichen schrift zu zeigen Die schrift der meisten sprachen pflegt die quantität der laute, vielleicht eben, weil sich diese schon verdunkelt, selten genau zu bezeichnen, ge- wöhnlich thut sie halbe schritte oder kann nichts anders thun. Die griech. schrift unterscheidet die langen und kurzen α, ι, υ nicht mehr, die lateinische ihre längen und kürzen nirgends. Die altdeutschen dehn- oder vielmehr längezeichen wurden von den wenigsten und fast nie ge- nau befolgt; in der bloßen aussprache beruhte die fort- dauer oder spur der quantität. Endlich trat die schrei- bung sogar auf die seite des tons und strebte, verschwin- dende kürzen als tönende silben darzustellen. Hierzu dienten zweierlei mittel: gemination des auf den kur- zen vocal folgenden consonanten und einschaltung eines dehnenden e . oder h . In jenem fall entsprang position, in diesem doppelvocal, in beiden eigentlich war es bloß der ton, dem es galt. Von wichtigkeit aber ist es zu I. von den buchstaben insgemein. bemerken, daß früher geminiert und erst später gedehnt wurde Zu solchen späteren dehnungen gehören alle fälle, wo die position an sich schon vorhanden war, mithin scharfer ton, z. b. vart, woraus man fahrt machte, da es früher ganz wie hart lautete; aber man schrieb einmahl fahren st. varn. . Bei der gemination scheint man gewisser- maßen noch die alte kürze des vocals zu ehren und ihn nur durch die verstärkte consonanz bändigen zu wollen; die dehnung hebt ihn selbst auf, indem sie ihn in einen wirklich langen umwandelt. Daher mag eine durch die volkssprache oder die inconsequenzen der schrift zuwei- len hervorbrechende gemination in silben, die man ge- wöhnlich dehnt, auch beweis für die alte kürze geben, vater z. b. lautet im munde des volks häufig vatter, und die schreibung des abgeleiteten vetter bezeugt die einstige correption der silbe fa. Beispiele von gemina- tionen ehmals kurzer wnrzeln sind aus vielen: hammer, kommen, himmel, nimmt statt: hamar, qvëman, himil, nimit; von dehnungen: nehme, liege, liesest statt: nimu, ligu, lisis. Vorzüglich unorganisch erscheint aber die gemination im pl. praet. und part. einiger starken con- jugationen z. b. griffen, goßen, gegriffen, gegoßen, rit- ten, geritten, ja ich erkläre mir auf diese weise haupt- sächlich die entstehung so unnatürlicher doppelungen, als ff und gehörig verstanden auch ß (ƷƷ) sind. So ha- ben sich freilich schon sehr frühe affe, phaffe, später griffen, schiffen etc. eingeführt; für die unächtheit der doppelung spricht theils die progression derselben, theils ihr ausbleiben in den sächsischen und nordischen spra- chen. Ein Niedersachse würde noch heute den unter- schied zwischen ton und quantität fühlen, wenn man ihn grêpen (rapere) und grepen (rapuerunt) gêten (fun- dere) u. gaten (fusum) aussprechen ließe Nordisch gripa, gripu; giuta, gotinn. Ich erwähne bloß hier, weil man dem verfaßer der skâlda eine nur ge- lehrte, steife anwendung priscianischer regel zutrauen könnte, daß auch er die latein längen und kürzen in sei- ner sprache findet und nachweist (Skâlda p. 278. 279. vergl. 305.) in beispielen wie dura, dûra; runar, rûnar eto. Sollte er nicht die kurzen a in ari (aquila) api (fimia) noch lebendig gefühlt haben? ; der ton ge- bührt beidemahl der ersten silbe, aber im ersten fall ist sie lang, im andern kurz. I. von den buchstaben insgemein. 3) das gesetz der quantität kann in der sprache vor- handen und selbst noch wirksam seyn, ohne daß es eine dichtkunst anwende. Mag es nun uralte verschollene deutsche lieder gegeben haben, oder nicht, in welchen sich eine solche anwendung deutlich offenbarte; so viel scheint anzunehmen, daß die uns verbliebenen ältesten denkmähler unserer poesie, sächsische, hochdeutsche Selbst Notkers mit freier absicht versuchte nachbildungen antiker versmaße (im Boethius). und nordische mehr den accent beachten, als das proso- dische maß, wiewohl die bisher vernachläßigte sorgsa- mere untersuchung dieses gegenstandes erst zu sicheren aufschlüßen führen dürfte. Eine spur des prosodischen princips meine ich inzwischen in der hochdeutschen reimkunst zu entdecken. Die reime sind entw. stumpfe oder klingende Beßere namen als männliche oder weibliche und nach dem vorgang der meistersänger; mit dem ausdrucke stumps (hneptr. stŷfƀr) stimmt schon die nordische skâlda. Bei- derlei reime sind in den mittelh. strophen strenge geson- dert und können sich nicht vertreten, in den minnelie- dern verschränken sich beide oft und stets regelmäßig. Das ganze lied von den Nibelungen hat keinen klingen- den reim, der ganze Titurel keinen stumpfen. , unter denen man sich nicht immer dasjenige vorstellen muß, was sie heute bedeuten, näm- lich solche die auf der letzten silbe reimen oder auf der vorletzten mit tonlos nachklingender letzter. Für meine gegenwärtige absicht reicht es hin, drei perioden zu un- terscheiden. I. Otfried kennt stumpfe und klingende reime; völliger gleichlaut ist in beiden nicht nöthig, wiewohl oft vorhanden, häufig gilt bloße assonanz. Stumpfe sind ihm, die lediglich auslauten, folglich a) einsilbige auf einsilbige wörter, wâr: thâr. sàr: hiar. thù: nû. quad: pad. man: nam. thaƷ: was. b) einsilbige auf zweisil- bige, wâr: meistar. thaƷ: sînaƷ. man: findan. c) einsil- bige auf dreisilbige, mêr: fremidêr. nôt: bilidôt. thës: githigines. Klingender reime, d. h. solcher die in- und auslauten, gibt es folgende: a) zweisilbige auf zweisil- bige, zeiƷan: heiƷan. fiure: hiare. scrîban: bilîban. muate: guate. ahtu: slahtu. ferti: henti. hanton: antôn. racha: sprâcha etc. b) zweisilbige auf dreisilbige, wîsa: fëlisa. nôtin: steinôtin. wîbe: druhtine. c) dreisilbige auf dreisilbige, worahta: forahta. managên: hebigên. tha- nana: thëgana. — Erwägt man alle diese reime, so ha- ben, was den accent betrifft, die einsilbigen wörter stets I. von den buchstaben insgemein. einen ton, sey es den hohen oder tiefen; die zweisilbi- gen auf der penult. die dreisilbigen auf der antepen. desgleichen. In zweisilbigen wörtern ist die letzte ton- los, in dreisilbigen die letzte ebenfalls tonlos, die vor- letzte entweder stumm (bilidôt) oder nur tonlos, mitun- ter vielleicht tieftonig smâhêti, frumôno, steinôtin). Nie also, und darauf kommt es mir an, kann die letzte silbe stumm seyn, welches sie wird, wenn eine kurze silbe vorausgeht; mit andern worten, Otfried bedient sich nie in seinem ganzen gedicht Insofern mir bei der durchsicht nicht einzelne ausuahmen entgangen seyn sollten, welche der durchgreifenden regel doch nicht viel benehmen würden. Scheinbare ausnah- men sind: inan IV. 24, 29. (man verbinde: niminau), suerit: werit II. 19, 13, (man 1. suerje: werje) und so laßen sich ähnliche andere rechtsertigen; einigemahl scheint der dichter wiewohl selten ein solches wort, doch stets im reim auf ein anderes regelrecht stumpf oder klin- gendes zuzulaßen; daß ihrer zwei auf einander reimen, glaube ich nicht. zweisilbiger wörter, deren erste silbe (d. h. wurzel) prosodisch kurz ist, wohin eine menge von den geläufigsten wörtern gehört, als: lësan, wësan, grebir, zelit, sito (mos) buhil, nëman, nimit, himil, thëgan, fëlis etc. Bekommen solche wör- ter noch eine silbe, verstummt mithin penult., so dienen sie ihm häufig stumpf oder klingend, nachdem sie auf ein einsilbiges oder mehrsilbiges wort reimen, menigî. sitôta, obana, fadumon, zelitun, buhiles, giscribauêr: bilibanêr etc. II. Mittelhochdeutsche periode. Jetzt gilt gleichlaut, höchstens reimen einzelne ungleiche doch verwandte consonanten, aber der vocal muß genau stim- men, und sprâche reimt nicht mehr auf sache. Stumpfe reime a) einsilb. auf einsilb. wörter. b) einsilb auf mehr- silbige noch zuweilen, als tôt: morderôt. c) zweisilb. auf zweisilb. mit vorletzter kurzer. als lësen, wësen; site: mite; riten: siten; dëgen: wëgen; legen: stegen; bliben: geschriben etc. d) zweisilb. auf dreisilbige mit langer antepen. als ligen: heiligen. e) mehrsilb. auf mehrsilbige, aber wobei bloß die unbetonte endsilbe in betracht kommt Lachmanns auswahl XVII. not. 8. solche reime sind volks- mäßig und selten, Otfrieds sämmtliche klingende für stumpse dieser art zu erklären scheint mir sehr gewagt. . Klingende a) zweisilb. auf zweisilb. mit vorletzter langer, als jâren: wâren; alten: halten. b) dreisilb. auf dreisilbige mit kurzer antep. als edele: B I. von den buchstaben insgemein. wedele. Hier sind uns bloß die stumpfen reime c. und d. wichtig, deren letzte silbe verstummt, so daß die unter c. einsilbig, die unter d. zweisilbig werden. Letztere taugten Otfried bald zu stumpfen bald zu klingenden, weil ihre penult. tiefton und länge hatte, ihre ult. also nicht verstummte. Die unter c. waren bei ihm gar nicht reimfähig, sie sind es nunmehr geworden, weil der ton, den ihre penult. freilich immer hatte, allmählig an ge- wicht und wirkung zu- und die alte kürze daran abge- nommen hat. Der ton verschafft jetzt der penult. den reim, aber die ult. von dem verstummen retten kann er noch nicht. III. Neuhochdeutsche periode. Stumpfe reime, nur einsilb. auf einsilb. wörter. Klingende , nur zweisilb. auf zweisilb. oder mehrs. auf mehrs. Also, die stnmpfen reime der vorigen periode unter c, sind zu klingenden geworden; lesen: wesen reimt so gut wie laufen: kaufen; alten: halten; das heißt, der ton hat noch weiter gegriffen, die alte kürze ganz verdrängt und die letzte silbe ist nur tonlos, nicht mehr stumm. — Das resultat dieser kürzlich angestellten untersuchung unserer reimkunst kann so ausgedrückt werden: Otsried reimte zweisilbig — —:— —, —⏑:— —, —⏑:—⏑, aber niemahls ⏑ ⏑, oder ⏑—. Einsilbige und dreisilbige wörter, die er braucht, ließen sich zwar den abstracten regeln der quantität unterwerfen und so meßen, daß für seine einsilbigen reime die formeln —:—, ⏑:⏑, —:⏑, ⏑:—; für seine dreisilbigen — — —, ⏑ ⏑ ⏑, — —⏑, ⏑ ⏑—, —⏑—, ⏑—⏑ hervorgiengen. In der that wäre aber ein solches verfahren ungültig, denn lebendig fühlte der dichter das gesetz der quantität nur in zweisilbigen wör- tern, für jene ersetzt es ihm schon der ton. Hentzutage ist in zweisilbigen wörtern weder zum klingenden reim länge der vorletzten erforderlich (wie noch in der mitt- leren zeit) noch kürze derselben zum reim überhaupt (wie bei Otfried) oder zum klingenden (wie in per. II.) hinderlich, sondern kürze und länge sind in dem ton aufgegangen und weil jede vorletzte den ton hat, heißt zweisilbig reimen immer auch klingend reimen. Sollte sich aber für jenes längere haften des prosodischen prin- cips in zweisilbigen wörtern nicht ein natürlicher grund angeben laßen? ich denke mir allerdings, daß es in ein- und dreisilbigen eher gefährdet wird. Einsilbige wörter, weil sie ganz für sich dastehen, nehmen dadurch eine bestimmtheit an, die sie in hinsicht der dauer ihres lauts, weil der gegensatz fehlt, einander gleicher macht I. von den buchstaben insgemein. und längere oder kürzere zelt leichter verhören läßt. In drei und mehrsilbigen schwanken satz und gegensatz. Zweisilbigen drücken sich die begriffe der dauer am sichersten ein. 4) diese grundsätze über altdeutsche prosodie theile ich als bloße meinung mit, um fernere prüfung zu ver- anlaßen und mich vorläufig zu rechtfertigen, wenn in der formenlehre verschiedentlich von langen und kur- zen vocalen und deren einfluß auf manche flexionen die rede seyn wird. Lachmann hat für das mittelhochdeutsch einen feinen unterschied zwischen gedehnten, schweben- den und geschärften lauten aufgestellt, der den obigen ansichten practisch begegnet, sich aber doch in einigen puncten davon entfernt. In absicht des gedehnten Adelungs begriff von dehnung ist zu weit und begreife nicht allein die eigentlichen gedehnten (d. h. doppelten) laute, sondern auch die schwebenden. lauts waltet kein zweifel ob; geschärfter ist ihm vorhan- den, wo ich position, d. h. verlängerung der silbe mit kurzem vocal durch doppelte consonanz annehme, als in: finden, wilde etc., an sich wird der kurze vocal durch die position weder lang, noch der lange länger, sondern scheint nur so, weshalb man auch nicht von geschärften lauten, sondern vielmehr von geschärften silben reden sollte. In dem schwebelaut erkennt Lach- mann dasjenige an, was ich für die alte correption halte, was aber in der jetzigen sprache ebenfalls gedehnt oder geschärft zu werden pflegt, denn wir sprechen: wehsen, lehsen wie nehmen, obschon wir nur letzteres schreiben; die schärfung wird natürlich jetzo stets auch geschrieben. Zwei weitere bestimmungen machen mir Lachmanns vorstellung zu verwickelt, theils insofern er die fort- dauer des schwebelauts für den fall gewisser zusammen- ziehungen, welche position, folglich schärfung herbei- zuführen scheinen, behauptet (wovon nachher bei den zusammenziehungen) theils den schwebelaut leugnet, wenn bei geminiertem auslaut der letzte consonant ab- fällt, z. b. in man (vir) val (casus). Hierüber werde ich mich in der alt- und mittelh. buchstabenlehre näher äußern. Laßen sich nun beide bestimmungen bestreiten oder fließen nur einzelne ausnahmen aus ihnen her; so wird die lachmannische bezeichnung des schwebelauts, im gegensatz zu dem unbezeichneten geschärften, durch B 2 I. von den buchstaben insgemein. einen strich überflüßig und in so weit hinderlich dünken, als sie mit dem tonzeichen verwirrt, auch beim zusam- menstoß des strichs und der punctierten vocale änßerlich unbequem ausfällt. 5) schließlich bemerke ich als wichtigen grund für das ehmahlige vorhandenseyn einer deutschen pro- sodie, daß in der lithauischen (altpreußischen) und let- tischen sprache noch bis auf den heutigen tag der unter- schied zwischen quantität und betonung lebt und beider gesetz in der rede befolgt wird, wie man sich aus Ru- higs und Stenders grammatiken darüber belehren kann. Da nun kein anderer fremder sprachstamm den unsrigen so nahe berührt, als eben dieser lettische und seine gleichsam stillgestandene, noch jetzt so vollkommene form und flexion die deutschen alten dialecte, darunter den gothischen am meisten beleuchtet; so scheint mir die annahme unvermeidlich, daß in letzteren ebenfalls eine nunmehr verlorene verflechtung beider grundge- setze, des der prosodie und des accentes, statt gefunden habe. Ist aber das prosodische princip einmahl dagewe- sen, so wird es kaum fehlen, daß noch in der heutigen sprache, vielmehr in den älteren, spur und nachwirkung davon übrig sey, zu deren entdeckung und aufklärung das studium der lithauischen und lettischen sprache ein großes beitragen kann. Anmerkung über den accent. Der laut (sonus) ist die aussprache der stimme selbst, den dauernden laut mißt das gesetz der quantität. Der ton (tonus, accentus) aber ist die den laut begleitende hebung oder senkung der stimme. Von frühe an war gewiß auch ton in der sprache und verflochten mit ihrer eigensten besonderheit; die quantität scheint etwas all- gemeineres, gleichsam die poëtische, der accent die prosaische lebendigkeit der sprache zu umfaßen. Hieraus läßt sich der allmählige untergang der quantität und die zunehmende ausdehnung des tons begreifen. Der ton muß auch als eine hauptursache vieler veränderungen der sprache angesehn werden, indem er flexions- und bildungsendungen zu seiner hebung heran und dadurch zusammenzieht, in seinen senkungen aber den wahren laut der buchstaben beschädiget und verdunkelt. Der eigentliche ton beruht auf dem acutus ( hochton ), wozu I. von den buchstaben insgemein. der gravis die gegenseite gibt, allein dieser gegensatz ist verschiedener stufen fähig von dem bloßen sinken ( tiefton ) bis zum völligen weichen des tons ( tonloser laut) und von da bis zum verstummen des vocals ( stum- mer laut). Ausmittelung der accentuation für zeiträume und zweige der deutschen sprachen hat beinahe unüberwind- liche schwierigkeit zu bestehen, die schrift kommt wenig zu hülfe. In gothischen, nordischen, sächsischen hss. be- finden sich meines wißens gar keine tonzeichen, in bei- den letzteren nur lautzeichen und diese sparsam und un- genau. Gedruckte ausgaben aller dieser denkmähler nehmen auf den accent in seinem eigentlichen sinne nicht die mindeste rücksicht. Die alt- und mittelhoch- deutschen hss. gewähren indessen wichtige aufschlüße, und zumahl sind einige alth. denkmähler mit ungemei- ner sorgfalt accentuiert. Sämmtliche abschriften des ot- friedischen werks haben accente (und daneben keine dehnzeichen für den doppellaut); leider hat man bei den abdrücken diese accente für unwichtig angesehn und ausgelaßen, bloß in den noten theilt Scherz einige bezeichnete stellen mit, andere Rostgaard in seinen va- rianten und daraus, so wie aus selbstgenommenen ab- schriften verschiedener capitel der wiener und pfälzer hss. habe ich meine unvollständige kenntniß von Otfrieds accenten geschöpft. Wichtiger scheinen noch die der notkerischen werke. Bei der ausgabe der psal- men hat man sie ebenfalls unterdrückt, welchem man- gel Füglistaller bei seiner hoffentlich bald erscheinen- den ausgabe sämmtlicher schriften Notkers gründlich abhelfen wird; seinen mittheilungen danke ich vorläufig einige nachricht über diese accente; neben ihnen be- diente sich Notker zugleich der dehnzeichen. In an- dern alten werken, namentlich den s. galler Tatian, so- dann bei Willeram und in einzelnen glossensammlun- gen vom 10-12 jahrh. finden sich hin und wieder, sel- ten genau durchgeführte, striche oder hacken, die zu- weilen wirkliche accente, meistens für die aussprache der diphthongen bestimmt, zuweilen dehnzeichen schei- nen. Alle diese hülfsmittel und die wichtigsten nämlich Otfrieds und Notkers tonzeichen, werden dennoch, wenn sie einmahl zugänglich geworden sind, keine hinreichende einsicht in die alte accentuation gewäh- ren, da sie sich fast nur mit dem acutus befaßen, über I. von den buchstaben insgemein. dessen setzung man an sich, in den meisten fällen min- destens, am geringsten verlegen seyn würde; tieftonige zeigen sie zuweilen, tonlose und stumme laute gar nicht an. Eine reichlichere quelle fließt uns inzwischen aus der mittelhochdeutschen dichtkunst zu, durch deren nähere untersuchung Lachmann neuerdings so lehrreiche aufschlüße über die damahlige accentuation gewonnen hat. Damit muß man endlich ein genaues und verglei- chendes studium der accente in den noch lebenden deutschen sprachen, zumahl nach den gedichten ver- binden und durch analogie auf die verlorene betonung der alten zu schließen trachten. Hier und ehe einmahl die buchstabenlehre abgehandelt ist, können nur einige ganz allgemeine sätze aufgestellt werden. 1) mit länge und kürze, wie aus dem vorhergesagten klar ist, haben die tonstufen ursprünglich nichts ge- mein; lange sowohl als kurze silben können den acu- tus oder den gravis bekommen und lange sowohl als kurze tonlos und stumm werden. 2) die bekannte regel, daß der ton auf die wurzel falle, bedarf näherer bestimmung. Nämlich bei dem un- zusammengesetzten nomen, verbum, oft auch adver- bium hat die wurzel den acutus, also für diesen fall in mehrsilbigen wörtern stets die erste silbe. Bei zusam- mensetzungen bekommt aber die wurzel oft bloßen tief- ton (tonlos oder stumm werden kann sie nie oder höchst selten). Den hoch- oder tiefton zu ermitteln hält hier schon schwer, zumahl in dem fall der vorsilben. Die nordische sprache legt der vorsilbe beständig den acutus, der folgenden wurzel den gravis zu (Rask §. 52.) z. b. landskapr, mismunr, umgânga. Die neuhochdeutsche hält es zwar mit landschaft, misgunst, umgehen (con- versari) ebenso, allein sie besitzt vorpartikeln in menge und schwankt in deren betonung nach noch unerforsch- ten gesetzen und gewohnheiten, z. b. bei den vorsilben ge-be-ver-zer- etc. ist die nordische regel unpassend, denn die wurzel behält den acutus, ja die vorsilbe bleibt tonlos, z. b. benehmen, geloben etc. Andere vorsilben haben, wie im nordischen, den acutus, die wurzel den gravis, z. b. ab-auf-an- etc. wie: abneh- men, aufgehen, ankunft. Häufig steht einer und dersel- ben partikel verschiedener ton zu, da in umfang, un- glück die wurzel tief, in unendlich, umfangen (am- plecti), umgehen (praetergredi) hoch tönt. Ich führe I. von den buchstaben insgemein. diese beispiele nicht an, um abzuhandeln, sondern um die bedenklichkeit von vermuthungen über die richtige betonung derselben fälle in den alten mundarten darzu- thun. Auf die goth. vorsilbe ga- die nord. regel vom acutus der ersten silbe anzuwenden verbietet außer dem bloßen gefühl der umstand selbst, daß diese partikel im nord. gänzlich mangelt. wogegen ihr häufiger einstim- mender gebrauch im althochd. und das schwanken der laute ga-gi- , die tonlosigkeit des goth. ga- höchst- wahrscheinlich machen. Aber welche sichere auskunft gibt es über goth. partikeln wie un-dis- und andere? Otfried und Notker werden die frage über die betonung der vorpartikeln befriedigend beantworten, beiden ist gi-bi-ir-zi-fër- unbetont, ún-úber-ána-ála- etc. haben aber den acutus, so schreibt Otfried stets álang (integer). Einigemahl gibt Notker in solchen fällen of- fenbar auch den tiefton mit an, z. b. in úngérn (d. h. úngèrn). 3) in weiteren fällen, namentlich also für das unzu- sammengesetzte pronomen, die partikeln, flexions- oder bildungsendungen den wahren ton zu treffen macht erst die eigentliche schwierigkeit. Alle diese waren ursprüng- lich einmahl auch wurzeln, die in der länge der zeit verkürzt. entstellt und verdunkelt worden sind. Heu- tige sprachen lehren, daß auf pronomen und partikeln zuweilen der hochton fällt, daß sie aber auch tieftonig und tonlos werden. Otfried (auch der s. gall. Tatian) accentuiert oft íh, ímo, ínan, oft nicht. Nie ge- bührt den endungen der acutus Das vielbesprochene lebendig läßt sich schon erklären: der tiefton, den ursprünglich die endung -andi im partic. hatte, hat gehaftet und sich in den hochton, den hohen ton der wurzel aber in einen tiefen verwandelt. Folge- rechter nach dem allgemeinen sprachgang hätte die wur- zel den acutus behalten und die zweite silbe wenigstens tonlos werden müßen. So ist es auch im mittelh. und bei Gryphius. , sie schwanken zwischen tiefton, tonlosigkeit, verstummen und hier eben scheinen nach verschiedenheit der zeit und mund- art unendliche abweichungen einzutreten. Ich genüge mich an einigen beispielen. Im alth. mennisco (homo), fiskarî (auch sishârî), salbôta vermuthe ich die erste silbe hoch- die zweite tieftonig, die dritte tonlos; so ist es im nord. manneskja, fiskari, þackada. Zwischen jenen I. von den buchstaben insgemein. formen und den neuhochd. mensch, fischer, salbte, in denen die tieftöne tonlos geworden und verschluckt sind, haben grade gelegen, welche man im mittelh. suchen muß. Hier schwebte mennische schon über in menische mit der zweiten stumm, selbst in die abwer- fung des letzten e; bei Boppo (2. 233 a ) reimt me- nesch auf thenesch stumpf. Im 12. jahrh. konnten sich reime wie mennischen: fischen finden (Maria 1029 men- nische: tische). Das mittelh. vischære hat die zweite noch tieftonig, tonlos aber salbete. Ferner, im mittelh. ist von zwei kurzen silben die zweite stumm (laden, manic, lësen) aber auf eine erste lange folgt die zweite tonlos (slâfen heilic, sælic); doch bei verlängerter endung bricht der alte tiefton hervor (sæligen: genigen). wie uns Lachmann lehrt. Der alth. acc. sâlîgan hatte ge- wiß den nämlichen tiefton, vermuthlich auch der nom. sâlîg (O. II. 16, 50: wîg). Sollte sich die nord. doppelte form heilagr und helgr anschlagen laßen? in letzterer ist der stumme vocal ausgefallen, in ersterer der be- tonte geblieben. Und hätte im goth. liubana (carum) und frumana (probum) die zweite silbe deutlich ver- schiedenen accent gehabt? Es ließen sich zweifel vor- bringen. 4) daß es stumme laute auch schon im goth. gegeben habe, bezweifle ich gar nicht, weil gerade der Gothe in manchen fällen vocale auswirst, wo sie im alth. noch tonlos oder stumm stehen bleiben, namentlich zwischen muta und liq. z. b. fugls, rign, alth. fogal: rëgan. Diese neigung zieht durch die goth. sprache, und be- weist das eigenthümliche gothischer accentuation. Die geschichte der accente wird sich also mit der sehr ver- schiedenen entwickelung der bildungs- und flexions- triebe jeder mundart vertraut zu machen haben und dies sind untersuchungen, worauf unsere jetzige grammatische kenntniß noch nicht recht gerüstet ist. Wegwerfen der buchstaben. Die sprache ändert sich nicht allein durch den über- gang von buchstaben in andere, durch die verwechse- lung der kürzen mit längen und beider mit dem tone, so wie durch die vermilchung verschiedener accente; eine haupterklärung ihrer vielgestaltigen entwickelung fließt aus dem freilich mit der schwächung der quanti- I. von den buchstaben insgemein. tät und veränderlichkeit der accentuation in verbindung stehenden wegwerfen Wie nach dem wegwerfen könnte man hier nach dem einschalten fragen; doch es gibt nur ein scheinbares ein- schalten, darum weil man der sprache nichts zu geben ver- mag, sondern bloß zu nehmen. Ausbildungen der wur- zel sind entfaltungen ihrer keime und entsproßenen bil- dungen läßt sich wiederum so wenig einschieben, als der wurzel selbst. An vocaleinschaltung wird niemand den- ken. Unter den consonanten möchte man j. g. v. und h. für solche halten, die zuweilen eingefügt würden, wie in spiwan (spuere) eigir (ova) aha (aqua); aber es steht zu zeigen, daß sie sich aus vorhergehenden vocalen ent- wickeln oder wegfallende ersetzen, und nirgends müßig, dem wohllaut zu gefallen da sind, der anscheinende zustand der uneinschaltung also oft eine zusammenziehung verräth. Mit gleichem rechte dürfte man sonst das n anführen, das sich in biene, birne (früher bìa, bira) entfaltet; dieses selbe n waltet aber auch in ein, mîn, dìu, sìn, zwêne, swìn etc. (lat. unus, [ εἴς ] meus, tuus, bini, sues nicht auf gleicher reihe). In dem französ. mon, ton, son (ital. u. span. mio etc.) finde ich germanischen einfluß; doch alles dies gehört in die wortbildungslehre. Ebenso kann erst bei erörterung der zusammensetzung untersucht wer- den, ob der spirant s. eingeschaltet werde. Was man für wirklichen zusatz anerkennen muß, wird sich als unor- ganisch ausweisen, z. b. das t. in -schaft statt -scaf. einzelner laute in wurzel und endung. Jedes abwerfen und ausstoßen einzelner oder mehrerer buchstaben und die dadurch verursachte zu- sammendrängung der übrigbleibenden benimmt der an- schaulichkeit der wurzeln und endungen, mindert folg- lich das sinnliche leben der sprache. Der wohllaut mag dadurch gewinnen, eben so häufig büßt er ein; über- haupt muß man das fortschreiten in zusammenziehungen eigentlich nicht aus einer bewußt gewordenen neigung zum wohllaute noch aus einer wohl zuweilen vorhan- denen gleichgültigkeit gegen eindringende mislante er- klären wollen, sondern vielmehr aus der unhemmbaren hinrichtung der sprache nach dem geistigen begriff, den kürzung, zusammenziehung und zusammensetzung der wurzeln allerdings erhöhen. Im einzelnen wird nun die bedeutung dieser erschei- nungen für die historische grammatik sehr von dem um- stande abhängen, in wie weit sie sich bei einer und der- selben mundart und zu gleicher zeit ereignen oder erst aus der vergleichung verschiedener mundarten und zei- ten zu schließen sind. In erstern schwebt noch die I. von den buchstaben insgemein. sprache zwischen der änderung und dem alten zustand, in letzteren hat sich die änderung befestigt und des alten zustandes ist vergeßen. Beispiele dieser art wären das goth. fugls statt des gar nicht mehr vorkommenden fu- gals oder noch höher hinauf etwa fugalus, ferner, der nord. inf. -a statt -an . Zu jener art gehört aber wenn das mittel l . zwìc in zwî, das nord. drôg in drô apoco- piert wird. Sagt man daher zwî steht für zwîc, so ist die veränderung esoterisch; sagt man: fugls steht für fugals, so ist sie exoterisch, d. h. aus der goth. sprache an sich nicht zu erweisen. Ich glaube daß ich mich durch diese ausdrücke einigemahl kürzer und bestimmter faßen kann. Mit der zeit freilich verwandeln sich die anfänglich esoterischen in exoterische wegwerfungen. Das neuh. lobte besteht schon fest und lobete nicht mehr daneben, oder, in hahn fühlen wir das frühere hane jetzt gar nicht mehr. Der allgemeinen angabe der verschiedenen arten und namen füge ich einige bemerkungen und wenige bei- spiele zu, reichlichere folgen in der buchstabenlehre selbst. Die buchstaben werden weggeworfen entw. an einem worte oder zwischen zweien sich berührenden. Jener fall macht drei arten 1) wegwerfen des anlauts, aphärese . Von vocalen wüste ich kein beispiel (vgl. ὀδόντες mit tunþjus, Schnei- der p. 13. 179.) Von consonanten zwei wichtige fälle, der spirant h. vor l. n. r. v, hlahan, hneigan, hráins, hveits heutzutage: lachen, neigen, rein, weiß; der spi- rant v. häufig im nord. (vada, ôd esoterisch und ûlfr, wulfs exoterisch) Alles zeugniß für das gesetz der alliteration. u alliteriert mit dem halbvocal v. und hl. hu etc. gelten für einen buchstab. ; g vor n im nord. (gnôgt, nôgt). 2) wegwerfen des inlauts ( zusammenziehung ). Diese ist häufig und mannigfaltig a) ausstoß eines vocals doch stets aus der bildung und endung, kaum aus der wahren wurzel (vergl. jedoch praht neben përaht, clarus) und zwar α ) vor einem andern vocal, elision . Nicht gemeint wird hier der fall, daß ein diphthong in einen ein- I. von den buchstaben insgemein. sachen übertritt, z. b. lieht (lux) in liht, sondern die elision setzt einen hiatus, d. h. vocalberührung zwischen zwei silben voraus, z. b. legjan, wiljo verwandelt in legen, willo (wo gemination der con- sonanz den elidierten vocal ersetzt). So ist das goth. haban aus habáian. salbôn aus salbôan zu deuten. Auch der zweite vocal kann ausfallen, z. b. vîent, feind. β ) zwischen zwein consonanten, syncope; der aller- häufigste fall. So wird aus den alth. anado (zelus) halid (heros) sâlida (felicitas) etc. mittelh. ande, helt, sælde. Der Gothe syncopiert zwischen muta u. liq.; liq. u. muta; liq. u. liq. Der Alth. selten zwischen muta n. liq. gewöhnlicher zwischen liq. u. muta, liq. u. liq. doch beides nur in gewissen bildungen, die keiner allgemeinen angabe fähig sind; für ein- zelne mundarten und zeiträume laßen sich einige regeln finden Im mittelh, fällt das e nach kurzem vocal und liq. regel- mäßig aus, als hëln (celare) dent (tendit) hern (vastare) etc. . Der weggeworfene vocal war ohne zweifel durch eine vorhergehende tonlosigkeit oder stummheit vorbereitet, gleichsam zum abfallen ge- reift. Hier entspringt nun die vorhin berührte frage: ob die syncope position mache oder nicht? Für den fall, wo die wurzel an sich lang war, d. h. einen langen vocal hat, kann die antwort gleich- gültiger seyn und es handelt sich vornämlich von demjenigen, wo die wurzel kurz erscheint. Lachmann wurde es so ausdrücken: bleibt der schwebelaut in gewissen zusammenziehungen? Dies ist zu bejahen, weil noch unsere heutige sprache verschiedene wör- ter Adelung führt sie §. 87. auf, aber mit andern vermengt, deren dehnung gerade umgekehrt auf dem ursprünglich langen laut beruht (wie mond, wuchs). Die wichtigsten beispiele sind: art, arzt, bart, erde, harz, herde, obst, pserd, schwarte, schwert, vogt, warze, werden, werth, zart. Hierunter arzt, pserd, vogt, vielleicht auch bart undeutschen ursprungs und in fremden wörtern begreifc sich der abweichende gang der aussprache. aufzeigt, welche, ungeachtet der position in ihnen, nicht geschärst sondern schwebend lauten, oder nach meiner vorstellung: deren ursprünglich kurzer vocal nicht hat unterdrückt werden können. Und da ferner der schwebelaut auch in ihnen all- I. von den buchstaben insgemein. mählig abnimmt, mit der zeit vermuthlich geschärfte aussprache eintreten wird, (wie z. b. die meisten: magd, krebs, vogt etc. bereits geschärft aussprechen, einige selbst pferd, werden); so gilt der schluß, daß solcher wörter früher und stufenweise immer mehr gewesen seyn müßen. So mögen: bilde, helt, ande, arm, swalwe, werfen, bërgen und viele ähnliche, die wir jetzt geschärft aussprechen, im mittelh. schwebend gelautet haben. Eben so viele hingegen, deren gestalt und analogie eine syncope verräth, scheinen schon damahls scharf zu lauten d. h. in ihrer aussprache herrschte der eindruck der position vor. Das schwanken zwischen position und nicht- position in dergleichen fällen ist begreiflich Schon nach dem vorgang der Römer und Griechen bei der muta vor liq. und selbst bei μν, πτ, στ, κτρ . vgl. Butt- mann p. 38. , wie- wohl ich noch keine regel für altdeutsche prosodie darüber zu stellen wage. Auf jene frage aber ant- worte ich so: wenn die syncope exoterisch ist, so scheint position (scharfer laut); wenn sie bloß eso- terisch, schwebelaut anzunehmen. Hiernach würde ich das goth. fugls, svibls Bestärkt durch die aussprache des nordischen hagl, þëgn etc. nach Rask §. 55. haggl, þëggn. , bindan geschärft etwa wie fuggls, svibbls, binndan aussprechen, wie- wohl die beiden ersten im alth. nicht bloß den schwebelaut haben, sondern selbst den tonlosen vocal nicht auswerfen. Bindan, wildi etc. lauten im alth. geschärft; bildi, berg etc. schwebend, weil sich die formen biladi, bilidi, bërag etc. wirklich daneben finden, die verkürzung also noch zu frisch war, um nicht dem durchgefühlten alten laut eine weile treu zu bleiben. Man sprach höchstwahrscheinlich noch im mittelh. bil’de, bër’g, doch grenzen und übergänge werden sich nicht leicht angeben und die fälle anders als im besondern vermuthen laßen. Die reime helfen uns dabei nicht aus, indem mittelh. dichter schwebende auf geschärfte silben reimen z. b. bart (barba): hart (durum); wilde: bilde. b) ausstoß eines consonanten und zwar sowohl eines bei einem vocal stehenden (sarf für scarf, sol f. scal, sô f. svâ, das angels. sprëcan neben spëcan, nanta f. nannta) als I. von den buchstaben insgemein. zwischen zwein vocalen und namentlich gilt das von den drei mediis: b. d. g. Daher im mittelh. diese drei mediae häufig untereinander reimen. bei vorstehendem kurzen vo- cal der wurzel. So wurde in den eigennamen regin- hart, meginhart (noch ältere form war ragin -magin-) anfangs reïnhart, meïnhart mit hiatus, zuletzt rein- hart, meinhart diphthongisch. Die mittelh. formen -ege-ige-ibe-ide- (alth. agi-ibi-igi-idi) verwan- deln gern in: ei-î-î, als: seit (dicit) reit (loquitur) treit (fert) pflìt (solet) gìt (dat) kît (aït) u. a. m. nicht aber verwandeln sich die formen ëbe-ëge, z b. aus gëben, rëgen (plnvia) stößt sich der consonant nicht aus. Ferner ausgestoßen wird der spirant h; slahen, slân; trahen, trân etc. dem nord. â (fluvius) entspricht das alth. aha, indem nach dem ausstoß beide vocale zusammenrücken und aa = â ist; dem nord. mâl (ser- mo) fëla (abscondere) biartr (clarus) das alth. mahal, përaht, fëlhan Da in einigen obiger beispiele die gedrängten vocale in einen doppellaut verwachsen, so fragt sichs: ob überhaupt die doppellaute (gedehnte und diphthongische) aus frü- heren contractionen zu erklären sind? Ich möchte es nicht geradezu einräumen und auf jeden fall wären die beweise aus den tiefen der wortbildung und sprachver- gleichung zu schöpfen. Die antwort gehört also am we- nigsten hierher. Einzelne fälle von diphthongen, die aus dem hiatus und der elision entspringen, wird die buch- stabenlehre genug liefern. . c) ausstoß eines vocals und consonanten, vielleicht nicht gleichzeitig, sondern übergangsweise. Beispiele: goth. sáivala (anima) angels. sàvl, alth. sêula, dann sêla; im mittelh. schwachen prät. -te , statt -tete , wie: milte (miserabatur) st. miltete, hernach miltte, luste (cupiebat) statt lustete; im niederl. sìre st. sìnere etc. Ein hauptfall wird bei der goth. conjugation zur sprache kommen, wo sich môtida in môsta, káupati- dèdun in káupastèdun zieht. Man vergl. die in der II. praet. entspringenden st : qvast (dixisti) láist (ivisti) etc. für qvaþt, láiþt oder vielmehr qvaþit, láiþit. 3) Wegwerfen des auslauts, apocope . a) des vocals, sehr gewöhnlich. Beispiele: im, für, ap st. ime, füre, abe, hier tritt wieder die mittelh. re- I. von den buchstaben insgemein. gel ein, daß nach voc. brev. u. liq. das folgende stumme e stets wegfällt, als hil (celo) nëm (sumat) han (gallus) bër (ursus) statt hile, nëme, hane, bër e , alth. hilu, nëme, hano, bëro, imu, furi, aba. Diese apocopen lehren, wie sich erst die vocale a, o. u. i in das e schwächen und dieses zuletzt wegfällt. An- dere beispiele gibt die vergleichung des goth. blindana (coecum) blindata (coecum) mit dem alth. blindan, blindaƷ das alth. thâra (eô) mit dem mittelh. dar (zuweilen dâr) und die ganze sprachgeschichte un- zählige. b) der auslautenden consonanten. Die berühmtesten beispiele sind der abstoß der kennzeichen des nom. s oder r , des infinitivischen -n , des t von der tertia pl., die verwandlung des alth. thâr (ibi) in das mit- telh. dâ etc. meistentheils exoterischer natur. Doch finden sich auch esoterische, als das obgedachte zwîc f. zwî, so im nord. vâ f. vag etc. c) der ganzen letzten silbe, wohin wieder das abge- stoßene kennzeichen des nom. masc. und neutr. der adjective, guot f. guotêr und guotaƷ. — Der zweite hauptfall aller wegwerfungen betrifft die zwischen zwei aufeinanderfolgenden wörtern stattfinden- den. Hiervon läßt sich begreiflicherweise noch weniger im allgemeinen handeln, zumahl bei den älteren spra- chen, wo uns fast keine gedichte zum maßstab dienen, da doch gerade das feinere ohr der poësie auszustoßen pflegt, was die prosa noch leidet. Die hauptsächlichsten arten sind: 1) wegwerfung zwischen zusammengesetzten wörtern Man unterscheide zusammensetzung von der endung und namentlich von der bildungsendung, wo eine fremde wurzel der eigentlichen wurzel (meistentheils hinten) angefügt wird und mit ihr verwächst. Zusammensetzung aber tritt ein, wenn sich vornen eine andere wurzel au- schließt. Hier sind in der regel beide wurzeln klar, bei der bildung verdunkelt sich die verwachsene zweite. Nur ausnahmsweise gehen zusammensetzungen in scheinbare bildungen über. , und zwar gewöhnlich des auslauts von der ersten (vorne stehenden) wurzel, also ganz der apocope analog. So- wohl der vocal fällt aus z. b. gêren (honorare) f. ge- I. von den buchstaben insgemein. êren, bûtan f. be-ûtan (engl. but) binnen f. be-innen, botschaft f. boto-scaf, tagstern f. taga-stërro etc. — als der consonant z. b. sigimunt f. sigis-munt. nebigast f. das ältere hnebisgast, edel-mann f. edels-man — zuwei- len beide, vocal und consonant, vielleicht nicht gleich- zeitig, sondern nacheinander z. b. tâlanc (hodie) st. taga-lang. Manchmahl wirkliche syncopen in der ersten wurzel, z. b. uolrîch, âlbërt st. uodal-rìch, adal-bë- raht etc. Der Gothe duldet den hiatus zusammenstoßen- der vocale lieber, als daß er den der ersten wurzel ab- wirft, z. b. ga-áistan, ga-ibnjan, bi-abrjan, ana-áu- kan etc. doch vgl. and-áugjô f. auda-augjô. Ein glei- ches finde ich auch im alth. gebrauch begründet. 2) zwischen zwei nicht zusammengesetzten wörtern, und zwar so, daß die ursache des wegwerfens in der be- rührung beider zu linden ist, denn sonst tritt bloße apocope ein. Die fälle (meistens esoterisch erkennbar, in so fern sie sich nicht in eigne zusammensetzungen verhärten) sind in den deutschen sprachen weit seltner, als in der griechischen und lateinischen und die enthaltsamkeit selbst der heutigen dichtkunst läßt doch wohl einen schluß auf die ältere poësie zu, der mir durch die be- trachtung der nordischen und mittelh. nicht widerlegt zu werden scheint. Das mittelh. auslautende tonlose e wird z. b. vom schwachen subst. und schwachen praet. gern abgeworfen, wenn ein vocal-anlaut folgt, doch nicht immer, sondern nach erforderniß des metrums. Aufmerksamkeit verdienen die von ihm selbst schon so benannten synaloephen Otfrieds welche in den hss. durch einen doppelten punct, über und unter den im betonten lesen der zeile zuszulaßenden vocal gesetzt, angezeigt werden. z. b. (III. 25, 59.) sprâcha ouh. (ad Lud. 154.) zi thëmo êwinigen (I. 11, 12.) zala irgâ- bin, sind die auslaute a, o und a doppelt punctiert. Die meisten, sowohl der otfriedischen synaloephen, als der sonst bemerklichen weglaßungen beziehen sich auf das, was man inclination ( ἔγκλισις ) nennt, worunter ich aber nicht allein die sich hinten anlehnenden wörter (encliticae) begreife, sondern auch die es vornen thun, in welchem letztern fall der classische sprachgebrauch eine krasis annimmt, doch verschmelzung der laute hat im deutschen nicht immer statt, gewöhulich erfolgt nur abwerfen eines vocals oder consonanten. Ich führe die wichtigsten fälle an: I. von den buchstaben insgemein. a) anlehnung des persönl. prönom. an das vorausgehende verbum; natürlich weil es dem begriffe nach dazu gehört und nur ein früher nicht einmahl vorhandener ausdruck dessen ist, was schon in der form des ver- bums liegt. Otfried setzt: scrîbu ih, felgu ih, und punctiert die beiden u , man lese also: scrîbih, fel- gih. Das dù zweiter person incliniert noch lieber und erklärt selbst die spätere änderung der endung -is in -ist, -est . Die volkssprache hat: biste, kannste f. bistu, kannstu; im pl. habwer, hammer, habter, hanse, habnse für die übrigen personen. So im mit- telh. giengens, wârens etc. b) anlehnung der übrigen pronomina. Das nähere kann hier nicht erfolgen, da selbst die meisten zusammen- setzungen dieser wörter aus verwachsener anlehnung zu deuten sind. c) einzelne fälle des hülfsworts seyn pflegen mit dem pronomen oder andern wörtern zu verwachsen und gewisse laute auszustoßen, z. b. mittelh. dast, ëst f. daƷ ist, ëƷ ist; nord. þeirro, margirro f. þeir ëro, margir ëro. d) inclination der partikeln z. b. der bejahung und ver- neinung, schon goth. nist, niba, jabái f. ni ïst, ni ïba, ja ïbai. Aber auch anderer, wie bei Otfr. sô ih, sô- sô ër etc. namentlich einiger praepositionen, welche die alte schrift, auch wo sie nicht verkürzt werden, gern an das von ihnen abhängige wort schreibt; in: zi altere punctiert Otfr. das i, und im mittelh. ist: zim, zir, zuns etc. häufigst. Näherer forschung bleibt vorbehalten, ob und in wie fern die inclination aufschluß über die alte accen- tuation gewähre? da es ganz natürlich scheint, daß auch im deutschen die enclitica ihren ton auf die silbe werfe, der sie sich anlehnt. Den acutus gibt sie ihr nicht, wie im griech. (wo nicht einmahl förmliches an- wachsen, wenigstens in der schrift, gefordert wird), denn Otfried accentuiert in: hôhemo (hôhe imo) thju- nan (thju inan) die penult. nicht; vielleicht tönt sie tief und wird tieftonig, wenn sie tonlos war; gewiß ist je- nes hôhemo anders betont worden als der dativ hôhe- mo. Die tonlose endung in dem heutigen liebten ge- winnt unmerklich in liebtens; anders wohl im alth. ri- tunse st. ritun si. I. gothische buchstaben. Soll der apostroph bei durch ihre berührung und anleh- nung verkürzten wörtern gesetzt werden? denn im fall der apocope, syncope, innern elision und zusammen- setzung wird ihn niemand schreiben wollen, weil er dann unendlich seyn müste. Die alten handschriften brauchen ihn überhaupt nicht. Nützlich aber, wenn nicht nothwendig scheint der apostroph für jene berüh- rungen, wo sie sich noch nicht in völlige zusammenzie- hungen (wie: nicht, niemand etc.) verknöchert haben, entbehrlich in einigen gar zu häufigen fällen (wie z’im, z’ir etc.) Von den gothischen buchstaben . Gothische lieder, aus deren metrum aufschlüße über die aussprache der einzelnen laute zu nehmen wären, mangeln. Die übertragung der eigennamen und einiger anderen wörter der heil. schrift in das gothische kann uns verschiedenes lehren. Voraussetzen darf man, daß Ulphilas mit der damahligen griechischen aussprache bekannt war, doch auch muthmaßen, daß er in der anwendung auf den goth. laut zuweilen strauchelte; daher einige inconsequenzen, wo ihnen nicht andere oder selbst schwankende lesarten des griech. textes zu grunde gelegen haben. Ulphilas hat in der schrift die fünf vocale a, e, i, o, u, von welchen jedoch e und o, obgleich mit dem einfachen zeichen ausgedrückt, durchaus als gedehnte (doppelte) zu betrachten sind. Es gibt also nur drei einfache gothische vocale a, i, u, den griech. α, ι, ου entsprechend; einigemahl dient auch u für den gedehn- ten laut û; außer ihm noch zwei gedehnte, e und o, den griech. η und ω entsprechend und vier andere dop- pellaute: ai, au, ei, iu, deren letzter nur in goth. nicht in fremden wörtern auftritt. ai, au, ei dienen aber für die griech. einfachen laute ε, ο, ι . Das griech. υ (y) wird durch den goth. consonanten v. wieder ge- geben. (A) a, unter allen goth. vocalen der häufigste, gilt so viel als ein griech. α . und lautet wie dasselbe oder wie das neuh. in laden, alt etc. Und zwar ist es ein C I. gothische vocale. kurzer, einfacher, kein langer laut; das lange a (oder â) fehlt und wird in den analogen fällen anderer stämme durch ê ersetzt. Hierwider gilt der einwurf nicht, daß Ulphilas alle griech. α . der eigennamen durch sein a wie- dergibt; haben sich auch in diesen ursprünglich meist hebräischen wörtern lange a befunden, so lag berück- sichtigung griech. quantität außer dem gesichtspunct des goth. übersetzers und er muste das kurze und lange α , das er nur mit einem buchstab fand, für dasselbe zei- chen halten. Eben so wenig beachtete er den griech. accent, sondern läßt dem ά und ὰ das nämliche goth. a. widerfahren, vergl. Α᾽ βραάμ , Μ αὰθ . Dieses a leidet jeden consonanten hinter sich, so wie doppelte consonanz. Die vorzüglichsten wurzeln, wo es vorkommt, sind außer den ablauten und endun- gen folgende: ba (ambo). ga-. hav (quid). ja (immo). sa (is). sva (sic). tva (duo). aba (vir). abrs (vehemens). ga-daban ( συμβαίνειν ). gabigs (dives). graban (fodere). haban (habere). jabai (si). saban (linteum). badi (balneum). nadr (serpens). skadus (umbra). daddjan (lactare). vaddjus (vallum). af (ab). afar (post). hafjan (tollere). hafts (prae- ditus). gaskafts (constitutio). agis (timor). aglus (difficilis). bagms (arbor). dags (dies). faginôn (gaudere). fagrs (pul- cher). magan (valere). magaþs (virgo). magus (puer). snaga (vestis). tagl (capillus). tagr (lacrima). þragjan (cur- rere). draggkjan (potare). gagg ( ἀγορα ). glaggvus (dili- gens). laggs (longus). vaggareis (cervical). aha (mens). ahan (palea). ahma (spiritus). ahtau (octo). ahva (aqua). fahan (capere). fahêds (gaudium). hahan (suspendere). hlahjan (ridere). klahs (parvus). lahan (vituperare). mahts (vis). ga-nah (sufficit). nahts (nox). rahnjan (reputare). slahs (plaga). tahjan (lacerare). þahan (tacere). þlasnan (turbari). þvahan (lavare). vahsjan (crescere). vahs ( μεμπτὸς ). vahtvô (vigilia). ak (sed). akeit (acetum). akrs (ager). rakjan (tendere). ga-sakan (increpare). vakan (vigilare). sakkus (saccus). smakka (ficus). alds (generatio). alhs (templum). alêv (oleum). aljan (alere, σιτευειν ). balgs (uter) balþs (audax). dal (vallis). dvals (fatuus). -falþs (-plex). falþan (plicare). halbs (dimidius). hali (tartarus). hals (collum). haldan (tenere). halts (claudus). kalds (fri- gidus). kalkja (meretrix). malan (molere). malô (tinea). malvjan (conterere). saljan (offerre). skal (debet). skalja (tegula). skalks (servus). ga-staldan (possidere). un-tals ( ἀπειθὴς ) talzjands ( ἐπιστάτης ). tvalif (duodecim). valdan I. gothische vocale. (imperare). valjan (eligere). valtjan (volvere). valus (virga). valvjan (volvere). alls (omnis). alleina (cubitus). amsa (humerus). fram. hramjan (crucifigere). lamb (agnus). namô (nomen). sama (simul) skaman (erubescere). tamjan (domare). þramstei ( ἀκρις ). vamba (venter). stamms (bal- bus). an (num). ana (ad). anaks (subito). and (per). andeis (finis). ansts (amor). ans (trabs). bani (vulnus). band (vin- culum). bansts (horreum). fana (pannus). fani (lutum). hana (gallus). handus (manus). hanfs (mancus). hansa (agmen). hvan (quam). land (regio). manvus (paratus). nanþjan (audere). sandjan (mittere). standan (stare). faúra- tani (prodigium). tandjan (accendere). þanjan (tendere). tvans (duos). þanjan (tendere). van (defectus). vandjan (vertere). anna (stipendium). kann (novi). manna (homo). skapan (creare). hvapnan (extingui). ara (aquila). arbi (heres). arms (brachium). arniba ( ἀσφαλῶς , tute). arvjô (frustra). baris (hordeum). barn (infans). barms (gremium). farjan (proficisci). gards (domus). hardus (durus). harjis (exercitus). hvar (ubi). kar (cura). marei (mare). marka (limes). marzjan (impedire). smarna (stercus). sparva (passer). svarts (niger). svaran (loqui). thar (ibi). tharbs (egenus). vardja (custos). vargjan (condemnare). varjan (defendere). varmjan (calefacere). asilus (asinus). asans (messie). asneis (mercenarius). asts (ramus). basi (bacca). faskja ( κείρια , fascia). fastan (servare). gasts (peregrinus). gras (gramen). hlasôza (hilarior). rasta (stadinm). þvasts ( ἀσφαλὴς ). vasjan (vestire). at (praep). atisks (seges). ataþni ( ἐνιαυτὸς ). batizô (melius). gatvô ( πλατεία ). hatis (odium). katils (vas ahe- neum) latjan (tardare). mats (cibus). nati (rete). satjan (ponere). vatô (aqua). vratôn (ire). atta (pater). skatts (numus). aþriza (prior). faþa (sepes). faþs (praepositus). fraþi (sapientia). hvaþô (spuma). laþôn (invitare). maþa (vermis). maþl (concio). raþjô (numerus). saþs (satur) skaþjan (nocere). staþs (locus). aviliudôn ( εὐχαριστειν ). avistr (ovile); was auf ein einfaches: avi (ovis) wie þivi. oder vielleicht: áus gen. aváis schließen läßt. savai (panci). gavi (regio). havi (foenum). mavi (puella). slavan (tacere). azêts (facilis). azgô (cinis). hazjan (laudare). razn (atrium) razda (sermo). Zu merken ist, daß stammverwandte lat. wörter statt des goth. a . meistens ein o haben, vergl. duo, ambo, nox, octo, odium, molere, volvere, oleum, collum, no- men, domare, hortus, hostis, longus, ὁλος , ovis, ( οἶς ) mit: tva, ba, nahts, ahtáu, hatis, malan, valvjan, alêv, C 2 I. gothische vocale. hals, namô, tamjan, gards, gasts, laggs, alls, avi (?). Doch auch entspricht das lat. (kurze) a, in habere, ta- cere, sal, ager, satur, ratio, tendere, mare, vergl. mit haban, þahan, salt, akrs, saþs, raþjô, þanjan, marei. Noch seltner u, kara, cura. (E) entspricht durchaus nicht demselben zeichen in den übrigen deutschen sprachen, sondern ist stets dop- pellaut; ich führe daher das dehnzeichen dabei ein, welches Ulphilas so wenig hier, als bei andern gedehn- ten vocalen braucht. Für die vergleichende grammatik werden aber die dehnzeichen nothwendig. Der goth. doppellaut folgt 1) aus dem gr. η , dem es in namen und beibehaltenen wörtern gleichgilt, z. b. Iêsus (Ἰ η- σοῦς ) Bei Junius fälschlich ïaisus; die hss. schreiben abgekürzt ïs̅. ïua̅. ïuis̅ ïuis f. ïêsus, ïêsuis, ïêsua. aíkklêsjô ( ἐκκλησία ) amên ( ἀμὴν ) Môsês (Μ ωσῆς ). vergl. mêna ( μῆνη ). Die byzant. schreibung γήπαις (Pro- cop. 3, 1.) pl. γήπαιδες gibt auch ein goth. ê zu erkennen. 2) aus dem schwanken in einen andern nahen diph- thongen ei (ee in ei, wo also freilich ein kurzes e ), nicht in endungen allein, als: þizê und þizei; dalê, da- lei Luc. 3, 5. judáiê, judáiei Joh. 12, 1.; sondern selbst im ablaut vêsun, veisun und in wurzeln: lêtan, leitan; manasêþs, manaseiþs; grêtan, greitan; spêds, speidizô; azêtizô, azeitizô; lêkeis, leikeis. Seltner der umgekehrte fall, wo ei ursprünglicher scheint, in veihs (vicus) und vêhs (Marc. 8, 27.) fehlerhaft schiene die vertauschung des ê mit dem kurzen i, wenn sie nicht fast zu häufig wäre, vgl. endungen wie spilli st. spillê (Tit. 1, 14.); filêgri und filigri; und wur- zeln wie: bêrusjôs u. birusjôs; svêgniþa u. svigniþa (Luc. 1, 44.) ja im ablaut qvimi, nimeina st. qvêmi, nêmeina etc. Sollte hier ausnahmsweise ein langes ì aus dem ei ent- sprungen seyn, dessen berührung mit ê oben angegeben ist? So steht auch gabigs neben gabeigs, umgekehrt aber drêbi (Marc. 5, 10.) st. dribi. Selbst die im text ange- führten goth. eigennamen gibimêrus, ricimêrus zeigen den wechsel mit i, ariamirus, hildemirus, ricimirus. 3) aus dem analogen â ande- rer stämme. 4) aus dem langen lat. e , das in gleichen wörtern dem goth. ê und alth. â entspricht, z. b. ec- clêsia, sèmen, mènsis (mehr beim alth. â); alêv aus olêum deutet auf eine ausnahme von der gewöhnl. cor- reption oleum (Schneider p. 55. 98.) vgl. ἐλαιον und olîvum. I. gothische vocale. Die aussprache mag der des gr. η und lat. ê nahe gekommen seyn, obschon in dem auf anderm wege (d. h. bereits vor Ulphilas) ins goth. gerathenen acêtum (das N. T. hat ὅξος ) das ê zu ei (akeit) geworden ist, wie es nach dem vorhergehenden in goth. wörtern selbst zwischen beiden doppellauten schwankt. Dadurch ver- mitteln sich zugleich die scheinbar weiter abliegenden verwandtschaften des alth. â, das mittelh. in æ um- lautet, und des angels. â, welches in einigen fäl- len dem goth. ài und alth. ei entspricht. Mehr entfernt sich die aussprache des nord. â. Außer den endungen und ablauten, wo das ê genug er- scheint, findet es sich in ziemlich wenig wörtern: hvê. hidrê (huc). nê (non, d. h. nein). þè. untê (do- nec). grêdags (famelicus). un-lêds (pauper). fahêds (gau- dium) spêds (serus). ga-grêfts (placitum). mêgs (affinis). svêgnjan (gaudere). vêgs (fluctus). nêhva (prope). flê- kan (plangere). lêkeis (medicus). bi-rêkja (periclitans). têkan (attingere). kêlikn (turris). mêl (tempus, signum). mêla (modius) sêlei (felicitas). mêna (luna) vênjan (spe- rare). slêpan (dormire) vêpn (arma). fêra (tractus terrae) fêrja (insidiator) hêr (hîc). jêr ( ἔτος ) mêrjan (nuntiare). un-vêrjan (indignari). svêrs (honoratus). mês (mensa) svês (proprius) lêtan (sinere) andasêts (abominabilis) azêtizô (facilius). nêþla (acus). hêþjô ( ταμιεῖον , concla- ve). alêv (oleum). lêvjan (tradere). skêvjan (abire). Manche andere mögen nur in den bruchstücken nicht vorkommen, wie rêdan (consulere) etc.; man kann auch den weibl. eigennamen audifleda (goth. áudiflêds) und die männl. gibimêrs, valimêrs etc. hierher nehmen. (I) ï und i, UIphilas bedient sich zweier zeichen für dasselbe kurze i, nämlich eingangs der wörter gibt er ihm stets zwei puncte, als: ïn, ïmma, ïst; in der mitte er- hält es gleich dem griechischen und runischen gar kei- nen, außer dem fall, wo die vorhergehende silbe selbst mit i (Mariïns) ei (Tôbeiïn ái (Esáiïn) oder áu schließt. Bei dem án wird entw. das folgende i auch zweipunctig (táuï, sáuïl, stáuïda) oder das u geht in v über und i bleibt (tavi, stavida). Verwandelt sich hingegen das i selbst in j (welches geschieht, sobald ein vocal folgt), so bleibt áu und wird nie zu v. (táujan, máujôs). Ich behalte den doppelpunct jenes einzelnen falls wegen bei, da sich übrigens i und ï in aussprache und bedeu- tung gar nicht unterscheiden. I. gothische vocale. In den eigennamen entspricht i zwar häufig dem gr. ι . oft gibt aber auch Ulphilas letzteres durch ei , welchem schwanken wieder keine kenntniß griech. pro- sodie zu grunde liegt, da z. b. die langen ι in Τî μαίος , Νì κόδημος ein goth. ei zeigen müsten, allein i bekommen. Eher schiene der übersetzer griech. accentuation berück- sichtigt zu haben, vgl. Christus, Χ ριστός ; Timáius, Τ ι- μαίος : Nikáudêmus, Ν ικόδημος ; silôam, σιλωὰμ ; siôn, σιων ; sinapis, σινάπεως Marc. 4. 31. (der nom. σίναπι ) und dagegen: rabbei, ραββὶ ; Daveid, Δ αβίδ ; Seimôn, Σ ίμων ; Mailkeis, Μ ελχὶ ; Teitus, Τ ίτος . Wie dem nun sei, ich will die ausnahmen nicht verschweigen, in denen sich i für das accentuierte und ei für das unaccentuierte gr. ι findet: Filippus, Φ ιλίππος ; Didimus, Δ ίδυμος ; Seidôn, Σ ιὸῶν ; Galeilaia, Γ αλιλαία ; Peilatus, Π ιλάτος etc. Viel- leicht nimmt man beßer an, die damahlige dem Ulphi- las geläufige gr. aussprache habe zwischen ι (wenigstens dem langen) und ει geschwankt (Buttmann §. 3, 2 §. 5, 7.) und wir dürfen darüber an dem goth. i und ei , welche in goth. wörtern selbst viel genauer geschieden sind, nicht irre werden. Das goth. i muß gleich dem a kurz und einfach gelautet haben, î fehlt und wird in analogen fällen der übrigen mundarten durch das nahe ei ausgedrückt, wogegen i dem alth. i oder ë entspricht. Einen zweifel scheint bi zu machen, welches sich im alth. und angels. in die praepos. bî und partikel bi zerlegt, der Gothe kennt nur ein bi und kein bei daneben. Übrigens ver- trägt das goth. i. jeden consonanten folgend, so wie die verdoppelten. Die hauptsächlichsten fälle sind: bi. ni (non, d. h. nicht). si (ea). giban (dare). gibla (pinnacu- lum). ïba (si). ïbns (aequalis). ïbuks (retrogradus). liban (vivere) sibja (pax). sibun (septem) stibna (vox). svibls (solphur). bida (preces). fidur (quatuor). ïd- (re-). midja (medius). nidva (aerugo). viduvô (vidua). ïddja (ivit). hlifan (furari). ïftums (posterus) lifnan (superesse). sifan (gandere). ligan (jacere). rign (pluvia). sigljan (navigare). svigljz (tibicen). vigs (via). bliggvan (caedere). briggan (afferre). figgrs (digitus). ïggqvis ( σφῶϊ ) siggvan (suere). brikan (frangere). sriks (avarus). ïk (ego). mik (me). rikjan (acervare). sik (se). stiks (punctum). stikls (calix). striks (apex). svikns (innocens, ? siukns). vikô (series). filhan (commendare). silms (stupor) filu (multum). gild (tributum). gilþa (falx). hilpan (juvare). hvilftri ( σορὸς , I. gothische vocale. loculus, nicht feretrum). ïnkilþô (praegnans). milhma (nubes). miliþ (mel). silan (silere) sildaleiks (rarus). silubr (argentum). spilda ( πινακίδιον ). stilan (furari). sviltan (mori). viljan (velle) fill (cutis). spillôn (narrare). fimf (quinque) himins (coelum). ïm (sum) ïm (eis) niman (sumere). qviman (venire) timjan (decere). timrjan (fabri- care). trimpan (calcare). þrim (tribus). ïnn. ïnilô (excusa- tio). bindan (ligare). blinds (coecus) findan (invenire). hindar (retro) kintus ( κοδράντης ). plinsjan (saltare). qvinô (mulier). sinþs (iter). sinaps (sinapi). sineigs (senex). sinteins (perpetuus). svinþs (fortis. þinsan (trahere). vinja (pabulum). vinds (ventus) brinnan (urere). ginnan (inci- pere). kinnus (mentum). linnan (cessare). minniza (minor) rinnan (fluere). spinnan (nere). nipnan (moerere) sipôneis (discipulus). skip (navis). vipja (corona. riqvis (caligo). hiri ( δεῦρο ). sisks (piscis). frisahts (exemplum). gistra (heri). ïs (is). lisan (legere). mis, sis (mihi, sibi). dis- (dis-) usqviss (perditio) qvistjan (perdere) svistar (soror) vis (malacia). visan (esse). gavrisqvan ( τελεσφορειν ). fritan (vesci). gitan (acquirere). glitmunjan (splendere). ïtan (edere). mitan (metiri). mitôn (cogitare) sitjan (sedere) vit ( νῶϊ ) vitôþ (lex). vlits (vultus). vrits ( κεραία ). vritus (grex). ïþ (contra). liþus (membrum). miþ (cum). niþjis (cognatus). qviþan (dicere). qviþus (venter) viþan (ligare). viþra (contra). gahiv (? penuria) snivan (ire). þivi (famula). ïzôs ( αὐτῆς ) ïzvis (vobis). Die vergleichung verwandter wortstämme im griech. u. lat. belehrt uns über das schwanken des i in e (und zwar ë, vgl. das alth.) zwischen welchen beiden in fast allen sprachen ein mittellaut liegt (Schneider p. 13-17.) Man halte: dis-, fisks, vigs, silan, viduvô, qvivis, min- niza zu: dis-, piscis, via, silere, vidua, vivi, minor; und wiederum: ïk, mik, sik, sibun, midja, miliþ, ïta, sitja, mita, fill, sineigs, qviman, qviþrs, vinds, viljan, miþ, hliftus, zu: ego, me, se, septem ( ἑπτα ), medius, mel, edo, sedeo, metior, pellis, senex, venire, venter, ventus, velle, μετὰ, κλεπτὴς . (O) o gehört wie ê zu den doppelvocalen, weshalb ich ihm auch das dehnzeichen gebe. Gründe: 1) die runische gestalt, dem gestürzten gr. ȣ zu vergleichen (ȣ); mehr hierüber beim althochd. 2) das entsprechende gr. ω (z. b. Ainôk, Ε᾽ νωχ ; skaúrpjônô, σκορπίων ; jôta, ἰῶτα , etc.) wogegen o durch aú gegeben wird (Baúaúz, Β οὸζ ). I. gothische vocale. 3) die analogie anderer stämme, welche uo oder ô in den fällen des goth. ô setzen. 4) unstatthaftigkeit der ge- mination nach dem ô. — Man spreche es allenthalben gedehnt, wie oo; außer den ablauten und endungen haben es zumahl folgende goth. wörter: ô! dôbn (ob- mutesce) drôbnan (turbarí). grôba (fovea). fôdr (vagina). fôdjan (nutrire). flôdus (fluctus). frôds (prudens) gôds ( καλὸς ). knôds (genus). môds (ira). rôdjan (loqui). ana- stôdjan (incipere). vôds (demens). gadôfs (conveniens). lôfa (manus). -dôgs (-tägig) ôgan (timere). svôgjan (in- gemiscere). hôha (aratrum) rôhsn (atrium). skôhs (cal- ceus). skôhsl (daemon). vrôhs (accusatio). stôjan (judicare). tôja (opera). bôka (liber). sôkjan (quaerere). vôkrs (fructus). gôljan (salutare). hôlôn (defraudare). stôls (thronus). blôma (flos) dôms (judicium). fôn (ignis). hvôpan (glo- riari) hrôpjan (clamare). vôpjan (clamare). hôrs (adulter). blôtan (colere). bôtjan (prodesse). fôtus (pes). hrôt (tectum). hvôtjan (increpare). krôtôn ( θλάειν ) môta (telonium). môtjan (occurrere) nôta (puppis). blôþ (sanguis). brôþar (frater). sôþjan (saturare). Einige wurzeln könnten aus goth. eigennamen zugefügt werden als, kônimundus, tôtila ( τωτίλας , alth. zuoƷilo) etc. Die vergleichung lat. und gr. stämme scheint hier unergiebiger, doch stimmen flôs und ποῦς etwa mit blôma, fôtus, obgleich der gen. ποδὸς , pedis correption erleidet; gerade in diesem wort ist die dehnung für alle deutschen sprachen ausgemacht. Erwägt man, daß in ihnen das kurze a in ô ablautet, so wird klar, daß die oben bei dem a angeführten pa- rallelen lat. o ebenwohl hier bei dem ô ein paralleles a zulaßen, folglich brôþar, sôþjan mit frater, saturare verglichen werden dürfen, obschon bei dem o sowohl als a die lat. kürzen und längen nicht immer entspre- chen, frôds scheint das lat. prûdens und zugleich das gr. φραδὴς , wie das goth. frôþs sichtbarer ablaut von fraþjan. — Einiges bedenken verursacht mir fôn (ignis) mit der schwachen nebenform funa, so wie in der en- dung -nda st. -ôda zweimahl auffällt (s. die passive conjugation); vgl. áinôhun und áinuhun beim unbest. pronomen laúhmôni und laúhmuni; vidôvô, viduvô und einige andere dergl. In den eudungen ließe sich der übergang des unbetonten ô in ein kurzes u begreifen, schwerer zwischen den wurzeln fôn und funa, doch mag ich (des nord. funi wegen) weder fûna, noch ein sonst ganz allein stehendes fon annehmen; wôndôn Luc. 20, 12. scheint schreibf. für wundôn. I. gothische vocale. (U) u drückt in den beibehaltenen eigennamen stets das gr. ου (ȣ) aus, z. b. Sûsanna, Σ ουσάννα , lairû- salêm, Ἱ ερουσαλὴμ (wogegen die nebenform Ἱ εροσόλυμα durch lairausaulyma gegeben wird, einigemahl schwankt Ulph. zwischen beiden, vielleicht nach schwankenden gr. lesarten); Fanûêl φανȣὴλ etc., hiernach hat es im goth. gedehnten laut. In ächtgothischen wörtern macht aber die geltung dieses vocals schwierigkeit. Für einen doppellaut sollte man ihn halten 1) weil die rune ûr, mit deren gestalt das goth. schriftzeichen (n) stimmt, vor- zugsweise den gedehnten laut ausdrückt. 2) wegen je- nes gr. ου . 3) wegen des entsprechenden alth. und nord. û. Letzterer grund gibt zugleich den einwurf her: war- um zeigen andere und zwar zahlreichere alth. u. nord. wörter ein u oder o , jedenfalls einen kurzen laut, in welchen derselbe goth. buchstab steht? Daß er dann kei- nen diphth. ausdrücke zeigt auch die folgende gemina- tion, z. b. in brunna. Dieses nöthigt zu der annahme eines zweifachen goth. u, obschon Ulph. beide mit einem zeichen schreibt Wenn Rask (preisschrift p. 164.) ȣ = û und υ = u setzt und p. 197. σȣναυ schreibt, so ist das nicht zu billigen; theils hat Ulph. hier stets dasselbe zeichen (n), theils ge- bührt jenem worte: sun , nicht sûn . , welches nicht schlimmer ist, als wenn auch Lateiner und Griechen ihr langes und kurzes u, υ , in der schrift nicht unterscheiden. û haben nur wenige wörter, und stets vor einfacher consonanz: dûbô (columba). stûbjus (pulvis). -ûh (an- hangspartikel). oder -uh? lûkan (claudere). brûkja (uti- lis). kûkjan (osculari). sûljan (fundare). rûm (spatium). hûnjan (confidere, oder hunjan?). rûna (secretum). sû- pôn (condire). skûra (imber). hûs (habitatio). þûsundi (mille). ût (ex) lûton (seducere.) sûtis (dulcis). In letz- term wort entspricht ausnahmsweise kein alth. û , son- dern uo (suoƷi). es findet sich nur der comp. sûtizô in der bedeutung von ἀνεκτότερον . Ein kurzes u hingegen (außer den ablauten und endungen) du (ad) ju (jam) nu (nunc) þu (tu): ubils (malus). ubizva (porticus). da-guds ( εὐσεβὴς ). gudja (pon- tifex). ludja (facies). trudan (calcare). uf (sub). ufar (su- per). skufts (capillus). ufta (saepe). hugjan (cogitare). bugjan I. gothische vocale. (emere). fugls (avis). hrugga (virga). juggs (juvenis), comp. juhiza (? jûhiza wegen ausgesto ßenen nasallauts?) pugg (cru- mena) tuggô (lingua). þugkjan (videri). ugkis ( νῶϊν ) huhrus (fames). uhtvô (diluculum). þuk (te). gabrukô (frustorum). lukarn (lucerna). dulg (debitum). dulþs (solemnitas). fula (pullus). huljan (involvere). hulþs (propitius). mulda (terra). skulan (debere). sulja (solea). tulgjan (firmare). þulan (pati). ulbandus (camelus) vulþus (gloria). vulß (lupus). vullareis (fullo). dumbs (mutus). frums (prin- cipium). guma (vir). kumbjan (cumbere). sums (qui- dam). svumsl ( κολυμβήθρα ). hunds (canis). hunsl (victi- ma). kuni (genus). -kunds ( -γενὴς ). kunþs (cognitus). munan ( μέλλειν ). mundrei (scopus). munþs (os). pund (pondus). sundrô (seorsim). sunja (veritas). suns (sta- tim). sunus (filius). tunþus (dens). un- (in-). und (us- que). undar (sub). uns (nobis) brunna (fons). kunnan (scire). sunna (sol). paúrpura. brusts (pectus). busns (mandatum). drus (ruina). jus (vos). þus (tibi). us- (e-) knussjan (genu flectere). us-drusts (aspredo). lustus (cupido). snutrs (callidus). þruts-fill (lepra). guþ (Deus). huzd (thesaurus). Dieses u entspricht im alth. und nord. meistens dem o , doch auch noch oft einem glei- chen u ; seltner ist der übergang in i , als: ubils, an- gels. ifel, nord. illr; us- und þus, alth. ir-, dir (bei den flexionen mehr beispiele, vergl. die goth. adj. auf -us, hnasqvus, hnasqvja). Die aussprache mag doch u, nicht ü gewesen seyn, Ulphilas würde sich sonst dieses lauts für das gr. υ der eigennamen bedienen. Vergleichbare lat. wörter zeigen ebenfalls o , als: pon- dus, homo, solea, tolerare und zwar kurzes, das i könnte man in tibi, in-, erblicken. Daß die lat. über- gänge des i und u (doch weniger in wurzeln als en- dungen) sehr häufig gewesen, lehrt Schneider p. 18-26. Das lat. u. stimmt in anakumbjan (recumbere). (Y) y; als schriftzeichen stimmt das gr. υ völlig mit dem goth. und lat. v, bedeutet aber dort einen vocal, hier einen consonanten. In gr. wörtern, die sie beibe- hielten, drückten es daher die Römer nicht durch ihr gewöhnliches v sondern durch das identische zeichen des großen gr. υ , nämlich ϒ aus; so entsprang das Y oder y, welches man sich auch als ein v. mit unten verlängertem striche vorstellen kann. Letztere sigur hat der goth. consonant v überall. Ulphilas bediente sich seiner aber auch ganz richtig, um in den bleibenden I. gothische vocale. eigennamen den gr. vocal υ auszudrücken, welchem, wie vorhin bemerkt, das kurze goth. u. nicht gleich- kam. Dies vocalische v, das man bei auflösung der goth. schrift in unser heutiges y verwandelt, findet sich durchaus nur in fremden wörtern, in keinem ächtgo- thischen. Beispiele: Tyrai, Τ υρῳ ; azymê, ἀζύμων ; bys- saun, βύσσον ; spyreidans, σπυρίδας ; smyrna, σμύρνη . Man wende nicht ein, daß Ulph. in paurpura das υ durch u gebe; er behielt nicht das gr. πορφύρα bei (das dann paurfyra lauten müste), sondern die goth. sprache hatte dies wort (und mehr andere) schon früher aus der lat. form porpura, purpura. Daher auch penult. kurz, während si e in πορφύρα produciert wird. — Ei- nigemahl übersetzt der Gothe das gr. υ consonantisch mit v , als Λ ευὶ Laívvi, παρασκευὴν paraskaívein. (AI) ai , wie die zusammensetzung zweier einfa- cher laute und die schreibung ai , nicht aï zu erkennen gibt, ist ein goth. diphthong, folglich einsilbig, doch so auszusprechen, daß man beide vocale vernimmt, nicht gleich dem französ. ai in einen trüben laut zu- sammenfallend. Warum wählt nun Ulph. diesen doppellaut, um die gr. von natur kurzen ε zu übersetzen und sogar εε durch aiai? Beispiele: Aileiaizair, Ἐ λιέζερ ; Baiailzaibul, Β εελζεβοὺλ etc. Schwerlich hörte er das griech. ε ir- gend so breit aussprechen, wie das goth. ai , aber sei- ner sprache gieng hier laut ab und buchstab, indem das goth. e, als von natur lang und dem η entsprechend bereits letztern laut auszudrücken hatte. In dieser noth bediente er sich des diphthongen ai , der zugleich auch das gr. αι wiedergab (Areimathaias, Α ριμαθαίας Marc. 15, 43. Galeilaia, Γ αλιλαία etc.) Schien nun Paitrus f. Π έ- τρος allerdings ein übeistand, so lag kein geringerer in Pêtrus; die lat. version konnte η durch e (ê) und ε durch e wiedergeben. Da überhaupt das (ungothische) kurze e als umlaut des a betrachtet werden muß; so mag die wahl des diphthongen, in welchem a durch ein nachschlagendes i sehr gemildert wird, kein un- richtiges gefühl zum grunde haben. Jener vermeintliche übelstand des ε = ai wird durch nähere erwägung des ächtgothischen ai selbst noch ver- mindert. Denn aus der vergleichung der übrigen stämme lernen wir zweierlei ai unterscheiden, die Ulph. unun I. gothische vocale. terschieden laßen durfte, wie in alth. hss. e und ë nicht unterschieden sind. Nämlich es gibt ein ái (mit dem gewicht auf a) welchem das alth. ei und ê, das nord. ei, das augels. â - und ein aí (mit dem gewicht auf i) welchem das alth. ë, das nerd. ë und ia, das angels. ë und eo begegnen. Regel scheint mir nun zu seyn: das goth. aí stehet vor h und r, das ái vor allen übri- gen consonanten; bestätigt wird sie durch ein völlig analoges verhältniß zwischen aú und áu . Beide das r und h ziehen, ihrer schwierigen aussprache wegen, den ton auf den ihnen zunächst stehenden vocal heran und veranlaßen endlich die verschmelzung beider vocale. — Ein ái haben — außer den übersetzungen des gr. αι , den ablauten (wo auch ausnahmsweise vor h . ái und nicht aí gefordert wird) und den endungen — folgende: jái (immo). vái (vae). sái (ecce). váian (spirare). sáian (serere). áibr ( δῶρον ). hláibs (panis). váibjan (cingere). gamáids (debilis). páida (tunica). máidjan (mutare). áigan (possidere). áikan (affirmare). láikan (salire). táikns (signum). dáils (pars). háils (sanus). sáiljan (ligare). váila (bene). háim (ager). ains (unus). hláins ( βουνὸς ). hráinja (purus). jáins (ille). gamáins (communis, κοινὸς ). qváinôn (plorare). stáins (lapis). tains (spina). ráip (corrigia). vráiqvs (obliquus). áis (aes). fráisan (tentare). káisar (caesar). láisjan (docere). gáisjan (percellere). ráisjan (ex- citare). máis (magis). báitrs (amarus). gáitei (hoedus). háitan (jubere). hváiteis (triticum). máitan (secare). nái- teins (blasphemia). áiþs (juramentum). áiþþáu (aut). áiþei (mater). háiþi (campus). máiþms (donum). áiv (aevum). fráiv (semen). hláiv ( μνῆμα ). hnáivjan (depri- mere). hráiv (funus). hváiva (quomodo). sáiv (lacus). sáivala (anima). snáivs (nix). háiza (taeda). Bloß einzelne erregen zweifel. Die länge des ái ist nicht zu bestreiten, da auch das lat. ae einstimmt, das bekanntlich sehr oft mit ai wechselt und dem gr. αι analog ist, vgl. Schnei- der p. 50. 51. 57. Vergleichbar sind: káisar, vái, áiv, áiz und caesar, vae, aevum, aes. Dem o entspräche vermuthlich (das fehlende) áig (ôvum, ὠὸν ), wodurch der übergang von vaila, alth. wêla in wola, angels. vël; von jáins in alth. gënar, angels. geon, engl. yone; von áiþþáu in alth. ëddô und odô, angels. oððe, verständ- licher würde. Das lange lat. u in ûnus, commûnis dürfte sich um so mehr mit áins, gamáins vergleichen, als früher in diesen und andern lat. wörtern oi st. û vorkommt (Schneider p. 83.) Auffallend ist das verhält- I. gothische vocale. niß des goth. báitrs (wie ebenfalls das mail. bruchst. Matth. 26, 75. liest) zu dem bitr der übrigen sprachen Eine andere anomalie ist die alth. gemination pittar in diesem worte. (vgl. unten beim alth. t.) Merkwürdig, daß die Byzantiner γήπαιδες und γήπεδες , lateinische schrift- steller wie Jornandes u. a. gêpidae, gêpidi schreiben. . Die geschärfte aussprache in áibr, báitrs mag erst den diphthongen in aí verwandelt (aíbr, baítr) und dann ein ibar (?) wie bitar herbeigeführt haben. Will man hiernach auf ái nur einfache consonanzen folgen laßen, so müßen die beiden letzten wörter der andern classe beigezählt werden. Diese begreift, außer den übersetzungen des gr. ε, etwa nachstehende: aíhvatundi ( βάτος ). aíhtrôn (men- dicare). faíhu (pecus). haíhs (luscus). maíhstus (fimus). raíhts (rectus). saíhs (sex). saíhvan (videre). slaíhts. (planus) svaíhra (socer). taíhsvô (dextera). taíhun (decem; aber gatáihun, nuntiaverunt). þlaíhan ( παρακαλεῖν ). vaíhsta (angulus). vaíhts (ens). air (mane). aírus (nuntius). aírzjan (seducere). baíran (ferre). baírgan (tueri). faírguni (mons). faírhvus (mundus). faírni (vetus), faírra (procul). faírzna (calx). gaírda (zona). gaírnjan (desiderare). haírda (grex). haírtô (cor). haírus (gladius). hvaírban (vertere). hvaírnei (calvaria) qvaírnus (mola). staírno (stella). staírô ( στεῖρα ). svaírban (tergere). þaírkô (foramen). taíran (te- rere). vaír (vir). vaírilô (labium) vaírpan (jacere). vaírs (deterius). vaírþan (fieri) vaírþs (dignus). Die verglei- chung der lat. tero, fero, pecus, decem, sex, dextera, rectus mit taíra, baíra, faíhu, taíhun, saíhs, taíhsvò, raíhts erbringt lauter kurze e (nämlich ë), ein kurzes o zeigen socer und cor, cordis: svaíhra, haírtô; ein kur- zes a καρδία (haírtô) cardo (haírus); ein kurzes i vir (vaír); kurzes e sterilis (staírô). Gieichwohl muß das goth. aí als ein langer laut betrachtet werden, der sich nur der geschärften aussprache wegen (in den meisten fällen ist position da) zum übergang in die kürze vor- bereitet und sogar in dem einzelnen fairra gemination hinter sich duldet; im alth. ë hat sich die kürzung ent- schieden, die nord. mundart schwankt zwischen ia und ë, die angels. zwischen eo und ë. In der schärfung oder in dem schwanken liegt Ulphilas rechtfertigung, daß er seinen diphth. aí dem gr. ε für am nächsten hielt, während er das scheinbar identische ái zu dem gr. αι I. gothische vocale. verwendete. Bedeutend, daß schon Jornandes und frühe urkunden das aí mit e, d. h. ë ausdrücken, vgl. den eigennamen fridigernus bei jenem und bei Amm. Marc.; aligernus in der synodus romana von 501. (Colet. V, 459.) Zweifelhaft bin ich über aír und aírus, die vielleicht áir, áirus lanten? vgl. alth. êr, nord. âr und nord. âri. Auch etwa þláihan? vgl. das alth. flêhôn. (AU) au übersetzt in gr. wörtern das o, indem das goth. an sich lange ô bereits für ω in beschlag genom- men war. Vermuthlich kannte Ulphilas aus dem runi- schen alphabeth bloß othil, nicht aber ôs (s. das alth. o und ô). Übrigens ist aus den bemerkungen zum vor- hergehenden diphthongen ai leicht zu folgern, daß ein áu (welches das gr. αυ überträgt, als: Augustus, Ἀυγού- στος ; Páulus, Π αῦλος ) und aú (zur übertragung des o, als: apaústaúlus, ἀπόστολος ) unterschieden werden müße. Jenem entspricht das alth. ô und ou , das angels. eá , das nord. au ; diesem aber das alth. angels. und nord. o oder u , zuweilen das angels. ea . Also bei letzterm wieder wie vorhin schärfung und verkürzung, áu mag auch hier die ältere, reinere, darum im ablaut haftende form, aú die sich entstellende seyn. Belege für áu , außer den ablauten und endungen, geben: bauan (habitare). bnáuan ( ψώχειν ) stáua (judicium). tráuan (confidere). dáubs (stupidus.) háubiþ (caput). galáubjan (credere). láubs (folium). ráubôn (spoliare). áudags (locuples). báuds (surdus). dáudjan (certare). láuds (homo). ga- máudjan ( ὑπομνῆσαι ). sáuds (sacrificium). skáud (? res ni- hili). áugô (oculus) áugjan (ostendere). báugjan (verrere). láugnjan (insiciari). sáuïl (sol). afdáujan (consumere). fráuja (dominus). gáuja (incola). stráujan (sternere). tánjan (fa- cere). sáulnan (contaminari). áuk (etiam). áukan (augere). gáumjan (curare). dáun (odor). gáunôn (lugere) láun (merces). sáun (lytrnm). dáupjan (baptizare). hláupan (currere). ráupjan (evellere). áuso (auris). háusjan (au- dire). láus (liber). náus (cadaver). ráus (arundo). hláuts (sors). skauts (sinus). spráutô (subito). stáutan (percutere). blauþjan (delere). dáuþs (mortuus). náuþs (necessitas). Man merke 1) die oben beim i gegebene regel lehrt, daß i auf áu folgend entw. zwei puncte bekommt [táuï, opus Rom. 12, 4; táuïdês, fecisti; stáuïdês, judicasti, dáuïdái (vexati), sáuïl, sol], oder sobald auf das i wie- der ein vocal folgt, in j übergeht (táujan, táujis, gáuja). Häufig aber pflegt sich vor jenem ï (nicht also vor j) I. gothische vocale. der diphth. àu in av (d. h. kurzes a und cons. v) auf- zulösen (tavida = tauïda, mithin gavi, mavi, havi = gáuï, máuï, háuï). Doch der gebrauch scheint sich bei einzelnen wörtern meistens für eins oder das andere zu erklären, ich finde z. b. nur sáuïl und nur stravida, gavi, nicht savil und stráuïda, gáuï. 2) folgt auf das áu ein ei , so wird die auflösung in av nothwendig, als: tavei (fac), naveis (pl. von náus). Ohne zweifel gilt dasselbe vom ê , und der gen. pl. von náus würde navê lauten Den hebr. eigennamen naúêl ( νοὴλ , denn so und nicht νῶε muß der Gothe gelesen haben, wiewohl ich bei Wet- sten, Woide, Birch keine solche variante finde) wird man nicht einwenden. . Bei folgendem a bleibt hingegen áu (stáua, báuan, nicht etwa: stava, bavan; in slavan, ta- cere, favái, pauci ist aber das v. organisch); 3) in dem bemerkten fall, wo das dem áu folgende i in j überge- hen muß, pflegt áu zuweilen sich in ô zu wandeln und das scheint sich wieder individuell zu bestimmen. táuï macht den pl. tôja (opera, st. táuja) und zum praet. stáuïda lautet der inf. stôjan (judicare, st. stáujan). Hier- durch unterscheidet sich fein: táuja (facio) táujis (facis) von tôja (facta) -tôjis (- factor). Ich finde nie weder einen inf. stáujan, noch andrerseits frôja st. fráuja und bloß der consequenten regel müste man beides tôja und táuja (opera) oder beides táuï und tavi (opus) zugeben; der lebendige gebrauch nimmt tôja und táuï an. — Alle diese angaben bewähren uns die aussprache áu (und nicht aú), indem der nachdruck auf a und die flüchtig- keit des u in dem doppellaut den übertritt des u in v begünstigte; sobald aber der diphthong durch ein fol- gendes j festgehalten wurde, die verdumpfung in ô ein- treten konnte. Man spreche: táuï (—⏑) beinahe wie tavi (⏑ ⏑) und tôja beinahe wie táuja aus. Zweifelhaft bleibt mir, ob áuftô (forte) nicht aúftô laute. — Lat. wörter zeigen in sôl (sáuïl) langes, in oculus (áugô) kurzes o; in auris (áusô), audire (háusjan) augere (áu- kan) denselben diphthongen; in caput (háubiþ) kurzes a. Daß das lat. au nicht mit dem laut ô zusammenfalle, zeigt Schneider p. 61. 62. Das goth. aú gebührt, außer den ablauten vaúrpun, baúrans und allen ähnlichen, nachstehender anzahl: aúhjôn (tumultuari). aúhns (fornax). aúhsns (bos). daúh- I. gothische vocale. tar (filia). daúhts (epulae). draúhts (agmen). faúhô (vul- pes). haúhs (altus). naúh (adhuc) inraúhtjan (infremere). saúhts (morbus). þaúh (tamen). aúrahjô (sepulcrum). aúrali (sudarium). aúrki (urcens). aúrt (herba). baúrs (natus) baúrd (tabula). baúrgs (urbs). baúrjôþus (vo- luptas). daúrô (porta). faúra (coram). faúrhts (timens). gaúrs (tristis). haúri (pruna). haúrds (porta) haúrn (cornu). gamaúrgjan (decurtare). maúrnan (moerere). maúrgins (mane). saúrga (cura). skaúro (ventilabrum). spaúrd (stadium). gataúra (ruptura). vaúrd (verbum). vaúrkjan (operari). staúrknan (arefieri). staúrran (fremere). þaúrnus (spina) vaúrstv (opera). vaúrms (vermis). vaúrts (radix). Einiges bedenken geben: naúh, þaúh, haúhs; die beiden ersten haben im alth- und mittelh. entschie- den ein o (noh, doh; noch, doch) das letzte aber im mittelh. ein ô (hôch, auf flôch, zôch reimend, also dem goth. þláuh, táuh entsprechend, folglich háuhs), wozu die neuh. aussprache: hoch im gegensatz des geschärf- ten: noch, doch stimmt, so wie für þáuh die sehr häu- fige schreibung þáu. Über das alth. wird uns Notker belehren. Das angels. gibt þeah (engl. though) verschie- den von beah (flexit), fleáh (sugit); über heah oder heáh bin ich unschlüßig, das engl. hat high. Wenn gleich nun ein alth. hôh, vielleicht auch fôha (vulpes fem.) anzunehmen ist, so beweist das noch nichts wider haúhs, faúhô, obschon ich zugebe, daß diese des fol- genden einfachen spiranten wegen beinahe lauten wie háuhs, fáuhô. Doppellaut war aú so wohl als áu , doch ein etwas geschärfter und dazu passen die spuren eini- ger alth. ô in wörtern der goth. classe aú , die sonst kur- zes o zu bekommen pflegen, und andrerseits die nach dem diphth. unerhörte goth. gemination in staúrran, (wie vorhin in faírra). — Aus dem gr. laßen sich ὄρυξις oder ὄρυχὴ (fossa, aúrahjô) θυγάτηρ, θύρα , aus dem lat. cornu, urceus, orale, (Du Cange h. v.) vermis, vergleichen. (EI) ei . Es ist oben bei dem i bemerkt worden, wie der goth. text in übertragung der gr. ι zwischen i und ei schwankt; selbst das gr. ει muß durch ei wieder- gegeben werden, der fall ist aber selten (Ε λιακεὶμ , Aí- leiakeim, Ι᾽ ωρεῖμ , lôreim). Nach dem vorgang der diphth. ai und au ein éi und eí zu unterscheiden, be- rechtigt uns die vergleichung der übrigen stämme nicht, welche statt des goth. ei gewöhnlichst ein î zeigen, es mag nun h und r folgen oder nicht, vgl. skeirs nord. I. gothische vocale. fkir; veihs aith. wìh. Ob in der goth. aussprache seibst das gewicht auf dem e oder i liege, ist schwer zu sagen und in der verschmelzung zwei so dünner laute kaum zu bemerken, welches die oben s. 36. angeführten übergänge des ei , einerseits in ê (ee), andrerseits in i bestätigen. Noch schwerer scheint es auf die frage zu antworten, welcher einfache laut in dem goth. e stecke, das sich hier mit dem i bindet? Weder das alth. e (umlaut des a), noch ë (goth. aí ), sondern wahrschein- lich die hälfte des goth. è (ee), mithin der eigentlich einfache, kurze e lant, der für sich in der goth. sprache gar nicht vorkommt. Ihn doppelt d. h. einen triph- thongen êi anznnehmen, wäre sicher falsch. Vollkom- men entspricht dem goth. ei kein zweilaut in allen übri- gen mundarten, da das alth. ei vielmehr umlaut des goth. ái scheint und die vergleichung des neuh. ei zwei- deutig ist, indem dieses zwischen dem alth. î und ei schwebt, ja in der aussprache gänzlich das goth. ái wird. Außer dem ei in den endungen sind die wichtigsten belege folgende: ei ( ἵνα ) sei (ea). þei (ut, quod). drei- ban (pellere). beidan (exspectare). hleidnmei (sinistra). geigan (lucrari). idreiga (poenitentia). steigan (scandere). leihvan (mutuari). teihan (nuntiare). þeihan (crescere). þeihvô (tonitru). þreihan (premere). veihs, veihsis (vi- cus) veihs, veihis (sacer). leik (caro). leikan (placere). leikeis (medicus). reiks (dives. fortis). hveila (hora). skeima (splendor). deina (deinô? carduus). keinan (ger- minare). lein (linum). meins (meus). qveins (uxor). seins (suus). skeinan (lucere). svein (sus). þeins (tuus). vein (vinum). greipan (rapere). sveipáins (inundatio). reirô (tremor). skeirs (clarus). beist (fermentum). eis (vos). eisarn (ferrum). geisnan (stupere). reifan (cadere). veis (nos). veisôn (vilitare) beitan (cogere). heitô (fe- bris). hveitjan (albare). leitils (parvus). smeitan (linire). veitan (tendere). bleiþs (laetus). hleiþra (tugurium). leiþan (ire). leiþus (potus). neiþs (invidia). seiþu (sero). sleiþjan (laedere). sneiþan (metere). hneivan (inclinare). heiv (familia). speivan (spuere). Der übergang des ê in ei macht den des ei in ê begreislich, daher es z. b. bei leikeis zweifelhaft bliebe, ob nicht lèkeis die ur- sprünglichere form (wie das alth. làhhî eher muth- maßen ließe) vergl. qvêns und qveins, hleiþra und hlêþra. Ebenso werden veis und eis nord. vêr und êr (þêr), alth. aber wir und ir kurzlautig, gerade wie die D I. gothische vocale. nord. dative mêr, þêr, sèr schon im goth. mis. þus, sis heißen, dem alth. mir, dir, wir, ir, parallel. Die kürzung des ei in i trifft sich auch in dem verhältniß zwischen qveins und qvinô. Auffallender ist das alth. luƷil neben dem goth. leitils, wiewohl þus, jus und us- ueben dir, ir, ir- (und ur-) aufschluß gewähren, Von lat. wörtern liegen: vînum, lînum, vîsere, vîcus zunächst; die verkürzung des î in i ergäbe sich in-licus vergl. mit -leiks, das auch im neuh. -lich lautet; ra- pio (in der compos. -ripio) ließe sich zu greipan halten. (IU) ïu , reingothischer diphthong, der sich mit kei- nem gr. laute begegnet, folglich vom gr. υ , für wel- ches sich Ulph. des consonanten v bedient, abgelegen, Zugleich der einzige mit vorschlagendem i, da der Gothe kein ïa , noch weniger ïê, ïô kennt. Zwischen ïu und ju (z. b. in ju, jam; jus, vos) unterscheide man sorg- sam Fälschlich schreiben Zahn und Reinwald jup, jumjô st. ïup, ïumjô , denn Ulph. schreibt niemahls stjurs, nju etc. wie er hafjan etc. schreibt, ju ist mit dem nachdruck auf u auszusprechen (etwa jú, beinahe gu), iu hinge- gen beinahe i-u, doch nicht zweisilbig, sondern íu . Dies gewicht auf i erweist sich wiederum (wie vorhin bei áu) aus der verslüchtigung des leichteren u in den spiranten v und zwar vor jedem folgenden vocal: triu, gen. trivis; kniu, dat. kniva; þius (famulus), þivôs (famuli), þivê (famulorum), þivi (famula); snivan (ire) st. sniuan; qvius (vivus), qviváize (vivorum), aber ga- quiunan (reviviscere). Muß das folgende i, eines auf es folgenden neuen vocals halber, in j. übergehen, so bleibt iu (wie oben áu blieb), oder kehrt zurück, z. b. þivi macht den gen. þiujôs und die (anzunehmende, aber nicht zu belegende) starke form nivis (novus) die schwache niuja (sprich niu-ja zweisilbig). Da der diphthong überall íu (niemahls i ú ) hat, so kann der ac- cent auf dem i gespart werden. Es sind nur wenige wörter; kniu (genu). niu (nonne). triu (arbor). liubs (carus). þiubs (fur). biudan (offerre). aviliudôn ( εὐχα- ριστειν ). biuds (mensa). þiuda (gens). liudan (crescere). hiufan (oder hniuban? plorare). liugan (nubere). liu- gan (mentiri). biuhts (mos). hiuhma (multitudo). liuhaþ (lux). niuhsjan (visitare). tiuhan (ducere). þliuhan (fugere). niuja (novus). siujan (suere). siuks (aegrotus). hliuma I. gothische vocale. (auris). ïumjô (multitudo). niun (novem). siuns (visio) ïup (sursum). diups (profundus). hniupan (rumpere). stiurs (juvencus). us-stiuriba ( ἄσώτως ). qvins (vivus). þius (famulus). kiusan (eligere). liusan (perdere). kriu- stan ( τρίζειν ). giutan (sundere). liuta (hypocrita). niutan (capere). þiuþs ( ἀγαθὸς ). liuþ (cantus). dius (sera, muth- maßung st. dihs, dat. pl. dihzam Marc. 1, 13.). — Die entsprechenden laute sind im alth. iu, io (ia) und û; im angels. eó und ŷ, im nord. iu. ŷ, io, û etc.; schon das goth. iu und u berühren sich (lûkan, claudere, st. liukan) (erst líukan, dann liúkan). Hierher gehört auch das lat. lange u in lùx (liuhaþ), dûco (tiuha); den übergang in iv bestätiget vîvus (qvius, qvivis) und selbst novus, novem (beide kurzes o) vergl. mit niuja, niun wobei die wandlungen des o in langes und kurzes i (Schneider p. 18.) und das gr. νέος, ἐννέα erwägung verdienen. Dies sind die goth. vocale. Von einem umlaut der- selben keine spur; namentlich die wurzeln a, ê, û wer- den durch ein in der endung folgendes i oder ei nicht im mindesten getrübt, es heißt aha (mens), ahins, ahjan; balgs, balgeis, balgim; dêds, dêdja; rûna, garûni. Sollte aber doch eine veränderung des lauts eingetreten seyn, die Ulphilas nicht schrieb, oder nicht schreiben konnte? Unglaublich: jenes, weil seine schrift sonst so viel feines und genaues zeigt; dieses, weil er sehr wohl belgeis, belgim hätte schreiben und die unterscheidung eines e und ê eben so gut seinen lesern zutrauen dür- fen, als die des u und û. Denn wäre ein umlaut vor- handen gewesen, so müste das e der aussprache des ê immer näher gewesen seyn, als der des a und dieses hätte seinen lesern mehr unbequemlichkeit verursacht. Sich die laute, die man für umlaute des ê und û gelten laßen wollte, klar zu denken, wäre auch nicht leicht; vermuthlich lag die aussprache des goth. ê dem alth. æ näher als dessen grundlaute, dem â. Das alth. û scheint manchmahl offenbare abweichung aus einem älteren iu und daß es anderemahl in iu umlautet, ge- stattet noch keine gleichsetzung des letztern mit dem goth. ïu , da vielleicht beiderlei diphthongen zu unter- scheiden sind. Ich bilde mir also ein, daß der Gothe gar keinen umlaut hatte und erkläre es sehr wohl aus meiner oben angeführten ansicht von dem wesen des umlauts überhaupt. — Die schon im goth. vorhan- D 2 I. gothische consonanten. liquidae. denen spuren eines vocalwechsels in unbetonten endun- gen wird eine bemerkung zu dem alth. vocalsystem nä- her anzeigen. Gothische consonanten. (L. M. N. R.) liquidae. Alle kommen als an- in- und auslaut vor, von den anlauten l. n. r. unterschei- det aber der Gothe genau die aspirierten anlaute hl. hn. hr. vl. vr. (wovon näheres bei h und v) und so we- sentlich, als die späteren sprachen noch die anlaute sl. sm. sn. von den anlauten l. m. n. zu scheiden verste- hen. Das einfache l. m. n. machen keine weitere be- merkung nöthig. Das einfache r trennt sich sehr be- stimmt von dem einfachen s und die vermengung bei- der erfolgt erst in den übrigen stämmen deutscher sprache (mehr hierüber beim s. und gleich hernach bei rs.). Die inlautenden r sind hauptsächlich: ara. arjan. marei. hvarjis. harjis. svaran. kara. karja. faran. farjan. fêra. fêrja. svêrs. mêrjan. hiri. baíran. taíran. haírus. staírs. aírus. taúra. baúrjus. gaúrjan. haúri. skaúrô. reirô. skûra. stiurs. stiuran. Auslautende: kar. hvar. jêr. ur- aír. vaír. daúr. faúr. Über die aussprache des r vergl. die oben bei dem aí und aú gemachte bemerkung. gemination der inlautenden liquidae. (MM) bloß nach kurzem a, i, u, svamm (spongia) Matth. 27, 48 doch Marc. 15, 36 svam; gavamm (im- purum); hauptfall die dativendungen: -amma, im pro- nom. ïmma, himma, þamma, hvamma, ainummêhun neben áinômêhun, wegen des vorstehenden ô. (NN) wiederum nur nach a, i, u, eigentlich bloß die fälle des lauts und ablauts einer conjugation: brinnan, spinnan, rinnan, ginnan, linnan, brinnô, rinnô, minniza, kinnus, ïnn, ïnna; kann, brann etc. manna, anna, kannjan, rannjan; brunnun etc. brunna, sunnô, kun- nan, munnôn. Häufiges schwanken in den einfachen laut, sowohl bei anstoßendem consonanten: rant Joh. 16, 30, brunsts, als sonst: kuni (genus), branjan (urere) branjada (uritur) garunjô (confluxus) manags, manhun, manasêþs neben: mannisks, mannbun, mannasêþs. Vgl. ïn (in) ïnuh (sine) mit ïnn (intus, intra). (LL) nur nach kurzen vocalen und selten; die ein- zigen belege sind: alls, alleina, fill (cutis) spillôn, vullô (lana), fulls. Einfaches 1 haben: vilja, huljan, aljan (zelus) u. a. I. gothische consonanten. liquidae. (RR). Die einzigen fälle sind: faírra (longe), staúr- ran (fremere) und hier scheint rr nicht wurzelhaft, son- dern aus rn , dieses aber aus einer syncope entsprungen. Die neigung, das rn zu assimilieren, ist progressiv. — Unter den verbindungen der liquiden mit andern cons. scheinen folgende fälle die wichtigsten Nämlich für die buchstabenlehre; die andern hier über- gangenen formen: lg . lk . lm . rb . rp . rg . rk . rm . etc. wer- den nebst den hier berührten in der wortbildungslehre näher besprochen werden. . (LB) halbs. salbô. silba. (LD) alds. faldan. haldan. gild (tributum). kalds. mulda. spáiskuldr. silda-. spilda. valdan. vilda. (volui). (Lþ) balþs. -falþs. gilþa (falx) gulþ. kilþei (uterus). hulþs. vilþi (silvestris). vulþus. (L T) halts. salt. sviltan. valtjan. (LZ) talzjan. (MB) dumbs. kumbjan. lamb. vamba. (MF) simf. (MP) trimpan. (Mþ) gaqvumþs. (MS) amsa. svumsl. gramst. (festuca) þramstei. (NT) sinteins. kintus. (ND) andeis. bindan. blinds. grundus. hindar. hunds (canis). kindins. -kunds (oriun- dus) land. munda (memini) pund. sandjan. standan. sundrô. tandjan. undar. vindan (involvere) vinds (ventus). Hierher die flexionen der conjug. -nd und -nds . (Nþ) anþar. finþan. hinþan (capere) kunþs (notus) munþs (os) nanþjan. sinþs. svinþs. tunþus. vinþjan (ven- tilare). (NG. NK. NQ.) sieh bei g. (NS) ans. ansts. bansts. hansa. hunsl. kunsts. plinsjan. þinsan. uns. vgl. die eigennamen: ildefons, monefons, ansimund, tran- simund. (R N) -aírna. arniba. barn. faírni. gaírnjan. haúrn. hvaírnei. kaúrn. maúrnan. qvaírnus. smarna. staírnô. undaúrni. þaurnus. (RS. RZ.) aírzjan. fairzna. marz- jan. þaúrsis. vaírs (pejus). (R D) hardus. spaúrds. gaírda. haírda. vardja. vaúrd. (R T) aúrts. haírtô. svarts. vaúrts. (Rþ) aírþa. maúrþr. vaírþan. vaírþs. Für die aussprache und historisch wichtig ist es, auf die verbindung und gleichsam verwachsung solcher consonanzen zu achten. Spätere mundarten assimilieren gerne, aber nach folgerechten reihen, z. b. sie wandeln I. gothische consonanten. liquidae. mb in mm: rn, rs in rr Vgl. das att. ῤῥ mit dem jon. ρσ . Buttmann p. 84. ; nþ, lþ (nicht aber nd, ld ) in nn, ll . Andere stoßen das n vor s und þ gänzlich aus, was vermuthen läßt, daß es vor diesen buchstaben (wie vor den gutturalen) mehr nasal gewesen, als vor dem d. — Übrigens fordern alle angeführten verbindun- gen mit l, m und n , gleich den goth. geminationen, stets in der wurzel a, i, u. Die mit r hingegen, gleich dem rr , haben a, aí, aú , niemahls einen andern vocal oder diphth. vor sich. Da nun sämmtliche aí und aú , denen die liquida r folgt, im alth. einen kurzen vocal, nämlich anfangs i und u, bald aber und daneben e und o zei- gen, so stellt sich die regel auf, daß keine deutsche wurzel Ich sehe hier davon ab, daß selbst wenn man einen frü- heren, ungeschärsten goth doppellaut ái, áu vor diesem r annimmt, die obige regel immer damit zu schützen seyn wird, daß in den zur frage kommenden scheinbaren wur- zeln die zusammenziehung deutlicher als sonst liervorgeht, d. h. das zweisilb. vaírp-an auf ein älteres dreisilbiges vair-ap-an weist, und so mit allen übrigen. im inlaut liquida verdoppelt oder mit andern consonanten verbunden anders leidet, als wenn einfache vocale vorausgehen. Zugleich wird die nothwendigkeit der unterscheidung des goth. ai und aú einleuchtender geworden seyn. Im goth. niunda (nonus), was man gegen jene regel anführen könnte, ist iund nicht wur- zelhaft, sondern - da die zugetretene endung, wie tai- hun-da (decimus) zeigt und selbst niun ist aus ursprüng- licher zweisilbigkeit (ni-un, wie taíh-un) in den ein- silbigen diphth. verengt worden. Wichtiger wird jener grundsatz für die betrachtung der alth. ablaute hialt, wialt; hier ist hinten keine endung zugetreten, aber vornen muß der diphth. in ein älteres hi-alt. hî-alt, hî-halt augelöst werden. Eben so zerfällt das zweisil- bige thiarna (virgo) in ein dreisilbiges früheres thi-arn-a. In mittelh. zusammenziehungen, die scheinbar der ge- fundenen regel widerstreiten, z. b. lêrte, îlte, zierte, swârte, verräth sich die syncope und die hinten ange- heftete endung von selbst. (V. F. B. P.) labiales. v der bloße lippenspirant, f die aspirata, b media, p tenuis; die drei letzten dem gr. φ . β . π . in den eigennamen entsprechend. I. gothische consonanten. labiales. (P) macht keine schwierigkeit, es ist von b und f strenge geschieden und tritt als an- in- und auslaut auf. Beispiele von in- und auslauten: ï up (sursum) skip (na- vis) hups (femur). sûpôn (condire). vêpn (arma). diups (profundus). sipôneis (discipulus). ráip (corrigia). váips (corona) vipja (corona) skapan, skôp. slêpan, sáizlêp. greipan, gráip. vaírpan. hláupan. káupatjan (colaphizare). kaupôn (emere). nipnan (moerere). ráupjan (evellere), hrôpjan und vôpjan (clamare). hvôpan (gloriari). hniupan (rumpere) hvapjan (extinguere). sveipeins (inundatio), trimpan (calcare). hilpan, halp. — Als anlant nur in wenigen wörtern, die meistens fremde scheinen: paska, práufêtês, práitôria, pistikeins ( πιστικὸς ), peika-bagms ( φοίνιξ , vermuthl. aus dem lat. pîcea, gr. πεύκη , d. h. fichte), pund (pondus). Näher zu prüfen bleibt der ursprung von páida (tunica). plapja (platea). plats (assu- mentum). plinsjan (saltare) puggs (marsupium). — Dem p entspricht im nord. u. sächs. gleichfalls die tenuis p; im hochd. aber die asp. f. (B) als anlaut häufig; die fälle sind in dem glossar nachzusehn. Als inlaut gleichfalls häufig, sowohl nach einfachen als doppelten vocalen: aba. -aba. abrs. gabei. gabigs. graban. haban. saban. ïba. ïbns. gibls. svibls. liban. sibun. sibja. sviban (cessare)? stibna. -uba. ubils. ubizva. silnbr. áibr. gahláibs. láibôs. dráibjan. váibjan. dáubjan. galáubjan. háubiþ. ráubôn. dreiban. grôba. dôbnan. drôbnan. dûbô. liubs. þiubs. Desgleichen auf liquide folgend: halbs. salbôn. silba. dumbnan. hvaírban. svaírban. arbja. Als auslaut kommt es aber regelmäßig nur nach liquiden vor, z. b. halb. svarb (tersit). dumb. lamb. Geht ein vocal vorher, so lautet es um in f, als þiubs, hláibs, im acc. þiuf, hlaif; giban, graban, im praet. gaf, grôf, pl. wieder gêbun, grôbun; im imp. gif! graf! tvalif (duodecim) gen. tvalibê; láubôs (folia), láuf acc. s; doch finden sich einige schwankende formen: grôb Luc. 6, 48. st. grôf; tvalib Luc. 2, 42. 6, 13. 8, 1; umge- kehrt hláifs st. hláibs Joh. 6, 33. wiewohl hier das bloße s nachschlägt (vgl. hernach den umlaut des d in þ). Da die praep. af (von) und uf (unter) bei angehängtem -ûh in abûh, ubûh übergehen, so scheinen sie auch hierher zu rechnen, allein afar (post) ufar (super) lauten nie abar, ubar. Die bildungsendung -ubni lautet drei- mahl so, und zweimahl -ufni. Sogar das inlautende b lautet vor t in f um: gaft (dedisti), grôft (fodiisti), fra- I. gothische consonanten. labiales. gifts (desponsatio) wiewohl Luc. 1, 27. die ausnahme fragibtim. Von diesem ft sogleich mehr. — Dem goth. b entspricht das alth. b, so wie dem umlautenden aus- laut f das alth. p; im nord. b dem goth. anlaut, aber f beides dem goth. in- und auslaut, letztern also ohne umlaut. Wieder anderes zeigen die sächs. mundarten. (F) als anlaut häufig und in den glossaren zu finden; als inlaut seltner: afar (post) hasjan. lifnan. sifan. lôfa. ufar (super). hufum (ploravimus); nach liquiden: vulfs. hanfs; vorzüglich vor einem nachstehenden t. als: aftu- ma. istuma. hvilstri. fimfta. skafts. hafts. gagrêsts. hliftus. skufts. numfts. ufta. áuftô (gaft, grôft, gifts sind vorhin beim b angeführt). Als auslaut, außer den beim b be- rührten umlauten gaf, grôf; noch in af. uf. fimf und ohne zweifel in den formen vulf (acc.) hanf (mancum) auch in den griech. eigennamen. als lôsêf (Ι’ ωσὴφ ) gen. Iôsêfis (nicht Iôsèbis). — Das goth, anlautende f steht dem alth. nord. und sächs. f gleich; bedenklicher sind die in- und auslaute. Der iniaut ft zwar entspricht auch im alth. und sächs. dem ft , im nord. aber dem pt . Die übrigen in- und auslaute f ents pr echen dem alth. f nur dann, wann sie nicht in b rückumlauten. Eine weitere vergleichende ausführung gehört nicht schon hierher; hier fragt sich bloß: ob der Gothe zweierlei f ausgesprochen, wenn schon nur ein zeichen dafür ge- schrieben habe? Zu erwägen scheint 1) da, nach alth. regel falls ein umlaut eintritt. im auslaut die tenuis, im inlaut die media zu stehen pflegt, so fällt im goth. die auslautende aspirata und innere media auf; doch zeigt sich im goth. þ und d etwas analoges und vom alth. t und d wieder abweichendes, jene regel kann also hier nicht gelten. 2) nach der bekannten gr. regel fügen sich asp. med. und ten. jede zu ihres gleichen, nicht zu verschiedenartigen. Hierzu scheint das nord. pt beßer zu stimmen, als das goth. und alth. ft . — Sollten sich die zweierlei goth. f so annehmen laßen. daß eins ein aspiriertes p, das andere ein asp. b wäre? folglich ph und bh ? An und für sich ist einleuchtend, daß eine vollftändig entwickelte aspiration nicht allein die tenuis, sondern auch die media treffen müße, bh wäre alsdann der natürliche umlaut des inneren b in dem auslaut: hláibs, acc. hláibh, womit sich auch das schwanken zwischen b und f in solchen fällen erklärt. Dieses bh wird durch das altsächs. ƀ, so wie durch das alt- und I. gothische consonanten. labiales. mittelh. v beleuchtet werden, und gewinnt durch die analogie des dh (ð) und gh , unterschieden von th (þ) und ch, welche der Gothe nicht unterscheidet oder gar nicht kennt. ph schiene das goth. f in wörtern wie vulfs, fimf etc. so wie in allen anlauten und es ist kei- nem umlaut unterworfen, so wenig als p. Vorläufig habe ich noch nicht gewagt von dieser zerlegung des f in zwei arten für die äußerliche bezeichnung gebrauch zu machen; vollständige einsicht in die vielfach ver- wickelten labiallaute wird erst nach dem schluße der ganzen buchstabenlehre in einer vergleichenden tabelle möglich werden. (V) der laut des bloßen wehens, wie er aus der leisesten bewegung der lippen hervorgeht, gleichsam zwischen vocal und consonant schwebend und eben aus dem u übertretend in den lippenlaut, daher dem j, das sich aus dem ï entwickelt, analog. Selbst das schriftzei- chen, wie vorhin bei dem y gesagt worden, ist förm- lich eins mit dem gr. v und lat. v. entfernt sich aber von der gestalt des goth. u , die man ein umgestürztes u (n) nennen kann. Byzantiner schwanken hier in dem ausdruck der eigennamen goth. stamms, bald setzen sie β , bald οὐ , einige schreiben βανδήλοι ; βανδαλαριος, βα- λάμηρος , andere und die meisten οὐανδαλοι, οὐακις, οὐισαν- δος, οὐιλας, οὐιτιγις, οὐλφιλας etc. Beiderlei schreibart läßt sich rechtfertigen; β entspricht schon in altgr. wur- zeln häufig dem lat. v, in lateinischen wechseln b und v (Schneider p. 226-228. zumahl p. 368. über das schwan- ken zwischen β und ου ), bekanntlich haben die Spanier bis auf die neueste zeit jenes für dieses geschrieben. Die schreibung οὐ erklärt den ursprung des doppelten u oder v, man setzte uu oder w , um den unterschied von dem vocal u oder dem v , welchem einzelne mund- arten eine erhöhte lippenaussprache beilegten (das hochd. v wurde zu bh und endlich f), merklich zu machen. Einige schrieben uv und selbst vu , die dem gr. οὐ gleich- falls sehr nahe kamen und die auflösung jener byzanti- nischen οὐ , wo man das folgende goth. u Θ ορισιν bei Procop. 2, 34. vgl. mit Α ὐδουΐν steht für Θ ορισουΐν , d. h. þarisvins. und selbst i zuweilen unterdrückte ( οὐλφιλας wäre οὐουλφιλας gewe- sen) in lat. einfache u verdient tadel, weil der Gothe nie, wie der Norde, das v vor dem u wegstößt, das i I. gothische consonanten. labiales. nach dem v aber durchaus nicht fehlen darf. Man liest so bei lat. schriftstellern und in der version der byzan- tinischen: ulphilas (neben vulphilas und sogar gulphilas, weil dem uv, vu das gu wieder verwandt war) und die falschen formen: uligagus, ulitheus etc. für viligangus, vilitheus. Befremdend auf den ersten anblick, allein consequenter ist die schreibung ubi st. vvi oder vi, uba st. wa in den subscriptionen westgoth. concilien des 6. 7. iahrh. als ubiligisclus, ubinibal. ubidericus, uba- dila, ubinedarius, ubaldefredus, ubisandus (conc. tolet. III. VII. IX. XV.) Die vergleichung so mannigfaltiger schreibweisen, hat man einmahl ihren grund eingesehen, vermag weiter nichts zu lehren oder zu beweisen; wir haben uns an die weit genauere schreibung in Ulphilas goth. texte selbst zu halten, um die beschaffenheit des consonanten v näher kennen zu lernen. Ein bedeutender unterschied zeigt sich sogleich zwi- schen diesem halbvocal und dem andern, nämlich dem j. Das ï (nicht das ái, ei) wird jederzeit, so oft ein vocal (versteht sich in demselben worte, nicht bei bloßer zu- sammensetzung) darauf folgt, zum j; das u wandelt sich bei folgendem vocal nie in v (vgl. Jêsuis, Jêsua), außer wo es in den diphthongen áu mit folgendem ï, ei, ê — oder iu (desgl. im hiatus ju ) mit jedem folgenden vocal vorkommt; so entspringt aus háuan, qvius, náus, kniu — havi, qvivis, naveis, kniva. Ein anderer unterschied: das j ist anlaut und inlaut, nie auslaut, das v anlaut, inlaut und auslaut. Die fälle des aulautenden v zeigt das glossar. Als inlaut steht es 1) nach vocalen a) im falle jenes umlauts des áu, iu, ju in av, iv, iv ; die beispiele suche man oben bei den diphth. áu, iu. ju wandelt sich in den declina- tionsendungen, z. b. sunjus, sunivê. — b) nach ein- fachen vocalen außer jenem umlautsfall; mir ist nur favai und slavan (lilere) erinnerlich, etwa die neben- form viduvô — c) nach den diphthongen ê und ô selten (nur: lèvjan, skêvjan, vidôvô) häufiger vor ái und ei (snaivs. áiva, hráiva, hváiva, hnáivjan, sáivala, speivan, heiva) 2) nach consonanten und zwar nach l : balvjan, malvjan, valvjan, vilvan — nach n : manvu (paratum), manvi (sumptus) manvjan (parare) — nach r : sparva, arvjô — I. gothische consonanten. labiales. nach d : nidva, fidvôr, bandvjan, skadvjan — nach þ: saliþva, friaþva (st. frijaþva) — nach t : gatvô, vahtvô, uhtvô — nach z : ïzvis, ubizva — nach hs : taíhsvô — nach h : ahva, aihva, saíhvan, faírhvus, þeihvô, nêhva, leihvan, — nach g und gg : bidagva Um das ital. pitocco können das goth. bidagva und gr. πτωχὸς streiten. , triggvs, trigg- vaba, gastiggvan (offendere), siggvan (canere) bliggvan (caedere) aggvus (angustus) glaggvus (solers) — nach q und gq (in diesen fällen macht qv in der schrift ein zeichen aus): vraíqvs (curvus) þlaqvus (tener). hnasqvs (mollis) vrisqvan. stigqvan ( συμβαλλειν ) stag- qvjan (impingere) igqvis. sigqvan (labi). Die fälle des auslauts sind: áiv. hláiv. snáiv. hráiv. vaúrstv vermuthlich auch balv (malum) malv (arena) und die starken praet. sahv. valv. Nach dieser musterung wird sich über die aussprache des goth. v füglicher entscheiden laßen. Ob der anlaut v mehr wie das neuh. w oder mehr wie das engl. w (d. h. mit schnellem vorschlag eines u) ausgesprochen worden sey, wage ich freilich nicht zu bestimmen. Für jenes redet die hochd. nord. dän. und schwed. gewohn- heit — für dieses die englische, von dem angels. kann es nicht behauptet werden. Für jenes redet die byzant. schreibung β — für dieses οὐ, ub und das alth. uv, uu , welches aber auch darum nicht einfach geschrieben werden durste, weil v sich dem f alut genähert hatte. Ein grund zu guusten der ersten aussprache scheinen die wörter, wo dem anlaut v ein u folgt (vulfs, vullô, vulþus), das gerade in ein alth. o übertritt, fände man hier uvolf aussprechlicher, so müste von uvulfs das ge- gentheil gelten (vgl. Schneider p. 368. 369. über cervos und cervus). Der nämliche grund schickt sich für die goth. inlaute -vu (faírhvus, manvu) und in den auslau- ten muß das v mehr der schärfere consonant, als der weichere vocal gewesen seyn, weil sich diese fälle (sahv, valv, rapuit etc.) nie mit dem auslautenden u vermischen (z. b. faíhu, valu, baculum). Wollte man die inlaute áiva, eiva Man unterscheide die fälle áiv, áivis; heiv, heivis; vaúrstv, vaúrstvis genau von den umlauten triu, trivis; hauan, havi. So ungothisch triu, triuvis; hauan, hauvi wären, eben so ungothisch würde es seyn, von áivis, heivis etwa den wie aiuva, eiuva sprechen, so würden I. gothische consonanten. labiales. zu viel vocale auf einander stoßen und zusammenziehun- gen entsprungen seyn, die man wohl anders geschrieben hätte. Gerade die einzelne ausnahme ajukduþ (aeterni- tas), das ich mir aus áivukduþ erkläre, bestätigt daher die regelmäßige nichtzusammenziehung. Eher möchten die inlautenden v. denen consonanzen vorhergehen und andere vocale als u folgen, sanftere vocalähnlichere aus- sprache fordern, gatvô, manvi beinahe wie gatuo, ma- nui, obschon umgekehrt lat. dichter tenvis, genva aus genua, tenuis machten (Schneider p. 364.) und manvi consonantmäßig ausgesprochen wohlklingt. Etwas ganz anderes ist, daß allerdings die meisten in- oder auslau- tenden goth. v ursprünglich eingeschobene bedeutung habende u waren, daher sie späterhin (gleich den i) aus- fielen, vgl. gatvô, vahtvô mit dem alth. gaƷƷa, wabta; manvjan mit mittelh. menen und schon esoterisch im goth. selbst fidvôr neben fidur. (vgl. Schneider 332. 333.) Dies erläutert manches in der wortbildung. — gemination inlautender labiales (pp. bb. ff. vv.) hat durchaus keine statt, bloß den hebr. namen Λ ευὶ finde ich Laívvi, desgl. σάββατον, ραββὶ, ἐφφαθὰ (Marc. 7, 34.) φιλίππος : sabbatô, rabbei, aíffaþa, Filippus wiedergege- ben. Einen goth. namen Γ ρίππας hat Procop 1, 7. — Von hierher gehörigen consonant verbindungen scheinen folgende die wichtigsten. 1) anlautende, die man in glossar nachschlage: BL. BN. (nur bnáuan, fricare) BR. — PL. PR scheinen fremd — FL (das einzige flêkan, vgl. þL) FR (vgl. þR) — VL (bloß vlits, vláitôn) VR — mit bn vgl. das hochd. u nord. sn . In der aussprache bl. br. fl. fr. herrscht der labiale laut über den leiser nachtönenden liquiden (dem. Italiener wandelt sich bl. fl. in bj. fj.) hingegen in vl. vr. walten die liquidae vor, denn spä- tere mundarten werfen das v völlig ab, ein grund mit für seine consonantische aussprache, da u länger gehaftet haben würde. 2) inlautende. BL. BR (svibls, abrs) verrathen deutlich den zwischen mut. und liq. ausgestoßenen vo- cal und sind darum hier nicht wichtig. BN nur in stibna. Die formen FT sind vorhin unter F angegeben. Merk- nom. ái, hei oder gar áiu, heiu zu bilden. In letztern ist das v vesentlicher und consonantischer. Desgl. in slavan verglichen mit báuan. I. gothische consonanten. linguales. würdig ist FST (in dem einzigen þrafstjan, consolari) weil sich hier f in der aussprache dem v und vielleicht dem vocal u nähert. Jornandes liefert den eigennamen trafstila, den einige hss. und comes Marcellinus traustila (d. h. þráustila) schreiben, die lesarten transtila und strantila sind corrupt. þrafst lautet im alth. traost, trôst und jener name trôstilo. (S. Z; þ. D. T.) linguales. t. tenuis, d. media, þ. aspirata, den gr. τ . δ . θ . parallel; der spirant s. reiner sauselaut, z ihn mit den übrigen dentalen vermittelnd. (T) eben so streng von d und þ geschieden, wie p von b und f und sich nie mit einem derselben ver- wechselnd; häufiger an- in- auslaut. Die anlaute im glossar. Inlaute (außer den obangeführten formen lt . nt . rt ) atisk. ataþni. batizô. gatvô. hatis. katils. latjan. mats. nati. satjan. vatô. vratôn. grêts. lêtan. itan. fri- tan. gitan. mitan. mitôn. vitôþ. vlits. vrits. lûtôn. sû- tis. snutrs. þrutsfill. báitrs. gáitei. háitan. máitan. hvái- teis. náiteins. hláuts. skáuts. spráutô. stáutan. beitan. heitô. hveitjan. leitils. smeitan. veitan. giutan. niutan. liuta; die neutra ïta, þata und alle adj. endungen -ata. Auslaute: at (praepos.) at (edebat) und so die praet. der andern verba; mat (acc. und so die übrigen acc.) hrôt. vit (dualis). ût (praep.) andasèt (adj. neutr.), die II. praet. gaft, namt, qvamt, magt etc. — Dem goth. t entspricht das nord. und sächs. t im hochd. aber die asp. z und Ʒ. (D) an- in- und auslautend. Folgende inlaute (außer den formeln ld . nd . rd . zd .) fadrein. nadr. badi. skadus. sads. hvadrê. stads. lêds. sêds. grêdags. bida. fi- dur (fidvôr). midja. nidva. viduvô. fôdr. fôdjan. flôdus. frôds. gôds. knôds. môds. vôds. rôdjan. gudja. ludja. trudan. bráids. gamáids. páida. máidjan. áudags. báuds. dáudjan. gamáudjan. sáuds. láuds. beidan. hleidumei. sleidja. þiuda. biudan. biuds. liudan; hierher auch die passivische endung -ada , und das -da der schwachen praet. Der auslaut d findet sich im praet. neutr. und acc. vieler unter den inlauten angeführten wörter, als: hund. ald. vaúrd. sad. gôd. laud. bráid. gamáid. etc. endlich in der vorpartikel ïd-. Was nun die aussprache betrifft, so muß sich der anlaut d von dem anlaut þ merklich unterschieden haben, denn nie findet ein I. gothische consonanten. linguales. wechsel zwischen beiden statt, anders verhält es sich mit den in- und auslauten; die goth. sonst so sichere rechtschreibung schwankt in gewissen fällen zwischen d und þ, beide scheinen sich folglich sehr nahe gewesen zu seyn. Doch merke man 1) daß vorausgehende li- quida den eigenthümlichen laut beider consonanten festigt, daher ld. nd. rd nie mit lþ. nþ. rþ vermengt wer- den, das gilt auch von zd (zþ kommt nicht vor), na- mentlich ist in den verbalflexionen (in der III., im pas- siv. und part. praes.) nd nicht durch nþ auszudrücken. Der Gothe schreibt falþan, fáifalþ, aber staldan, stáistald und wechselt nicht, vilþi (silvestre) lautet ihm verschie- den von vilda (volui). 2) geht dem dentallaut ein vo- cal, einfacher oder doppelter, voraus, so lautet die ursprüngliche med. gern in die asp. um, sobald sie aus- lautet oder das bloße geschlechtskennzeichen s nach- folgt; bleibt aber med. im inlaut. Jener umlaut ver- gleicht sich dem des b in f (oben s. 55.) und es scheint wirklich die alsdann entspringende aspirata mehr ein dh als th , wiewohl der Gothe, wie bei dem f, für beide nur ein zeichen (þ) gebraucht. Folgende fälle sind die wichtigsten a) beim verbum: biudan, báuþ (Marc. 6, 8. 8, 30. doch Luc. 5, 14. báud.); bidjan, baþ; standan, stôþ; b) beim subst. die neutr. oder acc. masc. und fem. láuþ, háubiþ, miliþ, sêþ (sationem), fahêþ, liuhaþ, vitôþ, staþ, faþ, im gen. láudis, háubi- dis, sêdáis, fahêdáis, liuhadis, vitôdis, stadis, fadis. c) beim adj. das neutr. naqvaþ, saþ, (sad Luc. 15, 16.) gôþ (gôd nur Luc. 14, 34.) im gen. naqvadis, sadis, gôdis. Hierher auch das neutr. part. praep. auf -iþ, als: fôdiþ, rôdiþ, þiuþiþ, schwach þata, fôdidô, þiuþi- dô, þaúrlidô. d) meistens schwanken bei nachfolgendem s, als: sêþs, fahêþs, neben sêds, fahêds, unlêds; desgl. in III. sing. und II. pl. die gewöhnlich -iþ -eiþ -ôþ áiþ -uþ zuweilen auch -id -eid -ôd aíd -ud (?) endi- gen. 3) mit diesen umlautenden und schwankenden fällen dürfen nicht verwechselt werden diejenigen, wo die asp. wesentlich ist, daher auch im inlaut bleibt (mit andern worten, wo th , nicht dh statt findet) z. b. áiþs, áiþis; qviþan, qvaþ, qvêþun, wovon sogleich mehr. 4) es scheint, daß in einigen abgeleiteten wörtern, ver- glichen mit ihren wurzeln, d und þ auch im inlaut schwanken, als sleiþa ( ζημία ) sleidja ( χαλεπὸς ) gasleiþ- jan ( ζημιοῦσθαι ); frôds, frôdis: fraþjan, frôþ; sads, sôþjan, náudi-bandi, náuþs, náuþjan. — Dem goth. d I. gothische consonanten. linguales. entspricht auch das nord. u sächs. d (und jenem umlaut das ð); in der regel das hochd. t (doch mit manchen überbleibseln und übergängen des d). (þ) an- in- und auslaut. Die inlaute sind haupt- sächlich und außer den s. 53. angegebenen lþ. mþ. nþ. rþ folgende: aþriza, faþa, fraþi, hvaþô, laþôn, maþa, maþl, raþjô, skaþjan, nêþla, hêþjô, liþus, niþja, qviþan, qviþrs, viþan, viþra, brôþar, soþjan, bruþs. aiþs, áiþei, háiþi, máiþms, áuþja, dáuþs, náuþs, bleiþs, hleiþra, leiþan, leiþus, neiþs, seiþu, sleiþian, sneiþan, þiuþs, liuþareis; unter den endungen namentlich die der fem. aut -iþa und der correlativpartikeln -aþrô . Auslante (außer den vorhin berührten umlauten des d) iþ, miþ, guþ (Deus), liuþ, blôþ, die praet. qvaþ, láiþ, frôþ, skôþ etc. und die verbalflexionen: iþ, eiþ, áiþ, ôþ, uþ. — Das goth. þ habe ich schon vorhin für th , im gegensatz zu dem zuweilen ebenso bezeichneten dh , er- klärt. Ihm entsprechen þ im nord. u. sächs. — im hochd. d, das nur bei einigen noch mit th ausgedrückt wird. (S) der reine sauselaut, lat. u. gr. grammatikern ein halbvocal (Schneider p. 345.), der dem h in manchen stücken analog steht, mit ihm wechselt (vgl. hasa, lepus, sanskr. sasa) und als bloßer spiritus anlautet (Schneider p. 198. 355. vgl. ὑπὸ und sub mit dem goth. uf.) Diese beiden letzten erscheinungen sind gleichwohl den deut- schen sprachen fremd, aber die berührung des s mit dem liquiden r (Schneider p. 358.) so wie den übrigen zun- genbuchstaben t und d (Schn. p. 252. 253. 259. 342.) bewähren sie hinreichend. Die anlautenden s weist das wörterbuch. Den in- lautenden geht entw. consonant vorher (die formen ms, ns, rs sind vorhin s. 53. angeführt, st wird nachher be- rührt werden) oder ein vocallaut; letzterer gibt es fol- gende: asans, kasja, basi, hlasôza, nasjan, vasjan, grasis (graminis) kasis (vasis), lêsun, vêsun, nêsun, mêsis (mensae), svêsis (proprii), lisan, visan, nisan, hrisjan, visis (tranquillitatis), drusis (ruinae), kusun, lusun, dru- sun, þùsundi, fráisan, láisjan, sáisô, eisarn, veisôn, geisjan, háusjan, áusô, ráusis (arundinis), láusis (liberi), liusan, driusan, kiusan. Auslaute (außer dem nomina- tivkennzeichen -s [dem sogenannt unwesentlichen s] und den vielen endungen auf -s) folgende: gras, kas, las, nas, vas, mês, svês, vis (tranquillitas), vis (esto) desgl. lis, nis, dis-, ïs (is), ïs (ejus), hvis (cuius) I. gothische consonanten. linguales. þis ( τοῦ ); die endung -is in hatis, baris, riqvis, agis; die dative: mis, sis, þus; us (praep.), drus, eis, veis, máis, jus; die praet.: die praet.: dráus, kaus, láus; láus (liber), náus (cadaver), ráus (arundo); (die formen hs unten beim h ). Die aussprache des an- und inlautenden s. scheint unzweifelhaft und ganz die des neuh. senden, singen, hase, kiesen. Bedenken macht das auslautende, weil doch kaum zu glauben ist, daß der nom. ïs und gen. ïs oder beim nomen überhaupt der nom. -s und gen -is ein gleichlautiges s. gehabt haben sollten. Dazu tritt daß einige auslautende s. sobald sie inlante werden, in z umlauten, als þus, þuzei; jus, juzei, us, uzuh etc. Hiernach möchte man zweierlei s. annehmen, das ge- wöhnliche, wie es in gras, kas, vas, las, ráus, láus etc. stattfindet und das auch im inlaut bleibt; sodann ein milderes, das im inlaut z wird und in den flexionsendun- gen und partikeln, meistens in tieftonigen oder tonlosen silben vorkommt. Dieses letztere s ist in den übrigen mundarten entweder zu r geworden oder völlig abge- stoßen, wozu die geschichte der flexionen überall be- lege liefert; nähere verwandtschaft des goth. z mit dem r wird sich hernach erweisen. Ganz treffend scheint jedoch diese unterscheidung zwischen dem s der wur- zel und dem der flexion nicht, da sie eben jenen gen. ïs, -is nicht von dem nom. ïs, -s sondert, glaublich aber dem gen. ein schärferes s als dem nom. zusteht, weswegen das gen. s auch in den späteren mundarten fester gehaftet hat. Gleichwohl lautet der goth. gen. þis, hvis bei angehängtem -ei, -uh in þizuh, þizei, hvizei um, der zischlaut ist folglich trüber, als der in gras, grasis. Alles erwogen halte ich folgendes für die rich- tigste ansicht: der reine zischlaut geht progressivisch in unserer sprache verloren, vornämlich bei vorherstehen- dem vocal. Der Gothe besitzt mehr reiner s als irgend eine der übrigen mundarten und scheidet sie strenge von der liquida r , áis, kas, kasja, vasjan sind ihm ganz an- dere begriffe als aír, kar, karja, varjan; in den endun- gen pflegen aber die s schon getrübt zu werden und in- lautend in z umzulauten. Andere deutsche sprachen schreiten weiter, theils indem sie in- und auslaute der endungen in r wandeln und das r selbst abstoßen, theils sogar das wurzelhafte s in r übergehen laßen; alles all- mählig und schwankend, vgl. das alth. peri (goth. basi) I. gothische consonanten. linguales. aber noch haso (goth. vermuthl. hasa), wofür angelf. hara; alth. noch lôs (goth. láus) aber rôr (goth. ráus) ôra (goth. ausô) êr (goth. áis) etc. Auch bei den Rö- mern folgte in manchen wörtern dem älteren s ein jün- geres r (Schneider p. 341. 343.) und die lat. declin. zeigt einen umlaut des s in r , welcher dem goth. s in z gänzlich gleicht, selbst in identischen wurzeln, als aes, aeris; goth. áis, ázis. Das goth. s entspricht also im anlaut stets dem s der übrigen mundarten, im in- und auslaut bald ihrem s bald ihrem r. (Z) als anlaut ungothisch und nur in gr. namen wie zaíbaídaíus, zakarias etc. vorhanden, woraus jedoch die aussprache ds ( ζ ) erhellt, der laut ist nicht sowohl schwächeres, als durch die vorschlagende media d ge- hemmtes s; offenbar ein zusammengesetzter buchstab. In den inlauten muß es als ein umgelautetes s betrach- tet werden, wohin selbst zusammenziehungen ganzer wörter gehören, vgl. Luc. 3, 1. Filippáuzuhþan. Die wichtigsten fälle (außer angeführten und noch anzufüh- renden verbindungen lz . nz . rz . zd . zn . zv .) sind a) die flexion des comparativs -ôza, -iza , der ursprung ans s folgt aus dem adv. máis und dem st des superlativs. b) die des gen. fem. sing. und des gen. pl. der adjective auf -áizôs -áizê , c) der II. passivi auf -aza -ôza . d) die anhängung der partikeln uh und ei , als: vileizuh (visne), uzuh, andizuh, dizuh, þanzei, þuzei, juzei. e) vermischte fälle: uzêta, uzôn, háizam (taedis), haz- jan. azêts, aqvizi, riqvizeins, barizeins, hatizôn, sáizlêp (st. sáislêp). Setzt dieses z immer ein umgelautetes s voraus, so kann es selbst kein auslaut seyn, inzwischen findet sich aiz (st. áis) und riqviz (neben dem richtige- ren riqvis) geschrieben, weil vocalanlaute folgen. Übri- gens ist der umlaut des s in z von dem des b in f (oben s.55.) und d in þ (oben s. 62.) darin verschieden, daß er in diesen beiden fällen als auslaut, in dem ge- genwärtigen aber umgekehrt als inlaut erscheint. An schärfe steht allerdings das s dem f und þ, an milde das z dem b und d zu vergleichen; nur kann man s in den hier erörterten formen nicht wohl für den um- laut halten, sondern daß dieser das z sey, ergibt der goth. gen. Mòsêzis (Μ ωσέως ) vom nom. Môsês (Μ ωσῆς ), und Faraízis von Faraís ( φαρὲς ). Zuweilen wird auch s statt z selbst geschrieben, so misdô neben mizdô und Joh. 7, 13. agifis st. agizis. — Das inlautende z wird E I. gothische consonanten. linguales. in allen andern deutschen mundarten durch r ausge- drückt, und entspricht nie dem alth. z und Ʒ. Gerade so geht die goth. form rs, zd in ein alth. rr, rt über. — gemination inlautender linguales. (TT) nur in: atta Daher Attila (Ἀ ττίλας , Ἀ ττήλας ), bei den Byzantinern auch Οὐίττιγις . und skatts. (DD) vaddjus. tvaddjê (duorum). daddjan. ïddja. ïddalja. (SS) missô. vissa. usstass. usqviss. knussjan. assarjus (aus dem lat. assarium); die endungen -assus -nassus. Die zusam- mengesetzten þ und z geminieren nicht. Schein- bare, aber nicht wirkliche doppelung, vielmehr bloße assimilation sind die partikeln: aþþan, áiþþáu, uþþan, miþþan, niþþan, duþþê, in allen schließt die erste silbe mit dem einen, und beginnt die zweite mit dem an- dern þ; jeder geminierte laut fordert aber einsilbigkeit, (s. unten am schluß der goth. buchstabenlehre). — tt auch nord. tt , alth. tz ; dd hat weder im nord. noch alth. seines gleichen, das nord. dd ist ganz was anders; nach der analogie von vaddjus, nord. u. alth. vallr, wal, scheint das goth. dd in ll überzugehn und aller- dings berühren sich d und l, dd und ll (sedda: sella. Schneider p. 255. 256.). Für die aussprache des goth. dd vgl. die eigennamen Addei (Α᾽ δδὶ ) þaddáins (Θ αδ- δαῖος ) saddukáieis ( σαδδουκαῖοι ) etc. Die gemination ss gleicht sich in allen deutschen zungen. Die wichtigsten lingual verbindungen sind: 1) anlautende, die das glossar weist. TR (kein tl. tm) TV (bloß tva, duo und die ableitungen). DR (kein dl). DV (bloß dvals). þL (þlasnan. þlaqvus. þlaíhan. þliuhan). þR (þrafstjan. þragjan. þreihan. þramstei. þriskan. þri. þriutan. þrutsfill. þV. (þvahan. þvaírhs). SK. SL. SM. SN. SP. SPR. (spráutô) ST. STR. SV. welche sämmtlich scharf gleich den lat. sc, sp, st (denen romanische mundarten sogar ein e vorschoben) anlauten. — Die unterschiede tv . dv . þv . vermischt das hochdeutsch allmählig und wandelt auch dv und þv in zw , das eigentlich nur dem goth. tv entspricht. Merkwürdig der übergang des þl (nicht des þr ) in sl der übrigen mundarten; die anlautenden asp. th und ph wechseln sonst im deutschen nicht, bekanntlich I. gothische consonanten. linguales. aber in andern sprachen (russisch oft f statt th), zu- weilen im deutschen inlaut (vgl. eftho und eththo). 2) inlautende. TL. TR. þL. þM. þR. gründen sich sichtbar auf syncope. vgl. sitls, báitrs, snutrs, maþl, máiþms, qviþrs. SL desgleichen (vorhin unter ms. ns. angegeben). Wichtiger folgende: SK faskja. gaþrask. fisks. atisks. mannisks. háiþivisks. SN. asneis. fulhsni. hláivasnôs. SQV. hnasqvus. vrisqvan. ST. brusts. lu- stus. krosts. vastja. fastan. þvasts. asts. gasts. rasta. qvistjan. svistar. drusts. ist beist. láistjan. áistan. blôstr. gilstr. vaúrstv. ( mst, nst oben bei den liq.; hst unten bei h.), in der ll. praet. entspringt st. durch zusam- menziehung: qvast, báust, láist etc. und es ist kenn- zeichen des superlativs. — ZD. huzd. razda. mizdô, muthmaßlich manche ähnliche, die in den bruch- stücken fehlen, als: uzd (cuspis) Diese wurzel uzd sichtbar in goth. namen, Ο ὐσδρίλας (al. rectius οὐσδίλας ) Ο᾽ σθας (? οὐσθας ) Procop. 4, 28. 3, 19; Ο ὐσδη- βαδος bei Menander (exc. de legatt. p.76. 77. 104. 105.) Osdulfus (conc. tolet. VIII.). Das goth. Ο ὐσθουίν wäre ganz genau das alth. Ortwin, das nord. Oddrûn würde dem Gothen nicht anders lauten können, als Uzdrûns. bruzd (aculeus) hazd (ornatus muliebr.) etc. obgleich sich nur die wurzeln, nicht die endungen bestimmen laßen. — ZG nur azgô. — ZN. razn, andavleizns, vielleicht auch anabuzns, wiewohl nur Stjernh. Marc. 12, 28. so liest, gewöhnlich anabusns. — ZV. izvis. ubizva. tuzverjan (haesitare). — Das verhältniß der for- meln zd . zg . zu . zv zu den übrigen mundarten ist bisher ganz übersehen worden; zd entspricht dem alth. rt , angels. rd , nord. dd ; zn dem angels. sn , nord. nn ; zv vereinfacht sich im alth. und nord. zu s wie ich aus opasa (ubizva) tosa (tuzverjan) Mit der zweizahl und unserm zweifeln, wie Reinwald meint, hat dies goth, wort nichts zu schaffen. und dem gewöhnlichen ausfall des goth. v (oben s. 60.) schließe zg geht über in sk, sch . — Mit zd stimmt die gr. form σθ , in μισθὸς sogar wörtlich mit mizdô, deren keins aus dem andern geborgt ist, wie das angelf. meord (alth. mërt?) klar zeigt. Vielleicht liegt das lat. merces den letztern formen nahe, während das böhm. mzda ersteren zufällt. E 2 I. gothische consonanten. gutturales. (H. J. G. K. Q.) gutturales . k tenuis; g media; die aspi- rata fehlt; h. der einfache, reine hauchlaut; j die media mit dem vocal i vermittelnd, wie v zwischen b und u; q stets mit v verknüpft und dieses qv nichts anders als kv, daher bloßes zeichen für einen beliebten doppel- consonanten. (K) streng von allen übrigen kehllauten geschieden. Die anlaute im glossar. Inlaute, bei vorausgehendem vocal: akeit Zu den beweisen, daß das lat, c vor e, i etc. den k laut ursprünglich und lange gehabt hat, (Schneider p. 244. 246.) kann aúrki (urceus) faskja (fascia) lukarn (lucerna) und auch dieses akeit gezählt werden, das die Gothen nebst andern wörtern aus dem Latein und schon vor Ulphilas zeiten angenommen haben musten. Dem richtig ausge- sprochenen acetum fügt fich auch die alt- und angels. form ekid, eced, während andere mundarten die gutt. mit der ling. vertauschen: dän. edike, schwed. ät- tikja, lett, ettikis, alth. eƷih. Letzteres wurde aufge- nommen, als bereits die spätere, zischende aussprache des lat. c galt und erst aus dem hochd. Ʒ erklärt sich nun das niederd. t und gar dän. d in dem wort, dessen wurzel- und endungsconsonanten auf den ersten blick bloß gewechselt zu haben scheinen könnten. — Der Gothe gibt auch Π όντιος durch Puntius. , akrs, rakjan, sakan, flêkan, têkan, lêkeis, rêkja, brikan, stikls, striks, vikô, bôka, sôkjan, vôkrs, lû- kan, lukarn, brûkja, kûkjan, áikan, láikan, táikns, áukan, leikan, reiks, siuks. Auslaute, die praet. sôk, brak etc. die acc. strik etc. die neutra leik, siuk und folgende pro- nomina und partikeln: ïk, mik, sik, þuk, ak, áuk. In den gr. namen drückt k sowohl κ als χ aus, zum beweis, daß der Gothe keinen laut für letzteres hatte, denn des zeichens X, welches Ulphilas für die zahl 600 als ziffer braucht, hätte er sich ohne anstand be- dienen können und keine verwechselung mit dem lat. x zu fürchten gehabt, da er ξ stets in ks auflöst. Ja er setzt in einem falle x und nicht k für χ , nämlich stets in dem namen Xristus, der gewöhnlich abgekürzt ge- schrieben wird; ohne zweifel überwog hier die heilig- keit der hergebrachten schreibung und die creuzgestalt, ungeachtet Xristus ausgesprochen wurde wie Krêta (Κ ρή- τη ) Tit. 1, 5. Doch stehet auch Joh. 6, 4. pasxa st. des gewöhnl. paska. — Dem goth. k laufen das nord. k und angels. c parallel, im alth. aber zerfällt es in k und ch . I. gothische consonanten. gutturales. (G) ebenfalls an- in- auslautend. Folgende inlaute (anßer den zusammengesetzten formen): agis. aglu. dags. faginôn. fagrs. magan. magaþs. magus. snaga. tagl. tagr. þragjan. mêgs. svêgnjan. vêgs. ligan. rign sigljan. sviglja. vigs. -dôgs. ôgan. svôgjan. hugjan. bugjan fugls. áigan. áugô. báugjan. láugnjan. geigan. idreiga. steigan. liugan. Die auslaute ergeben sich aus den fällen der inlaute; pronomen und partikel endigt nie auf g. Das bei der media b und d bemerkte schwanken in den aspirierten laut findet nicht statt, eben weil der Gothe keinen kehl- laut aspiriert. Allein bisweilen wechselt g mit dem bloßen spiritus h , als: aíh, áigum; juggs, juhiza; mehr hierüber beim h. — Das nord. u. sächs. g entspricht dem gothischen, der alth. laut schwebt zwischen k und g. (J) hat in der schrift das zeichen des lat. g, wäh- rend der goth. g laut durch das griech. Γ gegeben wird, dieses nimmt in der goth. alphab. ordnung die dritte, jenes die 15te stelle ein und folgt dem n, drückt daher (statt des gr. ξ ) die zahl 60 aus. — Es steht nur, wenn in demselben worte ein vocal darauf folgt, kann dem- nach nie auslauten, so wenig als das lateinische (Schnei- der p. 284.) wodurch es sich von dem sehr wohl auslau- tenden v unterscheidet. Seine aussprache mag der des hochd. jot gleichkommen, d. h. zwischen i und g, härter als jenes und weicher als dieses, dem Angelsachsen wird es gänzlich zu g. In allen fällen ist es consonantisch, begründet folglich keine filbe, sondern schließt sich an den folgenden oder vorhergehenden vocal. — Als anlaut erscheint es in: ja, jabái, jah, jái, jáins, jêr, ju, juggs, juk, jus, von dem diphthongischen ïup, ïumjô verschie- den, denn ïáins, ïèr, wenn sie stattfänden, würden triphthongisch seyn. Ob dieses j wurzelhaft, oder mehr gleichgültiger vorschlag sey, läßt sich zum theil aus der nord. sprache sehen, welche es meistentheils abwirft, vgl. ëf, jabái; ënn, jáins; âr, jêr; ûngr, juggs; ok, juk; ër, jus; doch in ja, ja bleibt es. Die alth. wirft es bis- weilen weg, z. b. in âmer, ëner neben jâmar, jëner. — Das inlautende j bezieht sich stets auf eine unwurzelhafte bildungsendung i zurück, der ein vocal nachfolgt. z. b. bajôþs, ija, frijái, namentlich zeigen es die schwachen subst, und verba, welche mittelst des i von den starken wur- zeln abgeleitet werden, als: fiskja (piscator), siujan (nere), gadráusjan (praecipitare) etc. man spreche zweisilbig bei- nahe: fiskga, siugan, dráusgan, nur etwas milder, als g. I. gothische consonanten. gutturales. Fällt in der veränderten flexion der hintere vocal weg, so kehrt j in seinen ursprünglichen vocallaut, als sivida (nevit) dräusida (praecipitavi t ). Die regel war schon oben s 37. bei dem I. entwickelt, so wie s. 58. bei dem V. gezeigt, daß sich die diphthongen ái und ei, bei fol- gendem vocal, nicht in aj, ej wandeln z b. armáiô, þáiei, habáiûh Ausnahme scheint vái (vae!) und vajamêrjan; bái und bajôþs. . Hier bleiben einige fälle zu erwähnen, wo Ulphilas schwankt, er schreibt sáian (serere) sáians (satus) saiada (seritur), aber saijands (serens) saijiþ (serit), gleich als ob neben der starken form saian eine schwache saïjan bestände. Er schreibt fijan (odisse), fijands (ini- mici) gewöhnlich, ausnahmsweise fiáis ( μισήσεις , Matth. 5, 43.) und fiand inimicum Matth. 5. 43 Neh. 6, 16); frijôn (amare), frijônds (amicus) aber friaþva (amor). Ich halte die elision des j. in fiáis, fiands, friaþva für ungenau, kommt schon letzteres viermahl so geschrieben vor und nicht anders. In fremden eigennamen wagt Ulphilas kein goth. j. einzuführen, wenn es bei folgen- dem vocal stehen müste; es heißt sowohl im anlante: ïakôb, ïèsus, ïôsêf etc. als im inlant: mariam (dreisilbig) zakarias (viersilbig), abiaþar etc. Die ausgaben verstoßen manchmahl hierwider, Junius hat Luc 8, 41. richtig ïaeirus, Marc 5, 22. unrichtig jaeirus. In Fuldas namen- register ist meist alles falsch. (H) an-in-auslautend. Inlaute (zwischen zwei vo- calen oder zw. vocal und unwesentlichem s.): aha ahaks. ahan. fahan fahên. fahêds. hahan. hlahjan. klahs. lahan. slahs. tahjan. þahan. þvahan. vahs. hôha. skôhs. vrôhs. faíhu. haíhs. taíhun. þlaihan. aúhjôn. faúhò. haúhs. teihan. þlaíhan. aúhjôn. faúhô. haúhs. teihan. þeihan. þreihan. veihs. liuhaþ. tiuhan. þliuhan. Von dem verbundenen h bald besonders. Der auslautenden, außer dem neutr. acc. imp. und praet. der inlaute, als: klah, vah, slah, skôh, srah, haihah. faúrhah, ganah, tánh — die parti- keln náuh, þáuh. jah, -ûh. Man übersehe nicht. daß das in- und auslautende h kein kurzes (einfaches) i selten u vor sich leiden, für -uh sind mir bloß drei fälle zweifelhaft, die anhangspartikel -uh, die ich eben daher lieber -ûh annehme, juhiza und huhrus. welche beide letztere aus -ugg contrahiert sind und daher viel- leicht ûh haben könnten. In allen fällen, wo die übri- I. gothische consonanten. gutturales. gen mundarten ein goth. i und u vor dem h erwarten ließen, zeigt sich ein aí oder aú , einigemahl vermuthlich ái, áu . Das gilt auch von dem ht. hs. hst., wird für die praet. pl. einiger starken verba, und für die ver- gleichende etymologie insgemein wichtig, fällt aber auf, da sich h so gerne nach kurzem a und zwischen zwein a einfindet. Letzteres geht so weit, daß gr. ei- gennamen, welche αα zusammenstoßen, ein h eingescho- ben wird, als: Ἀ βραὰμ , Ἀ αρὼν , Μ αὰθ , Ν αασσὼν , goth, Abraham. Aharôn, Mahaþ, Nahassôn; kaum andern sich berührenden vocalen, z. b. βεελζεβȣ ` λ, γέεννα , Ἰ σραὴλ , Γ αβριὴλ . Σ ιλωὰμ , Σ ιὼν , goth. baíaílzaíbul, gaíaínna, lsraêl, Gabriêl, Silôam. Siôn. mit ausnahme jedoch von lôhannês, Ἰ ωάννης , Bêþlaíhaím, Β ηθλεὲμ Alt- und mittelh. auch Israhêl, Rafahêl, Gabrihêl, Danihêl. Die lat. übertragung hat gehenna, Abraham, Johannes, aber nicht behelzebul etc. . Der Gothe liebt folglich den hauchlaut in der mitte zweier a, braucht ihn aber auch nach den diphthongen, nicht nach i und u, aus ähnlicher ursache meidet er das r vor diesen beiden einfachen lauten, obgleich sich hier einige seltene aus- nahmen finden (hiri). — Der anlaut h, insofern er mit keinem consonanten versetzt ist, gleicht sich in allen deutschen sprachen, wechselt auch nicht mit andern buchstaben; er mag bloß härter (ch) oder weicher ge- sprochen worden seyn. Fremde sprachen lehren genug übergänge des h in andere laute, namentlich in f und s; nicht unwichtig war es mir, das litth. sz häufig dem h (und in wörtern, wo die lat. unadspirierte gutt. c herrscht) gleich zu finden, z. b. szalmas, helm; szimtas, hundert; szirdis, herz; szuns, des hunds; szaltas, kalt etc. etwa wie den Franzosen ch = sch lautet. — gemination inlautender gutturales. (KK) nur sakkus ( σάκκος ) smakka (sicus, slavon. smokvenika, dalmat. szmokva) aíkklêsjô ( ἐκκλησία ) ur- sorünglich fremde wörter; dahin auch der eigenname Zakkáius (Ζ ακχαῖος ). (GG) ist häufig: aggvus. gaggs. laggs. glaggvus. vaggareis. draggkjan. driggkan. þaggkjan. þuggkjan. bliggvan. briggan. figgrs. iggqvis. siggvan. huggrjan. hrugga. juggs. pugg. tuggô, hat also nur nach einfachem vocal statt. In den fremden wörtern aggilus, áivaggêljô, Naggeis stimmt es ganz zu dem gr. γγ in ἄγγελος, εὐαγγέλιον etc., der Grieche gestatter es auch I. gothische consonanten. gutturales. nach doppelvocalen, z. b. ἤγγειλα (nuntiavi). Dieses goth gg wandelt sich durch alle andere mundarten in ng . ist auch gewiß von den Gothen mit nasallaut aus- gesprochen worden. Ob indessen Ulphilas die schrei- bung gg Sie war schon altlateinisch, s. Schn. p. 316. 317. denGriechen abgeborgt habe? bleibt eine andere frage und es könnte seyn, daß der goth. nasenlaut gg von dem heutigen ng verschieden war, etwa zwischen ng und hh schwebend, wofür theils der übergang von juggs, huggrjan in juhiza, huhrus, theils der umlaut áih in áigum (st. áihum) redet. — j und h geminieren nie. guttural verbindungen . 1) anlautende. KL. KN. KR. GL. GR; am wichtigsten für die hist. grammatik sind die mit h. HL. hlahan. hláibs. hláins. hláiv. hláupan. hláuts. hleibjan. hleidu- mei. hleiþra. hlifan. hlija. hliuma. HN. hnáivjan. hnasqvus. hniupan. HR. hráins. hráiv. hramjan. hrei- san. hrôpjan. hrôt. hrugga. hruk. HV. (wofür das ein- fache schriftzeichen ☉ dient) hvas (quis) mit allen ver- wandten. hvapjan. hvaþô. hvaírban. hváiteis. hveila. hveits. hvilftri. hvôtjan. Dieses h muß scharf vorge- schlagen haben, weil sich damit wörter wie hlahan (ridere) lahan (vituperare); hláibôs (panes) láibôs (reli- quiae); hlifan (furari) lifnan (superesse); hreisan (con- cuti), reisan (surgere); hvaþô (spuma) vaþ (ligavit); hveitjan (albare) veitjan (intendere) und andere, die nichts zusammen gemein haben, genan scheiden. Es findet sich noch in den übrigen ältesten mundarten auf gleiche weise, schwindet aber in den neueren allmäh- lig, wodurch nachtheilige vermischung und verlust mancher wurzel entspringt. Dem hr entspricht das gr. ῥ und lat. rh (Schn. p. 212 — 214.); dem hv zuwei- len das lat. qv. (hvas, quis) und litth. kw (hváiteis, kwetys); ich darf auch das gr. κλέπτης (hliftus) κλαίειν, κλάειν (hlahan, beides weinen und lachen bedeutet: schallen) anführen, um den merklichen und wurzel- haften vorschlag des h. zu bestätigen. Der böhm. sprache ist er noch geläusiger, indem sie anßer hl . hn . hr . hw . auch hb . und hm darbietet, die pohln. aber setzt g statt dieses h. — QV. wird von Ulphilas mit einem besonderen buchstaben geschrieben, der beinahe dem lat. u gleicht, allein in qv (oder kv) aufgelöst werden muß, nicht in qu, da auf ihn noch ein andrer I. gothische consonanten. gutturales. vocal folgt, namentlich n selbst, welches bei folgen- dem vocal stets zu v wird. Auch das auslautende qv entscheidet hierfür, z. b. vráiqv (curvum) sagqv (occi- dit), den andern fällen des auslautenden v vergleich- bar. — Die anlaute qv gibt das glossar, nur in dem einzigen qvrammiþa ( ἰκμὰς , Luc. 6, 8.) stößt ein con- sonant daran; das wort ist höchst verdächtig (vgl. Ulphil. illustr. p. 60.). 2) inlautende. Die formen kl . kn . kr . gl . gn . gr verra- rathen den ausgeworfenen vocal und scheinen für die buchstabenlehre unbedeutend. Bedeutender folgende: GM, nur bagms, es mag aber mehrere z. b. sagm (sella, olitellae) alth. saum, gr. άγμα , wo die ähnlichen δράγμα, νάγμα, τάγμα, πρᾶγμα, φράγμα, χαράγμα etc. auf das thema -άττω, -άσσω zurückweisen. gegeben ha- ben, scheint das nord. dm (badmr, fadmr), alth. baum. GV. QV. GGV. GGK, bei v und gg angegeben. GQV nicht gleichviel mit ggk, sondern v schlägt nach; gqv verhält fich also zu ggk, wie ggv: gg. Nur sig- qvan und ïgqvis, letzteres auch ïggqvis, Luc. 19, 31. sogar ïnqvis (Jun. ïzqvis. Stjernh. ïzvis) geschrie- ben. — HM. ahma, hiuhma. milhma. HN. þraíhns. — HR. huhrus. svaíhra. — HS. ahs. saíhs. veihs. vahsjan. taíhsvô. niuhseins. fulhsni. rôhsn. aúhsns. vaíhsta. maíbstus. vahstns. skôhsl. Dies hs entspricht dem gr. ξ und lat. x. vgl ἑξ, δεξιὸς , sex, dexter mit saíhs, taíhsvs, ist aber nie anlaut. Die gr. ξ in eigenna- men gibt Ulph. durch ks (Alaiksandrus. Arfaksad) wel- ches ks in keiner goth. wurzel, sondern nur bei ver- bindung des geschlechtszeichens mit dem k der wur- zel vorkommt (reiks, siuks). — HT. mahts. nahts. ahtáu. vahtvô. uhtvô. raíhts. vaíhts. slaíhts. frisahts. insahts. innagahte gaþlaíhts. þlaúhts (Marc. 13, 18. þláuhs) daúhts. draúhts. saúhts. raúhts (rugitus). daúh- tar, und die praet. mahta, aíhta, þahta, þuhta, ôhta, vaúrhta, faúrhta. Alle ht wandeln sich nord. in die gemination tt ; entsprechend ist das lat. ct (octo, noctis, rectus). — HV, oben unter v angeführt, dem ahva entspricht das lat. aqva. Nach abgehandelter goth. buchstabenlehre eine an- merkung über assimilationen bei Ulphilas zwischen zwei sich berührenden wörtern. Der fall ist, wenn ein pro- I. althochdeutsche buchstaben. nomen oder eine partikel mit þ beginnt und eine vor- hergehende partikel oder ein pronomen mit vocal oder h oder ebenfalls mit þ schließt, so inclinieren beide wörter und assimilieren häufig ein doppeltes þ, als: duþþè, (Matth. 27, 8.) miþþan, ûþþan, niþþan, aþþan áiþþán Dieses allein weiß ich kaum genügend zu zerlegen; zwar der hintere theil, die partikeln þáu, ist klar, was aber áiþ oder aíh bedeute? nicht. Vgl. das alth. ëddô, odô angels. oððe. , náuþþan, þáiþþan (Rom. 12, 4.) sumáiþþan (Matth. 26, 67. Joh. 11, 46.) jaþþans (Tit 1, 9.) jaþ- þuk (Philem. 19.) — statt du þè, miþ þan, ûh þan, nih þan, at þan, náuh þan, þái þan, sumái þan, jah þans, jah þuk; häufig stehen beide wörter getrennt und auf die letzte weise. Die ambros. hss. scheinen die assimi- lation noch auf andere consonanten zu erstrecken, ich finde janni (Matth. 25, 42, 43, 44.) jassa (Matth. 26, 2, 71.) statt jah ni, jah sa (wie der cod arg. Matth. 26, 71. hat). Matth. 5, 37. bindet sich auch das hülfszeitwort mit der partikel: sijáiþþan f. sijái þan, doch nie andere verba oder nomina z. b. für þái þaúrnjus dürfte nicht þáiþþaúrnjus vorkommen. Althochdeutsche buchstaben. Es ist kein alth. sprachdenkmahl vorhanden, das uns die verhältnisse der buchstaben so fest bestimmte, wie Ulphilas die der gothischen; viel genanigkeit zeigt sich in Notkers werken. Ein anderer anstoß macht aber noch mehr zu schaffen, bei Ulphilas lag eine einzige, sicher begränzte mundart vor; hier begegnen wir ver- schiedenen, zwar nahe verwandten und verfließenden, allein manche besonderheit kundgebenden mundarten, deren gränzen, weil die quellen zu dürftig oder land- schaftlich ungewiß sind, sich eben nicht deutlich dar- legen laßen. Wenigstens jetzt noch nicht; vielleicht daß es zukünftig gelingt, hinreichende eigenthümlich- keiten des alemannischen, bairischen und fränkischen dialects oder noch mehrerer, abzustecken und hernach buchstaben und formen eines jeden derselben für sich zu behandeln. Alle einzelnen spuren solcher besonder- heiten werde ich sorgsam herausheben; wer erwägt, wie in den zeiten des 7. bis zum 11 ten jahrh. von welchen es sich hier zunächst handelt, die früher mehr I. althochdeutsche vocale. bewahrte nationalität der hochdeutschen völkerschaften politisch in einander übergehen und sich berühren muste, wird das bedenkliche der untersuchung zugestehn. Wei- chen doch denkmähler, die beide an einem und dem- selben ort, wenn schon nicht gleichzeitig, hervorgegan- gen sind, ich meine Keros und Notkers arbeiten, in manchen lautverhältnissen so bedeutend von einander ab, daß man kaum geneigt bleiben dürste, sie der näm- lichen mundart zuzuschreiben. Althochdeutsche vocale. Ich werde zuerst die einfachen, dann die gedehn- ten Die runenalphabete drücken unter den vocalen eigentlich Die gedehnten aus und benennen auch sie vorzugsweise. , endlich die übrigen doppelten vocale abhandeln. Die ganze reihe scheint vollständiger und mitunter fol- gerichtiger als die gothische, was größtentheils aus der mannigfaltigkeit der mundarten, zum theil von den um- lauten, die der Gothe nicht kennt, herrührt. (A) a, der reine laut in unzähligen wörtern (durch spätere runen von dem â unterschieden und ask be- nannt), völlig dem goth. a gleich, seine kürze noch wirksam in dem anhebenden und steigenden verdoppeln einiger consonanten, namentlich des darauf folgenden f und Ʒ. Von der verwandtschaft des lat. kurzen o ließen sich die beispiele mehren, vgl. mani, manòn, rat etc. mit monile, monere, rota In deutschen mundarten selbst ist der übergang des a in o höchst selten, doch gehört dahin halôn (arcessere) J. T. und gl. jun. 196. — aber holôn. O; vgl. den wechsel der adj. endung -aht und -oht ; auch unten die bemerkung beim diphth ou . ; aber auch die von ein- stimmendem a, als: aha, aran, gans, nasa, waba, fater, palz vergl. mit aqva, arare, anser, nasus, favus, pater, baltens. Den Römern ist also wohl zu trauen, daß sie in deutschen eigennamen wie batavi, chamavi, marco- manni, vandali, chatti, marsi, langobardi, mattium, mannus, vangio, arpus, araris, vahalis etc. den laut des a getroffen haben Glesum, Tac. Germ. 45 Plin. hist. nat. 4, 30. 37, 11. werfe man nicht ein; es wird einem nördl. volksstamm zuge- schrieben und stimmt mehr zum nord. gler, als zum hochd. glas. ; in den beiden ersten zeigt I. althochdeutsche vocale. sich die silbe ba- cha- unstreitig kurz. Zugleich geht hervor, daß in jener frühen zeit noch an keinen um- laut des a bei folgendem i zu denken ist, vgl. arminius, albis, scaldis, amisia, aliso, arpus, canninefas, ascibur- gium, angrivarii etc., da die Römer, wenn sie hier kei- nen a laut hörten, gewiß ihr e geschrieben hätten; er- weislich lauten gerade diese wörter später um, vgl. erbe, elbe, schelde, ems, escheburg, engern. Es fragt sich also überhaupt: wann hat der umlaut des hochd. a in e begonnen? Dies wird hernach bei dem e näher gezeigt werden, hier sind vorerst aus der früheren zeit weitere belege für die ungeschwächte kraft des a anzu- führen, aus Ammianus Marc.: agilimundus, hariobau- des, laniogaiso, carietto; aus Vopiscus: halidegastes. In den diplomen vom 6-9. jahrh. unzählige namen auf adil- (st. adal), agil-, albi-, amil- (st. amal), ari-, angil-, magin-, ragin- etc. in welchen später entschie- den das a in e umlautete. Da aber eigennamen halb außer dem laufe der eigentlichen sprache liegen und in ihnen die alten laute länger haften; so können sie nicht die zeit des völligen untergangs des a in dem e lehren. Nachstehende belege sind daher aus den alth. denkmäh- lern selbst geschöpft. Die gl. ker. haben: flazzi (area) kidrawit (minitatur) piwarjan (prohibere) furisazzju (praepono); die gl. hrab. alpiƷ (cignus) harjôn (praedari) harti (durus) etc. die gl. cass. farhir (porci) chalpir (vi- tuli) cansî (anseres) hanîn (gallina) anti (et). Isidor hat noch: angil, gardhea (virga), salbídha (unctio) mahtîg (potens) aldin (veteris) dhrîfaldin (trino) forasagin (pro- phetae) chiscaftim (creaturis) bînamin (cognomine) arbes (haereditatis) andine (fronte) chiwaldidha (potestas) stan- dit (stat). Kero: starchisto (fortissimus) tagalîh (quotidia- nus) managî (multitudo) kihaltida (observantia) lantscaffi (provincias) antfangida (acceptio) armida (miseria) alti- nôn (dissimulare) kihalsit (amplexus) unmahtîg (infirmus) zaharim (lacrimis) salmin (psalmo) karawit (parat) armi- hërzèr (misericors) etc. Otfried: ganzida (salus) sarphida (acrimonia) zaharin (lacrimis) mahtin (viribus). Tatian: arni (messi); doch es wäre überflüßig, in beispielen fort- zufahren, meine ansicht ist folgende. So weit die älte- sten quellen alth. sprache hinaufreichen (gewiß ins 8te, vielleicht ins 7te jahrh.) erblicken wir den reinen a laut, sobald ein i der endung nachfolgt, nicht mehr ausschließlich, wie früher, sondern daneben den um- laut e. Das verhältniß schwankt, doch vielleicht nicht I. althochdeutsche vocale. gesetzlos, sondern nach stufen. 1) wurzeln deren ā bloß ein einfacher consonant folgt, mögen höchstens noch im 7ten oder anfang des 8ten den vocal vor dem umlaut geschützt haben, z. b. warjan (defendere) hari (exerci- tus) halid (heros). Später hieß es werjen, heri, helid, selida (mansio), sicher im 9ten nie anders. Ausnahme machen etwa zusammensetzungen, wo sich oft das alte (wie in eigennamen) befestigt; so hat man von pînamo, sorasago den gen. pînamin, forasagin fortgeduldet, wäh- rend vom einfachen namo bereits nemin galt; J. 406. sogar alilendi (captivitas) wo sonst gerade das umge- kehrte elilandi natürlicher scheinen müste. 2) ist hin- gegen position in der wurzel, so hegt sie den reinen laut länger, daher noch im 8. 9ten jahrh. arbi, mahtin, angil, -scaffi, arni etc. nur allmählig immer seltner und neben dem umlaut. Bei Isidor pînamin, angil, arbi; bei Kero pînemin, engil; in gl. doc. noch paldida (au- dacia) zurgangida (destructio), Otfr. und Tat. beldida, flezzi, nezzi, Notker zegengeda. 3) über eine mitt- lere silbe hin wirkt das i früher noch nicht den um- laut in die wurzel, daher zaharî, starachist, garawit; in solchen fällen behält selbst Notker, der es sonst fast beständig Scheinbare ausnahmen scamil (scabellum) 98, 5. scadil (no- civus) 100, 2. gagen (contra) etc. die alte endung war a , scamal, scadal, gagan und das i steht fehlerhaft für ton- loses e. umlautet, das alte a bei allendî (captivitas), garewet, bis sich noch später auch hier der umlaut ein- drängt, mittelh. gerwet. Je eher man sich an die con- traction gewöhnte, desto leichter, daher schon alth. sterchî (fortitudo). — Die wahrnehmung dieses natürli- chen, in dem buchstabenverhältniß begründeten stufen- gangs scheint mir schon hinreichend die meinung abzu- weisen, daß der umlaut des a in e jederzeit bestanden habe, aber zuerst gar nicht Von dieser nichtschreibung eines vorhandenen umlauts, die allerdings für sich hat, daß die schrift der veränder- lichkeit der laute nicht auf dem fuße folgt und oft ganz zurückbleibt (wie im englischen), fällt mir ein hierher gehöriges beispiel ein. Die Franzosen schreiben païs, ayant und sprechen peïs, eyant. , dann ungenau, endlich durchgängig im schreiben bezeichnet worden sey. War- um schrieb man denn in der ungenauen zeit niemahls hazi, halid, salida? oder in der ältesten niemahls selbi- da, ermida? Und wirkte das i stets einen gesprochenen, I. althochdeutsche vocale. wenn auch ungeschriebenen umlaut bei dem a, so müste das nämliche für andere vocale behauptet werden, de- ren umlaut später in schrift und aussprache vortritt. Wäre dem aber so, warum sollte man sich nicht auch, wenigstens zuweilen, damit abgegeben haben, ihn in der schrift auszudrücken? Alth. quellen weisen jedoch kein beispiel vom umlaut des â in æ, des ô in œ, des o in ö, des u in ü, wohl aber beginnt der des û in iu mit dem 10. jahrh. schwankend. Auch scheint es mir von jeher der hochdeutschen schreibung eigen ge- wesen. sich treu und soweit die mittel reichen, nach der aussprache zu richten. (E) e, zerfällt in zwei ganz verschiedene laute, die sich in der aussprache zwar ähnlich sind und gewiß in der heutigen mehr vermischen, als in der älteren; noch im 13. jahrh. reimen genaue dichter wörter mit beiderlei e nicht aufeinander. Ihre verschiedenheit geht aber auch deutlich aus ihrem ursprung hervor. Gleich- wohl werden sie niemahls von einander ausgezeichnet, sondern in allen alt- und mittelh. hss. mit dem nämli- chen buchstab geschrieben. Ich war lange unschlüßig, welche schickliche bezeichnung einzuführen sey und trete mit dem, was ich jetzo vorschlage Erst hatte ich das litth. einpunctige e gewählt, zog aber hernach das zweipunctige vor, das sich in den meisten druckereien befindet. Lachmann setzt ę für mein e und e für mein ë. Das ę ist historisch und aus lat. hss die es für ae schreiben, in alth. und nord. übergegangen, die es denn gleich dem æ für ê, zuweilen für ë und e gebrauchen (s. unten beim ê, aus diesem schwanken und diesen aus- nahmen wollte ich keine regel machen. Das ë schien mir beßer den dem i näheren laut zu bezeichnen und beßer dem goth. aí, nord. ia (woneben auch ë gilt) etc. zu ent- sprechen. Nimmt man es an, so bleibt das gewohnte e fürs umlautende a und kein ę wird nöthig. — Umgekehrt möchte manchen das ë für den umlaut, das e für den aus i oder aí entspringenden laut gefallen, wodurch theils die sich so analogeu e und o (aus u und aú entspringend) — theils die umlautszeichen ë, ö, ü auf eine reihe kämen. Allein dann hätte man offenbar nicht ë, sondern ä für den umlaut schreiben müßen, was doch einsprache leidet. — Nicht unbedeutend für die ansicht des e-lauts überhaupt scheint, daß die alten runen ihu durchaus nicht bezeichnen, weder e noch ë, sondern beide mit a oder i ausdrücken. Zwar die sächsischen geben später ein e-zeichen, wel- ches sie ehu (equus) benennen; man kann es aus dem nord. gern zurück, I. althochdeutsche vocale. wenn sich eine vorzüglichere finden läßt, merke auch ein für allemahl an, daß der unterschied lediglich auf das hoch- und allenfalls tieftonige e anwendbar ist. Von dem unbetonten und stummen kann gar nicht mehr gesagt werden, ob es wie e oder ë laute, keins von beiden würde dafür ausreichen, da es sich selbst aus dem o, i, u und andern lauten entwickelt. Für das tonlose und stumme e werde ich mich also des ge- wöhnlichen zeichens fortbedienen, es mag nun aus ei- nem alten ë, i, o, u oder aus noch andern entsprun- gen seyn. Dergleichen tonlose e häufen sich freilich erst recht im mittel- und neuhochdeutsch, zeigen sich aber schon in den ältesten denkmählern unserer mundart, z. b. in dem worte fater und ähnlich endenden, wo man nie der endung -ar oder -ir begegnet. Dieses e ist kein wurzelhaftes e (d. h. umlaut des a), denn wo wäre die umlautwirkende endung i? ebensowenig läßt sich darin ein ë, a, i, u mit sicherheit nachweisen, de- ren es jedes gewesen seyn könnte. Man vergleiche die nord. sorm fadir; auch da scheint die tonlose endung kein eigentliches i zu seyn, weil sie nicht den umlaut des a erregt. Der Gothe kennt kein solches e, sein ê in dem gen. pl. entspricht dem alth. ô und überhaupt sind alle vocale seiner unbetonten endungen noch ge- nau bestimmt, während sie im alth. schon bedeutend schwanken Mehr unten, bem. . zu den alth. voc. . Hier also wird bloß von dem e und ë in der wurzel gehandelt. Das e , welches als umlaut des a, verursacht durch ein nachfolgendes i oder î betrachtet werden muß, hat sich nach dem vorhingesagten, vermuthlich seit dem 6. und 7. jahrh. entwickelt und in den folgenden fort- schreitend ausgebildet, so daß es von dem 12. 13ten an in jenem falle gänzlich das a vertritt. In den aufbe- haltenen deutschen eigennamen vom iten bis zum 6ten findet sich, wie im gothischen überhaupt, gar kein sol- ches e, sondern alle scheinbar darin vorkommenden weisen sich entw. als ë oder als ê aus. Nach dieser zeit fangen die e an, glaublich zuerst in silben ohne po- sition (daher die eigennamen eribo. helidbërt, heribërt, neribërt, werinhart, megilo, meginrât, reginhart etc.) jôr, gen. jôs oder aus eikr erklären. Sicher aber bedeutet diese rune nicht den umlaut des a, sondern entw. ë oder das gedehnte ê. Das lat. equus hat ein kurzes e . I. althochdeutsche vocale. dann auch in positionellen (engilràt, nendilo, eskirîh u. a.). Die gl. cass. haben schon: zendi (dentes) lenti (renes) lempir (agni). Isidor zeigt: nemin (nominis) hebit (habet) meghin (virtus) stedi (loco) redha (ratio) edhili (genus) sweri (jura) mendit (gaudet) chisendit (missus) wendu (verto) chimengid (mixtus) festinôn (fir- mare) endi (et) heftida (fixit) nerren (salvare) restida (mansit) etc. Kero: megi (poterit) ekî (disciplina) fre- midi (peregrinus) selida (mansio) nemin (nomine) eribun (heredes) redja (ratio) zelita (numeravit) kremita (afflixit) enkemu (angusto) autlengan (respondere) gispenstim (sua- sionibus) refsì (argue) unsemftî (durities) engilum (ange- lis) skemmist (brevissimum) etc. Das übergewicht des e hat sich deutlich entschieden und es wäre überflüßig aus späteren denkmählern weitere belege beizubringen — Überall ist dieses e offen und einfach wie in dem heu- tigen: menge, ende, fremd auszusprechen oder wie das lat. e in perennis, ineptiae etc. welche ganz auf gleiche weise für umlaute des a gehalten werden müßen. (Schnei- der p. 9.). Es wechselt mit keinem andern vocal, man müste denn das unten bei dem w näher zu besprechende schwanken zwischen ew und ôw hierhernehmen wollen. Das ë lautet geschloßen und unsicher, zwischen dem i und einem doppellant schwebend, (wie noch heut zu tage in: leben, degen, geld, werden und etwa das lat. in sex, dexter, verto, fero) scheint aber schon von früh- ster zeit an so bestanden zu haben. Wir finden es bei den Römern in wörtern, denen entschieden ein i ge- bührt, als sëgestes, sëgimêrus, sëgimundus, hërmunduri, hërminones, treviri, vënedi, wo aber niederdeutsche mundarten gleichfalls ë eingeführt haben, z. b. sëge, sëde (victoria, mos). Strabo schreibt: σεγέστης (al. σαιγέστης ), ἑρμόνδοροι, μέλων (offenbar milo) und daneben: σαιγιμῆρος (al. σιγιμῆρος ) βαιτόριτ . Dem hochd. ë entspricht es in hërtha und andern, vermuthlich in vëleda, gëlduba. Dem römischen ohr schwankten diese wörter zwischen ë und i, welches andere haben als: visurgis, (visara, später wëser) frisii (niederd. frësen), cimbri, brinno (ein canninefas, Tac. hist. 4, 15, womit das bekannte βρέννος , Pausan. 10, 19 etc. zu vergl.); zur näheren bestimmung dieses unsichersten lauts folgende sätze 1) ihm entspricht das goth. aí (nicht ái) bei folgendem h und r, vergl. sëhs (sex) rëht (rectus) wëht (aliquid, gewöhnlicher wiht), sëhan (videre) zësawa (st. zëhsawa, I. althochdeutsche vocale. dextera) ërren (seducere) bëran (ferre) fërsna (calx) hërza (cor) etc. Jenes αι bei Strabo für ë oder i ist merkwürdig, da auch lat. schriftsteller das goth. und byzant. aí durch ë ausdrücken (oben s. 46.). Diph- thongen entwickeln sich wohl aus zus. gezogenen ein- fachen vocalen mehrerer silben, nicht aber aus einzel- nen einfachen; umgekehrt treten einfache später an die stelle älterer doppellaute, wie das lat. ai, ae zu ê und selbst zu kurzem e wird (Schn. p. 53. 55.). In unseren wörtern scheint mir daher aí älter und ë jün- ger, letzteres ist entschieden kurzer, aus der mischung wieder einfach gewordner laut, der zuweilen in das kurze i übergeht, wie die wörter sihu (neben sëhu, goth. faíhu) und mist (misit, früher wohl mihsit, goth. maihstus) darthun. 2) in den wörtern, wo dem ë kein h und r folgt, ent- spricht das goth. i, vgl. gëban, lebèn, rëgan, lësan, weg, hëlfan, gëlt etc. mit giban, liban, rign, lisan, vigs, hilpan, gild. Manche können wir nur nicht in den goth. bruchstücken vergleichen, so z. b. würde dem alth. zëpar (oblatio) ein goth. tibr entsprechen; überall scheint hier ë wiederum jünger als i theils weil in ganz analogen consonantverhältnissen das i ge- blieben ist (denn warum sollten sibun, ligan, himil, gibal etc. andern gesetzen folgen als gëban, dëgan, në- man, nëbal etc.?) theils im niederd. die verwandlung in ë noch weiter umgreift (vgl. sëven, hëmel, gë- bel u. a. m.). 3) die innige verwandtschaft aller alth. ë, sowohl der aus dem goth. ai als i stammenden, mit dem i sließt aus dem vortreten des i in gewissen flexionen und ableitungen der wurzeln, die das ë an sich tragen. Hauptfall ist der sing. praes. starker conj. vgl. wër- fan, wirfu, wirfis, wirsit; gëban, gibu, gibis, gi- bit und alle ähnlichen. Sodann ableitungen: knëht, giknihti (famulitium); thëgan, githigini; gëlstar (tri- butum) gilstrjo (tributarius); wëtar, giwitiri; stërro, gistirri; sëdal, gisidili; bërg, gibirgi; fëld, gifildi; — ërda, irdisk; sterban, stirbig; spër, spirili (sagitta); scërm (defensio) scirmen (defendere); bëran, birig (fer- tilis); ferro, irsirrên; hërza, gahirzan (concordare) etc. Hier entspringt die bedenkliche frage: gibt es einen umlaut des ë in i? scheinen die angeführten fälle nicht andern, wo der umlaut offenbar ist, analog? F I. althochdeutsche vocale. nämlich in der conj. dem praes. malan, malu, melis, melit etc. in der ableitung dem man, mennisk; hasal hesilîn (colurnus), tanna, tennîn (abiegnus). Näher erwogen vermag ich keinen umlaut des ë in i anzunehmen, a) der umlaut trübt den reinen vocal, i aber ist selbst einfacher, reiner laut. b) die endung i müste dann überall das ë umlauten, nie aber wird man zu hërza den gen. hirzin finden. c) die endung i lautet a in e um, faran, ferit, ferjan (transfretare); aber so bald sie wegfällt, hört der umlaut auf, daher faru (veho) und im imp. far! mal! (mole). In unsern fällen waltet also ein anderes gesetz, denn es heißt neben gibit, wirfit auch gibu, wirfu, gip! wirf! Die ableitungen irfirrên, gahirzan zeigen ebensowenig ein endungs-i. — Aus diesen gründen halte ich das mit ë wechselnde i für keinen umlaut, vielmehr für den in gewissen flexionen und ableitungen länger haften- den, ursprünglichen laut, der von der endung unab- hängig sich zuweilen noch fester erhalten (z. b. durchs ganze verbum ligan), zuweilen ungeachtet der endung verloren hat (z. b. von knëht heißt das adj. knëhtisk, nicht knihtisk). Vgl. was unten über die ähnliche er- scheinung des u statt o, des iu statt io gesagt wer- den wird. 4) die beobachtung des richtigen lautes e und ë unter- scheidet viele wörter, z. b. bëro (ursus) beri (bacca); hëra (huc) heri (exercitus); namentlich starke verba von den abgeleiteten schwachen z. b. ginësan (sanari), ginerjan (sanare); gizëman (decere), gizemjan, (do- mare); bëran (ferre), berjan (ferire) etc. 5) einige doch seltene übergänge des ë in o erinnern an das parallele angels. eo und die oben s. 44. bemerkte verwandtschaft des lat. o, überhaupt aber an das ab- lautsverhältniß zwischen nëman und ginoman. Ein merkwürdiges beispiel ist Otfrieds worolt, da alle an- deren alth. quellen wëralt haben. Aehnlich wola (bene) O. T. N. und wëla K. gl. jun.; so wie das subst. wolo (opes) alts. wëlo, angels. wëla; oder muß statt ë ein ê stehen? vgl. goth. váila und im verbum das ältere wëllent mit dem späteren wollent, wobei das lat. bonus und bene (mit kurzem e), volo und velle selbst erläutern. Vgl. oba (num) goth. ïba, nord. ëf, und das alth. wëhha (hebdomas) goth. vikô mit dem mittelh. woche; endlich das alth. quëman und quëna I. althochdeutsche vocale. mit dem mittelh. komen und kone. Die formenlehre wird fernere belege liefern, z. b. in dem pronom. nihhein und nohhein. (I) i steht dem goth. i gleich. hat aber beschränktern umfang Die einzigen auf i auslautenden einsilb. wörter sind die negation ni und partikeln bi- gi-, die aber bei N schon ne und pe, ke lauten (d. h. në, pë, kë). , da, wie wir eben gesehn, viele goth. i zu alth. ë geworden sind. Dabei macht sich wieder die vorhin beim a mitgetheilte bemerkung geltend, daß vo- cale mit folgendem einfachen cons. den laut leichter wechseln, die mit position ihn länger halten, vgl. gëban, wëban, ëban, wëg, thëgan, rëgan, hëlan, stëlan, nëman, wësan, lësan etc. wo im goth. i steht und andrerseits wildi, willo, zimbar, bindan, windan, ring, hinkan, ginnan, plint, thinsan, rippea, fisk etc. Nur laßen sich doch nicht alle fälle hiernach regeln; ausnahmen treten auf beiden seiten über. So sind die formen id meistens dem i treu geblieben, als nidar, widar, fridn, lidî (membra), ausgenommen qvëdan (dicere) vgl. den eigennamen Sido, Tac. ann. 12, 29. hist. 3, 5. Vibilius, ann. 2, 63. 12, 29. idistaviso, ann. 2, 16. oder wäre Sîdo, Vîbilius etc. zu setzen? ; einige auf ib , als: biba (tremor) sibun, nebst andern namentlich einsilbigen und partikeln: himil, in, miti, hina, ir (ex); pronomina mir, dir, is (ejus) imu, im, inan, ira, iru, aber im nom. ër und ëz (goth. is, ita) so wie zër- (goth. dis-). Einige schwanken nach verschiedenheit der denkmähler, z. b. scif (navis) O.; scëf M. T. N. gl. hrab. jun. und Ried no. 43. — die alten runennamen haben noch gibu st. des späteren gëba (donum), ebenso wechseln wissa und wëssa (scivit) etc. — in gewissen flexionen und ableitun- gen tritt das alte i hervor, wie oben beim ë angemerkt worden ist, es mag position in dem wort seyn oder nicht, eben so bleibt in den ablauten midun, ritun, scinun etc. das i stets unversehrt und geht nie in ë über. Endlich merke man, daß einige alth. i auch dem goth. aí ent- sprechen, also in den formen ih und ir , vgl. fihu, hirtî, wirs (pejus); sogar pittar dem goth. ái in báitrs (s. oben s. 45.) (O) o, wird gleich dem e in den runen nicht aus- gedrückt, mangelt auch in der gothischen sprache Ungeachtet dieser ähnlichkeit mit dem ë, um derentwillen auch das o kein ursprünglicher und einfacher deutscher . F 2 I. althochdeutsche vocale. Es verhält sich genau zu dem u, wie das ë zu dem i, nämlich beide o und ë scheinen abweichung von dem ursprünglichen u und i; gerade wie bei folgendem h und r das goth. aí in das nämliche ë übertrat, so ent- spricht in gleichem fall dem goth. aú das alth. o; end- lich wie dort schwankt auch hier die verwandlung und ausnahmsweise hat sich das alte u erhalten. 1) schon die ältesten von den Römern aufbewahrten for- men der deutschen eigennamen zeigen dieses o, vgl. marobodvus, gothini, gothones, osi, fosi, mosella, mosa In beiden slußnamen mosa (die maas, franz. meuse) und mosella (die mosel) wird das o corripiert. Die heutigen Niederländer dehnen: maaze, alth. masa und mosa; für mosel aber muselaha, moselaha, unzweislich also kurzes o und älteres u . ; Strabo schreibt ἑρμόνδοροι statt hermunduri. 2) dem goth. aú entsprechen die formen: ohso. tohter. giboran (natus) fora. horn. morgan. soraga. wort; dem goth. u hingegen: got. opasa (porticus). ofto. fogal. folo (pullus) molta (terra) olbenta. woldar (gloria). wolf. wolla. gomo (vir) hort (thesaurus). Viele behal- ten das alte u , in denen allmählig auch o eintritt, vgl. die neuh. sohn, sonne, sollen, fromm etc. diese progression des o ist mir der stärkste beweis seiner unursprünglichkeit Sie folgt auch aus dem verhältniß der ablaute i, a, u, das diesen wörtern zum grund liegt. Hält man fram zu frum, scal zu sculun etc. so wird es klar, daß o in der spätern form fromm, sollen, unorganisch ist. . Daher formen wie: obana, lobôn, hof (curia) bogo (arcus) holz, phoso (mar- supium) hosa (braca) u. a. wozu uns die goth. ver- gleichung abgeht, ebenso unzweifelhaft auf ein älte- res u weisen. 3) zwar nicht in der conjugation (weil es kein o im starken praes. gibt) aber doch in andern flexionen und ableitungen bricht das alte u, (wie vorhin das i aus dem ë) hervor. Man erwäge: mordar (homicidium), murdrjo (homicida) horn, einhurnjo (monoceros); thorn, thurnîn (spinosus) wolf, wulvîn (lupinus); gold, guldîn; wort, antwurti; hold, huldî; fora, furi; holz, hulzîn; laut scheinen möchte, stehen sich beide doch nicht ganz gleich. Namentlich erscheint o im alth. ablaut (giboran, gibotan) und im mittelh. lautet es um in ö. Das ë lautet nie um noch erscheint es als ablaut. I. althochdeutsche vocale. zorn, zurnen; korn, folkurni; fogal, fugali; loch, lucha; thorrên (arescere) thurri (aridum); ros (equus) russîn (equinus); horo (lutum) hurwîn (luteus); horskî (industria) hursgjan (incitare); pocch (caper) pucchîn (caprinus); tobal (vallis) gitubili (convallis) etc. Auch hier ist weder umlaut, noch rückkehr des alten lauts, sondern festhaften desselben, durch gewisse biegungen und ableitungen verursacht Analoge übergänge der lat. sprache bei Schneider p. 26-32. . Wir werden gleich sehen, daß, ohne eine endung i, das alte u in den ablauten zugun, wurfun, bundun (wie das i in ritun) ebenfalls geblieben ist, bis das vorrückende o im neuh. endlich zogen, noch nicht worfen, bonden, aber im niederd. auch worpen und bonden bewirkte. 4) des in o übergehenden ë ist vorhin beim ë gedacht, aber besondere erwägung verdienen noch die wörter auf on : tonar (tonitru), wonên (habitare) und fona (praep.). Letzteres fehlt dem goth. nord. und angels. stamm völlig und der niederd. hat fan. Dieses a zeigt auch Notker in wanên (K. T. haben wonèn) so wie das nord. vanr (assuetus) und umlautend venja (con- suetudo). Ein u hingegen gewährt das angels. dunor (tonitru) und vunjan (manere), auch das nord. dyn und dunr. Da sich nun auch aus quëna später kone entwickelt, vgl. das nord. kona und angels. cvën, so vermuthe ich für alle diese wörter längst verlorene starke stämme, die gleich dem goth. niman, nam, nu- man gehabt haben: winan, wan, wunan; dinan, dan, dunan. Jenes o darf also aus einem frühern u und a geleitet werden. Man halte hierzu das vorhin s. 75. über den wechsel zwischen a und o (wamba, womba; durnaht, durnoht) beigebrachte; ein weiteres beispiel gibt die copula joh , die bei J. K. O. N. so und nicht jah , wie im goth. lautet; bloß die exhort. liest ja und in beiden hss. (Vgl. nachher über das schwanken der diphthongen ia und io ). (U) u, die runische gleich der gothischen schrift bedient sich für das kurze u keines eigenen, sondern des zeichens, das eigentlich für das lange gilt. Dieser laut hat im alth. nur geringern umfang wegen der vielen übergänge in o. Auch hier erscheint vorzugsweise das o zunächst in wurzeln mit einfachem, später in denen mit I. althochdeutsche vocale. doppeltem consonanten, vgl. bei Tacitus: brùcteri, dul- gibini, tungri, luppia, neben: tubantes, ubii, usipii, burii, gugerni, rugii, deren erste silbe jedoch prosodisch ungewiß ist; in den meisten fällen würde ich eher lauge û annehmen, tûbantes, ûbii, bûrii. In althochd. denk- mählern: lobôn, obana, fogal, nol, holir, folo, lolâri, goman, honec, boto, herizoho, got, neben: ubil, hugu, buhil, thulen, mulen, sculan, fruma, sumar (aestas), sum (quidam) furi; in den ablauten zugun, bugun etc. heißt es stets u , in ginoman, gizogan, holsan, giboran stets o. Auf der andern seite: fuhs, luhs, druhtin, suht, zuht, ginuht, hrucki, mucka, abulg, spulgen (solere) stulla (hora) krumb, dumb, stumm, kumft, numft, zumft, kunni, grunnî (calamitates) brunno, sunna, wunna, unda, hungar, zunga, kunst, brunst, stunta, suntar, wunta, sunta, uns, runs, funs, kuphar, wurm, giburt, thurft, thurri, scurgan (trudere), burg, kurbiƷ, wurz, lust, brust, akust, nuƷƷî (nuces) fluƷƷî, puƷƷi (putens) etc. woneben das o in: wolf, wolkan, morgan, thorf. stor- nên, mornên, horn, zorn, dorn, korn, scorrên, thor- ren, so daß sich also nach dopp. r und einem auf r fol- genden cons. das o vorzüglich gern entwickelt, was auf das goth. aú weist. In den ablauten hulfun, wurfun bleibt das u und aus dem ablautsverhältniß muß er- klärt werden, warum einigemahl das u dem goth. aí gleich zu stehen scheint, vgl. thurah (per) mit þaírh, nämlich thurah ist eigentlich þaúrh. (AA) â, in den sächs. runen âc (quercus) benannt, welcher name für kein alth. â passend war, weil hier die form eih lautet und das angels. â dem alth. ei (goth. ái) entspricht. Diese berührung zwischen ei und â ver- mittelt aber auch die identität des alth. â mit dem goth. ê, dessen übergang ins goth. ei oben bemerkt worden ist; man erwäge ferner das mittelniederl. ae für â und den mittelh. umlaut des â in æ. Nach allem diesem wird das schwanken des â in ae, ai und ê ganz natür- lich scheinen. Wirklich weisen auch einige von den Römern bewahrte eigennamen auf einen laut hin, der mehr dem goth. ê, als dem alth. â gleicht. Hierher gehö- ren suêvi und chêrusci, die sicher kein kurzes ë haben, wie schon Strabo’s schreibung σόηβοι und χηροῦσκοι lehrt (der spätere Claudian, IV. cons. Hon. v. 451. gebraucht che- fälschlich kurz). Jener volksname lautet also alth. suâbâ und mittelh. swâbe, welches die reime gâbe: I. althochdeutsche vocale. Arâbe; swâben: gâben (donis, dabant) unwidersprechlich darthun. Die bildung chêrusc wäre das alth. hârusk oder hârisk und könnte von hâr abgeleitet, so viel als pilosus bedeuten Die gewöhnliche leitung von harz ist sehr unstatthaft, nicht allein des verschiedenen vocals wegen, sondern harz würde auch harzisc, vielmehr hart, hartisk, ergeben, was völlig abweicht. Das dunkele swâb (svêvus) hängt sicher nicht mit schweif, oder schweifen zusammen; vielleicht mit einer verlorenen starken form swëban, swab, swâbun. . Das dritte wort, das in betrachtung kommt, ist rhênus, ῥήνος , dem jedoch die alth. form rîn (? hrîn) ausgemacht zur seite steht, folglich kein rân; aber ein goth. reins (hreins) ließe sich füglich mit rêns (hrêns) vereinbaren; in allem fall muß man die ablei- tung von rinnan (fluere) aufgeben, hrînan (tangere, aber auch mugire) hat näheren anspruch. Es scheint mir nützlich, die alth. wörter mit dem diphth. â hier so vollständig als möglich anzuführen, außer den ablauten und endungen â, sind es folgende: suâb (suevus) nâdala (acus) ginâda (gratia) scâf (ovis) wâfan (arma) slâfan (dormire) bâga (lis) frâga (quaestio) wâga (libra) lâga (insidiae) wâg (fluctus) mâg (affinis) wâgan (audere) trâgi (tardus) nâh (prope) scâh (praeda, ludus latr.) dâha (testa) gâhî (festinatio) smâhî (dedecus) krâha (cornix) zâhi (tenax) spâhi (prudens) wâhi (exi- mius) mâhal (causa, signum) stâhal (chalybs) fâhan (capere) hâhan (suspendere) plâhen (inflare und balare) krâhen (crocitare) mâhen (secare foenum) nâhen (suere) smâhen (vituperare) drâhen (torquere) sâhen (seminare) tâht (el- lychnium) brâhtun (attulerunt) lâhhi (medicus) brâhha (ager quiescens) sprâhha (lingua) scâhhâri (latro) âl (an- gnilla) duâla (mora) quàla (nex) zâla (periculum) strâlâ (tela) hâli (lubricus) sâlida (beatitudo) mâlôn (pingere) jâmar (miseries) brâmo (vepris) sâmo (semen) tâmo (dama) râmên (tendere) nâmi (acceptus) gizâmi (decens) biquâ- mi (conveniens) gân (ire) wân (flare) wân (spes) spân (assula) gitân (factus) sëltsâni (rarus) âno (sine) mâno (luna) mânôt (mensis) Notker schwankt zwischen mânôt und manôt. (Stalder p. 215.) hâr (crinis) jâr (annus) wâr (verus) sâr (illico) bâra (feretrum) fâra (dolus) scâra (vomis, falx) thâra, thâre (illuc) Weil sie O. klingend reimen, was thara nach s. 17. nicht könnte, auch scheint sâr, sâre analog. N. hat entschieden dâr (Stalder dial. p. 268, woneben p. 28. dara. fure?) lâri (vacuus) mâri (famosus) I. althochdeutsche vocale. suâri (gravis) gilâri (aedes), alle subst. auf -âri, alle adj. mit -bâri; z. b. egibâri (terribilis); pâpist (papa) Phapho (cleriens) stammt auch aus papa, wurde aber der deutschen sprache mehr bequemt. In einer ravennet urk. von 557. (Marini no. 79.): rosemud, qui faffo connomina- tur. Oder wäre das ganz was anders? suâs (proprius) kâsi (caseus) blâsan (flare) fnàsan (anhe- lare) flât (pulcher) pfât (padus) tât (factum grât (spina) rât (consilium) wât (vestis) sât (satio) drât (filum ferri) nât (sutura) gât (it) stât (stat) drâti (vehemens) spâti (se- rus) stâ í (stabilitas) grâtag (avidus) âtum (spiritus) brâ- tan (assare) zâta (coma, lanugo) scrâto oder scrâti (fau- nus) grâvo (comes) râvo (tignum) mâƷa (moderatio) râƷa (favus mellis) strâƷa (stratum) râƷi (vehemens) trûhfâzo (dapifer) lâƷan (sinere) grâƷan (eiulare) firwâ- Ʒan (maledicere) sâwen (serere) grâwân (canescere) chlâ- wa (ungula) brâwa (supercilium) pfâwo (pavo) lâwêr (tepidus) plâwêr (coeruleus) grâwèr (canus). Einige hier nicht angeführte sind zweifelhaft und vielleicht schwan- kend Sollte die untrenubare vorsilbe a- in abuh, abulgî, ascafa, ariup, alang. und vielen ähulichen lang seyn? zumahl K. 23 b aabulkii geschrieben sieht; doch gleich daneben abulkii, so wie 26 a akëƷƷalii, 29 a awëraf; es scheint eher verwechselt mit dem acutus, der allerdings solchem a gebührt (oben s. 23) — N. soll âbent schreiben (Stalder p. 11.) wogegen das nord. aptan und die verwandtschaft mit aber (retro), goth. aftan etc. spricht, doch die volks- aussprache obent, obet dafür. Nach der schweizersprache wäre auch blâtara, nâtara, âdara zu schreiben. . So muß man zwar nach dem mittelh. u. nord. ein jâ (immo) folglich auch gijâzen (consentire) annehmen; das goth. ja (vgl. jai) stimmt aber für den kurzen vocal und der lange scheint sich erst allmählig eingedrängt zu haben (vgl. unten über einsilbige aus- laute î und û, die frühere i und u verrathen). Außer jâ findet sich kein alth. einsilb. wort mit dem auslaut â, nämlich grâ (canum) lâ (tepidum) plâ (coeruleum) etc. stehen nur mit dem kennzeichen grâwaƷ oder grâwêr. Unleugbar entspringt das â in manchen fällen aus der zusammenziehûng, z. b. gât steht für gangit, stât f. stan- dit; dannân N; danân K. 2. a 26 a ; inân (eum K. 24 b ); ûƷân gl. jun. 26. für danana, inana, ûƷana. Daß bei ausgestoßenem n der kurze vocal lang werde, wenn er betont ist, wird hernach bei den liq. näher besprochen werden. Anderemahl scheint h auszufallen, wofern ich I. althochdeutsche vocale. N. drânen (lacrimis) aus drahenen richtig deute. Allein im alth. scheint schon die volle form das â zu besitzen, z. b. stâhal, mâhal (goth. mêl, nord. und mittelh. mâl) neben mâl; oder ist ein stahal, mahal erweislich? fahan, hahan sollte man freilich nach dem goth. fahan, hahan muthmaßen; der nie eintretende umlaut (es heißt nie fehit, slehit, stets fâhit, hâhit), bestimmte zeugnisse (faaho, captator gl. hrab 951 b ) und die mittelh. analogie entscheiden für fâhan, hâhan; der lange vocal entwickelt sich also erst allmählich nicht ursprünglich aus der zusammenziehung. Daher das goth. fahan für juhiza, nicht jûhiza spricht. Steht bichnâ (cognoscat) J. 348 für bichnahe? oder hat es mit bichnâhen und den übrigen aufgestellten in -âhen O. zweisilbige reime entscheiden mir, wie für fâhan, hâ- han, so für krâhen, knâhen. vgl. IV. 7, 33. 13, 70. 15, 64, 24, 35. etc. und -âwen richtigkeit? Unbestreitbar sind die praet. chnâta, nâta, krâta etc. In vergleichbaren lat. wörtern entspricht außer dem ê (sêmen, suêvus, vêrus, μῆνη ) das lange â strâtum, câseus, dâma, pâpa) ein kurzes in padus. — Der unter- schied zwischen a und â ist höchst wichtig, und ohne ihn fielen wörter zusammen, die nichts gemein haben oder wenigstens im verhältnisse des lauts und ablauts stehen, vergleich: salida (mansio) sâlida (felicitas); rat (rota) rât (consilium) rato (lolium); haru (linum) hâr (crinis); lahhan (linteum) lâhhan (medicina); wan (va- cuus) wân (spes); ano (avus) âno (sine); malan (molere) mâlôn (pingere) scara (agmen) scâra (forceps); zala (nu- merus) zâla (perditio); magu (puer, übrig in magazogo und magad, puella) mâg (assinis); wagan (currus) wâ- gan (audere) faran (ire) fârên (insidiari); nam (cepit) nâmi (acceptus) manên (monere) mânin (lunae) samo (ceu) sâmo (semen) clawêr (sollers) lâwêr (tepidus) etc. (EE) ê; hat mit dem goth. ê nichts gemein, kommt außer den endungen in sehr wenig wörtern und nur in einem ablaut vor. Die endungen ê können erst in der formenlehre erörtert werden. In den übrigen fällen ist das alth. ê offenbar zunächst dem ei verwandt, in einigen schwanken beide, (wie das goth. ê und ei eben- falls.) Hiernach steht unser ê meist dem goth. ái und angels. â parallel, welches die in den drei mundarten verglichenen wörter lehren. Bei näherer betrachtung I. althochdeutsche vocale. zeigt sich, daß ê nur in drei fällen sich aus dem ei (goth. ái) entwickelt, und außer ihnen ei bleibt, höch- stens ausnahmsweise in ê überschwankt. Jene find folgende: 1) bei ursprünglich auf das ei folgendem, gewöhnlich aber weggeworfenem oder in den vocal o und u auf- gelöstem w (goth. v). So stehet sêo (mare) hrêo (ca- daver) hlêo (latibulum) chlêo (trifolium) snêo (nix) sêola (anima) êa (lex), slêaƷ (hebetatum) êo (unquam) und huêo (quomodo) sollte man dem goth. áiv, áiva und hváiva gemäß annehmen, wofür inzwischen nirgend die schreibung eeo oder ęo, huęo spricht; wahr- scheinlich lauten sie ëo, huëo, wie auch der baldige über- gang in -io, wi o vermuthen läßt. vgl. hernach die be- merkung darüber beim ia und io . , erstens für sêu, hrêu etc., wie sich namentlich sêula (J. 366.) vor- findet, dann für sêw, hrêw, hlêw etc. wie sich wie- der, sobald ein folgender vocal den cons. schützte, wêwo (dolor) êwîn (aevum) lêwes (mali) slêwen (hebescere) êwa (lex) vorfindet, endlich alle diese für seiw, hreiw, hleiw, chleiw, sneiw, eiw, seiwla, eiwa, sleiwaƷ, weiwo, welche den goth. formen sáivs, hráiv, hláiv, snáivs, áiv, sáivala sichtlich gleichkommen. Jene abstumpfung schreitet aber noch weiter fort und bald zeigt sich, im mittelh. entschieden, sê, rê, lê, klê, snê, ê (lex) sêle. Die alth. interj. wê lautete schon goth. vái, mit ihr sind componiert: wênag, wê- lih, beide: pauper, miser bedeutend; vgl. die interj. sê ( ἰδοὺ ) J. und K; goth. sái. 2) bei folgendem h . Hierher gehören die ablaute zêh, thêh, lêh, spêh, für ein früheres zeih, theih, leih, speih; da sich letzteres verbum häufig in der form spê zeigt, so kann man es dem vorigen fall beizählen und aus spêv, speiv ableiten, was dem goth. spáiv gemäß ist. Ferner: rêho (capreolus) zêha (digitus pedis) flêha (precatio) slêha (prunus spinosa), das vom praet. lêh stammende subst. lêhan (foenus), fêh (multicolor) — früher wohl reiho (noch findet sich reia, caprea) zeiha, fleiha, leihan, feih. 3) bei folgendem, ursprünglichem s, das sich aber in r verwandelt hat, kurz in wörtern, wo dem alth. êr ein goth. áis begegnen muß, namentlich also êr (aes) gêr (telum) sêr (dolor) mêr (magis) hêr (illustris) êra I. althochdeutsche vocale. (honor) lêran (docere) kêran (vertere), das mittelh. rêren (fundere) finde ich nicht. Parallele goth. wör- ter sind áis, máis, láisjan Lêran, láisjan hängt mit lisan (legere) durchaus nicht zu- sammen, welches die schwache form lasjan zeugen würde, wie nisan, nasjan, alth. neren (nicht nêren). Vielmehr stammt es von einem verlorenen starken goth. leisan, láis; alth. lisan, leis, pl. lirun, welches sequi bedeutete. ; die übrigen kommen nicht vor, ich zweifle kaum, daß goth. wörter wie gáis (telum) sáis (dolor, vulnus) áiza (honor) áisjan (honorare) bestanden haben Einige nähere beweise: die ableitungen áistan (aestimare) und láistjan (sequi) alth. leistan, vgl. máists und máis; gáis ließe sich etwa mit gáisiþs (perculsus, betroffen) Marc. 3, 21. vergleichen, empfängt aber entschiedenere bestätigung durch gaesum, γαισὸν das schon den Griechen und Römern als ein barbarisches wort für jaculum be- kannt war und das wahrscheinlich, wie noch andere wör- ter, die gallische sprache mit der deutschen gemein hatte. (s. Du Cange v. gessum; Forcellini v. gaesum). Krieger mit solchen spießen bewaffnet hießen: gesati, γαισάται . — Gewagter wäre es, in den eigennamen σεσίθακος (Strabo 7, 1.) und der goth. sisenandus, sisigis, sisifridus, sisebu- tus jenes sáis zu muthmaßen. . Sonderbar erscheint haz- jan (laudare) neben hêr und hêren (illustrare), das goth. wort wiederhohlt sich aber zu oft, als daß an einen schreibf. für haisjan zu denken wäre, vielleicht sind beide formen unverwandt. Zweifelhaft bin ich, ob dem alth. êr (prius) das ê gebührt, indem das goth. aír (nicht áis) ër erwarten läßt und die mittelh. ver- kürzung ê nicht entscheidet, selbst nicht die schrei- bung ęr , aer (im Isidor); Notker circumflectiert êr und êristo (primus). — Da wo das frühere s geblie- ben und nicht in r übergegangen ist, zeigt sich auch kein ês sondern eis, als: freisa (periculum) meisa (pa- rus) keisar (caesar) etc. Notker hat inzwischen die interj. lês, und êschôn neben eiskôn (postulare). Die ganze entwickelung des alth. ê aus dem ei, welchem v. h. s. folgen, gewährt ein willkommnes zeug- niß für die identische natur dieser drei spiranten über- haupt; ihr hauch scheint das i des diphthongen zuerst aufzulösen, das ei in ee (ê) zu verwandeln. Vor ande- ren, leiblicheren consonanzen duldet die alth. mundart noch kein ê, sondern bewahrt das ei ; wir werden her- I. althochdeutsche vocale. nach sehen, daß die niederdeutsche Spuren hiervon in den gl. hrab. wo 952 a mêƷ (ampu- tavi) f. meiƷ; 954 a frêdîg (apostata) f. freidîg. weiter gieng; doch scheinbare ausnahmen wären das alth. pêde (ambo) und zuêne (duo), jenes zusammengezogen aus peiode, pejôde (vgl. mânôd, goth mênôþs) so daß hier das j dem h nicht weit abstünde (vgl. wê, wêha und oben s. 70. die note über bajôþs und vaja); zuêne hingegen dürfte aus zueihne. zuêhne entspringen, insofern sich ein goth. tvá i hnai, tváihnôs näher begründen ließe. Mehr von allem bei den zahlwörtern; pêde schwankt auch noch in peide. Alth. hss. pflegen dieses ê zuweilen ae und ę zu schreiben, welches nicht mit dem mittelh. umlaut des â in æ zu vermischen ist. Die gl. hrab. 962 a kalaert (ernditus) 952 a zaeha (articula) 956 a aerwirdig. 951 b laeo. Bei J liefert oft dieselbe seite beiderlei schreibung, vgl. 408 ęrwirdîg und aerwirdîg. 371 hęrduom 387 haer- duom 397 aewîn, 398 aewun und ewen Aber ęrena 340. ęrnust 351. aerdha 361. ęrdha 364. aedhil 396. hęrzin 403. sind falsch, darum vielleicht auch das mehr- mahlige ęr oder aer (ante) — die gl. ker. haben neben ëpan (aequalis) aepan. . Gleichzei- tige lat. hss. setzen ę gleichbedeutend mit ae, welcher laut auch wirklich dem alth. ê und seinem ursprung aus ei und ái zumeist entspricht, s. oben s. 86.; in die- ser hinsicht führe ich noch an, daß alth. diplome des 7. 8. 9. jahrh. ae ganz richtig in eigennamen schreiben, denen unser ê gebührt, vgl. herigaer, wâlgaer, hûngaer, teutgaer bei Neugart no. 11. 23. 34 etc. Die häufigen mit -gêr zusammengesetzten namen, als gêro (kêro) nôtgêr (notkêr), amalgêr etc. weisen auf jenes ältere geir, goth. gais zurück, welchem die formen radagai- sus (comes Marcellin. p. 14.) gaisericus (Idatius p. 17.) laniogaisus (Amm. Marcell.) gaiso (consul im jahr 351.) gaiso (comes, Greg. tur. 9, 30.) neue bestätigung bringen. Einige alth. denkmähler setzen zuweilen ê für ie , nach niederdeutscher weise, welche beides, ei und das umgekehrte ie , in ê zusammenfallen läßt. So I. 367. 385. fênc für fienc; gl. hrab. 952 b 964 a 968 b wêlîm (fervere- mus) zêrî (decus) fêl für wielîm, zierî, fiel; gl. mons. 359. fênc, 325. wêlun, 346. plêsot etc. K. O. T. N. ha- ben dies ê für ie niemahls; mehr darüber beim ia und ie . I. althochdeutsche vocale. (II) î (mit dem runischen namen îs glacies). die- ser doppelvocal macht keinen anstand, entspricht be- stimmt dem goth. ei und schwankt in keinen verwandten laut über Auch im latein. das ei älter, das î später (Schneider p. 62-67. 70. 71.) vgl. des Ptolemaeus ἀλεισον neben Tacitus alîso. — Ob einige mundarten, etwa die altbairische, noch ei statt î zeigen? unten beim ei . Aus dem î erklärt sich der zuweilen eintretende übergang in i leichter, z. b. win- zuril (vinitor) aus wîn. . Außer den endungen beispiele in der star- ken conjugation; hier noch einige andere: bî (praep.) brî (puls) blî (plumbum) drî (tres) frî (liber) sî (sit) sî (illa bei N.) pîa (apis zweisilbig) chlîa (furfur zweisilbig) lîb (corpus) wîb (femina) lîd (potus) blîd (laetus) nîd (invidia) rîfo (pruina) pîga (acervus) lîh (caro) hîha (sponsa) wîh (sacer) rîhhi (regnum) îla (festinatio) mîla (milliare) zîla (linea) huîla (tempus) fîla (lima) rîm (numerus) kîmo (germen) mîn. dîn. sîn. suîn (sus) pîna (cruciatus) fîra (festum) îs (glacies) hrîs (virgultum) îsarn (ferrum) spîsa (cibus) wîso (dux) zît (tempus) wît (amplus) hîu (familia, zweisilbig) îwa (taxus) huîƷ(albus) flîƷ (solertia)etc. Ohne die beachtung des unterschieds zwischen einfachem und doppeltem i wird man viele formen und wurzeln vermengen, z. b. pî (praep.) K. 27 b pi-(partikel) rîtan (inf.) giritan (part.) wiӡan (scire) wîӡan (imputare) lid (membrum) lîd (potus) wis (esto) wîsi (sapiens) und eben so genau muß man vom î den andern doppellaut ei tren- nen, vgl. lîm (gluten) leim (argilla), hnîgan (cadere) hneigan (flectere), suîn (sus) suein (puer, famulus), wîƷan (imputare) weiƷan (praebere) huîƷ (albus) hueiƷi (triticum) wîh (sacer) weih (mollis) etc. — Historisch wichtig ist die wahrnehmung, daß î zuweilen auf ein älteres i zurückführt (vgl. oben s. 88. über jâ und ein älteres ja), namentlich auch hier in einsilbigen wörtern, oder da wo das i die wurzelsilbe schließt. So entspricht pî (praep.) dem goth. bi (nicht bei) hat sich aber in der vorpartikel pi- kurz erhalten. Die betonung der wur- zel ließ allmählig die kürze des vocals überhören und wandelte ihn endlich in einen gedehnten. Ferner mag in frî, sî, pîa, chlîa vorher ein kurzes i gewesen seyn und vermuthlich ist in der vollen form fri-jêr, fri-gêr, pi-ja, pi-a gesprochen worden, daher alth. neben pîa auch pina (nicht pîna); îla (festinatio) steht in den mons. gl. und sonst illa (? ilja) geschrieben und illan könnte I. althochdeutsche vocale. dem goth. ïddja verwandt seyn. (vgl. unten gemination der liq.). Ganz offenbar wird das alte i in figidôn (ze- lari) gl. mons. 349. 365.) figida (periculum) 386 und figinda (inimici, bei N. neben fìanta) statt fijidôn, fijandôn (odisse); ferner in higinnes-lust (delectatio carnis) N. 7, 10. st. hijannes, hîannes? (OO) ô. Die nord. runen legen dem ô nur ein zeichen und einen namen bei, nämlich ôs (auch lat. ôs, ôris); die sächsischen haben zwei zeichen und zwei namen, nämlich ôs und ôþel. Das zeichen des letztern hat of- fenbar die gestalt des goth. ô, folglich auch dessen be- deutung, steht also dem alth. ô nicht parallel, sondern dem alth. uo (ua), wie schon der name ôþel zeigt, wel- cher alth. uodal, uadal, uodil (patria) lautet. Unser alth. ô entspricht zumeist dem goth. àu ; ob es auf jene erste sächs. rune ansprüche hat, wage ich nicht zu ent- scheiden, bevor sich die form ôs in einer alth. quelle oder ein goth. áus nachweisen läßt, was bisher noch nicht der fall ist; bezweifeln kann man es sogar, weil dem goth. àu , alth. ô das angels. eá gleich ist, mithin der name eás , nicht ôs lauten sollte. Das alth. ô fordert folgende nähere bestimmung 1) wie schon ë und o, wegen ihres ursprungs aus i (aí) und u (aú) unverkennbare ähnlichkeit zeigen, so ver- gleicht sich auch dem ê das ô. Nämlich ê entwickelte sich aus ái (ei) bei folgendem h. s (r). v; in den übri- gen fällen blieb ei; ähnlich entwickelt sich ô aus dem áu bei folgendem h. s (r) und weiter d. t. Ʒ. n; in den andern fällen namentlich vor b. f. g. hh. m Fremde wörter ausgenommen, z. b. biscôf (goth. aípiskau- pus), wiewohl N. nach deutscher weise piscouf annimmt. bleibt au (ou) bestehn. Die entwickelung des ô scheint bloß etwas mehr vorgeschritten, als die des ê. Diesem au und ô , ei und ê entspricht noch meisten- theils das neuhochd. au und oh, ei und eh. 2) beispiele des au (ou) werden hernach unter diesem diphth. vorgelegt werden. Das ô steht vor spiranten und dentalen, also auch vor dem das frühere s er- setzenden r, dann vor der liq. n, also nicht vor den labialen p. b. f. den gutturalen k. g. hh. und den liqui- den l. m. Es steht auch gleich dem ê auslautend, meiner meinung nach nur in: frô (dominus) frô (lae- I. althochdeutsche vocale. tus) strô (stramen M. 335. 339.) wo ein h oder w hinten abgestreift ist, frô für frôho, frô und strô für frôw, strôw, früher wohl frauho (oder fraujo) fraw, strawi, gerade wie vorhin sê, wè etc. erklärt wurde. Der hiatus ôa in drôa (onus) frôaƷ (laetum) etc. Die weiteren fälle sind: ôdo (forte) ôdi (vastatus) plôdi (verecundus) prôdi (fragilis) snôdi (vilis) tôd (mors) hôh (altus) flôh (fugit) zôh (traxit) fôhe (pauci) nôna (hora nona) lôn (merces) hônida (ma- cula) scôni (pulcher) frôno (sancte) bôna (faba) rôr (arundo) trôr (stilla) môrî (aethiopes) ôra (auris) hôr- jen (audire) lôs (liber) lôs (perdidit) chôs (elegit) rôsa (rosa) bôsi (pravus) trôst (solatium) ôsan (hau- rire) ôstra (pascha) ôstana (ex oriente) nôt (necessi- tas) brôt (panis) rôt (ruber) bôt (obtulit) und ähn- liche ablaute, ôtag (dives) scrôtan (molere) stôƷan (ferire) grôƷ (magnus) anapôƷ (incus), pîpôƷ (artemi- sia) nôƷ (cepit) und ähnl. ablaute. Die auf ôw un- ten beim inlaut w . 3) statt dieses ô zeigen in denselben wörtern die gl. hrab. und Hild. lied das dem alten au nähere ao , als: strao, thraoa, taod, plaodi, aodo, laon, scaoni, dorn- laoh (974 a ) haoh, zaoh, raor, haoren, laos, naot, aotmali, scraotan, scaoƷ Das gewöhnl. alth. au wird hingegen auch durch au gege- ben, z. b. raub, gauma etc. Die vergleichung der drei hier in frage stehenden doppellaute ist also folgende; dem gemeinalthochd. au, ô, ua entspricht in den hrab. gl. au, ao, ô ; (niederd, überall ô, ô, ô ). . Die cass. hs der exhort. zeigt fraono, naot, faoi (pauca, l. faohju) wo die münchn. hs frônô, nôt, fôhju. Auch in urkunden bei Ried no. 4. 8. 21. aostar, caoƷ, aot, traost. 4) derselbe dialect besitzt dann auch ein ô (oo), welches er, einstimmig mit dem goth. sächs. nord. stamm für das gewöhnliche alth. uo (ua) setzt, also ein wahres ôthil, von jenem alth. ô (= áu. ao) durchgängig ver- schieden. So haben die gl. hrab. pôh (scriptura) hôt (pileus) duôg lavavit) frôt (prudens) plôstar (sacrifi- cium) stônt (stetit) hrôft (clamor) sôhit (quaerit) taga- rôd (crepusculum) zô (praep.) hrôm (gloria) canôc (satis) drôs (glandula) plôƷan (libare) etc. Dieses ô ist dem vorhin bemerkten ê statt ie analog, findet sich auch in der nämlichen mundart, die der niederd. an- I. althochdeutsche vocale. gränzend gewesen seyn muß, da im niederd., wie ei und ie in ê. so au und ua in ô zusammenfallen. Spuren des ô statt ua (uo) verrathen indessen noch andere alth. denkmähler, namentlich J. 342. 353. bôh 350. wôtnissa 402. blômo neben duom 344. huolida (frustrabatur) 396. hruoft 389. guotlìh, muodìc, sluo- gun. fuoƷ, zuo (praep.) und dhuo (cum, quando). Die letzte partikel ist zumahl merkwürdig, weil ge- rade andere denkmähler, die entschiedner hochdeutsch sind, als J. sie mit ô ausdrücken; O thô, N. dô und in der regel mittelh. dò (ausnahmsweise duo). 5) weder in diesem dô, noch in den andern gemeinalt- hochd. partikeln sô und ô (interj.) läßt sich das ge- wöhnl. alth. ô (= au) erkennen, sondern es ist deut- lich ein ôthil, d. h. dem goth. ô in aussprache und bedeutung gleich. Dasselbe ô beweise ich aus dem ô der adj. fem. pl. blindô (goth. blindôs), welches of- fenbar nicht mundartisch, sondern durch alle alth. denkmähler stattfindet. Schreibt O. ausnahmsweise nicht zwò (duae) sondern zua, so darf man dies zwar inconsequent aber nicht unrichtig heißen, da er in dem einzelnen fall sein ua (welches ihm sonst überall für uo gilt) anwendete, zua mithin = zuo, d. h. zvuo, zwuo, zwua steht, statt des consequenteren zuô, zwô. Die partikel sô entspringt vermuthlich aus svua oder svuo, vgl. das goth. sva, svê, nord. svâ. Das alte ô hat sich ferner in den wohl noch betonten endungen des comp. ôr, der gen. pl. ôn, ô der inf. auf -ôn etc. Eine seltne ausnahme gewährt auch hier J, 361, 12. âdh- muot (flat) neben 361, 13. âdhmôt. zu halten gewußt und nicht mit uo, ua vertauscht, aus welchem allem wichtige bestärkung der früheren, größeren einstimmung der alth. mit den goth. lauten hervorgeht. Diese zeigt sich sogar in dem spurweisen übergang des unbetonten oder tiefto- nigen ô in u , vgl. gl. mons. 365 vigidunta st. vigi- dônta, 367. hepinuntêr st. hepinôntêr (wie oben s. 40. krôtôda, krôtuda). (UU) û hat in den nord. und sächs. runen ein zei- chen und einen namen. Das zeichen stimmt mit dem goth. buchstab überein, der, wie oben gezeigt worden, zugleich häufig das kurze u ausdrücken muß; das gilt I. althochdeutsche vocale. auch von der rune, weil keine andere für den kurzen laut vorhanden ist. Der name ûr (entw. ûrns, wilder ochs, oder die partikel ûr-, neuh. auer) schickt sich freilich bloß für den laugen. Die grammatik hat im alth. wie im goth. das lange û von dem kurzen u gehörig zu un- terscheiden. Jenes ist übrigens gleich dem î ziemlich bestimmt und nur geringem schwanken in andere dop- pellaute ausgesetzt; die endungen abgerechnet (im ab- laut trifft es sich nirgends) möchten nachstehende belege die wichtigsten seyn: nû (jam) dû (tu) Diese beiden einsilbigen könnten zweifelhaft seyn und wie einsilbige â und ì ein älteres kurzes u vermuthen laßen. Wenn ich im goth. þu, nu; im alth. dû, nû setze, so hat jenes die analogie von ja und bi (neben nê und ô) dieses das schwanken bì und bi und N. bestimmte schreibung dû, nû für sich. Das lat. tu ist zwar lang, doch das gr. σὺ kurz. Ferner spricht für nû der übergang in nuo (wovon gleich nachher). sû (seropha) chûa (zweisilb. vacca) pûan (zweis. habitare) dûba (lamina dolii) tûba (columba) sûbar (purgatus) trûbo (uva) rûda (sea b ies) stûdahi (fruticetum) ûf (praep.) dûfar (stolidus) hûfo (acervus) scûfila (pala) sûfan (sorbere) sûftôd (singul- tus) sûgan (sugere) rûh (hirsutus) bûh (venter) mûhhilâri (sicarius) drûho (cista) trûh (compes) lûhhan (claudere) prûhhan (uti) strûhhôn (impingere) tûhhil (mergulus) fûl (putris) mûl (mulus) sûl columna) mûla (rostrum) rum (spatium) scûm (spuma) chûmida (morbus) tûmo (pollex) tûmôn (salire) prûn (furvus) hûn (?catulus) zûn (sepes) rûna (susurrus) sûr (acidus) bûr (domus) ûr- (par- tikel) trûrìg (tristis) mûra (murus) hûs (domus) sûs (stri- dor) hûso (echinus) mûs (mus) lûs (pediculus) tûs (binio) tûsunt (mille) fûst (pugnus) lûstren (auscultare) bûtil (marsupium) snûtan (emungere) brût (uxor) drût (carus) hût (cutis) hlût (sonorus) krût (herba) trûwen (confidere) ûwila (noctua) ûƷ (praep.) strûƷ (struthio) lûƷôn (latere) mûƷôn (mutare). In lat. wörtern derselben wurzel gleiches langes û, vgl. tû, sûgere, mûlus, mûs, strûthio, mûtare, wogegen dem kurzen u gewöhnlich das kurze entspricht, vgl. nuƷ, puzzi mit nux, puteus. Dies macht wahrscheinlich. daß auch die Römer in deutschen namen das û gleichförmig ausdrückten (s. oben: tûbantes, ûbii, bûrii) nicht durch au , wofür man etwa den mons taunus (Tac. ann. 1. 6. 12, 28.) anführen könnte, allein dieses wort scheint, wo nicht undeutsch, doch nicht hochdeutsch (s. unten beim angels. û über dûn). Frei- G I. althochdeutsche vocale. lich läßt sich die berührung des û mit dem au nicht ab- leugnen (vgl. pûan, trûwën und das goth. báuan, tráuan) Unorganisch steht gl. ker. (Stalder dial. p. 36.) tauba f. tûba. columba; vgl. O. houf (acervus) versch. von hûso. . Manchmahl scheint zwischen û und au das verhältniß des lauts und ablauts zu walten, z. b. sûfan (bibere) praet. sauf und davon bisaufen (mergere); sûgan (sugere) praet. saug, wovon saugen (lactare). — Verwechslung des û mit uo finde ich öfters bei N. in der form -ûh. -uoh; er schreibt zwar huoh (irrisio) scuoh (calceus) aber daneben hûhôn (irridere) gescûhen (calceare); um- gekehrt druoh (compes) neben drûh. Zu bemerken ist auch st. nû einmahl nua O. IV, 18, 55. welches an das goth. du (oder dû?) gegenüber dem alth. zuo, zua erin- nert, wenn man schon das goth. du, dis- näher in dem alth. zi, zër- finden könnte; verwandt sind sich zuo und zi unleugbar. Im mittelh. vermischen sich uo und û noch häufiger, im neuh. sind alle uo zu û (uh) geworden. (AE) es ist vorhin beim ê gewiesen worden, daß ae zuweilen für jenes geschrieben werde. So im Hild aen, haetti, laet statt ên, hêtti, lêt. In allen diesen beispie- len ist das ê nicht mehr hoch- sondern niederdeutsch; in aerist (êrist) aber auch hochdeutsch. (AI) der diphthong ai ist der alth. sprache eigentlich fremd; nur könnte man fragen, weil er sich späterhin in bairischen denkmählern und bis auf heute in der dor- tigen volkssprache findet, ob er nicht auch für die alt- bairische mundart anzunehmen sey? Inzwischen zeigen gerade solche stücke, deren abfaßung man entschieden nach Baiern setzen möchte, das gemein alth. ei , nament- lich die exhort. die gl. mons. und das wessobr. gebet. Umgekehrt gewähren die vermuthlich nicht in Baiern geschriebenen hrab. gl. spuren des ai , als 950 b laidazit. 951 a kail. 952 b hailac; häufiger aber gebrauchen sie da- neben das ei 952 b heiƷ, 953 a heit, leitit, 954 a kleinî etc. Die spätere glossensamml. welche Gerbert p. 17-108. aus einer hs. von S. Blasien liefert, enthält kein ai , die trierer hs. desselben werks in den nämlichen wörtern bald ai (ain, bain, sail, raif, saifa, laib, faim etc.) bald wieder ei (reid, weitin, deismo, ei etc.), neben jenen ai jedoch weder au f. ou noch gar ei f. î und es fehlt an allem grunde, die abfaßung der arbeit nach Baiern I. althochdeutsche vocale. zu setzen. Ferner das ei und kein ai geben wirkliche bair. urkunden des 8. 9. jahrh. bei Ried n°. 2. 8. 15. 22. 47. 50 etc. zeiƷ, heim, leid, eigil, geiƷ, pein etc. ale- mannische hingegen zuweilen ai statt des gewöhnl. ei , vgl. in Neugarts namenverz. aimo, gaila, haimo, haitar, paio, laibolf, aigant etc. Ich möchte also das ausnahms- weise in den alth. quellen allerdings vorhandene ai nicht der bairischen mundart zueignen, sondern es für das ältere, unumgelautete ei überhaupt ansehen. — Man verwechsle mit ai nicht den hiatus âi , z. b. plâju (spiro) gâì (festinatio) st. plâhj u , gâhî; gidrâit (tortus) etc. (AO) daß dieser doppellaut einer besondern mund- art statt des gemein-alth. ô eigen sey, ist vorhin beim ô gezeigt worden; welcher mundart aber? wage ich nicht zu bestimmen. Die augeführten belege waren ans den gl. hrab. dem Hild. und urkunden bei Ried. Aber auch Neugart n°. 47. hat aotahar 79 gaoƷbërt 48. maorin- zan etc. Den alemann. könig frao-mârius bei Amm. Marc. lib. 29. bringe ich nicht in anschlag. . — Mit dem oa , welches einige für ua, uo schreiben, darf ao nicht vermischt werden, ist aber zu- weilen doch dafür gesetzt worden, was um so begreif- licher seyn wird. als auch ua dem ô parallel steht, wie oa dem ô, beides freilich in verschiedenen dialecten. Wenn also bei Ried n°. 8. 21. aopi, aogo, taom nicht verschrieben ist. so stünde doch beßer ôpi, ôgo, tôm (d. h. uopi, uogo, tuom); taoc (valet) im Hild. steht entw. für tauc oder ist hinneigung zum niederd. dôg. (AU) dieser diphthong ist gemeinalthochdeutsch, aber nur in den frühsten denkmählern zu treffen; spätere (T. O. N.) ersetzen ihn durch ou , nie durch ô. Eine gewisse analogie zwischen au und ai läßt sich nicht ver- kennen 1) weil beide insonderheit vor h. s. r. in ô und ê übergehen. 2) in den übrigen fällen sich später in ou und ei verwandeln, jedoch 3) im neuh. wieder als au und ai (freilich ei geschrieben) auftreten. Hieraus folgt zugleich, daß au und ai als das früheste, dem goth. noch nähere hochdeutsch Zur Römerzeit mag wie im goth. noch das unverküm- merte au gegolten haben, da sie nicht bloß chauci son- dern auch aurinia schreiben; doch ist letzteres zweifelhafte lesart. In gothones ist ein kurzes o (d. h. ein urspr. deut- sches u) weshalb die Byzantiner γ ό τθοι schreiben, nicht γωτθοι . , weniger als ein besonderer G 2 I. althochdeutsche vocale. (bairischer) dialect betrachtet werden müßen; es scheint jedoch, daß sich das ai eher in ei, als das au in ou verändert habe, indem J. und K., die noch dem au an- hängen, bereits das ei annehmen (eine vermuthung hier- über unten bei der bemerkung über den alth. umlaut). — Wie vorhin gesagt, stehet au vor m; b. p. f; g. k. hh und nicht vor n. r. h. s. d. t. Ʒ. (man merke daß der liq. l weder au noch ô vorhergeht, wohl aber das sonst analoge ai, ei und ê). Beispiele: thaum (vapor) slaum (sordes) paum (arbor) straum (alvens) saum (ora, sella) gauma (cura) gaumo (faux) traum (somnium) haubit (caput) raubôn (spoliare) gilaubîn (fides) zaupar (monstrum) laup (folium) staup (pulvis) kauf (emtio) stauf (cyathus) trauf (stillavit) taufì (baptisma) hlaufan (currere) pisausan (mer- gere) auga (oculus) saugen (lactare) gaugron (vacare) flaugen (fugare) laugnen (inficiari) taugno (clam) trauc (fefellit) pauc (umbo) hauc (collis) lauc (slamma) flauc (volavit) auhhôn (augere) bauhhan (signum) prauhhan (uti). Zu erwägen bleiben noch 1) einsilbige wörter auf au , wohin namentlich die praet. blau, hrau, chau, brau, die ich nicht belegen, son- dern nur aus der analogen späteren form blou, rou, kou, brou vermuthen kann. Hierher auch die subst. tau (ros) gl. jun. 224. dau (mos, wovon daulîh, moralis gl. hrab. 961 a ) und die adj. clau (prudens) frau (laetus) rau (crudus) obgleich diese fast nur mit angehängtem kennzeichen vorkommen: clawaƷ, frawaƷ, rawaƷ und daneben die einfachen clô, frô, rô eintreten können. Weiteres unten beim cons. w . 2) wörter mit dem auslaut h , in denen doch dieser nicht der einfache spirant h seyn kann (vor welchem au in ô übergeht) sondern für die asp. hh (ch) steht, vgl. auh (etiam) rauh (fumus) lauh (clausit) lauh (allium) bauhnida (significavit). Weiteres beim h . — Die zeit, wo au vor m. b. p. etc. in ou übergieng läßt sich nicht genau ansetzen; denkmähler des 8. jahrh haben noch meistens au , bei T. O. N. ist das ou entschieden. Doch urkunden aus der zweiten hälfte des 8ten zeigen schon ou , vgl. Eccard fr. or. 1, 675. in einer urk. von 779 houc und bei Neugart no. 68. (von Daher auch im calend. goth. (Maji spec. p. 26.) gu t þiuda. Claudian braucht go richtig kurz, eine inschrift (Gruter 161,2.) lang. I. althochdeutsche vocale. 778) loup; aus dem 9ten ebend. no. 219. 231. 437. 462. loup und poum. Einige denkmähler schwanken, so hat Hild. neben rauba schon bouga; in den gl. jun. zeigen die verzeichnisse A. B. au , das etwas jüngere C aber ou und vermuthlich ist 225. die glosse wîrouhpoum aus C fälschlich in B gerathen, welches 226. paum 239 rauh gewährt; vgl. inzwischen 215 louginit, und gl. blas. 5 b slroum 10 b bougâ. (EA) ëa , steht für das gemeinalth. ia bei J. vgl. hëar, dhëa, lëaƷ (392) statt hiar, dhia, liaƷ; auffallend ist dhëasa (408. ed. palth. 270.) s. dhisa Neben dem ëa auch ê, als sênc (367) und ia , als: fiant, sia. K. zeigt ëa gleichfalls in dëa, këanc und lëaƷ, hat aber häufiger ia , als: hiar, stiagil, fiant, fial, fianc; 42 b mias (mensa) 43 b mëas. Die gl. jun, 195. dëa, 201 lëaƷ, 2 2 zëar, 205 nëaƷes, 213 mëata; gewöhnlich ia 185 ziarî, k ianc 209. kiangi, striani, 221 hiaƷ, 223 fliad etc. 227 mètun, 197 mietta; die gl. blas. 8 a blëas. 9 a fëal sëa (eam). Ob ëa eine besondere mundart aus- zeichne? da es in zwei sonst verschiedenen quellen, l. und K. vorkommt, bezweifle ich, eher scheint es der ältern aussprache gemäß. Ubrigens ersetzt es auch das ja in gardhëa (virga) minnëa (amor) und ist von dem zweisilbigen êa (lex) slêaƷ (hebes) zu unterscheiden. — Mehr von der natur dieses diphth. unten beim ia . (EI) d. h. ei (nicht ëi ) ein gemeinalth. diphthong, dem goth. ái entsprechend und früher auch im alth. durch ai ausgedrückt (s. vorhin ai ). Ausnahmsweise wird hier also der umlaut von einem in derselben silbe unmittelbar nachfolgenden i gezeugt. Das goth. ei ist ihm nicht analog und vermuthlich schon dem klange nach abweichend; man könnte ersteren diphthongen eí , den unsrigen éi ; oder jenen ëi , diesen ei bezeichnen. Da aber das goth. ái doch einmahl in ein alth. éi über- gieng, so muste auch der übergang des eí in î eintre- ten, weil sonst zwei zu nahe laute nebeneinander und zwar als laut und ablaut hätten stehen müßen. Dieser übelstand trifft das neuh. ei, welches genau betrachtet bald eí bald éi ist. — Vor h. r. s. w. pflegt das alth. ei in ê überzugehn (s. oben beim ê). Beleg geben: ei (ovum) hei ( καῦμα ) sceidan (seiungere) eidâ (juramenta) heidan (ethnicus) greif (prehendit) hneigjan (flectere) eigir (ova) sueiga (armentum) neihhen (libare) zeihhan (signum) weihhì (mollities) geilì (petulantia) heilac I. althochdeutsche vocale. (sanctus) teil (pars) heim (domus) leim (lutum) hreini (purus) sein (tardus) pein (os) scein (lucebat) meisa (sar- cina) folleist (auxilium) gneisto ( se tilla) screip (scribe- bat) streit (dimicabat) eit (ignis) heitar (lucidus) pheit (indusium) heiƷ (fervidus) weiƷ (novit) hueiƷî (triti- cum) heiƷan (vocare) agaleiƷì (solertia) N. accentuiert diesen diphth. ganz richtig ei , weil indes- sen kein anderes ei im alth. davon zu unterscheiden ist, so kann der accent gespart werden. Auch O. wenn der acutus diesen deppellaut trifft, schreibt stets éi . . (EO) ëo gilt dem io gleich, wie vorhin ëa dem ia und ungefähr in den nämlichen älteren quellen, I. hat: lëoht (lux) sëor (quatuor) dhëoh (femur) dhëonôn (ser- vire) dhëod (gens) lëogan (mentiri) hrëofun (vocabant) und in den flexionen: ëo, huëo. waldendëo, heidëo, woneben jedoch nerrendjo, john stattfindet. K. hat: lëoht, dëonost, pëotan, fëor, flëoƷan, zëohan, flëohes, ëo, huëo, hentëo, willëôno, neben: fior, diomuat, piotan, johhe, joh, (jugum) joh (et). Die hrab. und jun. gl. pëor (cerevisia) spëoƷ (hasta) slëoƷan, hlëoƷan, lëoht, hlëotan, pëotan, chëol (navis) etc. T. O. N. zeigen dies ëo nirgends mehr, aber daß es in früher zeit zu- mahl in der altfränkischen mundart geherrscht hat, wei- sen die eigennamen theodobertus, theodogildis, theodo- ricus, theodovaldus, theodulfus bei Greg. tur., welcher den goth. königen theudo und theudegisilus mit feinem gefühl das goth. eu (in) beilegt. Ich bemerke noch, daß Sidon. apollin. eo in theodoris der deutschen sprache gemäß richtig diphthongisch, Venant. fort. aber e-o zweisilbig gebraucht und zwar das e lang, welches vielleicht zeigt, daß in dem io, ëo der ton auf dem i und ë ruht; (die stellen bei Schneider p. 123.). Inzwi- schen vergleiche man in Neugarts verz. p. 96 b 120. 121. die mit dhëot, thëot, dëot und diot, thiot gebildeten zahl- reichen namen, um zu sehen, wie auch der alemanni- schen mundart früher ëo , später io zugestanden habe. Weiteres unten beim io . (EU) ëu bei I. für iu , aber nur in hrëuûn (poeni- tentiam) 384. ëuwih (vos) ëu (vobis) neben iu , die übrigen fälle haben iu , als liugn, liudî etc. freuwî 355, freuwidha 345, steht für frewì, nicht friuwî, und hat ein eu, nicht ëu; undiphthongisch und zweisilbig sind sêulu 366, hrêue 374. Die andern denkmähler bieten I. althochdeutsche vocale. gar kein ëu an hand, wohl aber urkundliche eigenna- men des 8ten jahrh. vgl. bei Neugart p. 107 b lëudisca, lëutbald, lëutbërt, woneben und zumahl später iu weit gewöhnlicher ist. Früher mag das ëu gegolten haben, wenigstens im altfränkischen, vgl. bei Greg. tur. leuba, leubastes, leubovera, leudastes, leudegisilus, leudovaldus. Dieses ëu scheint denn auch in teutones und teutobur- gum bei den röm. schriftstellern zu stehen, dem alth. iu , nicht dem io entsprechend, woraus zugleich gefol- gert werden kann, daß unser volksname thiudisc oder thëudise von thiodisc, thiodîg (popularis) unterschieden, also nicht geradezu von thiod abzuleiten ist. Mehr bei dem unterschied zwischen io und iu . Indessen räume ich verwechselungen des ëo und ëu ein und erinnere nur an des Venant. fort. leudos (lieder) wo leodos rich- tiger wäre; ihm war vermuthlich das eu diphthongi- scher als eo , das er, wie oben bemerkt, zweisilbig zu nehmen pflegt. (IA). Dieser diphthong ist dem K. und einigen äl- tern glossensammlungen, im 9ten jahrh. aber und in ausgedehnterem sinne dem O. eigen, weder dem T. noch andern denkmählern. Im allgemeinen gilt analogie zwi- schen ia und ua im gegensatz zu io und uo , d. h. die welche ia gebrauchen, haben auch ua und die welche io setzen, haben auch uo . Der schluß von dem uo auf io taugt aber nicht überall, weil das uo später dauerte, als bereits io in ie aufgelöst war. Analog ist ferner Ift es aus der verwandtschaft des einf. i und u zu erklä- ren, daß K. einigemahl ia statt ua setzt? 40 b triabit 17 b 30 a priadra, doch steht 44 b truabe und sonst pruadra; 28 a trihtin f. truhtîn. zwischen beiden diphthongen ia (io) und ua (uo) die zusammenziehung in ê und ô. Hier untersuchen wir vorerst ia und bemerken 1) da, wo O. ia mit den älteren denkmählern gemein hat, also wo letztere auch ëa zeigen, scheint der diphthong unursprünglich und erst aus einer vorgefal- lenen zusammenziehung entstanden. Daher diesem ia auch kein goth. diphthong entspricht. Der hauptfall ist der des ablauts ia statt der goth. reduplication. Aus háihald, faifah, máimáit mögen die einsilbigen formen hialt, fiang, miaƷ herrühren, obschon wir die mittelstufen nicht genügend nachweisen können; zu- I. althochdeutsche vocale. nächst vorher gieng vermuthlich ein zweisilbiges hî- alt, fî-ang, mî-aƷ und diesen vielleicht hei-alt, fei- ang, mei-aƷ; heihalt, feifang, meimaƷ, meimaiƷ. Das resnltat fand sich schon oben s. 54. aus der regel, daß dem diphthongen keine doppelconsonanz nach- folgen dürfe Zu O. zeit war aber die natur des eigentlichen diphthon- gen schon entsohieden, wie aus seiner acceutuation ia folgt ( íat, híalt, ría f , níaƷan), während ia = ja umge- kehrt den ton auf dem a hat, z. b. jágôn (venari). . Auf gleiche weise lösen sich nun auch in andern fällen die diphthongen ia in mehrere silben auf: thiarna (virgo) in thi-arna oder thî-arna, es scheint wie das goth. viduvaírna (orphanus) aus viduva (viduus) gebildet aus thiu oder thi vv i mit der endung -arna, so daß thiwarna im mittel liegen würde [von den bildungen arn -arna -erni näheres in der wortbildungslehre]; fiar (quatuor) war früher zweisilbig fï ar, si-ar, wie das goth fidvôr, das selbst schon in fidur schwankende, ferner das celtische pedvoar, pedvor neben petor, pevar — das dor. τέττορες , äol, πίσυρες , att. τέσσαρες — das lat. quatuor, litth. ketturi, — slavische tschetari, tschitvari — sanser. schatvari ge- nügend beweisen. In dem salischen gesetz noch fitter, so daß ältere hochd. formen fidvar, fidar, fjar gelautet haben mögen, vgl. das nord. fiögur. Bei näherer auf- merksamkeit werden sich voch in andern alth. wörtern mit dem scheinbaren wurzellaut ia ähnliche zusam- menziehungen nachweisen laßen, zumahl in wörtern die im goth. fehlen. z. b. ziari, das mir mit decor, decorus nah verwandt scheint (vgl. indessen unten beim linguallaut über die rune: ziu). Geringere offen- baren sich in: thia ( τήν ) sia (eam) hiar (hîc) welche frü- her einmahl zweisilbig thi-a si-a hi-ar lauteten, wie die schwachen inf. auf -jan, d. h. i-an. sîant ist noch zweisilbig, fî-ant, goth. fijands, fiands; desgl. spî-an (spuere) etc. 2) O. gibt dem ia ausdehnung auf den fall. wo die übri- gen ëo und io setzen, selbst solche, die das vorige ia mit ihm gemein hatten, z. b. biadan, sliaƷan, liabe, diafên (profundis); K. pëotan, slëoƷan Unorganisch ist O ia in iamer (semper) ia-man (aliquis) nia-man (nemo) statt iomer, io-man, nio-man, indem das o aus einem alten v entsprang, vgl. oben s. 90. note*, und um so offenbarer, als O. selbst das einfacho io (un- quam) nio (nunquam) richtig und nicht ia, nia schreibt. . Dieses I. althochdeutsche vocale. ia beruht in der regel nicht wie das vorige auf einer verkürzung und steht dem goth. iu parallel. Ausnah- me machen die ablaute riaf, wiaf, stiaƷ etc. deren ia dem gleichfalls eine zusammenziehung voraussetzen- den, baßeren io entspricht. (IE) in ie halte ich das e weder für ë noch für e (umgelautetes a) weil hier weder grund zum umlaut vor- handen, noch ein ë denkbar ist; vielmehr das e ist aus dem ältern a und o, wie in den endungen zu gesche- hen pflegt, entstellt worden, ie mithin nichts anders als ein abgeschwächtes ia oder io . Hieraus fließt zu- gleich. daß in diesen der ton auf dem i ruht. Ein solches ie zeigen J. K. und die frühsten quellen noch fast gar nicht (mietta gl. jun. 197. zierida M. 319.); bei T. und O. beginnt es, bei N. hat es sich beinahe ent- schieden au die stells des ia und io gedrängt, zuweilen selbst an die des iu . Bei O. ist es weniger häufig, nament- lich im ablaut selten, doch finde ich rietìn f. riatîn; andere beispiele; sirliesen f. firliasan, lied (cantio) ziere: skiere J. 23, 42. biet (mensa), thiete (populo). T. gebraucht es öfter, namentlich im ablant: gieng, phieng. hieƷ, blie- son, sliefon etc.; andere beispiele: mieta, ziegala, fiebar (febris), thienôn neben thionôn. N. kennt kein ia Ein zweisilb. also undiphthongisches ìa allerdings, etwa in wörtern wie ohlìa (furfur) etc. (pìa, apis, heißt ihm bina). Dasselbe gilt von îo (semper) nìo (nunquam), die wenigstens ursprünglich zweisilbig waren und wenn sie jetzt einsilbig sind, doch aus dem grunde sich nicht schon in ie, ni e abschwächten; vgl. joh (et), nicht jeh. und io mehr. sondern bloß ie , schreibt aber dieses stets îe . welches zwar für die ablaute gîeng, hîeƷ etc. in so- fern sie nach obiger ansicht aus î-e entsprangen, passend scheinen könnte, für den wirklichen diphthongen, der dadurch zum triphthongen (iie) würde, nicht zu billi- gen ist. Daß kein î. statt finde, folgt auch aus dem wechsel der ia mit ëa . Soll damit bloß der dem i vor dem e gebührende nachdruck gemeint seyn, so wäre die bezeichnung íe empfehlungswerther, scheint aber auch entbehrlich. Daß N. selbst kein wirklich gedehntes î meine, folgere ich aus seinem misbrauche desselben îe für zwei weitere fälle, denen gar nicht dieser diphthong zusteht. Theils finde ich îe statt î, z. b. dîehent (profi- Aber auch N. unterscheidet iemer, niemer, ieman, nie- man vom einfachen io, nio. I. althochdeutsche vocale. ciunt) wîehûs (templum) sogar dîenen (tuum), wo doch öfters auch das richtige î gesetzt ist; theils sogar statt des kurzen i , nach neuhochd. weise, z. b. sîeho (video) jîeho (dico) etc. Oder unterscheidet er ie von îe? die sehiltersche ausg. der psalmen weist bekanntlich weder accent noch circumflex außer den ps. scheint aber jenes incorrecte ie bei N. gar nicht vorzukommen. — Man könnte sich zur erklärung der schreibung îe und ûo , abweichend von éi, óu, íu den- ken, N. habe nicht ie, úo gesetzt, um den größeren nach- druck auf dem i und u auszudrücken. Doch wäre erst der geringere auf dem e, o, i in éi, óu, íu zu beweisen. Meinestheils glaube ich. in allen fünf diphth. hat der vor- stehende vocal gleichen nachdruck. . (IO) dieser diphthong verhält sich zu dem folgenden iu , wie sich das einfache o zu u verhält, das heißt: iu scheint die ältere, früher allein gültige form, die sich allmählig in io verwandelt und so, daß einzelne wörter zwischen beiden schwanken. Der Gothe, wie er kein einfaches o kennt, hat auch kein io , sondern für das alth. io und iu beidemahl iu . Vom iu hernach besonders, beim io (früher auch ëo) bleibt zu merken 1) es muß von dem ia (ëa) und zumahl dem ablauten- den wohl unterschieden werden. Erst O. gebraucht sein ia mitunter für fälle des wirklichen io . Doch in einer conjug. scheint sogar dem ablaut beßer io statt des otfriedischen ia zuzustehen, nämlich bei den ver- bis, deren praef. au, ô und uo hat, vgl. stioƷ, wiof, hrëof, hio. Der grund ist einleuchtend, nämlich auch dieses ablautende io muß gleich dem ia aus zusammen- ziehungen erklärt werden; wie daher die stämme mit a im praet. ia zeigen, so hätten die mit ô, au, uo eigentlich iô, ian, iuo zu bekommen; aus hîau, stîôƷ, hrîuof wäre allmählig hio, stioƷ, hriof geworden. In der that läßt sich fragen; ob nicht, wenigstens in den ältesten quellen richtiger hiô, stiôƷ geschrieben würde? und dann gehört der triphthong iô gar nicht zu un- serm diphth. io . Später aber galt gewiß ein diphthong. io in dem ablaut hio, wie ie in dem ablaut gieng etc. 2) O. gibt manchen wörtern stets io Vornämlich den partikeln io (unquam) nio (nunquam) worüber in vorausgehenden noten schon einiges bemerkt worden ist. Vielleicht waren sie ihm noch zweisilbig, wie die häufige accentuierung íó, níó darthut? Auch joh (et) lautet ihm niemahls jah und ist ohnehin undiphthongisch. , als: lioht (lux) thiot (gens) thionôn (servire) spioƷ (hasta); in andern I. althochdeutsche vocale. schwankt er zwischen io und ia , als: ziarî (decor) III. 22, 14. zioro (decôre) I. 2, 82. gisciaren (festinare) IV. 12, 88. scioro (mox) II. 7, 107. Ja, einzelne wör- ter zeigen nach den umständen ia, io und in , z. b. liubêr (carus) I. 25, 34. liubî (amor), liublicho, giliu- ben; liob (carum) liobon (caris); liabe (cari) V. 25, 48. liaban (carum) I. 15, 93.; diuf (profundum), diofo (pro- funde) diasa (profundam) V, 6, 4. diafèn (profundis) V, 8, 47.; thiob (fur) githiuben (furari) etc. Ist gar keine endung, oder die endung o da, so liebt die wurzel io , wogegen die endungen a. i. î, e, ê ein ia oder iu vor sich zu haben pflegen. Kein umlaut wal- tet hier, sondern ein ähnliches verhältniß älteres und jüngeres lauts, wie wir es oben zwischen i und ë, u und o gefunden haben, daher es auch nur zuweilen nicht durchweg eintritt; im ablaut namentlich bleibt O. ia , es mag nun giang, giangi oder giangun heißen. (vgl. unten über vocalwechsel tonloser endungen). 3) T. und andere kennen kein solches schwanken zwi- schen ia und io . sondern nur zwischen io und iu . Bei- spicle von io : thiob, thiot, liob, lioht, gioƷo (fretum) thionôn, riohhen (fumare) rioƷet (fletis) tior (ani- mal) etc. (IU) entspricht dem goth. iu und scheint in den früheren alth. denkmählern oft durch ëu ausgedrückt. Zwischen iu und io tritt der oben (s. 84.) geschilderte wechsel zwischen u und o ganz analog ein. Das iu als die ältere form ist verblieben 1) gewissen wörtern, welche durchaus kein io zeigen, als: ariup (dirus) griupo (frixo- rium) piugo (sinus) niumôn (cantare) liuni (forte) -niu (endung weibl. namen) diu (virgo) stiurjan (gubernare) fiur (ignis) liut (populus) tiuri (pretiosus) sniumo (mox) tiuval (diabolus) sciura (horreum) liumunt (fama) gisiuni (visio) hiutu (hodie) niun (novem) friunt (amicus) etc. 2) dem sing. praes. ind. und imp. der starken verba, welche im inf. conj. und praes. pl. io oder ia zeigen, als: piutu, piutis, piutit etc. 3) gewissen ableitungen, z. b. thiob, githiuben; lioht, liuhten etc. 4) andere schwankende fälle sind vorhin bei ëo, ëu, io angeführt worden. — Der unterschied zwischen io und iu zeigt sich darin be- deutend, daß im verfolg und namentlich im mittelh. die io in ie übergegangen, die iu hingegen (größtentheils) geblieben sind. Regel ist es unleugbar, daß dem io das frühere ëo, neuh. ie — dem iu hingegen das frühere und neuh. ëu zur seite steht; vgl. dëor, thier; theodo- I. althochdeutsche vocalc. ricus, dieterich und andrerseits tiuri, theuer; teudiscus (bei Nithard in dem bekannten eidschwur) deutsch; im neuh. weder deuterich noch dietsch Will man diutisc (germanicus) von diot (gens) leiten, so läßt sich freilich die analogie des wechsels zwischen irdiso und ërda anführen, so wie zugeben, daß zumahl auslän- der zwischen thendiscus u. theodiscus schwanken. Nähere erwägung der consonanten lehrt aber anderes. Der Gothe unterscheidet þiuda (gens) völlig von þiuþs (bonus, ἀγα- θός ) und die ableitungen beider mischen sich nicht, na- mentlich heißt das von letzterm stammende þiuþjan: prei- sen, segnen, berühmen. Im alth. ist zwar das einfache thiut (aptus, bonus, clarus) verloreu, doch ableitungen haben sich erhalten: githiutî O. V. 8, 17. (erklärung) gi- thiuti (benedictus) O. III. 10, 47; githiuto (bene, feliciter) und noch bekannter ist das verbum thiuten, diuten (aptare, explicare, interpretari). thiutiso heißt folglich: bonae in- dolis, samae; benedictus, wogegen thiotisk (popularis, gentilis) ganz etwas anderes, weniger schickliches aussagt. Zu meiner erläuterung stimmt das nord. þŷda (aptare, explanare) und þŷdskr (germanus), þiodverskr ist falsch gebildet. Dem Gothen würde þiuþisks (germanicus) þiudáivisks (gentilis) bedeuten. Verwandtschaft zwischen diot und diut mögen andere darthun, ich wollte gerade ihre verschiedenheit zeigen. Zugleich geht hervor, daß die heutige schreibung deutsch auf einem richtigern ge- fühle beruht, als teutsch. , so wie der orts- name thiotmalli, thiatmalli später zu dietmold, dêtmold, nie zu dentmold werden konnte. — In ansehung des iu ist noch anzuführen 1) daß der diphthong, seltner zwar als ia und io , aber doch zuweilen eine frühere mehrsilbigkeit verräth. Zum beispiel in friunt aus fri-ônd contrahiert, weiter, die ablaute hiu (caecidi) (liuf) (cucurri), ein früher zweisilb. hi-u, li-uf vermuthen laßend. In solchen fällen ist der diphth. unursprünglich, auch nie dem goth. iu entsprechend. 2) von iu ist wie im goth. ju zu unterscheiden, obgleich alt- und mittelh. hss. das j fast gar nicht schreiben. Bei O. und N. weist jedoch wieder die accentuation den unterschied, nämlich der diphthong wird iu be- zeichnet. ju hingegen, weil es meistens tieftonig oder tonlos, gar nicht (die weibl. und neutr. endung -iu , als mâriu, scôniu), oder wo es wurzelhaft und tonfä- hig ist, iú (z. b. iúng = jung). Hierdurch unter- scheidet sich thiu (illa) und der instr. thíu (illo); I. althochdeutsche vocale. iú (jam) und íu (vobis), zweckmäßiger jedoch glaube ich beiderlei durch das wiedereingeführte j zu son- dern: thju oder thïu (illa) thiu (illo) thiu (virgo) ju (jam) iu (vobis). Wie thiu ist hiu der instr., da- her bei O. richtig híutu (hodie) accentuiert wird. N. schreibt den eigentlichen diphth. gleichfalls: íu Warum nicht îu ? da er sonst îe, îo, ûo schreibt? sind ihm îe, îo, ûo undiphthongischer als éi, óu, íu? , ju hingegen iu [oder betont iú ]. 3) seit N. zeit erhält der eigentliche diphthong iu eine erweiterung, indem er auch, wiewohl schwankend, als umlaut des û zu gelten anhebt, vgl. chrût pl. chriuter; brût gen. briute. Dieser umlaut lautet auch späterhin ganz wie die übrigen fälle des mittelh. iu oder neuh. eu und unstreitig hätte er, wäre er be- reits im 8. 9ten jahrh. vorhanden gewesen, mit dem- selben iu ausgedrückt werden können Einzelne spuren des früheien iu st. û in giriuno (clam, susurrando) O. I. 19, 18. I. 27, 70. . Wer folg- lich die ansicht vertheidigen will, daß ein alth. um- laut des û so gut vor N. als nachher bestanden habe, muß aufstellen, das umgelautete û habe früherhin nicht iu sondern verschieden gelautet, was mir we- nig wahrscheinlich vorkommt, zu geschweigen daß sich der laut gar nicht wird angeben laßen. Und selbst das schwanken bei N., der neben chriuter auch noch chrûter schreibt, redet für das damahlige ausbrechen eines noch unsicheren umlauts. 4) vom übergang des iu in iw oder iuw unten bei dem cons. w . — (OA) nicht gemeinalth. sondern mundartisch für ua , man suche es theils in alemann. urkundlichen ei- gennamen (Neugart v. hroad-, moat-, oadal-, road-, etc.) theils in den gl. ker. z. b. moat, ploat, ploamo, poah, hroam, ploaƷu (sacrifico) foakit (fuagit) etc. vgl. gl. doc. 214. soana (judicium). Die bestimmte mundart will ich aber nicht örtlich anweisen; lieber halte ich oa für etwas alterthümlicher als ua , was auch zu dem ursprung aus oo (ô) stimmt. (OE. OI) sind keine alth. diphthongen To i f (baptisma) oiga (oculus) hoibet (caput) toigen (my- sterium) erloibet, sämmtlich bei W. halte ich für falsche ; zuweilen stoßen die vocale ô und ê, e, oder i, als zweisilbiger I. althochdeutsche vocale. hiatus aneinander, das ist ganz etwas anders, z. b. grôent (virent) hôiro (celsior) st. hôhiro: pëtôjèn (oremus). Das älteste beispiel gewährt der flnßname moin, moën, früher mogin, mohin, aus dem endlich das neuh. diph- thongische main geworden ist, aber noch in der volks- sprache ma-in mit hiatus, wofür selbst die schreibung ai redet neben der allgemeinen schreibung des ei f. ai . Der name der stadt behielt das alte g länger: mogontia- cum, maguntia, meginze, megenze, zuletzt auch mainz; gerade so verräth sich in dem neuh. getraide (frumen- tum) die syncope aus gitragida. (OU) vorhin bei dem au ist ausgeführt worden, daß dieser seit dem 9ten jahrh. so häufige diphth. frü- her durch au gegeben wurde, spurweise aber schon die- ses im 8ten vertritt. Sein verhältniß zu dem ô ist ganz das des au zu dem ô (s. oben s. 94.). Übrigens ge- bührt der ton dem vorausstehenden o (wie dem a in áu) daher O. richtig óu accentuirt, N. desgleichen. Beispiele gewähren die nämlichen, vorhin beim au angezogenen wörter. Hior bleibt die wichtigere frage übrig: die analogie des ai , das sich in ei wandelt und vermuthlich, weil der einfluß des i der endung auf das a der wurzel all- mählig auch für den diphthongen ai wirkte, — alles das ist unverkennbar; sollte nicht weiter im diphth. au das u eine ähnliche macht ausgeübt und das a in o ver- wandelt haben? Nun sind zwar oben beim einfachen a und o übergänge dieser beiden laute erwähnt wor- den, namentlich in den wörtern halôn, holôn; wanèn, wonên; fan, fona, denen sich noch einzelne zufügen laßen: als wamba I. T. O. M. und womba N. und folma vgl. mit dem lat. palma. Inzwischen entspringt in diefen an sich höchst seltnen fällen das o statt a un- abhängig von einer endung u und läßt sich dem so häu- figen sichtbar von der endung i abhängenden umlaute des a in e kaum vergleichen. Hiergegen scheint auch der nord. von der endung u abhängige umlaut des a in ö nur wenig bedenken zu machen, weil gerade der nord. diphth. au keine dem nord. ei (das allerdings aus ai herstammt) äbnliche verwandlung in öu befährt. (Vgl. unterdessen einige spuren des der endung u wegen lesarten und das richtige ouga, erloubet kommt sogar da- neben vor. I. althochdeutsche vocale. umlautenden a im niederdeutsch). — Vom übergange des ou in ow, ôw oder ouw unten beim w. — (UA. UO) beide sind sich gleichbedeutend und bloß mundartische verschiedenheit; man kann annehmen, die denkmähler welche im ablaut ia zeigen, haben auch im ablaut ua , hingegen dem ie stehet uo zur seite. Der älteren form ëa scheint oa , so wie dem zusammenge- zogenen ê das ô parallel. Dieses ô mag die älteste ge- stalt Bedeutend hierfür spricht, daß in den unbetonten endun- gen das ô im alth. geblieben ist, vgl. das goth. salbôn mit dem alth. salbôn (und nicht salbuan, salbuon). Dies ist schon oben s. 96. bemerkt, wo noch andere bestärkende beispiele. des ablauts gewesen seyn, wie es sich im goth. nord. und sächs. erhalten hat; als aber im alth. au in ô übergieng, muste sich für jenes ô die variante oa, ua, uo , erzeugen, welcher der runenname uadil nicht ei- gentlich zustehen kann, da die runen diphthonge, die aus ungleichen vocalen bestehen, weder bezeichnen noch benennen. — Uebrigens gehört in ua und uo dem u der accent und O. setzt úa ; N. schreibt wie beim îe auch hier ûo , welches ich aus gleichem grund verwerfe Ich verhehle nicht, daß in einem hymn. des Junius ein- mahl kruuaƷe st. kruaƷe (provocet) steht. Das könnte wirklicher schreibfehler seyn. — Man vgl. übrigens die f. 105. vorhergehende note über das analoge îe . . Denn ûo wäre triphthongisch und ûa von dem zweisil- bigen û-a in chû-a (vacca) pû-an, tû-an nicht zu scheiden. Etwas anders, daß diese allmählig in den wirkl. diphth. chua, puan, tuan übergegangen seyn können. Auch läßt sich der wechsel zwischen oa und ua sonst nicht begreifen; wer aber ein ôa behaupten wollte, müste nicht weniger das ô in ôo (und nicht oo) zergliedern. — Das gewöhnliche ô wird nur ausnahms- weise durch uo gegeben, wohin das bereits angeführte dhuo und scuonîn (pulcritndo) auch bei J. 383 gehören. Die vorhin bei dem ia und iu gemachte bemerkung, daß davon ja, ju zu trennen sind, gilt auch hier ganz ähnlich zwischen dem ua (uo) und va (vo); O. schreibt daher nicht z. b. dúalta sondern duálta, d. i. dvalta (mo- rabatur) aber súana (expiatio) d. h. súona (sühne) ver- schieden von suán (olor), d. h. svan. Ich muß indessen aus ursachen, die beim w entwickelt werden, unfolge- I. althochdeutsche vocale. richtig dualta schreiben, da dvalta nicht hochdeulsch und dwalta sonst bedenklich wäre. Dort auch von dem falle, wo ua, uo mit dem vorausgehenden w scheinbar verschmilzt (unahs, crevit; uuasg, lavit; suuaƷi, dulcis st. wuahs, wuasg, swuaƷi). Beispiele des ua oder uo : gast-luamî (hospitalitas) nuatì (incastraturae) snuabila (catenula) bluag (verecun- dus) bruogo (terror) struot (silva) zuomìg (vacuns) und unzählige andere, die sich allerwärts ergeben. Dieser diphth. beruht klar auf dem ablautsverhältniß und führt immer zu einem wurzelhaften a . Auf meine obige behauptung, das alth. uo entspringe aus einem älteren ô, fällt licht, wenn man auch in den romanischen sprachen die entwickelung des uo, ue aus dem lat. ô und selbst o erwägen will, vergl. côr, côrpus, bonus, moritur mit cuore, cuorpo, buono, muore etc. Den Römern war uo, ua nur im hiatus bekannt und schwerlich je diphthongisch. (UE und UI) sind keine alth. diphthengen; zwar könnte man sich unter ue , wie beim ie , ein abge- schwächtes ua oder uo denken, allein es findet sich nicht und das spätere mittelh. ue scheint etwas anderes, näm- lich wirklicher umlaut. ui hat man aus unwißenheit in alth. namen st. iu gebraucht, z. b. der lombard. ge- schichtschreiber liutprand wird so häufig als fälschlich luitprand genannt. Möglich zwar daß alte diplome selbst ui für iu zuweilen verschrieben haben (vgl. Neu- gart u. luit-), wahrscheinlicher, daß sie falsch gelesen und abgedruckt worden sind — Ich brauche kaum zu errinnern, daß in wörtern wie: zuisg, suëben. zuîval kein diphthong ui, ue, steckt, sondern zvi, svë, zvî; daher O. seiner weise nach zuísg, suében accentuiert. Nach beendigter untersuchung der alth. vocale be- merke ich 1) sämmiliche alth. mundarten zeigen die einfachen und gedehnten vocale, unter letzteren stchet â, î, û fest, wogegen ê und ô in der bedeutung schwanken, in- dem sie gewöhnlich zwar dem ei und au , zuweilen aber auch dem ie und ua entsprechen. Die zahlrei- chen übrigen diphthongen beschränken sich sehr, wenn man sie nach den einzelnen mundarten verthcilt. J. hat folgende: ae, au, ëa, ei, ëo, ëu, ia, io, iu, uo; — I. althochdeutsche vocale. K: au, ëa, ei, ëo, ia, io, iu, ua; — gl. hrab. ao, au, ei, ëo, ia, io, iu; — O. ei, ia, ie, io, iu, ou, ua; — T. ei, ie, io, iu, ou, uo; — N. ei, ie, iu, ou, uo, und so wird sich jedem dialect, der uns genauer bekannt ist, sein eigenthümliches zuweisen laßen. Durchgehend sind bloß ei (abgesehen von den spuren des ai ) und iu ; die früher größere zahl deu- tet nicht sowohl auf eine vollkommenheit der sprache, sondern beruht zum theil auf unsicherer schreibung, wie denn offenbar die älteren ëa, ia; ëo, io fast zu- sammenfallen. Der Gothe kennt nur vier solcher doppellaute ái, áu, ei, iu und weil dazu sein ei im alth. î ist, so stehen ái, áu, iu den wichtigsten alth. nämlich dem ei, au (ou), iu zur seite; das ebenwich- tige ua war im goth. ô , wodurch das umgekehrte verhältniß des î zum goth. ei ausgeglichen wird. Den ursprung des ia und ie , zum theil auch des io , aus einer syncope habe ich mich bemüht zu zeigen. — Die individuelle bestimmung der einzelnen bestand- theile dieser doppellaute in den älteren dialecten ist bewundernswerth; verändert sich nur ein einzelner laut, so folgt eine nachwirkung durch die ganze ver- wandte reihe und das gesetz der ablaute tritt in jeder neuen gestalt analog und unverworren hervor. Erst nach und nach verkennt und verschiebt die spätere sprache diese ordnung. Man nehme folgende wörter, goth. áigan, mein, láun, bagms, gôþ; — K. eigan, mîn, lôn, paum, guat; — gl. ker. eigan, mîn, lôn, paum, goat; — gl. hrab. eigan, mîn, laon, paum, gôt; — N. eigan, mîn, lôn, boum, guot, allenthal- ben folgerechte und klare einrichtung des lautver- hältnisses. 2) thriphthongen finde ich nicht, höchstens scheinbare, nämlich die in zwei silben zerfallen, z. b. thrao-a (onus) sonst auch drô-a geschrieben; chuo-a (vacca) holzmuo-ja (lamia); huei-ônti (hinniens); gi-îlta (festinabat) u. a. m. Später verschwindet der hiatus meistens, entw. durch wegwerfen eines vocals (gîlte, chuo, auch chû) oder einschieben eines conson. (vgl. das neuh. biene, wiehern). 3) umlaute haben wir nur bei a in e und ai in ei be- merkt; û in iu erst mit dem 10. jahrh. — ob der des au in ou anzunehmen sey? s. beim ou . Die umlaute â in æ; ô in œ; uo in ue; o in ö; u in ü; treten noch nicht ein. H I. althochdeutsche vocale. 4) aus verschiedenen anzeigen darf man schließen, daß in einer früheren zeit die abweichung von dem goth. vocallauten weit geringer war, als sie in unsern alth. denkmählern erscheint. Man vergl. die bemerkungen s. 79. über die abwesenheit des umlauts e; s. 81. über das frühere i statt ë; s. 84. über das ältere u statt o; s. 86. über das ältere ê statt â; s. 89. über den ursprung des ê aus ei; s. 88, 93, 97. über ein älteres a, i, u, st. â, î, û; s. 111. die spuren des ält. ô st. uo; s. 99. über das ält. ai, au st. ei, ou; s. 107. über das ält. iu st. ia, io ie, so wie insgemein die unorganische natur der drei letztgenannten diphth. 5) höchst schwierig bleibt die geltung der alth. vocale in den nichtwurzelhaften theilen der wörter, nament- lich in den endungen, wo ein ganz anderes gesetz ihr verhältniß bestimmt, als in den wurzeln. Zwar sind auch die wurzelvocale der veränderung unterwor- fen theils durch den umlaut, theils durch mehr hi- storische übergänge, wie wir deren zwischen i und ë, u und o und den diphthongen insgemein viele be- merkt haben. Gleichwohl herrscht in solchen umlau- ten und übergängen ein geregelter, ruhiger gang oder es wirken dabei verschiedenheiten der mundart. In den unradicalen wortbestandtheilen wechselt hingegen der laut schneller und willkürlicher, wenn auch nicht ohne alle regel. Der grund liegt in der geringeren betonung. Ein gering betonter, oder tonloser laut wird schwach und dadurch unsicher Aus der schwächung folgt die änderung des lauts als mög- lich, nicht als nothwendig; ohne zweifel hat die goth. sprache tonlose laute gehabt, zu welcher annahme schon ihre hänsigen syncopen (tonlose und geschwächte sind vor- zeichen reisender syncopen) bringen. Allein sie läßt in unsyncopierten flexionen und wortbildungen den abge- schwächten laut an sich unverändert, d. h. háubiþ, liuhaþ, manag behalten in háubidis, liuhadeins, managei den lant bei, obgleich schwerlich den ton. Früher könnte auch ein betonteres háubaþ, háubuþ etc. stattgefunden haben. Wirklich zeigen sich doch einige spuren esoterisches vo- calwechsels, namentlich die s. 36. 40. angeführten verwand- lungen gabeigs in gabigs; silêgri, spillê iu siligri, spilli; krotôda, krotuda; viduvô, vidôvô; áinaha, áinô h ô; áinô- mêhun, áinummêhun st. ainammahun (vgl. unten beim unbest. pron.). Einige dieser fälle weisen sogar die alth. lautassimilation. — Gibt es auch in den alten sprachen solchen vocalwechsel? Man pflegt in ihnen nur zweier- . Diese unsicher- I. althochdeutsche vocale. heit und abwechselung der vocale unterscheidet sich von dem eigentlichen umlaut darin wesentlich, daß sie durch keinen dem umlautenden vocal folgenden andern bedingt ist, wiewohl sie sich zuweilen nach dem folgenden vocal regelt; ferner, bei dem umlaut wird der hochtonige vocal der wurzel getrübt, bei dem vocalwechsel der endung der unbetonte geschwächt und gänzlich verwandelt Dieser unterschied zeigt sich deutlicher im mittelhoch- deutsch, wo die umlaute e, ö, ü æ, œ, iu cintreten, welche laute der vocalwechsel niemahls erzeugt, sondern nur ein vages e und i . . Ich werde mich daber des ausdrucks vocalwechsel für die umänderung des unradicalen lauts im gegensatz zu dem umlaut , d. h. der änderung des radicalen lauts (oben s. 9.) bedienen. Zur näheren entwickelung des vocalwechsels folgende sätze, wobei jedoch auf die flexionsendungen, als welche an ihrem ort besonders erwogen werden müßen, keine rücksicht zu nehmen ist. a) wie im goth. nur spurweise vocalwechsel, so war er in den ältesten hochd. quellen seltner Das allerälteste beispiel wäre aus der Römerzeit: cannine- fates (Tac.) cannenusates (Plin. h. nat. 4, 29.) cananivati (Gruter 1003. 3) cananesatum (id. 385, 1.), wiewohl dem röm. ohr in unbetonten silben das geringste zu trauen ist. als in denen des 9. 10. jahrh. Die einzelnen denkmähler schwanken aber unter einander und in sich selbst. K. z. b. schreibt die vorpartikel ga- , ohne daß ein grund der abwechselung denkbar wäre, ka, ke, ki , ja einigemahl wirst er den tonlosen vocal völlig fort (k’arnêm, mereamur). Er zeigt 25 b suigalî (tacitur- nitas) und suigilî hinter einander, 25 a murmulôd, 25 b murmolôn; und während er in gewissen wör- tern den unveränderten laut behält, als: arame (brachio) starachist (fortissimum) wëralati (mundo, lei den acutus und gravis anzunehmen, da aber jener den gipfel, dieser das steigen und sinken des tons ausdrückt, so muß letzterer in der lebendigen aussprache stufen ha- ben, folglich auf seiner untersten stufe tonlosigkeit und verstummen, woraus syncopen erwuchsen, gelten. Die gr. atona sind auch anerkannt (Buttm. p. 58-60.) und lat. ließen sich angeben. Mit der tonschwächung tritt merk- würdig auch hier vocalwechsel ein, vgl. caput, capitis etc. und eine hist. entwickelung der romanischen mundarten, würde viele dabei waltenden regeln und ausnahmen an- schaulich machen. H 2 I. althochdeutsche vocale. unorganisch st. wëralti) huarabes (revertaris) etc. wechselt er ihn in andern, als: lëohete (lumine) përege (monte) st. lëohate, përage etc. syncopiert ihn in noch andern, als: simblum (semper) achre (agro) st. simbulum, achare. Jedes denkmahl wechselt und syncopiert seine vocale auf eigenthümliche weise, die sich vielleicht den herausgebern einzelner auf- klären kann, aber aus der vergleichung aller läßt sich für die grammatik keine genügende allgemeine ansicht gewinnen. b) Nur so viel scheint klar: unter den einfachen vo- calen der endungen sind a, u, i als älter, o und e als jünger anzunehmen; gedehnte kommen beinahe nur in den flexionen vor (wovon hier nicht geredet wird) kaum in einigen wortbildungen (beispiele: -ôd -îg -în, mânôd, sâlîg, thurnîn) andere diph- thongen (wie im goth. -eig -ein) gar nicht. Die einfachen laute stehen also hier vornämlich in be- tracht Es ist schwer zu sagen, wie und wann thurnîn, salìg in thurnin, sâlig übergieng; schwankte doch der Gothe be- reits zwischen gabeigs und gabigs. und für sie gibt es drei fälle der ab- schwächung. Erster fall: der vocalwechsel ereignet sich in der ult. ohne hinzutretende flexionsendung. In man- chen wörtern scheinen die vocale a, u, i willkür- lich, z. b. durah, duruh, durih (praep.) später synco- piert durh; abant und abunt, später abent; magan (vis) und magin, megin; amal-, amil-, emil-, ga- gan, gagin, gegin etc, Nähere erwägung der wort- bildungslehre wird aber darthun, daß dieses schwan- ken als ausnahme, die organische unterscheidung des a, u, i als regel zu betrachten sey, wie sie sich denn auch in gewissen wörtern nie verwech- seln, z. b. für sibun, aphul steht nie siban, aphal, für gagan, magin, amil nie magun, amul, gagun. Zweiter fall: der vocal der bildungsendung wech- selt, wenn eine flexionsendung hinzutritt, mit einem dünneren, also: sobald die bildungsendung, die vor- her ult. war, zur penult. wird; z. b. waƷƷar, waƷ- Ʒeres; heilag, heileges, heilegûn; përag, përeges etc. Dies vergleicht sich genau dem lat. caput, capitis, homo (d. i. homon, homun, wie noch homunculus I. althochdeutsche vocale. zeigt) hominis. Ich bemerke 1) daß häufig das a bleibt, waƷƷares, heilages. 2) daß das e zuweilen schon in der ult. vortritt, d. h. ohne folgende flexion: waƷƷer, heileg, (vgl. nomen, nominis) ja gewisse wörter zeigen überall e und nie a, z. b. die gang- baren verwandtschaftsnamen sater, fateres, bruoder, muoter. 3) daß statt des vocalwechsels häufig syn- cope eintritt, als: wehsal, wehsles; zeihhan, zeihnes; gëlstar, gëlstres. Die gesetze dieser syncope laßen sich etwa nach den zwischen dem ausfallenden vocal liegenden consonanten, so wie nach der position oder nichtposition in der wurzel näher bestimmen. — Der ganze fall scheint sich auf die schwächung des a in e zu beschränken und wenn u oder i schon in der ult. herrschen, bleiben sie auch in penult. als: honug, honuges; aphul, aphules; himil, himiles; megin, megines. Nie wird auf diese weise a in i oder u, noch u in i oder a verwandelt; z. b. waƷƷar, waƷƷires, aphul, aphiles wäre unerhört. Vielleicht ließe sich ein aphul, apholes, ganz analog dem përag, përeges, bei weiterer aufmerksamkeit nachweisen. Häufig ist das o schon in die ult. vorgedrungen und bleibt dann: aphol, apholes, wie përeg, përeges. Syncopiert wird aber das u und i gleich dem a, als: simbulum, silubar (später simbolon, silabar) simblun, silbres. Dritter fall: in drei- und mehrsilbigen wörtern pflegt, zwar schwankend doch zumahl bei O deut- lich erkennbar, spurweise auch in älteren denkmäh- lern, eine assimilation des lautes stattzufinden, näm- lich der vocal der bildungsendung geht in den der flexion oder einen analogen (den einfachen statt des gedehnten) über Die ähnlichkeit und unähnlichkeit dieser assimilation mit dem umlaut springt in die augen. . Am häufigsten erzeugen sich auf diesem wege die vocale e, i und o , seltner a und u , weil diese in der regel schon organische bildung sind. Beispiele werden alles verdeutlichen. α ) scônara, zierara, grôƷara st. scônôra, zierôra, grôƷôra. kôrata (II. 4, 54.) luagata (V. 17, 16.) st. kôrôta, luagêta. Vermuthen ließen sich: fadamâ (fila) st. fadumâ, fizasan (callidum) st. fizusan u. a. m. I. althochdeutsche vocale. β ) bësemes (scopae) st. bësames; sûberet (mundate) st. sûbaret; finsteremo (obscuro) st. finstaremo; bit- teres st bittares; garewêm (paratis) st. garawêm. Manche der vorhin unter b) angeführten beispiele gehören vielleicht hierher, obgleich in heileges eher schwächung aus heilages als assimilation an- zunehmen ist, da es auch heilegûn heißt. γ ) edili (genus) st. adali; spîhiri (spicarium) st. spî- hâri; sidilen (incolae); bittirî (amaritudo) st. bit- tarî; zuivilîn (dubius) st. zuivalîn; fuatirî (pasce) st. fuatarî; sûbirî (munda) st. subarî; hungirita (esurivit) st. hungarita; durihil (pertusus) st. duru- hil; gidigini (famulitium) st. gidigani; δ ) die adverbia: ëbono, offono, aboho, irbolgono, giholono (latenter) st. ëbano, abuho, irbolgano, giholano; die praet. tonorôta, regonôta, wunto- rôta, zeihhonôta, zuivolôta, wachorôta (vigilavit) etc. st. tonarôta etc. lachonon (fasciis) st. lachanon; fadomon (filis) st. fadumon; wagono (curruum) wol- kono (nubium) st. wagano, wolkano; bruadoron (fratribus) st. bruaderon, einogo, heilogo st. einago, heilago; habotôst (ll. 14, 104.) st. habêtôst etc. ε ) bitturu (amara) l. 15, 91. st. bittaru; so müsten folgerichtig auch sûburu, finsturu, manugu etc. gelten, die ich nicht zu belegen wüste. — Aus diesen beispielen ergibt sich, daß man den wech- sel sämmtlicher vocale an manchen wörtern erweisen könnte, als: bittaran (amarum) bitteres (amari) bittirî (amaritndo) bittorô (amarae) bitturu (amara). Die ganze dem wohllaut günstige erscheinung hat sich, wie gesagt, zumeist bei O entwickelt Gewiß hängt sie mit dem auch bei O. sichtbaren wechsel des wurzelhaften i a , io, iu (oben s. 107.) und dem unten beim w zu berührenden zwischen aw, ew und ow zu- sammen. — Ob nicht umgekehrt auch der wurzellaut auf den der endung gewirkt hat? ich denke an worolt, du- ruh, fëlehen, filihit, falah, fuluhun st. wëralt, durah, fëlahan, filehit, fulahan? In letzterm könnte ebensowohl das u der flexion wirken. und ist einer ähnlichen in der nord. sprache offenbar verwandt, unbegründet darf sie um so weniger heißen, als sie sich auch bei T. I. K. u. a. und zumahl die assimilation des o spüren läßt; nur schwanken diese weit öfter, z. b. K zwischen piladi I. althochdeutsche consonanten. liquidae. und pilidi, T. zw. wuntarôt und wuntorôt. Und selbst O. schwankt augenscheinlich; das ganze system würde sich daher, sollten auch die hss. einzelne bestätigende berichtigungen darbieten, nicht durchführen laßen; es war im widerstreit des wohllauts mit der abstammung, die sich häufig geltend machte, erwachsen und muste bei der allmähligen verdünnung fast aller unbetonten laute in das einzige e bald wieder aufhören. Einzelne wörter und formen mögen sich auch nach zeit oder mundart gesondert und von der assimilation frei gehal- ten haben. Eben so gewiß ist in andern durch assimi- lation, und vocalwechsel überhaupt, indem der ge- schwächte laut aus der penult. in die ult. eindrang, der ursprünglichen und organischen lautbestimmung viel ab- bruch geschehen. e) seit dem 10. 11. jahrh. erscheinen nach und nach alle tonlose wortbildungslaute zu e und i ver- schwächt, wodurch jede unsicherheit des früheren viellauts beseitigt wurde. In den flexionen Doch auch in den endungen einiger partikeln, z. b. das alte ânu (sine) heißt bei N. noch âno und erst später âue; desgl. silu, silo, vile (multum). ha- ben sich die alten vocale zum theil länger erhalten und diese abweichende geschichte der bildungs- und der flexionsendungen wirst einiges licht auf die s. 96. gemachte bemerkung, daß sich das ô in der flexion sogar treuer als in der wurzel selbst (wo es in uo übergieng) bewahren konnte. althochdeutsche consonanten. Diese lehre ist eine der verwickeltesten, weil aus vermischung der mundarten und oft monstrosen mis- bräuchen der schreibung beinahe endloses schwanken entspringt, so daß selbst die besten hss. den grammati- ker nicht befriedigen. (L. M. N. R.) liquidae Die runen und ihre namen sind hier klar und unveränderlich. . Sämmtlich an- in- auslautend. Mit den anlauten l. n. r. fangen schon seit dem Sten jahrb. an die anlaute hl . hn . hr . sich zu vermengen und bald sind letztere ganz in erstere übergegangen (s. unten beim h ). — Der aus- laut m beginnt etwas später, jedoch nur in einigen I. althochdeutsche consonanten. liquidae. flexionen, sich in n zu wandeln, namentlich im dat. pl.; in der prima pl. und in der prima sing. einiger schw. conjug. (näheres in der decl. und conj.). In wurzeln und andern bildungsendungen (z. b. gadam, buosem) bleibt aber das auslautende m , und gänzlich abgeworfen wird es nie. Fremde sprachen lehren in absicht dieses auslauts zwei stufen 1) m wird in n ge- schwächt (vgl. Schneider p. 309-314.); die Spanier ver- äudern tam, quam, Jerusalem, Bethlehem etc. in tan, quan, Jerusalen etc. 2) m wird völlig unterdrückt (Schn p. 301-309.) — Vom übertritt des inlautenden m in n vor der asp. f. unten bei den verbindungen mf . nf . — Der inlaut n wird nasal (n. adulterinum), sobald eine gutturalis folgt, als: lang, wankôn, unk, aber in der wurzel selbst, nicht wenn in der zusammensetzung n mit g und k anstößt, z. b. in-gangan un-kust. Ob das nasale n ausfallen und namentlich die form ng in h übergehen könne? ist oben s. 88. bei dem â berührt worden, weil dadurch auch der vorausstehende vocal lang zu werden scheint, vgl. fangan, gangan, hangan, brang mit fâhan, gâhen, hâhan, brâhta (st. brangta?) Der vocalveränderung wäre etwan analog, daß der franz. nasale auslaut n und der nichtnalale inlaut n in denselben wörtern den vocallaut verschieden haben, vgl. siu, un mit sine, une. . Inzwischen kann nie aus langan (longum) lâhan werden und jene fälle müßen als ausnahmsweise ableitungen be- trachtet werden, die von den stämmen ng eigentlich verschieden sind; wie denn auch gâhen und brâhta selbst der schwachen conjugation folgen; (mehr über alle diese wörter bei der conj.) Den übergang des a in â bei aus- fallendem nasallaut bestärkt der oben s. 42. vermuthete des goth. juggs in jûhiza (wiewohl jugund, das sichtbar mit jung zusammenhängt, kein û hat, so daß kein älte- res jungund sondern vielmehr ein älteres jug, jugg an- zunehmen bleibt); vgl. das schweiz. â, î, û st. an, in, un (Stalder p. 33. 46. 72.); es wird vorausgesetzt, daß die silbe betont sey. Aus unbetonter endung könnte das n vor gutt. zwar ausfallen, würde aber den vocal nicht ändern. Im alth. wäre honec, honeg (mel) J. 389. K. 16 a st. honing. honang (N. 18, 11. 118, 103.) fast einziges bei- spiel; erst später auch kunig, psennig st. kuning, pfe- ning. — Fällt der alth. inlaut n vor dentalen aus? das geschieht im nord. und sächs. häufig. Eine spur wäre I. althochdeutsche consonanten. liquidae. N. isila (96, 1.) st. insila; noch heute in der schweiz isel (Tschudi 1. 366.) vgl. das ital. isola, franz. isle; vermuth- lich ist wieder verlängerung des vocals îsila zu behaupten, wie die nord. form âs, ûs st. ans, uns bestätigt; nur ist jenes îsila ausnahme nicht regel, N. schreibt uns (nobis) nicht ûs, wie die Schweizer. Eine weitere spur O. stuant im reim auf muat, guat, bestimmt an das goth. sächs. und nord. stôþ erinnernd, vgl. das alth. stâtîg (stabilis) und ähn- liche ableitungen, die offenbar mit standan zusammenhän- gen. Sollte das n in stuant, bant etc wenigstens nasal gewesen seyn? die heutige unnasale aussprache macht es wenig wahrscheinlich. Von ausfallendem n. vor gutt. in tonloser endung gibt uns hier umgekehrt N. einen beleg in tuged, tugedig st. tugend, tugendig. — Bei dem in und auslautenden r ist es wichtig, auf diejenigen fälle zu merken, in welchen sich r aus dem früheren s entwickelt hat. Daß s als das ältere und r als das jün- gere zu betrachten ist, folgt theils aus der oben s. 65. nachgewiesenen latein. analogie, theils aus der progres- sion des r in wörtern, die im alth. noch ihr s behaupten. In folgenden fällen ersetzt ein alth. r das goth. s oder z: im nom. sing. masc. des adj. — im gen. u. dat. sg. fem. und im gen. pl. des adj. — im comparat. — sodann in: kar (vas) ahir (spica) aran (messis) peri (bacca) nerjan (salvare) mir. thir. ir (ex) ir (vos) wir (nos) êr (aes) mêr (magis) sêr (dolor) hêr (splendens) Goth. háis, wovon noch háiza ( λαμπὰς ) über ist. Auf dem wege wäre vielleicht Lucans neben teutates genannter hêsus (dominus, illustris) der deutsohen sprache und mythe zu vindicieren. gêr (telum) kêran. lêran. trôr (sanguis, stilla) rôr (arundo) ôra (auris) hôrjan (audire) tior (fera)- in den pl. praet. wârun, birun, lurun, churun, und vermuthlich noch in andern, deren ur- sprüngliches s erst fortgesetzte untersuchung lehren wird Z. b. zior (decus, decor) deutet auf ein zios, goth. tius. . Geblieben ist im gen. sg. masc. und neutr. — zum theil in denselben wörtern, deren ableitung oder flexion be- reits r hat, als: nësan (bene valere) triosan (cadere, stil- lare) wësan, was; lësan, las, lâsun; haso (lepus); gëstar (hesternus) Das einfache wort muß gës gewesen seyn, wie das nord. gær (? gër) und lat. heri zeigen; in hesternus blieb das s. kiosan, kôs; liosan, lôs; îsarn (ferrum) etc. so daß für den übergang keine consequente analogie zu finden ist; man vergleiche lësan, las, lâsun mit wësan, I. althochdeutsche consonanten. liquidae. was, wârun. Wörter und formen, die am häufigsten ge- braucht wurden, scheinen sich zuerst dem r bequemt zu haben (mehr unten beim f.). — Zwischen r und l gilt kein wechsel (ausnahme: chilecha f. chirihha N. 34, 18. 101, 7. 143, 2.) und durch assimilation fillorane st. firlo- rane O. I. 23, 73; zwischen l und n wohl nur in der ver- bindung sl . sn , wovon unten beim f. — gemination der liquiden ist häufig, LL, MM, NN, RR, man merke aber: nur im inlaut, im auslaut wird der cons. einfach, z. b. scal, klam, span, war, praeterita von scëllan, klimman, spinnan, wërran; desgl. im nom. fal, man, gen. falles, mannes. Diese vereinfachung kann und muß dem umlaut des inlautenden b und d in ein auslautendes p und t verglichen werden, woraus sich der wichtige satz ergibt, daß die einfache liq. gleich der tenuis) härter, die doppelte liq. (gleich der med.) miider laute. Mundarten, welche die media der ten. vorziehen, wer- den sich stets zur gemination neigen (z. b. die dänische) und schon im allgemeinen haben wir in der gemination ein späteres, schwächendes princip zu erkennen geglaubt. Wurde nun jener schreibung gemäß auch ausgesprochen? Ich bejahe dies und glaube selbst, daß ohne die aus- sprache der einfache consonantauslaut nicht geschrieben worden wäre. Die neuh. schreibung, fall, mann etc. beweist nichts dawider, indem auch gab, rad etc. ge- schrieben wird st. gap. rat. Im alt- und mittelh. sprach man fal (casus) und tal (vallis) ganz gleich aus, uner- achtet jenes den gen. falles, dieses tales machte Aus gleichem grunde schrieb und sprach der Gothe vulf und láuf. qvaþ und bsþ, obschon die inlaute vulsis und láubis, qvêþun und bêdun ergeben. . Da nun der geminierte laut position erzeugt, so sind die angeführten gen. geschärft, die nom. schwebend aus- zusprechen Verwechselungen einzelner wörter hatte hierbei die alte sprache kaum zu fürchten; scheinbare beispiele aus der neuh. u. selbst mittelh. tressen sie nicht. Wenn es uns schwer fiele, lam (claudus) von lam (agnus), war (fuit) von war (confudit) zu unterscheiden, wenn wir daher billig lahm, lamm, war und warr schreiben; so lauteten die alth. formen: lam, lamp; was, war und das kurze a fühlte man deutlich. . Übrigens tritt auch im inlaut die ver- einfachte liq. ein, wenn das t des zusammengezogenen schw. praet. anstößt, z. b. hulta, mamta, nanta, tharta, I. althochdeutsche consonanten. liquidae. biwamt st. hullita, memmita, nennita, therrita, biwem- mit, (maculatus). Meine ansicht der gemination bewährt sich ferner durch die mögliche nachweisung mancher geminationen aus älteren consonantverbindungen und solcher beispiele liefern die mittel- und neuh. sprache fortwährend mehr. Wie viele ll . nn . rr entstehen nicht durch li . ni . ri . das die ableitung bildende i wird entweder in der gemi- nation verschlungen, beispiele: brunna (thorax) sellen (tradere) bûrro, werren (tueri) jüngere formen als: brunja, saljan, bûrjo, warjan; oder es bleibt daneben bestehen, als kunni (genus) menni (monile) gl. jun. 214. st. kuni, mani; fenni (lutum) goth. fani (woher das franz. fange); henna (gallina) st. hanja. Aus bn . mn ent- wickelte sich zuletzt mm, nn in stimma, nennen; frü- her stibna, stimua, namnjan, nemnjen, nennjen. Aus madmun i (lenitas) mammunti; aus guotlìhhìn (gloria) bei I. cuatlìhhì bei K., später guallichî bei O. guol- lichî bei N und W. Nicht unwahrscheinlich beruht wallôn (peregre abire) auf einem älteren wadalôn, wad- lôn von wadal (vagus, exsul, mendicus) hergeleitet, und selbst wal (gen. walles, munimentum) dürste durch ein früheres dl erläutert werden, wenn man das goth. vadd- jus erwägt, vgl. ëddo, odo und Notkers alde (aut); gruntsëllôn (N. 77, 69.) f. gruntsëdilòn; illan (festinare) mit ïddja, und über den wechsel des einfachen d mit I Schneider p. 255. 256. (so ist auch unser silabar genau das lith. sidabras). Andere ll , wie al, alles, fal, falles etc. scheinen freilich uralt. — Endlich läßt sich manchen rr der ursprung aus rn und rs nachweisen: stërro, fërra aus stërno, fërna (vgl. Stalder dial. p. 68.); irri, thurri, wir- ran, merren, farr (taurus) etc. deuten auf ältere formen: irsi, wirsan, marsjan, fars, wie theils einzeln stehen ge- bliebene rs darthun, namentlich wirs (pejus) thurst (sitis) fersa (vacca), theils die goth. thaúrsis, airzjan, marz- jan Sollten sich mit rücksicht auf den wechsel rs und rr die deutschen völkernamen marsi, marsigni nicht befriedigen- der auslegen laßen? . — Unbekannt hingegen sind der alth. mundart die assimilationen des nd und ld in nn, ll . — Wenn bei den geminationen ll. nn. rr. die s. 54. gestellte regel, daß ihnen nur ein kurzer vocal vorhergehen dürfe, einigemahl ins gedränge geräth; so wird man am besten den geminierten conson. aus li. ni. ri erklären, z. b. steinna I. althochdeutsche consonanten. liquidae. In- und auslautende verbindung der liq. mit andern consonanten. LM halm. malm. galm. folma (manus) salm (psal- mus) suilm (sopor) hëlm. scëlmo (pestis); kein ln, lr . — LB. albiƷ (cignus) dëlban (fodere) salbôn. chalbir. LF. hëlfan. LP. chalp. halp. salp. dalp. LD. wildi (ferus) baldo (audacter) sculdî (debita) holdan (carum) golde (auro) waldes (silvae). LT. kalt. alt. giwalt. schilt. wal- tan. faltan. spaltan. gëltan. molta. hilta (pugna). LS. hals. LST. galstar (fascinum) gëlstar (tributum) polstar (capitale). — LZ. halz (claudus) salz. smalz. holz. palz (balteus) malz. polz. falzan. walzan. galza (sucula). spëlza. hëlza (capulus) wilzî (veletabi) filz (cento) sulza (muria) milzi (splen) smilzan. — LG. palg (follis) suëlg (heluo) bëlgan. felga. LK. scalk. folk. tolk (vulnus). — M leidet nur labiales neben sich, weder linguales noch gutturales Was scheinbar widerspricht, sind spätere zusammenziehun- gen, z. b. amsel, hamster, alth. amisala, hamistro. . MB. umbi. wamba. ambaht. zimbar. imbi (examen). kambar (strenuus, woher der volksname cim- bri) chumbirra (tribus). MF. kempho (pugil) limfan. dimfan. damph. fimf. scimph. MFT. samfto (mite) ramft (labrum). numft. kumft. gizumft. MP. champ (corona, crista) krump. lamp. suamp. — N. läßt nur lingual. und gutt. auf sich folgen, keine labíales. Ein- zige ausnahme finf (neben dem urspr. fimf), so wie später sanfte und ranft. NG. fangan. gangan. hangan. suangar. lang. ring. ding. gingo (spes) singan. bringan. pungo. (ana- gallis) lunga (pulmo) lungar (expeditus) etc. NK. krank. thank. wankôn. stank. skrank (fraus) bank. skinko (tibia) trinkan. winkan. sinkan etc. Dieser form gehören schon die tencteri (Tac.) τέγκτερο ι (Dio 54, 20.) ND. bindan. findan. slindan. sindo (comes) linda (tilia) kindes. hindar. endi. (olla) gl. jun. 211. 216. bûrro (incola) aus steinja, bûrjo. Jenes muß einen irdenen, zu stein gebrannten tops be- deutet haben; angels. stæne (gillo, poculum). Vielleicht hat die gemination auf die vereinfachung des vocals ge- wirkt und es ist burro st. burrô, stënna st. steinna ge- sprochen worden. Hierfür scheint endlich zu sprechen, daß in der zusammenziehung des comp. hêriro (splendi- dior) in hërro (princeps, illustris, dominus) das ê (also frühere ei) deutlich in ë verkürzt wird. I. althochdeutsche consonanten. liquidae. sendjan. zundjan. hendî (manus pl.) andar. landes etc. NT. sant. rant. lant. hant. want. pfant. kint. wint. hunt. phunt. grunt. munt. friunt etc. NS. gans. grans (prora) zins. flins. uns. funs. runs. thinsan. linsi (lens) winsôn (mutire) zinsera (thuribulum), endungen auf-ansa. NST. anst. gunst. kunst. brunst. finstar. NZ. ganz (sanus) zuan- zig. manzo (uber) kranz (diadema). lenzo (ver). benzo. phlanza (plantatio) minza (menta) palinza. winzuril (vi- nitor). winzan (lacerare). runzila (ruga). grunzig (celia), endungen auf -enza. — RM. arm. harm. darm. suarm etc. RN. scërn (scurrilitas) kërno. dorn. horn. korn. hirni. harn etc. RB. huërban. stërban. etc. RF. dorf. sarf. wërfan. scurfen etc. RP. huarp. starp etc. RD. ërda. wërdan. ërdo (sive) quërdar (esca) mordar (homi- cidium) gardea (virga) etc. RT. bart (barba) zart (te- ner) fart (iter) wort (verbum) sport (stadium) ort (cuspis) hort (thesaurus) prort und prart (labium, margo) furt (vadum) artôn (colere) garto (hortus) rarta (loquela) warten (tueri) irwartnissi (corruptio) herti (durus) hirti (pastor) phorta (porta) chortar (grex). RS. wirs (pejus) hirsi (milium) fërsana (calx). RST. durst. wurst. porst. harstja (sartago). RZ. suarz. harz. warza (verruca) hërza. wurz etc. RG. bërg. duërg ( us) scurgan (pellere) etc. RK. wërk. etc. Viele dieser zahlreichen consonautver- bindungen mit vorstehender liquida gehen die buchsta- benlehre nicht näher an und sind daher nur mit einigen beispielen berührt worden. Es leuchtet ein, daß sie auf syncopen beruhen; namentlich ist in den formeln lg . lp . rf . rm . rp . rg ein vocal dazwischen ausgefallen und es finden sich noch zuweilen vollständig halap. sila- bar. aram. suaram. huaraf (stamen) thorof (oppidum) eribo (heres) huarabôn. bërag etc. Manche wörter syn- copieren im alth. gar nicht, die es später gleichfalls thun z. b. hiruƷ (cervus) pinuƷ (juncus) muniƷa (mo- neta) bilisa (milimindrum) biladi (imago) seniph (sinapi) haniph (cannabis); vorzüglich merke man, daß der spi- rant h und die asp. ch (hh) noch nicht gern unmittel- bar auf liq. folgt, daher wërah (opus) storah (ciconia) lerihha (alauda) pirihha (betula) fëlahan (commendare) etc. Dies berechtigt uns, theils in nicht mehr zu be- legenden fällen gleiche aufhebung der syncope zu ver- muthen, z. b. statt winzâri (vinitor) ein älteres winiƷâri und vielleicht wîniƷâri; theils für solche wörter unge- achtet der position noch eine zeitlang schwebende aus- sprache anzunehmen. I. althochdeutsche consonanten. liquidae. Wichtiger ist uns hier folgendes. mb und mp neigen sich allmählig zu der assimilation mm Die jedoch im auslaut und vor t sich zu m vereinfacht, also suam, suammes st. suamp, suambes. Ganz folgerecht pflegt auch umgekehrt mpt st. mt in wörtern einzutreten, die eigentlich einfaches m haben, z. b. goumen (custo- dire) goumpta O. I. 13, 28. kûmen (lugere) kûmpta O. III. 4, 43. 10, 10. wo jedoch die wiener hs. kûmta liest; das stehet überhaupt auch I. 22, 51. III. 24, 14. ; mft geht über in uft . Daß der rs vordem mehr gewesen, ist beim rr angezeigt worden; — rt muß man zweierlei scheiden, theils entsprechen sie dem goth. rd (wort. sport. herti. hirti. warten.) theils dem goth. zd (hort. ort. prort. rarta) vgl. oben s. 67. und vorhin s. 121. über das frühere s statt r . Bei einigen geht der goth. beleg ab Vielleicht hieß bart und furt auf gotb. bazd, fuzd; (vgl. für ersteres des litth. barzda, lett. bahrsda) und wenn art goth. azd war, müste das goth. asding (Dracontii carmina, ed. Arevalus, Romae 1791. 4. p. 371.) alth. ar- ting lauten. . — (P. B. F. V. W.) labiales. In den ältesten runen nur zwei zeichen zu allen lippenlauten, nämlich für b und f, birihha (betula) und fihu (pecus) benannt; den spiranten v drückte zugleich die rune u aus und die tenuis p. scheint als anlaut sel- ten oder nur in fremden wörtern vorgekommen zu seyn (vgl. oben s. 55.). Die sächs. runen fügen einen buch- stab für v (w) hinzu, den sie vên (opinio) und für p, den sie peord (verna, bauer im schachspiel) benennen. Der letzte name ist aber dem alth. p unangemeßen, theils weil das wort in der entsprechenden form përt nicht gefunden wird, theils dem sächs. anlaut p mei- stens der alth. anlaut ph . begegnet, auch vielleicht das mittelh. pfërt (equus) dasselbe wort ist Pfërt nie streitroß noch zelter, sondern ein im schritt ge- hendes, für reise und frauen tauglich, daher paßgänger, dän. ganger, lett. gengeris, gleich dem fußboten (verna, diener) geheißen. Nur erkläre ich damit freilich nicht, warum das wort im alth. weder für verna noch für equus vorkommt. Das nord. pëd bedeutet nicht equus, sondern neben verna noch sonst nanus, pumilio. . Die nord. form für peord lautet pëd (? pëdd), womit der persische name derselben figur im schach: padeh (ital. pedone, I. althochdeutsche consonanten. labiales. franz. pion) merkwürdig einstimmt, vermuthlich von pada (pes) abzuleiten, fußgänger, gemeiner soldat im gegensatz zum reiter. Dem sey nun, wie ihm wolle, die rune p. eignet sich für die alth. tenuis nicht, und es besteht ein ganz anders verhältniß der labiales, als im nord. sächs. und goth., nämlich der goth. reihe p. b. f. v. entspricht strengalthochdeutsch: f. p. v. w, so daß die media b völlig ausgeht, f aber durch ph und v durch bh näher erklärt werden muß. Dieses vor- herrschen der aspiration beruht im grunde auf der ver- wandlung des einfachen p in ph und die untersuchung hat folgenden gang zu nehmen: erstens ist zu zeigen, daß das übergewicht der aspiration auch im althochd. unorganisch und unursprünglich sey; alsdann bleibt die freilich schwankende regel der alth. labiales selbst zu erörtern. Den beweis jenes satzes suche ich in nach- stehenden puncten 1) die allgemeine einstimmung der übrigen deutschen mundartcn , der goth. sächs. fries. nordischen, verbürgt, daß auch die alth. statt ihres ph früher die tenuis p gehabt haben werde. Noch mehr, in fremden und alten sprachen sind vergleichbare wörter ebenfalls un- aspiriert, z. b. gr. πέπερι , lat. piper, lett. pipperes, lith. pipirras, böhm. pepr; — πιππίζω , lat. pipio, böhm. pjskám; — σίνηπι , lat. sinapi, lett. sinnepes; — affe, böhm. opice — kaufen, lat. capere — greifen, lat. rapere, lett. grahbt, litth. grebju etc. Ebenso laßen sich sanskr. u. pers. wörter mit p und nicht ph anführen; etymologen aber, welche dergleichen ge- brauchen, um die nähere verwandtschaft der alten sprachen mit dem niederd. darzuthun, unternehmen etwas unnöthiges. da meiner meinung nach auch das hochd. in den ersten jahrh. die aspiration keineswegs gehabt hat. sondern apo (simia) scapan, scip. pîpan. grîpan gesprochen worden seyn wird. Sie hätten also bloß zu zeigen, daß die niederd. aussprache in diesem punct der älteren treuer geblieben ist Nicht einmahl in allen wörtern; die alten sprachen zeigen in manchen die tenuis, wo sämmtliche dentsche aspirieren, nicht allein die hochd. z. b. ποὺς , pes, sanskr. padah; aeol. πέμπε , lith. penki; πέρδειν , pedere, litth. pérsti (alth. sër- zan). Diese in allen deutschen mundarten organische asp- darf mit der unorganischen, bloß im hochd. vorhandenen, nicht verwechselt werden. . I. althochdeutsche consonanten. labiales. 2) in den von den Römern aufbehaltenen eigennamen ist noch keine spur der alth. labialordnung, sondern vielmehr gilt die organische gothische. Die tenuis p in: peucini, menapii, usipii, usipetes, luppia (niederd. lippe) Vgl. den frauennamen pipara, den Trebellius Pollio, in Salonino cap. 3. aus Gallienus zeit aufbewahrt hat. — die media b. in belgae, bonna, baduhenna, -burg, bructeri, vibilius, tolbiacum (hochd. zulpich) gelduba, longobardi, cimbri, maroboduus, ubii, etc. — die asp. f. in fenni, fosi, frisii. tanfana, canninefas, framea — die spirans v. in vandali, vangiones, suevi, helvetii, visurgis, treveri etc. Manche dieser namen sind uns dunkel Namentlich framea (missile) welches man unpassend mit pfrieme (acus, silum ferreum) nord. prion, niederd. preem zusammenstellt. aber die vergleichbaren f. entspre- chen nie einem niederd. p, die vergleichbaren p. kei- nem niederd. b. sondern der hochd. asp. ph. 3) die alth. denkmähler selbst zeigen spuren der tenuis, wo man asp. erwarten sollte, nämlich in wörtern, in welchen auch die übrigen deutschen mundarten tenuis haben. Namentlich in pîna (dolor) përala (unio) puzza (puteus) paradîsi, pilgrim, palinza, pëdarsil (petroselinum) palma, tempal, probist, pimenta, prosa, pira (pirus), piscôf (episcopus) und ähnlichen, meistens aus dem latein entlehnten wörtern. Die entlehnung muß in einer frühen zeit erfolgt seyn, wo die aspi- ration noch nicht eingeführt war, später aber war es natürlich, daß diese fremde wörter, die sich dem gange der deutschen laute nicht fügen wollten, ver- schonte, wenigstens größtentheils; ja einige derselben nahmen bei solchen, die der strengalth. tenuis die media b. vorziehen oder mit beiden wechseln, wie besonders N., den umständen nach, letztere an, z. b. bîna (dolor) bira (pirus) buzza (puteus) und auch bei O. und T. biscôf. Andere schwanken nach verschie- denheit der denkmähler und zeiten zwischen tenuis und asp. z. b. J. setzt noch porta, spätere phorta; O. noch pad (callis) plëgan (solere) N. phad, phlëgen, allein porta. In den mons. gl. herrscht ph. entschie- den, als: phant, phunt, phanna, phersiboum (persicus) phorzih (porticus) phellôl, phorri (porrus) phalanza, phlanza und nur in jenen zuerst genannten hat sich I. althochdeutsche consonanten. labiales. die ten. behauptet, meistens noch im neuh. (pein, perle, tempel, palme etc., ausgenommen pfütze) wïewohl einzelne ph. erschienen sind, z. b. phînôn (cruciare) gl. hrab. 953 a , phînunga 955 b . 4) ein überzeugender grund ist ferner der, daß die con- sonanzverbindung sp sowohl im anlaut als inlaut ge- blieben ist und sich nicht in sph (einen übrigens wohl- klingenden, im gr. σφ häufigen laut) verwandelt hat. Aber selbst die denkmähler, welche am strengsten der alth. labialregel folgen, zeigen unverändert sp in den- selben wörtern, wo es die sächs. goth. und nord. mundart hat. Zahlreiche anlaute: spinnan, spër, spal- tan etc. bedürfen keiner aufzählung. Seltner sind die inlaute und ich vermag nur lispen (anhelare) M. 341. wisbelôt (sibilus) gl. doc. nëspil (mespila) gl. doc. aspa (tremula) gl. blas. 140. gerade zu belegen, es muß noch andere geben, z. b. hispan, wispan, haspal, mëspil etc. (vgl. die mittelh. sp.). O. schreibt thuesben (extinguere) st. duespjan, was auf ein starkes duispan zurückdeutet. Den bekannten eigennamen ospirîn, osbirîn fübre ich nicht an, weil er aus os-pirîn (ursa) componiert ist, ebensowenig die schwierige par- tikel zaspëri, zispëri, d. h. za spëri, zi spëri (utique). 5) im goth. etc. sind ten. med. asp. organisch vertheilt; im alth. schwanken ten. u. med. für eine reihe von wörtern unter einander; diese unvollkommenheit kann nicht ursprünglich gewesen seyn. 6) endlich kann die analogie der lingual- und guttural- buchstaben angeschlagen werden, wo im alth. eine gleich unorganische aspiration eintritt und zunimmt. Nachdem ich dargethan habe, daß im ältesten hoch- deutsch ganz die goth. vertheilung und bestimmung der lippenlaute eingetreten zu seyn scheint, handelt es sich um die nähere darstellung des eigentlichen verhältnisses dieser consonanten im 8 - 10. jahrh. wobei nun jene spu- ren des früheren zustandes übergangen werden können. (P und B) die tenuis entspricht im an- in- und auslaut der goth. media b. und strenghochd. denkmäh- ler, namentlich die hrab. und mons. gl. schreiben nicht nur im auslaute: kap (dedit) screip (scripsit) stap (bacu- lus) sondern auch in- und anlautend: këpa (donum) scripun, stapâ, trîpan, opaƷ, upar, umpi, zimpar; pat I I. althochdeutsche consonanten. labiales. (rogavit) pipar (castor) pim (sum) pein (os) pano (homi- cida) puah (liber) pluamo (flos) prinkan (afferre) etc. Diese könnten des b völlig entrathen, es lauft jedoch zuweilen im inlaut mitunter, nie im auslaut, seltner im anlaut. Andere quellen, K., die gl. jun., die hymnen etc. räumen dem b mehr und in der regel beständig den in- laut ein, während p nothwendig aus- und fast immer anlautet. J. hat die eigenheit, daß er das anlautende p nur in fremden wörtern (porta, passio, paradîsi), das auslautende nur in einigen, als 356. sëlp 404. chalp dul- det, sonst aber im auslaut die asp. setzt, als 352. 402. ûph, 372. screiph. 394. 395. bileiph; dem an- und inlaute gibt er b Er hat auch einigemahl die reine goth. tenuis behalten, 389 lantscap. 404 scâp. 372 hilpit. . Noch weiter endlich gehen O. und T., welche das p gänzlich vernachläßigen, d. h. zwar in fremden wörtern (porta, tempil) in deutschen aber bloß in der verbindung sp . und inlautend vor t (kûmpta, gi- loupta) dulden, sonst überall und namentlich im auslaut (wîb. lîb. huob. starb. gab) die media zeigen. Eine viel consequentere, ihm völlig eigenthümliche regel beobachtet N., der bei oberflächlicher ansicht will- kürlich zwischen p und b oft in der nämlichen zeile zu schwanken scheint. Aufmerksamkeit lehrte mich, daß er (die form sp. und einige fremde wörter abge- rechnet) die ten. nie im in- und auslaut, sondern stets die med. setzt, also: trîben, habên, umbe, ubelî, gibet; halb, warb, gab, treib etc. Der anlaut hingegen rich- tet sich nach dem auslaut des vorhergehenden worts. Ist dieser auslaut ein vocal oder eine liq.; so hat das nächste wort im anlaut die media b; — war er die spi- rans h oder eine lab. ling. oder gutt. so folgt im anlaut die tenuis p und dasselbe geschieht endlich, wenn mit dem anlaut ein ganz neuer satz beginnt, weil dann der auslaut des vorigen zu weit getrennt ist und nicht wei- ter einwirkt. Letzteres scheint zugleich darzuthun, daß N. in solchen wörtern die ten. für den wahren, nur den umständen nach in die med. umlautenden buchstab hält. Beispiele ergeben sich allenthalben und widersprechende ungenauigkeiten der psalmenausgabe kommen nicht in betracht. Es muß daher heißen: ih pin, aber ih ne bin; des pëlgen, aber: selben bëlgen (98, 1.); got pë- tôjên, wir bëtôjên (96, 7.) ih pito, mînero bitûn (118, 116); I. althochdeutsche consonanten. labiales. dîn bin ih, silo breit, sint pediu (118, 90, 94, 96) mih pînont (12, 5) îlet pehuoten, der behuotet (18, 12) und so überall in unzähligen fällen. — Dem feinhörigen N. folgen andere und spätere nicht, namentlich, was zu verwundern ist, keiner der mittelh. dichter. Für jede der angegebenen verschiedenheiten im ge- brauche des p und b zeit und mundart festzusetzen, hält schwer; es stimmen hier denkmähler zusammen, die in andern stücken abweichen, z. b. O. und T.; während O. und K., die sonst ia, ua gemein haben, darin von einander abstehen. Das vorherrschende, umlautende b. bei T. und O. stimmt zur neuh., dagegen der inlaut b. und auslaut p. zur mittelh. weise. Dieser umlaut zwi- schen b. und p. (loup, loubes) vergleicht sich zunächst dem goth. wechsel des f und b in denselben wörtern (láuf, laubis) und noch vollkommner J. lîban, leiph (goth. hleiban, hláif); überhaupt entfernt sich J. am wenigsten von der goth. lautvertheilung. (F. PH. PF.) die alth. asp. entspricht der goth. ten. und eigentlich nicht der goth. asp., welcher vielmehr das alth. v. gleicht; doch aber finden mischungen beider alth. asp., des f und des v statt. Vorerst will ich hier fragen, ob f. ein einfacher oder doppelter laut sey? und antworten, ein doppelter. Daß ein besonderer buch- stab vorhanden ist, beweist nicht dawider, man müste dann auch das nord. u. sächs. þ für einen einfachen cons. erklären; die drei asp. f. þ und ch. stehen sich aber gewiß gleich. Eher könnte bedenklich machen, daß lat. grammatiker zwischen ph und f. unterscheiden (Schneider p. 263-266.), wiewohl andern beide zusam- menfallen und das gr. φ in der regel durch das lat. f. ausgedrückt wurde (Schn. p. 201.). Unterschied ist frei- lich möglich und in der that merklich, aber nur zwi- schen zweierlei aspiratis, dem ph und bh , oder zwischen der asp. und triphthongen, wie pf (das ist pph) und bf (bph) sind, deren gleich erwähnt werden wird. — Nun- mehr stelle ich auf: das eine alth. f. entspricht der goth. ten. oder ist mit andern worten das aspiriert gewordene goth. p, folglich jederzeit scharf wie ph und nie wie bh auszusprechen. Es wird daher häufig noch ph geschrieben 1) im anlaut kommt es, gleich dem goth. p, selten vor, meistens in fremden wörtern: phorta, phunt, phenning, phîpha, phlanza, phello, pheit (tunica) phluog (ara- trum) pharre (tauri) N. 21, 13. phogat N. 34, 1. etc. I 2 I. althochdeutsche consonanten. labiales. Dieser anlaut hat sich sehr frühe in den noch härte- ren triphthong pf verwandelt; schon die hrab. gl. schrei- ben pfentinc, pfîfa, pfat, pfliht etc. Das anlautende pf galt jedoch weder für alle wörter noch mundarten allgemein, wie man aus denkmählern sieht, welche dafür zuweilen nicht ph , sondern f schreiben, z. b. K. 43 b funt (libra) N. 103, 16. W. 4, 13. flanza (planta- tio) N. 8 , . frëssa (pressura). Einige haben, wie oben bemerkt. das unaspirierte alte p. beibehalten, nament- lich O. in porta, plëgan etc. und konnten es, weil sie auch im anlautenden b der goth. media treu blieben. Die aber letztere durch p ausdrücken, bedienen sich consequent des ph (f. oder pf) statt der goth. tenuis, während O. und seines gleichen inconsequent das in- und auslautende p mit f vertauschen. 2) im in- und auslaut wird am liebsten f geschrieben und gewiß ph , nicht bh , gesprochen. Dies erhellt aus den daneben vorkommenden schreibungen ph. ff und pf. a) die schreibung f belegt sich bei O. T. N. allenthal- ben; gewissen wörtern ist jedoch das ph vorbehalten und hier muß man den gebrauch eines jeden dieser denkmähler besonders kennen lernen. Alle drei schreiben: grîfan, slàfan, scif (scëf) lantscaf etc. aber O. und N. wërfen, hëlfen, (daneben O. I. 11, 122. hëlpha). T. wërphan, warph, wurphumes, thorph. O. und T. limphan, lamph; N limfen, lamf. Die mons. gl. schwanken in denselben wörtern, z. b. after und aphter. b) ph hat daher in vielen fällen ganz wie f gelautet und beide sind eigentlich eins z. b. huph (femur) etc. In denkmählern aber, die gewöhnlich f ge- brauchen, hat das ph mancher wörter unleugbar die aussprache des pf, z. b. wenn O. kuphar (cu- prum) scepheri (creator) schreibt, ist doch nicht an- zunehmen, daß noch kufar, sceferi gesprochen wer- den dürfe N. hat im verbum ftephen (gradi) und scephen (creare), daneben aber die subst. êoscefel (legislator) hôistasel (lo- custa) und offenbar schwankt in manchen wurzeln und ableitungen die aussprache zwischen f und pf. . So könnte auch sein limphen und T. warph ins pf. hinüberspielen. Richtiger wäre, wo pf gesprochen werden soll, es auch zu schrei- I. althochdeutsche consonanten. labiales. ben, allein es ist, wie sich hernach zeigen wird, häufig aus ph entsprungen, so daß in einzelnen wörtern die wahre aussprache kaum auszumitteln steht. N. slâphôta 118, 28. gilt so viel als slâfôta. c) die schreibung ff. so practisch sie sich gemacht hat, scheint in der theorie ganz verwerflich, da das f ein doppellaut ist und man zwar einen doppellaut noch mit einem einfachen verbinden, nicht aber wieder mit sich selbst doppeln kann. ff ist phph, solglich (in einer silbe) so unaussprechbar als es thth und chch seyn würde. Meiner ansicht nach soll das ff, wo man es geschrieben hat, entw. die stärkere asp. ph , zum unterschied von der gelinde- ren v ausdrücken, oder den triphthong pf. Jenes ist der fall, wenn sogar doppelvocale vorhergehen, denen keine geminierte consonanz folgen darf, vgl. gl. hrab. 956 b hûffôn (auch N. 60, 7.) sauffi 960 b ûffit (promit) 972 a ; gl. mons. naffezen (dormitare) N. naphezen; — bei K. hlauffan, wâffan 16 b Wâffan auch O. I. 15, 90. und N. 21, 21; aber wâfan O. I. 19, 30. oder besteht neben wâfan ein waffan, wie es der spätern sprache gemäß ist? , slâffag (somnolentus) 23 b scâffum 20 b (N. 8, 8.) rîffant 25 a slâffit 46 a slâffe 17 a wohin auch tiuffi, N. touffî, offto 60, 6. scuoffe 63, 9. etc. Hier würde über- all richtiger ein f oder ph stehen. Das pf vertritt hingegen ff in sceffan K. 33 b , chamffan K. 19 a (ne- ben chamfan 15 a ) heffan (K. und O. I. 19, 6.) chriffen (gl. jun. 217.) und in folgenden stellen J. 385. scheffidhes. 395. offerunc. 402 lantscaffi (bei ihm = lantscapsi) Bedenklich scheint allein der fall, wo dem ff ein einfacher vocal vorhergeht und doch kein pf zu vermuthen ist, z. b. in affo (simia) offan (apertus) phaffo (papa) saffe (succo) sciffe (navi) lantscassi (K. 20 a ) etc., wo zumahl der auslaut nur ein f zeigt, als: saf, scif, lantscaf. Hier ist wohl eine unorganische anwendung der analogie anderer geminationen gemacht worden; dasselbe werden wir unten bei dem ƷƷ und hh zu bemerken finden. Aeltere denkmähler richtiger scëf, scëfes; lantscaf, lantscafi. Sollte die critik überhaupt sich erkühnen dürfen, das pseudo- ff in den ausgaben zu tilgen? I. althochdeutsche consonanten. labiales. d) pf ist eigentlich pph , findet sich auch so geschrie- ben, vgl. krippha O. opphar O. scepphes: lepphes (curras) O II. 14, 55. (die wiener hs, II. 4, 63. so- gar scefphe, gl. hrab. 962 a hefphet; gl. doc. 204 b slifphemes.) wipphe O. IV. 16, 55. stepphare N. 100, 3. etc. häufiger steht pf, als stupfe (O im reim auf jenes wipphe) und gl. hrab. chripfju, scepfent, elptant, cnupfen, chupfa neben cnuphit, wirphit, suëphar. Zwischen pf und ph schwanken auch O und N. vgl. scepheri O. I. 5, 49. opheres II. 9, 67. opherôn N. 33, 1. opferôn 25, 6. chapfen 12, 2. ir- ropfzôt (eructat) 18, 3. stephida 38, 1. stepphâre 100, 3. wephàre (histrio) 39, 5. etc. daß andere in denselben wörtern ff schreiben, ist vorhin ange- merkt. Dieses pf entspricht theils dem einfachen p, theils dem pp der niederd. sprache, und ent- springt in letzterm fall häufig aus phi , z. b. krippha st. kriphea (T. crippea), chripphen st. chriphjan. Zuweilen hat es noch einen andern grund, z. b. op-phar, wofür man auch ob-phar (T. 7, 3.) fin- det, mag eigentlich in zwei silben, wie das lat. of-ferre, ob-ferre zerfallen. Uebrigens laßen das alt- und neuh. pf nicht immer auf einander schließen, z. b. chriphen zwar auf kripfen, aber kripfa lautet krippe und chapfen gaffen; vgl. schaffen und schöpfer. Wie sticht gegen solche ungewißheit der reinliche, feste gebrauch der goth. tenuis ab. (F. V.) die zweite alth. asp. entspricht der goth. asp. Wohlverstanden materiell (in den wörtern) nicht formell (in der aussprache), denn da sich der laut einmahl ver- rückt hat und dem goth. p das alth. f antwortet, so ant- wortet dem goth f das alth. v. Formell sind sich das goth. und alth. f natürlich gleich, jede mundart gebraucht lie nur zu andern wörtern. Das goth. silu (multum) ist folglich schärfer, das alth. vilu (auch filu geschrieben) milder zu aspirieren. und wird zumahl in denkmählern, welche die erste asp. mit f ausdrücken, zum unterschiede v ge- schrieben; hierdurch ist der mittel- und neuh. gebrauch des v begründet, welches v nie oder nur misbräuchlich an die stelle jenes ersten f treten kann. Beiderlei laut war ursprünglich und so wesentlich verschieden, als die goth. ten. von der goth. asp. Man spreche das v (oder zweite f) milder als das vorige f und etwa zwischen I. althochdeutsche consonanten. labiales. ph und w , also wie bh aus, gleich dem goth. f in gaf, þiuf (oben s. 55.), kurz gleich dem sächs. ƀ. Geschrie- ben wird es gewöhnlich mit dem vocalzeichen u , was doch die grammatik billig meidet, um verwechselung mit dem vocallaut, zumahl in diphthongen und in ein- zelnen fällen mit dem w zu verhüten. Dem w liegt freilich das v sehr nahe Wegen verschiebung der laute (s. vorausgehende note) könnte man fragen, ob das alth. v nicht gerade wie der goth. spirant v , hingegen der alth. spirant w , ob er gleich materiell dem goth v entspricht, anders ausgesprochen worden sey? Hierüber hernach beim w . und ein ungeübtes ohr un- terscheidet beide im inlaute schwer von einander; gleichwohl ist der unterschied so wesentlich, daß mit- telh. genaue reimer kein v und w aufeinander reimen (z. b. nie grâven, comitem, auf gràwen, canescere) und im alth. sind z. b. fravallicho (audacter) und frawalicho (laete) hörbar verschiedene wörter. Noch schwieriger fällt die unterscheidung des anlautenden v, von dem f und beide sind hier offenbar frühe schon vermischt, d. h. das v ist wie f gesprochen worden. Im auslaute wird sogar niemahls v geschrieben. 1) je seltner die erste asp. im anlaut, desto häufiger die zweite, aber jenes erklärt, warum auch letztere ohne verwirrung mit dem buchstaben f geschrieben werden konnte. Sicherer geht die schreibung v, die ich zu- meist in den mons. gl. beobachtet finde, als: varan, vallan, vëlahan (commendare). vëlgâ (canti) verjo (re- mex) vilo, vingar, vizus (astutus), vogal, vora, vu- luhun, vuri, vundun (inveniebant) etc. desgleichen vor doppellautern: vâra (dolus) viur (ignis) vuora (pastus), kaum vor û, weil sich dann drei gleiche zeichen häufen, daher fûl (putris) fûhtî (mador) nicht vûl (welches genau betrachtet uuul wäre); wohl aber í der verbindung vl . vr , als: vlins (silix) vliusit, vrido, vrî etc. Nächst diesen gl. befolgt N. häufig dieselbe schreibung, z. b. vater, vilo, vëld, vërro, vizes (dolosus) vlins, vrïst, vrido, volgên, vore, viel (cecidit) etc. bedient sich in den nämlichen wörtern aber auch des f und zwar häufiger, doch ist der ge- brauch des v daneben keine bloße willkühr, sondern nach der vorhin bei dem p und b gewiesenen regel stehet v im anlaut nur, wenn im anstoßenden auslaut vocal oder liq. vorausgegangen war, z. b. demo vater, I. althochdeutsche consonanten. labiales. den vater, aber nie des vater, vielmehr des fater (8, 2. 20, 2.); nie hôhvater, vielmehr hôhfater (pa- triarcha 79, 11.) vgl. mìnen vrido, aber von vornen: frido (20, 3.) etc. Insoweit gilt die regel minder streng, als statt des v in allen fällen auch f gesetzt werden darf, nicht aber umgekehrt v für f. — Viele alth. quellen enthalten sich gänzlich des anlautenden v (namentlich K. O. T.) und schreiben beständig f dafür. 2) umgekehrt ist im inlaut die zweite asp. seltner, als die erste; desto leichter thut sie sich in der aussprache kund. Die wenigen beispiele sind etwa: avur, avar (retro) avarôn (iterare) avara (pyramis) avarah (gurgu- stíum, fischreuse) avalôn (parare, comparare) fraval (contumax) havan (olla) arviƷƷa (eruca) chevja (cavea) hevo, hevit (levo, levat) hevîg (gravis) hevorâ (exclu- sores, d. h. silberschmiede, N. 67, 31. beßer wohl he- vârâ?) nëvo (nepos) chëvar (brucus) wëval (subteg- men) chëva (branchia) hrëves (uteri) wëverôn (rugire) scëvar (lapis fissilis) wërvo (vortex) chërvila (cerefo- lium) zuelivî (duodecim) livol (libellus) einlivî (unde- cim) ovan (fornax) hoves (curiae) hovar (gibbus) bi- scôves (episcopi) wolves (lupi) funivî (quinque) grâvo (comes) râvo (tignum) gitâvili (laquear) gâvissa (migma, quisquiliae) zuîval (dubium) vîvaltra (papilio) briaves (epistolae) tiuval, tievil (diabolus) eivari (acris) seivar spuma) scûvila (pala) huoves (ungulae). Fremde wör- ter wie êvangeljo, êva, davîd, nave (J. 387.) etc. zei- gen ein gleiches v, und kein w, entsprechen also for- mell dem goth. a i vaggeljô, daveid Nach der vorigen note vielleicht auch materiell; in frem- den wörtern könnte die alte schreibung und aussprache gedauert haben. Die neuh, aussprache dafid, efangelium beweist nicht dagegen. . — Daß nicht selten auch im inlaut f statt v. geschrieben wird, ver- steht sich von selbst; gewisse wörter schwanken in den denkmählern in die media; statt avar, avarôn hat N. aber, aberôn (44, 2.) und neben hevo, hevit findet heffan, hepfan, hepfu statt (näheres in der conjug.) K. selbst schwankt zwischen ruava (numerus) 16 b 22 a und roaba 35 a. b . zu welchem letztern die gl. jun. 2 . ruaba (indictio) stimmt. O. hat hebìg st. hevîg, gâbissa st. gâvissa und die beiden hss. wechseln zwischen u und f I. althochdeutsche consonanten. labiales. in afur, diufal, afalôn etc. die pfälzer hat IV. 16, 36. zuelivî, die wiener zuelifî. 3) im auslaut wird nie v, immer f geschrieben, vgl. den nom. der angeführten genitive: wolf, briaf, huof, hrëf. Wurde aber dieses f dem auslaut der ersten asp. völlig gleich ausgesprochen, z. b. sliaf (dormivit) riaf (vocavit) gerade wie briaf? Ursprünglich gewiß nicht, denn dort war ein ph (goth. p), hier ist ein v (goth. f) vorhanden. Allmählig mögen sich aber beide asp. im auslaut verglichen haben; mittelh. dichter reimen un- bedenklich rief: brief (nicht den inlaut riefen: brie- ven). Unter dieser voraussetzung könnte man einen umlaut zwischen f und v (wolf, wolves; hof, hoves) dem vorhingedachten zwischen p und b (thiup, thiu- bes; gap, gâbun) und zwischen f und ff (scëf, scëffes; grif, griffes) analog annehmen. Der Gothe bestätigt aber nur den zweiten umlaut (þiufs, þiubis; gaf. gê- bun) nicht den ersten und dritten (vulfs, vulfis; scip, scipis) und ich halte sie darum wenigstens für unorga- nisch, wie sie denn auch auf nichts anderm als einer stufenweisen entstellung der auslautenden asp. zu be- ruhen scheinen. Das f in wolf hatte früher den laut des inlauts v; das f in scëf früher den des inlauts ff (d. h. ph.) (W) dem labialspiranten gewähren die nord. runen kein eigenes zeichen, sondern drücken ihn mit dem ûr aus; die sächs. haben dafür einen besonderen deutlich dem lat. und goth. v verwandten buchstab, welcher im alth. schon deshalb nicht länger gelten kann, weil das einfache v. zur bezeichnung der einen asp. dient. Der alth. spirant bezeichnet sich vielmehr mit dem doppel- ten v, nämlich vv oder verschlungen w , statt welches die alten hss., wie sie u für v schreiben, uu setzen. Bei J. K. O. T. N. gl. hrab. jun. etc. findet sich uu , weder vv , noch uv , noch vu Ausg. wenn O. das uu in einem großen buchstab schreibt, dann steht Vu nicht Uu . geschrieben, so daß wenn der spi- rant in der mitte zweier vocale u stehet oder û voraus- geht, uuuu erfolgen kann, z. b. puuuuit (colit) hriuuuuu (poenitentiam) N. 59, 4. drei u aber häufig vorkommen, als: uuuntar (miraculum) zësauuun (dexteram) triuuua (fides) niuuuî (novities) Wenn Otfried in der lat. vorr. sagt “nam interdum tria uuu , ut puto, (lingua theotisca) quaerit in sono, priores . Diesem übelstand wird aber I. althochdeutsche consonanten. labiales. durch accentuation und dehnzeichen meistens begegnet, z. b. pûuuit, uuúntar, zësauuûn geschrieben Beim schreiben ist fast unvermeidlich, daß zuweilen der acutus das unrechte u trifft. O. IV. 28, 18. hat die psälzer hs. uúurfin, die wiener richtig uuúrsin. , oft auch das w ausgestoßen, als pûan st. pûwan. Die schreibung vv neben uu findet sich in den ker. gl.; später wird vu gebräuchlich (vgl. gl. mons. und doc.), uv zeigt Wille- râm vgl. gl. doc. anauvësant, uvînrëpa, uvintila etc. Ob alle diese verschiedenheiten bloß graphisch oder auch für die aussprache wichtig sind, hat mancherlei beden- ken und ich komme vielleicht noch nicht zum befrie- digenden schluß. 1) der anlaut w duldet auf sich folgend jeden vocal, ein- fachen oder doppelten, ausnahme macht u , doch nicht allgemeine, indem O und T. uuúnta, uuúnsg, uuúr- fun schreiben, dagegen die älteren denkmähler, wie es scheint auch N. Vgl. 8, 7. 51, 7. 51, 3 95, 6. etc. doch daneben auch uuúns o . 31, 7. uuúnt 37, 6. uuúrim 103, 26. Wie steht der accent, wenn er uurm, uurzella schreibt? vermuthlich uúrm, uúrzella. in diesem falle ein u auslaßen, also: uunta, uunsk, uurm, uurti (fieret) uurfî (jecisti) antuurti etc. Ist nun hier anders ausgesprochen wor- den, als wir heute wun, wur, zu sprechen pflegen? und hat nicht eben die nord. mundart ul, un, ur statt vul, vun, vur? Gegen die aphärese streitet a) die analogie des goth. vul, vun, vaúr. b) daß O. und T. wirklich uuúl, uuún, uuúr, d. h. wul, wun, wur schreiben. c) das mittel- und neuh. unbedenk- liche wul, wun, wur in schreibung und aussprache d) hätte die nord. aussprache statt gehabt, warum schrieb man nicht mit einzelnem u: ul, un, ur? Das dopp. uu fällt, mindestens bei solchen, die wie K. auch den langen vocal uu schreiben, hiermit zusammen, schwerlich aber wäre ein alth. ûl, ûn, ûr der aus- sprache gemäß, da sonst N. nicht uurm, sonderm ûrm geschrieben haben würde. An ein langes û ist hier freilich nicht zu denken, allein ich gestehe, wenn duo consonantes , ut mihi videtur, tertium vocali sono ma- nente;” so kann er damit nur den fall meinen, wo die drei u in einer silbe stehen, z. b. uuúntar, uuúahs, und nicht den ebenfalls eintretenden, wo sie aus zwei silben aneinander rühren, z. b. thíuuni (virginis) d. i. thiu-wi; hierauf past das umgekehrte seiner erläuterung. I. althochdeutsche consonanten. labiales. gleich kein nord. un, ur zu behaupten seyn wird, daß mir die heutige aussprache wun, wur für jene alth. uun, uur zweifelhaft bleibt. Gerade die spätere schrei- bung bei O. und T. scheint den übergang zu zeigen, und die goth. analogie beweist sogar für eine verschie- dene alth. aussprache; weil alle übrigen alth. labiales materiell den goth. nicht entsprechen, vermuthe ich, daß auch das alth. uu anders als das goth. v gelautet hat. Ich stelle nunmehr folgende ansicht zu näherer prüfung auf: α ) der alth. anlaut uu oder w ist, wenn ein vocal (mit ausnahme des u und uo ) folgt, nicht wie das goth. v oder neuh. w zu sprechen, sondern vocalischer, etwa wie uv oder vu , mit einem worte, wie das engl. w . Diese aussprache scheint aber nicht die organische, ursprüngliche zu seyn, sondern mit der eingetrete- nen verrückung der lippenlaute im zusammenhang. Ihre spur verräth bereits das oben s. 58. erwähnte westgoth. ub . Graphisch bestätigt wird sie durch das uu, uv, vu und vv Ueberall find und bleiben es zwei consonanten, wie auch O. in jener stelle richtig sagt, die sich nur der vocalaus- sprache nähern. Auf keine weise darf das uu oder w mit der verbindung hw oder hu verwechselt werden. Erläute- rung hingegen kann gewahren, daß in romanischen spra- chen aufgenommene deutsche wörter mit anlautendem w in gu übergiengen, z. b. guillaume, guido, guarnir, guar- da etc. Hiermit stimmt das qu einiger alemann. urkunden statt w , als: quanzo, qualdoald, quolfwinus; (Neugart no. 14. 15. von 744.) vgl. das goth. qváinôn mit weinon. , für welche fälle durchaus das verschlungene w zu schreiben in der grammatik unbedenklich und bei unterbleibender accentuation selbst rathsam scheint. Von dem, ebenfalls uu ge- schrieben wordenen û ist w ganz verschieden, in- dem jenes die silbe lang macht, dieses nicht. β ) folgt der vocal u , so hat sich begreislich die alte einfache gothische aussprache, und mit ihr die schreibung des einfachen zeichens erhalten; uun- nun, uurfun ist mir identisch mit vunnun, vurfun und in der that können die buchstaben nicht an- ders genommen werden. Also keine nord. aphärese wie zwischen vinna, unno; vërpa, urpo, wiewohl ein ihr ähnliches verhältniß zwischen winnan, vun- nun; wërfan, vurfun. Der einfache spirant er- I. althochdeutsche consonanten. labiales. scheint gerade an den entgegengesetzten stellen. O und T. schreibung wu ist entweder ungenauigkeit oder lieber zeugniß für die mundartische und all- mählige verwischung jenes unterschieds, d. h. mit der zeit kam die aussprache des einfachen v über- all wieder auf, man behielt aber in der schrift das zeichen des doppelten, da das einfache v für die asp. diente. γ ) folgt der diphth. uo (des folgenden û entsinne ich mich mit keinem beispiel) so zeigt sich wiederum das einfache v; vgl. K. 24 a uuaf (gemitus) d. i. vuaf (nicht wuaf) gl. doc. vuophta (ululavit) d. i. vuofta (nicht wuofta) von der scheinbar gleichen schrei- bung vuort (verbum) d. i. wort zu unterscheiden, wie die accentuation lehrt (vúofta und vuórt). O. hat hingegen das doppelte uu , vgl. giwuag IV. 28, 33. wuahs (crevit) I. 16, 45. III. 6, 71, accentuiert giuuúag, uuúahs. Warum schreibt er aber uuasg (lavit) III. 4, 10; IV. 11, 32? ist dies vúasg? Auch T. 132. uuosc und nicht uuuosc. Es scheint, daß bei nachfolgendem uo, ua das alte v statt w etwas länger haftete. Uebrigens ist das verhältniß des nord. vaxa, ôx zu dem alth. wahsan, vuohs ganz das vorhin nachgewiesene. δ ) da hiernach das alth. anlautende w nur in den we- nigsten fällen einfacher spirant ist, so fragt sich: ob nicht das vorhin als zweite asp. aufgestellte v als solcher gelten könne, und mit dem unter β . γ . an- geführten v vor u und uo zusammenfalle? Ich be- zweifle es, weil jene zweite asp. gerade im anlaut häufig mit f verwechselt wird, so daß z. b. vuntan (inventus) vuhs (vulpes) vuora (alimonia) im anlaut merklich von vunta (vulnus) vuohs (crevit) abwei- chen musten. Ob unter diesen umständen beßer vunnun, vunta, vuohs oder uunnun, uunta, uuohs geschrieben werde? hat für und wider sich. Jenes stellt das verhältniß zum w (welches wir doch wohl statt uu schreiben müßen) deutlicher dar; dieses verhütet verwechselung mit der asp. v. 2) nächst dem anlaut w kommen für die aussprache des alth. spiranten die anlautenden verbindungen desselben mit andern consonanten in betracht. wl und wr sind einge- gangen und haben sich vielleicht anfangs in hl . hr ., bald I. althochdeutsche consonanten. labiales. aber in das bloße l und r verwandelt. Einzige spur des wr ist uurehhan (exsulem) J. 384. wogegen (über anthlutte 346. unten bei der gem. tt.) in andern alth. quellen hrehhjo (exsul); doch finde ich auch in den tradit. fuld. 580. wrecheo als eigennamen- Die formen wrenjo (burdo) und wrenisc (petulans) gl. jun. 406. sind niederdeutsch. Eher ließe sich noch das bekannte warannio (admissarius) aus der lex sal. anführen (alth. reinno, reinjo). Früher waren aber gewiß wl, wr in denselben wörtern vorhanden, wo sie die goth. und sächs. sprache zeigt und wie eben aus der aphärese hervorgeht, wurde das w nicht schwer sondern ganz einfach ausgesprochen. — Un- gleich häufiger ist die composition des labialspiranten mit vorstehender dent. und gutt. in den formen: du- tu- zu- su- qu- hu- , die an ihrem ort angegeben werden sollen; hier liegt bloß an der bemerkung, daß in ihnen wiederum die einfache, alte aussprache des w geherrscht zu haben scheint. Denn selbst solche, die überall uu schreiben, wie O. T. N., schrei- ben nicht quu, suu, huu etc. sondern qu, su, hu, d. h. qv, sv, hv. Umgekehrt weisen ältere denkmäh- ler (die u und nicht uu bei folgendem vocal u setzen) namentlich I. und K. gerade huu, zuu, duu, suu (d. h. hw, zw, dw, sw), nur nicht quu, welches sie eigenthümlich noch mit h verbinden, quh oder qhu, wovon mehr beim q. Früher muß folglich in den fraglichen compositionen das w schwer und breit ge- lautet haben, wofür ferner spricht daß zuweilen ein anderer vocal zwischen eingerückt wird, zumahl in den formen tw, zw und sw ; die gl. ker. thowahit (la- vat) sowimman (natare) neben suuimman, sowaƷƷi (dulce) sowërt (gladius) zowîhandan (ancipitem) zo- wîvlôn (ambigere) etc. die gl. doc. zawei (duo) za- wîflônt (ambigunt) ziwire (bis) suwarm (examen) und selbst bei N. 88, 52. zewein (duabus) zewêne (duo) 24, 10. 147, 1. zewîfel p. 258 a , 17. zewisken. das. Der eingeschaltete vocal hat keinen etymologischen grund, sondern soll bloß die volle aussprache des w erleichtern und heben, wie man noch heute unter dem volk zewei, zeweifel hört. — Nach diesem schwanken wird nun auch die grammatische schreibung bald hw, sw etc. bald hu, su etc. seyn dürfen; hv, sv statt letzterer scheint wegen der verwechselung mit der asp. v. mislich. I. althochdeutsche consonanten. labiales. 3) inlautendes w; es ist nie als leeres einschiebsel zu betrachten, sondern hat in der wortbildung seine be- deutung. Entw. berührt es den vocal der wurzel, oder den einer endung; consonanten eigentlich nie. Erster fall (berührung des wurzellauts); hier duldet das w folgende laute vor sich: a, e, ë, i, o, u (?) â, ê, î, ô, û, ou, iu, nicht aber ei und au; α ) die formen aw, ew, ow, ôw, ouw müßen zusam- men betrachtet werden, weil sie in denselben wör- tern untereinander schwanken. aw ist die alter- thümlichste, ew der gewöhnliche umlaut des aw , durch ein folgendes i verursacht; ôw, ow und ouw der späteren umsetzung des au in ô und ou ge- mäß. Beispiele: frawêr (laetus) frawôn (laetari) za- wèn (parare) zawa (tinctura) klawêr (versutus) dra- wen (minari) scawôn (contemplari) rawa (quies) fawêr (paucus) strawen (sternere) hrawêr (crudus) hawan (caedere) gl. jun. 200; pawan (aedificare) gl. jun. 199. chrawôn (fricare) dawen (mori), einige derselben, wie das letztgenannte, laßen sich in die- ser form nicht mehr belegen, sondern erscheinen in der form ôw, ouw; das frühere aw muß aber theo- retisch behauptet werden. Beispiele von ew : gewi (pagus) hewi (foenum) ewî (agnae) ewistra (caula) ewit (grex ovium) drewî (minare) frewî (exhilara) fardewî (digere) flewen (lavare T. 19, 4.) crewilà (fuscinulae) lewo (?lewjo, leo) strewita (sternebat) lewina (torrens). Von ôw : frôwôn (laetari) frôwe (laetificet) dôwen (mori) frôwa (femina) drôwa (com- minatio) gôwon (pagis) ôwon (terris) scôwôn (con- templari) stôwôn (queri, causari) hôwi (foenum) rô- waƷ (crudum) zôwen (parare) crôwilâ, ôwist (caula) Vgl. ôwistwîlâre Neugart no. 456. ôwit (grex ovium) lôwo (leo) fôwêm (paucis) etc. Von ow und ouw : frowa, howi etc. frouwa, houwi, louwo etc. dieselben unter ôw mitgetheilten wör- ter nach anderer mundart. — Ich bemerke nun 1) die form aw entspricht dem goth. áu in fráuja, háuan, báuau, táujan, dáujan, stráujan und dem av in tavida, davida, avêþi, havi, stravi, faváim etc. Der gothe duldet den übergang des áu in av nur bei folgendem i, ê, ei (oben s. 47.); alth. ver- wandelt sich jedes inlautende au in aw . Das kurze I. althochdeutsche consonanten. labiales. a in dem aw fließt mir theils aus dieser goth. ana- logie, theils aus dem sonst unmöglichen umlaut in ew , endlich daraus, daß O. reime kein aw oder ew in der penult. leiden (wohl aber ôw ) sondern nur in der antepen. (drewita, frewita, strewita, fre- wenti etc. öfter). Dieser grund läßt weder an frau- wêr, freuwita Freuuuidha J. 345. freuuui 355. ist an sich nicht zu ver- theidigen, aber dem ouw und iuw vergleichbar, und di- plome (bei Neugart etc.) zeigen wirklich die schreibung auw, euw in manchen wörtern. etc. noch an frâwêr, frêwita den- ken. 2) wἰe s. 94. gezeigt worden, zerfiel der ältere diphth. au theils in ô Vorspiel mag das goth. ô vor j seyn in tôja, stôja st. táuja, stauja (s. 47.) , theils in ou ; für den aus- laut galten die formen frô und frou (laetus) neben- einander, für den inlaut bildeten sich die doppelten frôwes und frouwes, beide, wie es mir scheint, un- organisch st. frôes (welche form wirklich statt hatte, wovon hernach) und frowes. Denn da die lab. aus dem u in dem diphth. au hervorgieng, darf sie or- ganisch nicht eintreten, sobald jener diphth. durch ô (d. h. oo) oder ou ausgedrückt wird; ôw und ouw erfordern zu ihrer rechtfertigung ein triphthongisches oou und ouu , das unerweislich und unanalog ist. Inzwischen darf man die wirklich in den hss. vor- handene form ouw (wie ließe sich ouuu anders deu- ten?) nicht bestreiten und eben so wenig das hand- schriftl. ouu überall durch ow auslegen, sondern bei O. muß es ôw seyn. weil er es häufig in der penult. reimt O. ouu kann auch kein ouw seyn, da er die drei uuu nicht vermeidet und ouuu geschrieben hätte; eben so wenig ou-v (der einf. spirant st. des breiten w), weil daneben die schreibung ouuu (d. h. ouw ) unbegreiflich seyn würde. Wohl aber scheint er bisweilen im inlaute zu dem reinen diphth. ou rückzukehren, wenn es mit den lesarten scouô- ton IV. 35, 46. scouôn V. 17, 76. 20, 126. 23, 76, 575. 24, 121. scouô 23, 453. richtig steht. Die wien. hs. liest an einigen dieser stellen ausd rücklich scouuôn (also scôwôn). Das ou wäre dem inlautenden iu st. iw analog. — Freilieh würde nach dieser letzten analogie das iw auf ein ow (und nicht ôw) schließen laßen, allein die verschiedenheit beider fälle liegt darin, daß au oder ou in ô übergeht, nie aber iu in î , folglich ôw , nicht aber îw (aus iu entsprungen) begreiflich wird. Dem iw stehet aw, ew parallel, dem unorganischen ouw, ôw aber iuw . . Beide formen ôw und ouw zugegeben I. althochdeutsche consonanten. labiales. blieb jedoch in wörtern, wo der übergang des au in ou nicht durchgriff, d. h. die seltenheit des aus- lauts die anwendung auf den inlaut unfühlbar machte, die alte form aw und in noch mehrern das ew (weil der umlaut die analogie wiederum versteckte) haf- ten, so daß mundartisch gewisse wörter, ja bei dem nämlichen schriftsteller gewisse fälle eines worts der einen oder andern form anhängen. Bemerkenswerth vor allen ist O. weise, welcher z. b. frawêr (laetus) frawô (laeter I. 2, 111.) frewen, frewita (laetum red- dere) frewida (gaudium) sih frôwen (gaudere); gewi (pagus) gôwon (pagis); hewi (foenum) houwe (caedat, I. 23, 118; hôwe wäre auch richtig, aber nach Scherz not. 44. lesen beide hss. houwe) und so noch andere wörter fein unterscheidet Vgl. seine unterscheidung zwischen iu, ia, io s. 107. und die anm. s. 118. , zweisilbig aber nur die formen ôw, ouw und die auflösung ou , niemahls aber ew, aw reimt. Bei N. finde ich (in den ps. wenigstens) regelloses schwan- ken zwischen ew, ow und ouw , es heißt z. b. bald frewî (gaudium) bald frowî; hewe, howe und hou- we (foenum), lewo, lowo, louwo (leo); das ouw am seltensten und wahrscheinlich nicht in den siche- ren schriften N s . Sein ew und ow sind beide or- ganisch und die accentuation fróuui, hóuue (nicht frôuui) lehrt, daß bei ihm an kein ôw zu denken sey. Die form aw suche man zumeist in den älte- sten glossen; wörter wie scawôn, frawa (domina) stawen (causari) zeigen im 9. jahrh. nie mehr aw , sondern ow, ôw oder ouw . Die mons. u. doc. gl. begünstigen letztere überall und setzen vrowî, gowi, howi; T. hat gleich O. noch manche ew (threwen, flewen, ewit etc.) bei T. und überall wo reime und dehnzeichen nicht entscheiden, bleibt die wahl zwischen ow und ôw , doch jenes als das beßere zu vermuthen Das schwanken zwischen aw. auw. ow. ouw. ew. euw und selbst den übergang in aug. og. zeigt Neugarts index in den mit gawi zus. gesetzten vielen ortsnamen überall. . — 3) Selten ist der übergang des aw in ûw , aber jenes ôw (und nicht ow ) bestäti- gend, indem hier (wie dort ô dem au ) û dem al- ten au gleichsteht, folglich w unorganischer aus- wuchs scheint. Die wichtigsten beisp. sind pûwen I. althochdeutsche consonanten. labiales. (aedificare) und gitrûwên (confidere) goth. bauan, gitráuan, welche sehr frühe das û angenommen ha- ben müßen, indem ich nur einmahl pawan (gl. jun. 199.) und nie gitrawan, auch später weder ein alth (wohl aber zuweilen ein mittelh.) pouwen, noch getrouwen wahrnehme. Häufig die beßere form pûan, gitrûên. β ) wiederum fallen die formen iw und iuw zusam- men; alt und organisch entwickelt sich der inlaut iw aus dem auslaut iu und ist ebenso, nämlich kurz auszusprechen; später (doch frühe genug) ent- sprang, wie aus dem ou: onw, ein an sich fehler- haftes iuw (kein îw , parallel dem ôw , weil auch im auslaut kein î parallel dem ô statt fand). Die kürze des iw erweist sich theils aus dem freilich seltnen übergange in ëw (hrëuun 1. 384. ëwih K. 17 a . tëwe N. 33, 12. 10. 1. 27, 117. giknëwe, genu flectam, knëwun, genubus, knëwe, genu, wenn so T. 19, 8. 200, 2. zu lesen ist? K. 42 b knëum st. knëwum; der nom. lautet vermuthlich kniu, knëu, so wie trëo, trëwes, arbor; oder ließe sich ein knêo, knê, knêwes annehmen? ich zweifle. — theils aus der un- fähigkeit aller wörter mit der penult. iw zum reim bei O, der in diesem fall stets iw in den ursprüngl. diphth. iu auflöst, um es lang zu bekommen. So finden sich bei ihm häufig die reime: riuag (poeni- tens) riuan (poenitere) bliuan (percutere) riuon (poe- nitentiis) driuon (dat. pl. von driwa, fides) iuih (vos) iuêr (vester) niuaƷ (novum) etc. und ich ver- muthe überall, wo im gedruckten texte riwag, ni- waƷ etc. steht, wird iu zu lesen seyn, wie auch viele einzelne emendationen nach den hss. bestäti- gen. Außer dem reim hingegen oder in der antep. dreisilb. wörter scheint die form iw untadelhaft (vgl. iweran dedic. 52. liwun IV. 16, 26. riwetin IV. 30, 72. riwetut V. 20, 154. riwa I. 23, 22.) obschon auch da sehr häufig iu und zuweilen iuw steht, (vgl. iu- weru 1. 23, 98. iuwemo III. 22, 80.) welches letz- tere auch im zweisilb. reim angienge In den urkunden Ichwankt ein häufiger weibl. eigenname zwischen -niu und -niwi , auch -niwa, z. b. helidniu, wulfniu, hruadniu, adalniu, wuldarniu, zeiƷiniu etc. und helidniwi, wuldarniwi etc. Jenes scheint nom., die- ses gen. oder dat. Marini no 76, hat baudenivia, theo- donivia. . Die älte- K I. althochdeutsche consonanten. labiales. sten hochd. quellen zeigen also im inlaut gewöhn- lich iw , seltner iuw oder die auflösung iu; hier noch einige beispiele: siwan (suere) bispiwan (con- sputus) irsiwan (vacuefactus) niwunga (novatio) triwi (fidelis) thiwi (virginis) chliwa (globus) etc. Bei O. ist iu die gewöhnliche form, N. hat dieses gar nicht sondern schwankt zwischen iw und iuw , doch überwiegt letzteres Da bei ihm der umlaut des û in iu beginnt, so zeigt er zuweilen auch ein aus ûw durch umlaut entstandenes iuw , z. b. gebiuweda (aedificium) iuwela (noctua); formen die in früheren alth. quellen unerhört wären. , und scheint späterhin ganz zu herrschen. Dieses iuw durch iuv auszule- gen verbietet die offenbare schreibung dreier u (z. b. ríuuuun N. 9, 4. níuuuôt 38, 3. líuuuen Dieses part. ferliuwen (concessum) bestätigt meine ganze ansicht, denn die conj. fordert organisch; ferliwen, so wie im praet. pl. liw n (commodabant); da man aber einmahl die aus iu entspringenden iw in iuw umwandelte, musten sich auch jene iw (die aus der form îw stammen) fälschlich zum iuw bequemen; und so sagte man spiuwen (spuebant) gispiuwen (sputum). 108, 11.); eher könnte iw (geschrieben íuu ) so viel als iu-v scheinen, verwerflich aber macht eine solche annahme der wichtigere grund des mit dem alth. iw und aw analogen goth. iv und av . γ ) die inlautenden ëw sind selten aber unbedenklich und zum theil vorhin als ersätze des iw angeführt; merkwürdig ist das part. gisëwan O. II. 12, 88. N. 47, 9. f. gisëhan, aber an das goth. gasaihvan mahnend. δ ) zweifel macht der inlaut uw , welcher nach dem organismus der conj. in dem pl. praet. von hriuwan, bliuwan etc. erwartet werden sollte. Das nähere dort. ε ) die inlaute âw, êw, îw, ûw sind oben s. 88. 90. 93. 97. augeführt worden. 4) Zweiter fall des inlautenden w , nämlich in den wort- endungen, die das im auslaut schon weggefallene oder in einen vocal übergegangene w bewahrt haben. Bei- spiele: palawes (mali) marawêr (tener) garawan (pa- rare) chalawêr (calvus) falawêr (fulvus) salawêr (ater) arawêr frustraneus) farawa (color) zësawêr (dexter) sualawa (hirundo) hëlawa (palea) fëlawa (salix) ëlëawêr (flavus) sêrawêr (aridus) horewes (luti) trësewes (the- I. althochdeutsche consonanten. labiales. sauri) mëlewes (farinae) miliwa (tinea) wituwa (vidua) muruwî (teneritudo) scatuwes (umbrae) etc. die unbe- tonten vocale vor dem w schwanken nach den s. 117. 118. gegebenen erörterungen, fallen jedoch selten durch syncope aus; die alth. mundart meidet den im goth. beliebten zusammenstoß des w. mit andern cons. und erst im mittelh. kommen formen wie mëlwes, gerwen, zëswe auf. 5) dagegen pflegt die alth. sprache das inlautende w. wenn zwischen ihm und dem wurzelvocal noch an- dere consonanzen liegen, häufig auszuwerfen (oben s. 60.) vgl. aha, sëhan, lîhan, nâhjan, uhta, wahta, wëllan, sparo, gaƷƷa, selida, engi, inkar, sinkan, opasa mit dem goth. ahva, saíhvan, leihvan, nêhvjan, uhtvô, vahtvô, vilvan, sparva, gatvô, saliþva, aggvus, iggqvar, siggqvan, ubizva. Nähere bekanntschaft mit dem goth. wird noch mehr beispiele darbieten So muthmaße ich ein goth. seihva (cola) alth. siha aus dem verb. sìhan, seih, siwan, welches part. sich neben sihan findet. — Man vgl. uralte eigennamen: nasua (ein sueve, J. Caes. 1, 37.) maroboduus (Tac. μαροβουδος , Strabo) ateboduus (Gruter 758, 11.) catualda, inguiomerus. . Zu- weilen hat sich in ableitungen das w erhalten, vgl. sparwâri (nisus). In dem vorhin angeführten part. gisëwan scheint w nicht bloßer ersatz des ausfallenden h, sondern spar des alten w . — Verschieden hiervon ist die gleichfalls fortschreitende elision des unmittelbar an die wurzel stoßenden w , als êa f. èwa (lex) frônte (laetantes) f. frôwente etc. 6) der auslaut w wandelt sich überall in den vocal o (früher u ) und wird allmählig selbst apocopiert. Da- her im nom. des subst. und adj. (bei abgelegtem ge- schlechtskennzeichen) die formen: grâ (canus) plâ (li- vidus) sê, rê etc. (oben s. 88. 90.) plî, prî; frô (laetus) rô (crudus) neben frou (O. II. 6, 45.) gilou (versutus, gl. jun. 254.) strou (stramen), hier sind frühere: grâo, sêo, plîo, frao, glao, strao etc. anzunehmen. Folgt das w in der endung auf einen consonanten, so dauert das o länger, als: palo (clades) salo (niger) chalo, falo, garo (paratus) faro (coloratus) trëso, horo, mëlo, scato etc. wofür im mittelh. auch die apocope: kal, fal, hor, mël üblich wird. Die älteste gestalt dieser wörter mag gewesen seyn: grâw, sêw, plîw, fraw, straw, garaw, palaw, chalaw etc. In den praet. hrau, chau, plau, K 2 I. althochdeutsche consonanten. labiales. prau, später ron, chon, blou, brou ist begreiflich so we- nig apocope, als vertauschung des u mit o, weil der ab- laut sich aus dem praes. iu (hriuan oder hriwan) bildete. 7) übergang des in- und auslautenden w in den kehl- hauch h ist selten, findet aber doch statt. Beispiele: sâhen f. sâwen (serere) wîho (milvus) neben wîwo, fôhê (pauci) f. fôwê; cnâhen (noscere) plâhen (flare) entsprechen den angels. cnâvan, blâvan, wogegen die alts. mundart viele h statt der alth. w zeigt. Das goth. qvius, qvivis lautet im alth. quih, quëh, quëhhes und bald sogar quëk. Mit dem gewöhnl. hîwe (nubat) vergl. man hîhun (sponsus et sponsa) O. II. 8, 17. wiewohl die andere hs. hîun liest (goth. heivans? heivôns?). So gieng der flußname nâva (Tac. und Auson.) in nâha über. — Sonderbar der übergang des w . in d ., nämlich bei N. ardingun (gratis) f. arwingun, arawingun. gemination inlautender labiales. BB. PP. [nur bei vorausgehendem kurzem vocal der wurzel Tadelnswerth steht T.231,2. leibbâ (reliquias) erlauppe K. 57 b . ] schwanken, weil die einfachen inlaute b und p schwanken, und nach demselben maßstab Bei Neugart zubbo, zuppo etc., bekannt ist das fränk. pippîu, wofür nie pibbîn steht. . O. und T. schreiben: sibba (pax, cognatio) sibbo (cogna- tus) ubbîg (vacuus) gotowëbbi (byssus) Bedeutete köstlich gewebten und gefärbten stoff und stehet für purpur und seidengewand; nord. gudvëfr, angels. go- dewëbbe; die erste hälfte der zusammensetzung darf nicht aus gut (bonus) erklärt werden, weil es sonst guataweppi, gôdvëfr heißen müste; aber gottgeweb, wozu die worte stimmen, bedarf doch näherer bestätigung. ) stubbi (pulvis); K. libbe (parcat) neben lippanti (parcens) und so andere: sippa, uppîg, gotawëppi, lappa (lacinia) stuppi, luppi (vene- ficium) wuppa (tela) rippa (costa) insueppen (sopire) gl. hrab. 774 b ; pideppen (opprimere) gl. mons. 382; scappâri (vellus) gl. jun 232. etc. es gibt dieser formen überhaupt nur wenige. Die gemination scheint in ihnen nicht ur- sprünglich und durch ein allmählig unterdrücktes i veranlaßt z. b. sippa aus sipja, sibja entstanden, stuppes (pulveris) aus stûbjes etc. Dies folgt mir 1) aus dem zuweilen einfachen cons. N. z. b. schreibt scapâre (vellus) liben (parcere) und selbst K. libanto (parcendo) 2) aus I. althochdeutsche consonanten. labiales. dem einfachen cons. der wurzeln wëban, stiuban, suëban (cessare, dormire) von denen wëbbi, stubbi, insuebjan abstammen. 3) aus dem einfachen der nord. wörter sif, sifjar; rif gen. pl. rifja; vëfr, vëfjar. 4) aus der schrei- bung bp und pb in andern wörtern, wo der vorstehende doppelvocal den doppelten cons. als tadelhaft erscheinen läßt, vgl. erlaubpan K. 20 a kelaubpames K. 27 b truabpe K. 44 b 57 a offenbar für laubjan, laubjames, truabje. Und nun findet sich gerade auch in jenen wörtern ubpîg gl. hrab. 978. sipbea J. 372. und erlauppe K. 57 b . — FF. das unorganische dieser gemination die eigentlich phph be- deutet, habe ich vorhin s. 133. nachgewiesen, auch er- wähnt, daß zuweilen noch der alte laut p statt ph in der gemination pp erscheine, z. b. crippea (praesepe) T. 6, 2. st. cripha, criphea (von criphen, cripfen, vellere). Ein solches pp darf mit dem vorigen pp nicht vermischt werden, ist auch bei T. welcher bb schreibt, wohl davon geschieden und dem strengalth. pph (s. 134.) entsprechend. — Gemination des v und w tritt durchaus nicht ein. — Labialverbindungen. Unter den anlautenden beur- theilen sich pl . pr . bl . br . fl . fr . vl . vr . nach dem. was üher die einfachen labiales gesagt worden ist, von selbst. Wegen wl, wr s. 141. Im in- und auslaut beinahe keine verbindung einer vorstehenden lab. mit andern conso- nanzen, außer im fall offenbarer contraction, z. b. zuiflôn st. zuifalôn. zuivalôn. Alleinige erwähnung verdienen hier die formen fs und ft . FS. (phs) anßer chafsa (capsa) nur in lëfsa, T. 84. lëfsura (labium) wëfsa (vespa) refsjan (increpare) und trefs (lolium) entspricht dem sächs. sp. (wëspe, respen, drespe); man verwechsele nicht mit fs das zusammengezogene fz (nafzen. rofzen st. nafizen, rofozen) wie im neuh. lefze st. lesse geschehen ist. Ein anlautendes fs. oder ps. ist der hochd. sprache zuwider, die sogar das fremde psalmus in salm verweichlicht, psalterium in saltâri (doch bei J. ist psalm beibehalten), psittacus in sittih. — FT (pht) after, (graft sculptura N. 96, 7.) giscaft (creatura) -haft, chraft, scrift, gift, stift (machinatio) ofto, luft, lauft (cursus) wuoft (fletus) etc. (die formen mst oben s. 124.) Ein schwanken zwischen f und ft beginnt schon jetzo, indem K. neben wuaf (fletus) wuaft zeigt. Spä- ter werden -scaf und saf (succus) zu -scaft, saft; um- gekehrt lauft zu lauf. Das alth. ft erscheint übrigens consequenter, als das goth. ft (für pt, bt? oben s. 56.) dem es entspricht. I. althochdeutsche consonanten. labiales. (T. D. TH. Z. S.) linguales. Drei alte runen für die tenuis, asp. und spirans, mit namen gewiß noch aus heidnischer zeit, da die wörter selbst frühe untergegangen sind. Die ten. heißt im nord. tŷr, gen. tŷs, acc. tŷ und bedeutet den hei- dengott Tŷr (Mars) von welchem der dritte wochentag tŷsdagr (dies martis) den namen trägt. Die muthmaß- liche goth. form würde tius, gen. tivis lauten, die sächs. ist tî, gen. tîves, der tagsname tîvesdäg, engl. twesday, tuesday. Das neuh. und niederl. dienstag, dynsdag, dingsdag beruht auf einer späteren entstellung und die ableitung von ding (causa) ist grundfalsch. Die asp- wird im nord. þurs (gigas) im sächs. aber þorn (spina) und so auch selbst in dem späteren nord. alphabet be- nannt. Die spirans heißt sôl, ohne zweifel das goth, sáuïl, welches neben sunnô besteht und im goth. hochd. und sächs. (nicht im nord.) allmählig von letzterm ver- drängt worden ist. — Hält man diese drei runen zu de- nen der labialordnung, so ergibt sich die einstimmung, daß hier, wie dort die asp. f. (ph), die asp. þ (th) hervor- gehoben, dafür ten. und med. unter einem zeichen be- griffen wird; hingegen der unterschied, daß für den un- aspirierten laut dort runenzeichen und name (biörk) vor- zugsweise der media b., hier umgekehrt der tenuis (tŷr) gilt. Der grund ist wohl in der seltenheit der anlauten- den labialtenuis zu suchen. Ein anderer unterschied zeigt sich darin, daß die spirans s. (so wie beim kehl- laut h) eignes zeichen hat, die spirans v aber keins, in- dem für diese das vocalzeichen u mitdient, wie denn überhaupt v in verschiedner hinsicht mehr dem j parallel steht, als dem h und s. Die spätern runen bleiben einstimmig in bezeichnung und benennung der spirans s., denn das angels. sigel (sol) Vgl. sigel-hvearf (sonnenwirbel, sonnenwende, heliotrop) sigelvare (aethiopes, die im heißen sonnenland wohnen) etc. und markomann. sugil, suhil, suigil sind dem goth. sáuïl unverkennbar ähnlich; im alts. steht suigli entw. für sonne oder das wohl verwandte angels. swëgel (coelum). Wichtiger wird uns hier die einführung einer neuen rune für den begriff der media d, welche schick- lich den angels. namen däg (dies) und ein eignes zeichen bekommt. Dieses zeichen wird nun in dem sangaller (mit dem angels. überhaupt analogen) alphabet sammt I. althochdeutsche consonanten. labiales. dem namen beibehalten, letzterer aber der hochd. mund- art gemäß tag und nicht dag geschrieben, während tî unverändert gelaßen ist; so stehen also den angels. runen t (tî, oder tîr) d (däg) þ (þorn) die sangaller t (tî) d (tag) þ (dorn) gegenüber und die namen tî und tag drücken scheinbar dieselbe tenuis aus. Dieser misgriff ist in den andern hochd. niederschreibungen runischer alphabete vermieden und eine der hochd. lautverschiebung ange- meßene verrückung der namen vorgenommen worden: die ten. hat das alte zeichen behalten, heißt aber nicht mehr tî sondern tac (dies); die media ist aufgegeben, dafür findet sich eine doppelte asp. nämlich th [mit dem zeichen der sächs. media d und dem namen thorn Der strengalth. mundart, welche den laut th völlig auf- gibt, also dorn schreibt, ist auch das verschwinden des zeichens þ, und dafür das ersetzende zeichen der angels. media am gerechtesten. ] und z (mit dem durch zwei zugefügte nebenstriche ver- änderten zeichen der alten tenuis und dem richtigen na- men ziu , d. i. mars). Kurz, die namen tag, thorn (dorn), ziu Das alth. ziu fällt mit dem nord. tŷr zusammen, der gen. würde ziwis lauten und ziwistac oder zistac dies martis heißen, welche letztere form sich in der oberd. volks- sprache bis auf heute erhalten hat. Zugleich bemerke ich, daß im nord. und sächs. neben dem namen des gottes tŷr, tŷs; tî, tîves ein davon zu scheidendes subst. tŷr, tŷrar; tîr, tîres (fama, gloria bellica) besteht, wiewohl beide zuweilen in form und bedeutung vermischt worden sind. Dieses subst. dauert in der hochd. sprache fort: zier, zieres, früher ziur, und nach s. 121. vermuthlich zius; fama, gloria, decus. entsprechen völlig den sächs. däg, þorn, tî, wech- seln aber unter sich zeichen und aussprache. und so führt schon die runenschrift auf den für die bestimmang der aussprache alth. linguales wichtigsten satz: daß hier, wie bei den labiales, die ursprüngliche ordnung der laute verschoben erscheint. Dort war, strenge genommen, die med. b überflüßig, die ten. p zur asp. und die alte asp. zu einer zweiten asp. geworden, an die stelle der med. aber die ten. p. getreten. Dieser einrichtung der labia- les p. ph. v. entsprechen die alth. linguales t, z und th, wie sich aus der näheren darstellung deutlich bestätigen wird. Vorher habe ich auch hier zu zeigen, daß das übergewicht der aspiration in den alth. zungenlauten, namentlich die verdrängung des t durch z (wie dort des p durch ph) als etwas unorganisches zu betrachten sey. I. althochdeutsche consonanten. linguales. 1) alle mundarten deutscher sprache, außer der hoch- deutschen, besitzen die reine tenuis, ohne zusatz des zischlauts, in parallelen wörtern. Vergleichbare lat. und gr. beherrscht die media Nicht die tenuis; merkwürdige abweichung schon des älte- sten deutschen buchstabensystems vom lateinischen, daß die ten. der lat. med., die asp. der lat. ten. (vgl. þu mit tu) entspricht, während in der labialreihe die lat. und goth. ten. übereinzustimmen scheinen. Sollte in der lingualord- nung schon eine erste lautverschiebung jener zweiten vor- ausgegangen seyn? Manche etymologische erscheinungen erklären sich durch eine solche annahme, z. b. die ver- wandtschaft zwischen lingua und tuggô nur durch ein äl- teres duggô, (da zwar die anlaute d und l wechseln, nicht aber t und l ), wofür ein altlat. dingua spricht (Schn. p. 255.). Noch andere spuren einer älteren media finde ich im goth. du (zu) und dis- (zer) verglichen mit dem lat. dis- und dem sächs. tô . Vielleicht gehört auch daddjan hierher, was ein subst. dadda oder daddô ( θηλὴ ) voraus- setzt, womit das angels. tit zu vergleichen. als: decem, dexter, dno, dens, cordis, sedere, domare etc., so auch litth. du (duo) dantis (dens) deszimts (decem) etc. Nur in einigen, wie es scheint, entlehnten wörtern entspricht das lat. t dem alth. z, als: tegula, ziegal (nord. tîgull); tabula, zâvel; tributum, tribuƷ T.93.; bedenklicher scheint die vergleichung des gr. τέλος mit zil. 2) in den von den Römern aufbewahrten deutschen namen begegnet man keinem z. sondern alle wörter, die es später führen, zeigen die tenuis Ein beleg aus noch älterer zeit ist der gr. und lat. name der perle: μαργαρίτης , margarita, nach Plin. 9, 35. vox barbara und wo nicht aus der uralten deutschen, doch aus einer ihr nah verwandten sprache gesloßen; angels. meregrôt, alth. merigrioƷ (d. i. meerstein, meergries), früher also marigriot. , vgl. ma- gontiacum, borbetomagus, tolbiacum mit maginz. wormiƷ-fëld, zulpih. Die meisten beispiele stehen freilich in verdunkelten und verlorenen namen: tu- bantes, tungri, tencteri Zwei angels. wörter bieten vergleichung für tencteri dar: getenge, gravis, incumbeus (alth. gizengi) und ge- tinge, lepidus, sacundus. — tungri macht den sing. tun- ger (Gruter 334, 3) wie cimbri, cimber (ib. 410, 7.), also ein deutsches adj. tungar (alth. zuugar) vielleicht mit tunga (lingua) oder tungal (sidus) verwandt. bructeri, canninefates, usipetes, nemetes, da aber die drei letzten gentilia sind und der lat. nom. canninefas, usipes, nemes lau- I. althochdeutsche consonanten. labiales. tet (wie sonst arpinas, cres, gen. arpinatis, cretis) so macht die analogie jenes borbes, borbetis, (wurmiƷ, wurmiƷis) eine uralte dentsche endung canninefat, canninefatis, usipit, usipitis wahrscheinlich, die sich später in -aƷ, aƷis, iƷ, iƷis verwandelt haben würde und etwa den formen hiruƷ, hiruƷis (cervus) alpiƷ. alpiƷis (cignus) verglichen werden darf, denn daß letztere früher hirut, hirutis, alpit, alpitis lauteten, bezweifle ich nicht. Freilich ist die bildungsendung -aƷ, -iƷ in den uns bekannten quellen deutscher sprache nicht für volksnamen bestimmt, allein ich vermuthe doch keinen irrthum der Römer, denen die gewöhnliche endung dafür, nämlich -isc, -usc nicht unbekannt war, wie man aus cherusci, narisci sieht. Ammians bucinobantes stehen den übrigen compos. mit bant (brabant, teisterbant etc.) gleich und erweislich lautete dieses im alth. banz und benzo (vgl. eli-benzo O. III. 18, 28. extraneus). — Die namen batavi, go- tones gehören keiner hochd. völkerschaft und dauer- ten nicht im munde des volkes fort, sonst würden sie später paƷavi, goƷones gelautet haben, wie pata- vium (castra batava) zu paƷowa wurde, lentia zu linz, confluentes zu cobolenzi, taberna zu zabern, ne- ben dem später einer romanischen mundart abgeborg- ten tâvernâri (caupo). Von den geminationen chatti, mattium, charietto etc. unten. — In einigen fällen stimmt das röm. t nicht zu dem alth. z sondern eher zu th oder d, namentlich in tentones und teutobur- gum; mons taunus (Tac. ann. 1, 56. 12, 28.) vgl. mit dem angels. dûn (collis) welches eher celtischen ur- sprungs seyn mag Daher die häufigen städtenamen: lugdunum, caesarodunum etc.; in Deutschland nur bei solchen, die von Römern angelegt waren, als; loboduna, campiduna, zarduna, lan. gatuua, nagaltuna, welches duna in deutscher sprache bald zu tonloser endung wurde, als: liutuna, liutana später leiden und so: lobeden, kempten, zarten, langeten etc. . 3) urkundliche fränkische und alemannische namen zei- gen wohl früherhin noch t statt des späteren z, Greg. tur. 9, 36. 10, 19. strataburgum; 2, 7. metensis, al. mettensis; 3, 8. civitas tulbiacensis, (freilich in Ripua- rien, weshalb das bekannte tangano in der lex rip. gleichfalls hier wenig beweist). Deutlicher spricht der pagus tulifeld (zw. Franken und Hessen) tulingas, tul- I. althochdeutsche consonanten. labiales. linchovin (b. Neugart 97. 877.) wofür anderemahl zollinchoven (id. 277.); jenes tuli erscheint schon in Ptolem. τουλιφουρδ . Statt zurih zuweilen noch turih (der alte lat. name war nicht turicum, sondern tigu- rum), neben uzinaha, uzinwîlâre: utanaha, utinwî- lâre und so andere bei Neugart wechselnd; auch schei- nen eigennamen wie tuato, tuto, tôto wohl dieselben mit zuaƷo, zuoƷo, zuƷo, zaoƷo und dergleichen formen mehr, die in den diplomen schwanken. 4) in romanische sprachen, zumahl in die französische sind manche deutsche wörter hauptsächlich aus der fränkischen mundart übergetreten. die statt des zisch- lauts die tenuis zeigen, welches folglich in einer zeit geschehen seyn muß. wo noch das t im deutschen galt. Freilich läßt sich einwenden, daß die fränkische, gleich der sächs. mundart, selbst keinen zischlaut ge- kannt habe, allein dies halte ich gerade für unerwie- sen und unwahrscheinlich, weil unter den Carolin- gern die Franken nicht weniger als die Alemannen z für t gebrauchten. Jene französ. wörter mögen einige jahrhunderte früher übergegangen seyn. Bei- spiele: tas (congeries) alth. zasi, vgl. tassel, ein ge- räth; targe, ital. targa (clypeus) alth. zarga (sepimen- tum, defensio); teton, span. tetilla, ziza; toaille (mappa) duahila, mittelh. zwehele; tîson, toison; sp. tuson, ital. tosone (vellus) scheint mit zeisan (carpere lanam) verwandt etc., vgl. das in einer fol- genden note angeführte tomber, tumber. 5) das frühere t statt z bezeugen augenscheinlich die consonantverbindungen ht, ft (pt), st und tr , die dem organischen ht, ft, st, tr, treu geblieben und keines- wegs in hz, fz, sz, zr übergegangen sind; deren tenuis folglich mit dem begriff der gewöhnlichen alth. ten. geradezu in widerspruch steht. Lediglich im in- und auslaut findet ht (maht, naht, wahta, rëht etc.) und st haft, after etc.) statt; die an- und inlaute st sind allgemein häufig (stëlan, lust, goth. stilan, lustus); tr Dieses tr also nicht mit dem tr in trinkan, triban, tragan etc. identisch, welches dem goth. dr parallel. ist bloß anlaut (trëo, trëtan, goth. triu, trudan). Der goth. anlaut tv verwandelt sich hingegen stets in ein alth. zu (tvôs, zuô) ja sogar þv wird allmählig zum zischlaut. Bemerkenswerth aber ist auch, daß sich der auslaut rt , statt rz in kurt (O. II. 3, 55.) und churt- nassi (exhort.) erhielt. K. N. M. scurz, churz. I. althochdeutsche consonanten. linguales. 6) endlich haben einzelne t im an- und inlaute gehaf- tet. Ich zähle dahin: tûmôn (salire, saltare) wovon tûmâri (saltator) und das neuh. taumeln, (vgl. Stalder zumpeln) plattd. tûmeln, angels. tumbjan (saltare) engl. tumble Aus dieser deutsehen wurzel stammt das franz. tomber, altfranz. tumer, welches altfranz. dichtern niemahls das edlere cheoir (cadere), sondern nur stürzen, purzeln, aus- drückt; ital. tombolare; provenz. tumbador, tänzer, springer. — pitar (amarus) goth. baitrs, an- gels. bitor, nord. bitr. — otar (lutra) angels. otor, nord. otr — vielleicht noch ähnliche inlaute, die gleich bitter, otter, späterhin geminieren, z. b. but- ter (butyrum) splitter, schitter, zittern und deren te- nuis sicher ganz andern ursprung hat, als in wörtern wie: dotter (alth. tutiro, angels. dydring, luteum ovi), vetter, mutter etc. Jene gemination tritt schon im alth. tutto (mamma) gl. doc., später zitze, angels. tit, engl. teat hervor. Auch in einigen frühe aufge- nommenen lat. wörtern, z. b. titulo (titulus) capitulo (capitulum) später titel, capitel, veränderte sich der laut nicht. 7) zu welcher zeit, fragt es sich nun, ist die ten. im alth. dureh den zischlaut verdrängt worden? steht es mit dem vordringen des zischlauts an die stelle der ten. im lat. und romanischen in verbindung? Im lateinischen ist zuvörderst der fall viel beschränkter und außer dem t vor i mit darauf folgendem zweiten vocal, bleibt die aussprache der tenuis unverkümmert; seit dem 7. jahrh. scheint der hiatus tia, tie, tii, tio, tiu (folglich nie in wurzeln, nur in endungen) wie zia etc. gelautet zu haben, vgl. Schneider p. 247. 356. Die alth. sprache zeigt hingegen, jene si und tr abge- rechnet, z vor allen und jeden vocalen, so wie vor dem w (v, u); zu der annahme, daß stufenweise auch hier erst die formen tia, tio etc. und dann të. te, ti, ta etc. dem zischlaut nachgegeben hätten, berechtigt uns nichts, wiewohl es denkbar wäre. Ferner im lat. hängt jenes tia, tie etc. genau zusammen mit einer viel umfaßenderen assibilation der tenuie des gutturallauts, nämlich des c vor jedem nachfolgenden i und e und tia , tie etc. scheint beinahe erst aus der sich vermi- schenden schreibung tia, cia etc. hervorzugehen; wo- gegen das alth. z mit der ten. k (oder c), die vielmehr I. althochdeutsche consonanten. linguales. in ch übergeht, beinahe in gar keiner berührung steht. An einen einfluß des romanischen zischlauts, welcher zumahl, wenigstens in jener frühen zeit, nicht z. son- dern fortwährend tia , höchstens cia geschrieben wurde, glaube ich also nicht. Wohl aber wird der ursprung des alth. z statt t etwa in die nämliche zeit, d. h. das 7te jahrh fallen. Mir ist keine alemann. fränk. bair. lombard. urkunde vor dem 8ten bekannt, in welcher entschieden ein solches z vorkäme; zwar enthält der prolog zu Rothars gesetzen die namen nazo, igelzo Und wie, wenn hier noch z in der goth. bedeutung von s stünde, = naso, igelso? das wird durch den lombard. namen zaban bei Greg. tur. 4,39. wahrscheinlicher. Bei Lupi p.386. in einer urk. von 740. stehet anzelmus. , allein die hs. woraus er gedruckt ist, stammt sicher aus weit späterer zeit, aus gleichem grunde beweisen andere stellen nichts. Inzwischen könnte in einigen diplomen des 7ten der zischlaut durch c ausgedrückt seyn In buciovaldus (Greg. tur. 4, 23.) hat ci noch den laut ki (vgl. oben s 68. note) woran die erklärung durch buccus validus nicht zweifeln läßt. , wie es in denkmählern des 8ten noch öfter geschieht, vgl. Marini no. 60. und Mabillon no. 7. (vom jahr 653) gauciobertus, vermuthlich das spätere gôƷ- bërt; gauciobertus auch in den subscriptionen des con- ventus clipiac. Dies vorausgeschickt laße ich die nähere darstellung der alth. linguales folgen. (T und D) die ten. entspricht (außer jenen vorhin unter 5 und 6. angegebenen fällen und spuren) nirgends der goth. und sächs. ten., sondern der media, die alth. med. hingegen bald der med. bald der asp. des Gothen. Der strengalth. mundart scheint es angemeßen überall im an- in- und auslaut t statt des frühern d zu ge- brauchen, folglich teil (pars) plint (coecum) plintêr (coe- cus) zu schreiben; ja sogar für die goth. asp. schleicht sich, zumahl im auslaut (vgl. mit, it-, got, Deus etc.) hin und wieder im inlaut (gotes), kaum im anlaut (außer bei N.) die alth. ten. ein Sie vertritt also nach den umständen dreierlei 1) in der regel die med. 2) zuweilen die asp. 3) in den verbliebe- neu spuren die ten. des Gothen; was bezeugt mehr die zerstörung der alten lautvertheilung? . Dazu kommt, daß viele denkmähler häufig die alte med. beibehalten. Unter eine I. althochdeutsche consonanten. linguales. allgemeine regel fügen sie sich durchaus nicht, sondern beinahe jede quelle befolgt ihre eigene weise, weshalb ich die einzelnen in der kürze schildern muß. Man wird insgemein schwanken zwischen dem nachwirken- den alten organismus und dem system der neuen laut- verschiebung wahrnehmen. In den strengalth. denkmäh- lern ist jener zumeist aufgegeben, dafür aber mehr con- sequenz in die ihn ersetzende neue einrichtung gebracht. 1) I. setzt ten. nie im anlaut (ausg. das fremde titulo, tempil etc.) selten im inlaut (fater, miltnissa. hant- griffa, gotes) häufiger im auslaut (got, wort, heit, mit, gimeinit). Die med. anlautend (dôdan, duom, duon, durî, drîban, druhtîn); inlautend (worde, munde, hendî, sindun, zîde, endi, liudî) selten auslautend (quhad. dixit) Fehlerhaft scheint mir der auslaut hd in rëhd 379. wihd 389. für ht und in der regel hat er auch lëohte, druhtîn etc. . Seine med. ist überall die alte med., nur daß er im auslaut die ten. dafür setzt, wo dann zwischen wort, wordes; heit, heideo umlautsverhält- niß statt findet, nicht aber, wenn seine ten. für die alte asp. steht (daher got, gotes, nicht godes) welches doch selten geschieht, weil er die alte asp. meistens beibehält (s. unten). 2) auch O. kein anlautendes t außer in fremden wörtern wie tunihha, bleibt also ganz der alten med. treu [vgl. dag, deil, diuri, dragan, drinkan, druhtîn und eine menge ähnlicher Bemerkenswerthe ausnahme macht tôd (mors) I. 21, 2, 3. IV, 5, 93. III, 7, 39. V. 4, 97.; fein aber unorganisch ver- schieden von dôt (mortuus) I. 21, 14. III. 24, 120, 134, 194. V. 4, 69. Die übrigen formen haben nur d dôwen (mori) dôtî (occisio) etc. Strengalth. überall t : tôt (mors) tôt (mortuus) tôwan (mori). ]. Schwieriger wird die ent- scheidung über den in- und auslaut: in der regel ent- spricht sein t dem goth. d , sein d dem goth. þ; vgl. die endung -ita, -êta, -ôta im schw. praet., -enti im part. praet., blint, blintêr, hant, hentî, hanton, bant, banton, boto, rât (consilium) muater, bluat (flos) fruat, guat, brût etc. und andrerseits: die subst. auf -ida, andar, bluad (sanguis) rad (rota) bruader, ladôn, wërdan, ward, ërda, quëdan, quad, mânôd etc. Daneben aber auch ausnahmen, so stimmt thiot zwar zu þiuda, gi- thiuti nicht zu þiuþs etc. Organisch ist sein t in st, ht, ft; sein d in den meisten anlauten; — unorganisch I. althochdeutsche consonanten. linguales. sein anlautendes dr , sein in- und ausl. d (für th). sein in- und ausl. t (für d), organisch wiederum sein anlaut th. 3) T. weicht schon wieder ab, er hat anlautende t (tât, tiuri, tougal, tag, tuon, tûba) und tr (trado. truhtîn, trinkan etc.), doch ausnahmsweise d (deil 231, 2. diurisôn 25, 3. diuval und duom neben tuom). Im in- und auslaut wechseln t und d fast wie bei O. 4) N. richtet sich für den lingualanlaut nach der oben (s. 130.) beim labialen angegebene weise: geht im an- stoßenden auslaut voc. oder liq. vorher, so folgt die media d; geht lab. ling. gutt. vorher oder beginnt der satz von neuem, so folgt die ten. t; als: ter dag, tes tages; hier ist sî dursteg, turstegju singet sî (62, 1.); ze demo, mit temo etc. wiewohl zumahl in den pss. aus nachläßigkeit der hs. oder des abdrucks oft wider die regel verstoßen wird. Vermuthlich sind auch jene organischen tr (in triuwa, trûwên, trëten) des wechsels in dr unfähig. Ein hauptunterschied ist aber der, daß N. sein anlautendes t, d, sowohl für die goth. med. als asp. gelten läßt, während O. und T. noch eine anlautende asp. anerkennen Oder sollte sich bei näherer bekanntschaft mit N. voll- ständigen werken ergeben, daß er für die goth. med. im anlaut immer t, ohne wechsel, setze, für die goth. asp. hingegen nach obiger regel bald d, bald t? daß er zwar schreibe: den dorn, des tornes, aber nicht den deil, des teiles sondern unverrückt: den teil, des teiles? Ich zweifle, weil sein unterschied zwischen aulaut. b und p sich gerade auf die goth. med. bezieht. . — In- und auslautend gebraucht N. nicht, wie beim lippen- laut, bloß die media, sondern bald media (chind, finden, wenden, menden, leid, leideg, vëld, tôd, ander, die partikeln: alde, unde, wanda, nider, wi- der etc.) bald ten. (verbalflexionen -et -eta -ôta, -ente; nôt, nôte, zþt, zîte; guot, guotes; alt, altes etc.) überhaupt also ziemlich wie O. und T. nach dem grundsatz, daß t dem goth. d, aber d dem goth. þ entspreche, doch mit sichtbaren ausnahmen, z. b. N. schreibt blinden (coecum) O. blintan, was dem goth. blindana näher kommt (hierüber noch unten). — 5) Strengalth. denkmähler (K. exhort. hymn. gl. hrab. mons. etc.) haben im anlaut nur die ten. st. der goth. med. (also teil, tak, tal etc.) dagegen die med. st. I. althochdeutsche consonanten. linguales. der goth. asp. (doh, duruh, daƷ, dritto, etc.) und folgen gleichem grundsatze auch für den in- und aus- laut Da wo hier, freilich nicht selten, ein t für die goth. asp. steht z. b. bei K. cot, cotan, mit, keqhuëtan und gl. mons. pluot, pluotes etc. muß vielleicht ein früherer übergang in die med. zwischenliegen. . Was die übrigen quellen nur für letztere thun, führen sie consequent überall durch, sie er- kennen mithin die asp. nirgend an, welche jenen schwankenderen quellen noch im anlaut haftet. Die- ser strengalth. weise pflichtet im grande auch N. bei, nur modificiert er feinhörig die bestimmungen des anlauts. — Die vorgenommene musterung faße ich in einen schluß zusammen: für den goth. in- und auslaut ist das verhältniß leicht, die meisten alth. quellen zeigen t für d, d für þ; beim anlaut nachstehende verschiedenheiten: goth. d: O. d; T. t; K. t; N. t, d; — goth. þ: O. th; T. th; K. d; N. t, d. Der gestörte organismus offen- bart sich, denn O. weiß kein t, T. kein d. K. kein th im anlaut zu verwenden, gleichwohl half sich jede mundart nach ihrem vermögen; mit der alten asp. war O. auch noch die alte med. vergönnt und die alte ten. gab er durch z, die reihe seiner anlaute scheint also un- tadelhaft, aber im in- und auslaut weicht er ab und folgt dem strome der übrigen alth. masse. T. hat schon seinen anlaut t mit dieser ins gleichgewicht gebracht, es ist schwer zu sagen, ob in der aussprache sein t dem otfr. d, oder sein th dem keron. d. näher gekommen sey. Bei K verdient die ausgleichung der an- und inlaute lob und der verlust der asp. th scheint eigentlich durch die andere asp. z vollkommen ausgefüllt. Im kleinen ergeben sich bei allen ausnahmen und besonderheiten, die hier nicht dargestellt werden können, aber die auf- merksamkeit der herausgeber einzelner denkmähler in anspruch nehmen. — Frühes, aber wohl einziges bei- spiel einer apocope des t oder d bei vorausgehendem n ist zan (dens) pl. zenî st. zant, zendî. welcher letztere inlaut noch lange hin und wieder vortritt. Die -en der neuh. tert. pl. entspringen alle aus -ent . Der stand des t oder d in den liquiden verbindun- gen lt . nt . rt; ld . nd . rd; fordert noch eine nähere be- trachtung, als sie oben s. 124. 125. angestellt werden konnte. I. althochdeutsche consonanten. linguales. Folgerichtig entsprechen die drei erstgenannten dem goth. ld. nd. rd; die drei letztgenannten aber dem goth. lþ. nþ. rþ; mithin sollte in- und auslautend: alt. alti- nôn (differre) hagi-stalt. kalt. haltan, hialt. waltan, gi- walt. spaltan. gëlt. gëltan. zëlt. sëlt-. scëltan. spëlta (ta- bula) milti. scilt, sciltes. molta. gidult (patientia); scanta. want, wentî. hant, hentî. lant, lantes. brant (titio). rant, rantes. tantarôn (delirare). wantala (nego- tium) sant, santes. abant. stantan. zantro (calculus pruna). enti (finis) lentî (renes) blint, blintes. wint, wintes. win- tar. hinta (cerva). rinta. linta (tilia) sint (sunt) sintar (scoria) bintan, bant. slintan. wintan. hintar. untar. wuntar. suntar (seorsim) hunt. gunt (virus) grunt. munt (pro- tectio) muntôn (tueri) wunta. scrunta. sunta (culpa); harto, herti. zart. wart, wartan. artôn (colere) fnartôn (anhelare) wertisàl (corruptio) hirti. wirt, ort, ortes. hort. wort, nort (septentrio) hurt. furt. giburt etc. ge- schrieben werden, hingegen (oft würden sonst einzelne wörter zus. fallen): bald, baldes. hald (proclivis), haldjan (vergere) wald, waldes. faldan. wildi. gold, goldes. wol- dar. hold, huldî. sculd. tuld (solemnitas); andar. zand, zendî. fandôn (O. I. 11, 86.) ginendjan. mendî. endi (frons) lind (lenis) sigi-lind (nom. pr.) sind (iter). kind. hrind, hrindir. findan, fand. hindan (capere) onda. bi- gonda. konda. kund (notus) mund (os), mundes. gund (bellum). unda (aqua) sundar (meridies); ërda. wërdan, ward. wërd (dignus) fordaro. mord. purdî etc. Wir werden sehen. daß auch im nord. und sächs. beiderlei formen sorgfältig getrennt sind und im alth. beobach- ten die ältesten quellen, selbst O. und T. noch den heil- samen unterschied Einzelnes schwankt; so schreibt O. sintan, fant, funtan; faltan, fialt und -salt (-plex) st. des richtigeren und auch bei älteren vorhandenen sindan, faldan (goth. sinþan, fal- þan). Auch wurti, wurtun, wortan neben wërdan, wir- du, ward. ; später aber fallen vermischungen vor, theils indem der auslaut ld. nd. rd. in lt. nt. rt (ein im mittelh. entschiedenes gebrechen) theils inlau- tende lt. nt. rt in ld. nd. rd. übertraten. Ich finde, daß die verwirrung zunächst bei den formen nt und nd anhub, wogegen sich lt, rt, ld, rd länger und treuer bewahrten. Während N. noch richtig skilt, skiltes hat, schreibt er, wenigstens in den ps., munt (os) spint (adeps) sunda, hende, blinde, zandro, ende (finis), sken- I. althochdeutsche consonanten. linguales. den, lande etc. Schwerlich wird man annehmen, daß sich in diesem ta- delhaften inlaute nd der organ. inlaut nd forterhalte, da gerade die aualogen ld und rd fehlen, auch früher selbst solche, die wie T., zumahl O. der alten med. treu an- hängen, nt und nicht nd zeigen. Ferner müste dann dem nd (wie bei J.) ein nth zur seite stehn, was nicht der fall ist. Im späteren nd mischen sich also zwei organisch verschiedene formen, sie mögen nun wie im goth. und bei J. nd. nþ, oder wie im gemeinalth. nt. nd gelautet haben. Aus unkenntniß solches unterschiedes hat man freilich z. b. den begriff munt aus mund hergeleitet etc. obschon die bloße vergleichung des sächs. hier eines beßeren belehren konnte. — J. welcher auch für die befragten compositionen die organische schreibung d und dh (st. des gemeinalth. t und d) behält, schwankt zuweilen in der anwendung, richtig ist sein hendî, undar, worde, aldom, walden; chindh, wardh, wërdhe; aber unrich- tig daneben: wërde, munde (ore) sindis, da auch diese ein dh verlangen. (DH. TH.) dieser asp. ist schon im vorhergehen- den erwähnung geschehen, hier noch einiges nähere. Ihr verhältniß scheint nicht das der asp. ph und ch , welche der goth. ten. gleichstehen, vielmehr ent- spricht dieser das alth. z ; th bingegen, wo es sich er- halten hat, fortdauernd der goth. asp. Es sind eigent- lich zwei asp. für den linguallaut anzunehmen, die nur ihre stelle gewechselt zu haben scheinen, nämlich z steht mit ph und ch ; th mit v (bh) und gh auf einer linie; z würde folglich die erste, th die zweite asp. heißen. Eine bestätigung dieser ansicht finde ich darin, daß th bei einigen dh geschrieben wird und bei andern völlig in d aufgeht, gerade wie bh für v und in b auf- gehend (s. 135. 136.). Die verwandtschaft zwischen th , dh und z (vorzüglich Ʒ) ergibt sich noch mehr aus der wirklichen aussprache, indem bei jenen eine zumischung von s, bei z eine zumischung von t erfolgt ist, und dh beinahe durch ds , z durch ts ausgedrückt werden könnte. Mehreres hernach noch beim z. Einwenden gegen die vergleichung des th. z. mit dem v. ph. läßt sich, theils daß beide nirgends mit einander vermischt werden (wie ph und v häufig), theils den quellen, welche v begünstigen, gerade th widersteht. Gründe für und gegen verlangen daher genauere prüfung, wobei in anschlag zu bringen ist, daß beide labialasp. aus der L I. althochdeutsche consonanten. linguales. verbindung des p oder b mit dem h entspringen, bei den lingualasp. aber h und s ins spiel treten. dh finde ich bei J. anlautend (dhu, dhih, dhir, dhîn, dhër, dhiu, dhoh, dhuo, dhurah, dhrî, dhritto, dhrâto, dhans, dhëod, dhechi, dhuingu etc.) inlautend (endungen -idha -idhes; nidhar, widhar, ôdhil, odho, edhili, heidhan, wërdhan, jugundhî etc.) auslautend (wardh, chindh, leididh); überall dem goth. þ parallel. Gleichergestalt zeigt in den gl. jun. das gloss. A. im an- laut: dhrî- dhilli, dhanân, dhicho, dhorn, dhinc, dhulta, dhëgan; inlautend: sôdhe (edulio) Vermuthl. edulium hier = ednlitas, das im mittellat. auch hunger, sôd (arsura stomachi)? fuaghidhû, guldhîn, widharôn, trâdhun (fimbriam); auslautend: fadh (trames, pfad). th finde ich bei O. und T. beinahe nur im anlaut; belege liefert jede seite. Vom inlautenden th einige sel- tene spuren bei T. stathin (littore) 236, 1. bruother, wantha (quia), doch neben bruoder und wanda. (Z) z und Ʒ. Diesen buchstab nenne ich asp., weil er mit dem spiranten s. componiert ist und gleich den andern beiden asp. ph . ch an die stelle der utsprüngl. ten. tritt. Gehört also unter die dopp. consonanten. die an sich weiterer gemination unfähig sind. Man merke 1) der zischlaut hat zwei stufen, deren verschiedene aussprache freilich beinahe nur aus der analogie des neuh. und den mittelh. reimen geschloßen werden kann. Ihrem ursprunge nach (beide stammen aus der alten ten.) sollte man sie für eins halten und die alth. schreibung zeichnet sie in der regel gar nicht von ein- ander aus. Vermuthlich aber hat schon in frühster zeit ein härterer, dem neuh. z gleichender und ein weicherer, dem neuh. ß gleichender zischlaut stattge- funden. Jenen schreibe ich mit z, diesen mit Ʒ. 2) beweises genug ist allein J., der wirklich z durch das einfache z, dagegen Ʒ durch die zusammensetzung zs . Bei N. soll sich einmahl albisze st. albiƷe (cygno) finden (Füglistaller). Schilter mon. catech, 81 a zh (? zs) für z und Ʒ. ausdrückt. Noch deutlicher wird der unterschied in der gemination, für zz schreibt er tz , für ƷƷ aber zss (alle übrigen alth. denkmähler für beide fälle zz ). I. althochdeutsche consonanten. linguales. Merkwürdige ähulichkeit dieser isidorischen orthogra- phie z, tz, zs mit dem neuh. z, tz , ß; wiewohl sich im mittelh. zwar kein unterschied im geschriebenen z und Ʒ, aber das einstimmende tz nachweisen läßt. 3) als einen andern beweis kann man ansehen, daß sich zuweilen c für z (nicht für Ʒ) bei folgendem e, ë, ei, i, î Ein cu für zu (Benecke Wig. 628.) ist tadelnswerth und sehr selten (gl. aug. 126 b cuge, ductu.) , also nur im an- und inlaut (nicht im auslaut) findet, z. b. cît K. 23 b 26 b 27 b und in den gl. jun. cît 245. lucil 217. ceina (canistra) 175. cëlt (papilio) 176. ci (praep.) 178. etc. cëssôd (fervor) gl. mons. 346. lôhicent (rutilant) gl. aug. 124 b leidicit (detestatur) 122 b 125 a ficisan (callere) 124 b ; selbst N. 34, 19. ficise (dolosi). Auch dieser schreibung begegnet man nicht selten in mittelh. hss. Sie ist aus dem latein. (seit man ce, ci wie ze, zi sprach) entlehnt und entbehrlich, lehrt aber, daß fuoƷî nie fuozî gelautet hat, weil doch sonst ir- gendwo ein fuocî vorkommen müste, wiewohl mir hier das einzige crûci (crux) J. 373. 385. bedenken macht, welches ich des vorausstehenden û halber für crûƷi und nicht crûzi nehme (erst später entsprang die aussprache creutz, wie weitzen st. weiƷi) und sollte neben dem unlengbaren lucil = luzil ein schwankendes liuƷil gegolten haben, weil bei J. 374. 405. liuzil, 372. 373. sogar lyuzil steht? (aber nicht liuzsil; mehr über dies wort unten beim adj.) Urk. des 8. 9. jahrh. zeigen häufig c für z (Neng. index v. lucilûnawia, pacinwei- da neben pazinweida etc.) doch in zoacinwîlâre möchte man wieder ein Ʒ vermuthen. — Eigentlich beruht die romanische vermischung der aussprache tia mit cia auf einer tieferen berührung des lingual- und guttu- ralsystems. die sich auch sonst spüren läßt, z. b. nux, nucis entspricht dem deutschen nuƷ, nuƷî, also frü- her nut, nutî; vielleicht ist selbst crux, crucis dem angels. rôd verwandt. Und das neuh. kauz (bubo) war noch im mittelh. chouch (goth. kauks?) 4) an sich fällt die unterscheidung zwischen z und Ʒ auf, da beiden im goth. sächs. nord. die reine tenuis parallel steht und keine abstusung dieser für in- und auslant gespürt wird. Und da, nach dem vorhin s. 152 ff. ausgeführten, auch im alth. eine anfängliche ten. und allmähliger übergang derselben in den zisch- L 2 I. althochdeutsche consonanten. linguales. laut anzunehmen ist, so scheint es nicht, daß z und Ʒ zugleich, entstanden seyn werden. Älter aber, nämlich der ten. näher, war wohl z (sprich ts) als das mildere Ʒ (sprich zs, das z in dem sinne des lat. oder goth. z genommen, nicht in dem des hochd. z, weil dann zs die falsche aussprache tss gäbe, während die rich- tige dss verlangt). Im grunde muß Ʒ als ein triph- thong und etwas härter als das goth. z Bemerkenswerthe schreibung tz für z in goth. nrkunden von 557 und 591 (Marini no 140. 122) wo tzitane neben zitane und gar tazittane; desgl. tzaliconi — auch für zeno hat Fumagalli no. 10 und 15. (von 769 777) tzeno. Also in der aussprache verhärtet sich sowohl der aus s als der aus t entsprungene zischlaut. oder gr. ζ (ds, δς ) betrachtet werden, in der verschmelzung nä- herte er sich aber diesem und selbst dem neugr. ζ ; es mag (wie aus τράπεζα d. h. τραπεδσα , allmählig tra- peza) aus waƷar d. i. wadssar allmählig wadsar, waßar, beinahe wassar geworden seyn Eine hist. untersuchung der roman. zischlaute würde man- che analogie darbieten; leider hat Raynouard die laute überhaupt nicht abgehandelt. Die orthographie der heu- tigen französ. ital. span. mundart ist in den zischlauten schwankend und oft fehlerhaft, begreiflich auch die aus- sprache vielfach vom alten organismus abgewichen. . Ob je- mahls ein watsar (wazar), so hart wie im an- laut, gegolten habe, will ich weder behaupten noch leugnen; belegen läßt es sich nicht, für die annahme des milderen inlauts spricht zwar die ana ogie des im inlaut beliebten d, b und g statt der tenuis, wiewohl diese auch da beibehalten wird; gegen den auslaut Ʒ scheint selbst die häufig auslautende ten. zu streiten. Auf jeden fall ist die ähnlichkeit des verhältnisses z: Ʒ mit dem der ten. zur med. nicht zu verkennen. 5) eine andere ansicht wäre, z und Ʒ mit dem alth. ch und h zu vergieichen, nämlich h in dem sinne ge- nommen, wie es auslautend für k steht, verschieden vom reinen h (welches sich zu jenem h verhielte wie z zum reinen s). Beide stufen ch und h stünden dem organ. k gegenüber, z und Ʒ dem org. t; der anlaut ch entspricht dem z, der inlaut hh dem ƷƷ, aber ck, (cch) dem zz (tz) vgl. zan, chalp; hiruƷ, hiruƷƷes, storah, storahhes; waƷƷar, sahha; gruoƷen, suohhen; scazzes (scatzes) sackes. Zu widersprechen scheint je- doch a) daß die inlaute hh und ch meistens gleich viel I. althochdeutsche consonanten. linguales. gelten, da doch ƷƷ und z sich keineswegs ersetzen. b) daß im mittelh. alle solche h und hh zu ch werden, hingegen z und Ʒ geschieden bleiben. c) daß der anlaut z überall herrscht, ch aber theils schon im alth., theils im mittelh. durchgängig von dem alten anlaut k ver- drängt wird. Also ungleiche entwickelung beider lautreihen. 6) es mag sich nun anfänglich mit dem zischlaute ver- halten haben, wie es wolle; für die uns verbliebe- nen quellen gilt folgende regel: z (und nie Ʒ) ist er im anlaut, z im in- und auslaut, wenn liquidae vor- hergehen (harz, harzes; holz, holzes, lenzo, also ei- gentlich nur in den formen lz, nz, rz, weil mz nicht vorkommt) oder er einem früheren geminierten tt ent- spricht (scaz, scazes, leidizen, detestari), wo dann stets ein- facher Das neuh. weitzen etc. ist unorganisch; alth. hueiƷi, nicht hueizi. Man merke, daß auch kein alth. z auf ë folgt; über crûƷi vorhin (s. 163.). vocal vorausgehen muß; von letzterm fall und seiner schreibung unten bei den geminationen — Ʒ ist er nur in- und auslautend, wenn er bei vorausgehen- dem einf. oder dopp. vocal Consonant und namentlich liq. kann dem alth. Ʒ nicht vorausstehen, da zusammenziehungen wie hirƷ, thirƷ statt hiruƷ, hireƷ, thir iƷ noch unzuläßig sind. einem früheren ein- fachen t entspricht: thaƷ, guotaƷ, mëƷ, mëƷes; fuoƷ, fuoƷes; waƷar; obaƷ, obaƷes; albiƷ, albiƷes; hiruƷ, hiruƷes). Von der schreibung ƷƷ unten bei den ge- minationen; daselbst auch von einigen zweifelhaften fällen. — Beide zischlaute können in denselben wörtern nach umständen der flexion vorkommen, z. b. sizan (sedere) saƷ (sedit) sàƷun (sederunt); naƷ (madidus) nezan (madefacere) etc. 7) obschon, wie vorhin gesagt worden, das alth. Ʒ dem goth. z in der aussprache einigermaßen nahe kommt und auch letzteres, gleich ersterm, niemahls anlautet; so sind doch beide ihrem ursprunge nach von einan- der entfernt, genau betrachtet auch gewiß ver- schieden auszusprechen. Der goth. zischlaut war eine verdickung des reinen s lauts, die sich im alth. durch einen parallelen übergang in r offenbart; der goth. sauselaut wurde zischend, der alth. schwirrend. Das goth. z war ds, ein mit d versetztes s, ein umlaut des s. I. althochdeutsche consonanten. linguales. Das alth. Ʒ war etwas härter, dss, ein mit s ver- setztes d, oder vielmehr z; es kaun durchaus nicht als verwandt mit s und ss betrachtet werden. Noch weiter ab vom goth. z liegt das alth. z. (S) von unterscheidung des zisch- und sauselautes war so eben die rede. Dieser ist ein einfacher, heller, spitzer; jener ein zusammengesetzter, trüber und krau- ser. Englische grammatiker pflegen den sauselaut his- sing , den zischlaut buzzing sound zu benennen nach dem schneidenden pfeifen (sibilare, siffler, σίζειν , fi- schiare) der schlange und dem dumpfen summen (bour- donner) der biene oder hummel. Der sauselaut wird in allen sprachen derselbe, der zischlaut aber unbestimmt und stufenmäßig seyn, wir haben gesehn, daß die alth. mundart zwei stufen, die goth. eine von beiden abwei- chende kannte. Eigenheit deutscher sprache überhaupt scheint es, daß sie, gleich der lateinischen, den leisen zischlaut (ich meine das goth. z und alth. Ʒ) nie anlau- ten läßt Die asp. þ, th, welche anlautet, ist kein eigentlicher zischlaut, obwohl sich ihm nähernd. Von dem niederl. z statt s unten. , was im slav. und französ. so häufig ge- schieht. Sollte dies nicht schon frühe der reinen aus- sprache des anlautenden s nachtheil gebracht haben? Vielleicht hilft auch in andern fällen die wahrnehmung manches erklären, daß, wo eine mundart in der lautver- theilung eine lücke hat, verwandte laute in die lücke ein- zudringen pflegen. Sind alle laute vollständig besetzt, so wahrt jeder seine grenze. Wenigstens pflegen es heutigestags manche zungen zu breit und dick hervorzubringen, die wörter: sonne, sin- gen z. b. so zu sprechen, als ob sie Ʒonne. Ʒingen lau- teten. Dazu kommt, daß auch die spiranten h und w im alth. zuweilen breiter als das goth. h und v gewe- sen seyn mögen und umgekehrt das goth. inlautende s selbst in z verdickt wurde. Letzteres ist inzwischen auf die alth. mundart unanwendbar. deren inlautendes s allmäh- lig in r, nicht in Ʒ übertritt. Und wider die vermuthung einer zischenden aussprache des anlautenden s muß im allgemeinen eingewendet werden, daß doch graphisch gar keine verwechselungen dieses s mit dem Ʒ und eher im inlaut einige, doch höchst seltene, zu bemer- ken sind, von welchen unten bei den geminationen. Nie wird man Ʒal f. sal (aula) waƷ f. was (erat) etc. I. althochdeutsche consonanten. linguales. andrerseits nie was f. waƷ (quid) etc. geschrieben Bôsôn (assuere) O. IV. 28. 13. stände nach dem nord. bôt (assumentum) f. bôƷon und die gl. slor. 900 a haben wirk- lich bôƷô, sarcio vgl. bôƷo, lini stipula, gl. aug. 120 a . und noch im mittelh. nie las: daƷ gereimt sehen. Theore- tisch kann immer eine eben so strenge scheidewand zwischen der aussprache des alth. s und Ʒ gezogen wer- den, als es für ihren ursprung geschenen muß Andere sprachen bewähren den übergang zwischen s und t (vgl. συ , tu, πράττω, πράσσω etc.); aber im deutschen sin- det vielleicht gerade deshalb keiner zwischen s und z statt, weil sie sich in der aussprache näher liegen, als s und t. . Die übergänge des in- und anslautenden s in r sind oben s. 121. angezeigt, sie scheinen sich früher am inlaut (vgl. die part. irnëran, irwëran, gikorau; die pl. praet. wârun, nârun, frurun) später am auslaut (vgl. was, nas. kôs, frôs) kund zu geben. Das unorganische der veränderung erhellt aber aus dem esoterischen schwan- ken der einzelnen fälle, z. b. der pl. praet. von wësan lautet immer wârun, nie wâsun. aber im zus. gesetz- ten firwësan erhält sich firwâsun; nâsun und nârun gel- ten beide, lâsun allein, kein lârun. Nähere angaben hierüber folgen in den conjugation. — gemination der inlautenden linguales. (TT) verschiedenartig 1) wie der inlaut t dem goth. d , so entspricht zwar tt nicht dem goth. dd (welches dem alth. ll zu vergleichen, oben s. 66.) sondern tt scheint sich aus der einfachen, von einem i gefolgten goth. med. zu entwickeln. Vorhergehen muß stets ein kurzer vocal; die alte kürze wirkt und der schwebelaut wird durch die gemination ein geschärfter. Hiernach ergibt sich aus dem goth. badi das alth. betti (lectus); gleichergestalt setzen spratta (norma) matta (mappa) ketti (sepulcrum, sepimentum) wetti (pignus) bittan (rogare) smitta (opisicina) witta (ligamen) mutti (mensura) hutta (tugurium) mitto (medius) mitt u li (liciatorium) dritto (tertius) bruttan (conturbare) scuttan (quatere) rettan (eripere) Anthlutti (facies) J. 346. scheint das goth ludi, wiewohl ersteres neutr. letzteres fem., auch das hl unrichtig wäre (richtiger steht 368. antlutti und gl. jun, 173. ant l uttes). lm alth. mögen sich die gleichbedeutigen, aber verschie- denen formen: ludi, vlits und audavleizus vermengen. etc. ein früheres fpradja, kadi (vgl. catena) I. althochdeutsche consonanten. linguales. wadi, bidjan, smidja, widja, mudi (vgl. modius), hudja, midjo, thridjo, brudjan, scudjan voraus. Diesen for- men wird sodann ein: beti, keti, smita etc. gefolgt seyn, wie sich wirklich neben rettan, bruttan, lcuttan die formen retan, brutan, scutan finden Die praet. scutta, brutta, ratta sind von der sorm scut- tan etc., die daneben gültigen scutita, retita etc. vos scu- tan etc. zu leiten. O. schreibt bitten, bittu, bittemes aber bitit (rogat), nicht bittit (hiervon bei der conj.). und manche andere, die später auch geminierten, im alth. noch die einfache ten. zeigen, z. b. tutiro, wëtar neuh. dotter, wetter Für fëttach (ala) N. 35, 8. 67, 14. würde ich lieber sëtach schreiben, obgleich in fëdara, fëdera (penna) gl. mons. 349. N. 53. 7. 67, 14. kein t erscheint und so heute: fittich neben feder. J. 368. hat fëthdhahhâ (alae) T. 142. sëder- achâ; gl. august. 118 b sëddah. . 2) einige wörter, in denen sich ausnahms- weise die alte ten. erhalten hat, pflegen diese frühe schon zu geminieren: bittar, ottar etc. (s oben 155.), wiewohl die quellen schwanken. Dieses tt hat sicht- bar einen ganz andern ursprung, als das vorige. 3) nicht zu dulden ist tt bei vorausgehendem dopp. vocal, z. b. râttes, wâttan, K. 23 a st. râtes. wâtan; hlûttrôr J. st. hlâtrôr, denn schwerlich dürfte ein rattes, eher ein hluttrôr zu erweisen seyn. (vgl. oben s. 133. das falsche scâffes etc.) Die beispiele sind ohnedem höchst selten. 4) ta- delnswerth sind auch die tt im Hild. sitten, luttila, heittu, hêttun, lêttun, muotti; theils sämmtlich un- hochd. und der sächs. ten. entsprechend, theils (die bei- den ersten abgerechnet) wegen des vorausgehenden dop- pelvocals unleidlich; offenbar wurde das scheinbar rich- tige hochd. zz (luzzil, sizzen) und ƷƷ (muoƷƷi, lieƷƷun) nachgeahmt. — (DD) selten, gewöhnlich dem tt no. 1. gleichgeltend, [gerade wie oben s. 148. das bb dem pp. Daher auch td in bitdan J. 407. 408. dem dortigen pb ge- nau ähnlich (s. 149.). ] z. b. chledda (lappa) gl. mons. 343. (bei Schilter ist chletta eingetragen) leddo (argilla) gl. trev. 29 a lad- dûn (asseres) ibid. 37 b wofür latôno (asserum) mons. 356. ladduch (lactuca, latuca) gl. mons. 414. rodda (cythara) mittelh. rotte. Die eigennamen belegen den wechsel zwischen tt und dd häufig vgl. waddo (Greg. tur. 6, 45.) watto (Neug. no. 175) — Ganz andern ursprungs die partikel ëddô, gewöhnlicher ëdô, odô, deren nebenfor- men: ërdô, odhô, alde und in der vorpartikel sogar I. althochdeutsche consonanten. linguales. ëta-, ëtta-, ëthes- die (hierher nicht gehörige) unter- suchung erleichtern und erschweren, vgl. oben s. 74. über die goth. assimilation áiþþáu. — (ZZ) gemination des zischlautes muß theoretisch geleugnet werden, da sich tsts und dssdss so wenig aussprechen laßen, als phph; practisch aber sind, gleich dem ff, in beinahe allen denkmählern zz und ƷƷ anzutreffen, und J. drückt jenes durch tz , dieses durch zss, beide sorgfältig vom einfachen z und zs unterschieden aus. Die übrigen schreiben bloß zz für zz und ƷƷ, schwanken aber oft in ganz denselben wörtern zwischen der gemination und dem einfachen z, es kann folglich in der aussprache kein großer unterschied bestanden haben, wenn irgend einer bestand. Von wichtigkeit ist mir hierbei, daß zu- meist der genaue N. und in seinen correcteren werken fast überall das einfache z dem doppelten vorzieht, auch niemahl tz hat. Die ursache des doppelten läßt sich bald errathen. Zur zeit da die ten. in den zischlaut über- gieng, gab es schon verschiedene geminierte tt (vgl. oben s. 66. die goth. atta, skatts Und aus den ersten jahrh. die namen chatti, mattium, ca- rietto (Amm. Marc.) cariatto (conc. matiscon. II. vom jahr 585). , in solchen wörtern wäre der geschärfte laut durch den nur graphisch einfachen, an sich aber selbst componierten zischlaut so gut ge- sichert gewesen, als durch die gemination der tenuis. Weil sich indessen das einfache zeichen mit dem ein- fachen laut verwechselte; so schrieb man zz (nämlich zz und ƷƷ) in demselben gefühl Bei dem inlaut z muste natürlich dies gefühl stärker wir- ken, als bei dem Ʒ, da jenem, nicht aber diesem das sächs. tt entspricht. Das sächs. sitten entsprang aus einem frühern sitau, ebenso das alth. sizen aus einem früheren fiƷan; sitan lautete schwebend, sitten geschärft, im alth. aber beide siƷan und sizan geschärst, ohne daß man nöthig hätte sie äußerlich zu geminieren. , welches mm, nn, tt etc. zu schreiben lehrte, da doch in der aussprache scazzes, waƷƷar gänzlich eins war mit scazes, waƷar. Neben dieser entbehrlichen schreibung zz wurde die in der aussprache selbst gegründete unterscheidung des z und Ʒ versäumt; des anlauts z war man zwar gewiß, aber bei den in- und auslauten: daz, wazzar, scaz, scazzes belehrte kein zeichen, daß jene daƷ, waƷar, diese scaz, scazes auszusprechen seyen, bis endlich im I. althochdeutsche consonanten. linguales. mittelh. für letztere Sogar im auslaut seatz, wofür alth. jedenfalls scaz geschrie- ben werden muß, da jede inlautende gemin. auslautend wegfällt. Inzwischen könnte man tz für eine composition und nicht gemin. ausehen. die auflösung des zischlauts in tz (consequenter wäre ts gewesen) gebräuchlich wurde und dem übelstand einigermaßen half. Wer die neuvorge- schlagenen zeichen z und Ʒ billigt, kann des zz, ƷƷ und tz gänzlich entrathen, es fragt sich nur, wie beim ff, ob man wagen dürfe, critisch die alten hss. zu verbeßern? Der grammatik wenigstens, wenn sie ohne nene vocal- zeichen nicht ausreicht. muß es auch die consonanten schicklicher und der historisch erweislichen aussprache angemeßener zu bezeichnen vergönnt seyn. Und sollen wir das schwanken der hss. gelten laßen, mit K. 35 b mëƷƷu, 38 a mëƷu. 29 b sizan, 30 b sizzan edieren? bald ëƷan, beƷiro, luzil, bald ëƷƷan, beƷƷiro, luzzil, nach- dem die texte beides untereinander zeigen? Die durch- führung des isidorischen und mittelh. tz Wenn man das tz dem pph (pf) und cch vergleicht, es folglich in tts auflöst, so wäre es freilich etwas stärker, als das bloße z auszusprechen. Unähnlich scheinen sich die drei fälle darin, daß pf im an- in- und ausl., cch nur im inlaut, tz bei J. auch nur im inlaut vorkommt. Man könnte sich tz für gewisse inlaute (wo entschieden ein altes tt war) gefallen laßen, obgleich es N. auch in solchen nicht schreibt. wäre eben- wohl neuerung, will man es aber (im in- und auslaut?) und daneben ƷƷ (im inlaut) beibehalten, so darf min- destens letzteres nur bei vorausgehendem einfachen vo- cal und nie bei doppeltem geschrieben werden. Das befolgen auch in der regel die guten alth. hss. obgleich ausnahmsweise: T. 5, 9. heiƷƷent; 7, 4. heiƷƷan; 4, 18. suoƷƷà etc. K. 15 b mnaƷƷôt; 25 a stôƷƷôn; 16 a ëban lôƷƷon etc. stehet, und J. 341. 388. heizssit, 368. fuozssî, 389. suuozssera, ja 345. die monstrose schreibung chi- lôthzssom (consortibus) st. chilôƷom Wie im goth, attiuhan (at-tiuhan) ist natürlich keine ge- mination da, wenn in der zus. setzung ein auslautendes Ʒ, an ein anlautendes z rührt, alth. aƷziohan (attrahere), aƷ-zasi (utensile): vermothlich assimilieren sich hier beide zischlaute, es fragt sich ob in aƷƷiohan, aƷƷasi oder in azziohan, azzasi? ich muthmaße letzteres, Hier wäre nun aziohan, azasi falsche schreibung. . — (SS.) diese organische gemination entspricht dem goth. und sächs. ss; die wichtigsten belege sind; huasso, später wasso (acri- I. althochdeutsche consonanten. linguales. ter), bildungen mit -nassi, irscassen (?exinanitus N. 74. 9.) thësses (hujus) ëssa (fumarium) krësso (gobius fluv.) krëssa (nasturtium) zëssa (tempestas) scësso (rupes) scëssôn (dolare) frëssa (pressura), bildungen mit -nissa -nissi, missa-, wissa (scivi) giwissèr (certus) gabissa (quisquiliae) wissan (convocare) K. 22 b gastwissôd (diversorium) hrosses (equi) hrussin (equinus) hrusse-hiruƷ gl. jun. 199. kusses (osculi) chnussan (contundere) gussa (inundatio) gl. jun. 210. zussa (laena) gl. trev. und vermuthlich noch einige an- dere. Die entstehung dieser gemination ist doch wiederum verschieden. Das goth. vissa entsprang aus vitida, ver- muthlich gieng aber ein vista vorher, wie môsta aus mò- tida, ebenso erweicht sich qvistjan im subst. qviss. Die- selbe erklärungsweise schickt sich für das alth. wissa, während muosa ein einfaches s annimmt, gemination litt der vorausstehende doppelvocal nicht; die formen wiste, muoste wirken später nach; ëssa dürfte man dem gr. ἑστία vergleichen. Anderemahl scheint ss nach dem kurzen vocal ganz wie mm, nn (oben s. 122.) oder pp. it (s. 148. 167.) aus dem einf. cons. zu entspringen, z. b. chnussjan, chnussan aus chnusan (nord. knosa) und hrosses, kusses machen den nom. hros, kus (wie mannes, man). — Dieser inlaut ss unterscheidet sich ursprung und aussprache nach genan von dem inlautenden Ʒ, der be- kanntlich auch sehr oft ƷƷ geschrieben vorkommt, vgl. wiƷan (scire) gewiƷida (conscientia) wissa (scivi) giwissaƷ (certum). Einige seltene vermischungen wird man den- noch einräumen; jenes aus td entsprungene wissa rechne ich nicht dahin, denn es haftete fest, unbekümmert um den übergang des witan in wiƷan. Aber wiƷago (pro- pheta) angels. vitega, verwandelt sich im 11ten, 12ten jahrh. in wissego (so steht N. 9, 16. doch bloß in der hs. der ps. denn N. selbst schrieb gewiß überall wiƷego); alle mittelh. hss. haben die falsche form wissage. Das angeführte gussa scheint mit guƷ und gioƷan verwandt Sô wassô O. II. 8. 51, wäre, wenn die lesart richtig, nicht gemination, sondern astimilation st. sôwaƷ sô (welches II. 14, 204. aus beiden hss. hergestellt ist.) Aehnliche assimi- lation II. 7, 16. III. 2, 2. sô sizzam (nicht: tam decenter, sondern) entw. für: sô sih zam, oder für: sôsô iƷ zam; vgl. IV. 11, 17. sô iƷ zam. — Bei K. 19 b sô husƷƷô f. huaƷ sô. . Ob ein mir sehr nahe liegendes anderes beispiel gerecht- fertigt werden kann? wider die ableitung des namens I. althochdeutsche consonanten. linguales. der Hessen aus chatti sträubt sich grammatisch der grund- satz, daß aus dem t zwar z oder Ʒ, aber kein s wird, auch spricht der Niederdeutsche nie: hetten, wie er sprechen müste, wenn die form heßen, d. i. heƷƷen er- weislich wäre, sondern überall hessen, wodurch also die hochd. schreibung und aussprache hessen bestätigt wird. Das chatti, χάττοι Mattiacum ist nach Ptol. μακτιαδυμ angenommen, oder le- sen hss. ματτιακόν ? bei Tac. heißt der ort mattium, aber ein chattisches volk mattiaci kennt er. Diese namen lei- den keine sichere anwendung auf hentige Mit den eigen- namen catumer, catualda braucht chatti, catti nicht ver- wandt zu seyn. Der übergang des ct in tt ist leicht und hss. lesen selbst chacti f. chatti. , römischer schriftsteller würde (wie das goth. skatts, attila; alth. scaz, azilo; mittelh. scatz, etzele) sogar hazî (wenn man starke decl. zugibt) mittelh. hetze erfordern, statt welches bestimmt hessen (schwach) vorkommt (Nib. 717. wo das haƷƷe der münchn. hs. ein mißverständniß voraussetzt). Ganz in die nachbarschaft der chatti setzt Tac. einen gerin- gern, vielleicht jenen verwandten stamm, die chasuari, bei Strabo χαττουάροι , bei Vellejus attuarii geschrieben. Hier wäre also, wenn des Tac. lesart richtig ist, wie ich glaube, frühe verwechselung des t mit dem s und es kommt hinzu, daß noch im 8ten jahrh. die fränk. annalen der terra hattuariorum, hatuariorum, hattario- rum gedenken, wobei die variante hazzoariorum Ann. petav. tilian. fontanell. metens. fuldens. alle ad ann. 715. (Bouquet II. 641. 642. 659. 673. 682.) . Nur scheint es mir uncritisch diese chattuarii mit den chatti und gar den späteren hassi für eins oder für enge verbunden zu halten Entscheidend dagegen spricht, daß in den annal, fuldens, auf demselben blatt die haƷƷoarii (ad a. 715.) und hessii (ad ann. 719) vorkommen. . Der name chatti stchet zu- letzt bei Sidon. apoll. 7, 388, und Greg. tur. 2, 9. (der hier aus Sulpitius Alex. schöpft; cod. corbej. liest chati); die einige jahrh. nachher auftretenden hassi, hessi, hes- sones, überall so Die stellen hat Wenk 2, 181. 182. 183. 201. 223. 225. 231. 241 etc. hessi ist ein alth. gangbarer mannsname: trad. suld. p. 541. 542, Ried n° 29. hasso, Neug. n° 24. etc. ohne zwei- fel von dem ebenfalls häufigen heiti, hetto, hatto, hatzo, hetzi verschieden. , nirgends haƷƷi, heƷƷi geschrieben fallen zwar geographisch mit jenen beinahe zusammen, I. althochdeutsche consonanten. linguales. doch der beweis einer völligen identität beider bleibt wegen der auseinandergesetzten schwierigkeit in den buchstaben mangelhaft. — Anlautende lingualverbindungen . TR, daß in einigen formen (trëo, trëtan) der or- ganische zustand fortdauert und nicht in zr übergeht, s. oben s. 154.; in audern (tragan, trinkan etc.) ent- spricht es dem goth. dr . TU dem goth. dv gleich (tuâla, mora) — DR bei O. st. der beiden tr. (drëtan und dragan). DU desgl. st. tu. (duâla) bei andern aber st. thu. (duingan, duang) — THU, bei O. (thuingan, thuesben, thuahan, thuag: bei J. dhu, dhuingan) — ZU (tsu) bei allen st. des goth. tv (zuival, zuîc etc.) aber noch nicht st. des goth. þv Zwiebel ist noch nicht alth. sondern später aus dem ital. cepola eingeführt; das deutsche wort ist lauch; surro (cepe) gl. juu. 184. scheint sonst unbekannt. . Alle verschieden- heiten zwischen tr. tu. du. thu. zu. ergeben sich aus der darstellung der einfachen linguales; daß man nicht duá mit dúa verwechseln dürfe, wurde oben s. 111. bemerkt. Die aussprache solcher lingualanlaute muß einigen mund- arten hart geschienen haben, da sie wohl einen vocal zwischen schieben, vgl. oben s. 141. über zaw , zow, statt zu ; ähnlich die gl. ker. terawid (minitatur) thowa- hit (lavat). Oder spur eines früheren unzusammen- gezogenen zustandes? davon bei der wortbildung. — Wichtiger folgende: SL. SM. SN. SC. SCR. SP. SPR. ST. STR. SU; es fragt sich: ob der sauselaut rein und scharf vorschlägt? Vorhin s. 129. 154. wurde gezeigt, daß sich in der verbindung sp. st. die organ. ten. erhalten und nicht in sph. sz. gewandelt habe, ein gleiches muß auch unten vom alth. sk oder sc behauptet werden. Nur finden hier frühe spuren des sch statt, nämlich bei folgendem e, ë, ei und i schreibt es schon J. (385. scheffidhes. 350. 365. undarscheit 408. scheinit; desgl. in- lautend: 352. 370. 374. 391. fleisches, fleische. 382. judèischin. 390. 408. hebrêischin 387. israhêlischin) und nie in diesen fällen sc . welches dagegen, sobald andere vocale, oder consonanten folgen, oder im auslaut, un- verändert Zwei ausnahmen: 373 schamên und 391 himilischun, wo- neben das beßere himiliscun auf derselben seite und scama 394; höchstens könnte man ein schwanken zugeben. besteht (vgl. scaffan, scama, scaft, scoldi, I. althochdeutsche consonanten. linguales. sculdrom, scuof, scrîban, 369. himilisca, 409. fleisc, 375. infleiscnissa, 382. fleisclih, 386. manniscnissa 391. himi- liscun). Bei K. O. T. Dieser hat einigemahl shëf 19, 4, 5, 6. anderemahl scëf 70, 2. 38, 2. shiura. würde man dergl. vergebens suchen, ungeregelter schwanken die glossen, vgl. gl. aug. 119 a schirrit (radit) 119 b schërm, 121 b schëlta (im- precatio) aber 124 b scëlta; 127 b schërôn (stertere, ebenso gl. jun. 181.) Der wurzelvocal noch ungewiß; vielleicht scêrôn? , es gibt leicht noch weitere belege, doch machen die sc lange die regel aus; mitunter lau- fen seltene scha , gl. aug. 120 a schahho (lingua maris) doc. 233 a schapen (radant). Mehr kommt darauf zu wißen an, wie es N. mit sc und sch hält. In den hss. der ungedruckten werke fand Füglistaller sch nur ein einzigesmahl, insgemein sce, scë, scei und nicht sche, schë, schei etc. Die psalmen aber zeigen schë, schie, schei, schì sehr häufig, daneben auch scë, scie etc. gewöhnlich sca, scu, einigemahl scha (vgl. 17, 39). Aus allen diesen, wenn gleich unsicheren schreibungen müßen wir unleugbar folgern, daß sich bereits in den ältesten hochd. denkmählern ein übergang des sk (sc) in sch , man kann sagen, eine aspiration des sk ange- setzt hatte; sie fieng mit dem schë, sche, schei, schi, schie, schî an. ergriff allmählig das ska, sku etc. und breitete sich immer weiter aus, so daß im mittelh. ent- schieden kein sc , sondern überall sch , selbst schr herrschte. Auch hiermit hatte es sein bewenden nicht, die form sch wurde der hochdeutschen zunge so geläufig, daß sie späterhin das reine s in den anlauten sl . sm . sn . sw an- steckte und in schl. schm. schn. schw., hernach auf der letzten stufe, zwar noch nicht in der schrift, aber in der aussprache, die am längsten widerstehenden anlaute sp . spr . st . sir in schp. schpr. scht. schtr wandelte. Be- kanntlich nehmen volksmundarten, namentlich die schwäbische auch ein in- und auslautendes schp und scht an. Ich habe diese hist. entwickelung bis auf die jüngste zeit durchgeführt, um mit der progression des sch seine frühere aufsteigende seltenheit zu erweisen. Organisch war die reine und scharfe aussprache des sau- selauts in den fraglichen verbindungen sl, sm etc. Ein sr hat der Deutsche nie gehabt, sondern ein skr ; der Slave unterscheidet beide, verwechselt sie aber nicht I. althochdeutsche consonanten. linguales. und darum darf nicht vermuthet werden, unser skr gründe sich auch auf ein älteres sr , vielmehr scheint unsere sprache den slav. formen sr einen vocal zwi- schenzuschieben Srdce (hërza) srebro (silubar) srb (sërbe) etc. . Ein skl. skp. skt etc. liegt gleich- falls außer der deutschen lautbegrenzung und die späte- ren schl. etc. stehen dem aus skr. entsprungenen schr. durchaus nicht parallel; ein für die etymologie nicht zu übersehender satz. Als seltne, aber frühe spuren eines scl statt sl darf ich jedoch nicht verschweigen: sclahan hymn. noct. 4. sclaht (occisio) gl. hrab. 971 a sclèwêtun (extabuerunt) gl. mons. 338. (vgl. siêwèn, ta- bescere N. 106, 26. slèwa, hebetes, gl. aug. 123 a ) sclei- Ʒan (vellicare) gl. mons. 333, wofür 344. 407. sleiƷan; sclav (servus) T. 131. 146. und irgendwo erinnere ich mich sclito (traha), sclëht, gelesen zu haben. — Zeugniß für die scharfe aussprache des s in diesen anlautenden verbindungen scheint mir endlich das zuweilen eintre- tende ausstoßen des k und w aus sk, sw , vgl. sarf f. scarf; sol f. scal; sô, goth. svê (hänsigere beispiele im nord.) — sc für ch oder k merkwürdig bei K. 51 b scurcju (curta) f. churzju; s. unten beim angels. sc. — Übergang des su in sl nur in sniumo (repente) K. M. sliumo O. T. sliemo N. — von dem des zu in qu unten beim qu. — in- und auslautende labialverbindungen. Es ist hier bloß der formen SK. SP. ST. zu erwäh- nen; das seltne sp wurde schon s. 129. besprochen, un- gleich häufiger erscheinen sk (über dessen aussprache vor- hin bei dem anlaut sk ) und zumahl st . Beispiele von sc (außer endungen auf isc, isca) asca (cinis) asco (thy- mallus) asc (fraxinus) masca (macula) hnasc (mollis) flasca (ascopa) fasca (fomentum) rasc (vivax) zaskôn (ra- pere) waskan (lavare) irlëskan (extingui) drëskan (tritu- rare) sisc (piscis) tisc (mensa) tisco (alumnus) friscing (victima) miskelôn (miscere) frosc (rana) wunsc (deside- rium) fleisc (caro) eiskôn. Einige pflegen im inlaut die ten. c in die med. g umzulauten: wasgan, lësgan, asga, wunsgan, zuisgun etc. Beispiele von st (außer den endungen -st) ast, gast, lastar, rasta, fasto (firmiter) mast (malus) past (cortex) mastôn (pinguefacere) pasto (altile) nëst (nidus) nëstila (fascia) suëstar, gëstar, geist, meista, folleist, gneisto (scintilla) mist, list, bist, ist, kost, frost (gelu) rost (aerugo) lust, brust, achust, gi- I. althochdeutsche consonanten. gutturales. rusti (instrumentum) eidbust (iuramentum) rustagî (bar- baries) trôst, ôstar, rôst (craticula) fùst (pugnus) pluostar (sacrisicium). Die formen nsi, lst, rst oben s. 124. 125. (K. G. GH. CH. Q. J. H.) gutturales. Hier bestätiget wieder das runen alphabet eine wich- tige abweichung von der labial- und lingualordnung, in welchen beiden die asp. ph und th herausgehoben wurde; wie aber dem Gothen der aspirierte kehllaut mangelt, so fehlt auch den alten runen das zeichen da- für; es gab ihrer folglich nur zwei in dieser reihe, eine für die spirans (hagal, grando) eine für ten. und med. zusammen, nach der ten. kaun Die auslegung durch ulcus, eiter scheint bedenklich, wie- wohl der dunkele angels. spruch von cên des seuers und brandes erwähnt. Die gewöhnliche bedeutung von cêne (acer, audax) past nicht hierher und überhaupt kein adj. benannt. Die sächs. runen unterscheiden ten. welche den alten namen cèn (ist diese lautbezeichnung richtig? die analogie von laun, leán erforderte ceán) beibehält, von der med. g und nennen letztere gifu (donum, gratia). In den marko- mann. runen bleibt diese med. gibu, sie und hagal lei- den keinen zweifel; hingegen wird der name der ten. aspiriert in chèn und daneben noch ein unterschiedenes chòn aufgeführt. Befriedigenden aufschluß vermag ich hierüber nicht zu geben und aus dem dunkeln sinn der wörter nicht zu rathen, welches von beiden die ten. und was dann das andere bedeute? vielleicht ein q. in- sofern man etwas auf die ähnlichkeit des zeichens chôn mit dem goth. Ч (qv) geben wollte; das zeichen chên ist ein umgekehrtes chôn, nämlich , wie denn auffal- lend auch das nord. kaun ebenso, das sächs. cèn um- gedreht 𐌷 bezeichnet wird. So viel erhellt, daß die zeichen , Ч, 𐌷 graphisch, vermuthlich also auch im laut, wo nicht eins sind, doch einander sehr nahe lie- gen. Die alth. form des namens chôn stimmte völlig zu kaun. Unabhängig von dieser noch nicht ganz aufgeklär- ten bestätigung durch das allmählig veränderte runen- system lautet der grundsatz für die alth. gutturales so: die organische ten. ist zur asp. geworden, die organische I. althochdeutsche consonanten. gutturales. med. zur ten., bleibt aber noch sehr oft bestehen (so daß bald med. bald ten. mangelnd oder entbehrlich er- scheint); also strengalthochd. entsprechen ch und k dem goth. k und g (gerade wie ph und p dem goth. p und b; z und t dem goth. t und d). Diese strengalth. con- sonanteinrichtung bedarf, wie ich mehrmahls erinnert habe, der mediae b, d und g aus gleichen ursachen ei- gentlich gar nicht mehr. Eine bedeutende abweichung von der labial- und lingualordnung gründet sich aber nun darauf, daß die goth. sprache keinen gutturallaut aspiriert, folglich eine dem alth v und th parallele zweite alth. asp. fehlen muß. In der regel fehlt sie auch wirklich. scheint jedoch ausnahmsweise in gh vor- handen und dies wäre einer der seltenen fälle, wo man der alth. lautordnung größere vollständigkeit, als der goth. zusprechen könnte. Die untersuchung hat auch hier den vorigen gang zu nehmen und nachzuweisen, warum die verwandlung des k in ch für etwas unorganisches und späteres zu halten sey: 1) wegen einstimmung der übrigen mundarten, außer der hochdeutschen, in der tenuis. Man vergl. auch die lat. wörter calvus, capere, cachinnari, caseus, caesar, carcer, crux, corona, capella, calix etc. mit chalawèr, choufen, chachazen, chasi, cheisar, char- chàri, chruzi, chrôna, chapella, chelih Eine weit ältere lautverschiebung erweist sich aus wör- tern, wo dem lat. c. ein organisches h. (in allen deut- schen sprachen) antwortet, vgl. cannabis, calamus, canis, centum, caput etc. mit hanuf, halam, hunt, hundert, houbit, (in der mitte läge hier das altfränk. ch .) und so scheint auf der zweiten stufe dem lat. g. das deutsche or- gan. k zu begegnen, vgl. ego, augere mit dem goth. ïk, áukan. . Desglei- chen die inlaute tectum, calix (calics), alce, pix (pics) mit dah, chelih, ëlah, pëh, in welchen allen h für ch steht. 2) in deutschen von den Römern aufbewahrten namen wird eigentlich c und ch geschieden, bei gr. schrift- stellern jenes durch k , dieses durch χ ausgedrückt. Ein c haben: catualda, catumerus, cariovalda, canni- nefates, hercynius ( ἑρκύνιος ) Berg- und waldname; bei Aristoteles meteor. 1, 13 ἀρκύ- νιος , bei Ptolem, ὀρκύνιος . Mit harz (zu der Römer zeit bucinobantes, carietto, M I. althochdeutsche consonanten. gutturales. cimbri ( κίαβροι ), dieses c muß der goth. und über- haupt der organischen tenuis (folglich dem alth. ch ) entsprechen; mit sicherheit vergleichen läßt sich nur das letzte wort: cimber ist kambar (strenuus), wofür N. chamber geschrieben haben würde. Welchen laut bedeuten aber nun die röm. ch in chatti, cherusci, chamavi, chauci? vgl. Ammians chonodomarius. Wä- ren nicht die vier ersten rücksichtlich ihrer wurzel so dunkel, daß man sie kaum zu deuten wagt, so würde die vergleichung der späteren form den beßten maßstab darreichen. Es bleiben nur folgende annah- men übrig α ) ch ist in diesen fällen mit c eins, wie denn wirklich hss. catti f. chatti und Strabo καύκοι , Dio Cass. (Reim. 544. 967.) καύχοι neben χαύκοι Auch Lucan und Claudian cauci mit der scansion ca-uci (Mannert 3, 306) vgl angels. ceác (gena, maxilla) engl. cheek; wäre alth. chauh. chouh, das aber ganz etwas an- deres, nämlich das heutige kauz (strix) bedeutet, vgl. M. S. 2, 144 a chouh: ouh. schreiben, letzterer auch (1104) χαριόμηρος , was doch mit obigem cario in cariovalda, carietto zusammen- trifft. Die Römer brauchten das ch in barbarischen namen (Schn. 209. 210.) sie schwankten selbst in lat. (aus dem gr. entlehnten) wörtern zwischen c und ch . Das ch in chonodomarius ist gewiß ein organisches k, denn chonôd bedeutet goth. knôds (genus) alth. chnuot. β ) will man den Römern das schwanken zwischen c und ch in diesen deutschen namen nicht zur last legen. sondern die asp. als schon damahls in unserer sprache vorhanden gelten laßen; so stimmt das freilich nicht wohl zu dem aufgestellten grundsatz, noch zu der annahme. daß die ten. des labial- und lingualsystems in jener zeit ungetrübt bestanden habe. Andererseits muß erwogen werden, daß der mangel der gutt. asp. im goth. eine wirkliche lücke bildet, die im organ einer andern mundart ausgefüllt gewe- sen seyn könnte. Nur müste dann jene asp. in wör- tern vorkommen, welche im goth. oder sächs. keine ten. zeigten. Die seltenheit und schwierigkeit der beispiele des ch verhindert aber hier weiter einzudrin- gen. γ ) noch eine andere muthmaßung wäre, daß gewiß hart) kann hercynius unmöglich verwandt seyn. Vgl. das nord. harka (durare) harka (asperitas, durities) herkja (id.) herkinn (durans). I. althochdeutsche consonanten. gutturales. das befragte ch in beziehung zum h stehe. Freilich bietet die fränk. mundart ch für h dar, allein die Rö- mer vermischen es nie mit dem h in hermunduri, herminones, hercynius etc. man müste denn Ammians hariobaudes mit obigem χαριο- und cario- verbinden wollen Dies veranlaßte mich oben s. 87. chêrusci mit hâr zu ver- gleichen; ich hohle hier nach, daß Dio nicht wie Strabo χηρουσκοι , sondern χερομσκοι (Reim. 770. χερουσκία , al. χειρουσκία ) schreibt (auch in Morellis fragment) welches meine cou- jectur nicht, vielmehr Claudians correption des che- be- günstigt. , und die der identität des namens chatti und hassi sonst entgegenstehenden schwierigkeiten übersehen. 3) alth. urkunden wechseln mit c (oder k) und ch in denselben namen, vgl. Neug. v. cadalôh und chada- lôh (chaddo in conc. cabilonense, chadbedo im conv. clipiac); n° 21. (vom jahr 757) zeigt, daß chambiƷ aus campiduna wurde. Bei Greg. tur. finde ich die organische ten. ausgedrückt in cariulfus (7, 37.) wo- neben charegisilus 4, 51, charibertus 4, 3, charimer 9, 23; in andern hat er das fränk. ch fur h (wovon unten). 4) bei dem lippen- und zungenlaut erhielt sich die alte ten. in den verbindungen sp. st, ht, st, tr; auf gleiche weise sk , doch mit frühen übergängen in sch , wovon vorhin (s. 173.) bei dem s gehandelt worden ist. — Aber in der gemination cch (= kk) darf das erste c für einen gleichsam nothwendigen überrest der alten ten. gelten, da chch so unmöglich wäre, wie phph und tsts; pph (pf) und tts (tz) hingegen eintreten. 5) überhaupt hat sich die asp. ch keinen so durchgrei- fenden eingang zu verschaffen gewust, als z und ph . Zwar im in- und auslaut ist das organ. k fast überall verdrängt worden, aber aus dem anlaut nur in den strengalth. quellen (namentlich K. und N.) welche k statt der med. g gebrauchen. Die meisten übrigen be- halten g in der media und das alte k im anlaut, ja dies hat sich im mittelh. und als regel festgesetzt, welches der consequenz der lautvertheilung beträchtlich scha- det. Denn neben den anlauten f und z steht nun ganz unrichtig k (statt ch), während im in- und aus- laut (gewöhnlich) ch gelaßen wird. So lernt man begreifen, wie das nämliche k im goth. kann, kniu, M 2 I. althochdeutsche consonanten. gutturales. mik, vakan bald in unser hann, knie, bald in mich, wachen übersetzt werden muß; wie genauer im stren- gen alth. chan, chniu, wachan! freilich mih f. mich. Das nähere wird die einzelne untersuchung der kehl- laute ergeben. — (K. C.) was vorerst diese beiden buchstaben für einen und denselben laut betrifft, so scheint hier ein entbehr- licher überfluß vorhanden. Welches zeichen deutscher sey, läßt sich schwer sagen, eigentlich ist jedes auslän- disch, denn mit der alten rune (kaun, kòn) stimmt keines. Der Gothe wählte statt ihrer das gr. κ , der An- gelsachse gewiß schon im 6ten jahrh. das lat. c. Da- mahls brachte dieses keine unsicherheit der aussprache, weil ce, ci unbedenklich für ke, ki galt; die ersten alth. denkmähler bedienen sich beider buchstaben. Als im verfolg die aussprache ze. zi eindraug, wurde das c vor e und i zur bezeichnung der kehltenuis untauglich, auch wie wir gesehn selbst für den zischlaut gebraucht, folg- lich ke, ki nothwendig. Vor andern vocalen als e und i galten nun k und c nebeneinander mit gleicher be- dentung fort, aber entbehren läßt sich letzteres darum nicht, weil es zur bildung der asp. ch und der gemina- tion dient. Will man kein einfaches c , so muß man auch kh für ch und kk für ck schreiben. Letzteres ist selbst im nord. bräuchlich. Die hss. variiren ohne ende. Der Gothe konnte allerdings mit seinem k ausreichen, weil ihm die asp. fehlte; ein eignes zeichen für ch, gleich dem f und þ, wäre das vorzüglichste. — Die be- deutung der alth. ten. ist nach den mundarten sehr ver- schieden. 1) strenghochd. quellen namentlich K. verleugnen k im sinn des goth. gänzlich (die verbindung sk , auch ei- nige fremde wörter abgerechnet, wie capitulo, capi- tulum) und setzen es für das goth. g, als: këpa (do- num) ekì (disciplina, terror) makan (valere) manak (multum) keist (spiritus) cot (Deus) K. schreibt nie kot , stets cot . woraus ich keinen schluß für die verschiedene aussprache des k und c mache, aber folgere, daß die schreibung c älter sey, weil man in dem heiligen namen die neuerung des k nicht sobald wagte. cuat (bonus) kual- lìhhì (gloria) kêro (n. pr. gêro) etc. Dazwischen wird g gleichbedeutend noch gern im inlaut gebraucht, als tagâ, kangan, îlunga etc. lieber als takâ, kankan, îlunka, I. althochdeutsche consonanten. gutturales. was zuweilen auch steht. Anlautend findet sich g für k selten, auslautend nie; man kann also annehmen, daß der auslaut k (c) im inlaut oft in g umlaute, z. b. fianc, fiangun; tak, tages. N. gebraucht, wie bei den labiales, in- und auslautend immer die med. also: tag, tages; fieng, fiengun, befolgt aber für den anlaut seine eigenthümliche, mit der ten. und med. abwechselnde weise (oben s. 130. 158.) z. b. mit kote (cum Deo) mînan got (Deum meum); kâhes wândon sie, aber wieo gâhes etc. (63, 4.) sô sie hôhôst keflie- gent dìnen amorem ze gechiesenne (103, 3.); hieraus erhellt, warum man des verfaßers namen Nôtkêr (goth. náudigáis?) schreiben müße. Man vgl. eine menge eigennamen bei Neug. këbalinda, kërhilt, kisalmâr, kôƷbërt oder côƷbërt etc. 2) die meisten übrigen, namentlich O. und T. fahren fort die alte ten. im anlaute gelten zu laßen, folglich k oder c (O. häufiger jenes, T. dieses) zu sehreiben, wo man in strengalth. quellen immer dem ch begeg- net, z. b. kind, kunni, knëht, kôs, kuoni etc. In- und auslautend hegen sie dieses k (c) nur bei voran- stehendem cons. [also in den formen lk, nk, rk, sk , als: folk, folkes, scalc, scalkes; thank, thankes; mar- ka, arka; wërk, wërkes O. schreibt so, T. wërc , um diese zeit ist die syncope der älteren form wërah entschieden; N. hat strengalth. wërch . Wie würden O. und T. unser milch schreiben? N. gewiß milch, jene entw. milch, oder milk; doch letzteres wahrscheinlich nicht, weil im mittelh. milch und nicht milk statt findet. Der Gothe hätte so gut milks oder milkus (?) zu schreiben, als er skalks setzt; allein im alth. war scalk uralte consonantverbindung, nicht milk, für welches miluh (entsprungen aus miluk) lange galt. In mëlken, molke muß die zusammenziehung früher er- folgt gewesen seyn. Aus gleicher ursache sagen wir noch heutigestages welcher (aus wëlicher, huëlìhhêr) nicht welker, das dem goth. hvêleiks angemeßen wäre. ; skeidan, fleisk; pflegen aber sk in- und auslautend unsicher in sg. zu wan- deln, wovon nachher] oder in der gemination ck (kk, s. unten). Steht ein (langer oder kurzer) vocal vor- her, so aspirieren sie gleich den strengalth. denkmählern. 3) J. hat folgende eigenthümlichkeit: die (stets c, nie k geschriebene) ten. vertritt ihm zwar, wie bei K. die goth. med., aber bloß im auslaut (druoc, fènc, mac, burc, manac. einìc, heilac etc.) sogar die goth. ten. I. althochdeutsche consonanten. gutturales. (in den verbindungen sc, lc, nc, als: fleisc, folc, chi- danc; neben wërch); für die in und anlaute schwankt er zwischen g und gh. Für die goth. anlautende ten. (oder O und T. k, c.) setzt er die asp. ch. (mit aus- nahme des fremden crûci, crux; der name christus wird beständig xps̅ geschrieben) vgl. chalp, chindh, chunden, chnëht, chennen etc. Von der gemination cc unten. — (G) auch diese med. hat nach verschiedenheit der quellen unterschiedene bedeutung 1) in den strengalth. entspricht sie a) der alten med. aber, wie vorhin gezeigt worden, selten oder schwan- kend, im wechsel mit k. — b) dem goth. j (wovon nachher). 2) bei O. und T. besteht g völlig im sinne der alten med., an- in- und auslautend (gëba, egî, magan, manag, got etc.); ja sie zeigt sich in- und aus- (nicht an-) lautend Ausnahmsweise anlautend in herisgaf statt heri-seaf O. I. 12, 42. wo nicht die zusammensetzung einen inlaut be- wirkt. unorganisch statt der alten ten. in der form sg (vgl. fisg, disg, fleisg. dasga, latînisg, frônisg, bisgôf, wasgan, misgan, zuisgen etc.) Dieses sg liegt mittenein zwischen sc und sch (oben s. 175.) 3) J. bedient sich des g nur im an- und inlaut, (nie im auslaut, wo er c dafür hat) schwankt aber in bei- den fällen zwischen g und gh , von welchem sogleich gehandelt werden soll. Beispiele der reinen med. sind: got: gurdil, gomo, gëron; dagâ, forasago, auga, bërge, flugun, hringà, hringida, heilegan etc. Sonderbar J. 341. daucgal f. daugal (secretus). . (GH) gleich dem dh nur bei J. und gl. jun. (gl. A.) anzutreffen, sowohl anlautend [gheist, gheizssinu, ghël- star, ghëban, ghibis, ghëldan und die vorpartikel ghi Vgl. gl. jun. 173 ghislihtem, levigatis, 176 ghiwarida, industria; bei J. nur 347 ghilaubìu, wofür 348. chilau- bìn und sonst überall chi- statt ghi- , welches chi- ossen- bar fehlerhaft ist, weil der anlaut ch bei J. dem goth. k entspricht und nicht zugleich das goth. g seyn kann. Critische herausgeber hätten also durchgehends in ghi- zu berichtigen. ] als inlautend (bighin, meghin, meghines, maneghîn, I. althochdeutsche consonanten. gutturales. heileghîn, ewighîn, bërghe, wëghe, frâghêt, saghên, singhemes, chimenghid, aughida, samnunghe, sangheri; einighêr, fuaghidha, abulghìghèr, spàtighèr, sighi etc.); nie auslautend. Die vorhin angeführten belege erge- ben, daß in denselben fällen die reine med. steht, bërge neben bërghe, nicht aber steht umgekehrt gh in allen fällen des g; nämlich gh scheint nur dann zuläßig, wenn e, ë, ê, i, î folgen, keineswegs vor a, à, o, ô, u, û, uo, au; es heißt nie: rëghonôda, forasagho, daghâ. Hieraus ergibt sich eine unähnlichkeit des gh mit dem dh , welches alle vocale hinter sich duldet und auch auslautet; dh entspricht der goth. asp. þ, gh der goth. med. g; — dh entspricht dem th anderer alth. quellen, gh aber nicht dem sonstigen ch Dieser unähnlichkeit ungeachtet scheint mir das isidorische gh merkwürdige spur einer lautabstufung, von der die übrigen alth. qaellen nichts wißen und selbst der Gothe nicht, dessen mangelnde gutturalasp. es wäre. . Hingegen darf es sich dem vor denselben dünnen vocalen e, ë, i, ei in sch verwandelten sc (oben s. 173.) zur seite stellen und dem franz. vor e, i in die aussprache sch übertretenden g vergleichen. Da das franz. ch vor a, o, u (aus der lat. ten. c erwachsend) ebenfalls sch ausgesprochen wird, so läßt sich zwischen J. gh und ch (das auch die ältere ten. ersetzt) eine analogie der entstehung und aussprache nicht verkennen und selbst die in der note berührte ungenaue schreibung chi- statt ghi- dadurch begreifen. J. chindh, chennen wird ungeübten organen in der aussprache so schwer von ghinnan (incipere) ghëban zu unterscheiden seyn, als das franz. cher von germe, obgleich in jenen alth. wörtern bei der aspiration kein sauselaut mit unterlauft. — (CH) Die schreibung kh wäre buchstäblich von gleicher bedeu- tung, ist aber ungebräuchlich. Ein beweis für das hö- here alterthum des zeichens c; als k aufkam, änderte man ch nicht. diese eigentliche asp. des kehllauts ver- langt genauere untersuchung 1) der anlaut , welcher stets ch , nie hh geschrieben wird, vertritt a) in der regel die goth. ten., doch nur bei J. K. N. und in andern strengalth. denkmählern; O. T. etc. besitzen ihn nicht, so wenig als das neuh., da- her sich seine aussprache nur in mundarten des volks I. althochdeutsche consonanten. gutturales. wiederfindet. Die frage kann bloß seyn: ob ch hart und gurgelnd, wie gewöhnlich in der heutigen Schweiz, oder natürlich, nach dem begriff der aspiration, wie von Chur bis Mayenseld und im berner oberland (Stal- der dial. p. 62.) hervorznbringen ist? Ich glaube, letzteres, theils weil, fände der dickere kehllant statt, die ihn bezeichnende schreibung cch vorkommen würde, sie findet sich aber nirgend im anlaut, theils weil ch dem k anderer alth. quellen näher liegt und allmählich wieder in letzteres übergieng. Auf der an- dern seite ließe sich freilich die analogie von pph an- schlagen, welches in der aussprache und schreibung pf , neben ph , anlautend vorkommt; inzwischen ist in der labialordnung ein etwas abweichendes verhält- niß, da der alth. anlaut ph zwischen dem goth. p und f schwankt; auch hat sich pf im mittelh. und neuh. erhalten. Behaupten will ich jedoch nicht, daß die gurgelnde aussprache cch im anlaute nirgend eingetre- ten sey; mundarten mögen sie gehabt haben Ein hart auszusprechender laut bleibt das strengalth. ch in jedem sall, daher auch die einschaltung eines vocals in die verbindungen chl. chn. chr. z. b. chenëht gl. mons. 326. 406. 410. st. chnëht und schon Ammians chonôdomâr st. chnôdomâr. und in den concil. ganôtigërn. vgl. oben s. 141. 173. über ähnliche einschaltungen zwischen zw. thw. sw. thr. , nur unsere quellen führen nicht nothwendig darauf hin. — b) in der altfränk. mundart vertritt ch den bloßen hauchlant, gewiß schon seit dem 6. jahrh.; Greg. tur., die fränk. conc. und andere urkunden jener zeit ge- währen eigennamen, wie folgende: chëdînus, childe- bërtus, childerîcus, childerûna, chilperîcus, chlodo- vëus, chloderîcus, chlotharius, chlotsuinda, chramnus, chrôcus, chrôtildis, chrôdegarius, sighi chëlmus, chardarîcus, chaletrìcus, chagnoaldus, chadulfus etc., welche den alemannischen formen: hëdìn, hildi-, hëlsi-, hlut-, hramm-, hruod-, hëlm, halid, haga- no, had-, begegnen. So schreibt Greg. tur. chuni für huni. und den alem. könig hruoh (?) nennt er chrôcus; im sal. gesetz bedeutet chunnas ohne zweifel hunderte Und chrêo tit. 74. hrêo (cadaver); chrênecrûda tit. 61. sicher nicht: grünes kraut. — tit. 64. 67. wechseln die hss. selbst zwischen charoena, harowena; chervioburgum und herburgum. . Dieses ch für h stimmt, welches ich I. althochdeutsche consonanten. gutturales. schon oben s. 177. bemerkte, mehr zu dem lat. c in wörtern, wie centum, cannabis etc. als das durch alle übrigen deutsch. mundarten verbreitete h , wel- chem indessen ein gleiches alter zugestanden werden muß, weil es die goth und die frühsten spuren der anderen mundarten zeigen. Auch pflegen unfränkische schriftsteller das ch fränkischer eigennamen in h auf- zulösen, z. b. Marcell. comes schreibt: hlotarius, hil- debertus, hramnus. Soviel ist klar, daß dieses alt- fränk. ch mit dem (aus der ten. entspringenden) ge- wöhnl. alth. ch keine gemeinschaft hat, vermuthlich auch etwas schwächer ausgesprochen worden ist. Wann es sich verliert? fällt bei dem mangel späterer fränk. denkmähler zu bestimmen schwer; einzelne eigennamen haben es behalten, andere in c verwan- delt. z. b. clovis, welches die Franzosen von louis unterscheiden, als ob es zweierlei wörter wären. — 2) der inlaut . a) dem goth. inlautenden k entspricht ei- gentlich in allen alth. denkmählern die asp. ch , nicht bloß bei K. und N. sondern (wenn vocal vorausgeht) auch bei O. und T. vgl. sacha, brëchan, wëcha, michil, zeichan, pauchan (nutus), siuchan, puoche etc. So wird auch bei N. überall und im späteren mittelh. geschrieben. Die früheren alth. quellen kennen die- selbe schreibung, brauchen sie aber nicht ausschließ- lich, sondern daneben fast häufiger das geminierte h. als: sahha, nahho (cymba) brëhhan, wëhha, mihhil etc. Dieses hh scheint etwas milder, als ch auszusprechen, denn es entspringt aus dem auslaut h (statt ch ), der inlautend geminiert (wie man, mannes; fal, falles; puoh, puohhes) und wirklich findet sich zuweilen auch inlautend das einfache h geschrieben: mihil (st. mihhil) zumahl nach langen vocalen als: zeihan, pau- han, brâhun (fregerunt) etc. Häufig aber müßen ch und hh völlig zusammengefallen seyn, weil sie in den- selben quellen hintereinander wechseln, z. b. bei K. racha und rahha, machôt und mahhôt Ja, er schwankt in eine dritte schreibung hch , z. b. ahchust, lihchamo, wëhcha, suahchan etc. statt achust, suachan oder suahhan, lîhhamo, welche miteinander alle wechseln. Von dem unten zu erörternden cch muß man dieses hch wohl unterscheiden. T. 229, 3. gleichfalls brëhchan f. brëohan und N. 45, 2. sihchur f. sicher. . Von den nachtheilen der schreibung hh unten bei den gemina- tionen. — b) gehen consonanten voraus, so hat sich I. althochdeutsche consonanten. gutturales. nur in der verbindung sk (oben s. 173.) allgemein die ten erhalten; lk, nk, rk zwar bei O und T. (oben s. 181.) nicht aber im strengalth. K. N. M. wo lch . nch . rch (nie geschrieben lhh, nhh, rhh) stattfinden, z. b wëlchêr (marcidus) scalches (servi) lanchâ (lumbi) danches (gratis) sterchî (robur) wërches (operis); von cch nachher bei den geminationen. — c) das altfränk. ch für h zeigt sich auch inlautend, als: medovêchus, childebërchtus; alemann. fêh, përaht. 3) der auslaut wird fast nirgends ch , sondern h geschrie- ben, was schädliche vermengung mit dem wahr- haften auslaut h zur folge hat. Ob das h , welches dem goth. auslaut k parallel ist, eine andere, härtere aussprache gehabt habe, als das dem goth. auslaut h entsprechende? (z. b. in joh, goth. jah; und joh, goth. juk) wage ich kaum zu entscheiden. Näheres unten beim h . Auszunehmen ist auch hier wieder theils überhaupt die verbindung sc (welche bleibt und we- der in sch noch sh übergeht) theils bei O. und T. die verbindungen lk, nk, rk (welche nicht lh, nh, rh, bekommen, und unfolgerichtig von den übrigen aus- lauten ih, brah etc. abstechen). Strengalth. tritt in- dessen lch, nch . rch (nicht lh Hat N. lh? vgl. sealhên Stalder dial. p. 268. , nh, rh) ein, scalch, folch, gidanch, wërch, rinch (procer) etc. doch sind manche hierher hörige wörter noch unzusammengezogen, z. b. wërah, starah (fortis) und dann steht h auslautend; (s. die vorhin gemachte anmerkung s. 181.) höchst sel- ten ist die schreibung ch im auslaut nach vocalen, K. 16 a wërach st. wërah. (J) die hss. zeichnen diesen cons. gar nicht, wie im goth., von dem vocal i aus; ich stelle indessen unbe- denklich das j wieder her, da an einem jederzeit in der lebendigen aussprache vorhanden gewesenen unter- schied schon darum nicht zu zweifeln ist, weil j (nicht aber i) aphärese und syncope erleidet, auch in g über- tritt, ferner weil ia, io, iu (nicht aber ja, jo, ju) später in ie, en verändert wird. Etwas ganz anderes ist, daß i und j durch aussprache und übergänge sich selbst nahe berühren; ein von einem vocal gefolgtes, unbetont aus- gesprochenes i wird kaum von dem j zu scheiden seyn. ja man könnte j für ein des tons verlustig gewordenes i erklären, da gerade in den diphth. ia, io, iu der ton auf dem i ruht und durch die accentuierung ía, íu der I. althochdeutsche consonanten. gutturales. unterschied von iá, iú (d. h. ja, ju) gut ausgedrückt wurde (oben s. 104.). Übergänge des i in j laßen sich nachweisen, z. b. das neuh je (unquam) entspringt aus ie und theoretisch kann angenommen werden, daß alle im inlaut verschluckten j frühere i gewesen, z. b. hôren (audire), vorher hôrjen deutet auf ein ursprüngliches hôr-i-an, wie denn auch in der flexion das inlautende j auslautend i oder î wird. Andrerseits sind schon (s. 104. 109.) verschiedene beispiele vorgekommen, daß silben zusammenrücken und manchem entsprungenen ia ein älteres ja , diesem dann wieder ein noch älteres i-a î-a unterliege. In dieser hinsicht ist nun j: i = v (w):u und der labialordnung p. b. f. v. u. scheint die gutturale k. g. ch. j. i. parallel. die übergänge des j in g gleichen denen des v in b. Nachzuweisen aber wäre 1) warum die lingualreihe keinen vocal als letzte basis zeige? 2) wie die unverkennbare analogie der lingualreihe t. d. th. s. mit der gutturalen k. g. ch. h. und selbst der la- bialen p. b. f. v. jenem parallelismus widerspreche oder damit auszugleichen sey? kurz, warum die gutturales eine doppelte unterlage, nämlich j und h besitzen? Hier- auf könnte ich ein und das andere antworten, was mir noch nicht genügt Der spirant h scheint allerdings allgemeiner als s und v und jede lautreihe zu durchdringen. Ankommen wird es auf eine tiefere ergründung des verhältnisses zwischen th und z; ph und bh (v); ch, gh und hh. ; die untersuchung ist allgemeiner und ich wende mich hier zu der besonderen betrach- tung des j zurück. 1) j als anlaut , nur in wenigen wörtern: jâ. jâmar. jâr. jagôn. jëhan. jënêr. jësan (fermentescere, später jëren) jëtan (sarrire) joh (et) john (jugum) johhalmo (lorum) ju (jam) jung. jugund. juchalôn (scalpere) juchido (pru- rigo) vermuthlich noch verschiedene ortsnamen, z. b. jaƷƷa (Neug. n° 155. 226.) Doch nicht das nord, jata (praesepe)? jaƷaha (fluß zw. Hessen und Franken, heute joß genanut) etc. fremde eigen- namen verstehen sich von selbst. Man merke nun, daß einige, namentlich K. O. T. vor ë und i das j in g wandeln, also: gëhan, gënêr, gëtan schreiben, so- bald aber in denselben wörtern der ablaut a oder â entspringt, das j zurücknehmen, daher in der conju- gation: gehan, ih gihu, gihis, gihit; praet. jah, pl. jâhun; vgl. oben s. 173. 183. die verwandlung des sc und g I. althochdeutsche consonanten. gutturales. in sch und gh vor denselben dünnen vocalen. K. schreibt sogar giu f. ju (jam) und gl. trev. und vindob. giechhalm f. johhalm. N. hat den umlaut in g nicht, er setzt jëhen, jihit, jah etc. dafür wirft er in ënêr, âmer das j gänzlich ab. 2) inlautend gebührt ein j den älteren flexionsendungen, die es bald hernach ausstoßen, z. b. fruaju (praecocia), grôƷju Vgl. oben s. 108. 109; ob thiu, siu, driu (tria)? thju, sju, drju? oder thiju, siju, driju zu schreiben sey? s. beim pronomen. , nennjen, hôrjen, alle zweisilbig beinahe wie fruagu, grôƷgu, nenngen auszusprechen, später grôƷu, nennen; von jeder dieser flexionen am gehö- rigen ort das weitere. Die wirkliche schreibung g finde ich im pl. eigir (ova) vom sg. ei, offenbar st. eijir, oder vielmehr ejir, ajir, da man im goth. (wenn die ganze form erweislich wäre) ein ái, pl. ajiza und im gen. sg. ajis muthmaßen dürfte. Andere beispiele vigidôn (aemulari) gl. mons. 349. 365. f. fijidôn; — ner- gendo (salvator) gl. ker. — frigêr (ingenuus) K. 21 a . Noch im mittelh. begegnet man hin und wieder den formen ferge (nauta) vigent (inimicus) meige (majus) etc. wofür ich doch im alth. nur ferjo, mejo, fi-ant oder fî-ant annehme. Zuweilen steht ë statt des j, als: ferëo, crippëa etc. (H) der anlaut entspricht dem goth. h; daß ihn die altfränk. mundart zu ch steigere, wurde vorhin s. 184. bemerkt; von den verbindungen hl . hr . hw unten Die neigung, einen ungehörigen anlaut h hervorzubringen, oder ein inlautendes h herauszuschieben, wie wir sie an Franzosen, wenn sie deutsche wörter aussprechen, wahr- nehmen, findet sich zuweilen in alth. hss; z. b. K. 30 a steht hachustim f. ahchustim; gl. jun. 174. hahrôntêr f. ahtôntêr: gahôtagôtêr f. gaôtagôtêr; 181. 189. habuì f. abuhì; habuêr f. abuhêr; 184. hëlahun f. ëlahun; 189. hêaltigêr, hêaltida f. êhaltigêr, êhaltida etc.; bloße schreib- fehler sind das nicht, sondern unwillkürlich durch die aussprache entspringende umsetzungen. . — Der inlaut kommt 1) mit dem goth. h überein und for- dert eine milde aussprache, als: aha, slahan, fâhan, fihu, zëhan, sëhan, zîhan, ziohan, scuahâ, hôhan etc. Nach ge- dehnten vocalen pflegt dieses h zuweilen auszufallen, vgl. fìla (lima) früher fìhila, fìhla; gl. hrab. 968 b fìhlôt (li- mat) gl. flor. 983 b sogar fìgila (lima); bîhil (bipennis) I. althochdeutsche consonanten. gutturales. gl. flor. 993 a ; clìha (furfur) ibid. 983 b später clîa; fôêm (paucis) neben fòhêm; und so scheint mâhal (sermo, col- loquium) ursprünglich eins mit mâl (signum, tempus), wie das goth. mêl und nord. mâl ergibt, obgleich schon im alth. dem begriffe nach mâhal und mâl unterschie- den werden Eingeschoben wird h in fremden eigennamen (oben s. 71.), auch finde ich K. 43 a durustigôhê (indigeat) st. durufti- gôê, wie auch sonst caumôên etc. Auch hymn. noct. 13. kafrehtôhêm (mereamur). . Nach kurzen vocalen geminiert es zu- weilen oder wird zu ch , vgl. gl. mons. 404. lahhan (ri- dere) st. hlahan, doch ist dies selten und tadelhaft. — 2) mit dem goth. k , steht folglich für das alth. ch ; bei- spicle: mihil, sihila (falx) zeihan (signum) eihilâ (glan- des) etc. Alle diese wörter schwanken aber bald in ch , bald in hh und beide letztere schreibungen, welche die häufigeren sind, verdienen den vorzug, weil sie sich von dem unter 1) genannten h genauer scheiden Sollte man nach kurzen vocalen hh , nach langen h schrei- ben, wie ƷƷ nach jenen, Ʒ nach diesen? also zeihan, aber mihhil? Sollte man überall den inlaut hh im strengalth. durchführen? vgl. oben s. 164. über die analogie des zischlauts. . — Die verbindungen hs . ht . s. unten. Der auslaut h zer- fällt wiederum in zwei ebenwohl verschiedene laute 1) dem goth. h entspricht er in: sah (sahv) falah (falh) fërah (vita) walah (italus) duërah (þvaírhs) slah (percute) hlah (ride) joh (jah) thoh (þaúh) noh (naúb) thuruh (þaírh) nâh (nêhv) lêh (laíhv) zêh (taíh) thêh (þaíh) lìh (leihv) zîh (teih) flôh (þlaúh) zôh (taúh) hôh (haúhs) dioh (femur) fliuh (þliuh) ziuh (tiuh) huoh (clamor) scuoh (skôhs) 2) dem goth. k in: brah (brak) rah (vrak) sprah (sprak) stah (fixit) pah (rivus) tah (tectum) storah (cico- nia) wërah (opus) starah (fortis) potah (corpus) ëlah (alce) gimah (quietus) pëh (pix) plëh (lamina) lëh (licus fl.) ih. dih. mih. sih. unsih. iuwih. eƷih (acetum) sprih (sprik) brih (brik) plih (fulgur) joh (juk) loh (foramen) miloh (lac) scàh (latrocinium) slîh (repe) strîh. wîh (vicus) sulîh. huelîh. gilîh. eih (quercus) auh (áuk) lauh (allium) rauh (fumus) chauh (bubo) gauh (cuculus) lauh (clausit) sioh (aegrotus) puoh (liber) duah (pannus). — Aus diesen belegen folgt, daß eine mischung zweier verschiedener h in den in- und auslauten stattfindet. Seit dem mittelh. hebt sie sich zwar großentheils auf, d. I. althochdeutsche consonanten. gutturales. h die aus der ten. k abstammenden h nehmen oft die schreibung ch an. Inzwischen wage ich weder zu be- haupten. daß im alth. dergleichen schreibung ungeach- tet beide h verschiedene aussprache gehabt hätten, noch critische einführung des ch überall, wo h das frühere k vertritt, anzurathen 1) weil sich zwar inlautend ch für das zweite h, kaum aber auslautend geschrieben findet; gerade die inlau- tende gemination hh erklärt sich nur aus dem anslau- tend geschriebenen h 2) weil im mittelh. viele, im neuh. manche h erster art in ch (das ist: h zweiter art) übergetreten sind, z. b. lachen (ridere), welches auf machen, sachen reimt, während ursprünglich jonem h, diesen k ge- bührte. Ferner: sach (vidit) gescach (accidit) bevalch (jussit) gâch (subito) nâch (post) diech (femur) scuoch (calceus) durch (per) vërch (vita) twërch, hôch (altus) und die verbalformen: flôch, zôch, lêch, zêch, dêch und die partikeln noch, doch. Inlautend pflegt das organische h vorzutreten, als: sâhen, gæhe (subitus) nâhen (appropinquare) scuohes, vërhes, twërhes etc. doch nicht überall, wie obiges lachen zeigt, das nicht bloß im auslaut des imperat. lach hat. Merk- würdig die stufenweise wiederherstellung des h lauts, im neuh. gelten auch die auslaute: sah, geschah, schuh, floh, lich etc., hingegen einige, namentlich: durch, doch, noch, nach und das auslautende hoch behalten bis auf heute ihr unorganisches ch ; ebenso lachen überall. Sollte hierdurch die allmählige ver- wandlung des þaúh, naúh in thôh, nôh, doh, noh, doch, noch aufgeklärt werden? vgl. oben s. 48. 3) weil schon im goth. berührungen des k und h ein- treten, vgl. þaírh (per) þaírkô (foramen) Wenn das franz. trou nicht aus dem deutschen stammt, so muß die celtische wurzel der deutschen verschwistert ge- wesen seyn. ; alth. thurah, thurih (per) und vermuthlich thuriha (fora- men) davon ich bloß die ableitung thurihil (pertusus) kenne, woraus bei ausfallendem i durkel wird Vgl. wërah und wërk; miloh, milch und melken (s. 181.). . Das goth. áikan (affirmare) wird im alth. zu jëhan (die nähere entwickelung unten bei der conjug.) aus vaúrkjan entspringt vaúrhta (st. vaúrkida), aus I. althochdeutsche consonanten. gutturales. magan mahta (st. magida) und mahts, wovon nach- her umständlicher bei ht . In allen solchen formen scheint die spirans jünger als ten. oder media, die ten. aber überbleibsel einer uralten ten. die noch zu der lat. ten. stimmte (oben s. 177.) daher auch ver- gleichbare wörter im lat. c zeigen, z. b. nahts, nox (nocts) noctis; raíhts, rectus. — gemination inlautender gutturales. gemination des k oder c, im sinne des goth. kk, ist in sofern unmöglich, als die alth. mundart nach oben s. 185. kein inlautendes einfaches k (für das goth. k) kennt, sondern es stets in ch wandelt, ein geminiertes chch aber aller aussprache widersteht. Dafür begegnen wir einem componierten cch , ja bei solchen, die das organische k im anlaute dulden, obgleich sie es inlau- tend in ch wandeln, im fall der gemination, dem alten ck oder kk . Ferner: strengalth. quellen, die inlautend k oder c für das goth. g gebrauchen, können dieses al- lerdings geminieren, welches kk oder cc für gg steht und von ersterem cch gänzlich unterschieden ist. Alle diese formen müßen besonders betrachtet werden. (CCH) dick aus der gurgel c-ch, wie wenn wir flok-che aussprechen sollten, beide kehllaute unterschie- den und doch in einer silbe verbunden Das alter der schreibung erhellt aus Greg. tur. 9, 28. bac- chinon (pateras). — Tadel verdient aber hch f. cch , wie gl. mons. 413. tohcha (mima); kch wäre richtig, ist je- doch höchst selten, allein in den gl. ker. habe ich nakchut (nudus) gefunden; schlechter scheint ckh , gl. doc. 208. dickhi. . Diese streng- alth. gemination entspricht dem goth. kk in sakkáu (sacco) alth. sacche, wie tts (tz) dem goth. tt entspricht und pph dem goth. pp entsprechen würde, käme letz- tere gemination überhaupt vor. Vermuthlich gab es mehrere goth. tt, pp, kk, als wir jetzt belegen können; offenbar aber genügte dem Gothen in den meisten fäl- len, wo im alth. verdoppelt wird, der einfache laut. Die bedingungen und veranlaßungen zu dem cch sind dieselben, welche ich bei allen andern geminationen angeführt habe, nämlich vorausgehender kurzer vocal Fehlerhaft gl. jun. 221. râcchin (punirent) st. râhhin und noch fehlerhafter 222. rincchâ (proceres) st. rinchâ oder rinkâ. I. althochdeutsche consonanten gutturales. und nachfolgendes i der ableitung, daher es sich oft in derivatis einfindet, deren stämme ein bloßes ch haben z. b. rëhhan (expellere) reccho (expulsus, früher recchjo) stëhhan (pungere) steccho (sudes) sahha (causa), secchja (rixa); dah (d. i. dach, tectum) decchi (tegmen); dies läßt bei andern auf die form untergegangener stämme rathen. Practische regel zur auffindung der alth (inlau- tenden) cch ist: alle wörter, deren inlaut im nord. und sächs. ck, cc, bekommen cch ; alle die dort einfaches k haben, bekommen ch . Beispiele: sacches (sacci) nacchut (nudus) haccho (uncus) grunt-lacchâ (scaturigi- nes) decchi (tegumen) secchil (sacculus) secchja (rixa) recchjan (tendere) hrecchjo (exsul) fleccho (macula) peccho (pistor) wecchjan (excitare) lecchôn (lambere) irserecchjan (excutere) hewi-screcchjo (locusta) chlecch- jan (frangere) snëccho (limax) quëcchaƷ (vivum) frëcchî (avaritia) smëcchar (tenuis) ëcchert (tantummodo) dicchi (craslus) plicches (fulguris) stricches (laquei) nicchjan (deprimere) irquicchjan (vivificare) floccho (lanngo) pocches (capri) chlocchôn (pulsare) stucchi (frustum) trucchinen (siccare) drucchjan (premere) zucchjan (ra- pere) jucchjan (scalpere). — Hinsichtlich dieses inlauts cch bemerke ich noch 1) er bestätigt, gleich dem sc , die unorganische beschaffenheit des alth. ch ; in der ge- mination erhielt sich die vorschlagende organische tenuis; übrigens ist die abwechselung zwischen hh (ch) und cch , gehalten zu dem goth. k und kk , offenbar kein vortheil, sondern ein nothbehelf. 2) wo ausnahms- weise hh (ch) statt cch geschrieben steht, muß ein feh- ler oder vielleicht angenommen werden, daß keine ge- mination (wie sie im goth. häufig unterbleibt) eingetre- ten sey. So läßt sich J. 384. wrehhan (?wrehhun) rechtfertigen, zumahl bei ausgestoßnem i; wrehho ent- spricht dem goth. vrakja, während das üblichere wrecchjo eigentlich ein goth vrakkja fordert. Man vgl. I. 399. 400. arwehhu st. arwecchju und 368. dhehhidon, gleich daneben dhecchidon. In den ältesten denkmählern wäre also der inlaut hh st. cch erträglich in spätern, wo die gemination durchgegangen ist, tadelnswerth. Bei K. (auch gl. jun. 180.) steht ganz richtig achar, achres, (goth. akrs); die spätere aussprache fordert acchar. Eben- so hat K. kerehhit (porrectus) dem goth. rakids ent- sprechend, und erwechen (excitare) K. liefert fast überall ungeminierte asp., doch 47 b decchan. . Einzelne fälle I. althochdeutsche consonanten. gutturales. schwanken billig nach zeit und mundart Bis auf heute haben einzelne oberdeutsche mundarten: acher, bache, beche (pistor) in der aussprache behalten, vgl. Stalder dial. p. 63; an sich so gültig, wie unser neuh. sache, machen; die gemination erhielt oder zeugte in denselben wörtern den ok laut. . 3) fragt sich, welcher auslaut dem inlaut cch zustehe? Nach dem alth. grundsatz, daß die inlautende gem. im aus- laut wegfalle (mannes, man; falles, fal) würde der nom. von sakkes offenbar sak lauten, da aber cch keine ei- gentl. gemination sondern eine sie ersetzende composi- tion ist, könnte auch der nom. sacch, pocch vertheidigt werden. so gut als das analoge zopph (cirrus), oder etwa scatz (scatts). Es scheint indessen ein gefühl des alten, einfachen auslauts zurückgeblieben zu seyn, denn N. schreibt im nom. nicht plicch, sondern plig (fulgur), ebenso sag (saccus) und einmahl rogh (tunica), also ver- muthlich auch log, locches (cincinnus) etc. Man spreche ein gehemmtes cch aus. 4) manche wörter schwanken zwischen den geminationen cch (kk) und gg; natürlich weil auch die einfachen inlaute k und g schwanken und letzteres im strengalth, häufig k lautet. Vgl. bei Neug. den eigennamen eccho, eggo, eko, ecko; frëccho, fricko (organische goth. formen wären davon: agja und frika) mehreres gleich bei ck und gg. (CC. KK. CK. K.) bezeichnet verschiedenes 1) in strengalth. quellen die verdoppelung des dem goth. g parallelen k, mithin entspricht cc bei J., kk bei K. und N. dem gg bei O. und T. — Beispiele: saccâri (rogus, pyrus) ëcco (ecce) ekka (acies) slekko (homicida) lec- can (ponere) likke (jaceat) awikki (avium, pravum) diccan (petere) hrukki (dorsum) brukka (pons) mukka (culex) lukki (fallax) flukki (volaturus) huckan (cogi- tare) Fehlerhaft ist auckan (ostendere) K. 20 b 21 b statt aukan, womit man nicht auhhôn (augere) mische. . Dieses cc, kk, wird nie, oder nur fehler- haft Z. b. gl. blas, 10 b dicchet (inter edite) f. dicket (strengalth.) , cch geschrieben und ist dann erkennbar, daß es im nord. gg, im engl. dg lautet. In wörtern, wo strengalth. quellen noch nicht geminieren, schreiben sie das einfache k und so findet man häufig hruki (dorsum, goth. hrugeis?) luki (fallax) etc. 2) bei O. und T. auch hin und wieder andern bedeutet kk, cc, ck die gemination des organischen goth. k, N I. althochdeutsche consonanten. gutturales. mithin p re chend dem strengalth. cch . Zu belegen dienen alle vorhin angeführten: sakkes, stecko, nak- kut, quëkkes, thikko (saepe) thecken, zucken etc. auch hier wird einigemahl ohne gemination bloßes k geschrieben; z. b. T. setzt accar, O. aber akar II. 14, 211. V. 23, 551, wiewohl die eine hs. das richtigere ackar darbietet; ebenso stehet IV. 7, 156, 165. wakar, IV. 11, 37. bekin (patera); T. 201, 4. thekit, 38, 4. rich- tiger thekki. Dies einfache k scheint ganz tadelhaft, weil O. und T. die einfachen inlautenden k immer in ch wandeln; man lese also ungeminiert: achar, wa- char oder geminiert: ackar, wackar und diese emen- dation bestätigen anderwärts die hss.; vgl. IV. 7, 106. wachar. I. 19, 31. wachar: êrachar (antelucanus) vgl. was vorhin s. 192. über achar etc. erinnert wurde. — Daß die gemin. kk oder ck auslautend zu k werde (sak, bok, rok) versteht sich. (GG) kommt nur bei solchen vor, die inlaute d die alte med. behalten, also bei O. T. und zuweilen N. (der daneben das strengalth. kk gebraucht). Belege die vorhin gegebenen: egga, leggen, sleggo, bein-seggo (pedisequus) ëggo, awiggi, giwiggi (bivium) thiggen (orare) ligge (jaceat) ruggi, brugga, mugga, luggi, fluggi, huggen. — Obgleich nun die einfache inlautende med. bei O. und T. der goth. völlig entspricht (dagis, dages; auga, ouga); so hat doch unsere gem. gg nichts mit dem goth. gg, welches das nasale ng ausdrüekt (oben s. 71. 72.) gemein, wie das alth. dd nichts mit dem goth. dd. (HH) hiervon ist schon oben bei der asp. ch gehan- delt. Diese gem. findet sich nur bei J. K. T. und in kleineren denkmählern, nicht aber bei O. und N.; fer- ner, nie im an- und auslaut, auch nicht inlautend bei vorausgehenden cons. (also nie lhh st. lch etc.) folglich bloß, wenn im inlaut vocale der gewöhnlichen asp. ch vorhergehen. Sie ist keine wahre, organische gemina- tion, weil sie sonst nicht auf lange vocale (ruahha, zeih- han, siuhhan, sprâhha) folgen, und in andern quellen nicht gänzlich entbehrt werden könnte; auch entspringt sie nicht aus dem reinen h (und steht schon deshalb außer vergleichung zu dem ss), sondern aus dem auslau- tenden h, welches die stelle der asp. ch vertritt. Ob man aber nicht dieses h dem Ʒ und hh dem ƷƷ zur seite stellen dürfe? habe ich oben s. 164. aufgeworfen nud durch beispiele erläutert; auch stimmen die formen I. althochdeutsche consonanten. gutturales. lz. nz. rz zu lch. nch. rch, wogegen beide 1Ʒ. nƷ. rƷ; lh. nh. rh. ungültig sind. Zur entfernung der dortigen zweifel müste man annehmen, daß die unterscheidung zwischen ch, h, hh späterhin aufgegeben worden und darum schon früher schwankend gewesen, daß hingegen die zwischen z, Ʒ und ƷƷ in der sprache fortgeblieben sey — Zur übersicht setze ich die guttural- inlaute 1) nach strengalth. 2) nach otfriedischem system her: 1) aha. take. mihhil. lukki. dicchi. 2) aha. dage. michil. luggi. thicki. . Gutturalverbindungen. 1) anlautende. Die verbindung der liq. l. n. r. mit den anlauten k, g und ch bestimmt sich nach dem verhält- nisse der besondern mundart; K. schreibt krimmaƷ, chleinaƷ, wo O. grimmaƷ, kleinaƷ. — Die verbin- dungen mit h sind noch in den ältesten denkmählern vorhanden, seit dem 9ten jahrh. fallen die spiranten ab. HL. hlahan. hlaufan. hleitar (scala) hliodar (sonitns, oraculum) holsen (audire) hlohunga (mugitus) hlôt (pro- pago) hlût (sonorus) hlûtar (purus). HN. hnaph (crater) hnaccho (collum) hnîgan. hneigjan. hniosan (sternutare) hnol (vertex) hnu Ʒ (nux) und vermuthlich andere mehr, als: hnasc (mollis, wovon naschhaft) hniƷ (lens, -dis). HR. hrad (rota) naht-hram (nocticorax) hraban (cor- vus) hrahho (guttur) hrawêr (crudus) hrëf (uterus) hregil (spolium) hreccho (expulsus) hrettjan (eripere) hrêo (cadaver) hrein (limpidus) hreigiro (? ardea) hrind (bos) hring. hrido (? febris). hriwa (poenitentia) hripa prostituta). hrîs (frutex) hrînan (tangere) hriod (carex) hriob (scabiosus) hriudî (scabies) hros (equus) hrusse- hiruƷ (hippelaphus) ga-hrustit (comptus) hruki (dor- sum) hruom (gloria) hruod (fama) hruoren (tangere) hruoh (cornix) hruofan (clamare) hruoƷƷun (sambucis) gl. mons. 412. und sicher manche andere, ich bin unschlüßig, welcher wurzel die eigennamen hram- munc, hrambërt zufallen. — HU. huër, huaƷ, huan, huar etc. huassaƷ (acidum) huarbôn. hueiƷi (triticum) hueiôn (hinnire) huëllêr (procax) huîl (tempus) huîƷaƷ (album). — Die aphärese dieses anlautenden h hat der sprache geschadet und feine unterschiede verwischt. wie vordem zwischen hleitar, leitan (ducere); hlahan, lahan (? làhan, vituperare); hlosan, lôsan (liberum); hniusit (sternutat) niusit (explorat) hrad, hrades, hredir N 2 I. althochdeutsche consonanten. gutturales. (rota, rotae), redja (ratio), rât (consilium) rato (lolium); hringâ (annuli), rinkâ (proceres); hrîs, rîs (surge) huîƷan (album) wîƷan (imputare) etc. hörbar bestan- den. — Q; der dem goth. qv parallele alth. laut scheint in strengalth. mundarten härtere aussprache zu haben, natürlich weil auch das einfache k in ch aspirierte, also wie chw, chu . Die schreibung variiert; bei J. wird der spirant dem qu hinten zugefügt, z. b. quhad, quhidit, quhëdan, quhoman, quhâmi; bei K. zwi- schen eingeschaltet: qhuat, qhuidit; folgt in der wur- zel der vocal u; so setzt J. nicht quhu sondern chu als: chumft. Aus K. ist mir kein beispiel dieses falls gegenwärtig, schwerlich stehet qhuu und wohl auch chu, denn schon schwankt er zwischen kaqhuëtan und kachuëtan (dictum). Im gl. jun. C. finden sich wechselnd qhu und quh; vgl. 233. 240. 241. 244. 248. 250. Andere alth. quellen schreiben überall chu z. b. chuat, chuëdan, chuëman, chuâmi, chuiccho, chuirn (mola), N. sogar oh statt chu, ganz die bloße asp. z. b. cham, chëdan, chad, chicchen, chumft. Die anlautend k beibehalten, namentlich O. T. aspirieren auch qu nicht, schreiben es aber vor allen vocalen: quëman, quam, quâmi, quicken, quidu, quëna (uxor), außer vor u wo es sich, gleich jenem quh in ch, in k wandelt, z. b. kunft, cum (veni!) etc. — Es zeigt sich eine merkwürdige verwandtschaft der anlaute qu und zu ; die gl. ker. vornämlich schreiben quîfalôn (dubitare) quîfalt (duplex) quîohd (frondosus) quîrohiwid (biga- mus) etc. doch daneben zuîfalt etc.; so finde ich auch gl. doc. 246 b zuirnstein st. des üblichen quirnstein. Spuren solcher übergänge liefert uns die neuh. sprache in quetschen, zwetschen; quer, zwerch; quittern, zwitschern; ähnliche zwischen andern lingual- und gutturallauten sind oben s. 163. angeführt, die aussprache des franz. und engl. ch fällt in den lingualen laut (sch, tsch) und das slav. schiwete (krain. sh, böhm. u. pohln. oben gehäckelte z) vergleicht sich in einzelnen wörtern, wie: shiv (vivus, goth. qvius) oder shèna (uxor, goth. qvinô) unverkennbar, so wie das lat. vi- vus an das für w stehende qu (oben s. 139. anm.) erinnert. 2) in- und auslautende. Zu erwähnen sind hier allein hs und ht; qv kommt nicht mehr vor. HS, wie im goth. so, nicht mit dem lat. x geschrieben, eine spur hat J. 405 oxsso 388 wëxsal und 396 waxsmo st. ohso, wëhsal, wahsmo, I. althochdeutsche consonanten. gutturales. während sonst 368 sëhs und nicht sëxs stehet; die überfüllte schreibung gleicht seinem zs. und zss. Die hauptsächlichsten beispiele von hs sind: ahsa (axis) ahsala (scapula) wahs (cera) dahs (taxus) lahs (esox) sahs (culter) fahs (capillus) flahs (linum) wahsan (crescere) waltiwahso (nervus colli) hahsa (poples) hahsinên (subnervare) sëhs (sex) ihsil (stiria) rihsil- stecko (retorta) wîhsila (cerasum duracinum) dîhsila (temo) ohso (bos) fuhs (vulpes) luhs (lynx) uohsa (ascella). Die sächs. und nord. ausstoßung des h spürt sich (doch ohne gemination des s) in zësawêr (goth. taihsvs) und mist (maihstus); auch stehet M. 327. hasnêta f. hahsnêta. Das goth. ahs (spica) lautet ahar und von veihs (gen. veihsis) scheint das s abgeschnit- ten, alth. wîh (gen. wîches). In allen formen h s scheint beinahe ein vocal dazwischen ausgefallen, denn nach ahar (früher ahas?) dürfte man ein älteres fuhas, fuhus, fuhes etc. muthmaßen; ich finde: nihu s (crocodilus, d. h. waßergeist, nix) und mit k, nicht h laut: akus, ackes (securis) O. also strengalth. achus oder acchus. — HT. 1) das goth. ht ; nur einige beispiele: ahta. slahta. wahta. zwahta (O. I. 3, 51.) ahtô. maht. naht. ambaht. përaht. forahta. hlahtar. rëht. chnëht. fëhtan. gesihtî. wiht. tohter. holoht und ähnl. endungen. genuht. suht. truhtîn. lîht. fûhtî. lioht etc. zumahl die praet. mahta, tohta, dûhta, worahta. Daß auch dieses h (wie im nord. unter gemination des t) ausgestoßen werden könne, bezweifle ich, oder man müste chnët N. 62, 4. für keinen schreibfehler halten. — 2) ht aus einer syncope entsprungen und dem goth. -kid entspre- chend, das h folglich dem auslautenden h (in ih, sprah etc.) gleich, welches aus goth. k (sprak) her- stammt. Hierher gehören nur die beiden fälle ruahta (curavit) und suahta (quaesivit) st. ruahhita, suahhita (goth. sôkida), allein im mittelh. mehren sie sich. Und manche der unter 1. angegebenen ht, obgleich sie bereits der Gothe kennt, gründen sich auf ähn- liche syncopen, nämlich worahta, dûhta, rëht etc. scheinen ein früheres worakita, dunkita, rëkit zu er- fordern, dergleichen freilich nicht mehr nachzuwei- sen stehen (oben s. 190. 191.). I. althochdeutsche consonanten. Schlußbemerkungen. 1) assimilation der consonanten, die aus zwei silben durch syncope zusammenstoßen, unterscheidet sich von der gemination. Beispiele sind s. 122. zwischen l und r, s. 171. zwischen z und s erwähnt worden; ebenso assimilieren sich ch und h in dem eigennamen rîhhart st. rìch-hart oder rîchi-hart, und für rîhhart schrieb man bald rîchart, welches nicht in rîo-hart auflösbar wäre. Aus lîchhamo (corpus) ward lîhha- mo und lîchamo; wollte man auch die auslautende schreibung lîh (für lîch) in der zusammensetzung fortgelten laßen, so berühren sich dennoch in lîhhamo zwei ursprünglich verschiedene h, die mit der ge- wöhnlichen schreibung hh nichts gemein haben, wie die alts. sprache darthut, worin richtig lîchamo d. h. lìc-hamo, nicht lîkamo geschrieben wird. Das mit- tel- und neuh. bietet dergleichen assimilationen häu- figer dar; nähere untersuchung wird ihrer manche schon in unserer ältesten sprache entdecken, ich ver- weise auf das ss in wissa (aus witida entsprungen). — Von der im goth. berührten assimilation bei unzu- sammengesetzten wörtern (s. 74.) hat das alth. keine spur, außer in der partikel ëddô. 2) der regel, daß gemination der consonanten nur auf kurzen vocal stattfinde, ist s. 54, 104, 123, 148. ge- dacht. Anscheinende ausnahme sind die fälle, wo durch syncope zwei cons. verschiedener silben zu- sammengedrängt werden, als: leitta (duxit) mietta (conduxit) st. leitita, mietita. Aspiratae folgen auf kurze sowohl als lange vocale (slâfan, ruochen, gruo- Ʒen), im ersten fall bewirken sie position und ge- schärften laut (scifes, machôn, waƷar); weil die ein- fachen zeichen f und Ʒ täuschten, fieng man frühe an die unpassende gemination ff, hh und ƷƷ und nur hinter langem vocal das einfache f und Ʒ zu schreiben Wer dies bestreitet, müste aufstellen, daß das sogenannt einfache f. Ʒ. (scif, daƷ) in der aussprache beinahe zu w und s geworden seyen, wovon der beweis für die alte sprache schwer werden würde. Freilich im neuh. spre- chen und schreiben wir fälschlich das für daƷ, dagegen sprechen wir richtig schiff, schreiben nur das unnöthige. . Außer ph. ts. ch. können nachstehende consonantverbindungen (ebenfalls sämmtlich mit den spiranten h und s gebildet) doppelvocale vor sich ha- I. althochdeutsche consonanten. ben: ft (hruoft, hlauft) sc (fleisc, wuosc) st (geist, trôst, fûst) ht (tâht, lioht) hs (dîhsila, uohsa), wie- wohl früher ausgefallene vocale vermuthlich und zu- weilen noch erweislich sind z. b. in lioht aus liohat, liohet. Bedenklicher scheint der lange vocal vor cons. verbindungen, worin liq. vorkommt, ich möchte überall eine syncope entw. zwischen den vocalen des diphth. oder zwischen den verbundenen cons. anneh- men, vgl. thiarna, pruonta (aus dem rom. prôvanda) und zumahl die ablaute giang, fiang, stuont, deren nasales n im goth. und nord. völlig erlischt. Viel- leicht hat die alth. aussprache, die das n behielt, das uo frühe schon in u verkürzt Verkürzungen des langen vocals bei eintretender gem. find s. 124. bei steina und hêriro vermuthet worden. Das neuh. lauter (purus) scheint im alth. seltner hlûtar als hluttar zu lauten; doch gl. jun. 192. lûtar. . Übrigens muß man den zusammenstoß zweier silben wiederum von der eigentlichen consonantverbindung unterscheiden, z. b. fuorta, ruomta st. suorita, ruomita. 3) geschichte und beschaffenheit der alth. consonanten weisen gleich dem vocalsystem (s. 113.) auf einen älteren dem goth. weit ähnlicheren organismus. Dem ph. z. und ch. gieng ein p. t. und k. voraus, wel- ches sich noch in einzelnen verbindungen fest erhal- ten hat. Weil aber in der regel die tenuis zur schär- feren asp. wurde, muste sich von dieser neuen asp. die alte organische asp. unterscheiden und mildern, indem sie sich mehr der med. näherte (v, bh; th, dh, d; gh, g); wäre sie völlig in die med. überge- treten, so hätte die alte med. völlig durch die alte ten. ersetzt werden können und dem goth. p. b. f; t. d. þ; k. g. ; würde ein alth. f. p. b; z. t. d; ch. k. g; zur seite stehn. Beides geschah aber nur unvollkommen, es blieb bei zwei sich vermischenden asp. und aus demselben grunde lösten sich ten. und med. nicht rein von einander ab. Dieses doppelte schwanken und jene spuren der alten ten. verursachen eine verwirrung alth. consonanzen, die sich zwar in den besonderen denkmählern eigenthümlich zu setzen sucht, aber unverkennbare anzeigen eines unursprüng- lichen nicht gehörig ausgeglichenen zustandes an sich trägt. Der consonantismus, gehalten gegen den nie- I. althochdeutsche consonanten. derdeutschen und nordischen, bietet die schwächere seite der hochdeutschen sprache dar. 4) was zur scheidung der einzelnen alth. dialecte bei- tragen kann, wird man aus der abhandlung einer jeden lautreihe leicht finden. In ermangelung siche- rer grenzpuncte habe ich verschiedentlich zu der be- nennung gemein- oder auch strengalthochd. greifen müßen. Die strengalth. mundart würde sich unbe- denklich nach Alemannien und Baiern setzen laßen, aber wie weit in die anliegenden landstriche? Aus O. T. und den ihnen ähnlichen eine altfränkische mundart zu bilden, ist doch zu mislich, obschon beide gewiß zwischen jenen strengalth. und den niederd. gegenden gelegen haben. Das altfränkische, wie es in eigennamen aus der Merovinger zeit in diplomen des 6. 7. jahrh. erscheint, berührt sich eben nicht mit Otfrieds mundart. Nennt er sie selbst: fränkische zunge (I. 1, 67, 92. 228, 244.) wofür die lat. vorrede jedoch theotisce, theotisca gebraucht; so hat man sich der unter den Carolingern weit ausgebreiteteren herr- schaft des fränk. namens zu erinnern und nicht ge- rade unmöglich wäre, daß der dichter, obschon er im elsäßischen kloster Weißenburg lebte, aus Aleman- nien herstammte. Unsere alth. quellen fließen nicht allein aus sehr verschiedenen ländern, sondern auch aus wenigstens drei jahrh. zusammen; wer vermag die veränderungen und mischungen anzuschlagen und gehörig zu trennen, die sich nach zeit und ort Mehr zeitlich als örtlich erfolgt z. b. die verwandlung des s in r; die aphärese des b; das eindringen der um- laute; die änderung des ai, au in ei, ou; des awi in ewi, owi, ôwi etc. er- eigneten? Ich begnüge mich daher mit der allgemei- nen benennung und bezeichne die vortretenden be- sonderheiten der sprache nach den einzelnen denk- mählern selbst. O. und T. haben die meiste ähnlich- keit, fallen aber durchaus nicht zusammen; z. b. O. hat mit K. überein ia, ua ; T. mit J. M. N. überein uo ; O. hat scif, worolt, T. scëf, wërolt, (oben s. 82. 83.) und so weichen beide in manchen wörtern und formen von einander. Nur ist freilich viel wichtiger, daß beide O. und T. anlautend die alte med. b. g. behalten, (O. auch d, welches T. mit t vertauscht), wogegen strengalth. p. k und t gilt; N. aber wech- I. althochdeutsche consonanten. selt zwischen ten. und med. nach seiner eigenen weise. Ferner O. und T. beharren auch anlautend bei der alten ten. k (während sie p und t für ph und z in der regel aufgeben); strengalth. gilt consequenter ch und das gebraucht auch N. Endlich beide behalten auslautend häufig die alte med. (wîb. dag. pad.), wo- für strengalth. die ten. und nur inlautend med. (wîp, wîbes etc.) N. folgt hier aber dem O. und T., ja N. schreibt sogar blind, blindes, während O. und T. in dieser verbindung richtiger Vgl. oben s. 160. blint, blintes setzen. Man kann ungefähr annehmen, daß N. zwischen dem strengalth. und O. T. wiederum eine mitte halte; O. und T. liegen dem niederd. näher, doch bedeutend davon ab, wie z. b. allein ihr inlaut fs. statt des nie- derd. sp. zeigt. Vergleichen wir vorläufig die spätere sprache, so ergibt sich eine ähnlichkeit des mittelh. insgemein mit dem strengalth., wogegen viele abwei- chungen des neuh. vom mittelh. bereits bei O. und T. begründet sind; allerdings ist nicht von aus- nahmen und bloß vom verhältniß der buchstaben die rede. Die veränderung der flexion verlangt hierbei ihre besondere reifliche erwägung, wenn sie gleich weniger in örtlichen umständen begründet, als durch die zeit überhaupt herbeigeführt seyn sollte. Vielsei- tige mischung mannigfacher einflüße ist der hochd. sprache eigen und hat ihr zwar genutzt, aber auch geschadet. Altsächsische buchstaben. Die untersuchung wird dadurch erleichtert, daß ein bedeutendes und vielleicht mehr der westphäli- schen als der eigentlich sächsischen mundart zufallen- des denkmahl in zwei alten hss erhalten worden ist. Wiewohl beide theils in sich selbst, theils unter ein- ander schwanken, so hört doch für die meisten fälle die unbestimmtheit, welche aus den mannigfaltigen alth. dialecten hervorgeht, auf. Dagegen hemmen und erschweren wieder zwei andere nachtheile den erfolg meiner nachforschungen 1) die E. H. ist noch nicht herausgegeben und mir nur in bruchstücken, höchstens zur hälfte, meist aus der einen oder der andern hs. be- I. altsächsische vocale. kannt geworden. 2) keine der hss. setzt Einzelne spuren scheint cod. monac. zu haben, vgl. Do- cen misc. 2, 19, 23. ér, gódes, gàbun, d. i. êr, gôdes, gâ- bun. vocalzei- chen; ich muß folglich längen und kürzen nach der analogie zu bestimmen suchen Die durchführung der vocalzeichen war unumgänglich, wie hätte sonst klar gemacht werden können, daß z. b. das e der hss. fünserlei alth. lauten entspricht (dem e, ë, ê, ei, ie)? . Die benennung alt- niederdeutsch im gegensatz zu althochdeutsch könnte schicklicher scheinen, doch belaße ich es bei dem her- gebrachten altsächsisch, nicht nur weil die allgemein- heit des namens Sachsen früher Westphalen mit umfaßt, insotern sich jene vermuthung näher beweisen ließe, sondern auch, weil zum altniederdeutsch ebenwohl das angelsächsische und friesische gehören und wir die be- nennung althochdeutsch gerne mit den bestimmteren alemannisch, bairisch, fränkisch vertauschen würden, wenn unsere denkmähler solche feste begrenzung er- laubten. Altsächsische vocale. (A) wie im goth. u. alth. Beispiele: haba (habe) gigado (par) scado (umbra) rador (coelum) scatho (latro) graf (sepulcrum) craft (vis) dag (dies) nagles (clavi) lagu (aequor) dragan (ferre) thagôda (tacebat) faganôn (gau- dere) slahan. hahan. naht. bac (tergum) gimaco (par) racud (domus) wacôn (vigilare) thrac (moles) alah (tem- plum) galgo (patibulum) samad (unâ) fano (pannus) b a no (mors) manag. hand. land. giwand (mutatio) lang. wang (campus) gimang (negotium) naru (propinquus) garu (paratus) warag (exsecratio) hard (durus) ward (cu- stos) ardôn (habitare) gast (hospes) fat (vas) hatôn (odisse) fratu (ornamentum) water (aqua) scatt (thesaurus) glawe (prudentes) scawôn (contemplari). (E) gleich dem alth. entw. e oder ë. — Der umlaut des a in e gilt durchgängig Mit ausnahme der auf -aht , z. b. ahtjan (persequi) mah- tìg (potens); nicht ehtjan, mehtig. Oder wäre deswegen ein âhtjan, mâht, nâht etc. anzunehmen? ; beispiele: hebbjan (ha- bere) edili. stedî (loca) beddi (lectus) egiso (horror) gi- neglid (clavis fixus) megin (vis) seggjan (nuntiare) egg- I. altsächsische vocale. jon (aciebus) ecid (acetum) wrekkjo (exsul) reckjan (nar- rare) seli (aula) eldibarn (homines) helid (heros) beldjan (audere) bendi (vinculum) endi (finis) wendjan (vertere) menigî. engil. gimengid (mixtus) bitengi (molestus) benki (scamna) wlenki (superbia) nerjan. werjan. dernjan (oc- culere) merrjan (impedire) settjan (ponere). Versteckt ist die ursache des umlauts in leng (diutius) trego (moeror) segg (nuntius, vir) deren i abgeworfen ist. Beispiele des ë: gëban (dare) gëban (oceanus) hëban (coelum) nëbal (nebula) sëbo (mens) suëban (somnium) sëdel (sedes) plëgan (solere) gëhan (fateri) sëhan (videre) wrëkan (persequi) stëlan (furari) felis (rupes) wëlo (opes) dëlban (fodere) sëlbo (ipse) sëldlic (rarus) gëlp (arrogan- tia) fërah (vita) bëreg (mons) hëru (gladius) hërand (praeco) wërôs (viri) wërk (opus) gisuërc (caligo) ërl (homo) fërn (vetus) wërth (dignus) ërtha (terra) hërte (cor) hërro (dominus) fëter (compes) mëtôd (omnipotens) gisëwan (visus). Entspricht also, wie im alth., dem goth. i oder aí (vor h und r) und kehrt im praes. starker conj. gleichfalls in i zurück (hëlan, hilis; sprëkan, sprikis). (I) dem goth. ï entsprechend, nur wie das alth. häu- fig in ë verwandelt, doch nach abweichendem gebrauch, so gilt hier noch libbëan (vivere), alth. lëbên. Andere beispiele: mid (praep.) idur (iterum) sidu (mos) inwid (scelus) middil (medius) biddean (orare) wigandôs (heroes) thiggean (intercedere) wiht (aliquid) ik (ego) mikil (magnus) hild (pugna) scild (clypeus) himilisk (coelestis) simnen (semper) thimm (obscurus) kind (infans) sind (sunt) thing (causa) rink (vir) sink (thesaurus) scip (navis) irmîn (nom. pr.) mirk (obscurus) wirkean (operari) frithu (pax) lith (membrum) sith (iter) suith (fortis) firwit (cal- liditas) sittean (sedere) bivôn (tremere) triwi (fidelis). (O) ist dem alth. o gleich, d. h. aus dem goth. u und aú (vor r und h) entsprungen; beispiele: hobôs (aulae) obar (super) god (Deus) noh (adhuc) thoh (tamen) drohtîn (dominus) antlocan (apertus) tholôn (pati) folma (manus) holm (insula, littus) gold. wolda. scolda. folgôn (sequi) bidolban (confossus) folk (plebs) consta (scivit) wonôn (habitare) slopjan (evadere) toroht (lucidus) wo- rold (mundus) word (verbum) hord (thesaurus) thorn (spina) hosc (ludibrium) other (alius). Manche im alth. gebliebene u sind hier zu o geworden (drohtîn, alth. truhtîn) dagegen andere geblieben, die sich im alth. ver- I. altsächsische vocale. wandeln (fuglôs, alth. fogalâ) Auch der oben s. 85. bemerkte wechsel des o und u tritt ein, z. b. corn (granum) curni (frumentum). . In other, vermuthlich auch toth (dens) ist aber oth dem alth. and parallel. (U) außer den fällen des ablauts (fulbun, wurrun, clubun, lucun) reichen folgende beispiele hin: ubil (ma- lus) lud (facies) cuddun (nuntiabant) hugi (animus) lu- gina (mendacium) juguth (juventus) fugel (avis) tulgo (valde) fulljen (implere) thrum (mucro) gumo (vir) su- mer (aestas) cuman (venire) cumbal (signum) under (sub) mund (tutela) dunjan (tonare) cunni (genus) sundea (pec- catum) gisund (sanus) hungar (fames) lungar (celer) dun- car (obscurus) thurh (per) burg (urbs) thurstjan (sitire) cussjan (osculari) brustjan (erumpere) hluttar (limpidus) cuth (notus) muth (os) uth (unda). (AA) nehme ich im ablaut und sonst parallel mit dem alth. â an, also außer gâbun, nâmun, lâsun etc. z. b. in folgenden: dâd (facinus) râd (consilium) drâdo (statim) grâdag (vorax) giwâdi (vestis) frâgôda (quaesivit) wâgi (aequor) spâhi (sapiens) fâhjan (capere) nâhôr (pro- pius) mâhljen (loqui) sâlîg (beatus) sân (statim) mâno (luna) slâpan (dormire) wâpan (arma) lâri (vacuus) wâr (verus) mâri (illustris) fârungo (dolose) hâr (crinis) ârundi (nuntius) suâs (familiaris) lâtan (sinere) âthom (spiritus). Nur in einigen wörtern, wo die analogie anderer mund- arten verläßt oder selbst noch unbestimmt ist, wage ich nicht zwischen a und â zu entscheiden, z. b. in gibada (levamen) underbadôn (tollere? metu percellere). Na- mentlich rechne man hierher die schon oben s. 88. be- rührte, im alts. ungleich häufigere vorpartikel a-, die gewöhnlich dem alth. ar-, ir- (ex-) entspricht, vgl. a-rîsan (surgere) a-tuomjan (solvere) a-lôsjan (liberare) und viele solche. Auf ein â- scheint zu deuten, daß cod. monac. einmahl ao-drôbde (contristabatur) st. â- drôbde (alth. ar-truopta?) und o-lât st. â-lât (im cod. cott.) Dies wort bedeutet: dank (grates) und kann mit dem goth. aviliudôn unmöglich verwandt seyn, wie Reinwald gl. z Ulf. p.84. wähnte; âlâtan (ar-lâƷan) ist das gr. χαρίζεσθαι im siun von donare, condonare, remittere, erlaßen. liest; insofern die aussprache des â sich dem o und ao näherte. Wiederum läßt der ausbleibende um- laut des aht- in eht- (s. oben die note zum e) auf ein âht schließen (mâht, nâht, ambâht etc.) wozu man die entsprechende nord. form âtt halte. I. altsächsische vocale. (EE) das alts. ê ist vieldeutiger, als das alth. und entspricht theils dem ê, theils dem ei, theils dem ie (ia) im alth.; gerade so und aus dem selben grunde, wie und weshalb das alts. ô theils dem ô, theils dem ou, theils dem uo der alth. mundart zur seite steht. 1) ê parallel dem alth. ê, entsprungen aus ei. êo (lex) êwîg (aeternus) snêwes (nivis) hlêo (sepulcrum) hrêo (corpus mort.) sêola (anima) êra (dignitas) êrôn (hono- rare) lêra (doctrina) sêr (dolor) hêran (illustrem) mêr (magis) êr (prius). 2) ê = alth. ei; man kann es dem alts. als eine con- sequenz zurechnen, daß dieses ê mit dem vorigen è gleichmäßig dem goth. ái entspricht, während das alth. den laut in zwei verschiedene ei und ê auflöst. Beispiele: tuê (duo) pêda (tunica) arbêdi (labor) bêd exspectavit) scrêd (gradiebatur) a-hlêd (recludebat) hêder (purus) lêdjan, lêddun (ducere) mêthm (cime- lium) bêthja (ambo) lêth (malum) mêth (vitavit) wrêth (iratus) êgan (habere) fêgn (scelus) stêg (ascendebat) hnêg (vergebat) sêgjan (inclinare) blêc (pallidus) tê- can (signum) gèl (libidinosus) dêl (pars) hêl (sanus) hêm (domus) ên (unus) hrên (purus) mên (scelus) bên (os) skên (luxit) stên (lapis) a -rês (surrexit) frêsa (periculum) mêster (magister) gêst (spiritus) lêstëan (exsequi) flêsk (caro) suêt (sudor) bêt (momor- dit) wêt (novit) hêtan (jubere) etc.; stês (stas) stêd (stat) vergleichen sich dem alth. steis, steit. Merkwürdig ist die veränderung des ênan (unum) in ënna, we- nigstens glaube ich: daß bei der gemination ê nicht fortbesteht, sieh oben s. 124. über burro, hërro. 3) ê = alth. ia, ie, zuweilen = alth. io, insofern dieses selbst unorganisch und aus einer zus. ziehung entsprun- gen ist (oben s. 106.), nicht für das ächte io (z. b. nie lêht, lux oder thêd, gens). Diese dritte art des alts. ê beruht folglich allgemein auf einer contraction frü- herer mehrsilbigkeit. Ich gebe in den clammern die alth. formen zur vergleichung: hêr (hiar, hier) mêda (miata, mieta) thêrna (thiarna) lêt (liaƷ, lieƷ) sêll (fial) giwêld (wialt) gêng (gianc) fêng (fianc) rêdun (riatun) wêllun (wialun, wielun) wêp (wiaf, wiof) suêp (versit) etc. So wie sich spuren des ê für ie im alth. fanden (oben s. 92.), so schwanken umgekehrt die alts. hss. noch in ie und ëo über, wovon nachher unter diesen diphth. Ob sich dies dritte ê in der aus- I. altsächsische vocale. sprache von den beiden vorigen unterschieden hat? Darüber würden reime, wenn es ihrer gäbe, entsehei- den. Vermuthen könnte man für die beiden ersten: ee (fast eë), für das dritte: ëe. (II) dem alth. î völlig gleich; beispiele: hlîdan (te- gere) glîdan (labi) tîd (tempus) sîda (latus) wîf (mulier) lîf (vita) hnîgan (inclinare) thîhan (crescere) wîh (tem- plum) lîk (corpus) rîki (regnum) scîmo (splendor) sîmo (vinculum) hrînan (tangere) mîn (meus) grîpan (rapere) skîri (clarus) rîsan (surgere) wîso (dux) thrîsti (temera- rius) huît (albus) wrîtan (scribere) lîth (potus) slîthi (fe- rus) nîth (invidia) etc. In einzelnen wörtern bin ich über die länge oder kürze des i zweifelhaft, als in idis (femina) und fri (feminae ingenuae), vermuthe aber îdis und fri, so wie bi (praep.) mi (mihi) thi (tibi) u. a. (OO) gleich dem ê dreifach 1) ô = alth. ô, entsprungen aus ou: die partikeln sô, thô, huô; hôbôs (aulae) in welchem das b ein ƀ ist; dôd (mors) ôd (possessio) frôho (herus) lôn (praemium) frônisc (herilis) drôr (sanguis) hôrëan (audire) grôt (magnus) hlôt (sors) etc. 2) ô = alth. ou: hôbid (caput) gilôbjan (credere) girôbi (spolium) ôga (oculus) tôgjan (ostendere) bôkan (sig- num) ôcan (auctus) ôk (etiam) bôm (arbor) drôm (somnium) strôm (torrens) gôma (epulae) kôpôn (mer- cari) dôpjan (baptizare) etc. 3) ô = alth. uo: thô (tum) ôbëan (exercere) drôbi (ob- scurus) ôbast (festinatio) blôd (sanguis) môd (animus) dôd (facit) ôdil (patria) fôdjan (parturire) sôkëan (quae- rere) bôk (liber) stôl (thronus) dôm (judicium) dôm (facio) spôn (suasit) scôp (creavit) fôr (ivit) môs (ci- bus) sôt (dulcis) grôtan (salutare) sôth (verus) etc. Wie beim ê in ie, schwanken auch hier die hss. zwi- schen ô und uo. Zu welchen dieser drei langen ô einzelne wörter gehören, oder ob sie ein kurzes o haben, entscheidet die analogie. Zu beurtheilen, ob die aussprache das dritte ô von den beiden ersten auszuzeichnen gewust habe? gebricht uns ein sichrer maßstab. Man muß sich etwa in beiden ersten ô einen dem a, in letztern einen dem u näheren laut denken. (UU) wiederum dem alth. û parallel: bûen (habi- tare) trûôn (confidere) brûd (coniux) crûd (herba) hlûd I. altsächsische vocale. (sonorus) dûfa (columba) crûci (crux) cûmjan (plorare) grûri (horror) hûs (aedes) ûtan (extra) mûtôn (mutare) Wenn ich dies wort aus mût-spëlli (aotus mutationis) richtig schließe; mit muth (os) kann es nichts gemein haben (Docen misc. 2, 18.). Der parallelismus hat auch giwand thësaro wëroldes (nova facies mundi) vom jüng- sten tag. . (AU) dieser diphth. findet nur höchst selten und le- diglich in den s. 100. 1.) bezeichneten einsilb. wörtern statt. Belegen kann ich keine beispiele als: glau (pru- dens) gen. glawes; thau (mos) gen. thawes; ebenso wür- den dau (ros) hrau (crudus) etc. anzunehmen seyn. Verschieden ist der tripht. âu in blâu Der teufel wird blâu-wîso (dux lividus) genannt. , gen. blâwes und vermuthlich grâu (canus). (EA. EO. EU) nämlich ëa, ëo, ëu, sind mit den üblicheren ia, io, iu gleichbedeutend; am häufigsten wechseln ë-a, j-a, j-e in der endung, z. b. minnëa, rîkëas, biddëan st. minnja, rîkjes, biddjen. In der wur- zel ist ëa eigentlich nie vorhanden, da die beiden fälle sëa (eam) thëa (ii) sich in ë-a, i-a auflösen. Öfter zeigt sich ëo und zwar wurzelhaft in brëost, lëob, thëob, sëok, thëoda, knëohon, nëotan, gëotan etc., als con- traction in den ablauten: hrëop (clamavit) hrëopun. Man unterscheide davon das triphthongische êo, sêola, hrêo etc. ëu finde ich (wie das einsilb. au) bloß in dem einsilb. trëu- in der zusammensetzung trëu-lôs (fallox) trëu-logo (mendax), das mehrsilb. subst. lautet trëwa (fides). (IA) ich finde nur wenige fälle: liagan (mentiri) liaban (carum) diapa (profundam) thiadan (dominus) und thiad-, sämmtlich statt des goth. iu und gemein- alth. io, so wie auch in diesen wörtern selbst im alts. io viel üblicher ist. Die spuren des ia gleichen also dem otfriedischen. In sia (eam, ii) und thia erblicke ich eine contraction aus si-a, thi-a, wie vorhin beim ëa. (IE) dieser häufigere diphth. ist 1) abschwächung des vorigen ia, steht aber, außer in thied-, liebo, auch da, wo das ältere ia nicht mehr vorkommt, z. b. in thief (fur) brief (epistola) griet (arena) hier (hîc), namentlich in den ablauten: hiet, liet, gieng, fieng, hield, wiep etc. und wechselt in allen fällen, wo sich ie (ia) auf ein älteres i-a gründet, mit dem gedehnten ê, indem es eben- I. altsächsische vocale. wohl hêr, lêt, gêng etc. heißen kann. Das organi- sche io, wenn es auch später in ie übergeht, läßt sich nicht durch ê vertreten, folglich findet kein thêd-, lêbo, thêf statt. 2) jenes zus. fallen des ie mit dem dritten ê veranlaßte tadelhafte vermengung mit dem zweiten ê, ja mit dem kurzen e und ë. Ich finde zuweilen hielago (sanctus) hieri (exercitus) hie (is) thie (art.) huie (quis) in den hss. statt: hëlago, heri, hë, thë, huë. Von gleicher art scheint mir die partikel gie — gie (tam — quam). (IO) stehet gewöhnlich 1) wie im alth. für das goth. iu , z. b. in knio, thiof, liof, thiod, thiodan, lioht, siok (aegrotus) tiono (in- juria) diop (profundus) briost Goth. und alth. brusts, brust; nicht briusts, briost, wel- ches zu der ableitung von bristan, brast, brustun (erum- pere, germinare) weniger stimmt. Aber auch angels. breóst, nord, brióst. (pectus) driosan (ca- dere) griotan (plorare) griot (arena) etc. Im praes. der st. conj. geht io (ëo), wie im alth., über in das ursprüngliche iu, vgl. giotan, nëotan, giutid, niutid. 2) auf früherer zus. ziehung beruht io in: io (unquam) nio (nunquam) hliop (cucurrit) thionôn (servire) thior- na (ancilla) fiond (inimicus) fior (quatuor). Auch skion (umbram) scheint contrahiert. (IU) wiederum 1) das organische iu in: liud (populus) biudit (offert) niud (cupido) sniumo (cito) gisiuni (visio) striunen (lu- crari) fiur (ignis) diuri (pretiosus) hiuri (placidus) thiu- stri (obscurus) niusjan (visitare.) — 2) auf zus. ziehung beruhend in: iu (vobis) iuwes (vestri) hiudu (hodie) so wie in den instr. thiu, hiu, thius. — 3) unterschieden von dem noch zweisilb. i-u in: thiu, siu (illa) fi-undo (inimicorum) bi-um (sum) bi-ûtan (praeter) — 4) un- terschieden von dem zwar einsilb. giu, dessen gi für j steht, vgl. giu (jam) giudeo (judaeus) giungoro (discipu- lus) wovon unten beim j ein mehreres. (UO) entspricht dem alth. uo (erscheint auch nicht als ua, oder abgeschwächt ue, wie man nach dem spur- weisen ia und ie neben io vermuthen könnte) schwankt aber häufig in ô. Beispiele: thuo (tum) fruobor (sola- tium) fuodan (parturire) muodor (mater) bluod (sanguis) I. altsächsische vocale. guod (bonus) muod (mens) ruoda (crux) stuod (stetit) huodjan (custodire) buok (liber) suok (praet. von sakan) fuoljan (sentire) gruomo (mica) tuomi (liber, solutus) duom (judicium) stuop (praet. v. stapan) cnuosl (genus) gruottun (salutabant) buota (emendatio) suoth (verus) etc. — Schlußbemerkung: außer den einfachen finden sich alle gedehnten vocale; von den übrigen diphthongen aber nur eigentlich in (io) und uo, denn die überbleib- sel von au sind kaum anzuschlagen, ëo, ëu bloße mo- dificationen und ëa, ia, ie unorganisch. Hierzu rechne man das schwanken des uo in ô. Die goth. doppellauter ái, ei, áu erscheinen folglich in ê, î, ô; die alth. ei, au (ou), uo in ê, ô, ô verwandelt, welches als ein nach- theil der alts. mundart gelten muß. Das goth. ei konnte füglich zu î werden (wie im alth), weil kein weiteres î vorhanden ist; allein das alts. ê und ô vermengen jedes zwei wesentlich von einander abweichende laute, die auch im alts. früher geschieden waren, wie die spuren des ie und uo beweisen. Stünde durchgängig ie für das drîtte ê, und uo für das dritte ô; so würde sich gegen die lautvertheilung wenig einwenden, vielmehr die ver- schmelzung der beiden ersten ê und ô (statt der alth. ê, ei; ô, ou) sich als ein vorzug betrachten laßen. — Um- laut findet lediglich der des a in e statt. Vocalwechsel, und assimilation (s. 114-118.) zeigt sich in spuren, z. b. baram (sinus) warag (supplicium) warahta (operabatur) thiadan (herus) bëreg (mons) huerebjan (volvere) hueri- bida (volvebat) dërebëun (crudis) gardiri (hortulanus) jungoro (discipulus) sorogon (curis) frôbor (solatium) etc. wiewohl daneben auch thiodan, soragon, jungaro, gar- deri und ähnl. formen, oft ausstoßung des vocals statt findet. Erst nach bekanntmachung der beiden hss. wird sich hierüber ein bestimmtes urtheil ergeben, vorläufig scheint mir das system des vocalwechsels schwankender, als im alth. Altsächsische consonanten . (L. M. N. R.) liquidae. Von den anlautenden l. n. r. sind hl. hn. hr. noch unterschieden. — Das inlautende n fällt aus 1) vor s (nicht vor st. vgl. hernach die verbindung - nst) als: us (nobis) fus (promptus). 2) vor th. (nicht vor d und t, O I. altsächsische consonanten. liquidae. vgl. hernach -nd, -nt) als: other (alter) sith (iter) suith (fortis) sôth (verus) stôth (stetit) kuth (notus) muth (os). 3) vor f, als: fif (quinque). Weitere belege bietet die analogie anderer mundarten. Frage ist hierbei nur: ob durch den ausfall der vorausstehende kurze vocal lang werde? Dafür spricht zwar die länge des nord. fùs etc. nicht aber die kürze in oß (nobis) ödhrum (alteri, sadhr (verus) madhr (vir) etc. Freilich hat other (goth. anþar, alth. andar) und sôth, suoth (? goth. sanþs, alth. sand) etwas auffallendes, man sollte ather, sath erwarten; of- fenbar ist hier eine änderung, keine verlängerung des vocals (sonst würde âther, sâth stehen) vorgegangen, nämlich sôth, suoth scheint der ablaut von santh und other ablaut von anther, ein goth. unþar voraussetzend. Diese ansicht gewinnt durch die vergleichung des anzu- nehmenden alts. toth (dens) mit dem goth. tunþus und alth. zand. Wahrscheinlich bleibt also der vocal auch nach ausgestoßenem n kurz, wie vorher. — Das inlau- tende r ist wie im alth. (oben s. 121.) zum theil aus ursprünglichem s herzuleiten (vgl. nerjan, goth. nasjan) ja die neigung zum schwirrlaut mag im alts. noch vor- herrschender als im alth. seyn. Wenigstens finde ich grûri (horror), welches alth. wohl noch grûs oder grûsi lautete. — Die angels. versetzung des r bei folgendem s und nn tritt nicht ein, es heißt z. b. gras, hros, brin- nan, rinnan (angels. gärs, hors, birnan, irnan). gemination. Ich finde anzumerken, daß die am in- laut entspringende gem. häufig auch im auslaut geschrie- ben wird, folglich auch gesprochen worden ist; vgl. spëll (nuncius) fëll (cutis) thimm (obscurus) gewinn (bellum) mann (vir) brunnjo etc. doch daneben spël, grim, wam, man, im gen. beständig spëlles, grimmes, wammes, mannes. Damit hängt nun zusammen, daß sogar im ablaut von fallan und wallan die gem. bleibt: fêll, fêllun; wêll, wêllun (alth. fial, fialun), vielleicht mit in ë verwandeltem ê, wiewohl diese annahme nicht nothwendig scheint, da hier ê kein organischer diphth. ist und in consonantverbindungen. z. b. wêld, wêldun (alth. wialt, wialtun) ebenfalls bleibt. — Weitere bei- spiele von geminationen sind: all (omnis) galla (fel) hellja (tartarus) selljan (tradere) telljan (narrare) quelljan (necare) stillo (quiete) filljan (percutere) willjo (voluntas) grimmes (austeri) frummjan (agere) brinnan (ardere) in- nan (intus) minnja (dilectio) cunni (genus) sunna (sol) I. altsächsische consonanten. liquidae. wirran, warr (confundere) hërro, stërro, merrjan (impe- dire) etc.; ënna (unum) ist aus ênana oder einer um- setzung von ênan zu erklären. — In viele wörter ist die gem. noch nicht gedrungen, z. b. himil, hamor (malieus) und besonders merkwürdig haben einzelne ableitungen die alte, einfache liq. behalten, z. b. kuning und kuni- burd (propago), neben dem schon gewöhnlichen kunni (genus, goth. kuni). verbindungen der liquidae. — LM. qualm. dualm. hëlm. holm. folma. — LP. gëlp. hëlpa. LB. halb. dëlban. sëlbo. wofür bisweilen lf, wenigstens auslautend ge- schrieben wird. — LT. smult (serenus) suëltan (mori) salt. malt etc. LD. ald. kald. haldan. sëldlîc. meldôn (prodere) spildjan (perdere) hild (pugna) skild. LTH. scheint schon mit ld vermengt zu werden, indem ich beldjan und huldî st. belthjan, hulthî finde. — LK. folc. elcôr (alias) contrahiert aus elicôr. LG. galgo. bëlgan. folgôn. tulgo (valde). — MN. stëmna (vox) dem goth. stibna gleich; simnen (semper) wofür jedoch simlen, simla, simblon üblicher, scheint zus. ziehung (alth. simblun, simbulun). MB. umbi. cumbal (signum). — NT. ant- (unorganisch st. and-, aber stets so geschrieben) tuentîc (viginti) wintar (hiems). ND. hand. land. kind. bindan. mund (tutela) gisund, ârundi etc. kein nth, auch kein organisches ns, indem spunsja (spongia) fremdes ur- sprungs. NST. anst (gratia) consta (novit) farmonsta (in- ficiabatur). NK. thank. benkî. skenkjo (pincerna) palën- cea (palatium) wlenkî (arrogantia) drinkan. rink (procer) dunkar (obscurus) unk. NG. lang. gimang. hangan. gangan. bitengi. hring. thing. thringan. thuingan. hungar. tungal (sidus). — RL. ërl (homo). RM. arm. farm (onus) irmin. formôn (prodesse). RN. darno (clam) barn. îsarn. gërno (sollicite) thiorna. thorn (spina) torn (ira) gnornôn, gornôn (moerere). — RP. scarp. wërpan. RF. suarf (ter- sit). — RT. suart (niger) herte (cor) wurt (radix). RD. gard. ardôn. hard (durus) burd. word (verbum) wurd (fatum). RTH. warth (fiebat) wërth (dignus) ërtha (terra) morth (homicidium) forth (ultra). — RK. marca. stark. wërk. suërkan (caligare) mirk (tenebrosus). RG. bërg. sorga. morgan. burg. — Wie im alth. gründen sich ver- schiedene dieser formen auf zus. ziehung, namentlich: rl. rm. rg, indem ërl, arm, bërg ein älteres ëral, aram, bërag voraussetzen, welche theilweise wirklich noch vorkommen. — O 2 I. altsächsische consonanten. labiales. (P. B. F. V. W) labiales. (P) die ten. behauptet ganz den goth. organischen character, ist folglich anlautend höchst selten, vgl. plë- gan (exercere) pîna (cruciatus) pêda (tunica) oder fremde wörter u. namen, wie palëncea, pascha, pêtrus, para- dysi. In- und auslautend häufiger: scapan, scôp; sta- pan, stôp; scarp. wâpan. scip. gëlp. opan. hlôpan, hliop. biscôp. côpôn. diop. slopjan etc. (B) auch die media macht als anlaut kein beden- ken und entspricht genau der gothischen. Desto schwie- riger sind die in- und auslaute, Ein reines b. läßt sich mit sicherheit nur für die einzige form mb annehmen, wofür ich außer umbi (praep.) und cumbal (signum) nichts belegen kann, ebendahin würden kamb (pecten) lamb (agnus) dumb (mutus) etc. gehören. In allen übri- gen fällen glaube ich gilt ein aspiriertes bh, wiewohl es die münchn. hs. eigentlich nicht schreibt, aber die cot- ton. scheint es häufig ƀ zu schreiben und beide hss. zu- weilen v. Diese beschränkung der med. stimmt völlig zu der angels. u. nord. einrichtung, fand aber schon theilweise im goth. (oben s. 55. 56.) statt und hat sich im sächs. nur mehr entwickelt. Für den auslaut wird man sie leicht zugeben, wirklich kommt meines wißens in der münchn. hs. kein einziges auslautendes b. vor, sondern beständig wird graf (sepulcrum) gaf (dedit) wîf (femina) etc. in der cotton. hingegen, neben dem- selben f einigemahl auch noch grab, gab, wîb und vermuthlich mit ƀ grabh, gabh, wîbh geschrieben. In- lautend schreibt die münchn. grabes, gâbun, wîbes; die cotton. entw. ebenso, oder vielleicht wechselnd grabhes etc.; für diesen inlaut wage ich noch nicht, die reine med. allerwärts zu verstoßen, sondern nehme lieber schwanken zwischen b und bh. an. (BH) ƀ, bh Ich bediene mich der auflösung bh , weil der typus ƀ mis- rathen ist. , v; diese asp. tritt nur in- und aus- niemahls anlautend ein. 1) der auslaut b oder bh. steht bloß in der cott. hs. zu- weilen neben dem f. wenn ein vocal vorausgeht, z. b. wîbh. lîbh, gabh. hobh (aula) ruobh (illustris) etc.; nach consonanten stehet immer f. Dieses schwanken zwischen b. bh. f. entspricht dem goth. schwanken I. altsächsische consonanten. labiales. zwischen b und f in den nämlichen wörtern (s. 55.); nur daß im goth. die reine med. nach l. m. r.; hier lediglich nach m, nicht nach l. r. folgt. Im alth. ha- ben einige dieser auslaute ein p (b) als: wîp, gap; andere ein f, als hof. Im angels. u. nord. gilt durch- gängig f dafür. 2) der inlaut b, bh ist weit häufiger und findet sich in allen wörtern, die auf b, bh oder auf f (dem ein vo- cal oder consonant voraussteht) auslauten, z. b. wîbhe, lîbhe, scrîbhan, scribhun, gâbhun, hobhôs (aulae) thiobhôs, grabhe, huirbhit, sëlbho, suërbhan (tergere) etc. dann aber auch in solchen, wo der entsprechende auslaut unstatthaft ist, als: abharon (posteri) suëbhan (somnus) hëbhan (coelum) gëbhan (oceanus) sibhun (septem) sebho (mens) hôbhid (caput) obhast (festina- tio) girôbhi (spolium) gilôbho (fides) bibhôt (tremit) fruobhor (solatium) etc. Dieses inlautende bh ist im goth. nirgend vorhanden, wenigstens durch kein schriftzeichen ausgedrückt, hingegen dem nord. und angels. inlaute f ganz angemeßen. Im alth. entspricht ihm a) meistens die unaspirierte med. oder gar ten. vgl. wîbes, scrîban, sibun, houbit und in der här- tern mundart: wipês, scrîpan, haupit. b) zuweilen die zweite asp. v. als in: avaron, hovâ etc. (oben s. 136.) und vermuthlich laßen sich dort wie hier dem schwanken des bh und v in die media keine feste grenzen vorschreiben, nur daß im alts. die asp. bh weit mehr wörter ergriffen hat. 3) eine andere ähnlichkeit mit dem alth. ist die wirk- lich in beiden hss. (also in der cotton. neben dem ƀ gleichbedeutig) eintretende schreibung u, das heißt v, und zwar beinahe nur inlautend: grave (sepulcro) bi- vôd (tremit) sëlvon (ipsi) fivî (quinque) tuelivî (duo- decim) druovôst (tristissimus) derevja (ignobiles) ruova illustres) bi-voran (antea) rôvôn (spoliare) etc. Hier dürfte ebenwohl stehen: grabhe, tuelibhî, derebhja, ruobha. Auslautend möchte u (v) höchst selten stehen. 4) da wo der auslaut f., statt bh, geschrieben wird, kann man zwischen ihm und dem inlaut bh umlautever- hältniß annehmen, z b. suarf (tersit) surbhun (terse- runt) thiof, thiobhôs; hof, hobhôs; gaf, gâbhun; alth. theils dem umlaut thiop, thiobâ; gap, gâbun, theils dem umlaut hof, hovâ begegnend. Schreibt sich der auslaut bh (thiobh, gabh) so hört diese an- I. altsächsische consonanten. labiales. nahme auf, wie im angels. und nord. von keinem umlaute rede ist, weil in- und auslautend f waltet (þëóf, þëófas). 5) wenn in der zus. ziehung ein cons. auf das inlau- tende bh folgend wird, so pflegt es sich in f zu wan- deln, was eine annäherung zum angels. system ist. vgl. ëfno (pariter) ôfstlîco (celeriter) hôfdu (capite) tuîflëan (dubitare) st. ëbhano, ôbhastlîco, hôbhidu, tuîbhalëan; doch finde ich auch hôbhdu oder hôbdu und habhdun (habebant) nicht hasdun. Es mögen für einzelne wörter diese oder jene formen gegolten ha- ben. — (F) wie im goth. angels. nord. nur so und nie auf- gelöst ph geschrieben, obgleich ph. die ursprünglichen bestandtheile des f lauts sind. Er steht im alts. 1) anlautend häufig, parallel dem goth. angels. und nord. anlaut f. 2) inlautend selten, nämlich a) in der verbindung ft als: haft, scaft, craft, aftar, oft etc. b) zuweilen bei syncopen statt des bh, als: ofstlîc, ëfno etc. wovon so eben geredet wurde. c) vertritt er in andern einzel- nen fällen das bh; so finde ich dûfa (columba), wo- für dûbha richtiger stünde. 3) auslautend häufig, sowohl für das alth. f als p vgl. ëf (op, oba) gaf (gap) suarf (suarp) wîf (wîp) fif (finf) hof (hof) etc. (W) der spirant bat die alth. schreibung un, welche ich gleichförmig durch das zeichen w wiedergebe. Ohne zweifel galt früher das einfache v wie im goth. angels. nord. und selbst mit runischer und goth. verlän- gerung des stiels, wie die spuren im hildebr. lied deut- lich zeigen. Seit man aber den alten buchstab verlernte und das einfache lat. u für die asp. bh zu schreiben anhub, bekam, wie im alth., der spirant nothwendig das geminierte un; nirgends finde ich dafür vu geschrie- ben und nur einmahl uv (in êuve, êwe, lege). Ob nun die aussprache des alts. w anders als die des goth. und nord. v war? der (s. 138. 139.) vermutheten alth. ähn- lich? will ich unentschieden laßen und bemerke 1) das anlautende uu vereinfacht sich bei folgendem vo- cal u in u, als: uurd (fatum) uunsam (jucundus) uur- I. altsächsische consonanten. labiales. dun (fiebant) uurdi (fieret) uunder (res mira) Ausnahmsweise oder fehlerhaft zeigen die hss. auch einige uuu d. h. wu z. b. wurt (radix). . Ebenso steht in den verbindungen hu- su- tu- thu- (vgl. oben s. 141.) kein huu- suu- etc. es mag ein vocal folgen, welcher will, z. b. suëltan, sualt, suultun; thuingan, thuang, thuungun Einmahl sogar të-sungan (zerschwungen) f. tesuungan. . In allen solchen fäl- len scheint der spirant allerdings einfacher gelautet zu haben, als da, wo er uu geschrieben steht. 2) das inlautende w steht nach kurzem und langem vo- cal. In jenem fall entwickelt es sich gewöhnlich aus einem u, welches ursprünglich oder noch auslautend mit jenem kurzen vocal einen diphth. bildete, vgl. scawôn (contemplari) glawa (prudentes) trëwes (arbo- ris) thiwa (ancilla) gitriwi (fidelis) niwi (novus) hriwîg (poenitens); belege mit vorausgehendem o, u sind mir unerinnerlich: Aber auch von dem unorganischen auw und iuw statt aw, iw (oben s. 144. 145.) zeigen sich spuren, namentlich gihauwan (caesus) und iuwes, iuwan (vestri, vestrum) häufig, niemahls iwes, iwan. In gisëwan (visus) farliwan (concessus) spiwun (spue- bant) stammt w nicht aus einem zum wurzelhaften diphth. gehörigen u, wie die vergleichung des goth. saíhvans, leihvans, spiwun lehrt. Das gilt auch von den fällen, wo dem w ein langer vocallaut vorausgeht, vgl. blâwes (lividi) sàwun (videbant) hrêwes (funeris) êwes (legis) êwîg (aeternus) hîwiski (familia). Beispiele des w in endungen sind: garawen (parare) narawo (prope) balowes oder baluwes vom nom. balo. Zu- weilen fällt das w gänzlich aus, vgl. sêola, bûan, gitrûôn (goth. sáivala, báuan, gitráuan); ein gleiches geschieht, wie im alth. nach consonanzen (s. 147.). Von der berührung des inlautenden w mit h unten beim h. 3) auslaut ist w niemahls; das inlaut. w wandelt sich auslautend in u oder o und verbindet sich entw. mit dem vorstehenden kurzen vocal in einen diphth. (trëo, arbor; trëu-lôs, infidelis) oder, wenn er lang war, bildet es eine eigne silbe (êo, lex; hrêo, funus; hîu familia) wofern man hier nicht einen triphth. anneh- men wollte. Jene beiden adj. haben den auslaut garu, naru. — I. altsächsischec onsonanten . labiales. linguales. gemination inlautender labiales ist äußerst selten. PP. nur in der partikel upp, uppi, uppan; upp entspricht dem alth. ûf, das mit gekürztem voc. auch in uphe, uffe übergeht. — BB. nur in hebbjan (habere) libbjan (vivere) sibbëa (cognatio), wiewohl sich noch andere vermuthen laßen. Dies bb gibt zugleich einen grund für die inlautende med. ab, da die asp. bh nicht gemi- nieren könnte. — Eben so wenig findet ein alts. FF statt. labialverbindungen; unter den anlautenden kommen pl . pr . kaum vor, jenes in plëgan; bl . br . fl . fr . desto öfter; beispiele wären überflüßig. Aber die anlaute wl . wr . müßen gesammelt werden, ich finde in meinen bruchstücken: wlit (facies) wlîtan (conspicere) wlenkî (insolentia) wrëkan (persequi) wrekkjo (exsul) wrîtan (scribere) wrêth (iratus) wrôht (criminatio, lis) welchen fich aus dem vollständigen text und aus der analogie des goth. und angels. noch andere werden zufügen laßen. — Inlautend kommt die einzige verbindung ft vor, die ich vorhin beim f berührt habe. — (T. D. DH. TH. Z. S.) linguales. (T) organisch wie im goth. und sich von der med. und asp. rein absondernd (sôtan ist dulcem, sôthan aber verum); eine ausnahme hiervon macht doch der auslaut, wo ich zuweilen fehlerhaft t statt der asp. finde und gewiß nicht aus bloßem schreibfehler. Namentlich ste- het immer quat (ajebat) und nie quad oder quath ge- schrieben Vielleicht weil sich diesem quat stets pron. oder part. an- lehnt, quat-hie, -siu, -that? denn für loquebatur, ìm eingang eines satzes, steht nicht quat, sondern sprak, z. b. thuo sprak etc. , hingegen im pl. quâdun oder quâthun, nie quâtun. Das tadelhafte ant- für and- ist vorhin s. 211. angemerkt worden. Ferner hat manchmahl die III. sg. und pl. ein falsches t, als: habit, sagit; blôjat (florent) dôjat (moriuntur); endlich das part. praet. als: farcôpôt (venditus). Vielleicht sind diese und ähnliche anomalien einfluß der alth. schreibweise. (D) 1) der anlaut scheidet sich genau von der ten. und asp.; beispiele: dag. darno (occulte) dëlban. dunjan (tonare) dâd. diop. diuri. dôjan. duon. duom. drohtîn. drôr etc. 2) der in- und auslaut hingegen ist entw. a) organisch, d. h. dem anlautenden d entsprechend. Hierher na- I. altsächsische consonanten. linguales. mentlich die endung des schw. praet. -da und fol- gende belege, außer den vorhin angeführten formen ld. nd. rd: blad. bladu (solium) fader. sido (mos) god (Deus) dâd. giwâdi. râd (consilium) bêd (exspectavit) pêda (tunica) îdis (femina) glîdan (labi) blôd (sanguis) gôd (bonus) môd (animus) hlûd. thlod. liud. hiudû. b) oder unorganisch für die asp. gesetzt, wiewohl hier erst genaue einsicht der hss. erforderlich wäre, weil sich das gestrichene d leicht übersieht. So finde ich: oder (alter) samad (simul) brûd (uxor) mid (praep.) etc. wo die asp. richtiger schiene, nach goth. maßstab mindestens. Nur muß theils das schwauken der goth. mundart selbst, zumahl der umlaut des auslauts þ in den inlaut d (oben s. 62.); theils erwogen werden, daß jede mundart einzelne wörter anders bestimmt haben könnte, wie z. b. das alth. got (Deus) mit, miti, brût ein alts. god. mid. brûd bestätigen, im gegensatz zu dem goth. gnþ, miþ, brûþ. Vollständige verglei- chung beider hss. wird auch hier weiter führen, die münchn. scheint mehr unorganischer d zu enthalten, als die cotton., wo daher letztere in denselben wör- tern aspiriert, ist ihre lesart vorzuziehen. 3) fehlerhaft ist d statt t Auch ecid (acetum) sollte seinem ursprunge nach ecit lauten. , aber nur in dem einzigen sëdel (thronus) gen. sëdles, gebraucht, welches doch zu sitan (sittjan) gehörig scheint, wie denn im goth. sitls und angels. sëtel, sëtl steht. Inzwischen lautet das wort auch im hochd. sëdal, gisidili und nicht sëƷal, gisiƷili, (erst im neuh. findet sich seßel) so daß die anomalie ihren guten grund haben und d über- bleibsel der uralten media seyn könnte (vgl. oben s. 152.). (DH. TH.) vor allem fragt es sich: ob eine doppelte asp. nämlich dh unterschieden von th anzunehmen sey? Geschrieben wird letztere nie mehr mit dem goth. an- gels. und nord. þ, sondern überall in th (wie im alth.) aufgelöst; dh hingegen nie so aufgelöst, sondern durch das gestrichene ð bezeichnet, wie im labiallaut bh durch ƀ, während dort das alte einfache zeichen f für ph ge- blieben ist. Auch darin bewährt sich die analogie bei- der lautreihen, daß im anlaut nie dh und bh, sondern nur th und f (ph) gelten Das zwischen hoch- und niederd. einstehende hild. lied gebraucht zwar ð (neben d) im anlaut, aber ebenso wie J. das dh (oben s. 162.) nämlich ganz für das daneben nicht vorkommende th. , also dh und bh auf den I. altsächsische consonanten. linguales. in- und auslaut beschränkt bleiben. In- und auslautend kommt th in der verbindung rth vor (wiederum ähnlich dem rf), weder nth noch nf treten ein (in beiden fäl- len wird n elidiert) und lth. lf. vermengen sich frühe mit ld. lb. Die unterscheidung des th und dh scheint mir jedoch für den fall, wo in- oder auslautend vocale vorhergehen, wenigstens ohne genauere vergleichung beider hss. fast unausführbar, da sich theils th und dh, theils dh und d untereinander vermengen und dh in meinen bruchstücken überhaupt selten steht. Zwar misch- ten sich in gleichem falle auch f. bh und b; allein f galt vorzugsweise für den aus-, bh für den inlaut. Analog möchte man nun th auslautend setzen und dh inlautend, inzwischen finde ich th viel häufiger auch inlautend ge- schrieben, als f. — Belege des anlautenden th: thagôn (tacere) that. thanan. thank. thenkjan. thëgan. thing. thuingan. thringan. tholôn. thoh. thurh. thunkit. thîn. thiod. thiob. thionôn. thius. thuo (tum) etc. In- und auslautend fordern th a) die formen rth (vorhin s. 211.) b) die fälle, wo n vor dem th ausgefallen ist (vorhin s. 209.). obschon hier auch dh gebraucht wird. Gleich- gültig scheinen th und dh in den subst. endungen -itha, -ith, -uth, desgleichen in einzelnen wörtern, als: frithu, lithî (artus) ithur (rursus) scatho (latro) âthom, quâthun, bêthja (ambo) wrêth (iratus) blîthi (laetus) sîthôr (postea) ôthi (facilis) ôthil (possessio) etc. nur daß dh eher auf die fehlerhafte verwechslung mit der med. d führte. (Z) habe ich nur zweimahl angetroffen, in blid- zëan (benedicere) und lazto (ultimus); in beiden fällen steht es gleich dem goth. z als inlautende trübung des sauselauts, entspricht also keinmahl dem alth. zischlaut. Daher auch, neben lazto, lasto (contr. aus latôsto) ge- schrieben wird und blidzëan angels. blëdsjan, blissan. Es laßen sich noch andere beispiele denken wie: bezto (optimus) st. besto (contr. aus betisto). In fremden wör- tern, wie zacharias, nazareth, hat z ebenfalls mehr den sause-, als den zischlaut. (S) der reine, einfache sauselaut ist anlautend sehr häufig und auslautend in mehrern endungen; seltner (wegen des übergangs in r) in den wurzeln, folglich auch inlauten. Belege der letzteren art sind: was. gras, grases. thius, theses. suâs (domesticus) frêsôn. rîsan. wî- sôn. môs, môses. lôs, lôsjan. fus, fusjan. niusjan; vgl. auch fëlis, fëlisis; îdis, îdisî; egiso, egisun etc. I. altsächsische consonanten. lingual. guttural. gemination inlautender linguales. TT; beispiele: scatt, scattes. sittjan (sedere) gewittjes (mentis) flëttea (atrio) settëan (ponere) hettëan (persequi, hetzen) lettëan, latta (morari); sodann die s. 155. angegebenen wörter. die im alth. die organische ten. beibehalten, namentlich bittar, hluttar (limpidus). In grôttûn oder gruottun, sattun ist tt assimilation st. grôtdun, grôtidun. setidun. — DD. beddi. biddjan. inwid, inwiddjes. thriddjo. middil. queddjan, quedda, (salutare) lêdjan, lêdda (st. lêdida) ducere, muddi (modius). Neben quedda sindit sich quet- da, so wie cu t dî (nuncia) st. cuddî oder cuthî; man vgl. das alth. td. s. 168. — Die asp. geminiert so wenig als f. — SS. bildungen auf -nessi; sodann: cussjan. wissa etc. lingualverbindungen. 1) anlautende. tr . trego (dolor) trëo (arbor) triwi (fidus). tu . tuiflëan tuê. tuêho. dr . drohtîn. drincan. dragan. du . dualm. thr . thrac. thregjan (torquere) thringan. thrim (multitudo) thrî. thrîsti. thu . thuingan thuahan. sc . scr . sl . sm . sn . (sniumo) sp . sp r. si . sir . su . (suâri. suâs. suëster. suêt. suitho. suîgôn. sui- gli. suogan [strepere] etc.) — 2) inlautende. sc . flêsc. fisc. hosc. sp . cosp (compes) hosp (contumelia). st . gast. fast. lasto. restjan. lastar. besto. list. gêst. lêstjan. thrîsti. ôstar. thiustri. briost. costôn (tentare) lust etc. custa, lêsta stehen f. cusda, lêstda. nsi . oben s. 211. angemerkt. (K. G. J. H. Q.) gutturales. Wie im goth. mangelt die asp. gänzlich, scheinbare ausnahmen lîchamo (corpus) sind in lîc-hamo auf- zulösen. (K. C.) beiderlei schreibung der ten wechselt gleich- gültig ab; streng geschieden ist die media. Bemerkens- werth steht c auch vor e und i und vermuthlich mit der aussprache k, da wenn nach alth. weise der zisch- laut gesprochen worden wäre, man s geschrieben haben würde, wie sich spongia in spunsja wandelte. Die bei- spiele sind: ecid (acetum) vgl. oben s. 68. crûci (crux) und palëncëa (palatium); ebenso dürfte cêsar, celic (ca- lix) stehen, welche ich kêsar, kelik geschrieben finde. Freilich vermag ich kein krûki oder palënkëa zu bele- legen, in solchen fremden wörtern könnte das c eine andere aussprache, etwa die von s oder ds gehabt haben? (vgl. unten beim angels. c); indessen hebt die seltene, aber doch zuweilen auch in achtdeutschen, welche ge- I. altsächsische consonanten. gutturales. wiß den k laut haben, stattfindende schreibung c vor e und i [z. b. gleich eingangs der cott. hs. rîcëo = rîkjo] allen zweifel. (G) diese med. hält sich stets innerhalb ihrer orga- nischen grenze und bleibt an- in- und auslautend die- selbe Warum mehrmahls wîhrôg (thus) st. wîhrôk, neben dem richtigen rôkfat (thuribulum) stehet, begreife ich nicht; alth. wîhrouh, wîrouh T. 2, 3, 4. 8, 7. O. I. 17, 129. gl. mons. 322. 331, 338. . (J) wird so wenig hier, als im alth. durch die schrift ausgezeichnet, beruht aber auf gleichem verhält- niß, und weil ich das alts. u in u und v scheide, muß ich auch i in i und j scheiden. 1) anlautend: jung, juguth, jâr, jâmar; vor e, ë, ê und i, î in g übergehend: gi (vos) gëhan (fateri) gihis und gêr (annus, welches einigemahl neben jâr vor- kommt); vor den übrigen vocalen mit gi- wechselnd, als: gio (unquam) giungaro, giâmar. Dieses gio etc. ist mit dem zweisilb. hiatus, z. b. gi-opanôd nicht zu verwechseln. 2) inlautend häufig in flexionen z. b. wâgjes, rîkjes, grûrje, eggjun; frâgojan, scadojan, sajan, dôjan, nenn- jen, lêstjen etc. Vor a pflegt es gerne in ë überzu- gehn, als rîkëas, lêstëan und beiderlei form scheint völlig gleich. (H) dem goth. h parallel und nicht, wie im alth. daneben die goth. ten. vertretend, daher wörter wie ac (sed) ik, mik, ôk, lîk, bôk genau geschieden von: hôh, wîh (templum) noh, thoh, sah etc.; ebenso die inlaute mikil, têkan, biker (cyathus) lacan, makôn von slahan, fâhan, tëohan, thîhan etc. Hier noch andere beispiele des in- und ausl. h: fërah (vita) thuruh (praep.) frata- hun (ornamentis) trâhnî (lacrimae) mâhljen (loqui). Man merke 1) selten fällt der spirant aus, doch steht thuru f. thu- ruh, fillju f. filhju. 2) vorgeschoben ist der anlaut h im pron. hë, hie (ille) aber die übrigen fälle haben kein h, sondern is, ina, it etc. (s. unten beim pron.) 3) vor t wandelt sich ten. und med. in h; daher die schw. praet. mahta, thahta, êhta, sôhta, wahta, I. altsächsische consonanten. gutturales. thûhta, warahta etc. st. magida, êgida, sôkida, weki- da etc. Vor d bleibt aber g als: wrôgda, sagda etc. Vgl. auch in der conj. den übergang von slahan, hla- han, thuahan in slôg, hlôg, thuôg; thîhan in githigan. 4) wechsel zwischen w und h in sâwun (videbant) und sâhun, das part. hat immer gisëwan, farliwan, wie der inf. immer sëhan, farlîhan Die vergleichung des goth. lehrt, daß beide h und w in diesen verbis organisch, mithin nicht untereinander wech- selnd, sondern bald eins, bald das andere geblieben find. Daher hat thîhan etc. im part. nicht githiwan sondern githigan, weil auch im goth. kein w mitunterlauft. ; knëo macht knëo- hes st. knëwes; tuêho (dubitatio) scheint das alth. zuîvo (? zuîwo); fraha (hilares) alth. frawe; fraho, frôho (dominus) alth. frô, goth. fráuja; fratah (orna- mentum) angels. frätuv. Die länge oder kürze des ei- nem solchen h vorausgehenden vocales erfordert wei- tere untersuchung. vielleicht ist frâha, frâho zu setzen; im fr. essen. steht der nom. frâ (laetus) [st. frau?]. — gemination inlautender gutt. KK. rekkëan (tendere) wrekkjo (exsul) und so gewiß noch andere. GG. segg- jan (narrare) segg (nuncius) leggjen (ponere) eggi (acies) thiggëan (accipere) huggjan (meditari). Dies gg mit dem goth. nicht zu verwechseln; der Gothe geminiert alle diese alts. wörter gar nicht. — guttural verbindungen 1) anlautende, kl . kn . kr . ku . (welches aber beständig qu geschrieben wird); gl . gn . gr ; alle diese wird das glossar zur E. H. nachweisen, von gn . habe ich bloß gnornjan (moerere) und dafür mit elidiertem n häufig gornjan gefunden, was auch dem goth. gaúrjan näher liegt. Wichtiger sind die formen hl . hn . hr . hu ; die be- lege laßen sich aus den übrigen mundarten leicht ver- vollständigen: hlahan. hlêo. hlîdan (tegere) hlînôn (re- cumbere) hlëotan. hlôt (sors) hlôpan. hlûd. hluttar. hnî- gan. hnêgjan. hrên. hrêô. hriwîg. hrîsan. hrînan. hring. hrôpan. hrôrjan (tangere). hrori (ruina). huë, huës. huerbjan. huîla. huît. — 2) inlautende. hs wird so und nicht x geschrieben: fahs. ahsla. wahsan. wëhslôn. sëhs; x wäre ks, das in keiner wahrhaften verbindung vor- kommt. ht ahtjan. maht, naht. braht. slahta. ambaht. githaht. forahta. fëraht. toraht. wiht. rihtjen. drohtîn. lioht. wrôht. vgl. die vorhin angeführten schw. praet. I. angelsächsische vocale. Angelsächsische buchstaben. Der ansehnliche vorrath von denkmählern, deren bedeutendste auch im druck bekannt gemacht worden sind, hat noch keine critische und sichere festsetzung des angels. alphabets herbeigeführt, worauf doch eine nähere untersuchung der spielarten des dialects nach ort und zeit gegründet werden muß. Hic k es vorstellung von einer dänisch - sächsischen und normännischen pe- riode kann, wenigstens in der weise, wie er sie durch- führt, nicht gebilligt werden. Gründlichere einsichten würden aber von genauem studium der hss. selbst, das nur in England vorzunehmen wäre, abhängen; ich habe mich hauptsächlich an die ältesten quellen, nämlich an die poëtischen gehalten und mittelst der analogie der übrigen deutschen sprachen gestrebt, die angels. buchsta- benlehre sorgfältiger aufzufaßen, als bisher geschehen war. Angelsächsische vocale. Leider bezeichnen die ausgaben und vermuthlich die hss. selbst in der regel gar keinen gedehnten vocal, welches die untersuchung außerordentlich erschwert. In- dessen finden sich beachtungswerthe spuren einer solchen bezeichnung und zwar doppelter art: 1) zuweilen wird statt des gedehnten lauts die gemination geschrieben, vgl. Boeth. 150 b vaa, 157 b 169 b 173 a etc. good; andere belege schlage man bei Lye nach, unter aa, aac, aad, aar, faag, gaast, gaad, laad, maal, maan, raa, vaa, vaad; briig, riip, tiid; hood, oo, moor, roop, voo, vood; tuun etc. 2) zuweilen das dehnzeichen und zwar theils der acutus (wie in nord. hss. und drucken) theils der circumflex. So findet sich im Boeth. 193 b ís, 190 a á; häufiger ist der gebrauch in der Paraphr., es mögen einige hundert wörter im ganzen gedicht bezeichnet seyn, darunter für alle fünf vocale, doch häufig in den näm- lichen wörtern, so daß, einmahl die regel der dehnung festgesetzt, nur in wenigen einzelnen fällen die helege von wichtigkeit sind. Hier beispiele: á, vá, má, ár, gár, mán; éd, éce, égor, récas; tír, mín, tíd; ór, gód, ahóf, fón; fús, scúr, búan, bú etc. Vermuthlich ist keine alte hs. ganz ohne solche vocalzeichen; der herausgober des Beovulf scheint sie nicht geachtet zu haben, ich treffe im druck kein einziges beispiel an. Den circumflex setzt Lambard in der archäonom. aber ebenfalls schwan- kend, z. b. â, âþ, hâl, gân, tâ, bân, lâc; bêc, gê s , fêt; I. angelsächsische vocale. fô, dô, hô, fôt, bôt, stôd; ût, cû etc.; ich möchte wißen, ob seine hs. ebenfalls den circumflex oder vielleicht den acutus hatte? Ubrigens ist wegen der seltenheit der be- zeichnung insgemein zu erwarten, daß weder schreiber noch herausgeber ihre wahre bedeutung verstanden ha- ben, daher in einzelnen wörtern keine volle beweis- kraft für die natur des vocals in ihnen liegen mag. Vielleicht finden sich aber in England unter den ältesten hss. einige mit sorgsamerer accentuation. deren genauer abdruck alsdann eine menge von zweifeln lösen würde. Ich bediene mich überall des circumflexes st. des acutus für den gedehnten laut, des acutus hingegen zu näherer bestimmung einiger diphthongen. Das übrige wird die abhandlung des einzelnen darlegen. (A) das reine, kurze a ist beschränkter als in irgend einer andern deutschen sprache; da wo es im goth alth. alts. und nord. statt findet, wechseln im angels. a, ä und ëa, doch nicht willkürlich, sondern jeder dieser laute in eigner begrenzung; a tritt ein 1) in den flexions- oder ableitungsendungen, -a, -as, -an, -aþ, -al (wofern nicht einige derselben â haben). 2) wenn auf das wurzelhafte a die gemination mm und nn folgt, z. b. svamm (fungus) vamm (macula) mann (homo) vann (lividus); hierher auch die praet. vann, spann, cann etc. Gewöhnlich wird im auslaut die gemination nicht geschrieben, sondern svam, man, van; in der flexion wird sie sichtbar: svammes, man- nes, se vanna Da arn (cucurri) für ran (d. h. rann) steht, so wird auch das a nicht befremden, während sonst die verbindung rn ein ëa vor sich fordert. . 3) ebenso, wenn die verbindung mp. mb. nt. nd. nc. ng. folgt; beispiele: camp (pugna) lamb (agnus) gigant (gigas) plante (planta) dranc. svanc. vlanco. lang. gan- gan. vang. (campus) etc. 4) folgt ein einfacher cons. so steht a nur, wenn an die- sen cons. wieder ein a, o, u, ja, der flexions- oder ableitungssilbe stößt; beispiele: sacan (causari) scacan (quassare) hladan (onerare) scafan (radere) stapan (gradi) faran (ire) starjan (intueri) vafjan (mirari) naca (cymba) draca (draco) macôde (fecit) maga (stomachus) hama (cutis) nama (nomen) tama (domitor) amuling (oriun- I. angelsächsische vocale. dus ab Amalo) sacu (causa) lagu (aequor) laþu (invi- tatio) mago-tuddor (propago) hagol (grando) ganot (fulica) sadol (sella) gamol (vetus) hafoc (accipiter) stapol (gradus) atol (deformis) salovîg (ater) hara (lepus) etc. Hauptsächliche wichtigkeit bekommt die regel in der declination, indem wörter, die auf einf. cons. endigen, ihr ä in a umlauten, sobald eine flexion auf a, o, u hinzutritt, z. b. mäg (filius) däg (dies) hväl (cetus) im pl. magas, dagas, hvalas; gen. maga, daga; dat. magum, hvalum; desgl. bei neutris: fät (vas) gläs (vitrum) pl. fatu, glasu; fata, glasa; fatum, glasum; und in der adj. decl. wo lät (piger) gläd (laetus) im fem. latu, gladu oder im dat. pl. latum, gladum be- kommen. Doch in diesen fällen ist a weniger um- laut, als vielmehr rückumlaut. Ausnahmsweise scheint ein solcher auch zu gelten, wenn die verbindung st und sc auf das ä folgt, z. b. gäst (hospes) mäst (ma- lus) äsc (fraxinus) pl. gastas, mastas, ascas; nicht aber bei andern cons. verbindungen. Hieraus ergibt sich, daß kein a stehe α ) wenn der einf. cons. auslautet, d. h. ihm keine flexion a, o, u nachfolgt, z. b. stäf (baculus) frät (voravit) β ) wenn dem einf. cons. die endung e folgt, z. b. stäfes, stäfe, väter (aqua); hier scheint die adj. decl. eine ausnahme zu machen, wovon erst dort gehandelt werden kann. γ ) wenn andere, als die vorhin angegebenen doppel- consonanten auf den wurzellaut folgen, unerachtet ein a, o, u der flexion nachkommt; die wurzel hat alsdann ein ä oder auch ëa, z. b. cräft, gen. pl. cräfta; äcer, pl. äcras; ëarm (miser) ëald (vetus) etc. In der ver- bindung ld scheint jedoch noch a neben dem üblichern ëa zu gelten, wenigstens finde ich in den ältesten hss. sowohl valdan (imperare) aldor als vëaldan, ëaldor etc. geschrieben. — Endlich bemerke man, daß zumahl spä- terhin in den fällen 2 und 3 nicht selten o für a vor- kommt, als mon, vom, long, gongan f. man, vam, gangan; auch im 4ten sall bei folgendem m, als homa, noma, gomol, se vonna, f. hama etc. nicht aber für das rückumgelautete a. Die ganze zerlegung des kur- zen a-lauts in drei verschiedene laute a, ä und ëa hat auf den ersten blick etwas auffallendes, erläntert sich aber sehr durch die nicht bloß im angels. sondern auch in den andern mundarten gangbare völlig analoge spaltung des kurzen i- und u- lauts. Nämlich das I. angelsächsische vocale. angels. i zerfällt in i, ë und ëo; u in u und o und ge- rade wie die verbindungen mp, nd etc. den rel- nen, ursprünglichen laut beschützen, thun sie es bei den vocalen i und u, (vgl. die bemerkungen zum ëa und ëo). Freilich der rückumlaut zwischen ä und a hat bei den andern vocalen nicht auf dieselbe weise statt, aber die rückkehr des alten i in gevideru (tempestas) neben vëder, des y in hyrnën neben horn. bietet in der that eine sehr ähnliche erscheinung dar. Aus allem diesem erhellt übrigens, daß a der ältere und anfäng- lich alleinherrschende vocal gewesen, dem sich allmäh- lig die abarten ä und ëa zugesellten. (E) dieser vocal hat wie im alth. die zwiefache be- deutung e und ë, welche ich auf gleiche weise äußer- lich von einander unterscheide. 1) e ist umlaut des a und durch ein in der endung be- findliches ë (früher i) erzeugt, welches zuweilen weg- gefallen seyn kann. Belege: veb, vebbes (tela) neb, nebbes (vultus) hebban (levare) mecë (ensis) recëd (do- mus) veccan (excitare) hnecca (collum) bed, beddes (lectus) ved, veddes (pignus) egë (terror) trega (dolor) secg (nuntius) secgan (nuntiare) elë (oleum) selë (aula) hel, hellë (tartarus) ellen (robur) sellan (tradere) tellan (narrare) unvemmë (immaculatus) cempa (miles) men (viri) menë (monile) mennën (serva) fenn (palus) benn (vulnus) hen, hennë (gallina) engël (angelus) þengël (princeps) fengël (idem) hengëst (equus) betengë (gra- vis) gegengë (conventus) leng (diutius) banc, bencë (scamnum) vlencë (arrogantia) vrencë (fraus) þencëan (cogitare) lencten (ver) endë (finis) hand, hendë (ma- nus) grendël (n. pr.) sendan (mittere) ent (gigas) tventig (viginti) merë (mare) herë (exercitus) verjan (defendere) erjan (arare) bernan (urere) esnas (mercenarii) net, nettes (rete) flet, flettes (area) metë (cibus) settan (ponere). Man hat dieses e genau von dem folgenden ë so- wohl als von ä und ê zu scheiden, obschon in den hss. zahllose verwechselungen des e und ä eintreten, z. b. deg f. däg geschrieben wird. Den unterschied zwischen e, ë und ê kann man nicht aus den hss. ler- nen. In einigen wörtern, die in alten und guten hss. e haben, z. b. esol (asinus) brego (dux) hilft, weil die endung o keinen umlaut des a in e bewirkt, nur die annahme aus, daß eine frühere form esël, bregë im mittel liege. Andremahle steht e offenbar fehlerhaft, P I. angelsächsische vocale. wie in hrefn (corvus) eft (retro) st. hräfn, äft; äfter und eftör ließen sich beide vertheidigen, jenes durch die analogie des alth. aftar, dieses durch die des nord. eftir. 2) ë entspricht dem alth. ë, ist aber gleich dem a be- schränkteren umfangs, und zwar verhält sich ë zum ëo ungefähr wie a zum ëa. Nämlich als auslaut und vor einfachen l. m. n. r. s. t. d. dh. c. g. f. pflegt ë zu stehen, als: hë (ille) vë (nos) më (mihi) þëlu (tabu- latum) stëlan (furari) svëlan (urere) tëla (bene) vëla (opes) brëm (aestus) cvën (uxor) bëran (ferre) tëran (consumere) vër (vir) vësan (esse) sëtel (sedile) mëtod (Deus) mëtan (metiri) ëtonisc (giganteus) fëtel (catena) mëdo (mulsum) vëder (tempestas) cvëdhan (dicere) mëc (me) sprëcan (loqui) sëgen (signum) sëgel (velum) þëgen (minister) ëfen (aequalis) sëfa (mens). Doch tritt auch schon in einigen dieser fälle ëo ein, wie hernach ge- zeigt werden wird. Vor doppelconsonanten hat ë seltner statt, und oft ist dann ein vocal zwischen ihnen ausgefallen, vgl. hëlm (cassis) ëfne (pariter) etc. — Wie im alth. (s. 81. 82.) kehrt auch hier der alte i-laut zurück, vgl. brëcan, bricdh; stëlan, stildh; vëder, gevideru; þën (minister) þinën (ancilla) rën (pluvia) rinan (pluere). (I) entspricht dem reinen goth. i mit sicherheit nur bei darauffolgendem mm. nn. mp. mb. nt. nd. nc. ng, als grim, grimmes; vinnan, spinnan; gelimpan, timber; minte (mentha) grindan (molere) sinc (opes) drincan; hring, svingan etc. In allen andern fällen schwanken i, ë, ëo; doch haben viele angels. wörter i bewahrt, welche im alth. schon ë zeigen, z. b. die infin. gifan, ongitan, niman; weitere belege allenthalben. — Eigen- thümlich liebt der Angelsachse i vor h und ht , er setzt es oft st. a, ë, o anderer sprachen in diesem fall; belege unten bei den gutturalen. — Von der mischung des i mit y hernach bei letzterem. (O) von doppelter art 1) ersetzt es zuweilen, wie oben bemerkt, a in den ver- bindungen mm. nn. mp. etc. z. b. rom, rommes (aries) þonc (gratiae) sond (arena) vong (campus) etc., auch vor einfachen cons. namentlich vor d, m und n; so finde ich rodor (und nie rador) coelum, dem alts. rador ent- sprechend; gomel, noma, homa, hron (balaena) on (praep., hochd. an) und selbst nom (cepit). [Par. 11 und 16. steht I. angelsächsische vocale. hóman und nóm; ich kann mir nicht denken, daß hier ein gedehntes ô richtig sey, weil sich doch kein vông, rômmes annehmen läßt; vermuthlich sollte der acutus die verschiedenheit von dem gewöhnlichen o bezeich- nen]. Hierher scheinen mir auch die bildungsendun- gen -ol, -or, (alth. al, ar) zu hören. 2) und in der regel, entspricht es, wie im alth., dem goth. aú und u. Belege: die endung -o in mago, brego, die starken part. praet. mit dem ablaut o, god (Deus) boda (nuntius) ofn (fornax) ofer (super) cofe (cubile) toga (dux) volcen (nubes) bold (man- sio) gold (aurum) holt (silva) folm (manus) holm (insula) bolster (pulvinar) cnol, cnolles (vertex) bord (margo) vord (verbum) storm (procella) vorn (acervus) þorn (spina) tor, torres (turris) cosp (vinculum) hosc (ludibrium) botm (fundus). — Einigemahl vertritt dies o auch das ë (oben s. 82. 83.) z. b. in vosan st. vësan; voruld st. vëoruld, vëruld; umgekehrt ë das o, z. b. mërgen f. morgen. (U) gleichfalls zweierlei 1) dem goth. u parallel und zwar jederzeit vor den cons. verbindungen mm. nn. mp. mb. nt etc. (wie bei a und i) sodann in andern fällen, welche (außer den ablauten und endungen -u, -um) folgende wörter belegen: bucca (hircus) tuddor (progenies) ful (pocu- lum) full (plenus) fultum (auxilium) vuldor (gloria) sum (quidam) sumor (aestas) trum (firmus) hup (coxa) us (nobis) husl (sacrisicium) susl (supplicium) lust (vo- luptas) cudh (notus) mudh (os) tux (dens maxill.) etc. 2) dem goth. i, vgl. vuduve (vidua) vucu (septimana) vudu (silva, alth. witu) vuht f. wiht (aliquid) cvuc oder cuc f. qvic (vivus) svura f. svira (collum). In lufu (amor) steht es sogar für das alth. iu, io (? lûfu). (Y) y, kurzer und einfacher vocal 1) ursprünglich ist er als umlaut des u zu betrachten und verhält sich zu ihm, wie e zu a. Merkwürdig, daß die ältesten angels. denkmähler diesen im alth. unbekannten umlaut, der erst im mittelh. ü erscheint, besitzen; auch die nord. mundart besitzt ihn so frühe; die aussprache war ohne zweifel die des gr. v oder mittelh. ü. Der grund des umlauts liegt in dem i oder ë der endung, welches aber, gleich dem e, häu- sig weggefallen ist. Belege: tyddrjan (propagare) hygë P 2 I. angelsächsische vocale. (animus) fyllan (implere) ymb, ymbë (circum) cyn, cynnes (genus) cyning (rex) dynjan (tonare) byr, byrë (filius) byrne (lorica) hyrned (cornutus) vyrd (fatum) gemundbyrdan (tueri) tyrf (villa) þyrs (cyclops) fyrs (bruscus) vyrt (radix) fysan (festinare) cydhan (nun- tiare) und viele ähnliche, deren stämmen überall ein u gebührt, vgl. umb, full, fus etc. Nicht selten zeigt sich der umlaut in wörtern deren stämme das u bereits mit dem spätern o vertauscht haben, z. b. gydën (dea) gyldën (aurens) þyrnën (spinosus) styrman (saevire) and- vyrdan (respondere) cyspan (vincire) hyspan (irridere) hyrnën (corneus) etc. neben den einfachen god, gold, þorn, storm, vord, cosp, hosp, horn (s. oben 84. 85.); woraus zugleich hervorzugehen scheint, daß die goth. formen haúrn, þaúrn, vaúrd früher hurn, þurn, vurd lauteten. 2) schon in den ältesten quellen mischt sich jenes y mit dem vocal i, wodurch zweierlei fehler entspringen, nämlich a) schreibung und aussprache des wahren i wird verderbt und man findet z. b. gyfan, rynan, nymdh, cvydh etc., jedoch nie vor den mehrerwähn- ten verbindungen mm, nn etc. (also nie: grymmes, byndan) aber oft für das beßere ëo, z. b. gyfon. sy- fon, sylf, svyrd, yrmen etc. statt gëofon, sëofon, sëolf, svëord, ëormen. b) das wahre y wird mit i vertauscht, z. b. higë cining etc. geschrieben, wobei freilich die vorhin beim u gedachten übergänge zwischen u und i anzuschlagen sind. — Beide misbräuche, so häufig sie in allen hss. und büchern vorkommen, werde ich zu vermeiden suchen. (vgl. unten die zusammen- ziehung des anlauts mit der negation). 3) diese unterscheidung so wie die des y vom gedehn- ten ŷ hat, weil sie aus den hss. nicht zu lernen ist, im einzelnen, wo keine analogie anderer mundarten aushilft. schwierigkeit. Doch wird hier selbst jener fehler nützlich, denn wo die schreibung zwischen y, ë, ëo schwankt, kann von keinem ŷ die rede seyn. (AA) aa oder â steht nicht dem alth. und nord. â, sondern dem ei in diesen beiden mundarten, folglich dem goth. ái parallel und ist ein neuer grund dafür, daß jene ei früher ai lauteten. Die aussprache ist áa, dem goth. ái näher als éi. Beispiele: â (semper) vâ (vae) mâ (magis) tvâ (duo) bâ (ambo) râ (capra) âc (quercus) blâc (pallidus) vâc (mollis) lâc (oblatio) lâcan I. angelsächsische vocale. (ludere) spâca (radius rotae) fâcen (fraus) tâcen signnm âd (rogus) brâd (latus) gâd (cuspis) râd (paratus) hâd (conditio) vâd (isatis) hlâf (panis) hlâf-ord (nutritor, dominus, brotherr Contr. engl. lôrd; die volle form ins goth. und nord. übertragen würde seyn: hláifuzds, hleisoddr; alth. hleib- ort, leibort. lâfe (reliquiae) âgen (proprius) lâh (versicolor) hnâh (occidit) stàh (ascendit) lâh (com- modavit) gâl (salax) hâl (sanus) mâl (macula) hâm (do- mus) làm (limus) þâm (iis) fàm (spuma) ân (unus) flàn (telum) bân (os) stân (lapis) mân (scelus) svân (bubulcus) râp (funis) gràp (prehendit) âr (aes) âr (nuntius) âre (honor) bâr (aper) gàr (telum) làre (doctrina) sâr (vul- nus) þâra (eorum) hâs (raucus) snâs (veru) gâst (spiri- tus) lâst (vestigium) bât (exspectavit) hàt (calidus) hâ- tan (jubere) vlàt (aspexit) gevàt (ivit) bât (linter) âtor (venenum) gât (hircus) tât (alth. zeiƷ) Aus dem eigennamen tâtvin (alth. zeiƷwin) zu schließen. âdh (jura- mentum) lâdh (invisus) vrâdh (iratus) svâdhe (vesti- gium) mâdhm (cimelium) âva (semper) vâva (malum) snâv (nix) hlàv (tumulus) spâv (spuit) sàvl (anima). — Die formen (-âh, -âr, -âv bestätigen meine ansicht des alth. ê (oben s. 90. 91). Zuweilen lautet â in æ um, wo durch es sich dem alth. und nord. â, wel- chem æ gewöhnlich entspricht, nähert; bât (linter) ist zwar das nord, bâtr, welches letztere aber aus dem an- gels. entlehnt seyn könnte, wie offenbar das hochd. boot, das zeigt sich schon am t, da das angels. bât strengalth. beiƷ lauten müste; hält man das nord. bâtr für ächt, so würde die wahre angels. form bæt und nicht bât seyn (alth. þàƷ?). Vielleicht ist ausnahmsweise ein angels. â = alth. à anzunehmen, außer bât auch in nâmou (ce- perunt), nicht næmon. Ob die partikeln sva und þa vielleicht svâ und þâ lauten, wird sich schwer entscheiden. (EE) auch dieser diphth. entfernt sich von den übri- gen sprachen, indem er dem goth. ô und alth. uo gleich- sieht; doch kommt er auch noch in anderm sinne vor. 1) ê = goth. ô, alth. uo, ist eigentlich umlaut dieser diphth. folglich genan dem mittelh. ue und nord. œ entsprechend; die endung ë fällt indessen, wie auch bei den umlauten e und y, und bei allen übrigen im angels. der fall ist, häufig weg. Belege: bêc (pl. von bôc, liber) sècan (quaerere) rècan (curare) Ganz verschieden von recan, reccan (exponere). glêd I. angelsächsische vocale. (ignis) spêd (felicitas) flêdë (turgidus, aestuans) brê- dan (fovere) fèdan (alere) hêdan (cavere) vêdan (in- sanire) mêdër (matri) hrêfë (leprosus) frêfrjan (con- solari) èfest (festinatio) ègor (aequor) gefègë (conveniens) vrêgan (accusare) hèl (calx) cêlë (algor) fêljan (sentire) dèman (judicare) hrèmìg (compos) bèna (rogator) cênë (audax) grêne (viridis) grênjan (virere) vêpan (plorare) gês (anseres) bêtan (emendare) fèt (pl. von fôt) grêtan (salutare) svêtë (dulcis) êdhel (praedium) fèdha (pha- lanx) hrêdher (pectus) mêdhë (fessus) brêdhër (fratri) têdh (dentes). 2) zuweilen ersetzt ê den diphth. eá. namentlich wird in der Par. éc (etiam) réc, récas (fumus) écë (aeter- nus) accentuiert, also êc, rêc, êcë f. eác, reác, eácë; ebenso anderwärts nêd (necessitas) dêpan (immergere) êdh (facilius) bêgas (annuli) nêtenn (pecora). 3) endlich entspricht ê dem alts. ê und alth. ia, ie in mêd (merces) vêland (n. pr.) und den ablauten hêht oder hêt (jussit) lêc (lusit) lêt (livit) spên (nexuit) fêng etc. — Nach allem diesem wird die aussprache des ê dem engl. ee oder einem langen î ziemlich gleichgekommen seyn und wirklich finde ich Boeth. 195 b cîle st. cêle, wie 175 b 176 b steht. Die mischung des ersten und drit- ten ê begegnet der des ua und ia im alth. (oben s. 103, note) und aus der verwandtschaft des kurzen i und u, des kurzen ë und o, erklären sich die berührungen und übergänge zwischen ê und ô. (II) dem goth. ei, alth. und alts. î völlig gleich, be- lege ergeben sich überall, hier nur einige: îdel (inanis) sìde (latus) bîdan (exspectare) fìfel (fatuus) gîfer (avidus) mìgan (mejere) scìma (splendor) îs (glacies) þìsla (temo) fìras (homines) lìdh (potus) hìvan (domestici) etc.; bei ausfallendem n wandelt sich i vielleicht in ì, als: fîf (quinque) svîdh (fortis)? (vgl. die bemerkung zum ô). (OO) doppelter art: 1) ô = goth. ô, alth. uo; der gewöhnliche und häufigste fall, dessen umlaut das vorhin abgehandelte ê ist; bei- spiele (außer ablauten und endungen) tô (praep.) bôc (liber) môdor (mater) môd (animus) gôd (bonus) flôd (fluctus) srôfer (solatium) ôfost (festinatio) dôgor (tem- pus diei) ôga (terror) brôga (idem) bôh (armus) vrôht (lis) sôhte (quaesivit) rôhte (curavit) côl (frigidus) vôl (pestis) gelôme (srequenter) dôn (facere) nôn (hora I. angelsächsische vocale. nona) ôr (origo) bôr (scalprum) môr (palus) cnôsl (pro- pago) bôsm (sinus) un-rôt (tristis) blôtan (immolare) fôt (pes) brôdhor (frater) etc. — In der Par. finde ich st. des ablauts ô öfters ëô (geschrieben eó) z. b. tëôc, scëôc, scëôd, spëôn, scëôp für tôc, scôc etc. welches erst bei der conj. erörtert werden kann. 2) zuweilen entspringt ô aus a durch auslaßung von con- sonanten, namentlich des n; so: fôn, hôn st. fangan, hangan; gôs (anser) alth. gans und vermuthlich auch sôft (suavis) sôdh (verus) tôdh (dens) ôdher (alter) vgl. mit dem alth. sanft (senfti) sand (?) andar. Oder wäre in diesen fällen bloß einfaches o anzunehmen? Die Par. accentuiert fôn, aber auch, wie ich vorhin s. 227. bemerkte, nóm. Das engl. schwanken zwischen goose, tooth, sooth, other, soft entscheidet nichts. (UU) macht gleich dem î keine schwierigkeit und entspricht dem û in den übrigen mundarten. Belege: bûan (habitare) brûcan (uti) lûcan (claudere) clûd (rupes) scrûd (vestitus) þûfë (vexillum) bûgan (flectere) fûl (sor- didus) rûm (spatinm) rûn (mysterium) dûn (collis) tûn (sepes) ûp (praep.) mûr (murus) scûr (imber) sûr (acidus) hûs (domus) lûs (pediculus) mûs (mus) trûvjan (confidere). Auch den auslauten þû, nû, bûtû (ambo) hû (quomodo) scheint das dehnzeichen zu gebühren; wegen des kurzen oder laugen u , falls ein n ausgeworfen ist, stehe ich, wie bei i und a in zweifel, beispiele sind: fus (cupidus husl (sacrificium) susl (supplicium) gudh (bellum) cudh (notus). In der Par. steht fús, aber auch fúht (morbus), welchem sicher kein û zukommt. (YY) von doppelter beschaffenheit 1) ŷ = goth. iu und nord. ŷ; entsprechend sowohl dem alth. iu , als dem späteren umlaut des û, im angels. offenbar als solcher umlaut des û anzuerkennen. Bei- spiele (außer dem praes. sg. starker verba) þŷ (instr. alth. thin) brŷd (conjux) scrŷdan (ornare) bŷga (angu- lus, sinus) gerŷman (dilatare) gerŷnë (mysterium) strŷ- nan (gignere) sŷr (ignis) fŷsan (cupere) mŷs, lŷs (pl. von mûs, lùs) þŷstrë (tenebrosus) ŷdh (unda). ŷdh und fŷsan lauten vielleicht ydh und fysan. 2) ŷ = mittelh. œ, œi und nord. ey, d. i. umlaut des ô und au, also angels. umlaut des ea. So leitet sich von hleápan, beám, heán, dreám etc. ab: hlŷp (cursus) bŷmjan (tuba canere) drŷmjan (jubilare) hŷnan (irri- I. angelsächsische vocale. dere). Andere beispiele: nŷdan (cogere) aflŷgan (alth. arflaugen) gŷman (curare) hrŷman (vocare) flŷma (pro- fugus) etc. Da für eá, wie vorhin gezeigt, auch ê vor- kommt, so besteht neben den meisten dieser wörter auch die form: nêdan, hrêman etc.; dies wäre einer der puncte, woran man künftige forschungen über örtliche verschiedenheit der mundarten zu knupfen hätte. 3) schreibung des î statt ŷ ist tadelhaft, aber häufig, seltner wird ŷ für î gesetzt; beides suche ich zu vermeiden. (AE) einer der häufigsten und wichtigsten angels. vocallaute, den ich in zwei ganz verschiedene arten zu zerlegen wage, obschon hss. und gedruckte denkmähler gar keine anleitung dazu geben Immer bleibt die gemeine schrift hinter den seinhei- ten der laute zurück; zwar niemand leugnet, daß all- mählig manche zus. fallen, sobald sich aber für mehr- sache aussprache eines zeichens hinreichende gründe ange- ben (sie sind aus der analogie der mundarten zu gewinnen) wird der grammatiker wohlthun, unterscheidende be- zeichnungen einzuführen. Er kann hierin eher weniger, als zuviel thun, bei dem zuviel gewinnt die schärse der untersuchung, wenn auch im verfolg das neue zeichen wieder aufgegeben werden müste. ; ä ist ein kurzer, dem einfachen a zunächst liegender, æ hingegen ein entschie- den langer laut, beide vertauschen sich nie in ihrer be- deutung und wollte man sie ungetrennt laßen, so würde eine reihe von analogien, welche die übrigen sprachen an hand bieten, völlig verwischt werden. I) ä entspricht dem goth. hochd. und nord. a, aber nur in den fällen, wo im angels. weder selbst a, noch ëa eintritt, jene sind oben, diese werden hernach ange- geben werden. In der wurzel steht mithin ä 1) sobald ein einzelner cons. darauf auslautet, vgl. die subst. bäc (tergum) þräc (robur) fnäd (fimbria) däg, äg, mäg, stäf, träf (tentorium) hväl (balaena) väl (strages) gläs, fät, pädh (callis); die adj. gläd, hräd (celer) smäl, lät, hvät (acer); die praet. bräc, spräc, bäd, mäg, läg, bär, genäs, väs, frät, mät, sät, cvädh etc. die pron. und partikeln: þät, hvät, ät etc. Ausnahme machen a) die auslaute m, hier bleibt a, oder wandelt sich gern in o, z. b. nam (cepit) cvam (venit) lam (claudus) oder auch nom, cvom, lom und nicht näm, cväm, läm. b) die auslaute f. p. t I. angelsächsische vocale. und r, vor welchen lieber ein ëa steht (wovon nach- her) obgleich sich daneben auch ä findet, wie ge- wöhnlich in stäf, seltner in gäf, gäp, tär. c) schein- bare ausnahme sind die oben s. 223. angeführten aus- laute m und n, welche für die gemination gelten, daher nur ein vam, van (d. h. vamm, vann) kein väm, vän stattfindet. 2) sobald der einzelne cons. inlautend von einem e oder (wegen syncope eines vocals) von einer liq. der endung berührt wird, z. b. väter (aqua) äled (ignis) häfer (caper) fäder (pater) äcer (ager) mäger (graci- lis) fäger (pulcher) hägel (grando) hrägel (vestis) hä- sel (corylus) däges, däge, überhaupt alle gen. und dat. sg. der mäunl. u. neutr. subst.; — fämne (fe- mina) smälne (parvum) smälrs (parvorum) häglas (grandines) ägru (ova) räsn (laquear, goth. razn) välse (n. propr.) fälsjan (expiare). Ausnahmen a) bei adj. die gen. sg. masc. und neutr., die acc. sg. fem., die nom. pl. masc. und die nom. sg. fem. und neutr. schwacher form (kurz: bei adj. kehrt das a auch bei der endung e zurück) z. b. smale (parvi, par- vam) þät smale (parvum) b) auch das von e gefolgte m scheint lieber a als ä vor sich zu leiden, vgl. ga- men (jocus) gamel (vetus). c) bei der endung des starken part. prät. finde ich schwanken und z. b. bald hladen bald hläden (onustus). d) versteht sich von selbst, daß bei jedem andern vocal der endung als e das a der wurzel eintritt, namentlich in den gleichen fällen, sobald noch die ältere endung a, o, n statt des abgeschwächten e gilt, z. b. hagal, hagol; später hägel. 3) folgen doppelconsonanzen, so gilt ä (außer den vor- hin berührten syncopen smälne, ägru) nur vor sc. st. ft. fn (äsc, gäst, fäst, cäster, cräft, äfter, häst, hräfn) unter welchen jedoch st und vielleicht sc in- lautend das a zurücknimmt, vgl. gastas, ascas (?), nicht aber ft, es heißt cräfta, nicht crafta. Sodann vor den geminationen pp. bb. tt. cc. ss. als: äppel (po- mum) läppa (fimbria) täppe (taenia) cräbba (cancer) häbban (habere) fät, fättes (pinguis) gnät, gnättes (culex) vrät, vrättes (artificium) vräcca (exsul) lässa (minor) nässe (promontorium). Andere doppelte cons. haben kein ä vor sich, entw. a (wie die ge- mination mm, nn) oder ëa (wovon unten). I. angelsächsische vocale. Nach dieser auseinandersetzung wird nähere ein- sicht in das wesen des angels. ä möglich seyn, das in den übrigen deutschen sprachen kaum etwas analoges hat. Es unterscheidet sich 1) von dem e, dem umlaute des a, denn es wird nicht durch die endung ë hervor- gebracht; die endung e, bei der es zuweilen eintritt, ist theils kein solches ë, sondern ein unbetontes, abge- schwächtes, theils findet es häufig bei auslautendem oder dopp. cons., folglich ohne ein endungs-ë statt. Wirklich vermischen auch die hss. ä und e selten mit- einander, man wird weder ber, meg für bär (tulit) mäg (valet) noch fälë, härë f. selë (aula) herë (exerc.) finden. 2) von dem ë, z. b. vëg (via) rëgn, rën (pluvia) lautet anders als vägn, vän (currus) mägen (vis) etc. 3) von dem langen ê, umlaute des ô. 4) von dem lan- gen æ, denn wörter, die letzteres haben, behalten es durchaus bei, wenn schon a, o, u in der endung folgt; da es folglich mæl (momentum) gen. u. dat. pl. mæla, mælum heißt, so darf man nicht dæg (dies) sondern nur däg schreiben, gen. und dat. pl. daga, dagum. ä und æ verhalten sich genau zueinander, wie das alth. a: â, vgl. läg (jacebat) lægon (jacebant) alth. lag, lâgun. Hier noch einige beispiele von dergleichen, in genauer screi- bung wohl unterschiedenen lauten: fëfer (febris) frêfer (solatium) fêgan (jungere) fäger (pulcher) vëg (via) vë- gan (eludere) praet. väg, pl. vægon; vägen (plaustrum) væg (fluctus) vâh, vâges (paries). — Ohne zweifel also muß ä als ein kurzer Es duldet gemination hinter sich. , quantitativ dem a gleicher laut, nicht als ein umlaut, sondern als eine trübung des reinen a betrachtet werden, die sich am füglichsten der trübung des i in ë, des u in o vergleichen läßt, welche ansicht dadurch bestätigung empfängt, daß neben dem ä ein ëa, wie neben dem ë ein ëo aus a und i erwach- sen. Dies wurde schon vorhin s. 224. angedeutet, hier bemerke ich weiter α ) das verhältniß zwischen i und ë hat sich in mehrern deutschen zungen, das zwischen a und ä hauptsächlich in der angels. hervorgethan. β ) je- nes ist schwankend, dieses dadurch gesicherter, daß es mehr von endungsvocalen abhängt. Denn auch im an- gels. behält vëg (via) sein ë überall bei und bekommt nicht im pl. etwa vigas, viga. γ ) das verhältniß i und ë spricht sich besonders im sg. und pl. praes. starker I. angelsächsische vocale. conj. aus, wo kein solcher einfluß der endung wahrzu- nehmen ist und gerade die verba mit der wurzel a zei- gen keinen analogen wechsel mit ä, eher das umgekehrte (mehr hierüber bei der conj.) δ ) ä ist die durch keine wirksame, volle vocalendung aufgehaltne entstellung des reinen a-lants, der bleibt, sobald a, o, u folgen und einfache consonanz zwischen liegt. ε ) man er- gleiche das verhältniß des nord. a und ö, wiewohl letz- teres ein durch die andung u gezeugter umlaut des a, da im gegentheil das angels. a mit der endung u ver- träglich ist. Außerdem würde mögr, gen. pl. maga sehr an mäg, maga erinnern; im dat. pl. bekommt jenes mögum, dieses magum. — Auszusprechen hat man das angels. ä wie das engl. in hàve (habere) verschieden von e, welches dem engl. e in web (tela) gleichlautet. II) æ ist 1) der dem alth. und nord. â parallele laut, breit wie áe zu sprechen, und zwischen dem goth. ê und jenem à einstehend, wogegen das angelf. â dem goth. ái entspricht. Ein deutliches beispiel der jeder mundart eigenthümlichen, unverwirrenden fügung der lante. Dies angelf. æ darf so wenig als das goth. ê für einen umlaut des â erachtet werden, obgleich im mit- telh. u. nord. ein solcher umlaut wirklich stattfindet. Beispiele (außer den pl. praet. lægon, æton, sæton etc.) spræce (lingua) vræce (vindicta) dæd (facinus) ræd (con- silium) sæd (semen) snæd (offa) þræd (filum) mæg (pa- rens) græg (canus) væg (fluctus) bæl (pyra) mæl (tem- pus) stræl (sagitta) hælë (vir) sæl (felicitas) ælf (genius) slæpan (dormire) væpn (arma) færinga (improviso) hær (crinis) mærë (clarus) svære (gravis) ræs (cursus, vi- gor; engl. race) svæs (familiaris) lætan (sinere) stræt (via). 2) ausnahmsweise ist es indessen wirklich um- laut des â und dann jenem nord. oder mittelh. æ for- mell, aber nicht materiell gleich, indem ei gar nicht umlautet. Belege: brædo (latitudo) hælan (sanare) ge- mæne (communis) stænën (lapideus) ænig (unicus) ræ- pling (funiculus) læran (docere) hæto (aestus) hvætë (triticum) dræfan (pellere) etc. von den stämmen brâd, hâl, mân, stân, ân, râp, làre, hàt; ferner getæsë (com- modus. gerecht von tâso, goth. taíhsvus) fægë (moribun- dus) vædhan (venari); dæl (pars) pl. dælas würde rich- tiger dâl, dâlas heißen, wie ich zuweilen gedâl finde Hlæfdige (domina, engl. lady) scheint wiederum das um- gelautete hlâf (s. 229. note). wiewohl mir die bedeutung von dige, die, noch unklar ist. , I. angelsächsische vocale. indessen steht auch durchgehends sæ (mare) pl. sæs, dat. sæm st. sàv. sàvas, sâvum. — In der aussprache mögen beide, ursprünglich verschiedene æ zusammen- fallen, feingenommen könnte man ersteres áe, letzte- res áë bezeichnen. (EA) ebenfalls zwei durchaus verschiedene arten. I) ëa = goth. alth. nord. a, und zwar in folgenden fällen 1) wenn die geminationen ll. rr und die verbindun- gen lm. lp. lf. lt. ld. ldh. lc. lg. lh. ls; rl. rm. rn. rp. rf. rt. rd. rdh. rc. rg. rh. rs. folgen. Belege: ëalle (omnes) gëalla (fel) hëalle (aulae) vëalles (fun- damenti) hëarra (dominus) pëarroc (clausura) cnëar- rum (navibus) vëarres (calli), auslautend wird übli- cherweise ëal, hëal, vëal, cnëar geschrieben; hëalm (culmus) cvëalm (nex) sëalm (psalmus) gëalp (soni- tus) hëalp (juvit) cëalf (vitulus) hvëalf (convexus) hëalf (dimidius) sëalfe (unguentum) hëalt (claudus) mëalt (brasium) sëalt (sel) sine-vëalt (rotundus) tëalt- jan (nutare) cëald (frigidus) ëald (vetus) ëaldor (praefectus) bëaldor (princeps) häg-stëald (coelebs) vëald (saltus) fëaldan. hëaldan. vëaldan. und die praet. sëalde (tradidit) tëalde (narravit) cvëalde (cru- ciavit) von den inf. sellan, tellan, cvellan; cëalc (calx) gevëalc (volutatio) scëalc (servus) ëalgjan (tueri) gëalga (patibulum) ëalh (palatium) fëalh (com- mendavit) gëalh (tristis) vëalh (peregrinus) hëals (collum) pëarl (gemmula) þëarl (validus) bëarm (si- nus) ëarm (miser) hëarm (dolor) þëarm (intestinum) bëarn (infans) dëarn (occultus) fëarn (lolium) stëarn (sturnus) hëarpe (cithara) die praet. cëarf, hvëarf, stëarf; cvëartern (carcer) svëart (niger) tëart (asper) ëard (solum) vëard (custos) hëard (durus) gëard (se- pimentum) vëardh (fiebat) ëarc (arca) mëarc (marca) stëarc (fortis) gesvëarc (caligo) smëarcjan (subridere) ëarg (pravus) mëarh (medulla) vëarh (nequam) ëars (podex) etc. Zuweilen findet sich in diesen fällen a oder ä geschriebe n (z. b. galga, älh, svärt) scheint mir aber tadelhaft; bloß bei einer umsetzung des r ließe sich das ausbleiben des ëa begreifen, z. b. ärn (cucurri) gärs (gramen) st. ran, gräs, woneben nicht unrichtig gëars vorkommt. 2) vor h, den verbindungen ht und x (hs) wandelt sich a ferner in ëa; belege: ëa (aqua) st. ëah, sëah (vidit) gefëah (gaudebat) ëahta (octo) mëaht (potestas) I. angelsächsische vocale. hlëahter (risus) nëaht (nox) fëaht (pugnavit) astrëaht (extensus) þëahte (tegebat) ëaxl (humerus) fëax (cri- nis) lëax (salmo) sëax (culter) vëax (cera) vëaxan (crescere) etc. 3) schwankend finde ich ëa, a und ä vor dem ein- fachen e. r. p. f. t. d. dh. c. g, desgleichen vor der verbindung ft, st. Beispiele des ëa: bëalo (malum) ëalo (cerevisia) fëalo (fulvus) bëaru (lucus) mëar (equus) tëar (lacrima) cëar (cura) sëaro (machinae) scëare (portio) gëap (patulus) stëap (altus) gescëapu (creaturae) cëaf (palea) gëaf (dedit) ëafora (cognatus) hëafoc (accipiter) ongëat (intellexit gëat (porta) ëat (edebat) scëat (numus) ëatol (dirus) bëado (pugna) on-gëador (simul) ëador (sepes) scëado (umbra) hëadho (culmen) scëadha (latro) scëacen quassatus) crëacas (graeci) Neben crëcas, nord. grickir, alth. kriachi, mittelh. krieche; einzige spur eines hochd. ia, ie, das mit dem angels. ëa stimmt. mëagol (magnus), composita mit -scëaft, cëaster (urbs). Mehrere dieser formen sind oben unter a und ä angeführt worden, z. b. hafoc, atol, scacen, gäf, ät, es läßt sich darüber keine all- gemeine regel aufstellen, sondern man muß die vor- wiegende individuelle schreibung an den einzelnen wörtern lernen Schwerlich gibt es subst. auf är (wohl aber praet.) sondern nur auf ëar und so unterscheidet sich tëar (lacrima) von tär (laceravit). Hauptsächlich schwanken zweisilb. ablei- tungen zwischen a und ëa, als varod und vëarod (littus). . Nicht selten hängen feinere unterschiede verwandter formen an solchem wech- sel der bezeichnung z. b. stäp (gressus) pl. stapas; stapan (gradi) stëap (scandens, excelsus) Wovon wiederum steáp (poculum) völlig verschieden. ; scäft (hasta) fea-scëaft (egenus). 4) die hauptfälle und wo ëa entschieden steht, sind die unter 1. und 2. angegebenen, in welchen l. r und h, von einem weiteren cons. gefolgt, eintreten. Diese wahrnehmung erhält durch die analoge unter- scheidung der goth. ái und aí; áu und aú oben s. 44. 46.) indem aí und aú gleichergestalt durch ein folgendes r und h bedingt sind, mehr bedeutsamkeit. Ich werde beim ëo bald darauf zurükkommen. 5) übergänge des ëa in ia und ie (wovon einiges wei- ter bei diesen) verrathen einen abweichenden dialect I. angelsächsische vocale. und sind unbefremdlich, übrigens rechtfertigung meiner näheren bestimmung des ea in ëa. Dem ie liegt dann gänzlicher übergang in i (oft geschrie- ben y) nahe genug, vgl. ëald, superl. ildest; ildan (morari, alth. eltjan, praet. alta) etc. 6) wo ëa einmahl steht, bleibt es fest im worte, ohne rücksicht auf endungen; es heißt z. b. mëar (equus) gen. mëares, pl. mëaras und die beweglichkeit, die der wechsel zwischen ä und a herbeifuhrte, stockt. 7) ëa ist zwar diphthongisch, aber beinahe kurz (wie auch jenes goth. aí, aú kürzer als ái, áu) zu spre- chen, d. h. gleich einem kurzen a mit flüchtig vor- geschlagenem ë. II) eá = goth. áu; alth. au, ô, ou; nord. au; dieser lange diphth. wirft den ton aufs a und wird daher in der Par. eá, bei Lambard eâ (p. 17. eâcnjend) ac- centuiert. Daher seine aussprache von dem áu der übrigen mundarten, gleichfalls mit betontem a (wie denn die oestreich. volkssprache â st. au in bâm, lâb zeigt) nicht viel abweicht. Das vorschlagende e wage ich nicht für ein ë (aus i entspringend) zu erklären, es scheint abschwächung eines anderen vocals. Bele- ge: feá (paucus) freá (dominus) þreá (correptio) eác (etiam) leác (porrum) breác (fruebatur) hreác (strues) reác (fumus) sleác (piger) eácan (augere) eácen (prae- gnans) beácen (signum) beád (obtulit) seád (fervuit) deád (mortuus) neád (necessitas) reád (ruber) eádîg (dives) eáden (genitus) deáf (surdus) leáf (folium) ge- leáfa (fides) heáfod (caput) reáf (vestis, spolium) beáh (corona) eáge (oculus) leáh (mentitus est) fleáh (vola- vit) deáh (color) heáh (altus) neáh (vicinus) þeáh (ta- men) beám (trabs) dreám (jubilum) fleám (sordes) hreám (clamor) streám (torrens) geáme (cura) beán (faba) leán (merces) ceáp (pecus) leáp (corbis) heáp (acervus) steáp (cyathus) ceápan (emere) hleápan (cur- rere) eáre (auris) veás (forte, casu) leás (solutus) ceás (elegit) eást (oriens) neát (pecus) geneát (socius) hleát (sortitus est) breát (fregit) greát (magnus) beátan (per- cutere) geátas (nom. gentis) eádhe (facile) deádh (mors) seádh (puteus) deáv (ros) þeáv (mos) gleáv (prudens) hreáv (poenituit) ceáv (manducavit) eávjan (ostendere) sceávjan (contemplari) heávan (caedere) Warum heißt es nicht meávle (puella) goth. mavilô, son- dern mëovle? . — I. angelsächsische vocale. Des in ê übergehenden eá wurde s. 230. gedacht, mit der alth. scheidung des au in ô und ou hängt das nicht zusammen, da sich sowohl nêd (necessitas) nêt pecus) als bêh (corona) hrèm (clamor) findet. Folgende eá verlangen berücksichtigung α ) ea st. des goth. ah und alth. âh, als: leán (vituperare) sleán (occidere) þveán (lavare). Rask p. 72. nimmt auch eá in diesen wörtern an; sollte ihnen ëa zukommen, wie vorhin s. 236. den praet. seah, gefëah? Letzteres stimmt zu dem goth. ah, und ersteres nicht zu dem alth. âh. β ) geár (an- nus) sceáp (ovis) widerspricht gleichfalls dem goth. jêr, alth. jâr und scâf; nicht unwahrscheinlich wäre scëap, eher wohl gëar? am sichersten, weil hier gë = j, gëâr st. gëær. (EO) wiederum mehrfach. I) ëo = goth. aí, nord. ia, alth. ë, und zwar 1) vor rr und den verbindungen mit r: rl. rm. rn. rp. rf. rt. rd. rdh. rc. rg. rh. rs Nicht vor ll und selten vor verbindungen mit l. vgl. scë- old (clypeus) sëolf (ipse) sëolfer (argentum) mëolc (lac) hëolster (latebrae). Letzteres vielleicht hëolfter, die bei- den vorausgehenden find contractionen aus sëolofer, mëo- loo und für die beiden ersten steht gewöhnlicher soëld, sëlf, so wie überall sëldan (raro) hëlpan (juvare), nicht sëoldan, hëolpan; vgl. das goth. i (nicht aí) vor l. . Belege: ëorrë (iratus) fëorran (procul) hëorras (cardines) stëorra (sidus) ëorl (vir nobilis) cëorl (rusticus) ëormen (n. pr.) fëorme (victus) bëorn (heros) cvëorn (mola) gëorne (libenter) lëornjan (discere) ëornust (studium) ëorp (fuscus. Par. p. 67.) vëorpan (jacere) hvëorfan (verti) stëorfan (mori) hëorte (cor) stëort (cauda) hëord (grex) svëord (gladius) cnëord (studium) rëord (sermo) So überall, richtiger scheint rëard (alth. rarta), neben brëord (cuspis) finde ich brëard; auch dëorc mag nach dem alth. tarch, dem nord. döckr, u. selbst dem engl. dark beßer dëarc geschrieben werden. ëordhe (terra) vëordh (dignus) dëorc (ob- scurus) vëorc (opus) bëorgan (tueri) bëorh (arx) fëorh (vita) nëorxna-vang paradysus) bëorht (cla- rus) ëorsjan (irasci) fëorsjan (elongare). Auszuneh- men, wie beim ëa, sind die umsetzungen des r als: bërstan (frangi) þërscan triturare st brëstan, þrëscan und darum nicht bëorstan, þëorscan. I. angelsächsische vocale. 2) vor h. hs (x) und ht; die belege sind selten: fëoh (pecunia) blëoh (color) fëohtan (pugnare) pëohtas (picti) sëox (sex); gewöhnlicher ist der übergang in i: six, riht (alth. rëht) etc. (s. oben beim i und un- ten beim h.) 3) anderwärts schwankt der laut zwischen ë und ëo, nachstehende zeigen meistens ëo: bëo (apis) sëo (illa) ëode (ivit) ëodor (tectum) gëof (donum) gëo- fon (mare) hëoson (coelum) bëofan (tremere) ëofor (aper) clëofu (rupes) cëol (celox) gëolu (flavus) ëo- loc (carex) mëoloc (lac) vëoloc (concha) ëom (sum) bëon (esse) hëonon (hinc) hëoro (ensis) hëora (eo- (rum) hëorot (cervus) vëorold (mundus) svëostor (soror) prëost (presbyter) ëoten (gigas) svëot (turma) svëotol (manifestus) etc. 4) ëo hat gleich dem ëa (von welchem es überall ge- nau zu scheiden ist) zwar diphthongische, doch halbkurze aussprache, mit bloßem vorschlag des ë . Die hauptfälle seines eintritts (folgendes r und h) stellen es dem goth. aí (oben s. 44.) nahe und wenn da ein a dem i vorschlägt, so hat sich hier umge- dreht ë (das heißt i) in den vor-, und o in den betonten nachschlag gelegt. Denn daß o überwiegt scheint mir aus dem parallelen nord. ia (beinahe ja) zu folgen, welches in iö umlautet und ein sol- ches o für a (s. oben bei o) mag auch das angels. o in ëo seyn, nämlich ein kurzes o. Es muste sich vor dem aus a stammenden ëa eigenthümlich zu ëo bestimmen. Den vorschlag ë beweisen die übergänge in i. Der grund weshalb h und r auf den vorher- gehenden vocal zurückwirken, kann zwar in der schweren aussprache beider consonanten liegen, ge- hört aber zu den sprachgeheimnissen, die sich erst künftiger forschung näher enthüllen werden, vgl. oben s. 44. 48. 80. 84. 90. 91. Auch der wechsel zwischen ë und o pflegt sich zumahl vor h. r (oder s) zu ereignen. vgl. das hoohd. trëhtîn, trohtîn; wërolt, worolt; wëhha, wehha. . — II) ëó = goth. und alth. iu ; der accent auf dem ó wi- derstreitet der s. 50 und 108 vorgetragnen bezeichnung íu (nicht iú), zu dem ëó bewogen mich doch theils die bestimmte accentuation nió-bedd und liódho-ben- dum (Par. 9. 1, 23.) theils die nord. accentuation ió, I. angelsächsische vocale. iú; wie denn auch Rask dieses angels. eó von dem vorigen eo unterscheidet. Ferner läßt sich für iú oder ëó anführen, daß es zuweilen in û (vgl. lûcan, clau- dere) und noch öfter in ŷ übertritt, welches letztere umlaut des û ist. Belege: sëóc (aegrotus) lëód (gens) bëódan (offerre) lëóf (carus) þëóf (fur) lëógan (men- tiri) gëógudh (juventus) lëóht (lux) hvëól (rota) lëóma (lux) snëóme (illico) flëón (fugere) strëónan (gignere) scëónë (pulcher) tëóna (damnum) dëóp (profundus) hëóp (rosa silv.) dëór (fera) cëósan (eligere) gëótan (fundere) sprëót (contus) lëódh (carmen) ëóv (vobis) cnëóv (genu) trëóv (arbor) þëóv (servus) nëóv (novus) hrëóvan (poe- nitere) cëóvan (mandere). III) in einigen ablauten kommt statt der alten redupli- cation ein ëo vor, welches offenbar keins der beiden vorigen, sondern dem alth. ia, ie entsprechend und entw. noch zweisilbig oder doch triphthongisch ist. Hierher die praet. blë-ov, hë-ov, cnë-ov, crë-ov, së-ov, rë-ov, svë-op, fë-ol, vë-ol, hë-old, vë-old, bë-ot; ferner die bereits oben beim ô be- rührten: spë-ôn, të-ôc, vë-ôx, spë-ôv (successit) scë-ôp, über welche alle man die abhandlung der conj. nachsehe. In dieselbe reihe sind fë-over (qua- tuor) und ähnl. wörter zu rechnen, die aussprache mag freilich bald von keinem unterschied dieser ë-o und des zweiten ëó gewust haben. (IA. IE. IO.) diese doppellaute könnten gänzlich übergangen werden, da sie nur mundartisch für andere verschiedene laute hin und wieder gesetzt sind, und die vocalreihe, ohne sie ins spiel zu bringen, vollständig ab- geschloßen wird. Indessen bestätigen sie theils meine nähere bestimmung des e durch ë, theils verdienen sie darum erwähnung, weil sie schon in den ältesten denk- mählern neben der üblicheren form bemerklich, wahr- scheinlich also spuren des früheren zustandes sind. 1) ia findet sich am seltensten, so steht Boet. 158 b siaro Bëov. 192. gialp f. sëaro, gëalp. 2) häufiger ie und zwar a) für ë, als gield (debitum) gieldan (solvere) giet (adhuc) giena (iterum) cieste (arca) etc., in allen diesen wörtern wird gewöhnlich ë oder ëo, oft auch y geschrieben. b) für ëó oder dessen umlaut ŷ, als strienan (gignere) sci ne (pulcher); hier könnte ie accentuiert werden. c) für ëa, z. b. Q I. angelsächsische vocale. hierra (dominus) Par. 16. und so im Oros. mehrmals der gen. ie (aquae) neben dem nom. ëa. d) für eá, z. b. gieman (curare) ievde (ostendit) nieht (nox) niehst (proximus), wäre ebenfalls mit ié zu bezeichnen und entspricht auch dem sonstigen ê oder ŷ, gleich dem ŷ als umlaut des eá zu betrachten, woher sich die ver- wechslung mit dem unter b angeführten ie erklärt. e) für ä, als giest (hospes), wofür auch gist vorkommt (vgl. das nord. gistr); da ä und ëa schwanken, so wäre dieser fall schon unter c) einbegriffen, inzwischen habe ich niemahls gëast angetroffen. 3) noch häufiger io , nämlich a) für ëo, z. b. hiofon (coelum) giofon (mare) bio (apis) sio (illa) hionon (hinc) biorn (vir) etc. b) für ëó, folglich ió zu schreiben, z. b. ióv (vos) trióvum (arboribus) sióc, þióf etc. c) für das dritte ëo, vgl. die praet. si-ov, cni-ov etc. — iu ist kein angels. diphth. und das bisweilen geschrie- bene iu muß näher zu ju bestimmt werden. Schlußbemerkung zu den vocalen 1) das system ist vollkommner als das altsächsische. Die reinen vocale, a, i, u entwickeln sich in den trübun- gen e, ë, o. y. ä und halblängen ëa, ëo auf eine sehr eigenthümliche, obschon mancher verwechslung bloß- gestellte weise. Sämmtliche dehnlaute â, ê, ô, î, û sind vorhanden, einige anders, als sonst bestimmt. Von weiteren diphth. gibt es eigentlich nur dreie Vocalberührungen wie z. b. a-urnen (emensus) a-idljan (exinanire) etc. sind begreiflich von den diphth, au, ai ganz verschieden. : æ (d. i. áe) eá und ëó, die vergleichung des goth. ê, ô, û, ái, au, ei, iu mit dem alth. â, uo, û, ei, ou, î, iu und angels. æ, ô, û, â, eá, ì. ëó lehrt, daß von diesen sieben hauptlängen unserer sprache nur das ein- zige û formell und materiell durch die drei mundar- ten geht, bei den übrigen aber form und materie wechseln. Im goth. und alth. zeigen sich drei ge- dehnte und vier andere diphth., im angels. hingegen vier der ersten und drei der letzten art, welches auf die größere weichheit der mundart deutet. Neben- laute sind im angels. ê und ŷ, wie im alth. ê und ô, jene umlaute, diese stellvertreter anderer vorhandenen laute. I. angelsächsische vocale. 2) der umlaut. welcher im goth. völlig mangelt und im alth. nur bei a in e sichtbar war, erscheint weit aus- gebildeter, indem auch u in y, â in æ, ô in ê, û in ŷ, eá in ŷ umlauten. Man bemerke aber theils die häu- fige apocope und syncope des den umlaut bedingen- den ë oder i (bêc, lŷs, ben, þencan, lŷsan, st. bècë, lŷsë, benë, þencëan, lŷsëan), theils das dadurch wohl veranlaßte umgreifen des umlauts in formen, denen kein solches ë zugeschrieben werden kann, z. b. brŷd (sponsa) st. brûd, benc st. banc, est (amor) st. ast. Für keinen (von der endung i, ë, abhäugigen) umlaut halte ich den wechsel zwischen a, ä, ëa, ie; i, ë, ëo, io; u, o, y. 3) dem goth. steht das angels. näher als das alth. in ô, in â für ai, in æ für ê; in au oder ou ist das alth. verwandter, als eá. 4) die vocale der endungen schwächen sich nach ähnlichen stufen, wie im alth. und statt der früheren a, u dringen allmählig o und e, endlich letzteres allein vor; i ist schon in den frühsten quellen als endung unerhört und durch ë vertreten, das ich nach seinem ursprung und der wirkung des umlauts leicht bestimmen konnte; ob es aber in der aussprache von dem das a und o ersetzenden e zu unterscheiden sey, laße ich dahin- gestellt. Von einer assimilation der vocale (oben s. 117.) finde ich nichts gewisses (vgl. z. b. ôfost mit êfest?); alle diese untersuchungen der unbetonten laute for- dern zunächst critische bestimmung der zeiten und mundarten, deren die angels. denkmähler noch ent- behren. Die ältesten darunter scheinen von diplomen des 9ten und 10ten jahrh. in dieser hinsicht nicht be- deutend abzuweichen. Angelsächsische consonanten. Hier ist in der hauptsache entschiedene überein- kunft mit dem goth. organismus und die alth. lautver- schiebungen bleiben der angels. sprache fremd. (L. M. N. R.) liquidae. Die anlaute l. n. r. sind von den anlauten hl. hn. hr. und vl. vr. genau verschieden und noch lange zeit, zu- mahl letztere, da wr. sogar im engl. fortdauert. — Der auslaut m schwächt sich nirgends in n und nur schein- Q 2 I. angelsächsische consonanten. liquidae. bar in der prima pl. praet. schw. conj., da lëofedon nicht f. lëofedom steht, sondern die in die 1 te und te pers. dringende 3 te ist. — Der inlaut n fällt vor f. s. und ð Nicht vor t und d, mit einziger ausnahme des praet. stôd von standan. aus. vgl. fif alth. finf, funf) softë, seftë (alth senfti) gos (alth. gans) fus (alth. funs) husl (goth. hunsl) susl (supplicium) est alth. aust) svidh (goth. svinþs) gudh (pugna) mudh (goth. munþs) todh (alth. zand) odher (alth. andar) sodh verus, alth. sand?) cudh (notus) cudhe (novi. goth. kunþa) udhe (favi, alth. onda) endlich über- all die tert. pl. praes. -adh f. and. Ausnahmen: canst (novisti, nicht cast). das fremde tënsë, tinsë (census). Ob durch den ausfall der vorhergehende vocal lang werde? ist vorhin bei î, ô, û und beim alts. s. 210. gefragt worden; für die länge streitet zwar das nord. âst, fùs etc. für die bleibende kürze aber, daß est und nicht æst, gos und nicht gæs geschrieben wird. — Vor c und g mag n ganz alth. aussprache gehabt haben, nur nicht in fremden wörtern wie spongëa, wo es gleich dem engl. sponge lautet, (vgl. oben s. 211.) — Das r ist, wie im alth. sowohl organisch als unorganisch; letzteres da, wo es an die stelle des goth. s tritt, nämlich im gen. und dat. sg. fem. und gen. pl. des adj. — im com- parat. — in den pl. praet. væron, curon, hruron, lu- ron — in folgenden wörtern: âr, gâr, sâr, mâr, eáre, hŷran (audire) hara (lepus) dëór (bestia) îren (ferrum) nerjan (servare) grŷrë (horror). Auslautend erleidet dieses r zuweilen apocope und zwar beständig in den pronom. formen vë (nos) gë (vos) më (mihi) þë (tibi) in der vorpartikel a- (alth. ar, ir, ur, goth. us) und in verschiedenen declinationsendungen. Schwankend finde ich mâr und mâ (magis) nebeneinander. Gehaftet hat das alte s: im pl. masc. dagas etc. — im gen. sg. m. und neutr. — in den infin. vësan, genësan, lesan, cëósan, lëósan, hrëósan — im sg. praet. väs, genäs, läs, ceás, leás, hreás — im pl. praet. genæson, læson — in einzel- nen wörtern, als: baso (bacca) naso (nasus) svæs (fami- liaris) etc., neben îren besteht ìsen und ìsern (ferrum). Auch in der verbindung hs (x) dauert das s, vgl. ax (arista, goth. ahs, alth ahir). — Nicht jenes unorgani- sche, sondern das organ r. pflegt versetzt zu werden, wenn ein vocal und diesem n (st. nn) und s (st. ss oder in der verbindung sc, st.) folgt; dann tritt es hinter I. angelsächsische consonanten. liquidae. den vocal und schließt sich dem n und s an. Belege: birnan, barn, burnon (ardere) irnan, arn, urnon (cur- rere) burna (rivus) vgl. mit dem goth. brinnan. rinnan, brunnô — gärs (gramen) In gärs (anders als in beiden folgenden wörtern) war das s einfach; vielieicht darum findet sich auch das unver- rückte gräs, wiewohl seltner, als jenes. hors (equus) cërse (nastur- tium) fërsc (integer) þërscan (triturare) þërscvold (limen, neben þrëscvold) bërstan (disrumpi) forst (algor) hy stan (ornare) hŷrstan (frigere) first (dilatio); vgl. mit dem alth. gras, hros, chrëssa, frisc, drëscan, driscnvili Gl. aug. 120 a haben ebenfalls dirsgucfili (sic) vielleicht dirsguofili? nord. þrëskuldr. prëstan, frost, hrustjan, hrôstjan, frist. Daß bei dergleichen um- setzung der vocal a nicht nothwendig in ëa, ë nicht in ëo (wie sie sonst vor rn. rs. müsten) übergehen, habe ich oben s. 236. 239. bemerkt. Der wohllaut gewinnt zwar etwas, doch wenig und die vermengung mit den wahrhaften formen rn. rs. beeinträchtigt sonst Anderemahl bleibt auch das r in seiner natürlichen stel- lung, z. b. rest (quies) brëost (pectus) etc. nicht: erst, bëórst. Ver- muthlich hat aber eine solche r-verschiebung hin und wieder noch in anderen fällen statt, nur sehr schwan- kend und einzeln, bei folgendem m. d. ps. (statt sp), als: forma (primus) bird (pullus) Eigentlich wohl: genimen, proles, brut, junges zumahl vom vogel; allmählig im engl. allgemein für: vogel. cirpsjan (crispare) vgl. mit froma, der nebenform brid, briddes und dem hochd. crispen; in der regel bleibt auch das r in solcher rich- tung unverschoben. z. b. aus brëmel (tribulus) wird kein bërmel; endlich zeigt sich das unorganische der ver- rückung in dem späteren vorschreiten einzelner beispiele, wie namentlich im engl. neben bird weiter third und cart vorkommen, wofür man im angels. nur þridda und crät (currus) antreffen wird. Ähnliche verschiebungen unten beim g und x. gemination der liquidae wird in der regel auslau- tend nicht geschrieben (oben s. 223.) vgl. vël (fons) vël- les; vam, vammes; man, mannes; tor, torres; auch in- lautend nicht. sobald ein cons. anstößt, z. b. ëalne (omnem) st. ëallene, oder durch versetzung vornen an- rückt, z. b. hors, horses st. hros, hrosses. — Wie beim alth. entsteht die gemination oft in dem abgeleiteten I. angelsächsische consonanten. liquidae. worte st des ansgefallenen i, z. b. fremman, sellan f. fremjan, seljan; und wie im alts. durch zus. rückung, als ânne (unum) mînne (meum) grênne (viridem) st. ânene, mînene, grênene; ist hier anne, änne, minne, grënne anzunehmen? verbindungen ; die meisten belege sind oben bei a, e, i, o, u vor m und n; bei ëa und ëo vor l und r bereits gegeben worden. Hier nur einige zusammen- stellungen und bemerkungen: MB. ambiht. camb. gom- bon (nord. gamban) amber, omber (cadus) lamb. vamb. brember, brembel (rubus) timber. fimbel. dumb. cumbol (signum) ymbë (circa) symbël (convivium). MN. fämne (femina) semninga (subito), stëmn (vox) wohl alle contra- hiert. LN. vyln (ancilla) myln (mola) beruht auf eli- sion und richtiger stehet vylen, mylen RN. ärn (do- mus) scheint gleichfalls f. ären zu stehn, weil eine wahrhafte verbindung ëarn (wie bëarn etc.) fordern würde. — Gewöhnlich ist auch das auf die liq. folgende s. ursprünglich durch einen ausfallenden vocal davon getrennt gewesen; alle fälle laßen sich doch nicht so erklären. LS. fælsjan (expiare, lustrare) wahrscheinlich von einem mir noch dunkelen adj. fâl oder sælë?) gælsa (luxus) von gâl (luxuriosus) hælsjan (augurari) von hâl; vælsing oder välsing (nom. pr.) vgl. das nord. volsûngr; cynëgils (nom. pr.) ist umsetzung st. cynë-gisl. MS. hramse (allium ursinum) brimsa (tabanus) gewiß von ei- nem verh. brimsjan, wie grimsjan (saevire); þrimsa (mo- neta quaedam, von tremissis?). NS. clænsjan (purgare) bênsjan (supplicare) von clænë (purus) bên (supplicatio); bei svinsjan (modulari) minsjan (minuere) pinsjan (pen- sare) weiß ich keine solche sächs. wurzel, die beiden letzten sind offenbar fremdes ursprungs, darum ist in ihnen, wie in dem obenangeführten tënse, das n vor s nicht ausgefallen und in clænsjan etc. nicht, weil die verbindung ns keine wahre war. RS. ëars (nates) bëars (lupus pisc.) tëors (penis) þyrs (gigas) syrs (lolium) sind organisch verbundene rs. auch in virs (pejus) firsjan (elongare) und irsjan (irasci) entspricht rs dem goth. rs. rz. und hat sich noch nicht in rr. verwandelt Hingegen heißt es merran (impedire) þyrrë (aridus) nicht mehr mersjan, þyrsë. ; mærsjan (celebrare) dŷrsjan (aestimare) ist aber, wie clænsjan, aus I. angelsächsische consonanten. labiales. mærë und dŷrë entsprungen Man halte zu allen nur scheinbaren verbindungen die alth. sormen; heilisôn, geilisôn, tiurisôn, vermuthlich auch kleinisôn etc. ; cursjan (devovere) weiß ich nicht befriedigend zu erklären. — Die goth. zd sind sämmtlich in rd übergegangen, vgl. brëard, brëord oder brord (summitas, punctum) ord (cuspis) hord (thesau- rus) mëord (merces) rëord (loquela) pëord (im schach, oben s. 126.) — (P. B. F. V.) labiales. Hier ist beinahe ganz die goth. einrichtung, ich darf daher diese voraussetzen und mich auf wenige be- merkungen beschränken. (P) anlautend zwar meist in fremden, doch auch in verschiedenen deutschen wörtern, als: pada (milvns) pädh (semita) plëgjan (ludere) plëoh (periculum) pliht (periculum) pluccjan (vellere) prät (astus) prettîg (astu- tus) etc. In- und auslautend häufig, z. b. scapan (creare) scôp (poëta). (B) anlautend von p und f getrennt, häufig vorhan- den; in- und auslautend aber nur in der seltenen ge- mination bb und der verbindung mb, sonst überall durch f ersetzt Besondere ausnahmen tiber (sacrisicium) färbu (color) Boet. 197 b abal (robur) Par. 12. (dem alth. farava, aval entsprechend) bestärken die regel; sogar aus dem älteren vigbed, vibed (altare) wurde nach u. nach vëobed, vëo- fed, vëofod, und neben dem gewöhnlichen tiber hat die Par. auch schon ìm dat. tisre. . (F) der anlaut dem goth. f entsprechend, der in- und auslaut hingegen theils dem goth. b theils dem goth. f. vgl. drêfan, sëofon, yfël; ufor (ulterius) vulf etc. mit den goth. dreiban, sibun, ubils; ufar, vulfs. Es ist auch kein ƀ (bh) wie im alts. anzutreffen. Ob die aussprache zweierlei f, also eine zweifache asp. ge- sondert habe? will ich nicht entscheiden; erst in den späteren denkmählern pflegt sich ein, im engl. noch häufigeres, inlautendes v statt f zu zeigen, das dem alth. und alts. v parallel wäre. Die alten und ächtan- gels. quellen kennen es aber kaum Das im Bëovuls dreizehnmahl aber sonst nirgends vor- kommende hasela (ein theil der rüstung, welchen der helm deckt; das mittelh, hærsenier, vgl. Ben. z. Wigal.) schon darum, weil I. angelsächsische consonanten. labiales. der spirant v in ihnen einfach und nicht (wie im engl.) doppelt geschrieben wird. — Dieses zus. fallen der in- und auslaute b und f ist ein nachtheil gegenüber dem alth. und unorganisch, wie jene spuren des b. in bb. mb. und das geschiedenbleiben der lingualen in- und auslaute bewähren; inzwischen zeigt das goth. schwan- ken in gleichen verhältnissen, wie frübe die neigung in der sprache lag, auch stimmt darin die nord. zu der angels. mundart. (V) ist der reine spirant, fein wie im goth. auszu- sprechen und mit der alten rune geschrieben; merk- würdig findet sich einigemahl noch u daneben, na- memlich Boeth. 150 b svua 151 a vuolde st. sva, volde So im hild. lied einmahl vuas f. vas, nämlich das v. runisch. ; vgl. bei Lye unter: vurättan, vurâdh st. vrättan, vrâdh. Folgt ein wirkliches vocalisches u, so wird v nicht weggestoßen, z. b. hvurfon, vurpon etc., ausnahmen hiervon (vgl. Lye unter: uht, ucu st. vuht, vucu) ge- hören späterer zeit und mundart. Übereinstimmend wird auch in den verbindungen hv. qv. sv. dv. þv. tv. so und nicht hu, qu, su, du, þu, tu geschrieben. Wegen der in- und auslautenden v, denen vocale vorausgehen, bemerke ich 1) dem goth. au und avi (folglich dem alth. au, awi, ewi, oder ou, ouwi) parallel entwickelt sich die dop- pelform α ) av, äve : tavjan (parare) ëal-tävë (integer) slav (piger) clavu (ungulae) þavjan (regelari). Häufiger β ) eáv : beáv (oestrum) eáv (ovis) deáv (ros) deávjan (ro- rescere) þeáv (mos) gleáv (prudens) hreáv (crudus) þreáv- jan (minari) feáva (pauci) hneáv (parcus) eávjan (osten- dere) sceávan (contemplari). Und da eá sowohl in ié übergeht als in ŷ umlautet, sind daneben noch fol- gende formen gültig: iévjan (ostendere) ŷvjan (osten- dere) bŷvan (? colere. Bëovulf 169.) 2) dem goth. in und ivi (alth. iu, iwi und iuwi) ent- spricht wiederum α ) zuweilen noch ive : nives (novi) nivre (novae) nivjan (novare) nivel (pronus) trivë (fi- wird verschiedentlich havela und hëavela, hëavola geschrie- ben. Dieses v mag ein alts. bh. seyn (alth. habalo? ha- palo? wofür die analogie von napalo, umbilicus spricht, angels. nafela und nach Lye auch navela.) I. angelsächsische consonanten. labiales. delis) trivën (ligneus) gewöhnlich aber β ) ëóv , als: nëóv (novus) hlëóv (refugium) cnëóv (genu) trëóv (arbor) trëóven (ligneus) ëóv (vobis) þëóv (servus) lâdtëóv (dux) nëóvol (pronus) trëóvë (sidus) cëóvan (mandere) hrëóvan (poenitere) ferner in den part. praet. sëóven (colatus) vrëóven (?Beov. p. 128.) ge- spëóven (sputus). Nebenbei ió, z. b. trióvum (arbo- ribus) st. trëóvum. Selten wird auslautend das v aus- gelaßen, z. b. hlëó f. hlëóv. Verschieden von diesem ëó sind strenggenommen die ablaute: hë-ov, cnë-ov etc. (s. oben s. 241.) daß mëóvle (virgo) f. meávle steht. wurde s. 238. vermuthet. 3) ëv finde ich in dem einzigen part. praet. gesëven (visus). 4) âv entspricht dem goth. áiv; beispiele: snâv (nix) hlâv (tumulus) crâv (cornix) sâvel (anima) vâva (ma- lum); die praet. spâv, sâv (colavit) þrâv (torsit) und das part. þrâven (tortus, goth. þráihans) (nicht spâ- ven, sondern spiven oder spëóven, goth. spivans); endlich die inf. und part. cnâvan, sâvan, blâvan, crâ- van; cnâven, sâven etc. und das abgeleitete hâvjan (spectare) ein starkes hîvan, hâv, hivon, hiven vor- aussetzend. 5) æ v theils dem goth. êv antwortend, als: lævjan (prodere) theils umlaut des â, z. b. blævan (bucci- nare.) Ich bin unsicher, wohin die adj. hæven (coe- ruleus) und blæven (perseus) gehören, vielleicht stammt jenes von hîvan, hâv und bedeutete eigent- lich: limpidus, speciosus. 6) îv dem goth. eiv parallel; hierher die verba spîvan, sìvan, þrîvan und das verlorene hîvan, wovon noch das subst. hîv (species, forma) hîvjan (formare) und vermuthlich hîviscë (res familiaris) hîvan (familia- res) þrîva (ter) tvîva (bis). 7) ôv blôvjan (florere) spôvan (bene succedere) flôvjan (fluere) stôv (locus) þrôvjan (pati); selten der um- laut ê, blêvjan (efflorere). 8) ûv trûvjan (confidere). Die ganze darstellung lehrt, daß der kurze vocal vor v nur ausnahmsweise fortdauert, gewöhnlich aber der diphthong und v dazu gesetzt werden. Diese un- organische überladung rührte daher, daß man im aus- laute das v nicht abwarf, z. b. deáv st. deá, trëóv st. I. angelsächsische consonanten. labiales. trëó (goth. triu) zuließ, wovon sich nun fälschlich, aber naturlich die inlaute deáves, trëóves st. daves, trives bildeten. Die analogie der fälle, welche den anlaut v organisch besitzen, (vgl. spâv, hîv, goth. spáiv, heiv) wirkte dazn mit. vielleicht auch bei dem ëó die ver- änderte accentuation (st. ío. goth. íu), worauf ich doch kein gewicht lege, weil sich die anomalie ëóv gerade so in dem alth. iuw (st. iw) hervorthut, wie eáv in dem alth. ouw, auw (st. aw). obgleich im alth. auslaut mei- stens mit richtig abgelegtem w iu und on steht. — In den endungen fällt der unbetonte vocal vor dem v meist aus und es stößt dann zu dem vorhergehenden cons. z. b. bëadves (pugnae) fëalves (fulvi) salvîg (luri- dus) mëalve (malva) mëolves (farinae) arvunga (gratis) bëarves (arboris) sëarvum (insidiis) hyrvjan (blasphemare) basve (coccineos. Par. 90, 15.) hasve (asperae? Par. 69, 2. 33, 12.) ræsva (pollens princeps, nord. ræsir) læsu (pascuum, gen. læsve) læsvjan (pascere). Die volle form lautet: bëaduves, bëadeves, fëaluves etc. — Das in- und auslautende v tritt zuweilen in die gutturalis c (cvic, cvices goth. qvius, qvivis) und noch öfter g über (wovon hernach beim g). — gemination der labialinlaute. (PP) selten: äppel (pomum) cnäp, cnäppas (cacumen) lippe (labium) scippend (creator) yppjan (aperire) ëoppa (n. pr.) hoppjan (saltare) loppe (pulex). — (BB) häufiger: gabban (deridere) häbban (habere) hebban (tollere) neb, nebbes (vultus) veb, vebbes (tela) cnebba (n. pr.) ebbe (recessus maris) svebban (verrere) libban (vivere) crib, cribbe (praesepe) sib, sibbe (cognatio) rib, ribbe (costa) vibba (brucus) clibbor (?); die meisten fälle sind wie im alth. aus einem unterdrückten ableitungs-i zu erklä- ren. — FF. VV sind unorganisch und eigentlich nicht vorhanden, nur ff finde ich theils in dem fremden wort offrjan (offerre), wo es assimilation für obfrjan ist; theils in einigen nom. pr. der angels. genealogie als: offa, vuffa, stuffe, yffe, mithin überall außerhalb der eigent- lichen sprache. — labial verbindungen . Im anlaut pl . pr . selten, bl . br ; fl . fr . häufig; von vl . vr . hier die wichtigsten: vläc (tepidus) vlacjan (tepere) vlencë (fastus, splendor) vlanclice (arroganter) vlatjan (nauseare) vlîtan (aspicere) vlite (species, vultus) vrëcan (ulcisci) vræce (ultio) vrecca (exsul) vrenna (regulus, engl. wren) vräne (lascivus) I. angelsächsische consonanten. linguales. vrâdh (iratus) vrîdhan (ligare) vrät, vrättes (res mira) vrixl (alternatio) vraxljan (luctari) vrêgjan (accusare) vrôht (accusatio) vrenc (dolus) vrëón (tegere) vreáh (tegebat) vringan (stringere) vrincle (ruga) vrìtan (scri- bere) vridhjan (crescere) vrôt (rostrum, rüßel) vrôtan (eruere). Zwischen vr schiebt sich zuweilen u ein, vu- râdh, vurättan, s. vorhin s. 248 und vgl. oben s. 141. — Inlautend: ft (belege beim ä) und ps welches gleich dem alth. fs (oben s. 149.) für sp steht, doch finde ich im angels. beiderlei form untereinander schwanken, vgl. väps (vespa) äpse (tremulus) häpse (sera) hrëpsung (ves- per) vlips (blaesus) cops (compes) cirpsjan (crispare) neben väsp, äspe, häspe, vlisp, cosp und hvisprjan (susurrare) — vs ist keine wahre verbindung, sondern man beurtheile hrëóvsjan (dolere) trëóvsjan (fidem dare) wie oben die formen ms, ns, und ähnliche. (T. D. ð. þ. Z. S.) linguales. Wie im goth. zumahl anlautend rein geschieden, daher auch in den gedichten t. d. þ. keineswegs mit einander alliterieren. (T) ich führe hier die liquidverbindungen lt, nt und rt an: hëalt (claudus) mëalt (brasium) sëalt (sel) sinevëalt (rotundus) tëaltjan (tolutare) belt (balteum) spelt (far) svëltan (mori) mëltan (liquefieri) miltë (splen) miltistre, myltestre (meretrix) hilt (capulus) gilte (sucula) anfilt (incus) holt (silva) bolt (catapulta) gylt (delictum) stylijan (haesitare); plant (planta) gigant (gigas) ent (gi- gas) raccenta (catena) flint (silex) minte (menta) stintan (hebetare) vinter (hiems) hrunting (nom. gladii) munt (mons) punt (pons) stunt (hebes, fatuus) huntjan (venari) dynt (ictus) myntjan (disponere); svëart (niger) tëart (asper) stëort (cauda) spëort (sporta) port (portus) portic (porticus) turtel (turtur) vyrt (radix) cyrtël (tunica). — Auslautend bei zus. ziehungen steht bisweilen t statt dh, namentlich in der III. praes. sg. bei den wurzeln auf d. t. s. nd. lt, als: brit, it, slìt, lŷst, bint, svilt, statt: briddh, itdh, slìtdh, lŷsdh, binddh, sviltdh. Zu tadeln ist die vorkommende schreibung sint f. sind (sunt); warum steht aber gesynto (sanitas) f. gesyndo (vom adj. gesund, sanus)? (D) diese med. ist im anlaut überall und sorgsam von der ten. und asp. zu unterscheiden, daher wörter wie: deáv (ros) þavjan (regelari) tavjan (parare) þeáv (ritus); gât (caper) gâd (mucro); âd (rogus) âdh (jura- I. angelsächsische consonanten. linguales. mentum etc. nichts mit einander zu schaffen haben Die neuh. mundart vermengt uneben: es thaut (rorescit) mit: es thaut (regelatur); engl. dew und thaw noch un- terschieden, ebenso nord. dögg und þâ; schwed. dagg und tö, dän, dug und tö; holländ. dauw und dooi. ; fein re unterscheidungen, z. b. zwischen deádh (mors) und deád (mortuus) (vgl. oben s. 157. note) werden da- durch möglich. In- und auslautend tritt aber verschie- dentlich schwanken zwischen med, u. asp. ein, a) in der regel nicht bei den verbindungen nd . rd , welche von dh (statt ndh) und rdh scharf abweichen beispiele: gandra (anser mas) fandjan (scrutari) hand. land. rand. sand. standan. endë blind. bindan. hinder. vind. hund (canis) mund tutela); hëard. ëardjan (ha- bitare) sacërd (sacerdos) hirdë (pastor) bord (margo) svëord (ensis) vord (verbum), auszunehmen: vurdon (fiebant) vorden (factus) neben vëordhan (fieri) vëardh (fiebat) welche anomalie völlig dem s. 160. in der note berührten ward, wurtun. wortan entspricht. b) in der verbindung ld scheint das ursprüngliche ld und ldh zus. gefloßen, da ich nicht nur: ëald, cëald, hägstëald, hëaldan, gëld, mildë, hild (pugna) etc. sondern auch: bald (audax) hald (acclivis) vild (ferus) gold. vuldor. hyld (favor) etc. also überhaupt kein ldh oder lþ weiter antreffe. c) nach vocalen pflegt sich dh gleichfalls oft in die med. d zu ändern, wie die vergleichung der übri- gen mundarten ergibt; eine feste regel darüber läßt sich nicht aufstellen. Rask bemerkt p. 67. 68. 71. daß cvëdhan, cvädh; snîdhon, snâdh; mîdhan, mâdh; sëódhan, seádh; im pl. praet. und part. d annehmen: cvædon, gecvëden; snidon, sniden; sudon, soden; welches sich der unter a) bemerkten anomalie vurdon, vorden anschließt. Der Gothe bleibt statt solches wechsels dem þ in diesen wörtern durchgängig treu. Beispiele nicht dieses, sondern des organischen d sind: hladan (struere) fäder (pater) vëder (tempestas) god (Deus) âd (pyra) lâd (iter) dæd (facinus) sæd (semen) mêd (merces) spêd (successus) hêdan (cavere) fêdan (parere) vîd (amplus) tîd (tempus) blôd (sanguis) mô- dor (mater) þëód (gens) reád (ruber) etc. (þ. ð.) da für die asp. zwei verschiedene zeichen, nämlich þ (th) und ð (dh) gelten, so muß auch ihre I. angelsächsische consonanten. linguales. aussprache unterschiedlich gewesen seyn, obgleich die labialreihe nur eine asp. f. (kein ƀ) und die guttural- ordnung gar keine asp. besitzt. Die hss. und drucke ver- wirren þ und ð (wofür ich mich ungern der auflösung dh. bediene) in einem fort; dazu kommen übergänge des dh. in die media. Offenbar lautete þ härter (beinahe ths, thz), dh weicher (etwa ds, dz) und dem d ziem- lich nahe; ich folge der aus der analogie des alts. ent- lehnten, übrigens auch von Rask p. 9. angenommenen regel, und schreibe im anlaut þ. im in- und auslaut dh. Der anlaut þ darf nicht mit der med. verwechselt werden, der in- und auslaut dh hingegen ist, nach dem vorhin entwickelten a) in den verbindungen dh (statt ndh) und rdh nicht durch d oder rd auszudrücken; beispiele: svidh, cudh etc. (oben s. 244.) ëordhe (terra) vëordhan (fieri) vëordh (dignus) mordh (homicidium) furdhor (ulterius) etc. b) die verbindung ldh ist gänzlich abgekommen und in ld verwandelt; die ursprüngliche asp. hatte wohl hier einen blöden laut, daher im nord. die völlige ver- wandlung des goth. lþ. in die gemination ll , und selbst im angels. die form vildëór (fera) st. vild - dëór. c) nach vocalen geht dh zuweilen in d über; aus den ältesten hss. müsten die fälle, wo dh. fest steht und wankt, sorgfältig gesammelt seyn, hier von vielen nur einige belege, welchen ein organisches dh gebührt: ladhjan (vocare) hradhe (subito) stadhol (sirmus) bädh (fons) pädh (callis) städh (littus) scëádha (latro) lëdher (funis) fëdher (penna) gridh (pax) nidh (homo) nidher (deorsum) vidh (contra) tidha (compos) tidhjan (prae- stare) genidhlan (emollire) âdh juramentum) lâdh in- visus) vrâdh (iratus) vædhjan (venari) êdh (facilius) hrêdher (mens) fêdha (cohors) mêdhë (fessus) blìdhë (laetus) nîdh (malitia) lîdh (poculum) lidh (artus) brôdhor (frater) lëódh (carmen) seádh (puteus). (Z) ist kein angelsächsischer buchstab noch laut; sel- ten schreiben ihn einzelne hss.; man sehe Lye unter bädzere, bäzere (baptista statt bädhere, also die ausspra- che der asp. dh. bezeichnend, welche gleich einem mil- den ds lautet. (S) die aussprache war vermuthlich rein und von dem zischlaut entfernt; erst später seit der normäuni- schen eroberung wurden mit fremden wörtern viele z I. angelsächsische consonanten. linguales. in das englische eingeführt. Von den übergängen des s in r vorhin s. 244. Beispiele des wahren s: basu (coc- cinum) nasu (nasus) vase (coenum) hlisa (fama) hrusa (terra) häsel (corylus) blæse (fax) flysë (vellus) bysen (exemplum) ysela (favilla) etc. gemination der inlaute. (TT) häufig, beispiele oben s. 233. hier noch andere: fät, fättes (crassus) hvettjan (acuere) mettën (parca) fittë (cantilena) mytta (modius) scottas (scoti) etc. insgemein wird nach kurzem vocal (wie im alth. aber ungefüger ƷƷ für Ʒ steht) oft gemi- niert, z. b. mettas (cibi) vom sg. metë, snottor (prudens) hluttor (purus) bitter (amarus) und so in den ableitun- gen -etta, -ettan, als: ämetta (formica) bilcettan (eruc- tare) blicettan (coruscare) etc. wo häufig richtiger ein- faches t geschrieben wird: metas, snotor, blicetan etc. Verschieden von der gemination tt ist bei zwischenaus- fallendem vocal die assimilation tt statt -tid im schw. praet. z. b. hâtte (vocabatur) mêtte (occurrit) für hâ- tede, mêtede (goth. môtida), deagl. statt -ttid , z. b. onette (festinavit) sette (posuit) f. onettede Alth. anazta, von auazen, anizen (siimulare, incitare). settede; vgl. über ähnliche alth. tt. oben s. 168. 198. — (DD) dem alth. tt. parallel und im ganzen seltner als tt; bei- spiele: bed, beddes. ved, veddes. ahreddjan (eripere) gëddjan, giddjan (canere). midda (medius) þridda (ter- tius) biddjan (rogare) invidda (dolosus) tuddor (proge- nies). Im schw. praet. entspringt dd. wiederum aus zus. ziehung und ist keine eigentliche gemination, vgl. hêdde (cavit) fêdde (parturivit) genêdde (coëgit) lædde (duxit) gebrædde (dilatavit) statt hêdede, fêdede, genê- dede, lædede. — (þþ.) so wenig als ff. wahre gemina- tion, doch als assimilation nicht unhäufig, zumahl in den partikeln oþþe (aut) und siþþan (postea) vgl. oben s. 74; weiter in den schw. praet. cyþþe (nuntiavit) ge- neþþe (audebat) st. cyþde (cyþede) geneþde (geneþede) wie man daneben geschrieben findet, von den inf. cyþ- jan, geneþjan (alth. ginenden) man vgl. das alts. td (statt thd) oben s. 219. Scheinbare gemination der asp. indessen kommt verschiedenemahle nach analogie der dd. in fällen vor, wo die einfache asp. völlig hinreichte, namentlich in der Par. beim pl. von nidh (homo) nidhdhas, niþþas, niþþa, niþþum; ebenso maþþum (Bëov. p. 78. 80. 99. 163? dat. pl. von mädh). Daneben I. angelsächsische consonanten. linguales. oft das richtigere niþas, niþa, niþum; maþum finde ich nicht, dagegen neben pädh, padhas das tadelhafte peþþ- jan (callem facere). beßer pedhjan; ferner viþþe (lo- rum) st. vidhje. Dies unorganische þþ. ðð hat mit dem alth ff. ƷƷ. einerlei quelle. — (SS) außer der häufigen bildung -nisse sind folgendes wahre geminationen: assa (asinus) nässe (promontorium) hissas (juvenes) missjan (errare) cossas (oscula) cnyssjan (premere) etc. In an- dern wörtern scheint ss. durch assimilation entsprungen, als: lisse (gratia, mansuetudo) aus lidhse, das sich da- neben findet, von lidhsjan (mitescere, von lidh, alth. lind. mitis); blisse (gaudium) aus blidhse, blîdhse von blissjan, blidhsjan (laetari, von blîdhe, laetus); blessjan (benedicere. segnen) neben blêdsjan, blêtsjan (vermuth- lich von blêd; fructus, ubertas, segen) þisse (huius f.) aus þisre; lässa (minor) comp. von lytel; visse (novit, gewöhnlicher doch viste) aus vitede; missere (temp. se- mestre, annus) weiß ich noch nicht befriedigend zu er- klären, es ist das nord. missiri. lingual verbindungen . 1) anlautende, die das glossar näher weist; tr : trega (vexatio) trendel (orbis) trëdan (calcare) trëóv (arbor) trëóvë oder trivë (fidus) trog (lin- ter) trum (firmus) trymjan (firmare) trudh (tibicen) — tv : tvâ (duo) tvîg (ramus) tvincljan (scintillare) — dr : draca. drincan. dreám (jubilum) drëógan (tolerare) drih- ten etc. — dv : dväs (hebes) dveljan (decipere) dvëorg (nanus) dvînan (tabescere) — þr : þräc (robur) þrag (cursus) þræd (filum) þreát (turma) þrëó (tria) þrì (tres) þrîstë (audax) þringan (premere) þrosm (vapor) þ ôvjan (pati) þruh (loculus) þrim (cohors) — þv : þvang (cor- rigia þvingan (cogere) þveán (lavare) dvëorh (curvus) — sc . scr . sl . sm . sn . sp . spr st . str . sv ; alle häufig. — 2) inlautende: sp . st, sc ; belege: äspe. häsp. vlisp. cosp. hosp. hyspjan (s. oben beim ps.) — brastljan (cre- pitare) þrästjan (torquere) cëast (lis) cëaster (castrum) est (gratia) nëst (nidus) restjan (quiescere) mist (nebula) vist (victus) vistljan (sibilare) mistel (viscus) þistel (carduus) gristel (cartilago) oft (squama) fôstor (nutritio) must (mustum) svëostor (soror) þëôster (obscurus) etc. — asce (cinis) räscetan (strepere) dväscjan (extinguere) äsc (fraxi- nus) flæsc (caro) hnesc (tener) disc. fisc. viscjan (optare) âscjan (poscere) cûsc (castus) husc (contumelia) mersc (palus); zuweilen setzen sich diese sc. in x (cs) um, z. b. hnexjan (mollire) âxjan, axe, frox (rana), flaxe, fixas, tux (dens maxill.) für hnescjan, âscjan, asce, frosc, I. angelsächsische consonanten. gutturales. flasce, fiscas, tusc. — Uneigentliche verbindungen (wie oben ls. ms. ns. vs) sind ts, ds, dhs, z. b. blîdsjan, mildsjan, blêdsjan, wofür man auch blìtsjan, miltsjan, blêtsjan findet, zuweilen die assimilation ss (wovon vor- hin), vielleicht mit verkürzung des voransstehenden langen vocals. Hier noch weitere belege: gîtsjan (con- cupiscere) metsjan (cibare) brŷ t san (fragmenta) unrôtsjan (contristari); die vergleichung des alth. lehrt den aus- fall eines vocals zwischen dem t der wurzel und s der weiterbildung, mildsjan, metsjan würden alth. miltisôn, maƷisôn (oder meƷisôn) lauten. Ebenso lehren sn in bysen (mandatum) räsn (laquear) die syncope im goth. zn (oben s. 67.) — (C. G. J. H. X.) gutturales. (C) es wird c, nicht k geschrieben (dieses erst spä- ter oder einzeln in fremden wörtern, z. b. kâsere, cae- sar) aber k gesprochen. Vor a, o, u, â, ô, û und den consonanten l, n, r, v, hat das kein bedenken; vor ä, e, ë, i, y, ëa, eá, ëo, ëó, ê, î, ŷ könnte man zwei- feln, da 1) das romanische c vor e, i, y später den zischlaut empfieng (vgl. oben s. 68. 180.) und zwar im franz. wie z (nämlich alth. Ʒ) im ital. wie tsch gesprochen wurde. 2) die angels. wörter mit cë, ci, cy etc. gewöhnlich im engl. die schreibung ch und aussprache tsch. bekom- men, vgl. cëaf, cîld, cîdan, cicen, ceác, cyrice etc. mit chaff, chìld, chìde, chicken, chèek, church. 3) das frief. in gleichem falle tz, sz, sth, zeigt, z. b. tziáka (engl. chèek) tzurke, szurke, sthërke (engl. church etc.) 4) das schwed. kë, ki, ky, kä, kö, wie tje, tji, tjy, tjä, tjö, nach andern selbst wie tschë, tschi, tschy, tschä, tschö lautet, z. b. känna (noscere) spr. tjänna oder tschänna. 5) die nordische (wenigstens heutig-isländische) und dä- nische mundart dem ë, e, i, y, ö, sobald k voraus- steht, ein j, jene in der aussprache, diese sogar in der schreibung vorschiebt, z. b. kenna wird isländ. kjenna gesprochen, dän. kjende geschrieben, wie denn auch isländ, drucke deswegen kénna (Rask: kènna) setzen. Welche dieser entstellungen des reinen k-lauts wäre nun auf den analogen angels. fall anwendbar? mit I. angelsächsische consonanten. gutturales. sicherheit wohl keine. Als die Sachsen statt der frü- heren rune cên das lat. c zu schreiben begannen, galt jene abänderung der aussprache noch nicht, sonst wür- den sie nicht c, das in cirm (fragor) gezischt hätte, in can (novi) für den unbezweifelten k. laut angenommen haben. In so früher zeit und noch lange nachher ist an keinen einfluß der französ. aussprache auf die angels. zu denken. Die nord. sprachen, und in ihrem heuti- gen stande gestatten keine unmittelbare beziehung auf das angels.; bedeutender scheint der grund, welchen die fries. und engl. aussprache an hand gibt. Doch kön- nen dies später eingetretene abweichungen seyn, zumahl man sie eben durch eine veränderte schreibung auszu- drücken für nöthig achtete, denn hätte schon das angels. c in gewissen fällen dem engl. ch gleichgelautet, so würde sich wohl die ältere schreibung behauptet haben. Es ist nicht einmahl ausgemacht, daß das heutige engl. ch von jeher die aussprache tsch. besaß; vermuthlich lautete es vorher milder, etwa wie sch (unten s. 262. 266.) Hat sich nicht auch aussprache und schreibung des alth. sc. sl etc. allmählig in sch. schl. verwandelt (oben s. 173. 174.) wer wollte mit dem neuh. gebrauch den alth. früheren bewei- sen? Das mit den besten angels. quellen gleichzeitige denk- mahl der altsächs. (westphälischen) sprache bedient sich seltner des c als des k, aber einigemahl auch vor ë und i; wollte man hier behaupten, daß in dergleichen fällen c und k beide von dem reinen gutturallaut abgewichen seyen, so würde aus der alliteration die beste widerlegung folgen, indem allenthalben z. b. gicoran, kuning, kêser; cuman, cnuosle, kêsures; kind, krist; kind, kunnëas etc. zusammengefügt werden. Nun alliterieren aber auch in den angels. gedichten z. b.: cymë (adventus): cräfta: cûscne; cyning: Caïnes; cyst: cvëalm; cynna: cvice; Caï- nes: cynne: cvëalm; cnëó: cenned; ceápas: cnôsle; cëar: côlran (frigidiores); cen-þëc: cräfte: cnihtum; cëalde: camp Par. 15. 24. 37. 39. Bëov, 10. 23. 93. 96. etc. Dieser grund entscheidet mir wider die engl. aussprache des angels. c vor ë, i etc., kein dichter hätte ceáp zu cnôsl gebunden, wenn jenem der laut des engl. cheap (oder ein anderer zischlaut, ds oder das franz. z), diesem der reine k laut eigen gewe- sen wäre. Freilich würde der alliteration die nord. oder dän. aussprache kjë, kji etc. nicht geschadet haben R I. angelsächsische consonanten. gutturales. und diese ist es auch, welche Rask p.8. für unseren fall behauptet Sein grund, daß die aussprache kj aus dem angels. cëalf, cielf folge, past nicht, da sich ëa aus dem a ohne rück- sicht auf vorstehendes c entwickelt, also ebenso gut in ëald etc. Daß das gr. und lat. κέντρον , centrum nicht kentron, kentrum, sondern kjentrum zu sprechen sey, be- zweisle ich, finde auch bei gr. und lat. grammatikern nichts davon. . Theils aber scheint sie mir für die altnord. quellen selbst noch nicht genug erwiesen, theils fragt sich, warum die nord. analogie mehr als die goth. und alth. gelten solle. Vorläufig lege ich also dem angels. c überall und vor jedem vocal die aussprache bei, welche das alth., vermuthlich auch das goth. k gehabt hat; die- ser reine k laut trübte und wandelte sich später in der regel (doch mit vielen, ohne jenen ursprünglichen zu- stand auch nicht wohl begreiflichen ausnahmen) in das engl. ch. Hätte sich früher das c in zwei ganz ver- schiedene laute zerlegt, so dürfte man wenigstens ein- zelne spuren eines bestrebens, diese verschiedenheit zu bezeichnen, in den hss. erwarten; namentlich hätte für den zischlaut das nicht völlig unbekannte z zu gebot gestanden. Ich sehe aber selbst in fremden wörtern durchgängig c geschrieben, vgl. cëlendre (coriandrum) cëllas (cellae) cërfille (cerefolium) cëderbeám (cedrus) circol (circulus) citere (cithara); für creuz dient das ei- gene wort rôd, dagegen wird crûcë in der bedeutung von hydria gefunden. — Übrigens sind die an- in- und auslaute dieser tenuis c so häufig, daß es keiner belege bedarf. Vom übergang des c in h unten bei der ver- bindung ht . (G.) hier ist der fall, wo es der goth. med. entspricht. von dem zu scheiden, wo es sich aus dem j oder v entwickelt. I) eigentliche media; hier will Rask wiederum die ana- logie des nord. anwenden und g vor e, i, y, weicher als vor a, o, u, nämlich wie gj gesprochen wißen In der alliteration fügen sich alle g, selbst die aus j ent- springenden zu einander, ohne rücksicht auf den ihnen folgenden vocal. . Dies wird nicht einmahl durch die engl. aussprache unterstützt, welche das g in give, begin, geld, get dem in garden, god, good, gulf gleichhält. Der ge- wöhnliche laut der deutschen med. muß noch viel- I. angelsächsische consonanten. gutturales. mehr im angels. gelten, wo g oft vor die diphth. ëa, eá, ëo, ëó zu stehen kommt; ich glaube nicht, daß man noch ein j dazumischen und z. b. gëalga, gëorn wie gjëalga, gjëorn aussprechen soll. Auch in- und auslautend, namentlich in den verbindungen lg, ng, rg hat g die gemeine aussprache, z. b. lang, langjan. Zweifelhaft sind einige fremde wörter, namentlich spongëa (spongia) das als eingeführte ausländische waare die roman. aussprache spondsia, gleich dem engl. spunge und alts. spunsja (oben s. 211. 244.) gehabt haben mag. Das inlautende g wird bei vorausgehendem kurzen vocal und nachfolgender endung -en Bei nachfolgender endung -el, er, finde ich kein beispiel, es heißt nicht fär, täl. sël etc. sondern nur fäger, tägl, sëgl etc.; engl. fair, tail, sail wie rain, fain, vain, main. in einigen wör- tern ausgestoßen, z. b. rën (pluvia) þën (minister) vän (currus) gefrinan (fando audire) kaum in den älte- ren denkmählern, welche die volle form rëgen, þëgen, vägen, gefrignan setzen; doch steht auch im Bëov. ge- frinan und sonst überall þinën (ancilla) st. des weit selt- neren þignën (abgeleitet von þëgn, wie mennën von man). Mägdh (virgo) wird in den jüngeren quellen gewöhnlich zu mädh und mädhën (engl. maiden). Hin- gegen schon in allen ältesten schwächt sich das auslau- tende g in h, sobald ein langer vocal unmittelbar vor- aussteht (belege hernach beim h), wird jedoch inlautend alsbald wieder zu g, vgl. beágas, hnigon etc. Zuweilen setzt sich gn in ng um, wie obiges gefrignan, gefrägn, gefrugnen in fringan (?) frang (oder fräng) gefrungen. II) uneigentlich stehet g 1) statt des j und zwar α ) anlautend vor ë, i, ëa, ëo, ëó als: gë (vos) gët (adhuc) gëse (immo) git (vos duo) gist (fermentum) gif (si) gicel (stiria) gëa (ita) gëar (annus) gëó (olim) gëógadh (juventus) gëoc (jugum) gëólëca (vitellus ovi) gëóla (nord. júli) gëo- mor (moestus) gëonung (oscitatio) gëong (juvenis) gëond (per, ultra) gëonre (illuc). Dieses g steht nie unmittelbar vor a, o, u und deren doppelung (das obige eigentliche g allerdings, vgl. onginnan, ongan, ongunnon, gâd, gôd etc.) sondern ein ë wird zwischengeschoben, daher die alth. wörter jâr, jung: gëar, gëong lauten; vielleicht sollte gëâr, gëóng ge- schrieben werden? Übrigens vgl. man s. 187. 188. R 2 I. angelsächsische consonanten. gutturales. das aus dem alth. j ebenfalls vor ë und i entwickelte g. — β ) inlautend kann g das j vertreten, wenn die liq. r. voransteht (z. b. hergan, nergan, vergan st. herjan, nerjan, verjan) Herjan (vastare) unterschieden von hêrjan, hêrgjan (beßer wohl hærgjan? laudare) mittelh. jenes hern, dieses h è - ren; — verjan (defendere) unterschieden von vêrjan, vêrg- jan (lassescere) alth. jenes werjan, dieses wuoragên. oder sonst wenn noch ein i dazwischen geschoben wird. Das geschieht namentlich gern in dem praes. schwacher conj. z. b. ëardige (habito) þëóvige (servio) statt ëardje oder ëardie. Und da ëardige für ëardije steht, so ent- springt hier genau besehn das j unorganisch, indem seine basis i daneben bleibt, vergleichbar dem s. 188. beigebrachten alth. eigir (eijir) st. egir (ejir) und nicht unanalog dem unorganischen alth. iuw, ouw, angels. ëóv, statt iw, aw, iv. Diese verwandtschaft zwischen j und v wird sich hernach noch weiter bewähren. Organisch wären (wie gavi, nivis, ajis) nur die formen nerge (servo) ëardje, wogegen nerige, ëardige (wie gauwi, niuwis, eigis) überladen schei- nen. Seltner geht aus dem praes. die form -ig auch in den inf. über ëardigan, þëóvigan, oder gar: ëardigëan, þëóvigëan (st. des beßeren ëardjan); in letzterm fall wird das ableitungs i dreimahl ausge- drückt. Man muß übrigens dieses g = j und -ig = ij von der wahren med. g in bëorgan, bëlgan und namentlich in den von adj. auf -îg geleiteten ver- bis unterscheiden, z. b. syngjan (peccare) vêrgjan (lassescere) sârgjan (dolere) bysgjan (occupare) von den adj. synnîg (culpabilis, alts. sundîg) vêrîg (las- sus, alts. wuorîg) sârîg (dolorosus, alth. sêrag und im verb. sêragên) etc. um so mehr als hier zuweilen die endung -îg hervortaucht, z. b. vêrîgëan (= vêrg- jan) steht, welches mit jenem ëardigëan zufällige ähnlichkeit erhält; wollte man den unterschied zwi- schen îg und ig hier nicht mehr anwenden; so son- dert sich doch die conjugationsendung in beiden wör- tern ganz abweichend: vêrîg-je, vêrîg-e (lassesco) ëard-ige (habito) — γ ) in- und auslautend ent- springt g aus dem vocal i in folgenden wörtern: äg (ovum) gen. äges Nicht æg, æges, denn das goth. ái (ovum) gab angels. as, ai, aj, a g , woraus (wie aus dag, däg) äg wurde. Zu- big (praep.) drig (aridus) I. angelsächsische consonanten. gutturales. gen. driges. frig (liber) hig (illa, illi) glig (ludus, jocus) ig (insula) ig-däges (eodem die) sig (sit) tvig, Par. 49, 10. in der bemerkenswerthen stelle: mid unc tvig (st. tvâm oder tvêgen) vig-bed (altare). Wie das letzte wort kommen auch die übrigen mei- stens in zus. setzungen, als: big-spëll, big-cvid, ig-land, frig-man etc. vor, im eigentlichen aus- laut hingegen entw. ein langes î (bî, frî, hî, sî) oder der diphth. ëó (frëó, hëó, sëó, glëó) und selbst in der zus. setzung ëó-land, vëófod st. igland, vig- bed. Hiernach scheinen mir beide formen aus einem ursprünglichen kurzen i zu fließen (vgl. oben s. 93.) das sich mit der zeit entw. in î verlängerte (und aus î = ii wurde dann ig = ij) oder in iu = iv wandelte, iu aber bekanntlich im angels. in ëó . Wir treffen also wieder auf die parallele zwischen ig (ij) und iv. sì. sig rechtfertigt sich durch das goth. sijái, hig durch das goth. ija. Neben glig- finde ich in der composition gliv-, glëó-, glî- und st. nëóv (novus) ebenfalls niv- und nig- (z. b. nig- cuma, advena). 2) daß g = j sich mit dem v berühre, wurde so eben gewiesen; es sind noch einige fälle, wo g das v vertritt, ohne daß j ins spiel kommt, d. h. fälle, in welchen g auf ein ursprüngliches u bezogen wer- den muß. So entspricht græg (canus) gen. græges dem alth. grâo, grâwes; analog schiene clæg (lutum), da auch im engl. beide zu gray und clay werden. hväg (serum lactis) cäg (clavis) engl. key, whey, mögen kurzes ä haben; insofern neben schlüßel auch schon die bedeutung von verschluß, septum, gilt, steht das franz. cage und lat. cavea (käfig) zu vergleichen Die ähnlichkeit des ital. chiave ist zufällig, da im angels. die liq. aus clavis nicht fallen würde. . cigan (vocare) ist das seltne alth. ge- këwen (T. 141.) Welches s. 146. unter γ . anzuführen war. . Ob sich das g in nigon (no- vem) aus dem u in iu (goth. niun) deuten läßt? es ftünde für nëón, nëvon, nivon, wie vorhin nig- gleichgeltend mit niv-. Auch noch in andern wör- tern wechseln g und v, wie in hvëógol und hvëo- gleich folgt aus diesem worte, daß das angels. â aus srü- herem ai entspringt. I. angelsächsische consonanten. gutturales. vol (rota); vgl. eávjan mit dem goth. augjan und den übertritt der angels. formen: sorg, morgen, fylgjan, hergjan, mëarh in die engl. sorrow. mor- row, fellow, harrow, marrow. Steht doch selbst das alth. crâju hârir (gl. jun. 198.) dem angels. græg analog für grâwu, man müste denn -ju für die flexion (crâ-ju st. crâw-ju) nehmen. — (CH) diese asp. geht ab, wie im goth. und lîcho- ma, fläschoma (beide: corpus) wird man nach s. 198. 219. zu beurtheilen wißen. Hier eine allgemeinere bemerkung: es ist auffallend, daß der dem hochd. organ so geläufige zisch- und aspirierte kehllaut im niederd. und fast auch in den nord. mundarten beinahe gebrechen. Sollte sich die lücke in dem lautvermögen, zu welchem jeder glücklich gebildete dialect berechtigt und geneigt scheint, viel- leicht dadurch hergestellt haben, daß die sächs. und nord. kehllante c und g unter gewissen umständen (nämlich bei folgendem e, ë, i) in den zischlaut schwanken, wäh- rend sie (bei folgendem a, o, u) ungetrübt bleiben? Von dieser spaltung des k und g in den reinen und getrüb- ten laut weiß nämlich die hochd. mundart durchaus nichts; die sonstige berührung des hauch- und zischlauts ließe sich aber dabei anschlagen (vgl. s. 164. 194.) und die veränderung des lat. c und g in den zisch- oder wenigstens zungenlaut romanischer sprachen nicht über- sehn. In der englischen. friesischen und schwedischen hat sich die erscheinung am stärksten entwickelt Während also diese mundarten das goth. k und g assibi- lieven, assibiliert die hochd. das goth. t und aspiriert das goth. p und k und schwächt die aspiration th, deren aus- sprache in den übrigen sprachen sich zu dem sibilus neigt. . Ohne zweifel aber erst später und sehr allmählig; im ältesten angels. galt nach dem vorhin bei c und g gezeigten überall noch die reine aussprache der ten. und med., um wie vielmehr im gothischen; das übrige nie- derd. und niederländ. hat sie sich bis auf heute erhalten. Das angels. hingegen mag schon im 10ten oder sicher 11ten jahrh. gleich nach der normänn. eroberung den zisch- laut und vielleicht anfänglich statt seiner die kehlaspiration begonnen haben. Lyes wörterbuch liefert die beispiele chêce oder auch chieke (mala) chîdan (increpare) chinnë (mentum) chorl (rusticus) st. ceac, cîdan, cinne, cëorl; I. angelsächsische consonanten. gutturales. ohne nähere angabe der quellen und hss. aus welchen sie entnommen sind; auf genaue zeitbestimmung käme es hier vor allem an, schwerlich reichen diese formen über das 10te jahrh. zurück, sie sind vorlänfer der im 12ten entschiedenen engl. cheek, chide, chide, chin, churl. Als die aussprache ch in th, tsh übergieng, wurde die alte schreibung beibehalten. So hätte sich also eine der alth. afp. ch. vergleichbare angels. afp. in der letzten zeit dieser mundart hervorgethan, vermuth- lich auch jenes chinnë dem alth. chinni nicht ungleich gelautet, so ganz verschieden immer in beiden sprachen der grund solcher aspiration gewesen wäre. Das alth. ch tritt allgemein an die stelle des k (wie f und z an die des p und t); hier im angels. hängt die einführung des ch von dem auf c folgenden ë oder i ab, woneben p und t ungeschmälert fortbestehn, so daß ch dem f un- parallel und z nicht vorhanden ist. In der aussprache näherte sich aber die schreibung ch bald diesem z und stellt gewissermaßen beide alth. laute dar: Ganz verschieden von diesem ch ist das schon in den ältesten quellen vorhandne hh (wovon unten bei den geminationen). (I) wird in den hss. durch das vocalische i ausge- drückt und geht häufig in g über, welches letztere im schriftzug oben offen und dem goth. j ähnlicher ist, als dem goth. g. 1) anlautend findet es sich nur zuweilen neben der ge- wöhnlicheren schreibung g, vgl. jâ (immo) jëó (un- quam) jët (adhuc) joc (jugum) jugudh (juventus) jung (juvenis) statt gëa, gët, gëógudh, gëóng. 2) häufiger nehme ich das inlautende j an, z. b. in her- jan, nerjan, belgjan, syngjan etc. theils nach analo- gie des goth. theils jenes übertritts in die noch här- tere med. g. wegen. Doch mag mitunter der ur- sprüngliche vocal i vocalisch, also herian dreisilbig gesprochen worden seyn, zumahl wenn c oder g vor- ausgiengen, weil sich dann gewöhnlich die sonstige abschwächung des i in ë einfindet, als: þencëan, bel- gëan. Daß dies in den übrigen fällen nicht so leicht geschieht, ist eben ein grund für das consonantische j. — (H) sowohl organisch als unorganisch, nämlich das auslautende zwar keiner vermengung mit der auslau- I. angelsächsische consonanten. gutturales. tenden ten. ausgesetzt (sondern ic, eác, lîc, bôc unter- schieden von fâh (varius) heáh, sëah etc.) wohl aber die auslautende med. ersetzend, sobald â, eá und ô vor- angeht. Beispiele: hnâh. sâh. stâh praet. von hnîgan, sìgan, stìgan; beáh (corona) deah (tinctura) leáh. fleáh. dreáh. vreáh, praet. von lëógan, flëógan; þvôh, slôh, hlôh praet. von þvëan, sléan, (wiewohl auch schon dieses f. þvëahan gesetzt ist) hlëahan; genôh (sufficiens). Ob es noch vor andern langen und kurzen vocalen ge- schieht, z. b. tvîh (ramus) f. tvîg stehet, weiß ich nicht; ich finde þrah (cursus) neben þrag. Einigen auf- schluß über dieses h statt g gibt das um sich greifen des auslauts g statt j oder v, doch keinen zureichen- den, da so viele organische g, zumahl nach kur- zem vocal bleiben, z. b. däg, mäg etc. Richtiger scheint es, dieses h nicht als eine steigerung, sondern als eine minderung des kehllauts zu betrachten und der nord. apocope desselben in demselben fall gleichzusetzen (hnê, stê, sê, slô, drô für hneig, steig, seig, slôg, drôg). Übrigens ereignet sich die verwandlung des g in h verschiedentlich auch bei vorausstehendem 1 und r, als: fëalh (occa) bëorh (mons) burh (arx) mëarh (medulla) hëarh (delubrum) etc.; inlautend aber fëalge, bëorge. In hinsicht des organischen h ist zu merken 1) es fällt in- und auslautend zuweilen aus, vgl. þîsel (temo) fëo (pecunia) blëo (color) st. þîhsel, fëoh, blëoh. ferner: slëan, þvëan, ëa (aqua) f. slëahan, þvëahan, ëah. andëttan (fateri) mag mit vocalkürzung aus and-hætjan abstammen. 2) vor t wandeln sich ten. u. med. in h, vgl. vehte, mëahte, rôhte, sôhte st. vecide, magide, rêcide, sêcide. 3) zwischen h und v kein solcher wechsel, wie im alts. (s. 221.) sondern die endung v bleibt in cnëóv, cnëóves, frätuv, frätves (tapes). — gemination inlautender gutturales. (CC) die verdoppelung der org. tenuis, beispiele: sacc, sacces. hracca (occiput) hnecca (cervix) reccan (ex- ponere) streccan (extendere) dreccan (vexare) feccan (ad- ducere) veccan (excitare) vreccan (expellere) vrecca (ex- sul, miser) þicce (frequenter) vicce (venefica) viccjan (fascinare) cviccjan (vivificare) tviccjan (vellere) ticcën (hoedus) sticca (baculus) docce (lapathum) pluccjan (vel- lere) scucca (daemon) läccan (prehendere) väcce (vigilia) hväcce (arca) väccer (alacris). — (GG = CG) die gemi- I. angelsächsische consonanten. gutturales. nation der med. wird in den ältesten hss. mit cg , zu- weilen und später mit gg ausgedrückt; belege: ecg (acies) mecg (vir) Man unterscheide mecg, mecgas (vir); mäg, magas (silius) [früher mago, magas] mæg, mægas (affinis). secg (nuntius) secg (carex) Dieses und das vorhergehende wort scheinen in schrei- bung und aussprache eins, sind aber so verschiedner be- deutung, daß man verschiedene wurzeln annehmen muß. Beide haben im gen. secges. vecg (cuneus) slecg (mallens) hecge (septum) lecgan (ponere) secgan (dicere) vecgan (agitare) licgan (jacere) vicga (blatta) eár-vicga (blatta forficularis) fricgëan (interro- gare) bycgan (emere) brycg (pons) hycgan (moliri) hrycg (dorsum) mycg (culex) etc. — Beide geminationen cc und cg dürfen nicht verwechselt werden, wiewohl es in ungenauen hss. geschieht; cg (gg) entspringt überall aus einem gewöhnlich wegfallenden ableitungs-i, das heißt secg stehet für segi, lecgan f. legjan, hrycg f. hrygi, weshalb das a und u der wurzel auch jederzeit in e und y umgelautet ist. cc muß meist ebenso erklärt werden, doch nicht immer, wie die wörter sacc und scucca beweisen. Nach und nach nimmt der gebrauch beider geminationen zu, z. b. findet sich viggend oder vicgend (militantes) f. das ältere und beßere vigend; tadel verdient die gem. wenn kein vocal vorauεgeht, z. b. hrincg st. hring (doch vgl. unten das fries. ns statt ng). Übrigens entspricht materiell cc dem strengalth. cch und otfried. kk; cg aber dem strengalth. kk und otfr. gg. Formell gleicht die bildung cg jenem cch in sofern, als statt der wahren gemination eine verbindung der ten. mit der med. oder asp. vorgegangen ist; man halte auch beide zu dem s. 148. 168. angegebenen td, pb, statt dd und bb. Da unter zwei geminierten lauten der vorstehende stärker ist und der zweite nur nachhallt, so muste dies verhältniß, sobald eine media geminiert, leicht dahin führen, die erste derselben durch die stärkere ten. zu bezeichnen, bei pp. cc. tt. gieng etwas ähnliches nicht an. Zugleich lehrt es uns, daß in dem angels. cc. und cg. reine kehllaute ausgesprochen wurden und so wenig als bei dem einfachen c und g an aspiration oder zischlaut gedacht werden darf. Die historische verfolgung dieser laute bis zur heutig-englischen aus- sprache bestätigt das vollkommen, nämlich im altengl. wird das angels. cc entw. zu kk , ck (insofern es auslau- I. angelsächsische consonanten. gutturales. tet, als neck, sack, rack, thick, quick, chick) oder zu cch (wenn ein ë, i folgte, weil sich vor diesen dünnen cons. jedes c in ch wandelt, z. b. fecche, wrecche, cacche, wacche, kycchen) — das cg hingegen überall zu gg. vgl. legge, ligge, hegge, egge, rygge, brygge. Ver- muthlich haben hier noch che und ge, gleich den an- lauten, anfänglich gutturale aussprache und lauteten der schreibung gemäß: fec-che, bryg-ge. Allmählig aber nimmt che und ge eine beimischung des linguallauts an und das vorschlagende c verkehrt sich dann in t, folg- lich das g in d; so entspringt aus cch das engl. tch (sprich tsch, z. b. fetch, wretch, catch, watch, kitchen,) aus gg das engl. dg (sprich dsch: edge, hedge, bridge). Die ganze entwickelung gehört erst folgenden perioden an, muste aber vorlaufen, um die angels. aussprache der geminierten kehllante zu bestimmen und selbst die oben vorgetragene der einfachen zu bestätigen. Sie gereicht auch zum erweis, daß der veränderten aussprache nach und nach, doch langsam, veränderte schreibung zu fol- gen pflegt Hier die übersicht der beiden reihen 1) alts. kk, alth. cch. angels. cc. altengl. cch. neuengl. tch. 2) alts. gg. alth. kk. angels. cg. altengl. gg. neuengl. dg. . — (HH) findet nur in wenigen, hanpt- sächlich folgenden wörtern statt: tiohhjan oder tëohhjan (statuere, reputare) hlihhan (ridere) cëahhetan (cachin- nari) genëahhe (sussicienter). Neben letzterm wird aber auch genëahe und statt hlihhan gewöhnlicher hlëhan, hlëahan, hlëan geschrieben. Vergleicht man ferner das goth. hlahan und ganah (sufficit), so ergibt sich, daß dieses hh keine aspiration des c, folglich kein ch, son- dern eine unnöthige gemination des h sey, die mit dem alth. hh (verschieden von ch oben s. 185. 194.) inso- fern dieses zuweilen auch das inlautende h. vertritt (oben s. 189.) gleichen anlaß hat. Das häufige tëohhjan ist nichts anders als das mittelh. zëchen, welches zwar auf rëchen, brëchen reimt, allein kein aus k entsprin- gendes ch besitzt, folglich alth. zëhhjan oder beßer zëhjan lanten würde. — guttural verbindungen 1) anlautende. cl. cn. cr. cv. für letzteres zuweilen cu , aber erst später, beim übergang ins altengl. qu geschrie- ben; statt cvu und cvy wird cu und cy gesetzt Analog die ausstoßung des v in sv (vgl. svëostor, svister, sister und oben s. 175.) und bei vorstehender negation ( unten schlußbem. 2.) , I. angelsächsische consonanten. gutturales. vgl. cumen (part. von cviman) cuma (hospes) cymë (adventus) und bald selbst im inf. cuman und im praet. com st. cvom; ungewöhnlicher ist cuc oder cvuc, f. cvic (vivus) überhaupt vor dem statt i ge- schriebenen y bleibt cv bestehn, z. b. cvydan, cvyrn, cvylm statt cvidan, cvirn, cvilm. gl . gn . gr . zu gn folgende belege: gnagan (rodere) gnät (culex) gnëdhen (frugalis) gnîdan (fricare, verschieden von cnëdan, depsere) gnornë (moestus). Von hl . hn . hr . hv . führe ich aus Lye die wichtigsten beispiele an: hladan (hau- rire) hlæder (scala) hläst (onus) hlâv (agger) hlâf (pa- nis) hland (lotium) hleápan (salire) hlëahtor (risus) hlëor (gena) hlëov (umbraculum) hlëótan (sortiri) hlëódhor (oraculum) hlid (tegmen) hlifjan (eminere) hlinjan (recumbere) hlisa (fama) hlot (sors) hlôdh (praeda) hlovan (mugire) hlùd (sonorus) hlùtor (limpidus) hly- stan (audire) — hnäp (calix) hnäppjan (dormire) hnæ- gan (hinnire) hneáv (tenax) hnecca (cervix) hnesc (mollis) hnîgan (inclinare) hnîtan (cornu petere) hnit (lens, -dis) hnol (vertex) hnut (nux) hnygele (tomen- tum) — hraca (guttur) hracca (occiput) hræd (velox) hräfn (corvus) hrägl oder hregël (amiculum) hræv (ca- daver) hrâgra (ardea) hradhe (ultro) hreác (strues) hrëod (arundo) hreddan (eripere) hrëman (clamare) hrëóh (turbidus) hrëôp (clamavit) hrëósan (cadere) bord-hrëodha (testudo) hrëóvan (poenitere) hrêran (agitare) hrêdher (pectus) hrycg (dorsum) hriddel (cri- brum) hrif (uterus) hrìm (pruina) hrìnan (tangere) hring (circulus) hriofol (lepra) hrisel (radius textorius) hridhjan (febricitare) hrôc (cornix) hrôf (culmen) hrodher (bos) hrusa (terra) hryrë (ruina) u. a. m. — hväl (balaena) hväm, hvämmes (angulue) hvästrjan (strepere) hvät (strenuus) hvät (quid) hvætë (triticum) hvëorfan (abire) hvëarfjan (vertere) hvêlan (putrescere) hvëlp (catulus) hvëodha. hvidha (aura lenis) hver (le- bes) hvîl (tempus) hvisprung und hvistlung (susurrus) hvîtë (albus) hvitel (cultellus) hvôsta (tussis) hvrädl (fibula) u. a. m. 2) in- und auslautende . x stehet a) organisch für hs : ëaxl (humerus) fëax (coma) lëax (salmo) sëax (culter) flëax (linum) vëaxan (crescere) vëax (cera) sëx (sex) mëox, mix (stërcus) nëxt (proximus) lox (lynx) oxa (bos) byxën (buxeus) b) unorganisch sowohl für sc : fix (piscis) tux (dens) ryxa (ruscus) etc. (vgl. oben s. 255.) als das umgekehrte cs und selbst gs , z. b. ëax I. angelsächsische consonanten. gutturales. (securis) rîxjan (regnare) axe (cinis) lixan (fulgere) für aces, rîcsjan, asge, ligsan. Gewöhnlich gründet sich die form cs und gs auf eine syncope, vgl. egsa (timor) st. egësa. Wie das x in nëorxena-vang (pa- radisus) und ëolux-secg (papiluum? papyrio, schilf) zu deuten sey, hängt von der aufklärung dieser dun- keln wörter ab Man hat in jenem die nord. nornen finden wollen, gleich untreffend und ungrammatisch ist die deutung bei Lye aus ne-vëorc, indem das paradies ein ort der unthätig- keit gewesen sey. Neben der gewöhnlichen schreibung kommt auch nërxena-, neirxena- nërcsna- nëorcsna- vang vor, außer der zus. setzung aber das wort nirgends. Der gen. pl. weist auf einen schwachen nom. sg. nëorxa, dieser nach der schreibung nëorcsa auf die volle form nëoreësa, der ich in den verwandten sprachen nichts ana- loges weiß; den buchstaben nach lautete sie alth. nërchiso (wie lingiso, egiso). Ich möchte wißen, wodurch Ulphilas Luc. 23, 43. oder II. Cor. 12, 4. παράδεισ ο ς übertrug, wenn er nicht paradeisus beibehielt, wie die alts. E. H. und alth. quellen paradisi; bekanntlich wird das hebr. סֵדרְפַ wonnegarten gedeutet und so steht auch im alth. wunni- garto, zart-karto (N. 95, 10.) wunnisamaƷ sëld (O. 11, 6, 22.). Da fëld und garto offenbar dem vang entspre- chen, mag nëorxa so viel als gaudium, amoenitas aus- drücken. — ëolx könnte gen. von ëolh, ëolug (alce?) seyn. — ht . saht (reconciliatus, nord. sàttr) sahtljan (pacare) ehtjan (persequi) lëóht. bëorht. cniht. riht. pliht. ambiht. niht. fliht (volatus) viht. dihtan (constituere) stihtjan (disponere) tihtan (inci- tare) tihtljan (accusare) drihtën. geniht (abundantia) brohte. dohtor. — Schlußbemerkungen. 1) assimilationen sind s. 250. 254. 255. erwähnt. 2) die negation në wird mit dem unmittel- bar folgenden gangbaren pronomen oder der partikel oder dem hülfaverbum, insofern diese auf einen vocal anlau- ten, zusammengezogen, als: nic, nis, nân, nænëgl, nä- fre st. në ic, në is, në ân, në äfre. Das gleiche ge- schieht bei den mit den spiranten h. und v. beginnen- den hülfsverbis: habban, vësan, villan, vitan; es heißt demnach: nabban, näs, næron, nillan, nolde, nitan, nât, niton st. në habban, në väs, në væron etc. Diese contraction ist dem wohllaut förderlich und erinnert an das völlig analoge lat. nolle und nemo f. ne-velle (vgl. nequeo, nescio) und ne-homo. Vor andern wörtern geht sie aber nicht an, z. b. ne vëard, ne vurdon, ne I. altfriesische vocale. vorhton zieht sich keineswego zus. in nëard, nurdon, norhton. Statt nillan, nitan wird meistens nyllan, nytan geschrieben, jenes scheint mir doch richtiger. Altfriesische buchstaben . Die aufstellung der altfriesischen mundart muß ge- gen die zeitfolge anstoßen und nachdem alth. alts. an- gels. quellen des 8ten, 9ten und 10ten jahrh. abgehandelt worden sind, ja während weiter unten erst mittelh. und altengl. des 12ten, 13ten vorkommen, hier schon einge- schaltet und auf denkmähler gestützt werden, welche dem 13ten und 14ten zugehören. Leider mangeln ältere; die jüngeren aber sind dazu sparsam vorhanden, uncri- tisch herausgegeben, und die untersuchung der fries. buchstaben scheint mehr als einer bedenklichkeit ausge- setzt. Doch überwiegt diese die doppelte erwägung, theils daß die fries. gleich der nord. sprache langsamer entwickelt wurde und gehaltener blieb, als jene anderen mundarten, folglich spätere urkunden dieser beiden dem früheren zustande jener factisch nahe stehen, theils daß die friesische mundart gerade den übergang zwischen der sächs. und nordischen ausweist. Zur leichteren verständ- niß des ganzen muß darum das friesische überall diese stelle einnehmen. Die beinahe einzigen, zugänglichen quellen von bedeutung sind die brocmer willküren und das asegabuch. Altfriesische vocale. Sie liegen zwischen den alt- und angelsächsischen und nach der analogie dieser sind die gänzlich man- gelnden vocalzeichen auch hier anzusetzen. (A) wie im angels. beschränkt, doch etwas weniger, indem zwar dem ä ein e, dem ëa meistens das gewöhn- liche a entspricht, wogegen aber o statt a weiter um- greift. Das reine a steht 1) in den flexionen -a, -ar etc. 2) vor den geminationen und verbindungen mm. nn. pp. bb. tt. dd. kk. gg. mp. mb. nt. nd. nk. ng, als: lappa. gabbja. kamp. hand. land. and. fang. swang. branga; häufiger wird es jedoch in diesen fällen zu o, wiewohl das ursprüngliche a an dem umlaut e (kempa, hensza) zu erkennen ist. 3) vor ll. lp. lv. lt. ld. lk. lg. ls, x und cht (wo überall ein angels. ëa gilt), als: all. halp. halv. halt (claudus) skalt (debes) halda. skalk. galga. hals. I. altfriesische vocale. fax. sax. achta etc. Hier haftet a fest und schwankt nicht in o über. 4) vor einfacher consonanz und dar- auf folgendem vocal nur wenn die wurzel nicht einsilbig und dadurch des e fähig geworden, denn sonst bleibt das e, obschon ein flexionsvocal wieder anstößt; die schöne angels. abwechselung zwischen ä und a (oben s. 224.) findet nicht mehr statt. Beispiele des noch ein- tretenden a sind: claga, maga (stomachus) latha (invitare) makja. gadur (simul) wapul (scatebra) walu (baculus, wo- her walubora, stabträger, pilgram) fara etc. (E) vieldeutiger, als in irgend einer andern deut- schen mundart In den quellen hat, wenn man die langen ê dazu nimmt, das unbezeichnete e zehnerlei laute auszudrücken, was bei den dunkeln wörtern die bestimmung erschwert, z. b. welches e steht dem ausdruck sket (pecus) pl. sketar zu? von skat, skattes (pecunia) angels. scëat [verschieden ist sceát, sinus, fries. skât] weicht es ab, so sehr auch die analogie von vieh (pecus, pecunia) dazu riethe. , sowohl e als ë bezeichnen doppeltes. I) e nämlich 1) den gewöhnlichen umlaut des a, z. b. weldech (potens) fenne (palude) brensza, fensza, leng (diutius) betera, endë, lemithe (debilitatio) weddja, meldja, mentlar, esnë (servus) besma etc. 2) das angels. ä und zwar ohne rückkehr des ursprünglichen a, wenn dem cons. ein vocal folgt, es heißt z. b. dei (dies) bek (dorsum) und im pl. degar, degum, bekum, nicht dagar, dagum, bakum. Weitere beispiele: hef (mare) jef (dedit) stef (baculus) et (praep.) thet. weter (aqua) wet (udus) bed (petiit) feder (pater) reth (rota) smek (gustus) slek (ictus) bifel (jussit) pel, pelar (palus) smel (vilis) etc. Außerdem tritt dasselbe e vor den ver- bindungen rl. rm. rn. rp. rv. rt. rd. rk. rg. rs ein, wo im angels. ëa gilt, als: kerl (n. pr.) erm (brachium) erma (pauperes) bern (infans) berd (barba) merk (mar- ca) erg (piger) gers (gramen) Ausnahmsweise steht was (fuit) und nicht wes; viel- leicht auch glas f. gles? . Vermuthlich war, wenigstens früher, dieses e von dem unter 1) ange- führten in der aussprache unterschieden, wie im an- gels. ä von e; so lange sich aber ein bestimmter be- weis dafür nicht führen läßt, wage ich keine äußer- liche unterscheidung beider e vorzuschlagen Umsoweniger, als die aussprache selbst ë, ja i mit e ver- mengt haben mag, denn wie könnte sonst hiri (exercitus) hinszja (concedere) etc. für heri, henszja geschrieben stehn! . I. altfriesische vocale. II) ë bedeutet wiederum 1) das alts. ë, folglich das an- gels. ë und ëo, namentlich vor den verbindungen mit l und r, als: hëlpa, dëlva, sëlva, skëld, sëlover (argentum) mëloc (lac) ërva, hërte, stërt (cauda) ërthe (terra); aber auch sonst und zum theil da, wo die übrigen sprachen das alte i erhalten: sënd (sunt) jëva (donum) bëdum (precibus). 2) das alts. oder alth. kurze o, folglich das goth. bald aú, bald u, z. b. ëme (avunculus) gërdel (cingulum) hërne (angulus) thërp (villa); hauptfälle sind die pl. praet. und part. praet. ëpen (apertus) bëren (natus) swëren (juratus) këren (electus) urlëren (perditus) bëdon (obtulerunt, versch. von bêdon petiverunt) bëden (jussus) bilëken (clausus) bi-nëten (benutzt) skëten (percussus) etc. Diese erscheinung erläutert die nahe berührung der goth. aí, aú, u, der angels. ë, ëo, o so wie die son- stigen übergänge zwischen ë und o (s. 82. 83. 227.) Bëra (ferre) conjugiert im fries. so: bëra, ber, bêron, bë- ren, welches ohne vocalzeichen noch mehr auffällt; zu- gleich ein triftiger grund für die nothwendigkeit dieser, da nicht zu glauben ist, daß solche sormen ohne verschie- dene aussprache bestanden haben sollten. . — 3) endlich vertritt ë das angels. y und ist umlaut des e; vgl. rëg (dorsum) këru (lex) spëra (investigare) nëttë (utilis) mënotêre (monetarius) brëgge (pons) stëmplinga (truncatio); hierfür wird aber auch i ge- schrieben: brigge (pons) kining (rex) etc. worüber man die bemerkung zum angels. y sehe. (I) dem kurzen i der übrigen sprachen gleich und oft in ë schwankend; fehlerhaft zuweilen statt des um- lauts e geschrieben. Zuweilen noch das alte i statt des spätern ë; vgl. ita (edere) ivin (planus) irtha (terra) wike (hebdomas). — Daß i auch das angels. y vertritt, wurde eben angemerkt. (O) von doppelter art I) den reinen a-laut in den dort unter 2) angegebenen fällen vertretend, z. b. hond. brond. lond. stonda. gonga. long. thonk. sponne. monna (virorum) ponne (pfanne) bonnar (interdicta) etc. zuwei- len auch in dem 4ten fall des a, z. b. lom (claudus) noma (nomen) homer (malleus) homelja (debilitare) fona (vexillum) bona (occisor) hona (gallus) fovne (femina, angels. fämne) nose (nasus) onkel (talus). II) das ge- wöhnliche o in: god (Deus) boda (nuntius) top (cirrus) I. altfriesische vocale. bold (domus) gold. folk. forma (primus) morth. etc. Man beachte boda neben jenem bëdon und bëden, in dem subst. hat sich die ältere form gesichert und offen- bar lauteten jene früher bodon, boden; neben walu- bëra kommt walu-bora vor. (U) in der regel das organische kurze u, zumeist vor liquiden geminationen und verbindungen, als: sunna. bewllen (maculatus) pund. grund. efunden. bunden. tunge, burnen (ustus); einigemahl vertritt u sogar a in diesen verbindungen, vgl. gunga, und-, statt ganga, and-. (AA) bedeutet zweierlei; gewöhnlich 1) das goth. áu, angels. eá und dient der betonung des letztern zum erweis; begegnet also dem alth., alts. und angels. â durchaus nicht. Belege: dâd (mors) âge (oculus) hâgera (altior) bâm (arbor) strâm (flumen) tâm (soboles, angels. teám) lân (merces) hâna (laesus, miser) frâna (praeco, judex) kâp (emtio) hlâpa (cur- rere) hâp (acervus) âre (auris) kâs (elegit) lâs (solu- tus) âster (in oriente) blât (nudus, pauper) nât (so- cius) grât (magnus) flât (fluxit) râva (rapere) dâvja (surdescere) hâved (caput). 2) seltner entspricht es dem angels. â und goth. ái, wo- für sonst meistens ê gilt. Belege: mâ (magis) hâgon (habeant) lâra (doctrina) mâra (major) frâsa (periculum) flâsk (caro) âthom (gener) clâthar (vestes) twâm (duo- bus) lâva (reliquiae). Diese vereinigung des goth. áu und ái in dem fries. â parallelisiert sich der des goth. aú und aí in dem fries. ë. (EE) bezeichnet fünf doppellaute 1) = angels. æ, goth. ê, alth. â. dêd (facinus) mêg (affi- nis) rêd (consilium) slêpa (dormire) vêpen (arma) hêr (crinis) jêr (annus) wêr (verus) svês (proprius) lêta (sinere). 2) = angels. ê (umlaut des ô) glêd (ignis) sêka (quae- rere) fêla (sentire) kêla (refrigerare) dêma (judicare) kêma (queri) sêna (reconciliare) grêne (viridis) dên (factum) dêth (facit) bêta (emendare) mêta (occurrere). 3) = angels. ê (für eá), gewissermaßen umlaut des ersten fries. â; die belege sind seltner: nêd (necessitas) hêra (audire) lêsa (solvere) stêta (tundere). I. altfriesische vocale. 4) = alts. ê st. des alth. ei; belege häufig: brêd. lêda ( ducere) hêlëg. dêl. ênëg. bên. mên. stên. êth. bêthe. lêstja. 5) = alts. und angels. ê st. ie; seltner: brêv. bêr (cere- visia) prêster. mêde (munus). gêng, bên, bênnon, ab- laut von ganga, banna; st. dieses ê findet sich auch ein langes î. (II) stehet 1) und meistens für das alth. alts. angels. î, als: tîd. hwît etc. 2) zuweilen, neben dem ê, für das alth. ia, ie, als: mîde (munus) hîr (hîc) hîton (vo- cabantur) 3) vermuthlich auch für das angels. ŷ. 4) end- lich späterhin für das aus eg entspringende ei, als: dî (dies) mî (potest) vgl. schlußbemerkungen. (OO) dem goth. und angels. ô entsprechend: blôd. gôd. hôd. brôther. môder. hrôf (tectum) slôg. drôg. dôk. dôm. fôt. bôte etc. (UU) gleicherweise dem organischen û in den übri- gen mundarten parallel: fül. thüma. hüs. füst etc. (IA) ist das goth. iu , angels. ëó , vgl. kiasa (eligere) liasa (perdere) biada (jubere) driapa (stillare) thiad (gens) liaf (carus) thiaf (fur) siak (aeger) fial (rota, nord. hiól) liacht (lucidus) thianja (servire) stiapfeder (privignus) Siama, Br. §. 211, verstehe ich nicht und zweifle an der lesart; stiata §. 171. wird in stêta (§. 29. 30. 31. 45. 148.) zu ändern seyn. . Dieses ia gleicht merkwürdig Otfrieds zweitem ia (oben s. 104.) seltner dem ersten, namentlich in den ablauten nicht, da sich kein giang etc. sondern gêng findet. An- dere fälle zeigen jedoch ein solches zus. geschobenes ia, z. b. fiarda (quartus) tian (decem) tha nia (novi) fia (pe- cunia) fiand (inimicus) friage (liberet) swiaring (gener) etc. st. fiuwarda, tëhan, fëho, swëharing, niwa oder niu- wa etc. (von hia, hiara beim pron.) (IE. IO) beide sehr selten; ie scheint einigemahl das nord. ia , vgl. ierd (Br. §. 87. 172.) field (campus); an- dremahl jë, vgl. jëva, jëld, jëftha. io finde ich in liod (gens) friond, fior (ignis) riostring, woneben aber auch liud und friund. (IU) in wenigen, allein gangbaren wörtern, als: fiuchta (dimicare) riucht (rectus, jus) tiucht (zeugt) niu- gon (novem) siugon (septem) siugge (scropha) fiuwer (quatuor) triuwa (fides); entwickelt sich also vor ch S I. altfriesische vocale. (das ist h) g (das ist j) und w. Nach meiner erläute- rung des angels. in- und auslautenden g. (s. 261.) und der bemerkung (s. 240.) über den einfluß des h auf den vorausgehenden vocal wird man dieses unorganische iu leicht deuten; es entspringt aus i bei folgendem v, j, h. Wie im alth. triuwa aus triwa wurde, so hier, so aus fiwer (goth. fidvôr) finwer; niugon vergleicht sich dem angels. nigen; siugon stammt aus sibun, sivun, siun, siu- ven, siugen Br. §. 3. 89 203. haben sogen , welches für sugen und dies f. siugen stehn mag. , fiuchta, riucht entspricht dem goth. faíh- tan, raíht, angels. fihtan, riht, neben fihtan galt aber fëohtan wie pëohtas (picti) neben pihtas, früher vielleicht auch rëoht, drëohtën st. riht, drihtën (goth. entw. draíh- tins oder wahrscheinlicher draúhtins, vgl. alth. truhtin, mittelh. trëchtin) wonach auch ein altfries. driuchtin an- zunehmen stünde, statt welches später drochten vor- kommt. — Schlußbemerkungen. 1) alle kurzen und gedehnten vocale sind vorhanden, von sonstigen diphthongen nur ein einziger ia , da sich iu aus dem kurzen i entwickelt. ei und au fehlen und können nur scheinbar aus con- tractionen und consonant-verwandlungen (wie hâudling aus hâvedling, dei, wëi, mei aus deg, dej. wëg, meg) hervorgehen Offenbar nicht das alth. ei (= goth. ai, angels. â, fries. ê) sondern in dei, mei = angels. äg, in wëi = angels. ëg. vgl. unten beim g und j. , wodurch geringe härte in die sonst weiche mundart kommt. Die mischung mehrerer diph- thongen in den gedehnten lauten, vornämlich dem ê, ist der klarheit der wurzeln nachtheilig. Dem Angelsachsen gewährt sein ea den vortheil, daß er â von ê geschie- den halten kann; der Friese, weil er â für eá setzt, muß jenen laut unter ê bringen. 2) dieses ê nähert die altfr. der alts. mundart, wogegen das verhältniß der übrigen vocale sich entschieden zum angels. neigt, na- mentlich â = eá, abweichend vom alts. ô, das häufig mit dem wahren ô (uo) zus. fällt. Auch die zerlegung des a in a und e ist eine bedeutende ähnlichkeit mit dem angels. a und ä, wovon im alth. und alts. keine spur, analog mit dem e, ä steht das gedehnte ê, angels. æ. 3) umlaut gilt: des a in e, des u in ë oder i; vielleicht auch des â in ê, des û in ê oder î, welches erst nähere I. altfriesische consonanten. liquidae. labiales. untersuchungen wo möglich erbringen müßen. Eben- sowenig wage ich jetzt über vocalwechlel und assimi- lation zu urtheilen. Altfriesische consonanten. (L. M. N. R.) liquidae. Die anlaute l. n. r. unter- scheiden sich von hl. hn. hr. statt deren zuweilen lh. nh (?) rh. geschrieben steht. — n. fällt inlautend weg, wie im alts. Auffallend wäre mog (inter) As. p. 187. st. mong (engl. among) bedarf aber erst der bestätigung, denn in andern fällen steht ng immer. , aber auch auslautend bei vorhergehen- dem a, also in allen infin. und flexionen schw. decl. z. b. finda st. findan, tha blâta (pauperes) thene hona (gallum) st. blâtan, honan. Folgt dem nasalen n ein weiterer consonant, so wird es wieder merklich, vgl. të findande. Auch bleibt es auslautend, sobald e und o vorausstehen, namentlich in den pl. praet. und part. als: fundon, furden. Dieser gebrauch stellt das altfries. deut- lich in die mitte zwischen das alts. angels. auf der einen, und das altnord. auf der andern seite. — Denselben ge- sichtspunct bewährt die steigende verwandlung des in- und auslautenden s in r welche sich namentlich auf den nom. pl. des subst. erstreckt; es heißt degar (dies) tâmar (liberi) st. des alts. dagôs, angels. dagas, teámas, wie im nord. dagar. Bald aber fällt, wie im alth., der cons. gänzlich von dieser endung ab, dega, alth. tagâ; das r hat folglich leise aussprache gehabt. Lägen mehr altfr. wörter vor, so würde sich auch in andern fällen r statt des organ. s ergeben, man vgl. leresta (minimus. Br. 145. 209.) st. lesta. — Umsetzung des r gilt, wie im angels. vgl. bërna (ardere) gers (gramen) hors (equus); gänzlicher ausfall des r scheint aber späteren denkmäh- lern zu gehören (ges, hos oder os, ben für gers, ors, bern). — Die geminationen und verbindungen geben nichts besonderes zu erinnern; der übertritt des nk, ng in nsz kann erst unten beim kehllaut erledigt werden. (P. B. F. V. W.) labiales. P überhaupt, B und F im anlaut sind völlig orga- nisch; in- und auslautend steht b (außer der seltnen verbindung mb ) niemahls, sondern wird durch den in- laut v und den auslaut f ersetzt. Diese beiden drücken S 2 I. altfriesische consonanten. labiales. folglich zweierlei aus, theils das alth. p und b, vgl. jef (dedit) stef (baculus) râf (rapina) wîf, werf (locus ju- dicii) half und inlautend jêvon, steves, râves, wîves, werves, halves, lâva (reliquiae) szîvja (certare) skrîva (scribere) etc., theils, obgleich seltner, das alth. f und v, als: fif, hof, brêf und inlautend: hoves, brêves, sê- ver (spuma) oven etc. In fovne (virgo) st. favne, fevne ist ein v ersterer art, wie die vergleichung des angels. fämne, stëmn (goth. stibna, folglich fabnô; alth. stimna, stimma, folglich famna, famma?) lehrt; vox würde stëvn heißen, ist mir aber nicht vorgekommen. — In- lautend steht f und nicht v, sobald ein t oder th folgt. W. der spirant wird in den quellen hänfig, aber fehlerhaft mit dem vorigen v verwechselt, so beßere man Br. §. 140. thiawes in thiaves und unzähligemahl dergl. mehr. Hier ist bloß von dem wahren w die rede; st. wu findet sich gleichfalls (s. 138. 139. 214.) w (in den ältesten hss. wohl un geschrieben), als wlle (lana) wnde (vulnus) bewllen (temeratus) etc. Der entwickelung des inlautenden w aus iu wurde vorhin gedacht; ich ver- mag nicht zu entscheiden, ob die aussprache ein orga- nisches hawa (caedere) Br. §. 25. Richtige schreibung unterscheidet hawa (csedere) hovath (in domum recipiunt) heva (opes) hâved (caput); tawa (struere) dâvja (surdescere) etc. tawa (parare) baw (oestrum) oder unorg. hâwa, tâwa, bâw (dem alth. hou- wan gemäß) verlangt, für letzteres scheint frowe (?frôwe) Br. §. 96. 97. zu sprechen. Übrigens fällt aus- und inlautend dieses w öfters aus, vgl. sêla, nia, trê elte (integer, angels. ëaltäv) etc. geminationen. pp. bb. selten: oppa (super) gabbja (Br. §. 152.) hebbe, sibbe; fehlerhaft stehet ff in skeffe, skiffa, skiffene (Br. §. 7. 12. 19. 140.) für skeppe (§. 108.). Von den verbindungen fübre ich bloß die anlaute wl . wr . an: wlit (facies) wlëmelsa (As. p. 196. ein dunkler ausdruck) wrëka (ulcisci) wrêgja (accusare) und gewiß noch a. m. Mit dem wr . darf man die häufige fehler- hafte schreibung wr. st. ur nicht vermengen, noch we- niger wrald (seculum) d. h. wërald. — (T. D. TH. Z. S.) linguales. T überall Flexionen, nicht wurzeln zeigen wohl zuweilen ein fal- sches t statt th im auslaut. Die frühere sprache unter- , D und TH im anlaut organisch, der in- und auslaut schwankt zwischen d und th. Man I. altfriesische consonanten. lingual. guttural. kann die einzelnen fälle, meist die nämlichen wörter, leicht nach der analogie des alt- und angels. beurthei- len. — Z kommt nicht selten, aber fast nur verbunden mit s oder t (sz. tz) vor; von diesem zungenlaut kann erst bei den kehllauten gehandelt werden, an deren stelle er eintritt; mit dem alth. z hat er nichts zu schaffen. — Bei dem S hier nichts zu erinnern. geminationen tt. dd. ss. wie im alts. setta (ponere) scet, scettar (opes) thrëdda (tertius) lessa (minor) zuwei- len fälschlich statt der einfachen cons. geschrieben, z. b. hwëdder (Br. 33. 43.) f. hwëder (71.) lettera (50.) f. letera (134.) thth ist beständig aufzulösen; z. b. withtha, nethther, skêthther (Br. 7. 32. 42.) in with tha, neth ther, sketh ther. sueththa (vicinia Br. 167.) zu ändern in suetha (78. 168). — (K. G. CH. J. H. Q. X.) gutturales. K wird, zumahl in den verbindungen cl. cn. cr. sc. und auslautend noch gerne durch c ausgedrückt, des- gleichen anlautend vor a, â, o, u, wiewohl in allen diesen fällen auch k gilt. Vor e, ë, i, ia, ie, ê, î, stehet kaum c, sondern immer k, vgl. kempa (pugil) këmen (ventum) kêma (queri) kiasa, welches anlautende k stark und mit aspiration ausgesprochen wurde, wie aus übertritten in den zungenlaut sz, sth, tz (sz schrei- ben Br., sth schreibt As., tz oder auch bloß z noch andere quellen) erhellt, doch nicht überall, nur in ge- wissen wörtern. Ich finde: szetel (cacabus) szërke (ec- clesia) szese (caseus) szelk (calix) szin (mentum) skîva (certare); oft auch mit eingeschaltetem i szielk, tzierke etc. dagegen andere wörter, z. b. kining, kyning, kem- pa, këtha etc. die schreibung und vielleicht aussprache k. behalten. Spätere denkmähler setzen wohl tziese, äl- tere kiasa; der zungenlaut hat sich, wie im engl. erst später und allmählig eingeschlichen, das würden ältere hss. entscheiden. Der inlaut k leidet von dieser assibi- lation nur in der gemination kk und verbindung nk , wie nachher gezeigt werden soll. Der auslaut k steht zuweilen für g, z. b. slec (ictus) was an das mittelh. slac, slages erinnert. schied ohne zweifel ficher, was so späte und unverläßige hss. mengen, daher die aufstellung der altfries. sich dar- um nicht bekümmern darf. I. altfriesische consonanten. gutturales. G. 1) der anlaut geht selten in j über, namentlich aber in jëlda (solvere) jëva (dare) und jërja (cupere); gewöhnlich bleibt g, auch vor e, ë, i, z. b. gers, gër- del etc. doch lautete es sicher sehr gelinde, wie aus sei- ner gänzlichen abwerfung geschloßen werden darf, z. b. in der vorpartikel ë- statt gë- und in der composition undunga st. undgonga (entgehen). 2) der inlaut g, so- bald e, ë voraussteht und ein cons. folgt, wandelt sich in i, als: neil (unguis) deis (diei) brein (cerebrum) wein (currus) sleith (ferit) vergl. die angels. formen nägel, däges, brägen, wägen. Dasselbe geschieht, wenn der vocal e oder i folgt, als; geie (emenda eigentl. va- dimonium) geie (emendet) aien (contra) tojens, vgl. mit dem engl. gage und again, angels. togegnes. Folgt ein andrer vocal, so tritt die med. wieder hervor, als: de- gar, degum; hierwider scheinen die inf. geia, leia (Br. §. 45. 161.) zu streiten; man wird ein ausgefallenes i hinzudenken müßen, geia für gegja und vielleicht ist bei folgendem vocal lieber j statt i zu sprechen, also geja, leja, ajen. Gehen andere vocale als e, ë vorher, oder consonanten, so bleibt g, vgl. muge, lôgum (an- gulis) wërgja etc. 3) der auslaut g wird bei vorausge- hendem e, ë stets zu i, als: dei, mei, hei, wëi, angels. däg, mäg, häg, vëg; bei vorausgehendem gedehnten vocal hingegen zu ch, welches dem angels. h entspricht, vgl. âch (possidet) wâch (paries), angels. âh, vâh; da ch auch bei den altfries. adj. auf -ëch (alth. îg, goth. eigs) statt findet, so ist vielleicht weldêch (potens) monnêch (multus) hêrêch (obediens) scëldêch etc. anzunehmen, obschon im angels. hier kein h eintritt (menig, scyldig), Die inlaute nehmen wieder g zurück: âgon, wâgum, weldêgum; unorganisch scheint dieses g in hâgera (altior) von hâch (altus), weil hier das ch kein ursprüngliches g war. — Von der verbindung ng unten bei den gemi- nationen des kehllauts. CH. ist keine eigentliche asp. des kehllauts, sondern verstärkung des auslautenden h, welches theils organisch steht, vgl. hâch (altus) thâch (quamvis), theils unorga- nisch für die med. g, wie eben gezeigt wurde, vgl. âch, wâch. Dies letztere ch (früher wohl h) st. g hat ähnlichkeit mit dem alth. h (mittelh. ch) st. des goth. k (oben s. 189.), das erstere ch st. h findet auch inlautend vor t statt, vgl. nacht, achta, liacht, riucht, tichtëga (accusatio) etc. in der tertia praes. pflegt dann das aus- I. altfriesische consonanten. gutturales. lautende t abzufallen, vgl. tiuch, skech f. tiucht, skecht, und diese selbst wieder für tiuhth, skekth. J. der anlaut 1) organisch in jong, ja etc. 2) unor- ganisch theils für g in jëva, jëld etc. theils für i in der verbindung ië als: jëf (an) jëftha (aut) vielleicht kann aber hier auch iëf, iëftha geschrieben werden, da in- und auslantend häufig i aus j (statt g) entspringt, wie die vorhin gegebenen beispiele dei, mei, neil, brein darthun. Nach einem cons. und vor einem a nehme ich inzwischen den inlaut j und nicht i an, also namentlich in den schwachen verb. halja, skenszja etc. H. steht nur anlautend, das auslautende wird durch ch ersetzt, das inlautende häufig weggeworfen. gemination drängt sich hier, wie in den übrigen mundarten, statt der alten einfachen consonanz häu- fig ein, und da meistens ein folgendes ableitungs- i. im spiel ist, so pflegt sich nach dem, was ich vorhin bei dem k bemerkte, auch der linguallant geltend zu machen. Für kk zeigt sich in den uns vorliegenden denkmählern überall schon sz (ts) für gg aber das etwas mildere dz (ds), wenigstens sollte man so unterscheiden, wiewohl häufig sz statt dz geschrieben wurde. Beispiele: resza (tendere) brëszen (fractus) lîsza (aequare) wîszing (pirata) spêsze (radius rotae) ëtsil (calcar) cletsja (contus As. 237.) womit man das angels. reccan, spâca, das nord. vîkingr zusammenhalte; in allen den fällen, wo ein langer vo- callaut voraussteht, war die gemin. kk. fehlerhaft einge- treten, folglich auch an ihrer stelle die verbindung sz und für spèsze, wîtsing würde richtiger spêke, wîking stehen, wie ich neben resza, brëszen das ungeminierte reka, brëken vorfinde (vgl. oben s. 192. über wrehho und wrecchjo; rehhan und recchjan). Beispiele von dz : sedza (dicere) lidza (jacere) vidzja (lectica) st. seggja, liggja, viggja. Daß diese sz und dz, so wenig als die gem. kk, gg auslauten, bedarf keiner erinnerung; sie werfen licht auf die fries. eigennamen rîtsard, edzard, wîtsard etc. alth. rîhhart, eggihart, ecchart, wîhhart und mahnen an die franz. provenzal. und ital. schreibung und aussprache richard, rizard, ricciardo etc. — Hier muß denn auch erwähnt werden, daß die verbindun- gen nk und ng einen ähnlichen hang zu dem lingual- laut, jedoch ebenfalls nur in- nicht auslautend verra- then. So heißt es: thensza (cogitare) hlenszene (catena, junctura) skenszja (infundere) st. thenkja, hlenkene (ge- I. altfriesische consonanten. gutturales. lenk) skenkja; ebenso: brensza (afferre) thinsza (judicare) hanszoch (pendens) stefgensza (baculum gestans) fenszen (captus) menszja (miscere) henszja (concedere) etc. st. brengja, thingja, gengja, fengen etc. gleichbedeutend und zumahl später wird ein bloßes s geschrieben: brensa, gensa, fensen. Mir scheint auch diesen verbindungen nsz, ns . eine unorg. gemination nkk, ngg. unterzu- liegen. theils weil früher und richtiger nk, ng und so noch später in vielen wörtern geschrieben wird, vgl. fang, leng, finger, penning, penningar etc. theils weil sich im alth. und angels. spuren analoger gemin. offen- baren, vgl. rincchâ oben s. 191. note und hrincg vorhin s. 265; dem engl. bench (spr. bentsch) angels. benc (spr. benk) dürfte ein bencg vorhergegangen seyn. Selbst die goth. geminationen ggk und gg für nk, ng (oben s. 71.) erläutern das gesagte, obschon bei ihnen kein zungen- laut in der aussprache merklich und die liq. n halb un- terdrückt wurde. — guttural verbindungen . 1) anlautende, wie im alts., auch steht qu für kw; die anlaute hl. hr. hw. werden zuweilen lh. rh. wh. geschrieben z. b. lhâp As. p.91. rhôf Br.26.etc. Ich finde folgende: hlâpa (currere) hladder (scala) hlenszene (articulus) hlest (onus) hli (tumulus) hlât (sors) hloth (turma) hlût. hrëge (dor- sum) hrënë (olfactus) hrêra (tangere) hring (circulus) hrôpa (clamare) hwërva. hwîla. hwît u. a. m. — 2) in- lautende; statt hs, wie im angels. die schreibung x; statt ht, wie vorhin bemerkt, cht . Schlußbemerkung. Viele consonanten fallen in der zus. setzung und flexion aus, vgl. neth (non habet) nëlle (nolit) nêt (nescit) wie im angels. (oben s. 268.); ferner: eta (in dem) sêt (sey es) sât (so es) fär et tha, sê hit, sâ hit; slêma (schlägt man) f. sleitma; ëk (quisque) alrëk (omniscunque) hok (qualiscunque) für ëlk, allraëlk, hwëlk (s. beim pronomen) halne (vergentem) f. haldne und selbst im auslaut wal f. wald (violentia). Es wür- den sich hierüber nähere regeln ergeben, wenn die quel- len sicherer und älter wären. Altnordische buchstaben. Die alte nordische oder, wie sie gewöhnlich hieß, isländische sprache ist in zahlreichen, vortrefflichen denkmählern gesichert, auch seit man sich beflißen, diese im druck herauszugeben, grammatischer und richtiger I. altnordische vocale. behandelt worden, als irgend eine der übrigen deutschen mundarten. Gleichwohl hat erst neuerdings Rask durch seine gründlichen arbeiten manchen misbräuchen und ungenauigkeiten der üblichen schreibweise ein ende ge- macht; ihm folge ich meistentheils, nur in den puncten nicht, in welchen entweder die analogie der vorausab- gehandelten sprachen eine andere auffaßung an hand gibt, oder Rask sich allzu sehr an die heutige isländ. aussprache gekehrt zu haben scheint. Zwar sind keine nord. hss. vorräthig, die an alter den alth. und angels. beikämen, dafür aber viele dinge, die wir aus diesen mühsam beweisen müßen, im nord. an sich selbst klar und andere spracheigenheiten lehrt die poëtische form (wie die der mittelh. gedichte) treuer, als eine diplo- matisch weit ältere prosa. Altnordische vocale. (A) entspricht formell und materiell dem goth. a, wie die belege überall ergeben; das nord. a ist immer (nämlich in den wurzeln) auch ein goth. a, umgekehrt gilt aber kein sicherer schluß von dem goth. a auf ein nord. a, indem dieses folgende beschränkungen erfährt 1) es lautet in e um, sobald ein i, 2) in ö, sobald ein u der flexion erscheint oder vorausgesetzt werden muß, 3) es wandelt sich in â, sobald es (d. h. das wurzel- hafte a) auslautet oder lm, lf, lk, lg, ls, nk, ng, tt und (mit ausfallendem n.) s. folgen. Alle diese fälle werden an ihrem ort näher erörtert werden; hier nur beispiele: velja (goth. valjan) fen (goth. fani) hönd (goth. handus) sâ (goth. sa) jâ (goth. ja) hâlmr (culmus) hâls (collum) lângr (goth. laggs) mâttr (goth. mahts) âs (goth. ans). (E) wie im alth. entw. e oder ë. I) e = umgelautetes a, durch ein nachfolgendes i er- zeugt, z. b. dagr, dat. degi; völlr (st. vallur) dat. velli; Þak (tectum) Þekja (tegere) etc. M an merke α ) wird das den umlaut wirkende i syncopiert, so tritt reines a zurück, als: velja, valdi (st. velidi) fetill (bal- theus) dat. fatli (st. fetili) pl. fatlar (st. fetilar) β ) aus- genommen, wenn gemination des cons. dazwischen liegt, alsdann besteht der umlaut, z. b. brenna st. brenn- ja, fella st. fellja, mennskr st. menniskr. γ ) in den ver- gleichungsstufen bleibt e, ungeachtet des ausgefallenen i, als: betra, eldra, bezta, elzta st. betira, eldira etc. I. altnordische vocale. δ ) dasselbe geschieht noch in andern fällen, die keiner allgemeinen angabe fähig sind. z. b. fedr (patres). ε ) apocope des auslantenden i zieht auch keinen rück- umlaut nach sich, sondern das e bleibt; eine für die flexionslehre sehr ergiebige regel, z. b. ben (vulnus) elr (gignit) offenbar f. beni, elir, obgleich zuweilen ein unorganisches vordringen des umlauts aus der häufigeren in die seltnere endung anzunehmen ist, z. b. belgr (follis) el (gigno) mag aus belgir (folles) elir (gignit) entsprungen seyn, indem der nom. sg. balgr, die I. sg. al oder ala zu vermuthen wären. Näheres bei den flexionen selbst. ζ ) folgt in der endung i und die wurzel behält dennoch a, so gilt der schluß, daß dieses i unorganisch an die stelle eines früheren andern vocals getreten sey. vgl. die part. vakinn, valinn (nicht vekinn, velinn); die pl. dalir (valles) bragir (carmina); die dat. landi, grasi (nicht delir, bregir, lendi, gresi); lauter anzeichen, daß die endung i hier fehlerhaft angenommen worden, wie auch die vergleichung an- derer mundarten bestätigt, z. b. die im goth. und alth. entschiedene partic. endung -an. Auch das rückum- lautende valdi und fatli müste wegen der weitern en- dung i von neuem in veldi, fetli umlauten, wenn sie organisch wären, beide aber stehen vermuthlich für valda (velida) und fatla (fetila), goth. valida, fatla, alth. welita, feƷila oder feƷile. Das nähere gibt die flexionslehre selbst. — II) ë = goth. i und ái, alth. ë; hss. und drucke zeich- nen es von dem vorigen e nicht aus, nach der ana- logie des hochd. führe ich auch hier das punctierte ë ein. Ohne zweifel war doch die aussprache beider e verschieden, brënna (ardere) kann nicht wie brenna (comburere) gelautet haben. Wenigstens vom altnord. muß dies gelten, wenn sich gleich allmählig in der heutigen isländ. aussprache manche e und ë (wie im neuhochd.) vermischen; Rask §. 15. 16. nimmt in vërk (opus) und her (exercitus) in vëgir und degi den nämlichen laut an, für die altn. sprache gebe ich das nicht zu. Daß das ë in vëgr und vërk dem i- laut weit näher liege scheint mir selbst aus einem an- dern gebrauch oder misbrauch der neuisländ. aus. sprache zu folgen, wonach manche ursprüngliche ë mit dem langen ê vermengt werden; nämlich Rask lehrt §. 17. mër (mihi) und brêf (epistola); ëk (ego) ëta (edere) und fêll (cecidit) gleich auszusprechen. I. altnordische vocale. Gerade wie im neuhochd. das ursprünglich kurze i in mir, gibt mit dem diphth. in liebt, fiel zus. fällt, daher man mier schreiben könnte, wie man giebt schreibt. Die altnord. ë sind richtiger nach dem maß- stab ihres ursprungs und der analogie verwandter slämme, als nach dem der neuisl. aussprache zu be. urtheilen. — Beispiele des ë 1) vor einfachen cons. ëf (si) ëfa (dubitare) Þëgn (homo liber) frëkr (nimius) fëla (multum) ëm (sum) ënn (ille) drëpa (ferire) bëra (ferre) bëra (ursa) ër (est) mër (mihi) ëta (edere) etc. 2) vor doppelten: brëgda (vertere) drëcka (bi- bere) ëcki (non) ëlgr (alce) fëlmr (metus) brënna (ar- dere) bërg (saxum) dvërgr (nanus) vërpa (conjicere) frëstr (mora) dëtta (cadere) etc. Wenn bei doppelter consonanz ê verkürzt wird, so ent- springt ë, nicht e; als: fëll, gëck st. fêll, gêck; merk- würdig heilagr, verkürzt hëlgr. . Die verwandt- schaft des ë mit dem i zeigt sich theils in den schwan- ken zwischen beiden, z. b. neben rënna, brënna, drëcka gilt vinna, finna; für ënn findet sich inn und hinn etc. theils in dem gewisse fälle des goth. i und aí vertretenden ia (wovon unten), in deren flexionen und ableitungen wiederum zuweilen das reine i vor- bricht, z. b. in dirfaz (audere) von diarfr, birni (urso) von biörn (d. h. biarnu); endlich in dem neben dem ë für gewisse flexionen und ableitungen geltenden al- ten i, als vëdr (aër) vidra sik (aura se reficere), vërd (pretium) virda (aestimare) vërk (opus) mannvirki (opus hum.) mër (mihi) mik (me) etc. Ein hauptfall der sonst hier analogen alth. sprache nämlich das vor- treten des i im sg. praes. (oben s. 81.) findet jedoch keine statt, es heißt vërpa, vërp, vërpr, gëfa, gëf, gëfr, nicht virpr, gifr. — Durch genaue beachtung des e und ë wird man viele sonst zus. fallende wörter unterscheiden lernen, z. b. ver (defendit) dreckja (mergere) ber (bacca) ek (veho) von: vër (virum) drëcka (bibere) bër (fero) ëk (ego) etc. Beide weichen wiederum von dem gedehn- ten ê ab, z. b. her (exercitus) el (gigno) fell (cado) vër (nos) von hêr (hic) êl (nimbus) fêll (cecidit) vêr (piscina), wiewohl sich ë und ê näher stehen, als e und ê oder e und ë, daher auch jene öfters verwechselt werden Die alten runen haben bekanntlich gar kein e, sondern ersetzen es, zur bestätigung meiner unterscheidung, bald . I. altnordische vocale . (I) gleicht dem goth. kurzen i, wird jedoch be- schränkt theils durch die übergänge in ë, theils durch die verwandlung in î bei folgendem nk, ng. Auslaut ist (das wurzelhafte) i so wenig als a im nord., die goth. negation ni lautet hier nê (st. në). (O) ersetzt, wie das alth. und angels. o, bald das goth. n, bald das goth. aú, z. b. god (Deus) bodi (nun- tius) holt. sonr; morgun. ormr (vermis) Þorn. horn etc., doch hat sich in manchen fällen das alte u erhal- ten, in welchen es jene mundarten bereits einbüßen, namentlich bei folgendem ll, als gull, fullr, alth. gold, follêr, goth. gulÞ, fulls. Auch zeigt sich das alte u (gleich dem alten i statt ë) in ableitungen und flexio- nen, wo y (das heißt der umlaut des u) gilt, vgl. syni (fil o) hyrnîngr (cornutus) yrmlîngr (vermiculus) etc. — Außerhalb der wurzel in den endungen schwanken u und o in den hss. (U) das goth. kurze u, aber beschränkt durch über- gänge 1) in o (wie i in ë) 2) in û, sobald es auslautet und die verbindung nk. ng. darauf folgt. 3) durch den umlaut in y, als: gull, gyllîng (deauratio) full, fylli (plenitudo) luku (claudebant) lyki (clauderet). — Wenn die heutige aussprache des u dem neuh. ü gleicht (Rask §. 24.) so kann sie früher nicht dieselbe gewesen seyn, als dem y noch der laut ü zustand; vermuthlich lautete also vordem das u rein, wie im hochd., und erst seit y = i lautete, fieng das u an = ü gesprochen zu werden. (Y) y, umlaut des u (wie e des a) und nur schein- bar des o (nämlich wo dieses ein altes u vertritt); man sehe das eben beim o und u gesagte. Die isländ. aus- sprache vermischt dieses y mit i (wie ŷ mit î), die ältere unterschied beide beßer und gab dem y den laut des mittelh. ü (Rask §. 25. 67.) Ähnliche vermischung mit i zeigt das angels. (oben s. 228.). Die runen haben kein y, ersetzen es aber richtig durch u (wie e durch a) und nicht durch i; die zeit, wo der umlaut entsprungen, läßt sich schwer ausmitteln. durch a, bald durch i, als: aftir (eftir) vir (vër, maritus) obschon häufig beide miteinander verwechselt, zumahl i für a steht. Auf späteren ursprung des umlauts e ist hier- aus nicht so gerade wie beim alth. zu schließen (vgl. oben s. 10.), doch ist er ohne zweifel in einer früheren zeit noch unvorhanden gewesen. I. altnordische vocale. (AA) â, ich brauche für diesen und alle übrigen dehnlaute den circumflex, st. des in den nord. ausgaben befindlichen acutus, wie auch schon Rask §. 13. vor- schlägt. Das nord. â entspricht dem alth. â in den wör- tern und wohl auch in der aussprache, welche ursprüng- lich áa gewesen seyn muß, allmählig aber nach zeit und ort in áo, áu, av, å und selbst o Ueber dieses o hernaoh bei dem 5ten fall des nord. â; aber auch sonst haben alte hss. o für â und umgekehrt â für o (statt ö) z. b. hânom (illi) f. hönum (s. unten beim ö). vergierte. Rask nimmt die aussprache av als regel, bei vorausstehendem v ausnahmsweise o an, weil sich z. b. svâ, vâru nicht wohl svav, vavru sprechen ließe, sondern svo, voru, und eben darum schreiben viele: vo, vogr, vopn, vos, vod st. vâ, vâgr, vâs, vâd etc. Da indessen im hâtta- lykill svâ: â (habet) reimt und letzteres wort damahls schwerlich wie ein bloßes o lautete, so mag man we- der av noch o, vielmehr áa, vielleicht áe, mit hin- neigung zum angels. æ und goth. ê gesprochen haben. Übrigens sind nicht alle nord. â organisch, sondern einige in fällen entsprungen, wo ihnen kein goth. ê und alth. â parallel steht, wie sich sogleich ergeben wird. Die einzelnen fälle des nord. â sind nämlich: 1) die ablaute im pl. praet. gâfu, lâsu, bâru etc. 2) bei folgendem einfachen cons. ohne daß andere weggefallen scheinen: brâd (esca) brâdr (citus) dâd (virtus) fâdr (ornatus) grâ- dugr (avidus) hâd (ludibrium) hâdr (commissus) klâdi (scabies) mâdr (tritus) nâd (gratia) râd (consilium) sâd (semen) snâd (cibus) þrâdr (filum) gâfa (donum) bâgr (protervus) mâgr (affinis) lâgr (brevis) tâg (vimen) vâgr (mare) krâka (cornix) râk (discrimen) skâk (ludus latrunc.) sprâk (laesio levis) âl (lorum) âll (anguilla) bâl (rogus) kâl (caulis) mâl (tempus) mâla (pingere) skâl (patera) skâli (cubile) tâl (dolus) klâm (obscoenitas) nâm (praeda) þâm (aër egelidus) frân (nitens) mâni (luna) rân (rapina) drâp (caedes) snâpr (stultus) tâp (vigor) âr (annus) âr (minister) blâr (lividus) dâri (stnltus) fâr (periculum) flâr (callidus) frâr (pernix) grâr (canus) hâr (crinis) hlâr (laxus) hnâr (strenuus) hrâr (crudus) kl ä r (clarus) nâr (funus) blâsa (spirare) dâs (candela tenuis) krâs (pulpamentum) vâs (udor) lâs (sera) mâs (anhelitus) gât (cura) grâta (flere) kâtr (laetus) lâta (linquere) mâti (modus) etc. — 3) durch den ausfall eines organischen h. scheint die verlängerung des a entsprungen in: â (aqua) lân (mutuum) târ (lacrima) I. altnordische vocale. stâl (chalibs) hlâtr (risus) slâtr (carnes mactatae) st. der alth.: aha, lêhan, zahar, stahal, hlahtar, slahtar (?) und so werden sich noch andere der vorhin angeführten â er- läutern. — 4) merkwürdig scheinen einzelne nord. â dem angels. â, folglich dem alth. ei , das auch gewöhnlich im nord. ei lautet, zu entsprechen, vgl. â (habet) von eiga, also für ei oder eig stehend (goth. aih, angels. âh) bâdhir (ambo) sâl (anima) angels. sâvl; sâr (vulnus) angels. sâr, goth. sáis (?) bâtr (cymba) angels. bât (oben s. 229.) etc. Dieses â entsprang sichtlich aus ai , welches auch im nord. vor dem spätern ei gegolten haben wird, ai, bai- dir, wandelten sich allmählig in ae, baedir, â, bâdir, während die meisten ai zu ei wurden; (vgl. unten den umlaut æ für ái, ei) — 5) vor den verbindungen lm. lf. lp. lk. lg. ls. nk. ng. tt. (st. ht) und s (st. ns) Vor tt, die nicht aus ht , vor s, die nicht aus ns stammen, verlängert fich a keineswegs und so unterscheide man atti (concitavit) hattr (pileus) brattr (acclivis) von obigem âtti, hâttr, brâtt; desgl. basa (interimere) von bâsa (stabulare). wan- delt sich a in â; beispiele: gâlm (sinus) hâlmr (culmus) mâlmr (metallum) sâlmr (psalmus) skâlm (framea) âlfr (genius) hâlfr (dimidius) kâlfr (vitulus) skâlpr (vagina gla- dii) bâlkr (trabs) fâlki (falco) skâlkr (nequam) hâls (collum) krânkr (aegrotus) þânki (mens) ânki (vitium) hânki (funi- culus) ângr (dolor) bânga (pulsare) fâng (captura) gàngr (in- cellus) hânga (pendere) sprânga (transscendere) lângr (longus) rângr (obliquus) svângr (fames) strângr (strenuus) vângr (campus) þâng (fucus) âtt (genus) âtti (habuit) âtti (octavus) drâttr (tractus) brâtt (cito) hâttr (mos) mâttr (vis) sâtt (reconciliatio) slâttr (ictus) þâttr (sectio) þrâtta (certare) âs (numen ethnicum, pl. æsir, goth. unbedenklich ans, anzeis, alth. ans, ensî, wie viele eigennamen mit ans- bestätigen, und die halbgötter anses bei Jornandes) âs (trabs, goth. anz) âst (amor, goth. ansts) bâs (stabulum, goth. banst) gâs (anser, alth. kans) etc. In allen diesen fällen nimmt die isländ. aussprache ein â an, sogar statt ia ein iâ (wovon unten), auch ist dem gebrauch ein gewisses alter zuzu- geben, da sehon frühe hss. z. b. die der nord. gesetze bolkr (schwerlich bôlkr) für bâlkr, setzen, und der ge- wöhnliche umlaut des a in ö ausbleibt, es heißt z. b. im dat. pl. mâttum, âstum, sâlmum, nicht möttum, östum, sölmum, wie stehen müste, wenn der unumge- I. altnordische vocale. lautete fall ein reines a hätte. Ferner muß erwogen werden theils, daß in dem fall tt und s für ht und ns. durch den auswurf des h und n eine veränderung des vocals herbeigeführt worden seyn kann (vgl. oben s. 210. 231.) theils die angels. mundart vor den verbindungen nc. ng. das a mit o vertauscht (oben s. 223. 226.) vor lm. lp. lf. lc. lg. ls hingegen mit ëa (s. 236.) obgleich wieder die analogie beider sprachen nicht überall zu- trifft, denn auch vor mm. nn. mp. mb. nt. nd. ll. rr. lt. ld etc. verändert sich das sächs., nicht aber das nord. a, sondern es heißt: land, kambr, salt etc. Dieses schwanken schon läßt mich vermuthen, daß, wo nicht sämmtliche, doch die meisten der unter 5) angegebenen veränderungen des a in â unorganisch und der älteren nord. sprache unangemeßen waren, wie sie es der goth. alth. und alts. sind, und das bestätigen die vorhandenen spuren des umlauts vollkommen Für die verbindung âng gibt auch Rask §. 73. ein älteres und noch heute provincielles ang zu. . Neben lâng, gânga, fâng, hânga, hâls etc. findet nämlich lengi, genginn, fenginn, hengja, helsi (collare) etc. statt, da sonst das wahre â in æ umlauten müste; gleicherweise bekommt gânga (iter) im gen. göngu, krângr (tenuis) im fem. kröng (f. kröngu) etc. wo das organ. â unverändert er- scheinen würde. Endlich wird zuweilen st. der ver- bindung nk mit weggeworfnem n das k geminiert und dann bleibt ebenfalls der vorhergehende vocal rein, z. b. frackr (francus) þacka (gratias agere) hleckr (catena) beckr (scamnum) dreckja (mergere) gleichsam statt: frânkr, þân- ka, hlânkr etc. (s. unten beim n.) — 6) die auslautenden â sind folgende: â (in) â (flumen) â (agna) brâ (cilium) fâ (splendor) fâ- (paulo) flâ (stratum) frâ (de) gâ (lascivia) gâ (observare) hâ (pellis) hâ (foenum) hâ- (alte-) jâ (imo) krâ oder râ (angulus) lâ (aequor) lâ (coma) mâ (terere) nâ (cadaver) nâ (prope) pâ (pavo) râ (caprea) sâ (ille) skâ (obliquitas) skrâ (libellus) slâ (subsus) smâ (contemnere) spâ (vaticinium) strâ (stramen) svâ (sic) tâ (digitus pedis) vâ (pericnlum) þâ (tunc) þrâ (desiderium) sodann die nom. fem. sg und pl. neutr. der vorhin an- geführten adj. blâr, frâr, flâr, grâr, hlâr, hrâr etc. end- lich die praet. â (habet) knâ (novit) mâ (valet) lâ (ja- cuit) frâ (interrogavit) vâ (dimicavit) þâ (obtinuit). Es gibt kein auslautendes kurzes a (in der wurzel), obige â sind aber sehr verschiednen ursprungs, einige entstan- I. altnordische vocale. den aus ag , wie die zuletzt genannten praet. þâ, vâ, frâ, lâ, mâ, vermuthl. auch lâ (aequor) vgl. mit lögr; andere aus av , wie â (ovis) fâ- (paulo) hâ (foenum) strâ; andere aus eih , wie â (habet) râ (caprea) fâ (splen- dor) tâ (vgl. oben s. 90.); andere aus ah , wie â (flu- men) smâ, spâ; andere aus auh , wie hâ-; aus an , wie â (in) andere haben ein organ. â, wie nâ (prope) pâ, blâ, grâ etc., einige bleiben ungewiß, endlich schei- nen einige aus dem bloßen kurzen a allmählig verlän- gert worden zu seyn, wie jâ, sâ, þâ; svâ vertritt bei- des, das goth. sva und svê. — (EE) ê; so häufig die altn. mundart â braucht, so selten ê, welches weder dem goth. noch alth. ê ent- spricht, wohl aber meistens dem sächsischen. Man un- terscheide folgende fälle: 1) ê ist unorgan. zusammenziehung und dem (ersten) alth. ia gleich. Hierher gehören vornämlich die ab- laute grêt, lêt, blêt, hêt, blês, lêk, fêll, gêck, fêck, hêck, hêlt; selbst die aussprache läßt noch den vor- schlag eines leisen i hören, griet, liet, mit dem ac- cent auf e, also griét, weshalb auch Rask §. 17. je vor einfacher, jä vor doppelter consonanz zu sprechen lehrt, dem alth. ia, ie gerade entgegengesetzt, wel- ches den vordern vocal betont, ía, íe (oben s. 104. note. s. 105.) Wie diese ablaute sind noch einzelne, wiewohl wenige fälle zu beurtheilen, als: hêr (hîc) brêf (epistola). 2) auslautend steht ê theils für das organische iu , als: trê (arbor) knê (genu) — theils für eih, eig , als: fê (goth. faíhu) sê (goth. saíhva) hnê-(neben hneig, goth. hnáig, angels. hnâh) sê (neben seig, angels. sâh); theils für î, als: sê (sim) und gar das kurze i, als nê (non). Zweifelhaft sind mir rê (aequitas) spê (lu- dibrium) und vê (sacra, für vîh?) welches letztere ohne dehnzeichen bei Biörn und Rask vorkommt, Die aussprache aller dieser auslaute mag ebenfalls ié seyn, wie sich auch spie neben spê geschrieben findet. 3) vor tt, welches aus ht entspringt, wandelt sich das kurze ë in ê, als: frêtt (responsum) lêttr (levis) rêttr (jus) sêtt (senio) slêttr (planus) Sollte nicht auch vêttr (alth. wiht, goth. vaíhts) stehen? Biörn hat vettugi und vættr. nicht aber vor an- derm tt, z. b. settr (compositus) brettr (curvus) etc. I. altnordische vocale. Man vergl. das fries. iu vor cht und die verlängerung des a vor tt. Die andern fälle des â vor lm, lf etc. ziehen jedoch kein analoges ê nach sich, es heißt z. b. fenginn, þengill etc. 4) nach einfachem gutturalanlaut, also nach k und g, ferner nach sk nehmen die isländ. grammatiker eine verwandlung des e sowohl als des ë in ê an und schrei- ben: gêl (cano) gêll (resono) gêld (expendo) gêng (eo) gêstr (hospes) kêl (algeo) kèm (venio) kênna (noscere) skêf (scalpo) skêmma (curtare) skêr (scindo) und so überall st. gel, gëll, gëld, geng, gestr, kel, këm, kenna, skef, skem- ma, skër; ja sogar den diphth. ei laßen sie in den triphth. êi übergehn, als gêit (capra) skêid (curriculum) etc. Doch hat Biörn kei, nicht kéi, wie er géi und skéi setzt. Die ursache liegt bloß in dem kehllaut, der vor den dün- nen vocalen e, ë, ei und i ein gelindes i oder j nach sich einschaltet, so daß gel wie gj-el, këm wie kj ëm klingt, und füglich ein ê geschrieben werden kann, das unerklärlich wäre, wenn man nur auf den vocal- laut sieht. Da sich unten bei den gutt. ergeben wird, daß diese aussprache erst später eindringt, so muß auch für das altnord. ein gel, gëld, geng etc. behauptet werden. 5) in einigen andern fällen scheint mir ê unorganisch und ë richtiger, z. b. in mër, þër, sër, vër; in mël (noch beßer miöl, farina) vël (astutia, angels. vile, engl. wile) etc. obgleich die heutige aussprache ein je zeigen mag. Man schrieb wohl é (mein ê), um die aussprache e zu verhüten, weil man kein ë hatte. (II) î gleicht dem alth. und angels. î, zu bemerken ist nur, daß die spätere aussprache es vor ng . nk . st. des älteren i eintreten läßt, vgl. hrìngr (annulus) rîngl (confusio) þîng (causa) sìnkr (tenax) etc.; tt (statt ht) vor denen i zu î würde, finde ich nicht, andere verbindungen, wie lm etc. dulden das kurze i, als: hilmir (rex) etc. Die auslau- tenden î sind hauptsächlich folgende: bî (apis) frî (liber) hî (otium) hî (lanugo) î (in) qvî (cohors) sî (semper) strî (stupa) þrì- (tri-) wohin auch die am ende einer silbe das a einer zweiten silbe berührenden î gehören: dî-ar (divi) frî-a (solvere) klì-a (nausea) nî-a (enneas) sî-a (filtrum) stî-a (caula) svî-ar (sueci) svî-a (remittere) tî-a (equa) vî-a (vagari). Alle sind gleich den auslau- T I. altnordische vocale. ten â und ê verschieden zu erklären, î und sì stehen für in, sin; sìa für sìha; stìa f. stîga; einige bleiben mir noch dunkel. (OO) ô. 1) in der regel das goth. ô und alth. uo; belege (außer den ablauten): glôfi (chirotheca) grôf (la- cuna) hôf (modus) hôfr (ungula eq.) kôf (ningor tenuis) lôfi (vola manus) þôf (fullonica) bôgr (armus) gnôgr (sufficiens) hôgsamr (mansuetus) lôga (alienare) ôga (terror) plôgr (aratrum) rôgr (calumnia) skôgr (silva) bôk (liber) brôk (femorale) flôki (floccus) hrôkr (vir fortis) klôkr prudens) krôkr (uncus) lôka (pendere) môk (somnus levis) slôkr (lurco) snôkr (anguis) sôkn (curia) bôl (praedium fôl (stultus) gôl (latratus) hôl (jactantia)ôl (funis) rôl (vaga- tus) skôli (schola) stôll (sedes) blômi (flos) dômr (judi- cium) drômi (vinculum) lômr (columba) ôman (sonus confusus) rômr (vox) tômr (vacuus) bôn (rogatio) gôn (oculorum intentio) krôna (corona) tôn (tonus) glôpr (fatuus) grôpa (sulcare) hôpr (turma) hrôp (clamor) ôp (idem) flôr (pavimentum) frôr (quietus) glôra (micare) hôr (adulter) jôr (equus) klôr (fricatio) kôr (chorus) môr (animus) rôr (quietus) skôr (calceus) slôr (ignavia) stôr (magnus) tôra (nitela) þrôr (cervus) drôs (femina nob.) fôstr (educatio) hrôs (laus) ôs (os) rôs (rosa) blôt (victi- ma) bôt (emenda) fôtr (pes) hôt (minae) klôt (capulus) môt (occursus) nôt (sagina) rôt (radix) snôt (femina sa- piens) sôt (fuligo) blôdh (sanguis) flôdh (turba) fôdhr (pa- bulum) frôdhr (prudens) glôdh (ignis) gôdhr (bonus) grôdhr (feracitas) jôdh (proles) môdhir (mater) môdhr (fessus) ôdha (avia magna) ôdhinn (deus ethn.) ôdhr (fu- rens) slôdhi (callis) brôdhir (frater) hrôdhr (laus) ôdhal (praedium) rôdhr (remigatio). In einigen dieser wörter, namentlich in den fremd scheinenden: ôs, rôs, tôn, krôna entspricht wohl ô dem alth. ô, vielleicht auch in hrôs und hrôsa (laudare) mittelh. rœsen. — 2) durch ausgelaßene cons. wird ô begründet in sôl (sol, goth. sáuil) ôn (fornax, st. ofu) sôp (purgamen, st. svop?) — 3) wie â erfordert die spätere aussprache ein ô vor den verbindungen lm. lp. lf. lk. lg. nk. ng. tt (statt ht). als: hôlmr (insula) ôlmr (furiosus) stôlpi (columna) gôlf (pa- vimentum) hrôlfr (n. pr.) kôlfr (bulbus) tôlf (duodecim) fôlk (populus) hôlkr (tubus) dôlgr (hostis) kôlga unda) tôlg (sevum) bôlstr (cervical) kôngr (rex, st. konûngr) dôttir (filia) drôtt (plebs) drôttinn (dominus) flôtti (fuga) nôtt (nox, richtiger schiene nâtt, s. die declination) ôtta (matutina) ôtta (terrere) sôtt (morbus) þôtti (cogitatio) I. altnordische vocale. þrôttr (vigor). In ôtta (alth. uohta) ôtti (goth. ôhta) war wie man sieht das ô schon organisch vorhanden; in den übrigen entspricht ôtt dem alth. oht und uht. Vor ls finde ich kein ô, vgl. dols (haesitatio) vols (splendor). Daß auch in den übrigen der organ. aussprache ein kur- zes o angemeßen war, folgt [wie bei dem â aus dem umlaut e und nicht æ] aus dem umlaut y und nicht œ, welches doch dem wahren ô zur seite steht, vgl. hylki (capsa) von hôlkr; fylkir (dux) von fôlk: also früher auch holkr, folk. — 4) auslaute: flô (pulex) flô (stratum) hô (interj.) klô (unguis) krô (casula) lô (tomentum) lô (corylus fem.) ô (interj.) ô (part. negans) rô (quies) slô (os sub cornibus) tô (cespes) tô (lana) þô (quamvis) þrô (vas cavum); ebenso sind zu beurtheilen: glô-a (nitere) gô-i (nomen mensis) grô-a (vernare) hô-a (clamare) hrô-i (heros) lô-a (alludere) mô-a (argilla linire) ô-a (timere) ô-ir (timet) etc. Die praet. drô, slô, hlô stehen für drôg, slôg, hlôg. — (UU) û, dem goth. und alth. û gleich; beispiele: brûdh. hûdh. lûdhr (tuba) snûdhr (rostrum) skrûdh (ornatus) dûfa. skrûfa (cochlea) hûfa (pileus) mûgi (multitudo) brûk (usus) fûll (putris) sûla (columna) rûm. rûn. dûn. brûn. tûn. gnûpr (prominentia) sûpa (sorbere) ûr. mûr. sûr. lûr (ignavia) skûr. hûs. lûs. mûs. þûsund. brûsa (aestuare) ût. strût (struthio) etc. Außerdem entspringt û aus u vor lf. nk. ng und s (statt ns) als: ûlfr (lupus) dûnka (resonare) krûnk (crocitus) mûnkr (monachus) ûngr (juvenis) klûngr (saxetum) hûngr. bûnga (tumor) drûngi (onus) tûnga. þûngr fûs etc. Ohne zweifel galt auch hier früher ein kurzes u, weshalb mir die dehnung der umlaute ŷlfa (lupa) ŷngi (juventus) þŷngja (gravare) und der weiter unten anzuführenden ähnlichen bei Biörn zweifelhaft scheint. — Auslaute: bû (aedificium) brû (pons) grû (multitudo) frû (uxor) lû (lassitudo) nû (jam) rû (temulentia) trû (fides) þû (tu) snû-a (vertere). (YY) ŷ, sowohl umlaut des û, folglich dem mittelh. iu gleich, als dem organischen goth. und alth. iu , wie- wohl dieser diphth. in gewissen fällen noch daneben be- steht. Da nun letzterer im isländ nicht íu (wie im alth.) sondern iú lautet, iú und ŷ aber kaum verwechselt wer- den, so scheint dem ŷ die aussprache üi, üj, beinahe ügj, zuzustehen, wie sie Rask §. 67. bestimmt. Vielleicht kann man dieses zweite ŷ in den meisten fällen als um- T 2 I. altnordische vocale. laut des jú oder ió betrachten Womit ich doch keinen unterschied zwischen dem goth. ia in biuda (nord. bŷd) und diups (nord. diúpr und erst umlautend dŷpi) machen will; im alth. unterscheiden sich freilich piutu und tiof, umlautend tiufì; aber eben die alth. und nord. zerspaltung des goth. biudan, biuda in piotan, piutu und bioda, bŷd ist das unorganische. . Hentzutage wird je- doch beiderlei ŷ gewöhnlich mit î vermengt (Rask §. 25.). Belege des ŷ = umlaut des û sind: hŷdha (cutem depo- nere) prŷdha (ornare) skrŷdha (vestire) fŷla (putrescere) rŷma (vacuare) rŷna (literas scrutari) gnŷpa (promonto- rium) pŷngja (crumena) kŷngi (portentum) dŷngja (acer- vus) fŷsi (desiderium) hŷsa (in dom. recipere) mŷslìngr (musculus) ŷta (trudere, von ût, foras) etc. — ŷ = um- laut des iu oder ió scheinen mir (abgesehn von den praes. sing. bŷd, gŷt etc.) ill-þŷdi (coetus pravorum, von þiód) þŷda (aptare) þŷfi (furtum, v. þiófr) sŷn (visio, v. sión) trŷni (rostrum, v. trióna) dŷpi (profunditas, v. diúpr) dŷr (animal) dŷr (carus) fŷr (ignis) hŷr (laetus, ôhŷr, austerus, alts. unhiuri) ŷr (arcus) nŷr (novus) nŷra (ren) tŷr (nomen deastri) þŷr (servus, goth. þius) grŷta (lapidare v. griót) etc. — Die auslaute wird man hier- nach beurtheilen: blŷ (plumbum, vielleicht f. blì?) bŷ (habito) dŷ (lama) mŷ (tabanus) nŷ (neo) nŷ (novilu- nium) skŷ (nubes) slŷ (conferva) snŷ (verto) sŷ (stupa) tŷ (instrumentum) þŷ (ancilla); desgleichen flŷ-a (fugere) gnŷ-a (fricare) lŷ-a (contundere) mŷ-a (molestare) nŷ-a (renovare) skŷ-a (nubilare) spŷ-a (vomere) sŷ-a (colare, beßer sì-a) tŷ-a (parare, goth. tánjan). (AE) æ, ist umlaut des organischen â und nicht dem angels. sondern dem mittelh. æ zu vergleichen; Rask gibt ihm §. 14. die aussprache aj (also ái), so daß sich die berührung der diphth. goth. ai = angels. â; goth. ê = angels. æ, nord. und hochd. â mit dem umlaute æ und der aussprache ái mehrfach entwickelt, so verschieden auch beiderlei laute in der bedeutung sind. Es wird daher nicht befremden, wenn ausnahmsweise das nord. æ dem goth. ái, angels. â, alth. ê (st. ei) parallel steht Hsl. und drucke, z. b. der der Niâlssaga, bezeichnen æ durch das geschwänzte ę (vgl. oben s. 78. 92.) . 1) æ, umlaut des â, = mittelh. æ = goth. ê, angels. æ, alth. â. Belege: die sg. praes. von fâ, lâta, grâta, blâsa etc. fæ, læt, græt, blæs etc. die conj. gæfi, læsi, I. altnordische vocale. bæri, næmi etc. die flexionen: drætti, hætti, mætti, drættir, gættir, hættir, mættir etc. von drâttr etc. gæs pl. von gâs und eine menge ableitungen, als: æsa (dea ethnica) ætt (genus) bær (praegnans) bæsa (ad praesepe ducere) ôdædi (maleficium, unthat) hæra (pilare) lægja (succuba) mær (clarus) mæli (loquela) nædi (quies) sæll (beatus) þræll (servus) kæti (laetitia) ræna (spoliare) u. a. m. Die â vor tt und s lauten in æ um, nicht aber die vor lm. lf etc. welche in e umlauten (oben s. 287.) 2) æ = goth. ái, alth. ê, angels. â, wofür auch im nord. zuweilen noch â steht (s. oben â 4.) als deslen umlaut es betrachtet werden könnte. Hierher hören: æ (semper, goth. áiv) hræ (cadaver, goth. hráiv) sær (saivs) snær (snáivs) læra (docere, láisjan) særdhr (vul- neratus) hæsi (raucedo) læsîng (sera) bædhi (tam-quam) klædhi (vestimentum) æfi (aevum) etc. In einigen pa- rallelen fällen ist ganz richtig ei entsprungen, nament- lich meir (magis, weder mâr, wie fâr, vulnus, noch mær wie læra) s. unten beim ei . 3) hss., ausgaben und wörterbücher mengen beiderlei æ mit dem ganz verschiednen diphth. œ (wovon unten), der gewiß eine andere aussprache hatte. — (AU) au , in den hss. av geschrieben und áu Im gloss. edd. sæm. I (aber nicht II und sonst nirgends) finde ich zuweilen aú accentuiert, vgl. aúga, aúka; das scheint mir verwerflich. Rask §. 68. weist zwar die aus- sprache eines neuhochd. au ab, welche freilich selbst bald áu, bald aú ist; jene, d. h. die des goth. áu möchte doch dem altnord. au näher kommen, als Rasks vorgeschlagenes öv , nach §. 28. öj oder breites ö, Die späteren nord. mundarten näherten freilich das alte au allmählig dem ö-laut. aus- zusprechen, ist das goth. áu, alth. au (ou) und ô, angels. eá. Belege (außer den ablauten gaut, kaus etc.): audhugr (dives) naudh (necessitas) saudhr (vervex) daufr (surdus) lauf (folium) auga. baugr. haugr. (collis) laug (lavacrum) auk (etiam) gaukr (cuculus) haukr (accipiter) laukr (al- lium) auli (stultus) bauli (taurus) stauli (servulus) aumr (miser) glaumr (strepitus) naumr (tenax) sanmr (sartura) straumr. taumr. daun (odor) hraun (aspretum) kaun (ul- cus) laun. raun (tentatio) hlaup. kaupa. laupr (cophi- nus) saup (jusculum) staup (poculum) aur (lutum) kaur (stridor) maur (formica) saur (stercus) ausa (haurire) fausi I. altnordische vocale. (stultus) haus (cranium) hnaus (gleba) bauta (pellere) braut (via) gauti (n. pr.) grautr (arena) naut (bos) nautr (socius) skaut (gremium) staut (haesitatio lectionis) taut (murmur) þraut (labor) u. a. m. Drucke und hss. ver- wirren diesen diphth. au ungrammatisch mit dem un- diphthongischen ö, dem durch u erzeugten umlaute des a, indem sie nicht sowohl erstern ö, als vielmehr letz- tern au (av) schreiben. Nach dem fac simile (hinter der edda sæm. I.) liest das fragm. membr. univ. Grimn. 43. 44. 46. richtig havca. öllum. bölvërkr. alfödr und Hŷ- misqv. 3. önn (goth. anna, labor) welche 4 letzte ö die herausgeber unrichtig in avllom. bavlvërkr. alfavdr. avnn abändern. Der cod. reg. liest hingegen selbst schon Skirn. 30. 38. gavrþom. avll st. görþom. öll. Die aus- gabe der Niâlssaga drückt au und ö durch av aus, in einigen fällen letzteres durch o. In Biörns wörterbuch sind au und ö meistentheils richtig unterschieden, nicht durchgängig, indem z. b. höfud st. haufud (goth. háu- biþ, angels. heáfod), hingegen vor nk, ng beständig au st. ö gesetzt wird, z. b. haunk, staung, taung st. hönk, stöng, töng. Die kopenh. ausg. der edda schwankt zwi- schen au (av) und ö und hat z. b. bald savdull, bald (das richtigere) södull. Andere, welche die verschieden- heit beider laute einsehen, wollen au durch au , das ö aber durch av ausdrücken, also gaut (fudit) laug (lava- crum) aber gavtu (semitae) lavgr (fluidum) lavg (lex) etc. geschrieben wißen. Ihnen pflichtet Rask §. 29. bei und verfährt danach in seinen stockholmer ausgg. meisten- theils, doch nicht allentbalben, obgleich er in der vorr. zur Snorraedda p. 14. “allstadhar” (ubique) sagt, denn über- all finden sich ö neben av, z. b. p. 46. mörg. miöc. iö- tun. göngu etc. Mir misfällt diese bezeichnung des unterschieds, theils weil av in den hss. insgemein auch für das walire au steht. theils da, wo es den ölaut aus- drücken soll, zur consonantischen anssprache des v in av verführt, welche, wie wir oben gesehn, gerade dem ganz abweichenden â gebührt. Ich werde sorgsam den dipht. au von dem umlaut ö trennen und weder aun- nur, sauk, haunom, noch avnnur, savk, havnom, son- dern überall önnur, sök, hönom schreiben, will aber zugeben, daß sich in der aussprache au und ö (wie länge und kürze) begegneten und verwirren konnten. Sonst würden alte hss. nicht beide durch av ausdrücken, auch das au nicht später, z. b. im schwed. zu œ (lan- gem ö) werden, als: lœga (lavare) hœfved (caput), wäh- I. altnordische vocale. rend das altn. ö wieder zum reinen a wird, als: lag (lex) annor etc Für die altn. sprache ist die scheidung des au und ö sehr wichtig, weil man ohne sie wörter wie bauli, auka , laug, haukum (accipitribus) baugum (annulis) gauf (palpitatio) kaur (murmur) etc. vermen- gen würde mit böl (malum) aka, gen. öku (currus) lögr (aqua) hökum (mentis) bögum (jacturis) göfugr (nobilis) kör, karar (lectus). (EI) ei, wie éi, d. h. der umlaut des a, mit nach- schlagendem i, also gleich dem alth. ei und nicht wie das ueuh. (ai lautende) ei auszusprechen. Nach Rask §. 15. beinahe wie ej, also gewiß mit betonung des vor- deren vocals, was zugleich die betonung des nord. áu (nicht aú) bestätigt; §. 22. nimmt er die consonantische aussprache ej zurück und ein rein diphthongisches ei an. Alte hss. schreiben æi st. ei , vgl. den anfang der Hŷmisqv. im fragm. membr. univ. væidhar. tæina. tæitr. læit etc. welches zwar nicht nachzuahmen ist, aber den ursprung aus einem älteren ai und den accent auf éi be. weist. Offenbar schwankte es selbst in æ und gerade in den fällen wo das alth. è aus ei entsprang (s. oben das zweite altnord. æ), obgleich sich neben snær (?snæir, sneir, snair) etc. einzeln das ei in meir (magis) geir (hasta) keira (vehere) behauptete Der grund der verschiedenheit beider fälle liegt vielleicht darin, daß bei sær, snær etc. ein goth. aivs; in meir, geir (eigentlich meirr, geirr) ein goth. ais gegenüber steht, wiewohl das v auch in den nord. flexionem sævar, æva etc. vortritt. . Ja zuweilen ist ohne umlaut â (aa) aus ai (wie im angels.) geworden (oben s. 228). Belege ergeben sich allenthalben in den- selben wörtern, wo das goth. ái, alth. ei, angels. â wal- tet. In ê wandelu eig die praet. hnê, stê, sê. (EY) ey, von dem vorigen ei durchaus verschie- den, ist umlaut des an und dem mittelh. öi parallel, oder dem angels. zweiten ŷ. Auszusprechen fast wie je- ner mittelh. diphth. (mehr öy als öi) und wie im heuti- gen Island und andern norweg. gegenden das au selbst lautet, ö mit nachschlagendem i, beinahe œ, (Rask §. 69.) nur darf man diese aussprache nicht auf das alt- nord. au anwenden Rasks erklärung des au aus av , des ey aus aj (wenn ich ihn §. 68. 69. recht verstehe) scheint darum unrichtig, . Die heutige mundart weiß ey I. altnordische vocale. von ei nicht zu unterscheiden (Rask §. 26.) und schreibt fälschlich z. b. keyra f. keira. Belege: ey (insula, goth. avi?) hey (foenum, goth. havi) fley (liburna) mey (virgo, goth. mavi?) gey (latratus) grey (canis f.) freya (n. pr. alth. frouwa) deyfa (hebetare) leyfa (laudare) fleygr (vo- lucris) reykr (fumus) geyma (custodire) gleyma (oblivisci) seyma (suere) teyma (fune ducere) reyna (scrutari) hleyp (curro) eyr (aes) freyr (n. pr. goth. fráuja) reyr (arundo) (þeyr) (ventus egelidus) eyra (auris) beyra (andire) leysa (solvere) steyta (tundere) bleydhi (timiditas) eydhi (soli- tudo etc. Bisweilen steigt der umlaut in formen, denen die endung i gebricht, so steht neydh st. naudh, gerade wie im angels. nŷd st. neád. — Der übergang in œ liegt nahe, mœr (virgo) neben mey; weiter der in â, denn das oben s. 287. angeführte hâ (neben hey) scheint aus der apocope des v von hav zu erwachsen. (IA) ia, auszusprechen iá, deswegen bei Rask mit ja ausgedrückt, vom alth. ia formell. und materiell ganz verschieden. Es ist das angels. ëo und entwickelt sich auf zwar nicht gleiche aber doch ähnliche weise aus dem ë 1) bei nachfolgendem ll. ld. lt. ls. rr. rl. rm. rn. rf. rt. rdh. rk. rg. als: fiall (mons) hiall (gradus) sniallr (velox) spiall (colloquium) giald (pecunia) sialdan (raro) spiald (tabula) tiald (tentorium) bialt (capulus) mialta (mulctum ire) smialsa (sorbillare) skiarr (fugax) fiarri (remote) iarl (vir nob.) biarmi (lucubrum) biarnar (ursi) giarn (cupidus) hiarni (cerebrum) stiarna (stella) diarsr (audax) hiarta (cor) biartr (lucidus) iardhar (ter- rae) þiark (quassatio) biarg (saxum) tiarga (clipens). Muthmaßlich auch früher vor lm. lp. lf. lk. lg. wo spä- ter ein ià gilt (s. unten); vor rp und rr (statt rs) bleibt ë bestehn, als: vërpa, vërri (pejor) þvërra (decrescere), nirgend viarpa, viarri, þiarra; vor ll. lt. lg. rf. rt. rdh. schwankt es, denn neben den angeführten finden sich mit ë die starken inf. vëlla, svëlla. skëlla. svëlta. vëlta. svelgja. hvërfa. snërta. vërdha, und nie in diesen wör- tern ia. — 2) schwaukend vor l. r. f. t. dh. s. g. k: fia- lar (asseris, tabulae) hiala (fabulari) tiara (pix) iasn (ae- qualis) kiaftr (rostrum) fiatla (frustra agere) fiatra (vincire) miatla (parum detrahere) fiadhradr (pennatus) hiadhn weil sich beide diphth. nicht- co- sondern suberdiniert sind, nämlich ey aus au hervorgeht. Die schreibung öi, öy würde ein altn. ou st, au voraussetzen, das sich nicht findet. I. altnordische vocale. (nix compacta) miadhar (medi) smiadhra (adulari) kias (adulatio) pias (nisus) þiassi (n. pr.) biaga (luxare) biak (molestia) miak (motus lentus) kíak (securis) stiak (tu- multus) u. a. m. woneben, vor denselben consonanzen häufig aber auch ë stattfindet, z. b. fëla (occultare) stëla (furari) bëra (ferre) skëra (scindere) bëra (ursa) ëf (an) ëfni (materia) gëfa (dare) lësa (legere) brëk (vitium) rëka (pellere) etc. Nähere untersuchung wird bestätigen, daß die starken stämme gern das ë (im sing. praes. überall ohne ausnahme) behalten, ableitungen aber gern das ia annehmen. Man vgl. die im text angeführten inf. vërpa, vëlla, fëla etc. (woneben nur ausnahmsweise gialda, skiâlfa, biarga, im praes. aber gëld, skëlf, bërg und hiâlpa, weil dieses schwach conjugiert) und andrerseits die daher stammen- den oder ähnsiche verba voraussctzenden subst. giof, biörg, tiara, tiarga etc. Hieraus schließe ich, daß ë älter, ia später entsprnngen sey. Wie im starken sing. praes. im- mer ë (nie ia) herrscht, ebenso zeigt die alth. mundart dort das ältere i, im infin, gewöhulich das jüngere ë und bërgan, birgu; gëltan, giltu ist dem biarga, bërg; giâlda, gëld sehr ähnlich. Auch im angels. steht gëof (donum) neben gifan (donare) doch ist das ëo hier in die starken verba und selbst das praes. sg. gedrungen, vgl. ëom (st. ëm, im). . Jedes ia lautet bei folgendem oder vor- auszusetzendem u in iö um Nicht aber, was zu verwundern ist, bei folgendem i in ie (wie a beides, sowohl in ö als e) sondern alsdann tritt das nrsprüngliche i hervor, z. b. skiöldr, gen. skialdar, dat. skildi (nicht skieldi) hiörtr, hiartar, pl. hirtir (nicht hiertir). ; ia ist kein voller diphth. sondern wie das angels. ëo und goth. aí ia ist das umgesetzte goth. aí (oben s. 44.) wie das angels. eá gewissermaßen das umgesetzte áu . , wegen der nahen berührung mit i oder ë, fast einfacher laut mit leise vorschlagendem i. Dieses i mag ich dennoch nicht in j verwandeln, theils um der analogie mit dem angels. ë willen, theils weil das j wirklich davon unter- schieden war, im angels. lautet das j consonantisch und wird zu g, im nord. gilt aphärese des eigentlichen j. Das hochd. jung lautet angels. gëong, nord. ûng; das hochd. ërda, angels. ëordhe, nord. wie mir scheint beßer iördh, als jördh; eben so iötunn (angels. ëoton, ëton, alth. ëƷan?) beßer als jötunn, da wir auch im hochd. das anlautende ia, ie von ja, je unterscheiden Iö, ia, ió alliterieren mit vocalanlauten z. b. iötunn: andfâng; iór: austan; nie mit g wie das angels. j. (Olaf- sen p. 29. 30.) . Noch I. altnordische vocale. weniger kann inlautend die schreibung gjarn st. giarn auf beifall rechnen (mehr noch unten beim j). (IE) ie, kein altn. diphth. sondern spätere orthogra- phie st. ê in verschiedenen wörtern, z. b. knie, spie, trie, hie, hiegomi, flietta, stietta, þiettr, hieri, iel, st. knê (genu) spê (ludibrium) trê (arbos) hê (? ros) hêgomi (vanitas) flètta (nectere, hochd. flechten) stètta (? fulcire) þêt i r (densus, dicht) hêri (lepus) êl (nimbus); einigemahl auch für ë gesetzt, z. b. þier (vos) st. þër (s. 289.). Daß kein ie als umlaut der ia gelte, wurde vorhin angemerkt. (IO) io, mit der betonung ió = angels. ëó , goth. íu, alth. ío; ein organischer diphth., den Rask wieder ohne gültigen grund in jó verwandelt; von ia , dessen umlaut iö , so wie von iâ, stehet ió gänzlich ab und wird nur unorganisch mit ihnen verwechselt. Eine solche verwechslung liegt der gewöhnlichen schreibung miólk, gen. míólkr (lac, lactis) unter; das angels. mëo- loc (nicht mëóloc) und alth. miluh lehren, die altn. form miölk, mialkar; entw. so oder auf neuere weise (ià vor lk ) müste miâlk, miâlkar stehn, das man in der aussprache für miólk nahm. Der Schwede setzt auch richtig miölk, wie miöd (altn. miödhr) und nicht miulk, wie er spiut, tiuf etc. dem altn. spiót, þiófr gemäß schreibt. Hiernach sind ähnliche misbräuche zu beur- theilen; das org. ió belegen folgende beispiele: frió (se- men) þió (clunes) friófr (foecundus) sliófr (hebes) þiófr (fur) drióli (taurus) hiól (rota) hióm (superficies) hlióma (resonare) liómi (splendor) riómi (cremor) skiómi (fulgor) hrión (scabretum) mióni (gracilis) prióna (texere) sión (visus) tión (damnum) þión (servus) biór (cerevisia) miór (tener) Sniór (nix) siór (mare) gelten neben den oben beim æ angeführten snær, sær, und erklären sich wie das alth. io (unquam) aus dem goth. aiv ; schlechter scheint die schrei- bung sniár, siár. niórunn (terra) stiórn (imperium) friósa (al- gere) giósa (eructare) hniósa (sternutare ) kiósa (eligere) fiós (bovile) liós (lumen) þiós (frustum carnis) niósn (ex- perimentum) brióskr (cartilago) liósta (ferire) brióst (pec- tus) brióta (frangere) gióta (parere) hlióta (obtinere) hnióta (labare) hrióta (stertere) nióta (uti) skióta (jaculari) þrióta (deficere) fliót (fluvius) griót (lapis) liótr (turpis) skióti (equus) spiót (hasta) þriótr (obstinax) biódhr (discus) þiódh (gens) biódha (offerre) hniódha (tundere) hliódh I. altnordische vocale. (sonus) liódh (carmen). Den ursprung dieses ió aus einem ältern iú ersieht man in wörtern derselben con- jug. die letzteres behalten und namentlich vor p. k und g. In einzelnen fällen entsteht ió, wie im alth., aus zus. ziehungen, vgl. fiórir (quatuor) oben s. 104; fión (odium) aus fi-jon? hión (conjuges) aus hi-von? lión (leo) aus li-on? (IU) iú (nicht jú) die ältere, in gewissen fällen ver- bliebene form des vorausgehenden ió . und zwar bei folgendem p. f. Ausg. das vorhin angeführte þiófr und friófr (nicht þiúfr, friúfr) da doch sonst lieb und dieb auf einer reihe stehn, goth, liubs. þiubs; schwed. liuf. iuf. k. g, als: diúpr (profundus) driúpa (caderè) gliúpr (bibulus) hiúpr (velamen) kriúpa (repere) riúpa (tetrao) stiúpr (privignus) gliúfr (locus praeruptus) hriúfr (moestus) kliúfa (findere) liúfr (carus) riúfa (rum- pere) fiúka (ningere) liúka (claudere) miúkr (lenis) riúka (fumare) siúkr (aeger) striúka (elabi) biúgr (curvus) bliúgr (verecundus) driúgr (continuus) fliúga (volare) liúga (men- tiri) siúga (sugere) smiúga (repere). Warum die lippen- und kehllaute das vorstehende iú bewahren, die lingua- les und liq. es aber in ió übergehen laßen? verdient aufmerksamkeit; man vgl. oben s. 94. 100. das vor n.r. und den linguales entwickelte alth. ô, während m die lab. und gutt. das alte au (ou) vor sich behalten; bloß der einfluß des m ist verschieden, I aber dort gar nicht vorkommend. Eine andere analogie bieten die verbin- dungen lp. lf. lk. lg. nk. ng. an hand, welche den vorste- henden kurzen vocal verlängern (oben s. 286. 289. 290. 291.) während er vor lt. ld. nt. nd. kurz bleibt; offenbar steht auch hier die lingualordnung gegenüber der labialen und gutturalen. Noch ein parallelismus der beiden letzten wurde s. 187. bemerkt. Aus dergleichen jetzt noch un- reisen wahrnehmungen können dereinst wichtige auf- schlüße erwachsen. — Statt iu haben ein bloßes langes û: lûta (vergere) lûka (claudere), letzteres bereits im goth. lûkan (s. 51.) — Das seltne íu in níu (novem) tíu (de- cem) ist kein eigentlicher diphth., vielmehr i-u, und etwa îu zu schreiben? So entspringt auch in dem be- kannten eigennamen giúki (oder gíuki?) der diphth. aus contraction (st. giviki) wie die alts. form giviko und die alth. kibicho (Neugart n° 518.) lehren. (OE) gleich dem angels. AE von doppelter, völlig verschiedener art, entw. ö oder œ. I. altnordische vocale. I) ö = umlaút des kurzen a (nicht des â), von der en- dung u gezeugt, wie das e von der endung i; ein der altnord. sprache eigenthümlicher vorzug, der mit jenem e in den wurzeln a eine schöne abwechselung hervorbringt, vgl. börkr (cortex) gen. barkar, dat. berki; lögr (d. i. lögur, aequor) gen. lagar, dat. legi, wogegen dies wort im alth. lagu, lages, laga lauten wurde. Alte hss. (s. die schriftprobe aus dem fr. edd. membr. univ.) pflegen es mit einem geschwänzten o (8) zu schreiben (vgl. lâtînu-stafrofit p. 276. wo aber eine andere deutung steht). Dieses unbequeme zei- chen ist zwar als solches dem geschwänzten ę analog, nicht aber dessen bedeutung, indem nirgends ę für e (umlaut des a) sondern nur für æ gesetzt wird. Ich bediene mich daher des neueren gangbaren zeichens ö, ohne jedoch ö mit ë auf eine linie zu stellen. Daß einige ausgaben es durch o, und viele hss. und ausg. durch av ausdrücken, wurde oben s. 294. bemerkt. Belege wie amma, ömmu; gladdi, glöddu; allr, öll; sök, sakar; armr, örmum; völlr, vallar; mölr (tinea, goth. malô) etc. finden sich überall. Der einzige fall ist noch zu bedenken, wo a vor nk . ng nach der neueren aussprache zu â wird; hier nimmt Rask §. 78. 79. bei hinzutretender endung u und i eine veränderung des â in au (nicht av = ö) und ei an, z. b. gânga, gen. gaungu; fàng pl. faung; lângr, fem. laung; þânki, dat. pl. þaunkum. Der alten aussprache war gewiß göngu, föng, þönkum, und aus gleicher ursache geng, leug etc. gemäßer als geing, leing; wird doch auch engill (angelus) und nicht eingill geschrieben. Folge- rechter schiene, wie hâlfr, hâlf etc. auch krânkr, krânk (st. kraunk) anzunehmen oder den alten umlaut krönk neben krânkr zu laßen, da man lieber krenkja als kreinkja sagt. Die entwicklung eines au und ei aus wurzelhaftem a ist gewiß unorganisch zu neunen. — Ausuahmsweise und selten finde ich ö statt o gesetzt, z. b. in dem worte tröll (gigas) wie theils daraus er. hellt, daß schon der nom. sg. tröll (nicht trall) und der gen. pl. trölla (nicht tralla) lautet, theils aus dem umlaut in trylla (fascinare), theils aus dem schwed. und dän. o in troll, trold. Vielleicht würde auch im altn. beßer geschrieben: troll. II) œ = umlaut des ô, = angels. ê, mittelh. ue. Die- sen diphth. drücken die besten hss. und drucke durch æ aus, womit er gar nichts zu schaffen hat; Biörn I. altnordische vocale. immer; Rask, welcher zuerst wieder auf die verschie- denheit beider laute gemerkt (§. 73.), führt sie weder in seinen ausgg. noch in der anvisning durch; sofern nicht zweifelhafte wörter vorliegen, werde ich über- all den umlaut des â mit æ, den des ô mit œ bezeich- nen In der späteren aussprache müßen sich beide wohl genä- hert haben, weil ihr zus. fallen im zeichen unbegreif- lich wäre. Sonst widerlegen selbst die schwed, und dän. schreibung söka, söge und ätt den Isländer, der sækja wie ætt schreibt. . Belege des letzteren sind: die conjunctive der ablaute ô: tœki, œli, gœli etc. die pl. bœkr (libri) nœtr (saginae) rœtr (radices) bœtr (mulctae) fœtr (pe- des) etc. vom sg. bôk, nôt, rôt, bôt, fôtr; rœ (re- migo) fœdha (parere) frœdhi (prudentia) hœfa (decere) lœfa (palma mensurare) dœgr (tempus diei) nœgja (suf- ficere) œgja (terrere) œgir (mare) rœgja (calumniari) sœkja (quaerere) hœll (calx) hœla (laudare) kœla (refri- gerare) dœma (judicare) sœma (honorare) tœma (eva- cuare) bœn (precatio) grœnn (viridis) hœna (gallina) œpa (clamare) þœr (illae) tvœr (duae) fœra (ferre) sœtr (dulcis) etc. Ohne beachtung des unterschieds wü de z. b. rœki (observo) wie ræki (pellerem) oder sœtir (dulces) wie sætir (sederes) aussehen. — (IAA) iâ, ein triphthong, wiewohl das i nur gelinde vorschlägt; verhält sich zum ia, wie â zu a und ent- springt 1) wenn die verbindung lm. lp. lf. lk. lg. ls. auf ia folgen, als: hiâlmr (galea) hiâlpa (opem ferre) biâlsi (vestis ampla) giâlfr (strepitus) siâlfr (ipse) skiâlfa (tre- mere) þiâlf (labor) biâlki (trabs) kiâlki (maxilla) spiâlk (asserculus) innfiâlgr (incurvatus) skiâlgr (obliquus) friâls (liber) 2) noch in andern fällen, wenigstens nach Biörus wörterbuch: priâl. striâla. diâsn. biâtr. piâtr. riâtl. spiâtr, lauter seltne und nicht leicht zu beurtheilende wörter. 3) in den auslauten hat iâ gleichen grund mit dem aus- lautenden â statt a und fiâ (odisse) giâ (lascivia) gliâ (stratum) hiâ (apud) kiâ (coaptare) kliâ (expedire) kriâ (desiderare) liâ (gramen demensum) rià (attrectare) siâ (videre) siâ (is) tiâ (praestare) þiâ (in servit. redigere) fiâr (pecuniae) liâr (falx) etc. sind meistentheils aus i-a zu erklären, also nicht organischer doppellaut. (IOE) iö, triphthongisch, wenn man ö für einen diphth. nimmt, sonst nur gleich dem ia diphthongisch, I. altnordische vocale. verhält sich zu ia wie ö zu a. Mit dem ió nicht zu verwechseln. Beispiele: giöf (donum) skiögr (vertigo) fiöl (asser) þiöl (lima) stiölr (anus) kiölr (navis) miöll (nix) skiöldr (clypeus) hiörr (gladius) spiör (telum) biörn (ursus) biörk (betula) biörg (auxilium) niördhr (n. pr.) iördh (terra) hiörtu (corda) hiörtr (cervus) miödhr (mul- sum) etc. Ein endungs-u ist allenthalben zu supponie- ren, wie noch aus der vergleichung anderer mundarten erhellt, z. b. hiör (gladium, goth. haíru, alts. hëru) giöf (alth. kipu) fiöl- (multi-, alth. filu); siö (septem) steht für siöfu (alth. sibun, angels. sëofon) fiör (vita) zeigt auf das alth. fërah oder fëruh (?) vielleicht auf das goth. faírhvus, wenn sich die begriffe κόσμος , welt und le- ben begegnen (vgl. den alts. ausdruck firiho-barn, kin- der der welt, menschen). — Zweideutig scheint das iö einiger wörter, als: miöl (farina) smiör (butyrum) welche nach Rask §. 75. nirgends ia bekommen. Ich denke mir indessen ihr iö organisch (d. h. aus ia entsprungen) und die rückkehr des ia darum unmöglich, weil nach ein- fachem l und r das ursprüngliche u gern in v verwan- delt zwischen liq. und endung a tritt, folglich die wir- kung letzterer hemmt. So hat der gen. pl. miölva, smiörva (?) von fiör, hiör, fiörva, hiörva st. miala, smiara, hiara, fiara, wie sich kiala und spiara von kiölr, spiör findet. Auch zeigen die entsprechenden alth. wör- ter ë in mël, smër Warum aber chiel (celox) st. chël? weil es ein fremdes wort? vgl. s. 237. die note über krieche. , wie in ërda und mëdo (mulsum). Die von Rask angeführte ableitung mylja (contundere) kann nicht von miöl, sondern nur von mola herstam- men; smyrja (ungere) nicht von smiör, sondern setzt ein smora voraus, freilich sind sich miöl und mola, smiör und smora mittelst des ablautsverhältnisses ver- wandt und auf ein verlorenes mëla, mal, molinn; smëra smar, smorinn (nach stëla und bëra) zu gründen. Wie miöl, smiör neben ëk mël, ëk smër bestehen, ist vor- hin s. 297. in der note gewiesen. Schlußbemerkungen zu den vocalen 1) aus den drei urlauten a, i, u entspinnen sich die trü- bungen e, ë, o, ö, y sammt den halblängen ia, iö, denen vielleicht auch das ö beizuzählen ist. Die dehn- I. altnordische vocale. laute â, ê, î, ô, û stimmen zu der altsächs. anord- nung; aber die im alts. mangelnden eigentlichen diphth. au, ei (alts. mit ô und ê zus. fallend) sind vorhauden, außerdem iu (ió). Bloße umlaute sind æ, œ, ŷ; triphthonge iâ, (iaa) iö (ioe) wenn ö für diphthon- gisch gilt. [Ganz untriphthongisch sind die zus ge- rückten ô-a, ô-i s. oben beim ô, vermuthlich ist ein g ausgefallen; ebenso deute man die edd. namen: ôinn, môinn und ähnl. fälle.] Die s. 242. genannten sieben hauptläugen lauten hier â, ô, û, ei, au, î, iu, also wie im alth. mit ausnahme des ô für uo, mithin vier gedehute und drei andere diphth. so daß die mundart zwar unhärter als die goth. und alth., zu- gleich unweicher, als die alts. reihe (â, ô, û, ê, ô, î, iu) ist und eine glückliche mitte hält; (auch das fries. weicher: ê, ô, û, ê, â, î, iu). Die accentuie- rung ió, iú weicht von der alth. íu ab und stimmt zur angels. ëó, hingegen áu, éi zum alth. áu, (nicht zum angels. eá) und éi, Während ei aus dem älteren ai (durch umlaut) entsteht, ist au wenigstens in der schrift geblieben, in der aussprache vielleicht zu öu geworden. 2) umlaut noch regsamer und feiner, als im angels, näm- lich i verwandelt a in e, u (o) in y, â in æ, ô in œ, û (iu) in ŷ, au in ey [nicht ë in i; iö aber in i, Rask §. 76. 77. weil das hier vortauchende i der alte, ächte laut ist]. Allein außerdem wirkt die endung u den umlaut des a in ö (folglich des ia in iö), ohne auf andere vocale einfluß zu äußern, man müste denn das neuere aung, aunk (s. 294. 300.) für umlaut des âng, ânk durch u, und eing für umlaut desselben durch i halten. — Die den umlaut zeugende endung i und u ist (wie im angels.) häufig weggefallen. 3) die geschichte der endungsvocale würde durch denk- mähler und hss., die den zustand der sprache mehrere jahrh. vor der zeit, bis wohin die erhaltenen reichen, anzeigten, sehr aufgeklärt werden, denn vieles-läßt auf bedeutende veränderungen schließen. Auffallend wei- sen gerade die ältesten hss. o statt u, als: augo (oculi) flugo (volabant) mînom (meis) vârom (fuimus) fögor (pulchra) ni-ondi (nonus) da doch hier das u für or- ganischer gehalten werden muß. Unorganisch ist sicher die endung i in vielen fällen. nämlich in allen, wo sie den vorausgehenden umlautsfähigen wurzelvocal I. altnordische vocale. nicht umlautet; von diesem wichtigen satze wird bei den flexionen oft gebrauch gemacht werden, beispiele sind die pl. fem. giafir etc. die nom. sg. des schw. masc. api etc. die praes. conjunct. fari etc. die part. farinn etc. die schwachen praet. taldi etc. wo ein wahrhaftes i gifir (st. giefir) epi, feri, ferinn, teldi hervorgebracht hätte. Nähere vermuthungen in der flexionslehre selbst. Gleichergestalt verräth die schrei- bung fagur, vakur (pulcher, vigil) ein uneigentliches u, weil das eigentliche (wie im fem.) vökur, fögur bewirken würde; offenbar steht es hier für ein älte- res a, wie auch das alth. wakar, fagar bestätigt und richtiger wird im altn. masc. vakr, fagr geschrieben. — Häufig erfährt der vocal der ableitung und flexion syn- und apocope; der gebliebene umlaut bezeugt sein früheres daseyn, z. b. giöf=giöfu, merkr=mer- kir; eine menge anderer fälle lehrt die vergleichung des alth. z. b. daß ûngr, ûng, ûngt (jungêr, jungu, jun- gaƷ) für ûng’r, ûng’, ûng’t (wo ’ den ungewissen laut ausdrücken soll) stehe. Wenn die liq. l. oder r. zwischen zwei vocalen, dem der ableitung und flexion oder auch zwei flexionsvocalen steht, so wird der vordere vocal syncopiert und das dreisilbige wort zweisilbig, vgl. gam’lan (veterem) fag’ran (pulchrum) stœr’ri (major) st. stœriri (alth. stuoriro) das viersilbige dreisilbig z. b. fagar’ra (pulchrorum) st. fagarera. 4) auch die alth. assimilation (s. 117. 118.) zeigt sich theils wirklich, theils in der voraussetzung. Wirklich z. b. im pl. der schw. pract. launudhum (remunera- vimus) st. launadhum (oder irgend einen andern vo- cal statt des a) und durch diese vorrückung des assi- milierten vocals wird nun selbst umlaut der wurzel herbeigeführt, als: kölludhum (vocavimus) st. kalla- dhum. Eben dieser umlaut beweist sodann eine vor- gegangene, durch die später apocopierte endung ent- stellte assimilation in formen, die ohne solche annahme unerklärbar wären. Nämlich das u in fögur (venusta) gömul (vetusta) hängt von dem weggeworfenen u der flexion ab, dessen assim. es war, die volle ächte, form lautete föguru (st. fagaru) gömulu (gamalu), eben dar- um muß aber auch bitur (amara) für bituru, dieses für bitaru stehen. Rasks schema der adj. auf ur (§. 184.) fagur, fögur, fagurt, ist ohne zweifel unor- ganisch, obgleich spätere sprachverderbniß solche for- men darbieten mag, es muß heißen fagar, fögur, I. altnordische consonanten. liquidae. fagart (oder fagr, fögur, fagrt) und ebenso bitar, bitur, bitart (bitr, bitur, bitrt); diese formen setzen ein äl- teres fagar’r, föguru (ohne ass. fagaru) fagar’t; bitar’r, bituru (ohne ass. bitaru) bitar’t voraus. Der dat. pl. hat fögrum, bitrum (f. fögurum, biturum) der gen. pl. bitarra (f. bitar’ra). Ein beispiel des assimilierten i mag der compar. fegra (pulchrius) liefern, es steht für nichts anders als fegirira, feg’rira (goth. fag’rizô) woneben auch mittelst a compariert werden darf: fa- grara (st. fagarara) bitrara (bitarara) nicht bitra, weil diese zus. ziehung, keines umlauts fähig, mit dem acc. sg. fem. oder acc. pl. masc. des positivs bitra ver- wechselt werden würde. Altnordische consonanten . Wie im sächs. in allen hauptzügen beibehaltung der goth. einrichtung. (L. M. N. R.) liquidae , Die anlaute l. n. r. sind noch von hl. hn. hr. geschieden, nicht mehr aber die sächs. und goth. vl. vr. vorhanden, sondern zu l. und r. geworden. — Der auslaut m. steht fest und geht nie in n. über. Desto mehr wankt das in- und auslautende n, sobald ihm ein vocal vorausgeht, ist es nasal (Rask §. 58.); gänzlich wegfällt es 1) in flexionen a) vor auslautendem t; das part. neutr. tamit (domitum) für tamint (tamin’t); hit, eitt f. hint eint (s. unten tt) b) in der schw. declination und in allen infinitiven. 2) in wurzeln a) bei folgendem s. dh. k. (hiervon un- ten bei den verbindungen ns. ndh. nk.) b) in einzel- nen partikeln, deren vocal alsdann lang wird: î, â und ô-, goth. in, ana, un. — Das r aus s. ist weiter vorge- rückt, als in irgend einer andern deutschen sprache, namentlich nicht nur in den s. 121. 244. gegebenen alth. und angels. flexionen, sondern in dem fall des nom. pl. insgemein und zuweilen selbst des gen. sg. masc. und neutr., obschon meistens hier noch ein s. waltet. Einzelne wörter mit solchem r. sind den hochd. oder sächs. analog; die goth. basi, visan, und hasa lauten hier ber, vëra und hieri, hêri (st. hari, den grund der vocaländerung begreise ich noch nicht, denn die endung i ist hier unorganisch und keinen umlaut des a in e zeu- gend) vermuthlich gehören auch hler (auscultatio) und U I. altnordische consonanten. liquidae. gær (heri) Oben s. 121; das æ wird durch das schwed. u. dān. går, gaar bestätigt. hierher; oß (nobis, goth. uns, angels. us) bekommt im possess. orr für osr, (angels. user) da- gegen bestehen nös (nares) ax (ahs, spica) svâs (proprius) und die inf. kiósa, friósa, praet. kaus, fraus pl. kuro, fruro; lësa und rîsa behalten das s. durchaus. (vgl. un- ten rr. ss. und rs; desgl. die assimilationen ll. nn. kk. dd statt rl. rn. rk. rd.) Der auslaut r. fällt in verschied- nen nom. sg. fem. weg, in masc. nur bei vorausgehen- dem r und s. (stôr f. stôr’r; laus f. laus’r, andere schrei- ben aber lauß). — geminationen. Die hochd. und sächs. sitte, inlautend st. der ableitung i zu geminieren, besteht nicht (es heißt selja, nicht sella; fen nicht fenn; kyn, gen. kyns nicht kynn, kynns etc.); ebensowenig die andere, organische gemination im auslaute zu vereinfachen (es heißt fall, falls Rask §. 42. lehrt harte sussprache des ll = dl, ddl also falla = fadla, nur nicht bei darauf folgendem d. t. s. als: felldi, allt, alls (nicht fedldi etc.). Schwerlich war jene aussprache dl. ll. alt und allgemein, da umge- kehrt organische dl in die schreibung (solglich aussprache) ll. übergehn. ; vann, unno; svall, sullo; nicht; fal, van, sval). Dagegen schreiben viele ll und nn vor d und t (Rask §. 44.) als: villdi, giallda, lannd, vanndi st. vildi, gialda, land, vandi; letztere schreibung hat den vorzug. — Manche altn. geminationen entspringen durch assimilation, na- mentlich: ll aus dem organ. ldh , vgl. ballr (audax, goth. balþs) villr (ferus) hylli (gratia) hallr (proclivis) gull (au- rum); dieses ll. entspricht dem alth. ld (nicht lt) vgl. oben s. 160. Seltner und tadelnswerth aus dl (für dhil) als: milli f. midli (midhli) frilla f. fridla (fridhila, alth. fridila, amasia) bralliga (cito) f. brâdliga; — ferner aus rl , als kall (senex) valla (vix) st. des richtigern karl, varla, welches beinahe kardl, vardla ausgesprochen wird. Umgekehrt assimiliert sich der auslaut lr ebenfalls zu ll , falls ein diphth. voraussteht, als: heill, stôll f. heilr, stôlr; bisweilen auch nach einfachem vocal, zumahl in mehrsilbigen wörtern, als gamall f. gamalr; iökull (glacies) f. iökulr (Rask §. 93.) — ll aus fl ? vgl. illr (malus) aus iflr? (oben s. 42) — mm . aus mf . in fimm (quinque) — nn (wie ll aus ldh) aus ndh (dem alth. nd , oben s. 160. parallel) vgl. annar (alius) sannr (verus) manns (hominis) I. altnordische consonanten. liquidae. tönn (dentes) nenna (niti, aggredi) enni (frons) sigr-linn (n. pr.) sinn (momentum) finna (invenire) kinn (maxilla) die praet unna, kunna. kunnr (notus) munur (os) gunn (pugua) sunnr (auster) unn (fluctus) hlunnar (phalan- gae) etc. Alle diese formen zeigen im schwed. zuwei- len, im dän. gewöhnlich nd . Hierbei ist zu mer- ken, daß oft mit auswurf des n das dh stehen bleibt, folglich die nebenformen madhr. sadhr. adhrir, fidhr (in- venit) etc. eintreten, zwar nicht ohne regel, sondern bei folgenden r steht gerne die form dh , sonst die form nn , als: madhr, gen. manns, acc. mann; annar, pl. adhrir. Die erwägung dieser doppelform hat für das part. praet. scheinbare wichtigkeit; Rask §. 91. 93. 193. 194 nimmt eine schwankende erklä ung der beiderlei endungen an, so daß ihm galinn bald = galidhr, bald = galinr; galit bald = neutr. von galidhr, bald = ga- lint erscheint. Ich glaube, galinn (die starke form) ent- springt nie aus galidhr (der schwachen) weil es sonst galinnr heißen würde. da nach obigem nicht nr , son- dern nur nnr zu dhr wird; hingegen kann galit aus galint gedeutet werden, oder auch aus galidht, indem es dann für galitt stünde. Man hat also eine starke und schwache form galinn, galin, galint und galidhr, galidh, galit theoretisch anzunehmen, deren fälle sich practisch durchkreuzen. Obiger buchstabenwechsel nn: dh (ndh) wirkt hier gar nicht mit und überhaupt wirkt er nur in der wurzel nicht in flexionen, desgl. die partic. sind. — Die spätere aussprache vermischt (wie ll mit dl. rl. lr) nn mit dn . rn . nr ; seinn (tardus) brûnn (fuscus) wird gelesen seidn, seiddn, brûdn (Rask §. 43. 58.), doch geschieht es nur nach doppel- vocal; für einn, steinn schreiben einige eirn, steirn, weil auch rn in horn beinahe hodn, hordn; jârn beinahe jârdn, jâdn klingt; aus nr wird nn in minn (meus) hinn (ille) lësinn (lectus) lësinna (lectorum, f. lësinra, alth. lësanero) — rr . die aus rn . rs entstanden sind, finde ich fiarri (aber stiarna, hiarni); vërri (pejor) þurr (aridus), wogegen andere rs in ss übertreten (s. her- nach bei rs ). Andere rr wird erst fortgesetzte unter- suchung beurtheilen lehren, vgl. harri (rex) narri (scurra) starri (accipenser) knörr, knarrar (navigium) korra (respi- ra r e) knurra (murmurare) etc. verbindungen. lm. lp. lf. lt. ld. ls. lk. lg. belege sind s. 286. 290. 291. gegeben; ln. lr. keine organ. verbindung, sondern stets aufzulösen in l’n, l’r als: holr (cavus) salr U 2 I. altnordische consonanten. liquidae. (atrium) alth. holêr, sal; kein lb und kein ldh (das zu ll wird). — Mit m binden sich nur die lab. b (nicht f) p, und die spirans s. vgl. gamban. lamb (agnus) vömb (venter) þömb (arcus) dramb (fastus) gambr (blateratio) ambr (stri- dor) ambôtt (serva) kambr (pecten) klambr (fustum glaciei) fimbull, timbr (aedificium) ëmbla (n. pr.) sumbl. kumbl. drumbr (n. pr.) etc. dampi (vapor) kampr (mystax) klampi (fibula) svampr. dömp (ancilla) stimp (lucta) etc. hams (cutis, dat. hamsi) bamsi (ursus) ymsir (varii) semsa (tardare) skrams (crocitus) doch mag diesem ms contraction unterliegen, wie die schreibung bambsi st. bamsi lehrt. — Mit n bin- den sich eigentlich keine labiales, die sehr seltnen np verrathen syncope, ich finde nur: hanpr (cannabis) und danpr (n. pr. vgl. edd. sæm. p. 106. 244.); nt und nd be- dürfen keiner belege und bloß der bemerkung daß nd im ablaut von binda, vinda, hrinda zu tt wird (batt, vatt, hratt) im pl. kehrt nd zurück (bundo) [analog das in ck übertretende ng]; ndh findet nicht statt, sondern n wird ausgeworfen oder dh ausgeworfen und n geminiert; beispiele oben unter nn. Selten ist ns , vgl. dans (ch rea) stans (stupor) hœns (nom. pl., im gen hœnsa, gallus et gallina) rënsl (deliquium) kensl (notio) pînsl (martyrium) woneben pîsl, wie denn in andern fällen n vor s ausfällt, als: oß (nobis, angels. us, alth. uns) husl (? hûsl, sacra- mentum, zuweilen noch hunsl) sûs (promptus) und die s. 286. angeführten âs, âst, bâs, gâs; man sieht, jene, die n vor s behalten, haben ein unorganisches ns , rënsl, kensl stammen von rënna (rinnsal) kenna; hreinsa (mundare) ist das alth. hreinisôn (franz. rincer). Der häufigen verbin- dungen nk . ng ist s. 286. 289. 291. gedacht, weil sie, wenig- stens späterhin, das vorstehende a, i, u in â, î, û ändern (nicht e in ê) So bringt das nasale franz. ng in linge, singe die aus- sprache ei statt i hervor. ; zuweilen tritt aber auch bei nk die vor- hin bei ndh. erwähnte auswerfung des n ein. wenn ein langer vocal vorausgeht, als: mûkr (monachus) kanûkr (canonicus); geht ein kurzer vorher, so kann statt nk das k geminieren, vgl. frackr (francus) macki (juba equina, dän. manke) þacka (gratias agere) drëcka (bibere) dreckja (mergere) beckr (scamnum) hleckr (catena) hreckr (dolus) skröckr (fraus, alth. skrank) etc. Das hochd. ank ist sonach im altn. bald ânk, bald ack (selbst in wörtern eines stamms, z. b. þinki neben þacka) ank bald enk, bald eck, vgl. krenkja (aebilitare) und eckja . Warum I. altnordische consonanten. liquidae. heißt es nun frackr und nicht frânkr? warum ânki (vi- tium) und nicht acki? die eine oder andere form scheint sich für einzelne wörter festgesetzt zu haben. Auch die verba hânga, gânga, fâ (st. fânga) nehmen im ablaut ein solches ck an: hêck, gêck, fêck, st. hêng etc. (vielleicht wäre hêk etc. oder hëck etc. richtiger) stînga, sprînga bekommen stack, sprack; sämmtliche pl. nehmen aber ng zurück (hêngo, sprûngo), wogegen das ck aus nk fest bleibt; drack, drucko. — Organisch und häufig sind rl . rm . rn , vgl. erla (laborare) ârla (mane) karl (senex) iarl (nobilis) varmr. armr. harmr. barn. skarn (stercus) etc. desgleichen rp . rf . (kein rb) harpa. erpr (n. pr.) iarpr (badius) vërpa. hvërfa. arfr etc.; nur scheinbare verbin- dung rv in den nom. pr. skirvir, virvir, d. h. skir-vir, wie fiör-vi, hiör-vi etc.; ferner: rt . rdh (welches nicht gleich ldh. ndh in die gemin. übergeht) als: hiarta. svartr. hirta (castigare) hardhr. hirdhir. ordh (verbum) vördhr (custos) gardhr (domus) iördh. vërdhr. mordh etc.; zu merken, daß die alth. rt , angels. rd welche aus goth. zd herrühren, altn. dd (wovon unten), die übrigen aber rdh haben, diese nord. rdh sind folglich zwiefach, theils organisch = goth. iþ (mordh. iördh) theils unorganisch = goth. rd (gardhr. hardhr) [s. unten bei d]; rs nicht zahl- reich, vgl. bersi (ursus) hersir (satrapa) ars (culus) fors (cataracta) þurs (gigas) sich in ss neigend: bessi, þuß neben jenen, þërsi neben þëssi Die angels. versetzung rs (s. 245.) zeigt sich selten in ras st. ars und sërskr st. frëskr (recens); vgl. stîrdr f. strîdr (asper) Olassen p. 126; girkir s. grickir. , rk und rg beide häufig: örk, arkar. harka (vis) vërk. merki. lurkr (furca) dyrka (colere) myrkr (tenebrae) biarga, barg. vargr. argr. borg. dorg (hamus) morgun etc. einigemahl scheint rk in ck (wie nk in ck) umzulauten, vgl. döckr (niger) angels. dëorc (dëarc, oben s. 239.) alth. tarch; stœcka (crescere) f. siœrka; miócka (tenuare) f. miórka, obgleich die bei- den letzten (von stôr und miór abgeleitet) kein org. rk hatten. Rasks äußerung (§. 92.) daß der vorstehende vo- cal bei der verwandlung des rk in ck doppellaut seyn müße, besteht nicht mit obigem döckr. (P. B. F. V.) labiales. (P) wie im goth. und angels., ausgenommen die ver- bindung pt statt ft (wovon unten). (vidus, dän. euke); das hochd, ck wird dafür altn. meistens einf. k. seyn, als þekja (tegere). I. altnordische consonanten. labiales. (B) wie im angels. d. h. (außer bb. und mb.) in al- len in- und auslauten durch die asp. vertreten. (F) anlautend wie im goth. und angels.; daß aber der in- und auslaut verschiedenes ursprungs, bald or- gan. f. bald sächs. bh. und alth. v Dieses v. (verschieden vom gewöhnl. altn. v = w) er- scheint zwar selten doch in alten hss. einigemahl statt f. geschrieben, vgl. völuspâ 36 tivor (sacrificium, angelf. tiber, tiser, alth. zëpar). Hierher gehört auch der eigen- name ivarr und svava neben svafa (vgl. unten v = f). sey, lehrt die is- länd. aussprache (Rask §. 36). Nämlich 1) auslautend oder vor unwesentlichem r klingt es wie ein hartes v, als haf (mare) hafr (caper) hâlfr (dimidius), ebenso in- lautend vor allen vocasen, als: hafa (habere) erfîngi (heres). Um hier in einigen wörtern den f. laut her- vorzubringen, schreibt man ein unorg. ff (wovon bei den gemin.) 2) vor l. n. dh. t. wie ein hartes b, bei- nahe bb, als: tafla (tabula) nafn (nemen) hafdhi (habuit) hast (nodus; neuere (wie Biörn) schreiben sogar in- lautend bl statt fl, doch nicht bn. bt für fn. ft. — Den f. laut bebält f. in der verbindung fs , hingegen fn klingt wie mn (beispiele unten). (V) 1) der anlautende spirant leidet aphärese vor u, dessen umlaut y Y r kja (operari) steht nicht für virkja, wie Rask §. 521. annimmt, sondern für vyrkja (alth. wurchan). , vor dem das u ersetzenden o (vgl. oben s. 138. 139.) vor ô und dessen umlaut œ. So macht vëlla den pl. praet. ullo, conj. ylli; vadba das praet. ôdh, conj. œdhi; vinna das praet. vann, unno, ynni, unninn; so stehen ôdhinn (angels. vôden, alth. wuotan) ormr (vermis) ordh (verbum) u. a. m. Vor ö aber und dem so oft mit œ vermengten æ bleibt v. be- stehen, vgl. völlr (campus) völu (gen. von vala) vön (orbata) væri (esset) vægr (mitis) væna (sperare) welches die entwickelung dieser laute bestätigt und die schrei- bung voro, vopn f. vâro, vâpn als verwerflich darstellt, (von einigen übergängen gleich nachher). Ob die aphä- rese schon von frühster zeit an gegolten hat, läßt sich bezweifeln, weil die alten lieder oft noch ein solches u und o consonantisch gebrauchen und z. b. (œgisdr. 2. 10.) vinr: ordhi; ûlfs: vidharr alliterieren, gleich als ob vûlfs, vordhi geschrieben stünde, wie vermuthlich aus- gesprochen werden muß; dabei erwäge man die alte schreibung v für u, sôlarl. 26, vërk: unnit, harbardsl. I. altnordische consonanten. labiales. 35. vërst: unnit, wo die herausgeber die hss. lesart vn- nit sogar in vunnit geändert haben; landnâmas. p. 17. stehet vurþu st. urdhu. Ebenso oft alliterieren aber auch diese u und o vocalisch, z. b. œgisd. 41. ûlf: ôsi; si- gurd. 12. ûlf: ala etc. — 2) ausnahmsweise fällt der an- laut v auch in einigen wörtern vor â ab, welches sich dann in o wandelt, als on (spes) oro (erant) ondr (pra- vus) für vân, vâro, vândr; beßer erklärt man so: vâ geht in vo über (oben s. 276.) und dann erfolgt aphärese, wie vor jedem andern o (nicht ö); so alliterieren ulf :on :eyro (fafn. 35.) on: engin (atlam. 70.) illra: ordha: on (skirn. 2.); œgisdr. 36. scheint ono: vërr lieber vono zu fordern (consonantisch vânir: vîg. godr. harmr. 29.). Umgekehrt kann sich vielleicht vâ aus o entwickeln, z. b. vârr, vorr (noster) aus orr (früher oß = angels. user). Zweifelhaft ist mir vesall (miser) das vocalisch alliteriert: ill (hâvam. 13. vgl. 70.) wie es im dän. und schwed. usel, usell lautet; entw. steht es für ôsæll, oder stammt von vos (miseria) müste aber dann vâsall, vo- sall lauten. — 3) in den goth. und sächs. verbindungen vl . vr wirft die altn. sprache das v. ab, als lit (vlits) rôta (eruere, angels. vrôtan) reckr (angels. vrecca); um- so auffallender, da selbst Schweden und Dänen zwar nicht vl . aber doch vr . behaupten, als reidhr (iratus) rângr (pravus) schw. u. dän. vrêd, vrong etc. Spuren eines altn. vr . weist aber wieder die alliteration, in der edda wird vëga so oft mit reidhr gebunden (œgisdr. 15. 18. 27. fâfn. 7. 17. 30. sigrdrîf. 28.), daß an der allen an- stand lösenden aussprache vreidhr nicht zu zweifeln ist, da auch hl. hn. hr. hv. mit ha. hi. hei etc. gl. gn. gr. mit ga. gi. gu etc. alliterieren Zum überfluß bemerke ich aus der E. H. die alts. allite ration wrìtan: wìslico: word. . Also galt ein älte- res vr und vl statt des späteren r und l, wie im alt- hochd. — 4) aus den verbindungen qv. tv. dv. þv. sv. fällt v. zuweilen weg, wodurch das darauf folgende ë in o, das folgende i in y Oben s. 269. das angels. nytan st, nëvitan. , î in ŷ verwandelt wird, als: sofa (dormire) koma (venire) für svëfa, qvëma; tysvar (bis) tôlf, kykr (vivus) þŷ für tvisvar, tvölif, qvickr, þvî. Seltner ist kodho f. qvâdho, kona (mulier) neben qvân, qvon, qvën. — 5) das auslautende oder vom bloßen geschlechtskennzeichen gefolgte goth. und angels. v. findet nirgends statt, sondern ist apocopiert, I. altnordische consonanten. labiales. vgl. trê (angels. trëov) snær (goth. snaivs, angels. snâv) tryggr (goth. triggvs) etc. — 6) inlautend bricht ein ur- sprüngliches (also keineswegs epenthetisches) v in der flexion bei folgendem vocal bisweilen vor, nämlich a) wenn langer vocal in der wurzel ist, als: sær, sævar; snær, snævar; ævi (aevum) tîvi, pl. tîvar (numina, divi) zumahl in den zus. setzungen sig-tîvar, val-tîvar; hâr (altus) acc. hâvan; miór (tener) acc. mióvan, wie auch statt sær. snær: siór. sióvar, sniór, snióvar geschrieben wird. Dieses v muß in späterer aussprache dem vothin erwähnten v = f. gleichkommen, da sich auch hier f. statt v. findet: sæfar, snæfar, æfi, tîfar, hâfan, miófan etc. (Rask §. 89. 188.); häufig bleibt der lippenlaut ganz weg, als: snióar, hâan mióan, und viele wörter haben gewöhnlich so (ohne einschiebung des v.) als: blâr, acc. blâan; frâr, acc. frâan, kuê, trê, dat. pl. kniâm, triâm nicht blâvan, frâvan, knêvum, trêvum. Bei den wur- zellauten û, ô, ŷ, finde ich niemahls das v, vgl. trûr, trûan; nŷr, nŷan; klô (ungula) lô (alauda) brû (pons) frû (domina) gen. klôar, lôar, brûar, frûr. Statt lô an- dere lafa, vgl. angels laverc, laferc (lerche). — b) wenn zwischen der wurzel und dem v (oder u) der ableitung ein vocal ausgefallen ist; dann zeigt sich jener ablei- tungslaut als consonantisches v, sobald ein vocal folgt, vgl. böl (malum) miöl (farina) söl (alga) fölr (pallidus) ör (sagitta) fiör (vita) hiörr (ensis) spörr (passer) bödh (pugna) stödh (locus) dögg (ros) glöggr (prudens) rögg (plica vestis) dyggr (fidus) tryggr (idem) döckr (obscu- rus) skröck (figmentum) röckr (crepusculum) þyckr (cras- sus) lŷng (erica) myrkr (obscurus) röskr (strenuus) etc. alle diese stehen für bölu, öru, bödhu, glöggur, röskur etc. die einen vocal hinzubringenden flexionen oder weiteren ableitungen haben nun bölvi, miölvi; fölvir; örvar, örvi; spö vi; bödhvar; stödhvar; döggvar; glöggvan; tryggvan; döckvan; röckvi (vgl. das goth. riqviz); lŷugvi; myrk- van; röskvan etc. hierher gehören auch die inf. görva (parare) höggva (caedere) söckva (mergere) röckva (vespe- rascere) götva (investigare) von gata (semita) und andere ableitungen, als ölvi (ebrius) oder die eigennamen völva (st. vala, völu) skirvir, virvir, yngvi, lŷngvi etc. Man vergleiche die analogen alth. formen (oben s. 146.) palo, palawes, palawe; mëlo, mëlewes, mëlewe; falo, falawo; garawan etc. mit böl, böls, bölvi; miöl, miöls, miölvi; fölr, fölvi; görva etc. so wie (s. 142.) klawêr, klawan; hawan etc. mit glöggr, glöggvan; höggva; die goth. I. altnordische consonanten. labiales. (s. 59.) triggvs, triggvaba; glaggvs, glaggvaba etc.; die angels. (s. 248.) gleáv, deav etc. Keine mundart stimmt mit der andern völlig, die eine hegt noch das v, wo es die andere ausstößt und im einzelnen herrscht schwan- ken; so steht im nord. meistens göra f. görva, zuweilen mit rückumlaut daggar f. döggvar, und mey, hey, deyja, freyr st. des goth. mavi. alth. houwi, douwen, frô. Auch die verwandtschaft des v und h (s. 148. 221.) zeigt sich in obigem hâvan (altum) hâan, goth. haúhana, alth. hôhan. — 7) in der composition geht zuweilen v verloren, als norëgr, hvërnëg, öndugis (apprime) dö- gurdher st. norvëgr, hvërnveg, andvëgis, dagvërdhr etc. Dasselbe begegnet dem h. geminationen. (PP) happ (fortuna) heppinn (fortuna- tus) knappr (a ctus) kapp (contentio) kappi (heros) lapp (fucus) löpp (planta pedis) grëppr (vir) slëppa (effugere) leppr (panniculus) hreppr (pagus) kreppa (contrahere) skeppa (modius) lippa (lana diducta) kippa (raptare) vippa (gyrare) snoppa (rostrum) toppr (villus) hoppa (saltare) kroppr (corpus) upp (sursum) yppa (elevare) etc. Spä- tere einführung verräth pappîr (charta) wie hernach ff und dd in riddari. (BB) babba (balbutire) drabb (in- eptiae) gabba (deludere) krabbi (cancer) nabbi (verruca) slabba (nugari) strabba (laborare) ebbi (n. pr.) ribba (ovis macilenta) stubbi (truncus) lubbi (hirsutus) ubbi (idem) stybba (fumus) etc. (FF) nur sehr selten unorganisch in später eingeführten wörtern, als offr (sacrificium) straffa (punire) gaffal (furca) aus dem dän. offer, straffe, gaffel? affall (detrimentum) ist af-fall. labial verbindungen; anlautende pl. pr. bl. br. fl. fr. alle häufig, nicht mehr vl. vr. (s. oben beim v.) — in- und auslautende: ps selten und vermuthlich durch syn- cope entsprungen, vgl. apsi (procax) gleps (plagae) glepsa (jurgium alth. klipsî, rixae, gl. doc. 207 b ) kepsi (servus molestus vgl. das alth. chebisa pellex) ups (ima pars tecti, goth. ubizva, alth. opasa) — pt häufiger: aptan (vesper) aptr (retro) haptr (vinctus) kraptr (robur) skapt (hastile) eptir (post) ript (stragulum) ripta (scindere) skript (pictura) skipta (distribuere) gipta (in matr. dare) opt (saepe) lopt (aer) loptr (n. pr.) hroptr (n. pr.) dupt (pulvis) lypta (le- vare) leiptr (fulgur) kiaptr (maxilla) tôlpti (duodecimus) ëllepti (undecimus) etc. Dieses pt zeigen die ältesten denkmähler; spätere verwandeln es hin und wieder in ft , als: astr. astan. eftir. gista. skifta etc. doch kaum in I. altnordische consonanten. labiales. lingual. wörtern wie opt, kraptr u. a. wogegen die schwed. und dän. mundart ft allenthalben und auch in oft, kraft etc. durchführen. Erwägt man den ursprung dieser wörter, so erscheint ft. consequenter als pt, indem die stämme gëfa, krefja, rîfa, skrîfa, skafa, tôlf ein f und kein p, auch die goth. und sächs. sprache in gleichem fall ft be- sitzen (s. 56. 214. 233.). Indessen das dem gr. und lat. πτ . pt. entsprechende pt könnte auch merkwürdiger rest einer älteren ten. seyn (vgl. oben s. 127. note), die der asp., welche ich in den deutschen sprachen organisch an- nehme, vorausgieng. In der II. sg. des stark. praet. neh- men schon in den frühsten quellen die wurzeln mit f kein pt an, sondern behalten ft, als: gaft (dedisti) skalft (tremuisti) svaft (dormivisti) etc. wofür die wurzeln mit p natürlich pt zeigen, als: greipt (prehendisti) varpt (jecisti) drapt (occidisti) etc. dieses letztere pt hat sichtbar nichts mit obigem pt gemein, welchem Rask (§. 45.) die aus- sprache beinahe eines ft zulegt. — bs kommt in dem einzigen krabsa (dispergere) vor und ist contrahiert; bt nirgends. — fn hat gleichfalls einen zwischenvocal ver- loren, z. b. nafn (nomen) höfn, hafnar (portus) hafna (recusare) iafn (aequalis) hrafn (corvus) stafn (prora) fafnir (?fâfnir, n. pr.) svëfn (somnus) stëfna (congressus) hefna (ulcisci) rifna (rumpi) etc. wie das alth. und alts. ëban, hraban, suëban lehrt. Die aussprache ist nach Rask §. 36. bn. bbn, zuweilen mn , in welches schwed. alle fn übertreten; wozu das lat. mn in somnus (schwed. sömn), nomen (alth. früher naman st. namo?) und stimna, fämne neben stibna, fovne (oben s. 276.) stimmen. — fs , selten: tafs (praecipitantia) refsa (castigare) ofs (nimietas); da neben kepsi auch kefsir gilt, so scheinen auch die andern fs auf ein früheres ps zu zielen — ft später für pt ; beispiele vorhin bei letzterm. — (T. D. ð. þ. Z. S.) linguales (T) wie im goth. und sächs.; ein unorgan. t statt d finde ich ausnahmsweise in dem auslautenden praet hêlt von halda (oddr. gr. 20) neben dem praes. held, auch bleibt inlautend d: hêldum, hêldi; über andere erscheinungen des t unten schlußbem. bei den assimilationen. (D) anlautend streng von t und þ unterschieden; in und auslautend erfolgen aber späterhin bei nach- läß ig er aussprache und schreibung häufige mischungen der med. mit der asp. das heißt: die med. wird unor- ganisch statt der asp. gebraucht; so ist namentlich in I. altnordische consonanten. linguales. Biörns wörterb. keine einzige in- und auslautende lin- gualasp. anzutressen, vielmehr blindr. kaldr. breidr (goth. blinds. kalds. bráids) sowohl als eidr. iörd, iardar. mord (goth. áiþs. aírþa. maúrþr) geschrieben. Beide in- und auslaute scheinen darum schwer zu unterscheiden. Ein hülfsmittel könnte zwar die analogie der übrigen spra- chen darbieten, nämlich d. hätte dem goth. sächs. d. und alth. t; hingegen dh. dem goth. þ. sächs. dh. alth. d. zu entsprechen. Hiernach wäre unbedenklich eidhr. iördh. mordh. zu schreiben. Abgesehen davon, daß diese règel nicht für alle einzelnen fälle ausreicht, da die reiche nord. mundart oft kein paralleles wort in den andern findet, ferner davon, daß jene sprachen selbst wohl zwischen med. und asp. schwanken; lehren die besten altn. hss. einen abweichenden positiven grund- satz, der nur zuweilen obiger analogie begegnet. Näm- lich die med. stehet in- und ausl. nur nach l. m. n. (es seyen nun wirkliche verbìndungen ld. nd. oder bloße zus. schiebungen l’d. m’d. n’d.) desgl. in der ge- min. dd; — die asp. aber nach allen vocalen und den cons. r. f. g. (Rask §. 33. 34.) Nach p. t. k. stehet wiederum die ten. t. (unten schluß- b merkungen). . Hiernach müste folg- lich: blindr. kaldr, aber breidhr wie eidhr. iördh. mordh. geschrieben werden, weiter: ôdhinn, vadha, gôdhr, hugdhi etc. so sehr das alth. wuotan, watan, guat, hugita und das angels. vôden, vadan, gôd zu ôdinn, vada, gôdr, hugdi riethen. Indessen vergleiche man in den eddischen schriftproben (hŷm. 3.) hugdhi. (grimn. 42.) ôdhinn (49.) ordhinn (42.) skallda (49.) dulda und Rasks ausgaben Mit einzelnen ausuahmen, z. b. hamþir st. hamdir; lam- þan 256 a st. lamdan; weil nach §. 34. (am ende) ldh. mdh. alterthümlich sind. , auch den vidal. cod. der völuspâ; die copenhag. edda schwankt regellos zwischen d und þ. Vielleicht ließe sich, wenn ältere hss. vor- handen wären. der gebrauch widerlegen und die der analogie gemäße regel retten. Die goth. verbindungen rd und rþ fallen namentlich zusammen, weil nicht al- lein mordh. iördh. sondern auch hardhr. ordh (verbum) geschrieben wird (st. des organischen hardr. ord?). Der vermischung von nd und nþ; ld und lþ ist vorgebeugt, indem nd. ld. bleiben, nþ. lþ aber zu nn. ll. werden. Gehen aber vocale voraus, so ist alle vergleichung der I. altnordische consonanten. linguales. goth. sächs. und alth. mundart unpassend, weil dann im nord. nirgend mehr med. sondern insgemein asp. stehet. (þ ð.) anlautend wird nur þ. (th). in- und ausl. beides þ und ð geschrieben, statt letzteres, wegen un- behülflichkeit des typus, brauche ich dh. Überall þ. für die asp. zu schreiben, wäre goth. weise angemeßen; wie aber das goth. þ inlautend zu d wird, so drückt auch dh. eine milderung der asp. aus und nähert sich der med. d, welche, wie vorhin bemerkt, in schrei- bung dafür gesetzt und gewiß in der aussprache mit dh. vermischt wird. Rask §. 51. gibt dem þ den laut des neugr. θ. und engl. th; dem dh. §. 34. den eines weichen engl. th. Seinen schluß §. 35. von þ auf t, von ð auf d kann ich jedoch nicht gelten laßen, weil im goth þ beide asp. þ und dh. zus. fallen und im alth. beide durch d (nicht durch t und d) ausgedrückt wer- den. Offenbar liegen sich th und dh näher als t und d. Daß dh . mit dem aus ndh . entspringenden nn abwech- sele, wurde oben s. 307. bemerkt, beispiele sadhr, madhr, fidhr, midhr (minus) kndhr etc. neben sannr, sinnr, minnr, kunnr; nicht bei anderm nn, so dürfte eigent- lich für runnr (virgultum) brunnr (fons) kein rudhr, brudhr stehen, ausnahmsweise und unorganisch geschieht es dennoch, (vgl. brudhr, snorraedda p. 4.) (Z) ist nie anlaut; in- und auslautend kommt es aber vor 1) für s. im gen. masc. u. neutr. zumahl nach d. t. und ll. als: landz. hestz. allz, statt lands. hests. alls — im superl. als: hagaztr, höguzt, hagazt f. ha- gastr, högust, hagast. 2) für ds und ts, als: lanz, elztr, beztr, veizla, vizka, st. lands, eldstr, betstr, veitsla, vitska. 3) für rs, als: næztr, vëztr, syztr, stœztr st. nærstr, vërstr, fyrstr, stœrstr. 4) für ss. vgl. þiazi, gi- zur, özur etc. st. þiassi, gissur etc. nach Rask §. 522. ab- kürzung alter schreibung. 5) für st. sehr häufig in der passiven flexion: bindaz, takaz statt des hentigen bin- dast, takast; desgl. im superl. optaz statt optast (man vgl. das fries. aber anlautende z neben st.) jedoch nur auslautend, indem nicht optazr f. optastr gilt. — Rask bemerkt §. 49. die gerade entgegensetzung des z für ts und st im 2ten und 5ten fall und man müste wirklich statt betst bald bezt, bald betz schreiben. Gleichwohl findet sich schwerlich letzteres, so wenig als bez. son- dern nur bezt oder best, weil aus der vollen form betst nicht beide t laute zugleich unterdrückt werden kön- I. altnordische consonanten. linguales. nen Das alth. best für beƷist ist zufällig in schreibung und aussprache ähnlich und beweist eben die ausstoßung des vordern t (Ʒ); im alth. dürste so wenig beƷt geschrieben werden, als im nord. betz. . Der dritte fall (z für rs) scheint nicht sehr alt, die verwandlung des rs in ss wurde oben erwähnt und so darf man auch vëztr aus vësstr st. vërstr erklären, (so daß der 3te dem 5ten fall begegnete) nicht aber alle su- perl. -astr auf -arstr zurückführen, wie Rask §. 48. 201. versucht; wenn st. für rst steht. muß das r in der wur- zel liegen. Übrigens stand auch das alts. z gern für s vor welchem ein t ausgefallen ist; dergleichen z könnte noch die aussprache ts gehabt haben und sich dem alth. z nähern, während z für das bloße s dem alth. Ʒ ver- wandter wäre. Ein goth. z (nämlich s das in r übertritt) scheint das nord. niemahls. (S) so manche org. s. auch in r übergetreten sind. als: eyr (aes) eyra (auris) heyra (audire) reyr (arundo) dreyri (cruor) etc. (s. oben beim r) bietet doch der sprachreichthum eine große zahl von wörtern an, in welchen der reine spirant fortwaltet; die meisten sind den übrigen mundarten längst entfremdet; belege: ausa (haurire) eysill (haustrum) basa (interimere) bisa (moliri) blâsa (spirare) bras (ferrumen) bris (callus) brîsìnga-men. bros (subrisus) brûsa (aestuare) bûsi (caper) busi (culter) das (dos, languor) dis (tumulus) dìs (parca) drasill (equus) drôs (fem. nobilis) dusill (servus) eysa (cinis) fas (gestus) fis (palea) flas (praecipitantia) flos (plumula vestium) fres (felis mas) geisli (radius) gis (cavillatio) gîsl (obses) glis (fucus) gosa (spirare) gras (gramen) grîs (porcellus) gusa (eructare) hâs (raucus) hasa (nauseam movere) hasl co- rylus) haus (cranium) hes (palear) hisa (funibus attollere) hneysa (ignominia) hnos (nisus) hosa (caliga) hreisi (vir- gultum) hrês (frutex) hrôs (laus) hûs (domus) is (turba) îs (glacies) kös, kasar (cumulus) keisa (gallina) kias (blanditiae) kisa (felis) klas (cento) knosa (contundere) krâs (ferculum) kusi (vitulus) lâs (sera) læsìngr (nivibus clausum iter, das mittelh. leise) lûs (pediculus) masa (nu- gari) mâsa (suspirare) meis (corbis) mis (contra viam) misa (serum lactis) mosi (muscus) mûs (mus) nös, nasar (nasus) neisa (contumelia) nes (lingua terrae) ôs (ostium fl.) ös (colluvies) pias (nisus) pisa (spongia) pos (invo- lucrum) pûsa (sponsa) qvâsir (anhelitus) qveisa (colica) qvis (rumor) qvîsl (ramus) qvos (convallis) râs (cursus) I. altnordische consonanten. linguales. rausa (nugari) reisa (excitare) ris (fornix) risi (gigas) rôs (rosa) rosi (tempestas) rusl (quisquiliae) ræsir (princeps) sisa (lente moliri) slasa (laedere) slis (infortunium) sneis (ramus, paxillus) svasadhr (delicatulus) sŷsla (negotium) tos (haesitatio) vas (motus) veisa (palus) vesall (miser) vîs (sapiens) vîsir (index, rex) visundr (urus) vos (sca- bies, udor) þausn (strepitus) þrâs (lis) þræsur (simultates) þys (tumultus). — Auffallend ist das einfache s in liós (schwed. lius, dän. lŷs) blys (taeda, schwed. bloß, dän. blus) vgl. mit dem goth. liuhaþ, sächs. lëóht, lioht, alth. liohat, lioht; stünde liós für lióhs, so würde irgend- wo lióx (wie ax, fox für ahs, fuhs) vorkommen; doch selbst das lat. lux (lucs) gr. φλὸξ bestärkt den ausfall oder die verwandlung eines kehllauts, wogegen im angels. blys (oder blysa?) und kein blyht, blëóht. Auch niósn (ex- ploratio) schiene nach dem goth. niuhseins ein älteres nióhsn zu verrathen und þiós (frustum exos) dürfte man zum alth. dioh (femur, früher diohat, dioht?) halten; noch finde ich: kiós (convallis) tiósnur (clavi lignei). — geminationen. (TT) mehr als eine art. 1) dem goth. tt . entsprechend in skattr (tributum) und vermuth- lich gehören einige andere tt. hierher, die ich nicht un- ter die folgenden arten bringen kann: hattr (pileus) brattr (arduus) hitta (invenire, quaerere) knittr (techna) rittinn (macilentus) sprëtta (crescere) dëtta (cadere) hrotti (gladius) glotta (subridere) etc. Ein dem angels. tt. pa- ralleles (s. 254.) entwickelt sich nicht, sondern die ein- fache ten. verbleibt in hvetja, bitr, snotr, otr. 2) tt. für ht , dieses verlängert den vorstehenden kurzen vocal, belege suche man oben bei â, ê, î, ô; dahin gehören auch die adj. bildungen -ôttr, der eigenname ôttarr (angels. ohtere) etc. 3) tt für nt . als: hitt (illud) mitt (meum) itt. sitt. eitt (unum) möttul (pallium) tuttugu (viginti) statt hint, mint, eint, möntul. tvintugu); zu- weilen steht einfaches t geschrieben: hit, vëtr (hiems) für vëttr, vintr, und in dem neutr. part. beständig ta- mit (domitum) galit (furiosum) f. tamitt, d. h. tamint. Die gewöhnlichen adj. die nicht so gangbar sind, als jene possess. und artikel, behalten jedoch nt, als. hreint (purum) brûnt (fulvum) lint (lene) nicht etwa hreitt, brutt, litt. 4) tt. assimilation für dht , in den adj. neutr. glatt (hilare) gott (bonum) rautt (rubrum) mitt (me- dium) st. gladht, gôdht, midht etc. 5) assimilation für pt , selten und nicht ganz ausgemacht, vgl. ott (crebro) ettir (postea) lìritti (interdictum) f. opt, eptir, læripti (?) I. altnordische consonanten. linguales. 6) contraction aus -tidh in schw. praet. deren wurzel ein t hat, als: setti, hvatti, flutti von setja, hvetja, flytja und ebenso im part. hvattr (excitatus) verschie- den vom adj. hvatr. 7) unorganisch für t, im neutr. der adj., deren wurzel auf einen vocal endigt. als: hâtt (altum) blàtt (lividum) nŷtt (novum) etc. st. hât etc. wie auch im masc. hâr, blâr und nicht hârr etc. steht. 8) für xt in sëtti, siötti (sextus), 9) f. tit, tilt in litt (par- vum) statt lìtit und dies statt lìtilt. — (DD) wiederum mehrfach: 1) = dem goth. zd , alth. rt , angels. rd , mit- hin offenbare assimilation eines früberen rd oder, weil nach s. 315 dem r. asp. folgt, rdh ; belege: rödd, rad- dar (loquela, goth. razda) oddr (acies, alth. ort) wovon ydda (acuere) hodd (gaza, goth. huzd) broddr (aculeus, alth. prort) wovon brydda (cuspidem formare) haddr (peplum) hadda (unda maris) graddi (taurus) gaddr (cla- vus, repagulum) gadda (figere) vermuthl. das alth. gart (stimulus, virga) Verschieden gardhr (domus) goth. gards. skadda (minuere, neben skarda) ver- muthl. das hochd. scharte, ruptura. detrimentum. gëdda (lucius) ëdda (goth. izda, aizda? alth. ërta?) pëdd (verna, Biörn hat pëd, vgl. oben s. 126.) slëdda (falx) stëdda (equa) lidda (servus) miódd (gracilitas, von miór, gracilis) gnudd (murmur) suddi (pluvia tenuis) rudda (clava) etc. manche dieser wörter sind mir noch zwei- felhaft und mögen bei fernerer untersuchung ein ande- res dd. ausweisen, in riddari (eques) liegt die später eingeführte fremde form vor augen. — 2) dd entspringt aus -dhidh in schw. praet., deren wurzel dh. hat, als: gledhja, gladdi; stedhja, staddi; tedhja, taddi; qvedhja, qvaddi; rydhja, ruddi; stydhja, studdi; prŷdha, prŷddi; fœdha, fœddi etc. und ebenso in den part. praet. gladdr, fœddr etc. — (SS) in- und auslautend ziemlich häufig, beispiele: hlass (onus) hvass (acer) skass (femina gigas) trass (protervia) bassi (aper) hlessa (lassus) hrëss (vivax) sëss (sedes) missa (amittere) viss (certus) hnoss (cimelium) blossi (flamma) koss (osculum) kross (crux) hross (equus) hryssa (equa) þiassi (u. pr.) u. a. m., einige beruhen auf contraction als: vissa, blëssa aus vitidha, blëdhsa. lingual verbindungen . 1) anlautende, wie im goth. u. sächs. tr . tv . dr . dv . þr . þv . (kein tl. dl. þl.) sk . skr . sl . sm . sn . sp . spr . st . str . sv; belege liefert Biörn, daß von tv. dv. þv. sv. zuweilen v ausfällt, wurde bei die- I. altnordische consonanten. lingual. guttural. sem angemerkt. — 2) in- und auslautende: sp . st . sk ; beispiele: gaspra (garrire) espi (populus) hespa (fibula) geispa (oscitare) rispa (scalpere) hispra (assectare); bast (cortex) last (calumnia) fastr (firmus) frëst (mora) brësta (rumpi) bistr (iratus) qvistr (ramus) list (ars) rosta (tu- multus) frost (gelu) dust (pulvis) bust (pinna) busti (seta) gustr (aura) blâstr (flatus) gneisti (scintilla) gnîsta (stri- dere) brióst (pectus) liósta (verberare) fôstr (partus) þûstr (aura) etc.; naskr (gnarus) aska (cinis) dask (verber) askr (fraxinus) flaska (lagena) rask (tumultus) flêsk (lar- dum frëskr (glaucus) diskr (patina) fiskr (piscis) miskr (susurrus) froska (rana) löskr (ignavus) röskr (strenuus) blösk (stupor) briósk (cartilago) bûskr (virgultum) knûska (contundere) treyskr (difficilis) etc. Zu unterscheiden sind die st und sk vor welchen n ausgefallen ist: âst, ôst statt anst, onsk (votum). Uneigentliche verbindung ist sn , vgl. asni (asinus) risn (largitas) bîsn (portentum) losna (solvi) u. a. m.; desgl. tl , miatl (parva detractio) riatl (vagatio) qvotl (frequentatio?) kitl (titillatio). — (K. G. J. H. X.) gutturales. (K) gleichbedeutend mit k wird in alten hss. auch noch c geschrieben, seltner an-, häufiger auslautend (ëc, miöc etc.) in der verbindung sc und zumahl gemi- nierend (ëcci, beccjom wo man doch lieber ck, neuer- dings auch kk zu setzen pflegt. Ich gebrauche für die einf. ten. k, für die gem. ck. Die aussprache des (an- und inlautenden) k ist vor den (von Rask §. 40. 41. wei- chen genannten) vocalen ë, e, ê, i, î, y, ŷ, æ. œ. ei, ey, ia, iö, ió (wie im angels. s. 256.) bedenklich, vor den übrigen (harten) unzweifelhaft rein. Rask behauptet für jenen fall (zwar nicht die schwed. linguale, son- dern) die dän. aussprache kje, kjæ, kjei, kjey, skje, statt ke, kæ, kei, key, ske; Biörn accentuiert: ké und ské (nicht kei, key, wohl aber inconsequent skéi. skéy). Ich lengne nicht, daß man heutzutag in Island, und vermuthlich lange schon, kenna, skemma ausspreche wie kjenna, skjemma; nur fürs altnord. ist es mir unerwie. sen, weil ich auch im sächs. eine analoge aussprache nicht ursprünglich vorhanden sondern allmählig aufkei- mend finde. Ferner, wenn kém (venio) skéll (quatior) geschrieben wird. weicht auch dies von meiner schrei- bung këm, skëll in der aussprache nicht viel ab, da ë beinabe wie i lautet; kjëm, skjëll, und bei wörtern, de- ren vocal i, î ist, ji, jî, also kjinn (mala) kjîta (altercari) I. altnordische consonanten. gutturales. skjil (discrimen) skjîna (splendere) wird nirgends geschrie- ben. Noch weniger kjyn, kjŷll, kjiaptr, kjiölr für kyn (genus) kŷll (rivus) kiaptr (faux) kiölr (carina) wie doch gesprochen werden müste, wenn dem k vor weichen vocalen der laut kj zustünde. Rask stellt die sache in schiefes licht, wenn er das iö (oder wie er schreibt jö) in kiör (arbitrium) und ähnlichen wörtern mit den diphth. ia, ió, iâ aus dem gelinden kehllant erklärt, da diese diphth. von dem k und seiner aussprache unabhängig in der wurzel bestehen und eben so gut nach andern consonanzen vorkommen; kiöll, kialar hat die vocale mit fiöl, fialar gemein, soll der kehllaut noch besonders wirken, so muß kjiöl, kjialar behauptet werden und kinn anders lauten als minn (meus) nämlich kjinn. wofür ich keinen beweis im dän. antreffe, wo man zwar kjende, kjöl und sogar kjön (genus) hingegen kind (mala) schreibt und spricht. Nach allem diesem, glaube ich, kann dem k vor e, ei, ey, æ, œ die aussprache kj für die jetzige zeit zustehen (für die ältere bleibt sie unerwiesen und ich schreibe lieber ein altn. ke, kei etc. als ké, kéi oder kje, kjei); ungewisser scheint k vor i, î, y, ŷ, ia, iö, weil hier kj mit dem i oder y des wurzelvocals zus. stößt, doch gibt Rask, wie aus §. 39. erhellt, dem ge- schriebenen druckinn, ëcki, baki die aussprache druck- jinn, ëckji, bakji, folglich lautet auch kinn, kiöll dem heutigen Isländer kjinn, kjiöll Beiläufig ein grund für die schreibung des diphth, iö, ia, (nicht jö, ja); schriebe man mjöll, kjöll, so würde das unaussprechliche kjjöll hervorgehen. . Eine note gestattet ausnahmsweise die landschaftliche aussprache ëcki (st. ëckji) und wahrscheinlich ist dies gerade der älteren sprache angemeßen. (G) die organ. media; wegen ihrer heutigen aus- sprache vor den weichen vocalen gilt ganz das so eben beim k gesagte, nämlich gemlir (senex) geit (capra) gey- ma (curare) ginna (allicere) etc. lauten wie gjemlir, gjeit, gjeyma, gjinna. — Mit j (wie im angels.) vermengt sich g nie; eben so wenig mit h, wird aber auslautend zu- weilen im starken praet. apocopiert, als hnê (hneig) stê (steig) sê (seig) drô (drôg) slô (slôg) und mit verlänger- tem vocal vâ, lâ, mâ, knâ, svâ, þâ, frâ für vag — frag; seltner inlautend vâu etc. f. vâgu, hierher auch brâ f. bragd, praet. von brëgda (vgl. oben s. 264 und 303). X I. altnordische consonanten. gutturales. (CH) die asp. fehlt völlig, selbst die schreibung ch in fremden wörtern oder zus. schiebung des k und h verschiedner silben wird gemieden und das einf. k da- für gebraucht, als: kristr, lîkami st. lìkhami. (J) ungeachtet sich dieser cons. aus dem voc. i, wie v aus dem u erzeugt, habe ich doch verschiedentlich auf den abweichenden gang beider consonanzen hinge- wiesen, vgl. oben s. 58 und 187; und solche abweichun- gen lehrt auch das nord. j verglichen mit v. Letzteres stand wenigstens ehmahls vor l und r; das j steht durch- aus nur vor vocalen; eine andere verschiedenheit findet sich bei der alliteration. Die alten hss. unterscheiden j nirgends von dem vocal i, beweisen folglich weder für noch wider die annahme desselben in einzelnen fällen. Meiner ansicht nach steht j 1) anlautend sehr selten und zwar in: jâ (ita) jol (festum), wozu man noch das fremde judi (judaeus) und die spat aus dem dän. aufgenommenen jagt (venatio) jon- frû (virgo) rechne. Gewöhnlich wird es vornen ab- geworfen und nicht bloß vor o, u, y (wie das v) son- dern vor allen vocalen, vgl. amr, ambl (querela, wo- neben doch jamla, queri) âr (annus) ëf (si) ënn (ille) ok (jugum) ûngr (juvenis). Die isländ. grammatiker nehmen jedoch j in allen fällen des anlautenden díphth. ia, iö, ió an und schreiben jarl, jördh, jötunn, jörmun, jór etc., man vgl. Biörn. Zugegeben, daß in diesen diphth. das vorschlagende i beinahe consonantisch, also wie j lautet, lautet es immer nicht völlig so, viel- mehr wie ein unbetonter vocal und ich ziehe die vo- calische schreibung vor, theils weil i keine aphärese erfährt (nie heißt es arl, ötunn etc.) theils diesem ia, iö, ió das angels. ëo, ëó begegnet, nicht das der nord. aphärese entsprechende angels. gë [es heißt ëorl, ëoten, nicht gëorl, gëoten Zweifel macht gicel (glacies) nord. iökull (und zwar sæm. edda 217 a ìsa: iökla: aptan); ich vermuthe aber gë- icel, wozu das engl. icle und alth. ihsil stimmt; gälte ein nord. jökull, so würde angels. gëocel stehn, wie gëoc f. ok; hiernach gehört s. 259. gicel nicht unter II, 1. , gleicherweise im alth. und alts. ërl, ërda, ërman oder irman, nicht jërl, jërda]. Noch einen andern grund gegen das ja, jö, jó bietet mir die alliteration, in welcher ia, iö, ió beständig voca- lische geltung haben; wäre der anlaut consonantisch, so würden sie untereinander, vielleicht mit g (wie I. altnordische consonanten. gutturales. im sächs. oben s. 258. note) alliterieren; oder wenn man auch mitunter vocalische alliteration des j fände (vgl. oben s. 310. über u und v) so müste doch als regel die consonantische vorwalten. Sie ist aber in der gan- zen edda, meines wißens, nicht ein einzigesmahl an- zutreffen, vielmehr überall stehen alliterationen wie iöfra: ôborna; öll: iafn; önn: iötni; innan: iötna etc. — Merkwürdig, allein nur neuisländ. steht der cons. j in einigen wörtern st. des wegfallenden anlauts v, als: jurt (herba) für urt. vurt; jarteikn (signum, dän. jer- têgn, schwed. jertêkn, vermuthlich aus dem hochd. wahrzeichen). 2) inlautend entspringt j aus dem i der ableitung und flexion, so oft weiterer vocal folgt, als: sitja, (sedere) sitjum (sedeamus) berja (verberare) iljar (plantae pedis) vili, gen. vilja (voluntas) hit nŷja, midhja (novnm, medium) etc. Folgt selber i. so fließt das entsprin- gende ji in dem vocallant i zusammen, also vili (vo- luntas) siti (sedeam) st. vilji, sitji, obwohl Rask §. 39. in der aussprache fortdauernden jot-laut annimmt und zu dessen bezeichnung vilì, sitì schreiben lehrt. Da nach der neueren mundart k und g vor i wie kj, gj lauten, so bekäme sœkja (quaerere) segja (dicere) die aussprache sœkjia, segjia oder etwa sœkija, segija? oder verschmilzt das j aus der gutturalis mit dem j der ableitung? — Nicht Biörn etc. aber Rask §. 21. verwandelt auch inlautend die diphth. ia, iö, ió, iú in ja, jö, jó, jú und schreibt bjarga, mjölnir, sjón, sjúkr etc.; mir scheint nach den vorhin beim anlaut entwickelten gründen biarga, miölnir, sión beßer und grammatischer; in der aussprache wird fast kein un- terschied merkbar seyn, da in jenen diphth. das i nur leise vorschlägt. Daß der Gothe siuns, siuks und ge- wiß nicht sjuns, sjuks schreibt, gibt freilich keinen grund gegen das isländ. sjón, sjúkr, indem der goth. diphth. íu, der nord. aber iú, ió zu betonen ist. Allein eben die accente drücken diese betonung aus und es wäre entw. iú, ió zu schreiben, oder bei ju, jo der accent wegzulaßen, wie bei ja, jö; da sich iö ohne einen neuen typus nicht accentuieren ließ, schrieb ich lieber auch ia statt iá. (H) vermischt sich weder mit ten. Denn hnîsr f. knîfr, hnöttr f. knöttr, hnörr f. knörr, hnê f. knê etc. sind als unorg. spätere entstellung zu misbilligen. noch med., fällt aber häufig weg und zwar 1) anlautend theils spä- X 2 I. altnordische consonanten. gutturales. terhin vor l. n. r , (nicht vor v); gute alte hss. behaup- ten noch getreu die verbindungen hl. hn. hr. und diese alliterieren mit heim, halr etc. nicht mit den anlanten l. n. r. Bloß die künstliche skaldenpoësie gestattet sich weglaßung oder auch zufügung des h. um dadurch alliterationen auf l. n. r oder auf h. zu erzwingen und so steht z. b. lif für hlìf (scutum) oder hlîf f. lìf (vita) etc. — theils in zus. setzung, z. b. lîkami, viliâlmr, nordhrâlfa f. likhami, vilhiâlmr (engl. william) nordhrhâlfa (Rask §. 400.) wiewohl es in vielen ähnl. fällen richti- ger geschrieben wird. 2) in- und auslautend überall; belege oben bei den auslautenden gedehnten vocalen und den tt und s. für ht, hs. Ein hauptunterschied der nord. von der goth. und hochd. mundart. — Mit j. scheint h. verwandt in dem anlautenden hinn, hin, hit, st. der älteren form inn, in. it oder ënn, ën, it (goth. jáins, alth. jënêr, ënêr), vielleicht ist h. dem vocal ohne rücksicht auf ein früher abgelegtes j. vorgeschoben Vgl. das alth. hirmin, hërmin neben irmin, ërman nord. iörmun, angels. ëormen. ; die berührung des inlautenden v mit h (hâvan, hâan, hâhan) wurde oben beim v erwähnt. — geminationen. (KK) ck, von gg. beständig abgeson- dert, 1) dem sächs. cc nur selten entsprechend, vgl. hnacki (occiput) rackr (fortis) reckr (heros) brëcka (cli- vus) bickja (canicula, angels. bicce, engl. bitch) u. a. meistens gilt der alte, einfache consonant, als: rekja (evolvere) þekja (tegere) nakinn (nudus) bak (tergum) akur (ager) qvikr (vivus) etc. ck mit umgelautetem wur- zel-a und ausbrechendem v haben röckr, skröck wovon röckva, skröckva; nöckvi (linter). 2) häufig aus nk ent- standen (vgl. oben s. 308.) wie die vergleichung anderer mundarten lehrt: macki (juba dän. manke) blecki (can- dor, blänke) hleckr (catena, dän. länke, hochd. gelenk, fries. hlenszene) eckja (vidua, dän. enke) ockr, yckr (alts. unk, ink) söck (mergor, hochd. sinke) etc. Den drei letztgenannten stehen die goth. ugqvis, ïgqvis, sig- qva, mit nasallaut, in aussprache und schreibung näher (vgl. die bemerkung zum 2ten gg). 3) ëcki (non) scheint assimiliert aus eitki st. eitgi, (Rask §. 224.) wie die ge- meine aussprache vîdhka (ampliare) blîdhka (mitigare) zu vîcka, blîcka macht (Rask §. 92). — (GG) mehrfach 1) = angels. cg, als: agg (rixae) baggi (onus) bragga (or- I. altnordische consonanten. gutturales. nare) hagga (movere) vagga, vöggu (cunae) leggja (po- nere) seggr (vir) skegg (barba, angels. sceacg, caesaries, engl. shagg) veggr (cuneus) veggr (paries) leggr (crus) hregg (imber) egg (acies) eggja (acuere) liggja (jacere) þiggja (acceptare) tiggi (rex) sigg (callus) vigg (fulicula) frugg (foenum mucidum) frugga (mucescere) skuggi (um- bra) gluggi (fenestra) brugga (braxare) snugga (increpare) dugga (navis piscatoria) ugga (suspicari) hryggr (dorsum) yggr (timor) hyggja (cogitare) bryggja (pons) bygg (hor- deum) byggja (struere) tryggr (fidelis) tyggja (mandere) styggr (austerus). 2) = angels. eáv, alth. auw und zwar zeigt hier die nord. wurzel immer ein ö, also ein durch u umgelautetes a, welches u noch in der flexion vor vo- calen vorbricht, folglich setzt jedes nord. ögg ein frü- heres öggv, öggu voraus, vgl. dögg (ros) gen. döggvar oder daggar, döggva (rigare) högg (verber) höggva (cae- dere) rögg (plica vestis) lögg (margo vasis) glöggr (calli- dus, parcus) söggr (madidus) snöggr (repentinus, glaber). Da dem glöggr, d. h. glöggur st. glöggvr, glaggvr (fem. glögg st. glöggvu, glaggvu) das goth. glaggvus völlig entspricht, so dürfte auf ein analoges daggvus (ros) oder haggvan (verberare) geschloßen werden, wogegen eine andere analogie, nämlich von báuan und havi, auf dáus háuan führt. Entscheiden müsten practisch die uns noch abgehenden goth. formen; daß auch im nord. der kehl- laut ausfällt, zeigt uns hey (d. h. haui, foenum) wel- ches dem begriffe nach von einem verbum hauen, se- care stammt. Noch andere wörter zeigen es, nämlich brû (pons) trûr (fidus) bû (rus, agricultura) bûa, ëk bŷ (colere, rusticare) bŷr (urbs) berühren sich ganz nahe mit den unter 1. angeführten bryggja, tryggr, byggja, bei denen kein v. hervorbricht, z. b. byggi (habito) byg- gir (habitat) tryggja (conciliare fidem) woneben jedoch tryggva (niâlssaga cap. 131. pag. 204.) und im adj. häufig tryggvan (fidelem) tryggvir (fideles) vgl. das bekannte n. pr. tryggvi, und das entsprechende goth. triggvs. Aus allem folgere ich aber, a) das angels. eáv, ëóv in heávan (caedere) trëóve (fidus) blëóvan (caedere) das alth. aw, iw, oder auw, iuw in hawan, hauwan; triwi, triuwi; pliwan, pliuwan; so wie in allen ähnlichen wör- tern stehn dem goth. aggv, iggv und nord. öggv, yggv gleich, nie dem bloßen goth. agg, igg; nie dem nord. agg, ugg, ygg, das nicht ein v. abgeworfen hätte. b) jedes goth. gg lautete durch die nase, muthmaßlich wie ng, folglich ggv wíe ngv; merkwürdig daß im hochd. I. altnordische consonanten. gutturales. ng die gg geblieben sind, die ggv nicht (kein tring, fi- dus noch klang, solers, noch blingan, flagellare), doch mit ausnahme von aggvus und siggvan, alth. engu (st. angwu, angawu?) singan (st. singwan, singawan?) Auch das altnord. ng ersetzt gg, nicht aber ngv, ggv, wel- ches blieb; ob dieses ggv (oder dafür gg) nasal war? späterhin wohl nicht, seit auch gg die bloße gemination ausdrückt, wo der Gothe einfache med. hat (z. b. leggja goth. lagjan) höggva lautete nicht höngva, sondern högg- va; immer aber bleibt die schreibung höggva, glöggvan deshalb zu beachten, weil sie beweist, daß das goth. gg nicht gerade aus dem gr. γγ entlehnt zu seyn braucht (oben s. 72.) c) für den früheren altn. nasallaut ggv (= ngv) streitet auch die gemin. ck und ckv in wör- tern, wo andere mundarten nk. zeigen, als: skröckr alth skrank; ockr alth. unk; goth. skragqvus ( ? ) ugqv; stöckva (aspergere, dän. stänke, schwed. stenka) söckva (mergere, dän. sänke, schw. senkja) beide mit den goth. starken formen stigqvan, sigqvan (alth. stinkan, sinkan) verglichen. Das hochd. trinkan, trank verhält sich zu drëcka, drack wie hinkan, hank zu einem verlorenen hëcka, hack, davon noch hökta (claudicare) über ist. d) jene parallelen eáv, ëóv, aw, iw, auw, iuw sind gleichwohl nicht aus aggv. iggv zu erklären; sie schei- nen vielmehr einfachere formen, aus denen sich die na- salen entwickelten Vielleicht so: v und g berühren sich (vgl. s. 261.), aus blivan könnte bligan und daraus mit gem. bliggan, bligg- van werden; oder drang das nasale n wie in mîn, unus ein? (oben s. 25.); vgl. ningo, ninguo mit dem alth. sniwan und nix, nivis. , sind auch im goth. und nord. zu- weilen noch neben diesen selbst vorhanden, vgl. tráuan, trûa neben triggvs, tryggr; báuan, bûa neben byggja (? früher byggva) und ebenso muß ein blivan (st. bliuan) neben bliggvan, wie sniggvan neben snivan (st. sniuan) nord. snûa, theoretisch behauptet werden. Diese dop- pelform erläutert den wechsel zwischen zwei verschiede- nen starken conjug. nämlich snivan, snáu also auch bli- van, bláu; bliggvan, blaggv, also auch sniggvan, snaggv (woher vielleicht snëggo, animal repens vel tortum) und ebenso verhält sich das hochd. sinkan, sank; singan, sang zum nord. söckva (früher siucka?) sauck; sŷngja, saung (früher siunga saung? noch früher sûa, sau?) Die praxis jeder mundart zeigt einzelne unvollständige formen, z. b. I. altnordische consonanten. gutturales. die wurzel, welcher das goth. tráuan und triggvs ge- hört, entfaltet sich in keiner der beiden starken conjug., aber die theorie dürfte ein trivan, tráu und triggvan, traggv vermuthen, von jenem stammt das alth. triwi, triuwi, von diesem das goth. triggvs, von jenem die abgeleitete schw. form tráuan, tráuaída. Mehr von allem in der formen- und bildungslehre, hier war bloß die verschiedenheit der verbindungen aggv, iggv von au, av, auw und in, iv, iuw darzuthun. — 3) bisweilen scheint gg dem aus i entspringenden j verwandt und namentlich egg dem ei, ej, angels. äg; vgl. egg (ovum) Das neutr. egg (ovum) und fem. egg (acies) fallen im nom. zusammen; jenes alth. ei, dieses alth. ecka oder egga. gen. pl. eggja mit dem alth. ei, ejiro und selbst egiro, eigiro (s. 188.) angels. äg, ägra; hnegg (hinnitus) hneggja (hinnire) mit dem angels. hnägan, alth. hveigôn Merkwürdiger wechsel des hv und hu ; beides aber richtig, wie das spätere mittelh. weigen, wejen, wiehern einer-. das schwed. gneggja, dän. gnegge andrerseits beweisen. ; die gen. pl. beggja, tveggja mit dem angels. begra, tvegra und alth. zueiero, zueigero (nicht aber peigero) und vermuthlich verständigen sich so noch andere wörter, wozu mir vergleichung abgeht, als negg (cor) dregg (faex), vielleicht auch einige der unter 1. aufgeführten -egg. Analog scheint þriggja aus þrîja, þrija und frigg (n. deae) gen. friggjar Verschieden von freyja (alth. frouwa) wozu das masc. freyr (alth. frô). aus frî (nobilis) alth. frigêr zu leiten. Offenbar ist aber in allen diesen fällen die gem. unorganisch und aus einf. g (statt j) wie jenes gg des ersten falls (liggja, leggja) aus einf. (organ.) g hervor- gegangen. — Von der aussprache des ck und gg vor weichen vocalen gilt das bei dem einf. k und g erör- terte auch. guttural verbindungen . 1) anlautende. kl . kn . kr; für kv wird lieber qv geschrieben, fällt aber das v zuweilen aus (oben s. 311.) wieder k; übrigens steht qv noch (gleich dem goth.) in fällen, wo im alth. der anlaut w herrscht, z. b. qveina (queri) goth. qváinôn, alth. wei- nôn (oben s. 139. 196.) — gl . gn . gr; hl . hn . hr . hv . zahlreiche belege dieser aller bei Biörn. Das slavische km. gm. kennt die nord. mundart so wenig als eine der übrigen deutschen; daß die spätern dichter zuweilen das h vor l. n. r. abwerfen oder fälschlich zufügen, I. altnordische consonanten. gutturales. wurde oben beim h angemerkt (Olafsen p. 119.). — 2) in- und auslautende: bloß x statt des org. hs : ax (spica) lax (salmo) sax (culter) vax (cera) vaxa (crescere) fax (juba) fox (vulpes) öxn (box) uxi (taurus) axla (succollare) sëx (sex) vîxla (permutare). Seltner statt des contrahierten ks : öx, axar (alth. akus, akusi) nicht statt gs , es heißt hugsa (cogitare, nicht huxa). Andere contractionen scheinen dextr (blanditiae, von dekr, blandus) hixti (singultus) brîxl (probrum, aus brëgdsl? dän. breidelse) fyx (callidus, alth. fizus?) — Für ht gilt tt , und auch für kt in sòtti, þôtti von sœkja, þykja, wiewohl einige, z. b. Biörn 2, 365 a sôkti schreiben (vgl. oben s. 197. das zweite alth. ht ). Schlußbemerkungen. 1) assimilationen sind verschie- dentlich angegeben worden, vgl. nn, ll statt nþ, lþ; beim schwachen praet. ist regel, daß p. t. k. s. der wur- zel das anstoßende dh der flexion in t verwandeln, als: gapa, gapti; vænta, vænti; vaka, vakti; leysa, leysti (st. gap’dhi, vænt’dhi, vak’dhi, leys’dhi). In d wandeln es m und b, auch häufig n und l, als: þola, þoldi; drey- ma, dreymdi; stëfna, stëfndi; kemba, kembdi; st. þol’dhi, dreym’dhi, stëfn’dhi, kemb’dhi. Die wurzeln r. f. g be- halten dh, als: þora, þordhi; duga, dugdhi; hafa, hafdhi. Nach dh und t, tt, welchen vocale vorhergehen, cnt- wickelt sich dd (st. dhdh) und tt (statt tdh, ttdh) als: gledhja, gladdi; reita, reitti; hitta, hitti. Im allgemei- nen sollte man, wie nach p. t. k. die ten. t. eintritt, nach den med. b. d. g. die med. d und nach den asp. f und dh die asp. dh erwarten, allein diese consequenz weicht schon der oben s. 315. beim d und þ entwickelten nord. praxis, welche kein rd sondern nur rdh, folglich auch in der zus. schiebung nur þordhi, gerdhi leidet und ebenso nach g die asp. verlangt. Schwankend ist die bestimmung nach wurzelhaftem l. ll. n. nn. ld. nd. rdh indem z. b. mæla (loqui) mælti; mæla (metiri) mældi; fella, feldi; stilla, stilti; sŷna, sŷndi; ræna, rænti; kenna, kendi; nenna, nenti etc. gelten. (mehr von allem bei der schw. conj.) Nach diesen grundsätzen ist nun auch die assimilation des dem imp. inclinierenden pron. þû Notkers regel (s. 158.) erbringt: stildu, nimdu, prindu, fardu; gibtu, louftu, rî tu, lâƷtu, rìstu, sìgtu. zu beurtheilen: nach p. t. k. s. wird es zu t, als: grîptu, lâttu, taktu, rîstu; nach l, m, n zu d, als: stëldu, komdu, brenndu, I. altnordische consonanten. wiewohl l und n wieder schwanken und es namentlich skaltu, muntu heißt; nach r. f. g. bleibt die asp. als: gëfdhu, fardhu, stîgdhu. — 2) geminierte consonanz Bemerkenswerth ist die schreibung der cons. gemination durch einen großen buchstab, als: kraPa = krappa (latînu- stafr. p.287. 288.) in sofern sie aus der bloßen einfachen erwächst, setzt stets kurzen wurzelvocal voraus (liggja, seggr, hnacki; nichts lehrt deutlicher die undiphthongische natur des ö, als der dat. pl. hnöckum oder die ähnlichen fälle önnor, öll etc.) Die auf assimilation gegründete gemination pflegt sogar den vorausgehenden gedehnten vocal zu ver- kürzen, vgl. minn, sinn, þinn (st. mînr, sìnr, þînr) im fem. mîn, þîn, sìn Hierzu halte man das franz. nasale masc. (fin, un, brun, spr. beinahe seing, bröing) und das reine fem. (fine, une, brune); jener nasenlaut rührt aus dem alten unterdrückten kennzeichen s (fins; uns, bruns) her. ; gott (bonum) mott (fatigatum) st. gôdht, môdht. Daneben nimmt Rask §. 184. blâtt, trûtt, nŷtt an, wo aber richtiger blât, trût, nŷt stehn würde (oben s. 319.) weil zur gemination gar kein grund, außer misverstandner analogie, vorhanden ist. Diphth. (die nicht bloß gedehnte vocale sind) bleiben bei der gem. unverändert, als: heill, einn, rautt, breitt, eitt etc. statt heilr, einr, raudht, breidht, eint Ausnahmsweise wird ei zu ë in hëlgr (oben s. 283.) und ëcki (st. eitki). . Entgegen- gesetzt jener kürzung des î und ô vor tt scheint gerade die verlängerung des a, ë, o in â, ê, ô vor dem aus ht entspringenden tt; offenbar gebührt dieser einfluß dem h (oben s. 240. 274.), wie die fälle bestätigen, wo das nord. â dem alth. ah (s. 288.) gleichliegt. Ob ander- wärts die gemination kürze oder nicht, verdient erst nä- here prüfung; Rask nimmt §. 327. freilich bœnn, brŷnn, gæss für bœnr, brŷnr, gæsr, aber auch vîssa, fûssi f. vîsri, fûsri und §. 93. stôll, skînn f. stôlr, skînr an; vielleicht wäre vissa, fussi, stoll und skinn zu behaupten? Die praet. fêll, gêck, fêck, hêck, (st. gêng, fêng, hêng) könnten gleichfalls verkürzung in fëll, gëck, fëck, hëck, erleiden (oben s. 283. note) und Rask selbst scheint §. 262. ein gëck einzuräumen, wiewohl er hier wieder die neue aussprache des g vor e mit dem ê vermengt. — 3) die partikel nê fügt sich nicht so ans verbum, wie im angels. und fries. (s. 268. 280.) überhaupt wird eigent- I. mittelhochdeutsche buchstaben. lich ganz anders durch ein suffigiertes at verneint, von welchem nach den umständen a oder t abgeworfen wer- den kann (s. unten bei der conjug.). Noch anderer in- clinationen des pron. ans verbum ist schon oben s. 32. erwähnt. Mittelhochdeutsche buchstaben. Die mittelh. sprache ist fortsetzung der althochdeut- schen; es bleiben alle hauptgrundzüge und bedarf kei- ner neuen entwickelung derselben. Nur was sich im allgemeinen verweichlicht oder im einzelnen abändert, aber auch was sich durch die zahlreicheren und gehalti- geren quellen klarer bestätigt, wird daher abgehandelt werden. Die quellen gewähren, abgesehn von ihrer an- sehnlichen menge, den unschätzbaren doppelten vortheil, theils daß sie lebendige poësie enthalten und die unge- zwungene natur der sprache sehen laßen, theils daß die genauigkeit der reimkunst Freilich hat sie stufen; volksmäßige dichter überhaupt, aber auch andere offenbaren eigenthümliche abweichungen von der reimkunst eines Hartmann, Gotfried, Rudolf etc. die früheren, weil diese kunst noch nicht so verseinert, die spätern, weil die sprache schon etwas vergröbert war. Conrat muß noch für einen der lichersten, reinsten reimer gehalten werden. Wolframs anomalien verrathen oft sprachgeheimnisse, wenigstens seiner mundart. über die wirkliche aus- sprache aufklärt, weit mehr, als es die bloß einfach anlautende, dazu alle vocale gleichsetzende nord. allite- ration zu thun vermag. Diese vielen unter der benen- nung mittelhochdeutsch zus. begriffenen denkmähler he- ben von der mitte des 12ten jahrh. an und reichen bis zum ausgange des 13ten, in dessen erstes drittel sich doch ihre eigentliche kraft und blüte drängt. Sie haben zwar nicht alle eine und dieselbe mundart, verrathen aber lange keine so abstechende verschiedenheit unterein- ander, als die althochd. quellen. Ich werde in den schloßbemerkungen hierauf zurückkommen. Die mei- sten mittelh. dichtungen sind in Schwaben, in der Schweiz, in Baiern und Östreich entsprungen, verschiedene in den gegenden des Oberrheins und in Franken bis nach Thü- ringen hinein. Was über diese begrenzung nördlich fällt, streift sicher schon ins niederdeutsche oder mittel- sächsische. I. mittelhochdeutsche vocale. Mittelhochdeutsche vocale. Allgemeine regeln 1) die wortbildungslehre wird zu beweisen suchen, daß jede deutsche wurzel auf einen cons. schließt; scheinbare ausnahme hiervon machen ver- schiedene einsilbige auf vocal auslautende wörter, denen jedoch meiner ansicht nach überall cons. apocopen zum grunde liegen. Das nähere gehört nicht hierher; die mittelh. sprache, verglichen mit der alth. weist aber viele solcher apocopen deutlich vor, z. b. lâ st. lâƷ, slâ st. slaga (vestigium) und es ist klar, daß sie auf den wur- zelvocal einfluß äußern, d. h. ihn dehnen Der jetzt noch kühn scheinende satz, daß alle gedehnten und doppelten vocale sich auf einfache vocale und unterdrückte oder einwirkende consonanten gründen, wird sich wohl bei fortgesetzten untersuchungen mehr bestätigen, vgl. oben s. 88. und unten bei der conj. die bem. über den ablaut. , indem sie gleichsam in ihn geschmolzen werden. Hiermit im ein- klang lehrt das mittelh. vorläufig folgende practische re- geln: a) jeder wurzelhafte (und betont bleibende) kurze vocal wird gedehnt (lang) sobald er auslautet; es giebt kein da, bi, do, du, sondern nur dâ, bî, dô, dû; be- lege bei den einzelnen dehnlauten. b) gleiches geschieht, wenn an den betonten vocal eine flexionsendung stößt, welches man auch so ausdrücken kann: wenn er eine silbe endigt Die umgedrehte regel vom lat. hiatus: voc. ante voc. brevis. ; wohlverstanden nach wahrhafter silben- theilung, nicht nach neuhochd. (die fälschlich ge-ben, na-me, bin-den schreibt, statt nam-e, bind-en); der fall ist selten und hat den nämlichen grund, da auch hier cons. syncopiert sind; beispiele: bî-e (apis) vî-ent inimicus) etc. öfters treten die beiden silben in eine zusammen und dann entspringt der unorg. diphth. ie, z. b. hier (hîc) aus hî-er, nicht hîer triphthongisch. c) in zusammensetzungen dieselbe erscheinung. z. b. tâ-lanc, sî-frit, offenbar aus tage- lanc, sige-frit erwachsen. — 2) aufgenommene fremde (lat. roman. und slav.) wörter pflegen ihre auslautenden vocale (das versteht sich schon nach 1. a.) aber auch ihre inlautenden, sobald einfache consonanz folgt, zu dehnen; es heißt: dâvît, pârîs, magdâlênâ etc. In solchen wör- tern fühlte der Deutsche weder die natürliche wurzel noch betonung sondern gab alle ihre laute mechanisch treu, wie sie der buchstab überlieferte, wieder; auf je- der silbe wurde verweilt und ihr vocal, wenn er ein I. mittelhochdeutsche vocale. kurzer war, dadurch in die länge gezogen. Anders aus- gedrückt: für solche namen und wörter beobachtete man jene heutige (falsche) silbentheilung pâ-rîs, mâ-rî-â, dehnte also, der regel 1. b. gemäß, die vocalischen sil- benauslaute. Den beweis liefern die reime überall. Gleichwohl hat auch dieses gesetz für fremde wörter mannigfache nähere bestimmungen und ausnahmen, die anderswo erörtert werden müßen Hoffentlich wird Lachmann vorläufig mir mitgetheilte be- lehrungen hierüber in einer mittelh, metrik einmahl ge- meinnützig machen. namentlich verwan- deln sich einzelne eigennamen dadurch gleichsam in deutsche, daß sie deutsche flexion und in ihrer wurzel deutschen diphth. annehmen; während z. b. Hartmann Artus bekannten seneschal kâî auf sî, bî reimt, heißt er bei Wolfram keie, gen. keien und reimt auf meie, leie etc. (vgl. unten die schlußanmerkung über betonung). (A) wie im alth., nur tritt der umlaut in e nunmehr längst entschieden ein; ausnahme macht zuweilen die starke conj. in II. III. sg. praes. ind. vornämlich wenn dem a die verbindung ng, lt folgt, als hanget, haltet spaltet etc. nicht henget, heltet, speltet (s. die conjug.) Wenn sich aber magede, magedîn st. megede findet, so muß man die alth. form magadî, magatîn erwä- gen, wobei zweifelhaft bleibt, ob der spätere umlaut aus der dritten silbe gewirkt wurde oder aus der zwei- ten, insofern das a derselben allmählig in i übergegan- gen seyn konnte (vgl. oben s. 76. 77. über megin, emil, scemil, gegin st. magan, amal, gagan) oder wäre alsimi- lation im spiel? Nur den zweiten dieser drei fälle ver- statten die häufigen mittelh. plurale wegene, setele, he- vene, schemele (alth. waganâ, satalâ, havanâ, scamalâ) etc. (E) sowohl e als ë; daß der unterschied beider fort- während in der aussprache merklich war, lehren die reime, da sie e und ë nicht verbinden. Man unter- schiede also z. b. regen (movere) legen (ponere) egen (occare) slegen (ictibus) megen (valeant) wegene (currus) wegen (movere) gegen (contra) von rëgen (pluvia) dë- gen (vir fortis) wëgen (viis) wëgen (pendere) pflëgen (solere) gelëgen (jacens) sëgen (benedictio) etc. oder: ber (feriat) ber (bacca) ber (ictus) her (exercitus) mer (mare) er (aret) wer (defensio) swer (juret) von: bër (ferat) bër (ursus) gër (desiderium) ër (ille) dër. wër. hër (huc) spër I. mittelhochdeutsche vocale. (hasta) mër (misceo) smër (butyrum) wër (praestet) und so überall. Anscheinend gleichlautige transitiva und in- transitiva sind am e und ë zu erkennen, vgl. stërben (mori) verdërben (perire) mit sterben (occidere) verder- ben (perdere); jene im reim auf wërben, diese auf ver- ben, erben Hiernach wäre verdërben: erben (a. Tit. 4. Wilh. 2, 82 b ) falsch, hingegen verderben (Wilh. 2, 100 a ) recht gereimt. . Ungenan reimende gestatten sich zuwei- len ein e auf ë, als vëlde: selde (Maria 187.) verge: bërge (Ernst 38 a ) veter: wëter (Wilh. 1, 120 a ) legen: pflëgen, dëgen (Nib. 859. 3215. 3909. 8474.) slegen: wë- gen (Wig. 170. 402.) slegen: dëgen (Wig. 251. 277. 349.) regen: pflëgen (Wig. 236.) dëgen: slegen (klage 129 b. c und in den Nib. achtmahl) In den Nib. wo lauter stumpfe reime gelten (oben s. 16.) kommen natürlich wenige mit dem umlautenden wurzel- vocal ü und e vor (viele auf ë und ê) z. b. wern: hern 9609. her: wer 7813; fehlerhaft steht bei Hagen 6403. her: mêr (denn der falsche reim mêr: hër 1697. ist erträg- licher) man lese für her mit den hss. sêr, was auch der sinn fordert. lëben: steben (M. S. 2, 124 a ) erne (messis): gërne (M. S. 2, 193 a. b. 196 a ); gelërnet: ger- net (Parc. 61 a ). Inzwischen darf man nicht alle fälle für schlechte reime erklären, in denen ein e oder ë der ab- stammung und früherem sprachgebrauche zuwider steht. Manche wörter können allmählig, wenigstens nach land- schaftlicher aussprache ein e statt ë angenommen haben oder ein ë statt e; war dies unorganisch, so reimte doch der dichter, wenn sein ohr der gangbaren aussprache folgte, nicht unrecht; slege, slegen lautete, nach jenen häufigen reimen zu urtheilen, wohl wirklich wie slëge, slëgen. Anders laßen sich anomalien, die wir selbst bei forgfältigen reimern wahrnehmen, kaum erklären; hier die nöthigsten belege: 1) ë statt des org. e zeigen frëbel : nëbel (Parc. 73 a Wilh. 2, 114 b ) frëvel: wëvel (Reinfr. 88 a ) alth. fraval, nibal, wëval; ëffen : trëffen (troj. 17 c 18 c ) da doch die ableitung von affe effen fordert; wëlde , wël- den: vëlde, vëlden (troj. 77 c 171 c ); mëlde , mëlden: vëlde, vëlden (alt. Tit. 97. schwanr. 583. 893. troj. 29 a 77 b ) M. S. 1, 136 a sogar mëlden: schëlten; hier könnte schon im alth. ein mëldan, mëldôn (prodere) st. meldan, meldôn gegolten haben, da sich das ursprüngl. mald nirgends zeigt Maldras ein aus Idatius bekannter suevisoher eigenname. und selbst das angels. mëld, mëldjan I. mittelhochdeutsche vocale. wie fëld zu nehmen wäre, vgl. Ernst 30 a helde: mëlde; mëlm und gëlm reimen allen mittelh. dichtern: hëlm, obwohl das alth. (auch mittelh.) galm und goth. malma auf e deuten, eine verlorene starke form mëlman, malm, gëlman, galm könnte beiderlei ableitung rechtfertigen. Der wichtigste fall ist aber die wahrnehmung, daß alle und jede ehte im mittelh. die aussprache ëhte bekommen, denn ich finde geslëhte (st. geslehte, von slahta zu lei- ten): knëhte, rëhte (Parc. 61 a Wilh. 2, 132 a , troj. 4 b ) ëhte (oc o, von ahta): rëhte, geslëhte. (Parc. 56 a 110 b 117 b 162 c Wilh. 2, 132 a 186 a 187 b troj. 131 b ) gebrëhte: knëhte, rëhte (Parc. 102 a M. S. 2, 202 b ) ëhtent: vëhtent (M. S. 2, 238 a ) mëhte (posset): geslëhte (Flore 6 a 13 c 29 b 53 c Trist. 11 a ) und die adj. auf -ëhte: geslëhte, rëhte (M. S. 2, 127 b troj. 23 a 72 b 116 b ) reimen, wohin auch die n. pr. auf brëht (alth. përaht) gehören (rëhte: gêr- brëhte. M. S. 1, 132 a ). Diese wandlung des e in ë ist sichtbare wirkung des folgenden ht und vergleicht sich dem angels. iht statt aht in mihte, niht etc. (oben s. 226. 268.) dem fries. iuht st. ëht (s. 274.) dem nord. âtt st. att etc. Vielleicht wäre ein -æhte (welches die citate aus Parc. merk würdig zeigen, während das dazu ge- bundne wort mit einfachem voc. geschrieben ist) und aus ihm der übergang in ë zu behaupten, in sofern âhte st. ahte zu erweisen stünde, dessen natürlicher umlaut æhte ist (mehr davon hernach bei â, æ und ht) Gute mittelh. hss. haben phærit, ist es das umgelautete phâ- rit, so verliert die s. 126. vorgetragene meinung; aus phært wäre dann phërt (: wërt) geworden, denn: mæret, swæret etc. reimt es nirgends mehr. ). 2) e statt des org. ë zeigen wellen , welle: stellen, vellen, geselle, helle (Iw. 10 a 16 a troj. 23 b 95 c 119 a 137 a klage 122 b ) welt: helt, gezelt, verselt (Nib. 5083. 9035. troj. 53 a Flore 38 c Parc. 52 b ) sedele: edele (schmiede 1680). das org. ë folgt aus gesidele; jene , jener, jenen, bei allen: zene, ene, wene, tener, zenen, denen; swester: vester (Parc. 91 a Trist. 31 a 52 a Georg 10 a klage 125 b troj. 12 c Flore 2 c 31 a ) gester: swester (Flore 44 c Iw. 35 b ) wesie , westen: beste, geste (Trist. 36 a 39 a Karl 65 a Iw. 13 c a. Heinr. 1133.) bresten: westen, vesten (troj. 152 c klago 130 c 143 b Wig. 65. 186. 194.) neste: beste (optimum) (Wilh. 2, 85 b ) gebrest (troj. 176 a schmiede 1007) test: nest (M. S. 2, 134 a ) fôrest: nest (schmiede 413.) sârâpandratest: nest (Parc. 12 c ) veste (festo): gebreste (troj. 11 c 119 c ) beste I. mittelhochdeutsche vocale. (sarci): neste (M. S. 2, 85 b ) glesten: gesten (M. S. 1, 88 a ). Das org. ë folgt aus den ableitungen geniste, geswi- stere etc. die ursache, weshalb es vor st zu e wird, könnte in der ähnlichkeit der spiranten h und s gesucht werden, wenn auch st hier anders einwirkt, als ht; doch darf das übergewicht der reime vester, este, geste, beste etc. in anschlag kommen und eben darum läßt sich nicht in diesen ein ë behaupten und in jenen beibehal- ten. Überhaupt scheint mir das klar, daß zu den unorganischen ë oder e die folgenden cons. verbindun- gen mitwirken; so in den angeführten beispielen ht. st. ld. lm. (man denke an den einfluß des nord. Im. s. 286); vor einfachen cons. (zumahl liq.) bewahren sich beide vocale treuer und selbst vor geminationen, da schwer- lich ein guter dichter jener zeit den einen oder den andern in helle (tartarus) und hëlle (clare) ellen (vis) und snëllen (celerem) etc. verkennen wird, Nîthart aber in einem tanzliede 2, 85 b wagt es snëlle: helle zu rei- men. — Von den berührungen des ë mit i und o bei diesen. (I) verhält sich beinahe völlig wie im alth., tritt in flexionen und ableitungen aus dem ë hervor (gëben, gip; wësen, wis; nëbel, genibele; dëgen, gedigene; fëder, gefi- dere; sëdel, gesidele; gër, gir, girde; schërbe, schirbìn testaceus.) und schwankt mundartisch in einzelnen wörtern, schëf lesen noch alte hss. neben schif, im reim finde ich nur letzteres (: grif, rif); allgemein gilt noch biben (tre- mere) ebenso allgemein aber gëbel (cacumen) wie swëbel, nëbel, folglich dem neuh. gibel und beben gerade entge- genstehend. — Von dem î genau zu scheiden; reime wie trîbet: bibet (Maria 177.) sind im 13. jahrh. unerhört. (O) das alth. o, allein beschränkt durch den einge- führten umlaut in ö (vgl. dieses); das alte u zuweilen noch in den s. 84. 85. angegebenen fällen hervorbrechend und dann in ü umlautend, als: horn, einhürne, hürnîn; dorn, gedürne, dürnîn; zorn, zürnen; mort, mürden (occidere) vielleicht auch hort, hürden (opes colligere); borgen (cavere) bürge (fidejussor) worgen, würgen; spor, spürn; vogel, gefügele; holz, hülzîn; golt, güldîn; wolle, wüllîn; dorren, dürre; vol, füllen; hol (cavus und caverna, latibulum) hüllen (tegere) und so beziehen sich noch andere seltnere verba betrüllen (fascinare) um- betüllen (cingere, marginare) knüllen (pugno caedere) nüllen (decipere) etc. auf die subst. trol (praestigium) Beftätigend ein nord. troll st. tröll (oben s. 300.) I. mittelhochdeutsche vocale. tol (?) knol (nodus) nol (vertex). Ausnahmsweise bleibt o statt ü, als zobel, zoblîn (Parc. 68 c ̱) st. züblìn. Das verhältniß des alth. o zu dem goth. aú und u war (nach s. 84.) das, daß es ersterem vor h und r, letzte- rem in den übrigen fällen (also auch vor dem aus goth. zd entspringenden rt.) antwortete. Folglich konnte das alte u eigentlich bloß in letztem, nicht in erstem fall gelten und turrun (audebant) burgun (tuebantur) thur- nîn, thurri etc. würden consequenter ein o haben oder behalten. Diese u vor r entwickeln sich nun auch ge- wöhnlich im mittelh., doch finde ich spurweise das richtigere o, nämlich neben dem üblichen turren (aude- mus) Wilb. 2, 175 b torren (:geworren); [mehr hierüber bei der conj.] — on haben folgende: von (praep.) gedon (aegrimonia troj. 30 c 45 c 48 b 53 a 110 b ) wone (mos) gewon (solitus) rone (truncus) kone (uxor) honëc (mel) doner (tonitru); honëc bezieht sich auf ein altes u; von, gewon auf ein altes a (vgl. oben s. 85 und 75. halôn, holôn, mittelh. holn) vielleicht auch das noch dunkle gedon (zu denen, tendere? vgl. wenen und wone) und rone (bairisch rann). Mit ë verbinden das o außer kone (nord. qvën) die adj. bildungen-ëht, als: durnëht, triu- tel-ëht etc. für worolt, truhtîn stehet immer wërelt, wërlt, trëhtîn (Iw. 35 b ̱ 37 b trëhten: vëhten). Hingegen gelten woche, op und wol, (vgl. s. 82.). Bemerkenswerth ist noch dert (ibi, Flore 12 a : erwert) st. des üblichen dort (alth. thorôt, doret). (U) wie im alth. durch o, daneben aber nun auch durch den umlaut ü beschränkt. Doch dringt o in we- nige wörter, die es nicht schon im alth. hätten und zu- weilen nur in einzelnen denkmählern, z. b. im Tit. reimt kopher (aes): opfer, M. S. 2, 150 b floƷen (st. flu- Ʒen): verdroƷen, dergleichen ist selten und tadelnswerth; neben dem herrschenden o zeigt sich das alte u in ge- wissen ableitungen, nach umständen umlautend (s. vor- hin beim o). Andere beispiele, wo kein umlaut statt hat, sind: doln, gedult; holt (favens) hulde (favor), sol, sult etc. Die neuh. analogie entscheidet so wenig zwi- schen o und u, als zwischen ë und i; spor (vestigium) lautet auch alth. spor, neuh. spur. Das wichtigste und schwierigste bei untersuchung dieses vocals scheint mir aber, daß der um sich greifende umlaut ü offenbar noch, wenigstens schwankend, von gewissen formen ausge- schloßen ist, in welchen u fortbesteht. Dies zu erken- nen helfen weder ausgaben noch hss. sondern allein die I. mittelhochdeutsche vocale. reime. Der deutlichste fall ist zuvörderst die verbindung ng und nk , welche, ungeachtet die bedingung des um- lauts eintritt, gewöhnlich kein ü vor sich haben, beweis die reime sprunge: gelunge (Flore 44 b ) junge: swunge (Ben. 230.) twunge :wandelunge (Barl. 251.) junge: twunge , beƷƷerunge: swunge (M. S. 2, 133 b 238 a. b. ) sprungen : den jungen (Wigam. 7 a ) jungen (verjüngen): entsprun- gen, gelungen (M. S. 1, 59 a 178 b ) zungen: tungen (ster- corare Wilh. 3, 259 b ) zungen: sungen (Wilh. 3, 458 a ) dunke: trunke (M. S. 2, 170 b ). Theils erinnert dieses unge st. ünge an das vorhin beim a bemerkte ange st. enge im praes. starker conj. (denn anderwärts steht frei- lich enge) theils an das nord. ûng, ûnk f. ung, unk; wenn auch hier der umlaut gar nicht mitwirkt, viel- mehr ŷngi st. yngi ebenfalls erfolgt, so läßt sich doch der einfluß des nasalen ng, nk auf den vorausgehenden vocal nicht leicht verkennen. Außer diesen verbindun- gen stehet u statt ü in folgenden reimen: fluge: truge (Parc. 84 b ) zugen: mugen (Am. 5 c Flore 25 b Trist. 14 b ) schulden:ver gulden (M. S. 2, 20 b ) dulden:über gulden (troj. 134 a ) umbe :stumbe (Iw. 17 b ) drunde: gunde, funde (Parc. 17 a Karl 35 a ) munde: kunde (Trist. 33 b ) stunde: kunde (Georg 3 b ) funde, wunde (a. Heinr. 197 a 204 a 207 b ) stunden:unden (Ernst 21 a ) sunne: brunne (Flore 32 b M. S. 1, 204 a ) nunne: gewunne (Flore 41 a ) sunne: kunne (M. S. 2, 142 b ) etc. Schwerlich ist an falschen reim aus reimar- muth, noch an vermischung des u und ü, wie vorhin des e und ë zu denken; es sind überreste des alten un- umlautenden u. Einmahl zeigen sie sich nur vor liq. und med. (nicht vor ten. und asp.) dann zumeist in dem conj. starker conj. d. h. man wird leichter brunne (arderet) truge (falleret) kunne (sciret) für brünne, trüge, künne; nicht leicht kunne (genus) unde (fluctus) dunne (tenuis) für künne, ünde, dünne treffen. Freilich einige ausnahmen geben schon die obigen belege. Dagegen ist die unumlautende form nicht mehr allein herrschend. selbst nicht vor ng. nk., sondern es gibt überall auch die umlautende daneben, ja diese besteht als regel, jene muß ausnahmsweise durch den reim bewiesen, sodann für einzelne dichter und wörter durchgeführt werden. Bisweilen, wenn weder der reim ein n statt ü beweist, noch der gebrauch für u oder ü entscheidet, mag es zweifelhaft seyn, welches von beiden angemeßener ist. Einzelne wörter schwanken bei dem nämlichen dichter, z. b. Wolfram reimt Parc. 7 c umbe (alth. umbi): der Y I. mittelhochdeutsche vocale. tumbe, mithin kann es nicht ümbe heißen; Parc. 58 a Trist. 116 b troj. 73 a 147 c . chrümbe (flexuositas) wo ümbe behauptet werden muß. weil alle solche fem. umlauten. Durch den neuh. sprachgebrauch wird man sich nicht irren laßen, der z. b. um, urkunde etc., kein üm, ur- künde weist; mehr, doch nicht immer, hilft die wahr- nehmung des (im mittelh. ausgefallenen) alten ablei- tungs-i zurecht, die erkannten mittelh. umlaute kön- nen aber selbst der wortbildungslehre wichtig werden. So setzen ünde, sünde (gerte) ein undja, sundja (gardja) voraus, wofür schon die meisten alth. quellen unda, sunta (gerta) haben. Die unumlautenden subst. brunne, sunne, wunde weisen auf das ältere brunno, sunna, wunta. — Von der vermengung des u mit uo hernach bei letzterem. (OE) ö, einfacher, ungedehnter laut, umlaut des kurzen o (wie e des a) und mit dem œ (umlaut des ô) nicht zu mischen; die hss. (nicht die reime) verwechseln beide, drücken auch wohl das ö gar nicht aus, sondern laßen o. Eigentlich kommt dieses ö (außer dem diphth. öu, umlaute des ou) selten vor, deshalb, weil im falle des umlauts der ableitung gemeinlich das alte u aus- bricht, folglich dessen umlaut ü eintritt, wie ich vor- hin gezeigt habe. Es bleibt auf die conjunctive törste Karl 16 a 19 a 93 a 116 b türste, türsten: fürste, fürsten, einen ind. turste voraussetzend; das subst. getürste: fürste Wilh. 1, 58 a . , dörfte, möhte, töhte, wörhte, vörhte (die vier letzten reimen nur untereinander, nicht mit indicativen und das beweist eben den wirklichen umlaut) nächstdem auf einige ableitungen beschränkt, als: götinne, töhterlìn, stöllelîn, löckel: töckel (M. S. 1, 67 a ) hövischen (courtoi- ser) götelint (Nib.) chöne-mâgen (Nib. 3010. 3067.); in einigen dieser wörter wäre auch ü statt ö denkbar, wie sich alth. gutinna und mittelh. hübischen findet. Die pluralumlaute töhter, göte, röcke, böcke, stöcke, flöcke, welche hin und wieder geschrieben stehen, sind nur in soweit tadelhaft, als hier eine organische pluralendung â und nicht î waltete; nimmt man aber übergang in eine andere decl. an, so scheint auch der umlaut gerecht (die untersuchung gehört in die flexionslehre). — Mis- bräuchlich setzen doch meist spätere hss. (des 14. 15. jahrh.) zuweilen ö für ë, als öpfel, frömde, schöpfære, mössinc (im s. galler Parc. statt messinc, gl. jun. 290. blas. 48 a an- I. mittelhochdeutsche vocale. gels. mäsling, mästling, aurichalcum), sogar mönsche (f. mensche) hör, mör etc. (UE) ü, umlaut des kurzen u, (wie ue der des uo und in der des û) dessen schon bei dem u gedacht wor- den ist. Sein wirkliches vorhanden seyn beweisen theils die hss. welche es hin und wieder durch ein überge- schriebenes bäckchen, bald dem i. bald dem acutus ähn- lich. ausdrücken, oft auch mit dem iu verwechseln, — theils ohne solche bezeichnung sicherer die reime, indem sie nur wörter zu verbinden pflegen, denen das dem umlaut zu grund liegende endungs-e (= i, î) zusteht. Wenn z. b. nicht brunne (fons): kunne (genus) reimt, nicht hunde (canes): unde (fluctus). hingegen kunne (ge- nus): dunne (tenuis) brunne: sunne (sol) hunde: munde (ore) unde: urkunde etc. was ist anders zu schließen, als daß nunmehr künne, ünde, dünne, urkünde unter- schieden von brunne, sunne, hunde, munde gesprochen worden sey? Die sprache bedurfte dieses umlauts zur sonderung einer menge von formen; die alth. bedurfte seiner nicht. Im alth. hieß es z. b. bundun, zugun, conj. bundin, zugin; mittelh. würde bunden, zugen im ind. und conj. stehen, wo nicht letzterer den umlaut bünden, zügen bekommen hätte. Wiederum wäre das alth. tumbo und tumbî im mittelh. tumbe ohne den um- laut verfloßen, welcher das weibl. subst. in tümbe (M. S. 1, 39 b ) verwandelte. Inzwischen hat dieser grund des bedürfnisses, der auch für die übrigen umlaute ö, æ, ue gilt, nicht allzuviel gewicht, da der umlaut des a in e neben jenen volleren unterscheidenden flexionen schon im alth. bestand; deutlicher aber scheint mir das spätere und allmählige aufkommen des ü mit dem (vorhin bei u) angegebenen schwanken zwischen ü und u bewiesen zu werden. Ein ähnliches schwanken trat im alth. zwi- schen a und e ein, im mittelh. herrscht der umlaut e bis auf wenige spuren (hanget, haltet). Ebenso hört im neuh. das mittelh. schwanken zwischen u und ü auf, d. h. der umlaut herrscht allenthalben. Daß im mittelh. das alte u vorzugsweise in den starken conjunctiven, weniger im pl. der subst. und in ableitungen beharrt. gründet sich vermuthlich auf die höhere bedeutung und darum reinere erhaltung des lautverhältnisses in den ab- lauten; dieselbe ursache schützte in den pl. bunden, zugen das org. u länger vor dem übertritt in o. — Noch bemerke ich, daß die möglichkeit des umlauts ü zuwei- len eine verwandlung der alten endung a in i voraus- Y 2 I. mittelhochdeutsche vocale. setzt, die man an und für sich dem mittelh. tonlosen e nicht abmerken kann; z. b. das umgelautete über folgt gar nicht aus dem alth. upar (goth. ufar) sondern ledig- lich aus einem zwischenliegenden ubir (vielleicht assi- milierte uparo in ubiri?). Analog sind megen, megin, magan (vorhin s. 332.) und löcke (vorhin s. 338.) ein locchì st. locchâ voraussetzend. Im zweifel aber dürfte ein mittelh. uber neben über nicht unrichtiger seyn als ein alth. gagen neben gegin (oben s. 77.); reime finde ich weder auf uber, noch über. Ebenso beurtheile man durch oder dürch (alth. durah, durih); der reim auf furch [sulcus, Parc. 34 a v. 4170 71, eine sonst dunkele stelle. Wilh. 2. 38 b Georg 35 b 37 b troj. 60 b Lohengr. 133] läßt unschlüßig (alth. furah, furih?) und der neuh. unumlaut furche beweist wenigstens nicht wider den mittelh. umlaut. (AA) â; die fälle dieses dehnlauts sind im ganzen die alth. doch bemerke ich 1) wo die bedingung des umlauts eintritt, wandelt sich â in æ (s. unten). 2) ein- zelne wörter sind veraltet, z. b. lâhhi, suâs; dagegen andere aus den reicheren mittelh. quellen zuzufügen, als: âder (vena, im reim auf das fremde quâder) âbent (: gâbent Flore 28 b ) strâfen (punire) sich zâfen (ornare, ganz verschieden von zouwen, alth. zawan, zauwan, parare), vâlant (daemon) gâgen (gingrire, Parc. 68 a ) trâme (trabs M. S. 2, 171 b ) lìchuâme (Karl 46 b 118 a sonst richtiger lìchame) kràm (merx, pl. kræme troj. 143 b , Barl. 37. 40. 191. 226. M. S. 1, 29 b ; Wolfram gebraucht es mit kurzem a, Parc. 159 a . Wilh. 2, 126 a ) krâme (taberna M. S. 2, 220 a klage 136 b ) krâmen (mercari, Barl. 279.) âme (mensura? Georg 3 b ) jânen (M. S. 2, 166 b ) sàn (statim) die zuf. zie- hungen: lân, vân, gân, stân, slân, twân, hân (habere) hân (pendere) clân (unguibus) trân (fluentum) klâr (cla- rus) pâr (par, bini) stàr (sturnus) dâr (ibi, M. S. 2, 170 a :jâr, gewöhnlich mit kurzem a, dar) gebâren (gestire) un-dâre aegre, morose, inhumane? Iw. 2235. Gudr. 5536. Maria 153. Weltchron. cod. cass. 204 b Kolocz 167. 364; dieses adv. setzt wie swâre ein adj. swære, ein nirgend vorbandenes undære voraus, folglich ein dære, facilis, honestus? Könnte das angels. Þæslic (dignus, aptus) unÞæslic (incon- gruus) aufschluß geben? stünde undâre für undâse? (wie genâren, genâsen) vgl. gl. mons. 386. 387. un-dâra-lîhi (ex latere, ex obliquo). âs (cadaver) mâse (cicatrix) slât (? in- I. mittelhochdeutsche vocale. sumibulum, Georg 20 a ) brât (lumbus) sprât (torrens M. S. 2, 240 b ) hât (habet) Nicht schrâte (faunus) sondern schrate: state (occasio alth. stata N. 62, 2.) reimend; weshalb auch das alth. â in die. sem worte s. 88. zu streichen; altuord. skratti. swâten (foetor M. S. 2, 219 a ) râten (lolium meisterg. 45 a ) drâte (vehementer) vrâƷ (gluto troj. 60 b ) drâƷ (? Parc. 153 b ) gâƷ (esum, st. gëƷƷen, vgl. unten die conj.) sâƷe (possessio) grâƷen (clamare wâƷe (odor) swâƷen (? M. S. 2, 218 a ). — 3) die haupt- sächlichsten auslautenden â sind: jâ (immo) dâ (ibi) wâ (ubi) swâ (ubicunque) sâ (statim) diese vier haben r. apocopiert; lâ (st. lâƷ, wie lân f. lâƷen) ebenso sind die andern imp. gâ, stâ, hâ, slâ zu beurtheilen; zâ (interj. Trist. 22 a ) vermuthlich f. zâhi (? zahî M. S. 2, 161 b vgl. ahî Trist. 33 b M. S. 1, 116 b 2, 221 b ) wie nâ (prope) f. nâhe und chrâ (cornix) f. chrâhe; slâ (vestigium) f. slage (alth. slaga N. 2, 12.); die adj. grâ (canus) blâ (coeruleus) lâ (tepidus) entwickeln sich aus grâw, blâw, lâw und die subst. brâ (cilium) trâ (n. fluv.) aus brâwe, trâwe. End- lich gehören hierher die häufigen interj. mit angehäng- tem â, meistens imperative, selten im reim (doch Ben. 57- wâfenâ: dâ) neinâ, heiâ-hei, snîâ-snî etc. — 4) Bei- spiele des â in fremden wörtern (wohin eigentlich auch wâr, verus, klâr, pâr zu rechnen: tërrâ (Georg 20 a ) sâlâmandrâ (Wig. 275.) creûsâ, ârâbiâ, âsiâ, bâche (bac- chus) âche, cartâge, grâl, vâle (faille) parcivâl, curne- wâl, zindâl, prôvënƷâl, gâles, âmer (ambra) âmen ( ἀμὴν ) âdâm, barlaâm, âbrahâm, plân, gâwân, indiân, pellicân, cunnewâre, arzât, trînitât, sâlât, grânât, muskât, tâvel, âventiure, cûrâƷ etc. — 5) besondere rücksicht verlangen die â vor h. ch und ht; unstreitig kann vor allen diesen ein organ. kurzes a eintreten, als: slahen (ferire) trahen (lacrima) twahen (lavare) rahen (antennae, perticae) ahen (aquae) aht (cura) naht (nox) maht (vis) braht (clamor) mahte (potui) etc. deren zus. ziehung slân, twân erst der lange vocal gebührt. Stets langes â haben vor sich fol- gende: nâch (post, prope) gâch (praeceps) schâch (praeda) sprâche (loquela) râche (ultio) brâche (ager incultus) hâche (n. pr.) wie sich von selbst versteht die pl. praet. brâchen, stâchen, sprâchen, râchen; gâhen (praecipitare) genâhen (propinquare) fâhen (capere) hâhen (suspendere) smâhen (vilescere) sâhen (viderunt) jâhen (asseruerunt) bâht (? Parc. 121 c Frig. 21 a ) vâhten (dimicaverunt) flâhten (nexuerunt) brâhten (attulerunt) gedâhten (cogitarunt) gâhten. nâhten. I. mittelhochdeutsche vocale. Bedenklich scheinen: stâhel (chalybs) gemâhel (conjux) die vielleicht kurzes a (und dann auch im alth. oben s. 87. 89.) folglich im umlaut entw. stæhelin oder stehe- lîn haben; für keins von beiden entscheidet Nib. 7785 (wo der klingende verseinschnitt mehelen oder mæheln fordert) wie sich aber aus dem organ. fahan. hahan ein unleugbares fâhan. hâhan entwickelte, so kann der gleiche fall bei stâhal, mâhal eintreten, (daß die zus. ziehung stâl lautet, versteht sich, vgl. stâle: quâle Georg 9 a ). Ferner brâhten, gedâhten scheinen der verführerischen analogie vâhten, vlâhten zu folgen, da der pl. schw. conj. das a nicht verlängert, auch mahten (poterant): be- trahten reimt (Wig. 77.). Aber neben mahte (nicht mâhte) begünstigt die mittelh. sprache selbst den sg. brâhte, dâhte; part. brâht, gedâht, beide von braht (fragor) gedaht (tectus) unterscheidend, vgl. brâhte, gedâhte: nâhte, gâhte Wilh. 2, 73 a Georg 2 8 b 37 b Wig. 46. Ernst 10 a 38 b 47 b ) brâht: erdâht: versmâht (Ben. 122.) wogegen naht: braht: gedaht (Nib. 2749. 5813. 6647. 6979. 6989. 9599.) brahte: ahte (troj. 179 a ) getrahte: gedahte (a. Heinr. 206 b oder gedrâte: gedâhte? vgl. kolocƷ. 58). In der weltchron. reimt Ru- dolf tâht (ellychnium): naht, aber tâhten: brâhten. Weniger reimungenauigkeit, als unsichere aussprache des kurzen a vor ht, vgl. das nord. â vor tt (statt ht) und vorhin (s. 334.) ëht statt eht. Die bildungen auf -ach (stûdach, albernach, troj. 4 c Wilh. 2, 23 a 27 b ) bekom- men zuweilen langes â, vgl. dornâch: gâch (Parc. 69 a ); über Wiruts reim sach: gâch: nâch (59. 270) vgl. die bemerkung zur conjug. des alth. sëhan. — 6) auch in andern fällen binden zuweilen genaue, häufiger ungenaue reimer (wie Wirnt und Friberg) a auf â und bereiten die allmählige vernichtung des unterschieds zwischen beiden vor. Zumahl geschieht es vor liquiden in ein- silbigen wörtern, als krâm: nam (Wilh. 2, 126 a ) hân: man; man: getân: kapellân (Wilh. 2, 22 b 41 a 63 b etc. klage 119 b 127 a ) erban: stân (M. S. 2, 161 b ) wâr: gar (Parc. 14 c ) jâr, hâr, wâr: gar, war, schar, var (Wi- gal. 47. 48. 51. 96. 107. 128. 161 etc.) schar: klâr (M. S. 2, 170 a ) parcivâl: wal (Parc. 44 a ) hâr: dar: gar (klage 123 c 135 b ) die wörter sân, tan (silva) plân, man, an, hân, reimt Friberg, getân, hân, kan, man etc. Wirnt hâufig aufeinander; dergleichen wäre bei Gotfried, Ru- dolf, Conrad unerhört; fast wundert mich, daß letzterer (troj. 6 b ) wac st. wâc (wie 51 a steht) gebraucht; zu emen- dieren wüste ich nicht und auch Wolfram reimt gelac: I. mittelhochdeutsche vocale. wâc, mâc (Wilh. 2, 184 b 195 a ). Seltner sind dergl. in klingendem reim, vgl. wânden: handen (Parc. 54 c ) haƷ- Ʒen: mâƷen (Parc. 103 c ) twâlte: alte, gewalte (Karl 16 a Flore 52 c ). — 7) daß die aussprache des â sich mit ô berührte, lehren einzelne reime, z. b. zwâre: ôre (Flore 3 a ) dôten: râten (ib. 19 b ) bâten: verschrôten, lâƷen: stôƷen, zôch: gâch, zôch: nâch, sâƷen: grôƷen, lâƷen: grôƷen, grôƷe: mâƷe, stôƷe: mâƷe (Lohengr. 76. 77. 81. 88. 105. 118. 127. 139.) schâch: doch (Tit.). Derglei- chen erscheinungen vervielfältigen sich späterhin, sind aber provinziell und bestätigen gerade, daß die reine mit- telh. sprache beide doppellaute wohl unterschied. (EE) ê, ein wie im alth. seltner doppellaut, die s. 90. 91. gegebenen belege dauern fort und laßen sich nur wenig vermehren; wohl aber bekommen viele fremde wörter nach der allgemeinen regel, gedehntes ê; überall, wo dem ê kein ursprüngliches w. h und r (s) voraus- steht, kann man fremde wörter vermuthen. Hinzuzu- fügen sind 1) bêr Man lernt durch rechte bezeichnung unterscheiden: ber (pulso) bër (fero) bêr (nassa) ber (bacca) bër (ursus); mêr (magis) mer (mare) mër (misceo); hêr (clarus) her (exercitus) hër (huc) etc. (nassa Georg. 14 b M. S. 1, 83 b ) rêr (status caducus) rêren (fundere, dejicere) Von risen, reis, rirn (cadere, stillare) st. reisen, reiren (? alth. hrisan, hreis, hrirun und hreisjan, hreiran, hrêran). blêren (ba- lare, troj. 81 a ) gêre (lacinia vestis) die nom. pr. gêse, nêse, agnêse (Ben. 168. 184.) insofern sie deutschen ur- sprungs Io alth. diplomen fehlen sie; Goldast und Schannat haben maganes, katanes; agnés vielleicht aganês, eginês? 2) zus. ziehungen: stên (sto, stare) gên (ire) sên (videre) vên (odisse) vlên (adulari) gêt (it) stêt (stat) hêt (habuit) die part. getrêt, gewêt (f. getrëten, gewëten, vgl. gâƷ f. gëƷen); bald entspringt hier ê durch die contraction, bald ist es schon ohne sie vorhanden, wie in vlêhen, vêhen. Ebenso beurtheile man die auslau- tenden conjunctive gê, stê, geschê; w ist apocopiert in: ê (lex) sê (mare) snê. klê. rê (funus) lê. wê und den praet. schrê, spê; r hingegen in ê (prius) mê; h in sê (videat) gevê (inimicus) zê (dig. ped.) rê (caprea), woneben mit beibehaltner gutt. auch noch gevêch, rêch vorkommt (über bêde unten beim ei). 3) beispiele des ê in fremden wörtern: die buchst. namen ê. tê (Eneit 12 b Trist. 104 b ) galêde (Wilh. 1, 86 b ) grêde (gradus) zêder I. mittelhochdeutsche vocale. (cedrus) glêt (tugurium; slav. kljet, klijet Voltiggi p. 172. Vuk Steph. col. 310. krên (meer- rettich, aus dem slav. chren) plânête. prôphête und ei- gennamen wie: tispê, nôê, jëssê, kundriê, sâlâmandrê (aus dem lat. pl. salamandrae, damahls salamandre ge- schrieben) âbimêlêch, lâmêch, dâniêl, ishrahêl, tîturêl, ûriên, bêne, hellêne, sirêne, millêne, terramêr, gîno- vêre, ômêre, nâzarêt, machmêt, antrêt etc. 4) ungenaue reime scheinen sëhen: flêhen (M. S. 1, 52 b ; das. 50 b lehrt der stumpfe reim sëhen: vêhen in sên: vên berichtigen) zëhene: lêhene (Wilh. 2, 167 a , vielleicht zêne: l êne?) doch darf der einfluß des h angeschlagen werden, wie denn auch M. S. 1, 4 b etc. sëhen: jëhen ausnahmsweise klingend reimen, gleich als stünde sêhen: jêhen (mehr hiervon beim mittelniederd.); hërre und mërre (aus hê- riro, mêriro oben s. 124.) büßen durch die gem. ihr ê ein und reimen auf wërre, vërre; bisweilen aber noch auf êr, als hërren: bêren (nassis M. S. 2, 122 b ): kêren (1. 188 b ); êrte, lêrte, kêrte: werte, herte (Parc. 51 a 62 c Wilh. 2, 37 b ) vergleicht sich den reimen ôrte: orte (her- nach bei ô). — 5) noch bemerke ich. daß in alten eigen- namen -gêr immer (ruodegêr, dietgêr, nôtgêr s. oben s. 181.), -hêr meistentheils (walthêr, volchêr, gîselhêr, diethêr, reinhêr, gunthêr) auf langes ê (mêr, hêr, fêr) reimt, letzteres zuweilen mit verlust des tons länge ein- zubüßen scheint vgl. Nib. 4989. 8521. gîselher: mer, wer; falls nicht -her gerade die ursprüngliche, ächte form ist, indem quellen des 6-9 jahrh. guntahari, theodahari, bër- tehari (fränk. gundachari etc.) zeigen. Dagegen wern- hêr: sêr (Maria 58.) reinhêr, walthêr (Karl 45 b 86 b ). Die bloße bildungsendung -ære (sperwære, vischære) ist im mittelh. genau davon geschieden, mischung der laute ê und æ ereignet sich überaus selten (Georg. 22 b 48 a hêre: swære; man beßere hêr: sêr) unseltner wohl des ê und e, vgl. mêr: her (dat) Erust 10 b 32 a Karl 1 b etc.) hêre: mere (Ernst 31 a ) vgl. oben s. 333. not. **. (II) î. die verhältnisse dieses doppellauts sind klar; belege liefert zumahl die starke conj., für welche die unterscheidung zwischen langem und kurzem i besonders wichtig wird; schrîbe ist scribat; schribe scriberet und wie viel andere wörter treten dadurch auseinander, z. b. wide (vinculum ligneum) wîde (salix) wibe (texo) wîbe (feminae) zil (punctum) zîle (linea) etc. Hier noch ei- nige andere belege: tîch (piscina) wîch gëben (locum I. mittelhochdeutsche vocale. dare) geschîde (? mus. 1, 70.) blîde (hilariter) sìvel (lae- tus Wilh. 3, 399 b ) rîhe (pars superior pedis) wîc gëben (bellum inferre) bîl (actus quo fera capitur vel occiditur) sich gesìnen (? mehrmahls im Titurel) schît (lign. sectam) gîr (vultur) wîs (modus) etc. — Die auslautenden î sind: bî (praep.) blî (plumbum) brî (puls) vrî (liber) sì (sit) sî (ii, ea) etc. vgl. unten beim ic ; drî (tres) trûtlî (cor- culum) zwî (ramus); dem letzten ist k. apocopiert, den audern bald j bald w, bald n. vgl. die interj. fì, ahî. — Beispiele des î in fremden wörtern: kàì, georî, tibî (Georg 19 a ) centaurî, gurzgrî, spîcânardî, cupîde, wîde (guido) arnîve, talfîn, rabbîn, îrlant, pîse (pisum) pârîs, georîs, hamît (sepimentum) runzît, kursît, ênîte, quît (solutus) feirefîƷ, hardîƷ, âlîƷe etc. — Im praes. starker conj. erzeugt die contraction î in gît, kît, pflît, lît aus gibet, quidet, pfliget, liget; dagegen verliert in den bil- dùngsendungen — îc, -în, -lîch, -îƷ, das î mit dem ton allmählich die länge und wird zu i oder auch ë. Einigen reimt trëchtîn: sîn, andern trëhten: vëhten; einigen noch gevolgîc: wîc, andern gesellic: schellic; meistens noch heidenîn: sîn, zuweilen heidenin: gewin (beides Parc. 79 a. b. ) vgl. den häufigen reim psërt: wërt und den seltenen pfërît: gît (M. S. 2, 146 b ). s. unten die sechste schlußbemer- kung. — Mischung des langen und kurzen i im reim ist höchst selten, die scheinbare ausnahme drin neben drîn (tribus) wirkliche dialectische verschiedenheit (s. unten decl. der zahlwörter). Und dem ungenauen reim in: gesîn (Nib. 9287.) wird durch eine ältere lesart der bei- den zeilen abgeholfen dem gesit: gît (Nib. 6229.) durch das auch sinngerechte gehît; gesmide (compes Wilb. 2, 100 a ) und gesmîde (opus affabre troj. 9 c 30 c ) scheinen verschiedne wörter. (OO) ô ist das gemeinalth. ô, nicht das mundartische (s. 95, 4.), lautet aber jetzo in œ (nicht ö) um. Es fin- det sich in deutschen wörtern nur auslautend, sodann vor n. r; den ling. t. d. Ʒ. s und der spirans h welche auslautend ch wird (nicht vor dem ch = goth. k, wel- ches auch inlautend ch. bleibt) Mittelst des ô und o unterscheiden sich z. b. rôst (incen- dium) rost (aerugo) lôch (nemus) loch (foramen) lôsen (liberum) losen (auscultare) tôre (stultus) tor (porta) tôt (mors) tote (suseeptor baptizati) sôt (puteus) sote (fa- tuus M. S. 1, 25 a Trist. 62 c ). . Belege ergeben sich nach dem alth., hier theils zusätze, nähere angaben: I. mittelhochdeutsche vocale. Rudolf in der weltchr. (kön. hs. 29 a ) reimt ein dunkles ôn: lôn, vielleicht das gr. ὢν (ens)? gewiß deutsch ist bôr (superbia) Wilh. 2, 139 a , dem auch das umlautende erbœren (insurgere) enbœren (efferre se) pa- rallel steht, aber die ableitung von bërn, bar, geborn würde ein kurzes o rechtfertigen und wirklich steht das adv. enbor und subst. urbor im reim: vor, hor, tor (Trist. 32 b 38 a troj. 9 b 23 b etc.); tôr (stultus); lôsen (frau- dulenter agere); rôt (neutr. ferrum, catena Wilh. 1, 30 b vgl. 37 b und troj. 1395. gerœtet, geschmiedet) sôt (Barl. 402. puteus, könnte aber auch aestus, qualm seyn, das goth. sáuds, θυσία , wobei Ulphilas wohl an brennen, sieden dachte; auf allen fall stammt sôt von sieden, fervere, ebullire, und sôt, puteus, angels. seadh, scheint eigent- lich das warme waßer, worin man sott) lôt (plumbum, pondus) schôte (Georg 47 a ? recrementum, res abjecta, vgl. das nord. skaud und goth. skáuda-ráip, elender rieme, da im gr. ἱμὰς bloß ráip, lorum liegt; Boner. 81, 38. vielleicht schôter zu lesen?); die subst. anebôƷ (incus) lôƷ (sors) genôƷ (comes) flôƷ (cursus aquae) schôƷ (gremium) geschôƷ (telum) dôƷ (sonitus) klôƷ (globus) kôƷ (garritus avium Ben. 152.) stôƷ (pulsus) gôƷ (Trist. 122 c 124 a junctura columnarum) trunkenbôƷe (ebrius); die adj. grôƷ, blôƷ; kôsen (blandiri) rôst (craticula) flôch, pl. fluhen; zôch, pl. zugen; hôch, gen. hôhes; lôch dat. lôhe (pratum, nemus) M. S. 2, 109 b . — Folgende auslaute: hô, lô mit apocopiertem h. für hôch, lôch; strô (stramen) drô (minae) vrô (laetus) rô (crudus) mit apocopiertem w oder u für strou oder strouw etc. wie sich aus den umlautenden ableitungen ströuwen, vröu- wen, dröuwen folgert. In sô, alsô, ô, dô, zwô ist der dehulaut, wie oben s. 96, 5. zu erläutern, zuweiten zeigt sich ein solches ô noch in der endung -ôt, vgl. mâuôt: tôt (Georg 37 a ): nôt (Wig. 13 a ) versêrôt: nôt (Bit 97 a ) etc., desgl. -ôst, trôst: vorderôst (Bit. 113 a ). In erdrôt (a. Heinr. 205 a ): nôt; gedrôt: brôt (frîg. 8 b ) steht ô für ou (gedrout, und dies f. gedrönwet). Sehr selten reimt das auslautende ô auf uo, vgl. dô (tum): fruo (Nib. 7355. Parc. 40 b ): zuo (Nib. 7311. klage 137 b ) und zwô: zuo (Parc. 56 a Wilh. 2, 155 a ) sô: zuo (troj. 27 a ) gleich als ob es duo, zwuo, suo gelautet hätte (gerade wie die alth. ausnahmen, oben s. 96.) denn die annahme eines übergangs der gegenreime in frô, zô wäre unhoch- deutsch. — Beisp. des ô in fremden wörtern: dôn (so- nus) trôn (thronus) krône. sône (n. fl.) përsône. patrône. I. mittelhochdeutsche vocale. kôr (chorus) môr (maurus) rôse. klôse. glôse. jûnô. plâtô. hërôdes. îdôl. tintajôl. rôme. schîrôn. sàlomôn. nâribôn. antànôr. stôrîe. castôr. îsôt. gàlidrôt etc. — Mischungen des ô und o, nämlich reim beider auf einander gestat- ten sich einzelne zumahl vor h (ch) und r (s. unten ie vor denselben cons.) vgl. ênôch: noch (Wilh. 2, 138 b ) spor: castôr (troj. 84 a ) gehôrte: borte (Parc. 9 b 55 c ) por- ten: hôrten (Wilh. 2, 44 b ) ort, wort: gehôrt (Parc. 2 a 166 b ) hôrten: orten: worten: stôrten (Parc. 196 a Ben. 261.) vgl. Ernst 1 a 3 a 4 a 6 a 7 a 9 a 40 b etc. Hier scheint überall lieber ein kurzes o statt des ô anzunehmen, da schon das goth. áu vor h und r zu aú (alth. o) wurde und vielleicht ist auf diese weise das vorhin angeführte bôr, enbœren in bor, enbören zu ändern, indem man die darauf rei- menden kôr, hœren für kor, hören (hörn) gelten ließe. Tadelhafter ist Wirnts rôten (rubrum): geboten, (402.) auffallend aber die selbst durch gute reimer bestätigte unterscheidung zwischen rôten (rubere Karl 116 a Wilh. 2, 193 a und roten (erubescere, troj. 79 b 123 b Parc. 49 c 90 b ). (UU) û, den sich aus den alth. belegen ergebenden wörtern füge man hinzu: hûbe (calantica) strûben (hor- rere, hirsutum esse) klûben (carpere) nûben (Tit. 1878? nutare) blûc, blûges (timidus) rûch (hirsutus) slûch (uter) strûch (frutex) kûch (? M. S. 2, 238 b ) stûche (manica, Gudr. 71 b ) strûchen (titubare) ûfen (surgere) urgûl (aper, Wittich 1606) grûle (horror, greuel) sûmen (tardare) lùne fortuna, temperamentum, laune) slûne (celeritas) schûr (imber) getûren (durare) wûr (? Wilh. 2, 151 a ) grûs (horror) rûschen (stridere) tûschen (commutare) bûschen (? nrgere) bûwen (exstruere) getrûwen (considere) drûƷ (? Kelyn 209.) grûƷ (arena) lûƷen (latere) tûƷen (?moe- rere). — Die auslaute sind: bû (aedisicium) sû (scropha) mit apocopierung des w; rû (hirsutus) drû (vinculum) hû (irrisio) vlû (rupes) mit apocopiertem h. und zwar stehen die drei letzten für uoh (wovon hernach mehr) wû (interj.) und klû (M. S. 1, 157 b 2, 182 a ) sind mir dun- kel; dû und nû. — Beisp. des û in fremden wörtern: êsàû, tôberlû, pflûm (flumen) âvalûn, bârûne (barones) jûne, neptûne, sîgûne, gâlûnet, âmûr, punsûr, figûre, nâtûre, mixtûre, artûs, jëscûte, pôfûƷ etc. — Man merke 1) iu ist umlaut des û, es nehmen aber auch organische iu , d. h. die schon bestanden, ehe der umlaut iu galt, gleichsam durch rückumlaut, der hier fehlerhaft scheint, das û an. So erkläre ich lûne aus dem alth. liuni (forte, abl. eines subst. liun?) und (das erst im Tit. vorkom- I. mittelhochdeutsche vocale. mende) slûne (woher unser neuh. schleunig) aus dem alth. sliumo; in diesen wurzeln wird man kein alth. û treffen. Gleich unorganisch macht liuhten (lucere) das praet. lûhte (alth. liuhta st. liuhtita); bei dûhte (videba- tur) zweifle ich, ob im alth. dûhta (wie s. 197. steht) oder duhta stattfinde? Denn daß ein ursprüngliches kur- zes u galt, weist das altn. þôtti (und nicht þûtti) frü- her gewiß þotti. Aber wie des nord. tt. zeigt sich auch hier wieder die einwirkung des ht auf den vorausgehen- den vocal und das ûht st. iuht oder uht vergleicht sich dem s. 334. beobachteten ëht, âht st. eht, aht. Die verwand- lung des iu in û ereignet sich ohne dazwischenkunft des b. in den praet. rûte, dûte von riuten (exstirpare) diuten (explanare) vielleicht nach analogie von triuten (amare) liuten (läuten), praet. trûte, lûte Lûte (inorepuit) von liuten, aber luote (rugivit) von luejen; brûte von briuten (matr. inire) aber bruote von brueten (ovis incubare). , wo der rückumlaut gerecht scheint, weil die wurzeln trût, lût haben. — 2) û entspringt aus uo in den auelauten hû, vlû, drû, vgl. oben s. 98. Für schuoch (calceus) finde ich weder schuo noch schû, hingegen kuo (vacca) nicht kû noch kuoch. Neben nû kommt (wie im alth.) bei einigen dichtern nuo vor, im reim: zuo: fruo (Parc. 23 a 70 c Wilh. 2, 14 a 20 b Georg 22 a 41 b Trist. 1 a 39 c 89 a etc. selt- ner dû auf ein uo reimend, vgl. zuo: dû (Parc. 89 a 179 b Wilh. 2, 67 b Trist. 27 a ); bei andern, z. b. Conrat, Hart- mann etc. keins von beiden, sondern nû stets auf dû gereimt (Iw. 29 c troj. 40 c 41 a ) wohl aber du’n: sun (troj. 36 c 49 a ) wie bei Wolfr. häufig sun: tuon; vgl. un- ten die reime uo: u. Bei diesem schwanken wird man reime wie ûf: ruof: schuof (Ernst 8 b 37 a 44 a ) wenn nicht rein, doch erträglich finden. (AE) æ, umlaut des â, wonach sich die belege von selbst ergeben; hier einige beispiele: wæge (utilis) træge (tardus) wæhe (pulcher) zæhe (tenax) spæhe (sapiens) næhe (propinquus) hæle (lubricus) ænic (orbatus) sëlt- sæue (rarus) volmæne (plenilunium) gevære (dolosus) schære (forfex) jæric (annosus) sæte, næte, wæte gen. von nât, sât, wât, truhsæƷe, risenmæƷe, ræƷe (acrimo- nia) u. a. m. Fremde wörter können begreislich dieses æ nicht zeigen, außer solche, die so in deutsche form umgegoßen sind, daß ihr â umlautsfähigkeit erlangt. I. mittelhochdeutsche vocale. Der fall ist selten; ich finde cristæne (Flore mehrmals: wæne: seltsæne; alth. christâni, Docen misc. 1, 7.) und brangæne (bei Gotfried; Vriberc 33 a 39 c hat aber pran- gâne); im Parc. norwæge (16 a 93 c 160 b 161 c ) beide letz- tere setzen theoretisch ein brangàn, norwâc voraus. die sich schwerlich nachweisen laßen. Ohne umlaut bran- gâne, norwâge anzunehmen, würde entw. die genauig- keit des reims oder das frühe daseyn des umlauts æ überhaupt verdächtigen, insofern nämlich wâne, sëltsàne, spàne gelesen werden müste. Ob hærsenier, pfærît aus hârsenier, pfàrît entstehen, läßt sich erst nach aufhellung ihres fremden ursprungs entscheiden (vgl. oben s. 334. 345. über pfërît und psërt). Im Tit. liest man häufig væle (defectus) neben dem unumgelauteten vâlen (roman. fal- har, franz. faillir) neuh. fehlen; bei vînæger: unwæger (Parc. 133 c ) kann wieder kein umlaut des â nachgewie- sen werden; sollte aus roman. ai (in faille, vinaigre, norvaige, brangain?) ein mittelh. æ, also ohne umlaut, erwachsen? vgl. unten über iu in fremden wörtern. — Ob in deutschen wörtern zuweilen æ statt e vor h und ht stattfinde? entscheidet sich nach dem â oder a vor diesen lauten (s. 342.) vgl. æhte: gedæhte: bræhte (Parc. 128 b M. S. 2, 20 b ). (AI. AU) ai, au finden so wenig als im gemein. alth. statt, sondern lauten ei und ou . Daß einzelne hss. ai und au für diese, folglich auch ei für î schreiben (vgl. Docen misc. 1, 51-64. und Strickers Karl ist nichts als die vom copisten eingeschwärzte östreichisch-bairische volksaussprache. Niemand wird diese ai, au, ei der wah- ren mundart Conrads beimeßen, in dessen einer erzäh- lung sie geschrieben stehen. Die reime beweisen nichts für ai, au, ei; sie würden es, wenn irgend ein fremdes wort mit bestimmtem ai, au, ei einem deutschen mit ei, ou, î verbunden stünde, allein ich finde pâvei (pavia) nanzei (nancejum): zwei, schrei reimend (Wilh. 2, 76 b 196 a ) nicht auf ein bei statt bì hingegen blâvî: bî (Wilh. 2, 7 a 12 a ); ebensowenig kai, êsau auf ein zwai, rau son- dern kâî, êsâû auf sî, nû. Bloß das gebe ich zu, daß einzelne ou auf û reimen (s. unten beim ou) was sich in ein neuh. áu: aú aufzulösen scheint; doch au für û ist weder gothisch, noch alth. (mit seltenen ausnahmen, oben s. 98. tauba f. tûba), wiewohl in jenen hss. zu fin- den (vgl. Docen misc. 1, 57. anƷ. auf st. ûƷ, ûf). — (EI) ei , macht keinen anstand und kommt häufig vor, einige seltnere belege sind: geweide (viscera) vreide I. mittelhochdeutsche vocale. (secessus) vreidic (transfuga) sweime (motitatio) lancsei- me (vix, aegre) leinen (inclinare) seine (tarde) leis, leise (vestigium) eise (horror) heise (raucus) weit (lividus) etc. Ein ei weisen zumahl die von starken wurzeln auf î abgeleiteten schwachen verba, vgl. schînen (videri) er- scheinen (ostendere) swînen (tabescere, consumi) swei- nen (consumere) nîgen (flecti) neigen (flectere) zîhen, wovon vielleicht zeigen Zeigen , erzeigen, monstrare (alth. zeigôn): eigen, neigen reimend; verschieden von zöugen , erzöugen, testisieari (alts. tôgjan): öugen, söugen (Ben. 147. erzougen: ougen) desgl. von erziugen (testibus probare); beide letztere wohl von ziehen herzuleiten? etc. Man merke 1) der ans- laut ei ist selten, vgl. ei (ovum) zwei (duo) hei (interj) gehei (? ardor) schrei (clamor) rei (M. S. 2, 79 a ) sodann die praet. schrei, spei, glei (garrivit) und ähnliche. Allein diese praet. auf ei haben nur einige dichter (Wolfram, Reinbot, Conrad), die übrigen gebrauchen, mit verwan- deltem ei in ê, schrê und spê, was nach s. 90. ein apo- copiertes h oder w voraussetzt, daher auch für zwei oder ei (ovum) nie ein mittelh. zwê, ê stattfindet. Wirnt und Rudolf ist beides, schrê und schrei gerecht (Wig. 181. 183. Bacl. 86. 118. 125. 204.) am seltensten aber das gleichfalls noch wolframische zeich f. zêch (Wilh. 2, 51 a , wo die änderung von verzeich in gesweich unnöthig). 2) das schwanken des inlautenden bêde und beide ist theils dialectisch, theils mit der flexion zus. hängend (näheres bei der flexion dieses worts); leider (M. S. 2, 76 b ) für lëder (corium) ist zu tadeln. 3) wie sich aus ei eig ent- wickelt, umgekehrt aber eg vor lingualen zu ei wird, unten beim g. 4) beispiele des ei in fremden wörtern: pâvei, nanzei, turnei, keie, leie, feie (bei Wolfram und Hartman; Conrad und Gotfried sagen feine) marveile, bëlrâpeire, tampenteire, bërteneis, wâleis, kurteis, tem- peleise, fôreist, tschôfreit, pûneiƷ etc.; es ist hier über- all wie ein deutsches ei auszusprechen (vgl. unten oi) franzeise: reise; kurteise: weise (Wilh. 2, 13 b 47 a ) môrâ- liteit: mueƷicheit (Trist. 58 a ). (EU) eu , ganz entbehrlich, aber in einzelnen hss. sowohl für iu als öu gebraucht; jenes wäre dann näher in ëu , dieses in eu (umlaut des au statt ou) zu bestim- men, vgl. oben s. 102. 103. (IE) ie entspricht dem alth. ia und io, folglich dem schon notkerischen ie und ist ganz danach zu beurthei- I. mittelhochdeutsche vocale. len, nur daß das (in den psalmen vorkommende) tadel- hafte ie statt i im mittelh. unterbleibt, wiewohl es sich blicken läßt Abgesehn von diesen ausnahmen hüte man sich in der re- gel vor der neuh. aussprache des ie , welche statt des diphth. ein gedehntes i gibt, so daß z. b. kiel (mittelh. kiel) wie kiel (mittelh, kil) lautet und thier beinahe den vocallaut von dir hat. Im mittelh. tönt das e dem i noch vernehmlich nach (obschon in einer silbe, nicht î-e). . Dahin gehören die zumahl wolsrami- schen reime ier (aravit) stier, tier, schier, hærsenier etc. auf mir, dir, ir, gir, also der aussprache nach ein mier, dier, ier, gier voraussetzend (M. S. 1, 184 b Parc. 11 c 189 b Wilh. 2, 45 a 104 b 116 b 131 a 147 b Wigal. 118. 401. Weltchron. 261 c M. S. 1, 148 a. b. frîged. 3 a 20 c 21 c ) niht, giht, gesiht: lieht Wilh. 223 a , 34 b 73 b 145 a Parc. 20 a 22 c 25 a Nib. 2521. Wigal. 341. 381. 386. 400. vgl. Ernst 25 a Wigam. 2 a 3 b etc. Maria 6. 7. 38. 71. etc. êneit 24 e 26 b ) an das niederd. niet erinnernd, wie denn auch lieht: riet (M. S. 1, 9 a ) und niht: riet: sciet (M. S. 2, 14 a 187 a rei- men, endlich liep: sip (Parc. 144 b ). Lauter stumpfe reime und meistens mit h und r (s. oben ô vor h. r); kaum i: ie in klingenden, doch M. S. 2, 84 b triege: wige. — Aus- lautende ie sind: ie (unquam) nie (nunquam) hie (hîc) wie (quomodo) knie (genu) die praet. lie, gie, vie, hie; endlich die pron. die und sie, welches letztere einige in sì verwandeln (nähere angaben beim pron.) seltner hie in hî (Georg 32 b : bî); von hie ist r, von lie Ʒ, von den drei andern praet. nc abgestoßen; vie (pecus) im reim auf sie steht für vihe oder vergleicht sich dem obigen niet f. niht. — Noch einige beispiele des diphth. in unhäufigen wörtern: griebe (cremium) friedel (amasius) M. S. 2, 78 b auf lieder (? liedel) gereimt; fordert ein alth. friadal, friodil, goth. friaþvils? wozu das nord. fridhil nicht stimmt. krieche (prunum) schiech und schiehe (sugax) riech (? Georg 31 a ) gief (stultus) hiefe (bacca cynosbati) griefe (meisterg. 33 b ) giege (fatuus) giel (faux) triel (M. S. 2, 77 a ) kiel (celox) Hingegen kil (caulis) kîl (cuneus). grien (arena, littus) siene (M. S. 2, 78 a ) kien (taeda) vienen (dolose agere) verwieren (ob- ryzare) slier (? Wilh. 1, 100 b ) bier (cerevisia) mies (mus- cus) grieƷ (sabulum). — In fremden wörtern entspricht ie dem roman. ie , ist aber nicht mit dem accent auf e wie das heutige französ. iè (pièd, bière) sondern wie I. mittelhochdeutsche vocale. in den übrigen mittelh. wörtern auszusprechen; bei- spiele dâniel, sier (superbus) soldier, bëschelier, âvenier, surƷiere und so in allen infin. turnieren, vernôgieren (renegare) etc. gahevieƷ, seitieƷ Einige reime lehren auch ein inlautendes fremdes î-e, na- mentlich das bei Wolfram häufige vrî-ende: hende, ellende etc. oder gringuliëten: gebëten (Parc. 131 b 133 a 149 a ). . Auslautend wird das fremde (niemahls das deutsche) ie stets zu îe , d. h. zweisilbig und klingreimend, vgl. ôbîe, turkîe, amîe, cundrîe, lârîe, parmenîe etc. Aber auch in deutschen wörtern scheidet sich ein zweisilbiges îe überall von un- serm diphth. ie , beide reimen nicht aufeinander; vgl. bîe (apis) drîe (trias) snîe (ningor Georg 13 b Tit. 2725. 3515. Wilh. 1, 23 b ; hiernach Wigal. 10978. sine und Gudr. 3444. snê in snîe zu berichtigen, vrîe (libera) zwîe (ramo) klîe (furfur) glîen (garrire) bîen (apes) schrîent (clamant) vîent (inimicus) u. a. m. (IU), iu, seinem uriprunge nach mehrsach 1) das alte organ. iu , außer dem praes. sg. ind. und imp. einer star- ken conj. (biute, kiuse, schiuƷe, fliuhet, fliuget etc.) nur in wenigen, ungefähr folgenden wörtern: geziuc (apparatus) beziugen (probare testibus) smiuge (M. S. 2. 73 a ) niune (novem) fiur (ignis) tiure (pretiosus) ge- hiure (mitis) siure (acarus, atomus) schiure (horreum) stiuren (administrare) liut (populus) diuten, tiuten (ex- planare) biuƷ (talitrum troj. 116 b ) endlich die auslaute spriu (palea) und bei spätern dichtern zuweilen schon getriu st. getriuwe. Von dem inlautenden iuw (spriuwer, getriuwe, niuwe, bliuwen, riuwen, kiuwen, briuwen etc.) unten beim w. In allen übrigen fällen des organ. iu gilt ie (wie im alth. schon ia. io, ie) und zwar pro- gressiv, indem einzelne formen, denen im alth. noch iu , wenigstens io, verblieb, es auch in ie verdünnen, vgl. knie, tier, fliege, liep, liebe, diep, lieht, alth. knio, tior, fliuga, liop, liubî, lioht (neben fiur, tiure, die auch im alth. beständig iu zeigen) sogar liegen (mentiri) (s. die conjug.). Hat sich noch in einzelnen ableitun- gen das alte iu forterhalten, namentlich in liuhten (lu- cere) neben lieht, schiuhet (veretur) neben schiech; so erscheinen auch diese fälle vermindert, und die alth. gi- liuben (placere) firthiuben (clam auferre) lauten jetzo gelieben, verdieben. 2) das unursprüngliche, aber schon im alth. vorhandene durch zus. ziehung erzeugte iu dauert fort in hiu (caecidi) iu (vobis) iuch (vos) hiute I. mittelhochdeutsche vocale. (hodie) hiure (hoc anno) friunt (amicus) zumahl in den endungen des nom. sg. fem. und pl. neutr. diu, siu, vieriu, rîchiu etc. vgl. oben s. 108. 109. Der anlaut ju darf mit iu nicht vermengt werden, in- und auslautend findet kein ju mehr statt, sondern ist in iu verwandelt. 3) sehr häufig ist iu das umgelautete û In einzelnen fällen ist auch hier û oder iu zweifelhaft, z. b. in bûwen, getrûwen, sûgen, erblûgen oder biuwen, ge- triuwen, siugen, erbliugen? selbst im altnord. schwan- ken sûga, siúga und das mittelh. blûc (verecundus) lau- tet bliugr (oben s. 299). vgl. hiufen (acervare) iufen (erigere) riuhen (asperare) fiuhte (ma- dor, alth. fûhtî) siule pl. von sûl (columna) giule (Georg 36 a ) iule (noctua) griule (horror) kiule (clava) biule (ul- cus) geliune (indoles) von lûne; hiune (gigas) ziunen (sepire) siure (acor) gemiure (murus) kiusche (castus) ge- tiusche. gebiusche. geriusche. miuse (mures) riuse (nassas meisterg. 31 b ) kriutel (herbula) triutel (amasia) biutel (pera) hiute, briute pl. von hût, brût, brût; kriuƷe (crux) riuƷe (ruthenus) Unorganisch und weder aus û durch umlaut, noch aus einem alth. iu zu rechtsertigen ist urliuge (bellum) Maria 161. M. S. 2, 72 b , da die alth. form urlac (gl. jun. 182.) lautet, angels. orläg, altn. orlög; alle diese sind nom. pl. neutr. Als die alte bedeutung (satum) verdunkelte, verdarb all- mählig die form und urliuge läßt sich nur begreifen, wenn man mittelglieder wie urleuge, urlöige, urlaug, urlau, urlaw, urlag voraussetzt. . — So verschiednen ursprung diese dreierlei iu haben, reimen sie gleichwohl untereinander, floßen also in einer aussprache zusammen. Mit dem ü, umlaut des kurzen u, werden sie oft in schreibung, nicht aber in reim und aussprache vermischt; züge (tra- heret) flüge (volaret) küre (eligeret) reimen nie auf triuge (fallo) fliuge (volo) fiure (igni); ausnahme macht der hin und wieder stehende reim friunde, friunden: sünde, ünden, künden (M. S. 1, 52 a Ernst 37 b 39 a mei- sterg. 15 b livl. chron. 115 b ) während sonst friunde: niun- de (M. S. 2, 146 b und Tit.). Die verkürzung fründe scheint neigung zur niederd. mundart. — In fremden wörtern sollte iu (nämlich der umlaut des û) so wenig stattfinden, als æ (s. oben bei diesem); indessen schwan- ken dichter und wörter zwischen û oder iu vor der liq. r. neben nâtûre, creatûre findet sich âventiure, crea- tiure, plâniure, als könnte hier die endung e umlaut zeugen. câmahiu: driu (troj. 23 b ) scheint dem roman. Z I. mittelhochdeutsche vocale. camaheu nachgebildet, (in einer stelle bei Oberlin 27 a gâmabû: pû?). — (OE) œ, umlaut des ô, wird in den hss (nicht wie im nord. mit œ, wohl aber) mit ö verwechselt, oder auch gleich diesem gar nicht bezeichnet. Die belege er- geben sich aus dem ô, hier einige: snœde, blœde, hœ- hen, enpflœhen, schœne, hœne, lœne (mercedes) krœ- nen, frœnen, hœren, tœren, stœren, rœren, trœren, bœse, lœsen, gekœse, rœsen (laudibus extollere) œsen (exhau- rire) tœten, nœte, rœte, lœten, gedœƷe, grœƷe etc. In fremden wörtern nirgends, die deutschgewordenen for- men krœnen, kœre (chori) abgerechnet. (OI) oi (oy) ein undeutscher diphth., welcher nur in romanischen wörtern beibehalten, zuweilen auch durch ei ausgedrückt wird, vgl. Parc. 79 a wâleis: kurteis, 80 a wâleise: berteneise, 92 a kurteis, 110 c punturteis; hinge- gen 78 c kurtois: bertenois, 76 a franƷois, 65 a pois: trois, 69 a. b rois: pois und sonst wîgâlois (dreisilbig) âvoi (zwei- silb.) etc. Andere häufig im reim vorkommende bei- spiele: troie, scoie, monƷoie, loie (? troj. 164 b ) gloie (blumenname) boie (catena). Wenn das letzte wort deut- schen ursprungs ist, so haben es, wie allein der ausländi- sche diphth. darthut, die mittelh. dichter (ohne eine ver- wandtschaft mit bouc, bouges, armilla, annulus zu ahnen) aus dem rom. boia überkommen (vgl. Du Cange v. boia) M. S. 2, 255 b steht beie Nib. 1089. peye, poye geschrieben. Man lese nicht etwa bô-je, trô-je, sondern diphthongisch troi-e, boi-e Lachmann ausw. 257. nimmt boi-je, troi-je an; vgl. unten beim j. , gerade wie in den einsilbigen pois, trois, aber mit deutscher betonung des vordern vocals, d. h. ói (wie éi, íe) nicht nach franz. sitte oí, eí, ié. Ausnahms- weise finde ich Wilh. 2, 47 a lôìs: prîs; Wilh. 3, 28 b cass. lôîse: spîse und Trist. 2 c lochnôis: gewis. (OU) ganz das alth. aus früherm au stammende ou , stehet auslautend, dann vor m, den lab. p. b. f. w, und den gutt. k. g. ch, nicht vor n. r, den lingualen und der spirans h, welche auslautend ebenfalls zu ch wird. In allen letztern fällen gilt ô statt ou. Bei dieser unter- scheidung zwischen ou und ô muß, was den auslaut ch betrifft, dessen doppelte natur erwogen werden, die ganz der zweideutigkeit des alth. auslauts h (oben s. 100. 189.) entspricht; stammt nämlich ch aus goth. k, so hat es ou vor sich, stammt es aus goth. h, so gilt ô; jenes I. mittelhochdeutsche vocale. bleibt inlautend ch, dieses wird wieder zu h. Folglich heißt es rouch, rouches (fumus) louch, louches (allium) nicht rôch, lôch; wohl aber flôch, flnhen (aufugit) hôch, hôhes (altus) und nicht flouch, houch. Scheinbare aus- nahme des grundsatzes, daß vor n und t kein ou stehe, bilden die reime troun:droun (M. S. 1, 69 b ) drout:ge- vrout (Parc. 37 a Karl 65 b ) gevrout:bestrout (Iw. 5 b ); der erforderliche stumpfe reim veranlaßte die contraction der klingenden wörter dröuwen und trûwen; ebenso beur- theile man die andern reime. — Hier die wichtigsten beispiele des mittelh. ou , die praet, blou, brou, rou; tou (ros); boum (arbor) troum (somnium) soum (sarcina) toum (vapor Karl 125 a ) zoum (frenum) stroum (fluentum, mus. 1, 64.) goume (cura) oumet (gramen brevius) die praet. kloup, schoup, stoup; loup (folium) roup (rapina) schoup (fasciculus stram.) stoup (pulvis) urloup (licentia) toup (sensu carens) gelouben (credere) houbet (caput) zouber (praestigium) klouber (vinculum); die praet. trouf, slouf; loufen (currere) konfen (emere) sloufen (induere) roufen (evellere) goufen (volis manibus) knouf (capitulum) houf (acervus) touf (baptisma) stoufære (nom. gentil.); belege zu ouw unten beim w; die praet. flouc (volavit, versch. von flôch, fugit) souc, bouc, trouc, louc; bouc (armilla) ouge (oculus) tougen (mysterium) lougen (inficiari); die praet. rouch, krouch; ouch (etiam) gouch (cuculus, mo- rio) louch (allium) rouch (fumus) chouch (bubo). — Wichtig ist es bei diesem diphth. ou seine schon im alth. (oben s, 98.) hervorbrechende, jetzt aber häufiger werdende berührung mit û zu beobachten, die endlich im neuh, völlige (wenigstens äußerliche) vereinigung beider laute nach sich zog. Organisch unterscheiden sich û (uu) und ou durchaus, soum heißt onus, toup (hebes) und haben mit tûbe (columba) versûmen (negligere, alth. farsùman K. 40 a ) nichts gemein; die aussprache muste aber bald bei der neigung des u in den o laut einzelnes mischen, selbst das angels. û und eá äußerlich noch bestimmter getrennt fallen im umlaut ŷ zusammen. Die goth. báuan, gatrauan erscheinen im alth. als pûan, gitrûan (ebenso im nord. bûa, trûa), nirgends finde ich pauwan, pou- wan, gitrauwan, gitrouwan; im mittelh. hingegen ne- ben bûwen, getrûwen (? biuwen, getriuwen, s. unten beim w) die form bouwen, getrouwen im reim: frou- wen, schouwen, houwen (M. S. 1, 50 a 94 b 133 a 184 b 2, 43 a 119 a Gudr. häufig. Wilh. 1, 107 b Georg 16 a 26 a 45 b 58 b ) und selbst im part. praet. gekouwen, geblouwen , Z 2 I. mittelhochdeutsche vocale. gerouwen (Ben. 292. Gudr. 26 b ) vgl. unten die conjug. Weiter, das organ. rûm (locus) wandelt sich ausnahms- weise in roum indem es auf troum, boum, goum reimt (Parc. 1 a 81 b Rûm gëben in diesen beiden stellen Wolframs: statt ge- ben, eintreten laßen? oder wäre roum hier gar nicht rûm? Die alth. sprache kennt kein raum, roum und das angels. hreám (clamor) schickt sich nicht. Ernst 25 b 32 a 49 a ) versûmen in versou- men :goumen (Ernst 29 b ) roumen, soumen:troumen (Wilh. 2, 87 a ); kûme in koume :zoume (Lohengr. 119.); pflûm in pfloum :goum (weltchr. cass. 261 a ). Desgl. vor labialen, trûbe in troube :gloube (Georg 28 b ) tûben in touben :glouben (Georg 29 b ); hûben in houben :gelouben (kolocz 175) Zwischen stieben, stoup und dem goth. stûbjus kein sol- cher wechsel, denn ohne zweifel muß oben s. 41. stubjus mit kurzem u gelesen werden, alth. stuppi, mittelh. stüppe verschieden von stoup. ûf in ouf :louf, kouf, touf (Georg 14 b 38 a 42 a 43 b 56 b Wilh. 1, 46 a 71 b 75 b 78 a 88 a ); umge- kehrt aber das organ. houf (acervus, angels. heáp) in hûfe Gemeinalth. hûfo und im verb. hûfôn N; bei O. organi- scher houf . , houf haben noch Ernst 22 b meisterg. 30 c . Endlich auch vor kehllauten wird organ. strûch (offensio) zu strouch :ouch (Lohengr. 88.) insofern die abstammung von strûchen (offendere troj. 82 c ) sicher scheint, strouch freilich würde von strûch (frutex) beßer abstehen Nicht hierher gehört der wechsel zwischen û und ou (oder iu und öu?) in sûgen (lactere) und sougen (lactare) s. oben s. 98, wo unterschiedue begriffe vorliegen. Eher zähle man zu obigen beispielen blûc (timidus, Barl. 327: sêrûc) blûcheit (timiditas troj. 63 a ) bliuclich (troj. 64 a ) erblûgen (mitescere, timere: sûgen, troj. 45 a ) neben blou- wec, blouweclich, blouclîch (lw. 17 a , wo aber cod. giss. bliuclîchen, klage 146 b Parc. 8 c 39 c 110 a ) und blougen (Parc. 99 c wo fälschlich bluogen). Schon im alth. scheints zwischen blûg und bloug zu schwanken. O. II. 4, 75. liest die wiener hs. blûgo, die psälzer soll bluogo lesen (? blougo, denn uo für ua ist unotfriedisch) in jedem sall ftreiche man oben s. 112. bluàg und vgl. vorhin f. 353. über blûg, bliug. . Daß man alle angeführten reime ou : û so nehmen, nicht in ein vermeintliches bairisches au auflösen müße, habe ich oben s. 349. behauptet, und wenn Wolfram, Reinbot etwan auf Baiern vermuthen ließen, weisen die verfaßer von Lohengr. Wilh. 1. oder Heinr. v. Mor. sicher wo I. mittelhochdeutsche vocale. anders hin. — In fremden wörtern kann ou unbeschränkt vor allen cons. stehn, also auch vor lingualen, ist jedoch überhaupt selten, vgl. âƷagouc, rîchoude, hërƷeloude (im Tit., im Parc. hërƷeloide?) bischof (aus piscouf muste ich oben s. 94. ein daneben gültiges piscôf folgern) hat jetzt kurzes o und reimt auf hof (klage 145 a Nib. 2645. 6045. Georg 34 b ). Selbst das deutsche ouch läßt sich zuweilen in och kürzen (:doch, noch, Parc. 1 a 139 c ) [vgl. Lachm. rec. der Nib. 185.] (OEU. OEI.) öu , öi, umlaut des vorhergehenden ou und nicht triphthongisch; genau genommen sollte man öü schreiben, wie im nord. ey (eü) den umlaut des au bezeichnet; manche hss. gebrauchen öi , was an das alth. oi statt ou (oben s. 109. note) und die vielen ver- wechselungen des u mit dem i mahnt. Noch andere, in denen eu steht, setzen ein au st. ou voraus und soll- ten ebenfalls eü haben, um es von ëu (= iu) zu un- terscheiden. Der gemeinen aussprache sind diese spal- tungen doch zu fein; ich werde mich überall der schrei- bung öu bedienen. Beispiele: göu (pagus) höu (foenum) st. göuwe, höuwe (goth gavi, havi) söugen (lactare) töugen (mysterium, für töugene, alth. touganî) Gewöhnlicher das gleichbedeutende neutr. tougen; am um- laut erkennt man mehrere fem. z. b. töuse (alth. toufì) neben dem masc. touf. , toup, betöuben; loup, pl. löuber, erzöugen, öugen (demon- strare) fröuwen (gaudere) stöuwen (obsistere) ströuwen (spargere) dröuwen (minari) töuwen (mori) etc. Ob sich in einzelnen wörtern der alte organische inlaut ewe (oben s. 142.) erhielt, könnte die beachtung stumpfer und klingender reime lehren. Iw. 40 c 44 a 46 a 49 a. b 50 b , klage 134 c , wären die klingenden formen löuwe, dröuwe, löuwen, gedröuwen, vröuwen etc. verwerflich. Der stumpse reim fordert also entw. lewe , lewen (ftumpf wie sëhe, sëhen) und nicht leuwe, leuwen, lêwe, lêwen) oder die contraction leu, leun, dreu, dreun (so in jenen stel- len Iw. giss. und Barl. 100.) und gleichgut reimend löu, löun, dröun. Für dröu, fröu unbedenklich, (vgl. Wilh. 2, 27 a ) aber löu findet sich in alten hss. stets leu, lewe und ich ziehe diese form vor, dasselbe gilt von kewe (faux) welches M. S. 2, 166 b offenbar stumpf reimt, ob- wohì fehlerhaft auf ewen (st. êwen). . Zu merken 1) daß zuweilen der umlaut ausbleibt, vgl. er- zougen (:lougen, ougen, tougen. Ben. 147.) 2) daß wie û und ou sich auch zuweilen die umlaute iu und öu vermengen, vgl. erziugen und erzöugen (beide von I. mittelhochdeutsche vocale. erzeigen verschieden, vorhin s. 350.) und urliuge aus urlöuge, urlauge entspringend (s. 353.). Beiderlei um- laute iu und öu (nord. ŷ und ey) laufen auch im an- gels. ŷ zusammen. (UA) ua fehlt, daher es auch in fremden wörtern nie diphthongisch. sondern zweisilbig zu nehmen vgl. rûâl:kurnewâl; rûâle:mâle (Trist. 37 b 38 b ). (UO) uo , in den hss. gewöhnlich (mit übergeschrieb- nem o) ů, dem ich doch die alth. schreibung vorziehe, weil man den raum über den buchstaben beßer zu an- dern zwecken verwendet; aus gleichem grunde setze ich ie, iu, œ, ue, ou, wo die hss. meistens auch überschreiben; æ billigt ein jeder. Das überschreiben ist dem uo zumahl schädlich geworden, da es alte, gute hss. mit dem übergeschriebnen ou verwechseln (vgl. im alten Tit. mouter, mouse etc. f. muoter, muose) ein uner- träglicher misbrauch, denn uo und ou berühren sich im hochd. nirgends, nicht einmahl in reimausnahmen (geruo- wen, zerbluowen Nib. 3589. falsche lesart st. gerouwen, zerblouwen, desgl. truowen Nib. 232. 640. f. trouwen). — Der diphth. uo entspricht dem alth. außer daß er in ue um- lautet Beispiele ergibt zumahl der ablaut, hier genügen fol- gende wenige: fluoch (maledictio) tuoch (pannus) suoche (inquisitio) bruoder (frater) ruoder (remus) luoder (esca piscator) fuoder (vehes) muoder (vestis) ruofen (clamare) wuofen (ejulare) kuofe (dolium) gefuoge (apte) luogen (aspicere) luoc (spelunca) kruoc (urceus) erbe-phuoc (? Trist. 122 a ) pfluoc (aratrum) pfuol (palus) knole (fri- gide) muome (amita) huon (gallina) uop (mos) muor (palus) ruor (Frisch 2, 135 b ) snuor (nurus) buost? buoste? (lorum) huoste (tussis) buosen (sinus) gruose (semen) muoter (mater) fuoter (pabulum) fruot (sapiens) luot (? Parc. 161 c Georg 15 a ) gruoƷ (salutatio) ruoƷ (fuligo) etc. Die auslaute sind: zuo (praep) fruo (mane) tuo (faciat); zuweilen auch: kuo (vacca) nuo (jam) duo (tu) duo (tum) druo (? fructus, folliculi frugum Georg 41 b ) ruo (quies Wigam. 5 a ). — Bemerkungen 1) von berüh- rung des uo mit ô und û oben bei letztern. 2) Wolf- ram reimt stuont, stuonden:kunt, funt, wunt, funden, gebunden (Parc. 44 a 57 a 85 b 93 a 101 a 108 a 111 c 114 b 143 c Wilh. 2, 40 b 88 a 94 a ) tuont:kunt (Wilh. 2, 43 b ); nie dergleichen bei Hartmann, Gotfried, Conrad etc. selbst andere, sonst minder streng gereimte gedichte mei- den es, namentlich Nibel. Georg und Wigal; alle bin- I. mittelhochdeutsche vocale. den stuont nur mit suont (Wilh. 1, 129 a ) oder tuont (Nib. mehrmahls, Georg 14 b Wigal. 17. 54.) jenes kunt, funt hingegen richtig mit stunt (momentum) alth. stunta. Gleichhäufig gebraucht Wolfr. den reim tuon: sun (Parc. 88 c Wilh. 2, 11 a etc.) der auch bei einigen andern vor- kommt (M. S. 2, 129 a Wigam. 4 a Nib. 421. 1345. 3993 Ernst 8 b Maria 33. 109. 110. 170. etc. [überall aber steht sun in dieser reimverbindung nur im nom. oder acc. nirgends im dat. sg.] Ferner fuoƷ:guƷ (Parc. 138 b ) gewuohs:fuhs (Wilh. 2, 28 a ) wuoft:lust (Lohengr. 110.) sluogen:zugen (Georg 13 b ) u. dgl. m. Was ist nun aus diesen beispielen zu schließen? daß in der bestimmten mundart kunt, sunt, wunt, funden, sun, fuhs etc. zu kuont, fuont, fuonden, suon, fuohs etc. verlängert? oder umgekehrt stuont, stuon- den, tuon, gewuohs zu stunt, stunden, tun, gewuhs verkürzt worden sind? Für letzteres spricht, daß funt, wunt, sun nicht auf tuont, suont (reconciliat) huon, suon (reconciliatio) gereimt vorkommen, auch die ver- wandtschaft von stunt (momentum) genuht (abundantia) mit standan, genuoc auf solchem wege gerechtfertigt würde. Indessen heißen diese schon im alth. (wo keine ähnliche verkürzung bemerkt wird) durchgehends stunta, ginuht. Überwiegende gründe streiten für die annahme der verlängerung in uo , nämlich a) die analoge ver- wandlung des i in ie. b) daß beständig tuont und nie tunt gebraucht wird, c) daß das û der fremden wör- ter bârûn, lâtûn, kahûn gleichfalls auf sun sowohl als tuon reimt (Parc. 133 c Wilh. 2, 179 a 192 a 197 b ) und wohl ein bâruon etc. (bei den übergängen zwischen û und uo) nicht aber ein bârun gebilligt werden kann (vgl. oben s. 348. die übergänge des û in uo). Übrigens ist der einfluß der verbindungen ut . hs . ft auf die ver- änderung des u nicht zu verkennen. 3) berührung zwi- schen uo und ie zeigte schon das alth. (s. 103. note); merkwürdig lautet das neuh. mieder im mittelh. muo- der. — 4) in fremden wörtern eigentlich kein uo ; schein- bare ausnahmen wie almuosen (:buosen Maria 39. troj. 165 c ) cardemuome (cardamomum):bluome (troj. 70 c ) pfruonde ( : tuonde) deuten auf längst vor der mittelh. periode ein- geführte wörter, deren fremdes ô sich, sobald man es für organisch zu halten anfieng, in uo verwandelte. T. 33, 3. hat noch êlimôsina Ulph. würde aílaíêmsÚsyna schreiben, hätte er nicht das deutsche armáiô (wofür alth. armêa denkbar wäre). und ebenso hätte rôsa, I. mittelhochdeutsche vocale. krôna etc. im mittelh. zu ruose, kruone werden kön- nen; der sprachgeist schwankte und betrachtete das aus- länd. wort bald als deutschen stoff, bald als undeutschen. Das ganze bestätigung meiner ansicht, daß alle hochd. uo früherhin ô lauteten. (UE) ue , umlaut des uo; beispiele: ueben (exercere) hueve (ungulae) buege (armi) fuegen (aptare) muejen (molestiam afferre) bluejen (florere) luejen (vociferare) kuele (frigor) gruene (viridis) hueten (custodire) grue- Ʒen (salutare) etc. Bei contractionen und oft im schwa- chen praet. rückumlaut, vgl. muon: erbluon (wilh. 2, 176 b ) — ue weder mit iu noch ü zu verwechseln, so häufig beides in schlechten hss. geschieht; ü berührt ue nur in den seltnen fällen, wo uo auf u reimt, vgl. stuende:künde (Wilh. 2, 58 b 62 b 103 a 131 b ). — Schlußbemerkungen zu den vocalen 1) sechs einfache (kurze) a, e, ë, i, o, u (y höchstens in fremden wörtern, auch beßer durch i geschrieben, weil z. b. boye, troys doch beie, treis lauten und auf deut- sche ei reimen); fünf gedehnte (lange) â, ê, î, ô, û und noch fünf andere diphth. ei, ie, iu, ou, uo sämtlich mit betontem vorderm vocal. Die sieben längen (s. 242. 303.) sind hier: â, uo, û, ei, ou, î, iu, also drei gedehnte zu vier andern, woraus sich die unwahr- scheinlichkeit der ansicht ergibt, daß ein mittelh. dia- lect ai für ei, ei für î brauche, indem dann nur zwei gedehnte vocale (â und û) in jener reihe blieben und die mundart überhart seyn würde; man müste denn uo in ô verwandeln d. h. beinahe die goth. reihe â, ô, û, ai, au, ei, iu herstellen, aber eben ein solches ô ist unerweislich, auch bereits als nebenlänge (statt des goth. áu) erforderlich. 2) ob ein vocal lang sey, kann falls er ein bloß gedehn- ter ist (die länge der übrigen diphth. liegt am tage) erhellen a) aus der analogie älterer und verwandter dialecte. b) daraus, daß auf langen voc. nie geminierte consonanz folgt, rechtverstanden auch nie cons, ver- bindung in derselben silbe. außer bei contractionen c) am sichersten aus der verwendung mehrsilbiger wör- ter in der reimkunst. Nämlich wenn auf voc. und einfachen cons. der wurzel eine zweite silbe folgt und beide silben klingend reimen, ist der voc. erster silbe lang; reimen sie stumpf, so ist er kurz. Der lange I. mittelhochdeutsche vocale. hat einen tonlosen vocal zweiter silbe, der kurze einen stummen hinter sich, er verschmilzt damit gleichsam zu einer silbe. Die arten stumpfer und klingender reime im mittelh. finden sich oben s. 17. 18. bezeich- net. In einsilbigen stumpfreimenden wörtern mag der vocal lang oder kurz, von einem oder mehrern cons. begleitet seyn. In zweisilbigen klingenden fordert aber die erste silbe entw. langen voc. ohne alle oder mit einfacher consonanz oder kurzen mit doppelter (po- sition). Welche reime klingen , welche stumpf sind, ergibt in erzählenden gedichten die silbenzählung, leichter in strophischen theils die ausschließende einer von beiden arten, theils die verschränkung klingender und stumpser reime, welche stets im verhältniß bei- der stollen und ganzer strophen wiederkehrt. Dies ge- setz wird von den meisten dichtern unverbrüchlich gehalten und nur von einigen zuweilen verletzt. Kai- ser Heinrich im ersten liede der sammlung scheint es zu verfehlen; ein beweis, daß er sich keiner frem- den hülfe bediente. Bei den frühsten meistern (z. b. Reimar d. a.) haben die stumpfen reime großes über- gewicht, auf seiten oft kein klingender; der ganze Winsbeke, Winsbekin ohne einen einzigen. Als ge- gensatz vergleiche man die menge klingender reime in Canzlers und Conrads liedern. 3) der vollständig entfaltete umlaut veranlaßt nähere be- trachtungen. Die zeugerische endung i, î ist (mit aus- nahme der bildungen -inc, -în -ic, -isch) in ein unbetontes e abgeschwächt, in dessen aussprache sich schwerlich ë von e unterscheiden läßt Ob die flexion -iu zuweilen umlaut verursache? unten bei der declin. . Gleichwohl vermag die ursprünglich a, o, u, kurz ein andrer voc. als i, î gewesene endung e durchaus keinen umlaut herbeizuführen Hierher auch der fall, wo ein wirklich vorhandnes i kei- nen umlaut zeugt, weil es unorganisch für e (früheres a) stehet, bluotic, manigem Nib. 4582. trûrigen Nib. 768. st. bluotec, manegem, trûregen (vgl. oben 76. 77.) ; an sich scheinen beiderlei endungen gleich unkräftig und wirken doch so ver- schieden. Hieraus folgere ich: die ein- und durch- führung der umlaute muß in etwas früherer zeit ge- schehen seyn, wo noch die endung i, î, ë lebendige I. mittelhochdeutsche vocale. bedeutung hatte Und doch eben das verfließen der endungsvoeale den um- laut der wurzelvocale äthlich machte (s. 339.) . Wir wißen, daß der umlaut des a in e bereits im 9ten, der des û in iu im 10ten jahrh. begann; die übrigen werden im 11. 12ten entsprungen seyn. Die mittelh. sprache beobachtete die eingeführ- ten umlaute und rückumlaute mehr traditionell fort, als daß sie ihren grund gefühlt hätte; da wo der um- laut noch im 13. jahrh. ausdehnung erhielt, wirkten äußere analogien, wie der gegensatz des praet. conj. zum ind. oder der des pl. subst. zum sg. Practisch irrte die sprache, weil sich die org umlaute fest ein- geprägt hatten, wenig, doch bisweilen (man sehe die decl. übergänge, auch die grundlos umgelauteten frem- den wörter, oben s. 349. 353.); späterhin nehmen die irrthümlichen umlaute zu. Die ganze für die ge- schichte des umlauts wichtige ansicht wird durch die angels. und altn. wegwerfung der endung, von wel- cher die umlaute abhängen (s. 243. 303.), gerechtfer- tigt. Dergleichen syn- und apocopen sind auch im mittelh. ganz gewöhnlich. Theoretisch angesehn sollte man alsdann rückumlaut erwarten, so gut er in nante (st. nennete, nennita) vorbricht, dürfte er in har st. here, heri exercitus) hervorbrechen. Allein er thut es nicht, weil der mittelh. sprache her und nante beides überlieferte formen sind, in denen sie den wech- sel zwischen a und e nicht begreift; sie verkürzt here in her, wie vile in vil; das natürliche a in ersterm wort hat durch den zu langen druck der endung gleichsam seine schwingkraft verloren und wird nicht wieder frei. Solche verhärtung des umlauts zeigt sich allerdings schon im alth. wenn bei gewissen syncopen (kaum apocopen) des i dennoch e in der wurzel bleibt, z. b. der dat. von heri here (st. herje) macht, oder kennen f. kennjen steht, da es consequent hare und kannen heißen sollte. Ich denke mir, das verschmel- zen des i mit dem folgenden vocale ließ sein allmäh- liges aufhören übersehn, -e vertrat gewissermaßen das alte -ja, -je, wogegen in nanta der folgende cons. die entfernung des i merkbar machte. Für mittelh. syncopen gilt jedoch dieser grund wieder nichts; der umlaut bleibt, wenn auch dem ausgestoßenen i ein cons. folgt, z. b. getregde (frumentum) sælde, fröude I. mittelhochdeutsche vocale. st. getregede, sælede, fröuwede; niemahls getragde, sâlde, froude. — Wie konnten aber in fällen lange vor dem 13ten jahrh. bestehender syncopen nament- lich im schwachen Inf., neue mittelh. umlaute ent- springen? z. b. bewæren, hœren, ruemen, triuten, küssen, da doch das spätere alth. mit bereits ausge- worfnem i, piwâren, hôren, ruomen, trûten, kussen (st. piwârjan, hôrjan, ruomjan, trûtjan, kussjan) überlie- ferte? Um dies zu begreifen wird man annehmen müßen, daß die vom 10ten — 13ten jahrh. neu einge- führten umlaute zwar zuerst in wörtern entstanden, deren endungs-i noch thätig war, daß sie aber nach- her zufolge äußerer analogie auf alle fälle des alten umlauts e erstreckt wurden, namentlich auf den des ausgestoßenen i. Ebenso bestimmte man die rückum- laute hôrte, ruomte, trûte, kuste nach der analogie von kante. Sichere, genau geschriebene denkmähler aus dieser zwischenzeit würden uns wohl über das aufkeimen solcher durch kein wirkliches i der flexion begründeten umlaute den zweifel benehmen. Als die sprache den wahren grund des umlauts verlernte, fieng sie an, ihn schwankend zu handhaben und fehlerhaft auszubreiten. Zum deutlichen beispiel gereichen die unorg. erscheinungen des neuh. umlauts und rückum- lauts im verhältnis des adj. und adv.; die mittelh. herte (durus) harte (duriter) feste (firmus) faste (firmi- ter) lauten:hart (adj. und adv.) fest (adj. und adv. denn das gebliebene fast gilt für ferme); in hart wurde der rückumlaut des adv. auch fürs adj., in fest der umlaut des adj. auch fürs adv. verwendet. 4) das umlautwirkende i muß unmittelbar an die wahre wurzel rühren oder ausgeworfen daran gerührt haben (mit andern worten: die silbe nach der wurzel begin- nen ). Folgen erst andere buchstaben und hinterdrein ein solches i, so kann es dem wurzelvocal an sich nichts anhaben, der zwischengetretene cons. hindert es, auf die wurzel einzufließen; daher namentlich weder -nisse, -lìn, -lîch, -lich, -rîch umlaut der wurzel zeugen, noch dreisilbige wörter, deren e zwei- ter silbe kein ursprüngliches i war, wenn schon in der dritten ein e = i erfolgt, umlauten vgl. vancnisse, (M. S. 2, 229 b ) manlìch (Parc. 4 b 41 c ) wanclìche (a. Tit. 91.) guotlîche (Parc. 2 c ) lûterlîch (a. Tit. 41. 83.) jâmerec (Wigal. 43.) magetlîch (a. Tit. 31. 50.) vater- lìch, burgære, pfandære (Parc. 144 a ) suochære (50 a ) I. mittelhochdeutsche vocale. watære (M. S. 2, 9 a ) etc. Im alth. leidet dieser grund- satz keinen zweifel, die form weƷerlîn (aquula) f. waƷarlìn wäre hier unerhört, da lîn so wenig umlau- tende kraft hat, als wint in waƷarwint sie haben würde. Ich sagte: an sich, denn mittelbar entspringt allerdings umlaut der wurzel, wenn in dreisilbigen wörtern das i dritter silbe den vocal der zweiten assi- miliert und nun dieses künstlich entsprungne i den der wurzel, welche es berührt, umändert. Nur muß wiederum das i der dritten den cons. der zweiten silbe selbst anrühren und nicht durch einen eignen cons. davon abgeschnitten seyn. Auf solche weise ent- stand das alth. edili (ed-il-i) aus adali (oben s. 118.); sobald die (willkürliche) assimilation unterblieb, fand auch kein umlaut statt, z. b. scamalîn (scam -al-în, vere- cundus) welches auch scemilîn heißen dürfte. Es fragt sich, ob und auf welche weise diese assimilation jetzt im mittelh. gelte? Unbedenklich gilt ihre wirkung, der umlaut, in den überlieferten formen (nämlich des e statt a) fort, es heißt beständig edele, nie mehr adele und so ist menige, menge aus dem alten managî, menigî (multitudo) zu deuten, im adj. aber bleibt e der zweiten silbe und mit ihm a der wurzel überall, wo kein i dritter silbe zutritt, vgl. manec, manegen (alh. manag, managan) menegiu. Wie steht es aber mit den neuen umlauten? werden sie noch durch le- bendige assimilation oder durch todtere analogie, nach den fällen des durch assimilation umlautenden a (und vielleicht û) hervorgebracht? Ich denke letzteres, aus doppelter ursache a) weil nach dem unter 2. entwickel- ten die mittelh. neuen umlaute überhaupt mehr auf äußere analogie gegründet sind, als auf wahres gefühl der vocaländerung. b) weil sich so die anhebende und steigende ausdehnung des umlauts auf unorganische fälle erklärt. Diese können hier nur angedeutet, nicht erörtert werden, wegen ihres zus. hangs mit der noch vielfach dunkelen lehre von den bildungs- und ablei- tungssilben. So findet sich weƷƷerlîn (M. S. 2, 249 a ) wo assimilation der zweiten, folglich umlaut der ersten silbe unpassend scheint; vogellîn ist richtiger als vö- gellîn, wo hier nicht ein anderer misgriff, da die alte form fugali (N. 11, 1.) auf füg -el -e oder vogelîn (und dies könute in vögelîn umlauten) weist. In gen- selîn, lembelîn, bechelîn, knebelin etc. grævelîn (Parc. 172 c ) tiubelîn (Parc. 185 b ) rechtfertigt sich aber der I. mittelhochdeutsche vocale. umlaut aus dem alth. gensilîn. lembilîn Ließe sich, wofür einiges spricht, ausführen, daß es keine diminutive auf -lìn, sondern bloß auf -il-în gäbe, so würde waƷarlin f. waƷ-ar-al în, waƷ-ar-il-in ste- hen, die assimilation des -al also doch nicht die wurzel erreichen; schritte sie aber weiter vor, waƷ-ir-il-in, so wäre der umlaut weƷ-ir-il-îa möglich (noch nicht wirklich, wegen syncope des i vor l kennt ihn die alth. sprache auch nicht). Augenscheinlicher wären bei solcher annahme assimilation und umlaut in dreisilb. formen wie gans-al-în, lamb-al-ìn, gens-il-ìn, lemb-il-în. ; hæbrîn (avenaceus Parc. 63 c , beßer wohl hebrîn) jæmeric (do- lorosus) sind organisch, unorganisch aber jæmerlîch (dolendus) frœlich etc. wo auch alte hss. lieber jâmer- lîch, frôlîch gebrauchen. Allein im laufe des 13ten jahrh. mögen sich hier beinahe überall umlaute einführen, selbst in formen wie jæreclîch (per annum, alth. jâro- gilîh) tegelîch (quotidie, st. tegeclîch, alth. tagogilîh neben tagalîh, tagilîh Die schreibung tægelìch wäre allenfalls zu vertheidigen, wenn man ge- zu lìch zöge und wie in tâlanc contraction aus tage annähme; tâ lautete dann in tæ um. , menneclîch (quisque, alth. mannogilîh, mannilîh; ganz verschieden von manlîch, alth. manlîh, virilis) etc. Untadelhaft ist menschlîch, menschelîch, wo der umlaut von dem nach der wah- ren wurzel ausgefallenen i (mensche, menische) ab- hängt. Umlaute wie im neuh. bürger, mörder, eng- länder scheinen erst seit der kürzung des -ære in -er einzudringen, vgl. Nib. 6348 c 8276. 5) die einzelnen umlaute sind nun: a in e; o in ö; u in ü; â in æ; ô in œ; û in iu; ou in öu; uo in ue. Bei bezeichnung und aussprache derselben halte man sich an den eingeführten gebrauch; erklärende theo- rien reichen nicht aus. Da â, ô, û = aa, oo, uu sind, sollte man auch den umlaut = ee, öö, üü setzen. Es verhält sich aber nicht so, vielmehr weicht æ von dem wirklichen ê (das gar kein umlaut ist) und iu von der aussprache üü völlig ab, darum wird auch œ kein öö seyn. In æ = ae aus áa scheint der umlaut eigentlich den zweiten, unbetonten vocal des diphth. zu treffen, hiernach wären œ, ue, iu in óö, úö , úü zu deuten. Die aussprache des iu war aber gewiß die des organ. (nichtumlauts) iu, da beiderlei iu auf einander reimen. Weniger gesichert ist die alte aus- I. mittelhochdeutsche vocale. lprache des æ, œ, ue, weil hier die reime nur jedes mit gleichartigem verbinden, doch nie æ mit ê oder œ. Dem scheine nach würde auch ue beßer aus ua folgen, als aus uo, doch letzteres herrscht im mittelh. zu ent- schieden. Von den altn. umlauten stimmt æ zum hochd. æ; æ und œ mischen sich in der späteren aus- sprache (s. 301.); ŷ scheint wirklich verlängertes y und ey umlaut der beiden einzelnen vocale au. — Es ist natürliche regel, daß kein umlaut auslaute; ausnahme machen göu, höu st. höuwe, göuwe, wo nicht nur das e der endung sondern auch der vorausstchende cons. abgeworfen ist. In den conj. gê, stè wird man kaum das umgelautete a der wurzel gangen, standen erkennen dürfen, da ihnen vielmehr die contraction gên, stên zu grunde liegt. 6) Anßer dem i der flexion üben zuweilen auch die dem wurzelvocal folgenden consonanten gewissen einfluß über ihn aus. Sie scheinen ihn bald zu verlängern, bald in einen andern zu verwandeln. Diese erschei- nungen sind bereits bei den einzelnen vocalen erwähnt worden; hier stelle ich sie nur zusammen. Haupt- sächlich in betracht kommen h und r, deren einwir- kung beim goth. ái, aí, áu, aú; alth. i, ë; u, o (s. 44. 80.) und beim alth. ê st. ei (s. 90.) hervortrat; damit vergleiche man das mittelh. âht st. aht (s. 342.) ëht st. eht (s. 334.) ieht st. iht (s. 351.) ûht st. iuht (s. 348.); âr st. ar (s. 342.) ê st. er (s. 344.) ôrt st. ort (s. 347.) ier st. ir (s. 351.). Von den verbindungen nc. ng. nt. nd. . ist vermuthlich das u st. ü (s. 337.); uo st. u (s. 358.) und ue st. ü (s. 366.) abhängig, welches an den nord. einfluß des nasallauts auf den vorstehenden vocal erinnert. Im mittelh. sind jedoch fast nur spu- ren des systems, bei einzelnen dichtern, ohne recht bewuste durchführung, die spuren stehen daher wie anomalien da; und diese nebst andern anomalien zei- gen sich wieder zuweilen vor andern consonanzen beinahe als nachläßigkeit, reimzwang (so vielleicht die est st. ëst s. 334.) oder falsche analogie. Manches wird erst weitere forschung im mittelh. und vertrau- tere bekanntschaft mit den alth. mundarten an den tag bringen. Geminierte consonanz fordert kurzen voc. vor sich kürzt daher bisweilen den langen, z. b. immer, nimmer st. iemer, niemer (s. unten bei den geminat.) I. mittelhochdeutsche vocale. 7) (einfluß des tons auf die lautverhältnisse) der vocal- wechsel in den tieftonigen oder tonlosen unwurzelhaf- ten bestandtheilen der wörter macht geringere schwie- rigkeit, als im alth., weil namentlich alle unbetonten silben die frühere mannigfaltigkeit der laute in e. zu- weilen noch i, vereinfachen. Tiefton erhält den al- ten laut, wenigstens schützt er ihn länger; beispiele sind zus. setzungen überhaupt, dann die bildungen auf -unge, -sam, -nisse, -inc, -inne etc. Nicht we- nige fälle schwanken aber zwischen tiefton und unbe- tonung und dann beginnt auch ihr laut zu schwan- ken, so daß der lange vocal in den kurzen oder der kurze, breite a, o, u in den dünnen e und i übertritt. Ist auf diesem wege der sprachgeist einmahl irre ge- worden an dem wahren laut, so begegnet es ihm auch, daß er im tiefton kurze und dünne vocale ver- wendet, wo ihm noch lange und breite verstattet ge- wesen wären. Die wichtigsten fälle werden das ge- sagte erläutern a) die part. praes. haben bei langer wurzelsilbe noch oft den tiefton, wobei das alte aut, andi theils geblieben, theils in ent, ende, das alte ônt, ônde in unt, unde geschwächt worden ist, end- lich in der verwirrung auch unt, unde st. ant, ande, ent, ende gelten. In den Nib. stehen 193. 948. 2023- 4856. 2819. 7982. etc. im (klingenden) verseinschnitt: wërbènden, vîànden, sorgènde, chüssènde, dienènde (beßer dienùnde) videlènde (beßer videlùnde); im reim dieses lieds können sie natürlich nicht stehen, wohl aber reimen anderwärts (klingend)-unde, -ande (nicht mehr -ende) suochùnde:stunde (klage 136 b ) snîdùn- den:wunden (Bit. 67 a ) unde:wuestùnde (Ernst 16 a ) vîànden:handen, anden (Gudr. 44 a 75 a ) vîànde:lande (Bit. 54 a ). Also meist in volksmäßigen gedichten. Eher auch in andern taugen zum stumpfen reim die sing. ant, vgl. vîànt:lant (Bit. 37 b ) wîgànt:lant, vant (Barl. 364. Parc. 25 c ) vâlànt, wîgant:hant (Wig. 150) vgl. den einschnitt vâlànt (Nib. 5589.). Bei kur- zem wurzelvocal ist beides unzuläßig, vgl. die ein- schnitte, lëbende, chomende. (Nib. 913. 8286. 9386.) nicht lëbènde etc. — b) gleichergestalt benrtheile man die nicht von part. herzuleitenden subst. olbènden: senden (Karl 13 a ) âbùnden:funden (Gudr. 90 a ) tûsùnt: stunt (Eneit 10 a ) weltchr. Schütze 8.) wunt:âbùnt (Bit. 37 b 94 a ) und âbènt im einschnitt (Nib. 4304. 7285). Hingegen bei kurzer wurzelsilbe: jugent, tu- I. mittelhochdeutsche vocale. gent, jugende, die zweiten silben ohne tiefton. — c) die alth. adj. endungen -ag, -îg (goth. -ags, eigs) sind im mittelh. -ic oder -ec verfloßen, das noch zu- weilen -îc (gevolgîc:wîc Ernst 40 a ) meistens ic lautet, hingegen bei langer wurzel und folgender dritter silbe, also zwischen hochton und unbetonung einstehend, des tieftons fähig wird (oben s. 24.) daher die reime gesigen:nôtîgen (Maria 125.) verswigen:heilìgen, sæli- gen (Iw. 33 a 58 a ); ebenso in viersilbigen formen, wo die beiden ersten kurzen einer langen silbe gleichstehn, als lëbentìgen:geligen (Maria 24.) vgl. oben s. 23. — d) die endung -în der adj. und subst. (masc. und neutr.) behält gewöhnlich tiefton und dadurch ihre alte länge, wenn eine lange oder zwei kurze silben vorherstehn. Daher die stumpfen reime menigîn:sîn, megetîn:mîn (M. S. 1, 38 b 39 a ) magedîn:sîn (Nib. 5, 2365.) êrîn! würmîn:sîn (Trist. 123 a Wilh. 2, 90 a 192 b wüllin: hærîn (Barl. 159.) trëhtîn : mîn (Trist. 19 a 19 c etc. Flore 18 a Maria 186.) güldîn:sîn (M. S. 1, 38 b ) êrîn: lëbetîn (Flore 15 c oder êrìn : lëbetìn?) sîn : îbîn (Wigal. 132.) în, sîn:trëhtîn:rinderîn:sîdîn:êrîn (troj. 1 c 13 a 22 c 71 c 78 b ):hürnîn, îsnîn (Wigam. 3 a 6 b ) etc. seltner die klingenden scînen:îserînen (Parc. 50 c ) pî- nen:leimînen (Georg 35 a ) güldîne:wîne (Ernst 23 a ). Subst. fem. schwanken zwischen -în, in und -inne , aus welchem letztern beide erstere abgekürzt sind, alle drei formen reimen; vâlentîn (Wigam. 3 b ) künigîn, wirtîn, heidenîn:sîn, mîn, schîn (Parc. 45 a b c. 79 b 190 c Wig. 384., 86. etc.) woneben mit kurzem, immer aber noch tieftonigem i, heidenìn, künigìn:sin, ge- win etc. (Parc. 79 b Georg 1 a. b. 20 b 46 b Wig. 285. 305.) vorkommt; belege für den reim -inne gehen uns hier nichts an. Die meisten dichter wählen nach be- lieben unter den dreierlei formen, namentlich Wolfr. Hartm.; einige gebrauchen nur -în und inne (kein -in) wie es scheint Gotfr. und gewiß Conrad. In tonlosigkeit verfällt aber diese endung weibl. subst. (wie allerdings die der masc. und adj. zuweilen) nie- mahls. Man vgl. das schwanken selbst der wurzeln drîn, drin (tribus) în, in (praep.) unten bei der decl. der zahlw. und den praepos. — e) die adj. bil- dung- lîch schwankt zwischen î und î; -lîch, -lî- cher, -lîches, -lîche überall haben Wolfr. u. Rein- bot; -lìch, -lìch, -lìcher, -lìche überall hat Con- rad. Meist -lîch, selten -lich Gotfried und Wirnt; I. mittelhochdeutsche vocale. oft-lich. selten-lîch Hartm., Stricker und Rudolf, doch diese fünfe überall -lîche -lîchen Diese kürzung des î in i bei solchen, denen man ein bai- risches ei für ì zutrauen möchte, namentlich beim Stricker, zeigt wiederum die grundlosigkeit der s. 349. verworfnen anficht. Denn kürzung des ei in i wäre im hochd. bei- spiellos; daß das i wirklich stattfand beweisen reime wie billich:mich; iegelich:sich (Karl 32 a 51 b etc.). Das adv. auch bei Stricker -lîche (nicht-leiche). . Das adv. heißt bei allen lîche, auch bei Conrad; außerdem gilt bei einigen noch ein adv. des dat. pl. auf -en und dieses lautet bei Conrad auf -lìchen, bei Hartm. auf -lîchen und -lìchen. Die meisten andern gebrauchen es gar nicht (nämlich im reim). Das einfache adj. gelîch lautet bei allen so, nie gelich; aber selbst den tiefton und bald den vocal letzter silbe büßen die gangbaren pron. wêlich, sôlich, wëlch, solch ein. — f) die adj. bil- dung -rîch , -rîcher, -rîchen behält bei allen langes î, wo- gegen den meisten die subst. endung -rìch und nicht rîch heißt. vgl. heinrìch, dieterìch, esterich, wuete rìch; Wolfr. aber scheint auch hier den langen vocal zu hegen:heimerîch und Maria 217. wuotrîche:grim- meclîche. — g) selten erscheint die superlativendung -ist tieftonig im reim, vgl. minnîst:list (klage 130 b Bit. 86 a ) friste:vorderìste, fristen:jungìsten (Maria 77. 129.) êrìst:frist (Barl. 294.) letzteres stumpfer reim, klingend aber steht schônist:lônist (M. S. 1, 53 a. b ); gleichselten -ôst , vgl. vorderôst:trôst (Nib. 6117. 8165. Bit‥ 113 a ). — h) das subst. mânôt (mensis) reimt noch stumpf Maria 119. Georg 37 a Wilh. 3, 331 a cass. Wi- gam. 13 a etc. — i) die subst. endung -œre pflegt tieftonig und im reim durchgängig klingend zu seyn; in den Nib. hebt die verkürzung in ein tonlo- ses -er daneben an, vgl. kocher 3916. 3922. kamerer 4069. soumer 6353. tenlender 8276. st. kochære — ten- lendære. — k) das -man in nie-man, ie-man brau- chen verschiedne dichter tieftonig, andern wird es zum unbetonten -men . Als stumpfer reim dient es nur selten. vgl. niemàn: dan (Iw. giss. 3218.) : gewan (Flore 5 b ) stân:(Nib. 4551.). — 1) bisweilen hängt noch an dem tiefton die erscheinung alter vocale in den flexionen , worüber erst die abhandlung dieser selbst das eigentliche licht geben wird. Das häufigste beispiel gewährt die endung -ôn, -ôt in der schwachen conj. A a I. mittelhochdeutsche vocale. (merkwürdig das kurze o in gejagòt:got fragm. 21 a ). Seltner î im praet conj.; ein beleg aus Flore 15 c ist vorhin ang führt worden, êrîn:lëbetîn; (lônist st. lô- nôst:krôn’ist M. S. 1, 53 b klingt) hierher gehören aber (nach Lachmanns treffender wahrnehmung, ausw. XVIII.) gundè:bundè:kundè (Ben. 67.). ein älteres gundì, bundì bedeutend. Dergl stumpfe reime haften länger in der volkspoesie; so in den Nib. uotè:guotè (6049. 4584.) uotèn:guotèn (53.) [alth. uotûn:guo- tûn] und hänfiger hagenè:jagenè:dëgenè:gademè (1337. 3733. 6053. 6917. 7173. 7885. 8525. 9357. etc.) Nur tonlos finde ich diese silben nicht, gerade tiefto- nig; spuren einer frühern, der sprache ausgegangenen lebendigkeit der endungen. Der betonte gen. pl. hei- ligôn reimt noch auf lôn Maria 54. — Diese beispiele mögen hier hinreichen. Allmählig schwindet der tief- ton und dann verwandelt sich der laut in ein farblo- ses e. höchstens bleibt i. Der reim zieht aus der en- dung in die wurzel und jene tieftonigen wörter von drei silben, die vorher klingend reimen, taugen nun- mehr nur zu reichen reimen oder zu gar keinen; jene tieftonigen stumpfen werden zu gewöhnlichen klingen- den. Statt jenes suochùnde:wunde reimt nunmehr suochende:fluochende; st. jenes tûsùnt:stunt nunmehr tûsent:hûsent (troj 127 b ); st. heilìgen:ligen, cristæne: wæne. menigîn:sîn, üppîc:wîc, minnìst:list, gër- nôst:trôst, samnôt:sëgenôt:nôt, versêrôt:rôt, niemàn: dan etc. späterhin heiligen:meiligen, cristen:fristen, menige:senige, üppic:lüppic, frühtic:zühtic, begin- nest:minnest (Georg 52 b ) gërnest:ërnest, samnet:ver- damnet, gesëgenet:berëgenet, versêret:kêret, irdisch: wirdisch schmiede 1003, früher wohl irdìsc : fisc) nie- men:riemen (Parc. 9 b M. S. 2, 80 a ). Jede einzelne hat hier ihre besondere geschichte, nur die analogie des gangs ist ihnen gemeinschaftlich. Einiges zeigt sich auch mundartisch dort früher, hier später, z. b. der ältere Hartmann reimt trëhten:vëhten; der jüngere Conrad alterthumlicher trëhtîn:mîn. Jenen volks- mäßigen reim bundè:kundè etc. mieden alle künstli- chen meister, es galt ihnen nur ein klingendes bunde: kunde; während ihre werke schon mehr gelesen wur- den und der hochton der wurzel die nebentöne schwächte, muste in den ausschließlich lebendigem gesange bestimmten volksgedichten das aushalten der melodie dem stumpfen reime günstig seyn. Die ge- I. mittelhochdeutsche vocale. schichte des deutschen reims lehrt uns überhaupt all- mählige auflösungen stumpfer in klingende; nur war die neigung dazu in weit früherer zeit und schon bei Otfried vorhanden, weil er sonst nicht so sichtbar nach dem gleichlaut der wurzeln gestrebt (alter:zalter, henti:enti, scìnit:rînit, mînaƷ, thînaƷ etc.) und sich an der letzten stumpfen silbe (mînaƷ:thaƷ etc.) be- gnügt hätte, vgl. oben s. 16. 17. Dieses schwanken zwischen klingendem und stumpfem reim verrathen denn auch die mittelh. bundè:gundè, hagenè:degenè etc. da bei allen theils überwiegender, theils völliger wur- zelgleichlaut eintrifft, zum roh stumpfen reim rück- sicht auf den auslaut hingereicht hätte, man vgl. die reime Kürenbergers 1, 38. 8) analoge vocalkürzungen oder verwandlungen ereig- nen sich bei der inclination und zwar auf doppelte weise a) die anlehnende silbe, indem sie ihren ton auf die, welcher sie sich anfügt, überträgt, verdünnt dadurch ihren laut. Hauptfall ist das pron. dritter person. Unangelehnt reimt ër auf gër, spër, hër (Ma- ria 16. Barl. 01. Wig. 22. Karl 38 a ) angelehnt wird es zu tonlosem er und bater, jater reimt: vater (Barl. 87. Wilh. 2, 3 b , a 45 a 67 b ) vander:ander (Wilh. 2, 25 a 170 b Parc. 111 b 142 b ) aƷƷer:waƷƷer (Wilh. 2, 124 b Ernst 20 a ) mohter:tohter (Maria 19. Wilh. 2, 70 a 84 b ) zôher:hôher (Trist. 18 a 25 b ) erscheiner:einer (Maria 168). Ebenso verhält es sich mit sahen (f. sach in) sluogen (f. sluoc in) gaber (gap ir) fise (sî sì) etc. Die pron. 1 und 2ter pers. ändern sich bei der inclin. nicht, vgl. magich (mac ich) zwîvelstû:nû Barl. 304.) bistû:zuo (Trist. 19 c ) chumstû:zuo (Parc. 89 a Wilh. 2, 67 b ) die anlehnung scheint hier den ton höchstens zu schwächen, nicht zu benehmen und nur unbetonte vo- calauslaute leiden verkürzung (oben s. 331.); biste:liste (êneit 18 a ) wohl unhochdeutsch. — b) unursprünglich lange vocalauslaute verkürzen sich, sobald ihnen eine mit consonanz anhebende silbe incliniert; sie werden dadurch inlautend und nehmen die anfängliche kürze wieder an. So wird dû durch anlehnung des pron. 3ter pers. kurz. wie die reime mëldestun, verderbe- stun, gebærestun:sun (troj. 36 c 49 a schmiede 1127) be- weisen; gleicherweise duƷ (:schuƷ Georg 47 b ) dus für dû ëƷ, dû ës; sor f. sô ër etc. Am häufigsten werden diese kürzungen aus incl. der negation ne entspringen, vgl, dane, jane, dine, sine, nine, wine, sone, dune, A a 2 I. mittelhochdeutsche vocale. nune Widerspricht nicht der s. 331. b. c. vorgetragnen regel, weil das aulehnende n. zu der vorigen silbe tritt (jan-e, dun-e, wie in den, duƷ), keine neue beginnt; darum kann auch das zus. gesetzte (nicht angelehnte) nie-man, ie-man keine kürzung in i men, ni-men erfahren. statt dâ ne, jâ ne, dî ne (die ne) sî ne (fie ne) nie ne, wie ne, sô ne, dû ne, dû ne, nû ne; incliniert hingegen statt des ne die umdrehung en an das fol- gende verbum, so verbleibt jenen wörtern die länge, natürlich weil sie dann auslauten, z. b. jâ ensol, sô enweiƷ, nie enkan. Aus dieser zuerst von Lachmann entwickelten regel ergibt sich theils b stätigung des oben s. 88. 97. vermutheten ursprünglichen ja, du, nu etc. Ob auch jazen (annuere) st. des s. 97. stehenden jâzen, ebenso duzen (tuissare) und nicht dûzen gesagt werden müße? zweifle ich, weil ein i syncopiert scheint, vor dem der lange voc. bestand und nach dessen ausstoß er sich erhielt, früher also: jâizen, dû i zen (vgl. nord jâta, þûa). , denn ein von natur langer (ich meine, ein nicht als bloßer auslaut verlängerter) vocal muß auch inlautend lang bleiben, z. b. tuoƷ (Trist. 11 a M. S. 1, 63 b 100 a 140 b ) gêƷ f. tuo ëƷ, gè ëƷ. Theils stimmt sie zu dem für die mittelh. cons. gültigen grundsatz. daß eine unorganische wiederum nicht eine organische) ten. des auslauts inlautend zur alten med. zurückkehre, folglich auch, wenn sie durch in- clination inlautend wird, z. b. gaber, meider, truogich st. gap ër, meit ër, truoc ich. Besondere aufmerk- samkeit verdient die verkürzung des ie in nine, dine, sine; die auslaute nie, die, sie stehen freilich nicht für ni, di, si, wie jâ, dû für ja, du, aber unorganisch waren sie entsprungen aus i-e (oben s. 104.) und dar- um geht wohl bei der anlehnung das der frühern flexion, nicht der wurzel angehörige e auf; das u in diu hingegendarf auf diese weise nicht ausgestoßen und dine nicht f. diu en gesetzt werden. — Ob und wann ähnliche kürzungen auch außer der eigentlichen an- lehnung stattfinden, wenn im verse auf solche unur- sprüngliche vocallängen ein zu elidierender vocal oder ein cons. mit kurzem voc. folgt z. b. da’rbôt, do ge- lac. igenôte f. dâ erbôt, dô gelac, ie genôte)? gehört in die mittelh. metrik Lachmann (rec. d. Nib. col. 215.) nimmt selbst kürzung des inlautenden (freilich unorganischen -ie in hier an, so- bald en, inne folgt (hirinne, hir en hove); KolocƷ. 65. 70. . I. mittelhochdeutsche vocale. 9) die lehre von dem tonloswerden und endlichen weg- fallen der vocale, also im mittelh. nur des e und i, gehört eigentlich nicht in die abhandlung der laute; da ich inzwischen des tieftons, als eines erhalters der alten laute gedacht habe, und die mittelh. mundart sorgfältigere, in der flexionslehre nützliche bestimmun- gen zuläßt, folgen auch hier die allgemeinen grund- sätze über tonlosigkeit, syn- und apocope jener vo- cale. Die grade der tonlosigkeit sind oben s. 21. be- zeichnet worden. Tonlos (unbetont) im strengern sinn ist jedes e, i, das auf eine lauge silbe folgt (mid e, find-e, visch-ær -e, sæl ic. zieg-el, ruod-er, ât- em, rât-en, hürn-în) es schwankt noch in den al- ten tiefton. sobald eine weitere silbe zutritt (sæl-ìg- en, hürn-în-en). Stumm , wenn es auf eine kurze silbe [mit kurzem voc. und einfachem Also nie f und Ʒ. weil diese dopp. sind, hier inlautend so- gar äußerlich geminieren; auch nicht p und k, welche inlautend nie zwischen kurzem und stummen voc. stehn, sonst alle andern, namentlich t und wohl auch v und w. cons.] folgt (lës-en, man-ic); es stehet noch da und muß ge- schrieben werden, es wird gleich einem stummen an- wesenden nicht mehr gehört, aber noch gesehn und behält einfluß. Die silbe, worin sich der tonlose laut befindet, zählt stets für eine silbe; die mit dem stum- men nicht mehr, sondern fällt mit der vorausstehen- den kurzen in eins zusammen, lësen, manic gilt me- trisch nur eine (aber lauge) silbe, eben als ob lesn, manc stünde. Die nächste silbe auf ein stummes i, e wird darum wieder tonlos (manig-en, edel-en, igel- es) die nächste auf ein tonloses (dadurch wieder tief- tonig werdendes) hingegen stumm (sæl-ìg-en) seyn. So wie tonlose vocale in den tiefton, gehen stumme ins verschwinden über; beide, tonlose und stumme, wechseln aber niemahls untereinander. Verschwinden, d. h. wegfallen können nicht allein stumme, sondern auch tonlose vocale; die fälle, wo letzteres geschieht, erlauben keine allgemeine angabe (vgl. sælde, dienst, lônte, hirt, alth. sàlida, hirti, lônôta, thionost), viele werden aus der flexionslehre ersichtlich seyn. Über syncope und apocope des stummen i, e wurde oben s. 27. 30. aufgestellt, daß sie nach liquidis eintreten. könnte aber auch mier, wier (nach oben s. 351.): hier gelesen werden, gewöhnlich steht im mittelh. hie für das frühere hier. I. mittelhochdeutsche vocale. In betracht des l. r. leidet das auch keine einschrän- kung, reime wie garn, dorn, korn, wirt (hospes) schilt, alt, wert (insula) zil, ër: varn, geborn, erkorn, birt, hilt, gezalt, nert quil, bër und viele ähnliche thun dar, daß diese formen jetzo sprachgemäß seyen und nicht mehr geboren, biret, hilet, neret, quile, bëre geschrieben werden dürfe, der eigenname Wirnt (alth. Wirant) reimt auf zwirnt, nicht Wirent: zwi- rent. Ebenso fällt in gezimber (tabulatum) morgens, morgen, spiegels, spiegel, wandelt etc. das stumme e der volleren form gezimbere, morgenes, morgene, spiegeles, spiegele, wandelet, nothwendig aus; ohne sein ausfallen würden kraft obiger regel die tonlosen e nach der wurzelsilbe wieder tieftonig werden (ge- zimbère, ziegèle) Hiernach ist im alth. ziagìla, gezimpàri auf vorletzter tiefbetont, nicht aber gesidili etc. aus demselben grunde âtùme, zeihàne etc. nicht aber kadame. . Vor gutt. scheint es einigemahl zu haften, giric:wiric (schmiede 645, kolocz. 595. aber girc:wirc, vgl. kurc bei der verbind. rc) milich neben milch etc. Beim m und n gibt es der ausnahmen mehr; zwar apocope gilt gewöhnlich auch, vgl. nam (nomen) han (gallus): kam (veni) man, zan reimend, daneben aber findet sich das stumme e, name, hane und eben- so nime (sumo) ime (ei) theils bei ältern dichtern, theils gern (nicht nothwendig) in gewissen flexionen, namentlich im conjunctiv, dat. sg. nom. pl. (vgl. schine:wine, jene:sene Parc. 54 c 140 b. c nëme:zëme a. Heinr. 208 c ). Nach einer tonlosen zweiten silbe wird immer apocopiert, als âtem, zeichen (f. âteme, zeichene). Syncope leidet das stumme e nach m und n lediglich vor lingualen, als dent (:went, vultis) suns (:uns) nimƷ, nimt, wâpent (f. wâpenet) zei- chens etc. nicht vor liq. und gutt. welches hart seyn würde, es heißt himel, hamer, tener (vola manus) na- men, manic, manigen (nicht himl, hamr, tenr, namn, manc, mangen) doch pflegt nach tonloser zweiter die ganze silbe en wegzufallen, wâpen, wolken, lougen f. wâpenen, wolkenen, lougenen (nicht nach stummer zweiter, also dëgenen etc.). Noch mehr schwankt zwischen stummheit und verschwinden der laut vor den übrigen cons.; insgemein wird hier apocope un- statthaft; einige werfen nach t das e weg, z. b. got: tot (f. gote, tote) sit:mit (f. site, mite). Syncopiert I. mittelhochdeutsche vocale. wird nach h und s (immer) nach b und g (häufig) wiederum aber nur, wenn ling. folgen, z. b. siht (:niht) sëht (:rëht) list (:heimwist Trist. 64 c ) lëbt Lëbet, pfliget, maget, saget etc. steht zwar oft geschrie- ben; reime entscheiden für keinerlei form; in solchen wörtern treten gerade häufig auflösungen des cons. in vo- cale ein: pslit, meit, seit etc. nirgends durchgreifend. , gibt, wigt, crëbƷ:lëbƷ; nicht vor andern cons. folg- lich slahen, sëhen, lësen, risel, kisel, snabel, aber, nagel. tragen (kein slahn, sëhn, lësn etc.). — Diese grundsätze über das wegfallende und bleibende stumme e sind mit sicherheit nur aus den reimen zu schöp en; die hss. gestatten sich abweichungen, z. b. der s. gal- ler Parc. schreibt abr, odr, vatr, ja sogar mit apocope tonloser e andr, liehtr etc.; der alte Tit. minnch- lîche, schiltchlîche, hurtchlîche etc. st. minniclîche, schilticlîche; der giess. lw. sëhn, lëbn wësn, bewëgn. Die ganze unterscheidung zwischen stummen und weg- fallendem e könnte, da sëhen und sëhn, wësen und wësn metrisch gleichviel wären, d. h. eine länge bil- den, auch beide stumpf reimen würden. spitzfindig und unnöthig scheinen; ich will daher in folgenden sätzen ihre wichtigkeit entwickeln: a) grammatische bedeutung haben das stumme und weggeworfne e, weil jenes den tiefton der vorausstehenden tonlosen silbe weckt, wovon bei wegfallendem e keine rede seyn kann, vgl. die obigen beispiele: heiligen, leimîn- en, spiegels, spiegel, zeichens, zeichen und dazu wörter mit zweiter stummer silbe manigen, gademes, gademe, igeles, igele, karles, karle (alth. chareles, charele). b) das stumme e kann noch auf die vorher- gehende consonanz einwirken, z. b. lobelîch, hovesch würden durch syncope in loplîch, hofsch übergehn; sige, hove (dat. von hof) tobe, abe, habe, rëbe, rede etc. durch apocope in sic, hof, top, ap. rëp, ret. Nun haben wohl spätere dichter, z. b. Conrad sic (vi- ctoria) im reim auf stric (troj. 166 c M. S. 2, 87 a ) eben- so hof, nirgends hingegen kommt ein sic (vinco) top, hap, rep, ret st. jener formen mit stummen e vor, und der vor dem stummen e stehende cons. bleibt inlaut. c) metrisch wirkt der unterschied, insofern manec (manegen) nie zum reim auf banc, danc (lan- gen) habe, abe etc. nie auf grap, stap taugen, wel- ches geschehen müste, wenn manec, abe gleichviel I. mittelhochdeutsche vocale. mit manc, ap wäre, gerade wie geborn, verlorn, bërn (denen kein stummes e mehr gebührt) in der that auf horn, korn, gërn (libenter) reimen Syncopierte wörter reimen überhaupt unbedenklich auf andere, z. b sende (mitto):sende (desiderium); herten (vastabant):herten (durum); mit andern worten: Lach- manns schwebelaut findet nur bei stummem e statt, nicht bei weggeworfnem. Ob doch irgend ein unterschied zwi- schen einsilbigen reimen und solchen, denen stummes e nachfolgt, fühlbar war? Ich wüfte nur das anzuführen, daß die (von der theilung in stollen und abgesang und dem eigentlichen ausreim unabhängigen) an- und inreime , dergleichen sich zumahl bei Walther, Nifen, Lichtenftein, Winli, Burkart, Brunwart, Wizlau, Singof, Lietscou- wer etc. zeigen, fast immer einfilbig-stumpf sind (merk- würdig haƷ-ent:baƷ 1, 122 b und wîp-lîch:îp Ben. 65.) fehr selten mit stummen e, lobe:tobe (1, 123 a ) saget: klaget (meisterg. 6 c leicht is seit:kleit zu ändern) nider (welches zu ergänzen ist):wider (Singof 152 b ) nie klin- gend (culde:hulde, halde:alde Wizlau 29 c beweist nichts). Lieder wie 1, 86 a 189 b 2, 199. 203 etc. rechne ich nicht zu diesem system. . Die schreibung geboren und manc ist also fehlerhaft, stumpfreimig wären freilich beide so gut als das rich- tige geborn und manic. — Da wo die gegebenen re- geln nicht ausreichen, muß man aus der geschichte der flexionen und für einz e lne dichter besonders ler- nen, in welchen fällen stummer laut oder wegwerfen oder schwanken zwischen beiden gelte. Exoterische abweichungen wird es überall geben und wäre jenes mittelh. girec, wirec noch zuläßig, so darf das an bërc (und nimmer bërec) nicht irren, weil die con- traction der alth. form përag. përeg lange verjährt ist. Schließlich die bemerkung, daß das e oder i inclinie- render silben ganz auf gleiche weise beurtheilt wer- den muß, d. h. bald wegfällt (ërƷ f. ër ëƷ) bald nur verstummt (liseƷ f. lis ëƷ). Mittelhochdeutsche consonanten. Auch hier läßt sich verschiednes allgemein faßen. 1) das alth. verhältniß der ten. med. und asp gilt un- ter der nähern bestimmung, daß für den lippen- und kehllaut (abweichend vom strengalth., einstimmig mit O.) an- und inlautend die goth. med. b und g sich I. mittelhochdeutsche consonanten insgemein. behaupten, während ten. und asp. von der goth. weise abstehen, auch im auslaut p und c überall herrschen. Für den zungenlaut gilt der strengalth. grundsatz wie- derum aber für ten. und asp. allgemein, hingegen für med. bloß an- und inlautend, indem auch hier ten. immer den auslaut (2, α ) zuweilen den anlaut (4, β ) einnimmt. Diese mischung mehrerer rücksichten läßt in einzelnen fällen schwanken voraussehen, welches sich bei der weiteren darstellung und zumahl in cons. verbindungen genugsam bestätigen wird. 2) regel für den auslaut ist: er duldet nur ten. und asp., keine med. sondern wandelt diese überall in die ten., es mag voc. oder ein verbundner cons. vor- ausstehen; selbst fremde wörter bequemen sich, es heißt z. b. pfât (padus) sâlât, runzît, dâvît. In dent- schen ist folglich die auslautende ten. doppelt, bald organisch (d. h. der ten. des an- und inlauts entspre- chend) bald unorganisch (d. h. in widerspruch mit der an- und inlautenden) Man vgl. das goth., wenn z. b. die lab. med. in bërgen, gëben dem bairgan giban antwortet, die gutt. med. eben- so in denselben beispielen; so erscheint die ausl. ten. in gap, barc (goth. gab. barg) unorganisch. Für den zun- genlaut verläßt natürlich diese vergleichung. . Jenes z. b. in bat (rogavit) rât (cons.) blat (folium) reit (equitavit) zît (tempus) sit (mos) diet (gens) tôt (mortuus) got (Deus) liut (po- pulus) guot (bonum); nac (collum) spëc (lardum) blic (obtutus) roc (tunica) druc (impressio) schalc (servus) kranc (aegrotus) starc (fortis) etc. Unorganisch in bat (balneum) rat (rota) schiet (sejunxit) eit (jusj.) meit (vitavit) reit (crispus) lit (membr.) tôt (mors) luot (oneravit); lac (jacuit) wâc (aqua) wec (via) sweic (tacuit) wîc (pugna) sic (victoria) bouc (flexit) blûc (timidus) balc (uter) rinc (circulus) berc (mons) etc. Die ausl. lab. ten. ist meistens unorganisch, nach voc. immer, vgl. gap (dedit) stap (baculus) swâp (suevus) treip (pepulit) lîp (corpus) sip (cribrum) diep (fur) lop (laus) loup (folium) ensuop (intellexit) etc. in der cons. verbindung gewöhnlich, z. b. salp (ung.) lamp (agnus) verdarp (interlit) organisch nur in der an sich seltnen form sp. z. b. crisp (crispus). Man merke α ) dieser übergang der med. in ten. berührt sich dem anschein nach mit jenem strengalth. durch- I. mittelhochdeutsche consonanten insgemein. greifenden gebrauch der ten. und wäre dann nichts als theilweise modification desselben. Allein hierzu stimmt nicht, daß die mittelh. sprache auch im zun- genlaut, wo sie den strengalth. grundsatz selbst behält, die auslautende med. wieder zur ten. werden läßt, es heißt sowohl guotes, guot als eides, eit (strengalth. eides, eid) so daß der mittelh. auslaut t. bald das goth. d. bald þ ersetzt. — β ) die mittelh. weise be- gegnet auch nicht den meisten übrigen alth. dialecten; wohl aber ziemlich dem des J. (oben s. 130. 157. 182.) — γ ) es stehn ihr andere analogien zur seite; theils die verhärtung des v und h in ein ausl. f und ch vgl. hof, bischof, wolf; sach (vidit) vâch (cape) hôch (al- tus) zôch (traxit) etc. theils die (schon alth.) auflösung der gem. ll. mm. nn. rr. ss. ck im auslaut, vgl. val (casus) klam (ascendit) bran (arsit) war (impedivit) gewis (certus) stric (laqueus) etc. theils endlich die zu- weilige verwandlung des auslauts m in n (s. unten liq.) — δ ) scheinbare ausnahme macht die inclination, wodurch der cons. wieder inlautend wird (hiervon sogleich näher). 3) der inlaut unterscheidet ten. med. asp.; die unorg. auslaute p. t. c. werden wieder zu b. d. g., nicht aber die organischen, welche ten. bleiben, vgl. bat, bades; schiet, schieden; lac, lâgen; bouc, bugen; sip, sibes; diep, diebes und ebenso hof, hoves, sach, sâhen; val, valles; bran, brunnen etc. dagegen aber bat, bâten; zît, zîte; schalc, schalkes; crisp, crispen etc. α ) in- clinationen Zweierlei arten 1) wo ein folgendes dem vorgehenden wort anfliegt (diele sind hier gemeint) 2) wo ein vorge- hendes dem folgenden z. b. zemir, mitdin etc.; in zwei- felhaften fällen lehrt der ton, welches wort incliniere. versetzen den ausl. cons. in die mitte, daher die wirkung des inlauts, vgl. gabich, gaber, starber, wërbeƷ, leider (passus est) magich, pflager, vienger, twangen, sahen (vidit eum) zôheƷ (Parc. 127 a 129 a ) bevalher (133 a ) etc. selbst wenn ein cons. anrührt, z. b. gruobse (Parc. 125 c ) und anderwärts grabse, habse, lobse, sahse (f. sach si). Da aber die an- lehnung nicht zu erfolgen braucht (wie aus dem vers- maß zu ersehen ist) so kann ebenwohl gap ich, gap ër etc. richtig seyn. Im ersten fall würde mager, leider, van- der zum reim auf mager (macer) beider, ander taugen, I. mittelhochdeutsche consonanten insgemein. im andern mac ër, leit ër, vant ër natürlich nicht. Stellt sich hiernach auch vereinfachte gem. durch in- clination her? ein wanner, warrer f. wan ër, war ër zu belegen wüste ich nicht, wohl aber aƷƷer:waƷƷer (Wilh. 2, 184 b ) st. aƷ ër. — β ) wo nicht eigentliche inclination stattfindet, aber im metrum den unorg. cons. auslaut ein tonloser vocalanlaut berührt, pflegt nicht selten die org. med. rückzukehren, z. b. halb an, sluog unde, lag under, tag erschein etc. (dergl. im Parc. al- lerseits). Hier sind die ältesten hss. zu erforschen, ob- gleich die besten zu schwanken scheinen. — γ ) zus. setzung macht den auslaut des vordern worts nicht zum inlaut folglich bleibt die unorg. ten. vgl. wîp- heit, wîp-lîch, tump heit, liep-lîch, vlîƷec-lîch, junc-fronwe, maget-lîch, lant-grâve, lant-hërre, friunt-schaft, hôch-vart, wolf-hart etc. ja sie würde aus syncopen entspringen, z. b. lop-lîch, kint-lîn, lemp-lîn st. des gewöhnlichern lobe-lîch, kinde-lîn, lembe-lîn (desgl. hein-lîch, hein-rich st. heime- lîch, heime-rîch, obgleich hier das m, wie im aus- laut, bleiben könnte) vgl. ërt-stift (Parc. 97 c f. ërd- stift). Steht dieser grundsatz, so bieten sich unzählige berichtigungen unserer texte dar, z. b. Parc. 40 c lese man entw. bade-lachen oder bat-lachen (40 b richtig bat-standen) 112 c mac-tuom oder mage-tuom (wie 47 a ) 128 a chlac-haft oder chlage-haft (wie 128 b ) 118 c tumpheit (wie 117 c steht) M. S. 1, 126 b mâc-schaft und sëlp-wahsen (st. mâgschaft, sëlbwahsen vgl. sëlp- scouwet Parc. 36 a sëlbander 106 c ) und sprachgemäß scheinen mir ap-got (deaster) ap-trunnic, ap-gründe, wie auch gute hss. lesen. Es thut nichts, daß einige dieser formen im wirklichen auslaut unapocopiert, mit tonlosem oder stummen e vorkommen. — δ ) eine hier- von ganz verschiedene, wieder aber in der praxis nicht mehr lebendig gefühlte regel ist die nur noch spur- weise unlengbare neigung zu den verbindungen pt und ct statt bt, gt, insofern zwischen b und t, g und t ein vocal ausfällt. Beispiele: lëpte, hapte st. lëbete, habete; wipt st. wibet (M. S. 2, 20 b : gibt) ampt (Parc. 12 b st. ambet 127 c a. Tit. 8: verklambet; früher wohl ambèt alth. ambaht) houpt st. houbet, houpte:roupte (troj. 29 a ) aptîe st. abetîe (vgl. abet:enthabet Georg 34 b ) erstapten:lapten (Reinfr. 44 a ̱ 121 b 194 a ) st. ersta- stabeten (obriguerunt), labeten; opt. gelopt (troj. 157 c ) verdarpte:erstarpte (Wilh. 3, 132 b cass. Reinfr. 156 b ) I. mittelhochdeutsche consonanten insgemein. st. derbete, sterbete. Zwar überzeugt keiner dieser reime, d. h. nichts hindert jedesmahl bt. für pt. zu schreiben und da es inlautende organ. p beinahe nicht gibt, müste pt. in fremden wörtern entscheiden, wie sich wirklich im Tit. enthepter:zepter nachweist, wo schwerlich ein zebter zu vertheidigen stünde. Die besten mir bekannten hss. schwanken, z. b. Parc. 39 b houptman 145 b houbte und gewöhnlich lobte, tobte, ungestabt etc. ct für get zeigt sich fast nur in den schwachen praet. hancte, spraucte etc. f. hengete, spren- gete und zwar in den beweisenden reimen: dancte, wancte (Flore 5 a Parc. 108 b Wilh. 2, 19 1 b ) so daß sich kein hangte, sprangte an die stelle setzen ließe. Außer- dem wird zuweilen gefuocte, genuocte etc. gewöhn- licher gefuogte, genuogte geschrieben, nirgend sicte f. sigete, wie es dann wohl im reim auf blicte stehn könnte, ferner nnr magt, gesagt, klagt, gezogt, vogt etc. Ich wage nicht in allen diesen fällen entw. -bet, get oder pt, ct vorzuschlagen, vielmehr halte ich die praet. starpte, warpte, hancte, sprancte (deren volle endùng -bet, get längst veraltet ist) für ständige, todte formen, deren pt Otfried noch lebendig erkenuen mochte, welcher, obgleich er inlautend stets die med. b. hegt, bei der berührung mit t die ten. vorzog (warpta, zarpta, uapta, kûmpta, giloupta, oben s. 130.) dagegen das analoge kt nicht b-folgend hangta, sprangta setzte. Die spuren beider lautverbindungen im mit- telh. sind daher weder zu verwerfen, noch die ge- wöhnlichen bt, gt danach zu ändern. Einzelne pt. hat sogar das neuh. namentlich haupt (st. haubt) man vgl. oben s. 313. 314. das nord. pt. und unten bei den gutt. über ht . — ε ) gefühlter und allgemein gültig scheint der wiewohl seltne inlaut -ts statt -des ; im Parc. wird durchgehends âbents f. âbendes geschrie- ben (z. b. 67 b 119 b. c. 133 c ) vgl. untƷ (59 b f. undeƷ, unde daƷ) ietswëder, ëtslich, ëtswenne (s. unten beim pron.). Anderwärts freilich lands (67 b ) wo lieber lan- des zu lesen. Der fall eines analogen -ps, -cs würde zumahl bei anlehnungen vorhanden seyn, gewöhnlich findet sich obse, lobse, magse (oben s. 378.) seltner opse, macse geschrieben. 4) Auch im anlaut sind ten. med. asp. geschieden und wiederum macht hier die med. anstand, indem sie von gewissen auslauten des vorhergehenden wortes be- I. mittelhochdeutsche consonanten insgemein. rührt übergänge in die ten. erleidet Der einfluß des auslauts auf den anlaut fleht dem des an- lauts auf den auslaut (wovon eben Ʒ, β . die rede war) ge- genüber; doch mögen beide grundsätze zus. gelten. Dies ist notke- rische regel, der ich oben s. 131. zu voreilig alle an- wendung aufs mittelh. abgesprochen hatte. Sorgfälti- gere betrachtung des s. galler Parc. und des münchner bruchstücks (Docen 2, 111. 112.) lehrt das gegentheil. α ) am deutlichsten beim lippenlaut; auf vocal und liq. folgt die med. vgl. dô bat (40 a ) âne bart (108 b 12 a ) zorne balt (88 b ) ditze bort (46 a ) sîne brust (9 a ) du bist (34 a ) sol brëchen (38 c ) mueƷen bûwen (68 b ) han-boum (46 c ) ein bette (46 a ) er bat (39 c ) der burgære (46 a ) etc. auf die übrigen cons. aber ten. vgl. zwelf prôt (45 c ) quëcprunne (147 c ) niht paƷ (40 a ) niht pûwen (39 b ) wart palt (88 a ) wuestet pürge (47 a ) ganz offenbar zie- hen die auslaute s und ch (vgl. s. 335.) ten. nach sich: des part (108 a ) sus pant (107 b ) pfades pan (67 c ) hal- spërc (62 c 138 a ) ëƷ prach (46 b ) daƷ pin ich (132 b ) daƷ prôt (40 a ) ich pin (6 c 36 c 63 c 78 a 106 c 126 c 131 c 161 a ) durch peiƷen (67 c ) noch paƷ (58 a ) noch prôt (44 c ) mich pat (39 b ) etc. Und im münchn. Parc. sich paƷ (wo s. gall. 39 a sich baƷ) nâher baƷ, ein blôƷ, wære breit. — β ) beim zungenlaut größere unsicherheit, der s. gall. Parc. bietet wohl gar keine übergänge, der münchn. in dem kleinen stück nachstehende: verlôs ten, ërƷ tô, ëƷ ter, unt tës, unt taƷ, ûf tër, wo s. gall. 39 a. b. jedes- mahl med. zeigt; mit ten, mit tiu f. mit den, mit diu auch zuweilen in andern hss. mit ter hant. mit ten armen, (Iw. heidelb. 4446. mit ten) wo man auch inclination mitter hant etc. annehmen könnte (vorhin s. 378.), nur daß sie dann keine inlautende med. son- dern vielmehr assimilierte ten. hervorbringt. Ein an- deres beispiel M. S. 1, 101 a mit trîunge (st. drîunge). Auch kann man die fälle des sich der zweiten pers. anlehnenden dû (bistu, hâstu, mahtu, soltu etc. wor- über mehr bei der conj.) hierher rechnen. — γ ) noch seltner scheint die gutt. med. umzulauten, selbst jenes münchn. bruchstück schreibt parzivâles gër, keines gürtens, turns gupfen, nicht kër, kürtens, kupfen und da sich unten beim kehllaut zeigen wird, daß die ten. im mittelh. gewöhnlich die stelle der strengalth. asp. einnimmt (was sich beim lippen und zungenlaut unanalog verhält) so kann auch nicht wohl k für g I. mittelhochdeutsche consonanten insgemein. stattfinden. Merkwürdige spur des notkerischen ge- brauchs zeigt sich jedoch in der schreibung enkëlten, enkalt (Parc. 88 b 118 a 135 c und sicher öfter, da sie auch Nib. hss. 3392. 3588, [8867 enckëlden] gewähren und das alte münchn. fr. Wilh. 2. 74 b enkultet ir liest) f. engëlten, engalt, welches lediglich aus einem frü- hern ent-këlten, ent-kalt aufzuklären ist (O. int- gëltan, N. aber in-gëlten; nicht unanalog scheint enpfâhen, enpfliehen, enpfinden f. entfinden, entflie- hen, entfâhen; das nähere bei der schwankenden vor- silbe int-, in-) eben so wenig verwundern darf lant- crâve (Nib. 8384. EM) oder burg-crâve (Parc. 10 c ) st. des gewöhnl. burc-grâve; das leichtl. fr. der Nib. liest 1042. 1074. 1079. 1088. und durchgehends hôch- kezît, während es übrigens immer ge setzt (auch hôchgemuot 1150. 1181.) — Aus den belegen erhellt a) daß nur vom umlaut der anlautenden med. in die ten. die rede ist, die ten. selbst aber unverändert be- steht. Da p bloß in fremden wörtern anlautet (pîn, palas, porte Wo ausnahmsweise b statt p anlautet vgl. bischof und bilgerîn (Barl. 18. 114.) aber M. S. 1, 23 b pilgerîn, poye und boye, da gilt med. oder ten, fest, ohne wechsel. We- nigstens stimmt a. Tit. 9. 16. ir brîs, hërre brîs neben anderm prìse gerade nicht zur regel, und das gedicht folgt ihr sonst nicht. , k aber, wie ich eben bemerkte, in die asp. schwankt; wird dieser satz besonders für den zungenlaut wichtig. Neben tohter, tump, tac etc. kann nie ein dohter, dump, dac gelten, wenn schon vocalische oder liq. auslaute vorhergehen; mit andern worten, mittelh. t, das dem goth. d entspricht, lautet nie in d um, wohl aber das dem goth. þ entsprechende d in t Bei N. anders, der alle anlaute b. p. d t. nach dem aus- laut ordnet, also selbst in fremden wörtern bald bîna bald pîna gebraucht. Ihm scheint ten, der wahre laut (oben s. 130.) med. der umlaut; im mittelh. umgekehrt. Mein zweifel s. 158 (note) war unnöthig, da wenigstens die psalmen zwischen dag und tag etc. nach der regel wechseln. . b) eingangs der sätze und zeilen gilt über- all med., nicht wie bei N., ten.; selten verstößt der s. gall. Parc. hiergegen und prât, pillîcher (52 a 97 b ) scheinen fehlerhaft. c) überhaupt mag den schreibern das bewußtseyn der regel fehlen, da neben jenen beispielen, wo die aussprache auf das richtige führte, genug andere widerstrebende vorkommen, theils b I. mittelhochdeutsche consonanten insgemein. für p. daƷ bette (46 c ) des bettes (134 a ) ich bin (9 c 110 c 113 b ) mich batƷ (109 c ) und sonderbar im münchn. fr. nih bûwen st. des s. gall niht pûwen Eigentlich steht bei Docen nih buven; es scheint ein feh- ler in der hs. oder im abdruck. etc. theils p für b, als: ein partohtr (127 a ) einen plâwen (140 a ) sî prâhte (92 a ) niemen pier (48 b ) der prust (1 c ) etc. und so im münchn. fragm. d für t, lieƷ durch, stuont dâ, sprach dër etc. Die vergleichung der ältesten mit- telh. hss. wird weiter führen, anstößige stellen des s. gall. Parc. berichtigte gerade das münchn. bruchstück; nach Beneckes versicherung ist im giess. Iw. der grund- satz nicht zu spüren. Gleichwohl wird man ihn in critischen ausg. der frühsten mittelh. werke zu berück- sichtigen, wo nicht durchzuführen haben. Zus setzun- gen, alt begründete schreibungen oft erhaltend, zei- gen in guten hss. worin sonst durchaus die med. gilt, (andere schwärzen überall p statt b im anlaut ein) gern jene ten.; man vgl. hals-përc, wilt-præte, quëc- prunne, hôch-kezît etc., in hss. die wahrscheinlich boten-brôt, horn- boge etc. lesen. Einzelne zeugnisse für die regel (Nib. leichtl. 1119. unt pouge, Trist. 96 c gewis pin etc. Maria 361. meres piuge, 172 dâvîdis purge 28 alleƷ daƷter etc.) beweisen bei dem übergewicht untreffender fälle weniger; widersinniger wechsel, wie kanvôleiƷ, ganvôleiƷ (Tit. 40. 41.) gar nichts, die rich- tige lesart ist kanvôleis (Parc. 14 c ). 5) über gemination der cons. finde ich zu erinnern α ) sie tritt nie auslautend, nur inlautend ein (wie schon im alth.), ein im allgemeinen unorganischer grundsatz, vermöge welches sich wan (acquisivit) und wan (va- cuus) val (casus) und val (pallidus) swam (natavit) und swam (fungus) war (impedivit) und war (obser- vatio) etc. nachtheilig vermischen. Gleiche aussprache müßen aber die vereinfachten auslaute mit den an sich einfachen gehabt haben, da beide unbedenklich und allerwärts aufeinander reimen, vgl. oben s. 122. Unorg. gemination des inlauts scheint gerade auf unorg. vereinfachung des auslauts gewirkt zu haben; die sprache gewöhnte sich beide fälle nach gleichem maße zu meßen und indem ihr der geminierende in- laut geläufiger wurde, wurde es der einfache auslaut. Es ist schon vorhin s. 378. angemerkt, daß die regel I. mittelhochdeutsche consonanten insgemein. von ausl. ten. und inl. med. analog sey; val, vales verhält sich zu strît, strîtes wie bal, balles zu leit, lei- des; der lab. und kehllaut verstattet die völlige ver- gleichung nicht, weil ihm die inl. ten. abgeht. — β ) den ursprung unorgan. geminationen theils aus einf. consonanz mit folgendem i, theils aus andern ältern cons. verbindungen beurtheile man nach den s. 123. 148. 167. 193. gegebenen grundsätzen. Beispiele unten bei den einzelnen lautreihen, hier faße ich die progression der gem. (st. des ältern einf. cons.) ins auge; zu er- kennen aber ist sie mit sicherheit aus den reimen, weil sie klingende statt der früheren stumpfen zeugt, also genau mit dem vorschreiten des klingreims überhaupt zus. hängt. Zwar heißt es noch stets hamer, kamer (beide stumpf) nicht hammer, kammer, noch stets drum (fragmen) drumen (frangere) etc. aber bereits schwankt es zwischen himel und himmel, vgl. himele: simele (schmiede 551): mimele (memel, livl. chr. 46 b 52 b ) dagegen schimmel: himmel (M. S. 2, 224 b ); sogar imme: stimme (M. S. 1, 29 a ) st. des gewöhnlichen stumpfen ime:nime (troj. 32 b 38 a wo man auch lesen könnte im:nim); zwischen sumer und summ r, letz- ters dem reim auf kummer, welches selbst für kumber steht, zu gefallen (a. Tit. 82. M. S. 1, 55 b 194 a 2, 19 b 103 b ); das beßere sumer würde stumpf auf frumer reimen. Mit immer verhält es sich eigen; aus dem ältern iemer, niemer Oben s. 104. 105. wo vielleicht ia-mêr, nia-mêr zu schrei- ben, aus dem sich später iemer, niemer entwickelt? schreibt N. iemer oder iemêr? noch im reim aufeinander (M. S. 1, 67 b 71 a 189 b 2 4 a troj. 17 c 133 a etc.) scheint sich frühe ein stumpfes imer, nimer (außer reim a. Tit. 76. 79. 107. Parc. 118 c etc.) daraus ein klingendes immer, nim- mer (Parc. 79 c M. S. 2, 134 a 177 b 180 a 219 a : zimmer, timmer st. zimber, timber und Nib. 235. im einschn.) zu entwickeln. Ähnliche übergänge des t in it; bei den guten, älteren dichtern beständig noch site (mos) mite (praep.) riten, liten, geriten. geliten etc. stumpf- reimig; bei spätern zuweilen sitte, mitte, sitten, ge- snitten, erlitten, klingend und auf smitte (fabrica) vgl. M. S. 1, 29 a 2, 47 b 161 b 189 a etc. Seit ritære (mi- les) in riter geschwächt wurde, scheint es meistens ritter zu heißen, im reim: bitter (troj. 27 a M. S. 1, 37 a 2, 166 b ) verschieden von rîter (neuh. reiter,): wîter I. mittelhochdeutsche consonanten insgemein. (Wilh. 1, 107 b ). Diese beispiele belegen hinlänglich die progression der gem.; meistens aber muß sie als reimge- fällige Scheinbarer grund wider den satz, daß der reim am sicher- sten die aussprache lehre. Freilich der regelfeste, häufige reim, nicht der seltene, ausnahmsweise, der auf schrei- bung und aussprache des worts innerhalb der zeile nicht gerade anzuwenden ist. Wenn ein dichter immer : zimmer reimt. lein, hein:bein, so wird er außer dem reim sehr wohl imer und zimber gebrauchen, ja gewiß heim, leim. Aber gap, beleip ständig in und außer reim, es müste denn ein unbetonter vocalanlaut folgen. ausnahme, die einf. consonanz hingegen als regel betrachtet werden. — γ ) jeder gem. muß ein kurzer vocal vorhergehen (oben s. 198.). Bei dieser ge- legenheit einige worte über ff und ƷƷ, die ich s. 133. 149. 169. für unrichtig erklärt habe, im mittelh. aber, der überwiegenden schreibung alter hss. halber, beibe- halte. Die einfachen zeichen f, Ʒ für den aspirierten lippen- und zungenlaut verführten zur gem. nach ana- logie der übrigen wirklich einf. cons., unfolgerecht dazu, weil man ch nicht geminierte. f. Ʒ. ch bilden eine linie, alle drei stehen nach langem sowohl als kurzem voc. und in letzterm fall wirken sie stets po- sition; anders ausgedrückt, auf f. Ʒ. ch. kann nie ein stummes e folgen Freilich auch nicht auf p. k. (wohl aufs parallele t) aber zufällig, weil sie im mittelh. nicht mehr inlauten. . Durch die alth. einführung der asp. an stelle der goth. ten. gieng der sprache eine bedeutende anzahl alter kürzen verloren, wie zumahl die starke conj. bewährt, im goth. grip-un, it-an, bit-un, brik-an waren die ersten silben kurz, im alth. grif-un, ëƷ-an, biƷ-un, brëhh-an wurden sie positionell Dafür auch kein hinreichender ersatz, da die goth. aspi- ratae (welche nun von alth. mediis vertreten werden) in der stark. conj. vor voc. weit seltner auftreten, f. gar nicht, nur þ in quiþan, viþan, sneiþan etc. Die wahrnehmung kann weiter führen. . Man darf vielleicht ein nachgefühl der alten ungehemmten kürze auf die anwendung der gem. in griff-en, ëƷƷ-en, biƷƷ-en einwirkend zu- geben; das princip der gem. mahnte an bestimmt kurzen vocal, die position war aus der silbe nicht zu entfernen, d. h. biƷƷen:wiƷƷen, waƷƷer:laƷƷer, aƷƷer (f. aƷ ër) reimen nicht klingender als biƷen: wiƷen, waƷer:aƷer und die inclination fordert nicht einmahl äußerliche gem. (oben s. 371.) da bater (bat B b I. mittelhochdeutsche consonanten. liquidae. ër):vater stumpf reimt. Der (s. 376.) angeführte in- reim haƷ-ent: baƷ spricht sogar für die schreibung des einf. zeichens. (L. M. N. R.) liquidae. Beim l zu merken, daß es in sehr seltnen fällen r vertritt und durch n vertreten wird (oben s. 122.). Jenes in kilche bei Walther, Nith. (1, 103 a 105 b 2, 72 b ) Amur 50; alle hss. der Nib. und Maria 84. 101. 210. haben chirche. Wechsel zwischen l und n findet sich in knobelouch (Barl. 265.) alth. chlobilouch und enelende f. ellende (cod. pal. 361. 6 8 b 69 c etc.) alth. elilendi. Neben ode, oder, sehr häufig alde (oben s. 123.) zwischen l und r nur in ei- nig n ableitungsendungen abwechselung, z. b. pfellel, pfeller, vgl. friedel:lieder (M. S. 2, 78 b ). — Der auslaut m hat sich nicht nur längst in allen flexionen (die dat. sg. ausgenommen) zu n geschwächt, er thut es jetzt auch oft in wurzeln bei Walther, Rud. Strick. Conrad etc. vgl. hein, ohein : bein, ein, schein etc. (M. S. 1, 105 a Karl 14 b 39 b troj. 112 a 115 c Frig. 21 b Nib. nur 4020 c ) ruon : tuon (Bit. 62 b ) lein :stein (Barl. 318.) lan :kan, arn :gevarn (Reinfr. 16 a 2 d etc.) kan, nan :han, an (Boner 8. 26.) nichts dergl. bei Veld. Herb. Wolfr. Hartm. Wirnt., Gotfr. etc. Doch gilt auch jenen u nur als ausnahme im reim d. h. theils reimen die ächten m daneben, theils stehen diese außer dem reim, es sey denn, daß gewisse zusam- mensetzungen (die nach s. 379. keinen inlaut erzielen) ein solches n zeigen, vgl. heinlich, heinrich, heinmuot heinmuete (die ganze form misgebriff statt heimœte alth. heimôdi, vgl s. 59. über ô und uo). Inlautend wird das unorg. n wieder zu m, lein, leimes (nie leines) Einzelne durchgreifende übergänge des m in n abgerech- net, wie sliune (acceleratio) sliunic (oeler) st. des alth. sliumî. und nur die späteren Reinfr, Boner, etc. gestatten es sich vor t, vgl. nint, kunt :sint, stunt; den althergebrachten reim künic: frünic (Wilh. 2, 21 b Wigal. 16. Wigam. 26 b ) rechne ich nicht dahin, vgl. Maria 186. Rother (mehrmahls) Ben. z. Wig. p. 438. übrigens auch Nib. 507. frum:sun; man schreibe also frümic, wie Bit. 94 a 130 b grîmen:schî- nen, heime:eine. Es ist unleugbar, daß jene aus- lautenden n der ausl. ten. st. med. und der einf. cons. st. der gem. parallel stehen, d. h. theoretisch; nicht ganz practisch, weil beide letztere fälle als regel durchgreifen, I. mittelhochdeutsche consonanten liquidae. der auslaut n aber als bloß ausnahmsweiser versuch dasteht, der, so begründet er gewesen ist, in der sprache nicht durchdrang. Im neuh. hat sich der org. auslaut aller dreier fälle wiederhergestellt, es heißt aus gleichem grunde gab, schwamm, heim, nimmer gap, schwam, hein. Diese gleichheit und ungleichheit der drei fälle beweist mir ihre unorganische natur. Anßerdem fol- gere ich: m ist ein lebendigerer, f inerer laut, als n, wie die med. feiner sind als die tenues; die verwand- lung des m in n kann man zwar schwächung zugleich auch vergröberung nennen. — Inlautend fällt n selten, doch zuweilen fort, namentlich wird aus sint (postea) und përmint mit verlängertem i sît, përmît; einige brauchen sint und sît, andere nur eins von beiden, hänfig ist sint Nib. klage, Bit. Gndr. etc. Allgemein gelten honec und künic, künigîn, küniginne st. der alth. chu- ning, chuninginna; dagegen pfenninc (nicht pfennic). Die merkwürdige apocope des n vom inf. ist thüringisch (s. das mittelniederd.) nicht rein mittelh., wohl aber die unterdrückung des n bei inclin. wir. Davon, so wie von einschaltung des n in die II. pl. (nëment f. nëmet) bei der conjug. — Vom schwankenden verhältniß zwischen s und r in der stark. conj. vgl. oben 343 und unten beim s. Einige partikeln apocopieren r; all- gemein dâ (ibi) wâ (ubi) hie (hîc) sâ (illico) alth. dar, huar, hiar, sâr [man unterscheide dar, illuc, war, quorsum, hër, huc; alth. dara, huara, hëra]; mê (magis) nur gewöhnlich, Wolfr. und andere ältere gebrauchen noch mêr. In der zus. setzung ist das r oft erhalten, vgl. dar-umbe, dar- inne, hier-inne etc. bei dar- sind noch untersuchungen nöthig, ob es in einzelnen fällen dâ oder dar bedeutet, z. b. dar-zuo ist offenbar das alth. thara-zua, dar-an (ibidem) das alth. thar-ana Füglistallers ausg. wird auch die unsicherheit über N. dara und dâr heben, vgl. dial. p.28. dara fure und dâr-ana (oben s. 87.) . — Die silbe er wird (im s. galler Parc., seltner in andern hss.) bisweilen zu re verkehrt, wenn im anrührenden unbetonten auslaut vo- cal oder n und r vorherstehen, an welche sich die fol- gende partikel anlehnt. vgl. dorebeiƷte (125 c 131 b ) al- hirechorn (139 a ) sirechanten (187 a ) direbeiƷten (188 c ) unrechant (149 a ) wirreslagen (139 a ) errehôrte (145 a ) der- rehôrte (46 c ) ërresach (39 a ) errechant (126 a ) errebeiƷte (52 b ) etc. st. dô erbeiƷte, sì erchanden, alhie erchorn, B b 2 I. mittelhochdeutsche consonanten. liquidae. unerchant, wir erslagen etc. Analog ist die umkehrung des en in ne , vgl. donewas st. dô enwas und die kür- zung der ie, î, ô in i, o (oben s. 372.). Geht die an- lehnung nicht an, z. b. lehnt sich das vorstehende wort selbst schon an ein früheres, so ist die umkehrung un- zuläßig, vgl. dener erwarp; dô reiter, er newiste (Parc. 108 a ). In decl. flexionen wird eine ähnliche umsetzung des er und en nachgewiesen werden, anderre f. anderer, vanne f. vanen etc. — Ausgeworfen wird r vor l in wëlt (:gëlt Barl. 96. 130. M. S. 1, 157 a etc.) ältere (Wolfr. Wirnt etc.) gebrauchen noch durchgängig wërlt (:ge- bërlt M. S. 2. 233 a Lohengr. 84. 191.); über went f. wel- lent unten bei der anomalen conj. Noch härtern ausstoß des wurzelhaften m erlaubt sich der dichter Reinfrieds, welcher oft nën:gën (nëmen, gëben): dën (eum) und kon (komen):von reimt; dergl. sonst höchst selten, das vorhin aus den Nib. angeführte frun (frumen) : sun ab- gerechnet. — Auf einen gegensatz des m und n zum l und r (insofern diese liq. geminieren oder noch andere cons. auf sie folgen) hätte ich schon beim alth. weisen sollen; nämlich alsdann erhält sich vor m und n das alte u und i, nicht so vor l und r, das heißt es gibt in deut- schen Selbst fremde verwandeln ihr ë und o in solchem fall gern (nicht überall oder bei allen) in i und u, vgl. gimme, fundâmint, përmint, sëtmunt (fiebengebürge Trift. 88 b gl. herrad. 180 a sëptimunt) roymunt (Wig. 141.) münze mo- neta) etc. wörtern keine -omm, -onn, -omp, -ont, -ëmm, -ënn, -ëmp, -ënt etc. sondern nur -umm, -unn, -ump, -unt, -imm, -inn, -imp, -int etc.; wohl aber gibt es -orr, -orn, -ërr, -ërn etc. neben -urr, -irr etc. Vor einfachen m und n drängt sich das o und ë gleichfalls ein. liquide geminationen . (LL) organisch, wenigstens alt, zum theil noch dunkel scheinen: all (omne) galle (bilis) vallen (cadere) wallen (fervere) Über die nothwendige vereinfachung des l. im praet. viel, wiel, vielen bei der conjug. kallen (garrire) prallen (vibrari) schallen (intonare) bal, balles (pila) balle (musculus pollicis) stal, stalles (stabulum) gëlle (pellex, aemula) bewëllen (maculare) schëllen (tonare) hëllen (sonare) gëllen (clamare) swëllen (tumere) bëllen (latrare) drëllen u. a. dergl. starke verba; snël, snëlles, vël, vëlles (cutis) villen (cutem caedere) stillen (pacare) billen I. mittelhochdeutsche consonanten. liquidae. (sculpere) Hatte wohl früher einfaches l, wie das abgeleitete bilde, alth. piladi, pilâdi (sculptura) zeigt; da aber im nord, bilæti gilt, so wäre eine noch ältere ursorm pîlan, peil, pilun (caedere) möglich, die zugleich bîl (actus caedendi) erläuterte. grille (grillus) knolle (globus) wolle (lana) vol, volles (plenus) hirn-bolle (cranium) troll (daemon) n. ähnl. (oben s. 335.) Unorganisch sind 1) aus li entsprungen: ellen (robur) helle (tartarus) geselle (consors) stellen (po- nere) wille (voluntas) welle (velim) hüllen (tegere) etc. 2) aus ld erweislich nôt-gestalle (amicus, necessarius) dessen pl. auf gallen, allen, vallen reimt (Parc. 112 b Frig. 22 b fr. belli 31 b ) bei Conrad aber (schwanr. 685.) nôt-gestalden:balden lautet (wurzel das goth. staldan, genauer folglich im mittelh. nôtgestalten). Recht merk- würdig, weil schon im alth. nôtigistallo, nôtstallo (O. IV. 16, 8. und Ludw. lied) gilt. Für nâlde, nolde (acus) könnte zwar nolle eintreten, wenn nicht statt jenes selbst das org. nâdel Oben s. 340. zuzufügen: nâdel, zâdel (penuria) tâdel (labes) lauter Titurelsreime. gemeinmittelh. form wäre. 3) zu wal, walles vgl. das goth. waddjus und lat. vallum. — (MM) organisch: klimmen (scandere) limmen, brimmen (ru- gire) krimmen (ungulis rapere) swimmen (natare) stam, stammes (stipes) hamme (suffrago). Nachzuweisen der entsprung 1) aus mb (mp) in wamme (venter) lam, lam- mes (agnus) kam, kammes (pecten) krum, krummes, timmer (obscurus) zimmer (structura) klemmen (premere) kummer (dolor) imme (examen apium); einzelne schwan- ken, bei ältern dichtern steht gewöhnlich lamp-bes, swamp-bes, krump-bes, kumber, timber, zimber und auch bei den spätern noch tump-bes, stump-bes, umbe etc. Früh aber schon wamme, kaum wambe. Für ambet (alth. ambaht): verchlambet (a. Tit. 8.) gilt später theils ampt, theils amt (:schamt, samt, zamt. M. S. 2, 148 b 176 a und so Conr. Rudolf [Barl. 383. 384.] etc.). Für sumber (tympanum) habe ich nie summer gefunden. 2) aus mn (nämlich m-n) stimme (vox) goth. stibna, alth.? stima- na, stimna, stimpna (vgl. das sächs. hëbhan mit himil oder das alth. hraban mit sächs. hrämn N. ram, rammes und dem östr. ramm. Aehnlich sammen (im Tit.) aus samnen, verdammen aus damnen, im 12. jahrh. noch sampnon:dampnon Tadelnswerth die assim. mm aus n-m, als ummuot, um- muoƷe Nib. 2266, 3500 etc. . 3) aus einf. m:grim, grimmes I. mittelhochdeutsche consonanten. liquidae. (schon alth. überall mit mm) nord. grimr; vgl. gris- grammen:enpflammen (troj. 92 c ) aber erst im 13. jahrh. entwickeln sich die vorhin s. 384. angeführten immer, himmel etc. 4) fremde wörter: amme, flamme, gimme, summe etc. — (NN) alt und organisch sind: die starken verba brinnen, spinnen. gewinnen etc. spannen, bannen (doch mit einf. werdendem n des praet., wie vorhin bei vallen. wallen) tanne (abies) tan, tannes (silva) man, mannes (vir) kinne (mentum) zinne (pinna) tinne (tem- pus cap.) minne (amor) inne, brunne (fons) sunne (sol) dünne (tenuis) tenne (area) trünne (agmen) spünne (uber) etc. einige darunter dunkel; wanne wohl das fremde vannus, auch pfanne (patella) obgleich alt, un- deutsch? Unorganisch 1) aus ni :henne (gallina) brünne (lorica) künne (genus); vielleicht auch obige spünne, trünne. 2) aus mn (m-n) nennen (goth. namnjan, alth. nemnjen, nennjen, nennen, aber noch chinamno l. 351. mittelh. genanne und genenne; ebenwohl wie vorhin mm. aus mn. hätte die form nemmen erwachsen kön- nen und ist wirklich in einigen alth. quellen vorhanden. 3) aus nt, nd ; nämlich pfenninc, das im alth. zwischen pfentinc (gl. hrab) phending (T. 126.) phenning gl. mons. und T. 138.) und pending, penthing (O. III. 14, 182.) schwankt; vielleicht kanne aus cantharus? — (RR) organisch in den starken verbis wërren (impedire) kër- ren (grunnire) etc. in den ableitungen sperren (claudere) zerren (distrahere) lerren (vexare) geschirre (supellex) auch wohl in narre (stultus) snarren (strepere) garren (Vriberg 38 b ) barre (repagulum) snurren (sonum tremu- lum edere) storre (truncus, Georg 15 b Wig. 215.) nähere aufklärungen vorbehaltlich. Unorganisch 1) aus rs , als irre (erroneus) dürre (torridus). 2) aus rn , vërre (pro- cul) woneben sehr selten vërne (:gërne M. S. 1, 53 b ) Flore 27 c M. S. 2, 106 a vërne:gërue ist was anders, (Flore vërre:hërre, wërre das. 4 a 27 b 30 c etc.) nämlich nuper, anno praeterito, gegensatz von hiure und steht für vër- rene alth. sërrana; sonst auch vërnent, vërnet (M. S. 1, 59 b 2, 230 b ) und vërt (Trist. 85 c M. S. 1, 158 a 166 a ) der organismus dieser allmählig verdunkelten formen wird in der abhandlung von den correlativpartikeln klar werden, wie sich dannen zu dort (tharot) verhält, so vërt zu vër- ren; vërt ist das goth. faírraþrô, vërre aber faírra. hingegen allgemein stërne (stella), die schreibung stërre ist nicht rein mittelh. sondern der mundart O. und T. entsprechend, welche stërro sagt; strengalth. stërno (N. I. mittelhochdeutsche consonanten. liquidae. gl. mons. etc.) alts. stërro, angels. stëorra; nord. und goth. stiarna, staírnô. Auf alle solche gegensätze ver- dient für die geschichte der dialecte sehr geachtet zu werden. Verwandt möchte aber virne (remotum? vetus) mit vërre seyn, obwohl goth. bereits faírni von fairra unterschieden wird. 3) aus einf. r. harren (attendere) starren (oculos figere) scharren (radere) fofern das nord. stara, hara, skara dafür beweises genug ist, für türren das goth. daúran. 4) durch syncope hërre aus hêriro, mërre aus mêriro (Trist. 10 c Flore 55 a. c ). 5) fremde wörter: pfarre, mirre, karre, pforre (porrum) etc. — labialverbindungen , hier anders geordnet als s. 124. 125. a) die der liq. mit liq. sind unbedenklich; LM. halm (culmus) galm und gëlm (sonitus) qualm (nex) walm (fervor) hëlm (cassis) melm (pulvis) schëlme (pestis) kein -ilm, -olm, -ulm. LN häufig aber stets unorga- nisch, durch syncope des stummen e verursacht, vgl. maln, zaln, weln, hëln etc. von RL. gilt dasselbe, es findet sich nur in den eigennamen arl, karl und in përle, das im Tit. auf stërle (stellula) reimt. — RM. arm (bra- chium, pauper) barm (sinus) warm (calidus) harm (do- lor) harm (mustela) darm (viscus) swarm (examen) varm (filix) marmels (sopor troj. 79 a ) schërm (tutela) schirmen (tueri) gehirmen (quiescere) tirmen (im Tit. determinare) sturm (procella) wurm (vermis) murm, murmer (mur- mur), kein deutsches -orm. RN. barn (infans) garn (fi- lum) arnen (remunerari) warnen (advertere) gërne (li- benter) stërne (stella) kërne (nucleus) lërnen (discere) schërnen (illudere) hirne (cerebrum) stirne (frons) virne (vetus) enkirnen (enucleare) dorn (spina) horn (cornu) zorn (ira) korn (granum); außerdem viele, gleich dem ln, aus syncope entsprungene, als varn, sparn, bern, bërn, geborn etc. Vom übergang des rn in rr bei die- sem. — b) steht liq. vor lab. ling. gutt.; so macht das verhältniß der ten. und med. bedenken. Nämlich nach der regel s. 377. ist auslautend nur ten. zuläßig, die dop- pelter art, bald organisch, d. h. auch im inlaut blei- bend, bald unorganisch, d. h. inlautend in die med. rückkehrend seyn wird. Hiernach gibt es also auslau- tend nur lp. lt. lc. rp. rt. rc. mp. (kein mt. mc.) (kein np) nt. nc und nie ein lb. ld. lg etc., das steht fest, die be- lege ergeben sich aus den inlauten, man verwandle nur jede liq. mit med. in auslautende liq mit ten. Die in- laute für den lab. und gutt. laut bestimmen sich leicht, I. mittelhochdeutsche consonanten. liquidae. es sind folgende: lb. rb. mb [kein lp. rp. mp Gampilûn (Parc. 92 c 139 a Roquef. v. gambaison) gampel (Parc. 99 a 126 c ) gimpel, gempel, wempel (M. S. 2, 80 b ) cumpanie etc. sind fremde wörter. Noch etwas anders ist das p. welches sich zuweilen iulautend nach m und vor t. der flexionsendung entwickelt, z. b. goumpten st. goum- ten (Gudr. 2920. 5436. 6094. gaumbten geschrieben) der alth. mundart gemäß (oben s. 126. note) aber nicht gemein- mittelh. , weil p. nicht inlautet] lg. rg. ng. lk. rk. nk (k und c sind von gleicher bedeutung, letzteres schreibe ich aber aus-, ersteres inlautend). Belege. LB. salben (ungere) halben (dimidium) alben (alpibus) kalbes (vituli) elbe (albis) elbeƷ (cignus) gewelbe (camera) sëlben (ipsum) kein -ilb -olb -ulb. RB. darben (egere) garbe (manipulus) erbe (heres) biderbe (integer) schërbe (fragmen) wërben. verdërben. stërben. zirben (volutare) korbe (corbi) sur- ben (n. gentis) MB. vorhin s. 389. bei mm. angeführt. LG. balge (folle) walgen (volutari) bëlgen (irasci) folgen (inquinare) volgen (sequi). RG. argen (ignavum) kargen (avarum) zarge (sepimentum) bërgen (tueri) twërgen (nanis) morgen (mane) sorge (cura) worgen (premi) borgen (fide- jubere) burgen (urbibus); Wolframs nur im auslaut vor- kommendes kurc (manifestus st. küric acc. kurgen?) be- ruht auf syncope; dunkel ist mir frîmurc (Wilh. 1, 136 a ) lurc (M. S. 2, 199 b ) könnte aber wie kurc f. lüric stehen oder gehörts zu lërc (sinister)? Über verge, scherge un- ten beim j. NG. ange (anguste) lange (longe) strange (fortiter) gange (eat) hange (pendeat) bangen (angi) slange (serpens) ange (cardo) angel (hamus) zange (for- ceps) wange (maxilla) sange (manipulus) mange (ma- china bell.) mangel (penuria) spange (fibula) mengen (miscere) pfrengen (arctare) dringen. singen. sprin- gen. lingen. twingen. bringen. ringen. dingen. ginge (desiderium) vinsterlingen (adv.) vinger (digitus) rin- ger (levior) jungen (juvenem) zunge (lingua) stunge (incitamentum) lunger (celer) hunger (fames) tunge (gra- viter); kein ëng, ong. LK. balke (trabs) kalkes (calcis) falke (falco) schalke (ministro) walken (verberare) mël- ken (mulgere) folke (genti) tolke (interpres) wolken (nubes) molken (serum). RK. arke (cista) sarkes (sar- cophagi) barke (cymba) starken (fortem) verterken (obscurare) merken (observare) wërke (opere) lërken (si- nistrum). NK. danken (gr. agere) wanken (titubare) van- I. mittelhochdeutsche consonanten. liquidae. ken (scintillis) kranken (aegrotum) franken (franci) blan- ken (albis) lanke (latus) anker (anchora) enkel (talus) schenkel (poples) benke (scamna) schenken (donare) ge- lenke (articulus) trinken. hinken. sinken. winken. pin- ken (scintillare kolocz 278.) rinke (fibula) vinke (frin- gilla) vlinke (squamula aeris splendentis) zinke (dens, cornu) tunke (abysso) unke (serpenti) dünken (videri) dunkel (obsc.) karfunkel. kunkel (colus). — Schwierig- keit entspringt bei dem zungenlaut; nach der theorie sollte, den auslaut t sowohl für das goth. d als für þ zugegeben, in jenem fall der mittelh. inlaut t bleiben, in diesem zur med. d werden, es folglich heißen alter (alds) herte (hardus) ente (andeis) und balder (audax) wërder (vaírþs) finden (finþan). Allein die mittelh. mundart vermag nicht, was schon die alth. nicht mehr vermochte (vgl. s. 160.); den zweiten theil der regel be- achtet sie genan und schreibt niemahls balter, wërter, finten, hingegen drängen sich häufig inlautende unorg. d. statt t nach l. ein, schreibung und reime schwanken zwischen ld. lt; rd und rt unterscheiden sich in der re- gel fortdauernd; nach n hat sich d entschieden festge- setzt, es gilt in deutscher labialverbindung fast kein inlaut nt Wohlverstanden 1) in deutschen wörtern, fremde können ihr nt behalten, als prêsënte, fundâmënte. 2) in wirkli- chen verbindungen; berührt durch syncope ein t das n, so schwankts zwischen nt und nd (hiervon noch unten beim ling, laut). , Das nähere werden die belege geben; übri- gens vgl. man das angels. ld für ld und lþ (s. 252.) so wie das nord. rd für rd und rþ (s. 315.). LD. LT. α ) or- ganische ld , wofür nie lt : nâlde, (acus), nâlden: sâlden Herb. 44 b gl. jun. 291., gewöhulich nâdel, streng- alth. nâdala, bei T. 106. nâlda) balde (mox) walde (silva) halde (proclivitas) vëlde (campo) gevilde. mëlden (prodere) wilde (silvestris) golde (auro) tolde (cacumen arb.) holden (carum) solde (stipendio) dulde (festivitatis) hulde (favor) schulde (debita) dulden (pati); keine wahre verbindung ist in bilde (imago) helde (heroes) bevilde (sepultura) etc. aber auch in ihnen ld. nothwendig. β ) org. lt , abwechselnd mit unorg. ld : alten (senescere) erkalten (frigescere) halten. schalten. walten. valten. spalten. spëlte (tabula) zwispilten (duplicare) gëlten. schëlten. sëlten. schilte (clypeo) milte (largus) molte (terra). Das ausnahmsweise ld belegen folgende reime I. mittelhochdeutsche consonanten. liquidae. alde:balde, walde (Wilh. 2. 72 b 182 b ) gewalde:balde (M. S. 2, 37 b ) nôtgestalden:balden (schwanr. 685.) walde:walde (Ben. 86.) schëlden:mëlden (M. S. 1, 136 a ) schëlde:vëlde (Herb. 90 d ) schilde:wilde (M. S. 2, 29 b 37 b ) milde:bilde etc. ja gute hss. setzen außer dem reim überall schilde, schil- des (Parc. 50 a 52 a a. Tit. 79.) im reim schilte:bevilte (Parc. 51 c Wilh. 2, 41 a Wig. 209.) anßer reim häufig aldeste (senior) neben elter und alter (aetas) Parc. 2 a. b mildecheit (Parc. 3 a ) etc. Den weibl. eigennamen auf -hilt gebührte inlau- tend ein lt, sie pflegen aber ld zu haben. (RD) wofür nie rt: werdes (insulae) ërde (terra) wërde (fiat) wër- den (dignum) wirde (dignitas) orden (ordo) morden (oc- cidere) norden (a septentr.) hordes (thesauri) bürde (onus). (RT) arten (indolem assumere) garte (hortus) harte (duriter) bartes (barbae) warten (curare) zarten (demulcere) marter (cruciatus) verte (itineris) gerte (virga) scherten (incisuram fac.) swërte (gladio) hirtes (custodis) wirtes (cauponis) orte (cuspide) worte (verbo) pforte (porta) hurte (ictu) furte (vado) geburte (genere) gürten (cingere). In rd. schwankt art, artes (indoles) wofür die besten hss art, ardes, arde; im reim kommts mit rd. nicht vor, weil kein gegenreim da ist. (ND) ande (inimicus) hande (manuum) landes (terrae) pfandes (pig- noris) rande (margine) sande (arenâ) schande (confusio) zanden (dentibus) enblanden. ander. glander (ardens) genenden (audere) menden (gaudere) ende (finis) senden (mittere) wenden (vertere) olbenden (camelis) swinde (fortiter) gesinde (famulitium) kinde (infanti) hinde (cerva) linde (molliter) linde (tilia) winde (vento) rinde (cortex) vinden. winden. binden. slinden. hinder (retro) sinder (scoria M. S. 1, 184 b angels. sindor, engl. cinder) hunde (cani) grunde (fundamento) stunde (horâ) sunde (peccatum) urkunde (testis) unde (infra) unde (unda) wunde (vulnus) munde (ore) munder (alacer) wunder (miraculum) besunder (seorsim) schünden (incitare) kün- den (not. facere) zünden (incendere) etc. weder ënde noch onde. Alle diese nd. sind theils org. theils unor- ganisch. Um einige nd steht es ganz besonders; ich habe oben s. 154. unter den spuren des verbliebenen org. t. die wörter wintar (hiems) und mantal (pallium) über- sehen, das goth. vintrus, sächs. vinter, mentel, nord. vëtur, möttul lehren, daß im alth. die formen winzar, manzal consequent (und dem phlanze sächs. plante etc. analog) gewesen wären, durchgängig aber heißt es win- tar. Auch im mittelh. ist nun an kein winzer, manzel I. mittelhochdeutsche consonanten. liquidae. zu denken, die besten hss. schreiben nt und den älte- sten dichtern taugen beide wörter zu keinem reim (aus mangel an gegenreim). Allmählig aber ändert man auch diese inlaute nt in nd und reimt winder:hinder, linder, swinder (Georg 31 b 33 b 54 b Ben. 161. M. S. 1, 83 b 192 b 2, 72 a 84 b ) mandel:wandel, gemandelt:wandelt (M. S. 214 a 225 a ). Außer reim steht Nib. 3018. a. Tit. 82. winder geschrieben. — c) verbindungen mit spiranten und asp. LW. RW. keine wahre verbindung, sondern l-w, r-w, kommt nur inlautend vor, z. b. swalwe, valwe, varwe etc. LS. hals (collum) gelse (meisterg. 11 b laqueus?) vels (rupes, aus felis) bilse (hyoscyamus aus bilisa). MS. bims, (pumex, also bimis) sims (prominen- tia) trims (?H. Damen 66 a ). NS. gans (anser) vlans (rostrum) grans (prora) pansen, ransen (Wilh. 2, 30 a ) vlins (silex) zins (census) linse (lens) dinsen (trahere) uns (nobis) runs (cursus). RS. fërsen (calx) kirse (cera- sum) birse (ancilla? fragm. 42 b ) wirs (pejus) ors (equus) türse (gigas). LH. RH. nur inlautend, wird ausl. zu lch. rch; beispiele malhe (pera) walhe (itali) befëlhen (commendare) ëlhen (alcibus) zwilhen, drilhen (du-triplicare) bedol- hen (Lohengr. 62.); vërhes (vitae) twërhen (transversum) vorhte (timor) worhte (texebat) furhen (sulcis); sämt- liche lh. rh. beruhen auf syncope (alth. malaha — furi- hum). LF. LV, zweierlei, theils in- und auslautend lf. hëlfen (juvare) gëlf (superbia) wëlfe (catuli); theils ausl. lf, inl. lv. zwelf, zwelve, einlef, einleve, wolf, wolves (lupus) colve (clava) pulver (pulvis). MPF. st. des ältern mf, mph; kampf (pugna) tampf (vapor) stempfen (tundere) krempfen (contrahere) gelimpfen (convenire) schimpf (jocus) rimpfen (ringi) strumpf (tibiale) stumpf (truncus). NF. NV. ebenso theils in- und ausl. als hanf, hanfes (cannabis) theils inl. nv, als fünve (quinque). RF. (kein rv) in- und ausl. wërfen, warf. scharf (acer) harfe (harpa) dorf (villa) bedürfen, bedarf, schürfen (excudere); einige setzen pf in scharpf etc. (vgl. die labiales). LZ. salz (sal) smalz (butyrum) halz (claudus) valz (lamina) walzen (volutari) hëlze (capulus) këlzen (superbire? M. S. 2, 58 a ) milze (splen) vilz (pan- nus coactilie) stolz (superbus) holz (lignum) bolz (sa- gitta) kolzen (caligae, alth. kâlizjun K. 51 b ). NZ. ganz (integer) tanz (chorea) kranz (corona) glanz (splendens) schranz (fissura) swanz (cauda) pflanze (planta) schanze (chance) lanze (lance) kanz-wagen (genus vehiculi, Frisch s. v.) minze (mentha) sprinze, glinzen (Georg 35 b ) I. mittelhochdeutsche consonanten. liquidae. zinzel (M. S. 2, 80 a ) münze (moneta) unz (usque) lunze (leaena) trunzûn (frustum). RZ. swarz (niger) harz (resina) snarz (emunctorium, meisterg. 2 a ) mërze (martius) kërze (candela) hërze (cor) smërze (dolor) ërz (aes) lërze (sinistra) stërzen (fallere) hirz (eervus) wirz (aroma) kurz (brevis) wurz (herba) stürzen (praecipitari) schürzen (accingere) lürzen (adulari). LCH. RCH. (kein nch) der ausl. des vorhinangeführten inl. lh. rh, also walch (italus) ëlch, schëlch (Nib. 3762.) befilch (commenda) march (equus) storch (ciconia) vërch, furch, durch (praep.) etc. Die wahre asp. steht nicht hinter l und r, ausnahmsweise aber statt der ten. z. b. schalch, starch f. schalc, starc selbst in reimen (s. unten gutt.) — d) verbindungen dreier consonanzen. NFT. st. des älteren mft: sanfte (suaviter) ranft (labrum) zunft (congregatio) kunst (ad- ventus) sigenunft (victoria) vünfte (quintus). LST. gël- ster (veneficium) âgelster (pica). NST. gænsterlîn (scintilla) vinster. gelinster (Lohengr. 55.) kunst. brunst. runst. ver- nunst. gespunst. verbunst. RST. ërst, hërst st. êrest, hêrest. virst (culmen) vorst (silva) borst (seta) worst (tricae. troj. 2 a ) getorste (audebat) durst (sitis) hurst (nemus) fürste (prin- ceps) wurst (farcimen) bürste (pecten setaceus). (P. B. F. V. W.) labiales. Für ten. und med. reichen die allgemeinen regeln aus (über auswerfung des b unten in der schlußbem.); bei darstellung der asp. zeigen sich dieselben schwierig- keiten, wie im alth., die ganze lautreihe ist verschoben. Nämlich unerachtet das goth. oder sächs. p consequent in die asp. übertritt (wie t in z) so wird das org. b nicht überall zu p (wie doch d zu t), sondern p hat fast nur im auslaut statt und b bleibt an- und inlautend. Folglich kann nun b nicht, wie es sollte (und wie d das goth. þ vertritt) die goth. asp. vertreten und hier bleibt wieder die asp. stehen. Es muß daher zweierlei asp. geben. 1) die erste, der goth. ten. begegnende asp. ist bald ph bald f und ph scheint gänzlich in das triphthongische pf (pph) übergegangen. Zwar schreiben alte hss. wie der s. galler Parc. ph vermischt mit pf, ohne zweifel aber gebührt auch jenem die aussprache dieses, da kein f für ph mehr geschrieben wird. Man merke nun a) anlautend steht immer pf, also (nach s. 55. 212. I. mittelhochdeutsche consonanten. labiales. 247.) beinahe nur in ursprünglich fremden längst über- gegangenen wörtern, als pfaffe (papa) pfalenze (pallan- tia) pfàwe (pavo) pfelle (pallium) pfëterære (petraria) pflanze (planta) pfîlære (pilarius) pfingesten (pentecoste) pfunt (pondus) u. a. m. Es gibt einige, deren fremd- heit bezweifelt werden kann, wenigstens unansgemacht scheint, immer aber erregt auch ihre deutschheit be- denken, pfeite hieß freilich schon dem Gothen páida, dem Sachsen pêda, aber wo wäre die deutsche wur- zel? bloß das schw. verbum enpfëtten (st. enpfeiten) exuere leitet sich daher; das wort ist finnisch, lusle- nius pag. 254. hat paita subucula linea, paidotan sub. prospicio etc. pfat , pfades (trames) bei O. pad. pa- des, sächs. pädh scheint mir das gr. πάτος und nicht von deutscher verwandter wurzel, weil diese der ana- logie zufolge im sächs. mit f, im hochd mit v anlau- ten würde (vgl. ποῦς mit fôt, vuoƷ); pfîl (telum) mag das lat. pilum seyn, wiewohl es sagitta bedeutet, entscheidend wird hier, daß es weder die alth. noch sächs. sprache kennen, denen dafür strâla, stræl gilt; sehr leicht verwechselten sich die begriffe wurfspieß und pfeil. Merkwürdig wenn pflëgen undeutsch wäre, da dies wort starke conj. hat; ich werde unten dar- thun, daß diese zwar fürs mittelh. unbedenklich, fürs alth. höchst zweifelhaft sey und weder im nord. noch sächs. gelte im goth. fehlt das ganze wort, so wie pfliht , das vielleicht mit pflëgen gar nicht verwandt ist. Auf die fremdheit von pfluoc (aratrum) angels. plôg, nord. plôgr führt, daß im goth. nicht dies wort, sondern hôha steht. Über pfage (equus) beim mittelniederd. Ich wüste kein mit pf anlautendes wort, an dem nicht ähnliche verdachtsgründe hafteten oder das nicht of- fenbar fremd wäre. In einigen fremden hat die alte ten. fortgedauert (z. b. pîn, dolor) in einigen sich sogar in med gewandelt: bischof, bir (pirum) bilgerîn etc. Neu übergehende fremde wörter behal- ten die fremde ten. bei, z. b. palas, përmint, plân, prueven, pûneiƷ, porte und viel ähnliche; erst später gewinnen noch einige darunter aspiration, vgl. das neuh. pforte, ein beweis, daß sie der sprache immer vertrauter werden. — b) in- und auslautend steht pf nur in gewissen fällen, nämlich α ) durchaus nach m, belege vorhin s. 395. aber auch außer der eigentlichen labialverbindung, z. b. im fremden schumpfentiure (sconfittura) schampfanzûn, ampflîse. β ) nach n bloß I. mittelhochdeutsche consonanten. labiales. in der zus. setzung des en- (für ent-) in enpfàhen, enpfinden, enpflëhten, enpfliehen, enpfueren u. ähn- lichen. Da den einfachen wörtern die zweite asp. gebührt (vâhen, vinden, vlëhten, vueren) so ist hier die merkwürdige spur eines wechsels der anlaute v und f (woraus pf wurde) dem notkerischen zwischen beiden (s. 136.) völlig gemäß und das s. 382. ange- führte enkëlten bestätigend. Die schreibung empf. (Barl. v. emphie) scheint an sich tadelhaft und ver- mischung mit dem vorhergehenden mpf, um so mehr als selbst in der verbindung nf, nst (vorhin s. 395.) kein pf. für f eintritt, obwohl nft gerade aus einem älteren mft herstammt, so wie nf in funf aus mf. Hiervon mag das fumpfcech, fumpfhundert (Nib. 2305. 2815. G.) eine spur bieten. γ ) nach r nur bei einigen namentlich Wolfram in scharpf, das alsdann nicht auf bedarf reimt. δ ) häufiger nach kurzen vocalen, theils auslautend, als: zopf (cirrus) knopf (nodus) kropf (struma) schopf (crista) kopf (scyphus) theils inlautend: apfel (pomum) krapfe (uncinus) zapfe (obturamentum) kapfen (aspicere) stapfen (gradi) schepfen (haurire) snepfe (gallinago) schepfære (creator) beklepfen (fal- lere) kripfen (rapere) klopfen (pulfare) tropfe (stilla) kopfer (aes) knüpfen (nodare) überkrüpfe (inglnvies) kupfe (cacumen) supfen (sorbere) schupfen (trudere) etc. Daneben findet in denselben wörtern auch wohl ff statt, als kaffen, schuffen und in den meisten fällen scheint der zufall einen oder den andern dieser laute eingeführt zu haben; theoretisch würde eben so gut hupf, hüpfe (femur) oder apfe st. des bräuchlichen huf, hüffe, affe stehen können; selbst consequenz mangelt, da z. b. tropfe vom pl. praet. truffen des verbi triefen stammt und für trufe, truffe, troffe steht. oder neben jenem stapfen staffel (gradus, nie stapfel) gilt. Weiteres unten beim ff. — c) nach langen vo- calen steht in- und auslautend nur f (weder pf, noch ff) als slàf, slâfes; grîfen, greif; triefen, trouf und so überall ohne ausnahme. Nach 1 immer (hëlfen, half) nach n und r meistens, nach m niemahls. Nach kur- zen voc. wechselt das ausl. f und inlaut. ff mit pf; s. vorhin und unten beim ff. — d) das in- und aus- lautende p fremder wörter wird schwankend ausge- drückt, bald durch ff wie in pfaffe, bald durch b wie in pabes, bald bleibt es, vgl. wâlap, kâlopeiƷ, scha- pel, sinôpel etc. I. mittelhochdeutsche consonanten. labiales. 2) die zweite asp. begegnet der goth. asp. und könnte a) anlautend, weil die erste asp. anlautend überall durch pf ausgedrückt wird, f geschrieben werden, welchem f nur eine sanftere aussprache als dem in- und ausl. f erster asp. gebührte. In dieser absicht schiene es aber noch sicherer, gänzlich die schreibung f aufzu- geben und im an- (wie im in-) laut v dafür zu schreiben. Bei dem schwanken der hss. zwischen f und v haben die herausgeber mittelh. gedichte ver- schiedene maßregeln danach genommen. Zwar alle setzen f vor u, ü, û, uo, ue; einige aber auch vor iu, l und r, wo andere v schreiben. Vor den übri- gen voc. alle v. Ich stehe nicht an für denselben laut dasselbe zeichen v vorzuschlagen, da uns die ver- mischung mit dem vocal u, derentwegen in hss. frei- lich flins, frî, funden deutlicher seyn mag als vlins, vrî, vunden, indem man v auch für u zu schreiben und zu lesen pflegte, nicht mehr bindet. Denn wir drücken den vocal in den ausgaben beständig durch u aus, und es gewinnt sonderbares ansehen, wenn in verschiednen formen das nämliche wort bald ein v bald ein f zeigt, z. b. vant, vinden, funden oder vo- gel, gefügele; verliesen, flôs. Daß f in funden anders gelautet habe, als v in vinden läßt sich nicht bewei- sen Für eine analogie könnte man das jedoch im mittelh. nicht mehr statthafte winnan, vunnun halten (oben s. 139.) , vielmehr aus unleugbaren alth. schreibungen, wie vuri, vuora = furi, fuora widerlegen. Auch vruo, vlinƷit wurde geschrieben und vr. vl. zeigen ebenfalls gute mittelh. hss; der s. gall. Parc. hat in der regel fr. fl. zuweilen daneben vr. vl. wie z. b. 115 a vlôs 117 b vrâge etc.; vor u, ü etc. finde ich allerdings in den ältesten mittelh. hss. immer f, nie v, in jüngern aber auch letzteres, z. b. M. S. 1, 136 a. b. vûl, vuoge, gevueget; vor in schweben die älteren und jüngeren zwischen f und v (bald fiure, bald viure). Am sel- tensten erscheint f vor andern voc. als u — iu; doch kommt es noch vor, vgl. a. Tit. 4. ferderben und an- derwärts fienc f. vienc. Wichtiger wäre, einem durch den berührenden auslaut bewirkten wechsel zwischen f und v nachzuspüren, (oben s. 136.) doch keine alte hs. zeigt ihn, nur in dem vorhin s. 398. bemerkten enpf. statt env, möchte ein entf. stecken. — b) inlau- I. mittelhochdeutsche consonanten. labiales. tend muß diese zweite asp. durchaus v und nie f ge- schrieben werden, da grâven nicht auf slàfen reimt. Alte hss. gewähren auch haven, frevel, grâve, hoves, huoves, unsîvel (? infestus Wilh. 3, 399 b cass.) zwîvel, chëver, schëver, wolves, colve (Wilh. 2, 177 b ) fünve, zwelve und wohl noch einige; es sind ihrer nur we- nig dentsche Unverständlich ist mir slaven:schraven M. S. 2, 236 b aber der stumpfe reim beachtenswerth, wie 2, 72 b neven: he- ven gleichfalls stumpf reimt; v konnte also kurzen voc. vor sich haben und galt inlautend nicht für asp. sondern zwischen med. und spirans schwebend. Daher der über- gang des v in b und seine dem b fast gleiche, schwer zu faßende aussprache. . Spätere hss. setzen f in welches auch allmählig die aussprache neigte. heven (levare) ist nur ausnahmsweise vorhanden (M. S. 2, 72 b Lohengr. 62. 174.) die regel hat heben und enseben; eben so steht in aber (iterum) nur die media. Bei folgendem t, z, s wird aber v zu f, als nëve, niftel; zwelve, zwelfte; fünve, fünfte, funfzic; hofs st. hoves, hosschen st. hoveschen; huofslac etc. übergang in die med. zeigt auch Wolframs frëbel f. frevel (oben s. 333.). Allmäh- lig scheint sich gänzlich die erste asp. einzudrängen. — c) auslautend gilt kein v, sondern verwandelt sich in die erste asp. f, völlig vergleichbar dem wechsel zwi- schen med. und ten. der in- und auslaute (s. 378.) Das ausl. f ist folglich doppelt, entw, die wahre erste asp. (wie in schif, schâf) oder die zweite vertretend (hof, huof, wolf). Jene bleibt inlautend f oder wird ff und pf; diese wird stets v. — d) fremde wörter mit f haben anlautend niemahls v, überall f, gleichviel welche voc. und cons. folgen, vgl. fier (einsilbig, franz. fièr) franzois, failieren (faillir) etc.; daß sie inlautend f bewahren, versteht sich, vgl. jàfìte, jêrafìn; auch das fremde ph. wird beibehalten, nicht in pf. verändert, phârâô, jôsaphàt etc. eher in f. zumahl auslautend, jôsêf. Das vom v. hingegen wird auslautend zu f, brief (breve); anlautend bald zu f, bald zu v, für ventaille stehet Parc. 11 a 61 c 62 c 139 a fintâle (sintâle ist versehen) Wilh. 2, 183 a vintâle; für venie (venia, nicht vênîe; im 12. jahrh. venige:menige Maria 51. etc.) doch kein fenie (vgl. Parc. 116 c 177 b ). Inlautend wird es stets zu v, vgl. âventiure, glâvîe, âvoi, pâ- vilûn, râvîne, sangîve, arnîve etc. Mitunter schwan- I. mittelhochdeutsche consonanten. labiales. ken die roman. mundarten selbst zwischen v und b, als prouver, probar, prueven; diavolo, diable, tiuvel, tievel; tabula, tavola, tâvel. Zu bischof, -ves, halte man nicht das lat. episcopus, vielmehr das ital. ves- covo, zu stëven (Wilh. 2, 40 b 102 b ) nicht das lat. stephanus, sondern das rom. esteve, estevenon (Ro- quef. h. v.). (W) da die schreiber die vocale u, iu, ou, uo, ue häufig durch v, iv, ov, vo, ve bezeichneten, war ihnen auch st. der alth. schreibung des spiranten uu ein unver- schlungenes vv geläufig. Beßer unterscheiden grammatik und ausgaben durchgehends vocal von der consonanz und ziehen jene vv in w zusammen. Ferner sparen die schreiber gerne vor w und nach w ein u, indem sie z. b. niwe setzen, wo offenbar (im klingreim) ninwe stehen muß, oder wnne, swnge f. wunne, swunge. Hat die s. 138-140. entwickelte ansicht grund, so muß man sie gleichwohl im mittelh. anfgeben und für alle und jede w dieselbe aussprache, folglich schreibung an- nehmen, wie denn auch nach s. t. z die bewährtesten hss. w und kein u setzen. 1) der anlaut w ist unbedenklich, daher überall von der anl. zweiten asp. zu scheiden; war (cura) win- den, want, wunden von var (eat) vinden, vant, vun- den; zugleich wohl ein grund für die schreibung vun- den st. funden. 2) das inlautende w stehet a) in der regel zwischen zwein vocalen, z. b. frouwe, riuwe, sënewe, doch kann der vordere voc. den umständen nach wegfallen, als sënwe, mëlwe, varwe, nie aber der hintere, ohne daß sich w entw. ganz verlöre oder in den voc. u auflöste. — b) in der wurzel macht w nach langen vocalen keinen anstoß, vgl. grâwen (canescere) brâ- wen (superciliis) clâwen (ungulis) pfàwe (pavo) gâwân (n. pr.) êwen (seculis) snêwes (nivis) klêwes (trifolii) wêwen (malis) sêwen (undare) [zweifelhaft lêwe, leo und kêwe, faux, eigentlich os hiulcum; in jenem, als fremden wort follte man ein ê vermuthen und die mons. gl. 329. 339. 345. haben gêwôn, oscitare, lêwinchilì, leunculus, wo wieder ein langes, kein kurzes e, weil diese gl. für ew-, wenn ich nicht irre, immer ôw oder onw gebrauchen] getrûwen, bûwen; nach ô ist mir kein w. bekannt, es müste in fremden namen seyn; nach î in dem fremden îwein, îwân C c I. mittelhochdeutsche consonanten. labiales. (spätere hss. eibain, eibein) und in der partikel nîwan, wofür andere hss. niuwan; nach iu und ou häufig (wo- von gleich mehr) nach ei nirgends; nach ie und uo selten, vgl. hiewen, st. hiuwen (caedebant) bediewen f. bediuwen (servum facere) liewe (umbraculum Wigal.) ruowe (quies). — c) kann es aber nach kurzem voc. stattfinden? gibt es noch ew, iw, uw, oder sind alle zu euw, ouw, iuw, ûw geworden? Dem goth. avi, ivi entsprach noch ein alth. ewi, iwi, ëwi (s. 142-146.) allein schon damahls galten übergänge des ewi in euwi, ouwi, des iwi in iuwi. Die neigung der sprache, alte kürzen allmählig zu verlängern, die progression der klingenden und abnahme der stumpfen reime laßen wo nicht gänzlichen untergang doch große beschrän- kung jener ewe, iwe voraussehen. Wirklich sind euwe, ouwe, iuwe mittelh. regel und sehr häufige klingreime. Ja, das beliebte iuw entwickelt sich auf eine neue im alth. ungekannte weise, nicht allein aus dem org. iw (iuwer, triuwe, niuwe) sondern auch aus dem org. iu (fiuwer, tiuwer st. fiure, tiure) und u (bliuwen flagellarunt st. bluwen?). Wenn nun in beiden fällen vorzügliche hss. (z. b. der s. galler Parc.) iw schreiben, als: iwer, triwe, niwe, fiwer, tiwer; so kann dies höch- stens für beibehaltung der alten schreibung iw gelten, und doch nichts anders als iuw bedeuten, weil theils der klingende reim oder einschnitt iuw fordert (z. b. Nib. 297. niuwe f. niwe) theils die form iw, wäre sie wirklich kurz, zuweilen stumpf reimen müste. M. S. 2, 205 a scheinen zwar kiwen (mandere): schiwen (? vgl. geschiuwe 2, 94 a ):riwen [gedruckt steht kiven, schiven, riven] offenbar stumpf, aber sie könnten auch in kiun, schiun, riun zus. gezogen werden. Gleiche unsicherheit trifft verschiedene spuren des anscheinend kurzen und stumpfen ew, vgl. M. S. 2, 60 a dewen: frewen und die s. 357. angeführten lewen:frewen: drewen:kewen, verwandelbar in leun, freun, dreun, kenn oder löun, fröun, dröun, köun? Das vorhin ge- schloßene lêwe, kêwe läßt sich wenigstens mittelh. nicht rechtfertigen, da wohl ew, nicht aber êw des über- gangs in ouw und der kürzung in eu, öu fähig scheint, oder man hätte die reime lêun:freun:dreun:kêun (lw. 49 a ) gutzuheißen, wie M. S. 2, 166 b in der that êun (st. êwen) auf keun oder kêun stumpf reimt. Die- ser letztangeführte reim kann freilich nur in solcher auf. ziehung richtig seyn; in den übrigen fällen ließe I. mittelhochdeutsche consonanten. labiales. sich ausnahmsweise ein kurzes ewen, iwen zugeben, da auch die spiranten s und h, wenn ihnen kurzer voc. vorausgeht, das folgende stumme e nicht weg- werfen (s. 375.) Stark für iuw sprechen aber die for- men iew , welche sich wie das spätere ie zum älteren iu überhaupt (s. 352.) verhalten; gleich dem goth. þivs, þivis, þin hat kein alth. diu, diwis (servus) gegolten, sondern ein diu, dinwis, das im verfolg zu dio, diowes und endlich zu die, diewes (vgl. hie, hiewen) erbleichte. Am sichersten wird man im mittelh. entw. euw, ouw, iuw annehmen oder (mit auswerfung des w) eu, ou, iu zu dem folg. cons. ziehen. Durch das mittelh. iuw ist übrigens ein gesetz des ablautsverhältnisses, welches für die verba mit ou und ei im praet. sg. kurzen voc. des pl. und part. fordert, beeinträchtigt und durch vermengung der i und u eine vermischung zweier conj. herbeigeführt, nämlich schrîen, schrei bekommt entw. schrîen, geschrîen oder schriuwen, geschriuwen (st. schriwen, geschriwen) wie bliuwen, blou entw. blûen, geblûen oder bliuwen, gebliuwen (st. bluwen, gebluwen); näheres bei der conj. — d) in allen die- sen fällen halte ich w nirgends für ein bloßes zwi- schen wurzel und flexion eingeschaltetes trennungs-w; vielmehr setzt es ein organ. u als seinen grund vor- aus. bûwen folgt aus bouwen (s. den wechsel zwi- schen û, ou s. 355.) und steht für ein theoretisches bowen. Neben trûwen kann auch nach der analogie mittelh. umlaute (s. 363.) trinwen, zuläßig werden, vgl. den reim erniuwet vertriuwet M. S. 2, 232 b ge- niuwet:getriuwet 2, 21 b ; selbst biuwen:riuwen 1, 17 b st. des üblichen bûwen:getrûwen (Trist. 69 a Flore 38 a Karl 27 b troj. 71 c 98 b 175 c ) da doch biuwen so häufig auf riuwen, briuwen, niuwen etc. reimen könute. Daß w nicht zur bloßen ausfüllung des hiatus diene, folgt aus seiner abwesenheit in andern fällen, z. b. in bî-e (apis), wo kein bîwe oder biuwe eingetreten ist. Die mittelh. sprache tilgt alle org. w nach î und zieht den hiatus vor, z. b. spîen, spê (goth. speivan, spaiv) schrîen, schrê, pl. schrîen (st. schrien, das nach der regel s. 331. unzuläßig) oder schrirn oder schriu- wen (st. schriwen). — e) liegt folglich w überall dem voc. u nahe, so ist es auch darum wahre spirans und keine asp. Das wird durch seine verwandtschaft und verwechslung mit der spir. h bestätigt (vgl. s. 148‥ Zwar für ruowe (quies) noch kein ruohe (neuh. ruhe), C c 2 I. mittelhochdeutsche consonanten. labiales. für schiuhen (vereri) aber bisweilen schiuwen, vgl. schiuhet:fliuhet, ziuhet Maria 187. 225. M. S. 1, 204 a 2, 198 b 200 b und schiuwet:riuwet meisterg. 32 a schiu- we: getriuwen M. S. 2, 225 b Morolf 50 b 51 a kein li- wen noch liuwen f. lihen (commodarunt) vgl. s. 145. Weil sich h und j begegnen, könnte berührung zwi- schen j und w vermittelt werden; doch im reinen mittelh. ist sie beispiellos, weder ein muewen f. mue- jen (vexare) noch weniger ruoje f. ruowe, obgleich neuh, in beiden ein h. Genau geschieden ist auch w vom inlaut v, daher z. b. ruowe nie auf huove oder liewe auf brieve reimend. — f) zwischen w und v schwanken allerdings fremde wörter, doch nicht gleich- zeitig. Frühe und schon im alth. aufgenommene zei- gen w, pfâwe (pavo); als man sie einführte wurde wohl noch die deutsche spirans gleich der lat. geschrie- ben und gesprochen. Die mittelh. mundart behielt insgemein in roman. wörtern die fremde schreibung bei, beobachtete aber dafür deutsche aussprache; so schrieb man âventiure (nicht awentiure) nahm aber das v wie ein deutsches (in grâve) folglich beinahe b lautendes. Darum späterhin in dergl. wörtern oft die wirkliche med. eintritt (abentheuer) — g) w unbe- tonter silben (s. 146. 147.) pflegt sich mit auswerfung des vorausgehenden tonlosen oder stummen e an die wurzel zu lehnen, welche meist auf liq. zuweilen auf ling. ausgeht, als swalwe, mëlwe, milwe, gehilwe (congeries nubium) gilwe (flavedo) varwe, begarwe (penitus) sënwe, witwe, zëswe. Doch steht auch wohl das trennende e, als senewe (Parc. 58 a ) zësewe. Oft wird w unterdrückt, als schate (nicht mehr schatwe). — h) von syncopen des inl. w nachher beim auslaut. 3) auslautendes w. Nach goth. (s. 59. übersehener) regel beharrt die spirans v im auslaut nur nach langem voc. oder nach consonanz, áiv, spáiv, speiv (spue) heiv, sahv, valv; nach kurzem voc. löst sie sich in u auf: snáu, kniu (nicht snav, kniv). Im alth. nirgend mehr w im auslaut, sondern entw. auflösung in u, o, oder völlige wegwerfung. Jetzt im mittelh. wird α ) in ton- loser, unwurzelhafter silbe w stets apocopiert, ohne als ein voc. über zu bleiben, vgl. gël, mël, var, gar (alth. mëlo, garo). β ) in betonter wurzel fällt es nach â, ê, î, uo, ie gleichfalls rein weg, vgl. grâ, brâ, ê, spê, spî (spue) ruo (quiesce) hie (succidit). Auch in I. mittelhochdeutsche consonanten. labiales. den auslauten ou, iu, eu mag eine solche apocope liegen, d. h. hou (succide) blon (flagellavit) tou (ros) niu (novus) getriu (fidelis) etc. für houw, blouw, touw, niuw etc. stehen. Schwerlich ist es noch die org. auflösung. Denn niu, getriu ließe sich etwan auf niw, getriw, nicht aber hou auf ein nie bestandnes how zurückleiten, da houw aus dem alten hauw f. hau entsprang. Mithin gilt im mittelh. überhaupt keine auflösung des w in u mehr. Für göu, höu, (st. göuwe, höuwe) findet sich kaum geu, heu (st. geuwe, heuwe! und das f. gewe, hewe) wohl aber leu (st. löu, löuwe) a. Tit. 93. und sonst (vgl. s. 357. die note über lewe) — γ ) auch das inlautende w er- fährt syncope, sobald es ein folgender, vorher durch e davon getrennter cons. berührt; mit anderen worten: nebst diesem e wird nothwendig auch w ausgestoßen. Also bràn, clân f. brâwen, clâwen; bediet (klage 1029. Biter 6379.) f. bediewet (in serv. redactus) fröude, be- schöude f. fröuwede, beschöuwede; töun, dröun, f. töuwen, dröuwen; ruon (:tuon Georg 27 b M. S. 1, 189 a ) f. ruowen Fiur, tiure sind keine contraction aus siuwer, tiuwer (s 402.) vielmehr ist diese unorg. erweiterung. Ebendas gilt von friwent (? friuwent) st. des richtigern friunt. , vgl. die syncope des inl. en (s. 374.). Zugleich lehrt dies die unstatthaftigkeit eines mittelh. lênn, kêun, êun (s. 402.) da aus lêwen, kê- wen, êwen (wie aus grâwen, grân) lên, kên, ên werden müste. Zuweilen wird sogar wen verschluckt, wie in Wolfr. bekanntem reime fröude: töude (töu- wende, moribundus) [vgl. unten beim kehllaut die syncope der spirans h]. geminationen. (PP) knappe (armiger) trappe (tarda) erblappen (M. S. 2, 156 a ) snappen (inhiare) gippengap- pen, hippenhappen (M. S. 2, 80 b ) kappe (capa) kappel (sacellum) pappel (populus) schapperûn. rappe (corvus M. S. 2, 132 a Barl. 265.) appet (abbas:gekappet Wilh. 3, 130 a cass.) zeppel (discordia troj. 12 a ) rippe. gnippe (M. S. 2, 71 b ) gippe (abundantia) swippe (flagellum) krippe. sippe. vipper (vipera) kipper (Georg 42 b Bit. 84 b 87 b ) philippe. âgrippe. hoppen:zoppen (Ben. 167.) ge- lüppe. gestüppe. wüppe. üppic. snüppic. Dieses pp muß befremden, da das inl. einfache p aufgegeben ist, hat aber verschiednen ursprung 1) in sippe, rippe, stüppe, I. mittelhochdeutsche consonanten. labiales. wüppe etc. würde allerdings bb folgerechter seyn; hier scheint sich die strengalth. ten. behauptet zu haben und ebenso werden wir beim kehllaut ck statt gg finden. 2) in den fremden kappe, kappel, pappel, vipper steht gem. statt der einf. cons. mit verkürztem vocal, also für kâpe, vîper; zuweilen ist die einf. geblieben, wie in scbàpel (corona) doch in schappel schwankend. 3) wich- tiger ist ein schwanken zwischen pp. p und b in eini- gen deutschen wörtern. Offenbar bildet rappe, gen. rappen bloße nebenform zu raben, gen. rabenes (eine dritte ram, rammes vorhin s. 389.). Die s. 148. ange- führten pideppen, insueppen scheinen bedeben, enswe- ben zu lauten (N. 79. 6. pittepest, opprimis sicher falsch, vermuthlich pitepest. pitebest?) ich finde im Wittich betept (opprimit): erhept und im Reinfr. vertept (immer- sus) auf ein gleichfalls dunkeles ept. (? vertopt: opt, vertobet, obet) beidemahl mag pt aus bet entstehen; enswebte, enswebete (sopivit) gewähren Nib. 7376; die verwandtschaft des alts. swëbhan (somnus) ist unverkenn- bar. geteper (fraus?) troj. 0 b : scheper (vellus) reimend ist entw. in getepper: schepper oder getæper:schæper zu beßern, nachdem man ein alth. scappâri oder scâpâri (Maria 114. schâpære, gl. herr. 187 b schaper) annimmt. Aus dem noch ungedruckten theil des troj. kr. bringt Oberlin v. tapen einen reim auf wapen bei, man lese wiederum wappen:tappen oder wâpen:tâpen; wappen, wâpen (armamentum) scheint schon im mittelh. von wâ- fen (arma) verschieden, [vgl. beide formen im Barl. Wilh. 2, 73 a. b. liest das münchn. fragm. beidemahl wap- pen] ursprünglich sind sie dasselbe wort und so dürfte man auch schapper, schepper noch auf schâf (ovis) be- ziehen, wiewohl sich nie schâfâri, schæfære findet. Ein- zelnes bedarf also noch beßerer aufklärung; so viel ist klar, daß in deutschen wörtern das mittelh. pp auf ein sächs. bb führt, das sächs. pp aber auf ein mittelh. pf. — (BB) in keinem deutschen wort, höchstens in fremden, z. b. rabbîne (rom. ravine) also für râvîne wie vipper f. vîper und ein neuer beleg der nahen berührung des b und v, da letzteres in der gemin. zweideutig gewor- den wäre. — (FF) diese unorg. gemin. kommt häufig und in den besten hss. vor, jedesmahl, so oft ein aus- lautendes (und zwar dem goth. sächs. nord. p entspre- chendes) f inlautet und kurzen voc. vor sich hat, als affe, klaffen, saffes, effinne, trëffen, schiffe, griffen, offen, sluffen, slüffe etc. Von seinem schwanken in pf I. mittelhochdeutsche consonanten. labiales. vorhin s. 398. Fremde wörter haben es st. p oder ph, vgl. pfëffer (piper) gaffer (st. gâfer) d. i. caphora, cam- phora, saffer (saphyrus) etc. — v und w geminieren nicht. labialverbindungen; anlautende: pl . pr (nur in frem- den wörtern) bl . br (häufig) pfl . pfr . pfn Oben s. 149. fn nachzutragen, nämlich fnartôn (anhelare) fnëhan, fnah (anhelare) fnescezen (singultire) fnotôn (con- quassare). nur pfnast (fremitus Parc. 138 b ) pfnâsen (Wilh. 1, 94 b ) pfnust (sin- gultus) pfnurren (Oberlin h. v.) fl . fr (oder vl. vr) kein wl . wr . Das ps. fremder wörter gleichfalls in s. verein- facht. — In- und auslautende (fs) chefse, refsen (Barl.) trëfs (zizania) auch wohl lëfse und wëfse, welche selten vorkommen (lëfse:kefse Wilh. 3, 147 b cass.) — (ft) af- ter. graft (fossa) haft. schaft (hasta) geschaft. kraft. fri- untscaft. stift. trift. begrift (complexus Parc. 97 c ) inwift (favus. Lohengr. 191.) gift. niftel. oft. louft (cursus) luft. tuft. gruft oder kruft (Parc. 111 b troj. 44 a ) guft (superbia) klust. ruoft. wuoft (clamor) siuften (ingemis- cere). Hierbei zu merken 1) ft. entspringt theils aus wurzelhaftem f (schaft, grift, louft, wuoft, ruoft aus schaffen, grîfen, loufen, wuofen, ruofen) theils aus b (schrift, wift, trift, gift, kluft aus schrîben, wëben, trîben, gëben, klieben) theils aus v (vgl. niftel mit nëve, zwelfte mit zwelve). In beiden letztern fällen steht also f unorganisch, gerade wie das nord. pt. un- organisch für ft (s. 313. 314). Einzelne wörter laßen noch unentschieden, ob ihrer wurzel f oder b gebühre, z. b. luft, tuft, stift. 2) einzelne schwanken der zeit und dem dialect nach zwischen f und ft. Alth. galt allgemein -scaf, scaffi und so noch im 12. jahrh. -scaf, sceffe, im 13. jahrh. reinmittelh. allgemein -schaft, schefte (nur die ans niederd. grenzenden, wie Herbort, haben noch riterschaf, geselleschaf:traf); hingegen gilt durchaus saf st. des neuh. saft. Wolfr. Reinbot etc. sagen louft (Parc. 176 b 177 a Wilh. 2, 195 a Georg 46 a ) Conrad aber noch louf (troj. 89 c 161 c schwanr. 955); wuoft:ruoft Trist. 39 c wuofte Wilh. 1, 19 b ruft, wuft: luft Lohengr. 110. Docen misc. 1, 123; Wolfr. braucht aber ruof (Wilh. 2, 9 b 31 b ) ebenso Conrad, Nib. Klage u. Bit. haben wuof, ruof. Für guft zeigt sich Nib. 6230. (s. gall.) guf und wif (M. S. 2, 71 b tela, sodann adumbratio, conceptio) scheint einerlei mit wift. 3) I. mittelhochdeutsche consonanten. linguales. nft, früher mft, sind vorhin s. 396. angeführt, von ihrer berührung mit nst (vernunft vernunst; brunft, brunst) und der ft mit ht in der wortbildungslehre. Hierher gehört noch die wah nehmung wieder einer dialecti- schen verschiedenheit. Statt des gewöhnlichen sigenunft, -nünfte (auf kunft reimend M. S. 2, 133 a Barl. 59. 66 etc.) verstattet sich Conrad sigenuft, -nüfte und reimt auf luft (troj. 29 c ebenso Lohengr. 93. 100.) schon im alth. bestehen farnumft, farnuft (und farnunst) teilnumft und teilnuft nebeneinander. (T. D. Z. S.) linguales. (T. D) die verhältnisse fließen aus den vorange- schickten allg. regeln. Folgendes nähere ist zu merken 1) die starken stämme îd und ied dem goth. eiþ, iuþ entsprechend) verändern d in t nicht bloß nach allg. grundsatz auslautend (im praet. sneit und imp. snît) son- dern auch inlautend, sobald sie im ablaut kurzen vo- cal bekommen. Also eine ausnahme der s. 378. gegebe- nen regel, daß unorg auslaute t inlautend wieder zu d würden. Beispiele snîden, snîdet; sneit, snite, sniten, gesniten; ebenso lîden, mîden; sieden, sindet; sôt, süte, suten, gesoten und nicht suide, sniden, süde, suden, gesoden, da doch im goth. þ unverrückt bleibt, sneiþan, sneiþiþ, snáiþ, sniþ u n. Diese merkwürdige (und schon im alth. allgemein geltende) anomalie stimmt ganz zu dem s. 252. angezeigten wechsel des angels. dh und d in snîdhan, snidon, sëodhan, sudon; bei wërden, wur- den, worden (nicht wurten, worten) hat sie sich ver- wischt, vgl. oben s. 160. und unten bei der alth. conj. die erwägung, ob der wechsel noch für andere verba an- zunehmen sey. Andere verba, wie laden, luot, luoden, scheiden, schiet, schieden etc. sind ihm nirgends ausge- setzt. — 2) bei inclinationen pflegt d. (zumahl wenn es an einen auslaut s. stößt, oben 381.) in t. überzugehen, als wiltu, muostu, bistu, listu (lege) daƷtu (? dastn) für daƷ dû, dëstu für dës dû (Barl. 9, 34.) und dëste st. dësdiu mit folgendem compar. Im 10ten jahrh. galt noch dës-dè (W. 5, 9.), das in mittelh. hss. vorkom- mende dëster f. dëste verdient tadel. 3) dafür daß t das org. d im auslaute verdrängt, pflegt es inlautend nach l. m und zumahl n von d. verdrängt zu werden, wie schon vorhin (s. 393.) bei den verhindungen ld. nd. gezeigt wurde. Diese neigung zur inlautenden med. of- fenbart sich allgemein auch außer eigentlicher verbin- I. mittelhochdeutsche consonanten. linguales. dung der ling. mit dem vorstehenden l. n (dem m ver- bindet sie sich nicht) sobald durch syncope eines vocals ein t der flexion das l. m. n. der wurzel berührt; haupt- fall ist der des schwachen praet. Mit dem unterschiede, daß in eigentlicher verbindung der inlaut nt nothwen- dig zu nd wird, außer eigentlicher verbindung hinge- gen nt und nd gleichgelten, z. b. kante, kande (cogno- vit) und gleichergestalt rûmte, rûmde (excessit) wolte, wolde, bevilte, bevilde. Unter dieser bestimmung stelle man mit Lachmann (rec der Nib. 212.) die regel: daß nach l. m. n. jedes (inlautende) t gegen d vertauscht werden dürfe, aber nicht umgekehrt (kein d gegen t; für wilde, ander kann es nie heißen wilte, anter). — 4) bei dem worte zan (dens) ist der lingualauslaut stän- dig apocopiert (s. 159.), inlautend aber dialectisches schwanken. Die meisten (Wolfr. Gotfr. Conr.) machen den pl. zene, dat. zenen; einige zane, dat. zanen (Herb. 21 c. d 37 c ) einige zende, dat. zenden (M. S. 2, 81 b 222 a Morolf 44 b 45 b 49 a Mai 175.) einige mit rückumlaut dat. zanden (M. S. 2, 131 b klage 1884.) vgl. unten die decl. Für vâsàn (phasianus) Parc. 69 a Wilh. 2, 61 a Bit, 71 b (:vân) setzen andere vâsant, vâsandes (Georg 22 a Or- lenz mihi 11111. M. S. 2, 192 a 244 a Friberg 9 a 25 b ) vgl. das franz. faisan und faisand; ebenhierher kann man tristan, tristandes, tristran, tristrandes, tristant (:hant Frib. 16 a ) zählen, das f. tristram, wie prîant (troj. 180 b :gesant) für prîam zu stehen scheint, doch hat Conr. neben prîant weder prîan noch prîam, aber die volle form prîamus häufig. In deutschen wörtern mit ausnahme jenes zan ist die auswersung des wurzelhaften zungenlauts nach n unerhört. — 5) höchst selten wird von st das t apo- copiert; doch finde ich Wilh. 3, 160 b cass. gebras (f. ge- brast): was, hâs f. hâst (Herb. : âs, êneâs) lîs f. lîst (ja- ces, Herb. : prîs) welches an das niederd. is f. ist (Mo- rolf 51 a 57 b :gewis) erinnert, vgl. bei der anom. conj. das schwankende praet. muose und muoste, wisse und wiste. In den zus. setzungen lussam, masboum und lasstein scheint ss. durch assimilation aus lustsam, mastboum, laststein hervorzugehen (s. indessen s. 416. über las). In solchem fall muß aber wie bei eigentli- cher gem. kurzer voc. vorstehen, d. h. aus gruoƷsal wird kein gruossal. — 6) inlautende t und d pflegen häufig auszufallen, wenn ein t der flexion nachfolgt; mit ihnen wird sodann jedesmahl das zwischenliegende tonlose e syncopiert, vgl. schat f. schadet (M. S. 1, 106 a ) I. mittelhochdeutsche consonanten. linguales. gesmit:gewit f. gesmidet, gewidet (Wilh. 2, 178 b ) trit f. tritet (Frig. 12 c :lit) gesmit f. gesmidet (:lit Lohengr. 135.) bit f. bitet (troj. 161 c : gesit oder ist gesite und der conj. bite, roget zu setzen? vgl. a. Heinr. 197 a ) rît f. rîtet (:schît fragm. 28 b ) mît:rît st. mîdet, rîtet (Iw. 45 b giss.) gekleit f. gekleidet, ermort f. ermordet, geschant f. ge- schendet etc. Hauptfall ist der des schwachen praet. (s. die conjug.). Dem reim nützen solche syncopen, indem sie die verschiedenheit zwischen d und t ausgleichen. Daß der vorausgehende kurze vocal dadurch nicht ver- längert wird, zeigen die belege, es heißt nicht schât, trît, bît und das ist merkwürdig, weil syncopen des lip- pen- und kehllauts in analogem fall eine solche verlän- gerung nach sich ziehen (gît f. gibt, lît f. ligt). Gleich- wohl macht eine (schon s. 345. angeführte) ausnahme kît f. quidet, welches M. S. 1, 45 b auf lît reimt; hier scheint die zus. ziehung alt und nothwendig. Denn nothwendig ist sie sonst nicht überall, es darf eben- wohl schadet, smidet, mîdet, rîtet etc. heißen und heißt selbst lieber so; nur im schwachen praet. wird sie es oft (s. die conjug.) — In sëdel (sedes) f. sëƷƷel erscheint die spur einer uralten media (oben s. 217.) ver- gleichbar wären winder und mandel (s. 394.), die doch anders entspringen, sëdal aber heißt es auch im alth. (TH) unmittelhochdeutsch, höchstens in fremden namen (thêôphilûs, thêôdâs, îther) vorkommend; zus. stoß des t und h aus zwei verschiednen silben wirkt kein wahres th (diethêr, walthêr, d. i. diet-hêr, vgl. s. 344.). (Z) fortwährend zwei stufen des zischlauts (s. 162. 163.) obschon sie die hss. an sich nicht unterscheiden. Vorerst aber lehren es die reime, denn auf ërz (aes) wäre ërƷ (ër ëƷ) auf salz (sal) halƷ (hal ëƷ) unzuläßig; wogegen hirƷ (cervus) richtig auf irƷ, mirƷ, (mir ëƷ) reimt (Barl. 256. Wigal. 208. Georg 32 a ); ferner reimen niemahls schaz:vaƷ, siz:biƷ etc. Sodann lehrt es die aus dem z, nicht Ʒ entspringende schreibung tz. End- lich bestätigt den unterschied das in guten und alten hss. zuweilen für z (nicht für Ʒ), wenn e, ë, i folgen, geschriebene c, als hërce, wurcel, ce, cît (vgl. tumbi- cen desipere gl. herr. 199 a ) etc. In deutschen wörtern muß man dies c völlig aufgeben, in fremden (parcivâl, halcîbier) mag es eher bleiben; schicklicher schiene z auch da. — Die s. 165. gestellte regel leidet im ganzen noch anwendung, nämlich I. mittelhochdeutsche consonanten. linguales. 1) der anlaut ist beständig z, niemahls Ʒ (wie bei den labialen pf. und niemahls f.); dieser deutschen aus- sprache fügen sich auch fremde wörter: zëndâl, zëp- ter, zîmier, zîtels etc. Der laut ist ganz ts Daher zuweilen sëlzæne f. sëlt-sæne (Morolf 44 b sogar barz st. barts auf swarz gereimt) geschrieben steht; ge- rade als wenn, hätten wir þ, dieþêr f. diethêr stünde oder wie das org. ch und c-h in lìchame ununterschie- den sind. Später kommen schreibungen wie frizlar oder fritzlar f. fridealar, fritslar genug vor. , anders vielleicht in einzelnen mundarten; eine aber jüngere hs. (Wekherlins beitr. p. 16. 28.) gebraucht auffallend sch. sc. für z, als schagen, schôch, scwei f. zagen, zôch, zwei; heute noch hört man letztes wort zuwei- len schwei aussprechen. Die reine mittelh. mundart mengte gewiß nirgends ihr z und sch. 2) in- und auslautend stehet z in den verbindungen lz. nz. rz (oben s. 395.) durchgängig und häufig; in zus. setzungen wie fünfzic, zwênzic, sumer-zît etc. ist z kein wahrer inlaut. Nach vocalen seltner und zwar α ) nach kurzen in der regel nur auslautend, der inlaut wandelt es in tz (statt zz). Die wichtigsten be- lege sind: schaz (thesaurus) kraz (fricatus) widersaz (repugnatio) traz (contumacia) glaz (glabretum) plaz (ictus, kolocz 122.) siz (sedes) underviz (discrimen. Parc. 55 b ) fürwiz (curiositas) fliz (troj. 82 c ?arcus) roz (pituita) kloz (caudex) nuz (commodum) urdruz (mo- lestia); wird, was doch erst späterhin und ungewöhn- lich geschieht, nach inlautendem tz ein e abgeworfen, so entspringt ebenfalls der auslant z, als diz:wiz (a. Wäld. 2, 191.) st. ditze, witze; schüz (jaculator) f. schütze (alth. scuzjo). Ausnahmsweise muß durch syncope das inlautende tz zu z werden, weil tz we- der vor noch nach sich unmittelbare berübrung ande- rer cons. verträgt, vgl. flogzen (volitare) st. flogitzen (flockitzen?) blëkzen (micare) st. blëckitzen; sazte (po- suit) st. setzete, spizte (acuit) f. spitzete. Wäre auch ein f für pf. vor t in gleichem fall zu be- haupten? stafte, kamfte und nicht stapfte kampfte? vgl. den reim auf sanfte M. S. 2. 192 a . . Dieses z vor t vergleiche man dem s. 379. verhandelten p vor t, da sich auch die auslaute z und p entsprechen. β ) nach langem voc. ist tz unmöglich Wie pf und ck aus gleichem grunde. Doch ganz stimmt tz nicht zu diesen (s. 170.) note **) vgl. die eben voraus- gehende note. , wenn es I. mittelhochdeutsche consonanten. linguales. gleich fehlerhaft hss. schreiben; aber z? gewiß ist es höchst selten. Die zum theil schon s. 163. berührten bedenklichen fälle scheinen mir folgende: kriuze (crux) weil alte hss. c haben (Nib. 3630. 3938.), und im Tit. reimt es mehrmahls auf schiuze (horror) wel- ches offenbar von schiuhen und dem freq. schiuhitzen zu leiten ist, aus schiuhitze, schiuchze zog sich schiuze zus.; durch contraction kann aber auch in andern fällen eine sonst unerträgliche verbindung zwischen voc. und cons. entstehen. fragm. 40 b reimt kriuze auf ein dunkles gebiuze (stridor, clamor?) gehörte das zu dem s. 352. angeführten biuƷ, so könnte gebiuƷe, folglich auch kriuƷe richtige lesart seyn. Das neuh. kreutz oder kreuz (mit dem z, nicht ßlaut) darf so wenig irren, als das neuh. weize (triticum) reizen (irritare) heizen (calefacere) beizen (aceto macerare) da diese mittelh. entschieden weiƷe, reiƷen, heiƷen lauten und auf heiƷe, heiƷen, geiƷen, âmeiƷen etc. reimen (troj. 28 b 116 c Georg 35 a Parc. 99 a M. S. 2, 198 b ). So fälschlich in den hss. reitzen steht (Nib. 8322. 9178.) ebenso falsch wäre kriutze, für kriuƷe aber spräche der ß laut in dem neuh. scheußlich, von jenem schiuƷe; entscheiden würden reime auf sliuƷe, giuƷe, ge- niuƷe etc. die ich nicht belegen kann. Mit vocalkür- zung krütze läßt sich nicht annehmen, weil es nie auf nütze, schütze etc. reimt; übrigens findet sich kein liuzel, sondern immer lützel. Ob von jâ und dû ein verbum jâzen, dûzen (st. jâitzen, dûitzen) oder mit verkürzung, vielmehr herstellung der ursprüngl. kürze, jazen, duzen oder jatzen, dutzen gebildet werde? bleibt näher zu erforschen (s. 372. note) im alth. gilt gijâzen oder gijazen (consentire, gl. doc.). Von siuf- zen (gemere) nachher bei den übergängen. — In frem- den wörtern bestimmt sich das in- und ausl. z leicht, wenn liq. vorhergeht, also mërze (martius) arzât (me- dicus) garzûn, surziere, graharz, brôbarz (diese zus. reimend Parc. 51 c 54 a : swarz Wigam. 35 a ) parzivâl, gurnemanz (:schranz, schanz Parc. 45 c 57 b ), mêlîa- kanz, tanz, lanzelôt, fìanze, halzibier etc., nie mit Ʒ (welches freilich der rom. aussprache angemeßener wäre). Gehen vocale vorher, so ist gerathener, ein Ʒ zu schreiben; bloß dann gebührt dem auslaute z, wenn das wort inlautend sicher tz bekommt, oder ein deutsches z darauf reimt. Viele fälle, wo die hss. bald z bald tz zeigen, bleiben ungewiß. I. mittelhochdeutsche consonanten. linguales. 3) das in- und auslautende Ʒ ist umgekehrt nach cons. selten, nach voc. häufig. Mit cons. verbindet es sich nie organisch, bloß durch syncope, vgl. hânƷ f. hân ëƷ; hirƷ, elbƷ f. hireƷ, elbeƷ. Zuweilen ändert sich dann Ʒ in z, Conrad gebraucht wirklich hirz (cer- vus) und reimt es auf wirz (aroma) troj. 79 b schmiede 1313; oder wäre ein wirƷ, wireƷ anzunehmen? Von wurz, gen. würze (herba) ist dieses wirz bei Conr. selbst verschieden, vgl. troj. 137 c schmiede 1295, ob- gleich die herleitung von gewürze (condimentum) aus wurz (herba) alles für sich hat. Es käme darauf an bei Conr. einen reim, der hirƷ mit irƷ, mirƷ verbände, aufzufinden oder nicht. Tadelhaft aber wird wirzburc st. würzburc (herbipolis) geschrieben. Auch pëlleƷ, pëllîƷ (pellis) Parc. 55 a Wigal. 29. 31. kolocz. 363. 418. verkürzt Conr. in belz (troj. 45 a ); samƷtac (Parc. 106 b ) auch nach dem neuh. samstag so und nicht samztac zu sprechen Im 12. jahrh. noch sameƷtac; bei T. 18, 1. O. III. 16, 68. sambaƷdag merkwürdig für sabbaƷdag; goth. sabbatôdags oder sabbatêdags. . — Das Ʒ nach vocalen bestimmt fol- gender grundsatz: nach langen steht in- und auslau- tend Ʒ (nie ƷƷ) nach kurzen auslautend Ʒ, inlau- tend ƷƷ; man schreibe folglich aƷ, âƷen; beiƷ, biƷ- Ʒen; gruoƷ, grueƷen, gruoƷte; ageleiƷe (studiose) etc. Inlautend nach kurzem voc. kann kein Ʒ statt ƷƷ (wie vorhin z statt tz) durch syncope möglich werden, z. b. haƷte f. haƷƷete, weil im schwachen praet. nach ƷƷ nie e ausgeworfen wird; den grund ergibt die conjug., ja der unterschied zwischen z und Ʒ überhaupt beruht hierauf. — Die in- und auslaute Ʒ fremder wörter beurtheilen sich nach denselben regeln; das auslautende Ʒ (und nicht z) bezeugen eine menge reime, karriôƷ:grôƷ etc. 4) die s. 154. bemerkten überbleibsel der alten ten. statt des zischlauts dauern für ht. ft. st. tr. noch fort, man füge aus s. 394. winter und mantel hinzu. Das otfrie- dische kurt Neben diesem auslaut auch kurtî (brevitas) I. 1, 43, hin- gegen kurzero II, 21, 34. kurzit IV. 7, 65. kurzlîchaƷ II. 21, 30. kurzlìchen II, 9, 147. findet sich in der hessischen und thü- ringischen mundart; Herbort hat kürte : antwürte (5 c 23 d 47 d 56 b ) dagegen kürze:würze (27 a 70 a ) Heinr. v. Mîsen kurt (v. 256. 4782.) auf geburt, so wie (v. 355.) I. mittelhochdeutsche consonanten. linguales. bekurten:geburten gereimt vgl. Morolf 64 b gekurt:ge- burt. Wigal. 392. bietet atigêr (jaculum). eine, wie auch das i der flexion zeigt, unverstanden beibehal- tene form st. ezegêr (oder etzegêr) angels. ätgâr, nord. atgeir. Endlich gehört hierher auch siufzen (gemere alth. sûftôn, bei N sûftôn und siuftôn) wofür gute mit- telh. hss. noch siuften , sûften vgl. Maria 135. Nib. 9155. Wigal. 42. 202. 281. und siuftehûs Barl. 159. Der s. galler Parc. liest überall siufzen, z. b. 39 a wo aber das münchn. fragm. sûften. Dies allmählig einreißende fz wäre einzige spur einer verhochdentschung des ft, während luft, lüften, gift etc. nicht zu lufz, gifz werden; vielleicht aber bedarf die wurzel des worts noch anderer aufklärung (vgl. goth. svôgjan, angels. seófjan) das ft entspricht dem niederd. cht (suchten wie lucht f. luft), auch könnte ein freq. siuftitzen, siuftzen im spiel seyn; siuffizen Barl. 34. scheint un- richtige lesart. 5) schwanken zwischen z und Ʒ, zwischen tz und ƷƷ findet gar keine statt Statt diz (f. ditze) stehet fehlerhaft diƷ:gebiƷ (Flore 22 b ) und dis:gewis (Reinfr. 166 a ) M. S. 2, 216 a reimt wider- saz:haƷ. , unerachtet bei dem lippen- laut pf und f, pf und ff zuweilen schwanken. Bloß historisch gehen frühere Ʒ in z über, wie vorhin an hirz, belz gezeigt worden und noch deutlicher am neuh. weitzen, reitzen etc. zu ersehen ist. — Über- gang des Ʒ in s wurde s. 171. berührt. Schon die aussprache unterscheidet das ausl. Ʒ unmerklich von der bloßen spirans, daher hin und wieder beide rei- men, maƷ:genas, amfortas: saƷ, gras:gaƷ (Parc. 105 a. b. 118 a ) wîs : flîƷ (Flore 1 a ) strûƷ : hûs (M. S. 2, 236 b ) was:baƷ, saƷ, naƷ (fragm. 17 c 18 c ) etc. Con- rad versieht es in keinem solchen reime. Inlautend ist der fehler weit seltner, erst spätere werke, wie der Titurel, reimen wohl rossen:stôƷen oder küssen: güƷƷen. Hiermit sind die organischen, bereits im goth. Auch die goth. auflösung des t. d und þ in die spirans s vor dem t der II. praet. sing. (vgl. bigast, quast, baust, snáift von bigitan, quiþan, biudan, sueiþan statt bigatt, quaþt, báuþt, snáiþt) verdient hier rücksicht. und alth. vorhandenen übergänge des wur- zelhaften t folglich des späteren Ʒ in s nicht zu ver- mengen, wie sie in den anomalen praet. muoste, wiste I. mittelhochdeutsche consonanten. linguales. eintreten. Die scheinbar gleichen fälle buoƷte, gruoƷte etc. gestatten durchaus keine solche verwand- lung in gruoste, buoste; noch weniger kann das mit- telh. sazte zu saste werden. Bei der inclination des dû könnte daste aus daƷdû entstehn. (vgl. daƷter oben s. 383.) Allgemein gilt wissage (propheta) vermuthlich wîs-sage verstanden, da sich sonst die alte endung -ag in eg, ig (wissege) verwandelt haben würde. 6) wegwerfen des Ʒ findet sich a) in dem verbum lân, lât, lie f. lâƷen, læƷet, lieƷ (pl. lieƷen, niemahls lien) näheres über die schwankende volle und contra- hierte form bei der conjug. Die analogen verwâƷen, mâƷen etc. contrahieren nie. b) vor dem superlativen ste fällt Ʒ und der folg. tonlose vocal aus in grœste, beste, leste f. grœƷiste, beƷƷiste, leƷƷiste, selten rück- umlautend grôste, baste. Ähnliche syncope der spi- rans h und s in hœste, bœste f. hœhiste, bœsiste läßt vermuthen, daß sie auch bei Ʒ wegen seiner dem s nahen aussprache stattfindet. — Z wird syncopiert in gesat (positus) besat, versat, entsat f. gesazt und dies f. gesetzet; eine merkwürdige form, da sich theils im praet. nur sazte (Barl. 58. Maria 10. nie sate), theils von den analogen hetzen, wetzen, letzen etc. nie ge- hat, gewat, gelat, theils gesat selbst nicht bei allen dichtern, sondern nur bei einigen findet, vorzüglich Wernher (Maria 24. 69. 112. 162. 173. 191. 207.) Hartm. (Iw. 57 b ) Rudolf (Barl. 116. 130. 210. 336. Orl. mihi 1401. 1797 etc. weltchr. Schütze 214. 242.) fragm. 172 Morolf 58 a 59 b 60 a etc. Niederdeutsch ist dies gesat, wiewohl es ebenso aus gesettet folgt und hier auch wirklich sate f. settede galt, darum nicht. Wie beim ausgeworfnen d. t. (oben s. 410.) erfolgt durch syncope des z. Ʒ. auch keine verlängerung des kurzen wur- zelvocals. (S) zur übersicht hier eine zus. stellung der deut- schen wörter, welche die einfache spirans behalten: gras (gramen) glas (vitrum) twas (fatuus) base (amita) hase (lepus) nase (nasus) wase (cespes) vase (radix) hasel (corylus) vasel (soboles) trasen (currere, fragm. 24 b ) ma- ser (tuber in ligno) esel (asinus) lësen. wësen. genësen. vëse (ptisana, aus diesem fremden wort?) bësme (sco- pae) wise (pratum) rise (gigas) disen (hunc) kisel (cal- culus) zwisel (furca) wisent (bubalus) mos (muscus) hose (bracca) losen (audire) pfose (marsupium) sus (ita) üsele I. mittelhochdeutsche consonanten. linguales. (favilla) krüselîn (urceolus Wilh. 2. 85 b ) âs (cadaver) mâse (cicatrix) blâsen (flare) pfnâsen (idem) râsen (delirare, wohl mehr niederd. Morolf. 50 a 64 a ) kæse (caseus) îs (glacies) rîs (virgultum) grîs (canus) wîse (sapiens) spîse (cibus) lîse (leniter) bîse (aquilo) zîse (regulus) wîsel (index) îsen (ferrum) brîsen (nectere) rîsen (cadere) prîsen (lau- dare) gîsel (obses) lôs (liber) rôse (rosa) kôsen (blaudiri) bœse (pravus) œsen (vastare) rœsen (laudare) hûs (do- mus) lûs (pedic.) mûs (mus) sûs (stridor) grûs (horror) tûsent (mille) riuse (rete) eise (timor, aus egise) leis, leise (vestigium) reise (iter) freise (periculum) heise (rau- cus) meise (parus) weise (orphanus) weisen (gula) deisme (fermentum) neisen (perdere, meisterg. 11 a 43 a 47 b ) kie- sen. niesen. verliesen. friesen. friese (friso) mies (muscus) buosen (sinus) druose (glandula) gruose (semen); nicht hierher gehören was (acer) ros (equus) kus (osculum) gewis (certus) deren inlaut ss. bekommt, zweifelhaft bleiben hes (palear) las (onus) In las-stein (lsp. missilis) Eneit 53 a Bit. 17 a Gudr. 41 b 75 a ; las scheint soviel als last (onus, vehes) alth. hlas oder hlast? von hladan (onerare) angels. hläste, nord, hlest. vielleicht auch mos (moses oder mosses?). Längst in r verwandelte s. haben ber, kar, mêr, rôr etc. (goth. basi, kasi, máis, ráus) der ei- genname nêre (Kl. 1705 und Alph. im einschnitt) mag auch ein uraltes nêso bedeuten (?goth. náisva, vgl. na- sua Jul. Caes. 1, 37. und oben s. 343. not. ***). Einer berührung der spiranten h und s. wurde s. 318. gedacht; gehört dahin, daß das roman. forest unsern mittelh. dichtern bald fôrëst, (Parc. 7 b ) bald fôrëht lautet? das neuh. forst entspringt daher, doch foresta früher wohl selbst aus einem alth. forehahi (fohrenwald)? Daß aber h in fôrëht kein schreibfehler ist, folgt aus dem reim auf slëht (Parc. 144 c Wilh. 1, 36 b ), schahtelân f. chastelan und der spätern schreibung schachtelan (Boner) vgl. den schweizernamen tschachtlan und oben s. 279. rizard, richard. Eine andere verwandtschaft des zuugen- und kehllauts hernach bei tz. Insgemein aber ist die spi- rans s. (wiewohl dem übergang in r unterworfen, das mit h und w einige beziehungen theilt) festerer natur als h und w, erfährt auch weit seltner syncope, nämlich bloß vor dem st. des superl. fällt es zuweilen aus (s. 415.). lingualgeminationen. (TT) ursprung und vorschritt dieser gem. sind im allg. erörtert worden, hier aber noch verschiedene fälle I. mittelhochdeutsche consonanten. linguales. näher zu erwägen. Nach a ist sie (mit ausnahme des eigennamens hatte:gestatte Karl 64 a ) wohl nirgends ein- gedrungen, es heißt blat, blates; sat, sates, gesaten; glat, glates; schate (umbra) state (opportunitas Versch. von stat, gen. stete (locus) und stat, stades (littus). ) va- ter etc., natürlich, weil hier kein folgendes i auf die verdoppelung wirkte; aus demselben grunde entschiedne gem. nach e, als bette, wette, lette (argilla) erretten (eri- pere) zetten (dissipare) doch mit ausnahme von bleter und veter, welchetroj. 50 c schmiede 1820 stumpf reimen (Wilh. 1, 120 a veter:wëter, doch Amur 13 b etter:wëtter klingend). Nach ë sonst kein tt, nur t, desto mehr schwanken nach i. Beständig tt. haben bitter, zitter (tremor) smitte (officina fabri); ritter mag sich im verlaufe des 13. jahrh. entwickelt haben, warum mieden sonst die älteren dich- ter den reim auf bitter? erst Conrad gebraucht ihn (troj. 27 a ) und einige andere M. S. 1, 37 a ; freilich kommt riter stumpfreimig auch nicht vor (? auf ungewiter) und alte hss. wie der s. gall. Parc. schreiben ritter, der giess. Iw., cöln. Wigal. aber riter. Früher und in der regel galten gewiß mitte (medium) dritte (tertius) denn beide sind schon alth., ausnahmsweise steht noch drite (Maria 97. Wigam. 31 b ) und enmiten (Barl. 68. 337. Amur 7 a ). Einfaches t gebührt den wörtern site (mos) trites (gradus) snites (masc. segminis) snite (fem. buc- cella) schrites (passus) Die nom. schrite, trite, snite vermuthet Lachm. ausw. XIX. XX. (Sîfrite leuchtet mir wenig ein); den beweis würde ein alth. scritu, tritu. snitu oder scriti, triti, sniti führen; gl. mons. 327. sieht man nicht, ob scriti passus sg. oder pl. seyn soll; gl. herr. 181 b schrit (passus) nicht schrite. Das stumme e scheint freilich in schrite, trite, snite (wie gewöhnlich in site, alth. situ) aus dem reim site, bite, mite (alth. miti) zu folgen, nur nicht mit gewißheit, da ausnahmsweise sit und mit stehen (oben s. 374.). Bei unapocopiertem e würde die rückkehrende media snide entscheiden, nähme nicht der stamm snîden (s. 408.) nach kurzem i überall ten. an. rite (febris) bite (rogo) biten (rogare in welchem wort man ein tt. erwarten sollte) und überall den praet. liten, miten, striten, sniten etc. Selten die klingenden formen bitten, sitten, gesnitten (M. S. 1, 29 a b ) oben s. 384. Nach o haben tt die wör- ter spot, spottes, spotten; rotte (lyra) rotte (agmen) otte (n. pr.) wiewohl nicht durchgehends, Rudolf gebraucht D d I. mittelhochdeutsche consonanten. linguales. noch spote und spoten (stumpf, s. Barl.) und rote steht Ernst 14 a 34 b 38 b 50 b M. S. 2, 132 b . Einfaches t müßen haben got, gotes; tote, bote, rote (rhodanus) und die part. praet geboten, gesoten. Nach n in den nämlichen praet. desgleichen. buten, suten, überhaupt kein tt; nach ü aber in hütte (tugurium) mütte (modius) schüt- ten (fundere) zerütten (turbare). — (DD) gar nicht vor- handen, es sey denn in fremden namen wie liddamus Parc. 100 c 101 a. b . — (ZZ.) theilt sich in zz und ƷƷ. 1) für zz wird gewöhnlich tz (zuweilen c und cz) ge- schrieben, doch nicht allgemein, der s. galler Parc. hat meistens zz (sogar im auslaut, vgl. sazz:chrazz 37 c ) ei- nigemahl tz (29 a witze); ich bediene mich überall des tz, theoretisch richtiger würde das einf. z für tz und ebenso Ʒ für ƷƷ stehen, also von keiner inlautenden gem. tz. ƷƷ. sondern nur von einer in- und ausl. asp. z und Ʒ die rede seyn. Diese ansicht bestätigt sich so- gar durch die schreibung des zz und tz im auslaut, in- dem sie im fall wirklicher gem. nur dem inlaut zustün- den; das auslautende pf. findet niemand anstößig. Be- lege des tz, außer den inlauten der vorhin beim z ge- nannten wörter: katze (felis) tatze (pes) ratzen (grassari Frig. 20 c ) atze (n. pr.) etzele (n. pr.) netze (rete) metze (n. pr.) ketzer (sodomita) setzen (ponere) ergetzen (exhila- rare) hetzen (persequi) wetzen (acuere) bletzen (sarcire, in- serere) letzen (laedere) schetzen (aestimare) benetzen (irri- gare) hitze (calor) witze (ingenium) ditze (hoc) spitzic (acutus) litzic (? Reinfr. 14 a ) antlitze (Parc. 29 a troj. 146 a Herb. 5 b 69 a 89 a vultus) ritze (fissura) kitze (hoe- dus) sitzen (sedere) switzen (sudare) snitzen (sculpere) smitzen (insicere) endungen -itzen, -itze. kotze (amictus) lotze (Morolf 45 a 63 b ) getotzen (sternere se? kolocz 148.) nütze (utilis) pfütze (puteus) schütze (jaculator) antlütze (Ben. 64. Maria 29. 66. facies) umbekützen (amicire) be- tützen (fragm. 3 b consternare) n rdrütze (taediosus) es werden ihrer wenige mehr seyn, vielleicht dutzen (oder dützen, tuissare)? (vorhin s. 412.) und crütze (crux) s. 412. vgl. Maria 54. cruce. Durch inclination würde datze aus dà ze entspringen, ich weiß nicht, ob gute hss. dieser theorie entsprechen. Neben den angeführteu beiden formen antlitze, antlütze erscheint, wiewohl nur außerhalb reim eine dritte antlihte (Trist. 109 b 112 c ) antlühte, antliuhte? (Barl. 64.) welches ein merk- würdiger übergang zwischen zungen- und kehllaut wäre, wenn es sich nicht vielmehr auf die schon im I. mittelhochdeutsche consonanten. linguales. alth. Oben s. 167. note ***; die vielgestaltigkeit dieses worts mehrt noch der eigne umstand, daß O und T. nl zu nn assimilieren, annuzzi (T. 7. 6. O. III. 21, 69. IV. 33. 10. V. 2, 7. woneben 1, 5. 54. auluzzes) W. 2, 14. hat antluzze. wahrgenommene vermischung gründet, in wel- chem fall nur antlitze und antlütte rechtsertig sind, viel- leicht das verkürzte antlit (Flore 28 b Morolf 8 b ) antule (a. Tit. 124.) scheint bedenklich. — 2) von ƷƷ hier ei- nige beispiele: gaƷƷe (platea) vaƷƷe (vase) waƷƷer (aqua) haƷƷen (odisse) laƷƷen (retardare) neƷƷe (mador) keƷƷel (cacabus) neƷƷel (urtica) seƷƷel (M. S. 2, 215 a ) meƷƷer (culter) ëƷƷen. frëƷƷen. mëƷƷen. vergëƷƷen. wiƷƷen (scire) biƷƷe (morsu) broƷƷen (M. S. 2, 108 a ) fluƷƷen. guƷƷen. nüƷƷe (nuces) slüƷƷel (clavis) drüƷƷel (rostrum) schüƷƷel (patena). — (SS) in wenig wörtern:was, wassen (acrem) hessen. messinc (aurichalcum) ësse (ustrina) hëssen (Parc. 140 b ) missen. wisse, wësse. gewissen (certum) subst. auf-nisse zuweilen nüsse) ros, rosses. kus, kusses. güsse (M. S. 2, 140 b Wilh. 3. cass. 101 b 257 b ) in letzterm wort ein noch dunkler übergang aus Ʒ (stamm:gieƷen) der sich aber schon im alth. findet (s. 171.). Auch im Tit. der reim küssen:güssen. Außerdem in den fremden wörtern massenîe. masse. esse (assis) mësse. prësse. do- schësse etc. In wîssage, freissam, lussam (assimiliert) be- rühren sich die s. zweier silben. Von ss. für hs unten bei letzterm. anlautende lingualverbindungen . TR. häufig und wie im strengalth. TW. gebührt eigentlich nur folgenden: twâle (mora, ebenso tweln, morari) twalm (torpor) twas (hebes) und twërc (nanus). Sehr unorganisch bekommen es aber allmählig auch twahen (lavare, gilt vom menschl. leib, waschen allge- mein auch von sachen) twehele (mappa) twërch (transversus) twingen (cogere) st. des richtigern dw. Der s. galler Parc. giess. lw. etc. haben dieses falsche tw. überall schon. — DR. wie im strengalth. DW. verliert sich im laufe des 13. jahrh., die ältesten hss. kennen es aber noch, und schreiben dwahen, dwehele, dwërch Hieraus folgt, so wie aus der verschiedenheit der auslau- tenden consonanz, daß twërc, twërges mit dwërch, dwër- hes unverwandt ist. dwin- gen, dwanc, dwungen, vgl. Maria 15. dewanger 86. dwun- gen 104. dewuoch etc. neben betwungen 5. 119. 153. D d 2 I. mittelhochdeutsche consonanten. linguales. betwanch 125. 230. twuoch 116. Das schwauken hub schon im 12. jahrh. an; gl herr. 181 a thwë r he, aber 179 a unrichtig twërheme (obliquo); cod. pal 361. 88 b dewërhes. 90 b betwanc. 91 c twanc etc. . Das alte münchn. fr. liest Wilh. 2, 73 b 74 a dwanch, und Nib hss 232. 388. erdwingen, dwang. Jenes twingen etc. ist nicht beßer, als wenn man tringen, trì etc. f. dringen, drî eingeführt hätte. Ob eine zeitlang tw und dw noch dialectisch un- terschieden waren, könnten wir nur erfahren wenn un- sere dichter alliteration gebraucht hät en. — ZW. überall richtig, wie im alth. Im neuh. werden wir auch alle tw. in zw. übergehen sehen, so daß nunmehr zw die drei org. ganz verschiedenen anlaute tw. dw. zw. aus- drücken muß. — SL. SM. SN. SP. SPR. ST. STR. SW. Dieses sw erscheint noch in swuoƷ (dulcis) in der kaiser- chron. des 12. jahrh. cod. pal. 361. 18 c 19 d etc. (vgl. oben s. 112. 141); das mittelh. des 13ten kennt nur sueƷe. bestehen und nicht schl. schm etc wohl aber gehen die alth. sc. scr. über in SCH. SCHR. Daß dieser übergang viel früher begonnen habe, wurde s. 173-175. darge- than; die meisten denkmähler des 12. jahrh. haben be- reits sch. schr, z. b. die gl. herrad. In Maria bald sc. bald sch; im münchn. fr. des Wilh. 2. und des Parc., im giess. lw. entschieden sch. schr; nur der s. gall. Parc. (der gerade das anlautende ch statt k hegt) gibt häufiger sc als sch, und vor allen vocalen, z. b. scande, gescë- hen, scoup, sciere. lst bei dieser verschiedenen schrei- bung auch verschiedene aussprache? oder umgekehrt dieselbe aussprache anzunehmen, es stehe nun sc oder sch geschrieben? In letztem fall aber welche aussprache ist die richtige, sc oder sch? Ich wage keine entschei- dung; zum theil wird sie von der ansicht abhängen, welche man sich über k und ch bildet. In rom. wör- tern scheint sch bald aus sc (schumpfentiure, sconfitura) bald aus ch (schapel, schanze, schëvalier, wofür Trist. 40 b chëvalier, Wigal. 170. sogar zëvalier) bald aus einf. s zu entspringen (schëneschalt Parc. 36 c 49 a. c rom. sene- schal In diesem worte ahnt Wolf. das urdeutsche sini-scalc (primicerius aulae, ältester hosdiener) gar nicht mehr; warum er es beständig auf -aut reimt, so daß die schrei- bung scheneschlant 46 c 49 a richtiger scheint, als schene- schalt? muß sich aus dem romanischen aufklären, wo et- wan ein verb. seneschaler und davon ein partic. senescha- laut vorkam. , schariant Parc. 188 c , im Wigal. sariant; vgl. I. mittelhochdeutsche consonanten. linguales. den inlaut sch. Andere bss. setzen wohl tsch f. sch, als tschionàtûlander, und selbst Parc. 122 b tschanpfanzûn. in- und auslautende lingualverbindungen. Von SCH gilt das so eben beim anlaut gesagte, während die gl. her- rad. visch, eƷƷisch, rætische etc. schreiben, hat der s. gall. Parc. und cöln. Wigal. oft noch visc, tisc, viscære etc. Die wichtigsten beisp. sind: asche (cinis) asche (piscis) wâschen- walt (vosagus) waschen (lavare). naschen (ligurire) chlì- basche (genus cibi? slav. chleb, panis). carrasche (vehi- culum) hasche (securis) haruasch (thorax) pfasch (via an- gusta) tasche (pera) quaschiure (vulnus) munsalvæsche (Parc. 140 a ) drëschen, erlëschen, pfnëschen (fremere) visch. tisch. wisch. frisch. risch (vegetus) mischen. hischen (singultire) endungen -isch, -ische; frosch (rana) rösche (asper) lösche (corium rubicundum) nusche (sibula) züschen (a. Tit. 156.) fleisch freischen (fando audire) heischen (postulare) rûschen (stridere) tiusch (st. diutisch) kiusche (castus) gebinsche (fragor) getiusche (sallacia). Von cons. leidet sch fast nur liq. vor sich, vgl. falsch (falsus) clin- schôr (n. pr.) wünschen (optare) mensche (homo) hei- densch (gentilis) hersch (M. S. 1, 117 a ) tœrsch (stultus) vorschen (inquirere), doch auch f. in hofsch st, hovesch; es sind meist syncopierte oder fremde wörter. Das sch in den fremden wörtern verdient besondere aufmerksam- keit; gleich dem anlautenden gründet es sich theils auf sc (tasche, tasca; flasche, flasca; hasche, ascia) Zuweilen auf j vgl. onwe (anjou) schoie (joie). theils auf ein bloßes s. vgl. harnasch, harnese, harnes; pfasch, passus, pas; wâsche (vosagus) falsch, fals, faux und clinschôr (wie stets im Parc.) ist richtiger als clinsôr (M. S. 2, 6 a. b. ) ganz verwerflich aber clingesor oder clingeƷor; die rom. quelle kann clensor gehabt haben (ens wandelt sich in ins, wie census in cins, vgl. oben s. 388. 395.). Da die verwandlungen des s in sch steigen (neuh. lauschen, herr- schen, wirsch; alth. losan, hërrisôn, wirs etc.) so scheint mir daraus die dem neuh. sch gleiche aussprache des mittelh. sch (oder sc) zu folgen Umgedreht wird, aber selten, sch zu s, vgl. erlaste (f. er- laschte): glaste Barl. 321. Wilh. 3, 230 b 410 b ; eisten (f. eischten): leisten Maria 218. fris (st. frisch) : gewis Wilh. 3, 83 a . . — TSCH. sehr sel- ten, vgl. getschen:stetschen (M. S. 2, 190 b ) bisweilen in fremden wörtern statt sch, ala muntsalvatsche (a. Tit. 12.) quatschiure und quetschen. — SP. nur in: haspel (troch. I. mittelhochdeutsche consonanten. linguales. lea) rasper (Wilh. 1, 18 b ita cod. cass., vgl. den beina- men des thüring. heinrich raspe, und raspenbëre Loh. 63. gl. trev. 16 a giraspe quisquiliae) espe (arbor) lëspe (labium, außerm reim M. S. 2, 16 9 b st. lësse) vësper (abend) hispe (fibula) crisp (crispus) rispen (plicare Wilh. 1, 38 b M. S. 1, 83 b 2, 57 b fragm. 26 a ) wispel (sibilus) zispen (motitare) lispen (anhelare); es mag noch andere geben, die mir nicht vorgekommen sind, z. b. ein despen (extinguere) vgl. oben s. 129. Nicht hierher gehört zwi-spilden (du- plicare Wilh. 2, 68 b Georg 8 b kolocz 99.) und zwi-spilt (duplum, Scherz zu fr. belli 25 b vgl. Parc. 48 b ). — SW. durch zus. ziehung in zëswe (dextera) f. zësewe; auf zëswen reimt Conr. (schmiede 1568. kol. 1526.) erswë- swen, erlëswen, erzlëswen? dessen bedeutung wohl mar- cere, dessen form jedoch dunkel ist. Verständlich wird mit aber ein anderer reim auf zëswen. nämlich hëswen im Tit. durch die vergleichung des s. 250. angeführten angels. wortes hasva (aridus, ariditate asper) jenes mit- telh. hëswe (? heswe) heißt torridus, pallidus und nicht unwahrlcheinlich muß auch in der schmiede erhëswen gelesen werden. — ST. häufig, hier nur einige beispiele: tasten (tangere Parc. 68 c 148 a wo stasten fehlerhaft; M. S. 2, 24. betasten f. bestatten) wastel (panis Wilh. 2, 62 a ) waste (desertum, so Wolfr. Parc. 60 a und Walth. 1, 132 a wasten, vastare; die übrigen deutscher: wuoste und wuesten, jenes scheint aus dem rom. vaste, vaster, gaster entlie- hen; alth. wuastì, wuostî, wuastinna, niemahls wastî, wastinna) gueiste (scintilla, troj. 29 c 92 b geneisten, scin- tillare, guistern M. S. 1, 184 b wofür a. Tit. 115. guanei- sten, gâneisten? vgl. gænester gl. herr. 198 b und gænster Parc. 25 a 106 a ) huoste (tussis) etc. — (K. G. CH. I. H.) gutturales. (K. C.) vorerst, was die schreibung betrifft, so setze ich in deutschen wörtern anlautend kein c, sondern immer k; auslautend kein k, sondern immer c, also kiesen, kleine, kneht, tac, balc, bërc. Beide buchsta- ben drücken zwar dieselbe tenuis aus und es scheint einfacher, nur ein zeichen, nämlich k für den an- und auslaut, folglich tak, balk anzunehmen. Einzelue hss. thun dies auch, wiewohl die ältesten (falls sie ten. schrei- ben) c vorziehen. Man kann das einf. c dulden, so lange man die gem. kk durch ck ausdrückt und die asp. ch nicht anders ausdrücken kann, denn dafür wird nie- mand kh durchsetzen. inlautend kommt die gutt. tenuis I. mittelhochdeutsche consonanten. gutturales. nur vor α ) in der verbindung mit liq. und hier schreibe ich k, z. b. schalkes, benke, starken von den auslauten schalc, banc, starc, da ein inlautendes c vor e, i etc. wie z aussehen würde. β ) nach voc. lediglich bei con- tractionen statt der geminata und hier ziehe ich wieder die schreibung c vor, als blicte, ructe st. blickete, ruckete, weil die inl. ten. vor t insgemein der ausl. ten. parallel steht und ich im auslaut c setze (blic, blickes). Ob aber diese parallele auch auf die verwandlung der inl. med. in c vor t erstreckt werden dürfe? (fuocte f. fuegete, hancte f. hengete) ist oben s. 380. besprochen. Wichtiger als die schreibung k oder c (die theorie hätte nichts wider und die consequenz forderte selbst ein allgemeines k und kk, wie p und pp) ist der zwei- fel zwischen k und ch, nicht sowohl der schreibung, als der wirklichen aussprache nach. Ich bemerke 1) da im lippen und zungenlaut statt der goth. ten. p und t die asp. pf und z gelten, warum greift nicht im kehl- laut die asp. ch. für das goth. k durch? warum heißt es nicht chiesen, schalch, arche wie es pfeit, wolf, wër- fen, zërn, salz, hërze heißt, um so mehr als in- und auslautend die asp. wirklich gilt, sobald vocale vorher- gehen, z. b. brëchen, brach, brâchen, nimmer brëken, brac, brâken. Nun schreiben auch in jenen fällen viele gute mittelh. hss. entschieden ch und nicht k; einige ebenfalls gute schreiben aber k (c). Für die aussprache und die danach einzurichtende schreibung der reinen ten. spricht a) die gemination ck, welche gewiß kk und im auslaut wie einfaches k. lautete, sac, sackes; blic, blickes; druc, druckes; denn solche wörter rei- men nie auf entschiedene asp. wie dach, daches; stich, stiches; spruch, spruches. Schreiben also hss. dennoch sach, saches; blich, bliches; so ist das zu tadeln und erregt bedenken für andere fälle, wo sie gleichfalls ch. setzen. b) wäre die asp. für die goth. ten. allgemein durchgedrungen, so hätte auch die med. allgemein durch ten. ersetzt werden müßen, wie sich im strengalth. zeigt, aber keine mittelh. h s . gewährt kras, taken. vielmehr ist die med. hier geblieben. Nichts natürlicher. als daß man die reine ten. da, wo die asp. nicht waltete, bei- behielt, d. h. im anlaut durchgehends, in- und ausl. nach liq. c) für letztern fall, nämlich die verbindungen lc, nc, rc lehrt der reim wieder die aussprache. Nach dem grundsatz s. 377. tritt med. auslautend in ten. (ta- ges, ac; siges, sic; balges, balc; ringes, rinc; bërges, I. mittelhochdeutsche consonanten. gutturales. bërc) Diese ten. läßt sich der strengalth. in tak, takes, siku, si- kes nicht gleichstellen (vgl. s. 377. bem. α .) weil sie sich nicht rein von der asp. absiust , ich meine, weil auch schalk, stark (sirengalth, scalh, starh) daneben gelten. ; nun aber reimen unbezweifelt schalc (schalkes): balc (balges) danc (dankes):lanc (langes) starc (starkes): are (arges). In beiden fällen ist also eine gleiche ten. gesprochen worden. Wollte man einwenden, daß auch die auslautende med. aspiriert worden seyn könne, so antworte ich, theils wäre das ein sprung, da keine med. in asp. sondern nur in ten. und diese dann in asp. über- tritt, und es unthunlich seyn würde, für balch, junch die inlaute balges, junges anzusetzen; theils beweist der reim die aussprache der ten., indem tac, sic etc. nie auf entschiedene asp. (brach, stich) vielmehr bestimmt auf entschiedene ten. (sac, blic) reimen; was aber von tac, sic gilt, muß es auch von balc und junc. Die schreibungen schalch, danch, starch sind also wiederum verwerslich, noch vielmehr tach (dies) sich (vict.) balch. rinch. bërch etc. d) die falschen schreibungen, sach, saches, schalch, schalches etc. machen mistrauisch gegen die in denselben hss. übliche schreibung der anlaute charl, chiesen, chunst etc. und reden für eine eben- mäßige aussprache und schreibung der bloßen ten. welche in alten hss. auch oft genug steht. Freilich entschieden wird damit nichts und reime vermögen hier nicht zu entscheiden; alliterationen vermöchten es, insofern etwa ein deutsches ch. nie mit einem roman. c gebunden würde. Was sich noch sonst für den anlaut ch. sagen läßt, hernach unten bei der asp. e) sollte hier nicht auch die neuhochd. aussprache zurückbeweisen? sie zeigt nicht nur in schalk, dank unbezweifelte ten. sondern auch in allen anlauten karl, kiesen etc. während, wie im mittelh., die übrigen lantreihen der consequenteren asp. auhängen (pfund, pfeife, zahn, zunge). Hierzu stimmen im alth. O und T. — 2) der sprung vom g. zum ch. kann nur durch ein im mittel gewesenes k er- klärt werden. Da nun der anlaut g. als regel gilt, selten spur des strengalth. k. erscheint (s. 382. enkëlden, hôchkezît Parc. 52 a ferner Wig. 164. enkarte f. entgarte, Nib. 3764. enkân f. entgân etc.); so müste man in wörtern wie eigennamen, die dem organismus der eigentlichen sprache entwachsen sind, nach beispielen forschen. Und ich finde einige auffallende. Das lat. graeci war in ein alth. I. mittelhochdeutsche consonanten. gutturales. kriahhî verwandelt worden (selbst im angels. neben grë- cas crëcas vgl. oben s. 237. not.; im roman. wohl mei- stens mit g. Roquef. 1, 713 a ) dies kr . wurde bei O. nicht wieder zu gr. aber bei N. zu chr (68, 35. chriechisc) mittelh. hss. schwanken zwischen kr . und chr , vgl. Nib. 5369. chriechen, Parc. 80 c . Ebenso entspringt chriemhilt und chutrûn aus grimbilt und gutrûn durch ein vermit- telndes k; schon ein dipl. bei Neugart n° 525. vom j. 881. hat die form chriembilt, die veränderung des i in ie (wie bèi chriechen, nord. grickir) verdunkelte den ur- sprung, ob im nord. grimhildr oder grìmhildr zu schrei- ben sey, laße ich hier unentschieden. Auch bei gudrûn, godrun wechselt der nord. vocal, vielleicht ist gôdrûn und dann im hochd. guotrûn richtig, worans sich die falsche schreibung choutrûn, chautrûn verständigte. In christ blieb der org. asp. überall ungeändert und bloß die sächs. und nord. mundart führte ihr kr . ein Zur übersicht des bisherigen: in deutschen wörtern ent- spricht k meistens dem goth. k (welches nur in- und ausl. vor vocal gewiß zur mittelh. asp. wird); dann aber auch dem goth. g. nämlich im auslaut (bem. 1 c ) selten im an- und inlaut (bem. 2.). — 3) das c. romanischer wörter wurde durch die deutsche ten. wiedergegeben und gerne c, aber auch k geschrie- ben, z. b. cunnewâre (das nord. gunnvör) kappe, keie, condûwieren, castêl etc. bot, oft in denselben wörtern die rom. mundart ein ch. so entsprang ein deutsches sch, als schapperûn und Wolfram sagt nicht castêl, sondern schahtêl (vorhin s. 416.). In einigen namen hat der s. gall. Parc. tenuis in andern ch. z. b. kanvôleis, karnant, clîas, clinschôr, hingegen charchôbrâ, bêâchurs, chûchû- merlant (cumberland) und chlâmidê neben clâmidê (vgl. 49 a c 50 a c ). Solche neuaufgenommene namen hatten in der wirklichen aussprache sicher die reine ten. (kar- kôbrâ) wie die rom. p. und t. nicht zu pf. z. wurden. Dies wäre ein grund wider die aussprache der asp. in deutschen wörtern, wenn sie schon geschrieben steht. — 4) fehlerhaft scheint k. zuweilen st. ch. geschrieben zu seyn in fällen wo letzteres selbst aus dem zus. stoß zweier silben entspringt, z. b. frümekeit f. främic-heit, frü- mecheit. — 5) ausgestoßen wird k in mar-schalk, mar- stal (Parc. 111 b ) insofern diesen zus. setzungen das mit- telh. mark (alth. marah) zum grund liegt. Das die med. vertretende c erleidet apocope in zwî (Gotfr.) st. zwîc (Wolfr.) I. mittelhochdeutsche consonanten. gutturales. (G) an- und inlautend bäufig, im auslaut stets durch c. ersetzt. Syncopiert wird diese med. in morne f. mor- gene (Flecke, Rud. Conr. Nith. im reim auf zorne) nicht in morn f. morgen oder in den ähnlichen fällen sorgen, borgen. Zuweilen bei folgendem t, als pflît, lît f. pfligt, ligt; zuweilen in i aufgelöst treit f. tregt, welche auflösung indessen auch vor d, s und n statt findet und mancherlei willkürliches hat. Vorerst setzt sie jederzeit ein wurzelhaftes a voraus, das in e umlau- tet. d. h. ei entspringt aus agi, und das flexions-i ist es, welches den umlaut erweckt, nicht das in i verwan- delte g, denn in denselben formen kann auch, wenn g bleibt, umlaut eintreten, z. b. legte, tregt neben leite, treit. Sodann schwankt das ei nach zeit und dialect und leidet auf theoretisch analoge fälle gar keine an- wendung; bald gilt ei allein und kein ege z. b. eise (ti- mor) f. egese und von uralter zeit her meiste f. megiste; bald gilt nur ege und kein ei; bald beiderlei nebenein- ander. Anfangs scheint man es nur für ein wirkliches ege, allmählig auch für age gebrancht zu haben. Die ältern setzen daher treit f. tregt, heidruose (inguen Parc. 116 b alth. hegidruosi) erweit f. erwegt (Wilh. 2, 152 a ) meide f. megede, gein f. gegen, geine f. gegene (situs) wobin auch die eigennamen meinhart, reinhart, ein- hart etc. gehören, geleit f. gelegt, leite f. legte, getreide f. getregede, gejeide f. gejegede etc. die spätern aber auch meit f. maget, kleit f. klaget, gekleit f. geklaget, seit f. saget, geseit f. gesaget, teidinc f. tagedinc, in welchen fällen der umlaut unorganisch ist. weil kein megt, klegt, geklegt, segt, tegedinc stattfindet (anßer reim freilich klegte M. S. 1, 201 b 2, 48 b 53 a 62 a ). Hier muß manches einzelne näher bestimmt werden, als es im allgemeinen möglich ist; Wolfr. hat stets getregede, gejegede, nie getreide, häufig aber gein; das subst. geine reimt Herbort auf reine, gemeine etc. Für negt (rodit) regt (movet) regte niemahls ein neit, reit, reite auch noch überall egedehß (lacerta, später eidechse) etc. Ebenso ist die spätere kürzung des oge in oi (voit f. vo- get) zwar analog aber nicht mittelh. . — Dieser auflösung des g in i steht der verwandte, aber umgekehrte fall zur seite, wo sich g aus j entwickelt (s. unten beim j). — Merkwürdig ist das eindringen des g an die stelle des h. in der conjug. einiger slarken verba und zwar nach stufen α ) das verbum ziehen nimmt I. mittelhochdeutsche consonanten. gutturales. im praet. und part. praet. überall g für h an, sobald dieses inlaut wird, also züge (traxisti) zugen (traxerunt) gezogen (tractus); nicht auslautend zôc oder zouc (für zôg, zoug) sondern zôch (f. zôh) und bei inclination zôher (nicht zouger). Das organisch analoge fliehen weiß aber nichts von der anomalie, sondern hat regel- mäßig flôch, flühe, fluhen, geflohen. Gerade wie zie- hen zu fliehen verhalten sich zîhen. gedîhen zu lîhen; jene beide bekommen zêch, gedêch, zige, gedige, zi- gen, gedigen; letzteres bleibt regelfest lêch, lihe, lihen, gelihen. β ) eine zweite stnfe wandelt auch den auslaut ch (für h) in c (für g). Hierher gehören slahen, twa- hen, gewahen, praet. sluoc, sluege, sluogen, geslagen etc. statt der org. sorm sluoh, sluehe, sluohen, geslahen desgl. bei inclin. sluoger f. sluoher. Und in einer an- dern conj. wird das verb. sëhen (nie aber geschëhen, jëhen) von gleicher sucht angesteckt, obschon nur spur- weise, da es meistentheils richtig geht. Nämlich Wolfr. Parc. 30 c reimt gesâhen: pflâgen, was die aussprache gesâgen voraussetzt und 124 c ändert die anlehnung sach er nicht in saher, vielmehr sager Ein umgekehrter fall, nämlich h für g, kommt vor Parc. 144 c wo liht (f. ligt oder lit): niht und M. S. 1, 102 a , wo psliht (f. psligt, pslìt): niht reimen, vgl. giht : wì t , strît (Flore 23 a Wilh. 2, 1); gesiht:psliht troj. 15 a ist in gesigt, pfligt zu beßern. ; wiewohl ich im reim kein solches sager. hingegen sac (vidit) f. sach- pflac ( Wilh. 2, 177 b 178 a ) finde. (vgl. unten ch. 5te bem.). Hierher fällt denn auch das allgemein gül- tige genuoc und genuoge vgl. mit dem goth. ganôhs, ganôhái. Im niederd. und neuh. schreitet dies unorg. g. noch weiter vor und ergreift auch die formen des praes. slagen, zwagen, doch bleiben ziehen und zeihen, ge- deihen, ja beide letztere kehren selbst im praet. zu dem h. zurück (ziehen behält zog, zogen). Der neigung hätte aber schon oben s. 182. im alth. meldung gesche- hen sollen, indem hlahan, slahan, duahan, giwahan be- reits die praet. hluoc, hluogun st. hluoh, hluohun bil- den und ziohan, zîhan, gedîhan meistens wie im mit- telh. gehen; ja selbst der Gothe hebt schon zwischen áigum und aìhum an zu schwanken und hat tagrs f. das alth. zahar. Die abhandlung der conj. wird näheres erörtern. (CH.) zwei arten ganz verschiedenes ursprungs. 1) ch. statt der reinen spirans h, nur auslautend in noch (ad huc) doch (tamen) joch (atque) den praet. sach, I. mittelhochdeutsche consonanten. gutturales. jach, geschach, lêch, zêch, gedêch, zôch, flôch, in den imp. derselben verba und des verbums vâhen (nicht aber der verba twahen, slahen, gewahen), so- dann in: gâch (praeceps) nâch (post) rêch (caprea) gevêch (varius) hôch (altus) schiech (fugax) diech (fe- mur) schuoch (calceus) rûch (hirsutus) endlich in den verbindungen lch. rch (belege oben s. 396.); also mit ausnahme der fünf zuerst genannten wörter durchaus nach vorgängig langem voc. oder nach liq. Vielleicht würden auch noch, doch, wenn das h ihrer inlaute fühlbar geblieben wäre, nôch, dôch lauten. 2) ungleich häufiger ist ch statt der goth. ten. wenn vocal vorhergeht; jedoch nur aus- und inlautend . Dieses ch unterscheidet sich vom vorigen wesentlich darin, daß es auch im inlaute bleibt, wo jenes zu h wird. Belege: ach (interj.) och, uch (Georg 12 a ) krach (fragor) bach (rivus) dach (tectum) vach (thecae) gemach (otium) kach (risus fragm. 24 a ) flach (flaccidus Iw. 4 a ) swach (debílis) sache (causa) wache (custodia) bache (baco) trache (draco) spache (surculus) machen (parare) lachen (linteum) wachen (vigilare) lache (palus) blëch (lamina) bëch (pix bei Conrad etc.) frëch (audax) lëch (n. fl.) brë- chen (frangere) rëchen (ulcisci) sprëchen (loqui) stëchen (pungere) trëchen (trahere) zëchen (ordinare) ich. mich. dich. sich. unsich. iuch. pich (pix, bei Wolfr.) stich. slich. strich. gerich (vindicta) âswich (fraus) wich (fuga, livl. chron. 71 b 148 b ) endungen -lich, -rich; michel (magnus) sichel (falx) sicher (certus) kicher (cicer) die endung -iche (lëriche, alauda, meriche, equa) joch (jugum) bloch (truncus) loch (foramen) roch (figura in lud. latr.) woche (hebdomas) knoche (os) kochen (coquere) schochen (M. S. 2, 105 b ) spruch (dictum) bruch (fractura) ruch (odor) Man merke, daß die umlaute e, ö, ü vor ch nur in den plur. beche, löcher, sprüche etc. vorkommen, nie in ab- geleiteten schwachen verbis, wo jederzeit ck für ch ein- tritt, als decken (tegere) wecken (excitare) etc. ; schâch (lud. latr.) sprâche (sermo) râche (vindicta) bâche (bacchus) hâche (n. pr.) âche (aquis gr.) lâchenîe (sortilegium) lâmêch und ähnl. fremde namen; entwîch (fuga Parc. 96 c 138 c ) lîch (color) tîch (piscina) endung -lîch. rîche (dives) slîchen. strîchen. swîchen. wîchen. bûch (venter) slûch (hydria) strûch (frutex) brûchen (uti) stûche (manica) tûchen (mergi) bleich (pallidus) leich (ludus) weich I. mittelhochdeutsche consonanten. gutturales. (mollis) eich (quercus) sleichen (clam inferre) smei- chen (adulari) zeichen (signum) reichen (porrigere) siech (aegrotus) riech (asper) kriechen (graeci) krie- chen (serpere) riechen (fumum dare) entliechen (re- cludere) ouch (etiam) gouch (stultus) louch (cepe) rouch (fumus) buoch (liber) tuoch (pannus) fluoch (ma- ledictio) ruochen (curare) suochen (quaerere). Das einzige lachen (videre) hat sich aus dem org. hlahan entwickelt. 3) in der verbindung mit s wird das goth. k jedesmahl zu ch, an- in- und auslautend , vgl. schîn, schrift, lëschen, lasch, weitere belege vorhin s. 420. 321. Man kann nur diese verwandlung des sk in sch nicht sicher mit der allgemeinen des k in ch parallelisieren, indem sowohl hss. welche letztere lieben (z. b. der s. galler Parc.) gerade sc und nicht sch; als auch umge- kehrt andere, denen der anlaut k geläufig ist, den- noch sch schreiben. Auch im alth. gehen ch und sch nicht immer zusammen. 4) verbunden mit liq. in- und auslautend kein ch für k, sondern fortwährend die alte ten. schalc, schalkes, banc, benke, arke etc., vgl. oben beim k bem. 1. c. Ausnahmsweise reimt bevalch, empfalch: marschalk Nib. 6961. kl. 1602. Bit. 33 b , und häufig bei Ottocar, so daß dialectisch die strengalth. aussprache marschalch ge- golten haben mag. Das einfache schalc reimt nur auf balc etc., der dat. pl. schalken:gewalken Wilh. 2, 178 a . Ebenso ungenau vërch:wërc Nib. 894 7 . (richtiger 2013 wërc:getwërc) wo wieder das alth. wërah (oben s.181.) nachzuckt; noch tadelhafter swëlchen:ëlchen a w. 3, 13. st, swëlgen, da doch wohl swëlc, swëlges gilt (man lese das. allen st. aller). 5) daß die schreibung ch für c (als auslautende med.) unleidlich sey (denn für c als org. ten. läßt sie sich überall eher hören) wurde oben s. 424. bewiesen. Reime, die ein solches ch mit einem richtigen ch bänden, finden selbst ausnahmsweise keine statt. Hin- gegen erlaubt sich Hartm. Iw. 47 b smach (st. smac, smackes): sach, oder wäre smac:sac zu lesen und letzteres das s. 427. besprochene sac, sâgen? (vgl. un- ten beim h die bem. e). Richtiger reim aber ist eƷƷich:sich (Iw. 25 a ) denn es heißt eƷƷich, eƷƷiches (s. 68. note) und das neuh. eßig, eßiges verdient den tadel. I. mittelhochdeutsche consonanten. gutturales. 6) gründe wider die aussprache der asp. im anlaut oben s. 423. Für sie ist allerdings die häufige schreibung in den hss., und die fortdauer des harten kehllauts in der schweizermundart (der wenigstens manche mittelh. gedichte nahe lagen) anzurechnen. Der gemeinmit- telh. dialect war weder der strengalth. noch der des O. und T., sondern lag zwischen beiden. Dem neuh. liegt er zwar zu grunde, doch nähert sich dessen mischung etwas mehr der niederd. und O. und T. Ich habe daran gedacht, ob bei dem schwanken in org. ganz gleichen fällen etwa die gewohnheit unter- schiede zwischen k und ch. für einzelne wörter Stalder dial. p. 63. bemerkt einzelne meistens gebliebene k. statt ch. in der schweizervolkssprache, worunter beson- ders kennen und erchennen auffällt. Der dem anlaut fol- gende voc. ist weder hier noch im mittelh. von einfluß, wenn man etwa die sächs. und fries. regel (oben 256.) an- wenden und ch vor e, i etc, k vor a, o, u etc. anneh- men möchte. gebildet hätte und mir einen durchschnitt beider an- laute nach mehrern alten hss. entworfen, doch ohne befriedigenden erfolg. Zwar ist es z. b. einleuchtend, daß in Maria unter vielen ch. die wörter kint, ku- nic, knappe, karl, kamer etc. mehrentheils k. haben und im münchn. fr. Wilh. 2. wiederum kint, kune- ginne die einzigen k. in deutschen wörtern sind. Ferner wird in roman. lieber k als ch. geschrieben und in jenem seltnen umlaut der med. in ten. (s. 382. und 424. enkültet, hôchkezît, enkarte) hat sich das gefühl für k. erhalten. Allein im a. Tit. steht bei überwiegendem ch. zuweilen kraft, bekande, erkande, kunst, kriegen, küngîn etc. meistens chüngîn und immer chint, nie kint; im s. gall. Parc., dessen k. und ch. sich schon mehr das gleichgewicht halten, schwanken beide namentlich in jenen kint, künic, knappe etc. und selbst in roman. wörtern. Bís jetzt habe ich noch keine gute mittelh. hs. gesehen, die in den anlauten entw. bloß k oder bloß ch befolgte, (selbst der giess. Iw. schwankt) noch weniger eine, die für gewisse wörter bestimmt zwischen beiden wechselte. Daß einzelne mundarten die wirkliche asp. oder doch einen härteren laut, als die reine ten. aussprachen folgt auch aus der wiewohl seltnenen schreibung ck, vgl. ckost, ckumber (Parc. 163 b 129 a ) ckasten, ckatze I. mittelhochdeutsche consonanten. gutturales. (a. w. 3, 184.). Dieses anlautende ck vergleicht sich dem zuweilen auch vorhandenen anlaute tz f. z und dem ganz üblich gewordenen pf. für f; consequent müste es eigentlich cch (nicht ck) heißen, vgl. oben s. 191. Den anlaut k scheint endlich das selbst in hss. die dem ch. ergeben sind, gültige q anzuzeigen; denn q steht = ku, kw und wird in strengalth. denkmäh- lern, die ch für k setzen, ebenfalls aspiriert, qh oder chu (s. 196.). Dergl. findet sich nun nicht im mit- telh., eher q bisweilen für andere fälle des k (Parc. 92 a qnappen f. knappen). 7) hss. des 12. jahrh. oder aus dem anfang des 13. z. b. Maria, der heidelb. Iw. etc. beobachten noch oft die alth. gewohnheit auslautend h für ch zu schreiben und zwar für beide fälle des ch sowohl sah, nah als ih, mih, brah, vgl. oben s. 189. Schicklicher, da hier die aussprache der asp. unbezweifelt ist, entsagt man dieser schreibung. 8) inlautend entspringt ch. zuweilen aus dem zus. stoß zweier silben und zwar α ) aus c-h, als junchërre, wìchart, schalcheit, irrecheit, frümicheit, sælicheit etc. β ) aus ch-h, als siecheit, smâcheit, rîcheit, rîchart, lìchame etc. In dem ersten (nicht in dem zweiten) fall erklärt sich die verwandlung des ch in k (sueƷe- keit, irrekeit, trûrekeit, frümekeit) und das neuh. keit in frömmigkeit, seligkeit, so wie das k in jun- ker. Die neuh. sprache dehnt ihr keit noch auf ei- nige fälle aus, wo es keinen sinn hat, z. b. sauber- keit (neben sicherheit) mittelh sûberheit; oder freund- lichkeit, wo ein bloßes freundlicheit (wie reichardt) hätte entspringen sollen. Ist das mittelh. edelkeit (Barl. 39. 40. 42. Frig. 10 a 16 b ) richtig? bis sich ein adj. edelic nachweisen läßt. scheint mir edelheit vor- züglicher und ebenso wohllautend, als tunkelheit (neuh. dunkelheit). Bei armekeit, barmekeit ist das adj. armec, barmec zu erweisen. Übrigens halte ich für die wahre mittelh. aussprache die schreibung sue- Ʒecheit, armecheit etc. passender als sueƷekeit, weil selbst das organ. k. inlautend vor voc. aspiriert wird (brëchen, suochen) wie vielmehr das zusammenfließende c-h hörbar bleiben muß; dieses c-h strengte die kehle offenbar stärker an als ch, wie etwa stap-fest (baculo nixus) den lippen schwerer werden würde als stapfest (gradiris); auch jeder vocal diphth. ist weicher als der hiatus. I. mittelhochdeutsche consonanten. gutturales. 9) abgestoßen wird das auslautende erste ch bisweilen in nâ, rê, gevê, hô, rû, flû (s. oben bei den langen voc.) bisweilen auch das zweite in zus. setzungen und anlehnungen, als rîlîch f. rîchelîch; îne, mîne f. ichne, michne. In der conj. leidet dies zweite ch inlautend nie syncope, z. b. in brichet, sprichet (kein brît etc.) 10) fragt es sich: ob inlautend ch vor t bestehe? der fall betrifft nicht die neuh. form cht , welche als org. verbindung im mittelh. überall ht lautet. Es ist bloß von zus. ziehung der in bem. 2. angegebenen verba machen, lachen, wachen, brëchen, stëchen, schâchen (schach bieten) slîchen, brûchen, reichen, smeichen, kriechen, suochen, ruochen und ähnlicher die rede. Bei den starken könnte die syncope des e zwischen ch und t lediglich im praes. statt haben, es ist aber entschiedene regel, daß das e nach ch stehen bleibe, also brichet, stichet, slîchet, kriuchet; sollte ausnahms- weise verkürzung eintreten, so glaube ich, daß frü- herhin bricht, slîcht, kriucht und nicht briht, slîht, kriuht gelte. Im reim finde ich keine solche kürzung bei genauen dichtern; Frib. aber reimt allerdings niht, iht, geschiht:briht, spriht (2 a. c. 7 b ). Bei den schwa- chen verbis kommt außer dem praes. vorzüglich das praet. in betracht; überhaupt sind hier manche rück- sichten. Einmahl meiden die früheren dichter das e auszuwerfen, dem ein alth. ô oder ê zu grunde liegt, es heißt darum wachet, machet, lachet, brûchet, wa- chete etc. vermuthlich hatte dies e im 12. jahrh. noch merklichen tiefton wachèt, wachète; einzelne, zu- mahl spätere werfen es allerdings aus und hier spre- chen folgende reime für ht, laht :maht (M. S. 21 a ) lahte :mahte (a. w. 3, 183.) vielleicht nachwirkung des alten hlahan? gemaht :naht, aht, beaht, bedaht, geslaht (troj. 60 a 116 a 169 a Flore 9 c 12 c 16 a 21 c a. w. 2, 89 etc.) maht :erdaht (M. S. , 1 b erdàht ist nicht nothwendig, oben s. 342.) mahte :ahte, slahte (Flore 46 c troj. 3 b schâhte :brâhte (Frib. 23 a ) etc. andere wie reichte:leichte (troj. 118 c ) sleichten:reichten (M. S. 2, 231 b ) beweisen nichts, man dürfte ebenwohl ht . lesen, obschon in guten hss. die das organ. ht nie durch cht. ausdrücken, allerdings die schreibung cht f. chet gewicht hat, z. b. im s. gall. Parc. (vgl. wachte:lachte 134 c ). Durch dieses ht . vermischen sich aber die formen verschiedner bedeutung, z. b. wahte (vigilavit) mit wahte (excubiae) und wahte I. mittelhochdeutsche consonanten. gutturales. (excitavit) die früherhin genan geschieden wachete, wahte und wacte lauten. Schwache verba, deren e dem alth. i entspricht, werfen es schon leichter aus, gewisse praet. nothwendig, ruochen, suochen haben im praet. ein unerläßliches ht, ruohte, suohte , wel- ches schon im alth ruohta, suohta (vgl. goth. sôhta, nord. sôtti) hieß und richtig auf schuohte (calceavit) reimt (Loh. 22.), kaum auf fluohte f. fluochte (maledixit), Unter einander reimen sie oft, auch im part. geruoht, ver- suoht (Trist. 45 a 141 c troj. 158 c ); das zus. gezogne praes. aber könnte zum unterschiede sehr wohl ruocht, suocht (f. suochet, goth. sôkeiþ) haben. Dieser org. umlaut des ch in h (goth. k in h) entspricht dem des Ʒ in s (goth. t in s) bei wiste, mnoste und wie letztern kein gruoste zur seite steht (oben s. 415.) scheint auch neben ruohte, suohte ein mahte unzuläßig, wenigstens nach der theorie; später führte sichs ein. Man beobachte, ob alte, sorgfältige schreiber ruocht, suocht im praes., ruohte, suohte im praet. setzen; ob sie machte (fecit) wachte (vigilavit) von wahte (vigiliae) mahte (potuit) unterscheiden? Der s. gall. Parc. hat zwar suochte 111 c aber ebend. auch dachte f. dahte. Wäre ht allgemein aus chet entsprungen, so fänden sich bei älteren dichtern nahliegende reime wie briht, spriht etc. auf niht, iht etc. häufig vor. Allmählig mochte die aus- sprache für den unterschied zwischen ht und cht un- empfänglich werden; im neuh. hat er sich eben ganz ver- wischt, jenes geruhte (f. geruohte, dignatus est) abgerech- net, aus dem man dafür den falschen inf. geruhen leitete. 11) auch zwischen dem org. hs (s. unten die verbindung) und dem zus. gestoßenen chs wird verschiedenheit ob- walten. Letzteres kommt seltner vor, z. b. in ge- rîchsen (imperare) oder der inclin. ichse (Parc. 65 a ). — (J) wird in keiner mittelh. hs. vom vocal i ge- schieden, und ist 1) anlautend unbedenklich, aber in deutschen wörtern unhäufig, vgl. jâ. jagen. jâmer. jâr. jëhen, jach, jâhen. jëten, jat, jâten. jësen, jas, jâren, jëner. joch (goth. juk) joch (goth. jah) junc, jugent. jucken. Vor i be- steht es nicht (wohl aber vor ë. folglich abweichend vom alth. s. 187; vielleicht weil die aussprache das ë dem e schon näher gebracht hatte?) sondern tritt äußerlich in die med. über; vgl. das praes. der drei angeführten starken verba gich (fateor) giht; so auch E e I. mittelhochdeutsche consonanten. gutturales. die mir noch nicht vorgekommenen gite (evello) gitet, git und gise (fermentesco) gist (neuh. gische, gischt mit verwandeltem s in sch vorhin s. 42 .). Dieser übergang in die med. bewährt die consonantische na- tur des j, welche ferner daraus erhellt, daß die alth. ia, io, iu zu ie geworden, die ja, jo, ju aber ge- blieben sind, endlich aus der verwandlung des ie in i, vgl. iemer, iegenote mit immer, igenote (s. 384. 372.) Man gewöhne sich joch, juchart auders auszusprechen, als iuch (vos) und iuwele (noctua) nicht wie das neuh. juweel; nur muß j (und an seiner statt g) we- niger breit als ein reines g anlauten, aus begiht (con- fessio) konnte sich bìhte zus. ziehen (vgl. bîhte:lîhte, sîhte Misc. 2, 215. Parc. 26 a ) nicht aber aus gegihte (arthritis) ein gîhte. — Da die fremden sprachen über- haupt keinen diphth. ia, ie, io, iu besitzen, folglich auch im anlaut nicht, so findet in aufgenommenen namen und wörtern überall j statt, vgl. jâchant, jâspis, jêsus, jâcôp, jôsèf, jâfìte, jôrâm, jêschûte, jûdas, jûde. Das ist freilich dem goth. brauche ganz entgegen, denn Ulph. schreibt ïakôb, ïêsus, ïuda, ïudáius (oben s. 70.) nicht jakôb etc., und wegen dieser verschie denheit hätte ich oben s. 187. nicht sagen sollen, daß sich für fremde namen ein alth. j von selbst verstünde. Man müste achten, ob Otfrieds accente etwas ent- scheiden, ob er nämlich íohannan, iudase oder ióhan- nan, iúdase setzt? nur in letzterm fall wäre j auszu- sprechen. Allein ich glaube beinahe ersteres, da die wenigen mir gerade zugänglichen accentuierten stel- len, nämlich epil. 61. 165. 196. im cod. vind. íacobe, íosepe, íohane gewähren. Im alth. also wie im goth.; im mittelh. wird aber, eben weil sich die wahren diphth. ia, io, iu (meistens) verloren und in ie ver- dünnt hatten, vor dem (dazu nach s. 331. verlänger- ten) voc. fremder wörter gewiß ein j gelten. Ein- zelne rom j sind nach besonderer mundart in ein deutsches sch übergegangen, als joie schoie (s. 421.) oder auch tsch als tschôfreit (jeofroi) jouste, joste so- gar in den völlig undeutschen anlaut tjost. 2) inlautendes j. Dem Gothen wandelte sich jedes inl. flexions i in j sobald vocal darauf folgte (s. 69.) als kuni, kunja; qvêmi qvêmjáu; diese regel ist (s. 188.) auts alth. angewendet worden, doch noch unerwie- sen (ich verweise auf die abhandlung der flexionsen- dungen). Fürs mittelh. dürfte sie noch schwerer zu I. mittelhochdeutsche consonanten. gutturales. behaupten seyn, wiewohl sich hier und da thei’s j, theils es voraussetzende übergänge in g zeigen, α ) nach l. n. r; vgl. serge (nanta f. ferje, goth. farja?) im fal- schen, aber beweisenden reim auf bërge (Ernst 33 a ) richtig auf scherge (Georg 42 b außer reim Parc. 107 c d. h. scarjo, praeco, der die harmscara vollzieht) ähn- lich ist das noch gangbare mergen f. marjen, marien. Nach l scheint g für j zu stehn in tilgen (delere) alth. dilôn, dilen (O. J.) angels. dilgjan; mittelh. ist das wort selten (Oberlins citate 1639. 1785. aus Barl. bei Köpke nicht zu finden) die form mag tiljen, tilgen seyn, im reim steht sie nicht, obschon lilgen (liliis) passen würde. Zu untersuchen wären noch folgen (contaminare) und wolgen (nauseare); fremde wörter mit lg. rg, ng berührt Lachm. ausw. XVI. Offenbar sind mittelh. lg. rg. für lj. rj. nur einzelne trümmer; in der regel alle i der ableitung, mögen sie früher zu j geworden seyn oder nicht, längst ausgestoßen und so gut erbe, her, nern f. arbjo, hari, narjan steht, würde ver, tiln f. farjo, tiljan gelten. So ist hern (vastare) f. das alth. herjôn durchaus regel, allein hss. des 14. 15. jahrh. zeigen noch manchmahl hergen. — β ) unmittelbar nach langem vocallaut hat sich j län- ger erhalten. Hierher gehören: bluejen (florere) brue- jen (aqua fervida perfundere) gluejen (ardere) muejen (vexare) luejen (rugire) nuejen (incastrare, i. e com- pingere) ruejen (remigare Reinfr. 102 b 175 b ) Bei andern ruoren (En. 2 b troj. 113 a ). ge- mueje (aerumna) kneje (vaccae) frueje (praecox); im auslaut oder sobald inlautend das j wegfällt, tritt rückumlaut ein, woraus zugleich erhellt, daß es ein ursprüngliches ableitungs-i war, vgl. kuo (vacca) fruo (mane) die praet. muote, gluote, bruote, bluote, luote oder den syncopierten inf. bluon, muon, luon etc. Ferner die schwachen verba blæjen (flare) dræjen (tor- quere, tornare und moveri) kræjen (crocitare und kræje, cornix) mæjen (metere) næjen (nere) sæjen (se- rere) schræjen (emanare) wæjen (spirare) praet. blâte etc. contrahiert blân, drân, mân, nân, sân, meistans wird blæn, dræn, mæn, næn, sæn geschrieben. In beiden fällen, nach ue und æ, verstatten sich wohl die hss. g für j (bluegen, bruegen etc. blægen, sægen etc.) was mir ungenau scheint, weil kein reim solche for- E e 2 I. mittelhochdeutsche consonanten. gutturales. men mit wahren g in fuegen, truegen (ferrent) rue- gen (accusare) oder lægen, pflægen bindet. Da man j zn schreiben nicht verstand zog man das g dem unbequemeren i (blueien, blæien) vor; denn noch ta- delhafter ist, wenn einige mit verkürzung des æ bleien, weien etc. setzen, woraus, wie hernach ge- zeigt werden wird, selbst ein bleigen, seigen etc. her- vorgieng. Durch die contraction entsprangen aber verwechselungen des j mit h und w; da nämlich bæhen (torrere) dræhen (odorem spargere) verkürzt gleichfalls bæn. dræn lauten, folglich auf dræn (f. dræ- jen) sæn reimen (z. b. Parc. 101 c ) ebenso schuon (cal- ceis f. schuohen) ruon (f. ruowen, quiescere) auf muon, bluon, so brauchte man in ungekürzter form leicht untereinander und schrieb muewen, bluewen oder dræhen f. dræjen, wo nicht die beziehung der halbvocale w. j. h. überhaupt tiefer liegt. wie sich denn schon im alth. sâwen und sâhen (serere) plâhen und plâgen (plâjen) wenigstens in verschiedenen denk- mählern zeigt (vgl. die alth. schwache conj.) — γ ) bei j und w erscheint auch eine gleiche anomalie. Wie sich aus aw, iw für au, iu frühe ein auw, ouw, iuw entwickelte, habe ich verschiedentlich nachge- wiesen und bereits s. 188. 260. das eige (eije) s. eie, eje damit verglichen. Zwar das goth. ái wird bei folg. vocal nicht zu j (oben s. 70.) und ein vermuthetes ái, ajis (ovum) bleibt höchst bedenklich (leider geht uns die version von ὠὸν Luc. 11, 12. ab); alth. heißt es durchgängig ei, eies oder ei, eiges, niemahls eges, wofür aber das angels. äg, äges spricht. Auch die andern alth. formen gewähren nur -eie oder -eige; als: peigirâ (bavari, mit v wie ovum) zweigerô und zweierô, weigôn und weiôn (hinnire) etc. Im mit- telh. gilt -eie vielleicht dialectisch neben -eije (ge- schrieben eige, weil man kein eiie schreiben mochte) vgl. zweien (sich paaren) heien (neuh. hegen? das wäre merkwürdig ein eg für eig) alzeie n. urbis) und selbst fremde wörter wie majus, major haben sich dem einen oder andern bequemt, meie, meier oder meige, meiger (nie mege, meje) Parc. 23 b 96 c reimen meien: feien, Wolfr. sprach feie, keie, nicht feije, keije; prî- vîleie aus privilege; eier:meier M. S. 2, 191 a :beier meisterg. 42 a weien (hinnire):zweien Karl 125 b ; man dürfte auch eijer, meijer, beijer, weijen, zweijen, al- zeije setzen [vgl. in den hss. meigen:leigen:heigen: I. mittelhochdeutsche consonanten. gutturales. reigen:zweigen Ben. 31. leigen:heigen:verseigen (co- lare) M. S. 1, 45 a schreigen (? fragm. 29 b ) meigen:rei- gen troj. 119 b ] nur kein völliges g sprechen, da mei- ger nicht auf veiger; meigen nicht auf zeigen reimt. Tadel verdient aber die schreibung seigen, meigen, neigen, so natürlich sie aus dem falschen seien, weien (f. sæjen, wæjen) entsprang; nie wird ein angebliches weien weigen (flare) auf weien, weigen (hinnire), zweien, zweigen, reimen; ebensowenig fallen mæjen (secare) und meijen (majum) zusammen. Das rom. oi scheint dem deutschen ei meistens gleich (s. 354.) wes- halb meijen : gleijen (M. S. 2, 22 b ) st. gloijen; hieraus erklären sich die reime und schreibungen beige, beije, boije, boie (catena) schoige, troige, schoije, troije, schoie, troie. — δ ) solch ein doppelter ausdruck des (in der regel ganz syncopierten) i findet denn auch zuweilen nach l. n. r in den unter α . besprochenen fällen statt, vgl. Maria 5. herige (d. i. herije) st. herje, herge (exercitu) und tiligen (delere, schon bei N. ti- ligôn) f. tiljen, tilgen; diese erweiterungen sind im angels. weit häufiger (oben s. 260.). Zuweilen bekom- men fremde wörter, die gewöhnlich auf -îe endigen, ein solches -ige, vgl. venige im reim auf menige (s. 400.) und mâterige auf das vorhin angeführte herige; wirkliche bildungsendung ist vorhanden in endigen (finire) schadgen (schädigen, nocere) etc. Weitere beispiele sind aber bige (apis, f. bîe) d. h. bije, nicht reimend auf sige, pflige (außer im niederd. Morolf 58 a :wige); vigent (inimicus f. vîent) frigen (liberum f. frîen) s. oben s. 93. 94. Allmählig scheinen jedoch auch die erweiterten formen ein langes î und wirk- liches g angenommen zu haben, da sich âmîge, gefrî- get auf zwîge, schrîget (M. S. 1, 204 a ) reimen laßen und arzenîge:drîge (M. S. 1, 126 a ) klingen. 3) auslautend kein j, noch weniger g seinerstatt. (H) vom anlaut bloß zu bemerken, daß ihn im verlauf des 13. jahrh. ungehörig das verb. heischen, hiesch (exigere) annimmt (vgl. Barl. 58.); die ältesten quellen haben noch das richtige eischen, iesch (Parc. 30 c 53 a 54 c ) was freischen, friesch (aus vereischen) bestätigt; ähnlich das spätere heidechse neben eidechse (lacerta), alle solche fälle fordern eine vernehmliche spirans des inlauts, die in der schnelle der aussprache den anlaut ergreift und darauf haftet (oben s. 188. not. **). — Auslautend wan- I. mittelhochdeutsche consonanten. gutturales. delt sich h beständig in ch (vorhin s. 427.); mehr zu er- wägen gibt das inlautende ; a) es steht zwischen zwei vo- calen nach langem und kurzem. Letzteres in:ahen. rahen. slahen. trahen. twahen (oben s. 341.) zaher (eini- gen vielleicht zâher lacrima) jëhen. sëhen. brëhen. ge- schëhen. spëhen. zëhen (decem) swëher (assinis) heher (graculus) gihe (fateor) sihe (video) vihe (pecus) lihe (commodarem) rihe (figerem) gedihe. zihe. vohe (vul- pes f.) geflohen. fluhen (fugerunt). Häufiger nach lan- gem voc. in:dâhe (argilla, neub. thou) vâhen. gâhen. hâhen. nâhen. smâhen. jâhen. sâhen. geschâhen, und deren umlaut æ; ferner in wæhe. zæhe. spæhe. smæhe. næhe und den verbis wæhen (ornare) smæhen (vitupe- rare) bæhen (torrere) dræhen (fragrare) bræhen (intelli- gere? Parc. 4 c ) lêhen. vêhen. flêhen. zêhe. zîhen. lîhen. rîhen. gedîhen. wîhen (consecrare) sîhen (colare) drîhe (instrumentum) rîhe (superf. pedis) hôhen (sublimem) ôheim oder œheim (avunculus) enpslœhen (alienare) fürgezœhe (praerogativa Wilh. 2, 83 1 ) Zu unterscheiden fürzœhen (praeserre) und fürzogen (pro- trahere) so wie zœheu und zogen. rûhen (asperum) riuhe (aspredo) schuohe (calcei); aut ei und on vermag kein solches h zu folgen, da jene alsdann immer zu ê und ô werden (auch kein w nach ei [s. 402.] wohl aber ou). — b) die einschiebung eines unorg. h zwischen zwei vocale wurde schon im goth. (s. 71.) und alth. (s. 189.) wahrgenommen, meistens bei vorslehendem kur- zen, vielleicht auch zur kürzung des vorstehenden lan- gen, und dann wäre duruftigohê, trahtohê (K. 55 b ) f. durustigôê, trahtôê gesetzt. Da nun zufolge s. 331. 332. im mittelh. dânîêl, gâbrîêl, michâêl etc. stehn müste, so scheint das eingerückte h gleichfalls die zuweilen fühl- bar gebliebene fremde kürze sichern zu sollen, vgl. dâ- nihêl, michahêl. gabrihêl, wiewohl solche schreibungen selbst das latein des mittelalters kennt. Ob das kürzende h auch vor cons. eintritt? man müste schreibung und aussprache seiner roman. quelle kennen, um über Wolf- rams gahmurêt (Parc. 2 b. c. 3 c 4 a etc. a. Tit. 27. 32 etc.) ëhkûnat (:stat, psat Parc. 43 b 100 a also nicht ëhkûnât; daher 122 b ehkûnaht:maht) vërdûlaht (96 c 97 a 100 a : naht, bedaht, geslaht) ahkârîn u. a. zu urtheilen; es könnte zwar grâharz. grâhardeis, lâhedûmân (94 c 95 a ) aber auch graharz, grahardeis, lahedûmân heißen, damit man graarz nicht wie grâarz etc. ausspreche. Heutiges- I. mittelhochdeutsche consonanten. gutturales. tags würden wir einen fremden kurzen voc. eher durch geminat. des folgenden cons. zu erreichen streben (gam- murett. ekkunatt, wie ich den ursprung vieler deut- schen gem. erläutert habe, oben s. 14. 15., auch wirklich in andern mittelh. fällen geminiert wird, s. oben s. 406.) und bedienen uns des eingeschobnen h umgekehrt ge- rade zur dehnung z. b. lohn f lôn. Auch darum könnte das nord. tt (für ht), vor welchem man vielleicht un- organisch und später den vocal verlängert (oben s. 3 8. 329.) da er früher wohl kurz gewesen, mit dem ht in ëhkûuaht, vërgûlaht verglichen werden. Es hatte (wie jene reime auf maht, naht beweisen) gewiß die aussprache des mittelh. ht (neuh. cht). Die ht in fôrëht, schahtelân sind s. 416. anders gedentet, nämlich aus st; ein kürzendes h bei ihnen anzunehmen scheint in der that mislich, da die roman. wörter durch ausstoßung des s selbst langes a bekommen (châtean, forêt). — c) dem eingeschobnen steht das ausgestoßene h entge- gen, mit welchem in der syncope zugleich der folgende tonlose voc. ausfällt, als mâl, stâl. sîle (lima:wîle Wilh. 1, 60 b ) bîl (securis) vân, hân, twàn, slân etc. Daß hier die syncope den kurzen voc. der wurzel längere, lehren beide letzte wörter (twahen. slahen) wogegen vâhen, hâhen schon unsyncopiert langes â besitzen (unorganisch?) Hiernach sind mir mahel, stahel oder mâhel. stâhel (vgl. s. 342.) sihele, bihel oder sihele, bîhel (vgl. s. 188.) zwei- felhaft. Nicht völlig ausgeworfen. doch schwach ausge- sprochen wird h zwischen r und t, in Wolframs rei- men porten:vorhten, ort:unervorht (Parc. 44 a 53 c vgl. worhten:vorhten 19 a 36 a ) ähnlich den s. 351. angeführ- ten reimen liebt, niht, riet. Von durh fällt es bei spä- teren zuweilen ab. — d) vom in w und g übergehen- den h oben s. 404. 426. — e) von den verbindungen ht . hs unten; anßer dem org. ht entspringt aber ein nnorg. h vor t statt ch und c. Da ht für cht vorhin s. 432. verhandelt worden ist, bleibt hier noch das ht für ct übrig, welches folg. reime belegen. smahte :ahte (Flore 43 b Iw. 29 a ) Vgl. s. 429. Hartmanns smach f. smac. verdaht :maht (troj. 10 c ) bedaht : vaht (a. w. 1, 60.):slaht (troj. 183 a ):naht (Karl 39 b ): gemaht (Flore 12 c ):braht (M.S. 1, 192 a ) erschrahte :mahte (kl. 2237.) erklahte :mahte (troj. 183 b ) wahte :mahte (Flore 47 c ) verstraht :naht (Nib. 1537.) blihte :nihte, ge- I. mittelhochdeutsche consonanten. gutturales. rihte (Flore 42 c 48 b Iw. 26 b ) erschrihte : rihte (kolocz 395. 399.) getruht :genuht (mus. 1, 66. Wo zwei solcher ht zus. reimen, beßere man in ct, z. b. Barl. 204. oder Wilh. 2, 177 a denn namentlich Wolfr. scheint des fal- schen ht (für cht sowohl als ct) gänzlich frei zu seyn. Wo aber beide unorg. ht aufeinander reimen (d. h. kein organ. ht dabei ist) könnte man auch die schreibung cht für beide wörter (z. b. gestracht:gemacht) gelten laßen; doch ziehe ich ht vor. — ht für gt ist sehr selten, aber bei Wolfr. vorhanden liht:niht (Parc. 144 c ) und Walth. pfliht:niht (M. S. 1, 102 a ) vielleicht ungenauer reim, und ligt, pfligt zu lesen, denn anderemahl findet sich auch giht:strît (Parc. 121 c ): wît (Flore 23 a ); gît und nît f. giht, niht schienen gewagt. — gutturalgemination. (CCH. CK.) cch haben die äl- teren hss. bisweilen, vgl. dicche (Maria 43. a. Tit. 11.) ecche (s. gall. Nib.) etc. noch seltner kch, rokch (Parc. 111 b ) und da der laut nichts anders ist, als gem. des inlautenden ch (für goth. k) vgl. wachen (vigilare) wec- chen (excitare) trëchen (trahere) trecchen (contrahi) so scheint diese schreibung angemeßen. Vorzüglicher aber das übliche ck (z. b. im s. gall. Parc.) theils weil dafür auch kk vorkommt, theils in der gem. (wie im anlaut) die ten. geblieben seyn könnte; vielleicht galt provin- ziell die aussprache cch. in der regel ganz die des neuh. ck, wozu kommt, daß sich vor t und im auslant ck vereinfacht (wecken, wacte; decken, dacte; blickes, blic,) welches sich so beßer erklärt. Ich schreibe durch- gehends ck; tadel verdient 1) die schreibung eines einf. k (z. b. eke a. Tit. 2. und im giess. Iw. brüke, rüke etc. merkwürdig gerade in wörtern, denen organisch gg statt ck gebührte). 2) die sehr verbreitete schreibung ch, welche der reim widerlegt, da z. b. blicket (intue- tur) nicht zu brichet (frangit) nacket (nudus) nicht zu wachet (vigilat) stimmt Manche hss. setzen ch. in sechserlei fällen: 1) für ch (schîn. biëchen. dach) 2) für ch = h (sach, vidit) 3) für k (chan. valche. blich) 4) für ck (diche) 5) für k = g (lach, pflach) 6) für gg (rüche. eche). Die vier letzten fälle sind tadelhaft oder bedenklich, die beiden ersten richtig. . Hier die wichtigsten beisp. des ck: sacke (sacco) nacke (collo) smacke (olfactu) klacke (fragore) snacke (meisterg. 12 b ) bracke (canis) bei einigen auch tracke (draco f. trache, z. b. M. S. 2, 106 b ) I. mittelhochdeutsche consonanten. gutturales. hacke (ascia) vackel (fax) acker (ager) ôtacker (n. pr.) wacker (solers) nacket (nudus) decke (tegmen) ecke (acies) recke (pngil) stecke (baculus) flecke (macula) zwecke (scopo) Diese drei scheinen beßer ë zu haben, flëc, zwëc, stëcke. hecke (sepes) imbrecke (n. pr. Bit. 47 b 49 a embrico) mecke (Bon. 14, 9.) manslecke (homicida) wecke (cuneus) becke (pistor) und die schw. verba lecken. trecken. stecken. recken. wecken. decken. strecken. schrecken. blecken. smecken. zecken; quëcken (vivacem) spëcke (lardo) snëcke (limax) blicke (aspectu) stricke (laqueo) ricke (perticà) Mit diesem ric, rickes nicht zu vermengen ric, riges beßer rige, riges (Parc. 62 b Wilh. 1, 105 a ). zicke (hoedus) zwickel (cu- neus) genicke (collo) schricke (terrore) bicke (ictu) wicke (vicia) dicke (saepe) die schw. verba blicken. schicken. zwichen. nicken. erquicken. ersticken. spicken. rocke (tunicâ) bocke (hoedo) stocke (trunco) locke (cincinno) getrocke (fallacia) gezocke (agmine) brocke (Georg 42 b ) tocke (pupa) kocken (naves magnae) drucke (pressu) zucke (raptu) rucke (tractn) tucke (ritu, more) slucke (haustu) smucke (amplexn) stücke (frustum) mücke (cu- lex) rücke (dorsum) lücke (foramen) brücke (pons) ge- lücke (fortuna) flücke (par volando) die schw. verba zücken. drücken. smücken. rücken. brücken (friare) bücken. pflücken. nücken (nutare, Frib. 45 a ) lücken (fo- rare). — (GG) eigentlich verschieden von dem vorigen ck. unter welchem ich gleichwohl die wörter aufgezählt habe, denen organ. gg gebührt, nämlich: egge, hegge, slegge, wegge, snëgge, mügge, flügge, rügge, brügge (vielleicht noch einige andere Das dunkele scheltwort mecke etwa megge, vgl. Stalder v. mäggelea. indem die ableitung ein inlautendes g lehrt; slegge stammt offenbar von sla- hen, sluoc. Auch findet sich oft noch gg. geschrieben (M. S. 2, 46 b 57 b 58 a 67 b 152 a 166 a vgl. segge, carex 2, 181 a rogge 2, 101 a ) zuweilen (wie ich vorhin bei ck bemerkie) einfaches k in bss. die das wahre ck durch ch. ausdrücken, zuweilen wohl cg (ecge Nib. 2816.) Manche dichter pslegen nicht gerne ck = gg mit einem ck = kk zu reimen; andere und selbst gute finden kein bedenken dabei vgl. decke:wecke (cuneos troj. 28 c ) tücke:flücke (schwanr. 959.):brücke (M. S. 2, 8 b ) etc. Da nun auch im neuh. alle gg zu ck geworden sind, I. mittelhochdeutsche consonanten. gutturales. überdem die alth. kk und gg schwanken (s. 193. 194.) und die gem. des g. in andern fällen, wo man sie er- warten sollte (z. b. in ligen, legen, sagen sächs. liggen, leggen, seggen) nicht gilt; da endlich pp. das bb. ver- tritt (s. 406); so war vermuthlich schon im gemeinmit- telh. das gefühl für jenen unterschied stumpfer, als in einzelnen mundarten. Wer ihn strenge handhaben will, kann sich im zweifel aus den sächs. fries. und nord. sprachen belehren (vgl. s. 221. 264. 279. 324.) Fehler- haft steht gg nach consonanten, z. b. zirgget, zingge (M. S. 2, 124 b 166 a ) statt k. — gutturalverbiudungen. 1) anlautende KL. KN. KR. GL. GN. GR-, aus den glossarien zu ersehen; gn . wohl nur in gnaben (serpere?) gneiste (scintilla, f. geneiste? also wie gnâde f. genâde u. a. m.) von dem sich zuwei- len unentbehrlich machenden vorstehenden ge- mehre- res in der wortbildnngslehre. QU bloß in einigen wör- tern, und schwankt in k über, d. h. zwischen k und folgendem a, i kann u ausfallen, als: quëln, quil, qual, quâlen oder kil, kal; quît und kît (aït); quam, kam; nicht leicht vor andern, also kein këln, këc, këlle f. queln, quëc, quëlle etc. zuweilen mischt sich u mit dem folg. voc. und zeugt ein kurzes o, in kom f. quam, kone f. quëne, komen (inf.) f. quëmen. Fremden wör- tern bleibt ihr qu, als quaschiure (vulnus). Es versteht sich, daß vor u jederzeit k für qu. eintritt: kunft, ko- men (part. goth. qvumaus) — 2) in- und auslautende. HS. den alth. belegen (s. 197.) läßt sich wenig zufügen (einige derselben sind sogar unbräuchlich geworden): dëhsen, dahs (linum frangere) sahsen (saxones) ungejah- sen (in einem ungedr. liede Nîtharts, vielleicht unge- lahsen, das noch H. Sachs nöthig braucht) buhs (M. S. 2, 206 a ) wëhsel (vicissitudo) dræhsel (tornarius Parc. 62 a dræchsel aber unrichtig; anders verhält es sich mit rîch- sen, gelîchsen) einige wörter schwanken auch in das niederd. ss, namentlich gilt durchgängig was, wasses (acer) wie schon alth. huas, huasses (doch daneben noch im 10. 11. 12. jahrh. wahs, wahses fr. belli far. 3020. wahssam) vgl. wasse:masse (schmiede 1020.) Trist. 65 b reimen was (acer) : scharsas, schwerlich wahs:scharsahs zu lesen; Maria 210. sëhse:wësse (scivit); entschiedner bei Herbort 4 d 20 b 86 d was (fuit):vas (capillus 57 c gras (gramen):sas (culter). X. eigentlich nur in frem- den wörtern gültig als pfinxtac (Parc. 52 a Nib. 5473.) pfinxtmorgen (Nib. 1197.) in voller form aber pfingest I. mittelhochdeutsche consonanten. gutturales. (im Tit. pfingsten:ringsten) ferner crucifixen (cruci- fixum) welches auf nixen syrenarum (M. S. 2, 200 b ) reimt, letzteres als deutsches wort fordert die genauere schreibung niches, gen. pl. nichesen. Indessen wird auch ax oder axs f. ackes geschrieben. — HT. ahte (observa- tio) pfahte (aus pactum, lex) maht (vis) naht (nox) man- slaht (homicidium) braht (clamor) trahten (meditari) über das schwanken zwischen aht und âht s. 342. über ëhte st. ehte s. 334. wo beispiele angegeben sind; vëhten. flëhten. rëht. slëht. endungen -ëht, -oht, -aht (? ôht, âht) iht. wiht. niht. pfliht. gesiht. gesciht. zuoversiht. mastriht (Parc. 38 b traj. ad mosam) gegihte (arthritis) gedihte (spissus) tihten (dictare) slihten (planare) rihten. rohter. mohte. tohte. fluht. fruht. genuht. zuht. suht. duhte (videbatur) bîhte (confessio) lîhte (leviter) sîhte (sicce) lieht (lux) ûstrieht (terra ignota. troj. 128 c ) lûhte (lucebat) suohte (quaesivit) ruohte (curavit). Manche dieser ht slammen aus fremdem ct (pactum, trajectum, dictare) einige aus deutschem ct und gt (die anomalen praet. mahte oder mohte, duhte, ruohte, suohte, brahte, brâht). Die unorg. ht für ct und cht sieh s. 432.; viel- leicht auch ht für st? (s. 416.). Von berührung des ht mit st beim niederd. vgl. die reime krefte:geslchte Wilh. 2, 38 b maht:schaft:haft Wilh. 1, 17 a braht:riter- schaft Reinfr. 52 d gemaht:schaft Bon. 49, 5. Schlußbemerkungen. 1) durch assimilation wird der cons. einer vorstehenden silbe dem der folgenden gleichgemacht, als küllinc (pro- pinquus) kolocz 404. 407.) f. künelinc (ejusd. generis) Roth. 35 a Maria 200. noch konling, künlinge; ebenso zwillinc (gemellus) aus zwinelinc (vgl. analoge lat. fälle bei Schneider p. 300.). Das alth. guollîch f. guotlìch (oben s. 123.) scheint veraltet, wenn nicht bîhtebuoch s. 31. 32. die sonderbare form gvenlichi in guollîche zu beßern ist. Andere beispiele vorhin s. 419. beim ss. Zuwei- len wird ein buchstabe der vorstehenden silbe unter- drückt, um assim. oder einfachern laut hervorzubrin- gen, wie in lussam, rìlîch, siecheit f. lustsam, rîchlìch, siechheit (oben s. 419. 431.). — Die einem eigennamen vorgesetzten subst. hërre und frouwe pflegen in hër und frou gekürzt zu werden, z. b. hër heinrich, hër îsengrîn, frou brünhilt; einigemahl zeigt sich schon die stärkere kürzung des letzteren in vër , als vër pinte, vër hërsant (kolocz 363. 383. 384.) vër guete, I. mittelhochdeutsche buchstaben. Schlußbem. vër mâƷe, vër zuht (mus. 1, 66.), welches in dem neuh. jungfer f. jungfrau ganz üblich wurde, vorge- setzt hört man jetzt nur in gemeiner volkssprache: fer amtmännin etc. Beides sehr häufig im mittelnie- derl., wo man sogar noch die volle form daneben setzte, z. b. vrouwe ver conincginne, here her coninc (Huyd. op Stoke 2. 147-149.) 2) die übergänge der vocale u und i in die halbvocale w und j (aus diesem selbst in die med. g) sind be- kannt, umgekehrt lösen sich g. j. w. in den vocal auf. Unbekannt aber scheint der hochd. mundart die ent- wickelung der liq. l aus u, der die franz. und nie- derl. inlautende verwandlung des organ. l in u zur seite steht (maux, sauf f. mals, salv; oud, goud f. ald, gold) Unsere mittelh. dichter entlehnten ribalt, ribaldes oder ribbalt und ähnliche wörter nicht aus dem franz. ribaud, sondern aus einer andern rom. form ribald; freilich wie- der ohne ahnung des deutschen ursprungs aus reginbald, reinbald (vir fortis, hernach, wie recke, latro, fur). . Indessen finde ich in der steirischen mund- art eine spur, Ottocar sagt in und außer reim nicht pischof, wie alle mittelh. dichter, sondern pischolf und reimts auf wolf, ruodolf, adolf, welches sich le- diglich aus einem alth. piscouf erklärt, vgl. oben s. 94. und 357. Stalder hat im Aargau eine auflösung des l in uw bemerkt (dial. 64.) 3) die mittelh. reimkunst fordert gleichheit der conso- nanten wie der vocale, allein von dem übergange aus der loseren regel des 12ten jahrh. bis zu der festigung jenes grundsatzes findet eine beachtungswerthe ab- stufung statt. Das streben nach völligem gleichlaut war bereits im 12ten jahrh. entschieden, nur noch häufigere ausnahmen zuläßig. So reimen z. b. Maria 15. 20. die vocale ei: û, i: u in weisen:hûsen, rin- der:under; kaiserchron. 71 b stërnen:warnen, 92 b gal- gen:ougen etc. nur gleiche länge oder kürze der penult. muste gewahrt seyn, z. b. lâsen:nasen wäre unzuläßig gewesen. Ähnliche reime ungleicher con- sonanzen lehren gedichte wie Maria, die kaiserchro- nik (cod. pal. 361.) u. a. allenthalben. Theils ver- schlägt im auslaut ungleichheit der verschiedenen li- quiden nichts (sicher:michel; anger:slangen theils stört eine über den reim hinaus laufende liq. oder I. mittelhochdeutsche buchstaben. schlußbem. spirans nicht (volleiste:geistes; liuten:diute; flêhen: êre) theils vertragen sich inlautend verschiedenartige consonanten, wo nicht überhaupt, doch nach ver- wandtschaften. Namentlich liq. untereinander (lîchâ- men:wâren, heile:steine Mar. 173.) liq. und spiranten (bluome:ruowe Mar. 8. 14. flêhen:êre) spiranten un- tereinander (flêhen:êwen Mar. 3. 42.) liq. und mediae (heime:leide; schône:brôde; meinen:neigen; tûbe: sûme Mar. 24. 15. 163. 120. bilide:himile; samene: menige; brennen:senden; kunne:entsprungen) am allerhäufigsten mediae untereinander (haben:sagen; ougen:glouben; mâgen:gâben; juden:lugen; swî- gen:mîden; engel:wandel; wërde:herbërge; getri- ben:liden; verdürbe:würde etc. Mar. 5. 21. 160. 150. 91. 36. 172. 155. 215.). Nie aber lind ten. oder asp. mit andern reihen zuläßig; untereinander höchstens auslautend, nicht inlautend, z. b. kein reim bindet grîfen:bîƷen:swîchen, keiner gerte:wërke, wiste: krispe; die einfachen p und k fehlen bekanntlich in- lautend; geminierte tenues reimen wohl unbedenklich. Ich will hier nicht die reimkunst des 12ten jahrh., die verglichen mit der früheren Otfrieds mancher feinen entwickelung fähig seyn wird, abhandeln, sondern nur eine bemerkung für die eigentlich mittelh. sprache einleiten. Jene ausnahmsweisen reime werden mit dem 13ten jahrh. immer seltner, verschwinden aber noch nicht ganz; Wolfr. Flecke, Stricker, Rudolf brau- chen sie hin und wieder, außerdem einzelne andere. Parc. 11 b steht sogar râƷâlîk:wîp (10 c : wîc) 181 b ver- decket : gesteppet (?gestecket) M. S. 1, 99 a wîp : lît kolocz 392. 413. sìt:wìp, gnuoc:huot; kaum liq. un- tereinander, denn Spërvogels êre:sêle 229 b scheint den s. 370. 371. besprochenen stumpfen reimen beizu- rechnen und êrè:sêlè, wie in demselben liede langè: mannè, tagè:grabè, waldès:goldès anzunehmen. Ein beßeres beispiel lieder:friedel ist s. 386. angeführt. Aber die drei mediae verbinden sich unleugbar noch öfter, zumeist b:g, seltner g:d, noch seltner b:d. Belege sind ougen:rouben:gelouben; gâbe:mâge; flugen:stuben (Parc. 3 b 101 a 13 a 63 b ) gegëben:sëgen (Karl 9 a ) habeten:klageten (Flore 24 c ) siget:gibet (Frig. 3 b ) gëben:sëgen; truogen:gruoben; geschriben: ligen (weltchr. cass. 57 c 62 d 106 b 256 c ) knaben:sagen; schieben:biegen; arget:darbet; lëben:pflëgen (M. S. 2, 74 a 80 a 228 a ) swiger:nider (Wilh. 2, 65 a ) einander: I. mittelhochdeutsche buchstaben. schlußbem. langer; wâge:genâde; herbërgen:wërden (Flore 3 b 29 c 27 a ) sëlbe:vëlde (M. S. 2, 81 b ). Solcher reime freizusprechen sind Gotfr. Hartm. Conr. (legen:begë- ben Iw. 12 c in bewegen zu beßern, pflëgen:ge- gëben fr. 4 a macht die autorschaft Conrads an diesem gedicht noch verdächtiger s. Lachm. ausw. X.) und andere rein reimende dichter ihrer zeit. Man muß nur von frühern anomalen reimen spätere regelfeste reime unterscheiden, die auf buchstabenanomalie be- ruhen. Beiderlei art ist oft in denselben wörtern ganz anders auszulegen. Auch Wernher hätte œheim:stein gebunden, wie er wirklich heime:reine (Mar. 120.) bindet; bei ihm ist es reimanomalie, das hein:stein der späteren (vgl. oben s. 38 5 . 386.) aber wirkliche sprachanomalie geworden; dort würde es unrichtig seyn hein und hier unrichtig heim zu schreiben, ne- ben dem fruheren künic:frümic scheint kein späteres frünic zu erweisen, weil n nur auslautend für m gilt. Jene reime zwischen b. d. g. mögen nun auch zu der mittelh. auswerfbarkeit der inlautenden b. d. g. (s. 396. 410. 426.) bei folgendem t hauptsächlich beigetragen Der grund waren sie nicht, da auch ten. und asp. weg- fallen, wie t und 3 (s. 409. 415.). haben; analoge verkürzungen vor n (s. 426) sind nicht durchgesetzt worden. Und gerade ältere dichter, wie Wolfr. die sich des anomalen reims bedienen können (pfliget:gibet), meiden die syncope (pflît:gît), außer wo sie, wie in kît, chìt (Mar. 14. sogar chiut, ? chuit, chwît) länger hergebracht war. Überhaupt sind der- gleichen syncopen alle nur für einzelne wörter herge- bracht, und nicht auf analoge zu erstrecken; b wird lediglich in gibt (gît) ausgestoßen, nicht in wibt, noch weniger lëbt, hebt, grebt; g in pfligt und ligt (pflît, lît) nicht in sigt, wigt, negt, slegt; d in qui- det, gesmidet, schadet, mîdet, kleidet (kît, gesmit, schat, mît, kleit) nicht in ledet, redet etc. Verlänge- rung des wurzelvocals scheint nicht nothwendige folge (s. 410.). Mit der syncope des g ist seine auflösung in j und i (oben s. 426.) nicht einerlei, doch ver- wandt; anch hier stehen den formen treit, leit etc. andere unauflösbare regt, bewegt etc. zur seite. Aus der verwandtschaft zwischen g und d muß aber die auffallende kürzung von redet, redete in reit, reite (Parc. 140 b Nib. 210. 2919.) erläutert werden; Conr. I. mittelhochdeutsche buchstaben. schlußbem. hat geredet:ledet (troj. 93 a 160 a ) vgl. redete (Nib. 5445. M. S. 1, 38 a etc.) — 4) die vorige bemerkung betraf veränderungen, welche im ganzen die zeit allmälig hervorgebracht hatte. Es fragt sich aber auch nach den örtlichen einflüßen der dialecte auf die verschiedenen mittelh. denkmäler. Diese verschiedenheiten sind lange nicht so in das auge fallend, als bei den alth quellen (ja man hat bisher alles unter dem namen schwäbischer sprache zus. ge- worfen) immer aber sichtbar. Von dem was sich ent- schiedner an die niederd. mundart schließt, wird dort die rede seyn. Hier mögen einzelne züge, insoweit sie aus der buchstabenlehre hervorgehen, zus. gestellt werden. An der äußersten grenze von oberdeutschland, in steiermark, erscheint Ottocar (dichter der langen reimchronik bei Pez) der zwar erst dem schließenden 13. und beginnenden 14. jahrh. angehört, aber man- ches alterthümliche bewahrt hat. Tieftonige silben (s. 367-370.) welche die meisten dichter des 13. jahrh. aufgeben, behaupten sich noch bei ihm. Häufig reimt er formen wie trûrìgen, sælìgen, listìgen, lëbendìgen, beinzìgen (singulatim st. bì einzìgen) etc. auf ligen, verzigen; lëbendìc (lëbndìc, im gedruckten text steht lemptig):sic (victoria), ferner das comparative - èr (als lengër) auf entwër, das superl. -ìst (tiurìst, lie- bìst) auf frist; vertìgt (neuh. abfertigt) im reim auf sigt, ligt u. a. m. Auch die eigenthümlichkeit einiger ausdrücke (z. b. urlæbe st. urloup) zeugen für die be- sonderheit des dialects. Darf man ihm das mehrbe- sprochene bairische oder oestreichische au, eu, ai, ei für ou, û, in, ei, ì und das anlautende p. t. k für b. d g zugestehn? Die hss. des 15. jahrh. aus denen er abgedruckt worden ist, geben ihm jene vocale; von den cons. nur p, nicht t und k, schreiben aber an- dere, zumahl geminierte so barbarisch (namentlich cz für z, slz für Ʒ, kch für k etc.) daß wenn man sie für nicht nothwendig steirisch hält, auch an den übri- gen zweifeln darf. Kein reim beweist für ai, ei, au, überall ist auflösung in ei, î, ou oder û anwendbar, d. h. was letzteren diphth. betrifft, zuweilen reimen û und ou aufeinander, wie bei andern dichtern mehr (s. 355, 356.). Ich finde ûf:houf; hûgen (hugonem : tougen; hûse:pouse (pausa, niederd. pôse) lût:mût (telonium, aus dem mittellat. muta, nicht aus dem I. mittelhochdeutsche buchstaben. schlußbem. goth. môta) etc.; will man nun hier einen wirklichen übergang des û in ou annehmen ( au wird obendrein durch pischolf aus pischouf, nicht pischalf aus pi- schauf widerlegt, s. 444.) folglich ein ouf, hous, houg; so ist das weder ausschließend steirisch, noch einmahl bairisch, sondern streift tiefer in Deutschland hinein. Gegen ei für î streitet mir theils die kürzung des î in i (s. 369.) theils die entwickelung des î aus i; wie sollte pfleit, geit aus pfligt, gibt werden? pflît, gît begreift sich. Eher oberdeutsch dürfte Ottocars -nus f. -nis, nisse (vancnus:gus, kus reimend) scheinen; hiervon bei der wortbildung; sein sun (filius): tuon , sein vier, trier : mir sind wieder allgemeiner (s. 359. 351.); sein van (st. von):an, man etc. kann noch weniger für steirisch gelten, dem ersten anblick nach fast für niederd., woran auch sein häufiges draven oder dra- fen (tolutim ingredi) in reim auf grâven, grâfen (denn a:â reimen ihm öfters) und gedraft :geselleschaft er- innert. Ottocar gewährt also kein kennzeichen ober- deutscher mundart, das von den gemeinmittelh. buch- stabenverhältnissen sicher abwiche. Ich habe ihn ab- sichtlich vorangestellt, weil man dergleichen bei ei- nem vom einfluße der künstlichen poesie unabhängi- gen verfaßer, dessen dialectische abweichung in for- men und wörtern auch offenbar ist, gerade am ersten erwarten durfte. Wie viel schwerer wird die unter- suchung bei den berühmten dichtern des 13. jahrh. fallen. Jede freie, edele poësie strebt aus dem beson- deren und gemeinen heraus und über den unendli- chen, ja grellen zwiespalt niederer idiome erhebt sich eine die gebildeten theile des volks verbindende sprache, in welcher zwar landschaftliche grundlagen immer noch vorhanden sind, nur weit leiser hervor- tauchen. Dazu tritt, daß die meisten dichter jener zeit wanderten und mit den sprachabweichungen an- derer gegenden bekannt wurden, wenn sich schon die eigenthümlichkeit ihrer einheimischen mundart nie ganz verwischte. Bei einzelnen müßen wir vorbilder und lehrer voraussetzen, die auf sprache und reim- kunst nicht ohne einfluß geblieben seyn können. Endlich sind wir über den wahren geburtsort man- cher ausgezeichneten meister noch unaufgeklärt. Hart- mann scheint z. b. ein Schwabe, hielt sich aber ver- muthlich in franken auf und sein muster wirkte auf Wirnt, der Wolframs landsmann heißen könnte, I. mittelhochdeutsche buchstaben. schlußbem. entschieden ein. Bei Wolfram Wolfram oder wolveram, gen. wolframmes (wofür wolf- rames M. S. 2, 10 a , der dat. wolfram Parc. 44 c st. wolf- ramme läßt sich vertheidigen) deutet auf die s. 389. gewie- sene form ram st. raben (analog bambërc st. babenbërc); die alth. form wäre wolfhraban oder wolshramu; vgl. engelram, sigeram, bërtram etc. früher engilhramnus oder engilhraban etc. dagegen hatte der aufenthalt in thüringen, wo er wahrscheinlich Vel- decks bekanntschaft machte und mit dessen dichtungen er vertraut war, deutlichen einfluß. Wer wird halb- niederd. formen colven:wolven, prêster:mêster (Wilh. 2, 177 b 207 b ) nicht zunächst aus En. 54 b 68 c herleiten? Wolfr. sprach außer solchen reimen gewiß priester und meister; noch deutlicher mahnen die s. 427. er- wähnten sac und sâgen st. sach. sâhen an En. 2 a 8 b 9 b. c. etc. vielleicht auch der reim des ht auf ft (s. 443.) Wolframs reime des i auf ie (s. 351.) des u auf uo (s. 358. 359.) finden bei Veld. und Herb. statt und schei- nen sich aus dem niederd. i, ô, o st. des hochd. ie, uo, u recht bequem zu erläutern, wonach gingen: ringen, hilt (tenuit): schilt, dôn (facere): son (filius) dieses: gewon (assuetus) reimen. Nur mit dem wich- tigen unterschied, die niederd, mundart geneigt zum kürzen, die hochd. zum verlängern des lauts; jener wird hielt zu hilt, dôn vielleicht zu don; dieser mir zu mier und sun zu suon. Schwerlich hat aber hier Veld. eingewirkt, da wir dergleichen reime vor und nach Wolfr. zeit (bei Wernher und Ottocar) antref- fen; im 13. jahrh. bei Wirnt und Reinb., die sie so- wohl ihrem vorbild Wolfr. abgesehn, als aus der sprachweise des landes geschöpft haben können. Auch den reim hërren: kêren (Parc. 9 a ) hat Wolfr. theils mit Veld. (hërre:êre, sêre) und allen niederdeutschen gemein, theils mit andern oberdeutschen als Stricker (hërren:êren a w. 3, 209.) Hardegger (bêren:hërren M. S. 2, 122 b ) Ringenberg (1, 188 b hërren:vërren: kêren) Ottocar (hërren:êren, häufig) Ernst (hërre:êre 2 a etc.) Zeichen der fränkisch-bairischen mundart (Wolfr. Wirnt. Reinb. Stricker, einzelne minnesänger, wie Reinm. v. Brennenberg, die ungekannten vff. von gudrun, ernst etc.) wären ungefähr: vermischung des i mit ie, u mit uo, e mit ë (s. 333.) a mit â (s. 342.) o mit ô (s. 347.) û mit ou (s. 355.) auch wohl des iu F f I. mittelhochdeutsche buchstaben. schlußbem. mit ü in fründe (s. 353. vgl. M. S. 1, 186 a enzündet: gefründet) des ê und ë (in jenen reimen êr:ërr); da- gegen mehr haltung der cons, verhältnisse, namentlich des alten wechsels zwischen anl. med. und ten. Stufen bleiben immer dabei bestehn, z. b. Reinbot reimt schon deshalb strenger als Wolfr. und Wirnt, weil er später ist. Die schwäbisch-schweizerische mundart (Hartm. Flecke, Rud., viele liederdichter, der vf. des amur etc.) meidet jene vocalungenauigkeiten, zieht schrê dem schrei vor (s. 350.) nieman dem nie- men (s. 369.) trëhten dem trëhtîn und schwankt frü- her aus dem -lîch in -lich, als der bairische dialect; n wird zuweilen vom verkleinernden lîn abgeworfen (Flore 11 a 35 c ) der schweizerische hat vielleicht den harten kehlanlaut ch beibehalten, sein chilche f. kirche ist s. 386. bemerkt, ihm mag auch die unterscheidung des ck und gg (s. 441.) beiwohnen (vgl. Stalder dial. p. 63. 64.); einige reime (s. 421. note) laßen auf breite aussprache des st (heute noch in Schwaben scht) schließen. Gotfried und Conrad gehören keiner dieser beiden mundarten an, jener kann die elsäßische , dieser die fränkischrheinische vorstellen; für die buchstaben ergeben sie wenig eigenes, beide reimen rein, zumahl Conrad. Anffallend ist Gotfr. van st. von im reim auf man, gewan etc. (1 b 4 b 24 b 30 c 52 b 58 b 74 b 76 b 80 c ) aber keine neigung zum niederd. (Veld. nie van im reim, Herb. nur einmahl 113 c ) vielmehr auch sonst in Oberdeutschland vorhanden (Flore 2 c und vorhin bei Ottocar) und überrest des alten -an für -on (s. 85. 336.); heutige oberdeutsche idiome schwanken zwischen ron und ran, gewon (assuetus) und gewan. Daneben reimt Gotfr. von:gewon (7 a ) wie alle übri- gen mittelh. dichter. Analog wechselt er mit mahte : trahte (6 b 115 a ) und mohte :tohte (137 a ) außer dem reim nur mohte (und von), doch für elsäßisch darf auch mahte nicht gelten, da es sich ebenwohl Wirnt (77) verstattet. Stricker reimt wal für wol:swal (a. w. 3, 232.) welches freilich niederd. klingt und sich Mo- rolf 46 b 47 b 49 b 50 b 51 b findet; die übrigen mittelh. wol:sol, vol etc. (sal f. sol Veld. Herb. im reim) den- noch ist wal nicht unhochd. da auch J. wala , neben dem alth. wola der übrigen, darbietet, noch andern wëla (goth. váila) gilt. Der wechsel zwischen a, o, ë, den einzelne wörter im mittelh. sowohl als im alth. und selbst niederd. kund geben, läßt sich also nicht I. mittelhochdeutsche buchstaben. schlußbem. auf eine bestimmte örtliche mundart zurückführen; wir dürfen bloß sagen, die spuren dieses a bei Gotfr. Flecke. Strick. Wirnt. Ottoc. mangeln bei Wolfr. Hartm. Rud. Conr. u. a. Conrad bedient sich nie eines solchen van f. von, während einige seiner aus- drücke, die man bei Wolfr. Hartm. Rud. vergebens suchen würde, gerade bei Gotfr. oder Ottoc. eintre- ten (z. b. bîl gedon Ein wort, das Conr. und Gotfr. gleichfalls gemein haben, ist bëtalle (penitus) vgl. troj. 14 c 45 b 84 b etc. Trist. 25 a 55 b 71 b 103 a 139 c und zwar neben dem gleichbedeutigen mitalle (7 a 17 c 128 b 130 c ) auch Veld. braucht betalle häufig (8 b 9 b 38 b 41 a 44 b 76 b etc.) und almitalle (51 a wo aber c. casl. albe- talle) schwerlich Wolfr. Rud. u. a.; bei Hartm, zeigt es sich einmahl (Iw. 52 a aber c. giss. und pal. lesen mitalle) bei Wirnt einmahl (408 wieder die varianten mitalle, vgl. 507. 535.) bei Heinr. v. mîsen öfter, es ist wieder nicht ge- rade niederd, sondern von der auch alth. praep. bit, bët zu leiten, die beinahe soviel als mit bedeutete, aber nicht damit eins war (bloßer tausoh zwischen b und m wirkt nicht hier- bei). Im mittelniederl. wechseln ebenwohl albedalle und almetalle (Huyd. op St, 2, 21,) Ottoc, hat almitalle z. b. 278 a . . Welchem landstrich fällt wohl die mundart zu, deren einzelne besonderheiten in einer bearbeitung der Nib., in der klage, Bit. Gudr. vorherrschen? z. b. sint f. sìt (s. 387.) Schwäbisch ist sie gewiß nicht, eher bairisch; anderes eigenthümliche derselben gedichte z. b. hiet (habuit):riet, schiet etc. reimend begegnet in Lohengr. und Ottoc., würde sich aber in einem niederd. rêt:hêt auflösen, wo auch jenes sint vorkommt. Sind erst einmahl die erfaßli- cheren dialectischen abweichungen der formlehre und der wörter selbst nach den einzelnen dichtern sorg- fältig erforscht, dann werden sich durchschnitte aus- mitteln, an deren maßstab sich die leisere verschie- denheit der lautverhältnisse stützen kann. Im alth. tritt sie viel deutlicher hervor; N. und O. stechen mehr von einander ab, als irgend zwei mittelh. dichter; statt jenes worolt und wërolt, wërelt (s 200.) heißt es bei allen wërlt und Rudolfs wëlt ist weniger örtliche ab- weichung, als spätere; schëf f. schif finde ich noch in hss. (Nib. 1906. 1945.) aber nicht in beweisendem reim, Conr. reimt schif auf grif. Buchstabenverhält- nisse, wie sie in heutigen mundarten des volks fluctuie- ren (man erwäge allein die menge der schweizerischen bei Stalder) sind weder auf die verschiedenheit alth. dialecte anwendbar, noch weniger auf die der mittelh., F f 2 I. mittelniederdeutsche buchstaben. höchstens dürfen sie einzelnes bestätigen, meistens weichen sie ganz ab. Wer z. b. ein mittelh. bairisches bain f. bein und mein für mîn behauptet, findet in der heutigen bair. volkssprache das weder zum goth. noch zu irgend einem alth. dialect stimmende boan und main. Dafür haben einige schweizermundarten wirklich bain, andere boin, bân, bæn, bên, boan, doch alle mîn (mî) und nicht mein. Also keine folgerich- tigkeit, wie wir sie in abweichungen alth. dialecte stets wahrnehmen. Mittelniederdeutsche buchstaben. Den zustand der sprache in sachsen, engern, west- phalen um diese zeit bezeugen spärliche denkmähler, nicht einmahl rein erhaltene. Erst künstlich laßen sie sich zum theil herstellen und wieder nur künstlich an das altsächs. knüpfen. Im 10. 11. jahrh. reißt beinahe aller faden ab. Einzelne kleine bruchstücke, einige orts- und eigennamen in urkunden sind von der mund- art übrig, die früher so gefügsam, auch unter den sächs. kaisern gewiß nicht ohne gunst und pflege geblieben war. Später gewann, als sich die herrschaft des reichs nach franken und schwaben wendete, das hochdeutsch die oberhand. Reinniederdeutsche dichtungen des 13. jahrh. laßen sich kaum aufweisen, Eberhards gandersh. chronik (bei Harenberg und Leibnitz) vielleicht aus die- ser zeit, verschiedene kleinere gedichte aus dem 14ten (gesammelt bei Bruns) stehen weit unter dem blühenden reichthum mittelh. denkmähler und sind dazu aus schlech- ten hss. ohne sprachcritik abgedruckt nur behutsam zu gebrauchen. Wichtiger ist folgendes. Die bedeutend- sten dichtungen des 12. jahrh., wiewohl in hochd. schreibung auf uns gebracht, verrathen eine halbniederd. abfaßung; dahin rechne ich (nicht Wernhers Maria) die kaiserchron. (c. pal. 361.) den sich damit berühren- den lobgesang auf Anno, das lied von Karl (c. pal. 112, ein stück bei Schilter gedr.) noch entschiedner das von Rother. Die niederd. sprachformen sind an den reimen erkennbar, die wahren buchstabverhältnisse doch nicht ganz herstellbar, weil die freiere reimkunst jener zeit verschiedenartige voc. und cons. nach gewissen verwandt- schaften verbindet; also z. b. aus Roth. 6 b wenden:kin- den, kennen:sinnen ist kein niederd. kënnen, wënden, I. mittelniederdeutsche buchstaben. sënnen, kënden erweislich, da henden auch auf bewun- den (9 b ) reimt und so verhält es sich mit einer menge ungenauer reime in Roth. fragm. und kaiserchr., die durch herstellung scheinbarer niederd. formen genau wer- den würden. Ein näheres studium der freieren reim- kunst kann aber grundsätze an hand geben, nach wel- chen sich mancher zweifel zwischen hoch- und niederd. urform in diesen gedichten lösen wird. Ähnliche dun- kelheit, doch geringere, schwebt über Heinr. v. Vel- decks werken, den die mittelh. dichter selbst als den gründer ihrer meisterschaft ansehen, und dessen êneit (oder ênêd im reim auf wârhêd 4 a 102 a ) mir die haupt- quelle mittelh. sprache scheint. Dichtete er in niederd. sprache und wurden seine arbeiten nachher in hochd. umgeschrieben? oder bequemte er sich selbst zum hochd. so, daß er eigenheiten der angebornen mundart dabei freien lauf ließ? Anders und in näherer beziehung auf unsere buchstabenlehre ausgedrückt lautet dieselbe frage so: sind eine menge ungenauer reime in Veld. werken in genaue niederdeutsche zu verwandeln? oder als un- genaue hochd. beizubehalten? Beiderlei ansicht läßt sich vertheidigen. Dafür daß der dichter in reiner mut- tersprache dichtete, redet 1) seine herkunft aus westpha- len, sein aufenthalt am clever hof, wo er die êneit be- gann und man wohl kein hochd. verlangte. Er been- digte sie später in thüringen, aber auch da waren beide mundarten leicht verständlich. Es zeigt sich im ganzen werke gleichförmigkeit, im letzten theil neigt kein hochd. vor. 2) Veld. gebraucht nicht allein ungenaue reime in größerer zahl, als irgend ein mittelh. dichter, sondern selbst solche, die sich keiner der letztern er- laubte; alle aber lösen sich ohne mühe in niederd. ge- naue auf. Sollte er strâƷen:câritâten (M. S. 1, 18 b ) bruoder:muoter (En. 11 a. b ) anchîsës:ist En. 24 a ) (ge- buoƷt:muoƷ (En. 33 a ) schaz:haƷ, daƷ (En. 48 a 68 a 72 b ) vaƷƷe:sazte (En 63 b ) etc. gebunden haben und nicht vielmehr strâten:câritâten, brôder:môder, anchîsës:ës, gebôt:môt, scat:hat, dat, vate:sate? Umgekehrt, wenn ihm daneben das hochd. gerecht war, warum zeigen sich keine reime, die hochd. genau, niederd. ungenau seyn würden? Ich wüste aus der ganzen En. nur fol- gende anzuschlagen, 39 b wît (albus): vërnît (rubrum, aus dem roman. vermeil, vermeis) wo das hochd. wîƷ: vërnîƷ schicklicher scheint, allein vernîƷ selbst ist uner- wiesene form; sodann 43 c 59 b ei:zwei, wo zwar kein I. mittelniederdeutsche buchstaben. ê:twê, vielleicht aber ei:twei zuläßig wäre (s. unten beim ei ) endlich 73 b turnûm:tuon, wo dôn unpassender scheint, weil turnûs sonst auf hûs reimt. Man müste wegen der fremden eigennamen Veldecks quelle vor sich haben, die schon den Virgil entstellte. Zu larina, tar- peia schickt sich sonst beßer lârêne:êne 67 b tarpîde:strîde, tîde 68 b 69 a , als eine:laureine, tarpîte:strîte, zîte. und tarcûn:tuon 68 a beßer zu Virg. tarchon, wenn man tar- côn:dôn setzt, wie 68 b tarcône:scône. — Andrerseits streitet für eine hochd. grundlage mit eingestreuten saxo- nismen 1) wenn möglicherweise schon jene vorgängigen gedichte (rother, karl, kaiserchr.) der absicht ihrer ver- faßer gemäß hochdeutsch sprechen sollten, so kann man späterhin die ausbreitung des hochd. als hofsprache im- mer sicherer annehmen. Einzelnes, was in baiern, schwaben unverständlich geworden wäre, gab an thü- ringischen, sächsischen höfen keinen anstoß. 2) keine reinniederd. hs. der En. ist vorhanden; wäre sie einmahl da gewesen, so hätten sie wohl einzelne reiche nieder- dentsche abschreiben laßen und vervielfältigt. Eine cas- seler hs. (die älteste aller mir bekannten und wohl noch ans dem 12ten jahrh.) ist im grundton entschieden hoch- deutsch. Aber den grundton eingeräumt, woher rühren einzelne spuren des niederd. die der reim nicht ein- mahl forderte, anders als aus einem älteren niederd. ur- text? Warum schreiben die copisten irlëden:vermiden (58 b 60 b ) da sie reinhochd. schreiben konnten erliten: vermiten? 3) die zurückfübrung aufs niederd. scheint Veld. reime zu genau und regelmäßiger zu machen, als sie nach dem fortgang der kunst damahls schon seyn konnten; ende:winde, risen:genësen gereimt ent- spricht dem 12. jahrh. mehr als ein vermuthetes niederd. ënde:wënde, rësen:genësen. Diesen einwurf mag man halb zugeben, nicht ganz. Sichtlich reimt Veld. ge- nauer, als jene älteren dichter, gestattet sich nie gleich ihnen e auf o, a auf o und noch weniger willkürlich sind ihm consonanten. Sein ë, i auf e scheint also wirk- lich etwas von der aussprache zu verrathen. 4) einige spätere, ebenfalls aus niederdeutschland gebürtige dich- ter behalten wohl einzelne saxonismen bei, reimen aber im ganzen genauer, d. h. vermeiden reime wie enden: winden, da doch, wäre ënden, wënden wirklich nie- derd. die reimgenauigkeit damit bestanden haben würde, folglich dergleichen reime häufiger seyn müsten. — Über Veld. wage ich noch nicht zu entscheiden, glaube aber, I. mittelniederdeutsche buchstaben. daß in niederd. dichtern des 13. jahrh. die zurückfüh- rung auf ein angeblich niederd. original schwieriger oder vollends unthunlich wäre. Solche sind namentlich Her- bort von fritzlar, der im ersten zehntel des 13. jahrh. einen troj. krieg (c. pal. 368.) dichtete und schon seinem wohnorte nach (in hessen, zwischen westphalen und thüringen) manche niederd. sprachform erwarten läßt; dann der gefühlvolle minnesänger Heinr. v. morunge (in engern, unweit göttingen?) späterhin Wizlau (aus rügen in pommern) und einige andere. Thüringische, meisnische dichter des 13. und beginuenden 14. jahrh. werden nicht ganz ohne ausbeute für die mittelniederd. mundart laßen; es sind ihrer weder viele noch bedeu- tende (Heinr. von mîsen, der die glosse zum gebet des Herrn dichtete, fällt mit dem mîsnære oder mit Frauen- lob zusammen?). Mehr aufschlüße dürfte aber das lied von den haimonskindern und malagis (c. pal. 340.) ver- muthlich in rheinisch- westphäl. dialect abgefaßt, ge- währen. Bediene ich mich in der nachfolgenden aus- einandersetzung der mitteln. laute veldeckischer reime, so geben sie keinen vollen beweis, sondern nur wahr- scheinlichkeit (noch mehr gilt das von reimen aus ro- ther, karl); reime aus Herb. und andern genau reimen- den dichtern des 13. jahrh. beweisen aber wirklich und ihre einstimmung bestätigt. Mittelniederdeutsche vocale. (A) wie das mittelh. kurze a Daß in der pfälz. hs. des Herb. häufig au statt a vor g (nicht statt â) stehet, z. b. klauge, waugen, zauge f. klage, wagen, zage, bürde ich dem abschreiber auf, nicht dem vf. und in e umlautend. Unorg. entwickelt es sich als rückuml. in den schw. praet. larde, karäe von lêren, kêren, nie in dem ana- logen fall von mêren, sêren, êren, Aus Rother ist karde unerweislich, wiewohl es die hs. außer reim 9 a 25 b 26 a etc. und im reim 26 b karde:hôrden hat, so daß allerwärts kêrde stehn dürfte. Auch En. 24 b 36 b karde außer reim, dagegen kêret, êret, lêret, kêrte:êrte im reim 17 c 18 a 41 a 58 c etc.; Herb. reimt 38 b verkart:bart, 1 b 60 a ge- kart:gelart, 3 c karde:swarde, 44 c :harde 59 b karde: basthadre (spurii) 9 d undâre (oben s. 340.): widerkâre (reditus) und gandersh. 164 a harde:karde Bruns 57 karden:sparden. Unter den mittelh. dichtern ver- I. mittelniederdeutsche vocale. statten sich karte, verkart, außer den thüringern Heinr. v. mîsen (glosse 3156.) mîsnære (meisterg. 40 b ) Heinr. v. frib. (3 a ) und Wilh. 1, 24 b 136 b 3, 404 b ; keine andere, namentlich Wirnt nicht (dessen enkarte Wig. 164. f. entgarte steht, s. oben s. 424.). Ein gleich- falls bedenkliches markte (En. 23 c 29 a 101 a ) von merken würde erst der reim beweisen. — Näherer untersuchung bedarf, ob vor einigen liq. verbindungen a sich in o neigt, wenigstens schreibt gandersh. holden, wolden, kolden etc. Bruns 28, 260 holden:olden, was an das niederl. houden, wouden, kouden, und an angels. oder nord. analogie gemahnt. (s. 223. 236. 287.). (E) dem ursprunge nach theils e, theils ë. Man bemerke 1) die ë statt i haben sich im vergleich zum mittelh. sehr gemehrt; statt risen, ist, gewis, nider, wi- der, sige, geschriben, schilt etc. heißt es rësen (:genë- sen En. 27 b ) ës, gewës (:anchîsës hërcnlës, dës En. 24 a 38 c 62 a 72 b 73 b 81 c 86 b Herb. 92 d ) nëder, wëder (:vë- der En. 81 c ) sëge (Herm. Damen 18 . gesëgen:dëgen) ge- scrëven (:benëven En. 71 b ) scëld (:vëld En. 66 c ). Hiernach geht der mittelh. wechsel zwischen ë und i im praes. starker conj. und in ableitungen verloren, statt nëbel, genibele, gëben, gibt gilt:nëvel, genëvele, gëven, gëfd; beweis die reime gesëdele:edele; wëdere (repugnans): ungewëdere (tempestas) gevëlde (campus): scëlde (cly- pei) ensefd (intelligit):gëfd (dat) En. 99 b 2 b 68 a 26 c etc. — 2) die aussprache scheint e und ë schwächer zu schei- den, denn e und ë, sogar e und i reimen allenthalben. Belege aus Rother wie beherden:swërde 3 a , sprëken: recke 6 a , sinnen:bekennen, kinden:wenden 6 b oder wie erkennen:minnen fragm. 5 a will ich hier nicht ver- mehren. Aber auch Veld. und die späteren reimen so, vgl. enseve (intelligat): bëve (tremat) En. 76 a lëved:en- seved En. 73 c 74 b ; negele:sëgele En. 4 c ; vrëde:rede En. 4 c 8 a 36 a 41 c 65 a 75 a 92 b Herb. 47 d 52 a ; geleged (poGtus): gesëged (vincit) En. 77 c ; snëllen:gesellen En. 54 c 69 b ; bilde:helde (heroum) En. 25 a ; kinde:ende En. 25 a ; winde:ende En. 1 a 14 c 39 a 63 c ; winden, vin- den:senden En. 8 c 16 b 50 b 60 a ; dinge:enge En. 49 a ; dingen:lengen En. 79 c ; kenne:inne En. 26 b ; kenned: sinned En. 40 c ; kennen:minnen En. 25 c 73 b ; hengen: bringen Mor. 61 a ; drinken:denken En. 7 c 47 b 56 c 74 a ; stinken En. 71 b ; sinken:wenken En. 56 a ; swërden (ensi- bus): beherden (probare) En. 88 c werden (defendebant) En. 29 c ; swërde:nerde En. 36 a ; swërde:verde (itineris) I. mittelniederdeutsche vocale. Herb. 37 a ; spërn:nern, wern En. 84 c 87 c ; wërken: merken En. 12 c 43 a 71 c Herb. 1 b 12 c 87 b :sterken En. 43 b 88 a livl. chron. 52 a ; vëchte:geslechte Herb. 51 d ; krechten (viribus):vëchten, gandersh. 169 a lesten:kësten Bruns 53. Wenn nun in diesen belegen keine bloße reimnoth, sondern wirkliche vermengung der e, ë und i waltet, welcher laut siegte alsdann? sprach man die ë wie e aus oder die e wie ë? Im mittelh. s. 334. vermu- thete ich beides; hier scheint mir der ë laut allgemei- ner zu gelten, weil offenbare e sich mit dem noch i geschriebenen ë verbinden (senden:winden etc.) im niederländ. sogar selbst zu i werden (ingel f. engel, scinken f. schenken). In den obigen beispielen würde man also ensëve, nëgele, rëde etc. schreiben können, welches ich zu weiterer prüfung aufstelle. Vorläufig be- halte ich die unterscheidung e und ë nach ihrem ur- sprung bei. (I) wie eben ausgeführt, beschränkter, als im mit- telh.; ja es fragt sich: ob nicht durchall ë dafür zu setzen ist? Auf die hochd. schreiber, welche ihr i ein- schwärzen, wäre nichts zu geben; da der reim mënne (amor) godënne (dea) sënne (sensus) mit kënne (nosco) verbindet, wird man auch sënne, mënne, godënne schreiben dürfen, wenn kein reim dazu nöthigt. Analog ist die verdrängung des u durch o. Wenigstens wüste ich keine regel zu entwickeln, die das i und u gewissen fällen vorbehielte, leugne aber nicht, daß Veld. sybille, camille nur auf wille, stille, nie auf phëlle, geselle, heHe etc. reimt. Er scheint folglich i vor ll mehr zu hegen, als vor nn. — Zuweilen nähert sich das ursprüng- liche i dem ü, wie noch in heutigen volksmundarten i, ü, ö wechseln, vgl. kinde:sünde (gandersh. 151 a ) müschen:twischen, plücken:schicken (Mor. 50 a. b. ). (O) gleich dem ë ausgedehnter, als im mittelh. und in wörtern üblich, wo letzteres noch u behauptet, z. b. worven (mittelh. wurben) dornîn (spineus) goldìn (au- reus). Beweisend sind reime wie son:gewon Herb. 111 d ; dor (porta): vor En. 19 b ; hold:scold En. 16 c 17 a wolde:scolde (culpam) En. 1 a etc.; bogen (arcubus): vlogen (volabant) En. 89 b ; mochte (valuit): dochte (vi- debatur) En. 3 a 34 b 35 c 48 c 78 c Herb. 17 d ; dochte:on- tochte (dedecoris) En. 33 a ; mochte:dochte (profuit) En. 2 1 a ; mochte:tochte (traxit) Herb. 33 b 46 b ; mochten: vlochten (fugere) En. 89 c ; gorde (cinxit):borde En. 13 c I. mittelniederdeutsche vocale. 40 b 44 a etc. Schwerlich sind so häufige ungenaue reime (wolde:schulde) anzunehmen. — Manchmahl vertritt o sowohl â als a, vgl. gandersh. 148 a gemolt (pictus):golt und das vorhin beim a bemerkte holden etc.; dafür bleibt a in van, sal, wal (mittelh. von, sol, wol), van und wal beweist inzwischen kein veldeckischer reim, sal und sald bindet er häufig mit al, gewald z. b. En. 73 b. c. (U) folgerechter scheint o in allen fällen des mittelh. kurzen u (s. vorhin beim i), mithin on-, konne, scold, vorste etc. Vielleicht schwankten mundarten in einzelnen wörtern, die sich, weil keine reine quelle vorliegt, schwer ausmitteln (s. hernach den umlaut ü). (OE) ö, dieses umlauts des o bin ich auch nicht sicher; theoretisch würde er z. b. im conj. störve (more- retur) wörve, vlöge stattfinden. Veld. reimt törne (tur- res):gërne (libenter) En. 98 a 100 c , welches vom sing. torn (Herb. 30 c 54 b :horn, geborn) herkäme, erträglich; beßer klänge tërne (d. h. terne) vom sing. tarn, insofern er zu erweisen stünde, Mor. 63 b harn:verlarn, neben horn:verlorn. (UE) ü; gilt o durchweg für u, so ist dieser umlaut ebenfalls abgeschnitten. Desto eher ließe sich die aus- nahmsweise kürzung des iu in ü hören, die schon beim mittelh. (s. 353. 450.) annäherung zum niederd. schien, nämlich fründe fand sich gerade bei Heinr. v. mor. und findet sich ferner Herb. 16 a 28 d 33 d etc. morolf 44 a 56 b , freilich im reim auf organ. ü (ünde, urkünde, sünde). Veldek hat jedoch nirgends ein solches fründe, wiewohl er kunde:funde (? künde, fünde) 16 b reimt. (AA) â, ganz der mittelh. laut; zu merken ist 1) verwechslung mit kurzem a, En. 17 b mag (possum): mâg (parens). 2) es scheint bei Veld. noch kein umlaut des a in æ zu gelten, beweis die reime wâne (opinor): âne En. 4 b ; wânen:dîânen 27 b ; openbâre (palam):wâre (esset) 43 a ; wâren (erant): ërkâren (propugnaculis) 49 a ; wâren:troijâren 50 a 53 a ; wâren:swâren (gravibus) 53 a 54 a ; mâre:openbâre:jâre:wâre:swâre M. S. 1, 18 a ; jâre:clâre:mâre 1, 19 a ; oder sind alles ungenaue reime wæne:âne, wâren:swæren etc.? Dafür spricht sogar der reim kêren:troijâren oder troijæren 78 a (das ange- führte minnelied 1, 19 a sondert aber reimende ê in einer folg. strophe genau ab) und die berührung des æ mit ê; auch reimen 7 c bedæhte:rëhte. Herb. 9 d 34 c reimt un- dâre (oben s. 340.), vâre (dolo):widerkâre (reditus, ? widerkêre) und 89 d bâren:âren. I. mittelniederdeutsche vocale. (EE) verschiedenes ursprungs 1) ê = æ, zuweilen bei Veld. z. b. êre, sêre:mære En. 73 a 61 a ganz gewöhn- lich aber bei Herb. 1 d gebære:lêre; 4 b wæren:êren; 14 b 79 a vêhe:wæhe; 27 b unwæne:âthêne; 32 d wære: sêre; 50 b 101 c wære:mêre; 50 c richtære:mêre; 54 b kêre: bëtelære; 74 d vêhe : sæhe; 88 c 106 c unwæne : zwêne; 89 b flêhe:sæhe; 116 a tichtære : lêre etc. so daß man überall bei ihm ê für æ schreiben kann. Belege aus späteren sind wæne:zwêne Morolf 52 b wære:êre (gan- dersh. 149 b ) lêre:wære (Bruns 27.) etc. Wenn nun æ bei Veld. durch â, bei Herb. durch ê vertreten wird, beide dichter ausnahmsweise auch â:ê reimen; so erin- nert dies verhältnis an das goth. ê, das dem alth. â, und an das angels. â, das dem alth. ê parallel ist. Viel- leicht fiel einzelnen mittelnied. dialecten â und ê ganz zus. und es hieß jêr (annus) wêren (erant) etc. wofür man selbst die schreibung jêre, clêre M. S. 1, 18 a 19 a an- sprechen dürfte (auch Heinr. v. mor. reimt 1, 56 a sêle: quêle, stêle f. quæle, stæle und Fr. v. hûen 1, 92. jêre auf wêre oder jâre auf wâre f. wære) oder mâre (magis) lâren (docere) âren (honorare) etc. wodurch sich die vor- hin s. 455. besprochenen praet. karde, larde erläutern könnten. als kürzungen aus kârde, làrde? — 2) ê = mit- telh. ê und ei , also nicht nur êren, kêren, flêhen etc, sondern auch stên. bên, tên (surculus) etc. Sogar ein- zelne kurze e und ë scheinen vor h, w und r lang zu werden, wie es dem ursprung des ê aus ei vor diesen consonanzen analog ist. Hierher gehört sêhen (für sëhen): flêhen M. S. 1, 52 b klingend, so daß keine contraction in sên:flên thunlich und daraus die verlängerung des voc. herzuleiten wäre; 50 b 51 a muß ailerdings en t sên: vên:gên; sên:stèn:gên:geschên; 53 a jên:flên; 54 a sèt (f. sêhet oder sëhet, nicht aber sihet vgl. s. 456.):gêt: 54 b gê:sê (f. sêhe) M. S. 2, 249 b smên (f. smæhen, smæn):sên gelesen werden. Ein klingendes sêhent : jêhent f. sëhent, jëhent gebraucht auch Burkart 1, 86 a und Otte v. brandenb. 1, 4 b ; desgl der thüring. dichter des wartb. kriegs jêhet:sêhet (f. gihet, sihet) jêhen: sêhen, spêhe:sêhe (f. sëhen) gesêhen : brêhen (Docen misc. 1, 119. 120. 124. 134.). lêwen (leones) reimt Veld. En. 23 a :snêwen; vgl. Roth. 8 b lêwe:êne, oben s. 401.; besonders häufig ist aber der schon im mittelh. gespürte reim hërre:êre, sêre (s. 449.) auf die aussprache hêre deutend. In den älteren gedichten kêre:hërre, lêren: hërren etc. fragm. 1 a 3 a ; êren:hërren, hêre:vërre etc. I. mittelniederdeutsche vocale. Roth. 1 a 47 a 3 a mag es der freiere reim seyn, der hër- ren auch auf wâren (fragm. 6 b Roth. 48 b ) und êwen (Roth. 45 a ) bindet. In Veld. En. stehen hërre, hërren: êre, sêre, êren, kêren beinahe auf allen blättern ge- reimt (1 c 2 c 5 a etc.); seltner bei Herb. (17 d hërre:wêre f. wære). — 3) ê = ie scheint, wie im altsächs., zu schwanken, ich erinnere mich aus der En. nur des ein- zigen reimes prêster : mêster 68 d , der ein ê = ie mit einem ê = ei bände, da doch sonst rêde (consuleret) mêde (donum) u. dgl. auf arbêde, wârhêde, berêde etc. nahe gelegen hätten (übrigens ein zeugniß für Veld. reimgenauheit; als lose reime wären miede : arbêde un- tadelhaft); in der regel muß ie bei Veld. und Herb. fordauern und lied (carmen) schied (sejunxit) von lêd (odiosus) gesondert werden. Andere quellen haben da- gegen ê für ie, vgl. gestênd: gedênd, lêve:dêve gan- dersh. 151 b 154 b , allêne:dêne, dênen:mênen Bruns 115. 116. etc. (II) wie im mittelh. und nicht in ê übertretend, un- geachtet das kurze i oft zu ë wird, das mittelh. trîben, treip, triben, getriben lautet hier drîven, drêf, drëven, gedrëven. Eine annäherung zwischen î und ê verräth doch der reim arbêd:tîd En. 23 b . (OO) wie das alts. ô dreifach, nämlich das hochd. ô, ou und uo ersetzend, z. b. stôten (trudere) hôved (caput) môd (mens), daher die ins mittelh. unübertrag- baren reime scône (pulcher):kône (audax) En. 35 a hôrde (audiit):vôrde (duxit) Herb. 33 b ; môde:hêmôde (patria) Herb. 46 d 101 a ; hêmôden:behôden gand. 161 a ; dô (tum) sô (ita):tô (ad) frô (mane) En. 24 c 73 c Herb. 5 c 31 b 36 b 46 c 80 d 115 b , wiewohl theils das mittelh. ähnliche reime von ô:uo kennt (s. 346.). theils im mitteln. (wie im alts.) der laut uo neben ô (analog dem ie neben ê) vor- kommen könnte; wirklich reimen Veld. und Herb. das dritte ô kaum auf die beiden ersten. Beide aber zu- weilen ô auf kurzes o, namentlich vor rd , als hôrde (audivit):andworde (respondit) En. 13 b 21 c :worde (verbo) En. 17 b 79 b ; hôrden:borden (fimbriis) En. 13 c 14 b ; gehôrd:vord Herb. 21 d ; vôrden (ducebant): worden Herb. 32 d ; gevôrd:dord (illuc) 18 a , wobei man eher kürzungen in horde, vorde, gehord (analogie des mit- telh. s. 347.) als verlängerung in wôrde, bôrden (vgl. das niederländ.) anzunehmen hat. Das mittelh. urloup (venia) lautet orlof st. orlôf, da es auf hof (aula) reimt, I. mittelniederdeutsche vocale. z. b. Herb. 104 d und orlove:hove En. 5 b . Der reim dôn (facere):son (filius) En. 20 c 34 c scheint umgekehrt verlängerung in sôn (mittelh. in suon, oben s. 359.) an- zuzeigen, dieses sôn reimt auf die eigennamen flêgetôn sînôn. lâomedôn, margaritôn En. 8 a 9 c 23 a Herb. 11 c 31 d ; vgl. dônde:begonde gandersh. 151 b . (UU) unveränderlich, gleich dem î, doch wieder spur einer berührung mit ô (oder uo) in Veld. reim sûr (acidum):vôr, vuor (ivit) En. 4 c 23 a mûren (muris): vôren, vuoren En. 3 c 5 b ; vgl. die mittelh. û:uo s. 348. (AE) æ, scheint zu mangeln (s. oben unter â, ê). (EI) gewöhnlich zu ê geworden, als crêt (circus) agelête (studiose) berên (tetigit) twên (duobus) etc. Viel- leicht aber gilt noch ei und nicht ê für die auflösung aus eg, ej (vgl. das fries. ei , s. 274. 278.) und so deute ich Veldeks vorhin s. 453. angezogenen reim ei (ovum): twei, d. h. eg, tweg, nicht ê, twê; Herb. reimt in- zwischen 35 a zwei:spei (spuebat) was füglicher twê: spê oder hochdeutsch wäre. Ebenso gein und geine f. gëgen, gëgene zu beurtheilen (das Herb. wieder hochd. auf gemeine reimt s. 426.) dreid:seid, jeid:meid En. 13 a 14 a deiding En. 96 b . (IE) ein häufiger doppellaut, der bisweilen 1) zu ê wird, s. vorhin bei ê; Veld. reimt diere:gîre En. 49 b . 2) vor liq. verbindungen sich in i oder ë verkürzt, vgl. die reime hield:scild En. 93 b.c gieng:jungeling, gienge: dinge, giengen:jungelingen Herb. 3 a 6 a 99 a . Aber auch in andern fällen noch, Herb. setzt z. b. überall stëre (vervex) gen. stërn (:enbërn, gewërn) welches mit stier (taurus) nah verwandt scheint. (IU) seltner als ie ; 1) ein iu = umlaut des û ver- mag ich nicht zu beweisen. 2) von der kürzung in ü vor nd oben beim ü. 3) iu (vobis):tô En. 68 b ist auf- fallend, (der cass. cod. liest tarcons rede überhaupt ver- schieden und hat den reim iu:driu) aber zu den über- gängen des iuw in ôw stimmend, wovon unten beim w. die rede seyn wird. (OE) œ, umlaut des ô? zweifelhaft. (UO) gleich dem ie 1) in ô verwandelt. 2) in u (oder o) verkürzt, vgl. hund, mund:stuond Herb. 3 c 8 a (oben s. 359.). I. mittelniederdeutsche consonanten. liq lab. Mittelniederdeutsche consonanten. Alle verhältnisse sind ungestörter und einfacher als im mittelh., überhaupt noch die altsächs. grundsätze an- wendbar. Namentlich die mittelh regel, daß med. im aus- laut zur ten. werde, scheint mir hier nicht zu behaupten; es heißt dag, dages; bad, bades, nicht dac, bat und nie reimen dag, bad auf brac (fregit) at (edit); bloß beim lippenlaut tritt analoger wechsel zwischen f und v (gaf, gâven) ein. Auch die anlaute stehen unver- änderlich. (L. M. N. R.) liquidae. Die wenigen, unsicheren quellen laßen hier kaum etwas eigenes bemerken. Veld. u. Herb. reime verrathen keine ausstoßung des n und keine umsetzung von gras oder brinnen. Für stërne gilt vermuthlich stërre, wie- wohl der reim: vërre fragm. 3 a nicht strenge beweist. Herm. Damen 60 a reimt stërren:sêren, rêren, vërren; 65 a vêrre:lêre (s. oben bei ê). (P. B. F. V. W.) labiales. (P) anlautend nur in undeutschen wörtern, oder vielleicht in uralten, aus ganz anderm cons. verhältnis stehen gebliebenen. Fremdes ursprungs, aber völlig dun- keles, scheint mir page (equus) gen. pagen, ein wort, dessen sich Herb. häufig bedient, und welches noch heute in westphalen und uiedersachsen gangbar ist. doch der holländ. fries. angels. und nord. mundart nicht gänzlich abgehen würde, wenn es wirklich deutsch wäre. Merk- würdig wegen der starken conj ist pîpen , pêp (stillare, auch bei Herb. und ebenso isländ. vgl. Biörn) es gehört zu pîpa, tibia und gilt vom auslaufen aus der röhre. In- und ausl. kommt. die ten. oft vor, als slàpen, wâ- pen, grîpen, rôpen, sliep, grêp, riep, hopen (sperare) scëp (navis) etc. Ungenaner reim scheint kamp (pugna): lam (agnus) En. 85 c (mittelh. kampf:lamp). (B) lautet häufig an (bên, blôme), niemahls in noch aus. (F. V) eigentlich zwei verschiedene asp. 1) im an- laut sollte durchgängig f geschrieben werden, also fos (vulpes) frëde (pax) flieten (fluere) allein lange scheint die hochd. schreibung des v eingewurzelt, der man schon im essener bruchst. (aus dem 10. jahrh.) begegnet. Daß das anlautende v. anderer natur sey, als das iul. lehrt eben die vergleichung des hochd. und goth. z. b. vat, I. mittelniederdeutsche consonanten. labiales. gëve (donnm), mittelh. vaƷ, gëbe, goth. fat, giba. — 2) auslautend steht nur f. (nie v) z. b. gaf (dedit) dief (fur) scrêf (scripsit) lof (laus) hof (aula) wolf (lupus) starf (mortuus est) entspricht also theils dem mittelh. p (das für b. auslautet) theils dem f. Veld. reim lief: brief En. 81 b 83 a 93 a ; sëven-warf (septies): bedarf (opus habet) En. 93 a widerstreitet der mittelh. mundart, welche bedarf:scharf (acer) reimt, das aber mittelniederd. scarp lautet und zu warp (feriit) stimmt (En. 25 a 65 c 94 c ). — 3) inlautend wird das ausl. f. zu v, als gaf, gâven (:grâven En. 100 a ; mittelh. gâben, grâven) graf, graves; snaven (titubare); genëve (cognatus) rëven (delirare); ensuof (intellexit,) ensuoven; dief, dieve; viever (fe- bris); lief, liever etc. Vor t bleibt auch inlautend f, kraft, scaft etc. desgl. bei contractionen vor d, als hôfde (capite) gelôfde (credidit) st. gelôvede, hôvede. Bemer- kenswerth der reim gelôfde:kôpde En. 3 b , der auch im mittelh. geloupte (geloubte): koufte ungenau wäre. Veld. scheint, wie vorhin bei kamp und lam, hoch und nie- derd. formen zu vermischen. Reinniederd. reimen aber orlove:hove; lieve:brieve En. 5 b 34 c . (W) von v. genau zu unterscheiden. Das anlautende w. galt ohne zweifel noch vor l und r, läßt sich aber aus den verderbten denkmählern nicht bestimmen (beßer aus der analogie des alts. angels. und fries. s. 216. 251. 276.). Einzelne spuren hat der abschreiber im Rother stehen laßen, z. b. wrêf (fricavit) 11 b wrang (strinxit) 25 b und so ist 5 b (z. 437. statt want) zu lesen. — Das inlautende w duldet keinen kurzen voc. vor sich, unter den langen nur â, ê, ô, kein î, û, iu, uo; vgl. pâwe (pavo) lêwe (leo) snêwe (nive) und zumahl begegnen sich in ôw die mittelh. ouw, ûw und iuw, hôwen, scôwen, bôwen, tôwen (parare En. 11 a ) frôwe (femina) môwe (manica En. 92 b ) rôwe (dolor) trôwe (fides) getrôwe (fi- dus) gerôwen (dolere); beweisende reime sind, die ent- schiedne mittelh. iuw mit ouw binden (M. S. 1, 18 a. b. En. 4 b 33 b 37 b 60 c 62 a 87 a ) vgl. das vorhin s. 461. an- geführte iu:tô. — Auslautend kein w. — Die gemination pp. hat statt, kein ff; bb scheint in wörtern wie sibbe, ribbe möglich. Bei der verbindung ft. ist zu merken, daß sie häufig mit ht reimt (mehr da- von beim kehllaut). (T. D. S.) linguales. Eine unvollkommenheit zeigt sich im mangel der asp. th; sollte sich vielleicht auch anlautend d und th. I. mittelniederdeutsche consonanten. ling. gutt. unterscheiden z. b. dochte (valuit) dag, dêl, thochte (videbatur) thagen (tacere) thief etc. (welches sich aus den vorliegenden quellen nicht ergibt, indessen nach dem maßstab des hochd. t und d. leicht herzustellen wäre; im fragm. belli, zuweilen auch in Roth. werden d und th noch geschieden); so fallen sie in - und ausl. sicher zusammen, denn brôder (st. brôther) reimt auf môder En. 11 a 76 b 81 a 102 c ; scade (damnum, f. scathe): stade (occasio) En. 87 c scaden:unstaden En. 82 b . (T) entspricht dem mittelh. z und Ʒ, daher scat und vat (schaz, vaƷ) reimen; eben so wenig bedenken machen hier hërte (cor) hërt (cervus) der schwan würde elvet oder elft heißen; baltieren En. 39 c ist cingere, bau- droier, mittelh. balzieren (balz, balteus). — Ob aber nicht t znweilen auslautend für d steht, wie schon im alts. (s. 216.)? das müsten reine quellen lehren, vorläufig nehme ich das strengrichtigere d in der regel an, und begnüge mich hier, auf die reime niet:scriet, riet, siet (En. 5 a 11 c 51 a ) zu weisen, welche die schreibung scried, ried verdächtigen. Eine mischung des hoch- und nie- derd. t. gestattet sich Heinr. v. mor. M. S. 1, 52 a in dem reime bat (rogavit):nat (madidus), der in beiden mund- arten ungenau ist (mittelh. bat:naƷ; mitteln. bad:nat) vgl. dieselbe anomalie bei Veld. vorhin s. 463. — Die nie- derd. apocope des t ist oben s. 409. unter 5. erwähnt, vgl. den reim bës (es):gewës En. 74 c . und die belege s. 456. (D) parallel dem goth. d und þ, folglich dem mit- telh. t und d. bade (commodum, auf stade opportunitas reimend, Herb. 15 c 18 a 31 b ) scheint mir das s. 204. an- geführte gibada und löst den zweifel über das kurze a. Wie eben erwähnt setze ich d auch auslautend in den verbindungen nd, ld , z. b. gewald, bald, kind und diese reimen auf sald (debes) En. 24 c 73 b përmind (per- gamenum) En. 81 c 84 c . (S) gibt nichts zu erinnern. Auch nicht die gemi- nationen und verbindungen. — (K. G. J. CH. H.) gutturales. Eigentlich fehlt, wie beim zungenlaut, asp. und ch scheint mir nur in cht für ht vorzukommen. (K. C.) wie im altsächs. (G) 1) vom übertritt in i vorhin beim ei . 2) die verwandlung des h in g ist noch beliebter, als im mit- telh. (s. 427.) gesag (vidit) reimt: dag, lag, mag I. mittelniederdeutsche consonanten. guttural. En. 1 c 2 a 16 b 55 c etc. Bruns 77. [sag:nag st. nâh En. 2 c ? beßer sà: nâ s. beim h.] sag (vidit):mag meisterg. 6 a ; gesâgen, sâgen (viderunt):lâgen, frâgen, plâgen En. 6 b 9 b. c. 62 b 70 a 98 a Mor. 45 a Bruns 74; gesâge (viderem): lâge, plâge En. 10 b 77 c ; schâgen (fiebant):dragen Bruns 76. hôge :synagôge En. 63 a . Bedenklich ist noch durg :burg En. 91 c . (J) das inlautende wird gewöhnlich unterdrückt, selbst in wörtern, wo es die mittelh. mundart noch be- hauptet, z. b. vere (nauta) reimen Veld. (En. 23 b ) und Herb. 13 b 110 d 111 c :here (exerc.) mere (mare). (H) gilt beinahe nur anlautend. Das auslautende wird apocopiert, vgl. nâ, gâ (mittelh. nâch, gâch):wà, dâ En. 77 b 102 a Herb. 52 b , die (femur):knie En. 59 b , hô: frô En. 2 c etc. oder in g verwandelt. Beides geschieht auch oft beim inlaut, vgl. tîen, (incusare,: blîen, plum- beus En. 74 c ) mittelh. zîhen; hôsten:drôsten En. 99 a ; sâgen, hôge (mittelh. sâhen, hôhe) hôgeste Bruns 88.; einige behalten das inlautende h (s. vorhin beim doppel- laut ê). Der mittelh. verbindung hs entspricht ein nie- derd. auslautendes s, inlautendes ss, daher sas (culter) fas (crinis) Eu. 21 b nennt der dichter die sybilla andfas (cod. cass. antfas, cod. pal. antvas) d. h. horrida; vermuthlich Vir- gils: non comptae mansere comae. Nib. 2307. valvahse, flavicomas. was (cera) auf was (fuit) las (legit) reimen En. 39 b 43 c 80 a Herb. 4 d 41 d und büssen (pyxidibus): küssen Herb. 60 a . Von dem mittelh. ht wird zwar auch h weggeworfen, z. b. niet f. niht (auf scried, ried rei- mend En. 11 c 51 a ) liet (lux):niet En. 24 c (verschieden von lied carmen); häufiger aber bleibt es und sogar, wie ich glaube, in ch geschärft, vgl. mochte (potuit) dochte (valuit und videbatur) dochter (filia) nacht (nox) vëchten (dimicare) etc. Die schärfung des h in ch gieng um so leichter an, als die sprache sonst gar kein asp. ch kennt, also die mittelh. verwirrung mehrerer ht ab- geschnitten ist (das mittelh. machte, maht lauten hier makede, macht), folgt mir aber aus der häufigen reim- berübrung mit der labialasp. in der verbindung ft ; vgl. haften: crachten Roth. 13 a ; stifte: berichte (st. stiftede, richtede); vorchte (timuit):dorfte (deberet); worchten: dorften; nacht:endehaft; vacht:wonhaft; werhaft:ge. dacht; kraft:nacht; dachte:ernsthafte etc. En. 3 b 21 b G g I. mittelniederländische vocale. 22 c 26 c 28 a 31 b 48 c 49 a 70 a 79 b ; kraft:nacht Herb. 52 a . Ist dieses ft : cht wie das mittelh. ft : ht (s. 443.) anzu- sehen oder verwandlung des ft in cht anzunehmen, folglich stichte, dorchte, kracht, hacht? En. 15 b 52 b steht brûdlocht:ontocht, gracht (fossa):gedracht; bei Herb. 94 b graft (fossa):kraft und selbst bei Bruns 89. dêlhafte: achte, gandersh. 153 a nicht:schrift, 169 a kreften:vëchten. Mittelniederländische buchstaben. Mittelniederländische mundart nenne ich die wäh- rend des 13. 14. jahrh. in brabant, flandern und holland blühende; sie verdient zwar den namen einer nieder- deutschen so gut als die sächs. und westphälische. womit sie auch in den meisten grundzügen übereinstimmt, wird aber in der grammatik vortheilhaft gesondert 1) weil sie reinlichere und reichlichere quellen besitzt, (von 1270 an bis 1350 erscheint das wichtigste;) vieles liegt ungedruckt, eine übersicht in Hoffmanns bonner bruchst. Otfrieds XV-XX. 2) weil sie einzelne berührungen theils mit dem hochd. theils mit dem friesischen zeigt und sich dadurch von dem westphäl und zumahl niedersächs. ab- scheidet. Auf diese verschiedenheiten werde ich es in der buchstabenlehre vorzüglich absehen. Die ausgaben Maerlants und Melis Stokes sind zwar sorgfältig nach den hss., aber ohnc ausreichende grammatische sprach- critik gefertigt worden; richtigere lesart gewährt auch hier die beachtung der reime. Längeres studium wird manches von dem berichtigen, was ich vorläufig oft als bloße ansicht aufstelle. Mittelniederländische vocale. Die untersuchung wird dadurch erleichtert und be- stätigt, daß die meisten hss. wenn auch schwankend den laugen (gedehnten) vocal doppelt schreiben: ee, ii, oo, uu, wofür ich der übereinstimmung mit den vori- gen mundarten wegen die gleichbedeutende bezeich- nung, ê, î, ô, û gebrauche, für â gilt ae. (A) in der regel dem kurzen a der übrigen mund- arten gleich, als dach, daghes (dies) name (nomen) tant (dens) lanc (longus) cracht (vis) etc. erfährt aber ver- schiedene theils einschränkung theils erweiterung. 1) die sprache duldet kein a vor lt . ld , also kein -alt -ald, sondern löst diese in -out, oud auf, vgl. wout (silva) out (vetus) houden (tenere) sout (sal). Diese regel ist prac- I. mittelniederländische vocale. tisch auf alle und jede fälle anwendbar, wo ein hochd. alt, ald, alz in die niederl. mundart übersetzt werden soll. Theoretisch muß man aber einen früheren über- gang der formen alt, ald in olt, old annehmen und erst diese sich in out, oud schmelzen laßen. Denn auch die organischen olt, old, z. b. holt (fidus) holden (fidelibus) holt (lignum) golt (aurum) zerschmelzen ebenso und woude (silvâ) reimt allerwärts auf goude (auro). Vor den übrigen verbindungen lm, ls, lf, lg etc. bleibt a ungekränkt:halm, palme, hals, half, balg etc wesha b kein französ. einfluß anzunehmen ist, indem franz. zwar esmeraud f. esmerald, aber auch paume, baube, maux f. palme, balbe, mals gelten. Außerdem bleibt im franz. a bestehen, obgleich ich hin und wieder ebenfalls caut, autare (Reinaert 342. 361.) f. cout, outare antreffe, und ein solcher unterschied einzelne wörter gehörig sondern würde, z. b. scaude (scaldis) von gescouden (gescholten) hauden (tenere) von houde (favor). Den dichtern aber reimen, wie gemeldet, beiderlei ou Bei contractionen entspringt weder oude noch alde, vielmehr aelde, z. b. in haelde, taelde, praet. von halen. talen. — 2) vor den verbindungen mit r. besteht kein a, also kein arm, arp, arb, arf, arw, art, ard, ars, arc, arg, welche sich in aerm, aerp etc. wandeln. Sobald jedoch zwischen r und dem weitern cons. ein alter ausgestoßener voc. zuweilen vortaucht, stellt sich das kurze und einf. a in der wurzel her, z. b. arem (brachium) warem (calidus) svarem (turba) ontfaremde (misertus est) arechste (pessimus) neben aerm, waerm, ontfaermde, aergste. Übrigens ist es gleichgültig, ob jene verbindungen rm, rp etc. organisch sind, oder durch syncope entspringen, letzteres z. b. in spaert par- cit) st. sparet, ersteres in haert (durus) aert (genus). Un- richtig schreiben die meisten hss. harde (duriter) f. haerde, welches z. b. Rein. 276.:reinaerde reimt; das umge- setzte trat (calcavit) finde ich nur tart geschrieben (Maerl. 1, 242. 392. 2, 244. Rein. 291.) freilich immer anßer reim; beßer schiene taert. — 3) jedes kurze, wurzel- hafte a wird in ae verlängert, wenn durch contr. oder composition der auf es folgende cons. mit einem andern cons. der endung zusammenrückt, z. b. halen (arcessere) manen (monere) spanen (lactare) scraven (radere) maken (agere) raken (attingere) naket (nudus) saden (satiare) begaden (instruere) scapen (creare) claghen (queri) im praet. haelde, maende, spaende, scraefde, maecte, raecte, saedde, begaedde, claechde st. halede, spanede, scravede, G g 2 I. mittelniederländische vocale. makede, sadede, claghede; ebenso naect (nudus) ge- maect, geraect, scaept (creat) und in andern fällen, als waest (nicht wast) f. was hët. Das gefühl der syncope scheint diese trübung des wurzellauts zu veranlaßen, nicht das gewicht der position, denn in den organ. ver- bindungen hant, tant, dat. pl. handen, tanden liegt pos. gerade so wie in spaende, maende und aus alde, valde wird oude, voude nicht aelde, vaelde. Dadurch unterscheidet sich auch diese änderung des a von der in der zweiten bemerkung, indem die organ. verbindun- gen haerde, baerde (ascia) baert (barba) waerp etc. so wohl als die zus. ziehungen spaert, spaerde ae bekom. men. — 4) o für a steht in sochte (mittelh. sanfte) am- bocht (officium neben ambacht) brochte und mochte, vgl. das mittelh. brâhte, brahte, mohte, mahte (s. 342. 450.). 5) ë für a in nëse (nasus, neuniederl. neus, wie reus, gigas f. rëse); in ghewëlt (potestas) f. ghewout (jenes Maerl. 1, 292. Rein. 342. dieses 1, 227. Rein. 347,); scënde f. scande; die part. gedrëghen, geslëghen, gescëpen f. gedraghen, geslaghen, gescapen etc. Neben einander gelten wël, wale (beide für bene, und beide im reim). — Diesen beschränkungen des a stehen folgende erweite- rungen gegenüber, deren erste die wichtigste ist 1) jedes organ. lange a (d. h. im mittelniederl. ae) wird verkürzt, sobald dem darauf folgenden cons. ein unbetontes flexions- e folgt. So bekommen die subst. mael (punct. tempo- ris) stael (chalybs) traen (lacrima) waen (opinio) jaer (annus) baer (crinis) maech (parens) daet (facinus) im dat. sing. oder im pl. male, stale, trane, jare, maghe, dade; das adj. blaer (infelix) die schw. form de blare, ebenso die pron. und part. haer, naer, daer:hare, nare, dare und namentlich haben die pl. starker conj. kein dem hochd. entsprechendes ae, sondern a in gaven, wa- ren, laghen, plaghen etc. Theils zeigen die hss. in allen solchen fällen a, nicht ae, theils verbinden die reime überall entschieden kurze a mit ihnen, z. b. ontfaren: jaren, wale (bene):altemale, namen (nomine):quamen, draghen:laghen, raven:gaven, hane (gallus):wane, scade:dade, vaten (vasis) haten (odisse):laten (sinere) etc. 2) a steht für o in halen (arcessere) van (von) wale (bene):tale, male reimend, vgl. oben s. 75. 85. 336. 450. 3) a für ë, in das (ejus) auf was reimend; vaghen (po- lire):laghen; diese erweiterung entspricht der fünften beschränkung. — 4) a für î; bei Maerl. häufig lachame (corpus) für lîchame oder lichame; nimmt man die kür. I. mittelniederländische vocale. zung des î in i an, so kann bei der nahen berührung zwischen i und ë lachame aus lëchame folgen, wiewohl mir letzteres nicht vorgekommen ist. (E) ursprünglich zweierlei, nämlich e und ë, all- mählig aber in der aussprache ë zus. gefloßen. Ich be- merke 1) der umlaut des a in e ist schon lange vor die- ser periode durchgeführt worden, an ein nichtumlauten- des ande (finis) angel (angelus) kannen (noscere) daher kein gedanke. 2) es gehörte schon zeit dazu, um den anfänglichen e-laut mit dem gewöhnlichen ë (= i) zu vermischen. Daß die mundart kein reines e mehr kenne, beweisen nicht allein die reime, seget (dicit):plëget (so- let) beseven (intelligere):lëven (vivere) hevet (habet): gëvet (dat) versleghen (occisus):plëghen (solere) echt (postea):rëcht (rectus) hebben (habere):rëbben (costis) ghedreghen (portatus):wëghen (viis) verde (itineris):ërde (terra) stede (loco):vërde (pax) ghewelt (potestas):vëlt (campus) und ähnliche, die man bei jedem dichter über- all findet; sondern auch der wirkliche übergang in die schreibung und aussprache i (bei folgendem nn, ng, nk, nd) ingel (angelus) kinne (nosco) in und außer reim z. b. hinne (gallina) Rein. 344. Maerl. 1, 264. ingel, min- get (miscet) Maerl. 2, 62. ghehingen (concedere) scinden (ignominia afficere). Beweisende reime sind hier bekin- net:rinnet Maerl. 2, 62. vinger:inger (angustus) 2, 214. kinne (nosco):coninginne 1, 207. inden (finire):scinden (contumelia afficere) 1, 421. mingen (miscere):dingen 2, 399. bekint:vint 2, 401. kinne: minn , 432. kinnen: minnen 2, 438. bekinde: gheninde (audacia) Rein. 357. scinken (vinum fundere):drinken Rein. 296. etc. Ich werde also (in den wurzeln) kein e, vielmehr immer ë schreiben: sëget. besëven, hëvet, verslëghen etc. ob- gleich durch diese aussprache zwei etymologisch ver- schiedne laute untereinander gerathen, z. b. vërde kann bald pax (f. vrëde), bald itinere bedeuten. Das niederd. ë für e (s. 456.) wird durch dieses niederl. offenbar be- stärkt. — 3) vor r mit verbundnem weiterem cons. spielt ë in ae über, und es steht swaerde (ense) aerde (terra) paerde (equo) für swërde, ërde, përde, beweis die reime aerde: mësbaerde Maerl. 3, 234. waert (versus): gespaert 3, 249. waerc (opus):maerc (marca) scaermen: ontfaermen, staert (cauda): reinaert Rein. 351. 287. 291. wodurch eine nachtheilige mischung der formen waert (fiebat) waert (versus) maerken (observare) maerken (mar- cis) etc. entspringt, welche im mittelh. wart und wërt, I. mittelniederländische vocale. merken und marken geschieden sind. Im neuniederl. sind zwaard, aarde, paard, staart etc. völlig einge- fleischt Nicht begaaren (cupere) wofür Maerl. begaren (:varen 1, 301.) und begaers:vaers (d. i. begares, vares) 2, 398. wel- ches auf diese weise aus begëren entsprungen seyn mag. Rein. 344. cerde:begheerde. , damahls aber mag die aussprache geschwankt haben, wie selbst die schreibung schwankte, wenn der- gleichen ë nicht auf entschiedene ae, sondern unterein- ander reimen, vgl. ërde:vërde. vërde:përde, ërde:wërde Maerl. 2, 253. 277. 278., bei Stoke 3. 26. steht sogar ein tadelhaftes veerde:peerde; wo kein mitreimendes ae dazu nöthigt, scheint es richtiger, ë zu schreiben, wo- nach dies unzähligemahl herzustellen ist, z. b. përde, ërde, vervërde, Maerl. 2, 284. 294. bërken:mërken Rein. 350. — 4) wie im niederd. sind viele i, die mittelh. bleiben, zu ë geworden, namentlich in dem ablaut drëven, ghedrë- ven (triben, getriben). Andere beispiele bëm (sum) ës (est) hëm (ei) nëm (sume) ghewës (certus) mëssen (er. rare) lëde (membra) vrëde (pax) sëde (mos) mëde (cum) plëcht (obligatio) mëkel (magnus) blënt (coecus:bekënt: ghescënt Maerl. 2, 349. 418.:sënt, postea Rein. 278.) ghe- hërmen (quiescere:scërmen Maerl. 2, 337.) etc. nament- lich heißt es ghëvet (dat) lëghet (jacet) plëghet (solet) etc. In manchen wörtern schwanken ë und i, z. b. in mëcken. micken (animadvertere) das bald auf trëcken, lëcken, bald auf scicken, sticken, scricken reimt. — 5) ë ent- spricht dem hochd. u oder ü in ëvel (malum, morbus) lëttel (paucus) einstimmig mit dem angels. ifel (oben s. 42.) litel. Vom ë für a vorhin s. 468. und vom wech- sel zwischen ë und o hernach bei letzterm. — 6) bis- weilen kürzen sich ê und ie in ë; so reimen die com- pos. mit -heit, -hêde waerhëde, kërstinhëde etc. oft auf lëde, mëde, sëde; wëten (sciunt):hêten (vocantur) Rein. 3, 276; lëcht (lux):ëcht, rëcht, plëcht Maerl. 2, 248. 255, 371. Rein. 324. hëlt (f. hêlt. tenuit):vëlt Maerl. 2, 277:gewëlt 3, 43. 47; hëlden (f. hêlden tenuerunt):tëlden (narravimus) 3, 276. (vgl. hernach ê) — 7) von einer um. gekehrten verlängerung des ë in ê hernach bei letzterem. (I) 1) durch die übergänge in ë beschränkt; vor Il und nn, desgleichen vor den verbindungen mit n scheint i am liebsten zu haften, vgl. wille. stille. sille (limen) sinne. minne. spinnen. binden. vinden etc. doch mit ausnahmen, als blënt f. blint, quëllen:gesëllen. I. mittelniederländische vocale. 2) erweitert durch die übergänge des ursprünglichen e (umlauts des a) wiederum zumeist vor nn, nd, nt. ng etc. als sint (sanctus) hinne (gallina) etc. s. oben s. 469. 3) erweitert durch die ebenfalls vor lt, ld und dem na- salen nc, ng eintretende kürzung des ie, als hilden, hin- gen, gingen (mittelh. hielten, hiengen, giengen) unbe- denklich auf wilden, dingen, jongelingen etc. Verwandt die kürzung des ie in ë, daher z. b. hëlt und hilt beide gelten. — 4) seltner vertritt i ein u, namentlich aber in dinne (tennis, auf sinne, minne reimend, mittelh. dünne) Maerl. 2, 91. 440. dinct (videtur, mittelb. dünket) pit (puteus, mittelh. pfütze):dit gereimt Maerl. 2, 125. Rein. 350. (auf derselben seite aber putte:nutte); stic, stickes (portio, fru- stum, mittelh. stücke) häufig auf dicke, micken reimend scheint organisch. vergl. mit dem goth. stika (στιγμῇ) vgl. oben s. 457. — 5) î zu i verkürzt findet sich in licht (levis) vgl. lichten:dichten Rein. 370. (mehr davon beim î). (O) 1) gleich dem mittelh. o in god (Deus) spot (ludibr.) sot (stultus) hof (aula) lof (laus) doven (insa- nire) mos (muscus) volc (gens) nolle (occiput) u. a. m. 2) aus u entwickelt, das mittelh. noch besteht, in den praet. stoven (mittelh. stuben) loken (clauserunt, mittelh. luchen) etc. daher reimen stoven:doven Rein. 325. (mittelh. stuben und toben nicht). Weitere beispiele: molen (molam) worst (farcimen) cont (notus) mont (os) hont (canis) const (ars) domp (hebes) sonde (peccatum) stonde (hora) vonden (inveniebant) spronc (saltus) jonc (juvenis) ons (nobis) doghet (virtus) verhoghen (laetum reddere) vochten (pugnabant:mochten Maerl. 1, 285.) vochte (pugnaret:mochte 1, 359.) dochte (videbatur) etc. — 3) o für a ist vorhin s. 468. gezeigt. — 4) wechsel zwi- schen ë und o (vgl. s. 82. 336.) in die ghone (ille, mit- telh. jëner) home (illi, st. des gewöhnl. hëm, im reim: vrome Maerl. 2, 274.) woch (via, st. wëch, beide bei Maerl. öfters, z. b. nebeneinander 1, 334.; für wëghe doch kein woghe) prosent (f. prësënt 1, 266.) rose (gigas st. rëse, Huyd. op St. 3, 306. und vermuthlich auch nose f. nëse, nasus). Neben wëke (hebdomas) ist mir woke nicht vorgekommen, ebensowenig wol neben wël, das vielmehr mit wale abwechselt (s. 468.). — 5) kürzung des ô in o tritt auf dieselbe weise ein, wie die kürzung des ae in a, nämlich so oft ein unbetontes e der flexion auf den cons. der wurzel folgt. Daher heißt es horen (audire) doren (stulti) lopen (currere) copen (emere) ho- nen (affligere) lonen (remunerare) bome (arbore) groten I. mittelniederländische vocale. (magnum) oghen (oculi) doghen (durare) hoghen (altum) node (necessitate) blode (meticulosus) dode (morte) etc. hingegen hôn (contumelia) lôn (merces) bôm (arbor) grôt nôt, dôt und hôrde (audivit) hôrt (audit) verdôrt (insipiens) lôpt (currit) hôch (altus) sôch (sugebat). Zum beweis dienen die reime gheploghen:hoghen Maerl. 2, 243. toghen (ostendere):droghen (sicco) Maerl. 3, 236. horen:tëvoren (supra) 3, 245., verglichen mit voren: toren (violentia, zorn) 3. 254. gheboren (natus):horen 3, 291. 294. 2, 317. Völlig ausgemacht scheinen mir gleichwohl diese kürzungen nicht, indem die hss. zuwei- len ô (oo) schreiben, wo bloßes o erfordert würde (z. b. Rein. 310. 331. nôde, blôde, dôden) und was mehr be- deutet, entschieden kurze o aufeinander zu reimen pfle- gen (bode:gode:ghebode; vrome, come), nicht leicht aber auf die verkürzten node, blode, ome, gome etc. — 6) analoge kürzung des oe in o gilt nicht, es heißt groeten (salutare) bloede (sanguine) bloemen (flori- bus) etc.; ausnahmsweise findet sie jedoch statt und zwar immer in rochte, sochte (curavit, quaesivit) von roe- ken, soeken, die beständig auf mochte, dochte, sochte (lenis) reimen, hin und wieder in andern reimen als comen:blomen, domen, st. bloemen, doemen Maerl. 2, 308. 370. 475. brudegome:blome 3, 283. (vgl. unten ô und oe). (U) in einigen formen noch nicht in o übergegan- gen, wie es scheint zumeist vor ll. dd. tt. ggh. cht. st. als: dullen (insipere) vullen (implere) doch im adj. neben vul auch vol. vollen; mudde (modius Maerl. 1, 397.) nutte (utilis) rugghe. brugghe. lucht (aer) vrucht (fructus) vrucht (metus) suchten (gemere) lust (desiderium) rust (quies) etc. Ob die aussprache dem hochd. u oder ü glich? läßt sich schwer sagen (vgl. den übergang in i, s. 471. und umgedreht des i in u, als lustich, juchtich f. listich, gichtich Maerl. 2, 112.). Ein anderes beden- ken macht die kürzung des û in u, welche nach der beim a und o entwickelten regel einzutreten scheint, nämlich die denkmähler schreiben freilich hûs, huse; ghelût, ghelude; rûm, rume; mûr, mure; brûn, bru- nen; tûn (sepes) tune etc. aber nicht durchgehends, z. b. Rein. 308. steht hûse. Die reime lehren hier aber nichts, da alle organisch kurzen u vor einf. cons. längst zu o geworden sind (z. b. vrom, somer, sone); eben weil bru- nen, tune nicht in bronen, tone übergehen, möchte ich die kürzung leuguen. Wenn sich mit ausgestoße- I. mittelniederländische vocale. nem n onse (d. h. unse) in use wandelt (:huse Huyd. op. St. 3, 228.), so wird es dadurch nicht sicher ûse (oben s. 210. 231.). Die kürze von mure (muro) würde der reim dure (per):sure (acidus) scrifture, ure (hora) Maerl. 1, 36. 40. 134. entscheiden, wenn dure selbst sicher kurz wäre. (Y) grammatisch zu entbehren und lieber mit i aus- zndrücken, zumahl es verwechselungen mit ŷ (welches die hss. ij schreiben, es bedeutet aber î) ausgesetzt ist. Vorzüglich wird y in fremden wörtern gesetzt, als yeve (eva Huyd. 2, 148.; d. h. ieve wie der reim: lieve lehrt Maerl. 1, 80.) reynaert, reynout, payment, pays, (pax) etc. beßer reinaert, reinout, paiment, pais. (AA) â, mangelt und wird durch ae vertreten, statt welches man im neuniederl. wieder â (aa) schreibt. Zweifel machen bloß im auslaut die schreibungen na (post, prope) ga (eo) va (cape), die sehr oft auf fremde namen, wie asia, scylla, reimen, gewiß aber langlautig sind. Wenigstens gebührte ihnen â, (ghâ : scolasticâ) wenn man nicht ae setzen will. (EE) ê, gilt 1) auslautend in sê (mare) snê (nix) wê (malum) mê (magis) twê (duo). 2) entspricht dem mittelh. ê vor r in mêr (magis) wëderkêr (regressus) êre (honos) êre (antea) versèren (vulnerare) kêren (ver- tere) lêren (docere) welche beiden im praet. kêrde, lêrde (nicht kaerde. laerde) haben; das mittelh. hërre heißt stets hêre oder hëre; ein h ist ausgefallen in lên (lêhen) und swêr (affinis). 3) dem mittelh. ei in häufigen fäl- len: ê. nên. bên. twên. grëp. drêf. bêt (momordit) wrêt (iratus) gheblêt (balatus) ghêt. hêt (calidus) vlêsch. hêsch. ghêst (spiritus) mêst. wêc (mollis) blêc (pallidus) nêch (inclinavit) etc. 4) nie dem sächs. ê = ie, welches durchgängig ie lautet; man laße sich den reim hêt:hêt (calidus) Maerl. 1, 103. nicht täuschen, ersteres hêt bedeutet nicht hiet vocabatur, sondern hêtet oder hëtet, vocatur. Maerl. könnte also Veld. reim mêster: prêster (s. 460.) nicht gedichtet haben, er sagt prie- ster. — 4) in fremden wörtern steht ê (außer den aus- lautenden josuê, jeptê etc. Maerl. 1, 104. 109.) in amên (:bên Rein. 334.) tîbêrt, grimbêrt (:sêrt, kêrt Rein. 304. 323. 331.), unrichtig würde man tibaert, grimbaert schreiben, so wie umgekehrt pêrde, êrde für paerde, aerde oder përde, ërde verwerflich scheint. — 5) stêt (stat): I. mittelniederländische vocale. wêt, swêt reimend (Rein. 352. Maerl. 1, 126. 2, 241.) schwankend in staet (: gaet Rein. 353. und gaet:laet Maerl. 1, 159.) vergleicht sich dem mittelh. stêt und stât. — 6) aus kurzem ë entspringt ê, gleich dem ae aus a, sobald nach dem cons. der wurzel ein tonloser voc. der flexion ausfällt und der cons. der flexion mit jenem cons. zus. stößt. z. b. sprêx : brêx, sprêct:brêct, Maerl. 2, 251. 464. wêts:vermêts, verghêts 2, 444. 448. stammen aus sprëkes, brëkes, sprëket, wëtes, verghëtes. Ebenso setzen hêlt (heros) bêlde (imago) bêfde (tremuit) hêft (habet) lêft (vivit) ein völligeres hëlet, bëlede, bëvede, hëvet, lëvet voraus, und (wie ich auch s. 468. bemerkte) das ê hängt gar nicht von der bloßen cons. verbindung ab, indem z. b. vëlt (campus) vëlde (campo) weder ê bekommen, noch auf hêlt, bêlde reimen. Die schrei- bung dêmster (obscurus) f. dëmster verdient misbilli- gung. — 7) schwieriger zu entscheiden fällt mir, ob sich das org. lange ê bei nachfolgendem flexionsvoc. er- halte oder kürze? Die quellen schreiben bald kêren, êren, bald këren, ëren; bald allêne, ghemêne, clêne, wêue (ploratu), bald allëne, rëne (pure) etc. reimver- bunden finde ich aber nur këren, ëren, lëren unterein- ander, nicht mit dëren (nocere) vertëren (consumere) ëren (arare) swëren (jurare) ontbëren (carere) përen (pira), dagegen Maerl. 2, 240. dëren:visentêren. Den bäufigen reimen clëne:athëne:gemëne:ghëne (nulla) clënen: mënen (putare) etc. stehen keine sichere kürzen zur seite. Deutlich aber ist wahrzunehmen, daß bei dem reim ëde, ëden nur bëde (ambo) lëde (duco) bëden (ambo- bus) lëden (ducere) clëden (vestibus) bescëden (modestus) gherëden (parare) reimen, andrerseits vrëde (pax) mëde (praep.) sëde (mos) stëde (loco) lëde (membra) die com- pos. mit -hëde, als dierhëde und lëden (membris) lë- den (ibant) strëden (pugnabant) sëden (moribus) hëden (hodie) swëden (suecia) mëden (media). Ich möchte daher unbekümmert um die ungenauigkeit der schrei- bung Huydec. proeven sind mir leider nicht zur hand, daher seine regeln über ee und oo unbewußt. Wenn aber Clignet (vorr. z. teutonista p. ixvi .) beispiele des ee aus einer hs. als genaue mittheilt, so vermag ich einer regel, welche ee in deeren, begeeren, ontbeeren, scheeren, ver- teeren, zweeren, also wohl vor jedem r gutheißt, keines- wegs beizupflichten; solohe schreibungen sind grammatisch und gegen die analogie der ausgemachten kür- I. mittelniederländische vocale. zung jaren, waren (st. jaeren, waeren) aufstellen, daß allerdings kêren, êren, lêren, clêne, athêne, ghemêne etc. bêde, bêden, lêden, scêden. gherêden gesetzt werden müße. Dazu kommt das sobwanken der formen êde, êden in eide, eiden (s. unten beim ei). Auffallend ist die entschiedene kürze in hëden (mittelh. hiute) aber analog dem nëghene (mittelh. niune) auf jëghene rei- mend (Maerl. 1, 147.). Ob wohl die aussprache zwischen nëghen (novem) und nëghen (inclinarunt) unterschied machte? (II) in den hss. gewöhnlich ij geschrieben, beque- mer und gleichförmiger setze ich î. Der laut selbst hat in rîm (gelu) dîn (tuus) swîn (sus) wîf (femina) vîf (quinque) wîch (bellum) prîch (fervor) lîc (corpus) tît (tempus) etc. gar keine schwierigkeit; folgt aber dem wurzelcons. ein voc. der flexion, so handelt es sich, wie bei den übrigen dehnlauten, um die kürzung. Die hss. setzen allerdings rime, dine, wive, vive, scriven (scri- bere) wighe, prighe, rike (regnum) like, tide, striden (pugnare) etc. An entscheidenden reimen gebricht es wieder, da die org. kurzen i in ë übergegangen sind, als sëde (mos) sëghe (vict.). Insofern unterscheiden sich freilich scriven, scrëven (scripserunt) mittelh. schrîben, schriben; doch darf man (wie vorhin s. 472. beim u) sagen, daß rime, dine, scrive im fall wirklicher kürzung ebenfalls zu ë geworden seyn könnten, was nirgends geschehen ist. Und ausnahmsweise wird auch rîme, dîne etc. geschrieben, vgl. lîne:pîne, lîden:sìden Rein. 306. 332. Auslautend gewöhnlich i, als wi (nos) ghi (vos) mi (mihi) bi (apud) di (tibi) si (sit) hi (ille) vri (liber) bidi (ideo) vgl. unten ie . (OO) ô wird in den denkmählern häufig mit oe vermischt, welchen fehler die beobachtung der reime ziemlich, doch nicht ausreichend zu meiden lehrt; es laufen einige falsche reime mitunter, z. b. Rein. 353. grôte:voete; gestattet man groeten (magnum) zu schrei- ben, so verfällt damit groeten (salutare). Maerl. 2, 339. stehet côs (elegit):altôs (semper) Mittelniederd. altoges M. S. 1, 213; mittelh. alzuges, amur 8 b , also aus altoghes contrahiert; ôm oder oem ist das angels. eám, mittelh. œheim, ôheim. 340. coes:altoes; so ungenau, als die welche lêren, kêren, sêre mit bloß einem e ausdrücken. Auf die analogie der verkürzten ae, î, û scheint Clignet gar nicht zu achten. I. mittelniederländische vocale. 1, 113. ome (patrnelis:rome) 178. oem:droem; Rein. 318. hoerden:woerden. 333. wôrden:hôrden. Die re- gel ließe sich nach dem maßstab der übrigen mundar- ten leicht ausfinden, z. b. dem angelsächs., man schreibe ô für eá (mittelh. ô, ou) also dôt (mortuus) bôt (obtu- lit) rôt (ruber) brôt (panis) côs (elegit) lôs (liber) lôf (folium) stôf (pulvis) rôf (rapina) hôft (caput) verdôft (insaniens) bôm (arbor) lôn (merces) — aber oe für ô (mittelh. uo) also voet (pes) goet (bonum) bloet (san- guis) groeten (salutare) voeden (alere) bloeme (flos) coene (audax) vloer (pavimentum) swoer (juravit) etc. Hier- nach ist obiges coes unrichtig und auch die von Clignet (teut. LXVI.) beigebrachten hoenen, loenen, woenen sind es ohne zweifel (schwerlich reimen sie irgendwo auf coenen audacem, groenen viridem). Indessen ist vielleicht der hochd. unterschied zwischen ô und ou zu berücksichtigen, insofern die ou ebenfalls oe seyn könn- ten, folglich die formen oem, oep, oef, oec, oech, z. b. boem, goeme (cura) hoepe (acervus) loef, roef, stoef, hoeft, hoech (altus Rein. 290. 320.) vloech (volavit) loech (mentiebatur) loec (clausit) oec (etiam); obgleich ich ebenfalls in ihnen ô vorziehen würde, weil es beßer ist. daß die mittelh. ô und ou in ô zus. fallen, als die mittelh. ou und uo in oe , und weil die anomale schrei- bung auch bei den formen ôn, ôr, ôt, ôd vorkommt, wo sie vollends nicht zu vertheidigen ist. Auf das oe werde ich unten zurückkommen, zum ô bemerke ich 1) es gebührt den auslauten hô, vlô (fugit) strô (stra- men) vrô (laetus) alsô und den darauf reimenden frem- den wörtern dominô, pharaô, fransiô (Rein. 288. Maerl. 1, 81. 120.); man unterscheide davon die auslaute auf oe . 2) ob sich ô in o kürze? ist s. 471. verhandelt wor- den; nimmt man in einigen fällen oe statt ô als richtig und auch bei ihm kürzung in o als möglich an, so würden sich reime wie vote:grote rechtfertigen. Al- lein ich zweifle, weil alsdann nahliegende reime wie gronen, conen:honen, lonen häufiger vorkommen müsten, auch spricht die fast allgemeine schreibung für die beibeheltung des oe in groenen, goeden (etc. — 3) vor rt, rd gilt überall ô statt o, als wôrt (verbum) vôrt (ulterius) môrt (homicidium) bôrt (margo) pl. wôrden etc. wie die reime auf ghehôrt, verdôrt, hôrden, scôr- den (rumpebant) lehren, in welchen ein nothwendiges ô stattfindet. Statt der verbindung rm, rn ist mit ein- geschobnem e -rem, -ren üblich, z. b. storem, koren, I. mittelniederländische vocale. toren, aus dessen syncope nach der folgenden bemer- kung stôrm, kôrn, tôrn fließen würde. Dies ô vor den verbind. mit r. vergleicht sich dem ae in denselben fällen (s. 467.) — 4) entspringt auch ô aus o durch syn- cope der flexion, z. b. hôpte (speravit) nôpte (impulit) st. hopede, nopede. Dadurch wird verdôft (st. verdo- vet) reimfähig auf hôft (hôvet). (UU) û. 1) die auslaute sind dû (tu) nû (jam) rû (asper) hû oder û (vobis) und fremde namen, wie esaû, monjû Maerl. 1, 36. 2) beispiele des inlautenden û sind: rûm (spatium) tûn (sepes) brûn (fuscus) pûr (purus) mûr (murus) crût (herba) brût (sponsa) hût (cutis) ghelût (clamor) sût (meridies) ût (ex) drût (Rein. 302.) dedût (franz. deduit) hûs. mûs. përtûs (franz. pertuis) crûs (crux) cûssc (castus) rûsscen (stridere) lûsscen (latere) dûtsc (theodiscus) bûc (venter). 3) folgt dem einf. wurzelcons. ein flexionsvocal, so ist nach s. 472. zweifelhaft, ob kür- zung des organ. û vorgehe. In nachfolgenden belegen will ich einmahl fortdauer der länge annehmen: tûmen (saltare oben s. 155.) cûme (vix) crûme (mica) coustûme (franz. coustume) scûmen (spumare) rûnen (susurrare) hû- nen (hunni) stûnen (inniti) sûren (acescere) avontûre, scriftûre, ghebûre (rusticus) ûre (hora) gestrûren (Maerl. 1, 180.) dûve (columba) lûden (sonare) pûde (ranae Maerl. 1, 90. Rein. 342.). (AE) ae , ein der sprache sehr beliebter laut, ohne zweifel áe, mit leise nachklingendem e, in der rhei- nisch-westphäl. mundart ái, im nenniederl. áa (à); ich hätte æ schreiben können, wollte aber verwechselung mit dem hochd. æ verhüten und eine gewisse analogie zwischen ae und oe (wiederum nicht œ) erhalten. Der diphth. entspricht 1) dem mittelh. â und angels. æ (letz- term wohl ganz in der aussprache) und ist kein umlaut. Von dem kurzen a unterscheidet er sich organisch in vielen sonst gleichscheinenden wörtern, z. b. raet (con- sil.) raet (favus) daet (facinus) daen (factus) gemaech (cognatus) vgl. mit rat (rota) dat (hoc) dan (nemus) mach (potest). Die belege ergeben sich nach den übrigen sprachen, hier nur einige seltnere oder in jenen unge- wisse wörter: saen (illico) daer (ibi, vgl. s. 87.) haer (hîc) haer (huic f.) vaer (periculum) naer (prope) maer (sed) odevaer (ciconia) blaer (asper, miser) braes (bra- chium) dwaes (stultus) aes (cadaver) raet, gen. raetes (fav. mellis) dagheraet (crepusculum) quaet (malus) vraet I. mittelniederländische vocale. (gulo) naelde (acus) maent (mensis) traech (ignavus); stael (chalybs) gaen, slaen, traen (lacrima) dwaen u. a. sind wie die hochd. stâl, gân, slân zu beurtheilen. Auch in fremden wörtern stimmt es zu â, als aviaen, vol- caen etc. und bloß auslautend scheint nicht es, vielmehr noch â zu gelten. — 2) dieses ae wird durch einen im hochd. und angels. unzuläßigen übergang in a sehr be- schränkt (oben s. 468.) z. b. dem mittelh. sprâche steht kein spraeke, sondern sprake entgegen, auf make (mit- telh. mache) reimig. — 3) andrerseits eben so sehr erwei- tert dadurch, daß sich bei syncopiertem flexions-e das kurze a in ae längert; z. b. aex:gemaex st. akes, gemakes; taelde (loqnebatur) spaende (lactavit) taende (dentibus prehendit st. talede, tanede (alth. zanôta) welche nunmehr auf naelde (acus) maende (menses) reimen; ghemaent (monitns: waent (opinatur). Auf diesem wege haben sich allmäh- lig falsche längen im neuniederl. für den unsyncopier- ten fall eingeführt, z. b. klâgen (queri) mâken (facere) aus klâgde, mâkte; hân (gallus) aus hânbalk f. hanebalk. Beide regeln (2 und 3) treffen im resultat überein, in- dem z. b. maende menses und monuit, mane luna und moneo heißt, mit dem unterschiede, daß maende (men- ses) und mane (moneo) organisch, maende (monuit) und mane (luna) unorganisch sind. Zuweilen entspringt ae selbst bei zus. setzungen, z. b. Rein. 322. aenbalke f. hanebalke. — 4) beiderlei wechsel zwischen a und ae, also in haer, haers, hare, stael, staels, stale, manen, maende etc. läßt sich dem angels. wechsel zwischen a und ä in däg, däges, dagas (s. 224. 233.) gar nicht ver- gleichen, bei letzterm handelt es sich von zwei kürzen a und ä, das lange æ gerade steht unveränderlich. Daher auch die einzelnen beispiele ganz anders ausfallen, im niederl. gilt dach, daghe; im angels. hær, hæres, hære. — 5) in dem ae statt a und ë vor den verbind. mit r (s. 467.) sehe ich aber eine ähnlichkeit mit dem angels. ëa und ëo vor denselben verbindungen (s. 236. 239.). die- ser wechsel ist auch ständig, d. h. von der flexionssyn- cope unabhängig. Es heißt staerf, haert, waert, angels. stëarf, hëard, vëardh; und staert, swaerd, waert, angels. stëort, svëord, vëordh. Diese anwendung des ae für die zwei geschiedenen fälle ëa und ëo, so fehlerhaft sie seyn mag, deutet an, daß früher das ae vor r-verbin- dungen eine von dem ae (1. 2. 3.) abweichende aus- sprache hatte. Vielleicht auch abweichende schreibung. Ausnahmsweise ließe sich tart (und nicht taert? etwa I. mittelniederländische vocale. durch das angels. arn (und nicht ëarn, s. 223.) entschul- digen, weil es, wie dieses fur ran, für trat steht. (AI) nicht niederländisch, nur in einigen fremden wörtern als pais (pax) paiment, pallais (palatium) u. a.; übrigens vom triphth. aei zu unterscheiden. Die spä- tere clever mundart setzt ai für ae (jair, clair) so wie oi für oe. (AU) au behauptet sich in einigen fällen 1) in der verbindung ouw setzen verschiedene handschriften noch auw (z. b. Rein.), belege unten beim w; und selbst solche, die ouw schreiben, haben auslautend bei apo- copiertem w nicht ou, sondern au, vgl. dau (ros) rau (poenituit) blau (caedit) Maerl. 1, 174. 2, 140. 205. — 2) statt des aus alt entspringenden out zeigt sich bis- weilen das richtigere aut (s. 467.) — 3) von auw das triphth. aeuw zu scheiden; belege beim w. (EI) findet statt 1) als altes gewöhnlich durch ê ver- drungenes ei , neben jenem, zumeist in der form êde, eide, nicht dialectisch, sondern in denselben quellen, vgl. weide (pabulum) beide, heide (campus) heiden, versceiden im reim auf seide (dixit) leide (posuit) lamfreide Maerl. 1, 37. 43. 99. 149. Rein. 296. 301. 317. Anderemahl stehet bêde, scêden, lêde (duco) (wahrscheinlicher als bëde, lëde, scëden, oben s. 475. (und ebenso wechseln hameide (repagulum, mittelh. hâmît) galeide fosseide (altfranz. galée, fossée) mit hamêde, galêde; rêne (pure) mit reine (:seine, sequana, Stocke 3, 69.). Außerdem finde ich mit ei , nicht mit ê, heilech (sanctus) heimelic (se- cretus) keiser (caesar) und selbst für ë in einde (finis). Merkwürdig eist f. ës hët, analog dem waest f. was hët. — 2) ei aus eg entspringt in seit (dicit) seide (dixit) leide (posuit) seine (benedicat) reine (pluat) seil (velum) ei (ovum) neien (hinnire, Maerl. 1, 196. altn. hneggja, vgl. oben s. 327.) — 3) fremde wörter: lamfreit (lanfroi) jofreit (jeofroi) reinaert (reinard, rênard, d. i. reginhart) cheins (census) peinsen (neben pensen, cogitare) veinsen (fingere) veinster (fenestra) reimêren (redimere Maerl. 2, 294. Huyd. op St. 1, 126. vgl. Roquef. v. reimbrer) und gewiß noch andere. (EU) ganz entbehrlich und findet sich nur zuweilen statt des (aus organischem u) entspringenden kurzen o, daher ihm ein mittelh. u entspricht. Beßer und alter- thümlicher wird o geschrieben, z. b. joghet (juventus) I. mittelniederländische vocale. doghet (virtus) verhoghen (exhilarare) dor (porta) cor (electio) scoren (rumpere) scorde oder scôrde (laceravit, lacerabatur) jode (judaeus) rode (canis) inzwischen zei- gen die hss. neben diesem o in denselben wörtern bald eu bald ue , z. b. Maerl. 2, 132. 178. liest man den reim jeuden:reuden, 196. 314. 367. jueden:rueden; 2, 61. doghet:verhoghet, 2, 139. deughet:verheughet, 1, 233. dueghet:jueghet; 2, 152. scuerde und sceurde hinterein- ander; Huyd. op St. 2, 17. erklärt beide, eu und ue, für in der aussprache zus. fallend. Offenbar ist aber die eine schreibung, nämlich ue , ganz verwerflich, wie schon aus dem neuniederl. eu (und nicht ue) folgt, das auch andere frühere o vertritt, z. b neus, reus (mittel- niederl. nose, rose = nëse, rëse). Die hentige aussprache dieses eu, nämlich ö, wage ich nicht für jenes alte o, eu, anzunehmen. Kurz scheint mir der laut in jedem fall und schon deswegen gibt ihm das diphthong. eu ein falsches ansehen. Vom triphthong. êu ganz ver- schieden. (IE) häufiger doppellaut, welcher 1) meistens mit dem mittelh. ie übereinstimmt, beispiele: knie (genu) niemen (nemo) vlien (fugere) dienen (servire) hiet (vo- cabatur) liet (sinebat) miede (munnus) riep (vocabat) liep. sliep. viel (cadebat) bier (cerevisia) vier (quatuor) dier (ani- mal) hier (hic) lief (carus) dief (fur) dierne (famula Maerl. 3, 341.) vriesen (frisones) verlies (jactura) vliet (fluentum) vlieten (fluere) liegen (mentiri) etc. Seltnere dem mittelh. mangelnde wörter sind:lier (gena, altn. hlêr) miere (formica altn. maur) snieme (subito, alth. sniumo) ries (stultus) briesscen (rugire) liesscen (Maerl. 1, 452.) — 2) die fort- schreitende verwandlung der alten iu in ie hat auch fol- gende betroffen, denen noch ein mittelh. iu gebührt: vier (ignis) onghehier (immanis) dier (carus) stieren (gubernare) lieden (hominibus) bedieden (significare) auf hier, dieren, scieden reimend. — 3) unorganisch ist das den ablaut verwirrende ie in hief (sustulit) besief (intellexit) wies (crevit) wiessc (lavavit) etc. statt des mittelh. uo; mehr hiervon bei der conj. — 4) diese wird auch beeinträch- tigt durch das ie , welches in plien (solere) sien (videre) beghien (confiteri) gescien (fieri) spien (investigare) aus syncope der guttur. hervorgeht; alle reimen auf vlien (fugere) bien (apes). Hierher gehören weiter tien (de- cem) niet (nihil) iet (aliquid) vie (pecus); lien (fateri) stammt aus liden, aber liet (fatetur) reimt auf riet (Rein. 374.) folglich auf liet (sivit); die sprache kennt I. mittelniederländische vocale. überhaupt kein von ie unterschiedenes îe, vielmehr alle î-e sind diphthongische ie geworden, weshalb auch bien (apes) einsilbig ist, wie vlien. Zweifel hiergegen macht die schreibung nîede (hinniret):wîede (consecra- ret) Maerl. 1, 195, da nîen aus neien stammt (vorhin s. 479.); doch nien aus nîen, neien ist kein sprung, son- dern nur eine weitere abstufung, als wien aus wîen (mittelh. wîhen). — 5) der verschiedene ursprung der auslautenden ie ist hiernach gar nicht zu verwundern, vgl. vie (pecus) sie (video) plie (soleo) bie (apis) lie (fa- teor) nie (nunquam) wie (quomodo) die (ii, eam) auch wohl drie, wie (nos) st. drî, wî (Maerl. 1, 121.) — 6) st. des mittelh. sêle (anima) gilt siele:gheviele (Rein. 338.) und michiele (mittelh. michahêle) Maerl. 2, 241; vgl. liebaert (leopardus, aber leo bedeutend); sonderbar ist mielre (pictor) Maerl. 2, 280. f. maelre. — 7) vor ng. nc. kürzt sich ie in i, als ghinc, vinc, ghinghen, hinghen: jonghelinc, dinghen. — 8) ie in roman. wörtern bleibt, z. b. fier, riviere, maniere; auch das rom. i wird zu- weilen ie, vgl. engiene (ingenio, arte, franz. engin): siene Maerl. 2, 424, andremahle steht î, vgl. venîn:wîn Maerl. 3, 88, so wie bald benedien:marien, bald ghe- benedît:lît und wiederum sowohl lî:tît (tempus) als liet:niet, immer in der bedeutung von fatetur geschrie- ben wird; vgl. den wechsel der auslautenden î mit ie. — 9) in einigen formen schwankt ie und û, als dûtsc und dietsc, lûden und lieden (homines). (IU) geht der mundart völlig ab (s. ui ). (OE) häufig, aber schwankend in ô und ou. 1) or- ganisch dem mittelh. uo parallel; dahin gehören die auslaute vroe (mane) toe (ad) doe (tum, vgl. s. 96. 358.) coe (vacca) scoe (calceus); weitere beispiele: roelant (n. pr.) noemen (nominare) doemen (judicare) bloeme (flos) coene (audax) doen (facere):baroen (baro) ve- nisoen (caro ferina) und ähnliche roman. wörter Z. b. croenghe (morticinium) Maerl. 2, 351. 418. neunie- derl, krenge, aus dem franz. charogne, Roquef. v. caroigne. (vgl. das mittelh. bâruon s. 359.); voer (ivit) voere (mos) snoer (restis) vloer (atrium) swoer (juravit) hoever (ripa) behoeven (opus habere) groef (fodit) droef (obscurus) voet (pes) bloet (sanguis) spoet (celeritas) soet (dulcis) goet (bonum) stoet (stetit) broeder (frater) moeder (ma- ter) vroede (prudentia) aermoede (paupertate) moeste H h I. mittelniederländische vocale. (debuit) boec (liber) dwoech (lavavit) pl. dwoeghen, droech (portavit) pl. droeghen, wroeghen (accusare) vloe. ken (maledicere) etc. Inzwischen pflegen die hss. vor f. und den gutt. gern ou zu gebrauchen, wie ich glaube, unrichtig; vielleicht im gefühl einer durch den mis- brauch des oe st. ô nöthig gewordenen unterscheidung. Nämlich 2) oe wird unorganisch st. ô augewendet in boem. stroem. goem. oem. loef. roef. stoef. loes. bloet (nudus) groet (magnus) oec. hoech. vloech und allen ähnlichen (vorhin s. 476.). Verwerfen es künftige cri- tische ausgaben, so müßen sie auch das ou statt oe ver- werfen. — 3) übrigens ist oe nicht gleich dem neunie- derl. oe mit u auszusprechen, wie theils aus der ver- wechslung mit ô folgt, theils aus der kürzung in o vor nt, nd; vgl. stont (stetit):cont reimend Maerl. 3, 61. — 4) mit dem oe in soe (illa) und hoe (quomodo) ist es eigends bewandt, ersteres entspringt aus einem älteren siu, letzteres aus hui f. hvi, hwi. Das zus. gezogene soet steht f. sô hët. (OI) in einigen fremden wörtern, als fransois, troi- jere, point, häufig oy geschrieben. Dialectisch vertritt es auch ô und oe, vgl. avondst. p. 326. 327. gheboirt, voirt, doirn, hoirn und im teutonista boik, boirt, voir, oist etc. Also kein reinniederländ. doppellaut. (OU) verschiedenartig 1) in den formen out, oude theils aus alt, alde entspringend, vgl. houden (tenere) spouden (findere) out (vetus) smout (adeps) scoude (scal- dis) sout (sal) bout (superbus) cout (frigidus) etc. in wel- chem fall doch zuweilen aut, aude geschrieben wird; theils aus olt, olde , vgl. hout (lignum) hout (carus) moude (terra) woude (voluit) soude (debuit) gout (au- rum) côbout (spir. famil.) sout (stipendium). — 2) in der form ouw wiederum mit auw wechselnd; näheres unten beim w. — 3) unorganisch für oe gesetzt vor f. p. ch. k, vgl. behouf (necessitas) grouf (fodiebat) prouft (experitur) roupen (vocare) drouch (portavit) plouch (aratrum) louch (risit) ghenouch (satis) ghevouch (aptus) bouc (liber) souc (quaere) houke (angulo) rouken (cu- rare) souken (quaerere) etc. wie ich vorhin beim ô und oe erläuterte, wenn einige oec (etiam) loech (mentitus est) für ôc, lôch etc. schreiben, scheint allerdings bouc und louch f. das organ. boec, loech angemeßen. Ich schlage aber vor, sich überall, dort des oe und hier des ou zu enthalten, wie es die analogie der übrigen mund arten und selbst des neuniederl. fordert. I. mittelniederländische vocale. (UE) ein bedenklicher laut, der aber in den denk- mählern zuweilen erscheint 1) offenbar fehlerhaft für eu , wovon vorhin s. 480.). 2) für û in fällen wo die- ses einer an sich noch zweifelhaften kürzung in u un- terliegt, namentlich in der form uere für ure oder ûre, vgl. avontuere:creatuere Rein. 314. muere:ghebuere, muere:scuere (horreo) Rein. 285. 307., obgleich gewöhn- lich in diesen wörtern das beßere-ure steht. Es scheint bloße nachahmung der schreibungen duere (per) ter cuere (insigniter) duere (portà) Maerl. 2, 34. 61. (st. deure, ceure und dieses = dore, core) welche zwar unter ein- ander, nicht leicht auf jene muere, scuere, avontuere reimen, ausnahmsweise freilich sure (acidi):dure Maerl. 1, 36. vgl. vorhin s. 473. — Critische ausgaben können das ue gänzlich aufgeben. (UI) dieser im neuniederl. gewöhnliche diphth. ist unerweislich. Die quellen schreiben offenbar kûssc, dûtsc und nicht kuissc, duitsc, ja sie reimen huse (domo): muse (mures) Rein. 308., so daß an einen umlaut des û in ui , parallel dem des mittelh. û in iu (wonach hûse nicht auf miuse reimt) kein gedanke ist. Selbst das neuniederl. ui läßt sich jenem umlaute nur einiger- maßen, nicht überall vergleichen, da es z. b. zwar muize (mures) heißt, aber auch muis (mus). Findet sich in den ausg. zuweilen ui, z. b. Maerl. 2, 196. ghecruist, so ändere man in ghecrûst. — (AEI. OOI. OEI. AEU. EEU. IEU) sechs der mittel- niederl. sprache zuständige triphthongen, doch alle nur in wenigen wörtern; aei, ôi, oei lauten im neuniederl. aai, ooi, werden aber in den denkmählern gewöhnlich ay, oy geschrieben, vielleicht sind sie nur diphthongische ai, oi? Ich finde vraei (pulcher, bonus) Maerl. 2, 392. 3, 270. ghecraei (clamor) Rein. 342. waeide (spiravit) blaeide (efflavit) Stoke 3, 7. im inf. waejen, blaejen? (vgl. oben s. 435.) eben so saejen (serere) maejen (me- tere) Maerl. 2, 465. gewiß auch draejen (tornare) etc. Sodann hôi (foenum) môje (das goth. mavi, obwohl amita bedeutend?) Rein. 315. 324. 358. scôjen (mendi- care) Rein. 358. vernôjen (taedere, ennuyer) Rein. 315. 324. ôit, nôit (unquam, nunq.) moeje (labor) vermoejet (fessus) Maerl. 2, 75. moeilic (difficilis (Maerl. 2, 56.) ont- scoejen (discalceare) vloejen (fluere) Rein. 359. vermuth- lich auch bloejen (florere) groejen (virere) u. a. m. — Belege zu den drei letzten doppellauten unten beim w. — H h 2 I. mittelniederländische vocale. Schlußbemerkungen zu den vocalen. 1) die vertheilung der vocale entfernt sich weiter vom ursprünglichen organismus, als im mittelh., nament- lich ist die verwirrung der e, ë, i ein bedeutender nachtheil. Manche verhältnisse der ablaute leiden darunter. 2) einen ins auge fallenden unterschied vom mittelh. gibt die unentwickelung des umlauts . Bloß der um- laut des a in e besteht oder vielmehr hat bestanden, da sich e und ë vermengen, folglich in neuen fällen wirkt er nicht mehr. Gälte noch ein lebendiger um- laut des a in e (nicht bloß ein beibehaltener) so müste z. b. der pl. gaven (st. gaeven) im conj. geven (da- rent) bilden, bildet aber gaven, welches wiederum für gaeven steht. Diese unanwendbarkeit des umlauts hindert eine menge formen gehörig zu scheiden, die bei der früheren, deutlicheren stexionsendung freilich auch ohne umlaut geschieden waren, allein jetzt ver- schwimmen vgl. waren (erant) waren (essent) goten (fuderunt) goten (funderent) sloeghen (percusserunt) sloeghen (percuterent) beweis die reime quame (veni- ret):scame (Stoke 3, 61.) und viele ähnliche. Oft hat nun die sprache auf anderm wege der zweideu- tigkeit zu begegnen gesucht, z. b. durch verwandlung der starken in schwache form, die zumahl beim nie- derl. subst. weiter umgreift, als in andern mundarten und vermuthlich mit aus diesem grunde. Wichtig aber scheint die abwesenheit des umlauts für die beim goth. und alth. (gegen die annahme, daß es unge- schriebene und doch ausgesprochene umlaute gegeben habe) verfochtene beschränkung und stufenweise em- porkunft desselben (s. 10. 51. 109. 113. 363.) Hier im niederl. beweisen reim und heutige sprache, daß wirk- lich kein umlaut gesprochen wurde. Auch im mittel- niederd. war er mangelhafter, als im mittelh.; diese abstumpfung des gefühls für vocallaute im sächs. und niederl. verdient um so mehr aufmerksamkeit, als das alts. es mit dem umlaut zu halten schien, wie das alth., das angels. und altn. aber ihn besonders be- günstigten. 3) eine andere eigenthümliche abweichung der niederl. sprache von der vocaleinrichtung der übrigen zeigt sich in dem wechsel zwischen kürze und länge (a und ae, ë und ê, i und î, o und ô, u und û) je nach- dem α) ein zutretendes flexions-e statt der organ. I. mittelniederländische vocale. länge kürze, oder β ) ein syncopiertes flexions-e Vorausgesetzt, daß die wurzel auf einfachen cons. ausgeht, z. b. sprëken, sprêct; nicht bei doppeltem, daher aus mëcken, blicken, mëct, blict wird, kein mêet, blict. statt der organ. kürze länge herbeiführt. Die fälle sind bei den buchstaben angegeben, bedürfen aber im ein- zelnen noch weiterer prüfung. Gewährte uns die nie- derl. poesie durch den unterschied stumpfer und klin- gender reime so bestimmten aufschluß über länge und kürze der voc., als es die mittelh. thut; so würden wir hier sicherer vorschreiten. Allein es gibt kaum strophische lieder mit reim verschränkungen; die vers- meßung der gleichreimigen, erzählenden gedichte habe ich noch nicht gehörig untersucht. Die in den mei- sten hss. beobachtete schreibung macht das auseinan- dergesetzte system wahrscheinlich, doch bei manchem schwanken nicht gewiß. Einiges darf man für aus den reimen bewiesen annehmen. Die genauigkeit der dichter im reimen läßt sich nicht bezweifeln, Maerl. z. b. bindet kein bat (rogavit) dat (id) man (vir) dan (nemus) auf raet (consil.) gaet (it) saen (statim) staen (stare), warum sollte er ein hanen (gallis) varen (ire) auf waenen (putare) jaeren (annis) binden? er reimt also wanen, jaren:hanen, varen, weil man wirklich wanen, jaren aussprach. Diese kürzung des ae in a beweisen unzählige reime. Ungleich wenigere die verlängerung z. b. Rein. 338. 343. ghemaent (moni- tus): waent (putat) maende (monuit):waende (puta- vit) es ist gleichgültig, ob man hier waende kraft der regel β aus wanede entspringen, oder die org. länge, weil die bedingung der regel α aufhört, sich von selbst wiederherstellen laßen will. Das aufgestellte verhält- niß scheint zwischen a und ae am ausgemachtesten, bedenklicher bleiben die kürzungen des ê, î, û. Die regel β hat einige analogie mit der neuhochd. deh- nung des schwebelauts mahnt, mahnte st. des älteren manet, manete, nur daß es auch im inf. mahnen, wie im neuniederl. maanen (= maenen) heißt. Mittel- niederd. reimen wânen und manen niemahls, mittelh. weder wânen:manen, noch wânde:mande. Über- haupt geht die mittelh. mundart in diesem punct na- turgemäßer zu werke, die syncope der flexion kann helt nicht in hêlt umwandeln, obwohl es noch eine zeitlang wie hel’t lautet (vgl. oben s. 28 und 376. note). I. mittelniederländische consonanten insgemein. 4) über tonlos werdende vocale hier nur einige andeu- tungen; maent (mensis) maende (menses) reimen auf waent, waende Rein. 281. Maerl. 2, 316. vrient (ami- cus):ghedient Rein. 291. 327., viànt aber auf lant, viàn- den:handen Maerl. 3, 220. 236., niemen (nemo):sniemen (mox); conìnc:aermìnc:rinc, ghinc Rein. 278. 339; woe- stìnen (desertis):scinen; gheblanket:bët Maerl. 1, 340. etc. Mittelniederländische consonanten. Vorbemerkungen. I) für den auslaut gilt die mit- telh. regel (s. 377.) wonach er bloß ten. und asp. zu- läßt, das inlautende v. d. gh. wird zu f. t. ch Eine bemerkenswerthe ausnahme macht god (Deus) wel- ches stets so, nicht got geschrieben, obschon überall auf spot, sot (stultus) ghebot (mandatum) gereimt wird (Maerl. 2, 326. 348. 369. Rein. 305. 308. 314.) also die aus- sprache war ebenfalls got, an der schreibung des heiligen namens scheute man sich zu ändern (vgl. s. 180.). Zugleich folgt daraus, daß die organ. med. erft allmählig im ausl. abkam, früher schrieb man sicher ghebod (mand.) daed (sactum). , vgl. staves, staf (baculus) rades, raet (consilium) rades, rat (rota) daghes, dach (dies) maghes, maech (cognatus). Die org. tenuis bleibt unveränderlich: scapes, scaep (ovis) vates, vat (vas) scakes, scaec (lud. latr.). Eben- falls aber löst sich geminierte in einf. consonanz auf, als valles, val; mannes, man; spottes, spot; bëddes, bët (lectus, neben bëdde Maerl. 2, 437.). 2) der inlaut leidet kein f und ch zwischen zwein vo- calen, wohl aber, wenn sie sich an eine folgende con- sonanz lehnen können, als hêft (habet) hôfde (capite). 3) anlautend verändert sich nach mittelh. analogie (s. 381. 382.) v in f, d. in t (nicht g in ch) wenn ein auf s. t. ch auslautendes wort angefügt wird oder an- lehnt, es reicht nicht hin, daß es bloß vorhergehe. Namentlich gehören hierher die zus. setzungen mit mës-, ont-, noch-, die inclination der praep. mët, up, der part. ënt und des pron. ’t (= hët) als: mësfal (infor- tunium) ontfaen (accipere) ontflien (effugere) ontfaer- men (misereri) tfolc, tsëlt etc. statt mësval, ontvaen, ontvlien, ontvaermen, hët volc, hët vëlt. Auf t und d sind nicht diefelben fälle gerecht; ich finde mës- daen, ontdaen (nicht mëstaen, onttaen) hingegen aldustaen Rein. 300. uptie, mëttî, mëtter, mëtten f. aldusdaen, updie, mëtdî, der, den; nochtan, nochtanne I. mittelniederländische consonanten. liquidae. f. nochdan, nochdanne (Rein. 304. Maerl. 2, 277.) alstu Maerl. 2, 476.) f. als dû; ëntaer, ëntie häufig st. ënde daer, die; torp, tërde st. hët dorp, hët dërde (tertium) zuweilen auch minder gut:dac für hët dac (tdac, tectum) etc. vgl. Huyd. op St. 1, 32. Es herrscht also, wie im mittelh., kein vollständiges system der abwechselung, die gebliebenen bruchstücke ergänzen und erläutern sich aber gegenseitig Ich bezweifle jetzt nicht mehr, was ich s. 382. als einzel- nen fall hinstellte, daß mittelh. durchgehends enkëlten, (vgl. den hochd. abschreiber der En. 18 c 76 b 86 c ) enkër- wen, enkân (Nib. 3764.) enkieƷen etc. so befugt geschrie- ben werde, als enpfliehen, enpfinden. , offenbar stehen das mittelh. mitten, mittiu, unttaƷ dem nie- derl. mëtten, mëttî, entie zur seite; ohne die regel zu wißen, würde sich das neuniederl. toen (tunc), welches heutige schriftsteller, auch wenn kein auslau- tendes t. s. ch vorhergeht, statt doen misbrauchen, gar nicht begreifen laßen. — (L. M. N. R.) liquidae. Wechsel zwischen l und n finde ich in slëcke (limax) mittelh. snëcke (vgl. slëckenhûs Maerl. 1, 46.); daß l nach o in u schmilzt, ist s. 467. 482. ausgeführt (vgl. s. 444.) zuweilen hesteht daneben das ältere uld (später old) vgl. Maerl. 1, 13 3 . 148. guldin, goudin 3, 226. guldin- mont (chrysostomus) 3, 229. goudinmont oder hulde, sculde neben houde, scoude (Huyd. op St. 1, 366. 367.) zuweilen das ältere alt , zumahl im praet. scalt, galt Maerl. 2, 142. pl. gouden 1, 277. Versetzung des l kann man in naelde (acus) st. nadel finden vgl. oben s. 389. 393. — m schwächt sich nicht in n, eher assimiliert nm zu mm, als om- mare (ingratus Maerl. 2, 342.) vgl. s. 389. note. — n fällt nicht immer vor gutt. aus, es heißt coninc (rex) pën- ninc, wohl aber honich (mel) Rein. 292. 293.; auch vor ling. schwankt stoet (stetit) und stont (auf spoet, vroet und cont, mont reimend) sint (postea) reimt auf kint Maerl. 1, 120. Bei zus. ziehung fällt es vor r in häufi- ger pronominalform êre, mîre, sîre (auch miere, siere geschrieben) aus, st. ënere (unâ) minere, sinre; schwer- lich in andern wörtern, z. b. kein clêre f. clënere (par- viori). Ein merkwürdig vorgeschobner anlaut n zeigt sich in naernst, naerst (sedulitas) neben dem gleichbe- deutigen aernst, aerst; beide formen gelten noch im neu- I. mittelniederländische consonanten. liquidae. niederl. zusammen. — Umsetzung des r (oben s. 244. 245.) trägt sich vor s, t, d und n. auch wohl cht zu, gewöhn- lich stehen beide formen frei, gras und gars (gramen, gaers?). Weitere fälle sind: ors f. ros (equns) përseme (usura Maerl. 3, 292. alth. phrasamo) vervorsen (conge- latus) Maerl. 1, 7. 394., daneben vervroren (:doren 1, 419.) st. vervrosen, vorst (gelu) f. vrost; kërst (christus: ërst Maerl. 2, 372.) bërste (defectus) vërst (dilatio) f. brëste, vrëst; kërsp (crispus) Maerl. 1, 265.; vërssc (re- cens) vorssc (rana); tërden, tart f. trëden, trat (calcare) vërde und vrëde (pax) dërde (tertius) bërnen (ardere) Maerl. 1. 123. Rein. 319. 284. (wo fehlerhaft bërren) verbornen Maerl. 3, 184. bërnde Stoke 3, 56. 154. Nie aber nach angels. analogie ërnen, arn (currere) sondern rënnen, ran, gheronnen. Neben vruchten (timere) vrucht (timor) ghewracht (effectum) wrochte (effecit) Maerl. 2, 278. 409. 420. 1, 124. 132. Stoke 2, 294. gilt kein unver- setztes vurchten, vorchten, worchte, ghewarcht (mittelh. worhte, geworht.) — gemination. ll , wie im mittelh. val, valles, callen (loqni Maerl. 2, 472.) wille, stille, nolle (occiput), zu- weilen durch assim. als mallîc aus manlîc (vgl. s. 443.) geht ein langer voc. vorher, so wird nicht geminiert, sondern wohl das n ausgestoßen, z. b. pîlîc f. pînlîc (dolorosus) Huyd. op St. 2, 47 .; spille (fusus) Rein. 295. vergleicht sich dem hochd. spindel, spinnel. — mm , in manchen wörtern haftet noch der einf. laut, wo im mittelh. unorg. gem. gilt, z. b. hamer (malleus) hëmel (coelum) somer (aestas) vgl. oben s. 384. Dagegen finde ich jammer (Rein. 284.) ëmmer (semper) nëmmer und mm für mb: stëmme (vox) lam, lammes, omme (mit- telh. umbe) dommen (stultum) — nn , wechselt in einigen wörtern mit nd , es heißt donder (tonitru) aber lonnen (londinum Maerl. 1, 126.); durch inclination entspringt die gem. z. b. in verlôs menne (Maerl. 1, 83.) st. men hëm (man ihn); onnêren (Maerl. 1, 136. kann aus ont- êren (was 1, 82. steht) und on-êren fließen. — rr aus ur- sprünglichem rs in ërre (iratus) mërren (morari Maerl. 2, 221.) vaerre oder vërre (taurus) vgl. Maerl. 1, 83. 84.); aus rn in stërre (stella Maerl. 1, 265.) vërre (procul). Das häufige porren (movere, incitare, moveri, profi- cisci) in porre (in itinere Maerl. 2, 161. 3, 7.) verschie- den von porse [impetus: orse, orsen Maerl. 1, 315. 316. Stoke 2, 184. vermuthlich das roman. presse, neuniederl. përs, wie auch ërsen (equis) f. orsen im reim auf për- I. mittelniederländische consonanten. liq. lab. sen Maerl. 1, 93.] ist mir dunkel, mag aber fremd oder uralt seyn, wiewohl es andere deutsche volksmundarten kennen (brem. wörterb. v. purren, Stalder v. pfurren). Beispiele der liquiden verbindungen ergeben sich allerwärts von selbst; daß alt, olt, alde, olde fehlen, versteht sich. Vom verhältniß der zungenlaute hernach unten. Statt rl. rm. rn pflegt die mundart rel, rem, ren zu setzen, z. b. karel, warem, arem (brachium) scërem (tutela Maerl. 2, 401.) storem (tumultus) coren (granum) toren (ira) einstimmig mit der alth. vollen form charal, waram, aram (nicht aber bei rn). Die syncope scheint das e gewissermaßen aus der flexion in die wurzel zu drängen, waerm, aerm und dann ließe sich auch coern, toern hören. Näher erwogen besteht diese ansicht frei- lich nicht, weil alle verbindungen mit r, auch solche, deren vollere form unerweislich wäre (z. b. für waerp kein warep unerachtet des alth. waraf) ae vor sich ha- ben, hingegen scêrm, stôrm unstatthaft sind. (P. B. F. V. W.) labiales. (P) auch hier ist die deutschheit der wörter mit an- lautender ten. verdächtig; außer plëghen (mit der nebenform plien) kommt vornämlich das vorhin be- rührte porren und das stark conjugierende prinden , prant, ghepronden (rapere) in betracht, ich glaube, daß es aus dem roman. prendre abstammt; prîch (fervor) vielleicht aus prou, proe, prouesse, span, priessa; zu untersuchen sind poghen (studere) pëse (nervus) Rein. 298. 313. Maerl. 1, 445. pût oder pude (bufo, rana) vergleicht sich dem nord. padda und plattd. pogge, powe, padde, alle dun- keler herkunft; pakers (leprosus Maerl. 2, 227. 246.) kün- digt sich schon durch die endung (s. das gleichbedentige lasers = lazarus 1, 144.) als fremd an, ich weiß es aber noch nicht abzuleiten (vielleicht aus dem mittellat. pa- carius, pack- oder sackträger?). Andere wie pais (pax) peinsen (cogitare) proiêl (nemus, mittellat. brogilum, vgl. Roquef. 1, 187 b ) etc. sind augenscheinlich. — In- und auslautend ist p ganz organisch, vgl. pape (presby- ter) wapene (interj. dolentis) ape (simia) scapen (creare) lapen (lambere Rein. 335.) hopen (sperare) roepen (cla- mare) slapen (dormire) scaep (ovis) krimpen, kramp, ghekrompen, scamp (dedecus) Rein. 319. etc. Auffal- lend dompheit (Rein. 372.) f. domheit, dompelike (stulte Maerl. 1, 309.) f. dommelike. I. mittelniederländische consonanten. labiales. (B) anlautend sehr häufig (wie im sächs.), weder in- lautend [außer in der gem. bb. und deren vereinfachung, z. b. hëbse, habe eam; mb hat fich zu mm assimiliert; in fremden, wie maerber, franz. marbre, marmor dauert b; in zus. setzungen, wie ontbëren, aerbeit, labor ist kein wahrer inlaut] noch auslautend, sondern das goth. giban, gaf, gêbun heißt hier ghëven, gaf, gaven, wie im alts. gibhan, gaf, gâbhun. Daß der anlaut b sich in v verwandle, scheint unerhört, findet aber in einer merkwürdigen ausnahme, nämlich in ontsaermen (mi- sereri) statt. Einmahl steht hier faermen (wegen des anstoßenden t, wie ontflien f. ontvlien) f. vaermen (welches einfache wort außer gebrauch ist) dieses so- dann für baermen, wie der alth. alts. und angels. stamm param, baram, barm, bëarm (sinus) beweist. Ohne den übertritt in vaerm (oder varem) wäre das f ungedenk- bar, da die b nach ont- unverändert bleiben (ontbie- den, ontbëren). Freilich heißt das alth. wort irpar- men nicht antparmen; im neuniederl. gilt erbarmen neben ontfermen. (F) sollte anlautend wie im goth. alts. angels. und fries. stehn, hat sich aber inconsequent durch das hochd. v verdrängen laßen. Nur in den s. 486. bezeichneten fällen gilt es als umlaut des v, vader, volc, varen wird zu ffader, tfolc, ontfaren (st. des vader, hët volc) Ro- manische wörter behalten ihr f, als fosseide, fier (super- bus) favele etc. — Inlautend 1) zwischen zwei vocalen nur wo es dem inlautenden mittelh. v entspricht, z. b. tafel, twifel nicht tavel, twivel, obwohl der gegensatz nicht durchzuführen ist, da ich brieve (Rein. 372. Maerl. 1, 309.) wolve etc. finde. 2) in der verbindung ft dem ft der übrigen sprachen gleich, z. b. scrift, ghift (do- num) etc. 3) durch syncope des vocals hinter v aus diesem entspringend, gewöhnlich vor lingualen, als hêft, hôft f. hëvet (habet) hovet (caput) hôfde (capite) ver- dôft (verdovet) bêfde (bëvede, tremuit) hôfsch f. hovesc wolfs, halfs f. wolves, halves, wîfs f. wives etc. Aus- nahmsweise scheint sich v vor s in den vocal u (statt f) aufzulösen, z. b. paeus (papae) f. paves, eigentlich pa- veses, nicht paefs, Rein. 360. (wo fehlerhaft pacus ge- druckt steht). — Der auslaut f ist häufig und antwortet meist dem mittelh. p, als gaf, scrêf, blêf. lôf (folium) lof (laus) caf (palea) af (praep.) half (dimid.) staerf (mittelh. starp) etc. zuweilen dem mittelh. f als brief, hof, wolf. I. mittelniederländische consonanten. labiales. (V) als anlaut parallel dem goth. f und mittelh. v, varen, viant, vlien, vrient etc. Inlautend hingegen dem goth. b, mittelh. b und altsächs. bh, z. b. avont (vespe- ra) raven (corvus) laven (reficere) tëve (canis f.) ëver (aper) lëven (vivere) bëven (tremere) vive (quinque) wive (feminâ) gaven (dabant) scrëven (scribebant) sëlver (arg.) dëlven (fodere) sterven (mori) scuvût (bubo Maerl. 2, 348. Rein. 350.) etc. Wird der dem v folgende voc. ausgestoßen (gewöhnlich vor lingualen, zuweilen vor l, wenn noch ein flexions-e zutritt) so wandelt sich v in f, als lêft, scrîft, naefle (umbilico) aefs (obliquus) f. lëvet, scrivet, navele, aves. Auslautend wird dies v jederzeit zu f, es müste denn in das vocalische u schmel- zen, was sich doch nur höchst selten, etwan in frem- den wörtern zutragen wird. Ich finde bailliu (franz. baillif) gen. baillius, paeus f. paves ist vorhin angeführt, der gewöhnliche reim auf paves lautet aves (obliquus) Maerl. 3, 65. Stoke 2, 458. (W) anlautend vor allen vocalen, doch kaum vor u, weil sich dieses meistens in o verwandelt hat, daher wolf, worp (jactus) worst, worm etc. In der verbin- dung wr , nicht aber in wl . dauert die spirans fort. Von tw. dw. sw. qw. unten bei den verbindungen. — Das inlautende w. in der flexion unbedenklich (varuwe co- lor, wëdewe vidua etc.) scheint in den wurzeln, wie im mittelh., ein überflüßiges u vor sich zu entwickeln. Hierher folgende formen 1) auw , schwankend in ouw , als vrouwe (femina) mouwe (manica) Maerl. 2, 292. rou- wen (dolere) Rein. 325. rouwe (dolor) bouwen (aedifi- care) donouwe (danubius) scouwen (videre) blouwen (flagellare) trouwen (confidere) getrouwe (fidelis) hou- wen (caedere). In Rein. sind alle diese mit auw, in Maerl. mit onw geschrieben. 2) aeuw triphthongisch und nicht auf die vorigen auw reimend; nur: claeuwe (ungula) braeuwe (supercilium) graeuwe (cani) blaeuwe (lividi) raeuwe (crudi) zweifelhaft bin ich wegen naeuwe (angustus, tenax) daeuwen (rorescere) kaeuwen (rumi- nare, perpendere Stoke 3, 73.) und paeuwel (paulus) die zwar mit auw, aber bei solchen geschrieben wer- den, denen sonst ouw gilt. Auch heißt es neuniederl. naauw wie graauw. 3) êuw , nur: lêuwe (leo) êuwe (seculum) snêuwe (nive) sêuwe (lacu) Rein. 375. ist êwe geschrieben. 4) ieuw , das einzige nienwe (novus) Maerl. 1, 134. 403. 437. und dazu in nûwe schwankend, vgl. nûwe:spûwe (sputum) nûwen:verdûwen (digerere, op- I. mittelniederländische consonanten. labiales. primere) Maerl. 1, 433. 3, 186. Ich muthmaße noch hieuwen (caedebant). — 5) ûw , außer dem ebenange- führten nûwe, verdûwen, spûwen (spuere) vlûwen (re- tia Maerl. 1, 168.) brûwen (coquere) scûwen (fugere) hû- wen (nubere) Maerl. 3, 28. 229. hûwes (vestri). An ein kurzes uw ist hier schwerlich zu denken, obwohl die denkmähler uw, nicht ûw, schreiben und das bestätigt meine ansicht über das langbleibende û (s. 472. 477.). Diese ûw, ieuw entsprechen dem mittelh. iuw (s. 402. 403.) und begreifen die alth. formen iw, iuw, îw, ûw. — Im auslaut besteht kein w, entweder gilt die auflösung in u (dasselbe, das überslüßig neben dem inlautenden w beibehalten wird) als dau (ros) rau (dolebat) blau (cae- debat) niemahls rou, blou; lêu (leo) Maerl. 3, 73.; oder das (unorganisch zugefügte) u wird abgeworfen, als sê, snê, nie-mare (= nî-mare, res novae). — Unbetonte flexionen endigen auf-u, als ghëlu (slavus) calu (cal- vus) Maerl. 2, 24. allmählig fällt auch das u ab. gemination. pp dem mittelh. pf. gleichgeltend, z. b. appelen (poma) stoppen (stipare) crop, croppes (ruma) clippel (klipfel) cop, coppes (cratera) nap, nappes (patera) etc. dann in eigennamen und frem- den wörtern, als bisscop, bisscoppes, pippîn, coppe (n. gallinae). — bb . hëbben (habere) ribbe (costa) cribbe (praesepe) drubbelen (saltare trippeln) Stoke 3, 371.) etc. jacob hat im dat. bald jacobpe, (Maerl. 2, 335.) bald ja- coppe, jenes an eine alth. schreibung (s. 149.) erin- nernd. — ff. eigentlich unorganisch, hat statt in hëffen (tollere) Rein. 320. Maerl. 1, 288. und bei anlehnungen (wo man eher v. erwarten sollte) z. b. scrêffer, gaffer (d. h. scrêf daer, gaf daer Maerl. 3, 242. Rein. 324. also ohne den vorstehenden langen laut zu kür- zen (Rein. 313. lese man aber hieffene, hob sie ihn). Außerdem in fremden wörtern: truffen (commenta) Maerl. 1, 2. offerde (opferte) afferike (africa) antiffene (antiphona) Maerl. 3, 136. etc. — labialverbindungen. 1) anlautende. pl. pr. bl. br. vl. vr, (kein wl) wr in wrëken (ulcisci) wriven (fricare) wrêt (iratus) u. a. die sich aus dem neuniederl. ersehen. Für das fremde ps. ebenfalls s in salm, souter (psalm, psalter); Stoke 3, 142. liest eine hs. pseudo, andere seudo, speudo. — 2) in- und auslautende; bloß ft und sein auffallendes schwanken in cht zu betrachten. Von ht für st in den älteren sächs. sprachen noch keine spur, I. mittelniederländische consonanten. lab. ling. ebensowenig im fries. und nord., aber im mittelniederd. und selbst mittelh. reime zwischen st:ht (s. 466.). Viel- leicht hat auch der reim im niederländ. den allmähligen übergang herbeigeführt und begünstigt. Man kann un- terscheiden wörter, die durchgängig cht annehmen, z. b. lucht (aër) ëcht (postea) achter (post) sacht (lenis hochd. sanft) cracht (vis) gracht (fossa) etc. von solchen, wo noch ft bleibt und selbst im reim auf ein org. cht. ge- schrieben wird als scrift (scrifte:wichte Stoke 3, 370.) ghifte (donum:lichte Stoke 2, 539.) ofte (aut) etc. zu- mahl, wenn t erst durch compos. an f. stößt, z. b. vîf- tien (quindecim), obgleich hin und wieder selbst scricht, ghicht, ochte, vîchtien geschrieben steht, vgl. Huyd. op St. 1, 350. 3, 300. Für das syncopierte hêft, hôft (= hë- vet, hovet) und analoge fälle wird sich kaum cht. vor- finden, desto auffallender steht es sogar für pt in be- côchte (solvebat) Maerl. 1, 453. 3, 249. etc. von becopen, welches durch ein becôste f. becôpte vermittelt wird. Die hochd. -scaft, ruoft, louft heißen -scap (gut ver- schieden von scaft, scacht, contus) roep, lôp; kunft und vernunft aber cômst (Maerl. 1, 13.) vernuft. Die- ses comst, so wie das mittelh. vernunst, brunst (s. 408.) führen auf die berührung der ft mit st, wozu sich un- ten die der st. mit cht gesellen wird, eine beleuchtung des verhältnisses der spiranten w. s. h. überhaupt. (T. D. S. Z.) linguales. Sehr nachtheilig geworden für diese ganze lautreihe ist der verlust der asp., welche völlig in med. übertritt. Das goth. þiubs (fur) und diups (profundus) laþôn (in- vitare) fadrs (pater) fallen in dief, diep, laden, vader zusammen und noch schlimmer wird die sache im aus- laut, denn da sich nach der allg. regel (s. 486.) jede med. in ten. wandelt, so bezeichnet das auslautende t dreier- lei org. laute 1) t, in dat (id) sout (sal). 2) d, in goet (bonum) wout (silva). 3) þ, in b at (balnenum) fout (-plex). Das mittelh. steht in diesem stücke vortheilhafter, da es diep und tief, laden und vater scheidet, im auslaut nur die beiden letzten t verschmelzt. Daher viele nie- derl. reime, z. b. smout:out, bêt:snêt, raet:vraet etc. mittelh. unreime abgeben smalz:alt, beiƷ:sneit, rât: vrâƷ (ambro); gleichergestalt verhalten sich raden:ghe- naden, moeder:broeder (Maerl. 2, 475.) und das mit- telh. râten, genâden, muoter, bruoder. Dies voraus- geschickt ergeben sich zu dem einzelnen folgende nä- here bemerkungen I. mittelniederländische consonanten. linguales. (T) an- und inlautend dem hochd. z und Ʒ entspre- chend Blêten (balare, : ghêten, capris und gheblêt balatus:bêt momordi Rein. 235. 236.) angels. blætan , verlangt ein hochd. bleiƷen, wofür aber merkwürdig blêren (früher bleiren, goth. blaizan?) gilt; auch der clevische Teutonista gibt blêren. , ausgenommen a) inclination bewirkt t für d (s. 486.) als:mettien, uptien, nochtan st. mët dien, up dien, noch dan, bantse (ligavit eos) Rein. 357. icte (ich die) Stoke 2, 437. b) desgl. syncope, als: goets, viants, hoveta (Maerl. 2. 25.) diefte (furtum Rein. 335.) maecte, mintsten (Rein. 337.) etc. statt goedes, viandes, hovedes, dievede, makede, mindesten. — Der auslaut t. bedentet, wie vorhin gesagt, drei organische und zwei mittelh. laute. Das t aufgenommener fremder wörter bekommt daher in beiden mundarten ganz verschiedene gegen- reime, z. b. baraet (fraus): laet (sine) baraten:verwaten, martinët:bët, ghesët (Rein. 286. 309. 310.); mittelh. pâ- rât nicht auf lâƷ, pârâten nicht auf verwâƷen etc. Ein probierstein für undeutsche wörter, z. b. das mittelh. rote oder rotte (cohors, oben s. 417. 418.) verlangt, wäre es einheimisch, ein niederl. rode, rodde, es heißt aber rote (:lote, sorte reimig Maerl. 3, 3, der pl. roten häu- fig:goten, gothones oder besloten, scoten 1, 29. 114. 3. 347. 349. 351.); umgekehrt ließe das niederl. rote auf ein hochd. rôƷe schließen, statt dessen uns rote, rotte begegnet. Es ist folglich fremdes ursprungs (Roquef. v. rote) und insgemein, wo sich einzelne laute dem re- gelmäßigen wechsel deutscher mundarten nicht fügen, gilt vermuthung eines ausländischen wortes. Dieser grundsatz leidet nur besonders zu erweisende ausnah- men, dergleichen wir s. 394. beim hochd. winter, man- tel (auch niederl. ebenso) wahrnahmen. Hier war die anomalie im hochd., eine niederländ. unregelmäßigkeit vermuthe ich in bate (fem. lucrum, auxilium) ombate (detrimentum) welches auf vorsate (antecessor) laten reimt (Maerl. 2, 245. 323.) und doch bade, ombade lau- ten sollte, wenn es mit dem sächs. gibada, bade richtig ist (s. 204. 464.). Mit t. geschrieben scheint es dem stamme bat (melius) bëter (melior) verwandt. (D) an- und inl. dem goth. d und þ, folglich dem hochd. t und d parallel (womit in liq. verbind. das mittelh. schwanken zwischen t und d abgeschnitten ist; hier gilt überall d); mangelt den übrigen mundarten der I. mittelniederlandische consonanten. linguales. entsprechende ausdruck, so bleibt die beurtheilung un- gewiß, z. b. vode (homo pannosus, Rein. 332.) bladen (flare) Huyd. op St. 3, 320 etc. Zuweilen tritt d in die ten. über, wie vorhin beim t gezeigt ist. Syncope er- fährt es bei folgendem t der flexion, als vint f. vindet (:twint Maerl. 2, 458.) ghescaet:ghepaet Maerl. 2, 408. f. ghescadet, ghepadet 1, 45. hoet (f. hoedet): vroet; desgl. in der composition blîscap f. blidescap etc. und der schnelleren aussprache in andern fällen, z. b. moer f. moeder, woensdach f. woedensdach etc. — Auslautend gilt es nicht, daher Rein. 345. goud:houd (vetus) in gout:hout zu berichtigen. Die einzige obenerwähnte ausnahme ist god, gen. gods. (TH oder DH) mangeln, th wird bloß in fremden namen geschrieben, wie theodosius etc. Scheinbar steht es in zus. setzungen:onthouden, onthërven d. i. ont- houden, ont-hërven; vermuthlich ist das häufige ont- hier (usque, Maerl. 1, 119. 148. 205. 271 etc. Huyd. op St. 1, 156.) ähnlich zu erklären Der buchstab dieses worts macht in allen deutschen spra- chen zu schaffen; schon im goth. untê neben und , im alth. unzi neben unt-aƷ , im angels. odh (wonach man ein goth. unÞ, alth. und erwartet) mittelh. unz , engl. until, dän. indtil, schwed. intil, ändatil. Näheres bei den partikeln. . (S) vom anlaut sogleich mehr beim z. Die aus den übrigen mundarten erhellenden beispiele des inlautenden laßen sich vermehren, hauptsächlich aber durch aufge- nommene fremde wörter, als braes (franz. bras) Maerl. 1, 46. tas (acervus, franz. tas) 2, 473. pusoen (franz. poison) 3, 71. pêse (nervus, vorhin s. 489.) nosen (no- cere) nose (damnum) onnosel (innocens) 2, 74. 89. alle aus dem franz. noisier, noise. Deutsch sind aber dwaes oder dwas (fatuus) swaselinc (cognatus) riesen (insanire) u. a. Auslautend steht außer dem org. 1) ein unorgani- sches s für hs in was (cera) das (meles) wies (crevit) vos (vulpes) etc. geminiert inlautend. 2) für x in crûs (crux) Maerl. 3, 248. crûsde Stoke 1, 437. geminiert eben- falls, daher crusse (cruce) crussen (crucifigere); vielleicht schließe ich aus mësse (fimo, cinere) Maerl. 3, 239. rich- tig auf einen nom. mës (angels. mix, mixen) neuniederl. mëst. 3) merkwürdig in der verbindung ns parallel dem hochd. nz . Die wörter sind folgende: dans (chorea) gans (integer, sanus) gansen (sanare) Maerl. 1, 313. 3, 71. I. mittelniederländische consonanten. linguales. vgl. aantek. 69. Huyd. op St. 1, 569. cans (franz. chance) canselieren (franz. chanceler) Huyd. op St. 3, 285. glans (splendor) crans (corona) lans (lancea) fransois (gallus). Unorganisch erscheint hier die niederl. sprache durchaus nicht, eher die hochd., die das roman. dance, chance, lance, francois wie plante unter nz bringt; in keiner der deutschen mundarten, welche t für hochd. z, Ʒ ha- ben, gilt aber gant, glant, swant, krant, die dänische hat gandske (penitus) dands, glands, svands, die isländ. dans, glans, krans; glans scheint dem angels. clänsjan (Iustrare, mundare) verwandt. Das wichtigste und dun- kelste dieser wörter ist ganz , dessen sich O. und N. im sinne von sanus Nicht für das abstracte totus, omnis, welches entw. mit all oder alang , along (vgl. alink im teutonista) gegeben wird; K. 35 b braucht neben along ein schwieriges anolk . Auch im mittelh. hat das häufige ganz die bedeutung integer, perfectus. bedienen, andere und ältere denk- mähler aber, so wie goth. alts. angels. nord. völlig ent- halten. Seine versuchte herleitung aus genesen scheint sinnreicher, als statthaft. Nenniederl. wird gansch, gantsch vielleicht zum unterschied von gans (anser) geschrieben und gesprochen, obwohl selten gebraucht; der gewöhn- liche ausdruck ist, wie im plattd., hêl, gehêl (hochd. heil) mit analoger begriff entwickelung. — 4) in der ver- bind. ls scheint guls (avidus, vorax) Maerl. 1, 150. 347. 2, 106. 142. aus dem franz. goulus (gulosus) entsprungen; wals (? Maerl. 2, 85.) — 5) übergang des s in ch unten beim kehllaut. (Z) wird neuniederl. statt des einf. s gesetzt 1) an- lautend vor vocalen und w; hingegen bleiben sch. sl. sm. sn. sp. st, welche unterscheidung auf das hochd. s und sch (oben s. 174.) licht wirft. 2) inlautend wieder- um, wenn ein voc. darauf folgt; in den verbind. sp. st bleibt s. 3) auslautend bleibt immer s, womit man wie- der die mittelh. neigung zu sch. für s in fremden wör- tern vergleiche (s. 421.). — 4) fremde wörter behalten auch vor vocalen ihr s. Also, vor vocalen hat der nie- derl. sauselaut sanftere, vor cons. und auslautend härtere aussprache, reiner sauselaut bleibt er deswegen immer; es sind nur zwei stufen, vgl. oben s. 166. Von dem hochd. z oder Ʒ (dem zischlaut) ist dies niederl. z ganz verschieden, wie ich schon aus der beigebrachten ana- logie zwischen dem niederl. z:s und dem hochd. s:sch I. mittelniederländischec onsonanten . linguales. folgere, auch dieses sch. ist kein zisch, sondern verbin- dung des sause- mit dem kehllaut, gewissermaßen ein aspirierter sauselaut (sh) wie das niederl. auslautende s das hs. vertritt. Ferner hat das niederl. z keine ge- meinschaft mit dem goth. z (s. 65.) welches nie anlau- tet, cons. hinter sich leidet (razn, huzd) und sich viel- mehr mit dem r berührt. — Diese erörterung des neu- niederl. s und z. muste vorweg erfolgen, um die be- antwortung der frage möglich zu machen: ob ein sol- ches z bereits im mittelniederl. eintritt? Die denkmäh- ler zeigen es in der regel noch nicht, sie schreiben sake, sal, seide wie slaep, was; ausnahmsweise und ein- zeln, d. h. ohne consequenz, setzen hss. des 14. 15. jahrh. freilich zake, zin, ziele etc.; beispiele auf allen bogen der ausg. Maerl. und Stokes, auch im Rein. kann man sie aufschlagen (320. steht zat, ziere, zye, zêre, zwoer, zwaer neben sach, sîn, îsingrên, wësen, soude). Entscheiden müsten die ältesten, fleißigsten hss; vorläu- fig enthalte ich mich in der mittelniederl. grammatik aller z für s. — Übrigens gibt es einige wenige niederl. wörter, deren anlautendes s. dem hochd. z. begegnet; anders ausgedrückt, wo dem hochd. z kein niederd. t entspricht. Die merkwürdigsten beispiele sind: sâ (in- terj.) versaghet (vecors) Maerl. 1, 453. 2, 249. saghe Rein. 287. vermuthlich auch sidderen (tremere) mittelh. zâ (oben s. 341.) verzaget, zittern, neuniederl. tsa, vertsaagt, tsidderen geschrieben. Hier ist der wirkliche zischlaut unbezwei- felbar, daher auch diese wörter im plattd. ein z und kein t haben. Sind sie nun mit hochd. aussprache ins niederd. aufgenommen worden? oder hat ihr hochd. zischlaut andere bedentung, als gewöhnlich? zagun (ignavi) zagaheit (ignavia) kennen bereits alth. denkmähler. gemination. (TT) dem mittelh. tz parallel, nicht dem ƷƷ, statt welches hier richtiger einfaches t gilt, vgl. water (aqua) nëtele (urtica) hat, hates (odium). Beispiele sind: sëtten (ponere) lëttel (parum) sitten (se- dere) hitte (calor) pit, pittes (puteus) lëtten (impedire) smëtten (maculare) wët, pl. wëtten (leges) scat, scattes (thes.) dit, seltner ditte (hoc, : hitte Maerl. 2, 76.) vët, vëttes (pinguis) Angels. fät, fättes; altn. feitr, alth. feiƷit (= gifeiƷit, sa- ginatus) mittelh. feiƷt. sot, sottes (fatuus) etc. Folgt in der flexion noch ein t, so wird das wurzelhafte tt. auslau- I i I. mittelniederländische consonanten. linguales. tend ganz verschlungen, z. b. sët (ponit) ghesët (posi- tus) verhit (calefactus:sit, sede Maerl. 2, 476.) st. sëttet, ghesëttet. verhittet; inlautend fällt nur ein t weg, als sëtte (posuit) st. sëttede, vgl. das mittelh. gesat und sazte (s. 411. 415.). Da wo tt. mit einem hochd. tt. überein- kommt, wie in bitter, otter, ist letzteres überbleibsel der alten lauteinrichtung (s. 155. 168.) und zu solchen wör- tern gehört auch spot, spottes (ludibrium) mittelh. eben- so, nicht spoz, spotzes (bloß der abschreiber Rothers wandelt z. 1970. spoten in spozen; wie 936. tuginthaft in zuginthaft!) — (DD) = mittelh. tt, als: ridder (eques) bëdde (lectus) wëdde (pignus) quëdden (salutare) bidden (rogare) etc. und besonders häufig durch zus. ziehung des schw. praet. als: adde (habnit) sendde (misit) lûdde (sonuit) lèdde (duxit) endde (finiit) etc. f. havede, sen- dede, lûdede, lêdede. — (SS) organisch nur in wenigen wörtern:mëssen (errare) kussen (osculari); vielleicht auch bassen (latrare) Rein. 321. Statt des einf. s. in mosse (musco) bëssem (scopa) Maerl. 1, 28. Rein. 296; häufiger für hs, als: vosse (vulpi) sësse (sex) wassen (crescere); rosside neben ronside Huyd. op St. 3, 231., zuweilen durch inclin. als nësser (ne ës daer) Maerl. 1, 4. Der ss aus fremdem x ist vorhin gedacht, dahin gehört auch lësse (lectio); von ssc statt sc gleich bei den verbindungen. Anlautende lingualverbindungen . TR. traech (tar- dus) traen (lacrima) trëcken (trahere) trouwen (confi- dere) trôst (refugium). — TS. vielleicht statt s (wovon s. 497.) zuweilen fürs franz. ch. als tsarel (charles) Stoke 3, 10, zuweilen durch incl. der praep. te. als tsamen (unâ) tsinen (ad suos). — TW. twê (duo) twifel (du- bium); twisscen (inter) löst sich in tusscen; twint (res minutissima) stammt wohl aus quint (quentlein) (vgl. s. 196. qu und zw). — DR. DW. gleich der einf. med. für die med. und asp. dragen. dringen. drinken. drôm (somnium) dwaes. dwërg. dwingen etc. — sl. sm. sn. sp. spr. sc. scr. st. str. sw. Im neuniederl. werden sc. scr. zu sch . schr ., hiervon zeigen die mitteln. hss. einzelne spuren, ich führe inzwischen sc. durch. Zuweilen ver- tritt es das roman. esc, desc , als sconfieren (superare bello) scuersse, beßer sceursse (escorce, Maerl. 2, 78.) etc. swëster löst sich auf in suster. In- und auslautende . ts und ds sind unorganisch und stammen entw. aus contraction oder drücken ein roman. ch aus. Ersteres z. b. mêtsen (murum exstruere, alth. mezisôn) Maerl. 1, 20. rûtsen (repere) Rein. 303. I. mittelniederländische consonanten ling. gutt. quêtsen (vulnerare) Maerl. 1, 414. 2, 53; krë êtse (can- cros) Maerl. 1, 368. scheint fehler f. krëvete oder krêfte (mittelh. crëbeƷe) wo es nicht das alte plural-s, alsdann steht krëvêtse f krëvetes. Der andere fall tritt ein z. b. in roetse (rupes) Maerl. 1, 143. roedse 2, 21 5 . geschrie- ben (beßer wohl rôtse) aus dem franz. roche; tierdse (hora tertia) 2, 182. altfranz. tierce, tierche; ridsaert, franz. richard (erinnert ans friesische, oben s. 279. und an die berührung der zungen- und kehllauteüberhaupt). — sp . wëspe (vespa) lispen (balbutire) wispelen (vagari) berispen (castigare) quispel (fasciculus) crospel (cartilago) kërsp (crispus) etc. — st häufig: ghêst (spiritus) gast (hospes) priester etc. von einzelnen übergängen in cht. beim kehllaut. — ssc , schreibung eines doppelten s. soll vielleicht aussprache sch ausdrücken? häufig vorkom- mend, z. b. assce (cinis) vissc, bisscop, cûssc (castus) wisscen. briesscen (rugire) liesscen (Maerl. 1, 452.) tusscen (inter) blusscen (exstinguere) 1, 184. lûsscen (latere) 2, 54. rûsscen (stridere) u. a. m.; geht ein cons. vorher, so steht lieber einf. s. als: mensce, ghedalsc (clamor) Huyd. op St. 2, 104. malsc (vorax:valsc Rein. 276.). Im auslaut oft sch für sc geschrieben. (K. G. GH. J. CH. H. Q. X.) gutturales ten. und med. stimmen mit der goth. nord. sächs.; außerdem ist aber auch eine asp. vorhanden und zwar doppelte, gh. ch. (K. C) geschrieben wird ausl. stets c, als tac (ra- mus) ic (ego) blêc (pallidus) havec (accipiter) staerc (fortis) suërc (nubes); inl. stets k, als staerken, suërke, maken (facere) naken (appropinquare) vake (somnus) bëke (rivus) brëken (frangere) têkin (signum) graken (dilu- cescere) donker (obscurus) drinken etc., es sey dann, daß durch syncope ein weiterer cons. folge, wo c wie- der eintritt, z. b. maect (facit) maecte (fecit). Anlau- tend steht k vor ë, ê, ei, i, î, als kënnen, kërke (ec- clesia) kêren, keiser, keitîf (franz. chetif) kinder, kîf (altercatio); vor den übrigen voc. und l. n. r schreibe ich mit den besten hss. c (wiewohl in ihnen k unterlau- fen) als: carel, can, coninc, cûme, comen, cort, clêne, cracht etc. Der grund, weshalb anlautend k zu schrei- ben ist, fordert es auch inl. wegen des folgenden (un- betonten) e der flexion. In der verbindung sc bleibt durchgehends c, wenn auch an- oder inl. ë, i darauf folgen. — Es fragt sich nunmehr 1) nach der aus- sprache; mich dünkt, ein linguallaut nach fries. sitte I i 2 I. mittelniederländische consonanten. guttural. (s. 277.) für kë, ki etc., obschon die zwischen k und c wechselnde schreibung ziemlich zum fries. gebrauche stimmt, läßt sich durchaus nicht vermuthen. Irgendwo würde sonst spurweise ein sërke, tsërke, tsërel, dënsen vorkommen (fries. tsierke, tjerke, engl. church; tsierl, tjerl, engl. churl; thënsen, cogitare) zumahl ts. für das roman. ch gebraucht wurde (s. 499.) Vielleicht aber lau- tete kë, ki etc. etwa wie khë, khi abweichend von ca, co (= ka, ko)? Dem unterschied von gh und g wäre dies zwar angemeßen, wird jedoch durch keine schrei- bung ch oder kh bestätigt und auf allen fall mögen sich k und c in der aussprache ganz nahe liegen, wo sie nicht eins waren. 2) nach der bedeutung. In der re- gel entspricht diese ten. völlig der gothischen, drinken, dranc; brëken, brac; in einem fall aber auch der goth. med., nämlich auslautend wird nghe zu nc, daher dwanc, spranc:dranc (bibebat) reimen. Zufällig treffen dieselben reime im mittelh. ein, in beiden mundarten aber aus verschiednem grunde, nämlich mittelh. stehet tranc eigentlich f. tranch; mittelniederl. spranc f. spranch wie die auslaute. denen voc. vorausgeht, beweisen (mit- telh. lac, jacuit und sprach dixit; mittelniederl. lach und sprac). (G) steht nur im anlaut vor den voc. a, o, u, oe, ou, ae, ô, û, und den liq. l. r als gaf, god, guls, goet, gout, gaet, gôme, glans, grôt. Folglich nicht 1) anlau- tend vor ë, i, ê, î, ei, wo gh . gilt. 2) inlautend über- haupt nicht, indem α ) bei folgendem flexions-e gh ein- tritt, wie im ersten fall. β ) bei syncopen ch , wie im dritten fall. 3) auslautend wieder nicht, wiel α ) bei vorstehendem voc. ch gesetzt wird β ) bei vorstehender liq. aber c , als balc, spranc, bërc (goth. balg, sprang, baírg), dinc, coninc etc. (GH) vertritt die reine med. überall, wenn ihr ë, i, ê, î, ie, ie folgen, gilt also nie auslautend oder bei syncopen, wo es wiederum dem ch weicht. Beispiele des gh. sind: die häufige vorpartikel ghë-, ghëven (dare) ghifte (donum) ghêft (dat) ghî (vos) vraghen (quaerere) oghen (oculi) hoghen (altum) mëneghen (crebrum) co- ninghinne (regina) etc. Die hss. befolgen aber den ge- brauch nachläßig und setzen oft g für gh Selten gh für g, vgl. ghone Maerl. 1, 9. 50. f. gone 1, 12, wiewohl hier der übergang aus ghëne halb entsehuldigt; vorhin s. 471. habe ich es verschrieben. ; im Rein. I. mittelniederländische consonanten. guttural. ist er sorgfältiger beachtet, als in den ausg. Maerlants, ohne zweifel aber begründet und uralt, wie schon die alth. analogie einiger mundarten beweist (s. 183.). Ob dem wechsel zwischen g und gh der zwischen c und k begegene, habe ich vorhin gefragt; eine unähnlichkeit beider liegt übrigens darin, daß k auslautend und bei syncopen zu c wird, hingegen gh nicht zu g. sondern ch. Dem unwandelbaren goth. g in giban, gaf, manag, managan, steigan, stáig entsprechen drei niederl. laut- modificationen in ghëven, gaf, mënech, mëneghen, stighen, stêch. — Übergänge der med. in den voc. u, vermittelst des w sind mehr bemerkt worden, hier finde ich: becnause (corrode eam) Rein. 280. st. becnaechse von becnaghen; soghen (sues):moghen Maerl. 1, 102 etc. Vom übergang in j sogleich. (J) vom vocal i genau zu sondern, man schreibe iemen (aliquis) niemen (nemo,:sniemen Maerl. 1, 156.) iet (aliquid, : hiet Rein. 369.) aber jëghen (contra); fälsch- lich Huyd. op St. 2, 189. jëghelîc f. ieghelîc, 2, 215. das richtige ie (unquam). — Dieses j kommt überein 1) mit dem mittelh. in jâ (imo) jaghen (venari) jaer (annus) jammer (planctus) jonc (juvenis). 2) mit dem mittelh. g in jëghen (contra) jan (favet) jonnen (favere) jonste (favebat) jicht oder jucht (arthritis Maerl. 2, 338.); umgekehrt steht ghëne oder gone (ille) und beghien (confiteri) Rein. 360. st. des mittelh. jëner, jëhen. 3) in roman. wörtern als jêste, joeste, joye, jufroet etc. 4) zu- weilen schwindet es völlig, z. b. in tëgen st. të-jëghen, t’jëghen (Huyd. op St. 2, 255.) mittelh. zë- gëgene (Nib. 6747.) angels. togägnes. Ob biechte (confessio) Rein. 360. aus bjëchte, bejëchte, beghichte entspringt? 5) in- lautend wohl sehr selten, und vielleicht zu i oder gh geworden, ich finde merje (equa, merie?) Maerl. 1, 196. die roman. maelghe, faelghe (maille, faille) Huyd. op St. 2, 136. hërghen (depopulari) id. 1, 362. (CH) mehrfach, 1) vertritt im auslaut (im inlaut bei syncope) das gh, als plëghen, plach; nighen, nêch; slaghen, sloech; vraghen, vraechde; claghen, claechde; dach, gen. daghes (dies) mënech (multus) honich, gen. honichs oder honighes (mel) heilech, gheheilecht oder gheheileghet; oghe (oculus) ôchsienlîc (manifestus Maerl. 1, 101.) mach (potest) maechscien (forsan, d. h. evenire potest, neuniederl. in misschien verdreht, Huyd. op St. 2, 380.). Ausgenommen die liq. verbindung nghe, welche ausl, nc bekommt, z. b. coninc, gen. coninx oder co- I. mittelniederländische consonanten. guttural. ninghes (nicht coninch, coninchs). darum reimt ganc (ganghes) auf danc (dankes) dranc Maerl. 3, 23. 1, 138; hingegen gilt der auslaut rch z. b. bërch, gen. bërghes oder bërchs (Maerl. 1, 36.) nicht bërc, gen. bërx, folg- lich nicht reimend auf wërc (opus) clërc (clericus). Vermutblich auch lch, z. b. balch, balchs, kein balc, balx. Der mittelh asp. ch ist dieses niederl. ch. nicht genan zu vergleichen, es scheint mehr auslautende schärfung des gh. daher meine behauptung s. 424. daß vom g kein sprung auf ch füge, darunter nicht leidet. Denn ch entspringt hier aus gh. — 2) in der verbind. cht gleicht ch dem mittelh. ht, ausnahmsweise dem st; mehr davon unten — 3) ch vertritt das roman. c frem- der wörter, vgl cheins (census) Maerl. 1, 151. 330. machë- done 1, 147. përche (persia) përchevael (perceval) woneben aber auch ts und s geschrieben wird, als tseins 2, 141. përse, përtsevael. Merkwürdiger ist das aus dem hochd mit beibehaltnem zischlaut geborgte chieren (ornare) chierlîc (ornatus) chierheit (pretiositas) Maerl. 1, 8, 133. 256. 3, 250. auch cierlîc, sierlîc geschrieben Huyd op St. 1, 356; oder gehört es unter die s. 497. besprochenen wörter, deren ts. s dem hochd. z entspricht? und hat die nie- derd mundart nicht ein dem hochd. zier analogeres tier beseßen? (vgl. s. 121. 151.) wobei selbst die niederl. re- densart goedertiere, quadertiere, mëneghertiere, twêtiere, putertiere (Maerl. 1, 8. 277. 322. 2, 30. aant. 143.) erwä- gung fordert. Wäre aber auch letzteres tier ganz ver- schieden von ersterem chier so glaube ich doch kaum, daß man dieses aus dem roman. cher, chier leiten dürfe, weil das neuniederl. versieren, vercieren ganz die be- deutung des hochd. verzieren (ausschmücken) hat. (H) gilt nur anlautend und zwar herrscht hier ganz der s. 188. bemerkte doppelte fehler 1) daß ein ungehö- riges h dem reinen vocalanlaut vorgeschoben wird, z. b. hëten, hat, hëcht, horen, hoghen, hêt, hîs, hodevaer, hout, hoever, hût etc. statt ëten (edere) at (edebat) ëcht (postea) oren (aures) oghen (oculi) êt (juramentum) îs (glacies) odevaer (ciconia) ût (ex) out (vetus) oever (ripa); desgl. in der composition z. b. onthërven ghëhënt f. ontërven (exhereditare) ghëënt (finitus). 2) daß umgekehrt das ge- hörige h aphärese leidet, z. b. adde, alp, aerde, ôch, ane f. hadde (habuit) halp (juvit) haerde (duriter) hôch (altus) hane (gallus) und inder compos. heilecheit, boef, bëndeli ke, reinaert, reinout f. heilechheit, behoef (necessitas) be- hëndelike, reinhaert, reinhout. Beides ist der sprache I. mittelniederländische consonanten. gutteral. nachtheilig und mengt z. b. hout (vetus) mit hout (lig- num) und hout (tenete), aert (durus) mit aert (modus); solche wörter stehen oft im reim, vgl. Rein. 332. hoghe (oculus):hoghe (alte) 312. hût (ex):hût (cutis) 370. hals (collum):als-en-hals (pariter?) wofür 362. als-en-als gelesen wird. Vermuthlich hat der vorhergehende aus- laut (je nachdem er liquid oder vocalisch ist) einfluß auf dieses zugefügte oder weggenommene h, nur läßt sich keine regel daraus machen, vielmehr gilt schwan- kende willkür, vielleicht gewohnheit bei einzelnen for. men, so finde ich fast überall godsat (maledictio f. g ods- hat, dei odium) Maerl. 1, 62. Rein. 367. und Huyd. op St. 2, 350, wo einmahl godshat, Maerl. 2, 196. sogar ein part. ghegatsat (maledictus); eben so häufig stehet ôvërde, ôvaerde (superbia) selten hôvërde (Maerl. 2, 125.). — Das inl. mittelh. h ist hier entw. ganz wegge- fallen (vgl. vlien, sien. tien mit fliehen, sëhen, zëhen) oder zu gh. geworden (hoghen, saghen mit hôhen, sâ- hen); in der verb. ht zu cht; das ausl. mittelh. ch für ein älteres h. entspricht dem niederl. ch. — gemination. (CK) = mittelh. ck. vgl. dëcken (te- gere) scricken (terresieri) micken (intendere) blicken (intueri) etc. auslautend und bei syncopen erwächst einf. tenuis, als blic (intuitus) blict (intuetur) blicte st. blickede; daher auch der gen. von blic entweder blickes oder blix (d. i. blics). (GGH) = mittelh. gg, als rigghe (dorsum) brugghe (pons) etc. aber in manchen wörtern, die dort einf. g haben, als ligghen (jacere) lëgghen (ponere) sëgghen (di- cere). Zuweilen wird cgh für ggh gesetzt (Huyd. op St. 1, 4.) fälschlich aber für gh; die schreibung co- nincghinne (oder conincginne) ist so tadelhaft als doncker f. donker. gutt. verbindungen. 1) anlautende CL. CN. CR. GL. GR. QU. letzteres häufiger als im mittelh., beispiele: quale (cruciatus) quaet (malus) quansìs (quasi, proforma Rein. 349.) quëne (vetula Maerl. 2, 240.) quëtsen (vulne. rare) quic (vivus) etc.; nicht vor o, oe, u, û. — 2) in- und auslautende. Das mittelh. hs wird ausl. zu s, inl. zu ss. — X bedeutet cs (nicht chs) und kommt oft vor, beruht aber immer auf syncope, vgl. aex (securis Maerl. 3, 22.) blëxem (fulgur) f. blëcsem, d. h. blëckeseme; houdix Maerl. 3, 250. f. houd-ic-ës; ghelux (:pollux Maerl. 1, 108.) f. gheluckes; havexbërch (habspurg) I. mittelniederländische cons. gutt. schlußbem. sprêx (loqueris) jonghelinx (adolescentis) lanxt (longissi- mus) f. lancst, langhest. Dieses x ist daher dem angels. und altn. x = hs unvergleichbar. — CHT. dreierlei 1) = mittelh. ht, als nacht, achte (octo) achte (cura) mochte (valuit) brochten (attulerunt) lëcht (lux) licht (levis) etc. 2) = mittelh. ft, als cracht, achter, ëcht, sochte (lenis) etc. oft noch mit ft wechselnd, vgl. vor- hin s. 493. 3) = mittelh. st. merkwürdig in dem häu- figen worte lachter (dedecus, vituperatio:achter Rein. 278. vgl. Huyd. op St. 3, 425-427. (neuniederl. wieder laster); eine bestätigung der s. 416. wahrgenommenen übergänge des st in ht, womit auch die des ch in s und ts (s. 502.) zus. gehalten werden müßen. Übrigens gilt mittelniederl. forêst (Huyd. 1, 218. 219.) — Schlußbemerkungen. 1) assimilation bei ll und ss berührt, läßt sich aber durch weitere beispiele belegen, wie mallîc (quisque) f. manlîc, manghelîc, so steht ballinc (extorris) f. banlinc. Diese gemination durch assim. hat gleich der org. gem. nothwendig kurzen voc. vor sich; nicht aber scheinbare gem. durch syncope, z. b. lûdde, lêdde oder contraction (vgl. s. 492.). — 2) inl. gemination vereinfacht sich ausl. wie im mittelh. und selbst durch apocope eines vocals wird diese vereinfachung häufiger möglich, als im mit- telh. Daher reimen bët (lectus) und nët (rete) Rein. 318. Maerl. 2, 437., jenes für bëdde, dieses für nëtte stehend; mittelh. nur bette, netze, kein bet, nez daneben. Der- gleichen den sprachformen schädliche kürzungen erleich- tern freilich den reim. — 3) die reimkunst erkennt auch hier gewisse verwandtschaften der cons. So reimt bis- weilen v (= bh):gh, als begraven:daghen, lëven: plëghen Stoke 1, 54. 2, 265. (ibiq. Huyd.); noch häufi- ger f (=ph): ch, als scrifte:wichte Stoke 3, 370., ja dies hat förmlichen übergang des ft in cht gefördert; vgl. den auslant slach : staf reimend Rein. 299. Seltner finde ich zwierlei tenues gereimt, doch Rein. 372. trac (traxit):dat (illud) noch seltner s auf d in laset:versa- det (satiatus) Rein. 282. Gleichheit der voc. ist gewöhn- lich beobachtet, man müste denn lieber ungenauen reim als schwanken zwischen gewissen voc. annehmen, also wërt:spaert (oben s. 469.) wie z. b. knëchte:nachte Stoke 3, 261. 4) inclination , zumahl der pronominal- formen, hat weit häufiger statt, als im mittelh., die sprache gewinnt dadurch viel geschmeidigkeit (vgl. das I. mittelniederländische cons. gutt. schlußbem. angelf. und fries. s. 268. 280.). Hier die wichtigsten beispiele. α ) vom neutralen art. hët (der alsdann selbst dat vertritt) wird bloß das ausl. t behalten und dem subst. angehängt, als: trike, (regnum) tlëven (vita) tlëcht (lux), tgat (foramen) thîs (glacies Rein. 319.) lautet aber dieses selbst lingualisch an, ein cons. ausgestoßen, z. b. tin (stannum) für dat oder hët tin, statt t’tin; torp für hët dorp, statt t’dorp; tërde (tertium) f. hët dërde, t’dërde; weniger gut bleibt die anl. med. mit verschlucktem t, als dac (tectum) für tdac (vgl. oben s. 487.) noch fehler- hafter (indessen meist vor l und b) steht zuweilen dlëcht (Maerl. 3, 296.) f. tlëcht (lux) dbêlde (3, 124.) f. tbêlde (imago) (vgl. Huyd. op St. 3, 150.). Geht dem subst. praep. oder adj. mit liq. auslaut vorher, so lehnt sich das t lieber diesem, als dem subst. selber an, z. b. int rike (in regnum) alt volc (omnis turba, nicht: al tfolc. — β ) ebenso bleibt vom gen. masc. und neutr. dës nur das s entweder dem subst. anlehnend (sconinx, regis; snachts, noctis, spapen, presbyteri) oder einer vorste- henden praep. (tës coninx, ad regis); zuweilen wird das d wieder hörbar, doch wegen des folgenden s in t ver- wandelt, z. b. ints lêts duvels name (in nomine mali diaboli) steht f. in dës lêdes d. n. Rein. 312. — γ ) der art. die incliniert mit weggeworfnem ie vocalanlauten- den subst. z. b. dërde (terra) doghen (oculi) dandre (alii). — δ ) die praep. mët, ût, up, të ziehen den art. an, behandeln ihn aber nicht auf gleiche weise; nämlich up und mët läßt ihn ganz, assimiliert nur d zu t, als: upten, mëtter, mëttien, mëttem f, up den, mët der etc.; ût erträgt kein gem. nur einf. t, als ûter, ûten f. ût der, ût den; nach të verschwindet außer dem auslaut alles: tës, tër, tën f. të dës, të dër, të dën. — ε ) die praep. të, wenn kein art. vorhanden ist, lehnt sich ans subst. oder adj. z. b. têren (ad honorem) tëtene (ad edendum) tsinen (ad suos) thûwaert (zu euch-wärts) Rein. 353. — ζ ) inclination des pron. hët (außer dem obigen fall, wo es dat vertritt) daert (daer hët) hît (hi hët) jaet (jâ hët) soet (sô hët) wî lësent (lësen hët) alst (als hët) alsict (als ic hët). — η ) incl. des pron. hî oder hie mit vermuthlicher kürzung, dëdi (dëde hî) haddi (hadde hî) peinsdi (peinsde hî); ebenso soe (illa) mit kür- zung in so , als: datso (quod illa) Rein. 334; sî (eam) in se, als: sise (illi illam); der acc. hëm wird zu -ene , als ickene (ego eum) leidene (ponebant eum), wobei ein stück von der flexion des verbi verloren geht, vgl. mocht- I. mittelenglische vocale. sine (st. mochten si hem) wortsi (f. worden si) Huyd. op St. 3. 169. — θ ) incl. von ës (est) z. b. hëts (hët ës) dats (dat ës) dits (dit ës) wats (wat ës) dins (dit en ës) Maerl. 2, 165. — ι ) von daer (ibi) bleibt häufig nur -re übrig, als springenre, maectenre f. springen daer etc. Maerl. 1, 36. 69. offere f. of daer 1, 414. — κ ) vermischte fälle: wattan Rein. 283. (wat dan) nochtan (noch dan) dattu (dat dû) Maerl. 3, 82. indoe (haud facio). — Es gibt noch andere beispiele und selbst für die vorgetrage- nen feinere bestimmungen; hier sollte bloß der bedeu- tende einfluß der inclination auf die lautverhältnisse ge- zeigt werden. Man vgl. oben s. 371. 372. 378. 381. Noth- wendig sind die anlehnungen nicht überall, oft stehen die vollen formen, z. b. dat gras (nicht aber: hët gras) neben tgras (für hët gras) etc. Mittelenglische buchstaben. Ich gebe aus mangel an raum und zureichendem studium oberflächliche übersichten. Die quellen sind nicht unbedeutend und zu genauerer bearbeitung einla- dend; außer Tristrem und Chancers werken steht das wichtigste bei Ritson und Weber gesammelt, der zeit nach fallen sie wiederum dem 13. und 14. jahrh. zu. Schon die niederländische sprache zeigte größere zumi- schung romanischer wörter als die hochdeutsche, doch eine unvergleichbar geringere, als sie im englischen ein- getreten ist. Offenbar haben die materiell immer noch überwiegenden deutschen bestandtheile in der gesellschaft so vieler fremder wörter und laute von dem organischen verhältnis sowohl der buchstaben als der flexionen man- ches verlieren müßen. Mittelenglische vocale. Im mittelh. half der klingende und stumpfe reim länge oder kürze der vocale erkennen. Die mittelengl. sprache hat aber keine tonlosen e und i im sinne des s. 373. aufgestellten unterschiedes, sondern lauter stumme, folglich nur stumpfe, niemahls klingende reime Tyrwhitt im essay on the versification of Chaucer nennt e feminine (pronounced with an obscure evanescent sound) was ich tonloses e; e mute, was ich ebenfalls stummes e nenne, nimmt aber irrthümlich im reim ein e feminine . Dies I. mittelenglische vocale. lehren die strophischen gedichte augenblicklich, in de- nen allen: name (nomen) fare (ire) calle (appellare) kisse (osculari) abîde (morari) stâne (lapis) etc. so einsilbig rei- men als: man (vir) fall (casus) is (est) hand (manus) etc. Beide mundarten erscheinen hier bei gleichem streben in merkwürdigem gegensatz: die hochdeutsche verdun- kelt alte kürzen, indem sie zweisilbige stumpfe reime allmählig in klingende wandelt; die englische bewirkt das- selbe, weil sie alle klingenden zu einsilbig-stumpfen wer- den läßt, einsilbige wörter aber, ihrer einförmigen be- tonung wegen die alte kürze schwerer bewahren kön- nen (oben s. 18. 19.). Man darf annehmen, daß in be- tonten wörtern deutschen stammes (auf die ich mich hier beschränken muß) kurze vocale nur vor geminier- ter oder sonst doppelter consonanz eintreten, nicht aber vor einfacher mit folgendem stummen e. Organisch einsilbige formen, auf einfache consonanz auslautend, pflegen bald den kurzen voc. beizuoehalten, z. b. was (fuit) that (id) his (ejus) bald ihn durch zufügung eines unorg. stummen e gleichfalls zu verlängern, z. b. bâre (nudus) bâre (portavit) sâke (causa) überhaupt scheinen die laute a, e, o in vielen fällen nicht allein gleichbe- deutig, sondern auch in â, ê, ô übergängig. (A) beispiele 1) vor geminationen: halle (aula) alle (omnes) thanne (tum) 2) vor cons. verbindungen: balde (audax) hald (tenere) cald (frigidus) land (terra) band (ligavit) sang (cecinit) arm (brachium) barm (sinus) craft (vis) aske (postulare), 3) in einsilbigen wörtern: man (vir) can (scivit) sat (sedit). — Dieses a entspricht also dem angels. a, ä und ëa, in der wirklichen aussprache mag der laut geschwankt haben zwischen a, ä und o, welches letztere vor den liquiden verbind. selbst geschrie- ben wird: hold, old, cold, lond, bond, vermuthlich aber langes ô ist. Sicheres läßt sich nicht bestimmen, da sogar die a der dritten art auf lange a reimen, z. b. man, bigan (coepit) auf stâne (lapis) tâne (captus). an. Das gewöhuliche versmaß in den C. T. halte ich für zehn- nicht für eilfsilbig und wörter wie pilgrimage, corage, ordinance, im franz. allerdings noch klingend, reimen schon bei Chaucer stumpf. Außer reim hingegen kann nach umständen ihr stummes e freilich im vers für eine silbe zählen, wie auch das mittelh. namen (nomine) manic etc. welche im reim einsilbig sind, mitten im vers zweisilbig seyn dürfen (s. den nachtrag zu s. 361. 373-376.) I. mittelenglische vocale. (E) theils e, als hell (inferi) bedde (lectus) ende (finis) theils ë, fëld (campus) schëld (clypeus) stërre (stella). (I) theils organisch, als 1) wille (voluntas) tille (us- que) inne (intus) 2) milde (lenis) childe (infans) milk (lac) blind (coecus) thing (res) swinke (labor) misse (ca- rere) 3) in (praep.) begin (incipere) is (est) — theils für das org. u, aus dessen umlaut dem angels. y erwach- send (s. 228.), als: kisse (osculari) fille (implere) kinne (genus) minde (memoria) king (rex) ying (juvenis) etc. Ob beiderlei i vor ld, nd, also in den wörtern wild (ferus) mild, child, blind, grind (molere) mind und ähnlichen schon in î verlängert werde? weiß ich nicht; analog aber wäre das schwanken des a vor ld, nd in â oder o, und der übertritt des u vor denselben buch- staben in ou. (O) beispiele: smocke (vestis muliebr.) morrow. oft (saepe) dohter (filia) gold (aurum) molde (pulvis) tonge (lingua). (U) unter allen kurzen vocalen (in wörtern deut- schen ursprungs) der seltenste; beispiele: full (plenus) bull (taurus) but (sed) tusk (dens) turne (vertere) etc. Vor ld. nd. ist er in ou übergegangen, z. b. hound, found, stounde, shoulder. (Y) mit i jetzo gleichbedeutend, also entbehrlich und um so mehr zu vermeiden, als es für den kehllaut j eingeführt ist; man müste sonst z. b. yyng f. ying schrei- ben, wie Rits. 2, 92. wirklich pleyyyng f. pleying zu lesen steht. (AA) â ist 1) organisch = angels. â in brâde (latus) râde (equitavit) lâfe (panis) hâme (domi) bâne (os) stâne (lapis) âne (unus) âre (honor) wâre (erant) hâre (crinis) hâte (calidus) gât (capra) etc. 2) unorganisch verlänger- tes a in mâde (fecit) glâde (laetus) nâme (nomen) tâne (capere) fâre (ire) bâre (tulit) spâre (parcere) yâre (para- tus) hâre (lepus) câre (cura) câse (casus) etc. 3) steht es auslautend in einsilbigen formen: gâ (ire) mâ (magis) wâ (calamitas) slâ (ferire) bâ (ambo) etc. In allen drei fällen sind übergänge in ô sehr geläufig, daneben auch andere in ê vorkommend. Es reimt mô, slô, gô, bô auf tô (praep.) dô (facere) zuweilen slê, gê auf trê (ar- bor) hê (ille); ferner ôre (honor) sôre (valde) lôre (doctri- na) bôre (tulit) ône (unus) stône (lapis) hôme (domi) môme (cepit) auf dône (factus) sône (mox) côme (ve- nire), zuweilen auch wêre (erant) hêre (crinis) yêre I. mittelenglische vocale. (annus) ête (edebant) auf hêre (audire) êre (auris) lête (sinere). Hiernach ist die wirkliche aussprache kaum festzuhalten, sie schwankt zwischen â, ô, ê und gewisse wörter kommen unter dreierlei gestalt vor, z. b. fair- hâde, fairhôde, fairhêde (pulcritudo). In den meisten herrscht jedoch eine oder die andere vor, z. b. finde ich kein êne, hême neben âne, hâme, ône, hôme und kein wôre, hôre neben wâre, hâre, wêre, hêre; â kann als die allgemein gültige, ursprüngliche form betrachtet werden, zuweilen trifft man auch aa geschrieben, z. b. in Chaucers house of fame 254. caas: Eneâs, so daß hier an die neuengl. aussprache kês nicht zu denken ist. (EE) ê, 1) organische länge α ) = angels. ê, mittelh. ue: brêde (panis) stêde (equus) spêde (felicitas) blêde (sanguis) sêke (quaerere) kêne (audax) grêne (viridis) swête (dulcis) fête (pes) grête (salutare) β ) = angels. ê, eá, mittelh. ô, ou: dêde (mors) nêde (necessitas) rêde (ruber) êke (etiam) êre (auris) hêre (audire) lês (solutus) chês (elegit) grête (magnus) nête (jumentum) γ ) = an- gels. ê, mittelh. ie: mêde (merces) dêre (animal). δ ) = angels. æ, mittelh. ei: lêde (ducere) brêde (lati- tudo) dêle (pars) clêne (purus) hête (calor) hête (vocare) ε ) = angels. æ, mittelh. â: wêde (vestis) dêde (factum) bêde (rogabant) rêde (consilium) stêle (chalybs) slêpe (dormire) yêre (annus) wêre (erant) bêre (portabant) ête (edebant) strête (via) lête (sinere). ζ ) = angels. ëó, mit- telh. ie: bêde (offerre) yêde (ivit) bêre (cerevisia) thêf (fur) sêke (aeger) têne (damnum, afflictio) schêne (pul- cher) gête (fundere). — 2) unorganische länge statt e und ë, als: quêne (regina) sêne (visus) stêde (locus) ête (edere) mête (metiri) wêle (bene) etc. — 3) auslaute: hê (ille) mê (mihi) thê (tibi) trê (arbor) thrê (tres) sê (videre) bê (esse) frê (liber) glê (glaudium) etc. — Aus allen diesen beispielen erhellt, wie viel ursprünglich ge- schiedene laute hier zus. fließen, wie unsicher ihre aus- sprache gewesen seyn mag. Alle reimen untereinander. Zweifelhafte wörter laßen sich schwer der einen oder andern art beizählen, z. b. das häufige adv. bidêne, al- bidêne (simul, pariter?) vielleicht bidône (penitus?). (II) î, bleibt seinem org. zustande getreuer, weil schon früher das kurze i vor einf. consonanz in ë übergetreten war, folglich dem î keine verlängerte kurze i zur seite stehen, wie dies bei â und ê der fall war. Beispiele des î: mîne (meus) tîde (tempus) abîde (exspectare) etc I. mittelenglische vocale. ergeben sich allerwärts. Nur wird jetzt auch das angels. ŷ durch î (wie y durch i) ausgedrückt, als fîre (ignis) mîse (mures) etc. Vermuthlich wandelt sich das kurze i vor ld, nd in î (vorhin s. 508.) Ob aber dem î über- haupt schon die neuengl. auesprache, nämlich ei , beizu- legen ist? bezweifle, weil ich keinen grund absehe, warum man in diesem fall nicht auch wirklich: meine, teide, feire, meise geschrieben hätte, wie man aller- dings ou für û schrieb; vgl. unten ei . (OO) ô wiederum 1) organische länge α ) = angels. ô, mittelh. uo, als: blôde (sanguis) gôde (bonus) rôde (crux) stôde (stetit) yôde (ivit) slôgh (feriit) drôgh (portavit) bôke (liber) lôke (intueri) tôke (cepit) fôle (pullus eq.) ylôme (subito) dôme (judicium) bône (rogatio) etc. wird häufig durch ê (1. α ), das heißt, seinen nmlaut ausge- drückt. β ) nebenlaut für â, als ôke (quercus) dône (factus) bône (os) ône (unus) hôme (domi) ôre (honor) thôre (ibi) sôre (valde) gôst (spiritus) wôst (scis) etc. 2) unorgan. länge, als côme (venire, adventus) nôme (cepit) bôre (portavit). 3) auslaute: mô (magis) sô (ita) gô (ire) fô (inimicus) twô (ambo) etc. — Die aussprache wird nach dem neuengl. zweifelhaft scheinen, wo die unter α . genannten ô wie û, die unter β . wie ô lau- ten, folglich bône (rog.) von bône (os) geschieden. Auch pflegen ältere quellen im falle β . lieber â zu brau- chen. so daß sich wiederum bône (rog.) und bâne (os) gehörig trennen. Jenes ô liegt dem û. dieses dem â näher; gleichwohl begegen sich beide nicht nur in der schreibung, sondern auch wirklichen aussprache, da z. b. côme bald auf dôme (neuengl. doom) bald auf hôme (neuengl. home) reimt (Rits. 1, 4. 19. 20. 67.) auch beiderlei ô im parallelen umlaut ê (für mittelh. ue und ei) zus. trifft. Einige wörter, denen ursprünglich kein ô mit û-laut gebührt, z. b. mône (luna) gôs (anser ha- ben diesen im neuengl. moon, goose entschieden und schon im angels. môna, gôs, nicht mæna, gæs, wie man erwarten sollte. Jenes môna hätte s. 231. unter 2. zum beweis dienen sollen, daß auch gôs nicht aus gans, vielmehr aus gâs herzuleiten sey. (UU) û, mangelt, das angels. û ist zu ou geworden, wogegen st. des ersten ô zuweilen u, das heißt û ge- schrieben vorkommt, vgl. Rits. 1, 1. 2. bûke (liber) gûde (bonus). (YY) ŷ übergegangen in î I. mittelenglische vocale. (AI) ai , haufig ay geschrieben, entspricht dem an- gels. äg, als dai (dies) lai (jacuit) mai (valet) wai (via) sai (dicere) brain (cerebr.) main (vis) fain (laetus) ogaine (contra) frain (interrogare) faire (pulcer) und so häufig in fremden wörtern sertaine (certain) gawaine (Rits. 1, 65. auf swaine, famulus, angels. svân) kai (Rits. 1, 4. 16. auf mai, ai, semper) etc. (EA) ea , wird zuweilen st. des üblichen ê geschrie- ben, vgl. Rits. 2, 131. earen (auribus): tearen (lacrimis) angels. eárum, tëarum; neuengl. ears, tears. (EI) ei oder ey kommt in fällen des angels. eág, eáh vor, ist also (wie ai = ag, äg) auflösung des g in den vocallaut, und eigentlich êi, wiewohl in der re- gel das g und gar gh noch dazu geschrieben wird, z. b. eie (oculus) eije, eige, deie (mori) heie (altus). Andere beispiele sind: neighe (prope) beighe (annulus) heighe (altus) seighe (videbat) fleighe (volabat) sleighe (callidus). Einigermahl fürs angels. ëo, als leie (mentiri) dreie (pati). Da diese -eighe im Tristr. auf -îe (46. 184. auf crîe, ermonîe) reimen, könnte man hieraus auf die ausspra- che ei für î schließen, mindestens auf eine annäherung. — Ganz verschieden ist das ei in den part. askeing, snoweing d. h. askeìng, snoweìng, mit kurzem i auf thing reimig. (EO) eo , selten noch geschrieben in teone, teon, fleon (angels. tëóna, tëón, flëón) st. des üblicheren têne, tên, flên, vgl. Rits. 2, 106. 119. 121. 127. (EU) eu , zuweilen im auslaut für ew , als bleu (flavit) Rits. 2, 145. (OU) ou Den herausgebern begegnet es oft, diesen diphth. für on zu halten, so setzt Scott nicht nur überall Isonde f. Isou- de, nephon f. nephou, sondern Rits. sogar ins glossar die unwörter cronde, londe, da doch 2, 145. offenbar croude (premi, celeriter moveri): loude (cum sonitu) zu lesen war. , auch ow geschrieben, vertritt durchge- hends das angels. û, wie das neuh. au das mittelh. û, vgl. brouke (uti) roune (mysterium) house (domus) kouth (notus) mouth (os) loud (sonorus, angels. hlûd) etc. und gilt auch vor ld, nd statt des kurzen u, moulde (pulvis) hound (canis) mount (mons) stounde (hora) etc. Vor gh pflegt ou statt ô = hochd. uo zu stehn, als ynough (abunde) lough (risit) wough (curvum). — Schlußbemerkungen. 1) der organismus der vocale ist entstellter, als in irgend einer anderen deutschen sprache, wozu namentlich die eingangs bemerkte nei- I. mittelenglische consonanten. liquidae. gung ein stummes e unnöthig anzuhängen und stumpf zu reimen beitrug. — 2) der umlaut findet sich zwar in den wörtern aus der ältern sprache, wirkt aber nicht mehr lebendig und darum schwanken einzelne wörter zwi- schen umgelauteter und unumgelauteter form, z. b. es gelten fôte und fête (pes), sôte und swête (dulce) neben- einander. Vielleicht ist hieraus die unsicherheit des ô und ê-lauts auch in fällen zu begreifen, wo an sich kein umlaut gedenkbar scheint, z. b. in yôde und yêde (ivit) angels. ëóda oder ëôda, man setzte yêde, wie man blêde f. blôde (sanguis) setzte. — 3) tiefton hat sich noch in silben erhalten, wo ihn das neuengl. nunmehr entbehrt, z. b. in den part. endungen -ànd. -ìng, im superl. -èste etc. Daher lifànd, bêrànd, brinnìng, wîsèste auf hand, king, beste reimen. Auch vielen wörtern französ. stamms gebührt andere betonung als im neuengl. vgl. Tyrwhitt’s essay §. 17. — inclination tritt ebenfalls ein, vgl. tîme : bî-me, nâme : frâ-me Rits. 2, 113. Weber 3, 236. Mittelenglische consonanten. Vorbemerkungen. 1) die mittelh. und mittelniederl. vertretung der auslautenden media durch die ten. tritt hier nicht ein; es heißt cald (frigidus) swang (vibravit) aber salt (sal) swanc (laboravit). Freilich wird auch gern mit dem falschen anhangs -e geschrieben: calde, swan- ge. — 2) nur das gemin. ll und rr pflegt ausl. zu stehen, als will, ill, fërr, stërr etc. nicht aber nn, mm, pp. tt. kk, sondern ran, ronne; nek, nekkes; ship, shippes. — 3) anlautend kein wechsel zwischen f und v oder d und t; bei inclinationen zuweilen t für th, als hêrandtêr (Weber 2, 18.) f. hêre and thêre, vergleichbar dem nie- derl. harentare f. haer end daer. (L. M. N. R.) liquidae. Die niederl. verweichung des 1 in den vocal hat keine statt, man hüte sich wôde (lignum) dem niederl. woud (silva) zu vergleichen; ersteres ist das angels. vudu, alth. witu, letzteres das angels. vëald, alth. wald. — Merkwürdig, daß die angels. umsetzung des r allmählig wieder ausstirbt, es heißt gras (gramen) brinie (thorax) rin, ran, yronne etc. nicht gars, birne, irne. Doch Rits. 2, 139. finde ich yorne:horne, ferner kërs (nastur- tium) f. krësse und sonst allgemein bird f. bryd, so wie bërne, barn, yborne (ardere). I. mittelenglische consonanten. labiales. (P. B. F. V. W.) labiales. Ein laut mehr, als im angels., nämlich v, schon durch die einführung vieler roman. wörter veranlaßt, deren v (vertue, venerie, veine, visage etc.) nicht den laut der sächs. spirans bekam, für welche es also ein dopp. v oder w zu schreiben nöthig wurde Zuweilen haben ganz dieselben wörter bald w, bald v. nachdem ihr stamm sächs. war, irgend eine ableitung oder nebenbedeutung aber romanisch, so z. b. gilt neben wìne (vinum) vìnolent (ebrius) vînêgre (vinaigre) und neben wind (ventus) noch vent im sinne von luft. Dies ist vortheil und nachtheil zugleich. . Man kann vermuthen, daß sich vaine (vanus) und waine (currus) damahls in der aussprache ebenso unterschie- den, wie im neuengl. d. h. ersteres lautet einem hochd, w, letzteres einem hochd. u gleich und jenes ist durch- aus kein hochd. v = f. Für den anlaut herrscht also kein bedenken; auch für den auslaut nicht, da sich in ihm nur w und niemahls v zeigt. Inlautend aber be- gegnen sich zweierlei v, ein romanisches z. b. in vîve (vivax) vîvary (vivarium) contrôve (fingere) dîvers (di- versus) etc. dem sächsischen, welches seinerseits dem älteren f. entspricht in fällen, wo das alts. und alth. bh. und v gelten (vgl. oben s. 247.) namentlich wird das ausl. f. inlautend zu diesem v. Beispiele: lêf (fo- lium) mit stummen e lêve, pl. lêves; hêved (caput); calf, calve, pl. calves (vitulus); wîf, pl. wìves (femi- na); êven (vespera, angels. æfen) êven (aequalis, an- gels. ëfen) stêven (clamor, vox) glôve (chirotheca angels. glôfa) dôve (columba) etc. Ich weiß nicht, ob schon jetzt wie im neuengl. manche wörter vor diesem inlau- tenden v. den vocal kürzen, unerachtet stummes e folgt? vgl. yive (dare, angels. gifan) live (vivere, lifan) ëver, nëver (æfre, næfre) sëven (sëofon) hëven (hëofon) u. a. m. Die analogie fordert im mittelengl. lieber ein langes yîve, lîve, êver; auch reimt z. b. lêve (vivo): êve (vesper). — Die eigentliche spirans w. steht inlau- tend nur vor stummen vocal (einige schreiben sie auch vor cons. sowle, hawke, rownd, downe, kowth; beßer soule, hauke, round, doune, kouth); der vorangehende wurzelvocal ist entw. a oder o oder e und diese drei schwanken. Dieses w kommt auch auslautend vor, wo- fern nicht ein stummes e dazu geschrieben ist. Beispiele: law (lex) daw (mos) saw (vidit) saw (narratio) raw (li- K k I. mittelenglische consonanten. labial. lingual. nea, ordo) plawe (ludere) law (humilis) knaw (novisse) felawes (socii) dawes (dies, pl.) now (jam) snow (nix) ynowe (multi) throwe (tempus, intervallum) blowe (flare) rowe (remigare) fewe (pauci) newe (novus) trewe (fidus) knewe (novit) blewe (flavit) shewe (ostendere) n. a. m. Für knaw, raw, law steht aber ebenwohl know, row, low oder für blow, blaw; seltner blow für blew; alles aus der unsicherheit der einfachen a, o, e leicht erklärlich. Ob aw, ow wie au oder âw, ôw (d. i. beinahe âh, ôh, â, ô) ausgesprochen wurden und ew wie iu oder eu ? läßt sich kaum bestimmen. Offenbar stammen viele dieser w aus früherem g. vgl. law (lex; angels, lage) saw (loquela, sage) dawes (angels. dagas) throwe (angels. þrage) foule, fowl (angels. fugel) etc. neben ynowe steht das adv. ynough, neben dawes der sing. dai (angels. däg). — Die übrigen lippenlaute erge- ben sich leicht nach dem angels. und neuengl.; man sammle sich aus den glossaren die anlaute wl . wr und wh (welches dem angels. hv gleich). (T. D. TH. S.) linguales. In der asp. kein unterschied mehr zwischen dh und th, sondern letzteres überall stehend, auch aufgelöst geschrieben statt des alten zeichens þ, welches jedoch noch einzelne hss. beibehalten Unpassend hat man es in einigen abdrücken durch y ausge- drückt, dem þ in den hss. zufällig ähnlich war, wie noch hentigestags ye, yt für the, that geschrieben zu werden pflegt. Die laute th und y haben nichts gemein. . Der organ. unter- schied zwischen d und th. wird meistens beachtet, am genausten im anlaut; die in- und auslaute haben zu- weilen d statt th, welches man nach den s. 252. 253. ge- gebenen regeln beurtheile. Die vermischung ist zwar weiter vorgeschritten als im angels. aber nicht so weit, als im neuengl., z. b. brôther, ôther sind noch richtig geschieden von fâder, môder, wogegen neuengl. beide letztere unorganisch father, mother lauten. — Bemer- kenswerth ist die auflösung des th. in die spirans s. im auslaut der flexionsendung der tert. sing. ind. (nicht aber des plur.). Neben hâth (babet) yîveth (dat) wôneth (ha- bitat) mâketh (facit) tâketh (aufert) etc. heißt es schon in denkmählern des 13. jahrh. hâs, yîves, wônes, mâkes, tâkes vgl. den reim bisêkes: chêkes Rits. 1, 66. und flês (fugit) sês (videt): lês Tristr. 174. Bei weiterer syncope des wurzelcons. pflegt noch ein stummes e zu- I. mittelenglische consonanten. gutturales. zutreten, so daß namentlich hâse (habet) tâse (aufert) slâse (ferit) mâse (facit) gâse (it) auf die praet. râse (sur- rexit) wâse (fuit) reimen, oder gôse (it) auf lôse (laus) fôse (inimici) vgl. Rits. 1, 7. 30. 36. 44. 66. 80. 107. 113. Weber 3, 123. 128. 130 etc. Chaucer, wenn ich nicht irre, meidet solche reime, setzt auch gewöhnlich -eth, kein -es, indessen bestätigt der im neuengl. durchge- führte übergang dieses -eth in -es die verwandtschaft der laute th und s. (vgl. die zweite schlußbem.). — z kommt nur sehr selten in romanischen wörtern vor, z. b. lâzar (leprosus) bâzard (casus) dûzein (neuengl. dozen) und bat dann den s. 166. benannten buzzing sound. Im neuengl. gibt man ihn unorganisch einigen wörtern, z. b. hazel (corylus), die mittelengl. ein reines s. haben. (C. K G. CH. J. H. Q. X) gutturales. Ich handle hier bloß von dem kehllaut der sächs., nicht dem der französ. wörter. — (K. C) steht vor a, o, u, â, ô, l, n, r mit dem gewöhnlichen laut, nicht vor ë, i, ê, î, wo es sich in ch (ausgespr. sch oder tsch?) wandelt. Auszunehmen sind diejenigen i und î, e und ê, welche aus umgelautetem o, u, û, a und ô stam- men; sie behalten den reinen laut der ten., werden aber mit k, nicht e geschrieben, z. b. king (rex) kisse (oscu- lari) kembe (pectere) kenne (noscere) kêne (audax) etc. ferner die aus angels. cve, cvi entspringenden ke, ki, zwischen denen im grunde auch ein (ausgeworfenes) u liegt, als kell, kill (occidere) kîthe (nuntiare). Ohne einsicht in diese ausnahmen würde die verwandlung des k in ch willkürlich eingeführt scheinen, was sie schwer- lich ist; man unterscheidet z. b. chêpe (emere) und kêpe (servare) chîld (infans) und killed (occisus) vgl. mit dem angels. ceápan und cêpan, cild und acvelled. Einige wörter widersprechen indessen: chirche, chërche (ecclesia) aus cyrice und chiken (pullus gall.) welches von coc (gallus) herstammt, folglich angels. cycen lau- ten sollte, gleichwohl durchaus cicen geschrieben wird, so daß sich in ihm der y-laut, als man noch den i- laut davon unterschied, frühe verdunkelt haben mag. Die spätere sprache nahm also chicken f. kicken, ne- ben cok an. — Das inlautende k. wird häufig synco- piert, vgl. tâse, mâse, tâne (:stâne reimig) mâde f. tâ- kes, mâkes, tâken, mâkede. — (G) die graphische ähn- lichkeit dieses buchstaben in hss. mit dem Ʒ hat man ungeschickt zuweilen in abdrücken durch z wiederge- geben (vgl. Scotts gloss. zum Tristr. unter z); die laute K k 2 I. mittelenglische consonanten. gutturales. g und z berühren sich gar nicht; g hat völlig den laut der reinen med., schwankt aber in manchen wörtern theils in den voc. i und halbvoc. y (= j) theils in w (wovon vorhin). — (CH) vertritt bisweilen das k vor ë, ê, i, î, scheint aber dann die aussprache sch oder tsch zu bekommen; cch in cacche, wacche etc. mag unbe- zweifelt wie tsch. lauten, wie aber ch in michel, mo- chel. moche, muche? da das neuengl. selbst zwischen mickle und much schwankt; vom sch. statt sh und sc hernach beim h. (J. Y.) für j wird y. geschrieben. des- sen berührung mit g. schon aus dem angels. erhellt. Es stehet 1) = hochd. j. in yêre (annus) yâ (immo) ying (juvenis) 2) = hochd. g. in yîve (dare) yift (donum) yaf (dedit) yôven (dabant) yëlde (expendere) yëster (heri) yâte (ostium, porta, verschieden von gâte, via, je- nes altnord. gâtt, dieses gata, hochd. gaƷƷe) yême (cu- rare). 3) = hochd. vocalanlaut in yê (vos) you (vobis) yôde (ivit). In den beiden ersten fällen schreibt der An- gelsachse gëar, gëong, gifan, gëaldan; im dritten gë (vos) ëóv (vobis) ëôda (ivit). Die angels. vorpartikel gë- wird gleichfalls durch y- gegeben, als yronne (gerun- nen) ygrâve (gegraben) etc., hier lautet es ganz voca- lisch, wie kurzes i. 4) auslautend schreibt man beßer i als y, in day (dies) kay (clavis) und noch vielmehr in- lautend in thyng (res) yyng (juvenis). — (H) von klei- nerem umfang, als früherhin. Theils gilt statt der an- laute hl. hn. hr. bloßes l. n. r. für hv jedoch das um- gesetzte wh (ähnlich dem rh. für hr) wofür der schotti- schen mundart die schreibung quh eigen scheint, z. b. quhat, quhîle f. what, whîle; theils fällt es in- und ausl. weg oder wird durch gh und bloßes g ausgedrückt, z. b. highte (vocabatur) angels. hêht, wôgh oder wough (curvus, iniquus) angels. vôh. Dagegen tritt h. verbun- den mit s. in manchen fällen des alten sc ein, z. b. shall, fish, shewe, selbst für den reinen sauselaut, na- mentlich in shê (illa) angels. sëó; einige gebrauchen sch. für sh. In andern fällen bleibt sc. bestehen. Dieses schwanken zwischen s. sc. sh. sch. verlangt eine eigne untersuchung. — Der gutt. gemination ist oben s. 265. 266. gedacht. Das frühere cv wird nun qu geschrieben, z. b. quërte (custodia) quick (vivus) angels. cvëartern, cvic; einige sind mit ausgeworfnem u in bloßes k über- gegangen (nie in ch.) x sowohl das organ. hs als cs, ja zuweilen sc, daher z. b. axel (humerus) axe (securis) axe (postulare f. aske) und die zuläßigkeit von reimen, I. mittelenglische consonanten. gutturales. wie waxe (cera): axe (securis) die im niederl. was, axe unthunlich wären (oben s. 503. 504.) Die verb. ht und ft berühren sich, wie die häufigen reime softe, ofte:dohter (Rits. 2, 107. 120.) rightes:yiftes; soft, oft:bought, wrought (Tristr. 34. 83. 150.) darthun; man findet sogar dofter (filia) geschrieben, so daß während im niederl. ft zu cht wer- den, hier umgekehrt ht in den laut ft übertreten. — Schlußbemerkungen 1) die vortheilhafte inclination der partikel ne (s. 268.) gilt noch in denselben fällen, als: nône (nullus) nôther (neuter) nis (non est) nâs (non fuit) nêre (nisi fuerit) nâth (non habet) nadde (non ha- buit) nill (non vult) nolde (noluit) nâte, nôte (nescit) niste (nescivit). Unangels. hingegen ist die anlehnung des pron. î (ego), wobei deren abgestoßener kehllaut wieder erscheint: ichâm (sum) ichave (habeo) ichille, ichulle (volo). Die hier dem ch gebührende aussprache wage ich kaum zu bestimmen, gewiß war sie nicht tsch, eher c-h; seltner findet man ich alleinstehend für î (ego). — 2) die reime sind in absicht auf consonanten bei dem auch hierin ausgezeichneten Chaucer sehr ge- nau, andere dichter zumahl die ältesten verstatten sich wohl n:m (Rits. 2, 124.) oder verschiedene ten. z. b. grîpe:smîte, fleoten:weopen, brêke:gête (Rits. 2, 93. 97. Tristr. 177.) und asp. blîthe:olîve (Rits. 2, 106.) knâve: bâthe (Web. 3, 256.); von ht:ft war vorhin die rede; wôt:maidenhôd (Weber 3, 19.) scheint fehlerhaft, rîse: lîthe, swîthe (Tristr. 43.) aber aus der vorhin bemerkten verwandtschaft zwischen s und th erklärlich. — 3) cha- racteristik der mundarten, namentlich der schottischen und englischen hängt von näherem studium sicherer quel- len, zus. gehalten mit der heutigen volkssprache ab. — Hier könnte eine abhandlung der mittslnordischen (altdän. altschwed.) buchstaben erwartet werden, wozu mir theils quellen theils studien fehlen. Neuhochdeutsche buchstaben. Bei übersicht der heutigen lautverhältnisse ist mehr an wichtigen, allgemeinen veränderungen, als an ein- zelner ausführung, die, der reichhaltigkeit des stoffs wegen, zu weit führen würde, gelegen. Auf das feld der volksmundarten wage ich mich gar nicht; die ab- weichungen von den buchstaben der schriftsprache sind I. neuhochdeutsche vocale. hier so mannigfalt, verwickelt und schlüpfrig, daß es schon vieler anstalten bedarf, um über die natur eines einzelnen volksdialectes ins klare zu kommen. ge- schweige mehrerer und aller. Jede gemeine volksmund- art, wie mir scheint, gewährt eine doppelte seite, die bei der buchstabenlehre besonders einleuchten. Sie steht über der gebildeten schriftsprache durch ihre lebendig- keit und ungezwungenheit, selbst in fehlerhaften bleibt sie natürlich; tief unter der schriftsprache durch ihre rohheit, d. h. den mangel an bewußtseyn und haltung. Im einzelnen kann die volkssprache weniger verloren haben, als die gebildete schriftsprache; dafür hat sie nie gleich dieser etwas im ganzen gewonnen. Der gang der schriftsprache läßt sich periodisch verfolgen; in der mundart des volks versinkt einzelnes beinahe unver- merkt und was sie zu besitzen fortfährt ist ungleich oder unvollständig vgl. s. 451. 452. Erst wenn die ge- schichte der buchstaben nach den denkmählern der schriftsprache ergründet seyn wird, können lücken ver- schiedener zeitalter durch trümmer ergänzt und erläutert werden, die in den lebenden dialecten des volks fort- dauern. Neuhochdeutsche vocale. Das org. verhältnis der längen und kürzen (in be- tonten silben) hat sich nach und nach aufgelöst. Kurzer vocal gilt nur noch 1) vor geminiertem cons., welcher in der regel in- und auslautend geschrieben wird, z. b. mann (vir) mannes, sinn (sensus) sinnes, krumm (cur- vus) krummes. Zuweilen auslautend der einfache, als: man (impers.) in (praep.) um (praep.) 2) vor cons. ver- bindungen, als: hand (manus) welt (mundus) kind (in- fans) wort (verbum) jung (juv.) mit ausnahme verschie- dener, in denen sich das gefühl vorgefallener syncope lebendig erhalten hat, z. b. bârt, pfêrd (gleichsam st. bâret, pfèred) etc. Um so vielmehr in wârt (curat) êrt (honorat) st. wâret, êret Langer hingegen 1) organisch. 2) unorganisch vor jedem einfachen cons., die wenigen fälle abgerechnet, wo auslautende gemination ungeschrie- ben bleibt. Den beweis der organ. länge liefert die ge- schichte, den der unorg. aber der reim, theils auf org. lange wörter, theils der klingende reim an sich; unzu- reichend die schreibung. Nämlich in bezeichnung bei- der längen hat sich die schreibung viele misbräuche an- gewöhnt α ) die länge der diphth. au, ei, eu, ie ist an I. neuhochdeutsche vocale. fich klar und bedarf keines zeichens. Der bloße ge- dehnte laut aber wird β ) zuweilen gar nicht bezeichnet, z. b. in kam (venit) kamen (venerunt) span (festuca) las (legebat) war (fuit) waren (fuerunt) zwar (mittelh. ze wàre) von (praep.) hut (pileus), zuweilen ausgedrückt bald γ ) durch äußere doppelung, als: haar (crinis) meer (mare) moos (muscus); kein ii, uu, weil die organischen î, û in ei, au übergegangen sind, verlängerte organischkurze i, u aber theils früher zu ë, o geworden waren, theils anders bezeichnet werden, namentlich î durch ie (wo- von unter ε ); bald δ ) durch eingeschobnes h, als: hahn (gallus) wahr (neben jenem zwar!) sehnen ihm (ei) lohn. huhn (gallina); endlich wird ε ) das gedehnte i eigens durch ein nachgeschobenes e, also durch verwandlung in den diphth. ie dargestellt: wieder (rursus) viel (multus) ziemen (decere) glied (membr.) mieden (vitabant). — Es hat in den letzten jahrh. nicht an versuchen gefehlt, eine so schwankende orthographie zu berichtigen. Ei- nige wollten das eingerückte h und e überall verbannen, schrieben folglich lon (merces) vil (multus) etc. begien- gen aber den fehler, auch das organische h und ie zu beeinträchtigen, indem sie z. b. zen (decem) fil (cecidit) annahmen. Und obgleich in vielen wörtern ( β ) die deh- nung allerdings unangedeutet ist, daher han (gallus) be- handelt werden dürfte wie kam (venit); so leistet die, wenn schon inconsequente, bezeichnung der länge man- chen nutzen, dem zu gefallen das beibehaltene hahn und haar umgedreht die einführung eines kahm oder kaam (venit) hätte anrathen können. Nur durch die zwei nebeneinanderstehenden buchstaben ah, aa, eh, ee etc. wird die schrift schwerfällig und schleppend. Weniger um etwas neues vorzuschlagen oder gar durch- zusetzen, bediene ich mich für die bequemlichkeit mei- ner grammatischen aufstellung der gewohnten längezei- chen â, ê, î, ô, û in allen neuh. lautverhältnissen, schreibe folglich der aussprache gemäß: kâm, hâr, bân, lêben, wîder, davon die kurzen in kamm (pecten) harren (exspectare) manne (viro) widder (vervex) unter- scheidend. Veränderung üblicher wortschreibung führt etwas gewaltsames und störendes mit sich; niemand be- helligt sich gern mit kleinigkeiten. Beim studium der grammatik erscheinen aber die buchstaben bedeutend und zwecklose misbräuche ärgern. Zwecklos nenne ich eine schreibung, welche weder hinreichenden hist. grund hat noch die aussprache mehr als halb trifft. Die reime I. neuhochdeutsche vocale. unserer genausten dichter (so viel ungenaue auch die größten neueren verschulden) lehren keinen unterschied zwischen haaren (crinibus) waren (erant) fahren (pro- ficisci) wahren (veris), zwischen bienen (apibus) ihnen (eis) dienen (servire); warum wäre es ungenau zu schrei- ben bâren, wâren, fâren, wâren, înen, bînen? ja selbst dînen, wie gût für guot? Die vermuthung, daß aa und ah eine stärkere wenigstens andere dehnung, als das unbezeichnete a bedeute, läßt sich nur faßen und so- gleich wieder aufgeben. Entsprach haar dem mittelh. hâr, see dem mittelh. sê; so muste auch klaar, waar (verus) seer (valde) und nicht schaar (agmen) heer (exer- citus) stehn. Und soll mehr (magis) ehre (honor) stär- ker dehnen, als meer (mare) beere (bacca); so verdien- ten schnee (nix) seele (anima) tadel. Das ie für i hat historischen anlaß (oben s. 106. 351.) nur, indem man sie- het (videt) gier (cupido) einführte, schrieb man kein dier (tibi) ier (vos) sondern jenes dir, dieses ihr, da doch dir:ihr:bier (cerevisia) reimen. In verschiedenen wörtern herrscht völlig schwankender schreibgebrauch, z. b. in namen (nomen) samen (semen) einmal (semel) wofür häufig nahmen, saamen, einmahl; eine weise ist hier gut und schlecht, wie die andere. Der fall β . (die un- bezeichnung der dehnung) gründet sich offenbar auf die alte kürze, da aber diese einmahl verscherzt ist, darf die schreibung der heutigen aussprache folgen. Durch den verlust so vieler kürzen hat die sprache inneren schaden genommen, der den wirrwarr der orthographie noch bei weitem überwiegt. Unzählige mittelh. unter- scheidungen zwischen namen (nomen) nâmen (sumebant) wagen (currum) wâgen (audere) etc. sind vernichtet. Und welche auffallende mishandlung des ursprünglich gleichen vocals in nahe nebeneinander stehenden for- men? das alth. nimu, nimis, nimit lautet gegenwärtig nême, nimmst, nimmt, weil in der 2ten und 3ten pers. unorg. gem., in der 1ten unorg. dehnung sich geltend machten. Das alth. zimu, zimis, zimit aber lautet wie- der anders, nämlich zîme, zîmest, zîmet. Hier sind fugen verletzt worden, die mit dem wahren leben und vermögen unserer sprache mehr als man glauben sollte zus. hängen. — Dies vorausgestellt kann ich die abhand. lung der einzelnen vocale kürzer faßen. (A) beispiele: fall (casus) stamm (truncus) wannen (unde) narr (stultus) hand (manus) arg (malus) wald (silva) ast (ramus). I. neuhochdeutsche vocale. (E) kein unterschied mehr zwischen e und ë merk- bar, weil vor gem. das org. i meist bleibt und in ver- bindungen wie sterben, schmelzen der laut dem in erben gleichkommt. Andere beispiele: ende (finis) wenden (vertere) berg (mons) schwester (soror) wetter (tempestas) vetter (patruelis) brennen (ardere und urere). Vom ver- hältnis zu ä nachher. (I) wie im mittelh. (O) beisp. voll (plenus) kommen (venire) gold (au- rum) hort (thes.) greift in einigen ablauten statt u wei- ter um sich als im mittelh. z. b. geronnen, mittelh. gerunnen, nicht aber gefonden etc. Diesem geronnen, gesponnen wäre freilich der inf. rennen, spennen analog, hier bleibt jedoch i, außer in brennen (f. brinnen). (U) brummen (rugire) jung (juv.) burg (arx) etc. (Y) wird willkürlich in verschiedenen wörtern ge- setzt, ganz mit dem laute des i, z. b. in seyn (esse) zum unterschiede von sein (suus). Eigentlich findet es sich nur verbunden mit a und e, also in den diphth. ay, ey = ai, ei, nie für sich stehend. Von dem y in frem- den wörtern ist hier keine rede. (AA) 1) organisch in jâr (annus) wâr (verus) hâr (crinis) und den meisten, die im mittelh. â haben; aus- zunehmen sind einzelne α ) geminierende, z. b. jammer (planctus) wohin auch laßen (sinere) zu zählen. β ) in ô übergehende, namentlich wô (ubi) mônd (luna) mônat (mensis) ône (sine); neben âthem gilt ôthem, ôdem (spir.) als alterthümliche, edlere form; volksdialectisch noch mehrere: strôfen (punire) ôbed (vesper) jôr (annus); hier- aus ist nichts gegen die aussprache des reinen â in den übrigen zu folgern. — 2) unorganisch in nâm (cepit) gewâren (animadvertere) spâren (parcere) hâse (lepus) und unzähligen andern. (EE) 1) organisch in sêr (valde) mêr (magis) sêle (anima) etc. 2) unorganisch in wêren (defendere) hêr (exerc.) spêr (hasta) nêmen (sumere) etc. hier fallen kur- zes e und ë der frühern zeit zusammen. 3) fehlerhaft für æ in schwêr (gravis) lêr (vacuus). (II) nie organisch, d. h. dem mittelh. î entsprecheud, unorganisch aber häufig (mit der schreibung ie ) z. b. in vîh (pecus) sîht (videt) gîbt (dat, woneben andere gibt, d. h. ohne gefühl der syncope des unbetonten e) wîse (pratum) în (eum) etc. vgl. unten ie . (OO) 1) organisch in lôn (merces) ôr (auris) rôt (ruber) etc. 2) unorganisch in sôn (filius) vôn (praep.) I. neuhochdeutsche vocale. wônen (habitare) gebôt (mandatum) etc. 3) einigemahl für â. wovon oben. (UU) 1) nicht dem mittelh. û (welches jetzt au ) pa- rallel, sondern dem uo , vgl. gût (bonus) blûme (flos) fûr (ivit) schnûr (funis) thûn (agere), also wenigstens organische länge. 2) unorganisch st. des mittelh. kurzen u nur vor g, also in wenig wörtern namentlich zûg (tractus) flûg (volatus) tûgend. jûgend. (AE) zweierlei art, zuweilen kurz (ä), gewöhnlich lang (æ), beides in berührung mit e und ê. Nämlich, wo man den umlaut des a und â nicht mehr fühlte, ließ man e, namentlich in enge (angustus) engel (ange- lus) ende (finis) wenden (vertere) etc. und so werden die vorhin angeführten schwêr und lêr zu erläutern seyn. Wo man ihn fühlte, d. h. wo in naheliegenden flexio n en noch a und â daneben eintraten, wurde die bezeich- nung aͤ gebraucht (natürlich ohne unterschied der kürze und länge, die ich hier durch ä, æ ausdrücke). Also in mit enge, ende, wenden ursprünglich völlig gleichen fällen schrieb man länge (longitudo) hände (manus) wände (parietes) und unterschied berge (abscondat) von bärge (absconderet) nême (sumat) von næme (sumeret), formen die im mittelh. bërge, bürge, nëme, næme kräftiger geschieden waren. æ ist jedesmahl anzunehmen, wenn das mittelh. e nach der allg. regel unorganisch verlängert werden müste, also z. b. in zæne (dentes) zæmen (domare) glæsern (vitreus) etc. sodann da, wo es dem org. mittelh. æ antwortet, als læsen (legerent) wænen (opinari) mære (fabula) etc. Die aussprache an- langend, so fällt ä ziemlich mit e zusammen (vgl. schätzen mit setzen) und könnte als zeichen entbehrt werden; æ aber unterscheidet sich merklich von ê, z. b. spêren (cuspidibus) wêren (defendere) reimt schlecht auf mæren (fabulis) wæren (forent). Hier sind auch einige anomalien eingeführt, bær (ursus) gewæren (concedere) etc. sollten den laut ê statt ihres æ haben. (OE) wiederum ö und œ; ersteres z. b. in götter (dii) dörner (spinae) bewölkt (nubilus); letzteres in hœ- ren (audire) schœne (pulcher) organisch, in sœne (filii) bœten (offerrent) unorganisch. (UE) desgleichen ü und uͤ; in den beispielen füllen (implere) fünde (inventa) guͤte (bonitas) suͤne (expiatio) fluͤge (volatus) wie die vorigen umlaute zu beurtheilen. (AI) nur in einigen fremden benennungen. als: kaiser (caesar) mai (majus); auflösung des kehllauts ag I. neuhochdeutsche vocale. in main (moenus) hain (hagen); fehlerhaft scheint ei in vertheidigen st. thaidigen, d. h. tagedingen, aber der übergang geschah schon im mittelh. und ei wurde wie in reinhart unverstanden beibehalten (s. 426.). (AU) häufiger diphth. in welchem sich zweierlei org. laute nachtheilig mischen. 1) au = mittelh. û, in haus (domus) raunen (susurrare) mauer (murus) etc. 2) au = mittelh. ou in taub (surdus) baum (arbor) etc. Die vermengung des û und ou begann schon im mit- telh., heutzutage unterscheidet die gebildete aussprache nicht mehr zwischen beiden lauten (unthunlich wäre, nach einigen gemeinen volksdialecten, das erste au durch aú , das zweite durch àu zu bezeichnen) d. h. kaum (vix) reimt untadelhaft auf baum (arbor) oder schaum (spuma) auf traum (somnium). (EI) ganz analoge vereinigung 1) des mittelh. î in mein (meus) eis (glacies) fleiß (dilig.) etc. und 2) des mittelh. ei in klein (parvus) reise (iter) schweiß (su- dor) etc. Aus gleichem grunde die zurückführung der alten unterscheidung (etwa durch accentnierung meín und kein) aufzugeben, und die vermischte aussprache in den reimen der genausten dichter bewährt, leim (glu- ten):heim (domi); eile (fest.):teile (parte). (EU) = mittelh. iu , vgl. neu (novus) treue (fides) leute (homines) heute (hodie) seule (columna) etc. ver- hält sich zu dem gleichfolgenden äu wie e zu ä. Ganz tadelhaft schreiben einige eu für ei in reuter (eques). (AEU) äu (nicht aü) umlaut des au und zwar bei- der arten desselben, z. b. mäuse (mures) und bäume (ar- bores). Wo man den umlaut nicht mehr fühlte wurde die schreibung eu gewählt vgl. keusch (castus) grcuel (horror) mittelh. mit iu ; heu (foenum) freude (gaud.) mittelh. œi. (IE) 1) organisch wie im mittelh. als: dieb (fur) die- nen (servire) etc. wohin auch die schon im mittelh. gül- tige endung ie romanischer wörter (revier, turnier, re- gieren); verschiedene ie in cons. verbindungen hat man schwankend gekürzt, vgl. ging (ivit) fing (cepit) f. gieng, hieng, nicht aber hilt f. hielt. 2) unorganisch für kur- zes i in wieder (rursus) giebt (dat) wiese (pratum) etc. In diesem falle setze ich (grammatisch) î, welches man auch für das erste ie brauchen, d. h. dîb (fur) lîbe (amor) schreiben könnte, wie gût, rûm (mittelh. guot, ruom). Schtußbemerkungen. 1) das verkennen der alten kürzen und der unterscheidungen î, ei, û, au, hat em- I. neuhochdeutsche consonanten. liquidae. pfindlichen nachtheil gebracht; so z. b. ist der org. ab- laut mîden, meit, miten; strîten, streit, striten theils zu meiden, mied, mieden, theils zu streiten, stritt, strit- ten geworden. — 2) dichter erlauben sich ungenaue reime, z. b. nennen:können (aus künnen) gêgen:mœ- gen; willen:füllen; hütte:tritte; schützen:sitzen etc. die zwar der heutigen aussprache noch widerstehn, all- mählig aber sie untergraben und die lautverwirrung ver- mehren helfen. Einzelnes falsche ist in schrift und aus- sprache bereits durchgegangen, z. b. ereignen (evenire). — 3) unhistorische grammatiker haben nach zufälliger, äuße- rer wortunterscheidung gestrebt, z. b. wider (contra) von wieder (rursus), seyn (esse) von sein (suus) namen (nomen) nahmen (ceperunt), womit für das auge weni- ges, für das ohr nichts ausgerichtet wird. Geringer er- satz für die menge unwiederherstellbares. — 4) umlaute gelten und zwar a in ä, o in ö, u in ü, â in æ, ô in œ, û in uͤ, au in äu. Neuhochdeutsche consonanten. Hier hat sich in vergleich mit der vorigen periode wenigeres geändert. Es hört 1) alles schwanken zwi- schen an- in- auslautender ten. med. und asp. auf, der einmahl im wort angenommene laut bleibt darin fest, z. b. gâb, gâben (mittelh. gap, gâben) tâg, tâges (tac, tages) wolf, wolfes (wolf, wolves) entgelten (entkëlten); bloß in empfinden, empfangen etc. hat sich pf statt f. erhalten. Die med. ist demnach häufiger, die ten. be- schränkter als im mittelh. 2) im zungenlaut dauert die strengalth. ten. fort, z. b. trâgen, bâten, bât, niederd. dragen, bâden, bad; nicht im lippen- und kehllaut, z. b. bein, gêben, gâb (alth. pein, këpan, kap); geist, lîgen, lâg (alth. keist, likan, lak). Durch die ungleichheit die- ses grundsatzes gerathen die lautreihen oft in misverhält- nis. — 3) gemination gilt in der regel auch auslautend; einige ausnahmen, wie man, in, wurden vorhin s. 518. bemerkt; am unschlüßigsten dürfte man bei dem ohne- hin seltnen ss. seyn, zwischen ros, gewis und roß, ge- wiß (nur nicht roß, gewiß). Im ganzen hat die gem. zugenommen; vgl. hammer, jammer, nimmt, genom- men, sitten, gestritten etc. denen im mittelh. noch einf. cons. zustand. (L. M. N. R.) liquidae. Kein auslautendes n für m (s. 386. 387.); einige apo- copierte r sind hergestellt, namentlich hier (hîc) mêr I. neuhochdeutsche consonanten. labiales, ling. (magis), nicht aber die andern (s. 387.); stern, fern, nicht sterr, ferr (s. 390.). In der liq. verbindung gilt schilde (clypeo) milde (mitis) hingegen alten, selten, schelten etc. (s. 393. 394.) munter, unter, hinter neben den übrigen nd. (s. 394.) und überall winter, mantel, unreime auf kinder, handel. (P. B. F. V. W.) labiales. Des besondern ist wenig zu bemerken übrig. f. steht anlautend vor u, ü, û, uͤ, ei, eu, 1, r, sodann in fremden wörtern und ausnahmsweise in deutschen statt v, als: fangen, fieng, befêlen, folgen etc. während man vâter, ver-, vôr, vîl, voll, vôgel etc. beibehielt. Beßer stünde überall f, zumahl auch das inlautende v ver- stoßen ist (grâfen, zweifel, wölfe) mit ausnahme des ge- bliebenen frêvel (flagitium). Das in- und auslautende w. wird gleichfalls aufgegeben: frau, treu, reue, blau, blaues, sêne (nervus) mêl, mêles (far) schnê, schnêes etc. Nach l. und r. hat sich med. eingedrängt: schwalbe (hi- rundo) farbe (color) milbe (tinea) wittib neben witwe (vidua); in lœwe (leo) mœwe (larus) dauert w. — Schriebe man das dehnzeichen über jeden langen vocal z. b. schâfen (ovibus) rûfen (vocare) so könnte ohne ir- rung schafen (creare) ofen (patens) wie schaphen, ophen, gelten st. schaffen, offen; einige vereinfachen das zeichen inlautend bei nachfolgendem cons. als treffen, trift; hof- fen, hofnung, consequenter scheint mir trifft, hoff- nung. — Die lab. verbindung fs (s. 407.) hört ganz auf, man sagt wespe, aber fehlerhaft lefze. (T. D. TH. Z. S.) linguales. Auffällt die wiedererscheinung des im mittelh. längst ausgegangnen th. Es läßt sich aber nicht bergen, daß sein gebrauch unorg. und ganz verwerflich sey. Mit dem th. Otfrieds und Tat. s. 161. 162. (die sonst in einigem zu dem neuh. stimmen, worin dieses vom mittelh. ab- weicht) hat es sichtbar gar nichts zu thun, ja steht nie in denselben wörtern, vielmehr lauter solchen, wo O. media (anl.) oder ten. (in- und ausl.) setzt. Es ist we- der in aussprache, noch abkunft eigentlich asp., sondern nichts als baare tenuis, welche man nun seit einigen jahrh. ohne allen grund nicht schreibt 1) anlautend in: thâl, thât, thau (ros) theil, theidigen, theuer, thier, thôn, thôr, thuͤre, thurm, -thûm, thûn, thræne; wäh- rend in org. gleichen andern, z. b. tâg, tanne, taube, teich etc. die ten. ungekränkt haftete. 2) in- und ausl. z. b. in âthem, râth, miethe, nôth, rôth, mûth, wûth I. neuhochdeutsche consonanten. linguales. werth u. a. m. Vielleicht dachte man den in gemeiner aussprache dem d sich genäherten laut des t hervorzu- heben. wenn man hinter ihm ein h einschaltete. Die wahrscheinlichere ursache dieses tadelhaften th. ist aber, daß man ein dem wurzelvoc. nachgesetztes dehnungs-h misbräuchlich ihm vorsetzte, also tuhn, tahl in thun, thal wandelte; in büchern des 16. 17. jahrh. ist ganz auf gleiche weise jhar, jheling, jhenen st. jahr, jehling, jehnen (jenen) ghen st. gehn, khun st kühn, mhü st. mühe, rhu, rhum st. ruhe, ruhm entsprungen; mit recht hat man dergl. jh. gh. kh. mh. rh später verworfen die einzelnen th unschicklich behalten. Auf unterscheidun- gen wie hût (pileus) hûth (pascuum) tôn (sonus) thôn (argilla), welche im organismus der lautverhältnisse unserer sprache unbegründet scheinen, halte ich nichts; müßen wir doch thôr (stultus) von thôr (porta) un- unterschieden laßen (mittelh. tôre und tor). — Die s. 408. unter 1. nachgewiesene anomalie dauert fort und vermehrt sich dadurch, daß d und tt wechseln, letzteres auch selbst den sing. praet. einnimmt, vgl. schneiden, schnitt, schnitten, ebenso leiden und sieden, sott, sotten, wogegen meiden:mied, mieden bekommt, In streiten, reiten, gleiten, bieten ist zwar kein wech- sel der ten. und med. möglich, aber die unnatürliche gem. der ten. tritt bei den drei erstgenannten verbis, nicht bei dem letzten ein. — In den fällen s. 408. 2. 3. bleibt jetzt immer die ten. ohne übergang in med., die part. desto ist unverstanden fortgeführte formverhärtung.- Die beiden stufen des zischlauts bestehen und zwar z. unverändert, wie im mittelh. nur daß in- und ausl. vor kurzem vocal jedesmahl gem. tz. geschrieben wird: schatz, sitz, schätze, sitzen, setzte. Mit dem Ʒ hat sich manches nachtheilige zugetragen: 1) es wird ß. (sz) geschrieben. welches eigentlich die mittelh. gem. ƷƷ ausdrückt, aber auch fürs einf. Ʒ gilt, z. b. frâß (voca- vit) mâß (modus) grôß (magnus) iß (ede) daß (quod) waßer (aqua) laßen (sinere) eßen (edere) stôßen (trudere) weiß (albus) etc. Man beachte den unorganischen wech- sel langer und kurzer vocale in denselben wörtern: eßen, âß, meßen, màß Seit ß. ale wirkliche gemin. erschien, nicht mehr als bloße cons. verbindung oder assibilation (was es ursprünglich doch war) legte man ihm die wir- kung aller übrigen gem. nämlich vocalverkürzung bei und wandelte làƷen, in laßen, gôƷ (fudit) in goß, muoƷ, mueƷen in muß, müßen, ja nach einiger aussprachs I. neuhochdeutsche consonanten. linguales. sogar grœƷer in größer etc. Wo sich aber die länge be- hauptete, näherte sich der zisch- dem sauselaut oder gieng völlig in ihn auf, d. h. grôß, stôßen lauten bei- nahe wie grôs, stôsen und es ist nichts als die gewöhn- liche inconsequenz unserer rechtschreibung, daß grôß, schôß (gremium) und lôs (sors) noch verschieden behan- delt werden, wiewohl einige mâs (modus) schôs (grem.) etc. zu schreiben angefangen haben. 2) im neutralen kennzeichen ist das unorg. s. gänzlich eingeführt, der aussprache und schreibung nach, z. b. gûtes (bonum) hartes (durum) ês (id) dâs (id) wâs (quid) etc. nur einen (nichtswerthen, sogar schädlichen) unterschied zwischen dem pron. dâs und der conj. daß haben wir uns auf- gedrängt. Es verschwimmen also gûtes (bonum) und gûtes (boni); und der reim gûtes (bonum):blûtes (san- guinis) macht kein bedenken (mittelh. nicht guoteƷ: bluotes) Die gemeine volkssprache einiger gegenden wird sich wohl noch darauf verstehen, grâs (gramen) lâs (legebat) haus (domus) in der aussprache von wâß (quid) âß (edebat) auß (ex) zu unterscheiden. . Noch einige andere einsilbige nehmen das s. an, namentlich aus (ex) lôs (sors). Endlich 3) haben sogar die grammatiker, während sie die schreibung des ß nach langem voc. (in stôß, stôßen, weiß, weißen) vertheidigen, den falschen satz erfunden, daß nach kur- zem voc. der inlaut ß zu ss werde, mithin wasser (aqua) fessel (vinclum) essen (edere) lassen (sinere) wissen (scire) etc. zu schreiben sey, wonach z. b. gewißen (conscientia) mit gewissen (certum) unorganisch zus. fällt. Ich versuche es einmahl, diesem fehler auszuweichen, da mir wirklich scheint, daß die unterscheidung missen (carere) gebißen (morsus) masse (massa) haße (odio) feinhörigen immer noch angemuthet werden dürfe. Irre ich (und daß die dichter misse:wiße reimen, wie glücke:blicke ist mir wohl bekannt) so sollte we- nigstens die schreibung den alten, guten unterschied so lange ehren, als sie noch grôß und blôßen (nudum), welche auch auf lôs (liber) kôsen (adulari) reimen, bei- behält. — Die verbindung zw vertritt jetzo drei frühere anlaute (s. 420.) zwerg (nanus) zwerch (obliquus) zwei (duo). Statt der mittelh. sl. sm. sn. sw gelten schl . schm . schn . schw . wie sch . schr; dagegen bleiben sp. spr. st. str. in der schrift, lauten jedoch schp. schpr. scht. schtr. an, nicht in noch aus. — I. neuniederländische buchstaben. (K. G. CH. J. H.) gutturales. Für die ten. das k-zeichen, c nur in fremden wör- ter und ck im gebrauch; die med. darf nunmehr auch auslauten, dichter aber gestatten sich noch zuweilen sang (cecinit): dank, barg (abscondidit):stark. Vom schwan- ken zwischen g und h oben s. 427. — Das erste mittelh. ch gilt in hoch, noch, doch; nicht in sâh, geschâh, lîh, flôh; — das zweite und dritte gelten ebenso. Die übri- gen mittelh. ch hören auf, namentlich herrscht ten. im anlaut. — Anlautend besteht j theils org in jâ, jâgen, jâr, jæten, jêner, joch, jung, jucken; theils unorg. in jê (unquam) jetzt (modo) st. ie, iezt, dessen richtigkeit die landschaftliche aussprache î, îzt und immer st. iemer bewährt. Der fehler ist nicht sehr alt, Zesens reim- anzeiger ordnet ie (unquam) noch richtig unter: die, sie. Inlautend kein j mehr, nach langem voc. seiner statt öfters h, als: gluͤhen, bruͤhen, kuͤhe, bluͤhen, blæ- hen, drêhen, kræhen, næhen, sæhen, wêhen. — Der gebrauch und misbrauch des h hat zugenommen 1) org. stecht es wieder in sâh, geschâh etc. dann in schmæhen, bæhen und, wie eben bemerkt, für j in bluͤhen etc. auch für w in rûhe (quies). wogegen es in scheuen mit un- recht verbannt ist. 2) unorg. als dehnzeichen in un- zähligen wörtern, als: sehnen, dehnen, mahnen etc. wofür ich grammatisch sênen, dênen, mânen schreibe. — Für ht, hs durchgängig cht, chs; für ck und gg durch- gängig ck, denn schreibungen wie roggen (secale) st. rocken sind mundartisch. — qu ist beibehalten. Neuniederländische buchstaben. Man hat zu anfang dieses jahrh. in Holland den immer bedenklichen schritt gethan, einförmige recht- schreibung entwerfen zu laßen und von staatswegen ein- zuführen; seitdem wird sie in den meisten büchern beobachtet. Einige sprachgelehrte, mit dieser festsetzung unzufrieden, kehren sich wenig daran und folgen ab- weichenden ansichten. Mir scheint, daß die neue (sie- genbeekische) orthographie grammatisch ungenüge, weil sie sich zu sehr (aber auch wieder nicht strenge) an den alten schreibgebrauch hält; sie ist weder gelehrt ge- nug, noch practisch. Ohne alle anmaßung (wie ich die neuhochd. übliche schreibung mit einer bequemeren I. neuniederländische vocale. vertauscht habe) bin ich sie daher hier zu verlaßen be- fugt und genöthigt. Neuniederländische vocale. Die bezeichnung der länge geschieht ohne zweifel angemeßener, als im hochd.; man bedient sich dazu weder des eingeschobenen h, noch des dem i angehäng- ten e, sondern der gemination, schreibt also z. b. daad (factum) een (unus) mijn (d. i. miin, meus) schoon (pulcher) muur (murus) wofür ich wiederum das gleich- bedeutige dâd, ên, mîn, schôn, mûr setze. Tadelhaft ist nur. daß man diese gem. nicht genug braucht und in vielen wörtern, wo sie eben so wohl vorhanden ist, gar nicht ausdrückt, d. h. den einf. vocal anwendet (wie im neuhochd.). Niederl. dichter unterscheiden gleich den hochd. überall klingende und stumpfe reime. Hieraus ergibt sich unwidersprechlich, daß jeder org. kurzgewesene vocal, auf welchen einf. consonanz folgt, lang geworden sey. Finden wir an derselben stelle z. b. jagen:vagen, wo in andern strophen doeken:hoeken, vlieten:genieten reimen, so wird man auch jâgen:vâ- gen zu sprechen und zu schreiben haben. Noch mehr, die besten dichter binden weten (scire):hêten (vocari) ontvlogen:ôgen (oculis), tônen (ostendere):wonen (ha- bitare), zum klaren erweis, daß aussprache und schrei- bung wêten, ontvlôgen, wônen fordere. Das hat auch die im 17. 18. jahrh. herrschende orthographie häufig, nur nicht immer, erkannt, ich finde z. b. in Kramers wörterb. ganz richtig mâken, zâken, wônen etc. aufge- stellt, andern wörtern gibt er schwankend länge oder kürze z. b. jagen und jâgen, wieder in andern folgt er dem gebrauch und schreibt die kürze, z. b. “jâr pl. jaren, nicht jâren” (warum nicht?) Dies princip, welches ursprüng- liche kürzen in längen wandelt, ist gerade das umge- drehte mittelniederl., wonach kürzen aus längen wurden (s. 468. 470. 471. 472.); dort wurde jaeren (annis) zu jaren, weil es auf varen reimt, jetzt wird varen zu vâ- ren, weil es klingend, folglich auf jâren reimt, damahls reimte nam (cepit):stam (stirps) jetzo nâm (cepit): krâm (merx). Das heutige â in jàren ist bloß zufällige herstellung des alten organismus, da mit derselben regel varen in vâren (ire) verderbt wird. Lange zeit hindurch erhielt sich die mittelniederl. kürzung des â, ô etc. in a, o (bei folgendem einf. cons. mit stummen e) in der L l I. neuniederländische vocale. schrift, als sie schon in der aussprache untergraben war. In dieser überwog allmählig der entgegengesetzte grund- satz der vocalverlängerung, wozu sich die schrift unbe- denklich bequemte, sobald kein stummes e folgte, wes- halb auch Siegenbeek nâm (nomen) ân (praep.) vêl (multum) etc. richtig lehrt, unerachtet ein mittelniederl. nam, an, vel galt. Lehrt er aber zu schreiben lezen (legere) blazen (flare) und daneben schônen (pulchrum) hôgen (altum wênen (plorare) etc. so gebricht diesem system selbst innere folgerichtigkeit. — Die verlängerung der kurzen vocale ist übrigens dem gang, welchen die englische und nenhochd. sprache einschlagen, völlig ent- sprechend, wie in diesen sind auch hier die fälle aus- lautend nicht geschriebener consonanzgemination aus- zunehmen. (A) org. in vlam (flamma) man (vir) dan (tum) zal (debet) was (fuit) bannen (bannire) alle (omnes) dapper (fortis) hand (manus) gast (hospes) etc. Wird vor den verbindungen mit r nicht verlängert (wie s. 467. 2.) son- dern:arm (brachium) erbarmen (misereri) hard (durus) warm (calidus) schwankt jedoch bei dergleichen wörtern in e, welches für die aussprache des mittelniederl. ae beweist, vgl. werm (calidus) kermen (queri) ontfermen (misereri) etc. Umgekehrt organisches ë in a, als hart (cor) smart (dolor), zuweilen in â, als stârt (cauda) zwârd (ensis) vgl. oben s. 469. 470. (E) beispiele: hebben (habere) zeggen (dicere) trek- ken (trahere) geld. veld. melden. delven (fodere) plen- gen (fundere) zwerven (vagari) ver (longe) ster (stella) wet pl. wetten (lex) stam (vox) mes (culter) het (id) met (cum) etc. Von einer unterscheidung des ë und e kann nicht mehr die rede seyn, weil schon im vorigen zeitraum alle e zu ë geworden und es der aussprache nach noch heute sind. In wensch (votum) vertritt e ein org. u. Einige wörter schwanken wohl zwischen kürze und länge z. b. beter (= better) und bêter. (I) beispiele: ik (ego) blikken (conspicere) ridder (eques) schitteren (micare) kim, pl. kimmen ( ὁριζων ) min (minus) wil (voluntas) zich (se) ding (res) schild (scutum) etc. Zuweilen für ursprüngliches ie , als: hing (pendebat) licht (lux). (O) beispiele: kon (potuit) zon (sol) vol (plenus) stof (materies) op (praep.) hop (lupulus) jong (juvenis) schonk (donavit) zonde (peccatum) wonder (mirac.) etc. I. neuniederländische vocale. Überall vertritt es hier das org. u, auch in kon, schonk (wo nämlich der ablaut des pl. in den sing. drang). (U) beispiele: stuk (frustum) brug (pons) geluk (for- tuna) zullen (debent) hun, hunne (pron.) dus (ita) rust (quies) put (puteus) gestut (nixus) etc.; auszusprechen wie hochd. ü oder französ. u. (Y) gilt in fremden wörtern wie: sylbe, systema, (früher auch in ey, uy statt ei, ui) wird aber häufig fehlerhaft für ij (welches ich mit î ausdrücke) gebraucht, namentlich in den auslauten zy (illa) by (apud) my (me) gy (vos) hy (ille); der laut ist kein anderer als zî bî etc. und unterschiede wie zwischen zy (illa) und zij (sit) bedeuten wenig. (AA) 1) org. in jâr (annus) mâr (vero) râd (cons.) dwâs (stultus) slâpen (dormire) blâzen (flare) etc. 2) un- org. α ) wenn der einf. cons. auslautet, als: dâg (dies) nâm (nomen) hân (gallus) tâl (sermo) lâs (legit) etc. β ) wenn noch ein stummes e folgt, als nâmen (nomina) hânen (galli) wâter (aqua). (EE) 1) organisch α ) = mittelh. ê in zê (mare) sêr (valde) êr (honor) β ) = mittelh. ei in wêk (mollis) têken (signum) bên (os) ên (unus) têder (tener) klêd (vestis) gêst (spir.) etc. in gewissen wörtern bleibt ei . γ ) = mittelh. iu in hêden (hodie). — 2) unorg. statt kur- zes e in bêld (imago) aber nicht mehr hêld sondern held (heros), wêk (hebdomas) wêg (via) nêder (infra) lêzen (legere) brêken (frangere) nêmen (sumere) gêven (dare) gêft (dat) lêven (vita) schênen (lucebant) etc. (II) org und dem mittelniederl. î entsprechend, z. b. lîden (pati) lîk (corpus mort.) mîn (meus) îzer (ferrum) zwîn (sus) etc. wird meistens ij, zuweilen auch y ge- schrieben. Die heutige aussprache ist nicht ganz das reine (mittelh.) î, sondern zwischen diesem und ei , wo- mit es provinzielle aussprache vollends vermengt (so daß alsdann, wie im neuhochd. ei das frühere î und ei zus. fließen); kein dichter reimt inzwischen lîden auf leiden. (OO) 1) organ. dem mittelh. ô und ou parallel als: hôren (audire) lôs (liber) brôd (panis) grôt (magnus) schônen (pulchrum) bôm (arbor) tôm (proles) stôf (pul- vis) hôfd (caput) lôpen (currere) etc. 2) unorg. in zôn (filius) spôr (vestigium) vôgel (avis) dôr (per) bôg (arcus) bôde (nuntius) kôren (granum) hôren, hôrn (cornu) bôrd (margo) wôrd (verbum). L l 2 I. neuniederländische vocale. (UU) von sehr becshränktem umfange und nur vor r und w gebräuchlich, als: vûr (ignis) mûr (murus) ge- bûr (rusticus) zûr (acidus) ûr (hora) dûren (durare) stûr (asper) stûren (mittere) glûren (speculari) hûren (locare); ûw (vobis) dûwen (trudere) hûwen (nubere) lûwen (mi- tescere) stûwen (comprimere); in allen übrigen fällen des mittelniederl. û nunmehr zu ui geworden. Die aussprache ist die des hochd. uͤ, daher kein vûr, mûr auf voer (ivit), kein natûren auf roeren reimen, und hûr (conductio) von hoer (meretrix) ganz abweicht. Neben glûren kommt ein gleichbedeutiges loeren vor, das wohl richtiger lûren zu schreiben wäre. Vor w schwankt es in ou , wenigstens finde ich auch houwen, stouwen geschrieben. (AE) jetzt veraltete schreibung für â, die man aber noch in vielen büchern des vorigen jahrh. findet, z. b. bei TenKate. (AI) veraltet in hair (crinis) st. hâr. (AU) selten und zwar 1) statt des alten al in autâr (altare) neben altâr. 2) in dauw (ros) benauwt (anxius), verschieden von âuw . (EI) 1) altes ei in beide (ambo) leiden (ducere) eike (quercus) eigen (proprius) heil (salus) klein (parvus) rein (purus) etc. Zwischen ihm und dem ê, das in ganz analogen fällen steht, z. b. klêd (vestis) spêk (radius ro- tae) ên (unus) gemên (comm.) gilt also ein positiv durch- gesetzter unterschied. Der laut ei schwebt zwischen ê und î, das beinahe wie ei ausgesprochen wird. 2) statt der kurzen e in einde (finis) peinzen (cogitare), nicht aber in den analogen wenden, schenden; ferner in heir (exercitus) st. hêr (mittelniederl. here) und ebenso meir (mare). 3) aus g entspringend in leidde (posuit) zeil (velum) seisse (sense st. segense). (EU) dieser in der vorigen periode noch fehlende oder nur hin und wieder vorblickende laut ist nun ziemlich häufig und gewährt entschiedne länge; auszu- sprechen wie ein neuhochd. œ. Beispiele: keulen (co- lonia) dreunen (sonare) steun (fulcrum) steunen (niti) deur (porta) geur (odor) keuren (eligere) scheuren (rumpi) treuren (mœrere) heup (femur) heuvel (collis) deugd (virtus) jeugd (juventus) vleugel (ala) reuk (odor) keuken (culina) sleutel (clavis) leuteren (lottern, schlot- tern) reutelen (röchelen) neus (nasus) reus (gigas) reu- zel (rostrum) etc. Hier sind mancherlei org. laute zuf. gemengt, α ) das kurze u, oder vielmehr dessen übertritt I. neuniederländische vocale. in o, daher schwanken zwischen der verlängerung in ô und eu, ich finde spôr (vestig.) und speur, môlen (mola) und meulen; ein oder das andere hat sich will- kürlich festgesetzt. β ) das früherhin aus a und ë ent- wickelte o, als neus, reus. γ ) das lange û in steu- nen, treuren, die der analogie nach stuinen, trûren ha- ben sollten (wie bruin, mûren). vgl. schlußb. 4. über den flandr. dialect. — Zur erklärung dieses eu nehme ich an: es ist ein ursprünglicher umlaut des o, den man freilich angemeßener mit ö, œ bezeichnet hätte, viel- leicht ahmte man das franz. eu (jeune, leur) nach; mehr unten schlußbem. 1. (IE) im ganzen wie in der vorigen periode; der aus ui (mittelniederl. û) übergetretenen wörter mögen einige mehr seyn oder künftig mehr werden, z. b. für kuisch (castus) wird schon heute kiesch geschrieben. Die übergänge in i find dort erwähnt, einige formen schwanken, man sagt z. b. vriend (amicus) und vrind (:kind, vrinden:vinden). (OE) entspricht dem mittelh. uo und ue oder dem neuh. û und uͤ. vgl. gloed (fervor) bloed (sanguis) voet (pes) bloeme (flos) doemen (judicare) voelen (sentire) voeren (ducere) doel (scopus) etc. lautet aber wie û, begegnet also der schreibung, nicht der aussprache des vorhin abgehandelten û. In ou schwankt es nicht mehr. (OU) 1) aus al, ol erwachsen in woud (silva) hou- den (tenere) hout (lignum) etc. 2) in rouw (dolor) vrouw (fem.) mouw (manica) schouwen (contemplari) verdouwen (digerere) vouwen (plicare) etc. (UI) dem mittelniederl. û, dem mittelh. û und iu, dem neuh. au und eu parallel; steht vor allen cons. nur nicht vor r, wo das unumlautende û bleibt; denn aus dem umlaut muß dieser diphth. wiederum erklärt wer- den (s. schlußbem.). Beispiele: zuil (columna) ruim (spatium) kruim (mica) bruin (fuscus) huiveren (tremere) duif (columba) gebruik (usus) bruid (sponsa) luid (sono- rus) huis (domus) duister (obscurus) etc. (AAI. OOI. OEI. AAU. EEU. IEU) den s. 483. ange- gebenen triphthongen entsprechend: frâi (pulcher) krâi (cornix) zwâi (vibratio) mâien (metere) zâien (serere) plôi (plica) ôit (unquam) môi (pulcher) kôi (stabulum) strôien (spargere) tôien (ornare) bloeien (florere) boeien (compedibus vincire) spoeien (accelerare) moeien (mo- lestare) râuw (crudus) kâuwen (manducare) blâuw (coe- ruleus) flâuw (debilis) êuw (seculum) lêuw (leo) lêu- I. neuniederländische vocale. werk (alauda) hieuw (caecidit) nieuw (novus), letzteres weder nûw (wie ûw, vobis) noch nuiw (wie sonst ui für hochd. iu ). — Schlußbemerkungen. 1) der umlaut mangelt wie im vorigen zeitraum, d. h. er dauert nur unverstanden in gewissen wörtern fort, die er ehmahls belebte, z. b. in wenden (vertere) mensch (homo) bed (lectus) er- scheint aber im pl. von hand, balg etc. nicht mehr. Da sich a und e in diesem verhältniß nahe liegen, kam zuweilen e in umlautsunfähige formen, z. b. echter (post) erg (pravus, wofern hier nicht e das alte ae in aerg st. arg?). Aus ähnlichem schwanken zwischen um- lautender und unumlautender form erkläre ich mir das verhältniß zwischen eu und ô, z. b. deun (tenax) scheint dem mittelh. gedon (compressio, vis, s. 336.) verwandt, deuntje (modulatio) unserm tœnchen; slot, sleutel ver- halten sich wie schloß, schlüßel, dreunen ist unser drœ- nen, heup das mittelh. huf. gen. hüffe, richtiger wäre freilich ohne umlaut hôp, wie wônen (habitare) spôr richtiger als weunen, speur. Endlich ist der diphth. oe als umlaut eines früheren organ. ô (oo) zu betrachten, das er in der schreibung gänzlich verdrängt hat, denn roemen (gloriari) gemoed (mens) vergleicht sich dem mittelh. ruemen, gemuete, folglich stehen roem (gloria) moed (animus) voet (pes) f. rôm, môd, vôt (mittelh. ruom, muot, fuoƷ). Die unorg. ausdehnung unverstandenes umlauts habe ich oben s. 512. gerade so im mittelengl. nachgewiesen; der sing. voet ist ganz jenes fête. — 2) aus der verhandlung der buchstaben ergibt sich die abänderung der s. 484. 485. (unter 3.) vorgetragenen mit- telniederl. einrichtung. Der dortige fall α . besteht nicht mehr, es heißt jâr, jâren; êr, êren; tîd, tîden; ôr, ôren; mûr, mûren. Und ob zwar im fall β . ebenso wie da- mahls gerâkt (tactus) sprêkt (loquitur) etc. gilt, ist doch diese verlängerung nicht folge der syncopierten flexion, vielmehr schon im inf. râken, sprêken vorhanden. — 3) tonlose und ausfallende vocale der endung sind aus den dichtern zu lernen; sehr häufig wird z. b. das â in vruchtbâr, strîdbâr ausgestoßen, wenn noch ein flexions- e folgt, dierbren f. dierbâren (eximium) d’ondrâgbre pîn (die unertragbare pein). — 4) die vocale der flämischen (flandrischen) und brabäntischen mundart (in welcher während des 16. 17. jahrh. vieles gedruckt worden ist) weichen verschiedentlich von der neuniederl. (holländi- schen) einrichtung ab. Lernen läßt sich kaum etwas I. neuniederländische consonanten. neues daraus, was nicht schon im mittelniederl. vorge- kommen wäre; dieses kann dadurch bestätigt und erläu- tert werden. So gilt noch ae für â; au für ou (gaud, vaud, staut); ou für oe (roupe, clamo; bouc, liber) doch oe daneben (z. b. voet, pes; vroet, prudens, nicht vout, vrout); ue für ô (duer, per; vueghel, avis; huenich, mel) eu (dueghd, virtus; duer, porta) und û (huere, hora; natuere; vuer, ignis); û für ui (ût, ex; hûs, domus); ei f. ê (in meinsch, homo; weinsch, votum). Merk- würdig, daß gerade die beiden umlaute eu und ui mangeln. Neuniederländische consonanten. Vorbemerkungen. 1) die med. d und g bleibt im auslaut , doch mag die aussprache des ausl. d dem t na- hekommen, da die dichter unbedenklich klêd, lied, gloed, nôd, môrd mit wêt, ziet, voet, vlôt, vôrt ver- binden. Inlautend darf kein bieden, lieden auf vlieten, genieten reimen. Inconsequent ist in einigen wörtern der alte auslaut t stehn geblieben, namentlich met (cum) st. med, inlautend mêde, ferner ont- st. ond-. Von g und ch unten beim kehllaut. Das v und z wandeln sich auslautend stets, inl. aber vor cons. in f und s, als: gêven, gêft, gâf, gâven; bêven (tremere) bêfde; grâven, groef, grâf (sepulcrum); grâf (comes) grâvinne (comitissa) lief, lieve, liefling nicht lievling) lêzen, lâs, râzen (insanire) râsde etc. TenKate p. 126. behauptet auch im auslaut v. z. wenn das nächste wort vocalisch anlautet; diese theorie ist aber für die heutige sprache zu sein und ich finde sie bei den sorgfältigsten dichtern unbeachtet, (vgl. übrigens oben s.379. β ). . Geminierte consonanz wird im ausl. einfach geschrieben, behält aber kurzen voc. vor sich, als stem, pl. stemmen; zin, zinnen; ster, ster- ren. 2) die regel vom inlaut s. 486. besteht. — 3) die änderung des anlauts durch inclin. und zus. setzung hat sich meistens verwischt, man schreibt misval, ont- vangen, ontving, ontzetten st. misfal, ontfangen, ont- setten; met den st. metten etc. Einzelnes unverstande- nes dauert fort z. b. toen (tum) st. doen und regellos neben doen; toch neben doch; ontfermen etc. (L. M. N. R.) liquidae. Die im vorigen zeitraum wahrgenommenen eigen- heiten behaupten sich, slek (cochlea) nâld (acus) côning, I. neuniederländische consonanten. liquid. lab. hônig (neben hôning); stân hat im praet. stond, nicht stoed. Das prosthetische n in nârst findet, doch mehr nach gemeiner volkssprache, andere seines gleichen, z. b. narm (brachium) welches Huyd. op St. 3, 105. aus: den arm erklärt, vgl. Bilderdijk gesl. der naamw. p. 208. — Umsetzungen des r: borst (pectus) vorst (gelu) born ne- ben bren (fons) dorschen (triturare) derde (tertius) nôd- druft (necessitas) wrochte (operabar) etc. Wechsel des r und s: bês, bêr, bêzie (bacca); mês, mêr (parus) vgl. mit mĕrula, obwohl mir die formen bêr, mêr, als wirk- lich vorhandene niederl. bedenklich sind, so wie andere zus. stellungen bei Bilderd. l. c. pag. 91. — Der verbin- dung mp . ist die sprache geneigt, vgl. klomp, plomp, stomp, ramp (miseria) rimpel (ruga) dompelen (mergere) mompelen murmurare) etc. ja sie bringt sie hervor, wenn auf m. auslautende subst. durch -je verkleinert werden, als bloempje (flosculus) wormpje (vermiculus) prâmpje (navicula) ruimpje (spatiolum) etc. Gerade wie mpje er- gibt sich bei verkleinerung der auslaute l, n die beliebte form -ltje, -ntje , als vogeltje (avicula) muiltje (crepi- dula) stẻntje (lapillus) reintje (vulpecula) deuntje (can- tiuncula) zoentje (osculum) wagentje (curriculus) etc., zum begriff der diminution sind p und t unwesentlich, wie auch aus schâpje (ovicula) duifje (columba) u. a., wo das bloße j steht, erhellt. Die form -tje scheint mir also unorganisch überwiegend, wenn sie auf andere fälle, z. b. bîetje (apis) koetje (vaccula) ringetje (annu- lus) ansgedehnt wird und gar zuweilen bloemtje, bômtje st. bloempje, bômpje vorkommt. — (P. B. F. V. W.) labiales. In dieser lautreihe finde ich wenig anzumerken, was nicht schon aus dem mittelniederl. folgt. Man prüfe nach den wörterbüchern die fremdheit der anlaute p und f; bei letzterm erscheinen wohl inconsequenzen. Daß fâm (fama) fâli (palliolum, mittelh. feile) fêst (festum) geschrieben werde, begreift sich, nicht so, warum flâuw (debilis) frâi (venustus)? da man doch vlieten (fluere) vriezen (algere) und selbst vlam (flamma) setzt. — Die anlautenden wr gibt das wörterbuch; die inlautenden ouw, ûw, ieuw, êuw, âuw vgl. bei den vocalen, beide erstere schwanken in einzelnen wörtern. Ob auslautend beßer nieu, lêu, flâu. vrou? oder nieuw, lêuw, flâuw, vrouw? gelte, ist bestreitbar; die neuste schreibung be- günstigt letzteres und wohl mit unrecht, (vgl. die aus- laute wêduw, vidua; zênuw, nervus). — Von den gemin, I. neuniederländische consonanten. labial. ling. sind pp und bb häufig, vgl. krabben (radere) ebbe (re- cessus mar.) dubbel (franz. double) tobbe (cupa) etc.; ff gebräuchlich in straffen (punire) schaffen (parare) tref- fen (pertingere) heffen (tollere) beseffen (intelligere) effen (aequalis) und dem daraus stammenden neffens (juxta, hochd. neben). Dies ff ist nichts als eine unorg. dop- pelung des v und steht für heven, beseven, even, da man der vermischung mit w halber nicht vv schreiben konnte, vor einfachem v aber das e wie ê ausgesehn hätte. Wirklich schwarkt schreibung und aussprache in êven, nêvens (nicht hêven, besêven) analog dem neuh. êben, nêben und den übrigen neuniederl. formen lêven (vita) nêvel (caligo) gehêven (elatus) zêven (septem). Jene gemination darf also auch als ein hervortauchen der alten vocalkürze in dergleichen wörtern angesehen wer- den, vgl. s. 133. das alth. heffan und s. 514. die bemer- kung zu dem mittelengl. v mit vorausgeltendem kur- zem e. — ft besteht noch in einigen wörtern z. b. schrift, oft (utrum) etc., in andern schwankt es in das beliebte cht, z. b. schaft, schacht (contus); der Brabänter setzt sogar helcht, hellicht f. helft (dimidium). — (T. D. S. Z.) linguales. Auch hier stimmt die mittelniederl. schilderung, das abgerechnet, daß med. jetzt wieder auslautet, obgleich in einigen büchern des vorigen jahrh. noch lant, hant, bemint etc. zu lesen steht. th nur in fremden namen oder scheinbar, z. b. in thans (illico) aus te hans, te hands, hochd. ze hant, zur hand. Auffallend ist d für h in nâder (propior) vlieden (fugere) geschieden (evenire) st. vlien, geschien (hochd. næher, fliehen, geschêhen) wie auch jene ausgesprochen beinahe lauten. Die sprache hat eine besondere leichtigkeit, den inlaut d zu überhören und sammt dem folgenden tonlosen e völlig auszuwerfen, nicht bloß (wie im hochd. s. 409.) bei fol- gendem weiteren zungenlaut, sondern überall, auch vor liq. und vocalen, zumahl bei vorstehendem (ursprünglich) kurzem vocal. So wird aus vâder, âder (vena) blâden (foliis) blâderen (foliis) vâdem (orgyia) mêde (cum) schrêden (passibus) nêder (infra) vêder (pluma) êdik (acetum) bôde (nuntius) gôden (diis) gebôden (nuntia- tum) etc. vâr, âr, blâren, blân, vâm, mê, schrên, nêr, vêr, êk, bô, gôn, gebôn, welche unbedenklich auf un- zus. gezogene formen wie jâr, vâren, stân, êr (honor) zô (ita) reimen; gleichergestalt entspringt aus woeden (furere) bieden (offerre) woen, bien: doen, zien reimig. I. neuniederländische consonanten. ling. gutt. Ohne dehnzeichen sollte geschrieben werden vaar, neer, boo, woen; man hat aber die unschickliche schreibung vaâr, neêr, goôn, boô, woên angenommen, als läge auf dem zweiten vocal ein ton oder anderer laut, als auf dem ersten, da doch váar etc. zn betonen wäre und überhaupt nicht zwischen beiden aa, ee etc., sondern erst nach ihnen der cons. wegfällt Dagegen lese ich irgendwo schaaûw (und nicht schaâuw) f. schaduw (umbra); beßer schaa’uw, schâ’uw; hier bleibt der tonlose flexionsvocal. . Verlangt dieser wegfall bezeichnung, so darf es keine andere seyn, als der apostroph: vaa’r, nee’r, boo’ (vâ’r, nê’r, bô’) woe’n. Zugleich lehren woen, bien, daß â, ê, ô in den übrigen fällen nicht erst durch die elision des d veranlaßt wird, es war schon in vâder, nâder, bôde vorhanden, ob- gleich man vader, neder, bode zu schreiben pflegt. — Umgekehrt drängt sich d nach l. n. r. ein, wenn die silbe er folgt, namentlich also im comparativus, pl. auf er, und in ableitungen, z. b. minder (minor) mêrder (ma- jor) helder (clarior) kleinder (minor) schônder (pulchrior) zêkerder (certior) hoenderen (gallinae) bênderen (ossa) dâlder (thalerus) inwônder (incola) bestelder f. besteller etc.; einige dieser formen schwanken und man zieht wohl heute die weglaßung des d vor. Organische ursache hatte dieses d nur in den comp., wo ld, nd, rd die ge- mination ll, nn, rr (heller, minner, merre f. mêrer) ersetzte; hernach wurde es auf scheinbar ähnliche fälle erstreckt. — Das verhältnis des s und z oben s. 496. an- gegeben, einige wörter haben auch anlautendes s. vor vocalen, namentlich sissen (sibilare) suizen (stridere) sul- len (labi, unterschieden von zullen, debere). Statt gans (totus) gilt gants, gansch (s. 496.) neben dans, glans etc. inlautend danssen, glanssen; statt des mittelnie- derl. ssc nunmehr sch; im anlaut schwankend sidderen und tsidderen (s. 497.). Sonderbar âssem (spiritus) neben âdem. — (K. G. J. CH. H.) gutturales. Diese lautreihe hat sich verglichen mit den voraus- gehenden mehr verändert, hauptsächlich dadurch daß gh völlig und damit ch großentheils abgestorben ist. Es heißt dâg (dies) pl. dâgen st. des mittelniederl. dach, daghen. Das s. 501. aufgestellte erste ch hört ohne zweifel auf und lautet allerwärts g; dadurch ist das an- I. neuniederländische consonanten. gutturales. dere, ganz verschiedene in der verbindung cht wankend geworden, welche die meisten durch gt auszudrücken pflegen, als: pligt, gewigt, gezigt, berigt, regt (jus) vlugt, bragte (attulit) dogter (filia) nagt (nox) etc. unor- ganisch, wie man aus dem sächs. sieht, wo die verbind. ht. nicht von der med. g. abhängt. cht wird behalten, wenn es dem hochd. ft entspricht, als gracht, kracht, sticht, zucht, lucht etc. da aber diese unanstößig auf nacht (nox) vlucht, plicht reimen, nie auf dâgt (lucescit) drâgt (portat) folglich kurzen voc. vor sich leiden, (wie er sich vor ch schickt) keinen langen (wie er sich vor g gebührt); so erkläre ich die schreibung gt (= hochd. cht) in allen wörtern für verwerslich, man setze môgen, mochte (hochd. mœgen, mochte) brengen, brachte nicht mogte, bragte. Außer der verb. cht erscheint ch ferner 1) im pron. zich (se aber sehr unorganisch, wie man aus der reihe goth. ik, mik, sik, hochd. ich, mich, sich; neuniederl ik, mî, zich sogleich sieht; in mî ist die gutt. apocopiert, wie im engl. î statt ic, aber zich , (mittelniederl. überhaupt noch ungekannt) entlehnte erst die spätere sprache mit dem aspirierten laut aus dem hochdeutsch, ohne zu bedenken daß zik oder zî form- gerechter gewesen wäre. 2) in doch (tamen) noch (ad- huc, nec). welche der analogie von hôg (altus) zâg (vi- dit) gemäß dôg, nôg lauten sollten, auch zuweilen dog, nog geschrieben werden; zwischen noch (nec) und nog (adhuc) zu unterscheiden ist rein willkürlich. 3) lichâm (corpus) vgl. oben s. 198. 219. 262. muß des kurzen i wegen nunmehr bleiben, schlechter ist die schreibung ligchâm, so wie 4) lagchen st. lachen (ridere), zuweilen selbst lachchen. — Die fehler rücksichtlich des h (s. 4.) hören wieder auf, dauern aber in der flandrisch-bra- bantischen mundart fort, wo man hantwerpen f. ant- werpen etc. findet. — Zwischen j und i der unterschied des vorigen zeitraums, daher iemand, iet, ieder, aber jeugd (juventus) jong, jâr zu schreiben. — ck, qu, x werden nunmehr durch kk, kw, ks bezeichnet, als blikken, takken, kwâd (malum) kwispel, bliksem (fulgur) etc. wogegen sich theoretisch wenig einwenden läßt. — Schlußbemerkung. Die s. 504. vorgetragenen inclina- tionen sind heutzutage beschränkter; doch bleibt noch t für het, s für des, k für ik, s für is, d für de (bei vocalanlauten) allgemein bräuchlich, im schreiben werden sie aber nicht angelehnt sondern apostrophe voraus oder nachgeschickt, z. b. ’t volk, op ’t land, in ’t wâter, ’s I. neuenglische vocale. kônings zîde, ’k heb, dit ’s, d’ârde oder auch de ârde; die holländische poesie bedient sich der synalöphe un- gleich häufiger, als die heutige hochd. schwed. oder dänische. Neuenglische buchstaben. Die ursachen, welche einer einfachen orthographie aller heutigen sprachen verderblich werden, nämlich schwanken zwischen der alten schreibung und der neuen aussprache, walten hier auf alle weise; so groß gewor- den ist die verwirrung, daß man die wahre aussprache fast nur ungelehrt durch das gehör zu lernen vermag. Über die sucht, von der wir zuweilen Hochdeutsche und Niederländer befallen sehen, ein gleichförmiges laut- system aufzufinden und mit verletzung aller historischen rücksicht roh ins volk einzuführen, sind daher Englän- der lange hinaus. Die grammatiken und wörterbücher bedienen sich zwar zur näheren bestimmung verschiede- ner lautverhältnisse einer accentuation, welche aber dem gewöhnlichen leser und schreiber ganz unbekannt blei- ben kann. Diese accente weichen von der sonstigen verwendung derselben zeichen ab; mir bedeutete acu- tus den ersten, gravis den zweiten ton; englische gram- matiker setzen in gleichtonigen silben den acutus um kurzen, den gravis um langen laut eines vocals auszu- drücken, z. b. thíng, hánd, mìld, nàme, sprich: thinng, hännd, meild, næm; in diphth. brauchen sie beide mehr zu willkürlicher unterscheidung. — Statt die menge von regeln und ausnahmen über aussprache der engl. buchstaben einzeln abzuhandeln und auf meine vorstellungsart zu beziehen, mögen hier einige unvoll- ständige bemerkungen über das wichtigste genügen, wo- bei ich ohnehin auf die deutschen oder sächs. bestand- theile der sprache eingeschränkt bleibe. Neuenglische vocale. Auch die neuengl. poesie kennt nur stumpfe, keine klingende reime; wörter, deren vocal einfache conso- nanz und flexions-e folgt, haben letzteres stumm, er- steren lang. Das heißt: die organ. länge und tonlose flexion (came, venerunt; mìne, meus, angels. cæmon, mîn) steht mit der org. kürze und stummen flexion (name, nomen; angels. nama) gänzlich gleich. Ich werde I. neuenglische vocale. die kurzen vocale unaccentuiert laßen, die langen statt des gravis aber circumflectieren. (A) zwar noch geschrieben in can, man, hand, land, thank, glad, craft etc. lautet aber wie neuh. ä. In all, halm, balk, malt, warm etc. gilt jetzt â, vor ld. ng übergang in ô, o, als ôld, côld, song, wrong. (E) end (finis) men (homines) bench (scamnum). (I) thing, thick, thin; vor ld, nd meistens zu î geworden, doch mit ausnahmen z. b. wind. (O) smock, tongue, gold, wolf, sorrow, one (unus). (U) full, but, under etc. die aussprache bald wie hochd. u, bald zwischen o und ö; vor ld, nd (meistens) zu ou geworden. (Y) kurz nur in unbetonten silben. (AA) nâme, gâte, tâke, sâke, stâre, hâlm, wârm, lautet bald æ, bald ê, bald â. Dem angels. â (hochd. ei) entspricht es nirgend mehr, vgl. ô, oa und den ge- kürzten artikel a, an, während das zahlwort one lautet. (EE) lautet wie ein mittelh. î: hê (ille) mê (me) thê (te) bê (esse) bê (apis) êven, êvil, dêd, strêt, fêt (pedes) sên (visus). Wird bald è bald èe geschrieben und inconsequent z. b. thee (te) neben me (me), die sich in der aussprache so wenig scheiden, als bè von bèe; die schreibung ee führt auf ein angels. theils ëó (dèep, dèer) theils ëo (bèe, sèen) theils ê (dèem, fèet) theils æ (strèet, dèed). (II) mîne, thîne, tîde, rîde etc. sodann vor nd, ld, gh, mînd, chîld, wîld, hîgh, nîght; ausgesprochen wie hochd. ei. (OO) 1) = angels. ô, jedoch doppelter art α ) òo , ausgespr. û, als môd, blôm, bôn, môn. β ) òo , ver- kürzt wie u lautend, blôd, gôd, fôt, in brother sogar einfach geschrieben. 2) = angels. â, ausgesprochen ô, als: hôme, bône, stône, chôd; häufiger erscheint hier oa . 3) auslaut in sô, frô, whô, dô, tô, whô etc., bald ô, bald û auszusprechen. (UU) fehlt in der schrift, nicht, wie eben bei ô ge- sehn, in der aussprache. (YY) stets einfach und nur auslautend geschrieben, in der wirkung dem î gleich, also mit der aussprache ei: bŷ, mŷ, thŷ etc. (AU) selten, z. b. laugh, draught; häufiger aw : law, draw, hawk; beide mit überhörtem u oder w wie â lautend. I. neuenglische vocale. (AI. AY) main, brain, hair, may, day etc, beide wie æ zu sprechen, ai inlautend, ay auslautend. (EA) vielfach 1) èa, mit dem laut î, in: eam, dream, bean, leaf, sheaf, ear, hear, lease, east, neat etc., meist dem angels. eá parallel, zuweilen dem kurzen ë, als speak (sprëcan). 2) èa, von einigen eà accentuiert, mit der aussprache ê, als: great, bear, break; organisch eins mit dem vorigen ersten (häufigeren) èa, also angels. theils eá, theils ë. Es ist willkür des sprachgebrauchs, daß neat, great, speak, break wie nît, grêt, spîk, brêk lau- ten. 3) éa, vor den verbindungen mit r, wie ä lau- tend: earl earnest, earth, = angels. ëo. 4) eá, wie kur- zes e lautend in heaven, read (legi) dead (mortuus) etc. — Ub-igens merkwürdig, daß der im mittelengl. selten ge- wordene diphth. wieder so häufig vorkommt. (EI) mit der aussprache ê (their, eight, neigh) und î (either, neither); zuweilen statt î (und dessen wahrer aussprache gemäß) geschrieben in height, sleight. (EW) iu auszusprechen (new, flew, ew). (IE) lautet î und ist organisch in thief, unorg, in field, shield, yield. Wo es aus dem zweisilbigen î-e erwächst, gebührt ihm die aussprache ei, als: lie, flie, pl. slies. Man accentuiert daher thíef, fíeld, und lie, flies. (OA) entspricht dem angels. â, lautet aber wie ô, als: loam, loaf, goat etc. ich weiß keinen grund, war- um man in andern wörtern ô schreibt (hôme, bône, strôd) zuweilen schwankt selbst die orthographie, z. b. clôthe, cloathe. Vermuthlich war die aussprache in gewisser zeit und gegend wirklich oa (wie in bairischer volksmundart boan, stoan). Selten gieng sie in â über, wie in broad (wo man óa zum unterschied von jenem òa schreibt). (OE) bald ô (doe, foe) bald û (shoe) zu sprechen. (OU) mehrerlei 1) óu mit der aussprache au , als: thou, loud, foul, sour, south, house, mouse; desgl. statt org, kurzes u vor nd: hound, wound (praet. von wind); zuweilen ów geschrieben: how, now, mow (horreum) sow, brown, fowl (avis), welches ausgespro- chen nicht von jenem foul (putridus) zu unterscheiden. 2) òu , auszusprechen ô in four, soul und statt org. kur- zes u vor ld: mould, shoulder; zuweilen òw geschrie- ben: mow (metere) crow, know, bow, flow. 3) où , auszusprechen û, als: you, youth, wound (vulnus); I. neuenglische consonanten. wie kurzes u in could, should. 4) lautet wie a in thought’ wrought. 5) wie o in enough. — Schlußbemerkungen. 1) eine (durch ua, ui, oi, ieu, eou, eau, in fremden wörtern noch gemehrte) verwir- rende menge diphthongischer lautbestimmungen; statt der sechs mittelengl. ai, ea, ei, eo, eu, ou (worunter dazu ea, eo, eu sehr selten im gebrauch) nunmehr neune: au, ai, ea, ei, ew, ie, oa, oe, ou, beinahe sämmtlich unsicherer aussprache. Jene sieben längen (s. 242.) sind im engl. der schreibung nach: à (ee), oo, ou, ò, ea, ì, ew, der aussprache nach: æ (ê), û, au, ô, î, ei, iu, wovon û, au, ei (mood, mouse, mìne) auffallend zu der nsuhochd. lautveränderung (mûth, maus, mein) stimmen, ô und î (stône, èar) hingegen stark abweichen (stein, ôr). Gilt aber vom neuh. û, au, ei kein schluß auf die aussprache des mittelh. uo, û, î, so wird man auch das angels. ô, û, î nicht neu- englisch aussprechen wollen, obwohl û im mittelengl. bereits zu ou , daraus zu au ward. 2) die störung des organismus wird man nicht bezweifeln, wenn man theils wörter, die in den übrigen sprachen gleichen vocal ha- ben, im engl. von einander abgewichen erblickt (z. b. die mittelh. hâr, jâr, tât, mâne: hair, year, deed, moon; unter, hunt, wunde: under, hóund, woùnd) theils im engl. gleichlautig gewordene in verschiedenlau- tige der übrigen sprachen auflösen muß (vgl. street, feet, seen, deep mit dem mittelh. strâƷe, fueƷe, gesehen, tief). 3) selbst der einfluß der verbindungen nd. ng. ld. auf die organischen kürzen a, i, u erzeigt sich ungleich: hand, long, côld; mînd, ring, mîld; hóund, yong, mòuld. 4) der umlaut ist ein todter, spur seiner wirkungen aber noch sichtbar und erhöht die schwierigkeit der laute. Neuenglische consonanten. 1) media lautet aus und scheidet sich reinlich von der ten., die dichter, während sie es mit verwandten vocallauten unstrenge nehmen, reimen kein d auf t, kein g auf k. 2) hiermit einstimmig wird gem. im aus- laut geschrieben, als: beck (nutus) muck (stercus) will (voluntas) still (adhuc) ass (asinus) miss (carere); incon- sequent aber kein mm, nn, rr, bb. pp. gg. dd. tt, son- dern swim (natare) lin (cessare) star (stella) stab (caedere) ship (navis) beg (orare) sit (sedere). 3) inlautend scheint gemination zuweilen ungeschrieben vorhanden, z. b. in I. neuenglische consonanten, liquid. lab. ling. shadow (umbra) body (corpus) seven (septem) heaven (coelum) ever (semper), wo die nachwirkung des alten kurzen vocals klar waltet. (L. M. N. R.) liquidae. l. wird nach a und o (nicht aber e, i) bei folgen- dem m, k, v, f in der aussprache überhört, d. h. halm (culmus) calf (vitulus) stalk (caulis) folk (gens) lauten hâm, câf, stâk, fôk, was sich einigermaßen dem ver- schmelzen des niederl. l vor d vergleicht, die verlän- gerung des a dem dortigen u. (P. B. F. V. W.) labiales. Fast wie im vorigen zeitraum; b. wird auslautend nach m nicht gesprochen, lamb wie lämm; der inlaut f inconsequent wieder in einigen wörtern zugelaßen, z. b. lîfe (vita) wîfe (mulier) sâfe (salvus) nicht aber in lîve (vivus) wîves (mulieres) shâve (radere) etc.; die in- und ausl. w. bei den voc. angezeigt. In der anlauten- den verb. wr . überhört die aussprache das w völlig; bei wh . ist zu unterscheiden, vor a, e, i, y, u, ea, â, î, lautet es wie w, zwischen whîle (morari) und wîle (fraus), jenes altn. hvîla, dieses vêl, kennt die anssprache keine abweichung; vor o und ô hingegen lautet wh wie h, vgl. whô, whôse, whôm und hier pflegt es in einigen wörtern gerade auch unorganisch das eigentliche einfache h zu vertreten, z. b. whôre heißt angels. nicht hvôre, sondern hôre; whôle (sanus) steht deutlich für hôle (angels. hâl), wie auch das daneben geltende hèal (sanare) lehrt. Mittelengl. daher noch richtig hôl und hôre. Die spätere schreibung unterschied für die augen whole, whore von hole (foramen) hore (canus). (T. D. TH. Z. S.) linguales. Das inl. d. überhört sich zuweilen, z. b. in wednes- day, handsome (sprich hännsome, wennsday, niederl, woensdag) aber lange nicht so häufig als im neu- niederl. Das an- und auslautende th. wird in der re- gel gelispelt, etwa gleich dem griech. θ gesprochen, in gangbaren pronom. und partikeln (thou, their, than the etc.) lautet es wie med. oder das alte dh. Diese weichere aussprache gebührt auch dem inlautenden th, so daß die s. 514. getadelte schreibung father, mother auf den feinhörigen unterschied zwischen d und dh hin- auslauft; man spricht modher wie brodher aus, statt mo- der. — Statt s. hat sich unbefugt ein roman. c einge- drängt in lîce, mîce pl. von louse, mouse, während man gêse (nicht gêce) pl. von gôse schreibt; ebenso in I. neuenglische consonanten. ling. guttur. den contractionen pence, dîce st. pennies, dies. Die aussprache des s. ist sausen (hiss), die des z. summen (buzz) ein milder, dem harten hochd. zischlaut unver- gleichbarer laut, eigentlich aber nur in undeutschen, romanischen wörtern herrschend, eben jenes buzz selbst ist nicht sächs, abstammung. Das inlautende s mildert und nähert sich dem summlaut, am deutlichsten sondern sich die anlaute s und z. Dem niederl. z begegnet das engl. wohl in der aussprache, nicht in den wörtern selbst und beide haben verschiednen grund, daher z. b. das niederl. zon mild, das engl. sun hart anlautet. (C. K. G. CH. J. H. Q. X.) gutturales. Die hauptsache ergibt sich aus dem vorigen zeit- raum; orthographisch hat man einigen anlauten vor a, o, k zugetheilt, den meisten c, als: kock (rupes) un- terschieden von cock (gallus) beide gleicher aussprache. Vor i bleibt natürlich k. Vor n laßen sich anlautend k und g gar nicht hören, knê, knîfe, gnat, gnaw klin- gen wie nê, nîfe, nat, naw. Die syncope des inl. k dauert fort, wenigstens in der aussprache lautet tâken = tân (sprich: tên, tæn) und man schreibt auch vertrauli- cherweise ta’en, allgemein aber mâde f. mâked. — Statt y ist g wieder hergestellt in give, gift, dagegen yâte und gâte vermengt. — Für ht wird ght geschrieben, doch ht. gesprochen; in enough (satis) gh. wie f. Schlußbem. die inclination der verneinung ist größ- tentheils verloren, gilt nur in none (nullus) neither (neu- ter) nill (nolle); not und nought sind ursprünglich das- selbe (angels. naviht, navht, nauht, nât wie das hochd. nicht aus newiht, niht, nit). Schwedische buchstaben; vocale. Gleich der neuhochd. und neuniederl. dichtkunst beobachtet die schwed. den unterschied stumpfer und klin- gender reime, welcher lehrt, daß auch hier organische kürzen mit einfacher consonanz verlängert worden sind. Darum reimen træda (calcare): klæda (amicire) skûren (scissus): mûren (muro) sêder (mores): hêder (honos) ungeachtet im altnord. trodha, skorinn, sidhir kurzen voc. besitzen Ohne zweifel würden auch einem isländischen dichter heutzutage mala (molere) trodha, skerit, sidhir klingend . Darum hat grîpa nun auch im part. M m I. schwedische vocale. grîpen, während das altn. den inf. grîpa vom part. gri- pinn unterscheidet. Nur zeigt sich hier bei dem a eine merkwürdige abweichung von der hochd. und niederl. sprachgeschichte. Durch die unorg. vocalverlängerung wurde maln (molere) farn (ire) zu mâlen, fâren und gleichlautig, folglich reimfähig mit mâlen (pingere) jâ- ren (annis). Das altnord. mala (molere) fara verlängert sich nun zwar schwed. in mâla, fâra, reimt aber nicht auf måla (pingere) und fâra behält einen von år (annus) abweichenden laut. Im verlauf der zeit hatte das alte, organische â den laut å angenommen, welchem die un- org. verlängerung des a nicht beikommen konnte. Die- ser unterschied zwischen â und å ist vortheilhaft. Übri- gens läßt die schwed. schrift den dehnlaut völlig unbe- zeichnet und setzt a, e, i, o, u zugleich für â, ê, î, ô, û, deren einführung in der grammatik nothwendig ist. Die jetzt mit recht veraltete orthographie früherer jahrh. hatte wohl versucht, das neuhochd. dehnzeichen h. hin und wieder und ganz überflüßig bei dem å ein- zuführen, z. b. åhr für år (annus). (A) vor geminierter und verbundner consonanz, z. b. padda (rana) hatt (pileus) natt (nox) all (omnis) hammar (malleus) panna (frons) annar (alius) narr (stultus) halm (culmus) half (dimid.) hals (collum) balk (trabs) ande (spiritus) hand (manus) varm (calidus) etc. Auszuneh- men: ll (das für ld steht) ld. ng. rd. welche å erfordern. (E) e und ë sind vermengt, beide drücke ich mit e aus; dieses e aber besteht nach willkürlichem gebrauch in verschiedenen wörtern, denen ganz analoge gewöhn- lich ä angenommen haben, beispiele: engel, enkja (vi- dua) menniskja (homo) berg (mons) eller (sive) svensk (suecanus) etc. Bei vergleichung neuschwed. bücher mit solchen, die vor hundert jahren gedruckt wurden, findet man den gebrauch des ä zu, den des e abnehmen. Da- mahls hieß es noch hest (equus) rett (jus) lemna (lin- reimen; also ist ein neuisländ . mâla, trôdha, sidhir und grìpinn anzunehmen? Ich glaube allerdings, behaupte nur nicht, daß diese späteren â, ô, î etc. mit den alten organischen â, ô, î gleichen laut haben; man wird (wie im schwed. mâla molere von måla pingere) zweierlei mâla scheiden müßen und vielleicht lautet î in grîpa anders als das in grîpinn etc. Das ganze bedarf näherer untersuchung und würde die neuisländ. vocallehre modisicieren, übrigens erklären, warum ein êk, êta statt des altn. ëk, ëta gilt (oben s. 282.). I. schwedische vocale. quere) hemna (vindicare) etc. heute: häst, rätt, lämna, hämna. Beide laute näherten sich also in der aussprache und die meisten der noch üblichen e dürften, ohne ihr zu schaden, mit ä geschrieben werden, eller (aut) engel (angelus) klingen sicher wie äller, ängel, auch alle dich- ter reimen unbedenklich berg (mons) tempel auf dvärg (nanus) stämpel (sigillum) früher dwerg, stempel ge- schrieben. Hiernach scheinen mir Botins unterscheidun- gen des e und ä vollends in unbetonten flexionen (sv. språket p. 36. 53.) allzu spitz und ich meine, daß man sogar in wurzeln durchgängig ä schreiben könne. An- fänglich lief wohl der unterschied zwischen e und ä auf die begründete unterscheidung zwischen ë (= i) und e (umlaut des a) hinaus, man schrieb verld (mundus) herre (herus) herde (pastor), hingegen hand, händer, ände (finis) etc. d. i. nach mittelh. bezeichnung vërld, hërre, hender, ende. Seitdem aber der gebrauch träffa (attin- gere) svärd (ensis) rätt (jus) etc. einführte, und umge- kehrt e für das umgelautete a galt, z. b. in menniska, engel, efter, ist die organ. verschiedenheit verwischt. Vgl. unten ê, æ, je, jä. (I) beispiele: himmel (coelum) minne (memoria) stilla (sedare) stinga (pungere) mild (lenis) mista (perdere). (O) beispiele: troll (spectrum) torr (siccus) folk (po- pulus) morgon (mane) borg (arx) ord (verbum). (U) beispiele: udd (cuspis) full (plenus) gull (au- rum) gunga (oscillare) bunden (ligatus). (Y) umlaut des u: fylla (implere) gyllen (aureus) (AA) â, unbezeichnet wie kurzes a geschrieben; bei- spiele: fâder (pater) tâla (loqui) drâga (ferre) dâg, pl. dâgar (dies) fâra (ire) etc. lautet gleich dem hochd. â, ohne beimischung des o, daher ganz verschieden von å. Das â ist stets unorganisch, das å stets organisch lang. (EE) 1) organisch, d. h. bald dem altnord. ê parallel als brêf (epistola); bald (und häufiger) dem altn. ei , als: hêder (honor) hêl (totus) hêta (vocari) grêp (prehendit) bên (os) etc. 2) unorg. statt des altn. ë oder i, als lêfva (vivere) vêta (scire) grêpo (prehenderunt) sêder (mores) bêdja (orare) etc.; in êder (vos) vertritt es sogar das altn. ydhr. — Beiderlei ê schwankt zuweilen in æ, so lautet das altn. eiga (habere) eiginn (proprius) hier æga und êgen; andere beispiele unten beim æ. (II) 1) organisch in mîn (meus) grîpa (prehendere) bîta (mordere) blîfva (manere) etc. 2) unorg. seltner (we- gen der übergänge des i in ë) z. b. in frîd (pax) gîfva M m 2 I. schwedische vocale. (dare). — Ob sich vor ng, nk (nach s. 289.) kurzes i verlängert, bezweifle ich, finde wenigstens nirgends an- gemerkt, daß i in ting, ring anders laute, als in vind. (OO) 1) organisch in bôk (liber) fôt (pes) blôd (san- gnis) skôg (silva) tôm (vacuus) etc. 2) unorganisch in gôd (Deus) bôge (arcus) sôn (filius) bôra (terebrare) etc. (UU) 1) org. in mûr (murus) skûr (imber) mûs (mus) etc. 2) unorg. seltner (wie bei î, wegen der über- gänge in o) z. b. stûlen (furto sublatus) slûten (clausus) slût (finis). — Auch hier nehme ich kein û vor ng, nk an, sondern tung (gravis) tunga (lingua). (YY) umlaut des û, als: rŷma (fugere) aber auch in andern fällen dem alth. iu parallel, als: sŷn (visus). (AE) in der schrift ä, grammatisch sind aber ä und æ genau zu scheiden. 1) das häufige ä ist beständig kurz und wie vorhin bei e ausgeführt worden, theils umlaut des a, als: bränna (comburere) tänder (dentes) tänka (cogitare) sätta (ponere) etc. theils ursprüngliches ë, als: vänner (amici) rätt (jus) dvärg (pumilio) smärta (dolor) etc. 2) eben so häufig æ und beständig lang; seinem ursprung nach mehrfach α ) org. lang. d. h. dem altn. æ entspre- chend, meistens umlaut des à: mæla (narrare) aber auch das zweite altn. æ, læra (doctrina) klæda (vestire) etc. β ) unorg. lang und wiederum zweifach, theils ursprüng- licher umlaut des a, z. b. fæder (patres) sæger (dicit); theils ursprüngliches ë, als: bæra (ferre) skæra (scindere) læsa (legere) bæfva (tremere). Dieses unorg. æ verhält sich schwankend zu ê, wie das kurze ä zu e, es heißt z. b. æfva (aeque) bæfva (tremere) væfva (texere) aber lêfva (vivere) gîfva (dare) mittelh. ëben, bëben, wëben, lëben, gëben; ferner hær (exercitus) hærja (depopulari) neben vêrja (defendere) und ich finde bald færja (trajectus) bald fêrja. (AO) å geschrieben, zwischen a und o gesprochen, ein laut, den man in deutschen volksmundarten hört, weder mit â, noch ô zu mengen. Entspricht dem altn. â und wird auch vor ng, ld (oder ll statt ld) sogar vor rd (welches im altn. kurzes a behält) für das kurze a gesetzt: lång (longus) gång (iter) stång (pertica) månge (plures) (ånger (anxietas) ålder (aetas) båld (fortis) vålda (imperare) hålla (tenere) fålla (plicare) hård (durus) gård (praedium) etc. angetroffen; fehlerhaft schreiben ei- nige: long, gong, bold, (umgekehrt unrichtig andere å statt o, ô z. b. gålf f. golf pavimentum, fågel f. fô- gel, avis dån f. dôn, fragor). Dagegen gilt vor den übrigen verbindungen, die im altn. â fordern (s. 286.) I. schwedische vocale. wieder kurzes a, vgl. krank (aeger) hals, halm, half, natt (nox) etc. ås (trabs) gås (anser) bestehen aber. Die übrigen fälle wie år (annus) låta (sinere) språk (lingua) etc. belegen sich allenthalben. (EI) besteht dem laut nach nur in sehr wenigen wörtern und wird dazu ej geschrieben, scheint auch bloße auflösung des org. g; vgl. ej (non) nej (minime) altn. ei (eigi) nei. Inlautend etwan in fejd (pugna) deja (ministra, femina) Woraus sich s. 235. note hlâfdige erklärt, es bedentet: panis dispensatrix, largitrix; lady ist brotfrau, brotausge- berin, wie die Schweden mjölkdeja (milchausgebende dienerin) zus. setzen, vgl. Ihre v. deja. dejlig (formosus) lejon (leo) ander- wärts degelig, däjelig geschrieben etc. (IA) eigentlich im einzigen iag (ego) vorhanden, wird aber jag (d. i. jâg) geschrieben und den organ. j in jâ (imo) jâga (venari) gleichgestellt. Von der entwicke- lung des diphth. ia aus i, ë sogleich mehr beim ie, iä . (IE, IAE) jetzt allgemein je, jä st. ie, iä geschrie- ben; der wechsel zwischen e und ä muß ganz wie s. 546. beurtheilt werden, es ist wirklich einerlei, ob man hjelm, hjerta, jern, jemn oder hjälm etc. schreibe; gleichförmig sollte man nur eins oder das andere an- nehmen, in gedruckten neueren gedichten lese ich hjerta: smärta, qvällar : fjellar etc. Der accent ruht ohne zwei- fel auf dem e, hiérta, iérn und i klingt vor, so daß es anlautend freilich entschiednen jot-laut annimmt; ob dieser früherhin auch in fjell, hjelm etc. vorhanden war, bezweifle ich, mit verweisung auf oben s. 297. 322. folge indessen dem schreibegebrauch. Vermuthlich wa- ren alle je, jä in früherer zeit ja , welches bloß in jâg (altn. ëk, nicht einmahl iak) fortdauerte; hjarta, hjalm schwächten sich allmählig in hjerta, hjelm ab; umlaut scheint hierbei außer dem spiel. Der entsprung dieses ja, je, jä aus altem i, ë ist wie im altnord. darzulegen, ereignet sich mithin 1) und hauptsächlich vor den liqui- denverbindungen: fjell (mons) hjerne (cerebrum) stjerne (sidus) djerf (audax) fjerta (pedere) hjelp (auxilium) mjelte (lien) etc. In einigen bleibt e oder ä, als: smärta (dolor) dvärg (nanus) berg (mons) verpa (ovum ponere). 2) vor l. r. f. d. t. g. k, folglich nach allgemeinem grundsatz mit unorgan. längerung des e, ä in ê, æ als: sjæl (phoca) skjæl (ratio) kjær (carus) tjæra (pix) jæmn (st. jæfn aequalis) fjæder (pluma) fjæt (vestigium) fjæk (sto- I. schwedische vocale. lidus) etc. man dürfte ebenwohl skjêl, kjêr, jêmn setzen. — Ausnahmsweise begegnet je (jê) dem altn. ió , namentlich in tjêna (servire) altn. þióna, welches tjôna nach der analogie von hjôn (familiaris) heißen sollte. (IO) geschrieben jo entspricht schwankend dem altn. ió, iö und y. vgl. hjôn (altn. hión) hjort (altn. hiörtr) jord (altn. iördh) tjock (altn. þyckr) gjorda (cingere, altn. gyrda, girda) skjorta (indusium, altn. skyrta, skirta) zuweilen rückumlaut, als: gjœra (facere) praet. gjorde. (IOE) geschrieben jö , parallel dem altn. iö, als mjœl (far) mjœd (mulsum) mjölk (lac, vgl. oben s. 298.) nicht dem altn. ió , ausg. sjœ (lacus); in kjœn (genus) dem altn. kyn. (IU) geschr. ju , dem altn. ió gleich; in den meisten fällen wird jû anzunehmen seyn; beispiele: sjunga (ca- nere) sjûda (coquere) spjût (cuspis) ljûs (lux) hjûl (rota) sjûk (aeger) etc. (OE) entw. kurzes ö, oder langes œ, in beiden fäl- len nachtheiliger zuf. fluß verschiedner org. laute. Das seltnere kurze ö entspricht 1) dem altn. ê, hochd, ie in höll (tenuit) föll (cecidit) högg (caecidit). 2) dem altn. u in stödd (fultus). 3) dem altn. œ in född (genitus) fötter (pedes). 4) dem altn. y in dörr (janua) törne, spina, þyrnir). 5) dem altn. au in höst (autumnus). 6) dem ió in bröst (pectus) oder haben beide letztere langes œ? Das häufige œ hingegen 1) dem altn. au in kœpa (emere) hœk (accipiter) gœt (fudit) bœd (obtulit) dœd (mors) œga (oculus) bœn (faba) etc. 2) dessen umlaut ey in hœra (audire) œra (auris) rœna (experiri) etc. hierher na- mentlich auch œ (insula) mœ (virgo) hœ (foenum) dœ (mori). 3) dem altn. œ (umlaut des ô) in: dœma (ju- dicare) bœn (votum) hœna (gallina) fœda (gignere) bœte (mulcta) sœt (dulcis) etc. In diesen dreien fällen org. länge, in den folgenden unorg. längerung der kürze: 4) = altn. ö (umlaut des a) hœr (linum). 5) = altn. y (umlaut des u) bœlja (unda) fœlja (sequi) bœrja (inci- pere) sœner (filii) fœre (altn. fyrir) bœr (ventus ferens, altn. bir oder byr). 6) = altn. o in fœr (praep) — Muthmaßlich unterschieden sich im altschwed. so ver- schiedne laute noch durch die aussprache, heute stim- men sie völlig zusammen und den dichtern reimt z. b. bœner (preces) auf sœner (filii) sœm (margo) auf berœm (laus) sœt (dulcis) auf skœt (jaculatus est) da doch altn. weder bœnir: synir, noch mittelh, soum: ruom, suoƷ: schôƷ passen. I. schwedische vocale. (OEI) wird öj, analog dem ej, geschrieben und ent- springt auch meistens aus ög, œg, als: nœja (contentum esse) bœja (flectere) drœja (tardare) hœja (efferre) slœja (peplum) etc. Statt hœjd (eminentia) frœjd (laetitia) schrieb man früher hœgd, frœgd. Schlußbem. 1) die schwed. sprache, im gegensatz zur bochd. und altn., besitzt auffallend wenig (aus ver- schiednen voc. zusammengesetzte) diphthongen und hat (gleich der niederd., zumahl niedersächs.) die früheren au, ei in dehnlaute (œ, ê) verdichtet; die häufigen je, jä, jo, jö, ju lauten gleichfalls undiphthongisch und rei- men auf ê, æ, ô, û, als: ljûs, spjût, jord auf hûs, ût, ord während das alth. spioƷ den ton auf i hat. Die goth. sieben längen (s. 242.) sind hier: å, ô, û, ê, œ, î, jû. Hieraus ergibt sich eine gewisse weichheit, welche aber durch volltönigkeit der einfachen laute, namentlich des a und o in flexionen, vermindert wird. 2) der um- laut ist vorhanden, doch verworrener, als im altn. Die flexion i oder e, das früheres i war, wandelt a in e, ä (man, menniska; hand, händer) o in ö (törne, spina) u in y (gull, gyllen) ô in œ (sôn, sœner) û in ŷ (rûm, rŷma); dagegen lautet å nicht um und œ vertritt sowohl au als dessen umlaut ey. Der durch u erregte umlaut des a in ö (s. 300.) ist abgestorben, st allr, öll, öllu gilt aller, all, allo; st. hönd, handar, saga, sögur gilt hand, hands, saga, sagor. Spurweise hat er sich gleichwohl des worts bemächtigt und läßt dann keinen rückuml. zu, vgl. hœr (linum) namentlich viele schwed. jö, jœ, als björn, björns mit dem altn. biörn, biarnar. Aus hiörtr (cervus) gen. hiartar, pl. hirtir wurde hjort, hjorts, hjortar; aus skiöldr, skialdar, skildir (clypeus) aber mit umlautsform skjöld, skjölds, skjölder; aus hiarta, hiörtu (cor) mit rückumlautsform hjarta (abgeschwächt hjerta, hjärta). Dreierlei wege statt des einen organischen. — 3) assimilation, anlehnung und syncope erfordern noch näheres studium. Ich erwähne hier bloß einer auffallen- den, im schwed. und dän. durchgedrungenen aphärese, nämlich die häufige praep. på entspringt aus dem altn. uppâ (d. h. upp-â) schwed. uppå, ist folglich das alth. ûfan (ûf-an). Schwedische consonanten. Allgemein: 1) wie im altn. besteht media in den auslauten. 2) daher auch geminata, als: fall (casus) I. schwedische consonanten. liquidae. narr (stultus) lapp (cento) natt (nox) udd (cuspis) viss (certus) bock (hircus) ägg (ovum); bloß m und n gelten für mm, nn, z. b. fem (quinque) ram (unguis) sam (unâ) kan (potest) man (vir) da doch femm, ramm, samm, kann, mann gesprochen wird. In einigen wör- tern steht auch nn geschrieben, z. b. brunn (puteus) vielleicht zur unterscheidung von brûn (fuscus). 3) un- org. gemination, dadurch oft kürzung langer vocale hat noch mehr als im neuh. zugenommen, vgl. rum, rum- met, (locus) rem, remmar (lorum) himmel (coelum) samman (con-) mit dem altn. rûm, rûmit, himinn, sa- man etc. Heute schreibt man sogar lopp (cursus) skepp (navis) skumma (spumare) vattn (aqua) etc. wo vor hun- dert jahren noch skep, skuma, vatn, vermuthlich aber mit gesprochnem kurzem voc. geschrieben wurde. Man halte till (praep.) brott (culpa) dömma (judicare) komma (venire) vänner (amici) blomma (flos) lott (sors) svett (sudor) tecken (signum) zum altn. til, dœma, brot, koma, vinir, blômi, hlutr, sveiti, teikn. Das tt in kortt (brevis) soll den kurzen voc. anzeigen, während es in sitt, lett etc. organ. grund hatte; Botin schreibt dafür korrt, findet aber mit recht keine nachahmer; beßer wäre kort, dagegen stôrt (magnum) zum ausdruck der wirklichen länge. (L. M. N. R.) liquidae. Die anlaute l. n. r. bezeichnen auch das altn. hl. hn. hr; dagegen dauert hv und vr wie im sächs. und goth. (altn. r) nicht aber vl . sondern l. — Das in- und ausl. n fällt, wie im altn. (s. 305.) weg, auch die r und s. verhalten sich ebenso: bêr (bacca) hâre (lepus) vâra (esse) oss (nobis) vår (noster) gn bekommt die nasale aus- sprache ngn , als hägn (sepes) rägn (pluvia) vagn (currus) etc. lauten hängn, vangn (vgl. oben s. 259.). — Wechsel zwi- schen ll und ld , vgl. hylla (spondere fidem) gyllen (aureus) hålla (tenere) fålla (plicare) fällan (raro) kall (frigidus) qvell (vesper) villa (error) aber vild (furens) huld (fides) guld (aurum) båld (fortis) etc.; desgl. zwischen nn und nd , als: sanner (verus) sinne (mens) sunnan (meridies) aber kind (maxilla.) tand (dens) etc.; zwischen rr und rn : fjerre (procul) stjerna (stella); zwischen mm und mb , statt lam, kam, humla (sprich lamm, kamm, hummla) gammel, nemlig (videlicet, spr. nemmlig) wurde voriges jahrh. noch oft lamb, kamb, humbla, gambel, nemblig geschrieben; mp wechselt nicht mit mm: svamp (fun- gus) kamp (pugna) stamp (tudes) hamp (altn. hanpr). — I. schwedische consonanten. labiales. Allgemein mn statt des altn. sn . in: hamn (portus) famn (amplexus) namn (nomen) hämn (vindicta) jemn (ae- quus) emne (materies) remna (hiscere) stemna (concio) sömn (somnus); altschwed. mpn : hampn, empne, stempna; — mst in komst (adventus) und blomster (flos) womit das angels. blôsma, blôstma, engl. blossom zu verglei- chen. — Assimiliertes ll in frilla (pellex) bröllop (nuptiae) st. fridla, brûdlop etc. (P. B. F. V.) labiales. Wenig vom altn. abweichend. Der auslaut f wird inlautend, wenn vocal darauf folgt, zu fv , also 1) zwi- schen zwei vocalen: hâfva (habere) stâf, stâfvelse (syl- laba) âfvel (soboles) lêfva (vivere) grêfve (comes) væfva (texere) œfva (exercere) gîfva (dare) drîfva (trudere) rœfva (rapere) hûfvud (caput) djäfvul (diabolus) sjelf, sjelfven (ipse) etc. 2) zwischen liq. und voc. skelfva (tremere) helfvete (orcus) verfva (expedire) sperf, sperf- ven (passer) ulf, ulfven (lupus) etc. Ohne zweifel mil- derung des härteren auslauts f, dieses fv. also dem fächs. bh und alth. v zu vergleichen. Mit unrecht scheint aber heute auch dem auslaut mildere labialis eigen, wenigstens will Botin p. 27. af, gaf, sparf wie av, gav, sparv lesen, alsdann würde man ohne abwechselung in- lautend hâfa, skelfa setzen können. — Die spirans v. wurde bisher unnöthig durch das hochd. w. bezeichnet und noch heutzutage bedient man sich dieses w. für den druck mit deutschen lettern, seit der zunehmenden einführung lateinischer hingegen richtiger des einfachen v; die hochd. niederl. und engl. mundart bedürfen das doppelte w, weil sie ein davon verschiednes v besitzen. — Das im altn. inlaut vortretende v (oben s. 312.) mangelt fast gänzlich, spurweise steckt es in dem auslautenden f sparf oder sperf (passer, altn. spörr, spörvar). — pp und bb sind beide häufig und organisch; ff ist selten und un- org. in wörtern, die man aus dem hochd. entlehnte, z. b. träffa (attingere) straffa (punire) offer (sacrificium) skaffa (curare); deren einige die sprache selbst in org. gestalt besaß, nur mit andrer bedeutung, namentlich dräpa (ferire) skapa (creare) und das hochd. strâfen würde ein schwed. stråpa fordern. Die fehlerhafte schreibung fft statt ft (gifft, lufft) meidet man jetzo. — Zur ver- gleichung mit s. 216. 250. 276. hier die wichtigsten an- laute vr : vrak (ejecta maris) vrå (angulus) vrål (ulula- tus) vrång (perversus) vræka (ejicere) vrêd (iratus) vrengja (pervertere) vrensk (equus admiss.) vrêt (septum) I. schwedische consonanten. linguales. vrîda (torquere). — Statt des altn. pt . allenthalben ft ; statt fn aber mn ; fs in refsa (sarrire). (T. D. S.) linguales. Nachtheilig verschwindet die asp. und zwar 1) das anlautende altn. þ wird zur ten. folglich begegnen sich z. b. tunga (lingua) und tung (gravis) altn. tûnga, þûngr; til, till (praep.) und tîlja (asser) altn. til, þilja etc. Hier- nach entspricht das anlautende schwed. t. bald dem hochd. d (ting, causa; tistel, carduus; tjêna, servire) bald dem z (tand, dens; tôm, vacuus; twist, lis). 2) in pronom. und partikelformen hatte sich das org. th . länger bewahrt, noch im vorigen jahrh. schrieb man häufig: then (ille) thit (illuc) thå (ibi) thŷ (eo, enim) thû (tu); heutzutage aber gleichfalls tŷ f. thŷ und in den übrigen die med. als: den, dit, då, dû, dig, detta, dêra. 3) das in- und ausl. altn. dh ist durchgängig zur med. geworden, als: êd (sacramentum) jord (terra) gôd (bonus) vâda (transire) etc. — Die altn. ten. und med. bleiben auch im schwed. an-in- auslautend, als: tâm (mansuetus) låta (sinere) dâg (dies) blind (coecus) ålder (aetas) etc. Ebenso unverändert besteht die spirans s, außer den gewöhnlichen folgende beispiele: bâsa (ver- berare) brâsa (strues ignis) dâsa (libidinari) dvâs (stupor) fâsa (horrere) hâs (suffrago) mâs (parcus) mâsa (indul- gere sibi) râsa (furere) vâsa (merges segetis) ås (trabs) blåsa (flare) fråsa (stridere) gås (anser) Iås (sera) mås (mergus) næse (nasus) næs (isthmus) hvæsa (sibilare) snæsa (increpare) glês (rarus) rêse (gigas) glîsa (ridere) lîsa (le- vare) rîs (virga) vîsna (marcescere) nôs (nares) rôsa (lau- dare) ôs (foetor) œsa (haurire) dœs (acervus) gœs (go- bis) brûsa (aestuare) bûse (spectrum) dûs (strepitus) hŷsa (domo recipere) rŷsa (horrere) ljus (lux) kjusa (fascinare) u. a. m. Diese spirans erscheint häufig in ableitenden bildungen der nomina und verba, z. b. gumse (aries) rœkelse (thus) gamsa (lascivire) gramsa (rapere) rênsa (purgare) hêlsa (salutare) etc. wo kein org. verbundenes ms , sondern contraction vorliegt (vgl. s. 308.) aus gu- mise, gum’se; namentlich gehört hierher die eigene adj. form auf -se , als: ênse (concors) dôgse (utilis) harmse (iratus) sorgse (tristis) ångse (anxius) gängse (currens) varse (certior factus) etc. — z wird heute nirgends geschrie- ben und auch in der passiven form mit s. ausgedrückt. Im vorigen jahrh. war tz für ts in den genitiven hjer- tatz etc. bräuchlich; jetzt gilt nur das beßere hjertats. — I. schwedische consonanten. linguales. guttur. Geminiertes tt 1) = altn. tt in skatt, hatt, hitta etc. 2) tt für ht in natt, rätt, lett, tett (spissus, hochd. dicht) etc. 3) tt für nt in mitt, ditt, sitt, ett etc. dagegen bleibt vinter (hiems) mantel (pallium). In den part. praet. steht gâlet f. gâlent (oben s. 307. 318.) ebenso lîtet, trô- get etc. vgl. Botin p. 111. 4) unorg. tt für t in den neutris blått, hått, nŷtt (vgl. s. 319.). 5) unorg. für t in bitter (amarus) — dd und ss wie im altn.; letzteres nicht (wie in vielen drucken des 17. 18. jahrh.) mit hochd. ß zu schreiben. — Die verbindungen sind sp . st . sk ; beispiele: rasp (lima) lesp (blaesus) gespa (oscitare) wisp (peniculus) rispa (rumpere) brask (pompa) daska (verberare) laska (congeries) leska (extinguere) besk (ama- rus) siska (carduelis, hochd. zeisig) brusk (cartilago) äska (poscere) etc. Nicht dies in-, aber das anlautende sk ist vor den weichen vocalen wie ein hochd. sch zu sprechen, z. b. skîlja, skynda, skæl, skên lies schîlja, schynda, schæl, schên; vor den harten voc. lautet es natürlich. Beide laute wechseln oft in demselben wort, z. b. skarp und skärpa lies skarp, schärpa. dt im neutr. der adj. auf d häufig, z. b. gôdt, blîdt, sändt (missum) ondt (malum), steht für gôd’t, blìd’t etc., ist also keine wahre verbindung und wie bloßes t auszusprechen. (K. G. CH. J. H. Q. X.) gutturales. In dieser lautreihe ist verschiednes eigenthümliche für die aussprache und mischung der stufen zu merken. 1) die anlautende ten. ist unrein vor e, i, y. ä, ö, ê, î, ŷ, æ, œ, jä, je, jo, ju; wie sie aber eigentlich laute, un- sicher, da die grammatiker abweichende auskunft geben. Botin p. 28. 44. 55. nimmt tj an und will die geschrie- benen kêk (maxilla) kîl (cuneus) kyss (osculum) kær (carus) kœn (genus) wie tjêk, tjîl, tjyss, tjær, tjœn aus- gesprochen wißen; bloßes t hingegen vor den diphth. jä, je, jo, ju, als: kjortel (tunica) kjusa (incantare) lies: tjortel, tjusa. Rask (angels. spr. p. 8.) behauptet die här- tere aussprache tsch , liest also tschêk, tschîl etc. wel- ches ganz zu dem engl. auch in die schrift übergegan- genen ch statt k stimmte Hat sich allmählig und erst im laufe des verwichenen jahrh. der laut aus kj in tj, tsch geschärst? Sahlstedt liest kista “wie kjista,” Heldman “wie kjista, fast tjista.” Vielleicht käme die hochd. bezeichnung tchista näher. . In schwed. büchern wech- selt die schreibung kæder, kjæder, tjæder (tetrao gallus I. schwedische consonanten. gutturales. silv.) und hier scheint nach dem isl. þidr (lagopus mas bei Biörn) letzteres richtig, beweist aber die gleichheit der laute kæ und tjæ. Zufolge dieser schwed. regel ha- ben wurzel und ableitung desselben worts bald kehl-, bald zungenaussprache, z. b. kam (pecten) kämma (pectere) kâr (vas) kæril (vasculum) lies: kamm, tjämma; kâr, tjæril. — 2) in- und auslautend behält k immer reinen laut, z. b. in hâke (uncus) stocken (truncus), obgleich landschaftlich ebenfalls hâtje, stoctjen gesprochen wird (Botin p. 21.) — 3) die in- und ausl. ten. hat sich je- doch in verschiedenen sehr gangbaren wörtern in med. verweicht, dahin die pron. jag, mig, dig, sig, någon (altn. ëk, mik, þik, sik, nockr) die adj. bildungen -lig (auch isländ. schon -ligr, st. -lîkr, Rask §. 371.) pîga (virgo, altn. pîka) und das verb. tâga (altn. taka). Andere, org. völlig gleiche, behalten k, als: sâk, sâker; bâk (pone, post) bôk (liber) sœka (quaerere) etc. (vgl. unten die ver- bind. gt .) Im altschwed. galt noch jak, mik, sik etc. — 4) vor denselben weichen vocalen, die das anl. k in tj wandeln, ist nun auch das anl. g wie j auszusprechen (nicht gj, wie das altn. in gleichem fall, oben s. 321.) man lese also gênom (per) gill (vegetus) gêt (capra) gälla (sonare) gœk (cuculus) jênom, jill, jêt, jälla, jœk. Vor je, jä, jo, ju wird g gar nicht gehört, z. b. gjärn, gjœra, gjuta sprich: järn, jœra, juta, daher in solchen wörtern die schreibung schwankt, weil man j setzen oder weglaßen kann, ohne die aussprache zu ändern, als: gjœra oder gœra, gœk oder gjœk. Vor den harten voc. behält g seinen natürlichen laut und wie beim k wech- seln beide laute in den nämlichen wörtern, z. b. gîfva, gâf; guld, gyllen, lies: jîfva, gâf; guld, jyllen. — 5) in- und ausl. behält g den laut der reinen med., z. b. in dâ, dâgen (nicht dâj, dâjen) pîga (virgo) hêlig (sanctus); doch mit einigen ausnahmen α ) nach r und l lautet es wiederum j, als belg (follis) berg (mons) helge (sanctus) lies: belj, berj, helje, vgl. die praet. skîljde, fœljde von skîlja, fœlja etc. β ) im neutr. der adj. auf -lig wie k (Botin p. 28. 43.) also hêligt, rôligt l. hêlikt; nicht aber in adj. mit wurzelhaftem g z. b. slûgt (callidum) wo es rein auszusprechen. — 6) ch findet sich (außer christen, christall) heutzutage nur in den partikeln ach und och , welche man gleichwohl ack, ock ausspricht und so schreiben sollte; unterschied zwischen och (et) und ock, också (etiam) ist eingebildet und unorganisch. ôk (ju- gum) scheidet sich aber durch seine nunmehrige länge. I. schwedische consonanten. gutturales. Ursprünglich war dies verhältnis gerade umgekehrt, nämlich altn. ok (jugum) kurz, ôk aber lang (= auk), freilich ohne ton und darum ok geschrieben, vgl. das mittelh. joch und ouch. — Früherhin pflegte man st. der verbind. kt häufig cht zu setzen, als fruchta (timere) dichta (concinnare) etc.; heute frukta, dikta. — 7) j ist in der schwed. schreibung sehr beliebt α ) org. anlaut in jâ (imo) jâga (venari) β ) an- und inlautend in ja, je, jo, jä, jö, ju, die durch entschieden consonantische aus- sprache des j und betonung des folgenden a, e, o, ä, ö, u eigentlich aufhören diphthongen zu seyn. Daher auch, wie schon bemerkt, jord, ljûf genau: ord, ûf (bubo) reimen. In tieftonigen und tonlosen silben schwindet j zuweilen in aussprache und schreibung z. b. människa (homo) früher människja, menniskja. γ ) selbst auslautend nach vocal, oder in- und ausl. zwischen zwein conso- nanten wird j geschrieben, der allgemeinen ansicht von der natur dieses cons. zuwider, als: nej (non) fœlj, fœljde imp. und praet. von sœlja (sequi); g nach l, r lautet wie j. δ ) nach anlautendem s hat j die aussprache des französ. j, mit andern worten der anlaut sj die des hochd. sch, als: sjette, sjû, sjæl lies: schette, schû, schæl. — 8) die spirans h braucht der Schwede (seit das falsche dehnzeichen h abgeschafft ist) lediglich an- lautend und spricht sie vor den halbvocalen j, v gar nicht aus, so daß hvass (acutus) hvête (triticum) hjerta, hjelm:vass, vête, jerta, jelm lauten; in allen übrigen fällen klingt h wie das hochd. Ohne zweifel war im altschwed. das h noch vor j und v lautbar. — 9) die gem. kk wird ck geschrieben, beides ck und gg kom- men vor und behalten ganz ihre natürliche aussprache (weil die abweichende des k und g vor weichem vocal nur anlautend gilt). — 10) man schreibt qv , nicht kv ; x wie im altn., z. b. sax, lax, vax etc.; einigemahl er- scheint ss in bössa (pyxis) welches aus dem niederd. ent- lehnt scheint. 11) tadelhafte unsicherheit in schreibung der verbindungen gt, kt . Dem mittelh. ht sollte aller- wärts tt entsprechen, ich finde aber neben natt (nox) åtta (octo) ätt (genus) rett (jus) lett (levis) etc. makt (potentia) akta (aestimare) dikta (dictare) und schwan- kend geschrieben magt, agta digta, so wie rigtig (rectus) sagte (leniter) ägtenskap (conjugium) bragte (attulit) vigt (pondus) etc. Ähnliche fehler im isländ. (Rask p. 294.) Im neutr. der adj. auf g ist dagegen gt voll- kommen richtig. I. dänische vocale. Schlußbemerkungen. 1) die schwed. aussprache vermengt viele, in der schrift noch geschiedene wörter, namentlich die anlaute sk. sj; gjo. hjo. jo; kä, tjä etc.; so sind sjæl (anima) skæl (ratio); gjord (cingulum) hjord (grex) jord (terra); kæra (carus) tjæra (pix) für das ohr ununterscheidbar; desgleichen blott (nudus) blått (coeru- leum) etc. 2) inclination scheint selten. Dänische buchstaben. vocale. Im allgemeinen das schwed. verhältnis, dieselbe ver- längerung organischer kürzen, dasselbe vorschreiten un- org. cons. gemination (die jedoch auslautend ungeschrie- ben bleibt) und dadurch verderben ursprünglicher län- gen. Ebenso wie im schwed. unterscheidet sich aber der laut des org. langen a (altn. â) von dem unorg. ver- längerten, weshalb der neuh. reim jâren:fâren (jahren, fahren) im dän. gleichfalls unzuläßig wäre, weil aar (annus) von fâre (ire) ganz verschieden lautet. Bei den andern vocalen hingegen stimmt die organ. zur unor- ganischen länge, z. b. blîve (manere) reimt auf gîve (dare) sîde (latus): vîde (scire) und letzteres lautet gleich mit vîde (dilatare); ursprünglich hatten vide, give kur- zes i. Organische länge pflegt die schreibung noch durch äußere doppelung auszudrücken, allein schwankend, in- dem sie 1) aa überall setzt, das wort mag einsilbig oder durch zutreteude flexion mehrsilbig seyn, als: aar (annus) aaret (das jahr) maal (modus) maale (metiri) 2) ee, ii, oo, uu nur im einsilbigen fall, einfachen vocal, sobald flexionssilben anwachsen, als: eeg, pl. ege (quercus) viin, vinet (vinum) huus, huset (domus), was en die mittelniederl. weise (s. 484.) mahnt, aber verwerflich scheint, weil in der that keine verkürzung statt findet, vielmehr ege, huse, blive etc. klingend reimen. — Ich werde die bezeichnung ee, ii, oo, uu mit meiner ge- wöhnlichen ê, î, ô, û vertauschen, diese jedoch ein- und mehrsilbig gebrauchen, also êg, êge; vîn, vînet etc. schreiben. Hingegen aa muß ich beibehalten, weil es im laut von dem unorg. â abweicht; vielleicht hätte ich dafür das schwed. å setzen sollen, dem es gänzlich ent- spricht. — Bloch hat in seiner dansk sproglære die vo- cale genau, meines bedünkens, durch verwirrung des tons mit dem laut, allzu spitzfündig abgehandelt. I. dänische vocale. (A) in: tal, tallet (numerus) tak, takken (gratia) tand (dens) vand (aqua) fand (diabolus) etc. vor einigen liq. verbind. in aa oder o übertretend, allein schwan- kend und anders, als im schwed. Vor ld steht: holde (tenere) folde (plicare) vold (potestas) kold (frigidus); aber falde (cadere) galde (bilis) kalde (vocare) alder (aetas); vor nd : aand (spiritus) vaand (periculum) baand (vinculum) haand (manus); aber sand (arena) band (ban- num) sand (verus) tand (dens); vor ng stets kurzes a als: sang (cantus) gang (iter) fang (captura) mange (plu- res); vor rd : haard (durus) kaarde (ensis) gaard (aula). Man vgl. das schwed. Wo ld, nd dem altn. ll, nn ent- spricht, bleibt a, wo sie auch altn. ld. nd. lauten, än- dert es sich meistentheils, nicht immer, z. b. in land nicht. (E) häufig, theils ursprüngliches e, theils ë; bei- spiele:ende (finis) vende (vertere) emmer (cinis candens) ven, venner (amicus) stemme (vox) nenne (audere) lem, lemmer (membrum) glemme (oblivisci) let (levis) etc. Bloch p. 19. unterscheidet ein gröber und feinerlautendes e, beide seyen kurz, jenes dem ä, dieses dem i näher, jenes z. b. in ven (amicus), dieses in led (articulus). Da im altn. vinr und lidr gleichlauten, so vermag ich diese verschiedenheit historisch nicht zu faßen, noch die wörter anzugeben, welche der einen oder andern aus- sprache zufallen. In led scheint mir der Däne eher zwischen länge und kürze zu schwanken, ich finde lê- devand und leddevand (gliedwaßer); dem Schweden ist ven, venner (= vän, vänner) kurz, lêd aber lang. Wenn Bloch den feinern laut im artikel en, et an- nimmt, so bezweifle ich zwar nicht die verschiedenheit dieser e von denen in ven, let (levis), erkläre sie aber aus der unbetonung; en, et ist das tonlos gewordene zahlwort èn, êt. Übrigens wechselt die schreibung e und ä in manchen wörtern, wie im schwed. z. b. dverg oder dvärg (nanus) nur daß dem Dänen das e, dem Schweden das ä beliebter ist. Zuweilen wechselt auch je mit e, als: bjerg (mons) neben dverg (schwed. berg, bärg). (I) nähert sich in der aussprache dem e, in welches es oft übergetreten ist (z. b. ven, lem, led; altn. vinr. limr, lidr). Beispiele: ting (res) finde (invenire) vis (certus) slikke (lambere) etc.; warum es nach Bloch p. 21. in kikkert (fernrohr) anders lauten soll, sehe ich nicht ab. I. dänische vocale. (O) beispiele: folk (gens) borg (arx) komme (venire) kobber (cuprum) etc. Tadelnswerthe mischungen mit dem ursprünglich langen aa, nämlich 1) o für aa vor ld, als: folde, holde, kold st. des richtigeren faalde, haalde, kaald. 2) aa für o, als: taarn (turris). (U) nähert sich dem o (wie i dem e) als: grund (solum) kunst (ars) guld (aurum) knurre (murmurare) ulv (lupus). Warum (nach Bloch p. 23. vgl. 281. 282.) das u in slutte (claudere) stund (hora) u-mäßiger, d. h. vom o weiter abliegend seyn solle, begreife ich wieder nicht, ohne zweifel reimt auch allen dichtern grund auf stund. (Y) umlaut des u, als: gylden (aureus) ynde (favor) yngre (junior) zuweilen unorg. für u, in kys (basium) synd (peccatum). Schwankt nach aussprache und schrei- bung in kurzes ö, vgl. dör (ostium) mit dem altn. dyr; man schreibt stytte und stötte (fulcrum). Dies erklärt sich aus dem schweben des unumlautenden u und o. (AA) zwei ganz verschiedene arten. 1) organische länge, dem altn. â parallel, auszusprechen aber wie das schwed. å, folglich zwischen a und o, beinahe ô; die- sen dänischen laut schreibe ich beständig aa. Beispiele: haar (crinis) aar (annus) raade (regere) naade (favor) etc. Er vertritt α ) kurzes a vor nd, rd .; klingt dieses aa nach Bloch p. 279. in der heutigen aussprache ganz wie kur- zes o; so sollte man auch hond, hord schreiben. β ) ô, und theils org. langes (haane, deridere; daab, baptismus); theils org. kurzes (taale, tolerare; aaben, apertus) oft schwankend, bald kaage, bald kôge (coquere) sprôg (lin- gua) f. spraag. — 2) unorg. verlängerung des a, die in der dän. schreibung ganz unausgedrückt bleibt; lautet wie hochd. â, nicht wie das vorhergehende aa; ich bezeichne sie mit â. Beispiele: tâle (loqui) gâde (via) fàre (ire) etc. (EE) 1) organische länge in ên (unus) bèn (os) mêne (putare) vêd (scio) êg (quercus) êgen (proprius) etc. 2) unorganische in trêdje (tertius) nêden (infra) êder (vobis). (II) 1) org. in vîs (sapiens) vîse (modulus) blìve (ma- nere) etc. 2) unorg. in vîde (scire) gìve (dare) etc. Beide in der aussprache eins, gîve reimt auf blîve (neuh. gêben, bleiben). (OO) 1) org. für altn. ô in bôg (liber) dôm (judi- cium) gôd (bonus) môder (mater), zuweilen in die schreibung oe (nicht œ) schwankend, als foed (pes) moere (gaudium afferre) hoer (adulterium) vgl. Bloch I. dänische vocale. pag. 280. 2) unorg. in kône (mulier) sôve (dormire) etc. 3) zuweilen für aa geschrieben, als: vôve (audere). (UU) 1) org. in mûs (mus) brûn (fuscus) brûge (uti etc. 2) unorg. in hû (mens). (YY) stets org. lang, aber bald dem altn. ŷ, bald iú parailel, z. b. sŷv (septem) sŷg (aeger) nŷde (frui) dŷr (animal) lŷs (lumen) etc. (AE) doppelter art 1) kurzes ä, statt des kurzen e; beispiele: läs (onus) lässe (onerare) lärred (linum) välge (eligere) vägge (parietes) väkke (excitare) etc. 2) lan- ges æ, und zwar theils organisch, z. b. in lære (docere) klæde (vestis) etc. theils (und weit häufiger) unorg. ver- längerung des altnord. e und ë, vgl. glæde (laetum red- dere) væve (texere) ræv (vulpes) bære (portare) hæle (ce- lare) etc. — Schwanken zwischen ä und e, zwischen æ und ê kann nicht befremden; in der regel wird der gefühlte umlaut durch ä, æ, der ungefühlte durch e aus- gedrückt, doch mit vielen inconsequenzen. (AI) außer einigen fremden wörtern, wie mai etc. nur vorhanden in vaie (efHare). (AU) gleichfalls kein eigentlicher diphth. daher dem altn. au (das zu œ geworden ist) unvergleichbar, viel- mehr meistentheils aus aufgelöstem v (statt g) entsprin- gend. So steht faur (pulcher) für favr und dies für fâ- ger; gnausling (avarus) f. gnavsling von gnâve (schwed. gnâga, rodere); laurbær (laurus, schwed. lâgerbær); taus (taciturnus) würde früher tâves, schwed. tâgse lauten und hört zum altn. þegja (tacere); aus sâv (serra, schwed. såg) bildete sich sau und mit wiedervortauchendem g saug, ebenso verhält sich laug (convivium) hauge (hor- tus, pratum) zum schwed. lâg, hâge. Verschiedene an- dere sind mir dunkel, die interj. au! bau! und das da- von geleitete forbause (metu percelli); noch andere schei- nen germanismen, z. b. pauke, pause, smaus (schmaus) traurig; staut (superbus) neben dem üblicheren stolt er- innert ans niederl. (EI) weit häufiger als das vorstehende au , aber (wie dieses aus av ) aus ej zu deuten, folglich dem altn. (zu ê gewordnen) ei höchst unähulich. Über die schreibung ei oder ej müste man etwas festsetzen. Einmahl wäre obigem au ei und nicht ej analog, oder auch âv und grammatisch êj zu schreihen. Erlaubt man sich (nach schwed. weise) ein auslautendes ej , als nej (non) vej (via) so zieht dies auch inlautendes j. bei folgendem cons. nach sich, z. b. spejl (speculum) dejiig (formosus) N n I. dänische vocale. sejl (velum) sejr (victoria). Strengtheoretisch hingegen dürfte j nur inlautend zwischen zwei voc. stehen, aus- lautend und bei anstoßenden cons. zu i werden, also z. b. veje (vias) eje (possidere) sejer (victoria) oder noch beßer vêje, êje, sêjer; aber: vei (via) nei (non) seir (victoria); vgl. unten g und j. Verwerflich sind die schreibungen ey, vey etc. — Ausnahmsweise zeigt sich das wahrhaft diphthongische (nicht aus ej stammende) ei , z. b. in reise (iter) reise (erigere) feig (moribundus) etc. wo der Schwede consequenter: rêsa, fêg; sichtlicher ger- manismus in meisel (scalper, hochd. meißel, altn. meitill). (IA. IE. IO. IAE. IOE.) sind nach dem zu beurthei- len, was s. 549. beim schwed. gesagt worden. Neuere grammatiker halten die schreibung ja, je, jo, jä, jö für beßer als das altdän. ia, ie, io, iä, iö, wovon ich mich so wenig, als beim altn. überzeugen kann. Frei- lich ist zwischen dem dän. je und ie (in jêsus, tiene) kein solcher unterschied, wie zwischen dem hochd. je und ie (jêsus, dienen); vielmehr das dän. ie beständig ié, das hochd. beständig íe, so daß dän. tiene, tjene = tjêne auf mêne (arbitrari) reimt, das hochd. dienen aber auf bienen (apibus) ihnen (eis). Diphthongisch bleiben immer beide, gleichviel ob der unbetonte voc. vor - oder nachschlägt, und schreibungen, wie mjœd, sjelden widersprechen der consonantischen natur des j. Will man mittelst der schreibung j solche wörter von den mehrsilbigen (undiphthongischen) i-e unterscheiden, z. b. stjerne (stella, zweisilb.) von sti-erne (calles, dreis.) bjerg (mons, einsilb.) von bi-er (apes oder exspectat, zweis.), so wäre dies mit der accentuation stierne und stîerne eben so deutlich ausgerichtet. Indessen behalte ich die neue orthographie je etc. bei. Die dän. je, jä entsprechen den schwed., doch so, daß im dän. je, im schwed. jä häufiger ist; manche wörter schwanken, z. b. hjelpe und hjälpe; jo, jö begegnen sich gleichfalls in beiden mundarten. Zuweilen gilt einf. vocal in der ei- nen, je in der andern, vgl. das dän. bjerg mit dem schw. berg, hingegen das dän. milt (splen) melk oder mälk (lac) mit dem schw. mjelte, mjölk. Das schwed. ju besitzt die dän. sprache gar nicht; sie hat es in ŷ ver- dichtet, vgl. tŷv (fur) frŷse (algere) schwed. tjuf, frjusa (zuweilen auch frŷsa). — Zwischen anlautendes k und g bei folgendem weichem voc. hat sich gern ein unorg. j eingedrängt, z. b. gjennem (per) kjende (noscere) schw. gênom, kenna (känna). I. dänilsche vocale. (OE) mit einem durchstrichenen o (Ø) ausgedrückt, welche unbequeme gestalt man längst hätte aufgeben sol- len; α ) kurzes ö in sön. sönne (filius) öxe (securis) börn (liberi) fölge (sequi) dölge (dolere) sölv (argentum) önske (cupere) folglich dem altn. o, ö, y und i entspre- chend β ) langes œ und zwar 1) für das altn. au , als: stœde (tundere) brœd (fregit) œje (oculus) lœs (solu- tus) etc. 2) für dessen umlaut ey . als: mœ (virgo) œ (insula) œre (auris). 3) für altn. œ , als: hœne (gallina) bœn (preces) fœle (sentire) fœre (ducere). — γ ) langes oe (weder zu schreiben noch zu sprechen œ, sondern unzusammengezogen óe) erinnert an das hochd. uo, u e und schwankt in das gewöhnl. ô, als fôd und foed (pes, pl. födder) hôr and hoer (fornicatio) ganz verschieden von fœd (natus) hœre (audire); entspringt häufig aus syncopiertem d, g, als moer (mater) foer (pabulum) st. môder. fôder, daher auch lieber môer, fôer zu schreiben. (OEI) ist œj , also dem ej analog; beispiel: œje (ocu- lus) bœje (flectere) etc. (OU) aus ov (= og) stammend, wie au aus av , übrigens selten: boug (armus) ploug (aratrum) tong (fu- nis) neben bov, plov, tov, vgl. oben beim au die form aug und Bloch p. 284. — Schlußbem. 1) da ei, au, ou zufällig und spä- terhin aus eg, av, ov entspringen, so neigt sich die sprache, wie die schwed., zur verdichtung der alten diphthongen. Die altn. ei, au, ey sind zu ê, œ gewor- den. 2) umlaut , durch altes i gezeugt, besteht fort, als haand, hænder; guld, gylden; von dem durch altes u gezeugten erhalten sich einzelne trümmer, z. b. hör, hörret (linum) börn (infantes). 3) länge und kürze er- scheint mir häufig ungewiß; entscheiden müsten fein- hörige dichter. Die unorg. gem. der consonanten (na- mentlich der liq.) hat alles maß überschritten und greift viel weiter um, als im schwed. Dadurch werden zwar alte kürzen gerettet, die der Schwede dehnt, z. b. hon- ning (mel) sönner (filii) schwed. hônung, sœner, altn. hunâng, synir; sehr nachtheilig aber alte längen vernich- tet, z. b. dömme (judicare) blomme (flos) grönne (vi- rere) schwed. dœma, blôma, grœna. Anderes schwankt, z. b. ich finde dœr, dœren (ostium) und dör, dörren (schwed. dörr). Vermuthlich gilt zuweilen im auslaut (bei ungeschriebner gem) langer vocal, der sich inl. kürzet, z. b. væg (paries) pl. vägge; doch der sing. von sönner scheint sön und nicht sœn Ja selbst gôd (bonus) N n 2 I. dänische consonanten. mîn (meus) hvîd (albus) werden durch zutretendes t der neutralen flexion gekürzt in godt, mit, hvidt, dem altn. gott, mitt (nicht aber hvitt, sondern hvîtt) ver- gleichbar, oben s. 329. Dänische consonanten. Allgemeine grundsätze: 1) die org. tenuis hat sich nach vocalen (also in- und ausl.) durchgängig in med. verwandelt, vgl. skîb (navis) grîbe (rapere) sœbe (sor- bere) sœd (dulcis) hvêde (triticum) vîde (scire) sŷg (ae- grotus) fŷge (vento ferri) wogegen im schwed. skêp, grîpa, sœpa, sœt, hvête, vîta, sjuk, fjuka. Diese ver- weichlichung Rechter gegensatz zu der mittelh. verhärtung der org. med. in ten. (doch bloß) im auslaut. Dort hieß es luot, lip, neic st. luod, lib, neig; hier im dän. sôd (pes) tâb (per- ditio) tâg (tectum) ft, sôt, tâp, tâk. schadet; während schwed. bjuda (offerre) sjuda (coquere) njuta (frui) skjuta (jaculari) stîga (scan- dere) vîka (cedere) gesondert sind, ebenso hochd. bie- ten, sieden, genießen, schießen, steigen, weichen; fal- len dän. bŷde, sŷde, nŷde, skŷde, stîge, vîge in eine reihe. Dadurch vermengen sich z. b. vîde (scire) vîde (dilatare) sœd (dulcis) sœd (coquebat). 2) anlautend stets, so wie in- und ausl. nach cons., folglich auch geminiert, bleibt die org. ten. vgl. pîbe (tibia) tand (dens) kande (cantharus) torp (oppidum) salt (sal) melk (lac) und in ungeschriebener gem. hop (interj.) stik (ictus) skat (thesaurus) zum erweis, daß man hopp, stikk, skatt schreiben sollte. Desto auffallender steht nun vittig (sapiens) von vîde ab (altn. vitugr, vita) skipper (nauta) von skîb (altn. skipari, skip), zugleich beweis für das jüngere alter der b und d in solchen wörtern; als die gem. entsprang, schrieb man gewiß skip, skipe (navigare) vite (scire), sonst wäre skibber, viddig ent- sprungen. 3) jene vermengung mindert sich bisweilen dadurch, daß die org. med. d und g (org. b kommt nicht vor) in- und auslautend auszufallen oder sich g in j auf zulösen pflegt, vgl. môer f. môder; stîe f. stîge (scala) vej (via) eje (possidere). 4) daß cons. gemination auslautend nicht geschrieben werde, habe ich so eben, daß sie dadurch bei ihrem bedeutenden zunehmen un- sicherheit in den vocallaut bringe, vorhin (s. 563.) ange- zeigt. Einzelne schreibung der auslautenden gem. (Bloch I. dänische consonanten. liquidae. p. 285.) unterscheidet wohl einige formen fürs auge, greift aber lange nicht durch. (L. M. N. R.) liquidae. Die altn. ll und nn erscheinen hier als ld und nd : galde (bilis) hald (proclivis) stald (stabulum) kalde (vo care) falde (cadere) ilde (male) vild (ferus) spilde (cor- rumpere) fuld (plenus) guld (aurum) huld (favor) mand (vir) sand (verus) pande (patina) tand (dens) anden (alius) brände (urere) spände (figere) svend (puer) hende (ei f.) kjende (noscere) ind (intro) skind (cutis) kind (gena) rinde (fluere) spinde (filum torquere) finde (invenire) unde (favere) etc. Ausnahmen: al, alle (omnis) Altdän. gleichfalls ald, aldr , so wie dend, kand f. den, kan, woher noch das neudän. kandskê (fieri potest) sohwed. kanskê. stille (temperare) nenne (audere), noch seltner steht ll für das altn. ld, wie in heller (potius). Gewöhnlich bleiben die altn. ld . nd auch im dän. als: alder (aetas) kold (frigidus) vold (vis) holde (tenere) folde (plicare) muld (terra) haand (manus) rand (margo) vind (ventus) und vocalveränderungen erklären sich vielleicht als ein mit- tel einzelne formen geschieden zu halten. Man vgl. das altn. falla (cadere) hallr (procliv.) falda (plicare) halda (tenere) mit dem däu. falde, hald, folde, holde. Im schwed. ist die form ll und nn beliebter, verdrängt so- gar das altn. ld. nd in fa͗lla, hålla. mull (terra) munn (os) etc. wiewohl hand, rand etc. bleiben. Jede mund- art bestimmt sich in solchen fällen eigenthümlich schwan- kend. Jene altn. ll . nn verlor die dänische, überkam aber eine menge unorganischer, wie mölle (mola) honning, sönner, venner etc. (altn. hunang, synir, vinir) desgl. mm , wie komme, domme (judicia) blomme (flos) etc. sie wandelt auch die altn. mb in mm , als kam, kam- men (pecten) lam, lammet (agnus); die form mp besteht: hamp (cannabis) kamp (pugna) svamp (fungus) stump (obtusus) etc. — Assimiliert ist dronning (regina) aus drottning (alth. truhtininna?) Das schwed. mn fehlt und vn liegt dem altn. fn näher. — r für s erscheint in blære (vesica, schwed. bla͑sa); schwanken zwischen rr und rv in spurre (passer) und spurv; altn. spörr, schwed. sparf (vgl. das hochd. sperber und sperling); umsetzung des r in kors (crux) kirstin (christina). I. dänische consonanten. labiales. (P. B. F. V.) labiales. Die anlaute wie im altn.; in- und ausl. aber ten. nach dem allg. grundsatz zu beschränken. Noch be- schränkter wird aber die asp. welche in- und ausl. nicht allein nach vocalen, sondern auch nach l und r in die spirans übergeht, als: hâv (pelagus) gîve, gâv; blîve, blêv; kurv (corbis) sölv (argentum) kalv (vitulus) gulv (solum) altn. gëfa, gaf, blîfa, bleif; kâlfr; gôlf; schwed. hingegen gîfva, gâf; blîfva, blêf; silf, kalf, golf. Bloß in der verbind. ft hält sich inlautende asp. Überhaupt ist v. ein lieblingslaut der weichen dän. sprache, er steht 1) als org. spirans im anlaut: vaaben (arma) vand (aqua) etc., nach s. bleibt v zuweilen aus, z. b. sort (niger) saa (ita) altn. svartr, svâ, vgl. oben s. 311. — 2) in- und ausl. statt des org. g. als: lâv (humilis) mâve (stomachus) skôv (silva) elkôv (amor) âvn (palea) gâvn (lucrum) fâvn (amplexus) fâvr (pulcher) dâvre (pran- dinm) etc. altn. lagr. magi, skôgr, elskugi, ögn, gagn, fagnadhr, fagr, dagvërdhr. Von berührung des v mit g war schon mehrmahls die rede (s. 261.) zuweilen zerlöst es sich ganz in den vocal u, wovon vorhin bei au, ou beispiele, zuweilen erscheint neben der auflösung das anfängliche g; in plôug. hânge überfließt entw. die lab. oder gutt. (plôv, hâve oder plôg, hâge) dem überfließen- den mittelh. w in iuw vergleichlich. — 3) in- und ausl. statt des org. f (schwed. fv, f.) wozn vorhin bei- spiele angeführt; hier noch von den verbind. vn, vr : nâvn (nomen) râvn (corvus) hâvn (portus) stâvn (prora) jævn (aequus) lêvne (linquere) stêvne (concilium) hâvre (avena) etc. Ganz aus fällt dieses v in dûe (columba) stûe (hypocaustum) hûe (tiara). — In dem dän. v, vn sinken mithin die altn. f. g. fn. gn zusammen und vielleicht trat jenes überflüßige g wieder zu, um hâuge von hâv (mare) lâng (convivium) von lâv (depressus) abzusondern (beßer altn. lag und làg; schwed. lag und la͗g). — Geminiert unter- scheiden sich pp und bb gehörig: sneppe (scolopax) snappe (surripere) lappe (sarcire) slippe (effugere) loppe (pulex) grib, gribben (gryphus) gubbe (senex) stub, stubben (trun- cus) etc.; ff. scheint mir, wie im schwed., fremde wör- ter anzudeuten, (straffe, träffe, gaffel, skaffe, offre). — Das anlautende vr verhält sich wie das schwed.; bs in vebse ist eine auch andern deutschen sprachen geläufige umsetzung von vesbe (vespa), eigentlich heißt dieses in- sect dän. gêding, gêdehams, schwed. gẻting, isl. geit- hamr (geißhaut). — ft häufig, vgl. skrift (scriptura) I. dänische consonanten. linguales. skrifte (confessio) drift (pascuum) vifte (gyrare) gifte (in matr. dare) etc. Verschieden davon ist die uneigentl. verbind. vt in stîvt neutr. von stîv (rigidus) u. a. (T. D. S.) linguales. Die labialreihe unterschied noch anlautende ten. med. asp.; hier aber ist (wie im schwed.) asp. in ten. übergetreten ( th . bloß in fremden wörtern und der ein- zigen partikel thî , ideo, zum unterschied von tî, de- cem [schwed. jene tŷ, dieses tjo]; andere pronominal und partikelformen haben d angenommen, als: den, de, der, dâ). Nimmt man dazu die nach allg. dän. regel stattfindende auflösung der in- und ausl. ten. in med.; so ergeben sich die auffallendsten umkehrungen der org. lautvertheilung, z. b. des altn. þióta (ululare) þriatîgir (triginta) þorp (oppidum) torg (torum) in tûde, trêdîve, torp, torv (schwed. tjuta, trettijo, torp, torg). Daher auch die dän. zungenlaute in einem ganz verschobenen verhältniß zum hochd. stehen, vgl. tiende, tjene mit zehnte, dienen oder dœd, stœd mit todt, stoß. In den verbindungen und gem. scheiden sich t und d. orga- nisch, z. b. galte (aper) smelte, smerte. — Auslautend (bei vorstehendem voc.) pflegt d noch die weich aspi- rierte oder lispelnde aussprache des altn. dh, engl. th zu haben, z. b. in den praepos. med, ved (engl. with) gôd, l. med’, ved’ gôd’. Inlautend wird es oft über- hört, so daß manden, guldet fast wie mannen, gullet klingen; bei nachfolgendem r der endung auch wohl selbst in der schrift ausgeworfen, z. b. fâer, môer, brôer, lær (corium) bîer (moratur) vêjr (tempestas, aer,) statt fâder, môder, brôder, læder, bîder, vêder (schwed. væ- der, das eingeschobene j ist unorg. beruht aber auf ei- ner vermischung mit sejr st. sêger). Seltner fällt es ohne folgendes r weg, z. b. im inf. bîe, gnîe (fricare) st. bîde, gnîde; vgl. den ausfall des niederl. d (oben s. 537.). — Die spirans s. verhält sich wie im schwed. und ist in den scheinbaren verbindungen gängse, êns (concors) taus (tacitus) hams (cutis) dands (chorea) ræd- sel (horror) aadsel (cadaver, schwed. åtel) bîdsel (fre- num, altn. beitsl) etc. leicht zu beurtheilen‥ Aus ge- neigtheit zu diesem ds . (in dän. volksliedern die na- men âdeluds, sidselille 3, 361.) setzt der Däne sogar tistel in tidsel (carduus) um. — z ist undänisch, wird auch in fremden wörtern gewöhnlich durch ds, ts ausgedrückt. — geminationen tt. dd. ss. als: skytte (sagittarius) spytte (spuere) lytte (auscultare) bred, bredden (margo) gnid- I. dänische consonanten. linguales. gutturales. der (lendes) nödder (nuces) nisse (spir. fam.) vissen (flac- cidus) visselig (certus) syssel (negotium) etc. Das ver- hältniß zwischen tt und dd schwankt, erläutert sich aber historisch, z. b. skytte oder hvitte (dealbare) rührt aus einer zeit her, wo noch skŷte (jaculari) hvît (albus) st. des späteren skŷde, hvîd galten; nödder aus einer jün- geren, wo die verwandlung des nöt in nöd schon ge- schehen war. Der Schwede sagt richtig sowohl skytta als nötter; altn skyti, hnytir; mittelh. schütze, nüƷƷe. — Die anl. lingualverbindungen sind ganz die schwedischen, d. h. von aufhebung der asp. abgesehn auch die altnor- dischen. Diese drei sprachen besitzen den ausdrucksvol- len triphthongen sqv (skv) (lat. in sqvama. sqvalere), den ich im hoch- und niederd. misse Das hochd. (unorg. aus sw entspringende) schw . ist un- vergleichbar; es müste denn unser schwappen, schwapps mittel- und alth. nicht mit sw , sondern skw, schw anlau- ten; anderemahl haben wir bloßes qu in quabbelich, quaxen. . Beispiele: dän. sqvaldre (blaterare) altn. sqvaldra, sqvola, schwed. sqvalra; sqvoppe (aquam cum sonitu movere) altn. sqvampa, schwed. sqvalpa; sqvulpe (colluere); schwed. sqväka (coaxare) altn. sqvetta (raptim fundere). Der Gothe kennt ein inlautends sqv (s. 67.) das angels. wörterb. kein scv . obwohl das engl. squab, squabble, squall, squash, squat, squint, squirt, squîre (altn. sqvîari, po- cillator) etc. darbietet; vgl. die norweg. wörter bei Halla- ger p. 118 b . — Das inlautende sp finde ich mitunter in sb verweicht, als: läsbe (sibilare, lispeln) vesbe (vespa); andere schreiben läspe, vespe, gispe (anhelare) haspe (gyrgillus) etc. sk und st häufig, letzteres zuweilen in ds übergehend, zuweilen assimiliert, wie hustrû (mater- fam.) aus hûsfrû. (K. G. J. H. Q. X.) gutturales. Ähnlich dem altn. gebrauch bekommen die anlaute k und g vor weichen voc. mildere aussprache, welches indessen die dän. rechtschreibung meistentheils durch ein zwischengerücktes i (j) bezeichnet; kjende, kjœbe, gjest, gjemme und ebenso nach der verbindung sk, skjêl, skjœd etc. statt der ursprünglichen formen kende, kœbe, gest, gemme, skêl, skœd. Die schreibweise hat ihr nach- theiliges. theils weil sie nicht strenge durchgeführt wird, z. b. ich finde kêde (taedium) gêd (capra) für kjêde, I. dänische consonanten. gutturales. gjêd Oder will man in kêde, gêd, kind, gitter den kehllaut wie im hochd. lauten laßen? die dän. aussprache mag wirklich provinziell hierin schwanken, vgl. Bloch p. 295. ; theils weil sie vor dem i nicht gilt, folgerichtig müste es auch:gjitter, gjîve, kjind und nicht gîve, git- ter, kind heißen; theils endlich, weil sie das org. je, jö, jä verdunkelt. Offenbar hat dieses z. b. in gjerne, kjeft, kjœl andern sinn, als in jenen wörtern, wie die vergleichung des altn. giarn, kiaptr, kiölr mit gestr, geyma, kenna lehrt. — Vor den harten vocalen (a, o, u, aa) lauten k und g wie im hochd. an. In- und ausl. wandelt sich nach dem allg. grundsatz k in g, außer wenn es für kk steht oder cons. vorausgeht. Die in- und auslautende org. media (nicht das aus k entsprun- gene g) hingegen 1) nach harten voc. und liquidis gern in v, beispiele vorhin bei den diphth. au, ou und dem v, hier noch einige: vôve (audere, beßer wäre vaave) torv (forum, altn. torg) marv (medulla) neben vôgn (currus) gilt auch vôvn 2) nach weichen voc. gern in j; beispiele oben bei ei, œi ; weitere: lêjr (castra, schwed. læger) vêje (ponderare) oft wird g in der schreibung be- halten, aber wie j gesprochen, z. b. rêgn (pluvia) êgn (regio) lauten rejn, ejn. 3) nach langem û und î pflegt der kehllaut gar auszufallen, z. b. dûe (altn. dûga, valere) stîe (scala), pîge (virgo) lautet pîe. Alle diese verweichungen des g verwirren in der dän. schreibung und noch mehr aussprache viele wörter, z. b. dûe (va- lere) klingt wie dûe (columba) nâvn (nomen) wie gâvn (commodum) drâge (portare) nicht viel anders als skâve (radere). Daß in den volksliedern krîg (bellum): lîv (vita) reimt, kann nicht befremden. — Das undänische ch kommt lediglich in fremden wörtern vor. Der cons. j ist mehrfach α ) selten der hochd. anlaut, z. b. jâ (immo) jammer (miseria); gewöhnlich leidet er aphärese, als: aar (annus) β ) das altn. i in mjœd (mulsum) björn (ur- sus) kjœl (navis) jævn (aequus). γ ) nach k, g vor wei- chen voc. eingeschoben: kjœbe (emere) gjek (stultus) δ ) auflösung der med. in vèj (via) œje (oculus). Die pron. jeg, mig, dig, sig lauten jej, mej, dej, sej oder gar jê, mê etc. — Die spirans h lautet niemahls in noch aus. Anlautend wird sie vor j und v überhört, z. b. hjelm, hvas (acer) gelesen: jelm, vas; landschaftlich aber, namentlich von den Jüten, noch dentlich ausge- sprochen. — Geminationen kk . gg (auslautend ungeschrie- I. dänische consonanten. gutt. norwegisch. ben, doch gesprochen) tyk (crassus) rykke (movere) läk (stillans) läkke (stillare) etc. ryg (dorsum) äg (ovum) vugge (cunae) begge (ambo) ligge (jacere) etc. — In der verb. qv haben neuere hv einführen wollen. so wie ks für x; beides gleichgültig, denn Blochs grund p. 293. dagegen, daß man die org. verbindung sex durch die schreibung seks mit der unorg. bäks (gen. von bäk, rivus) menge, be- deutet nichts, da ja hals, kors mit keinem andern ls, rs, als die gen. von dâl (vallis) chôr (chorus) zu schrei- ben sind. Daher mittelniederl. unbedenklich brêx. strîx (= brekes, strikes) neben aex (oben s. 503.). Schädlicher war die vermengung des org. hs und ks in dem dän. und inagemein nord. x. — Vom verhältniß des dän. gt (in magt, vis; frugt, fructus; agt, cura) zu dem org. tt (in aatte, octo; natt, nox) gilt das beim schwed. gesagte. — Anmerkung: die norwegische mundart, obgleich bei- nahe nur volkssprache, verdient genauere untersuchung, als ihr bisher zu theil geworden ist. Hallager gibt in der vorr. zu seinem schätzbaren wörterb. die hauptab- weichungen der norw. von der dän. buchstabenlehre an, woraus erhellt, daß der Norwege vieles mit dem Schwe- den, manches mit dem Isländer gemein hat, was Dänen und Schweden abgeht; in wieder anderm ist er eigen- thümlich. Der norw. sprache gebührt noch saang, laang (dän. sang, lang) maale (dän. mâle) bein, brei, meire (dän. bên, brêd, mêre) lous, ouge, blout oder laus, auge, blaut (schwed. œga, lœs, blœt); g und k vor weichem voc. lautet (wie im schwed.) j und tj, als: geit (capra) kjukling (pullus) sprich: jeit, tjukling, für die ausspra- che ist es oft gleichviel kj oder tj zu schreiben: als kjû oder tjû (fur) kjuk oder tjuk (crassus) sk lautet wie sj. Inlautend gilt durchweg org. ten. als rôpe (clamare) graate (plorare) tâke, pîka (schw. und dän. mit g); mn statt des dän vn ; s statt r in blaase, jase (lepus) gjäst (fermentum) dän. blære, hâre, gjær; merkwürdig aber qv für hv , als: qvas (acer) qveite (triticum) qvît (albus) qvâl (balaena) qvaa (dän. hvad) dem lat. qv in qvid, qvod, aqva (goth. ahva) so wie dem schott. quh (s. 516.) begegnend. Mit schott. und engl. aussprache stimmt auch. daß k vor n nicht lautet, als: knâ, knîf sprich nâ, nîf. Gleichergestalt schwindet das anlautende l zuweilen, jôs (lux) jaa (falx) jôm (sonus) altn. liós, liar, hliómr, überhaupt scheint die norw aussprache der liq. l. r. schwierig, beide lösen sich oft ab. oft in vo- cale auf, z. b. bjöin f. björn, hoin, koin f. horn, korn I. übersicht der kurzen vocale. und dies in hodn, kodn, wie jädn (ferrum) f. järn. Eigenthümlichkeiten der letzten art bezeichnen gerade das volksmäßige element und ich enthalte mich ihrer mehrere anzuführen. da ich auch die hochd. volksmund- arten aus meiner abhandlung abweisen muste. Allgemeine vergleichung. Am schluße dieses ersten buchs wird ein überblick so vielfacher buchstabenverhältnisse diensam seyn und vielleicht durch die zusammenfaßung aller einzelnheiten einige neue ansichten gewäbren. Die vocale betrachte ich hier außerhalb dem ge- sichtspuncte des ablauts, dessen wichtige verhältnisse erst im zweiten buche dargestellt werden können. Auch ist, wie in der buchstabenlehre, meistentheils nur von dem vocal der wurzeln die rede. Bei der ganzen vo- calreihe gehe ich von dem satze aus, daß die drei kür- zen a, i, u die ursprünglichsten, ältesten aller vocallaute sind. Ihnen allein gebührt eine gewisse durchgreifende stetigkeìt. Nicht als hätten sie keine veränderung erlit- ten, da gerade aus ihnen alle übrigen kürzen abzulei- ten sind; gleichwohl ihre organische regel (die formel winnen, wann, wunnen), aller sich durchkreuzenden ausnahmen unerachtet, waltet sichtbar in jedem zweige des deutschen stammes. Es laßen sich einzelne wörter nachweisen, in welchen durch alle zeiten und mundar- ten a und i unwandelbar geblieben sind, z. b. hammer (malleus) fallen (cadere) wille (voluntas) fisch (piscis). Für u ist, man kann sagen zufällig, die völlige durch- führung in keinem worte möglich; hund (canis) dessen u in den meisten dialecten besteht, widerstrebt in dem niederl. hond, engl. hound, so wie full (plenus) im hochd. voll. Dennoch hat man u mit i und a völlig auf eine linie zu stellen, denn in den meisten wörtern begegnen die nämlichen widersprüche ebenwohl bei den zwei letzteren. Alle drei vocale aber, und das ist für jenen satz beweisend, haben wo sie stehen immer die nämliche bedeutung; was im einzelnen der eine dialect trübt, bewährt dafür der andere. Wenn von finden, funden das engl. fînd. found abweicht; so stimmt das engl. still, full zu dem schwed. still, full, wie das schwed. finna, funnen zu jenem finden, funden. Das I. übersicht der kurzen vocale. verwandelte schwed. ha͗rd, das dän. haand lauten im altn. hard, hand mit demselben a, das in brann durch alle nord. stämme zieht; das altn. lopt erscheint als rei- nes u in dem dän. schwed. hochd. luft, niederl. lucht u. s. w. Jede deutsche mundart führt also auf diese ur- sprünglichen a, i, u. Mit allen andern vocallauten ist ein solches verfahren schlechterdings unthunlich, man versuche es z. b. mit î und û, die sich meistentheils gleich bleiben; î erscheint im goth. und neuh. stets als ei , û im engl. als ou , neuh. als au . Die allmählige änderung der drei kürzen a, i, u läßt sich in folgende haupterscheinungen faßen: I. ver- wandlung durch consonanten, II. verwandlung durch weitere vocale (umlaut und assimilation) III. verwand. lung durch den accent. I. einfluß der consonanten auf a, i, u. 1) im goth. und hochd. leidet a nirgends durch die ein- wirkung darauf folgender consonanzen. Den übrigen mundarten sind solche einflüße wohlbekannt und zwar α ) folgt einfache consonanz, so wandelt sich das angels. a in ä (s. 224. 232.) das fries. in e (s. 270.) das engl. wird ä oder e gesprochen, wenn auch nicht ge- schrieben. Zuweilen findet auch nach einf. cons. an- gels. ëa (s. 237.) fries. o (s. 271.) statt. β ) die wirkung doppelter consonanzen auf das ihnen vorstehende a läßt sich am füglichsten tabellarisch überblicken: I. übersicht der kurzen vocale. goth. angel- sächs. engl. mittel- nieder- länd. fries. altn. schwed. dän. amm amm amm amm omm amm amm amm amp amp amp amp omp amp amp amp amb amb omb amb omb amb amb amm ann ann ann ann onn ann ann and ant ant ant ant ont ant ant ant and and and and ond and and aand anþ oð ôth and oth ann ann and ans os ôs ans os âs ås aas agk anc ank anc onc ânk ank ank agg ang ong ang ong âng ång ang all ëall all all all all all ald alm ëalm alm alm alm âlm alm alm alp ëalp alp alp alp âlp alp alp alf ëalf alf alf alf âlf alf alv alt ëalt alt out alt alt alt alt alþ ëalð ôld oud ald ald åll old als ëals als als als âls als als alk ëalc alk alc alc âlk alk alk alg ëalg alg alg alg âlg alg alg arr ëarr arr aerr err arr arr arr arl ëarl arl aerl erl arl arl arl arm ëarm arm aerm erm arm arm arm arn ëarn arn aern ern arn arn arn arp ëarp arp aerp erp arp arp arp arb ëarf arf aerf erf arf arf arv art ëart art aert ert art art art ard ëard ard aerd erd arð ård aard ars ëars ars aers ers ars ars ars ark ëarc ark aerc erc ark ark ark arg ëarg arg aerg erg arg arg arg aht ëaht îght acht acht âtt att att ahs ëax ax ass ax ax ax ax, ox man sieht, im angels. hatten die l- und r- verbin- dungen gleichen erfolg; im fries. und niederl. wirkten nur die mit r, nicht die mit l ein; im altn. theil- weise die mit l, nirgends die mit r; in den neu-nord. sprachen keine von beiden, mit ausnahme des schwed. und dän. ård, aard. åll, old, welches old merkwürdig auch im engl. und niederl. (da oud ein old voraus- setzet s. 467.) erscheint. Verwandlung des a vor m- I. übersicht der kurzen vocale. und n- verbindungen. zeigt das friesische, späterhin auch das angels. (s. 224. 226.); spurweise das engl. in omb, ong; durchgehends das altn. in ânk, âng; das schwed. nur noch in ång, das dän. hier gar nicht mehr, dagegen in aand. Das dän. aand und old un- terscheidet sich gerade von dem aus altn. ann, all entsprungenen dän, and, ald. Die verwandlung des goth. anþ in odh, ôth, des goth. aus in os, ôs, âs kann dem wegwurf des n zugehören. — Erwägt man nun überhaupt, welche veränderung a durch folgende consonanz erfahre, so kehrt sich diese nach zwein richtungen, entweder entspringt ä, e, ae oder o, â, å, sogar ô. In jenem falle bleibt die kürze, in diesem begegnet kurzes o dem laugen â; mitten ein steht das angels. ëa . dessen ungewisse aussprache ich s. 238. zu bestimmen versucht habe. Wenn darin auch der a- laut in der regel überwog, so mag ausnahms- weise und vielleicht landschaftlich das vorschlagende e den accent auf sich gezogen haben, wie die über- gänge in i (s. 238.) das frief. e, niederl. ae und selbst das engl. î in der form îght anzeigen. Beide ver- wandlungen des reinen a in e und o berühren sich mit den ungleich häufigeren entwickelungen des e und o aus den reinen i und u lauten. 2) (entsprung des ë und o aus i und u). Ungleich dem festeren a leiden i und u abänderung nicht bloß in jenen das a trübenden sprachen, sondern auch im goth. und alth., folglich überall. Vor h und r wandeln sich i und u in ein goth. aí, aú , die ich von dem org. goth. ái, áu völlig geschieden habe. Ihre her- kunft aus kurzem i, u bezeugt α ) die analogie: baí- ran, bar, bêrun, baúrans steht parallel mit niman, nam, nêmun, numans, hieß also früher biran, bar, bêrun, burans; saihvan, sahv, sêhvun, saíhvans pa- rallel mit lisan, las, lêsun, lisans, folglich früher sih- van, sihvans. β ) spur des i, u in andern dialecten, namentlich dem alth.; vgl. birit, sihit, vihu, kipurt, durnîn mit goth. baíriþ, saíhviþ, faíhu, gabaúrþs, þaúrneins. γ ) fortschreitende verwandlung in fällen, wo der Gothe i und u behält. Nicht allein nämlich vor h, r, sondern stufenweise und schwankend vor an- dern consonanten, selbst geminierten, wird i und u gestört, vgl. die mittelh. nëmen, stëln, genomen, ge- stoln, vollen; die niederd. frëde, sëde, brënnen, ge- ronnen, vonden. — Auf diesem wege erzeugen und I. übersicht der kurzen vocale. verbreiten sich in allen zweigen deutscher zunge, (im niederd. fast bis zu verdrängung der i und u) ë und o, welche nur der Gothe in solcher bezeichnung noch gar nicht kennt, obschon ihnen sein beschränkteres aí, aú in der aussprache nahe gekommen seyn mag. 3) (entsprung des ëo, ia aus i) besondere aufmerksam- keit erregt eine verwandlung des i (keine analoge des u) welche sich im angels. und nord. zeigt. im goth. und hochd. hingegen gänzlich mangelt. Auch die engl. mundart verliert sie beinahe wieder, dem schwed. und dän. bleibt sie. im fries. erscheint sie spurweise. Wäh- rend nämlich im angels. und altn. (nicht anders als im hochd.) ë aus i entstand, zeigt sich neben diesem ë ein angels. ëo und altn. ia . Im angels. verhält sich ëo zu i, wie ëa zu a, mëar, ëat, scëaft, ëald, ëarm ste- hen für mar, at, scaft, ald, arm; gerade so heorot, ëoten, gëof, mëolc, ëormen für hirot, iten, gif, milc, irmen. Ob schon diese parallele im altn. abgeht und mar, at, skapt, aldr, armr unverwandelt gelten (spu- ren wären jenes schwed. hård, gård, angels. hëard, gëard); so stehen doch offenbar hiörtr, hiartar, giöf, giafar, iötun, iörmun für hirtr, hirtar, gif, gifar, itun, irmun. In beiden sprachen wechseln i, ë, ëo (s. 226. 228.) i, ë, ia (283. 297.) zuweilen schwankend. zu- weilen geregelt (über welchen wechsel hernach eine vermuthung). Zumeist erscheinen ëo und ia , gleich dem angels. ëa, nach h. r und in verbindungen mit h-, r-, l-, (nie in verbind. mit m-, n-) im fries. (s. 273. 274.) ein paralleles iu nur in der verbin- dung -cht, ie zuweilen vor -ld, rd (field, ierd) im engl. trümmer vor -ld (field, shield, yield) welche ich s. 542. nicht hätte nnorganisch nennen sollen. Über das hochd. ie in kiel (navis) und krieche vgl. man s. 237. 302. Zum überblick der unter 2 und 3 berührten laut- verhältnisse folgende kurze tafel; eine vollständigere würde zu weitläuftig und bei dem schwanken der laute selbst unausführbar werden: goth. alth. angels. altn. i i. ë. i. ë. ëo i. ë. ia. aír ir. ër ëor iar u u. o u. o u. o aúr ur. or or or I. übersicht der kurzen vocale. 4) im altn. schwed. dän. und engl. zeigt sich endlich ein dem einfluß der n- verbindungen auf a (unter 1.) ähnlicher auf i und u. So steht dem altn. ânk, âng ein înk, ûuk, îng, ûng (st. ink, unk, ing, ung) zur seite; dem engl. ong (st. ang) ein oung (st. ung; vgl. s. 337. das mittelh. unge, unke st. ünge, ünke). Das engl. înd (st. ind) ound (st. und) aber ließe auf ein nicht vorhandnes, dem dän. aand analoges ond (st. and) schließen. Dem engl. old (st. ald) gleicht auch ein îld, ould (st. ild, uld). Im niederl. wandelt sich ë vor den nasalen verbindungen nd. ns gern in ei, als: einde, veinsen, peinsen. II. Einsluß der dem wurzelvocal folgenden endungs- vocale 1) umlaut (ursprung des e, ö, ü). Das i und u der flexion wirken auf a, o, u der wurzel und bringen die früher unbekannten kürzen e, ö, ü (y) hervor; ö ist theils hochd. umlaut des o durch i, theils alt- nord. des a durch u. Auf i und ë äußert die flexious- endung keinen einfluß. Merkwürdig aber ist der um- laut des altn. aus i entsprungnen ia , welches α ) in iö umlautet wegen eines folgenden oder vorauszu- setzenden u. β ) in i (statt ie) wegen eines folgenden i, vgl. kiölr, kialar, kili γ ) in iâ , wenn consonanz- verbindungen eintreten, vor denen a zu â wird, als hiàlmr, hiâlpa. Den altn. formen giöf, giafar, gift, gëfa, hiâlpa würden fünf einfache goth. i entsprechen: giba, gibôs, gifts, giban, hilpan. Das altn. hiâlpa beruht auf zweifacher verwandlung; einmahl steht es für hialpa, sodann dieses für hilpa. — Daß in den spä- teren sprachen zuweilen umlaut unorg. statt des rei- nen voc. eintritt, gehört nicht hierher. 2) assimilation. Nach dem strengen s. 117. 304. angenom- menen begriff findet sie nur zwischen zwei flexions- silben, folglich in dreisilbigen wörtern statt, und än- dert den wurzelvocal nicht selbst, obgleich sie dessen umlaut herbeiführen kann. Beispiele sind dort nach- zusehen. Hier fragt sich nur, ob nicht die idee der assimilation zu erweitern und auch ein solcher einfluß auf den wurzelvoc. anzuerkennen ist? Ich habe vor- züglich den diphthongen io im auge. Otfrieds wech- sel zwischen diuf, diofo, diafan (s. 107.) mahnt an den vorhinerwähnten wechsel zwischen angels. ëo, i, ë, altn. ia, i, ë, der nicht ganz regellos scheint, wenn auch das alth. io, ia, iu ursprünglich nicht entspricht I. übersicht der kurzen vocale. (es ist vielmehr = angels. ëó, altn. ió). Man vgl. an- gels. formen wie hëofon (coelum) sëofon (septem, goth. sibun) gëofon (mare) ëofor (aper) neben gifan (dare goth. giban) ëfen (aequalis) und die altn. kiöl, kialar, kili, iörmun. Freilich widerstreben andere dem ge- danken einer assimilation, z. b. das angels. bëofan (tremere) oder die schreibung ëofer (aper); vielleicht aber wäre theoretisch entw. ëofor oder ëfer; bëofon oder bëfan, bifan zu vermuthen und einem früheren sprachstande angemeßen? Das alth. organ. i in den wurzelsilben wirfit, birit, gistirri, giwitiri (s. 81.) schreibe ich keiner assimilation zu. weil auch das org. u bei der endung i vortaucht (s. 84.). III. Einsluß des accents. In allen deutschen spra- chen trägt allmählig die betonung zur verwirrung der org. quantitätsverhältnisse bei, indem sie jeden kurzen voc., dem bloß einfache consonanz folgt, in einen langen umschafft. So bilden sich unzählige â, ê, î, ô, û, æ, œ, uͤ an stelle früherer a, e, ë, i, o, u, ä, ö, ü. Man merke 1) da wo die org. länge â, ê, î, ô, û vor der zeit dieser verlängerung in einen andern verwandten diphthon- gen übergetreten ist, unterscheidet sich natürlich von ihm die neue unorg. länge; da wo kein solcher über- tritt statt fand, fallen beide zusammen. Jenes ist der fall beim neuhochd. ei und î; au und û; schwed. å und â, dän. aa und â. Das mittelh. org. î, û war zu ei, au, das altn. org. â zu å, aa geworden, darum mischte sich mîr (mihi) gîr (cupido) vîl (multum) nicht mit feier (celebratio) pfeil (sagitta); tûgend (vir- tus) nicht mit taugen (valere); tâla (loqui) nicht mit måla (pingere). Das neuh. î, û, schwed. dän. â sind daher überall unorganisch. Der zweite fall ereignet sich bei den übrigen vocalen, d. h. das neuh. â, ê, ô sind bald org. bald unorganisch; gleicherweise das schwed. ê, î, ô, û. 2) manche kurze vocale sind durch unorganische cons. gemination gesichert und gerettet worden. Metrische länge entspringt freilich auch damit; für die prosa scheint mir aber falsche gemination des cons. ein ge- ringeres übel, als falsche längerung des vocals, wie- wohl die überwiegende neigung zu geminieren noch schädlichere kürzung ursprünglicher längen herbeiführt. Es versteht sich von selbst, daß beiderlei richtungen O o I. übersicht der langen vocale. schwanken, zumahl im vergleich mehrerer mundarten. Ohne diesen aufschluß würde die abweichung häufiger neuh. vocallängen von neunord. vocalkürzen unbe- greiflich fallen, vgl. das schwed. blott (nudus) blom- ma (flos) mit dem neuh. blôß, blûme; das dän. skam, skammen (pudor) tälle (numerare) mit dem neuh. schâm, zælen. Die langen vocale sämmtlicher deutschen sprachen führen sich auf siebene zurück, welche nach gothischer folge geordnet diese tabelle zeigt: 1 2 3 4 5 6 7 goth. ê ô û ái áu ei iu gl. hrab. â ô û ei, ê au, ao î ëo, iu gl. ker. â oa û ei, ê au, ô î ëo, iu J. â ô, uo û ei, ê au, ô î ëo, iu O. â ua û ei, ê ou, ô î ia, iu N. â uo û ei, ê ou, ô î ie, iu mhd. â uo û ei, ê ou, ô î ie, iu nhd. â û au ei, ê au, ô ei ie, iu alts. â ô, uo û ê ô î ia, iu mnd. â ô û ê ô î ie angels. æ ô û â eá î ëó m. engl. ê ô, ê ou â, ô, ê ê, ea î ê n. engl. ê ô ou ô, oa ea î ê mnl. ae oe û ê, ei ô î ie nnl. â oe ui, û ê, ei ô î ie altfr. ê ô û ê â î ia, iu altn. â ô û ei au î ió, ŷ schwed. å ô û ê œ î ju, jo dän. aa ô û ê œ î ŷ norw. aa ô û ei ou î jo, ju kleine und schwankende varianten, z. b. das hin und wieder vortretende alth. ai statt ei, sind in der abhand- lung jeder mundart nachzusehen. Auf die (bei den kur- zen vocalen unter III. besprochenen) unorg. verlängerun- gen konnte hier gar nicht geachtet werden. Ich bemerke 1) die eintheilung der doppelvocale in gleichartige (dehn- laute) und ungleichartige (diphthongen im strengen sinn) zeigt sich nach der tabelle als unwesentlich, da beide in einander übergehen. Die fries. und mittel- I. übersicht der langen vocale. niederd. mundart besitzen sechs dehnlaute und einen diphth.; in der altsächs. schwankt der zweite laut zwischen o und uo, sonst würde von ihr dasselbe gel- ten; fünf gedehnte und zwei diphth. sind der angels. schwed. und dän. eigen, indem das å, aa wie ao zu betrachten ist; vier gedehnte und drei diphth. der altnord., den gl. hrab.; drei gedehnte und vier diphth. der goth. norweg. den meisten alth. und der mittelh.; zwei gedehnte und fünf diphth. der neuh., folglich unter allen der härtesten; hätte sie nicht uo in û ver- dichtet, so besäße sie bloß einen dehnlaut neben sechs diphth. Es gibt aber keine mundart, welche bloß gleichartige oder bloß ungleichartige vocallängen auf- weisen könnte. 2) die stetigsten laute sind ohne zweifel â, û. î in der ersten, dritten und sechsten reihe, die unstetigsten ê und ô, welches sich dem durchgreifen der kurzen a, u, i im gegensatz zu ë und o vergleichen läßt, aber nicht zum schluß berechtigt, daß, wie ë, o aus aí, aú stammten, ebenfalls ê, ô aus ái, áu entspringen, obschon auch das angels. eá und ëa (nicht ëo und â) verwandt scheinen. Im goth. sind ê und ái; ô und áu fern von einander, ebenso im altn. â von ei; ô von au. Nur in den sächs. dialecten berühren sich beide, im mittelniederd. ô und au, im mittelengl. ê und ái. Der ursprung des ai und áu, des ê und ô liegt über die grenze der geschichte unserer sprache hinaus. 3) aller hochdeutschen mundarten characteristische eigen- heit ist die spaltung des vierten und fünften lauts in zwei arten, welche von dem nachfolgenden cons. ab- hängen; ohne rücksicht auf die übrigen deutschen spra- chen würde man der hochdeutschen neun hauptlän- gen statt sieben zuerkennen (oder zehen, wegen einer nicht ganz analogen zerlegung der siebenten reihe, die auch im nord. gilt). Diese laute halten sich bis aufs neuh. in glücklicher unverwirrung, die gl. hrab. ha- ben in 5. ao , weil sie schon in 2. ô verwenden; die übrigen gebrauchen in 2. oa, uo, uo, wodurch ô für 5. frei wird. Erst im neuh. mischen sich au und ei mit dem unorg. au, ei der reihe 3 und 6; no in 2. war nicht mehr nöthig, seit das org. û zu au wurde. — Die niederl. mundart schwankt zwischen hoch- und niederdeutscher, indem sie die spaltung der 4ten reihe (nicht der 5ten) zuläßt, wiewohl unsicher und mit O o 2 I. übersicht der langen vocale. vorwaltendem ê, weshalb ich dieseshier dem ei vor- setze; auch das niederl. oe ist dem hochd. uo ver- gleichbar. — Im engl. erscheint die meiste unordnung, das mittelengl. wendet ê in fünf verschiednen lautrei- hen an. — Der Gothe braucht kein â und î, welche im hochd. der anderweiten verwendung des ê und ei halben unentbehrlich wurden. 4) in der tabelle erscheint nicht das im goth. unvor- handene, allen übrigen mundarten aber aus zus. zie- hung entspringende ia, ie, ê , worüber ich mich bei den ablauten näher auslaßen werde. Dort auch die frage: ob noch andere doppellauter, namentlich das ô, uo zweiter reihe aus dergleichen contractionen ent- standen seyn können? 5) die langen vocale wie die kurzen sind einflüßen der endungsvocale ausgesetzt, d. h. sie lauten um. So entspringen œ aus â, œ aus ô, iu oder ŷ aus û, ey aus au, ue aus ua, öu aus ou. Das niederl. oe und ui (in 2 und 3) das schwed. und dän, œ (in 5) tre- ten als unorganische umlaute statt der reinen ô, û, ou auf. Die endung u lautet im altn. das â, au nir- gends um. 6) consonanten und cons. verbindungen äußern keine wirkung auf vorhergehenden langen vocal; zuweilen aber bilden sich unorg. diphthongen aus in vocale auf- gelösten consonanten, namentlich ou aus ol; oi aus or (s. 570.); ei aus ej, eg; au aus aw; iu aus iw . Die bisherige übersicht lehrt, daß die vocalverhält- nisse schwanken und verschiedener einwirkung unter- liegen, daß aber ihre austheilung und abwechselung nichts willkürliches sey, vielmehr nach tiefbegründeten, bis jetzt noch unaufgedeckten gesetzen erfolge. Die re- gel der ablaute wird hierüber mehr licht verbrieten. Man kann die vocale als die nothwendige färbung oder belebung aller wörter betrachten, als den othem, ohne welchen diese gar nicht bestehen würden. Die eigent- liche individnalisierung des worts beruht auf dem vo- callaut; er gewährt die feinsten beziehungen. Die gestalt, wenn ich so sagen darf, die species des worts gründet sich hingegen auf die consonanz. Hier erscheinen die verhältnisse ungleich sicherer und dauern- der; mundarten, deren vocale meistentheils abweichen, behalten auch häufig dieselben consonanten bei. I. übersicht der consonanten. Die vier liquidas sind unwandelbar, ihr flüßiges element erhält sie gerade aufrecht in aller gewaltsamen erschütterung; mit ihnen tragen sich bloß einzelne ver- tauschungen, versetzungen, ausstoßungen, geminationen zu, deren ungeachtet ihre wesentliche bedeutung die- selbe bleibt d. h. wenn schon z. b. für chirche zuwei- len chilche erscheint, stehen doch in allen übrigen fäl- len r und l. grundverschieden. Zu merken: 1) einerseits l und r in näherer beziehung aufeinander, andrerseits m und n. Im fall des wechsels ist m das frühere, feinere; n das spätere, gröbere (vgl. s. 386. 387.). Umgekehrt mag das härtere r älter, das wei- chere l jünger seyn. m steht in besonderem bezug auf die lippenlaute, n auf die zungenlaute (vgl. s. 536.) daher das hochd. au, ou vor m und lab., ô vor n und ling. (s. 100.); l und r verbinden sich gleichgern mit lab. ling. und gutt. — l und r lösen sich bisweilen in u und i auf (und könnten darum halbvocale heißen); niemahls m und n, doch ließe sich der einfluß des ausfallenden n auf den vorstehenden voc. vergleichen (gâs f. gans). 2) in der wichtigen berührung des r mit s, der verbin- dungen rd mit dd und sd (goth. zd) erscheint r, rd als jüngere, allmählig aus s, sd erwachsene form (vgl. s. 64. 65. 121. 167. 210. 244. 305. 317. 343. 387. 416.). Gleich den liquiden laufen die drei spiranten v. h. s. wesentlich unverändert durch alle deutsche mundar- ten. Ihre innere verwandtschaft folgere ich theils aus dem vor ihnen eintretenden ê statt ei (s. 91.) ô statt au (s. 94.) theils aus den übergängen zwischen h und v, w (s. 148. 403.) h und s (s. 318. 416.) und der berührung der aspiration mit der assibilation (th. ts. z); zwischen v. w und s, kein unmittelbarer wechsel; h und v, die leisesten aller cons., fallen zuweilen unersetzt aus, selbst anlautend und zumahl vor liquiden. — Ganz anders verhält es sich mit den übrigen conso- nanten, ein merklicher gegensatz zwischen den hoch- deutschen und allen anderen mundarten wird offenbar. Im labial-, lingual-, guttural-laut entspricht die goth. (sächs. fries. nord.) ten. der hochd. asp.; die goth. med. der hochd. ten.; die goth. asp. der hochd. media. Das einzelne stellt sich so vor augen: goth. P. B. F. T. D. þ. K. G. . alth. F. P. B,(V) Z. T. D. CH. K. G. I. übersicht der consonanten. es ist eine veränderung eingetreten, vermöge welcher im hochd. jeder dieser neun cons. gleichmäßig von sei- ner stelle rückte Auf die alth. mittelh. und mittelniederl. bestimmung der an- und auslaute wird hierbei keine rücksicht genommen. . Daß aber hier der hochd. zustand als der abgewichene, jüngere; der goth. (sächs. fries. nord.) als der frühere betrachtet werden müße, unter- liegt keinem zweifel, und ist bei auseinandersetzung der alth. buchstaben mit verschiedenen gründen bewiesen worden. Anmerkungen: 1) die lingualreihe zeigt das verhältnis am deutlichsten; im goth. sind tains, dal, þaúrnus so nothwendig ge- schieden, als im hochd. zein, tal, dorn. 2) auch die labialordnung fügt sich, sobald man für den anlaut in dem hochd. v die zweite asp. bh erkennt und diese statt der nahverwandten eigentlichen med. zuläßt. Für f. p. v führte sich die falsche bezeichung ph. b. f oder noch andere schwankend ein. Man vgl. die goth. pund, baíran, filu mit den hochd. funt, përan, vilo (auch geschrieben: phunt, bëran, filo). Die ältere einrichtung wirkte in der inconsequenten schreibung sichtlich nach, zu dem rein medialen bilo für filo, vilo erhob sich nicht einmahl die streng- hochdeutscheste aussprache, welcher përan, pein, përag ganz geläufig war. Selbst harte oberdeutsche volks- dialecte kennen und üben kein solches b für f (wohl aber manche b für die spirans w). Alles gilt jedoch vom anlaut, inlautend scheint mir die med. häufig recht zu stehen, z. b. in ëbar (aper) ëban (aequalis) etc. (vgl. unten s. 589. anm. b.). 3) der reihe des kehllauts gebricht im goth. etc. die aspiration; im hochd. finden sich alle drei stufen, aber wie haben (ch für das goth. k angenommen) das hochd. k und g sich ins goth. g organisch zu theilen? Dies wäre kaum aus der deutschen sprache zu beant- worten; die unsicherheit der alth. schreibung wirrt nicht bloß k und g. sondern auch k und ch in einan- der. Indessen gewährt schon einiges licht, daß das alth. mit g wechselnde k nicht in ch und umgekehrt, das mit ch wechselnde k nicht in g übertritt. So z. b. darf für chunni (genus) nie gunni, für gans (anser) nie chans stehen, für beide hingegen kunni und kans. Da nun ferner das inlautende ch nicht I. vergleichung fremder buchstaben. mit k zu vertauschen ist (kein sprëkan f. sprëchan) so wäre das hochd. k für ch ganz verwerflich, von den beiden lauten g und k aber der eine überflüßig und zwar der theorie nach das g. Die hochd. sprache hätte also eigentlich nicht mehr kehllaute, als die goth., dem goth. k entspräche ch, dem g aber k. Gleichwohl scheint es mir, daß es einen dritten fall gibt, wo das alth. g nothwendig steht, d. h. weder durch k, noch durch ch abgelöst werden darf; dieser fall ist kein anderer, als das schwankende verhältnis zwischen h und g (s. 427.). Hier spielt das goth. g eine doppelte rolle, in þragjan (currere) guma (vir) erscheint ein anderes als in áugô (oculus) tagram (la- crimis). Dieses kann erst durch vergleichung fremder urverwandter sprachen deutlich werden. Bei solchen vergleichungen, die hier keineswegs ausführlich gepflogen werden, vielmehr nur unsere deut- schen lautverhältnisse unter den rechten gesichtspunct zu stellen beitragen sollen, geht man billig von den con- sonanten aus. Läßt sich für diese eine gegründete be- stimmung ermitteln und annehmen, so werden dadurch vielleicht auch einige blicke in die geschichte der vocale vergönnt. Vorerst begegnen wir dem wichtigen satze: liquidae und spirantes stimmen in allen wesentlichen verhältnissen zu der art und einrichtung deutscher zunge. Dasjenige, so scheint es, worin die verzweigungen deutscher sprache unter einander nicht abweichen, wird sich un- abweichend in der lat. griech. und indischen nachwei- sen. Ausdrücklich erkennt das sanskrit noch r und l als vocale an und gebraucht in diesem sinne r oft, l seltner. Die schwächung des älteren m in ein späteres n er- scheint überall, eine menge von wörtern mit m im sanskr. und lat. bekommen im griech. n; gerade wie der mit- telh. auslaut n inlautend wieder zu m wird (lein, lei- mes; arn, armes, s. 386.) so verhält sich ἦν zu ἦμεν (lat. eram, eramus, vgl. νέον mit novnm). Analoge ver- wandlungen des s in r bieten sich allenthalben dar. na- mentlich ist das latein dem r vorzugsweise ergeben, r aber immer als jüngere form zu betrachten. Den wech- sel der spiranten v (des digamma) s. h. bezeugen ἑσπέρα , vespera; ἑπτὰ , septem; ὗς , sus; ἕρπω , serpo; ἑκυρὸς , I. uergleichung fremder buchstaben. socer; ὑπὸ , sub; sas, sâ (sanskr. is, ea) gr. ὁ, ἡ , goth. sa, sô; ἅλς , sal; sasa (sanskr. lepus) haso etc.; auch fällt der anlautende spiritus ganz ab, z. b. das lat. anser steht f. hanser (sanskr. hamsa, cignus) odium f. hodium (goth. hatis) ἐαρ lat. ver, und das gr. ἴδμεν (sanskr. vidmas, lat. videmus, goth. vitum) hatte früher ein digamma vor sich. Am seltensten tauschen v und s, vgl. sinister mit winster. Noch merkwürdiger als die einstimmung der liq. und spir. ist die abweichung der lippen- zungen- und kehllaute nicht allein von der gothischen, sondern auch der alth. einrichtung. Nämlich genau wie das alth. in allen drei graden von der goth. ordnung eine stufe ab- wärts gesunken ist, war bereits das goth. selbst eine stufe von der lateinischen (griech. indischen) herabge- wichen. Das goth. verhält sich zum lat. gerade wie das alth. zum goth. Die ganze für geschichte der sprache und strenge der etymologie folgenreiche zwei- fache lautverschiebung stellt sich tabellarisch so dar: griech. P. B. F. T. D. TH. K. G. CH. goth. F. P. B. TH. T. D. ‥ K. G. alth. B(V) F. P. D. Z. T. G. CH. K. oder anders aufgefaßt: gr. goth. alth. gr. goth. alth. gr. goth. alth. P F B(V) T TH D K ‥ G B P F D T Z G K CH F B P TH D T CH G K Hieraus ergibt sich nunmehr, wie der Gothe die durch abgang der kehlasp. entspringende lücke deckt: er be- dient sich anlautend statt ch des spiritus h, in- und auslautend zuweilen des h, häufig aber auch der med. g. Im alth. stünde hier die med. g überall consequent und dem b. d der andern reihen analog; es mag aber ein überrest der früheren lauteinrichtung seyn, daß auch alth. der goth. anlaut h, weil man ihn für eine spirans und nicht asp. nahm, fortgalt. Nur zuweilen erscheint g daneben. Diese verwendung des h für ch findet be- merkenswerth gerade auch im lat. anlaut statt, so daß sich die gutturales näher bestimmt folgendergestalt ausnehmen: griech. lat. goth. alth. κ c h, g h, g γ g k ch χ h g k I. vergleichung fremder buchstaben. Die nöthigen belege zu den aufgestellten neun gleichun- gen sind: I. (P. F. B,V.) 1) anlaut : pax, pacis, pacatus; goth. fahêds (gaudium, quies) altn. feginn (contentus, laetus) — pes, pedis; ποῦς, ποδὸς ; sanskr. padas; goth. fôtus; alth. vuoƷ — piscis, fisks, visc. — porca (sul- cus) alth. vuriha — porcus, alth. varah — πόρος (iter, via) goth. faran (ire) — pater, πατὴρ , goth. fadrs, alth. vatar — patis (sanskr. conjux) litth. pats, gr. πόσις (? dor. πότις ) goth. brûd-faþs (sponsus) — πῦρ , alth. viuri — πολὺ , alth. vilo, goth. filu — πλέος , goth. fulls, alth. vol — πρωὶ , alth. vruo — pecus, goth. faίhu, alth. vihu — pulex, alth. vlô — plecto, alth. vlihtu — πέρδω , litth. perdziu, schwed. fjerter, alth. vërzu — παλάμη , lat. palma, an- gels. folma. alth. volma — πτέρον (f. πετέρον , wie πετάω f. πτάω ) altn. fiödhur, alth. vëdar — πεύκη , picea, hochd. vihta — pellis, goth. fill, alth. vël — pullus, goth. fula, alth. volo — pauci, goth. favai, alth. vaohê — primus, goth. frumists, alth. vromist. — 2) inlaut (das goth. in- lautende b für f ungenauer als das nord. und sächs. f. bh) κάπρος , caper, altn. hafr — λοιπὸς (reliquus) altn. leifar (reliquiae) goth. láibôs — svapa (sanskr. somnus) ὕπνος altn. svefn, alts. suëbhan — septem, angels. sëofon, goth. sibun — aper, altn. iöfur, angels. ëofor, alth. ëbar — ὑπὲρ , super, goth. ufar, altn. yfir, alth. ubar — rapina, angels. reáf, alth. roub. II. (B. P. F.) 1) für den anlaut weiß ich keinen beleg, zur bestärkung meiner ansicht, daß deutsche wör- ter mit dem anlaut p, hochd. f (ph) mangeln (oben s. 55. 131. 212. 247. 397. 462.). 2) inlaut : κάνναβις , cannabis, altn. hanpr, alth. hanaf; sollte sich turba mit dem goth. þaúrp, alth. dorof; stabulum mit altn. stöpull, alth. sta- phol; labi mit hláupan, loufan vergleichen? III. (PH. B. P.) die asp. der alten sprachen bedarf selbst noch näherer forschung; das sanskrit kennt eine zwiefache: ph und bh , die in dem gr. φ . lat. f und b gemischt wiederscheinen. 1) anlaut : die ind. wurzel bhu, die griech. φυ , die lat. fu in dem verbum seyn, vgl. mit dem angels. bëon, alth. pim (sum) — φηγὸς , fagus, altn. beyki, altn. puocha — forare, altn. bora, alth. poren — frangere, fregi; goth. brikan, alth. prë- chan — frui, fructus; goth. brûkôn, alth. prûchôn — frater, brôþar, pruoder — flare, blasan, plasan — fero (im sanskr. die wurzel: bhr) goth. baíra, alth. piru — I. vergleichung fremder buchstaben. φύλλον , folium, altn. blad, alth. plat — ὀφρὺς , altn. brâ, alth. prawa. — 12) inlaut : ἐλέφας, αντος , goth. ul- bandus, alth. olpenta — κεφαλὴ , haubiþ, houpit — νεφέλη , nebula goth. nibls?, alth. nëpal - λράφειν , goth. graban, alth. grapan. Diese inlaute schwanken in die classe I, als: caput, angels. heáfod, alth. haubit, vgl. das altn. nifl, dem ein alth. nëbal gerecht wäre. IV. (T. TH. D.) 1) anlaut : tauta (lett. gens, regio) goth. þiuda, alth. diot — tu, goth. þu, alth. dû — tenuis, tener, altn. þunnr, alth. dunni — τείνειν , tendere; goth. þanjan, alth. denen — τρεῖς , tres; þreis; drî — tergere, altn. þërra — τέρσειν (arefacere) goth. þaúrsis (aridus) torridus, alth. durri — tacere, goth. þa- han, alth. dagen — τρέχειν , goth. þragjan — ταλᾷν, τλᾷν , tolerare, goth. þulan, alth. dolen — tectum, goth. þak, alth. dach — ταῦρος , altn. þiór — tad (sanskr. id) gr. τό (für ταδ ) goth. þat, alth. daƷ — talis, altn. þvîlîkr. — 2) inlaut : ratio raþjô, redja — frater, brôþar, pruoder — μετὰ , goth. miþ — dantas (dens, dentis) tunþus, zand — rota, altn. hradhr (celer) alth. hrad (rota) — iterum, goth. viþra, alth. widar — ἕτερος , anþar, andar — viel- leicht ἔτης, ἑταῖρος (socius) dem alts. gesith, alth. sindeo — ἔτος (annus) dem dunkeln goth. ataþni (d. h. at-aþni, alth. aƷ-adani?) vergleichbar. V. (D. T. Z.) 1) anlaut : dingua, tuggo, zunga (vgl. oben s. 152.) — deus, divus, litth. diéwas; griech. δὶς, διὸς (denn θεὸς ist cretisch) altn. tŷr; alth. ziu (vgl. oben s. 150. 151.) — dantas (sanskr.) ὀδοὺς, ὀδόν- τος ; dens, dentis; goth. tunþus, alth. zand — διὰ- , lat. dis-, sächs. to-, alth. zi-, — δαμᾷν , domare, goth. tamjan, alth. zemen — δρῦς , goth. triu — digitus, vgl. mit dem sächs. têkan (signum) alth. zeichan — δεικνύειν , δείκειν , indicare, sächs, tôgjan, hochd. zeigen — δόλος , dolus, altn. tâl, alth. zâla — ducere, goth. tiuhan, alth. ziohan — δύο , duo, goth. tva, alth. zuei — δάκρν , goth. tagr, alth. zahar — δεξιὰ , dextra, goth. taíhsvô, alth. zësawa. — 2) inlaut : ἡδὺ , goth. suti, alth. suoƷi — ad, goth. at, alth. aƷ — ἕδος , sedes; sedere, goth. sitan, alth. siƷan — ἔδειν , edere; itan; ëƷan — εἴδειν, εἰδέναι , videre, goth. vitan, alth. wiƷan — odium, goth. hatis, alth. haƷ — claudere, alth. slioƷan — laedere, hochd. letzen — radix, altn. rôt — ὕδωρ , goth vatô, alth. waƷar — ἱδρὼς , sudor, sveiti, sueiƷ — pedes, fôtjus, vuoƷi. — VI. (TH. D. T.) die Lateiner haben kein th (außer in fremden wörtern) oft aber ist ihnen das gr. θ in die I. vergleichung fremder buchstaben. gleichstusige labialasp. f. übergetreten, wie auch im griech. selbst die aeol. mundart φ für θ zeigt (vgl. θυ- μὸς spiritus, animus mit fumus, φύμος ; θύειν mit fire, sussire) beides mahnt an die s. 66. 67. angezeigte berüh- rung des goth. þl. mit fl. — 1) anlaut : θυγάτηρ , goth, daúhtar, alth. tohtar — θύρα , lat. pl. fores, goth. daúr, alth. tor — θὴρ , aeol. φὴρ , lat. fera, altn. dŷr, alth. tior — θαῤῥέειν (audere) goth. ga-daúran, alth. turran, vgl. die praet. gadaúrsta, getorsta mit θαῤῥος, θάρσος, θρασὺς . — θέναρ (vola manus) alth. tënar — 2) inlaut : μέθυ , angels. mëdo, alth. mëtu — ἔθος , angels. sido, alth. situ. — VII. (K. H,G. H,G.) in der zweiten stufe steht das goth. h für ch, in der dritten das alth. h. für g. 1) an- laut : claudus, halts, halz — κάνναβις , altn. hanpr, alth. hanaf — canere vgl. mit hano (gallus, wie dieses mit altn. kalla, alth. challôn, clamare, fari) — caput, háubiþ, hou- bit — καρδία , cor, haírtô, hërza — κύων , canis, hunþs, hund — κοῖλος , hol — celare, hilan, hëln — κάλαμος , calamus, ha- lam, halm — κάρτος, καρτερὸς , hardns, hart — cornu, haúrn, horn — collum, hals — κρυμὸς (gelu) altn. hrîm — κλαίειν , goth. hlahan — κράζειν , crocitare, goth. hruk- jan — κλέπτης , goth. hliftus. — 2) inlaut : ὄκος , oculus, áugo, ouga — acies, alth. egga — lux (lucs) liuhad, lioht, vgl. λευκὸς mit liuhadeins — οἶκος , goth. veihs — lacus, angels. lagu — acus, aceris, alth. ahan, agan — δάκρυ , tagr, zahar — tacere, þahan, dagen — pecus, faihu, viho — ἐκυρὸς , socer, goth. svaihra, hochd. schwa- ger, schwieger — μήκων (papaver) alth. mâgan, neuh. mohn (? goth. mêhan). Inlautend entspricht zuweilen das sanskr. sh , als: dasha, gr. δέκα , lat. decem, goth. taíhun, litth. deszimts. VIII. (G. K. CH.) 1) anlaut : granum, altn. korn, alth. chorn — γένος , genus; kuni; chunni — γένυς , gena, altn. kinn, alth. chinni — γόνυ , altn. knê, alth. chnio — γυνὴ , altn. kona, alth. chona — gelu (frigus) gelidus, goth. kalds, alth. chalt — gula (gut- tur) alth. chëla — gustare, kiusan, chiosan — gau (sanskr. vacca) altn. kû, alth. chua. — 2) inlaut : ἐγὼ , ego, goth. ϊk, alth. ih — vigil, alth. wachar — ἀγρὸς , ager, goth. akrs, alth. achar — ἄγειν , agere, altn. aka — μέγας, μέγαλος ; mikils; michil — rex, regis, regnum; reiks; rîchi — jugum, juk, joch — augere, áukan, au- chôn — ἀμέλγειν , mulgere, altn. miόlka, alth. mël- chan. — I. vergleichung fremder buchstaben. IX. (CH,H. G. K.) lateinisch gilt hier h für ch ( χειμὼν , hiems; χεὶρ , lat. hir; χὴρ , herinaceus vgl. Schneider p. 202.) alth. aber häufig g für k, welches letztere ich hier nur theoretisch durchführe. 1) anlaut : χὴν , anser (f. hanser) goth. gans, alth. kans — χέω (fundo) χυτὸς (fusus) goth. giutan, alth. kioƷan — χολὴ , altn. gall, alth. kalla — χθὲς , heri, hesternus, goth. gi- stra, alth. këstar — χόρτος , hortus, gards, alth. karto — hostis (peregrinus) gasts, kast — homo, goth. guma, alth. komo — χθὼν wie χθὲς f. χὲς f. χὼν und dieses f. χὼμ , vgl. χαμαὶ , humi) humus; zu vergleichen mit dem goth. gauï, alth. kouwi, kou. — 2) inlaut : ἔχειν , goth. áigan, alth. eikan — τρέχειν , dor. τράχειν , goth. þragjan — λέχος , goth. ligrs, alth. lëkar — λείχω, λίχω (lambo) goth. láigô, alth. lêkôn — λοχᾷν (insidiari) (goth. lêgôn?) alth. lâkôn. — Anmerkungen zu dieser consonanzvergleichung: 1) sollten unter den gegebenen beispielen einzelne noch bedenklich und unausgemacht scheinen, so darf die mehrzahl hauptsächlich wegen analogie der abstufung für streng erwiesen gelten, die richtigkeit der regel überhaupt ist unverkennbar. Wörter, in welchen zwei consonanten stimmen ( τρέχειν , þragjan; πόδες , fôtjus) sind doppelt sicher; solche in denen ein cons. stimmt, der andere abweicht, verdächtig; noch ver- dächtiger, deren consonanten unabgestuft in den drein sprachen wirkliche gleichheit zeigten. In diesem fall fehlt entw. alle verwandtschaft (z. b. zwischen dem angels. pädh, padhas und dem gr. πάθος , dolor) oder die eine sprache hat aus der andern entlehnt (z. b. scrîban ist scribere selbst, fruht ist fructus, folglich undeutsch, desgl. das alts. sicor, lat. securus). 2) es liegt bei wortforschungen weniger an der gleich- heit oder ähnlichkeit allgemein-verwandter conso- nanten, als an der wahrnehmung des historischen stu- fengangs, welcher sich nicht verrücken oder umdre- hen läßt. Ein hochd. wort mit p, das im goth. b, im lat. f zeigt, ist in diesen drei sprachen urver- wandt, jede besitzt es unerborgt; fänden wir aber f in einem hochd., b in einem goth., p in einem lat. wort, so wäre die verwandtschaft widersinnig, uner- achtet abstract genau dieselben buchstabverhältnisse vor- liegen. Das griech. τ fordert ein goth. þ, das goth. t aber kein gr. θ sondern δ und so beruht durchall die identität auf der äußeren verschiedenheit. I. vergleichung fremder buchstaben. 3) wörter, welche die eine oder die andere sprache nicht besitzt, ließen sich für die neun cons. verhält- nisse leicht herstellen, nicht aber in den elementen der vocale, liquiden und spiranten. Alles rathen bleibt also unfruchtbar; wir dürften höchstens behaupten, daß z. b. δάφνη im goth. t-b, im hochd. z-p; φυτὸν goth. b-þ, hochd. p-d haben müste. Jene neun re- geln sind nur prüfftein für vorhandene wörter. Zu neuen schöpfungen reicht insgemein keine analogie aus, weil alles lebendige unberechenbar ist und die gesetze der theorie mit den ausnahmen der praxis verschmelzt. 4) solche ausnahmen, d. h. fälle, wo die aufgestellten gleichungen fehlschlagen, treten ein a) bei übergängen der ten. med. oder asp. in ten. med. asp. einer andern reihe. Wie oft wechseln p. t. k. ( ταὼς , pavo; πέντε , aeol. πέμπε ; ποῖος , jon. κοῖος ) b. d. g. ( ὀβελός , dor. ὀδελος ; γῆ dor. δῆ ; vgl. oben s. 445. 446.) ph. th. ch (beispiele vorhin s. 587.) b) wegen unvollkommenheit der aspirationen in den meisten sprachen und daraus entspringender mischung mit der verwandten spirans und media. Das sanfkrit aspiriert ten. und med. jedes organs, so daß bh. ph; dh. th; gh. kh vorhanden sind. Davon zeigen sich in den übrigen vermengte trümmer. Der Grieche besitzt ph. th. ch.; der Lateiner nur ersteres (und modificiert, sein f nähert sich dem bh); th wird ihm zu f; ch zu h. Auch die litth. und lett. sprache ermangeln beide des f, th und ch (ja selbst der ein- fachen spirans h); die goth. etc. des ch, welches sie durch h und g ersetzt. In andern deutschen dia- lecten deutliche spuren des bh. dh. gh. die sich viel- leicht künftig klarer auffaßen laßen werden, als es in meiner darstellung geschehen konnte. Der man- gel des anlautenden goth. p hochd. ph (f) unter diesem gesichtspunct erscheint minder auffallend. Da im gr. und lat. die lippenlaute schwanken, z. b. κεφαλὴ , caput; νέφος, νεέλη , nubes, nebula; so rechtfertigt sich jedwede der deutschen formen, das goth. háubiþ neben gibla und das sächs. heáfod und ob das alth. houbit oder houpit, nëpal oder nëbal vor- zug verdiene, muß allgemeinbetrachtet unentschieden bleiben. Der Lateiner liebt inlautende med. (habeo, nobilis, mobilis, fabula, cibus, hebes, scabies etc.; die abkunft von v offenbar in novisse, movere etc.) I. vergleichung fremder buchstaben. c) die lautverschiebung erfolgt in der masse, thut sich aber im einzelnen niemahls rein ab; es bleiben wörter in dem verhältnisse der alten einrichtung stehn, der strom der neuerung ist an ihnen vorbei- gefloßen. Schutz gewährten ihnen zumahl (nicht immer) die verbindung mit den unwandelbaren li- quiden und spiranten. Also haben α ) einzelne wör- ter der goth. etc. sprache noch das gepräge der lat. griech. ordnung, z. b. das s. 152. beigebrachte du, dis, vgl. mit dem sächs. tô und alth. zuo, zi, zër; unrichtig war daddjan (dän. dîe) angeführt, welches sich ganz nach der sechsten gleichung zu θάειν ver- hält, und mit dem angels. tit nichts zu schaffen hat. Weitere beispiele sind das alts. sëdel st. sëtel (s. 217.) das altn. pt statt ft (s. 314.). Die verwandtschaft zwischen dies, dags, däg, dagr wäre nicht anders zu nehmen. — β ) einzelne der alth. das gepräge der gothischen etc., wohin die s. 154. 155. 394. auf- gezählten wörter. — γ ) einzeine goth. und alth. (letztere folglich durch zwei lautverschiebungen un- versehrte) stimmen zum lat. und griech. z. b. das eben angezogene angels. tit, engl. teat, alth. tutto (s. 155.) gr. τίτθη . weiter: longus, laggs, lângr; angustus, aggvus, engi; gramen, gras etc. Das alth. mit, miti passt zum griech. μετὰ , hût, hûtî zu cutis, nicht zum goth. miþ, altn. hûdh, ich zweifle ob von andern s. 159. in der note angeführten oder gemeinten alth. wörtern ebenso geurtheilt werden kann. Bemerkens- werth ist der widerspruch gegen die lingualvergleichung in den wörtern πατὴρ, μήτηρ ; pater, mater, frater; goth. sadrs (?) brôþar; angels, fäder, môder, brôdher (vgl. s. 514. 544.) astlt, vatar, muotar, pruodar; die deutschen sprachen stimmen unter sich, so wie das lat, frater zu ihnen; aber παθὴρ, μήθηρ sollte es heißen? Schwerlich, im sanskr. haben alle drei die nämliche org. tenuis. ; — δ ) von zwein cons. eines worts kann der eine ver- schoben, der andere erhalten seyn, z. b. in tûnga, zunga, lingua blieb das g, während d (dingua) sich abstufte; in prudentia, goth. frôdei, litth. protas stimmt die lingualis nicht; so mag auch gaudere mit einem goth. gatjan (facere ut aliquis obtineat, restituere, von gitan, wie nasjan von nisan) mittelh. ergetzen nahverwandt seyn, und für die strengere form katjan (altn. kâtr, laetus, neben gëta acquirere und gëtaz, acquiescere) mittelh. erchetzen hingehen. I. vergleichung fremder buchstaben. Dieser verführerische satz ist bei etymologien nur nicht zu misbrauchen. — 5) ich habe (s. 127. 151. 177.) die alth. lautverschiebung als etwas unorganisches dargestellt, und freilich ist sie sichtbare abweichung von einem früheren, spurweise noch vorhandenen organismus. Nur muß man im ge- gensatz zum griech. und lat. das gothische für ebenso unorganisch halten. Die ähnlichkeit beider verände- rungen setzt sie gerade in das wahre licht. Sie sind große ereignisse in der geschichte unserer sprache und keines ohne innere nothwendigkeit Unterschieden von einzelner, undurchgreisender verderb- niß, z. b. der schwed. dän. verdrängung der anlautenden lingualasp. durch ten., während labialasp. fortbesteht; oder der im dän. inlaut geltenden med., woneben der anlaut die ten, beibehält etc. . Es ist auch nicht zu übersehn, wie jede abstufung immer kleinere kreise erfüllt. Die eigenthümlichkeit der letzten er- streckt sich nicht über die hochdeutsche mundart hin- aus. Jene frühere begriff noch die goth. sächs. nor- dische, hatte also bedeutenderen umfang. Und wie eng erscheint dieser gegen den noch älteren zustand, den wir für die lat. griech. indische sprache anerken- nen müßen, und welchem im ganzen auch die slavi- schen, lettischen stämme, vielleicht mit einzelnen mo- dificationen, anhängen; z. b. da den Letten, Preußen und Litthauern die asp. mangelt, pflegen sie dafür die med. mitzuverwenden oder zischlaute zu gebrauchen. Allein sie besitzen die unverkümmerte (lat. griech.) te- nuis und media, vgl. das litth. pilnas (plenus) pirmas (primus) pakájus (pax, pacis) piemů ( ποιμὴν ) peda (ve- stigium) tris (tres) tu (tu) traukti (trahere) kampas (campus) kas (quis) kélas ( κελεύθος ) akis (oculus) ra- tas (rota) dantis (dens) antras (goth. anþar) wertas (goth. vaírþs) derwà (altn. tiara, neuh. zehr) trokszti (neuh. dürsten) du (duo) sedeti (sedere) etc. Gleicher- gestalt im slavischen: pasti (pascere) vepr (aper) piti ( πίειν ) pokoj (pax) mater (mater) sjekati (secare) videti (videre) dom (domus) smrt (mors, mortis) ptak ( πτε- ρὸν ) etc. Aus dieser ursache liegen die slav. und lett. sprache der lat. griech. unbezweifelbar näher, als die goth. und diese näher, als die hochd. 6) die consequenz der lautverschiebung erbringt, wie das hochd. ph für p, ch für c eingetreten war, daß z I. vergleichung fremder buchstaben. für t völlig die stelle des th. einnehme. Diese hochd. gleichung des z (ts) mit th ist um so merkwürdiger, da sich theils in keinem denkmahl meines wißens wirklicher wechsel zwischen z und th. offenbart (keine spur eines alth. thiman, thein f. ziman, zein) theils in der hochd. mundart die reine spirans h. sehr be- liebt und nie mit der spirans s vertauscht wird. Diese vertanschung waltet gerade in den slavischen und let- tischen sprachen, worin so viele ursprüngliche kehl- laute assibiliert erscheinen, vgl. cor, cordis, hërza mit dem litth skirdis (sprich schirdis) böhm. srdce; canis, hund mit dem litth. szů; centum, hundert mit dem litth. szimta; porcus mit parszas; aber das weichere litth. z’ (sprich sh, oder dsh) antwortet dem gr. χ . lat. h. als: z’iema ( χεῖμα , hiems) z’eme (humus, vgl. humilis und χθαμαλὸς, χαμαλὸς ) z’mogus (homo pl. z’mones, homines; altpr. smunents, homo) z’asis ( χὴν , anser); z’engti, z’engimas ist das deutsche gangan, gang. Man vgl. indessen das angels. scëort, engl. short f. cëort und selbst alth. scurz f. churz (oben s. 175.) so wie die zischende aussprache der fries. engl. und schwed. anlaute c, k, ch. — Aus dem verhältnis der consonanten geht also ge- nügender beweis einer urverwandtschaft der vergliche- nen sprachen hervor. Sollte sich, auf es gestützt, nicht zugleich berührungen der vocale nachspüren laßen? die analogie zwischen hochd. und gothischem vocalstande nicht zu dem schluße leiten, daß auch latein. vocale mit goth. zusammenhängen müßen? Unsicherer und ab- gebrochener wird dieser zus. hang schon deßhalb seyn. weil wir in deutschen dialecten derselben consonanten- stufe so schwankenden und manigfaltigen vocalen begeg- nen. Gleichwohl gibt es noch solche unverkennbare ähnlichkeiten: 1) manche vocale, obschon nicht selbst übereinstimmend, folgen derselben richtung, z. b. in den lat. wörtern genus, tenuis gleichen e genau dem deutschen u im goth. kuni, þuni (?) und alth. chunni, dunni. 2) bemerkenswerth schien mir immer die analogie der vocale in pater, mater, frater vergl. mit vatar, muo- tar, pruodar; pater hat kurzes a, mater, frater haben langes. Ebenso steht in allen deutschen sprachen dem I. vergleichung fremder buchstaben. vatar, fäder kurzer vocal zu, dem muotar, pruodar hingegen langer, angels. môder. brôdher. Das dor. μάτηρ kann daher sein langes α mit dem gemeingriech. η in μήτηρ tauschen, nie aber das kurze πατὴρ in ein langes πητηρ . Dies beispiel bestärkt auch meine an- sicht, das gedehnte ô mit dem diphth. uo auf gleiche linie zu stellen (oo = uo, wie ᾱ, η = αα, εε ). 3) überhaupt in den meisten fällen stimmt die deutsche zu der lat. griech. kürze; vgl. ălere mit altn. ala; tăcere mit þahan; călămus mit halam; mŏlere mit malan; mŏla, μὸλη mit alth. mul; pĕcus mit vihu; fĕro ( φέρω ) mit piru; vĭdere mit vitan; fĕdere mit sitan; ĕdere mit ïtan; μέγας mit mikils; hŏmo mit komo; — häufig die länge zur länge, vgl fĕmen, μήνη , făgus ( φηγὸς ) prūdens mit sâmo, mâno, pnocha, fruot. Ausnahmen dieser regeln können nicht be- fremden; theils schwankt die griech. prosodie selbst ( μόλος und μῶλος, κᾰλος und κᾱλος ; vgl. Buttm. §. 7. anm. 17.) theils weicht sie von der lat. ab (vgl. δᾱκρυ mit lăcrima) indem sie sich oft der deutschen nähert, vgl. ὄνομα , aeol. ὄνυμα , alth. namo; κᾰλύπτω , alth. hilu im gegensatz zu den lat. längen nōmen, cēlo; umgekehrt θὴρ , alth. tior mit der lat. kürze fĕra. An- deremahl entfernt sich die deutsche länge von der gr. und lat. kürze, z. b. vuoƷes, ποδὸς , pĕdis (der nom- ποῦς , pēs lang wegen der contraction aus ποδς , peds); hâubiþ, căput; âugô, ŏculus. Anderemahl kann der ablaut erklären helfen, z. b. wofern φρᾰδης eins mit prūdens, entspräche jenes dem fraþjan, dieses dem frôþs. Spätere Griechen pflegen das lat. kurze u und e bisweilen in ihr langes ου und η zu übersetzen (Schn. p. 37.). 4) abgesehn von stimmender kürze oder länge zeigen an- geführte und andere beispiele bald völlige gleichheit der vocallaute (calamus, halam; alere, aljan; videre. vitan; piscis, fisks; jŭgum, juk) bald übergänge (o für a: collum, hals; ὄνομα , namo; hostis, gasts; — e für i: edere, ïtan; sedere, sitan; cervus, hiruts (?) alth. hiruƷ — o für u: homo, goth. guma). Statt des goth. aí, aú griech. und lat. kurzes e, o: faíhu, pecu; taíhun, decem; plectere, flaíhtan; baíra, fero; haúrn, cornu; torridus, þaúrsis, also völlig wie im alth. — Der diphth. au stimmt in augere, αὐξάνειν , goth. áukan, kürzt sich aber anderemahle P p I. vergleichung fremder buchstaben. (caput, oculus). Das gr. ει, οι begegnet zumahl dem goth. ei, ai , vgl. οἶδα (vait) ἴδμεν (vitum) λείπω, λέ- λοιπα (leiba, láib) μείζων (máiza) οἶνος (vein) δείκνυμι (monstro, táikns, signum). Lat. dafür langes i, als λείβω (lībo) λοιβὴ (lībamen) zuweilen langes u, neben älterem oi , als ūnum, commūnem, oinom, comoi- nem; goth. ainana (gr. ἕνα f. εἵνα vgl. ënna, anne s. 211. 246.) gamáinana (oben s. 44.) oder auch oe, wie in hoedus, goth. gaitei. Die anwendung und weitere entwickelung solcher hier nur roh aufgestellten ana- logien wird erst fortgesetztes sprachstudium gewähren. 5) wichtiger ist mir die aus dem sanskrit gewonnene bestätigung meines auf ganz anderm wege, ohne sie zu ahnen, gefundenen satzes: daß es ursprünglich nur drei kurze vocale gebe. Die altindische sprache er- kennt außer den kürzen a, i, u keine andere und hat bloß für sie buchstaben; unglaublich, daß sie, deren alphabet alle anderen laute vollständig bezeichnet, keine schriftzeichen für e und o, wenn diese in der aussprache vorhanden gewesen wären, gehabt haben sollte. Die abwesenheit des e und o im goth. be- nimmt jeden zweifel Ich vermag daher Bopp nicht beizutreten, wenn er (an- nals of orient, lit. part. I. Lond. 1820. p. 7.) sagt: there is only one defect of which we may accuse the sanskrit alphabet, namely. that the short a , the short italian s and o are not distinguished from one another. For I can- not believe, that in the language of the Brahmans, when it was a vernacular tongue, the akâra had always the power of a short a, and that the sounds of e and o never occurred in it; I rather think that the sign used for the snort a was put also to expreß a short e and o . . Dazu tritt, daß nicht nur im gr. alphabet α, ι, υ abgeschloßen für sich stehen und kein verlängerungszeichen neben sich haben, wäh- rend die späteren ε, ο von η, ω geschieden sind, son- dern auch im semitischen: א ו י den von der allmäh- ligen aussprache zugefügten e und o-laut mit auszu- drücken haben. 6) vielleicht fügen sich endlich die sieben deutschen län- gen (s. 578.) zu dem sanskrit. Auf der ersten tafel Franks (chrestom. sanskrita, Monach. 1820) stehen näm- lich drei lange vocale ā, ī, ū und vier diphthongen ae, ai, o, au angegeben. Ich will sie nach meiner I. vergleichung fremder buchstaben. weise â, î, û, ê, ai, ô, au bezeichnen und den goth. ê, ei, û, iu, ái, ô, áu oder den alth. â, î, û, iu, ei, uo, ou vergleichen. Kenner des sanskrit werden beur- theilen, ob sich die bedenkliche zus. stellung des sanskr. ê mit dem deutschen iu hören läßt. Sie mögen auch prüfen, ob die trennung der langen (gedehnten) vo- cale von den diphthongen etwas wesentliches mit sich führe. Mich bedünkt, daß alle langen und diphthong. vocale jünger als die kurzen und aus diesen durch zus. ziehung und mannigfalte einflüße der consonanten erwachsen sind (oben s. 331.) P p 2 II. von der declination. ZWEITES BUCH . VON DEN WORTBIEGUNGEN . ERSTES CAPITEL . VON DER DECLINATION . Die declination geschieht in allen deutschen spra- chen wesentlich durch dem worte hinten eingefügte endungen. Das wort kann sowohl in seiner nackten wurzel, als in einer abgeleiteten, d. h. schon durch eine bildungsendung vermehrten gestalt declinieren. Im letz- ten fall muß man die flexionsendung (den casus) von der voranstehenden bildungsendung trennen, deren sogar mehrere verbunden eintreten können. Im goth. worte dags ist dag die reine wurzel, s der casus; in arbja arb die wurzel, i die ableitung, a der casus; in blôtinassus blôt die wurzel, i die erste, nass die zweite ableitung, us der casus. Zuweilen verwächst aber der casus mit einem bildungsvocal. Unwesentlich zur declination sind 1) der durch einen vocal der endung im vocal der wur- zel gezeugte umlaut, wenn sich gleich späterhin aus diesem umlaut die abgeschliffene endung schließen läßt. 2) der vorgesetzte artikel, d. h. ein syntactisch ange- wandtes mittel, der unvollkommenheit des casus zu hülfe zu kommen oder seinen abgang völlig zu ersetzen. Der umlaut beurtheilt sich nach den allgemeinen gesetzen (im ersten buch); vom gebrauche des artikels wird erst im vierten buche gehandelt werden. Die casus bestehen aus vocalen und consonanten. Jene laßen sich nicht im allgemeinen bestimmen, diese sind nur folgende: die spirans s; die liquidae m. n. r und die lingualis t. Historisch ergibt sich aber, daß r in der declin. überall ein unursprüngliches, nämlich all- mählig aus s entstandenes sey; ebenso daß n wahrschein- lich überall (in den meisten fällen gewiß) früheres m vertrete. Folglich blieben nur s und m als anfängliche beherrscher aller casus. Die lingualis t (nach goth. be- stimmung, das heißt = lat. d, = hochd. z) erscheint nur als seltne ausnahme in dualer pronominalform. II. von der declination im allgemeinen. Alle deutschen sprachen unterscheiden singularis und pluralis; vom früheren dualis gibt es einige trümmer, Sie unterscheiden vier casus: nominativ, genitiv, dativ, accusativ; mit den formen des nom. fallen die des vo- cativs, mit denen des dat. die des ablativs und instru- mentalis zusammen. Allein auch des vocativs und in- strum. früheres daseyn bewähren theilweise spuren. Spä- terhin fällt der acc. zum nom., ja der dat. büßt seine auszeichnung ein. Ferner ist die unterscheidung der drei geschlechter zu beobachten. Das masculinum besitzt deutlichere und dauerhaftere form, das femininum mildere, weichere, das neutr. eine der männlichen meistens ähnliche, nur stumpfere. Einige weibliche declinationen stimmen bei- nahe ganz zu den männlichen. Keine der deutschen mundarten besitzt die casus in vollkommener, ursprünglicher gestalt; vocale und cons. haben sich vielfältig abgeschliffen und dadurch allmählig vermischt, endlich aufgelöst. Die goth. sprache mag sich hierin ungefähr zu der älteren, reineren verhalten, wie sich die neuhochd. zur goth. verhält. Vollständigere, schärfere casusformen können theils aus der analogie und gegeneinanderhaltung der substantive, adjective und pronomina gefolgert, theils aus der vergleichung urver- wandter fremder sprachen vermuthet werden. Hierüber läßt sich aber erst nach geschehener darstellung der ver- schiedenen declinationen am schluße des ganzen urthei- len, wo ich auch meine ansicht von der eigentlichen bedeutung der casuszeichen entwickeln will. Noch bleibt einer durch die gesammte deutsche zunge waltenden unterscheidung zwischen siarker und schwacher flexion zu erwähnen. Erstere ist die ältere und (innerlich) einfachere; die schwache scheint durch einschaltung eines zur declination anfangs unwesentlichen bildungs-n entstanden, zeigt sich dem zufolge niemahls an reinen wurzeln. Dieses bildungs-n führte schnellere abschleifung der wahren casus herbei und erschien dann als eigne, der declination wesentliche form. Beweis und ausführung meiner behauptungen zu ende dieses capitels; aufgestellt werden müßen aber nach dem un- teischied starker und schwacher form alle deutsche de- clinationen, da er historisch ein wirklicher geworden ist. II. goth. substant. starkes masc. erste decl. Gothisches substantivum . Starkes masculinum. erste declination. beispiel: nom. fisk-s plur. fisk-ôs gen. fisk-is fisk-ê dat. fisk-a fisk-am acc. fisk fisk-ans voc. fisk 1) einfache wörter: áiþs (juramentum) andbahts (minister) asts (ramus) bagms (arbor) dags (dies) hunds (canis) hláibs (panis) [hláibis, hláiba, hláif; hlaibôs] láubs (folium) [láubis, láuba, láuf; láubôs] sinþs (iter) skalks (servus) skatts (numus) stáins (lapis) stôls (thronus) vaír (vir) vigs (vía) vinds (ventus) vulfs (lupus) þiubs (fur) [þiubis, þiuba, þiuf; þiubôs]. 2) mit der bildung -v, -u: sáivs (lacus) [sáivis, sáiva, sáiv; sáivôs, sáivê] snáivs (nix) áivs (aevum) þus (fa- mulus) [þivis, þiva, þiu; þivôs Neh. 5, 16. þivê Luc. 16, 13. þivam, þivans] vgl. decl. 3. anm. 3. 3) mit der bildung 1: fugls (avis) katils (cacabus) sitls (sedes) svibls (sulphur). 4) mit der bildung -an, -in : sabans (linteum) þiudans (rex) himins (coelum) kindins (praeses) maúrgins ( πρωῒ ), 5) mit der bildung -r: akrs (ager) figgrs (digitus) ligrs (lectus) tagrs (lacrima) vôkrs (lucrum). 6) mit der bildung -isk: atisks (seges). Anmerkungen. 1) wörter mit unbelegtem pl. können auch zur vierten decl. gehören; die, deren nom. sg. abgeht, in erman- gelung anderer beweise selbst neutral seyn. Ungewiß sind demzufolge: ans (trabs) aljan (zelum) biuds (mensa) dôms (judicium) drus (casus) usfilhs (sepul- tura) gaggs (platea) gramst (festucam) hláuts (sors) hups (femur) laun (mercedem) môds (ira) mêgs (ge- ner) munþs (os) neiþ (invidiam) plat (assumentum) runs (fluxus) urruns (oriens) rûm (spatium) sigis (vi- ctoriae Philip. 3, 14.) skáut (fimbriam) skôhs (calceus) skuft (capillum) slêps (somnus) gastalds (se habens) stik (punctum) striks (apex) stiur (vitulum) svam (spon- giam) svult (mortem) táins (ramus) váip (coronam) veitvôds (testis) vlit (vultum) vrit (literam) þlaúhs (fuga) þraíhns (coactio). Nach aller analogie fallen inzwi- schen dôms, gaggs, hláuts, mêgs, môds etc. zur ge- genwärtigen decl. II. goth. subst. stark. masc. crste u. zweite decl. 2) die mit s schließenden wurzeln nehmen im nom. sg. kein casus -s an, machen ihn also dem acc. gleich; so stehet ans (trabs) urruns ( ὰνατολὴ ) drus (casus) f. anß, druß, urrunß. Dadurch mengen sich scheinbar formen wie runs (origo) runsis, runsa, runs (Luc. 1, 78. Matth. 8, 11.) mit runs ( ῥύσις ) runis, runa, run (Luc. 8, 43, 44. Marc. 5, 25. Matth. 8, 32.) oder ans, anzis mit der endung -ans, -anis. 3) es scheint, daß auch dem Gothen -r -s hart vorkam, (wenn kein weiterer cons. vorausgieng, wie in akrs) und der nom. dem acc. gleichstand; wenigstens finde ich durchgehends vair (vir) und nicht vairs, vielleicht zum unterschiede von der org. verbindung vaírs (pe- jus)? und Neh. 5, 18. stiur (vitulus) f. stiurs; ebenso würde denn auch decl. 4. baúr (silius) nicht baúrs ste- hen, Doch vergl. die adj. decl. Starkes masc. zweite declination. beispiel: har-jis pl. har-jôs haírd-eis pl. haírd-jôs har-jis har-jê haírd-eis haírd-jê har-ja har-jam haírd-ja haírd-jam har-i har jans haírd-i haírd-jans har-i haírd-i (ei) 1) diese decl. ist theoretisch ganz die vorige, indem das zwischentretende i zur bildung, nicht zur decl. gehört, weshalb eigentlich aufzustellen wäre: hari-s, harj-is, harj-a, hari; harj-ôs, harj-ê, harj-am, harj-ans. Für die sprachgeschichte gewährt aber jene practische aufstellung vortheil und ist auch beizubehalten, weil 2) im nom. und gen. sg. eine merkwürdige verschieden- heit eintritt. Geht nämlich eine kurze, bloße wurzel- silbe voraus, so bleibt-jis, als: harjis (exercitus) niþjis (cognatus) andastaþjis (adversarius); geht aber eine lange silbe, oder gehn mehrere silben voraus, so wandelt sich ji in ei (vgl. s. 36. über i und ei). Dieser fall ist un- gleich gewöhnlicher; er begreift a) andeis (finis) asneis (mercenarius) blôstreis (cultor) vitôda-fasteis (legis peritus) haírdeis (pastor) hváiteis (triticum) leikeis (me- dicus) faúra-maþleis (praefectus) ragineis (consiliarius) sipôneis (discipulus) und ohne zweifel, wenn bêrusjôs (parentes) eines sg. fähig ist, würde dieser bêruseis (parens) lauten Diese beiden wörter sipôneis und bêrnsjês, in allen übri- gen mundarten unerhört, sind dunkeler herkunst; die alth. form würde ungefähr siphuoni, pârusâ, pârasâ seyn. ; auch der pl. silbasiunjôs (testes ocu- II. goth. subst. stark. masc. zweite u. dritte decl. lati) führt auf -siuneis. b) bildungen auf -areis: bô- kareis (scriba) dáimonareis (daemoniacus) láisareis (do- ctor) liuþareis (cantor) môtareis telonarius) vaggareis (cervical) vullareis (fullo). — In der schwachen conj. wechseln ji und ei nach gleichem gesetz: nasja, nasjis, nasjiþ sôkja, sôkeis, sôkeiþ; (über einiges abwei- chende dort). 3) theoretisch sollte der nom. sg. vom gen. unterschie- den lauten und zwar unbedenklich haris, haírdis; gen. harjis, haírdeis. Wirklich findet sich einmahl láisaris Luc. 6, 40. st. des gewöhnlichen láisareis (Matth. 9, 11.). Dieser nom. auf -is folgt auch aus dem das s able- genden acc. -i (und nicht -ei). Natürlich aber ver- anlaßte der unorg. nom. -eis den ausnahmsweisen voc. leikei (Luc. 4, 23.); doch vgl. den analogen voc. -au der folg. decl. 4) sipôni Matth. 10, 25. ist entw. acc. oder unorg. dat. (statt siponja) vgl. sunu f. sunau in folg. decl. Starkes masc. dritte declination. beispiel: sun-us pl. sun-jus sun-aus sun-ivê sun-au sun-um sun-u sun-uns sun-au 1) einfache wörter: aírus (nuntius) dáuþus (mors) faírh- vus (mundus) flôdus (flumen) fôtus (pes) haírus (gla- dius) hliftus (fur) huhrus (esuries) kintus (obolus) lei- þus (sicera) liþus (membrum) lustus (voluptas) magus (puer) maihstus (fimus) qviþus (uterus) sakkus (saccus) skadus (umbra) stubjus (pulvis) sunus (filius) tigus (de- cas) tunþus (dens) ulbandus (camelus) vahstus (statura) valus (baculus) vintrus (hiems) vulþus (gloria) þaúr- nus (spina). 2) auf ôdus : aúhjôdus (tumultus) gabaúrjôdus (voluptas). 3) auf -ilus : asilus (asinus). 4) auf -nassus blôtinassus (cultus) etc.; auch assus : ufar- assus (abundantia). 5) fremde wörter : aggilus. apaústaúlus. assarjus. diábaúlus. fareisaíus. kumbitus. praúfêtus. Anmerkungen. 1) auch hier scheint die aufstellung untheoretisch, näm- lich u, gleich dem i voriger decl. ein bildungsmittel, mit welchem aber die casus noch mehr als dort ver- II. goth. subst. stark. masc. dritte decl. wachsen sind. Der acc. sunu verhält sich zu sunu -s, wie hari zu hari -s und fisk zu fisk -s. Ob nun sun- aus f. sunuis; sunau f. sunua; sunum f. sunuam etc. stehe, läßt sich aus der deutschen sprachgeschichte kaum entscheiden, doch die decl. der eigennamen bietet eine merkwürdige bestätigung im gen. ïêsuis, dat. ïêsua st. ïêsaus, ïêsau, neben paítraus, paítrau, xristaus, xristau etc. 2) au gleicht dem ei voriger decl., allein nicht vollstän- dig; dort drang ei in den nom., hier bleibt us des nom. richtiger vom aus des gen. geschieden. Hier dringt aber au in den dat., welcher dort -ja nicht in ei wandelt. Der voc. hat hier regelmäßig au , dort nur in der ausnahme ei . Ausnahmsweise treten wiederum vermengungen ein; Luc. 4, 3. der nom. sunaus f. su- nus; Luc. 1, 79. der gen. dáuþus st. dáuþaus; Luc. 1, 54. der dat. magu st. magau; Luc. 9, 38. der dat. sunu; mehr dergl. in den eigenuamen. Ubrigens hat au ohne rücksicht auf kürze oder länge der vorgängigen silbe überall statt. 3) im nom. und gen. pl. kommt noch ein i ins spiel, sunjus stände nach obiger muthmaßung für sunuôs; sunivê f. sunuê; dat. und acc. pl. bedürfen keines i, weil sie sich genugsam auszeichnen, der nom. sunjus würde ohne i mit dem sing. zus. treffen. In stubjus, assarjus und dem f. vaddjus herrscht ein solches i durch alle casus: stubjus, stubjaus, stubjau, stubju; der pl. (wenn er vorkommt) würde lauten: stubjus, stubive, stubjum, stubjuns, folglich nom. sg. und pl. übereins. Oder ließe sich ein stubivôs, stubivê und gar stubivam, stubivans (wie þivôs, þivê in decl. 1.) annehmen? 4) das geschlecht mancher wörter bleibt ungewiß; s. die fem. und neutr. auf u. 5) fremde wörter schwanken mit dem nom. pl. in de- cl. 4; als: aggileis Marc. 1, 13. apaústaúleis Marc. 6, 30. fareisaíeis Luc. 15, 2. praúfêteis Luc. 10, 24. neben ag- giljus Marc. 12, 25. Luc. 2, 15. etc. Starkes masculinum. vierte declination. beispiel: balg-s pl. balg-eis balg-is balg-ê balg-a balg-im balg balg-ins balg II. goth subst. stark. masc. vierte decl. enthält wenige wörter: áivs (aevum) arms (brachium) bansts (horreum) barms (gremium) baúrs (genitus) ga- draúhts (miles) faþs (dux) gards (domus) gasts (peregri- nus) láuþs (homo) mats (cibus) náus (mortuus) [navis, nava, nau? oder nav?; pl. naveis Luc. 7, 22, navê, na- vim, navins Luc. 9, 16.] puggs (marsupium) sáuds (sa- crificium) saggvs (cantus) slahs (ictus) spaúrds (stadium) stads (locus) vêgs (fluctus). Anmerkungen. 1) da nur der nom. dat. und acc. pl. sich von den for- men der ersten decl. abscheiden und der ganze sg. zusammenfällt, so bleiben viele wörter ungewiß zwi- schen beiden decl. (s. dort anm. 1.) 2) einige schwanken erweislich; so steht neben dem acc. áivins Matth. 6, 13. der dat. áivam Rom. 11, 36. Es könnte demnach bald snáivins bald snáivans (nives) gelten. 3) zuweilen unsicherheit zwischen masc. und fem. der- selben decl., wenn die wörter nur im pl. vorkommen und das geschlecht sonst unentschieden bleibt. So habe ich puggs, spaúrds bloß der analogie wegen hier- her gesetzt; ahaks (columba) scheint eher fem. Starkes femininum. erste declination. beispiel: gib-a pl. gib-ôs gib-ôs gib-ô gib-ai gib-ôm gib-a gib-ôs 1) einfache wôrter: aírþa (terra) anna (negotium) arka (cista) bida (petitio) bôka (liber) gabruka (fragmentum) faþa (sepes) fêra (regio) gairda (zona) giba (donum) gilþa (falx) grôba (fovea) haírda (grex) hansa (cohors) hrugga (baculus) hveila (hora) láibôs (reliquiae) marka (regio) maþa (vermis) mulda (terra) páida (tunica) rasta (stadium) razda (loquela) id-reiga (poenitentia) rûna (consilium) saúrga (cura) sleiþa (damnum) smarna (stercus) spilda (tabula) stáiga (semita) stáua (judicium) vamba (venter) vraka (persequutio) þiuda (gens). 2) mit der bildung 1: nêþla (acus) sáivala (anima). 3) mit der bildung ein, in, n : alleina (cubitus) fairina (crimen) faírzna (calx) draúhsna (mica) hláivasna (se- pulcrum) stibna (vox). II. goth. subst. stark. fem. erste u. zweite decl. 4) mit der bildung r: hleiþra (tabernaculum). 5) mit der bildung s: gáitsa (caper). 6) mit der bildung v: ahva (fluvius) saliþva (mansio) triggva (pactio) ubizva (porticus). 7) mit der bildung iþ : aírziþa (seductio) diupiþa (pro- funditas) und alle ähnlichen. 8) mit der bildung i: sunja (veritas) vrakja (persequutio) Marc. 4, 17. neben dem dat. pl. vrakôm Marc. 10, 30. Vielleicht noch andere, s. anm. zur folg. decl. — Anmerkung: einige wenige wörter, die bloß im dat. sg. vorkommen, können zwar dieser, aber auch der vierten decl. zufallen, als: jundai (juventute) Luc. 18, 21. môtai (telonio) Matth. 9, 9. Marc. 2, 14. — Wiederum solche, von denen bloß der nom. pl. vorkommt, dürften auch masc. 1. decl. seyn. Starkes femininum. zweite declination. beispiel: þiv-i pl. þiu-jôs þiu-jôs þiu-jô þiu-jai þiu-jôm þiu-ja þiu-jôs þiv-i auch diese decl. muß gleich der zweiten männl. untheo- retisch aufgestellt werden. An sich und ursprünglich war ihr paradigma völlig das von giba, gibôs, folglich þivi (st. þiuj-a) þiuj-ôs, þiuj-ai, þiuj-a etc. Der be- weis liegt in den unter 8. der vorigen decl. angeführ- ten vollständigen formen sunja und vrakja. Andere wör- ter haben das-a des nom. abgeworfen, wie einige masc. das -s des nom. Dem masc. war dieses abwerfen nach- theilig, weil es nom. und acc. mengte; dem fem. bringt es vortheil, weil es umgekehrt nom. und acc. unter- scheidet. Vielleicht verursachte der das -a ablegende voc. (mavi Luc. 8, 54.) den nom. -i statt -ja. Aus- nahmsweise legt es auch der acc. ab (kunþi, notitiam Luc, 1, 77.). Das kennzeichen dieser decl. d. h. den nom. auf -i, haben nun beleglich folgende wörter: 1) einfache: þivi (ancilla) mavi (virgo) [maujôs, mau- jai etc.] bandi (vinculum) kunþi (cognitio) þiudangardi (regnum). 2) bildungen: aíhvatundi (rubus) hulundi (spelunca) þû- sundi (mille) laúhmôni (fulgur) aquizi (securis). Ver- II. goth. subst. stark. fem. dritte decl. muthlich gehören ebendahin die ähnlichen: fráistubni (tentatio) vundusni (vulnus) frijôndi (amica) aúrahi (sepulcrum) deren nom. mangelt. — Weitere belege müßen lehren, ob der nom. sg. fol- gender fem. -i, oder -ja habe; in beiden fällen gehen alle übrigen casus gleich: banjôs (plagas) háiþjôs (agri) haljai (tartaro) hvilftrjôm (feretris) kalkjôm (meretricibus) ludja (faciem) plapjô (platearum) skaljôs (tegulae) suljôm (scandaliis) vastjôs (pallii) vinja (pascuam) vipja (coronam). Zweifel zwischen einem acc. sg. f. oder acc. pl. neutr. waltet bei faúradaúrja ( πλατείας ) Luc. 10, 10. und haúrja ( ἄνθρακας Rom. 12, 20. ἀνθρακιὰν Joh. 18, 18.) Starkes femininum. dritte declination. Stimmt in allem zu der dritten männlichen. Mit sicherheit fallen hierher bloß: handus (manus) asilus (asina) kinnus (maxilla) vaddjus (vallum) vritus (grex); muthmaßlich etwan auch: qvaírnus (mola) ulbandus (camelus). Starkes femininum. vierte declination. beispiel: anst-s pl. anst-eis anst-ais anst-ê anst-ai anst-im anst anst-ins. 1) einfache wörter: alds (aetas) ansts (gratia) brûþs (nu- rus) dáuns (odor) dêds (facinus) dulþs (festum) fra- gibts (desponsatio) haúrds (ostium) knôds (genus) fra- lusts (perditio) mahts (vis) náuþs (necessitas) anda- numfts (assumtio) quêns, queins (uxor) saúhts (mor- bus) manna-sêþs (virorum satio, i. e. mundus) siuns (visio) af-stass (repudium) us-stass (resurrectio) vaíhts (res) fra-vaúhrts (peccatum) vaúrts (radix) vêns (spes) þaúrfts (inopia). Mit der vorsilbe ga : gabaúrþs (na- tivitas) gafaúrds (consessus) gakunþs (aestimatio) ga- máinþs ( ἐκκλησία ) gamunds (memoria) gaqvumþs (con- cilium) garuns (forum) gaskafts (creatio.) 2) bildungen mit -n, an : asans (messis) anabusns (lex) rôhsns (atrium) táikns (signum) mit -um : midums (medium). 3) bildungen mit -aþ, -aiþ, -êd : magaþs (virgo) mi- ta s (mensura) gamáindáiþs ( κοινωνία ) fahêds (laetitia) II. goth. subst. stark. fem. vierte decl. 4) von schwachen infinitiven auf -an, ôn, jan gebildete subst. z. b. báuains (habitatio) laþôns (vocatio) dáu- peins (baptismus). Ihrer gibt es viele. Anmerkungen. 1) nach anm. 2. zur ersten männl. decl. unterbleibt auch hier das nom. -s, sobald das wort selbst auf s oder gar ss endigt; so steht garuns gen. garunsais, afstass gen. afstassais, vrôhs, gen. pl. vrôhsê für garunß, af- stasß, vrôhß. In dáuns gen. dáunais ist es hingegen casus -s. 2) einige wörter scheinen den sing. nach dieser vierten, den pl. nach der ersten decl. zu machen. So findet sich Luc. 15, 12. dáil (portionem, μέρος ) Luc. 19, 13. dáilôs (portiones, μνᾶς ); háim (vicum) háimai (vico) aber haimôs (vicos) háimô (vicorum). Vielleicht ge- hörten noch andere dahin; vgl. náiteinôs (blasphemiae Marc. 3, 28.) neben náiteinins (blasphemias, Marc. 2, 7. Luc. 5, 21.) und láiseinô (doctrinarum Marc. 1, 27.). 3) wo gen. und dat. sg. abgeht, ist der form nach auch ein masc. vierter decl. möglich; solche unsichere sind: ahaks (columba) us-drusts (aspredo) daúhts (coena) vrôhs (persequutio). Starkes neutrum. erste declination. beispiel: vaúrd pl. vaúrd-a vaúrd-is vaúrd-ê vaúrd-a vaúrd-am vaúrd vaúrd-a 1) einfache wörter: barn (filius) baúrd (tabula) blôþ (sanguis) daúr (ostium) fill (cutis) fôn (ignis) gud (ido- lum) háurn (cornu) hûs (domus) huzd (thes.) jêr (an- nus) juk (jugum) kas (vas) kaúrn (granum) lamb (agnus) land (terra) leik (corpus) lein (linum) mêl tempus) mês (mensa) ráus (arundo) hrôt (tectum) salt (sal) skip (navis) svein (sus) svês (proprietas) gaþrask (area) vaúrd (verbum) vis (malacia). 2) bildungen mit -l, -il, -sl : tagl (capillus) saul (sol) hunsl (sacrificium) skôhsl (daemon) svumsl (natatorium). 3) bildungen mit -n, in, an : kêlikn (turris) razn (do- mus) vêpn (arma) áigin (proprietas) ahan (palea) akram (fructus). 4) mit -r: áibr (munus) maúrþr (caedes) silubr (ar- gentum). II. goth. subst. stark. neut. erste u. zw. decl. 5) mit -arn : eisarn (ferrum) lukarn (lucerna). 6) mit -s, -is : veihs (vicus) dihs (? dius, fera) agis timor) hatis (odium) riqvis (caligo). 7) mit -þ: háubiþ (caput) liuhaþ (lumen) miliþ (mel) vitôþ (lex). 8) mit -v, -u: alêv (oleum) fráiv (semen) hláiv (sepul- crum) vaurstv (opus) kniu (genu) triu (arbor). Anmerkung. einige unvollständig vorkommende sind zweifelhaft, z. b. der gen. beistis Marc. 8, 15. konnte einem neutr. beist oder masc. beists gehören; sauïl (sol) steht im nom. ohne -s (Marc. 1, 32. 13, 24.) sonst würde ich das masc. vorziehen. Starkes neutrum. zweite declination. beispiel: kun-i pl. kun-ja kun-jis kun-jê kun-ja kun-jam kun-i kun-ja gleich der zweiten männl. decl. theoretisch eigent- lich mit der ersten eins: kuni, kunj-is, kunj-a, kuni etc., weil i bloßes bildungsmittel ist. Doch finde ich hier kein analoges -eis f. jis im gen. bei vorstehen- der langer silbe, vgl. faúra-gaggjis Luc. 16, 2. Diese decl. begreift folgende wörter: 1) mit der bloßen bildung -i: arbi (hereditas) badi (lectus) basi (bacca) biuhti (mos) fani (lutum) faski (fascia) faura-gaggi (praefectura) faúra-tani (porten- tum) faúra-daúri (platea) gavi (regio) havi (foenum) háili (sanitas) kuni (genus) ufar-mêli (inscriptio) nati (rete) andanahti (vesper) reiki (imperium) garûni ( συμ- βούλιον ) tavi (opus) gavairþi (pax) gavaúrki (lucrum) anda-vaírþi (pretium) and-vaírþi (facies) anda-vaúrþi (responsum). 2) mit -ni, uni : ataþni (annus) faírguni (mons). 3) mit -ubni : fastubni (jejunium) valdubni (potestas) vi- tubni (sapientia). 4) mit -iski : barniski (infantia). 5) mit -isti : haúhisti (altitudo). Anmerkung : unvollständig belegte können auch masc. 2ter decl. seyn, namentlich: auralja (sudario) aúrkjê (urceorum) fraþja (mente) filêgrja (latibulo) fulhsnja (latibulo). II. goth. subst. stark. neutr. schw. masc. erste decl. Starkes neutrum. dritte declination. hierher bloß faíhu (pecunia) gen, faíhaus, dat. faíhau, acc. faíhu, pl. kommt nicht vor. Schwaches masculinum. erste declination. beispiel: han-a pl. han-ans han-ins han-anê han-in han-am han-an han-ans 1) einfache: aba (maritus) aha (mens) ara (aquila) atta (pater) blôma (flos) brunna (fons) fana (pannus) fula (pullus) funa (ignis) galga (patibulum) hôha (aratrum) unhulþa (daemon) man-leika (effigies) ûs-liþa (para- lyticus) liuta (hypocrita) lôfa (vola manus) manna (homo) mêla (modius) mêna (luna) nuta (captor) skeima (splen- dor) snaga (pannus) smakka (ficus) stáua (judex, gen. stáuïns, dat. stáuïn) sunna (sol) ga-taúra (fissura). 2) bildungen mit -l -ul : gibla (pinnaculum) magula (puerulus). 3) mit -m : ahma (spiritus) hiuhma (turba) milhma (nubes). 4) mit -r : svaíhra (socer). 5) mit -v : nidva (aerugo) vilva (raptor) sparva (passer) gavaurstva (cooperarius) bidagva (mendicus). 6) mit -ah : brôþraha (frater). 7) fremde wörter: aipistula (epistola) spyreida ( σπυρὶς ) wovon jedoch nur die acc. pl. auf -ans vorkommen Neh. 6, 17, 19. Marc. 8, 8, 20. Anmerkungen. 1) ist bloß der acc. pl. vorhanden, so kann das wort der ersten starken decl. masc. gehören: amsans (hume- ros) viduvaírnans (viduos). 2) haizam (facibus) Joh. 18, 3. vielleicht masc. oder neutr. starker decl. 3) nôtin (puppi) vaíhstins (anguli) vaíhstam (angulis) malmin (pulveri) funins (ignis) funin (igne) schwer- lich neutr. schwacher form. Schwaches masculinum. zweite declination. beispiel vil-ja pl. vil-jans vil-jins vil-janè vil-jin vil-jam vil-jan vil-jans. II. goth. subst. schw. fem. erste u. zw. decl. eigentlich wieder mit der vorigen eins und vilj-a, vilj- ins etc. aufzustellen; die vorkommenden wörter find: arbja (heres) aúrtja (hortulanus) bandja (vinctus) vái- dêdja (maleficus) af-êtja (vorator) fêrja (insidiator) siskja (piscator) frauja (dominus) ganja (incola) gudja (sacerdos) dulga-háitja (creditor) haúrnja (buccinator) kasja (figulus) maurþrja (homicida) nêhvundja (proximus) arbi-numja (heres) gasinþja (comes) skatja (nummularius) sviglja (ti- bicen) timrja (faber) vardja (custos) vaúrstvja (operarius) vilja (voluntas); bis auf das letzte lauter persönliche wör- ter. Der dat. ïddaljin (descensu) könnte im nom. ïddalja oder ïddaljô (neutr.) haben. Schwaches femininum. erste declination. beispiel: tugg-ô pl. tugg-ôns tugg-ôns tugg-ônô tugg-ôn tugg-ôm tugg-ôn tugg-ôns 1) aglô (molestia) armáiô (misericordia) azgô (cinis) brin- nô (febris) daúrô (janua) driusô (praecipitium) dûbô columba) faúhô (vulpes) fullô (supplementum) heitô (febris) hvaþô (spuma) un-hulþo (daemon) juggô (pul- lus) ga-jukô (par mizdô (merces) quinô (mulier) ga-raznô (vicina) rinnô (torrens) vinþi-skaúrô (ven- tilabrum) staírnô (stella) svaíhrô (socrus) sunnô (sol) tuggô (lingua) vikô (ordo) vardô (custos). 2) bildungen mit -il : ïnilô (excusatio) mavilô (puella) vaírilô (labrum). 3) bildungen mit -v: bandvô (signum) gatvo (platea) taíhsvô (dextera) uhtvô (crepusculum) vahtvô (vigilia) vidôvô (vidua). Anmerkung : von fraveitô (vindicta) reirô (motus) findet sich nur der nom. sg., schwerlich aber sind es neutra, sondern hierher gehörig. Schwaches femininum, zweite declination. beispiel: raþ-jô pl. raþ-jôns raþ-jôns raþ-jônô raþ-jôn raþ-jôm raþ-jon raþ jôns hiernach: aíkklêsjô (ecclesia) aívaggêljo (evangelium) hêþjô (cubiculum) ïumjo (turba) mitaþjô (mensura) niþjô (cog- nata) raþjô (ratio) ga-runjô (inundatio) tainjô (corbis). Es verhält sich ebenso, wie mit der zweiten männl. II goth. subst. schw. fem. dritte decl schw. neutr. Schwaches femininum. dritte declination. beispiel: manag-ei pl. manag-eins manag-eins manag-einô manag-ein manag-eim manag-ein manag-eins enthält meistens bildungen aus adjectiven, als: agláitei (lascivia) baírgahei (regio montana) bleiþei (misericordia) faúrhtei (timor) ûs-filmei (terror) frôdei (sapientia faíhu- frikei (avaritia) ufar-fullei (abundantia) ga-gudei (pie- tas) arma-haírtei (misericordia) handugei (sapientia) hlei- dumei (sinistra) kilþei (uterus) analaugnei (occultatio) managei (multitudo) mikilei (magnitudo) ga-raíhtei (ju- stitia) un-sêlei (nequitia) ûs-stiurei (effrenatio) siukei (aegritudo) svinþei (fortitudo) filu-vaúrdei (multilo- quium). Folgende stammen aber aus starken subst.: áiþei (mater) gabei (possessio) gáitei (capra) hvaírnei (calva- ria) liutei (simulatio) magaþei (virginitas) marei (mare) þramstei (locusta); über gumei und quinei s. unten vierte anomalie. Von verbis ließen sich leiten: veitvôdei (te- stimonium) miþ-vissei (conscientia) vaja-mêrei (blasphe- mia) un-agei (securitas). — Da der acc. sg. dieser decl. dem der wörter auf -eins nach der vierten starken weibl. begegnet, so dürfte der nom. von inmáidein (mu- tationem) maþlein (sermonem) sowohl inmáidei, maþlei, als inmáideins, maþleins heißen. Schwaches neutrum. beispiel: haírt-ô pl. haírt-ôna haírt-ins haírt-ônê haírt-in haírt-am (-nam) haírt-ô haírt-ôna nur wenige wörter: áugô (oculus) áusô (auris) haírtô (cor) kaúrnô (granum) namô (nomen) þaírkô (foramen) vatô (aqua) ubilô (malum) barnilô (infans). Anmerkungen : 1) es findet sich der pl. namna (no- mina) Luc. 10, 20. Marc. 3, 17. statt namôna. 2) der dat. pl. vatnam (aquis) ebenso statt vatônam und dieses merkwürdig für vatam. Vermuthlich heißt es also auch namnam und vatna. Oder wäre für beide wörter außer der schwachen form namô, vatô eine starke namn, vatn (wie razn, vêpn) gültig? oder gienge der sg. schwach, der pl. stark? (vgl. am schluße dieses capitels über die bedentung der schwachen form.) — 3) die beim schwa- Q q II. gothisches substantiv. anomalien. chen mase. anm. 3. angeführten formen sind vielleicht neutral. — 4) malô (tinea) Matth. 6, 19, 20. zweifelhaft. fem. oder neutr. Das entsprechende altn. mölr ist star- kes masc. Anomalien des gothischen substantius. Anomalien der decl. überhanpt gründen sich theils auf abschleifung und contraction der gewöhnlichen for- men, theils auf vermischung zweier declinationen, theils auf vermischung starker und schwacher form. 1) brôþar (frater) Luc. 15, 27. Rom. 14, 15. macht den gen. brôþrs Luc. 6, 41, 43. den dat. brôþr. Marc. 3, 17. Luc. 6, 42. Rom. 14, 10. acc. brôþar Rom. 14, 10. voc. brôþar Luc. 6, 42; den pl. regelrecht nach der dritten: brôþrjus Marc. 3, 31, 35. Joh. 7, 3. acc. brôþruns Marc. 10, 30. Luc. 18, 29. — Ebenso die fem. daúhtar (filia) und svistar (soror) gen. svistrs Marc. 3, 25. dat. daúhtr Marc. 7, 26. acc. daúhtar Marc. 6, 22. plur. svistrjus Marc. 3, 32. 6, 3. Joh. 11, 3. dat. daúhtrum Luc. 1, 5. acc. svistruns Marc. 10, 30. 2) das masc. mênôþs (mensis) Luc. 1, 36. und die fem. alhs (templum) baúrgs (civitas) brusts (pectus) nahts (nox) mitaþs (mensura) werfen im gen. und dat. sg. die casusvocale aus, also gen. mênôþs (st. mênôdis) alhs (st. alhais) Matth. 27, 51. baúrgs (st. baúrgais) Luc. 9, 10. nahts (st. nahtais) Luc. 2, 8. — dat. mênôþ (st. mênôda) Luc. 1, 26. alh (st. alhai) Luc. 1, 21. 2, 46. Marc. 12, 35. 14, 49. baúrg (st. baúrgai) Matth. 9, 1. 10, 23. Marc. 5, 14. 6, 11. mitaþ (st. mitadai) Marc. 4, 24. naht (st. nahtai) Marc. 4, 27. Luc. 17, 34. — Ebenso sind die nom. und acc. dieser wörter contrahiert: mênôþs (st. mênôdans) Luc. 1, 24. 56. baúrgs (st. baúrgins) Matth. 9, 35. 10, 23. 11, 1. brusts (st. brustins) Philem. 5, 12. Luc. 18, 13. Im dat. finde ich nahtam Marc. 5, 5. — Vermuthlich gab es noch mehrere, auch das masc. reiks (princeps) Matth. 9, 18. macht zwar den gen. reikis Matth. 9, 23. aber den pl. reiks (st. reikôs) Joh. 7, 26. 3) auch mann (homo) gehört darupter, mischt sich aber noch außerdem mit schwachen formen; nom. sg. manna Matth. 8, 2, 9. 27, 57. gen. mans (st. mannis) Matth. 8, 20. 9, 6. Marc. 7, 15. Luc. 7, 34. dat. mann (st. man- na) Matth. 7, 26, 8, 4. Luc. 8, 33. acc. mannan Matth. II. alth subst. starkes mascul. erste decl. 30, 35. 9, 9, 32. voc. manna Luc. 5, 20. nom. pl. mans (st. mannôs) Matth. 7, 12. 8, 27 Luc. 2, 15. und da- neben mannans Marc. 7, 8. gen mannê Luc. 14, 24. dat. mannam Matth. 6, 2. 9, 8. Marc. 11, 30. acc. mans (st mannans) Matth. 5, 19. Marc. 8, 24. 4) fadrein (parentes) steht als pl. masc. im nom. und acc. unveränderlich. Luc. 8, 56. 18, 29 Joh. 9, 2 3. 8. 20. 22. Käme bloß der acc. vor, so würde ich ihn auf einen nom. fadrei (status parentis) beziehen, so wie die acc. gumein ( ἄρσεν ) quinein ( θῆλυ ) Marc. 10, 6. auf nom. gumei, quinei nach der dritten schw. decl. fem. Richtiger also wird man sie als substantiv ge- brauchte neutra adjectiver form betrachten (von ihrer construction in der syntax). 5) von den fem. die den sg. nach der vierten, den pl. nach der ersten decl. bilden oben s. 605. 6) von den schwachen neutr. mit vielleicht starkem pl, vorhin s. 609. 7) außer manna haben starke und schwache form fôn und funa (ignis); quêns und quinô. Für das gr. ἥλιος gebraucht Ulphilas drei goth. wörter: sauïl Marc. 1, 32. 13, 24. sunna Marc. 4, 6. 16, 2. und sunnô Matth. 5, 45. Luc. 4, 40. Althochdeutsche declination . Starkes masculinum. erste declination. beispiel: nom. visc. pl. visc-â gen. visc-es visc-ô dat. visc-a visc-um acc. visc visc-â instr. visc-û die länge oder kürze der casusvocale kann nicht zur gewisheit gebracht werden; doch die â des nom. und acc. pl sind höchstwahrscheinlich, theils nach der ver- gleichung des goth. -ôs, -ans (vgl. gâs st. gans s. 286.) theils weil N. zuweilen noch ausdrücklich â circum- flectiert, wiewohl nicht durchall. Diese -â scheiden auch den nom. und acc. pl. vom dat. sg. mit kurzem -a. Das û des instr. und das ô des gen. pl. (unterschieden von dem kurzen o des schwachen masc.) nehme ich nach analogie des goth. è an, N hat keinen instr. mehr und wenn er, wie es scheint, im gen. pl. o, nicht ô Q q 2 II. alth. subst. starkes masc. erste decl. schreibt, so kann dies spätere abschwächung seyn. O. und T. behalten im instr. u, wie im pl. a bei, während sie das dative kurze a in e schwächen; dies spricht für die länge des û wie des â. Endlich geht das û des instr. nicht in o über, da doch gerade das kurze u des dat. pl. bei O. und T. zu o wird. Die verderbnis des m dieses casus in n scheint mit dem neunten jahrh. zu be- ginnen, O. und T. haben entschieden on statt des frü- heren um, om . N. endlich setzt -e im dat. und instr. sg. und -en (nicht -ên) im dat. pl., behält aber â im nom. acc. und ô im gen. pl. Diese decl. begreift: 1) einfache wörter Bestimmte belege der alth. sprache können die schreib- weise einzelner quellen befolgen; allgemeine beispiele müßen, anderer rückfichten halben, der theorie gemäß gesohrieben werden, welches, so lange diese selbst noch nicht feststeht, nur mislich, hin und wieder schwankend auszuführen ist. Die bemerkung gilt für alle alth. bei- spiele in meiner grammatik. : ampaht (minister) chnëht (servus) danch (gratiae) diop (fur) dorn (spina) eid (jusjur.) hals (collum) ant-heiƷ (votum) heid (persona) hleip (panis) hnol (collis) hlôƷ (sors) hrinc (annulus) hund (canis) hof (aula) kanc (iter) keist (spiritus) krif (tactus) kot (Deus) locch (cincinnus) mâc (cognatus) muot (animus) mund (os) nîd (invidia) kinôƷ (sodalis) pauc (umbo) poum (arbor) plicch (fulgur) pocch (hir- cus) rinc (procer) roup (spolium) runs (cursus) soum (sarcina) scaz (numus) scalh (servus) scoup (fasc. stra- minis) scuof (poëta) sind (iter) strît (lis) scrit (passus) stap (baculus) stuol (sella) strûƷ (struthio) stouf (calix) stein (lapis) spër (hasta) ursprinc (origo) tac (dies) trôst (solatium) tuom (judicium) turs (gigas) visc (piscis) vrosc (rana) walt (nemus) wëc (via) wîc (bellum) wint (ventus) wirt (hospes) wolf (lupus) zins (census). 2) bildungen mit -al, -il, -el, -ol : sëkal (velum) ha- kal (grando) nakal (clavus) vokal (avis) puhil (collis) himil (coelum) chisil (calculus) stedil (fundamentum) livol (liber) linnol (linea) etc. 3) bildungen mit -am, -um : aram (brachium) param (sinus) suaram (turba) âtum (spiritus) fadum (filum) eidum (gener) etc. 4) mit -an, -în : dëkan (miles) morkan (mane) rëkan (pluvia) sëkan (benedictio) wakan (currus) truhtîn (dominus) etc. II. alth. subst. starkes masc. erste decl. 5) mit -ar, -er : achar (ager) ëttar (sepes) vinkar (di- gitns) hunkar (fames) wuldar (gloria) etc. 6) mit -ôd : mânôd (mensis) wiƷôd (lex, sacramentum). 7) mit -ac, -uc : përac (mons) haruc (lucus). 8) mit -ah, ih : vëdah (ala) potah (corpus) storah (cico- nia) habuh, habih (accipiter) eƷh (acetum). 9) mit -isc : eƷisc (seges). 10) mit -ist : henkist (equus admiss.) herpist (autumnus) ewist (ovile). 11) mit -uƷ -iƷ : churpiƷ (cucurbita) alpiƷ (cignus) hiruƷ (cervus) hornuƷ (crabro) etc. 12) mit -inc, -linc, -olf etc. 13) substantive participia: vîant (inimicus) vriunt (amicus) 14) bildungen mit -w , welches auslautend zu o gewor. den ist: palo (pernicies) palawes, palawa; salo (salix) salawes; snêo (nix) snêwes; sêo (mare) sêwes; chlêo (trifolium) chlêwes; hlêo (agger) hlêwes; dëo, dëwes oder diu, diwes (servus). Anmerkungen. 1) persönliche wörter zeigen noch zuweilen den al- ten acc. sg. auf -an , wie er sich bei eigennamen und adj. findet, als: kotan (Deum) truhtìnan (dominum) etc. — 2) mehrsilbige wörter assimilieren und stoßen ihre vo- cale zuweilen aus, z. b. përac, përekes; vinkar, vin- kres, vinkurû; snabal, snabeles, snabulû (O. I. 25, 55.) allein diese regeln werden schwankend befolgt und grei- fen nicht durch. — 3) da der sg. dieser decl. mit dem der vierten zus. fällt, so entspringt für einzelne wörter, deren pl. nicht vorliegt, ungewisheit, zu welcher von beiden decl. man sie rechnen will. Einige bilden denn auch, nach verschiedenheit der denkmähler, ihren pl. bald mit der ersten, bald mit der vierten, vgl. gl. jun. 212. cruagâ (lagenas) O. II. 8, 57. kruagî; T. 43, 1. wintâ K. 18 b wintî; T. 4, 18. fuoƷâ (pedes) 95. 138. fuoƷì; gl. mons. 391. fuoƷì; O. I. 1, 42. IV. 27, 40. fuaƷì I. 25, 56. fuaƷin; K. 17 b 47 a fuaƷum, O. I. 27, 118. V. 8, 37. 7, 111. fuaƷon; N. 13, 5. 100, 8. gebraucht liutâ, râtâ st. des üblicheren liutî, râtî etc. Starkes masculinum. zweite declination. beispiel: hirt-i pl. hirt-â hirt-es hirt-ô hirt-a hirt-um hirt-i hirt-â hirt-û II. alth. subst stark. masc. zweite u. dr. decl. nach der s. 599. gemachten bemerkung eigentlich ganz die vorige decl. und theoretisch aufzustellen: hirti, hirt-es (st hirtj-es) hirt-a (st. hirtj-a) etc. Das practisch un- terscheidende i des nom. und acc. gehört der bildung, nicht der flexion, um somehr, als es in den übrigen casibus wegfällt. Ich habe i und nicht î angesetzt, je- nes gebührt dem acc. schon nach dem goth.; im nom. könnte man unterscheiden und auf kurze silbe i, auf lauge î vermuthen, z. b. risi, wini, aber hueiƷî, hirtî. Für i spricht auch das spätere -e bei N. (rise, hitte) der in der zweiten weibl. decl. î behält. Der wörter mit der bloßen bildung -i gibt es nur wenige (einige goth. sind hier neutral, z. b. heri, exer- citus; enti, finis): asni (mercenarius) lant-deri (latro T. 199, 8. von derjen, nocere) hirsi (milium) hirti (cu- stos) hrucki (dorsum) hueiƷi (triticum) lâhhi (medicus) puzzi (putens) risi (gigas) wini (amicus). — Desto häu- figer ist die bildung -ari, -eri , dem goth. -areis ent- sprechend, lautet aber bei andern -âri . Der dat. pl. endigt auf -um , vgl. wehchârum (heb- domadariis) K. 43 a artârum (cultoribus) gl. jun. 198. lê- rârum (doctoribus) K. 24 b ; O und T. geben inzwischen -in : hirtin T. 6, 5. lêrarin T. 12, 4. arnarin (messori- bus) T. 72, 6. lachin (medicis) T. 60, 3. buohherin (scri- bis) T. 57. 1. 189, 1. scualârin O. III. 16, 18. brëdigârin O I. 22, 66, wiewohl sie den nom. pl. stets auf -â en- digen laßen. Starkes masculinum dritte declination. beispiel: sun-u pl. sun-î sun-es sun-eô sun-ju sun-im sun-u sun-î das bildende i dauert nur im dat. sg. vgl sidju (more) J. 343. sitju K. 42 b gl. mons. 402. fridju K. 41 a 57 a hugju Misc. 2, 290. sunju J. 143.; spätere haben hier entw. bloßes -u, oder auch schon -e. Wie der instr. in die- ser decl. lauten könne, weiß ich nicht, schwerlich sunjû. Später geht das u in o über und gleicht im nom. den wörtern no. 14. der ersten decl. — Der ganze pl. ist ei- gentlich in die vierte übergetreten. Hierher gehören nur noch: haru (linum) gl. jun. 211. huku (mens) mëtu (mulsum) siku (victoria) situ (mos) sunu (filius) vridu (pax); muthmaßlich viele an- II. alth. subst. stark. masc. vierte decl. dere, z. b. maku (puer) ëru (nuntius) hëru (gladius) etc. dann noch einige fremde wörter, als apostolu, mâgu (magus, sapiens) wenigstens nach dem pl. mâgî, dat. mâgin (T. 8, 1, 4. 10, 1.) zu schließen. — sunu lautet bei O. und T. schon gänzlich sun, d. h. folgt auch im sg. der vierten decl. Starkes masculinum. vierte declination. beispiel: palc pl. pelk-î palk-es pelk-jô (eo) palk-a pelk-im palc pelk-î palk-û der sg. ist dem der ersten decl. gleich; im pl. rechtfer- tigt sich î aus dem goth. -eis, -ins und der analogie des -â (-ôs, -ans) obgleich der spätere N . hier schon -e zeigt. so daß wenigstens dieses î früher verkürzt wor- den seyn mag, als das der zweiten weibl. decl. — -jô, eô des gen. pl. wird allmählig zu -ô. wie im goth. durchgehends -ê (in balgê) für -jê zu stehen scheint. — Diese decl. zählt weniger wörter, als die erste: 1) einfache (ich führe den nom. sg. und pl. an): arn, ernî (aquila) ast, estî (ramus) châs, châsî (caseus) chorp, chorpî (corbis) chruoc, chruokî (urceus) halm, helmî (calamus) heit, heitî (persona) houk, houkî (tumulus) cast, kestî (hospes) cruoƷ, cruoƷî (salutatio) lid, lidî (mem- brum) liut, liutî (pop.) naph, nephî (catillum) pah, pahî (rivus) palc, pelkî (cutis) polz, polzî (puls) priaf, prievî (literae) hart-pûr, hartpûrî (magistratus) phad, phedî (semita) phar, pherrî (taurus) phluoc, phluokî (aratrum) phunc, phunkî (marsupium) rand, rendî (margo) rât, râtî (cons.) salm, selmì (psalmus) scilt, sciltî (clipeus) scûr, scûrî (imber) scrit, scritî (passus) slak, slekî (ictus) spurt, spurtî (stadium) staph, stephî (passus) stouf, stoufî (cyathus) sun, sunî (filius) tisk, tiskî (mensa) vuoƷ, vuoƷî (pes) vlins, vlinsî (silex) wâk, wâkî (unda) wân, wânî (spes) zan, zenî; zand, zendî (dens). 2) bildungen mit -al, ol : aphol, ephilî (malum). 3) mit -ar : zahar, zaharî (lacrima). 4) mit -ah : firahim (hominibus) wessobr. 5) mit hs : luhs, luhsî (lynx) vuhs, vuhsì (vulpes). 6) mit -ft : umpi-hunrft (circuitus) luft, luftî (aer) hlouft, hlouftî (cursus) scaft, sceftî (hasta) sunft, sunstî (palus). II. alth. subst. starkes femin. erste decl. 7) mit -ant, unt : liumunt (fama) wisant, wisunt (bu- balus). 8) mit ôd : chërrôd, chërrodî (stridor) sëlpwaltôd (pri- vilegium). Anmerkungen. 1) vom schwanken in die erste s. dort. 2) manche wörter rühren sichtbar aus der dritten her, welcher sie noch in früheren quellen zustehen, z. b. vuoƷ, sun. Starkes femininum. erste declination. beispiel: këp-a pl. këp-ô këp-ô këp-ônô këp-ô këp-ôm këp-a këp-ô die länge des ô erhellt sowohl aus dem goth., als aus der notkerischen circumflectierung und ist merkwürdige spur uralter übereinkunft des alth. mit dem goth. laut, da in der regel dem goth. ô alth. uo entspricht (s. 96.) Niemahls zeigt sich hier ein këpuo, gëbua. Der gen. pl. steht unorg. in der schwachen form, këpônô f. këpô, offenbar theils zur unterscheidung von dem gen. pl. masc viscô (goth. fiskê, gibô) theils weil ô mit dem gen. sg. und nom. pl. zus. treffen würde (nachdem die muthmaßlich frühere form këpôr, goth. gibôs aufgegeben war). Der letzte grund past freilich nicht auf diejeni- gen quellen, welche im gen. und dat. sg., nom, und acc. pl. kein ô zeigen. Nämlich das aufgestellte paradigma findet sich völlig beobachtet nur in den mons. gl., sodann, was den nom, acc. sg. gen. und dat. pl. angeht, auch in allen übrigen denkmählern; für den gen. dat. sg. und nom. acc. pl. bemerke ich folgende verschiedenheiten: α ) K. gibt dem gen. sg. -â, dem dat. sg. -u, dem nom. und acc. pl. -ô, hat folglich: këpa, këpâ, këpu, kë- pa; këpô, këpônô, këpôm, këpô. Hiermit stimmen die gl. hrab. exhort. u. a. m. Das lange -â gen. sg. folgere ich theils aus der nöthigen unterscheidung vom nom. und acc., theils aus der analogie des nom. pl. masc. (viscâ verhält sich zu këpâ wie fiscôs: gibôs). Dieser analogie halben scheint -â sogar consequenter als -ô, dieses aber stimmt doch mehr zu dem ô des nom. und dat. pl. — Das -u dat. sg. könnte viel- leicht -û seyn, es entspricht dem goth. -ai . II. alth. subst. starkes femin. erste decl. β ) die weichere mundart bei I. O. T. bildet den sg. wie K. führt aber auch im nom. acc. pl. -â statt ô, de- cliniert also: gëba, gëbâ, gëbu, gëba; gëbâ, gëbônô, gëbôm (-ôn) gëbâ. Diese weiterführung des â ist fol- gerichtig, aber nicht durchgreifend, weil im gen, und dat. pl. noch das alte ô beharrt. γ ) N macht den sing. ganz nach dem paradigma, hat aber â statt ô im nom. acc. pl., solglich: këba, këbô, këba; këbâ, këbôn (st. këbônô) këbôn (st. -ôm). Vergleicht man diese viererlei weisen miteinander, so scheint das aufgestellte paradigma, welches die mei- sten ô enthält, abgesehn vom dat. sg. (der zum goth. ai nicht stimmt) historisch die getreuste. Unleugbar hinge- gen treten die einzelnen casus individuell geschieden in der weise α . am besten vor. Die beiden letztern schwä- chen diese individualität wieder und jede anders. In diese decl. gehören nun 1) einfache wörter: aha (aqua) archa (cista) chara (la- mentatio) chiulla (pera) chlaka (querela) chripha (prae- sepe) dinpa (furtum) drawa (minae) êa, êwa (lex) eisca (postulatio) êra (honor) ërda (terra) hansa (cohors) harta (durities) hëlfa (auxilium) hella (inseri) hilta (pugna) hiza (aestus) hlancha (lumbus) hriwa (poeni- tentia) hunda (captura) huîla (mora) îla (festinatio) këpa (donum) kërta (virga) couma (coena) cruopa (fovea) lapa (refectio) aleipa (reliquiae) lìp-leita (victus) lèta (doctrina) ki-louba (fides) luoka (spelunca) ki- mabha rei conditio) mëlda (delatio) minna (amor) mieta (munus) molta (terra) mûra (murus) ki-nâda (gratia) nara (victus) pâka (contentio) pëta (preces) pita (exspectatio) pîna (cruciatus) phorta (porta) prawa (supercilium) puoƷa (satisfactio) quâla (nex) rahha (res) râhha (vindicta) rawa (quies) reda (ratio) reisa (iter) rîha (musculus tibiarum, gl. jun. 227.) ruaba (nume- rus) saka (narratio) sèla (anima) sippa (pax) sîta (latus) scama (pudor) sciura (horreum) scôƷa (finus) scuola (schola) smërza (dolor) sprâhha (lingua) stimna (vox) stulla (momentum) stunta (hora) strâƷa (via) suona (judicium) sunta (peccatum) teila (divisio) toufa (baptis- mus) trencha (aquare) triwa (fides) tuâla (mora) unda (fluctus) valka (occasio) vâra (dolus) vaƷa (sarcinula) vîra (celebratio) volma (manus) vrâka (quaestio) vruma (commodum) vuora (pastus) ki-wâda (spiritus gl. mons. 390.) wampa (venter) wara (cura) warta (specula) weida II. alth. subst. stark. fem. erste u. zweite decl. (pascuum) ki-wona (mos) wunta (vulnus) wunna (gaudium) zâla (decipula) zala (numerus). 2) die häufigen bildungen mit -id , als: salpida (unctio) spâhida (sapientia) etc. 3) bildungen mit -unk : herjunka (direptio) samanunka (congregatio) etc. 4) mit -niss : drînissa (trinitas) etc. 5) mit -inn : mâkinna (cognata) etc. 6) mit -in, an : chuhhina (culina) vërsana (calx) 7) mit -ah : malaha (pera) 8) mit -ht : ahta (cura) slahta (genus) trahta (cogitatio) wahta (vigilia) zuahta (generatio) vorahta (metus) vëhta (pugna) 9) mit -s : lëssa (labium) 10) mit -aw : varawa (color) 11) mit -i, e : suntja (peccatum) sippea (cognatio) chri- phea (praesepe) minnea (amor) hizea (calor) kartea (virga) secchea (lis) etc. meistens ist aber das bildende i, e völlig ausgefalien 12) einige fremde wörter, wie nâtûra, martira, phâ- lanza etc. Starkes femininum, zweite declination. beispiel: heil-î pl. heil-î heil-î heil-ônô heil-î heil-im heil-î heil-î diese decl. stimmt nicht recht zu der goth. zweiten, überhaupt nicht zu dem begriff der zweiten decl. masc. und neutr., wonach man eher die bei der ersten un- ter 11. angeführten suntja, sippja etc. den wörtern hirti und chunni gleichsetzen sollte. Inzwischen war im goth. gerade auch der nom. sg. seines -a entblößt worden, was eine analogie von þivi: heilî begründet. Die übri- gen casus fügen sich wenig, noch mehr widerspricht die ganz verschiedene formation der wörter in der goth. und alth. zweiten decl. Kein einzelnes begegnet sich, wenn man kunþi abrechnet. Das thema heilî (die länge des î erwiesen aus den schreibungen antreitii, abulkii K. 16 a 23 b , auch aus N. beibehaltung dieses î) bietet weniger eine decl. dar, als vielmehr auflösung früherer casus, für den sing. erstar- rung in einem einzigen. Den seltenen gen. pl. belegt meri-minnônô (syrenarum) gl. mons. 324., den dat. and- II. alth subst stark. fem. zweite u. vierte decl. reidim J. 86. menigin (turbis) T. 80. gâhin O. II, 14, 187. — Wahrscheinlich stammen alle hierher gehörigen wörter aus der dritten schwachen, indem sie das -n allmählig abwarfen. 1) die meisten sind mittelst des i aus adj. oder part. ab- geleitet: altî (senectus) chundî (notitia) chrumpî (flexuo- sitas) pidirpî (fructus) ëpanî (rectitudo) ar-hapanî (cel- situdo) hêrî (gloria) heilî (salus) hertî (durities) huldî (favor) kâhî (praecipitatio) kuallîhhî (gloria) kuatî (bo- nitas) it-mâlì (festivitas) menikî (multitudo) miltî (mansuetudo) mihhilî (magnitudo) nâhî (proximitas) plintî (coecitas) minnasâmî (amabilitas) scônî (pulcri- tudo) slihtî (planities) stillî (tranquillitas) suoƷî (dul- cedo) tiufî (profunditas) tiurî (pretiositas) trunchanî (ebrietas) vravalî (fastus) weihhî (mollities) wîhî (sancti- tas) ziorî (decus) 2) anderen ursprung haben: hëlî (amictus) decchî (tegu- mentum) antreitî (ordo) apulkî (ira) meriminnî (syrena) mendî (gaudium) toufî (baptisma) etc. 3) ableitungen auf -niss : përahtnissî (claritas) volnissî (plenitudo) etc. Starkes femininum. dritte declination. mangelt. Starkes femininum vierte declination. beispiel: aust pl. enst-î enst-î enst-jo (eo) enst-î enst-im anst enst-î der pl. stimmt genau zur vierten masc., die langen î nom. und acc. heruhen auf denselben gründen; ob etwa zur unterscheidung ein kurzes i des gen. dat. sg. ange- nommen werden dürfe, bezweifle ich, weil auch in der ersten weibl. decl. gen. sg. und nom. pl. überein- kommen. Das goth. ais und eis führt auf ê, î, doch ist mir ein alth. ê im gen. dat. sg. nie vorgekommen; N. späteres kurzes e gilt für sg. und pl. — Dieser decl. folgen: ankust (angor) anst (gratia) apanst (invidia) ara- peit (labor) arn (messis) vrumi-chist (primitiae) urchist (reditus) chluft (emunctorium) chnuot (natura) chraft (vis) chuo, chuoî (vacca) chumft (adventus) chust (gu- stus) achust (vitium) unchust (turpitudo) diu, gen. diwî (serva) duruft (necessitas) ëht (substantia) eih (quercus) pi-giht (confessio) hant (manus) -heit in komaheit, dëo- heit etc. hlouft (cursus) prûihlouft (nuptiae) huf (femur) hût (cutis) jugund (juventus) kans (anser) keiƷ (capra) II. alth. subst. starkes fem. vierte declin. kift (donum) kir (cupido) êra-krebt (dignitas) kluot (fervor) last (onus) list (fraus) liumunt (fama) lust (vo- luptas) makad (virgo) maht (vis) miluh (lac) munt (tu- tela) naht (nox) nât, nâtî (sutura) ki-nist (salvatio) nôt (necessitas) nuot (incastratura, gl. jun. 209.) ka-nuht (abundantia) numft, nuft (sumptio) nôt-numft, siki- numft etc. nuƷ (nux) pluot (flos) prunst (incendium) prust (pectus) prût (sponsa) ki-pulaht (ira, aemulatio) puruc (urbs) kipurt (nativitas) vuri-purt (abstinentia) eid-pust (jus juraudum) quirn (mola) quist (calamitas) ki-riht (vindicta) sât, sâtî (satio) ki-scaft (creatura) ki- sciht (historia) niu-sciht (prodigium) scrift (scriptura) sculd (debitum) ki-siht (facies) slaht (occisio) man-slaht (homicidium) ki-spanst (persuasio) spuot (prosperitas) stat (locus) sû, gen. suwî, sûwî? (sus) suht (tabes) sûl (columna) eid-suart (coniuratio) tac-alt (recreatio) (bei N. nach zweiter decl. tagaltî) tât, tâtî (factum) truh (vin- culum T. 53, 4.) tuld (solemnitas) tur (porta) vart (iter) vluoh (rupes) vluht (fuga) vluot (fluxus) vlô (pulex) vol- lust, vol-leist (auxilium) vraht, vrehtî (meritum) vrist (occasio) vûst (pugnus) ki-wahst (pubertas) vrumi-wahst (primitiae) vgl. owahst (stirps, gl. hr. 952 a ) ki-walt (po- testas) ana-walt (latibulum) wât, wâtî (vestis) wëralt, worolt (mundus) wist (alimentum, substantia) und viele composita wie heim-wist, nah-wist, saman-wist etc. wurst (farcimen) wurt (fatum) ki-wurt (dignitas) zît (tempus) zuht (educatio) ki-zumft (pactum). Anmerkungen : 1) der gen. pl. nimmt bei den spä- teren schon -ô statt eo, jo an. — 2) im dat. pl. zuwei- len -um, un, on statt -im, in , namentlich in hantum K. 25 a 45 b hanton O. I, 20, 33. II. 3, 35. III. 10, 68. (bei diesem worte vielleicht nachwirkung des alten -u, vgl. goth. dritte decl.) magadon O. I. 6, 14 etc. — 3) im dat. sg. Misc. 2, 290. anst statt enstî. — 4) unvollständig belegte wörter gehören unsicher dieser oder der vierten männl. und verschiedene schwanken wirklich, was erst im dritten buch bei der lehre vom geschlecht näher er- örtert werden kann. Starkes neutrum. erste declination. beispiel: wort pl. wort wort-es wort-ô wort-a wort-um wort wort wort-û II. alth. subst. starkes neutrum. erste decl. die casus denen der ersten männl. in allem gleich, außer daß nom. und acc. pl. jede endung abgelegt haben, folg- lich wie im sg. lauten (daß diese früher vorhandene en- dung -u war, erhellt aus der zweiten decl.). Gewisse wörter (wovon anm. 2.) schieben aber im pl. ein bil- dungs -ir ein. — Hierher sind zu rechnen 1) einfache wörter: chalp (vitulus) char (vas) chint (in- fans) chorn (granum) chrût (herba) dinc (causa) dioh (fe- mur) ei (ovum) hâr (crinis) hol (foramen) holz (lignum) horn (cornu) hort (thesaurus) hrad (rota) hrint (armen- tum) hrîs (virgultum) hros (equus) huon (pullus) hûs (domus) jâr (annus) joh (jugum) âkëƷ (oblivio) krap (se- pulcrum) apkot (idolum) kuot (bonum) lamp (agnus) lant (terra) leit (dolor) loh (foramen) pi-loh (claustrum) lop (laus) lôn (praemium) loup (folium) maƷ (panis) muos (cibus) muot (animus) nôƷ (jumentum) pant (vin- culum) parn (infans) pein (os) plat (folium) plëh (lamina) plî, pliwes (plumbum) porst (seta) prët (asser) prôt (pa- nis) prôƷ (grossus, grossulus) phant (pignus) sank (can- tus) scâf (ovis) scif (navis) seil (laqueus) sêr (dolor) pi- sëƷ (obsessio) spër (hasta) spor (vestigium) suërt (ensis) suîn (sus) tal (vallis) teil (pars) tior (fera) tuom (judi- cium) vahs (crinis) vaƷ (vas) vërs (versus) vleisc (caro) wahs (cera) wâr (veritas) wiht (res, spiritus) wîc (bel- lum) wîp (femina) zuîc (ramus). 2) bildungen -al, -il : sëdal (sedile) zuîval (dubium) hregil (vestis) etc. 3) bildungen -am, um : kadum (camera). 4) bildungen -an, in, arn : kaman (gaudium) wâfan (arma) wolchan (nubes) zeihhan (signum) mekin (vis) pecchin (pelvis) îsarn (ferrum). 5) bildungen -ar, ir, r : ahar (spica) altar (senectus) chuphar (cuprum) chortar (grex) hunkar (fames) sila- par (argentum) waƷar (aqua) viur (ignis) etc. 6) bildungen -it, t : houpit (caput) lioht (lux). 7) bildungen -aƷ : opaƷ (pomum). 8) bildungen -ôst : dionôst (servitium). 9) bildungen -ah : vërah (anima) wërah (opus). 10) bildungen -ëc : honëc (mel). 11) bildungen -o, u : trëso, trësewes (thesaurus) hrêo, hrêwes (cadaver) mëlo, mëlewes (far) chuëo, chnë- wes (genu) horo, horewes (lutum) lêo, lêwes (malum) spriu, spriwes, spriuwes (palea) trëo, trëwes (arbor) saro (insidiae). 12) comp. mit ki- : ki-scrîp, ki-heiƷ, ki-mah etc. II. alth. subst stark. neutr. erste u zweite decl. Anmerkungen : 1) schwanken zwischen masc und neutr. ist begreiflich; näheres in der lehre vom genus. 2) die merkwürdige anschiebung der silbe -ir (niemahls -ar; späterhin aber -er) ist ein bildungsmittel und der decl. wesentlich fremd, daher auch diesem erweiterten pl. die gewöhnlichen gen. und dat. endungen zutreten: hûsir, hûsir-ô, hûsir-um, hûsir. Practisch läßt sich in- deßen von dem sing. hûs eiu pl. hûs-ir, hûs irô, hûs- irum, hûs-ir annehmen. Diese pluralform tritt erweis- lich bei folgenden wörtern ein: charir, cherir (vasa, vgl. pîcherir, alvearia, gl. cass. 855 a ) chalpir. chrûtir. eigir (ova) hârir. holir. holzir. huonir. hûsir. hredir (rotae) hrêwir. hrindir. hrîsir. apkotir. krepir. lempir. lohhir. pilohhir. loupir. nôƷir (pecora) pantir, pentir. plëhhir. pletir. porstir. pretir spriuwir, spriur. suînir. tiorir (ferae) telir (valles) varhir (porculi) welfir (catuli) wihtir (crea- turae); zweifelhaft bleiben mir: halsirom (habenis gl. flor. 985 a ) welches eher einen sg. halsira als hals zu ha- ben scheint; seidir (tendiculae, gl. doc.) juhhir (cen- turiae, mon. boic. VII. 373. juhhiran 1. juhhirun) wahsir (gl. cass. 854 b wo fälschlich waheir gedruckt, glosse des dunkelen wortes uuasa?) scheint pl. von wahs (cera) — 3) bisweilen wirft schon der dat. sg. seine endung ab, so steht T. 44, 8, 9. hûs st. hûse. Starkes neutrum. zweite declination. beispiel: chunn-i chunn-i (-ju, -u) chunn-es chunn-jô (-eô) chunn-e chunn-um chunn-i chunn-i (-ju, -u) chunn-jû das kurze i scheidet diese casus von dem -î der pl. masc. fem. vierter und dem der fem. zweiter überhaupt; N. hat schon -e für -i. Im gen. und dat. sg. gilt -es, -e für ein früheres -jes, je (ja) das noch zuweilen vor- kommt, z. b. in herjes, herje, perjes, ôljes; die volle form des instr. hat T. 138: mit ôljû salbôn (oleo ungere). Von diesem -jû scheide ich dann das -ju, -u nom. und acc. pl., welches sich merkwürdigerweise bei dem ein- zigen T. obwohl schwankend erhalten hat. Während nämlich die übrigen quellen chunni, kunni, peri etc. setzen, hat T. cunnu, beru, zuweilen auch: neƷƷju (retia) giscuohju (calceamenta) giwâtju (vestimenta) etc. II. alth. subst. starkes neutr. zweite decl. Dieses -ju, -u ist zwar die ältere form, allein unfolge- richtig, da sich in der ersten decl. bei T. niemabls wortu, kindu, meginu, sondern wort, kind, megin findet. Neben dem -ju, -u liefert, wenigstens die s. galler hs. T. auch die pl. cunni, giwâti, urcundi etc. — Vom dat. pl. gilt das bei der zweiten männl. decl. bemerkte, die regel heischt -um, un und die ältern quellen haben es auch: endum I. 394. pettum K. 48 a ; auch O. III. 14, 147. gowon, T. hingegen 19, 3. neƷƷin, 107. wiƷin etc. — In diese decl. fallen: 1) bildungen mit bloßem -i : arpi (hereditas) ampahti (ministerium) chetti (? sepulcrum) chruci (crux) chunni (genus) churni (frumentum) enti (finis) heri (exerci- tus) hirni (cerebrum) impi (progenies) kewi (pagus) kussi (inundatio) aplâƷi (remissio) elilendi (exsilium) pilipi (panis) antlutti (facies) mâri (fama) mutti (mo- dius) neƷƷi (rete) ôli (oleum) peri (bacca) petti (lectus) piladi (imago) âpnlki (ira) wola-quëti (salutatio) rîhhi (regnum) rippi (costa) ruomi (ambitio) sëlt sâni (mira- culum) wabar-siuni (spectaculum, so ist T. 210, 3. zu lesen) stuppi (pulvis) urteili (judicium) tenni (area) vleƷƷi (atrium) weppi (tela) wastweldi (solitudo) wiƷi (tormentum) antwurti (responsum) az-zâsi (supellex) 2) bildungen mit -il, ir : kipili (frons) innôdili (inte- stina) hôhsëtli (thronus) steinili (calculus) vingiri (an- nulus) eimperi (urnula) etc. 3) bildungen mit -ink : heiminki (patria) 4) mit -unt : mammunti (lenitas) arunti (nuntius) 5) mit -ôt : hêrôti (dignitas) einôti (solitudo) 6) mit -isc : hiwiski (familia) kumiski (genus hum.) 7) mit -niss : suoƷnissi (dulcedo) etc. 8) viele mit der vorsilbe ki : kiwâti (vestitus) kiwikki (bivium) kidikini (famulitium) kistirni (militia) ki- zimpari (aedificium) etc. Anmerkungen: 1) bedenklich ist die decl. der un- ter 2. angeführten bildungen -ili, iri , wovon hernach in der siebenten anomalie. — 2) schwanken zwischen dieser und der zweiten weibl. decl. begreift sich; bei O. âbulgi neutral, bei K. âpulkî weiblich (mehr hiervon in der abhandl. des genus). — 3) wie bei der vorigen decl. scheint der pl. auch hier zuweilen -ir anzuschie- ben, vgl. kefildir (campi) N. 95, 13. vom sing. kefilde; geteleren (convallibus) misc. 1, 39. vom sg. getele. II. alth. subst. schwaches mascul. erste decl. Starkes neutrum. dritte declination. enthält bloß vihu (pecus) witu (lignum) welche wie sunu declinieren. anßer daß der nom. und acc. pl. (wenn ein pl. vorkommt) dem nom. acc. sg. gleich seyn würde. Sckwaches masculinum. erste declination. beispiel: han-o han-un (on) han-in han-ônô han-in han-ôm han-un (on) han-un (on) die langen ô im gen. und dat. pl. gründen sich theils auf N., theils auf discoom, willoom K. 25 a ; nach dem goth. hanam hätte ich eher hanom unterschieden von zunkôm (tuggôm) und hanonô (hanan ë ) angesetzt. Statt -in des gen. dat. sg. haben die späteren -en . Im acc. sg. nom. und acc. pl. scheint u älter als o; im nom. sg. nie u für o. N. behält dies o des nom. sg. und die ô gen. dat. pl., vertauscht aber das in u schwankende o überall mit e (er decliniert folglich: hano, hanen, ha- nen. hanen: hanen, hanôn, hanôn, hanen). — 1) einfache wörter: ano (avus) anto (iracundia) anke (cardo) aro (aquila) asco (thymallus) chappo (gallus) chempho (pugil) cherno (granum) chîmo (germen) chlinko (torrens) chlopo (decipula) chnapo (puer) cholo (carbo) cholpo (fustis) choccho (navis) chrampho (spasmus) chra- pho (uncus) chreito (calathus) chrësso (thymallus) chuocho (panis tortus) disco (discipulus) draccho (draco) drëno (fucus) dûmo (pollex) encho (rusticus) erpo (heres) heit hafto (sacerdos) haccho (uncinus) joh-halmo (lo- rum) ê-halto (pontifex) lîh-hamo (corpus) hano (gal- lus) fora-haro (praeco) haso (lepus) heimo (grillus) sculd-heiƷo (exactor) hërro (dominus) hërdo (vellus N. 71, 6.) hiufo (tribulus) hloufo (cursor) hnacco (occi- put) wituhopho (upupa) hrahho (sublinguium) hreinno (admissarius) hûfo (cumulus) hûso (echinus) huosto (tus- sis) huërpo (vortex) kalko (patibulum) kanzo (auetus) karto (hortus) lëdarkarwo (coriarius) wîn-këpo (caupo) kioso (sretum maris) kinko (O. gingo, spes, desiderium) kiumo (koumo, palatum) kneisto (scin- tilla) komo (homo) sisi-komo (pelicanus) krâvo (comes) krapo (vallum) kriupo (gremium) lappo (pal- mula) lëddo (argilla) lodo (lodix) mado (tarmes) mâgo (papaver) mako (stomachus) manko (machina) mâno I. alth. subst. schwaches mascul. erste decl. (luna) mëƷƷo (lapicida) naccho (navis) namo (gen. na- min und nemin; nomen) nardo (nardus) narro (stul- tus) nëvo (nepos) nioro (ren) niumo (modulatio) ohso (bos) ordo (ordo) paccho (mandibula) palcho (trabs) pano (mors) pasto (altile T. 125.) prôt-peccho (panifi- cus) eli-benzo (O. III. 18, 28. alienigena) përo (ursus) phapho (ecclesiasticus) phâwo (pavo) phoso (marsu- pium) pîko (acervus) piuko (sinus) piƷo (buccella) wolfpîƷo (lyciscus) pluomo (flos) poko (arcus) porto (cingulum) poto (nuntius) prâmo (vepris) prâto (caro) prëmo (oestrus) pruoko (terror) prunno (fons) puƷo (navis) chnie-rado (poples) reccho (rastellum) rîfo (pruina) alt-riso (silicernius) riumo (ligamentum) rudo (molossus) ôr-rûno (susurro) fora-sako (propheta) ê-sako (juridicus) sâmo (semen) scado (damnum) scahho (lingua maris) troum-sceido (interpres somnii) scelo (admissarius) scepho (creator) scëlmo (pestis) scincho (tibia) scësso (rupes) scirno (scurra) scollo (gleba) he- wi-screccho (locusta) scuzo (sagittarius) luki-scrîpo (pseudographus) seito (laqueus, chorda) vuoƷ-sendo (pedisequus) silo (funis) man-slecco (homicida) plinti- slîhho (coeculus) slito (traha) smëro (arvina) snëcco (limax) snëpho (perdix) sparo (passer) sparro (tignum) spiƷo (sorex) sporo (calcar) sprëhho (locutor) hewi- stapho (locusta) stëhho (palus) stërno (stella) stiuro (gu- bernator) suono-tako (dies judicii) tiuto (mamma) tosto (origanum) toto (patrinus) trado (fimbria) trëko (dolor) trincho (potator) tropho (stilla) trûbo (uva) tuo- mo (judex) vâho (captator) valcho (falco) vano (vexil- lum) hant-vano (mantile) reine-vano (tanacetum) vincho (fringilla) vlado (placenta) vlëccho (macula) vloccho (lanugo) ort-vrumo (auctor) volo (puledrus) wapo (favus) waso (cespes) êwarto (pontifex) wildi- wahso (nervus colli) wêwo (malum) weiso (pupillus) willo (voluntas) wîo (milvius) wolo, wëlo (deliciae) kote-wuoto (tyrannus) zapho (duciculum) zincho (al- bugo) heri-zoho (dux) maka-zoho (paedagogus) zuîvo (dubium). 2) bildungen mit -al, il : napalo (umbilicus) nestilo (vitta) chinni-pahlo (maxilla) tumphilo (gurges). 3) mit -am, m : wahsamo (fructus) phrasamo (usura) ro- samo (rubor) pësamo, pësmo (scopa) deismo (fermen- tum) chuhmo (cacabus) phëdemo (pepo) haramo (migale) kliƷamo (nitor). R r I. alth. subst. schw. masc. erste u. zweite decl. 4) mit -ir, -r : vetiro (patruelis) heigero (ardea) chë- vero (brucus) zantro (calculus) habero (avena) totoro (vitellius) choloro (cholera) inpotro (granum) etc. hier- her auch die comp. jungôro (discipulus) heriro (do- minus). 5) mit -id, ôd : holôdo (foramen) juhhôdo (prurigo) prunnido (odor) suërido, suërdo (dolor) stëhhido (pleu- resis). 6) andere ableitungen: ekiso (horror) ëlaho (alce) vë- laho (conditor) charopho (cyprinus) mennisko (homo). 7) compos. mit ki- : kaltro (coaevus) kilanto (indigena) kisello (socius) kihleipo (conservus) kisippo (cognatus) kituolo (haereticus) kivatero (patrinus) etc. Schwaches masculinum. zweite declination. beispiel: will-jo pl. will-jun will-jen will-jônô will-jen will-jôm will-jun will-jun kommt nur in den ältesten denkmählern und neben: -eo, -eon, eônô, eôm vor; bald fällt dies i und e ganz aus und die wörter schlagen sich zur ersten decl. will-o, will-in etc. Beispiele sind: arpeo (heres) êvangeljo. hreccheo (exsul) einhurnjo (unicornus) murdreo (homi- cida) innapurjo (incola) stapheo (passus) verjo (remex) willeo (voluntas) die part. nerendeo (salvator) walden- deo (imperans) etc. Schwaches femininum. erste declination. beispiel: zunk-a pl. zunk-ûn zunk-ûn zunk-ônô zunk-ûn zunk-ôm zunk-ûn zunk-ûn das ô im gen. dat. pl. ist hier nicht zu bezweifeln und gleich dem û aus N. erweislich; das û folgt auch aus dem völlig analogen schwachen adj. cotchunduun K. 40 a . An die stelle des durchgreifenden goth. ô ist also hier theils û, theils ô getreten und im nom. sg. sogar kurzes a. 1) einfache wörter: alpa (mons) amma (nutrix) ana (avia) asca (cinis) chieva (branchia) chrusta (crusta) dâha (testa) dola (cloaca) halpa (latus) harra (saccus) hërra (domina) hinta (cerva) hosa (femorale) hutta (tugurium) huorra (adultera) kâha (festinatio) kalla II. alth. subst. schwaches femin. erste decl. (fel) kouma (cura) linta (tilia) linta (fascia) loupa (um- braculum) luccha (foramen) lûta (vox) mâsa (cicatrix) minza (menta) morna (moestitia) mucca (culex) muoma (amita) nâlda (acus) nusca (fibula) pasa (amita) biba (tremor K. 48 a ) pinta (fascia) pluoma (flos) prôsa (prosa) phanna (frixorium) phîfa (pipa) phlanza (planta) quëna (uxor) rëpa (vitis) rinna (canalis) rinta (cortex) rorra (calamus) runza (ruga) salpa (unguentum) sceida (va- gina) scëlta (jurgium) scîna (manifestatio) scîpa (globus) sëha (visus) smërza (dolor) snita (buccella) snuda (de- risio) spinna (aranea) sprata (linea) steinna (olla) stunta (hora) sunna (sol) tasca (pera) tincta (atramentum) tota (commater) tila (uber, gl. mons. 322. gr. θηλὴ ) trumpa (tuba) tûba (columba) vasca (fomentum) vasta (jeju- nium) vësa (ptisana) vîga (ficus) vliuga (musca) voha (vulpes f.) vreisa (periculum) vrouwa (femina) waka (cunae) wanna (vannus) wëhha (hebd.) wëssa (vespa) winta (trochlea) wîsa (modus) zâta (lanugo) zêha (dig. pedis) zeinna (sporta) zika (hoedus) zîla (linea) zuhha (ruga) zunka (lingua). — Man bemerkt leicht, daß fem. in denen nn, rr, sc vorkommt, meistens schwach decli- nieren, vgl. phanna, wanna, spinna, rinna, steinna, zeinna, sunna, (ausg. minna, wunna) harra, hërra, rorra (vgl. die schwachen masc. hërro, narro, sparro) asca, tasca, vasca, nusca etc. 2) bildungen mit -al, -il : sëmmala (similago) suëgala (calamus) snuobila (catenula) hufila (gena) liuzila (par- vitas) niphtila (neptis) scuƷila (patera) keisila (flagellum) purkila (castellum) sihhila (falx) etc. 3) mit -an, in : vërsana (calx) mistina (sterquilinium) 4) mit -ar, ir : avara (imago) natara (anguis) lankara (deambulatio) platara (vesica) salpara (unguentaria) scul- tira (humerus) zimpira (aedificatio) ritera (cribrum) 5) mit -arr, irr : chumbarra, chumbirra (tribus) chil- purra (agna) zâturra (meretrix gl. jun. 225.) zimpirra (aedificatio) 6) mit -ahh, -ihh : snarahha (tendicnla) lërahha (alauda) menihha (armilla) chirihha (ecclesia) merihha (equa) volihha (puledra) tunihha (tunica) 7) mit -aw : sualawa (hirundo) witawa (vidua) zësawa (dextra) 8) mit -orn : diorna (virgo) 9) mit -ent : olpenta (camelus) scephenta (parca) R r 2 II. alth. subst. schw. femin. zw. u. dritte decl. 10) comp. mit ki- : ki-vatera (commater) ki-mâla (sponsa) 11) fremde wörter, als: antiphôna, alamuosa (gl. wirceb. 978 b ) etc. Anmerkung: einzelne wörter schwanken zwischen dieser und der ersten starken decl., erklärlich, da in bei- den nom. sg. gen. dat. pl. übereintreffen. Schwaches femininum. zweite declination. beispiel: red-ja pl. red-jûn red-jûn red-jônô red-jûn red-jôm red-jûn red-jûn nur in wenigen wörtern der ältesten denkmähler, als càlizja (caliga) lectja (leczja, lectio) winja (amica) redja (ratio), welches aber zuweilen stark decliniert. Das vorhin bemerkte nn, rr entspringt manchmahl durch ausstoß dieses i, steinna aus steinja, rorra aus rôrja. Schwaches femininum. dritte declination. beispiel: manek-în pl. manek-în manek-în manek-înô manek-în manek-îm (?) manek-în manek-în dieganze aufstellung hat bedenken wegen des zwiespalts der hierher bezüglichen wörter mit der zweiten und vierten starken decl. Nämlich 1) die von adj. abgeleite- teten subst. angehend, so stimmte der zur zweiten ge- schlagene nom. manakî, siohhî völlig mit dem goth. ma- nagei, siukei, wenn sich dazu der gen. manakîn (mana- geins) weisen ließe; es erscheint aber das unwandel- bare manakî. Andere analoge bildungen haben inzwi- schen unleugbar -în und nicht allein im gen. dat. acc. sondern auch unorganisch im nom. sg. vgl. guotlîhhîn (gloria) J. 369. guotlîhhîn (gloriam) J. 353, 355. 386. got- lîhhîn (divinitatis) J. 367. Die adj. cotlîh (divinus) und cuotlîh (gloriosus) sind durchaus zweierlei; im wessobr. denkmahl daher côtlîhh geistâ: spiritus excellentes und nicht: divini. urchundîn (auctoritate) J. 340. 361. ôdhîn (vastitas) J. 381. scuonîn (decore) J. 383. huldîn (gratiae) J. 385. grimmîn (pervicaciam) J. 394. antwërdîn (conspectu) J. 397. armhërzîn (pietate) J. 403. weshalb 365. maneghiu (pluralitas) in maneghîn zu än- dern ist. Die gl. jun. gewähren: 195. ruomilîn (arrogan- II. alth. subst. schwaches femin. dritte decl. tia) 221. stechilîn (praecipitium) 258. keilîn (superbia) 253. chaltîn (torpor) 251. unreinîn (immundities) 238. rûmîn (amplitudo) 254. kinuhtsâmîn (ubertas) 239. si- chîn (1. siochîn, morbus) 244. sniumîn (pernicitas) 249. strengîn (robur) 250. wassìn (sagacitas) 260. krimmîn (fu- rore) 259. wassîn (sagacitate) 260. wôtagîn (furore); gl. herrad. 188 a serpfîn (feritas) 191 b sterchîn 194 b kergîn (astus). Bei K. 42 b it-niwîn (renovatione). Späterhin wurde bei diesen wörtern mit weggeworfnem n die zweite decl. üblich, doch, wie es scheint, das lange î behalten. — 2) von den movierten femininis (dem goth. áiþei, gáitei, þramstei, quinei entsprechend) gilt dasselbe; nur dauern sie länger, da noch O. I. 16. 5. forasagîn (prophetissa) T. 142. henîn (gallina, gl. cass. 854. hanîn) 97. zikîn (hoedum) 116. esilin (asina) 57, 5. cuningîn (regina); gl. cass. 854. phâîn (pavo fem.) gl. mons. 414. tâmîn (damula) gewäh- ren. Hierher rechne man auch die leblosen: burdîn (onus) T. 67, 9. 109. O. III. 24, 131. burdîn (oneris) O. IV. 25. 24. acc. IV. 5, 18, 24. V. 4, 31. pl. T. 141. putîn (dolium) gl. cass. 854 b lentîn (humeri) T. 13, 11. 150. lendînô (lumborum) J. 404.; die mons. gl. 334. 351. setzen (purdî) (onus) im dat. pl. purdinon (vgl. unten siebente anoma- lie) hingegen 357. portîn (liga t ura). — 3) die aus schwa- chen verbis entspringenden ruhîn (rugitus) lewîn (? lu- hîn, lujîn, rugitus) mendîn (gaudium) gl. jun. 249. 253- chilaubîn (fide) J. 357. 405. alôsnîn (redemtionem) 1. 385. daufîn (baptismatis) J. 388. ursuohnîn (examine) gl. jun. 257. scheinen anfänglich nach vierter starker: mendîn, gen. mendînî, dat. mendînî, acc. mendîn gehabt zu ha- ben. Übergänge veranlaßte schon im goth. der gleich- lautende acc. sg. beider decl. Schwaches neutrum. beispiel: hërz-a pl. hërz-ûn hërz-in hërz-ônô hërz-in hërz-ôm hërz-a hërz-ûn befaßt nur die drei wörter hërza (cor) ouga (oculus) ôra (auris). Zuweilen kommen diese wörter weiblich vor, O. II. 9. 23. hërzâ gidiganô (f. angels. und alt- fries. schw. fem.) K. 17 a sogar hërzâ iwerju (corda vestra) und 27 b augâ (oculi) ohne adj. so daß also auch der neutr. schwachen form ausnahmsweise gleichheit des nom. pl. und sg. zugestanden haben mag. — T. 21, 2. liest die s. gall. hs. richtig waƷƷar st. waƷƷarun. II. alth. subst. anomalien. Anomalien der alth. substantive. 1) vatar, pruodar, muotar, suëstar, tohtar pflegen im sing. unverändert zu bleiben, also im gen. pruader K. 21 a fater O. IV. 33, 32, 51. T. 165. 3. 232. 3. 242, 2. Ausnahmsweise fateres (patris) K. 16 b 49 b . Im pl. lau- ten nom. und acc. ebenfalls denen des sg. gleich: bruo- der T. 78. 239, 4. suëster O. IV. 29, 114. V. 23, 250. T. 78, doch findet daneben faterâ T. 82. 87. pruadrâ K. 17 b und tohterâ (filiae) n. 44, 13. statt. Der gen. und dat. pl. muß vaterô, muoterô, vaterum, muote- rum etc. lauten. 2) man macht den gen. bald mannes O. V. 24, 11. bald man V. 21, 22; den acc. mannan J. 349. K. 24 a oder man O. I. 22, 81; den dat. manne; nom. acc. pl. man O. IV. 5, 60. T. 141; gen. mannô, dat. mannum. 3) naht und puruc haben im gen. dat. sg. neben nahtî, purukî zuweilen unveränderlich burg O. I. 14, 37. T. 21, 11. O. I. 12, 37. naht (noctis) hymn. noct. 11. Ähnlich itis O. I. 5, 12. st. itesî (feminae). 4) das goth. bôka, bôkôs (liber) würde analog heißen puohha, pl. puohhô; allein K. und O, die dieses wort zwar weiblich gebrauchen, haben den pl. puah , buah, allo in neutraler form. Der gen. sg. lautet buachî O. ad Sal. 9. ad Lud. 181. Bei T. 240, 2. steht der pl. fem. buoh, 18, 1. aber der acc. sg. masc. then buoh (librum) so wie K. 30 b 31 a der dat. puache, N. 105, 23. aba dînemo puoche. Mithin schwanken form und genus. Der gen. dat. pl. bôhhô, buohhum bei J. entscheidet nichts über die andern casus. 5) dem goth. þiuda, þiudôs gemäß gehet das fem. dhëoda , gen. dhëodâ, dat. dhëodu, dat. pl. dhëodôm bei J., so wie thiota , thiotâ, pl. thiotâ, gen. thio- tônô, dat. thiotôn bei T. Daneben braucht aber auch J. den nom. pl. dhëodûn (gentes) schwach und T. 124. den schwachen dat. sg. thiotûn. — Neutrum ist thiot thiotes, thiote bei O., gen. pl. thiotô, ja der acc. sg. stehet sogar männlich 1. 2, 28. 15, 72, V. 6, 28. Auch T. hat 145. thiot (st. thiota) widar thiotû und 128. thiotô (gentium st. thiotônô) [69, 9. thiatogo bei Pal- then ist fehler f. thiotâ, wie cod. s. gall. liest]; gl. mons. und hrab. 96 a haben dëotâ (gentes). — N. end- lich läßt diet nach der vierten weibl. stark gehen, gen. diete, pl. diete, gen. dietô. II. alth. subst. anomalien. 6) der anomalie des im pl. neutr. eingeschobenen -ir ist s. 621. gedacht. 7) nicht unähnlich diesem -ir sind einschiebungen der silbe -in , welchen man vorzüglich bei N. begegnet; sie scheinen der schweizerischen mundart gemäß und haben sich auch in ihr bis auf heute erhalten, ja wei- ter ausgebreitet (vgl. Stalder dial. p. 209. 210. 212. 213.) Nämlich α ) aus adj. gebildete fem. zweiter starker decl. läßt auch N. im sing. unverändert, fügt ihnen aber im pl. in zu und decliniert sie nach der ersten, also: heilî (salus) heilî, heilî, heilî; pl. heilinâ, hei- linôn, heilinôn, heilinâ und gleicherweise: wîtî (am- plitudo) wiolichî (qualitas) breitî (latitudo) finsterî (caligo) hôhî (altitudo) armhërzî (misericordia) waƷ- Ʒermichelî (abyssus) liebsâmî (affectio) etc. pl. wîtinâ, wiolichinâ etc. Diese declinationsform ist ihm ganz geläufig, weder findet ein pl. wîtî, noch ein sg. wî- tina statt. Da solche wörter im goth. zur dritten schw. gehörten, so wird das n begreiflich und ferner, warum andere, auch im alth. der dritten schwachen beigezählte sich in diese weise verirren. Wenigstens haben die mons. gl. neben dem nom. purdî (onus) 334. 351. den dat. pl. purdinum, purdinôm 405. gl. jun. 227. Muthmaßlich setzt N. purdî, pl. purdinâ; menigî (manigî) pl. meniginâ (weder manigî nach 2. st., noch manigîn nach 3 schw.) — β ) die movier- ten fem. behandelt N. wiederum verschieden, er gibt ihnen im nom. sing. -en oder -in , im gen. und pl. aber enn mit starker decl. als: guten (dea) gen. gu- tennô, dat. gutennô, plur. gutennâ, gen. gutennôn. So gehen wirten (conjux) herzogen (ducissa) mânen (luna) etc., die mischung der beiden bildungsformen -în und inna ist bei N. zur decl. form geworden. — γ ) neutra auf -î mit dem begriffe der verkleinerung schieben im gen. dat. sing. und pl. ein solches n ein, so decliniert: fugelî (avicula) fugelines, fugeline, fugelî; fugelju, fugelinô, fugelinen, fugelju — eimberî (urnula, vom einfachen eimpar, urna, sicla st. einpar, wie zuîpar gerula; neuh. eimer, zuber) eimberines, eimberine; eimberju, eimberinô etc. — becchî (pelvis) becchines etc. — magetî (puella) magetines etc. Ich bin zweifelhaft, ob nicht auch bei eingeschaltetem n langes î bleibe? andern wörtern zweiter schw. decl. gibt N. durchgängig schon -e (chunne, rîche, pere, stubbe; gen. chunnes, rîches etc.); nicht unwahrschein- II. altsächs. subst. starkes masc. erste decl. lich aber ist jenen anomalen im nom. und acc. das n apocopiert, so daß die eigentliche gestalt fugelîn, eim- berîn, becchîn, magetîn lautete, und sie der ersten decl. zugehörten. Erweislich hat T. 60, 13, 14. den nom. magatîn, 97. den acc. fingirîn (annulum) 160, 5. kindilîn (filioli) wie auch O. I. 9, 14. IV. 13, 6. In- zwischen bekennen außer N. selbst die älteren streng- alth. denkmähler den anomalen nom. auf -î mit dem gen. -înes oder -ines , z. b. hûsilî (domicilium) chin- dilî (filiolus) charilî (vasculum) lewinchilî (leunculus) gen. lewinchilînô (gl. mons. 339. 334.) singirî (annulus) gl. jun. 195. Weitere hier nöthige aufschlüße werden sich erst buch III. in der lehre von den diminutiven ergeben. Die heutige schweizersprache schiebt das -n, meiner meinung nach unorganisch, noch andern neu- tris ein, die keine diminutiva sind, z. b. bêri (bacca) pl. bêrini, netzi (recte) pl. netzini (N. pere, pl. pere) Schlüpfrig ist die form des wortes lüge J. 395. lughin (mendacium) luginô (mendaciorum) mit ungewiß ge- laßenem genus; ebenso N. 24, 5. den acc. lugin und sonst den gen. pl. luginô, dat. luginen; daneben den nom. masc. lug (139, 9.) dat, luge (58, 12.). Den nom. pl. (neutr.) lugju (stalder p. 213.) bezweifle. O. III. 18, 91. V. 25, 85. und T. 131. gewähren das entschiedne fem. lugina, dat. pl. luginôn (also gen. pl. luginônô). . Altsächsisches substantivum Die länge oder kürze der flexionsvocale setze ich muth- maßlich an, so gut sie sich aus der goth. und alth. analo- gie schließen läßt. Einen wink gibt vielleicht die ver- schiedenheit beider hss., nämlich die cott. gebraucht o in suno (filius) dagon (diebus) wo die münchn. sunu, degun; dagegen im instr. masc., im dat. ft. fem. und im schw. fem. u, kein o, slâpu (somno) quâlu (nece) rastun, Folglich sind die u der münchn hf. offenbar zweierlei, kurz in sunu, dagun; lang in slâpû, quâlû, rastûn. Fer- ner erscheint in der münchn. häufiger als in der cott. e statt des kurzen a im gen, dat, sg. masc. neutr. und im nom, acc. sg. fem. nicht aber im gen. sg. und nom. pl. fem., zum zeichen, daß hier ein langes â eintritt. . Starkes masculinum, erste declination. beispiel: fisc pl. fisc-ôs fisc-as (es) fisc-ô fisc-a (e) fisc-un (on) fisc fisc-ôs fisc-û II. alts. subst. stark. masc. erste u. zw. decl. as, a im gen. dat. sg. noch zuweilen der cod. cott., ge- wöhnlich beide es, e ; un im dat. pl. cod. monac., on cod. cott. (keiner um, om). Die übrigen casus stehen in beiden fest, namentlich auch der instr., nur bemerke ich im cott. (Temler p. 143.) einmahl den acc. pl. slutilâ (claves) st. slutilòs, nach alth. weise, während sonst überall der acc. gleich dem nom. endigt. — Hierher gehören: 1) einfache wörter: bôm (arbor) bord (clypeus) dag (dies) dêl (pars) duom (judicium) drôm (somnium) fisc (piscis) gard (domus) gêst (spiritus) hlôt (sors) hof (hobhôs, aula) holm (insula) hund (canis) kuss (osculum) muth (os) rinc (procer) sand (arena) sidh (iter) scalc (ser- vus) scat (pecunia) slâp (somnus) stên (lapis) stôl (thro- nus) strôm (fluvius) strîd (lis) thanc (gratiae) thiob (fur) thorn (spina) thurst (sitis) wang (campus) ward (custos) wëg (via) wër (vir) wîh (templum) wôp (ploratus). — 2) auf -al, -il, l : bodl (villa) diubil (diabolus) engil (angelus) ërl (vir nobilis) fugl (avis) himil (coelum) na- gal (naglôs, clavus). — 3. auf -am, -om, m : atham (spi- ritus) baram, barm (sinus) fadm (amplexus) farm (onus) harm (dolor) mêdm (thesaurus) wastm (statura) — 4) auf -an, in : hëbhan (coelum) suëbhan (somnium) thëgan (thëgnôs, minister) thiodan (rex) morgan (mane) drohtin (dominus) — 5) -or, er : ëdor (sepes) hamor (malleus) rador (coelum) fingar (digitus) wintar (hiems) hungar (fames) — 6) -ing : cuning (rex) gaduling (cognatus) — 7) -and : wîgand (heros) hetteand (persequutor) âband (vesper) wâpan-bërand (armiger) — 8) -ôd, id : mëtôd (creator) helid (heros) rakud (domus, wofern es nicht neutr.) — 9) -ah, -ag, -ic . alah (templum) bërag (bërgôs, mons) këlic (calix) — 10) -is : fëlis (rupes) — 11) comp. mit gi : gisith (comes) — 12) auf -êo, o : snêo (nix) gen. snêwes; sêo (mare) sêwes; êo (lex) gen. êwes, dat. êwe, acc. êo; scado (umbra) gen. scadowes. Starkes masculinum. zweite declination. beispiel: hird-i pl. hird-jôs hird-eas (-jes) hird-jô hird-ea (-je) hird-jun hird-i hird-jôs hird-jû nur wenige wörter 1) auf bloßes -i: hërdi oder hirdi (custos) hugi (mens) maki (gladius) meti (cibus) seli (aula) slegi (homicida) wini (amicus) vermuthlich noch II. alts. subst. stark masc. dritte u. vierte decl. andere, die bei unvollständigen belegen auch für neutr. zweiter decl. gelten können, z. b. tiri (decus) endi (finis); die comp. mit -scipi, scëpi schwanken augen- scheinlich zwischen masc. und neutr.; heri (multitudo) und meri (mare) sind im alts. weiblich. — 2) auf -âri, eri : altari (altare) soleri (coenaculum) garderi (hortula- nus). — Zuweilen wird das i ausgeworfen, namentlich in hërdôs. Starkes masculinum. dritte declination. hierher die wörter: fridu (pax) hëru (gladins) lagu (aequor) magu (puer) sidu (mos) sunu (filius) wîsu (prin- ceps oder wîso schwach?) die fast nur im nom. und acc. sg. vorkommen. Doch sunu macht den gen. sunjes und einmahl, wo die lesart richtig, den dat. sunu (nicht sunje). Den pl. von sunu gewähren meine bruchstücke nicht, ich vermuthe aber nicht sunjôs, sondern sunî. Starkes masculinum. vierte declination. spuren: liudî (homines) gen. liudjô, dat. liudjun; fôt (pes) pl. fôtî, gen. fôtô st. fôtjô, dat. fôton st. fôtjun; segg (vir) pl. seggî, gen. seggjô; scild (clypeus) dat. pl. scildjun; gast (hospes) dat. pl. gastjun; thrum (sonitus) dat. pl. thrumeon; vielleicht auch râd (cons.) pl. râdî? Ich finde den pl. trahnî (lacrimae) bin aber des geschlechtes ungewiß, der sg. muß trahen, trahan lauten. — Die decl. des sg. fällt mit der ersten decl. zusammen, im dat. pl. aber sollte man eher -in als -jun erwarten, wirk- lich steht einmahl trahnin (lacrimis). Starkes femininum. erste declination. beispiel: gëb-a pl. gëb-â gëb-â gëb-ônô gëb-û gëb-un gëb-a gëb-â statt des kurzen a im nom. acc. sg. zuweilen schon e. — Hierher gehören aha (aqua) bëda (preces) gibada (leva- men) buota (emendatio) ërtha (terra) folda (terra) folma (manus) forhta (timor) fruma (utilitas) galla (bilis) gëba (donum) gôma (prandium) halba (latus) halla (aula) hëlpa (auxilium) huîla (tempus) kara (querela, luctus) lêra (doctrina) logna (ignis) mêda (merces) pêda (tunica) pîna (cruciatus) quâla (nex) rasta (requies) saka (causa) sêola (anima) harâmscara (poena) soiga (cura) sprâka II. alts. subst. stark. fem. zw., dr. u. vierte decl. (sermo) strâta (via) stëmna (vox) wahta (custodia) wîsa (modus); sodann die bildungen -idha, -ina , als: tiu- ridha (laudatio) firina (scelus) etc. -ea, -ja haben: min- nea (amor) sundea (peccatum) spunsja (spongia) wun- nea (gaudium). Starkes femininum. zweite declination. im sing. unveränderlich auf -î: bendî (vinculum) dôpî (baptisma) eldî (aetas) gôdî (benignitas) herî (exercitus) huldî (favor) menegî (turba) merî (mare) ôdmuodî (hu- militas) menniskî (humanitas). Starkes femininum. dritte declination. gebricht; hand (manus) macht den pl. handî, gen. handô, dat. handon (handun). Starkes femininum. vierte declination. beispiel: dâd pl. dâd-î dâd-î dâd-jô dâd-î dâd-jun dâd dâd-î hiernach: bank (benkî, scamnum) buok (liber) giburd (genus) burg (arx) brûd (conjux) dâd (factum) fard (iter) hand (manus) hel (tartarus) idis (mulier) jugudh (juven- tus) craft (virtus) list (scientia) magad (virgo) maht (po- testas) nôd (necessitas) sculd (debitum) suht (morbus) tîd (tempus) githaht (cogitatio) wërold (mundus) giwald (vis) wiht (res) wurt (radix) wurd (fatum) und gewiß manche andere. — anmerkung : dat. pl. -jun st. in , wie bei der vierten masc. Starkes neutrum. erste declination. beispiel: word pl. word 2) fat-u word-as (es) word-ô fat-ô word-a (e) word-un fat-un word word fat-u word-ô 1) einfache wörter: bac (tergum) blad (folium) barn (in- fans) fat (vas) fiur (ignis) Hêsc (corpus) folc (populus) gold (aurum) graf (sepulcrum, gen. grabes, grabhes) hûs (domus) hros (equus) jâr (annus) kind (proles) corn (granum) crûd (herba) land (terra) lîn (linum) lioht (lux) mên (noxa) môs (cibus) niud (desiderium) rëht (jus) II. alts. subst. stark. neutr. erste u. zweite decl. sinc (pecunia) spër (hasta) tal (numerus) wîf (mulier) wîn (vinum) word (verbum) thrac (labor) thinc (causa). — 2) bildungen mit l, m, n, r: cumbal (signum) tungal (sidus) sëgal (velum) cnuosl (genus) brahtm (stridor) tê- can (signum) lacan (pannus) wâpan (arma) wolcan (nu- bes) bôcan (nutus) lëgar (cubile) silubar (arg.) fëtar (com- pes) watar (aqua) wëdar (tempestas) — 3) mit -id, -ôd : hôbid (caput) wêrôd (turba). — 4) mit -ah : fërah (vita). — 5) mit -êo, ëo : hlêo (umbra) gen. hlêwes; hrêo (cadaver) gen. hrêwes; knëo (genu) gen. knëohes; trëo (arbor) gen. trëwes. — 6) comp. mit gi- : giwin (bellum) gimang (turba) gilag (fatum) gibod (mandatum) giwand (? mutatio) gisuërc (nubes) giscap (decretum) gi- thuing (coactio). Anmerkungen 1) der bildungsvoc. wird bei zutreten- dem flexionsvoc. oft ausgestoßen, als: cumbal, cumbles; silubar, silubres; hôbid, hôbdes, hôbde, hôbdû. — 2) wichtig ist der doppelte, aber nicht willkürliche nom. acc. pl. Die regel scheint: alle kurzsilbigen wörter ha- ben im pl. die alte endung -u behauptet: bacu, bladu, fatu, grabu, giscapu, talu, thracu; langsilbige aber ma- chen ihn dem sg. gleich: barn, crûd, thing, wîb, word. Die zweisilbigen schwanken, neben têcan, sëgal (und nicht têcnu, sëglu) finde ich brahtmu (st. brahtemu, stri- dores). — 3) das geschlecht mancher wörter ist unsicher, z. b. hosc (contumelia) gëlp (superbia) drôr (sanguis) können masc. und neutr. seyn. Starkes neutrum. zweite declination. beispiel: kunn-i pl. kunn-i kunn-eas (jes) kunn-jô kunn-ea (je) kunn-jun kunn-i kunn-i kunn-jû arbêdi (labor) arundi (nuntius (bilidi) imago) endi (fi- nis) fletti (atrium) gigengi (mos) kunni (genus) curni (frumentum) elilendi (exsilium) urlagi (bellum) rîki (regnum) girûni (mysterium) gisiuni (visio) gisithi (co- hors) mût-spëlli (mutatio?) giwâdi (vestitus) witi (sup- plicium) webbi (tela) giwirki (opus); hiwiski (familia) comp. mit-scipietc. Anmerkung : zuweilen wird im nom. und acc. das i nebst einem der geminierten cons. abge- worfen, z. b. bed (lectus) flet (atrium) inwid (dolus) giwit (solertia) st. beddi, flettí, inwiddi, giwitti; im gen. noth- wendig: beddjes, inwiddjes, giwittjes. II. alts. subst. schw. masc. erste u. zweite decl. Starkes neutrum. dritte declination. fihu (pecus) vermuthlich auch widu (lignum). Schwaches masculinum. erste declination. beispiel: han-o pl. han-on han-en (-on) han-ônô han-en (-on) han-ôn han-on han-on im gen. dat. sg. ist schon die endung -on für -en häu- fig eingerißen. 1) einfache wörter: bano (homicida) bodo (nuntius) mund-boro (protector) en-dago (dies ultimus) fano (pannus) frôho (dominus) ord-frumo (auctor) galgo (patibulum) bag-gëbo (epularum largitor) gramo (furor) gruomo (mica) gumo (vir) fëther-hamo (induviae plumosae) lîk-hamo (exuviae) hërro (domi- nus) wis-cumo (hospes) mâno (luna) naco (cymba) namo (nomen) sëbo (mens) sîmo (vinculum) scatho (latro) scîmo (splendor) wâr-sago (veridicus) wider-saco (ini- micus) stërbo (pestis) stuopo (gradus) stërro (stella) tiono (injuria) heri-togo (dux) tuêho, tuëho? (dubium) wëlo (divitiae) — 2) bildungen mit -ar : abharon (filii) eldi- ron (parentes) jungaron (discipuli) — 3) mit -is : egiso (timor) — 4) mit der vorsilbe gi- : gilôbo (fides) gimaco (par) gigado (conjux). — Anm . einige nach bloßer ana- logie angesetzte sind unsicher, z. b. sîmo (altn. sîmi) wo- von mir nur dat. pl. sîmon vorkommt. Schwaches neutrum. zweite declination. brunnjo (fons) urkundeo (testis) scenkeo (pincerna) wil- leo (vol.) wrekkjo (exsul) gibeddeo, gibenkeo (consors lecti, scamni). Schwaches femininum. erste declination. beispiel: tung-a pl. tung-ûn tung-ûn tung-ônô tung-ûn tung-ûn tung-ûn tung-ûn so gehen: dûbha (columba) ërdha (terra) hiwa (conjux) porta (porta) quëna (mulier) rasta (requies) ruoda (crux) sunna (sol) stëmna (vox) strâta (via) thiorna (virgo) wan- ga (gena); einige (z. b. ërtha) sind auch in der starken decl. aufgeführt und schwanken zwischen beiden. Eini- gemahl findet sich hier, wie dort, e statt a im nom. sg. II. angels. substant. starkes masc. erste decl. Schwaches femininum. zweite declination. hellja (gehenna) sundja (peccatum) uthja (unda) gehen mitunter stark. Schwaches femininum. dritte declination. fehlt. Schwaches neutrum. hërta (cor) ôga (oculus) ôra (auris). Anomalien des altsächsischen substantivs. 1) fader, muoder lautet im gen. dat. sg. ebenso; zu doh- ter, suëster fehlen belege. 2) man , gen. mannes; pl. man, gen. mannô. 3) vom neutr. frî finde ich bloß den nom. pl. frî (mulieres). 4) die fem. naht, magad, idis, hand haben im dat. sg. ebenso (st. nahtî, magadî, idisî, hendî); wie es scheint zuweilen im gen. sg., naht auch im pl. (noctes) f. nahtî. 5) thiod ist weiblich und bleibt im sg. unverändert; daneben gilt aber auch thioda nach erster starker. 6) die fem. vierter decl. wërold und crast erscheinen zuweilen als masc. vierter: wërold, wëroldes; craft, craftes. instr. craftû; ebenso findet sich der gen. nah- tes und wihtes . 7) einschiebungen des -ir und -in kommen nicht vor. Angelsächsisches substantivum Die langen vocale der flexionen zu bestimmen enthalte ich mich ganz, da die analogie des goth. und alth. zu ferne liegt und bei den verwandteren altn. flexionsvocalen die- selbe unsicherheit herrscht. . Starkes masculinum. erste declination. beispiel: fisc pl. fisc-as fisc-es fisc-a fisc-e fisc-um fisc fisc-as 1) einfache wörter: ar (nuntius) âd (rogus) âdh (jusjur.) beáh (annulus) beárn (trabs) bëorg (mons) bëorn (vir fortis) bëód (mensa) blæd, blædas (flatus) brand (titio) ceáp (pecus) cëol (navis) clædh (vestis) cnoll (cacumen) copp (calix) cosp (compes) cräft (vis) däg, dagas (dies) dæl, dælas (pars) disc, discas und dixas (ferculum) dôm (judicium) dreám (jubilum) drinc (potus) ëard (solum) ent (gigas) est (amor) fëld (campus) fisc, fiscas und fixas II. angels. subst. stark. masc. erste decl. (piscis) forst (gelu) fyrs (rubus) gâr (jacnlum) gäst (hos- pes) gâst (spiritus) gnätt (culex) grund (solum) hâd (per- sona) hëlm (cassis) heáp (cumulus) hëóf (ululatus) hëor (cardo) hrân (rangifer) hreác (acervus) hring (annulus) hrôf (culmen) hväl, hvalas (balaena) hvëolp (catulus) hyll (collis) hyss (juvenis) lâst (vestigium) lust (voluptas) mäg, magas (filius) mist (caligo) môr (palus) mudh (os) nidh (ho- mo) orc (crater) pädh, padhas (callis) râp (funis) ræd, rædas (consilium) ræs, ræsas (impetus) rand (margo) rêc (fumus) sâl (lorum) sceáf (manipulus) scëat, scëattas (pecunia) scëld (clypeus) scôp (poëta) secg (vir) seám (onus) sëol (phoca) smidh (faber) stäf, stafas (baculus) stân (lapis) häg-stëald (coelebs) stræl, strælas (sagitta) stream (fluen- tum) svêg (strepitus) tëar (lacrima) torr (turris) væg, væ- gas (fluctus) vamm (malum) vëall (vallum) vëard (custos) vëg (via) vër (vir) vind (ventus) vulf (lupus) vyrm (ver- mis) þëóf (fur). — 2) bildungen mit -l, m, n, r : ëarl (vir nob.) cëorl (rusticus) esol (asinus) fengel (princeps) fugel (avis) nägel (clavus) sagal (vectis) ædhm (spiritus) bôsm (sinus) êdhm (odor) fædhm (amplexus) wästm (sta- tura) âdhum (gener) mâdhum (cimelium) drihten (dominus) ëoten (gigas) hëofon (coelum) hräfn (corvus) rëgn (pluvia) sëgn (signum) þëgn (miles) þëóden (rex) äcer (ager) baldor (princeps) cëafor (scarabaeus) ëaldor (senior, dominus) ëdor (sepes) ëofor (aper) êgor (aequor) finger (digitus) häfer (ca- per) nicer (monstr. maris) rodor (coelum) sigor (victoria) vëlor (labium) vuldor (gloria) þunor (tonitru) — 3) mit -ing : cyning (rex) hrunting (n. pr.) etc. — 4) mit -els : byrgels, byrgelsas (sepulcrum) fätels (vasculum) rêcels (thus) scyccels (chlamys) sticels (aculeus) väfels (tegmen) — 5) mit -adh, edh, odh, od : mônadh (mensis) vëarodh (littus) häledh (vir fortis) hacod (lupus pisc.) — 6) mit -ot : hëorot (cervus) — 7) mit -h : mëarh (equus) pl. mëaras st. mëarhas. — 8) mit -oc : hafoc (accipiter) vëo- loc (cochlea) — 9. mit -est : hëngest (equus) — 10) mit -ord, erd : hlâford (dominus) sacerd (sacerdos) — 11) mit -v und -o (statt -v): snâv, snâvas (nix) hræv, hrævas (cadaver) þeáv, þeavas (mos) þëóv, þëóvas (servus) bëaro, bëarvas (lucus) bëalo, bëalvas (malum) scëado, scëaduvas (umbra). — Anmerkungen: 1) die auf -els schei- nen zuweilen im nom. acc. pl. das -as abzuwerfen, bleiben aber doch männl. z. b. Oros. p. 28. tvêgen fätels st. fätelsas. 2) bei denen von 2 bis 7 wird der bildungs- vocal oft, jedoch schwankend, ausgestoßen, z. b. bôsom bôsm, näglas, fingras, mâdhm, mâdhmas, môndhe (mense) etc. II. angels. subst. stark. masc. zw. u. dritte decl. Starkes masculinum. zweite declination. beispiel: hird-e pl. hird-as hird-es hird-a hird-e hird-um hird-e hird-as der einzige unterschied von der ersten decl. beruht auf dem im nom. acc. sg. gebliebenen bildungs-e; alle übri- gen casus werfen es weg und hirdes, hirdas ist dem fisces, fiscas gleich. Ohue zweifel war früher das e noch im pl. sichtbar, es hieß: hirdeas, hirdea, hirdeum und spurweise stehet Beov. 165. meceas (enses) neben 110. mecas; 166. svengeas (vibrationes) anderwärts ligeas (flammae) ligea (flammarum). Späterhin löst sich auch öfters das e im nom. acc. sg. ab und erfolgt völliger über- tritt in die erste; bei Cädm. bereits lig für lige. Solche wörter erster decl., die vorher der zweiten gehörten, sind oft am umlaut zu kennen, rêc (fumus) svêg (fragor) sveng (vibratio) weist auf ein älteres rêce, svêge, svenge (d. h. ohne umlaut: reáce, svôge, svange). — Man kann noch hierher zählen 1) einfache wörter mit bloßem bil- dungs-e: bere (hordeum) bryne (incendium) cvide (dictum) ele (oleum) ege (timor) ende (finis) esne (servus) fridhe (pax) häle (vir, dem pl. hälas bin ich nirgends begegnet) here (exercitus pl. hergas, herigeas) hyge (animus) hryre (ruina) hvæte (triticum) læce (medicus) aldor-, fëorh- lege (exitium) lige (flamma) mece (ensis) mene (mo- nile) mere (lacus) mete (cibus) ryne (cursus) sele (aula) sige (victoria) viele comp. mit scipe als sinscipe (con- jugium) etc. vlite (nitor) þûfe (vexillum) þyle (orator). — 2) viele mit der bildung -ere : fiscere (piscator) huntere (venator) etc. Starkes masculinum. dritte declination. hierher fallen wenige wörter: bregu (dux) hëoru (ensis, cardo) lagu (aequor) magu (puer) mëdu (mulsum) salu (aula) sidu (mos) sunu (filius) vudu (lignum) welche dazu größtentheils nur im nom. acc. sg. oder in der composition vorkommen, z. b. bregu-stôl (thronus) hëoru-grim (alts. hëru-grim, mittelh. swërt-grim) mëdu-gâl (ebrius). Alleinstehend ist mit ablegung des bildungs-u hëor pl. hëoras, ganz in die erste decl., mit verwandlung des -u in -e, hyge, sige, sele (st. hugu, sigu, salu) in die zweite getreten. Die flexion der häufigsten unter diesen subst. (nämlich sunu, vudu) II. angels. subst. stark. fem. erste decl. erscheint aber fast anomal und auch untereinander ab- weichend. sunu macht den gen. suna (st. sunes) dat. suna (st. sune) acc. sunu; pl. suna (st. sunas oder sune?) gen. suna, zuweilen schwach sunena, dat. sunum; be- lege hat Lye h. v. Von vudu hingegen findet sich zwar der dat. sg. vuda und Boet. p. 54. der gen. sg. vuda aber daneben vudes und nom. pl. vudas; möglich daß beide letztere casus schon nach der zweiten decl. zu nehmen sind, weil neben vudu zuweilen die form vude, vyde gilt. Starkes masculinum. vierte declination. die meisten wörter dieser decl. sind theils zur ersten übergegangen (scild, scildas, clypeus; ræd, rædas, con- silium etc.) theils zur zweiten, indem sich das e aus dem pl. gleichsam in den sg. drängte (so stünde mete, metas, cibus für mat, mete und sele, selas für sal, sele?). Übrig bleiben wenige pl. auf -e: lëóde (homines) byre filii, Beov. 91., wo aber auch 195. 216. der sg. byre, (fi- lius) burh-vare (cives) cant-vare (cantium habitantes) Die völkernamen auf -vare haben (wie die parallelen altn- auf -verjar ) eigentlich keinen sing., aber das weibl . col- lectivum burh-varu (civitas) cant-varu (complexus can- tuariensium) steht ihnen zur seite; vër (vir) ist damit un- verwandt. dene (dani) engle (angli) woneben ich gleichwohl, zwar nicht lëódas, aber byras (Cädm. 29, 4.) burhvaras, cantvaras antreffe. Der gen. pl. lautet lëóda, dat. lëódum (st. lëódem). Starkes femininum. erste declination. beispiel: gif-u pl. gif-a gif-e gif-ena gif-e gif-um gif-e gif-a nur noch wenige wörter: duru (porta) faru (iter) färbu (color) fremu (commodum) gifu (gratia) lufu (amor) ladhu (invitatio) nafu (modiolus rotae) notu (usus, offi- cium) racu (narratio) sacu (causa) sagu (dictum) scëamu (pudor) hëarm-scëaru (supplicium) scôlu (schola) snôru (nurus) stigu (scala) studu (columna) svadhu (vestigium) -varu (complexus incolarum, land-varu, provincia; burh-varu, civitas; cëaster-varu, arx) vracu (ultio) vradhu (fulcrum) ydhu (unda). — Zuweilen findet sich auch der acc. sg. auf -u und gen. pl. auf -a statt -ena; S s II. angels. subst. stark. fem. zw. u. vierte decl. doch ist den ausgaben, am wenigsten dem lyeschen wör- terbuche, nicht zu trauen. Starkes femininum. zweite declination. eine dem alth. î entsprechende, im sg. unveränderliche endung -o begegnet in subst. welche aus adj. entsprin- gen, als: ädhelo (nobilitas) brædo (latitudo) hælo (salus) hyldo (favor) ofermetto (luxuria) menigo (multitudo) snytro (prudentia) strengo (rigor) þëostro (caligo) Mit unrecht hält Rask p. 27. diese beiden für neutra plur. yldo (senectus) etc. Später scheint aber -e einzutreten: hæle, menige etc. — Ob auch den bildungen mit -dh (goth. -jþ, alth. -id) z. b. strengdho (austeritas) yrmdho (paupertas) ein solches -o rechtmäßig zustehe, müßen die ältesten hss. ent- scheiden; der theorie nach fallen sie vielmehr der ersten decl. zu, practisch schwanken sie aber auch in die vierte und machen den nom. strengdh, yrmdh. Starkes femininum. dritte declination. mangelt (vgl. anom. 3.) Starkes femininum. vierte declination. beispiel: dæd pl. dæd-a dæd-e dæd-a dæd-e dæd-um dæd-e dæd-a die zahlreichste und gewöhnliche abwandelung angels. fem. der auch viele zufallen, die in den übrigen spra- chen zur ersten gehören: 1) einfache wörter: âr (honor) äht (patrimonium) bær (feretrum) ben, benne (vulnus) bên (preces) bend (vinculum) blis gen. blisse (gaudium) blêd (fructus) brëóst (pectus) brŷd (sponsa) bôt (emen- datio) burg (arx) dæd (facinus) dûn (mons) ëarc (cista) ecg (acies) folm (manus) glêd (ardor) hëal, hëalle (aula) hel, helle (tartarus) hen, henne (gallina) hild (pugna) lâd (via) lâf (reliquiae(lis gen. lisse (gratia) lâr (doctrina) mäg (virgo) mëare (signum) mêd (merces) miht (potentia) niht (nox) râd (equitatio) rëord (sermo) rest (quies) rôd (crux) rûn (my- sterium) sëalf (unguentum) gescëaft (creatura) sib, sibbe (pax) spræc (sermo) spêd (successus) stôv (locus) stræt (platea) syn, synne (peccatum) tîd (tempus) vên (spes) vomb (venter) voruld (mundus) vund (vulnus) vyn, vynne (gaudium) vyrd (fatum) ydh (unda) þrag (tempus, cursus) þëarf (necessitas) þëód (gens). Man sieht, die mit kurzem voc. II. angels. subst. stark. neutrum. erste decl. und einfachem cons. geminieren letzteren. — 2) wenige bildungen mit -l: âdl (morbus) sâvel oder sâvl (anima). — 3) viele mit -en, -n : byrgen (sepultura) byrdhen (onus) bysen (exemplum) elfen (lamia) ellen (vis) gŷmen (cura) gyden (dea) lenden (lumbus) metten (parca) mennen (ancilla) räden (ordo) stëfen (vox) vylen (serva) þëóvén (ancilla) þînen (ancilla); die übrigen casus pflegen das e der bildung auszustoßen, z. b. stëfne (vocis) vylne (ser- vae) st. stëfene, vylene; auch wohl den cons. zu gemi- nieren, z. b. þînenne (ministrae) rädenne (conditionis) st. þînene, rädene. — 4) wenige mit -er : frôfer, frêfer (solatium) gen. frôfre, cëaster (arx) lifer (hepas). — 5) viele mit -ung : blêtsung (benedictio) samnung (con- gregatio). — 6) viele mit -nis, -nes : nëovelnis (abys- sus) etc. im gen. nëovelnesse. — 7) einige auf -es : ides (femina) gen. idese — 8) auf -oc : mëoloc (lac) gen. mëolece. — 9) auf -odh, udh : dugudh (virtus) gëogodh (juventus) — 10) auf -dh (s. die bem. zur zweiten decl.) als: yrmdh (miseries) sældh (felicitas) etc. Starkes neutrum. erste declination. beispiele: vord pl. vord fät pl. fat-u vord-es vord-a fät-es fat-a vord-e vord-um fät-e fat-um vord vord fät fat-u 1) einfache: äg (ovum) bäc (tergum) bädh (balneum) bân (os) bëarn (infans) bil, billes (securis) brëd (asser) brim (aequor) broc (miseria) cëalf (vitulus) cild (infans) dëór (animal) fäc (spatium) fäs (fimbria) fät (vas) fnäd (fim- bria) flôd (flumen) fŷr (ignis) gëat (porta) gläs (vi- trum) gôd (bonum) gräs (gramen) grin (laqueus) hilt (globus capuli) hors (equus) hlidh (jugum montis) lamb (agnus) leáf (folium) lëódh (carmen) lëóht (lux) land (terra) lîc (corpus) neát (jumentum) reáf (spo- lium) scæp, nicht scëap (ovis) scip (navis) spëll (nar- ratio) svëord (ensis) svîn (sus) tûn (oppidum) tvig (ra- mus) vëorc (opus) vîf (femina) vicg (equus) vord (ver- bum) þing (res). — 2) bildungen mit -el, en, er : së- tel (thronus) tungel (sidus) yfel (malum) beácen (nutus) cicen (pullus) fâcen (dolus) mæden (virgo) mägen (vis) nŷten (pecus) tâcen (signum) ticcen (hoedus) væpen (arma) västen (desertum) volcen (nubes) clyster (clau- strum) eher, später ëar (spica) fëdher (ala) lëdher (lo- rum) tiber (sacrificium) timber (aedificium) vundor (mi- S s 2 II. angels. subst. starkes neutr. erste u. zw. decl. raculum) väter (aqua). — 3) mit -od, ed, et : heáfod (caput) hîred (familia) hundred (centuria) vëofod (al- tare) liget (fulmen). — 4) die mit -h werfen dieses im gen. und dat. gerne fort, als: fëoh (pecunia) gen. fëos dat. fëo; plëoh (periculum) gen. plëos, dat. plëo; þëoh (femur) gen. þëos, dat. þëo; fëorh (vita) gen. fëores, dat. fëore (vgl. masc. erste decl. no. 7.) — 4) auf -v und o : cnëóv, cnëóves (genu) trëóv, trëóves (arbor) mëlo, mëleves (farina) ëalo (cerevisia) gen. ëaleves; sëaro (insidiae) gen. pl. sëarva; vielleicht auch bëado, bëadves (bellum). Anmerkungen : 1) den pl. auf -u machen α ) wie im alts. die kurzsilbigen wörter, es heißt: bacu, badhu, brëdu, brimu, brocu, fasu, fatu, fnadu, gëatu, glasu, grinu, hlidhu, hofu, scipu, tvigu (auch tviggu); hinge- gen bëarn, hors, lëódh, lëáf, scæp, tûn, vîf etc. Das von Lye angeführte bânu (ossa) wäre hiernach falsch und in bân zu beßern. β ) die bildungen mit -el, en, er : sëtlu, tunglu, nŷtenu, volcnu, fëdheru, lëdheru, väteru etc.; seltner findet sich daneben sëtel (throni) tungel (sidera) väter (aquae). γ ) auch die andern mehrsilbigen, z. b. vëofodu (altaria) heáfdu (capita). δ ) die mit den vor- silben ge- und be- zus. gesetzten, obgleich ihre wur- zelsilbe kurz ist, z. b. gebodu (mandata) bebodu (id.) genipu (tenebrae) vom sg. gebod, bebod, genip. — 2) die wörter äg, cëalf, cild, lamb schieben im pl. (wie die alth. anomalie) ein er ein und haben dann die en- dung -u : ägeru oder ägru (ova) gen. ägra, dat. ägrum; ebenso cëalfru (vituli) cildru (infantes) lambru (agni). Das analoge hrydheru (armenta) hat auch im sg. hrydh- er, hrydheres und geht ganz regelmäßig, wie wäter. Starkes neutrum. zweite declination. beispiel: rîc-e pl. rîc-u rîc-es rîc-a rîc-e rîc-um rîc-e rîc-u so gehen; inne (domus) vite (supplicium) yrfe (heredi- tas), diminutiva auf -incle , besonders comp. mit ge-: gemære (limes) gelæte (exitus) getimbre (aedificium) etc., im ganzen ist diese decl. hier ärmer, als in den übri- gen sprachen, deshalb, weil viele wörter mit abwerfung des bildungs-e in die erste übertreten. So gilt nicht mehr denne (cubile) pl. dennu; cynne (genus) pl. cynnu; II. angels. subst. schwaches masculinum. bedde (lectus) pl. beddu; flette (coenaculum) nette (rete) etc. sondern denn, dennes, pl. denn (Beov. 205. 226.) cynn, cynnes, pl. cynn; bedd, beddes, bedd etc. Ver- schiedne gehören auch zur zweiten männl. decl., die im alth. neutral sind, als: ende, mere, mene etc. Schwaches masculinum. beispiel: han-a pl. han-an han-an han-ena han-an han-um han-an han-an aus der menge dieser wörter hier nur einige: 1) ein- fache: bana (mors) bêna (rogans) brôga (terror) cempa (miles) côfa (cubile) lind-crôda (vexillum) cuma (ad- vena) dropa (stilla) flêma (profugus) uht-floga (draco, i. e. tempore volans antelucano) guma (vir) hana (gal- lus) hlisa (fama) lîchoma (corpus) hunta (venator) hild- lata (ignavus, ad pugnam tardus Beov. 211.) mëlda (dela- tor) maga (cognatus) mon-lîca (statua) môna (luna) mudha (os flum.) nama (nomen) nëfa (nepos) oxa (bos) plëga (ludus) sëfa (mens) sìma (vinclum) scëadha (latro) scîma (splendor) hædh-stapa, môr-stapa (loca deserta, paludinosa transmeans) stëorra (stella) svëora (collum) tîma (tempus) tëóna (damnum) trega (dolor) vâva (ma- lum) vëla (opulentia) viga (bellator) vîsa (rector) villa (vo- luntas) udh-vita (philosophus) vrecca (exul) þûma (pol- lex). — 2) bildungen mit -el : hafela (vgl. oben s. 247.) nafela (umbilicus). — 3) mit -em, -m : smëdema, smëdma (similago) vielleicht auch hodhma (? nubes, Beov. 183.). — 4) mit -or : ëafora (proles mascula) gëongra (discipulus). — 5) mit -es : egesa (terror). — 6) mit v: räsva (dux). — 7) mit ge- : gemaca (socius) geleáfa (fides) gestëalla (consors) etc. Anmerkungen: 1) freá (dominus) gen. freán steht genau betrachtet für freáa oder freáha, freáan oder freá- han (vgl. das goth. fráuja, alts. frôho) im pl. kommt es nicht vor, glaublich müste der gen. pl. freána (f. freáena) lauten. Ebenso verschlingt in tvëo (dubium) gen. tvëon (alts. tuëho, tuëhen; alth. zuîvo, zuîvin) der wurzelvocal den des casus; die volle form wäre tvëoa, tvëoan oder tvëoha, tvëohan. — 2) die zweite schwache decl. hört durch abwerfung des bildungs-e auf, spurweise findet sich zuweilen vreccea st. vrecca, Beov. 188. 190. 193. 215. aglæcea (creatum infelix) — 3) fehlt der nom. sg. so kann ein wort auch schw. fem. II. angels. subst. schw. femininum. neutrum. seyn, z. b. ich bin ungewiß, ob der pl. bunan (pocula Beov. 206. 226.) einem masc. buna oder fem. bune zu- steht, wiewohl das seltnere fem. unwahrscheinlicher ist. Schwaches femininum. beispiel: tung-e pl. tung-an tung-an tung-ena tung-an tung-um tung-an tung-an 1) einfache wörter: burne (latex) bŷme (tuba) byrne (lorica) ëordhe (terra) folde (terra) hëorte (cor) hruse (terra) hyrne (angulus) mage (cognata) minte (menta) myre (equa) panne (patina) sunne (sol) syrce (indu- sium) tunge (lingua) vîse (modus) vuce (hebdomas) þrôte (guttur) — 2) bildungen mit -l: fimble (fabula) mëavle (puella) onmädle (arrogantia) — 3) mit -n: fämne (femina) cycene (coquina) — 4) mit -r: blädre (vesica) nädre (anguis) culufre (columba) — 5) mit -es : cifese (pellex) — 6) mit -ig :hlæfdige (domina) — 7) mit v: svaleve (hirundo) vuduve (vidua). Anmerkungen: 1) spuren der zweiten schw. decl. (mit dem bildungs-e) z. b. in cyrice (ecclesia) gen. cy- ricean; so stehet Beov. 189. 205. sërcean (indusium) f. sërcan. — 2) auch hier tâ (digitus pedis) pl. tân f. tâe, tâan (alth. zêha, zêhûn); dat. pl. hat vollständig tâum, gen. tâena oder dafür tâna. Schwaches neutrum. decliniert wie das fem., anßer daß der acc. sg. dem nom. gleich ist; hierher mit sicherheit nur eage (oculus) eáre (auris), nach Rasks muthmaßung auch lunge (pul- mo) clive (glomus). Anomalien des angelsächsischen substantivs. 1) fäder ist im sg. unveränderlich (nur selten im gen. fäderes st. fäder), hat aber den pl. regelmäßig: fäde- ras, fädera, fäderum. brôdhor , gen. brôdhor, pl. brôdhra (wie suna); ebenso môdor, dôhtor, svëostor; von den dat. sg. sogleich. 2) verschiedene masc. und fem. mit den vocalen a, u, ô und û lauten im dat. sg., meistens auch nom. und acc. pl. um; man (homo) dat. men, pl. men; brôdhor , dat. brêdher; môdor , dat. mêder; dôhtor, dat. dêhter; fôt (pes) fêt (pedi) fêt (pedes); tôdh (dens) dat. tèdh, pl. têdh; bôc (liber) bêc (libro) bêc (libri); brâc II. angelsächsisches substantiv. anomalien. (bracca) dat. brêc, pl. brêc; gôs (anser) gês (anseri) gès (anseres); turf (cespes) tyrf (cespiti) tyrf (cespites); burh (arx) dat. byrh, pl. byrh; cû (vacca) dat. cŷs, pl. cŷ; lûs (pediculus) dat. lŷs, pl. lŷs; mûs (mus) dat. mŷs, pl. mŷs. Im gen. sg. (mannes, fôtes, tôdhes, bôce, brôce, gôse, mûse) gen. pl. (manna, fôta, bôca, mûsa etc.) dat. pl. (mannum, fôtum, mûsum etc.) kein umlaut. Der umlaut deutet auf eine untergegangene endung -i (-e). 3) das fem. hand hat zuweilen im gen. hand st. hande, im dat. handa st. hande (Beov. 58. 202. 224.); ebenso duru zuweilen im dat. dura; eine spur der alten dritten decl. (da auch sunu, vudu den dat. suna, vuda bilden). 4) niht (nox) viht oder vuht (res) haben im nom. acc. pl. wiederum niht, viht (nicht nihta, vihta) gen. pl. nihta, vihta; sie stimmen mithin zu bôc, mûs und ihr alter nom. pl. war vermuthlich nihte, vihte. 5) einige zweisilbige masc. pflegen im pl. die endung -as wegzulaßen, z. b. häledh (heroes) f. häledhas; fätels f. fätelsas (s. anm. 1. zur ersten decl.) 6) die fem. sœ (mare) œ (lex) ëa (flumen) bëò (apis) stehen im sg. unverändert, zuweilen aber wird im gen. sg. und nom. pl. die männl. form. sæs (f. sæes, sæas) und ëas (fluminis) gefunden; dat. pl. sæm (f. sæum); von bëó führt Lye den schwachen pl. bëón (für bëóan? wie tveon) an; frëó (mulier, alts. frî) kommt mir nur im nom. oder acc. vor. 7) wie die starken fem. erster decl. ihren gen. pl. schwach auf -ena st. -a bilden, so erscheint ausnahmsweise auch im masc. sunena f. suna oder dagena f. daga. Andere mischung starker und schw. decl. zeigen duru (porta) lufu (amor) und hëofon (coelum) indem sie den gen. und dat. sg. zuweilen schwach bilden: du- ran, lufan und hëofenan; letzteres wird alsdann auch weiblich construiert (þære hëofenan). 8) von einschaltung des -er im pl. neutr. vorhin s. 644. Altfriesisches substantivum . Starkes masculinum. erste declination. beispiel: fisk pl. fisk-ar fisk-es fisk-a fisk-e fisk-um fisk fisk-ar II. altfries. subst. stark. masc. femin. die späteren denkmähler nehmen bald im nom., vorzüg- lich gern im acc. pl. α (vermuthlich â) statt -ar und im dat. -on statt -um . Beispiele einfacher wörter sind: bâm (arbor) bon (interdictum) pl. bonnar, bûr vicinus) dei (dies) gen. deis, pl. degar; dêl (pars) erm (brachium) êth (juramentum) fisk (piscis) hiri-gong (bellum) hâp (acervus) këd (praeco) pl. këdar oder këddar; klâth (ve- stis) sith (comes) stef (baculus) tâm (infans) tufk (dens) therm (ile) wëi (via) pl. wëgar etc. Beispiele von bil- dungen: drëppel, pl. drëpplar (limen) neil, pl. neilar (clavus) dëgan, pl. dëgnar (vir) finger, pl. fingrar (di- gitus) skilling pl. skillingar, monath pl. monathar (mensis). Übrige declinationen des starken masculinum. die zweite enthält wörter auf -e (here, exercitus) und -ere (clagere, actor; mënotere, monetarius); von der dritten bloß die spuren sunn (filius) pl. suna, frëtho (pax); von der vierten bloß liod (gens) pl. liude, dat. liudem. Auffallend sind mir die pl. auf -er :siler und slater (Br. §. 162. 163.) von sil (catarracta) und slat (fossa). Starkes femininum. hier sind die erste und vierte decl. erkennbar, doch schwer zu scheiden, weil fast nur der nom. sg. und gen. pl. sicheres kennzeichen gibt. Die zweite ist ganz zur ersten gefallen, obgleich von wörtern wie hête (calor) kalde (algor) etc. kaum der pl. vorkommt. beispiele: I. bô-e pl. bô-a IV. wrald pl. wrald-a bôt-e bôt-ena wrald-e wrald-a bôt-e bôt-um wrald-e wrald-um bôt-e bôt-a wrald wrald-a nach I. gehen: bêre (feretrum) bôte (satisfactio) ierde (terra) kèse (dens max.) nose (nasus) sèle (anima) seke (causa) sine (nervus) sprêce (lingua) were (labium), so- dann die bildungen mit -ene, -inge, -ethe als: hlen- szene (compago) thampene (suffocatio) bivinge (motus) thiuvethe (furtum) etc.; lâve (reliquiae) kommt, wenig- stens in der bedeutung von erbsehaft, nur im pl. vor; lâva, gen. lâvena (Br. 94.). Zuweilen im dat. pl. -en statt um : lâven (Br. 116. 117.). Der pl. kêrar (leges, Br. 215.) vom sg. kêr oder kêre (Br. 159.) befremdet. — Nach IV. gehen: dêd (facinns) glêd (ignis) nêd (neces- sitas) tîd (tempus) und (vulnus) wrald (mundus) etc. II. altfries. subst. schwaches masc. fem. neutr. Starkes neutrum. hat die gewöhnlichen beiden decl. die erste mit dem sächs. unterschied des pl. a) entw. dem nom. sg. gleich: bèn (os) bern (infans) dôk (pannus) hêr (crinis) hûs (domus) kind (infans) lâf (folium) riucht (jus) thing (ju- dicium). b) oder auf -u (o) endigend, als bodu (man- data) hef (mare) hefu (maria) gersu (gramina f. gresu) muth (os) pl. muthu; skipu (naves); muthmaßlich auch die mehrsilbigen: hâved (caput) pl. hàvedu; dolekh (vul- nus) Br. 194. pl. dolekhu? colekh (fovea) Br. 190. — Der zweiten folgen: rîke (regnum) etc. — Spuren der einschiebung -er im pl. kinderu (liberi) Br. 113. kin- der; aber schon (wie im angels.) sg. rither (armentum) gen. ritheres. Schwaches masculinum. beispiel: hon-a pl. hon-a hon-a hon-ena (ona) hon-a hon-um hon-a hon-a boda (nuntius) crocha (olla? Br. 146. 147.) fona (vexil- lum) frâna (judex) grêva (comes) hona (gallus) hâna (mi- ser) hëra (dominus) -jëva (-dator) campa (pugil) knapa (servus) maga (stomachus) mutha (os slum.) nëva (nepos) noma (nomen) omma (spiritus) asega (juridicus) swima (vertigo) thûma (pollex) willa (voluntas) brëcma (mulcta) menniska (homo) etc. Schwaches femininum. beispiel: tung-e pl. tung-a tung-a tung-ena tung-a tung-um tung-a tung-a fovne (femina) hërne (angulus) hërte (cor) lunge (pulmo) nichte (neptis) poune (patella) sunne (sol) swarde (cutis) szëreke (ecclesia) tâne (digitus pedis) tunge (lingua) etc. Schwaches neutrum. geht dem fem. völlig gleich und begreift nur die wör- ter âge (oculus) âre (auris). Anomalien der altfriesijchen declination. 1) mon , monnes, monne; pl. men, monna, monnem. 2) fôt , pl. fêt, ohne zweifel auch tôth (dens) pl. têth. II. altnord. subst. starkes masc. erste decl. 3) hond (manus) gen. hond, dat. hond. pl. honda. 4) feder, môder, suster, brôther scheinen bald indeclina- bel, bald declinabel, vgl. Br. 104. 111. die dat. feder und federe, môdere; 112. stehen die pl. brôthere, su- stere, 118. hingegen brôther. Aus beßeren quellen wür- den sich diese und andere anomala deutlicher ergeben. Altnordisches substantivum Gewiß waren vormahls manche flexionsvocale lang , ich wage sie aber nicht zu bezeichnen, da weder die hss. noch die in der vocalbestimmung genausten neuisländ. schrift- steller und grammatiker irgend vorangehen. Heutzutage mögen alle vocale der casus mit dem ton die alte länge eingebüßt haben. Vermuthungen gibt die analogie von selbst an hand. . Starkes masculinum. erste declination. beispiel: fisk-r pl. fisk-ar fisk-s fisk-a fisk-i fisk-um (-om) fisk fisk-a 1) einfache wörter: âlfr (genius) armr (brachium) baugr (annulus) bôgr (armus) brunnr (fons) dagr (dies) dolgr (inimicus) dômr (judicium) draumr (somnium) dvërgr (nanus) eidhr (jusj.) eldr (ignis) fiskr (piscis) gammr (vultur) gângr (gressus) gardhr (domus) grëppr (vir fortis) harmr (dolor) haukr (accipiter) heimr (mun- dus) hëstr (equus) hlunnr (phalangae) hrîngr (annu- lus) hrûtr (aries) leikr (ludus) lundr (nemus) mâgr (affinis) môdhr (animus) rafr (succinum) stockr (tignum) ûlfr (lupus) vargr (lupus) vindr (ventus) þiófr (fur). wur- zeln auf l und n assimilieren das r des nom. sg. als: hôll (collis) stôll (sella) þræll (servus) hœll (calx) steinn (lapis) hreinn (rangifer) sveinn (juvenis) statt stôlr, þrælr, hœlr, steinr, hreinr; gen. stôls, acc. stôl; die auf ll und nn behalten es aber, z. b. hallr (silex) brunnr (fons) gen. brunns, acc. brunn. Wurzeln auf r. s. x apocopieren es, als: vër (vir) geir (cuspis) leir (argilla) aur (lutum) mûr (murus) þiór (taurus) âs (pertica) îs (glacies) lâs (sera) ôs (os flum.) bâs (stabulum) huaus (cespes) hâls (collum) lax (salmo) statt vërr, leirr, aurr, îsr. hâlsr, laxr, obwohl einige geirr, leirr, aurr und assimilierend âss, îss, lâss schreiben, welches letztere ver- werflich scheint, da dem gen. âss (â-s) îss (îs-s) ge- II. altnord. subst. starkes masc. erste decl. bührt. — 2) bildungen mit -al, il, ul , welche das r des nom. sg. beständig assimilieren, als: kadhall (funis) engill (angelus) eckill (viduus) hefill (elevator) ketill (lebes) böggull (fasciculus) jökull (mons glaciei). st. kadh- alr, engilr, böggulr, jökulr; die mit bloßem -l (also syncopiertem bildungsvocal) apocopieren das r, als: fugl (avis) iarl (vir nob.) karl (mas) st. fuglr, iarlr. — 3) die bildung -m kommt nur im pl. meidhmar (cimelia) vor, der sg. würde meidhmr lauten (goth. máiþms) — 4) bil- dungen mit -an, in, un, -n , apocopieren das r, als þiódhan (rex) aptan (vesper) herjan (bellator) himin (coelum) morgun (mane) iötun (gigas) hrafn (corvus) svëfn (somnus) vagn (currus) st. himinr, hrafnr etc. wie- wohl einige assimilierend himinn, iötunn schreiben. — 5) bildungen mit -ar, -ur, -r apocopieren das r nom. sg. als: hamar (malleus) akur (ager) blâstur (flatus) hlâtur (risus) iöfur (rex) sigur (victoria) hafr (caper) statt ha- marr — hafrr; zuweilen findet sich aber auch hamarr, iöfurr etc. geschrieben. — 6) bildungen mit -ûng, als: konûngr (rex) þumlûngr (pollex) etc. — Anmerkungen: 1) die geschichte der bildungsvocale wird erst im dritten buche abgehandelt und dort gezeigt werden, daß akur unorganisch für akar, akr stehe. Hierher gehört bloß, daß der bildungsvocal der wörter von 2. 4. 5. ausfällt, sobald ein casusvocal hinzutritt, also: engill, engils, engli, engil; englar, engla, englum, engla; hamar, hamars, hamri; hamrar, hamra, höm- rum, hamra statt engili — hamara. Rückumlaut in ke- till, ketils, katli, pl. katlar; fetill (balteus) dat. fatli, pl. fatlar; vielleicht hefill, haflar; engill, eckill behalten aber englar, ecklar, so wie lykill (clavis) im pl. lyklar (nicht luklar); bikar (calix) nikur (hippopotamus) erleiden gar keine syncope, pl. bikarar, nikurar. — 2) der um- laut des a in ö im dat. pl. richtet sich nach den regeln s. 303. 304; z. b. dögum (diebus) örmum (brachiis) hröfnum (corvis) st. hröfunum; hömrum st. hömurum. — 3) das -i des dat. sg. pflegt in einsilbigen wörtern mit langem vocal bisweilen wegzufallen und dieser casus dann dem acc. gleich zu lauten, z. b. hrîng (annulo) hœl (calce) hôl (colle) îs (glacie). Oft hängt die eine oder andere form von der wortstellung ab (Rask §. 140.) — 4) überhaupt scheint dies dative i unorganisch deshalb, weil es keinen umlaut wirkt; (oben s. 282. 283.) es heißt: harmi, gammi, hrafni, katli (und nicht hermi, hrefni, ketli, = ketili) hlunni, dômi (nicht hlynni, II. altn. subst. stark. masc. erste u. zw. decl. dœmi). Bemerkenswerthe ausnahme macht dagr (dies) dat. degi (st. dagi) pl. dagar, welches degi offenbar in die dritte decl. überspielt, wo das i organisch, d. h. von umlaut begleitet ist. Dies bestätigen andere wörter, die nicht bloß den dat. sg. sondern auch den ganzen pl. bald nach erster, bald nach dritter decl. abwandeln, z. b neben bôgr (armus) bôgs, bôgi, pl. bôgar gilt bôgr, bôgar, bœgi, pl. bœgir (vgl. fôtr bei den anomalien) grautr (puls) skôgr (silva) vindr (ventus) machen den sg. nach dritter, den pl. nach erster. — 5) verschiedene schwanken in die vierte decl., bald nur mit dem gen. sg. (z. b. fiskjar neben fisks; pl. aber fiskar, nicht fiskir) bald bilden sie den pl. nach beiden (z. b. vëgr, via; pl. vëgir und vëgar; mar, equus pl. marir und marar) — 6) neben sær (mare) snær (nix) finden sich siâr und siôr; sniâar, und sniô, gen. siôs und siôar, siâvar, siâfar; sniôs, sniôar, sniâfar; dat. siô, sniô oder siâ, sniô, sniôvi. hiör (gladius) macht den gen. hiörs, dat. hiörvi nach der ersten, zuweilen (richtiger) hiarar, hiri (?) nach der dritten. — 7) vër (vir) und nidhr (cognatus) schieben im ganzen pl. j ein: vërjar, nidhjar etc. Starkes masculinum. zweite declination. beispiel: hird-ir pl. hird-ar hird-is hird-a hird-i hird-um hird-i hird-a im sg. hat sich das bildungs -i erhalten, im pl. verlo- ren, denn da sollte es hirdjar, hirdja, hirdjum heißen (wie bei denen anm. 7. zur vorigen decl. genannten). Der dat. sg. scheint genau betrachtet füur hirdji, der gen. für hirdjis (wie fisks f. fiskis) zu stehen. — Umfaßt bloß bildungen mit -i (die mit -ari gehen schwach) die aber noch zahlreich sind und meistens personen, seltner sachen (zumahl gewächse) bezeichnen: bœtir (emendator) einir (juniperus) endir (terminus) eyrir (uncia) fylkir (dux) hel- lir (antrum) hersir (dux) hirdir (opilio) læknir (medicus) lêttir (levamen) mækir (ensis) mælir (modius) missir (jactura) nennir (hippopotamus) reynir (sorbus silv.) skëlmir (nequam) stillir (rex) stŷrir (imperator) vîdhir (salix) þyrnir (sentis) œgir (mare) etc. — Rückumlaut findet im pl. nicht statt. wodurch das ältere -jar, ja, jum bewährt wird. aurar (opes) scheint weniger der pl. von eyrir, als von einem verlorenen aur. II. altn. subst. stark. masc. dritte decl. Starkes masculinum. dritte declination. hâtt-r pl. hætt-ir son-r pl. syn-ir hâtt-ar hâtt-a son-ar son-a hætt-i hâtt-um son-i son-um hâtt hâtt-u son son-u mög-r pl. meg-ir kiöl-r pl. kil-ir mag-ar mag-a kial-ar kial-a meg-i mög-um kil-i kiöl-um mög mög-u kiöl kiöl-u ich setze vier beispiele, um die eintretenden umlaute darzustellen; die casus sind ganz dieselben. Diese umlaute lehren 1) daß i im dat. sg. und nom. pl. hier organisch. also vom i dat. sg. erster decl. zu unterscheiden ist. 2) daß mögr und kiölr für ein früheres mögur, kiölur, folglich der acc. mög, kiöl f. mögu, kiölu stehen. Ohne umlaut war mithin ältere form: mag -ur, kial -ur so wie hâtt -nr, son -ur, vidh -ur. — Hierber fallen fol- gende wörter: örn (aquila) biörn (ursus) börkr (cortex) bôgr (armus) bôgar, bœgi; bœgir, bôga, bôgum, bôgu. drâttr (tractus) fëldr (pelsis) fiördhr (sinus) fridhr (pax) göltr (verres) hâttr (mos) hiörtr (cervus) kiölr (navis) knörr, knarrar (navis mercator.) knöttr (pila) köttr (ca- tus) lidhr (articulus) limr (membrum) litr (color) lögr (aqua) mâttr (vis) miödhr (mulsum) sidhr (mos) skiöldr (scutum) sonr (filius) spânn (ramentum ligni) dat. spæni. siódhr (marsupium) vidhr (lignum) völlr (vallum) völr (baculus) vöndr (virga) vördhr (custos) þâttr (sectio car- minis) þrâdhr (filum). Anmerkungen: 1) das r nom. sg. apocopieren örn, biörn (niemahls steht örnr, biörnr) neben sonr gilt auch son im nom.; knörr steht für knörr’r, knörrur spânn f. spânr. 2) zuweilen lautet der dat. dem acc. gleich: lit (colore) sidh (more) kiöl (navi) lög (mari) etc. neben liti, kili, legi; (vgl. dritte anm. zur ersten decl.). — 3) eigentlich ist dies hinneigung zur vierten decl., da, sobald der dat. sg. nicht auf i- endigt, diese endung für den acc. pl. freisteht und statt sonu, knöttu, örnu, þâttu etc. ge- sagt werden kann: syni, knetti, erni, þætti (Rask §. 151.). Die abwandlung nach der dritten scheint in solchen fällen immer beßer und alterthümlicher. Manche wörter be- wahren nur den acc. pl. auf -u, gehen übrigens ganz nach der vierten, z. b. konu (propinquos) neben koni. — 4) schwanken zwischen dritter und erster dort in der II. altn. subst. stark. masc. dr. u. vierte decl. vierten anm.; der dat. degi verlangt einen nom. dögr, gen. dagar; bôgr und spânn machen den gen. sg. lieber spâus, bôgs als spânar, bôgar. Neben hiör, hiörs (gla- dius gilt das ältere hiarar; vielleicht auch neben dörr (hasta) dörs und hörr, hörs (linum) ein älteres dörur, hörur, gen. darar, harar, dat. deri, heri. Rask gibt dem worte smidhr (faber) §. 138. den gen. smidhs. §. 148. smidhar und neben fridhar findet sich fridhs (§. 155.); âs (numen ethn.) hat im gen. âß, dat. âs, im pl. aber æsir, âsa, âsum, âsu, ebenso geht qvistr (ramus) im sg. nach I, im pl. nach III. Starkes masculinum. vierte declination. beispiele: belg-r pl. belg-ir brag-r pl. brag-ir belg-jar belg-ja brag-ar brag-a belg belg-jum brag brög-um belg belg-i brag brag-i Hier fallen dat. und acc. sg. immer zusammen; ein dat. sg. auf -i würde dem acc. pl. begegnen. Zu achten ist 1) auf die wörter; welche im gen. sg. gen. und dat. pl. i einschieben, es sind meistens solche, deren wurzel auf l, r, k, gg, lg, ng, rg, ausgeht, namentlich: beckr (scamnum) belgr (follis) bylr (turbo) byr (ventus ferens) drengr (vir) dryckr (potus) her (exercitus) hryggr (dor- sum) hylr (gurges) hyr (ignis) lækr (rivus) leggr (crus) mergr (medulla) reykr (fumus) seggr (vir) seckr (saccus) styr (bellum) veggr (cuneus) verkr (dolor) Dän. sehwed. värk, angels. vëarce; zu unterscheiden von vërk (opus) dän. schwed. verk, angels. vëorc. þvengr (cor- rigia); außerdem noch bœr, bœjar (urbs) bedhr (lectus) vefr (tela). Augenscheinlich haben alle diese wörter um- gelauteten vocal, nicht bloß in den casus, welche i ein- schieben, sondern überall; theils scheint eine mischung mit der zweiten decl. vorgefallen, vgl. her, bedhr, vefr mit dem alth. neutr, heri, petti, webbi (man berichtige oben s. 148. vëfr, wëbbi in vefr, webbi), theils, wo keine solche mischung erweislich ist, umlaut und einschiebung des i unorganisch, d. h. belgr, gen. pl. belgja stehend für balgr, balga; der nom. und acc. pl. belgir, belgi wäre untadelhaft. — 2) folgende schieben kein i ein: bolr (truncus) bragr (carmen) brestr (defectus) bur (filius) dalr (vallis) gestr (hospes) gramr (heros) hamr (cutis) hagr (conditio) hlutr (res) hugr (mens) hvalr (balaena) hver II. altnord subst. stark. femin. erste decl. (thermae) konr (propinquus) lŷdhr (populus) mar (equus) matr (cibus) munr (discrimen) qvistr (ramus) refr (vul- pes) rêttr (jus) salr (aula) saudhr (aries) stadhr (locus) stafr (baculus) vëgr (via) vinr (amicus) etc. 3) einige der unter 1., noch mehrere der unter 2. angeführten wörter pflegen den gen. sg. auf -s nach der ersten (statt -jar oder -ar) zu bilden, namentlich: drengr. þvengr, hylr, seckr; bolr, brestr, dalr, gestr, gramr, hvalr, hver, lŷdhr, mar, qvistr, refr, stafr. Verschiedene schwanken, z. b. her macht: hers und herjar, salr: sals und salar, wie das s. 652. angeführte fisks, fiskjar. Dieser gen. auf -s führt denn auch zuweilen den dat. auf -i herbei; so fin- det sich gesti f. gest. — Anmerkungen: 1) die nom. bur, mar, byr, hyr, her, hver, styr stehen für burr, marr etc. für vinr zu- weilen vin. — 2) sonderbar, daß die endung -ir, i, des nom. acc. pl. keinen umlaut wirkt, es heißt bragir, salir, dalir, konir, hlutir, munir etc. nicht aber bregir, delir, kynir, hlytir etc. der umlaut müste denn unorg. durchs ganze wort laufen, wie in her, gestr, hylr etc. Um so auffallender, als wörter dritter decl. im nom. pl. und wenn sie den acc. pl. auf -i statt -u bilden (s. dort anm. 3.) allerdings umlauten. Zwischen synir und ko- nir (von sonr, konr) legir und bragir (von lögr, bragr) also keine analogie. Starkes femininum. erste declination. beispiel: giöf pl. giaf-ar giaf-ar giaf-a giöf (-u) giöf-um giöf giaf-ar 1) einfache wörter: âl (lorum) önn (labor) örk (cista) giöf (donum) giördh (cingulum) gröf (fôvea) grön (barba) höll (aula) hlein (tibicen telae) iördh (terra) mön (juba) miöll (nix) nös (nasus) ôl (funis) qvöl (supplicium) röd (ratio) rödd (vox) röst (requies, milliare) rûn (runa) sin (nervus) seil (funis) sök (causa) skeidh (pecten telae) skömm (pudor) sôl (sol) tâg (vimen) vömb (venter) vör (labium). 2) bildungen mit -m, -n (selten): miödhm (coxendix) höfn (portus). — 3) mit -ul, -l, -ur, -r , (wenige wörter): göndul (bellona) skögul (parca) öxl (humerus) nâl (acus) fiödhur (penna) lifur (hepas) ædhr (vena) gen. ædhrar, neunord. ædh, ædhar. — 4) mit -ûng, -îng (häufig): hörmûng (moeror) siglîng (navigatio) etc. II. altn. subst. stark. femin. erste u. zweite decl. Anmerkungen: 1) die rückumlaute ergeben sich nach allgemeinen regeln, z. b. önn, annar; grön, granar; rödd, raddar; göndul, gandlar; fiödhur, fiadhrar; miödhm, miadhmar; höfn, hafnar; öxl, axlar; der umlaut des nom. und acc. sg. deutet auf einen alten casus -u und giöf, önn, göndul, öxl, höfn etc. steht für ein frühe- res giöfu, önnu, göndlu, öxlu, höfnu oder vollformig: göndulu, öxulu, höfunu (axlar, skaglar f. axalar, skaga- lar); folglich sôl, tâg, rûn für sòlu, tâgu, rûnu. — 2) die meisten wörter dieser decl. neigen sich allmählig in die vierte und statt des pl. giafar, iardhar, sôlar, hafnar, fiadhrar etc. der älteren denkmähler zeigt sich bald und heutzutage entschieden: giafir, sôlir, hafnir, fiadhrir. Es ist aber schwierig, aus der heutigen vier- ten mit gewisheit die subst. anzugeben, welche vordem zur ersten gehörten, wo nicht der umlaut ö auf den alten nom. -u führt. Nach alth. analogie würden mold (terra) ull (lana) þiódh (gens) etc. früherhin moldu, ullu, þiódhu gehabt haben. Die hernach aum. 4. 5. zu nennenden, so wie die bildungen -ûng, îng blei- ben jedoch selbst im neuisl. der ersten decl. getreu. — 3) diese bildungen machen auch den dat. sg. auf -u; es scheinen daher die dat. giöfu, grönu, röddu, göndlu, lifru etc. ältere form statt des späteren giöf, grön etc., das sich bei dem schwanken in die vierte leicht ein- drängte. — 4) die mit dem umlaut ö, deren wurzel auf gg, r und d ausgeht, schieben bei zutretendem casus- vocal gerne v ein, als: dögg (ros) rögg (plica vestis) ör (telum) stödh (locus) pl. döggvar, röggvar, örvar. stödhvar, welches v dann auch rückumzulauten hindert; späterhin gilt auch daggar, so wie insgemein vör (labium) varar, kein vörvar. — 5) ähnlich schieben die mit dem umlaut e und y gerne j ein, als: ben (cicatrix) egg (acies) fit (membrana pedis avium) hel (lethum) il (beßer wohl yl? planta pedis) klyf (sarcina) nyt (fructus) syn (negatio) pl. benjar, eggjar — synjar. menjar (vestigia) hat keinen sg. Starkes femininum. zweite declination. beispiel: fest-i pl. fest-ar æf-i pl. æf-ir fest-ar fest-a æf-i æf-a fest-i fest-um æf-i æf-um fest-i fest-ar æf-i æf-ir von beiden weisen wenige wörter 1) byrdhi (onus) elfi (fluvius) ermi (manica) eyri (ora campi) festi (catena) II. altn. subst. starkes fem. dritte decl. heidhi (tesqua) lŷgi (mendacium) meri (equa) mŷri (pa- lus) veidhi (venatio). — 2) æfi (aevum) elli (senectus) gledhi (hilaritas) mildi (lenitas) rêtt-vîsi (justitia) etc., welche gewöhnlich nur im sg. vorkommen. — 3) neben byrdhi und elsi gilt zuweilen byrdhr, elfr im nom. sg. Starkes femininum. dritte declination. beispiele: tönn pl. tenn-r rôt pl. rœt-r tann-ar tann-a rôt-ar rôt-a tönn tönn-um rôt rôt-um tönn tenn-r rôt rœt-r Die umlaute zeigen an, daß dem nom. dat. acc. sg. früher ein casus -u, dem nom. acc. pl. aber ein -i ge- bührt, folglich die decl. mit der dritten männlichen we- sentlich übereingestimmt hat. Steht demnach tönn für tönnu, tennr f. tennir, rœtr f. rœtir; so wird auch rôt, hind, hindr stehen für rôtu, hindu, hindir. — Diese decl. begreift 1) einfache wörter: önd (anima) ört (anas) bôk (liber) bôt (emendatio) eik (quercus) geit (capra) glôdh (pruna) grind (cancelli) hönd (manus) hönk (fu- niculus) hind (cerva) kinn (maxilla) miólk (lac) mörk (saltus) nit (lens, -dis) nôt (sagina) nyt (nux) rönd (margo) rôt (radix) spöng (lamina) steik (caro frixa) stöng (pertica) strönd (littus) töng (forceps) tönn (dens) vîk (sinus). 2) von bildungen wüste ich das einzige nögl (unguis) gen. naglar, pl. neglr. Anmerkungen : 1) die auf g und k ausgehenden wur- zeln machen den gen. sg. meistens dem nom. pl. gleich, also eik, eikr; steik, steikr; vîk, vîkr; mörk, merkr; miólk, miólkr; spöng, spengr, gen. pl. spânga; hönk, henkr. hânka; töng, tengr, tânga (weil nach isländ, mundart âng, ànk st. ang, ank eintritt, [oben s. 286. 287.] pflegt Rask aung, aunk st. önk, önk und eing, eink st. eng, enk zu schreiben, mithin spaung, gen. speingr pl. speingr, spânga, spaungum); bôk hat im gen. bôkar, nicht bœkr. Neben dem gen. sg. merkr. spengr, tengr, henkr kommt jedoch auch der gewöhnliche markar, spângar, hânkar vor. — 2) der dat. sg. ist in der regel dem nom. und acc. gleich; ausnahmsweise findet sich öndu , mörku, und noch merk würdiger hendi (manu) dem dat. sg. der dritten männl. gleich. — 3) da sich die singg. der ersten, dritten und vierten weibl. decl. in der regel gleichen, so entspringt zumahl für umlauts- unfähige wurzeln unsicherheit, nach welcher ihr T t II. altn. subst. starkes fem. vierte decl. pl. abgewandelt werde. Es ist daher nicht zu verwun- dern. daß die gen. markar, randar, stângar zuwei- len den nom. acc. pl. markir, randir, stângir nach vier- ter bilden. — 4) einige schreiben fehlerhaft im nom. acc. pl. -ur st. -r , da dieses -r für org. -ir und nicht -ur steht, auch in letzterm fall den umlaut ö wirken müste. Inzwischen erklärt dieses -ur vielleicht einige übergänge in den schwachen gen. pl (s. anomalien). Starkes femininum. vierte declination. beispiel: âst pl. âst-ir âst-ar âst-a âst (-u) âst-um âst âst-ir 1) einfache: âst (amor) braut (via) dâdh (facinus) drôs (virgo) ferdh (iter) fôrn (victima) grein (sectio) grund (solum) hiâlp (auxilium) idh (negotium) krâs (cibus) leidh (via) naudh (necessitas) norn (saga) sión (visus) sôl (sol) tîdh (tempus) sûl (columna) und (vulnus) unn (unda) vâdh (vestis) etc. Einige dieser, z. b. hiâlp, sôl, und, unn mögen vor alters zur ersten gehört haben; hentzutag fallen auch folgende der vierten zu: giöf, gröf, skömm, röst, vör etc. — 2) bildungen mit -n : audhn (desertum) eign (proprietas) sôkn (curia) höfn (portus). — 3) mit -in nnr: alin (cubitus) gen. âlnar (st. alinar). 4) mit -an (sehr viele): andvarpan (gemitus) ragan (ex- probratio timiditatis) leiptran (fulgur) etc. der bildungs- voc. wird nicht syncopiert: gen. andvarpanar, pl. and- varpanir, gen. andvarpana, dat. (assimilierend) andvör- punum; aus diesem dat. pl. entspann sich die spätere nebenform andvörpun, andvörpunar, rögun, rögunar. — 5) mit -dh : dygdh (virtus) gerdh (actio) hefndh (ul- tio) etc. — 6) mit -tt (alth. ht): ætt (genus) frêtt (ora- culum) ambôtt (ancilla) sôtt (morbus) vætt (pondus) vættr (genius). Anmerkungen : 1) der dat. sg. schwankt zwischen -u und dem zus. fallen mit acc. — 2) wie in der vier- ten männl. begleitet kein umlaut die endung -ir nom. acc. pl. Es heißt giafir, varir, sôlir, unnir und nicht etwa gifir, verir, sœlir, ynnir. Die häufige herkunft dieser wörter aus der ersten decl. (giafar, varar, sôlar) lehrt diese unwirksamkeit der endung ir zum theil be- greifen. — 3) brûdhr (sponsa) hildr (bellona) und verschie- dene eigennamen bewahren das -r nom. sg., pflegen aber auch den dat. acc. lg. auf -ï zu endigen. II. altn. subst. starkes neutrum. erste decl. Starkes neutrum. erste declination. beispiel: ordh pl. ordh 2) föt ordh-s ordh-a fat-a ordh-i ordh-um föt-um ordh ordh föt 1) einfache wörter: ax (spica) bak (tergum) bâl (rogus) band (vinculum) barn (insans) bladh (folium) bordh (mensa) fàng (captura) fat (vas) fiall (mons) glas (vitrum) gler (idem) gras (gramen) gull (aurum) haf (mare) hâls (collum) hof (aula) holt (aspretum) hroß (equus) iódh (proles) lamb (agnus) lidh (auxilium) lìn (linum) mâl (tempus) man (mancipium) ordh (verbum) rak (foennm madidum) rân (rapina) rûm (spatium) sax (culter) skap (animus) skip (navis) strîdh (certamen) tal (loquela) tâl (dolus) tiald (tentorium) tûn (viridarium) vaf (trama) vax (cera) vîg (caedes) vigg (equus) v. gloss. edd. sæm. II. vîn (vinum) þak (tectum) þîng (judicium) und viele an- dere. — 2) bildungen mit -al, -l : ôdhal (praedium) hagl (grando) tagl (cauda equina) etc. — 3) mit -n -iu : magn oder megin (robur) nafn (nomen) ragn (imprecatio) regin (numen) vatn (aqua) etc. — 4) mit -ar, -r : sumar (ae- stas) fôdhr (pabulum) sëtr (sedes) silfr (argent.) etc. — 5) mit -dh :hœfudh (caput) heradh (tribus). Anmerkungen: 1) alle mit wurzelhaftem kurzen a lanten im nom. acc. und dat. pl. in ö um, welches einen früheren nom. acc. pl. auf -u beweist: öxu, böku, bör- nu etc. statt des heutigen öx, bök, börn; folglich laute- ten auch hof, vîg etc. vormahls hofu, vîgu. Gleichviel, ob einf. oder dopp. cons. dem a folgt, es heißt sowohl föt, glös als lömb und selbst fâng (weil es für fang steht) bekommt föng (Rask faung); mâl, tâl, rân etc. bleiben hingegen im pl. unveränderlich. Auch die mehrsilbigen lauten ihr a in ö um, durch assimilation des bildungsvoc., denn wie sumar, ôdhal den pl. sumur, ôdhul (= su- muru, ôdhulu) machen, ebenso mastur (malus navis) den pl. möstr (= möstru, mösturu) und die syncopier- ten vatn, tagl, magn (= megin) den pl. vötn, tögl, mögn (= vötnu, vötunu) — 2) das -i dat. sg. ist wie beim masc. (vorhin s. 651.) von keinem umlaut beglei- tet. — 3) der umlaut der nom. sg. fiör (vita) miöl (fa- rina) skrök (figmentum) söl (alga saccharifera) weist auf ein abgelegtes bildungs- (nicht casus-) u, welches vor flexionsvocalen als v vortritt, gen. söls, dat. sölvi, pl. söl, gen. sölva, dat. sölvum etc. — 4) keine spur von wörtern, die im pl. -ir einschöben. T t 2 II. altn. subst. stark. neutr. zweite u. dr. decl. Starkes neutrum. zweite declination. beispiele: kyn pl. kyn rîk-i pl. rîk-i kyn-s kyn-ja rîk-is rîk-ja (-a) kyn-i kyn-jum rîk-i rîk-jum (-um) kyn kyn rîk-i rîk-i das erste paradigma stellt wörter vor, die ursprünglich denen des zweiten gleichförmig waren, in der folge aber das i in den nom. acc. sg. pl. und im gen. sg. aus- warfen; kyn, men steht für kyni, meni; kyns, mens f. kynis, menis. Alle umlautsfähigen wurzelvocale in dieser decl. sind umgelautet und offenbar umfaßt die erste weise lanter kurzsilbige, die zweite lauter langsil- bige wörter. Der ersten weise folgen: egg (ovum) flet (stratum) kyn (genus) men (monile) nef (nasus) nes (lingula terrae) net (rete) rif (costa) sel (tugurium) skegg (barba) sker (scopulus) vedh (pignus) þil (tabulatum). Der zweiten mehrere: bŷli (habitaculum) dœmi (exem- plum) engi (pratum) enni (frons) epli (pomum) erendi (ne- gotium) erfi (epulae funebr.) erfidhi (labor) fylki (provincia) herbergi (diversorium) klædhi (vestis) mæli (loquela) merki (signum) mynni (ostium) qvædhi (carmen) vîgi (propugna- culum) vîti (culpa) rîki (regnum) trŷni (rostrum) yndi (gaudium) etc. Wörter der zweiten weise, deren wur- zel nicht auf die gutt. g und k schließt, pflegen im gen. und dat. pl. das i auszulaßen, also: epla, eplum; enna, ennum; qvædha, qvædhum etc. statt eplja, ennja, epljum, ennjum, wie es sicher einmahl geheißen hat, eben weil diese casus nicht rückumlauten (nicht: apla, öplum; qvâdha, qvâdhum). Bemerkenswerthe ausnahme macht hiervon læti (gestus) mit dem rückuml. gen. dat. pl. lâta, lâtum. — Zuweilen gelten beide formen, z. b. fulltîng und fulltîngi (auxilium). Starkes neutrum. dritte declination. fê (pecunia) macht den gen. fiâr. Schwaches masculinum. erste declination. beispiel: han-i pl. han-ar han-a han-a han-a hön-um han-a han-a 1) einfache: andi (animus) ângi (suavis odor) api (simia) ari (aquila) arfi (heres) bani (interfector) bogi (arcus) II. altn. subst. schw. masc. erste u. zweite decl. daudhi (mors) dreyri (sanguis) dropi (gutta) ecki (aerumna) fâni (fatuns) fari (viator) faxi (coluber i. e. jubatus) funi (ignis) galgi (patib.) goti (equus) gumi (homo) haki (uncus) hani (gallus) hêri (lepus) kappi (pugil) fê-lagi (socius) Iîmi (onus) maki (par) mâni (luna) nëfi (frater) risi (gigas) rûni (collocutor) sëfi (mens) sìmi (funis) skati (rex) skuggi (umbra) tângi (cuspis) uxi (bos) vandi (periculum) þânki (mens) und viele andere. — 2) bil- dungen mit -l, n : geisli (radius) nagli (clavus) asni (asinus) — 3) mit -ari : dômari (judex) lësari (lector) etc. Anmerkungen: 1) das -i nom. sg. weckt keinen umlaut; wo er sich zuweilen findet, hat er einen an- dern grund, z. b. ecki, dreyri mögen ursprünglich zur zweiten schw. decl. gehören. — 2) die mit -ari assimi- lieren im dat. pl., z. b. bakari (pistor) lësari, dat. pl. bökurum, lësurum. — 3) daß der gen. pl., wie im fem. und neutr., vormahls -na st. -a lautete beweisen die in den ältesten denkmählern noch vorfindlichen formen gumna (virorum) bragna (militum) gotna (equorum) flotna (idem) skatna (regum) oxna (boum) von gumi, bragi (veraltet) floti, skati, oxi (st. uxi); selbst im nom. zeigt sich gumnar, gotnar etc. neben gumar, gotar. — 4) nach neutraler weise bilden den nom. sg. auf -a st. -i die wörter hërra (herus) sîra (dominus). Schwaches masculinum. zweite declination. beispiel: vil-i pl. vil-jar vil-ja vil-ja vil-ja vil-jum vil-ja vil-ja der nom. i stebet für-ji (Rask-ì). 1) bildungen mit bloßem -i nur einige wörter: stedhi (incus) tiggi (rex) vili (voluntas) ein-heri (monoheros) ey-skeggi (insu- lanus) skip-veri (nauta) ill-virki (nequam). — 2) mit îngi : frëlsîngi (libertus) hœfdhîngi (princeps) rænîngi (latro) etc. Schwaches femininum. erste declination. beisp.: tûng-a hpl. tûng-ur harp-a hpl. hörp-ur tûng-u htûng-na hörp-u hharp-na tûng-u tûng-um hörp-u hhörp-um tûng-u tûng-ur hörp-u hhörp-ur 1) einfache: amma (avia) aska (cinis) bâra (unda) ëdda (proavia) ëgda (aquila f.) dûfa (columba) flaska (lagena) II. altn. subst. schw. fem. erste, zw. u. dr. decl. gânga (iter) gata (platea) gâta (aenigma) grîma (larva) haka (mentum) harpa (lyra) hosa (caliga) orrusta (pugna) pîpa (fistula) qviga (bucula) saga (relatio) skata (raja, pisc.) skemma (gynaeceum) staka (versus) tala (oratio) tûnga (lingua) vala (fatidica) villa (error) vika (hebdomas) þûfa (tuber) u. a. m. — 2) bildungen: veitsla (convivium). Anmerkungen: 1) die mit n schließenden wurzeln machen den gen. pl. auf -a statt -na, weil sonst zwei n zus. stoßen würden, also gleichlautend mit dem nom. sg. z. b. lîna (linea) tinna (silex) tina (cantharus stann.) kanna (cantharus) kona und qvenna (femina) skepna (creatura) 2) vala heißt zuweilen mit vorbrechendem bildungs -u: völva, gen. völvu, gen. pl. völuna oder valna. Schwaches femininum. zweite declination. beispiel: kirk-ja pl. kirk-jur kirk-ju kirk-na kirk-ju kirk-jum kirk-ju kirk-jur hierher: bylgja (unda) dryckja (potatio) eckja (vidua) fylgja (genius famil.) ferja (linter) gryfja (fovea) gydhja (dea) hækja (grallae) hyggja (opinio) kirkja (ecclelia) lilja (lilia) manneskja (homo) reckja (lectus) smidhja (opifi- cina) sylgja (umbella) ylgja (lupa). Zu merken, daß alle, denen kein kehllaut vor dem j hergeht, den gen. pl. ohne n, also dem nom. sg. gleich machen, z. b. lilja (liliorum) gryfja (fovearum). Schwaches femininum. dritte declination. vielleicht könnte man die zur zweiten starken gezähl- ten, welche im sg. unveränderlich bleiben und kaum einen pl. besitzen, hierhernehmen? Schwaches neutrum. beispiel: hiart-a pl. hiört-u hiart-a hiart-na hiart-a hiört-um hiart-a hiört-u nur wenige wörter: auga (oculus) biúga (farcimen) eyra (auris) eysta (testiculus) hiarta (cor) hnodha (glomus) lûnga (pulmo) nra (ren). II. altnord. subst. anomalien. Anomalien der altn. substantivdeclinationen 1) fadhir, brôdhir, môdhir, dôttir, systir machen über- einstimmend den gen. dat. acc. sg. auf -ur: födhur, brôdhur (zuweilen gen. födhurs, brôdhurs) môdhur, dôttur, systur; den nom. acc. pl. auf -r: fedhr, brœdhr, mœdhr, dœtr, systr; den gen. dat. pl. auf -a, um: fedhra, fedhrum; brœdhra, brœdhrum; mœdhra, mœdhrum; dœtra, dœtrum; systra, systrum. Die umlaute oder un- umlaute offenbaren, daß das -ir nom. sg. für ein älteres -ar, das -r pl. für ein älteres -ir eingetreten ist, folg- lich die frühere form: fadhar födhur, pl fedhir lautete; die assimilierten bildungsvocale weisen aber auf noch ältere casusvocale hin. Im gen. und dat. pl. sollte man theoretisch fadhra, brôdhra, födhrum, brôdhrum etc. vermuthen. 2) madhr (st. mannr) im sg. regelmäßig manns, manni, mann (nicht madh); im pl. aber menn (offenbar st. mennir) manna, mönnum. 3) fôtr , gen. fôtar, dat. fœti, acc. fœt; pl. fœtr. fôta, fôtum, fœtr; also nach der dritten männl. bisweilen aber im gen. dat. sg. fôts, fôti nach der ersten. 4) vëtur (hiems) auch nach der dritten, nur mit apoco- pen und syncopen, nämlich der nom. acc. sg. vëtur steht für vëturur, der gen. vëtrar f. vëtarar, dat. vëtri f. vëtiri; nom. acc. pl. vëtr f. vëtirir, vëturu; gen. vëtra f. vëtara, dat. vëtrum f. vëturum. Zuweilen im gen. sg. vëturs neben vëtrar. 5) fìngur (digitus) im sg. nach der ersten männl. gen. fìngurs, dat. fîngri; pl. aber nom. acc. fìngur (st. fîngrar, fîngra) gen. fîngra, dat. fîngrum. 6) das fem. hönd (manus) nach dritter weibl. außer daß es im dat. die alte endung hendi bewahrt. 7) nâtt (nox) nach der vierten: gen. nâttar, dat. acc. nâtt; pl. nom. acc. nætr (st. nættir) gen. nâtta, dat. nâttum. Es gilt aber die (durch verwechslung des pl. nætr mit nœtr veranlaßte) nebenform nôtt nach der vierten: gen. nœtr, dat. acc. nôtt; pl. nœtr, gen. nôtta, dat. nôttum. 8) gâs (anser) mûs (mus) lûs (pedic.) brûn (supercilium) im sg. nach der vierten weibl.; im nom. acc. pl. aber nach dritter umlautend und apocopierend: gæss (st. gæsir, gæsr) mŷs (st. mŷsir, mŷsr) lŷs (st. lŷsir, lŷsr) brŷn (st. brŷnir, brŷnr) gen. dat. gâsa, gâsum; mûsa, mûsum etc. Zuweilen auch: mŷss, lŷss, brŷnn. Die II. altnord. subst. anomalien. alten gebrauchen auf diese weise den pl. dyr oder dyrr (porta) st. dyrir, gen. dura, dat. durum. 9) einsilbige, auf vocal auslaufende wörter werfen an- stoßende casusvocale weg. nur nicht im gen. pl. α ) männliche: nâr (corpus exanime) gen. nâs, dat. acc. nâ; pl. nâr, gen. nâa, dat. nâm; skôr (calceus) skôs, dat. skô (st. skôi) acc. skô; pl. skôr, skôa, skôm, skô, zuweilen skûar, gen. acc. skûa; so im sg. freyr (n. pr.) freys, frey, frey; liâr (falx) gen. liâs; tŷr , tŷs, tŷ, (n. pr) ŷr (arcus) ŷs, ŷ; iór (equus) iós, ió; sniâr (nix) sniâvar. dat. sniâ; siâr (mare) siâvar, dat. siâ; dat. pl. snîam, siâm (nebenform: snær, sær; snævar, sævar; dat. pl. sæm) mâr (larus) gen. mâvar; bœr (urbs) gen. bœjar. — β ) weibliche: â (flumen) gen. âr (st. âar) pl. âr (f. âar) gen. âa, dat. âm (f. âum); ebenso ge- hen brâ (cilium) giâ (ruptura montis) krâ (angulus) liâ (gramen demensum) râ (caprea) skrâ (sera) slâ (subsus) spâ (vaticinium) þâ (terra egelida) etc. Alle diese nach der ersten; ey (insula) mey (virgo) þŷ (serva) gen. eyjar, meyjar, þŷjar; nom. pl. eyjar, gen. eyja, dat. eyjum etc. Der dritten decl. folgen: tâ (dig. pe- dis) gen. târ (f. tâar) pl. tær, gen. tâa, dat. tâm; â (agna) gen. ær. pl. ær, gen. âa, dat. âm; lô (corylus) gen. lôar; pl. lœr. gen. lôa, dat. lôm (f. lôum) eben- so frô (quies) flô (pulex) klô (unguis) rô (quies) tô (cespes) þrô (cavum excisum). frû (domina) gen. frûr, pl. frûr (f. frûar) gen. frûa, dat. frûm nach der ersten; kû (vacca) gen. sg. und nom. pl. kŷr (nach der dritten) gen. kûa, dat. kûm; brû (pons) nach bei- den im pl. bald brûr, bald brŷr. Man merke. daß folgende drei bisweilen im nom. sg. das alte casus -r zeigen: mœr (virgo) kŷr (vacca) ær (agna) vgl. anm. 3. zur zweiten und vierten weibl. decl. — γ ) neutrale: strâ (stramen) frœ oder friô (semen) hey (foenum) bû (rus) hlè (umbra) knê (genn) spê (ludibrium) trê (arbor) gehen meist regelrecht. außer daß die vier letzten den dat. sg. dem nom. gleichmachen, bù hat bûi, fræ ebenfalls fræ oder friôvi; der dat. pl. lautet strâm, bûm, heyjum (?) triâm, kniâm; die andern sind ohne pl. vê (templum) geht im sg. wie knê, hat aber im gen. dat. pl. vêa, vêum; sê (opes) macht den gen. sg. fiâr, gen. dat. pl. fiâ, fiâm. 10) übergänge der declinationen sind einzeln angemerkt. Alle mit -skapr und -adhr componierten masc. ge- hen im sg. nach dritter (nur ohne umlaut des -i dat. II. mittelh. subst. starkes mascul. erste decl. sg.) im pl. nach vierter; neben -adhr gilt die form -udhr 2. b. mânadhr (mensis) gen. mânadhar, dat. mâ- nadhi, pl. mânadhir, mânadha, mânudhum; oder mânudhr, mânadhar etc. — Die spätere sprache führt beim masc. und fem. pl. auf -ir statt der früheren -ar ein. 11) mischung starker und schwacher form zeigt sich theils in durchgängiger ausstoßung des schwachen n im dat. pl. und theilweiser im gen. pl. masc. auch einiger fem. schw. form, theils umgedreht in anwen- dung dieses n auf einige gen. pl. fem. starker form: so findet sich sâlna (animarum) eikna (quercuum) f. sàla, eika, wo nicht besondere schwache nebenfor- men vollständig anzunehmen sind, z. b. erweislich sâla (anima) gen. sâlu. Neben blutr (res) lîkamr (cor- pus) und den comp. mit -leikr (Rask §. 147.) gilt bluti, lìkami, -leikl; neben den fem. ey, þŷ später eyja, þŷja etc. 12) manchen wörtern mangelt der sg., manchen der pl. (Rask §. 129. 146.) einige ändern im pl. das geschlecht (Rask §. 136.). Mittelhochdeutsches substantivum . Starkes masculinum, erste declination. beispiele: visch pl. visch-e tac pl. tag-e visch-es visch-e tag-es tag-e visch-e visch-en tag-e tag-en visch visch-e tac tag-e 1) einfache wörter: âl (anguilla) arc, -ges (pravitas) arm (brachium) art, -des (genus) asch (fraxinus) bâc, -ges (lis) bal, -lies (pila) ban, -nnes (interdictum) bërc, -ges (mons) bîl (momentum consiciendi feram) biuƷ (tali- trum) biƷ (morsus) blic, -ckes (fulgur) boc, -ckes (hircus) bolz (sagitta) bort (latus navis) anebôƷ (incus) bonc, -ges (annulus) boum (arbor) braht (stridor) brief, -ves (literae) bûch (venter) danc, -kes (gratiae) diep (fur) dorn (sentis) dôƷ (fragor) druc, -ckes (compressio) dunc, -kes (arbitrium) eit, -des (jusj.) eiƷ (ulcus) galm (clamor) gart (stimulus) geist (spiritus) gëlt (solutio) gêr (jaculum) gief (stultus) giel (faux) gìr (vultur) glast (splendor) glaz, -tzes (calvities) glêt (tugurium) got, -tes (Deus) gouch (cuculus) grieƷ (arena) grif-ffes (raptus) grîn (clamor) II. mittelh. subst. starkes mascul. erste decl. grûs (horror) grûƷ (glarea) ur-gûl (aper) hac, -ges (ne- mus) halp (manubrium) halm (calamus) ur-hap (origo) har, hars (linum) hart (silva) haƷ (odium) hëlm (galea) heiƷ (appellatio) hërt (solum) hof, -ves (aula) houf (acer- vus) hunt (canis) kam, -mmes (pecten) kampf (pugna) kërn (nucleus) kil, kils (caulis) kìl, kîles (cuneus) kiel, kieles (navis) kìp (contentio) klëp (viscus) klôƷ (gleba) knëht (servus) kouf (emtio) kraz, -tzes (frictio) krach (fragor) kreiƷ (circus) kriec, -ges (bellum) kus, -sses (osculum) last (onus) leich (ludus) leim (argilla) leip (panis) vol -leist (adjutor) lìm (gluten) lîp (vita) list (ars) liut (populus) loc, -ckes (capilli) lop (laus) louch (cepe) louc, -ges (flamma) louf (cursus) lôƷ (sors) lût (sonitus) mâc, -ges (cognatus) man (juba En. 40 a Wigal. 91. 96.) mast (malus) mat, -ttes (interitus) mëlm (pulvis) mist (fimus) mort (caedes) munt (os, oris) muot (animus) nît (invidia) ort (cuspis) psîl (sagi ta) pflûm (flumen) pin (dolor) prîs (laus) qualm (vapor) rant (umbo) reif (an- nulus) rîn (rhenus) rinc, -ges (annulus) ric, -ckes (ne- xus visceris) riƷ (fissura) roc, -ckes (tunica) roch (fi- gura ludi latr.) rôst (craticula) rost (aerugo) rouch (fu- mus) roup (spolium) rûm (spatium) rûn (susurrus) ruom (gloria) sal, sals (aula) sant (arena) schâch (praeda) schal, -lles (sonus) schalc, -kes (servus) schaz, -tzes (opes) schilt (scutum) schimpf (jocus) schîn (splendor) schoup (stramen) schranc, -kes (fraus) schrîn (scrinium) schrit, -tes (gressus) schûm (spuma) schûr (imber) seim (succus) sin, -nnes (animus) slâf (somnns) slich (astutia) slûch (uter) slûr (homo piger) Bon. 51. smac, -ckes (odor) smit, -des (faber) smuc, -ckes (ornatus) snal, -lles (projectio digitis facta) snar, -rres (stridor) solt (stipendium) soum (sarcina) spat (suffrago) Parc. 27 c spëht (picus) spot, -ttes (ludibrium) sprunc, -ges (saltus) stal, -lles (stabulum) stam, -mmes (truncus) stanc, -kes (odor) stap (baculus) stat, -des (littus) stein (lapis) stëc, -ges (ponticulus) stich (ictus) stil, stils (manubrium) stoc, -ckes (fustis) stoup (pulvis) stric, -ckes (laqueus) strît (certamen) strûch (frutex) strûƷ (struthio) sûs (stridor) swam, -mmes (fungus) swanc, -kes (vibratio) sweif (cauda) sweiƷ (sudor) tac, -ges (dies) tam, -mmes (agger) tan, -nnes (nemus) teic, -ges (massa) teil (pars) tîch (palus) tisch (mensa) touf (baptismus) d. h. jam peractus, religio baptizatorum; verschieden von dem sem. töufe (actus baptismi) vgl. Wilh. 2, 1 b 3 a . tôt (mors) triel (rostrum) trit, -tes (ingressus) trôn (thro- II. mittelh. subst. starkes mascul. erste decl. nus) trôst (solatium) troum (somnium) trunc, -kes (po- tus) trût (dilectus) tuc, -ckes (gestus) tunc, -kes (bara- trum) twalm (vapor) twërc, -ges (nanus) unc, -kes (vipera) uop (mos) ûr (urus) val, -lles (casus) valsch (falsitas) vâr (dolus) vent (figura ludi latr.) vilz (lana coacta) visch (piscis) vlins (silex) vlîƷ (solertia) vluc, -ges (volatus) vluoch (maledictio) vrosch (rana) vrost (frigus) wal, -lles (ebullitio) walm (fervor) wân (opinio) wanc, -kes (recessus) wëc, -ges (via) wert (insula) wif, -ffes M. S. 2, 71 b wîc, -ges (bellum) wîn (vinum) wint (ventus) wirt (hospes) wîs (modus) wisch (tersorium) wolf, -ves (lupus) wûr (urus) Wilh. 2, 151 a zart (adulatio) zein (te- lum) zins (census) zol, -lles (telonium) zorn (ira) zoum (frenum) zuc, -ckes (raptus) zûn (sepes) zwîc, -ges (ramus). Dahin auch die mit der vorsilbe ge- , als: gebûr (rusticus) gedanc, -kes (cogitatie) geheiƷ (votum) gelimpf (convenientia) gemach (commoditas) genôƷ (consors) gerich (vindicta) gewërp (negotium) gewin (lucrum) etc. — 2) bildungen mit -el, -em, -en, -er , als: nagel (clavus) vogel (avis) kradem (clamor) âtem (spiritus) dëgen (miles) meiden (equus castratus) wagen (currus) vinger (digitus) ëter (septum, tectum) ëber (aper) und viele ähnl. — 3) mit -ic, -ich, -inc, -linc , als: künic, -ges (rex) habich (accip.) bertinc (barbatus) nîdinc (invidiosus) kiselinc (calculus) etc. — 4) mit lingualen, als: mânot (mensis) helt (heros) voget (advocatus) hirƷ (cervus) krëbƷ (cancer) imbiƷ (prandium) ernest (labor) etc. — 5) par- ticipiale subst. als: âbent (vesper) wîgant (pugil) wisent (bubalus) vâlant (daemon) vriunt (amicus) vîant (inim.) — 6) wurzeln mit voc. auslaut: klê (trifolium) lê (ag- ger) rê (funus) fê (lacus) snê (nix) schuo (calceus) bû (aedificium). — Anmerkungen : I) die grenze zwischen der ersten und vierten decl. ist nicht rein abzustecken, da beide den sg. ganz überein haben und viele wörter gar nicht im pl. vorkommen, z. b. art, asch, bâc, bîl, sal (Nib. 322. ist der dat. sg. sal die richtige lesart, vgl. 2459.) etc. Außer dieser unsicherheit sind, weil auch die plur. ca- sus beider zus. fallen, also nur am umgelauteten wur- zelvocale die alte verschiedenheit der endungen vierter decl. erkennbar wird, wirkliche mischungen und über- gänge anzunehmen, theils practisch aller umlautsunfähigen wörter aus der vierten in die erste (z. b. tisch, schilt, liut), theils umlautsfähiger aus der ersten in die vierte. Manche übertritte letzterer art haben sich erst gegen den II. mittelh. subst. starkes mascul. erste decl. schluß des 13. und im 14. jahrh. entwickelt, als das nachgefühl der ursprünglichen verschiedenheit verloren gieng und die analogie der umlaute blind fortwirkte. Im zweifel dürfen daher plurale vierter decl., für die gute mittelh. zeit, nur aus reimen bewiesen werden, nicht aus fehlern der hss. Erweisen läßt sich z. b. kein pl. rende, gedenke, schelke, stebe, göte etc. da viel- mehr rande, gedanke, schalke, stabe, gote aus randen Bit. 37 a 94 a gedanken Parc. 1 a schalken Wilh. 2. 178 b staben Wilh. 2, 65 a Parc. 26 a Georg 19 b gote Wilh. 2, 99 b goten Parc. 11 a Wilh. 2. 20 b Barl. 322. etc. hervor- gehen. Masc. mit geminierender consonanz scheinen mir beständig der ersten decl. zu folgen (val, valle; kam, kamme; ban, banne; kus, kusse; boc, bocke); die form -unc , -kes war, nach s. 337., keines umlauts fähig. Auch zu den sg. mit dem voc. ou, û finde ich keinen erweislichen pl. öu, iu ; ob einige bildungen mit -el, -en, -er den pl. umlauten? unten bei der vierten decl. Im 14. jahrh. haben sich freilich die pl. velle, küsse, zölle, böcke, göuche, setele, hevene etc. ent- wickelt. — 2) wichtig ist die beobachtung der syncope und apocope des casus -e. Man merke α ) das siumme e fällt infolge der regel s. 374. nach einfacher liq. auf kurzen voc. nothwendig aus und hier entspringt eine den neutris mit demselben buchstabenverhältnis völlig gleiche decl. Es gehören hierher wenig masc. mit wur- zelhafter liq. (sal, kil, stil, man, har) und von ihnen kann ich den pl. nur vermuthen, nicht belegen; wohl aber alle bildungen mit -el, -em, -en, -er, deren bil- dungsvocal lange wurzelsilbe voransteht. Die mit wur- zelhaftem n. behalten jedoch im dat. pl. das stumme e bei (manen st. man -n) die mit -en werfen es sammt dem n fort (meiden st. meiden -n; oben s. 374.). Die mit -em werden im dat. pl. die volle form behaupten, obgleich sich zu âtem kein pl. belegen läßt. Zum pa- radigma dienen: kil pl. kil man pl.man har pl. har kil-s kil man-s man har-s har kil kil-n man man-en har har-n kil kil man man har har engel pl. engel âtem pl. âtem engel-s engel âtem-s âtem engel engel-n âtem âtem-en engel engel âtem âtem II. mittelh. subst. siarkes mascul. erste decl. meiden pl. meiden acker pl. acker meiden-s meiden acker-s acker meiden meiden acker acker-n meiden meiden acker acker Zur vergleichung setze ich beispiele der bildnngen -el, -em, -en, -er mit kurzer wurzelsilbe her, welche, da ihr bildungsvocal stumm ist, das tonlose casus -e nicht ablegen, folglich volle declinationsform behalten: nagel pl. nagel-e kradem pl. kradem-e nagel-es nagel-e kradem-es kradem-e nagel-e nagel-en kradem-e kradem-en nagel nagel-e kradem kradem-e sëgen pl. sëgen-e ëber pl. ëber-e sëgen-es sëgen-e ëber-es ëber-e sëgen-e sëgen-en ëber-e ëber-en sëgen sëgen-e ëber ëber-e fehlerhaft wird zuweilen bei denen mit n das en dat. pl. apo- copiert, z. b. Wig. 312 man f. manen Nib. 2402. dëgen f. dëgenen. — β ) nach andern (nicht liquiden) consonanzen bleibt das stummé e in der regel und fällt bloß ausnahms- weise weg. Diese ausnahme ereignet sich zumeist nach t ίm dat. sg. also bei den wörtern spat, got, spot, vgl. spat (suffra- gine) Parc. 27 c got (Deo) Wigal. 72. kolocz 315. 354. Barl. 7. etc. für spate, gote; unzuläßiger scheint der gen. gots f. gotes; Barl. 53. stehet got (deos) Parc. 178 b got (dii) f. gote. (vgl. vriunt bei der decl. des part. praes.) Nach lab. und gutt. sind solche apocopen ganz zu mei- den, z. b. kein lop, tac, hac f. lobe, tage, hage. — γ ) das unstumme, tonlose e pflegt ausnahmsweise in subst. mit geminiertem cons. wegznfallen, vgl. schal (sonitu) Parc. 28 c Wilh. 2, 19 a statt des üblicheren: schalle und gleichergestalt würde kus, sin, tan, val etc, wohl für kusse, sinne, tanne, valle hingehen, vgl. die anomalie man f. manne. Der gen. kuss f. kusses ist tadelnswerth. — δ ) ähnliche ausnahmsweise dativkürzungen (bei tonlosem e) auch in andern fällen, vgl. grâl Parc. 105 a 106 b 113 b st. grâle; lîp st. lìbe Nib. 1363. 6720. tôt st. tôde Nib. 4402, zumahl, wenn ein anderes subst. im gen. voran- steht und gleichsam incliniert. Genitive wie prîss (? priss) f. prîses, âbents f. âbendes (oben s. 367.) vriunts f. vriundes etc. sind nicht nachzuahmen (vgl. vriunt bei der decl. des part. praes.). — 3) vom schwanken des geschlechts (manche wörter sind mundartisch neutra z. b. bal, tonf, zil, lop etc.; einige fem. z. b. man, (juba) im dritten buche. — 4) die unter 6. genannten II. mittelh. subst. starkes masc. zw. u. dr. decl. vocalanslautigen schieben im gen. und dat. wein: sê, sêwes, sêwe; bû, bûwes oder bouwes; doch gilt abwechselnd der gekürzte dat. sê, snê etc.; schuo bekommt h: schuohes. Starkes masculinum. zweite declination. beispiel: hirt-e pl. hirt-e hirt-es hirt-e hirt-e hirt-en hirt-e hirt-e befaßt 1) wenige mit der bloßen bildung -e, nament- lich ende (finis) êre (aes) hirse (milium) hirte (custos) kæse (caseus) pfëlle (pallium) rücke (dorsum) wine (ami- cus) weiƷe (triticum). 2) viele mit œre , als: sciltære (pictor scuti) vischære (piscator) etc. — Anmerkungen : 1) in dem an sich seltenen wine (Nib. 3606. 8642.) scheint das alte ableitungs -i zu dauern (vgl. die dritte decl.) da sonst die gekürzte form win mittelhochdeutscher wäre (Bit. 44 b 70 a win: hin, sin) vgl. Parc. 54 c win: erschin (? erschine, s. unten vorbem. 1, β zur conjug.). 2) ende ist häufig neutral, ebenso êr (aes) st. êre; vielleicht auch Wig. 261. (2. 7078.) êr statt êre zu setzen? — 3) hirte geht häufiger entw. stark nach erster decl. hirt, hirtes (M. S. 1, 192 a ) oder schwach hirte, hirten (Parc. 76 b troj. 13 a 14 a ). — 4) einige auf -œre , gehen in -er und da- mit in die erste decl. über (vgl. oben s. 369.); so stehet Parc. 38 a kochære (pharetra) in den Nib. meist kocher (nicht unrichtig, vgl. gl. jun. 174. das alth. cohhar (und M. S. 2, 195 a. b wanger (cervical) st. wangære, 2, 196 b dienèr; häufig ritter, zuweilen rìter st. des früheren ritære (s. 384.). Starkes masculinum dritte declination. Trümmer in wenigen wörtern, die -e statt des al- ten -u bewahren, unerachtet kurzer wurzelvocal voraus- geht und zumahl nach t das stummgewordene -e leicht ab- zufallen pflegt; es sind: mëte (mulsum) schate (umbra) bei Gottfr. Wirnt; sige (victoria) site (mos) vride (pax) wite (? lignum, troj. 81 a ) welche den sg (der pl. wird kaum eintreten) ganz nach hirte, wine etc. abwandeln, aber nicht zur zweiten decl gezählt werden können, weil das -e drit- ter keinen umlaut wirkt (d. h. kein altes i war). Für schate wird sich nirgendwo schete finden. Daß snite, trite, schrite hierher hören, bezweifle ich oben s. 417. Im verlaufe des 13. jahrh. weicht aber das e allmählig und nur vride bleibt durchaus; sige, schate gewöhnlich: mët, sit, wit gehen in die erste über, zuweilen schat II. mittelh. subst. starkes mascul. vierte decl. und sic. -ges, — sun (filius) ist, wie vuoƷ (pes) zan (dens) schon im altb. vierter decl., d. h. der sg. sune, vuoƷe kommt gar nicht vor. Starkes masculinum. vierte declination. beispiel: balc pl. belg-e balc-es belg-e balg-e belg-en balc belg-e befaßt jetzo bloß umlautsfähige wörter 1) einfache: ast, este (ramus) bach, beche (rivus) balc, belge (cutis) bart, berte (barba) bast, beste (cortex) brant, brende (titio) brât, bræte (lumbus) bruch, brüche (fractio) darm, der- me (intest.) dôn, dœne (sonus) drât, dræte (fil. ferri) ganc, genge (gressus) gast, gefte (hospes) grât, græte (ca- cumen) grunt, gründe (fundus) gruoƷ, grueƷe (saluta- tio) guƷ, güƷƷe (effusio) harm, herme (mustela) hals, helse (collum) huof, hueve (ungula) huot, huete (pileus) klanc, klenge (sonus) knopf, knöpfe (nodus) koch, köche (coquus) kopf, köpfe (modius) korp, körbe (sporta) krâm, kræme (mercimonium) kranz, krenze (corona) krât, kræte (galli cantus) kropf, kröpfe (struma) lôn, lœne (merces) luft, lüfte (aër) luhs, lühse (lynx) môr, mœre (equus) munt, münde (os) napf, nepfe (catillum) pfâl, pfæle (sudes) pfat, pfede (callis) pfluoc, pfluege (aratrum) pfuol, pfuele (palus) ram, ræme (sordes) rât, ræte (cons.) ruoƷ, rueƷe (fuligo) runs, rünse (fluentum) sarc, serke (sarcophagus) schaft, schefte (contus) schopf, schöpfe (cirrus) schranz, schrenze (fissura) schuƷ, schüƷƷe (emissio teli) slac, slege (plaga) slât. slæte (infumibulum) spân, spæne (festuca) sprât, spræte (torrens) spruch, sprüche (dictum) stapf, stepfe (passus) stranc, strenge (funis) stuol, stuele (sella) sturm, stürme (procella) sun, süne (filius) swanz, swenze (cauda) swarm, swerme (examen) tanz, tenze (chorea) topf, töpfe (olla) tuft, tüfte (vapor) turn, türne (turris) vanc, venge (captura) varm, verme (filix) vlans, vlense (rostrum) vluƷ, vlüƷƷe (fluvius) vuhs, vühse (vulpes) vunt, vünde (inventum) vurt, vürte (vadum) vuoc, vuege (decor) vuoƷ, vueƷe (pes) wâc, wæge (aequor) walt, welde (silva) wunsch, wünsche (votum) wurf, würfe (jactus) wurm, würme (vermis) zan, zene (dens) zopf, zöpf, zöpfe (cirrus); desgl. verschiedene mit vorstehendem ge- ,: gedranc, gedrenge (turba) gelust, gelüste (cupiditas) etc. wofern die pl. ein- II. mittelh. subst. starkes mascul. vierte decl. treten. — 2) mit -el, -er gebildete; gewiß apfel, pl. epfel (pomum) zâher, pl. zæher (lacrima), richtiger za- her, pl. zehere [vgl. oben s. 438.]; ob noch andere? Anmerkungen: 1) unter den angeführten plur. sind einige (beste, spræte, vlense etc.) nur analogisch ange- nommen und noch unbelegt; sie können daher [so wie andere zu belegende mundartisch] in die erste decl. fal- len, z. b. statt des paradigma belge folgt balge aus dem reime blâsbalgen: walgen M. S. 1, 134 a . Die cons. ver- bindungen entscheiden nicht gerade immer, arm, last, mast folgen der ersten, ast, gast, darm der vierten decl., gleichwohl scheinen gewisse verbindungen, z. b. -nt gern zu schwanken (Bit. 122 b reimt renden : henden, wiewohl man randen: handen ändern dürfte) und offen- bar begünstige die verb. rm, rn, rt, ng, ns, nz den um- laut. Häufig inzwischen legen bloß ungenaue und spä- tere hss. wörtern erster decl. den pl. umlaut der vierten zu, vgl. gedenke, frösche, zölle, höven, böcke, löcke, göte etc. M. S. 2, 178 a 198 a 171 a. b 134 b 214 a troj. 145 b 97 a 113 a etc. wo meiner ansicht nach überall der unumlaut herzustellen ist. Für ungrammatisch halte ich namentlich e statt a in den wurzeln vieler bildungen mit -el, -en, -er, welche im alth. strenge der ersten decl. angehö- ren; so lesen die ältesten Nib. hss. mitunter hevene (ollae) setele (ephippia) schemele (scabella) trehene (la- crimae) wegene (currus) etc. [noch dazu meist fehler- haft mit æ geschrieben] daneben aber schwankend das richtige a, wie 4502 wagene, 2620 c nagelen etc. Es zwingt nichts, diese umlaute für gültig zu achten, und ich würde Nib. 1507 trahenen 2295 schamele Wigal. 33 zagele etc. beßern. — 2) die weglaßung des casus -e erfolgt wie in der ersten decl., nämlich α ) die des stum- men nach liquidis; es kommt hier keine wurzel mit l oder r vor, hingegen zweie mit n: zan und sun, gen. zans, suns; dat. zan, sun; der pl. behält das e (zene Parc. 31 b troj. 26 b süne Parc. 42 b troj. 9 a 128 a 135 a 136 a ; dat. zenen Parc. 138 b troj. 72 a ) vielleicht nach- wirkung des alten bildungs-vocals (vgl. dritte decl.); daneben steht doch der gen. pl. sun : tuon gereimt Parc. 88 c ; apfel und zâher gehen nach engel und acker (oder zaher nach ëber) außer daß sie im pl. umlauten: epfel, epfel, epfeln; zæher, zæher, zæhern (oder zehere, zehere, zeheren) vgl. den gen. pl. zæher Parc. 46 c — β ) wurzeln mit kurzem vocal und t fehlen hier. — γ ) ausnahmsweise wegfall des tonlosen e in dativkürzun- II. mittelh. subst. starkes femin. erste declin. gen: wâc, walt, ast, krâm, vurt Parc. 105 a 108 a 127 a 159 a Barl. 62. statt: wâge, walde, aste, krâme, vurte etc. Starkes femininum. erste declination. beispiel: gëb-e pl. gëb-e gëb-e gëb-en gëb-e gëb-en gëb-e gëb-e 1) einfache: ahte (cura) arke (cista) bëte (preces) her-bërge (castrum) bîte (mora) bôie (catena) brünne (thorax) buoƷe (satisfactio) ërde (terra) êre (honor) gâbe (donum) gëbe (gratia) gerte (virga) gimme (gemma) goume (cura) grêde (gradus) habe (portus) halde (clivus) hëlfe (auxilium) helle (tartarus) huobe (mensura agri) huote (custodia) hurte (pugna) Parc. 94 c jëhe (fama) île (festinatio) klage (que- rela) klinge (lamina) koste (sumptus) krippe (praesepe) krône (corona) labe (refectio) lade (cista) lâge (dolus) lêre (doctrina) linge (successus) marke (limes) mâƷe (mo- dus) mëlde (delatio) miete (merces) minne (amor) mîle (milliare) muoƷe (otium) mûre (murus) onwe (campus) pfahte (pactum) pflëge (cura) pîne (cruciatus) quâle (supplicium) râche (vindicta) rede (ratio, causa) reise (iter) rinke (fibula) rippe (costa) Tit. 89. riuwe (dolor) rote, rotte (co- hors) ruoche (cura) sage (relatio) sache (causa) sange (manipulus) schanze (periculum) schande (dedecus) schiure (horreum) schôƷe (gremium) schuole (schola) sèle (anima) sippe (cognatio) hërzeslage (palpitatio cordis) Trist. 8 a slahte (genus) smiuge (parcimonia) snîde (acies) sorge (cura) spîse (cibus) sprâche (sermo) state (occasio) stimme (vox) stiure (fulcrum) strâle (sagitta) strâƷe (via) stroufe (casti- gatio?) Nib. 8096. Frîged. 31 c stunde (hora) suoche (per- quisitio) suone (compositio) toufe (bapt. Tit. 24.? alth. toufa) trahte (cogitatio) triuwe (fides) troufe (stillicidium) twâle (mora) unde (unda) valde (scrinium) vëhte (pugna) vîle (lima) vîre (celebratio) vorhte (timor) volge (sequela) vreide (secessus) kl. 3827. Gudr. 26 a Bit. 115 b vreise (peri- culum) vuoge (aptitudo) vuore (alimonia) wâge (libra) wâge (ausum) wahte (custodia) wamme (venter) warte (specula) waste (solitudo) wide (salix) wîle (tempus) wîse (modus) wunde (vulnus) wunne (jubilum) zange (forceps) zarge (septum) zëche (computus) zîle (linea) zinne (pinnacu- lum). Verschiedene mit vorgesetztem ge- : genâde (gra- tia) ungehabe (tristitia) etc. — 2) bildungen mit -d (alth. -id) als: bevilde (sepultura) selde (aedes) sælde (felicitas) gebærde (gestus) fröude (gaudium) etc. — 3) mit -ung : U u II. mittelh. subst. stark. fem. erste decl. handelunge (actio) manunge (admonitio) etc. — 4) mit -niss : vancnisse (captivitas) vinsternisse (tenebrae) etc. — 5) mit inn : küniginne (regina) mæninne (luna) mœrinne (aethiopissa) wülpinne (lupa) etc. — 6) mit -en: këtene (ca- tena) küchen (coquina) metten (matutina) vërsen (calx). — 7) mit -h : malhe (pera) furhe (sulcus). — 8) mit -w: varwe (color) swalwe (hirundo). — 9) mit -est : dieneste (serva) Nib. 3382. [altn. þiónusta]. — 10) das bildende -e ist überall getilgt. aber noch am umlaut kenntlich, vgl. minne, krippe, rippe, sippe, hitze, gerte, brünne, sün- de etc. — 11) einige fremde: brëdige, bërle etc. — Anmerkungen: 1) wegfall des stummen e und zwar α ) unerläßlich nach liquidis; hierher gehören: nahtegal (luscinia) sal (traditio, concessio) schal (lanx) swal (gekürzt aus swalwe M. S. 1, 51 b ) wal (electio) zal (nume- rus) el (cubitus) kolocz 297. 325. kël (gula) dol (passio) sol (solea) nam (captura) Parc. 55 b ram (instrumenti ge- nus) Iw. 45 c scham und schëm (pudor) gran (mystax) man (juba) Parc. 61 c Trist. 125 b won, gewon (consue- tudo) nar (alimentum) schar (cohors) var (iter) var (ge- kürzt statt varwe) war (cura) schër (forfex); die decl. lautet so: zal pl. zal schar pl. schar zal zaln schar scharn zal zaln schar scharn zal zal schar schar vgl. schar (cohortes) Bit. 80 a 93 a etc.; die auf n machen jedoch den gen. dat. pl. -en , manen (jubis); küchen macht diese casus küchen (st. küchenn) N. 3874.; ebenso vërsen; këtene aber këtenen Trist. 33 c β ) ausnahme- weise nach t; so stehet bët f. bëte; stat f. state; gehört auch strut (silva) Tit. 129. hierher? — 2) wegfall des ton- losen e ist selten; ich finde mehrmahls aht, slaht, z. b. Nib. 5518; sodann fêl Wigal. 224. M. S. 2, 125 a buoƷ f. buoƷe etc. — 3) schwanken zwischen starker und schwa- cher form wegen einstimmung der gen. dat. pl. begreif- lich; namentlich wechseln beide bei den wörtern bâre (feretrum) ërde (terra) porte (porta) brücke (pons) strâƷe (via strata) u. a. m. — 4) folgende vocalisch auslautende wurzeln sind im sg. ohne alle casus-endung: brâ (su- percilium) klâ (ungula) slâ (vestigium) ê (lex) drô (mi- nae) [stehen folglich für brâe, klâe, slêe, drôe]; die drei letzten haben keinen pl., die beiden ersten den gen. dat. pl. brân, klân, den nom. acc. pl. bald stark brâ M. S. 2, 48 a 181 b klâ Wigal. 234; bald schwach: brân, II. mittelh. subst. stark. femin. erste u zw decl. klân Parc. 25 c 75 c . Zuweilen macht der pl. noch brâ- wen, klâwen M. S. 2, 47 b troj. 44 a 45 c . Die auf -î be- halten hingegen das casus-e, als: bîe (apis) Tit. 77. Wilh. 2, 73 b drîe (trias) klîe (furfur) krîe und schrîe (cla- mor) samt vielen fremden: massenîe etc., den pl. insofern er üblich ist bilden sie schwach: bîen (apes) M. S. 1, 84 a Kolocz 151. Wilh. 2, 124 a 53 a (wo bîen zu lesen?) Neben bîe , pl. bîen (oder bîgen Maria 47: mârîen ge- reimt, vgl. inzwischen oben s. 437. bige) gilt die andere form bin pl. bin (nach vierter decl.) Parc. 71 c Wilh. 2, 40 b Wigal. 234. Barl. 176. M. S. 2, 3 a 40 a kolocz 24. (ob- gleich ich dieses nie auf hin, in, bin [sum] reimen finde). Ebenso alth. entw. pîa , pìûn (gl. jun. 204. der gen. pl. pîânô st. pìônô? vielleicht war die ursprüngliche gestalt pio, pëo, pia? = angels. bëo, altn. bŷ) oder pin , gen, pinî, pl. pinî; oder pina, pl. pinûn? (oben s. 93.) und amîe schon den sg., vgl. amîen Wigal. 104. 105. Starkes femininum. zweite declination. practisch sind, seit auflösung des alth. a und î in e, alle fem. erster und zweiter decl. zus. gefallen. Doch behalte ich die besondere aufstellung bei, theils weil die subst. zweiter in der regel keinen pl. gebrauchen (ausnahme macht der dat. pl. z. b. von hulde) theils in der schwei- zerischen mundart die alte endung i geblieben zu seyn scheint; man vgl. gueti, grimmi, decki, snelli etc. in hss. des Barl, und Boner. und Stalder dial. p. 208. Gleich- wohl glaube ich, daß Rudolf selbst eher das gemein- mittelh. e gesetzt habe, als jenes mundartische i. — In diese decl. gehören 1) eine menge aus adj. gebildeter subst. z. b. blenke (albor) brœde (fragilitas) dræte (vehe- mentia) erge (pravitas) grimme (austeritas) herte (duri- ties) kelte (frigus) krenke (debilitas) krümbe (flexuositas) leide (odium) liebe (amor) milte (largitas) menige (mul- titudo) muede (lassitudo) rœte (rubor) senfte (lenitas) sterke (fortitudo) stæte (constantia) sueƷe (dulcedo) veste (arx) wilde (solitudo) witze (intelligentia) wîƷe (albe- do) etc. — 2) Andere meist von verbis abgeleitete: er- berme (misericordia) bürde (onus) decke (tegmen) ecke (acies) übergulde (inauratio) gulte (debitum) Barl. 124. 153. 252. heide (tesqua) büge (somnium) M. S. 1, 58 a 2, 132 a hulde (favor) rihte (directio) slihte (aequitas) urteile (sententia) töufe (baptismus) etc. Anmerkungen : 1) zwar haben alle umlautsfähigen wurzelvocale dieser decl. (hulde, gulde, gulte nach s. 337. U u 2 II. mittelh. subst. stark. fem. zw. u. vierte decl. abgerechnet) den umlaut; doch gibt er kein sicheres merkmahl ab, theils wegen der seiner unfähigen wörter (liebe, grimme etc.) theils wegen der auch in erster decl. umlautenden (unter n°. 10.) — 2) apocope des stummen e in: ner (servatio) Trist. 40 c wer (defensio) zer (con- sumptio) Wilh. 2, 12 b (alth. nerì, werî, zerî). Zweifel- haft gehört das häufige gër oder gir (voluntas animi, cupiditas) hierher, oder in die vierte, nachdem sich ein alth. nom. sg. kirî oder kir (wie ich vorhin s. 620. ange- nommen) beweisen läßt. Von zweisilbigen adj. gebildete feminina legen das e nur ab, wenn die erste silbe lang ist, also z. b. diu vinster (caligo) bitter (amaritudo) töugen (secretum) alth. vinsterî, toukanî; fehlerhaft aber, wenn sie kurz ist, es heißt: diu übele (pravitas) vrevele (audacia) ëbene (planities). Die hss. verfehlen oft beides. — 3) zu- weilen fallen wörter aus der vierten declin. hierher, na- mentlich: arbeite (labor) Nib. 4248. M. S. 2, 73 b zuweilen wörter aus der zweiten in die vierte, als: urteil. Starkes femininum. dritte declination. mangelt. Starkes femininum. vierte declination. beispiel: kraft pl. kreft-e kreft-e kreft-e kreft-e kreft-en kraft kreft-e alp, elbe (genius) M. S. 1, 50 b meisterg. 2 b 37 b angest, engeste? (angustia) ant, ente (anas) Bon. 79, 19. ax, exe (securis) arbeit, arbeite (labor) bluot, bluete (flos) brunst, brünste (incendium) brust, brüste (pectus) brûrte briute (sponsa) burc, burge (arx) geburt, gebürte (nativitas) missedâht, -dæhte (suspicio) diet, diete (gens) gedult, gedulte (patientia) eich, eiche (quercus) gans, gense (anser) geiƷ, geiƷe (capra) gluot, gluete (ardor) gunst, günste (concessio) haft, hefte (manu- brium) Ben. p. 195. hant, hende (manus) comp. mit -heit, als: manheit, manheite etc. huf, hüffe (femur) hurt, hürte (clathrum) hût, hiute (cutis) jugent, jügende (juventus) kraft, krefte (vis) kunft, künfte (adventus) kunst, künste (ars) âkust, âküste (nequitia) leis (nix re- cens) Parc. 67 c volleist (auxilium) lîch, lîche (corpus) brût-louft, löufte (nuptiae) lûs, liuse (pediculus) lust, lüste (voluptas) maget, megede; meit, meide (virgo) maht, mehte (potestas) âmaht (languor) milch, milhe (lac) comp. mit -muot, als: übermuot, übermuete etc. mûs, miuse (mus) naht, nehte (nox) nât, næte (sutura) II. mittelh. subst. stark. femin. vierte decl. nôt, nœte (necess.) genuht, genühte (abundantia) comp. mit -nunft, als: sigenunft, -nünfte (victoria) pfeit, pfeite (tunica) pfliht, pflihte (nexus) rât, ræte (consilium) M. S. 1, 131 a 169 b 176 b Parc. 121 b Wigam. 40 a (wiewohl der nom. sg. rât unbewiesen und vielleicht ein ræte nach zweiter decl. anzunehmen ist?) sât, sæte (seges) comp. mit -scaft, als: riterscaft, riterscefte. gesciht, gescihte (eventus) schrift, schrifte (scriptura) schult, schulde Daneben kommt nach zweiter deel. der nom. sg. schulde unschulde vor M. S. 1. 69 a 2, 29 b Wilh. 2, 37 a Parc. 64 a 74 b ; schult scheint mehr debitum, sehulde mehr culpa suszudrücken. (debitum) angesiht, angesihte (facies) snuor, snuere (fu- nis) stat, stete oder stet (locus) stuot, stuete (equa) sûl, siule (columna) tât, tæte (factum) tagalt, tagalte (jocus) der bildung nach vielleicht richtiger tagelte nach zwei- ter. tugent, tügende (virtus) tuht, tühte (valor) Ben. p. 165. tult, tulde (celebratio) vart, verte (iter) vluot, vluete (fluctus) vlust, vlüste (jactura) vruht, vrühte (fructus) vûst, viuste (pugnus) want, wende (paries) wât, wæte (vestis) wërlt, wërlde (mundus) inziht, inzihte (incul- patio) zît, zîte (tempus) zuht, zühte (disciplina). Anmerkungen: 1) die vocalauslautenden vlô (pulex) kuo (vacca) vluo (rupes) sû (sus) scheinen im sg. unverän- derlich, im pl. vlœhe, kueje, vluehe, siuwe zu bekom- men. klû M. S. 2, 182 a im reim auf vlû st. vluo ist mir unklar. — 2) nach wegfallendem stummen e könnte nur in den wörtern kur (arbitrium) tur (porta) gir, gër (cu- piditas) bin (apis) frage seyn. Die beideu ersten wür- den dann den nom. acc. sg. kur, tur, die übrigen ca- sus umlautend kür, tür machen; jenen nom. und acc. vermag ich aber nicht strenge zu erweisen, da selbst die alth. tur und kir nicht über den zweifel hinaus sind, ob sie vielleicht turî, churî, kirî nach decl. II. lauteten? bin hat den pl. nom. bin, gen. bin, dat. binen. — 3) alle wörter dieser decl. können im gen. und dat. sg. das e ab- legen, also beide casus dem nom. und acc. gäozlich gleich machen. Seltner geschieht es im gen. (vruht Parc. 126 a vart Parc. 24 c brust Parc. 1 c diet Parc. 46 a zuht Parc. 39 b nôt Tit. 102. 110. tât Tit. 14. etc.) hänsiger im dat. (nôt Iw. 20 c Parc. 105 c kraft Parc. 28 a 107 b 123 a hant Parc. 102 b 106 a wât Parc. 108 a angest Tit. 43. vruht Parc. 106 c diet Parc. 110 a etc.) Mit den unveränderlichen formen vruht, vart etc, wechseln die declinierenden gen. dat. vrühte, II. mittelh. subst. starkes neutr. erste decl. verte ab. Ich sehe hier keine apocope des tonlosen flexions- vocals (wie in decl. 1. anm. 2.) und zwar α ) weil bei apocope, wenigstens des stummen e, der wurzelumlaut bleibt; es heißt z. b. ner, her (alth. nerî, heri) nicht nar, har; hier aber umgekehrt vruht, tât, vart, nôt und nicht vrüht, vert, tæt, nœt. β ) weil die in gleichem buchstabenverhältniß befindlichen nom. gen. acc. pl. das e nie ablegen (kein tât, vart für tæte facta, verte itinera). γ ) weil die, folglich bloß den sg. angehende indeclina- bilität spurweise bereits im alth. vorkam (oben s. 620. no. 4. 630. no. 3.) wo an keine apocope des unbetonten casus vocals zu denken ist. δ ) weil dies e im neuh. nothwendig wegfällt, nicht bloß, wie das tonlose, wegfallen kann . — 4) vom fem. art (natura, cultura, genus) finde ich nur die unveränderliche form des sg;., niemahls den gen. dat. erte; daneben bedienen sich dieselben denkmähler wechselnd und häufiger des masc. art , ardes, arde, [wie im angels, ëard] doch auch nicht im pl. Letzteres scheint mir stets die bedeutung von genus, indoles zu besitzen, während das fem. zu- gleich den abstracten begriff von modus (art und weise) ausdrückt. — 5) ich zähle noch die nur im sg. und ganz unveränderlich vorkommende form -în hierher: küni- gîn, meisterîn, hërzogîn etc.; kürzung der daneben gül- tigen form -inne (erste st. decl. no. 5). Insofern auch -in eintritt, dürste dieses der ersten decl. angehören und wie küchen, vërsen beurtheilt werden; vgl. oben s. 368. und unten die dritte schwache decl. Starkes neutrum, erste declination. beispiel: wort pl. wort wort-es wort-e wort-e wort-en wort wort 1) einfache: âs (cadaver) bal, -lles (pila) Wigal. 199. bant, -des (vinclum) barn (infans) bat, -des (balneum) blat, -tes (folium) bloch (truncus) brôt (panis) bunt, -des (pellis) buoch (liber) dach (tectum) diech, -hes (semur) dinc, -ges (res) gëlt (praestatio) glas (vitrum) golt (aurum) abgot (idolum) gôƷ (junctura tecti) Trist. 122 c 124 a grap, -bes (sepulcr.) gras (gramen) guot (bonum) hap. -bes (portus) Parc. 187 a hâr (crinis) heil (salus) horn (cornu) hûs (domus) huon (pullus) jâr (annus) îs (glacies) kar (vas) kint, -des (infans) kleit, -des (vestis) krût (herba) lamp, -bes (agnus) lant, -des (terra) liet, -des (carmen) II. mittelh. subst. starkes neutr. erste decl. lit, -des (membrum) loch (foramen) loup, -bes (folium) mâl (signum) maƷ (cibus) mëƷ (mensura) mein (nefas) mies, mos (muscus) nëst (nidus) ort, -tes (cuspis) ors (equus) pfant (pignus) pflac, -ges (morticinium) Bon. 73, 26. rat, -des (rota) rêch, -hes (caprea) riet, -des (carex) rint, -des (armentum) rîs (virgultum) rôr (arundo) ros, -sses (equus) sahs (culter) sant, -des (littus) underscheit, -des (discrimen) schâf (ovis) schif (navis) schrîn (scri- nium) seil (funis) sêr (dolor) besëƷ (obsidium) slôƷ (clau- strum) spër (hasta) spor (vestigium) spil (ludus) stat, -des (littus) swërt (ensis) swîn (sus) tal (vallis) teil (pars) tier (animal) tor (porta) trân (flumen) tuoch (pannus) vahs (capilli) vaƷ (vas) viur, viuwer (ignis) volc, -kes (pop.) wal (campus) wërc, -kes (opus) wiht (creatura) wîp, -bes (femina) wort (verbum) zil (terminus) — 2) bil- dungen, -el, -em, -en, -er , als: schapel (sertum) ga- dem (aedes) ellen (virtus) îsen (ferrum) lachen (pannus) wâpen (arma) wolken (nubes) zeichen (signum) eiter (virus) îser (ferrum cusum, bei Wolfr. von îsen dem unverarbei- teten metall unterschieden) laster (vitium) lëger (cubile) luoder (esca) waber (visio) waƷƷer (aqua) wëter (tempe- stas) Nicht wëtter; also im dat, wëtere, nicht wëtter; man lese amur 13 b wëtere: ëtere (sepimento, tecto), und berich- tige hiernach oben s. 417. etc. — 3) lingualbildungen: houbet (caput) lieht (lux) pfert (equus) ôbeƷ (pomum) dienest (ministerium) etc. — 4) gutturalbildungen: honec, -ges (mel) march (equus) vërch (vita) — 5) vocalauslautige mit vorbre- chendem w als rê, rêwes (funus) knie, kniewes (genu) tou, touwes (ros) blî, blîwes (plumbum) mël, mëlwes (far) hor, horwes (lutum), ei (ovum) hat eiges. — 6) comp. mit ge-, als: gebot (mandatum) etc. Anmerkungen: 1) vom stummen e gelten die oben s. 668. beim masc. vorgetragenen regeln; man decliniere folglich: zil pl. zil spër pl. spër zil-s zil spër-s spër zil zil-n spër spër-n zil zil spër spër und nach zil weiter: spil (ludus) tal (vallis) mal (fer- culum, versch. von mâl, mâles?) wal (campus stra- gis) hol (foramen); nach spër aber: kar (vas) spor (vestigium) tor (porta); ebenso gehen mël (far) hor (lu- tum) wenn sie im obliquen casus das alte w nicht II. mittelh. subst. stark. neutr. erste u. zw. decl. mehr brauchen. Der gen. pl. spër (und nicht spëre) findet sich häufig, z. b. Tit. 67. Parc. 17 b 19 c 23 c 82 b 84 a. b. 92 a 93 a Wigal. 129. (z. 3440.) 246. (z. 6667. wo alle hss. spër lesen) spil (ludorum) Bit. 122 a mal (ferculorum) kolocz 163. Wigal. 7. (z. 121.) lese man hor oder mit cod. C. horwe. — îsen, laster etc. declinieren vôl- lig wie meiden, acker s. 669. gadem und lëger aber wie wort. — 2) das tonlose e wird ausnahmsweise gekürzt in vël (cute) st. vëlle Parc. 64 b 122 a ; ros (equo) st. rosse Wigal. z. 2005. und 11112 ros (equorum) st. rosse; pfert st. pferde Parc. 125 a hâr st. hâre Wilh. 2, 7 b wîp st. wîbe Nib. 3516; lant f. lande in den Nib. mehrmahls und ähnlicher fälle mehr. — 3) folgende haben im pl. das paragogische (umlaut wirkende) er : bender. bleter. blö- cher. buecher. dieher. dörfer. eiger. abgöter. greber. hue- ner. hiuser. kelber. kinder. kleider. kriuter. lember. lider. lieder. löcher. löuber. örter. pfender. reder. rêher. rieder. rinder. rîser. rösser. telr. tuecher. welfer (catuli) wîber. zwîer (rami) und wohl andere, die mir noch nicht vorgekommen sind. Von den meisten gilt zu- gleich der pl. ohne -er , einige haben immer -er, an- dere nie; das nähere gehört nicht hierher in die flexions- lehre. Die decl. der pl. auf -er richtet sich nach dem Io eben für das bildungs -er in lëger und laster ent- wickelten unterschiede; es heißt: reder reder-e reder-en reder und wîber wîber wîber-n wîber daher mit recht: klage 3892 (4027.) swërter (ensium) Parc. 123 c wîber (feminarum). telr (valles) vermuthlich auch hölr (foramina) weil in ihnen (nach s. 374.) das stumme e der zweiten silbe erlischt, machen die gen. dat. telre, telren; hölre, hölren. Starkes neutrum. zweite declination. künn-e pl. künn-e ber pl. ber künn-es künn-e ber-s ber künn-e künn-en ber ber-n künn-e künn-e ber ber 1) bildungen mit bloßem -e: bette (lectus) bilde (ima- go) erbe (hereditas) ende (finis) ecke (acies Bit. 110 a ) ellende (exsilium) abgründe (abyssus) heile (salus) leich des von ruge p. 459. hirne (cerebrum) kinne (mentum) kleinœde (xenium, clenodium) kriuze (crux) künne II. mittelh. subst. stark, neutr. zw. u. dr. decl. (genus) urliuge (bellum) antlütze (facies) mære (fabula) mütte (modius) netze (rete) œle (oleum) pâradîse (para- disus) rîche (regnum) rippe (costa) Parc. 19 c stücke (fru- stum) swelle (limen) stüppe (pulvis) tenne (area) tinne (tempus capitis) wette (pignus, obligatio) wiƷe (suppli- cium) antwürte (responsum) — 2) mit der vorsilbe ge- : gebeine (ossa) gedigene (famulitium) gedürne (dumetum) gegihte (arthritis) gehilze (capulus) gelücke (fortuna) gemuets (animus) geslehte (genus) getihte (carmen) ge- vilde (planities) und viele ähnliche. Anmerkungen: 1) umlautsfähige wurzelvocale lauten beständig um; ob es mit kleinœde seine richtigkeit hat? die meisten hss. liefern kleinôde Parc. 146 a 186 c Trist. 16 a 78 a Barl. 250. hingegen kleinêde Wig. 53 und 151. das verkürzte kleinêt; Ottoc. 598 b kleinêt (:hêt gereimt); En. 92 b 98 b clînôte (? clênôde) — 2) die durch wegfall des stummen e verkürzten wörter können practisch der ersten decl. beigezählt werden, wie das paradigma ber zeigt. Es sind folgende: ber (bacca) her (exercitus) mer (mare) und mehrsilbige wie gewæfen (armatura) gezim- ber (tabulatum) alth. kiwâfani, kizimpari. Den gen. pl. belege ich mit wîn-ber (weltchron. Schütze p. 210.) wîbe-her (Parc. 85 b ) — 3) göu (pagus) höu (foenum) find kürzung der daneben gültigen formen göuwe, höu- we. — 4) einschiebung des -er im pl. finde ich in kleinœter Flore 7 b ; gevilder von gevilde und getel, pl. getelre ist mir noch nicht vorgekommen. Starkes neutrum. dritte declination. spuren in vihe (pecus) wite (lignum), welches letztere meistens masc. erscheint, auch in wit apocopiert wird. Schwaches masculinum. beispiel: has-e pl. has-en has-en has-en has-en has-en has-en has-en 1) einfache: affe (simia) an oder en (avus) ande (ira) ar (aquila) bache (porcus) balle (musculus manus) balme (palma) Barl. 114. bër (ursus) bluome (flos) boge (arcus) bote (nuntius) brache (canis) brunne (fons) buole (ama- tor) dil (assis) georg 38 a enke (servus) erbe (heres) garte (hortus) gêre (sinus vestis) ginge (desiderium) grabe (fossa) grâve (comes) grîfe (gryphus) gupfe (culmen) Parc. 39 a orthabe (auctor) ham (hamus) hamme (poples) hase (le- II. mittelh subst schwaches masculinum. pus) hërre (dominus) einhürne (unicornis) Barl. 116. 118. 119. schmiede 257. wogegen Bit. 110 a ein- horn und einhorne neutral. kempfe (pu- gil) knabe (puer) knappe (armiger) knolle (nodus) knurre (truncus) koche (navis) kol (carbo) lewe, leu (leo) mâne (luna) mâse (cicatrix) meige (majus) merze (martius) nam, name (nomen) narre (stultus) ohse (bos) pfaffe (clericus) pfage (equus) pfarre (taurus) troj. 68 a 71 a. c. pfâwe, pfâ (pavo) queste Parc. 28 a ) rappe (corvus) recke (vir fortis) rîfe (pruina) rise (gigas) rite (febris) ron (truncus) rüde (canis) sâme (semen) schade (damnum) schate (umbra) [bei Wolfr. Conr. u. a.] seite (chorda) schenke (pincerna) sil (funis) slange (serpens) slite (traha) smërze (dolor) spache (ra- mus) spar (passer) spor (calcar) sprünge (saltator) stër (vervex) kolocz 395. stërne (stella) stolle (fulcrum) wider- strîte (adversarius) swan (cignus) swalme (hirundo) walt- swende (lignum perdens, i. e. heros) sunne (sol) tôre (stultus) tote (patrinus) trache (draco) trappe (tarda) tûme (pollex) turse (gigas) van (pannus, vexillum) vauke (scin- tilla) vinke (fringilla) volle (abnndantia) Nib. 8347. 9433. vol (pullus equi) sachwalte (causidicus) grieƷwarte (praeco) wase (cespes) weise (orphanus) wîtweide (late pascens) wër (vas, -dis, satisdans) wërre (scandalum) wille (vo- luntas) zapfe (dnciculum) her-zoge (dux) und viele an- dere, namentlich aus verbis gebildete. — 2) bildungen mit -el, -em, -en, -er als: nabele (umbilicus) einsidele (eremita) balsem (balsamus) bësme (scopa) heiden (ethni- cus) christen (christianus) këvere (brucus) habere (avena) reiger (ardea) vetere oder vetter (patruus) Nöthigen die s. 417. angeführten reime, da kein bletere an- zunehmen ist, zu bletter und vetter? Freîlich gilt schon im alth. pletir, nicht mehr pletiru, aber letzteres galt doch früher einmahl und so mochte noch im mittelh. ble- ter : veter (pletiru: vetiro) stumpf reimen und veter für vetere stehen dürfen. . — 3) an- dere bildungen: mensche (homo) swërde (dolor). — 4) verschiedene fremde wörter; aberëlle (aprilis) cristalle, cocatrille (crocodilus) etc. — 5) composita mit ge- ge- bûre (rusticus) gedinge (spes) geloube (fides) geselle (so- cius) gevatere (patrinus) etc. Anmerkungen : 1) das stumme e fällt nach 1, r noth- wendig und gänzlich weg; man decliniere II. mittelh. subst. schwaches masculinum. kol Wolsr. gebraucht kol auf obige weise als schw. masc. (Parc. 48 b 111 b Wilh. 2, 129 a ); andere als starkes neutr. (Wigal. 281.) oder st. masc. (a. wäld. 3, 176.); der nom. sg. kol stimmt zu ellen dreien fällen. pl. kol-n ar pl. ar-n kol-n kol-n ar-n ar-n kol-n kol-n ar-n ar-n kol-n kol-n ar-n ar-n und darnach: dil, sil, vol, spar, bër, stër, wër, spor. Nach m und n fällt es nur im nom. sg. weg, nicht in den übrigen casus, weil mn oder nn mislauten würde. Die älteren dichter hegen es hier auch noch im nom. sg. Wolfr. namentlich gebraucht name (nomen) geschieden von nam (cepit); die strengmittelh. decl. lautet aber: nam pl. nam-en van pl. van-en nam-en nam-en van-en van-en nam-en nam-en van-en van-en nam-en nam-en van-en van-en ebenso gehen: ham, an, han, swan, ron; spätere denkmäh- ler gestatten sich zuweilen den dat. vanne, vanen (im Tit. auf manne gereimt). wozu theils der nom. van, theils die richtig kurze aussprache des a in vanen (beinahe van’n) verleitete; doch findet sich kein analoges aune, swanne, ronne. MehrGlbige bildungen -en mit stummen e (also langer erster silbe) namentlich chrislen, heiden (alth. chri- stano, heidano) können entw. nach van gehen, pl. chri- stenen, heidenen, oder (wie die starken subst. meiden, woken im dat. pl.) das flexions -en überall wegwerfen, in welchem falle sie ganz indeclinabel alle casus dem nom. sg. gleichmachen, (dies darf nicht verleiten, sie für stark zu halten, denn nie gilt der gen. heidens, chri- stens). — 2) nach t fällt das stumme e nicht regelmäßig weg, sondern nur ausnahmsweise bisweilen im nom. sg. als: bot, tot, schat, rit statt bote, tote, schate, rite; in den übrigen casus aber boten etc. kein botn. — 3) das tonlose (unstumme) e muß immer bleiben und buol, mân f. buole, mâne wären fehlerhaft; aus glei- chem grunde einsidel, gevater statt einsidele, gevatere. — 4) umlaut in dieser decl. zeigt die alth. zweite decl. an, z. b. recke, einhürne, schenke ein hreckjo, einhurnjo, scenkjo; da sich neben vol (Parc. 132 b M. S. 2, 152 b troj. 110 b ) vül (M. S. 1, 80. Vrîbërc 16 c ) findet, mag auch ein alth. vuljo neben volo behauptet werden. II. mittelh. subst. schw. semin. erste decl. Schwaches femininum. erste declination. beispiel: zung-e pl. zung-en zung-en zung-en zung-en zung-en zung-en zung-en 1) einfache: albe (mons) ameiƷe (formica) amme (nu- trix) an (avia) asche, esche (cinis) barte (ascia) base (ami- ta) bir (pirum) biule (ulcus) blate (thorax) bütte (dolium) brücke (pons) galle (fel) garbe (manipulus) gelle (pellex) gërste (hordeum) glocke (campana) gruobe (fovea) halbe (latus) halse (collare) harpfe (nablium) henne (gallina) hinde (cerva) hose (braccae) hütte (tugurium) kanne (cantharus) kappe (cucullus) katze (felis) kefse (capsula) kirche (eccl.) kiste (cista) kiule (fustis) kon (uxor) kreie (cornix) lache (palus-dis) linde (tilia) lîte (clivus) loube (umbraculum) lücke (lacuna) mâse (cicatrix, oder männl.? vgl. Wilh. 2, 42 a ) minze (mentha) mül (mola) muome (amita) nase (nasus) olbende (camelus) ouwe (pratum) pfanne (frixorium) pfîfe (tibia) porte (porta) rëbe (vitis) rinde (cortex) rinne (canalis) rœre (calamus Parc. 123 a ) ruote (virga) schalte (remus) scharte (incisura) schîbe (orbis) schirbe (testa) schmitte (officina) schrunde (fissura) schuppe (squama) sëhe (visus) sîde (sericum) sîte (latus) siure (acarus) slinge (laqueus) snite (buccella) spinne (ara- nea) sprîƷe (festuca) stange (contus) stande (cupa) strange (restis) strieme (virga) stube (vaporarium) sunne (sol) swarte (cutis) tanne (abies) tasche (pera) tincte (atramen- tum) tûbe (columba) valte (plica) vaste (jejunium) veile (linteolum) vîge (ficus) vliege (musca) vrouwe (femina) wage (cunae) wanne (vannus) wëlle (unda) wîde (salix) wicke (vicia) woche (septimana) wülpe (lupa) wunde (vulnus) zange (forceps) zêhe (dig. pedis) zunge (lin- gua) u. a. m. — 2) bildungen mit -el, -er : buckel (um- bo) geisel (flagrum) gugele (cucullus) gürtel (cingulum) insel (insula) nëstel (vitta) niftel (neptis) tâvel (tabula) twehele (mappa) vackel (taeda) videle (fides, -ium) zwisele (furca) âder (vena) âgelster (pica) gâlander (ga- lerita) kamere (camera) kulter (culcitra) natere (vipera) vëdere (penna) u. a. m. — 3) mit -ew : sënewe (nervus) swalewe (hirundo) witewe (vidua) — 4) mit der vorsilbe ge-: gespil (socia) gevatere (commater) gemâle (sponsa) etc. Anmerkungen: 1) regelmäßiger wegfall des stummen e nach liq. wie beim mase., mül, gespil, nëstel, niftel etc. gehen wie kol; bir, âder, âgelster etc. gehen wie ar; II. mittelh. subst. schw. fem. erste, zw. u. dr. decl. kon gehet wie van. — 2) ausnahmsweiser wegfall des stummen e nach t könnte im nom. sg. blat, snit eintre- ten. — 3) ob die bildung -en bei dieser decl. auch in betracht kommt? ist zweifelhaft, da z. b. küchen, vër- sen schwach gerade so wie stark lauten müsten, nämlich der starke gen. küchen stände f. küchene, der schwache gen. küchen f. küchenen (wie wolken, heiden f. wolke- nen, heidenen). Sonst scheint mir das seltene dieren (ancilla, virgo) Parc. 62 a allerdings hierher gehörig, und steht für dierene, dierne, lautet aber dirne (gen. dir- nen?) schmiede 355. 1797. verkürzt dirn M. S. 2, 82 a — 4) schwanken zwischen schw. und st. form s. oben s. 674. anm. 3. 4. Schwaches femininum. zweite declination. in die erste übergegangen; die wörter oft erkennbar am umlaut (mül, rœre) oder an gemin. cons. (schmitte alth. smitja?) Schwaches femininum. dritte declination. spuren in mengîn (multitudo) Flore 49 c 55 b 59 a menigîn (multitudine) M. S. 1. 38 b bürden (onus) Frib. 21 b bürden (oneris) Flore 5 b Wilh. 3, 176 a gewöhnlich gehen jetzt menige, bürde (troj. 8 c 12 c Wilh. 2, 36 b ) nach zweiter starker. Vielleicht dürfen noch andere, z. b. mænîn (luna) hërzogîn, heidenîn, als aus den masc. mâne, her- zoge, heiden moviert hierher genommen werden, wie- wohl ich kein alth. mânîn, herzogîn, heidenîn (goth. menei, haritaúhei, háiþnei?) zu belegen vermag; vgl. anm. 5. zur vierten decl. Schwaches neutrum. beispiel: hërz-e pl. hërz-en hërz-en hërz-en hërz-en hërz-en hërz-e hërz-en nur die wörter hërze (cor) ôre (auris) ouge (oculus) wange (gena) p. 629. ist wanka durch versehen ausgelaßen; p. 609. ein goth. waggô zu vermuthen, obwohl Ulph, Matth. 5, 39. kinnus braucht. ). Wie im alth. gilt ausnahmsweise hërze, ouge, ôre, wange im nom. acc. pl. Nib. 3251. Trist. 75 a 86 a 88 a 121 b Parc. 5 a etc. Selbst im dat. sg. hërze Trist. 35 b Tit. 30. M. S. 1, 174 a wange Trist. 9 c . II. mittelh. substantiv. anomalien. Anomalien der mittelhochdeutschen substantive. 1) vater, bruoder, muoter, swëster, tohter im sg. un- veränderlich; den pl. lauten einzelne hss. um in veter, brueder, mueter, töhter, doch scheint das spätere verderbnis. Nicht mehr beweiskraft haben die schwa- chen pl. tohteren, swësteren troj. 81 c 82 a 97 b 101 c 107 a . Zu untersuchen bleibt, ob swëher , swêher, (socer) Wilh. 2, 83 a 182 b swiger (socrus) swâger (maritus so- roris) Wilh. 3, 63 b auf trâger (tardius) reimend, gleich- falls unveränderlich sind; nach dem goth. svaíhra, svaihrô sollte man die schwache form swëhere, swigere erwarten, allein auch im alth. gilt suëhar, swigar, kein suëhero, swigera. 2) man sowohl ganz unveränderlich für alle casus sg. und pl. (gen. sg. lw. 21 c Parc. 48 a dat. sg. Parc. 43 a gen. pl. Nib. 308. Bit. 58 a dat. pl. Bit. 56 a 90 a ) als nach der ersten st. masc. decl. gen., mannes, dat. manne; gen. pl. manne, dat. mannen. Doch lautet nom. acc. pl. immer man, niemahls manne. Oft beiderlei form ne- beneinander, z. b. von manne ze man Wilh. 2, 35 b . 3) naht nach vierter weibl. gen. dat. nehte M. S. 2, 185 b fragm. 31 c ; zuweilen ohne umlaut nahte M. S. 2, 66 b 108 b ; zuweilen das indecl. naht (noctis) M. S. 1, 63 b ; seltner männlich, mit dem gen. nahtes (vgl. M. S. 1, 37 a des nahtes) der aber häufig adverbialiter vorkommt. — diet scheint im mittelh. überall weibl. und nur in nie- derd. quellen (En. Roth. etc.) zeigt es sich männlich. — buoch ist entschieden neutrum. 4) von einschiebung des -er vorhin s. 680.; einschie- bung des -en kommt nicht vor, selbst nicht bei aus der schweiz gebürtigen dichtern, nur lüge (mendacium) zeigt Nib. 18227. den pl. lügene. Man vgl. aber die zur dritten schw. weibl. decl. angemerkten spuren des -în, in, -en. Neutrale diminutiva gehen schon im nom. sg. auf -lîn, sehr selten auf -lî aus (vgl. vin- gerlî griffelî Flore 11 a 35 c trûtlî amur 14 c minnerlî fragm. 15 a ; näheres bei der wortbildung). 5) schwanken zwischen st. und schw. form z. b. gebûr, gebûre s. 667. 682 n. a. m. vgl. 674. Mittelniederdeutsches substantivum . Die beschränktheit der quellen läßt keine eigentliche darstellung der declinationsflexionen zu; bedeutende ab- II. mittelniederl. subst. stark. masc. erste decl. weichungen vom mittelhochdeutsch, wenn sie statt fän- den, würden sich immerhin verrathen. Ich nehme da- her im ganzen die gültigkeit der mittelh. declinationen an, doch scheint 1) der umlaut enger begrenzt, wes- halb z. b. die vierre männl. decl. vielleicht nur die wör- ter begreifen könnte, welche das a sing. im pl. zu e verwandeln. 2) der plur. neutr. noch öfter auf -e en- digend, z. b. vate (vasa) hôvede (capita) etc. 3) vom alts. -s des pl. masc. erster und zweiter decl. ist keine spur. 4) ob die kürzung des stummen e nach den mit- telh. grundsätzen erfolge, wage ich nicht zu behaupten. Mittelniederländisches substantivum . Starkes masculinum. erste declination. beispiel: vissc pl. vissc-e vissc-es vissc-e vissc-e vissc-en vissc-c vissc-e 1) einfache, als: aerm, aerme (brachium) baert, baerde (barba) bërch, bërghe (mons) dach, daghe (dies) dief, dieve (fur) dwaes, dwase (stultus) êt, êde (juramentum) gast, gaste (hospes) god, gode (Deus) hont, honde (ca- nis) kêr, kêre (iter) maech, maghe (propinquus) moet, moet (animus) mont, monde (os) mûr, mure (murus) nap, nappe (crater) pat, pade (semita) ram, ramme (aries) raet, rade (consilium) ries, riese (stultus) saerc, saerke (sarcophagus) scalc, scalke (servus) scat, scatte (thes.) scilt, scilde (clypeus) sin, sinne (sensus) slach, slaghe (ictus) spronc, spronghe (saltus) staf, stave (baculus) stèn, stêne (lapis) stier, stiere (taurus) top, toppe (cirrus) traen, trane (lacrima) vaec, vake (somnus) wolf, wolve (lupus) worp, worpe (jactus) und viele andere. — 2) bil- dungen mit -el, -en, -er , als: appel (pomum) crëkel (cicada) inghel (angelus) slôtel (clavis) raven (corvus) ëver (aper) lachter (vitium) vingher (digitus) etc. — 3) mit -inc, -linc : jonghelinc, jongelinghe; ballinc (maleficus) coninc, coninghe etc. Anmerkungen: 1) die voc. und cons. veränderungen richten sich nach der buchstabenlehre, man halte aerm; traen, trane; voet, voete etc. für keinen umlaut (in hochd. sinne) — 2) die mittelh. regeln vom stummen e sind unanwendbar; zuweilen wird das e im gen. sg. II. mittelniederl. subst. st. masc. ersteu. zw. decl. ausgestoßen, als bërchs, diefs, honts, maechs, scats, coninx neben bërghes, dieves, hondes, maghes, scattes, coninghes. Das dative casus-e bleibt immer. — 3 ) da- gegen kann das e der bildungen el, er wegfallen, z. b. vogle, apple, applen st. voghele, appele, appelen. — 4) der sächs. pl. auf -s zeigt sich nur in der anomalie mans und zuweilen in den aus der zweiten decl. über- tretenden bildungen -er statt -ere (s. die zweite decl.) 5) übergänge der plur. casus in die schwache form fin- den sich zwar verschiedentlich in den denkmählern, mei- stens aber an unbeglaubigten stellen, d. h. außerhalb dem reim. So liest man Maerl. 3, 159. zeile 45 duvelen (dia- boli), zeile 48 richtiger duvele; 3, 206. inghelen (ange- lorum) 1, 47. wolven, vossen (lupos, vulpes) 2, 118. corven (corbes) 3, 119. zeile 23 stênen (lapides) zeile 25 richtiger stêne; 1, 46. appelen (poma) 1, 403. daghen (dies) Rein. 366. daghen etc.; nichts hindert hier über- all -e herzustellen und das -en für einen fehler der hs. oder der ausgabe zu nehmen. Im reim, wo die lesart unabweislich ist, steht fast durchaus starke form; Maerl. 3, 71. finde ich daghen: claghen, man könnte gleich- wohl st. des inf. das subst. claghe setzen, und Rein. 361. ist sicher trane: grane f. tranen:granen zu lesen; (vgl. die anm. zur ersten weibl. decl.) — 6) vîant und vrient machen den pl. vîande, vriende Maerl. 2, 125. doch stehet Rein. 332. Maerl. 2, 135. auch der pl. vrient (:verdient). Starkes masculinum. zweite declination. 1) die wenigen auf bloßes -e, als hërde (custos) rugge (dorsum) weite (triticum) gehen schwach, gen. hërden, weiten, ruggen. — 2) die zahlreichen bildungen auf -are, -ere sind schwankend, nämlich α ) die auf -are [welche form gewöhnlich eintritt, sobald ein unbeton- tes -el, -en, -er voraussteht, z. b. loghenare (mendax) droghenare (fallax) mordenare (homicida) molenare (mo- litor) maertelare (martyr) kërselare (cerasus) wisselare (numularius) tôverare (veneficus) etc. doch finden sich außerdem: pilare (fulcrum) outare (altare) sondare (pec- cator) u. e. a.] pflegen schwach zu declinieren, also im gen. sg. und nom. pl. maertelaren etc. — β ) die auf -ere [eintretend, wenn diese bildung unmittelbar an die wurzel rührt, als: backere (pistor) voetganghere (pedester) dëlvere (fossor) dorpere (rusticanus) ghëvere (dator) hoedere (custos) jaghere (venator) lësere (lector) II. mittelniederl. subst. st. masc. zw. u. vierte decl. drômspëlre (somniorum interpres) riddere (eques) u. a. m.] gehen bald schwach, pl. backeren, jagheren, ridderen; bald stark: backers, jaghers, ridders, spëlres etc. und in dieser form scheinen sie auch gern das e im nom. acc. sg. zu apocopieren. Man decliniert also z. b. wë- vere (textor) entweder wëver-e pl. wëver-en oder: wëver pl. wëver-s wëver-en wëver-en wëver-s wëver-s wëver-en wëver-en wëver-e wëver-s wëver-e wëver-en wëver wëver-s der gen. und dat. dieser erstarrten pluralform bedarf ei- niger belege: dienres (ministris) Maerl. 2, 47. hollanders (batavorum) Stoke 3, 239. jonghers (discipulis) Maerl. 2, 144. 164. 3, 170. freilich stehen alle solche pl. auf -s nie- mahls in beweisendem reim. Selten zeigen sie sich bei den unter α . genannten auf -are, doch stehet Maerl. 3, 146. mordeners 1, 172. loghenaers st. des üblichen mor- denaren, loghenaren, wodurch auch ein nom. sg. loghe- naer möglich wird, vgl. outaer (: daer) Maerl. 1, 57. st. outare. Starkes masculinum, dritte declination. mangelt. die hierher fallenden wörter haben zwar das -e im nom. sg. bewahrt, als: sone (filius) auf ghone, ghewone reimend; mëde (mulsum) Rein. 338. sëde (mos) gewöhn- lich fem. zuweilen noch masc.; sëghe (victoria) vrëde (pax); declinieren aber nunmehr schwach, vgl. sonen (filios) Maerl. 1, 57. 438. 3, 14. sonen (filiorum) Rein. 285. sëghen (victoriae) Maerl. 3, 104. vrëden (pacis) Maerl. 1, 115. vrëden (paces) Rein. 375. zum theil in beweisen- der reimform. Starkes masculinum. vierte declination. mangelt gleichfalls gänzlich, weil die sprache keinen um- laut anerkennt; alle hierher bezüglichen wörter sind in die erste decl. übergetreten als: gast, gaste; pat, pade; nap, nappe; raet, rade; appel, appele etc. Starkes semininum. erste declination. beispiel: mied-e pl. mied-en mied-e mied-en mied-e mied-en mied-e mied-en X x II. mittelnied. subst. st. sem. erste bis viert. decl. 1) einfache wörter: bëde (preces) bie (apis) blase (bulla) haghedochte (latebrae) êre (honor) ghîle (fraus) grane (barba) haghe (nemus) hëlle (tartarus) kële (gula) laghe (insidiae) miede (remuneratio) miere (formica) micke (furca) moude (terra) nëse (nasus) ghenade (gratia) pîne (dolor) saghe (relatio) sake (causa) sale (aula) Maerl. 3, 137. scale (cortex) scare (agmen) siele (anima) smade (de- decus) smake (gustus) smërte (dolor) spîse (cibus) soene (reconciliatio) soghe (sus) sonde (peccatum) stonde (hora) tale (sermo) trouwe (fides) voere (ritus) wîle (momen- tum) wîse (modus) wrake (ultio) etc. — 2) bildungen mit -t (statt -ed) ghemênte (communio) clênte (parvi- tas) diepte (profunditas). — 3) mit -ingh: caerminghe (querela) grakinghe (crepusculum) etc. — 4) mit -en : havene (portus) loghene (mendacium) rëdene (ratio). — 5) mit -inn : apinne (simia) coninghinne etc. — 6) mit -rn : dierne (ancilla) — 7) mit -ess : abdesse, prophe- tesse etc. Anmerkung: da der pl. schwache form angenom- men hat, hingegen die schwache decl. im acc. sg. starke, so beruht der ganze unterschied auf dem gen. und dat. sg., weshalb nicht zu wundern ist, daß diese casus neben -e häufig auf -en ausgehen, selbst im reim, vgl. Rein. 289. mouden:houden; Maerl. 1, 273. mieden: lie- den; 1, 160. êren:kêren; 3, 223. scaren:waren; 3, 2. talen: dalen etc. Inzwischen sind dergleichen fälle durch die unachtsamkeit der herausgeber noch vermehrt wor- den und man darf Maerl. 3, 315. haghen:daghen in haghe: daghe beßern, wenn schon 3, 97. haghen im reim auf draghen geduldet werden muß. Starkes femininum. zweite declination. die ehemahls hierher gehörigen wörter sind theils an der abkunft aus adj. (coude, frigus; conde, notitia; hulde, gratia) theils an dem alten ableitungsumlaut des a in e (= ë) z. b. bëke (rivus) stëde (locus) nëre (servatio) tëre (consumptio) endlich auch an dem abge- henden plur. erkennbar. Starkes femininum. dritte declination. mangelt. Starkes femininum. vierte declination. beispiele: daet pl. dad-e gans pl. gans-e daet dad-e gans gans-e daet dad-en gans gans-en daet dad-e gans gans-e II. mittelniederl. subst. stark. neutr. erste decl. hiernach: aert, aerde (genus) aex, aexe (securis) borch, borghe (arx) borst, borste (pectus) brût, brude (sponsa) const, conste (ars) coemst, coemste (adventus) cracht, crachte (vis) daet, dade (facinus) dinc, dinghe (causa) dôt, dode (mors) gans, ganse (anser) ghêt, ghête (capella) ghift, ghifte (donum) haest, haeste (festinatio) hant, hande (manus) hort, horde (clathrum) joghet, joghede (juven- tus) jonst, jonste (favor) brûlucht (nuptiae) macht, machte (vis) maghet, maghede (virgo) molen, molene (mola) mûs, muse (mus) nacht, nachte (nox) nôt, node (necess.) quërn, quërne (mola) Maerl. 3, 117. daghe-raet, -rade (crepusculum) scout, scoude (debitum) spoet, spoede (successus) stat, stade (civitas) tît, tîde (tempus) tucht, tuchte (disciplina) vaert, vaerde (iter) vliet (fluentum) ghewëlt, ghewëlde und ghewout, ghewoude (potestas) wërelt, wërelde (mundus) wët, wëtte (lex) u. a. m. Anmerkungen: 1) selten nehmen gen. und dat. sg. die endung-e an, dade, ganse etc. — 2) häufig schwankt der pl. in schwache form, zumahl außer dem reim, z. b. musen Maerl. 1, 323. (vgl. das richtige muse:huse Rein. 308.) magheden Maerl. 2, 183. 184. 3, 142. und so anderwärts wëtten, dinghen, scouden etc. Meist läßt sich critisch die starke endung herstellen. Starkes neutrum. erste declination. beispiele: wôrt pl. wôrt vat pl. vat-e wôrd-es wôrd-e vat-es vat-e wôrd-e wôrd-en vat-e vat-en wôrt wôrt vat vat-e 1) einfache: bên (os) caf (palea) calf (vitulus) dal (val- lis) dier (bestia) ei (ovum) gat (foramen) gras, gaers (gramen) haer (crinis) hof (aula) hol (cavea) hûs (do- mus) jaer (annus) kint (infans) lant (terra) lët (mem- brum) lëcht (lux) lier (gena) liet (carmen) lôf (folium) lôt (plumbum) paert (equus) rîs (virgultum) sant (arena) scaep (ovis) scëp (navis) swërc (nubes) swêt (sudor) vat (vas) vël (cutis) vëlt (campus) wîf (femina) wôrt (verbum) u. a. m. — 2) bildungen -en, -er : horen (cornu) coren (granum) lëven (vita) laken (pannus) tê- kin (signum) wapen (arma) îser (ferrum) lëger (castrum) water (aqua) etc. — 3) diminutiva, als: voghelîn (avi- cula) sonekîn (filiolus) wëlpekîn (catulus) etc. — 4) mit der vorsilbe ghe- , als: ghesût (sonitus) ghemanc (cla- mor etc. X x 2 II. mittelniederl. subst. schwaches mascul. Anmerkungen: 1) den pl. auf -e machen α ) alle mit kurzer wurzel, also dale (valles) vate (vasa) scëpe (na- ves) lëde (membra) gate (foramina) β ) alle deren wur- zel noch bildungssilben zuwachsen, wapene, watere, îsere, vogheline, wëlpekine. Schwankend sind γ ) die einsilbigen langen, in der regel ist ihr nom. pl. dem des sg. gleich, man sehe bên:schên, amên Rein. 312. 334. Maerl. 3, 134. dier: hier, fier Rein. 329. 340. lier:dier Rein. 297. 300. 304. daneben aber diere: baniere; liere: riviere Rein. 345. 301. Von haer, jaer, wîf kann der pl. entw. ebenso, oder hare, jare, wive lauten. — 2) er können im pl. einschieben: calf, ei, hoen, kint, klêt, lôf, rîs: calvere, eiere, hoenre, kindere, klêdere, lôvere, rîsere und wohl a. m. — 3) von vie (pecus) die (femur) ist mir der gen. sg. unerinnerlich; letzteres hat den schw. pl. dien Maerl. 1, 64. 176. Starkes neutrum. zweite declination. die hierher gehörigen neutra sind, gleich den masc. zweiter decl. in die schwache form übergetreten, also bëdde (lectus) bêlde (imago) hëre (exercitus) mudde (modius) orloghe (bellum) rîke (regnum) etc. bilden den pl. bëdden etc. Gleichergestalt die bildungen -ësse : vonnësse (sententia) etc. bëdde, nëtte kürzen sich zu- weilen in bët, nët Rein. 318. Schwaches masculinum. beispiel: han-e pl. han-en han-en han-en han-en han-en han-e han-en so gehen: ape (simia) bake (porcus) bëre (ursus) bode (nuntius) cnape (minister) drake (draco) grave (comes) lîchame, lachame (corpus) hane (gallus) hase (lepus) hëre (dominus) mane (luna) mensce (homo) nëve (nepos) osse (bos) pape (clericus) rose (gigas) rouwe (dolor) scinke (pincerna) vane (pannus) wille (voluntas) u. a. m. Anmerkungen : 1) viele sonst zur zweiten und drit- ten starken decl. gehörige fallen hierher; beispiele sind dort angeführt. 2) verschiedene im hochdeutsch schw. masc. sind hier oft weiblich, z. b. name (nomen) Maerl. 1, 11, 36. 2, 175. 197. stërre (stella) Maerl. 2, 70 etc. Nä- heres bei erörterung des geschlechts; das völlige zus. fallen der flexion befördert solche übergänge. II. mittelniederl. subst. schw. fem. neutrum. Schwaches femininum. paradigma genau wie das des schw. masc.; hierher ge- hören 1) einfache: assce (cinis) bate (commodum) baerde (ascia) bîle (securis) bloeme (flos) crûne (corona) galghe (patib.) haerpe (nablium) hërte (cor) Maerl. 3, 89, 161. Rein. 290. 306. 326. 339. 342. hinde (cerva) hinne (gal- lina) kërke (eccl.) linde (tilia) lîne (funis) mamme (mamma) përe (pirum) roede (virga) sonne (sol) spille (fusus) stërre (stella) tënte (tentorium) tëve (canis fem.) tonge (lingua) wëke (hebd.) etc. — 2) bildungen mit -el, -in, -er : navele, nafle (umbilicus) Maerl. 3, 134. wôstìne (desertum) adere, adre (vena) etc. Anmerkungen : 1) schwanken der meisten wörter erster starker decl. hierher. 2) geschlechtsübergänge; na- mentlich im dat. sg. gelten gerne weiblich: name (no- men) scade (damnum) u. a. m. Schwaches neutrum. decliniert gleich dem masc. und fem.; ôghe (oculus) ôre (auris); außerdem dürfte man die vordem der zweiten starken decl. zugehörigen (bëdde, Iîke) nun hierher rech- nen; hërte ist weiblich. Anomalien des mittelniederländischen substantivum. 1) vader, broeder, môder, dochter, suster im sg. un- veränderlich und namentlich nehmen die beiden ersten kein -s im gen. (vgl. Huyd. op St. 1, 158-162). Die plur. form bedarf noch untersuchungen; Maerl. 3, 340. vadere: gadere; Rein. 284. broeders; Maerl. 2, 178. doch- tren, aber außerhalb reims. — 2) man entw. unverän- derlich, (vgl. die pl. raetsman, quërneman Maerl. 1, 122. 3, 117.) oder mit dem gen. sg. und dem pl. mans (vgl. tëmmermans Rein. 294. Maerl. 3, 325.) oder mit dem gen. mannes, dat. manne, pl. manne Maerl. 3, 133. — 3) liede (homines) gilt nur im plur. und scheint männlich; der nom. liede steht im reim Rein. 369. Maerl. 2, 99, 107, 163. 3. 212. 224. 228; außerhalb reims zuweilen die schwache form lieden, höchst selten im reim (Maerl. 1, 16.); den gen. pl. lieder (Maerl. 1, 160.) der ein un- erweisliches neutr. mit dem nom. liedere voraussetzt, halte ich für fehlerhaft, wie denn auch sonst das rich- tige liede (Maerl. 1, 163.) vorkommt. — 4) diet (gens) ist regelmäßiges neutr.; gen. diedes, dat. diede; boec (li- ber) bald neutr. bald masc., vielleicht mit dem unter- II. mittelenglisches substantivum. schiede, daß jenes das ganze werk, dieses die abthei- lung des ganzen ausdrückt; der pl. lautet boeke. — 5) vom eingeschobnen -er s. oben starkes neutr. Mittelenglisches substantivum . Die eingetretene erschlaffung und vermengung der declinationsunterschiede bewirkt 1) einen allgemeinen plur . -es für alle geschlechter und casus, ohne rücksicht auf die ehmahlige starke oder schwache form; starke masc.: fishes (pisces) ëtenes (gigan- tes) houndes (canes) swevines (somnia) sones (filii) fôse (inimici st. fôes); starke fem .: brynies (thoraces) giftes (dona) craftes (vires) nihtes (noctes) wondes (vulnera); siarke neutr .: barnes (liberi) bônes (ossa) hôvedes (ca- pita) wordes (verba) wërkes (opera); schwache masc .: bëres (ursi) stërres (stellae) hûsbondes (mariti) fêlawes (socii); schw. fem.: tonges (linguae) woukes (hebdoma- des); schw. neutra: êres (aures) hërtes (corda). 2) der genitiv wird nur gebraucht, wenn er dem regie- renden subst. voransteht, z. b. godes love (amor Dei) somers day, kinges blôd, cockes crowe (galli cantus) the foxes tayles (caudae vulpium) at the yêres ende (in fine annorum) the beggares rowe (mendicorum ordo). In dieser stellung bleiben die fem. bald ohne -s, als: chirche dor (porta ecclesiae) sonne bêm (ra- dius folis) bald wird es ihnen unorganisch beigelegt: worldes ende (finis seculi) fortunes errour (error for- tunae). — Steht das regierte subst. nach dem regie- renden, so wird der gen. stets in die praep. oft mit dem dativ aufgelöst, z. b. the king of londe (rex ter- rae) the lawe of londes (lex regionum). 3) der dativ sing. nimmt noch oft die endung -e an, z. b. winde (vento) hëvene (coelo); der dat . pl . zeigt nie mehr -m oder -n, sondern gleicht dem nom. z. b. to the windes (ventis). 4) ausnahmsweise bilden fem. und neutra zuweilen den pl. ohne -es , als: dède (facta) honde (manus) yère (anni) londe (terrae). 5) auch der nom. sg. bewahrt oft sein altes bildungs- oder flexions -e, als: sone (filius) fishere (piscator) wille (voluntas) hërte (cor) quëne (femina) smocke (vestis). II. neuhochd. subst. starkes masc. erste decl. 6) spurweise steht im plur. das -en schwacher form, z. b. feren (socii) oxen (boves) crabben (cancri) go- men (viri) eighen (oculi) êren (aures) und so auch im dat. êren (auribus) oxen (bobus) welches man nicht für das dative -en, em halte. Unorganische ausdehnung dieses -en auf starke wörter: honden (ma- nus) lamben (agni). 7) beibehaltung alter anomalien . men (viri) brêthern (fratres) fète (pedes) têthe (dentes) aber dieses ê wird häufig auch dem sing. statt des alten ô gegeben, fête st. fôte (pes) vgl. oben s. 509. 510. blêde und blôde (sanguis) und slête (grando) Rits. 1, 17. engl. sleet, hochd. schlôße (mittelh. slôƷe). — Das paragogische r im plur. einiger neutr. als: children (liberi) airen (ova) und wohl noch anderer. Neuhochdeutsches substantivum . Starkes masculinum. erste declination. das paradigma fisch, tâg behält die mittelh. flexion bei; hierher zähle ich 1) folgende einfache: âl. arm. berg. biß. blick. blitz. brief. dieb. eid. ernst. filz. fisch. flins. feind. freund. geist. grieß. griff. grimm. halm. hâg. hecht. hengst. helm. hêrd. hirsch. hund. kelch. kern. kîl (cau- lis) keil. knecht. krebs. kreiß. krieg. leich. leim (argilla) leim (viscus) leib. laut. luchs. mist. mord. mûth. neid. pelz. pfeil. pilz. preis. reif (circulus) reif (pruina) reim. rhein. ring. riß. schild. schimpf. schein. schrein. schritt. seim. senf. sîg. sinn. sitƷ. scherz. schlich. schmied. schûh. specht. spêr. stêg. stein. stîl. stich. strick. schweif. schweiß. tâg. teig. theil. teich. tisch. trîb. tritt. weg. wein. wind. wink. wirth. wisch. zins. zwerg. zweig. — 2) bildun- gen mit -el, -em, -en, -er . — 3) mit -ig, -ich, -ling . — 4) mit -at : mônat. — 5) vocalauslautige: klê, sê, schnê, bau, gau, thau. — 6) mit der vorsilbe ge- : gewinn. ge- noß. glimpf. Anmerkungen : 1) aufhören des mittelh. wechsels auslautender consonanzen ergibt sich aus buch I. (s. 524.) 2) durch erweiterung des umlauts sind noch mehr wör- ter in die vierte übergegangen, d. h. alle umlautsfähi- gen mit ausnahme von: âl, arm, hâg, tâg, halm, hund, luchs, schûh, laut, welche den pl. âle, arme, tâge, hâge, hunde, luchse, schûhe, laute (nur volksdialec- II. neuhochd. subst. starkes masc. erste decl. tisch æle, ärme, tæge, hälme, lüchse) bilden, während die analogen: darm, schlag, qualm, mund, schlund, fuchs der vierten decl. folgen. Selbst die mehrsilbigen bildungen -el, -en, -er, sobald der umlaut ihren wur- zelvocal treffen kann, unterliegen ihm und fallen in die vierte decl. (ausg. morgen, pl. morgen, nicht mörgen). 3) umlautsfähige wörter, deren pl. ungebräuchlich ist, entscheiden sich für keine von beiden decl. z. b. bann, dank, sand, haß, haft, harm, ambôß, trôst, rôst, rost, hort, stolz, tôd, zorn, rûm, mûth, graus (horror) staub, bau, thau etc. Einige sind durch veränderung des geschlechts dem zweifel über um -oder nichtum- laut entgangen, z. b. die jetzigen neutra: lôs, lôb etc., oder femin. locke, mæne (juba) etc. 4) einige sind theilweise oder ganz in die schwache form ausgewichen. Die letztere art gebe ich unten bei der schw. decl. an. Bloß den pl. machen schwach, mit bleibendem starken sing., folgende: sê, sêen; dorn, dornen; mast, masten; bolz, bolzen; stachel, stacheln; einige schwanken, z. b. gau, thrôn im pl. bald -e, bald -en. 5) dagegen treten weit mehrere, org. schwache, in die starke form über; ihr verzeichnis bei der schw. decl. 6) wegfall des casus -e . α ) des siummen wie im mit- telh durchgehends nach liquidis. Nur sind wegen be- schränkung des stummen e die fälle nicht mehr die- selben. Da nämlich (s. 518.) kil und stil jetzt zu kîl, stîl (geschrieben kiel, stiel) werden, erscheint in ihren flexionen kein stummer vocal, sondern ein bloß ton- loser, der nicht weggeworfen wird. Dagegen tritt in allen mehrsilbigen kürzung ein, sowohl in denen mit organisch langer wurzel (engel, reigen, finger) als mit org. kurzer, unorg. verlängerter (êsel, rêgen, êber). Vergleicht man hier das neuh. mit dem mittelh. so declinieren in beiden perioden wörter wie engel, reigen, finger völlig übereins, wörter wie kîl und êber: (mhd.) kil pl. kil ëber pl. ëber-e kil-s kil ëber-es ëber-e kil kil-n ëber-e ëber-en kil kil ëber ëber-e (nhd.) kîl pl. kîl-e êber pl. êber kîl-es kîl-e êber-s êber kîl-e kîl-en êber êber-n kîl kîl-e êber êber II. neuhochd. subst. stark. masc. erste decl. in anscheinender umdrehung, die sich aus der verschie- denen quantität der wurzelvocale erläutert. Die mit- telh. einsilbigen masc. bûr (domuncula) schûr (imber) gîr (vultur) welche ganz wie visch gehen, erweitert in die neuh. zweisilb. formen bauer, schauer, geier Ich trage zu s. 524. einen wichtigen grundsatz der buch- stabenlehre nach. Die neuh. sprache leidet nicht, daß auf ihre diphth. au, eu, ei (= mittelh. û, iu, î) unmittelbar ein r folge, (während sie die übrigen liquidas zuläßt z. b. maul, beule, eile, raum, reim, zaun, lein) sondern schiebt ein unorganisches e zwischen, welches sich mit dem r in eine neue silbe verbindet. So erwachsen die zweisilbigen (klingenden): auer-, bauer, mauer, sauer, schauer, trauer, feuer, heuer, scheuer, steuer, abenteuer, theuer, feier, geier, leier, steier statt aur, baur, geir etc. aus der mit- telh. meistens einsilb. (stumpfreimigen) form. Nämlich da, wo dergleichen wurzeln durch endung und flexion im mittelh. zweisilbig sind (z. b. mûr-e, gîr-en, stiur-e, sûr -en) entspringt ein neuh. stummes e, fällt aber nach dem r aus, folglich steht mauer, geiern, steuer, sauern für die volle form mauere, geieren, steuere, saueren und nioht etwa durch versetzung für maure, geiren, steure, sauren, daher es höchst fehlerhaft wäre, mit einigen trau- ren für trauern zu setzen; (über säure unten s. 700.) — Einigemahl zeigt sich die einschiebung des e doch auch vor dem l in: greuel (horror) neben greulich (horrendus, nicht greuelich) und hleuel (fustis). , de- clinieren wie finger, êber, obschon ihre endung kein wahres bildungs -er ist (weshalb auch der pl. schauer, nicht schäuer, wie sonst acker, äcker). Bildungen mit -en machen übrigens den dat. pl. dem nom. gleich, z. b. rêgen (pluviis) st. rêgen’n. — β ) das unstumme, tonlose e fällt nie im gen. oder dat. pl. weg (nie tâg, fisch f. tâge, fische; tâgn, fischn f. tâgen, fischen) kann aber im gen. dat. sg. wegfallen. Man sagt bald tâges, tâge; hundes, hunde; schrittes, schritte; bald tâgs, tâg; hunds, hund; schritts, schritt; doch mag, wegen häufung der cons., schrittes, hundes edler scheinen. Bei den bildun- gen -ig, -ling, -at, gilt der wegfall; kœniges, jüng- linges, mônates würde heutzutag geziert lauten, so wie in einzelnen andern fällen, namentlich zus. setzungen gebrauch und gehör für oder wider die syncope ent- scheiden, z. b. kriegesrath, tôdsfurcht sind unleidlich. — 7) sê, schnê, klê, bau, thau schieben kein w mehr ein, sondern bilden den gen. sês oder sêes, den dat, sê. II. neuhochd. subst. st. masc. zw. bis vierte decl. Starkes masculinum. zweite declination. hört (mit ausnanme des einzigen kæse, caseus, gen. kæses, pl. kæse) auf; 1) hirte, hirse, weize gehen schwach. 2) die alten bildungen -œre sind zu -er geschwächt in die erste decl. eingetreten und declinieren ganz wie finger, êber etc. Die unorg. natur ihres -er folgt theils aus dem schon im sg. stattfindenden alten umlaut (z. b. jæger, mittelh. jegere) theils aus dem unumlaut des pl., z. b. mâler, (nicht mæler nach der analogie von acker, äcker). Starkes masculinum. dritte declination. gleichfalls erloschen; sîg, mêth gehen stark nach erster; sôn, fûß nach vierter; frîde, schatte schwach; sitte ist weiblich. Starkes masculinum. vierte declination. beispiel: balg pl. bälg-e balg-es bälg-e balg-e bälg-en balg bälg-e 1) umlautbare einfache: ast. bach. balg. ball. band. bart. bast. baum. bauch. block. bock. brand. bruch. verdacht. darm. dunst. druck. duft. fall. fang. flôh. flûch. slûg. fluß. frosch. frost. fund. fûß. fuchs. gang. gauch. gaul. glanz. grund. hall. hals. hang. hôf. hût. kamm. kampf. kân (cymba) kauf. klang. klôß. knauf. knopf. korb. koch. krach. krâm. kranz. kropf. krûg. lauch. lauf. mund. napf. pfâl. pfâd. pflûg. pfûl. qualm. râth. rand. rang. raub. raum. rauch. rock. saft. sâl. sarg. saum. schaft. schacht. schall. schalk. schatz. schaum. schlag. schlauch. schlund. schmuck. schrank. schopf. schwamm. schwân. schwank. schwanz. schwarm. schwung. schuß. sôn. sold. spân. spruch. sprung. stâb. stall. stamm. stand. stock. strang. strauch. strauß. strôm. strumpf. strunk. stûl. sturm. sumpf. tand. tanz. tôn (sonus) topf. traum. trôg. tropf. trunk. thurm. wall. wolf. wunsch. wurf. wurm. zân. zaum. zoll. zopf. — 2) umlautbare bildungen -el, -en, -er als: apfel, nâgel, vôgel, hâfen, hammer, acker etc. im pl. äpfel, nægel, vœgel, hæfen, hämmer, äcker. — 3) mit der vorsilbe ge- : gesang, geruch, geschmack, gestank. Anmerkungen: 1) man vgl. anm. 1. 2. 3. zur ersten decl. — 2) über den wegfall des casus -e gelten die dort anm. 6. entwickelten regeln. sâl, sâles, pl. sæle; nâgel, nâgels, pl. nægel etc. bilden denselben gegensatz II. neuhochd. subst. starkes fem. erste decl. zum mittelh. sal, sals; nagel, nageles, pl. nagele (negele) — 3) altâr, pl. altære ist eine abnormität. Starkes femininum. erste declination. aus dem früheren schwanken zwischen st. und schw. form hat sich eine gemischte in der weise festgesetzt, daß alle org. schwachen fem. den sing. nunmehr stark, die org. starken erster decl. hingegen den pl. schwach bilden. Folglich gehen gâbe und zunge einstimmig: gâb-e pl. gâb-en zung-e pl. zung-en gâb-e gâb-en zung-e zung-en gâb-e gâb-en zung-e zung-en gâb-e gâb-en zung-e zung-en hierher gehören 1) einfache z. b. amme. bâre. bêre. bitte. blûme. brücke. decke. êre. eile. ecke. erde. feige. fichte. fliege. furche. gâbe. galle. halle. henne. hölle. hülfe. kerze. klâge. klaue. krône. lêre. linde. minne. mûme. nâse. nichte. pfeife. quelle. rache. rêde. rinde. rûte. sâge. sache. salbe. schwalbe. schwarte. sène (nervus) sprâche. speise. sonne. stimme. strâße. sünde. tanne. tau- be. taufe. tonne. treue. wache. weile. weise. witwe. woche. wonne. wunde. zange. zinne. zunge und viele ähnliche, deren anführung überflüßig scheint. — 2) bil- dungen mit -el, -en, -er . — 3) mit -d: freude. zierde. — 4) mit -ung, -in, -inne . — 5) mit ge-: genâde, ge- bærde etc. Anmerkungen 1) auswerfung des -e. α ) des sium- men , kann nur in den bildungen -el, -er vorkommen, findet aber in ihnen allen statt, da nach s. 518. der kurze vocal sich vor einf. consonanz verlängert hat; beispiele sind fìdel, gâbel, insel, neßel, spindel, wurzel, âder, natter, kammer, fêder etc. die im sg. ganz indeclina- bel bleiben, im pl. fìdeln, âdern etc. bekommen. Die mittelh. einsilbigen fem. mit kurzem voc. vor liquidis (s. 674., 684.) haben entw. nach verlängerung des vo- cals das flexions-e wieder angenommen: schâle, kêle, muͤle, bîne (apis) mæne (juba) bêre (bacca) thuͤre etc. oder es, der verlängerung unerachtet, im sing. wegge- laßen: schâm, zâl, schâr, (dieser letzte seltnere fall ge- hört eigentlich unter β .). Es erscheinen also wie beim masc. ähnliche gegensätze der mittel- und neuh. flexion (dort: kël, këln; videle, videlen; hier: kêle. kêlen; fidel, fideln). lauer, trauer, mauer, scheuer, steuer, feier, leier sind nach s. 697. zu beurtheilen. — β ) das II. neuhochd. subst. stark. fem. zw. u. viert. decl. tonlose e fällt nie im pl., nur im sing. weg und zwar a) nach liq. in: quâl, zâl, schâm, schâr, gefâr (peric.) pl. quâlen, zâlen etc. nachtigall, pl. -gallen. b) nach cht: acht (ohne pl.) furcht (ohne pl.) pacht, pracht, schlacht, wacht pl. schlachten, wachten. c) nach au, frau, pl. auen, frauen; mark pl. marken; schuld pl. schul- den. hût (custodia) pein (dolor) ohne pl. u. a. m. d) nach den bildungen -in (statt -inn, mittelh. -inne) und -ung , als: kœnigin, freundin, pl. kœniginnen, freundin- nen; lâdung, meinung, pl. lâdungen etc. — 2) über- gang einiger wörter aus der vierten hierher, namentlich: eiche, geschichte, bluͤte, säule, beide letztere mit unorg. umlaut. Starkes femininum. zweite declination. alle historisch hierher bezüglichen wörter (z. b. guͤte, suͤße, rœte, länge, breite, menge und viele solche) fal- len völlig zur ersten decl. d. h. sie machen die casus sg. gleich; allein ermangeln meist des plur., welcher inzwi- schen, wenn er bisweilen gewagt wird, ebenfalls schwache form annimmt, z. b. mengen (multitudines). Anmerkungen: 1) entspringen dergleichen fem. aus zweisilb. adj. auf -el, -en, -er; so sollten sie das stumme e abwerfen, folglich: dunkel (caligo) êben (planities) bitter (amaritudo) lauten. Weil sie sich dann aber nicht von den adj. unterschieden, stoßen sie lieber das e vor der liq. aus und behalten das hintere: dunkle, êbne, bîttre. Fehlerhaft scheint mir êbene, bîttere (doch vgl. die neuh. adj. decl.). Auch säure (nicht säuere) steht für säuer (mittelh. siure, wie gemäuer = gemiure). — 2) wo in umlautbaren wörtern umlaut fehlt, nament- lich in kunde, taufe (alth. chundî, toufî) scheint schon im mittelh. künde, töufe mit kunde, toufe abgewech- selt zu haben. huld (mittelh. hulde, nicht hülde) legt das e ab. Starkes femininum. dritte declination. mangelt. Starkes femininum. vierte declination. beispiel: kraft pl. kräft-e kraft kräft-e kraft kräft-en kraft kräft-e befaßt nur noch umlautsfähige wörter: angst. axt. bank. braut. brunst. brust. faust. frucht. gans. gruft. gunst (ohne II. neuhochd. subst. starkes neutr. erste decl. pl.) hand. haut. kluft. kraft. kûh. kunst. laus. luft. lust. macht. magd. maus. nacht. nât. noth. vernunft (ohne pl.) nût (fuge, zapfe bei handwerkern) nuß. sau. schnûr. stadt. wand. wurst. zucht. zunft. Anmerkungen: 1) alle umlautsunfähigen bilden, wie die fem. erster decl., den pl. schwach auf -en statt -e , obschon sie im sg. kein -e annehmen. Sie gleichen daher den dort anm. 1 unter β . angeführten. Es sind folgende: arbeit, die comp. mit -schaft und -heit (-keit) pflicht, mitgift, schrift, list, velt, zeit; milch hat keinen pl. Einzige ausnahme macht nisse (lendes) dem der sg. gebricht. — 2) diesem beispiel folgen auch die umlautbaren: brût (foetus) bucht, burg, geburt, fàrt, glût, sàt, sucht, schlucht, thât, jûgend, tûgend; pl. brû- ten, burgen, geburten etc. gedult, armûth, dêmûth, un- mûth etc. sind ohne pl. — 3) die völlig (d. h. auch mit dem sg.) in die erste eintretenden sind dort anm. 2. genannt. Starkes neutrum. erste declination. beispiel: wort pl. wort-e wort-es wort-e wort-e wort-en wort wort-e völlig der ersten st. männl. gleich und durch den nom. acc. pl. auf -e vom mittelh. neutr. geschieden. 1) ein- fache: band. beil. bein. blech. blei. bôt. brôt. ding. eis. erz. fell. fleisch. garn. gift. gold. hâr. hêr. heu. jâr. knie. land. lôt. mâß. mêl. mêr. môs. obst. pfêrd. rê. recht. rôr. roß. schâf. schiff. schwein. schwert. seil. spîl. stift. thier. vîh. wachs. werk. wild. wort. zelt. zîl. zinn u. a. namentlich die, deren pl. hernach in der zweiten anm. vorkommen. — 2) bildungen mit -el, -en, -er . — 3) mit -nis , nisses. — 4) verkleinerungen mit -lein . — 5) vor- gesetztes ge-: gefuͤl, gewerk, gemach etc. Anmerkungen: 1) wegfall des casus-e gerade wie beim masc. folglich α ) des siummen in den zweisilb. bil- dungen -el, -en, -er; bündel, sîgel, laster, fûder, mieder etc. bleiben unveränderlich, nur daß sie im gen. sg. ein s, im dat. pl. einn anhängen: bündels, bün- deln; fûder, fûdern. Die mit -en laßen auch das da- tive n weg: zeichen, zeichens, zeichen (st. zeichen’n). Hingegen die einsilbigen thâl, mêl, spîl, zîl, hêr, mêr, II. neuhochd. subst. st. neutr. erste u. zw. decl spêr haben durch die verlängerung wieder ein unstum. mes e bekommen. — β ) das unsiumme e haftet in der regel überall im pl., also: bande, beile, spîle, dat. ban- den etc.; im gen. dat. sg. kann es wegfallen: bandes, beiles oder bands, beils etc. Ausnahmsweise laßen es die mit -lein überall und nothwendig aus: kindlein, gen. kindleins, dat. kindlein; pl. kindlein, gen. und dat. kindlein; nicht kindleines, kindleinen. — 2) einfügun- gen des plur. -er haben sich vermehrt und da hier (nach 1. α .) das stumme e durchgehends fortfällt, geht häuser gerade wie fûder, nur daß das eingeschobene -er über- all umlaut wirkt, das bildungs -er nicht (der umlautende pl. klœster vom sg. klôster ist höchst abnorm; es sollte klôster wie laster heißen; klœster forderte den sg. klôst). Solcher erweiterten pl. sind die wichtigsten (in volks- mundarten gibt es noch mehrere): æser, ämter, bæder, bänder, bilder, blätter, blecher, bretter, buͤcher, dächer, dinger, dörfer, eier, fächer, fäßer, felder, gelder, glæ- ser, glîder, græber, græser, guͤter, häupter, häuser, hem- der, hölzer, hörner, huͤner, jöcher, kälber, kinder, kleider, körner, kräuter, lämmer, länder, läuber, lich- ter, lieder, löcher, mæler, mäuler, menscher, nester, pfänder, ræder, reiser, rinder, scheiter, schilder, schlößer, schwerter, seiler, stifter, stücker, thæler, trümmer, -thuͤmer, tuͤcher, völker, wämmser, weiber, wörter, zelter; sodann: gemächer, gemuͤther, gesichter, gespen- ster, gewänder. Was hierbei sonst zu erörtern ist, ge- hört nicht in die flexionslehre. — 3) leid macht den schw. pl. leiden st. leide. Starkes neutrum. zweite declination. hat aufgehört, indem nicht nur das stumme e von bün- del (fasciculus) mündel (pupillus) [solcher verkleinerun- gen hat die schriftsprache wenige, die oberd. volks- sprache viele; vgl. oben s. 686.] gemäuer, getæfel, ge- zimmer etc.; sondern auch das tonlose von den übrigen gefallen ist. Alle diese wörter gehören nun zur ersten decl. z. b. bett. bild. glück. hemd. kinn. reich. stück. geschlecht. ellend. gleichnis etc. wiewohl man vor hun- dert jahren noch bette, bilde, glücke, hemde schrieb. Bloß gemælde, gemuͤse, gesinde, gewölbe erhalten sich. Übrigens ist in umlautbaren die alte endung e an dem nothwendigen umlaut zu merken. II. neuhochd. subst. schwaches masculinum. Schwaches masculinum. beispiel: hâs-e pl. hâs-en hâs-en hâs-en hâs-en hâs-en hâs-en hâs-en diesem paradigma treu geblieben sind folgende 1) ein- fache: affe. barde. bôte. bûbe. bürge. bûle. drache. erbe. falke. farre. gatte. götze. hâse. heide. junge. knâbe. knappe. knolle. laie. löwe. neffe. ochse. pâthe. pfaffe. rappe. rîse. ruͤde. schütze. trappe. waise. zeuge; dahin gehört auch bauer, gen. bauern, pl. bauern, insofern es dem mittelh. gebûre entspricht, desgl. nachbâr, nach- bàrn f. nachbauer. — 2) mit der vorsilbe ge- : gefærte, gehülfe etc. Anmerkungen: 1) nachstehende schneiden das (un- stumme) e des nom. sg. ab, ohne darum die übrigen casus zu ändern: ân (avus) bær (ursus) christ (christia- nus) fink. fürst. geck. grâf. greif. herr. mensch. narr. ochs. pfau. schenk. spatz. gesell und man erlaubt sich auch wohl: bûb. knâb. pfaff. jung; roher wäre: aff, hâs, rîs, falk, ganz verwerflich: drach, erb, knapp, wais, zeug. Hin und wieder erscheinende acc. sg. bær, fürst, grâf etc. st. bæren, fürsten, grâfen sind zu tadeln. Die apocope des nom. kann man sich er- klären, theils aus beibehaltung der mittelh. apocope des stummen e (wie auch beim fem. zâl, schâr gelten), welches jedoch nur auf die beiden erstgenannten ân und bær past; theils aus der allgemeinen, beim fem. durchgedrungenen neigung des sg. in die starke form. — 2) diese neigung hat sich bei andern anders entwickelt, die sprache verwechselt die schwache flexion -en mit der bildung -en bei starken wörtern und trägt starke form auf den nom. und gen. sg. organisch schwacher wörter über: ehmahls: bog-e pl. bog-en jetzo: bôgen pl. bôgen bog-en bog-en bôgen-s bôgen bog-en bog-en bôgen bôgen bog-en bog-en bôgen bôgen so declinieren: balken. backen. bißen. bôgen. brâten. brunnen. daumen. flâden. flecken. funken. galgen. gar- ten. gaumen. glauben. grâben. haufen. hâken. hûsten. krâgen. kûchen. mâgen. nâmen. riemen. sâmen. schâden. schlitten. spâten. tropfen. wâsen. willen. zapfen. In bê- II. neuhochd. subst. schw. masc. femininum. sen (scopa) ist bloß der gen. bêsens unorganisch da der nom. bêsen f. bêsene und der pl. bêsen f. bêsen’n steht. Die ursprüngliche gestalt der übrigen erweist sich aber theils in dem vorbrechenden nom. sg. balke, backe, glaube, nâme, sâme, wille etc. theils in dem unumlaut des pl., da doch organisch starke bildungen -en heutzu- tage nach vierter decl. umlauten (wâgen, wægen; lâ- den, læden; bôden, bœden); es heißt aber im pl. nicht: bälken, bœgen, bræten, brünnen, däumen etc. und nur fehlerhaft gärten, græben, krægen, mægen. Aus dem mittelh. spor, gen. sporn sollte folgerecht spôre, spôren oder (nach bôgen) spôren, spôrens (etwan auch sporn, sporns) geworden seyn; es hat sich aber die anomale mischform sporn, spornes, pl. spornen entwickelt. — 3) die in der vorigen anm. verhandelten wörter können zwar für starkformig, ihrem plur. und dat. acc. sg. nach aber zugleich noch für schwachformig gelten. Folgende org. schwache masc. treten ganz unzweideutig in die starke decl. über, nämlich α ) in die erste: âr (aquila) pl. âre und ebenso adler, pl. adler (mittelh. adelar, ade- larn) april (oder aprill) christall. mai. märz. mond (luna, pl. monde; mond für mensis scheint mir aus monat, monet, moned gekürzt) keim. reif (pruina) schelm. schmerz (doch mit behaltnem schw. pl.) stern. vetter. gevatter. β ) in die vierte: hân. salm. schwân. herzôg. nâbel, pl. næbel. — 4) schwache form st. der alten star- ken haben angenommen a) aus der ersten starken: held, gen. helden, pl. helden; râbe, gen. râben, pl. râben st. râben, râbens, râbens [umdrehung des falls in anm. 2.] gedanke, gen. -en, pl. -en (neben dem starken blei- benden dank). b) aus der zweiten: hirte. hirse. rücke. weize und letztere (nach anm. 2.) wieder rückkehrend in die starke form: weizen, weizens; rücken, -ens. c) ebenso ist aus dem alten fride, schate der dritten decl. mittelst eines späteren frîde, frîden; schatte, schat- ten, schattens entsprungen. — 5) die aus verbis stam- menden mittelh. schwachen masc. nehmen meist (doch nicht alle) im neuh. die starke form -er an: kämpfer, sachwalter etc. — 6) weiblich sind jetzo: blûme, fâne, kôle, schlange, saite, sonne u. a. Schwaches femininum. vermischt mit der starken form und ist oben unter der ersten decl. mitabgehandelt. In der zus. setzung oder im adverb. hat sich nicht selten der alte schwache casus II. neuniederl. subst. masculinum. erhalten, welches anderwärts näher ausgeführt wer- den wird. Schwaches neutrum. 1) herz , gen. herzens, dat. herzen; pl. schwach. 2) auge , gen. auges, dat. auge; pl. schwach. 3) ôr , ôres, dat. ôre; pl. schwach. 4) wange ist fem. 5) die schwachen pl. betten, leiden von bett, leid fallen jetzt hierher. Neuhochdeutsche Anomala. 1) vâter, brûder, schwâger declinieren regelmäßig stark nach der vierten (wie acker); mutter, tochter machen den sg. unveränderlich, den pl. umlautend mütter, töchter (da sonst die vierte weibl. keine bildungen -er kennt). schwester und schwîger , im sg. indecl., gehen, weil sie im pl. nicht umlauten können, schwach. 2) mann , mannes, manne (oder mann) pl. mannen (in der bedeutung von vasallen) gewöhnlich männer . Diese einschiebung des ursprünglich neutralen plurals -er erleiden noch folg. masc.: geist, geisier; gott, götter; dorn, dörner; rand, ränder; halm, hälmer; ort, örter; wald, wälder; leib, leiber; strauch, sträu- cher; die comp. mit -thûm, irrthum, irrth uͤ mer etc. Theils waren sie ehdem neutra, theils scheinen sie falschverstandne analogie. Neuniederländisches substantivum . Starkes und schwaches masculinum. beispiele: stên pl. stên-en hân pl. hân-en stên-s stên-en hân-s hân-en stên stên-en hân hân-en stên stên-en hân hân-en 1) die vormahls starken masc. bilden den sing. wie sonst, den pl. aber schwach; a) einfache wörter: ârd (genus) arm (brachium) balk (trabs) barm (sinus) bêr (urfus) berg (mons) bôm (arbor) buik (venter) dâg (dies) dank (gratiae) dans (chorea) dief (fur) disch (mensa) dôd (mors) drank (potus) dwerg (nanus) êd (jusj.) gang (gressus) gast (hospes) gêst (spiritus) glans (splendor) god (Deus) grond (fundus) halm (stipula) hals (collum) hart (cervus) helm (galea) hoed (pileus) hôf (hortus) hond (canis) hôp (cumulus) kam (pecten) kelk (calix) Y y II. neuniederl. subst. masculinum. kòl (brassica) krans (sertum) krôp (struma) kus (oscu- lum) lach (risus) last (onus) mâg (affinis) mest (fimus) moed (animus) mond (os) môrd (caedes) môs (muscus) most (mustum) nek (cervix) nîd (invidia) pels (pellis) pîl (pilum) râd (cons.) rêp (funis) rîm (pruina) roem (gloria) rok (tunica) rôk (fumus) rug (dorsum) schat (thes.) scherm (tutela) schîn (splendor) schôt (gremium) slâp (somnus) smâk (gustus) smid (faber) stâk (baculus) stên (lapis) stier (taurus) stoel (sedes) storm (tempestas) strik (nodus) strîd (bellum) tand (dens) torf (cespes) twìn (filum duplex) visch (piscis) vloed (fluctus) voet (pes) vond (inventum) vos (vulpes) vriend (amicus) wal (vallum) wêg (via) welp (catellus) wîn (vinum) wind (ventus) wolf (lupus) worm (vermis) zak (saccus) zêm (melligo) zêt (sedes) zin (sensus) zôp (haustus) zwam (fungus) etc. — b) bildungen mit -el, -em, -en, -er , als: âdel (genus) appel (pomum) âdem (halitus) zêgen (benedictio) akker (ager) vinger (dig.) etc. — c) mit -ing, -ling . — d) mit -er, -âr , als: ridder (eques) lêrâr (doctor) — e) andere bildungen: êdik (ace- tum) ernst (serium) etc. — 2) die vormahls schwachen bilden den pl. schwach, den sing. aber stark, als: âp (simius) bôg (arcus) erf (heres) grâf (comes) hân (gallus) hâs (lepus) hoest (tussis) knâp (puer) hèr (dominus) nâm (nomen) nèf (fratruelis) os (bos) riem (corrigia) tap (obturamentum) vlek (macula) vorst (princeps) wil (vo- luntas) etc. Anmerkungen: 1) schließt die wurzel mit den cons. cht, ft, st, sch so bekommt der gen. sg. -es statt -s, als: knechtes, gêstes, visches, oder man umschreibt ihn durch praepositionen; dem dat. sg. gibt die edle schreib- art noch die flexion e bei vorstehendem artikel, z. b. ten dâge (illa die) den vosse (vulpi) etc. — 2) die bil- dungen mit -el, -em, -en, -er, -âr pflegen, zumahl im gemeinen stil, den plur. auf s zu bilden, als: gêvels (fastigia) bêzems (scopae) wâgens (currus) vâders (patres) dienârs (ministri) welche endung allen pl. casus zu- steht und nur theoretisch von einigen grammatikern auf den nom. und acc. beschränkt wird. Die edlere schreib- art zieht gleichwohl bei den meisten solcher wörter schwache form vor und setzt: gêvelen, bêzemen, vâ- deren, dienâren, nur bei denen auf -en nicht wàgenen sondern wâgens oder wâgen. — 3) zuweilen und schwankend erscheint im sg. das ursprünglich bildende oder schwache -e, als: vrêde (pax) rugge (dorsum) bôde II. neuniederl. subst. femininum. (nuntius) erve (heres) hâze (lepus) jonge (puer) nâme (nomen) etc. — 4) selten hat sich die schwache endung in eine unorg. bildung -en verwandelt, z. b. in veulen (pullus equi) gen. veulens; so bildet auch jonge (puer) den pl. jongens. — 5) ausnahmsweise gilt noch der org, schwache gen sg. in hêren (domini) grâven (comitis) menschen (hominis) hertôgen (ducis). Starkes und schwaches femininum. beispiele: kracht pl. kracht-en tong pl. tong-en kracht-e kracht-en tong-e tong-en kracht-e kracht-en tong-e tong-en kracht kracht-en tong tong-en dieselbe mischung starker und schw. form, wie beim masc. 1) ursprünglich starke: a) einfache: âr (spica) bâr (feretrum) borst (pectus) bruid (sponsa) dâd (facinus) deugd (virtus) deur (porta) êr (honos) end (anas) gans (anser) geit (capra) gent (scrobs) hal (aula) comp. mit -heid, als schònheid etc. im pl. -hêden; hel (infernus) heup (coxa) jeugd (juventus) klôf (fissura) kracht (vis) lèr (doctrina) list (fraus) lucht (aer) luis (pediculus) macht (potestas) mâgd (virgo) mât (modus) meid (virgo) melk (lac) min (amor) muis (mus) nâld (acus) nôd und nôddruft (necess.) pôrt (porta) rêf (rima) rust (quies) schâl (phiala) schort (supparum) schrift (scriptura) schuld (de- bitum) slêf (cochlear) sprâk (sermo) stad (urbs) stang (hasta) stêg (semita) tâl (lingua) tang (forceps) tên (vir- gula) trouw (fides) vârd (iter) vlag (vexillum) vlucht (fuga) vrouw (uxor) wèr (defensio) wereld (mundus) wet (lex) wîk (vicus) wrâk (vindicta) zâk (res) ziel (anima) etc. b) bildungen mit -el, -en, -er , als: nêtel (urtica) hâven (portus) leugen (mendacium) kâmer (cu- biculum) splinter (festuca) etc. — c) mit -ing: mâning (monitio) lossing (redemtio) etc. -nis: droefnis (moesti- tia) etc. — 2) ursprünglich schwache, als: bloem (flos) bôn (faba) gal (bilis) kan (cantharus) kerk (ecclesia) kist (cista) krôn (corona) mâg (stomachus) mân (luna) rôs (rosa) star (stella) stôf (hypocaustum) tong (lingua) wang (gena) wêk (hebdomas) wol (lana) zon (sol) etc. Anmerkungen: 1) auch die fem. auf -el, -en, -er können den unorg. pl. -s annehmen, als: nêtels, leu- gens, splinters. — 2) sehr häufig erscheint bei den fem. ursprünglich erster und zweiter starker oder schwacher decl. im nom. acc. sg. die endung -e, so daß sich alle Y y 2 II. neuniederl. subst. neutrum. casus sg. gleich sind, z. b. ârde (terra) bêde (precatio) boete (poenitentia) duive (columba) groeve (fovea) hulde (favor) henne (gallina) koude (frigus) longe (pulmo) nichte (neptis) reize (iter) stemme (vox) wîze (modus) etc. bildungen mit -t, -d entbehren dieses e niemahls, z. b. diepte (profunditas) dikte (crassities) begêrte (cupiditas) vreugde (laetitia). Zumeist schwanken die mit gemi- nierter liq., man schreibt gleichrichtig gal, stem, hen, star und galle, stemme, henne, sterre. — 3) kein solches e annehmen die aus vierter decl. stammenden: borst, bruid, dâd etc. ja diese können es umgedreht im gen. dat. ablegen, folglich den ganzen sg. ohne alle endung machen Bei vorstehendem artikel läßt man das -e gen. und dat. sg. gern stehen, z. b. ter borste. Starkes und schwaches neutrum. decliniert dem masc. völlig gleich. Hierher gehören eine menge einfacher, als: bâd (balneum) bed (lectus) blâd (folium) bloed (sanguis) boek (liber) bord (asser) brôd (panis) dak (tectum) dal (vallis) dêl (pars) dier (animal) ding (res) doek (linteum) dorp (pagus) erf (hereditas) gat (foramen) geld (pecunia) glàs (vitrum) goed (opes) grân (semen) goud (aurum) grâs (gramen) hâr (crinis) heil (salus) heir (exercitus) hôfd (caput) huis (domus) jâr (annus) jok (jugum) kâf (stipula) kalf (vitulus) kind (infans) klêd (vestis) koren (frumentum) kruis (crux) lam (agnus) land (terra) lêd (dolor) lêm (argilla) licht (lux) lid (articulus) lied (carmen) lîk (cadaver) lôd (plumbum) lôt (sors) luik (operculum) mêl (farina) moes (legumen) mout (polenta) mud (modius) net (rete) pond (pondus) recht (justitia) riet (juncus) rîk (regnum) rot (putredo) schâp (ovis) schip (navis) slot (arx) spel (lu- sus) spôr (vestigium) getâl (numerus) vat (vas) vel (cu- tis) veld (ager) vlêsch (caro) vlôt (ratis) vâd (vadum) werk (opus) wôrd (verbum) zâd (semen) zêr (ulcus) zout (sal) zwêrd (ensis) zwîn (sus) u. a. m. — 2) bil- dungen mit -el, -en, -er , als: euvel (malum) lâken (mappa) wâter (aqua) etc. — 3) diminutiva auf -ken, -eken , -je, -mpje, -ltje, -ntje (vgl. oben s. 536.) als: vrouken, hoedeken etc. — 4) mit -sel , als blîfsel (re- liquiae) etc. — 5) mit -t, als: gebênte, gebergte etc. — 6) nur wenige urspr. schwache: ôg (oculus) ôr (auris) lichâm (funus) hert (cor). Anmerkungen: 1) die unter 2. 3. 4. genannten neh- men einen unorg. pl. auf -s an, als: euvels, lâkens, wâ- II. neuenglisches substantivum. ters, vroukens, meisjes, bloempjes, blîfsels; die unter 5. fügen zu dem schw. -en das -s hinzu: gebêntens (ossa). — 2) nachstehende schieben -er an und haben dann in der edleren sprache die flexion -en , in der ge- meinen -s, als: bên (os) pl. bênderen oder bênders; berd (barba) berderen; blâd (folium) blâderen; ey (ovum) eyeren; goed (opes) goederen: hoen (pullus) hoenderen; kalf (vitulus) kalveren; kind, kinderen; klêd, klède- ren; lam, lammeren; lied, liederen; gemoed, gemoede- ren; râd (rota) râderen; rund (armentum) runderen; spân (festuca) spânderen; volk (gens) volkeren. Da nun einige derselben zugleich ohne einschiebung des -er den pl. regelmäßig bilden, z. b. blâd, blâden; râd, râ- den: volk, volken etc. so besteht für sie eine dreifache pl. flexion (blâden, blâderen, blâders). — 3) das ur- sprüngliche -e zeigt sich zuweilen im sg. der vormahli- gen schwachen oder zweiten starken decl. als: herte, bedde, mudde, gebênte, gebergte etc., neben hert, bed, mud. Anomalien des neuniederländischen substantivum. 1) vâder, broeder haben jetzt im gen. sg. vâders, broeders; im pl. vâders, broeders oder vâderen, broe- deren; moeder, dochter, zuster im sg. unveränderlich, im pl. wie vâder. — 2) man , gen. mannes, dat. manne; pl. manuen und mans; auch zôn (filius) macht den pl. zôns und zônen. — 3) die durchgreifende mischung st. und schw. formen so wie die abwesenheit des umlauts hat in der lehre vom genus mehr unsicherheit und ab- weichung verursacht, als dies im hochd. der fall ist; da- von im folg. buche das nähere. Neuenglisches substantivum . Das plurale -s (zuweilen -es , wo sich consonanten drängen) wird allen subst. ohne rücksicht auf ihr ge- schlecht gegeben, ebenso das -s gen. sg., wenn dieser casus dem regierenden subst. vorsteht, gebraucht. Einige überreste der alten flexionen erhalten sich in folgenden anomalien: 1) brother (frater) pl. brothers oder brethren. 2) man (homo) pl. men. 3) fôt (pes) tôth (dens) gôse (anser) pl. fêt, têth, gêse. 4) mouse (mus) louse (ped.) pl. mice, lice; cow (vacca) sow (sus) pl. kine, swine. 5) ox (bos) pl. oxen; chick (pullus) pl. chicken. 6) child II. schwed. subst. st. masc. erste, zw. u. dr. decl. (infans) mit eingeschobnem r pl. children. egg (ovum) macht aber eggs, nicht mehr egren. Schwedisches substantivum . Starkes masculinum. erste declination. beispiel: fisk pl. fisk-ar fisk-s fisk-ars fisk fisk-ar fisk fisk-ar 1) viele einfache, z. b. arm (brachium) ask (capsa) bock (hircus) dâg (dies) dâl (vallis) dverg (nanus) fisk (piscis) gast (spiritus) gûd (Deus) häst (equus) hund (ca- nis) hœg (tumulus) lâg (lex) lêm -mmar (membr.) orm (vermis) pilt (puer) qvist (ramus) skalk (servus) skôg (silva) stên (lapis) stôl (sedes) træl (servus) ulf (lu- pus) etc. — 2) bildungen -el, -en, -er, -ar , als: en- gel (angelus) fågel (avis) stöfvel (ocrea) regn (pluvia) finger (digitus) hammar (malleus) etc. — 3) mit -ung, -ling: kônung (rex) yngling (juv.). Anmerkungen: 1) die unter 2. syncopièren im pl. den bildungsvocal, als: englar, stöflar, fingrar, hamrar f. en- gelar, stöfvelar, hammarar. — 2) einige schieben im pl. i ein, so: dreng (famnlus) drengjar, neben drengar. — 3) die altschwed. sprache besaß noch das -er des nom. sg., das -a gen. pl. und das -om des dat. pl. z. b. dâger (dies) dâga (dierum) dâgom (diebus). Diese bemerkung gilt für alle männl. declinationen. Starkes masculinum. zweite declination. beispiel: fiskar-e pl. fiskar-e fiskar-es fiskar-es fiskar-e fiskar-e fiskar-e fiskar-e enthält viele bildungen mit -are , deren pl. und sg. im- mer gleichlauten: älskare (amator) gångare (equus tolu- tarius) etc. Starkes masculinum. dritte declination. beispiel: sôn pl. sœn-er sôn-s sœn-ers sôn sœn-er sôn sœn-er II. schwed. subst. stark. sem. erste u. dr. decl. bierher zähle ich die wenigen pl. auf -er mit umlau- tender wurzel: brand (titio) bränder; fôt (pes) fötter; lêdamôt (membrum) ledamœter; stâd (urbs) stæder; sôn (filius) sœner und vielleicht noch einige. Die meisten altn. dritter decl. sind in die erste übergetreten, theils mit beibehaltenem, verhärtetem u -umlaut z. b. örn (aquila) örnar; biörn (ursus) biörnar; theils mit abgelegtem, z. b. galt (aper) galtar; vall (vallum) vallar; spån (segmen) spånar; tråd (filum) trådar. Starkes masculinum. vierte declination. beispiel: væn pl. vänn-er væn-s vänn-ers væn vänn-er væn vänn-er 1) einfache wörter in geringerer zahl als bei erster decl. z. b. balk (interseptum) böld (ulcus) êd (jusj.) flôd (fluvius) gäst (hospes) gång (iter) lêd (articulus) ort (locus) rätt (jus) sèd (mos) skald (poeta) svên (puer) sång (cantus) væn (amicus) etc. — 2) einige bildungen: månad (mensis). Anmerkungen: 1) kein umlaut; die pl. lauten: bal- ker, flôder, orter, skalder. — 2) manche ehedem hier- her gehörige sind in die erste übergegangen, z. b. bälg (follis) bälgar; væg (via) vægar etc. Starkes femininum. erste declination. beispiel: sôl pl. sôl-ar sôl-s sôl-ars sôl sôl-ar sôl sôl-ar 1) wenige einfache, z. b. aln (cubitus) bœk (fagus) êk (quercus) grên (ramus) grind (janua) hûd (cutis) jord (terra) mân (juba) qvarn (mola) sjæl (anima) skâm, mmar (pudor) sôl (sol) värld (mundus) etc. — 2) die häufigen bildungen mit -ing : drottning (regina) lemning (reli- quiae) etc. — Anmerkung: manche sonst hierherfallende sind in die vierte oder in die schw. decl. übergetreten. Starkes femininum. zweite declination. mangelt. Starkes femininum. dritte declination. beispiel: tand pl. tänd-er tand-s tänd-ers tand tänd-er tand tänd-er II. schwed. subst. stark. neutr. erste u. zw. decl. kennzeichen ist hier wieder der pl. umlaut: and (anas) änder; bôt (mulcta) bœter; bôk (liber) bœker; hand (ma- nus) händer; nat (nox) nätter; rôt (radix) rötter; strand (littus) stränder; stång (contus) stänger; tand (dens) tän- der; tång (forceps) tänger. — Anmerkung: unumlautbare rechne ich zur vierten, z. b. gnet (lens, -dis) gnetter. Starkes femininum. vierte declination. beispiel: kraft pl. kraft-er kraft-s kraft-ers kraft kraft-er kraft kraft-er kennzeichen ist der unumlaut, 1) einfache, als: bœn (preces) drift (motus) gnet, gnetter; häfd (mos) hielp (auxil.) hind (cerva) kind (gena) kraft (vis) lœn (merces) mark (campus) mast (malus) mîn (gestus) nœd (necessitas) ört (herba) sak (causa) sôt, sotter (morbus) skrift (scriptum) tìd (tempus) u. a. m. — 2) comp. mit -skap und -hêt. Starkes neutrum. erste declination. beispiel: ord pl. ord ord -s ord-s ord ord ord ord 1) eine menge einfacher, als: år (annus) bâd (balneum) band (vinclum) barn (infans) bên (os) berg (mons) blâd (fo- lium) diur (animal) folk (gens) glâs (vitrum) hâf (mare) hår (crinis) lâg (societas) lamb (agnus) land (terra) lius (lux) ord (verbum) rœr (juncus) sår (vulnus) svärd (en- sis) torg (forum) u. a. m. 2) bildungen: tâgel (cauda equina) namn (nomen) vatten (aqua) finger (digitus) hufvud (caput) etc. — Anmerkung: neben dem ordent- lichen pl. kommt von land (terra) stånd (status) t g (utensile) vîn (vinum) der paragogische pl. länder, stän- der, tŷger, vîner vor. Starkes neutrum. zweite declination. beispiel: kynn-e pl. kynn-e kynn-es kynn-es kynn-e kynn-e kynn-e kynn-e hiernach: ærende (nuntius) äpple (pomum) belæte (ima- go) gille (tribus) hvête (triticum) klæde (vestis) kynne II. schwed. subst. schwache declinationen. (genus) krŷpe (latébra) lŷte (vitium) löfte (votum) minne (memoria) näste (nidus) sinne (animus) rîke (regnum) värde (pretium) u. a. m. — Anmerkungen: 1) der pl. ist nach analogie des altn. und des schwed. masc. zweiter decl. (also dem sg. gleich) aufgestellt; kaum aber wird er so heute gebraucht; sondern meistens mit anhängen- dem artikel: kynnen, gillen, lŷten, rîken, welches Bo- tin p. 93. 104. irrthümlich für die indefinitive endung hält, welche durch ein weiter zugefügtes -a definitiv werde: kynnena, gyllena. Mehr hiervon da, wo die anhängung des artikels verhandelt werden wird. — 2) auch hier können einige -r anschieben, als klæder (vestes) fängelser (captivitates) belæter (imagines). Schwaches masculinum. beispiel: hân-e pl. han-ar hân-es (-as) han-ars hân-e (-a) han-ar (-om) hân-e (-a) han-ar ande (spiritus) biälke (trabs) bôge (arcus) hâre (lepus) hâne (gallus) galge (patib.) kämpe (athleta) lunge (pul- mo) måne (luna) niure (ren) oxe (bos) vilje (vol.) u. a. m. Anmerkung: die eingeklammerten, beßeren flexionen sind noch der bibelsprache gemäß, aber hentigestags veraltet. Schwaches femininum. beispiel: tung-a pl. tung-or tung-as (-os) tung-ors tung-a (-o) tung-or (om) tung-a (-o) tung-or aska (cinis) bœna (faba) frilla (pellex) helsa (salus) hœna (gallina) kanna (cantharus) mŷra (formica) mygga (culex) människa (homo) næsa (nasus) pîga (virgo) pîpa (fistula) qvinna (femina) stierna (stella) stûga (hypocaustum) tärna (virgo) vîsa (modulatio) und viele andere. Anmerkun- gen: 1) auch hier zeigen die eingeklammerten flexionen den früheren, jetzt veralteten organismus an. — 2) einige machen den sg. ohne -a, namentlich: gräns (limes) rôs (rosa) våg (unda). Schwaches neutrum. beispiele: hiert-a pl. hiert-an œg-a pl. œg-on hiert-as hiert-ans œg-as œg-ons hiert-a hiert-an œg-a œg-on hiert-a hiert-an œg-a œg-on II. dänisches subst. starkes masc. erste decl. wie hierts (cor) gehet nysta, nösta (glomus); wie œga (oculus) aber œra (auris). Die pl. endung -an, -on scheint mir kein sussigierter artikel (vgl. die zweite starke decl.) sondern spur der alten schwachen form. Anomalien des schwedischen substantivum. 1) fâder, brôder , pl. fæder, brœder oder fædrar, brœ- drar; môder, dotter pl, mœdrar, dottrar. 2) man , pl. männer, in comp. -män. — 3) die fem. g å s (anser) lûs (ped.) mûs (mus) machen den pl. gäss, löss, möss. — 4) vo- calauslautige wurzeln gehen in der regel vollständig und werfen nur zuweilen den anstoßenden flexionsvocal weg. α ) männliche: så (situla) brô (pons) hô (urceus) lô (lynx) skô (calceus) fnœ (nix) siö (mare) bŷ (aedificium) hŷ (color) pl. såar, hôar, skôar, bŷar. — β ) weibliche: å (amnis) rå (antenna) vrå (angulus) pl. åar, råar, vråar; tå (dig. pedis) bekommt tænar: mô (terra inculta) kô (vacca) klô (ungula) rô (quies) trô (fides) pl. môr, klôr; mœ (puella) œ (insula) pl. mœar, œar, zuweilen mœjar, œjar; dŷ (palus) pl. dŷar; frû (femina) pl. frûar und frûer; hûstrû, jungfrû aber hûstrûr, jungfrûr. — γ ) neu- trale lauten im sg. und pl. gleich: knæ (genu) rå (pla- centa) skrå (tribus) strå (stramen) bî (apis) blŷ (plum- bum) brŷ (angor) bô (nidus) tô (linum) hœ (foenum). — 5) von einschiebung des er beim st. neutr. Dänisches substantivum . Starkes masculinum. erste declination. beispiel: fisk pl. fisk-e fisk-s fisk-es fisk fisk-e fisk fisk-e 1) einfache: biörn (ursus) brand (titio) dâg (dies) dâl (vallis) dôm, pl. domme (judicium) dreng (famulus) drœm, drömme. (somnium) dverg (nanus) fisk (piscis) gang (iter) grîs (porcellus) hat, hatte (pileus) hest (equus) hund (canis) lund (nemus) örn (aquila) svend, svenne (famulus) skôv (silva) træl (servus) tŷv (fur) u. a. m. — 2) bildun- gen mit -el, -er : himmel (coelum) engel (ang.) finger (dig.) âger (ager) sêjer (victoria) etc. so wie mit synco- piertem bildungsvocal -l, -n, -r: fugl (avis) ravn (cor- vus) seir (victoria). Die erstgenannten werfen ihn aber im pl. weg, als: himle, fingre (nicht: himmele, fingere). II. dän. subst. stark. masc. zw., dr. u. viert. decl. Starkes masculinum. zweite declination. beispiel: fisker pl. fisker-e fisker-s fisker-es fisker fisker-e fisker fisker-e viele bildungen mit -er (altn. -ari), welche sich von de- nen auf -er erster decl. dadurch unterscheiden, daß sie im pl. den bild. voc. nicht syncopieren, es darf nur fiskere, skippere, tienere heißen, nicht fiskre, tienre; dort umgekehrt fingre, âgre, nicht fingere, âgere. Starkes masculinum. dritte declination. beispiel: fôd pl. född-er fôd-s född-ers fôd född-er fôd född-er nur wenige wörter mit pluralumlauten: stâd, stæder (urbs) stand, ständer (status) fôd, födder (pes); sœn, sön- ner (filius) hat unorganisch den umlaut auch in den sg. übergetragen. Starkes masculinum. vierte declination. beispiel: vên pl. venn-er vên-s venn-ers vên venn-er vên venn-er wörter, am unumlautenden pl. erkennbar: bälg (pellis) êd (jusj.) flôd (fluvius) giest (hospes) gud (Deus) lem, lemmer (membrum) ret, retter (jus) skielm (nebulo) von sæd (mos) gilt bloß der pl. sæder; sodann die bildun- gen aften (vespera) morgen (temp. mat.) maaned (men- sis) pl. aftener, morgener, maaneder. Starkes femininum. erste declination. beispiel: sôl pl. sôl-e sôl-s sôl-es sôl sôl-e sôl sôl-e wenige wörter: bœg (fagus) borg (arx) brûd (sponsa) êg (quercus) grên (ramus) grind (clathrum) hiord (grex) skâm, skamme (pudor) siæl (anima) sôl (sol) alen, alne (cubitus). II. dän. subst. stark. femin. dritte u. vierte decl. Starkes femininum. zweite declination. mangelt. Starkes femininum. dritte declination. beispiel: tand pl. tänd-er tand-s tänd-ers tand tänd-er tand tänd-er and, änder (anas) bôg, bœger (liber) bôd, bœder (mulcta) haand, händer (manus) kraft, kräfter (vis) nat, nätter (nox) rôd, rödder (radix) stang, stänger (contus) tand, tänder (dens). Starkes femininum. vierte declination. beispiel: sâg pl. sâg-er sâg-s sâg-ers sâg sâg-er sâg sâg-er ohne pluralumlaut: art (modus) bœn, bœnner (preces) drift (motus animi) dŷd (virtus) gêd (capra) hôv (ungula) hûd (cutis) jord (terra) kind (gena) mast (malus) nödd (nux) sâg (causa) skaal (pelvis) tîd (tempus) urt (herba) verden, verdener (mundus) etc.; alle bildungen mit -ing und comp. mit -hêd, -skab . kraft geht nach 3. Starkes neutrum. erste declination. beispiele: ord pl. ord fâd pl. fâd-e ord-s ord-s fâd-s fâd-es ord ord fâd fâd-e ord ord fâd fâd-e hierher eine menge wörter: aar (annus) æg (ovum) ax (spica) bierg (mons) blâd (folium) dŷr (animal) fâd (vas) haar (crinis) horn (cornu) lêd (membrum) lîv (vita) lŷs (lux) maal (sermo) ord (verbum) saar (vulnus) salt (sal) ting (res) u. v. a. — Anmerkungen: 1) die pl. endung -e tritt in wörtern mit ursprünglich kurzer wurzelsilbe ein, wenn sie auch nunmehr lang geworden ist, also: blâde (folia) fâde (vasa) skîbe (naves); früher gewis blad, blade; fad, fade; skib, skibe, wie man aus glâs (vitrum) pl. glasse sieht, wo der kurze vocal geminiertes s wirkte, also früher glas, glase galt. Ursprünglich lange machen den pl. dem sg. gleich: aar, maal, ord etc. — 2) aus- nahmsweise haben auch langsilbige solches -e, als: land (terra) lande; brŷst (pectus) brŷste; slot (arx) slotte; hûs (domus) hûse; krûs (crater) krûse etc. — 3) der entsprung II. dän. subst. slarkes neutr. schw. decl. dieser endung -e aus altem -u ist oben s. 659. dargethan und merkwürdige spur des durch u gewirkten vocal- umlauts erhält sich im dän. barn (infans) pl. börn (vgl. oben s. 563.) statt des analogeren barn oder barne. — 4) folgende erweitern den pl. durch -er : brädt (asser) brädter; brŷst (pectus) brŷster (neben brŷste) bäkken (pelvis) bäkkener; hôved (caput) hôveder; hôf (aula) hoffer; lem, lemmer (membr.) pandt (pignus) pandter; stêd (locus) stêder; alle bildungen mit -sel : bidsel, bidsler; fängsel, fängsler etc. Starkes neutrum. zweite declination. 1) viele sonst hierher gehörige wörter sind mit abgeleg- tem bildungs -e in die erste decl. übergegangen, z. b. kiœn (genus) sind (mens) etc. — 2) die gebliebenen bilden den sg. wie im schwed. z. b. klæde (vestis) rîge (regnum) äble (pomum) billede (imago) embede (offi- cium) etc. Ihr pl. ist entw. ungebräuchlich, oder wird mit angehängtem artikel gemacht, oder schiebt -er an: billeder, embeder, rîger. Schwaches masculinum. beispiel: hân-e pl. hâ-er hân-es hâ-ers hân-e hâ-er hân-e hâ-er âbe (simius) bûe (arcus) gasse (anser mas) hâne (gallus) hâre (lepus) kiempe (pugil) u. v. a. Einige apocopieren das -e im sg. als: aand (spiritus); oxe (bos) macht den pl. öxene, öxne, nicht oxer; vermuthlich stammt er von einem sg. öxen (nach erster starker). Wegen des umlau- tenden pl. bönder von bonde (agricola) verweise ich auf die decl. der particip. Verschiedene wörter sind in die starke form eingetreten, z. b. nar, pl. narre (altn. narri). Schwaches femininum. stimmt gänzlich mit der decl. des masc. überein; beispiele sind: dûe (columba) klâge (querela) kône (femina) pîge (puella) qvinde (mulier) tunge (lingua) vîse (modulatio) u.v.a. Schwaches neutrum. beispiel: hiert-e pl. hiert-en hiert-es hiert-ens hiert-e hiert-en hiert-e hiert-en nur: hierte (cor) œje (oculus) œre (auris). II. goth. starkes adject. erste declin. Anomalien des dänischen substantivs. 1) fâder, brôder, môder, datter pl. fædre, brœdre, mœdre, döttre. 2) mand . pl. mänd. 3) gaas , pl. giæs, gæs; mûs, lûs behalten auch im pl. mûs, lûs, gen. pl. mûses, lûses. — 4) mit vocalauslaut α ) männl. und weibl.: aa (fluvius) raa (antenna) saa (palea) taa (dig. pedis) skê (cochlear) bî (apis) brô (pons) kô (vacca) klô (ungula) sô (sus) mœ (virgo) œ (insula) bŷ (urbs) etc. pl. aaer, ræer, saaer, tæer, skèr, bìer, brôer, kœer, klœr, sœr, mœer, œer, bŷer. β ) neutrale: hœ (foenum) straa (stra- men). Mit vielen schon im sg. aae, bîe, œe, straae etc. zu schreiben scheint verwerflich, weil ein solches e nur schwachen wörtern wie bûe, dûe etc. gebührt. — 5) von einschiebung des -er beim st. neutr. Gothisches adjectivum . Starkes adjectivum. erste declination. mase. fem. neutr. sing. blind-s blind-a blind-ata [blind] blind-is blind-áizôs blind-is blind-amma blind-ái blind-amma blind-ana blind-a blind-ata [blind] pl. blind-ái blind-ôs blind-a blind-áizê blind-áizô blind-áizê blind-áim blind-áim blind-áim blind-ans blind-ôs blind-a 1) einfache: alls (omnis) arms (pauper) baírhts (mani- festus) balþs (audax) blinds (coecus) bráids (latus) dáubs (stupidus) us- dáuds (sollicitus, nach dem adv. usdáudô) dáuþs (mortuus) diups (profundus) -dôgs ( -ἥμερος , -tägig) dumbs (mutus) dvals (stultus) -salþs (-plex) faúrhts (timidus) þrutsfills (leprosus) usfilms (pavidus) friks (cupidus) frôds (prudens) frums (bo- nus) fùls (putris) fulls (plenus) gaúrs (moestus) gôds ( κα- λὸς ) hafts (capax) haíhs (lnscus) hails (sanus) halbs (di- midius) halts (claudus) hanfs (mancus) haúhs (altus) hlas (hilaris) hulþs (propitius) hveits (albus) juggs (juvenis) kalds (frigidus) klahs (pusillus) -kunds (oriundus) kunþs (notus) laggs (longus) láus (solutus) unlêds (pauper) liubs (carus) qvius, gen. qvivis (vivus) raíhts (rectus) rûms (amplus) sads (satur) siuks (aeger) slaíhts (planus) stamms II. goth. starkes adject. erste declin. (balbus) Ein goth. adj. staírs (sterilis) ist aus Ulph. unerweislich, staírô (Luc. 1, 7.) aber ein schw. weibl. subst. ( στείρα ) nach tuggô; im adjectiven fall würde auch staíra stehen. svarts (niger) svês (proprius) svinþs (fortis) untals (inobediens) triggvs (fidus) þarbs (egenus) þiuþs ( ἀγαθὸς ) mikil þuhts (arrogans) tvaírhs (iratus) þvalts (certus) unvahs (inculpatus) usvaúrhts (perfectus) filuvaúrds (multiloquus) vaírþs (dignus) veihs (sanctus) invinds (in- justus) vôds (insanus) vráiqvs (obliquus). — 2) bildungen mit -il: leitils (parvus) mikils (magnus) ubils (malus). — 5) mit -n: ïbns (aequalis) analáugns (occultus) svikns (innoxius). — 4) mit -r: abrs (validus) báitrs (acerbus) fagrs (pulcher) mundrs (?) snutrs (callidus) etc. — 3) mit -ag, -eig, -uk : áudags (dives) grêdags (famelicus) manags (multus) gabeigs (opulentus) þiuþeigs (benedictus) ïbuks (retro- gradus) etc. — 6) mit -ah: unbarnahs ( ἄτεκνος ) stáínahs (lapidosus). — 7) mit -ein: filleins (pelliceus) liubadeins (lucidus) þaúrneins (spineus) etc. — 8) mit -isk : man- nisks (humanus) haíþivisks (silvestris). — 9) mit -ad , als: naqvaþs (nudus). — 10) mit der vorsilbe ga- : gahvaírbs (subjectus) gadôfs (conveniens) filu-galáubs ( πολύτιμος ) gaguds (honestus) galeiks (similis) gamáids (mancus) ganôhs (uber) garaíhts (justus) gaskòhs (calcea- tus) gatils (opportunus) gavamms (maculatus) etc. Anmerkungen: 1) das norninative -s bleibt weg, wenn die wurzel selbst auf s auslautet, also svês, hlas f. svês -s, hlas -s gen. svêsis, hlasis (oben s. 599.); hingegen stehtr -s, als: gaúr -s, Luc. 18, 23. svêr -s (honoratus) Marc. 6, 4. Luc. 7, 2. gen. gaúris, svêris (oder svêrjis?) und vermuthlich galt auch mêrs, (clarus) s. oben s. 37. [von dem wurzelhaften rs , wie in vaírs etc. ist hier keine rede]. — 2) die neutrale endung des nom. acc. sg. -ata kann, ohne rücksicht auf vorhergehende consonanz, bald stehen, bald wegbleiben; weiteres in der syntax. — 3) schwanken zwischen erster und zweiter declination; wörter der letzteren pflegen im nom. sg. masc. und nom. acc. sg. neutr. (ohne -ata) ihr bildungs -i auszu- stoßen, folglich denen erster decl. zu gleichen; belege: bleiþs Luc. 6, 36. hráins Matth. 8, 3. Luc. 5, 13. 9, 39. hráin Matth. 8, 3. Tit. 1, 15. gamáin Rom. 14, 14. sêl Marc. 7, 22. andanêm Luc. 4, 19. andasèt Luc. 15, 15. Vermuthlich gehören hierher auch die anm. 1. ge- nannten svêrs und mêrs, [svêrs, ἔντιμος , geehrt, von ansehen und gewicht; alth. suâr, suâri, gravis], nicht II. goth. starkes adject. erste declin. aber gaúrs, weil Matth. 6, 16. gaúrái und kein gaúrjái steht. — 4) zu favái (pauci) finde ich keinen sg., er würde fáus lauten. Starkes adjectivum. zweite declination. sing. mid-is mid-ja mid-jata [mid-i] mid-jis mid-jáizôs mid-jis mid-jamma mid-jái mid-jamma mid-jana mid-ja mid-jata [mid-i] plur. mid-jái mid-jôs mid-ja mid-jáizê mid-jáizô mid-jáizê mid-jáim mid-jáim mid-jáim mid-jans mid-jôs mid-ja hierher: aírzis (erroneus) ufáiþis ( ἐνόρκιος ) alêvis (olivifer) arnis (tutus) arvis (frustraneus) azeitis, azêtis, ( εὔκοπος ) áuþis (desertus) bleiþis (mitis) unbrûkis (inutilis) faírnis (vetus) framaþis (alienus) fris (liber) láushandis (vacuus) bihatis (iracundus) hráinis (purus) unkaris (incurius) midis (medius) andanêmis (gratus) nivis gen. niujis (novus) raþis ( εὔκοπος ) birêkis (periclitans) reikis (dives) sêlis (bonus) andasêtis (abominabilis) sibis (cognatus) sleidis (saevus) spêdis (serus) svêris (gravis) sutis ( ἄνεκτος ) ful- latôjis (perfectus) ustrudis (segnis) vilþis (ferus) und mit der vorsilbe ga: gabaúris (voluptuosus) gamáinis (com- munis) gahahis (consequens) gavilis (voluntarius). Anmerkungen: 1) paradigma und angabe der nom. masc. sind der theorie gemäß, aber nicht vollständig zu belegen. Nämlich für den nom. sg. masc. ist fullatôjis Matth. 6, 48. ubiltôjis Joh. 18, 30. einziger beleg; für den nom. sg. neutr. (ohne -ata) faírni Luc. 5, 39. vilþi Marc. 1, 6. (randglosse). Für die theorie spricht die ana- logie theils der substantive (s. 599.) theils der adj. dritter decl. (hardus vgl. mit hráinis). Wie inzwischen schon beim subst. ein unorg. nom. -jis statt -is (s. 600.) ein- drang, so könnte er auch hier beim adj. eintreten; ferner die dort beobachtete rücksicht auf kurze oder lange wurzelsilbe eben so beim adj. gesucht werden, d. h. ein nom. und gen. masc. aírzeis, hráineis, allein dergleichen habe ich nirgends gefunden (so wenig als beim starken subst. neutr. einen analogen gen. -eis; oben s. 606.) Für ein theoretisches fris (liber) gen. fris oder frijis; nom. pl. frijái Joh. 8, 36. wäre die analogie des pron. ïs, gen. ïs, plur. ijái. — 2) statt dieses theore- tischen nom. sg. masc. und neutr. bedient sich der Gothe II. goth. starkes adj. zweite u. dritte decl. lieber α ) der schwachen form, z. b. im voc. unsêlja (improbe) Luc. 19, 22. β ) gewöhnlich aber, mit syn- copiertem i, der starken form nach erster decl. (belege dort anm. 3.) — 4) solche unorganische hráins, gamáins. sêls, svêrs, andanêm, andasêt etc. benehmen der zwei- ten decl. für alle übrigen casus nichts, d. b. es muß hráinjamma, hráinjana, hráinjái, hráinjáizê, sêljamma, niujamma, andanêmjamma, andasètjái Tit. 1, 16. etc. und darf nicht hráinamma, nivamma etc. heißen. Im ganzen fem. gilt das paradigma unverletzt. — 5) ver- schiedene adj. dieser zweiten decl. abstrahiere ich bloß aus den comparativen -iz-, und adverbien -iba, -jaba, -jô, die adjective form des positivs mangelt in den ulph. bruchstücken; namentlich: arnis, arvis, azêtis. sutis, gabaúris, gahahis. Das verbum skeirjan beweist noch nicht für ein adj. skeiris (clarus), da z. b. natjan (ri- gare) eher auf nats (madidus) führt, als auf natis. Nä- heres bei der wortbildung — 6) vom schwanken zwi- schen zweiter und dritter decl. gleich hernach. Starkes adjectivum. dritte declination. überreste der mittelst -u gebildeten adj., aus denen sich kein vollständiges paradigma aufstellen läßt, sondern nur der nom. sg. masc. hard -us fem. hard -us neutr. hard -u; man rechne hierher: aggvus (angustus) aglus (molestus) glaggvus (solers) hardus (durus) hnasqvus (te- ner) manvus (paratus) seiþus (serus) þaúrsus (siccus) þlaqvus (mollis); das adv. filu läßt auf ein gänzlich ungebräuchliches adj. filus (multus) schließen. Anmerkungen: 1) die merkwürdige gleichheit des weibl. nom. mit dem männl. verdient den beleg þaúr- sus Luc. 6, 6. — 2) ob der gen. sg. hardáus lauten könne und wie die übrigen casus? beruht auf bloßer muth- maßung. Schwerlich entbehrte der dat. acc. masc. sein adjectivisches -mma, -na, vielleicht hieß es hardvamma, hardvana? — 3) wo andere casus (oder auch das neutr. mit -ata) vorkommen, zeigt sich mit verwandlung des u in i, übertritt in die zweite decl. also: þaúrsjana (aridum) Marc. 11, 20. manvjata Marc. 14, 16. st. þaúrsvana, manvata? Nur im nom. sg. haftet u, kein hardis, þaúr- sis etc. erscheint noch; daher ich auch zu dem dat pl. hnasqvjáim Matth. 11, 8. Luc. 7, 25. den nom. hnasqvus dem nom. hnasqvis vorziehe. — 4) ohne zweifel gibt es solcher wörter auf -us noch andere und gab ihrer in früherer zeit viel mehr. Z z II. goth. schw. adj. erste u. zweite decl. Schwaches adjectivum. erste declination. sg. blind-a blind-ô blind-ô blind-ins blind-ôns blind-ins blind-in blind-ôn blind-in blind-an blind-ôn blind-ô pl. blind-ans blind-ôns blind-ôna blind-anê blind-ônô blind-ônê blind-am blind-ôm blind-am blind-ans blind-ôns blind-ôna Anmerkung: verschiedene wörter begegnen nur in schwacher form, z. b. ïnkilþô (gravida) aftuma (ultimus) ïftuma (posterus) etc.; die erörterung anderswo. Schwaches adjectivum. zweite declination. sg. mid-ja mid-jô mid-jô mid-jins mid-jôns mid-jins mid-jin mid-jôn mid-jin mid-jan mid-jôn mid-jô pl. mid-jans mid-jôns mid-jôna mid-janê mid-jônô mid-jônê mid-jam mid-jôm mid-jam mid-jans mid-jôns mid-jôna Anm. bestimmte belege des dat. sg. masc. und neutr. gewähren standhaft -jin (z. b. hráinjin Marc. 9, 25. Luc. 9, 42. niujin Luc. 5, 36. unsêljin Matth. 5, 39. Joh. 17, 15.) kein -ein nach der analogie von s. 599. Schwaches adjectivum. dritte declination. mangelt, vermuthlich declinieren alle adj. auf -us schwach nach zweiter, also hardja, hardjô. Althochdeutsches adjectivum . Starkes adjectivum. erste declination. sg. plint-êr [plint] plint-u (-ju) [plint] plint-aƷ [plint] plint-es plint-êrâ plint-es plint-emu(-emo) plint-êru plint-emu(-emo) plint-an plint-a plint-aƷ [plint] plint-û — — plint-û pl. plint-ê [plint] plint-ô [plint] plint-u(-ju)[plint] plint-êrô plint-êrô plint-êrô plint-êm plint-êm plint-êm plint-ê (?-a) plint-ô plint-u(-ju)[plint] II. alth. starkes adj. erste decl. 1) ausgemacht ist das -êm dat. pl., theils nach dem goth. -áim , theils dem bei K. häufigen -eem Auch gl. hrab. 964 b fascibus wirdikém (so accentuiert die wien. hs.), wo der glossator honoribus mit honorisicis verwechseltc. , theils dem beständigen -ên (statt -êm) bei N. — 2) zu dem -êr nom. sg. masc. gebricht goth. analogie, indem der vocal vor dem -s überall ausbleibt. Allein K. liefert -eer ziemlich oft, und N. durchgängig -êr . — 3) den nom. pl. masc. nehme ich nach dem goth. -ái an wenn schon K. kein -ee , N. kein -ê gewähren; doch sie ha- ben es in der analogen tert. praes. sg. conjunct, wo ein gleiches goth. -ái . Spur eines richtigen unterschieds zwischen nom. und acc. pl. m. (also plintê, plintâ; goth. blindái, blindans) verräth sich J. 392. 398. mînâ (meos) dhînâ (tuos) vgl. mit 400. dhînê tui); inzwischen ste- hen 347. 368. die acc. hruomegê, îsnînê, sînê und 360. der nom. chifestinôdâ, wie es scheint, mit übergeschrie- benem ê. Die unterscheidung verlangt daher beßern be- weis und hat gegen sich, daß beim subst. nom. und acc. ebenfalls zus. fallen. — 4) auch dem gen. dat. sg. fem. und gen. pl. comm., unerachtet bei K. und N. immer -er- , kein -eer- , -êr- steht, wage ich ê beizulegen, weil das goth. -áiz-, -áis überall zum alth. -êr-, -êr wird. — 5) gen. dat. sg. masc. und neutr. haben ohne zweifel kurzes e, -emu antwortet dem goth. -amma, -es dem goth. -is (also eigentlich -ës); aus gleichem grunde gebührt kürze dem späteren notkerischen -eƷ (statt -aƷ, -ata) im nom. acc. sg. neutr. — 6) die aus- lautenden -ô gen. pl. comm., -û instr. masc. neutr. stehn oder fallen mit der analogen annahme beim subst. — 7) die auslaute der weibl. casus sind denen des subst. erster weibl. decl. parallel. Denkmähler, welche im gen. sg. këpô, dat. këpô zeigen, setzen auch hier -êrô, -êrô; die mit gëbâ, gëbu hingegen -êrâ, -êru; doch behält der nom. acc. pl. adj. immer -ô auch bei denen mit gëbâ. — 8) eigene schwierigkeit hat der nom. sg. fem. und der ihm gleiche nom. acc. pl. neutr. Mir scheint seine flexion auf -u organisch und der analogie der prima praes. starker conj. so wie den spuren des -u nom. sg. erster st. decl. (wovon am schluße des capitels) angemeßen. Sie findet sich durchgehends bei O., hin und wieder bei J. und T. Die übrigen (gerade ältesten und strengalth. quellen, namentlich K. gl. mons. jun. etc. Z z 2 II. alth. starkes adj. erste decl. bis auf N. herab) endigen diesen casus auf -iu = ju , welches sich offenbar aus der zweiten decl. eingeschlichen hat, während sie doch in der starken prima praes. das richtige -u aushalten, oder in -o verwandeln, nicht mit dem schw. -ju vermischen. Mehr über dies -ju bei der zweiten decl. — 9) dat. sg. masc. neutr. lautet früher auf -emu, später auf -emo aus, welcher wechsel die kürze des vocals bestätigt. — 1) folgende einfache adj: âkaleiƷ (studiosus) âpah (perversus) âriup (dirus) al, -lles (omnis) alt (vetus) arac, arc (tenax) aram, arm (miser) chalt (frigidus) chluoc (prudens) chranh (debilis) chrump (curvus) chund (notus) churt, churz (brevis) haft (capax) hald (vergens) halp (dimidius) halz (claudus) ham, -mmes (mancus) heil (salvus) heis (raucus) heiƷ (calidus) hël, -lles (clarus) hêr (illustris) hlût (sonorus) hôh (altus) hol (cavus) hold (propitius) horsc (celer) hriup (leprosus) huas, -sses (acer) huël, -lles (procax) huîƷ (albus) junc (juvenis) kâh (praeceps) kanz (integer) unkâƷ (incoenatus) keil (elatus animo) këlf (superbus) kër (cupidus) kërn (pro- nus) klanz (nitidus) klat (laetus) kleif (obliquus) kram (iratus) krim, -mmes (ferus) krôƷ (crassus) kuot (bonus) lam (claudus) lanc (longus) laƷ (tardus) leid (exosus) lîht (levis) liup (gratus) lôs (liber) nâh (vicinus) naƷ (madidus) pald (audax) par (nudus) planh (albus) pleih (pallidus) plint (coecus) plûc? (timidus) preit (latus) prûn (fuscns) quëh (vivus) rasc (alacer) rëht (rectus) hlûtreist (clamo- sus) rôt (ruber) rûh (asper) sarf, scarf (acer) sat (satur) sêr (dolorosus) sìht (vadosus) siuh (aeger) scam, -mmes (brevis) scior (citus) slaf (remissus) slëht (planus) smal (par- vus) snël, -lles (celer) vramspuot (prosper) stam, -mmes (balbus) starh, starah (fortis) stum, -mmes (mutus) stur, stiur (magnus) suarz (niger) suâs (privatus) sûr (acidus) tiuf (pro- fundus) tôt (mortuus) toup (surdus) trût (dilectus) tump (mutus) tuërh, tuërah (transversus) vêh (multicolor) vlah (planus) vol, -lles (plenus) vrad (strenuus) vrat (saucius) vrëh (avarus) vruot (prudens) vûl (putris) vuns (promptus) wâr (verus) warm, waram (calidus) weih (mollis) sina- wël, -lles (rotundus) wëlh (marcidus) wërd (dignus) wîh (sacer) wît (amplus) wunt (saucius) wuot (rabidus) zam (mansuetus) zeiƷ (tener) und vermuthlich noch ei- nige; manche verlorene kann man aus den gebliebenen adv. schließen, z. b. chûm (aeger) krâƷ (vehemens). Mit -haft, -hald, -kërn, -lîh, -lôs, -luom, -muot, -sam, -valt, -vol, -wart sind eine menge adj. zus. II. alth. starkes adj. erste decl. gefügt, deren aufzählung im dritten buch. — 2) mit der vorfilbe ki- : kihlos (exaudiens) kihël (consonus) kilîh (ae- qualis) kimah (idoneus) kimeit (vanus) kinuoc (abundans) unkislaht (degener) kiwis, sses (certus) kiwon (assuetus) kizal (celer) u. a. m. — 3) viele bildungen mit -al, -il : slâ- fal (somnolentus) îtal (vacuus) ëƷal (edax) zunkal (linguo- sus) suîkal (taciturnus) kamal (vetus) etc. mihhil (magnus) liuzil (parvus) etc. upil (malus) — 4) mit -am ? wenn man die unter den einfachen aufgezählten arm, warm unter die erweisliche form aram, waram bringt. — 5) einige mit -an, -n : ëpan (aequalis) eikan (proprius) toukan (clandestinus) loukan (occultus) tarchan (obscu- rus) trucchan (siccus) [s. die participia] — 6) viele mit -în : durnîn (spineus) alparîn (populeus) liuhtîn (luci- dus) etc. — 7) viele mit -ar, -ur : wacchar (vigil) smëcchar (venustus) vinstar (obscurus) sihhur (securus etc. — 8) viele mit -ac, -îc : pluotac (cruentus) nôtac (coactus) scamac (verecundus) slâfac (somno deditus) vreidac (apostaticus) wahsmîc (fertilis) etc.; vielleicht steht das unter den einfachen genannte arc für arac. — 9) mit -aht, -oht : përaht (clarus) zoraht (lucidus) hornoht (cornutus) poumoht (nemorosus) etc. — 10) mit -asc, -isc : mannasc, mennisc (humanus) irdisc (terro- nus) vrônisc (splendens) unadalisc (degener) etc. viel- leicht auch das unter 1. angeführte horsc (horisc gl. mons. 368.) — 11) einige mit -ot, -it : nahhot (nudus) liohit (lucidus) veiƷit (pinguis) etc. — 12) vocalauslautige, nur in den fällen, wo das paradigma ein unflectiertes plint zeigt, sonst aber in w übergehend; es sind fol- gende: krâo, krâwêr (canus) lâo, lâwêr (tepidus) plâo, plâwer (lividus) klao, klawêr (callidus) vrao, vrawêr (laetus) rao, rawêr (crudus) statt welcher jedoch auch krâ, lâ, plâ, klou, vrou, rou vorkommt, [vgl. crâju oben s. 262.] ferner: chalo, chalewêr (calvus) salo, salewêr (ater) valo, valewêr (fulvus) ëlo, gëlo, ëlewêr, gëlewêr (flavus) karo, karewêr (paratus) maro, marewêr (marci- dus) varo, varewêr (tinctus) zëso, zësewêr (dexter). — Anmerkungen: 1) umlaut kann, weil keine flexion i hat, in dieser decl. nicht vorkommen, namentlich wirkt ihn das unorg. -ju statt -u im nom. sg. f. und nom. acc. pl. neutr. nicht, es heißt smalu, zamu, smalju, zamju. Auffallend zeigen aber diese casus in dem adj. allêr bei O. durchgehends ellu , bei I. schwankend allju (392. 405.) ellju (376. 402, wo dem a ein e ühergeschrie- ben); die übrigen quellen, namentlich K. und N. hahen II. alth. starkes adj. erste u. zweite decl. nur allju. T. bald allju (38, 6.) bald allu (67, 8.). Da nun gerade O., welcher beständig -u, niemahls -ju flectiert, diesen umlaut hegt, so ist er vielleicht von dem vocal u abhängig und spnr einer solchen einwirkung außerhalb dem nord. sprachstamm (ellu = öll, öllu). Ich bemerke noch, daß das instrum. û bei O. keinen um- laut zeugt, vgl. mit allû III. 1, 54. V. 16, 38. — 2) zwei- silbige adj., sobald sie durch flexion dreisilbig werden, assimilieren (s. 117. 118.), doch in den verschiedenen quellen unübereinstimmend und unregelmäßig, beispiele sind: pittar (amarus) pitturu, pitterê, pittorô, pitterêm; karo, karewêr, karawaƷ, karowô. Noch unsicherer sind eintretende syncopen, z. b. veiƷtêrô st. veiƷitêrô, pitres st. pittires; sie erscheinen erst allmählig bei den späteren, namentlich N. und nähern sich großentheils schon den mittelh. auswerfungsregeln, N. setzt z. b. îsenînro (fer- reâ) hungerge (esurientes) T. hungaragê. — 3) die adj. zweiter decl. legen noch häufiger ihr bildungs -i ab, als im goth. (s. die zweite decl.); nur ist den s. 719. gegebenen fällen die apocope des i vom unflectierten adj. besonders ähnlich und so stehet suâr (grave) K. 43 a O. I. 18, 76. IV. 24, 32. für und neben suâri O. V. 19, 13. oder hart (du- rum) T. 82. 149. für das gewöhnliche herti. Starkes adjectivum. zweite declination. das paradigma sollte lauten und hat auch in früherer zeit gewis gelautet: sg. mit-jêr [mit-i] mit-ju [mit-i] mit-jaƷ [mit-i] mit-jes mit-jêrâ mit-jes mit-jemu mit-jêru mit-jemu mit-jan mit-ja mit-jaƷ [mit-i] mit-jû — mit-jû pl. mit-jê [mit-i] mit-jô [mit-i] mit-ju [mit-i] mit-jêrô mit-jêrô mit-jêrô mit-jêm mit-jêm mit-jêm mit-ja mit-jô mit-ju [mit-i] allein hiervon ist nichts übrig, als 1) der unaufgegebene gebrauch des unflectierten miti , ganz analog dem sub- stantiven hirti und chunni (s. 613. 622.) wodurch sich adj. zweiter decl. fortwährend von denen erster schei- den. 2) die hier organische flexion -ju des nom. sg. fem. und nom. acc. pl. nentr. welche sich jedoch auch in den meisten quellen unrechtmäßig der ersten decl. be- II. alth. starkes adj. zweite decl. mächtigt, also kein unterscheidendes merkmahl abgibt. O. hingegen gebraucht hier wie in der ersten decl. bloßes -u, als mâru, scônu, was auch ganz consequent ist. Je- nes urkundliche -iu näher in -ju zu bestimmen berech- tigt α ) der ursprung dieses bildungsvocals. β ) die leich- tigkeit seines wegfalls bei zutretender flexion. γ ) die goth. analogie. δ ) sollte N., welches mir Füglistaller angibt, in dieser adj. endung -íu accentuieren [Stalder dial. 268. 269. steht gleichwohl manigiu, alliu, mînin], so halte ich es für spätere, unorg. entwickelung des diphthongischen iu aus ju , die auch durch übertritte in -eu, ew bestärkt wird [vgl. hernach die mittelh. decl.]. 3) höchst selten erhält sich i in anderen flexionen; O. I. 1, 149. redjê (prompti). Gewöhnlich gehen alle casus (die unter 1 und 2. genannten fälle abgerechnet) völlig nach dem paradigma erster decl. und es heißt: mittêr, mittes, mittemu, mittan etc., in welchem worte cons. gemination das alte j vertritt. Gerade so stehet K. 15 b 43 b 42 a 45 b suarre, suarriu, suarrera, suarrun st. des theoretischen suâri, suârju, suârjêrâ, suârjûn (vgl. oben s. 123. 167.). — 1) einfache mit bloßem -i: chûsci (castus) chleini (sub- tilis) christâni (christianus) chuoli (frigidulus) chuoni (au- dax) dicchi (crassus) drâti (subitaneus) dunni (tenuis) durri (aridus) vior-ecchi (quadrangulus) enki (angustus) hâli (lubricus) wît-hendi (spatiosus manibus) herti (durus) arm- hërzi (misericors) hôni (irrisus) hreini (purus) irri (iratus) kâpi (acceptus) kiri (avidus) kruoni (viridis) lâri (vacuus) elilentî (exsul) lindi (lenis) lanclipi (longaevus) lîsi (sub- missus) lukki (falsus) mâri (famosus) milti (largus) miti (medius; kommt aber nicht unflectiert vor, sondern entw. mittêr oder schwach mitto) muodi (fessns) nâmi (acceptus) niuwi (novus) nuzi (utilis) ôdi (facilis) plîdi (laetus) plôdi (ignavus) prôdi (fragilis) râƷi (rapax) redi (promptus) O. III. 19, 7. reiti (paratus) O. IV. 19, 99. rîfi (maturus) gl. hrab. 351 a rîhhi (dives) rinki (levis) rû- mi (amplus) samfti (lenis) sëltsâni (rarus) scef-soufi (nau- fragus) scôni (pulcher) vior-scôƷi (quadrangulus) smâhi (vilis) spâti (serus) spâhi (sagax) stâti (constans) stilli (quie- tus) strenki (fortis) suoƷi (dulcis) suâri (gravis) tiuri (pre- tiosus) trâki (iners) triuwi (fidus) truopi (obscurus) lanc- vari (longaevus) veiki (moribundus) veili (venalis) vesti (firmus) virni (vetus) vûhti (madidus) wâhi (venustus) wâki (utilis) wildi (ferus) wîsi (sapiens) wuosti (desertus) wârwurti (verax) zâhi (tenax) ziori (decorus). Hierher II. alth. starkes adj. zweite decl. auch die comp. mit -mâƷi, -muoti, -pâri. — 2) mit der vorsilbe ki- :-kihiuri (mansuetus) kiloupi (nemorosus) ki- luppi (toxicatus) kimeini (communis) kiminni (dilectus) kimuati (gratus) kisprâhhi (disertus) unkistuomi (violens) kisunti (incolumis gl. mons. 364. 368.) kivuoki (aptus) ki- vâri (dolosus) kizâmi (decens) kizenki (attingens) etc. — 3) mit der vorsilbe ein- :einharti (constans) einhluƷi (solita- rius) einstimmi (unanimis) einstriti (pertinax) einwilli (con- cors) — 4) desgl. mit vorstehenden praep.: pidërpi (uti- lis) piquâmi (commodus) antphenki (acceptus) antnâmi (idem) widarpërki (arduus) widarzâmi (absurdus) miti- wâri (mansuetus, bei einigen mundwâri, mandwâri) ur- hërzi (excors) urhlôƷi (exsors) urmâri (eximius) urpluoti (exsanguis) ursêli (exanimis) urscruofi (spurius gl. mons. 326.) urwâfni (inermis) urwâni (desperans) anawâni (spe- rans) etc. — 5) wenige bildungen mit -al, -ar (das zu -il, -ir assimiliert): edili (nobilis) vravili (elatus) sûpiri (purus) eivari (zelosus); desgl. einige andere: arandi (asper) mammunti (mitis) vremidi (alienus). — Anmerkungen: 1) umlaut des wurzelhaften a kann hier eintreten, tritt aber nur allmählig und schwankend ein (s. 76. 79.) z. b. O. I. 4, 145. antfangi, T. 18, 2. antphengi. Bei N. (welchem -i zu -e geworden) kommt umlaut des û in iu hinzu, also: chiusce, viuhte. 2) schwanken der unflectierten fälle in die erste decl. ist schon dort anm. 3. besprochen und begreiflich, da die eigentliche flexion beider ganz zus. fällt. Auch êrachar (antelucanus) O. I. 19, 31. stehet für êrachari, êrachiri (gl. mons. 353. 356.); glaublich untarthioh (sub- jectus) O. I. 22, 113. f. untarthiohi. Einzelne abwei- chungen begründet zeit und mundart, z. b. neben dem alth. wârwurti gilt ein goth. láusavaúrds, pl. -vaúrdái, nicht vaúrdjái. Ungewis bleibt die erste oder zweite decl. für adj. deren unflectierte erscheinung mangelt; z. b. ich weiß nicht, ob vlât oder vlâti (venustus) zuom oder zuomi (vacuus) stattfindet, auch sporju (rudia) gerju (calida) gl. mons. 408. 356. sind mir unsicher. — 3) die vocalauslautigen vrî (liber) und vruo (praecox) zeigen das bildungs-i noch in allen flexionen; vrî macht vrigêr, vriju, vrijaƷ (oder vrîu, vrîaƷ) gen. vriges, vri- gêrâ (vgl. oben s. 93.) vruo (oder vrua) vruojêr, vruoju etc. das unflectierte vruo steht genau genommen für vruoi; niuwi, triuwi kürzen sich zuweilen in niu, triu, zu- mahl vorstehend in den comp. niukërn, triulôs, welches letztere vielmehr das subst. triuwa verkürzt. II. alth. schwaches adj. erste decl. Starkes adjectivum. dritte declination. ist ausgestorben und wörter wie enki, durri, herti fol- gen der zweiten; in klau (perspicax) nach der ersten vertritt u das v im goth. glaggvus, nicht das u. Aber in dem u der subst. bildung ernust (sedulitas) spüre ich ein altes adj. ernu, arnu, das schon dem Gothen zu arni geworden ist. Schwaches adjectivum. erste declination. sg. plint-o plint-a plint-a plint-in plint-ûn plint-in plint-in plint-ûn plint-in plint-un (on) plint-ûn plint-a pl. plint-un (on) plint-ûn plint-ûn plint-ônô plint-ônô plint-ônô plint-ôm plint-ôm plint-ôm plint-un (on) plint-ûn plint-ûn alle flexionen stimmen mit denen der schw. subst. decl. überein und bedürfen keiner andern erörterung. Auf- fallend aber verletzt N. im dat. pl. dielen parallelismus, da er blindên, blindên, blindên (wie in starker form) setzt, neben hanôn, zungôn, hërzôn. Den gen. pl. bildet er blindôn, blindôn, blindôn, wie hanôn, zun- gôn, hërzôn und auch die übrigen casus den substantivi- schen gemäß. — Verschiedene wörter stehen lieber schwach als stark, z. b. zako (ignavus) këro (avidus) vgl. O. IV. 28, 39. gëro mit dem starken kër N. 118, 104. Näheres in der syntax. Schwaches adjectivum. zweite declination. mangelt, indem statt mitjo, mitja; mârjo, mârja nach erster decl. mitto, mitta; mâro, mâra etc. gilt; spur- weise mâreo = mârjo im wessobr. denkmahl. Altsächsisches adjectivum . Starkes adjectivum. erste declination. sg. blind blind blind blind-as (-es) blind-ârô (-êrô) blind-as (-es) blind-umu blind-ârô (-êrô) blind-umu blind-an (-ana) blind-a (-e) blind blind-û — — blind-û II. altsächs. starkes adj. erste decl. pl. blind-â (-ê) blind-â blind (-u) blind-ârô (-êrô) blind-ârô (-êrô) blind-ârô (-êrô) blind-on (-un) blind-on (-un) blind-on (-un) blind-â ( ê) blind-â blind (-u) 1) den flexionsvocalen lege ich nur muthmaßlich länge und kürze bei; -as und -es, -ârô und -êrô schwan- ken nach beiden hss; im pl. masc. überwiegt -â statt des mehr hochd. -ê; im dat. pl. ist das ê völlig ver- wischt. — 2) den acc. -ana pflegen noch composita und mehrsilb. adj. zu behalten (langlamana, niudsamana, un- sundigana) oder das vordere a zu syncopieren (hêlagna, mahtigna, lutilna) einsilbige dagegen das hintere a zu apocopieren als: blindan, langan, starkan etc. Doch wechseln hêlagan und hêlagna. — 3) dem nom. sg. geht alle flexion ab, d. h. nie stehet blindêr, blindn, blin- dat. — 4) zuweilen scheint der nom. acc. pl. gleich dem subst. (s. 636.) auf -u zu endigen, z. b. mînn (mea); ob dies auf den nom. sg. fem. auszudehnen ist? — Zu die- ser decl. gehören 1) einfache: ald (vetus) all (omnis) arm (miser) bad (audax) blêc (pallidus) blind (coecus) diop (profundus fruod (sapiens) ful (plenus) fûs (promptus) gêl (superbiens) gërn (cupidus) glad (laetus) gnorn (moestus) grim (ferox) grôt (magnus) guod (bonus) haft (eaptus) hêr (clarus) hêt (calidus) hlûd (sonorus) hôh (altus) hold (carus) huat (alacer) huît (albus) jung (ju- venis) kald (frigidus) kuth (notus) lang (longus) lêth (exosns) liof (gratus) lôs (liber) lung oder lungar? (celer) quic (vivus) ruof (famosus) scarp (acer) siok (aeger) scîn (lu- cidus) suoth (verus) stark (fortis) stum (mutus) suart (niger) suâs (privatus) suith (fortis) thim (obscurus) torn (fervi- dus) wâr (verus) warm (calidus) wêk (mollis) wîd (la- tus) wrêth (iratus) etc. so wie die comp. mit -fast, -full, -hërt, -lic, -muod, -sam, -ruof, -ward etc.; untergegangene folgen aus adv. und verbis z. b. aus tulgo, atuomjan ein tulg (validus) tuom (liber) — 2) bil- dungen mit -il, -an, -în, -ar, -ur : mikil (magnus) êgan (proprius) lînîn (linteus) bittar (amarus) hêdar (se- renus) sicur (certus) etc. — 3) mit -ag, -ig : manag (multus) hêlag (sanctus) mahtig (potens) etc. — 4) mit -aht, -ht : toraht (lucidus) fëraht (confisus) bërht (il- lustris) lioht (lucidus) — 5) vocalauslautige, die in der flexion -w oder -h annehmen, als: glau (perspicax) glawâ blâu (lividus); garu (paratus) pl. garowâ; naru (angustus) pl. narawâ; frâ oder frâu (?) (hilaris) pl. frâhâ etc. II. altsächs. starkes adj. erste u. zweite decl. Anmerkungen: 1) kein umlaut möglich. — 2) schwan- kende assimilation, z. b. wârôrô st. wârârô — 3) vocal- syncope bedarf näherer untersuchung; beispiele: hlutrû (cum limpido) bitres (amari) etc. — 4) übertritt adj. zweiter decl. hierher im unflectierten fall; ich finde: diur (pretiosus) fast (firmus) hard (durus) hrên (purus) mild (placidus) mirk (obscurus) suot (dulcis) suâr (gravis) thrîst (audax) doch scheinen fast, hard, suâr auch fur die übrigen casus der ersten decl. zu folgen, da sich z. b. im acc. sg. m. hardan, fastan, suâran und kein herdean, festean, suârean zeigt. Starkes adjectivum, zweite declination. sg. midd-i midd-i midd-i midd-eas (-jes) midd-eârô (jêrô) midd-eas (-jes) midd-jumu midd-eârô (jêrô) midd-jumu midd-ean (-jan) midd-ea (ja) midd-i midd-jû — — midd-jû pl. midd-eâ (-jê) midd-ea (jâ) midd-ju midd-eârô (-jêrô) midd-eârô (-jêrô) midd-eârô (-jêrô midd-jun midd-jun midd-jun midd-êa (-jê) midd-eâ (-jâ) midd-ju das thema ist zum theil problematisch, da ich dem dat. sg. aller geschl. und gen. sg. fem. nirgends begegne; nicht unwahrscheinlich gelten hier und im gen. pl. die flexio- nen erster decl.: middumo, middârô oder middêrô; im gen. pl. finde ich wirklich dernêrô st. dernjêrô, derneârô. Dem nom. sg. fem. könnte nach analogie des nom. pl. nentr. -ju zustehen. — Hierber gehören: blîthi (laetus) derni (occultus) dërebi (audax) diuri (pretiosus) druobi (obscurus) gruoni (viridis) unhiuri (immanis) hriwi (poenitens) lâri (vacuus) mâri (eximius) mildi (lenis) middi (medius) niwi (novus) ôstrôni (australis) ôthi (fa- cilis) rîki (dives) skîri (purus) scôni (pulcher) spâhi (sa- piens) strengi (fortis) suoti (dulcis) bitengi (imminens) thrîsti (andax) thiustri (caliginosus) wêki (mollis) u. a. m. Anmerkung: der in die erste decl. theilweise oder ganz (fast, hard, suâr) übertretenden ist dort gedacht. Altsächsisches schwaches adjectivum. blindo, blinda, blinda gehen völlig wie die subst. hano, tunga, hërta; middjo (-eo) middea (-je) middea (-je) aber wie die subst, willeo, sundea. II. angelsächs. starkes adj. erste decl. Angelsächsisches adjectivum . Starkes adjectivum. erste declination. sg. blind blind (-u) blind blind-es blind-re blind-es blind-um blind-re blind-um blind-ne blind-e blind pl. blind-e blind-e blind-u blind-ra blind-ra blind-ra blind-um blind-um blind-um blind-e blind-e blind-u nähere vocalbestimmung der flexionen unterlaße ich, wie beim subst. Von den spuren des instr. unten in den er- läuterungen. Der nom. sg. fem. schwankt zwischen ab- legen aller flexion (welches entschieden für masc. und neutr. gilt) und beibehalten des -u; es scheinen hier- über folgende regeln zu gelten α ) alle kurzsilbigen wör- ter stehen nicht ohne -u, als: tilu, smalu. β ) mehrsil- bige bildungen behalten es meistentheils, als: eadigu, gâstlicu, âgenu, fägeru, micelu; doch die beiden letz- teren auf -er, -el apocopieren es häufig: fäger, micel, γ ) langsilbige legen es ab, als: blind, hëalf, gôd, fäst, hât etc. Offenbar vergleichen sich diese grundsätze den beim subst. s. 644. vorgetragenen und walten ebenso bei der ersten decl. des starken fem., welche kurze wurzeln wie gifu, sacu, scëamu umfaßt, während lange zur vier- ten decl. übertreten, wie bær, lâr, spræc. Ganz streng ist es doch nicht damit zu nehmen; da s. 641. scôlu, snôru; s. 644. bânu der theorie widerstreiten, so muß ich auch hier ein ausnahmsweises hëardu st. hëard etc. zu- geben. Auch scheint der sonst dem nom. sg. fem. paral- lele nom. acc. pl. gern bei dem -u zu beharren, uner- achtet der langen wurzelsilben. Diese decl. begreift 1) einfache: bald, bëald (audax) bär (nudus) bëorht (lucidus) blâc (pallidus) blanc (albus) blind (coecus) brâd (latus) cald, cëald (frigidus) côl (frigidulus) cranc (debilis) crumb (curvus) cudh (notus) cund (oriundus) cûsc (castus) cvic (vivus) deád (mor- tuus) deáf (surdus) dëarn (occultus) dëóp (profundus) dëorc (tenebrosus) dumb (stolidus) dvæs (hebes) ëal, -lles (omnis) ëald (vetus) ëarg (pravus) ëarm (miser) ëorp (suscus) fäst (firmus) fät, -ttes (pinguis) fâh (ver- ficolor) feá (paucus) fëax (crinitus) fërsc (integer) forht II. angelsächs. starkes adj. erste decl. (pavidus) frëc (vorax) from (probus) frôd (sapiens) ful, -lles (plenus) fûl (putris) fûs (prônus) gâl (lascivus) gëalh (tristis) gëap (subdolus) gëong (juvenis) gëorn (avi- dus) gläd (hilaris) gleáv (prudens) gnorn (moestus) gôd (bonus) gram (offensus) greát (magnus) grim, -mmes (atrox) hâl (sanus) hâr (canus) hâs (raucus) hât (calidus) heáh (altus) hëalf (dimidius) hëald (pronus) hëalt (clau- dus) hëard (durus) hlûd (sonorus) hneáv (parcus) hnäsc (mollis) hol (cavus) hold (propitius) hräd (citus) hreáv (crudus) hvät (acer) hvëalf (convexus) hvît (albus) lam (claudus) lâdh (exosus) lät (tardus) lang (longus) leás (liber) lëóht (lucidus) lëóf (carus) neáh (propinquus) nyt, -ttes (utilis) râd (paratus) read (ruber) rëód (rubicundus) rëht (rectus) rôf (clarus) rot (hilaris) rûh (hirsutus) rûm (spatiosus) sâr (gravis) scëarp (acer) seîn (splendens) scîr (limpidus) scort (brevis) sëalt (salsus) sëóc (aeger) sîd (am- plus) slëac (piger) smäl (gracilis) smolt (serenus) snël -lles (velox) sôdh (verus) spär (parcus) stëap (altus) stidh (rigi- dus) stirn (asper) strang (fortis) stunt (stultus) svær (gravis) svæs (proprius) svëart (niger) svidh (fortis) svift (pernix) tât (tener) tëart (asper) til (aptus) torht (lucens) trum (firmus) þëarl (vehemens) þyn, -nnes (tenuis) þyr, -rres (aridus) vâc (mollis) van, -nnes (teter) vär (cautus) væt (udus) sinevëalt (rotundus) vëordh (dignus) vîd (latus) vîs (sapiens) bilvit (simplex) vlanc (superbus) vläc (te- pidus) vrâdh (iratus) vund (vulneratus) — 2) viele bil- dungen mit -ol, -el, -en, -or, -er : hnitol (petulcus) micel (magnus) âgen (proprius) stænen (lapideus) snotor (prudens) etc. — 3) mit -ig : eádig (felix) etc. — 4) mit -iht : stæniht (lapidosus) etc. — 5) mit -isc : cildisc (puerilis) etc. — 6) mit der vorsilbe ge : gemët (aptus) gevis, -sses (certus) etc. — 7) eine menge comp. mit -cund, -fäst, -fëald, -fëax, -ful, -fus, -gëorn, -hëard, -hëort, -leás, -môd, -rôf, -sum, -vëard u. a. m. — Anmerkungen: 1) der umlaut derer mit kurzem ä in a ist nach s. 224. 232. 233. zu beurtheilen und gehört, da er die flexionen nichts angeht, insofern nicht hier- her, wie er auch beim subst. (s. 638. 643.) keiner beson- deren darstellung bedurfte. Indessen zeigt sich eine ver- schiedenheit, der flexionsvocal e führt beim adj. über- all das reine a der wurzel zurück, während beim subst. ä bleibt (däges, däge; fätes, fäte); sollte dies auf eine frühere flexion -a, -as statt -e, -es deuten? Der an- schaulichkeit wegen setze ich ein paradigma her: II. angelsächs. starkes adj. erste u. zw. decl. sg. hvät hvat–u hvät hvat–es hvät–re hvat–es hvat–um hvät–re hvat–um hvät–ne hvat–e hvät pl. hvat–e hvat–e hvat–u hvät–ra hvät–ra hvät–ra hvat–um hvat–um hvat–um hvat–e hvat–e hvat–u wonach folgende gehen: bär, gläd, hräd, lät, smäl, spän, vär nicht aber die langen dvæs, svæs, væt, die im dat. etc. dvæsum, svæsum, vætum behalten. — 2) wur- zeln mit geminierter cons. vereinfachen sie vor den flexionen -ne, -re, -ra, es heißt also grim, grimmes, grimmum, grimme, grimra etc., desgl. vanne, vanre; ëalne, ëalre; gevisne, gevisre etc. — 3) ob wurzeln auf n und r mit langem vocal diesen kürzen, wenn durch den anstoß des -ne, -re gemination entspringt? ich meine z. b. anne (unum) scinne (lucidum) gedonne (factum) svärre (gravi) st. ân-ne, scîn-ne, gedon-ne, svær-re. — 4) mehrsilbige auf -el, -en, -er, -ig syn- copieren den bildungsvocal, wenn die flexion vocalisch anlautet, nicht, wenn n oder r anstößt, also: fägru, fägres, fägrum, fägerne, fägerre; hâlgu, hâlges, hâlgum, hâligne, hâligre. Doch bei denen auf -el, -en, -ig unterbleibt die ausstoßung auch häufig, z. b. mänigu, hâtenu (vocata) etc. — 5) vocalauslautige wie fëalo (fulvus) gëolo (flavus) mëaro (tener) entwickeln ein v: fëalves etc.; drî (aridus) frî (liber) ein g. — 6) wörter zweiter decl. sind mit abgelegtem -e häufig in diese übergegangen, als svær, nyt, þyn etc. statt svære, nytte, þynne (vgl. s. 645. denn, cynn etc.). Starkes adjectivum. zweite declination. das bildungs-e hat sich bloß im nom. sg. aller ge- schlechter bewahrt und im nom. pl. neutr., vielleicht im nom. pl. masc. fem.; wenn sich ein middê, middê verschieden von midde, midde annehmen ließe. Im nom. sg. fem. und nom. acc. pl. neutr. scheint die flexion -u, ohne rücksicht auf vorausgehenden langen oder kur- zen vocal zu bestehen. Alle übrigen casus folgen mit syncopiertem e der ersten decl.; ohne zweifel galt aber in früherer zeit middeum, êceum etc. statt middum, êcum. II. angelsächs. schw. adj. erste u. zweite decl. Hierher fallen: comp. mit -bære, als: lustbære (de- lectabilis) etc. blìdhe (laetus) cêne (audax) clæne (purus) gecynde (genuinus) gedêfe (congruus) dëóre, dŷre (pre- tiosus) drêfe (turbidus) eádhe (facilis) êce (aeternus) fæge (moribundus) fæle (venalis) gefêge (aptus) fëórfête (qua- drupes) grêne (viridis) heáne (contemptus) gehende (pro- pinquus) hlæne (macer) unhŷre (ferus) læne (fragilie) ge- mæne (communis) unmæne (sincerus) mære (clarus) mêdhe (fessus) midde (medius) milde (mitis) nëóve, nive (novus) rêdhe (trux) rîce (dives) rîpe (maturus) sæne (tardus) andsæte (abominab.) scëóne, sciene (pul- cher) sêfte (placidus) smêdhe (laevis) smylte (serenus) stille (quietus) svære (gravis) svête (dulcis) untæle (irre- prehensibilis) getæse (dexter) ëaltæve (bonus) bitenge (in- cumbens) trëóve, trŷve (fidus) þicce (crassus) þŷstre (obsc.) þrîste (temerarius) geþvære, môdþvære (mitis) unvemme (immaculatus) vêste (desertus) vilde (ferus) vræne (lascivus) vyrdhe (dignus) yrre (iratus). Anmerkungen: 1) nach anm. 3. zur vorigen wäre auch hier im acc. masc. grënne, cënne, länne, sänne etc. zu muthmaßen. — 2) gleichergestalt gilt stilne, þicne, yrne, unvemne, stilre, þicre, yrre, unvemre etc. — 3) der dort 1. abgehandelte umlaut kann hier nicht vorkom- men. — 4) übergänge und schwanken sind dort anm. 6. berührt; man findet svær und svære, stil und stille, lust- bær und lustbære etc. Schwaches adjectivum. erste declination. blinda, blinde, blinde gänzlich nach hana, tunge, eáge; man merke 1) die s. 734. genannten haben hier in allen casibus a und nirgend ä, namentlich auch im nom. sg. fem. neutr. und gen. pl. comm. sëó late, þät late, þâra latena, welches wieder beweist, daß das e in diesen flexionen unorg. ist. — 2) einige adj. gelten nur in schwa- cher form, z. b. vana (carens) vräcca (exsul). Schwaches adjectivum. zweite declination. mit der vorigen decl. einstimmig; nur in den älteren quellen hin und wieder spuren des bildungs -e, als: middea, êcea, middean, êcean st. des üblicheren midda, êca, middan, êcan, vgl. s. 645. II. altfriesisches adjectivum. Altfriesisches starkes adjectivum . sg. blind blind–e blind blind–es blind–ere blind–es blind–e blind–ere blind–e blind–ene blind–e blind pl. blind–e blind–a blind–e blind–era blind–era blind–era blind–e blind–e blind–e blind–e blind–e blind–e das auffallendste ist die apocope des dativen m, sowohl im sg. masc. neutr. als pl. comm., früher galt gewis blindem st. dieses blinde. Br. §. 127. finde ich auch noch: mith sinem, neben: mith sine monnum. Die kürzun- gen des -ene, -ere, -era in -ne, -re, -ra müßen nach beßeren quellen beurtheilt werden. Spuren der zwei- ten decl. in den nominativen rîke, diore etc. Altfriesisches schwaches adjectivum. blinda, blinde, blinde wie hona, tnnge, âge (s. 649.). Altnordisches adjectivum . Starkes adjectivum. erste declination. sg. blind–r blind blin–t blind–s blind–rar blind–s blind–um blind–ri blind–u blind–an blind–a blin–t pl. blind–ir blind–ar blind blind–ra blind–ra blind–ra blind–um blind–um blind–um blind–a blind–ar blind 1) das -r nom. sg. masc. und -t nom. acc. neutr. sind unerläßlich und ihre in den übrigen sprachen mehr oder minder eingerißene apocope hat keine statt; folgende ausnahmen abgerechnet α ) das -r unterbleibt, wenn das wort mit r, rr, s, ss, fn, gn, rn schließt; hier fallen nom. masc. und fem. (wo in diesem kein umlaut wal- tet) zusammen; beispiele: snar, snör; þurr, þurr; laus, laus; vîs, vîs; hvass, hvöss; viss, viss; iafn, iöfn; skygn, skygn; giarn, giörn. β ) das -t nur im einzigen nôg (copiosum) s. Rask erste ausg. p. 78.; in der zweiten ausg. fehlt diese behauptung. — 2) verschieden von II. altnord. starkes adject. erste declination. jenem abfall des männl. -r (unter r, α ) ist seine assimi- lation mit dem anstoßenden einfachen l und n, in einsilbig langen oder mehrsilbigen; statt l-r, n-r heißt es ll, nn (oben s. 306. 307.); beispiele: heill, seinn st. heilr, seinr; gamall, eiginn st. gamalr, eiginr, Stößt gemin. ll, nn an, so bleibt das -r, als: illr, sannr. — 3) das neutrale -t wird nicht, wohl aber werden ihm anstoßende dh assimiliert , wenn vocal vor- ausgeht; für gladh -t, gôdh -t, blîdh -t gilt glatt (und mit vocalkürzung) gott, blitt (oben s. 318.). Bei an- stoßendem nd, rdh wird d, dh verschluckt, z b. blint für blindt, hart f. hardht. Vocalauslautige wörter ge- minieren das neutr. t, wie mir scheint, ohne noth, als: hâtt, nŷtt (oben s. 319. n° 7.). — 4) gegensatz zu der bewahrung des -r, -t bildet die durchgedrungene apo- cope der vocalischen flexion, welche im nom sg. fem. und nom. acc. pl. neutr. ohne zweifel früherhin gegol- ten hat. Der gebliebene, nothwendige umlaut des wur- zelhaften a in ö lehrt, daß diese flexion (wie beim subst, s. 656. 659.) -u war. Stehet öll, hög für öllu, högu, so muß auch blind, blâ, stôr stehen für blindu, blâu, stôru. — 5) das i im dat. sg. fem. und nom. pl. masc. muß, weil es keinen umlaut zengt, unorganisch seyn. — Die ein- und nicht eintretenden umlaute macht folgen- des paradigma anschaulich: sg. hvat-r hvöt hvat-t hvat-s hvat-rar hvat-s hvöt-um hvat-ri hvöt-u hvat-an hvat-a hvat-t pl. hvat-ir hvat-ar hvöt hvat-ra hvat-ra hvat-ra hvöt-um hvöt-um hvöt-um hvat-a havt-ar hvöt Diese decl. enthält 1) einfache adj.: allr (omnis) ângr (angu- stus) apr (asper) ær (annuus) argr (ignavus) armr (pauper) ætr (edulis) audhr (vacuus) aumr (miser) bâgr (difficilis) ballr (pugnax) beinn (rectus) beitr (acutus) ber (nudus) biartr (lu- cidus) biúgr (curvus) blackr (fuscus) blànkr (albus) blâr (coe- ruleus, inanis) blaudhr (mollis) blautr (nudus) bleik r (palli- dus) blìdhr (blandus) blindr (coecus) bliúgr (verecundus) brâdhr (praeceps) breidhr (latus) brûnn (furvus) brŷnn (conspicuus) bŷll (habitabilis) byltr (revolutus) bær (ca- pax) dàr (vehemens) daudhr (mortuus) daufr (surdus) deigr (mollis) dimmr (opacus) diúpr (prof.) döckr (ni- ger) dreifr (sparsus) driúgr (continuus) driúpr (humilis) A a a II. altnord. starkes adject. erste declination. drægr (tolerabilis) dumbr (mutus) dyggr (fidus) dŷr (pre- tiosus) dæll (mitis) fàdhr (ornatus) falr (venalis) fâr (pau- cus) fastr (firmus) fœr (meabilis) feigr (morti vicinus) feitr (pinguis) flatr (planus) forn (vetus) fölr (pallidus) frackr (liber) framr (audax) frânn (nitens) frâr (celer) frëkr (nimius) frîdhr (formosus) frînn (venustus) friófr (foecundus) frômr (probus) frôdhr (prudens) frôr (quie- tus) frœgr (clarus) fûll (putridus) fullr (plenus) fûs (pro- nus) gætr (parabilis) geipr (apertus) giarn (proclivis) gladhr laetus) gliúpr (bibulus) glöggr (perspicax) gnôgr (abundans) gôdhr (bonus) gör (factus) gramr (iratus) grâr (griseus) greidhr (expeditus) greipr (cernuus) grettr (torvus) grimmr (saevus) grôfr (rudis) grunnr (vadosus) grŷ tr (lapidosus) grœnn (viridis) hâdhr (commissus) hagr (aptus) hâlfr (dimidius) hâll (lubricus) haltr (claudus) hallr (proclivis) hâr (celsus) hardhr (durus) hâs (raucus) hastr (trux) heill (integer) heitr (fervidus) hirdhr (tutus) hlâr (laxus) hliódhr (taciturnus) hlŷr (tepidus) hnappr (arctus) hnâr (strenuus) hollr (fidus) holr (cavus) hoskr (fortis) hradhr (celer) hrâr (crudus) hreinn (purus) hress (vivax) hryggr (tristis) hvass (acer) hvatr (alacer) hvëllr (sonorus) hvîtr (albus) hŷr (mitis) hœfr (aptus) hœgr (quietus) hæpr (lubricus) hættr (periculosus) iarpr (ba- dius) illr (malus) kaldr (frigidus) klàr (clarus) kleipr (an- gustus) klôkr (prudens) krânkr (aeger) krîngr (aptus) kræfr (fortis) kunnr (notus) kyrr (quietus) kær (carus) lâgr (humilis) lângr (longus) latr (piger) laus (liber) leidhr (invisus) lêttr (levis) lîkr (similis) linr (lenis) liós (clarus) liúfr (carus) lægr (vicinus) læs (literatus) midhr (medius) mildr (clemens) miór (tener) môdhr (fessus) mylkr (lactans) myrkr (tenebrosus) mær (clarus) mætr (insignis) napr (frigidus) nipr (pulcher) nôgr (abundans) nŷr (novus) nŷtr (utilis) nœgr (sufficiens) næmr (capax) ôdhr (rabidus) ölr (ebrius) œr (amens) öngr (angustus) ör (celer) plumpr (rusticus) prûdhr (urbanus) qvikr (vivus) qvmær (commodus) ragr (timidus) rackr (fortis) rammr (amarus) ramr (fortis) râmr (raucus) rângr (obliquus) raudhr (ruber) reidhr (iratus) reimr (sonorus) rêttr (rectus) rîfr (largus) rîkr (dives) riódhr (facie rubicun- dus) rôr (quietus) röskr (strenuus) rûmr (amplus) rækr (extorris) rænn (similis) sadr (satur) sannr (verus) sâr (saucius) seigr (lentus) seinn (tardus) sekr (sons) sêttr (modestus) sîdhr (laxus) sìnkr (tenax) siúkr (aeger) skakr (obliquus) skammr (brevis) skarpr (acer) skeifr (obliq.) skiar (fugax) skilmr (quassatus) skiótr (celer) skîr (cla- II. altnord. starkes adject. erste declination. rus) skær (limpidus) slakr (remissus) sleipr (lubricus) slêttr (planus) sliâr, sliófr, slær (hebes) slîngr (callidus) slippr (nudus) slægr (vafer) slæmr (vilis) smâr (parvus) smeikr (lubricus) smëltr (liquidus) snâdhr (lanuginosus) snar (celer) snarpr (acer) snaudhr (inops) sniallr (fortis) snöggr (glaber) söggr (madidus) spakr (prudens) sprækr (fortis) stamr (balbus) sterkr (robustus) stiúpr (privignus) stoltr (superbus) stôr (magnus) strângr (severus) strîdhr (asper) stuttr (brevis) stŷfr (rigidus) svalr (frigidus) svângr (famelicus) svartr (niger) svâs (proprius, dulcis) sveipr (crispus) svidhr, svinnr (prudens) sûr (acidus) sŷnn (evidens) sæll (beatus) sæmr (decens) sœtr (dulcis) tamr (assuetus) teitr (laetus) tentr (dentatus) tîdhr (fre- quens) tômr (vacuus) traudhr (invitus) trëgr (segnis) treiskr (difficilis) trûr (fidus) tryggr (fidelis tvistr (tristis) tæpr (angustus) tær (limpidus) þeckr (gratus) þrâr (con- tumax) þröngr (angustus) þreyttr (fessus) þrumr (tonans) þvër (transversus) þûngr (gravis) þunnr (tener) þurr (ari- dus) þŷdr (egelidus) þyckr (spissus) þyrstr (sitiens) ûngr (juvenis) vandr (difficilis) vanr (inops) vanr (assuetus) var (cautus) varmr (tepidus) vaskr (strenuus) vâtr, votr (humidus) veikr (infirmus) -verdhr (vergens) vîdhr (am- plus) vîgr (bellicosus) vildhr (acceptus) villr (silvestris) virkr (profestus) vîs (sapiens) viskr (sagax) viss (certus) vædhr (vadosus) vægr (mitis) vænn (formosus) vænn (spe- randus) vær (hilaris) ŷgr (ferus). — 2) viele comp. mit -lâtr, -leitr, -ligr, -ordhr, -samr, -verdhr. — 3) viele bildungen mit -al, -il, n (statt -an) -in , -r (statt -ar): gamall (vetus) lîtill (parvus) iafn (planus) silfrinn (ar- genteus) bitr (acer) dapr (obscurus) fagr (venustus) gîfr (vehemens) îtr (eximius) lipr (agilis) magr (macilentus) snotr (callidus) vitr (sapiens) u. a. m. Diese letztern mit -r halte man nur nicht den einfachen unter 1. genann- ten gleich, indem bitr, dapr, magr für bitar, dapar, magar stehen (vgl. oben s. 304.) also in jedem casus das bildungs -r zeigen, gen. magrs, dat. mögrum etc. wäh- rend die unter 1. das flexions -r lediglich im nom. sg. masc. haben; z. b, hagr, gen. hags, dat. högum. — 4) bildungen mit -ag, -ug, -ig : heilagr (sanctus) kun- nugr (gnarus) blôdhigr (cruentus) etc. wohin auch einige syncopierte: margr (multus) höfgr (gravis) urgr (tritus) zu rechnen. — 5) mit -ôtt: krînglôttr (circularis) etc. — 6) mit -sk : beiskr (acerbus) bernskr (juvenilis) elskr (amans) etc. wohin selbst die unter 1. genannten holkr, röskr, treiskr, vaskr, viskr zu zählen. A a a 2 II. altnord. starkes adject. erste declination. Anmerkungen: 1) die mit ll, mm, nn, rr, ss, tt pflegen ihre consonanz vor dem neutralen -t zu ver- einfachen, als: sniallr, snialt, skammr, skamt; svinnr, svint; þurr, þurt; viss, vist; stuttr, stutt; doch schreibt man auch sniallt, skammt, svinnt, nicht aber visst, stuttt. Von nd, rdh, st wird der letzte consonant vor dem t. verschluckt, als blindr, blint, hardhr, hart; fastr, fast. Die (unumlautbaren) auf st und tt machen folglich nom. sg. fem. und neutr. gleich und lauten im nom. acc. pl. neutr. wie im sg. als: lêttr, lêtt, lêtt; während nach s. 736. die (unumlautbaren) mit apocopiertem -r den nom. fem. sg. und neutr. pl. dem nom. sg. masc. gleichsetzen. Im nom. fem. zeigt sich jederzeit das reine, wurzelhafte consonantverhältnis, eben weil die consonantlose flexion keinen anstoß gibt, vgl. blindr, blind, blint; leystr, leyst, leyst; rêttr, rêtt, rêtt; viss, viss, vist; þurr, þurr, þurt; sûr, sûr, sûrt. — 2) vor dem genitiven -s vereinfacht sich das wurzelhafte ss, z. b. viss, (certi) statt visß; da- gegen vîs (sapiens) bekommt regelmäßig vîss. Alle übri- gen geminationen und cons. verbindungen bleiben vor dem -s, so wie vor dem -ri, -ra, -rar ungekränkt, na- mentlich heißt es allrar, allri, allra; vissrar, vissri, vissra (anders als im angels. s. 734.). Die mit einfachem s. nach langem vocal, welche im nom. masc. das r ab- werfen, pflegen auch -ar, -i, -a statt -rar, -ri, -ra zu setzen, als: lausar, vîsar, lausi, vîsi st. lausrar etc. — 3) vocalauslautige adj. die im nom. neutr. tt für t ha- ben (s. 319. n° 7.) geminieren auch -rrar, -rri, -rra statt -rar, -ri, -ra, namentlich blâr, frâr, hâr, hrâr, miór, friór, trûr, hlŷr, nŷr. Ihren langen wurzelvocal schei- nen sie dabei nicht zu kürzen, wenigstens nimmt Rask p. 101. blâtt, nŷtt, blârrar, nŷrrar an und kein blatt, nytt, blarrar, nyrrar. Vielleicht war es im altn. nicht so; der heutige Isländer nimmt â für å, nicht mehr für verdoppeltes a (oben s. 545. note). — 4) wurzeln mit 1 und n nach langem vocal, welche das -r nom. masc. assimilieren, thun ein gleiches mit den flexionen -rar, -ri, -ra, z. b. sæl (beatus) sællar, sælli, sælla; brûnn, brûnnar, brûnni, brûnna st. sælr, sælrar, brûnr, brûnrar. Auch hier wäre kürzung des vocals zu vermuthen, fäll. brunn? Bei kurzem wurzelvocal bleibt aber -r, als: holr, holrar, holri und nicht holl, hollar, holli. — 5) von consonantassimilation handeln die beiden vorigen anmer- kungen; vocalassimilation ereignet sich in dem vocal der bildungen mit al, ar , worüber ich mich bereits s. 304. II. altnord. starkes adject. erste declination. 305. geäußert habe. Der theorie nach entspringen ga- mall, gömul, gamalt; þagall, þögul, þagalt; svipall, svi- pul, svipalt; fagar, fögur, fagart; bitar, bitur, bitart. Allein der gebrauch hat häufig das weibliche u unorga- nisch auf das masc. und neutr. erstreckt und während gamall, gömul, gamalt fortgelten, theils ein fagur, fö- gur, fagurt; dapur, döpur, dapurt (wo der unumlaut den misgriff beweist) bitur, bitur, biturt, [man schreibt beßer im masc. und neutr. fagr, fagrt; bitr, bitrt] theils ein umlautendes þögull, þögul, þögult eingeführt. Eine andere abweichung ist, daß vesall und heilagr im fem. umlautend st. assimilierend, vesöl, heilög st. vesul, hei- lug heißen, als wäre ihr bildungsvocal ein wurzelhafter (richtig in den compos. starfsamr, starfsöm etc.) — 6) ab- gesehen von dieser assimilation syncopieren mehrsilbige auf al, ar den bildungsvocal vor vocalisch anhebender flexion, also; gamlan (veterem) gömlum (veteri) gam- lir etc. bitran, bitrum, st. gamalan, gömulum, bitaran, bituru. In den flexionen -rar, -ri, -ri, -ra sollte wie gamallar, gamalli, gamalla auch fagarrar, fagarri, fagarra stehen; ich finde aber neben dem unorg. fagurrar, -ri, -ra ein beßeres verkürztes fagrar, fagri, fagra. — 7) die mehrsilbigen auf -in , als: eiginn (proprius) steininn (la- pideus) gyllinn (aureus) etc. bilden (nach anm. 4.) den nom. sg. masc. richtig auf -inn , den gen. dat. fem. auf -innar, inni ; gen. pl. -inna . Eigenthümlich aber lau- tet ihr nom. acc. neutr. auf -it statt -int (oben s. 307.); ihr acc. malc. dem nom. gleich, auf -inn statt -inan , z. b. steinit (lapideum) steininn (acc. m. statt steininan.) Ob der dat. sg. steininum oder steinnum, der nom. pl. steininir oder steinnir etc.? laße ich unentschieden; gyl- linn hat gyllnum, gyllnir; doch silfrnum, silfrnir st. silfrinum, silfrinir scheint zu hart. — 8) mischformen haben mikill und lîtill , nämlich im neutr. mikit, lîtit (nicht mikilt, lîtilt) als wäre die bildung mikinn, lî- tinn; ebenso im acc. masc. mikinn, lîtinn (nicht miklan, litlan); alle übrigen casus folgen der form -il; lîtill aber kürzt merkwürdig seinen wurzelvocal, sobald der bild. vocal ausfällt, dat. sg. litlum, litlu, pl. litlir (nic ht lît- lum, lîtlir); gen. sg. lîtils, gen. pl. lîtilla; dat. itlum. heilagr fem. heilög pflegt im dat. sg. helgum, helgri, helgu anzunehmen. Andere mischformen bei decl. der participien. II. altn. stark. adj. zw. u. dr. decl. schw. decl. Starkes adjectivum. zweite declination. ist erloschen: 1) das bildungs -i im unflectierten fall überall abgefallen, die wurzelsilbe sey lang oder kurz, also ohne die beim neutr. subst. s. 660. wahrgenommene unterscheidung. Sein früheres daseyn verräth aber in umlautbaren der umlaut: ætr, bær, dŷr, fœr, grœnn, hŷr, læs, mær, nŷr, nœgr, næmr, qvæmr etc. entspre- chen den alth. âƷi, bâri, tiuri, vuori, kruoni, hiuri, mâri, nâmi, quâmi; mittelh. æƷe, gruene, næme. 2) in der vocalisch beginnenden flexion zeigen die ältesten denkmähler noch das i an den wörtern midhr, midh, mitt und nŷr, nŷ, nŷtt; dat. midhjum, midhri, midhju; nŷjum. nŷrri, nŷju; acc. midhjan, midhja, mitt; nŷ- jan, nŷja, nŷtt etc. Ebenso kommt von rîkr, rîk, rîkt neben rîkum, rîkan das ältere rîkjum, rîkjan vor. Im nom. pl. stehet midhir, rîkir f. midhjir, rîkjir [nach Rasks schreibung f. midhìr, rîkìr]. Starkes adjectivum. dritte declination. das alte bildungs -n spürt sich wiederum 1) wenn der umlaut des wurzelhaften a in ö im masc. und neutr., überhaupt durchs ganze wort hindurch eintritt; hier- her: döckr, fölr, glöggr, gör, ölr, öngr, ör, röskr, snöggr, söggr. þröngr. 2) wenn zwischen wurzel- und flexionsvocal ein v vorbricht; dahin α ) die eben ange- führten mit dem umlaut ö, folglich dat. döckvum, glöggvum, görvum etc. acc. döckvan; pl. döckvir etc. β ) hryggr, myrkr, tryggr, þyckr; dat. þyckvum, acc. þyckvan. γ ) hâr, friór, miór, sliór; dat. hâvum, frió- vum etc. woneben auch hâfum, friófum geschrieben wird. Man vgl. über dies keineswegs leer eingescho- bene v oben s. 312. 325. — Spätere quellen zeigen döckum, glöggum, hâum etc. Schwaches adjectivum. erste declination. fing. blind-i blind-a blind-a blind-a blind-u blind-a blind-a blind-u blind-a blind-a blind-u blind-a pl. blind-u blind-u blind-u blind-u blind-u blind-u blind-u blind-u blind-u blind-u blind-u blind-u II. mittelh. starkes adject. erste declination. 1) die singg. gleichen völlig der schw. subst. decl., nicht aber die plurale. — 2) das i nom. sg. masc. ist unorga- nisch und weckt keinen umlaut. — 3) das -u im sg. fem. und pl. comm. weckt ihn üherall; z. b. rögu, svörtu etc. von ragr, svartr. — 4) mehrsilbige syncopie- ren nach dem anm. 6. 7. 8. der starken decl. entwickel- ten grundsatze, folglich: gamli, gamla, gamla; gamla, gömlu, gamla etc. fagri, fögru, fagra etc. und unorga- nisch þögli, þöglu, þögla etc. — 5) manche adj. sind nur in schw. form üblich, z. b. faxi (jubatus) andvani (mortuus) fulltîdhi (adultus) etc. ja diese erstarren häu- fig für alle geschlechter zu der indecl. endung -a: and- vana, fulltîdha, hlessa (fessus) lama (claudus) etc. Adjectiva zweiter und dritter schwacher declinationen. fügen früherhin durchgehends j und v ein, als: rîkji (rìkì) rîkja, rîkja; döckvi, döckva, döckva etc. Mittelhochdeutsches adjectivum . Starkes adjectivum. erste declination. sg. blind-er blind-iu blind-eƷ blind-es blind-er blind-es blind-em blind-er blind-em blind-en blind-e blind-eƷ pl. blind-e blind-e blind-iu blind-er blind-er (-ere) blind-er blind-en blind-en blind-en blind-e blind-e blind-iu 1) ablegung aller flexion, im goth. nur bei dem nom. acc. neutr. sg., im alth. schon bei dem nom. acc. sg. und pl. jedes geschlechts zuläßig, kann jetzt in jedem casus sg. sowohl als pl. und in jedem geschlecht vor- kommen. Das eingeklammerte [blint], eben weil es überall beizufügen gewesen wäre, ist darum im para- digma ganz unterblieben. Nähere umstände und bedin- gungen in der syntax; hier bemerke ich vorläufig, daß diese flexionsweglaßung bei den adj. gemâl, gemuot, ge- var, gehâr, gezan etc. als regel gilt und sie nur aus- nahmsweise flectiert gebraucht werden. — 2) das alth. -ju nom. sg. fem. und nom. acc. pl. neutr. erscheint jetzt als ein diphthongisches, unorganisches -iu (vgl. s. 353. 727.), Bit. 3 a reimt zwelvin auf iu (vobis). Gleich- II. mittelh. starkes adject. erste declination. wohl ist bemerkenswerth, daß außer dem pronom. diu, siu und den zahlwörtern driu, vierin etc. welche ver- schiedentlich: iu, getriu reimen, kein anderes adj. mit der flexion -iu als reim auftritt. Der tieftonige oder tonlose diphthong stimmte nicht zu hochtonigen wör- tern wie: hin (caecidit) spriu, getriu. Verschiedene, zu- mahl spätere hss. zeigen -eu, ew . — 3) der gen. dat sg. fem. und gen. pl. comm. flectiert meistens auf -er , zu- weilen auf -ere, -re ; keins ist aber willkürlich, son- dern nach den schon beim subst. angewendeten regeln vom stummen e zu beurtheilen (s. hernach anm. 2.) — 4) ein gleiches gilt vom dat. sg. masc. neutr., der in der regel auf -em , zuweilen auf -eme und -me en- digt. — 1) einfache: al, -lles. alt. ân (expers) arc, -ges. arm. balt, -des. bar. blanc, -kes. bleich. blint, -des. blôƷ (nudus) blûc, bliuc, -ges (verecundus) breit brûn, bunt (varius) fin. dërp (azymus) gàch (praeceps) ganz. geil. gër. gërn. glat, -ttes (lae- vis) glanz. gram. grim, -mmes. grîs (griseus) grop (crassus) grôƷ. guot. halp. heil. heis (raucus, neben heise und heiser) heiƷ. hël, -lles. hêr. hôch. hol. holt, -des. junc, -ges. kalt, -des. karc. -ges (tenax) klâr. kluoc, -ges. kranc, -kes. krisp krump. kunt, -des. kurc (oben s. 392.) kurz. lam. lanc, -ges. laƷ. leit, -des. lerz (sinister) liep. lieht. lîht. lôs. lure (s. 392.) lût (sonorus) mat, -ttes (corruptus) mort (mortuus) nâch. naƷ. quëc, -ckes. quît (liber) rasch. reit. -des (crispus) bereit, -tes (paratus) rëht. riech (rigidus) rôt. sat, -ttes. scharpf. scharf. schart (denticu- latus) schiech (fugax) schîn (evidens) sêr. siech. sîht. llaf (enervis) sleif (lubricue) slëht smal. snël, -lles. starc, -kes. stolz. stum, -mmes. sûr. swach. swarz. swint, -des (fortis) tief. tôt. toup. trût. tump. twërch. valsch. vêch. vil (mul- tus) vlach. vol, -lles. vrat (saucius) vrëch. vrisch. vrom, vrum (utilis) vruot. vûl. wan (inanis) wâr. warm. weich. wëlc, -kes. sinewël, -lles. wërt, -des. wît. wîƷ. wunt. zam. zart (tener) zorn (iratus); composita mit -haft, -gërn, -lìch, -lôs, -muot, -sam, -valt. -vol. — 2) mit der vor- filbe ge: gehant (manibus praeditus) gehâr (crinitus) gehaƷ (odiosus) gehorn (cornutus) gelìch (aequalis) gelîp (corpore compositus) gemâc (cognatis gaudens) gemâl (colore g.) ge- man (subditis g.) gemeit (superbus) gemuot (affectus animo) gerat (velox Herb. 60 c ) gerëht (justus) gereit (paratus) gesit (moratus) geslaht (ingenitus) geschuoch (calceatus) gesunt (sanne) gevriunt (amicis g.) gewar (cautus) gewis, -sses (certus) gewon (assuetus) gezagel (caudatus) gezan (den- II. mittelh. starkes adject. erste declination. tatus) etc. — 3) bildungen mit -el, -en, -er , als: go- gel (lascivus) michel (magnus) eben (planus) eigen (pro- prius) mager (macer) heiter (serenus) etc.; mit -în , als: êrîn (aheneus) etc. — 4) mit -ic, -ec, -iges, -eges : manic (multus) heilic (sanctus). — 5) mit -isch, -esch: irdisch (terrenus) heidenisch (ethnicus) etc. — 6) mit -oht, -ëht : bartoht (barbatus) etc. — 7) mit -et, ern: nacket (nudus) nuechtern (jejunus). — 8) vocalauslautige: blâ (coerul.) grà (canus) lâ (tepidus) gen. blâwes, grâwes, là- wes; rô (crudus) vrô (laetus) gen. rouwes, vrouwes oder rôs, vrôs; vrî (liber) gen. vrîges; rû (hirsutus) gen. rû- hes. Die im alth. zweisilbigen mit dem bildungsvocal -o haben diesen jetzt abgelegt, zeigen aber noch zu- weilen -w im obliquen falle: kal (calvus) sal (niger) val (fulvus) gël (flavus) gar (paratus) -var, gevar (coloratus) gen. kalwes, — varwes; zës oder zëse kommt nicht vor, nur die flectierte form zëswer, der zëswe. — Anmerkungen : 1) den umlaut durch die flexion -iu verurtheile ich, wie im alth.; keinen entscheidungsgrund gibt der reim, weil in ihm nach der obigen bemerkung -iu nicht vorkommt. Die besten und ältesten hss. müßen also beobachtet werden. Unleugbar findet sich in ihnen bald elliu , bald alliu , nach der mundart einzelner dich- ter. Wo aber elliu steht, ist es das fortgeführte alth. ellu und berechtigt zu keinem ermiu, swerziu, eltiu, lengiu etc., dergleichen sich in hss. des 14. jahrh. genug zeigen. Noch tadelnswerther würde ein wæriu, rœtiu, gröbiu, liutiu seyn. Vermuthlich führte auch die mis- verstandene analogie von hertiu, swæriu, neben dem nom, masc. hart, swâr (der sich für herte, swære findet) zu jenem unorg. ermiu, swerziu. — 2) syn- und apocope des stummen e erfolgt nach den beim subst. geltend ge- machten regeln, nur sind wegen der mehrsilbigkeit adjec- tivischer flexion die fälle hier etwas verwickelter. Einsil- big-lange wurzeln gehn nach dem hauptthema blint und dahin gehören die meisten adjectiva; sie alle behalten den vorderen flexionsvoc., stoßen aber den hinteren ab. Die einsilbig -kurzen werfen den vorderen nach l und r be- ständig aus [dahin: smal, hol, bar, gër (gir); vil ist als adj. höch selten und erst bei spätern, z. b. meisterg. 16 b der pl. gen. vilr; vielleicht kal, sal, val, gël, gar, var, insofern sie kein w einschieben, welches in der regel ge- schieht] nach m, n gilt schwanken [hierher: lam, gram, -sam, zam, vrum; wan, gewon, gezan, insofern letz- tere nicht indecl. stehen] nach andern cons. weder syn- II. mittelh. starkes adject. erste declination. noch apocope [hierher bloß: grop]. Hingegen bleibt bei allen einsilbigkurzen der hintere flexionsvocal nach dem r und m. Die paradigmen Vielleicht geben formen wie holƷ, barƷ, lamƷ ; hols, bars, lams anstoß; sie sind meines wißens durch keinen reim zu beweisen, weil gegenreimende wörter beinahe man- geln. Theils aber ziehen die beim subst. ausgemachten gen. tals, sals, zils, spils, spërs, hers etc. folgerecht jene adjectivischen nach sich; theils schwindet vermeintliche härte, sobald man sich des neuhochd. in solchen wörtern langgewordenen vocals entwöhnt, freilich hohls, baars, lahms wären ohne bedenken zu verwerfen. Endlich ist auch in ganz analogen andern fällen die mhd. syncope er- weislich, man vgl. hirƷ, vëls, samƷtac mit den älteren hireƷ, vëlis, sameƷtac [in dieser compos. erhielt sich uhd- die alte kürze: samstâg, nicht: sâmestâg, oben s. 413.]; wer nun holeƷ, smaleƷ, bareƷ etc. grammatisch verficht, müste auch hireƷ, vëles etc. herstellen oder die häufigen anlehnungen mirƷ, dirƷ, manƷ misbilligen. Dem grobeƷ entspricht obeƷ (pomum) g. schm. 335. auf lobeƷ gereimt, wiewohl sich obƷ (Parc. 58 c ) folglich grobƷ dulden ließe. Gute, alte hss. verdienen rücksicht [Wigal. 178. holem, 258. bareƷ; Nib. 366. 1357. holn] doch das schwanken der schreiber begreift sich, da die älteren zu dem ahd. holeƷ, pareƷ, die späteren zu dem nhd. hôleƷ, bâreƷ neigen. In dem nhd. dunkele, mâgere st. dunkel, mâger (s. 752.) wird man keinen grund für ein mhd. hole, heitere finden wollen. — Daß mir die dative smalme, lamme, barre nicht vorge- kommen sind, weder außerhalb reims, noch im reim auf walme, halme, stamme, amme, harre, narre gestehe ich ein, halte sie aber damit keineswegs für vernichtet; das michelme, heiterre der mehrsilbigen ist erweislich und be- stätigt die form der einsilbigen. lauten wie folgt: sg. hol-r hol-iu hol-Ʒ bar bar-iu bar-Ʒ hol-s hol-re hol-s bar-s bar-re bar-s hol-me hol-re hol-me bar-me bar-re bar-me hol-n hol hol-Ʒ bar-n bar bar-Ʒ pl. hol hol hol-iu bar bar bar-iu hol-re hol-re hol-re bar-re bar-re bar-re hol-n hol-n hol-n bar-n bar-n bar-n hol hol hol-in bar bar bar-iu der nom. sg. m. bar steht für bar’r; im acc. sg. fem. und nom. acc. pl. m. f. fallen hol, bar mit dem flexions- losen hol, bar (= blint) zusammen. lam-r lam-iu lam-Ʒ grob-er grob-iu grob-eƷ lam-s lam-re lam-s grob-es grob-ere grob-es lam-me lam-re lam-me grob-eme grob-ere grob-eme lam-en lam lam-Ʒ grob-en grob-e grob-eƷ II. mittelh. starkes adject. erste declination. pl. lam lam lam-iu grob-e grob-e grob-iu lam-re lam-re lam-re grob-ere grob-ere grob-ere lam-en lam-en lam-en grob-en grob-en grob-en lam lam lam-iu grob-e grob-e grob-iu bei dichtern, welche name, swane st. nam, swan setzen (s. 683.) wird auch lame, wane f. lam, wan gelten. — Mehrsilbige bildungen mit -el, -en, -er gehen wenn die wurzelsilbe kurz ist, ganz nach blinder, wenn sie lang ist nach holr, bar, lamer. Ich stelle bloß den sg. auf: gogel-er gogel-iu gogel-eƷ gogel-es gogel-er gogel-es gogel-em gogel-er gogel-em gogel-en gogel-e gogel-eƷ ëben-er ëben-iu ëben-eƷ ëben-es ëben-er ëben-es ëben-em ëben-er ëben-em ëben-en ëben-e ëben-eƷ mager-er mager-iu mager-eƷ mager-es mager-er mager-es mager-em mager-er mager-em mager-en mager-e mager-eƷ michel-r michel-iu michel-Ʒ michel-s michel-re michel-s michel-me michel-re michel-me michel-n michel michel-Ʒ eigen-r eigen-iu eigen-Ʒ eigen-s eigen-re eigen-s eigen-me eigen-re eigen-me eigen eigen eigen-Ʒ heiter heiter-iu heiter-Ʒ heiter-s heiter-re heiter-s heiter-me heiter-re heiter-me heiter-n heiter heiter-Ʒ der acc. sg. masc. eigen steht für eigen’n (wie die dat. pl. meiden, îsen s. 668. 680. für meiden’n, îsen’n) ähnlich ist die kürzung des heiterre in heiter, z. b. M. S. 1. 147 a in vinster naht. — Adj. auf -în , wie êrîn, îsenîn (ferreus) gehen nach blinder, folglich: êrîner, gen. êrînes, dat. êrînem; so- bald aber ein unbetontes -in entspringt (oben s. 368.), decli- II. mittelh. starkes adject. erste u. zw. decl. nieren sie gleich denen mit der bildung -en , doch mit zuweilen rückkehrendem tiefton auf den bildungsvocal bei langer wurzel (s. 373.), z. b. glesin (vitreus) macht glesiner, glesines, glesinem; aber hürnin, hürnìner oder hürninr, dat. hürnìneme. Ebenso sind die auf -ic, -ec zu beurtheilen; maneger geht wie ëbener; heilìger wie grober, jenes macht den dat. ëbenem, dieses heilìgeme. Die auf -isch declinieren wie blinder, syncopieren aber oft den bildungsvocal (z. b. tiutschiu, heidenschiu) wel- ches, als der flexion fremd, nicht hierher gehört. — 3) die dritte anm. zur alth. ersten decl. ist auch hierher bezüglich; man findet nicht selten: hart, milt, zier, swâr, wîs, klein, rîch, gemein u. a. m. statt herte, milte, ziere, swære, wìse, kleine, rîche, gemeine; meistens ist das eine oder das andere der mundart verschiedener dichter an- gemeßen und dem einen bereit, dem andern bereite etc. geläufig. — 4) erloschene adj. sind aus adverbien zu schließen, z. b. aus kûme, lîse. Starkes adjectivum. zweite declination. die flexionen sind gänzlich zur ersten decl. übergegangen und wörter der zweiten nur in ihrem flexionslolen zu- stande, wo das bildungs -e vortritt, zu erkennen. 1) blìde, blœse. bœse (pravus) dihte (spissus) dicke. dræte. dünne. dürre. enge. gæbe. gæhe (praeceps) gîte (avi- dus, gewöhnlicher gîtic) grimme (Wigal. 283.) gruene. hæle. herte. hœne. irre. kiusche. kirre (cicur) kleine. kuele. kuene. lære. linde. mære. milte. mitte (medius) muede. næhe (vi- cinus) niuwe. nütze. œde. ræhe (raucus) ræƷe. reine. rîfe. rîche. ringe. rösche (asper, troj. 44 b ) schœne. lanc -seime (tardus) Aus diesem nur bei Conrad vorkommenden worte, das mit dem folgenden seine einer wurzel scheint, also für lancseine steht, hat sich ganz unorganisch das neuh. lang- sam entwickelt, welches im mittelh. nirgends stattfindet; lancsam im alth. und altf. bedeutete: aeternus. Gleich ta- delnswerth ist das neuh. seltsam , statt des mhd. sëltsæne. seine (tardus) senfte. smæhe. snœde (vilis) spæhe. spæte. spitze (acutus, meistens spitzic) stæte. stille. strenge. sueƷe. swære. tenke (sinister) tiure. træge. truebe. veige. veile. veste. viuhte. vlücke. wæge (utilis, favens) wæhe. wære (certus) wilde. wîse. wueste. zæhe. — 2) gebære (aptus) ge- hiure. gelenke (agilis) gemæge (cognatus) gemæƷe (commo- dus) gemeine. geminne. genæme (acceptus) genœte (curio- sus) geschîde (? mus. 1, 70.) gesinne (ingeniosus) gesippe II. mittelh. schwach. adject. erste u. zw. decl. (cognatus) getriuwe. gevære (dolosus) gevuege. gewære (ve- rax) gezæme (decens) u. a. m. — 3) biderbe. behende (promptus) bereite (paratus) ellende (alienus) lancræche (vindictam diu servans) nâchræte (insidiosus) alwære (sim- plex) sëltsæne (rarus) unwæne (inexspectatus) vierecke etc. — 4) edele. vrevele. vremede. mürwe (tener). — Anmerkungen: 1) umlaut bei seiner fäbigen wurzeln ist hier nothwendig durch alle casus hindurch. — 2) syn- und apocope geschieht wie in der vorigen decl., ereig- net sich hier aber kaum, da die unter 1. aufgezählten adj. keins mit kurzer wurzel gewähren; edeler, vreve- ler gehen wie gogeler. Zuweilen wird tiure in tiuwer erweitert und decliniert dann wie heiter, gen. tiuwers, tiuwerre. — 3) vom schwanken in die erste decl. dort in der dritten anm.; unterschiede der bedeutung zwi- schen nâch und næhe; gâch und gæhe etc. wird erst das folgende buch auseinandersetzen. Mit dem über- gang in die erste decl. ist rückumlaut verbunden, z. b. hart, swâr st. herte, swære; wird in der metrischen scansion ein vocal elidiert, so bleibt hingegen der um- laut. vgl. “hert und wîƷ” Parc. 56 b . “kuen und balt,” “schœn und hêr” Nib. Auch zeigt der umlaut, daß jene übertritte in die unumlautige form erster decl. nur den unflectierten fall betreffen, d. h. man wird zwar hart, swâr etc. finden, aber kein hartes, hartem, harten, son- dern immer hertes, hertem, herten; vgl. das goth. und alth. Schwaches adjectivum. erste declination. 1) blinde, blinde, blinde folgen ganz der substantiven flexion: hase, zunge, hërze. — 2) auch die regeln über das stumme e bleiben die nämlichen; die schwache form hol, bar, lam (oder lame) stimmt demnach zu kol, ar, nam (s. 683.); grobe geht wie blinde Auch hier bestätigen bald die hss. bald nicht; vgl, a. Tit. 46. daƷ smal; Parc. 57 b daƷ zam; Trist Ʒ a der êren -gir; 36 b der êren -gire; 126 c daƷ bare (in welcher stelle doch eine andere hs. [bei Oberlin v. bar] liest: daƷ bar swërt) Nib. 2299. die smalen. . Eben- so bei den mehrsilbigen, es heißt: gogele, ëbene, ma- gere; gen. gogelen, ëbenen, mageren etc. allein: michel, eigen, heiter, gen. micheln, eigen, heitern. — 3) die wör- ter gemâl etc. (oben. s. 743.) bleiben auch bei vorstehenden artikel meist unflectiert; merkwürdig steht: der arem, dem arem für: der arme, dem armen Parc. 140 b Kolocz 165. 180. II. mittelniederl. starkes adjectivum. 4) gewisse adj. sind nur in schwacher form üblich, z. b. zage (ignavus) eine (solus) etc. auch âne (expers) gerade (par) Trist. 122 a scheint gern so zu stehen. Schwaches adjectivum. zweite declination. die flexion ganz wie in erster, doch gilt kein rückum- laut in umlautbaren, also: herte, herte, herte , nicht: harte. Der umlaut war eingewurzelt. Mittelniederdeutsches adjectivum . auch hier enthalte ich mich der aufstellung; nur das ist mit sicherheit anzunehmen, daß die dem mittelh. -er und -eƷ analogen flexionen des nom. sg. masc. neutr. -er, -et längst verloren sind; es gilt lediglich das un- flectierte blind, blind. Dem nom. sg. fem. und pl. neutr. hingegen steht kein -iu , sondern -e zu. Mittelniederländisches adjectivum . Starkes adjectivum. sg. blint blint blint blind–es blind–re blind–es blind–en blind–re blind–en blind–en blind–e blind pl. blind–e blind–e blind blind–re blind–re blind–re blind–en blind–en blind–en blind–e blind–e blint 1) dem. nom. sg. fehlt alle flexion und in der wortstel- lung können auch die übrigen casus ohne flexion ge- setzt werden. — 2) der dat. sg. masc. und neutr. hat niemahls -em , sondern wie im pl. comm. -en . Im sg. masc. fallen demnach dat. und acc. zusammen. — 3) der gen. dat. fem. und gen. pl. comm. schwankt zwischen -er und -re (statt -ere); nur regeln sich die fälle weni- ger nach der langen oder kurzen wurzelsilbe (wie im mhd.) als nach der natur anstoßender consonanzen. So stehet -re nach n, nd , als: coenre, rênre, blindre etc.; -er nach d, t, g, k, cht etc., als: goeder, langher, staerker, rechter. Nähere prüfung wird hierüber genaue- res ausmitteln. — 4) adj. zweiter decl. sind am -e zu erkennen, das sie unflectiert an sich tragen, z. b. dinne II. Neuhochd. stark. adject. erste declination. (tenuis) ghemicke (commodus) clêne (parvus). Viele haben es abgelegt, z. b. onghehier (immanis). Umlaut tritt gar nicht ein. — 5) das wichtigste wäre, alle adj- dieser mundart vollständig zu verzeichnen; ihr reich- thum gewährt manche, die im mittelh. ausgegangen sind, z. b. blaer (inanis, miser). Schwaches adjectivum. sg. blind-e blind-e blind-e blind-en blind-en blind-en blind-en blind-en blind-en blind-en blind-en blind-en pl. blind-e blind-e blind-e blind-en blind-en blind-en blind-en blind-en blind-en blind-e blind-e blind-e bemerkenswerthe abweichung von der schwachen subst. decl. (s. 692.); unsicher bleibt mir der gen. pl., da die- ser casus kaum vorkommt, sondern wie in der starken form umschrieben zu werden pflegt. Es würde also in den übrigen casibus, wenigstens masc. und fem., starke und schw. decl. zus. fallen. Mittelenglisches adjectivum . ganz inflexibel; verzeichnisse mit unterscheidung aller derer, welchen das bildungs -e gebührt, gehören dar- um nicht in gegenwärtiges buch. Neuhochdeutsches adjectivum . Starkes adjectivum. erste declination. sg. blind-er blind-e blind-es blind-es blind-er blind-es blind-em blind-er blind-em blind-en blind-e blind-es pl. blind-e blind-e blind-e blind-er blind-er blind-er blind-en blind-en blind-en blind-e blind-e blind-e 1) neben den flexionen gilt ein unflectiertes blind in dem nom. acc. sg. und pl. für alle geschlechter; nicht II. neuhochd. starkes adject. erste declination. mehr in dem gen. dat., höchstens als dichterische licenz; das nähere in der syntax. — 2) das mittelh. -iu hat sich verloren. — 3) das mittelh. -eƷ erst in -e ß, end- lich in -es verkehrt, so daß nom. acc. neutr. sonderbar mit dem gen. zus. fallen; nur gemeine mundarten un- terscheiden das weichere -eß von dem schärferen geni- tiven -es (oben s. 527. vgl. Schmeller p. 145. 225.). — 4) gen. dat. f. und gen. pl. comm. zeigen einförmig -er (unten anm. 2.). 1) einfache: all. arg. arm. bâr. blank. blau. blind. bloß. braun, breit. bunt. dick. dumm. dünn. dürr eng. fâl. falsch. faul. feig. feil. fein. fett. flach. voll. frech. frei. fremd. frisch. frôh. fruͤh. fromm. ganz. gàr (coctus) geil. gelb. gern. grâm. grau. grimm. greis. grell. grôb. grôß. gût. gruͤn. halb. hart. heil. heiß. hell. hêr. hôch. hold. jung. kàl. karg. klàr. klein. klûg. kraus krumm. kuͤl. kund. kurz. lâm. lang. laß. lau. laut. leicht. leid. lêr. licht. lieb. lind. lôs. matt. mild. nâh. naß. neu. plump. quitt. rasch. rauh. recht. reich. reif. rein. bereit. rôh. rôt. rund. sanft. satt. scharf. schêl. scheu. schief. schlaff. schlank. schlecht. schlimm. schmâl. schnell. schœn. schwach. schwarz. schwêr. schwuͤl. seicht. siech. spæt. spitz. stark. steif. steil. still. straff. stolz. streng. stumm. stumpf. suͤß. taub. teig. tief. tôdt. traut. treu. vîl. wach. wâr. warm. weiß. weit. welk. werth. wild. wuͤst. wund. zâm. zart. zwerch; sodann comp. mit -haft, -lich, -sam, -fest etc. — 2) mit der vorsilbe ge: gleich. gemein. gemûth. angenêm. bereit. gering. geschwind. gesund. ge- wis etc. — 3) bildungen mit -el, -en, -er : eitel, dunkel. eigen, hager etc. sauer und theuer gehören jetzt unorganisch hierher (oben s. 697.) — 4) mit -ig : êwig, rûhig, sinnig etc. — 5) mit -isch: hœfisch, närrisch, ir- disch etc. — 6) mit -icht : steinicht etc. — 7) mit -t : feißt, nackt. Anmerkung: 1) die flexion -e statt des mittelh. -iu zeugt keinen umlaut, namentlich heißt es nur alle , nicht elle. — 2) hinsichtlich der syn- und apocopen zeigt die sprache keine consequenz α ) bei den langge- wordenen, ehdem einsilbigkurzen, hören sie natülich auf, es heißt, hôl, bâr, làm; hôles, hôle etc. β ) da- für sollten sie bei allen mehrsilbigen eintreten und so gut es heißt gen. engels, fingers, rêgens, êbers, pl. en- gel, finger, êber etc. müste ein gen. dunkels, heiters, êbens, mâgers; pl. dunkel, heiter, êben, màger stattfin- den. Allein diese wörter behalten sämmtlich das e und II. neuhochd. schwaches adjectivum. gehen wie blinder, also: dunkeler, mâgerer, dunkeles, mâgeres, fem. dunkeler, magerer; pl. dunkele, mâgere; der einzige acc. sg. masc. und dat. pl. kann noch syn- copieren: dunkeln, mâgern, heitern, neben dunkelen, mâgeren, heiteren. Lieber werfen die übrigen casus das bildungs -e weg: dunkler, êdler, mâgrer, êbner, dunk- les etc. wodurch dann freilich das flexions -e gerechtfer- tigt wird; im acc. sg. masc. und dat. pl. stehet ungut dunklen, êdlen, mâgren, und beßer dunkeln, êdeln, mâ- gern; bei denen auf -en gilt jedoch êbnen neben êbe- nen. Hiernach kann man sich leicht paradigmen zus. setzen. Übrigens stimmt die unorg. entfaltung dieser decl. zu dem s. 700. angeführten subst. êbne, bittre oder êbene, bittere. — 3) der augenschein lehrt, daß viele der angegebenen adj. das ursprüngliche bildungs -e ab- gestoßen haben und vordem zur zweiten decl. gehörten, namentlich: dick, dünn, dürr, feil, fruͤh, gruͤn, hart, klein, kuͤl, lind, mild, gemein, neu, reich, rein, sanft, schœn, still, suͤß, treu, wild, wuͤst; ebenso die bildun- gen bieder, êdel, behènd, albern, nüchtern etc. Um- lautbare verräth meistens der gebliebene umlaut; fehlt auch er (wie in hart, sanft) so geschah der übertritt früher. Starkes adjectivum. zweite declination. das bildungs -e erhält sich nur im unflectierten fall we- niger wörter, die sprache hat es, wie so eben gezeigt wurde, in den meisten allmählig verloren, und wird es auch in den folgenden mit der zeit ablegen: blœde. bœse. enge. jæhe. irre. kirre (cicur) muͤde. œde. schnœde. træge. weise. zæhe. — Alle flexionen gleichen denen er- ster decl. Schwaches adjectivum. paradigma wie im mittelh., mit der einzigen wichtigen abweichung, daß der acc. sg. fem. dem nom. gleichlau- tet: die blinde st. die blinden. Das stimmt zwar zum acc. sg. zunge st. zungen, allein der subst. gen. dat. hat ebenfalls zunge, während hier das adj. die schwache form läßt: der blinden. Das unfolgerechte fällt in die augen. — Die kürzung der mehrsilbigen ist nach anm. 2. zur ersten st. decl. zu beurtheilen, nämlich der nom. sg. aller geschl. sammt dem acc. sg. fem. neutr. kürzen entw. gar nichts: dunkle, êbene, mâgere, heitere, sauere etc. oder den bildungsvocal: dunkle, êbne, saure etc. B b b II. schwedisches adjectivum. Die übrigen casus, folglich alle mit der flexion -n dürfen (wie dort der acc. sg. masc. und dat. pl.) den flexionsvocal syncopieren: dunkeln, mâgern, heitern, sauern, (nicht dunklen, mâgren, sauren, heitren,) oder auch stehn laßen: dunkelen etc. Die auf -en thun entw. letzteres (êbenen) oder werfen das e der flexion aus (êbnen). Neuniederländisches adjectivum . starke und schwache form fließen, wie beim subst., un- tereinander: sg. blind-e blind-e blind-e blind-en blind-e blind-en blind-en blind-e blind-en blind-en blind-e blind-e pl. blind-e blind-e blind-e blind-en blind-en blind-en blind-en blind-en blind-en blind-e blind-e blind-e die angenommenen genitivformen dürften jedoch kaum gebräuchlich seyn, dieser casus wird meistens umschrie- ben und nur die edle schreibart setzt in gewissen fällen einen alterthümlichen gen. sg. blindes, blinder, blindes; pl. blinder. Zuweilen steht im nom. sg. ein unflectier- tes blind . Schwedisches adjectivum . Im sg. starker form ist die flexion geschwunden, außer daß dem neutr. -t zugefügt wird, welches deun auch im gen. und dat. bleibt. Masc und fem. fallen unter sich und für alle casus flexionslos zusammen; der altn. umlaut, welcher bei wurzeln mit a das fem. unterschei- det, mangelt gänzlich. Jenes neutrale t tritt hinzu, un- erachtet die wurzel auf d, t, nd, rd, 11 auslautet, z. b. gôd -t (bonum) tät -t (densum) hvît -t (album) blind -t (coecum) hård -t (durum) kall -t (frigidum), da, wo sie mit -tt, lt, rt, st schließt, bleibt das neutr. t weg und in solchen wörtern lauten alle geschlechter übereins, z. b. blott (nudum) halt (claudum) Wenn Botin p. 110. durch die schreibung hallt einen un- terschied von hal-t (lubricum) erzwingen will, so ist das mittel schlecht gewählt; man schreibe: halt (claudum) hâlt (lubr.). kort (breve) fast II. schwedisches adjectivum. (sirmum) etc.; adj. auf -ms, -rs laßen es gleichfalls weg, z. b. sams (concors) varse (cautus). Vocalisch aus- lautende hingegen geben dem neutr. -tt statt -t: blått (coeruleum) frîtt (liberum) nŷtt (utile) rått (crudum) etc. bildungen mit -en stoßen das n vor dem t aus: lîten (parvus) lîtet (parvum) êgen (proprius) êget (proprium) nicht lîtent, êgent. Bildungen mit -el, -er, -ig, -isk etc. bekommen das neutrale -t. — Der plur. aller adj. wird zwar flectiert, hat aber durchgehends schwache form angenommen, man müste denn für einen rest der star- ken halten, daß das masc., wie es scheint willkürlich, blinde neben blinda lauten darf. Die schwache form ist leicht zu faßen: im sg ha- ben alle casus des masc. -e, alle des fem. und neutr. -a; im pl. alle casus aller geschlechter -a; folglich: blinde, blinda, blinda; pl. blinda, blinda, blinda. Aus- nahmsweise, wenn das adj. substantivisch steht, gilt noch der alte gen. sg. masc. blindes und pl. blindas (s. anm. 2.). Mehrlilbige syncopieren den bildungsvocal, z. b. gamle, gamla; îdle, îdla; ègne, êgna; bittre, bit- rra st. gammale, gammala; îdele, îdela etc. — Anmerkungen: I) einige adj. haben die ganz in- flexible endung -a, als: ringa (levis) stilla (quietus) äkta (legitimus) etc. 2) noch vor einigen jahrh. galt statt der heutigen abgeschliffenen nachstehende decl., die ich um so mehr anführe, als sie in der bibelübersetzung größ- tentheils befolgt ist: sg. blind-er blind blind-t blind-s blind-s blind-s blind-om blind-e blind-o blind-an blind-a blind-t pl. blind-e blind-a blind blind-es blind-as blind-es blind-om blind-om blind-om blind-e blind-a blind und die schwache form lautete sg. blind-e blind-a blind-a blind-es blind-as blind-as blind-e blind-a blind-a blind-e blind-a blind-a pl. blind-a blind-a blind-a blind-as blind-as blind-as blind-a blind-a blind-a blind-a blind-a blind-a B b b 2 II. Dän. adj.; gefteigerte adjective. Dänisches adjectivum . Vom sg. starker form gilt im ganzen was über das schwed. adj. gesagt worden ist. Das neutrale t unter- bleibt bei den wurzeln mit -t (welches für -tt steht, oben s. 564.) und -st, als: let (leve) tet (spissum) brat (praeceps) fast (firmum); bei denen mit -d, -sk steht es bald, bald nicht, also glâd (laetum) rask (velox) etc. neben glâdt, raskt, gôdt (bonum) ondt (malum). Auch die auf -es machen das neutr. dem masc. gleich, z. b. länds, läns (vacuum) fälleds, fälles (commune). Vocal- auslautige nehmen t (für tt) an: blaat (coeruleum) nŷt (novum); doch trô, blŷ, skŷ bleiben unverändert. Mehr- silbige bildungen -en werfen das n aus: lîden, lîdet; êgen, êget st. lîdent. êgent, wiewohl einige wörter schwanken, z. b. nœgent und nœget (nudum). — Der pl. endigt überall auf -e, wie in der schwachen form . Diese hat -e im sg. und pl. aller geschlechter und für alle casus: blinde, blinde, blinde; mehrsilbige auf -el, -en, -er syncopieren, z. b. gamle, nœgne, magre st. gammele etc. — Anmerkungen : 1) einige adj. auf -e bleiben völlig unverändert, z. b. ringe, bange (timidus). — 2) die altdänische sprache zeigt spuren vollkommnerer flexion, namentlich den nom. sg. masc. auf -er , gen. -s, acc. -en etc. Declination der gesteigerten adjective. Von der steigerung des positivs zum comparativ und su- perlativ wird im dritten buche rede seyn; hierher ge- hört bloß eine bemerkung über die declination der bei- den höheren grade. Der superlativ ist in allen deutschen mundarten beider der starken und schwachen form fä- hig; der comparativ hingegen nach der älteren, organi- schen einrichtung nur der schwachen und nicht der starken. Erst späterhin drängt sich auch die letztere ein. Die comparative decl. erfordert folgende nähere unter- suchung 1) der goth . comparativ geht gleich dem positiv im masc. nach hana, im neutr. nach haírtô. Merkwürdig weicht aber das fem. von der flexion des positivs ab, es heißt nicht (wie blindô, blindôns; midjô, midjôns nach tuggô, raþjô) blindôzô, blindôzôns; spêdizô, spêdizôns; sondern ana- log der dritten schw. weibl decl. (managei, manageins) blindôzei, blindôzeins; spêdizei, spêdizeins . Belege II. declination der gesteigerten adjective. sind: aldrôzei Luc. 1, 18. speidizei Matth. 27, 64. vaírsi- zei ibid. Der grund dieser weibl. comparative auf -ei statt ô kann in keinem allgemeinen buchstaben- verhältnis liegen, da die form -ôzô, -izô nichts an- stößiges hat und beim neutralen comp. wirklich ein- tritt. Er berubt also in dem wesen der flexion -ei , welche an substantiven (managei) comparativen und selbst comparativisch verwendeten positiven (Matth. 27, 64. stehet frumein = frumôzein, priore) das weibl. geschlecht bezeichnet; vgl. inzwischen unten die bil- dung des goth. relativen pronomens. 2) im althochd . ist α ) die flexion des comp. gänzlich mit der des schwachen pos. einstimmend, d. h. plin- tôro, plintôra, plintôra; pittarôro, pittarôra, pittarôra declinieren wie hano, zunka, hërza Bei starker decl. würden in mehrsilbigen wörtern ohne zus. ziehung dergleichen unleidliche formen entsprungen seyn, wie der nom. masc. pittarôrêr oder gen. fem. pitta- rôrêra! wohlklingender angenscheinlich die schwache form pittarôro, pittarôrûn. . Wenn O. II. 22, 35. III. 18, 66. auch das masc. auf -a zu endigen scheint, so ist entw. liobôro, furiro zu emendieren oder falls alle hss. die lesart bestätigen, das neutrum anzunehmen und ein subst. wie thing ausgelaßen zu verstehen; cleinira (subtilior) gl. jun. 226. ist vermuth- lich das femin. (vgl. inzwischen den alts. comp.). Bei dem späteren N. herrscht die schwache form des comp. noch ohne ausnahme, vgl. manegeren, lieberen, lin- deren, wëlcheren, lengeren, snëlleren 39, 13. 49, 5. 51, 5. 54, 22. 89, 9. 103, 3. Bei W. scheint ein unflectier- ter nom. sg. und pl. vorzukommen, vgl. 1, 4. suoƷer (st. suoƷera) 1, 13. holder (st. holdero) 4, 10. beƷƷer (st. beƷƷera) 1, 2. 4, 10. beƷƷer (st. beƷƷeren); dane- ben 1, 3. richtig beƷƷera. — β ) umlaut des comp. läßt sich ein zweifacher gedenken a) er kann bei adj. zweiter decl. durch den bildungsvocal i begründet seyn und herrscht dann im ganzen wort, z. b. stren- kiro, strenkira, strenkira; peƷiro etc. wiewohl die äl- testen quellen strankiro, paƷiro leiden. b) adj. erster decl. können ihn durch assimilation erhalten, sobald die flexion ein i zeigt, was also nur im gen. dat sg. masc. neutr. der fall ist, und dem zuweilen, aber nicht nothwendig eintretenden umlaut des schwachen subst. entspricht (vgl. s. 77. nemin = namin). So heißt II. declination der gesteigerten adjective. es. lenkirin (longioris) eltirin (senioris) im gen. fem. aber lankôrûn, altôrûn, und eben so wenig besitzen den umlaut andere casus des masc. und neutr. Außer dem i wirken andere flexionsvocale assimilation der bildungsvocale. z. b. plintara (st. plintôra) rîchoro (st. rîchiro) vgl. oben s. 117. doch überall schwankend. Und zu diesem schwanken, ja durchkreuzen verschie- dener einflüße gesellt sich die allmählige abstumpfung der comparativen bildungsvocale ô und i in ein zu- weilen betontes, zuweilen tonloses e, worüber erst im folgenden buch rechenschaft zu geben ist, wonach es aber wenig wundern darf, daß in der nächsten periode die umlaute des comparativs eine großentheils unorganische entwickelung zeigen. 3) das altsächs . blindôro, blindôra, blindôra decliniert nach hano, tunga, hërta; die vollständige ausgabe der E. H. wird lehren, wie es um die einigemahl be- merkte flexion -a des masc. stehe. 4) der angels . comp. blindra, blindre, blindre gehet nach hana, tunge, eáge. 5) die altnord . flexion hat ihr eigenthümliches, näm- lich a) im sg. folgen masc. und neutr. des comp. ganz der schwachen form des positivs, d. h. auch der des subst. hani, hiarta, also masc.: blindari, gen. blindara; neutr. blindara, gen. blindara. Das fem. aber be- kommt nicht -a, gen. -u wie der positiv blinda, blindu oder tûnga, tûngu; sondern, einstimmend mit der goth. einrichtung, gleich dem subst. æfi (s. 656. 662.) -i: blindari, gen. blindari; dat. und acc. eben- falls blindari (ohne zweifel war dieses i, wenigstens ursprünglich ein î). — b) der pl. endigt überall in al- len geschlechtern auf -i (î), also wieder abweichend vom schwachen positiv. — An umlaut ist hier nirgends zu denken. 6) im mittelhochd . erklärt sich α ) das aufkommen der starken flexion folgenderweise: die meisten adj. sind einsilbig-lange, die bei zutretendem tonlosen -er das stumme flexions -e nach der regel abwerfen, es heißt: blinder, schœner, beƷƷer st. blindere, schœnere, beƷ- Ʒere. In gleichem fall befinden sich mehrsilbige mit erster kurzer, der comp. z. b. von mager, ëben lau- tet demnach: magerer, ëbener st. magerere, ëbenere. An der minderzahl von einsilbig -kurzen oder mehrsil- bigen mit erster langer erscheint hingegen das schwache flexions -e, die pos. hol, lam, heiter, îtel, eigen II. declination der gesteigerten adjective. machen den comp. holre, lamre, heiterre, îtelre, ei- genre st. holere, heiterere etc.; zum beleg diene vin- sterre fragm. 15 a . Wie andere casus dieser sehr selten aufstoßenden comp. lauten, möchte ich wißen, zweifle aber daß sich z. b. ein gen. holres, vinsterres aufwei- sen laße und würde eher die org. schwache form hol- ren, vinsterren muthmaßen. Bei jener mehrzahl von adj ließ sich inzwischen der sprachgeist verleiten, blinder, schœner, magerer für die flexionslose starke form zu nehmen und bildete nun den gen. und an- dere casus stark. So stehet z. b. Maria 89. waƷ tiu- rers, M. S. 1, 108 b waƷ liebers, Parc. 6 b iht liehters, Wigal. 84. 91. 137. 144. nicht schœners, edelers, Iw. 31 b ze hôherm etc. wofür im alth. huaƷ tiuririn, niht scônirin, iowiht liohiterin, zi hôhirin gestanden haben würde. Bemerkenswerth ist der starke nom. fem. un- sælìgeriu (infelicior) st. des organ. schwachen unsælìger Iw. 30 a . — β ) die schwierige untersuchung über den umlaut der comp. gehört. da er in keinem fall von der flexion gewirkt wird nicht hierher. 7) in den mittelniederl . quellen lautet der nom. sg. comp. bald: blinder, blinder, blinder, bald: blindre, blin- dre, blindre und ebenso der nom. pl. (nicht blindren). Die obliquen casus habe ich nicht gelesen. 8) der mittelengl . comp. zeigt keine flexion. 9) der neuhochd . ist schwacher und starker form gleich dem pos. und superl. fähig; bei mehrsilbigen bildun- gen mit -er pflegt man den mislaut starker formen, z. b. bittererer (acerbior) bittereres (acerbioris) [vgl. s. 757. note] durch syncope zu mindern: bittrerer, bit- treres. — Vom schwankenden umlaut des comp. im folgenden buche. 10) der neuniederl . comp. bleibt im sg. völlig unflec- tiert: blinder, blinder, blinder; der pl. lautet für alle casus: blindere. 11) im schwed . gilt für alle casus und geschlechter ein unveränderliches blindare; im dän . ebenso blindere. Declination der zahlwörter . Es ist hier wiederum nur von der declination der zah- len, nicht von ihrer bildung und zus. fügung die rede. II. declination der cardinalzahlen. A. von den cardinalzahlen. regel: alle cardinalien declinieren entw. gar nicht, oder stark (bald adjectivisch, bald substantivisch); niemahls schwach. 1. die einzahl decliniert in allen mundarten regelmäßig als adj. erster decl.; goth. áins, áina, áinata [áin]; alth. einêr, einu, einaƷ; alts. ên, ên, ên; angels. ân, ân, ân; altfr. ên, ên, ên; altn. einn, ein, eitt (gen. eins, einnar, eins etc. nach p. 737.) mittelh. einer, einiu, eineƷ; mittelniederl. ên, ên, ên; mit- telengl. âne, âne, âne; neuhochd. einer, eine, eines; neuengl. ône (ausgespr. uonn); schwed. ên, ên, êtt; dän. ên, ên, êt. — Der pl. der cardinalzahl findet gar nicht statt, eben so wenig die schw. form, allein 1) die schwache form bedeutet: solus und hat alsdann sg. und pl.; goth. áina, áinô, áinô; alth. eino, eina, eina etc. 2) die starke form drückt das unbestimmte pronomen: quidam, aliquis aus und ist dann gleich- falls des starken pl. fähig. Der Gothe braucht jedoch die bloße card. zahl nie auf solche weise; im alth. begegnet sie zuweilen, in den neueren sprachen als sogenannter unbestimmter artikel desto häufiger, in die- ser gestalt wird sie des hochtons verlustig und mehr- facher kürzung unterworfen. Mittelh. bleibt ein tief- tonig, selbst reimbar (Iw. 5 a Wigal. 196. 208. 232. g. schm. z. 797. vgl. einen: kleinen M. S. 2, 202 a ); die flexionen des nom. und acc. einer, einiu, eineƷ; einen, eine, eineƷ können in ein gekürzt werden, nicht die des gen. sg. weshalb dieses ein dem unflec- tierten blint (oben s, 743.) kaum vergleichbar scheint. Doch gilt neben eines, einer, einem die syncopierte form eins, einr, eime (st. einme) weil der geschwächte ton kürzung des langen voc. einleitete, folglich nach der analogie wans, wanr, wanme (s. 746.) wirkte [vgl. unten die decl. der pofsess.], einre oder eire f. einer ist ungebräuchlich Man hat daher in eime, eins, einr den vocal beinahe ême, (st. ënme) ëns, ënr; in einem, eines, einer hingegen wie gewöhnlich auszusprechen. . — Die neuh. schriftsprache ver- zichtet auf den pl. des art. ein , duldet aber außer dem nom. masc. neutr. keine kürzung. Mundarten kür- zen und inclinieren mit großer freiheit und verwand- lung des ei in e (Stalder p. 89. Schmeller §. 769.). — II. declination der cardinalzahlen. II. die goth. zweizahl bildet nom. dat. acc. tvài, tvôs, tva; tváim, tváim, tváim; tvans, tvôs, tva ganz ad- jectivisch nach blindái; gen. kommt nur vom masc. Joh. 8, 17. vor und lautet: tvaddjê , welches eben so gut bloße nebenform eines etwa vermuthlichen tvaijê oder tváiáizê seyn kann, als sich neben dem acc. fem. tvôs Luc. 9, 3. tveihnôs findet. ohne daß der gr. text zu einer abweichung anlaß gäbe. Ein unvor- handenes goth. tveihnái (tváihnai?) entspräche dem alth. nom. acc. zuênê , woneben kein dem goth. tvái und altn. tveir gemäßes zuê nom. acc. fem. lauten zuô (vgl. s. 96.) woraus zuo, bei einigen zua wurde; nom. acc. neutr. haben zuei , was vom goth. tva und altn. tvö abstehend zum angels. tvâ stimmt. Der gen. pl. lautet substantivisch J. 352. zueijô , später meistens zueiô, daneben auch adjectivisch zueièrô ; adjectivisch der dat. zuêm . — Der angels. nom. acc. masc. lautet tvêgen , fem. tvâ , nentr. tvâ; gen. tvêga und daneben tvêgra; dat. tvâm; alle von den gewöhnlichen flexio- nen des subst. und adj. weichend; dazu finde ich noch einen acc. tvig (oben s. 261.) — alts. nom. m. tuêne , neutr. tuê ; altfries. nom. tuêne , neutr. tuâ . — Die altn. gestalt des nom. ist: tveir, tvœ (nicht tvær) tvö , welches letztere offenbar aus tvöu erwächst; gen. tveggja ; dat. tveim; in den ältesten denkmählern auch tveimr; acc. tvâ (tvo) tvœr, tvö . — mittelh. zwêne (bei spätern zwên, Lohengr. 37. 38.) zwô (vgl. s. 346.) zwei ; gen. zweier , zuweilen zweiger; dat. zwein (nicht zweien); die schwache gen. form: diser zwein Parc. 166 a ist verdächtig, man lese: disen zwein. — mit- telniederl. nom. acc. twê, twê, twê; gen. twêr ; dat. twên . — neuhochd. zwei, zwei, zwei; gen. zweier; dat. zwein; neuengl. twô; schwed. två, två, tû; dä- nisch: tô, tô, tô . — III. von der goth. dreizahl ist nur der acc. masc. fem. þrins , dat. þrim und gen. þrijê (Luc. 3, 23.) zu bele- gen; auf den nom. þreis. þrijôs, þrija führt die ana- logie des pron. is unsicher, da der gen. keineswegs þrizê, þrizô, vielmehr þrijê lautet; — alth. driê (J. 358.) bei andern drî; fem. driô; neutr. driu ; gen. driô (J. 357.) vermuthlich daneben driêrô?; dat. drim . — angels. þrî, þrëó, þrëó; gen. þrëóra; dat. þrim . — altn. þrîr, þriar, þriú; gen. þriggja; dat. þrim wo- neben wiederum þrimr, þrëmr; acc. þriâ, þriar, þriú . — mittelh. drî, drî, driu; gen. drîer; dat. bald II. declination der cardinalzahlen. drin (Hartm. Wirnt. Rud. etc.) bald drîn (Conr. v. W. Conr. Flecke). — mittel- und neuniederl. drie , gen. drier; neuh. drei, drei, drei; gen. dreier , dat. drein; schwed. trê, trê, trŷ; dän. trê, trê, trê . — IV. die unflectierte vierzahl goth. fidvôr; flectiert ver- muthlich fidvôreis, gen. fidvôrè, doch ist nur der dat. fidvôrim nachzuweisen. — Alth. unfl. vior; nom. masc. viorê; neut. viorju; dat. viorim . — angels. unfl. fëóver; gen. fëóvera . — altfries. unfl. fiuwer. — altn. nom. fiórir, fiórar, fiögur; gen. fiögra; dat. fiórum; acc. fióra, fiórar, fiögur . — mittelh. unfl. vier; flect. viere, viere, vieriu; dat. vieren; neuh. unfl. vier; fl. viere, viere, viere . — schwed. fŷra, dän. fìre inde- clinabel. — V. goth. fimf, kommt nicht flectiert vor. — alth. unfl. vinf; decl. vinevî (vinvî) vinvju; dat. vinvim . — alts. fif; decl. fivî . — angels. fif und altn. fimm unverän- derlich. — mittelh. vunf und fl. vunve, vünviu . — dän. schwed. fem unflexibel. VI. goth. saihs, angels. six, altn. sex kommen nur un- gebogen vor; alts. sës, fl. sësse; alth. sëhs, fl. sëhsî, sëhsju; dat. sëhsim; mittelh. sëhs, fl. sëhse; niederl. zes, dän. schwed. sex, unveränderlich. VII. goth. sibun nur unflectiert; alth. sibun und declinie- rend: sibunî (assim. sibinî) neutr. sibunju; gen. sibunô; dat. sibunim . — alts. sivon, angels. sëofon, gen. sëofona; altfr. siugon, altn. siö (entsprungen aus siöu) — mittelh. siben, decl. siben (statt sibene) neutr. sibeniu , niederl. zeven; schwed. siu; dän. sŷv unveränderlich. VIII. goth. ahtán, ohne flexion; alth. ahtô, decl. ahtowî? den dat. ahtowen hat N. p. 235 a und noch eine spä- tere quelle (Oberlin 271.) den nom. echtewe , echtwi; — alts. ahto; angels. ëahta; altn. âtta; altfr. achta; mit- telh. aht und decl. ëhte (st. ehte, vgl. s. 334.) Parc. 56 a M. S. 2. 129 b , ahtowe M. S. 2, 234 a ; neutr. ahtiu; neuh. acht, decl. achte; schwed. åtta (otta); dän. aatte (otte). IX. goth. niun; der gen. niunê Luc. 15, 7. beweist den nom. niuneis. — alth. niun, decl. niunî; neutr. niunju — alts. nigon; angels. nigon, decl. nigene — altn. nîu — mittelh. niun, decl. niune , neutr. niuniu; neuh. neun, decl. neune — niederl. nêgen; schwed. nijo; dän. nî ohne beugung. X. goth. taíhun, die flexion würde lauten: taíhuneis, gen. taíhunê, dat. taíhunim; alth. zëhan, zëhun, decl. zëhauî (assim. zëhinî); alts. tein; angels. tyn; altfr. II. declination der cardinalzahlen. tian; altn. tîa; mittelh. zëhen (contr. zên) decl. zë- hen (f. zëhene); neuh. zehn, decl. zehne; schwed. tîo; dän. tî. XI. goth. wahrscheinlich áinlif; alth. einlif, decl. ein- livî , dat. einlivim; — alts. êleven; angels. endlëofan; altn. ellifu; mittelh. einlif, einlef, decl. einleve; neuh. eilf, elf; engl. eleven; schwed. ellofva, elfva; dän. elleve. — XII. goth. tvalif; decl. gen. tvalibê , dat. tvalibim; — alth. zuelif; decl. zuelivî — angels. tvelf, decl. tvelfe , gen. tvelfa , dat. tvelfum — altn. tôlf; mittelh. zwe- lef, zwelf; decl. zweleve , zwelve; schwed. tolf, dän. tolv. — XIII bis XIX werden mit X zus. gesetzt und sind im goth. und alth. danach zu beurtheilen z. b. fimftaíhun, decl. fimftaíhuneis, dat. fimstaíhunim ; alth. sibunzëhan, decl. sibunzëhinî etc. Unveränderlich aber wird angels. -tyne, altn. -tân oder tiân, schwed. -tôn, dän. -tên angehängt. — XX. XXX XL. L bildet der Gothe mit dem subst. masc. tigus (decas) das ganz regelmäßig flectiert wird (s. 600.); bei XX. XXX, die vorstehenden zahlen mit ihm, z. b. tváitigjus, dat. tváimtigum; þrijêtigivê, þrinstiguns; bei XL. L finde ich die vorzahl ungebogen, z. b. den acc. fidvortiguns, fimftiguns und nicht fidvorinstiguns, fimfinstiguns. LX. fehlt in den quellen LXX. LXXX. XC werden mit dem neutralen subst. têhund (gleich- falls decas) gebildet, das den gen. sing. têhundis macht: sibuntêhund, ahtáutêhund, niuntêhund und gleicherweise C. taíhuntêhund. — Im alth. bilden sich XX -C mittelst des gewöhnlich unflectierten -zuc, -zoc J. 348. 378. 380. sibunzô, zëhanzô neben fimfzuc 380; ent- spricht -zuc dem tigus, -zô dem têhund? wie das altn, tigr jenem, tîu diesem? , später -zëc ; zueinzuc bis zëhanzuc, obgleich die flexion möglich scheint, vgl. zëhenzuge (centenos) T. 80. — Das alt- und angels. -tig von tuêntig bis tëontig declinieren nicht; im altn. gilt tuttugu (viginti) von XXX bis C theils das indecl. -tiû , theils das de- clinierende -tigir , acc. tigi . — Das mittelh. -zëc , neuh. -zig bleiben meistens unverändert. Das einfache neutr. hund (centum) pl. hunda be- gegnet weder im goth. noch hunt , pl. hunt im alth., sondern statt seiner wie gesagt taíhuntêhund, zëhan- II. declination der ordinalien. zoc. Weitere hunderte werden aber mit hunda gebil- det, als: tvahunda, dat. tváimbundam; þrijahunda; fimf- hunda; niunhunda. Alth. zueihunt, driuhunt, niunhunt, (N. hat selbst neben zênzëch 89, 4. einhunt 89, 5.) — an- gels. tvâhund, þrëóhund etc. alts. — (nach dem essener fr.) hundered oder hunderod — altn. hundradh (neutr.) tvö- hundrudh etc. — mittelh. hundert , zweihundert, driu- hundert etc. Das goth. þûsundi ist ein weibl. subst. und decli- niert nach s. 603; ebenso das altn. þûsund , pl. þûsundir in früheren quellen, späterhin wird es neutral. Das alth. dûsunt (nicht tûsunt) war vielleicht auch weiblich, ob- gleich thûsuntin (millíbus) T. 67, 14. und thûsonton O. III. 6, 8. nicht entscheiden; O. IV. 17, 34. wohl thûsunt filu managu st. managa zu setzen, der acc. sg. fem. würde nicht passen. Mittelh. ist tûsent entschiedner pl. neutr., daher zwei-, driu -tûsent etc. Auch das angels. þùsend , gen. þûsendes , pl. þûsenda . B. von den ordinalzahlen. regel: alle ordinalien declinieren schwach (und zwar in den sprachen, wo die schwache form des subst. von der adjectiven abweicht, adjectivisch); ausnahmen: 1) die ordinalzweizahl, welche ohnedem nicht aus der cardi- nalis gebildet wird, sondern eine besondere wurzel hat, decliniert stark und nicht schwach; goth. anþar, anþara, anþar (im masc. weder anþars, noch im neutr. anþa- rata); alth. andar und andarêr, fem. andaru, nt. andar, andaraƷ; alts. othar: angels. oþer; — altn. annar, ön- nur, annat (st. annart), beginnt die flexion vocalisch, so wandelt sich das nn in dh , also: gen. annars, annar- ra r , annars; dat. ödhrum, annarri, ödhrum; acc. annan (st. annarn) adhra, annat; pl. adhrir, adhrar, önnur; gen. annarra; dat. ödhrum; acc. adhra, adhrar, önnur. — mittelh. ander, anderiu (enderiu Parc. 75 c verwerflich nach s. 74 .) anderƷ und ander; decliniert wie heiter, also im acc. fem. sg. und nom. acc. plur. masc. fem. ander; häufig steht aber das unflectierte ander auch für den nom. fem. sg., nom. acc. pl. neutr., gen. dat. fem. gen. pl. comm. (st. anderre) vgl. Barl. 34. ein ander wëlt; das. 342. der ander (aliorum). — Die neuh. und niederländ. sprache bildet die unorg. ord. zahl zweite, twêde und beschränkt ander auf den begriff von alius; auch kann es stark und schwach declinieren. Die schwed. II. declination der zahlwörter. und dän. sind dem organismus treu geblieben, nur de- cliniert die schwed. ordinal. andre schwach, während das starke annar, annor, annat die bedeutung von alius a, um bekommt; im dän. gilt für beide fälle; anden. — 2) die neuh. sprache theilt den ordinalien, wie den comparativen, neben der schwachen auch starke form zu. C. von den übrigen zahlwörtern. Die distributivzahlen declinieren stark, sind aber in den meisten mundarten unvollständig. Am vollständigsten im altn. wo die distributive einzahl einn (unus) im acc. sg. masc. einan und nicht einn bekommt; tvennr (binus) þrennr (ternus) fërn (quaternus) gehen regelmäßig und haben im nom. pl. tvennir, tvennar, tvenn etc. Schwed. dän. nur die pl. masc. fem. tvenne, trenne; tvende, trende . Im goth. und hochd. scheint das bei den card. angegebene tveihnôs (binae) tveihndim (binis) und zuènê (bini) ursprünglich distributiv gewesen zu seyn. — Für ἀμφότεροι hat der Gothe bái , neutr. ba , dat. báim , welche formen einen nom. fem. bôs (ambae) acc. bans, bôs, ba und gen. baijê nach sich ziehen; allein daneben gilt noch ein substantivisches bajôþs , dat. bajôþum , ver- gleichbar mit mênôþs (s. 610.), folglich im gen. bajôþê, acc. bajoþs. Dieser goth. bildung ähnlich, aber adjecti- visch declinierend sind die alth. formen pêdê, pêdô, pêdju (pêdu) gen. pêdêrô , dat. pêdêm , entsprungen aus einem früheren pêôdê etc. oder peiôdê, wie sich zuwei- len im neutr. beidu st. bêdu findet. Die einfache ge- stalt pênê, pô, pei (nach analogie von zuêne, zuô, zuei) mangelt gänzlich. Dafür besteht im angels. das einfache bêgen, bâ, bâ (nach tvêgen, tvâ, tvâ) gen. bêgra , dat. bâm und daneben ein componiertes bâtvâ (nicht aber das masc. bêgentvêgen) dat. bâmtvâm . Die altn. form bâdhir, bâdhar, bœdhi (? bœdhi) gen. beggja , dat. bâdhum , acc. bâdha, bâdhar, bœdhi nähert sich mehr der alth., ab- gesehen vom gen., welcher dem tveggja, þriggja, folg- lich dem alth. zueiô, drijô gleicht und ein alth. peiô, pejô statt pêdêrô fordert. Das einfache beir, bœr, bö ist auch hier nicht zu spüren. Mittelh. gilt das adjec- tivische bêde, bêde, bêdiu gen. bêder , dat. bêden neben beide, beide, beidiu , gen. beider , dat. beiden; neuh. nur beide . Schwed. b å de , gen. bägge; dän. baade, begge , doch wird heutzutage der gen. auch für den nom. gebraucht und baade auf das adv. beschränkt. II. declination der eigennamen. Declination der eigennamen. In den gothischen denkmählern begegnen nur undeutsche eigennamen, welchen Ulphilas die deutsche flexion, so gut es gehet, anpast; überall substantivische. 1) der ersten oder vierten männlichen (deren beider sg. zus. fällt) folgen alle im griech. nom. consonantisch auslautenden (mit ausnahme derer auf -ος, -ας ); sie nehmen gleichwohl im goth. nom. kein -s an, bil- den also nom. und acc. gleich; z. b. adam, adamis, adama, adam. Ebenso abraham, aínôk, gabriêl, mô- sês (gen. môsêzis) etc. 2) der zweiten männl . alle im griech. text mit indecli- nabelm ì; auch sie erhalten kein -s im goth. nom., welcher dem acc. gleichlautet; der gen. bekommt, da die erste silbe immer lang ist, -eis , der dat. würde, wenn er sich vorfände, -ja lauten. Beispiel: maílki, maílkeis, maílkja, maílki; ebenso: laívvi, hêli etc. 3) der dritten männl . solche die im griech. auf -ος en- dend nach der griech. zweiten decl. gehen. Ulphilas, dem sonst das gr. o zu aú wird (s. 46.) und der -ες in aís übersetzt (z. b. φαρὲς in faraís, gen. faraizis) gibt merkwürdig jenes -ος nicht durch aús , z. b. πι- λάτος nicht durch peilataús, was den gen. peilataúzis gefordert haben würde; er wählt vielmehr die, viel- leicht durch lat. einfluß vorbereitete ächtgoth. en- dung -us, gen. -áus . Beispiel: paítrus, gen. paítráus, dat. paítráu, acc. paítru. Hiernach: christus, ïêsus, ïakôbus, teitus, alaíksandrus, aúgustus, filippus, mar- kus, barþaúlumaíus, þaddaíus etc. 4) der schwachen männl . alle, die im gr. texte -ας ha- ben und nach der gr. ersten decl. gehen; welches -as auch im goth. nom. statt -a bleibt; beispiel: lukas, gen. lukins, dat. lukin, acc. lukan; ebenso: barrabas, tôbeias, annas, þômas, satanas etc. 5) für die weibl . namen anna, marja, marþa, susanna, weil sie derselben gr. decl. zugehören, behält Ulphi- las die schwache männl. form bei, also marja, mar- jins, marjin, marjan. Das gothischere marjô, mar- jôns, marjôn, marjôn wagte er nicht zu bilden. An- dere weibsnamen, wie aíleisabaíþ, magdalênê sind ihm inflexibel. Für ἡρωδιὰς , gen. ἡρωδιάδος setzt er nach dritter schw. weibl. decl. hêrôdiadei, gen. hê- rôdiadeins (denn -ins Marc. 6, 17, 22. scheint fehler) acc. hêrôdiadein. II. declination der eigennamen. 6) zuweilen schwankt er zwischen gothischer und beibe- haltener griech. flexion, so z. b. steht Joh. 6, 71. der acc. ïskariôtu, einen nom. ïskariôtus fordernd, Luc. 6, 16. ïskariôtên, nach dem gr. ἰσκαριώτην ; Joh. 11, 5. der acc. lazarun ( λάζαρον ) Luc. 16, 23. der goth. acc. lazaru etc. — Griech. und lat. denkmähler haben uns umgekehrt viele goth. eigennamen bewahrt, die sich aus der frem- den flexion in die reingothische zurückführen laßen. Starke masc. erster decl. wären z. b. alareiks, gibaimêrs valahrabans (gen. valahrabanis) und aus den goth. ur- kunden viljariþ, alamôds, guþiliubs; zweiter hingegen raginareis, vakis (gen. vakjis, dat. vakja); dritter star- ker z. b. die mit -mundus gebildeten, als rêkimundus, gunþamundus, gen. rêkimundáus etc. wenn man der altn. analogie trauen darf, vielleicht die mit -friþus, in welchem fall die goth. urkunde vinjáifriþas für vinjái- friþus verschrieben hätte; schwache masc. sind häufig: attila, svinþila, mêrila, vamba, tulga (gen. tulgine) etc. — Der alth . starken decl. der eigennamen kennzeichen ist, daß sie den acc. sg, masc. auf -an , ganz adjectivisch bildet und dadurch vom nom. unterscheidet. So z. b. bekommen die nom. hludowig, hartmuot, werinpraht den acc. hludowigan, hartmuotan, werinprahtan; eben- so fremde, z. b. petrus, zacharias den acc. petrusan, zachariasan. Ja diesen acc. empsangen selbst persönliche subst. wie kot, man, truhtîn (oben s. 613. anm. 1.) oder personificierte, wie polâri (stella polaris) acc. polâran O. V. 17, 62. Was die einzelnen declinationen betrifft, so fallen die erste und vierte im sg. zusammen, gen. -es, dat. -a (später -e) also: hartmuot, hartmuotes, hart- muota (hartmuote) hartmuotan; petrus, petruses, pe- trusa (petruse) petrusan. Die zweite decl. zeigt sich in dem nom. auf -i urkundlicher eigennamen, z. b. hessi, nebi; anderer auf -ari als kundahari, oder mit -wini gebildeter, z. b. ëparwini, obgleich die frühsten diplome bereits ëparwin haben. Spuren der dritten würden in bildungen mit -muntu, -vridu zu suchen seyn, z. b. sikimuntu, gen. sikimuntes, dat. sikimuntju, acc. siki- muntan; sikivridu, sikivrides, sikivridju, sikivridan; doch fehlen mir belege, da in den ältesten diplomen entw. die lat. endung -mundus, -fridus (zuweilen -fritus z. b. liutfritus Neug. n° 19.) oder -mund und -frid, kein -mundu, -fridu erscheint. Fremde namen wie petrus, iacobus bringen alth. schriftsteller natürlich nicht II. declination der eigennamen. in diese, sondern stets in die erste decl. zuweilen aber mit weglaßung der latein. endung, z. b. christ, gen. christes, acc. christan und nicht christus, christuses, christusan, während petrus, iohannes, herodes: petru- ses, iohanneses, herodeses bilden. — Mannsnamen schwacher form sind häufig und unbedenklich, z. b. prûno, gen. prûnin, dat. prûnin, acc. prûnun; ebenso poto, kêro, wilichomo und alle auf -ilo, als: ezilo etc. — Bei alth. weibsnamen läßt sich die starke flexion nicht belegen, aber muthmaßen. Zur ersten decl. zähle ich z. b. die mit -rûna, -wara gebildeten, als hiltirûna, vri- durûna, hiltiwara, vriduwara, gen. hiltirunô, hiltivarô; vielleicht auch die mit -hilta z. b. prunihilta, gen. pru- nihiltô, obschon eine urk. von 817. (Neug. n° 192.) be- reits den nom. prunnihilt nach vierter decl. gibt. Da die mehrzahl weibl. namen der vierten zufällt, werden solche übertritte begreiflich; zu dieser vierten gehören bildungen mit -lint, -rât, -kunt, -vlât, -louc, -trût, z. b. ôstarlint, gen. dat. ôstarlintî, acc. ôstarlint. Lateinisch pflegen diese namen meistens die endung -is zu em- pfangen, jene erster decl. hingegen -a, doch ist sich darauf nicht zu verlaßen. Die schwache weibl. decl. be- greift außer fremden namen wie maria, eva (gen. ma- riûn, evûn) viele einheimische, z. b. përahta, uota, he- lispa etc. deren gen, përahtûn, uotûn zuweilen zus. ge- setzte ortsnawen darbieten; der gen. mariûns T. 4, 2 ist mir verdächtig. Über altsächs . namen läßt sich kaum urtheilen, doch mag ihre decl. wenig von der alth. abweichen, na- mentlich findet der acc. masc, auf -an statt, z. b. hero- desan. — Im angels . folgen der ersten st. männl. decl. älfred, cëolmund, ânlâf, vulfstàn, hrôdgâr, hëorogâr, bëóvulf, däg-hräfn, grindel, hengest und unzählige an- dere. Der zweiten ine, hedde und bildungen mit -vine, -here, als: eádvine, cudhvine, äschere, älfhere, vulfhere. Keine nach dritter und vierter (vielleicht hëalfdene? Beov. 7. 81.) auch keine spur eines adjectivischen acc. masc. auf -ne , vielmehr sind sich acc. und nom. überall gleich. Schwache masc. häufig z. b. offa, sibba, penda, fitela erc. gen. offan, fitelan. Fem. erster st. decl. scheinen selten, doch steht im Beda p. 325. begu; die meisten declinieren nach der vierten, namentlich die mit -burh, flæd, sviþ etc. Schwache fem. sind z. b. eve, marie, gen. evan, marian. Fremde namen behalten in den übertragungen gern die fremde flexion bei, z. b. augustinus, johannes, acc. au- II. declination der eigennamen. gustinum, johannem, am ersten wird der dat. deutsen gesetzt, z. b. pilate, jacobe, herode. — Altnordische quellen geben über die decl. der ei- gennamen hinlänglichen aufschluß: 1) masc. erster star- ker: askr, âlfr, ërpr, þôr, freyr, reginn, egill, sammt unzähligen andern einfachen sowohl als gebildeten; gen. asks, âlfs, ërps, þôrs, freys, regins, egils; dat. aski, âlfi, ërpi, þôr, frey, regni (? ragni) agli. Die auf -ar als: gunnar, sigar entsprechen dem alth. -hari nach zweiter decl. (kundahari, sikihari) und syncopieren im dat. das a nicht, gunnari, sigari, während das dem alth. -ar gleiche -ar syncopiert wird (hamar, dat. hamri) — 2) zweiter starker: brîmir, hœnir, grîpir, mîmir, fâfnir, hamdhir, skirnir etc. gen. brîmis, dat. und acc. brîmi. 3) dritter starker: hâkon, hâlfdan, magnus (diese drei ohne -r im nom. sg. vgl. oben s. 653. anm. 1.) hödhr, niördhr, ullr, sigurdhr Für sigvërdhr? wie dögurdhr, öndurdhr f. dagvërdhr, and- vërdhr (oben s. 313.); sigvërdhr vielleicht für sigsërdhr, wie angels. sigefërdh, hunfërdh, ädhelfërdh = sigefrëdh, sigefridh; in der chronol. sax. p. 512. stehen die formen ädhelfridh und ädhelsërdh nebeneinander (vgl. oben s. 488. vërde und vrëde). , sig- mundr und alle bildungen mit -mundr, -undr, -hiörtr, -biörn, -vindr, -vidhr als: sæmundr, völundr, önundr, arnbiörn, eyvindr, folkvidhr; gen. hâkonar, hâlfdanar, magnusar, hadhar, niardhar, ullar, sigurdhar, sigmun- dar etc. dat. hâkoni, hâlfdani, magnusi, nirdhi, sigurd- hi etc. In den bildungen mit -rödhr, z. b. geirrödhr, gudhrödhr, sigrödhr lautet der gen. geirrödhar, dat. geir- rödhi (nicht geirradhar, geirredhi) vgl. Snorraedda p. 113. 115., oder wäre geirraudhr, dat. geirreydhi zu schreiben? Yngl. saga c. 53. steht ein gewis fehlerhafter nom. gud- reydr neben gudrödr. Ist -rödhr das gleichfalls dunkle angels. -red oder -rêd in älfred, cynred etc.? Dem alth. -rât entspricht das altn. -râdhr (gen. -râdhar, dat. -rædhi?) z. b. þakrâdhr (alth. danhrât). Die bil- dungen -udhr haben den gen. -adhar, dat. -adhi z. b. nidhudhr, nidhadhar, nidhadhi, welcher wechsel bei andern subst. statt findet (Rask §. 153.) wiewohl der nom. gleichfalls nidhadhr heißen darf. Schwanken zwischen erster und dritter decl. wie beim subst. (s. 654.); Har. hârf. saga c. 11. steht der gen. arnvidhs und arn- vidhar; anderwärts hiörvardhar und hiörvardhs, welches letztere beßer scheint, da der nom. hiörvardhr lautet, C c c II. declination der eigennamen. nicht hiörvördhr. 4) vierter decl. würden solche namen seyn, die im gen. die flexion -ar, im nom. aber wur. zelhaftes a (nicht ö) zeigen und den dat. dem acc. gleichmachen. Gehört heimdallr (nicht heimdöllr) gen. heimdallar hierher? oder darf in comp. der umlaut des tieftonigen a unterbleiben? denn es heißt auch hâlfdan (nicht hâlfdön) gen. hâlfdanar, dat. hâlfdani (nicht hâlf- deni) und im dat. sigurdhi, sigmundi (nicht -yrdhi, -myndi) da doch syni statt findet. Warum gilt aber im fem. z. b. mardöll, gen. mardallar (Snorraedd. p. 37. 154.)? und hat ullr im dat. ulli oder ylli? Hier bleibt weiter zu forschen. 5) masc. schwacher decl. sind z. b. bragi, bicki, locki, helgi, andvari, atli, budhli, högni (st. höguni) und dergl. in menge; gen. braga, bicka etc. 6) fem. starker form (wobei doch die erste, dritte und vierte decl. schwer zu scheiden sind): rân, nâl, hnoss, vör, sôl, bîl, iördh etc. gen. rânar, nâlar, hnossar, va- rar; desgl. bildungen und compos. als: gëfiun, sigrûn, gudhrûn, gullveig; gunnlödh, mardöll, hiördîs, hervör, gullrönd etc. gen. gëfiunar, sigrûnar, gunnladhar, mar- dallar, hiördîsar etc.; dat. sigrûnu, gunnlödhu. Ver- schiedene haben im nom. die alte flexion -r und den dat. -i, nicht -u, (vgl. s. 658. anm. 3.) namentlich: hildr, þrûdhr, gërdhr, heidhr, rindr, urdhr, sigridhr und weitere comp., gen. hildar, dat. hildi; auch idhunn (für idhudr?) sigrlinn machen den gen. idhunnar, dat. idhunni, sigrlinnar, -linni, welches für die fem. vier- ter decl. überhaupt einen alten dat. sg. -i vermuthen läßt. Andere schieben, gleich einigen subst. erster decl. (s. 656. anm. 5.) i ein, namentlich: hel, sif, frigg, laufey, gen. heljar, sifjar, friggjar, laufeyjar; dat. helju etc. Entw. ganz unveränderlich (wie æfi s. 656.) bleibt skadhi oder nimmt im obliquen casus die männl. flexion -a an (wie die comparative p. 758.), wenigstens ist Snorra- edda p. 82. der gen. skadha zu lesen. — 7) fem. schwa- cher form: ëdda, ëmbla, fulla, grôa, kâra, nanna, svâ- va etc. gen. ëddu, nönnu, svâvu. Zweiter decl. fenja, menja, herkja etc. — Die mittelh . sprache behält 1) im starken masc. den adjectivischen acc. bei, als: sîvriden, iringen, âdâmen, jôhannesen, parzifâlen, engelhêren, liudegêren etc. wo- neben seltner der substantivische, dem nom. gleiche vor- kommt, z. b. sìvrit kl. 139. näheres hierüber in der syn- tax. Übrigens fallen decl. 1. 4. natürlich zusammen; spu- ren der zweiten sind fast verwischt, daß aus den alten II. declination der eigennamen. bildungen -her (für -here, alth. -hari) und -win (für -wine, alth. -wini) mit vocallängerung -hêr und -wîn geworden, deutet dahin. Namen wie ëberwîn, ortwîn, wolfwîn reimen beständig auf schîn, sîn etc., dagegen neben walthêr, sigehêr, reinhêr, wernhêr etc. (bei Stricker im karl) gunthêr, volchêr (Nib.) dat. walthêre, gunthêre; acc. walthêren etc. noch die organischen for- men wernher, walther (M. S. 2, 74 b 173 a 227 b kol. 387.) giselher (Nib.) dat. walther, acc. walthern, gîselhern gelten [vgl. oben s. 344.] obgleich auffallend die dat. und acc. nirgend im reim vorkommen (Lachm. rec. d. Nib. 197.). Spuren dritter decl. gebrechen ganz; namen wie sigemunt reimen auf bunt, kunt etc. und wollte man in dem reim sîvrit auf mit, bit, sit ein altes sîvrite (statt sîvride, wie mite, snite f. mide, snide s. 408.) er- kennen und dem mit, sit für mite, site gleichstellen, so steht entgegen, daß die obliquen casus sìvrides, sìvride und nicht sìvrites, sìvriten lauten (vgl. s. 417. note). In der Nib. caesur steht der nom. sìvrit häufig stumpf- klingend (Lachm. a. a. o. 196.) woraus allmählige tonlo- sigkeit der zweiten silbe und das neuh. seifert f. seifried erwachsen seyn mag. — 2) schwache masc. sind unbe- denklich; beispiele: otte, brûne, gêre, nêre, boppe, wâte etc. gen. otten etc.; hagene, gen. hagenen (wo- für ungut die kürzung hagen) hegele, hegelen, witege, witegen; hetele, hetelen; sibche, sibchen; wegfällt das stumme e in etzel, wetzel, wërbel, swëmmel, gen. etzeln, wërbeln. — 3) starke fem. erster decl. verrathen sich wohl nur durch den nom. und acc. -e, weil das -e gen. und dat. auch in der vierten decl. gilt oder durch den im gen. dat. abgehenden umlaut. Der acc. chriemhilde, brünhilde steht im klingenden einschnitt Nib. 1347. 1368. 5548 etc. sigelinde im reim auf kinde kl. 161.; nie finde ich einen solchen nom. vielmehr -hilt auf schilt, milt reimend; desgl. vriderûn, sigerûn. Bildungen mit -rât, wie herrât, machen den gen. dat. nicht herræte, sondern herrât. Ein älteres brünhilde, herrâte scheint auch das hin und wieder vorbrechende schwan- ken in die schw. form zu bestärken, welches zuläßiger aus der ersten starken ist, als aus der vierten; den dat. brünhilden, acc. herràten, vriderûnen belegen die reime kl. 2726. 3543. M. S. 2, 80 b . Gleichwohl muß man bei dem mangel, wenigstens der seltenheit starker nom. auf -e annehmen, daß die meisten weibl. eigennamen star- ker form der vierten decl. folgen, also den acc. dem C c c 2 II. declination der eigennamen. nom. gleich ohne e, den gen. dat. aber mit oder (nach s. 677. anm. 3.) ebenfalls ohne e bilden. Zus. setzungen wie brünhilde -weinen, chriemhilde-man, adelheide- barn, siglinde-kint zeigen den richtigen gen. — 4) fem. schw. form: bërte, else, uote, helche etc. gen. bërten, elsen und viele fremde namen; bildungen mit -el sind selten, vgl. gisele, guetel (alth. kisila, kuotila) gen. gi- selen, gueteln. — 5) bei fremden namen herrscht einige willkür. Theils wird die lat. flexion beibehalten, z. b. Conrad v. W. setzt den nom. prîamus, acc. prîamum, dat. prîamô (neben prîànt, prîànde, prîànden) pêleus, pêleum, pêleô, (den acc. dat. prîamusen, peleusen, prîamuse, peleuse finde ich nicht) desgl. den dat. hectorî (: bî troj. 31 b ) oder den acc. f. helenam (: freisam troj. 139 a ) neben der deutschen form helênen; das lat. -us, -ës fällt nach bequemlichkeít ab, z. b. neben bâchus, achillës besteht die form bâche (: sprâche, râche) achille (: wille) acc. achillen während achillës den acc. achillë- sen annimmt; ebenso philippës, philippësen oder phi- lippe, philippen. Theils schwankt die quantität der vo- cale, z. b. pollus reimt auf alsus troj. 174 a ; pollûs : hûs troj. 152 a 170 c ; pârîs: wîs troj. 32 c , tantris: gewis Trist. 56 b welche bemerkung kaum hierher gehörte, wenn es nicht schiene, daß der nom. mehr, die zutretende flexion weniger den kurzen vocal dulde. Conr. hat die nom. jônas, calcas: gras, was; schiron, agamemnon: gedon; castor, nestor: spor; hingegen den acc. jonâsen: mâsen; schirônen, nestôren. Manche namen führen in- zwischen den langen voc. durch, z. b. pârîs, pârîses, pârîse, pârîsen; artûs, artùsen; andere den kurzen, z. b. die auf -ës, -ët, herculës, achillës, acc. herculësen, achillësen (: gewësen) gamurët, gamurëten (: erbëten). Vieles scheint hierbei durch den reim geboten und ein- geführt, z. b. da sich kein deutscher reim -âs findet, muste man die fremden -âs mit deutschen -as binden, die fremden -ât aber, weil es genug deutsche -ât gibt, blieben lang, z. b. pilât, pilâten. Auf die kurzen -on, -or past diese erklärung gleichwohl nicht, da sich aller- dings deutsche reime -ôn, -ôr darbieten. — Im mittelniederl . finde ich zwar keinen adjectivi- schen acc. stark. masc., aber den acc. dem dativ gleich, z. b. reinaert, îsengrîn, gen. reinaerts, îsengrîns; dat. und acc. reinaerde, îsengrine, während die schwache form beide casus scheidet, z. b. brune, dat. brunen, acc. brune. Jener starke acc. auf -e ist vielleicht aus einer II. declination der eigennamen. apocope des adjectivischen -n (wie es im schw. acc. masc. abfällt) zu erklären, so daß reinaerde für reinaer- den stünde. Schwache fem. haben (abweichend vom subst. s. 693.) auch im acc. -en (Huyd. op St. 1. 72. 73. 417.) — Fremde namen legen bald die lat. endung ab, z. b. valentiniaen, gen. -aens, dat. acc. -ane, hector, gen. hectors, dat. acc. hectore oder schwach: pilate, gen. dat. pilaten; bald nicht z. b. pilatus, patroclus, lazarus, achilles, dat. acc. patrocluse, lazaruse, achillese. Der gen. heißt unveränderlich lazarus, achilles, jhesus. Sonderbar bildet Maerl. den acc. jhesumme (nach dem lat. jesum, vielleicht für jhesumen?) 2, 129. 140. neben jhesuse 2, 127. — Die neuhochd . biegung der eigennamen ist sehr ver- worren. 1) starken masc. gibt man noch das gen. -s, als: ludwigs, heinrichs, wilhelms, nicht mehr das dat. -e, sondern macht diesen casus dem nom. gleich. Der acc. kann zwar das adject. -en annehmen: ludwigen, wilhelmen, doch klingt dies schon alterthümlich und es heíßt lieber ludwig, wilhelm. Weil einige das adj. -en des starken acc. mit dem schw. -en vermischten, legten sie fehlerhaft dem dat. oder gar dem gen. ein schwaches -en zu. — 2) starke fem. bleiben unverän- derlich, nur sind ihrer wenige, da die meisten im nom. -e zufügend sich zu no. 4. schlagen. 3) schwache masc. pflegen stark zu declinieren, theils mit beibehaltung, theils mit ablegung des -e, als: göthe, bôde, wille, braun, hâgen. hêgel; gen. göthes, bôdes, willes, brauns, hâgens, hêgels etc. Der noch zuweilen gehörte gen. göthen (oder auch göthens nach s. 703.) dat. göthen veraltet. — 4) die schw. weibl. form hat sich bei den eigennamen etwas länger gehalten, als beim subst.; wäh- rend schon lange der sg. von zunge unveränderlich blieb, duldete man, wenn kein art. vorsteht, den gen. marîen oder marîens, dat. acc. marîen, zumahl bei vorausgesetz- tem gen. marîens mutter etc.; diese flexion -ens ahmt fehlerhaft das männl. -ens nach, vergleicht sich aber dem -s, das in der zus. setzung weiblichen subst. bei- gelegt wird, z. b. hofnungslôs, krankheitsbericht (wo- von im folg. buch). Richtiger steht in zus. setzungen der gen. -en, wie: luîsenfest, augustenburg, marîenbild. — 5) wo in fremden namen das -us, -is, -es steht, lau- ten alle casus dem nom. gleich, z. b. ovidius, alexis. jo- hannes und kein dat. ovidiuse oder acc. ovidiusen ist zuläßig (außer in verhärtungen wie hans, d. i. hannes, II. declination der städtenamen. johannes, acc. hansen). Fällt jenes -us, -is, -es ab so kann der acc. -en lauten: ovîden, achillen. — 6) zu- weilen dauert das alth. -o und -a des schwachen nom. fort, z. b. otto, brûno, hûgo Merkwürdig erstarrte auch der alte wurzelvoc. in dergl. wörtern, denn aus biûno, hûgo hätte folgerichtig ein neuh. braune, hauge werden müßen. , êva, berta, marîa, aber mit dem unorg. gen. ottos, brûnos und selbst im fem. bertas. marîas, welches -s nicht anders als das -ens n° 4. zu beurtheilen ist. — 7) unsere alte sprache be- stimmte eigennamen näher durch den ort des besitzes oder der herkunft und die praep. von , z. b. der von eschenbach, hûsen, wo nur der vorgesetzte artikel oder vorname declinieren kann, nicht der zur praep. gehö- rige dat., also der gen. lautete: des von eschenbach etc. Heutzutage nimmt man solche dative für nom. und flectiert sie selbst (theils mit vorgesetztem, theils abge- legtem von) wie masculina sg., ohne beachtung des oft weibl. geschlechts oder des plur. ihrer ursprüngl. bedeu- tung z. b. von malsburg, von dem ende, von der ha- gen, fürstenau, fulda, cölln (st. von der fürstenau, von fulda, von cölln) gen. malsburgs, endes, hagens, ful- das etc. Noch mehr verletzt der sonderbare brauch, per- sönlichen adel mit der praep. von zu bezeichnen, allen sprachsinn, sobald sie wirklichen eigennamen vorgesetzt wird, (von müller, von göthe etc.) da sie hier durchaus einen ortsnamen fordert. Declination der städtenamen. Eigennamen der städte pflegen den beisatz eines sie nä- her bestimmenden subst. z b. -burg, -stadt, -furt etc. zu haben (wovon umständlich buch III.) und dann wird letzteres nach dem geschlecht und der decl. gebogen, welcher es zufällt. Hier ist bloß die decl. derjenigen gemeint, welche kein solcher beisatz auszeichnet, die also entw. aus einem fremden, dunkeln wort bestehen, oder eine deutsche bildungsendung empfangen haben. hebraeische städtenamen, die der gr. text nicht flec- tiert. läßt auch Ulphilas ungebogen, z. b. nazaraíþ, bêþlaíhaìm, kafarnaúm, ïaírusalêm ( ἱερουσαλὴμ ) etc. merkwürdige ausnahme macht der gen. ïaírusalêms Neh. 7, 2, 3. Finden sich gr. flexionen, so bleiben diese bald buchstäblich, z. b. daíkapaúlaíôs ( δεκαπόλεως ) af areimaþáias ( ἀπὸ ἀριμαθαίας ) lazarus af bèþanias, II. declination der städtenamen. da doch die goth. praep. af keinen gen. regiert; îai- rusaúlymôn ( ἱεροσολύμων ) etc. bald aber, und dieser fall ist für uns der wichtigste, stehen goth. flexionen. Ge- wöhnlich nimmt der sing. die erste, der plur. die vierte starke weibl. decl. So ïaírusaúlyma, gen. -ôs, dat. -ái, acc. -a, ferner: seidôna, seidônôs, seidonái, sei- dôna; tyra, tyrôs, tyrái, tyra, wiewohl von keinem dieser drei wörter der nom. auf -a vorkommt, der gen. bloß vom ersten, der acc. vom zweiten und drit- ten, der dat. von allen. Wiederum mangelt der nom. pl. -eis, acc. -ins, aber der gen. seidônê, tyrê und dat. ïaírusaúlymim. tyrim, seidônim, saúdaúmim ist be- legbar. Auf gleiche decl. weisen die dative sg. ïaíru- paúlái und baíraújái (in Mai’s spec. p. 28.) nom. ïai- rupaúla (hieropolis) baíraúja (beroea). Unvoliständiger zeigen sich andere declinationen, nämlich in ïaírei- kôn der acc. erster schw. weibl. in daíkapaúlein, bêþ- fagein der dat. dritter schw. weibl., ohne daß ein nom. -ô, -ei vorkommt; in ïaírusaúlymjam, saú- daúmjam, gaúmaúrjam der dat. pl. und in saúdaúmjê gen. pl. der zweiten st. neutr.; endlich in bêþanjin der dat., in beþanjan der acc. sg. schw. männl. Ab- weichungen, die mehr zufällig durch den fremden text herbeigeführt sind, als ächtgothische biegungen der ortsnamen kundgeben; ïaírusaúlymjam, saúdaúm- jam (nach kunjam) sollten den gr. dat. pl. neutr. ἱε- ροσολύμοις, σοδόμοις vom nom. τὰ ἱεροσόλυμα, τὰ σόδομα übersetzen. — 2) alth. quellen biegen fremde wörter, wie nazareth, ïe- rusalem, betlehem nur im gen. sg. vgl. siônes, betlê- mes J. 355. 402. welche demnach für neutra gelten. Die lat. endung -a hingegen wird nach der ersten st. weibl. decl. flectiert, vgl. den acc. bethania, dat. be- thaniu O. III. 2, 10. 6, 2. den dat. rumu O. I. 11, 4. sodomu T. 65, 4. Dieser decl. folgen ohne zweifel die gl. blas. 84. gl. trev. 35 b aufgeführten: mëza, wir- tina, basila, spìra, wormiza, tungra, luticha, con- stanza, paƷonwa, ageleia, prëma und dgl. Doch fin- den sich städtenamen ohne solche endung a-, deren geschlecht, folglich decl. unsicher ist; waren sie weib- lich, so gehen sie nach vierter starker; dahin gehören in jenen glossen: tul (tullum) ûƷtriht (ultrajectum) Gl. trev. lesen ûƷtrëht, niederl. uittrecht, wie mastrëht (traj. ad mosam) mit hinficht auf ûƷtrecken, uittrecken. II. declination der städtenamen. 3) im altnord. finde ich cons. auslautige fremde städte- namen nach erster weibl. st. abgewandelt, z. b. parîs, gen. parîsar, die mit der endung -a hingegen nach der schwachen, z. b. troja, gen. troju. Meistens fügt man ihnen -borg, stadhr etc. zu und dann leidet ihre decl. wie die der einheimischen namen keinen zweifel. 4) consonantisch auelautende ortsnamen sind im mittelh. unveränderlich, z. b. jêrusalêm, lunders, âkers, ber- bester (balbastrum) acratôn, meilân, nantës, kâridôl, parìs etc. ebenso mit eïnem langen voc. schließende, als: ninivê, jêrnsalê, aglei, karkobrâ etc. Die mit -e folgen der ersten st. weibl. decl., bilden demnach alle casus gleich: troie, rôme, metze (George 1 b ) bërne, spîre, brâge, wiene (M. S. 1, 105 b 197 b 2, 73 b 235 a ) sibilje (sevilla) mimele (memelina) ôranse (arausio, franz. orange) und mit apocopiertem stummen e bâsel. Indessen merke man α ) einige haben im nom. conso- nantauslaut, im dat. -e, gleichsam nach vierter star- ker, z. b. koln (colonia) dat. kolne, Anno 105. 115. sogar umlautend kölne Parc. 38 b M. S. 1, 1 6 a wiewohl auch der nom. kölne M. S. 2, 153 a ; arl (arelatum) dat. arle M. S. 2, 63 a Wilh. 1, 16 a ; wormeƷ, dat. wormƷe (Nib.). β ) da, wie buch IV. gewiesen werden soll, viele ortsnamen, zumahl die mit -ing gebildeten, im dat. pl. vorkommen, z. b. tettingen, so wendete man diesen casus unorganisch auf andere an, welchen nur der sg. gebührt und setzte z. b. wienen (:niemen kl. 2908. Müller; vgl. 3031. Hagen) metzen (Nib. 34. 42. M. S. 2. 67 b : retzen, i. e. regium, reggio) bechelâren etc. anstatt wiene, metze, bechelâr Wie frideslâr und viel ähnliche von dem veralteten lâr (mansio) woher das neutr. gilâri bei O. welches -en für keine schw. flexion zu halten ist, daher auch außer dem dat. nicht eintreten kann. γ ) das geschlecht hat schwierigkeit, indem die construction bald auf ein weibliches weist (Nib. 3247. kl. 4282. wormeƷ diu vil wîte; kl. 3932. in wormƷe der wîten; Tit. 37. ûƷ der starken berbester; Friged. 3964. ackers diu ist; Parc. 164 b ûƷ der wìten acratôn M. S. 2, 212 a die rîchen misenburc [so zu lesen statt niesenbërc; vgl. weshalb Conrad das oben s. 443. angeführte ûƷtrieht von einem fernen lande, wohin man überfährt, gebraucht, außer jener stelle ebenso in meliur (Bodm. crit. schr. 7. p. 45); mastricht: giht reimt Parc. 38 b . II. declination der städte- und völkernamen. Nib. 5521.]) bald auf neutrales (vgl. Kolocz 56. 57. wienen, daƷ.). Der im goth. und alth. bemerkte neutrale gen. -s, -es scheint im mittelh. selten. 5) im neuhochd. gänzlich neutraler gebrauch aller orts- namen, ohne rücksicht auf das männl. oder weibl. geschlecht des beisatzes. Man bildet heutzutag den gen. nicht allein rôms, jerusalêms, ninivês, berns, prâgs, wiens etc. sondern auch freiburgs, neustadts und sogar meiningens, gelnhausens. Declination der völker- und sectennamen. 1) Ulph. hat nach dritter st. decl. saúr (syrus) f. saúrs wie vaír, baúr oben s. 599; pl. saúreis, gen. saúrê, dat. saúrim, acc. saúrins; auch von dem beibehaltenen samareitês ( σαμαρείτης ) bildet er den gen. pl. samareitê. Für krêtês ( κρῆτες ) Tit. 1, 12. ist vermuthlich krêteis zu setzen: haibraíus, fareisains, ïudaíus, saddukaíus, nazôraíus gehen im sg. nach dritter, im pl. nach vierter: fareiseíeis, -ê, -im, -ins; selbst der pl. von christus lautet Marc. 13. 22. christjeis. Doch auch ein dat. ïudaíum, acc. ïudaíuns ist vorhanden (vgl. s. 601. nr. 5.) 2) (alth.) nach der ersten st. gehen: svâp, peigar (bojus f. peigwar, ungefähr wie vior f. vitwor) lancpart, purkunt, walah, westvâl, alaman, nortman etc. und alle ableitungen -inc, charilinc, durinc etc. pl. svâpâ, peigirâ, alamannâ oder alaman, durincâ; nach zweiter bildungen -ari, -eri: rômari, përseri, tenimarcheri, chostinzeri etc. pl. rômarâ, rômerâ etc. — nach vier- ter: hûn (hunnus) chrieh (graecus) syr (syrus) tan (?da- nus) sarz, serz (arabs. d. h. saracenus, mit verwand- lung des c in z, oben s. 68. 163; im altn. serkr blieb der kehllaut) wilz (veletabus); pl. hûnî, chriehhî, syrî, tenì, serzì, wilzî; gen. hûneo etc. — nach schwacher: sahso, vranho, judo oder judeo etc. Ver- schiedene schwanken aus starker form hierher, z. b. serzo (arabs). — Die decl. adjectivischer bildungen er- gibt sich von selbst. 3) (angels.) nach erster starker: svæf, finn, þyring pl. svæfas, finnas, þyringas; nach vierter (ich gebe den sicheren pl., da der sg. kaum vorkommt): afdrëde (obtriti) dene (dani) engle (angli) vylte (veletabi) surpe (sorabi) crëce (graeci) und alle auf -vare (oben s. 641. note): bægdhvare, romvare etc. — nach schwa- II. declination der völker- und ländernamen. cher: francan, sëaxan, frisan etc. svëon (sueci) f. svëoan wie s. 645. tvëo. 4) (altn.) nach erster: âlfr, finnr, svâfr, borgundr, und alle auf -ûngr, pl. âlfar, finnar; nordhmadhr pl. nordhmenn; — nach vierter: halr, halir; danr, danir; vanr, vanir; grikr. grikir (girkir) serkr, serkir; danr danir; âs hat æsir (s. 654.) — schwache: saxi, gôti, jamti, judi, svì (suecus) f. svji etc. sammt den bil- dungen -ari, -veri. 5) (mittelh.) nach erster: swâp, swâbe; dürinc, düringe; nibelunc, nibelunge; westvâl. westvâle; aleman, pl. aleman (M. S. 1, 132 a ) beier oder beiger pl. beier (wie acker s. 669.) etc. — nach zweiter die bildungen -ære oder -er (s. 369. 670.) — nach vierter finde ich keine mehr, z. b. kein tan, pl. ten, vielmehr das schwache ten M. S. 2, 232 a — nach schwacher: vranke. sahse, hesse, kûre, sameite (samogeta) swêde, pl. vranken etc. viele aus starker form hierher übergetretene: krieche, kriechen; ten, tenen (wie van s. 683.) hiune, hiunen. 6) (neuh.) die meisten vordem starken sind nun schwach: schwâbe, schwâben; dæne, dænen wie hesse, hessen; sachse, sachsen; baier, pommer machen den pl. baiern, pommern, schwanken aber im gen. sg. zwischen -rs und -rn; bildungen mit -er behaupten die starke form: waldecker pl. waldecker (nicht -rn). 7) im schwed. haben einige völkernamen die pl. flexion -ar nach der ersten st. oder nach der schw. form, z. b. jomsvikingar, saxar, finnar, asar, svêar; andere -er nach der vierten: grêker, gœter, rŷger, egder etc. Im dän. fast alle -er nach der vierten oder schwachen, z. b. svâber, burgunder, franker, sakser, lapper; keine mehr -e nach der ersten, einige -ere nach der zwei- ten: rommere, spaniere. Declination der ländernamen. Wie bei den städtenamen ergibt sich gewöhnlich geschlecht und decl. aus dem beigesetzten -land, -gau, -mark, -reich etc.; hier bloß von dem fall, wo der- gleichen zus. setzungen fehlen. 1) den gr. gen. behält Ulph. in galeilaías bei, doch soll Luc. 2, 2. nicht syrias, sondern die goth. flexion sy- riáis stehen, wozu der dat. krêtái Tit. 1, 5. stimmt. Diese ländernamen folgen also der ersten st. weibl. II. declination der ländernamen. decl. krêta, krêtôs, krêtái, krêta; der pl. würde wohl die vierte begehren. 2) (alth.) N. und der übersetzer T. laßen häufig die lat. flexion z. b. den acc. galileam, aegyptum, dat. ae- gypto, gen. traconitidis etc., doch steht T. 22, 2. der deutsche acc. syria; 5, 11. der dat. syriu 55, 2. gali- leu und 9, 4. der dat. egypten. O. hat 1. 8, 13. in aegiptum, aber I. 1, 182. den dat. macedonin; II. 7, 78. III, 2, 1. den acc. galilea. Also gehen auch hier syria, galilêa etc. nach fem. 1. st und man hat ein schw. masc. aegypto, gen. aegyptin anzunehmen. Deutsche länder und landschaften kommen nie ohne beifügung von -lant, -rìhhi, -diot, -gouwi etc. vor. 3) (mittelh.) lat. fem. auf -a -ia behalten selten -â, als: âsiâ, eurôpâ, traciâ, zuweilen nehmen sie -ê, -î (arabê, arabì; valturmiê: wê Wilh. 2, 48 b ) meist ein unbetontes -e an, richten sich aber in der aussprache des ihm vorstehenden i nach dem romanischen. Nämlich î gilt in: türkîe, barbarîe, sürîe, bulgerîe, picardîe, rûme- nîe, armenîe, parmenîe etc. geht ein nasales an, on voraus, so entspringt ein franz. ague, ogne; ital. agna, ogna; span. aña, uña und mittelh. anje, onje, als: spanje, schampanje, almanje, britanje, katelanje, babilonje, macedonje, wildonje mit zwei nebenfor- men, theils verhärtung des j in g (spangen, katelan- gen, wie im mittelniederl. spaengen, almaengen, bertaengen) theils gänzlichem ausstoß des j mit vo- calverlängerung (spâne, britâne, macedône, babi- lône). Ebenso wird aus ili ein ital. igli, span. ill, franz. ill, mittelh. ilj (sibilje, cecilje, sicilje) daneben ill (sebille) wie pülle (:erschülle reimig) st. apulia, ital. puglia, franz. pouille; doch kein verlängertes îl. Für sürîe scheint seltner sürje (M. S. 1, 144 a ) sürge (im Otnit) zu gelten, noch seltner sirre (im gedr. hel- denb.). Alle diese uamen auf -e declinieren, wie die städtenamen auf -e, nach gëbe; consonantisch aus- lautende (indiân, përsiân, brôbarƷ etc.) sind inflexi- bel. — Deuische ländernamen pflegen durch den dat. pl. des völkernamens und die praep. ze, von, in um- schrieben zu werden, als: zen burgunden, zen swâ- ben, zen hegelingen, von den hegelingen, oder ohne art. ze burgunden, ze kriechen, ze lamparten; aus diesem dat. pl. (vielleicht auch aus dem schwachen gen. pl. mit weggelaßenem lant, statt: sahsenlant, II. declination der ländernamen. vrankenlant?) führte sich nach und nach der unorg. ländername burgunden, swâben, sahsen ein, und wurde wie ein neutraler sing. construiert, vgl. M. S. 2, 63 a kerlingen stât mit vride, vlandern hât, swâben ist M. S. 1, 200 b 2, 174 b ; meister alex. 142 a etc. Einen gen. swâbens, kriechens gibt es aber nicht und die deutschere bildung der ländernamen durch wechselnde beisätze herrscht noch immer vor (z. b. Gudr. 1 a 8 b in îrlande, ûƷ îrrîche). 4) ( neuh. ) die meisten ländernamen sind neutral und des -s gen. fähig, z. b. brâbant, indien, aegypten, spâ- nien, armênien, portugall, würtemberg, schaumburg etc. gleichergestalt die urspr. dat. pl. hessen, schwâben, fran- ken, siebenbürgen (wo der sinn dem sg. widerstrebt, vgl. M. S. 2, 7 a gein sibenbürgen) etc. Nur einige fem. auf -ei erhalten sich: lombardei, türkei, bulga- rei, noch wenigere mit cons. auslaut, z. b. die schweiz, die krimm. Declination des pronomens . A. persönliches ungeschlechtiges pronomen. ( goth. ) I. sg. ïk. meina. mis. mik. — dl. vit. ugka- ra. ugkis. ugkis. — pl. veis. unsara. unsis (uns) unsis (uns) — II. þu. þeina. þus. þuk. — dl. jut? ïgqvara. ïgqvis. igqvis — pl. jus. ïzvara. ïzvis. ïzvis. — III. sg. ohne nom.; gen. seina; dat. sis; acc. sik — dl. fehlt — pl. ohne nom.; gen. seina; dat. sis; acc. sik. — anm . der nicht vorkommende nom. dl. zweiter pers. ist nach ana- logie des pl. jus angesetzt, vielleicht lautete er jit oder ït, sicher nicht git, doch jenes jut bestärkt auch der litth. dl. judu. pl. jûs. — für þu etwa þû ? s. oben s. 97. - statt der auffallenden nichtunterscheidung des dat. vom acc. dl. und pl. würde die consequenz im acc. pl. unsik, ïzvik fordern. ( alth. ) I. sg. ih. mîn. mir. mih — dl. wiz? unchar. unch. unch. — pl. wîr. unsar. uns. unsih. — II. dû. dìn. dir. dih. — dl. jiz, iz? inchar. inch. inch. — pl. îr. iwar. iu. iwih. — III. hat nur den gen. sg. sîn und den acc. sg. und pl. sih. — anm . das lange wîr, îr folgt aus dem goth. veis, jus, vgl. balgeis, sunjus mit pelkî, sunî; der spätere N. hat kurzes wir, ir , wie belge, sune: — gen. pl. dl. endigt sowohl -er , als -ar ; statt II. persönliches ungeschl. pronomen. iwer, iwih begegnet iuwer, iuwih (s. 145.); statt iu, iuwih: ëu, ëuwih (s. 102.) — die dualformen musten beinahe alle gerathen werden, da sich nur O. III. 22, 64. der beleg: unker zueiô darbot, er reicht aber hin, die übrigen fälle zu versichern. ( alts. ) I. sg. ik. mîn. mi. mi. — dl. wit. unker. unk. unk. — pl. wî. user. us. us. — Il. sg. thû. thîn. thi. thi. — dl. git. inker. ink. ink. — pl. gî. iuwer. iu. iu. — III. mangelt durchaus. ( angels. ) I. sg. ic. mîn. më. mëc (më) — dl. vit. uncer. unc. unc. — pl. vë. user (ôre) us. usic. — II. þû. þîn. þë. þëc (þë) — dl. git. incer. inc. inc. — pl. gë. ëóver. ëóv. ëóvic. — III. mangelt durchaus. — anm . nur die frühsten quellen unterscheiden die acc. mëc, þëc, usic, ëóvic, gewöhnlich fallen sie mit dem dat. zus.; merkwürdig stehet Cädm. 62, 2, ein acc. dl. incit , nach welchem ein analoges uncit anzunehmen ist; — user, us entspringen aus unser, uns (s. 244.) und für das ältere user gilt späterhin das schwirrlautende ûre . ( altfries. ) die quellen gewähren kaum wi (nos) us (nos, nobis) thû (tu) thi (tibi); die übrigen fälle wer- den ungefähr wie im alts. lauten. ( altn. ) I. sg. ëk. mîn. mër. mik. — dl. vit. ockar. ockr. ockr. — pl. vër. vâr (vor) oss. oss. — II. þû. þîn. þër. þik. — dl. it (þit) yckar. yckr. yckr. — pl. ër (þër) ydhar. ydhr. ydhr. — III. hat weder dl. noch nom. sg. pl. also nur (wie das goth.) für sg. und pl. sîn. sër. sik. — anm . ich schreibe ëk, mër, þër, sër, vër, ër statt des üblichen ék, mér etc. (Rask: ek, mèr, þèr etc.); wich- tiger ist mir die herstellung des dualen vit, it (þit) statt vid, þid (bei Rask: vidh, þidh); it haben selbst hss. (edd. säm. ed. hafn. II. p. 143.), später sprach man freilich vid, vidh und anlautend þidh, þër st. des frü- heren it, ër (Rask §. 531.) durch welches þër dat. sg. und nom. pl. vermengt werden; — im gen. pl. besteht ne- ben vâr die form vor und or (vgl. s. 285. über vâ, vo, o) noch früher scheint ein ossar (oder osar) gegolten zu haben (s. das possess.) zu welchem sich or, vâr verhält, wie das angels. ûre zu user. ( mittelh. ) I. sg. ich. mîn. mir. mich; pl. wir. unser. uns. unsich (uns). — II. dû. dîn. dir. dich; pl. ir. iuwer. iu. iuch. — III. hat nur gen. sg. sîn und acc. sg. pl. sich. — anm . die kürze d es wir, ir (welches dadurch mit dem org. kurzen ir = ejus f., ei f., eorum, earum II. persönliches ungeschl. pronomen. zus. fällt) folgt aus den reimen wir: zwir Trist. 82 b , ir (vos): mir Trist. 37 c 45 b Wilh. 2, 131 a etc.; in dem oben s. 351. berührten wier, ier suche man keine spur der alten länge, weil ebenwohl mier, dier, ier (eorum) ge- reimt werden, z. b. letzteres auf schier M. S. 2, 41 b ; — der acc. pl. unsich (noch entschieden im 12. jahrh.) er- scheint nur spurweise Parc. 3593. Flore 909. M. S. 2, 63 b 136 b 171 a 174 b 194 b und hat gewöhnlich gleich dem dat. uns , während in pers. II. das dat. iu und acc. iuch durchgehends strenge geschieden sind; iuch ist kürzung aus iuwich; — der merkwürdige gen. mînis Roth. 4426. ist niederdentsch. ( mittelniederl. ) I. sg. ic. mîns. mî. mî; pl. wî. on- ser. ons. ons. — II. dû. dîns. dî. dî. pl. ghî. hûwer. hû. hû. — III. hat lediglich den gen. sîns (kein: sich). — aum . mîns (mei) belegt Maerl. 2, 145. 149. 183.; dîns Maerl. 3, 79. sîns Rein. 372. Stoke 2, 181. der sg. zweiter pers. wird selten gebraucht, doch zuweilen (vgl. dû Rein. z. 1957.); die länge von mî, dî, wî, ghî folgt aus dem häufigen reim auf bî, vrî, sî (Rein. 279. 306. 323. 334.) oder man müste auch vri, si, bi annehmen (vgl. oben s. 475.) — hû steht für û (s. 502.) welches daneben vorkommt, beide reimen auf nû (Rein. 279. 307. 316.). ( neuh. ) I. sg. ich. mein. mîr. mich; pl. wîr. unser. uns. uns. — II. sg. dû. dein. dîr. dich; pl. îr. euer. euch. euch. — III. ohne nom., der gen. sein gilt nur im sg., hingegen sich für den dat. acc. sg. und pl. — anm . neben mein, dein, sein jedoch unedler: meiner, deiner, seiner ; — die dehnung des wîr, îr ist keine wiederher- stellung, sondern folge der allg. regel s. 518., daher auch mîr, dîr und îr (ei f.); — in pl. I. hat die dat. form den acc., in II. die acc. form den dat. eingenommen. ( neuniederl. ) I. sg. ik. mîns. my. my; pl. wy. on- zer. ons. ons. — II. ohne sg. — pl. gy. uwer. û. û. — III. ohne nom. sg. pl., allein zîns gen. sg., zich acc. sg. und pl,; zich dat. sg. — anm . statt mîns, zîns, zuwei- len mîner, zîner, umgekehrt statt uwer zuweilen uws. ( neuengl. ) I. sg. î. mîne. me. me; pl. we. ours. us. us. — II. sg. thou. thîne, thê. thê; pl. ye. youre. you. you. — III. mangelt durchaus. — anm . für î im mittelengl. bis- weilen noch ich , wenn voc. folgt; in beiden pers. ge- bricht gen. sg. pl. ( schwed. ) I. sg. nom. jag; dat. acc. mig; pl. nom. vî, dat. acc. oss. — II. sg. nom. dû; dat. acc. dig; pl. nom. î oder nî; dat. acc. êder. — III. bloß sig für dat. acc. sg. und pl. — II. possessives pronomen. ( dän. ) wie im schwed.; nur jeg f. jag, os f. oss und kein nî, sondern î; statt êder in gemeiner sprache jer; zuweilen gilt noch der gen. pl. vores, êders. — B. possessives pronomen. das possessivum ist ein aus den genitiven der ebenabge- handelten pron. hergeleitetes adj., das auch adjectivisch decliniert, jedoch organischerweise der schwachen form unfähig erscheint. 1) der Gothe besitzt sieben possessiva: meins, ugkar, un- sar; þeins, igqvar, ïzvar; seins, weil die dritte pers. pl. dem sg. gleichlautet und der dl. mangelt. Man merke, daß ugkar, unsar, igqvar, ïzvar im nom. masc. und neutr. stets das -s und -ata weglaßen; im nom. fem. bleibt -a. 2) alth. gelten die nämlichen: mînêr, uncharêr, unsa- rêr; dîner, incharêr, iwarêr; sînêr. Zu merken ist, daß sich bei O. eine doppelte form der beiden pl. poss. entwickelt hat, nämlich außer: unserêr, unseru, unseraƷ; iwerêr, iweru, iweraƷ ein: unsêr, unsu, unsaƷ; iwêr, iu, iwaƷ. Strengalth. und organ. sind bloß die ersteren, die letzteren beruhen auf verwech- selung des bildungs-er mit dem -êr des nom. sg. masc. Belege der doppelform sind: unsô IV. 31, 20. unserô III. 21. 27. unsên IV. 5, 60. unserên I. 18, 68; andere casus begünstigen eine von beiden, so habe ich im gen. pl. nie unsêrô, stets unserêrô gefunden. 3) die alts . poss. lauten: mîn, unk, us; thîn, ink, iu; sîn, welches letzte also nach untergegangenem pron. dritter pers. fortwährt; unk, us, ink, iu folgen der zweiten otfried. weise, stehen mithin für unker, user, inker, iuwer, welche zwar in der E. H. fehlen, aber nicht allen niederd. mundarten fremd gewesen seyn können, wie z. b. die niederd. form userê (nostri) im hildebr. darthut. 4) angels. poss.: mîn, uncer, user (ûre); þîn, incer, ëóver; sîn; — hier also bleibt das bildungs -er unge- schädigt; die doppelform user und ûre folgt aus dem doppelten gen. pl. user, ûre; user assimiliert, so oft die flexion sr herbeiführt, dieses zu ss, also: nom. user, user, user; gen. usses (st. usres) usse (st. usre) usses; dat. ussum (usrum) usse (usre) ussum; acc. user- ne, usse, user; pl. nom. acc. usse, usse, user; gen. ussa, ussa, ussa (st. usra); dat. ussum, ussum, ussum II. possessives pronomen. (st. usrum); — ûre geht: ûre, ûre, ûre; gen. ûres, ûrre, ûres; dat. ûrum, ûrre, ûrum; acc. ûrne, ûre, ûre etc.; vielleicht kürzte sich vor rr der vocal, urre, urra? 5) altn. poss. sind: minn, ockar, vor; þinn, yckar, ydhar; siun — in den sg. poss. kürzt sich î zu i, so- bald die flexion assimilation des nr in nn (s. 307.) des nt in tt (s. 318.) wirkt, es heißt demnach minn, mîn, mitt; gen, mîns, minnar, mîns; dat. mînum, minni, mînu; acc. minn (wie einn s. 760.) mîna, mitt etc. — ockar, yckar, ydhar gehen nach s. 741. fem. ockur, yckur, ydhur, neutr. ockart, yckart, ydhart (wofür späterhin ockat, yckat, ydhat) — vor, vor, vort oder vâr, vâr, vârt oder or, or, ort wird bei den alten dichtern da, wo die flexlon mit voc. beginnt, noch durch die ältere form oss-ersetzt, z. b. ossom (nostro) ossa (nostram) ossir (nostri) Rask §. 532. 6) im mittelh . (und allen folgenden sprachen) bestehen wegen der ausgestorbenen dualform nur fünf posses- siva: mîn, unser; dîn, iuwer; sîn. α ) unser und iu- wer gehen regelmäßig nach heiter (s. 747.): unser (f. unser’r) unseriu (oder ohne flexion unser) unserƷ (ohne fl. unser) gen. unsers, unserre, unsers etc. — β ) die otfried. nebenform uns, iu für unser, iuwer ist unmittelh. und streift, wo sie gespürt wird, ins nie- derd., im Rother, in der livl. chron. etc. liest man häufig: uns, unses, unseme, unsen; M. S. 1, 7 b (bei Joh. v. brab.) iu minne; uns man Nib. Müller 6296. scheint druckf. f. unser, wie Hagen 6575. liest, ohne das uns als variante zu nennen. — γ ) die sg. poss. ge- braucht Wolfr. ausnahmsweise unflectiert, z. b. Parc. 18 a die sîn, von den sîn st. die sîne, von den sînen; in der regel biegt er sie ordentlich. — δ ) bedenklich erscheint in den hss. unorg. schwache form der poss. bei vorstehendem artikel, allein meines wißens in keiner nothwendigen lesart, z. b. statt Nib. 419. die sînen 5643 die mînen, 5660 der mînen, 6647 des un- sern, 5715 die iuwern, 8252 des sînen läßt sich eben- wohl und mit beistimmung der varianten: die sìne, die mîne, der mîner, des unsers, die iuwer, des sînes lesen; Parc. 22427. der dîn, M. S. 1, 148 b diu dîniu (oder unfl. diu dîn) herstellen. Doch eben die unsel- tenheit des fehlers in sonst guten, alten hss. lehrt, daß im verlauf des 13. jahrh. die schwache form wirklich aufgekommen seyn mag. II. possessives; pers. geschl. pronomen. 7) mittelniederl. mîn, ons; dîn, hû; sîn; also mit ab- legung des -er von onser, hûwer. 8) neuh. mein, unser; dein, euer; sein; also mit beibe- haltung des -er in unser, euer; von allen poss. gilt nunmehr erklärt schwache sowohl als starke form. 9) neuniederl. nur viere: mîn, ons; uw; zìn. 10) engl. nur viere: my, our; thy, your. 11) schwed. fünfe: mîn. vår; dìn. êder; sìn; das neutr. lautet: mitt, ditt, sitt; vårt, êdert; im altschwed. hieß noch das mase. êdar, fem. êdor, neutr. êdart. 12) dän. fünfe: mìn. vôr; dîn. êder; sìn; für êder in gemeiner mundart jer; das neutr. hat mit, dit, sit, vort, êdert (jert). — Schlußbem. von der nach verschiedenheit der mund- arten bald weiteren bald engeren bedeutung und con- struction des poss. dritter pers. in der syntax. Die wach- sende beschränkung desselben hat in einigen neueren sprachen unorg. bildung eines weiteren poss. von dem geschlechtigen persönl. pron. veranlaßt, welches in der schlußanm. zu letzterm abgehandelt wird. — C. persönliches geschlechtiges pronomen. ( goth. ) masc. ïs. ïs. ïmma. ïna; pl. eis. ïzê. ïm. ïns. — fem. si. ïzôs. ïzai. ïja; pl. ïjôs. ïzô. ïm. ïjôs. — neutr. ïta. ïs. ïmma. ïta; pl. ïja. ïzê. ïm. ïja. — anm . masc. und neutr. sind unbedenklich; beim fem. der unbelegbare nom. pl. aus dem acc. pl. ïjôs Joh. 11, 19. (wofür feh- lerhaft Marc. 16, 8. ïzôs steht) zu schließen. ( alth. ) masc. ir. [ës] imu. inan (in); pl. srê. irô. im. siè. — fem. siu. irâ. iru. sia; pl. siô. irô. im. siô. — neutr. iƷ. ës. imu. iƷ; pl. siu. irô. im. siu. — anm . α ) ir nom. masc. allein bei J., bei allen andern ër; nom. neutr. aber überall iƷ , nirgends ëƷ; gen. neutr. ës bei O. und T. (I. 1, 151. II. 16, 30. 24, 76. III. 20, 47. IV. 7, 12. T. 71, 4.) N. behält is . Die übrigen casus zeigen kein ë, namentlich kein ëra, ërô, noch weniger ënan, ëm. — β ) die form des eingeklammerten gen. sg. masc. ist zwar theoretisch, kommt jedoch nie vor und wird durch sìn vertreten (wovon buch IV.) — γ ) acc. sg. masc. lautet inan J. K. O. gl. jun. 180. mons. etc.; bei T. gewöhnlich inan , doch znweilen in (21, 6. 53, 4. 154, 2. 197, 5.); bei N. und W. entschieden in (nicht inen ), auch gl. hrab. 954 b in grûêt; in ist organisch, inan setzt einen unvorhandenen nom. inêr voraus. Nach der merkwürdigen schreibung D d d II. persönl. geschlecht. pronomen. inann K. 24 b wäre inân zu setzen und aus inana zu den- ten (vgl. oben p. 88.) — δ ) dat. sg. masc. neutr. schwankt zwischen imu, imo; kein instr. iû erscheint irgend- wo. — ε ) gen. sg fem. schwankend wie beim subst. und adj. zwischen irâ, irô; dat. iru, irô; gen. pl. über- all irô. — ζ ) das ê, ô in siê. siô ist nach der analogie, ohne weitern beweis: N. hat sie (d. h. nach seiner schrei- bung s. 105. sîe) für m. und f. wie blinde, blinde; es scheint, auch im nom. sg. f. bereits si f. siu (Stalder dial. p. 109.) — η ) O. T. N. machen schon den dat. pl. in start im . — θ ) hër f ër im nom. sg. masc. spielt ins niederd. und steht nur bei T. und hild. hat aber kein hiƷ, hës, his, himo, hira etc. neben sich — ( alts. ) masc hë (hie) is. imu. ina (ine); pl. siâ (siê) irô. im. siâ (siê) — fem. siu. irâ. iru. sia; pl. siô. irô. im. siô. — neutr. it. is. imu. it; pl. siu. irô. im. siu. — anm . im masc. entschieden hé, hie (niemahls ë, ie) aber in keinem andern cas. diese vorgeschobne spirans; der gen. fem. sg. scheint meistens fehlerhaft irô statt irâ zu lauten. ( angels. ) tritt die spirans h allenthalben vor, masc. hë. his. him. hine; pl. hi. hira. him. hi. — fem. hëó. hire. hire. hi; pl. hi. hira. him. hi. — neutr. hëó. hira. him. hëó — anm . neben hi kommt hie und hig vor (s. 261.). neben hira, him auch hëora, hëom. — ( altfries. ) masc. hi. his. him. hini; pl. hia. hiara. hiam. hia. — fem. hiu. hiri. hiri. hia; pl. hia. hiara. hiam. hia. — neutr. hit. his. him. hit; pl. hiu. hiara. hiam. hiu. — ( altn. ) masc. hann. hans. honum. hann; fem. hon. hennar. henni. hana; beiden geschl. mangelt der pl., das neutr. ist gar nicht vorhanden. Der wurzelvoc. hat sein bedenken; bei reinem a muß der nom. f. hön, der dat. masc. hönum lauten (wie vön, vönum vom adj. vanr) allein die hs4. geben hon, honum, hânum; im nom. fem. gilt neuisländ. hûn anstatt des beßeren hun (wiewohl o sonst in der flexion û zu vertreten scheint); ferner, der umlaut des gen. dat. in e widerstreitet aller theorie, da das gen. -ar keinen wirken kann, das dat. -i keinen wirkt (es heißt vanri, hvatri, oder wäre die subst. anomalie hendi s. 657. in anspruch zu nehmen?); endlich verlangt die assim. nn für nr vorausgehenden langen voc. (s. 737.) es heißt sinn für sìnr, einn für einr, sinnar, einnar für sìnrar, einrar keineswegs vann, vannar für vanr, vanrar. Stände aber hann für hânr, so würde der gen. hâns, der II. persönl. geschlecht. pronomen. acc. f. hâna (wie sîns, sìna) fordern und zwar der nom. f. hân, dat. m. hânum stimmen, allein hennar, henni für hannar, hanni unerklärt bleiben. Außerdem scheint die kürzung des voc. vor nn nicht durchgreifend, und wenn frânn, frânnar, brûnn, brûnnar gelten (s. 307. 329.) dürfte auch hànn, hànnar. Die anomalie der aufgestell- ten formen deutet auf ältere andere. — ( mittelh. ) mase. ër. [ohne gen.] im. in; pl. sie. ir. in. sie. — fem. sie. ir. ir. sie; pl. sie. ir. in. sie. — neutr. ëƷ. ës. im. ëƷ; pl. sie. ir. in. sie. — anm . α ) überall ër, ëƷ (im reim auf hër, spër, bër etc. mëƷ, sëƷ etc.) das iƷ in schlechten hss. ist mundartisch. — β ) die casus ir . im , haben das stumme e nach der regel abgestoßen und ir reimt auf dir, mir, ir (vos); M. S. 1, 29 b ein bemerkens- werthes imme (st. im): gimme. — γ ) acc. sg. m. durch- aus in , also mit dem dat. pl. in (wie schon alth. bei N. W.) zus. gefallen, kein inen (morolf 12 b z. 1136. innen verdient wenig rücksicht, da dort öfter das niederd. ëne steht, z. b. 1131. 1159, wie auch im Rother ine, ëne ) — δ ) hër für ër weicht über die grenze des mittelh. hinaus ins niederd. und mag etwa der thüring. hess. mundart eigen seyn; im niederd. wird es völlig zu hë, hê, hie . — ε ) siu im nom. sg. f. und pl. neutr. höchst selten, fragm. 21 c auf iu, Flore 30 b auf driu gereimt, häufiger bei Ottoc. (z. b. 303 b ) siu: driu. Die meisten und ge- genausten dichter brauchen sie nicht bloß für acc. sg. fem. und pl. masc. fem., sondern auch nom. sg. f. und pl. neutr. namentlich Wolfr. Walther, Reinb. etc. häu- fig in beweisenden reimen. Hartm. und noch einige setzen alle diese fälle sì im reim; wieder andere, Gotfr. Flecke, Rudolf etc. bald sie , bald sì , ohne daß die ab- wechselung auf einen calusunterschied hinauslauft. Auf- fallend enthält sich Conr. v. W. des sie und sî im reim; maria 69 stehet sìe (eam): marîe, in welchem gedichte die reime nicht strenge genug sind, um jene form zu beweisen. ( mittelniederl. ) masc. hi [kein gen.] hëm. hëm; pl. si. haer. hën. si. — fem. soe. haer. haer. si; pl. si. haer. hën. si. — neutr. hët (kein gen.) hëm. hët; pl. soe. haer. hën. soe. — anm . α ) vielleicht überall hî, sî anst. hi, si? (vgl. vorhin s. 782.) — β ) hët, hëm, hën zei- gen ë und haer steht nach s. 469. 478. gleichfalls für hër . — γ ) soe entspricht dem mittelh., weit seltneren, sin . (hoe, quomodo dem hochd. hiu, vgl. oben s. 482.); der übergang aus dem älteren siu begreift sich durch die D d d 2 II. persönl. geschlecht. pronomen. aussprache sû. indem sich û und iu nahe liegen — δ ) der acc. masc. fällt zu dem dat., lautete aber früher gewis hëne , wie noch bei anlehnungen -ene (oben s. 505. η .); statt des dat. sg. hëm selten hëme (Huyd II, 351.) — ε ) im dat. pl wechseln hën und hëm Huyd. op St. I, 98. 99.) — ζ ) ich stehe an, ob dem gen. pl. neben haer die form haerre zu bewilligen ist? möchte sie lieber leugnen und auf das possess. beschränken, (schlußbem. 2.) — η ) das anlautende h schwindet jedesmahl bei den häufigen inclinationen. ( mittelengl. ) masc. hë. his. hím. him; fem. nom. acc. shë, zuweilen hye. gen. dat. hir; neutr. hit, his, him hit; pl. aller geschl. nom. acc. zuweilen noch hye. gen. hir. dat. him. — anm . α ) statt him, hir häufig hëm, hër; statt hit auch it. — β ) schwanken zwischen shë und hye, hy, oft stehn beide nebeneinander, vgl, Tristr. 1, 10. 3, 12. — γ ) für shë, schë zuweilen ho , scho (vgl. ho , quomodo). ( neuh. ) masc. êr. [ohne gen.] îm. în; fem. sie îrer. îr. sie; neutr. ês. [ohne gen.] îm. ês; pl. aller geschl. sie. îrer. înen. sie. anm . adjectivische flexion îrer im gen. fem. und gen. pl. ist ebenso unorganisch als der dat. pl. înen, dessen form an den alth. acc. sg. m. erinnert. ( neuniederl. ) masc. hy. [ohne gen.] hem. hem; pl. zy. hunner. hun. zy. — fem. zy. hârs. hâr. hâr; pl. zy. hârer. hâr. zy. — neutr. het. [ohne gen.] hem. het; pl. zy. hunner. hun. zy. — anm . im dat. pl. masc. neutr. gilt neben hun das richtigere hen und sollte auch im dat. pl. fem. gelten. Die gemeine mundart hraucht im gen. pl. masc. neutr. ganz organisch hârer st. hunner. ( neuengl. ) masc. he. his. him. him; fem. she. her. her. her; neutr. it. its. him. it; pluralform mangelt für alle geschl. — anm . der vom nom. it unorganisch ge- bildete gen. neutr. its reißt erst seit dem 16. 17. jahrh. ein, in Shakespeare hat man viele its st des richtigeren his hineincorrigiert: selbst her dient als falscher nom. für she und bekommt dann den gen. hers . ( schwed. ) masc. han. hans. honom. honom; fem. hon. hennes. henne. henne; ohne neutr. und pl. ( dän. ) masc. han. hans. ham. ham; fem. hun. hen- des. hende. hende; ohne neutr. und pl.; für ham frü- her ein jetzt veraltendes hannem . Schlußbem. aus gründen, die erst buch IV. ent- wickeln wird, hat sich im hochd, und niederl. (in kei- II. poss. aus dem persönl. geschlecht. pronomen. ner der übrigen spr.) allmählig ein unorg. possessivum gebildet, jedoch nur für den sg. fem. und pl. aller ge- schl., nicht für den sg. masc. und neutr., eben weil die form des gen. sg. masc. neutr. im geschl. pers. pron. erloschen war. 1) da im hochd. gen. sg. fem. und gen. pl. comm. gleich- lauten, stimmt auch das daher entspringende poss. überein und heißt auf neuh. îrer, îre, îres , ganz re- gelrecht und vollständig, wie jedes adj. beides stark und schw. declinierend. Schwierig ist bloß die erste erscheinung dieses poss. auszumitteln. Im 14. jahrh. stand es fest; denn hs4. dieser zeit schwärzen es an unzäh- ligen stellen der älteren gedichte statt des org. gen. ir ein. So viel ich weiß nöthigt kein mittelh. reim, irgendwo irs, irme, irn, iriu, irre, irƷ anzuerken- nen; die übrigen casus würden die flexion als stum- mes e apocopieren, so daß ein possessives ir (= neuh. îre) mit dem org. gen. it zus. fallen müste. Gründe aus dem silbenmaß reden aber nicht für irs, irn, irƷ [ires, iren, ireƷ sind nach s. 745. verwerflich M. S. 1, 1922 leidet das metrum sehr wohl; ân ir dan (statt des neuh. îren) wie die bald folgende zeile: hât ver- wunt lehrt. ] weil der gen. ir gleiche wirkung thut; für irme, irre [irem, irer wieder verwerflich] iriu könnten sie sprechen, da wo zwei silben statt einer gefordert würden, mir ist keine überführende stelle wißentlich [Wig. 4042. 7440. dichtete Wirnt eher ir als irre; 10473. eher ir als irme und will man iriu Amur 1005. irme M. S. 2, 224 a mei- sterg. 19 b vertheidigen?] Bei einem der spätern dichter, der vielleicht selbst schon nach 1300 lebte, M. S. 2, 178 a wird irs gerade mit dem anomalen gen. man (s. 686.) construiert; hier ist schwerlich: ir man, leicht aber: ir mannes zu lesen. Das poss. darf also reinmittelh. werken des 13. jahrh. abgesprochen werden, nicht dem 13. jahrh., weil es alte hss. zwischen 1200 — 1300 mehr oder we- niger wirklich zeigen, (vgl. Nib 5414. 6148. 8163. 8747.) welches ich niederd. einfluß beilege, der ein- zelnen copisten anhängt. So setzt die alte wohl noch vor 1200 gefertigte heidelb. hs. des Iw. das poss. häu- fig an die stelle hartmannischer ir, aber die niederd. neigung dieser hs. ist auch an andern formen nicht zu verkennen. Und hierzu stimmt völlig die entschie- denheit des mittelniederl. poss. haer. Nur läßt sich II. demonstratives pronomen. bei dem abgang reiner niederd. quellen nicht aus- machen; wann das niederd. poss. ir angehoben hat? wahrscheinlich im 12. jahrh., wo nicht früher, weil die niederd. mundart durch größere abschleifung ihrer adj. flexion leichter verführt werden muste, den gen. ir für ein männl. oder neutr. adj. zu halten, der hochd. des 11. 12. jahrh. hingegen ein irer, ireƷ ohne zweifel fremd blieb. 2) das mittelniederl. poss. decliniert ganz wie blint (s. 750.) folglich: haer, haer, haer; gen. hares, haerre, hares. dat. haren, haerre, haren etc. Später hat man sich nicht damit begnügt und aus dem eingeführten gen. pl. masc. neutr. hunner ein neues poss. hun ge- schaffen, welches freilich nur gelten sollte, wenn ein pl. masc. oder neutr. im satze herrscht. Doch die neuniederl. mundart verwirrt nicht selten ihre beiden poss. hâr und hun miteinander. D. demonstratives pronomen. es sind hier drei begriffe zu unterscheiden α ) der. β ) dieser. γ ) jener. α ) demonstrativum: der. ( goth. ) masc. sa. þis. þamma. þana; pl. þái. þizê. þáim. þans. — fem. sô. þizôs. þizái. þô; pl. þôs. þizô. þáim. þôs. — neutr. þata. þis. þamma. þata; pl. þô. þizê. þáim. þô. — anm . 1) nom. sg. masc. fem. sa, sô ge- hören einem verschiednen stamme, wie schon ihre schwache form anzeigt; das alth. dër, diu führte auf ein analoges þis, þija. — 2) alle übrigen casus gehen stark und adjectivisch; auffällt der acc. sg. fem. und nom. acc. pl. neutr. þô statt þa (analog dem blinda, tva, ba etc.) — 3) ein instr. neutr. þê hat sich in den partikeln biþê, du-þê bewahrt. — 4) von þata fällt bei anstoßendem voc. das a zuweilen weg, vgl. þat Joh. 6, 29, 12, 6. ( alth. ) masc. dër. dës. dëmu. dën; pl. diê. dërô. dêm. diê. — fem. diu. dërâ. dëru. dia; pl. diô. dërô. dêm. diô. — neutr. daƷ. dës. dëmu. daƷ; pl. diu. dërô. dêm, diu. — anm . 1) alles aus einem stamm und starker adj. form; das ë in dër, dërâ, dërô verhält sich zum adj. -êr, -êrâ, -êrô wie das goth. þizôs, þizê zum adj.-áizôs, -áizê; dem dat. pl. laße ich dêm , nach dem goth. þáim und adj. -êm, goth. -áim (obschon sich nirgends: deim darbietet, wie zueim, duobus, goth. tváim, nicht zuêm, II. demonstratives pronomen. so wenig als hêm, lêm f. heim, leim; es mag aber in -èm, dèm die tonschwächung angeschlagen werden) — der dat. sg. dëmu (oder dëmo) acc. sg. dën entfernt sich vom adj. -emu, -an (goth. -amma, -ana); übrigens kein dënan für dën (wie inan, in, s. 785. und huënan, huën s. 798.) — 2) alle casus mit vocalisch anlautender flexion schieben i ein, also: diê, diu, dia, diô, wo vielleicht djê, dju, dja, djô zu schreiben? man findet dëâ für diê und dëô für diô. Hierher scheint auch der dat. pl. diêm für dêm zu gehören, vgl. thien gl. jun. 248. diem K. 22 a 24 b und namentlich N. setzt beständig dien (Stalder dial. p. 84.), geschrieben dîen (s. 105.)? oder diên? — 3) ohne ein- schiebung selten dè statt diê (misc. 1, 19.) mit dem goth, þái stimmend; ôfter im nom. pl. neutr. (nicht aber im nom. sg. f.) dei st. diu, mahnend an das neutr. zuei (und nicht zuiu) vorhin s. 761. und die goth. reihe þa, tva; belege für dei K. 18 b 20 b 26 b 29 b 51 b gl. hrab. 972 a exhort. und misc. 1, 19. etc. (vgl. unten deisu für disiu). — 5) der inster masc. neutr. lautet diû ? djû, wo- mit doch die otfried. accentuation thiu [Hoffmann p. 4. 12. 14.] zum unterschied vom unaccentuierten nom. f. nom. pl. neutr. thiu schwer zu einigen ist) und antwor- tet dem goth. þê auch in den häufigen part. mittiu (st. mitdiu) zidiu, pidiu etc. — 6) der nom. sg. masc. thie für thër stehet bei T., entspricht desson hie für ër und streift ins niederd. — 7) der gen. dat. sg. f. variirt gleich dem ft. adj. und der ersten decl. st. subst. zwischen -â, -u und -ô. — ( alts. ) masc. thie. thës. thëmu. thëna; pl. thiâ. thërô. thêm. thià. fem. thiu. thëra. thëru. thia; pl. thiâ. thërô. thêm thiâ. neutr. thât. thës. thëmu. that; pl. thiu. thërô. thêm. thiu. — anm . 1) für thie zuweilen thë, für thëna, thëra: thëne, thëre. 2) instr. wie im alth. thiu . — ( angels. ) masc. së. þäs. þam. þone; fem. sëó. þäre. þäre. þa; neutr. þät. þäs. þam. þät; pl. aller geschl. þa. þara. þàm. þa. — 1) wie im goth. nom. sg. m. f. së, sëó von anderm stamm, der auslaut aber nicht zur schw. form passend; später oder dialectisch scheint dafür þë, þëó vorzukommen. — 2) die länge oder kürze der a und ä für einige casus macht bedenken, gewis scheint mir die länge vom dat pl. þâm (goth. þáim, alth. dêm, altn. þeim) die kürze von þät (goth. þata, alth. daƷ, altn. þat) þäs (goth. þis, alth. dës, altn. þëss); ungewis pl. neutr. þa? (goth. þa) oder â? (alth. dei, vgl. tvâ, alth. zuei); dat. sg. þam? (goth. þamma, alth. dëmn) II. demonstratives pronomen. þâm? (altn. þeim); þäre? (goth. þizôs, alth. dërâ, dazu die analogie von þäs) þære? (alth. þeirrar); þara? (goth. thizê, alth. dërô) þâra? (altn. þeirra). Für þàm steht zuweilen þæm oder für þam, þäm; für þâra, þara: þæra, þära; für þone häufig þäne (dem alth. dën ähnlich und aus dem wechsel zwischen ë, o, a begreiflich). — 3) der instr. mase. neutr. þŷ ist noch sehr gebräuchlich. — ( altfries. ) masc. thi. thës. thâ. thëne; fem. thiu. thëre. thëre. thia; neutr. thet. thës. thâ. thet; pl. aller geschl. tha. thëra. thâ. tha; der dat. thâ f. thâm gleicht dem blinde f. blindem (s. 736.). ( altn. ) masc. sâ þëss. þeim. þann; pl. þeir. þeirra. þeim. þâ. — fem. sû. þeirrar. þeirri. þâ; pl. þœr. þeirra. þeim. þœr. — neutr. þat. þëss. þvî. þat; pl. þœ. þeirra. þeim. þœ — anm . 1) nom. masc. fem. sâ, sû wie im goth. und angels. anderes stammes; die ältesten denk- mähler zeigen die sorm siâ für masc. und fem. — 2) das auslautende â in sâ, þâ steht für ursprünglich kurzes sa, þa (s. 281.), ebenso sû für su und þœ für þö (= þö-u, þa-u). — 3) þœr nehme ich statt des gewöhnlichen þær an (wie tvœr st. tvær) weil das goth. þôs, alth. diô (tvôs, zuô) ein ô weisen; der umlaut œ für ô erwartet noch nähern aufschluß; — þeir entspricht dem goth. þai und der dat. pl. þeim dem þaim; der dat. sg. þeim, desgl. þeirrar, þeirri, þeirra weichen ab von þamma, þizôs, þizai, þizê und forderten ein goth. þáizôs, þái- zái, þáizê, alth. dêrâ, dêrû, dèrô (also den adj. flexio- nen analog), den grund des ei und der gem. rr anstatt r habe ich noch nicht entdeckt. — 4) die instr. form þvî erhält sich merkwürdig im dat. neutr., welchem kein þeim, so wie dem dat. masc. kein þvî zusteht. — 5) für þeim (dat. sg. masc.) hin und wieder ein älteres þeima (Rask erste ausg. p. 244; in der zw. ausg. §. 533. ist dies unrichtig ausgedrückt). ( mittelh. masc. dër. dës. dëm. dën; pl. die. dër. dën. die. — fem. diu. dër. dër. die; pl. die. dër. dën. die. — neutr. daƷ. dës. dëm. daƷ; pl. diu. dër. dën. diu. — anm . 1) das ë in dër, dës, dëm, dën erweisen reime, dër und dës reimen öfter, dëm seltner (:nëm Iw. 38 c . brëm Bon. 45.) noch seltner der acc. masc. dën (Trist. 5 c troj. 18 c meisterg. 37 c ) und dat. pl. dën (Iw. 33 c ); unterschied zwischen dat. pl. dên und acc. sg. dën um so weniger zu vermuthen, als schon der alth. dat. pl. dêm nicht über allen zweifel ist und kein mittelh. II. demonstratives pronomen. dên auf gên, stên etc. reimt. Zwar auf die länge ließe das manchmahl (doch nicht im reim) vorkommende dien , eben weil es stets den dat. pl., nicht den acc. sg. auszeichnet, schließen; belege M. S. 2, 142 b 143 a 145 a 147 a. b. 189 b 190 b 191 b 192 a 193 a, b. 196 a ; Ben. 26. 39. 48. 49. 53. 148 etc. — 2) apocope des stummen e in dëm f. dëme, dër f. dëre ist in der ordnung. — 3) für die kein dì (analog dem sì für sie s. 787.), Friged. 1 b drî: dî fehlerhaft, in driu: diu zu beßern: daß bei in- clinationen die zu di-(wie sie zu si-) werde, ist etwas anders. — 4) die scheidung zwischen diu und die gilt nach der strenge und wird erst im 14. jahrh. untergra- ben. — 5) das instr. diu beschränkt sich auf partikeln: bëdiu, zëdiu etc. — 6) die für dër in nom. sg. masc. ist niederd. — 7) über deƷ f. daƷ Ben. Wig. h. v. Schm. §. 747. ( mittelniederl. ) masc. die. dës. dën. dën; fem. die. dër. dër. die. neutr. dat. dës. dën. dat; pl. aller geschl. die. dër. dën. die. — anm . 1) für die kein dë, gleich- viel ob es demonstrativ oder als bloßer art. stehe, um- gekehrt für dës (:ës Rein. 310.) dër kein dies, dier, hingegen schwanken alle denkmähler zwischen dën und dien (:bien Maerl. 3. 343.) — 2) keine spur eines dem soe ähnlichen doe für den nom. fem. und pl. neutr.; der instr. nur in der part. bedì übrig, wofür selbst bidên, bidien gewöhnlicher (Huyd. op St. 1, 227.) ( neuh. ) unorg. unterschied zwischen artikel und al- leinstehendem demonstr.; ersterer ist unbetont und decli- niert so: masc. der. des. dem. den.; fem. die. der. der. die. neutr. das. des. dem. das; pl. comm. die. der. den. die. Letzterem genügt die betonung nicht, sondern es erweitert die flexion des gen. sg. pl. und dat. pl.: masc. dêr. dessen. dêm. dên; fem. die. dêren. dêr. die; neutr. dâs. dessen. dêm. dâs.; pl. aller: die. dêrer. dênen. die. Das erweiterte dêrer, dênen gleicht dem neuh. îrer, înen; der willkürliche unterschied zwischen dêren und dêrer stimmt aber nicht zu dem im gen. sg. f. wie im gen. pl. einförmigen îrer. ( neuniederl. ) auch hier trennung des artikels vom strengen dem., ersterer lautet: masc. de. des. den. den; fem. de. der. der. de; das neutr. hat nur den gen. des und braucht für die übrigen casus sg. das pers. pron. het; der pl. aller geschl. decliniert: de. der. den. de. Das strenge demonstr. hingegen: masc. die. diens. dien. dien; fem. die. dier. dier. die; neutr. dat. diens. dien. dat; pl. comm. die. dier. dien. die. II. demonstratives pronomen. ( neuengl. ) ein art. the und ein eigentliches demonstr. that beide völlig unbiegsam, gelten für alle geschl. ca- sus und num.; die ursprünglichen demonstrativformen they und them aber sind ihrer hinweisenden kraft be- raubt und dienen die mangelnden pl. formen der dritten person auszudrücken. ( schwed. ) masc. und fem, den. dens. den. den; nentr. det. dets (oder dess) det. det; pl. comm. de. dê- ras. dem. de. ( dän. ) masc. und fem. den. dens. den. den; neutr. det. dets. det. det; pl. comm. de. dêres. dem. de. β ) demonstrativum : dieser. Im goth. pflegt das unter α . abgehandelte pron. zugleich den begriff οὗτος zu vertreten; allein in den adv. und partikeln himmadaga ( σήμερον ) und hinadag ( μέχρι τῆς σήμ ) fram himma ( ἀπ ἄρτι ) und hita ( ἕως ἄρτι ) liegen offenbare reste eines ausgegangenen pron., dessen decl. vermuthlich der des geschl. pers. pron. glich, also: masc. his, his. himma. hina; pl. heis. hizê. him. hins. — fem. hija (?) hizôs. hizái. hija; pl. hijôs. hizò. him. hijôs. — neutr. hita. his. himma. hita; pl. hija. hizê. him. hija. Verwandt sind ihm ferner: hêr (hîc) hidrê (huc) wie þar (ibi) þaþrô (illinc) dem ersten demonstr. — Alth . formen desselben pron. würden lauten: hir. his. himu. hinan; fem. hiu, hirâ etc. neutr. hiƷ etc. spuren erblicke ich gleichfalls in: hiutû (hodie) contr. aus dem instr. hiû-takû; hiurû (hoc anno) aus hiû jârû; mittelh. hiute, hiure; neuh. heute, heuer; hînaht (hanc noctem. st. hianaht?) mhd. hînaht, hînte; nhd. heunt (st. heint); vgl die weitern part. hiar (hîc) hëra (huc) hinana (hinc) etc. — Im angels . und fries scheinen die formen dieses pron. gesammt erhalten, aber in die bedentung des da- für aufgegebenen geschl. pers. pron. übergegangen, we- nigstens fügen sich die s. 786. angeführten casus genau zu den gemuthmaßten gothischen, desgl. das adv. hëó- däg (hodie Cädm. 16, 20.) neben igdäges, îdäges (wie hig = hëó); im altn. ist vielleicht îdag (hodie) nicht aus der praep. î (in) zu erklären, vielmehr = hîdag, h dag (vgl. þvî, þŷ mit hî, hŷ) und das dunkle eddische hŷnott (Skirn, in fine) = hînaht Ebenso hodie aus hoc die; σήμερον, τήμερον, τήμερα aus τῆ ῆ μέρᾳ ; σῆτες, σᾶτες, τῆτες aus τὸ ἔτος etc. (Buttm. §. 16. anm. I, g.) . — II. demonstratives pronomen. Alle deutschen sprachen (außer der goth.) besitzen aber für das zweite demonstr. folgendes ganz adjecti- visches pronomen: ( alth. ) masc. dësêr. dëses. dësemu. dësan; pl. dësê. dësêrô. dësêm. dësê. — fem. dësju. dësêrâ. dësêru. dësa; pl. dësô. dësêm. dësô. — neutr. diz (dizi). dëses. dësemu. diz; pl. dësju. dësêrô. dësêm. dësju. — anm. 1) i für ë herrscht bloß im neutr. diz (niemahls dëz), dessen z-(nicht Ʒ-) laut aus der schreibung dhiz (nicht dhizs, wie izs, azs, dhazs) bei J. hervorgeht und durch die nebenform thizi (mittelh. ditze) gl. jun. 239. bestä- tigt wird; quellen, die im ersten dem. den nom. acc. pl. neutr. dei bilden, gebrauchen auch hier deisu (K. 18 b 24 a b. 27 b 49 b hymn. noct.) solche, die statt ër, dër ein niederd. hie, thie zeigen, namentlich J. T. setzen dhëse , thëse im nom. sg. masc.; J. 343. 378. hat den gen. dhësses f. dhëses. — 2) einige assimilieren das s zu r, sobald die flexion ein r hat, als: dërêrô für dësêrô; da hierin, so wie im i statt ë der wurzel vieles schwankt, füge ich die decl. dieses demonstr. nach O. und N. bei; O. masc. thërêr. thëses. thësëmo. thësan; pl. thësê. thë- rërô. thësêm. thësê. — fem. thisu. thërêrâ. thërêru. thësa; pl. thësô. thërêrô. thësêm. thësô; — neutr. thiz. thëses, thësemo. thiz. pl. thisu. thërêrô. thësêm. thisu. — N. masc. disêr. dises. (disses?) disemo. disen; pl. dise. dirro. disên. dise. — fem. disju. dirro. dirro. dise; pl. dise. dirro. disên. dise. — neutr. diz. dises. (?disses 70, 1.) disemo. diz; pl. disju. dirro. disên. disju. — T. hat den nom. m. bald thëse, bald thësêr (97.) bald thërêr (111. 117.); den dat. thërru (13, 5. 162, 2.); neben dem neutr. thiz steht zuweilen this gedruckt, wohl fehlerhaft (wie thas f. thaƷ). — 3) den sonderbaren nom. sg. dhëasa bietet J. 408. (in allen drei ausg.) vermuthlich ist dhëasu zu lesen und das alts. thius, angels. þëós zu verglei- chen. — 4) der instr. lautet dësû, thisû . ( alts. ) masc. thëse. thëses. thësumu. thësan; pl. thësê. thësârô. thëson. thësê. — fem. thius. thësârô. thësâru. thësa; pl. thësâ. thësârô. thëson. thësâ. — neutr. thit. thëses. thësumu. thit; pl. thius. thësârô. thëson. thius. ( angels. ) þës. þises. þisum. þisne; fem. þëós. þisse. þisse. þâs; neutr. þis. þises. þisum. þis; pl. aller geschl. þâs. þissa. þisum. þâs. — anm . 1) das â in þâs stimmt zur alth. nebenform deisu; vielleicht gebührt dem acc. sg. fem. þas, kein þâs. — 2) man findet þisses, þissum II. demonstratives pronomen. f. þises, þisum. unorganisch, weil das ss in þisse, þissa aus sr stammt, doch haben letztere casus mitunter þissere, þissera und dann wäre jenes þisses, þissum rechtfertig. — 3) instr. lautet þëós. ( altn. ) masc. þëssi. þëssa. þessum. þënna; pl. þëssir. þëssara. þëssum. þëssa. — fem. þëssi. þëssarar. þëssari. þëssa. pl. þëssar. þëssara. þëssum. þëssar. — neutr. þëtta. þëssa. þëssu. þëtta; pl. þëssi. þëssara. þëssum. þëssi. — anm . 1) die schwache form im nom gen. sg. masc. ist bemerkenswerth. 2) eben so auffallend das vor dem r bleibende a in -arar, -ari, -ara, während sonst alle adj. -rar, -ri, -ra haben; fehlerhaft stehet jedoch þëssar, þëssi, þëssa für þëssrar, þëssri. þëssra? (vgl. s. 740. n° 2.) — 3) st. des nom. masc þëssi galt ein früheres þërsi und st. des instr. þëssu þvîsa (Rask §. 533.). ( mittelh. ) masc. dirre. dises. diseme. disen; pl. dise. dirre. disen. dise. — fem. disiu. dirre. dirre. dise; pl. dise. dirre. disen. dise. — neutr. diz (ditze). díses. dise- me. diz; pl. disiu. dirre. disen. disiu. — anm . 1) der nom. masc. dirre scheint abnorm, und für dirr zu ste- hen, da aus barer nur bar = barr, aber kein barre wird (dirre und barre wären comparative formen) indessen gilt er allgemein und hat selbst reime für sich, (Wilh. 2, 101 a ); das richtigere diser besteht nebenher (Kolocz 380.) im gen. dat. f. sg. und gen. pl. ist dirre untadelhaft, wofür gleichfalls die nebenform disere annehmbar wäre, hingegen diser verwerflich aus demselben grunde, der kein disem f. diseme duldet; Nib. 84. also diser in di- sere oder dirre zu ändern. — 2) die gewöhnliche form des nom. acc. sg. neutr. ist diz (oben s. 411.) und ditze (Maria 1308. 1520. 2122.) auf witze reimend (Ottoc. 630 b ); kaum wird sich diƷ aus dem reim auf gebiƷ (Flore 22 b ), eher dis (hoc) aus dem reim auf gewis (Reinfr. 166.) rechtfertigen; die schreibungen diƷe, diƷƷe sind ganz verwerflich; man halte diz, ditze für keine con- traction aus einem nirgends nachweislichen diseƷ. — 3) der gen masc. neutr. stehet nicht im reim, geschrie- ben aber dises und disses (Nib. 6204.); bedenken macht disse (Wigal. 1901. Kl. 1373. 1384. Müll. 1462. 1473. Hag.) welches nicht aus dises, wie dirre aus direre erklärt werden darf; beßer wäre diss (Nib. 1206.) wie der nom. m. dirr beßer als dirre. — 4) dis (hic) für diser und dis (hi, hos) für dise reimt Ottocar mehrmahls auf gewis, parîs (536 b 606 b 657 b ). II. demonstratives pronomen. ( mittelniederl. ) masc. dëse. dëses. dësen. dësen; fem. dëse. dësre. dësre. dëse; neutr. dit oder ditte. dëses. dë- sen. dit (ditte); pl. comm. dëse. dësre. dësen. dëse. — anm . 1) für dësre bald dësere, bald dëser. — 2) das dop- pelte neutr. aus reimen erweislich, z. b. dit: wit, pit (Rein. 372. Maerl. 2, 125.) ditte:hitte, zitte (Maerl. 1, 445. 2, 76. 125.) ( neuh. ) masc. dîser. dîses. dîsem. dîsen; fem. dîse. dîser. dîser. dîse; neutr. dîses. (ohne fl. dîs) dîses. dîsem. dîses; pl. comm. dîse. dîser. dîsen. dîse. — anm . die decl. ist ganz regelmäßig adjectivisch und sowohl dirre, als ein neutr. ditz (analog den formen schatz. sitz, witz) unvorhanden, außer in mundarten (Schm. §. 659. 747.) ( neuniederl. ) dêz, fem. dêze gehen regelmäßig; im nom. acc. neutr. hat sich dit erhalten. ( neuengl. ) this pl. thêse (spr. thîse) ( schwed. ) masc. denne. dennas. denna. denna; pl. desse. desses. dessa. dessa; fem. denna. dennas. denna. denna; pl. dessa. dessas. dessa. dessa; neutr. detta. dettas. detta. detta; pl. desse. desses. dessa. desse. ( dän. ) masc. fem. denne. dennes. denne. denne; neutr. dette. dettes. dette; pl. comm. disse. disses. disse. disse. γ ) demonstrativum: jener. ( goth. ) jàins, jàina, jàinata decliniert ganz wie blinds. — ( alth. ) gënêr, gënu, gënaƷ (bei O.) gleichfalls wie plin- têr; das ë schließe ich aus dem altn; nach dem goth. ái sollte man ei erwarten, da -áin dem alth. -ein (nicht -in, -ën) entspricht, wenigstens -ên (wie im dat. pl. -êm = áim, vgl. s. 791.). Wirklich hat eine zweifelhafte stelle O. II. 9, 163. geinên f. gënên (und hentige schweizermundarten: äine, däine; Stald. dial. 114.) Bei N. vermuthe ich ënêr, ënju, ëneƷ , nicht ênêr etc. — ( alts. angels. ) mangelt dies pron. — ( altn. ) hinn, hin, hitt decliniert wie einn (s. 760.), stößt aber (wie hann s. 786.) wider die regel (s. 737. 740.), daß nur nach lan- gem voc. nr zu an assimiliere, welches alles wieder auf hinn = hinr für hênr, heinr (analog dem sinn = sînr s. 784.) führt; folglich die alth. kürzung bestätigt. We- gen des h statt j vgl. s. 324; die ältern quellen zeigen inn oder ënn — (mittelh.) jëner, jëniu, jëneƷ regel- mäßiger decl., aber häufiges e für ë weisen die s. 334. beigebrachten reime; das stumme e nach dem n bleibt gewöhnlich (s. 374.), so zuläßig jen für jene (illi) ist; II. interrogatives pronomen. bisweilen noch die form ener , z. b. M. S. 1, 132 b 188 a — ( mitteln. ) gewöhnlich schwache form: ghone = ghëne (s. 471.) — ( neuh. ) jêner, jêne, jênes , wie jedes andre adj. doch nicht schwach. — ( neuniederl. ) umgekehrt mei- stens schwach: de gêne . — ( neuengl. ) yon . — ( schwed. ) hin . hin . hint (nicht hitt) ( dän. ) hîn . hîn . hînt . E. interrogatives pronomen. es können vier begriffe gesondert werden α ) quis ( τίς ) β ) quisnam ( ποῖος ) wer von mehrern, γ ) uter, ( πότερος ) wer von zweien, δ ) qualis. α ) interrogativum: quis. ( goth. ) masc. hvas. hvis. hvamma. hvana; pl. hvai. hvizê. hváim. hvans. — fem. hvô. hvizôs. hvizái. hvô. pl. hvôs. hvizô. hváim. hvôs. — neutr. hva. hvis. hvam- ma. hva; pl. hvô. hvizê. hváim. hvô. — anm . 1) beleg- bar sind lediglich nom. sg. m. f. n., gen. m., acc. m. f. so- dann der instr. m. n. hvê . Kein pl. casus, doch erscheint hvans in dem zus. gesetzten hvanzuh (quosque) und die übrigen fälle erweist theoretisch die analogie des ersten demonstr. — 2) nur hat der nom. sg. n. das t abgelegt und hva stehet für hvata (wie blind neben blindata). — 3) die practische ungebräuchlichkeit der meisten casus schreitet in den übrigen sprachen weiter vor. ( alth. ) nach der analogie von dër, diu, daƷ wäre die vollständige decl. masc. huër. huës. huëmu. huënan (huën); pl. huiê. huërô. huêm. huiê. — fem. huiu. huëra. huëru. huia; pl. huiô. huërô. huêm. huiô. — neutr. huaƷ. huës. huëmu. huaƷ; pl. huiu. huërô. huêm. huiu. — anm . 1) belegbar sind nur der sg. m. n., wo auch der instr. huiû oder hiû gilt; im acc. m. haben huënan alle die inan, hingegen huën alle die in setzen (also ab- weichend von dën, nicht dënan, vorhin 791.) — 2) die weibl. und pl. casus ermangeln gänzlich. — 3) meisten- theils gilt schon w für hu im anlaut. ( alts. ) ich finde nur den sg. masc. huie. huës. huëmu. huëna; neutr. huat; weder fem. noch pl. ( angels. ) masc. hva. hväs. hvam. hvone; neutr. hvät. hväs. hvam. hvät; der instr. hvî, hŷ; alles nach der analogie des ersten demonstr.; fem. und pl. unüblich. ( altn. ) masc. hvar. hvëss. hveim. hvann; neutr. hvat. hvëss. hvî. hvat; fem. und pl. außer gebrauch, doch gilt der sg. masc. auch fürs fem., – statt hvar, hvat fin- II. interrogatives pronomen. det sich : hor, hot (Rask §. 534.). — anm . selbst der nom. acc. m. hvar und hvann kommen nicht vor und wer- den durch die formen des zweiten int. hver, hvern ausgedrückt (vgl. Rask §. 219.). ( mittelh. ) masc. wër. wës. wëm. wën (nicht wë- nen); neutr. waƷ. wës. wëm. waƷ; instr. wiu ( mittelniederl. ) masc. wie. wies. wien. wien; neutr. wat. wies. wien. wat. ( neuh. ) masc. wêr. wessen. wêm. wên; neutr. was. wessen. wêm. was. ( neuniederl. ) masc. wie. wiens. wien. wien; fem. wie. wier. wier. wie; neutr. wat. wiens. wien. wat; merk- würdig der wohl nach analogie des demonstr. neueinge- führte sg. fem. ( neuengl. ) whô. whôse. whôm. whô; neutr. what. ( schwed. ) hô. hvars. hvem. hvem; neutr. hvad; der gen. stammt aus dem zweiten interr. ( dän. ) hvô. hvis. hvem. hvem; neutr. hvad. β ) interrogativum : wer von mehrern. ( goth. ) hvarjis, hvarja, hvarjata folgt ganz der zweiten adj. decl. s. 720., der nom. masc. hvarjis (Marc. 9. 34.) steht meiner ansicht nach für hvaris. — ( alth. ) fehlt ein pron. hueri, huerju, hueri. — ( alts. angels. ) fehlt. — ( altn. ) existiert es vollständig: hverr, hver, hvert ; geht adjectivisch, schiebt aber (wie midhr s. 742.) vor vocalisch beginnenden flexionen das bildungs-i ein, also: hverjum (cuinam) hverjan (quemnam) hverjar (quaenam) hverjum (quibusnam); der gen. lautet hvers, hverrar (wie: midhs, midhrar) etc. Im acc. masc. heißt es gewöhnlich hvern (st. hverjan). — Den übrigen spä- teren mundarten geht dies zweite interr. ab; eine spur dauert im schwed. gen. hvars . γ ) interrogativum: wer von zwein. das goth. hvaþar decliniert genau wie anþar s. 764; das alth. huedar wie andar, e (oder ë?) für a ist mir noch unaufgeklärt; das alts. hueder , angels. hvädher declinie- ren regelmäßig; — die altn. form lautet hvârr . hvâr, hvârt (oder hvorr, hvor, hvort) und decl adjectivisch, doch ohne einschiebung von i, also nach ursprünglich erster decl.; acc. sg. masc. hvârn (st. hvâran. wie annan = an- narn st. annaran oder anran); übrigens scheint â durch unterdrückung des dh entsprungen, da man nach II. allg. vergleichung der declination. dem goth. und alth. ein älteres hvadhar zu vermuthen hat (etwa wie niederl. vâr aus vader s. 537.). — Das mittelh. fragwort wëder (: lëder Flore 22 b ) decl. nach mager s. 747. ist aber selten (Parc. 199 a Trist. 26 b 74 b ) und im neuh. ganz ausgegangen, so wie es den übrigen mundarten gebricht, obgleich es in adv. oder unbestimm- ten pronom. dem stamme nach fortdauert. Volksdialecte besitzen es noch vgl. Stald. 117. 118. δ ) interrogativum: qualis. goth. hvêleiks (hvileiks); alth. huëlîhhêr , bei N. wëlêr (Stald. dial. 116.); alts. huilîk; angels. hvilc , hvylc; altn. hvîlîkr; mittelh wëlcher , bei Boner wël , gen. wëls, acc. wëln etc. (also nach hol s. 746.); mitteln. wëlke; neuh. welcher; neuniederl. welke; engl. which; schw. dän. hvilken; die flexion überall adjectivisch. F. relatives pronomen. der begriff der relation wird in allen deutschen sprachen theils durch das bloße erste demonstr. (zuweilen selbst das geschl. pers. pron.), theils durch eine demselben beigefügte partikel, theils durch das erste und vierte interrog., theils endlich durch eine bloße partikel aus- gedrückt; die ausführung dieser verhältnisse gehört also nicht hierher. G. die unbestimmten pronomina bilden sich theils aus den vorher abgehandelten pron., mittelst gewisser prae- oder suffixe, theils aus andern subst. oder adj., deren declination nichts eigenthümli- ches darbietet, daher auch dieser abschnitt der flexions- lehre fremd ist. H. anlehnung der pronomina. durch inclination und zus. ziehung ändern sich verschie- dene pronominalformen, wovon ich im vierten buche näher handeln werde. Allgemeine vergleichung der declinationen. I. erwägung der starken declination. Der historische satz, daß die adjectivische flexion vollkommner als die substantivische sey, daß ferner selbst im adj. erloschene formen aus den biegungen einiger zahlwörter und pronomina geschloßen werden dürfen, führt zu folgenden betrachtungen: II. allg. vergleichung der declination. 1) bereits die älteste deutsche decl. scheidet (mit einziger ausnahme des persönl. ungeschl. pronomens) überall personen und sachen , wiederum die personen in zwei geschlechter; oberste abtheilung aller decl. ist folglich: in männliche, weibliche und neutrale . Es gibt hier vier allgemeine regeln: a) im neutr. sind sich nom. und acc. jedes num. nothwendig gleich, während masc. fem. sg. und masc. pl. beide casus ursprünglich scheiden. b) gen. und dat. jedes num. bildet das neutr. wie das masc. und beide setzen sich der weibl. flexion entge- gen; scheinbare ausnahme macht der dat. neutr. des altn. adj. und pron., welcher sich die organischerweise auch dem masc. auständige instrumentale form ange- eignet hat. c) nom. acc. pl. neutr. stimmen zu dem nom. sg. fem. d) nom. und acc. pl. fem. fallen zu- sammen, (mit ausnahme der sogleich anm. 2. zu nen- nenden fälle) — Das neutr. hat keine eigenthümliche flexion, als die des nom. sg. 2) gibt es declinationen, wo masc. und fem. zus. fallen? dies geschieht lediglich a) in der dritten decl. der subst. und adj.; das goth. magus geht völlig wie han- dus; þaúrsus (torridus) vermuthlich wie þaúrsus (tor- rida) [vgl. s. 721.]; das altn. mögr, magar, megi, pl. megir stimmt zu einem muthmaßlichen älteren höndr, handar, hendi, pl. hendir, woraus allmählig hönd, handar, hendi (den übrigen wörtern mangelt selbst dieser dat., vgl. s. 657. anm. 2.) pl. hendr. wurde. — b) in den s. 610. unter 1. 2. verzeichneten anomalien; vgl. 630. 646. 663. — Außerdem aber nirgends, na- mentlich nicht α ) in den zweiten declinationen, de- ren i sonst dem u der dritten vergleichbar ist; es heißt haris, harjis, harja, hari; hingegen þivi, þiujôs, þiu- jái, þiuja; ebenso: midis, midjis, midjamma, mid- jana, aber midja, midjáizôs, midjai, midja. β ) nicht in den pron. ïs, ïs, ïmma, ïna; his, his, himma, hina; (þas) þis, þamma, þana; hvas, hvis. hvamma, hvana; — wo ein fem. (ïja) ïzôs, ïzái, ïja; hija, hizôs, hizái, hija; (þa) þizôs, þizái, (þa); (hva) hvizôs, hvizái, (hva) zur seire steht. — Freilich bemerkens- werth ist, daß ein nom. sg. fem. midja, ïja, hija im C. A. gar nicht vorkommt (für þa, hva stehet sô, hvô); zugeben muß ihn doch die theorie theils wegen des erweislichen acc. sg. midja, ija, þa, theils wegen der alth. nom. mitju, siu, diu. Auf der andern seite keine spur eines weiblichen dem masc. gleichen midis, ïs, E e e II. allg. vergleichung der declination. his, hvas; und wenn das letzte pron. in mehrern sprachen weiblicher form zu entbehren scheint, muß solches lieber aus dem wesen des der antwort noch ungewissen, sich daher im vornehmern geschlecht auf- stellenden interrogativums erläutert werden. Auch hat sobald es vor einem fem. steht, der Gothe erweislich hvô k in hvas, hvana (vgl. Matth. 5, 46. Marc. 1, 27. Job. 18, 29.) 3) ( nom. sg. masc. ) kennzeichen: auslautendes-s, welches sich später in -r wandelt (worüber mehr n° 2. der vgl. fremd. spr.), noch später abfällt. Im goth. pron. erscheint es nur in ïs, his (?) hvas, da für þas ein schwachfor- miges sa gilt; im goth. adj. herrscht es mit ausnahme der s. 7 9. anm. 1. s. 764. und s. 799. genannten; im goth. subst. mit den ausnahmen s. 599, 2. 610, 1, 3. de- nen man guþ (Deus) beifüge. Im alth. zeigen unab- legliches -r die pron. ër, dër, huër; alle adj haben ein den umständen nach ablegliches -êr; im subst. geht dies kennzeichen völlig verloren. Die alt- und angels. mundart entbehren es durchaus, nicht bloß im subst. sondern auch adj. und pron.; vermuthen läßt sich aus dem plural -s, daß der apocopierte laut -s und nicht -r gewesen. Im fries. war es aus gleichem grunde wohl -r, gebricht aber gleichfalls. Das altn. pron. zeigt -r in der assimil. nn für nr (hann, hinn); adj. und subst. wahren es regelmäßig, mit den ihres orts bemerkten ausnahmen und assimilationen. Mittel- und neuhochd. wie alth.; im schwed. dän. ist das -r heute völlig geschwunden; altschwed. subst. und adj. besitzen es zuweilen (s. 710. 755.); altdän. seltner. 4) ( nom. sg. femin. ) kennzeichen α ) in der regel: vo- calischer auslaut; goth. -a (nom. und acc vermi- schend) doch die zweite subst. decl. hat das -a nach dem i abgeworfen (im acc. behalten); alth. -u (nom. vom acc trennend) jedoch nur im pron. siu, diu, un- ablegliches, in sämmtlichen adj. ablegliches -u; im subst kein -u mehr, sondern erste decl. -a (früheres këpu, kipu bleibt muthmaßung); alts. wie alth.; im an- gels. schwanken zwischen -u und apocope bei adj. und subst. (erster decl.). in zweiter subst. decl. -o, was zum pron. hëó sëó, þëó stimmt (vgl. hernach n° 30.), in þëós apocope; im altn. pron. adj und subst. durchgreifende ablegung des vocals, daß er -u gewesen, lehrt der gebliebene wurzelumlaut; mittelh. fortwährend diu, disiu, jeniu, zuweilen siu neben sî, im adj. -iu (ge- II. allg. vergleichung der declination. schieden vom acc. -e) im subst. durchgehends -e, nom. und acc. zus. fallend; neuh. auch im pron. die dìse, jene, sie und im adj. -e; neunord. apocope ohne umlaut. Hauptfrage bei dieser flexion ist: ob das alth. angels. und nord. -u? oder das goth. -a für organischer zu halten sey? angenommen, daß der acc. -a einen früheren cons. abgelegt hat, scheint das goth. -a vorzüglicher, da es sich vom nom. schw. form (-ô) scheidet, während im alth. subst. -a und -a (wo- fern dies kein â) zus. fallen; ein goth. -u würde sodann nachtheilig dem bildungs -u dritter decl. begegnen. — β ) ausnahmaweise unvocalische flexion , d. h. ganz männliche a) in den anm. 2. a. b. angeführten fällen handus, þaúrsus, svistar etc. b) in subst. vierter decl. austs etc. wo aber die übrigen mundarten das männl. kennzeichen ablegen (die altn. behält es zuweilen, s. 658. anm. 3.). Diese ablegung hat in sprachen, welche auch die vocalische flexion apocopieren, na- mentlich im altn., verwirrung der vierten und ersten decl. nach sich gezogen, wiewohl bei manchen wör- tern der umlaut die rechte der letztern wahrte. — 5) ( nom. sg. neutr. ) kennzeichen ist t, dem aber ein vocal vorhergeht, goth. auch ein voc. folgt; in den goth. pron. ïta, hita, þata unableglich, in hva (für hvata) sva (f. svata) abgelegt, in den adj. ableglich. Die alth. pron. iƷ, hiƷ (?) daƷ, huaƷ, suaƷ können das neutr. kennzeichen nicht ablegen, eben so wenig die mittelh. ëƷ, daƷ, waƷ, swaƷ, noch die neuh. es, das, was; in den alth. mittelh. und neuh. adj. ist-aƷ, -eƷ, -es zwar vorhanden, allein auch ableglich. Im alts. pron. it, that, huat, im angels. hit, þät, hvät bis aufs neunie- derl. het, dat, wat und neuengl. it, that, what her- unter ist das casuszeichen vorhanden und unableglich (da doch das parallele männliche ganz verloren gieng). Die adj. der sächs. sprache entbehren es hingegen; einige alts. dialecte mögen es noch beseßen haben, vgl. suâsat im hild. (goth. svêsata. alth. sûasaƷ). Im alt- und neunord. herrscht das neutrale -t nicht nur in den pron. þat, hitt, hvat sondern auch allen adj. unableglich. Keine deutsche sprache hat das kenn- zeichen im subst. 6) ( gen. sg. masc. und neutr. ) kennzeichen -s, in pron. adj. subst. gleichförmig und unableglich, noch zu -r geworden in mundarten, welche dergl. verwandlung mit allen übrigen s der flexionen vornehmen. Einzige E e e 2 II. allg. vergleichung der declination. ausnahme hiervon macht die dritte, theilweise die vierte decl. des altn. männl. subst., wo die gen. so- nar, belgjar erscheinen und nicht sonas, belgjas; hier- aus folgere ich die länge der vorstehenden vocale (vgl. anm 21.). 7) ( gen. sg. fem. ) hier ein durchgreifender unterschied zwischen pron. und adj einer-, und subst. andrerseits. α ) pron. und adj. haben ein doppeltes s , zwischen denen ein vocal steht. Die goth form ist -zôs (statt -sôs) -áizôs, ïzôs, hizôs (?) þizôs, hvizôs, blindáizôs; die altn. -rar (vermuthlich -râr): þeirrar (st. þeirar) hen- nar (st. henrar) hinnar (st. hinrar) blindrar. In den übri- gen sprachen leidet das hintere r apocope. alth. -râ, -êrâ : irâ, dërâ, plintêrâ statt irâr, dërâr, plintêrâr; angels. -re (? -rê): hire, þære, blindre; später fällt auch der hintere voc. ab, mittelh. ir, dër, blin- der (doch noch: dirre, holre, heiterre etc. — β ) subst. haben nur einfaches -s ; goth. -ôs, -áis : gibôs, an- stáis; altn. -ar (vermuthl. -âr): giafar, âstar; die übri- gen apocopieren das r. alth. -ô (oder -â) -î: këpô, enstî (st. eines frühern kipôr, enstìr); angels. -e (? -ê): gife, dæde (statt gifes, dædes?) etc. im schwed. dän. hat sich der gen. sôls. krafts erhalten. — 8) ( dat. sg. masc. und neutr. ) analoge trennung: α ) kennzeichen des dat. pron. und adj ist mm und zwar goth. -mma, -amma : imma, himma. þamma, hvamma, blindamma; die jüngern sprachen haben un- org. vereinfachung dieses mm; alth. imu, himu (?) dëmu, huëmu, plintemu; altn. þeim, hveim, hànum, blindum; angels. him, þâm, hvâm, blindum; mittelh. im, dëm, wëm, blindem (neben edelme, holme) etc.; das merkwürdige imme für im s. 787. angeführt [nach niederhess. volksspr. ämme; bei Stald, dial. 108. gibt imm wohl die alte kürze an?] — β ) subst. hingegen haben in allen deutschen sprachen bloßen vocal, goth. -a; alth. -a, -e; angels. -e; altn. -i; mittelh. -e etc., welche sogar hin und wieder völlig abfallen. 9) ( dat. sg. fem. ) α ) beim pron. einfaches s oder r mit nachfolgendem vocal; goth. ïzái, hizái (?), þizái, hvizai (?); alth. iru, dëru; angels. hire. þære; altn. þeirri (st. þeiri) henni (st. henri); mittelh. ir, dër etc. — β ) dem adj. entzieht die goth. sprache auffallend den cons. und setzt blindái (st blindáizái? blindaizô?) die jüngern sprachen geben das r nicht auf, alth. II. allg. vergleichung der declination. plintêrn (wessobr. fr. in dîno ganâda? st. dînêro? wahrscheinlicher ists kein dat. sondern acc pl. dinô ganâdâ) angels. blindre; altn. blindri; mittelh. blin- der etc. — γ ) das subst. laßen alle ohne consonanz, goth. gibái (wie blindái) anstai; alth. këbô, enstì; an- gels. gife, dæde; altn. giöf(u), âst(u); mittelh. gëbe, krefte etc. — 10) ( acc. sg. masc. ) kennzeichen-n. mit nachfolgendem vocal. α ) pron. und adj.; goth. ïna, hina, þana, hvana, blindana; alth. (mit abgelegtem voc.) in (ne- ben dem nnorg. inan) dën, huën, plintan; angels. hine, þone, hvone, blindne; altn. (mit vocalablegung) þann, hann, blindan; mittelh. in, dën, wën, blin- den etc. — β ) subst. ohne alle flexion, die nackte wortgestalt; merkwürdige ausnahme machen die alth. eigennamen und verschiedene persönl. subst. als: ko- tan, truhtînan, hartmuotan (s. 613, 767.) 11) ( acc. sg. fem. ) reinvocalische flexion. ohne conso- nanz α ) pron. und adj.; goth. ïja, hija (?) þô, hvô, blinda; alth. sia, dia, plinta; angels. hî, þâ, blinde; altn. hana, þî, hlinda; mittelh. sie, die, blinde. — β ) subst. goth. giba; alth. këpa; angels. gife; altn. giöf (st. giöfu, also den acc. mit dem nom. vermen- gend; ein früheres giafa = blinda scheint unzweifel- haft); mittelh. gëbe. Die beim nom. f. unter β . ge- nannten subst. machen auch den acc. ganz wie masc. ohne alle flexion: anst, anst, âst; nur im angels. er- scheint dæde. 12) ( nom. pl. masc. ) dieser casus schwankt und hat bald s. oder r, bald bloßen voc. zum kennzeichen. α ) zu dem adjectivischen voc. ausgang: goth. -ái, alth. -ê, angels. -e, blindái, plintê, blinde stimmen die pron. goth. þái, alth. diê, angels. þâ sammt dem goth. zahl- worte tvái und alle alth. subst. β ) zu dem subst. cons. ausgang goth. -ôs, -jus, -eis; angels. -as hingegen die goth. pron. veis, jus, eis sammt dem zahlworte þreis; alth. nur die pron. wîr, îr. γ ) altn gilt der unverkümmerte cons. ausgang für pron. zahlw. adj. und subst., es heißt: vër, ër (? vêr. þêr) þeir, tveir, þrîr, blindir, fiscar, belgir, synir (genauer und älter wohl: blindeir, fiscâr, belgîr, synîr). 13) ( nom. und acc. pl. fem. ) hier herrscht erklärter cons. ausgang im goth. und altn. pron. adj. subst.; goth. þôs, ïjôs, tvôs, blindôs, gibôs; altn. þœr, tvœr, II. allg. vergleichung der declination. blindar, giafar (verm. blindâr, giafâr); in den übri- gen spr. ist der cons. abgefallen: alth. diô, siô, zuô, plintô, këpô; angels. þâ, tvâ, blinde, gifa. 14) ( nom. acc. pl. neutr. ) sind dem nom. sg. fem. gleich, also nach anm. 4. zu beurtheilen; zuweilen wird beim subst. dieser organismus verletzt, namentlich im alt- und mittelh. pl. wort statt wortu, da doch im nom. sg. f. vocal blieb. Im neuh. worte = blinde ist die regel hergestellt. 15) ( gen. pl. ) bloß die goth. mundart versteht sich auf nähere scheidung der geschlechter, indem sie dem masc. und neutr. den ausgang -ê, dem fem. -ô zu- theilt; alle übrigen sprachen brauchen einförmigen vocal. Hier kommt es auf den diesem vocal vor- oder nicht vorstehenden cons. an; α ) pron. und adj. haben ein s oder r. wie im gen. dat. sg. fem.; goth. ïzê, ïzô, þizê, þizô, blindáizê, blindáizô; alth. irô, dërô, plintêrô; angels. bira, þâra, blindra; altn. þeirra (st. þeira) blindra etc. — β ) ohne den cons. sind alle subst. vgl. goth. fiskê, vaúrdê, gibô; alth. viskô, wortô; angels. fisca; altn. fiska, giafa [daß die alth. und an- gels. fem. erster, zweiter decl. den gen. pl. schwach bilden, këpônô, gifena anm. 40. vgl. schw. form anm. 12.]. Bemerkenswerthe spur des wegbleibenden cons. bietet auch der goth. gen. tvaddjê und alth. zueiô neben zueiêrô (s.76 r .) 16) ( dat. pl. ) kennzeichen: einfaches, auslautendes -m (später zu -n geschwächt) einstimmig bei pron. adj. subst. vgl. goth. ïm. þáim, blindáim, fiskam, balgim, gibôm; alth. im, dêm, plintêm, viscum, pelkim, kë- pôm; angels. him, þâm, blindum, fiscum, gifum; altn. þeim, blindum, fiskum, giöfum. Dennoch mag diese flexion nicht vollständig die ursprüngliche, son- dern hinter dem m ein s oder r abgefallen seyn: goth. ims, blindáims? alth. imêr, plintêmêr? altn. blindumr? wie es uns die altn. überbleibsel tveimr, þrimr (s. 761.) verrathen. 17) ( acc. pl. masc. ) die org. flexion -ns erweist sich im goth. für pron. adj. subst. vg. uns, ïns, þans, blin- dans, fiskans, sununs, balgins; alle übrigen sprachen weichen ab und stellen ihren acc. dem nom. pl. völ- lig gleich. Sollte in dem alth. uns, sächs. us, altn. oss die alte flexion übrig seyn? — 18) die von 3-17 unternommene durchsicht der einzel- nen casus lehrt, daß a) rein vocalische flexion nur im II. allg. vergleichung der declination. nom. sg. fem. und nom. acc. pl. neutr. stattfinde, viel- leicht im acc. sg. fem. (auch im instr. n° 37.) b) hingegen alle übrigen casus, namentlich sämmtliche männliche, irgendwo einen cons. zeigen und zwar gebührt t (Ʒ) bloß dem nom. acc. sg. neutr.; mm dem dat. sg. masc. neutr.; ms (mr) dem dat pl. aller geschl.; n dem acc. sg. masc.; ns (nr) dem acc. pl. masc.; s (r) dem nom. sg. masc., gen. sg. masc. neutr., nom. pl. masc.; nom. acc. pl. fem., dat. sg. fem., gen. pl. aller geschl.; endlich zweifaches s dem gen. sg. f. Augenscheinlich ist dieses s (r) der häufigste und bedeutendste buchstabe für alle declination; da wo er noch von einem vocal gefolgt wird (also inlautend und goth. z) d. h. im gen. dat. sg. fem. und gen. pl. comm. erinnert er an die bildung des comparativs. 19) nächstliegende frage ist: ob für zeiten, die über unsere ältesten sprachdenkmähler reichen, ein organ. un- terschied zwischen der flexion des pron. und adj. einer-, und der des subst. andrerseits anzunehmen sey? oder ob sich beiderlei flexionen allmählig, hauptsächlich durch größeren verfall der substantivischen, von einander entfernt haben? Unser hentiges gefühl ist an die ver- schiedenheit subst. und adjectivischer decl. verwöhnt und wird, bei der abschleifung aller flexionen und bildungen, selbst einen vortheil für kürze oder be- stimmiheit des ausdrucks in solcher trennung finden wollen. Nachtheile, die umgekehrt der freieren wort- stellung daher entspringen, kann erst das vierte buch erläntern; hier folgende andere gründe für den zweiten jener fälle, nämlich für die ursprüngliche, freilich längst verlorene einheit beider flexionsweisen: a in derschwa- chen form stimmen adj. und substantivische flexion ganz überein (doch vgl. anm. 14. zur schw. decl.). b) die trennung wäre schwankend und undurchgeführt d. h. gewisse casus zeigen für pron. adj. subst. gleichförmig- keit, namentlich im goth. der vocal des nom. sg. fem. und pl. neutr.; das m des dat. pl.; das ns des acc. pl.; das s des nom. sg. masc.; das s des gen. sg. masc. neutr. Warum hätten nicht auch die übrigen früher eingestimmt? c) vergleichung der mundarten stellt uns den gang der allmähligen trennung dar: z. b. goth. hieß es noch fisks wie blinds, altn. fiskr wie blindr; alth. hingegen visc neben plintêr; angels. so- gar fisc, blind; schließt sich hieraus kein früheres alth. viscêr, angels. fisces, blindes? Die zuläßigkeit II. allg. vergleichung der declination. solcher schlüße eingeräumt muß aber auch fürs goth. selbst z. b. blindáizôs auf ein älteres gibáizôs deuten. d) nicht immer (obschon meistens) hat die älteste mundart die älteste form, z. b. der goth. dat. f. adj. blindái ist abgeschliffener, als das alth. plintêru, altn. blindri, gleicht aber genau der abschleifung des dat. subst. gibái, gëbu etc. stärkt dies nicht die vermu- thung eines dat. subst. gibáizô? 20) nach diesem grundsatz vermuthe ich vollkommnere subst. flexionen: a) ein dem blindata, plintaƷ paral- leles vaúrdata, wortaƷ; wenige alth. subst, neutr. ge- hen auf -aƷ aus; obaƷ, angels. ofät macht den gen. obaƷes, ofätes (nicht obes, ofes, wie plintaƷ, blind [-ät], plintes, blindes) aber gibt die heutige volks- sprache keinen fingerzeig in ihren: das dings, werks, zeugs, schreibens? früher: dingeƷ, wërkeƷ etc.? [s. her- nach fr. spr. n° 4.] b) einen alth. gen. sg. fem. kí- pôr, enstîr (? anstêr); höher aufwärts ein goth. gibái- zôs, anstáizôs; alth. kipêrôr, anstêrôr etc. c) einen dat. masc. neutr. fiskamma, balgimma, viskemu, pel- kimu etc. d) dat. fem. gibáizô, alth. kipêrô etc. e) acc. masc. fiskana, balgina; alth. viscan, pelkin etc. f) nom. adj. pl. masc. þáis, tváis, blindáis, alth. plin- têr (woraus plintê geworden, wie aus máis, mêr, mê) im alth. subst. aber viscàr, pelkîr, sunìr so wie drîr (tres) g) im alth. nom. fem. diôr, zuôr (duae) plin- tôr, kipôr etc. h) im gen. pl. subst. fiskáizê, gibáizò; alth. viskêrô, kipêrô etc. i) im dat. pl. subst. fiskams, balgims; alth. viscumêr, palkimêr; k) im acc. pl. masc. alth. viscanêr, palkinêr; adj. plintanêr etc. — Solche conjecturen, die sich höchstens an uralten orts- namen bestätigen könnten, machen keinen anspruch auf individuelle sicherheit, da sich zumahl begleiten- den vocale und übergänge zwischen s und r kaum be- stimmen laßen; sie sollen nur eine mögliche oder wahr- scheinliche richtung der früheren sprache bezeichnen. 21) ansetzung und vergleichung der flexionsvocale hat eigene schwierigkeit; ein so bedeutendes hülfs- mittel, wie die beachtung der reime, wird erst spä- ter anwendbar, nachdem schon der organismus die- ser verhältnisse vielfach gelitten hat. Einige vocal- längen gewährte die accentuierung und schreibung alth. denkmähler, andere die analogie goth. vocale. Im altn. leistet das umlautsprincip hin und wieder vorschub; da wo die flexion i keinen umlaut wirkt, II. allg. vergleichung der declination. muß sie falsch seyn; z. b. der pl. masc. adj. blindir weist auf ein beßeres blindeir (wie tveir, þeir) dem goth. blindái, tvái, þái; alth. plintê etc. angemeßen; ebenso stehet âstir (s. 658.) für âsteir; im alth. anst, gen. enstì scheint aber wirklicher übergang des ê in ein umlautzeugerisches î anzunehmen, nach dem goth. ansts, anstáis, anstái, pl. ansteis war anst, anstê, anstê, pl. enstî erforderlich. Sollte die länge einiger altn. ca- susvocale nicht aus der verwandlung des ihnen fol- genden s in r zu schließen seyn? nämlich das goth. kurze -is gen. sg. bleibt auch im altn. -s; das goth. -áus , -ôs (sunáus, gibôs) wird zu -ar, -ar, vermuth- lich -âr (sonâr, giafâr) desgl. -áis, -eis zu -âr, -îr (eigentlich -êr, îr) als: anstáis, ansteis = âstâr, âstîr; -ôs zu -âr, als: fiskôs, fiskâr; ich habe nicht getraut, diese vermuthung, ohne weitere stützen in der altn. decl. einzuführen. Im alth. pflegen (während s nach kurzem voc. in flexionen haftet, z. b. viskes) alle solche r abzufallen, wo sie nicht ein nachfolgender voc. schützt, vgl. këpô, viscâ, enstî (st. kepôr, viscâr, enstîr) hingegen plintêrâ (st. plintêrâr) plintêrô (goth. blindáizê). Verdient der grundsatz beifall, so ge- hört er in die buchstabenlehre, leidet aber auf ver- wandlung des wurzelhaften s in r keine volle an- wendung. 22) im mitt e lh. ergaben sich regeln über beibehaltung oder wegwerfung tonloser und stummer flexions- vocale. Auf andere und frühere mundarten passen sie nicht und es bleibt hier noch vieles zu ergründen. Wie erklärt sich z. b. die urkundliche flexion des alth. nom. sg. masc. plintêr = goth. blinds (und nicht blindáis) altn. blindr.? nach anm. 21. wäre kein plin- tër möglich und plintr widerstrebt der alth. mundart, der auch ein goth. fagrs, fugls ungerecht ist, wofür sie vakarêr, vogal (st. vogalêr) sagen muß. Hierauf werde ich bei den grundsätzen der wortbildung zurückkom- men. Die alth. syncopiert kaum, apocopiert aber häufig; die angels. altn. syncopieren öfter, apocopieren selten; man halte die alth. adj. flexion -êr, ës, -emu, -an; -u, -êrâ etc. zum goth. -s, -is, -amma, -ana; -a, -ái- zôs etc. zum angels. -, -es, -um, -ne; -, -re etc. zum altn. -r, -s, -um, -an; -, -râr etc. Es fehlt aber nicht an ungleichheiten in einer und derselben mundart. Die alth. z. b. verwirft die -u des pl. neutr., hält aber die -i sg. der zweiten neutr. decl. II. allg. vergleichung der declination. fest (merkwürdige ausnahme macht diz, welches ge- bräuchlicher ist als dizi, vgl. s. 795.); noch die mit- telh. wahrt -e (statt jenes -i) hat aber kein -e für jenes -u; der mittelniederl. ist bed f. bedde so gelän- fig als dit f. ditte. Die altn. setzt beides: kyn und föt f. kyni, fötu; das sächs. schwanken zwischen vord und fatu habe ich s. 636. 644. aus der vorstehenden langen oder kurzen silbe gedeutet, vielleicht mit un- recht, da zwischen kyn und rîki s. 660. es sich gerade umgedreht verhält. — Uebrigens ist der entgegenge- setzte und doch analoge einfluß der flexionen auf den wurzellaut a in dem s. 734. 737. gegebenen paradigma vergleichenswerth. — 23) die verschiedenheit der einzelnen declinationen be- ruht auf den vocalen, nicht den consonanten. Sie zeigt sich am deutlichsten im subst., weniger im adj., tritt aber auch im pron. hervor. Wiederum ist sie unter den drei geschlechtern vorzüglich beim masc. entwickelt. Zum kennzeichen der vier männl. decl. mag der goth. acc. pl. masc. dienen, welcher in der ersten a , in der zweiten ja , in der dritten u , in der vierten i gibt. Beim adj. erscheinen die drei ersten decl., doch keine spur der vierten; das pron. mengt spuren aller; zur ersten bekennen sich die formen þis, þamma, þana, þái, þizê (f. þáize?) þáim, þans, zur vierten ïs, ïs, ïmma. ïna, eis, ïzê, ïm, ïns; zur dritten jus (vos) uns (nos acc. während der nom. veis von der vierten zeugt). 24) bei der ersten männl. und neutr. decl. fällt die flexion -is gen. sg. im pron þis, hvis, adj. blindis und subst. fiskis auf. Hier scheint der voc. i unorganisch, da er die erste decl zu der vierten mischt; bestätigung finde ich in folgenden gründen: α ) der gen. pl. þizê wäre gleich fehlerhaft, und gerade das adj. hat -áizê, nicht -izê. β ) das org. i goth. flexion bleibt auch im alth. i, vgl. balgim, kuni mit palkim. chunni und zeugt später umlaut (mittelh. belgen, künne); jenes genitive -is hingegen wird alth. zu -es und bringt keinen umlaut, vgl. takes, tages. γ ) im alts. erscheint ne- ben -es die merkwürdige ältere flexion -a , fiskas, kunneas, die auf einen älteren goth. gen. fiskas. kun- jas deuten. δ ) für ein solches -as redet die erklärung des gen sg. dritter decl. sunaus aus sunuas (anm. 27.) — (über das spätere -um des dat. pl. statt -am nachher anm. 29.). II. allg. vergleichung der declination. 25) warum wohl der goth. nom. gen. dat. pl. masc. in pron. und adj. -ái, -áizê, -áim zeigen? da doch der dat. subst. -am , der acc. durchgehends -ans gewährt? Augenscheinlich verhält sich in den flexionen a zu ái wie i zu ei; fiskans, fiskam zu biindái wie balgins, balgim zu balgeis; reine verlängerung des a und i sind die goth. diphth. ái und ei keineswegs, aber ver- wandte längen, daher im nom. pl. subst. masc. ein -ôs neben dem dat. -am, acc. -ans auftritt, indem ô nach andrer seite hin dem langen â verwandt liegt. Im alth. darf î wirklich als reine längerung des i (palkî, palkim); â als reine längerung des a (nom. pl. viscâ) betrachtet werden, woneben im adj. das dem goth. ái parallele ê herrscht. Solche betrachtung würde müßig erscheinen, zeigte sie nicht den weg, wie eben die abweichung der flexionsvocale in verschiedenen mundarten zu faßen sey. Halb folgen sie dem gang der wurzelvocale, halb dem geheimen nachgefühl in- nerer flexionsbedeutsamkeit. Da sich nun in keiner sprache längen und doppellaute vollständig entwickelt oder erhalten haben, waren auswege unvermeidlich. 26) die zweite männl. und neutr. decl. ist völlig die erste, nur daß der bildungsvoc. i mit ins spiel ge- bracht wird, der im subst. masc. zuweilen -eis, -ei statt -jis, -ji bewirkt (s. 599.), weder im neutr. noch männl. adj. (s. 606. 720.); den grund dieses schwan- kens weiß ich nicht. Die übrigen mundarten gewäh- ren kein analoges î in denselben flexionen. Unter den pronominalformen bekennt das alleinige dizi (s. 795.) zweite decl. 27) in der dritten decl. wirkt der bildungsvocal u man- nigfacher als jenes i auf die flexionen ein; sunáus, sunáu mögen (wie haírdeis aus haírdjis) aus sunuas, sunna (? sunvas. sunva) herstammen, wofür die s. 601. angemerkten nebenformen ïêsuis, (st. ïêsuas) ïêsua wichtig zeugen. Über die weiteren casus vermuthun- gen stehen schon s. 601. anm. 3. Spätere sprachen mischen bei dieser decl. die vocale u und i, über- gänge aus dritter in vierte decl. liefern bereits goth. nom. pr. (s. 777.). 28) im gen. vierter männl. decl. schiene der gen. balgis organisch, der dat. balga hingegen für balgi (früher bal- gimma? stehend; die goth. und alth. mundart machen den sg. erster und vierter völlig gleich (daher später II. allg. vergleichung der declination. kein umlaut). Die altnord. abweichung des gen. bra- gâr, dat. brag von fisks, fiski verdient aufmerksamkeit. Sollte der pl. balgeis aus balgjis entspringen? Dem adj. überhaupt und dem subst. neutr. mangelt diese vierte decl. 29) in der weibl. ersten decl. verstehe ich den wechsel zwischen dem -ái und ô der flexionen wie anm. 25, womit sich auch der unterschied alth. mundarten, welche den gen. sg. und nom. pl. bald -â, bald -ô machen (s. 616. 617. 723.), aufklärt Vielleicht auch der alth. pl. neutr. zuei, dei; angels. tvâ, þâ (s. 761. 791.) vgl. mit dem goth. þô, hvô. . Der sprach- geist hieng entw. dem alten -ô an (ohne es einmahl in uo zu wandeln, s. 96.) oder brauchte die natürliche länge â. Letztere herrscht wohl in allen altn. gen. und plur. formen -âr = goth. -ôs, -áis): blindrâr, blindâr giafâr, âstâr. sonâr, bragâr. Im alth. adj. und dat. pl. haftete ô stärker. Schwerer bleibt mir die auslegung des -u im nom. sg. (st. des goth. -a) ob- schon es sich dem -um des männl. dat. pl. (goth. -am) vergleicht; das dative -u wäre wohl -û (? -uo). 30) der zweiten weibl. subst. decl. þivi (f. þiuja) acc. þiuja, pl. þiujôs steht das pron. si, acc. ïja, pl. ïjôs zu vergleichen; der alth. nom. siu, acc. sia parallel dem adj. mitju, mitja könnte dann doch das s. 628. ver- worfene maneghju (J. 363.) vgl. mëƷhaftju (K. 37 a ) rechtfertigen, zumahl wenn man das angels. menigo (s. 642.), woneben menigëó (wie hëó), anschlägt. 31) die dritte fällt zus. mit der dritten männl. (vgl. anm. 2. a). 32) die vierte hat, den gen. dat. sg. abgezählt, männ- liche flexion; denn hieße auch der gen. anstis, dat. ansta, so wäre die einstimmung mit balgs vollständig und diese wörter gehörten in die zweite anm. (s. 801.). Wie aber anstáis, anstái sich den formen gibôs, gibái nähern, scheinen auch die pl. háimôs, háimô, dáilôs (s. 605.) hervorzugehen. Indessen haben diese ausnah- men keinen fortgang und spätere sprachen halten die erste und vierte weibl. decl. fortwährend geson- dert. — 33) die fortschreitende sprache unterdrückt die bildungs- vocale i und u allmählig, wir sehen schon im goth. II. allg. vergleichung der declination. die zweite, noch entschiedner die dritte decl. jedes geschlechts eingeengt; späterhin schwinden sie bei- nahe. Der gang scheint zu seyn, daß anfangs die u sich in i verdünnen, endlich die i ausfallen. Wie das goth. þaúrsus, manvus bei folgendem flexionsvoc. bereits þaursjata, manvjata zeigen (s. 721.), verliert sich das i zweiter decl. im unflectierten nom. masc. neutr. (s. 719.). Das goth. hardus, þaúrsus heißt im alth. herti, durri nach zweiter, ja selbst hart nach erster. Und so könnte z. b. das goth. svarts (niger) früher svartus geheißen haben, wenn man dafür ei- nen eigennamen suartuas bei Procop 4, 25. anschla- gen will. 34) der formen des ungeschl . pers . pron . wurde nur ne- benher gedacht, insofern sie zu den übrigen flexio- nen stimmen, welches bei dem nom. pl. veis, jus und acc. uns der fall ist. Alle andern casus sind un- gleich und den anm. 3-17 gegebenen merkmahlen fremd. Der goth. nom. sg. ïk, þu weichen selbst von einander ab; der gen. sg. zeigt die reihe: meina, þeina, seina, der dat. mis, þus, sis; der acc. mik, þuk, sik; die nom. pl. veis, jus passen zu balgeis, sunjus, der acc. uns zu sununs; der gen. geht wie im sg. auf -a aus, scheidet sich aber von ihm durch die nahere bestimmung -ara; unsara scheint aus dem acc. uns abgeleitet, nicht anders der dat. unsis, wel- cher nebst ïzvis dem dat. sg. parallel auslautet. Wie aber uns zugleich den dat., umgekehrt unsis zugleich den acc. ausdrückt, muß die dativform ïzvis dane- ben für den acc. dienen. Der acc. uns würde einen nom. vjus, der nom. veis einen acc. vins begehren oder stünde veis neben uns (? vuns) wie ïudáieis ne- ben ïdáiuns (s. 777.)? jus könnte sehr wohl den acc. juns bilden, welches, wie uns unsis, den dat. junsis ergäbe, woraus jusis, ïzuis, ïzvis geworden? auf dieselbe weise würde jusara? junsara? zu ïzvara? — Die übrigen mundarten tragen zur aufhellung dieser dunkelheiten wenig bei; das alth. uns dünkt mich versteinerte acc. form, die geblieben, nachdem alle andern acc. das n abgelegt hatten und ähnliche flexions -s in -r verwandelt worden waren. Doch der alth. acc. pl. bekommt überdem die flexion -ih , welche dem ih, mih, dih des sg. entsprechend scheint: un- sih, iwih ; ein solches goth. unsik, ïzvik mangelt, wird aber durch ein angels. usic, ëóvic bestärkt, wegen II. allg. vergleichung der declination. welcher tenuis ich keine berührung des h mit s (etwa nach s. 318. 416.) muthmaße. Das altn. vër (? vêr) vor, oss, oss schickt sich zu den goth. alth. formen, der pl. zweiter pers. zeigt wieder ein abweichendes ydhr , wobei vielleicht an das altn. dd = goth. zd, alth. rt (oben s. 319.) zu denken wäre. — 35) der numerus dualis , für subst. und adj. längst un- tergegangen, ist bloß am pron. der ersten und zwei- ten person erhalten worden (s. 780. 781.) auch da ließ ihn die schriftsprache bald vergehen. In mittelh. ge- dichten, wo häufiger anlaß zum dual. wäre, erscheint er nicht, ausgenommen bei dem steirischen Ottocar, der sich verschiedentlich (z. b. cap. 450. 451.) der dual- form zweiter person nom: ëz, dat. acc. ënch, auch des poss. ëncher bedient. Gemeine volksmundarten hingegen haben hin und wieder den uralten dualis bis heute fortgeführt, als rohen stoff, ohne sich auf die lebendige, syntactische verwendung desselben zu verstehen, d. h. sie gebrauchen ihn für den plur. und mengen ihn mit pluralformen. Ich will hier die volksdialecte anführen, in denen der dualis fortdauert: a) auf den zwischen Island, Schottland und Norwe- gen liegenden Fær-eyjar (d. h. schaafinseln, dän. færœer) lautet der dual. erster person: vît. okkara. okkun. okur; zweiter: tît. tikkara. tikkun. tikur [Rask veiledn. p. 277.) — b) norwegische volkssprache: erster pers. gen. aakons (kons) dat. acc. aakon; zw. pers. gen. dekan oder dokkers, dat. acc. dekan [Halla- ger forerindr. XII.] vermuthlich findet sich der nom. ebenfalls. — c) manche schwedische mundart, viel- leicht auch die schottländische wird bei näherer auf- merksamkeit ähnliche formen ergeben. Vorhandenseyn des dual. nom. vit in Westbotnien bezeugt Ihre unter wi; dualformen in dem upländ. und westmanl. gesetz derselbe unter okar. — d) nordfriesische volkssprache: erster pers.: wet. unker. unk. unk; zweiter: jet. jun- ker. junk. junk [mitgetheilt von Hr. Prof. Falck zu Kiel] — e) westphäl. mundart der grafschaft mark und des herzogth. westph. bloß für die zweite pers. gätt (iät, ät) inker. ink. ink [mitgeth. von Hr. Conr. Holt- haus zu Schwelm] — f) bairisch-oestr. mundart, bloß für zweite pers. eß (iß, éz, tiz) enker. enk. enk; andere schreiben: ös (dös, döz) önger. öng. öng [vgl. Höfer 1, 187. 188. Schmeller §. 718. 721. wonach ink auch als nom., inkß, enkß als dat. acc. vorkommt]. — II. allg. vergleichung der declination. Übrigens läßt sich in allen deutschen dualformen das auslautende t oder z [schwerlich Ʒ, obgleich die neuh. mundarten beides z und ß gewähren; im alth. scheide ich iz, vos duo von iƷ, illud] leicht aus der cardin. tva, zuei erklären, schwieriger das -k oder -nk ; ver- muthlich war es ursprünglich accusative form (paral- lel dem mik, þuk, sik etc.) welche sich wie uns in unsara, unsis über die anderen casus verbreitete. — 36) der vocativ fordert nähere untersuchung α ) im pron zweiter pers. gleicht er überall dem nom. þu, jus; du, îr etc. β ) im subst. ist für den pl. kein be- denken, der voc. hat genau die flexion des nom. Schwieriger scheint der voc. sg.; die goth sprache läßt ihm nicht das kennzeichen des männl. nom. -s, bildet den voc. fisk, láisari, hairdei, sunáu, balg (Luc. 19, 22. Marc. 4, 38. 10, 17. Luc. 4, 23. 2. 48. Marc. 5, 7. 10, 48. Matth. 9, 27. Luc. 7, 14. 9, 41.); auffal- lende unterscheidung der voc. haírdei, sunáu vom acc. haírdi, sunu, da doch fisk, balg und brô ar (s. 610) zum acc. stimmen. Für den voc. erster weibl. decl. gebrechen belege; in zweiter lautet er þivi, mavi, (Luc. 9, 54.) verschieden vom acc. þiuja, mauja. Beim neutr. sind sich nom. acc. voc. immer gleich. Alth. und angels. stimmen diese drei casus im masc. und neutr. ebenfalls zusammen; zweifel könnte beim fem. da entspringen, wo sich nom. und acc. unterschieden, z. b. im angels. gifu; ich würde hier den voc. dem nom. gleichsetzen, nicht dem acc. Im altn finde ich den voc. dem nom. gleich, also im masc. auf -r en- digend; eine merkliche abweichung vom goth. ge- brauch. — γ ) im adj sind sich voc. und nom. gänz- lich gleich, im goth. wie in allen andern sprachen; er behält also namentlich im masc, und neutr. das -s, -ata, alth. -êr, -âƷ etc. pflegt jedoch gern in schwa- cher form construiert zu werden, worüber weiteres in der syntax. 37) ein instrumentalis hat in der alth. und alts. mund- art am längsten ausgedauert. Der goth. verblieb er nur in einigen pronominalpartikeln (s. 790. 798.) wo er die flexion -ê zeigt; die altn. behauptet ihn statt der dativform des neutr. adj. und pron. und läßt ihn beim pron. auf -î, -ŷ, beim adj. auf u (muthmaß- lich -û) endigen; dem subst. neutr. geht er ab, oder es müste nachweislich seyn, daß die männl. und neutr. dativflexion -i (nach s. 651. anm. 4. in sich selbst un- II. allg. vergleichung der declination. organisch) aus alter instrumentalform abstamme und die dativflexion verdrängt habe. Alth. gilt der instr. -û (welche länge das goth. -ê bestätigt) einförmig für masc. und neutr. des adj. und der ersten, zweiten, vierten decl. des subst. Die syntax lehrt, daß er sich auch seinem begriffe nach zumeist für neutra eigne. Fem. und pl. gewähren keine instr. form. — Mittelh. nur in den partikeln von diu, bëdin, mitalle, bëtalle; neuh. nur in desto (s. 408.) übrig; vgl. Schmeller §. 760. 38) mit den anm. 20. aus vergleichung des subst. und adj. geschloßenen, ursprünglich vollständigeren flexio- nen dürfen der decl. wesentlich fremde einschiebungen nicht verwechselt werden, deren zumahl beim alth. s. 622. 631., dann auch bei einigen anderen mundar- ten meldung geschah. Die verschiedenheit des falls leuchtet ein. Galt ein älterer gen. pl. viskêrô, kipêrô, wortêrô, so blieb die erweiterung -êr- auf diesen casus; galt ein älteres fiskana f. fisk, viscan f. visc, so blieb das -an auf den acc. sg. masc. beschränkt. Jene einschiebungen bezogen sich dagegen auf einen ganzen numerus, wenigstens auf mehrere casus, für welche der eingeschaltete cons. uncharacteristisch war. Auch unterscheidet der vorstehende vocal die erweite- rung -êr, -an von dem paragogischen -ir, -in und darum gebe ich den gedanken auf an ein aus altem gen. pl. hûsêrô st. hûsô unorganisch in die übrigen cas. gedrungenes hûsèr, hûsêrum (etwa wie der acc. uns in den gen. unsara), da es niemahls so, vielmehr hû- sirô, hûsir, hûsirum lautet. — 39) die geschichte der flexionen hat folglich zu achten a) auf das princip der flexion selbst. b) auf verhärtung uralter flexion, die zu scheinbarer wurzel geworden neue casus annimmt (dahin: uns, unsara etc.; dessen st. des etc. s. unten fr. spr. n° 2. 4. vgl. oben s. 774. 780.; Schmeller p. 203. note). c) auf einschiebung von bildungssilben, die umgekehrt scheinbare casus wer- den, ächte verdrängen (hiervon war eben n° 38. rede, doch den wichtigsten fall liefert die schwache form). d) auf abnorme verwendung ächter flexionsmittel, wozu abgeschliffene sprachen greifen; dahin zähle ich z. b. den dän. und schw. misbrauch des -s im gen. pl., da es ursprünglich nur dem sg. gebührte oder den neuhochd. misbrauch desselben -s in weibl. eigenna- men und zus. setzungen (s. 773. 774.). II. allg. vergleichung der declination. 40) es ist eine anomalie der hochd. alt- und angels. so wie der altfries. sprache, dem weibl . gen . pl . subst . erster und zweiter decl. schwache form zu verleihen; die angels. schreitet hierin noch weiter (s. 647. n° 7.). Der goth. und nord. bleibt solcher misbrauch fremd. II. erwägung der schwachen declination. Behandeln wir das uns überlieferte als etwas stehen- des, ohne nach seinem ursprung zu fragen, so läßt sich die eigenthümlichkeit der schwachen decl. in folgende allgemeine grundzüge faßen; a) alle casus mit strenger ausnahme des nom. sg. jedes geschlechts zeigen ein cha- racteristisches -n : auch dem dat. pl. mangelt es ge- wöhnlich, nicht durchgehends. — b) die drei geschlech- ter sind zwar geschieden, weniger aber durch consonan- ten, als durch vocale, deren verhältnis bei vergleichung der einzelnen sprachen ziemlich räthselhaft erscheint. Nur im goth. fällt auf das weibliche ô ein licht durch zus. stellung mit dem vorhin (s. 806.) bemerkten ô des gen. pl., gegenüber dem männl. und neutr. ê. — c) gleichheit des männl. und neutr. gen. sg. bleibt un- gestört; im pl. wankt sie; gleichheit des nom. sg. fem. mit dem nom. acc. pl. neutr. geht verloren, dagegen tritt sie zwischen dem nom. sg. fem. und nom. acc. sg. neutr. hervor. Nähere prüfung der ganzen erscheinung hat mich zu folgender theorie hingeführt: die schwache form der subst. und adj. beruht im zusammenstoß eines prin- cips der bildung (eben des schon erwähnten -n) mit dem der flexion, wobei letzteres am ende überwältigt wird und weicht, ersteres aber die natur eigentlicher casus annimmt. Zuerst werde ich hiernach die schwa- chen subst. (anm. 1-12.) dann die adject. (13-19.) zu entwickeln suchen. 1) der weg, von dem ich ausgehe, würde dunkeler seyn, wenn nicht die älteste unserer mundarten, die go- thische , unverdrängte überbleibsel des flexionsprin- cips gehegt hätte. Es sind beim masc. sowohl als fem. die -s des gen. sg. und des nom. acc. pl.; beim neutr. das -s gen. sg. und das -a nom. acc. pl.; endlich das -ê gen. pl. masc. neutr. und ô gen. pl. fem., welche sich sämmtlich den ausgängen starker form vergleichen. Der dat. pl. behauptet ganz die ächte flexion, masc. neutr. -am, fem. -ôm, stößt F f f II. allg. vergleichung der declination. aber die bildung -n aus. Der nom. sg. wirft flexion sammt dem n der bildung weg, läßt aber den vorste- henden bildungsvocal. Endlich dat. und acc. sg. ha- ben das bloße bildungsmittel ohne ächte flexion. 2) blôma stehet für blômans d. i. blôm-an-s; das -s fiel bereits in der starken decl. zuweilen aus und weicht in den übrigen mundarten noch leichter; ein früheres blômas ist zwar möglich, aus goth. eigennamen grie- chischer schriftsteller z. b. ἀττιλας, τοτιλας jedoch un- erweislich, weil dieses -ας gerade graecisiert scheint und Ulphilas (älter als Procop etc.) kein goth. -as kennt. Das bildende n fehlt dem nom. durchaus, wohl um den acc. von ihm zu sondern. Der gen. blômins erklärt sich aus blôminis d. h. blôm-in-is statt blôm-an-is, wofern die wandlung des -an durch assimilation erfolgte, dergleichen damit der goth. sprache bestimmter nachgewiesen würde, als oben s. 114. Das i von dem -is fiel ab, doch die wirkung blieb; war es (wie vorhin (s. 810. gesagt) unorganisch, so wird auch das i vor dem n früher anders gelautet ha- ben. Minder leicht als der gen. verständigt sich der dat. blômin; die flexion -a ist abgelegt, aber woher assimilation i? man sollte meinen blôman für blômana; entw. muß ein alter dat. blômini, oder angenommen werden, daß es mehr auf äußeren unterschied vom acc. ankam, Der acc. blôman , d. h. blôm-an ist in der ordnung, da auch die starke form fisk von flexion entblößt war. Im nom. pl. blômans für blôm-an-ôs hätte die assimilation blômôns wirken sollen (wie tug- gôns, eben weil sich hskôs und gibôs begegnen), im gen. desgl. blômênê st. blômanê oder vertritt -ê das dem Gothen mangelnde -â? der dat. blômam stehet für blômanam, der acc. blômans f. blômanans, wobei ich syncope des -an der flexion, nicht des der bil- dung annehme. Vielleicht drang der vorherrschende a laut allmählig in nom. und gen. pl. ein. 3) beim fem. erklären sich gen. sg. nom. acc. pl. tug- gôns gut aus tugg-ôn-ôs, durch assimilation, wenn die bildung -an und nicht eigentlich -ôn lautete; ebenso der gen. pl. tuggônô d. h. tugg-ôn-ô; der dat. pl. tuggôm steht für tuggônôm, wie blômam f. blômanam. Bedenklich bleiben die drei übrigen ca- sus, nom. dat. acc. sg., indem tuggô aus tugg-an-a (wie blôma aus blôm-an-s) tuggôn aus tugg-an-ái (wie blômin aus blôm-an-s) tuggôn aus tugg-an-a II. allg. vergleichung der declination. entspringen müste. Das ô könnte durch übergewicht jener fünf erstgenannten casus eingeführt seyn; der nom. tuggô verletzt inzwischen die gleichheit mit dem nom. pl. neutr. und da wir beim schwachen neutr. wirklich haírtôna finden, gewinnt ein älterer nom. und acc. sg. fem. tuggôna (für tuggana) immer schein. 4) gen. dat. sg. neutr. haírtins, haírtin erläutern sich wie blômins, blômin; woher aber das ô im nom. acc. haírtô ? und im nom gen. pl. haírtôna, haírtônê ? fl xivisch kann es nicht seyn, weil die flexion richlig im -a und -ê liegt, dem nom. sg. neutr, aber gar keine gebührt. Sollte der vermuthete ältere nom. sg. fem. tuggôna für tuggana im parallelen pl. neutr. ein ab- normes ô (haírtôna für haírtana) gewirkt haben, von wo es sich in die übrigen casus (gen. dat. sg. abge- rechnet) verbreitete? haírtôna gewöhnte an einen sg. haírtô, wie blômanê an blôma, tuggônô an tuggô, da doch anfänglich der nom. sg.: blômans, tuggana, haírtan gestaltet war. Die bemerkenswerthen dat. pl. (oben s 609.) vatnam , namnam (st. vatam, namam) des nom. pl. namna , vatna (st. namôna, vatôna) be- zeugen theils früheren gebrauch des bildungs-n (folg- lich auch im nom. sg. ?) theils die erläßlichkeit des weibl. ô im neutrum. — 5) außer dem ô haben andere schwache fem. den diphth. ei (s. 609.) und wenn tuggô aus tuggana, so mag ma- rei aus marina, mareins aus marinôs entspringen [vgl. unten anm. 16.]. Die schwankende flexion ungothi- scher wörter gestattet ein solches -ei auch dem masc. in dem acc. drakmein Luc. 15, 9. für drakman vom nom. drakma, gen, -ins, acc. pl. -ans. Bedenklicher wäre der schluß von alabalstraun Luc. 7, 37. und bys- saun Luc. 16, 19. auf einen schwachen nom. alabal- stráu, byssáu, da hier steife übertragung des gr. ἀλά- βαστρον, βύσσον (wie Marc. 10, 51. rabbaunci f. ῥαββονὶ ) vorzuliegen scheint. — 6) alth . bleibt von der flexion nur der gen. pl. -ô übrig und entspricht dem -ô starker form; ich habe ihm den bildungsvoc. assimiliert angesetzt, pluomônô, zun- kônô, hêrzônô; pluomonô, als gegensatz zum fem. und neutr. wäre beßer, wenigstens dem goth. blômanê gemäßer, zumahl auch im nom. pluomo, acc. pluo- mon; nom. pl. pluomon, dat. pl. pluomom (st. pluo- môm) o dem goth. a parallel steht; das -un, obwohl F f f 2 II. allg. vergleichung der declination. der ältesten quellen, scheint nicht so gut; gen. dat sg. -in wie im goth. daß es früher zu -en wird, als an- dere i (z. b. palkim, chunni) und gleichen schritt mit dem -es (für -is, gen sg.) nimmt, begünstigt meine theorie, umlaute wie nemin, henin blicken nur sel- ten vor und schwinden völlig (mittelh. nur: namen, kein nemen, wie doch belge, belgen). Im weibl. pa- radigma s. 626. 628. hätte ich den nom. zunkâ, redjâ setzen sollen (wenn schon N. -a schreibt) theils zu treffender sonderung des këpa von zunkâ, theils we- gen des goth. tuggô, da auch viscâ, këpâ (nom. pl.) neben fiscôs, gibôs gelten. Das û der übrigen casus hat zwar mit recht länge, stimmt aber weder zum -ônô, -ôm des gen. dat. pl., noch dem -a des nom. sg. Bei dem neutr. s. 629. ziehe ich wieder den nom. acc. sg. herzâ vor; man beachte das schwanken in die starke weibl. flexion. 7) die angels . formen laßen sich vielleicht so bestimmen: masc. -a, -an, -an, -an; -an, -enâ, -um, -an; fem. -ê, -ân, -ân, -ân; pl. -ân, -ênâ, -um, -ân; neutr. -ê, -an, -an, -ê; -ân, -ênâ, -um, -ân? Das -an gen. dat. sg. masc. neutr. mag einer alten gen. flexion -as angemeßen seyn. 8) altn . ist das auslautende bildungs -n überall abge- fallen (s. 305.), das inlautende manchmahl geblieben; beim masc. stellt sich der nom. -i ohne umlaut als unorg. dar, er lautete wohl früher gleich einzelnen ausnahmen, -a (s. 661. n° 4.); sg. fem. endigt muth- maßlich: -â, -û, -û, -û; neutr. -â, -a, -a, -â? Der pl. masc. weist starke form, die aber weniger rückgekehrt, als (mit ausgestoßnem bildungs -n) von anfang geblieben scheint. Das n behielt z. b. gumnâr, gumnâ , welches vollständig mein theoretisches goth. blômanôs, blômanê wäre. Gen. pl. fem. tûngnâ Kaum vergleichbar dem s. 817. n° 40, berührten schw. gen. pl. starker fem. fügt sich nicht minder an tuggônô; im nom acc. tûn- gûr kann ûr nicht bloße, starke flexion seyn, da es einen starken nom. pl. -ur oder -ûr gar nicht gibt: es ist verfließung des vocals der bildung mit dem cons. der flexion, des bildungscons. n wurde ausge- stoßen, folglich steht tûngûr für tûngonâr, tûngnâr. Im pl. neutr. nehme ich hiörtu f. hiörtnu. — II. allg. vergleichung der declination. 9) schließt nach dergleichen annahmen jedes schwache subst. eine bildungsform in sich Starke werden in schwache fortgebildet , z. b. tac (dies) halm (culmus) in virtako (sabbatum) johhalmo (loram) etc. , kann es folglich keine baare wurzel enthalten; so darf auch die be- deutsamkeit des bildenden -n in anschlag kommen. Es ist nicht zu verkennen, daß diese wörter vorzugs- weise den begriff von handeln, leben und regsamkeit auszudrücken haben, daher häufig zu appellativen von menschen, thieren, bäumen, pflanzen, gliedern des leibs dienen. 10) es kann dem bildenden -n schon ein oder mehr andere bildungsmittel vorhergehen, z. b. die ableitung -i (vgl. die zweiten schwachen declinationen, als vilja, gen. viljins d. h. vil-i-in-s) oder -l, -r (z. b. gibla, giblins, d. h. gib-l-in-s) oder selbst schon -n vgl. das alth. hakano, hakanin (goth. hagana, ha- ganins, d. h. hag-an-in-s) mistina, mistinûn (d. h. mist-in-ûn) etc. In goth. diminutiven magula, ma- vilô ist die schwache form das dritte bildungsmittel und der gen. magulins, mavilôns zu zerlegen in mag-u-l-in-s, mav-i-l-ôn-s. Diese diminutive mahnen mich an die besonderheit mittelh. sprache, neben der üblichen schwachen form auf -el oder -ele (s. 771.) eine starke auf -elîn zuzulaßen; z. b. gleich- viel mit etzel, gen. etzeln und durchaus kein anderer name ist etzelìn. etzelînes (klage 358) und so wech- selt in Gudr. und Nib. hetele, hetelen; wërbel, wër- beln; swëmmel, swëmmeln mit hetelîn, hetelînes; wërbelîn, -înes; sollte hier ein nachgefühl des schwa- chen nom. mit -n walten? st. des goth. attila, atti- lins ein älteres attilans, attilanis durchschimmern? Mehr davon bei der lehre von den verkleinerungen. 11) es fragt sich: ist das in gebliebener starker form gel- tende bildungsmittel -an, -in einerlei mit dem prin- cip -n (oder -an, -ôn ) schwacher form? z. b. das goth. þiudans, þiudanis (nicht assim. þiudinis); himins, himinis verglichen mit der supposition blômans, blô- manis, woraus blôma, blômins geworden. Eine be- jahende antwort, d. h. annahme verschiedenes schick- sals für ursprünglich gleichartige bildungen, stützt sich auf das factum, daß sich an manchen wörtern II. allg. vergleichung der declination. beiderlei entwickelung nachweisen läßt. Das altn. starke nafn. nafns; vatn, vatns entspräche einem goth. namn, namnis; vatn, vatnis; lantet aber schwach namô, namins; vatô, vatins, obgleich der pl. die ano- malie namna, vatna wirklich zeigt (s. 609.); alth. ent- spräche waƷan, waƷanes; naman, naman, namanes; für jenes gilt die gleichbedeutige starke bildung -ar: waƷar, waƷares; für dieses die schwache form: namo, na- min. Übertritte können durch einzelne, in beiden formen zus. treffende casus, wie den acc. sg. und pl. masc. (vgl. þiudan mit blôman, d. i. blôm -an) ge- bahnt worden seyn. Besonders lehrreich wird die vergleichung der starkschwachen decl. des wortes man- na (s. 610. 611.); der alth. gen. man (s. 630.) verhält sich zum goth. mans wie alth. hanin zum goth. hanins. Das spätere schwanken zwischen starker und schwa- cher decl. (s. 674. 685) gehört nur halb hierher, da die mischung abgeschliffener formen, welche keinen andern vocal hören laßen, als ein unbetontes e. dem früheren schweben einzelner wörter, bei vollem und wechselndem vocal, aus form in form nicht gerade gleichgilt. Weshalb ich auch die uralte sonderung und festsetzung einer deutschen schwachen decl. [ g e- bührlich scheint die benennung, weil das eigentliche flexionsprincip geschwächt, beinahe aufgehoben wird] keineswegs unorganisch heiße, die neuh. verwirrung des schwachen -en mit dem -en starker bildung (s. 703. 704.) ist unorganisch, da sie kaum in der ah- nung ansänglicher einheit beider grundsätze beruhen mag, und nicht allein starke subst. in schwache ver- wandelt, sondern auch umgekehrt schwache zurück in starke. Das letzte ist wider die natur der sprache; es gibt hier keine rückkehren. 12) für unorganisch gelten auch einmischungen schwa- cher form in einzelue casus starker wörter (vgl. anm. 40. zur starken decl.) dergleichen die heutige deutsche volkssprache noch mehrere darbietet (Schmeller §. 810. 845.). Und wer möchte die allmählige ausdehnung schwacher form auf den ganzen pl., die wiedereinwei- sung starker in den sing. (mittelniederl. s. 689. 692; neuniederl. 705. 707. 708.) dem ursprung und gang unserer sprache angemeßen halten? Während das neuh, und niederl. durch falsche anwendungen schwacher flexion die menge gleichtöniger ausgänge -en fast ins übermaß steigerte, gieng in der abgeschliffenen engli- II. allg. vergleichung der declination. schen das princip völlig unter; eine glücklichere hal- tung aber behaupteten nordische decl. 13) bisher bloß vom schwachen subst., an dem adjectiv scheint die ganze erklärungsweise zu scheitern. Das deutsche adj. hat außer der ihm mit fremden spra- chen gemeinen eigenschaft, drei geschlechter zu ent- falten, die (jenen gebrechende) besondere: jede wur- zel, für alle geschlechter, beides der starken und schwa- chen form zu unterwerfen. Das subst. fisks erstreckt sich nicht über die eine männl. decl.; im gegentheil das adj. blind bringt es zu sechsen: blinds, blinda, blindata; blinda, blindô, blindô. 14) die adjectivische schwache decl. ist nun der subst. schwachen gänzlich gleich , müste sich folglich ebenso entwickeln laßen. Wie aber vermag das zu gesche- hen, da die adj. starke flexion von der substantivischen abweicht? Wie könnte aus blindáizôs ein blindôns, aus blindamma blindin, aus blindái blindans, aus blin- dáizê blindanê durch bloße einwirkung des bilden- den -n erklärt werden? Es bleibt kein andrer aus- weg, als: die schwache form des adjectivs erscheint, wenn schon in uralter zeit, bis wohin unsere quel- len längst nicht mehr reichen, vorhanden, dennoch der mangelhafteren substantivdeclination nachgeahmt, also gewissermaßen unursprünglich; sie scheint wenig- stens zuerst auf eine reihe von adj. beschränkt, zu- letzt typus für alle geworden. Für diese ansicht spricht theils der abgang einer so allgemeinen doppel- form in verwandten älteren sprachen, theils die häu- fig unverkennbare substantivische construction und be- deutsamkeit des schwachen adjectivs. Daher sich die wahre adj. flexion ïbns, ïbnis, ïbnaizôs etc. von blinda, blindins, blindôns durchaus entfernt, obgleich in beiden die bildung -n regsam war. 15) nachdem sich die geschwächte form einmahl indivi- duell gesetzt und den schein wirklicher flexion ange- nommen hatte, folgten viele subst. und adj. der ana- logie und die masse wuchs durch sich selbst. Denn die anzahl schwach flectierter wörter ist schon im goth. und alth. ansehnlich und nimmt mehr raum ein, als sonst dem bloßen bildungsmittel -n zugestanden werden dürfte. 16) die beschränkung des comparativs auf schwache decl. darf hierbei nicht übersehen werden; das mittel der II. allg. vergleichung der declination. comparation tritt zwischen wurzel und schwache bil- dung: blindôza, blindôzins = blind-ôz-a (für blind- ôz-an-s) blind-ôz-in-is, während das -n in ïb- n-ôz-a, ïb-n-ôz-in-is vor dem -ôz stehet; war- um das fem. -ôzei, -izei laute und nicht -ôzô, -izô (oben s. 757.)? bleibt schwer zu ergründen, vgl. die fünfte anm. 17) einzelne, wenige spuren schwacher flexion hat das pronomen, die wegen ihres hohen alters merkwürdig sind. Der nom. sg. masc. fem. des goth. demonstr. sa, fô stimmt zu blinda, blindô; sollte der acc. fem. þô für þôn, der pl. neutr. þô für þôna stehen, denn der starken form wäre in beiden fällen nur þa gemäß? Ließe ferner das interrog. hvas , neben dem analogen fem. hvô , auf ein älteres sas statt sa schließen, so könnten beide für ein älteres blindas streiten (anm. 2.). Doch weder im angels. stimmt se, sëó (nicht sa, se) zu blinda, blinde, noch im altn. sâ; sù (nicht si, sa) zu blindi, blinda; diese casus, ohnehin andern stamms, als die übrigen, mochten sich frühe verdunkelt ha- ben. Auch der alleinstehende gen. sg. masc. þessa vom nom. þessi ist hier nicht besonders wichtig; bei der bildung der pron. werde ich mehr davon sagen. 18) von vocativ und instr . keine spur bei der schwachen flexion, welches ihre größere stumpfheit bezeugt. Da wo diese casus erforderlich sind, steht für erstern über- all der nom., für letztern der dat., bei subst. sowohl als adj. 19) die aus mehr als einer ursache nöthige vergleichung der schwachen form mit dem suffigierten artikel kann erst nach abhandlung dieser lehre (im vierten buch) klar gemacht werden. III. vergleichung fremder sprachen. 1) alle urverwandten erkennen die s. 801. aufgestellten regeln a. b. (nicht immer c. d.). 2) zum goth. nom. masc. -s stimmt das sanskr. -s oder -h (welche beide spiranten vorkommen) als: sah (is) jah (qui) eschah (iste) ambaras (lat. imber, gr. ὄμβρος ) dantah (dens) anjah (alius) navah (novus) fällt aber beim subst. öfter, beim adj. zuweilen weg, z. b. pitâ st. pitarch (pater) sarmâ (felix) — das gr. -s, vgl. ὄς (qui) ἐκεῖνος (ille) ὀδοὺς (für ὀδοντς ) γέρα- νος (grus) ἄλλος (alius) νέος und erfährt gleichfalls apo- II. allg. vergleichung der declination. cope in πατὴρ, τέρην (tener) etc. — das lat. -s, vgl. is, quis, dens (st. dents) alius, deus, novus; abfallend z. b. in pater, homo, liber etc. — das litth. -s, wie: tas (is) szis (hic. das goth. his s. 794.) diewas (Deus) dantis (dens) géras (bonus) szaltas (gelidus); abfallend nur im subst. z. b. piemuͤ (opilio) — die slavische sprache wirft es allenthalben fort. — Auf ein früheres allgemein deut- sches -s, statt des alth. und nord. -r, deuten selbst ein- zelne wörter, in welchen -s fortdauerte, weil es in die wurzel wuchs, wenigstens scheint mir vëlis, vëlises; hals, halses aus fils, filis; hals, halis entsprungen, wenn ich πέλα, πέλλα (maced. für φέλα, φέλλα ) col- lum und das altn. fiall gen. fialls erwäge, obgleich hals schon im goth. den gen. halsis macht. 3) nom. sg. fem. (sanfter vocalauslaut): sanskr. jâ (quae) sâ (ea) eschâ (ista) anjâ (alia) tavâ (tua) sutâvira (fi- lia) — griech. ἥ (quae) ἐκείνη (illa) ἄλλη (alia) μοῦσα (musa) τιμή (honor) — lat. ea, quae, alia, nova, musa, dea. — litth. tà (ea) szi (haec) tawa (tua) géra (bona) rankà (manus). 4) nom. sg. neutr.; hier findet sich das dem goth. t in -ata, alth. Ʒ in -aƷ entsprechende d (oben s. 586.) merkwürdig im sanskr. pronomen, vgl. jad (quod) tad (id) etad (istud) kad (quid, interrog.) in den lat. formen: quod, id, quid, illud, istud, aliud ist auch dieses d keineswegs paragogisch, sondern urform; die Griechen in ὅ, τό, ἐκεῖνο, ἄλλο etc. haben es abge- legt, wie sie überhaupt diesen cons. nicht im auslaute leiden. Da nun im sanskr. neben dem interr. kad ein relat. kim; im lat. neben jenen formen auch schon ipsum (nicht ipsud) gilt, läßt sich muthmaßen, daß die lat. adj. endung -um (bonum, magnum) gleich- falls früher -ud gelautet habe, nicht anders urtheile ich von der griech. flexion -ον (für ομ ) καλόν, νέον und der sanskrit. -am : navam (novum) etc. Offenbar blieb unser durch alle adj. gehendes -ata, -aƷ dem alterthum getreuer, während jene sprachen den acc. masc. -am, -um, -ον auf den acc. (folglich nom.) neutr. anwendeten, etwa wie beim deutschen subst. diese casus gleichstehen (d. h. ohne flexion, vgl. fisk mit vaúrd) woher sich auch das häufige schwanken zwischen männl. und neutr. geschl. begreift (z. b. ζυγὸν und ζυγὸς ; ἅλς und sal). Dafür behauptete sich im lat. und griech. subst. neutr. die parallele endung: jugum, aevum, ovum, malum; ζυγὸν, ὀὼν, μῆλον ; II. allg. vergleichung der declination. wodurch das vorhin s. 808. auch fürs deutsche subst. geschloßene -ata, -aƷ bestärkt wird, also ein goth. jukata f. juk, ein alth. eigaƷ f. ei. Und wäre diese neutrale flexion vielleicht in einzelnen wörtern nach- zuweisen, in denen sie allmählich erhartete, d. h. sich zur wurzel schlug? sollte nicht unser salz, holz auf ein früheres salaƷ, holaƷ denten [vgl. oben s. 808. n° 20, a], der gen. salzes, holzes eigentlich sales, ho- les gewesen seyn? Man müste alle analogie des gr. und lat. ἅλς, ἁλος ; sal, salis; ὕλη , silva verkennen; wer weiß aber, aus wie früher zeit solche versteine. rungen rühren! jenes alth. salaƷ oder ein goth. salata, gen. salis (so wie die n° 2. vermutheten fils, filis; hals, halis) sollen hier nur erläutern. 5) gen. sg. masc. neutr. — kennzeichen gleichfalls s, welches aber in der zweiten lat. und gr. decl. für subst. und adj. abgeworfen ist; im litth. werfen es die meisten decl. ab. Das sanskr. pron. hat kasja (cujus) asja (ejus) tasja (hujus) sarmanas (felicis); das lat. ejus, hujus, cujus, illius etc.; das griech. und litth. ohne -s; τοῦ, οὗ ; jojo, szio, to etc. 6) dat. sg. masc. neutr. — hier scheint über das goth. mm statt des spätern m aufklärend, daß das sauskr, pron. tasmai dem goth. þamma antwortet (wie ἐσμί = εἰμί dem dor. ἐμμί vgl. annals of orient. lit. p. 16.); ebenso heißt kasmai (cui) goth. hvamma; asmai (ei- dem). Einfaches m wäre auch, als ursprüngliches zei- chen des acc, für den dat. unschicklich; erst nach- dem der deutsche acc. n angenommen, konnte sich m dem dat. eignen. Sanskr. subst. und adj. zeigen kein sm, bloßen vocal z. b. pitarê (patri) sarmanê felici). Weder im lat. noch lgr. hat dieser casus irgendwo ein m, überall bloßen vocal (bei pron. adj. und subst.) oder man müste das altlat. sogenannt para- gogische -d (Schneider 260. 261.) wegen seiner be- rührung mit -m (vgl. vorhin unter 4. aliud = alium) anschlagen dürfen. Die litth. sprache besitzt gleich der deutschen das dative m im pron. und adj. vgl. sziám (huic) jamjam (ei) tam (ei) gerám (bono) me- dinnám (silvestri), aber auch nicht mehr im subst.; einstimmend zeigen die slav. sprachen -m im dat. pron. und adj., nicht subst. 7) acc. sg. masc. — dem deutschen -n begegnet das griech. -ν , herrscht aber nicht nur in pron. und adj., II. allg. vergleichung der declination. sondern auch im subst. vgl. τόν, καλόν, λόγον . Beide führen auf ein älteres -m, welches sich im sanskr. und lat. darlegt, vgl. tam (eum) imam (eundem) etam (istum) sarmânam (felicem) pitaram (patrem) râmam (Ra- manem); eum, illum, bonum, hilarem, avum, patrem. Der litth. accus. endigt durchweg auf einen gestrichenen vocal, der gerade das weggefallene n bedeutet (Mielcke §. 9. I, 6.). Alles bestätigt meine vermuthung eines frü- heren ausgangs deutscher subst. auf -n, parallel den adj. und pron. 8) gen. sg. f. — kennzeichen s. doch mit häufigem ab- fall, z. b. in der lat. ersten decl. subst. und adj. men- sae, bonae, wo es im gr. bleibt: μούσης, καλῆς , und und im pron. τῆς, ἧς ; ebenso im litth. subst. adj. und pron. rankôs (manus) gérôs (bonae) josês, sziôs, tôs, also gerade in den sprachen, die das männl. gen. -s ab- legen. Dieser stärkere haft des weibl. s mag mit dem doppelten goth. s zus. hängen; die sanskr. weibl. pro- nominal formen tasiâh (hujus) kasjàh (cujus) asjâh (ejusdem) stimmen zum goth. þizôs, ïzôs, hvizôs, s ist auslautend zu h geworden. 9) dat. sg f. — keine fremde sprache gewährt s, alle haben bloße vocalflexion. 10) acc sg. f. — kennzeichen m, wie beim masc. nur mit vorausstehendem langen vocal; sauskr. tàm (eam) imâm (eandem) etâm (istam); gr. τήν, ἥν ; lat. eam, illam, istam und gleicherweise in adj. und subst. κα- λήν, μοῦσαν ; bonam, mensam. Im litth. durchgehends gestrichener voc. wie beim masc. Alle deutschen mundarten werfen dies kennzeichen weg und ein gi- ban, blindan müste in sehr frühe zeit fallen. 11) pl. nom. m. — meist vocalisch ausgehend, vgl. sanskr. imê (iidem) gr. οἱ, οἵ ; lat. ii, illi, isti, hi, qui; litth. tie, szie, und ebenso die adj. und subst. καλοί, λόγοι ; boni, viri; geri (boni) ponai (domini); doch hat sich in einigen decl. s erhalten, vgl. sanskr. sarmânas (fe- lices) μέλανες, μῆνες ; felices, menses, currus; szwie- sus (lucidi) waisus (fructus). 12) acc. pl. m. — kennz. sanskr. -n (wo der nom. -ê hatte) vermuthlich mit apocope eines h oder s: imân (eosdem) lôkân (mundos) sutân (filios); umgekehrt mag vor dem gr. lat. litth. -s das n syncopiert seyn: τούς, οὕς, καλούς, λόγους, θήρας ; eos, illos, quos, hos, bonos, viros, breves, menses, currus (vor s fiel häufig n aus, II. allg. vergleichung der declination. vgl. toties, totiens; praegnas, praegnans; Schn. 456- 63.); litth. tus, szus, gerùs (bonos) szwiesùs (lucidos) ponùs (dominos) waisùs (fructus). 13) nom. pl. f. — kennz. theils s, als: sanskr. imâh (eaedem) lat. breves, res, noctes; litth. tos, szios, géros (bonae) zwiesos (lucidae) rankos (manus) — theils vocal: αἱ, αἵ, καλαί, μοῦσαι ; hae, eae, illae, bonae, mensae. 14) acc. pl. f. — kennz. s: sanskr. imâh (easdem); τάς, ἅς, καλάς, μούσας ; eas, has, quas, bonas, mensas; litth. tas, szes, szwieses, geras, rankas. 15) nom. acc. pl. neutr. wie nom. sg. f. vocalisch, doch oft ohne genaue einstimmung: τά, ἅ, καλά, σῦκα ; ea, illa, bona, scamna, brevia, maria. 16) gen. pl. comm. — kennz. α ) -sam, -sum, -rum; sanskr. nur beim pron. keshâm (quorum) eshâm (eo- rundem) eteshâm (istorum) kasàm (quarum) etasâm (istarum) asâm (earundem); lat. ausgedehnter bei pron. adj. subst. quorum, eorum, horum, illorum, bonorum, virorum, dierum; quarum, earum, bonarum, mensa- rum; vermuthlich früher -osum, -asum st. -orum, -arum; andere sprachen ohne spur des s oder r; aus dem lat. darf man schließen, daß sowohl im sanskr. adj. und subst. ältere den pronominalen analoge flexio- nen galten, als auch im deutsch. subst. solche, die dem pron und adj. glichen (s. 808.) ferner, daß dem deutschen -zê, -zô, -rô hinten ein m oder n abge- schnitten ist. — β ) mit ausgestoßnem s oder r ein bloßes -âm, -um; so wie im sanskr. adj. und subst. z. b. dêvânâm (deorum) apâm (aquarum) sarmanâm (felicium); in der lat. dritten und vierten, ausnahms- weise der ersten und zweiten -um statt -arum, -orum (Schn. formenl. p. 24. 69.); griech. überall -ων , bei pron. adj. subst.; litth. überall -û, offenbar mit abge- legtem m. Also könnte zwar im goth. die alte form fiskaizêm, gibôzôm stufenweise versunken seyn, erst zu fiskáizê, gibôzô, oder zu fiskêm, gibôm, endlich zu fiskê, gibô doch ein wie hohes alter muß man schon für fiskêm, gibôm voraussetzen. wenn selbst in- dische und griech. gen. auf keiner andern stufe stehen! 17) dat. pl. comm. — kennz. α ) -bhjah, -bus, -ms; sauskr. ebhjah (eisdem) sarmabhjas (felicibus); lat. nur im pron. nobis, vobis, quibus; in adj. dritter decl. brevibus und den zahlw. duobus, -abus, ambobus, II. allg. vergleichung der declination. -abus; in subst. der drei letzten: mensibus, artubus, diebus; ausnahmsweise in erster: filiabus etc. (Schn. p. 25 sqq.) was auf ein filiobus zweiter hinweist; et- wan entsprang oloes f. illis (Schn. p. 74.) aus oloe- bus? Litth. pron. und adj. -ms; subst. bloßes -m, ein früherdeutsches -ms, -mr (s. 808.) bestätigend; man halte das altn. þrimr, litth. trims zum lat. tri- bus, da aus habêm (habeo) habên (habere) hân, aus -ben im volksmunde häufig -bm, em wird (Schmel- ler §. 408. 550. 576.). Die deutsche und litth. sprache warfen von ms = bs das s fort, andere — β ) umge- kehrt den vordern cons. und behielten -s [gerade wie beim gen. pl. aus der vollen form die dentsche das vordere r, die griech. das hintere ν behielt]: die lat. pron. his, eis, illis, istis st. hibus etc. zuweilen quîs f. quibus; adj. und subst. erster und zw. decl.; die gr. pron. adj. subst. durchgängig -s, in dritter decl. -σι, σιν , (? für -νς, νσι ) z. b. τρισί (tribus). — 18) diese für unsern zweck ganz obenhin angestellte ver- gleichung erbringt, daß in allen sprachen desselben urstamms, wie in der deutschen, nur ein consonanti- scher typus für die gesammte decl walte, einzelne abgewichene oder erstumpfte flexionen aber ebenso auf vollendetere frühere zurückgeleitet werden dürfen. Das lat. his z. b. auf hibus; bonis auf bonobus, bo- nabus; der gen. boni, atri auf bonius, atrius (vgl. alius, solius, neutrius etc.); der nom. boni auf bo- noes, bonos; der acc. bonôs auf bonons, currus auf curruns, der gen. pl. ducum, legum auf ducerum, legerum (altlat. wirklich boverum, joverum, lapide- rum, regerum, nucerum; Schneider p. 171, obschon einschaltung eines bildungs -er im ganzen worte denk- bar wäre, boveres st. boves, wie sich sueres f. sues auch findet; man vgl. das alth. hrindir, suînir) etc. Individuelle gewähr leisten solche vermuthungen un- möglich (oben s. 808. 826.); in der wirklichkeit hat sich keine sprache weder vollständig noch regelrecht ent- faltet, und wahrscheinlich werden theoretische bil- dungen nur durch historischen erweis langsamer übergänge. 19) unterschiede der geschlechter Zus. fall des männl. und weibl. erfolgt im griech. häufiger als im deutschen, noch häufiger im lat,; nicht allein de- und declinationen gründen sich auf den vocal. α ) vergleichbar dem II. allg. vergleichung der declination. goth. ê masc. neutr. und ô fem. ist z b. das lat. o masc. neutr. und a fem (mehreres in der lehre vom geschlecht). — β ) untersuchung der ableitungsvocale -i, -u gehört in die bildungslehre; in der regel ge- staltet fich jede sprache auf eigne hand und es ist sel- ten, daß zu genau stimmender wurzel das geschlecht, noch seltner bildung und ableitung stimme. Das ab- leitungs -i der deutschen zweiten decl. entspricht ganz dem -i, -e der lat. dritten; communis, com- mune dem alth. kimeinêr, kimeini; mare, gen. maris dem alth. meri, meres. Treffend vergleichen sich kalds, kaldis, kaldamma, kaldana; litth, szaltas, szalto, szaltam, szalta (das a gestrichen); lat. gelidus, gelidi, gelido, gelidum; nicht minder mikils, mikilis, mi- kilamma. mikilana dem gr. μέγα [ λο ] ς, μεγάλου, μεγά- λῳ, μέγα [ λο ] ν . Die -u der deutschen dritten bat man in der lat. vierten, in der gr. dritten zu suchen, aber das lat. cornu geht im deutschen horn nach erster; faíhu und πῶϋ stimmen, auch πολύς zu einem veral- teten goth. filus. Aus der litth. vierten trifft ganz nahe zur goth. dritten: sunus (filius) sunaus, sunui, sunu (das u gestrichen) voc. sunau, instr. sunumi; pl. sunus, sunû, sunums, sunùs; bei so großer überein- kunft darf man aus dem litth. adj. vierter, z. b. tam- sus (obscurus) tamsaus, tamsam, tamsu (gestrichen) voc. tamsus; pl. tamsus, tamsû, tamsiems, tamsùs bei- nahe folgern, daß þaúrsus zwar den gen. þaúrsáus, den dat. sg. aber þaúrsjamma, dat. pl. þaúrljáim bil- den werde. 20) die gestalt des pers. ungeschl. pron. ist nnleugbar ähnlich; sanskr. nom. aham, tvam; woraus ein frü- heres deutsches ïkam, þuam (þvam) zu folgern? schwe- rer weiß ich den acc. mâm (? für ahamam) tvâm (für elinieren weibl. subst. völlig wie masc. zweiter decl. z. b. φηγός und fagus; formen dritter decl. find bald masc. bald fem. z. b. δαίμων oder das lat. conjux etc.; sondern alle adj. dritter lat. decl. haben für beide geschl. dieselbe form; im gr. bloß gewisse (Buttm. § 63.) Solche mi- schungen scheinen mir insgemein abweichung vom frühe- ren zustand, auf welchen auch keine unterscheidung ei- nes natürl. und grammatischen genus Buttm. §. 32.) an- wendbar ist. Im litth. sondern sich die geschlechter ftrenger, beim subst. nicht übetall (Mielcke §. 20.) doch beim adj. immer. Die vergleichung mit s. 801. n°. 2. macht sich von selbst. II. allg. vergleichung der declination. tuam) mit mik, þuk zu einigen. gr. ἐγώ, σύ ; acc. ἐμέ ( με ) σέ , lat. ego, tu; me, te; litth. asz (sz vertritt den kehllaut, oben s. 592.) tù; acc mane (e gestr.) tawe (e gestr.); slav. sprachen nom ja, ti; acc. mene, tebe. — gen. lat. mei, tui; gr. ἐμοῦ, σοῦ ; litth. manes, tawes (in beiden gestr. e, also für manens tawens? ; slav. meist (nicht in allen mundarten) wie der acc. — dat. lat. mihi, tibi (sanskr. tubhja); gr. ἐμοί, σοί ; litth. mán, táw; alle abweichend von der deutschen endung s, r. — pl. nom ἡμεῖς, ὑμεῖς ; nos, vos; litth. més (samo- git wysy) jùs; slav. mi, vi; dem deutschen veis das sanskr. vajam (nos) näher. — acc. ἡμᾶς, ὑμᾶς ; nos. vos; litth. mùs, jùs; slav. nas, vas — gen. ἡμων, ὑμων ; nostrum, vestrum; litth. músù, júsû; slav. nas, vas — dat. ἡμῖν, ὑμῖν (? f. ἡμινσι ); nobis, vobis. — Die dritte pers. mangelt des nom.; acc. gr. ἕ ; lat. se, litth. sawe (gestr.); gen. οὗ , lat. sui, litth. sawes (e gestr.); dat. οἷ , sibi sáw, welche casus zugleich den pl. vertreten, außer im gr., wo ein pl. σφεῖς, σφῶν, σφίσι, σφᾶς vor- kommt. — Dualform gilt nur in beiden ersten pers. gr. nom. acc. νῶϊ, σφῶϊ ; gen. dat. νῶϊν, σφῶϊν ; — litth. nom. muddu (zuweilen wedu) fem. mudwi; judu. fem. judwi; acc. muddu, judu (u gestr.); gen. mumû, jumû; dat. mum, jum; — slav. (in krain. dial.) nom. ma, va; gen. acc. naj, vaj; dat. nama, vama. — Von allen abweichungen oder ähnlichkeiten dieser formen mit den deutschen begnüge ich mich hier eine gewisse analogie zwischen σφίσι und ïzvis anzumerken, um so mehr als auch im deutsch. berüh- rung des pl. zweiter pers. mit dem geschl. pron. dritter pers. einzutreten scheint. 21) den dualis hat die lat. nicht einmahl im pron. er- halten; die gr. und litth. behaupten ihn außer dem pron. auch bei adj. und subst.; das sanskrit überall. Da er dem deutschen adj. und subst. mangelt, gehört keine vergleichung der flexionen hierher. 22) den vocativ pl hält die gr. und lat. sprache stets dem nom. gleich; der voc. sg. scheidet sich aber in der zweiten lat. und gr. decl. adj. sowohl als subst. durch eine eigne flexion von dem nom. In den übri- gen lat. decl. begegnen sich wieder beide casus; nicht jederzeit in der gr. dritten (Buttm. §. 45.). Der litth. voc. gleicht in pl. und dual. dem nom., ebenso im sg. des adj., nicht aber durchgängig des subst., welche II. allg. vergleichung der declination. unterscheidung zwischen adj. und subst. zu der goth. stimmt, während im lat. und gr. adj. wie subst. dem- selben princip folgen. 23) im sanskr. und litth. haben dat. abl. und instr. jeder seine eigenthümliche flexion; im griech. wie den mei- sten deutschen mundarten zeigt sich für diese drei bloß der einzige dat. Auch im lat. pl. insgemein, so wie im sg. zweiter decl., doch die andern decl. flec- tieren den abl. sg. meistens verschieden vom dat. — 24) wie läßt sich die deutsche schwache form in den fremden sprachen nachweisen? ich glaube folgender- gestalt: auch in ihnen allen ist das bildungsprincip -n rege, hat sich aber nirgends so weit, daß es die ei- gentliche flexion verdrängt hätte, erhoben. Gleich- wohl erscheint darin bedeutsame analogie mit deut- scher sprache, daß der nom. solcher bildungen sich des -n (mit ihm des -s der flexion) zu entschlagen pflegt, folglich wenn man von ihm ausgeht, die in den übrigen casus vorbrechende blldung allerdings schein wirklicher flexion gewinnt. Die folgenden bei- spiele gemahnen an die alth. anomalien heilî, pl. hei- linâ und fugelî, fugelines (s. 631.); für meine erklä- rung der schwachen flexion werden sie desto tref- fender beweisen, wenn sie sogar in wurzeln über- einkommen. ( lat. subst. ) α ) mit apocope des n im nom.; homo, hominis (früher homonis) völlig das goth. schwache guma, gumins; draco, draconis; leo, leonis; ordo, ordinis; carbo, carbonis; sermo, ser- monis etc. — β ) mit bleibendem -n: nomen, no- minis (das goth. nama, namins) semen, seminis (alth. sâmo, sâmin) carmen, carminis; flamen, flaminis; lien, lênis etc. — ( gr. subst. ) α ) mit bleibendem -ν : εἰκών, εἰκόνος (vgl. manleika, -leikins) αἰών, αἰῶνος ; λιμήν, λιμένος ; ποιμήν, ποιμένος (? goth. faíhumanna, alth. vi- human) μόσυν, μόσυνος . — β ) mit syncopiertem ν : ῥὶς, ῥινός ; κτείς, κτενός ; ἀκτίς, ἀκτῖνος (st. ῥίνς, κτείνς, ἀκ- τίνς ). — ( griech. adj. ) α ) mit behaltnem ν : πέπων, πέ- πονος : ἄρσην, αρσενος . — β ) mit syncope des ν : μέλας, μέλανος ; τάλας, τάλανος ; der nom. stehet für μέλανς, τάλανς , im fem. und neutr. ohne syncope: μέλαινα, μέλαν ; vielleicht auch das pron. τίς, τίνος für τίνς ? — ( litth. subst. ) mit apocope des -ns: piemů, piemenio (obiges ποιμήν ) mienů, mienenio (ganz das goth. mêna mênins) wiewohl der ungebräuchliche gen. durch die andere form mienesio ersetzt wird; momů, momenio II. allg. vergleichung der declination. (vertex) wandů, wandenio (goth. vato, vatins; das der wurzel eingeschobne n gleicht dem dän. vand); der pl. zmones von zmogus ist ganz das lat. homi- nes, und verlangt einen verlorenen sg zmů. — ( slav. subst. ) ich führe aus krain. mundart an: séme, sé- mena (alth. sâmo, sâmin) téme, témena (vertex) víme, vímena (uber) imé, imena (alth. namo, namin) brème, breména (onus) plème, pleména (fetura) — ( sansk. subst. ) mit apocope des n: die neutra nama, nama- nas (goth. nama, namins) karma, karmanas (factum, ganz obiges lat. carmen); ebenso fügen die masc. dantî, hastî, karî (namen des elephanten) im obliquen casus -n ein. ( sansk. adj. ) auch mit apocope: sarma (felix) gen. sarmanas; mâni (honestus) acc. mâninam. 25) gleich dem n fallen in fremden sprachen verschie- dentlich andere bildungsconsonanten aus, namentlich t und r. — im griech . wird jenes α ) syncopiert; τέ- ρας, τέρατος ; χάρις, χάριτος und im adj. ἀργής, ἀργῆ- τος ; also für τέρατς, χάριτς, ἀργῆτς β ) apocopiert in den neutris: σῶμα, σώματος ; ebenso δῶμα, αἷμα, ἅρμα etc. ferner: μέλι, μέλιτος , statt: σῶματ, δῶματ, μέλιτ — im lat . erfolgt α ) syncope: anas, anatis; aetas, aeta- tis; salus, salutis etc. (vgl. die deutschen bildungen -iþa, alth. -ida und wörtlich salus mit sâlida). β ) keine apocope, es heißt caput, capitis (wie háu- biþ, háubidis) — im slav . apocope bei folgenden neutr. tèle, teléta (vitulus) deklè, dekléta (puella) déte, dé- teta (infans) shebè, shebéta (pullus) u. a. sämmtlich diminutiven lebendiger wesen (alth. junkidi, pullus; hemidi indusium etc.) — im litth . apocope des r: moté, moterîês (femina) dukté, dukteriês (filia) vgl. θυγάτηρ , daúhtar; im slav . des s: drevó, drevesa (arbor) koló, kolésa (rota) teló, telésa (corpus) okó, ozhèsa (oculus) vuhó, vushésa (auris) nebó, nebésa (coelum) etc. — von der syncope des gr. λ wurde vorhin anm. 20. das beispiel μέγας angeführt. 26) selbst der wechsel solcher bildungsbuchstaben ver- dient berücksichtigung; steht das goth. áugô für áu- gôn, das krain. okó für okos, so finden wir im lat. die unversehrte bildung 1: oculus. Unser alth. wa- Ʒar ist ganz das gr. ὕδωρ , lat. udor, udoris; das goth. vatô setzt ein vatôn, der gr. gen. ὕδατος ein ὕδατ voraus; mithin dreierlei ausbildung derselben wurzel. G g g II. allg. vergleichung der declination. IV. Bedeutung der casusflexion. geht man von dem gedanken aus, die anfängliche flexion werde dasjenige von innen enthalten haben, womit sich die spätere sprache von außen behilft; so scheinen prae- positionen und pronomen als suffixe, mittelst welcher sich casusverhältnisse an der wurzel entwickeln, in be- tracht zu kommen. Nothwendigkeit liegt doch keine hierunter, weil umschreibung zwar der sache selbst ana- log, nicht identisch zu seyn braucht. — 1) praepositionen sehen wir auf das verhältnis des gen. dat. acc. abl. eingeschränkt; einen dieser casus fordern sie wesentlich; sollen sie folglich auf die formation derselben angewandt werden, so hat man sie nicht als eigentliche praepositio- nen, sondern als bloße der wurzel angehängte partikeln anzusehen. Dergleichen urpartikeln unternehme ich nicht, aus irgend einer deutschen sprache nachzuweisen. Wären sie nachweislich, sie würden weder den nom. und voc. (welchem letztern das suffix einer interj. zukäme) noch die modificationen der zwei- und mehrzahl erklären. Das s (r) des nom. masc., der vocal des nom. f. und pl. neutr., das t (Ʒ) des nom. sg. neutr. find von par- tikeln unabhängig; nicht weniger ist es das im pl. wal- tende und wenigstens im dat. und acc. den merkmah- len des sg hinzutretende s (r). 2) fragt es sich: ob das geschl . pers . pronomen (werde es nun mit seinen flexio- nen selbst erklärt oder als etwas unbegriffenes aufgestellt) allen übrigen declinierenden wörtern als suffix einver- leibt sey? so daß z. b. fisks: fisk -is (er fisch) blinds: blind -is (er blind) blindamma: blind -imma (blind ihm) bedente? etc. Die annahme führt, wie man sieht, kei- nen schritt weiter; geboten wäre sie bloß, wenn die individuelle gestalt jenes pron. in den flexionen der übri- gen wörter deutlich vorträte und der begriff selbst eine veränderung empfienge. Offenbar aber wird in blin- damma, gesetzt es stünde für blind-imma, die wurzel blind nicht anders bestimmt, als die wurzel i in ïmma und die eigenthümlichen formen des pron. treten ge- rade zurück. Namentlich mangelt das s des nom. fem. si, alth. siu; es heißt blinda, plintu nicht blindü, plint- siu. Das alth. demonstr. dërêr, disiu verräth eine ganz andere zus. setzung (aus dër -ër, diu -siu), nach jener ansicht wäre schon dër = d-ër, folglich dërêr = d -ër -ër. Will man dem siu selbst sein alter ableugnen, und ein früheres iu (goth. ija) behaupten, so schwindet da- II. von der conjugation im allgemeinen. mit wieder alle individualität, woran das suffixum er- faßt werden könnte. Die casuszeichen bleiben mir ein geheimnisvolles element, das ich lieber jedem worte zuerkennen will, als es von einem auf alle übrigen leiten. ZWEITES CAPITEL . VON DER CONJUGATION . In der conjugation erfährt ein wort vielfältigere und bedeutendere bestimmungen, als in der declination. Außer dem verhältnis der person und des numerus muß auch das des tempus, modus und genus ausgedrückt werden. Die flexionsfähigkeit des deutschen verbums er- scheint inzwischen sehr gesunken. Vom genus passivum vergehen mit der goth. sprache die letzten reste; das me- dium mangelt überall, wenn man eine altnord. einiger- maßen analoge reflexivform abrechnet. Vier modi sind vorhanden: infinitiv, imperativ, indicativ, conjunctiv; kein optativ. Das empfindlichste ist der verlust mancher tempusflexionen; nur das praesens und ein praeteritum sind uns verblieben, kein futurum und keine abstufung der vergangenheit kann durch bloße innere abänderung des wortes mehr erreicht werden. Die art und weise, wie sich abgegangene oder ab- gestumpfte flexionen ersetzen und ergänzen, gehört eben so wenig in eine darstellung der conjugation, als der gewisse flexionen nach allgemeinem gesetz beglei- tende umlaut; wiewohl einige bestimmungen des letz- tern bei den einzelnen flexionen am schicklichsten zur sprache kommen. Bei der abhandlung deutscher conjug. sind (außer jenen überbleibseln verlorener flexionen) folgende vier puncte zu erörtern: A) kennzeichen der person und des numerus ; im allg. läßt sich angeben, daß die erste pers. sg. ein häufig abgefallenes, später in n geschwächtes m habe; die zweite s (r); die dritte þ; die erste pl. ursprünglich dem m sg. ein s (r) zufüge, welches doch allmählich apocopiert wird; die zweite, gleich der dritten sg. þ, vermuthlich mit dahinter abgeworfnem s besitze, end- lich die dritte nd , wovon das d wiederum in vielen G g g 2 II. von der conjugation im allgemeinen. fällen verschwindet. Dem dual. scheint ursprünglich in erster pers. vs . in zweiter ts zuzustehen; die dritte geht ihm ab. — Der imp . verwirft in der zweiten sg. starker conj. alle flexion und macht die zweite dual. pl., so wie die erste pl. (vermuthlich auch dual.) dem ind gleich (ausnahmsweise gleicht er dem conj., vgl. goth. anom. 2. anm. ε ); die erste sg. und die dritte durch- gehends fehlen ihm. Kennzeichen des inf. ist der cons. n , welches aber verschiedene mundarten ablegen. — Man merke 1) der ind. erhält die personenzeichen vol- ler als der conj. 2) das praes. voller als das praet.; es ist durchgreifendes gesetz. daß die erste und dritte praet. immer des characteristischen cons. ermangeln und das d hinter dem n der tert. pl. praet. immer ab- falle; ohne zweifel, weil die durch erzeugung des praet. vorgegangene veränderung des wortes dem sprachgeist zur deutlichkeit hinzureichen schien. B) durch eigenthümliche vocale wird der conj. vom ind. geschieden; genau laßen sie sich nur in den einzelnen sprachen angeben; im ganzen gebührt dem ind. kur- zes a, i, u; dem conj. langes ê und î (goth. ái, ei). Das kurze u zeichnet merkwürdig die flexionen des dual. und pl. praet . ind. von denen des praes. aus und scheint überfluß, insofern beide tempora sonst schon nie zus. fallen können. Daher auch spätere mundar- ten dieses unterschieds ohne schaden der deutlichkeit entbehren. C) das wichtigste in der deutschen conjugation und wo- durch sich nicht nur die scheidung zweier hauptfor- men, der starken und schwachen hauptsächlich, son- dern auch die abtheilung der einzelnen starken conjug. gänzlich ergibt, ist die bildung des praeteritums . Das starke praet . muß als hauptschönheit unserer sprache, als eine mit ihrem alterthum und ihrer ganzen einrichtung tief verbundene eigenschaft betrachtet wer- den. Unabhängig von jenen endungsflexionen, wodurch die unter A. B. berührten verhältnisse bestimmt werden, betrifft es die wurzel selbst und zwar auf doppelte weise: entw. wird der anlaut der wurzel vor derselben wiederhohlt ( reduplication ) oder der vocal der wurzel (sey er in oder anlautend) in einen andern verwandelt ( ablaut ). Die goth. sprache kennt noch beide mittel, sie redupliciert und lautet ab, zuweilen wendet sie ablaut und redupl. vereint an. Die redupl. hat nie II. von der conjugation im allgemeinen. mit den auslautenden wurzelconsonanten zu schaffen. In den übrigen mundarten ist die eigentliche redupl. untergegangen (leise spuren abgerechnet), d. h. statt ihrer hat sich ein unorg. diphthong gebildet und auf die doppelung des conson. wird kein bedacht mehr ge- nommen. Jener diphth. kann dann füglich für eine eigene art des ablauts gelten und die abtheilung der conjuga- tionen wird dadurch nicht gestört. Die reduplicierende conj. läßt den vocallaut der wur- zel unverändert und schiebt bloß dem sg. und pl. praet. ind. conj., nicht aber dem part. praet. die verdoppelung vor. Die ablautende läßt dem praet. sg. und pl. nie den voc. des praes., zuweilen dem part. praet.; unverbrüchliche regel ist, daß der vocal des praet. conj. (sg. und pl.) dem des pl. praet. ind. gleich sey. Überhaupt ergeben sich zwölf conjugationen, sechs reduplicierende und sechs ablautende, deren formel ich mich begnüge, hier nach der goth. und alth. mundart aufzustellen, da es sehr leicht ist, den regeln des ersten buchs gemäß sie für alle übrigen zu entwerfen: anmerkungen zu dieser tabelle: 1) conj. I. II. III. IV. sind rein reduplicativ; V. VI. re- duplicativ-ablautend; VII—XII. ablautend. 2) die reduplicierenden sechs ersten haben in der regel durch alle tempora langen wurzelvocal und selbst die wurzeln der ersten mit kurzem a pflegen durch posi- tion lang zu seyn; ausnahmsweise reduplicieren kurz- II. von der conjugation im allgemeinen. silbige, deren a ein h oder r folgt, namentlich das goth. fahan und alth. aran. 3) VII. gleicht darin den reduplicierenden, daß sie den pl. praet. vom sg. nicht unterscheidet; da überdem einzelne verba aus ihr in die redupl., umgekehrt ein- zelne redupl. in sie schwanken, so geräth man auf die vermuthung, daß sie früherhin zu den reduplica- tivablautenden gehört haben könne. 4) da XII stets positionslange wurzeln hat, I. und VII. zuweilen; kann hier kein wechsel der kürze und länge durch ablaut entspringen. 5) VIII. und IX. haben im praef. und sg. praet. langen im pl. praet. kurzen vocal, umgedreht X und XI. im praes. und sg. praet. kurzen, im pl. praet. langen; im part. praet. hingegen alle viere kurzon. 6) mit rücksicht auf länge oder kürze des ablauts im praet sg. und pl. könnten alle ablautigen verba in drei classen zerfallen a) in langlange: VII. XII. b) in langkurze: VIII. IX. c) in kurzlange: X. XI. 7) von den drei kurzen vocalen erscheint im praes. und praet. sg. kein u, außer im goth. trudan, welches ich zu X. rechne; besondere conj. mochte ich seinet- wegen nicht annehmen; im pl. praet. und part. spielt dieser voc. eine bedeutende rolle. 8) von den sieben hauptlängen erscheint im verhältnisse des lauts und ablauts nur das einzige û nicht, außer wo es sich mit dem iu berührt. 9) ë und o sind dem gesetze des lauts und ablauts we- sentlich fremd, entwickeln sich aber vor gewissen con- sonanten, namentlich im goth. vor h und r aus dem i ein aí, aus dem u ein aú, in spätern sprachen noch häufiger. Diese entwickelung ändert den ablaut nur scheinbar, in der that gar nicht und darf keine be- sondere conj. gründen; das goth. teihan, taih, taíhun, taíhans gehört völlig in VIII; tiuhan, tauh, taúhun, taúhans in IX; saíhvan, sahv, sèhvun, saíhvans in X; baíran, bar, bêrun, baúrans in XI; vaírpan, varp, vaúrpun. vaúrpans in XII. so gut als das niederl. bin- den, band, bonden dieser letzten verbleibt. — 10) es ist vielleicht der bemerkung werth, daß die re- duplicierenden wurzeln auf keine einf. liquida auslau- ten (doch mit ausnahme des alth. aran). II. von der conjugation im allgemeinen. 11) in IX. sind keine stämme iul, ium . iun . iur: in VIII. keine eil, eim, eir; in VII. keine am vorhanden (von an das einzige anan); und wiewohl mir scheint, daß sie vor zeiten dagewesen seyn können, mithin ihre ausschließung nicht im wesen dieser conjug. liegt; so mag doch die natur dieser liq. widerstand gegen den ablaut begründen. 12) auf dem unterschiede zwischen mut. und liq. beruht auch gerade die trennung von X. und XI., welche sich nahe liegen und später in einander verschwim- men; zu X. gehören stämme, wo einfache muta, zu XI. wo einfache liq. dem kurzen i folgt (die form in scheint auch hier ausgegangen). 13) XII. befaßt lauter stämme, wo ursprünglichem i liq. cum muta oder geminierte liq. nachfolgt; die mit a vor liq. cum mut. und liq. gem. fallen meistens in I, einige in VII. — D) die schwache conj. bildet ihr praet. nicht durch re- dupl. oder ablautung der wurzel, sondern durch die zwischen verbum und personenflexion eingeschaltete lingualis d (alth. t), über deren sinn ich mich erst am schluße des capitels erkläre. Diese schwache conj. begreift unerläßlich abgeleitete wörter, womit nicht gesagt wird, daß der starken nothwendig wurzeln ge- bühren. Bloß das ist zu behaupten, daß alle reine wurzeln immer stark flectieren; ableitungen mit star- ker flexion sind selten und scheinen die verwachsung eines ableitenden cons. in die wurzel vorauszusetzen. Ein beispiel wäre das goth. saltan, sáisalt aus sal-t-an (nach s. 825.); mehrere wird die alth. conj. XII. ver- deutlichen. Sichtbar ist die starke conj. die ursprüng- liche, ihre bewegungen geschehen freier, vollständi- ger, als die der schwachen. Auch das bewährt diese ansicht, daß die starke flexion stufenweise versinkt und ausstirbt, die schwache aber um sich greift; daß fremdher eingeführte verba beständig der schwachen unterworfen werden, kaum an der starken theilneh- men können (späterhin doch einige ausnahmen hier- von). Mischungen beider formen werden unter den anomalien abgehandelt. II gothische starke conjugation. Gothisches verbum . Starke conjugationen. paradigma der personenendungen: I. II. III. ind. praes. sg.-a -is -iþ dl.-ôs -ats — pl.-am -iþ -and praet. sg. … -t … dl.-u (?) -uts — pl.-um -uþ -un conj. praes. sg.-áu -áis -ái dl.-áiva (?) -áits — pl.-áima -áiþ -áina praet. sg.-jáu -eis -i dl.-eiva -eits — pl.-eima -eiþ -eina imp sg. — … — dl. — -ats — pl.-am -iþ — inf. -an. part. praes. -ands. part. praet. -ans. Anmerkungen: I. dual. praes. ind. belegt galeiþôs Joh. 14, 23; die endung -u im praet. folgere ich aus magu Marc. 10, 39; siju Joh. 10, 30. 17, 22; -diva dl. pracs. conj. belegt sitáiva Marc. 10, 37; -eiva im praet. fordert die analogie. I. dl. imp. mag wie im ind. -ôs lauten. Die übrigen flexionen scheinen mir der belege unbedürftig. Von jedem einzelnen verbum gebe ich die I. sg. praes. ind.; praet. ind. sg.; praet. ind. pl.; part. praet. an, wonach man ohne mühe das ganze conjugieren wird. Die einzelnen stämme ordne ich nach der buchstabenlehre, indem ich liq. voranstelle und ihnen lab. liug. gutt. folgen laße. I. salta (salio) sáisalt, sáisaltum, saltans; halda (pasco) háihald, háihaldum, haldans; gastalda (possideo) gastái- stald, gastáistaldum, gastaldans; valda (impero) vaivald, váivaldum, valdans; falþa (plico) fáifalþ, fáifalþum, fal aus; faha (capio) fáifah, fáifahum, fahans; haha (suspendo) háihah, háihahum, hahans. II. háita (voco) háiháit, háibáitum, háitans; máita (ab- scido) máimáit, máimáitum, maitans; skáida (separo) II. gothische starke conjugation. skáiskáid, skáiskáidum, skáidans; frálsa (tento) fáifráis, fáifráisum, fráisans; af-áika (nego) af-áiáik, af-áiái- kum, af-áikans; láika (ludo) láiláik, láiláikum, láikans. III. hláupa (curro) hláihláup (?) hláihláupum, hláupans; stauta (percutio) stáistáut, stáistáutum. stáutans; ana- áuka (addo) ana-áiáuk, ana-áiáukum, ana-áukans. IV. slêpa (dormio) saizlêp, sáizlêpum, slêpans. V. láia (irrideo) láilô, láilôum. láians; sáija (sero) sáisô, sáisôum, saians; váia (flo) váivô, váivôum, vaians. VI. grêta (ploro) gáigrôt, gáigrôtum, grêtans; flèka (plan- go) faiflôk, fáiflôkum, flêkans; têka (tango) táitôk, táitôkum, têkans. VII. us-ana (exspiro) uzôn, uzônum, usanans; standa (sto) stôþ, stôþum, standans; fara (proficiscor) fôr, fôrum, farans; svara (juro) svôr, svôrum, svarans; skapa (creo) skôp, skôpum, skapans; graba (fodio) grôf, grôbum, grabans; hafja (tollo) hôf, hôfum, ha- fans; fraþja (saplo) frôþ, frôþum, fraþans; raþja (nu- mero) rôþ, rôþum, raþans; skaþja (noceo) skoþ, skô- þum, skaþans; saka (increpo) sôk, sôkum, sakans; hlahja (rideo) hlôh, hlôhum, hlahans; slaha (percutio) slôh, slôhum, slahans; tvaha (lavo) tvôh, tvôhum, tvahans; vahsja (cresco) vôhs, vôhsum, vahsans. VIII. keina (germino) káin, kinum, kinans [Luc. 8. 6. feh- lerhaft uskijanata f. uskinanata; vgl. unten 7te anom.]; skeina (luceo) skáin, skinum, skinans; greipa (rapio) gráip, gripum, gripans, us-dreiba (expello) us-dráif, us-dri- bum, us-dribans; sveifa (desino) svaif, svifum, svifans; hneiva (inclino) hnáiv, hnivum, hnivans; speiva (spuo) spáiv, spivum, spivans; and-beita (increpo) and-báit, and-bitum, and-bitans; smeita (illino) smáit, smi- tum, smitans; ïn-veita (adoro) ïn-váit, ïn-vitum, ïn-vitans; beida (exspecto) báid, bidum, bidans; leiþa (eo) láiþ, liþum, liþans; sneiþa (seco) snáiþ, sniþum, sniþans; ur-reisa (surgo) ur-ráis, ur-ri- sum, ur-risans; steiga (scando) stáig, stigum, stigans; ga-teiha (nuntio) ga-táih, ga taihum, ga-taíhans; þeiha (cresco) þáih, þaihum, þaíhans; þreiha (premo) þráih, þraíhum, þraíhans; leihva, (commodo) láihv, laíhvum, laíhvans. IX. dis-hniupa (dirumpo) dis-hnáup, dis-hnupum, dis-hnupans; hiufa (fleo) háuf, hufum, hufans; sniva (verto, vado) snáu, snivum [st. snuum] snuans (oder II. gothische starke conjugation. snivans?) giuta (fundo) gáut, gutum, gutans; niuta (capio) náut, nutum, nutans; us-þriuta (molestiam facio) us-þráut, us-þrutum, us-þrutans; biuda (offero) báuþ, budum, budans; driusa (cado) dráus, drusum, drusans; kiusa (eligo) káus, kusum, kusans; fra-liusa (perdo) fra-láus, fra-lusum, fra-lusans; kriusta (strideo) kráust, krustum, krustans; biuga (flecto) báug, bugum, bugaus; lîuga (mentior) láug, lugum, lugans; ga-lûka (claudo) ga-láuk, ga-lukum, ga- lukans; tiuha (traho) táuh, taúhum, taúhans; þliuha (fugio) þláuh, þlaúhans. X. giba (do) gab, gêbum, gibans; bi-gita (invenio) bi-gat, bi-gêtum, bi-gitans; frita (voro) frat, frê- tum, fritans; ïta (edo) at, êtum, ïtans; mita (me- tior) mat, mêtum, mitans; sita (sedeo) sat, sètum, sitans; bidja (rogo) baþ, bêdum, bidans; truda (calco) traþ, trêdum, trudans; ïn-vida (abnego) ïn-vaþ, ïn- vêdum, ïn-vidans; qviþa (dico) qvaþ, qvêþum, qvi- þans; ga-viþa (jungo) ga-vaþ, ga-vêþum, ga-vi- þans; lisa (colligo) las, lêsum, lisans; ga-nisa (sanor) ga-nas, ga-nêsum, ga-nisans; visa (maneo) vas, vêsum, visans; ga-brika (frango) ga-brak, ga-brê- kum, ga-brikans (? ga-brukans); rika (congero) rak, rêkum, rikans; vrika (persequor) vrak, vrêkum, vri- kans (?); liga (jaceo) lag, lêgum, ligans; ga-viga (moveo) ga-vag, ga-vêgum, ga-vigans; fraíha (in- terrogo) frah, frêhum, fraíhans [vgl. Ste anomalie]; saíhva (video) sahv, sêhvum. XI. stila (furor) stal, stêlum, stulans; nima (sumo) nam, nêmum, numans; qvima (venio) qvam, qvêmum, qvumans; ga-tima (deceo) ga-tam, ga-têmum, ga- tumans; baíra (fero) bar, bêrum, baúrans; ga-taíra (destruo) ga-tar, ga-têrum, ga-taúrans. XII. hilpa (adjuvo) halp, hulpum, hulpans; vilva (ra- pio) valv, vulvum, vulvans; svilta (morior) svalt, svultum, svultans; gilda (rependo) gald, guldum, gul- dans; ana-filha (commendo) ana-falh, ana-fulhum, ana-fulhans; ana-trimpa (irruo) ana-tramp, ana- trumpum, ana-trumpans; brinna (ardeo) brann, brun- num, brunnans; du-ginna (incipio) du-gann, du- gunnum, du-gunnans; af-linna (cesso) af-lann, af- lunnum, af-lunnans; rinna (fluo) rann, runnum, run- nans; spinna (neo) spann, spunnum, spunnans; vinna (patior) vann, vunnum, vunnans; binda (necto) band, bundum, bundans; bi-vinda (circumdo) bi-vand, II gothische starke conjugation. bi-vundum, bi-vundans; finþa (invenio) fanþ, fun- þum, funþans; fra hinþa (captivum duco) fra-hanþ, fra hunþum, fra-humþans; at-þinsa (attraho) at- þans at-þunsum, at-þunsans; drigka (bibo) dragk, drugkum, drugkans; bliggva (caedo) blaggv, bluggvum, bloggvans; siggva (lego) saggv, suggvum, suggvans; sigqva (cado) sagqv, sugqvum, sugqvans; gaseigqva (ruo) ga-stagqv, ga-stugqvum, ga-stugqvans; vaírpa (jacio) varp, vaúrpum, vaúrpans; hvaírba (verto) hvarb, hvaúrbum, hvaúrbans; bi-svaírba (abstergo) bi svarb, bi-svaúrbum, bi-svaúrbans; gaírda oder gaúrda? (cingo) gard, gaúrdum, gaúrdans; vaírþa (fio) varþ, vaúrþum, vaúrþans; þaírsa (arefio) þars, þaúrsum, þaúrsans [Marc. 3, 1.] baírga (servo) barg, baúrgum, baúrgans. — Anmerkungen zu den zwölf conjugationen. 1) ( reduplication ) α ) vocal: es wird nicht (wie ur- sprünglich wohl geschah derjenige der wurzel wie- derhohlt (also nicht fafah, áuáuk etc.) vielmehr jedes- mahl der diphih. ái vorgesetzt. — β ) consonant: bei einfachem ist kein bedenken; lautet aber die wurzel mit einer doppelconsonanz an. so wird in der regel bloß der erste wiederhohlt, der zweite ausgelaßen, z. b. fáiflôk; gáigrôt, nicht fláiflôk, gráigrôt; aus- nahme machen die cons. verbindungen sp. st. sk., welche für einen untrennbaren laut gelten; man re- duplici rt also: staistald, spáispald, skáiskáid, nicht fáistald etc.; ich vermuthe daß hl. hn. hr. vl. vr des nämlichen vorzugs genießen, folglich hláihláup, nicht haihláup stehn müße; belege gebrechen. 2) ( vocale ) α ) vor dem r und h der wurzel wandeln sich (conj. VIII. IX. XI. XII.) i in aí, w in aú ; wel- ches in VIII. IX. feine unterschiede zwischen sg. und pl. praet. gründet: táih, taíhun; táuh, taúhun, da der sg. ein org. langes áu, ái besitzt. — β ) des i part. praet. der stämme ik in conj. X. bin ich nicht ganz sicher; theoretisch scheint das u der conj. XI. nur vor liquiden begründet, dagegen vor k, wie entschieden vor g (ligan), i zu bleiben. Der C. A. gewährt kei- nen beleg weder für ik , noch uk; da aber in spätern sprachen die stämme ik und selbst ig in XI. schwan- ken, wäre ein goth, part. gabrukans möglich, wo- für auch das subst. gabrukô (frustorum Marc. 8, 8.) redet. Zu vrukans statt des vrikans nöthigt es keines- weges [vgl. mik, þuk; alth. mih, dih]. — γ ) nicht un- II. gothische starke conjugation. analog diesem uk statt ik scheint das ûk statt iuk in galûkan conj. IX. neben biugan, liugan. — δ ) u für i zeigt im praes, und part. der conj. X trudan , gatrudans; vielleicht auch in XII. ein zu aú werdendes u gaúrdan (st. gaírdan) — ε ) ê schwankt in ei nicht bloß im praes. conj. VI: leitan, greitan f. lêtan, grêtan, sondern auch im pl. praet. conj. X: veisun , veisjau f. vêsun, vêsjáu (Neh. 5, 14, 17.); tadelhafter scheint i für ê in quimi Luc. 7, 3. nimeina Luc. 6, 34. quiþeina Luc. 8, 56. 9, 21. quiþeiþ Luc. 17, 6; umgekehrt ê für i in drêbi Marc. 5, 6. und selbst ei fur i in dreibeina Marc. 9, 18. (oben s. 36. 49.); frèt für frat Luc. 15, 30. mag schreibf. seyn. — ζ ) iu besteht nur auslautend oder inlautend vor cons., vor vocalen wird es inlautend zu iv; in conj. IX. flectiere man also: sniva , snivis, sniviþ; praet. snáu snáut, snáu, pl. snivun (st. snuun); der imp. lautet sniu . — 3) ( consonanten ) α ) lingualisch auslautende wurzeln wan- deln ihr t, d, þ vor dem -t der II. praet. sg ind. in die spirans s, als: máimáist, bigast fáifalst, láilôst, baust, qvast, snáist, fanst etc. statt der üb lklingenden mái- máitt, bigatt, faifalþt, láilôtt, báuþt, qvaþt, fanþt; ein zugefügtes s finde ich in sáisôst für sáisôt; liq. und tenues des lippen- und kehlorgans, so wie f, v, s, h vertragen sich gut mit dem t dieser flexion, als: stalt, qvamt, bart, gráipt, sôkt, hôft, sabvt, last, falht; auch die mediae b, g [s. zweite anomalie] — β ) standan (conj. VII.) behält im praes. jedes modi diese form bei; wirft aber im praet. das n aus und aspiriert die media: slôþ . stôþun nicht stônd, stôndun; das part. praet. mangelt bei Ulph. ich vermuthe staþans . — γ ) das v der verba leihvan. saíhvan fällt auslautend nicht weg, weder im praet. láihv, sahv noch im imp. leihv, saíhv , doch unterscheidet Ulph. von letzterm (wodurch er ἴδε, ὅρα übersetzt, Matth. 8, 4. Joh. 7, 52 11, 34.) eine partikel sái (um das gr. ἰδοὺ auszudrücken, Marc. 14, 41. Matth. 8, 2. 11, 8.) 4) ( einmischung schwacher flexion ) folgende verba bilden das praes. durch alle modos schwach (d. h. sie schalten i ein) während das praet. ohne ausnahme stark bleibt: aus conj. VII. hafjan, fraþjan, skaþjan, vahsjan; aus X. bidjan ; folglich bekommt zumahl II. sg. imp. (der in starker conj die bloße wurzel zeigt; vorhin s. 836.) hier flexion: hafei, fraþei, vahsei, bidei. Marc. II. gothische schwache conjugation. 4, 14. liest man sáijiþ und 4, 16, 18, 20. das part. praet. sáians , woraus man eine ähnliche schwache praesen- tialform saijan, láijan, váijan muthmaßen sollte, wel- cher jedoch 4, 3. der inf. sáian part. praes. sáiands, Matth. 6, 26. III. pl. praes. sáiand; Marc. 4, 15. 31. das passive saiada widerstreben, so daß jenes saijiþ wohl nur euphonisch für sáiïþ oder sajiþ gesetzt wor- den ist. Gothische schwache conjugation. I. II. III. ind. praes. sg. [vocal] -s -þ dl.-ôs -ts — pl.-m -þ -nd praet. sg.-da -dês -da dl. — -dêduts — pl.-dêdum -dêduþ -dêdun conj. praes. sg. [vocal] -s [vocal] dl. — -ts — pl.-ma -þ -na praet. sg.-dêdjáu -dêdeis -dêdi dl. — -dêdeits — pl.-dêdeima -dêdeiþ -dêdeina imp. sg. — [vocal] — dl. — -ts — pl.-m -þ — inf. -n. part. praes. -nds. part. praet. -þs. die einzelnen conjugationen scheiden sich nach dem zwischen wurzel und flexion tretenden ableitungsvocal, in der ersten ist dieser i, in der zweiten ô, in der dritten ái. Das praet. hat hiernach nirgends schwierig- keit, vgl. nas-i-da, salb-ô-da, hab-ái-da; im praes. hingegen fallen bei begegnung des ableitungsvocals mit dem der flexion auswerfungen und zus. ziehungen vor. Erste schwache conjugation. hier ergeben sich zwei abtheilungen je nachdem die wurzelsilbe kurz oder lang ist; kurzsilbige , deren weit weniger sind, conjugieren, wie folgt: II. goth. erste schwache conjugation. ind. praes. sg. nas-ja nas-jis nas-jiþ dl. nas-jôs nas-jats — pl. nas-jam nas-jiþ nas-jand praet. sg. nas-ida nas-ides nas-ida dl. — nas-idêduts — pl. nas-idêdum nas-idêduþ nas-idêdum conj. praes. sg. nas-jáu nas-jáis nas-jái dl. — nas-jáits — pl. nas-jáima nas-jáiþ nas-jáina praet. sg. nas-idêdjau nas-idêdeis nas-idêdi dl. — nas-idêdeits — pl. nas-idêdeima nas-idêdeiþ nas-idêdeina imp. sg. — nas-ei — dl. — nas-jats — pl. nas-jam nas-jiþ — inf. nas-jan; part. praes. nas-jands; praet. nas iþs. wobei auffällt, daß II. sg. imp. auf -ei statt -i endigt, wiewohl häufige belege an dem -ei keinen zweifel laßen (vgl. auch die anm. 4. zu der starken form angeführ- ten imp.) und für -i das einzige hiri (nicht hirei) Marc. 10, 21. Luc. 18, 22. Joh. 11, 34, 43. nachzuweisen ist. Fast alle hierher gehörigen verba haben den wur- zelvocal a und nur einige i oder u. 1) aljan (saginare) saljan (offerre und divertere) valjan (eligere) hramjan (crucifigere) tamjan (domare) þanjan (tendere) arjan (arare) farjan (navigare) varjan (defen- dere); af hva jan (exstinguere); latjan (tardare) mat- jan (edere) natjan (rigare) satjan (ponere) láuhatjan (lucere) hvaþjan (spumare) hazjan (laudare) nasjan (servare) vasjan (vestire); rakjan (extendere) us-vak- jan (excitare) vrakjan (persequi) us agjan (metum injicere) lagjan (ponere) þragjan (currere vagjan (com- movere) audagjan (beatum reddere) ahjan (putare) fullafahjan (satisfacere) tahjan (lacerare). 2) af-hrisjan (excutere); von einem muthmaßlichen hirjan (accedere) begegnen nur imperative formen: hiri ( δεῦρο ) hirjats ( δεῦτε ) hirjiþ ( δεῦτε ); gerade wie es mit den eingeklammerten gr. wörtern der fall ist. 3) huljan (tegere) glitmunjan (splendere) hugjan (cogi- tare) Philipp. 3, 13. 4) nachstehende scheinen langsilbig und gehen doch wie nasjan: af-daujan (consumere) stráujan (sternere) II. goth. erste schwache conjugation. táujan (parare) siujan (suere) stôjan (judicare) in II. táujis, fiujis, stôjis, in III. táujiþ, siujiþ, stôjiþ [und nicht táujeis, siujeis, stôjeis etc.]; nach s. 46. 47. 50. entspringen aber au, iu und ô hier aus kurzsilbigen av, iv, wie auch die praet. tavida, sivida lehren; man hat demnach wirklich tavjiþ, sivjiþ auszuspre- chen; hrôpjiþ (für hrôpeiþ) Luc. 9, 39. ist hingegen verdächtig. Die langsilbigen verba erster conj. richten sich nach diesem paradigma: ind. praes. sg. sôk-ja sôk-eis sôk-eiþ dl. sôk-jôs sôk-jats — pl. sôk-jam sôk-eiþ sôk-jand imp. sg. — sôk-ei — dl. — sôk-jats — pl. sôk-jam sôk-eiþ — alle übrigen tempora gehen völlig wie bei den kurzsil- bigen und bedürfen keiner aufstellung. Der unterschied lauft also dahinaus, daß wenn das bildungs-i auf ein flexions-i stößt, durch einwirkung der langen wurzel- silbe beide in -ei verschmelzen, während auf kurze wurzeln -ji folgt (vgl. s. 599. 606.). Diese andere classe begreift nachstehende verba: 1) balvjan (torquere) malvjan (conterere) valvjan (vol- vere) valtjan (ruere) namnjan (nominare) brannjan (urere) kannjan (notificare) ur-rannjan (oriri facere) manvjan (parare) sandjan (mittere) tandjan (incendere) vandjan (vertere) bandvjan (innuere) ana-nanþjan (audere) draggkjan (potum praebere) stagqvjan (impin- gere) varmjan (calefacere) fra-vardjan (corrumpere) marzjan (scandalizare) ga-vargjan (condemnare); bi- abrjan (commoveri) ga-haftjan (obligare) skaftjan (pa- rare) þrafstjan (solari) daddjan (lactare) skadvjan (um- brare) maþljan (sermocinari) us-agljan (sugillare) tagrjan (plorare) rahnjan (computare) andbahtjan (ministrare) anamahtjan (vim facere). 2) timrjan (fabricare) ga-blindjan (occoecare) svinþjan (robare) disvinþjan (dissipare) plinsjan (saltare) gairnjan (cupere) aírzjan (seducere) vái-faírhvjan (ejulare) baírhtjan (lucere) ïbnjan (aequare) us-qvistjan (delere) garaíhtjan (dirigere). 3) fulljan (implere) tulgjan (firmare) ana-kumbjan (ac- cumbere) ga-svikunþjan (manifestare) huggrjan (esu- II. goth. erste schwache conjugation. rire) þugkjan (videri) gaúrjan (affligere) kaúrjan (gra- vare) haúrnjan (cornu canere) ubilvaúrdjan (maledi- cere) maúrþrjan (occidere) þaúrsjan (sitire) gavaúrkjan (operari) faúrhtjan (timere) huzdjan (opes colligere) knussjan (genu flectere) ïn-raúhtjan (fremere). 4) mêljan (scribere) vênjan (sperare) mêrjan (nuntiare) un-vêrjan (indignari) tuzvêrjan (dubitare); lêvjan (tra- dere) skêvjan (iter facere) svêgnjan (gaudere) nêhvjan (appropinquare). 5) gôljan (salutare) dômjan (judicare); hrôpjan (clamare) vôpjan (vociferare) bôtjan (prodesse) hvôtjan (incre- pare) ga-môtjan (occurrere) fôdjan (alere) rôdjan (lo- qui) ana-stôdjan (incipere) veitvôdjan (testari) ga- sô jan (saturare) sôkjan (quaerere) ga-svôgjan (inge- miscere) vrôhjan (accusare). 6) dáiljan (partiri) háiljan (sanare) ï-sáiljan (illaqueare) ga hráinjan (mundare) ga-máinjan (inquinare) stáin- jan (lapidare); bi-váibjan (cingere) hnáivjan (humili- tare) ga-náitjan (probro afficere) arbáidjan (laborare) ïn-máidjan (transmutare) us-gáisjan (alienari animo) láisjan (docere) ur-ráisjan (erigere) ga-láistjan (sequi) táiknjan (ostendere). 7) bi-sáuljan (contaminare, Tit. 1, 15.) gáumjan (ani- madvertere); dáupjan (baptizare) ráupjan (evellere) ga-dáubjan (obdurare) us-láubjan (permittere) us- dáudjan (certare) ga-máudjan (? suggerere) bláuþjan (delere) af-dáuþjan (occidere) náuþjan (cogere) ga- dráusjan (praecipitare) háusjan (audire) káusjan (gustare) láusjan (solvere) áugjan (ostendere) báugjan (verrere) láugnjan (inficiari) háuhjan (efferre). 8) skeirjan (interpretari); hleibjan (juvare) hveitjan (al- bare) ïdveitjan (reprobare) bleiþjan (misereri) slei jan (nocere) fulla-veisjan (implere) sildaleikjan (mirari). — 9) hrûkjan (crocitare) kûkjan (osculari). — 10) sniumjan (properare); ga-diupjan (prof. facere) þiu jan (benedicere) liuhtjan (lucere). — Anmerkung. im praet. begegnen einige abweichun- gen. doch höchst selten: Luc. 16, 14. bi-mamindèdun (irriserunt), wo der ableitungsvocal vor dem d mangelt, insofern der inf. bi-maminjan lautete. Die spätere ho- milie (Mai spec. p. 24.) liefert sanda für sandida, wäh- rend Ulph. Joh. 11, 42. sandidês, Matth. 27, 3. vandida etc. setzt. Eher zu vertheidigen scheint kàupastêdun (cola- phizarunt) Matth. 26, 67. (nach dem cod. ambros.) für II. goth. zweite schwache conjugation. káupatidêdun vom inf. káupatjan Marc. 14, 65. (vgl. anomala n° 2. seite 853.). zweite schwache conjugation. ind. praes. sg. salb-ô salb-ôs salb-ô dl. salb-ôs (?) salb-ôts (?) — pl. salb-ôm salb-ôþ salb-ônd praet. sg. salb-ôda salb-ôdês salb-ôda dl. — salb-ôdêduts — pl. salb-ôdêdum salb-ôdêduþ salb-ôdêdum conj. praes. sg. salb-ô (?) salb-ôs salb-ô dl. — salb-ôts — pl. salb-ôma (?) salb-ôþ salb-ôna (?) praet. sg. salb-ôdêdjáu salb-ôdêdeis salb ôdêdi dl. — salb-ôdêdeits — pl. salb-ôdêdeima salb-ôdêdeiþ salb ôdêdeina imp. sg. — salb-ô — dl. — salb-ôts (?) — pl. falb-ôm salb-ôþ — inf. salb-ôn. praet. salb-ônds; salb-ôþs. offenbar verschlingt hier das ô der ableitung den an- stoßenden vocal der flexion, salbô, salbôs, salbôþ etc. stehen für salbôa, salbôis, salbôiþ, wodurch im praes. I. sg. ind. und conj.; II. sg. ind. conj. und I. dual. zu- sammenfallen. Die flexionen mit fragzeichen finden sich nicht im Ulph., scheinen mir aber unbedenklich. Hierher gehören nach ordnung der dem ableitungs- ô vorstehenden vocale und conson. folgende verba: 1) þiudanôn (regnare); vratôn (ire) laþôn (invitare). — 2) and-tilôn (auxiliari) faginôn (gaudere) ga fairinôn (inculpare) fráujinôn (imperare) gudjinôn (sacerdotio fungi) hôrinôn (adult. committere) raginôn (regere) rei- kinôn (imperitare) skalkinôn (servire); mitôn (cogitare) viþôn (movere) hatizon (indignari). — 3) dvalmôn (in- sanire) salbôn (ungere) hvarbôn (ire). — 4) spillôn (nar- rare) vaírþôn (taxare) fiskôn (piscari) áiviskôn (convitiari) sviglôn (tibia canere) aíhtrôn (mendicare). — 5) ufar- munnôn (oblivisci) vundôn (vulnerare) lustôn (concupis- cere). — 6) grêdôn (esurire). — 7) hôlôn (fraudare) krôtôn (conquassare). — 8) qváinôn (flere) vlaiton (cir- cumspicere) láigôn (lambere). — 9) gáunôn (lugere) káupôn (emere) raubôn (spoliare). — 10) ga-veisôn (vi- sitare) ga-leikôn (aequiparare) ïdreigôn (poenitere). — H h h II. goth. dritte schwache conjugation. 11) sûpôn (condire) lûtôn (seducere) aviliudôn (gratias agere) liuþôn (canere). — 12) nachstehende haben vor dem ô noch ein i: frijôn (amare) ga-sibjôn (reconciliari) áuhjôn (tumultuari) praet. frijôda. dritte schwache conjugation. ind. praes. sg. hab-a hab-áis hab-áiþ dl. hab-ôs (?) hab-ats (?) — pl. hab-am hab-áiþ hab-and praet. sg. hab-áida hab-áidês hab-áida dl. — hab-áidêduts — pl. hab-áidêdum hab-áidêduþ hab-áidêdun conj. praes. sg. hab-áu hab-áis hab-ái dl. — hab-áits — pl. hab-áima hab-áiþ hab-áina praet. sg. hab-áidêdjáu hab-áidêdeis hab-áidêdi dl. — hab-áidêdeits — pl. hab-áidêdeima hab-áidêdeiþ hab-áidêdeina imp. sg. — hab-ái — dl. — hab-ats (?) — pl. hab-am hab-áiþ — inf. hab-an; part. hab-ands, hab-áiþs. der ableitungsvocal lautet ái , erfährt aber ein von dem ô zweiter conj. verschiednes schicksal, nämlich α ) vor consonantisch anhebender flexion bleibt er, gleich jenem ô, unbeeinträchtigt. β ) hebt die flexion mit i an, so verschlingt er dieses; also habáis, habáiþ stehen für ha- bái-is, habái-iþ. γ ) hebt aber die flexion mit a, áu oder selbst mit ái an, so wird das ableitende ái ausge- worfen, mithin stehet haban, haba, habam, habáu, ha- bái für habajan, habaja, habajam, habajáu, habajái? II. sg. und pl. mischen sich im ind. und conj. Die einzelnen verba sind: 1) skaman (pudere) ha- ban (tenere) slavan (tacere) hahan (pendere) þahan (ta- cere). — 2) silan (silere) liban (vivere) hlifan (furari) sifan (gaudere) vitan (observare). — 3) þulan (pati) mu- nan (mente agitare). — 4) arman (misereri) fastan (ser- vare). — 5) gakunnan (observare) staúrran (fremere) maúr- nan (moerere) saúrgan (lugere) gajukan (subjugare). — 6) svêran (honorare). — 7) hvôpan (gloriari) blôtan (deum colere). — 8) ga-þlaíhan (consolari, demulcere) áistan (vereri). — 9) báuan (aedificare) bnáuan (confricare) tráuan (fidere). — 10) ga-hveilan (morari) reiran (tremere) ga- II. anomal. der gothischen conjugation. leikan (placere) ga geigan (lucrari) veihan (sanctificare). — 11) liugan (nubere). — 12) fijan (odisse) hat vor dem ái noch ein i; praet. fijáida. — Anm. schwankend steht bald hatan (odisse) bald hat- jan Luc. 1, 71. 6, 27. Matth. 5, 44.); da einige praesens- flexionen dieser conj. denen der starken gleichlauten, so könnten þlaíhan, báuan, welche nicht im praet. vor- kommen, vielleicht stark gehen, praet. þaiþlaíh, báibáu? Anomalien der gothischen conjugation. Sie gründen sich theils auf mischung verschiedener wortstämme und ableitungen, theils auf anwendung star- ker und schwacher flexion nebeneinander. Auxiliaria, d. h. verba, welche sehr häufig gebraucht werden und statt ihrer lebendigen bedeutung abstracte begriffe an- nehmen, tragen gewöhnlich solche unregelmäßigkeiten an sich. 1) das hülfswort esse besteht im goth. aus dreierlei stäm- men α ) praes. ind. sg. lautet: I. ïm , II. ïs , III. ïst . — β praes. ind. dl. I. siju II. sijuts (?), pl. I. sijum II. sijuþ III. sind ; praes. conj. sg. I. sijáu II. sijáis III. sijái ; pl. I. sijáima II. sijáiþ III. sijáina . — γ ) zum praet ind. und conj. dienen die formen des zur zehnten conj. hörenden visan (manere); folglich: vas, vast, vas; pl. vêsum, vêsuþ, vêsun; conf. vêsjáu, vêseis, vêsi; pl. vêseima, vêseiþ, vêseina . Die praesentia dieses verbums behalten ihren concreten sinn. — 2) zehn verba mangeln gänzlich der praesentialflexion, verleihen aber der starken, ablautenden form ihres praet. bedeutung des praesens und bilden dann für die bedeutung des praet. eins nach schwacher form. Es sind folgende: α ) aus conj. VII. môtan ( χωρεῖν , ca- pere) ôgan (timere). β ) aus conj. VIII. vitan (scire) áigan (habere). γ ) aus X. magan (posse). δ ) aus XI. skulan (debere) munan (meminisse) daúran (audere). ε ) aus XII. kunnan (nosse) þaúrban (egere); muthmaß- lich gab es ein in den fragm. unvorhandenes dugan (valere) nach conj. IX., unnan (favere) nach XII. und noch andere. Da nicht nur die ablaute, sondern auch die schwachen praet. einige unregelmäßigkeit zeigen, setze ich alle im paradigma her: H h h 2 II. anomal. der gothischen conjugation. A. praes. ind. der bedeutung. sg. I. môt ôg váit áih mag II. môst ôgt váist áihs magt III. môt ôg váit áih mag dl. I. môtn ôgu vitu áigu magu II. môtuts ôguts vituts áiguts maguts pl. I. môtum ôgum vitum áigum magum II. môtuþ ôguþ vituþ áiguþ maguþ III. môtun ôgun vitun áigun magun sg. I. skal man dar kann þarf II. skalt mant dart (?) kant þarft III. skal man dar kann þars dl. I. skulu munu daúru kunnu þaúrbu II. skuluts munuts daúruts kunnuts þaúrbuts pl. I. skulum munum daúrum kunnum þaúrbum II. skuluþ munuþ daúruþ kunnuþ þaúrbuþ III. skulun munun daúrun kunnun þaúrbun B. praet. ind. fg. I. môsta ôhta vissa aíhta mahta II. môstês ôhtês vissês aíhtês mahtês III. môsta ôhta vissa aíhta mahta pl. I. môstêdum ôhtêdum vissêdum aíhtêdum mahtêdum II. môstêduþ ôhtêduþ vissêduþ aíhtêduþ mahtêduþ III. môstêdun ôhtêdun vissêdun aíhtêdun mahtêdun sg. I. skulda munþa daúrsta kunþa þaúrfta II. skuldês munþês daúrstês kunþês þaúrftês III. skulda munþa daúrsta kunþa þaúrfta pl. I. skuldêdum munþêdum daúrstêdum kunþêdum þaúrftêdum II. skuldêduþ munþêduþ daúrstêduþ kunþêduþ þaúrftêduþ III. skuldêdun munþêdun daúrstêdun kunþêdun þaúrftêdun Anmerkungen: α ) den conj. ergibt der pl. ind. von selbst. — β ) der ablaut verhält sich in den drei ersten und zwei letzten (môt, ôg, váit, kann, þarf) ordentlich; in den fünf mittlern macht er anstoß. Die singulare áih, mag, skal, man, dar, sollten nach der regel im pl. aíhum, mêgum, skêlum, mênum, dêrum bekom- men; áigum und magum sondern den ablaut des pl. nicht von dem des sg.; skulum, munum, daúrum fol- gen der zwölften conj., welcher fie wegen ihres ein- fachen cons. nicht zugehören; aú in daúrum (statt dê- II. anomal. der gothischen conjugation. rum) ist zwar nicht zu belegen, doch aus dem praet. daúrsta zu folgern. — γ ) dem schwachen praet. gebührt der vocal des pl. praes.; vor dem -d der flexion da, dês, da; dêdum etc. konnte hier natürlich kein ablei- tungsvocal eintreten, (wie in regelmäßigen schwachen conj. i, ô, ái) folglich muste der wurzelcons. an dieses d stoßen, wodurch assimilationen und übergänge beider cons. verursacht wurden. In dem einzigen skulda blei- ben sie unverändert; kunþa steht für kunnda; munþa f. munda; mahta, ôhta, aíhta f. magda, ôgda, áigda; þaúrfta f. þaúrbda; môsta f. môtda (wie in II. praes. môst f. môtt; vgl. oben s. 844. und káupasta f. káupatida s. 848.) dáursta f. daúrda; vissa f. vitda; die voraussetzung einer volleren form skulida, môtida, vitida etc. (oben s. 171.) scheint mir gegenwärtig grundlos; woher sollte das i kommen? und nicht aus dem wohllautigen tid hätte sich st, ss entwickelt, wohl aber aus td . — δ ) Luc. 19, 22. steht visseis für vissês (vgl. vorhin s. 844. über ei und ê) tadelhafter Neh. 6, 16. kunþidun st. kunþêdun; Joh. 17, 23. kunnei (nosset) st. kunni; ûhtêdun Marc. 11, 32. st. ôhtêdun. — ε ) auch der imp . dieser wörter ist eigenthümlich, er stimmt nicht, wie sonst überall, zu dem ind., vielmehr zu dem conj.; II. pl. heißt: mu- neiþ, kunneiþ, ôgeiþ, viteiþ etc. nicht: munuþ, vi- tuþ. — II. sg. ist nur von ôgan belegbar, lautet ôgs Luc. 1, 13, 30. Joh. 12, 15. Rom. 13, 4, für ôgeis (wie baúrgs, brusts s. 610. für baúrgeis, brusteis) und ich zweifle kaum, daß ein analoges: mags, kuns, muns, þaúrfs, aíhs behauptet werden müße. 3) diesen zehn verbis gesellt sich ein eilftes mit der weitern bestimmung zu, daß es im praesens aller indi- cativen form entsagt und durchaus im conjunctiv steht: viljan (velle) viljáu (volo) vileis (vis) vili (vult) vileiva (?, nos duo volumus) vileits (vos duo vultis) vileima (volumus) vileiþ (vultis) vileina (volunt) welche formen einen unvorfindlichen ind. váil, váilt, váil; vilu, viluts; vilum, viluþ, vilun theoretisch fordern. Das praet. erkennt den ind.: vilda, vildês, vilda; pl. vildêdum, vildèduþ, vildêdun; und im conj. vildèdjáu, vildêdeis etc. Des imp. entsinne ich mich nicht, er würde II. sg. vils, II. pl. vileiþ bil- den. — 4) gaggan (ire) hält im praes. durch alle modos starke form: gagga, gaggis, gaggiþ etc. und würde seinem voc. nach der ersten zufallen, also im praet. redupli- II. anomal. der gothischen conjugation. cieren: gáigagg, welches gleichwohl nie vorkommt, vielmehr vertreten wird α ) durch die schw. form gaggida; nur Luc. 19, 12 ( ἐπορεύθη ). β ) gewöhnlich durch ïddja ἐπορεύετο ) ïddjês, ïddja; pl. ïddjêdum , ïddjêduþ. ïddjêdun, wofür man keinen inf. ïddjan (er heißt durchgehends gaggan ansetzen darf. 5) briggan (afferre) geht im praes. stark, im praet. aber (nicht bragg nach conj. XII. sondern) schwach: brahta , brahtês; pl. brahtêdun . 6) vier verba erster schwacher conj. gehen im praes. re- gelmäßig: bugjan (emere) þagkjan (cogitare) þugkjan (videri) vaúrkjan (operari), ziehen aber ihr schwaches praet. zusammen: baúhta, þahta, ûhta, vaúrhta ; pl. baúhtêdum, þahtêdum, þuhtêdum, vaúrhtêdum; statt der vollen formen bugida (und vor h wandelt sich u in aú; vgl. s. 842. þaúhum für þuhum) þagkida, þugkida, vaúrkida. 7) alle mittelst n abgeleiteten intransitiva conjugieren ihr praes. stark, ihr praet. schwach und zwar nach der zweiten conjugation; es sind im C. A. folgende: af-hvapnan (exstingui) ga haftnan (figi) ga-batnan (proficere) ga-vaknan (excitari) ga-þlahsnan (turbari); svinþnan (roborari) ga-nipnan (moerere) af-lifnan (superesse) ga-qviunan (reviviscere) disskritnan (findi) fra qvistnan (perire); ga-fullnan (impleri) af-dumb- nan (obmutescere) and-bundnan (solvi) af-taúrnan (rumpi) ga þaúrsnan (arescere) ga-staúrknan (ri- gescere) us-gutnan (effundi); us-mêrnan (divul- gari) af-dôbnan (obmutescere) ga-drôbnan (tur- bari) us-lûknan (aperiri); ga-háilnan (sanari) bi- sáulnan (inquinari) dis-hnáupnan (rumpi) ga-dánþnan (mori) af sláuþnan (stnpefieri) ïn-feinan ( σπλαγχνί- ζεσθαι ) us-keinan (pullulare) us-geisnan (stupere) veihnan (sanctificari). Die conj. lautet demnach z. b. praes. veihna, veihnis, veihniþ; veihnam, veihniþ, veihnand; praet. veihnôda, pl. veihnôdêdum; conj. praes. veihnáu; pl. veihnáima; praet. veihnôdêdjáu, pl. veihnodêdeima; imp. sg. veihn, pl. veihniþ; part. praes. veihnands, praet. veihnôþs. In den verbis kei- nan und ïnfeinan scheint das n zwar wurzelhaft (wes- halb auch keinan s. 841. zu conj. VIII. gezählt wor- den); doch stehen die praet. keinôda Luc. 8, 8. ïnfei- nôda Luc. 7. 13. 15, 28. neban dem part. praes. kei- nands, ïnfeinands Luc. 8, 7. Marc. 1, 41. Luc. 1, 78. II. gothisches passivum. und vielleicht lauteten die urstämme keian, kái, kijun, kijans; feian, fái, fijun, fijans? 8) in der zehnten conj. ist zwar ein fraíhan (interrogare) frah, frêhun, fraíhans aufgestellt worden, gleichwohl gilt für das praes. durch alle modos die intransitive form fraíhnan; ind. fraíhna, fraíhnis, fraíhniþ; conj- fraíhnáu, fraíhnáis, fraíhnái; imp. fraíhn, pl. fraíhniþ; daneben aber kein schwaches praet. fraíhnôda (wie in voriger anomalie) sondern jenes frah, frêhun , part. fraihans (Luc. 17, 20.) 9) fünf verba mit schwachem praes. und starkem praet. s. 844. anm. 4. angegeben. Gothisches passivum . es sind bloß die flexionen des praes. ind. und conj. er- halten worden: I. II. III. ind. praes. sg.-da -za -da pl.-nda -nda -nda conj. praes. sg.-dáu -záu -dáu pl.-ndáu -ndáu -ndáu welche sich für die gesammte starke und dritte schw. conj. näher so bestimmen: -ada, -aza, -ada; pl. -anda, -anda, -anda; conj. -aidáu, -áizáu, -áidáu; pl. -áin- dau. In der ersten schwachen wird i eingeschoben: -jada, -jaza, -jada; janda; conj. -jáidáu, -jáizáu, -jáidáu; -jáindáu. Die zweite schwache hat überall ô: -ôda, -ôza, -ôda; ônda; conj. -ôdáu, -ôzáu, -ôdáu; pl. -ônda. Beispiele sind: háitada (vocor) háitaza (vo- caris) háitada (vocatur); háitanda (vocamur); háitáidáu (vocer) háitáizáu (voceris) etc. fastada (servor) fastáidáu (server) etc. huljada (tegor) huljaza (tegeris) huljáindáu (tegantur) etc. galeikôda (comparatur) galeikôzáu (com- pareris) etc. Anmerkungen: 1) Luc. 18, 32. Marc. 9, 50. krôtûda, sûpûda st. krôtôda, sûpôda. — 2) merkwürdiger Matth. 27, 42. 43. Marc. 15, 32. láusjadáu, atsteigadáu für ῥυσάσθω, καταβάτω , gewis verschieden von der III. conj. pass. láusjáidáu, atsteigáidáu, die ganz etwas anders be- deuten würden, nämlich liberetur, descendatur. Liegt hier III. conj. eines goth. mediums vor? — 3) ein inf. pass. auf -am läßt sich kaum folgern aus Marc. 10, 45. ni qvam atanbahtjam, ak andbahtjan ( οὐκ ἦλθε II. althochdeutsche starke conjugation. διακονηθῆναι ἀλλὰ διακονῆσαι ) weil das vorangehängte at zu berücksichtigen ist, das nicht von qvam regiert wird, auf welches verbum stets der bloße inf. folgt. — 4) nicht weniger bedenklich scheint mir aflifnanda Joh. 6, 13. st. des activen aflifnand (supersunt). Althochdeutsches verbum . Starke conjugationen . I. II. III. ind. praes. sg.–u –is –it pl.–amês –at –ant praet. sg. … –i … pl.–umês –ut –un conj. praes. sg.–e –ês –e pl.–êmês –êt –ên praet. sg.–i –îs –i pl.–îmîs –ît –în imp. sg. — … — pl. — –at — inf. –an; part. praes. –antêr, praet. –anêr Anmerkungen: α ) consonanten 1) das t der III. praes. ind. und der II. pl. in allen modis sollte zufolge des goth. þ die alth. media d seyn, doch erscheint diese nirgends und man muß jenes t in die reihe der s. 156. 159. angeführten auslaute (cot, mit, it-, pluot etc.) setzen; in der III. pl. ant und dem part. antèr stimmt hingegen t zum goth. d. — 2) die I. pl. -amês, -umês, -êmês, -îmes übertrifft das goth. -am, -um, -áima, -eima und bezeugt ein früheres goth. -ams, -ums , -áimas (?) -eimas (?), welches sich zu -amês etc. verhält, wie blinds zu plintêr und den s. 808. vermutheten dat. pl. fiskams, viscumêr bestärkt. Übrigens sollte man nach der analogie von plintêr ein -amêr etc. statt -amês er- warten, welches einigemahl, doch wohl als schreibfehler vorkommt, vgl. tragamer K. 21 a ; schon die frühsten denkmähler schneiden das -ês zuweilen ab und endigen. wie im goth., auf bloßes -m (vgl. pirum gl. hrab. 967 b sculîm J. 377.), mit dem zehnten jahrh. hört es gänzlich auf. Das auslautende -m aber schwächt sich bereits im neunten zu -n (selbst bei O. und T., welche doch in- lautend -mês daneben gebrauchen), so daß sich I. pl. praes. ind. -an mit dem inf. -an und I. pl. praes. conj. II. althochdeutsche starke conjugation. fo wie I. pl. praet. durchgehends mit der III. pl. schäd- lich mengen. N. setzt überall -n. — 3) eine merkwür- dige spur der I. sg. conj. auf -m, statt des vocals, gewährt ar-wêlim (ferverem) gl. hrab. 952 b , woraus freilich die nothwendigkeit des dem pl. angefügten -ês hervorgienge, so wie seine erläßlichkeit, sobald dem sg. das -m mangelt. Was früher z. b. lâsi-m (legerem) lasîmês (legeremus) lautete, konnte später lâsi (legerem) lâsîm (legeremus) heißen; auch hier sehe ich den gemuthmaß- ten dat. sg. palkim, dat. pl. palkimêr (s. 808.) bestä- tigt. — 4) spurweise bei O und T., entschieden bei N., lautet die II. pl. jedes modi der III. pl. ind. gleich auf -nt , während im praet. und conj die III. pl. selbst die- ses t frei bleibt. — 5) II. sg. praes. ind. conj. und praet. conj. beginnt bey O. hin und wieder dem -s ein t zuzufügen; bei N herrscht dieses -st statt -s aus- gemacht. — 6) II. sg. praet. ind. hat kein dem goth. -t paralleles - Ʒ, sondern -i, und, wo der ablaut des sg. von dem des pl. abweicht, stets mit dem wurzelvocal und dem cons. des pl. ind., folglich zugleich des sg. pl. praet. conj. z. b. chôs, churi; was, wâri; screi, scriri; sluoh, sluogi; zêh, zigi; zôh. zugi; sah, sâhi; meit, miti; sôt, suti; war, wurri etc. — 7) das -n des inf. mangelt höchst selten, z. b. in den gl. wirceb, wo aber die lesart nicht hinreichend sicher ist. — β ) flexionsvocale 1) I. praes. sg. ind. hat -u statt des goth. -a (wie der nom. des starken fem. erster decl.); N gebraucht dafür -o . — 2) langes ê in II. sg. und I. II. III. pl. praes. conj. folgt theils aus dem goth. ái, theils aus N. schreibung -ê, theils aus kangees K. 26 b etc., das ê in -mês aus winnamees, pittamees etc. K. 27 a 28 a . — 3) langes î in II. sg. und I. II. III. pl. praet. conj. wiederum aus dem goth. -ei und N. circumflec- tiertem -î — 4) I und III. sg. praes. conj. scheint frü- her zuweilen -a statt -e, vgl. gëba (dem) samarit., wesa (sit) misc. 2, 288. wërda (fiat) ibid., was für die kürze des -e streitet, da das goth. -áu, -ái lieber lan- gen voc. muthmaßen ließe. — 5) allmählig wandeln sich alle kurzen flexions -a in tonlose -e, die weder ë noch e (umgelautetes a) sind; später die kurzen -u und -i in eben ein solches -e; bei N. sind bereits die drei kurzen vocale gemischt, doch noch von den langen ge- schieden. — γ ) zur übersicht der abstufung setze ich die flexionen nach O und N. her, welche man mit obigem, den ältesten quellen gemäßem paradigma vergleichen II. althochdeutsche starke conjugation. kann; O. ind. praes. -u, -is, -it; pl. -emês (oder -en) -et, -ent; praet. …, -i, …, pl. umês (oder -un) -ut, un, conj. praes. -e, ês, -ê; pl. êmês (oder -ên) -êt, -ên; praet. -i -îs, i; pl. îmês (oder -în) -ît, în. — N. praes. ind. -o, -est, -et; -en, -ent, -ent; praet. …, -e, …, pl. -en, -et, -en; conj. praes. -e, êst, -e; pl. -ên, -ênt, -ên; praet. -e, îst, e; pl. -în, -îst, -în. — Einzelne conjugationen. I. vallu (cado) vîal, vîalumês, vallanêr; wallu (ferveo) wîal, wîalumês, wallanêr; haltu (teneo) hîalt, hîal- tumês, haltanêr; scaltu (remigo) scîalt, scîaltumês, scaltanêr; spaltu (findo) spîalt, spîaltumês, spaltanêr; waltu (impero) wîalt, wîaltumês, waltanêr; valdu (plico) vîalt, vîaldumês, valdanêr; halzu (claudum reddo) hîalz, hîalzumês, halzanêr; salzu (salio) sîalz, sîalzumês, salzanêr; walzu (volvo) wîalz, wîalzumês, walzanêr; spannu (sigo) spîan, spîanumês, spannauêr; plantu (? misceo) plîant (O. IV. 12, 45.) plîantumês, plantanêr; ebenso: inplantu? admisceo, intermisceo, rem difficilem impono; O. V. 23, 490. N. 34, 13. 54, 4.) int -fanku (suscipio) intfîank, intfîan- kumês, intfankanêr; kanku (eo) kîanc, kîankumês, kankanêr; hanku (suspendo) hîanc, hîankumês, han- kanèr; aru (aro) îar, îarumês, aranêr (beleglich nur part. praet. ir-aranju, exarata gl. mons. 392. ungea- ran W. 2, 1., das praet. folgere ich aus dem mittelh.). — II. skeidu (separo) skîad, skîadumês, skeidanêr; heiƷu (voco) hîaƷ, hîaƷumês, heiƷanêr; meiƷu (amputo) mîaƷ, mîaƷumês, meiƷanêr; zeisu (carpo) zîas, zîa- sumês. zeisanêr. III. hloufu (curro) hlîaf (O. III. 14, 165. V. 5, 11; lîuf N. 58. 5.) hlîafumês, hloufanêr; houwu (caedo) hîô (T. 185, 2. N. hîu) hîowumês, houwanêr; scrôtu (seco) scrîat. scrîatumês, scrôtanêr; stôƷ (tundo) stîaƷ, stîa- Ʒumes, stôƷanêr; — wuofu (ejulo) wîaf, wîafumês wuofanêr; hruofu (clamo) hrîaf, hrîafumês, hruofa- nêr; pluoƷu (libo) plîaƷ? pluoƷanêr (gl. hrab. 959 a 960 a 966 b ; das praet. nicht zu belegen) vluohhu (ma- ledico) vlîah, vlîahhumês, vluohhanêr (praet. unbeleg- lich; part. praet. hat K. 18 a 46 a ). IV. slâfu (dormio) slîaf. slîafumês, slâfanêr; prâtu (asso) prîat, prîatumês, prâtanêr; râtu (consulo) rîat, rîa- tumes, râtanêr; lâƷu (sino) lîaƷ, lîaƷumes, lâƷanêr; II. althochdeutsche starke conjugation. var-wâƷu (maledico) var-wîaƷ, var-wîaƷumês, var- wâƷanêr; hâhu (suspendo) und vâhu (capio) haben bloß praes. das praet. aber nach conj. I. von hankan, vankan. — V. VI. mangeln. VII. malu (molo) muol, muolumês, molanêr; spann (al- licio) spuon, spuonumês, spananêr; stantu (sto) stuont, stuontumês, stantanêr; varu (vehor) vnor. vuorumês, varanêr; suerju (juro) suor (st. suuor) suorumês, sua- ranêr; krapn (fodio) kruop, kruopumês, krapanêr; skapu (rado) skuop, skuopumês, skapanêr; skafu (creo) skuof, skuofumês, skafanêr; heffu (tollo) huop, huo- pumês, hapanêr; in-seffu (intelligo) insuop, insuopu- mês, insapanêr; hlatu (onero) hluot, hluotumês, hla- tanêr; watu (transmeo) wnot, wuotumês, watanêr; wasku (lavo) wuosc, wuoskumês, waskanêr; traku (porto) truoc, truokumês, trakanêr; naku (rodo) nuoc, nuokumês, nakanêr; duahu (lavo) duoh (st. duuog) duogumês, duaganêr; lahu (veto) luog (O. II. 6, 5.) luogumês, laganêr; slahu (percutio) sluoh, sluogemês, slaganêr; kiwahu (mentionem facio) kiwuoh, kiwuo- gumês, kiwaganêr; hlahhu (rideo) hluoh, hluohnmês, hlahhanêr; var-sahhu (abnego) varsuoh, varsuohu- mês, varsahhanêr; wahsu (cresco) wuohs, wuohsumês, wahsanêr. — VIII. grîu (gannio) grei, grirumês, griranêr; scrîu (clamo) screi, scrirumês, scriranêr; ki-rîmu (contingo) kireim (O. IV. 2, 26.) kirimumês, kirimanêr; chînu (germino) chein, chinumês, chinanêr; hrînu (tango) hrein, hri- numês, hrinanêr, scînn (luceo) scein, scinumês, sci- nanêr; suînu (evanesco) suein, suinumês, suinanêr; chlîpu (inhaereo) chleip, chlipumês, chlipanêr; pi- lîpu (maneo) pileip, pilipumês, pilipanêr; rîpu (frico) reip, ripumês, ripanêr; scrîpu (scribo) screip, scripu- mês, scripanêr, trîpu (pello) treip, tripumês, tripanêr; krîfu (arripio) kreif, krifumês, krifanêr; slîfu labor) sleif, slifumês, slifanêr; pi-wîfu (involvo, ? damno capitis) piweif, piwifumês, piwifanêr (N. 108, 7.) spîwu (spuo) spei (spê) spiwnmês, spiwanêr; ki-lîdu (transeo) kileit, kilitumês, kilitanêr; mîdu (evito) meit, mitumês, mitanêr; snîdu (seco) sneit, snitumês, snitanêr; pîtu (exspecto) peit, pitumês, pitanêr; rîtu (equo vehor) reit, ritumês, ritanêr; strîtu (pugno) streit, stritumês, stritanêr; scrîtu (gradior) screit, scri- II. althochdeutsche starke conjugation. tumês, scritanêr; pîƷu (mordeo) peiƷ, piƷumês, pi- Ʒanêr; rîƷn (exaro) reiƷ, riƷumês, riƷanêr; siîƷu (rumpo) sleiƷ, sliƷumês, sliƷanêr; smîƷu (collino) smeiƷ, smiƷumês, smiƷanêr; vlîƷu (operam do) vleiƷ, vliƷumês, vliƷanêr; wîƷu (imputo) weiƷ, wiƷumês, wiƷanêr; rîsu (decido) reis, rirumês oder risumês, riranêr; hnîku (inclino) hneic, hnikumês, hnikanêr; sîku (cado) seic, sikumês, sikanêr; stîku (scando) steic, stikamês, stika- nêr; dîhu (proficio) dêh, digumês, diganêr; lîhu (com- modo) lêh, liwumês, liwanêr; int-rîhu (revelo) intrêh, intrigumês, intriganêr; sîhu (colo) sêh, sigu- mês, siganêr; zîhu (accuso) zêh, zigumês, ziganêr; ki-rîhhu (praevaleo) kireih (N. 51, 9.) kirihhumês, ki-rihhanêr; suîhhu (fallo) sueih, suihhumês, suihha- nêr; slîhhu (repo) sleih, slihhumês, slihhanêr. IX. chliupu (findo) chloup, chlupumês, chlopanêr; sciu- pu (protrudo) scoup, scupumês, scopanêr; sûfu (bibo) souf, sufumês, sofanêr; sliufu (exuo) slouf, slu- famês, slofanêr; triufu (stillo) trouf, trufumês, trofa- nêr; chiwu oder chiuwn (mando) chou, chuumês, chuanêr; hriwu oder hriuwu (poenitet me) hrou, hruumês, hruanêr; pliwu oder pliuwu (verbero) plou, pluumês, pluanêr; priwu oder priuwu (braxo) prou, pruumês, pruanêr; hliutu (pullulo) hlôt, hlutumês, hlotanêr; piutu (offero) pôt, putumês, potanêr; siudu (coquo) sôt, sutumês, sotanêr; diuƷu (sono) dôƷ, du- Ʒumês, doƷanêr; ar -driuƷu (taedio sum) ardrôƷ, ar- druƷumês, ardroƷanêr; hliuƷu (sortior) hlôƷ, hluƷu- mês, hloƷanêr; kiuƷu (fundo) kôƷ, kuƷumês, koƷa- nêr; niuƷu (fruor) nôƷ, nuƷumês, noƷanêr; riuƷu (ploro) rôƷ, ruƷumês, roƷanêr; sliuƷu (claudo) slôƷ, sluƷumês, sloƷanêr; vliuƷu (fluo) vlôƷ, vluƷumês, vloƷanêr; chiusu (eligo) chôs, churumês. choranêr; liusu (perdo) lôs, lurumês, loranêr; triusu (cado) trôs, trurumês, troranêr; vriusu (gelo) vrôs, vruru- mês, vroranêr; liuku (mentior) louc, lukumês, loka- nêr; piuku (flecto) pouc, puknmês, pokanêr; siuku oder sûku (sugo) souc, sukumês, sokanêr; triuku (de- cipio) trouc, trukumês, trokanêr; vliuku (volo) vlouc, vlukumês, vlokanêr; vliuhu (fugio) vlôh, vluhumês, vlohanêr; ziuhu (traho) zôh, zugumês, zoganêr; liuhhu oder lûhhu (claudo) louh, luhhumês, lohhanêr; riuhhu (fumo) rouh, ruhhumês, rohhanêr. X. kipu (dono) kap, kâpumês, këpanêr; wipu (texo) wap, wâpumês, wëpanêr; chnitu (depso) chnat, chnâ- II. althochdeutsche starke conjugation. tumes, chnëtanêr; pittu (rogo) pat, pâtumês, pëtanêr; tritu (calco) trat, trâtumês, trëtanêr; ki-witu (jungo) kiwat, kiwâtumês, kiwëtanêr; quidu (dico) quat, quâ- dumês oder quâtumes, quëlanêr; stridu (ferveo) strat, strâdumês, strëtanêr; iƷu (edo) aƷ, âƷumês, ëƷanêr; ir- kiƷu (obliviscor) irkaƷ, irkâƷumês, irkëƷanêr; miƷu (metior) maƷ, mâƷumês, mëƷanêr; vriƷu (voro) vraƷ, vrâƷumês, vrëƷanêr; sizu (sedeo) saƷ, sâƷumês, sëƷanêr; chrisu (repo) chras, chrâsumês, chrësanêr; lisu (lego) las, lâsumês, lësanêr; kinisu (servor) kinas, kinâsumês, kinësanêr; wisu (existo), was, wârumês, wësanêr; liku (jaceo) lac, lâkumês, lëkanêr; phliku (soleo) phlac, phlâkumes, phlëkanêr [das praet. ist mir noch nicht vorgekommen und für pligit O. V. 19, 78. liest cod. vind. plëgit] wiku (pondero) wac, wâkumês, wëkanêr; gihu (ajo) jah, jâhumês, gëhanêr; sihu (video) sah, sâhumês, sëhanêr; ki-scihu (contingo) kiscah, kiscâ- humês, kiscëhanêr; ki-vihu (gaudeo) kivah, kivâhu- mês, kivëhanêr; vnihu (anhelo) vnah, vnâhumês, vnëhanêr. XI. hilu (celo) hal, hâlumês, holanêr; quilu (crucior) qual, quâlumês, quolanêr; stilu (furor) stal, stâlumês, stolanêr; suilu (uror) sual, suâlumês, suolanêr; tuilu (torpeo) tual, tualumês, tuolanêr; nimu (sumo) nam, nâmumês, nomanêr; quimu (venio) quam, quâmumês, quomanêr; zimu (deceo) zam, zâmumês, zomanêr; ki-duiru (contero) kiduar (O. III. 20, 95.) kiduârumês, kiduoranêr (gl. mons. 411. herrad. 187 a ) piru (fero) par, pârumes, poranêr; sciru (tondeo) scar, scârumês, sco- ranêr; suiru (ulcero) suar, suârumês, suoranêr; ziru (consumo) zar, zârumês, zoranêr; trifu (ferio) traf, trâfumês, trofanêr; ar-prittu (stringo) prat, prâttu- mês, prottanêr; pristu (rumpor) prast, prâstumês, pro- stanêr; drisku (trituro) drasc, drâskumês, droskanêr; ir-lisku (exstinguor) irlasc, irlâskumês, irloskanêr; rihhu (ulciscor) rah, râhumês, rohhanêr; prihhu (frango) prah, prâhumês, prohhanêr; sprihhu (loqnor) sprah, sprâhumês, sprohhanêr; stihhu (pungo) stah, stâhumês, stohhanêr; suihhu (foeteo) suahl, suâhumês, suohhanêr; vihtu (certo) vaht, vâhtumês, vohtanêr; vlihtu (necto) vlaht, vlâhtumês, vlohtanêr. XII. hillu (consono) hal, hullumês, hollanêr; pillu (latro) pal, pullumês, pollanêr; scillu (persono) scal, scullu- mês, scollanêr; suillu (turgeo) sual, suullumês, suolla- nêr; pi-willu (contamino) piwal, piwullumês, piwol- II. althochdeutsche starke conjugation. lanêr; hilfu (juvo) half, hulfumês, bolfanêr; tilfu (fodio) talf, tulfumês, tolfanêr; kiltu (rependo) kalt, kultumês, koltanêr; sciltu (increpo) scalt, scultumês, scoltanêr; smilzu (liquefio) smalz, smulzumês smolzanêr; arpilku (irascor) arpalc, arpulkumês, arpolkanêr; suilku (glutio) sualc, suulkumês, suolkanêr; [? suilhu, sualh etc.] vilihu (commendo) valah, vuluhumês, volohanêr; primmu (rugio) pram, prummumês, prummanêr; snimmu (nato) suam, suummumês, suummanêr; ki-limfu (deceo) kilamf, kilumfumês, kilumfanêr; chlinnu (lino) chlan, chlunnumês, chlunnanêr; pi-kinnu (incipio) pikan, pikunnumês, pikunnanêr; linnu (cesso) lan. lunnumês, lunnanêr; prinnu (ardeo) pran, prunnumês, prunna- nêr; rinnu (fluo) ran. runnumês, runnanêr; sinnu (proficiscor) sann, sunnumês, sunnanêr; spinnu (neo) span, spunnumês, spunnanêr; winnu (laboro) wan, wunnumês, wunnanêr; pintu, pant, puntumês, pun- tanêr; scrintu (sindo) scrant, scruntumês, scrunta- nêr; slintu (glutio) slant, sluntumês, sluntanêr; suintu (evanesco) suant, suuntumês, suuntanêr; pi-wintu (circumligo) piwant, piwuntumès, piwuntanêr; ki- niudu (audacter aggredior) ki-nant (O. I. 2, 24.) ki- nundumês, kinundanêr [gewöhnlicher schwach: ki- nendu]; vindu (invenio) vant, vundumês, vundanêr; dinsu (traho) dans, dunsumês, dunsanêr; drinku (pre- mo) dranc, drunkumês, drunkanêr; duinku (cogo) duanc, duunkumês, duunkanêr; prinku (affero) pranc, prunkumês, prunkanêr; sinku (cano) sanc, sunkumês, sunkanêr; sinhu (cado) sanh, sunhumês, sunhanêr; stinhu (odorem spargo) stanh, stunhumês, stunhanêr; trinhu (bibo) tranh, trunhumês, trunhauêr; chirru (crepo) char, churrumês, chorranêr; scirru (rado) scar, scurrumês, scorranêr; wirru (impedio) war, wurrumês, worranêr; huirpu (revertor) huarap oder huarp, huur- pumês, huorpanêr; stirpu (morior) starp, sturpumês, storpanêr; suirpu (abstergo) suarp, suurpumês, suuor- panêr; snirfu (coeco) snarf, snurfumês, snorfanêr; wirfu, warf oder waraf, wurfumês, worfanêr; wirdu (fio) wart, wurtumês, wortanêr; pirku (celo) parac und parc, purkumês, porkanêr. Anmerkungen zu den zwölf conjugationen. 1) reduplication völlig außer gebrauch; doch in heialt K. 29 b st. heihalt scheint sie nachzuhallen. vielleicht in einzelnen interjectionen und dem subst, vîvaltra (papilio) gl. blas. 74. zwetl. 127 b nach heutig-oberd. II. althochdeutsche starke conjugation. volkssprache feifalter, pfeipfalter, fifalter, Aus der re- dupl. entwickelte sich aber der unorg. ablaut îa, wie ich ihn zu schreiben wage, aus dem îa der gewöhn- liche diphth. ia [vgl. oben s. 103. 104.] später ie ; verschiedene denkmähler des 8. 9. jahrh. haben ëa [s. 101.], vielleicht auch êa zu schreiben: lêaƷ, blêas, fêanc? solche die sich dem sächs. nähern, setzen ê, als: fênc J. 367. 385. Dieser herleitung des alth. îa der vier ersten decl. aus uralter redupl. stehen zwei einwürfe entgegen: α ) in erster conj. verständigt sich îa wohl aus eia , weil der voeal der wurzel a lautet; in zweiter hingegen sollte man eiei , oder îei; in drit- ter eiô oder îô in vierter eià oder îâ erwarten, da hier von keinem wurzelhaften a rede seyn kann. Wirklich zeigt sich spurweise in der dritten hîô (T. 185, 2.) hîu (N. p. 258 a , 12.) lîuf (N. 58, 5.) st. hîou, hlîouf [vgl. oben s. 106.], zur zweiten würde die schreibung îe, vielleicht îê? passen (hîêƷ, scîêd); all- mählig kam in alle vier conj. einförmigkeit des ab- lauts. Ja ein einzelnes verbum verflüchtigte das aus dem alten ei, î stammende i in den cons. j und wies sich aus der zweiten in die zehnte conj. ein, nämlich dem goth. áikan, áaik, áiáikun wäre alth. eihhan, îah, îahhun parallel, sobald sich aber jah, jâhun ge- bildet hatte, fand sich das praes. gihan, gihu. — β ) die syncope der spirans h (heialt, heiêƷ st. heihalt, heiheiƷ) ist leicht, schwerer die der übrigen cons. zu begreifen: wie wurde aus veival, speispalt, meimeiƷ ein vîal, spîalt, mîêƷ? Hätten wir noch quellen des 6. 7. jahrh. übrig, sie würden uns mittelwege aufdecken, durch welche diese formen gelaufen sind, um aus fühlbarer redupl. in verhärteten ablaut aus- zuarten; die geschehene verwandlung läßt sich bei der identität aller einzelnen verba in den alth. und goth. conj. gar nicht bestreiten. 2) vocale ; α ) das kurze i wird zu ë, theils ausgedehn- ter, theils beschränkter, als das goth. i zu aî. Aus- gedehnter, nämlich nicht bloß vor r und h, sondern auch vor allen andern cons. zehnter, eilfter und zwölf- ter conj. (außer vor m und n zwölfter). Einge- schränkter, nämlich sowohl vor r und h, als vor al- len übrigen cons. bleibt das alte i im ganzen praes . sg . ind . und imp . während es im goth. vor r und h auch da verwandelt wird. Dadurch bildet sich eine der goth. sprache unbekannte unterscheidung des praes. II. althochdeutsche starke conjugation. ind. sg. vom pl. so wie des ind. vom conjunct‥ welche im mittel- und neuh. bei abgeschliffenen flexionen noch förderlicher wird. In der buchstabenlehre ist sie aber unbegründet [oben s. 81. 82.] und nur aus dem haft der conjugationsförmlichkeit zu erklären. Zum beispiel dienen: praes. ind. sg. I. kipu, sihu, hilu, piru, hillu, wirfu; II. kipis, sihis, hilis, piris, hillis, wirfis; III. kipit, sihit, hilit, pirit, hillit, wirfit; pl. I. këpamês, sëhamês, hëlamês, përamês, hëllamês, wërfamês; II. këpat, sëhat, hëlat, përat, hëllat, wër- fat; III. këpant, sëhant. hëlant. përant, hëllant, wër- fant; — praes. conj. sg. I. këpê, sëhê, hëlê, përê, hëllê, wërfê; II. këpês, sëhês, hëlês, përês, hëllês, wërfês; III. këpê etc. pl. I. këpêmês, sëhêmês etc. II. këpêt, sëhêt etc. III. këpên, sëhên etc. — imp . sg . kip, sih, hil, pir, hil, wirf; pl. këpat, sëhat, përat etc. — inf . këpan, sehan, hëlan, përan. hëllan. wërfan. — Bei pittan und sizan (anm. 4.) gilt kein wechsel des i und ë, vielmehr behalten sie immer i, desglei- chen thut likan (jacere) und häufig wikan (ponderare), nur daß sie beide im part. praet. lëkan, wëkan (zu- weilen wikan) bilden. — β ) das kurze i im praet. achter conj. unterliegt keiner schwächung in ë, selbst wenn r folgt (vgl. scrirumês) eben so wenig das i zwölfter vor m und n (vgl. primman, primmu, prim- mamês; prinnan, prinnu, prinnamês). — γ ) gleich- falls ist die-verwandlung des kurzen u in o theils ansgedehnter, als im goth., indem die part. praet. neunter und eilfter vor allen cons., die zwölfter vor l und r (nicht vor m und n) o bekommen; theils eingeschränkter, indem die praet. pl neunter und zwölfter durchgehends selbst vor r das u be- halten. Man vergleiche die part. koƷan, noman, stolan, poran, holfan, worfan mit den goth. gutan, numan, stulan, baúran, hulpan, vaúrpan und die pl. praet. wurfun, purkun mit vaúrpun, baúrgun. Die alth. sprache scheidet in neunter conj. überall und in zwölfter vor l, r ein u praet. pl. vom o part. praet. (kuƷun, koƷan; churun, choran; wurfun, worfan); die goth. kennt keinen solchen unterschied (gutun, gutan, kusun, kusan; vaúrpun, vaúrpan), offen- bar ist er auch im alth. für das wahre ablautverhältnis unwesentlich, ja inconsequent, da sicb in achter das i pl. praet. und part. nicht in i und ë trennen (d. h. dem kuƷun, koƷan steht kein analoges sliƷun, slëƷan II. alth starke conjugation. zur seite). — δ ) ein der goth. sprache ebenfalls unbe- kannter. dem unter α . berührten ganz analoger wech- sel zwischen iu und io erscheint im praes. neunter conj.; der sg. ind. und imp. bleibt dem alten iu ge- treu, der pl. ind. und imp., so wie der sg. und pl. conj. schwächen es in io (oder mundartisch ëo, ia ) z. b. kiuƷu, kiuƷis, kiuƷit; pl. kioƷamês. kioƷat, kioƷant; conj. kioƷe, kioƷês, kioƷe; pl. kioƷêmês, kioƷês, kioƷên; imp. kiuƷ, pl kioƷat. Nur da, wo sich aus dem iu ein û entwickelt hat, bleibt dies überall, ohne mit io zu wechseln, z. b. sûfu, sûfis, sûfit; sûfamês etc. — ε ) verba, deren wurzel auf ou und iu endigt, pflegen bei vocalisch anstoßen- der flexion das ou in ôw oder ouw , das iu in iw oder iuw zu wandeln, also aus dritter conj. houwan, hôwan, praet. hîô, pl. hîôwun, imp hou; aus neun- ter chiwan oder chiuwan, praet. chou, pl. chunn oder chuwun, imp. chiu etc. vielleicht galt auch im pl. praet. nach goth analogie chiwun oder chiuwun? — ζ ) im sg. praet. achter versteht sich das ê statt ei vor h (nicht hh nach seite 90; in neunter das ô statt ou vor h (nicht hh) und sämmtlichen lingualen nach s. 94. 100. — η ) wie im goth. die stämme ik aus zehnter in eilfte schwanken, fallen die alth. stämme ëhh entschieden der eilften zu, welcher ich auch ësk, ëst, ëtt und ëht beilege, obschon beweisstellen für die praet. pl. drâskun, prâstun, prâttun, vlâhtun mangeln und ein- zelne mundarten wenigstens ëst und ëht nach zwölf- ter conjugieren, vgl. brustun O. III. 20, 257. brusti II. 4, 71. vluhtun O. IV. 22, 39, wogegen das mittelh. brâsten, vlâhten jene formen unterstützt. — θ ) das praes. quëman , quimu gehet häufig in chuëman, chu- man, kuman, coman über; N. bildet auch das praet. cham, châmen, so wie er chëden, chad, châden schreibt für quëden, quad, quâden (oben s. 196.) — ι ) von umlaut kann bloß in II. III. sg. praes. ind. er- ster und siebenter conj. die rede seyn, weil nur hier kurzes a der wurzel dem i der flexion vorangeht und noch kein andrer vocal dem umlaut unterworfen ist. Die ältesten denkmähler scheinen haltis. salzis, waltit, varis, slahis, krapit etc. vorzuziehen, die späteren, na- mentlich O. T. N. haben heltis, selzis, weltit, veris, slehis, grebit etc. Dieser umlaut darf dem unter α . berührten wechsel zwischen ë und i, io und in nicht verglichen werden, wo nämlich i und iu von dem i I i i II. alth. starke conjugation. der flexion unabhängig auch in der ersten person (nimu, kiuzu) und dem imp. (nim, kiuz) erscheinen. während es stets ohne umlaut haltu, varu, halt, var heißen muß. — 3) consonanten, α ) geminierte liq. wird auslautend ein- fach (s. 122.) welches nur in I. III. praet. ind. sg. und im sg imp. der fall seyn kann, z. b. pram, span, hal, war; prim, spin, hil, wir ; wodurch einzelne formen zus. fallen, als hal (sonuit) hil (sona) mit hal (celavit) hil (cela). Geminierte muta kommt nur in dem ein- zigen prëttan (conj. XI.) vor, welches tt vielleicht aus- lautend bleibt, wiewohl O IV. 17. 2. wegen des an- gelehnten pronom. (bratter) nichts beweist. Die schrei- bung hh statt ch ist nicht wahre gemination (s. 185.), practisch kann man vielleicht die nämliche regel für ihre vereinfachung im auslaut gelten laßen, vgl. prëhhan, prah, imp. prih. — β ) geminata vereinfacht sich, so- bald der ihr vorstehende kurze voc. durch ablaut lang wird, nicht bloß aus-, sondern auch inlautend; es heißt; valln, vial, vialun; spannu, spian, spianun (statt: viall: viallun, spiann, spiannun) wohin man wiederum das h für hh in hlahhu, hluoh, hluohun und prihhu, prâhun (st. prâhhun) zählen mag, ob- schon bei der schreibung ch keine solche vereinfachung thunlich wäre (prichu, prach, prâchun; hlóc, risit, gl. hrab. 954 a scheint eher für hlôg zu stehn, als ein prac zu rechtfertigen) und asp. allerdings langen voc. vor sich verträgt prâchun analog dem trâfun, âƷun) ja selbst cons. verbindungen (drâskun, prâstun). — γ ) die spirans s. ist übergängen in r. ausgesetzt, die wie es scheint durch den wechsel der länge und kürze des vorstehenden vocals hervorgerufen werden, wenigstens finde ich da, wo er in praes. und praet. gleich lang bleibt, unwandelbares s, also in zweiter und vierter zeisan, zîas, zîasun; plâsan, plîas, plîasun. Hingegen in achter, neunter, zehnter tritt solcher übergang ein: rîsan, reis, pl. rirun , part. riran (oder risan?) chio- san, chôs, churun, choran; wësan, was, wârun, wë- san . Alle verba neunter mit s. nehmen entschieden das r im pl. praet an; bei rîsan bin ich ungewis, ob nicht risun, risan neben rirun, riran gelte; in zehnter schwankts, das einfache wësan, was, bekommt stets den pl. wârun (nie wâsun) behält aber s im part. wësan (nie wëran); das comp. virwësan (defendere) behält durchaus die spirans: virwas, virwâsun, vir- II. alth. starke conjugation. wësan (O. II. 6, 108. III. 6, 91.); irwësan scheint aber irwas, irwârun, irwëran (gl. mons. 320. 338. 347. 363. confectus aetate) zu bilden; nësan macht nas, nârun, nëran (gl. mons. 405.); vermuthlich neben nâsun në- san ; chrësan und lësan bleiben völlig ohne r: las, lâ- sun, lësan etc. — δ ) ein r entwickelt sich im pl. praet. scrirun, grirun von den inf. scrîan, grîan achter conj., desgleichen in pirun (erste anomalie). — ε ) nicht unähnlich jenem übergang des s in r erfolgt einer des h in g im plur. und part. praet. siebenter, achter, neunter; vgl. slahan, sluoh, sluogun, slagan ; duahan, duoh, duogun, duagan; zîhan, zèh, zigun, zigan; dîhan, dêh, digun, digan; ziohan, zôh, zugun, zô- gan ; vliohan, vlôh, vlugun, vlogan ; welches g O. selbst in den sg. sluag, thuag, wuag einführt. Die stämme mit h zehnter conj. behalten es durchgängig: sëhan, sah, sâhun, sëhan (nicht sâgun, lëgan) etc.; vâhan, vieh (?) viegun (vierter conj.) bedarf beßers belegs, als fr. or. 2, 942. phiegen (? statt phiengen). — ζ ) auch die dem goth. þ parallele alth. media wird im pl. praet. und part. zur ten. vgl. in VIII und IX.: mî- dan, mitun , mitan; snîdan, snitun, snitan ; siodan, sutun, sotan (oben s. 408.); unsicherer in X.: quëdan, quàtun, quëtan (O. quâtun, T. quâdun, N. châden); gleichschwankend der lingualauslaut, einige schreiben meid. sôd, quad, andere meit, sôt, quat. — η ) das im pl. praet. und part. von lîhan, sîhan und sëhan er- scheinende w beruht auf keinem solchen wechsel, es ist organisch (oben s. 844.): lîhan, lêh, liwun (O. IV. 16, 25.) liwanêr (gl. jun. 190; liuwen N. 108, 11. vgl. oben s. 146; sîhan, sêh, siwun, siwanêr (gl. mons. 347. irsiwan 362. pisihan) die meisten brauchen: sëhan, sah, sâhun, sëhanêr, bloß N. 34, 22. das part. kesëwen st. kesëhen, neben dem pl. sâhen (nicht sâwen) — θ ) quëdan syncopiert zuwei- len die med. in II. III. praes. sg.; statt quidis, quidit oder chidis, chidit stehet quîs (O. III 20, 141. IV. 12, 49.) quît: chîs, chît (N.) — ι ) stantan stößt strengalth. sein n im praet. nicht aus: stuont, stuontun , part. siantan; inzwi- schen reimt O. stuant: guat, muat (III. 17, 89, 100, III. 24, 86, 202. V. 9. 2. 14, 12.) gleich als lautete es siuat und I. 17, 38. liest die psälz. hs. wirklich so. — 4) ( einmischung schwacher form ) das praes. schwach. bei starkem praet. bilden folgende: aus siebenter. conj. suerran (jurare) heffan (tollere) seffan (intelligere) aus zehnter: pittan (orare) sizan (sedere), wo verdoppe- I i i 2 II. alth. schwache conjugation. lung, umgelautetes a und gebliebenes i das unterdrückte ableitungs-i anzeigen: suerjan, hefjan, sefjan, pitjan, siƷjan; praes. ind. suerru; heffu (oder hepfu) seffu, pittu, sizu; stößt in II. III. das i der flexion an, so wird die consonanz vereinfacht: sueris, suerit; hefis, hefit (bei einigen hevis, hevit) sefis, sefit; pitis, pitit; sizis, sizit (warum nicht siƷis, siƷit?); hingegen im pl. suerramês, suerrat, suerrat, suerrant; heffamês; seffamês; pittamês; sizamês; desgl. im conj. suerre, heffe, pitte; imp. sing. sueri, hefi, sefi, piti, sizi; pl. suerrat, heffat, seffat, pittat, sizat [vgl. erste schw. conj. anm. 3.]. Das praet. hat stark: suor (statt suuor) huop, suop, pat, saƷ (nicht laz), part. praet. suaran, hapan, sapan, pëtan, sëƷan (nicht sëzan). — Von stantan (conj. VII.) gilt neben dem regelrechten stantu, stentis, sten- tit, stantamês etc. (T. 2, 9. 215, 2. 129. 135. O. II. 17, 26. III. 12, 67.) eine verkürzte, nt syncopierende, wie es scheint schwache form und zwar doppelter art α ) stâm (O. stân III. 13, 17.) stâs, stât (gl. hrab. 971 a O. V. 12, 35.) pl. stâmês, stât, stânt. β ) stêm (gl. mons. 404.) steis, steit (O. IV. 27, 60. V. 24, 19.) plur. ohne beleg. Analog findet sich von kankan (conj. I.) neben kanku, kenkis, kenkit (gangu T. 162, 1. gengist O. V. 15, 86. gengit T. 135. O. IV. 26, 27.) ein syncopiertes gâm, gâs, gât (gl. hrab. 954 b 975 b ); pl. gâmês (gl. jun. 253. T. 166, 4.) gât, gânt; und gêm , geis, geit (O. I. 2, 37.). Beides, stât und steit, gât und geit stehen sogar ne- beneinander (z. b. O. III. 7, 97, 105.) und letztere rei- men auf -heit, arabeit etc. — Althochdeutsche schwache conjugation. I. II. III. ind. praes. sg. -u (-m) -s -t pl. -mês -t -nt praet. sg. -ta -tôs -ta -tumês -tut -tun cons. praes. sg. [vocal] -s [vocal] -mês -t -n praet. sg. -ti -tîs -ti pl. -tîmês -tît -tîn imp. sg. — [vocal] — pl. — -t — inf. -n; part. praes. -ntêr; -têr. II. alth. erste schwache conjugation. der ableitungsvocal lautet i in der ersten, ô in der zweiten, ê in der dritten conjugation. Die s. 856. 857. für die starke flexion gemachten bemerkungen verstehen sich hier, so weit sie anwendbar sind, von selbst. Für das ê in mês zeugt wiederum haremees, manomses K. 20 a 21 b ; für die ausnahmsweise endung -im statt -i der I. sg. praet. conj. arheiƷêtim (aestuarem) gl. hrab. 932 b . — d statt t in -da und ê in -dês statt -tôs bei J. (vgl. minnerôdês 374.) neigt sich zu niederd. mundart; tâs T. 121. fluohhotas 128. antlingitas desgleichen. Erste schwache conjugation. Kurzsilbige bewahren das i der ableitung überall, wo die flexion nicht selbst mit i anhebt, welches nur bei II. III. sg. praes. ind. der fall ist: ind. praes. sg. ner-ju ner-is ner-it pl. ner-jamês ner-jat ner-jant praet. sg. ner-ita ner-itôs ner-ita pl. ner-itumês ner-itut ner-itun conj. praes. sg. ner-je ner-jês ner-je ner-jêmês ner-jêt ner-jên praet. sg. ner-iti ner-itîs ner-iti pl. ner-itîmês ner-itît ner-itîn imp. sg. ner-i; pl. ner-jat inf. ner-jan; part. ner-jantêr; praet. ner-itêr. vielleicht wäre im sg. imp. nerî zu setzen? statt des a in nerjan, nerjames, nerjat stehet gewöhnlich und selbst bei solchen, die in starker conj. a behalten, e: nerjen, nerjemês, nerjet [s. die bemerkung zu den langsilb.] Es sind nur wenige verba: 1) queljan (necare) seljan (tradere) sceljan (decorticare) tueljan (morari) weljan (eligere) zeljan (numerare, dicere) kremjan (affligere) lemjan (debilitare) vremjan (promovere) zemjan (doma- re) denjan (tendere) huenjan (vibrare gl. hrab. 976 a ) erjan (arare) cherjan (scopare) nerjan (servare) scerjan (ordi- nare) terjan (nocere) verjan (navigare) werjan (defen- dere) in-suepjan (sopire) pitepjan (opprimere) strewjan (spargere) vlewjan (lavare T. 19, 4.) vrewjan (exhilarare) retjan (eripere) quetjan (salutare) zetjan (dilanire) O. IV. 5, 7.) hekjan (sepire) lekjan (ponere) sekjan (dicere) wekjan (concutere). — 2) dikjan (orare). — 3) huljan (tegere) muljan (conterere) vrumjan (promovere) pur- jan (erigere) ki-purjan (evenire) spurjan (evenire) spurjan (investigare) II. alth. erste schwache conjugation. seutjan (commovere) strutjan (spoliare) chnusjan (eli- dere) hukjan (cogitare). Anmerkungen: α ) das j geht nach r zuweilen in g , zuweilen, in ig über, als nergan, vergan, wergan K. 58 b nerige (gl. mons. 397.) purigen (ibid. 323.) — β ) häu- figer fällt es ganz aus und der vorstehende cons, gemi- niert, als: quellan, mullan, sellan, zellan, vrumman, cherran, nerran, terran, terran, in-sueppan, rettan, seuttan, chnussan, diccan etc. wo dann nur in II. III. praes. sg. und II. imp. sg. einfacher cons. bleiben mnß (vorhin s. 867.) z. b. quellu, quelis, quelit, quellamês; vrummu, vrumis, vrumit, vrummamês; cherru, cheris, cherit, cherramês etc. Und ebenso im ganzen praet. quelita, mulita, terita, retita, retita, scutita, dikita etc. Diese gemination hat, weil sie langsilbig macht, mischungen mit der conj. langsilbiger verba verursacht, wie sich hernach zeigen wird. Langsilbige verba characterisiert meistentheils (vgl. anm. 1.) die auswerfung des ableitungs-i , wovon im praet. folgende weitere wirkungen abhängen: α ) das e erfährt rückumlaut in a. β ) geminierte cons. wird vor dem -ta, tôs etc. einfach. γ ) schließt die wurzel mit: ld, lt, nd, nt, rd, rt, ft, st, ht, so fällt vor dem -ta, -tôs etc. das wurzelhafte d und t weg; lz, nz, rz, ls, ns, rs hingegen so wie einfaches t, d bleiben. — paradigma: ind. praes. sg. prenn-u prenn-îs prenn-ît pl. prenn-amês prenn-at prenn-ant praet. sg. pran-ta pran-tôs pran-ta pl. pran-tumes pran-tut pran-tun conj. praes. sg. prenn-e prenn-ês prenn-e prenn-êmês prenn-êt prenn-ên imp. sg. prenn-î, pl. prenn-at inf. prenn-an; part. prenn-antêr; ki-prantêr II. III. sg. praes. prennîs, prennît (abstehend von neris, nerit), imp. prennî , wofür sich vielleicht noch beweise entdecken werden, setze ich vorläufig nach dem goth. an. Wie bei den kurzsilbigen pflegt auch hier prennen, prennet, prennemês, st. prennan, prennat, prennamês, zu stehen; vermuthlich wirkte das eingerückt gewesene ableitungs -i auf diese schwächung des a hin. Daß das gewicht langer wurzel das i der ableitung hemme, be- greift sich; warum aber hat nicht auch im praes. rück- umlaut des e statt? ich glaube α ) weil im praet. rein vo- II. alth. erste schwache conjugation. calisches i (-ita) herrschte; dessen aufhebung sehr fühl- bar war und darum den gebundenen voc. befreite; das consonantische j des praes. überhörte sich und seine aus- laßung blieb ohne wirkung. Auch bei den kurzsilbigen zog die das lj, rj vertretende gem. ll, rr keinen rück- umlaut nach sich. β ) in II. III. praes. ind. und II. imp. sg. hätte das i der flexion den rückumlaut doch gehin- dert, diese formen stützten den umlaut auch in allen übrigen des praes. γ ) vermuthlich erfolgte die syncope des i praet. nicht gleichzeitig mit der des j praes. son- dern früher. Beispiele der zahlreichen hierher fallenden verba: 1) snellan (digito projicere) snalta; stellan (collocare) stalta; vellan (caedere) valta; welzan (volvere) walzta; helsan (amplecti) halsta; memman (? complacere) mamta (N. 34, 14.); piwemman (maculare) piwamta; chemphan (certare) champhta; demphan (supprimere) damphta; chen- nan (noscere) chanta; nennan (nominare) nanta; prennan (nrere) pranta; rennan (currere) ranta; scentan (dedeco- rare) scanta; suentan (dilapidare) suanta; wentan (ver- tere) wanta; ki-nendan (audere) kinanta; sendan (mit- tere) santa; enkan (augustare) ancta; duenkan (arctare) duancta; henkan (concedere) hancta; sprenkan (rum- pere) sprancta; senchan (inclinare) sanhta; scenchan (in- fundere) scanhta; stenchan (foetidum reddere) stanhta; wenchan (vacillare) wanhta; merran (impedire) marta; sperran (claudere) sparta; derren (siccare) darta; werman (calefacere) warmta; sterpan (occidere) starpta; werpan (volvere) warpta; zerpan (volutare) zarpta; rertan (? pro- nuntiare) rarta; sterchan (roborare) starhta; refsan (incre- pare) rafsta; heftan (figere) hafta; ir-kezan (delectare) irkazta; sezan (ponere) sazta; huezan (acuere) huazta; duespan (exstinguere) duaspta; mestan (saginare) masta; restan (morari) rasta; decchan (tegere) dahta; chlecchan (disrumpere) chlahta; recchan (exponere) rahta; stecchan (figere) stahta; strecchan (extendere) strahta; wecchan (excitare) wahta; wrecchan (persequi) wrahta. — 2) stil- lan (sedare) stilta; villan (caedere) vilta; hëlman (galeare) hëlmta; miltan (misereri) milta; scimphan (ignominia affi- cere) scimphta; antlinkan (respondere) antlincta; scirman (tegere) scirmta; ki-pirnen (erigere) kipirnta; chrifan (ra- pere) chrifta; stiftan (constituere) stifta; missan (aberrare) mista; scricchan (exsilire) scrihta; ar-sticchan (suffocare) ftihta. — 3) vullan (implere) vulta; huldan (favere) hulta; dultan (pati) dulta; krumpan (curvare) krumpta; zuntan II. alth. erste schwache conjugation. (incendere) zunta; chundan (notum facere) chunta; pi- durnan (spinis cingere pidurnta; var-spurnan (impin- gere) spurota; scurfan (exenterare) scurfta; antwurtan (respondere) antwurta; sturzan (labi) sturzta; durstan (sitire) dursta; hurskan (acuere) hurscta: scurkan (praecipitare) scurcta; kurtan (cingere) kurta; vurban (mundare) vurpta; chnupfan (nectere) chnupfta; chussan (osculari) chusta; lustan (cupere) lusta; zucchan (rapere) zuhta; itaruhhan (ruminare) itaruhta — 4) wânan (putare) wânta; mâran (divnlgare) mârta; wâtan (vestire) wâtta. — 5) chêran (re- verti) chêrta; lêran (docere) lêrta. — 6) îlan (festinare); lìman (glutinare) lîmta; plîdan (taetificare) plìdta; huìƷan (albare) huîƷta; wìhan (sacrare) wîhta; lîhtan (facilitare) lîhta. — 7) kouman (curare) koumta; chrônan (garrire) chrônta; hônan (irridere) hônta; hôran (audire) hôrta; stòran (destruere) stôrta; ki-loupan (credere) kiloupta; roufan (vellere) roufta; toufan (baptizare) toufta; nôtan (cogere nôtta; ar-ôdan (vastare) arôdta; lôsan (solvere) lôsta; ôsan (vastare) ôsta; trôstan (solari) trôsta; oukan (ostendere) oucta; ar-vloukan (fugare) vloucta. — 8) chûman (gemere) chûmta; scûman (spumare) scûmta; zûnan (sepire) zûnta; prûhhan (uti) prûhta. — 9) teilan (dividere) teilta; heilan (sanare) heilta; meinan (putare) meinta; ir-sceinan (ostendere) sceinta; zeinan (signifi- care) zeinta; chleipan (illinere) chleipta; leipan (relin- quere) leipta; peitan (urgere) peitta; preitan (dilatare) preitta; leitan (ducere) leitta; spreitan (spargere) spreitta; neiƷan (affligere) neiƷta; ki weiƷan (probare) weiƷta; hneikan (flectere) hneicta; weikan (vexare) weicta. — 10) wiuman (scatere) wiumta; striunan (lucrari) striunta; stiuran (remigare) stiurta; diupan (furari) diupta; liupan (carum esse) liupta; stiufan (orbare) stiufta; riutan (succi- dere) rintta; spriuƷan (fulcire) spriuƷta; liuhtan (lucere) liuhta; hierher zähle ich auch die mit ia, ie bei O., als gi-fiaren (perducere) gi fiarta (III. 14, 45. 21, 9.) giscia- ren (expedire) gisciarta (IV. 12, 88.) gimieren (appellere) gimierta (V. 25, 4.) ziaren (ornare) ziarta; mieten (re- munerare) mietta. — 11) vuolan (sentire) vuolta; spuolan (purgare) spuolta; wuolan (suffodere) wuolta; tuoman (judicare) tuomta; zuoman (evacuare) zuomta; suonan (judicare) suonta; hruoran (tangere) hruorta; vuoran (ducere) vuorta; truopan (obscurare) truopta; pruotan (fovere) pruotta; pruokan (terrere) pruocta; huotan (cu- stodire) huotta; suohhan (quaerere) suohta. — 12) bil- dungen mit -al, -an, -ar: als mahalan (sermocinari) II. alth. erste schwache conjugation. mahalta; nakalan (clavis figere) nakalta; kakanan (ob- viare) kakanta. — 13) bildungen mit -iz, -ust : kirizan (concupiscere) anazan (st. anizan?. incitare) ki-jazan (assentiri) duzan (tuissare) praet. kirizta, anazta, duzta; ankustan (angere) ankusta. Anmerkungen: 1) verschiedene denkmähler hegen das ableitungs -i in praes. und praet.; ihnen fällt, wenn das s. 870. vermuthete -îs, ît unerweislich wäre, die conj. der kurz- und langsilbigen zusammen; namentlich ge- währt J. chennida, sendida, quihhida, heftida, meinida, nemnida, dehhida, saghida, aughida, lustida, restida etc. doch findet sich 357. hôrdon st. hôridon. Im T. gibt es noch viele -ita (zumahl nach mf, ng, sg. ld, rt, ht, ft, als: scimphita, hengita, antlingita, misgita, heldita, antwurtita, ahtita, liuhtita, heftita etc.) wo die gl. mons. O. und N. syncopiertes -ta zeigen. Verbis, deren wurzel auf einfaches h ausgeht (nicht denen auf hh) läßt selbst O. das i, als: skiuhen (vereri) skiuhita; nâhen (appropin- quare) nâhita [vgl. unten anom. 5.]; auch ableitungen mit erster langer silbe scheint es gern zu bleiben, z. b. pouhnan (significare, st. pouhanan) pouhnita; ar-îtalan (exinanire) arîtalita [d. h. arîtalan, arîtàlita, nach der note oben s. 374.] terchnan dissimulare, st. terchinan) terchnita; vuotran (pascere, st. vuotaran) vuotrita; vluo- bran (consolari st. vluobaran) vluobrita; heilizan (d. i. heilìzan, salutare) heilizita; rûnizan (rûnìzan, susurrare) rûnizita etc. Im allgemeinen merke man auch, daß das part . praet . auslautend volle form mit dem ableitungs -i behält, während sie das praet. ind. bereits syncopiert [s. unten participium]. — 2) der cons. vor dem t praet. der zus. gezognen form ist schwierig und nach verschieden- heit der mundart fest zu setzen. Die quellen schwan- ken; solche, die noch inlautende med. b. g. dulden, pfle- gen sie vor t in ten. zu schärfen, z. b. uoben, nopta; werben, warpta; hengen, hancta, doch selbst O. ist un- zuverläßig, er und T. erlauben auch die med. vor dem t. (I. 13, 28. goumpta f. goumta). Strengalth. galt ten. durchgreifend; wegen des cch. bin ich zweifelhaft, ob es vor dem t zu h oder c werde? K. 29 b gibt kistactêm 46 b kistrahtêr. Bey O. T. etc., welche stecken, strecken schreiben, ist stacta, stracta ausgemacht. — 3) ursprüng- lich kurzsilbige, durch gemination in gewissen fällen langsilbig geworden, müßen sich zuweilen als durchaus langsilbige behandeln laßen und überkommen namentlich rückumlaut. So entspringt allmählig: zellu, zellîs, zellît; II. alth. erste schwache conjugation. zellamês; praet. zalta anstatt zellu, zelis, zelit, zella- mês; praet. zelita; desgl. sellu, salta st. selita; hullu, hulta st. hulita; kremmu, kramta st. kremita; scuttu, scutta st. scutita; rettu, ratta st. retita; quettu, quatta st. quetita etc. zumahl begünstigt O. diese, wie mir scheint, unorganischen praeterita, indem gemination. welche selbst erst im praes. aus dem ableitungs-i erwächst, nicht nochmahls durch dessen syncope im praet. be- stimmt werden kann. Man stelle wörter mit ursprüngli- cher gem. denen mit unursprünglicher gegenüber, z. b. vullan (implere) vullîs, vullît, praet. vulta; chennan (noscere) chennîs, chenuît, chanta dem hullan (operire) hulis, hulit, praet. hulita; dennan (tendere) denis, de- nit, denita. Aus vullita, chennita wird jenes vulta, chanta, solglich setzen hulta, danta ein hullita, dennita voraus, welche nicht vorhanden seyn können, solange die sprache den ursprung des huljan, dennan aus huljan, denjan fühlt. In der that ist auch dennan so unerhört als danta und selbst O. gewährt thenen, thenita, allein er gebraucht das analoge sellen (tradere) salta neben dem richtigeren wellen (eligere) welita (nicht walta), ja von zellen abwechselnd zelita oder zalta (ohne eigentlichen unterschied einer bedeutung numeravit und narravit) während ihm doch II. III. praes. stets zelis, zelit lauten, niemahls zellîs, zellît. Diese schwankende, progressive verwandlung kurzsilbiger verba in langsilbiger ist keiner allgemeinen darstellung fähig, sondern nach zeit und mundart zu bestimmen. — 4) tadelhaft scheint mir ge- mination nach langem vocal (vgl. oben s. 54. 123.) z. b. hôrran (audire) lêrran (docere) beide bei K. mehrmahls; stôrran (destruere) gl. mons. 336. wânnan (sperare) K. 24 a gl. jun. 187; hreinnan (castigare) K. 23 a îllan (fostinare) gl. mons. 383. 399. wiewohl sie gleichfalls aus assimilier- tem j der ableitung entspringt (st. hôrjan, lêrjan, wânjan, îljan) folglich in II. III. sg. und dem imp. unterbleibt (hôris, lêrît, îlit, niemahls hôrrîs etc.). Gäbe man sie zu, so müste in wörtern mit organischer, d. h. von die- sem j unabhängiger gemination consequent dreifaches r etc. möglich werden, sparrran f. sparrjan. — 5) die con- traction des praet. vermengt zuweilen: nanta kann von nennan (nominare) oder nendan (audere) herrühren. Zweite schwache conjugation. ind. praes. sg. salp-ôm salp-ôs salp-ôt pl. salp-ômês salp-ôt salp-ônt II. alth. zweite schwache conjugation. praet. sg. salp-ôta salp-ôtôs salp-ôta pl. salp-ôtumes salp-ôtut salp-ôtun conj. praes. sg. salp-ôe salp-ôês salp-ôe pl. salp-ôêmês salp-ôêt salp-ôên praet. sg. salp-ôti salp-ôtîs salp-ôti pl. salp-ôtîmês salp-ôtît salp-ôtîn imp. II. sg. salp-ô pl. salp-ôt inf. salp-ôn; part. salp-ôntêr; ki-salp-ôtêr. I. sg. praes. seit dem 9. jahrh. -ôn statt -ôm , mischt sich also mit dem inf. und der allmählig auch -ôn statt -ômês gebrauchenden I. pl. praes. Die länge des ab- leitungsvocals bestätigt oo bei K. (z. b. ladoot 17 b , mi- noont 24 b ) und ô bei N.; der conj. hat bei K. einige- mahl eingeschobenes h, als: scawôhe 52 b trahtôhe 55 b [oben s. 189.]. O. T. und gl. mons., mit verschluckung des characteristischen voc. des conj. setzen (wie der Gothe) -ô, -ôs, -ô, ômês etc. für -ôe, -ôês etc., ihnen fallen daher II. sg. und I. II. pl. praes. conj. ind. zu- sammen. Der spätere N. behält das ê, schreibt aber (nach Füglistallers mittheilung) -oe, -oêst, -oe; -oên, -oênt, -oên, welches nicht gerade ein früheres -ôê, -ôês widerlegt. In den psalmen zuweilen oi für oe , als: bëtoiên 96, 7; minnoiên 86, 1; chôsoiên 108, 29; zu- weilen ei : bëteiên 70. 7; jageie 7, 6; bildeiêst 36, 1; vermuthlich j. mithin analog dem bei K. eingeschalte- ten h. Auch gl. aug. 125 b ahtôgên 122 b statôge st. ahtôên, statôe; misc. 2, 288. rîhhisôia d. i. rîhhisôja (regnet) st. des üblichen rîhhisôe [wegen des a für e oben s. 857.]. Einzelne verba dieser conjugation: 1) halôn (bei einigen holôn, arcessere) walôn (? wâlôn, aegrotare? O. III. 2, 13.) zalôn (dinumerare N. 89, 11.) hlamôn (cre- pitare, gl. hrab. 957 b ) namon (nominare, gl. mons. 344.) manôn (monere) wanôn (minuere, corrumpere O. I. 22, 115.) zanôn (dentibus lacerare) charôn (plangere) pi-smarôn (irridere T. 67, 13. 20. 5, 3,) sparôn (reser- vare O. II. 10, 38.) tarôn (nocere) lapôn (recreare) chra- wôn (gratitare) scawôn (contemplari) pi-katôn (contin- gere) satôn (saturare) ki-statôn (locum praebere) vratôn (sauciare) ladôn (invitare) padôn (abluere) scadôn (nocere) vasôn (quaerere N. 100, 6.) chlakôn (queri) jakôn (venari) hantslakôn (plaudere manibus). — 2) spilôn (ludere, exul- tare) tilôn (delere) wilôn (velare) zilôn (niti) kërôn (cu- pere) scërôn (stertere, meridiari, lascivire, gl. jun. 181. II. alth. zweite schwache conjugation. mons. 344. 347. doc. 231 a aug. 127 b ; oder scêrôn?) pi- smërôn (irridere O. IV. 23, 12. 25, 3.) in-cribôn (T. in- crepare) pëtôn (orare) sitôn (solere) smidôn (cudere) ki- vridôn (pacificare) wëkôn (prodesse) spëhôn (circumspi- cere) zëhôn (tingere, gl. hrab. 963 b , oder zêhôn?). — 3) polôn (jacĕre) spunôn (commentari, eigentl. nere; O. 1. 14, 16. II. 4, 121. V. 14. 50.) chorôn (gustare) lo- pôn (laudare) topôn (insanire) chutôn (? meditari, gl. mons. 350.) vnotôn (conquassare N. 109, 6.) scrodôn (scrutari bei N., scrutôn bei T.) rohôn (rugire, gl. hrab. 964 a vgl. N. 21, 14. 37, 9.) — 4) dancdallôn (meditari? gl. jun. 214.) challôn (nugari) wallôn (ambulare) umpi- halpôn (circumdare) salpôn (ungere) int-halsôn (decol- lare) nidar-walzôn (provolvere) salzôn (saltare) walkôn (volutari) damnôn (damnare) wannôn (ventilare) antôn (zelari f. anadôn) vantôn (fasciis involvere? O. I. 11, 86. fandôn) dansôn (trahere) phlanzôn (plantare) drankôn (comprimere) lankôn (desiderare) wunni-sankôn (jubi- lare) vuri-vankôn (praeoccupare) sprankôn (salire N. 38, 1. 54, 1.) danchôn (gratias agere) wanchôn (vacillare) arnôn (metere) warnôn (munire) artôn (habitare) vokal- rartôn (augurari gl. jun. 194.) vnartôn (anhelare) ki- chraphôn (hamare) ki-scafôn (conficere O. IV. 29, 61.) prastôn (strepere) haƷôn (odisse, bei O.) vaƷôn (capere) scazôn (lucrari) zaskôn (rapere) mahhôn (facere) rahhôn (disserere) int-rahhôn (excusare) ahtôn (reputare) slahtôn (victimare) trahtôn (cogitare). — 5) kot-spëllôn (evan- gelizare) krunt-sëllôn (fundare) kris-crimmôn (stridere, gl. mons.; N. griscramôn) innôn (recipere) minnôn (amare) chintôn (prolem habere N. 107, 37.) rëntôn (red- dere, respondere) spëntôn (expendere, largiri) wintôn (ventilare) irrôn (errare) hirmôn (cessare) wërfôn (jactare N. 21, 11.) hërtôn (alternari) wirtôn (epulari N. 41, 5.) wër- dôn (aestimare) ki-wërdôn (praeditum esse) vërkôn (posce- re) wërchôn (operari) hriwôn (poenitere) niwôn (reno- vare) mëƷôn (temperare N. 139, 8.) scëssôn (dolare) zëssôn (fervere, spumare) mistôn (stercorare) nëstôn, nistôn (nidifi- care) viscôn (piscari) hizôn (aestuare) lëcchôn (lambere) aua- prëhhôn (increpare) stëhhôn (stimulare, gl. hrab. 969 a 975 a tihtôn (dictare). — 6) stollôn (fundare) muntôn (tueri) wuntôn (vulnerare) tunchôn (tingere) spornôn (calcitrare) vorscôn (inquirere) purkôn (civitatem constituere) uppôn (evacuare N. 63, 9.) pi-stophôn (obturare) chostôn (tentare) lustôn (appetere T. 116. mons. 409.) nôt-zogôn (violare) chlocchôn (pulsare) locchôn (pellicere) procchôn (diffrin- II. alth. zweite schwache conjugation. gere). — 7) mâlôn (pingere) tuâlôn (morari) zâlôn (diripere) pârôn (acervare gl. jun. 237.) vârôn (fallere) lâkôn (insi- diari) rât-vrâkôn (consulere, gl. jun. 197.) lâhbôn (sanare) kâhôn (praevenire) hintar-sprâhhôn (calumniari). — 8) ei- nôn (jungere) hreinôn (mundare) steinôn (lapidare) weinôn (plorare) zeinôn (significare) mêrôn (ampliare) sueipôn (ferri) weipôn (fluctuare) kreifôn (palpare O. III. 20, 76.) chêwôn (oscitare) peitôn (exspectare) preitôn (dilatare) sceitôn (di- stinguere gl. mons. 347. 352.) weidôn (pascere) reisôn (molirl O. IV. 29, 51.) eiscôn (poscere) zuo-ka-reigôn (? attingere gl. jun. 195.) weigôn (hinnire, gl. hrab. 959 a hueiôn) zeigôn (monstrare, insinuare, gl. hrab. 966 b 968 a O. I. 17, 28. IV. 11, 88, 104.) eihhôn (vindicare) vlêhôn (ro- gare) zuêhôn (dubitare). — 9) phînôn (cruciare) vîrôn (otiari) pîsôn (lascivire) wîsôn (visitare) stîkôn (stabu- lare N. 48, 15.) zuîôn, zuîkôn (carpere). — 10) lônôn (re- munerare) chrônôn (coronare) chôsôn (blandiri) pôsôn (assuere O. IV. 28, 14.) hloufôn (discurrere gl. jun. 201.) stôwôn (queri). — 11) tûmôn (circumire) hûfôn (acer- vare) mûƷôn (mutare). — 12) niumôn (modulari) dionôn (servire) niotôn (gaudere) liudôn (jubilare N. 32, 3.) meri-crëoƷôn (margaritare). — 13) koumôn (epulari) hroupôn (spoliare) ouhhôn (augere). — 14) pfruontôn (alimoniam praestare) huorôn (adulterare) vuorôn (alere) uparmuotôn (superbire) unmuoƷôn (occupari) huohôn (deludere) vluohhôn (dira precari). — 15) ein ableitungs i (ë) vor dem ô haben folgende: entëôn (finire gl. hrab. 951 b ) herjôn (vastare) minnëôn (diligere gl. hrab. 964 a ) âwicchëôn (deviare) hliumuntëôn (calumniari) undëôn (fluctuare) etc. meistens ist es schon syncopiert, erkenn- bar aber theils an dem umlaut des a in e, theils an der cons. gemination. So stehet redôn (loqui) nothwendig für redjôn; vrehtôn (mereri) f. vrehtjôn; willôn (delec- tare N. 29, 2.) f. willjôn; herrôn f. herjôn; trëttôn (cal- care) f. trëttjôn; wittôn (discriminare gl. mons. 359.) f. witjôn etc. — 16) die zahlreichen ableitungen von subst. oder adj. mit den bildungen -sam, -al, -il, -ol, -an, -in, -ar, -id, -ôd, -ik, -ah, -aht faße ich hier in einigen beispielen zusammen: kinuhtsamôn (satisfieri) vreissamôn (periclitari) avalôn (satagere) pi-vankalôn (praeoccupare) vokalôn (auspicari) pëtalôn (mendicare) stammalôn (balbutire) kruopilôn (rimari) rikilôn (clau- dere) vihilôn (limare) pi-stumpilôn (truncare) zorcho- lôn (aegrotare O. III. 23, 50.) samanôn (congregare) ëpa- nôn (aequare) ofanôn (aperire) wâfanôn (armare) hasa- II. alth. zweite schwache conjugation. nôn (polire) rëkanôn (pluere) sëkanôn (benedicere) tru- kanôn (fallere) veihhanôn (fraudare) zeihhanôn (signare) redinôn (ratiocinari) hepinôn (tractare) hahsinôn (ener- vare) altinôn (dissimulare) pipinôn (tremere) vestinôn (firmare) wîƷinôn (mulctare) koukarôn (vacare) minni- rôn (minuere) lastarôn (convitiari) opfarôn (offerre) tëm- perôn (temperare) smëhharôn (polire) vëƷarôn (compe- dire) vlokarôn (volitare) wuntarôn (mirari) zimparôn (fabricare) ir-choporôn (recuperare) anadôn (aemulari) vîadôn (imitari? gl. mons. 357.) kinâdôn (dignari) pili- dôn (essingere) kilustidôn (delectari) selidôn (recipere) antseidôn (defendere N. st. ant-segidôn) einôdôn (con- spirare) mittilôdôn (mediare) spillôdôn (exultare) wiomi- dôn (scatere) duruftikôn (indigere) pirikôn (foecundare) apahôn (abominari) përahtôn (illustrare) zorahtôn (id.). Assimilationen und syncopen des bildungsvocals [z. b. murmulôn, ëponôn, choporôn, veihnôn gl. hrab. 969 a vêhnôn T. 114. f. veihhanôn; vielleicht das unter 8 an- geführte zeinòn f. zeihnôn, zeihhanôn? koukrôn, zim- prôn, wuntrôn etc.] kommen hier nicht in betracht. — 17) endlich die dunkleren ableitungen -is, -it, -att , als: herisôn (dominari) lîhhisôn (dissimulare) piderpisôn (expedire) rîhhisôn (dominari) scutisôn (horrere) pluchi- sôn (dubitare) winisôn (mutire) impitôn (inserere) sûf- tôn (? sûsitôn, gemere) trabattôn (fluctuare) etc. Voll- ständigere angaben aller solcher ableitungen im dritten buche. — Anmerkungen: 1) schwanken zwischen erster und zweiter conj. ist selten; O. gebraucht zeinen, zeinta, gi- zeinit (I. 1, 164. V. 1, 52. T. 88.) neben zeinôn, zei- nôta, gizeinôt (IV. 5, 41. V. 5, 28. 14, 1.). Bildungen auf -izan gehören der ersten, die auf -isôn der zwei- ten an, darum steht cremizôn (fremere) gl. hrab. 964 b gremizôta (fremuit) T. 135. fehlerhaft f. cremizan, gre- mizita; unterschieden davon ist aber crimmisôn (saevire) gl. hrab. l. c., jun. 225.; tarôn neben terren (= tarjan) beruht nicht auf schwanken, sondern doppelter herlei- tung, jenes von dem subst. tara, dieses von einem ver- lorenen starken verbum. Einige gothisch zur ersten ge- hörende stehen alth. in der zweiten z. b. agjan (terrere) bei N. 57, 3. egôn (wie der umlaut zeigt, für egjôn) wo nicht eget [wie 79, 17. zundet f. zundôt] zu lesen ist. — 2) schwanken zwischen zweiter und dritter [s. dort anm. 2.] II. alth. dritte schwache conjugation. Dritte schwache conjugation. ind. praes. sg. hap-êm hap ês hap-êt pl. hap-êmês hap-êt hap ênt praet. sg. hap-êta hap-êtôs hap êta pl. hap-êtumês hap-êtut hap-êtun conj. praes. sg. hap-êe hap-êês hap-êe pl. hap-êêmês hap-êêt hap-êên praet. sg. hap-êti hap-êtîs hap-êti pl. hap-êtîmês hap-êtît hap-êtîn imp. II. sg. hap-ê; pl. hap-êt inf. hap-ên; part. hap-êntêr; hap-êtêr. wie bei der vorigen conj. wird -êm und -êmês allmäh- lig zu -ên; auch die conjunctivflexionen folgen der ana- logie von ôe, ôês etc., N. hat -ee, -eêst, -ee; -eên, -eênt, -eên [zuweilen -ei, habeiê st. 12, 5. schameiên 34, 4. etc.]; O. T. und andere: -ê, -ês, -ê etc. Nach dem goth. könnte man im pl. praes. ind. hapamês, ha- pant erwarten, welches nirgends vorkommt. Selten fin- det sich statt des ableitungsvocals -ê ein -â, luagâta O. V. 7, 14. êrâta V. 25, 157. [I. 16, 2. thionâta st. thio- nôta, III. 6, 37. korâta st. korôta] T. 103. scamâta; T. 87. 104. wonâta wonâtun gl. mons. 365. ih wonân Pez thes. 1, 418.; gl. aug. 124 a altât (antiquitatur) und imp. wartâ N. 79, 6. was sich dem mînâ, festinodâ oben s. 723. ver- gleicht und dem sächs. nähert. Einzelne wörter: 1) ramên (tendere N. 118, 30.) sca- mên (erubescere) var-manên (contemnere, gl. jun. 201. N. 99, 3; bei O. fir-monên III. 17, 105, 109.) wanên (ha- bitare N. 87, 17. bei O. T. wonên) harên (clamare) spa- rên (parcere) starên (fixis oculis intueri) hapên (habere, tenere) ar-stapên (rigere) zawên (agere, promovere) dakên (silere) ki-makên (pollere) sakên (dicere) in-sa- ken (delibare) — 2) zilên (studere) hlinên (recumbere) pi-winên (depascere gl. jun. 201.) wërên (durare N. 106, 38. O. II. 8, 68.) wërên (praestare J. 385.) int-wërên (praeterire) chlëpên (haerere) lëpên (vivere) — 3) dolên (pati) romên (? O. IV, 29, 73.) wonên (s. wanên) ar-to- pên (insanire gl. hrab. 954 b ) hlosên (auscultare) hokên (cogitare; O. hogên neben huggen, hugita; N. 114, 4. be-hugêta) — 4) altên (senescere) ar-chaltên (frigescere) haldên (vergere) ar-paldên (audere) hankên (pendêre) lankên (desiderare N. 37, 1. 106, 5.) strankên (corrobo- rari) ar-narrên (desipere) parrên (rigere) ar-parmên II. alth. dritte schwache conjugation. (misereri) darpên (egere) partên (pubescere) wartên (ca- vere) haftên (teneri) haƷên (odisse J. 345. T. 67, 18. N. 128, 5.) naƷên (madere) laƷên (languere) paƷên (me- lius se habere T. 55, 7.) rastên (quiescere) vastên (jeju- nare) lahhên (ridere N. 34, 14.) wahhên (vigilare) un- mahtên (languere) — 5) ki-stillên (silere) ar-plintên (coecari) ar-vërrên (alienare) lirnên, lërnên (discere) ar-virnên (senescere) dicchên (grossescere) — 6) volkên (sequi) ar-stummên (mutescere) ar tumpên (stuhescere) scorrên (eminere) porkên (cavere) sorkên (moerere) mornên (lugere) stornên (obstupere) rostên (ferruginare) loskên la- tere) — 7) suârên (gravari) krâwên (canescere) pâkên (rixari) ar-trâkên (taedere) vrâkên oder vrâhên (interrogare) smâ- hên (vilescere gl. mons. 347. N. 13, 6.) — 8) vîên (odisle) huîlên (morari) rîfên maturescere) suîkên (tacere) lîhhên (placere). — 9) krûên (horrere) trûên, trûwên (confi- dere) ar-vûlen (putrescere) rûnên (clam loqui) stûnen (stupere) trûrên (moerere) ar-sûrên (acescere) — 10) êrên (honorare) arheiên (urere, gl. mons. 320.) reidên (cri- spare) arheiƷên (fervere) ar pleihhên (pallescere) ar- weihhên (marcescere) — 11) rôtên (rutilare) ar-plôdên (vereri) — 12) hruomên (jactare) luokên (videre) ar-luo- kên (perspicere gl. jun. 204.) ûƷ-luokên (eminere gl. hrab. 961 b ) — 13) ableitungen von bildungen -al, -am, -an, -ar etc. sind unhäufiger als in voriger conj.; beispiele: ar-îtalên (vanescere) tunchilên (obscurari) chradamên (perstrepere) [vgl. ar-paramên st. ar-parmên] trunchanên (ebriari O. II. 8, 98.) hlutrên (liquefieri) veiƷtên (pin- guescere); oft finden sich bildungen -ak: lustakên (de- lectari) rostakên (aeruginem contrahere) intwonakên (de- suescere) pluotakên (sanguinare) zi-accharakên (fodere gl. mons. 398.) etc. vgl. die unter 6 angeführten sorakên, porakên. Anmerkungen: 1) zwischen dritter und erster schwan- ken die verba hapên und sakên . O. T. N. exh. regel- mäßig habên nach dritter; K. (neben dem inf. habên 39 b und part. kihabêt 31 a ) im praes. hebit (habet) 15 a 28 a 44 a 54 a ; desgl. J. hebit 343. und im praet. hapta 355. Ebenso gebrauchen einige segjan, segit; praet. segita (gl. jun. 202. J. 376. ohne umlaut saghida); andere sagên, sagêta (O. T. N. gl. jun. 203.). Bloße syncope scheint hogti O. II. 24, 26. IV. 9, 32. st. hogêti (I. 8, 43. 9, 27.). Über vrâkên s. zehnte anomalie. — 2) wechsel zwischen zweiter und dritter: statt haƷên O. haƷôn (III. 14, 234. V. 23, 304.) [vgl. s. 851. das goth. schwanken zwischen dritter und erster]; statt ki-wërên (praestare) O. gi-wë- II. anomalien der alth. conjugation. rôn (I. 15, 16.); statt dolên O tholôn (IV, 25, 27.) und daneben nach erster thulten, thulta (IV. 25, 26.); neben fagôn (exhilarare) I. 8, 44. III. 20, 143.) fagên IV 26, 72; neben charôn N. 54, 1. stehet charên 37, 1; anstatt satôn 80, 17. satên, insoweit hier und in ähnlichen fällen den ausgaben zu trauen ist. Anomalien der alth. conjugation. 1) Esse besteht aus viererlei stämmen α ) III. praes. sg. ind. lautet: ist . — β ) der inf. sîn; III. praes. ind. pl. sint (bei J. 347. 357. sindun ); das ganze praes. conj. sî, sîs, sî; sîmês (später sîn ) sît, sîn . — γ ) I. sg. praes. ind. pim (bim, pin, bin) II. pist (bist); pl. I. pirumês (spä- ter pirum, pirun, birun) II. pirut (birut). N. braucht die doppelform I. birin , birn II. birint; I. bin II. bint . Der verlorene stamm zu pirun lautete schwerlich pîsan, peis (nach rîsan, reis, rirun), vermuthlicher pîan, pei (nach scrîan, screi s. 867.) — δ ) der inf. wësan , imp. wis; praet. was, wâri, was; wârumês (wârum, wârun) wârut, wârun; conj. wâri, wârîs, wâri; wârîmês, wâ- rît, wârîn. Das praes. wisu, wisis, wisit etc. conj- wëse, wësês, wëse etc. geht zuweilen aus der concre- ten bedeutung manere in die abstracte esse über, oder drückt zuweilen das lat. futurum ero oder den begriff fio aus. Zu solcher abstraction wisu = sum etc. past auch der inf. wësan = esse statt des älteren sîn; in der exh. finde ich bloß sîn, kein wësan, bei K. bloß wësan (16 a 19 a 20 b ) kein sîn, desgl. bei T. nur wësan (44, 13.); J. hat wësan (354. 398.) neben sîn (407) ebenso O. wë- san (I. 27, 4. IV. 1, 16. 4, 24.) und sîn (I. 13, 23. 25, 9. II. 19, 51.); N. beides wësen (102, 7.) und sîn (48, 12. 99, 3.). Den imp. wis belegt O. III. 1, 87. V. 10, 11. T. 3. 2. 9, 2. N. 26, 9. 82, 2. W. 2, 17. 2) den goth. wörtern zweiter anomalie entsprechen alt- hochdeutsche, nur dem ôgan kein uokan, dem munan kein munan, wogegen unnan, ar punnan und tugan hinzutreten. Beachtenswerth vor allem ist, daß die formellen praet. in II. sg. ächt-indicative flexion-t bewahrt, nicht gleich den übrigen starken verbis mit dem conjunctivischen -i vertauscht haben; aus dieser ursache bleibt hier auch der zweiten person ablaut des sg., während dort vocal des pl. und des conj. eindrang. Die einzelnen verba sind nun folgende: α ) [conj VII.] muoƷan (licere, lo- cum habere) praes. muoƷ , muost (?), muoƷ; pl. muo- Ʒumês, muoƷut, muoƷun; praet. muosa , muosôs, muosa; K k k II. anomalien der alth. conjugation. pl. muosumês, muosun, muosut; conj. praes. muoƷi muoƷîs etc. praet. muosi, muosîs etc. — β ) [conj. VIII.] wiƷan (scire, novisse) praes. weiƷ , weist (J. 355. K. 18 b O. I. 26, 15. T. 155, 3. 238, 1.) weiƷ; pl. wiƷumês, wi- Ʒut, wiƷun; praet. wissa , wissôs etc. conj. praes. wiƷi, wiƷîs etc. praet. wissi, wissîs etc. O. macht das praet. wëssa und T. wësta ; für weiƷ finde ich bei letzterm zuweilen wêƷ (131.) für wiƷumês, wiƷun: weiƷumês , weiƷun (187, 3. 239, 5.) für wësta weista (180, 2.) und im part. praet. statt wiƷan wëƷan (44, 18.) — γ ) [conj. VIII.] eigan (possidere), die schreibung eikan scheint hier, wegen des aus h entspringenden g bedenklich, auch versagt K. die ten. dem verbum, freilich nicht dem adj. eikan (proprium). Die conj. ist defectiv; praes. sg. ( eih , eiht, eih oder êh, êht, êh?) fehlt überall, nicht der pl. eigumês, eigut, eigun; conj. vollständig eigi, eigîs etc. Ein praet. ( eihta, êhta? ) mangelt durchaus. Bei N. lautet pl. praes. ind. eigen, eiget, eigen; der conj. eige, eigîst, eige; pl. eigên, eigênt, eigên, welchen formen in den psalmen häufig ein anlautendes h gegeben wird: heigen etc. wie K. 54 a aus- nahmsweise heikinin (proprii) f. eikinin stehet. — δ ) [conj. IX.] tugan (valere) oder tukan ; praes. touc , tôht, touc, pl. tukumês etc. oder tôh, tôht, tôh, tugumês etc.? N. 29, 10. toug hildebr. taoc für taoh = tôh (vgl. oben s. 95.); den pl. schreibt N. tugen, conj. tuge, tugîst etc., praet. tohta ete., O. dohta, dohtôs etc. — ε ) [conj. X.] makan (posse) K. 18 a , praes. mac , maht (O. IV. 5, 119. 6, 3. T. 30, 6. mahst T. 2, 9.) mac; pl. makumês , makut, ma- kun (gl. jun. 240. 247.); praet. mahta , mahtôs, mahta; pl. mahtumês etc. praes. conj. meki, mekîs, meki (K. 20 b 21 b O. I. 18, 33.) praet. mahti, mahtîs etc. O. hat mag und nicht meg, außer bei anlehnungen wie megiƷ, me- gih (IV. 12, 115. V. 25, 72.) wiewohl in diesen stellen auch der conj. megi angenommen werden kann. Allein O. und T. bilden den pl. mugun , mugut, mugun; N. mugen, mugent, mugen (st. magun. magut etc.) und das praet. mohta st. mahta. Inconsequent behält O. bei dem pl. mugun den conj. megi (I. 18, 33.), welchen T. mugi bildet, [189, 3. mugau , possum; vermuthlich mugan, posse zu lesen?] N. muge (possim) mugen (posse) 41, 2. 109, 4. — ζ ) [conj. IX.] scolan (debere) K. 28 a 46 a ; praes. scal , scalt (O. I. 25, 13.) scal; sculumês , sculut, sculun (scalun K. 48 a lesefehler f. sculun 45 a ); praet. scolta etc.; praes. conj. sculi; praet. scolti. Anlehnend sceliƷ (O. II. 7, 32. nach cod. vind.) f. scal iƷ. Bei N. fällt das c aus und II. anomalien der alth. conjugation. der sg. nimmt o für a an: sol , solt, sol; pl. sulen, su- lent. sulen; praet. solta; praes. conj. sule, fulîst etc. praet. solte, soltîst etc., inf. sulen. — η ) [conj XII.] unnan (favere) praes. an , anst, an; pl. unnumês , unnut, unnun; praet. doppelt, entw. onda (nicht onta) on- dôs etc. O. I. 27, 61, II. 7, 3. oder onsta , onstôs etc. O. III. 22, 57.; praes. conj. unni, unnîs etc. praet. ondi oder onsti. — θ ) [conj. XII.] ar-punnan (invidere) geht wie unnan. — ι ) [conj. XII.] chunnan (novisse und in- chunnan (arguere) gleichfalls wie unnan; das doppelte praet. chonda (nicht chonta) chondôs und chonsta, chonstôs belegt O. I. 27, 62. III. 16, 14. — κ ) [conj XII.] p i kun- nan (incipere)? das regelmäßige verbum pi-kinnan, praes. pi-kinnu, praet. pi-kan pflegt aus diesem gleich- sam als praes. der bedeutung gesetzten praet. ein neues schwaches praet. zu erzielen und zwar wiederum dop- peltes, entw. pi-konda (gl. jun. 175. O. II. 7, 4. III. 14, 31. T. 155, 2; fehlerhaft pi-gunta gl. mons. 338. statt pigunda) oder pi-konsta (bigunsta J. 387. 400.). — λ ) [jetzt conj. XII.] turran (audere) praes. tar , tarst, tar; pl. turrumês , turrut, turrun; praet. torsla; praes. conj. turri; praet. torsti. — μ ) [conj. XII.] durfan (opus ha- bere) praes. darf , darft, darf; pl. durfumês etc. praet. dorfta oder durfta? beide formen unbeleglich. — Anmerkungen zur zweiten anomalie. a) vielleicht entdecken sich noch andere, z. b. ein dem goth. ôgan, munan paralleles uokan (timere) monan (meminisse, wo- mit das abgeleitete schwache var-monên, var-manên, oblivisci, spernere zus. hängt). Läßt sich aus ki-nah (sufficit gl. jun. 225.) ein ki-nakan (nach makan) schließen? doch ich vermuthe falsche lesart st. ki-nuah und folgere eher ein ki-nuokan (sufficere) praet. ki- nuohta (conj. VII.) — b) die ablaute eigumês, makumês oder mukumês, sculumês stoßen wider die regel, sie sollten igumês, mâkumês, scâlumês heißen, fließen aber schon aus der goth. abweichung aigum, magum, scu- lum. turran fâllt ganz in XII., d. h. geminiert das r, turrumês für turumês, torumês und dieses für târumes (wie pârumês); gleiche neigung zum pl. u [wie oben s. 865. brustun, vluhtun f. brâstun, vlâhtun] verräth sculumês und auffallender mugumês (neben magumês) aus einem part. praet. ki-mukan (st. ki-mëkan), ki- sculan drang es wahrscheinlich nach und nach in den ind. vor. Noch unorganischer ergreift in N. sol für scal das u (o) sogar den sg. — c) die consonanzassimila- K k k 2 II. anomalien der alth. conjugation. tion des schwachen praet. entspricht ziemlich der gothi- schen: chonda, onda, arponda genau dem kunþa; scolta dem skulda; mahta, dorfta dem mahta, þaúrfta; torsta dem daúrsta; wissa dem vissa und wie neben vissa dort môsta besteht hier neben wissa auch wësta, hingegen muosa statt muossa (und kein muosta). Der pl. chon- dum, scoltum etc. nicht chondâtum, scoltâtum etc. folgt dem allg. typus alth. schwacher form. — d) keinen imp. finde ich, die goth. analogie kunns, þaurfs, skuls würde: chuns, dorfs, sculs rechtfertigen. — 3) wëllan, wollan (velle); dieses wort hat eine son- derbare richtung genommen, weil die sprache den ur- sprünglichen conjunctiv allmählig indicativ nahm und dadurch in eine andere conjug. fiel. Fast jedes denkmahl hat dabei etwas eigenes. K. conjugiert: I. willu , II. wili, III. wili; pl. I. wëllêmês , II. wëllêt, III. wëllant, braucht aber auch im sg. III. wëlle, woraus auf I. wëlle, II. wël- lês zu schließen ist. N. I. wile , II. wile, III. wile; pl. I. wëllên , II. wëllênt, III. wëllên; daneben den sg. I. wëlle, II. wëllêst, III. wëlle. O. I. willu , II. wili (incl. wildû IV. 23, 69.) III. wilit; pl. I. wollemês , II. wollet, III. wollent; daneben den sg. wolle, wollês, wolle. T. I. willu , II. wilîs (238, 3.) III. wili; pl. wol- lemês , wollet, wollen (?wollent); daneben den sg. I. wolle (239, 3. incliniert wolih) II. wollês (46, 2. steht woli?) III. wolle. Durchgängig also verlosch der ächte pl. wilîmês, wilît, wilîn, durchgängig die I. sg. wili außer in N. wile; III. wili dauert bei K. T. N. und II. wilîs bei T. Der II. sg. geben K. O. N. die form des praet. ind. wili, wile; der I. sg. K. J. T. O. die des praes. ind. willn; der III. O. die des praes. ind. wilit. Dieser sg. praes. willu, wilit verführte nach analogie des wechsels i und ë (s. 863. 864.) zu einem pl. wëllêmês (wëllên) welchem doch in I. II. conjunctivflexion verblieb (nirgends wëllamês, wëllat) während III. wëllant (st. wëllên) lautet, und sich zu willu verhält wie hëllant zu hillu. Der conj. wëllên zog von selbst einen vollständigen sg. conj. wëlle etc. nach sich, beide, wëlle und wili, dienen abwech- selnd zur übersetzung des lat. vult, velit, voluerit. Wie ist aber das schwanken des ë und o in wëllêmês, wol- lêmês etc. zu verstehen? Strengalth. quellen (K. N. ex- hort.) zeigen beständig ë, selbst J. 382. wëllent; T. und O. hingegen o. Übergänge des ë in o sind s. 82. 85. er- wähnt; auf wolle, wollên mag das part. hollan von hëllan oder sculi, mugi f. scâli, magi angeschlagen ha- II. anomalien der alth. conjugation. ben. Wenn wolle größere abirrung ist, als wëlle , so stimmt wolle mehr zu dem davon abstammenden praet. wolta , woltôs etc., dessen sich sämmtliche alth. mund- arten bedienen, namentlich auch die, welche im praes. wëlle etc. hegen; kaum eine hat wëlta (nur gl. cass. 855 b wëlta, wëltun) geschweige wilta. Es scheint, daß ohne rücksicht auf abhängigkeit dieses praet. von dem pl. praes., misbräuchlich die analogie scolta auf wolta einwirkte. — 4) tuon (facere; K. tuan; gl. cass. tôn; T. N. tuon; J. duon; O. duan) trägt ganz eigenthümliche mischung starker und schwacher form an sich. die aber nur schein- bar seyn dürfte und hohes alterthum verräth. Hier stelle ich die bloßen formen auf; erklärungen werden am schluße des cap. folgen: praes. ind. I. tuom (später tuon) II. tuos III. tuot; pl. tuomês II. tuot III. tuont; praes. conj. I. tuoe II. tuoês III. tuoe; pl. tuoêmês II. tuoêt III. tuoên. In II. III. sg. schwankt O. zwischen duas und duis, duat und duit [analog seinem stâs, steis, stàt, steit etc. vorhin s. 868.] in II. III. pl. hat er duet, duent [wie dort stêt, stênt]; auch in den glossen, wel- chen ô für uo gemäß ist, finde ich tôis, tôit (gl. hrab. 371 a ) niemahls aber tuois, tuoit f. tuos, tuot. — praet. ind. I. III. tëta , II. tâti ; pl. tâtumês , tâtut, tâtun; conj. tâti, tâtîs, tâti; pl. tâtîmês etc. — imp. sg. tuo, pl. tuot (O. duet); part. praes. tuontêr; praet. ki-tânêr . — 5) nachstehende verba, deren langem wurzelvocal einfaches w oder h folgt, gehen eigentlich nach der ersten schwachen, zeichnen sich aber theils durch schwan- ken zwischen w und h (zuweilen j), theils durch gänz- liche syncope dieser spiranten so wie der ableitunge- oder flexionsvocale aus, verdienen auch, weil die mei- sten früherhin starke form beseßen haben, hier eine zus. stellung; chnâhan (noscere) praet. chnâta; praef. conj. chnâ (noscat) chnân (noscant) J. 373. st. chnâe, chnâên. chrâhan (crocitare) chrâta. drâhan (torquere) drâta. lâhan (irridere, vituperare gl. mons. 402)? lâta, lâhta? mâhan (secare foenum) mâta. nâhan (suere) nàta; T. 56, 7. nâwit (suit). nâhan (appropinquare) nâhta bei O., nâhita bei T. (116.) nie nâta; plâhan (balare) gl. hrab. 955 a ? plâhita; plâhan (flare) plâta, blâjo (spiro) gl. zwetl. 117 a ; sâhan (serere) sâta; sâwit (serit) T. 76. sâwent (serunt) 38, 1. sâhet, sâhent N. 36. 26. 125, 5. smâhan (spernere) smâhta, smâhita. chèwan (vocare) T. 141. gikêwen, praet. chêta?; sêwan (stagnare) N. II. anomalien der alth. conjugation. 106, 35; praet. sêta? hîwan (nubere) hîta, gl. mons. 396. hîjen T. 156; tôwan (mori) tôta (gl. mons. 353.) N. 21. 18. steht doueta (?tôwêta nach dritter conj.? sciuhan (vereri) sciuhita, sciuhta, nicht sciuta; N. skie- hen, skiehta. muohan (vexare) muota (gl. mons. 326.) N. 95, 5. muohta. pluohan (florere) pluota, pluohita (gl. jun. 203.) pluogentin (florentis) gl. mons. 331. ruo- han (rugire) ruota N. 37, 9. spuon f. spuoan (bene pro- cedere) N. 2, 1. 118, 29. praet. spuota 15, 4. 118, 28; spuohan oder spuowan finde ich nicht. pûan (habitare, colere) oder pûwan; praet. pûta; gl. jun. 199. neben pa- wan merkwürdig pahan, ich vermuthe lesefehler für pûwan (auf derselben spalte pûwo colonus) und pûhan , da sich zwar pawan = pauan, pouwan, kein pâhan (praet. pâta!) denken läßt Ganz ungehörig zu bûan scheint das dunkele biruwís (de- gas) O. 11. 7, 36. und biruun (degebant) O. IV. 4, 118, der form nach ein bi-riwan, bi-rou, bi-ruun der conj. IX.) fordernd und manere, quiescere (ruhen) bedeutend, unterschieden von hriwan (reuen). . — Ohne zweifel gab es solcher verba noch mehrere (vgl. das mittelh.), bei allen fällt im praet. mit der spirans zugleich das ableitungs i weg (chnâta — pûta, nicht chnâita, pûita), das praes. behält aber den flexionsvocal: chnâit, plâit (gl. jun. 840.) pûit etc. nur spuot würde für spuoit wie der inf. spuon f. spuoan stehn (vgl. in 4ter anom. tnot f. tuoit). 6) kankan zeigt außer dem s. 868. bemerkten schwan- kenden praes. nichts anomales, namentlich kein dem goth. gaggida, ïddja paralleles kenkita, itta! 7) prinkan macht das praet. prâhta , pl. prâhtun; O. läßt neben brâhta, brâhtun die starke form brang, brungun zu, auch gl. mons. 363. das part. prunkan . den- chan (cogitare) dunchan (videri) haben dâhta, dûhta; wurchan (operari) worahta oder worhta; im praes. schwankt der vocal, K. setzt wurchan , O. wirken; wër- chôn (nach zweiter schw.) ist eine ableitung und geht regelfest. Das â in prâhta. dâhta entfernt sich von der goth. kürze, wird aber durch praahta, praahtun gl. hrab. 959 b 961 b und das mittelh. gewis. 8) schwache verba mit der bildung -aw gehen rich- tig nach erster conj.; lösen aber bei syncope des ablei- tungs-i vor dem -ta praet. jenes aw in den vocal u oder o auf [vgl. s. 146. 147.]. Im praes bleibt aw: ka- rawan (praeparare) pi-scatawan (obumbrare) salawan II. anomalien der alth. conjugation. (decolorare) varawan (tingere); im praet. entw. vollstän- dig karawita , scatawita, salawita, varawita oder syn- copiert: karota, salota, varota (nicht zu mischen mit dem -ôta zweiter conj., daher) gleichbedeutig karuta (hild. und gl. hrab. 962 b ) etc. geschrieben, wie ich auch K. 24 b für karata zu lesen vorschlage. Die ausstoßung des a mit behaltener spirans: karwita , salwita etc. ist als dritte form zuläßig, vgl. K. 54 b kikarwit. Das ganze verhältnis nur scheinbar anomal. 9) die siebente goth. anomalie geht hier aus, denn es läßt sich z. b. von trucchanen (siccari) terchinen (pallescere) wesnen (marcescere) weder ein starker imp. noch ein praet. nach zweiter conj. aufzeigen, obgleich die bildungssilbe -an, -in, -n jenem goth. -n ver- wandt ist. Solche verba gehen alth. sowohl nach erster, als zweiter und dritter schw. conj. 10) zwar dem goth. fraíhna (s. 855.) antwortet frëgin (fando accipio) im wessobr. denkm. (? für frëginu), doch kein praet. vrah, vrâhun will sich finden, auch kein vragn (vgl. angels. conj. XII.); N. hat 23, 8. frëget (interrogat). Die übrigen nach dritter schwacher vrâkên , das von jenem pl. vrâhun abgeleitet beßer vrâhên (K. 18 b frâhêtomês) geschrieben würde. gl. jun. 177. frâganôn (consulere). 11) fünf starke praet. mit schw. praes. s. 867. 868. 12) defectiv und lediglich für den imp. gültig, nie ohne die negation vorkommend scheinen: ni- churi (noli) ni-churit (nolite) auch bloß bei K. 17 a 24 a und T. (ni-curi und ni-curet, beides öfter) warum nicht churjat, churat? ist churît praet. conj. von chio- san (conj. IX.) und die bedeutung: ne-elegeritis? dann sollte aber der sg. ni-churîs und der pl. auch bei T. ni-curît lauten. Zu vergl. wäre übrigens das goth. hiri, hirjats, hirjiþ (s. 846.) und die bemerkung über ôgs (s. 853. s.). Altsächsisches verbum . Starke conjugation. praes. ind. -u -is -id conj. -e -ês -e -ad -ad -ad -ên -ên -ên praet. … -i … -i -îs -i -un -un -un -în -în -în imp. sg. … pl. -ad; inf. -an; part. praes. -and, praet. -an. II. altsächsische starke conjugation. die langen ê und î stützen sich bloß auf alth. analogie; statt -e, ês, e, ên im praes. conj. häufig a, âs, a, ân , sodann auslautend -t statt -d; folgende einzelne verba: I. fallu (cado) fèll, fêllun, fallan; wallu (ferveo) wêll, wêllun, wallan; haldu (teneo) hêld. hèldun, haldan; waldu (impero) wêld, wêldun, waldan; blandu (mi- sceo) blênd, blêndun, giblandan; fangu (?) fêng, fên- gun. fangan; gangu, gêng. gêngun, gangan; hangu (?) hêng, hêngun, hangan; cap. 68. (Hickes gr. anglos. p. 127.) ein dunkeles praet. an-sciann (? contremuit, tonuit) für anscienn, anscênn? praes. anscannu? II. suêpu (verro) suêp, suêpun, suêpan; hêtu (voco) hêt, hêtun, hêtan; skêdu (sejungo) skêd, skêdun, skêdan. III. hlôpu (curro) hliop, hliopun, hlôpan; hrôpu (clamo) hrëop, hrëopun, hrôpan; wôpu (lamentor) wêp, wê- pun, wôpan; die part. ôdan (genitus) ôcan (auctus, onustus) far flôcan (maledictus) deuten auf ôdu, êd; ôku, êk; flôku, flêk; gihauwan (incisus) auf ein praet. hio? IV. slâpu (dormio) slêp, slêpun, slâpan; lâtu (sino) lêt, lêtun, lâtan; râdu (suadeo) rêd, rêdun, râdan, and- râdu (metuo) andrêd etc. fâhu und hâhu machen das praet. nach I. VII. spanu (pellicio) spôn, spônun, spanan; standu (ste) stôd, stôdun, stadan oder standan?; faru (proficiscor) fôr, fôrun, faran; stapu (ingredior) stôp, stôpun, sta- pan; skapu (creo) skôp, skôpun, skapan; grabu (fodio) grôf. grôbun, graban; hebbju (tollo) hôf, hôbun, ha- ban; ansebbju (intelligo) ansôf, ansôbun, ansaban; saku (causor) sôk, sôkun, sakan; skaku (quatio) skôk, skôkum, skakan; dragu (porto) drôg, drôgun, dragan; halahu (?convitior, rideo) hlôg, hlôgun, hlagan; lahu (vitupero) lôg, lôgun, lagan; slahu (caedo) slôg, slô- gun. slagan; thuahu (lavo) thuôg, thuôgun, thuagan; wahsu (cresco) wôhs, wôhsun, wahsan. VIII. hrînu (tango) hrên, hrinun, hrinan; kînu (ger- mino) kên, kinun, kinan; skînu (luceo) skên, skinun, skinan; grîpu (arripio) grêp, gripun, gripan; clîbu (haereo) clêf, clibun, cliban; drîbu (pello) drêf, dri- bun, driban; spîwu (spuo) spê (?) spiwun, spiwan; bîtu (mordeo) bêt, bitun, bitan; gi-wîtu (eo) giwêt, giwitun, giwitan; wrîtu (scribo) wrêt, writun, wri- tan; bîdu (exspecto) bêd, bidun, bidan; glîdu (labor) II. altsächsische starke conjugation. glêd, glidun, glidan; hlîdu (operio) hlêd, hlidun, hlidan; scrîdu (gradior) scrêd, scridun, scridan; lîthu (transeo) lêth, lithun, lithan; mîthu (evito) mêth, mithun, mithan; snîthu (seco) snêth, snithun, snithan; a -rîsu (surgo) a-rês, a-risun, a-risan; suîku (fallo) suêk, suikun, suikan; hnîgu (inclino) hnêg, hnigun, hnigan; sîgu (labor) sêg, sigun, sigan; stîgu (scando) stêg, stigun, stigan; lîhu (commodo) lêh, liwun, li- wan; thîhu (prosum) thêh, thigun, thigan. IX. cliufu (findo) clôf, clubun, cloban; hiufu (ploro) hôf, hufun, hofan; giutu (fundo) gôt, gutun, gotan; griutu (lacrimor) grôt, grutun, grotan (?ich finde bloß den inf. griotan) niutu (frnor) nôt, nutun, no- tan; biudu (offero) bôd, budun, bodan; hliudu (pul- lulo) hlôd, hludun, hlodan; driusu (cado) drôs, dru- run, droran; kiusu (eligo) kôs, kurun, koran; far- liusu (perdo) lôs, lurun, loran; liugu (mentior) lôg, lugun, logan; lûku (claudo) lôk, lukun, lokan; riuku (fumo) rôk, rukun, rokan; tiuhu (traho) tôh, tugun, togan. X. gibu (dono) gaf, gâbun, gëban; itu (edo) at, âtun, ëtan; bigitu (consequor) gat, gâtun, gëtan; sittu (se- deo) sat, sâtun, fëtan; biddu (peto) bad, bâdun, bë- dan; quithu (dico) quat (oben s.216.) quâthun, quë- than; lisu (lego) las, lâsun, lësan; wisu (maneo) was, wârun, wësan; liggu (jaceo) lag, lâgun, lëgan; pligu (tracto) plag? plâgun? plëgan? (in meinen bruchst. finde ich bloß den inf. plëgan); gihu (fateor) jah (?) jâhun (?) gëhan; sihu (video) sah, sâhun und sâwun; part. sëwan (nicht sëhan). XI. hilu (celo) hal, hâlun, holan; quilu (crucior) qual, quâlun, quolan; stilu (furor) stal, stâlun, stolan; nimu (sumo) nam, nâmun, noman; cumu (venio) cumis, cumid, cumad; quam, quâmun, cuman; biru (fero) bar, bârun, boran; briku (frango) brak, brâcun, brocan; stiku (pungo) etc. spriku (loquor) sprak. sprâ- kun, sprokan (gewöhnlich finde ich gisprokan, ein- mahl gisprëkan nach conj. X.); wriku (persequor) wrak, wrâkun, wrokan. XII. hilpu (juvo) halp, hulpun, holpan; dilbu (fodio) dalf, dulbun, dolban; suiltu (morior) sualt, sultun, suoltan (?); gildu (rependo) gald, guldun, goldan; bilgu (irascor) balg. bulgun, bolgan; bi filhu (bifillju) (commendo) falh, fulhun, folhan; brinnu (uror) brann, II. altsächsische starke conjugation. brunnun, brunnan, ebenso biginnu (incipio) rinnu (fluo) winnu (laboro) bindu (necto) band, bundun, bundan; findu (invenio) windu (torqueo) drinku (bibo) singu (cano) sang, sungun, sungan; springu (stillo) suingu (vibro) suang, sungun, sungan; thringu (urgeo) thuingu (cogo) thuang, thungun, thungan; wirru (confundo) warr, wurrun, worran; wirpu (ja- cio) warp, wurpun, worpan; huirbu (reverto) huarf, hurbun, huorban; suirbu (tergeo) suarf, surbun, suor- ban (? surban) wirthu (fio) warth, wurthun, worthan; suirku (obnubilo) suark, surkun, surkan; bristu (rum- por) brast, brustun, brostan. Anmerkungen: 1) der aus redupl . entwickelte diphth. ê lautet häufig ie , zumahl vor einfacher lingualis, als: hiet, skied, liet, ried, andried vgl. ansciann (conj. I.); hliop, hrëop in conj. III. wären genau betrachtet hlîôp, hrêôp. — 2) dem schwankenden ê, ie gleicht conj. VII. das schwankende ô, uo . — 3) die alth. unterscheidung zwischen i und ë [s. 863.] zwischen iu und io (ëo) [s. 865.] findet volle anwendung. — 4) umlaut des a in e in II. III. sg. praes. siebenter conj. als: feris, ferid; dre- gis, dregid; nicht leicht in erster vor der doppelconso- nanz, sondern haldid, fallid. — 5) b (bh) wird auslau- tend zu f, also im imp. und I. III. praet. sg. wie: drî- ban, drîf, drêf; gëban, gif, gaf; suërban, suirf, suarf etc. zweifelhaft ist mir nicht der auslaut hiuf (plora) hôf (ploravi) aber der inlaut hiufu (ploro) hiofan (plorare), vielleicht hiubu? da ich hiovan mit v finde (oben s. 213.) etc. — 6) wandlung des s in r: drôs, drurun, droran; kôs, kurun, koran; was, warun, wësan; doch wohl rês, risun, risan (nicht rirun, riran) so wie las, lâsun, lësan. — 7) das w in sâwun, sëwan, liwun, li- wan nach s. 844. und 867. zu beurtheilen. — 8) ausfall des n im praet. von standan, stôd, stôdun; auch sg. praes. lautet: stên, stês, stêd (einmahl auch steid); pl. aber standad . — 9) schwaches praes. bilden: hebbjan, ansebbjan, sittëan, biddëan, liggëan , doch gebührt II. III. sg. und sg. imp. einfache consonanz: hebis, hebid; bidis, bidid; ligis, ligid; sitis. sitid (vgl. die gem. der kurzsilb. in erster schw. conj.) pl. hebbjad, biddjad, liggjad, sittjad. Altsächsische schwache conjugation. ind. praes. sg. –u (–n) –s –d pl. –d –d –d II. alts. erste schwache conjugation. praet. sg. –da –dôs (–dês) –da pl. –dun –dun –dun conj. praes. sg. [vocal] –s [vocal] pl. –n –n –n praet. sg. –di –dîs –di pl. –dîn –dîn –dîn imp. sg. [vocal] pl. -d; inf. -n; part. praes. -nd, praet. -d (t); in praet. I. III zuweilen -de statt -da; in II. zwischen -dôs und -dês schwanken; die langen nach dem alth.; auslautend zuweilen -t statt -d. Erste schwache conjugation. ner-ju ner-is ner-id sôk-ju sôk-îs sôk-îd ner-jad ner-jad ner-jad sôk-jad sôk-jad sôk-jad ner-ida ner-idês ner-ida sôh-ta sôh-tês sôh-ta ner-idun ner-idun ner-idun sôh-tun sôh-tun sôh-tun ner-je ner-jês ner-je sôk-je sôk-jês sôk-je ner-jên ner-jên ner-jên sôk-jên sôk-jên sôk-jên ner-idi ner-idîs ner-idi sôh-ti sôh-tìs sôh-ti ner-idìn ner-idìn ner-idìn sôh-tîn sôh-tîn sôh-tîn ner-i ner-jad sôk-î sôk-jad der inf. schwankt zwischen -ëan, -jan und -jen , un- terdrückt also nicht den ableitungsvocal (suokan f. suo- këan cap. 71. scheint fehler, vielleicht auch suôgan, stre- pere cap. 68. f. suôgean?); im conj. -a, -âs, -a etc. statt -e, -ês, -e, wie in der starken form schwankend. Kurzsilbige wurzeln sind wenige: queljan (cruciare) frumjan und fremjan (efficere) dunjan (tonare) nerjan (ser- vare) scerjan (disponere) terjan (consumere) werjan (pro- hibere) ansuebjan (sopire) hrisjan (concuti) rekjan (nar- rare) slekjan (debilitare) wekjan (excitare) thigjan (rogare) thregjan (currere). Sie alle haben das praet. -ida unver- kürzt; andere ursprünglich kurze sind durch gemination des cons. lang geworden und syncopieren im praet. das ableitungs-i, welches sie im praes. unorganischer weise neben der geminata fortführen, namentlich: selljan (tra- dere) salda; telljan (narrare) talda; hebbjan (habere) habda; libbjan (vivere) libda; lettjan (morari) latta; sett- jan (ponere) satta; queddjan (salutare) quedda; leggjan (ponere) lagda; seggjan (dicere) sagda; huggjan (cogitare) hugdi. Von den wirkungen der syncope sogleich mehr bei den langsilbigen; zuweilen bleibt neben der gem. des praes. das praet. vollständig; so erscheint im praes. II. alts. erste schwache conjugation. inf. quelljan, frummjan, reckjan, thiggjen und dennoch quelida, frumida, rekida, thigida. II. III. praes. sg. vereinfachen (wie im alth. s. 870.) stets den cons. z. b. quelis, frumis, thigid, libid sogar mit rückumlaut in sagid (dicit) habid (habet); die mit ursprüngl. geminata thun das nicht, z. b. fullis, fullid; cussis, cussid etc. Langsilbige behalten zuweilen das praet. -ida , theils nach r, p und g, als: mârjan (celebrare) mârida; diurjan (aestimare) diurida; hrôrj a (tangere) hrôrida; hnêgjan (in- clinare) hnêgida; sêgjan (idem) sêgida; wêgjan (vexare) wêgida; dôpjan (baptizare) dôpida; vielleicht nach s: fûs- jan (incitare) lôsjan (solvere) niusjan (investigare)? fûsida, lôsida, niusida. Theils nach ld, st: beldjan (animosum red- dere) beldida; spildjan (perdere?) spildida; brustjan (erum- pere) brustida; thrustjan (sitire) thrustida; so wie bei erwei- terung der wurzel durch bildungsmittel, z. b. binegljan (clavis figere) bineglida; bôknjan (significare) bôknida; druknjan (tergere) druknida; gerewjan (parare) gerewida; huerebjan (revertere) huerebida. In der regel scheiden sie das i vor dem -da aus, wodurch 1) rückumlaut des e in a möglich wird; er tritt gleichwohl schwankend, bei ge- wissen wörtern gar nicht ein; ich finde ihn bei gemi- nierten ursprünglich kurzen: selljan, salda; telljan, talda; hebbjan, habda; lettjan, latta; seggjan, sagda; leggjan, lagda etc. nicht bei folgenden: kennjan kenda; sendjan, senda; wendjan, wenda; queddjan, quedda etc. doch erscheinen auch telda und sanda. — 2) beim cons. anstoß fällt α ) das d von -da völlig weg nach ft, st, ht, nd : hest- jan (figere) hefta; lêstjan (praestare) lêsta; âhtjan (persequi) âhta; rihtjan (dirigere) rihta, endjan (finire) enda; sendjan (mittere) senda; wendjan (vertere) wenda; mundjan (tueri) munda; nach bloßen d scheint es bald zu bleiben; lêd- jan (ducere) lêdda. bald zu schwinden; hôdjan (custo- dire) hôda, folglich auch blôdjan (timidum reddere) blôda; fôdjan (parere) fôda; nach th bleibt es, assimi- liert sich aber jenes: cuthjan (nuntiare) cudda (zuwei- len cutda). — β ) nach t, tt, ss , vielleicht auch einfa- chem s wandelt sich -da in -ta : bôtjan (emendare) bôtta; grôtjan (salutare) grôtta; môtjan (occurrere) môtta; lettjan, latta (statt lat -da) hettjan (persequi) hatta (st. hat -da) cussjan (osculari) custa; lôsjan (solvere) lôsta (?) — γ ) aus kid wird durch die syncope ht: rôkjan (curare) sôkjan (quaerere) rôhta, sôhta [s. unten 7te anomalie]. — δ ) nach l. m. n. r. b. d. g. besteht -da unverletzt: selljan (tradere) salda; filljan (flagellare) filda; fulljan (implere) II. alts. zweite schwache conjugation. fulda; dêljan (dividere) dêlda; hêljan (sanare) hêlda; îljan (properare) îlda; fôljan (sentire) fôlda; klemmjan (premere) klemda; quelmjan (necare) quelmda; dômjan (judicare) gômjan (curare) gômda; tômjan (liberare) tômda; cûmjan (plangere) cûmda; brennjan (urere) brenda; kennjan (noscere) kenda; a merrjan (impedire) amerda; dernjan (occultare) dernda; wânjan (opinari) wânda; striunjan (lucrari) striunda; hôrjan (audire) hôrda; hebbjan (habere) habda; libbjan (vivere) libda; a -drôb- jan (affligere) adrôbda; ôbjan (exercere) ôbda; gilôbjan (credere) gilôbda; queddjan (salutare) quedda (= qued-da) bêdjan (exspectare) bêdda; lêdjan (ducere) lêdda; leggjan (ponere) lagda; seggjen (dicere) sagda; mengjan (miscere) mengda; fôgjan (aptare) fôgda; ôgjan (monstrare) ôgda; suôgjan (sonare) suôgda; tôgjan (ostendere) tôgda; wrôg- jan (reprehendere) wrôgda. — 3) daß sich vor dem -da (-ta) jede gemination vereinfacht, lehren die beispiele — 4) mahljan (statt mahaljan loqui) macht im praet. malda; ich weiß nicht wie blîdzëan (laetificare)? blîdzta (alth. plîdta). Zweite schwache conjugation. ind. praes. sg. man-ôn man-ôs man-ôd pl. man-ôd man-ôd man-ôd praet. sg. man-ôda man-ôdôs man-ôda man-ôdun man-ôdun man-ôdun conj. praes. sg. man-ô man-ôs man-ô pl. man-ôn man-ôn man-ôn praet. sg. man-ôdi man-ôdîs man-ôdi man-ôdîn man-ôdîn man-ôdîn imp. man-ô, man-ôd; inf. man-ôn, part. man-ônd, man ôd. in dieser conj. rinnen die goth. und alth. zweite und dritte untereinander: trûôn (credere) thrôôn (minari) ha- lôn (arcessere) spilôn (ludere) tholôn (pati) tâlôn (deci- pere) stillôn (sedari) fullôn (implere) mëldôn (prodere) folgôn (sequi); manôn (monere) hlinôn (recumbere) wônon (habitare) lônôn (remunerare) thëonôn (servire) fandôn (tentare) endôn (finiri) thancôn (gr. agere) han- gôn (pendere) langôn (desiderare) thingôn (convenire) gërôn (cupere) êrôn (honorare) hêrôn (laudare) thorrôn (arescere) formôn (juvare) gnornôn (lugere) ardôn (habi- tare) wardôn (custodire) marcôn (signare) wërkôn (ope- rari) fërgôn (exigere) sorgôn (curare); côpôn (emere) clibôn (haerere) lobôn (laudare) bivôn (tremere) rôvôn II. anomalien der alts. conjugation. (amicire) scawôn (contemplari) hatôn (odisse) gibadôn (? lenire, solari bëdôn (adorare) gifrôdôn (sapere) sithôn (proficisci) frêsôn (periclitari) wîsôn (visitare) costôn (ten- tare) lustôn (desiderare) êscôn (postulare) macôn (consi- cere) wacôn (vigilare) lîcôn (placere) thagôn (tacere) frâgôn (interr.) suîgôn (silere) fêhôn (beare, foecundare) etc. Einige haben ableitungs -i (ë) vor dem ô, als: minnëôn (amare) gibârëon (gestire) merkjôn (signare); mehrere bildungsconsonanten: gamalôn (senescere) wë- flôn (fluctuare) wëhslôn (alternari) githismôn (turbari?) faganôn (gaudere) samnôn (congregare) opanôn (aperire) fastnôn (firmari) drusinôn (decidere) wundrôn (mirari) hêdrôn (serenare) sicorôn (purgare). Anomalien der altsächsischen conjugation. 1) esse vierstämmig: α ) praes. ind. sg. II. is (neben dem üblicheren: bist) III. ist . — β ) pl. praes. ind. I. II. III. sind oder gleichbedeutend sindun; praes. cons. sg. sî, sîs, sî; pl. sîn, sîn, sîn; der inf. niemahls sîn. — γ ) inf. wësan , imp. wis (einmahl wës) pl. wësad; praet. ind. was . wâri, was; pl. wârun; conj. wâri etc. — δ ) I. praes. ind. sg. biun , zuweilen noch bium; II. bist . 2) α ) môt, môst, môt; pl. môtun; praet. môsta. — β ) wêt, wêst, wêt; witun; wissa. — γ ) êgan ohne praes.; praet. êhta. — δ ) mag, magt, mag; mugun; mohta und mahta. — ε ) skal, skalt, skal; skulun; skolda. — ζ ) farman (aspernatur) farmanst, farman; pl. farmu- nun? praet. farmunsta (cap. 63. steht der pl. farmuon- stun = farmônstun, also farmanan nach spanan conj. VII? ich bezweifle die lesart, weil sonst auch des praes. farmôn, pl. farmônun haben müste) — η ) dar pl. durrun (?), dursta. — θ ) kan, kanst, kan; pl. kun- nun; praet. kunsta. 3) I. willju II. wili und wilt. III. willje. pl. wëlled; praet. wëlda , wëldun (nur selten wolda, woldun). 4) I. dôn , zuweilen dôm; II. dôs III. dôd oder dôt; pl. dôd . praet. I. III. dëda II. dëdôs (nicht dâdi) pl. dâ- dun (einigemahl dëdun); part pr. giduan (nie gidân) inf. duan , weder giduon, duon, noch gidôn, gidôn; lauter merkwürdige abweichungen vom alth. 5) die praet. von sâjan (serere) blôjan (florere) dôjan (mori) kommen mir nicht vor; Hickes gr. franc. 71. behauptet neben sâida ein starkes sêu ? bûan macht bûida . II. angelsächsische starke conjugation. 6) scadojan entspricht dem alth. scatawan, nämlich das o dem aw. und so dürfte neben dem vorhin angegeb- nen gerewjan gleichviel garojan stehen. Die form -ôjan scheint aber zuweilen bloße erweiterung des -ôn , als: frâgôjan, halôjan, folgôjan, gitrûôjan, scawôjan st. frâgôn, halôn, folgôn, gitrûôn, scawôn, vergleich- bar dem angels. sceávigëan neben sceávjan oder hienge es mit einer alth. conjunctivischen form zusammen? (oben s. 875.). 7) thenkjan, thunkjan, wërkjan haben: thâhta, thûhta, warhta (warahta); sôhta, rôhta sind vorhin s. 892. er- wähnt. fragn (fando accipio) finde ich nur in I. III. sg. vermuthl. prät. (vom praes. frëgn?); ein andres praet. heißt frâgôda. Angelsächsisches verbum . Starke conjugation. ind. praes. sg. -e -est -edh conj. -e -e -e pl. -adh -adh -adh -en -en -en part. sg. … -e … -e -e -e pl. -on -on -on -en -en -en imp. sg.…, pl. -adh; inf. -an; part. praes. -ende, praet.-en. die langen flexionsvocale laße ich unbestimmt, das e vor dem -st, -dh II. III. sg. praes. ind. fällt häufig weg (unten anm. 7.); das-ë II. praet. wie im alth. (s, 857. n° 6.) I. fëalle (cado) fëol, fëollon, fëallen; vëalle (aestuo) vëol, vëollon, vëallen; hëalde (teneo) hëold, hëoldon, hëalden; vëalde (dominor) etc.; vëalce (volvo) vëolc, vëolcon, vëalcen; spanne (tendo) spên, spênnon, span- nen; von fange, hange sind bloß die praet. fêng, hêng übrig (s. anm. 12.); gehört vëaxe (cresco) hierher oder in VII? praet. vëox, vëoxon? II. svâpe (verro) svëop, svëopon, svâpen; hâte (jubeo) hêt (hêht) hêton, hâten; scâde (separo) scëod, scëo- don, scâden; lâce (ludo) lêc, lêcon, lâcen. III. hleápe (salio) hlëôp, hlëôpon, hleapen; hrêpe (clamo) hrëôp, hrëôpon, hrêpen; wêpe (ejulo) wëôp, wëô- pon, wêpan; heáve (caedo) hëôv, hëôvon, heáven; grôve (vireo) grëôv, grëôvon, grôven; rôve (remigo) rëov, rëôv, rëôvon, rôven; spôve (succedo) spëôv, spëôvon, spôven; hlôve (mugio) hlëôv, hlëôvon, hlô- II. angelsächsische starke conjugation. ven (unbelegt); beáte (verbero) bëôt, bëôton, beáten; on-blôte (immolo) onblëôt, onblëôton, onblôten; die part. eáden (genitus Boet. 197.) und eácen (auctus, praegnans) führen auf eádan, ëôd, eácan, ëôc. IV. slæpe (dormio) slêp, slêpon, slæpen; græte (ploro)? grêt, grêton, græten; læte (sino) lêt, lêton, læten; ond-ræde (timeo) ondrêd, ondrêdon, ondræden. V. blâve (spiro) blëôv, blëôvon, blâven; cnâve (nosco) cnëôv, cnëôvon, cnâven; crâve (crocito) crëôv, crëô- von, crâven; sâve (sero) sëôv, sëôvon, sâven; þrâve (torqueo) þrëôv, þrëôvon, þrâven; vermuthlich auch mâve (meto) mëôv, mëôven, mâven. VII. gale (cano) gôl, gôlon, galen; spane (allicio) spôn, spônon, spanen; stande (sto) stôd, stôdon, standen; fare (eo) fôr, fôron, faren; sverige (juro) svôr, svôron, svoren (st. svaren); scape oder steppe (creo) scôp, scô- pon, scapen; stape oder sceppe (incedo) stôp, stôpon, stapen; hebbe (elevo) hôf, hôfon, hafen; grafe (fodio) grôf, grôfon, grafen; scafe (rado) scôf, scôfon, sca- fen; hlade (onero) hlôd, hlôdon, hläden; vade (tran- seo) vôd, vôdon, väden; vasce (lavo) vôsc, vôscon, väscen; bace (pinso) bôc, bôcon, bacen; sace (conten- do) scace (quatio) scôc, scôcon, scacen; tace (prehen- do) tôc, tôcon, tacen; vace (excitor, nascor) vôc, vô- con, vacen; drage (porto) drôh, drôgon, drägen; lëahe (vitupero) lôh, lôgon, lägen (?); slëahe (caedo) slôh, slôgon, slägen: þvëahe (lavo) þvôh, þvôgon, þvägen; hlëahhe oder hlihhe (rideo) hlôh, hlôgon, part. un- gewis hlägen?; vëaxe (cresco) vôx, vôxon, vëaxen (s. conj. I.). Verschiedene haben im praet. ëo oder ëô statt ô (s. anm. 1.) VIII. dvîne (tabesco) dvân, dvinon, dvinen; ebenso hrîne (tango) scîne (fulgeo); grîpe (arripio) grâp, gripon, gripen; drîfe (pello) drâf, drifon, drifen; ebenso scrîfe (confessionem accipio) on svîfe (retrorsum vertor, Beov. 191.); spîve (spuo) spâv, spivon, spiven; flîte (cer- to) flât, fliton, fliten; ebenso: slîte (rumpo) smîte (per- cutio) vlîte (intueor) vrîte (exaro) gevîte (abeo) bîde (exspecto) bâd, bidon, biden; ebenso: cîde (altercor) glîde (labor) gnîde (comminuo) hlîde (operio) rîde (equito); lîdhe (navigo, proficiscor) lâdh, lidon, liden; ebenso scrîdhe (gradior) vrîdhe (ligo) arîse (surgo) arâs, arisun, arisen; blîce (fulgeo) blâc, blicon, bli- cen; ebenso svîce (fallo); hnîge (inclino) hnâh, hnigon, hnigen; sîge (decido) sâh, sigon, sigen; stîge II. angelsächsische starke conjugation. (scando) stâh; mîge (mingo) mâh etc.; on-lîhe (con- cedo) onlâh, onligon, onligen, ebenso: sìhe (colo); tîhe (arguo) tâh, tigon, tigen; þîhe (proficio) þâh, þigon, þigen; vrîhe (operio) [die vier letzten treten allmählig in IX. über]. IX. crëópe (repo) creáp, crupon, cropen; dëófe (mergo) deáf, dnfon, dofen; scëófe (trudo) ebenso, rëófe (rumpo) brëóve (coqno cerevisiam) breáv, bruvon, broven; ebenso: cëóve (manduco) hrëóve (poenitet me) brëóte (frango) breát, bruton, broten; ebenso: gëóte (fundo) hlëóte (sortior) nëóte (fruor) scëóte (jaculor); bëóde (offero) beád, budon, boden; sëódhe (coquo) seádh. sudon, soden; cëóse (eligo) ceás, curon, coren; ebenso: frëóse (gelo) hrëóse (ruo) for-lëóse (amitto); lûce (claudo) leác, lucon, locen; sûce (sugo) seác, sucon, socen; rëóce (exhalo) rëóc, rucon, rocen ebenso: smëóce (fu- mo; bëóge (flecto) beáh, bugon, hogeu; drëóge (ago) dreáh, drugon, drogen; flëóge (volo) fleáh, flugon, flo- gen; lëóge (mentior) leáh, lugon, logen; flëóhe (fugio) fleáh, flugon, flogen; tëóhe (traho) teáh, tugon, to- gen; unorganisch fallen hierher: sëó (colo) tëó (arguo) þëó (proficio) vrëó (tego) praet. seáh, teáh, þeáh, vreah, plur. sugon, tugon, þgon, vrugon. X. drëpe (ferio) dräp, dræpon, drëpen; gife (dono) gëaf. gëafon, gifen; svëfe (sopior) sväf, svæfon, svëfen; vëfe (texo) väf, væfon, vëfen; ëte (edo) ät, æton, ëten; ebenso frëte (voro) mëte (metior) on-gite (intelligo) ongëat, ongëaton, ongëten; sitte (sedeo) sät, sæton, sëten; brëde (plecto) bräd, brædon, brëden (oder nach XI. broden?) cnëde (depso) cnäd, cnædon, cnë- den; trëde (calco) träd, trædon, trëden; bidde (peto) bäd, bædon, bëden; cvëdhe (dico) cvädh, cvædon, cvëden; lëse (colligo) läs, læson, lësen; genëse (sanor) vëse (existo) väs, væron, vësen; vrëce (ulciscor) vräc, vræcon, vrëcen; brëce und sprëce übergegangen in XI.; licge (jaceo) läg, lægon (zuweilen lâgon) lëgen; þicge (obtineo) þah, þægon, þëgen; gesëo (video st. gesëohe) praet. gesëah, pl. gesâvon part. gesëven, zuweilen ge- sëgen, pl. gesêne (st. gesëvene) gefëo (laetor) gefëah. XI. cvële (necor) cväl, cvælon, cvëlen; ebenso hële (celo) stële (aufero); nime (sumo) nam (seltner nom) nâmon, numen; cume (venio) com (cvom) comon, cumen; bëre (fero) bär, bæron, boren; ebenso scëre (tondeo) tëre (scindo); brëce (frango) bräc, bræcon, brocen; ebenso sprëce (loquor) doch im part. zuweilen gesprëcen (nach X). L l l II. angelsächsische starke conjugation. XII. svëlle (tumeo) svëall, svullon, svollen; gëlpe (glo- rior) gëalp, gulpon, golpen; hëlpe (juvo) hëalp, hul- pon, holpen; dëlfe (fodio) dëalf, dulfon, dolfen; mëlte (liquesio) mëalt, multon, molten; svëlte (pereo) svëalt, svulton, svolten; gilde (rependo) gëald, gul- don, golden; mëlce (mulgeo) mëalc, mulcon, mol- cen; bëlge (irascor) bëalh, bulgon, bolgen; svëlge (glutio) svëalh, svulgon, svolgen; gelimpe (contingo) gelamp, gelumpon, gelumpen; gerimpe (corrugor) geramp, gerumpon, gerumpen; onginne (incipio) ongan, ongunnon, ongunnen; ebenso: linne (cesso) spinne (fila duco) vinne (acquiro); für brinne, rinne stehen birne (ardeo) barn (nicht bëarn) burnon, bur- nen; irne (curro) arn (nicht ëarn) urnon, urnen; stinte (hebeto) stant, stunten, stunten; binde (necto) band, bundon, bunden; ebenso: grinde (molo) svinde (tabesco) vinde (plecto); a-cvince (evanesco) acvanc, acvuncen, acvuncon; ebenso: drince (bibo) for-scrince (aresco) svince (laboro) stince (oleo); bringe (affero) brang, brungon, brungen; gecringe (occumbo) singe (cano); springe (salio) stinge (irruo) svinge (flagello) þinge (gravesco) ich finde nur geþungon, geþungen; þringe (urgeo) vringe (stringo); mëorne (curo, angor) mëarn (Beov. 109. 116. 232.) murnon, mornen; spë- orne (calcitro) spëarn, spurnon, spornen; vëorpe (jacio) vëarp, vurpon, vorpen; cëorfe (findo) cëarf, curfon, corfen; ebenso: hvëorfe (revertor) stëorfe (morior); vëordhe (fio) vëardh, vurdon, vorden; bërste (rumpor, f. brëste) bärst (? bëarst) burston, borsten; þërsce (trituro) þärsc (? þëarsc) þurscon, þor- scen; svëorce (obnubilor) svëarc, svurcon, svorcen; bëorge (abscondo) bëarh, burgon, borgen; gefrëgne (fando accipio) gefrägn, gefrugnon, gefrugnen; brëgde (subigo, verto, necto) brägd (Beov. 117.) brugdon (Cädm. 44, 4. Beov. 41.) brogden Frögnan und brëgdan werfen häufig die med. aus und lauten: gefrinan, gefran, gefrunon, gefrunen; brëdan, bräd, brudon, broden (? brædon, broden vgl, brëde conj. X.) (Beov. 205.) fëohte (pugno) fëaht, fuhton, fohten. Anmerkungen zu den zwölf conjugationen. 1) spur der reduplication entdecke ich im praet. hêht (jussit) der ältesten quellen, von hâtan, augenschein- II. angelsächsische starke conjugation. lich aus hêhêt entsprungen; später gilt hêt, wie im alts. Die langen ô im ablaut der dritten und fünsten gleichen den s. 863. bemerkten alth. u. nur sind sie weit häufiger; die o in fëollon, vëoldon der ersten ziehe ich jetzt lieber aufs bloße lautverhältnis und nehme an, daß sie für fëllon, vëldon (st. fêllon, vêl- don) stehen, wie scëold f. scëld, obschon gewöhnlich vor ll, ld das ë bleibt (s. 239. *). Schwierigkeit machen die dem ô siebenter conj. zuweilen vorgesetzten ë in spëôn, tëôc, scëôp, vëox (oben s. 231. 241.) da sie keine allg. lautregel begründet; wiesen sie auf eine uralte redupl. auch in dieser conj.? oder beruhen sie auf bloßem schwanken zwischen ihr und erster? Analog, aber verwerflich scheint scëân f. scân; aus þëâh, vrëâh f. þâh, vrâh entwickelte sich allmählig þeáh, vreáh, daraus der pl. þugon, vrugon, part. þogen, vrogen st. þigon, vrigon, þigen, vrigen und das praes. trat aus conj. VIII. in IX: þëón, vrëón stattþîhan, vrîhan. Vermuthlich gilt dasselbe von sëón (colare) st. sìhan (verschieden von sëon, videre st. sëhan). 2) nachstehende verwandlungen der vocale a, i und u greifen nicht in das wesen der ablaute ein: α ) das kurze a wird zu ëa im praes. erster vor ll, ld; im praet. sg. zwölfter vor lp, lf, lt, ld, lc, lh, rn, rp, rf, rdh, rc, rh, (s. 236.); im praet. sg. zehnter vor f und h (gëaf, sëah); schwankend in eilfter vor r (bëar, scëar, tëar neben bär etc. vgl. s. 237.) — β ) a wird zu ä im praet. sg. zehnter und eilfter vor den einfachen consonanzen (s. 232.). — γ ) a wird biswei- len zu o vor m und mm, nn etc. (s. 226.) in eilfter, zwölfter; doch sind die formen nam, van, vand etc. bräuchlicher als nom, von, vond, crong, sprong (Beov. 120.) — δ ) das ursprüngliche i bleibt im praes. zwölfter vor mm, nn etc.; im zehnter, eilfter nur vor den gem. sittan. biddan, licgan, sodann in niman, gifan, gitan; außerdem wird es zu ë oder ëo (stëlan, sprëcan, gëldan, stëorfan. Im praet. pl. und part. praet. achter erhält sich kurzes i unverletzt. — ε ) kur- zes u bleibt im praet. pl. neunter und zwölster, wird aber im part. praet. neunter und eilfter zu o (mit aus- nahme von numen); in zwölfter hat das part. u oder o, je nachdem das praes. i oder ë und ëo hat. Die unterscheidung zwischen dem u praet. pl. und o part. neunter ist dem i pl. praet. und part. unparallel; will man guton aus der flexion-on, goten aus der flexion L l l 2 II. angelsächsische starke conjugation. -en deuten, müste auch smiton und smëten gelten [vgl. s. 864. γ .]. 3) unter der verwandlung des a in ä und ëa würde ein allgemeines ablautsgesetz der kurzlangen verba (s. 838. 5.) leiden, wenn man nicht dem sg. ä, dem pl. æ zuerkennte (ät, æton; stäl, stælon); doch gëafon, scëa- ron läßt sich kaum in geáfon, sceáron bestimmen, glaublicher wäre gâfon, scâron (wie sëah, sâvon) oder hat sich in gëafon, scëaron die form verhärtet? 4) auch im angels. praes . sg . ind . zehnter, eilfter, zwölf- ter haftet das ursprüngliche i, ähnlich der alth. und alts. weise (s. 863. 864. 890.), wesentlich verschieden aber von beiden darin, daß hier weder I. praes. sg. noch sg. imp. den geschwächten vocal ablegen, es heißt z. b. ic ëte, stële, bëre, bëlge, stëorfe; imp. ët, stël, bër, belh, stëorf (nicht: ite, stile etc. nicht it, stil etc.); muthmaßlich wirkte die analogie der um- lautenden (s. folgende anm.) fälschlich ein. Bloß in II. III. praes. ind. sg. tritt also das i hervor, z. b. itst, it; stilst, stildh; birst, birdh; bilhst, bilhdh; stirfst, stirfdh. Fehlerhaft scheint mir die gewöhn- liche schreibung y (s. 228.) und nur bei cuman (f. evëman) ist y zu billigen: cymst, cymdh. Die anm. z. δ genannten sechs verba sittan etc. haben das i in allen formen. 5) ( umlaut von II. III. praes. ind. sg.) α ) des a in e (nicht ä) conj. VII. als: male, melst, meldh; bace, becst, becdh. — β ) des â in æ, conj. II. V. als: hâte, hætst, hæt; sâve, sævst, sævdh. — γ ) des ô in ê , conj. III. als: grôve, grêvst, grêvdh. — δ ) des ëó in ŷ, conj. IX. als: gëóte, gŷtst, gŷt. — ε ) des ëa in y , conj. I. und VII? als: fëalle, fylst, fyldh? slëa, slyhst. slyhdh? dieses von Rask angenommene und freilich vorkommende y hat bedenken, da im allge- meinen kein ëa in y umlautet; annehmlicher schiene: fëalle, felst, feldh? slëa, slehst, slehdh? (vgl. bei der ersten schw. conj. syllan f. sellan). — Bedingung sol- cher umlaute kann die auswerfung des flexionsvocals, der ihn eben verursachte, nicht wohl seyn, ich finde aber kaum melest, meledh (= alth. melis, melit) hætest, hætedh, sævest. sævedh, gŷtest, gŷtedh etc., doch Beov. 183. gäledh (beßer geledh) sonat, nicht galedh. II. angelsächsische starke conjugation. 6) kein umlaut im praet. conj. und in II. sg. praet. ind.; es heißt demnach: bôce, scute. sunge etc., nicht: bêce, scyte, synge (wichtiger unterschied des angels. vom altn. und mittelh.). 7) in II. III. praes. ind. sg. wird der flexionsvocal e (= ë), wie schon anm. 5. ergibt, häufig (keineswegs nothwendig) syncopiert, nicht das -e erster person apocopiert, außer zugleich mit dem h (anm. 11.). Dieses -e ist weder -ë, weil es keinen umlaut weckt, noch war es früher -e, weil sonst bace, male (conj. VII.) nach s. 224. bäce, mäle lauten müsten; vermuth- lich hieß es früher bacu, malu (vgl. s. 733. anm. 1.). 8) stoßen wegen solcher syncope linguales der wurzel an das -st, -dh der flexion, so wird folgendergestalt zugeschnitten: α ) nach t bleibt st (hætst, lætst, itst) aber dh fällt ab (hæt, læt, it statt hætdh, lætdh, itdh). — β ) d fällt vor st aus (rîst statt rîdst) ddh werden zu t (rît statt rîddh). — γ ) dh fällt vor st aus (cvîst f. cvidhst, virst f. virdhst) dhdh vereinfachen sich in dh (cvîdh f. cvidhdh, virdh f. virdhdh). — δ ) s fällt vor st aus (cŷst f. cŷsst) sdh wird zu st (cŷst f. cŷsdh). — ε ) st fällt vor st aus (birst f. byrstst) dh nach st ab (birst f. birstdh). In δ . ε . sind folglich II. III. ununter- schieden. — θ ) nd wird vor st zu nt und für nddh gilt nt (stentst f. standest, stent f. standedh). 9) gem . liq . wird auslautend einfach, des g l. inlautend in II. III. praes. sg. beim anstoß an flexionsconsonanzen, z. b. spinne, spinst, spindh; praet. span, spunne, span; imp. spin pl. spinnadh. 10) in gleicher lage wandelt sich die einfache med. g in die spirans h, als: stîge, stîhst, stîhdh; praet. stâh, stige, stâh; imp. stîh, pl. stîgadh; bûge, bŷhst; beáh, buge; imp. bûh, bûgadh; fleáh (volavit) fluge, part. flogen; ebenso lg, rg , bëlge, bilhst, bilhdh; bëalh, bulge; imp. bëlh, bëlgadh; bëorge, birhst, birhdh; bëarh, burge etc.; nicht ng , welches unverändert bleibt: singe, singst, singdh; sang, sunge; imp. sing; auch nicht cg in licge; läg, læge; doch bekommt II. III. praes. in der zus. ziehung lîst, lîdh; von þicge (sumo) finde ich aber þah (nicht þäg) pl. þægon (Beov. 78.). 11) umgekehrt wandelt sich die org. spirans h inlautend in med. als: þvôh (lavit) þvôge, imp. þvëah part. þvägen; slôh (percussit) slôge; imp. slëah; part. slägen; II. angelsächsische starke conjugation. fleáh (fugit) fluge, imp. flëóh, part. flogen Nach anm. 10. 11. fallen die praet. sleáh (volavit) und fleäh (fugit) zusammen; einige praes. formen laßen fich scheiden: flëógan (volare) flëóge, flŷhst, flŷhdh; flëón (fugere) flëó, flŷhst. flŷdhd. ; sëah (vidit) macht sàve (vidisti) sâvon (viderunt) part. ge- sëven und gesëgen; gefëah (laetabatur) aber gefæge, pl. gefægon (Beov. 78. 123.). Überdem syncopieren die praesensformen dies org. h und mit ihm den vocal der flexion namentlich die inf. slëan, þvëan, lëan, flëón (sugere) tëón (trahere) sëon (videre) gefëon statt slëahan, þvëahan, lëahan, flëóhan, tëóhan, sëohan und I. sg. praes. slëa, þvëa, lëa, flëó, tëó sëo, gefëo; in welchen fällen sask vocalverlängerung annimmt: sleán, sleá; sëón, sëó etc. ich glaube ohne zureichen- den grund. Die verschlingung des h sammt dem flexionsvocal in den wurzelvocal vergleicht sich dem freá, tvëo f. freáha, tvëoha (s. 645.). 12) das goth. hahan, fahan gehörte erster, das alth. hâ- han, vâhan vierter conj., das angels. hôn, fôn fallen in die dritte und lauten II. III. sg. hêhst, hêdh, fêhst, fêdh, pl. hôhdh, fôhdh, behalten aber die praet. hêng, fêng von hangan, fangan; — standan nach erster be- kommt: stande, stenst, stent (neben standest, standedh) praet. stôd, stôde, pl. stôdon, part. gestanden. 13) jedes wurzelhafte dh wird im praet. (nicht praes.) inlautend zu d. als: lâdh (ivit) lide (ivisti) lidon (ive- runt) ebenso vrâdh, snâdh; cvädh (dixit) cvæde (dixisti) cvædon (dixerunt); vëardh, vurde, vurdon; im praes. bleibt auch inlautend dh, als: cvëdhadh (dicimus) snìdhadh (amputamus) vëordhadh. Die gleichen fälle wandeln s in r: ceas, cure, curon; ebenso freás, hreás, forleás; väs, være, væron; hingegen arâs, arise, arison; genäs, genæse, genæson. 14) schwaches praes. bilden sverjan (jurare) hebban (tol- lere) biddan (orare) sittan (sedere) licgan (jacere) þic- gan (sumere, obtinere); praes. sverige, sverast, sveradh (sverëst, sverëdh?) sverjadh; hebbe, hefst, hefdh, heb- badh; bidde, bitst, bitt, biddadh; sitte, sitst, sitt, sittadh; licge, lîst, lîdh, licgadh; unsyncopiert darf aber auch II. III. sg. bidest, bidedh, sitest, sitedh, ligest, ligedh lauten; praet. svôr, hôf, bäd, sät, läg, þah; part. praet. gesvoren, hafen (Beov. 98.) bëden, sëten, lëgen; imp. sg. svera (sverë?) hefe, bide, site, lige, þige. II. angels. erste schwache conjugation. Angelsächsische schwache conjugation. ind. praes. -e -st -dh conj. praes. -e -e -e -adh -adh -adh -en -en -en praet. -de -dest -de praet. -de -de -de -don-don-don -den-den-den imp. sg. …, pl. -dh; inf. -an; part. -ende, praet. -d. die plur. conj. schwanken zwischen -en und -on, -den und -don. Erste schwache conjugation. ner-je ner-ëst ner-ëdh sêc-e sêc-st sêc-dh ner-jadh ner-jadh ner-jadh sêc-adh sêc-adh sêc-adh ner-ëde ner-ëdest ner-ëde sôh-te sôh-test sôh-te ner-ëdon ner-ëdon ner-ëdon sôh-ton sôh-ton sôh-ton ner-je ner-je ner-je sêc-e sêc-e sêc-e ner-jen ner-jen ner-jen sêc-en sêc-en sêc-en ner-ëde ner-ëde ner-ëde sôh-te sôh-te sôh-te ner-ëden ner-ëden ner-ëden sôh-ten sôh-ten sôh-ten ner-ë ner-jadh sêc sêc-adh ner-jan; ner-jende; ner-ëd sêc-an; sêc-ende; sôht. Auch hier verbleibt kurzsilbigen das i der ableitung und zwar als j vor vocalisch anhebenden flexionen, d. h. im praes. (mit ausnahme von II. III. praes. ind. und sg. imp., wo es im ë der flexion absorbiert wird); als ge- schwächtes ë hingegen vor dem -d des praet.; 1) cvel- jan (necare) dveljan (seducere) heljan (operire) seljan (tradere) speljan (vices obire) teljan (narrare) 2) fremjan (efficere) gremjan (lacessere) temjan (domare) 3) þenjan (extendere) dynjan (strepere Beov. 60. 190.) þunjan (cre- pitare Beov. 143.) 4) derjan (nocere) erjan (arare) fer- jan (vehere) nerjan (servare) scerjan (ordinare) verjan (prohibere) gebyrjan (decere) smyrjan (ungere) spyrjan (investigare) 5) onsvefjan (sopire) 6) cnysjan (pulsare) fysjan (festinare) hrysjan (quatere) 7) hegjan (sepire). Anmerkungen: α ) das j geht nach r häufig in g über oder erweitert sich (vor der flexion e) zu ig , als: ferge, nerge oder ferige, nerige, seltner mit eingeschaltetem e ferigëadh (Beov. 27.) st. ferjadh [vgl. unten zweite conj.] β ) für lj, mj, fj, sj tritt gerne gemination ll, mm, bb, ss ein (nicht nn, rr für nj, rj) als: cvellan, dvellan, sellan, tellan, fremman, onsvebban, cnyssan; von dieser gem. bleiben alle formen frei, welche das j absorbiert haben, folglich II. III. sg. praes., sg. imp. und part. praet. Man II. angels. erste schwache conjugation. conjugiere: fremme, fremëst, fremëdh; pl. fremmadh; imp. fremë, pl. fremmadh; part. fremmende, fremëd; ebenso: selle, selëst, selëdh (Beov. 104.); selladh; selë, selladh, sellende, selëd; cnysse, cnysëst, cnysëdh; cnys- sadh; cnysë, cnyssadh; cnyssende, cnysëd etc. — δ ) einige verba mit ll statt lj erstarren allmählig zur langsilbigkeit, d. h. stoßen das ë auch im praet. aus und rückumlau- ten, namentlich: cvellan, sellan, tellan, praet. cvëalde, sëalde, tëalde, part. cvëald, sëald, tëald; die formen cvelëde, selëde, telëde mangeln schon in den ältesten denkmählern, welchen fremede, dynede, nerede etc. noch geläufig sind; nur der sg. imp. behält einfaches 1: selë, telë, cvelë. Aus dem ëa in cvëalde, sëalde scheint sich ein y des praes. statt e entwickelt zu haben, neben sellan, cvellan finde ich syllan, cvyllan (doch nicht: tyllan) dem fëalle, fylst, fyldh (s. 900.) analog. — ε ) gleiche langsilbigkeit hat sich durch die gem. dd, cg, cc statt eines ursprünglichen dj, gj, cj festgesetzt in a- hreddan, lecgan, secgan, þicgan, hycgan, recean, vec- can, þeccan etc. deren praeterita stets den ableitungs- vocal syncopieren. doch auch hier bleibt sg. imp. kurz- silbig: z. b. ahredë (libera) segë (dic) etc. — θ ) die, welche ë im praet. behalten, schwanken späterhin un- organisch in die zweite conj. indem sie statt desselben o zulaßen, z. b. ferode f. ferëde etc. Langsilbige werfen das i der ableitung im praet. aus, wodurch 1) rückumlaut des e in ëa , des ê in ô möglich wird; 2) geminata sich vereinfacht; 3) conso- nanzveränderungen entspringen, nämlich α ) mn wird vor dem d zu m . β ) nach p, t, s, h wandelt sich -de in -te . γ ) für c-d stehet immer h-t. δ ) nach liq. und einfachen mediis, auch nach f und dh, bleibt das -de unbeeinträchtigt, nach ld, nd, rd fällt das d weg und bloßes -e wird zur wurzel gefügt; ebenso bleibt nach lt, nt, rt, ft, st, ht das t vom -te weg. — 4) der flexionsvocal in II. III. sg. praes. braucht nicht, pflegt aber wegzufallen, und dann gelten die s. 901. n° 8. vor- getragenen cons. bestimmungen. — 5) gewöhnlich unter- bleibt auch das -ë sg. imp., welcher dadurch scheinbar stark lautet (vgl. anm. β .) z. b. bärn (ure) læd (dnc) etc. Aus dieser classe folgende beispiele: 1) evellan (interi- mere) cvëalde; fellan (prosternere) fëalde; stellan (salire) stëalde; tëllan (referre) tëalde; gevemman (violare) ge- vemde; nemnan (nominare) nemde; cennan (gignere) cende; sendan (mittere) sende; vendan (vertere) vende; II. angels. erste schwache conjugation. drencan (potare) drencte; sencan (mergere) sencte; scren- can (supplantare) screncte; sprengan (spargere) sprengde; bärnan (urere) bärnde; hvettan (acuere) hvette; lettan (impedire) lette; settan (statuere) sette; ahreddan (eri- pere) ahredde; restan (quiescere) reste; dreccan (vexare) drëahte; streccan (extendere) strëahte; reccan (exponere) rëahte; veccan (excitare) vëahte; þeccan (tegere) þëahte; lecgan (ponere) legde später læde; secgan (dicere) segde, später sæde; ehtan (persequi) ehte. — 2) spillan (per- dere) spilde; on-cirran (divertere) oncirde; mirran (im- pedire) mirde; lixan (fulgere) lixte; plihtan (spondere) plihte; rihtan (dirigere) rihte; ontihtan (instigare) on- tihte. — 3) fyllan (implere) fylde; myntan (statuere) mynte; styrman (saevire) styrmde; gyrdan (cingere) gyrde; dyppan (immergere) dypte; cyssan (osculari) cyste; lystan (cupere) lyste; hycgan (studere) hygde. — 4) dælan (dividere) dælde; hælan (sanare) hælde; mælan (loqui) mælde; sælan (illaqueare) sælde; mænan (opinari) mænde; stænan (lapidare) stænde; afæran (terrere) afærde; ræpan (vincire) ræpte; adræfan (pellere) adræfde; belævan (tra- dere) belævde; bætan (frenare) bætte; spætan (spuere) spætte; bædan (compellere) bædde; brædan (distendere) brædde; lædan (ducere) lædde; vædhan (venari) vædhde; ræsan (irruere) ræsde; ëdlæcan (renovare) ëdlæhte; nëalæcan (propinquare) nëalæhte; tæcan (docere) tænte; gevæcan (affligere) gevæhte. — 5) dêman (judicare) dêmde; stê- pan (erigere) stêpte; bêtan (emendare) bêtte; grêtan (sa- lutare) grêtte; mêtan (obviare) mêtte; fêdan (nutrire) fêdde; hêdan (custodire) hêdde; spêdan (progredi) spêdde; vêdan (insanire) vêdde; sêcan (quaerere) sôhte; rêcan (curare) rôhte; svêgan (strepere) svêgde; vrêgan (accu- sare) vrêgde. — 6) cîgan (vocare) cîgde. — 7) gŷman (observare) gŷmde; gerŷman (dilatare) gerŷmde; strŷnan (acquirere) strŷnde; gehŷnan (humiliare) gehŷnde; hŷran (audire) hŷrde; stŷran (imperare) stŷrde; scrŷdan (ornare) scrŷdde; nŷdhan (cogere) nŷdhde; cŷdhan (nuntiare) cŷdhde; lŷsan (solvere) lŷste; ŷcan (augere) ŷhte. Anmerkungen: α ) einige dieser verba bewahren das ableitungs-ë zuweilen im inf. als: sêcëan, veccëan, drencëan etc. statt welches ë sich kaum i (j) findet. — β ) die durch gemination langgewordenen haben in II. III. sg. (bei unsyncopiertem flexionsvocal) und dann auch im sg. imp. einfachen cons., als: selest, legest, segest; sele, lege, sege; zum unterschied von organischer ge- mination, welche durchweg bleibt, z. b. fyllest (imples) II. angels. zweite schwache conjugation. fylle (imple). — γ ) rückumlaut zeigt das praet. lediglich vor ld und ht (sëalde, cvëalde, þëahte, sôhte, rôhte); warum aber kein sande, hradde, satte, drancte, lagde, fulde, sturmde, dômde, môtte, fôdde, scrûdde, geámde, leaste? [vgl. den altnord. rückuml.]. Zweite schwache conjugation. ind. praes. sg. sëalf-ige sëalf-ast sëalft-adh pl. sëalf-jadh sëalf-jadh sëalft-jadh praet. sg. sëalf-ode sëalf-odest sëalft-ode pl. sëalf-edon sëalf-edon sëalf-edon conj. praes. sg. sëalf-ige sëalf-ige sëalf-ige pl. sëalf-jon sëalf-jon sëalf-jon praet. sg. sëalf-ode sëalf-ode sëalf-oden pl. sëalf-eden sëalf-eden sëalf-eden imp. sëalf-a, pl. sëalf-jadh; inf. sëalf-jan; part. sëalf- igende, praet. gesëalf-od. Zweite und dritte goth. conj. fallen auch hier zus., man bemerke 1) der ableitungsvocal o (? ô) erscheint nur im praet. 2) schwankend an seiner stelle zuweilen a (? â) im sg. (nie pl.) praet. und part. praet. vgl. Beov. 18. 30. 135. vîsade, 130 þrôvade, 178 brytnade, 14 sëó- made, 157 lëósade etc. 60 gerëgnad, 171 genivad, 200 ge- blôdegad; neben 26 vîsode, 193 þrôvode etc. Nicht un- wahrscheinlich ist dieses â aus der alten dritten conj. übrig und dem goth. ái, alth. ê parallel; doch laßen sich im angels. nicht mehr die zweite und dritte conj. nach dem ô und â sondern; jenes einzelne a wurde auch wörtern der zweiten beigelegt und verlor sich endlich ganz in dem überwiegenden o. — 3) der pl. (nicht sg.) praet. zeigt in den ältesten denkmählern e statt o; vgl. Beov. 12. 75. 109 sceávedon, 19 þancedon, 93 reáfeden, 84 folgedon, 121 staredon, 128 svîgedon etc. mit 106 þancode, 215 svîgode, 65 sceávode etc. welches e von dem ë kurzsilbiger verba erster conj. ganz unter- schieden, als bloße schwächung des o anzusehen ist, auch im sg. (wie jenes ë) nicht vorkommt. Cädm. und die prosaischen quellen gewähren neben dem e häufig o im pl. — 4) im sg. imp. -a und II. III. praes. ind. sg. -ast, -adh scheinen ableitungs- und flexionsvocal ver- schmolzen oder vielmehr letzterer ist in ersterem aufge- gangen, vgl. sëalfa, sëalfast, sëalfadh mit dem goth. sal- bô, salbôs, salbôþ; alth salpô, salpôs, salpôt. Der voc. a (vermuthlich â) stimmt zu dem unter 2. bemerkten II. angels. zweite schwache conjugation. a (â) des praet., und zuweilen bekennen sich auch II. III. praes. sg. zu solchem o z. b. talost f. talast. — 5) desto auffallender ist die einschiebung des i im inf. und in allen übrigen praesensformen, welche dadurch mit den kurzsilbigen erster conj. zus. fallen, vgl. sëalfjan, sëalfige, sëalfjadh mit nerjan, nerige, nerjadh. Den unterschied gründet bloß jener sg. imp. und II. III. praes.: sëalfa, sëalfast, sëalfadh, abstehend von nerë, nerëst, ne- rëdh. Die goth. alth. und alts. zweite conj. zeigt ein i vor dem ô nur in wenigen einzelnen wörtern (z. b. herjôn, minnjôn) und läßt es dem praet. (z. b. minnëôda); hier gebührt es allen und jeden im praes., schwindet aber im praet. — 6) erweiterung des j in ig findet ge- wöhnlich nur vor e der flexion statt, als: taljan (aesti- mare) talige (aestimo Beov. 53.) lûfjan (amare) lûfige (amo); starjan (oculos figere) starige (Beov. 134.) biswei- len wird aber auch der flexion a ein e vorgeschoben und dann gleichfalls ig gesetzt, z. b. sceávigëan (con- spicere) sceávigëadh (conspicimus) gleichviel mit sceávjan, sceávjadh; ferner: varigëadh (cultodiunt Beov. 103.) f. varjadh. Im praet. gilt kein solches -igë-, sondern nur -ode, als sceávode, starode, talode etc. Übrigens vergl, man das alts. -ôjan (s. 895.) — Beispiele 1) einfache ableitungen: taljan (loqui) til- jan (colere) þoljan (tolerare) fûljan (putrescere) spëlljan (nuntiare) fulljan (baptizare) sëalfjan (ungere) hëalsjan (amplecti) ëalgjan (tueri) folgjan (sequi); sëómjan (one- rare); monjan (monere) vunjan (habitare) leánjan (remu- nerare) fandjan (tentare) endjan (finire) plantian (plan- tare) þancjan (agere gratias) þingjan (convenire); and- svarjan (respondere) starjan (intueri) cëorjan (queri) her- jan, hergjan (vastare) borjan (forare) ârjan (honorare) hêrjan (laudare) gnornjan (moerere) lëornjan (discere) ëardjan (habitare) vëardjan (cavere) rëordjan (sermoci- nari) mëarcjan (notare) bëorhtjan (lucere); clŷpjan (vo- care) grâpjan (rapere) reáfjan (spoliare) lëófjan, lûfjan (amare) ebbjan (recedere) gehivjan (formare) nivjan (re- novare) trivjan (fidere) scëávjan (conspicere) þëóvjan (servire) þrôvjan (pati); hatjan (odisse) vlâtjan (intueri) bodjan (nuntiare) giddjan (canere) trëddjan (incedere) sidhjan (proficisci) vîsjan (visitare) nëósjan (investigare) costjan (tentare); vacjan (vigilare) lìcjan (placere) plucc- jan (vellere) plëgjan (ludere) hogjan (cogitare) svîgjan (tacere) tëohhjan (statuere) âhsjan (exigere) ëahtjan (ob- servare). — 2) bildungen mit -el, -en, -er oder -l, II. angels. zweite schwache conjugation. -n, -r: madheljan (loqui) svëóteljan, svûteljan (mani- festare) micljan (magnificare) sëgljan (navigare); brytn- jan (dispensare) samnjan (congregare) tâcnjan (signare) geeâcnjan (concipere) þëgnjan, þênjan (ministrare) ge- rëgnjan, gerênjan (ornare); geniderjan (humiliare) svidhrjan (praevalere) hlëódhrjan (personare) vuldrjan (glorificare) — 3) mit -v, -s, -g (statt -av, -is, -ig): nëarvjan (arctari) frätvjan (ornare) læsvjan (pascere); scadvjan (umbrare); fælsjan (expiare) svinsjan (modulari) irsjan (irasci) blëtsjan, blëdsjan, blëssjan (benedicere) blîdsjan (laetari) gîtsjan (cupere) rîcsjan (regnare) egsjan (terreri); fâmgjan (spumare) myngjan (reminisci) syngjan (peccare) vêrgjan, vêrigëan (lassescere) blôdgjan (sangui- nare) etc. — 4) ableitungen von adj. mit -sum: gesib- sumjan (reconciliari) gehŷrsumjan (obedire) etc. Anmerkungen: α ) die einstimmung den 1. sg. und des ganzen þl. praes. mit den kurzsilbigen erster conj. macht übergänge begreiflich. Einzelne verba, ursprüng- lich zweiter conj. geminieren den cons. nach weise der ersten, behalten aber vor -a, -ast, -adh, so wie im praet., formen der dritten bei: einige laßen die erste conj. weiter eingreifen, und zuweilen gelten doppelfor- men nach beiden. Statt lëofjan (vivere) I. lëofige II. lëofast III. lëofadh; pl. lëofjadh findet sich libban , I. libbe II. lëofast III. lëofadh; pl. libbadh; praet. lëofode (nicht lifde, noch weniger libbode) imp. lëofa, pl. lib- badh. Ungefähr so verhalten sich hycgan, fyligëan, secgan, tellan zu hogjan, folgjan, sagjan, taljan , nur ist bald erste, bald zweite conj. überwiegend, z. b. es stehet gern I. hyege II. hogast, im praet. gleich üblich hygde oder hogode; secgan behält aber aus zweiter bloß den imp. sg. saga (Cädm. 21, Beov. 31.); tellan hat im praes. lieber talige, talast, taladh als telle, telëst, telëdh, im praet. lieber tëalde als talode. habban (habere) macht nach zweiter: II. hafast III. hafadh (neben häfst, häfdh) sg. imp. hafa Beov. 51. (schwerlich habe) alles andere nach erster: habbe (habeo) pl. habbadh; praet. häsde; part. häbbende, praet. häfd. — β ) es kann im einzel- nen zweifelhaft seyn, ob das dem -an vorhergehende g, ig erweiterung des -i (s. 907.) oder die bildungsendung -ig war; z. b. fàmgjan, vêrigëan stammt zwar vom adj. fâmig, vêrig, aber syngjan könnte von synnig (culpabi- lis) oder syn (culpa) geleitet werden, wie das alth. sun- tëôn von suntëa (neuh. sündigen von sündig?). Viel- leicht haben die ableitungen vom adj. jene erweiterun- II. anomalien der angels. conjugation. gen des i in ig veranlaßt? monigëan für monjan z. b. läßt sich von keinem adj. monig herführen. Anomalien der angels. conjugation. 1) esse hat vier stämme α ) praes. ind. sg. I. ëom (für im) II. ëart III. is . — β ) pl. praes. ind. sind oder sindon; praes. conj. sî, sî, sî (auch sig und sëó geschrieben); pl. sîn, sîn, sîn . — γ ) praet. ind. väs, være, väs; pl. væron ; inf. vësan , imp. vës pl. vësadh; part. vësende, gevësen. — δ ) fut. oder praes. sg. bëo (zuweilen bëóm) II. bist III. bidh ; pl. bëodh , bëodh, bëodh; conj. bëo, pl. bëon; inf. bëon , imp. bëo, pl. bëodh. Vielleicht bëón, bëóm, bëó, bëódh (mit Rask) zu schreiben? für bëom spricht das alth. pim und selbst ëom; für bëóm das alts. biun, bium. 2) α ) môt, môst, môt; pl. môton; praet. môste. β ) vât, vâst, vât; pl. viton; praet. viste (zuweilen visse); und nât (nescio) nâst, nât, pl. nyton, praet. nyste. γ ) âh (possideo) âge (?) âh; pl. âgon; praet. âhte. δ ) deáh (prosum) duge, deáh; pl. dugon; praet. dûhte. ε ) mäg, mëaht, mäg; pl. mâgon; praet. mëahte. ζ ) scëal, scëalt. scëal; pl. sculon; praet. scëolde. η ) gemon (memini) Beov. 90. pl. gemunon; praet. gemunde. θ ) dëar, dëarst (Beov. 42.) und durre (?) dëar; pl. durron; praet. dorste. ι ) þëarf, þurfe oder þëarft?, þëarf; pl. þurfon; praet. þorfte. κ ) can, canst (const Beov. 105.) und cunne, can; pl. cunnon; praet. cudhe- λ ) an, unne, an; pl. unnon; praet. udhe. — Merk- würdig âge, duge, durre, unne f. âht, deaht, dëarst, anst, so wie þurfe, cunne neben þëarft, canst; das praet. scëolde stimmt zu volde. 3) ville, vilt, ville (vile Beov. 80.) pl. villadh; praet. volde; und nylle (nolo) nylt, nylle; nylladh; praet. nolde. 4) I. dô II. dêst III. dêdh; pl. dôdh; praet. dide , didest, dide; pl. didon; inf. dôn , part. praet. gedôn . 5) gangan praes. sg. I, gange oder gâ, II. gæst III. gædh; praet. ëode , ëodest, ëode; pl. ëodon; seltner: gengde , gengdest; pl. gengdon (Cädm. 19. 21. Beov. 107.) part, praet. gegân (Beov. 196.) oder gegangen (gegongen Beov. 209.). 6) die meisten verba alth. fünfter anomalie stehen in der angels. starken conj. V.; doch bûan (habitare) Beov. II. altfriesische starke conjugation. 227. (169. bŷvan?) macht das praet. bûde , pl. bûdon; part. praet. stark: gebûen oder gebûn (Beov. 11.). 7) gyrvan (parare) syrvan (moliri) Beov. 17. 55. = gëar- van, sëarvan, haben im praet. gyrede, syrede (Beov. 14. 109. 164.) im part. praet. gegyrved, gesyrved. 8) bycgan (emere) vyrcëan (operari) bringan (afferre) þencëan (cogitare) þyncëan (videri) haben bohte, vorhte, brohte, þohte, þûhte . 9) außer frignan , frägn (Beov. 185.) frugnon [und selbst fräng, frungon Beov. 52.] scheint frinan , fran, fru- non, gefrunen (Beov. 54 und 101. der imp. frin) bräuchlich, fürs praes. aber auch die schwache form fricgëan (149. 158.) gefricge (137.); das part. praet. lautet bald gefrägen (Beov. 91.) bald gefrigen (Cädm. 63.). 10) dem alth. ni-churi vergleicht sich ne-cëara þu (noli) und selbst ne-cëara incit (nolite) Cädm. 49, 23- 59, 1., womit jedesmahl ein inf. construiert wird. In dem uton, vuton (agamus) Beov. 197. 230., worauf gleichfalls der inf. folgt, mag nicht weniger ein ver- lorenes verbum stecken. Altfriesisches verbum . Der inf. apocopiert das n und lautet auf bloßes -a, womit der dat. pl. blinde, thâ (s. 736. 792.) zu verglei- chen; im pl. praet. und starken part. praet. haftet da- gegen das -n (-on, -en); pl. praes. ind. setzt -th für alle drei personen, gleich den sächsischen sprachen. Starke conjugationen. I. halde (teneo) hîld, hîldon, halden; ebenso valde (impero) II. hête (vocor) hît, hî- ton, hêten; ebenso skêthe (divido) III. hlêpe (curro) hlîp, hlîpon, hlêpen; ebenso hrêpe (clamo) stête (pulso) IV. slêpe (dormio) slîp, slîpon, slîpen; ebenso wêpe (ploro) lête (sino) rêde. VII. fare (veho) fôr, foron, fa- ren; ebenso skapa (creare) hlada (onerare) vada (per- meare) vaxa (crescere) draga (ferre, praet. drôch) slaga (ferire, pr. slôch) VIII. grîpe (prehendo) grêp, gripon, gripen; so: drîfa (pellere) snîtha (secare) hnîga (flectere) stîga (scandere praet. stêch). IX. driupe (stillo) drâp, drëpon, drëpen; ebenso: kriapa (repere) niata (uti) skiata (jaculari) slûta (claudere) biada (offerre) kiasa (eli- gere) kiuse, kâs, këron, këren; liasa (perdere) liaka II. altfriesische schwache conjugation. (claudere). X. XI. bire (fero) ber, bêron, bëren; ebenso: stëla (furari) nima (capere) jëfa (dare) wësa (esse) brëka (frangere) sprëka (loqui). XII. hilpe (adjuvo) halp, hul- pon, hulpen, ebenso: jëlda (rependere) bëlga (irasci) binda (ligare) finda (inv.) winna (laborare) kwinka (ex- stinguere, part. ût-e-kwnken Asegab. 178.) twinga (cogere) bërna (ardere) wërpa (jacere) kërva (findere) vërtha (fieri). — Anmerkungen: α ) wechsel zwischen ia und iu in IX, ë und i in X. XI. XII. wie im alth. und alts. d. h. iu und i gelten im ganzen sg. praes. β ) vermuthliche cons. veränderungen bei syncope des flexionvocals in II. III. praes. sg. — γ ) schwaches praes. haben sitta (sedere) lidza (jacere); das praet. stark set, pl. sêton; lei, pl. lêgon. Zwei schwache conjugationen: die ersle syncopiert den ableitungsvocal, als: rêma (evacuare) rêmde; bêta (reparare) bêtte; sella (vendere) selde; sedza (dicere) sêde; setta (collocare) sette; resza (porrigere) rekte (?) drensza (aquae immergere) drenkte etc. Die zweite hat im praes. i, im praet. a, als: câpja (emere) câpjath (emi- mus) câpade (emebam) part. praet. câpad; ebenso: makja (facere) halja (arcessere) nomja (nominare) râvja (spo- liare) endgja (finire) folgja (sequi) etc. — Anomalien: 1) wësan; praet. was, wêre, was; pl. wêron; praes. III. sg. is , pl. sënd . — 2) α ) môt, môton. β ) wêt, witon. γ ) âch, âgon; praet. âchte. δ ) skël, skëlon (auch skil, skil, skilon) praet. skolde. ε ) mei, mêgon; praet. machte. — 3) wil, pl. willath; praet. wëlde. — 4) dûa (facere) dûe (facio) dûath (faeiunt); praet. dëde, part. praet. dên . — 5) brënsza (afferre) thensza (cogi- tare) praet. brochte, thochte. — 6) fâ (capere) praet. fêng hat im part. praet. bald fên bald fênszen . — Altnordisches verbum . Starke conjugation. ind. praes. … -r -r conj. -i -ir -i pl. -um -idh -a -im -idh -i praet. sg. … -t … -i -ir -i pl. -um -udh -u -im -idh -i imp. sg. …, pl. -idh; inf. -a; part. praes. -andi, praet. -inn. Anmerkungen: frühere beschaffenheit der aufgestell- ten flexionen lehrt die vergleichung der übrigen spra- II. altnordische starke conjugation. chen, theilweise der gebliebene oder fehlende umlaut. α ) consonanten: 1) apocope des n [s. 305. 820.] zeigt der inf. -a, die III. pl. praet. ind. -u und III. pl. praes. praet. conj. -i, welche sämmtlich für -an, -un, -in stehen; III. pl. praes. ind. büßt sogar -nd ein. — 2) I. pl. hat dagegen (gleich dem dat. pl.) -m bewahrt, nicht in -n geschwächt; bei anlehnendem pron. fällt es fort, z. b. skulu-vër, skulu-vidh (Rask §. 273.). Eben- so schwindet das -dh der II. pl. durch inclination. — 3) II. sg. praes. ind. und praes. praet. conj. hat das ur- sprüngliche -s in -r verwandelt [s. 305. 804. 805.]; wo- her rührt aber das -r der III. sg. praes. ind.? in den übrigen sprachen hat es kein vorbild, außer in der III. sg. praes. des angels. und fries. hülfsworts esse, welche is (goth. alth. alts. ist ) lautet und offenbar dem altn. ër gleichsteht [mehr hiervon am schluße des cap.]. — 4) die- ses -r der II. III. sg. praes. erfährt apocope oder assimi- lation nach den regeln s. 650. 651. 736. 737; apocope, wenn die wurzel selbst mit s, r und rr schließt, und alsdann fallen II. III. mit I. zusammen, z. b. lës, frŷs, eys, slær, bër, þvërr statt lësr, frŷsr, eysr, slærr, bërr, þvërr (obwohl zuweilen lëss, frŷss, slærr, bërr geschrie- ben wird); assimilation nach wurzelhaftem n, schwan- kender nach l, als: scinn (lucet) f. scînr; kell (alget, Völ. 9. 29.) f. kelr, doch begegnet auch elr (alit). Nach ll, nn bleibt das flexions -r, als: fellr, brennr. — 5) II. sg. praet. ind. hat einstimmig mit dem goth. den cons. -t und den voc. des sg., abweichend vom alth. alt- und angels., wo die flexion -i, -ë den ablaut des pl. oder conj. mit sich führt. Von veränderung des wurzelcons. vor diesem t hernach unten. — β ) flexions- vocale 1) der l. sg. praes. ist die flexion -i abgefallen, wie der haftende umlaut fer, fell, slæ, eyk, gŷt darthut, früher also: feri, felli, slæi, eyki, gŷti; dieses -i scheint sich in dem einzigen heiti (vocor) und nicht heit, zu bewahren. — 2) aus gleichem grunde muß vor dem -r II. III. praes. sg. ein organisches i syncopiert worden seyn. — 3) unorg. -i. weil kein umlaut daraus folgt, besitzen II. pl. praes. ind. und imp., alle flexio- nen des praes. conj. und das part. praet.; vermuthlich herrschten hier chmahls -a und -ei (wie s. 805. blin- deir f. blindir); in I. praes. conj. sg. zeigen die ältesten quellen häufig -a (Rask §. 270.). — 4) das praet. conj. hat organisches -i und -î. — 5) heutzutage gilt in l. pl. praes. conj. -um statt -im und tadelnawerther im II. altnordische starke conjugation. ganzen pl. praet. conj. -um, -udh, -u statt -im, -idh, -i. — 6) für -u, -um haben die alten hss. gern -o -om . Unter solchen voranssetzungen ließe sich etwa folgendes ältere paradigma erwarten: ind. praes. sg. -i -ir -ir conj. -a -eir -ei(ê) pl. -um-adh-and -eim-eidh -ein praet. sg. … -t … -i -îr -i pl. -um-udh-un -îm -îdh -în imp. sg.…, pl. -adh; inf. -an, part. andi, praet. ann. Einzelne conjugationen: I. fell (cado) fêll. fêllum, fallinn; held (teneo) hêlt, hêl- dum, haldinn; veld (impero) geht anomalisch; blend (misceo) blêtt. blêndum, blandinn; geng (eo) gêck, gêngum. genginn; hângi (pendeo) hêck. hêngum, hân- ginn; fæ fällt jetzt in die vierte; er (aro) êr (?) êrum (? arinn (vgl. conj. XI.) II. sveip involvo) sveipr (involvit) Brynh. qv. 8; svêp, svêpum. sveipinn (Fâfn. 42.) heiti (vocor) heitir (vo- caris, vocatur), praet. hêt, hêtum; leik (ludo) lêk, lêkum, leikinn. III. hleyp (curro) hliôp, hliôpum, hlaupinn; auf eydh, iôdh deutet das part. praet. audhinn (fatis concessum, genitum): eys (haurio) iôs, iôsum, ausinn; eyk (angeo) iôk, iôkum, aukinn; bŷ (habito) biô. biôggum. bûinn; ebenso sp (spuo) spiô, spiôggum, spûinn; högg (caedo) hiô (zuweilen hiôg) hiôggum, höggvinn; blœt (sacrifico) blêt, blêtum, blôtinn [nŷ, snŷ etc. s. 5te anom.] IV. græt (ploro) grêt, grêtum, grâtinn; læt (sino) lêt, lêtum, lâtinn; rædh (suadeo) rêdh, rêdhum, râdhinn; blæs (spiro) blês, blêsum, blâsinn; fæ (capio) fêck, fêngum. fenginn inf. fâ. VII. el (alo) ôl, ôlum, alinn; ebenso: gel (cano); kel (frigeo); mel (molo); stend (sto) stôdh, stôdhum, stadh- inn; fer (proficiscor) fôr, fôrum, farinn; sver (juro) sôr, sôrum, svarinn; skep (creo) skôp, skôpum, ska- pinn; gref (fodio) grôf, grôfum, grafinn; ebenso skef (rado) hef (tollo) hnef (adunca manu torqueo) praet. hnôf (gudr. hv. 12.) kef (supprimo); hledh (onero) hlôdh, hlôdhum, hladhinn; vedh (eo) ôdh, ôdhum, vadhinn; vex (cresco) ôx, ôxum, vaxinn; die mit wurzelhaftem kehllaut setzen im part. praet. e statt a, als: ek (veho) ôk, ôkum, ekinn; ebenso: skek (con- cutio) tek (capio); dreg (fero) drô, drôgum, dreginn; dey (morior) dô, dôum, dâinn; gey (latro) gô, gôum, M m m II. altnordische starke conjugation. gâinn; die, welche den inf. -aha in â oder œj zus. ziehen, haben das praes. nach vierter, das praet. nach dieser conj., als: flæ (excorio) flô, flôgum, fleginn; ebenso: hlæ (rideo) klæ (frico) slæ (percutio). VIII. gîn (hio) gein, ginum, gininn; ebenso: hrîn (cla- mo) hvîn (fremo) skîn (luceo); grîp (prehendo) greip, gripum, gripinn; svîp (caelo) sveip (völ. qv. 23.) etc.; drîf (pello) dreif, drifum, drifinn; ebenso: rîf (lacero) svîf (moveor) þrîf (apprehendo); bît (mordeo) beit, bitum, bitinn; ebenso: lît (video) rît (exaro) slît (rumpo); lîdh (proficiscor) leidh, lidhum, lidhinn; desgl. qvîdh (metuo) rîdh (equito) snîdh (seco) svîdh (doleo, aduro?); rîs (surgo) reis, risum, risinn; rîst (incido) reist, ristum, ristinn; blîk (splendeo) bleik, blikum, blikinn; ebenso: svîk (fallo) vîk (cedo); hnîg (inclino) hneig, hnigum, hniginn, ebenso: mîg (mingo) sîg (cado) stîg (scando); [die mit g haben im praet. zu- weilen hnê, hnêum; ebenso: stê und sê]. IX. drŷp (stillo) draup, drupum, dropinn; ebenso krŷp (repo) sŷp (sorbeo); klŷf (findo) klauf, klufum, klo- finn; ebenso: rŷf (solvo); brŷt (frango) braut, brutum, brotinn; ebenso: flŷt (fluo) gŷt (pario) hlŷt (obtineo) hnŷt (labo) hrŷt (cado, sterto) lŷt (vergo) nŷt (fruor) skŷt (jaculor) þŷt (ululo) þrŷt (deficio); bŷdh (offero) baudh, budhum, bodhinn; ebenso: hnŷdh (retundo) rŷdh (illino, cruento) sŷdh (coquo); frŷs (frigeo) fraus, frusum, frosinn; ebenso: gŷs (eructo) hnŷs (labo, sternuto) kŷs (eligo) [doch gewährt schon Edda sæm. 263 b kurom (st. kusum) 146 b kërinn (st. kosinn) 55 b frörinn (st. frosinn) und Snorraedda p. 111. frërinn]. — lŷst (percutio) laust, lustum, lostinn; fŷk (vento feror) fauk, fukum, fokinn; ebenso: lŷk (claudo) rŷk (fumo) strŷk (aufugio); flŷg (volo) flaug, flugum, floginn; ebenso: lŷg (mentior) smŷg (penetro) sŷg (sugo) tygg (mando) [die mit g wiederum neben flaug, taug etc. flô, lô, smô, tô pl. flôum etc.] Über sŷng (cano) hernach conj. XII. X. drëp (percutio) drap, drâpum, drëpinn; gëf (dono) gaf, gâfum, gëfinn; ët (edo) at [Biörn und Rask: ât, zum unterschied von der praep. at?] âtum, ëtinn; gët (acquiro) gat, gâtum, gëtinn; mët (pondero) mat, mâtum, mëtinn; sit (sedeo) sat, sâtum, sëtinn; bidh (peto) badh, bâdhum, bëdhinn; qvëdh (cano) qvadh, qvâdhum, qvëdhinn; lës (lego) las, lâsum, lësinn; von vëra (statt vësa) ist kein praes., sondern nur das praet. II. altnordische starke conjugation. var (statt vas) pl. vârum (später vorum) vorhanden; lëk (stillo) lak, lâkum, lëkinn; rëk (pello) rak, râkum, rëkinn; wurzeln mit g apocopieren es auslautend im praet. und verlängern den vocal als: frëg (interrogo) frâ (statt frag) frâgum, frëginn [vgl. 12te anom ]; vëg (interficio) vâ (st. vag) vâgum, vëginn; ligg (jaceo) lâ (f. lag) lâgum, lëginn; þigg (obtineo) þâ (f. þag) þâgum, þeginn; zuweilen gelten auch die pl. praet. frâum, vâum, lâum, þàum. Der inf. sîâ (videre, st. siha, sih- va) hat im praes. sê (st. së, vgl. s. 288.) sêr, sêr; pl. sêum praet. sâ, pl. sàum, part. praet. schwach: sêdhr; trodha (calcare) entspricht dem goth. trudan, macht aber das praes. trëdh (nicht trodh = truda) praet. tradh, pl. tràdhum, part. trodhinn (= trudans); ihm gleichen sofa (dormire st. svëfa) praes. sëf (st. svëf) praet. svaf, svàfum, part. sofinn (st. svëfinn); vëfa (texere, nicht ofa) vëf, praet. vaf, vâfum (daneben ôfum) part. ofinn (st. vefinn) wobei man das unter- drückte v und die analogie von koma (st. qvëma) conj. XI. anschlagen mag. XI. fël (abscondo) fal, fàlum, folginn (zuweilen falinn); stël (furor) stal, stâlum, stolinn; nëm (disco) nam, nâ- mum, numinn; këm (f. qvëm) qvam (zuweilen kom) qvâmum, kominn (f. qvominn); bër (fero) bar, bàrum, borinn, ebenso skër (tondeo); ob svëma (natare) ërja (arare) organisch hierher fallt? Biörn gibt das praet. svam, ar, aber das part. svaminn (st. svominn?) arinn (st. orinn? vgl. yrja s. 921.) XII. gëll (resono) gall, gullum, gollinn; hvëll (tinnio) hvall, hullum, hollinn; skëll (quatior) skall, skullum, skollinn; smëll (crepo) small, smullum, smollinn; svëll (turgeo) svall, sullum, sollinn; vëll (ferveo) vall, ullum, ollinn [st. vell, vêll, vêllum, vallinn]; skëlf (tremo) skâlf (f. skalf) skulfum, skolfinn; svëlt (esurio) svalt, sultum, soltinn; vëlt (volvo) valt, ultum, oltinn; gëld (expendo) galt, guldum, goldinn; svëlg (glutio) svâlg (f. svalg) sulgum, solginn; brënn (ardeo) brann, brunnum, brunninn; rënn (fluo) rann, runnum, runninn; spinn (neo) spann, spunnum, spunninn; vinn (laboro) vann, unnum, un- ninn; finn (invenio) fann, funnum, funninn, gewöhn- lich fundum, fundinn (beßer fundhum, fundhinn, s. 307.); bind (ligo) batt, bundum, bundinn; hrind (trudo) hratt, hrundum, hrundinn; vind (torqueo) vatt, undum, undinn; drëck (bibo) drack, druckum, druckinn; sprîng (salio) sprack, sprûngum, sprûnginn; M m m 2 II. altnordische starke conjugation. stîng (pungo) stack, stûngum, stûnginn; aus sîng (cano) sâng, sûngum, sûnginn, sîngja; slìng (jacto) slâng, slûngum, slûnginn, slîngva hat sich scheinbar nach conj. IX. sŷng, saung, sûngum, sûnginn; slŷng, slaung (edd. sæm. 153 b ) slûngum, slûnginn entwickelt, gleicherweise aus sëck (mergor, cado) praet. söck [vgl. anm. 2. δ .) suckum, part. suckinn und stëck (sa- lio, ruo) stöck, stuckum, vermuthlich auch aus hrëck moveor, torqueor) hröck, hruckum ein unorg. söck, sauck, suckum, sockinn; stöck, stauck, stuckum, stockinn; hröck, hrauck, hruckum, hrockinn Aussprache und schreibung nahmen das praet. sâng, slâng, söck, stöck für saung, slaung, sauck, stauck und geriethen damit auf ein falsches praes. (hiernach ist oben s. 326. zu berichtigen); das richtige sëckva, sëck etc. finde ich nir- gends mehr, die ältesten hss. setzen seicqva (etwa wie geing für geng stehet) seycqva, saucqva, was zu keinem ftarken inf. stimmt, eben so wenig Rasks söckva, stöckva, augenscheinlich die abgeleitete schwache sorm (alth. sen- chan, stenchan). ; þvërr (decresco) þvarr, þurrum, þorrinn; spirn (spërn, cal- citro (sparn, spurnum, sporninn; vërp (ova pondo) varp, urpum, orpinn; hvërf (abeo, pereo) hvarf, hur- fum, horfinn; svërf (minutim pereo) svarf, surfum, sorfinn; snërt (tango) snart, snurtum, snortinn; vërdh (fio) vardh, urdhum, ordhinn; svërdh (coeo cum fe- mina) svardh [oder sërdh, sardh?] surdhum, sordhinn Nials s. cap. 8.) bërg (tueor) barg, burgum, borginn; — slëpp (elabor) slapp, sluppum, sloppinn; dëtt (cado) datt, duttum, dottinn; sprëtt (erumpo) spratt, sprnt- tun, sprottinn; brëst (frangor) brast, brustum, brostinn; gnëst (strideo) gnast, gnustum, gnostinn; brëgd (verto, moveo) brâ (f. bragd) brugdum, brugdinn. — Anmerkungen zu den zwölf conjugationen. 1) reduplication; wichtige spur wäre das gëngêngo der Völuspâ 6. 9. 27. 29. statt des einfachen gêngo (ibant) da dem sinn und buchstaben nach hier kein gen für gëgn (contra, rursus) annehmlich scheint, auch die alte sprache kein gëgn-gânga gebraucht; erheblich sind aber die zweifel, theils daß sonst nur der anlau- tende consonant, kein inlautender vorgeschoben wird, also für gën- eher gë oder gê , theils in der wurzel das unveränderte a zu erwarten stünde, weil ja das ê selbst erst aus der redupl. später entsprang? Eine II. altnordische starke conjugation. wahre redupl. würde demnach: gëgângo fordern, wo- fern keine assimilation ein ê statt â gewirkt hat? Al- lerdings läßt sich hêt aus heiheit leichter faßen, als fêll aus feifall, fêfall und möglich wäre ein fêfêll, fë- fëll dem fêll vorausgegangen. Besäßen wir denkmäh- ler aus noch älterer zeit, so würde sich unsere ein- sicht in das wesen dentscher redupl. vervollkommnen und über jenes gëngêngo entscheiden laßen, welches gerade in dem ältesten gedicht und nicht in allen hss. auftritt; [ob die praet. reri, seri mit der redupl. zus. hängen? s. unten fünfte anomalie]. — Während conj. I. II. IV. bloßes ê gewähren, hat die dritte noch iô (îô, êô?) statt eiau , hingegen ê statt eiô (in blêt). Für den pl. hliôpum, iôkum, biôggum, hiôggum wird allmählig hliopum, iokum etc. endlich hlupum, iukum, biuggum etc. gebraucht, so wie man anlau- tend jôk, jukum und Rask selbst inlautend hjô, bjô etc. zu schreiben pflegt (s. 298. 322.). 2) vocale. α ) es tritt kein dem alth . gleicher vocalwech- sel im sg. praes. ind. ein, namentlich wo das ë statt i einmahl gültig ist, verbleibt es auch dann. Daher heißt es z. b. lës, lës, lës; nëm, nëmr, nëmr; vërp, vërpr, vërpr im gegensatz zu lisu, lisis, lisit; nimu, nimis, nimit; wirphu, wirphis, wirphit; desgl. sg. imp. lës, nëm, vërp (alth. lis, nim, wirph). — β ) da- für gilt aber umlaut in I. II. III. praes. ind. sg. überall wo empfängliche vocale vorhauden sind, also nicht in conj. II. VIII. X. XI. XII., wohl aber durch gehends in I. III. IV. VII. IX; z. b. falla, fell; ausa, eys; blôta, blœt; blâsa, blæs; ala, el; nióta, nŷt. Daß die formen fell, fellr, fellr etc. ein früheres felli, fellir, fellir anzeigen, ist s. 912. bemerkt. — γ ) umlaut des praet. conj. sg. und μl. ereignet sich in conj. VII. IX. X. XI. XII, z. b. ôlum, œli; nutum, nyti; lâsum, læsi; nâmum, næmi; unnum, ynni; bedenklicher in conj. III, da erst aus dem spätern hlupum, biuggum; hlypi, biyggi zu werden vermag. In I. II. IV. VIII. ist von keinem uml. des praet. conj. rede. — δ ) um- laut der I. sg. praet ind. nur in söck (demersus sum) und stöck (irrui) aus nachwirkung des apocopierten v (goth. sagqv, stagqv) [vgl. anm. 3, δ .]. — ε ) umlaut der I. pl. praes. wirkt die flexion -um lediglich in erster und siebenter conj. z. b. falla, föllum; ala, ölum; ausnahmsweise in zwölfter da, wo sich ia statt ë er- hielt, also in giöllum, biörgum, giöldum, nicht aber II. altnordische starke conjugation. in skiâlfum. — ζ ) wechsel zwischen ió, iú und û (conj. IX.); letzteres gilt nur in lûta und sûga: iú gilt vor lippen- und kehl, ió vor zungenlauten (s. 299.). Man schreibe demnach: driupa, kliufa, riuka, fliuga; aber nióta, biódha, kiósa; auf den umlaut hat diese ver- schiedenheit keinen einfluse, d. h. im sg. praes. ind. werden ió, iú, û auf gleiche weise zu ŷ — η ) wech- sel zwischen i und ë (conj. X. XII.) nie in denselben wörtern, sondern wo einer dieser vocale herrscht, dauert er durch alle formen des praesens; conj. XII. bewahrt i vor nn, nd, ng, doch gilt brênna, rënna (st. brinna, rinna) inconsequent neben vinna (nicht vënna); conj. X. bewahrt i in sìa und in der schwa- chen form sitja, bidja, liggja, þiggja. — θ ) wechsel zwischen ë und ia (conj. XII.) nur in den verbis gialla (resonare) skiâlfa (tremere) gialda (rependere) biarga (tueri) nicht in den analogen vëlla, svëlla, vëlta, svëlta, vërpa etc. (vgl. oben s. 296.). Jene viere behalten ia in allen praes. formen, außer dem sg. ind., wo sie gleichfalls ë annehmen, z. b. inf. gialla, praes. ind. sg. gëll gëllr, gëllr; pl. giöllum; praes. conj. gialli, pl. giallim. Dieser wechsel scheint mir unorganisch der analogie des umlauts (unter β ) nachzufolgen, da ia nicht in ë, vielmehr in i umlautet (s. 303.); es sollte also gialla, gill; biarga, birg (wie kili, birni st. kiali, biarni) heißen und wirklich scheint sich spirn (calcitro) vorzufinden, falls der inf. spiarna nachweis- lich ist. Neben gialla gilt allmählig schon gëlla. — ι ) wechsel zwischen u und o im pl. praet. und part. praet. neunter und zwölfter (nutum, notinn; urpum, orpinn) doch haftet in letzterer u vor dem n (wie das i im praes. meistentheils) als: bundinn, Junninn. Die eilfte conj. behauptet u nur im part. numinn, während kominn, nicht kuminn gilt. — κ ) o statt ë in trodha, trodhinn, koma, sofa, sofinn, ofinn; ë statt o in kërinn, frërinn. — 3) consonanten, α ) geminata bleibt auslautend und nach langem vocal: fall, fêll; spinn, spann; þvërr, þvarr; slëpp, slapp; dëtt, datt. — β ) übergang des s in r: durchgreifend in vëra, var, vârum, vërinn; schwan- kend in frurum, kurum, frërinn, kërinn; gar nicht in blâsa, blës, blësum, blâsinn; rîsa, reis, risum, ri- sinn; lësa, las, lâsum, lësinn. — γ ) g, h, selbst gd, ggv fallen auslautend weg im praet. hiô, drô, hlô, slô, hnê, sê, stê, flô, smô, frâ, lâ, vâ, þâ, brâ statt II. altnordische starke conjugation. hiôgg, drôg, hlôh, slôh, hneig, seig, steig, flaug, smaug, frag, lag, vag, þag, bragd; doch gelten hneig, seig, steig, flaug, smaug, lag, vag, þag daneben, nicht die übrigen. Inlautend: hiôggum, drôgum, hlôgum, slôgum, hnigum, stigum (daneben hnêum, stêum) flugum, smugum, frâgum, lâgum, vâgum, þâgum, (neben: frâum, lâum, vâum, þâum) brugdum. Aus- getilgt ist der kehllaut in fâ, fæ und sîa, sê, sâ, sâum. — δ ) das v in höggva (conj. III.) sëckva, stëckva (conj. XII.) dauert nur, wenn die flexion ein a oder i anstößt, also: högg, höggr, höggr; pl. höggum, högg- vidh, höggva; praes. conj. höggvi; praet. conj. hiôggvi; ebenso söck, pl. suckum; praet. conj. syckvi; allein auch apocopiert wirkt es den umlaut des a in ö, näm- lich högg stehet für hagg und söck, stöck für sack, stack (alth. sanh, stanh) [anm. 2, δ .] — ε ) liq. n fällt vor k durchgängig weg, wobei sich k doppelt: drëcka, drack, druckum, druckinn st. drînka, drânk, drûn- kum, drûnkinn, sëckva, stëckva wurden so eben er- läntert; — vor g nur im praet. sg. und imp. sg., wie- der mit verwandlung in ck: fêck; gêck, hêck, pl. fên- gum, gêngum, hêngum; imp. fack, gack, hack; sprîng, stîng, praet. sprack, stack, pl. sprûngum, stûn- gum; imp. sprick, stick; — endlich vor d gleichfalls nur im praet. ind. und imp. und zwar mit verwand. lung in tt oder dh als: blanda, blend, blêtt (edd. sæm. p. 261 b ) blêndum (ibid. 61 a ) blandinn; standa, stend, stôdh, stôdhum, stadhinn, imp. blatt (?) statt; binda, bind, batt, bundum, imp. bitt; ebenso hrinda, vinda. — ζ ) ld wird im praet. auslautend zu lt: falda, fêlt; halda, hêlt; gialda, galt; inlautend aber: fèldum, hêl- dum, guldum. — η ) wie im goth. (s. 844. 3. α .) wan- delt II. praet. sg. ind. die wurzelhaften t und dh vor dem t der flexion in z (= s), als: hêzt (vovisti) lèzt (sivisti) beizt (momordisti) flauzt (fluxisti) mazt (ponderavisti) fèlzt (plicuisti) galzt (rependisti) bauzt (obtulisti) qvazt (cecinisti) bazt (petiisti) statt: hêtt, lêtt, flautt, matt, fêltt, galtt (oder fêldt, galdt) baudht, qvadht, badht; — stôdh bekommt stôtt (stetisti); batt, vatt vermuthlich batt (ligavisti) vatt (torsisti) st. battt, vattt? oder etwa banzt, vanzt? unwahrscheinlich batzt, vatzt. Die vorhin unter γ . genannten auf langen vo- cal endigenden praet. pflegen in der zweiten pers. tt zu haben, als: slôtt (percussisti) hnêtt (inclinavisti) flôtt (volasti) sâtt (vidisti) lâtt (jacuisti) worin ich tt für ht II. altnordische schwache conjugation. erblicke (s. 318, 2.). Ob auch hiô, brâ ein hiôtt, brâtt? neben lâtt, tôtt (mandisti) etc. scheint auch die volle form lagt, taugt (edd. sæm. p. 26 b ) gerecht. Den übrigen cons. verbindet sich die flexion -t unge- hindert, als: stalt, brannt, bart, greipt, gaft, lêkt, bargt. last (legisti) fraust (alsisti); laust collisisti) steht für laustt, in liósta (untersch. von lauzt, versisti, inf. lûta). Doch im neuisländ. ist hier unorganisch s einge- drungen: brannst, gafst etc. (RAsk §. 276.) 4) ( einmischung schwacher form ); praes. schwach, praet, stark bilden folgende: ans conj. I. oder XI. erja (arare); ans VII. sverja (jurare) hefja (tollere) kefja (supprimere) vermuthlich anch hnefja (pugno detorquere) ferner deyja (mori) geyja (latrare) hlæja (rider e ); aus VIII. blîkja (lucere svîkja (decipere) vîkja (cedere) vielleicht blikja, svikja, vikja? wie aus IX. tyggja (mandere) f. tŷgja oder tinga aus X. sitja (sedere) bidja (rogare) liggja (jacere) þiggja (accipere); aus XII. sŷugja (ca- nere) svelgja (de v orare); der unterschied zeigt sich nur im inf., part praes. und der I. III. praes. pl., welche das schwache j einschieben, als: sverja, sver. jandi, sverjum, sverja etc. Altnordische schwache conjugation. ind. praes. sg.… -r -r conj. -i -ir -i pl. -um -idh -a -im -idh -i praet sg. -dha -dhir -dhi -dhi -dhir -dhi pl. -dhum-dhudh dhu -dhim -dhidh -dhi imp. …; inf. -a; part. -andi, -dhr. wegen des -r und der conj. flexionen gelten ganz die s. 912. gemachten bemerkungen; daß die i im sg. praet, ind. unorganisch sind, folgt aus dem mangel des um- lauts. wahrscheinlich stehet -dhir, -dhi für -dhar, -dha, weil auch in die erste pers. allmählig -dhi statt -dha eindringt. Erste schwache conjugation. tel tel-r tel-r brenn-i brenn-ir brenn-ir tel jum tel-idh tel-ja brenn-um brenn-idh brenn-a tal-da tal-dir tal-di bren -da bren -dir bren -di töl-dum töl-dudh töl-du bren -dum bren -dudh bren -du tel-i tel-ir tel-i brenn-i brenn-ir brenn-i tel-im tel-idh tel-i brenn-im brenn-idh brenn-i tel-di tel-dir tel-di bren -di bren -dir bren -di tel-dim tel didh tel di bren -dim bren -didh bren -di imp. tel. brenn; inf. tel-ja, brenn-a; part. tel-jandi, brenn-andi; taldr, brendr. II altnord. erste schwache conjugation. Man merke 1) das ableitungs i mangelt im praet. und part. praet. durchaus, die wurzel sey langsilbig oder nicht. — 2) im praes. behalten kurzsilbige das i (verwandelt in j) überall, wo die flexion mit a oder u beginnt, folglich telja, teljum; vor dem unorg i in tel idh, tel-i, tel- ir etc. verzehrt sich jenes i der ableitung, doch stehen die formen offenbar für tel-jidh, tel-ji, tel jir (d. h. nach s. 912. für das frühere tel-jadh, tel-ja, tel-jeir); praes. ind. sg. stößt nicht nur das i der ableitung aus, sondern auch (wie die starke conj.) das der flexion: tel, telr setzt ein älteres tel-i, tel-ir und dieses ein tel-ji, tel-jir voraus. Ausnahme machen segja und þegja, welche im praes. sg. das i der flexion laßen: segi, segir; þegi, þegir. — 3) langsilbige tilgen umgekehrt das ab- leitungs-i vor a, u (brennum, brenna) und bewahren das flexions-i im sg. praes. (brenni, brennir, brennir); alle langsilbigen, deren wurzel mit k und g schließt, laßen gleichwohl das ableitende i stehen, und behalten das flexivische im sg. daneben (veikja, veiki, veikir, veikjnm; vîgja, vîgi, vîgir, vîgjum). — 4) beim anstoß des wurzelcons. an das -dh praet. folgende veränderun- gen α ) dh bleibt nach r, f, b und g. — β ) nach l, m, n wird es in kurzsilbigen zu d , langsilbige gestatten schwankend d und t. — γ ) nach p, t, k, s zu t. — δ ) nach lt, nt, pt, st fällt es ganz weg. — ε ) statt dh- dh stehet dd. Beispiele der kurzsilbigen : dvelja (morari) dvaldi; qvelja (cruciare) qvaldi; melja (molere) maldi; selja (tra- dere) seldi; telja (numerare) taldi; velja (eligere) valdi; skilia (discernere) skildi; þilja (coassare) þildi; hylja (te- gere) huldi; dylja (celare) duldi; mylja (conterere) muldi; fremja (patrare) framdi; gremja (offendere) gramdi; kremja (infringere) kramdi; lemja (verberare) lamdi; semja (reconciliare) samdi; temja (domare) tamdi; glymja (strepere) glumdi; rymja (mugire) rumdi; venja (assue- facere) vandi; enja (extendere) þandi; dynja (tonare) dundi; drynja (mugire) drundi; hrynja (ruere) hrundi; stynja (ingemiscere) stundi; berja (percutere) bardhi; merja (contundere) mardhi; verja (tueri) vardhi; yrja (arare) urdhi; byrja (ordiri) burdhi; smyrja (linere) smurdhi; spyrja (quaerere) spurdhi; — glepja (offuscare) glapti; krefja (exigere) krafdhi; svefja (sopire) svafdhi; tefja (morari) tafdhi; vefja (intricare) vafdhi; fletja (planare) flatti; hvetja (acuere) hvatti; setja (collocare) setti; flytja (vehere) flutti; gledhja (laetificare) gladdi; qvedhja II. altnord erste schwache conjugation. (salutare) qvaddi; skedhja (laedere) skaddi; stedhja (statuere) staddi; tedhja (stercorare) taddi; rydhja (sternere) ruddi; stydhja (fulcire) studdi; þysja (proruere) þusti; rekja (retexere) rakti; hrekja (pellere) hrakti; vekja (excitare) vakti; þekja (tegere) þakti; lykja (claudere) lukti; segja (dicere) sagdhi; þegja (tacere) þagdhi [über segja, þegja vgl. indessen anm. δ. zur zweiten conj.]; leggja (ponere) lagdhi; hyggja (cogitare) hugdhi; tyggja (mandere) tugdhi. Langsilbige: 1) mæla (loqui) mælti; hœla (laudare) hœldi; fella (sternere) feldi; stilla (temperare) stilti; fylla (implere) fyldi; dœma (judicare) dœmdi; — 2) dreyma (somniare) dreymdi; geyma (custodire) geymdi; rŷma (vacuare) rŷmdi; rœma (celebrare) rœmdi; skemma (cor- rumpere) skemdi; stemma (cohibere) stemdi; kemba (pectere) kembdhi; remba (niti) rembdhi; — 3) ræna (spoliare) rænti; rŷna (occulta scrutari) rŷndi; sŷna (ostendere) sŷndi; beina (expedire) beindi; steina (pin- gere) steindi; brenna (comburere) brendi; kenna (do- cere) kendi; nenna (conari) nenti; renna (fundere) rendi; — 4) læra (docere) lærdhi; mæra (laudare) mærdhi; skîra (polire) skîrdhi; stŷra (gubernare) stŷrdhi; sŷra (fermentare) sŷrdhi; sperra (repagulis munire) sperti; verma (tepefacere) vermdi; firra (privare) firdhi; — 5) dreypa (instillare) dreypti; hleypa (concitare) hleypti; steypa (fundere) steypti; sleppa (amittere) slepti; kippa (raptare) kipti; dìsa (subigere) dîfdhi; leifa (relinquere) leifdhi; deyfa (hebetare) deyfdhi; leyfa (laudare) leyfdhi; svæfa (sopire) svæfdhi; œfa (exercere alth. uopan) œfdhi; erfa (heredit. obtinere) erfdhi; — 6) beita (inci- tare) beitti; feita (saginare) feitti; hreita (dispergere) hreitti; breidha (dilatare) breiddi; leidha (ducere) leiddi; reidha (ferri) reiddi; snædha (cibum capere) snæddi; fœdha (nutrire) fœddi; flœdha (inundare) flœddi; hitta (invenire) hitti; mœdha (fatigare) mœddi; skœdha (cal- ceare) skœddi; reisa (excitare) reisti; lŷsa (lucere) lŷsti; melta (solvere) melti; girdha (cingere) girdhi; lypta (levare) lypti; festa (firmare) festi; — 7) steikja (assare) steikti; veikja (debilitare) veikti; dreckja (morgere) dreckti; þeckja (noscere) þeckti; fylkja (aciem instruere) sylkti; þenkja (cogitare) þenkti; merkja (notare) merkti; hröckva (torquere) hröckti; stöckva (aspergere) stöckti; slöckva (extinguere) slöckti; teigja (allicere) teigdhi; vîgja (consecrare) vîgdhi; læghja (deprimere) lægdhi; vægja (parcere) vægdhi; reigja (superbire) rcigdhi; sveigja (flectere) sveigdhi; hneggja (hinnire) hnegdhi; byggja II. altnord. erste schwache conjugation. (aedificare) bygdhi; hryggja (tristitia afficere) hrygdhi; fylgja (sequi) fylgdhi; hengja (suspendere) hengdhi; lengja (differre) lengdhi; sprengja (rumpere) sprengdhi; syrgja (plangere) syrgdhi. — 8) einige bildungen mit -l, -n: sigla (navigare) sigldi; hefna (ulcisci) hefndi; nefna (nominare) nefndi; egna (irritare) egndi etc. Anmerkungen: α ) diese conj. begreift nur umgelau- tete oder unumlautbare vocale im praesens, mithin nie- mahls a, u, â, ô, û, au. — β ) kurzsilbige wurzeln wan- deln lj, mj, nj, rj niemahls in die gemination , daher kein dem alth. ähnliches tella, hylla, fremma etc. nur für gj findet sich mit beibehaltnem j: ggj in leggja, hyggja, tyggja, — γ ) langsilbige durch. org. gemin. ver- einfachen sie vor dem d, dh, praet. als: brenna, brendi; fylla, fyldi, hryggja, hrygdhi. — δ ) die verhältnisse des rückumlauts stehn den alth. bemerkenswerth entgegen: dort lauteten kurzsilbige im praet. nicht zurück um (tueljan, tuelita; zemjan, zemita; denjan, denita; wer- jan, werita), außer wo sie durch gem, lang geworden waren; langsilbige rückumlauteten (vellan, valta; chen- nan, chanta; sperran, sparta; werman, warmta) — hier haben kurzsilbige rückumlaut (dvelja, dvaldi; temja, tamdi; þenja, þandi; verja, vardhi) langsilbige keinen (fella, feldi; kenna, kendi; sperra, sperti; verma, vermdi). Ausnahmsweise gilt von selja, setja, seldi, setti, nicht saldi, satti (analog dem valdi, hvatti). — ε ) da wo praet. ind. rückumlautet, hat praet. conj. alle- mabl umgelauteten vocal, vgl. taldi, flutti mit dem conj. teldi, flytti. — ζ ) beim rückumlaut a lautet pl. praet. durch die flexion u in ö um: taldi, pl. töldu. — η ) kurzsilbige auf r und s ausgehende wurzeln behandeln II. III sg. praes. ind. wie die starken verba (s. 912.) z. b. byr (orditur) þys (ruit) st. byrr, þysr; bei langsil- bigen bleibt r durch i geschützt, z. b. mærir (laudat) lŷsir (lucet). Zweite schwache conjugation. ind. praes. sg. kall-a kall-ar kall-ar pl. köll-um kall-idh kall-a praet. sg. kall-adha kall-adhir kall-adhi pl. köll-udhum köll-udhudh köll-udhu conj. praes. sg. kall-i kall-ir kall-i pl. kall-im kall-idh kall-i praet. sg. kall-adhi kall-adhir kall-adhi pl. kall-adhim kall-adhidh kall-adhi imp. kall-a, inf. kall-a, part. kall-andi, kall-adhr. II. altnord zweite schwache conjugation. Der ableitungsvocal a (â ?) gleicht dem sächs. â und er- scheint rein im praet. vor deni dh, sodann in I. praes. ind. und im imp.; unrein, d h. mit flexionsvocalen ver- schmolzen in II. III. praes. (kallar für kall-a-ir) etc. — Beispiele aus dieser zahlreichen conjugation 1) einfache ableitungen: fala (licitari) svala (refrigerari) tala (loqui) kalla (vocare) stama (balbutire) mana (provocare) spana (tendere) banna (interdicere) kanna (scrutari) sanna (comprobare) snara (torquere) svara (respondere) vara (cavere) marka (signare) skapa (creare) tapa (perdere) hata (odisse) rata (ruere) basa (interimere) fasta (jeju- nare) hasta (festinare) baka (coquere panem) saka (nocere) þacka (gr. agere) daga (lucescere) laga (aptare) klaga (accusare) saga (serrare); lina (lenire) rita (scribere) midha (movere) skicka (ordinare); bora (forare) skodha (aspi- cere); muna (appetere) blunda (dormire); mâla (pingere) kâma (maculare) þâma (egelidari); lîka (placere) fôrna (immolare) hrôpa (clamare) blôta (immolare) hôta (mi- nari) hrôsa (laudare); gaula (boare) sauma (sarcire) launa (remunerare) raufa (perforare) bauta (transfigere); leita (quaerere) geiga (tremere); þióna (servire) hliódha (so- nare). — 2) bildungen mit 1, n, r: mla (impedire) fipla (contrectare) sagla (serrare) gutla (glocire); batna (reconvalescere) safna (congerere) sofna (indormire) blotna (mollescere); lakra (lente fluere) klifra (scandere) dud r a (immorari) giàlfra (strepere) etc. — 3) mit t, d, s: blakta (palpitare) neita (negare) jâta (affirmare) vërnda (tueri) hreinsa (mundare) bifsa (motitare) hugsa (cogi- tare) etc. — 4) mit k, g: elska (amare) blîdhka (miti- gare) idhka (frequentare) mînka (minuere) syndga (pec- care) blôdhga (cruentare) audhga (locupletare) etc. — 5) mit j vor a: emja (ululare) synja (negare) herja (de- bellare) skepja (ordinare) stedhja (cursitare) lifja (sanare) eggja (acuere) etc. sie behalten das j durchgängig auch im praet. emjadha, pl. emjudhum; herjadha, herjudhum. — Anmerkungen: α ) als gegensatz zur vorigen conj. herrscht in dieser der reine, unumgelautete vocal a, u, â, ô, û, au oder der unumlautende i, î, ei; ausnahme machen alle unter 5. genannten ableitungen, einzelne unter 2. 3. 4. vor deren ableitungscons. ein i syncopiert ist, z. b. syndga entspringt aus syndiga. — β ) das u der flexion zeugt umlaut des a in ö in I. pl. praes. und im ganzen pl. praet. — γ ) das u pl. praet. assimiliert sich überall den ableitungsvocal a, als: töpudhu, blôtudhu, II. altn. zweite ( u. dritte? ) schwache conjugat. launudhu, mînkudhu, synjudhu. — δ ) offenbar mengen sich in dieser conj. die zweite und dritte goth. und alth.; vgl. mana, þacka, þióna dem alth. manôn. dan- chôn, dienôn und fasta, lîka dem fastên, lîhhên oder die bildungen -sa, -ga dem alth. -isôn, -akên. Gleich- wohl verräth sich eine frühere sonderung dritter conj . noch darin, daß ihr zugehörige verba scheinbar in die erste zu spielen pflegen, welcher sie an sich fremd sind, wie kürze oder unumlaut ihres wurzelvocals hinläng- lich anzeigt. Beispiele solcher verba: spara (parcere) vara (cavere) þola (pati) vaka (vigilare) lifa (vivere) trûa (confidere) meina (autumare) und ihnen analoge; sie machen das praes. ind. spari, lifi, sparir, lisir, kön- nen aber nicht nach erster gehen, weil ihnen umlaut mangelt, weil sie kurzsilbig sperja, sper haben müßen. Folglich ist ihr i praes. ind. unorganisch, wahrschein- lich aus altem ei, ê entsprungen, welches sparê, spareir, lifê, lifeir dem alth. sparên, sparês, lëpên, lëpês ant- wortet. Ihr praet. spardhi, vardhi, þoldi, vakti, lifdhi, trûdhi syncopiert den ableitungsvocal und behält gleich dem praes. ungetrübten wurzellaut; das praet. conj. lau- tet um: sperdhi. þyldi, vekti, trŷdhi. Einigemahl tre- ten formen erster conj. wirklich (d. h. mit umlaut) ein; z. b. im praes. hefi (habeo) hefir (habes), doch im pl. höfum, hafidh, hafa (nicht hefjum, hefidh, hefja, wo- gegen segja (dicere) þegja (tacere) im ganzen praes. segi, segir; pl. segjum, þegjum (nicht mehr sögum, þö- gum) bekommen; praet. sagdhi. þagdhi. Neben sol- chen anscheinenden, seltner wirklichen, übergängen in die erste, schwanken sie in die zweite über, z. b. man findet auch spara, sparar, sparadhi; vara, varar, varadhi st. spari, sparir, spardhi, zumahl gelten die part. praet. sparadhr, varadhr, þoladhr, trûadhr, sogar þagadhr (nicht vardhr, þoldr, trûdhr, þagdhr) dagegen hafdhr, sagdhr (nicht hafadhr, sagadhr). Dergleichen a mögen sich dann wieder auf ein altes ei, ê gründen und vielleicht lautete die dritte conj. folgendermaßen: lifa, lifeir, li- feir; pl. lifum, lifeidh, lifa; praet. lifeidha etc. part. praet. lifeidhr. Anomalien altnordischer conjugation. 1) esse dreistämmig: α ) praes. ind. sg. I. ëm II. ërt III. ër ; pl. ërum, ërudh, ëru . — β ) praes. conj. sê, sêr, sê; pl. sêim, sêidh, sêi (später sêum, sêudh, sèu). — γ ) alles II. anomalien der altnord. conjugation. übrige von vëra : praet. var , vart, var; pl. vârum, vârudh, vâru (später vorum etc.) conj. vœri etc; auch gilt ein praes. conj. vëri , vërir, veri; pl. vërim etc.; imp. vër; inf. vëra, part. vërandi, vërinn. 2) α ) veit, veizt, veit; pl. vitum; praet. vissi. β ) â, âtt, â (für ei, eitt, ei? s. 286.); pl. eigum; praet. âtti. γ ) knâ (possum) knâtt, knâ (für knag, wie lâ, vâ. f. lag. vag); pl. knegum; praet. knâtti. δ ) mâ (valeo) mâtt, mâ (für mag); pl. megum; praet. mâtti. ε ) skal, skalt, skal; pl. skulum; praet. skuldi. ζ ) man ( μέλλω ) mant, man; pl. munum; praet. mundi; doch hat schon die edda häufig mun, munt, mun f. man. η ) for-man (invideo) formant, forman; pl. formu- num; praet formundi; späterhin nach zweiter schwa- cher fyrimuna. θ ) kann (scio) kannt, kann; kun- num; praet. kunni. ι ) ann (faveo) annt, ann; un- num; unni. κ ) man (recordor) mant, man; munnum; munni oder mundi? scheint sich mit dem unter ζ . anfgeführten zu mengen. λ ) þarf, þarft, þarf; þur- fum; þurfti. — anmerkungen: a) der inf. von ε . und ζ . lautet alterthümlich sculu, munu; von den übrigen: vita, eiga, knega, mega, formnna, kunna, unna, muna, þurfa. — b) Rask nimmt zwar in I. pl. über- all -um, in II. III. aber nur eigudb, eigu; knegudh, knegu; megudh, megu; skuludh, skulu; munudh, munu; þurfudh, þurfu an, hingegen: kunnidh, kun- na; unnidh, unna; vitidh. vita; offenbar spätere ver- derbnis. — c) das e in knegum, megum ist sonder- bar; wenn hss. unterstützten. würde ich unbedenklich knögum, mögum lesen (= goth. magum, alth. ma- kumês). — d) môta gebricht ganz; þora (audere) duga (valere) gehen wie spara, vaka (s. 925.) praes. þori, dugi, praet. þordhi, dugdhi; ôga (metnere) aber nach kalla, praes. ôga, praet. ôgadhi; ein früheres ô, ôtt, ô; pl. ônm oder ôgum; praet. ôtti, läßt sich aus dem abgeleiteten ôtta (terrere) ottadhi schließen. — 3) I. vil II. III. vill (für vilr); später in II. vilt; pl. viljum; praet. vildi; inf. vilja. 4) das dem hochd. tuon und sächs. dôn entsprechende verbum ist ausgestorben, allein aus dem subst. dâdh zu entnehmen. 5) fünf verba, deren wurzel vocalisch endigt, nûa (fricare, conterere) snûa (torquere) grôa (virere) rôa (remigare) sôa (serere) gehen stark, im praes. also umlautend: II. anomalien der altnord. conjugation. I. nŷ, snŷ, grœ, rœ, sœ; II. III. nŷr, snŷr, grœr, rœr, sœr; pl. nûum, snûum, grôum etc., gebrauchen aber kein praet . ind . sg ., vielmehr an dessen statt den conj. neri , nerir, neri, ebenso: sneri, greri, reri, seri; der pl. besitzt aber indicative flexion: nerum, nerudh, neru etc. (beleg: snero, rero, edd. sæm. 149 a 1; 3 a ); part. praet. lautet nûinn, grôinn etc. Hier ist dunkel α ) das eingeschobne r; an redupl. würde ich denken und sero (statt seso) dem goth. sáisôun, rero einem ráirôun (?) gleichstellen, ließe sich auf diesem wege das r in nero begreifen. Wahrscheinlicher verhält sich das r, wie im alth. plur. pirun, scrirun, grirun (s. 867. δ .) oder wie das altn. ëro (vorhin erste anom.), weist also auf einen alten sg. ind. praet. ohne r, nach maßgabe der dritten starken conj. auf ein niô, sniô, griô, riô, siô , wofür die analogie theils von bûa, bŷ, bŷr, praet. biô , theils des angels. sëôv, grëôv, rëôv spricht. — β ) die natur des e vor dem r; Biörn. und Rask geben ihm keinen accent, hss. setzen mit- unter ö, æ (edd. sæm. 153 b snöri, 249 b seri, wo aber ed. hafn. 404. særi); ich möchte, weil dem vocal re- dupl. zu grunde liegt, ê schreiben: nêri, grêri etc. 6) andere vocalisch auslautende wurzeln (fünfter alth. anomalie ähnlich) gehen schwach, doch auf mehrfache weise: α ) einige lauten im praes. um (wie in vori- ger anomalie), z. b. nâ (consequi) þvâ (lavare) gnûa (fricare) knûa (cogere) liâ (commodare) skê (fieri); praes. nŷ, þvŷ, gnŷ, knŷ, liæ, skê; pl. nâum etc. praet. nâdhi; þvâdhi, gnûdhi, knûdhi, lêdhi, skêdhi. β ) andere haben im praes. unorg. i der flexion: sâ (serere, neben jenem sôa, seri) knâ (posse) gâ (obser- vare) mâ (terere) spâ (vaticinari) strâ (spargere) trûa (fidem habere) etc. praes. sâi, gâi, mâi, trûi etc. praet. sâdhi, knâdhi, (neben knega, knâ, knâtti zweiter anomalie) gâdhi, trûdhi etc. — γ ) noch andere folgen der zweiten schwachen: sôa (dispergere, neben jenem sôa, seri) lôa (alluere); praes. sôa, lôa; praet. sôadhi, lôadhi. 7) valda (imperare, in causa esse) praes. stark (wie halda): veld, veldr; praet. nicht vêlt, sondern (gleich fünfter anom.) im sg. conjunctivform olli, ollir, olli (edd. sæm. 157 b 261 b ); pl. ollum, olludh, ollu. Die regel gestattet ll aus ldh (s. 306.) nicht aus ld; ande- ren auftand macht o, welches vor dem -i des conj. II. anomalien der altnord. conjugation. umlauten sollte, wie denn auch Rask (dän. ausg. p. 131.) einen conj. ylli setzt, hernach aber (schwed. ausg. p. 183.) ein valda, praet. vald behauptet, das praes. veld für ein vëld zwölfter conj. haltend. Wahr- scheinlich entsprang aus vêldi. vêldum, vêlli, vêlli und allmählig olli (wie sofa, kona aus svëfa, qvëna; s. 311.) darum ist dies o unumlautig; ylli bezweiflo ich nämlich, es mag eher zu vëlla (scatere) vëll, vall, ullum gehören, obgleich auch dieses entstellung aus valla, vell, vêll, vêllum ist. 8) gânga wie im hochd. regelmäßig, praet. gêck, gên- gum; weder ein gengdhi noch idja zu spüren. 9) das goth. briggan fehlt; þenkja (cogitare) hat þenkti (nicht þâtti); þykja (videri) hingegen þôtti , conj. þœtti; yrkja (concinnare) orti , conj. yrti. späterhin yrkti im ind. und conj.; sœkja (quaerere) sôtti , conj. sœtti. 10) gera (parare, facere) häufig geschrieben göra, giöra , welchen umlaut das nach dem r syncopierte v erregt; praes. geri, praet. gerdhi; part. gerdhr (nicht gerr, giörr, die adj. form, wovon der inf. gera selbst erst gebildet ist). 11) hafa (habere) vorhin s. 925. angegeben. 12) frëgna (interrogare) praes. frëgn, pl. frëgnum; praet. frâ; pl. frâgum; part. praet. frëginn; die al- ten quellen erkennen kein praes. frëg, pl. frëgum, kein praes. frëgna, noch weniger ein praet. frëgnadhi. 13) starke verba mit schwachem praes. oben s. 920.; an- dere gebrauchen neben starkem praet. zugleich schwa- ches, z. b. neben dô (moriebatur) qveidh (verebatur) deydhi, qvîddi; auf diesem wege sind analoge wörter ganz in die schwache form getreten, z. b. nîdha (vi- tiare) praet. nîddi, st. nîdha, neidh — Vom altn. so wie vom schwed. und dän. passivum wird buch IV. bei den anlehnungen des pronomens gehandelt werden. . Mittelhochdeutsches verbum . Vorbemerkungen : 1) alle flexionsvocale sind in ein- förmiges unbetontes e verwandelt (abgerechnet die spu- ren des ô in der zweiten schw. conj.), doch folgt dem II. mittelhochd. conjugation. das alte i und î vertretenden umlaut [vgl. auch bundè s. 370.] Nach allg. grundsätzen wird tonloses e siumm , sobald kur- zer voc. und einfacher cons. vorsteht, stummes e aber ganz unterdrückt α ) nothwendig nach l, r; apocope tritt ein a) in I. sg. praes. ind. siebenter und eilfter starker conj- z. b. ich mal. var, hil, bir, welche dadurch mit dem sg. imp. zus. fällt; b in I, II. sg. praes. conj. derselben conjugg. als: mal (molam, molat) var, hël, bër; c in II. sg. praet. ind. achter und neunter (unbeschadet dem umlaut) als: rir (cecidisti) kür (elegisti); d) in I. III. sg. praet. conj. derselben conj. als: rir (caderem cade- ret) kür; e) in I. sg. praes. ind. schwacher conj. z. b. zel (numero) spar parco), f) in I. III. sg. praes. conj. derselben, als: zel (numerem, -et); g) im sg. imp. derselben, als: zel (numera) spar (parce). — Syncope vor dem -st, -t, -n, -nt aller temporum, welche apo- copieren, sodann im inf und part. praet. beider formen, endlich vor dem -te schw. praet. z. b. melst (molis) melt (molit) hilst, hilt; maln (molimus) malt (molitis) hëln (celamus) hëlt (celatis) maln (molamus) hëln (ce- lemus) etc. rirn (ceciderunt) kurn (elegerunt) kurt (ele- gistis) kürn (eligerent) kürt (eligeretis) zelst (numeras) nerst (sustines) etc.; ebenso die inf. maln, varn, hëln, bërn, zeln, bern (ferire) bewarn (curare) etc. die part. praet. gemaln, gevarn, geholn, geborn, erkorn, gezelt, gebert, bewart und die praet. nerte, bewarte etc. — β ) weniger durchgreifend nach m und n in denselben fällen; in der regel steht freilich: nim (snmo) man (mo- neo) zem (domo) schin (luxisti, lucerem) im reim auf im, an, man (virum) hin, bin etc. desgleichen nimst, nimt, manst, mant (: vant, lant reimend) etc. Bei ein- zelnen älteren dichtern ist jedoch nime, mane, schine zuläßig, vorzugsweise in gewissen wörtern und formen, namentlich im praes. conj. (nëme, nëmest, nëmet) viel- leicht mit nachwirkung des alten -ê. Bestimmtere aus- nahme macht die flexion -n, nt , welche unmittelbaren anstoß des m, n der wurzel meidet, z. b. nëmen, në- ment, genomen; lemen, lement; schamen, schament; schinen (luxerunt, lucerent) manen (monere, monemus) denen (tendere, tendimus) etc. Statt -nen erlauben sich wohl einzelne -n [wie im dat. pl. man f. manen s. 668, van f. vanen s. 683;] z. b. man (monere) M. S. 2, 53 b auf an gereimt, welches n allenfalls auslautende verein- fachung des n-n (s. 383.) wäre? Schwache verba mit der bildung -en müßen das -en der flexion opfern, so- N n n II. mittelhochd. conjugation. bald die wurzelsilbe lang ist (s. 374. vergl. den dat. pl. meiden f. meidenen s. 669.) z. b. offen (aperire) wâfen (armare) alth. ofanôn, wâfanôn; nicht bei kurzer wur- zel, z. b. sëgenen (benedicere) rëgenen (pluere). — γ ) nach s und h fällt stummes e weg vor den flexionen -st, -t , nicht aber auslautend, auch nicht vor -n, -nt ; z. b. list (legis) list (legit) lëst (legitis) sihst (vides) siht (videt) sëht (videtis) slehst (caedis) sleht (caedit) slaht (caedi- tis) etc. hingegen: lise (lego) lësen; sihe, sëhen, slahe, slahen (vgl. oben s. 373.); doch scheint dem conj. lëset (legatis) sëhet (videatis) slahet (caedatis) einzuräumen. — δ ) nach den med. b, d, g keine apocope, also kein mit dem imp. sg. mengendes praes. gip, grap, lat, pflic, sondern: gibe, grabe, lade, pflige. Auch keine syncope nach d; es heißt: ladet, badet, laden, baden, badete, gebadet (außer wenn zugleich verwandlungen des wur- zelcons. erfolgen, wovon unten, z. b. batte f. badete); nach b und g gleichfalls nicht vor -n, nt, als: laben, biben, loben, schriben, schuben, sagen, tragen, ligen, gelëgen, nigen, genigen etc. Zuweilen aber vor -st, -t der II. III. praes. ind. sg., namentlich nach e und i der wurzel, als: grebt, schebt, hebt, ensebt, tregt, legt, gibt, wibt (texit) pfligt, wigt, ligt, wo kein grebet, sche- bet etc. zuläßig wäre. In II. praes. pl. scheint aber le- get, hebet, reget, weget, pflëget, wëget vorzuziehen, im conj. nothwendig. Unverkürzte flexion nehme ich an bei den wurzelvocalen a, o, ë, wo immer eine II. praes. pl. vorliegen wird, oder der sg. zweiter schwacher conj. z. b. grabet (foditis) schabet, habet, labet, trabet, snabet, traget, jaget, klaget, behaget, saget, zaget; obet, lobet, tobet, broget, zoget; klëbet, strëbet, lëbet, wë- get, pflëget. Auch die praet. pl. behalten e: schribet, blibet, niget, siget (cecidistis) klubet, schubet; am schwankendsten ist der vocal i, das e bleibt im praet. pl. (blibet, siget), im sing. praes. zweiter schwacher conj. (bibet) und im pl. praes. starker oder schw. (siget, vincitis, liget jacetis) schwindet aber im sg. praes. star- ker oder erster schwacher (pfligt, ligt, sigt, vincit). — ε ) die tenues anlangend, so kann hier, weil p und k nicht inlauten, nur nach dem t frage seyn; es findet weder syncope noch apocope des stummen e statt, z. b. saten (satiare) sate, satest, satet; miten (vitavimus) mi- tet, gemiten; buten (obtulimus) butet, geboten, büte, büten, bütet; nur gestatten sich einzelne t für tet (ähn- lich dem n für nen s. 929.) z. b. git (evellit) bit, trit II. mittelhochd. conjugation. für gitet, bitet, tritet (s. 410.), welches ich wiederum auf die III. sg. praes. starker und erster schwacher be- schränke, mithin weder sat für satet satiat) noch jët (evellitis) f. jëtet, noch strit (pugnastis) f stritet zugebe. — Bei ausstoßung des stummen e in der conjug. sehen wir drei triebfedern wirken, bald die natur der wurzel , bald die der flexionsconsonanz. bald ein nachgefühl ursprüng- licher verschiedenheit des flexionsvocals. Während nach I, r, ohne rücksicht auf letzteren grund alle e aus- fallen, nach d alle haften, erfährt nach andern cons. das e syncope, in so weit es auf einem alth. i, keine, wenn es auf a, u, ê, î beruhte. Manches schwankende werden künftige forschungen näher bestimmen. — 2) das unstumme, tonlose e darf nicht wegfallen , gleichviel welche wurzelconsonanten vorhergehen, oder welche flexionscons. folgen, z. b. mâlen pingere) mâ- lest, mâlet; gebâren, gebârest, gebâret; mêren, mêrest, mêret; vallen, vellest, vellet; vuoren, vuoret; muolen, muolet; hâlen, hâlet etc.; wichtige ausnahmen ergibt das praet. schw. conj. — 3) flexionsconsonanten. α ) nicht die reinmittelh. sprache, wohl aber die thüringische mundart (s. 387.) schneidet häufig dem infinitiv sein n ab (niemahls der I. pl. praes. oder praet., noch der III. pl. praet.) so daß er bald auf tonloses, bald auf stummes e, zuweilen, wenn auch letzteres abfällt, auf bloße wurzel ausgeht. Das thüringische volk mag schon damahls, wie noch heute [Reinwald idiot. vorr. p. X. Schmeller §. 586.916.], alle inf. ohne n gesprocnen haben; dichter brauchen sie nur im reim und neben der gewöhnlichen form auf -en; außerhalb des reims letztere. Der wartb. krieg und Heinr. v. mîsen vaterunser hat viel solcher ge- stumpften inf. vgl. M. S. 2, 13 b bevil, 14 a spil; misc. 1, 116. meine, 119. var, 121. beite, stê, 122. stê, be- richte, sî, 124. sëhe, 125. schalle, 126. gê, valle, 127. brëche, kiese, 128. schicke, 129. gewinne, erspar, man (monere, welches also für mane steht, nicht wie die s. 929. bemerkte gleiche form für manen) 135. sî, wîche, 136. wende und in vaterunser verschiedentlich: verstê, gesì, muo (vexare st. muon) geschî (evenire) zî (tra- here) blîche, bediute, triute, steine, lërne etc. immer in beweisenden reimen. Unter den minnesängern: Kr. v. hamle 1, 46 b sì, gê; Kristan v. lupin 2, 16 b meine, 17 a sî, 17 b tuo, wende, gelinge, meine; Hetzbolt v. wîƷen sê 2, 18 a kaffe, geschaffe, bevël, gebueƷe, 18 b twinge, N n n 2 II. mittelhochd. conjugation. pfende, 19 a gesî, 19 b twinge, bringe, getrîbe; der dü- rinc 20 b stê. Dem sächs. und westphäl. dialect ist diese apocope fremd, Veldeck oder Herb. zeigen keine spur. — β ) ausgebreiteter und schon mit einer alth. mundart stimmend (s. 857. n° 4.) ist das vor dem t der 11. pl. praes. und praet. ind. conj. und imp. eingefügte n , so daß im praes. ind. II. III. pl. zus. fallend beide auf ent flectieren, im praet. und conj. aber die II. ent von der Ill. en absteht. Es scheint schweizerisch und tiefschwä- bisch , wie noch heutzutage (vgl. Schmeller §. 910. α .), daher es entschieden bei Boner herrscht (sint, lânt, went, tuont, râtent etc. im reim 68, 29. sint: blint) im Amur, bei Hadloub (194 b lânt, went, sëhent) bei Fleke (im reim Flore 28 b âbent: gâbent; 55 b verzigent: ligent; lânt: bestânt); ausgebildetere dichter jener ge- genden meiden das -nt und fügen sich reinmittelhoch- deutschem -t, namentlich Rudolf und Hartm., doch letztern beschleicht einmahl sein volksdialect in dem reim vernëment (percipiunt): nëment (accipiatis) Iw. 16 c , wogegen sonst richtiger sît: zît, tuot: gemuot Iw. 9 b etc. Schwäbische abschreiber trugen ihr -nt häufig ein, z. b. M. S. 1, 4 b rûment, lânt, welches der markg. v. brandenburg sicher nicht gesprochen hat; in Walters liedern müßen eine menge von sint, hânt, sprëchent, tragent etc. in sìt, habt, sprëchet gebeßert werden, da die reime für letztere beweisen (103 a geruochet: ver- fluochet; 115 a 118 a 120 b sît: strît, zît, nît; 125 a maget: traget), der copist setzte oft beiderlei form nebeneinan- der, z. b. 118 a sît und sint. Manche hss. zeigen -n für nt , vgl. Trist. 14 a. b. hôren, kiesen, sëhen (nirgends im reim) Nib. 6420. 6608. lesen einige binden, rîten, an- dere bindet, rîtet; dieses -en scheint mehr der rhei- nischen volkssprache eigen (Schmeller l. c.) vielleicht war es Gotfr. geläufig, der es doch in keinen reim auf- nimmt. — γ ) etwas anderes ist, daß bei anlehnung des pron . wir das -n der I. pl. wegfällt, z. b. heiƷe-wir, nëme-wir etc. seltner bei angelehntem ir das -t der II. pl. [mehr in der abhandlung der inclinationen]. — δ ) II. sg. praes. und praet. conj. behält zuweilen das ältere -s statt -st , vgl. rîtes: strîtes Parc. 37 b , zelles, velles misc. 1, 128; seltner das praes. ind. und praet. schwa- cher form, vgl. gans, guns in der zweiten anomalie; lides (passus es): vrides meisterg. 31 a ; bei Winli 2, 23 a nehme ich lieber den ungenauen reim leides: schei- dest an, als scheides. Herb. reimt mehrmahls hâs, lâs II. mittelhochd. starke conjugation. (st. hâst, lâst): âs; lîs (jaces): prîs; Ulrich bîs (st. bist): markîs (Wilh. 3, 463 b ) Heinr. v. mîs. hâs: las (vateruns. mihi 243.) etc. 4) der sg. imp. starker und schwacher form erhält öfters den anhang -â (s. 341.) welcher in der schwachen das -e der flexion absorbiert; z. b. râtâ, lâƷâ, klingâ, kêrâ, losâ, hœrâ, st. rât, lâƷ, klinc, kêre, lose, hœre. Man kann ihn durchaus nicht zur eigentlichen flexion rechnen, als flexionsvocal würde er längst e geworden seyn; es ist eine im fluß der rede anfliegende partikel, deren vollständigerer gestalt wir auch im alth begegnen würden, hätten sich aus jener zeit mehr lebendige dich- tungen erhalten. Sie tritt auch zu subst. z. b. spërâ Parc. 19 b . Starke conjugation. ind. praes. sg. -e -est -et conj. -e -est -e pl. -en -et -ent -en -et -en praet. sg. … -e … -e -est -e pl. -en -et -en -en -et -en imp. sg. …, pl. -et; inf. -en; part. -ende, -en. I. valle, vellest, vellet; pl. vallen; praet. viel, vielen, vallen; walle, wiel, wielen, wallen; halte, hielt, hiel- ten, halten; ebenso: schalte, spalte, valte, walte; halse (amplector) hiels, hielsen, halsen; salze, sielz, sielzen, salzen; walze, wielz, wielzen, walzen; walke (stipo, contundo) wielc, wielken, walken; banne (in- terdico) bien, bienen, bannen; spanne, spien, spie- nen, spannen; enblande, enblient (Wigal. z. 143. Bit. 2954.) enblienden (Flore 7729. Bit. 9120.) enblanden; vlanze (detorqueo) vlienz (nur Parc. 123 a , wo flenz) vlienzen, vlanzen?; die praet. gienc, hienc, vienc, giengen, hiengen, viengen, gegangen, gehangen, ge- vangen weisen auf alte praes. gange, hange, vange, beide letztere gelten nicht mehr (vgl. conj. IV.) gange nur im conj. und imp. ganc (unten s. 944.). Bedenklich wegen des einfachen r ist arn (arare) ar (aro) ier (Wilh. 2, 147 b Ulr. Trist. 3267. wohl auch Parc. 4171. st. ir) ieren (Ottoc. 537 b ) gearn (Rud. weltchron. p. 77. Schütze; Herb. 12 d ) [arren, wozu sich ier, ieren schicken wür- den, verbietet das part. praet. gearn, welches nie gear- ren lautet; das in der starken form arn, ar nicht zu belegende praes. liebt schwache (ern, Parc. 30 b z. 3705.)] M. S. 2, 156 a erblappen (demersus) beweist noch kein praet. bliep, sondern steht für erblappet, da blappen II. mittelhochd. starke conjugation. (Stalder v. plappen) nach aller analogie schwach con- jugiert. II. sweife (vibro) swief (Nib. 1971. Wilh. 1, 78 a Georg 39 a M. S. 2, 194 b ) swiefen, sweifen; scheide, schiet, schieden, scheiden; zeise, zies, ziesen, zeisen (livl. chron. 35 a ); eische (exigo) iesch (Parc. 6559. 6770.) ieschen, zuweilen heischen, hiesch (Barl. 58, 24.); vreische (fando percipio) vriesch (Nib. 6880. Parc. 6554. 16610.); heiƷe, hieƷ, hieƷen, heiƷen [imp. schwach heiƷe M. S. 2, 105 b ]; meiƷe, mieƷ, mieƷen, meiƷen (Mar. 82. 224.); leiche (ludo) liech, liechen, leichen (geleichen in einer rubrik der weltchron. cod. cass. 19 d ). Die praet. zies, mies, liech sind ungebräuchlich und nur die part. praet. zu belegen, wogegen heischen und vreischen kein starkes part. besitzen, sondern es schwach bilden: vreischet (nicht gevreischet; mehrmahls im Parc.) vermuthlich auch eischet. Die starke form iesch, vriesch scheint nicht organisch (alth. eiscôn, eiscôta) daher auch im mittelh. vreischen, vreischete (M. S. 2, 224. und Veldek). III. houwe, hiu (Nib. 9247. altd. w. 2, 93: driu) hiu- wen (Nib. 9221. Wilh. 3. mehrmahls: riuwen; hie- wen Herb. 34 c ) houwen; von bouwe oder bûwe (ae- difico) ist anßer dem praes. bloß das starke part. bou- wen, bûwen (Flore 38 a ) gültig, praet. schw. bûte; von einem muthmaßlichen zer-nûwe (contundo) nur zernûwen (contusus: blûwen st. bliuwen, liedersaal 612; vgl. das alth. stamfe farnûwanaƷ, pilo tunsum, gl. jun. 2 9.); loufe, lief (seltner liuf Nib. 3751.) liefen, loufen (troj. 75 b : roufen: nicht loffen, denn troj. 170 a verloffen: offen in versloffen zu ändern); ruofe, rief, riefen, ruofen (a. Tit. 98.); schrôte, schriet, schrieten, schrôten; stôƷe, stieƷ, stieƷen, stôƷen. IV. slâfe, slæfest, slæfet; pl. slâfen; praet. slief, sliefen, part. slâfen; brâte, briet, brieten, brâten; râte, riet, rieten, râten; entrâte (metuo) entriet, entrieten, ent- râten (ich finde dies verbum allein bey Herb. 95 c 98 b ) lâƷe, lieƷ, lieƷen, lâƷen [neben lâƷen, sinere, sini- mus zus. goz. lân; neben lâƷet, sinitis, sinite, lât; ne- ben lâƷent, sinunt, lânt; neben læƷet, sinit, lât, nicht læt; neben læƷest, sinis, lâst, nicht læst; neben lieƷ, sivi, sivit, lie; neben lâƷ, sine, lâ; keine kürzung leiden: lâƷe, sino (denn lân Flore 37 b : getân, wie st. gegân zu lesen, supponiert ein unorg. lâƷen f. lâƷe) II. mittelhochd. starke conjugation. lieƷe, sivisti, lieƷen, siverunt, überhaupt aber nicht der conj.] verwâƷe, verwieƷ, verwieƷen (praet. unbe- legt) verwâƷen (leidet nie kürzung); blâse, blies, bliesen, blâsen; bâge (altercor) biec, biegen (cod. pal. 361. 93 c M. S. 2, 84 b ) bâgen (meistens schwachformig: bâgete, gebâget); hâhe, vâhe und empfâhe leiden schwankende kürzungen, neben hæhest, hæhet, væhest, væhet gilt theils ohne umlaut hâhest — vâhet, theils die kürzung vâst, vât (nicht væst, væt); auch hâst, hât? oder wegen verwirrung mit hâst, hât (habes, habet) hæst, hæt? (hæt, außer reim, Parc. 13265); plur. praes. ind., imp. und inf. gestatten kürzung hân, hâ, vân, vâ; praet. I. III. bald hie, vie, empfie, bald (vom alten hangen, vangen conjug. I.) hienc, vienc, empfienc; II. sg. und der ganze pl. rein mittelh. nur hienge, vienge, hiengen, viengen etc. part. praet. han- gen, vangen; enphiegen: giegen Trist. 38 b wohl in enphiengen: giengen zu beßern, obschon misc. 2, 90. viengen (? viegen): vliegen reimt, vgl. s. 867. Dem praes. conj. gebührt unverkürztes vâhe, hâhe, dem praet. vienge, hienge. — Das starke part. praet. ge- blân (st. geblâhen, altd. w. 3, 177.) berechtigt längst zu keinem praet. blie oder bliu. VII. mal, melst, melt; maln; muol, muolen; part. maln; span, spuon, spuonen, spanen; das praet. stuont, stuon- den, part. standen weisen aufs verlorene praes. standen, dessen imp. stant (Parc. 22262.) noch gilt [vgl. unten anm. 4. β .]; var, vuor, vuoren, varn; swer, swuor, swuoren, swarn (nur Nib. 1794. Bit. 35 b ; gewöhnlich un- organisch nach conj. XI. sworn); grabe, gruop, gruo- ben, graben; schabe, schuop, schuoben, schaben; hebe, huop, huoben, haben; entsebe, entsuop, ent- suoben, entsaben; schaffe, schuof, schuofen, schaffen; wate, wuot (Nib. 9218.) wuoten (wuoden Georg 1176. außer reim) part. praet. zweifelhaft [gewaten nir- gends; geweten Trist. 124 a Georg 33 a bedenklich und wohl in gewet, wie Parc. 32 b 168 b für gewetet steht, zu berichtigen; vgl. Georg 8 b und die erste schwache conj.; ganz etwas anders ist gewëten, junctum, conj. X.]; lade, luot, luoden, laden; das part. geba- den (Wittich mihi 3048: waden, suras) unorg. für gebadet; wasche, wuosch, wuoschen, waschen; nage, nuoc, nuogen, nagen; trage, truoc, truogen, tragen; das part. praet. behagen (Georg 15 a 39 a M. S. 2, 222 a expeditus, laetus) deutet auf ein verlorenes hage, II. mittelhochd. starke conjugation. huoc, huogen; bache (coquo panem) buoch (cod. pal. 361. 64 c ) buochen. bachen (M. S. 1, 129 a ; slahe, sluoc, sluogen. slagen; twahe, twuoc, twuogen, twagen; gewahe, gewuoc, gewuogen. gewagen [der inf. slahen, twahen kürzt sich in slân, twân; anch gewahen in gewân?] wahse, wuohs, wuobsen, wahsen. VIII. glîe (gannio) glei; schrîe (clamo) schrei; spîe (spuo) spei [statt glei, schrei, spei verschiedentlich glê, schrê, spê, oben s. 350; pl. praet. und part gleichfalls schwan- kend, schrei macht sowohl schrirn, part. geschrirn Lohengr. 80., als schriuwen, geschriuwen st. schri- wen, Reinfr. 193 b 194 b 172 a Boner 2, 39; Parc 20563. außer reim: schrihen; von spei finde ich nur spinwen, kein spirn, von glei weder gliuwen noch glirn vgl. das neuh, schw. klirren?] grîne, grein, grinen, grinen; kîne (erumpo?) kein (zerkein altd. w. 2, 92.) kinen kinen; quîne (mareeo symbolae 102.); berîne (tango) berein (bloß bei Herb 29 b 65 a 89 a ) berinen, berinen; schîne, schein etc.; swîne, swein etc.; blîbe, bleip, bliben, bliben; klîbe, kleip, kliben, kliben (nur bei gewissen dich- tern, andere brauchen das schwache klëben, klëbete); rîbe, reip, riben, riben; beschîbe (affero, admoveo, verwandt mit schîbe, rota) bescheip, beschiben, be- schiben (belegbar nur praes. und part. praet. Ben. 254. Herb. b entschîben Ulr. Trist. 706.); schrîbe, schreip, schriben, schriben; trîbe. treip, triben, triben; grîte, greif, griffen, griffen; pfîfe, pfeif (ûƷpfeif, ebullivit Herb. 35 d 95 d ; pfiffen, pfiffen; slîfe, sleif, sliffen, sliffen; bîte, beit, biten, biten; brîte (fabrefacio) breit, briten, briten; glîte, gleit, gliten, gliten; rîte (equito) reit, riten, riten; schîte (findo) scheit, schiten, schi- ten; schrîte, schreit, schriten, schriten; sprîte (sterno) spreit, spriten, spriten; lîde (patior) leit liten, liten; mîde, meit, miten, miten; nîde (invideo) neit, niten, niten; rîde (torqueo, roto, flecto) reit, riten, riten [das angels. vrîdhe? aus dem alth. starken part. karidan (? karitan) tensus, cervicatus, gl. doc. 231 b , jun. 185. und dem schwachen rîden Georg 12 b , im Tit. mehr- mahls auf mîden, snîden etc. reimend zu folgern? das praet. reit, riten nicht zu belegen, das part. vielleicht in erriten, underriten Wigal. 397. 429. Parc. 103 b ] snîde, sneit, sniten, sniten; bîƷen, beiƷ, biƷƷen, biƷƷen; glîƷe, gleiƷ, gliƷƷen, gliƷƷen; rîƷe, reiƷ, riƷƷen, riƷƷen; schîƷe, scheiƷ (Morolf 442.) schiƷƷen, schiƷƷen; vlîƷe, vleiƷ, vliƷƷen, vliƷƷen; wîƷe, II. mittelhochd. starke conjugation. weiƷ, wiƷƷen, wiƷƷen; brîse (connodo) breis, brisen (Orlenz mihi 10869.) brisen; rîse, reis, rirn (Parc. 19 b ) rirn (Lohengr. 80) neben risen (troj. 30 a ) risen (troj. 78 a 81 a ); krîge (obtineo) kreic, krigen, krigen (nicht rein-mittelh., das part. erkrigen: swigen livl. chr. 50 b ); nîge, neic, nigen, nigen; sîge, seic, sigen, sigen; stìge, steic, stigen, stigen; swîge, sweic, swigen, swigen; gelîche (pla- ceo, comprobor) geleich, gelichen, gelichen, (beleg- lich nur praes. Flore 8 b Trist. 101 c und part. Maria 79.) slîche, sleich, slichen, slichen; strîche, streich, strichen, strichen; swîche, sweich, swichen, swichen; tîche (? poe- nas do, M. S. 2, 15 b ) teich, tichen (Herb. 51 c ) tichen; wîche (cedo) weich, wichen, wichen; gedîhe, gedêch, gedigen, gedigen [für gedîhe selten gedîe M. S. 1, 109 a ] lîhe, lêch, lihen, lihen (nicht ligen, ligen); rîhe (trudo) rêch, rigen (Maria 4897. altd. w. 3. 25.) rigen (Wigal. 759. Wigam. 2573. Wilh. 1, 37 b ) zîhe, zêch (verzeich nur Wilh. 1, 51 a ) zigen, zigen; von einem muthmaßlichen ersîhe (exhaurio) erwîhe (conficio) [Lachm. ausw. p. 274.] laßen sich nur die part. praet. ersigen, erwigen (Wilh. 3, 312 b ) nachweisen. IX. kliube, kloup, kluben, kloben; schiube, schoup, schuben, schoben; stiube (pulv. moveo) stoup, stuben, stoben; sliufe, slouf, sluffen, sloffen; triufe, trouf, truffen, troffen; bliuwe, blou, bliuwen, bliuwen; ebenso: briuwe, kiuwe, riuwe; biute, bôt, bu- ten, boten; siude, sôt, suten. soten; diuƷe, dôƷ, duƷƷen, doƷƷen; ebenso: verdriuƷe, giuƷe, niuƷe, riuƷe (selten; cod. pal. 361, 70 b ), schiuƷe (jaculor) sliuƷe, spriuƷe (germino) vliuƷe; kiuse, kôs, kurn, korn; verliuse, verlôs, verlurn, verlorn [Conr. setzt auch im praes. verliure M. S. 2, 207 a verliuret troj. 16 a ; auch der Chanzler 2, 239 a ] niuse (sternuto) nôs, nurn (?) norn (?); vriuse, vrôs, vrurn, vrorn; biuge, bouc, bugen, bogen; ebenso: liuge, smiuge (applico) triuge, vliuge; sûge, souc, sugen, sogen; kriuche, krouch, kruchen, krochen; liuche, louch, luchen, lochen; riuche, rouch, ruchen, rochen; vliuhe, vlôh, vluhen (Herb. 102 c flohen: lohen, auch Parc. 12518. flöhe st. flühe, fugerem?) vlohen; ziuhe, zôch, zugen, zogen. X. gibe, gap, gâben, gëben; wibe, wap, wâben, wë- ben; bite (rogo) bat, bâten, bëten; gite, jat, jâten, jëten; knite, knat, knâten, knëten; strite (? stride, cum impetu ruo) strat, strâten (amur 7 a ) strëten; trite, II. mittelhochd. starke conjugation. trat, trâten, trëten; wite (jungo) wat, wâten, wëten (Parc. 18 a Wigal. 340. M. S. 2, 105 a Trist. 110 b Ulr. Trist. 1006); von kide (dico) ist nur noch III. sg. kît (ait) f. kidet übrig; iƷƷe, aƷ, âƷen, ëƷƷen; ebenso: vergiƷƷe, miƷƷe, vriƷƷe; lise, las, lâsen, lësen (st. lâsen selten lâren, Maria 61. lære, legeret: altære); genise, genas, genâsen (zuweilen genâren, cod. pal. 361, 42 a Iw. 2527. wo cod. giss. “komen wâren, und daƷ sî genâren”; klage 854; vaterunser 2787.) genësen; wise (existo, dies praes. selten, doch mehrmahls in Ulrichs Wilh. 3.) was, wâren, nie wâsen) wësen; krise (repo) kras etc. nirgends stark, vielmehr Maria 28. 53. krëset (repit) und nicht kriset; lige. lac, lâgen, lëgen; pflige, pflac, pflâgen, pflëgen [neben gepflëgen 16 b 17 b 28 b 36 c gebraucht Vriberg nach conj. XI. gepflogen 1 c 11 b 40 c 44 a ; noch andere schwache form: pflëgte Wigam. 9 a gepflëgt. Ottoc. 482 a , neben gepflëgen 497 b ]; wige, wac, wâ- gen [über wuoc, wuogen vgl. unten s. 941.] wëgen (im part. nicht wigen; man unterscheide erwëgen, comprobatus, exercitus, Ernst 19 a 31 b , von erwigen con- fectus, conj. VIII.); gihe, jach, jâhen, jëhen; geschihe, geschach, geschahen, geschëhen (Herb. neben geschên 81 d das schw. part. geschiet 40 b 42 a 81 d 100 a ); sihe, sach, sâhen (ins niederd. spielt sâgen, oben s. 427. 449; M. S. 2, 186 a reimt sæhe: bræche) sëhen (contr. sẻn); brë- hen (lucere, nicht brëhenen) ist ein dunkeles wort, davon ich, außer dem häufigen inf. (Nib. 6493. Parc. 17 a Wilh. 1, 93 a M. S. 1, 90 b etc.) und part. praes., weder eine starke noch schw. form des ind. oder conj. je gelesen; denn brach M. S. 2, 52 a Bon. 48, 68. kann füglich von brëchen stammen; [dem goth. baírhts, lu- cidus, antwortet alth. përaht, wie përac dem baírgs, folglich wäre baírhtjan = përahtjan, folglich, da pë- raht, përht mittelh. zu brëht (M. S. 1, 3 b ) geworden, = brëhten, was sich nicht findet, woraus sich aber schwerlich brëhen entwickelt hat]. XI. hil, hal, hâlen, holn; kil, kal (qual) kâlen, quoln; stil, stal, stâlen, stoln; twil, twal, twâlen (cod. pal. 361.) twoln; nim, nam, nâmen, nomen; klim (pre- hendo, manibus premo) klam, klâmen (wofür klomen Nib. 51. ed. Müller) klomen (klage 1860) kome (st. quime) praet. in III. sg. komet, zuweilen kümet (Barl. 33.) kam, quam und kom (dies nie im reim); pl. kâmen und komen, conj. kæme und köme; part. komen; stim (cohibeo) stam, stâmen, stomen (beleg- II. mittelhochd. starke conjugation. lich nur inf. und praes. Ben. 139. Flore 8 a mus. 1. 70); zim, (deceo) Ich gestatte mir hier (sowie im goth. und alth.) für die formenlehre die aufstellung der ersten person (nebst dem unlateinischen deceo), ohne der untersuchung vorzugrei- fen, in wiefern dies verbum nur unpersönlich oder auch persönlich stehen darf. zam, zâmen, zomen (dies part. im reim Wilh. 3. cod. cass. 81 b 218 a 225 a 229 a 334 a ); auf ein verlornes schim (erubesco) scham, schâmen, schomen weist der allein übrige inf. schëmen [wozu nie ein praes. oder praet. vorkommt; man gebraucht das abgeleitete schamen, schamete] bir, bar, bâren (unorg. verburn: kurn Ernst 32 a ) born; gir (fermen- tesco; girt M. S. 2, 202 a Loh. 93.) gar, gâren, gorn; schir, schar, schâren, schorn; swir, swar, swâren, sworn; triffe, traf, trâfen, troffen; briste, brast, brâ- sten, brosten; drische, drasch, drâschen, droschen; lische, lasch, lâschen, loschen; briche, brach, brâchen, brochen: ebenso: riche, spriche, stiche, triche (traho; praes. unbelegt) trach (Ben. 130.) trâchen, trochen (Ben. 218. M. S. 2, 200 b ) inf. trëchen (Iw. 2 b wo nicht zerbrëchen zu lesen?); kein erschriche (exsilio, ter- reor) erschrach, erschrâchen, erschrochen, sondern: erschricke (unbelegt) erschrac (amur 8 c M. S. 1, 94 a 105 b ) erschrâken (Parc. 4879. außer reim, in einem hs. passio- nal 7 b : hâken, uncum) erschrocken (im Tit.: tocken); vihte, vaht, vâhten, vohten; vlihte, vlaht, vlâhten, vlohten; dihse (frango linum) dahs, dâhsen, dohsen (beleglich nur inf. und praet. sg. Iw. 45 c Ben. 12. 13. 50.). XII. bille, bal, bullen, bollen; ebenso: drille (roto, volvo; das part. gedrollen Wilh. 1, 137 b M. S. 2, 62 b 67 a ) gille, hille, erknille (resono; inf. erknëllen M. S. 2, 57 a praet erknal Wolfdiet. mihi 1731.) quille (sca- teo; praet. qual troj. 6906) schille, swille, wille (volvo; wëllet M. S. 2, 57 a widerwollen Wilh. 1, 137 b ) bewille (voluto, inquino); tilbe (fodio) talp, tulben, tolben (bloß der inf. im Reinfr.); hilfe, half, hulfen, hol- fen; gilte, galt, gulten, golten; schilte, schalt, schul- ten, scholten; smilze, smalz, smulzen, smolzen; milke (mulgeo) malc (M. S. 2, 190 b ) mulken, molken; silke (stillo, cado) salc, sulken, solken [dies unerhörte wort hat nur Herb. 11 a im deutlichen sinn und reim auf wolken]; bilge, balc, bulgen, bolgen; swilge (glutio) swalc, swulgen, swolgen (schwerlich swilhe etc. gleich II. mittelhochd. starke conjugation. den folgenden, obsehon das subst. swëlch, vorax, lautet, wonach oben s. 429. und der zweifel s. 862. zu berich- tigen); bedilhe (deliquium patior, profligor?) bedalch, bedulhen, bedolhen (nur das part. Lohengr. 62. und zweimahl im Tit. bed. in der molten, ërden) bevilhe, bevalch, bevulhen, bevolhen; brimme (rugio) bram, brummen, brummen; ebenso: krimme (arripio, un- gulis premo) klimme (scando) limme (rugio); dimpfe (evaporo) dampf, dumpfen, dumpfen; ebenso: klimpfe (constringo) krimpfe (comprimo) rimpfe (corrugo); brinne, bran, brunnen, brunnen; ebenso: beginne (incipio) gelinne (cesso) rinne, sinne (Maria 196.) spinne; näher zu prüfen sind: enginne (seco) engan, engun- nen, engunnen (En. 10 a 22 a 44 a ; st. enkinnen der ausg. lesen cod. cass. und pal. enginnen und das k steht für g wie in enkëlten); trinne (jungo, concurro, gregem constituo?) tran, trunnen [aus dem schwachen zetrennen (sejungere) und den subst. trunne (agmen, grex) abetrunne (transfuga, quasi exgrex) zu fol- gern?]; binde, bant, bunden, bunden; ebenso: schinde (excorio) schrinde, slinde, vinde, winde, vermuthlich auch drinde (pulso?) dessen praet. drant Herb. 59 a 57 c reimt; dinse (porto, traho) dans, dunsen, dunsen; hinke (claudico) hanc, hunken, hunken; ebenso: sinke, stinke (seltner bestinke, odorem percipio En. 4635.) trinke, winke (? nuto) praet. wanc (Wigam. 19 b ); dringe, dranc, drungen, drungen; ebenso: klinge, gelinge, ringe, singe, springe, twinge, twinge; kirre (sonum edo) kar, kurren (Parc. 16 c und in nachge- ahmter stelle kërrent Georg 50 a ) korren; wirre, war, wurren, worren (Wilh. 2, 175 b ; ein unorg. part. ver- warren bilden Walter M. S. 1, 132 b und Ottoc. 315 a 478 b ); verdirbe, verdarp, verdurben, verdorben; eben- so: swirbe (revolvor? Loh. 54. verschieden vom alth. tergeo?) stirbe, wirbe; wirfe, warf, wurfen, wur- fen; wirde, wart, wurden, worden; virze, varz, vurzen, vorzen; birge, barc, burgen, borgen; viel- leicht twirhe, twarch, twurhen, tworhen, wovon ich nur twirhet Parc. 128 c finde. Anmerkungen zu den zwölf conjugationen. 1) redupl. durchgehends in den ablaut ie, iu zus. ge- drängt [das von Schmeller s. 348. angegebne vevielen , labebantur, in vervielen, von vervallen, zu berichti- gen; auch müste ein vêvallen nachgewiesen werden; II. mittelhochd. starke conjugation. vgl. s. 916. über gëngêngo]; iu nur selten in hiv, hiuwen, liuf. 2) vocale. α ) i und ë verhalten sich wie im alth. (s. 863. 864.); im niederd. ist das ë weiter eingeschritten (s. 456.) daher M. S. 1, 91 b engëlde: mëlde st. engilde nicht reinmittelh. — β ) auch u und o wie im alth. (s. 864.) — γ ) in conj. IX. steht dem alth. iu : 10 (s. 865.) parallel ein wechsel zwischen iu und ie , als: giuƷe, giuƷest, giuƷet; gieƷen, gieƷet, gieƷent; conj. gieƷe; imp. giuƷ; inf. gieƷen; sûfe und sûge behalten durchgängig û; fehlerhaft der inf. biuten f. bieten M. S. 2, 185 a , zuweilen liugen f. liegen. — δ ) die auslautenden u in hiu, zerniu (?), rou, brou, blou, kou werden inlautende iuw (s. 403.) als: hiuwen, zerniuwen, riuwen etc. und da auch für iw : iuw eintritt in schriuwen, spiuwen, so be- gegnen sich pl. praet. und part. praet. solcher wör- ter in dritter, achter und neunter conj. z. b. hiu- wen, bliuwen, schriuwen st. der ursprünglich ver- schiedenen hîûwun, bluwun, piwun. — ε ) in VIII. IX. verhalten sich ê zu ei, ô zu ou wie im alth. — ζ ) aus X. in XI. schwankt nun auch pflëgen und die stämme ëff, ësch, ëst, ëht gehören bestimmt in XI. — η ) einige andere verwechselungen des ablauts kommen fast nur mundartisch oder späterhin vor; doch ver- breitet ist das conj. VII. angezeigte part. gesworn für geswarn , indem man swern (jurare) mit swërn (ulcerare) mengte; umgekehrt bilden einige das praet. von wëgen (nach falscher analogie von heben, huop) wuoc , wuogen st. wac, wâgen, vgl. Singof 56. Hen- nenberger 65. und M. S. 2, 152 b 215 a , oder wäre in er- sterer stelle das einfache wahen (effingere), praet. wuoc (conj. VII.) zu suchen? Anomalisch ist conj. XII. das part. verwarren st. verworren; einen übergang aus I. in VII. zeigt bluonden (st. blienden): stuonden (Wilh. 3, 412 b ) — θ ) umlaut gilt: a) in II. III. sg. praes. ind. des a in e erster und siebenter nach beweisenden reimen, als: valle, vellest, vellet (M. S. 2, 135 b ) walle, wellet (M. S. 1, 134 b ) banne, bennet (M. S. 2, 143 b ); zumahl vor einf. consonanz, als: var, vert; mal, melt; grabe, grebt; lade, ledet (troj. 93 b 160 a ); trage, tregt; slahe, sleht; widerstrebende reime beruhen auf falscher le- sung, z. b. troj. 139 b ladet: schadet, 120 c gevallet: schallet [l. lade: schade; gevellet: schellet, wie 2 d etc.] und M. S. 2, 243. brachte reimnoth zu malt st. melt. II. mittelhochd. starke conjugation. Vor wurzelhaftem -lt, lk scheint aber das a zu blei- ben, vgl. waltet: altet troj. 154 c und die besten hss. schreiben waltet, haltet, valtet, walket, kein weltet, welket. Zweifelhaft bin ich über -ls, lz, hs, doch scheint helset (M. S. 2, 233 b ) welzet, wehset (a. Tit. 105. wahesset!) sprachgemäßer als halset, walzet, wah- set. — b) ebendaselbst des â in æ vierter conj. als: slâfe, slæfet; râte, rætet; blâse, blæset; lâƷe, læƷet; schwankend vor h, vgl. M. S. 2, 204 a enpfâhet: gâ- het; Wilh. 3, 405 a : sâhet (vidistis) hingegen enpfæhet: dræhet Parc. 114 a [bei vielen solchen reimen wird es auf scheidung von smâhen (vilescere) und smæhen (convitiari) nâhen und næhen ankommen]. — c) die diphth. ou, uo lauten in II. III. sg. dritter nicht um , also houwe, houwet; ruofe, ruofet, nicht höuwet, ruefet; unsicher ô in œ , als stôƷe, stœƷet (troj. 19 a : gevlœƷet) hingegen M. S. 2, 35 a. b. stôƷet: grôƷet, bô- Ʒet. — d) in II. sg. praet. ind. und im ganzen praet. conj. gilt umlaut des uo in ue, u in ü , â in æ, als: vuoren, vuere; gruoben, gruebe; kurn, kür; guƷƷen, güƷƷe; lâsen, læse; wâren, wære; namen, næme; hullen, hülle; wurren, würre etc.; ausnahmsweise bleibt zuweilen u (s. 337). — 3) consonanten. α ) geminata wird auslautend einfach, z. b. bram, span, hal, war; imp. brim, spin, hil, wir; ebenso: traf, aƷ, trif, iƷ; ch muß bleiben: brach, brich. — β ) geminata vereinfacht sich inlautend nach langem vocal, z. b. valle, viel, vielen; spanne, spien, spienen; iƷƷe, aƷ, âƷen; triffe, traf, trâfen, woge- gen umgekehrt bei gekürztem vocal ff und ƷƷ ent- springen: grîfe, greif, griffen; sliufe, slouf, sluffen; slîƷe, sleiƷ, sliƷƷen; giuƷe, gôƷ, guƷƷen. — γ ) nach allg. regel wird med. auslautend zu ten., als: trîbe, treip; nîde, neit; sîge, seic; h zu ch: sihe, sach; zîhe, zêch; bevilhe, bevalch. Inlautendes p (statt b) vor t bei syncopiertem e der flexion z. b. gipt, wipt f. gibt, wibt (s. 379. 380.) ist nicht gemeinmittelh. vielmehr zeichen härterer mundart; noch weniger zu dulden wäre ein analoges wict, trect, f. wigt, tregt [vor dem t des schw. praet. gilt aber verwandlung des ng in nc, wovon hernach] auch kein st für Ʒt, als: ist f. iƷƷet oder giust f. giuƷet [ausnahms- weise spriust, vliust M. S. 2, 21 a stumpf gereimt, und vielleicht spriuƷt, vliuƷt zu schreiben; vgl. s. 415.] — δ ) daß die sprache dem härterwerden der med. vor II. mittelhochd. starke conjugation. st, t der II. III. sg. praes. ind. abgeneigt sey, folgt aus umgedreht möglicher erweichung der med. in den vocal i oder gänzlicher ausstoßung im fall solcher syncopen. Nämlich neben tregst, tregt gilt treist, treit; neben gibst, gibt: gîst, git; neben ligst, ligt, pfligst, pfligt: lîst, lît, pflîst, pflît und für quidet: kît (s. 867. θ .); analoge kürzungen unhäufigerer wörter sind jedoch nicht zu folgern, z. b. kein neit f. negt, kein leit f. ledet, kein wît f. wibt oder wigt. Ge- rade so darf in den gangbaren verbis lâƷen und vâ- hen (nicht in verwâƷen, selten in sëhen, ziehen, vlie- hen) Ʒ und h ausfallen (vgl. s. 934.); nur niederdeutsche und thüringer gestatten sich zien: knien (En. 57 b (ge- siet (videtis): niet (En. 5 a 65 a Herb. 115 b ); im vater- unser reimt zî (traho) gî (fateor): sî etc. Gebrauch oder nichtgebrauch dieser kürzungen kann die sprache einzelner dichter characterisieren helfen. — ε ) die ent- wickelung des r aus s begreift jetzt folgende fälle: in conj. VIII. rirn; in IX. kurn, verlurn, vrurn , zwei- felhaft nurn oder nusen; in X. wâren , schwankend nâren, lâren; in XI. hat gir , gar, gâren, gorn wahr- scheinlich (denn fürs praet. keine belege) vollständig s mit r vertauscht. Völlige auswerfung des r in wân f. wâren gewährt nur Boners dialect (7, 19. 38, 19. etc.). — ζ ) ein pl. praet. glirn, schrirn von schrîen, glîen ist mir nicht begegnet, aber wohl möglich als nebenform von schriuwen, gliuwen (?), über birn , birt s. erste anom. — η ) auch g im verhältnis zu h hat sich erweitert; zwar gilt noch slahe, twahe, gi- wahe (nicht slage etc.), allein im sg. praet. sluoc, twuoc, gewuoc reimend auf truoc, pfuoc etc. kein dem alth. sluoh paralleles sluoch, welches auf buoch, schuoch, vluoch reimen müste; jenes sluoc steht folglich = sluog und entspricht der otfried. form (s. 867.); der imp. lau- tet slach (versch. vom subst. slac) twach, gewach. In conj. VIII. IX. X. bestehet lîhe, lêch; zîhe, zêch; rîhe, rêch etc. vliuhe, vlôch; ziuhe, zôch; sihe, sach; geschihe, geschach, desgl. in allen imp. lîch, zîch, vliuch, ziuch, sich; dagegen schwankt der kehllaut im pl. praet. (also auch in II. sg.) und part.: sâhen, sæhe, gesëhen behält die spirans (sâgen ist unrein) ebenso lihen, vluhen; zu g bekennen sich, außer je- nem sluogen, twuogen, gewuogen: zigen, rigen, sigen (?), erwigen (?) zugen [kein w statt h, namentlich kein liuwen, siuwen, sâwen]. — θ ) mîde, meit, mi- II. mittelhochd. starke conjugation. ten (nicht mitten) siude, sôt, suten (nicht sutten, nach s. 408. 867.); hingegen scheide, schiet schieden; lade, luot, luoden; binde, bant, bunden; wirde, wart, wur- den . — ι ) keine elision des n in stuont. stuonden. — 4) eingreifende schwache form. α ) schw. praes. und st. praet. haben: swern, heben, entseben, biten, sitzen , praet. swuor, huop, entsuop, bat, saƷ; part. gesworn (st. geswarn) gehaben, entsaben, gebëten, gesëƷƷen. Die schwache form erkenntlich an dem e und i, an dem imp. sg. swer, hebe (?, M. S. 2, 253 b habe, viel- leicht von haben, tenere?) entsebe (?) bite, sitze; ver- doppelung erhielt sich nur in sitzen, nicht in den übrigen, daher die alth. scheidung der II. III sg. ver- wischt ist, es heißt: hebe, hebest, hebt; bite, bitest, bit (st. bitet) etc. nicht mehr heffe, bitte (wie zwar genug geschrieben steht, allein in reimen auf rite, site, vgl. s. 384. 417.) swerre; auf schmitte, dritte gereimt könnte man bitte zugeben. — β ) gân und stân be- sitzen anscheinend schwache I. sg. praes. ind., d. h. sie machen (seit auflösung des m in n) diese pers. stets dem inf. gleich [vgl. tuon, bin], rücksichtlich des wurzelvocals herrscht abweichung: a) gòn , gâst, gât, stân , stâst, stât; pl. gân, gât, gânt, stân, stât, stânt; inf. gân stân sind häufig in und außer reim und wohl oberdeutscher (Stald. dial. 159. 160. Schm. §. 952.) als gên , gêst, gêt, stên , stêst, stêt; pl. gên, gêt, gênt, stên, stêt, stênt; inf. gên, stên, welches sich mehr bei thüringern (vgl. oben s. 931.) und gegen nieder- deutschland (M. S. 1, 51 a Lohengr. 37. 38. Wilh. 1, 129 b Herbort etc.) einfindet, vgl. das alts. s. 890. In- zwischen verwenden auch letztere die â form (z. b. Veldek stân, gân: getân), schwäbische die ê-form (z. b. Hartm. Iw. 16 a ûriên: stên vgl. s. 868. stêm aus gl. mons.); auffallend ziehen, sobald beide verba mit ein- ander reimen. die hss. ê vor, vgl. Nib. 1017. 2981. 3961. 7233. Wigal. 58, 60., troj. 65 b etc.; Wolframs eigenthümlichkeit, niemahls gân oder stân, niemahls stât (so geläufig ihm reime auf -ân, ât sind) sondern bloß gên, stên, stêt zu gebrauchen, hat Lachmann wahrgenommen. Eine dritte form geit, steit läßt sich nicht recht beweisen, denn Morolf 44 a 45 b 47 b 49 a stammt ei aus niederd. ê merkwurdiger, daß selbst Gotfr. M. S. 2, 183 a steit: wërdicheit reimte. — b) nirgends erscheint die alte form gange, gengest, genget, stande, stendest, stendet, weder im praes. II. mittelhochd. schwache conjugation. ind. noch inf.; doch sind von ihr übrig: das praet. gienc , giengen (neben gie, giengen) siuont , stuonden — das part. praet. gegangen (neben seltnerem gegân Nib. 6661. 8077. 8357.; gegên bat Herb. 81 a : geschên) gesianden , seltner gestân Nib. 7444. Mar. 21. Otnit 1065. — der sg. imp. ganc (M. S. 1, 48 a 2, 45 b 84 b 253 a Flore 47 a ; die form genc Parc. 13493. Iw. 7992. kolocz 133. oder gar ginc Parc. 1380. kolocz 136. nicht im reim, daher unbe- stätigt; niemahls gâ) und siant (Parc. 22262. Bon. 33, 17; zuweilen stâ M. S. 1, 6 b ) — endlich zuwei- len das praes. conj. gange etc. (Ben. 200. Flore 47 b. c. ) und siande obgleich die formen gâ, stâ oder gê, stê üblicher scheinen. — γ ) der l. sg. stân. gân gleichen einzelne, seltne fälle, wo auch bei andern starken verbis (zumahl sëhen, jehen) diese pers. wie der inf. lautet, vgl lw. 6 b ich sëhen (st. sihe): geschëhen; Herb. 91 c ich sëhen: jëhen; Freiged. 765. ich sëhen; Georg 3649. ich sprëchen; troj. 49 c ich sprëchen (so ist zu lesan) unde jëhen: gesëhen; oder fehlen auxiliaria? wie Otnit 191. sol varn, 472. hân erslagen (vgl. unten s. 958.) M. S. 1, 66 b kann trage: tagen ungenauer reim und Flore 14 a linte zu lesen seyn. — δ ) schwache praet star- ker verba. wofern d ie nicht aus durchgeführten neben- formen (z. b. Herborts geschiede, part. geschiet neben ge- schach, geschên; Conrads erte, geert st. des ier, gearn anderer) fließen. sind äußerst selten und entw. mundartisch oder jünger. So reimt im Tit. mehrmahls gëbete (st. gap): lëbete (wie schon in Veld. sprache, En. 101 a gëvete: lëvete) und hebte steht für huop (Wittich 1604. erhebt st. erhaben: betebt) etc. Mittelhochdeutsche schwache conjugation. ind. praes. -e -est -et conj. -e -est -e -en -et -ent -en -et -en praet. -te -test -te -te -test -te -ten -tet -ten -ten -tet -ten imp. sg. -e, pl. -et; inf. -en; part. -ende, -et. weil die vocale der ableitung in e zus. fallen, die der flexion häufig syncopiert werden, so ist zwischen zweiter und dritter conj. gar nicht mehr zu unterscheiden; verba erster begegnen wiederum denen der zweiten. Zu dem -s für -st (oben s. 932.) füge ich hier die beßern be- lege: gewanctes, hanctes: sanctes; wens: orlens Wilh. 2, 42 b 188 a 56 b . O o o II. mittelhochd. erste schwache conjugation. Erste schwache conjugation. kurzsilbige syncopieren das e der ableitung ohne aus- nahme (namentlich vor dem t des praet. und part. praet). das der flexion nothwendig nach l, r, gewöhnlich nach m, n, t, b, g; ihr wurzellaut ist wesentlich e oder ü, welches im praet. nicht rückumlautet , alles gefühl der ursprünglichen a und u war hier abgestorben (s. 362.); es sind nur wenige wörter, wofür ich zwei paradigmen gebe (praet. conj. ist dem des ind. gleich): ind. ner ner-st ner-t leg-e leg-st leg-t ner-n ner-t ner-nt leg-en leg-et leg-ent ner-te ner-test ner-te leg-te leg-test leg-te ner-ten ner-tet ner-ten leg-ten leg-tet leg-ten conj. ner ner-st ner leg-e leg-est leg-e ner-n ner-t ner-n leg-en leg-et leg-en ner, pl. ne-t. leg-e pl. leg-et imp. inf. ner-n, part. nern-de, ner-t; leg-en, leg-ende, leg-t. 1) queln. ver-seln (Trist. 6034. part. verselt Wilh. 1, 48 a Ulr. Trist. 104.) scheln. smeln (Georg 4 b ) tweln. weln. zeln; gremen. lemen. zemen; denen. menen (impellere) ent- spenen (ablactare) wenen (assuefacere troj. 35 a 94 b ) ent- wenen (desuefacere weltchr. Schütze 115. kolocz 146.); bern (verberare subigere) ern (arare, erte, geert troj. 60 c 62 b ) kern (scopare) nern. beschern (ordinare Wigal. 277.) wern. zern (consumere); ent-sweben (Nib. 7376.) be-teben (op- primere Reinfr. 27 a Wittich 1603.); legen. regen (excitare) bewegen (commovere) treten (terere) trette (unbelegt) getret (Parc. 32 b 168 b Georg 8 b ) weten (transire, wette? gewet, dieselben belege); zeten (spargere) zette, gezet (troj. 30 a ) — 2) vrümen. drümen (confringere Barl. 33.) bürn (elevare) spürn. schüten (quatere, movere) gehügen (recordari); im praet. vrümte, bürte, schütte (nicht mit u). — 3) smirn (ungere) smirte En. 22 b scheint unhochd. f. strîchen. Anmerkungen: α ) als seltne ausnahme erscheint das ursprüngliche ableitungs-i zu j, beinahe g verhärtet, in werjen st. wern (Tit.: verjen, nautam, scherjen, praeconem; Mar. 160. wergen: schergen) vgl. s. 435. β ) das alte ll, mm, nn, tt (s. 870.) findet keine statt, wo es einträte, würde das verbum langsilbig und rückumlautig, z. b. wenn berren, gremmen, vrümmen, schütten gälte, hieße das praet, barte, gramte, vrumte, schutte. — γ ) Gewisse wörter sind diesen weg gegangen, vorzüglich solche mit ll und tt, als: zellen, zalte; twellen, twalte; hüllen, hulte; II. mittelhochd. erste schwache conjugation. retten (eripere) ratte, part. rat (häufig bei Herb.); tret- ten (conculcare) tratte (Loh. 143. und Herb.) part. trat (Herb. und Wilh. 1, 110: gebat f. gebadet; wetten (pignus dare) watte (?); wetten? (aquam transire) watte (Herb. 57 c ); enpfetten (exuere) M. S. 2, 76 b im kling- reim) vielleicht auch zetten (spargere) vielleicht dennen, wennen f. denen. wenen (M. S. 1, 9 b 203 b ); mante (livl. chr. 62 a ) statt mente (Parc. 22 a ) verlangt den inf. mennen; zuweilen gelten daneben, wenigstens in anderer mund- art, die ursprünglichen zeln, zelte; tweln, twelte; treten, zeten; zuweilen mangeln diese, ich finde z. b. kein hüln, hülte. — δ ) für legt, legte, gelegt gilt ver- schiedentlich leit, leite, geleit; das ähnliche seite (dixit) deutet aufs alte segita (s. 880.). obwohl kein segte vor- kommt (unten 959.); sestner ist die weitere verengung lête, sête (Wilh. 3, 115 b 435 a : hête); weite, geweit (Wizlau meisterg. 27 c ? gemeit) für wegte, gewegt weiß ich nicht bestimmt nachzuweisen, noch weniger reite f. regte. — ε ) der unterschied von den kurzsilbigen zweiter conj. be- ruht auf dem hier nothwendigen, dort abgehenden um- laut [vgl. tweln, twelte, zern, zerte mit twaln, twalte, sparn, sparte; ausnahmsweise erscheint er auch dort, namentlich in hern, herte] weniger auf der I praes. ind., welche hier mit dem wurzelcons. schließt, dort nur mundartisch oder alterthümlich dem infin. gleich seyn kann (vgl. erläut. α . zur zweiten conj.). Langsilbige dulden kein ableitungs-i im praet., d. h. die schon im alth. stattgefundne auswerfung dessel- ben dauert fort, folglich α ) rückumlaut für alle umlaute im praet. ind., namentlich für die im alth. noch nicht vorkommenden fälle, selbst das organische (nicht aus û umgelautete) iu folgt dem strom und wird zu û; ein- zelne ausnahmen wo der umlaut haftet, s. anm. α . b — β ) vereinfachung der gemination vor anstoßendem -te, test, ten, tet; analog wird aus tz, ck bloßes z. c. — γ ) für ltte, ndte, ntte, ftte, rtte, stte, htte gilt mit aus- stoßung des einen t (schwer zu sagen, welches?) lte, nte, nte, rte, fte, ste, hte; hierbei schwanken lt und nt (nicht rt) in ld, nd (s. 393. 409.), ich werde bei den folgenden beispielen ersteres behalten. — δ ) ebenso wird -tte meist zu -te; merkliche abweichung vom alth., wo -tta bleibt (z. b. pruotta, leitta, mittelh. bruote, leite auf guote, arbeite reimig) vgl. unten s. 953. — ε ) vor dem -te wandeln sich meistentheils g, lg, ng in c, lc, nc; unsicherer ist die an sich parallele änderung des b, rb in p, rp. — O o o 2 II. mittelhochd. erste schwache conjugation. ζ ) c (nämlich vereinfachte geminata) und ch schwanken, bald bleiben sie vor dem t, als: decken, dacte; blicken, blicte; suochen, suochte; bald wandeln sie sich in h, als: decken, dahte; suochen, suohte (beispiele s. 432. 433. 439. 440.). In beiden fällen ist h sehr erklärlich, das für die ten. stehende entspricht dem alth. h (in dahta, strahta s. 871.) und der selbst im mittelh. nicht ganz ge- tilgten neigung zu ch für k (s. 428. 440.); das für ch stehende h ist inlautende vereinfachung des alten hh (= ch); theoretisch schreibe ich jedoch mittelh. in er- sterm falle ct , in letzterm ht . — paradigma: brenn-e brenn-est brenn-et brenn-e brenn-est brenn-e brenn-en brenn-et brenn-ent brenn-en brenn-et brenn-en bran-te bran-test bran-te bran-te bran-test bran-te bran-ten bran-tet bran-ten bran-ten bran-tet bran-ten brenn-e, brenn-et; brenn-en, brenn-ende, gebrant 1) gellen (bilem admiscere) galte. erschellen (intonare) snellen. stellen. verswellen (coercere aquam Wilh. 2, 181 b ) twellen. vellen. zellen; kelten (refrigerare) kelte. elten (consumere fragm. 19 b ) helsen, halste; velschen, valschte; welzen, walzte; verschelken (servum facere) verschalkte; kemmen (pectere) kamte. klemmen (premere) temmen (ag- gere cingere); dempfen, dampfte. kempfen; brennen, brante. kennen. nennen. rennen. trennen (solvere) blen- den (coecare, obfuscare) blante. (Parc. 52 b ) enden (finire) lenden (navem appellere) ernenden (audere) pfenden. schenden, schante (Maria 54.). senden. swenden. wenden. swenzen, swanzte. engen (arctare) ancte. enphengen (accen- dere) ergengen (ad eundum excitare) hengen (concedere) klengen (facere ut tinniat) mengen (miscere) pfrengen M. S. 2, 166 a besengen (adurere) spengen (fibulare Parc. 36 c ) sprengen. twengen; krenken (debilitare) krancte. lenken. senken. schenken. schrenken. swenken (troj. 22 c ) trenken (potare) wenken; sperren, sparte, zerren, zarte; wermen, warmte; enterben (exheredare) enterbte (Trist. 15 a ) verder- ben (perdere) sterben (interimere); beherten (confirmare) beherte. verscherten (denticulare) verscherte (Parc. 34 a ); swerzen (nigrare) swarzte; beserken (loculo condere) be- sarcte. sterken. merken (signare) heften, hafte. seften (implere succo) refsen, rafste; betten (lectum sternere) bette. retten, ratte. enpfetten. tretten. zetten; ergetzen, ergazte. bletzen (plantare Wigal. 172.) hetzen (Parc. 72 a ) letzen (laedere) net- zen (rigare) schetzen (taxare) setzen. wetzen. blesten (cum strepitu immergi) blaste oder bleste (Parc. 145 b ) gebesten II. mittelhochd. erste schwache conjugation. (? aequiparari Georg 19 a ) esten (ramos pandere) gesten (hospi- tio excipere) glesten (lucere) glaste (Wigal. 268.) oder gleste, lesten (onerare) mesten (saginare) resten (quiescere) leschen, laschte. enblecken. enblacte. decken. klecken. gelecken (? Bit. 107 a Georg 51 a ) recken. secken (in saccum recipere) smecken (sentire) erschrecken (terrere) stecken. strecken. trecken (trahere) wecken. — 2) billen (pulsare) bilte. stillen (pacare) villen (castigare) schimpfen. zinnen (stanare) zinte. zinsen (trib. solvere) zinste. irren (impedire) irte. ervir- ren (alienare) schirmen. erkirnen (enucleare) schiffen (na- vigare) schifte (Parc. 24 c ) vergiften, vergifte. schiften (ha- stile fabricare Parc. 19 b ) stiften. swiften (sedare) missen, miste. hispen, hispte. mischen, mischte. wischen. ritzen (incidere) rizte. snitzen (sculpere e ligno) spitzen (acuere) blicken, blicte. bicken (rostro tundere) nicken (deprimere) erquicken (vivificare) schicken (disponere) erschricken (terreri) spicken (lardo carnem trajicere) stricken (laque- are) zwicken (vellicare) pflihten (obligare) pflihte. ent- nihten (destruere Parc. 76 a ) entnihte. rihten. slihten (laevigare). — 3) hüllen (operire) hulte. nüllen (? fallere) ümbe-tüllen (sepire troj. 119 b 150 c ) betrüllen (infatuare) vüllen (implere) dulden (tolerare) dulde. vergulden (de- aurare) vergulde. krümmen (incurvare) krumte. dünnen (tenuare) dunte. ergründen (scrutari) ergrunte. künden (nuntiare) kunte. schünden (incitare) schunte. zünden (incendere) zunte. verjungen (recreare) verjuncte. tun- gen (stercorare) tuncte. bedürnen (sepire) bedurnte. üm- betürnen (turri cingere) zürnen (irasci) zurnte. schür- fen (incendere Iw. 3895.) schurfte. gürten (cingere) gürte Parc. 59 b 147 a hürten (pungere) vürten (vadum tentare Loh. 189; dunkel ist mir Wolframs vürte und gevurt Parc. 107 c 144 c Wilh. 2, 13 b ) antwürten (respondere) mürden (occidere) mürde oder murte? part. ermurt (troj. 106 a ) dürsten, durste. kürzen (breviare) kurzte. schürzen (cingere) stürzen. würzen (condire) würgen (strangulare wurgte. lüppen (venenare) lupte knüpfen (nectere) knupfte. krüpfen. schüpfen (trudere) güften (superbire) gufte. schüften (citius currere) küssen, kuste. lüsten. rüsten (pa- rare) hütten (cubile parare) hutte Maria 177. nützen. nuzte. beschlützen (? M. S. 1, 92 b ) stützen (fulcire) bücken (incli- nare) bucte. brücken (fricare) drücken. lücken (perforare) nücken (nutare) Friberg 55 a M. S. 2, 155 b pflücken. rücken (dimovere) smücken. tücken (deprimere) zücken (vibrare) vrühten (fructum ferre) vruhte. — 4) ræmen (Parc. 139 c sordes eluere) râmte. ænen (privare) ânte. wænen (opinari) II. mittelhochd. erste schwache conjugation. wânte. læren (vacuare) lârte. vermæren (divulgare) schæ- ren (? Parc. 102 c vgl schâren s. 9 5 6.) beswæren (gravare) offenbæren (manifestare) væren (dolum struere) bewæren (probare); die auf -æhen. -æjen s. anom. — 5) kêren, kêrte. lêren, lêrte. rêren (fundere). — 6) ilen, îlte. lîmen, lîmte. wîhen, wîhte. — 7) dœnen (modulari) dônte. hœnen (despicere) krœnen (garrire, ridere M. S. 2, 23 b wo man lese: krœnet) krœnen (coronare troj. 122 b ) krônte (troj. 5 c ) schœnen (ornare) vrœnen (publice in possessionem immittere, beare M. S. 1, 31 b 2, 50 a vgl. Frisch 299 c ) erbœren (elevare, tollere Wilh. 2, 142 b vgl. oben s. 346) erbôrte. hœren (audire) stœren (turbare) be- tœren (infatuare) lœten (ferruminare) lôte. nœten (co- gere) rœten (rubefacere) lœten (interficere) lœsen (sol- vere) lôste. œsen, erœsen (exhaurire, vastare) rœsen (or- nare) verbœsen (corrumpere Wilh. 2, 128 b ) rœsten (tor- rere) rôste. trœsten (consolari) vlœƷen (fluidum reddere troj. 19 a 71 b ) vlôƷte. erschœƷen (troj. 71 a adaugere, pro- creare, erschieœen machen). — 8) ergeilen (recreare troj. 81 b ) ergeilte. heilen (sanare) meilen (inquinare M. S. 1, 88 a ) seilen (laqueare) teilen (dividere) veilen (licitari, mercari, feil machen Parc. 77 c Wilh. 1, 108 b ) vereinen (adunare) vereinte. leinen (acclinare) meinen (cupere) reinen (purgare) erscheinen (ostendere) versteinen (in lap. vertere) sweinen (dissipare consumere, swînen ma- chen, schmiede 301. Ben. 189.) umbesweifen (complecti Flore 22 a ) beiten (cunctari) beite (kl. 3772.) breiten (di- latare) eiten (adurere) leiten (ducere) bereiten. spreiten (spargere) beiƷen (venari) beiƷte. reiƷen (impellere) be- sweiƷen (sudore adspergere Wilh. 2, 122 a ) leisten, leiste. neigen (deprimere) neigte. seigen (inclinare) sweigen (taci- tum reddere) veigen (morti tradere). — 9) verwieren (obry- zare) verwierte. zieren (ornare) verdieben (clam auferre) verdiebte. lieben (placere) M. S. 2, 192 b . — 10) briunen (fuscare) brûnte. slinnen (celerare) slûnte. ziunen (sepire) zûnte, gehiuren (beare, beseligen M. S. 2, 233 b Wilh. 1, 142 b ) gehûrte. miuren (murum struere) Parc. 55 b gemiuret zu lesen; siuren (acidum reddere) stiuren (gubernare) stûrte (Reinfr. 183 a : trûrte) tiuren (magnificare) tûrte (: mûrte En. 71 a 100 c ) betiuren (multi constare; aus betûrte hat sich das neuh. bedauern, beßer: betauern, entwickelt) iufen (elevare Barl. 115. Reinfr. 138 a 162 a 194 b ) ûfte hiufen (acervare) hûfte. briuten (matr. inire) brûte. diu- ten (explanare) dûte. kinten (garrire? troj. 112 b verkiu- ten, versprechen? M. S. 1, 153 a ) verkûte (Ulr. Trist. II. mittelhochd. erste schwache conjugation. 257.: trûte) liuten (sonare) riuten (facere novalia) rûte. ertiuten (resonare troj. 169 b , vielleicht erliuten?) riuhen (? rûhte) sciuhen (vereri)? schûhte. tiuhen (immergere M. S. 2, 200 b ) tûhte. liuhten (lucere) lûhte. viuhten (rigare) vûhte. — 11) der umlaut öu scheint bei verbis dieser conj. noch nicht durchgedrungen. wenigstens finde ich: gelouben (credere) geloubte. sich eines gelou- ben (deficere) louben (folia capessere) loubte. betouben (debilitare) stouben (pulv. excitare) roufen (evellere) roufte. stroufen. toufen. (baptizare) ougen (ostendere) sougen (lactare) ervlougen (fugare); nirgends gelöuben, röufen, öugen in beweisender form, vielmehr die reime betoubet: houbet Parc. 10 a ; geloubet (frondosus): houbet troj. 119 b ; roufen, toufen: geloufen, koufen, troj. 73 b M. S. 2, 225 b erzougen: ougen Ben. 147 etc. — 12) kue- len (refrigerare) kuolte. wuelen (rostro fodere) bluemen (ornare) bluomte. ruemen (laudare) vertuemen (maledicere) gruenen (viridare) gruonte. erkuenen (animum excitare) suenen (pacificare) rueren, ruorte. vueren, vuorte. ueben (uti) uobte. trueben, truobte. ruefen (vociferare) ruofte. wuefen (ejulare) brueten (fovere) bruote. blueten (sang. emittere) bluote (Iw. 29 b 36 c ) oder nach zweiter conj. bluo- ten? vgl. Georg 45 a : ruoten. übergueten (superare) hueten, huote. vrueten (? M. S. 2, 45 a ) wueten (insanire) wuote. bueƷen (satisfacere) buoƷte. grueƷen, gruoƷte. sueƷen (dulce reddere) suoƷte. wuesten (vastare) wuoste. genue- gen (sufficere) genuogte. ruegen (reprehendere) vuegen (disponere) wuegen (considerare M. S. 2, 22 a ); keinen umlaut leiden ruochen (curare) suochen (quaerere) rei- mend auf buochen, tuochen (M. S. 2, 224 a ) praet. ruohte, suohte. — 13) das auf bildungen mit l, n, r folgende tonlose oder stumme e richtet sich nach bekannter re- gel, also: regelen, begegenen, hemeren; praes. negele, negelest etc. hingegen vuetern, liutern, praes. vueter, vueterst, liuter, liuterst (liuter, depuret: kriuter, schmie- de 69.) praet. negelte (f. negelete, mit letztem stum- men e, weil in dieser conj. das e vor dem te wegfällt, wie in teilte f. teilete) liuterte (f. liuterete, mit vor- letztem stummen e, dessen ausfall zwei ursachen for- dern). — 14) romanische wörter auf -ieren , als: tur- nieren, schantieren, parlieren, zimieren, fischieren, vernoigieren etc. praet. turnierte. — Anmerkungen: α ) umlaut mangelt folgenden um- lautbaren: denen auf -uld, -ung , allen auf -ou , eini- gen auf -uo . — β ) rückumlaut mangelt denen auf II. mittelhochd. erste schwache conjugation. -elt, -ert, -ürt; denen auf -end, -erb, -ett, -est (wohl auch -ünd, -ütt, -üst? ) steht es nach verschie- denheit der mundarten frei ihrem praet. uml. zu laßen, oder es rückumzulant n. z. b. Wolfr. sagt gleste, Wirnt glaste; Gotfr. ande (Trist. 26 b Wirnt ende (Wig. 66. 112.), die meisten sante, sande (misit) H. Damen 64 c sende etc. Vielleicht haftet zuweilen org. iu , z. b. tiurte, gehinrte neben tûrte? Bildungen mit l, n, r führen ihren um- laut der nicht eigentlich vom i vor dem -ta ausgieng, durch, also nicht: nagelte, vuoterte. — γ ) praet. conj. ist dem ind. gleich. wie sich bei unumlautbaren von selbst versteht, erquicte (refocillavit, refocillaret) meinte (cupivit, cuperet); zweifeln möchte man bei den im ind. rückumlautenden. Allein es heißt brante (com- bussit, combureret) wie im alth. pranta, pranti, vgl. blante, erwante, sazte Parc. 52 b 55 b erkanden M. S. 1, 67 b etc. um so vielmehr hòrte (audirem) lûhte (lucerem) huote (custodirem). Ausnahmsweise und selten e statt des rückuml. a, M. S. 1, 134 a erkenten: elementen, livl. chr. 43 b brenten: senten (mitterent), welcher um- lant weniger der conjunctivflexion zuzuschreiben, als aus der contraction f. kenneten, brenneten zu erklären ist (vgl. die folg anm.). Nur anomale schwache praet., deren ind. keinen rückuml. zeigen kann, lauten im conj. um. — δ ) syncope des ableitungsvocals vor dem -te ist regel, also brante, hôrte, lôste, blicte, neigte etc. nicht: brennete, hœrete, lœsete, blickete, neigete. Von diesem gekürzten praet. gilt aber kein schloß aufs part. praet., welches häufig den ableitungs-voc. behält und dem oft beiderlei form, erkant und erkennet, gerecht ist (näheres beim part.). Der grund dieser verschiedenheit liegt in dem -te des praet. und -t des part. Bei kurzsilbi- gen durfte der stumme voc. wegfallen (welte, gewelt f. welete, gewelet) ohne praet. und part. zu vermengen; bei langlilbigen wog der tonlose mehr, er blieb im part. (geteilet), hätte aber mit diesem das praet. vermischt, weil das e in te nach vorausgehender tonloser silbe ver- stummte, folglich teilete ganz wie teilet lautete. Der sprachgeist opferte also das lautgesetz dem der flexion, indem er ein tonloses e vor dem te ausstieß, um das e der flexion te zu sichern War, da teilte schon aus dem alth. teilta übergeführt wurde, beßer oben s. 873. zu entwickeln; läßt sich davon auf ein alth. stummes a in teilita schließen? . Höchst selten bricht um- II. mittelhochd erste schwache conjugation. gekehrt jenes lautgesetz durch, das praet. läßt sein e der flexion fahren und bewahrt das tonlose e der ablei- tung; so liest man Georg 41 a b. kündct (uuntiavit): en- zündet mit apocopiertem stummem e st. kündete f. kunte. Fehlerhaft wäre die apocope des e von der gewöhnlichen syncopierten form des praet., außer im vers bei folgen- dem vocal. Ich wüste auch kein beispiel; denn gehaft Parc. 93 a : schaft stammt nicht von heften (figere) son- dern haften (figi) zweiter conj., steht aber für hafte (st. haftete) wie gert, erwachet f. gërte, erwachete (unten s. 958. 959.). — ε ) wiewohl in der regel leite, huete, nôte st. der alth. leitta, huotta, nôtta stehen, d. h. auf arbeite (labore) muote (animo) tôte (mor- te) reimen, bleibt doch näher zu forschen, ob nicht einige, zumahl ältere dichter ein mittelh. leitte, huotte, nôtte beobachten? Zwar geschrieben finde ich es nir- gends und bereits reimen Maria 61. huote: guote, 90 ge- muote: huote, 201 leite: gereite etc. doch könnte man huotte: guote, gemuotte: huote, leitte: gereite für den freieren reim des 12. jahrh. nehmen. Wolfr. Reinb. und Conr. scheinen jene praet. -eitte, -uotte, -ôtte nur aufeinander zu reimen, vgl. Parc. 57 a 194 b beitte, ar- beitte: bereitte, Wilh. 2, 165 b leitte: bereitte, 50 a tôtte: nôtte, troj. 72 a Georg 38 b wuotte: huotte; desgl. andere -eite, -uote, -ôte nur aufeinander, als Parc. 61 c ge- reite: breite, 75 b gereite: arbeite, Wilh. 2, 187 b bereite (parati): geleite 157 b arbeiten: leiten etc. Für die mei- sten dichter läßt sich -eite, -uote, -ôte, -ûte bewei- sen, Klage 3771. gereite: beite, Iw. 36 c bluoten: ruo- ten, Trist. 44 a Flore 41 a Wigal. 313. guote: behuote, M. S. 1, 45 a muote: wuote Trist. 21 a leiten: bereiten, Kolocz 140. lûte: trûte etc. — ζ ) spuren der s. 874. 4. an- gemerkten gemination, wie es scheint mit vocalkürzung, in wenne, wennet, wennen st. wæne, wænet, wænen M. S. 1, 47 a Bon 35, 49. 42. 56. 69, 55. vermuthlich im praet. wante, wande st. wànte? — η ) den unterschied von lang- silbigen verbis zweiter conj. begründen folgende kenn- zeichen, deren keines an und für sich betrachtet völlig sicher ist: a) transitive bedeutung der wörter erster, in- transitive derjenigen zweiter conj., mit ausnahmen auf beiden seiten. b) umlaut und rückumlaut umlautbarer verba der ersten also im praes. nur e, ü, æ, œ, iu, ue (kein a, u, â, ô, û, uo) im praet. aber a, u, â, ô, û, uo (nicht e, ü. æ, œ, in, ue) mit den ausnahmen α . β . Verba zweiter haben selten uml., nie rückumlaut. II. mittelhochd. zweite schwache conjugation. c) syncopierter vocal im praet. erster, unsyncopierter im praet. zweiter (doch mit vielen ausnahmen). d) ver- gleichung der alth. formen. e) die erste hat häufig den wurzelvocal e und ü, kaum ë und o (weil die ablei- tung ursprüngliches i, u schützte, s. 81. 84.); die zweite kaum e und ü, wohl aber ë und o. Ausnahmsweise, neben ermürden (troj. 184 a ) ermurt, ermorden (meisterg. 19 b ) ermort (klage 65.) alth. farmurdran gl. mons. 404; von würgen scheint das intr. worgen M. S. 1, 84 b 2, 107 b unterschieden. Die meiste unsicherheit besteht also für wörter mit den vocaleu i, î, ê, ei, ie und einzelne, wenige stehen zweifelhaft hier oder dort, z. b. billen. — θ ) im praet. können sich verschiedene verba begegnen z. b. leite von leiten mit leite von legen; bereite von bereiten mit reite von reden; vilte von villen mit bevilte von beviln, miste von missen mit miste von misten; schifte von schiffen mit schifte von schiften u. a. m. Zweite schwache conjugation. in welcher die zweite und dritte alth. zus. fallen: salb-e(-en?) salb-est salb-et salb-e salb-est salb-e salb-en salb-et salb-ent salb-en salb-et salb-en salb-ete salb-etest salb-ete salb-ete salb-eteft salb-ete salb-eten salb-etet salb-eten salb-eten salb-etet salb-eten salb-e, salb-et; salb-en, salb-ende, gesalb-et. 1) kurzsilbige: α ) smaln (vilescere M. S. 2, 243 b ) twaln morari Flore 52 a Karl 16 a ) zaln (loqui Trist. 34 c Wilh. 2, 102 a Flore 2 a ) er-lamen. namen (Mar. 158) schamen. zamen (domare troj. 62 b Georg 26 a ) banen (viam sternere meisterg. 10 b ) manen. enbarn (detegere) harn (clamare Maria 215.) scharn (aciem ordinare) sparn. bewarn. draben. haben (s. anomala) laben. snaben (vacillare) staben (ful- cire) begaten (contingere) saten. gestaten. laden (invitare) baden (ablui) maden (vermibus abundare) gepfaden (cal- lem sternere) schaden. dagen (tacere) behagen. jagen. kla- gen. ragen (prominere) sagen. verschragen (M. S. 1, 126 b ) tagen (lucescere) wagen (moveri) zagen. — β ) hern (va- stare) senen (dolere) reden (loqui). — γ ) spiln (ludere) beviln (nimis esse) ziln. brëmen (vestem fimbria or- nare) schrëmen (ordinare) [beide troj. 22 c 147 c im reim, zweifelhaft ob nicht bremen, schremen nach erster?] lënen (inclinare) gërn (cupere) mërn (miscere Wilh. 2, 61 a ) wërn (concedere, durare) bilben (tremere) lëben, kleben. rëben (delirare, somniare) swëben. strë- II. mittelhochd. zweite schwache conjugation ben. un-siten (male se gerere) bevriden. smiden. bisen (mugire, lascivire troj. 78 a Alexand. 144 b ) pflëgen (pflëgete Mar. 55.) gesigen (vincere) stëgen (Ernst 36 a ). — δ ) boln (jacĕre) doln (pati) holn (arcessere) wonen (habitare) born (forare) loben (laudare) geloben (spon- dere) überoben (antecellere) toben. losen (auscultare) brogen (superbire) zogen (trahere) nôtzogen (violare). 2) langsilbige : α ) kallen. prallen. schallen. wallen (am- bulare) salben. alten (senescere) kalten (frigescere) pflanzen. tanzen. swanzen. danken. kranken (infir- mari) wanken. angen (angere Trist. 129 a ) bangen (vereri) hangen (pendere) langen (desiderare) gerangen (M. S. 2, 75 a immodeste se gerere) sprangen (salire?) harren. ernarren. snarren. starren. erbarmen. arnen (mereri) war- nen. darben. arten. warten (attendere) zarten (blandiri) affen (illudere Wilh. 2, 179 a M. S. 2, 124 a ) kaffen (circum- spicere, Wolfr, kapfen) klaffen (blaterare) saffen (succum capere Wilh. 2, 136 b ) schaffen. stapfen. haften. haƷƷen. laƷƷen (retardare) naƷƷen (madere) vaƷƷen (capere) kratzen. beschatzen (tributarium reddere) rasten. tasten. vasten. krachen. lachen. machen. swachen (debilitari) wachen. ahten. slahten. trahten. — β ) lellen (linguam movere; lellete Herb. 49 b ) gesellen (sociare). — γ ) bil- len (tundere) stillen (sedari) mëlden. vëlden (?troj. 180 b ) minnen. unsinnen (desipere) dingen (convenire) ver- zinsen (censum solvere) irren (irrete, errare, versch. vom häufigen irren, irte, impedire scheint selten, es heißt dafür irre gên, irre varn) gehirmen (quiescere Wilh. 2. 82 b ) gërnen (f. ge-ërnen, metere? Parc. 61 a , vgl. ërne, messis M. S. 2, 192 a. b. 196 a ) lërnen. vërgen (postulare Herb. 29 a ) misten. nisten. vristen (parcere, differre) hischen (singultire) vischen. erhitzen (tepefieri) switzen (sudare) lëcken (lambere) troj. 45 a ) stëcken (figi) zëcken (troj. 115 a ) tihten. — δ ) stollen (fulcire) ervollen (adimplere) troj. 176 c ) verzollen. vergolden (in- aurare, Tit.) tolden (cacuminare) verdolken (interpretari) M. S. 2, 215 b ) spulgen (solere troj. 17 b 160 c ) volgen. erwol- gen (nauseare) erkrummen (meisterg. 48 a ) verstummen. kunden (manifestari M. S. 1, 30 b ) gesunden (sanari) wunden (vulnerare) tunken (tingere) dorren. borgen (mutuari) sorgen. worgen (strangulari) glosten (rigere M. S. 2, 192 b ) kosten (tentare) locken (allicere). — ε ) mâlen (pingere) twâlen (morari Wilh. 2, 177 a M. S. 2. 140 a ) râmen (tendere) ent-ânen (privari) jânen (acquírere M. S. 2, 166 a verjânen, consumere Oberl. II. mittelhochd. zweite schwache conjugation. h. v.) bâren (Nib. 891.) gebâren (gestire) schâren (Wilh. 3, 57 b de capillis dr. se crispantibus) vâren (insidiari) strâfen. zâsen (? M. S. 1, 48 a kol. 98.) râsen (insanire Mor. 64 a ) grâƷen (Wilh. 2, 27 b 180 b Georg 19 b troj. 29 b Herb. 32 d 95 d , M. S. 2, 124 a 137 b , auch im Tit.; ein ursprünglich vom springen und bäumen der pferde geltendes? wort) mâƷen (temperare) sâƷen (? collo- care) swâƷen (? M. S. 2, 218 a ) bâgen (rixari) gâgen (gingrire Parc. 68 a ) lâgen (dolum struere) betrâgen (tae- dere) vrâgen (interr.) wâgen (audere) brâchen (agro quietem dare). — ζ ) heien (fovere, tueri Wilh. 2, 147 a Georg 35 a ) weien (hinnire Karl 125 b ) zweien (sejungere) ergeilen (laetari) sweimen (volare) erbeinen (? M. S. 2, 206 b ) einen (jungere) leinen (acclinare) reinen (mun- dare) ersteinen (in lap. verti) weinen. blêren (balare) êren (honorare) hêren (laudare) mêren (augere) sêren (vulnerare) êwen (semper durare) sêwen (stagnum fieri) kleiden. verleiden (exosum esse) vreiden (? M. S. 2, 132 b ) weiden (pascere) erbeiƷen (descendere) zeigen. erblei- chen. reichen. smeichen. vêhen (odisse) vlêhen (rogare). — η ) hîen (nubere) snîen (ningere) vrîen (liberare) zwîen (frondescere) wîlen (morari) pînen. sich gesînen (? so- ciare, mehrmahls im Tit.) lîren (lyra canere) vîren (otiari) rîfen (maturare) grîsen (senescere) prîsen. spî- sen. wîsen (ducere) gelîchen (aequiparari) gerîchen (praevalere. ditescere troj. 60 a 91 b oder ist noch starke form [oben s. 860.] von schwacher M. S. 2, 205 b zu trennen?) wîhen (dedicare). — θ ) lônen. schônen (parcere) ertôren (insanire) rouben. koufen. schouwen. touwen (rorescere) rôten (rubere Wilh. 2, 193 a ) grôƷen (augeri) klôƷen (Wilh. 2, 16 a ) genôƷen (comparare M. S. 2, 140 a troj. 108 a ) verbôsen. kôsen. lôsen (adu- lari, fallere) — ι ) rûmen (loco cedere) sûmen. schû- men (spumare) brûnen (nigrescere) rûnen (susurrare) mûren (exstruere troj. 124 c ) ersûren. tûren (durare) trûren. klûben (carpere) nûben (titubare, nutare? Tit.) strûben (hortere M. S. 2, 75 b ) hûfen (cumulare, oder hiufen?) lûƷen (latere) mûƷen (mutare) tûƷen (? moe- rere Ben. 120. troj. 121 b ) grûsen (horrere) hûsen (ha- bitare) mûsen (mures capere) sûsen (tinnire) lûschen (auscultare) rûschen (susurrare) brûchen (uti; ?brin- chen, schmiede 1471: entliuchet, oder vielmehr ent- lûchet?) hûchen (halare altd. w. 3, 226. kûchen M. S. 2, 148 a ) strûchen (vacillare). — κ ) dienen. vienen (fal- lere M. S. 2, 145 b Ottoc. und Tit.) smieren (subridere) II. mittelhochd zweite schwache conjugation. zwieren (Ben. 177. M. S. 1, 83 b 86 a 2, 94 a ). — λ ) gruo- nen (virere) erkuonen (audere) kuolen (frigescere). luogen (videre troj. 144 b ). — 3) wo bildungen mit -l, -n, -r, -t, -d, -s, -g im spiel sind, ist auf kürze oder länge der wurzelsilbe zu achten α ) beispiele mit kurzer: zabelen (Parc. 25 b ) rigelen. sigelen. ëbenen. bibenen. rëgenen. sëgenen. scha- tenen (Gudr. 22.) trehenen (Gudr. 3739.) erkoberen. kë- besen (Nib. 3427.) honigen (Trist. 130 a ) schadegen (lae- dere Bon. 55, 67.) erledigen; in bilden st. bileden ist das d zur wurzel gewachsen, bild-en. β ) ungleich häufi- ger langsilbige, z. b. dunkeln. tengeln. zwîveln. wâfen (armare) offen (aperire) vesten (firmare) lastern. sichern. ringern. zimbern. wundern. vordern. ermordern (Georg 42 a ) ent-houpten (f. enthoubeten) impfeten (inserere) entnacten (nudare) [so wenig impfen, ent- nacken, als enthouben] gelîchesen (simulare Barl. 102. 121.) rîchesen (dominari M. S. 2, 198 b rîchsen = rîch- senen Mar. 29. 130.) vermeilegen (contaminare). Anmerkungen: α ) die alte länge der ableitungsvo- cale ô und ê erscheint spurweise theils in tieftonigem u und e des part. praes. (s. 367. und unten) oder i (lô- nist s. 370.) theils in wirklichem ô sowohl für verba der alth. zweiten als dritten conj. Denkmähler des 12ten jahrh. bieten es genug, doch meist im part. praet., seltner im praet. ind., noch seltner im inf., nie im praes. und überhaupt nur in der letzten silbe; Kaiserchr. cod. pal. 361. reimt 72 b dienôn: lôn, sie setzt 69 b kë- besôt, 72 a volgôt, 75 b wandelôt, 77 b manôt, 89 b vorde- rôt, 90 c houbetôt etc. Maria reimt 3. zwîvelôt, 6. scha- tewôt, 9. gebrâchôt, 12. sëgenôt: dorrôt, 13. wunderôt, 16. liuterôt, 24. trûwôt, 32. erwachôt, 34. gedienôt, 39. gemeiligôt, 44. begegenôt, 53. erledigôt etc. lm 13ten jahrh. veraltet solches ô; nur im volksstil. wenn es den reim trägt, bleibt es zuweilen haften: Nib. 4063. ermorderôt, 7011. gewarnôt; klage (Müll.) 774. verwan- delôt; Bit. 90 b entwâpnôt, 97 a versêrôt. 125 b gesenstôt; Morolf 7 b 8 a verwandelôt, Wigam. 18 b gesatelôt; Friged. 28 a zwîvelôt, 29 b gemartelôt; fragm. 21 a gejagôt (oder gejagôt?: got) Nith. 2, 71 a verwandelôt; Reinm. 1, 78 b 82 a verwandelôt. Am auffallendsten bei letzterm; die höfischen dichter meiden es durchaus und wo es außer reim oder in unbeweisendem vorkommt, tragen ab- schreiber die schuld (troj. 174 c 178 b sicher zu lesen: ge- II. mittelhochd. zweite schwache conjugation. samnet, verdamnet). — β ) I . praes . sg . hat das en, n verloren, man sagt: ich beher (spolio) dol (Wigal. 3: wol) lëbe (: gëbe troj. 2 b ) diene (: wiene M. S. 2. 73 a ) versûme (: kûme Ben. 177.) sage (: klage, zage Parc. 46 c Wilh. 2, 84 a ) schouwe (: vrouwe Parc. 53 c ) etc nicht mehr: ich behern, doln, lëben, dienen etc. Ausnahms- weise und selten ist diese pers. dem inf. gleich, zumahl bei niederdeutschen, als En. 24 a bewarn : varn; 49 c lë- ven : gëven; Herb. 5 d rëven : gegëven; Wilh. 3. 23 a schô- nen : bônen; Wigam. 36 b sagen : lëbtagen, wo nicht ein auxiliare zu ergänzen und der inf. herzustellen ist (sicher troj. 64 c sol bewachen). Abschreiber haben der- gleichen en oft eingeschwärzt z. b. Georg 3 b ich getriu- wen, 30 b ich loben, troj. 6 b ich sorgen; selbst bei nach- gesetztem ich sind sie (vielleicht im 12ten jahrh. ?) nicht mehr zu dulden, z. b. loben ich, sagen ich troj. 62 c 130 c st. lobich. sagich; noch weniger, wo sie sich in die erste schwache (ueben ich troj. 2 b , ich nennen Georg 60 a , gelouben ich Friged. 15 b , ich lêren: kêren Herb. 23 c ) oder gar starke (vorhin s. 945.) drängen. — γ ) ( be- handlung des stummen e bei kurzsilbigen ) nach l und r fällt es nothwendig aus: ich zal, zil, hol, spar, gër, bor; praet. zalte, zilte, holte, sparte, gërte, borte; sie gehen wie kurzsilbige erster conj. und zeichnen sich nur durch verschiednen wurzelvoc. aus; wo auch dieser stimmt, wird die gleichheit vollkommen, z. b. hern, her, herte vgl. mit nern, ner, nerte [tadelhafte apocope des tonlosen e von gërte im stumpfen reim gërt : wërt, swërt M. S. 2, 14 b Georg 17 a. b. 57 a ]. Nach m und n bleibt e vor n und nt (manen, manent: wonen, wonent) nicht vor t (mante, wonte) schwankend im auslaut (man. won oder mane, wone). Nach b, d, g darf es überall bleiben: lobe, bade, jage; lobete, badete, jagete, weniger gut lobte, batte, jagte, indem abete, ëbete, ibete, obete etc. ebenso klingend reimen, als abte, ëbte, ibte, obte. Nur bisweilen zwingt der reim zu -tte statt -dete , vgl. troj. 37 a 38 c rette (loquebatur): bette für redete, so läßt sich auch batte f. badete (Nib. 3622. 6148.) smitte l. smidete (Barl.) vertheidigen. Nach t wird im- mer syncopiert, z. b. gestatte (concessit) Karl 64 b satte (satia- vit) nicht gestatete, satete, Herb. 57 c begatte (attigit): watte, im auslautenden part. vereinfacht sich t, vgl gestat Karl 71 a Ernst 32 b gesat klage 3735. vgl. gebat oben s. 947. δ ) ( consouantausfall bei kurzsilbigen) med. b fällt nie aus, d zuweilen im praes. und part. (M. S. 1, 106 a 2, II. mittelhochd. zweite schwache conjugation. 197 a schat f. schadet, doch nicht im reim) das merk- würdigere reist (a. Tit. 116.) reit (Parc. 140 b ) reite, reiten (Nib. 210. 2919.) gereit (Parc. 52 b ) für redest etc. ist kaum durch reime zu beweisen nur Ulr. Trist. 433. 1575. gereit: geseit. Häufigere auflösungen des g in i müßen nach s. 426. beurtheilt werden, Wolfr. Hartm. haben nur verdaget, beha- get, geklaget, verzaget; andere auch verdeit, beheit, bejeit, gekleit, verzeit (im reim M. S. 1, 49 a 2, 244 a Wilh. 3, 327 a Wigal. 289. Ottoc. 479 b 485 a 588 a ) seltner im praes. (Nib. 3985. klage 3721. Müll.) niemahls beteit f. betaget. Alter scheint seit (dicit, dicitis, Maria 77. Wigal. 8. troj. 1 a ) seite (dixit Trist. 30 c 31 a troj. 34 c 37 a ) geseit (dictum Nib. 1. Wigal. 7. Iw. 1 c etc.) nämlich abzulei- ten nicht aus saget, sagete, gesaget (alth. sakêt, sakêta, kisakêt) sondern aus segt, segte, gesegt nach erster conj. (alth. sekit. sekita, kisekit s. 880.) obschon ich kein mittelh. segen, segte nachweisen kann, aber verzegt: gewegt, legt aus troj. 91 c 97 c ; bedenklicher klegte (oben s. 426.). Wolfr. gebraucht allenthalben saget. sagete, ge- saget, nie seit, seite, geseit. — ε ) ( behandlung des ton- losen e bei langsilbigen ) nach der regel (s. 931.) bleibt das tonlose e und sie leidet im praes . keine ausnahme, durchgehends: mâle, mâlest, mâlet; sêre, sêret; diene, dienet; minne, minnet; danke, danket etc. kein mâl, mâlt etc. Dem praet. tritt die silbe -te, -test, -ten, -tet zu, deren e, nach s. 373. stumm ist. Nun könnte, theoretisch angesehn, dieses stumme e dritter das ton- lose e zweiter silbe wieder tieftonig machen und sêrête, minnète, dankête hervorbringen; nirgends aber erschei- nen solche formen, namentlich nie im stumpfen reim auf tete, tëte (fecit) insofern aus dem alten. ê, ô ein tieftoniges e, ë hätte werden mögen (ungefähr wie in heilìgen i aus î). Vielmehr reimen dergl. praet. auf dreierlei weise 1) überklingend in voller gestalt z. b. dankete: krankete, wâgete: bâgete. 2) klingend, mit [nach t zuläßiger] apocope des stummen auslauts, z. b. minnet (dilexit): rinnet (currit), folglich nur in I. III. sg., welche alsdann der III. praes. oder dem part. praet. gleichlauten. 3) klingend, mit syncope des tonlosen e, z. b. êrte st. êrete. Unter diesen drein ist der zweite fall am seltensten, ich wüste ihn nur mit Reinbots erwachet (statt erwachete): gemachet (Georg 19 a ) zu belegen, wel- ches beßer als sein s. 958. angeführtes gërt, ihm aber offenbar analog ist. Außer reim, bei anstoßendem vocalan- laut ereiguen sich dergl. auslaßungen des e häufig. Ich II. mittelhochd. zweite schwache conjugation. weiß nicht, ob ihnen diejenigen zur seite stehn, welche sich bei dem ältern Wernher genng , selbst im reime fin- den? aber ein betonteres ô voraushaben, und vielleicht in die form -ôte zu verbeßern sind, vgl. Mar. 12. dor- rôt: gesëgenôt; 53 erledigôt, 66 redôt: scadôt, 86 wun- derôt (vgl. 77. 181.); unangreifbar scheint 32 erwachôt: nôt. Der ers t e fall ist ohne zweifel zuläßig und häu- figer, als der zweite, greift aber in die mittelh. reim- kunst. Reinklingend wie jagete: klagete sind reime wie bâgete: vrâgete nicht. Es wird darauf ankommen und wohl nach einzelnen dichtern verschieden beurtheilt werden müßen, ob dem überklang eine eigne silbe oder nicht gebührt, d. h. ob sie für dreisilbige (gleitende) oder zweisilbige reime gelten. Manche (Wolfr. Hartm. etc.) enthalten, manche (Gotfr. Rud. etc.) bedienen sich der gleitenden. Trist. 57 b dürfte also minnete: versinnete so gut, als minnende: versinnende gleiten. Den dritten fall thun unleugbare reime dar, z. b. êrte: kêrte Wilh. 2, 21 a Iw. 29 a 36 a 49 c ; mêrte: kêrte Iw. 23 a weinte: meinte, bescheinte Parc. 99 a Wilh. 2, 14 a Iw. 13 c Wigal. 193. Trist. 30 c , starte: warte troj. 57 b , dancten: wancten Wilh 2, 191 b etc. wo êrete, mêrete, weinete, starrete, danketen gekürzt sind. Andere beispiele sind nur schein- bar, wie erhancte: wancte Parc. 108 b ; wirte: irte Wilh. 2, 80 a , da gewancte von wenken (Parc. 112 a ) herrührt, irte vom alth. irran, irta (impedire) nicht von irrôn, irrôta (errare). Iene mêrte, êrte, weinte etc. laßen sich freilich wie die kürzungen langsilbiger praet. erster conj. (s. 952.) nehmen, als einen sieg des -te über den ablei- tungsvocal, ja man kann erwarten, daß die praet. bei- der conjugg. sich auf gleichen fuß zu setzen strebten, da schon früher einzelne wörter zwischen beiden schwankten. Gewis aber, wenn sie sich auch in der mittelh. zeit entwickelten und allmählig stärkten, ist an kein vorwalten dieser richtungen zu denken. Die erste conj. syncopiert nothwendig, die zweite ausnahmsweise; noch hält das gefühl des alth. ô und ê wider in dem tonlosen e und noch sondert der regere rückumlaut die meisten verba erster conj. vernehmlich ab, gesellen würde kein praet. gesalte (wie vellen valte) gestatten, höch- stens geselte für gesellete. Wahrscheinlich zeigte sich die kürzung zuerst nach liq. (êrte, weinte), oder nach vereinfachtem ll, nn, rr (starte, minte, stilte f. starrete, minnete, stillete) parallel dem gestumpften dat. sg bâr, schal, vël st. hâre, schalle, vëlle (s. 669. 680.). Nach II. mittelhochd. zweite schwache conjugation. ng, nk, rg durfte das e nicht fehlen, sonst würden ir- gendwo bancte, lancte, dincte (st. bangete, langete, din- gete) auf hancte (von hengen) wincte reimen; nach nd bin ich zweifelhaft, kein wunte im reim auf kunte und Nib. 8299. beßer zu lesen wundet. Nach -t, -lt, -rt ist die syncope des e (und mit ihm des einen t) nothwendig, z. b. rôten, rôte (Wolfr. rôtte?) arten, arte, warten, warte (:enkarte Wigal. 164.) alten, alte, statt rôtete, artete, wartete, altete, woneben nach zweitem fall rôtet’, wartet’ möglich wäre. Nach b, g, f, h, s mögen einzelne dichter mehr das bleibende oder aus- fallende e begünstigen, nach ll, mm, nn, rr ältere über- haupt die beibehaltung des e und der gem. vorziehen, lieber gesellete, minnete als geselte, minte setzen. — ζ ) ( consonantausfall bei langsilbigen ) hier kommt ledig- lich vor kleit f. kleidet (fragm. 28 b M. S. 2, 48 a ), öfter gekleit f. gekleidet (schon Maria 77, im 13. jahrh. bei den meisten, doch bei Wolfr. und Hartm. nicht.) — η ) ( behandlung der bildungen -l, -n, -r etc. ) kurzsil- bige gehen wie langsilbige einfache, hingegen langsilbige wie kurzsilbige einfache. Erstere behalten im praes. das e nach der bildcnden liq. z. b. rigele, rigelet; së- gene, sëgenet; kobere, koberet; dem praet. scheint ri- gelet’ oder rigelte angemeßen; part. gerigelet, gekobe- ret. Langsilbige werfen das e in praes. und praet. fort, z. b. klingel, klingelt; wunder, wundert; praet. klin- gelte, wunderte (nicht klingelt’, wundert’), part. geklin- gelt, geitert (ulceratus Parc. 116 c ), gîsert (ferro circum- datus Parc. 108 b ); nach denen mit n fällt auch das n der flexion weg z. b. wâpen (armare Parc. 52 c ) hier lau- tet I. sg. und pl. praes. dem inf. gleich: wâpen (armo) wâpen (armamus) III. praes. wâpent, praet. wâpente, oder wâpende (Parc. 139 c 149 b 168 b ) part. praet. gewâpent [ebenso: geoffent, gevestent; unzuläßig sind gewâpnet, geofnet, gevestnet etc.]. Aus gleichem grunde opfern die (seltnen) bildungen mit -t das t der flexion, wodurch I. praes. und praet. zus. fallen, z. b. enthoubeten (de- collare) enthoubete (decollo) enthoubet (decollat, decol- latis st. enthoubetet) enthoubete (decollavi st. enthoube- tete) enthoubetet (decollavistis st. enthoubetetet) enthou- beten (decollaverunt) ebenso impfete (inseruit Trist. 4618. f. impsetete) entnackete (nudavit f. entnacketete). Aus- laßung des e vor dem bildungs-t scheint nicht gerade zu tadeln, vgl. Karl 46 b enthoubten (decollarent): ge- P p p II. anomalien der mittelhochd. conjugation. loubten; Maria 196. houpten (decollare): geloupten und Wigal. 198. 199. 201. entnacten (denudabant). Anomalien mittelhochdeutsche conjugation. 1) esse noch vierstämmig α ) III. praes. sg. ind. ist . — β ) inf. sin ; pl. praes. ind. I. sîn [Maria 124: dîn; sin reimt Karl 11 a : drin (und Stricker setzt nicht drîn, vgl. s. 762, wie der reim drin: sin, animum,: in, Karl 10 b 77 b lehrt); niemahls sint] II. sît [selten sint, vgl. s. 932.] III. sint ; das ganze praes. conj. sî, sîst (sîs Wilh. 2, 39 b Trist. 36 b ) sî pl. sìn, sìt, sîn [selten sîe Flore 31 a 54 a : amîe, Wigam. 42 a 55 b : lendrîe; oder sige, sîge , Reinfr. 16 c sîgen (sint): wîgen (milvi) 20 d sîgen (sitis): vrîgen; Am. 12 c sìgest; öfter im Bon., überall außer reim; troj. 110 b gewis sìst zu lesen]; part. praet. gesìn . — γ ) I. sg. praes. ind. bin , II. bist [ans niederd. streift bis : gewis En 74 c vgl. oben s. 933., wo bîs auch bis sey kann; Herb. hat bist: ist und brist (rumpe) 56 b 91 c ] I. pl. birn nur noch Maria 213. II. birt Mar. 84. außer reim, auf wirt gereimt Parc. 101 b Nib. 6566. Wi- gam. 56 a ; der imp. bis (esto) En. 9607. M. S. 1, 15 b 19 a 2, 233 a 252 b etc. ist verdächtig, da man in allen solchen stellen das richtigere wis lesen kann. — δ ) inf. wësen ; imp. wis ; praet. was, wære, was , pl. wâren, wâret, wâren [ wân s. 943.]; das praes. wise (existo) selten, bloß in Ulrichs Wilh. 3.: rise, genise, c. cass. 14 b 20 b etc. Über die concurrenz von wësen und sîn, gewësen und gesîn in der syntax; für die unterschei- dung der mundarten dient z. b., daß Wolfr. zwar die inf. sîn, gesîn und wësen, nie aber das part. ge- sìn, sondern nur gewësen braucht. Rudolf zieht das part. gesîn vor neben gewësen etc. 2) α ) muoƷ , muost, muoƷ; pl. mueƷen (: grueƷen Ben. 204.) mueƷet, mueƷen; praet. muoste , muostest, muo- ste; pl. muosten; conj. praes. mueƷe, praet. mueste pl. muesten (troj. 172 a ) [neben muoste, mueste in gu- ten, alten hss. häufig muose, muese , doch nicht im reim, wohl aber muosten: buosten Parc. 33 b mueste: wueste troj. 4 a 13 a etc.]. — β ) weiƷ , weist, weiƷ; pl. wiƷƷen; das praet. schwankt zwischen sechserlei for- men: wësse, wisse, wesse, wëste, wiste, weste. In den Nib. liest G. meistens wësse, wo EM. weste, EL. wiste schreiben, der reim kann in diesem gedicht nieht vorkommen, aber auch sonst reimt das wort ziem- II. anomalien der mittelhochd. conjugation. lich selten z. b. im ganzen Parc. niemahls. Ich finde wësse , wëssen Maria 210. Wilh. 2, 175 b Wigal. 135; wissen nur Flore 42 b ; wësten troj. 152 c ; wiste , wisten Wilh. 2, 49 a klage 97. 2032. Trist. 14 c 26 a 56 a 62 b Flore 49 b troj. 55 a ; wesse , wessen (: hesse, hessen) Orl. mihi 2256. misc. 2, 155. und im Tit.; weste , westen Maria 89. Herb. 51 c Iw. 13 a. b. 25 a Karl 64 a Trist. 36 a 55 c 132 a Bit. 60 b ; die formen mit e, welches hier nicht organisch seyn kann, sind die schlechtesten, woste ha- ben nur ungenaue hss. außer reim (z. b. Herb. 54 d ). Ohne die mundarten rein zu scheiden, scheint wësle Wolfr. und Wirnt, wiste Gotfr., waste Hartm. zumeist gerecht. Praes. conj. wiƷƷe, pl. wiƷƷen; praet. ganz wie der ind. und es läßt sich nicht etwa wësse dem conj., wëste dem ind. zulegen. Das part. praet. ist theils stark: gewiƷƷen Barl. 191, 11. Nib. 5724. 6936. gewëƷƷen Bit. 66 a ; theils schwach: gewist Trist. 32 a M. S. 2, 67 b gewëst Nib. 6977. M. S. 1, 103 a ; gewust Nib. 6977 EL. verdächtig. — γ ) touc , tôht (?) touc; pl. tügen; praet. tohte (nicht tôhte); conj. praes. tüge; praet. töhte. — δ ) mac , maht (bei Wolfr. und Hartm. nicht im reim) mac; pl. mügen troj. 14 a tadelhaft III. pl. mugent (Flore 1 b meisterg. 21 a 37 a 42 a ); praet. mohte bei den meisten, bei einigen (nicht Wolfr.) zuweilen mahte (Mar. 60. 61. 63. 64 etc. Wigal. 77. Trist. 6 b 115 a ); conj. praes. müge (troj. 15 a etc.) pl. mügen, seltner mege , megen (Parc. 161 b 187 b 176 b Wilh. 2, 111 b Ulr. Trist. 764.) praet. möhte und bei denen, welche im ind. mahte setzen, zuweilen mehte (Trist. 11 a Flore 6 a 13 c 29 b ); die kürzung mun (? mûn) f. mügen M. S. 1, 28 b ist nicht reinmittelh. — ε ) sol , solt, sol; pl. süln, sült, süln; praet. solte; conj. sül, sült, sül; pl. süln; praet. solte (kein sölte erweislich); für sol, solt haben nie- derd. noch sal (:al En. 78 b 79 c ,: fal, smal Herb. 36 c 43 d ) salt (: gewalt Herb. 25 a ) und für süln, sült, süln schweizer sun , sunt, sun (? sûn) vgl. M. S. 1, 83 b und Boner. — ζ ) gan , ganst (Parc. 155 b , gans 127 c ) gan; pl. günnen; praet. gunde , mit o schrei- ben alte hss. z. b. Nib. G. (5610. 6799. 8470), da in- zwischen die formen gonde, erbonde, konde nur aufeinander reimen würden, das häufige kunde aber oft auf munde, stunde, runde etc. reimen muß, so haben diese praet. reinmittelh. lieber u; gonste f. gon- de habe ich nie gefunden; — conj. praes. günne, günnest etc. praet. gunde (Parc. 17 a ) oder umlautend P p p 2 II. anomalien der mittelhochd. conjugation. günde. — η ) erban (invideo) geht wie das vorige. — θ ) kan (possum) desgleichen. — ι ) beginnen (incipere) geht regelmäßig stark, praet. began (Nib. 216.) be- günne (nicht beganst) began; von der anomalie ist nur das praet. begunde , begonde vorhanden, conj. be- gunde oder begünde (M. S. 1, 30 a ). — κ ) tar , tarst (Flore 29 a ) tar; pl. türren (Wilh. 2, 175 b torren); praet. torste; conj. praes. türre , praet. törste (türste, vgl. oben s. 338. note). — λ ) darf , darft (a. Tit. 61. troj. 2303.) darf; pl. dürfen; praet. dorfte; conj. praes. dürfe , praet. dörfte . — Anmerkungen zur zweiten anomalie: a) infinitive dieser anomala sind aus syn- tactischen gründen selten, lauten aber: mueƷen, wiƷ- Ʒen (M. S. 2, 218 b ) tügen, mügen (oder megen) süln, günnen, erbünnen, künnen (M. S. 2, 218 b ) türren, dürfen. b) misbräuchlichen umlaut zeigen inf. und pl. praes. ind. wodurch letzterer mit dem pl. conj. zus. trifft; oder läßt sich ein ind. muoƷen, tugen, mu- gen, suln, gunnen, kunnen, turren, durfen verschie- den vom conj. mueƷen etc. darthun? für turren sprä- che etwa das beigebrachte torren, weniger für muo- Ʒen der reim auf muoƷen (meisterg. 43 b ) in einem gedicht, das sich rat: rât erlaubt. Zwar gunnen und kunnen, seltner mugen, tugen sind unleugbar, aber darum vorhanden, weil sie oft den umlaut nicht an- nehmen (s. 337.) d. h. alsdann gebührt auch dem conj. unumlautendes u. — c) praet. conj., sonst in schwa- cher form keines umlauts fähig (s. 952.) besitzt ihn hier gerade, [weil ihn hier gar kein ableitungsvoc. und kein nachgefühl desselben stört? es heißt schamte (erubesceret) brante (combureret) nicht schemte, brente, wie es goth. skamáidêdi, brannidêdi hieß; hingegen mueste schon goth. mûstêdi f. mûtidêdi] doch schwankt er bei den o -formen, nämlich weder von gonde, konde läßt sich ein conj. gönde, könde, noch von solte ein sölte nachweisen, ja neben den nachweislichen conj. möhte, töhte, törste, dörfte scheint bisweilen mohte etc. richtig. — 3) wellen (Trist. 943. 9826.) I. wil (Nib. 3795. 8053. troj. 15 c ) II. wil (Nib. 2801. 4622. Wigal. 375. M. S. 1, 107 c ) wilt (Parc. 73 b Wilh. 2, 88 a ) III. wil (Nib. 9182. Trist. 71 c troj. 11 c 75 c ); daneben I. welle , II. wellest , III. welle; pl. I. wellen , II. wellet (troj. 25 b ) III. wellent (Parc. 1970. troj. 51 c ) wellen (Parc. 171 c ) seltner I. weln II. welt (Nib. 5082. 9035. Wilh. 2, 24 b fragm. 17 b ) II. anomalien der mittelhochd. conjugation. III. weln (Barl. 166, 36.); imp. welle (Trist. 9826.) Das unorg. e statt ë beweisen die reime geselle Parc. 174 a Wilh. 2, 153 b vellest Parc. 64 a gevellet Parc. 92 b 155 c gesellen 171 c helt, verselt; nur Ernst 24 a richti- ger wëllen:snëllen. Nirgends wollen, wollet, wol- lent im reim, noch in reinmittelh. quellen außer reim. Dagegen das praet. überall wolte (nie wëlte, welte) conj. wolte (nicht wölte, warum nicht?) lautet. — Indicative formen sind lediglich II. sg. wilt (vielleicht auch II. wil, alth. wili) und III. pl. wellent; alle übri- gen conjunctivisch, namentlich I. wil III. wil aus dem alth. wili, wili zu leiten. — 4) tuon; praes. ind. I. tuon II. tuost III. tuot (auffallend deit : steit, leit Morolf 52 b 55 b vgl, geit, steit oben s. 944.); pl. I. tuon II. tuot III. tuont; conj. tuo, tuost, tuo; pl. tuon, tuot, tuon , nicht tue, tuest etc., umlaut wird in der erweiterten form tuege , tuegest oder tueje , tuejest möglich, (Amur 1061. 1424. 2293. 2495. M. S. 2, 107 b 197 a ) im reim Flore 15 b Ulr. Trist. 469. 1644. — Im praet. sg. ist I, zumahl III. höchst schwankend und vor allem merkwürdig, daß Wolfr. (im Parc. und Wilh. 2.) die Nibel., Walter und Reinmar d. a. sich beider so nahe liegender personen gänzlich für den reim enthalten. Auch I. stehet selten gereimt, lautet aber tëte , Iw. 23 c 35 b Trist. 35 b Barl. 333. desgl. M. S. 1, 162 a 2, 21 a Wigal. 14. 179. 200.; nirgends tët, tete, auch bei solchen nicht, die sich letztere formen in III. erlauben. Häufiger reimt III. und lautet 1) tëte bei Hartm. Flore, dëde bei Veld. 2) bald tëte , bald tët bei Rud. Wirnt, Stricker. 3) tete bei Reinb. und Conr. v. W. 4) meistens tete , seltner tëte bei Gotfr., auch Wirnt läßt 200 tete : stete (doch 67. bëte:stete) zu. Ächte, dem alth. tëta gemäße form war unstrei- tig tëte für I. und III, welche [analog dem wesse, weste st. wësse, wëste] die aussprache in tete ver- derbte. Das nach dem t bleibende oder wegfallende stumme e in tëte, tët ist nach einzelnen dichtern zu bestimmen, tet für tete niemahls anzunehmen. Wie muß außer dem reim bei Wolfr., in den Nib. etc. ge- schrieben werden? wahrscheinlich tët, apocope des e scheint diesen dichtern geläufig, sie wagten sie aber noch nicht gegen Veld. und Hartm. autorität in den reim aufzunehmen; auffallend meidet auch Conr. in der schmiede sein tete zu reimen, das er im troj. kr. und dem schwanr. mehrmahls anbringt; war er frü- II. anomalien der mittelhochd. conjugation. her unschlüßig? und achtete er das tëte der älteren meister, welches doch seiner mundart widerstand? — Die übrigen formen des praet. lauten ohne zu schwan- ken II. sg. tœte (nicht tâtest, schon alth. tâti); pl. I. tâten , II. tâtet , III. tâten; praet. conj. tœte, tœtest, tœte; pl. tœten, tœtet, tœten; Veld. gibt (nach s. 458) dem conj. keinen umlaut dâde (En. 6 a 21 a ) st. tæte. Tadeluswerth tët für tæte Ernst 15 a 37 a , 56 b altd. w. 2, 140. Part. praet. getân (tân nur Boner). 5) haben behält unverkürzte formen in der bedeutung te- nere, nach zweiter schwacher, praes. habe, habest, habet; praet. habete (Parc. 59 b Mar. 62.) oder habte. Das anxi- liare hingegen wird gewöhnlich syncopiert, im praet. durchgängig. Praes. ind. bei den ältern duldet noch den pl. haben, habet oder habt, habent neben hân, hât, hânt (Hartm. und Wolfr. meiden noch hânt im reim, nicht aber hân und hât); der sg. lautet überall: hân, hâst, hât [nicht mehr habe oder haben, habest, ha- bet, auch kein hebet, hebt analog dem alth. hebit s. 880; hest für hâst a. Heinr. 497. Bon. 83, 45. het f. hât Wigal. 850. 10574. gebühren den copisten; heit f. hât reimt nur Ulr. Trist. 35. 127: breit, streit]. Praes. conj. unverkürzt: habe , habest, habe; haben , habet, haben; Herborts hâ (habeam): dâ, ja (23 d 36 c ) ist nn- rein und Bon. 15, 11. hein (habeamus f. heigen? oder habemus f. hân?): klein gehört noch weniger hier- her. — Die zus. ziehung des praet. zeigt sich sehr ver- schieden; α ) beste und älteste form ind. I. hâte (ent- sprungen aus alth. hapta s. 880. oder contrahiertem habete) II. hâtest [hâtôst Barl. 9. 46. rührt vom abschrei- ber; merkwürdiger hœte Karl 116 a nach irriger analo- gie von tæte] III. hâte ; pl. hâten ; conj. umlautend (nach analogie zweiter anom.) hœte , hætest etc. bei Hartm. (a. Heinr. 207 b ) Walter 101 a Flecke, Stricker (Karl 3 b ). β ) für ind. und conj. brauchen hœte , pl. hœten etc. Wolfr. (a. Tit. 19.) vf. der klage, Gotfr. und Conr. (schmiede 252. 262. schwanr. 55. 80. 93.) γ ) hête, hêten gleichfalls für ind. und conj. Reinb.; hête bloß für den conj. Wolfr. (Parc. 126 a ); heite : entseite bei Ulr. (Trist. 2321.) bezweifle und ändere ich in hête: sête (vgl. oben s. 947.). δ ) hiete, hieten für den conj. Gudr. 53 a Bit. 77 a . Alle von α-δ angegebnen formen sind klingend, tadel- hafter die folgenden stumpfen: ε ) hëte für ind. und conj. Conr. (troj. und schwanr. 68. 74.) Frib. Lohengr. Ernst; ohne stummes e hët nur in dritter pers. (troj. 75 c 95 b II. anomalien der mittelhochd. conjugation. 149 a ) in erster stets hëte; der pl. hëten selten (Ernst 32 b Lohengr. 75). ζ ) hêt für III. sg. Wirnt häufig, Lohengr. Turl. η ) hiet für III. sg. Lohengr. 19. Ottoc. 472 a 559 b 613 a 616 a etc; außer dem reim Wigal. 2453. 3411. θ ) hat für den ind. Flore 2930. Ernst 27 a 28 a Kolocz 168. 319. — Nähere angaben liefert Lachm. ausw. IX. X; man sieht, daß die besten dichter schwanken, z. b. Wolfr. bald hæte, bald hête, Conr. neben hæte auch hëte und hët gebraucht; einzelne, wie Hartm. Gotfr. Stricker bleiben sich gleich. Wirkte das praet. von tuon auf die behandlung des von haben ein (wie sich denn tâten und hâten, tæten und hæten begeg- nen) so wird es verwundern, daß fecit und habuit nie auf einander reimen. Ein beweis, wie lange die sprache ursprüngliche formverschiedenheit nachfühlte und beide wörter auseinander hielt, tët und hët zei- gen sich, aber nicht bei denselben dichtern; Conrad konnte sein tete nicht mit hëte, Hartm. tëte nicht mit hâte binden! Wirnt hätte etwa tëte: hëte wa- gen dürfen, wenn man ihm ausnahmsweise hëte (Wi- gal. 7715: machmëte?) nachgeben will. — Bei einem der rede so geläufigen worte ist es aber einleuchtend nothwendig, den gebrauch im reim (und einschnitt) von dem freiern außer dem reim zu unterscheiden. Schon die früheren dichter, welche noch nicht wa- gen, hët, hëte, hëten stumpf zu reimen, verschmä- hen diese formen mitten im verse durchaus nicht, ja sie waren ihnen bereits die üblichsten, daß gerade darum die klingenden hâte, hæte, hête so selten ge- reimt werden. Hartm. reimt im ganzen Iw. kein hâte und nur einmahl 30 b hæte, Rudolf im ganzen Barl. kein hâte; ohne zweifel kommen in diesen gedichten unzählige hët und hëte, untermischt mit einzelnen hâte, hæte vor, welche nach guten hss., mehr nach dem metrum zu bestimmen sind. Auch in den Nib. wird dem stumpfen reime hët, hëte ausgewichen, der einschnitt gewährt hête (171. 391 etc.), wenigstens nach den hss., denn an sich wäre hæte gleich zuläßig. Außer dem einschnitt kommen genug hët, hëte vor, hëten (Lachm. rec. 195.) deutlich 40. 8178. Wirnt versuchte zuerst ein stumpfreimiges hêt durch abschnei- dung des tonlosen e zu gewinnen, Conrad, indem er die kurzen formen reimte, griff beßer durch. Man wird jedoch in der mitte des verses jedem dichter außer den kurzen nur solche lange formen zugeben II. anomalien der mittelhochd. conjugation. dürfen, die er durch den reim bewährt, z. b. Hartm. kein hête und Wolfr. kein hâte. 6) gân und stân s. 944. 945. 7) schwache verba mit langem voc. vor w, j und h laßen s ich reinlicher sondern, als im alth., müßen aber ob- gleich nicht eigentlich anomal, ihrer kürzungen und umlaute wegen hier erörtert werden. α ) mit w; neu- tra oder intrans. zweiter conj. leiden weder syncope noch umlaut: grâwen, grâwete; êwen, êwete; sêwen, sêwete; schouwen, schouwete; touwen (rorescere); trouwen, trouwete neben trûwen, trûwete; zouwen (procedere, festinare klage 3031. En. 11 a ; vgl. alth. zawên oben s. 879.); ruowen, ruowete (Wigal. 153, Nib. 182.), zuweilen der inf. ruon (oben s. 405.) nicht das praet. ruote; ein neutr. bûwen, bûwete oder bou- wen, bouwete muß näher geprüft werden, gewöhn- licher scheint biuwen, wie sich auch triuwen für trû- wen findet; snîwen (ningere) snîwete wäre denkbar (Gudr. 4876. sneibte f. snîte?) die mittelh. sprache zieht snîen, snîte (Wilh. 2, 94 b ) gesnît (Parc. 108 a ) vor (M. S. 1, 28 b klingend besnîget). Transitiva erster conj. lauten um und syncopieren: bediewen, bediete, bediet (s. 405.); kein hîwen noch hîen, hîte aufzu- weisen, aber gehît (oben s. 345. Maria 76.); schrîte (clamavit livl. chr. 69 a ) geschrît (Parc. 55 c ); dröuwen (minari) dröute, gedröut, zuweilen drôn, drôt (mina- tur Frig. 8 b ) kaum drôte, aber gedrôt (a. Heinr. 205 a ); stöuwen, stöute (Wilh. 2, 100 b ) ströuwen (spargere) ströute; töuwen (mori) töute; vröuwen (laetificare) vröute; bezöuwen (parare im Tit.; vgl. goth. taujan) bezöute (?); biuwen (colere, aedificare) biute; erniu- wen (renovare) erniute (Ernst 21 b ). Näher auszumit- teln, ob neben dem umlaut zuweilen das praet. rück- umlaute, droute, stroute, bûte (vgl. a. Heinr. 199 a )? Syncope des praes. kommt vor, z. b. vröun:töun (Parc. 61 a ) schwerlich biun f. biuwen. — β ) mit j : blæjen, dræjen, kræjen, mæjen, sæjen, schræjen, wæ- jen; bluejen, bruejen, gluejen, luejen, muejen, nue- jen, ruejen (vgl. oben s. 435. 436.) lauter neutra, doch alle nach zweiter conj. mit gekürztem praet. bald mit umlaut [wæte Parc. 37 b Wilh. 2, 100 b kræte Parc. 46 c schræte Trist. 50 b Herb. 57 a 44 b 60 d næte Trist. 21 a sæte:stæte Wilh. 3, 405 b ; bluete troj. 24 b Wigal. 424. gluete Barl. 297.] bald rückumlaut [drâte M. S. 1, 28 b II. anomalien der mittelhochd. conjugation. wâte Flore 16 b 25 b troj. 175 b 180 b am. 7 a sprâte Reinfr. 166 a nâten Wilh. 2, 88 b muoten:luoten Barl. 375. ruo- ten:muoten Reinfr. 211 a ]. Der conj. ist in beiden fällen dem ind. gleich und lautet entw. blæte oder blâte; inf. und praes. können auch gekürzt werden, gewöhnlich mit umlaut blæn, dræn, mæn, sæn; blæt, wæt; blænt, wænt (Parc. 53 b 39 a Wilh. 2, 13 a 68 b Wilh. 1, 98 a Trist. 58 c 88 c ) bluen, muen (M. S. 2, 109 a Georg 57 a ) seltner rückumlautend (wât:gât Georg 38 a muon:tuon Wilh. 3, 163 b ); das part. praet. lautet meistens um (genæt, gedræt, gewæt Parc. 4 b 39 a 54 b erbluet Wilh. 2, 160 a ). Verwerflich ist die schreibung bleien, weien oder seigen, meigen, neigen (M. S. 2, 13 a troj. 10 b 19 b 116 a ) d. h. nie auf ächte ei in zweien, heien, zeigen, veigen reimend. — γ ) schwache verba mit h nach langem wurzelvoc. (beispiele s. 438.) stoßen das h nicht im praet. aus, vgl. smæhete:wæ- hete Wilh. 2, 3 a , dræhete (fragravit) bæhete (torruit) schiuhete etc. inf. und praes. laßen manchmahl die kürzung zu, z. b. versmân M. S. 1, 49 b bæn:dræn (torquere Parc. 101 c ). — δ ) mischungen: schiuwen f. schiuhen oben s. 404; Heinr. r. mîsen reimt 1228. 1457. ziuhet:muehet f. muejet; sprêwete, wêwete f. sprête, wête = spræte, wæte bei Herb. 15 a 107 a ; dieser dich- ter setzt 110 d ruejeten (remigabant) 105 a das part. ge- ruoret (s. 435. note) M. S. 2, 150 b steht ruodern. — 8) schwache verba mit der bildung -ew stoßen das e nach l, r und kurzem voc. nothwendig aus, als: sel- wen. velwen, gerwen, verwen; nach t darf es blei- ben oder ausfallen, z. b. verwitewen, verwitwen Nib. 8860. Praet. salte, valte, garte, varte; für garte häu- fige belege, die andern sind mir nicht vorgekommen, aber kaum zu bezweifeln; verwitwen macht verwit- wete, schwerlich verwitte [schatte f. schatete ist hin- kende vergleichung, seit es nicht mehr schatewen sondern schaten heißt]. 9) bringen, brâhte , brâhten; conj. bræhte, bræhten; part. brâht (nicht gebrâht); denken, dâhte , dâhten; dæhte; gedâht; dunken (:trunken troj. 74 b ) dûhte , dûhten; diuhte; gedûht; würken (beßer als wirken, im reim nur auf lürken in der schmiede) worhte , worhten; wörhte; geworht; vürhten, vorhte (goth. faúrhta, alth. vorahta) vorhten; vörhte; gevorht. Der conj. umlaut entspricht der zweiten anom. II. mittelniederl. slarke conjugation. 10) vrâgen geht regelmäßig schwach nach zweiter, praet. vrâgete , vrâgte; spur anderer formen ist im subst. vrëge (nicht vrâge): wëge Flore 27 a [vgl. 17 a 22 c vrâge] in Herb. frëget (rogatis) gefrëget (rogatum) 52 d 114 d aber außer reim, endlich in dem bei Ottoc. häufigen freit (rogat. rogatis) im reim z. b. 479 b 485 a 501 b 511 b 548 b etc. was nach der analogie treit an das neuh. fragen, frûg gemahnt; aber nirgend ein mittelh. vruoc. Mittelniederländisches verbum. praes. ind. -e -es -et pl. -en -et -en conj. -e -es -e -en -et -en 1) praes. starker und schwacher conj. fließen in diesem paradigma zusammen und nur das praet. scheidet beide. 2) ind. und conj. gleichen sich. bis auf die abweichung der III. sg., völlig. 3) die mittelh. regeln vom tonlo- sen und stummen e sind hier unanwendbar; apocope gilt (anlehnungen abgerechnet) niemahls, der wurzelvoc. sey lang oder kurz, es heißt nëme (sumo) tëre (consu- mo) wie vriese (gelo); eben so wenig syncope vor dem -n, es heißt tëren, nicht tërn, selten vor dem -s. Nur vor dem -t darf das e wegfallen, aber auch blei- ben, man findet têrt neben tëret, spaert neben sparet, ghêft neben ghëvet. 4) durch inclination wird das -t zuweilen in d gewandelt, als hêfdi statt hevet hie, drîfdi st. drîvet ghi. Mittelniederländische starke conjugation. praet. ind. I. III. sg. gibt die bloße abgelautete wurzel, ohne flexion; pl. praet. ind. und das ganze praet. conj. flectieren wie das praes. -en, -et, -en; -e, -es, -e; -en, -et, -en; merkwürdig aber geht II. sg. ind. nicht auf -e, sondern zus. fallend mit dem conj., auf -es aus, belege: saghes (vidisti) scrëves (scripsisti) Maerl. 2, 130. groeves (fodisti) Rein. 351. — Einzelne conjugationen: I. valle (cado) vël (:wël Maerl. 3, 229.) vëllen (:ghesëllen 1, 52. 2, 78.) vallen [viel 3, 223. 225, vielen 1, 285. viele:siele Rein. 338.]; houde (teneo) hëlt (:tëlt, ghewëlt 1, 141, 149, znweilen hilt: ghewilt 3, 43.) hilden, houden; andere wie soute (sale condio) sëlt oder silt, silten, souten kann ich nicht belegen; part. ghevouden Huyd. op St. 2, 576.; banne (in- II. mittelniederl. starke conjugation. terdico) bën (?) binnen (?) bannen (1, 203. 222. 255.); ganghe (3, 347.) ghinc, ghinghen, ganghen; hanghe, hinc, hinghen, hanghen (1, 54.); vanghe, vinc, vinghen, vanghen [für ganghen, vanghen gewöhnli- cher: gaen, vaen, vgl. Stoke 3, 35.] — Unorganische übergänge aus siebenter conj. hierher sind: stape (gra- dior) stiep (Stoke 2, 82.) hëffe (tollo) hief (Maerl. 1, 81. 83. 360.) hieven, hëven; besëffe (intelligo) befief (3, 247.) besieven, besëven (1, 217.) wasse (cresco) wies (1, 16, 66. 2, 124.) wake (vigilo) wiec (2, 210. 226. 3, 134.) vermuthlich bake, part. baken (3, 344.). — II. hête, hiet, hieten, hêten; scêde, sciet, scieden, scê- den; vrêsche, vriesch, vrieschen, vrêschen (Stoke 1, 265). — III. lôpe, liep, liepen, lôpen; roepe, riep, rìepen, roe- pen; houwe, hieu, hiewen, houwen; stôte, stiet, stie- ten, stôten. — IV. slape, sliep, sliepen, slapen; late, liet, lieten, laten [keine kürzung des laten in laen]; verwate (maledico) verwiet (1, 13.) verwieten, verwaten (1, 61.); rade, riet, rieden, raden; blase, blies, bliesen, blasen. — VII. male, moel (3, 195.) moelen, malen; vare, voer, voeren, varen; scape, scoep, scoepen, (Stoke 2, 459. mit der var. sciepen, vgl. stape conj. I.) scepen (Maerl. 1, 204.); grave, groef, groeven, graven; ebenso scave; lade, loet (3, 23.) loeden, laden; wade (transeo) woet, woeden (Stoke 3, 126. 127.) waten; draghe, droech, droeghen, dreghen (1, 453. Rein. 301.) dwaghe (abluo) dwoech, dwoeghen, dweghen (2, 184.) slaghe, sloech, sloeghen, sleghen (1, 452.) ghewaghe (memoro) ghe- woech, ghewoeghen (3, 247.); lache, loech (1, 80, 106.) l o echen, lachen (?); standen (üblicher staen Stoke 3, 35.) macht bald stoct (1, 207. 2, 388. Rein. 302.) bald stont (2, 297.) pl. stonden, standen (oder staen) swëre (juro) hat im praet. swoer (Rein. 312.) im part. nach XI. ghesworen (Rein. 328. 346.). VIII. dwîne (pereo 1, 74.) dwên, dwënen, dwënen; scîne, scên, scënen, scënen; grîpe, grêp, grëpen, grë- pen; nîpe (vellico) nêp, nëpen, nëpen (Rein. 281.) blîve, blêf, blëven, blëven; drîve, drêf, drëven, drë- ven; clîve (scando 1, 461.) scrîve, scrêf, scrëven, scrë- ven; wrîwe (frico) wrêf (1, 435.) wrëven (2, 214.) wrëven; rîte (disrumpo) rêt, rëten, rëten; smîte, smêt, smëten, smëten (3, 33.); splîte (findo) splêt, fplëten, splëten; ontbîde (exspecto Stoke 1, 488.) ont- II. mittelniederl. starke conjugation. bêt (2, 112.); lîde (transeo) lêt (2, 223. 3, 233.) lëden, lëden (3, 162.); mîde; rîde (equito) rêt, rëden, rëden; snîde; strîde (pugno) strêt (1, 9. 358.) strëden, strëden; verrîse (surgo) verrês (2, 7.) verrësen, verrësen (2, 162.) crîsche (vocifero) crêsch (1, 334.) crëschen, crëschen; strîke, strêc, strëken, strëken (1, 181.); swîke, swêc, (Stoke 3, 45.) swëken, swëken; wîke (recedo); ghelîke (similis sum); nîghe, nêch, nëghen (1, 73.) nëghen (1, 290.); swîghe (taceo) swêch, swëghen, swëghen; tîghe (? tîe, arguo) têch (1, 308, 435.) tëghen (Rein. 348. 370.) — IX. drûpe (stillo) drôp, dropen, dropen; crûpe (repo) crôp (2, 106.) cropen (1, 424.) cropen; slûpe, slôp (1, 276. 452.) slopen, slopen (1, 210.) sûpe, sôp, so- pen, sopen; scûve. scôf, scoven (1, 285.) scoven; scrûve (torqueo) scrôf, scroven, scroven (3, 40.); stûve (Stoke 2, 419.) stôf (1, 444. Rein. 286.) stoven, stoven; giete, gôt, goten, goten; verdriete, verdrôt, verdro- ten, verdroten; vercriete (expello?) vercrôt (1, 426,); sciete, scôt (1, 264.) scoten, scoten; vliete (fluo) vlôt; biede, bôt, boden, boden; verliese, verlôs, verloren, verloren; kiese, cos, coren, coren; vriese (gelo) vrôs, vroren, vroren (1, 419. wofür aber 1, 394. vorsen); lûke (claudo) lôc (2, 214.) loken (2, 187.) loken (1, 5.); rûke (exhalo) rôc; bûghe (flector) bôch, bog- hen, boghen; bedrieghe (decipio); lieghe (mentior) lôch (2, 78.) loghen, loghen; sûghe (sugo) sôch (3, 78.) soghen, soghen; vlieghe (volo 2, 468.) vlôch, vloghen, vloghen; vlie (fugio) vlô, vloen, vloen (3, 339.) und aus X. hierher übergehend plien (solere) pliet (solet) part. gheploghen (1, 265. ploen (Maerl. 3, 339.) blûwe, brûwe (1, 160.) rûwe werden lieber geschrieben blouwe, rouwe und machen das praet. blau (1, 174.) brau, rau (3, 28.) part. blouwen (Rein. 321.) brouwen (Rein. 338.) rou- wen. — X. ghëve, gaf, gaven, ghëven; clëve (haereo) claf (2, 219. außer reim) claven, clëven; wëve, waf (2, 52.) waven, wëven; ëte, at, aten, ëten; verghëte; mëte, mat, ma- ten, mëten; sitte, sat [3, 73, aber 3, 39. sët:mët vielleicht sat:mat zu beßern?] saten. sëten; bidde, bat, baden, bëden; tërde (calco f. trëde) tart (Rein. 291. Maerl. 1, 242. 392. 2, 244.) [pl. tarden. part. ghetër- den finde ich auch nicht; wohl aber inf. tërden Rein. 358., nicht tarden, wie Huyd. z. St. 1, 525. schreibt]; lëse, las, lasen, lësen; ghenëse, ghenas, ghenasen, ghe- II. mittlniederl. starke conjugation. nësen; wëse, was, waren, wësen; brëken, sprëken, trëken, wrëken gehen in XI. über, merkwürdig bleibt aber stëken in X, sowohl das einf. steke (trudo) stak (1, 11, 266.) staken (1, 143. 3, 4.) part. stëken (1, 323. 466. 2, 176. Rein. 370. 372.) als das comp. ontstëke (incendo) ontstak (1, 222. 322.) ontstaken, ontstëken (1, 286. 2, 160.); ligghe (jaceo) [III. sg. häufig lëghet 2, 365. 428. Stoke 1, 38. Rein. 348.] lach, laghen, lëghen; plëghe (soleo) III. plëghet (1, 243. 2, 428. 475.) plach, plaghen (Stoke 3, 297.) plëghen [daneben häufig den inf. plien 2, 285. 398. III. pliet 1, 243. 2, 90. 399. 475, part. ghe- ploen, nach verführender analogie von vlien, vliet, ghevloen; doch nie das praet. ploen, vielmehr immer plach, plaghen]; wëghe, wach (Stoke 2, 21.) waghen, wëghen; sien (videre 2, 355.) sie (video) siet (videt 1, 332.) sach (vidi, Rein. 312.) pl. saghen, part. ghesien (1, 99. Rein. 362.); ghescien (accidere) geht schwach, praet. ghesciede). — XI. hële, hal, halen, holen; ebenso bevële; stële; nëme, nam, namen, nomen, zuweilen im inf. nomen f. në- men (1, 110.) analog dem comen, come, quam, qua- men, comen; stëne (gemo) ich finde nur zweimahl das praet. stan (2, 242. Rein. 301.) nicht stanen, noch part. stonen; bëre, bar, baren, boren; beghëre (appeto) begar, begaren (2, 80. 3, 76.) begoren [nur der pl. praet. belegbar]; scëre, scar, scaren, scoren; tëre, tar, taren, toren; brëke, brac, braken, broken (2, 19. Rein. 347.); sprëke, sprac, spraken, sproken (1, 133.); trëke, trac, traken (1, 310. Rein. 300.) troken (1, 453.); wrëke, wrak (Stoke 1, 370.) wraken (maerl. 1, 19.) wroken (2, 27. 36.); stëke bleibt in X, doch stehet auch der pl. praet. stoken ι , 174 b . — XII. swëlle, swal (2, 219.) swollen, swollen; hëlpe, halp, holpen, holpen; dëlve, dalv, dolven, dolven (1, 301); smëlte, smout, smouten; swëlte (esurio 3, 388.); ontgëlde (rependo) ontgout, ontgouden (1, 277.) ont- gouden; scëlde (increpo) scout. scouden, scouden (3, 72. Stoke 1, 16. 3, 151.); belghe, balch, bolghen, bolghen; swëlghe, swalch, swolghen, swolghen (1, 321. 3, 248.); climme (ascendo) clam (2, 133. 181.) clom- men, clommen (2, 62); crimpe, cramp (Rein. 319.) crompen; beghinne, began, begonnen, begonnen; ebenso rinne, spinne und winne; binde, bant, bon- den, bonden; prinde (prehendo) prant (1, 202. 307. II. mittelniederl. starke conjugation. 2, 287. 3, 38.) pronden (Rein. 287.); slinde; vinde; drinke, dranc, dronken, dronken; sinke (3, 188.); dwinghe, dwanc, dwonghen, dwonghen; wringhe (torqueo) wranc (Stoke 3, 127.) wronghen, wronghen; clinghe; singhe; springhe; wërpe, waerp, worpen, worpen; verdërve, verdaerf, verdorven, verdorven; stërve, staerf, storven, storven; wërde, waert, wor- den, worden; [dërsche (trituro) darsch (3, 195.); vëchte, vacht; vlëchte, vlacht (3, 202.) sind mir im pl. praet. ungewis]. Anmerkungen zu den starken conjugationen. 1) vocale: α ) der hochd. wechsel zwischen ë und i conj. X. XI. XII. gebricht, es heißt ghëven, ghëve, ghëves, ghëvet, hëlpen, hëlpe, hëlpes, hëlpet etc. Durchgängiges i haben bidden, sitten, nur im part. bëden, sëten; neben ligghen (jacere) scheint lëgghen gültig; plëghen und plien schwanken (bemerkens- werth plëghen te pliene 3, 197.); sien, sie, sies (3, 181.) siet leidet kein ë und macht selbst das part. ghesien, ie entwickelte sich aus dem alten ëh (vgl. gescien und vlien) ist also in plien f. plëghen unorga- nisch. — β ) im pl. praet. und part. conj. VIII. IX. sind i und u durch ë, o gleichmäßig verdrängt; auch im praet. XII. besteht kein u mehr, wohl aber im praes. i vor m und n; dieses binden, bonden ist in- consequent, da es entw. binden, bunden oder bën- den, bonden heißen sollte. — γ ) im praes. conj. IX. haftet ie nur vor ling., dagegen gilt û vor lab. und gutt. (ausg. drieghen, vlieghen und vlien). — δ ) um- laut fehlt durchaus, weshalb praet. ind. und conj. in II. sg. und im ganzen pl. zus. fallen; auch im praes. VII. conj. heißt es vares, varet, nicht vëres, vëret; bemerkenswerth ist das ë im part. dieser conj. vor gh in drëghen, dwëghen, slëghen st. draghen etc. dem angels. drägen, þvägen, slägen (s. 896.) altn. dre- ginn, þveginn, sleginn (s. 913.) vergleichbar. — ε ) die vertauschung des ablauts oe mit ie (stiep, sciep?, hief, besief, wies) gemahnt ans mittelh. ier (? für uor) und bluonden f. blienden (s. 941.) vgl. neuh. mieder, mit- telh. muoder. — ζ ) die verwandlung des a in ae vor rp, rf, rt (waerp, staerf, waert), des old in oud (hou- den, ghehouden; gouden, ghehouden) gründet sich auf erörterte lautgesetze dieser mundart, stört aber den ablaut. Wer sollte denken, daß vonden, gouden (mit- II. mittelniederl. starke conjugation. telh. vunden, gulten), wiederum vallen, houden (mittelh. vallen, halten) der nämlichen conj. folgen? — η ) noch größere störung in den ablaut bringt die vom ausfall oder zutritt eines flexionsvocals abhängige ver- längerung oder kürzung des wurzelvocals. Jene hat statt in der III. sg. oder II. pl. vor dem t. setzt aber voraus, daß die wurzel mit einfachem cons. schließe, z. b. aus varet. wëvet wird vaert. wêft. Gleiche wir- kung kann in I. III. praet. sg. ein angelehntes pron. haben, z. b. waeft st. waf hët. Wurzeln mit doppel- cons. behalten aber den kurzen voc. auch bei solchen syncopen und anlehnungen, z. b. dëlft (nicht dêlft) f. dëlvet und swalt (nicht swaelt) f. swal hët, weil swal von swëllen stammt. Die kürzungen urspr. langer wurzelvocale bei nachfolgendem flexions-e sind bedenk- licher, ausgemacht nur im hauptfall, d. h. des ae in a; so steht im pl. praet. X. XI. gaven, namen (nicht gaeven, naemen) und im praes. IV. (im grund fällt sie dadurch ganz zur ersten) slape, late (nicht slaepe, laete). Ana- loge kürzungen des î, ô, û habe ich nicht angenom- men; noch unannehmbarer wären sie bei oe, ie, wie- wohl vël, hinc, stont f. viel, hienc, stoet angeschla- gen werden dürfte und daß ghelopen (also nicht ghe- lôpen) auf ontslopen reimt (Maerl. 2, 301). Wie sehr sich das niederl. verhältnis des a, ae vom hochd. des a, â entfernt, ist augenscheinlich, vgl. waf, waeft, waven, mhd. wap, wabeƷ, wâben. 2) consonanten: α ) gem. vereinfacht sich auslautend, clam f. clamm, vël f. vëll von vallen. β ) vëllen weicht vom mhd. vielen ab, stimmt aber zum altn. fêllo (? fëllo) angels. fëollon (s. 899.); doch gilt vielen daneben. γ ) aus- lautend nur p. t. c. f, ch, kein d. gh. v, welche auch inlautend bei syncopiertem e in jene übertreten, z. b. bôt, lach, gaf, wranc, staerf, balch (mhd. bôt, lac, gap, ranc, starp, balc) lêcht, gêft f. lëghet, gëvet; unwan- delbar bleiben die tenues, z. b. grêp, rêt, brac (mhd. greif, reiƷ, brach). — δ ) inlautend fallen wurzelhafte t und d vor dem t der flexion bei syncopiertem e weg, z. b. hêt (vocatur) rît (equitat) schiet (jaculatur) laet (sinit) sit (sedet) bit (rogat) biet (offert) waet (transit) vint (invenit) statt hêtet, rîtet, schietet, la- tet, sittet, biddet, biedet, wadet, vindet; in der II. pl. praet. finde ich volle form satet, atet Rein. 310. — ε ) wechsel des s und r: verliesen, verlôs, verloren; II. mittelniederl. schwache conjugation. ebenso kiesen, vriesen; wësen, was, waren. — ζ ) das inlautende h mangelt in slaen, dwaen, sien, vlien, aber die praet. sloech, dwoech, sach pl. sloeghen, dwoeghen, saghen entwickeln den kehllaut, nicht vlô, vloen. — η ) elision des n in stoet neben stont, pl. nur stonden, nicht stoeden. 3) schwache praesentia haben: swëren, hëffen, besëffen, bidden, sitten. 4) gaen und staen besitzen auch hier doppelte form. α ) gewöhnlich lautet der inf. gaen, staen (:saen, slaen Maerl. 3, 171.); III. praes. gaet, staet (:daet, raet 3, 171. 182. Rein. 280. 353.); part. begaen (3, 172.) ghe- staen (Rein. 296.); imp. ganc (2, 140. 157.) slant . — β ) seltner III. praes. stêt ( : wêt, hêt, swêt 1, 126. 2, 241. Rein. 352.) ghêt (: hêt Stoke 1, 48.); doch den inf. ghên, stên finde ich nicht. Im reim aufeinan- der steht immer die ae-form. Die I. praes. lautet gae, stae (Rein. 316. 351.) die praet. ghinc, stont, stoet sind vorhin angegeben [bisweilen auch slêt, dwêt f. slaet, dwaet; Huyd. op St. 3, 178. 179.]. Mittelniederländische schwache conjugation. praesensflexionen, wie die starken, außer daß sg. imp. nicht auf die bloße wurzel ausgeht, sondern -e be- kommt; die flexionen des praet. ind. und conj. sind: -ede, -edes, -ede; pl. -eden, -edet, -eden . Da aber das ableitungs-e vor dem d in der ersten conj. immer, in der zweiten gewöhnlich wegfällt, so entspringen dar- aus theils für den wurzelvocal, theils für die wurzelcon- sonanz, theils für das d der flexion folgende verände- rungen: 1) von einf. cons. der wurzel gefolgt wird a zu langem ae, vgl. wanen, waende; maken, maecte; saden, saedde, vermuthlich auch ë zu ê: deren, dêrde. 2) v und gh der wurzel werden zu f und ch, gleich als lauteten sie aus: scraven, scraefde; vraghen, vraechde; auch lgh, rgh zu lch, rch, doch ngh zu nc: volghen, volchde; sorghen, sorchde; minghen, mincte. 3) das flexivische d wird nach wurzelhafter ten. p. t. c. jedes- mahl zu t, desgl. sobald sich ngh zu nc gewandelt hatte: drôpen, drôpte; haten, haette; vaken, vaecte; linghen, lincte; ebenso nach vereinfachtem ss: cussen, custe. 4) nach I. m. n. r und vereinfachtem nn bleibt d un- gestört; voelen, voelde; noemen, noemde; soenen, soende; voeren, voerde; kennen, kende; ebenso nach II. mittelniederl. erste schwache conjug. d. s. f (aus v) ch (aus gh): dieden, diedde; sënden, sëndde; wîsen, wîsde; peinsen, peinsde; mêrsen, mêrsde; laven, laefde; jaghen, jaechde; nur das aus p entsprin- gende ch hat kein d nach sich, weil eben diese verwand- lung ans t bedingt war, also eôpen (emere) côchte, nicht côchde. 5) nach st. cht schwindet das flexivische t: vasten, vaste; wachten, wachte f. vastte, wachtte; nach tt. dd ist es gleichviel, vereinfachung der gem. oder schwinden des t, d der flexion anzunehmen: sët- ten, sëtte; quëdden, quëdde. 6) man prüfe genauer, ob nicht statt der unter 4. angenommenen diedde, sëndde zuweilen diede, sënde vorkomme? wenigstens Maerl. 1, 200. 332. 3, 283. reimt blënde (st. blëndde): scënde, sënde (st. sëndde): ënde; voede (st. voedde): hoede. 7) aus dd kann bei nochmahliger contraction wieder- um ten. werden, nämlich in II. pl. Rein. 282 meslêt- tene (seduxistis eum) st. meslêddet hem, verschieden von meslêtene (seducitis eum) st. meslêdet hëm. — Für die contraction des praes. gilt das bei der starken conj. ge- sagte, z. b. scaet (nocet) tìt (proficiscitnr) stehet für sca- det, tìdet. Erste schwache conjugation. Die scheidung von der zweiten läßt sich beinahe nur historisch ermitteln, da α ) syncope des praet. auch mei- stens in zweiter β ) kein lebendiger um- noch rück- umlaut in erster gilt; nur die alten umlaute e, nunmehr zu ë geworden, bestehen fort, vermögen aber nicht im praet. das reine a zurückzunehmen, gleichviel ob die wurzelsilbe kurz oder lang ist, z. b. ëren (arare) êrde; wënden, wëndde. γ ) practisch fallen die meisten ë in die erste, die meisten a in die zweite; doch können auch die zu a verkürzten ae in der ersten stehen, z. b. wanen (opinari). — Beispiele von verbis erster conj.: spëlen (ludere) spêlde. hêlen (sanare) hêlde. voelen (sen- tire) voelde. noemen (nominare) noemde. roemen (jac- tare, parasitari Rein. 351.) gômen (observare) gômde. wanen (putare) waende. mênen (idem) mênde. hônen (deridere) hônde. dëren (nocere) dêrde. ëren (arare) êrde. nëren (servare) nêrde. këren (vertere) kêrde. lêren (docere) lêrde. scoren (rumpere) scôrde. hôren (audire) hôrde. vuren (evirare) vurde Maerl. 3, 324. angels. avyran, aviran [Lye schreibt asyran] alth. arwiran (castrare) T. 100. vgl. ar-wir, ur-wir (spado) entmannter) gl. doc. 242 a mons. 356. . stieren (gubernare) stierde. Q q q II. mittelniederl. zweite schwache conjugation. voeren (ducere) voerde. drôpen (instillare) drôpte. groe- ten (salutare) groette. lêden (ducere) lêdde. gherêden (praeparare) dieden (significare) dôden (interficere) dôdde. hoeden (custodire) hoedde. voeden (alere) voedde. lûden (sonum excitare) lûdde. tôghen (ostendere) tôchde. tëllen (narrare) tëlde. kënnen (noscere) kënde. blënden (coe- care) blëndde. ënden (finire) ëndde. scënden (contume. lia aff.) scëndde. sënden (mittere) wënden (vertere) linghen (elongare) lincte. minghen (miscere) mincte. ghe- hinghen (permittere) schërmen (tueri) scërmde. bërnen (cremare) bërnde f. brënnen, brënde [das daneben vor- kommende brande 1, 157. 3, 226. hat den inf. branden] sëtten (ponere) sëtte. lëtten (impedire) lëtte. nutten (uti) nutte. quëdden (salutare) quëdde. scudden (quatere) scudde. cussen (osculari) custe. trôsten (consolari) trôste. dëcken (tegere) dëcte. mëcken (attendere) mëcte. wëcken (excitare) wëcte. lëgghen (ponere) und sëgghen (dicere) machen leide, seide st. lëchde, sëchde. stichten (fundare) stichte. — Einigemahl erscheint das alte ableitungs-i versteinert, ërjen (arare) Maerl. 2, 28. hërghen (vastare) Stoke 1, 362. Zweite schwache conjugation. syncopiert wird immer nach einfachem l. m. n. r. t. d. s.; niemahls nach ll. rr.; schwankend syncopiert oder nicht [doch überwiegend letzteres] nach p. v. w. k. gh. mm und nn. Beispiele: dalen (occidere, labi) daelde. halen (accire) haelde. talen (loqui) taelde. versamen (con- gregare) versaemde. scamen (vereri) scaemde. tamen (de- cere) taemde. rûmen (cedere) rûmde. tûmen (saltare) manen (hortari) maende. spanen (lactare) wênen (plo- rare) dienen (servire) wonen (habitare) rûnen (susurrare) stûnen (niti) ghebaren (gestire) ghebaerde. sparen (par- cere) spaerde. vervaren (timere) vervaerde. êren (hono- rare) êrde. lâven (recreare) lavede und laefde; ebenso: scaven (discedere) scraven (scalpere) bëven (tremere) lë- ven (vivere) snëven (titubare) loven (laudare) rôven (spoliare); côpen (emere) côchte, schwerlich côpede; hopen (sperare) hopede oder hôpte, nicht hochte; haten (odisse) haette. bêten (descendere) bêtte. paden (semitare) paedde. saden (satiare) saedde. scaden (nocere) ghestaden (concedere) ghestaedde; tîden (proficisci) tîdde. jaghen (ve- nari) jaghede und jaechde; ebenso: behaghen (delectari) va- ghen (mundare) vraghen (interr.) doghen (tolerare) poghen II. anomalien der mittelniederl. conjugation. (studere); craken (strepere) crakede und craecte; ebenso: graken (dilucescere Stoke 2, 497.) maken (facere) naken (appropinquare) gheraken (pertingere) smaken (gustare) vaken (dormitare) waken (vigilare) besêken (commín- gere Rein. 278.) smêken (adulari) vlouken (maledicere); callen (blaterare) callede. ghesëllen (sociare) ghesëllede. dammen (aggerare) dammede. minnen (diligere) minnede, seltner minde. ërren (errare) ërrede. mërren (morari) mërrede. porren, porrede; danken. dancte. volghen (se- qui) volchde. cranken (infirmari) crancte. peinsen (co- gitare) peinsde. veinsen (simulare) veinsde. sorghen (cu- rare) sorchde. bassen (latrare) bassede. vasten (jejunare) vaste. tasten (palpare) taste. hêschen (exigere) hêschede und hêste (3, 210.) ebenso vrêschen (fando percipere) achten (attendere) achte. wachten (exspectare) wachte. — Bildungen mit -el, -em, -en, -er kürzen ihr praet. beständig, als: wimpelen (velare) wimpelde; wandelen (mutare) wandelde; nëstelen (nidum aedificare) Rein. 350. stivelen (interficere) Maerl. 1. 105. 307. knielen (ge- nuflectere) knielde; seilen (navigare) seilde; ontfaremen (misereri) ontfaremde oder ontfaermde; reinen (pluere) reinde; lachteren (increpare) lachterde; sëkeren (firmare) sëkerde; seltner sind andere bildungen, z. b. mëtsen (la- pidem caedere) mëtste; hêlsen (salutare) 1, 275; mêrsen (augeri) mêrsde (1, 157. 200.) minken (minuere) minkede (2, 225.) Anomalien der mittelniederländischen conjugation. 1) esse vierstämmig: α ) III. praes. ind. sg. ës (: ghewës Rein. 293.) selten is (Maerl. 1, 136. 315.) nie ëst, ist. — β ) inf. sin (Rein. 302.); pl. praes. ind. I. sîn II. sît III. sîn ; praes. conj. sî, sîs (1, 319.) sî; sîn, sît, sîn; part. praet. ghesîn (Maerl. 3, 244.). — γ ) I. prael. sg. bëm (: hëm Rein. 305. und auch außer reim: ic bëm, ic bëmt [mhd. ich binƷ] bëm ic) II. bëst (: list. Rein. 351.). — δ ) inf. wësen; praet. was , wares, was; wa- ren, waret, waren; part. praet. ghewësen (Maerl. 3, 245.) wofür ghewêst nur außer reim vorkommt (3, 334.); sîn und wësen, ghesîn und gewësen stehen in densel- ben quellen nebeneinander, doch überwiegen wësen und ghewësen; vgl. Huyd. op. St. 1, 449. 2) α ) moet , moetes, moet; pl. moeten; praet. moeste . β ) wêt , wëtes (2, 183.), wêt; pl. wëten, wêt, wëten; praet. wiste (Rein. 344. Maerl. 2, 222. γ ) dôch , doghe , Q q q 2 II. anomalien der mittelniederl. conjugation. dôch; doghen; dochte . δ ) mach , moghes (2, 128.) mach; moghen; praet. mochte II. pl. mocht (f. moch- tet Rein. 282.); part. praet. ghemoghen Rein. 325. ε ) sal , sules (?) sal, pl. sulen , sult (neben sout) sulen; praet. sulde neben soude . ζ ) an oder jan (Huyd. op St. 3, 309. 310.) onnes, an, pl. onnen; praet. onste; ebenso veronnen und wanconnen (beide invidere). can , connes, can; connen; praet. conste inf. connen (1, 440.). θ ) dar , dorres, dar; pl. dorren, dorret (Rein. 348.) dorren; praet. dorste (Huyd. op. St. 3, 429.). ι ) daerf (auch dërf geschr.) dorves, daerf; pl. dorven; das praet. finde ich nicht. 3) wille , willes (?) wille, pl. willen; praet. wilde und daneben in denselben quellen woude , doch ersteres öfter, zumahl außer reim; im reim beide auf hilde, milde, soude, goude etc.; wouts, souts (velles, debe- res 1, 340.) steht f. woudes, soudes. 4) doen macht das praes. doe , does, doet; pl. doen; praet. dëde (: mëde, sëde, stëde Rein. 283. 353. Maerl. 3, 230. 247.) dades, dëde; pl. daden; praet. conj. dade (3, 210); part. praet. daen . 5) hëbben macht das praes. I. hëbbe II. hëves oder hêfs III. hëvet oder hêft; pl. I. hëbben II. hëbt (nicht hêbt) f. hëbbet, III. hëbben ; man merke die verschiedenheit der III. sg. von II. pl. (welche personen in der regel- mäßigen conj. immer gleichlauten) sie rührt daher, daß II. III. sg. ungeminierte, alle übrigen pers. gem. form besitzen, in genauer einstimmung mit dem angels. (s. 908.). Das praet. heißt hadde (f. habde). — 6) bildungen mit w, j. h : α ) das w bleibt im praet. stehen: dauwen (rorescere) dauwede; bonwen (colere) bouwede; scouwen (videre) verduwen (opprimere) ver- duwede (1, 331. 2, 230.); vernuwen (renovare) scu- wen (vereri) spuwen (spuere). — β ) das j wird zu i (vgl. oben s. 483.): blaejen, blaeide; maejen; saejen; waejen; bloejen, bloeide; gloejen (candescere) moejen (fatigare) roejen (remigare) scoejen (calceare) scoeide Rein. 359.) vloejen (fluere) etc. die quellen schreiben im praet. lieber blaîde. vloîde. — γ ) h ist allenthal- ben unterdrückt: versmaen (contemnere) versmade (3, 210.) vlaen (excoriare) vlade [merkwürdig das starke part. praet. ghevlaen oder ghevlëghen nach conj. VII. Huyd. op St. 2, 359. 583.] ghescien (contingere) ghesciede; lîen (fateri, nie auf ghescien reimend, son- II. neuhochdeutsches verbum. dern auf abîen, occosîen, philosophîen, toverîen 1, 136. 139. 200. 347.) praet. lîede (1, 162. 255.); wîen (consecrare) wîede; nîen (hinnire) nîede (1, 195.); gheroen (quiescere,: doen 2, 209.) roede. 7) bringhen, brochte; dënken, diuken (cogitare) dachte und dochte ; dunken (videri) dochte ; wërken, wrochte , part. ghewracht (1, 124.); soeken (quaerere) sochte; roe- ken (curare) rochte ; vruchten (timere) vrochte (2, 421.) duchten (timere) dochte; dochte kann viererlei bedeu- ten: cogitavit, videbatur, timuit und profuit (von doghen) vgl. Huyd. op St. 1, 361. 2, 364. 3, 98. 168. 379. Das mittelenglische verbum übergehe ich diesmahl, bemerke nur die fortdauer des angels. hêht (s. 898.) und ëode (909.), jenes lautet hiht (oder hight, ungut hihte, highte) z. b. Tristr. 99. 100. sowohl für nominabar als promisi (Tristr. 105. wo fälschlich bihigh st. bihight) zu- weilen fürs part. promissus (Tristr. 117.) vgl. Tyrwhit zu 1016. C. T. Für ivit steht bald yôde (: stôde, gôde Tristr. 98. 106.) bald yêde, gêde (: manhêde, dêde etc. ibid. 100. 110.). — Neuhochdeutsches verbum. Vorbemerkungen: 1) da die kurzsilbigkeit der wur- zeln verscherzt ist, kann von wegfallendem stummem e in einfachen wörtern keine rede seyn. 2) das tonlose e wird (anlehnungen und metrische elisionen abgerechnet) niemahls apocopiert: ìch nême, fâre, mâle (molo) mâle (pingo) etc. auch nicht syncopiert vor -n: nêmen, fâ- ren, mâlen; wohl aber vor -st und -t, nämlich α ) ohne ausnahme in II. III. praes. sg. starker form, sobald vo- calwechsel eintritt, z. b. hältst, hält; færst, fært; wirfst, wirft; trittst, tritt; ræthst, ræth; nicht: færest, wirfest, hältest etc. β ) gewöhnlich in denselben personen star- ker form ohne solchen vocalwechsel: heißt, gießt, scheint; ausg. nach wurzelhaftem t, d: bietest, bietet; reitest, reitet; meidest, meidet; und nicht bietst, biet. γ ) gleichgültiger darf es in II. III. praes. schwacher form, so wie II. pl. praes. und praet. starker bald bleiben, bald wegfallen: lôbest, lôbet neben lôbst, lôbt. Fühlbar wirft man in der III. sg. lieber aus, in II. pl. lieber nicht, es heißt eher ihr lôbet, als er lôbet; auch die II. neuhochd. verbum. starke conjugation. II. sg. und pl. conj. hegt das e: du gêbest, dienest; ihr gê- bet, dienet. — 3) von syncope des e im praet. schwacher conj. näheres dort. — 4) in mehrsilbigen bildungen -el -em, -en, -er, -ig hat die flexion noch stummes e, welches bei -el, -er richtig syn-, nicht aber apoco- piert wird, z. b. sicheln, klingeln, ändern, wundern; sichelst, änderst; sichelt, ändert; hingegen: sichele, än- dere (wie oben s. 753. dunkele, mâgere) statt: sichel, änder. Tadelhaft wäre sichlen, wundren; sichlet, wun- dret; erlaubt ist: sichle, wundre. Bei den bildungen - em, -en bleibt das e der flexion, man verstößt das der ableitung: âthmen, wîdmen, zeichnen, rêgnen (nicht rêgen, analog dem dat. pl. rêgen, pluviis, st. rê- genen); die mit -ig behalten beides den vocal der flex. und abl. z. b. schædigen (nicht schædgen). — 5) die flexionsconsonanten beider formen sind im praes. diesel- ben, wie im mittelh., außer daß in III. pl. nunmehr -en statt des mhd. -ent eintritt, folglich I. und III. pl. ganz zus. fallen. Hiervon macht selbst das anomale sind (sunt) nicht eigentlich ausnahme. — Starke conjugationen. im praet. die bedeutende abweichung vom mittelh., daß II. sg. nicht mehr auf -e mit umlaut, sondern auf -est ohne umlaut, ausgeht; einzelne conjugationen: I. falle, fiel, fielen, fallen; halte, hielt, hielten, halten; hange, hieng, hiengen, hangen; fange, fieng, fiengen, fangen; das praet. gieng, part. gangen hat ein unorg. praes. gêhe, gêhst, gêht, inf. gêhen (ohne zweifel aus mhd. gên, gêst, gêt entsprungen); — II. da scheide nach ir- riger analogie in VIII. übergeht, so bleibt das einzige: heiße, hieß, hießen, heißen. — III. haue, hieb, hie- ben, hauen; laufe, lief, liefen, laufen; rûfe, rief. rie- fen, rûfen; schrôte, schriet; stôße, stieß — IV. schlâfe, schlief, schliefen, schlâfen; ebenso: brâte; râthe; laße (ohne contraction); blâse; — VII. mâle, mælst, mælt; praet. veraltet, part. noch mâlen; die praet. stund, stun- den, part. standen bildeten (analog dem gieng, gangen) nach der mhd. kürzung stên, stêst, stêt ein falsches praes. stêhe, stêhst, stêht, welches allmählig mit neuem irrthum den ablaut a der zehnten conj. (sêhen, geschê- hen) herbeiführend die nebenform stand, standen zeugte, wo nicht die verderbnis von bunden, sturben (conj. XII.) in banden, starben ein standen f. stunden, folglich stand II. neuhochd. verbum. starke conjugation. f. stund nach band, starb veranlaßte; fâre, fûr, fûren, faren; schwœre geht in XI. über; grâbe, grûb, grûben, grâben; hêbe, hûb, hûben, hâben in XI. schwankend; schaffe, schûf, schûfen, schaffen; lâde, lûd, lûden, lâden; wasche, wusch, wuschen, waschen; backe, bûk, bûken, backen; schlâge, schlûg, schlûgen, schlagen; wachse, wuchs, wuchsen, wachsen. — VIII. kann in zwei clas- sen getheilt werden 1) vor ten. und asp. haben praet. und part. kurzes i und geminierte consonanz: greife, griff, griffen, griffen; keife; kneife; pfeife; schleife; gleite, glitt, glitten, glitten; reite; schreite; streite; [inconse- quent auch schneide, schnitt, schnitten und leide, litt, litten]; beiße, biß, bißen, bißen; befleiße; reiße; scheiße; schleiße; schmeiße; bleiche, blich, blichen, blichen; gleiche; schleiche; streiche; weiche. 2) bei vocalisch schließender wurzel, sodann vor liq. med. und spir. langes î (geschrieben ie): schreie, schrî, schrîen, schrîen; speie, fpî, fpîen, fpîen; scheine, schîn, schî- nen, schînen; bleibe, blîb, blîben, blîben; reibe; schrei- be; treibe; meide, mîd, mîden, mîden; scheide, schîd, schîden, schîden [dieses unorg. aus II. hierhergerückt, durch vermengung des ie mit î]; preise (celebro) prîs, prîsen, prîsen [ein fremdes wort, das sich aus der ihm gebührenden schwachen form: praet. preisete, part. ge- preiset hierher eindrängte] weife (monstro) wîs, wîsen, wîsen [gleichfalls org. schwach, praet. weisete]; schweige, schwîg, schwîgen, schwîgen; steige; gedeihe, gedîh, gedîhen, gedîhen; leihe; zeihe. — IX. wiederum zwei classen: 1) vor asp. kurzes o und gem. [das einzige bei- spiel von ten. folgt unorganisch der zweiten classe biete, bôt, bôten statt bott, botten, wogegen umgekehrt siede, sott, sotten f. sôt, fôten gilt]: schliefe, schloff, schlof- fen, schloffen; triefe, troff, troffen, troffen; saufe, soff, soffen, soffen; dieße, doß, doßen, doßen; ver- drieße; fließe; gieße; schieße; schließe; krieche, kroch, krochen, krochen; rieche. 2) vor med. und spir. langes ô: schiebe, schôb, schôben, schôben; schniebe neben schnaube (anhelo) schnôb, schnôben; stiebe neben stau- be; schraube (nicht schriebe) schrôb, schrôben, schrô- ben; erkiese, erkôr, erkôren, erkôren; verliere, verlôr, verlôren, verlôren; friere, frôr, frôren, frôren; biege, bôg, bôgen, bôgen; fliege; schmiege; lûge, lôg, lôgen, lôgen; truͤge oder triege, trôg, trôgen, trôgen; sauge, sôg, sôgen, sôgen; fliehe, flôh, flôhen, flôhen; ziehe, zôg, zôgen, zôgen. — X. gêbe, gâb, gâben, gêben; [wêbe II. neuhochd starke conjugation. in XI. überg.]; bitte, bât, bâten, bâten; trâte, trât, trâten, trâten; eße, âß, âßen, eßen; freße; ver- geße; meße; sitze, sâß, sâßen, seßen; lêse, lâs, lâsen, lêsen; genêse; von wêsen nur wâr, wâren, wêsen übrig, kein praes.; lîge, lâg, lâgen, lêgen; [pflêge und wîge in XI. überg.]; geschêhe, geschâh, geschâhen, geschê- hen; sêhe, sâh, sâhen, sêhen; — XI. 1) mit bleibendem a im praet.: hêle praet. schwach, part. noch stark hôlen; stêle, stâl, stâlen, stôlen; befêhle, befâhl, befâhlen, be- fôhlen (st. befelche, befalch etc.); nême, nâm, nâmen, nommen; komme, kâm, kâmen, kommen; gehære, gebâr, gebâren, gebôren; berste, barst, barsten, borsten; treffe, trâf, trâfen, troffen; dresche, drasch, drâschen, droschen; breche, brach, brâchen, brochen; spreche und steche eben- so; räche, praet. schw., part. rochen; erschrecke, erschrâk, erschrâken, erschrocken. 2) nachstehende aus X. und VII. her gedrungene schieben o auch in den sg. praet.: wêbe, wôb, wôben, wôben; ptlêge, pflôg (neben pflâg und pflêgte) pflôgen, pflôgen; wige, wôg, wôgen, wô- gen; erwæge, erwôg etc.; fechte, focht, fochten, foch- ten; flechte, flocht, flochten, flochten; schwœre (juro) schwôr, schwôren (neben schwûr, schwûren) schwôren; hêbe, hôb, hôben (neben hûb, hûben) hôben; gære (fermentesco) schwære (ulcero) praet. schw., part. stark: gôren, schwôren; erlösche, losch, loschen. — XII. 1) mit bleibendem a im praet. sg., welches zugleich, mit ausnahme von wurden , den pl. einnimmt: helfe, half, halfen, holfen; gelte, galt, galten, golten; schelte, schalt, schalten, scholten; schwimme, schwamm, schwammen, schwommen; beginne, begann, begannen, begonnen; rinne; spinne; sinne (cogito); binde, band, banden, bunden; finde; schwinde; winde; sinke, sank, sanken, sunken; stinke; trinke; dringe, drang, dran- gen, drungen; klinge; gelinge; ringe; singe; springe; schlinge; schwinge; zwinge; wirre hat mit schwachem praet. nur das part. worren; verderbe, darb, darben, dorben; sterbe; werbe; werfe, warf, warfen, worfen; werde, ward, wurden (nicht warden) worden; berge, barg, bargen, borgen; — 2) mit u oder o auch im sg. praet. quelle, quoll, quollen, quollen; belle; schwelle; schalle (st. schelle) scholl, schollen, schollen; schmelze, schmolz, schmolzen, schmolzen; melke, molk, molken, molken; dinge, dung, dungen, dungen. Anmerkungen: 1) ( vocale ) α ) im verhältnis des e zu i praes. ind. sg. die wichtige änderung, daß pers. I. II. neuhochd. starke conjugation. e und kein i bekommt, folglich mit I. praes. conj. zus. fällt: gêbe, nême, werde; II. und III. behalten i:gibst, nimmst, wirst, gibt, nimmt, wird; [desgl. sg. imp. gib, nimm; ausg. werde st. wird]; offenbar mischte sich die analogie des uml. a ein. bitten, lìgen. sitzen bewahren das i überall, ebenso plur. praet. conj. VIII. und praesen- tia conj. XII. vor m und n. — β ) das o ist vorgerückt und gilt nicht bloß im part. praet. sondern auch pl. praet. conj. IX.; ferner im part. praet. XII. vor mm, nn; u bleibt, nur vor nd, ng, nk. — γ ) ie und eu verhalten sich zwar im sg. praes. ind. conj. IX. wie e und i in X. XI. XII, d. h. auch hier darf nicht I. z. b. kreuche sondern nur II. III. kreuchst, steußt, kreucht lauten. Allein diese eu-form stirbt aus und wird mehr von dichtern gebraucht, als in prosa, wo man kriechst, kriecht vorzieht. Einige haben im praes. au für ie , an- dere schwanken zwischen au und ie , andere fehlerhaf- ter zwischen ie und uͤ (luͤgen, truͤgen) — δ ) umlaut gilt a) in II. III. praes. sg. ind. I. IV. VII. des a in ä, â in æ, als: falle, fällt; schlâfe, schlæft; fâre, fært; auch vor lt, halte, hält (st. hältet) natürlich aber nicht in den schwachgewordenen falte, faltet; salze, salzet; dem starken schaffst, schafft mangelt er gleichfalls. b) au und û in conj. III. meiden den umlaut, haue, haut; rûfe, rûft, nicht heut, ruͤft; ô hingegen hat ihn: stôße, stœßt. c) das praet. conj. lautet a in ä, â in æ, u in uͤ, o in ö, ô in œ um: banden, bände; gâben, gæbe; wurden, würde; stunden, stünde; fûren, fuͤre; troffen, tröffe; bôten, bœte. — ε ) aus vernichtung der alten kürzen erwächst dem ab- laut großer schade; conj. I. und IV. fallen zusam- men; augenscheinlich leiden die verhältnisse der ach- ten und neunten. Welch ein abstand der formen strei- ten, stritt, stritten; triefen, troff, troffen von den mhd. strìten, streit, striten; triefen, trouf, truffen! Die praet. sg. mîd, stîg, troff laßen sich nach der buchstabenlehre den mittelh. meit, steic, trouf gar nicht vergleichen, aus meit hätte ein neuh. meid (wie aus leit, dolor, leid) aus trouf aber trauf (wie aus louf lauf) werden müßen. Sollte durch mîd statt meid zus. treffen mit dem praes. meide verhütet werden? dieser grund past nicht zu troff, kroch, weil trauf, krauch wohl unterschieden gewesen wären von triefe, krieche. Ich erkläre die sache so: die nunmehrige gleichheit der langgewordenen plurale bôten mit dem sg. bôt und der sg. gâb, nâm mit dem II. neuhochd. starke conjugation. pl. gâben, nâmen (wobei wieder die analogie von hieng, hiengen; fûr, fûren anschlug) verleitete, nicht nur den pl. mîden, bôgen auf den sg. mîd (st. meid) bôg (st. baug) anzuwenden, sondern noch fehlerhafter nach strit- ten, troffen, krochen sogar den sg. in stritt, troff, kroch zu kürzen. Überhaupt ist gleichheit der ablaute im sg. und pl. allmählig durchgedrungenes princip der neuh. conjugation, woraus theils die pl. nach den sg. (band, banden; bôt, bôten) theils die sg. nach den pl. (mîd, mîden; ritt, ritten; troff, troffen; gâb, gâben; wôg, wô- gen; quoll, quollen; schmolz, schmolzen und selbst dung, dungen) herfließen. Eintönigere, ungeschmeidigere ge- staltungen gegenüber dem früheren organismus; schwan- kende oder doppelte formen (band, banden; dung, dungen; pflâg, pflâgen neben pflôg, pflôgen etc.) in natürlich gleichem verhältnis. Von jenem zus. treffen des sg. und pl. macht in der regelmäßigen conj. ward, wurden einzige ausnahme, obschon neben ward die fehlerhafte form wurde (beßer wäre wurd, wie dung) angenommen ist; mehrere zei- gen sich bei den anomalien: mag, mœgen; kann, kön- nen; weiß (nicht wiß, wie riß, biß) wißen; darf, dür- fen, wo man die analogie nicht mehr fühlte; [vgl. noch brach, brâchen; drasch, drâschen?]. — 2) ( con- sonanten ) alle consonanzverhältnisse sind weit ein- facher, als im mittelh., d. h. in- und auslaute vollkom- men gleich. Inlautende geminata und med. bleibt auch auslautend; t ist die einzige vorkommende tenuis, auslautend fast bloß im sg. imp. (reit, streit, biet) da der sg. praet. geminiert (ritt, stritt) ausgenommen bôt, bât, trât. Vor dem -t der III. sg. praes. wird das wur- zelhafte t ausgestoßen in hält, ræth (= ræt, oben s. 525.) st. hältet, ræthet (II. pl. aber haltet, râthet, nicht halt, râth); in tritt, bietet, reitet (nicht trit, biet, reit) muß es bleiben. In einigen fällen hat inlautende gem. die alte vocalkürze gerettet: nimmst, nimmt; kommen, komme, kommst, kommt; genommen, gekommen; rit- ten, geritten; sotten, gesotten; wie man sieht unsicher, da kein nemme, nemmen (= komme, kommen) son- dern nême, nêmen besteht, noch weniger im praet. kamm, namm (f. kâm, nâm). Bei andern syncopen der II. III. sg. schwankt die aussprache zwischen gibt und gîbt (giebt auf liebt reimend); gîbt ist dem hêbt, græbt etc. analoger. Die mittelh. ff und ƷƷ (trëffen, schaffen, ëƷ- Ʒen, biƷƷen) entsprachen dem neuh. ss und ß (wofür in eßen, bißen eigentlich eßßen, bißßen stehen müste, II. neuhochd. schwache conjugation. was auch die unorg. schreibung essen, bissen zu errei- chen sucht), der vocal bleibt bald kurz (schaffe, schafft, eße, ißest, ißt; biß, bißen) bald wird er lang (trâf, âß) auch vor ch schwanken länge und kürze: brach oder brâch etc. — r statt s dringt aus den pl. wâren, frôren, kôren, verlôren in die sg. wâr, frôr, kôr, verlôr (be- greiflich nach gleichheit der ablaute), von da in die praesentia:friere, verliere (doch noch kiese, nicht kiere). — h, welches in schlâgen völlig verdrängt ist, dauert in leihen, zeihen, fliehen, sêhen, geschêhen ohne einmen- gung des g; ziehen aber bekommt im praet. letzteres: zôg, zôgen. — 3) ( einmischung schwacher form ): schwœ- ren (f. schwêren oder schwæren; wie mundartisch öpfel, mönsch f. äpfel, epfel, mensch) hêben, bitten, sitzen: sg. imp. schwœre, hêbe, bitte, sitze. Viele verba, die im mittelh. noch stark conjugierten, gehen nunmehr schwach; einige haben neben starkem part. praet. ihr praet. geschwächt oder schwanken zwischen schwach und stark, z. b. mâlte, backte, pflêgte, wirrte, bellte. Neuhochdeutsche schwache conjugation. Die flexionen der praet. sind den mittelh. völlig gleich und es bliebe wenig anzumerken, wenn nicht theils das system der kürzungen des ableitungsvocals noch mehr entstellt worden wäre, theils der rückumlaut auf- hörte. Die einzelnen ausnahmen: kannte, nannte, brannte, sandte, wandte kommen kaum in betracht, schon gelten (nicht kennte, aber) nennte, brennte, sen- dete, wendete daneben und die analogen rannte, trannte, pfandte, schwaudte, schandte sind unzuläßig, man sagt: rennte, trennte, pfändete, schwendete, schändete. Um so viel mehr in allen übrigen: gällen, gällte; kämmen, kämmte; engen, engte; senken, senkte; decken, deckte etc.; Ein unterschied erster und zweiter conj. läßt sich nicht mehr durchführen; alle vormahls kurzsilbigen beider conj. sind jetzt langsilbig. Das praet. aller schwachen verba wird in der regel syncopiert: næren, nærte; lêgen, lêgte; drâben, drâbte; salben, salbte; minnen, minnte etc. die volle form: nærete, lêgete, salbete etc. klingt gezwun- gen feierlich. Eine zahlreiche auanahme machen aber die verba, deren wurzel mit t, d, tt, it, nt, rt, ft, st, cht, dt, ld, nd, rd schließt, sie stellen, statt der wohllautenden mit- telh. syncope, gerade den ableitungsvocal wieder her, gleichviel ob sie früher der ersten oder zweiten conj. zugehörten, als: wâten, wâtete; huͤten, huͤtete; leiten, II. anomalien der neuhochd. conjugation. leitete; lâden, lâdete; rêden, rêdete; retten, rettete; schütten, schüttete; falten, faltete; renten, rentete; här- ten, härtete; heften, heftete; leisten, leistete; lichten, lich- tete; tödten, tödtete; melden, meldete; wunden, wun- dete; morden, mordete. Die sprache hat das bewußtseyn ihrer alten, großen mittel eingebüßt; sie strebt nach deutlichkeit und wohllaut, erreicht aber nur eine ängst- liche, nur einen beschränkten; ladte, redte, rettte, endte schien ihr zu hart, latte, rette, ente zu gewagt, lâdete, rêdete, rettete, endete blieb einzig ausweg. Selbst dem sante, wante fügte schreibung ein d hinzu; bemer- kenswerth ist auch, daß diese ausnahmsweisen rückum- laute auf den ind. eingeschränkt sind, ihr praet. conj. heißt kennte, brennte, nennte, sendete, wendete, nicht kännte, nännte, sändte, wändte. Das praet. conj. schwacher form lautet niemahls um, außer in den ano- malien. Bildungen mit el, er, ig stoßen e vor dem -te regelmäßig aus: schmeicheln, schmeichelte; sìgeln, sîgelte; wundern, wunderte; schædigen, schædigte; die mit em, en lieber das bildungs-e und behalten jenes: âthmen, âthmete; rêgnen, rêgnete (nicht âthemte, rê- gente). Neuhochdeutsche anomalien. 1) esse vierstämmig α ) III. praes. sg. ind. ist . β ) inf. seyn (= sein); ind. pl. sind, seyd (seid, f. seit) sind; conj. sey, seyst, sey; seyen, seyet, seyen; imp. sey, seyet; kein part. praet. geseyn. γ ) I. sg. ind. bin II. bist . δ ) kein inf. wèsen, kein imp. wis, nur die for- men des praet. wâr, wârst, wâr; pl. wâren: conj. wœre; part. gewêfen . 2) muß , must, muß; pl. müßen; praet. muste; conj. müße; praet. müste. β ) weiß , weist, weiß; wißen ; praet. wusie; conj. wiße; praet. wüste. γ ) mâg , mâgst, mâg; mœgen; praet. mochte; conj. mœge; praet. möchte. — δ ) soll , sollst, soll; sollen; praet. sollte; conj. solle; sollte (nicht söllte). — ε ) kann , kannst, kann; können; praet. konnte; conj. könne; praet. könnte. — ζ ) darf , darfst, darf; dürfen; praet. durfte; conj. dürfe; dürfte. — anm . a) die inf. und plur. ind. lau- ten um: müßen, mœgen, können, dürfen; sollen bleibt (nicht söllen). b) alle part. praet. schwach: gemust, ge- wust. gemocht, gesollt, gekonnt, gedurft. c) das mittelh. tar ist ausgestorben; taugen und gönnen gehen regel- II. anomalien der neuhochd. conjugation. mäßig schwach: tauge, taugst, taugt; taugen; taugte; gönne, gönnst, gönnt; gönnen; gönnte. 3) wollen; will , willst, will; wollen; praet. wollte; conj. wolle; praet. wollte (nicht wöllte); part. gewollt. 4) thûn; thûe, thûst, thût; thûn, thût, thûn; praet. thât , thâtest, thât; thâten; conj. thûe wie der ind.; praet. thæte; part. gethân. Dichter brauchen in ge- wissen fâllen thœt , für I. und III. praet. ind. (das mhd. tët). 5) hâben; hâbe, hast, hat; hâben, habt, hâben; praet. hatte; conj. hâbe, hâbest, hâbe; hâben, hâbet, hâben; praet. hätte; lauter feste formen, keiner kürzungen mehr fähig. Fürs concrete tenere gilt: halten. 6) gêhen, stêhen vorhin s. 982. 7) von den mhd. verbis mit w. j. h sind manche ausge- storben; die gebliebenen haben entw. h (niemahls j und w) oder den bloßen vocal; verschiedene ehdem starke sind letztern beigetreten: α ) blæhen. kræhen. mæhen. næhen. schmæhen. drêhen. wêhen. flêhen. bluͤ- hen. bruͤhen. gluͤhen. muͤhen. spruͤhen. drôhen. β ) bauen. brauen. kauen. bläuen. dräuen. freuen. reuen. scheuen. streuen sæen. — Die bildungssilbe -ew dauert nur in verwitwen, in beschatten ist sie untergegangen, in värben, gerben, fälben zu b geworden der wurzel eingewachsen. 8) bringen, brachte , gebracht; denken, dachte , gedacht; dünken, dauchte (däuchte), fehlerhaft setzen einige däucht im praes.; wirken und fürchten gehen regel- mäßig schwach: wirkte, fürchtete. 9) frâgen ; frâge, frâgst, frâgt; frâgte , gefrâgt; einige bilden ein mundartisches frâge, frægst, frægt; praet. frûg; frûgen, doch kein part. gefrâgen. Neuniederländisches verbum . Die flexion geschieht, wie in der vorigen periode, nur daß a) das -e der I. sg. praes. wegfällt, im conj. aber erhalten wird; b) II. sg. praes. und praet. (aus gründen der syntax, nicht der form an sich) abgeschafft worden ist; doch bleibt sg. imp. Die wiederum abweichende behandlung der wurzelvocale richtet sich nach der buch- stabenlehre. II. neuniederländische starke conjugationen. Starke conjugationen. I. val, viel, vielen, vallen; houd, hield, hielden, hou- den; zout, spouw (findo) vouw (plico) machen das praet. schwach: zoutte, spouwde, vouwde, behalten aber das part. zouten, spouden, vouden; hang, hing, han- gen; vang, gewöhnlicher vâ. ving, vangen; gâ (nicht mehr gange) ging, gangen; hef, hief, hêven; was, wies, wassen; wassch, wiesch, wasschen; bas (latro) bekommt zuweilen unorg bies st. baste, inf. bassen. — II. hêt, scheid, praet. schwach hêtte (zuweilen noch hiet) scheide, part. stark hêten, scheiden; eisch, êsch, ei- schen. — III. lôp, liep, lôpen; roep, riep, roepen; houw, hieuw, houwen; brouw (braxo) praet. schwach brouwde, part. brouwen; stôt, stiet, stôten; unorg. hier- her rückend: word (fio) wierd, worden und mundar- tisch noch andere aus XII. (s. unten). — IV. slâp, sliep, slâpen; lât, liet, lâten; râd, brâd; blâs; blies, blâzen. — VII. vâr, voer, vâren; zwêr (juro) zwoer, zworen; grâf, groef, grâven; drâg, droeg, drâgen; slâ (f. slâg) sloeg, slâgen; unorganisch jâg und vrâg, praet. joeg, vroeg, neben dem richtigern jâgde, vrâgde, part. praet. gejâgt, gevrâgt (nicht gejâgen, gevrâgen); umgekehrt sind von mâl, lâd, bak, lach die starken praet. moel, loed, boek (biek) loech den schwachen mâlde lâdde, bakte, lachte gewichen, die part. aber stark geblieben; stâ (f. stand) hat stond, part. gestân; von wâjen (flare) behauptet T. Kate noch ein starkes praet. woei, wofür meistens wâide gilt. — VIII. bezwîm (animo deficio); grîn, grên, grê- nen, grênen; quîn (langueo); schîn; grîp, grêp, grêpen, grêpen; nîp; slîp; blîf, blêf, blêven, blêven; drîf, kîf, (rixor); rîf (rastro colligo); schrîf; stîf (amylo subigo); wrîf; bît, bêt, bêten, bêten; drît (merdo); krît (ploro); rît; schît; slît; smît; splîte; wît (imputo); glîd, glêd, glêden, glêden; lîd (patior); belîd (confiteor); mîd; be- nîd (invideo); rîd; schrîd; snîd; strîd; prîs (laudo) prês, prêzen, prêzen; rîs (surgo); wîs (monstro); hîsch oder hîs (trochlea sustollo); blîk, blêk, blêken, blêken; strîk; wîk; bezwîk; hîg (anhelo) hêg, hêgen, hêgen; krîg; mîg; nîg; rîg (ligo); stîg; zwîg (taceo); schwankend dîg, dîd, dîe (proficio); spîg und spîe (spuo) [ auch nach IX. spuig, spûw]. — IX. druip, drôp, drôpen, drôpen; kruip; sluip; zuip; kluif, klôf, klôven, klôven; schuif; snuif; stuif; giet, gôt, gôten, gôten; verdriet; niet; schiet; vliet (fluo); fluit (fistulo); sluit (claudo); snuit II. neuniederländische starke conjugationen. (mungo); spruit; bied, bôd, bôden, bôden; vlied (fu- gio); zied (bullio); kies, kôs und kôr, kôzen und kô- ren; verlies, verlôr (nicht verlôs) verlôren; vries, vrôs und vrôr, vrôzen und vrôren; duik, dôk, dôken, dô- ken; luik; riek und ruik, rôk, rôken, rôken; bedrieg, bedrôg, bedrôgen, bedrôgen; lieg; vlieg; zuig; tôg (traxi) part. getôgen hat kein praes.; krui (trudo) krôi, krôjen, krôjen. — X. gêf, gâf, gâven, gêven; wêf hat nur noch das starke part. wêven; êt, ât, âten, gêten; vergêt; mêt; vrêt; sit, sât, sâten, sêten; trêd, trâd, trâ- den, trêden; bid, bâd, bâden, bêden; lês, lâs, làzen, lêzen; genês; wês, wâs (seltner wâr), wâren, wêzen; stêk macht jetzt auch sein part. mit o nach XI. (Kilian und Hoofd geben noch gesteken, vgl. T. Kate p. 565.) lig, lâg, lâgen, lêgen; zie (video) zâg oder zach, zâ- gen, zien. — XI. stêl, stâl, stâlen, stôlen; bevêl; nêm, nâm, nâmen, nômen; kom, quâm, quâmen, kômen; von bêr, bâr ist nur das part. bôren übrig; brêk, brâk; brâken, brôken; sprêk; stêk; wrêk hat nur das part- wrôken stark; plêg, plâg, plâgen, das part. plôgen ver- altet; folgende haben das o aus dem part. ins praet. dringen laßen, gehen also in XII. über: verhêl, verhôl, verhôlen; schêr, schôr (nicht schoer) schôren, schôren; zwêr (ulcero) zwôr (nicht zwoer, was juravi heißt) zwôren, zwôren; wêg (libro) wôg, wôgen, wôgen. — XII. zwel, zwol, zwollen, zwollen; help, holp, holpen holpen; delf, dolf, dolven; smelt, smolt, smolten; geld, gold, golden; scheld, schold, scholden; melk, molk, molken; von belg nur das part. verbolgen übrig; zwelg, zwolg, zwolgen; glim (candeo) glom, glommen; klim, (scando); zwem (nato); krimp (contrahor); begin, be- gon, begonnen; rin oder ren; win; bezin, bind, bond, bonden; slind; vind; wind; zend, zond, zonden; blink, blonk, blonken; drink; klink (corroboror); schenk (in- fundo); schrink (marceo); slink (diminuo); stink; zink; zwenk (labo); ding, dong, dongen; dring; dwing; spring; wring; zing; werp, worp, worpen; bederf (cor- rumpor) bedorf, bedorven; kerf; sterf; werf (verto); zwerf (vagor); berst, borst, borsten; berg, borg, borgen; und aus XI. hierher eingetreten: tref, trof, troffen; trek, trok, trokken; vecht, vocht, vochten; vlecht, vlocht, vlochten; die auf lp, lv, rp, rv, bilden zumahl flamländisch das praet. (nicht aber part. praet.) mit dem ablant ie : hielp, hielpen; dielf, dielven; wierp, wier- pen; stierf, stierfen; par t . holpen, dolven, worpen, stor- II. neuniederländische schwache conjugation. ven, unterscheiden sich also nur durch das e im inf. von conj. III., welcher worden (fieri) gänzlich zufällt, ob- gleich zuweilen noch werd, word f. word, wierd vor- kommt. — Anmerkungen: 1) wie im neuh gilt gleichheit des ablauts für sg. und pl. praet . nur daß hier in XII. das o pl. den sg., im neuh. meistentheils das a sg. den pl. eingenommen hat (neuh. singe, sang, sangen; neunie- derl. zing, zong, zongen). 2) im praes. verdrängt e das i hin und wieder auch vor m und n (zwem, ren, zend, schenk). 3) die unorg. übergänge aus VII. in I. haben nun andere aus XII. in III. zur seite, obgleich die ursache beider verschieden war; in hief, wies verwech- selte sich ie mit oe, in wierp, kierf waltete einfluß des rp, rf auf das a (mnl waerp, caerf; altfries. werp, cerf, angels. vëarp, cëarf). 4) bemerkenswerth in XII. smolt, smolten; gold, golden; schold, scholden st. der mnl. smout, smouten; gout, gouden; schout, schouden; man setzte flexionsdeutlichkeit über das feinere lautver- hältnis, ließ aber doch houden neben dem praet. hield bestehen. 5) geminierter cons. wird auslautend einfach, v, z zu f, s, hingegen verauslauten d und g; bei syn- copen des flexionsvoc. inlautend dasselbe zu beobachten: valt, schrîft st. vallet, schrîvet. 6) t und d fallen vor dem t der flexion weg, z. b. sluit (claudit) f. sluitet. Neuniederländische schwache conjugation. die vertrauliche rede schneidet bei gangbaren wörtern zuweilen das ganze -de praet. ab, z. b. zei, zou, wou, kon f. zeide, zoude, woude, konde; in der regel aber bleibt -de; einige setzen alle pers. des plur. praet. gleich, nämlich auf -den , andere endigen I. III. auf -den , II. auf -det , welches sowohl der II. pl. praes. als der II. pl. praet. starker form auf -et (nicht -en) angemeßner scheint; vgl. T. Kate p. 551. Das ablei- tungs-e fällt überall weg, also auch da, wo noch ein mittelniederl. -ede galt. Dagegen besteht die der hochd. mundart mangelnde vortheilhafte abwechselung zwischen -de und -te immer fort. Nach l. m. n. r. b (aus bb) d. g. f (aus v) w und s (aus z) bleibt -de ; nach p. t. k. f (aus ff) ch und s (aus ss) folgt -te. Jede gem. wird einfach; entspringendes dd, tt und selbst stt, chtt bleibt. Beispiele: spêlen, spêlde; stellen, stelde; râmen, râmde; kammen, kamde; wênen, wênde; minnen, minde; êren, II. neuniederländische anomalien. êrde; warren, warde; krabben, krabde; lâden, lâdde; red- den, redde (fehlerhaft reddede): zâgen, zâgde; eggen, egde; lâven, lâfde; bouwen, bouwde; râzen, râsde; — hôpen, hôpte; stoppen, stopte; groeten, groette; zetten, zette (fehlerhaft zettede); râken, râkte; drukken, drukte; blaffen, blafte; pochen, pochte; krassen, kraste; verqui- sten, verquistte; wachten, wachtte. Für legt (ponit) zegt (dicit) pflegt leit, zeit; für legde (posui) zegde (dixi) leide, zeide (gekürzt zei) zu stehen; kôpen macht kôcht f. kôpte. Bildungen mit -el, -em, -en, -er, -ig, als: sneuvelen, âdemen, rêgenen, wonderen, mâtigen haben im praet. sneuvelde, âdemde, rêgende, wonderde, mâtigde. Neuniederländische anomalien. 1) esse vierstämmig α ) III. praes. sg. ind. is . β ) inf. zîn; ind. pl. praet. zîn, zît, zîn; praes. conj. zî, zî; pl. zîn, zît, zîn; pl. imp. zît; kein part. gezîn. γ ) I. praes. sg. ind. ben; die vertrauliche sprache erlaubt sich auch den unorg. pl. I. bennen II. bent III. bennen (etwa nach analogie von ren, men pl. rennen, men- nen). δ ) inf. wêzen; praet. wâs , pl. wâren; imp. wês , pl. wêst; part. gewêst neben gewêzen . — 2) α ) moet , pl. moeten; praet. moest part. gemoeten. β ) wêt; wêten; wist; gewêten. γ ) mâg; môgen; mocht; gemocht. δ ) zal; zullen; zoude , gekürzt zou . ε ) kan; konnen; konde , gekürzt kon , zuweilen noch kost; gekonnen, gekost. ζ ) durf , pl. durven nimmt das ursprünglich zu derren gehörige praet. dorst an; — deugen geht im praes. regelmäßig I. deug III. deugt, pl. deugen; praet. docht . — 3) willen (velle) wil , pl. willen; praet. wilde und in gemeiner sprache woude , gekürzt wou; part. gewilt. — 4) doen; I. doe, III. doet; pl. doen; praet. dêd , pl. dê- den; part. gedân . — 6) hebben; I. heb III. hêft; pl. hebben, hebt, hebben; praet. hadde; part. gehad. — 7) drâjen, drâide; ebenso: krâjen, nâjen, mâjen, blâ- jen, wâjen, zâjen; vlêjen (blandiri); bloejen, groejen, moejen, roejen (remigare), vloejen; lôjen (corium pa- rare) gôjen (projicere) rôjen (metiri); h kann nicht in- lauten, wohl aber w: bouwen, schouwen etc. und als bildungs-w in verwen. — 8) brengen, brocht; den- ken, docht; dunken, docht; werken, wrocht; zoeken, zôcht . — 9) vrâgen, praet. vroeg neben vrâgde , part. gevrâgt. R r r II. neuenglisches verbum. Neuenglisches verbum. große beschränkungen der flexion: 1) conj. fällt mit ind. zus. 2) die drei pers. des pl. sowohl praes. als praet. sind der ersten pers. sg. immer gleich, diese aber ist es dem inf., d. h. letzterer hat sein -n gänzlich verloren; scheinbare ausnahme machen christen, soften, lighten, threaten etc., deren -en bildung, nicht flexion ist (an- gels. cristnian, altn. kristna). 3) selbst das -e der flexion entbehren inf., imp., I. sg. und I. II. III. pl.; es heißt bind (nectere, necte, necto, nectimus etc.) fall (cadere, cado, cadimus etc.) hear (audire, audi, audio, audimus etc.) und nach doppelter cons. oder auslautend einfacher gem. gilt das ohne ausnahme; nach urspr. einfacher cons. bleibt zuweilen e α ) durchgängig nach v, s, z: grave, shave, give, drîve, move, love, weave, reave, leave, rîse, raise, chôse, snêze, vrêze etc. β ) nach ap, îp, op: ape (nachäffen) strîpe, grîpe, hope, nicht nach êp, eap, ip: crêp, slêp, leap, strip. γ ) nach at, ît, ot: hate, bîte, wrîte, note; nicht nach êt, ôt, it, ut: mêt, tôt, slit, shut. δ ) nach ak, îk, ok: make, shake, take, strîke, stroke; nicht êk, eak: sêk, speak. ε ) nach ad, îd, od: lade, chîde, bîde, nicht nach êd, ead, oad: brêd, knead, load. ζ ) ebenso nach liq. de- nen a, î, o vorhergehen: fìle, lame, come, wane, shîne, spare, snore etc. nicht aber in: fêl, sêm, dream, moan, hear u. dgl. η ) nach th bleibt fast immer e: bathe, wrîthe, clôthe, wreathe, doch stehet sêth. Man sieht leicht, daß alle diese bleibenden -e keine überreste der alten flexion sind, vielmehr unorganisch angenommene schreibweise, da sie auch dem flexionslosen starken sg. imp. (come, shîne) und sogar dem ablautenden starken praet. beigelegt werden, dessen I. III. sg. eben so wenig flexion gebührt, vgl. shîne, shône; come, came; rîve, rôve etc. statt der offenbar richtigeren formen: shôn, cam, rôf, folglich stehn auch die praesentia für shîn, com, rîf und die flexion mangelt so gut als in fall, bind, hear. — 4) II. sg. praes. und praet. hat -st oder -est , also gab das starke praet. (wie im neuh.) den alten vocalausgang auf: shônest (fulsisti) sangst (cecinisti) angels. scine, sunge. — 5) III. praes. hat -s, -es statt des frühern -th angenommen: shînes, sings, hopes, hears etc. doch schreibt man noch hath (habet) neben has, raineth f. raines etc. II. neuenglische starke conjugation. Einzelne starke conjugationen. I. fall, fell, fallen; hold, held, holden. — II. ausge- gangen. — III. draw, drew, drawn; blow, blew, blown; ebenso crow; grow; know; throw; snow; schwaches praet. haben hew (f. how) mow, sow : hewed, mowed, sowed, doch noch starkes part. hewn. mown, sown; bèat, béat, bèaten kann als übergehend in X. angesehn werden, wogegen slay, slew, slain aus VII., fly, flew, flown aus IX. hierher gerückt ist. — IV. let, let, let; dread (angels. ondrædan) geht schwach. — VII. stand, stôd, stôd; shake, shôk, shaken, ebenso forsake, awake, und take; wax, wôx, waxn; shave, grave, lade praet. schwach shaved, graved, laded, part. stark shaven, gra- ven, laden. — VIII. shîne, shône, shône; drìve, drôve, dri- ven; ebenso: scrîve; strîve; thrîve; smîte, smôt, smit- ten; ebenso: shîte; wrîte; chîde, chôd, chidden; eben- so: abîde; rîde; strîde; wrîthe, wrôthe, writhen; rîse, rôse, risen; merkwürdig, daß einige auf îte, îde ihr praet. nicht ablauten, sondern nur das i kürzen: shîte, shit st. shôt, ebenso: bîte, bit statt bôt, zuweilen chid st. chôd; sind bit, shit, chid schwache formen f. bit’t, chid’d? oder ist, wie im neuh. biß, ritt die kürzung aus dem part. eingedrungen? — IX. crêp, crôp oder crope? crept (st. cropen); shôt (st. shêt) shot, shotten; sêth, sod, sodden; chôse, chose, chosen; frêze, froze, frozen, die kürzungen shot, sod wie bit, chid in VIII. und wie das neuh. schoß, sott zu erklären? — X. give, gave, given; èat, éat und ate, èaten; sit, sate, sate; bid, bad, bidden; lie, lay, lain; sê, saw, sên. — XI. stèal, stale und stole, stolen; come, came, come; forbeàr, forbare und forbore, forbore; shèar, share und shore, shore; teàr, tare und tore, tore; sweàr, sware und swore, swore; weàr, wore, wore; clèave, clove, cloven; hèave, hove, hoven; wèave, wove, woven; get, got, gotten; forget, forgat und forgot, forgotten; treàd, trode, trodden; breàk, brake und broke, broke; spèak, spake und spoke, spoke. — XII. swell, swelled (f. swoll) swoln (f. swollen); help, holp, holpen; melt, melted (f. molt) molten; swim, swam, swum; spin, span, spun; begin, began, begun; win, wan, won; run (st. rin) ran, run; cling, clang, clung; ebenfo: fling, ring, sing, spring, sting, string, swing, wring; drink, drank, drunken; ebenso: shrink, sink, slink, stink; bìnd, bound, bound; fînd, grînd, wînd desgleichen; burst (st. berst) burst, bur- sten; stick, stack, stuck; dig, dug, dug (neben digged); R r r 2 II. neuenglische schwache conjugation. fight, fought, foughten; — wie bei bound, burst, fought der u-laut aus dem pl. in den sg. drang, so schwan- ken auch span, clang, sang, sank etc. in spun, clung, sunk etc.; bei run und burst verbreitet er sich selbst ins praes.; hang behält sein a im praes. (nach conj. I.) macht aber praet. und part. nach XII. hung, hung. — Anmerkungen: 1) die verwirrung der ablaute zeigt und erläutert sich von selbst. 2) alle verba in VIII. IX. mit kehllaut nach dem wurzelvocal sind untergegangen. 3) schwach geworden nachstehende mit p nach dem wurzelvocal: crêp, crept; wêp, wept; swêp, swept; slêp, slept; lèap, léapt. 4) das praet. quoth (dixit) f. quath dient auch als praesens, hîght (promissus) nur als part. praet. (vgl. s. 981.) Schwache conjugation. das praet. bildet die silbe -ed , welches aber bei syn- copiertem e meistens in -t verwandelt wird; -ede oder -te finden keine statt, das einzige made abgerechnet, sofern man es aus makede erklären darf. Die vocal und cons. verhältnisse im fall der syncope sind zwar den angels. (s. 904. 905.) analog, doch mit beträchtlichen ab- weichungen: 1) nicht alle verba können das e aus- stoßen; in der regel gehören die syncopierenden in die alte erste, die nicht syncopierenden in die alte zweite conj. z. b. es darf nur spare, spared; thank, thanked; beg, begged; live, lived etc. heißen. Im fall der syn- cope bleibt 2) d nur in den vocalisch schließenden lay, laid; say, said; shoe, shod; sodann in hèar, héard; sell, sold; tell, told. 3) zu t wird es α ) nach l, m, n: dèal, déalt; fèl, felt; dwell, dwelt; spell, spelt; spill, spilt; smell, smelt; drèam, dréamt; lèan, léant; mèau, méant; lèarn, léarnt; burn, burnt. β ) nach p und k: crêp, crept; kêp, kept; slêp, slept; swêp, swept; wêp, wept; lèap, léapt; rèap, réapt; dip, dipt; slip, slipt; tip, tipt; whip, whipt; crack, crackt; knock, knockt. γ ) nach f (aus v) gh (aus k, ch) und s: lèave, left; rèave, reft; sêk, sought (etc. s. anomalien); lose, lost; kiss, kist; miss, mist; bless, blest. 4) für -ded ent- springt bloßes d: blêd, bled; brêd, bred; fêd, fed; spêd, sped; lèad, led; rèad, réad; sprèad, spréad; shed, shed; hîde, hid. 5) für -ted bloßes t: mêt, met; set, set; hit, hit; knit, knit; shut, shut; cut, cut; für -rted, fted, sted bloßes -rt, -ft, -st: smart, smart; hurt, hurt; girt, girt; lift, lift; cost, cost; cast, cast. II. neuenglische anomalien. 6) für -lded, -nded nicht ld, nd, sondern wiederum lt, nt: geld, gelt; gild, gilt; build, built; bend, bent, ebenso: lend, rend, send, spend, shend, wend. — 7) die unter 4. und 5. genannten, wofern sie kurzen vocal haben, vermögen praet. und praes. nicht zu un- terscheiden, welches auf einige starke verba wie let, let eingewirkt haben mag. — 8) lange vocale des praes. kürzt das praet.: ê in e ; èa in éa (oder eá) und e; î in i; gegensatz zu der mittelniederl. verlängerung bei solchen syncopen; mit rückumlaut hat dieser wechsel nicht zu schaffen. — 9) wohl aber sind sold, told die fortgeführten angels. rückumlaute sëalde, tëalde von sellan, tellan; quell hat quelled, nicht quold. — 10) bil- dungen mit -l, -n, -en, -er, -s kürzen das -ed im praet. nicht: ramble, rambled; wittle, wittled; rain, rained; threáten, threátened; slumber, slumbered; thun- der, thundered; cléanse, cléansed etc. Anomalien der neuenglischen conjugation. 1) esse hat nur drei stämme: α ) praes. I. am II. art III. is pl. are . β ) praet. was, wast, was; pl. were und zu- weilen praet. conj. were, wert, were; pl. were . γ ) inf. und imp. be; part. praes. being , praet. bên . — 2) α ) kein praes. môt, das praet. must gilt zugleich fürs praes. β ) wot (f. wôte) pl. wot zuweilen wit für sg. und pl. praet. wist; kein not, nist. γ ) das praet. ought bedeu- tet zugleich das verlorene praes. δ ) may , mayst, may; pl. may; praet. mîght . ε ) shall , shalt, shall; pl. shall; praet. should . ζ ) dare , praet. durst . η ) can , canst, can; praet. could . — 3) will, wilt, will; praet. would; zn nill kein nould. — 4) dô; praes. dô, doest, does; pl. dô; praet. did; part. done . — 5) have; have, hast, has (hath); pl. have; praet. had . — 6) gô; gô, goest, goes; pl. gô; praet. went (vom schwachen verb. wend ent- lehnt) part. praet. gone . — 7) buy, bought; work, wrought; sêk, sought; think, thought; bring, brought; catch, caught; rèach, raught; tèach, taught; fraight, fraught . Schwedisches verbum. allgemeine regeln 1) im sg. praes. und praet. fallen alle drei pers. stets zusammen. 2) praes. sg. endigt auf -r, welches altn. nur für II. III. geltend (s. 912.) jetzt auch I. ergriffen hat. 3) I. pl. praes. und praet. endigen II. schwedische starke conjugation. auf -e . 4) II. pl. praes. und praet. auf -en . 5) III. pl. praes. und inf. gehen beständig auf -a aus. 6) die altschwed. sprache gab II. praet. sg. -st und I. pl. praes. praet. -om , welches -om noch heute imperativisch ge- braucht wird. 7) vom conj. dauert nur in starker con- jug. das praet., außerdem scheint die III. sg. imp. - s aus dem conj. übrig. Starke conjugation. praes. ind. sg. -er -er -er pl. -e -en -a praet. ind. sg. … … … pl. -e -en -o praet. conj. sg. -e -e -e pl. -e -en -e imp. sg. — … -e pl. -om -en -e I. faller, föll, fölle, fallen; håller, höll, hölle, hållen; får, fick, finge, fången, inf. få; går, gick, ginge, gån- gen, inf. gå, imp. gack. — II. hêter, hêt (neben hette) hête, hêten. — III. lœper, lopp, lupe, lœpen; hugger, högg, högge, huggen. — IV. gråter, græt, græte, grå- ten; låter, læt, læte, låten. — VII. gâler, gôl, gôle, gâlen; fàr (f. fàrer), fôr, fôre, fâren; svær (f. sværer) svôr, pl. svûre, part. svûren (nach XI.); står, stôd, stôde, ståden, inf. stå, imp. statt; skâper, skôp, skôpe (neben skâpade) skàpen; græsver, grôf, grôfve, græfven; hæfver, hôf, hôfve, hæsven; drâger, drôg, drôge, dràgen; gnâger, gnôg, gnôge, gnâgen; tvâger oder tvår, tvådde f. tvôg, tvâgen; slår, slôg, slôge, slàgen; dœr, dôg neben dödde, dôge; lêr, lôg neben ledde, lôge; väx hat växte, im part. vuxen; unorg. fallen aus X. hierher: væfver, vôf, vôfve, væfven: vræker, vrôk, vrôke, vræ- ken; væger, vôg, vôge, vægen. — VIII. skìner, skên, skêne, skînen; grìper, grêp, grêpe, grîpen; knîper; pîper; blîfver, blêf, blêsve, blîfven; drîfver; klîfver; rîfver; skrîfver; bîter, bêt, bête, bîten; slîter; lìder, lêd, lêde, lîden; glìder; gnîder; rîder; svîder; vrîder; skrîker (clamo) skrêk, skrêke, skrîken; svîker; vîker; nîger, nêg, nêge, nîgen; stîger; unorganisch: tîger (sileo) têg, têge, têgen oder tîgen (vgl. anm. 4. zur dän. starken conj.) — IX. drŷper, drœp, drûpe, drûpen; krŷper; niuper; sûper; klŷfver, klœf, klûfve, klufven; brŷter, brœt, brûte, brûten; flŷter; giuter; knŷter; niuter; rŷter; slûter; skiuter; skrŷter; snŷter; tiuter; trŷter; biuder, bœd, bûde, bûden; siuder; strŷker, strœk, strùke, strûken; rŷker; flŷger, flœg, flûge, flûgen; smŷ- ger; liuger, lœg, lûge, lûgen; sûger; aus XII. schwan- II. schwedische starke conjugation. ken hierher die praes. siunker und siunger; bisweilen wird praet. pl. dem sg. gleichgesetzt: flœte, rœte, flœge etc. — X. dræper, drâp, dråpe, dræpen; gîfver, gâf, gåfve, gîf- ven; sôfver, sôf, sôfve, sôfven (so für sve, sva, svå); æter, åt, åte, æten; fræter, fråt, fråte, fræten; förgæter, förgât, förgåte, förgæten; mæter, mât, måte, mæten; sit- ter, satt, såte (zuweilen sûte) sêten und sutten; bêder, bâd, både, bêden; qvæder, qvâd, qvâde, qvæden; læser, làs, låse, læsen; ligger, låg, låge, lêgen; sêr, såg, såge, part. schw. sedt. — XI. stiæler, stâl, ståle, stûlen; bær (f. bærer) bâr, båre, bûren; skær (f. skærer) skâr, skåre, skûren; in kommer, kom, komme, kommen entspringt ko aus qve, qva, qvå, wie bei sofva in voriger conj.; für stûlen, bûren etc. zuweilen stôlen, bôren; nêma (discere) ist veraltet, vgl. förnimma in XII. — XII. gäl- ler, gall, gulle, gullen; smäller; hiälper, halp, hulpe, hulpen; stiälper; svälter, svalt, svulte, svulten; välter; gäl- der, gald, gulde, gulden; simmer, sam, summe, summen; und unorg. förnimmer (percipio) nam, numme, num- men; dimper (cado) damp, dumpe, dumpen; brinner, bran, brunne, brunnen; finner; hinner (arripio, per- tingo); svinner; vinner; slinter (vacillo) slant, slunte, slunten; binder, band, bunde, bunden; siunker, sank, sunke, sunken; slinker (negligenter ambulo); klinger, klang, klunge, klungen; springer; stinger; tvinger; siunger, sång (zuweilen söng nach IX.) sunge, sungen; unorg. hänger (pendeo) hang, hunge, hungen; spiärner, sparn, spurne, spurnen; värper, varp, vorpe, vorpen; värfver, varf, vorfve, vorfven; varder, vard, vorde, vor- den; slipper, slapp, sluppe, sluppen; spritter, spratt, sprutte, sprutten; dricker, drack, drucke, drucken; spricker; sticker; räcker, rack, rucke, rucken; brister, brast, bruste, brusten. — anmerkungen: 1) der altnord. umlaut (s. 917.) hört völlig auf, namentlich auch im praet. conj., es heißt fôr (ivit) fôre (iret) bundo (liga- bant) bunde (ligaret) etc. 2) der wechsel zwischen ŷ, iu (geschr. ju) und û in conj. IX. entspricht nicht dem altn. (s. 918.) sondern erscheint willkürlicher festgesetzt. 3) gem. bleibt auslautend, doch mm, nn werden ein- fach; fehlerhaft schreiben einige statt des aus ld, nd ent- springenden ll, nn auslautend lt, nt, als: höllt, hant f. höll, hann (vgl. anm. 2. zur dän. starken conj.). 4) schwaches praes. verrathen umlaut, haftendes i der wurzel, geminierte consonanz und eingerücktes j: hæfja, sværja, bedja, sittja, ligga, lê (f. leja) dœ (f. dœja). II. schwedische erste schwache conjugation. 5) der ablaut neigt sich zur gleichheit des sg. mit dem pl. und namentlich gilt skên, skêne in VIII. durchgän- gig; flœt, flœte in IX. zuweilen; doch unterscheiden sich drœp, drûpe in VIII. drâp, dråpe in X; bâr, båre in XI; gall, gulle in XII. Seit der unorg. verlängerung drûpe, drâp, bâr liegen nur diese û, â, dem œ, å in drœp, dråpe, båre ungleich näher, als die kurzen und langen vocale des altn. draup, drupum; bar, bârum; daher auch das vordringende å in den sg. åt, fråt nicht be- fremdet vgl. das altn. ât s. 914. 6) im sg. praes. wer- den zuweilen inlautende cons. syncopiert, als: bær f. bærer; blîr f. blîfver etc. Schwache conjugation. das praet. wird durch -de oder -ade gebildet, wonach sich noch beide conjugationen scheiden; keine dersel- ben vermag, wie die starke form, das praet. conj. aus- zudrücken. Erste schwache conjugation. tæl-jer tæl-jer tæl-jer bränn-er bränn-er bränn-er tæl-je tæl-jen tæl-ja bränn-e bränn-en bränn-a tâl-de tâl-de tâl-de brän -de brän -de brän -de tâl-de tâl-den tâl-de brän -de brän -den brän -de 1) der ableitungsvocal wird im praet. stets gekürzt; etwas. anders ist das aus g entstandene j in följa, följde; sörja, sörjde; rœja, rœjde etc. welches viele tadelnswerth auf verba ausdehnen, deren j aus i stammt, z. b. skîljde, hœljde, tæljde st. des richtigen skîlde, hôlde, tâlde. — 2) bei der kürzung bleibt -de nach l, m, n, r, f, d, g, wird aber zu -te nach p, t, k; für ndde, ltte, ntte, ftte, stte, steht nde, lte, nte, fte, ste; schwierigkeit machen l und n, wonach der gebrauch zuweilen -te duldet, z. b. mæla, mælte; rœna, rœnte; mêna, mênte, nach vereinfachter gem. immer de: fälla, fälde, bränna, brände. — 3) ehmals kurzsilbige wurzeln haben theils ableitungsvocal im praes. theils rückuml. im praet. be- halten. Jenes nur nach liq. t, d (sælja, vælja, qvælja, tælja, dœlja, hœlja, skilja, sæmja, tæmja, vænja, ærja, suærja, værja, smœrja, spœrja, hvättja, sättja, glædja, stædja, rœdja, stœdja) nicht nach p, f, k, g, s (kræfva, qvæfva, täcka, sæga, lägga) früher schrieb man kræfja, dafja, jetzt allmählig auch sätta, hvätta. Rückumlau- tende praet. sind: qvâlde, vâlde, tâlde, dôlde, tâmde, II. schwedische zweite schwache conjugation. vânde, snârde, vârde, smôrde, spôrde, satte, hvatte, gladde, stadde, rodde, stodde, krafde, qvafde, sælja hat sålde (nicht sàlde, vgl. s. 923. altn. seldi, nicht saldi) sæga und lägga:sâde, lâde, ærja (arare) ærde. Des â, ô in qvâl- de, tâmde, dôlde etc. bin ich unsicher, vielleicht hat sich in verhärteter syncope die kürze qvalde, tamde, dolde etc. fortgepflanzt? — 4) ursprünglich langsilbige haben weder j im praes. noch rückumlautendes praet., beispiele aus der großen menge solcher verba : mæla, mælte; drœma, drœmde; rœna, rœnte; læra, lærde; hœra, hœrde; fylla, fylde; bränna, brände; välta, välte; sölja, följde (st. fölga, fölgde); sända, sände; blänka, blänkte; hänga, hängde; sörja, sörjde (f. sörga, sörgde); dœpa, dœpte; œfva, œfde; lêfva, lêfde; dœfva, dœfde; blœta, blœtte; stœta, stœtte; sprîda, sprîdde; fœda, fœdde; blœda, blœdde; lœsa, lœste; kyssa, kyste; sœka, sœkte; åka, åkte; lêka, lêkte; æga, ægde; wîga, wîgde; bygga, bygde etc. Zweite schwache conjugation. kall-ar kall-ar kall-ar kall-ade kall-ade kall-ade kall-e kall-en kall-a kall-ade kall-aden kall-ade beispiele: 1) einfache: tâla; kalla; stamma; mâna; banna; svâra; dåra; rôpa; bæfva; båta; bâda, vîsa; krûsa; nêka; tacka; fråga; fasta; kasta; skrifta; vackta etc. 2) bildun- gen mit -l, -n, -r: samla; christna; hvîtna; drunkna; svimna; hamra; bullra; undra. 3) mit k, g, s: blîdka; snîdka; ällska; stâdga; rênsa etc. — anmerkungen: α ) die neuere sprache schwankt immer häufiger zwischen bei- den conj., d. h. sie strebt die vollere form des praet. -ade zu kürzen und erlaubt sich z. b. nêkte f. nèkade, brûkte f. brûkade, tâlte f. tâlade (von tâla, versch. ist tæljde für tâlde oder talde von tælja) tiente f. tienade etc. woraus allmählig auch im praes. nêker — tiener st. des richti- geren nêkar — tienar hervorgeht. Bemerkenswerth steht in solchen kürzungen t (und nicht d) nach l und n (nicht also tâlde, tiende). β ) seltner find verba aus erster in zweite getreten, vgl. dêla, dêlade; bœrja, bœr- jade; tænja (tendere) tænjade etc. — γ ) imp. sg. zweiter conj. lautet -a, dem inf. gleich: kalla, ällska! Anomalien schwedischer conjugation. 1) esse zweistämmig: α ) praes. œr, œr, œr; pl. œre, œren, œro; altschwed. äst f. ær in ll. sg; œrom f. ære in I. II. dänisches verbum. pl. — β ) inf. vâra; praet. vâr, vâr (altschw. vast) vâr; pl. vôre (altschw. vårom) vôren, vôro; praet. conj. vôre . — 2) α ) vêt, vête; viste. β ) må; måge; måtte. γ ) skal; skôle; skulle . δ ) kan; kunne; kunde . anm . œger (habeo) geht regelmäßig nach zweiter schw. praet. œgde (nicht åtte); törs (audeo) hat im praes. beständig passivisches -s, praet. torde; måste gilt wie im engl. f. debui und debeo und im altschw. ein jetzt ausgestorbe- nes månde für das altn. man und mundi. — 3) vill , pl. vîlja; praet. ville. — 4) hâfva; praes. hâr, pl. hâfve; praet. hâde . — 5) giœra , praet. giorde. — 6) bringa, bragte; tänka und tycka haben regelmäßig tänkte, tyckte. — 7) vocalisch endende wurzeln, sofern sie nicht stark conjugieren (wie slå, gå, få, två, stå, dœ, lê, sê) folgen α ) meistens der ersten schwachen, werfen aber alle flexionsvocale des praes. weg, als: så (serere) sår (sero) så (serimus) sån (seritis) så (serunt) st. såa, såer, såe, såen, såa; praet. sådde; ebenso: nå (appropinquare) når, nådde; spå (vaticinari); skê (fieri) skêr, skêdde; dî (lactare) dîr, dîdde; bô (habitare) bôr, bôdde; grô (vi- rere); rô (remigare); skô (calceare); snô (torquere) spô (festinare); trô (credere); dœ (mori) dœr, dœdde (ne- ben dôg); strœ (spargere); brŷ (vexare) brŷr, brŷdde; flŷ (fugere) flŷr, flŷdde. β ) wenige nach der zweiten und ganz regelrecht, ohne kürzung der flexion: spêa (irridere) spêar, spêade; tœa (rorescere) tœar, tœade. γ ) mehrere schwanken zwischen j und g: bœja (flectere) bœjer, bœjde oder bœga, bœger, bœgde; ebenso plœja (arare) rœja (reprehendere); fæja (mundare) fæjar, fæjade oder fæga, fægar, fægade; snœja (ningere) snœjar, snœ- jade oder snœga etc. Dänisches verbum . Die dänische sprache unterscheidet den sg. vom pl., (strenge nur im praes.; wogegen im praet. schwacher form überall, im praet. starker oftmahls beide numeri gleichlauten) das praes. vom praet., nicht mehr conj. vom ind., nicht mehr die drei personen untereinander (vgl. anm. 8. zur starken conj.); praes. sg. endigt stark und schwach auf -er, -er, -er; pl. auf -e, -e, -e (also mit dem inf. zus. fallend). Das starke praet. hat im sg. unflectierten ablaut, im pl. -e; das schwache im sg. und pl. -de, oder -te, oder -ede. II. dänische starke conjugation. Starke conjugationen. I. falder, faldt, faldt, falden; holder, holdt, holdt, hol- den; faaer, fik, fik, fangen; gaaer, gik, gik, gangen, inf. gaae, imp. gak, neben dem neueren gaae. — II. hed- der, hêd, hêd, ohne part. praet. — III. lœber, lœb, lœb, lœben; hugger, hugg, hugg, huggen. — IV. græder, græd, græd, ohne part. praet.; lâder (sino) ist durch verwechslung des organ. aa mit â in VII. eingetreten. — VII. gâler, goel, goele, gâlen; fârer, foer, foere, fâren; svärger, svoer (und soer) svoere, svôren; staaer, slôd, stôde, standen, inf. staae, imp. stât, neuer staae; grâver, grôv, grôve, grâven; lâder (sino) lôd, lôde, lâ- den; drâge, drôg, drôge, drâgen; ebenso tâger und un- org. jâger; lêr (rideo) loe, loe, part. lêt; slaaer, slôg, slôge, slaaen. — VIII. grîner, grên, grêne, part. schw.; trîner (gradior) ebenso; skinner geht ganz schw.; grî- ber, grêb, grêbe, grêben; knîber; pîber; slîber; blîver, blêv, blêve, blêven; drîver; rîver; skrîver; glîder, glêd, glêde, glêden, ebenso: gnîder; rîder; skrîder; strîder; svîder; vrîder; bîder; slìder [doch machen beide letz- tere, deren d dem schwed. t, deutschen Ʒ entspricht, kein starkes part., sondern schwaches: bidt, slidt]; skrî- ger, skrêg, skrêge, skrêgen; snîger (repo); kìger (inspi- cio); stîger; svîger; vîger. — IX. krŷber, krœb, krœbe, krœben; klŷver, klœv, klœve, klœven; bŷder, bœd, bœde, bûden; brŷder; flŷder; gŷder; lŷder; nŷder; skrŷder; skŷder; snŷder; sŷder; sortrŷder; gŷser, giœs, giœs ohne starkes part. praet. gleich den beiden folgen- den fnŷser; nŷser; kŷser, kiœs, kiœs, kŷsen; frŷser, frœs, frœs, frussen oder frossen; fŷger, fœg, fœge, fœgen oder fŷgen; ebenso rŷger; strŷger; flŷger und lŷ- ger schwanken in flŷver, lŷver; praet. flœi, lœi, flœi, lœi, part. flœjen, lœjen; sŷnger und sŷnker streifen aus XII. hierher. — X. dræber geht schwach; gîve, gàv, gâve, gîven; sôver, sôv, sôve, sôven; æder, aad, aade, part schwach; træder, traad (neben traadte) part. schwach; bêder, bâd, bâde, bêden; kvæder, kvâd, kvâde, kvæ- den; gîder, gâd, gâd, gîden; sidder, sâd, sadde, sid- den; ligger, laae, laae, liggen; sêr, saae, saae, sên; være (esse) hat nur das praet. vâr, vâre, part. væren; læser (lego) geht schwach, praet. læste. — XI. stiæler, stiâl, stiâle, stiaalen; bær (f. bærer) bâr, bâre, baaren; skiær (f. skiærer) skâr, skâre, skaaren; statt kôme, for- nême gilt komme, fornemme nach XII. — XII. hiälper, II. dänische starke conjugation. hialp, hialp, hiulpen; skiälver, skialv, skialv, skiul- ven; giälder, giald, giald, smälder, smald, smald, beide ohne starkes part.; fornemmer, fornam, fornam, fornummen; binder, bandt, bandt, bunden; finder; rinder; spinder; svinder; tvinder; stinker, stank, stank, stunken; sŷnker, sank, sank, sunken; hänger, hang, hang, ohne starkes part.; springer, sprang, sprang, sprun- gen; tvinger; klinger; sŷnger, sang, sang, sungen; slip- per, slap, slap, sluppen; träffer, traf, traf, truffen; drikker (nicht drinker) drak, drak, drukken; stikker; knäkker, knak, knak, knukken; bräkker; smäkker; spräkker; träkker; brister, brast, brast, brusten; tärsker, tarsk, tarsk, torsken. — anmerkungen : 1) folgenden praet. der vier ersten conj. mangelt aller ablaut: faldt, holdt, lœb, hugg, græd. 2) die wurzeln ld, nd in I und XII werden im praet. auslautend und unorganisch zu ldt, ndt: faldt, holdt, bandt, fandt etc; nur halb analog ist das schwed. höllt, hant f. höll, han. — 3) der ablaut des sg. bleibt überall im pl. [altdänisch noch im XII. der pl. sprunge etc. in I. ginge. finge Bloch §. 519. 530.] ja, der pl. praet. gibt sogar sein flexions-e auf und lautet dem sg. gleich, nothwendig nach den cons. verbindungen in conj. I. XII., willkürlich nach einfa- chen cons. d. h. man darf grêbe oder grêb; skâre oder skâr; grôve oder grôv als pluralform brauchen; in laae, saae hat sich umgedreht das flexions-e des pl. verhärtet in den sg. eingeführt, daß letzterer eigentlich laa, saa lautet folgt aus dem anomalen maa, pl. maae. — 4) oe vor l und r statt ô (s. 560.) erinnert ans mittelh. uo, ue, mittelniederl. oe; aad, laae, saae, entspricht dem altn. ât, là, sâ und schw. åt, låg, såg; das in stial, stiaalen; hialp, hiulpen unorganisch eingeschobne i hat mit dem ablaut nichts zu thun; gar kein ablaut ist das au in taug (tacuit) von tîe, es stammt mit apocopiertem -de aus dem org. schwachen praet. þagdi von þegja [alt- schwed. tagde, neuschw. têg von tîga] wie das part. taugt bestätigt, vgl. oben s. 561. über tavs, taus f. tagse. Die beßere form tîede gilt daneben. — 5) schwache praesentia an umlaut, i für e, gemination und ablei- tungs-j (g) erkennbar: hedder (altn. heitir), svärger, lêr, dœr, sidder, ligger. 6) schwache praet. neben starken: gâlede, fârede, jâgede, grînte, trînte, klingede etc. ne- ben goel, foer, jôg, grên, trên, klang. 7) noch häufi- geres schwanken zwischen starkem und schwachem part. praet, zumahl in VIII und IX. — 8) das altdän. ver- II. dänische schwache conjugation. leiht der II. praet. sg. hin und wieder die flexion -st . als: fikst, tôgst, lêdst, blêvst, lœist, gâvst, hialpst (Bloch §. 548.) Dänische schwache conjugation. praes. täll-er pl. täll-e praet. tâl-te pl. tâl-te bränd-er brän-de bränd-te bränd-te 1) der vocal vor dem -de, -te praet. wird stets synco- piert, unorganisch das aus diesem voc. im praes. ent- sprungene g beibehalten in vâlgte, sôlgte, dûlgte, spurgte st. vâlte, sôlte, dûlte, spûrte, ähnlich dem schwed. mis- brauche: skîljde, hœljde, tæljde. — 2) bei der syncope bleibt -de nur nach vocal und einfachem b, v, g der wurzel (stræbde, krævde, hâvde, lâgde, sâgde) wird aber in allen übrigen fällen zu -te, namentlich nach liq. ten., d und s; valgde, strakde, tänkde, vîsde (Bloch 493. 497.) st. des allein richtigen valgte, strakte, tänkte, vîste ist unzuläßige neuerung; vielleicht darf auch nach b -te folgen: raabte, stræbte st. raabde, stræbde. Das harte ndte (sendte, brändte) wird nicht in nde oder nte ge- mildert; für ltte, stte aber, statt der milderung lte, ste, unorg. übertritt in die zweite conj. vorgezogen, z. b. välte, vältede, fäste, fästede (schwed. välta, välte; fästa, fäste) ähnlich dem neuh. kältete, dürstete (mittelh. kelte. durste). — 3) ursprüngl. kurzsilbige wurzeln geben auch hier spur des ableit. vocals im praes. α ) durch gemi- nation des cons. (wie im alt- und mittelh.) als: tälle skille, hylle, tämme, vänne, smörre, sätte, räkke, väkke; altn. telja, hylja, skilja, temja, venja, smyrja, setja, rekja, vekja; welche gem. im praet. vereinfacht wird: tâlte, skîlte, tâmte etc. β ) durch verhärtung in g (nur nach l und r) als: välge, sälge, dölge, värge, spörge; altn. velja, selja, dylja, verja, spyrja. γ ) manche ganz pa- rallele wörter zeigen keines von beiden, z. b. qvæle, altn. qvelja, woraus eben so gut hätte qvälle oder qvälge werden dürfen; glæde, altn. gledja etc. — 4) rück- umlaut im praet. bewahren folgende urspr. kurzsilbige: tâlte, tâmte (?), vânte, satte, râkte, strâkte, vâkte, smûrte, lâgde, sâgde [oder mit kurzem a: talte, rakte, smurte?]; auffallend selbst jene mit in g verhärtetem j (d. h. dem ursprünglichen, rückuml. hindernden i): valgte, solgte (schwed. sålde) dulgte, spurgte, doch nicht vargte, sondern värgte, welches (wie das schwed. tæljde, hœljde, nicht tâljde, hôljde) allerdings richtiger scheint. — II. dänische anomalien. 5) urspr. langsilbigen gebührt weder gem. noch verhär- tetes g, noch rückuml.; doch findet sich ausnahmsweise tadelhafte gem. (römme, altn rŷma) schwerlich jenes g. denn in fölge, sörge ist g organisch (altn. fylgja, syrgja); tadelhafter rückuml. in fulgte (nach der analogie von dulgte eingeführt) nicht surgte, sondern sörgte; beßer wäre fölgte (schwed. följde, sörjde). — 6) beispiele: mæle, mælte; fœre, fœrte; vende, vendte; brände, brändte; fœde, fœdte; sœge, sœgte; spîse, spîste etc. Zweite schwache conjugation. Das praet. behält -ede; beispiele: 1) einfache: tâle, for- mâne, tiene, svâre, bande, knurre, bâde, kaste, knâge, takke etc. — 2) bildungen l, m, n, r etc. samle, tumle, rœdme, aabne, undre, elske etc. — anm . α ) die neuere sprache, besonders der dichter, kürzt viele -ede in -te (nach erster conj.) z. b. tiente, elskte f. tienede, elskede; allgemein kaldte f. kaldede (schwed. kallade). — β ) die grammatiker nehmen auch den imp. sg. zweiter conj. ohne flexions -e an, z. b. tâl, kast etc. wofür altdän. tâle, kaste; doch den bildungen mit -l, -m, n, r muß das -e bleiben: handle, aabne, vandre; ohne grund er- klärt Bloch §. 544. solche formen für undänisch. Anomalien dänischer conjugationen. 1) esse : α ) êr , êr (altd. est) êr; pl. êre. β ) inf. være; praet. vâr , vâr (altd. varst) vâr; pl. vâre. — 2) α ) vêd; pl. vîde; praet. vidste . β ) maa pl. maae; praet. maatte . γ ) skal pl. skulle; praet. skulde . δ ) kan , kunne; kunde (nicht kunte, oder kundte, weil hier nd dem altn. nn entspricht; vgl. s. 883. alth. konda, nicht konta). anm . ejer oder eier hat ejede , nicht mehr das alte aatte; tœr , pl. tœr, praet. turde; ebenso bœr , pl. bœr; burde beide regelmäßig nach erster schw., nur daß der pl. nicht tœre, bœre lautet; im altdän. noch häufig mon, monne (altn. man, mundi). — 3) vil , ville; vilde . — hâve ; praes. hâr; pl. hâve; praet. hâvde . — 5) giœre; praes. giœr, praet. giôrde . — 6) bringe, bragte; tänke regel- mäßig tänkte, tykkes, tykkedes. — 7) α ) nach erster schwacher: skê, skêde; snê (ningere) snêde; dœ, dœde. β ) die meisten nach zweiter: naae, naaede; saae, saaede; bôe, bôede; rôe (remig.) rôede; snôe, snôede; grôe, grôe- de; tôe (lavare) tôede; strœe, strœede; tœe (roresc.) tœede; flŷe, flyede u. a. m. γ ) bœje, bœjede; feje; plœje etc. II. bildung des particip. praes. Von den participien . Das gegenwärtige buch behandelt die bildung und de- clination, das vierte die bedeutung und construction der participien. Auch ihre bildung könnte, wie die der gesteigerten adjective, ins dritte buch zu gehören schei- nen; doch als flexionen des verbums angesehen fallen sie der conjugation anheim. Sämmtliche deutsche sprachen erkennen zwei participia , eins der gegenwart und eins der vergangenheit. I. bildung des participium praesens. sie geschieht durch die silbe -and , wozu geschlechts- kennzeichen und flexionen der decl. treten; 1) in der goth. starken conj. bleibt dieses and ungetrübt, in der schwachen mischt es sich mit dem ableitungsvoc. näm- lich in der ersten gilt j-and , in der zweiten -ônd (für ô -and), in der dritten and (f. ái-and); beispiele: bínd- ands, nasjands, salbônds, habands. — 2) alth. stark -ant , schwach j-ant und -ant (f. j -ant), ônt (ô -ant) ênt (ê -ant); beisp. pintantêr, nerjantêr, salpôntêr, hapên- têr; seit dem 9. jahrh. schwanken die ant in ent . — 3) alts. -and oder end , schwach j-and, j-end, ônd; z. b. bindand, nerjend, manônd. — 4) angels. -end : bindende, nerjende, sëalfigende. — 5) altnord. -and : bindandi, teljandi, kallandi. — 6) mittelh. -end ge- wöhnlich mit tonlosem oder stummem e, welches letz- tere nach der regel ausfällt (hëlnde, bërnde, klingelnde; nicht aber videlnde, kobernde); ausnahmsweise noch tieftoniges -ànt, ànde, ènde, ùnde (beispiele s. 367. 957.); vielleicht entsprach ùnt, ùnde dem alth. ônt (also schon alth. vriunt f. vrîônt, goth. frijônds, wie vîant goth. fijands?) doch wird es auch wörtern der ersten conj. ge- geben, vgl. Ernst 16 a wuestùnde: unde. Höfische dich- ter vermeiden den tiefton, statt: videlènde Nib. 7982. liest E. L: vil videlende. Zu merken die (mögliche, nicht nothwendige) absorption des participialen -en α ) wenn lange wurzelsilbe mit n schließt, als: weinde (f. weinende) Parc. 28 c ; diende (f. dienende) Nib. 2176.; arnde (f. arnende) Tit. X. 190; β ) wenn die bildungs- silbe -en kurze wurzelsilbe vor sich hat, z. b. rëgende, sëgende, neben rëgenende, sëgenende; geht lange wur- zel vorher, so ist die auslaßung nothwendig. z. b. of- fende, wâpende (st. offennde). γ ) nach kurzer wurzel auf -n kommt sie vor z. b. mande f. manende, sendeƷ II. bildung des particip. praeteriti. M. S. 1, 5 a 2, 184 a senender 1, 74 a , doch nicht im reim. δ ) bedenklicher scheint sie nach kurzer wurzel auf l und r, wo das stumme e nothwendig wegfiel, z. b. hëlde spilde, wërde f. hëlnde, spilnde, wërnde? und ließe sich brëhtiu (st. brëhtiu aus përahtju, oben s. 938.) aus brëhendiu, brëhdiu deuten, indem hd zu ht geworden wäre? ε ) unleugbar ist töude (moribundus) f. töunde, töuwende Parc. 18 c 55 b 70 a : vröude gereimt. — 7) mit- tel- und nenniederl. -end . — 8) im mittelengl. beginnt -end in die adjectivische bildung -ing zu schwanken, welche letztere bald vorwiegt und im neuengl. jenes -end völlig verdrängt hat. — 9) neuh. end , aber nie mehr tieftonig; -nd nur in den fällen, wo noch stum- mes e dauert, nämlich bei bildungen mit l und r: klin- gelnd, wundernd; die mit m, n syncopieren ihr bil- dungs -e: âthmend, rêgnend. Keine verkürzung leiden: weinend, dienend, warnend etc. II. bildung des participium praeteriti. doppelt nach dem unterschiede starker und schwacher form. Die starke conjugation wirkt es durch die flexion -an, -in, -en , womit jedoch häufig ablaut verbunden ist; ich habe bei aufzählung der einzelnen starken verba jedesmahl zuletzt die gestalt des part. praet. angegeben. Aus diesen angaben sieht man, daß die reduplicieren- den conjug. ihrem part. praet. reduplication entziehen, folglich beständig den vocal des praes. laßen; glaublich reduplicierte es aber in älterer zeit, so daß für fahans, háitans, áukans, slêpans ein fáifahans, háiháitans, áiáu- kans, sáislêpans bestand. Wie aber für sáians und lê- tans? sáisôans, láilôtans oder sáisáians, láilêtans? Ulphi- las ohne redupl. hat erweislich sáians Marc. 4, 16. und lêtans Luc. 16, 18. (wo leitans, nach dem wechsel zwi- schen ei, ê; s. 36.) nicht sôans, lôtans, weshalb mir sái- sáians, lailêtans wahrscheinlicher vorkommt. Alle späte- ren sprachen, wo ein scheinbarer ablaut îa, ie, iu, ê das praet. der sechs ersten goth. conj. formt, geben dem part. praet. den vocal des praes.; ihn besitzt auch das part. praet. der siebenten und zehnten durchgängig: fa- rans, lisans, woraus vielleicht ein älteres reduplicieren- des princip dieser conjugg. gefolgert werden darf, ein fáifarans, láilisans und daraus ein praet. ind. fáifôr, lái- las? Das e statt a im part. siebenter vor kehllauten, welches die angels. altn. und niederl. mundart ent- wickelt, muß als unorg. abweichung betrachtet werden. II. bildung des particip. praeteriti. Die vier übrigen conjugg. drücken die vergangenheit auch am part. durch ablaut der wurzel aus und zwar die eilfte verleiht ihm eigenthümlichen, vom ablaut des ind. verschiedenen (numans, nomanêr); die achte, neunte, zwôlfte laßen ihm den des plur. praet. (gripans, gutans, bundans, vaúrpans). Man merke, daß das part. praet. überall kurzvocalisch ist. außer wo es in reduplicieren- der conj. das áu, ai, ê des praes. besitzt. Soviel vom ab -oder nichtablaut des part. praet.; was die hinzutre- tende flexion betrifft, so lautet sie 1) goth. -an [abwei- chend scheint nur fulgin κρυπτὸν Matth. 10, 26. Marc. 4, 22. Luc. 8, 17. gafulgin κεκρυμμένον Luc. 18, 34. 19, 42. von einem oben s. 842. nicht angeführten filgan, falg, fulgun, davon nur II. praet. sg. affalht ἀπέκρυψας (für falgt, wie aiht f. áigt) aus Luc. 10, 21. nachzuweisen steht; von der adj. bildung -ein ist dieses -in verschie- den, so wie der stamm filgan von filhan, commendare, part. fulhans; vgl. das altn. fëla in conj. XI.]. 2) alth. an [giwagon O. I. 3, 72: wiƷagôn steht dem reime zu lieb f. giwagan; verschiedenemahl setzt O. -inu f. -anu , als: gihaltinu IV. 29, 32. giwëbinu IV. 29, 28; doch 28, 16. steht giwëbanu] welches allmählig zu -en wird, N. braucht entschieden -en [bei T. scheinen viele -en assi- milation, z. b. 244. erhabênen, während unflectiert er- haban, nicht erhaben gilt. wiewohl der text schwankt, z. b. 185, 12. worphanemo, nicht worphenemo] — 3) das mittelh. -en syncopiert sein e nach den bekann- ten grundsätzen (varn, korn, holn, born); neuh. unter- bleiben diese syncopen mit der stummheit (vâren, kô- ren, hôlen, bôren). — 4) altn. -inn (f. inr) niemahls -ann; weil kein umlaut folgt (alinn, fallinn, lâtinn, runninn etc. nicht elinn, fellinn, lætinn, rynninn; denn ekinn, dreginn, fenginn haben andern grund) unorga- nisch und dem -idh f. adh (s. 912.) analog. — 5) angels. -en , ob zunächst aus -an oder -in entspringend? läßt sich nicht bestimmen, doch ersteres als wahrscheinlicher annehmen. — 6) niederl. engl. schwed. dän. -en . Das part. praet. schwacher conj . wird, analog dem praet. ind. durch ein hinzugefügtes d oder t gebildet: 1) goth. d, das aber auslautend und vor s zu þ wird, der vorausstehende ableitungsvocal leidet keine weg- laßung: nasiþs, branniþs, salbôþs, habáiþs; fem. nasida, brannida, salbôda, habáida; neutr. nasi þ oder nasidata, branniþ oder brannidata etc. — 2) alth. t, aus -und in inlautend, neritèr, salpôtêr, hapêtêr. Der ableitungs- S s s II. bildung des particip. praeteriti. voc. ist in den beiden letzten conj. unauswerflich, desglei- chen bei kurzsilbigen wurzeln der ersten: nerit, neritêr, nerites, neritaƷ, selit, selitêr etc. Schwierigkeit machen langsilbige: α ) J. duldet auch hier keine auswerfung des i, es mag flexion hinzutreten oder nicht: 342. 395. chi- dhechidju, dhechiderô; 347. chihneigidju; 354. 361. 365. chisendidan; 358. chideiliden; 363. chinômidju; 378. chichundidju; chibrêvidô; 388. arflaugidêm; 391. chiwî- hidô; 404. chimengidê; 406. chisaugida. β ) strengalth. bei K. und N. folgende regel: der abl. vocal bleibt, wenn das participiale -t auslautet, fällt aber weg, sobald decl. flexion hinzutritt, seine syncope zieht dann, was rück- umlaut und consonanten betrifft, dieselben folgen nach sich, die oben beim syncopierten praet. ind. angegeben sind. Es heißt demnach piwemmit, kiprennit, kiderrit, kisezit (K. 45 b ) kimestit, (N. p. 263 b , 15.) kirefsit, kistrecchit, kirih- tit, kivillit, kivullit, kiwîhit, kitrôstit, kiteilit, kisuohhit, kituomit (nicht piwamt, kiprant, kidart, kisazt, kistraht, kiriht, kivilt, kivult, kiwîht, kitrôst, kiteilt, kisuoht); hingegen piwamtêr, kiprantêr, kidartêr, kimastêr, kiraf- stêr, kisaztêr (K. 27 b N. 44, 17.) kistrahtêr, kirihtêr etc. nicht kiprennitêr, kideritêr, kistrecchitêr, kirihtitêr etc.) und so bei allen andern flexionen: kiprantes, kiprante- mu etc. Ein kisazt, kizalt, kivalt, kiscant, kiwant, ki- dact wäre so unzuläßig als ein kisezitaƷ, kivellitaƷ, ki- wenditaƷ, kikidecchitaƷ [kizelitaƷ etc. möglich, sogar üblich K. 27 b 49 a , wegen org. kurzsilbigkeit, zellan = zeljan analog weljan, unanalog vellan; part. kiwelit, ki- welitaƷ; kivellit, kivaltaƷ.]; doch als seltne ausnahme farsalt misc. 1, 4. γ ) T. folgt zwar im ganzen der- selben regel, d. h. es stehet gifullit, ziteilit, zisprei- tit, gisentit, bitheckit, arwelzit etc. und gifultên, zi- spreittê, gisantê (13, 21.) bithactes (44, 18.) arwalz- tan etc.; allein da in diesem denkmahl noch manche praet. ind. unsyncopiert vorkommen (oben s. 873.) z. b. wâtita, sougita, heldita, misgita, bruogita, antlingita, gihengita etc. pflegen auch die flectierten part. solcher verba das i zu behalten; girôstites 231, 2. erbruogite 217, 4. gihelditemo 208, 6. gimisgitan 202, 3. giwâtitan 196. 7. 244, 1. gisezitu 25, 1. 45, 4. gewentite 39, 8. giweigitê 44, 1. girîmitu 44, 21. etc. giselit 158, 6. giselitu 67, 8. (neben dem praet. salta) erklärt sich aus der alten kurzsilbig- keit; formen wie gizalt, gisalt, giwant gelten im T. so wenig, als strengalth. — δ ) auch O. beobachtet mei- stens den strengalth, grundsatz, z. b. irfullit, gifuagit, gi- II. bildung des particip. praeteriti. zelit (II. 21, 87.) gimeinit, bicleibit, irougit und irful- taƷ, gifuagtê, gizaltêr (I. 11, 18.) gimeintan, bicleiptaƷ, irougtaƷ etc. gestattet sich aber einigemahl ginant III. 22, 101. gizalt III. 22, 38. für ginennit, gizelit; daß er V. 25, 172. bithekitaƷ und nicht bithactaƷ schreibt, ist keine abweichung, sondern er behält in diesem worte das org. einfache k theken (nicht thecken, strengalth. decchan, dacta) weshalb das praet. thekita lautet. — ε ) den ano- malen praet. prâhta, dûhta, worhta entspricht ein stets (d. h. auch ohne flexion) syncopiertes part. prâht, kidùht (K. 22 b 26 a ) kiworht; auffallend gilt neben dâhta das part. kidenchit (bithenkit O. I. 1, 45. II. 11, 103; geden- chet N. 57, 10.) nicht kidâht (mittelh. gedâht); wie wohl davon die mir nicht gegenwärtige flectierte form lautet? kidanhtes (wie kiwanhtes von wenchan), kidàhtes oder kidenchites? — ζ ) bildungen mit l, m, n, r haben strengalth. nach der regel verkürztes part. mit, unver- kürztes ohne flexion, z. b. kinekilit (clavatus) kinidirit (humiliatus) kinakaltes (clavati) kinidartes (humiliati) kizeihhanit (signatus) kizeihhantju (signata) etc.; bei T. kommt wie das praet. nidarita, sûbarita, so das part. for- nidaritê 39, 2. gisûbiritê 64, 3. vor. — 3) die mir zu- gänglichen bruchstücke der alts. E. H. liefern das schwache part. praet. beinahe nur unflectiert; daß in zweiter conj. das ô, in erster bei kurzsilb. das i nicht ausfalle, ver- steht sich. Langsilbige haben es unflectiert meistentheils: giwendid, ginâhid, gihrôrid, gifuogid, giwêgid, giwlen- kid, gimengid, gifullid. gisendid, ginôdid etc.; bemer- kenswerthe ausnahmen sind gisald (nicht giselid) gitald (nicht gitelid) gisôht (nicht gisôkid) und giwarht (nicht giwirkid); flectiert: fartaldâ etc. — 4) angels. bleibt das ô zweiter conj. und bei kurzsilb. das ë erster durchaus; langsilbige behalten es in der regel, wenn keine flexion, werfen es aus, wenn flexion zutritt, z. b. gecenned, ge- læded, geseted, gemenged, gesended, gebärned etc. gen. gecendes, gesettes, gelæddes etc. dat. gecendum, gebärn- dum. Ausnahmsweise syncopieren es auch außer der flexion α ) die ëa rückumlautenden: gesëald, getëald, gecvëald, gevëaht, geþëaht; desgl. gesœd (dictum) Beov. 128. β ) die anomalen part. broht, boht, vorht, þoht, þûht, gesôht, gerôht . γ ) schwankend sind wurzeln mit t und d; ältere quellen haben: geseted (Beov. 128. Cädm. 3. gesended (Beov. 70.) gelæded; spätere gesett, gesent, gelæd etc. — 5) altn. bleibt wiederum das a zwei- ter conj. nothwendig (kalladhr); das i erster fällt bei S s s 2 II. bildung des particip. praeteriti. kurz- und langsilbigen weg, vgl. taldr, tamdr, brendr, deildr. Man merke α ) kurzsilbigen läßt die Edda im nom. masc. und neutr. noch häufig i: talidhr, hulidhr, du- lidhr, tamidhr, baridhr, varidhr, þakidhr, lagidhr, ta- lit, varit etc. wobei nur der unumlaut auffällt; sind es überbleibsel aus einer früheren zeit, die (gleich dem goth.) noch keinen umlaut kannte? denn organisch ist hier i und dasselbe, welches im inf. telja, berja aus talja, barja zeugt; um so vielmehr sollte es telidhr, be- ridhr, dylidhr zeugen. β ) im nom. neutr. kurzsilbiger hat sich das i auch noch heute bewahrt: talit, hulit, stunit, tamit, barit, varit etc. die sich zum masc., wie kallat zu kalladhr verhalten, d. h. f. talidht, kalladht stehen (s. 737.); da nun das part. praet. starker conj. im neutr. gleichfalls auf -it (f. -int) ausgeht, begreift sich, warum viele schwache verba erster conj. aus solchem neutr. unorganische formen -in, umgekehrt part. starker conj. formen -d entwickelten (oben s. 307.). Rask stellt für solche zweiformige part. eine mischdeclination auf (§. 194. 248.); ich zweifle, daß sich aus alten denkmäh- lern ein galda (incantatam) göldum (incantato) oder ein talinn (numeratus) talins (numerati) ergebe st. der orga- nischen formen galna, gölnum und talidhrr, talidhs. All- mählig aber reißt die doppelform ein. γ ) langsilbigen, de- ren neutrum bloßes -t, kein -it besitzt, fehlt alle ver- suchung zu dieser doppelform, vgl. brendr, brent; rûmdr, rûmt; hvattr, hvatt; gladdr, gladt. — 6) mittelh. tragen sich folgende abänderungen der früheren einrichtung zu: α ) kurzsilbige syncopieren das ableitungs -e nicht nur in erster, sondern auch zweiter conj. nothwendig nach l und r: gewelt, geschelt, gebert, gespürt; gespilt, ge- zilt, gewërt, gespart; nach andern cons. meistentheils, das part. geht hier ganz analog dem praet. ind., nament- lich auch in den formen geleit, geseit (s. 947.) gereit, gekleit f. geklaget (s. 959.) gekleit f. gekleidet (s. 961.). β ) langsilbige zweiter conj. behalten in der regel ihr e, als: gehêret, gewâget, gemachet, geminnet, geseller etc. inzwischen steht ausnahmsweise gemaht f. gemachet Flore 9 c troj. 60 a 116 a 169 a altd. w. 2, 89; gewaht f. ge- wachet Ben. 144; anderwärts gemêrt f. gemêret etc. Bei zutretender flexion wird die syncope zuläßiger, z. b. ge- hêrte Parc. 52 a 78 c . γ ) bei langsilb. erster conj. ist zwar immer noch der unflectierte fall von dem flectierten zu unterscheiden und a) für letzteren kürzung zu behaup- ten, folglich mit rückuml. und cons. bestimmung des II. bildung des particip. praeteriti. praet. ind. z. b. gebranter, gesazter, geracter, gerihter, gevulter, geteilter etc. nicht: gebrenneter, gesetzeter etc. belege: verscharter (? verscherter), getoufter a. Tit. 64. 76; bewandem. gerihtiu, gesagtem, geluptem, gewîhtin, verkêrtem, gerihtem Parc. 46 c 54 a 67 c 70 a 116 b 122 a 126 b 143 a ; geteilter, gedruckten Kl. 1785. 1956. 3178; gerac- ten, gezartem, zevuortem Wigal. 158. 182 etc. Über- haupt lind solche declinierte part. unhäufig und im Trist. wo ihrer gerade mehr vorkommen, als in andern ge- dichten, findet sich auffallend die unverkürzte form, vgl. 49 c gesenketem 51 a zestücketen 56 a erwünschete 67 a gehertete 86 a gelìmeten (doch 6 b 85 b gelìmten) 88 c ge- gelletem 114 a gelüppeter etc. gestattete diese Gotfr. mund- art? oder ist gesanctem, zestuctem, erwunschte etc. zu emendieren? [betouweten 4 b , verweisete 13 b , getageten 28 b , gewarneten 39 c etc. gehören der zweiten conj.] wie ich a. Heinr. 199 b erbeiteten in arbeiten (exerci- tum) ändere. Alle belege stehen anßerhalb des reims. b) der weit häufigere unflectierte fall duldet volle und gekürzte form, so oft bei der kürzung ein cons. ver- schwindet, namentlich in wurzeln mit ll. mm. nn. rr. pp. tt. nd. rt. ht. st. ft. und einfachem t, es kann heißen: gevellet, gestellet, gestillet, gevüllet, gekemmet, gebren- net, zetrennet, genennet, erkennet, überzinnet, gesperret, gelüppet, gerettet, gewendet, geschendet, enzündet, gegür- tet, entnihtet, erliuhtet, geheftet, gemestet, getrœstet, behue- tet etc. aber auch: gevalt, gestalt, gestilt, gevult, ge- kamt, gebrant, zetrant, genant, erkant, überzint, gespart, gelupt, gerat oder geret, gewant, geschant, enzunt, erlûht, gegurt, entniht. gehast, gemast, getrôst, behuot; auf dialectischer verschiedenheit beruht diese doppelgestalt nicht. beiderlei part. stehen hintereinander in denselben gedichten und beide im reim [merklich so, daß gekürzte form mehr durch den reim herbeigeführt wird, volle aber waltet, wenn kein reim dazu zwingt, d. h. genant reimt auf lant, hant, nicht leicht auf erkant, wohl aber genennet auf erkennet;] gezellet ist dem gezalt gänzlich ge- wichen. Bei wurzeln ck und tz scheint gedecket, gesetzet, gezücket, ergetzet, etc. üblicher als gedact, gesazt etc. die fast kein reim enthält, doch Nib. 1537. gestraht: naht und außer reim (Prist. 2, 560. bedact Groote 664. bedecket); under- sazt lw. 5 a (so auch cod cod. giss. und pal.) [über gesat f. ge- setzet oben s. 415.]; wo rückuml. im praet. ind. schwankt, darf er es auch im part. z b. von gerettet ist beides geret und gerat (Herb. 46 a 51 a ) richtige kürzung. c) wenn durch II. bildung des particip. praeteriti. die syncope kein cons. schwindet, hat das unflectierte part. unverkürzte form, obgleich das praet. ind. und selbst das flectierte part. kürzt; hierher wurzeln mit ein- fachem cons. (t abgerechnet) und den cons. verbindun- gen mpf, rb, nz, rz, eng, enk, rk, als: geteilet, ge- ruemet, gesuenet, geneiget, erœset, gedempfet, gewer- bet, gestürzet, gesenket, gehenget, gemerket (nicht ge- teilt, geruomt, gesuont, geneigt, erôst, gedampft, ge- warpt, gesturzt, gesanct, gehanct). Ausnahme machen die part. gehôrt, gelêrt, gekêrt, gelôst statt und neben gehœret, gelêret, gekêret, gelœset. δ ) die part. neunter anomalie lauten beständig, flectiert oder unflectiert, ver- kürzt: brâht, gedâht (nie gedenket) gedûht, geworht, ervorht. — ε ) dasselbe gilt von langsilbigen bildungen mit l, n, r, als: geklingelt, gezeichent, gewundert, ge- klingelter, gezeichenter, gewunderter und da die mit en das en des part. praes. syncopieren, fallen hier beide part. fast zusammen, vgl. bezeichentiu (signata f. zeichenetiu) bezeichendiu (signans f. zeichenendiu) zu- mahl auch ersteres bezeichendiu geschrieben werden darf. — 7) mittel- und neuniederl . richtet sich das part. praet. nach dem praet. ind. — 8) ebenso neuhochd . vgl. genært, gelêgt, gedrâbt, gesalbt, verzinnt etc. aber: ge- wâtet, gehuͤtet, geleitet, gelâdet, gerêder, geretter etc. gekannt, genannt, gesandt, gewandt neben gesendet, gewendet. — 9) neuengl . lauten part. praet. schwacher form und praet. ind. gänzlich gleich. — 10) im schwed . ist das sogenannte supinum, unterschieden von dem part. praet., unorganische entwiekelung und Botin §. 86. sieht sehr unklar. Offenbar sollte zu den praet. vâlde, sände, blänkte, lêkte, kallade das part. vâld, sänd, blänkt, lêkt, kallad, im neutr. vâldt, sändt, blänkt, lêkt (st. blänktt, lêktt) kalladt lauten. Allein man sondert den fall ab, wo das unslectierte part. praet. mit dem auxil. ha f va construiert wird, nennt es alsdann supinum und gibt ihm durchgängig bloßes t, nämlich a) in schwacher form vâlt, sänt, blänkt, lêkt, kallat unterschieden vom adjectivischen part. masc. vâld, kallad, neutr. vâldt, kal- ladt und nur in blänkt, lêkt damit zus. fallend. b) legt man auch starken verbis ein solches supinum mit der endung -it zu, welches wiederum von der adj. flexion -et abweicht. Dem masc. fallen, lœpen, tâgen, grîpen, brûten, hunnen entspricht das neutr. fallet, lœpet, tâ- get, grîpet, brûtet, hunnet, wie dem masc. lìten das neutr. lìtet (s. 755.) statt fallent, lìtent. Das supinum II. bildung des particip. praeteriti. hingegen lantet: fallit, lœpit, tâgit, grîpit, brûtit, hun- nit und wird, von seinem unorg. ursprung abgesehn, zumahl wegen üblicher auslaßung des hülfsworts hâr, überaus bequem (mehreres in der syntax). Überhaupt ist das schwed. supinum nichts als die neutrale form des part. praet. schwacher und starker verba, die gar nicht auffallen würde, hätte sich nicht das alte i statt e darin verhärtet, und gälte nicht neben dem -it zugleich ein adjectivisches -et. — 11) dänisch gilt kein solches - it, vielmehr überall -et oder -t, folglich ist a) das ursprüng- liche d der schwachen form verloren, es heißt z. b. elsket (amatus) f. elsked, im neutr. elsket (amatum) f. elskedt b) das neutr. part. starker verba lautet -et f. ent, als: tvunget, tâget, hat aber unorg. zuweilen das masc. und fem. -en verdrängt, namentlich in VIII. grînt, trînt, bidt, slidt; in IX. gydt, lydt, nydt, brudt, skudt; in X. ædt, sêt etc. wo man nicht, wie ich s. 1003. ange- nommen, diese formen für übergänge in die schwache conj. halten will. — Die bedeutende abweichung schwed. und dän. participialform von der hochd. zeigen folgende beispiele: schwed. han är vunnen, detta är vunnet, han har vunnit; dän. han er vunden, dette er vundet, han har vundet; er ist gewonnen (alth. ist kiwunnanêr) dies ist gewonnen (alth. kiwunnanaƷ) er hat gewonnen; schwed. han är ällskad, detta är ällskat, han har ällskat; dän. han er elsket, dette er elsket. han har elsket; hochd. er ist geliebt, dies ist geliebt, er hat geliebt. Die hochd. einrichtung ist zwar einförmiger, aber gehaltener, das männliche und neutr. kennzeichen sind gleichmäßig ab- gelegt, im nord. nur ersteres, nicht letzteres. Zum schluße der lehre von bildung des part. praet. die frage: ist ihm die vorgesetzte partikel ge- (goth. ga- ; alth. ka-, ki- ; alts. gi- ; angels. ge- ) wesentlich? An sich nicht (weshalb sie auch bei darstellung der star- ken conj. weggelaßen worden ist) theils weil sie einigen mundarten, der nordischen namentlich, völlig fehlt, theils in den übrigen vor gewissen participien, theils endlich meistens unzuläßig ist, wenn bereits andere partikeln das verbum binden, z. b. ir-runnan, pi-scol- tan, vir-loran etc. Gleich den übrigen partikeln modi- ficiert daher jenes ga-, gi- die eigentliche bedeutung des zeitworts und gleich ihnen kommt es nicht bloß dem part. praet., vielmehr der gesammten erscheinung desselben zu. Auf welche weise solche modification ein- trete, ist im folgenden buch abzuhandeln; hierher ge- II. bildung des particip. praeteriti. hört der satz: daß allmählig da, wo der sinn des ver- bums unverändert bestehen soll, wo folglich die übri- gen tempora dieser vorsilbe ermangeln, sie sich an das part. praet. drängte und ihm seit abschleifung der flexio- nen gewissermaßen unentbehrlich wurde. In der regel sind die meisten verba ihrer säbig, zuweilen selbst, wenn schon andere partikeln vorstehen (ûƷ-ki-varan. in-ki- puntan etc.; näheres anderswo); hauptaugenmerk verdie- nen diejenigen verba. welche das gi- von ihrer unzus. gesetzten form immer oder zuweilen abweisen. 1) im goth. finde ich folgende part. praet. ohne ga- : haldane, sáians, haitans, fráisans, þraìhans, taúhans, quiþans, vaúrþans und die schwachen: vagiþs, aliþs, valiþs, rô- diþs, dáupiþs, manviþs. 2) alth. heiƷan (vocatus T. 13, 1.) quëman, vuntan, wortan; die schwachen: prâht, scan- têr. 3) angels. weit mehrere: hâten (vocatus, aber ge- hâten promissus) hladen, hafen, scëacen, scepen, scofen; dropen, boren (portatus, aber geboren natus) comen, fun- den etc. und die schwachen: cenned, vëaht, þëaht. 4) mittelh. lâƷen oder lân, gëben (Wigal. 275. 405.) vrëƷƷen (Karl 28 b ) komen, troffen, vunden, worden [aber geheiƷen]; die schw. brâht, vreischet (Maria 87. Parc. 69 c ) krônet (Parc. 4 a ) tân f. getân oben s. 966.; an- dere wie niuwe-sliffen (Nib. 1617.) niuwe-born, vol- mëƷƷen (M. S. 1, 103 a ) alt-sprochen) Karl 28 b etc. müßen schon als zus. setzungen betrachtet werden. 5) neuhochd. leidet die schriftsprache keine weglaßung des ge-, außer in worden (abstract genommen; concret: geworden); es heißt: gelaßen, gegêben, gesunden, gebracht etc. 6) um- gekehrt ist die vorpartikel im neuengl. verschwunden; mittelengl. steht zuweilen noch ye- oder bloßes y- , i-. III. declination des participium praesens. sie ist entw. adjectivisch oder substantivisch. I. ( adjecti- vische decl. ) 1) goth. nach der regel des comparativs (s. 756.) nur schwach, nicht stark: gibanda, gibandei, gibandô; der einzige nom. sg. masc. stehet auch stark: gibands (oder ist er dann als ein subst. anzusehen?) — 2) alth. gilt beides starke und schwache form, jene aber nach zweiter decl. d. h. unflectiert endigt der nom. auf -i: këpanti, këpanti, këpanti; flectiert këpantêr, kë- pantju, këpantaƷ (st. këpantjêr, këpantjaƷ) etc. Schwach: këpanto, këpanta, këpanta (st. këpantjo, këpantja, kê- pantja). — 3) alts. gëbandi, wie im alth., nur tritt in der flexion das j häufiger vor, z. b. slâpandjes oder slà- II. declination des particip. praesens. pandeas (dormientis) gnornondjê (moerentes) buandjun (habitantibus). — 4) angels. stark: gifende, gen. gifen- des; fem. gifende, gen. gifendre etc. schwach: gifenda, fem. gifende etc. — 5) altn. nur schwach, wie im goth., und gleich dem comp. (s. 758.): gifandi, gifandi, gifanda; auch der starke nom. masc. unzuläßig. — 6) mittelh. nach alth. regel, mit den durch die zeit herbeigeführ- ten veränderungen der adj. decl.: gëbende und gëben- der etc. — 7) neuh. gêbend (wie reich für rîche etc.) und gêbender. — 8) in den übrigen sprachen nach maß- gabe der frühern regel und der adj. flexion. — II. ( sub- stantivische decl. ) gilt nur fürs masc. 1) goth. nach der anomalie mênôþs (s. 610.): frijônds (amicus) fijands (ini- micus) garda-valdands (paterfam.) nasjands (salvator); gen. frijôndis oder frijonds? dat. frijônd, nasjand Luc. 1, 48. acc. fijand Matth. 5, 43. valdand Matth. 10, 2 6 ; nom. und acc. pl. frijônds Matth. 5, 47. fijands Matth. 5, 44. 2) alth. gehen die subst. vriunt, vîant, wîkant, hëlfant, heilant (wie mà- nôt selbst (regelmäßig nach decl. 1. (s. 613.) vgl. die pl. friuntà O. II. 8, 94. fîanta I. 12, 4. fîendâ N. 5, 9. fîendô gen. pl. N. 88, 43. dat. sg. -e: heilante O. I. 7, 12. hël- phante O. V. 25. 13 etc. Zu wundern wäre nicht, wenn andere alth. quellen auch den anomalen nom. pl. vriunt. vîant darböten. — 3) alts. finde ich beides, anomale und regelmäßige decl., bald den pl. wâpen-bërand (armi- geri) bald wîgandôs (bellatores). — 4) angels. lautet der nom. sg. -nd (versch. vom adjectivischen-nde): frëónd, fëond, vëaldend, hælend, nergend, vîgend etc.; der pl. theils anomal dem nom. sg. gleich (wie häledh s. 647.) zumahl in zus. setzungen: fold-bûend (terricolae) ymb- sittend (accolae) hëlm-bërend (galeati) sæ-lîdhend (na- vigatores; Hild. sêolidantê, adjectivisch) gar-vîgend (bellatores) vgl. Beov. 136. 137. 170. 187. 196. 208. und mit umlaut frŷnd, fŷnd (Rask p. 30.); theils regelrecht mit dem pl. -as, als: vëaldend, vëaldendas. — 5) altn. geht der sg. beständig schwach, fällt also mit dem ad- jectivischen zusammen, z. b. frændi (amicus) fìandi, bûandi (rusticus) zus. gezogen bôndi, dômandi (judex) etc. Der pl. hingegen decliniert substantivisch anomal: nom. acc. -ndr (zu dem goth. -nds stimmend) gen. -nda, dat. -ndum; als: frændr, fìendr, bœndr, vegendr, dômendr, lë- sendr etc. (Rask §. 122.); fìandi pflegt gleich andi (spiri- tus) den pl. auch regelmäßig zu bilden: fìandar, andar. Der umlaut b œndr, dômendr vergl. sich dem in fedhr, brœdhr, menn. sœtr s. 663. — 6) mittelh. ist (wie schon II. declination des paricip. praeteriti. alth.) der gebrauch subst. part. praes. eingeschränkt; ich finde nur vriunt, vîent, wîgant, vâlant, welche regel- mäßig flectieren, heilant (Maria 9.) pl. vriunde, vîende, wîgande; doch ersteres macht zuweilen den anomalen pl. vriunt Parc. 45 b Nib. 639. 2118. 5607. 7727. — 7) neu- hochd. freund, feind, heiland regelmäßig, pl. freunde, feinde; andere dauern nur in eigennamen, als: weigand, vôland, wieland. IV. declination des participium praeteriti. diese geschieht in allen deutschen sprachen adjectivisch, beides nach starker und schwacher form, z. b. goth. hal- dans, haldana, haldanata; haldana, haldanô, haldanô; aliþs, alida, alidata; alida, alidô, alidô etc. und so in den übrigen, ganz nach der ersten adj. decl. Zu bemer- ken ist bloß 1) die im altnord. bisweilen unorganisch entwickelte doppelgestalt des part. praet. auf -n und -d (s. 1012.) verursacht eine aus beiden gemischte decl., indem man vor consonantisch beginnenden flexionen der n-form, vor vocalischen der d-form den vorzug gibt, z. b. taminn, tamin, tamit; gen. tamins, taminnar, ta- mins; dat. tömdum, taminni, tömdu; acc. taminn, tamda, tamit; pl. tamdir, tamdar, tamin; gen. taminna, taminna, taminna; dat. tömdum, tömdum, tömdum; acc. tamda, tamdar, tamin; die schwache decl. hat folg- lich lauter d-formen: tamdi, tamda, tamda etc. Diese einrichtung ist dem wohllaut günstig, aber wider die natur des unterschieds starker und schw. conj., daher auch den ältesten quellen nur tamdr, tömd, tamt, gen. tamds, tamdrar, tamds; dat. tömdum, tamdri, tömdu; acc. tamdan, tamda, tamt etc. hingegen: galinn, galin, galit; gen. galins, galinnar, galins; dat. gölnum, ga- linni, gölnu; acc. galinn, galna, galit etc. gemäß scheint, vgl. edd. sæm. 256 a lamdan, mutilatum (nicht laminn). — 2) im alth. scheint assimilation des vocals der partici- pialen endung sehr selten, und etwa in kipuntan, ki- puntenêr, kipuntenes zuläßig, aber kein kipuntonô f. kipuntanô; noch weniger kimanetêr f. kimanôtêr, son- dern die ê und ô schw. conj. stehn unverletzlich. Daß bei langsilbigen erster schw. mit der decl. kürzung des ableitungs -i eintrete (kiteilit, kiteiltêr, kiteiltes; kise- zit, kisaztêr, kisaztes etc.) versteht sich nach s. 1010. — 3) mittelh. ist auf das stumme oder tonlose e in der flexion starker part. praet. bedacht zu nehmen, wobei die regel der adj eigen und ëben (s. 747. 749.) eintritt; II. bildung des participialen adverb. es heißt demnach: gevangen, gen. gevangens, dat. ge- vangenme und schwach: der gevangen, des gevangen, dem gevangen, den gevangen etc. schwach decliniert lauten alle langsilbigen unveränderlich, vgl. gevangen Parc. 50 b Wigal. 24, 410. gevallen Parc. 68 a bescheiden Parc. 69 a verborgen Iw. 11 a 15 b bescholten: molten Wilh. 2, 189 b geworfen Parc. 44 a ; kurzsilbige müßen das e der flexion behalten z. b. gelëgen, gen. gelëgenes, dat. ge- lëgenem und schw. der gelëgene, der gezogene. der verlorne (: zorne Parc. 47 c ) etc. Nach diesen grundsätzen wäre: diu gevangene Parc. 50 b der betwungene Parc. 53 b die gevangenen Trist. 137 a in gevangen, betwungen; geladen (onustum) Parc. 82 b geriten Parc. 130 c in gela- denen, geritene zu beßern. — 4) neuh. bleibt das stum- me e überall, z. b. der gefallene, geworfene, gelàdene, berittene, gen. gefallenen; eher darf das bildungs-e syncopiert werden: gefallne, gefallnen. V. bildung des participialen adverbiums. Im alt- und mittelh. (allen übrigen mundarten man- gelt die form) bildet sich aus beiden participien mittelst der endung -o ein eigenthümliches participiales adverbium. Man darf dieses -o weder für den adjectivischen dativ noch instr. neutr. halten, welche auf -emu und -û en- digen, vielmehr ist es genau das nämliche o, wodurch auch andere adverbia aus subst. und adj. geleitet wer- den. Da nun dieses alth. -o im goth. -a lautet (ana- log dem schwachen nom. masc. alth. -o, goth. -a), müste ein paralleles goth. adverbium gleichfalls auf -a endigen. I. das adverbium des part. pracs. findet sich bei J. K. und hauptsächlich N., seltner bei O und T.; vgl. folgendo, predigôndo, bauhnendo, lëogando J. 355. 372. 393. 394; hôrendo, stôƷonto, farmanênto, farsû- mando K. 17 a 25 a 40 a ; anastantando gl. jun. 191. erquic- cento gl. wirceb. 981 b ; huhôndo, irrefsendo, rîchesondo, chëdendo, tonerôndo unde blëcchezendo, biegendo, tuon- do, bëtôndo unde jëhendo, nendendo, wunderôndo etc. N. 12, 5. 13, 1. 28, 10. 70, 11. 76, 19. 78, 5. 79, 12. 80, 11. 88, 25. 101, 9. 106, 26. 118, 162, 170, 171. 125, 4. 135, 1. und anderwärts mehr; bei O. nur mammònto (placide) III. 19, 40. 26, 59. IV. 23, 66. assimiliert st. mammênto von mammên (mitescere); bei T. nur bi- bento 60, 8. Im mittelh. ist es seltner und schwerer zu erkennen, weil -ende mit andern flexionen des part. praes. zus. trifft; in folgenden beispielen liegt es klar II. vom insinitiv. vor: blâsende Nib. 3796. slâfende M. S. 2, 183 b unwiƷ- Ʒende Parc. 60 b 184 a al-weinende Parc. 188 c (also auch 185 c 185 a ). — Il. das adverbium part. praet. ist noch seltner, wird auch nur vom part. starker und nicht schw. conj. gebildet: chiholono (ass. st. chiholano) J. 365; offono, offano (insofern offan für das übrige part. eines verlorenen verb. gelten kann); vergëbeno N. 36, 21. 43, 18; mittelh. verholne a. Tit. 152. vergëbene Parc. 107 b Flore 74 a troj. 70 a 89 b Friged. 50. — Bemer- kenswerth setzt die neuh. sprache beiderlei adverbien in den genitiv um und sagt: eilends, zusêhends. schwei- gends, und vergêbens [das isländ. forgëfins, schwed. forgäfves, dän. forgiäves sind aus dem hochd. geborgt]. Vom infinitiv und seiner declination . Daß die gewöhnliche flexion des inf. -an laute, im fries. nordischen, englischen (im hochd. nur mundar- tisch) das n abfalle, wurde s. 910. 912. 931. 994. 998. gelehrt Liegt in dieser flexion ein ursprünglicher accusativ, so hält sie wenigstens mit den übrigen formen des acc. nicht durchgängig schritt; zwar der alth. acc. mase. stimmt zu dem -an, doch der goth. und augels. acc. -ana, -ne fügt einen weitern voc. zu und der altn. ca- sus behauptet das im inf. apocopierte -n. Der deutsche inf. hat die bedeutung der gegenwart , nicht der vergangenheit, er kommt daher auch mit der form des praes. überein: α ) in starker form zeigt er we- der redupl. noch ablaut, ausnahmsweise haben ablaut die inf. zweiter anomalie. β ) in schwacher conj. schiebt er nie d oder t ein. γ ) bei dem unterschied, welchen einige starke conj. zwischen voc. des sg. und pl. praes. ind. machen, gebührt dem inf. stets der abgeschwächte voc. des plur. (oder des praes. conj. überhaupt), nicht der voc. des sg. praes. und namentlich der II. III. s g; also alth. chiosan, këpan, hëlan, st rpan, nicht chiusan, kipan, hilan, stirpan etc. Ganz irrig setzen einige neuh. quillen (scatere) erlischen (extingui) st. quellen, erlöschen; bloß II. III. praes. ind. kann hier den intrans. begriff quillt, lischt vom trans. löscht (extinguit) sondern; und wer möchte ein schmilzen (liquefieri) von schmelzen (liquefacere) zu scheiden wagen, da selbst kein brinnen (ardere), vielmehr nur brennen (für ardere und combu- rere) zuläßig ist. II declination des infinitivs. Gleichwohl gibt es bemerkenswerthe spuren eines ausgestorbenen inf . praeteriti . Die verba zweiter ano- malie haben nicht nur überall im inf. abgelauteten wur- zelvocal, sondern auch im altn. sculu, munu die flexion -u, statt -a (s. 926.) welchem sculu, munu ein goth. sculun, munun entsprechen würde. Allein es heißt ga- munan Luc. 1, 72. vitan Marc. 7, 24. kunnan Marc. 4, 11. Luc. 8, 10. Joh. 14, 5. nach deren analogie (und nach den part. praes. áigands, ôgands etc.) ich s. 851. die übrigen unbelegbaren inf. môtan, skulan etc. aufgestellt habe. Altnord. werden sogar den schwachen praet. skyldi, mundi parallele inf. skyldu, mundu gefunden (Rask §. 251.) z. b. edd. sæm. 242. 243.; vielleicht stehen zuweilen re- gelmäßige starke praeterita infinitivisch, wie fòru (ivisse) siôdhu (stetisse) vgl. Egilssaga p. 104. — Gesetzt der inf. wäre ein eigentlicher acc., der sich dann auch nominativisch als substantiv brauchen ließe (wovon näher in der syntax), so fragt es sich nach dem entsprechenden gen. und dativ? Diese beiden casus sind in der alt- und mittelh., der dativ in der alts., angels. und mittelniederl. sprache häufig anzutreffen, zweifel- haft im goth., den nordischen mangeln sie gänzlich. 1) die alth. form lautet für den gen. -annes , für den dat. -anne , welches sich in den schw. conj. zu -jannes (-jennes, -ennes) -ônnes, ênnes; -janne (-jenne, -enne) -ônne-ênne gestaltet [keine vocalkürzung -onnes, -onne; ennes, enne, da noch N. ausdrücklich hier ô und ê schreibt] z. b. plâsannes, choufennes, topônnes, vrâkên- nes; varanne, teilenne, machônne, fiscônne, sca- mênne etc. — 2) alts. dativ: faranne, blîdzeanne, adôm- jenne, tholônne etc. — 3) angels. faranne, rêcenne, ge- fremmanne etc. — 4) mittelh. gilt zwar noch -ennes , -enne (mit tonlosem e, sonst reimte wohl -ènne klin- gend und würde auf denne, tenne, henne zu reimen gewagt) wenn lange wurzelsilbe vorhergeht, z. b. mî- dennes, vindennes, schëltennes, weinennes; waltenne, bietenne, machenne, tuonne etc. Bei kurzer wurzel- silbe wird e stumm (also auswerflich) und n für nn ge- setzt, also -enes, -ene z. b. lësene, ligene, sagene, gë- bene, dolne (a. Tit. 152.) wërne etc. Freilich scheint nn nach tonlosem e schwer auszusprechen (vrâgenne, wie vrâgende, stärker als sagene, sagende, schwächer als vrâgènne, vrâgènde) ist aber unentbehrlich, da auf bloß einfaches n folgendes e wegfallen müste, d. h. für mî- denes, waltene würde nothwendig mîdens, walten ste- II. allgemeine vergleichung der conjugation. hen. Nach diesen grundsätzen ist die ungenaue schrei- bung der hss. öfters zu berichtigen, z. b. M. S. 1, 108 b lies gëbene, 62 b 65 a lëbene, Parc. 135 a lîdenne; 189 b dienennes (st. diens); M. S. 1, 62 a sprëchennes etc. — 5) mittelniederl. durchgehends -ene oder -ne , ohne rücksicht auf länge und kürze der wurzelsilbe, z. b. lë- vene (Rein. 285. 291.) singhene (Rein. 280.) doene (Rein. 287.) varene oder vaerne, errene oder êrne etc. vgl. Huyd. op St. 3, 219. — 6) neuh, hört die form nn auf, der gen. bekommt bloßes -s, meidens, frâgens, lâdens; der dat. ist ohne flexion: meiden, frâgen (wie zeichen, signo; rêgen, pluviâ). Allein aus dem alten nn und der vorgesetzten praep. ze hat sich durch verwechselung mit nd (wie niemannes zu niemandes wurde) ein unorga- nisches, adjectivisch declinierbares participium auf -nd mit passiver bedeutung allmählich entwickelt: ein zu lêsender (legendus) zu gêbender (dandus). Vielleicht ist es noch zeit, diese unnatürliche, steife bildung ganz aus der sprache zu verweisen. — Ulphilas hat keinen gen. -annis , ônnis; meidet einen dat. -anna , ônna mit der praep. du zu verbin- den und setzt den baaren inf. z. b. du saihvan, du aih- trôn etc. (wie alth. und mittelh. zi lônôn, ze sëhen etc. doch umgekehrt seltner, construiert wird); nur Luc. 14, 31. scheint du viganna (ad pugnandum) zu stehen. Allgemeine vergleichung der conjugationen. I. erwägung der starken conjugation. Sämmtliche starke verba der zwölf hauptabtheilungen stellt folgendes verzeichnis zusammen [ α goth. β alth. γ alts. δ angels. ε altn. ζ mittelh. η mitteln. θ neuh. ι neuniederl. κ engl. λ schwed. μ dän.]: 1) β vallu, γ fallu, δ fealle, ε fell, ζ valle, η valle, θ falle, ι val, κ fall, λ faller, μ falder. 2) β wallu, γ wallu, δ vëalle, ε vell, ζ walle. 3) α salta, β salzu, ζ salze. 4) β walzu, ε velt, ζ walze, λ välter. 5) α halda, β haltu, γ hal- du, δ hëalde, ε held, ζ halte, η houde, θ halte, ι houd, κ hold, λ håller, μ holder. 6) α valda, β waltu, γ waldu, δ vëalde, ε veld, ζ walte. 7) α gastalda. 8) β spaltu, ζ spalte. 9) β scaltu, ζ schalte. 10) α falþa, β valtu, ζ valte. 11) ζ halse. 12) δ vëalce, ζ walke. 13) ζ banne, η banne? 14) β spannu, δ spanne, ζ II. allgemeine vergleichung der conjugation. spanne. 15) γ anscanne? 16) β plantu, γ blandu, ε blend, ζ enblande. 17) ζ vlanze? 18) α faha, β vâhu, γ fàhu, δ fô, ε fæ, ζ vâhe, η vanghe, θ fange, ι vâ, λ fa͗r, μ faaer. 19) α haha, β hâhu, γ hâhu, δ hô, ε hângi, ζ hâhe, η hanghe, θ hange, ι hang. 20) β kanku, γ gangu, δ gange, ε geng, ζ gân, η ganghe, θ gèhe, ι gô, λ går, μ gaaer. 21) β ) aru? ζ ar? 22) γ svêpu, δ svâpe, ε sveip, ζ sweife. 23) α háita, β heiƷu, γ hêtu, δ hâte, ε heiti, ζ heiƷe, η hête, θ heiße, ι hêt, λ hêter, μ hedder. 24) α máita, β meiƷu, ζ meiƷe. 25) α skáida β sceitu, γ skêdu, δ skâde, ζ scheide, η scêde, θ scheide, ι scheid. 26) α fráisa. 27) β zeisu, ζ zeise. 28) ζ eische, vreische, η vrêsche, ι eisch. 29) α áika, β gihu, ζ gihe. 30) α láika, δ lâke, ε leik, ζ leiche. 31) α hláupa, β hloufu, γ hlôpu, δ hleápe, ε hleyp, ζ loufe, η lôpe, θ laufe, ι lôp, λ lœper, μ lœ- ber. 32) β hruofu, γ hrêpe, δ hrêpe, ζ ruofe, η roepe, θ rûfe, ι roep. 33) β houwu, δ heáve, ε högg, ζ hou- we, η houwe, θ haue, ι houw, λ hugger, μ hugger. 34) δ grôve, κ grow. 35) δ hlôve. 36) δ rôve. 37) δ spôve. 38) ε bŷ. 39) β nûwu ζ zernûwe; vgl. nûa s. 926. 40) α stáuta? β stôƷu. ζ stôƷe, η stôte, θ stôße. 41) δ beáte, κ bèat. 42) β pluoƷu? δ onblôte, ε blœt. 43) γ ôdu? δ eáde? ε eydh? 44) β scrôtu, ζ schrôte, θ schrôte. 45) ε eys. 46) α áuka, γ ôku? δ eáce? ε eyk. 47) β vluohhu, γ flôku. 48) α slêpa, β slâfu, γ slâpu, δ slæpe, ζ slâfe, η slape, θ schlâfe, ι slâp. 49) α láia. 50) α sáia, δ sàve. 51) α váia. 52) δ blâve, κ blow. 53) δ cnâve, κ know. 54) δ crâve, κ crow. 55) δ þrâve, κ draw. 56) α lêta, β lâƷu, γ lâte, δ læte, ε læt, ζ lâƷe, η late, θ laße, ι lât, κ let, λ la͗ter, μ lâder. 57) α grêta, δ græte, ε græt, λ gråter, μ græder. 58) β varwâƷu, ζ verwâƷe, η ver- wate. 59) β râtu, γ râdu, ε rædh, ζ râte, η rade, θ râthe, ι râd. 60) γ andrâdu, δ ondræde, ζ entrâte. 61) β prâtu, ζ brâte, θ brâte, ι brâd. 62) β plâsu, ε blæs, ζ blâse, η blase, θ blâse, ι blâs. 63) α flêka. 64) α têka, δ tæce, ε tek, λ tâger, μ tâger. 65) ζ bâge. 66) ε el. 67) δ gale, ε gel, λ gâler, μ gâler. 68) ε kel. 69) β malu, ε mel, ζ mal, η male, θ mâle. 70) α us-ana. 71) β spanu, γ spanu, δ spane, ζ span. 72) α standa, β stantu, γ standu, δ stande, ε stend, ζ stân, η stae, θ stêhe, ι stâ, κ stand, λ står, μ staaer. 73) α fara, β varu, γ faru, δ fare, ε fer, ζ var, η vare, θ fâre, ι vâr, λ fâr, μ fà- rer. 74) α svara, β suerju, δ sverige, ε sver, ζ swer, η swere, θ schwœre, ι zwêr, κ swear, λ svær, μ sværger. II. allgemeine vergleichung der conjugation. 75) α skapa, β scafu, γ skapu, δ scape, ε skep. ζ schaffe, η scape, θ schaffe, λ skâper. 76) γ stapu, δ stape, η stape. 77) α graba, β krapu, γ grabu, δ grafe, ε gref, ζ grabe, η grave, θ grâbe, ι gràf, κ grave, λ græfver, μ grâver. 78) β scapu, δ scafe, ε skef, ζ schabe, η scave, κ shave. 79) ε hnef. 80) ε kef. 81) α hafja, β heffu, γ hebbju, δ hebbe, ε hef, ζ hebe, η heffe, θ hêbe, ι hêf, λ hæfver. 82) β inseffu, γ ansebbjn, ζ ensebe, η beseffe. 83) β hlatu, δ hlade, ε hledh ζ lade, η lade, θ lâde, κ lade, μ lâder. 84) β watu, δ vade, ε vedh, ζ wate, η wade. 85) α fraþja. 86) α raþja. 87) α skaþja. 88) β wascu, ζ wasche, θ wasche. 89) α saka, β sahhu, γ saku, δ sace, κ sake. 90) δ bace, ζ bache, η bake, θ backe. 91) ε ek. 92) γ skaku, δ scace, ε skek, κ shake. 93) δ vace, η wake, κ wake. 94) β traku, γ dragu, δ drage, ε dreg, ζ trage, η draghe, θ trâge, ι drâg, λ drâger, μ drâger. 95) β naku, ζ nage, λ gnâger. 96) ζ behage? 97) θ vrâge, ι vrâg. 98) ι jâg, μ jâger. 99) α slaha, β slahu, γ slahu, δ slëahe, ε slæ, ζ slahe, η slaghe, θ schlâge, ι slâ, λ slår, μ slaaer. 100) α tvaha, β duahu, γ thuahu, δ þvëahe, ζ twahe, η dwaghe, λ twâger. 101) β lahu? γ lahu? δ lëahe. 102) β kiwahu, ζ ge- wahe, η ghewaghe. 103) α hlahja, β hlahhju, γ hlahu, δ hlëahhe, ε hlæ, η lache, λ lêr, μ lêr. 104) ε dey. λ dœr. 105) ε gey. 106) ε slæ. 107) ε klæ. 108) α vahsja, β wahsu, γ wahsu, δ vëaxe, ε vex, ζ wahse, η wasse, θ wachse, ι was, κ wax, λ väx. 109) β rîmu. 110) ι bezwîm. 111) α keina, β , chînu, γ kînu, ζ kîne. 112) α skeina, β scînu, γ skînu, δ scîne, ε skîn, ζ schîne, η scîne, θ scheine, ι schîn, κ shîne, λ skîner. 113) β hrînu, γ hrînu, δ hrîne, ζ berîne. 114) δ dvîne, η dwîne. 115) β suîne, ζ swîne. 116) ε hvîn. 117) ε gîn. 118) ζ grîne, ι grîn, μ grîner, vgl. ε hrîn. 119) ζ quîne, ι quîn. 120) μ trîner. 121) α greipa, β krîfu, γ grîpu, δ grîpe, ε grîp, ζ grîfe, η grîpe, θ greife, ι grîp, κ grîpe, λ grîper, μ grîber. 122) β slîfu, ζ slîfe, θ schleife, ι slîp, μ slîber. 123) β piwîfu. 124) ε svîp. 125) ζ pfîfe, θ pfeife, λ pîper, μ pîber. 126) η nîpe, ι nîp, θ kneife, λ knîper, μ gnîber. 127) θ keife. ι kîf. 128) α dreiba, β drîpu, γ drîbu, δ drîfe, ε drîf, ζ trîbe, η drîve, θ treibe, ι drif, κ drîve, λ drîfver, μ drîver. 129) β chlîpu, γ clìbu, ζ klîbe, η clîve, λ klîfver. 130) β pilîpu, ζ blìbe, η blîve, θ bleibe, ι blîf, λ blîfver, μ blîver. 131) β scrîpu, γ skrîbu, δ scrìfe, ζ schrîbe, η scrîve, θ schreibe, ι scrîf, κ shrîve, λ skrìfver, II. allgemeine vergleichung der conjugation. μ skrîver. 132) β rîpu, ε rîf, ζ rîbe, η wrîve, θ reibe, ι wrîf, λ rîfver, μ rîver. 133) α sveifa, δ onsvîfe, ε svîf. 134) ε þrîf, κ thrîve. 135) κ strîve. 136) ζ be- schîbe. 137) α speiva, β spîwu, γ spîvu, δ spîve, ζ spîe. 138) β scrîu, ζ schrîe, λ skrîker, μ skrîger. 139) β grîu, ζ glîe. 140) α beita, β pîƷu, γ bîtu, ε bît, ζ bîƷe, θ beiße, ι bît, κ bîte, λ bîter, μ bîder. 141) α smeita, β smîƷu, δ smîte, η smîte, θ schmeiße, ι smît, κ smîte. 142) α veita, β wîƷu, ζ wîƷe, ι wît. 143) β vlîƷu, δ flîte, ζ vlîƷe, θ fleiße. 144) β rîƷu, γ wrîtu, δ vrîte, ε rît, ζ rîƷe, η rîte, θ reiße, ι rît, κ wrîte. 145) β slîƷu, δ slîte, ε slît, ζ slîƷe, θ schleiße, ι slît, λ slîter, μ slîder. 146) γ giwîtu, δ gevîte. 147) δ vlîte, ε lît. 148) ζ glîƷe (ver- muthlich eins mit 147). 149) ζ schîƷe, θ scheiße, ι schît, κ shîte. 150) η splîte, ι splît. 151) ε drît, ι drît. 152) ι krît. 153) α beidu, β pîtu, γ bîdu, δ bîde, ζ bîte, η bîde, κ bîde. 154) β rîtu, δ rîde, ε rîdh, ζ rîte, η rîde, θ reite, κ rîde, λ rîder, μ rîder. 155) β scrîtu, γ skrîdu, δ scrîde, ζ schrîte, θ schreite, ι schrîd, μ skrîder. 156) β strîtu, ζ strîte, θ streite, η strîde, ι strîd, κ strîde (?) μ strîder. 157) γ glîdu, δ glîde, ζ glîte, θ gleite, ι glîd, λ glîder, μ glîder. 158) γ hlîdu, δ hlîde. 159) δ cîde, κ chîde. 160) δ gnîde, λ gnîder, μ gnîder. 161) ζ sprîte. 162) ζ brîte. 163) ζ schîte. 164) α leiþa, β lîdu, γ lî- thu, δ lîdhe, ε lîdh, ζ lîde, θ leide, ι lîd, λ lîder. 165) α sneiþa, β snîdu, γ snîthu, ε snîdh, ζ snîde, θ schneide, ι snîd. 166) β mîdu, γ mîthu, ζ mîde, η mîde, θ meide, ι mîd. 167) δ vrîdhe, ζ rîde? κ wrîthe, λ vrîder, μ vrîder. 168) ε svîdh, λ svîder, μ svîder. 169) ε qvîdh. 170) ζ nîde. 171) α reisa, β rîsu, γ rîsu, δ rîse, ε rîs, ζ rîse, η rîse, ι rîs, κ rîse. 172) ζ brîse. 173) θ preise, ι prîs. 174) θ weise, ι wîs. 175) ε rîst, 176) η crîsche, θ kreische. 177) ι hîsch. 178) β suîhhu, γ suîku, δ svîce, ε svîk, ζ swîche, η swîke, ι bezwîk, λ svîker, μ svîger. 179) β slîhhu, ζ slîche, θ schleiche. 180) β kirîhhu. 181) δ blîce, ε blîk, θ bleiche, ι blîk. 182) ε vîk, ζ wîche, η wîke, θ weiche, ι wîk, λ vîker, μ vîger. 183) ζ gelîche, η gelîke, θ gleiche. 184) ζ strîche, η strîke, θ streiche, ι strîk. 185) ζ tîche. 186) ι kîk, μ kîger. 187) α hneiva, β hnîku, γ hnîgu, δ hnîge, ε hnîg, ζ nîge, η nîghe, ι nîg, λ nîger. 188) α steiga, β stîku, γ stîgu, δ stîge, ε stîg, ζ stîge, θ steige, ι stîg, λ stîger, μ stîger. 189) β sîku, γ sîgu, δ sîge, ε sîg, ζ sîge. 190) δ mîge, ε mîg, ι mîg. 191) ζ krîge, ι krîg. 192) ζ swîge, η swîghe, θ schweige, ι zwîg. T t t II. allgemeine vergleichung der conjugation. 193) λ tîger, μ tîer. 194) ι hîg. 195) α leihva, β lîhu, γ lîhu, δ lîhe, ζ lîhe, θ leihe. 196) α teiha, β zîhu, δ tîhe und tëó, ζ zîhe, η tîghe, θ zeihe. 197) α þeiha, β dîhu, γ thîhu, δ þëó, ζ dîhe, θ deihe. 198) α þreiha. 199) β intrîhu, δ vrîhe und vrëó, ζ rîhe (?). 200) δ sîhe und sëó, ζ ersîhe (?). 201) ζ erwîhe (?). 202) α hninpa. λ niuper. 203) β sliufu, ζ sliufe, η slûpe, θ schliefe, ι sluip. 204) β sûfu, ε sŷp, ζ sûfe, η sûpe, θ saufe, ι zuip, λ sûper. 205) β triusu, ε drŷp, ζ triuse, η drûpe, θ triefe, ι druip, λ drŷper. 206) δ crëópe, ε krŷp, η crûpe, ι kruip, κ crêp, λ krŷper, μ krŷber (vgl. 261.). 207) α hiufa, γ hiufu. 208) β chliupu, γ kliufu, ε klyf, ζ kliube, ι kluif, λ klŷfver, μ klŷver. 209) β sciupu, δ scëófe, ζ schiube, η scûve, θ schiebe, ι schuif. 210) δ dëófe (vgl. 26 2 .). 211) δ rëófe, ε rŷf. 212) ζ stiube, η stûve, θ stiebe, ι stuif. 213) θ schniebe, ι snuif. 214) θ schraube. 215) α sniva, μ sniger. 216) β chinwu, δ cëóve, ζ kiuwe. 217) β hriuwu, δ hrëóve, ζ riuwe, η rouwe. 218) β pliuwu, ζ blinwe, η blouwe (vgl. 410.). 219) β priuwu, δ brëóve, ζ briuwe. 220) α giuta, β kiuƷu, γ giutu, δ gëóte, ε gŷt, ζ giuƷe, η giete, θ gieße, ι giet, λ giuter, μ gŷder. 221) α niuta, β niuƷu, γ niutu, δ nëóte, ε nŷt; ζ niuƷe, θ nieße, ι niet, λ niuter, μ nŷder. 222) α þriuta, β driuƷu, ζ driuƷe, η driet, θ drieße, μ trŷder. 223) β diuƷu, ζ diuƷe, θ dieße. 224) β hliuƷu, ε hlŷt. 225) β riuƷu, ζ riuƷe. 226) β sliuƷu, ζ sliuƷe, θ schließe, ι sluit, λ slûter. 227) β vliuƷu, ε flŷt, ζ vliuƷe, η vliete. θ fließe, ι vliet, λ flŷter, μ flŷder. 228) γ grintu? 229) δ brëóte, ε brŷt, λ brŷter, μ brŷder. 230) δ scëóte, ζ schiuƷe, η sciete, θ schieße, ι schiet, κ shot, λ skiuter, μ skŷder. 231) ε hnŷt, μ knŷter. 232) ε hrŷt, λ rŷter. 233) ε lŷt, μ lŷder. 234) ζ spriuƷe, θ sprieße. 235) η criete? 236) ι fluit. 237) ι snuit, λ snŷter, μ snŷder. 238) λ tiuter. 239) λ skrŷter, μ skrŷder. 240) biuda, β piutu, γ biudu, δ bëóde, ε bŷdh, ζ biete, η biede, θ biete, ι bied, λ biuder, μ bŷder. 241) β hliutu, γ hliudu. 242) ε rŷdh. 243) ε hnŷdh. 244) β siudu, δ sëódhe, ε sŷdh, ζ siude, θ siede, ι zied, κ sêth, λ siu- der, μ sŷder. 245) α driusa, β triusu, γ driusu. 246) α kiusa, β chiusu, γ kiusu, δ cëóse, ε kŷs, ζ kiuse, η ciese, θ kiese, ι kies, κ chose, μ kŷser. 247) α liusa, β liusu, γ liusu, δ lëóse, ζ liuse, η liese, θ liere, ι lies. 248) δ frëóse, ε frŷs, ζ vriese, η vriese, θ friere. ι vries, κ frêze, λ frŷser, μ frŷser. 249) δ hrëóse. 250) II. allgemeine vergleichung der conjugation. ε gŷs, μ gŷser. 251) ζ niuse. 252) λ fnŷser, μ fnŷser. 253) α kriusta. 254) ε lŷst. 255) α lûka, β liuhhu, γ lûku, δ lûce, ε lŷk, ζ liuche, η lûke, ι luik. 256) β riuhhu, γ rinku, δ rëóce, ε rŷk, ζ riuche, η rûke, θ rieche, ι ruik, λ rŷker, μ rŷger. 257) δ smëóce. 258) ε strŷk, λ strŷker, μ strŷger. 259) ε fŷk, λ fiuker, μ fŷger. 260) ζ kriuche, θ krieche (vgl. 207.). 261) ι duik (vgl. 211.). 262) α biuga, β piuku, δ bëóge, ζ biuge, η bûghe, θ biege. 263) α liuga, β liuku, δ lëóge, ε lŷg, ζ liuge, η lieghe, θ luͤge, ι lieg, λ liuger, μ lŷ- ver. 264) β sûku, δ sûce (st. sûge), ε s g, ζ sûge, η sûghe, θ sauge, ι zuig, λ siuger. 265) β triuku, δ drëóge? ζ triuge, η drieghe, θ truͤge, ι drieg. 266) β vliuku, δ flëóge, ε flŷg, ζ vliuge, η vlieghe, θ fliege, ι vlieg, κ fly, λ flŷger, μ flŷver. 267) ε smŷg, ζ smiuge, θ schmiege, λ smŷger. 268) ε tygg. 269 ) α tiuha, β ziuhu, γ tiuhu, δ tëóhe, ζ ziuhe, θ ziehe. 270) α þliuha, β vliuhu, δ flëóhe, ζ vliuhe, η vlie, θ fliehe, ι vlied. 271) ι krui? 272) β trifu, δ drëpe, ε drëp, ζ triffe, θ treffe, λ dræper, μ dræber (und daneben unorg. träffer). 273) α giba, β kipu, γ gibu, δ gife, ε gëf, ζ gibe, η ghëve, θ gêbe, ι gêf, κ give, λ gîfver, μ gîver. 274) β wipu, δ vëfe, ε vëf, ζ wibe, η wëve, θ wêbe, ι wêf, κ weave. 275) δ svëfe, ε sëf, λ sôfver, μ sôver. 276) η clëve, κ cleave. 277) α ïta, β iƷu, γ itu, δ ëte, ε ët, ζ iƷƷe, η ëte, θ eße, ι êt, κ eat, λ æter, μ æder. 278) α frita, β vriƷu, δ frëte, ζ vriƷƷe, θ freße. 279) α gita, β kiƷu, γ gitu, δ gite, ε gët, ζ giƷƷe, η ghëte, θ geße, ι gêt, κ get, λ gæter, μ gider. 280) α mita, β miƷu, δ mëte, ε mët, ζ miƷƷe, η mëte, θ meße, ι mêt, λ mæter. 281) α sita, β sizu, γ sittu, δ sitte, ε sit, ζ sitze, η sitte, θ sitze, ι zit, κ sit, λ sitter, μ sidder. 282) α bidja, β pittu, γ biddu, δ bidde, ε bidh, ζ bite, η bidde, θ bitte, ι bid, κ bid, λ bêder, μ bêder. 283) α truda, β tritu, δ trëde, ε trëdh, ζ trite, η tërde, θ trête, ι trêd, κ tread, μ træder. 284) α ïn-vida? 285) β chnitu, δ cnëde, ζ knite. 286) δ brëde? 287) α qviþa, β quidu, γ quithu, δ cvëdhe, λ qvæder, μ kvæ- der. 288) α viþa, β witu, ζ wite. 289) β stridu, ζ strite. 290) α lisa, β lisu, γ lisu, δ lëse, ε lës, ζ lise, η lëse, θ lëse, ι lês, λ læser. 291) α nisa, β nisu, δ nëse, ζ nise, η nëse, θ nêse, ι nês. 292) α visa, β wisu, γ wisu, δ vëse, ζ wise. 293) β chrisu. 294) α brika, β prihhu, γ briku, δ brëce, ζ briche, η brëche, θ breche, ι brêk, κ break, μ bräkker. 295) α rika? ε T t t 2 II. allgemeine vergleichung der conjugation. rëk? μ räkker? 296) α vrika, β rihhu, γ wriku, δ vrëce, ζ riche, η wrëke, θ räche, ι wrêk. 297) β sprihhu, γ spriku, δ sprëce, ζ spriche, η sprëke, θ spreche, ι sprêk, κ speak. 298) β stihhu, γ stiku, ζ stiche, η stëke, θ steche, ι stêk (vgl. 417.) 299) β suihhu? 300) ε lëk. 301) ζ triche? η trëke, ι trêk, μ träkker. 302) ζ schricke? θ schrecke. 303) α liga, β liku, γ liggu, δ licge, ε ligg, ζ lige, η ligghe, θ lîge, ι lig, κ lie, λ ligger, μ ligger. 304) α viga, β wiku, ε vëg, ζ wige, η wëghe, θ wîge. 305) β phliku, γ pligu, ζ pflige, η plëghe, θ pflêge, ι plie. 306) δ þicge, ε þigg. 307) α fraíha, ε frëg. 308) α saíhva, β sihu, γ sihu, δ sëo, ε sê, ζ sihe, η sie, θ sêhe, ι zie, κ sê, λ sêr, μ sêr. 309) β vihu, δ fëo. 310) β scihu, ζ schihe, θ schêhe. 311) β vnihu (vgl. 253.). 312) ζ bribe? 313) α stila, β stilu, γ stilu, δ stële, ε stil, ζ stil, η stële. θ stële, ι stêl, κ steal, λ stiæler, μ stiæler. 314) β hilu, γ hilu, δ hële, ζ hil, η hële, θ hêle. 315) β quilu, γ quilu, δ cvële, ζ kil. 316) β tuilu, ζ twil. 317) β suilu. 318) α nima, β nimu, γ nimu, δ nime, ε nëm, ζ nim, η nëme, θ nême, ι nêm, λ nimmer, μ nemmer. 319) α qvima, β quimu, γ cumu, δ cume, ε këm, ζ kom, η come, θ komme, ι kom, κ come, λ kommer, μ kommer. 320) α tima, β zimu, ζ zim. 321) ε svëm? 322) ζ stim. 323) ζ schim? 324) η stëne. 325) α baira, β piru, γ biru, δ bëre, ε bër, ζ bir, η bëre, θ bære, ι bêr, κ bear, λ bær, μ bær. 326) α taíra, β ziru, γ tiru, δ tëre, η tëre, κ tear. 327) β sciru, δ scëre, ε skër, ζ schir, η scëre, θ schêre, κ shear, λ skær, μ skiær. 328) β suiru, ζ swir, θ schwære. 329) β duiru (v. 430.). 330) ζ gir, η ghëre (?) θ gære. 331) κ wear? 332) β hillu, ζ hille. 333) β pillu, ζ bille, θ belle. 334) β scillu, ε skell, ζ schille, θ schalle. 335) β suillu, δ svëlle, ε svëll, ζ swille, η swelle, θ schwelle, ι zwel, κ swell. 336) β willu, ζ wille. 337) ε gëll, ζ gille, λ gäller. 338) ε hvëll. 339) ε smëll, λ smäller, μ smälder. 340) ζ drille. 341) ζ knille. 342) ζ quille, θ quelle. 343) α hilpa, β hilfu, γ hilpu, δ hëlpe, ζ hilfe, η hëlpe, θ helfe, ι help, κ help, λ hiälper, μ hiälper. 344) β tilfu, γ dilbu, δ dëlfe, ζ tilbe, η dëlve, ι delf. 345) δ gëlpe. 346) ε skëlf, μ skiälver. 347) λ stiälper. 348) α vilva. 349) α svilta, γ suiltu, δ svëlte, ε svëlt, η swëlte, λ swälter. 350) β smilzu, δ mëlte, ζ smilze, η smëlte. θ schmelze, ι smelt, κ melt. 351) α gilda, β kiltu, γ gildu, δ gilde, ε gëld, ζ gilte, η gëlde, θ gelte, ι geld, λ gälder, μ II. allgemeine vergleichung der conjugation. giälder. 352) β sciltu, ζ schilte, η scëlde, θ schelte, ι scheld. 353) δ mëlce, ζ milke, θ melke, ι melk. 354) ζ silke? 355) β pilku, γ bilgu, δ bëlge, ζ bilge, η bëlghe. 356) β suilku, δ svëlge, ε svëlg, ζ swilge, η swëlghe, ι zwelg. 357) α silha (vgl. oben s. 1009. über ein davon verschiedenes filga?) β vilhu, γ filhu, ε fël, ζ vilhe, η vël, θ fehle, ι vêl. 358) ζ dilhe? 359) β ) primmu, ζ brimme. 360) β suimmu, ζ swimme, θ schwimme, ι zwem, κ swim, λ simmer (vgl. 322.). 361) ζ grimme. 362) ζ klimme, η climme, ι klim. 363) ζ limme. 364) ι glim. 365) α trimpa. 366) β limfu, δ limpe. 367) δ rimpe, ζ rimpfe. 368) ζ dimpfe, λ dimper. 369) ζ klimpfe. 370) ζ krimpfe, η crimpe, ι krimp. 371) α brinna, β prinnu, γ brinnu, δ birne, ε brënn, ζ brinne, λ brinner. 372) α ginna, β kinnu, γ ginnu, δ ginne, ζ ginne, η ghinne, θ ginne, κ gin. 373) α linna, β linnu, δ linne, ζ linne. 374) α rinna, β rinnu, γ rinnu, δ irne, ε rënn, ζ rinne, η rinne, θ rinne, ι rin, κ run, λ rinner, μ rinder. 375) α spinna, β spinnu, δ spinne, ε spinn, ζ spinne, η spinne, θ spinne, ι spin, κ spin, λ spinner, μ spinder. 376) α vinna, β winnu, γ winnu, δ vinne, ε vinn, ζ winne, η winne, θ winne, ι win, κ win, λ vinner, μ vinder. 377) β chlinnu. 378) β sinnu, ζ sinne, θ sinne, ι zin. 379) ζ trinne? 380) δ stinte, κ stint, stunt. 381) λ slinter. 382) α binda, β pintu, γ bindu, δ binde, ε bind, ζ binde, η binde, θ binde, ι bind, κ bînd, λ binder, μ binder. 383) α vinda, β wintu, δ windu, δ vinde, ε vind, ζ winde, θ winde, ι wind, κ wînd, μ vinder. 384) β scrintu, ζ schrinde. 385) β slintu, ζ slinde, η slinde, θ schlinge, ι slind. 386) β suintu, δ svinde, ζ swinde, θ schwinde, λ svinner, μ svinder. 387) ε hrind. 388) ζ drinde? 389) ζ schinde. 390) δ grinde, κ grînd. 391) η prinde. 392) ι zend. 393) μ tvinder. 394) α finþa, β vindu, γ finde, δ finde, ε finn, ζ vinde, η vinde, θ finde, ι vind, κ fînd, λ finner, μ finder. 395) α hinþa, λ hinner. 396) α þinsa, β dinsu, ζ dinse. 397) α drigka, β trinhu, γ drinku, δ drince, ε drëck, ζ trinke, η drinke, θ trinke, ι drink, κ drink, λ dricker, μ drikker. 398) α sigqva, β sinhu, ε söck, ζ sinke, η sinke, θ sinke, ι zink, κ sink, λ siunker, μ sŷuker. 399) α stigqva, β stinhu, δ stince, ε stöck, ζ stinke, θ stinke, ι stink, κ stink. 400) ε hröck. 401) δ cvince. 402) δ scrince, ι schrink. κ shrink. 403) δ svince, ι zwenk. 404) ζ hinke. 405) ζ winke. 406) ι blink. 407) ι klink. 408) ι slink, κ slink, λ slinker. 409) ι schenk. 410) α bliggva (s. 219.) II. allgemeine vergleichung der conjugation. 411) α siggva, β sinku, γ singu, δ singe, ε sŷng, ζ singe, η singhe, θ singe, ι zing, κ sing, λ siunger, μ s i nger. 412) β drinku, γ thringu, δ þringe, ζ dringe, θ dringe, ι dring. 413) β duinku, γ thuingu, ζ twinge, η dwinghe, θ zwinge, ι dwing. λ tvinger, μ tvinger. 414) β prinku, δ bringe. 415) γ springu, δ springe, ε sprîng, ζ springe, η springhe, θ springe, ι spring, κ spring, λ springer, μ springer und daneben spräkker. 416) γ suingu, δ svinge, ζ swinge, θ schwinge, κ swing. 417) δ cringe. 418) δ stiuge. ε stîng, κ sting, λ stinger, μ stinger und dane- ben stikker (vgl. 99.). 419) δ vringe, ζ ringe, η wringhe, θ ringe, ι wring, κ wring. 420) δ þinge. θ dinge, ι ding. 421) ε slŷng. 422) ζ klinge. η clinghe, θ klinge, κ cling, λ klinger, μ klinger, 423) ζ linge, θ linge. 424) κ fling. 425) κ string. 426) κ ring. 427) β chirru, ζ kirre. 428) β scirru. 429) β wirru. γ wirru. ζ wirre, θ wirre. 430) ε þvërr (vgl. 330). 431) δ mëorne. 432) δ spëorne, ε spirn, λ spiärner. 433) α vaírpa, β wirfu, γ wirpu, δ vëorpe, ε vërp, ζ wirfe, η wërpe, θ wërfe, ι werp, λ värper. 434) β snirfu. 435) α hvaírba, β huirpu, γ huirbu, δ hvëorfe, ε hvërf, ζ wirbe, θ werbe, ι werf, λ värfver. 436) α svaírba, β suirpu, γ suirbu, ε svërf, ζ swirbe, ι zwërf. 437) β stirpu, δ stëorse, ζ stirbe, η stërve. θ sterbe, ι sterf. 438) δ cëorfe, ι kerf. 439) ζ dirbe, η dërve, θ derbe, ι derf. 440) ε snërt. 441) α gaírda. 442) α vaírþa, β wirdu, γ wirthu, δ vëordhe, ε vërdh, ζ wirde, η wërde, θ werde, ι word, λ varder. 443) ε svërdh? 444) α þaírsa. 445) γ suirku, δ svëorce. 446) α baírga, β pirku, δ bëorge, ε bërg, ζ birge, θ berge, ι berg. 447) ζ twirhe? 448) ε slëpp, λ slipper, μ slipper. 449) ε dëtt. 450) ε sprëtt, λ sprit- ter. 451) β prittu, ε brëgd. 452) β pristu, γ bristu, δ bërste, ε brëst, ζ briste, θ berste, ι berst, κ burst, λ brister, μ brister. 453) ε gnëst. 454) β drisku, δ þërsce, ζ drische. η dërsche, θ dresche, ι dersch, μ tärsker. 455) β lisku, ζ lische, θ lösche. 456) κ dig. 457) μ knäkker. 458) μ smäkker. 459) λ spricker (vgl. 415.). 460) β vihtu, δ fëohte, ζ vihte, η vëchte, θ fechte, ι vecht, κ fight. 461) β vlihtu, ζ vlihte, η vlechte, θ flechte, ι vlecht. 462) ζ dihse. — Bemerkungen: 1) hierunter befinden sich nach ungefährem überschlag gegen 130 gothische verba, 225 alth., 120 alts., 200 angels., 180 altn., 265 mittelh., 150 mitteln., 160 II. allgemeine vergleichung der conjugation. neuh., 170 neuniederl., 80 engl., 120 schwed., 110 dänische; manches wird sich aber ergänzen und berich- tigen laßen. Vollständig und sicher überschauen wir bloß das feld der heutigen sprachen, von den älteren am genausten die. welche den meisten quellenvorrath darbieten, folglich die mittelhochd., altn. und angels., ungenauer ist unsere kenntnis des alth., noch weit beschränkter die des goth. Bei vergleichung des goth. mit dem neuh. zähle ich etwa 74 starke verba, welche jenes mit diesem gemein hat; folglich läßt der heutige bestand von 160 auf ungefähr 280 als damahliges ei- genthum der goth. mundart schließen. Kämen die goth. denkmähler den mittelh. gleich, so zweifle ich nicht, würde die zahl der goth. starken verba über 300 gehen, davon wir also noch nicht die hälfte ken- nen. Daß alle mundarten sämmtliche wurzeln oder von sämmtlichen starke form beseßen hätten, ist gar nicht anzunehmen, wohl aber progressivischer unter- gang theils der wurzeln, theils der starken form. Un- sere hochd. sprache hat jetzt über die hälste der star- ken verba, die sie im 9ten jahrh., weit über ein drit- tel derer, die sie noch im 13ten handhabte, verloren. 2) für erkenntnis und scheidung der dialecte wird das verzeichnis lehrreich, sein vortheil aber spränge mehr in die augen, wenn ich auf dreifachem raume hätte tabellarisch ordnen können. Man würde dann über- blicken, welche verba durch alle mundarten ziehen (z. b. 274. 278. 282 etc.) welche durch die meisten und bei welchen sich goth. hochd. sächs. und nord. dia- lect scheidet (auffallend beschränkt ist z. b. im nord. die reihe ik, 295-303, im engl. die reihe iuk, iug 256-268 etc.). Dieses auszuführen gehört nicht in die flexionslehre, einige beispiele: der goth. hochd. und sächs. stamm braucht für den begriff frangere 295, der nord. 230; jene für dormire 48., der nord. 276, obgleich der angels. auch brëótan und svëfan, der hochd. die verwandten brößeln (ein alth. priuƷu, prôƷ voraussetzend) und ensweben kennt. Unnordisch sind z. b. 248. 263. 306. 315. 345. 353. 437 etc.; eigenthüm- lich nordisch z. b. 259. 260. 340. 448 etc. Manchmahl folgt dasselbe verbum verschiedner conjugation und hier möchten noch einige getrennt aufgestellte zus. fallen, z. b. 330 mit 430. vornämlich wenn gewisse cons. dabei unwesentlich scheinen, 148 mit 149 (vlîte, glîƷe), 312 mit 253 (fnŷser, vnihu vgl. oben s. 318. II. allgemeine vergleichang der conjugation. 416.); beachtenswerth ist die aphärese des s im angels. und engl. mëlte 351; prittu und brëgd 451 habe ich nebeneinander gesetzt, vielleicht berühren sich brëde (287) und brite (163) von welchem bloß das part. ge- briten üblich scheint (Trist. 5 a 18 b Vrib. 7 b troj. 92 a 129 b 184 c ); ohne zweifel entspringt das hochd. krieche (261) aus kriefe (207) und beleuchtet den übergang zwischen ch und f (s. 589, vgl. s. 466. 493. 504.), glei- cherweise gehört duik (262) neuh. tauche zu dëófe (211) neuh. taufe. Einigemahl sind bei ganz gleicher form die bedeutungen abgewichen, z. b. 436. das goth. svaírba heißt detergo, das mittelh. swirbe volvor, das altn. svërf diminuor, das niederl. zwerf vagor; 399 das goth. stigqva und nord. stöck ruo, das hochd. und sächs. stinhu, stince exhalo (ganz versch. ist 418 stinge, pungo); 131. das hochd. scrîpu exaro, das angels. scrîfe confitentem absolvo (altn. skrifta); 266 das hochd. triuku fallo, decipio, das angels. drëóge ago, patro, patior (altn. drŷgi, exerceo) etc. Der verba, welche in späteren mundarten stark gehen, iu früheren schwach giengen, gibt es wenige, vgl. 98. jâge, 175. weise, 392 zend, 409 schenk etc. ihnen liegt misverständnis zum grunde (so mag das neuh. weise, wîs aus ver- weiße, verwiß, mittelh. verwîƷe, verweiƷ entstehen) oder sie sind gar fremden ursprungs z. b. 174. preise, 391 prinde. 3) unsichere, mit andern zus. fallende und unorganische abgerechnet, dagegen die wörter zweiter anomalie hin- zugefügt, bleibt die zahl von fünfthalbhundert starken verbis d. h. eben so viel wurzeln, welche durch tiefe verbreitung und leitung in alle theile der sprache, noch immer die eigentliche kraft derselben ausmachen. Nimmt man an, daß mehrere hunderte verloren wor- den sind, seyen nun die wurzeln ausgestorben oder ableitungen übrig, so wird nicht befremden. wenn ich hiermit behaupte: jedes verbum unserer sprache steht mit einer starken conjugationsform in ursprüng- licher beziehung. Eine menge von subst. adj. und schwachen zeitwörtern erkennen das verhältnis der ablaute und bestätigen das frühere vorhandenseyn der starken form. Weisen die subst. grap (tumulus) gruobe (fovea) auf das verbliebene graben, gruop; das adj. zam (mansuetus, decens) zemen (domare) auf zëmen, die subst. tranc (n. potio Nib. 8004) trunc (m. potus, haustus a. w. 3, 15) trenken (potum praebere) auf II. allgemeine vergleichung der conjugation. trinken, tranc etc. so sind schlüße von ähnlichen for- men auf verlorene schon durch die analogie des ver- fahrens, oft durch die ausdauer der formen in ver- wandten mundarten gerechtfertigt. Ich begnüge mich mit einigen beispielen untergegangener goth. und alth. verba nach ordnung der conjugationen. Gothische: I. spalda (findo) spáispald; III. háua (caedo) háiháu; báua, báibáu (altn. biô); stáuta, stáistáut hätte ich erst hier und nicht s. 841 anführen sollen, da sich das praet, aus Ulph. nicht beweisen läßt; báuta (tundo, verbero) báibáut, vgl. angels. beate. IV. rêda (suadeo) rái- rêd oder nach VI. ráirôd? V. blôa (vireo) báiblô? rôa (remigo) ráirô? VII. ga-daba (evenio Marc. 10, 32) gadôf, denn das adj. heißt gadôfs (conveniens); daga (luceo) dôg, nach dem subst. dags (dies, lux) und den adj. ahtáudôgs, fidnrdôgs, desgl. dem altn. dœgr (se- missis diei naturalis) VIII. vleita (video) vláit; leisa (sequor) láis, lisun (vgl. oben s. 91) IX. das s. 842 aufgestellte liuga nicht aus Ulph. belegbar, auch mag der eigentliche begriff nicht mentior seyn, sondern celo, tego, wie das abgeleitete schwache liuga, liu- gáida (nubo d. h. tegor, vgl. nubes tegumentum) ver- räth; hriva (poenitet me) hráu, hrivum (wie snivum); liuda (cresco) láuþ, vgl. jugga-lauþs (adolescens) und das alth. liut (populus; liuha (luceo) láuh, laúhum, laúhans folgt aus liuhaþ (lux, vgl. dux mit taúho) und laúhmuni (fulgur, altn. liomi) aus liuhtja ( λάμπω Matth. 5, 16 alth. liuhtu und laúhatja ἀστράπτω Luc. 17, 24. alth. lohizu). XII. tilga (vigeo) talg, tulgum nach dem adv. tulga (valde) und dem schw. tulgjan (firmare). — Alth . beispiele: I halzu, hîalz gehört aus s. 858 hierher und heißt nicht claudum reddo, sondern etwa debilis sum, die quellen liefern bloß halz (claudus) und arhelzu, arhalzta (debilito). III. pôƷu, pîaƷ (collido, tundo) angels. beáte, vgl. ana-pôƷ (in- cus); die anomalen wâhan, sâhan, pluohan (s. 885. 886) hatten früher starke praet. wîô, sîô, plîô, desgl. var- nûwan (oben 934) varnîô. VII. chalu (frigeo) chuol nach den adj. chuoli und chalt (chal-t) vgl. altn. kel; stalu (sedeo?) stuol, nach stuol (sedes, thronus) und stal, stales (? locus); die subst. ruom (fama) tuom (judicium) das adj. zuomi (vacuus) weisen auf die drei starke verba ramu, tamu, zamu, aus deren praes. keine ableitung übrig scheint; das schwache hruoran auf hraran, hruor (wie vuoran auf varan, vuor); die II. allgemeine vergleichung der conjugation. subst. vatar (genitor) und vuotar (alimentum) auf vatu (? gigno) vuot, vgl. das angels. fêdan (nutrire, alth. vuotan) [zu muotar, pruodar kein paralleles wort mit a, denn die lat. mater, frater haben langes a, das eben dem uo entspricht; vgl. s. 592.]; paƷ (melius) und puoƷa (emendatio, melioratio) gehören zusam- men. VIII. pîlu, peil, pilumês? vgl. s. 389. note; sîlu, seil, silumês? vgl. seil s. 621. silo s. 625., lìmu, leim, limumêa? vgl. lîm, das kittende und leim, das klebende; hîƷu (caleo) heiƷ, hiƷumes; suîƷu, sueiƷ, suiƷumês; plîhhu, pleih, plihhumès. IX. iufu (? pateo) ouf, ufumês, ofanêr, nach osan, apertus, detectus; tiufu, touf, tufumês, tofanêr nach tiuf (profundus) und toufì (immersio); niutu (vincio) nôt, nutumes, notanêr, wovon nôt necessitas, eigentl. vinculum. X. spi- hu, spah, spâhumês nach dem adj. spâhi, ebenso zihu, wihu nach zâhi, wâhi. XI. zilu, zal. zâlumês nach zil (sco- pus vgl. goth. tils aptus bonus) und zala ordo, (numerns); scimu, scam, scamumês, scomaner (schon s. 939. vermu- thet); krimu, kram, krâmumês, kromanêr; dinu, winu s. oben s. 85. XII. stillu (quiesco) stal, stullumes, stollanêr nach stulla (hora, modus, momentum, pause) und stilli (quietus); stimpfu, stampf, stumpfumês, stum. pfanêr nach stampf (tudes) und stumpf (contusus, hebes); eben so scimpfu; stinku (pungo) stanc, wo- von noch stuncnissi (compunctio); dirru (torreo) dar, durrumês, dorranêr, wovon derran, darta und durri (aridus) vgl. goth. þaírsa, þars etc. — Im altn. laße man sich nicht durch scheinbar starke participialfor- men, wie aldinn (annosus) barinn (contusus) beininn (officiosus) nakinn (nudus) vaninn (assuetus) etc. derglei- chen Biörn in menge anführt, zu voreiligem schluß auf starke conj. verleiten, da sie unorganisch für aldr, beindr, bardhr, naktr vandr. stehen (vgl. s. 1012. 1018). Deutlich erhellt dies z. b. aus œfinn (versatus) st. œf-dr, kein org. starkes part. praet. kann œ haben. Selbst das s. 915. beigebrachte arinn (aratus) mag eher = ardhr von erja, ardhi seyn, als zu einer starken form gehören. 4) meine abtheilung in zwölf conjugationen ist vielleicht tadelhaft. Vorerst könuten die sechs vorderen, d. h. alle reduplicierenden unter eine classe gebracht wer- den, zumahl die fünfte und sechste fast nur im goth. auftreten, in der dritten aber doch außer dem herr- schenden vocal áu (alth. ô) ein ô (alth. no) zugelaßen werden muste. Auch die zahl sämmtlicher reduplic. II. allgemeine vergleichung der conjugation. wörter würde der zahl einer der folgenden conj. ziemlich gleich stehen. Ich wollte durch genaue trennung der vocallaute, da auch unter den sechs letzten classen keiner verschiedene zukommen, die schärfe der noch nicht abgeschloßenen untersuchung fördern und er- wog zugleich den in V. VI. mit der redupl. verbunde- nen ablaut. Wider die sonderung von VII. VIII. IX. XII. wird sich wenig erinnern laßen; bedeutender ist der anschein, daß X und XI. zu einander fallen, de- ren einziger unterschied anf dem i und u (ë und o) des part. praet. beruht, indem theils in VII. VIII. IX. liq. und mutae gleichen schritt halten, theils aus X. allmählige übergänge in XI. statt finden. Hieß es mittelh. gewëben st. des neuh. gewôben, angels. vrëcen st. des alth. kirohhan; so könnte es auch früher goth. nimans, stilans st. numans. stulans geheißen haben. Da inzwischen die buchstabenlehre kein u (o) statt i ë vor liq. zur regel macht, es nur ausnahmsweise zuläßt (vgl. s. 82. 85); da ferner, wenn in XI. wie in X. der vocal des part. dem des praes. gleich stünde, auch für das praes. diesclben übergänge in u (o) ent- springen müsten, dergleichen scheinbar in kommen, sofa eintreten, wo ich lieber ko, so aus dem u, v in quë, svë herleite (wichtiger wäre das analoge gaúrda f. gaírda aus goth. XII. conj.); da endlich in unserer ältesten mundart, der goth., die scheidung der part. stulans, numans von den praes. stila, nima klar vor- liegt; so habe ich die durchführung der trennung vorgezogen. Die zahl der verba in X. und XI. zu- sammen würde übrigens der in den einzelnen VIII. IX. XII. ziemlich gleichen, wiewohl auch VII. eine viel geringere zusteht. Will man sich die fragliche vereinfachung der abtheilung gefallen laßen, so er- wachsen statt zwölfe sechs conj. nämlich I. wäre I-VI; II:VII; III:VIII; IV:IX: V:X und XI; VI:XII. — 5) es ist beachtungswerth und für die geschichte aus- sterbender starker form wichtig, daß, während in conj. VII. bis XI. einfache muta jeder art die wurzel schließen kann, nicht jede liquida vorzukommen pflegt. Ich will nunmehr die bereits s. 839. gemachte bemerkung näher ausführen. In IX. findet gar keine liq. statt, wenn man von späteren übertritten des sin r wegsieht; in XI. fast nur l, m, r, höchst selten n (n° 325; vgl. man, munum s. 852.) in VII. nur l, n, r, kein m; in VIII. fast nur n, sel- ten m (n° 110. 111.) kein l und r; vorzeiten mögen II. allgemeine vergleichung der conjugation. jedoch in VII wurzeln -am (vgl. ramu, tamu, zamu s. 1033. und subst. wie pluomo, muoma) in VIII. wur- zeln -îl (vgl. pîlu, sîlu s. 1034. und subst. wie heil, meil, teil, île, vîle etc.) gestanden haben, in VIII. häu- figere -îm (vgl. heim, seim etc.) in XI häufigere -in (vgl. dinu, winu etc. s. 1034). Schwieriger ist -îr für VIII, weil die sprache nur wenige wurzeln wie vîra (celebratio) gîro (vultur) besitzt. Für IX ließen sich -ium und -iun aus poum, troum, soum, kouma etc. lôn, scôni, vrôno etc. folgern, bedenklicher sind wiederum -iul und -iur (abgesehn von dem spätern -ier aus -ies). Da aber wurzeln, wie sûl, vûl, mûl, gûl etc. sûr, scûr, mûra etc. unerklärlich, d.h. auf keinen ablaut zurückführbar wären (vgl. oben s. 838, 8.), wenn es nicht ein noch zur zeit dunkles verhält- nis zwischen iu und û gäbe, (aus dem auch das schwanken des lauts vor mutis in neunter conj. her- zuleiten ist, vgl. sûsu, lûka, sûce n° 205. 256. 265, zumahl im schwed. s. 999.); so scheint sich auch jene lücke zu füllen. Dann würden gleichfalls rûm, chûmo, rûna, zûn etc. auf verba dieser conj. weisen. 6) laute und ablaute der conj. IX. und XII. haben einige analogie, vgl das goth. iu, áu, u, u mit i, a, u, u (s. 837) nämlich insofern man iu, áu aus iv, av deu- ten, im pl. praet. und part. aber u für uv nehmen wollte. Wie also (n° 216,) sniva, snáu, snivum (f. snuvum) müste giuta, gáut aus givta, gavt gedeutet werden? Dieser ansicht steht allerdings viel entgegen, günstig wäre ihr etwa das goth. bliggva, blaggv (nach XII.) gegenüber dem alth. pliwu, pliuwu, plou nach IX) und das goth. bagms (oben s, 73.) st. des alth. poum, paum, da doch die goth. mundart ander- wärts áu vor m verträgt (vgl. gáumjan, alth. kou- man); vielleicht sind dann die altn. sŷng, saung; söck, sauck etc. (alth. sinku, sanc; sinhu, sanh) anders als s. 616 zu betrachten? 7) verba eilfter conj. mit m geneigen zur gemination der liq. und treten damit in die zwölfte; so wird aus mittelh. komen, gekomen neuh. kommen, gekommen, wiewohl das praet. kâm, kâmen (nicht kamm, kam- men) in XI verbleibt, die schwed. und dän. fornemma; fornemme (st. nema) gehen ganz über, praet. for- numme (st. nåme). Nicht unwahrscheinlich gehörten n° 360—364 früher einmahl zu conj. XI, vgl. 322 und II. allgemeine vergleichung der conjugation. das schwache gremen, gremte (freilich neben grem- men, gramte, oben s. 874) weist doch auf grëmen, gram zurück. 8) es ist s. 839 gesagt worden, daß die starke form nicht nothwendig wurzeln befaße, sondern auch ab- leitungen befaßen könne. Diese untersuchung greift in das innerste der wortbildungslehre und darf hier nur angerührt werden. Gesetzt, daß jede wahre d. h. einfache wurzel, mit einfacher consonanz schließe, so erscheinen die verba erster und zwölfter conj. sämmt- lich als ableitungen. Practisch mag man jedoch auch zusammengesetzte wurzeln annehmen, d. h. deren ableitungsmittel sich mit der wurzel selbst verwachsen hat und nicht weiter klar zu lösen ist. In wilde (ferus) hund (canis) vermögen wir die fortbildung der wurzel nicht nachzuweisen, wohl theoretisch wil -d -e, hun -d (vgl. can -is) zu ahnen; die verhärtung bilde (imago) erklärt sich uns aber historisch aus pil -ad -i. Nun scheint es zwar, als wenn in solchen zus. ge- setzten wurzeln möglichkeit des ablauts eben durch die verhärtung der bildung erst bedingt werde; allein dieser ansicht stehen alth. formen entgegen. Die alth. mundart (auch die alts. vgl. s. 209.) hegt den bildungs- vocal überhaupt getreuer, als die gothische, sie ge- währt z. b. noch wâsan, mordar, wo letztere vêpn, maúrþr sagt; sie setzt aber auch st. des goth. filha. falh, fulhun; baírga, barg, baúrgun; hvaírba, hvarb, hvaúrbans hinundwieder und assimilierend: vilihu, valah, vuluhun; piriku, parac, purukun; huiripu, huarap, huorpanêr, in entsprechenden subst. miluh (lac) përac (mons) puruc (urbs) vëheta (pugna) etc. Also nach l, r und h pflegt der bildungsvocal zu haften, kaum nach m und n, ein vinidu, vanad st. vindu, vand wäre so unerhört, als hunad f. hund (doch vgl. hanaf, sënef, neuh. hanf, senf). Die formen përac, parac, puruc stehen aber gleich den goth. baírgs, barg, baúrgs im ablautsverhältnis und es érwachsen zweier- lei annahmen: α ). entw. die individualität des ab- lauts in conj. XII. wird durch den haftenden bil- dungsvoc. nicht gehindert oder β ). der alth. dialect schiebt nach falscher analogie einen ungehörigen bil- dungsvoc. zwischen. Für letzteres spräche theils die unerweislichkeit des bild. vocals nach m und n (kein limifu, lamaf, siniku, sanac, da doch limfu, sinku II. allgemeine vergleichung der conjugation. mit vilhu, pirku gleich stehen; allein später herrschen auch vilhe, birge und das erlöschen des vocals scheint nur nach m und n eher begonnen zu haben, als nach l und r.) theils das unstatthafte eines vocals zwischen den gem. ll, mm, nn, rr in derselben conj. (allein vielleicht entspringen mm und nn aus m und n? nach bemerkung 7.; rr aus rs, wirru, dirru aus goth. vaírsa, þaírsa und für wirsu, dirsu wäre wirisu, dirisu denkbar; ll kann sich auf mancherlei wegen ent- wickeln, vgl. s. 123. und von den n° 333 — 343 genann- ten ll ist kein einziges gothisch). Hält man sich an die annahme α so wäre als grundsatz aufzustellen: der ablaut erzeigt sich auch an wurzeln, denen bil- dungstriebe zugetreten sind und erfährt dann gewisse modification, gleichviel ob der bildungsvoc. bleibe oder wegfalle. Die modification bezieht sich auf den pl. praet., statt des ê der wurzeln -il, -im, -in, -aír (stêlun, nêmun, bêrun) geben die bildungen -ilp, -imp, -ins, -aírp, -aírg etc. dem pl. den ab- laut des part. (hulpun, baúrgun; alth. hulufun, hul- fun, purukun, purkun und nicht hêlpun, bêrgun, alth. hâlufun, pârukun). hêlpun, bêrgun, hâlsun, pârkun widerstritte dem s. 54. aufgestellten sprachge- setz; hâlufun, pârukun zwar nicht, sind jedoch nir- gends nachzuweisen. Noch fragt es sich nach den einfachen stämmen solcher ableitungen: hört baír- g -an zu baír -an? fordert krim -p -an ein krim -an? sin -g -an ein sin -an (vgl. can -ere)? setzt jedwedes abgeleitete verbum starker conj. eine starkformige wurzel voraus? ohne zweifel, wiewohl die einfache wurzel ausgestorben seyn kann. Merkwürdig, wenn vairþan (alth. wëridan, wëradan?) genau zus. hienge mit vi- san, wësan und aus visþan, wësadan entspränge? die goth. passive -ad wage ich, weil d von þ absteht, nicht zu vergleichen, inzwischen ist das lat. fieri offenbares passivum zu fuo, fui. Das alth. sêr (vul- nus, dolor) scheint mit soraka (cura, dolor) verwandt, lautete nun sêr goth. sáis (oben s. 91.), so würde sáizgan durch die verwandlung in saírgan und den ab- laut saúrg das subst. saúrga (alth. soraka) erklären. Weist das alth. sporo (calcar) die einfache wurzel zu n° 432, so bestätigt sich das schwache n (gen. sporin) als bil- dungs- (nicht flexions-) mittel (s. 817). 9) wenn mit allmähliger unterdrückung der conso- nanzen in den sechs ersten conjug. unorganische diph- II. allgemeine vergleichung der conjugation. thongen îa, ëa, îu, ia, iu, ie, ê aus der alten redu- plication entstanden sind (s. 103. 104. 108. 230. 837. 863. 917.); könnte man versucht werden, für das uo, ô siebenter conj. eine gleiche erklärung zu gestatten. Was die spätern sprachen in I — IV. entwickelten, zeigt es auch die goth. in VII.? Für eine parallele zwischen ie und uo scheinen allerdings die übergänge zu sprechen, vgl. iar, ier (aravit) neben vuor (ivit); bluonden f. blienden (s. 941.); stiep. hief, wies f. stoep, hoef, woes (s. 971.) und gerade in VII. ist, wie in den reduplicierenden, dem pl. praet. der vocal des sg. praet. zuständig (s. 838.). Bedenklich bleibt in- zwischen die erklärung des uo, ô an sich selbst aus einer redupl., da es nicht wie ia aus îa, eia deutlich wird und noch größeres gewicht hat der einwand, daß die wortbildung kein subst. oder adj. mit dem aus redupl. erwachsenen ie zulaße (denn das erst neuhochd. wort hieb ist unorganisch) während eine menge subst. und adj. den ablaut ô uo (schon im goth.) führen. Oder wiese dies nur auf eine viel früher erfolgte verhärtung? sollte man nicht weiter gehen, allen und jeden ablaut selbst der übrigen starken conj. aus an- fänglicher reduplication leiten? Die wahrscheinliche unursprünglichkeit langer vocale ist oben s. 331. be- rührt worden und wenn das part. praet. ïtans, lisans gleich haldans den voc. des praes. führt (s. 1008), so darf auch êtum, lêsum mit haihaldum verglichen wer- den. Welche ursache scheidet aber den pl. êtum, lê- sum vom sg. at, las, während zu jenem pl. der sg. háihald stimmt? vielleicht dieselbe, welche auch in schwacher form den pl. nasidêdum, salbôdêdum län- ger schützt, den sg. nasida, salbôda früher kürzt; wie nasida f. nasidida (?) stünde folglich at, las f. êt, lês? ließe sich ein s. 844. und s. 914 vorschnell ver- worfenes goth. frêt (= êt) altn. ât (schwed. åt, dän. aad) nicht berücksichtigen? erschiene, wozu die spätere sprache auf ganz anderm wege wiedergelangt, die gleichheit des ablauts im sg. und pl. (s. 986.) als das ursprüngliche? Ich häufe hier mehr fragen und zweifel, als ich jetzt schon beantworten und lösen kann; doch scheint mir im voraus gewis, daß das wesen des deutschen ablauts nicht in dem hohlen klang zu suchen ist; diese verschiedenheit der vocale muß aus einer anfänglichen, sinnlich-bedeutsameren wortflexion entspringen, sey sie nun der redupl. ähnlich oder nicht. II. allgemeine vergleichung der conjugation. II. erwägung der schwachen conjugation. Die schwache form ist ohne zweifel jünger, als die starke Wenn ich benennungen wähle, welche schon bei der haupteintheilung des nomens vorkommen, so behaupte ich gar nicht, daß mit stark und schwach beidemahl ge- nau derselbe begriff verbunden werden müße. Von redupl. und ablaut weiß die starke decl. nichts, weil das nomen kein verhältnis der zeit beachtet und dem eingeschobnen n schwacher decl. mangelt die bestimmte beziehung aufs praet., welche dem eingeschalteten d schwacher conj. eigen ist. Ich strebte nach einem namen der nicht unbehülflich wäre und der sache wenigstens etwas abgewönne. Daß in decl. wie in conj. die starke form die ältere, krästigere, innere; die schwache die spätere, gehemmtere und mehr äußer- liche sey, leuchtet ein. α ) weil letztere mannigfaltig, erstere einförmig ist; β ) nur die starke reine wurzeln enthält, die schwache ableitung voraussetzt; γ ) weil fremde wörter der schwachen, nicht der starken form fähig werden; ausnahmen höchst selten und an sich tadelhaft (preisen von preis, franz. prix) δ ) die starke allmählig ab-. die schwache zu- nimmt; wenn sich das edlere getriebe jener vernützt, wirrt und räthselhaft erscheint, dient die festere, äußere handhabe dieser leicht zur erhaltung und herstellung der verlorenen ordnung. Jedes schwache verbum beruht wesentlich auf zwei stücken 1) auf einer durch die vocale i, ô und ái ge- wirkten ableitung, von welcher im folgenden buch nähere rede seyn wird. Man merke α ) diese ablei- tungsvocale verwachsen mehrfältig mit den flexionsvoca- len, woraus ei statt ji (s. 847.) ô statt ôa, ôi (s. 849.) a statt áia, ái st. aji (s. 850) entspringt. β ) später schwin- det das ableitende i und ein tonloses e vertritt ô und ê. γ ) daher gewinnen manche schwache verba den fal- schen schein unabgeleiteter, z. b. das mittelh. baden, hant- slagen, minnen wird den starken verbis laden, tragen, winnen ähnlich (alth. padôn, hantslakôn, minnôn) und neuh. fällt sogar der inf. rathschlâgen mit schlâgen (mit- telh. râtslagen und slahen, slân) zusammen, so daß unhistorische sprachlehrer nicht begreifen, warum jenes im praet. rathschlâgte, dieses schlûg bekommt. δ ) zu einer vergleichung der ableitungstriebe i (ei), ô, ái bei dem verbum mit den in der flexion des nomens wal- tenden i, ei, ô, ái (vgl. s. 811. 812.) ist der jetzige stand unserer sprachforschung noch nicht gerüstet. — II. allgemeine vergleichung der conjugation. 2) beruht der begriff des schwachen verbums auf der durch äußerliche und erst nach dem ableitungsvocal ein- tretende zuthat ausgedrückten vergangenheit. Da die- ses praet. als eigentliche flexion betrachtet werden muß, verlangt es hier nähere untersuchung: α ) im goth. lau- tet der sg. -da , der pl. -dêdum , das part. -þs , gen. -dis (s. 845. 1009) in allen übrigen mundarten stimmen sg. pl. und part. überein, alth. -ta, -tumês, -têr; alts. -da, -dun, -d; angels. -de, -don, -d; altn. -dha, -dhum, -dhr (nach Rasks ansicht; beßer wohl -da, -dum, -dhr). Abänderungen, welche durch syncope des ableitungsvocals in dieser flexion entstehen können, gehen uns hier nichts an. β ) der goth. sg. -da ent- spricht dem alth. -ta , sächs. -da , angels. -de etc. aber der goth. pl. (sammt dem davon geleiteten sg. und pl. praet. conj.) besitzt eine ganze silbe mehr. -dêdum würde ein alth. -tâtumês , ein alts. dâdum etc. fordern. Nur in einer einzigen stelle K. 18 b erlosôtâtun (impege- runt) st. erlosôtun, wofern richtig gelesen und ein erlo- sôn (impingere) glaublich ist [wie wenn erlosô oder das dafür zu setzende wort acc. pl. fem. wäre und der über- setzer impegerunt in ictus dederunt aufgelöst hätte? vielleicht ërdstôƷô oder erdstôƷâ tâtun?] gleich dane- ben steht auch plâton. frâhêtomês etc. γ ) hat sich tâ- tun in -tun, -dâdun in -dun abgeschliffen, könnte uns auch der goth. pl. -dêdun einen älteren vollständigeren sg. weißagen; wie aber lautete dieser? Die form dèdun an und für sich gemahnt an bêdun, trêdun alth. pâ- t a n, trâtun und diese antworten genau dem vermuthe- ten -tâtun , welches gerade praet. pl. des anomalen tuon ist (s. 885). δ ) keine unter allen anomalien des verbums ist dunkler, als tuon, dôn , dem goth. und nord. dialect mangelt es merkwürdigerweise. Der Gothe übersetzt ποιεῖν mit táujan (alth. zawjan, mittelh. zöuwen) wel- ches dem alth. tuon gar nicht verwandt ist; der altn. ausdruck für denselben begriff lautet gera (alth. kara- wan). Allein im goth. hat sich das subst. dêds und dêdja (alth. tât und tâto) im altn. dâd erhalten, zum zeichen, daß das verbum diesen sprachen nicht fremd sey. Die vollständigen formen der hochd. sächs. und fries. anoma- lie sind nicht wohl mit einander zu vereinbaren: der alth. inf. tuon entspricht dem angels. dôn, doch das alth. part. kitân nicht dem angels. gedôn; alts. lauten zwar, wie im angels., praes. und part. mit demselben vocal duan und giduan, nur dieses ua parallelisiert sich U u u II. allgemeine vergleichung der conjugation. weder dem alth. uo, noch angels. ô, weil es alsdann uo oder ô heißen müste. Die alts. mundart besitzt auch gar kein diphthongisches ua; wahrscheinlich ist dû-an, gidû-an zu lesen, d. h. das a zur flexion zu nehmen, wo- zu das altfries. dûa stimmt, wo aber das part. dên lau- tet. Das alth. praet. tâtun, sg. tëta, alts. dâdun, dëda vergleichen sich; zu tëta, dëda past der angels. sg. dide, nicht der pl. didon (gewöhnl. geschrieben dyde, dydon); welcher pl. ist nun organischer? die augels. sprache hat in achter conj. den pl. ablaut i (bidon, glidon) die alth. in zehnter â (pâtun, trâtun), doch zu keinem von bei- den schickt sich der sg. dide, tëta (st. des erforderlichen dâd und tat!) geschweige der inf. dôn, tuon (st. dîdan, titan oder tëtan!). Ebensowenig darf man dôn, tuon schwachformig annehmen, theils weil die analogie von bûan, bûde, gebûn (s. 910.) dôn, dôde, gedôn oder von spuon, spuota (s. 886.) tuon, tuota, kituon fordert, theils ein wort, das zur erklärung der schwachen form die- nen soll, nicht schon selbst das schwache kennzeichen des praet. an sich tragen kann. Dazu tritt, daß die II. sg. wenigstens im alth. völlig der starken conj. gemäß tâti lautet, nicht tâtôs, wogegen wiederum das alts. dë- dôs, angels. didest absticht. Um den inf. dieser anoma- lie mit dem praet. und das praet. mit der starken conj. in einklang zu bringen, möchte man reduplication, etwa nach dritter conj. annehmen, aus einem goth. dôan, praet. dáidô, pl. dáidôun, part. dôans müste sich allmählich dáida, dida, pl. dêdun; alth. tëta, tâtun entfaltet haben? aber dann wäre, das bedenkliche solcher veränderun- abgerechnet, ein subst. dêds (alth. tât) aus reduplicati- ver form erwachsen, was s. 1039. geleugnet wurde! und warum entfernt sich das schwache part. praet. so ent- schieden von jenem part. kitân, gedôn? statt kisalpôtêr, gesëalfod wäre kisalpôtânêr, gesëalfodon zu erwarten? — ε ) bemerkenswerth und bis jetzt unerklärt scheint mir das abweichende verhältnis der goth. formen ïddja, ïdd- jèdun (s. 854.) wo der plur. des zweifachen d ermangelt; die stellung des ableitungs -j weist das vorausgehende dd nothwendig der wurzel zu und ïddjêdun stünde wohl- lautshalber für ïddidêdun? — ζ ) wie es sich immer ver- halte [weiteres unten, fremde spr. n° 7.], ein zus. hang des hülfsworts thun mit dem praet. schwacher conj. scheint mir ziemlich ausgemacht und wird durch den auxiliarischen gebrauch des engl, did (we did salve = salbôdêdum) bestärkt. II. allgemeine vergleichung der conjugation. III. erwägung der flexion. Die flexion ist schon s. 835. 836. im allgemeinen charac- terisiert worden; nähere erläuterungen sind erst jetzt möglich. Redupl. und ablaut waren, wie wir gesehn haben, unterscheidendes merkmahl der starken, ablei- tungsvoc. und eingeschaltetes d, t der schwachen con- jugation, in der eigentlichen flexion dienen consonanten, um das verhältnis der personen, vocale, um das der zeit und modalität auszudrücken. 1) ( consonanten ) die erste person sg. endigt in der re- gel ohne consonanz, ausgenommen α ) im alth. praes. ind. zweiter und dritter schwacher conj. auf -ôm, -êm (späterhin -ôn, -ên, gegen das 13. jahrh. all- mählich aussterbend). β ) gleichfalls auf -m im alth. gâm oder gêm, stâm oder stêm, tuom oder tôm und pim (s. 868. 885. 881.) woraus wiederum später gân, stân, tuon, pin erwächst; mittelh. beharren gân, stân (gên, stên) tuon, hân, bin (s. 944. 965. 966. 962.) ob noch andere? vgl. s. 945. 958.; neuh. nur bin, volks- mundarten setzen -en auch anderwärts (Schm. §. 906.). γ ) im goth. findet sich das einzige ïm (s. 851.); angels. das einzige ëom, bëom (s. 909.) altn. das einzige ëm (s. 925.) alts. außer bium, biun auch noch stên und dôn neben dôm (s. 890. 894.). δ ) schwed. und dän. durch- gehends auf -r. Letztere ausnahme ist offenbar un- organisch, nämlich das -r aus der zweiten pers. vor- gedrungen; das -m (-n) der übrigen ausnahmen scheint hingegen die uralte allgemeine flexion der ersten pers. anzuzeigen und nicht bloß ein goth. sal- bôm, habáim oder habam, sondern auch ein háifam (voco) haitáum (vocem) háiháitam (vocavi) zu verra- then. Vergleichbar ist das dem dat. sg. abgefallene -m, neben dem dat. pl. -ms st. des spätern -m (oben s. 808). — Die zweite pers . sg . flectiert in der regel consonantisch, ausgenommen im alth. mittelh. alts, und angels. (nicht aber niederl. und neuh.) starken praet. ind., wo sie bloßen vocal besitzt. Die consonanz schwankt zwischen -s (nord. -r) -st und -t, näm- lich α ) -s herrscht im goth. alth. alts. und niederl. praes. starker und schwacher, sodann im praet. ind. schwacher (nicht starker, außer im niederl.) endlich im praet. conj. starker und schwacher form, ihm ent- spricht das nord. -r. β ) st findet sich angels. statt des goth. -s, alth. nur zuweilen (entschieden bei N.) U u u 2 II. allgemeine vergleichung der conjugation. mittelh. in der regel (und -s ausnahmsweise) neuh. überall, selbst im starken praet. ind. γ ) -t im goth. und altn. starken praet. ind., mit übergängen in -st , zt nach lingualen der wurzel (s. 844. 919. 920.) also auch in môst, váist, nicht in skalt, mant, kant (s. 852.) altn. veizt, skalt, mant, kannt (s. 926.) alth. nur in den anomalen tôht, maht, scalt, darft, weist, muost, anst, chanst, tarst, wohin man auch pist (s. 881.) rech- nen kann; ebenso alts wêst, magt (? maht) skalt, kanst, bist; angels. môst, vâst, mëaht, scëalt, dëarst, canst (neben duge, durfe, cunne, unne); mittelh. muost, weist, maht, solt, ganst, kanst, tarst, darft (zuweilen wilt neben wil) bist; neuh. überall -st, namentlich auch: mâgst, sollst, darfst, willst. Da dem goth. t. alth. z parallel ist, wäre für das goth. skalt, kant ein alth. scalz, chanz zu erwarten (vgl. tváimtigum mit zueinzuc, salt mit salz) die verhärtete form scalt darf daher den überbleibseln eines früheren t statt z (s. 154. 155.) beigezählt werden; in maht, darft blieb das t, weil es die verbindung ht, ft überall bewahrt (s. 154.); für chant, tart erscheint chanst, tarst, wie schon im goth. praet. daúrsta, alth. torsta und chonsta neben chonda, alts. kunsta oder konsta (vgl. das goth. subst. ansts, alth. anst und chunst). — Es ist schwer zu sagen, welche von beiden consonanzen, das -s oder -t hier ursprünglicher sey? ob sie unter einer ältern zus. fal- len (etwa dem -þ)? altn. stehen -r und -t noch wei- ter ab; das -st für -s scheint spätere, vielleicht aus inclination des pronom. erklärliche verderbuis, aber verschieden von der entwickelung des -st statt -t im starken praet. Die goth. sprache kennt keine berüh- rung der auslaute -s und -t (z. b. die part. us, alth. ur, scheidet sich rein ab von ut, alth. ûƷ) und nur inlautend wird vissa aus vitda, andavleizns aus anda- vleitns (?); auf die vermuthung eines älteren -þ führt theils das -þ in II. pl., theils das pronomen þu. Nach dem unbetonteren flexionsvocal könnte die aussprache -þ dem -s genähert haben (vgl. engl. raineth, rai- nes) während nach betontem wurzelcons. -þ zur te- nui s -t wurde (gráipt st. gráipþ) oder begegnete þ dem þ dritter person? — Die dritte pers . sg . behaup- tet consonantischen ausgang nur im praes. ind., hat ihn aber aufgegeben im praes. conj. sowohl als im praet. ind. und conj. Jener cons. ist ein goth. -þ alth. -t, alts. -d, angels. dh; abweichend ein altn II. allgemeine vergleichung der conjugation. -r, welches sich auf doppelte weise deuten läßt, ent- weder als vorgedrungen aus der zweiten person, oder wie dort aus dem þ selbst entsprungen. Für letzteres spricht das dem altn. ër parallele angels. und fries. is, mittelnl. ës, neunl. is, engl. is (goth. alth. und alts. ist) verschieden von der zweiten pers. angels. ëart, engl. art, mnl. bëst (goth. ïs, alts. is neben bist, alth. pist). In diesem anomalon bezeichnet also -s bald die zweite, bald die dritte person und wiederum -st beide (vgl. das altschw. äst s. 1001.) — Die erste pers . plur . lautet in praes. und praet. ind. und conj. einstimmig goth. -m , alth. -mês und -m , später -n , mittel- und neuh. -n, altn. -m, alt- und angels. -n, doch in diesen beiden dialecten mit merkwürdiger ausnahme des praes. ind., dessen erste pers. hier der zweiten und dritten gleich -d und -dh bekommt. Das goth. -m scheint sich zu -mês , wie der goth. dat. pl. -m zu einem älteren -ms zu verhalten (s. 808 und 856.); der s. gall. T. schreibt verschiedentlich im praet ind. -unmês st. -umês (95 sâhunmês. 152 gâbunmês, quâmun- mês, halôtunmês, vermuthlich fehlerhaft, neben dem rich- tigen weritumês 95, thionôtumês 131 etc.; 145 steht durch ähnlichen fehler frâgêntun st. frâgêtun). — Kenn- zeichen der zweiten pers . pl . ist, gleich der III. sg., goth. -þ, alth. -t etc., nur daß es hier überall, auch in praet. und conj. herrscht, dort auf praes. ind. ein- geschränkt war. Einige alt- und mittelh. mundarten haben -nt statt -t (s. 857. 932.) wodurch II. und III. zus. fallen. — Nähere prüfung bedarf, ob in einigen [Stalder’s dial. p. 128. nach der hs. berichtigten?] stel- len bei K. 172 a. b hôrêtir (audiatis) eigîtir (habeatis) tuêtir (feceritis)- ir bloße inclination des pron. zwei- ter pers. oder -tir wirkliche alte, dem -mês des I. pl. pa- rallele flexion sey? Letzternfalls hätte sie nur im conj. ausgedauert, -r wäre aus -s entsprungen und bezeich- nete den pl.? Wie in I. pl. ein älteres goth. -ms wäre in II. pl. ein älteres goth. -þs zu folgern? — Die dritte pers . pl . hat, analog der III. sg., im praes. conj., praet. ind. und conj. bloßes -n, im praes. ind. hingegen goth. -nd , alth. -nt , alts. -d , angels. -dh (für ndh. vgl. s. 244.); altn. bloßen vocal und dem inf. gleichlautend. — Anmer- kungen zu den sechs personen: α ) flexionsconsonan- ten entstellen und verlieren sich leichter, wenn der modus oder das tempus andere unterscheidungezei- chen besitzt. Darum wirft der conjunct. und das II. allgemeine vergleichung der conjugation. praet. ind. consonanten weg, die dem praes. ind. un- entbehrlich sind. β ) die starke form besitzt wesent- lich dieselben consonanten, welche die schwache; aus- nahme machen a) II. sg. des goth. und altn. starken praet. ind. auf -t, neben dem schwachen auf -s und -r; im alth. alt- und angels. stellt sich analog der bloße vocal des starken dem -s und -st des schwachen entgegen. b) I. sg. des alth. schwachen praes. auf -m und einiger anomalen verba. Vermuthlich waren in früherer zeit diese verschiedenheiten nicht da, son- dern alle II. sg. endigten gleichförmig, alle I. sg. auf -m. Die längere dauer des -m in zweiter und drit- ter schwacher alth. erkläre ich daher, daß die ind. salpô, hapê gefahr gelaufen hätten, fich mit dem conj. salpô, hapê zu verwirren, während prennu und prenne, so wie im goth. überall háita, nasja, salbô, haba von háitáu, nasjáu, salbáu (?) habáu getrennt waren; dar- um blieb dort salpôm, hapêm. — γ ) auch dem praet. mögen ursprünglich dieselben cons. in allen personen eigen gewesen seyn, welche das praes. besitzt; abge- wichen sind allmählich a) III. pl. praet. hat -n statt -nd, allein gleiches -n zeigt sich in III. pl. praes. conj. b) I und III. praet. ind. starker und schw. form geben den cons. auf, weil sie eintretende redupl. ab- laut und eingeschaltetes d kenntlich genug macht; von den pl. háiháitum, fôrum, nasidêdum; háihaitun, fôrun, nasidêdun darf man aber auf einen älteren sg. hái- háita, fôra = nasida (und noch früher háiháitam, fôram, nasidam?) háiháitiþ, fôriþ, nasidiþ schließen [vgl. fremde spr. n° 6. anm. a.] c) III. sg. praet. conj. apocopiert den cons., dasselbe thut aber auch praes. conj. — δ ) der ur- sprüngl. conj. wird sich von dem ind. in den personen- cons. eben so wenig unterschieden haben; die späteren abweichungen sind γ , a, c angeführt. — ε ) zur bestätigung meiner ansicht gereicht die progression des verderbnisses in einzelnen, zumahl jüngeren mundarten. Im alts. angels. altfr. und engl. fallen alle drei pers. des pl. praes. und praet. stets zusammen, d. h. die flexion -d, dh der dritten dringt in II. und I. vor; im alt- und mittelh. zeigt nur ausnahmsweise II. das nt von III, niemahls I. [s. 932. nachzutragen, daß mittelh. II. pl. praet. einigemahl -en statt -et erhält, welches aus III. praet. wie -ent aus III. praes. vordringt; beleg troj. 380 seiten (dixistis): leiten (posuerunt) oder wäre ein leitent f. leiten annehmbar?]. Die drei pers. des II. allgemeine vergleichung der conjugation. sg. bleiben im heutigen engl. und niederl. getrennt, wogegen schwed. und dän. die sing. personen zus. fal- len, die pluralen im schwed- noch geschieden werden. Neuh. verfließt weder fg. noch pl. in seinen pers., wohl aber lautet das -nt des mittelh. III. pl. praes. nun gleichfalls -n. 2) ( vocale ) die in der flexion vorkommenden vocale stehen theils vor dem wesentlichen cons. der person. flexion, theils nach demselben. Letzteres im goth. -áima, -áina, -eima, -eima, -eina (dual. -áiva, -eiva so wie allen passivflexionen) und alth. -mês; vergleichbar den nominalflexionen -ana, -áizê. Der erste und gewöhnliche fall ist uns hier wichtiger, auf ihm beruhte ursprünglich das verhältnis der zeit und des modus. α ) ( indicativus, kurzer vocal) im praes. herrschen a und i , im praet. a und u ; 1) praesens; i der II. III. sg. bewährt der eintretende, a der drei pl. personen der mangelnde alth. umlaut, altn. ist das i von II. III. sg. ausgefallen, doch der umlaut geblie- ben, das goth. und altn. i der II. pl. scheint unorga- nisch, angels. gilt e (= ë) für i, das a besteht. Altn. hat auch die I. pl. praes. u nebst umlaut, fällt also mit dem praet. zusammen; daß hier a richtiger und älter sey, läßt sich nicht zweifeln und wird durch den analogen vordrang des u im alth. und altn. dat. pl. -um statt des goth. -am (s. 810. 812.) bestätigt. Schwie- riger noch ist es, den vocal der I. sg. zu beurthei- len: goth. -a, parallel dem -a des weibl. nom. sg. erster starker deel.; alth. und alts. -u, parallel dem nämlichen casus bei adj., vermuthlich früher bei subst.; angels. -e, während gerade jene casus des nomens -u behaupten; altn. apocopiertes -i, aber mit nachwirkendem umlaut, unparallel dem apocopier- ten -u, welches der umlaut des nom. sg. fem. ver- räth. Resultat: für III. stimmen alle sprachen, sg. -i, pl. -a, für II. die meisten sg. -i, pl. -a; I. schwankt, organisch scheint sg. -a, pl. -a. In der schwachen conj. verdunkelt sich diese einrichtung durch zwi- schentritt des ableitungavocals, und zwar auf ver- schiedene weise. Das ableitende i schadet dem a und u der flexion nicht, sondern wandelt sich vor ihnen in j (nasja, nasjam, nasjand, nerju, nerjum, nerjant); auch dem i der flexion schadet es nicht bei kurzer wurzelsilbe (nasjis, nasjiþ) und verschwindet lieber selbst (alth. neris, nerit, st. nerjis, nerjit); bei lang- II. allgemeine vergleichung der conjugation. silbigen verschmelzen beide i zu ei oder î (branneis, branneiþ; alth. prennîs, prennît). Das ableitende ô zehrt alle flexionsvocale auf (s. 849.) ebenso das ab- leitende ê im alth. (s. 879.) nicht ái im goth., welches zwar -i in sich aufnimmt, von -a hingegen selbst verschlungen wird (s. 850). — 2) praeteritum; die drei pers. des pl. haben durchgreifend u (angels. o) in starker wie in schwacher form, weil hier keine be- rührung des durch das eingeschaltete d, t getrennten ableitungsvocals möglich ist; dieses bestärkt daher den schluß auf die einerleiheit der vocale des starken und schwachen praes. Der sg. gewährt nirgends u, viel- mehr in I. III. schwacher form a, welches in starker abgeworfen erscheint; nasida leitet auf háiháita, fôra st. háiháit, fôr; für unorganisch halte ich die altn. unterscheidung zwischen -a erster und -i dritter pers., umsomehr, als letzteres keinen umlaut wirkt. II. sg. besitzt in schwacher conj. goth. ê, alth. und alts. ô, angels. ein ungewisses e, altn. unorganisches i (ohne umlaut); II. sg. starker conj. goth. und altn. zwischen dem cons. der wurzel und dem t der flexion gar keinen vocal, ebensowenig in den ano- malien scalt, scëalt etc. der übrigen sprachen. Die gewöhnliche alth. alts. angels. flexion dieser person ist hingegen bloß vocalisch -i, -e (= ë) mit umlaut. — β ) (conjunctivus) herrschende vocale sind; ái (ê) im praes., ei (î) im praet. 1) praesens; goth. haben alle pers. ái , ausg. I. sg. áu , in schwacher form bleibt ái nach dem abl. vocal i unverletzt, wird aber von ô verschlungen, in dritter conj. verschlingt es den ableitungsvocal (-áu, -áis etc. f. ajau, ajáis); alth. gilt ê in allen pers. des pl. und II. sg., unsicher sind die e für I. III. sg; auch in der schwachen form besteht das flexivische ê neben dem ableitenden i, ô und ê, wiewohl nicht in allen denkmählern (s. 875. 879.). Die wahre beschaffenheit der angels. -e des conj. praes. bleibt ungewis; im altn. erscheint kurzes i, das aber auf eine frühere länge deutet (s. 913), im gegensatz zur syncope des i in II. III. sg. ind., d.h. gëfir (des) verhält sich zu gëfr (das) wie in älterer zeit gëfeir (des) zu gëfir (das). — 2) praeteritum; goth. II. sg. I. II. III. pl. ei , I. sg. jáu , III. sg. i; alth. II. sg. I. II. III. pl. î, I. III. sg. i. Die schwache conj. stimmt, wie im ind., völlig zur starken, weil keine collision zwi- schen vocal der abl. und flexion möglich ist. — γ ) II. allgemeine vergleichung der conjugation. spätere mundarten verdünnen a, i, u, ê, î, selbst die bei mischung der ableitung und flexion bestandenen ô, ê in ein bloßes e, auffallend zumahl ist das mittelh. -e der I sg. praes. ind., während im analogen nom. sg. adj. fem. -iu haftete; man merke 1) die schwe- dische sprache allein wahrt noch einzelne a und o, geschieden von e. 2) umlaut gilt im mittel- und neuh., nicht im schwed. und dän. 3) das mittelh. stumme e haftet in conjunctivflexionen fester (s. 929. 930) gleichergestalt das neuh. tonlose (s. 982); unver- kennbares nachgefühl der alten länge. Auch das neuh. scheint (lucet) scheinet (lucetis) (s. 981) hängt sicher zusammen mit dem alth. scînit und scînat; vgl. das vorhin angeführte altn. gëfr und gëfir. 4) neueren sprachen fällt die einbuße der vocalunterschiede in den flexionen desto schwerer, da sich zugleich consonanz- unterschiede verwischt haben, vgl. das mittelh. leitet (ducit, ducitis, duxistis) alth. leitît, leitat, leittut. — 3) die flexion des imperativus infinitivus, und der parti- cipien bedarf keiner besonderen erläuterung. 4) ein dualis zeigt sich bloß im goth. (s. 840) und bloß für die erste und zweite person, dieser ist die con- sonanz -ts characteristisch, jener im conj. -v , im ind. scheint die spirans v mit dem vocal gemischt, -ôs, -u etwan aus -vas, -vu entspringend? obschon die sprache sonst -va, vu leidet (ahva, manvu alth. aha) vgl. inzwischen fidur und fidvôr (s. 60.). Die vocale stimmen zu der characteristik der pluralflexion, praes. conj. ái, praet. conj. ei, praet. ind. u, praes. ind. I, ôs aus vas? II. ats (nicht its, also ein früheres aþ II. ind. statt iþ bestätigend). Die dualflexionen sind in allen übrigen sprachen ausgestorben, selbst in sol- chen, denen die zweizahl im persönl. pron. geläufig bleibt (s. 780. 814.), namentlich auch bei Ottocar. Nur süddeutsche gemeine volksmundarten (dieselben, welche ez, tiz gebrauchen, ja andere, welchen das duale pron. bereits mangelt) erhalten noch formen wie: gêbts, hâbts, thûts, bringts etc. beides für duale und plurale bedeutung, so daß wie beim pron. die eigentliche plu- ralflexion häufig verdrängt worden ist. Man muß übri- gens das -ts in gêbts etc. nicht dem goth. -ts, son- dern dem goth. -t gleichsetzen, denn das goth. -s ist völlig davon geschwunden (hláuts, vlits = lôß, ant- litz) oder entspräche hochdeutschem -r (svarts = schwar- zer); alt- oder mittelh. würde dieser dualis këpaz (oder II. allgemeine vergleichung der conjugation. këpazêr?) gëbez gelautet haben. Die schreibung -ts in gêbts, hâbts drückt folglich den zet-laut aus, kein tß und ich trete Schmellers ansicht, welcher §. 910. statt der dualflexion ein der pluralendung -t suffigier- tes pronomen annimmt, nicht bei. Ein suffixum -s für II. pl. ist aus keiner deutschen mundart zu bewei- sen und daß einige volksdialecte bei vorstehendem eß , ös die pluralform -t setzen (z. b. eß lêbt; andere aber: eß lêbts) verschlägt nichts. 5) die goth. passivflexion (s. 855.) beruht wie es scheint wesentlich auf der activflexion angehängten vocalen (ind. -a , conj. -áu ) keine person geht consonantisch aus, jede hat aber zwei vocale, einen vor, einen nach dem cons. Der vorstehende vocal lautet durchgängig im ind. a , im conj. ái , zu welchen sich der ablei- tungavoc. schwacher form wie im activum verhält. Den verfall der passivflexion bezeugt α ) ein gänzlicher mangel des praet. β ) die einförmigkeit der vorstehen- den vocale, a und ái, da im praes. act. a und i, áu und ái gelten. γ ) die einförmigkeit der consonanzen: I und III. fallen überall zusammen, im pl. sogar I. II. III.; das -aza, áizáu der II. sg. scheint aus II. sg. act. -is, -áis zu erwachsen; -ada, -áidáu aus III. sg. act. -iþ, -áiþ (welches frühere -áiþ als III. sg. conj. durch -áidáu offenbar bewiesen wird); -anda, -áindáu aus III. pl. act. -and. Die form der dritten person hat sich auch in die erste sg., in die beiden ersten pl. ge- drängt; galt wohl fur I. sg. ein älteres -ama (hái- tama, vocor) pl. -amsa (háitamsa, vocamur) für II. pl. -ada (háitada, vocamini und dann in III. sg. hái- tida vocatur)? Parallelen zur unorg. gleichheit der drei plur. pers. geben der alt- und angels. pl. praes. und praet. activi ab, zu der von I. III. sg. der ein- förmige sg. des schwed. oder dän. act. — In keiner andern mundart vermag ich das goth. pass. sicher nachzuweisen; villada gl. doc. 210 b (flagellatur?) steht zu einzeln, sollte auch alth. eigentlich villata heißen; auffallend ist naƷara (pluitur) gl. zwetl. 128 b von na- Ʒên (madere)? vielleicht naƷata? denn -ara könnte nur der zweiten pers. (goth. -aza) zukommen; beide lesarten sind verdächtig und die ältesten übersetzungen (J. K.) lösen jedes lat. pass. in umschreibung auf. 6) unsere sprache entbehrt einer flexion für das futurum (s. 835.); Ulphilas trägt das griech. fut. durch das II. allgemeine vergleichung der conjugation. goth. praesens über, gleicherweise gibt in J. K. T. das lat. sut. ein alth. praesens; lange hernach wird erst die früher seltene umschreibung durch auxiliaria (wo- von buch IV. weiteres) allgemein. Bemerkenswerthe unterscheidung eines eigenthümlichen futurums bietet das angels. bëo, bist, bidh (s. 909.) da fürs praes. be- reits ëom, ëart, is vorhanden ist und über allen zwei- fel gehoben wird das hohe alter dieses verhältnisses durch die vergleichung der zunächst liegenden litth. und slav. sprache [litth. esmi, sum; búsu, ero; lett. esmu, sum; buhschu, ero; slav. jesm’, sum; budu, ero; böhm. gsem, sum; budu, ero]. Dem goth. und nord. dialect gebricht in der ersten anomalie der stamm dieses fut. gänzlich, der alth. und alts. besitzt und mengt ihn mit dem praesensstamm: pim, pist, ist; biun, bist und is, ist; nur der angels. besitzt und sondert beide vollständig, man darf z. b. Beov. 105. 106. nicht is für bidh, noch weniger 228. bidh f. is setzen [einigermaßen analog scheint dieser angels. un- terscheidung zwischen ëom und bëo freilich die alth. zwischen pim und wisu; vgl. fremde spr. n° 8.]. — Da verschiedene fremde sprachen ihr futurum mittelst s bil- den, so bin ich wohl auf den gedanken gerathen, daß die alth. bildung -isôn mit einer alten futuralflexion zus. hängen möge, vgl. lustisôt luxuriabitur gl. mons. 355. hërresôt, dominabitur N. 71, 8; sie müste dann allmählich zur vollständigen verbalform geworden seyn, als welche sie in unsern frühsten quellen, daher auch des praet, fähig, erscheint (kimeitisôtun, increverunt, gl. mons. 326. rîhhisôta, regnavit T. 11, 3. etc.) IV. bedeutung der verbalflexion. Bei dem nomen mislang die erklärung der casus aus suffixion der späterhin äußerlich waltenden praepositio- nen und pronomina (s. 834). An dem verbum läßt sich ebensowenig das wesen der redupl. und des ablauts aus späterer umschreibung des praet. deuten; mehr anschein gewann die ableitung des d schwacher form von einem eingewachsenen oder sussigierten auxiliare, welches neuere mundarten wirklich und mit ähnlicher wirkung außen- her zu dem stamm construieren (s. 1042.); denkbar wäre auch der verwuchs anderer hülfsverba, zumahl des ver- bums seyn, etwan um stufen der vergangenheit oder den begriff der zukunft auszudrücken; allein die deutsche II. allgemeine vergleichung der conjugation. sprache gewährt keinen solcher fälle. Eine bedeutung der vocale, welche die differenz des conjunctivs vom ind., des praes. vom praet., des goth. pass. vom act. ausdrücken, getraue ich mir nicht nachzuweisen, sie birgt sich in tiefes dunkel gleich derjenigen, welche vocale beim genus und numerus des nomens haben mö- gen. Aber die personenkennzeichen, d. h. consonanten der verbalflexion scheinen bündige vergleichung mit dem persönlichen pronomen, dessen verhältnisse ja gerade dem begriff des zeitworts einverleibt werden sollen, zuzulaßen. Es wird dadurch wirklich etwas erklärt und einzelne züge des ungeschlechtigen pron. bieten sich überraschend her; untreffendes müssen wir aus dem verderbnis der ächten gestalt theils der pronomens, theils der verbalflexion, welche undenkliche zeit lang jedes auf eignem weg, ohne nachgefühl anfänglicher einigung fortgeschritten sind, zu verständigen suchen. Bald läßt sich das pron. (dessen schwierige anomalie s. 813. bemerkt worden) aus dem verbum, bald das verbum aus dem pron. ahnen; sehr begreiflich bleibt die dritte person am dunkelsten, deren geschlechtsloses pronomen sich zumeist änderte, einzelner casus verlustig ward, biswei- len völlig ausgieng; das geschlechtige pron. dritter pers. leidet aber gar keine beziehung auf verbalflexionen. Die kennzeichen der beiden dritten personen -d und -nd bleiben mir durch das deutsche pron. unaufgehellt. Füg- samer ist das -m der I sg; führen hapêm, salpôm, gâm, tuom, pim, auf ein älteres pintam st. pintu (goth. binda) so mag ïk, ih, altn. ëk (parallel dem gekürzten bind, ek, veho) die stufungen ihhu, ihham, ïkam nachweisen; aus dem pintamês I. pl. folgere ich ein früheres meis st. veis, alth. die stufen meis, mîs, wîs, wîr. Das þ zweiter pers. stimmt unverkennbar zu þu und läßt ein älteres þjus statt jus (altn. þër neben ër) muthmaßen. Endlich berühren sich die dualcons. v. und ts mit den pron. formen vit und jut (früher juts?) Die betrachtung urverwandter frem- der sprachen wird diese wahrnehmungen unterstützen helfen. Anlehnung lebender pronominalformen an lebende verbalflexionen ist etwas anders, hat aber zufällige ähn- lichkeit dadurch, daß die syntax das pron., welches schon abgesondert ausgedrückt ist, zu inclinieren gestat- tet, gerade wie das suffigierte daneben noch leiblich ge- setzt werden darf, z. b. J. 346 ih antlûhuh (wo nicht II. allgemeine vergleichung der conjugation. antlûhhu zu lesen?) für ih antlûhu oder antluhuh allein (auffallend Hild. wilihuh f. wiljuh?) Ebenso durfte es heißen sowohl pintamês, als wir pintamês; sowohl binden, als wir binden. Die anlehnungen ab- zuhandeln, ist hier nicht ort und stelle, ihre verschie- denheit von jenen suffixen folgt daraus, daß mehrerlei pro- nomina inclinieren können, suffigiertseyn nur die unge- schlechtigen. Weder in bandich (ligavi) noch bander (ligavit) steckt ein suffix, d. h. uralte personenflexion, ja es kann das lebendige pronomen zu dem todten d. h. suffigierten, obendrein angelehnt werden, z. b. bistu, hâstu, mahtu f. bist dû etc. Ungenau stellt folglich Rask §. 276. die II. praet. lêzt (sivisti) d. h. wirkliche flexion mit der incl. lêtk (sivi) zusammen und man kann nicht conjugieren I. lêtk, II. lêzt, III. lêt, sondern nur: I. lêt, II. lêzt, III. lêt; lêtk aber ist der II. lêztu parallel, wel- ches freilich soviel bedeutet als das bloße lêzt. Bei- spiele mannigfalter anlehnungen aus volksmundarten sind bei Schmeller §. 717-726. und Stalder p. 125. 126; ein alth., unentschieden, ob suffigiertes oder incliniertes pron. enthaltender fall wurde vorhin berührt. V. erwägung einiger anomalien. Die ursache der meisten anomalien ist s. 851. angezeigt; häufiger verbrauch nützt die formen gewisser verba ab und zugleich ihre bedeutsamkeit, indem er die sinn- lichen eindrücke des begriffs zu leerer allgemeinheit verflüchtigt. Die conjugation kommt aus dem gleise und gleichsam bewußtseyn ihrer vollen entfaltung und da allgemeine begriffe näher liegen, als besondere, so gewöhnen fich verschiedene wortstämme zueinander und bilden mischformen, deren unregelmäßigkeit in der sicheren übung gar nicht empfunden wird. Dieselben ursachen bewahren aber auch vor dem allmähligen ver- derben, welchem die regelmäßige conjugation ausge- setzt ist und in der anomalen flexion sind, wenn schon einzelne und stückhafte, spuren des höhern alterthums zu finden. Ein klares beispiel liefert die erste anomalie, in deren vermengung überreste einer sonst ganz verlore- nen früheren scheidung des futurum vom praes. zu ent- decken waren (s. 1051). Die wichtigste aller anomalien ist die zweite; hier hat die bedeutung des praet. die eigentliche form des II. allgemeine vergleichung der conjugation. praes. weggedrängt, hernach mit zuziehung des he- bels schwacher conj. ein neues praet. aufgebracht. Ich weiß will ursprünglich sagen: ich habe erfahren, ich kann ursprünglich: ich habe gelernt, ich mag ursprünglich: ich habe die kraft erworben und ebenso laßen sich die übrigen deuten. Zuweilen noch im mittelh. steht z. b. kan der bedeutung und construction zufolge als ein wah- res praet. und nicht als praes., hänfiger gilt began völ- lig soviel als begonde und von ihm währt auch das wirkliche praes. beginne fort. — Für die geschichte des ablauts darf nicht übersehen werden, daß sich in diesen anomalien einige pluralvocale wider die regel sträuben, namentlich das goth. magum, munum, skulum, daúrum (s. 852.) worüber ich nichts befriedigendes zu sagen wüste. Hat aber der buchstabe der anomalie die vermuthung des alterthums eher für, als gegen sich, so gewinnt die s. 1035. vorgetragene ansicht durch skulum keine bestätigung, vielmehr ließe das part. stulans, numans auf einen pl. praet. stulun, numun schließen, baurans auf baúrum (= daúrum) und meine trennung der XI ten conj. würde gerechtfertigt. Zu dem pl. u scheint selbst das von hi- lan (celare) abgeleitete huljan (occulere) zu stimmen. VI. vergleichung fremder sprachen. Die bei der declination verglichenen sprachen bieten auch hier lehrreiche beziehungen zu der deutschen, mei- stentheils ist ihre conjugation vollständiger und feiner gebildet; ich gehe nicht darauf aus, sie im ganzen zu schildern, vielmehr nur herauszuheben, was sich mit der deutschen einrichtung berührt. 1) reduplication herrscht im sanskrit und griech. regel- mäßig durch beinah alle verba, im latein sehr be- schränkt (es mögen nur einige zwanzig reduplicieren); in den slav. und lett. sprachen treffe ich keine spur davon. I. ( consonanz ); im sanskr. wird die anlautende liq. ten. und med. der wurzel wiederhohlt, asp. aber in med. gesetzt: lilisha (minui) mamarda (consregi) nanarda, tutôpa (percussi) tatâpa (luxi oder arsi) dud- hûsha (interfeci); lautet die wurzel mit doppeltem cons. an, so wiederhohlt sich bloß der erste: susvâpa (dormivi) tatrâsa (timui) von den wurzeln: lish, mard, nard, tup, tap, dhûsh, svap, tras. Im griech. eben so: λέλεχα, μέμιχα, νένηκα, πέπωκα, τέτευχα, κέκαυκα, βέβηκα, δέδηχα, γέγονα ; nur wird ῤ umgesetzt: ἔῤῥωκα II. allgemeine vergleichung der conjugation. (st. ῥεῥωκα ) und asp. zur ten. als: πέφυκα, τέθηπα, κέ- χυκα , von doppelcons. aber entw. bloß die erste wie- derhohlt: μέμνημαι, πέπνευκα, πέπτηκα, τέθλακα, κέκ- ληκα, γέγραφα , oder gar keine und nichts als ε vor- gesetzt: ἔψαλκα, ἔζωκα, ἔφθορα, ἔσβηκα, ἔσκληκα, ἔστρωκα (statt πέψαλκα, δέζωκα, πέφθορα, σέσπακα, σέ- σβηκα, σέσκληκα, σέστρωκα ?) Beisp lat. reduplication: memini, momordi, peperi, pupugi, tetigi, totondi, cucurri, cecini, didici, merkwürdig aber darf (wie im goth.) asp. und doppelcons. wiederholt werden: fe- felli, spospondi (nicht pefelli, oder sospondi) altlat. sciscidi von scindo. II. ( vocal ); α ) das sanskr. und griech. haben in der reduplicationssilbe stets kurzen vocal, der wurzel mag kurzer oder langer eigen seyn, vgl. die angeführten dudhûsha, τέτευχα, πέπωκα etc. im latein richtet sich die quantität nach dem vocal der wurzel, mithin: cecidi, pepuli etc. aber: caecîdi. b) das sanskr. läßt die qualität des wurzelvocals bestehn: mamarda, lilisha, tutôpa (von mard, lish, tup) und ebenso das latein: pepedi, fefelli, didici, momordi, totondi, poposci, cucurri, tutudi; denn cecini, ce- cidi, memini, pepigi, entspringen aus ceceni, cecedi memeni d. h. diese e sind umgelautete a (cano, cano, pango) und pepuli steht f. pupuli oder pepeli (vgl. pello mit πάλλω ). Im griech. hat die redupl. silbe beständig einförmiges ε, τέτυπα, μέμιχα , nicht τύτυπα, μίμιχα , wozu das einförmige goth. ai stimmt (fáifah, táitôk, sáizlêp nicht fafah, tôtôk, sêzlêp) nur daß es allerwärts lang, das griech. ε kurz ist; oder sollte man faífah, faífalþ, hingegen halháit (wie caecîdi) láilôt schreiben? oder auch haíháit, laílôt (wie πέ- πνευκα )? III. die ind. und griech. redupl. ergreift auch das part.; die lat. mangelt dem part. (vgl. momordi, morsus; peperi, partus; pupugi, punctus etc.) wie sie dem goth. fahans. háitans etc. gebricht. — 2) ablaut . α ) sanskr. verba mit wurzelhaftem kurzem vocal und einfachauslautender consonanz erhalten im sg. praet. neben der reduplication einen ablaut (welche veränderung indische grammatiker guna benennen, Bopp annals p. 35), nämlich a wird zu â, i zu ê, u zu ô; dual. und pl. behalten den wurzelvocal; z. b. tatrâsa (timui) tutôpa (percussi) tutôpitha (percussisti) tutôpa (percussit) pl. tutupima (percussimus) tutupa (percussistis) tutupus (percusserunt). und wurzeln mit kurzem a und einf. cons. nach demselben besitzen II. allgemeine vergleichung der conjugation. weiter die eigenheit, daß sie nur in I. III. sg. redupli- cieren, in II. sg., im ganzen dual. und pl. hingegen statt der redupl. den ablaut ê nehmen, beispiele: ta- tâpa (arsi) têpitha (arsisti) tatâpa (arsit) têpima (arsi- mus) têpa (arsistis) têpus (arserunt) [statt tatâpa, tatâ- pitha, tatâpa; pl. tatapima, tatapa, tatapus] von der wurzel tap; ebenso von svap, tras: I. susvâpa, tatâpa; II. svêpitha, trêsitha; III. susvâpa, tatâpa; pl. I. svê- pima, trêsima etc. Jener vocalwechsel im sg. und pl. erinnert deutlich an die verschiedenheit des ablauts im sg. und pl. deutscher conj. und noch merkwürdi- ger die gleichsetzung des pl. mit der II. sg. gegen- über der I. III. sg. an die alth. und angels. weise I. las II. lâsi III. las; pl. I. lâsumês, II. lâsut, III. lâsun, wozu selbst die in dentscher und ind. sprache ein- tretende abstumpfung der flexion von I. III. sg. stimmt. Neuer grund für die zus. ziehung des ablauts aus früherer redupl. form. — β ) einige lat. verba haben im praet. langes ê, welches offenbar ablaut, kein umlaut ist (umlaut ändert nie die quantität des vo- cals, nur die qualität, z. b. annus, perennis; hâlo, anhêlo) namentlich: capio. cêpi; ago, êgi; frango, frêgi (nicht statt frengi, vielmehr frango st. frago, vgl. das subst. fragor); facio, fêci; jacio, jêci; lego, lêgi; emo, êmi; venio, vêni (pl. praes. venîmus, praet. vênimus); edo, êdi; sedeo, sêdi; daß ê aus zusam- menziehung früherer redupl. entsprang, bestätigt pango (wie frango f. pago) pepigi, worans ebenwohl hätte pêgi werden können (vgl. compingo, compêgi) und die- selben wurzeln haben redupl. oder ablaut in verwand- ten sprachen, vgl. cêpi mit hôf, frêgi mit brak, êdi mit at (oder êt?), vêni mit qvam, lêgi mit λέλογα , fûgi mit πέφευγα etc. Dem ê analog beurtheile man die â, î, ô, û der praet. fâvi, scâbi, vîci, vôvi, môvi, fôdi, fûgi, rûpi von faveo, scabo, vinco, voveo, fo- dio: fugio, rumpo. γ ) griechischen ablaut gewähren vorzüglich der zweite aorist und das zweite praet. (das sogen. praet. med.) welche beide tempora gerade zu den ältesten sprachformen gehören, meistens nur primitiven zustehen (Buttm: p. 377.). Der aor. 2. wan- delt das ε, αι, η, ει, ευ des praes. in kurzes α, ι und υ , als: τρέπω, ἔτραπον ; πταίρω, ἔπταρον ; λήθω, ἔλα- θον ; λείπω, ἔλιπον ; φεύγω . ἔφυγον ; das praet. 2. liebt hingegen langen vocal: φεύγω, πέφευγα ; λήθω ( ἔλα- θον ) λέληθα ; θάλλω, τέθηλα ; λείπω ( ἔλιπον ) λέλοιπα ; II. allgemeine vergleichung der conjugation. πείθω, πέποιθα ; εἴκω, ἔοικα ; φρίσσω, πεφρικα ; τύπτω, τέτυπα (wie das ind. tutôpa); ausnahme macht ο statt des ο und ε praes.: κόπτω, κέκοπα ; δέρκω, δέδορκα ; λέγω, λέλογα ; τέμνω, τέτομα , vielleicht galt ein frühe- res ω , wie noch in πέπτωκα von πίπτω (vgl. mit τέ- τοκα von τίκτω ). Zuweilen lautet auch das erste praet. ab, als: κλέπτω, κέκλοφα ; πέμπω, πέπομφα . Völligen parallelismus dieser ablaute mit den deutschen be- währt sogar die einstimmung der wurzeln, z. b. in λείπω, λέλοιπα, ἔλιπον ; φεύγω, πέφευγα (oder πεφῦγα ) ἔφυγον , goth. leiba, láif, libum; þliuha, þláuh, þlaú- hum, denn daß ich den deutschen pl. mit dem gr. aor. 2. vergleiche, thut nichts, indem die verschie- denheit unserer ablaute im sg. und pl. möglicherweise aus ursprünglich feinerer, allmählig verfloßener tem- puseintheilung herrühren kann. Ebenso verhält sich νέμω, ἔναμον (ungebräuchlich, aber zu schließen aus ἔκτανον ) νένομα (früher νένωμα ?) zu nima, nam, nêmum, nur daß hier umgekehrt der sg. dem aor. 2, der pl. dem praet. zur seite tritt. Übrigens laufen im griech. redupl. und ablaut nebeneinander, wie im ind. tutôpa, tatrâsa und goth. láilôt, táitôk. — δ ) slav. sprachen erkennen kei- nen ablaut, sie bilden in diesem stücke einen gegen- satz zu der ind. griech. lat. und deutschen. Auch die litth. nicht; doch im lett. finde ich von den praes. welku, telpu, steegu, zehrtu etc. die praet. wilku, tilpu, stiggu, zirtu angegeben. — 3) andere bildungsmittel zeigen sich in anfügung der drei spiranten s, v, h zwischen wurzel und flexion. α ) die lat. sprache bildet ihre wenigsten praet. mit red. und abl., über hundert dagegen entspringen durch eingeschaltetes -s: vulsi, fulsi (st. fulgsi) sumsi, demsi, mansi, hausi, gessi (st. haursi, gersi?) sculpsi, glupsi, nupsi (st. glubsi, nubsi) misi, quassi, risi, lusi (st. mitsi, quatsi, ridsi, ludsi) arsi, torsi (f. ardsi, torcsi) cessi (st. cedsi) luxi, duxi (st. lucsi, ducsi) auxi, texi, linxi (st. augsi, tegsi, lingsi) vexi (st. vehsi) etc. Alle solche bildungen stehen dem griech. fut. 1 und aor. 1. paral- lel, vgl. intellexi mit λέξω , plexi mit πλέξω , scripsi mit γράψω , confisus mit πείσω und der form, nicht der wurzel nach repo, repsi, nubo, nupsi, laedo, laesi mit λείπω, λείψω, θλίβω, θλίψω, σπεύδω, σπεύσω , etc.; in abgeleiteten mit ε, α, ο bleibt der verlängerte vo- cal zwischen dem σ und der wurzel: φιλήσω, τιμήσω, χρνσώσω , welches im lat. praet. nie geschieht. Der X x x II. allgemeine vergleichung der conjugation. begriff des futurums geht leicht in den des aorists über, beide drücken das bewegliche der zukünftigen oder erfolgten handlung im gegensatze zu der ständigkeit des praes. und praet., wo die handlung sicher ge- schieht oder geschehen ist, aus. Vergröberter sprach- gebrauch mengt aber praes. und futurum so wie praet. und aorist, die früher geschiedene form wendet sich bald dahin, bald dorthin. Es kann daher nicht be- fremden, wenn wir die bildung s im lat. aufs praet., im lett. aufs futurum eingeschränkt sehen, vgl. die litth. praes. sukù, penù, laikau, jeszkau, fut. suksu, penesu, laikisu, jeszkósu; lettisch steht -schu st. des litth. -su, z. b. eeschu (ibo) gaschu (servabo). Im sanskr. erscheint das bildende -s bei dem dritten praet., z. b. asrausham (audivi) alêksham (similis fui) auâpsam (luxi) avaksham (vexi) von den wurzeln sru, lih, tap, vah; also mit augment und ablaut verbunden, biswei- len durch einen vocal von der wurzel geschieden, als: avâdisham (loquutus sum) atôpisham (percussi) von vad, tup. Zugleich aber gewährt das sanskrit auf- schluß über den ursprung der eingefügten -s (Bopp l. c. p. 54-56.) es ist das eingewachsene hülfsverbum âsam und kommt selbst inwendig reduplicierend vor, z. b. ajâsisham (ivi); nicht anders wird das ind. futu- rum durch anfügung des hülfsworts erzeugt (Bopp. p. 49.) z. b. dâsjâmi ( δώσω ) tanishjâmi (extendam). Die deutsche sprache bedient sich dieses -s in der conj. nirgends, besitzt es aber vielleicht noch in wortbil- dungen [vorhin s. 1051.) und insofern wäre rexi mit dem altb. rîhhisô nicht außer dem vergleich? sollte auch wahsu (cresco) hierher gehören, um so mehr als es auxiliarisch für werde gebraucht wird, das fut. auszudrücken? — β ) das gewöhnliche bildungsmittel des latein. praet. ist -v, (mit häufigem übergang in -u) beispiele: amâvi, delêvi, docui (st. docêvi) au- dîvi, colui, tremui, flêvi, nêvi etc. Verschiedene praesentia versetzen die wurzel mit unorg. consonan- ten, z. b. pasco, nosco, suesco, cresco (st. pâo, nôo, suêo, crêo?) cerno, sperno, sterno (st. cero, spero, stro? vgl. tero, trivi; sero, sevi) sino, lino (st. sîo, lîo?) was der regelmäßigkeit der praet. pavi, novi, suevi, crevi. crevi, sprevi, stravi, sivi, levi nichts benimmt. Ob dieses -v mit dem kennzeichen -b des lat. fut. und imperf. gemeinschaft habe? ob es auch aus eingefügtem hülfsverbum stamme? bleibt hier II. allgemeine vergleichung der conjugation. ununtersucht, da sich weder im deutschen, noch in den übrigen verglichenen sprachen ein analoges bil- dungsmittel offenbart. — γ ) die altslav. sprache zeugt ihr praet. durch angefügtes ch (Dobrowsky institt. p. 383.) als: pich (bibi, πέπωκα ) vedoch (duxi) pletoch (plexi) pasoch (pavi) mogoch (potui) pekoch (pinsui), in den heutigen mundarten ist aber diese form ausgestorben, nur in der serbischen nicht, wo sich doch die aspirata mehr dem h nähert. Im einstimmenden griech. ersten praet. wird die reine spirans noch deutlicher, nach Buttm. §. 97. p. 421. ist nämlich ἁ als eigentliches kennzeichen dieses tempus anzunehmen, das sich mit lab. und gutt. muta der wurzel vereinigt in die asp. wandelt, nach liq. aber, und zwischen zwei vocalen zu k wird, als: λέπω, τύπτω (st. τύπω ) τρίβω, γράφω : λέλεφα, τέτυφα, τέτριφα, γέγραφα ; πλέκω, λέγω, τεύχω : πέπλεχα, λέλεχα, τετευχα ; σφάλλω, ἔσφαλκα ; φαίνω, πέφαγκα ; πείρω, πέπαρκα ; τίω, τέτικα ; πνέω, πέπνευκα ; die ling. muta sollte zu θ werden, allein hier drängte sich das vorherrschende k ein: πείθω, πέπεικα ; κομίζω, κεκόμικα . Ich glaube auch das litth. kennzeichen des praet. j hierher rechnen zu müßen, weil diese mundart weder h noch ch besitzt, vgl. penejau (alui) jeszkójau (quaesivi); im deutschen weiß ich nichts ähnliches. — 4) die vergleichung fremder sprachen bestätigt ferner, daß sich manche conjugations-oder andere bildungs- mittel verhärten und den einfachen wortstamm durch zwischengeschobene consonanzen entstellen. So er- greift die redupl. des lat. bibi (von der wurzel bio, griech. πίω , slav. piju) das praes. bibo und das praes. gigno entspricht dem gr. praet. γέγονα ; auf ähnliche art verhält sich das praes. depso zu dem -psi des praet. vgl. das gr. δέψω von δέπτω ; διψάω erwächst aus dem fut. δίψω eines verlorenen δίπτω etc. folglich könnte das goth. vahsja aus vah-sja oder vah-isa gedeutet wer- den (vorhin s. 1058.). Nicht selten enthält bloß das praes. den eingemischten cons., während das praet. die ächte wurzel bewahrt, z. b. im lat. cresco, nosco, vergleichbar dem goth. standa, stôþ. Daß die deutsche erste und zwölfte conj. lauter unreine wurzeln be- greife, wurde s. 1037. behauptet; in vlihtu gehört das t so wenig zum stamm, als im entsprechenden plecto, das praet. plexi (plecsi) zeigt ihn rein, gleich dem gr. praes, πλέκω , das deutsche verbum führt -t im praet. X x x 2 II. allgemeine vergleichung der conjugation. fort (vlaht, vluhtun), viele andere griechische haben es aber im praes. als: τύπτω, πίττω, ῥάπτω etc. Die siebente und neunte ind. conj, fügt der wurzel n und nâ ein, z. b. runadhmi (circumscribo) rundhmas (cir- cumscribimus) sternâti etc. von den wurzeln rudh, ster, womit sterno, stravi und unser streuen zu vergleichen ist; gerade so verhalten sich spirn und sporo (s. 1038.); τέμνω, ταμῶ (temno, temsi) σπένδω, σπείσω ; findo, fidi; fundo, fudi; tango, tetigi (goth. têka, táitôk); frango, frêgi (brika, brak) etc. und vermuthlich ist im deutschen binda, standa, gagga etc. der nasallaut unwurzelhaft, folglich in den altn. praet. batt, stôd, gêck etc. weniger ausgestoßen, als unvorhanden; finþa, vindu wäre buchstäblich das lat. peto (auch der sinn trifft sich in der bedeutung convenire, suchen; die wörter peto und bidja, alth pittu berühren sich nicht). Selbst das -d muß der wurzel standu abgesprochen werden, wie das alth. praes. stâm, das lat. sto, slav. stoju leh- ren; die erweiterte form stanu drückt ein altslav. fu- turum aus (Dobrowsk. p. 375.). — 5) fragt es sich nach der anwendung des unterschieds starker und schwacher form auf die fremden sprachen, so muß er etwas anders als im deutschen gesaßt wer- den. Goth. redupl. gebührt nur der starken conj., nie der schwachen; die lat. redupl. ist meistens zei- chen starker conj. (und momordi, totondi ließe sich auf ein früheres mordo, tondo st. mordeo, tondeo be- ziehen); die griech. hingegen reicht durchs ganze ver- bum und steht auch allen ableitungen mit ε, α, ο zu, welche den deutschen schwachformigen ableitungen mit i, ô, ái antworten. Auf analoge weise durch- dringt das bildungsmittel -s, das sich im lat. auf starke, unabgeleitete verba einschränkt, wiederum die ganze griech. conj., ein ποιήσω, τιμήσω, μισθώσω wäre un- lateinisch, ein πεποίηκα, τετίμηκα, μεμίσθωκα unlatei- nisch und undeutsch. Doch der ablaut, folglich das zweite praet. und der zweite aorist scheint nur griech. starker form eigen, schwacher entzogen (Buttm. p. 412. 426.) d. h. die formen ἔτιμον, ἔφιλον, τέτιμα, πέφιλα , wiewohl in vielen sprachlehren aufgestellt. sind un- griechisch. Hieraus ergibt sich. daß der begriff schwa- cher conj. in die beschränkung, welche abgeleitete verba erfahren, zu setzen. die besonderheit dieser be- schränkung aber für jede sprache eigens auszumitteln sey. Nach historischer abstufung scheinen sich die II. allgemeine vergleichung der conjugation. mittel schwacher conjug. immer mehr verringert zu haben. Übrigens liegt die große ähnlichkeit der deut- schen ableitungsvocale i, ô (altn. â) ái (alth. ê) mit den lat. i, a, e, den griech. ε, ο, α , sodann ihrer ver- fließung in die flexionsvocale am tage und erstere soll im folgenden buche näher abgehandelt werden. Die mannigfalte verfließung vergleiche man in ferio, fe- ris, ferit, ferimus, feritis, feriunt mit alth. perju, pe- ris, perit, perjamês, perjat, perjant; foro, foras, fo- rat, foramus, foratis, forant mit altn. bora, borar, bo- rar, borum, boridh, bora; pisco (wofür piscor gebräuch- lich) mit alth. viscôm; sileo, siles, silet, silemus, sile- tis, silent mit goth. sila, siláis, siláiþ, silam, siláiþ, si- land; taceo mit goth. þaha; habeo, habes, habet, ha- bemus, habetis, habent mit alth. hapêm, hapês, ha- pêt, hapêmês, hapêt, hapênt; δοκέω, δοκεῖς, δοκεῖ, δο- κοῦμεν, δοκεῖτε, δοκοῦσι mit goth. þugkja, þugkeis, þugkeiþ, þugkjam, þugkeiþ, þugkjand; σιγάω, σιγᾷς, σιγᾷ, σιγῶμεν, σιγᾶτε, σιγῶσι mit alth. suîkêm, suîkês, suîkêt, suîkêmês, suîkêt, suîkênt. 6) personenkennzeichen. α ) consonanten ; sichtliche ein- stimmung mit den deutschen sprachen [I. sg. -m .] sanskr. praes. adai (edo) pâmi (impero); adjâm (edam) pâjâm (imperem); erstes praet. apâm (imperabam); das zweite praet. hat -m verloren, tutôpa (percussi); drit- tes praet. adâm (êdi) asrausham (audivi); fut. dâsjami (dabo) — griech. praes. nur bei den verbis auf -μι : δίδωμι, τίθημι , bei den übrigen -ω : τύπτω, φιλέω ; opt. διδοίην, τιθείην (st. μ , welches in dieser sprache auslau- tend beständig zu ν wird) τύπτοιμι ; imp. ἔτυπτον ; aor. 2. ἔτυπον (beidemahl -ον für -ομ ) die übrigen tempora apo- copieren: τέτυφα, τέτυπα, ἔτυφα, τύφω . — lat. apoco- piert in lego, legi, amabo; beibehalten in legebam, legeram, legam, legerem, legissem, ausnahmsweise auch im praes. ind. sum, inquam. — litth. und lett. apocopiert im praes. praet. und fut. der gewöhnlichen verba: sukù, sukau, suksu etc. behalten aber im praes. derer auf -mi: esmi (sum) eimi (eo) důmi (do) demi (colloco) etc. lett. esmu (sum) eemu (eo) dohmu (do) — slav. weggeworfen, das praes. hat -u: vedu (duco) volju (eligo), das praet. -ch: vedoch (duxi) volich (elegi) mazach (unxi); ausg. auch hier jesm’ (sum) dam’ (do) vjem’ (scio) imam’ (habeo) Dobr. p. 537; die krain. mundart hat aber das -m im praes. noch durch. gängig, die böhm. und poln. zuweilen behalten, die II. allgemeine vergleichung der conjugation. ruß. nicht. — [II. sg. -s] sanskr. pâsi (imperas) pâjâs (imperes) apâs (imperabas) asraushis (audivisti); nur das zweite praet. hat -th : tutôpitha, mamarditha. têpitha, trêsitha. — griech. τύπτεις, δίδως ; ἔτυπτες ; τέ- τυφας ; ἐτύφας ; τύφεις etc. — lat. legis, legebas, lege- ras, leges, legas, legeres etc. nur das praet. ind. hat -st : legisti, sumsisti, amavisti — litth. und lett. apo- copiert: suki, sukai, suksi; důdi (das) etc. nur essi (es) behauptet den cons. — slav. praes. -sch: vedeschi (ducis); praet. ohne cons. und mit abwerfung des ch: vede (duxisti) voli (elegisti) pi (bibisti) — [III. sg. -t] sanskr. pâti (imperat) atti (st. adti, edit) pâjât (impe- ret) adjât (edat) apât (imperabat) adât (edebat) tutôpa (percussit) — griech. stets abgeworfen τύπτει, δίδωσι, ἔτυπτε, τέτυφε, ἔτυψε, τύψει — lat. legit, legebat, lêgit, legerat, leget, legat, legeret etc. — litth. weggeworfen: suka, suko, suks etc. nur esti behält das -t. — slav. praes. vedet (duxit) gonit (pellit); praet. der II. sg. gleich. — [I. pl. -m] sanskr. admas (edimus) pâmas (imperamus) adjâma (edamus) pâjâma (imperemus) apâma (impera- bamus) tutupima — griech. τύπτομεν, ἐτύπτομεν, τέτυ- φαμεν, ἐτύψαμεν, τύψομεν — lat. legimus, legebâmus, lêgimus, legêmus, legâmus, legerêmus — litth. su- kamè, sukomè, suksimè — slav. praes. vedem, gonim; praet. mazachom (unximus) vedochom (duximus) — [II. pl. -t, -th] sanskr. attha (st. adtha, editis) pâtha (im- peratis) adjâta (edatis) pâjâta (imperetis) apâta (impe- rabatis) tutupa (percussistis) gr. τύπτετε, ἐτύπτετε, τε- τύφατε, ἐτύψατε, τύψετε — lat. legitis, legebâtis, lê- gistis, legêtis, legâtis, legerêtis — litth. sukatê, sukote, suksitè. — slav. masheti (ungitis) mazasta (unxistis) ve- dete (ducitis) vedosta (duxistis) — [III. pl. -nt, -s ] sanskr. adanti (edunt) pânti (imperant) adjus (edant) pâjus (imperent) apân (imperabant) tutupus. — gr. τύπτουσι, δίδωσι, ἔτυπτον, τετύφασι, ἐτύψαν, τύψουσι — lat. legunt, legebant, lêgêrunt, legent, legant, lege- rent. — litth. suka, suko, suks. — slav. masjut (un- gunt) mazachu (unxerunt) vedut (ducunt) vedochu (duxerunt). — β ) die fiexionsvocale liegen außer aller vergleichung. — anmerkungen : α ) wichtig ist die ein- stimmung der ind. I und III. sg. praet, mit der deut- schen, theils darin, daß beide pers. zus. fallen: tu- tôpa, tutôpa, wie táitôk, taitôk, nasida, nasida, theils daß die flexionscons. mangeln, weshalb ein vermu- thetes I. táitokam, nasidam III. táitôkiþ, nasidiþ (s. 1046) II. allgemeine vergleichung der conjugation. weil schon im sanskr. I. tutôpam, III. tutôpat bloße muthmaßung ist, in eine uralte zeit zurückfällt. Auch τέτυφα, τέτυφε sind ohne cons., scheiden sich aber vo- calisch; lêgi hat den cons. nicht, hingegen lêgit; slav. fällt III. nicht mit I, sondern mit II. zusammen: vede, vede. — b) gleichmerkwürdig erscheint der abstand des cons. der II. sg. praet. von dem der II. sg. praes. Wie im goth. greipis und gráipt, alth. krîfis und krifi, entfernt sich pâsi von tutôpitha, legis von le- gisti; vedeschi von vede; doch τύπτεις stimmt zu τέ- τυφας . Die verschiedenheit beider ist also auch im deutschen (s. 1043. 1044.) uralt, und der versuch sie zu vereinigen sehr gewagt. — c) wie im deutschen III. pl. praes. -nd, praet. aber -n zeigt, zeigt auch das ind. praes. -nt, das praet. -s, das slav. praes. -ut, das praet. -u; wogegen griech, beide -s, lat. beide -nt besitzen; das verhältnis des -s zu dem -nt, so wie des -nt zu dem deutschen -nd, nt wird unten anm. 10. besprochen werden. — d) der längere haft des -m I. praes. sg. im krainischen und serb., wäh- rend es im altslav. und ruß. fast verschwindet, ver- gleicht sich dem alth. -êm, -ôm, welches im goth. und nord. fehlt. Daß aber auch in mundarten, wo es regelmäßig apocopiert wird, die anomalen asmi, dadâmi etc. εἰμί, εἶμι, ἵστημι, φημί, δίδωμι etc.; sum, inquam; esmi, eimi, důmi; jesm’, dam’, imam’ etc. fortdauern, entspricht genau dem goth. ïm, altn. ëm, alth. pim, gêm, stêm, tuom, welche verba sich da- durch den griech. auf μι parallelisieren. Dieser ähn- lichkeit wegen sind denn auch die wurzeln εἰμί (dor. ἐμμί f. ἐσμί ) sansk. asmi, litth. esmi, slav. jesm’, lat. sum, goth. ïm für identisch zu halten; weiter εἶμι , lat. eo (conj. eam) litth. eimi, lett. eemu, alth. gêm, gâm [vgl. das goth. gagga dem lett. praet. gahju und ïddja dem slav. idu, böhm. gdu, krain. idem]; end- lich δίδωμι , lat. do (conj. dem, praet. dedi) litth. důmi, alth. tuom (praet. tëta, welches wie dedi, dadâmi, und δίδωμι reduplicativisch; das goth. d in dêdun und alth. t in tâtun gehört unter die ausnahmen der laut- verschiebung s. 590.) selbst das verfließen der bedeu- tungen geben und thun läßt sich nachweisen. Nicht unwahrscheinlich entspringt aber das slav. futurum stanu (stabo) aus stam’ (sto) wie noch das ruß. dam’ nicht do, sondern dabo bedeutet, das griech. εἶμι nicht eo, vielmehr ibo (Buttm. p. 555.), das angels. bëo II. allgemeine vergleichung der conjugation. nicht sum, vielmehr ero (oben s. 1051). Die gemischte und alterthümliche form solcher anomalien eignete sich zu feineren tempusbeziehungen, man vgl. s. 854. den unterschied zwischen ïddja und gaggida. — 7) der dualis , welcher allen deutschen schriftsprachen mit ausnahme der goth. gebricht, blüht im sanskr. und griech., hat im lat. keine spur gelaßen, besteht im altslav. und krain., ist aber im ruß. böhm. poln. serb. ausgestorben, endlich mangelt er im lett. und lebt im litth. fort. Wo er besteht, stimmen seine kennzei- chen zu den s. 1049. aufgestellten; I. bat sanskr. v, II. th, III. t; praes. pâvas, pâthas, pâtas; praes. conj. pâ- jâva, pâjâtam, pâjâtam; praet. apâva, apâtam, apâ- tâm; tutupiva, tutupathus, tutupatus. Im griech. mangelt I. durchgeheude, II und III. haben beide -τον , την und trennen sich nur zuweilen durch den ton der penult., praes. τύπτετον, τύπτετον ; imp. ἐτύπτετον, ἐτυπ- τέτην praet. τετύφατον, τετύφατον ; aor. 1. ἐτύψατον, ἐτυψάτην etc. Litth. praes. I. sukawà, II. sukata, III. suka; praet. sukowa, sukota, suko; fut. suksiwa, suk- sità, suks. Slav. praes. I. jesva, II. jesta, III. jesta; praet. bjechova, bjesta, bjesta; beispiele altpoln. duale gibt Bandtke §. 278. — 8) die bei der ersten anomalie historisch nothwendige scheidung dreier und vierer stämme vereinfacht sich durch betrachtung der fremden sprachen, welche ins- gesammt hier nur zwei stämme verbinden. Im sanskr. lautet die abstracte wurzel as , die concrete bhû; von ersterer rührt das praes. asmi, asi, asti; pl. smas, stha, santi, offenbar f. asmas, astha, asanti; praes. conj. sjâm, sjâs, sjât; pl. sjâma, sjâta, sjus, wiederum f. asjâm; fut. sjâmi, pl. sjâmas (f. asjâmi, asjâmas). Griech. εἰμί, εἶς, ἐστί; ἐσμέν, ἐστέ, εἰσί ; lat. sum, es, est; sumus, estis, sunt; conj. sim etc. also die mit s anlautenden pers. für esum, esumus, esunt, esim etc. fut. ero (für eso) erimus (f. esimus) etc.; litth. esmi, essi, esti; pl. esme, este, esti; slav. jesm’, jesi, jest’; pl. jesmi, jeste, sut’ (f. jesut); den übergang des s in r bewährt das lat. ero, eram und das litth. yr neben esti (altn. ër statt des goth. ïst). Hiernach wird man die goth. formen ïm, ïs, ïst; sijum, sijuþ, sind leicht in die ursprünglicheren herstellen: ïsum, ïsuþ, ïsind oder ïsam, ïsiþ, ïsand? und im goth. (s. 851.) im alth. (s. 881.) etc. fällt der stamm α zu β . Die zweite wur- II. allgemeine vergleichung der conjugation. zel zeugt im sanskr. das nebenpraesens bhavâmi (ma- neo) bhavasi, bhavati etc. im griech. φύω , lat. fui; litth. praet. buwaù; fut. bûsu; slav. praet. bjech; fut. budu, pl. budem etc. und ihr entsprechen das alth. pim, angels. bëo etc. Ohne zweifel ist aber auch der vierte dentsche stamm visan der wurzel bhû zuzufüh- ren, der abweichung des v, w von dem b, p in bëo, pim unerachtet, da auch das ind. bh, slav. litth. b hier ins gr. φ , lat. f. übergieng, und nach Bopps scharfsinniger muthmaßung (annals p. 59.) selbst das -b, -v der lat. flexionen dabo, dabam, amavi aus dem eingewachsenen hülfswort zu erklären ist. Die- ses vorausgesetzt läßt sich in unserm deutschen praes. visa, wisu ein ursprüngliches futurum erkennen, das dem litth. búsu entspricht, sich aber frühe zum praes. verhärtete und den ablaut vas, vësun zeugte; vaírþa ist schon s. 1038. aus visþa geleilet und mit fio ver- glichen worden. — 9) auffallende parallelen zu der zweiten deutschen ano- malie gewähren folgende beispiele: sanskr. vêda, vettha, vêda; pl. vidmas, vittha, vidanti vergleicht sich dem deutschen ablaut in váit, váist, váit; vitum, vituþ, vitun, hat auch im sg. völlig praeteritivische flexion (tutôpa, tutôpitha, tutôpa) im pl. aber praesentische; das gr. οἶδα, οἶσθα, οἶδε ; ἴσμεν, ἴστε, ἴσασι (dor. ἴδμεν ) rechtfertigt meine ansicht (s. 1057.) der identischen ab- laute ει : οι : ι = goth. ei: ϡi: i, denn οἶδα ist praet. z. von εἴδω , wie λέλοιπα von λείπω und ἴδμεν hat hier sogar den regelmäßigen pl. οἴδαμεν verdrängt (Buttm. p. 568.). Slav. gilt neben dem praes. vjem’ (scio) pract. vjedjech (scivi) vjedje (scit) zugleich vjedje für die bedeutung des praes. scio (Dobr. p. 539.). Lat. haben novi, odi, coepi, memini form des praet., bedeutung des praes., ebenso die gr. ἄνωγα (jubeo) κέκτημαι (pos- sideo, goth. áih) ἀμφιβέβηκα (tueor) u. a. m. 10) zu dem deutschen part. praes. stimmt das indische auf -an (gen. -antas) -anti, -at; griech. auf -ων (gen. -οντος ) -ουσα, -ον ; lat. auf -ens (gen. -entis); litth. auf -as (mit gestrichnem a, im acc. -anti) fem. -anti; das griech. fem. -ουσα verhält sich gerade wie die III. pl. -ουσι zu einem früheren -οντα, -οντι , wie das sanskr. -us der III. pl. einiger temp. und wie das litth. -as st. -ans, -ants, lat. -ens st. ents. Dem lat. griech. -t hätte freilich in ,wurzeln ein goth. -þ II. allgemeine vergleichung der conjugation. und hochd. z zu entsprechen, das leichtere verhält- nis der flexionssilben begründet wieder eine ausnahme von der lautverschiebung. Im goth. hat sieh zwar -þ in der III. sg. und II. pl. parallel dem lat. -t gehal- ten, hingegen gilt -nd st. -nþ für das lat. -nt; im hochd. richtig -nt = goth. nd, aber auch -t und nicht -d (= goth. þ). Alles dieses findet ebenso bei dem linguallaut des lat. part. praet. pass. statt, das dem deutschen part. praet. schwacher form identisch ist; man halte auditus, amatus, deletus zu háusiþs, min- nôþs, habáiþs, gen. háusidis, minnôdis, habáidis und hiernach alth. hôritêr, minnôtêr, hapêtêr. — Wichti- ger als eine gestörte oder abnorme succession des zun- genlauts bleibt die abweichung beider sprachen darin, daß das lat. part. auf - t von allen verbis, das deutsche nur von den schwachen gebildet werden kann, woge- gen der starken form ein anders part. praet. auf -an eigen ist. welches im lat. mangelt. Diese form -ans, anêr berührt sich mit der sanskr. und griech. media- len und passiven auf -anas und μένος . — Der deutsche infinitiv auf -an läßt sich nur dem griech. -ειν und -ειναι, -έναι vergleichen, der ind. inf. endigt auf -tum , der pers. auf -ten, -den , der slav. und litth. auf -ti , eigenthümlich der lat. auf -re; hier schwebt noch manche dunkelheit. 11) in keiner der verglichenen sprachen, so wenig als im goth. und altn. (s. 917.) findet ein dem alth. (s. 864.) ähnlicher vocalwechsel des sg. und pl. praes. statt. Zwar ändern sich im lat. die wurzelvocale a in e und i, e in i bei compositis, z. b. gradior, ingredior, ca- pio, accipio; emo, redimo; teneo, retineo etc., allein diese, wiewohl schwankend durchgeführte, änderung beharrt nunmehr in allen praesensformen, es heißt so gut redigo, redigimus, als ago, agimus, teneo, tene- mus, tenere; contineo, continent, continere etc. In den romanischen sprachen entwickelt sich hingegen eine auffallende analogie zu der alth. einrichtung, in- dem gewisse verba im ganzen sg. und in der III. pl. praes. das in I. II. pl. und im inf. bleibende e zu i und ie, das o zu ue (uo) werden laßen, vornämlich im spanischen, z. b. medir; mido, mides, mide; me- dimos, medis, miden; negar, niego, niegas, niega; negamos, negais, niegan; dormir; duermo, duermes, duerme; dormimos, dormid, duermen etc. seltner im ital. (Fernow §. 286.) und franz. (tenir; tiens, tiens, II. allgemeine vergleichung der conjugation. tient; tenons, tenez, tiennent und ebenso contenir, contiens, contenons. Über das provenzal. s. Raynou- ard p. 308. 310. Schwerlich ist hierbei weder einfluß des hochd. auf das romanische, noch des rom. auf das hochd. anzunehmen, da nicht nur die III. pl. ab- weicht, sondern auch die wirksame analogie des um- lauts a in e allen rom. mundarten mangelt; immer bleibt aber die zus. treffende richtung beider spra- chen merkwürdig. Sie greift nur im roman. weiter um sich und zeigt sich auch außerhalb der conjuga- tion, z. b. im span. fuente, bueno, ital. buono, cuore, altfranz. cuens (st. comte) franz bien etc. statt der lat. formen fons, bonus, cor, bene [unrichtig ist zum theil die beziehung dieses uo auf ô (oben s. 112.) cor, corpus haben kurzes o, langes nur ôvum, ital. uovo; auffallend nuoto fürs lat. nato]. Endlich streifen ge- wisse consonantwechsel zumahl der franz. conj. im sg. und pl. praes. an jene vocalunterschiede, z. b. mouds, mouds, moud, pl. moulons, moulez, moulent; bois, bois, bois, boit; buvons, buvez, boivent etc. wobei sich jedoch manches auf anderm wege gestaltet hat, dessen erörterung nicht hierher gehört. Nachtrag . 3, 29. vgl. die angels. rune stân für st . — 9, 6. über das verhältnis der halbvocale zu den spiranten s. den nachtr. zu s. 580. — 9, 32. folglich kann kein umlaut auslauten, wohl aber in der letzten silbe stehn, welches immer den ausfall des umlautzeugenden vocals voraus- setzt. — 12. anlaut, inlaut, auslaut brauche ich von vo- calen, wie von cons. — 13, 41. peto ist nicht bidja (vgl. s. 1060.) — 14. hier wird dem heutigen Nieder- sachsen mehr als billig ist zugetraut; er spricht auch grê- pen (rapuerunt) und gâten; vgl. die note s. 545. — 16. sind zweisilbige auf zweisilbige mit bloßer rücksicht auf den auslaut nicht stumpfreimend? — 21. seitdem hat Hofmann accentuierte bruchstücke Otfrieds sorgfältig her- ausgegeben. — 22, 18. der hier und weiter verschiedent- lich (z. b. 40, 41.) angenommene satz von der tonlosig- keit langer silben und vocale scheint höchstbedenklich; mehr darüber im dritten buche bei den vocalen der bil- dungssilben. — 29, 28. quaþit ist unerweisliche hypo- these, vgl. s. 844. 1048. — 29, 30. das beispiel ap ist nachtrag . schlecht gewählt, und diese form nie mittelh. auslaut, in der composition aptrunnic, apkot mag es vorkom- men. — 30, , die hier und s. 374. zu allgemein gestellte regel habe ich im zweiten buch allmählig beschränkt, vgl. s. 745. 929. — 31. von verunstaltung zus. gesetzter wörter wären viele beispiele anzuführen, die interj. ar- man entspringt aus arm-man. Das neuh. bietet manche wörter dar, wo der erste theil den schein der wurzel, der zweite schein tonloser bildungsendung annimmt, vgl. nachbar, nachber, aus nâchbûre; wimper aus wint-brâ; eimer, zûber, aus alth. einpar (eimpar) zuipar, d. h. ein oder zweiträgiges gefäß; bieder aus biderbe; albern aus alwære; begreiflich sind eigen- und ortsnamen zumeist solchen änderungen unterworfen und werden der über- tragung selbst in verwandte mundarten unfähig; wer ahnt in der aussprache des engl. southampton ein hochd. süd -heim -zaun (angels. sudh -hàm -tûn)? — über den hiatus herrschen in der neuhochd. dichtkunst verworrene ansichten, welche sich auch als undeutsche zeigen wer- den, sobald man die geschichte unserer poesie studieren will. — 32, 29. zuns nicht häufigst, vielmehr selten (Nib. 1575. E. L. 2494. E. L. 3511. G). — 34, 12. so wie 38, 7 eine müßige, wo nicht schiefe bemerkung, da sich die griech. schreibung ἀβραὰμ, χριστός und ἀβραὰμ, χριστὸς danach richtet, ob das wort am schluße oder in der mitte eines satzes steht. — 43, 13 in πορφύρα ist υ kurz. — 44, 45. 1. vorkommt und das goth. a = lat. o ist (nach s. 35). — 45, 14. gatáih, pl. gataíhun (s. 841). — 46, 8. doch steht zuweilen goth. u (oder û) für gr. o, neben aú, als: Neh. 16, 17, 19. aípistulans, Phil. 2, 25. apaú- stulu und so wechseln diabaúlus und diabulus. — 52, 11. merkwürdig Luc. 7, 37. alabalstráun ( ἀλάβαστρον ) da sonst nirgends alabalster f. alabaster steht, doch hat D. Cange alabaustrum; ferner n für m in balsan ( μύρον ) balsanie, balsana, Luc. 7, 37, 38. Joh. 11, 2. 12, 3. — 53, 10. talz- jan aus tal -s -jan? — 53, 17. munda heißt munþa, doch scheint nd ursprünglicher (vgl. s. 853). — 55, 16. über páida aufschluß s. 397.; plinsjan scheint das slav. plasati so wie plats das slav. plat (Dobr. inst. p. 117.) — 57, 11. die vergleichende cons. tabelle blieb aus mangel an raum her- nach weg. — 59, 11. fehlt ugkis, uggkis. — 63, 34. asneis, asilus. — 64, 2. us -assimiliert sich mit r in der compo- sition, als: urrinnan, urreisan, bleibt aber vor hr , als: ushrisjan, ushramjan; jenes rr auch s. 74. nachzutra- gen, — 67, 19. im verhältnis von azgô zum angels. asce nachtrag . altn. aska, alth. asca, (O. asga) mittelh. asche liegt etwas unregelmäßiges. — 67, 24. zd: rt erläutert den bairischen volksdialect (Schm. §. 631.) der jedoch auch goth. rd in scht wandelt, z. b. hard, vaúrd in hascht, wouscht. Die ursache, warum die alth. rt im goth. bald zd , bald rd haben, bleibt zu ergründen, sie scheint in verwandten griech. und lat. wörtern bald rt (vgl. hortus mit gards) bald σθ zu fordern ( μισθὸς , goth. mizdô) vgl. nachtr. zu s. 126. — 68 note, vgl. nachtr. zu 177. — 73, 40. wäre das alth. floum (colluvies O. V. 1, 42.) das griech. φλέγμα f. pituita, lat. flemen, plemen, so stände ein goth. þlagms nach bagms zu erwarten; wenn nun die alth. formen -oum, -aum (vgl. s. 1036) auf ein früheres -agam deuten, poum auf pagam, worin pag wurzel, -am bildung, so scheint es minder verwe- gen, das lat. fagus mit bagms, poum zu vergleichen, nur blieb in bagms unverschobner kehllaut, während in bôka, puocha regelmäßige lautverschiebung waltet. — 79, 3. nach dieser regel soll auch 83, 39. në, pë nur den ursprung aus i erläutern, nicht die wirkliche aussprache anzeigen; im angelsächs. habe ich mir in unbetonten flexionen das ë zur verdeutlichung der umlaute häufig erlaubt, hätte aber lieber e setzen sollen. — 81, 36. ferner: gërsta (hor- deum) girstîn (hordeaceus); reht, girihti; slëht (laevis) slihtan (laevigare); vërah (vita) virihi (viventium genus) u. a. m. — 88, 3. N. âsôn (niti) führt Füglist. dial. p. 265. an, wenn es aber zu asneis gehört, muß asôn geschrie- ben werden. — 88, 8. 1. scrato, vgl. s. 341. — 89, 7. bei K. 23 b aahtunga. — 91, 10. vgl. s. 121. — 94, 41. das ô in biscôf wird durch piscouf noch nicht bewiesen; mit- telh. entschieden bischof; vgl. s. 444. — 95, 43. auch wessobr. hat ô (in côt, côtlîh) für das gemeinalth. uo. — 97. zuzufügen: farsûman (negligere) chûsc (castus). — 103. 105. dem aus alter redupl. entspringenden ia, ie wäre z. b. das verschrumpfte franz. jeune aus dem lat. jejunus vergleichbar. — 108. vgl. das angels. geþëóde convenientia, conjunctio, idioma; bei O. kann daher gi- thiuti ebenfalls idioma, sermo vulgaris s. plebejus seyn, wie ἴδιος das gemeine, private im gegensatze zum edeln, öffentlichen ausdrückt. — 115. ἄτονα sind nicht tonlose, sondern ganze wörter, in denen nur tiefton ist. Von den goth. syncopierten bíldungsvocalen ausführlicher im dritten buch. — 116. hochd. volksmundarten, denen be- reg, scharef, hanef etc. gemäß ist, s. bei Schm. §. 564. 637. und vgl. s. 1037. — 122. 3. sonderbar das vor- nachtrag . brechende r in T. fuortren (pasci) f. fuotren. — 122, 4. vgl. st und fr im fluobara bei T. mit dem alts. fruobra, angels. frôfor. — 122, 6. fillorinju O. I. 20, 11. st. firlo- ranju — 123. in galla (bilis) scheint ll. alt, in kiulla (pera T. 44, 6.) unorganisch, vgl. das angels. cavel, cavl (corbis, sporta). — 123, 7. von rr sind zu wenig bei- spiele gegeben, vgl. harra (saccus) surro gl. jun. 184. — 125. beizusügen zu ns: hansa (cohors) T; zu rs zërs (penis); zu rz chërzistal (candelabrum) churz (brevis). — 126, 34. die goth. asdingi erscheinen bei Lydus (de ma- gistratibus, ed. Fuß, Lugd. bat. 1812. p. 248.) als ἄστιγ- γοι , die stelle lautet: σὺν τοῖς ἐνδόξοις τοῦ ἔθνους, οὓς ἐκά- λουν ἀστίγγους οἱ βάρβαροι ; auch Jornandes schreibt astingi (ed. lindenbr. p. 97. 102) und Dio Cassius lib. 71. (Reimar. 1185, 96. 1186, 8.) ἄστιγγοι ; da sie unter Gothen, Vandalen und Marcomannen vorkommen, bezeichnet der name kei- nen volksstamm, sondern wie auch Lydus sagt, die classe der edeln, kann also leicht mit art (genus, nobilitas) zus. hän- gen. Das sd des Dracontius ist dem st der übrigen vorzuzie- hen, nicht uneben vergleicht sich das gr. ἐσθλὸς . — 126, 37. über pfërt vgl. s. 334. — 131, 5. dies wird s. 381. 398 etc. zurückgenommen. — 148, 16. wohl kein übergang, viel- mehr zwei verschiedne wörter, da die gl. ker. beides arowingon und erdhincum liefern; übrigens schreibt N. árdingûn (Füglist); mehr davon bei den adv. — 149, 21. fn s. 407. nachgeholt; inlautendes vs in klipsì (rixae) gl. doc; ft in süftôn (gemere) vgl. s. 414. — 154, 42. mehr belege zu kurz und kurt s. 413. note; beizufü- gen sind wintar (s. 394.) und scalt (s. 1044.). — 155, 5. auch eitar (venenum) gehört hierher, angels. âtor, altn. eitr. — 157, 40. organischer hätte O. dôt (mortuus) und dôd (mors) geschieden, parallel dem angels. deád und deádh, engl. dead und death, neuh. tôdt (f. tôt) und tôd. — 159, 2. merkenswerth die med. in kastudit K. 18 b vgl. altn. stodh (fulcrum). — 166. hier waren die inlautenden s genau zu sammeln; merkwürdig hasinôn (subnervare) und das zu 88, 3. berührte âsôn (niti; ge- braucht N. âs, trabs für ans?) — 167, 2. das nie geht zu weit, ausnahmsweise stehen -s und -Ʒ gereimt, vgl. s. 414. — 171, 10. vitida und môtida sind unstatthaft, vgl. s. 853. — 175, 19. unbegreiflich ist mir die form suorga (cura, tristitia) bei O. und T.; weil aber O kei- nen diphth. uo hat, sondern ua, so muß es für sworga stehen; vgl. s. 1038. über dieses wort. — 177. das merk- würdige adv. umbi-kirg (circumcirca) O. IV. 27, 42. nachtrag . V. 3, 30, wenn es dem lat. circa verwandt ist, muß den s. 68. beigebrachten goth. wörtern zugefügt werden; spä- terhin herrscht in bezirk, zirkel der lingual -statt des gutt. lauts — 180, 43. ob auch anomalien der formen- lehre mit der heiligkeit des namens zus. hängen? z. b. der lat. voc. deus st. dee (Schn. form. p. 65.). — 182, 28. 4.) wechsel zwischen g und h, sowohl in starker conj. (vgl. s. 427. 867.) als in andern wörtern, z. b. flêga (assentatio) gl. mons. 376. st. flêha (s. 90.); suëhur (socer) suigar (socrus) goth. svaíhra und svaíhrô; slac (ictus) statt slah, goth. slahs Joh. 18, 22. — 185, 17. 3) ch . für goth. media, namentlich bei J. in der vor- silbe chi- ; im wessobr. fr. (mit runenschrift) chafregin, chaworahtos, forchàpi, chawurchanne neben forgip und galaupa; gl. m ns. 404. chartôm îsarnînên, cardis (? vir- gis) ferreis. Haben hier unkundige schreiber das streng- alth. k (= goth. g) mít dem k (= goth. k) weicherer mundarten verwechselt und in die asp. gesteigert? — 187, 32. berichtigt s. 434. — 201. O und T. haben beide stërro (s. 390.), beide wonên, firmonên (strengalth. wa- nên, varmanên), beide wollemês (s. 884, strengalth. wël- lemês) etc. weichen aber in manchem ab, z. b. O. hat wëssa, T. wësta (s. 882.); O. megi, T. mugi (s. 882.); O. bismëron, T. bismarôn; O. dougno, T. tougolo; O. fru- men, T. fremen, O. quâtun, T. quâdun (s. 867.) u. a. m. — 211, 25. spunsja, vgl. s. 259. 280. — 226, 20. fëld (campus) scëld, sëldan, hëlpan (s. 239.). — 228, 32. mischung des e mit y in fyllan etc. (s. 904.) vergleichbar dem alth. wechsel zwischen e und u in vreman und vruman (s. 869.). — 258, 25. ich errathe nicht, warum für die med. g außer der einfachen rune gifu noch eine zus. gesetzte gâr vorkommt, da auch das altn. geir wie giöf (alth. kêr wie kipu) anlautet; oder stützt sie Rasks wei- cheres g vor e, i, y; härteres vor a, o, u, â etc.? — 259, 19. ausfall des inlautenden g vor d ferner in læde, sæde (s. 905.) broden (s. 898.) vgl. das mittelh. leite, seite. — 277. noch nenfries. sk statt des niederl. sch . — 307, 3. grunnr (fundus). — 316, 26. auch in II, sg. praet. (s. 919.) — 318, 15. vgl. 1031, 45. — 326, 37. vgl. s. 916. 1036. — 331, 27. nicht bei zus. setzungen ohne con- traction, es heißt z. b. zwi -valt, dri -valt (nicht zwî- drî-). — 332, 3. doch wohl marîa, nach uralter aus- sprache des von jeher bekannten namens. — 336, 17. l. honec. — 336, 32. schon Karl 35 a amis 304. opfer: kopfer. — 339, 1. dies ö ist im neuhochd. ergötzen, nachtrag . schwœren, lœwe, löschen; und im 17. 18. jahrh. findet man nachöhmen, schröcklich, wölsch etc. — 340, 11. M. S. 2, 146 a dür (adv.): vür. — 341, 24. âmen M. S. 2, 137 a Maria 112. Flore 59 c ; jedoch amen Ernst 33 a . — 344, 34. her: mêr steht Karl 1 a (nicht b ) nur in der in- haltsanzeige, die nicht vom Stricker ist. — 344, 44. Dobr. in- stitt. p. 233. — 345, 22. Lachm. ausw. VIII. râvît. — 346, 40. itroj. 37 a verschuldet schwerlich Conr. den reim. — 347. hû- chen (spirare) hû lieber interj. irridentis, fragm. 25 c liedersal 155. — 349, 24. das geleugnete au kann sich in fremden wörtern durch auflösung des v in u zuweilen ergeben, vgl. laurîn M. S. 2. 15 a wizlau, niclauses a. Heinr. 203 c darf aber dem deutschen ou nicht gleichgesetzt werden, denn lourîn wäre nach s. 353. unerlaubt; laurîn ist aus lâvrîn (wie tâvriân im Parc.) zu leiten. — 351, 3. ier: schier M. S. 2, 41 b . — 351, 21. vielleicht George 32 b und Flore 44 b hie: bie zu setzen? — 352, 5. nicht stets, zuwei- len wird es -je (s. 779). — 353, 12. bemiuseln (illinere): iuseln (favillâ, Frisch 411 b ) fragm. 40 a ; oder müselen: üselen? — 353, 45. urlogen (certare) a. w. 3, 66. — 354, 2. dieselbe stelle fragm. 45 c gamâhiu: piu (wahrscheinlich apulien, altfranz. la puille, pouille (vgl. s. 779). — 355, 6. man liest beßer vröun, dröun, gevröut; vroun im reim nur kolocz 146. — 357. 6. kürzungen des ou in o sind überhaupt häufiger, vgl. das zu s. 353. nachgetragne ur- logen und ebenso urloben Karl 30 b 31 b . — 357, 4 im Tit. herƷelöude: beschöude, verwechselung des öu mit oi. — 359, 10. George 13 b vlugen st. sluogen zu beßern. — 361, 27. die ausnahme bezieht sich auf den haftenden laut i, nicht auf den ton, denn -ic und -isch sind mit- telh. unbetont, -ìgen und -ìsche kommen zuweilen vor (beispiele s. 24. und 368). — 365 * ob diese ansicht grund hat, oder keinen? gehört ins dritte buch. — 366, 9. in stumpfem reim vor auslautendem cons. kann niemahls æ, œ, ue, iu (uml. des û) stehen, wohl aber e, ö, ü vor liquiden, hinter denen stummes e der flexion apocopiert ist, z. b. her, tür; ö wird doch kaum so vorkommen. — 368, 40. in ist praep. (goth. ïn, neuh. in) în aber adv. (goth. inn, neuh. ein). — 368. 369. die fälle e und f sind wichtig genug, um zu vollstän- digeren beobachtungen zu reizen; einiges wird sich dann anders bestimmen. — 373, 20. wörter wie manic, namen (nomine) im reim stets einsilbig, können außer dem reim allerdings zwei silben zählen, vgl. anm. zu s. 507. — 379. hier hätte auch liepste f. liebeste M. S. z, nachtrag . 16 b und ähnliches bemerkt werden können, was zu dulden, nicht aber einzuführen ist. — 382, 2. andere bei- spiele sind s. 487. nachgeholt, vgl. enkëgen Parc. 52 a und anderwärts enpran (exarsit). — 386, 7. in verschiedenen fremden wörtern wird l bald gelaßen, bald unterdrückt, welches nicht immer aus der schwankenden original- form zu erklären (s. 444. note), zuweilen als dichterfrei- heit zu betrachten ist. Gotfr. reimt isôt: tôt, isôte: rôte etc. aber auch isolt: golt, isolde: morolde (Trist. 90 a. b. 62 a ). Die meisten dichter sagen pliât, bliât (Wi- gal. h. v.) Wolfr. sagt plîalt Parc 56 b 75 c , Herbort 69 a blîalt M. S. 2, 63 a steht coucasals st des üblichen couke- sâs (kaukasus) wo nicht coukelsas zu lesen, wie im Ot- nit göikelsas, was die vorr. zum heldenbuch sogar in glockensachsen entstellt hat. vgl. den nachtr. zu 52, 11. über alabalstráun und das niederl. out stait olt . — 392, 16. vgl. neuniederl. keurig, ausbündig; statt frîmurc liest cod. pal. fêmurc. — 395, 33. noch im 13. jahrh. hanef. — 400, 6. sûver M. S. 2, 19 a b. (alth. sûpar, sûbar). — 403, 18. pl. praet. schrîen ist unerweislich und nur schrien oder schriuwen oder schrirn zuläßig (s. 936). — 410, 7. merkwürdig reit, reite f. redet, redete (l. 959). — 416, 1. wohl krueselîn. — 417, 10. nach s. 679. zu berichti- gen. — 418, 3. der nom. ist roten, gen. rotenes (nach sëgen s. 669.) alth. rotan, gl. blas. 79 a . — 420, 39. so wenig als in willehalm, irmenschart das deutsche wili- hëlm, irmengart. — 422, 31. Türheim erlaubt sich guns (f. gunst): uns Wilh. 3, 236 a 362 b Trist. z. 185; vgl. den wechsel zwischen -s und -st in der zweiten pers. (s. 932. 933). — 429, 31. allerdings swëlch, swëlhes (s. 940). — 430, 2. auch das buchstabenspiel in der stro- phischen einleitung zu Gotfr. Trist. (Grootes ausg. p. 3. vgl. 403.) um den namen dieterich zu verewigen, denn in der fünften strophe ist: tiure und in der neunten: chunst zu lesen; cunst oder kh für ch verwerfe ich; [wenn das g der ersten str. auf gotfrit deutet, könnte das t der eilften, wo trîbe zu lesen, ganz einfach: tih- tære ausdrücken, mit diesen zwein strophen schloß er den namen dessen, für den er das werk unternommen, ein]. 432, 4. vielmehr ine, mine ohne verlängerung? doch vgl. das engl. î. — 433, 22. dachte f. dâhte kommt auf Bodmers rechnung. — 434, 19. 1. jâcop:lop M. S. 2, 123 a jàcobe: lobe amis 321. nicht jûde, sondern jüde (alth. judeo s. 777.) jüden: rŭden g. schmiede s. 238. — Y y y nachtrag . 435, 10. die stelle 1785 steht bei Köpke 81, 10, aber mit anderer lesart. — 438, 7. rihe, gedihe, zihe sind falsch, es heißt rige, dige, zige (s. 943). — 443. über mastrieht und ûƷtrieht vgl. s. 779, note. — 444. auch decliniert: vërn f. vrouwen. — 448, 11. vancnus auch bei Ulr. v. Thürh. — 448, 18. dieses draft mehrmabls in Laßbergs lieders.: schaft, haft, kraft, z. b. s. 459. 464. 465. vgl. Schm. §. 398. — 449, 6. die stelle 207 b lautet im cod. pal. ûƷ der heiden ê ein priester grâ. was darunder mei- ster dà; der copist wollte das unhochdeutsche tilgen. — 449, 29. wahrscheinlich nicht von Stricker, auch nicht das 450, 37. angeführte gedicht. — 452, 5. Schmeller drückt dies bair oa mit ae aus (§. 146. 147.) — 464, 43. wie im mittelniederl. (s. 500.) für den auslaut nach vo- calen ch statt g anzunehmen, mithin sach (vidit): dach (dies) etc. zu schreiben, dann aber auch noch weiter die im mittelniederl. auslaut bleibende tenuis in ch zu wandeln fordern beinahe reime wie: vlouch: rouch, ouch: louch, bëch: wëch En. 25 a 28 a 40 b ? wollte man vlouk: rouk, ouk:louk, bëk:wëk, so bleibt sak (f. sag, vidit): dak bedenklich. — 497, 43. mittelh. veiƷ (M. S. 2, 192 a ); lw. 3892. scheint der superl. veiste (contr. aus veiƷste, wie grœste, leste s. 415.) herzustellen. — 518, 30. ferner: bin (sum) un -(partic. privativa) und nach der aussprache vieler gebildeten: von, an, hin, es, das etc. unsern gegenden ist vôn, ân, hîn geläufiger und Göthe reimt an: wahn, hin: ihn. — 522, 7. einige sprechen: gebûrt, fûrt. 524, 39. widder (vervex) mittelh. wider, hingegen gesieder, nieder, wieder, fêder, lêder u. a. m. — 525, 2. kein r nach au, eu, ei (s. 697). — 526, 28. bemer- kenswerth das unorg. z in hagestolz (coelebs) st. hagestalt (wie: alt, kalt) alth. hagistalt, angels. hägstëald; im mittelh. finde ich den ausdruck nicht. — 525, 19. falb. gerben. — 555, 30. mit dieser berührung des kehl- und zungenorgans sind die tl, tn, dl bairischer volkssprache st. kl, kn, gl zu vergleichen (Schm. §. 475. 518.) — 565, 6. field, altn. fiall. — 568, 13. auch slavisch skv. schkv. Dobr. p. 164. 170. — 572. hier war der gegensatz der liq. und spiranten zu den mutis mehr hervorzuheben. Letztere wirken auf den ihnen vorstehenden vocal selten, die einflüße des l, m, n, r, unter den spiranten zumahl des h. kann man recht aus den volksmundarten kennen lernen. — 575, 9. doch nicht dem gemein -westphäl. dialect, welcher iek, iäk für ik, ies f, is (est), iatt f. et (id), iamm f. im nachtrag. (ei) diamm f. dem (illi) diarr f. der, hiärt f. hert, härt (cor) u. a. m. zu hören gibt. Fallen nicht auch die mittelh. ie vor r und h (s. 351.) hierher? (vgl. ie vor r bei Schm. §. 275.). Vor r und h beginnt die verwand- lung des i und u in ë und o, und reißt hernach allge- meiner ein; so mag ia, ie statt i vor r und h anheben, dann um sich greifen. — 580. 581. das verhältnis der halbvocale v und j (s. 9.) zu den spiranten v, s, h (s. 10.) liegt noch im dunkel, erstens hat die lingualordnung gar keinen halbvocal, dann die gutturale einen von der spirans h verschiednen halbvoc. j, endlich fragt es sich: ob der halbvocal v mit der spirans v zus. fällt? Ich habe dieses räthsel schon s. 187. berührt. Zu beachten ist, daß sich halbvocale (d. h. vocale mit consonantischer geltung) nur aus i und u entwickeln, nicht aus a, be- greiflich nicht aus den unursprünglichen e und o. Und da wiederum l und r zu u und i werden können, sind sie halbvocalisch in umgedrehtem sinn, d. h. consonan- ten mit vocalischer geltung. Hängt mit jener reicheren ausstattung der kehllautsreihe zusammen, daß ihr zu- weilen die asp. entzogen wird? — 583, 33. madidus, mador, goth. natjan, alth. naƷ — 584, 15. nähme man eine vierte stufe an, so würde der laut zur ersten stufe zurückkehren; dahin ließe sich etwa einzelnes rechnen, wie das zu s. 185. und 526. nachgetragene ch und z in châpi, hagestolz, welches aber unorg. ausnahmen sind; nie zeigt sich dergleichen in fester, geregelter reihe. — 585 bis 588. zu den neun gleichungen folgen hier noch einige beispiele. I, 1. pallidus, litth. palwas, altn. fölr, alth. valêr; slav. post (jejunium) alth. vasta; litth. pauksztis (avis) goth. fugls; slav. plst (coactile) alth. vilz; slav. pjast (pugnus) alth. vûst; πέρας , goth. fêra. — I, 2. nepos, alth. nëvo; κῆπος , alth. hof, hoves; copia, hûfo; ὁπλὴ , altn. hôfr, alth. huof, huoves. — II, 2. litth. obolys, ruß. jabloko, altn. epli, alth. epfili; ruß. obezjana (simia) böhm. opice, altn. api, alth. affo. — IV, 1. trituro, angels. þërsce, alth. driscu; tonitru, an- gels. þunor, alth. donar; slav. trn, tern (spina) goth. þaúrnus, alth. dorn. — V. 2. καρδία , cor, cordis, haírtô, hërza; radix, altn. rôt; hoedus, altn. geit, alth. keiƷ; madidus, alth. naƷ; κόνις, κόνιδος , altn. nit, alth. niƷ (st. hnit, hniƷ); nidus, slav. gniezdo, angels. nëst, alth. nëst; vielleicht nodus, goth. nati (aus knoten bestehend) alth. nezi. — VII, 1. κῆπος , hof; copia, hûfo; crinis, hâr; cere- Y y y 2 nachtrag . brum, hirni. — VII, 2. pulex (pulec-s) slav. blocha, alth. vlôh. — VIII, 1. slav. gnjetn (premere, depsere) alth. chnëtan. — VIII, 2. litth. nogas (nudus) altn. naktr, alth. nacchot. — IX, 1. hoedus (= hoidus) altn. geit. — 591, 24. im slav. anlaut herrscht zuweilen die med. der zwei- ten oder dritten stufe, zumahl in den verbindungen bl, br, gn, gr, als: blocha (pulex) brat (frater) bronja (lo- rica, Dobr. p. 115.) alth. prunja; gnida ( κόνις, κόνιδος Dobr. 195.); graditi (cingere, goth. gaúrdan) etc.; dem deutschen hl, hu begegnet chl, chv z. b. chvila (mora) hvîla; chljev, hleip u. a. m. — 591, 25. pilnas, ple- nus, slav. pln, poln. — 593, 19. dies beispiel ist ver- sehen, δάκρυ und lacrima haben beide kurzes a, das lang werden daif. — 593, 29. der participialendung we- gen ist prûdens doch lieber aus providens zu leiten. — 594. bei einer vergleichung der vocale und der farben fällt a mit weiß, i mit roth, u mit schwarz zusammen. — 603, 3. friaþva (amor). — 604, 12. vgl das altn. fem. eysa (cinis ignitus) 604, 25. frisahts ( ὑπόδειγυα ) Ioh. 13, 15 ein bedenkliches wort. — 605, 20. hei daúhts entscheidet das adj. mikila Luc. 5, 29. fürs fem. — 608, 6. hlija (taberna- culum). — 608, 24. staírô ( στεῖρα ). — 610, 10. guþ(Deus) hat im nom. kein -s, vgl. nachtr. zu 180, 43. — 612, 8. O. assi- miliert daher wolkonon IV. 19, 108. st. wolkanun. — 612, 24. spër gehört unter die neutra. (s. 621.) — 614, 1. scatu (umbra) ritu (tremor). — 614, 30. vridoo (vridô) K. 17 b gen. pl.? da im text pacis steht? — 615, 36. wîs, wîsì (dux)? O. IV. 31, 51. wîsî, duces? nach dem altn. vîsir sollte man wîsi, pl. wîsà nach decl. 2. schließen. — 617, 30. bei N. 34, 16 nasa, gen. nasô. — 618, 5. nicht zu übersehen ist. daß bei K. statt -unka, -unga, der nom. -unc stehet: scauwunc 51 b (mit dem adj. disu) arnunc 57 a samanunc 57 b alle übrigen casus aber nach dem schema gehen, gen. arnungâ, arnungu, acc. ar- nunga etc.; auch J. 363, 366. setzt den nom. bauhnunc, der aber, nach dem dat. dhëmu bauhnunge 370 zu schließen männlich zu seyn scheint, wogegen 357. 351 der acc. sg. bauhnunga wieder weiblich ist. Angels. bildun- gen -ung folgen der vierten decl. (s. 643.), haben folglich im nom. auch keinen vocal. — 618, 13. auch bildungen mit -ar, wenigstens T. 7, 4 fluobra (consolationem). — 620, 2. lîh (corpus, figura) O. IV. 35, 62 — 621, 23. var (tra- jectus) O. III. 8, 16. — 622, 24. auf diese dativkürzung hûs war mehr gewicht zu legen, vgl. ze apkutjô hûs gl. mons. nachtrag . 405. zi thëmo druhtînes hûs O. II. 4, 104. 11, 8. in dem hûs N. 54, 14. ze dînemo hûs N. 5, 8. dagegen: in pluo- star -hûse gl. mons. 402. (vgl. nachtr. zu s. 680.) — 622. 623. 681 oli, nicht ôli. — 623, 17. meri-minni (syrena) — 624, 28. vielleicht hàcho st. haccho? — 625, 1. varmano (contemptor) — 626, 34. vgl. auch chëlnun, sunnuun K. 20 a 24 b suarzún misc. 1, 19. — 626, 36. vielleicht im nom. sg. zunkâ? vgl. s. 820. — 626, 38. chëla (guttur). — 627, 13. trâta (conculcatio) gl. mons. 333. varmana (con- temptus) gl. jun. 197. — 629, 38. auch wanka (gena). — 630, 7. auch der pl. masc. gibruader (fratres) O. II. 24, 18. IV. 26. 29. und pl. fem. gisuëster (sorores, mit vorstehen- dem thiô) O. III. 24, 109. — 630, 16. ohne zweifel lautet auch der nom. pl. naht, beleg ist mir nicht zur hand, dat. pl. nahton O. IV. 7, 182. — 630, 44. analog schwankt lint , masc. O. III. 6, 62 IV. 3, 1. pl. thiê liutì III. 10, 48. dagegen fem. thiô zua liutî III. 10, 48. W. 4, 4. daƷ liut neutr. aber 6, 11. sînen liut. — 631. über einschie- bung des -n in bairischen mundarten Schm. §. 856- 858. — 641, 28. cëaru (sollicitudo) — 64 , 12. bëorma (fer- mentum). — 653, 20. dörr, darrar (hasta). — 655, 34. ösp, aspar (populus tremula). — 662, 1. fura (abies). — 665, 39. der pl. gîre M. S. 2, 207 a (vgl. s. 461. das citat aus Veld.), gewöhnlich geht es schwach, vgl. nachtr. zu 681. — 666, 5. oder kamp, kambes Wig. 188. Karl 54 b M. S. 2, 171 a (vgl. s. 389.) — 666, 12. über liut vgl. nachtr. zu 686. — 666, 15. mattes oder mates? keines im reim, aber außer reim mates M. S. 1, 137 a . — 666, 21. roch ist neutr. — 666, 30. smuc nicht das neuh. schmuck, or- natus, sondern anschmiegen Ben. 223. 243. — 667, 3. twërc und getwërc ist neutr. (lieders. 385. liebeƷ zu lesen) — 667, 6. ein-vir (coelebs) liedersal 452. — 667, 5. vent zu streichen, vgl. nachtr. zu 682. — 667, 26. mânôt Georg 37 a Wigam. 13 a — 667, 31. l. schuoch; schuo nur Mor. 52 a 55 b — 667, 36. der pl. die sal stehet doch Ernst 23 a — 668, 1. diese zeitbestimmung hat ihr bedenken, zumahl ich schon s. 672. die ältesten Nib. hss. ausnehmen muß; al- lerdings meiden die besten dichter solche pl. im reim. — 668, 10 staben: haben Parc. 126 c — 668, 13. beständig nicht, an sac, secke ist kein zweifel (vgl. zu 671.); auch stebe als ausnahme erweislich, M. S. 2, 134 b steben: gë- ben. — 671, 18. koch, koche? in Wilh. 3. reimt kochen (coquis): gesprochen, köche außer reim Wigal. 8859. — 671, 21. hanen-krât fem. En. 11 c 20 c . — 671, 26. sac, nachtrag . secke a. w. 3, 191. M. S. 2, 108 b gudr. 77 b . — 672, 26. wegen Parc. 30 b halte ich für keinen syncopierten dat. pl. curribus, sondern den inf. wegen (agere, movere). — 673, 8. bâre (feretrum). — 673, 24. schære (forfex). — 673, 30. stroufe auch Georg 11 b . — 674, 6. malhe geht schwach. — 674, 16. kël geht schwach und fällt nach s. 684, von dort aber mül hierher (dat. mül M. S. 1, 112 a ). — 674, 33. nicht so selten und genauer zu unter- suchen, goum st. goume Parc. 85 b M. S. 2, 83 b Ernst 29 a 32 a 49 b Wigam. 11 a ; vurch (st. vurche) troj. 60 b Parc. 34 a Wilh. 2, 38 b Georg 37 b lieders. 377. buoƷ, kost, tiost schei- nen häufiger, als die volle form, vermuthlich ist auch wîs (Parc. 119 a dasselbe mit wîse; vgl. zu s. 618. über -unc st. -unka. — 676, 28. brüste gewis seltner als brust, schon der goth. anomalie halben. — 677, 4. ræte in die- sen belegen ist bald dat. sg. bald. gen. pl. — 677, 9. ge- spenst Bon. — 677, 19. vlô Bon. 48, 1. — 677. anm. 3. einige, wenigstens Hartm. brauchen das e im gen. und dat, nie (Lachm. answ. XXIII, 2, 13.), der Stricker hat nie den gen. und dat. krefte. — 679, 16. schapèl tiefto- nig. — 679, 24. mark Wigal. 189. 246. — 679, 39. var (trajectus). — 680, 9. hûs nimmt fast niemahls -e an (vgl. zu 622.) nur zuweilen Parc. 176 c troj. 6 b 152 b gudr. 22 b , vielleicht nach umständen der syntax. — 680, 14. empter? lieders. 224. — 680, 15. l. eier (s. 436). — 681, 2. l. öle oder öl; aber œre (foramen) — 681, 12. kleinœte Parc. 90 b kleinôt Wigam. 22 a . — 681, 39. brëm (b. Wolfr. brëme, oestrus). — 681, 41. gîre (vultur) Karl 66 b Parc. 93 c . — 682, 3. krage (gula) mâge (propinquus), nur im schwachen pl. mâgen Maria 164. Bit. 39 b gudr. 27 a 31 b 37 a 41 b ; weit üblicher ist mâc, pl. mâge. — 682, 9. schaffe (orca) liedersal 514. — 682, 17. vende M. S. 2, 146 b 222 a 228 a kolocz 182. — 682, 19. wabe (favus). — 683, 36. ver (nauta) st. verje. — 683, 21. das alth. chri- stano ist irrthum, nämlich das wort adjectivisch christâni (s. 727.; exh. hat außer diesem nom. den acc. christânan, dat. pl. christânêm; die schw. form hätte christâno) mit- telh. christæne (nachtr. zu 748.) offenbar nach dem lat. gebildet; hingegen heidanêr ein alth. adj. gl. mons. 336. gen. pl. heidanêrô gl. mons. 340. und deutsche bil- dung (goth. háiþns) also weder heidâni noch heidæne möglich. Die schwache form des adj. wurde aber sub- stantivisch gesetzt, J. 348. dher heidheno (ethnicus) und daraus scheint im mittelh, ein doppeltes subst. entwickelt, nachtrag . theils heiden, gen. heidens (Parc. 22128.) stark, theils heide (Parc. 177 b. c. ) gen. heiden schwach, außer welchen die adjectivische verwendung fortgilt. Neben christen, das sich st. christæne eindrängte, weiß ich kein christe. — 684, 9. esse (ustrina) gelte (vas ligneum). — 684, 14. l. kræje (s. 968). — 684, 15. krîde (creta) krote (bufo). — 684, 16. malhe (pera) M. S. 2, 68 b . — 684, 17. zuzufügen molte (pulvis) Wilh. 2, 189 b ; mül selten schwach (M. S. 2, 150 b ) nunne (monialis) ruebe (rapa). — 684, 42. kël (gut- tur) troj. 146 a . — 686, 3. veter, schmiede 275. bruoder (fratres) Wilh. 2, 201 a troj. 169 c swëster (sororum) Wilh. 2, 127 b ; gebruoder (fratres) Parc. 34 a weniger gut gebrue- der 78 b ; geswëster (sorores) meist. alex. 143 b . — 686, 28. hier war auch burc gen. dat. burc, pl. burge (nicht bürge), vgl. s. 610. 630; dann die anomalie von liut zu bemerken, welches im sg. neutr., im pl. masc. ist, ein nom. sg. der liut unerweislich. — 724, 13. dërp, dërap (azymus). — 724, 22. krim nach der analogie des alt- sächs. erweislichen grim angesetzt und danach s. 744. ein mittelh. grim; doch die mittelh. bestimmt vorhandene form grimme macht auch ein alth. krimmi wahrschein- licher. — 744, 26. ran (macilentus) liedersal 161. (382. ron) vgl. Frisch h. v. — 726, 37. miti wird hier unaufgegeben genannt, 727, 31. geleugnet? letzteres ist ganz richtig, mit ersterer behauptung wollte ich nur das allgemeine para- digma erläutern, zu dem ich hier ein anderes wort hätte auslesen sollen. Setzt man hreinjêr, hreini und zeile 37. hreini, so gilt alles dort gesagte. — 727, 39. spizi (acutus) gl. jun. 227. — 733, 22. þëorf (azymus). — 744, 19. über grim vgl. nachtr. zu 744. — 744, 31. l. stump, stumbes, denn nirgend reimt es auf drum, vrum; tenc (sinister). — 748, 12. z. b. dic f. dicke : blic a. Heinr. 198 a spiz f. spitze fragm. 26 b : gliz. — 848, 23. christæne Flore 3 a 5 a 12 a 14 b 20 a doch vorwie- gend substantivisch gebraucht. — 748, 24. geile M. S. 2, 101 b 185 a . — 749, 31. im reim daƷ zam Wilh. 2, 80 a sonst setzen die alten dichter lieber diu lame, der lobe- same etc. — 760, 28. der acc fem. ein scheint nicht gut, ist in guten hss. selten, im reim nur Parc. 91 a Maria 123; auch der nom. fem. reimt wenig, Wigal 201. M. S. 2, 226; häufig der nom. masc. und neutr.; eine f. einiu M. S. 2, 182 a fragm. 40 c . — 761, 23. alts. gen. pl. tueio. — 762, 18. auch der mittelh sg. wird vünf haben, nicht vunf, weil hier das ü durch verwechslung mit dem organ. i ent- nachtrag . springt; vünfte reimt auf künfte Wilh. 2, 178 b . Das einzige beispiel von mischung des i und ü im mittelh, während im angels. i und y leicht verschwimmen, im neuh. zuweilen ie aus mittelh. uo entspringt, (mieder, lieder- lich). — 763, 32. das ë in-zëc deutet den ursprung aus i an, hat aber keinen ton mehr; hier oder s. 414 wäre der über- gang des z in Ʒ zu erwähnen gewesen, welcher bei der zahl driƷec (: vlîƷec, slîƷec reimend) eintritt, alle übri- gen decaden behalten z. Die sache begreift sich nach s. 412. 413. leicht. — 776, 22. wohl beßer wormez (b. Leichtlen wormetz). — 781, 40. M. S. 2, 22 b mîner selbes, doch verdächtig. — 787, 12. Wolfr. hat noch meistens ime (: nime), im jedoch Wilh. 2, 64 a ; Conr. Rud. haben im . — 787, 17. vgl. inne (iis) M. S. 2, 203 b altmeisterg. 44 b . — 792, 40. dëm : genëm Parc. 142 a . — 792, 41. dën : sen reimt Wilh. 1, 39 b 66 a 133 a ; den läßt sich, we- gen undenkbarkeit des umlauts, nicht wohl annehmen, obgleich auch dën (goth. þana, altn. þann) unorg. scheint. — 796, 37. in einem hs. passionale reimt dis (hujus): is (est). — 808, 15. beßer erklärt sich wohl dings, zeugs etc. syntactisch als der von beigefügten interrog. abhängige genitiv; aus waƷ dinges wurde: was für ein dinges, endlich: das dinges. Entscheidend ist auch, daß niederdeutsche mundarten niemahls : dinget sagen, wohl aber : wat vör en dinges, also offenbare genitiv- form. — 816, 9. man kann auch das heutige : mit alle dem, mit nichten für überreste des alten instr (mit allû, mit nihtû?) ansehen. — 842, 23. rika beruht bloß auf ri- kis Rom. 12, 20. — 844, 12. frêt (dann auch êt ?) ist leicht richtig vgl. s. 1039. — 844, 33. hier auch hneivan, speivan, bliggvan, siggvan anzuführen. — 844, 42. auch raþjan und hlahjan. — 854, 12. faúrhtjan, faúrhta st. faúrhtida kommt zwar nicht vor, folgt aber aus aller analogie und dem subst. faúrbtei (timor). — 858, 15 über halzu vgl. 1033. — 859, 23. pahhu, puoh, part. chipah- han (gl. mons. 383.). — rîdu (torqueo) reit, ritumês, ritanêr? vgl. s. 936. — 860, 6. die bedeutung des hochd. rîsan (cadere, defluere) scheint dem sächs. und nord. rîsan, risa (surgere) schroff entgegengesetzt; im goth. ist die letztere bedeutung mit dem compos. ur-reisan (st. us-reisan) verbunden, der C. A. gewährt nirgends das einfache reisan und so steht auch angels. stets a-rìsan (surgere) welches dem alth. ur-rîsan parallel wäre, wo- von jedoch nur das subst. urrist (resurrectio) [T. 7, 8 nachtrag . 209, 5. scheint urreistî zu stehen?] übrig ist. Beide wör- ter könnten daher eins seyn und wie rinnan das nieder- fließen, ur-rinnan das aufsteigen (oriri) ausdrückt, ebenso rîsan und urrîsan sich verhalten, nur daß der hochd, dialect jene, der sächs. und nord. (mit wegge- worfener partikel) diese bedeutung festhielt. — 864, 22. oder gehört das hier im sinn gehabte irwigan (confec- tus) der gl. mons. zu irwîhan (conficere) nach VIII? — 867, 36. N. auch schon lît (jacet). — 868. N. gân (eo) gânge (eam) vgl. Füglist. bei Stalder p. 161; der alth. imp. lautet : kanc. — 869, 33. spenjan, spenita (sollici- tare) gl. mons. 327. — 869, 34. perjan, perita (terere, verberare, percutere) gl. mons. 337. — 870, 32. hier ist das praet. conj. prenti, prentîs etc.; (oder pranti, pran- tîs) ausgelaßen. — 87, 13. helzan (debilitare) halzta O. V. 23, 281. gl. jun. 201. — 871, 16. ka-huemman (ma- culare) schreiben gl. hrab. 966 b — 871, 22. lenkan, lancta (protrahere). — 871, 33. hecchan, hahta (pungere) vgl. gl. mons. gihactêr (percussus). — 871, 40. irran, irta (impedire). — 876, 3. ridôn (tremere) N. 2, 11. — 876, 21. scarpôn (concidere) gl. mons. 329. — 877, 3. prâhhôn (proscindere) gl. mons. 334. — 886, 29. vorahtan, vorahta. — 920, 11. die I. sg. praes. heiti (vocor) ist schwach, doch hat der inf. heita, nicht heitja. — 932, 2. gê, bringe liedersal 488. — 932; 40. rîtes : strîtes Parc, 37 b slindes: gesindes Wilh. 2, 28 a vgl. s. 945. — 933, 13. wahrschein- lich ist es gar kein imp., da auch bei schwachen ver- bis z. b. leschâ-lesch, kêrâ-kêr gebildet wird, nicht leschâ-lesche, kêrâ-kêre. — 934, 26. neuwen bei H. Sachs f. molere, tundere. — 934, 31. geloffen : offen lieders. 244. — 936. 24. inf. schîben liedersal 157. — 937, 18. Wilh. 2. (nicht 1), 5 a liest cod pal. gesweich — 938, 34. für brëhtiu M. S. 1, 3 b steht in der hs. (nach Raßmann) und bremer abschr. liehtiu. — 940, 31. Lachm. ausw. 303, unterscheidet zwei formen: wirren, war, gewurren und wërren, war, geworren. — 944, 42. steit : gemeit meisterg. 23 a (in der näml. strophe stât: rât). — 946, 23. dern (laedere). — 947, 18. reit außer reim Trist. ed. Groote 2566. f. reget (st. regte). — 953, 7. unleugbar ist suont (f. suonte): stuont Wilh. 1. 129 a . — 955, 5. korn (gustare). — 956, 28. krônen (coronare). — 958, 18. auch M. S. 1, 9 a ich gedenken : krenken. — 963, 4. wiste fragm. 23 c lieders. 242. — 963, 17. gewist lieders. 239. — 966, 9. tân, lieders. 113. 310. 379. — Z z z nachtrag . 969, 37. unorganisch in II. sg. statt brâhtest zuweilen die starke form bræhte M. S. 2, 148 b (wo breht). — 967, 3. hiet, liedersal 463. — 987, 40. mit diesem ein- fluß des t vergl. die s. 873 angeführten praet. aus T. — 1016, 21. mittelwahsen (statura humilis) sprochen, alt- sprochen lieders. 161. 302. — 1016, 23. krônet auch lie- ders. 367. 378. 522. vgl. gekrônet Nib. 2830. 2839. Barl. 335. (301. gekrœnet nach erster conj.) — 1021, 24. T. einigemahl -enna st. enne. z. b. 85. 87. zi nëmenna, ëƷƷenna, der alte dat.-a st. des spätern -e (s. 612). Wahrgenommene druckfehler , lies: 3,1. überlaßen. 4,20. verhältnisse. 16,40. styfðr. 20,7. litthauischen. 34,39. falþan. 36,33. ein ïuis zu tilgen. 37,17. têhund ausgefallen. 38,39. siggvan (canere). 38, 14. φίλιππος . 40,39. pronomen, 41,36. gaguds. 46, 34. lytrum. 48,34. ὀρυχὴ . 49,22. ïdreiga. 49,32. rei- san (surgere). 51,3. ἀσώτως . 52,25. stamms ausgefallen. 53,7. gastaldan (st. faldan). 53,9. falþan ausgefallen. 53,12. fimf. 53,23. runs ausgef. 53,29. gards. baúrds ausgef. 61,26. t,. 62,31. þata fôdidô. 66,31. SKR ausgef. 73,6. Luc. 8,6. 83,21. ëƷ. 86,18. puzzi. 86, 19. K. O. T. 88,11. truhsâƷo. 88,28. gl. jun. 206. 89, 26. scâra (forfex). 108,37. famae, benedictus; 110,15. verhältnis. 113,33. triphthongen. 118,1. bësamen. 123. bewamtêr st. biwemmitêr. 148,26. 974 b . 155,5. baitrs. 160,9. calculus,. 175,24. lingualverb. 193,25. pyra. 213,23. wîpes. 221,30. hrêo. 229,12. bâd (ex- spectavit). 231,40. öi (st. œi). 252,26. snîdhan. 255, 31. þvëorh. 267,18. hnägan. 267,22. hräd. 271,19. o (st. e). 298,18. lehren (ohne comma). 313,12 dög- urdhr. 317,30. hrîs. 338,40. ö für e. 343,17. nach- steht. 343,38. bër (feram). 345,23. siebente. 345,29. abgeholfen,. 350,18. Barl. 352,20. 2,72 b . 353,32. ca- mâhiu. 355,20. volis manuum. 361,21. Reinmar. 386,28. misgriff. 387,39, 139 c . 388,29. al, alles. 389, 2. trol, trolles. 391,12. liquide verb. 391,30. erkirnen. 393,22. liquide verb. 394,19. gebürte. 429,8. ridere. 433,44. gihe (fateor) gich (fatere). 443,15. dûhte. 446, 32. slegt zu tilgen. 455,37. bastharde. 465,40. sibylla. 487,41. enkerwen. 499,29. (somno). 518,8. fehler- haftem. 519,12. sehnen, 527,40. schr. 585,10. viur. 585,13. vlôh. 592,11. szirdis. 604,28. qvêns, qveins. 608,4. fiskja. 608,21. unhulþô. 608,22. qvinô. 610, 33. acc. pl. 612, 10, 11. a (st. â) o (st. ô). 613,1. ëtar. 618, 2. zâla (insidiae.) 619,12. minnasamî. 619,25. enstjô. 619, 41. êht. 620,19. vlôh. 623,9. nezzin. 623,17. nezzi. 623,22. vlezzi. 628,41. côtlîhhê. 629,3. kinuhtsamîn. 631, 15. liebsamî. 632,11. fingirî. 637,26. Masculinum. 638,29. beám. 642,33. mëarc. 644,16. leáf. 659,9. hâls collum zu tilgen. 662.39. nŷra. 677,7. schaft, schiht. 679,23. obeƷ. 684,26. stuobe. 695,27. sitz. 700,27. bittre. 744,18. glates und 28. sates, vgl. s. 417. 745,40. höchst. 745,41. vilre. 800,12. wëlher. 803, 37. suâsaƷ. 808,20. palkimu. 815,34. -aƷ. 824,41. pitarah. 841,10. lêta, sino ausgefallen. 855,42. at andbaht- jam. 858,8. -ist. 858,36. stôƷu. 858,44. plâsu ausgef. 864,12-14. in I und III. pl. -e statt -ê. 868,36. conj. 872,12. laetificare. 877,15. pisôn. 877,23. roupôn. 879,26. râmên. 879,32. insakên. 896,16. sceppe. 896, 17. steppe. 904,44. tellan. 929,7. I. III. sg. 940,28. ein twinge zu tilgen. 940,42. ê; 946,16. imp. ner, pl. nert. 949,36. lupte. 962,17. seyn. 969,22. v. mîsen. 990,33. splît. 991,32. bezin. 1013,42. ein cod. zu streichen. 1024,8. ansebbju. 1033.28. liuhtu). 1034,36. naktr, vandr. 1036,36. 916. IV, 4. massen. VIII, 14. X, 45. XI, 17. XVI, 13. masse. — In dem ver- zeichn. 1022-1030. hat der setzer, ohne daß ich es gleich merkte, einige fehler meiner bezifferung berich- tigt, so daß nun verschiedene nach der hs. gemachte citate auf den folgenden blättern nicht mehr genau tref- fen; man schlage dio vorher oder nachstehende nummer auf und wird sich zurecht finden.