Paul Jacob Marpergers/ Koͤnigl. Polnischen und Chur-Saͤch- sischen Hof- und Commercien- Raths/ wie auch Mit-Glieds der Koͤnigl. Preussischen So- cie taͤt der Wissenschafften/ Getreuer und Geschickter H andels- D iener/ Jn welchem vornemlich Was ein Handels-Diener sey/ was derselbe vor Quali taͤten und Wissenschafften an sich haben muͤsse/ dann auch von dem dergleichen Handels-Dienern im Fall ihres Wohl- oder Ubel-Verhaltens zukommen- den Recht/ gehandelt/ durchgehends aber ein reicher Vorrath allerhand heilsamer Lehren und Unterrich- tungen/ gegeben wird/ deren sich Lehr-begierige Handels-Diener sowohl zu Haus/ als auf Rei- sen mit sonderbahren Nutzen bedienen koͤnnen. Nuͤrnberg und Leipzig/ zu finden bey Peter Conrad Monath . An. 1715 . Denen D urchganz T eutschland und auch andern Reich und Laͤn- dern (1.) Angehenden (2.) Wuͤrcklich schon einige Jahr in Diensten gestandenen (3.) Ausser Dienst lebenden und (4.) Jhre eigne Handlung bald an- zufangenden H andels- D ienern wuͤnscht Nebenst Zueignung dieses Buchs Der Author desselben Ertraͤgliche und annehmliche/ Lehrreiche und nuͤtzliche H andels- D ienste/ )( 2 in in welchen Jhre Gesundheit conservi ret und gestaͤr- cket/ Jhr Verstand geschaͤrffet/ Jhre Handels-Wissenschafften gemeh- ret/ Jhre Personen bey Einer Loͤblichen Kauff- mannschafft in Ansehen und Credit gesetzet/ Jhre eigne Mittel rechtmaͤssiger Weise vermehret/ Der Grund zu Jhrer kuͤnfftigen Propre- Handlung dadurch geleget/ und endlich von Jhnen Das Zeugnus eines guten Gewis- sens vor GOTT/ Und redlichen Verhaltens/ von Jh- ren Handels- Patronis, und andern Ehr- liebenden Kauff-Leuten moͤge da- von gebracht/ Jn waͤhrenden ihren Dienst-Jahren aber Jhnen auf Jhren Reisen/ der Schutz der Heiligen Engel/ Bey Bey wunderlichen Patronen die be- noͤthigte Gedult/ Jn Creutz und Truͤbsal die wieder aufrichtende Huͤlffe GOttes/ Jn schweren Amts-Verrich- tungen Vorsichtigkeit/ allenthalben aber eine solche Conduite, Auffuͤhrung und Tugend- Liebe mitgetheilet werden/ Durch welche sie sich dasjenige zu erlangen capables machen/ Was zu Jhrer zeitlichen und ewigen Gluͤckseeligkeit gereichen kan. )( 3 Vor- Vorrede. S O wenig als es der- jenige (der mit grosser Muͤhe und Unkosten/ ein zur Kaufffardey destinir tes Schiff/ von dem Stapel oder dem Strand/ an welchem es ge- bauet worden/ auf das Wasser ge- bracht/) dabey bewenden laͤst/ daß es daselbst als ein kleines Wasser- Castel sich zwar ansehen ließ/ in den Augen der Vorbeygehenden præsen- ti re/ wann es nicht auch dabey die/ sich von demselben promittir te Dien- ste/ vermitelst der Farth/ zur See thun und dadurch nutzbare Frachten/ und andere Kauffmaͤnnische Profit en ein- brin- Vorrede. bringen sollte; Eben so wenig hat es mir auch/ Geneigter Leser/ genuͤget/ den wol unterwiesenen Kauffmanns- Jungen so weit gebracht zu haben/ daß er nun als Diener auftretten/ und (da er sozureden von dem Kern an/ aufgezogen/ und biß an die Zeit des Fruchtbringens gewartet wor- den/) die Fruͤchte seiner erstandenen Lehr- und Dienst-Jahre in seinem Diener- oder Gesellen-Stand wis- sen koͤnnte/ wann ich nicht auch/ wie und welcher Gestalt/ auch quo ordine und in was vor unterschiedlichen Gradibus solches geschehen muͤsse/ da- bey in einem besondern Tractat haͤtte anweisen/ und die Nothwendigkeit davon demonstri ren sollen. Welches dann in diesem gegenwaͤrtigen ge- getreuen und geschickten Handels- Diener/ und zwar in gleicher Disposi- tion der Capitel/ die bey dem Kauff- manns-Jungen observi ret worden/ )( 2 ge- Vorrede. geschiehet/ ausser daß in dem 15. ein sonderbarer gluͤcklicher Einfall/ mich auf eine Materiam, (nehmlich wie ei- ne loͤbliche Stifftung und freundliche Bruͤderschafft unter denen Handels- Verwandten/ eines grossen Han- dels-Platzes aufzurichten waͤre) gebracht/ durch deren deutliche Aus- fuͤhrung/ ich keines wegs zweiffle/ denen Commerci renden und ihren Bedienten/ allerseits einen grossen Nutzen und stattlichen Vortheil an- gewiesen zu haben/ anerwogen/ daß beydes die Herren/ welche gute Die- ner benoͤthiget/ als auch die Dienst- suchende/ durch ein solches Addreß- Haus sicherer und geschwinder ein- ander werden koͤnnen zugebracht/ die- se aber (insonderheit dadurch/ weil sie an gewisse Jnnung und Reguln ge- bunden/) sich in ihren Dienst-Jah- ren so viel tugendhaffter werden auf- fuͤhren muͤssen/ als sie das Gegentheil thuen- Vorrede. thuende/ eben wie die zuͤnfftige Hand- wercker zu besorgen haben moͤchten/ im Fall ihres Ubel-Verhaltens an- derwaͤrts nicht wieder recipi rt zu werden. Wir geben aber diesem Buch den Titul des getreuen und geschickten Handels-Dieners/ weil beydes Inse- parabilia oder unzertrennliche Dinge seyn/ indem einem Handels-Mann wenig mit einem getreuen Diener ge- dienet ist/ wann derselbe auch nicht dabey ein guter Verrichter/ oder wann im Gegentheil dieses letztere gleich waͤre/ das erste aber erman- gelte/ daher wir ihn auch/ was bey- de Requisita anbelanget/ in dem an- dern und dritten Capitel ziemliche Lehren mittheilen/ und was des- falls seine Pflicht sey/ ihme ernstlich einschaͤrffen. Hiernechst wird in denen folgenden Capiteln dasjenige be- schrieben/ was zuvor gleichsam uͤber )( 5 den Vorrede. den Horizont eines Jungens gewe- sen/ einem Diener aber zu thun oder zu verrichten/ obliegen will/ wobey wir ihm auch/ um seine Lehr- und Tu- gend-Begierde desto mehr anzuspor- nen/ den Vorschmack desjenigen Standes geben/ in welchem er selber dermaleins Herꝛ werden/ und was er alsdann in Handlungen verrichtet/ sich selbst und nicht mehr andern zum Profit thun kan. Da auch hierauf das Capitei von dem Recht der Kauffmanns-Diener folget/ so hat ein jeder Ehr-liebender unter denselben um so viel sorgfaͤlti- ger zu erwegen/ wie die Verpflich- tung/ die ihm in seinen Dienst-Jah- ren auf dem Hals lieget/ (nachdem er derselben sich wohl oder uͤbel acquitti ret) Belohnung oder Straff nach sich ziehen/ damit aber nun dem Ersten so viel mehr von ihme moͤge nachgetrachtet/ und das Letzere hin- gegen Vorrede. gegen vermieden werden/ als lassen wir es zum Beschluß an heilsamen und Christlichen darzu dienenden Er- mahnungen und Lehren (welche meh- rentheils aus vornehmer Theolo- gorum Schrifften genommen wor- den/) nicht ermangeln/ damit verhof- fentlich das gantze Werck also einge- richtet werde/ daß auch derjenige der sich klug und vollkommen in der Kauffmanns-Diener Profession zu seyn beduͤncket/ dannoch noch unter- schiedliches daraus zu lernen finden moͤge. Nunmehro erwarte der ge- neigte Leser den Gelehrten-Kauff- mann ingleichen hundert auserlesene Vorfaͤlle/ uͤber das Jtaliaͤnische Buchhalten/ welches letztere um so viel nuͤtzlicher seyn wird/ wann (da etwan hin- und wieder hohe Lands- Obrigkeiten ordentliche Commer- cien-Collegia étabili ren sollten) die- selbe wie in Franckreich/ vermoͤg der Koͤ- Vorrede. Koͤniglichen Ordonnanz geschiehet/ ihre Kauffleute ernstlich dahin an- hielten/ daß sie gleichfalls gute Ord- nung in ihren Buͤchern und Scriptu- ren zu halten/ besser als bißher gesche- hen/ sich sollten angelegen seyn lassen/ dabey es dann sonderlich auf man- chen Kauffmanns-Dieneꝛ ankommen wuͤrde/ sich eyfriger der Kunst des Buchhaltens zu bemuͤhen/ weil nicht allein ihre Profession solches ohne dem erfordert/ sondern auch das Commer- cien-Collegium kuͤnfftig/ wann ein solcher Diener seinen eigenen Handel anfangen wollte/ genau darauf se- hen/ (und wo nicht aus obbemeld- ten hundert Vorfaͤllen) ihme doch einen andern intricat en Buchhalters Casum zu journalisi ren vorgeben koͤnte. Endlich erinnern wir auch noch zum Beschluß/ daß dieses Buch eini- ge Capitel und Sachen in sich schlies- se Vorrede. se/ welche von der Beschaffenheit seyn/ daß es wohl meriti re von ei- nigen auf ihren Reisen/ als ein nutz- bares Vade Mecum mitgefuͤh- ret zu werden. Ver- Verzeichnis der in diesem Buch enthaltenen Capitel. Caput I. Was ein Kauffmanns-Diener sey/ und wie vielerley derselben gefunden wer- den. 1 Caput II. Was ein Kauffmann oder Handels- Patron in Annehmung eines Handels-Die- ner/ und dieser wieder in Ansehung der Dienst/ in welche er sich zu begeben geden- cket/ in Obacht zu nehmen habe/ auch wel- cher Gestalt ihre Contractus, die sie deß- falls miteinander machen/ einzurichten seyn. 11 Caput III. Was ein Kauffmanns-Diener nach Art der der Handlung/ bey welcher er dienet/ wis- sen/ und auch sonst vor Quali taͤten an sich haben muͤsse/ ingleichen was einigen unter ihnen vor Laster und Gebrechen anzuhaͤn- gen pflegen. 122 Caput IV. Was ein Kauffmanns-Diener vom Buchhalten/ Wechseln und Briefschreiben wissen muͤsse. 180 Caput V. Auf was vor andere Wissenschafften mehr/ welche ebenfalls zur Handlung die- nen/ ein Kauffmanns-Diener bey muͤßigen Neben-Stunden sich applici ren koͤnne. 233 Caput VI. Wie sich ein Kauffmanns-Diener in sei- nes Patrons Geschaͤfften/ auf Reisen zu ver- halten/ und was er vor seine eigene Person dabey zu profiti ren und zu lernen habe. 243 Caput VII. Wie ein Kauffmanns-Diener zu Haus/ )( )( und und vornemlich auf Reisen seiner Gesund- wahrnehmen/ und wann dieselbige einigen Anstoß gelitten/ solche durch dienliche/ und zum Theil auf Reisen leichtlich zu bekom- mende Haus-Mittel wieder herstellen/ son- derlich aber/ wann er an inficir ten Orten sich aufhalten muͤste/ sich vor der Pest præ- servi ren koͤnne. 283 Caput VIII. Welcher Gestalt ein Kauffmanns Die- ner auf Reisen/ die er zu Pferd verrichtet/ vor dasselbe Sorgtragen/ und im Fall dem- selben einige Kranckheit oder Unfall zuge- stossen/ solches wieder davon curi ren lassen koͤnne. 320 Caput IX. Von unterschiedlicher auslaͤndischer Muͤntzen/ ihren Valor, Wechsel- Cours, und Reduction, wie auch einigen sonderbaren curieus en Berechnungen und Rechnungs- Tabellen/ und was etwan sonsten an andern nutzlichen Dingen mehr/ einem Handels- Diener auf Reisen und zu Haus wohl zu stat- ten kommen moͤchte. 342 Caput Caput X. Von denen schrifftlichen Abschieden und Testimoniis, welche Kauffmanns-Dienern (die ihrer Patro nen Handlungen und Dien- ste/ nunmehro mit deroselben Erlanbniß und guten Willen quitti ren/ entweder weil ihre ver accordir te Dienst-Jahre zu Ende ge- lauffen/ oder sie ihre eigene Handlung anzu- fangen/ oder anderwaͤrts ihr Gluͤck bey Handlungen weiter zu suchen gedencken) von solchen ihren Patronis zu gewarten haben. 380 Caput XI. Welcher Gestalt ein Kauffmanns-Die- ner/ der nunmehro seinen eigenen Handel anzufangen gedencket/ von dem Commer- cien-Collegio muͤsse examini ret/ hierauf freygesprochen/ und der Zahl der Buͤrger und Kauffleut einverleibet werden. 399 Caput XII. Was ein Kauffmanns-Diener/ der sei- nen eigenen Handel/ entweder vor sich selbst )( )( 2 allein/ allein/ oder in Compagnie mit einem andern anzufangen gedencket/ dabey zu observi ren habe. 427 Caput XIII. Was in Specie ein gewesener Kauff- manns-Diener/ der nunmehro selbst Han- dels- Patron zu werden gedencket/ bey dem Groß- und Detail- Handlung (das ist bey dem Handel mit gantzen Stuͤcken/ und auch im Ausschnitt oder ins Kleine) vor son- derlicher Remarques haben muͤsse. 448 Caput XIV. Von denen Kauffmanns-Dienern/ die ihren eigenen Handel/ mit geringem Capital angefangen/ durch GOttes Seegen aber/ mit der Zeit so viel dabey profiti ret/ daß sie reiche und vornehme Leut hernach geworden. 475 Caput XV. Von gewissen Stifftungen/ Bruͤder- schafften und Montibus Pietatis, welche Kauffmanns-Dieners/ und andere/ der werthen Kauffmannschafft-Verwandte/ un- ter ter sich machen koͤnnten/ mit was vor Re- geln und Statutis selbige versehen seyn muͤ- sten/ und was vor Nutzen/ sowohl sie selbst/ als auch das Publicum, sonderlich aber die Kauffmannschafft/ eines Orts davon zu ge- warten haͤtte. 489 Caput XVI. Von dem Recht der Kauffmanns-Die- ner/ dessen sie sich/ wann sie treu und redlich dienen/ so wohl ihrer Dienste und Salarii, als auch ihrer Function halber erfreuen/ und was sie hingegen/ auch im Fall ihres Ubel- Verhaltens zu gewarten haben. 504 Anhang. Unterschiedlicher heilsamer Lehren/ deren sich junge Leut/ und (sonderlich auch die Kauffmanns-Diener) wann sie vor GOtt und der Welt einen Christlichen unstraͤfflichen und erbaren Wandel fuͤhren wollen/ bedie- nen sollen. Wobey zugleich auch aus Seel. Herꝛ )( )( 3 D. Pfeif- D. Pfeiffers Anti-Melancholico eine schoͤne Erinneruug/ beydes an Herꝛn als Diener/ wegen der ihnen respectivè obliegenden Pflichten/ und wie sie sich beyderseits in de- nen ihnen dabey zustossenden Wider- waͤrtigkeiten zu troͤsten haben/ mit beygefuͤget wird. Des Des Getreuen und geschickten Handels-Dieners Caput I. Was ein Kauffmanns-Diener sey/ und wie vielerley Arten der- selben gefunden werden? E Jn Kauffmanns-Diener wird derjenige genannt/ welcher nicht eben einem Kauffmann/ was des- sen Person betrifft/ an seinem Leib zu dienen/ sich wiedmet (sintemal es mehr denen Jungens und die noch in ihren Dienst- und Lehr-Jahren begriffen/ oder auch ausser denen Handels-Geschaͤfften/ besonders zu dergleichen persoͤhnlichen Diensten und Aufwartung angenommenen Personen und Laqueyen zukommt) wiewol sich auch gewisse Zufaͤlle ereignen koͤnnen/ da des Wohlstands und der Hoͤflichkeit halben/ ein Handels-Diener seinem Herꝛn/ mit sonderbarer Dienstfertigkeit/ und Erweisung gefaͤlliger Bedie- A nung Caput I. nung und Geflissenheit an dessen Person zu bege- gnen schuldig ist/ sondern es erstrecken sich seine Dien- ste mehrentheils auf seines Principals Handels-Ge- schaͤffte/ denenselben entweder nach besten Wissen und Vermoͤgen/ vermoͤg aufgetragener Gewalt wohl vorzustehen/ oder die dabey vorfallende Ver- richtungen/ nach seines Herꝛn Ordre und Willen auszufuͤhren/ und in Summa alles dasjenige da- bey zu thun/ was seinem Herꝛn und Principal zum Nutzen gereichen/ dessen Schaden abwen- den/ und ihm selbst vor seine Person die Last der Handlung erleichtern kan; sintemal eben darzu Die- ners angenommen werden/ damit sie die taͤglich anwachsende Handels-Geschaͤffte ihren Herren ab- nehmen/ diese hingegen nach und nach der Ruhe bey ihren durch Handlung erworbenen Reichthum/ oder doch zulaͤnglichen Guͤtern/ geniessen moͤgen/ wiewohl auch mancher noch nicht so weit gekommener Han- dels-Mann darum eben keinen Diener annimmt/ son- dern vielmehr/ damit er an solchen einen treuen Ge- huͤlffen in seiner Handlung haben/ und solche desto staͤrcker fortsetzen moͤge. Andere Beweg-Ursa- chen zu geschweigen/ die sich ohne dem hin- und wieder in diesem Tractat zur Gnuͤge aͤussern wer- den. Nachdem wir nun solcher Gestalt was ein Kauffmanns-Diener sey/ in genere beschrieben/ so ist auch noͤthig/ specialit er die vielerley Arten/ Clas- ses und Gradus derselben/ zu betrachten/ da sich denn gleich die Complimentarii, Factores, Buchhal- ter/ Contorist en/ Laden und Gewoͤlb/ Waare und Reise/ (oder auch zu unterschiedlicher dieser Factio- nen Was ein Kauffmanns-Diener sey : nen geschickte) Handels-Diener præsenti ren/ die wir jetzt alle der Ordnung nach beschreiben und an- sehen wollen. Ein Complimentarius, (welcher nicht von Compliment en/ das ist/ von allerhand hoͤflich/ heu- tiges Tags zierlichen/ politischen/ zuweilen Grund- falschen und erlogenen Reden/ Schmeicheleyen/ oder Liebkosungs-Worten/ dahero auch die Fran- tzoͤsische Derivation eines accomply Menteurs oder vollkommenen Luͤgners herkommt/ den Na- men fuͤhret/) wird mehrentheils in Jtalien/ als woraus dieses Benennungs-Wort entsprossen/ und auch in einigen vornehmen (sonderlich hoch- teutschen) Contoi ren und Handlungen diejenige genannt/ der von dem Wort accomplir, Com- plere, erfuͤllen/ die Stelle eines Handels-Patrons/ (entweder weil kein solcher vorhanden/ sondern nur die Handlung in Wittib- und Erben-Namen/ oder vor ihre Rechnung fortgefuͤhret wird/ oder weil der Patron selber/ aus Ursach obliegender anderer Geschaͤffte/ oder wegen allbereit genugsam erworbe- nen Reichthums/ eine solche Vollmacht/ auf einen getreu- und geschickt-erfundenen Menschen trans- porti ret/ und ihme nach Gefallen freye Haͤnde zu schalten und zu walten ertheilet) vertritt/ und alles nach eigenem Gutduͤncken/ in der ihme untergebe- nen Handlung veranstaltet/ und dahero den Na- men Complimentarius empfaͤngt/ wie also in gros- sen Druckereyen/ denen ein Haupt fehlet/ derjenige/ deme unter dessen die Direction aufgetragen wor- den ein Factor; in denen Apotecken der Ober- ste/ und zuweilen nach Absterben seines Herꝛn alles A 2 ver- Caput I. versehende und dirigiren de Gesell ein Provisor; Der einer Schuster-Wittib/ ihrer Werckstatt vor- stehende aͤlteste oder verstaͤndigste Schuh-Knecht/ ein Brett-Meister/ und ein dergleichen Schneider- Gesell/ der der verwittibten Meisterin in Bedienung ihrer Kundten/ getreue Huͤlffe leistet/ und seinen uͤbrigen Mitgesellen/ ihre zuverfertigende Arbeit zu- schneidet und anweiset/ ein Tafel-Schneider ge- nennet wird. Nur wolte ich/ daß im Kauffmanns- Stand/ das Wort Complimentarius, auch nicht so/ wie das Wort Banquier, gemißbrauchet wuͤrde/ und daß derje-nige/ der nicht etwan in einem Welt- beruͤhmten Contoir das Fac-Totum ist/ mit dem Prædicat eines getreuen Handels-Diener vorlieb nehme/ welches ihme eine groͤssere Ehre/ als das hochpralerische Complimentariat/ (da weder an ihm noch der Handlung/ der er vorstehet/ nicht viel besonders ist) seyn wuͤrde; wie ich denn in einer vor- nehmen Reichs-Stadt einen solchen/ nicht den Na- men/ sondern der That nach warhafftigen Compli- mentarium (welcher einer Welt-beruͤhmten Handlung/ von welcher der Principal gestorben/ lange Jahr in der Wittib Diensten vorgestanden/ und weil er dabey die Freyheit gehabt/ Nebenhand- lungen vor sich zu treiben/ durch Fleiß und Sorg- falt/ zufoͤrderst aber durch GOttes Seegen biß 14000. Reichsthl. erworben/ gekannt habe/ wel- cher sich Schertz halben offt selbst einen armen Dienst- boten/ meistentheils aber gegen diejenige genannt/ die etwan Geld von ihm entlehnen wollen/ welche er aber gemeiniglich mit diesen Worten abgefertiget/ daß man solches bey seines gleichen Dienstboten nicht su- chen Was ein Kauffmanns-Diener sey : chen muͤste/ da er in dessen vor viel tausend Cre- dit an der Boͤrß und im Beutel gehabt. Der andere Grad der Handels-Bedienten seynd/ die sogenannte Factores, à faciendo vom Thun/ also genannt. Dieses Wort Factor, ob es wohl nicht so viel syllbig als Complimentarius her- auskommt/ hat doch bey manchen mehr in Reces- su, als eines andern sein Complimentariat, in dem auf einen solchen das gantze Fac-Totum offt in einer Handlung lieget/ wiewol ich auch den Na- men/ oder vielmehr dieses Prædicat, nicht wol ver- tragen kan/ wann ich bedencke/ daß gleichwohl ein Unterschied zwischen denen auslaͤndischen Factori- bus seyn muͤsse/ die etwan Kauffleut in ihren Com- missionibus bedienen/ und also nur in einem Theil ihrer Handlung ihnen zu Diensten stehen/ es waͤre denn/ daß man jene/ Einlaͤndische und Domesticos Factores nennen wollte/ in welchem Fall/ ihnen sol- ches Prædicat noch wohl moͤchte koͤnnen beygeleget werden. Buchhalters heist man diejenige/ die der Kauff- leut Buͤcher fuͤhren/ das ist/ welche/ die das Mo- nat uͤber gehandelte Posten/ buchhalterischen Sty- lo nach journalisi ren/ folglich in das Haupt-Buch uͤbertragen/ monatliche und auch jaͤhrliche Schluß- Bilantze daraus ziehen/ solche ihren Principalibus præsenti ren/ und daraus in richtiger Ordnung de- nenselbigen ihren Handels- Etat, auch was des Jahrs uͤber in der Handlung gewonnen oder ver- lohren worden/ vorstellen. Solche Buchhalter seynd nun wieder zweyerley/ nemlich entweder solche/ die mehr als ein Contoir bedienen/ und ausser den Buͤ- A 3 cher- Caput I. cherfuͤhren/ und Rechnung ausschreiben auch et- wan der Relation, die sie daraus dem Principali von seines Handels-Zustand vorstellen/ sich sonst mit keinen andern Handels-Geschaͤfften vermengen/ sondern/ wenn sie ihre monathliche Verrichtung ein- gezogen und billanzi rt/ folglich sich auf ein an- der Contoir begeben/ und daselbst dergleichen thun. Oder es seynd also genannte/ und auch zu an- dern Handels-Geschaͤfften angenommene und besol- dete Handels-Diener/ welche einig und allein in eines einzigen Patrons Diensten stehen/ und weil sie vor andern mehr Capaci taͤt und Erfahrung/ auch gruͤndlichere Wissenschafft des Buchhaltens haben/ von solchen auch uͤber die Buͤcher gesetzet/ dadurch vor andern Bedienten distingui ret/ hoͤher als an- dere salari ret/ und in die Authorit aͤt gesetzet wer- den/ denen unter ihnen stehenden/ im Namen des Patrons, und was zu dessen Handlung Nutzen ge- reichet/ befehlen zu koͤnnen. Diese/ wie sie die Arca- na Negocii unter Handen haben/ mit ihren Her- ren zuweilen in Berathschlagungen dieser oder jener Handels-Angelegenheit eingehen/ also seynd es auch eigentlich die vornehmste Handels-Diener/ welche tacitè die Complimentariat schafft und Factor ey verwalten/ und in ihrem Prædicat der Buchhalter den rechten Characteur eines wohl meritir ten und considerir ten oͤbersten Handels-Diener einschliessen. Jhnen folgen Die Contoirist en/ die in ansehnlichen und vornehmen Handlungen auch ihre besondere Consi- deration und Wuͤrde haben/ und seynd selbige ent- weder Was ein Kauffmanns-Diener sey : weder Correspon denten/ welche die Brieffe schrei- ben/ dahero auch fremde Sprachen/ und eines guten Styli, sonderlich aber des Handels Zustands/ worauf solcher rouli ret oder bestehet/ kundig seyn muͤssen/ wobey ihnen auch die Geschaͤffte an der Boͤrß/ in Wechsel-Schluͤssen/ Ein- und Verkauff der Waaren/ und dergleichen/ vielmals mit anver- trauet und aufgetragen werden. Oder es seynd nur blosse Cassirers, welche die Geld- Cassam fuͤhren/ und in Staͤdten/ da keine Ban- quen aufgerichtet/ mit Geld-Einnahm und Aus- gab zu thun haben/ uͤber solche monatlich dem Buch- halter ihr wohlgeschlossenes Cassa- Buch uͤberrei- chen/ damit er aus solchen den Ubertrag in die Handels-Buͤcher machen koͤnne. Zu denen Contoirist en moͤchte man auch rech- nen/ die neu-angehende Handels-Diener/ welche posttaͤglich mit Briefschreiben und copy ren helffen/ und dabey ihnen zukommende und aufgetragene Handels-Geschaͤffte/ auch ausserhalb Haus verrich- ten muͤssen. Laden-Gewoͤlb- und Waaren-Die- ner/ seynd diejenige/ welche bloß mit Waaren/ und was deren Ein- und Verkauff betrifft/ umge- hen/ dieselbe zu sorti ren zu pflegen/ und zu conser- vi ren wissen/ bey solchen auch taͤglich im Laden/ Kram oder Gewoͤlb aufwarten. Ob nun wohl eini- ge unter ihnen auch zu denen Affai ren auf den Con- toir nicht untuͤchtig seyn/ und zuweilen bey ihren Principa len nebenst der Kraͤmerey/ (die als ein Stuͤck ihrer Handlung tracti ret wird/) auch ande- re Real- Handlungen sehen/ und unter Handen be- A 4 kom- Caput I. kommen/ so wissen doch hingegen ihrer viele/ aus- ser ihren Waaren/ und was im Kram vorgehet/ nicht viel von Real- Handlungen/ sonderlich die- jenige/ die in grossen Manufactur en dienen/ und welchen entweder die Abrechnung mit denen Hand- wercksleuten/ was solche an Materiali en bekom- men/ und an gemachten Waaren dagegen wieder einlieffern/ oder der Ein- und Verkauff/ item des Empfangenen und Versendenden solcher Waaren/ anbefohlen ist. Reise-Diener/ seynd zwar alle Handels- Diener/ die in ihrer Herren Geschaͤfften ausgesandt werden. Es giebt aber auch deren einige/ die conti- nuir lich von ihren Herren zu solcher Function, ent- weder ihrer starcken Leibes- Complexion oder Kaͤnntniß fremder Sprachen/ oder auch anderer Ur- sachen halber/ gebraucht werden/ und dahero offt in Jahr und Tagen nicht zu Haus kommen. Diejenige/ welche nur bloß Schulden zu mahnen ausgesandt werden/ haben zuweilen dieses Officium, weil sie zu hoͤhern Handels-Verrichtungen nicht allzu- geschickt seyn/ oder weil ihres Patrons Handlung erfordert/ allezeit an diesem oder jenem Orteinen still- liegenden Diener zu haben/ der nicht allein Schul- den einmahne/ sondern auch Waaren ein- und ver- kauffe/ und was von Zeit zu Zeit in Handlungen passi rt/ observi re und avisi re. Und dieses waͤre also kuͤrtzlich die Definition unterschiedlicher Han- dels-Diener/ ihren sonderbaren Verrichtungen nach; ausser diesen aber seynd sie auch anzusehen/ daß etliche derselben neu-angehende/ und erst aus denen Lehr-Jahren kommende/ andere alte geuͤbte Pra- ctici, Was ein Kauffmanns-Diener sey : ctici, einige aus Begierde etwas mehrers zu sehen/ und zu lernen/ andere bloß aus Interesse Dienen- de/ etliche zeitige/ andere immerfort in Diensten- stehende seyn. Die Neu-angehende/ haben zwar noch nicht die Erfahrung der lang-geuͤbten/ wann aber nur eine ruͤhmliche Begierde und Feuer in ihnen ist/ sich als Handels-Diener ihrer Function wohl zu acquiri- ren/ taͤglich mehrere Progressus in denen Handels- Wissenschafften zu machen/ so ist solches schon loͤb- lich/ und ersetzet etlicher massen/ was ihrer Capaci- taͤt abgehen moͤchte. Alte Practici und lang bey der Handlung Ge- uͤbte/ seynd einem Handels- Patron so viel nuͤtzlicher/ als sie der Handlung Zustand schon wissen/ und von selbst ungeheissen thun koͤnnen/ was ihnen zu thun oblieget. Diejenige/ welche aus Begierde etwas meh- rers in negotiis zu profiti ren/ sich in Dienst bege- ben/ seynd gemeiniglich solche/ die schon ihr kuͤnff- tiges Etablissement wissen/ und nur darum die- nen/ damit sie sich in dem/ was ihrer kuͤnfftigen Hand- lung zutraͤglich seyn moͤchte/ so viel mehr perfectio- ni ren koͤnnen. Hingegen dienen andere aus Interesse und Ab- sichten/ wie dorten Jacob um seine Rahel, inglei- chen/ damit sie sich etwas verdienen moͤgen/ davon sie kuͤnfftig ihren eigenen Handel anfangen/ oder auch im Alter davon leben koͤnnen/ welches ihnen zumalen wohlgelinget/ wann ihre Principales ihnen eine beson- dere kleine Neben-Handlung vor eigene Rechnung zu thun vergoͤnnen/ wiewol solches cum grano salis, A 5 wie Cap. I. Was ein Kauffmanns-Diener ꝛc. wie weit nemlich es einem Handels- Patron anstaͤndig sey/ daß sein Diener neben ihm Handlung treibe/ anzusehen ist/ wovon anderwerts mit mehrern soll gehandelt werden. Zeitige Dieners seynd diejenige/ die nur auf gewisse Zeit von Jahren dienen/ hernach ihr Gluͤck weiter suchen/ von einer Handlung zur andern ge- hen/ oder endlich gar ihr eigenes anfangen. Da hingegen andere (vornehmlich die keine gros- se Mittel haben/ oder von Jugend auf in einer vor- nehmen Handlung gedienet/ die ein groß Capital erfordert) sich/ weil sie entweder ihr Conto bes- ser beym Dienen/ und die Fuͤsse unter eines andern Tisch zu stecken/ als bey diesen schwehren Zeiten ihr eigenes anzufangen finden; oder weil sie ihren Prin- cipal en mit Lieb und Treu zugethan sind/ und sich seinem Hauß verbunden halten/ seiner Handlung bestaͤndig/ und Zeit seines Lebens zugethan zu seyn/ widmen/ und dannenhero biß an das End ihres Le- bens/ gegen Empfang eines jaͤhrlichen zulaͤnglichen Salarii verbleiben/ dabey auch vielmahls sich samt den Jhrigen gar wohl be- finden. Caput Caput II. Was ein Kauffmann in An- nehmung eines Handels-Dieners/ und dieser wieder/ in Ansehung der Dienst/ in welche er sich zu begeben gedencket/ zu ob- servi ren habe/ auch welcher Gestalt ihre Con- tractus, die sie deßfalls mit einander ma- chen/ einzurichten seyn? E Jn Kauffmann/ der einen Diener anneh- men will/ hat zuforderst Acht zu geben (1.) auf sich/ seine Handlung/ und Hauß- stand/ (2.) auf des Dieners/ den er annehmen will/ seine Persohn/ Quali taͤten/ und andere Umbstaͤnde; und (3.) auf das Publicum selbst/ und etwann die Beschaffenheit des Orts/ und der Zeiten/ in welchen er lebet/ und seine Hand- lung établi ret hat. Seine eigene Persohn siehet ein Kauffmann bey Annehmung eines Dieners an/ ob solche so unvermoͤgend/ alt/ schwach/ oder von andern Geschaͤfften dergestalt distrahi rt sey/ daß er nicht laͤnger seine Handlung ohne Gehuͤlffen/ und zwar ausser den Jungen noch eines Dieners/ der die wichtigsten Handels-Geschaͤffte besorge und ver- richte/ fortzufuͤhren vermoͤge. Er betrachtet fer- ner/ ob seine Handlung so viel eintrage/ daß funff- tzig oder hundert/ auch wohl doppelt so viele Reichs- thaler/ nebenst der freyen Kost/ Logiment und Waͤsche/ dem Diener Jaͤhrlich koͤnnen pro Salario und Caput II. und Ergoͤtzlichkeit seiner Dienste gegeben werden? ob nicht sein Handels-Jung/ der schon etliche Dienst und Lehr-Jahr bey ihm zuruck geleget/ oder auch sein/ des Kauffmanns/ eigene Kinder von der Faͤhig- keit seyn/ ihme Handels-Dienste zu thun/ ohne daß hierzu ein sonderbahrer besoldeter Diener erfordert werde. Bey welcher Gelegenheit ich nicht umhin kan/ denen (auf gute Conditiones sich allzu viel verlas- senden) Handels-Dienern zur Nachricht und War- nung zu sagen/ daß es heutiges Tags mit ihren Dienen eine gantz andere Bewandniß habe/ als es vor 40. oder 50. Jahren gehabt/ da nicht so wohl Kraͤmers-als andere Kauffleut sehr viel Dieners/ und zwar offt Super-Numerarios, oder uͤber die benoͤthigte Zahl gehalten. Einige auch noch biß dato/ jedoch nur so viel/ als sie unentbehrlich ha- ben muͤssen/ derselben in Dienste nehmen/ welches wir ihnen auch nicht absprechen wollen; allein sei- ter dem/ daß in denen See- und andern grossen Handels-Staͤdten die guten Schreib- und Rechen- Schulen/ worzu sonderlich Nuͤrnberg/ Hamburg/ Leiptzig/ Franckfurt/ Luͤbeck/ Amsterdam/ stattliche Exempel der Nachahmung gegeben/ aufgekom- men/ in welchen die zur Kauffmannschafft gewid- mete Jugend/ schon einen guten Vorschmack zu al- lerhand Handels-Wissenschafften bekommt/ auch die Handlung sich dergestalt ausgebreitet/ daß selbige ein mehr bekanntes Gewerb/ als vor diesen gewor- den/ die heutige Jugend auch durch Kunst und Wis- senschafften mehr als vormahls an Verstand ge- schaͤrffet wird/ so daß viel zeitiger als vor diesen ein jun- Von allerhand Kauffmanns -Contract en. junger Knab von seinen Eltern zu der Profession, zu welcher er gewidmet ist/ und also auch zur Kauff- mannschafft angehalten werden kan; da faͤllt das Dienen-Halten zimlich weg/ und behilfft sich nicht allein obbemeldter Ursachen halber/ sonderlich bey diesen kuͤmmerlichen Zeiten/ ein Kauffmann so gut er kan/ mit seinen Dienst- und Lehr-Jungens/ und eigenen Kindern; arbeitet auch wohl selbst umb so viel mehr/ damit er nur nicht viel Bediente zu hal- ten/ noͤthig haben moͤchte; dahero es/ sonderlich in Holland/ nicht mehr um die Zeit ist/ daß einer/ der vor Diener daselbst dienen will/ sich ein grosses Sa- larium versprechen darff/ sondern es werden ihme noch wohl jaͤhrlich ein hundert oder mehr Gulden Kost-Geld darzu abgefordert. Seiter dem auch/ daß die Ab- und Zuschreib- Banques aufgekom- men/ erspahren die Kauffleute an denen Orten (wo fast alle Zahlungen per Banco geschehen) schon ei- nes Dieners/ den sie sonst auf ihre Cassam haͤtten halten muͤssen/ man theilet auch nicht mehr die Han- dels-Geschaͤfften so genau ein/ da jeder Bedienter eben seine gewisse Verrichtungen haben/ und aus- ser derselben an keine andere gebunden seyn solte/ sondern wer des Tags uͤber in der Bude oder Waaren-Gewoͤlb gestanden/ muß deß Abends auf das Contoir, und bey die Buͤcher/ auch wann es den Patron beliebet/ sich zu Pferd/ Wagen/ oder Schiff setzen/ und da oder dorthin/ nahe oder ferne/ umb Schulden einzu cassi ren/ Waaren einzukauf- fen/ oder wieder zu verkauffen/ oder auch nach des Patrons Ordre andre Geschaͤffte auszurichten/ fort- reisen/ welches eben das jenige ist/ was ein Han- dels- Caput II. dels- Principal am besten wissen muß/ worzu ihm/ einen Diener zu halten/ noͤthig sey oder nicht. Wie nun einige hierinnen in excessu fehlen/ das ist/ daß sie mehr Diener annehmen/ als sie deren noͤthig ha- ben/ so pecci ren andere hingegen wieder in defe- ctu, welche entweder aus Kargheit/ oder aus all- zu absurder Vorsichtigkeit/ daß ihnen ihre Hand- lung/ die doch eben kein Mysterium ist/ nicht moͤge abgesehen werden/ keinen Diener halten wollen/ sondern lieber selbst arbeiten/ lauffen und rennen/ ehe sie einem ehrlichen Menschen das Brod bey sich goͤn- neten/ oder ihm etwas bey sich sehen und lernen liessen/ damit er kuͤnfftig auch zu einen Mann wer- den koͤnte. Bey etlichen kommt auch ihre Haußhaltung in Consideration, um nach gewissen Umstaͤnden derselben entweder Dieners anzunehmen oder nicht; dann da will entweder die karge Hauß-Mutter ih- nen nicht satt zu essen geben/ oder es geben andere Dinge in manches ehrlichen Manns seinem Hauß/ auch wider seinem Willen/ vor/ welche er nicht ger- ne haben wolte/ daß sie andern Leuten kund werden solten. Zuweilen mangelt auch der benoͤthigte Raum/ einen Handels-Bedienten wohl zu logi ren/ und da ein Hauß-Vater offt samt den Seinigen sich mit wenigen behilfft/ will es doch propter De- corum sich/ wann man ordentlich Gesind hat/ nicht so wohl thun lassen/ sondern der Auffgang/ oder die Ausgab wird allezeit groͤsser; Andere Betrachtungen mehr zu geschweigen/ welche etwann einem Kauff- mann seiner Haußhaltung halber vorkommen moͤch- ten/ eh er sich einen Diener anzunehmen/ resolvi- ren koͤnte. Wegen Von allerhand Kauffmanns -Contract en. Wegen der Persohn des Dieners hat er erst- lich physicè zu betrachten/ ob das sich angegebene/ in Vorschlag gebrachte/ oder ihme recommandir- te Subjectum zu seinen Diensten und Geschaͤfften/ zu alt oder zu jung/ zu starck oder zu schwach/ zu feurig und munter/ oder zu melancholisch und stumpf sey/ dann was soll ein verdrossener/ schwerer/ fau- ler/ alt und schwacher/ kraͤncklicher Kerl/ bey Hand- lungen von grossen Fatiquen oder Reisen/ welche einen aufgeweckten Geist/ beredten Mund/ hurtige Haͤnde und Fuͤsse/ und eine kurtze Resolution er- fordern/ und hingegen ein allzu blutreicher/ allzu lebhafftiger/ prompter und lustig-gesinnter/ bey Handlungen/ die in vielen Sitzen/ Speculi ren und Nachsinnen bestehet. Werden diese widrige Tem- peramenta nicht auch einen widrigen Effect nach sich ziehen; wiewohl auch nicht zu laͤugnen/ daß ein gutes Naturel, und die (bey vielen dergleichen Sub- jectis ) die Oberhand habende Vernunfft auch uͤber ihre Affect en den Meister spielen/ und solche zu rech- ter Zeit bezaͤhmen koͤnnen/ wiewohl auch diese Phy- sica li sche Reflexion nicht eben allein bey eines an- zunehmenden Dieners Persohn in Consideration kommen; sondern es findet sich auch vor das ande- re eine Morosische/ darinn bestehende/ daß entwe- der die Lebens-Art eines solchen Dieners nicht mit dem Humeur des Handels- Patrons, oder der Con- venien tz seiner Handlung uͤberein komme/ am aller- meinsten aber zeiget sich darinnen nach einer Poli- tischen Betrachtung/ ob es rathsam sey/ zu der Wahl des angegebenen Subjecti zu schreiten oder nicht; wann nehmlich bevor stehet/ daß ein solcher Mensch von Caput II. von einer solchen Extraction und Condition sey/ daß wenn er erst die Handels- Arcana des Patrons abgesehen/ er sich kuͤnfftig derselben zu sein/ des Principals Schaden durch eigene Handlung/ oder durch Divulgi rung an andere Leute/ und sonderlich an seine Freunde zu Nutz machen koͤnte; oder es zei- get sich auch ein anderer Argwohn und Furcht/ wa- rum man einen solchen nicht in die Zahl seiner Do- mestiquen auf- und ins Hauß und Handlung an- nehmen koͤnne; wiewohl auch im Gegentheil aus eben solchen Considerationibus von der Persohn eines Dienst-suchenden Subjecti hergenommen die Annehmung desselben faciliti ret werden koͤnte/ als wann er von solchem Hauß oder Familie entsprossen oder recommandi ret waͤre/ welcher man Obliga- tion haͤtte/ und nichts versagen koͤnte; item/ wann die Absicht dabey vorkaͤme/ daß/ da ein solcher Mensch zuvor anderwaͤrts gedienet/ und gruͤndli- che Nachricht von frembder Handlung haͤtte/ man durch ihm (jnsonderheit wann er mißvergnuͤget weg- gekommen) hinter neue Kundschafft und Arcana, welches sich dann gar offt zutraͤgt/ kommen koͤnte/ wiewohl dieses kein zugelassener Modus, seine Hand- lung zu vergroͤssern/ mag genennet werden/ wie dann auch ein ehrliebender Kauffmann von sich selbst eines andern in Ungunst/ und umb seines eigenen Verschuldens willen weggekommenen Diener so leicht nicht in Dienste nehmen wird/ in Ansehung/ daß es nicht wohl gethan/ und kein gut Gebluͤt bey den vorigen gegen den neuen Herrn zu setzen pfle- get/ solcher Gestalt auch viel lieber ein solcher Mensch (sonderlich wann er ein muthwilliger Deserteur ist) solte Von allerhand Kauffmanns -Contract en. solte abgewiesen/ als unsers Mitbuͤrgers Freund- schafft dadurch verlohren werden/ wie dann auch viel loͤbliche Handwercks-Jnnungen in ihren Statu- tis dieses expresse, als einen legem haben/ daß niemand des andern mit Unwillen dimittir tes oder entlauffenes Gesind behausen und beherbergen/ viel weniger in Dienst und Arbeit nehmen darff/ weil durch solche ungestraffte Uberlauffung das Gesind nur halßstarriger gemacht/ und was dem einen ge- schehen/ dem andern auch wiederfahren kan; zu wel- chem Ende auch sehr loͤbliche unterschiedliche Obrig- keitliche Verordnungen ergangen/ daß niemand ei- nes andern Gesind anzunehmen befugt seyn solte/ es haͤtte dann selbiges ein beglaubtes Zeugniß sei- nes Wohlverhaltens und guͤltigen Abschied/ daß es mit gutem Willen seines vorigen Herrns aus Dien- sten gekommen/ aufzuweisen. Ein anderes waͤre es/ wann ein solcher Mensch erhebliche und rechtmaͤßige Ursachen seiner Ver- aͤnderung anzufuͤhren haͤtte/ und daß solche Beweg- Gruͤnde vor ihm stritten/ auf welche ihme gar wohl/ und ohne weiteres Bedencken anderwaͤrts Dienst koͤnte gegeben werden/ oder daß auch ein Handels- Patron besondere zulaͤßige Absichten und Motiv en haͤtte/ warum er einen solchen Menschen gar fuͤg- lich wieder in Diensten zu nehmen kein Bedencken tragen duͤrffte. Mehrmahls werden auch Handels- Diener/ welche ihre Dienste præsenti ren/ ihrer Per- son halber/ angenommen/ aus einer sonderbahren Zuneigung und untruͤglichen Persuasion, die ein Handels Patron vor ihre Merit en hat/ welche ihm wohl gar zu der heimlichen Resolution bringen/ B die- Caput II. dieselbe entweder gar in seine Handlung zu neh- men/ oder noch naͤhere Verbuͤndlichkeit durch Verheyrathung einer seiner Toͤchter an denselben mit ihm zu schliessen. Was die zu betrachtende Quali taͤten des Ver- stands betrifft/ ist ein solcher seine Dienst præsenti- rende oder recommendir te Diener entweder ein guter Verrichter/ von dem man versichert ist/ gute und nuͤtzliche Dienste zu ziehen/ oder es mangelt ihm auch an der benoͤthigten Capaci taͤt/ in jenem Fall wird der Contract bald geschlossen seyn/ wann son- derlich andere erforderte Requisita sich mehr dabey befinden; in diesem aber haͤlt es schon etwas haͤrter/ obgleich das Subjectum sonst an sich selbst von gutem Hauß/ Naturel und Recommendation, auch auf seine Conduite nichts auszusetzen seyn moͤchte/ dahero es offtmahls kommt/ daß derglei- chen Leut/ auf ein oder zwey Jahr noch ohne Sala- rium, biß sie sich etwas fester in denen Handels- Wissenschafften gesetzet/ engagi ret werden/ oder gar/ wie in Holland geschiehet/ noch etwas Geld zugeben muͤssen/ wann auch selten ein so capables Subjectum gefunden wird/ welches in alle Saͤttel gerecht seyn solte/ nach dem bekannten Sprichwort: Non omnia possumus omnes, man kan nicht von einem alles fordern. Als seynd solchem nach etliche gute Contoiri sten/ welche mehr bey der Feder/ Buchhalten und Correspondenz, als zum Waa- ren dienen; Andere hingegen verstehen sich gut auf den Ein- und Verkauff/ und seynd vollkommene Kraͤmer/ Rabulist en/ das ist solche/ welche auf der Kraͤmerey ausgelernet/ und in solcher einem Pa- trono Von allerhand Kauffmanns -Contract en. trono nuͤtzliche Dienste leisten koͤnnen; andere hin- gegen haben eine Freymuͤthigkeit in Schulden einzu- fordern/ eine gute und gesunde Leibes -Constitu- tion zum Reisen/ verstehen auch etwann des Lan- des Sprach/ wohin sie ihr Patron zu senden geden- cket; noch andere seynd sehr viel bey Manufactur en- Handlungen umbgegangen/ koͤnnen auch wohl selb- sten in ein und andern Hand mit anlegen/ oder es finden sich auch dergleichen/ welche mit guten Atte- statis versehen/ eine gute Mine und Ansehen/ son- derlich aber das Donum insinuandi haben/ dabey hurtig/ aufgemuntert und unverdrossen seyn/ und ei- ne gute Hoffnung nuͤtzlicher Dienste von sich geben. Solche Quali taͤten alle kommen alsdann bey einem Patrono in Consideration, daß er so viel leichter resolvi ren kan/ und einen guten Menschen/ was solcher von ihnen zu hoffen habe/ nicht lange auf- halten darff/ wie dann insonderheit bey diesen letz- teren Punct die uͤbele Gewohnheit mancher Kauff- leute nicht zu loben ist/ daß sie manchen jungen ehr- lichen Menschen/ der etwann Condition bey Jh- nen sucht/ das Maul aufsperren/ als wann sie ihn entweder selbst accommodi ren/ oder doch bey an- deren recommandi ren wolten/ da doch hernach aus beyden nichts wird/ der Expectant aber in- dessen das Seinige verzehren/ und noch darzu biß- weilen anderwerts ein gutes Gluͤck versehen muß. Was ein gewissenhaffter erbarer Kauffmann ist/ der wird allen solchen jungen Leuten gleich mit Penetra- tion, und aus vielen Merckmahlen ins Hertz greiffen/ ihre Profectus erkundigen/ und so gleich aus einer kurtzen Conversation und Betrachtung etlicher B 2 Neben- Caput II. Neben-Umbstaͤnde ur theilen koͤnnen/ was an ih- nen zu thun sey oder nicht. Hierauf auch zugleich ihnen/ wann es ihm selber angehet/ Categori- sche Antwort von Ja oder Nein ertheilen/ oder ihnen doch gute Nachweisung und Unterricht geben/ wo sie sich ferner addressir en solten/ und was zu ihren Besten in ihrer Profession gereichen koͤnte/ wie dann ein jeder Christlicher Kauffmann in seinem Ge- wissen verbunden ist/ es sey gleich ein junger Mensch an Jhn recommandi ret oder nicht/ wann er den- selben Freundschafft und einen Liebes-Dienst erwei- sen kan/ solches nicht zu unterlassen/ weil niemand jemahls zu viel/ aber wohl zu wenig wohl thun kan/ offtmahls auch uͤber lang oder kurtz/ ein sol- ches bezeigtes Wohlwollen/ von dem/ der es ge- nossen/ wo nicht an ihm selbst/ doch an seinen Kin- dern vergolten wird. Weil aber diese Morale nicht allen/ sonderlich denen Auffgeblasenen/ und die sich nicht viel umb ihres Naͤchsten Zustand (es sey sol- cher gut oder boͤß) bekuͤmmern/ jn Kopf gehen will/ als vermeine ich/ denen angehenden Hand- ungs-Verwandten und Dienst-suchenden Kauff- manns-Dienern einen grossen Dienst erwiesen zu haben/ wann ich hinten in einem besondern/ und zwar in dem 15. Capitel gar was Neues auf die Bahn bringe/ nehmlich ein Project, wie in grossen Handels-Staͤdten die/ der loͤblichen Kauffmann- schafft mit Bedienung Verwandte/ gewisse Stiff- tungen/ und ein ordentliche Zunfft- oder Jnnungs- Hauß unter sich auffrichten sollen/ in welchem sich unter andern auch einheimische und auslaͤndische Condition- suchende Handels-Diener addressi ren/ und Von allerhand Kauffmanns -Contract en. und daselbst guter Nachweisung/ Recommenda- tion, Vorsprach und Vorsorge gewaͤrtig seyn koͤnnen. Belangend die uͤbrigen Umbstaͤnde/ welche ein Kauffmann in Annehmung eines Dieners seiner Person halber zu beobachten haben moͤchte/ seynd dieselbige so mannigfaltig/ daß sie wohl nicht alle erzehlet werden koͤnnen; nur etlicher wenigen zu gedencken/ so wird manchmal einem Menschen in Absicht eines gewissen vornehmen Hauses/ welches man sich dadurch obligi ret/ Condition gegeben/ man erlanget auch wohl durch denselben profita b- le Commissiones, oder man findet sich eben in dem Stand/ daß man Diener nothwendig haben muß/ solte es auch nur auff eine Zeitlang/ oder bey haͤuffigen Meß-Verrichtungen zu diesem oder jenem Negotio seyn/ da dann hernach die Condi- tiones auch darnach eingerichtet/ und wenn die Ursach ihrer Annehmung aufhoͤret/ auch die Dien- ste wieder geendiget werden. Zuweilen accordi rt man auch auf eine gewisse Prob-Zeit/ nach deren Verlauff ein weiterer Contract soll geschlossen werden. Man hat auch Verwandte/ denen man ihre Kinder in Diensten zu employ ren nicht ab- schlagen kan/ das Vertrauen zu dergleichen Leu- ten/ dasselbige/ ob sie gleich nicht von allzu grosser Capaci taͤt/ doch getreuer als ein Fremb der dienen werden/ thut auch schon etwas zur Sach/ und was der Umbstaͤnde noch mehr seyn moͤchten/ welche bey Annehmung eines Dieners/ dessen Person halber/ in Betrachtung kommen koͤnten. Jst noch drittens uͤbrig/ was erstlich wegen des B 3 Publi- Caput II. Publici, dann auch des Orts/ der Zeiten und Hand- lung halber/ ein Kauffmann bey Annehmung eines Dieners zu bedencken habe; hier verstehen wir nun unter dem Publico, vornehmlich die Boͤrß/ oder die gantze Kauffmannschafft desselbigen Orts/ wie nehmlich dieselbe es in ihrer Bedienung zu halten gewohnt sey/ ob sie (will nicht sagen) mit uͤber- fluͤßigen/ sondern nur mit nothwendigen Dienern versehen sey/ oder ob jeder seine Kraͤfften selbst da- ran strecken/ und mit den Seinigen arbeite; Weil aber dieses letztere sich nicht wohl bey grossen Hand- lungen allezeit will thun lassen/ als muß ein jeder von selbst sich hierinn pruͤfen/ und wissen/ was ihme am zutraͤglichsten sey oder nicht/ wann ihme dann die Billigkeit und gesunde Vernunfft saget/ daß er eines getreuen Handels-Gehuͤlffen in seiner Handlung noͤthig habe/ und kein Ehrgeitz darun- ter stecke/ daß er etwann dadurch vor andern wol- le gesehen seyn/ so nehme er in GOttes Nahmen einen an/ und kehre sich nicht daran/ was mißguͤn- stige oder spoͤttische Leute davon reden/ es ist auch dem Publico selbst daran gelegen/ daß gute Leute zu der Republic Diensten (dergleichen sonderlich die Kauffleut seyn) erzogen werden. Die Betrachtung (welche der Ort/ wo ein sol- cher Kauffmann wohnet/ geben moͤchte) bestehet da- rinnen/ daß er vornehmlich dahin sehe/ ob solcher weitlaͤufftig von grossen Negotiis, vielen Kauff- leuten bewohnet/ ob es ein See-Haven/ in welchem viel Schiffe ab- und zufahren/ und also wegen Viel- heit der Geschaͤfften/ und Weitlaͤufftigkeit des Orts/ einen oder mehr Diener zu halten/ er sonderlich noͤ- thig Von allerhand Kauffmanns -Contract en. thig habe/ wobey er zugleich auf die Theurung der Lebens-Mittel/ und ob das Gesind viel zu unter- halten kostet/ Reflexion zu machen hat. Nicht weniger seynd auch die Zeiten anzusehen/ ob solche dermahlen dem Commercio guͤnstig seyn oder nicht/ und ob folglich mehr oder weniger Bedien- ten zu halten seyn/ welches ihm auch der Zustand seiner Handlung selbst am besten an die Hand ge- ben wird/ wie hiervon schon oben mit mehrern Mel- dung geschehen. Folgen nun die Betrachtungen/ welche ein Dienst-suchender Kauffmanns-Diener/ eh er sich bey jemand engagi ret/ vorhero haben muͤsse; sol- che bestehen nun vornehmlich darinnen/ daß er erst- lich sich selbst/ und dann den Patron, bey welchem er sich in Dienst begeben will/ wohl kenne/ und nebst denen erforderten Umbstaͤnden/ alles erstlich reifflich untersuche und uͤberlege. Was die Kaͤnntniß seiner eigenen Person an- betrisst/ muß er seine Leibs- und Verstands-Kraͤff- ten wohl pruͤfen und verstehen/ ob sie dem Nego- tio, bey welchem er dienen will/ gewachsen seyn oder nicht; ob auch die Requisita des Alters/ der Legali taͤt und Habili taͤt/ die bey mancher Condi- tion erfordert wird/ wie auch genugsame Caution (wann solche begehret werden solte) bey ihm zu finden/ und von ihm præsti ret werden koͤnte. Ferner/ ob der Patron, bey dem er dienen will/ und auch seine Handlung also beschaffen/ daß man kuͤnfftig seine Avantage davon zu hoffen haͤtte. Dieses alles etwas genauer zu beleuchten/ so moͤchte sich mancher Kauffmanns-Diener von die- B 4 ser Caput II. ser oder jener Handlung leichtlich ein Concept ma- chen/ daß seine Leibes- und Verstands-Kraͤfften zu derselben zulaͤnglich waͤren/ da sie es doch in der That nicht seyn/ indem entweder viel sitzen und spe- culi ren/ oder viel Fatiquen/ Reisen/ und Hand-Ar- beit dabey vorfallen/ zu deren einem oder den an- dern bey ihme gerad das Gegentheil seiner Com- plexion und Humeur nach sich findet; so ist auch bey einer Handlung/ die man ex professo nicht gelernet/ so leicht nicht fort zu kommen/ daß man nicht darinnen taͤglichen Unterricht noch beduͤrffe/ und dahero den Handels- Patron schlechter vergnuͤ- gen solte/ als er/ oder der Dienende/ sich vorher ein- gebildet. Wegen des Alters eines Dienst-suchendens kommt zu betrachten vor/ daß solches ebenfalls der Handlung/ bey welcher er dienet/ und der Arbeit/ zu welcher er sich applici ren soll/ gemaͤß seyn muͤs- se/ etliche Handels-Verrichtungen/ sonderlich die an einen Diener allein aufgetragen/ und seiner Ha- bili taͤt uͤberlassen werden/ erfordern einen gantzen und lang erfahrnen Menschen/ der/ wie man im Sprichwort sagt/ Haar auf den Zaͤhnen hat/ und allbereit lang die Jungen-Jahr zuruͤck geleget. Seiner Legali taͤt und Habili taͤt halber/ kom- met zu betrachten vor/ ob er auch der Orten vor einen Diener koͤnne angenommen werden/ oder ob seine Geburt/ Abkunfft und Vaterland ihm daran verhindern/ und wann dieses gleich nicht waͤre/ ob er darum doch hernach zur Meisterschafft und Jn- nungs Faͤhigkeit der Orten gelangen koͤnne/ oder ob ihme auch in diesem Passu ein Statutum im We- ge stehe. Ferner/ wann auch diese Schwuͤrigkeit geho- Von allerhand Kauffmanns -Contract en. gehoben/ ob er seines Wohlverhaltens wegen tuͤch- tige Abschiede/ und wann es verlangt wuͤrde/ an- nehmlich Caution præsenti ren koͤnne. Dieser letztere Punct stehet heutiges Tags vielen umb so vielen mehr im Weg/ als einige Kauffleute wegen der Untreu ihrer Diener grosse Ursach haben/ den- selben starck zu urgi ren/ umb so viel mehr/ als auch die besten Gemuͤther/ zu denen man sich alles gu- tes versehen/ und welche sich etliche Jahr lang red- lich und wohl verhalten/ durch boͤse Gesellschafft von dem Tugend-Weg ab/ und auf die Laster-Bahn koͤnnen verfuͤhret werden. Was wegen des Handels- Patrons und seiner Handlung/ dem sich in Dienst-begebenden Han- dels-Diener zu bedencken vorkommen moͤchte/ be- stehet darinn/ daß er sich erstlich dessen Humeurs, wie solcher beschaffen sey/ erkundige/ in Ansehung/ daß mancher Patron nicht nur wunderlich/ sondern gar fast unertraͤglich seinen ihme doch treu und wohl-dienenden Leuten werden will/ so/ daß man ihm nichts zu Danck oder recht machen kan/ die Strapaz en/ so man bey ihm auch offt aus unver- nuͤnfftiger Ordre auszustehen hat/ seynd in die Laͤn- ge nicht auszuhalten/ bey welchen allen (ob es gleich sonst bey andern Conditionibus heissen moͤchte: Perfer \& obdura, dolor hic tibi proderit olim, Leide und schmiege dich eine Zeitlang/ dieser Kum- mer wird dir endlich zu deinem grossen Gluͤck ge- deyen/ es doch dieses Orts nicht erscheinen will/ daß man kuͤnfftig von dem mißguͤnstigen oder eigennuͤ- tzigen Patrono, nach langen muͤhseeligen Dienst- Jahren eines Avancements, Vorschub oder Huͤlffe B 5 sich Caput II. sich zu getroͤsten haben solte/ oder es ist eine solche Handlung/ bey welcher sich ein junger Munsch/ als Diener zu begeben/ gedencket/ so beschaffen/ daß er selbige kuͤnfftig vor eigene Rechnung aus Mangel des Capitals nichts unternehmen kan; zuweilen wer- den von denen Patronis, denen sich zu ihren Dien- sten præsti renden Dienern auch solche Conditio- nes vorgeschrieben/ welche ebenfalls vorher/ ehe man solche eingehet/ genau uͤberleget seyn wollen/ als wann zum Exempel eine gewisse Zahl von Jah- ren/ welche sie sich zu dienen verschreiben sollen/ ih- nen abgefodert wird. Jtem/ wann man das Sa- larium dergestalt einrichten will/ daß es entweder nur von Jahren zu Jahren wachsen/ oder in den ersten oder andern Jahr gar ausbleiben soll/ in- gleichen wann man dem Contract (wovon wir bald genugsame Formularia geben wollen) gewis- se Clausulas und Conditiones mit einrucket/ wel- the allerdings eine reiffe Uberlegung (ehe man sol- che unterschreibet) erfordern. Viel Kauffleut-Dieners kommen bey Han- dels- Patronis in Condition, entweder weil sie ih- re Jungen-Jahre bey demselben ausgestanden/ und vermoͤg des Contracts schuldig seyn/ noch etli- che Jahr als Diener gegen einer gewissen Besol- dung bey ihnen zu stehen/ oder sie seynd von andern Kauffleuten/ die ihres Herkommens/ Capaci taͤt und Conduite halber/ gute Wissenschafft haben/ nach- druͤcklich recommandi ret. Einige reisen auch wohl auf Hoffnung/ Condition zu erlangen/ an einen grossen Handels- oder Meß-Ort/ woselbst eine Zu- sammenkunfft vieler Kauffleute zu seyn pfleget/ wie wir Von allerhand Kauffmanns- Contract en. wir dann von diesem letzteren Modo in unserer Be- schreibung von Messen und Jahr-Maͤrckten/ wie der- gleichen sich angebende Handels-Diener/ vor un- sern vorgeschlagenen Adres-Contoir daselbst zu examini ren/ und folglich an vornehme Kauffleute zu recommandi ren waͤren/ Meldung gethan. Bißher haben es mehrentheils in grossen Handels- Staͤdten/ die Maͤcklers auf sich genommen/ derglei- chen Dienst-suchende Dieners zu recommandi ren/ wie denn auch viel Kauffleut selbst/ welche Dieners benoͤthiget seyn/ sich an dergleichen Maͤcklers zu adressi ren pflegen/ unser vorgeschlagenes Handels- Bedienten Zunfft-Haus aber/ wird hinfuͤhro an denen Orten/ wo selbiges étabili ret werden sollte/ am allerbesten ins Mittel tretten/ und die Kauffleute mit tuͤchtigen Dienern/ diese aber mit rechtschaffe- nen Patronis zu versehen suchen/ und hieruͤber lassen wir es/ was die Considerationes betrifft/ welche ein Kauffmann in Annehmung eines Dieners/ und dieser wieder wegen der zusuchenden und zunehmen- den Condition haben muͤsse/ beruhen/ und wenden uns nunmehro zu denen Formularibus unterschied- licher Contract en/ welche zwischen Kauffleuten und ihren anzunehmenden Dienern aufzurichten seyn/ in welchen dann unterschiedliche Clausuln und Cautel en/ die so wol der eine als der andere Theil sich zu Nutz zu machen hat/ vorkommen werden. Was anfaͤnglich die Dieners betrifft/ welche ihre Jungens-Jahre bey einem Kauffmann ausge- standen/ und hernach noch als Dieners einige Jah- re bey ihm stehen muͤssen/ braucht es dißfalls kei- nes weitern Contracts, weil allbereit in ihrem Dienst- Caput II. Dienst- und Lehr- Contract, daß sie nach voll- brachten Jungens-Jahren noch so lange als Dieners stehen sollten/ verschrieben ist; dahero wir nunmeh- ro nur mit denen Contractibus zu thun haben/ wel- che zwischen neu-anzunehmenden Dienern und ih- ren Herren aufgerichtet werden/ und zwar præ- senti ret sich erstlich ein Contract zwischen einen Han- dels- Patron und dessen Diener auf gewisse Handlung und Jahre auf- gerichtet. J M Namen GOttes kundt und zu wissen/ daß heute untengesetzten Datum, zwischen Herꝛn Titio Kauff- und Handels- Mann allhier in Leiptig/ und Peter Mæ- vium Handels-Diener von Erfurth gebuͤrtig/ fol- gender Dienst- Contract auf vier Jahr lang (anzu- fangen/ diesen bevorstehenden Michaeli 1715. und sich endigende Michaeli An. 1719.) aufgerichtet/ und auf folgende Conditiones verabredet/ und ge- schlossen worden/ nemlich es verpflichtet sich in dieser Zeit gedachter Mævius ihme dem Herꝛn Titio, sol- cher Gestalt/ wie es einem rechtschaffenen Handels- Diener eignet und gebuͤhret/ mit allem Fleiß und Sorgfalt in seiner gantzen Handlung/ so wohl zu Haus als auf Reisen/ auf der Schreib-Stuben/ und bey den Waaren/ wie auch in seinem Kram-Gewoͤlb/ nach besten Wissen und Vermoͤgen zu dienen/ seinen Nutzen und Vortheil allenthalben zu suchen/ Scha- den Von allerhand Kauffmanns- Contract en. den und Nachtheil hingegen so viel an ihm seyn wird/ abzuwenden und zu wehren/ und damit er Herꝛ Titius solcher seiner Treue um so viel mehr ge- sichert seyn moͤge/ so setzet er Peter Mævius, als schon Majorennis seyende/ seine ihm von seinem Vater seeliger anererbte und in Erfurt habende/ be- wegliche und unbewegliche Guͤter zu einen sichern Un- terpfand/ damit er Herꝛ Titius, aller ihme von dem Constituent en beweißlich zugefuͤgter Untreu hal- ber/ sich daran erholen koͤnne. Dahingegen gelobet er Herꝛ Titius diesen seinen Handels-Bedienten die vier Jahr uͤber/ welche der- selbe in seinen Diensten seyn wird/ ihn nicht allein mit benoͤthigter Kost an Speiß und Tranck/ freyer Waͤsch und Lager-Stelle zu versehen/ sondern ihme auch noch darzu jaͤhrlich 50. Reichsthl. pro Salario zu reichen/ und so er nach diesem ferner bey ihm zu ver- bleiben Belieben tragen sollte/ ihme solches von Jahr zu Jahren zu verbessern. Urkundlich ist dieser Con- tract in Duplo ausgefertiget/ und jedem Theil ein Exemplar davon zugestellet worden/ so geschehen Leipzig den 6. Augusti 1715. Ein anders. K Und und zu wissen sey hiermit jederman/ dem daran gelegen/ daß heute dato zwischen mir Cajo, Buͤrgern und Kraͤmern allhier in Coͤlln/ und mir Johann Martin folgender Dienst- Con- tract aufgerichtet und geschlossen worden/ nehmlich ich Johann Martin verspreche ihme Herꝛn Cajo in sei- Caput II. seinem Kram-Laden 3. Jahr nacheinander treulich und redlich/ wie es einem ehrlichen Handels-Die- ner eignet und gebuͤhret zu dienen/ auch so in solcher Zeit mich mein Herꝛ Patron ausserhalb Landes/ auf Messen und Jahr-Maͤrckten um Waaren einzu- kauffen oder zu verkauffen/ Schulden einzu cassi- ren/ oder anderer Ursachen wegen schicken wuͤrde/ mich darzu willig und hurtig finden zu lassen/ welches alles steiff und vest zu halten/ und sonderlich vor Un- treu mich zu huͤten/ ich hiermit Loco Cautionis eyd- lich angelobe. Dahingegen verspreche ich Cajus, ihme Mar- tin jaͤhrlich 45. Reichsthl. schreibe fuͤnff und viertzig Reichsthl. benebenst freyer Kost/ Bett-Waͤsch- und Lager-Stelle zu geben/ auch nachdem ich die- sen meinen neuen Diener in seinen Verrichtungen finden/ und daß er durch seinen Fleiß meiner Hand- lung Vortheil schaffe/ verspuͤren werde/ so verspreche ich ihnen solches Salarium von Jahren zu Jahren zu verbessern. Hieruͤber ist auch beyderseits von uns wohlbe- daͤchtlich abgeredet worden/ daß innerhalb den er- sten drey Monaten biß zu End derselben/ jedem Theil noch frey stehen soll/ diesen Contract wieder auszu- heben/ und nicht mehr dran gebunden zu seyn. Nach der Zeit aber soll er steiff und unverbruͤchlich gehal- ten werden/ zu mehrer Vesthaltung dieses/ ist dieser Contract in Duplo ausgefertiget/ und jedem Theil ein Exemplar zugestellet worden/ so geschehen Coͤlln An. 1715. den 8. May. Ein Von allerhand Kauffmanns- Contract en. Ein anders. D Emnach in gegenwaͤrtiger Oster-Meß bey Herꝛn Titio, Materialist en/ von Hamburg gebuͤrtig/ sich Cajus als ein Handels-Diener/ um bey gemeldtem Herꝛn Titio in Dienste zu tretten/ an- gegeben/ auch hierauf nach Vorzeigung seines ehr- lichen Abschieds/ (oder Testimonii von seinem vo- rigen Principal ) besagter Herꝛ Titius sich resolvi- ret/ denselben auf gewisse und hiernechst beschriebe- ne Conditiones als seinen Handels-Diener auf- und anzunehmen: als ist dißfalls zwischen ihnen beyden folgender Contract aufgerichtet und geschlossen wor- den. Nehmlich es tritt gedachter Cajus Herꝛn Titii Dienste hiermit wuͤrcklich an/ und verbindet sich in sel- bigen 3. Jahren nacheinander/ als von Ostern 1711. biß Ostern 1714. darinn zu verbleiben. Dahingegen verspricht ihm Herꝛ Titius, bey gesunden und kran- cken Tagen/ freyen Tisch/ Kammer und Bette/ nebst 50. Reichsthl. zu einem jaͤhrlichen Salario zu geben. Gleichwie nun Cajus mit allem moͤglichsten Fleiß und Treue/ so wohl im Gewoͤlb/ Schreib-Stuben/ als auch da er in Handels-Geschaͤfften verreisen muͤste/ Herꝛn Titii Bestes jederzeit zu beobachten/ und sonderlich die Buͤcher und Rechnung richtig zu fuͤh- ren und zu verwahren angelobet: also will er sich Krafft dieses bey Verpfaͤndung seines Vermoͤgens verpflichten/ daferne (auf dem unverhofften Fall) Herꝛn Titio durch seine Nachlaͤssigkeit oder Untreu einiger Schaden entstehen sollte/ selbigen wie er von Herꝛn Titio bescheuniget werden wuͤrde/ foͤrderlichst wieder gut zu thun/ und soll Herꝛ Titius zugleich Macht Caput II. Macht haben/ ihn alsobald aus seinen Diensten zu lassen/ er aber hingegen nicht befugt seyn/ das ruͤck- staͤndige Salarium, welches alle halbe Jahre/ ge- faͤllig seyn soll/ zu fordern. So auch ferner er Cajus, ehe die vorabgeredete drey Jahre verflossen/ aus Herꝛn Titii Diensten/ wider dessen Wissen und Willen tretten wollte/ so ver obligi ret er sich ausdruͤcklich/ gleichfalls funffzig Reichs-Thaler Straffe hiesigem Hospital zu erle- gen/ zu dessen Versicherung renuncii ret er allen rechtlichen Wohlthaten und Exceptionibus, die ihme dagegen zu statten kommen koͤnten/ sie moͤgen Namen haben wie sie wollten; wie auch allen Leute- rungen und Appellationibus, und erbietet sich freywillig auf obengesetzte Faͤlle und Herꝛn Titii Ansuchen/ vor allen und jeden Gerichten/ auch vor zwey oder mehr zugleich Recht zu leiden/ und wo er nur anzutreffen/ so lange in Arrest zu gehen/ biß er/ Herꝛ Titius, aller Anspruͤche an ihm/ voͤllig wird vergnuͤget worden seyn/ welches alles/ so wie es ab- geredet/ doppelt zu Papyer gebracht/ auch von bey- den Theilen eigenhaͤndig unterschrieben und besie- gelt worden. Geschehen ‒ ‒ ‒ Ein anders. Z Wischen Herꝛn N. vornehmen Handelsmann/ und N. ist im Namen GOttes heut dato fol- gendes geschlossen und abgeredet worden: Es ver- spricht obermeldter N. bey N. 2. Jahr/ als vom Oster-Marckt 1711. biß wiederum die Oster- Messe Von allerhand Kauffmanns- Contract en. Messe 1713. inclusivè in seine Handlung einzu- tretten/ und wie es von ihme verlanget wird/ seine Corresponden tz/ Einkauff und Verkauff fleissig abzuwarten/ auch jedesmal die Messen zu versehen/ und davon richtige Rechnung nach der Wieder- kunfft abzulegen/ und auch sonsten alles in guter Obacht und Administration zu halten/ gleich als ob es sein Eigenthum waͤre: Hingegen verspricht ihm Herꝛ N. diese beyde Jahre vor Leistung dieser Dien- ste drey hundert Reichsthl. als jedes Jahr bey En- digung desselben 150. Reichsthl. baar auszuzahlen/ ihn mit Tische/ so gut er solchen selbst in seienm Hau- se hat/ ingleichen mit Bett und Stube zu versorgen/ und da er auch kranck und lagerhafft werden sollte/ ihn gleichfalls nicht zu verstossen/ vielmehr allen gu- ten Willen zu erweisen. Damit nun diesem allen nachgelebet werde/ sind zwey gleichlautende Exem- plaria aufgesetzt/ und von beyden Theilen zu meh- rer Vesthaltung besiegelt und unterschrieben wor- den. So geschehen ‒ ‒ ‒ Ein ander Formular, darinnen un- terschiedliche verbindliche Clausul en an- zutreffen. Z U wissen sey hiermit/ daß heute dato zwischen mir Sempronio, Burger und Handelsmann all- hier eines/ und mir Servio Tullio anders Theils folgender Contract aufgerichtet und geschlossen wor- den: Nehmlich ich Servius Tullius verspreche mich bey Herꝛn Sempronio als Handels-Diener auf C die Caput II. die sechs folgende Jahr (anzufangen von Ostern 1715. und sich endigende Ostern 1721.) der Ge- stalt zu engagi ren/ daß ich in solcher Zeit nach mei- nem besten Wissen und Willen/ Kraͤfften und Ver- moͤgen/ dasjenige thun will/ was zu besagten Herꝛn Sempronii seines Handels Vortheil gereichen kan und mag/ auch sonst einen ehrliebenden Kauffmanns- Diener zustehet und gebuͤhret. Jnsonderheit aber will ich die mir von ihme/ es sey zu Hause oder auf Reisen anvertraute Gelder und Waaren/ welche ich theils von ihm selbst/ oder seinetwegen von an- dern moͤchte empfangen haben/ allezeit richtig be- rechnen/ nichts davon veruntreuen oder zugeben/ daß von andern etwas davon veruntreuet/ oder verwahrloset werde; ich will auch mit Fleiß dahin bedacht seyn/ wie die mir anvertraute und unter mei- ner Administration liegende Waaren moͤgen wohl conservi ret/ gepfleget und aufgebutzet/ und auf das vortheilhafftigste verkaufft und an den Mann gebracht werden. Ausser diesem verspreche ich auch noch/ wohlge- dachtem meinem Hrn. Principali auf seiner Schreib- Stuben/ und bey seinen Scriptu ren/ so offt die Noth erfordern wird/ insonderheit aber des Post- Tages mit Fuͤhrung der Corresponden tz/ auch im Fall Herꝛ Sempronius mir kuͤnfftig seine Haupt- Handels-Buͤcher anvertrauen sollte/ in Fuͤhrung derselben/ alle Exactitude, Sorgfalt/ Fleiß und Dienst-Geflissenheit zu bezeigen/ und was mir deß- fals von seinen Handels- Arcanis wissend werden moͤchte/ selbiges keinem Menschen/ um wasserley Ursachen willen es auch waͤre/ zu offenbaren/ son- dern Von allerhand Kauffmanns Contract en. dern ob ich gleich vom Herꝛn Sempronio kuͤnfftig weg und aus seinen Diensten/ es sey gleich in Guten oder Boͤsen (welches letztere doch GOtt verhuͤten wolle) kommen sollte/ so verspreche ich doch hiermit/ und gelobe an Eydesstatt an/ alles bey mir stille und verschwiegen biß in mein Sterb-Grube zu be- halten. Nicht weniger verspreche ich auch/ nach Ver- lauff solcher sechs Dienst-Jahre/ im Fall ich nicht laͤnger alsdann bey Herꝛn Sempronio bleiben soll- te/ in keine andere Handlung/ welche des Herꝛn Sempronii seiner gleich ist/ mich zu begeben/ son- dern wann ich ja meinen eigenen Handel nicht an- fangen sollte/ entweder ausserhalb Lands oder auch hier in Loco bey solchen Handlungen Dienst zu su- chen/ welche mit des Herꝛn Sempronii seine keine Gemeinschafft haben/ und ihme dannenhero nicht præjudicir lich oder verdaͤchtig seyn koͤnnen. Da ich auch etwan kuͤnfftig mit Goͤttlicher Huͤlf- fe meinen eigenen Handel anzufangen/ im Stand seyn wuͤrde/ und auch Herꝛ Sempronius mir nicht mißgoͤnnete/ daß ich etlicher massen von dem/ was ich in meinen Dienst-Jahren bey ihm gesehen und gelernet/ profitir te/ so ist jedoch expresse ausbe- dungen und verabredet worden/ daß ich mich des Handels auf N. N. in die Messen und Jahr-Maͤrck- ten daselbst/ item der Fabric der N. Waare gaͤntz- lich enthalten/ sondern selbige Herꝛn Sempronio und seinen Erben (ohne den geringsten Eintrag von mir deßfalls zu verspuͤren) verbleiben soll. Jn des Herꝛn Sempronii Haus selbst/ will ich mich als einen rechtschaffenen Christen und Handels- C 2 Die- Caput II. Diener geziemet/ erbar/ zuͤchtig/ modest und hoͤf- lich auffuͤhren/ Herꝛn Sempronio und seiner Ehe- Liebsten gebuͤhrenden Respect erweisen/ denen un- ter mir stehenden uͤbrigen Handels-Bedienten mit guten Exempeln vorgehen/ so ich auch etwas dem Herꝛn Sempronio seinem Haus/ Handlung und Familie zuwider/ in- oder ausserhalb Haus hoͤren/ oder erfahren sollte/ will ich solches nicht allein bey Zeiten anmelden/ sondern auch so viel an mir seyn wird/ abwenden und wehren/ deß Sonn- und Fest- Tags mich auch fleissig zu dem oͤffentlichen GOttes- Dienst halten/ und nach diesem mich bey Zeiten wie- der in meines Herrn Patrons Behausung einfinden/ auch alle boͤse Compagni en fliehen und meiden/ und wann ich ja bey muͤssigen Stunden eine vergoͤnnte Ergoͤtzlichkeit mit Spatzirengehen/ oder einen guten Freund zu besuchen/ vornehmen sollte/ will ich mich doch zur rechter Zeit jedesmal zur Mahlzeit/ oder vor dem gewoͤhnlichen Hauszuschliessen wieder einfin- den/ auch keine Nacht ohne meines Herrn Pa- trons Wissen und Willen/ ausser dem Haus oder der Stadt bleiben/ sondern wann solches ja Eh- oder Ehren-hafften halber wuͤrde geschehen muͤs- sen/ will ich doch vorher solches im Haus an- zusagen/ und Permission darzu zu erbitten nicht er- mangeln. Jm Fall auch/ welches GOtt verhuͤten wollte/ Herr Sempronius als mein geehrter Handels -Pa- tron in waͤhrender meiner sechs-jaͤhrigen Dienst-Zeit/ mit Tod abgehen sollte/ so verspreche und gelobe ich dessen Erben und Erbnehmen/ meine noch hinter- stellige Dienst-Zeit eben so getreulich auszuhalten/ als wann Von allerhand Kauffmanns- Contract en. wann er noch wuͤrcklich im Leben und zugegen waͤre/ wie mich dann von meiner in diesem Contract wohl-bedaͤchtlich verschriebenen Verbuͤndlichkeit/ nichts abwendig machen/ noch absolvi ren soll/ al- lermeist da dieselbige in goͤttlichen und weltlichen Ge- setzen wohl gegruͤndet/ auf gute Sitten und herge- brachte Gewohnheiten der Kauffleute beruhet/ und dannenhero billig vest und unzerbruͤchlich gehalten werden soll/ und so ja daruͤber einige Mißhelligkei- ten sich ereignen/ oder eine Erkaͤnntniß und Erlaͤuter- ung in einigen (zwischen meinem Herrn Principali vorfallenden/ wiewohl nicht zu hoffenden) Differen- ti en noͤthig seyn sollte/ will ich mir/ was ein hochpreiß- liches Commercien. Collegium, oder hiesige Her- ren Kauffleute Aelteste darinnen aussprechen wer- den/ gefallen lassen/ und deren Ausspruch mich un- terwerffen/ eben als wann solcher vor hiesigen Stadt- oder Appellations- Gerichte/ oder auch vor dem hoͤchsten Reichs- Tribunal der Kayserlichen Cammer zu Wetzlar gesprochen oder geurtheilet worden waͤre. Damit aber wohlgedachter Herr Sempronius dessen allen um so viel mehr gesichert seyn moͤge/ so setze und constitui re ich ihm Loco Cautionis alle meine in dieser Stadt habende/ und noch kuͤnfftig- kommende Haab und Guͤter/ also und dergestalt/ daß im Fall ich einer beweißlichen Untreu sollte uͤber- wiesen werden koͤnnen/ solche vor die Wiedererstat- tung derselben hafften und gelten/ auch von einer ho- hen Landes/ oder hochloͤblichen Stadt-Obrigkeit ihme so gleich ohne fernere Form des Processes exe- cutivè darzu verholffen werden soll. C 3 Da- Caput II. Dahingegen versprech ich Sempronius ihme Servio Tullio in waͤhrenden diesen seinen obbemel- den Dienst-Jahren meiner Seits dergestalt zu be- gegnen/ als es einem rechtschaffenen Handels- Pa- tron gebuͤhren und zukommen kan/ und soll er nicht allein in meinem Haus und an meinem Tisch mit gu- ter und genugsamer Kost/ saubern Cammer und Bett/ freyen Holtz/ Licht und Waͤsch versehen wer- den/ sondern ich verpflichte mich auch ihme die ersten drey Jahre jaͤhrlich ein hundert und funffzig/ die uͤbrige drey Jahr aber zwey hundert Reichs-Tha- ler Salarium zu geben/ auch wann solche Jahre vollbracht/ und er alsdenn noch laͤnger bey mir und den Meinigen zu dienen Lust haben sollte/ so verspre- che ich solch sein Salarium noch jaͤhrlich zu verbessern/ oder da er nach Ablauff solcher Jahre/ etwan ander- waͤrts sein Gluͤck suchen/ oder gar sein eigen anzu- fangen Belieben tragen sollte/ so verspreche ich ihm darzu mit moͤglichster Recommendation und Rea- ler Huͤlffleistung an die Hand zu gehen/ in waͤhren- den seinen Dienst-Jahren/ auch mit aller Beschei- denheit und Sanfftmuth/ (wie es einem erbaren Handels- Patron gegen getreue Diener zu thun ge- geziemet) mich gegen ihm auffuͤhren/ auch so eini- ge Differenti en unverhofft unter uns entstehen soll- ten/ deren Entscheidung dem Arbitrio zweyer Bieder-Maͤnner und ehrlicher Kauffleute/ deren er einen an seiner Seite/ ich aber an meiner Seite auch zu erwaͤhlen Macht haben soll/ zu unterwerffen/ und wann uns diese/ es sey in strittigen Rechnungen/ oder andern Vorfaͤllen nicht sollten entscheiden koͤn- nen/ will ich mir dasjenige gefallen lassen/ was als- Von allerhand Kauffmanns- Contract en. alsdann ein loͤbliches Commercien-Collegium, oder hiesige Kauffleut Aeltesten/ wann die Sach dahin gedeyen sollte/ darinnen aussprechen wer- den. Jngleichen sollen auch von dem Tag seines An- tritts an/ die unter ihm stehende Handels-Bedien- te/ sammt meinem uͤbrigen Haus-Gesind dahin an- gewiesen werden/ daß im Fall er ihnen von meinen oder meiner Hundlungs wegen/ oder auch sonst der ihme selbst leistende gebuͤhrenden Bedienung hal- ben etwas befehlensollte/ daß sie ihm darinnen/ wie billich folgen/ und Respect erweisen sollen/ gleich als wenn ich selbst zugegen gewesen/ und es anbefoh- len haͤtte/ zu welchem Ende ich auch keinen/ er sey in- oder ausheimisch/ welcher etwas wider ihm oder seine Conduite anzubringen haben moͤchte/ Gehoͤr geben noch Glauben beymessen will/ es sey dann daß ich die Sach erst selbst gruͤndlich untersuchet/ und ihn persoͤhnlich daruͤber vernommen habe. Da er auch in waͤhrenden seinen Dienst-Jahren/ (welches doch GOtt verhuͤten wolle) kranck wer- den/ oder in meinem Dienst auf Reisen oder zu Haus Schaden an seinem Leib und Gesundheit neh- men sollte/ will ich ihm nicht allein in mein Haus mit aller gutem Pflege/ Sorgfalt und Wartung be- dienen lassen/ sondern auch meine Kosten die be- noͤthigte Medicamenta, Doctores und Wund- Aertzte biß zu seiner Wiedergenesung darzu halten/ und ihm in allem/ als wann es mein eigen Kind/ oder eine mir nahangehende Person angienge/ re- gardi ren und mir anbefohlen seyn lassen. Auch verspreche ich hiermit uͤber seine zu Haus/ C 4 oder Caput II. oder auf Reisen gefuͤhrte Administration meiner Gelder/ Guͤter und Effett en ihme jedesmals/ und so offt er damit parat seyn wird/ die Rechnung ab- zunehmen/ und selbigen nach Rechtbefinden daruͤ- ber zu quitiren. Urkundlich seynd zu mehrerer Vesthaltung die- ses/ zwischen uns beyderseits verbindlich geschehenen Contractus die Herren N. N. als Gezeugen erbet- ten/ hierauf der Contract auf zwey gestaͤmpffte Bogen Papyer in duplo rein abgeschrieben/ von uns beyden als Haupt- Interessent en erstlich und dann auch von denen hierzu erbettenen gemeldten Herren Gezeugen (jedoch ihnen und den Jhrigen ohne Schaden) mit unterschrieben/ und mit unsern Petschafften bekraͤfftiget worden/ so geschehen/ Hamburg den 4. Martii. An. 1715. (L. S.) N. N. (L. S.) N. N. (L. S.) N. N. (L. S.) N. N. Ein anders kurtzes Formular, da der Handels- Patron sich erst/ der Diener aber hernach an einen besondern Revers (welche ge- gen einander ausgewechselt werden) verschreiben. J Ch ends benannter Kauff- und Handel-Mann allhier in Ancona urkundt/ und bekenne hier- mit/ nach dem ich den erbaren und discret en N. N. N. N. seiner mir bekandten Activi taͤt und Han- dels-Erfahrenheit halber/ auch wegen der daruͤber mir Von allerhand Kauffmanns- Contract en. mir vorgezeigten glaubwuͤrdigen Attestat en und ruͤhmlich-habenden Abschieden zu einem Handels- Diener in meine Handlung angenommen/ er auch seines darinn zu præsti renden/ Fleisses und Treu halber/ sich schrifftlich und eydlich gegen mir rever- si ret/ daß ich ihm nicht allein in waͤhrender seiner Dienst-Zeit/ welche vors erste nur auf zwey Jahr (anzufangen diesen Michaeli An. 1715. und sich endigende Michaeli Anno 1717.) vest gesetzet ist/ mit noͤthiger Speiß- und Tranck/ Kost/ Waͤsch/ und Lager-Stelle in meinem Hause versorgen/ son- dern ihme auch jaͤhrlich fuͤnff und siebenzig Reichs- Thaler/ (schreibe fuͤnff und siebenzig Reichs-Tha- ler) pro Salario, und nachdem seine Dienste mir und meiner Handlung ersprießlich fallen werden/ noch jaͤhrlich daruͤber eine gute Discretion zum Neuen-Jahr geben will/ da auch nach Ablauff der zwey Jahr mein oder seine Gelegenheit und Belieben seyn wuͤrde/ diesen Contract zu verneuern und zu verlaͤngern/ so soll ihme alsdann sein Sala- rium biß auf hundert Reichs-Thaler erhoͤhet wer- den. Urkundlich ist dieses eigenhaͤndig von mir unterschrieben/ und mit meinem Petschafft bekraͤff- tiget worden/ so geschehen Ancona den 14. Augusti Anno 1715. Revers des Dieners. N Achdem Herr N. N. vornehmer Buͤrger und Handelsmann in Ancona, mich Endes-be- nannten zu seinen Handels-Diener angenommen/ C 5 und Caput II. und in solcher meiner Function mir ein ehrliches Salarium, mit welchem ich allerdings zufrieden bin/ ausgesetzet/ auch mit Beyfuͤgung andern favora- beln Conditionen, mir sein geneigtes Gemuͤth ge- gen mich sattsam zu verstehen gegeben/ als erkenne ich solches nicht allein mit gehorsamen Danck/ son- dern verspreche auch in solcher meiner Dienst-Zeit alles dasjenige treulich zu præsti ren/ was einem ehr- lichen Handels-Diener zukommen kan/ und dieses So wahr mir GOtt helffen soll/ und sein heiliges Wort. Urkundlich ist dieses von mir ei- genhaͤndig unterschrieben/ und mit meinem Pet- schafft bekraͤfftiget worden/ so geschehen ꝛc. Ein anderer Contract vor Notari en und Zeugen aufgerichtet. J M Nahmen GOttes Kund und zu wissen/ daß im Jahr nach unsers HErrn und Heylan- des JEsu Christi seeligmachenden Geburt/ ein tau- send sieben hundert und funffzehen/ Indictione Octava, bey Regierung des Allerdurchlauchtigsten/ Großmaͤchtigsten/ und Unuͤberwindlichsten Kay- sers und Herrn/ Herrn Caroli, dieses Nahmens des VI. erwehlten Roͤmischen Kaysers/ zu allen Zei- ten Mehrer deß Reichs/ ꝛc. Donnerstags war der ‒ ‒ May/ Morgens Fruͤh um 8. Uhr/ von Mir Kayserl. offenbarn Ends-benannten Notario in meiner Behausung erschienen/ Herr Titius, vor- nehmer Buͤrger und Seidenhaͤndler allhier in Ve- rona/ und mir zu verstehen gegeben/ wie daß er den Von allerhand Kauffmanns -Contract en. den gleichfalls gegenwaͤrtig mit erschienenen erbarn Johann Lucium/ (zwantzig Jahr alt/ Herrn Georg Lucii/ Buͤrger und wohl-benahmten Sensalens all- hier/ welcher auch gleichfalls mit gegenwaͤrtig war/ seinen eheleiblichen Sohn) zu einen Handels-Die- ner in seine Handlung dergestalt auf- und angenom- men/ daß er in solcher vier Jahr lang (anzufangen von obbemeldtem Dato, und sich endigende auf eben denselben/ Anno 1719.) so wie es einem ge- treuen und redlichen Handels-Diener/ eignete und gebuͤhrete/ sich aller seiner ihme unter Handen kommenden Handels-Geschaͤffte treulich und red- lich annehmen/ fruͤh und spat sich bey denenselben/ willig und unverdrossen finden lassen/ auch bey je- der Gelegenheit dessen/ als seines Handels- Patroni Nutzen best-moͤglichst befoͤrdern/ Schaden und Un- heil aber/ so viel an ihm sein wuͤrde/ abwenden solte/ dafuͤr wolte er ihme/ nechst freyer Kost/ Logi- ment, Bett und Waͤsch/ jaͤhrlich 60. Reichsthaler/ und nach Ablauff solcher vier Jahr/ noch uͤber das eine gleiche Summam zur Recompens, nebst ge- buͤhrender Abschied ertheilen. Welches er Lucius/ nebenst seinem Vater/ zu Danck angenommen/ und sich dabey in meiner Ge- genwart mit einem Handschlag/ wohl-besagtem Herrn Titio, als seinem nunmehrigen lieben und ge- ehrten Handels- Patrono verpflichtet/ demjenigen/ was einen GOtt-fuͤrchtenden und redlichen Han- dels-Diener gebuͤhren und obliegen wuͤrde/ in allen getreulich nachzukommen. Sein Herr Vater aber/ Georg Lucius/ hat sich dabey anheischig gemacht/ dem Herrn Titio vor alle Caput II. alle und jede Untreu/ deren sein Sohn in waͤhren- den seinen Dienst-Jahren mit Grund der Wahrheit uͤberfuͤhret werden wuͤrde/ mit allen seinen in hiesiger Stadt habenden/ und noch kuͤnfftig zu bekommen- den/ beweglichen und unbeweglichen Guͤtern/ kei- nes ausgenommen/ gleich als wann jedes dafuͤr specialiter verschrieben/ und hypothesi ret wor- den waͤre/ zu hafften/ und Buͤrg zu seyn/ auch wann sein Sohn/ ohne erhebliche Ursachen/ vor Ab- lauff dieser vier verschriebenen Dienst-Jahr/ seines Herrn Patrons Dienste quiti ren wuͤrde/ als eine verwuͤrckte Straffe an hiesiges Waisen-Hauß/ ein hundert Reichsthaler/ schreibe ein hundert Reichs- thaler/ unablaͤßig zu bezahlen. Wann nun allerseits Interessent en hierauf mich instaͤndig und geziemend gebeten/ diese ihre respectivè Erklaͤrungen/ und was ich in diesem Actu gesehen und gehoͤret/ fleißig ad Protocollum zu nehmen/ und ihnen alsdann vor die Gebuͤhr zwey gleich-lautende/ auch so es kuͤnfftig noͤthig seyn solte/ noch mehr rein geschriebene/ glaubwuͤrdige/ mit meinem Notariats- Sigil/ Petschafft und Un- terschrifft bekraͤfftigte Instrumenta daruͤber auszu- fertigen/ als habe ich mich dessen tragenden Ampts halber/ nicht entziehen koͤnnen/ so geschehen Anno Indictione Mense \& die ut supra, in Gegenwart Caji und Sempronii, als hier seßhaffter und hier- zu erbettener Gezeugen. (L. S. Not.) N. N. Ein Von allerhand Kauffmanns -Contract en. Ein anderer Contract zwischen einem Handels- Principali, und seinem anzunehmen- den Diener vor einem hoch-loͤblichen Commer- ci en- Collegio aufgerichtet. V Or Seiner Roͤniglichen Majestaͤt/ Chur- Fuͤrstl. oder Hoch-Fuͤrstl. Durchlauch- rigkeit/ oder vor eines Hoch-Edlen Magistrats hie- siger Stadt/ Hoch- und Wohl-bestellten Commer- ci en- Collegio, Uns Præsidi, Raͤthen und Beysi- tzern/ ist heute erschienen der Edle und Wohl-Vor- nehme Herr Mævius, Buͤrger/ Banquier und Kauffmann allhier/ benebenst Cajo, seinem anzu- nehmenden Diener/ und hat uns geziemend zu ver- stehen gegeben/ welcher Gestalt er diesen Cajum auf drey Jahr lang auf gewisse Conditiones zu einen Handels-Diener angenommen/ und daß des- falls folgender Contract wohl bedaͤchtlich mit bey- derseits Einwilligung waͤre zu Papier gebracht/ un- terschrieben und besiegelt worden/ mit gehorsamster Bitte/ solchen zu confirmi ren/ und in das Buch der Dienst- Contract en registri ren zu lassen/ es lautet aber derselbe von Wort zu Wort/ als sol- get: ( Hier wird nun der gantze Contract von Wort zu Wort eingeschrieben/ und wann solches geschehen/ alsdann die Confirmation folgender massen zu End mit beygefuͤget.) Wann wir nun diesem seinen geziemenden Su- chen statt gegeben/ als confirmi ren/ ratifici ren/ und bekraͤfftigen wir ihn hiemit/ aus uns gnaͤdigst/ gnaͤ- Caput II. gnaͤdig/ oder großguͤnstig darzu ertheilter Voll- macht/ haben auch denselben hierauf in das Dienst- Contract en-Buch/ Folio 178. registri ren und ein- schreiben/ auch unter diese Confirmation unsers loͤblichen Collegii Siegel vordrucken lassen/ so ge- schehen im Jahr Christi 1715. den 8. Augusti. N Achdem es auch bey einem solchen Collegio Herkommens waͤre/ so koͤnte der Præses zu- gleich solchen Contract mit unterschreiben/ der Se- cretarius Collegii aber selbigen Contre signi ren/ welcher darauf seine Gebuͤhr aufs hoͤchste ein Reichs- thaler vor die gantze Ausfertigung (damit die Kauff- manschafft nicht noch mehr belastet werde) dafuͤr zu empfangen haͤtte. Solcher Gestalt koͤnten es auch alle Zuͤnffte/ Kauffleut und Kraͤmer/ Aeltesten halten/ wann die Dienst- Contract en vor ihnen præsenti ret/ und die Confirmation und enregistri ren/ bey ihnen gesu- chet wuͤrde/ dieses wuͤrde nicht allein zu einer schoͤ- nen Ordnung dienen/ sondern auch denen Princi- palibus und Dienern eine Furcht einjagen/ daß sie sich hernach Contracts- gemaͤß beyderseits gegen einander desto besser verhalten muͤsten/ es wuͤrde auch noch diesen Nutzen nach sich ziehen/ daß das Publicum, und sonderlich die Boͤrß/ dadurch von der Legitimation, des in Dienst getrettenen Die- ners informi ret waͤre/ und so viel sicherer/ was er etwann im Nahmen seines Herrn/ hernach in Han- dels-Sachen thun/ anbringen und handeln moͤch- te/ mit ihm schliessen koͤnte/ weil sonst solches manch- mahl/ Von allerhand Kauffmanns -Contract en. mahl/ wie in dem 16. Capitel von dem Recht der Kauffmanns-Diener soll gemeldet werden/ zu gros- sen Disput en Anlaß giebet/ wann der Principalis, entweder was sein Diener geschlossen/ desavoui rt und mißbilliget/ auch ihme keine Vollmacht darzu gegeben zu haben/ behauptet/ oder gar solchen nicht mehr in seinen Diensten zu seyn/ vorgeben will. Es ist ja schon in grossen Staͤdten die mit oͤffentlichen Ab- und Zuschreib- Banquen versehen/ eingefuͤhret/ daß der Patron, welcher seinen Diener in der Ban- co, vor ihm zu agi ren/ authorisi ren will/ die ihm ertheilte Procuration vor denen Herren und Buͤr- gern der Banco persoͤnlich verifici ren muß; So wird ja auch keiner bey denen Handwerckern als Gesell recipi ret/ wann es nicht vor offentlicher Lade/ oder mit Vorbewust des Handwercks geschiehet; Und in Gerichten muß vor allen ein Procurator, Mandata- rius, und Negociorum Gestor, seine Vollmacht aufzuweisen haben; zugeschweigen/ daß es an eini- gen Orten denen Handels-Dienern/ wann sie kuͤnff- tig die Maitrise verlangen/ oder in die Kauffmanns- Zunfft wollen eingenommen werden/ zu ihrer Le- gitimation dienet/ daß sie gebuͤhrender Massen der Orten inscribi ret worden/ und so viel Jahre bey einem Buͤrger und Mitglied der Kauffmanns- Jnnung in Diensten gestanden haben/ da auch nach vollendenden Dienst-Jahren/ auch wann sie jetzt ihr eigenes anfangen wolten/ die Notification, wie hinden in dem 11. Capitel wird gewiesen wer- den/ vor einem loͤblichen Commerci en- Collegio geschehen muß/ so ist ja billich und so viel ordentli- cher Caput II. cher/ daß auch ihre Dienst- Contractus bey densel- ben registri ret/ und insinui ret werden. An denen Orten/ wo es nur vor dem Stadt- Schreiber/ oder Notari en und Zeugen geschiehet/ kan es auf eben solche Manser/ wie obiges Formu- lar verfasset ist/ geschehen/ daß nehmlich der gantze Contract von denen Contrahent en dem Nota- rio præsenti ret/ und vorgeleget/ solcher von ihm von Wort zu Wort abgeschrieben/ und alsdann kuͤrtzlich Instruments- weiß von ihme documenti- ret und attesti ret werde/ daß die Sache also von ihm verhandelt worden. Wolten einige Contrahentes vor dem Com- merci en- Collegio, oder denen Kauffmanns-Aelte- sten nur die Articulos Conventionales, uͤber wel- che sie seynd einig worden/ muͤndlich hersagen/ oder selbige auch schrifftlich uͤbergeben/ moͤchte der Se- cretarius Collegii, wann solche zu Protocoll ge- nommen/ alsdann selbige weiter foͤrmlich extendi- ren/ und alsdann das Confirmations-Documen- tum daruͤber ausfertigen. Folgen noch mehrere Formularia, sol- cher zwischen Principal en und Handels-Die- nern aufgerichteten Contractuum, und zwar erst- lich zwischen zweyen oder mehrern Handels- Consort en/ welche einen Diener an- nehmen wollen. Z U wissen/ daß heute den 12. Julii/ zwischen Herꝛn Titio, Cajo und Sempronio, Handels- Con- Von allerhand Kauffmanns -Contract en. Consort en allhier in Neapolis eines und Mævio Handeis-Bedienter/ anders Theils folgender Con- tract aufgerichtet und geschlossen worden; Es be- giebt sich nehmich Mævius bey obgedachten dreyen Herren Consort en von dato an/ auf fuͤnff Jahr lang/ vor einen Buchhalter und Handels-Diener dergestalt in Condition, daß er in solcher Zeit ihre Buͤcher und Scriptu ren treulich administri ren/ und was ausser dem in andern Handels-Geschaͤff- ten ihme von ihnen anbefohlen werden wird/ der- gestalt nechst Goͤttlicher Huͤlffe verrichten will/ daß verhoffentlich seine Herren Patroni ein sattsames Genuͤgen daruͤber haben sollen; wie er dann son- derlich auch verspricht/ was ihme in waͤhrenden sei- nen Dienst-Jahren von ihrer Handlung wissend werden moͤchte/ weder jetzt noch kuͤnfftig/ keinen Menschen (um keinerley Ursachen willen) zu offen- bahren/ sondern solches alles hoͤchst verschwiegen/ biß in seine Sterb-Grube zu halten/ auch sich in seinem uͤbrigen Lebens-Wandel also aufzufuͤhren/ wie es einem ehrlichen Handels-Diener zukommen und gebuͤhren kan/ und da in waͤhrender Zeit einer oder mehr/ welches doch GOtt verhuͤten wolle/ von seinen Herrn Patronis mit Todt abgehen solte/ so will er doch bey den jenigen/ der alsdann die Hand- lung continui ren wuͤrde/ biß zu End seiner ver- sprochenen Dienst-Jahr bestaͤndig verbleiben/ wo- bey er sich auch anheischig macht/ daß/ im Fall er nach deren Verfliessung nicht laͤnger bey ihnen blei- ben/ sondern sich weiter bey Handlungen versuchen wolte/ daß es jedoch in dieser Stadt bey einem sol- chen Patron, der eben dergleichen Handlung/ wie D seine Caput II. seine jetzige Herren Patroni, fuͤhret/ innerhalb drey Jahren nicht geschehen soll/ sondern er will entwe- der ausserhalb/ oder so er in dieser Stadt bliebe/ bey einem solchen Patron um Dienste sich bewer- ben/ welcher gantz andere/ und zwar eine solche Handlung hat/ die seinen jetzigen Herren Patronis keinen Argwohn geben kan. So er auch von sich selbst eine eigene Hand- lung zu établi ren gedaͤchte/ soll er doch nicht inner- halb den ersten zwey Jahren/ noch Endigung seiner Dienst-Jahr/ auch nicht mit deren Waaren/ mit welchen seine Patroni zu handeln gewohnt seyn/ wie auch nicht in der Strassen/ in welcher sie jetzt ihren Laden und Gewoͤlb haben/ sondern in einem andern von ihnen entfernten Quartier der Stadt geschehen/ und er/ sonderlich was die ‒ ‒ ‒ betrifft/ selbige nicht aus dem Land selbst zu verschreiben/ son- dern von ihnen/ in den Preiß wie sie solche andern Kraͤmern hiesiges Orts/ welche selbige wieder ins Kleine verkauffen/ zu geben/ zu nehmen schuldig seyn. Ferner verpflichtet er sich auch/ da er ohne er- hebliche Ursachen/ (es sey dann/ daß er sich verhey- rathen/ oder ein grosses augenscheinliches Gluͤck/ welches aber/ so klar muß bewiesen werden/ anderwerts machen koͤnte) aus ihren Diensten ge- hen wuͤrde/ daß er alsdann ein Jahr Salarium zu- ruͤck lassen wolle/ welches halb seinen Herrn/ halb hiesigen Monti Pietatis verfaͤllig seyn soll; auch will er daruͤber keinen andern Ausspruch oder Richter/ als den Buchstaͤblichen Jnhalt dieses Contracts selbst erkennen/ und daß von hiesigen Commerci en- Collegio, oder Stadt-Gerichten/ die Von allerhand Kauffmanns -Contract en. die Execution darnach geschehen moͤge/ sich gefal- len lassen. Da hingegen versprechen seine Herren Patro- ni, ihme die ersten 2. Jahr ein hundert und funfftzig Reichsthaler/ die uͤbrigen 3. Jahr aber 200. Reichsthaler pro Salario, auch nach Verfliessung derselben noch ein hundert Reichsthaler pro Discre- tione zu geben/ auch so er alsdann noch ferner bey ihnen zu bleiben/ und sie ihn in Diensten zu behal- ten/ Belieben tragen solten/ ihme das Salarium noch um ein merckliches zu verbessern. Ferner soll er in Herrn Titii Hauß seinen Tisch/ Cammer/ Bett/ und freye Waͤsche haben/ auch die letzten drey Jahr jedesmahl zum Heiligen Christ/ sich zu einen neuen Kleid/ biß auf die Werth von 30. Reichsthaler aus ihren Laden frey ausnehmen moͤgen. Damit aber wohlgedachte/ Herr Titius, Cajus, und Sempronius seiner Treue in Administration der ihne anvertrauenden Gelder und Waaren/ so vielmehr versichert seyn moͤgen/ so habe ich Marcus Livius vor Mævii, als meines Schwagers Wohl- verhalten mich biß auf drey tausend Reichsthaler/ (mit meinen geraͤthesten Haab und Guͤtern zu haff- ten) buͤrglich eingelassen/ und dannenhero zugleich/ nebenst denen respectivè Contrahentibus diesen in Triplo abgefaßten Contract, und zwar das Exemplar, welches obgedachte Herren Con so rt en in Haͤnden behalten/ mit unterschrieben/ so gesche- hen/ Genua/ den 12. Julii/ Anno 1715. D 2 Aus Caput II. A Us diesem Formular siehet man/ wie gar vielfaͤltig und mancherley die Conditio- nes seyn/ welche solchen Dienst- Contract en pfle- gen einverleibet zu werden/ wir wollen deren die vornehmsten hier kuͤrtzlich wiederhohlen. 1.) Werden die beyde Contrahentes, als (1) Principales, (2) die Dieners genennet/ zu welchen hernach die Intervenientes, oder zwischen Perso- nen kommen/ welche (1) seynd die Buͤrgen/ (2) das Commerci en- Collegi en/ oder Kauffmanns-Jn- nungen/ Stadt-Gerichten/ Notarii, (3) Gezeu- gen/ und die/ an welche etwann im Fall der Con- travention eine verschriebene Geld-Straffe soll be- zahlet werden. 2.) Datum des Tages und Jahrs/ wann der Contract gemacht worden. 3.) Wo er ist gemacht worden. 4.) Auf wie viel Jahr solcher bestehen soll. 5.) Was nach solchen der Handels-Diener thun/ und was er hingegen wieder lassen soll/ wel- ches beydes dann nach den General Geboten und Verboten/ auch in besondern Specialioribus be- stehet; als/ daß er in specie uͤber das/ was sonst generaliter denen Kauffmanns-Dienern zu thun oder zu lassen eingebunden wird/ auch noch dieses oder jenes ins besonders thun oder lassen soll/ wel- ches dann ein jeder Hauß-Vater und Handels- mann am besten wissen wird/ wie er es seiner Hauß- haltung und Handlung am convenablest en/ und mit des Dieners seinem Humeur. Condition, Con- duite und Person am uͤbereinkommlichsten zu seyn/ erachtet. 6.) Wird Von allerhand Kauffmanns -Contract en. 6.) Wird des Salarii, oder desjenigen Emo- lumenti, welches der Diener so wohl an Geld/ als andern Douçeurs vor seine Dienste zu geniessen hat/ gedacht. 7.) Werden offtmahls Conditiones angehan- gen/ was gegen oder nach Endigung der Dienst- Jahr der Handels- Patron gethan zu haben ver- langet; jenes bestehet/ daß der Diener/ wann er nicht laͤnger dienen will/ oder auch der Herr den- selben nach Endigung der Dienst-Jahre nicht laͤn- ger behalten wolte/ einer dem andern ein halb oder Viertel Jahr zuvor gebuͤhrend aufsagen und loß- kuͤndigen soll; was dieses/ nehmlich die Facienda, nach vollbrachten Dienst-Jahren betrifft/ werden solche/ in so weit sie den Diener angehen/ zimlich aus obigen Formular, des Handels- Patroni seine aber aus andern zu ersehen seyn/ als daß er nehm- lich demselben seinen ehrlichen Abschied/ item eine Recompens an Geld/ oder Ehren-Kleid/ Recom- mendation, fernere Huͤlff und Befoͤrderung ver- spricht. Was so wohl an Essentialibus als Formali- bus noch hinterstellig seyn moͤchte/ solches wird aus vorgesetzten und noch nachfolgenden For- mulari en zur Genuͤge zu erse- hen seyn. D 3 Con- Caput II. Contract, welchen die Vormuͤnder vor ihre Pupill en/ die etwann eine ansehnli- che Handlung ererbet/ mit einem verstaͤndigen Han- dels-Diener/ um solche als Complimentarius oder Gevollmaͤchtiger zu dirigi ren/ aufrichten. W Jr Endsbenannte urkunden und bekennen hier- mit/ nachdem des seeligen Herrn Titii an- sehnliche Handlung seinen gleichfalls seeligen Bru- der Soͤhnen/ Johann Michael, und Caspar Friedrich Titiis, als unsern Pupill en angeerbet/ und per Beati Defuncti Testamentum vermachet worden; Dannenhero uns/ als dieser beyden minder- jaͤhrigen Knaben constituir ten Vormuͤndern al- lerdings gebuͤhren will/ dahin zu sehen/ damit diese wohl établir te und bluͤhende Handlung in ihrem Flohr ferner hin erhalten/ und deroselben eine sol- che Person vorgesetzet werden moͤge/ welche nicht allein von guter Handels- Experienz, sondern auch von einer solchen tugendhafften und loͤblichen Con- duite sey/ daß man sich nichts anders/ als alles Gu- tes zu deroselben zu versehen habe. Daß wir hierzu als ein capables Subjectum den Herrn Prudentium vor andern ausersehen/ und desfalls mit ihm uͤber folgende Conditiones einig worden/ nehmlich: Es nimmt gedachter Herr Prudentius die gan- tze Direction des seeligen Titii verlassenen ansehn- lichen Handlung/ also und dergestalt uͤber sich/ daß er dieselbe in Nahmen unsere respectivè Pupill en/ als Titii schen Erben/ fortsuͤhret/ und moͤglichstem Fleiß Von allerhand Kauffmanns -Contract en. Fleiß dahin trachtet/ damit solcher Handlung ihre gute Renommée und Kundschafft moͤge beybehal- ten/ auch von Tag zu Tag vermehret/ die benoͤthig- te Correspondenz ordentlich und accurat conti- nui ret/ die darinn Bediente zur Leistung ihrer Pflicht und Schuldigkeit fleißig angehalten/ der Einkauff benoͤthigter Waaren an rechter Ort und Stelle/ wie auch zu rechter Zeit/ und von den be- sten Leuten besorget/ und solcher Gestalt auch die Speditiones und Commissiones wohl in acht ge- nommen werden. Nicht weniger verpflichtet er sich auch/ die Handels- Scriptur en/ und sonderlich die Haupt- Handels-Buͤcher dergestalt eigenhaͤndig zu fuͤhren/ damit unsern Pupill en/ als Handels- Principal en/ oder vielmehr Uns/ als ihren respectivè Vormuͤn- dern/ monatlich ein richtiger Special-Bilanz, jaͤhr- lich aber bey Schluß des Jahrs/ eine General- Schluß- Bilan tz/ (aus welchem das gantze Handels- Directorium ) und was des Jahrs uͤber gewon- nen worden/ zu ersehen sey/ koͤnne geliefert wer- den. Wobey er ferner auch auf die ihme uͤberliefer- te baare Gelder und Waaren/ die so wohl hier ge- genwaͤrtig/ als unter auslaͤndischen Facto ren lie- gen/ dergestalt acht zu geben hat/ daß alles wohl administri ret/ aller Schaden und Unheil verhuͤtet/ keine boͤse Schulden gemachet/ noch etwann Wech- sel-Gelder oder Waaren an solche Personen ver- trauet werden/ welche nicht solvendo seyn/ oder doch dem Nahmen haben daß sie vor boͤse Bezah- lers passi ren/ und nicht sicher mit ihnen zu handlen sey. D 4 Jn Caput II. Jm unverhofften Fall aber/ daß der Handlung einiger Schaden durch Verderb der Waaren/ Wasser- oder Feuers-Noth/ oder auch durch boͤse Leute zustiesse/ soll er doch vor allen jedesmahl dar- uͤber seyn/ daß dergleichen von seinem Versehen oder Schuld nicht herruͤhre/ sondern wann er da- bey gethan/ was ein ehrlicher Hauß-Vater und Handels- Patron, dessen die Handlung eigen ist/ in dergleichen Fall haͤtte thun koͤnnen/ so soll er zwar von fernerer Verantwortung frey und entschlagen seyn/ jedoch aber hierauf/ was zu Ersetzung des ge- littenen Schadens dienen kan/ an seinem Fleiß nicht ermangeln lassen/ wie er sich dann auch die ausste- hende Schulden/ entweder guͤtlich oder gerichtlich einzutreiben/ aͤusserst bemuͤhen soll/ damit selbige durch die Laͤnge der Zeit nicht verschlimmert/ oder endlich gar unzahlbar/ und boͤse werden moͤgen. Da auch die uͤbrige Handels-Bediente ihme in Handels-Sachen zu Gebot stehen/ und was er darinn befehlen wird/ gebuͤhrenden Gehorsam lei- sten muͤssen/ als wird er von selbsten dahin sehen/ daß solche Bediente nicht allein eines Christlichen Lebens und Wandels sich befleißigen/ denen Han- dels-Verrichtungen fleißig obliegen/ sondern auch unter seiner Direction, die in der Handlung die- nende Jungens in denen Wissenschafften/ welche zur Handlung gehoͤren/ dergestalt profiti ren moͤ- gen/ daß heut oder morgen solches ihme selbst/ wie auch der Handlung zum Ruhm gedeyen moͤge/ daß junge Leute was rechtschaffenes unter seiner Anfuͤhrung darinn gelernet haben. Was gar wichtige Partheyen von Contract en und Von allerhand Kauffmanns -Contract en. und Wechseln/ oder andern zu Kauffmannschafft gehoͤrigen Actionibus betrifft/ welche sich uͤber ein tausend oder mehr Reichs-Thaler betragen/ solche soll er anders nicht (wie er dann auch selber vorge- schlagen und verlanget) als mit unsern Vorwissen/ und unsere Genehmhaltung erstlich daruͤber einzuho- len/ schliessen/ anderer Gestalt aber dieselbe keines- wegs guͤltig/ sondern vor seine Rechnung seyn/ im Fall selbige etwan ungluͤcklich ausschlagen sollten. Wie er nun dieses alls steiff und vest zu halten/ ver- moͤg seines eydlichen Revers es sich anheischig ge- macht/ und zugleich in dieser seiner Function des Complimentariats, von dato an zu verbleiben/ sich verschrieben. Als haben wir constituir te Vormuͤnder/ ihme wohlbedaͤchtlich/ und in Ansehung dieser seiner wichtigen Function, und der darinnen ihme obliegen- de important en Verrichtungen zu einem jaͤhrlichen Gehalt oder Salario, und zwar die ersten drey Jahr/ jedes Jahr drey hundert Reichs-Thaler/ die letzte- ren drey Jahr aber/ jedes Jahr vier hundert Reichs- Thaler Quartalit er pro rata aus der Cassa zu nehmen/ und vor sich abzuschreiben/ ihme hiermit accordi ret/ und zugestanden/ auch noch ferner promitti ret/ und Krafft dieses uns dahin verpflich- tet/ daß im Fall in waͤhrenden sechs Jahren die Handlung durch goͤttlichen Seegen/ und unter seiner Direction Fleiß und Sorgfalt/ mercklich zuneh- men/ er auch unsere beyde Pupill en/ als ob besag- te Johann Michaël, und Caspar Friedrich Titius dergestalt in Handels-Wissenschafften unterrichten wuͤrde/ daß sie hernach ihre eigene Handlung selbst D 5 zu Caput II. zu unternehmen capables waͤren/ daß wir ihm als- dann vor solche getreue Information noch zwey hun- dert Reichs-Thaler pro Discretione zugeben wol- len/ zugesaget und eingewilliget haben/ urkundlich ist dieser Contract in Duplo ausgefertiget/ und von beyderseits Contrahent en unterschrieben/ auch mit unsern Petschafften bekraͤfftiget worden/ so ge- schehen im Jahr Christi 1715. den 1. May in Ve- nedig. (L. S.) N. N. des Vormunds. (L. S.) N. N. des andern Vormunds. Der neu-ankommende Complimenta- rius aber reversi rt sich hierauf folgender Gestalt. D Aß ich obenstehenden Contracts, (welcher mir in allen Punct en/ (nachdem er mit meinem Gewissen und wohlbedachten Willen aufgesetzet/) deutlich und vernehmlich vorgelesen/ und nochmal von mir accepti ret und genehm gehalten worden) seinem Jnhalt/ getreulich nachkommen/ und so viel mir GOtt Kraͤffte und Verstand verleyhen wird/ denselben treulich halten/ auch bey der mir anvertrau- ten Titii schen Handlung/ als einem redlichen Com- plimentario und Gevollmaͤchtigten gebuͤhret/ handlen wolle/ solches reversi re ich mich bey dem Wort der ewigen Warheit/ und Verpfaͤn- dung meiner Haab und Guͤter/ beweglichen und unbeweglichen/ jetzt habenden und kuͤnfftig kommen- den/ Von allerhand Kauffmanns- Contract en. den/ keine ausgenommen/ wie sie Namen haben moͤgen/ urkundlich meiner eigenhaͤndigen Unter- schrifft/ welche ich in Gegenwarꝛ hier unten benahm- ter Zeugen/ als Hrn. N. N. und Hrn. N. N. als beyder hier gesessener vornehmer Kauffleute/ præsti ret. Venedig den 1. May. 1715. (L. S.) N. N. des Complimentarii. (L. S.) N. N. der Zeugen. N. N. Ein anders Kauffmanns- Compli- plimentariat, welches nicht allein einem/ ei- ner Handlung Vorgesetzten/ oder in derselben ste- henden Handels-Diener/ sondern auch einem Advo- cato, die Ptocesse der Handlung zu respici ren/ zur Vollmacht dienen kan/ und woraus erst recht/ was ein Complimentarius bedeutet/ zu ersehen seyn wird/ ist folgendes. K Und und zu wissen sey hiemit maͤnniglichen/ dem- nach wir N. N. und N. N. Handels- Con- sort en/ an unterschiedlichen Orten/ insonderheit in Leipzig/ Naumburg/ Augspurg/ Luͤbeck/ Ham- burg/ Amsterdam/ Nuͤrnberg/ Dantzig/ Lyon, Franckfurt/ Coͤlln/ Paris/ St. Gallen/ Braun- schweig/ Breßlau/ Botzen/ Genua/ Bologne und dergleichen Handels-Plaͤtzen/ wie auch zu Dreßden/ Prag/ Wien/ und sonsten hin- und wieder in Kay- serlichen/ Polnischen/ Frantzoͤsischen/ Englischen/ Daͤnischen und andern Koͤnigreichen/ Chur- und Fuͤrsten/ Bischoffs- und Hertzogthuͤmern/ Graf- und Caput II. und Herꝛschafften/ Republiquen, Reichs-Staͤd- ten und sonsten geistlichen und weltlichen Orten und Gerichten/ Mercantil-Magistrat oder Kauff- manns- Judicatur, mit Wechseln Ausleyhen/ Ein- und Verkauffen derer Waaren/ Eintreibung derer Schulden und andern Dingen mehr/ unterschied- liche Processus zu fuͤhren/ allerhand Negotia acti- vè und passivè, in- und ausserhalb denen Jahr- Messen zu tracti ren/ Rechnung und Gegen-Rech- nung zu halten/ Contractus zu celebri ren/ sel- bige zu cassi ren/ und andere Dinge vor uns/ und wegen unserer gesammten Handlung zu administri- ren und zu verrichten/ uͤber diß unterschiedene Actiones Handlungs wegen/ wie auch in puncto injuriarum Rei Vindicationis, depositi, und dergleichen andere benannte und unbenannte/ anzu- stellen und zu gewarten haben: Als wollen wir samt und sonders/ auch jeder fuͤr alle/ und alle fuͤr einen/ in solidum, \& in totum, vor uns/ unsere Erben/ Erbnehmen und Nachkommen/ und zwar mit Be- gebung der Excussion, Division, (daß nicht jeder unter uns besonders ausgeklaget/ oder einige Thei- lung angestellet werden muͤsse) auch andern bemeld- ten und unbemeldten Rechts-Befugnissen/ vor allen und jeden obbemeldten und andern Paͤbstlichen/ Kayserlichen/ Koͤniglichen/ Chur- und Fuͤrstlichen/ Marg- und Graͤflichen/ Herꝛlichen/ Adelichen/ Ober- und Hof-Gerichten/ Haupt- und Amptleuten/ Commissionen, Academien, Amt-Schoͤssern/ Gerichts-Verwaltern/ Buͤrgermeistern/ Land- Stadt- und andern Geist- und Weltlichen-Ober- und Unter-Gerichten/ Jnnungs- und Handwercks- Zu- Von allerhand Kauffmanns- Contract en. Zusammenkuͤnfften/ deroselben Deputatis, wie die Namen haben moͤgen/ und wo solche seyn/ unsern Complimentarium und Handels-Bedienten/ den Erbarn N. N. oder den Wohlgelahrten Herꝛn N. N. Advocat en/ wenn er aber nicht zugegen/ oder diese Verrichtung weigert/ oder auch nicht widerspreche/ zugleich N. N. und N. N. zu unsern unzweifflichen gewissen Anwaltern/ Sach-Verwal- tern/ Versorgern/ Gewalt- und Befehlhabern/ Worthaltern/ Namen-Traͤgern/ Abgeschickten Agent en/ Institoribus Negociorum, Gestori- bus, Gubernatoribus, Commissariis, Procu- ratoribus, Factoribus und Complimentariis, Generalibus \& Specialibus, zugegen und abwe- send/ zugleich und jeden insonderheit/ also in soli- dum zu allen und jeden/ in- und ausserhalb Gerichts- vorfallenden Handlungs-Rechts und andern Sa- chen (wir vertretten gleich Klaͤgers oder Beklagtens Stelle) zu gut und recht/ activè und passivè, und zwar mit ausdruͤcklichem Vorbehalt/ diese ertheilte Vollmacht nach eigenem Gefallen jederzeit zu wider- ruffen und zu aͤndern/ cum Clausula, rati, grati, hæredum sivè pro hæredibus, \& successoribus unum pluresque toties substituendi, revocan- di \& hos iterum cassandi alios de novo substi- tuendi, potestatemque recipiendi, nec non cum libera ac aliis necessariis, salutaribus \& apponi consuetis, ut \& sub hypotheca bonorum, jetzo alsdann/ und dann als jetzo benennet/ geordnet und ausdruͤcklich constitui ret/ ihnen samt und sonders/ auch generalem, \& specialem, plenam, liberam \& absolutam potestatem gegeben und zugeeignet ha- Caput II. haben/ daß sie die principaliter Constituti oder Substituti, Neben- und Affter-Anwaͤlde (in massen denen Substitutis noch andere ferner zu substitui- ren/ ebenfalls hiemit Macht gegeben wird/) in al- len unsern Affai ren/ jederzeit an unserer Stelle/ auch nach unsern Absterben/ in unserer Erben/ Erbneh- men und Nachkommen Namen/ aller Orten der Welt/ ohne Reassumtion des Processus in Per- son erscheinen/ mit hohen und niedrigen Personen/ Collegiis, Capitulis, Communen Universi- taͤten/ Jnnungen und dergleichen/ als wann wir selbst zugegen waͤren/ unsere Nothdurfft zu gute und Recht beobachten/ Abends/ Morgens und je- derzeit muͤndlich oder schrifftlich vorbringen/ litigi ren/ placidi ren/ Tractat en und Handlungen pflegen schliessen/ transigi ren/ accordi ren/ Acta durchle- sen/ extrahi ren/ actiones ad intrandum in se- mitam, ad petendum in solidum, ad faciendum capi, ad exigendum, ad faciendum sumi ratio- nes, ad ex \& accusandum, petendam aboli- tionem, locandum, conducendum, vendendum, emendum, donandum, nominandum in judi- cio, acceptandum jura, cedendum, petendum compromissum, transigendum recipiendum mu- tuo, revidendum, recalculandum rationes, cam- biandum, petendum beneficium restitutionis in integrum, recognoscendum scripta, petendum instrumenta, fide jubendum, resignandum bene- ficiis, impetrandum licentiam, repræsentan- dum \& petendum tutores, recipiendum depo- situm, consentiendum cuique negotio, finien- dum \& ad alia quæcunpue facienda \& omitten- da, Von allerhand Kauffmanns- Contract en. da, auch auf die Ehehaffts-Klagen/ und ex l. Dif- famari sivè ex lege contendat, provocationem sive interpellationem anstellen/ daß in Sum- mariis summariter, \& in ordinariis ordinarie nach Gelegenheit der Sachen procedi rt werde/ beobachten/ auf alle Art agi ren/ excipi ren/ re, du, tri, quadruplici ren/ was durch einen der Gewalt- haber angefangen/ vor und nach der Litis contesta- tion fortsetzen/ mitteln und zu Ende bringen/ was allbereit passi rt ratihabi ren und vortragen/ gutli- che Handlungen pflegen/ Rechnung und Gegen- Rechnung halten; Belege examini ren/ defecti- ren/ annehmen/ calculum ziehen/ Saldo oder Li- quidum constitui ren/ remitti ren/ pacisci ren/ stipuli ren/ compromitti ren/ unsern Namen oder auch in unsern Namen subscribi ren/ Geld auf oder in Empfang auf Wechsel oder gegen Hand-Schrifft/ Waaren um baar Geld/ oder auf Zeit oder Con- dition einkauffen/ wieder verkauffen/ wieder zu- ruͤck nehmen/ assecuri ren/ Zahlung leisten/ Billet, Obligationes, Pfand/ Verschreibung/ Auszuge/ Wechsel oder Umschlags-Briefe zum Obstagio und andere Schrifften/ in und mit unsern Namen un- terschreiben/ schliessen/ zeichnen/ accepti ren/ aus- stellen/ auf andere indossi ren/ cedi ren/ scontri ren/ Journal-Corresponden tz/ die Copier, Memorial, Giro- Haupt- und andere Handels-Buͤcher/ un- sertwegen machen und halten/ Einnahm und Aus- gab verrichten/ richtig ab- und zuschreiben/ Insti o- res ordnen/ Proxenetas, Maͤckler oder Unterhaͤnd- ler gebrauchen/ Schulden und Gegen-Schulden noti ren/ Delegationes machen/ Handels-Zeichen stechen Caput II. stechen lassen/ auf unsere Waaren druͤcken und ge- brauchen/ Geld in Banco geben oder nehmen/ à Conto ab- und zuschreiben lassen/ Schulden ver- kuͤmmern/ besprechen und einheben/ guͤtlich und ge- richtlich Geld exigi ren/ in Empfang nehmen/ qui- ti ren/ Verzicht leisten/ Debita, Bona Im-\& Mobi- lia an Zahlungs-Statt cedi ren und assigni ren las- sen/ oder andern uͤbergeben/ Confirmationes su- chen/ und hierunter allenthalben cautè und behut- sam handeln und negotii ren/ auch wo moͤglich/ absque apicibus juris die Sachen abthun/ die Posseß nehmen und erhalten/ Klage selbst/ oder von den ordinariis \& extraneis Advocatis unterschrei- ben lassen/ die Articulos Processus gebuͤhrend beobachten/ in erster/ anderer und dritter Instan tz/ auf alle und jede Gerichts-Tage oder Diæt en er- scheinen/ allerhand Anordnungen/ Inhibitiones, Monitoria, Præcepta und Citationes auswuͤr- cken/ dieselbe insinui ren lassen/ wiederum cassi ren/ aufheben und annehmen/ einen gewissen/ selbigen Orts (an dem vor uns und an statt uns selbsten die Jurisdiction geschehen moͤge) verordnen/ in Cau- tiones odeꝛ Vorstand wegen der Wieder-Klage und Reconvention sich einlassen/ Proceß auswuͤrcken/ reassumi ren/ sie pro reassumto halten/ Ungehorsa- mes beschuldigen/ solche ablehnen/ Exceptiones, Præ- scriptiones Fori, Libelli non ritè formati, doli mali, primæ instantiæ, litis pendentiæ \& præventiones Competentiæ, restitutionis in integrum, Legitimationes in habilitatis, Cita- tionis, Compositionis amicabilis, \& obreptio- nis, remediorum suspensivorum, nimis angusti Ter- Von allerhand Kauffmanns- Contract en. Termini, Feriarum, Loci non tuti, Delibera- tionis, Satisdationis, \& Guarandæ, Tracta- tus ad transigendum, Libelli alternative for- mati, plus petitionis, Spolii, Erroris, calculi, nunciationis, solutionis, in validi instrumenti, non redditarum Rationum, cedendarum actio- num, Excussionis, Cessionis bonorum, Mora- torii, Tu venis contra factum tuum, usurariæ pravitatis non numeratæ pecuniæ, dationis in solutum, Executionis impediendæ, nullitatis, litis contestationis articulorum novorum, \& alias quaslibet tam dilatorias quam perempto- rias ac litis ingressum impedientes, vorschuͤtzen/ darthun und ausfuͤhren/ die ihnen entgegen gesetzte ablehnen/ deutliche und klare Antwort geben/ Li- tem denuncii ren/ auf Litis contestationes sich einlassen/ Litem affirmativè vel negativè conte- sti ren oder foͤrder respondi ren/ Articulos und In- terrogatoria generalia \& specialia, auch additio- nalia fetꝛigen/ wider die Unzulaͤssig-Schliessende/ und Unfoͤrmliche excipi ren/ juramenta quælibet pro qualitate causæ, wie nachgehends specifici ret/ und sich sonst ereugnet/ Generalia \& Specialia deferi- ren/ referi ren/ remitti ren/ relaxi ren/ retrahi- ren/ ad jurandum offeri ren/ zu dero Leistung Tag- fahrt auswuͤrcken/ Gegentheil ad videndum \& audiendum jurari vorladen lassen/ die Termin en fleissig beobachten/ Prolongationes suchen/ inglei- chen juramenta credulitatis, diffessionis, fideli- tatis, minorennitionis, sivè diminutionis, pau- pertatis, veritatis, calumniæ, malitiæ, dando- rum respondendorum, in Litem affectionis, E æsti- Caput II. æstimationis, purgationis, perhorrescentiæ, probationis in supplementum, manifestationis quoad expensas, damnum, Interesse, proro- gationes, litis decidendæ, cautionis cujuslibet decisorum, und alle andere ziemliche in Rechten nach gelassenen Eyde/ benannte und unbenannte/ in unsern und unserer Erben und Nachkommen Na- men und Seelen ablegen/ erstatten/ schwoͤhren/ daß/ wie sie schwoͤhren moͤgen/ verordnen/ vom Ge- gentheil abfordern/ wie solche geleistet werden/ anhoͤ- ren/ das Gewissen mit Beweiß/ durch Urkunden/ Zeugen oder anderer Art vertretten/ Documen- ta edi ren/ oder edi ren lassen/ selbige diffiti ren/ ad diffitendum aut recognoscendum produci- ren/ quoad manum, Sigillum \& contenta re- cognosci ren/ oder auch per testes recognosci ren lassen/ abschwoͤhren/ mit andern Urkunden con- feri ren/ allerhand Demonstrationes und Proba- tiones, Reprobationes, auch ad perpetuam rei memoriam fuͤhren/ zeugen/ so offt es noͤthig ange- ben/ gegenwaͤrtig und abwesend produci ren/ ver- meiden/ abhoͤren oder fallen lassen/ die erste/ andere/ dritte/ vierdte und mehr Verlaͤngerungs-Fristen und Prolongationes, zum Beweiß und Gegen- Beweiß Gewissens-Vertrettung/ mit und auf/ oder auch ohne causæ cognitione suchen/ und auswuͤr- cken/ wider Zeugen/ Person und Aussage/ auch Documenta probatoria \& quælibet alia judicia- lia \& extrajudicialia excipi ren/ allen Privile- giis \& Beneficiis, Leuterationi, Appellationi, cautioni præstitæ, foro, processui, probationi und andern/ wozu eine Caution oder Special- Man- Von allerhand Kauffmanns- Contract en. Mandat ersordert wird/ renuncii ren/ und sich be- geben/ biß zum Abschied oder Urtheil/ oder ander Decisum verfahren/ mit und ohne Reservation beschliessen/ compromitti ren/ die Haupt Sum- ma/ Zins- Intresse, Schaden-Unkosten/ liquidi- ren/ mit denen uͤbrigen Credito ren und Intressen- ten super prioritate \& debitis verfahren/ Ar- resta, Re \& personalia anlegen/ selbige renovi ren/ prosequi ren/ cassi ren/ Kummer-Klage uͤberrei- chen/ auf die Ubergebene sich einlassen/ antworten/ dargegen in Materialibus \& Formalibus excipi- ren/ die Debitores und andere Interessentes in Gefaͤngniß bringen/ selbige und ihr Vermoͤgen Rich- terlich anhalten/ verpflegen/ Salvum Conductum und Anstands-Briefe austheilen und auswuͤrcken/ jus talionis \& Repressalia gebrauchen/ und bey der Obrigkeit suchen/ uͤber obige noch andere Cau- tiones rati, grati, indemnitatis, de lite prose- quenda, de judicio sisti, judicatum solvi, de non amplius turbando, de non offendendo etiam propter quemlibet legitimationis defe- ctum, usufructuarium, fideicommissarium \& alias quaslibet, mit Einsetzung/ und bey Ver- pfaͤndung unsers gesamten und besondern Vermoͤ- gen/ gerichtlich bestellen/ præsti ren lassen/ wieder aufheben/ contumaci ren oder in contumaciam procedi ren/ dieselbige purgi ren/ zu Belernungs- Bey- und Haupt-Urtheil beschliessen/ deren Act en Inrotulation und Eroͤffnung beywohnen/ Abschied und Urtheil rescripta \& decisa anhoͤren/ pro ju- dicato ante decendium erkennen/ und als Rechts- kraͤfftig annehmen/ protestationes, revisiones, E 2 appel- Caput II. Appellationes, Leuterationes, Supplicationes, provocationes \& quælibet remedia suspensiva \& devolutiva, so wohl vom Abschied als Urtheil/ Citationen, Auflagen/ Rescript en und andern Anordnungen/ auch von der angesetzten Execution und andern Huͤlffs- Actibus an einem und mehr Richtern/ Oberst- und Unterst/ in- und ausserhalb Gerichts/ auch coram Notario \& testibus und sonst einwenden/ prosequi ren/ justifici ren/ revi- siones suchen/ wie auch dem gantzen Processui, oder einem Theil desselben im Anfang/ Mittel und Ende renuncii ren/ cassi ren/ apostolos reverentiales \& refutatorios auswuͤrcken/ abloͤsen/ introduci ren/ Acta abfordern/ einlieffern/ expensas, damna, usuras, \& aliud interesse designi ren/ taxi ren lassen/ executiones, immissiones, sequestrationes, taxationes, licitationes, \& possessiones, adju- dicationes, restitutiones in integrum, recon- ventiones, und dergleichen suchen/ annehmen/ verrichten/ Tagdingen/ und alle Huͤlffs- Actus voll- strecken lassen/ uns alle Wege und in allen Sachen defendi ren/ um Execution der Urtheile anhalten/ oder da dergleichen angeordnet wuͤrden/ rechtliche Exceptiones dawider gebrauchen/ selbige prose- qui ren/ darinnen ebenwohl zum Beschluß verfah- ren/ und sonst alles/ was vermoͤge der Rechte pro Stylo \& observantia cujusque judicii, nec non pro qualitate causæ \& negotii mehrere Vollmacht beduͤrfftig waͤre und erfordert wird/ Krafft diß/ als waͤre es deutlich hierinnen benennet/ oder als wann wir selbsten zugegen waͤren/ gestalten Sachen nach/ und wie das gebuͤhret/ thun und lassen moͤgen/ wie wir Von allerhand Kauffmanns- Contract en. wir dann alle und jede/ unsere Con ‒ \& Substitutos, Haupt-Neben- und Affter-Anwaͤlde/ allenthalben Noth- und Schad-loß halten und was sie gethan/ als wenn wir selbst zugegen es verrichtet haͤtten/ anneh- men/ keines weges de jure, noch de facto darwi- der handeln/ sollen/ und wollen/ auch dafuͤr/ und vor auflauffende Damna, ingleichen Urtheils-Ge- richts- Advocat en/ Anwaldsschaffts-Reise-Zeh- rungs- Copial- und andere Gebuͤhren/ so sich bey dem Proceß auch Casu fortuito ac improviso ereignen/ unser jetziges und kuͤnfftiges Vermoͤgen cum pacto executivo, nec non cum clausula constituti possessorii \& cum renunciatione Ex- cussionis \& Divisionis eingesetzet und solche zu ent- richten/ Krafft dieses unsers Wechsel-Briefs uns verpflichtet haben wollen/ \& sic omnibus meliori- bus modo, via, jure, causa, forma, quibus melius \& efficacius fieri potuit ac debuit guͤltig seyn. Urkundlich haben wir Handels- Litis-Consor ten solche Gewalt/ Vollmacht und Complimentariat, nachdem sie uns von Wort zu Wort vor/ auch von uns selbst gelesen worden/ aus guten und gerechten Wissen/ mit Dinten und Federn cum clausula \& reservata potestate revocandi \& cassandi durch unsern gewoͤhnlichen Petschafften und eigen- nen Haͤnden freywillig/ wissentlich und ungezwun- gen bekraͤfftiget/ auch um mehrer Nachricht und Sicherheit willen/ die zugleich hierzu erbettene Zeu- gen mit unterschreiben lassen/ worbey uns nachdruͤck- lich vorbehalten/ daß wir zu Zeiten in ein und andern Sachen/ nebst unsern Gevollmaͤchtigten und Complimentario, oder auch ohne dieselbigen erschei- E 3 nen/ Caput II. nen/ und unsere Nothdurfft vor uns allein/ oder durch andere zugleich beobachten wollen/ jedoch da- durch unsern Gevollmaͤchtigten ertheilte Gewalt kraͤfftig bleiben/ und unser Mandat weder tacite, noch expresse aufgehoben seyn soll. Alles getreu- lich/ sonder Gefaͤhrde und arge List/ auch allen Aus- zug. Geben zu Leipzig den 30. Sept. An. 1715. (L.S.) N. N. (L.S.) N.N. als erbette- ner Zeuge. (L.S.) N. N. testis ro- gatus. (L.S.) N. N. (L.S.) ut testis requisi- tus. (L.S.) N.N. als ersuchter Zeuge. Contract mit einem Handels-Diener/ deme zugleich nebst dem Salario in gewissen Waaren freye Handlung zugelassen wird. K Und und zu wissen sey hiemit/ daß heute zwischen mir Aurelia Kauff-Frau allhier in Luͤbeck/ und dem Erbaren und discret en/ Johann Titio, folgen- der Contract aufgerichtet und geschlossen worden: nehmlich es verspricht sich gedachter Titius auf sechs Jahr lang (von dato anzusangen) meiner Hand- lung als Buchhalter dergestalt vorzustehen/ daß er nebenst der Richtigkeit/ der benoͤthigten/ und taͤg- lich vorfallenden Handels- Scriptu ren und Corre- sponden tz/ auch dirigendo alle meine uͤbrige Han- dels-Geschaͤfften und Angelegenheiten/ in- und aus- serhalb Hauses/ in Ein und Verkauff der Waa- ren Von allerhand Kauffmanns- Contract en. ren contrahi ren/ Wechsel-schliessen/ Bedienung/ einlauffender Commission en/ und was etwan son- sten bey Handlungen und auf Schreib-Stuben mehr vorfallen moͤchte/ so getreulich wahrnehmen will/ als wann es ihm selbst oder sein eigen Handels- Interesse betraͤffe/ oder auch ein Principal der sol- ches dirigir te zugegen waͤre; zu welchem Ende/ er sich auch sonderlich anheischig gemacht/ auf meine andere Handels-Bediente/ und deroselben Thun und Lassen ein wachendes Aug zu haben/ sie zu allem Gu- ten anzufuͤhren/ und nichts geschehen zu lassen/ was zu meiner Handlung Schaden directè oder indirectè gereichen koͤnte; sonderlich verspricht er auch dahin bemuͤhet zu seyn/ daß die von meinem seeligen Mann durch lang-jaͤhrige Praxin und Bemuͤhung wohl étabilir te Kundschafft moͤge beybehalten/ und auch durch fleissige Corresponden tz und reale Bedie- nung/ je laͤnger je mehr vermehret werden. Nicht weniger will er auch meine Messings- Fabric in gutem Stand zu erhalten/ mit denen Ar- beitern woͤchentlich richtige Abrechnung zu halten/ und auf all ihr Thun und Lassen ein wachendes Aug zu haben/ sich angelegen seyn lassen/ und im uͤbrigen alles dasjenige thun/ was von einem getreuen und bevollmaͤchtigten Handels-Diener kan erfordert werden. Dahingegen verspreche ich ihm jaͤhrlich pro Sa- lario zwey hundert und funffzig Reichsthaler/ nebst freyen Tisch/ Cammer/ Holtz/ Licht und Waͤsche zu geben/ auch uͤber das/ ihme noch zu zu- stehen/ daß er seinen bißhero auf Franckreich getrie- benen Wein-Handel/ (weil solches meiner Hand- E 4 lung Caput II. lung nicht præjudicir lich seyn kan/) ferner hin/ jedoch daß in meinen Handels-Geschaͤfften daruͤber nichts verabsaͤumet werde/ fortsetzen moͤge. Gegen Ablauff obbemeldter sechs ver accordir- ten Jahre/ soll auch denjenigen von uns beyden/ welcher alsdann/ obigen Contract nicht zu ver- neuern Belieben tragen wuͤrde/ obliegen/ solches ein Viertel Jahr vorher dem andern aufzukuͤndigen/ damit ein jeder beyzeiten/ was alsdann ferner seine Convenien tz seyn moͤchte/ besorgen koͤnne; Urkund- lich ist dieses wohlbedaͤchtlich unter uns beyden also abgehandelt/ und von jedem Theil unterschrieben/ auch durch Aufdruckung unserer Petschafften bekraͤfftiget worden/ so geschehen Luͤbeck den 6. Martii Anno 1715. Anmerckung uͤber obigen Contract. D Aß offtmals einigen Handels-Dienern vor ihre eigene Rechnung eine kleine Neben-Handlung zu treiben verstattet/ ihnen auch von ihren Handels- Patronis aller Vorschub/ an Geld/ Schiffs- und Pack-Raum/ darzu gethan werde/ solches sehen wir aus der taͤglichen Praxi, bemercken aber da- bey/ daß/ wann solches geschiehet/ es entweder als ein Pars Salarii anzusehen ist/ da der Handels- Patron solche Neben-Handlung (damit sein Die- ner desto besser auskommen koͤnne) ihme verstattet/ oder es bedinget solches der Diener/ welcher allbe- reit von langer Zeit her in dergleichen Handlung ge- sessen/ Von allerhand Kauffmanns- Contract en. sessen/ sich solches zum Voraus/ und wird es also Conditio sine quâ non oder eine solche Condi- tion, ohne deren Einraͤumung er sich nicht in ande- re Dienste begeben wuͤrde; Ob aber dergleichen Ne- ben-Handlungen der Diener einem Patrono alle- zeit profitables seyn/ solches ist wieder eine andere Frage/ und wird mit Unterschied dergestalt beant- wortet/ daß/ wann dem Principali, der vor sich handlende Diener an seinen/ des Principalis Ge- schaͤfften/ nichts verabsaͤumet/ auch die Handlung/ die er treibt/ der Handlung des Patroni nicht ent- gegen ist/ solche gar wohl koͤnte zugelassen werden. Solte aber ein Diener mehr Zeit auf seine eigene/ als auf des Patrons Handlung wenden/ selbige auch dieser/ wo nicht directè, doch indirectè zuge- gen seyn/ so ist es besser/ man unterlasse und ver- meide eine solche Confusion und Vermengung/ bey welcher es so genau nicht abzugehen pfleget/ daß nicht des Patroni seine Brief-Port/ Unkosten/ oder gar Handels- Cassa darunter leiden/ manches Brief-Port dem Patrono angeschrieben werden solte welches der Diener vor seine eigene Handels- Briefe ausgegeben/ so koͤnte ihme auch/ wann er die Handels- Cassam unter Handen hat/ dieselbe in Verschuß seiner eigenen Handlung wohl zu stat- ten kommen/ zugeschweigen/ wie die wohl-schme- ckenden Profit en einer proper Handlung je laͤnger je mehr anreitzen/ weiter um sich zu greiffen/ und nach und nach von des Patrons seiner Kundschafft etwas an sich zu ziehen/ welches dann so leer nicht abgehet/ zumahl wann dergleichen Bediente/ sie seyn gleich Buchhalters/ Complimentarii, oder E 5 Han- Caput II. Handels-Diener verheyrathet seyn/ und zu Hauß ihren kleinen Handel und Ausschnitt haben/ zu wel- chen die grosse Handlung/ in welcher sie als Be- diente stehen/ oͤfftermahls nicht ein geringes beytra- gen muß/ daß also die Personen/ welchen solcher Gestalt eigene Handlungen bey ihrem dienen zu gestatten sey/ wohl in acht genommen werden muͤs- sen/ ehe man auf solche Conditiones mit ihnen schluͤßig wird. Contract, mit einem Buchhalter auf- gerichtet. D Emnach ich Endsbenannter heute den Herrn Antonium N. N. zum Buchhalter in meiner Handlung angenommen/ als ist auch vorhero vor uns beyderseits wohlbedaͤchtlich folgendes verabre- det und geschlossen worden. Nehmlich es soll ge- dachter Herr Antonius von dato an sich der Fuͤh- rung meiner Haupt-Handels-Buͤcher dergestalt unterziehen/ daß er/ nachdem sie biß hieher nicht in doppelten Posten/ oder auf sogenannte Jtaliaͤnische Manier/ sondern nur in einfachen Posten gefuͤhret worden/ er in denen bißher gefuͤhrten Buͤchern al- le Rechnungen von Anfang der Buͤcher her/ biß zum End derselben/ fleißig nachsehen/ solche accurat auf summi ren/ das wenigste von dem meisten/ es sey gleich in Debet oder Credit abziehe/ und die uͤberbleibende Summam eines jeden Conti, unter die Debitores oder Creditores der neu-anzufan- genden Handels-Buͤcher vortrage/ damit alsdann ein Von allerhand Kauffmanns- Contract en. ein so viel richtiger Bilanz und Inventarium zum Fundament der neuen Buͤcher koͤnne geleget wer- den/ wie dann auch fordersambst das Inventa- rium meiner Waaren/ und deren Belauff ihren Einkauffs-Kosten nach/ wie auch die in Banco und Cassa verhandene Summen/ ingleichen die Speci- fication, der in auslaͤndischen Lagern noch unver- kaufft liegenden Waaren/ ferner der Werth einiger meiner Mobiliorum und Immobiliorum (welche ich gleichfalls dem Haupt-Handels-Buͤchern unter gewissen Rubriquen inseri ret wissen will) ihme soll gegeben werden/ damit er daraus ein vollstaͤn- diges Systema oder Aufsatz (der zu Anfang des Jtaliaͤnischen Buchhaltens gebuͤhrenden Formi- rung des Capitals ) moͤge machen koͤnnen. Er soll aber bey sothaner Schliessung aller Handels-Rechnungen/ in meinen vorigen Buͤchern vornehmlich dahin sehen/ und sich erkundigen/ wie solche von Zeiten zu Zeiten/ sonderlich mit meinen Correspondent en geschlossen/ und ob jedes mahl bey einem jeden der Saldo recht vorgetragen wor- den/ zu welchem Ende er nicht allein so viel als Zeit und Gelegenheit leiden will/ alle solche Rechnun- gen/ sonderlich die jenigen/ bey welchen sich Dubia ereigenen moͤchten/ von einigen Jahren her noch durchgehen/ auch ob aus dem Journal etwas auf solche uͤber zu tragen vergessen/ oder auch in ein und andern falsch auf summi ret worden/ nachsehen soll/ sondern er soll auch aus denen vorhandenen Briefschafften und Corrent- Rechnungen sich erse- hen/ und alsdann mit jeden meiner noch offen sie- henden Correspondent en daruͤber correspondi- ren/ Caput II. ren/ denen jenigen bey deren Rechnungen kein Du- bium vorfaͤllt/ solche senden/ und daß sie Conform mit mir den Saldo unseren zusammen habenden Rechnungen vortragen moͤgen/ sie ersuchen; Von denen aber an deren Rechnung gezweiffelt/ und nicht unbillig gemuthmasset wird/ daß meiner Seits etwas zu noti ren/ oder auch in calculi ren moͤchte seyn versehen worden/ soll er sich lieber Corrent- Rechnungen schicken lassen/ und daß solches bald geschehen moͤge/ antreiben/ als daß er solche aus meinen Buͤchern ausziehe/ und ihnen zuschicke/ und sie folglich dasjenige/ was ich mir zum Schaden et- wann ausgelassen/ oder falsch calculi rt/ vor sich utiliter annehmen und applici ren moͤchten. Wann nun dieses alles geschehen/ so soll er den formir ten Capital- und Vortrags- Bilan tz der per- soͤnlichen und auch dinglichen oder real en Debito- rum oder Creditorum, in meine hierzu neu-ange- schaffte Handels-Buͤcher sauber und zierlich ein- schreiben/ das Eingeschriebene folglich in das Haupt-Buch uͤbertragen/ und hierauf also monat- lich fortfahren/ daß/ was gehandelt/ contrahi rt/ eingekaufft/ und verkaufft/ baar eingenommen und ausgezahlt/ in Banco ab- oder zugeschrieben/ an und von andern assigni ret/ mit ihnen rescontri rt/ an Wechseln accepti ret/ trass- und remitti rt/ an Waaren vor eigene oder Commissions- Rechnung spedi rt/ a Deposito genommen/ oder gegeben/ as- securi rt/ saldi rt/ ordonni rt/ oder committi ret worden/ und was etwann sonst bey Handlungen der vorfallenden Affai ren mehr seyn moͤchten/ sol- ches alles insgesamt/ aus denen Strazz en oder Clad- Von allerhand Kauffmanns- Contract en. Cladd en/ Manualibus, Tag-Kram-Gewoͤlb- Ein- und Verkauff- Cassa-Banco- Unkosten- Spe- ditions- und Copir- Buͤchern/ Briefen/ Rechnun- gen und Factur en/ fleißig und mit Sorgfalt aus- gezogen werde. Hierauf soll er solchen Auszug/ Buchhalterisch- und Jtaliaͤnischem Stylo nach/ erst- lich auf einige Bogen/ oder sogenanntes Posten- Formier- Buch entwerffen/ und wann solches ge- schehen/ und er alles noch einmahl fleißig nachge- sehen und untersuchet/ ob nicht in ein und anderer Post wider die Reguln des Buchhaltens pecci ret worden/ soll er alsdann solches zierlich ins Journal ins reine schreiben/ aus solchen hernach ins Haupt- Buch uͤbertragen/ und endlich den Monat- Bilan tz/ um mir solchen zu meiner Nachricht uͤberreichen zu koͤnnen/ ziehen; ingleichen soll er auch jaͤhrlich den Haupt- und Jahr-Schluß- Bilan tz exactè nach ge- machten Waaren Inventario machen/ damit ich aus solchen/ was das Jahres uͤber in der Hand- lung gewonnen oder verlohren worden/ eigentlich moͤge zu ersehen haben. Ferner soll er auch monatlich einen Extract von denen vorfallenden Activ- und Passiv- Schul- den und Wechsel-Briefen/ item von denen einzu- cassi renden oder zu bezahlenden Interess en/ Wech- seln und Assignationibus, von/ auf Condition ge- holten Waaren/ item auf der Conto pro Diver- sis, in Debet und Credit noch offen stehenden Po- sten/ von Waaren/ welche abgegangen und wieder verschrieben werden muͤssen/ von Sachen/ uͤber welche nothwendig zu correspondi ren/ Nach- richt zu geben/ oder einzuholen ist/ von denen aus- laͤndi- Caput II. laͤndischen Lagern/ unter denen Factoribus noch un- verkaufft liegenden Waaren/ in Banco annoch vor- handenen Geldern/ und dergleichen Notandis mehr machen. Er soll auch bey Schluß jeden Monats/ die vo- rige Monats-Verrichtung in der Cladde oder Strazze, Manuali oder Hand-Buch/ vor sich neh- men/ um was daselbst als uneroͤrtert noch offen ge- blieben/ in diesem Monat zu Buch/ unter seiner be- hoͤrigen Rubric, oder/ so es keine eigene meritir te/ auf Coto pro Diversis zu stellen/ dabey soll er auch allerhand benoͤthigte/ sonderlich aber auslaͤndischer Correspondent en ihre Corrent und Zeit/ wie auch Verkauff-Rechnungen/ welche ihnen gesandt wer- den muͤssen/ fleißig ausschreiben/ und selbige unver- zoͤgerlich fortsenden/ die eingelauffene Corrent, Zeit/ Ein- und Verkauff-Rechnungen aber/ soll er fleißig nach calculi ren/ die darinn vermerckte De- fecta, so gleich ad Notam nehmen/ mir/ nebst sei- nem Gutduͤncken geziemend eroͤffnen/ und folglich meiner Ordre nach/ das nothwendige daruͤber correspondi ren. Uber die andere Bedienten meines Contoirs wird ihm die Aufsicht dergestalt aufgetragen/ daß er sie zu allen Guten anhalten/ ihnen mit loͤblichen Exemplis der Gottesfurcht/ Treu/ Fleiß/ und Ar- beitsamkeit/ auch eines Christlichen Lebens und Wandels vorgehe/ und so viel an ihme ist/ jeden dahin anhalte/ daß er seiner obliegenden Pflicht rechtschaffen nachkomme/ nichts auf den morgenden Tag verspahret/ die einzumahnenden Schulden zu rechter Zeit gemahnet/ und eingetrieben/ in denen Brief- Von allerhand Kauffmanns Contract en. Briefschafften und Documentis eine ordentliche Registratur gehalten/ die abgehende Briefe und Wechsel-Briefe ordentlich und deutlich copi rt/ die zu Spedi rende-Waaren zu rechter Zeit spedi- ret/ an die Schiff/ nach der Waag/ den Kran/ oder Fuhrleuten gebracht/ richtige Certificationes, Paͤsse/ Factur en/ Aviso, Fracht-Briefe/ und Con- noissement en daruͤber verfertiget werden/ welches alles/ wie auch die Unter- und Aufschrifften/ und das Versiegeln der Briefe er wohl in acht zu nehmen/ alles was auf dem Contoir auszurechnen/ oder zu calculi ren vorkommen moͤchte/ selbander/ und nie- mahls allein verrichten soll/ damit auch in solchen kein Jrrthum vorgehen moͤge. Aus denen ankommenden Briefen hat er sich auch zu befleissen/ Post-taͤglich das nothwendigste auszuziehen und zu noti ren/ um mich dessen zu rechter Zeit zu erinnern/ und was darauf geant- wortet/ gethan oder gelassen werden solte/ meine Ordre anzuhoͤren. Da ich ihm auch meine Verrichtungen an der Boͤrse mit aufzutragen resolvi ret/ als hat er solche dergestalt zu respici ren/ daß er sich taͤglich zur rech- ter Boͤrsen-Zeit/ und die Meß-Zeiten auf dem Scontro einfinde/ sein Porto feuille Scartafaccia, Meß- und Rescontro- Buͤchlein/ oder aufgezeichne- tes Memorial mit sich bringe/ und nach denselben/ was zu verrichten seyn moͤchte/ fleißig in Obacht nehmen/ dabey er sich dann aller selbst eigenen Handlung/ unter was Prætext oder Vorwandt es auch geschehen moͤchte/ gaͤntzlich zu enthalten/ alles aber also einzurichten hat/ wie es einer Handlung Nutzen Caput II. Nutzen und Vortheil bringen kan/ Schaden und Nachtheil aber abgewendet werden moͤge. Wie er sich nun dieses alles sorgfaͤltig zu præ- sti ren eydlich/ und unter Verpfaͤndung seiner Haab und Guͤter anheischig gemachet/ als habe ich hinge- gen auch ihme bey freyer Kost/ Waͤsche und Logi- ment, jaͤhrlich dreyhundert Reichsthaler/ Quarta- liter mit 75. Reichsthaler zu bezahlen versprochen/ dessen zu mehrer Vesthaltung ist dieser Contract in Duplo verfertiget/ von beyden Theilen unter- schrieben/ mit unsern Petschafften versiegelt/ und ei- nem Preiß-wuͤrdigen Collegio, oder denen Herren Kauffleut Altesten/ zur Confirmation præsenti ret worden/ so geschehen/ Antwerpen den 1. May/ An. Christi/ Siebenzehen hundert und Funffzehen. Confirmation des Commerci en- Collegii. D Aß oben-stehender Contract heut dato einem Hochpreißlichen Commerci en- Collegio von beyderseits Contrahent en gebuͤhrend præsenti ret/ und von ihnen demselben in allen seinen Clausulis und Conditionibus nachzuleben feyrlichst angelo- bet/ auch hierauf die Verzeichniß und Confirma- tion desselben in pleno Consessu Collegii, decre- ti ret worden/ solches attesti re hiermit/ Antwerpen den 1. May 1715. (L. S.) N. N. Supradicti Coll. Comm. Secretarius. Aus Von allerhand Kauffmanns- Contract en. A Us diesem vollstaͤndigen Formular, eines mit ei- nem anzunehmenden Buchhalter zu schliessenden Contracts wird man/ was dessen Verrichtungen auf einem wohlbestellten Contoir seyn/ zu ersehen haben/ wiewohl sich die wenigsten auf so verbuͤnd- liche Conditiones einzulassen Belieben tragen wer- den; Jndessen kan doch demjenigen/ der ehrlich zu dienen Willens und Vermoͤgens ist/ und welcher auch nicht Ursach zu fuͤrchten hat/ daß er mit einem Chicaneus en oder zancksuͤchtigen Patrono zu thun bekomme/ nichts zu genau vorgeschrieben werden/ welches er zu unterschreiben Bedencken tragen sol- te/ zumahl wann die Clausula Salutaris solte bey- gefuͤget werden/ daß/ im Fall einiger Zwiespalt/ oder Mißverstaͤndniß zwischen ihm und seinen Prin- cipal en sich ereignen solte/ sie beyderseits den Aus- spruch des Commerci en- Collegii, oder unpar- theyischer Maͤnner sich zu unterwerffen/ compro- mitti ren wolten/ in welchem Fall ein Commerci en- Collegium, Handels-Gericht/ oder unpartheyische Maͤnner/ dahin zu sehen haͤtten/ daß weder dem einen/ noch dem andern Theil zu nah geschehe/ und in Sachen/ bey welchen eines Kauffmanns seine Handlung nicht sonderlich pericliti ret/ oder seine Interesse zu sehr verletzet wird/ nicht so strictè, oder zu genau nach denen Apicibus des Contracts, sondern vielmehr pro Reo, oder den beklagten Diener/ (als dessen Partes hierinnen allezeit favo- rabiliores, als des Klaͤgers seine seyn muͤssen) gesprochen werde. F Con- Caput II. Contract mit einem Cassi rer auf- gerichtet. J M Nahmen GOttes kund und zu wissen/ daß heute unten gesetzten dato zwischen Herrn N. N. Buͤrger und Banquier, auch Koͤnigl. ‒ ‒ Agent en und Ober-Kriegs- Commissario allhier/ eines und N. N. Handels-Bedienten und Cassi rer folgender Contract aufgerichtet/ und auf vier Jahr lang (an- zufangen/ diesen ersten May 1715. und sich endi- gende den 1. May 1719.) wohlbedaͤchtlich geschlossen worden. Es nimmt nehmlich gedachter Herr Agent ihn N. N. vor seinen Diener und Cassi rer dergestalt an/ daß er ihme seine Cassam anver- trauet/ und mit diesen Conditionibus uͤbergiebet/ daß er getreulich dieselbe verwalten/ alle Einnahmen und Ausgaben fleißig von/ und an wem sie gesche- hen/ noti ren/ jeden mit richtigem Beweiß/ Ordre, und Quittungen bescheinigen/ und belegen/ ein rich- tiges Cassa- Buch daruͤber halten/ und allezeit/ wann es gefordert wird/ sonderlich aber bey Schluß jeden Monats parat seyn soll/ richtige Rechnung und Reliqua desfalls abzustatten/ auch keinen einigen Vortheil vor sich/ mit denen unter Handen habenden Geldern zu machen/ sich unter- stehen soll/ sondern was in Umsetzung oder Ver- kehr derselben an Agio oder Interesse gemachet oder profiti ret werden koͤnte/ solches soll alles an- ders nicht/ als auf seine des Herrn Agentens Or- dre, und Vorwissen/ wie auch zu dessen Nutzen ge- schehen. Zu welchem Ende er N. N. Cassi rer sich des Mor- Von allerhand Kauffmanns- Contract en. Morgens rechter Tages-Zeit/ biß in den spaͤten Abend/ sonderlich in denen Post-Taͤgen/ in dem Contoir, und bey seiner Cassa finden lassen/ den Schluͤssel allezeit von solcher sorgfaͤltig bey sich tra- gen/ und jeden Geld-Sack mit seinen richtigen Post-Zetteln/ wie viel/ und was vor Species da- rinn enthalten/ auch wie viel davon ausgezahlet worden seyn/ verzeichnen soll. Da aber wieder Verhoffen er N. N. Cassi rer hierunter untreu/ nachlaͤßig/ eigennuͤtzig und Sorg- los sich bezeigen/ dessen auch uͤberfuͤhret/ und dar- uͤber bey der Cassa einiger Schaden und Abgang/ oder auch falsche und untuͤchtige Muͤntz-Sorten sich befinden solten/ soll er solche aus seinen Mittein wieder zu ersetzen schuldig und gehalten seyn/ zu welchem Ende er nicht allein seine jetzt-habende und noch kuͤnfftig bekommende Haab und Guͤter/ bewegliche und unbewegliche/ unterpfaͤndlich dafuͤr verpflichtet/ sondern auch zu wahren und wesentli- chen Buͤrgen/ Herrn N. N. und Herrn N. N. ein- setzet und constitui ret/ welche sich gleichfalls bey- derseits anheischig machen/ als Selbst-Schuldner vor alles dasjenige mit mit ihren geraͤthesten Haab und Guͤtern zu hafften/ und ohne einige weitlaͤuff- tige Proces-Form zu bezahlen/ was ihme N. N. bey dieser seiner Cassi rer Function an Untreu/ oder daß durch sein Versehen der Cassa Schaden zugewachsen/ wuͤrde koͤnnen bewiesen werden/ wie sie sich dann auch zu diesen Ende aller ihnen dar- gegen zu statten kommender Exception en und Rechts-Wohlthaten/ sonderlich der Exception fraudulentæ Persuasionis, Simulationis, ini- F 2 quæ Caput II. quæ æstimationis, ingleichen der Rechts-Wohl- thaten/ welche vermoͤgen/ daß ein jeder Buͤrg nur seinen Theil zu zahlen verbunden/ sie die Buͤrgen auch nicht eher koͤnten belanget werden/ ehe und be- vor der Principal- Schuldner ausgeklaget/ und executi ret worden/ und was dergleichen Ausfluͤch- te mehr seyn moͤchten/ aller und jeder kraͤfftiglich hiemit wollen verziehen/ und denenselben/ daß sol- che bey ihnen wider den Herrn Agent en nicht guͤl- tig seyn sollen/ renuncii ret haben. Da hingegen verspricht er der Herr Agent N. N. ihme N. N. als seinem Cassi rer/ jaͤhrlich zwey- hundert Reichsthaler an Salario, nebenst freyer Kost/ Waͤsch/ Liecht/ Holtz und Logement zu ge- ben/ auch wegen des boͤsen und untuͤchtigen Gelds/ welches ihme beym Einnehmen mit einlauffen moͤchte/ ein halb pro mille, oder von tausend Reichsthaler Einnahme passi ren zu lassen; Urkund- lich seynd dieser Contract vier gleich-lautende/ ver- fertiget/ und von allerseits Contrahentibus un- terschrieben/ mit ihren Petschafften bekraͤfftiget/ und jedem Theil ein Exemplar davon zugestellet worden/ so geschehen/ Dantzig/ den 20. Junii/ 1715. (L.S.) N.N. als Principalis. (L.S.) N.N. des Cassi rers. (L.S.) N.N. des Gezeugen. (L.S.) des Gezeu- gen. Contract Von allerhand Kauffmanns- Contract en. Contract mit einem Factor, so genann- tem Lieger oder Commiß; das ist: einem solchen/ den man anderwerts um seines Principa- lis mercantili sche Angelegenheiten zu respi- ci ren/ bestaͤndig liegend hat/ aufgerichtet. K Und und zu wissen sey hiemit/ daß unter uns Endsbenannten heute dato folgender Contract aufgerichtet und geschlossen worden: Nachdem nehmlich mir Titio, Buͤrgern und Handelsmann allhier in Bremen/ Herrn Sempronii, seine Han- dels- Capaci taͤt und Erfahrenheit/ sonderlich in der Moscowitischen Sprach/ und desselbigen Landes Handlung wohl bekannt/ daß ich selbigen derge- stalt zu meinen Diensten engagi ret/ daß er meine in Moscau habende Geschaͤffte/ in Ein- und Ver- kauff meiner daselbst habenden Waaren/ Ein cassi- rung ausstehender Schulden/ und was mir etwann sonst in meinen Handels-Angelegenheiten mehr vor- fallen moͤchte/ respici ren und wahrnehmen/ dabey meinen Vortheil allezeit in Absicht haben/ meinen Schaden und Nachtheil hingegen/ so viel als ihme moͤglich seyn wird/ præcavi ren und vermeiden soll. Zu welchem Ende ich ihme jaͤhrlich pro Salario zweyhundert und funfftzig Reichsthaler zugesagt/ damit er auch zufrieden seyn/ sich selbst speisen und logi ren muß jedoch bezahl ich was er an Packraum/ Haur- oder Gewoͤlb-Zins/ vor meine Waaren wuͤr- de ausgeben muͤssen noch a parte, wie er mir dann hieruͤber ordentlich quartaliter eine generale Verrichtungs-Rechnung/ in welcher alles dasje- F 3 nige/ Caput II. nige/ was er meinetwegen an Waaren oder Geld negocii rt/ aus gegeben/ und eingenommen/ oder auch v erunkostet hat/ enthalten seyn muß/ einzuschi- cken/ und dabey eine Specification der noch im Verkauff liegenden Waaren/ ausstehenden Schul- den/ und was sich an Gegen-Schulden finden moͤchte; in Summa/ einen voͤlligen Bilan tz auszu- fertigen hat/ damit ich alles hier in loco in meinen Haupt Handels-Buͤchern Conform damit moͤge noti ren koͤnnen. Wann auch dabey expreßè ausbedungen worden/ daß er Sempronius, ausser mir sonst nie- mand Commissions- weiß bedienen soll/ und zwar in nachgesetzten 4. Jahren/ nehmlich von diesem 1. Augustt 1715. an/ biß 1. Augusti 1719. sondern biß dahin allein in meinem Brod und Pflichten blei- ben/ und meine Handels-Geschaͤffte wahrnehmen soll/ bey einer unwidersprechlichen Straff von 500. Reichsthaler an hiesiges Waysen-Hauß zu bezah- len/ als hat er nicht allein solches bey seinen Ehren und wahren Worten angelobet/ sondern auch noch allenfalls seine hier noch habende Immobilia mir zu mehrer Versicherung dafuͤr verpflichtet/ und daß selbige gegen alle in meinen Diensten an mir von ihm bezeugten Untreu/ in so fern er dessen uͤber- wiesen werden koͤnte/ hafften solten/ von hiesigen Gerichten/ und in deren Protocoll mir versichern lassen/ da hingegen ich nach befinden seiner treuen Dienste/ mich auch anheischig gemacht/ ihme in waͤhrenden obbemeldten 4. Jahren/ dann und wann einige Douçeurs zufliessen zu lassen/ und ih- me sonderlich zu permitti ren/ daß er 500. Reichs- thaler Von allerhand Kauffmanns- Contract en. thaler seines Gelds zu seinen eigenen Nutzen derge- stalt in Handlung anlegen moͤge/ daß solches (1) nicht in solchen hinein und wieder dafuͤr heraus zusen- denden Waaren/ dergleichen ich fuͤhre/ bestehe/ (2) daß seine heraus zusendende Waaren/ an mich allein addressi ret/ und deren Provenu seinen Be- gehren nach wieder durch mich disponi ret/ oder an andere Waaren/ so er hinein verlangen moͤch- te/ angeleget werden soll/ welches alles ich dann oh- ne einige Provision zu effectui ren verspreche. Urkundlich ist dieser Contract in Triplo ausge- fertiget/ jedem ein unterschrieben Exemplar da- von zugestellet/ das dritte aber verwahrlich eben- falls von beyden unterschrieben und besiegelt/ bey hiesigen Gerichten deponi ret worden/ so geschehen/ Bremen/ den 1. Augusti 1715. N. N. N. N. Kurtze Vollmacht/ welche einem sol- chen/ in frembden Laͤndern zu negocii ren/ versanden Diener moͤchte mit gege- ben werden. D Emnach ich Endsbenannter meiner Handels- Geschaͤffte halben Vorzeigern dieses/ den Er- barn N. N. meinen Handels-Diener nach N. N. zu senden/ vor noͤthig befunden/ als gelanget an alle und jede Herrn Kauffleute/ sonderlich diejenige/ mit welchen ich in Corresponden tz stehe/ mein dienst- liches Ersuchen/ denselben/ was er in meinem Nah- men mit ihnen handeln wird/ voͤlligen Glauben bey- F 4 zu- Caput II. zumessen/ wie ich ihn dann insonderheit/ und spe- cialiter dahin will bevollmaͤchtiget/ und authori- si rt haben/ vor mich/ und vor meine Rechnung Waaren einzukauffen/ und zu verkauffen/ Schul- den einzufordern/ Wechsel und Contractus mei- ner Handlung zum Besten gereichende/ zu schliessen/ und auch sonst alles in der Kauffmannschafft zu thun/ was ein getreuer und geschickter Handels- Diener seinem Patron zum Nutzen thun und han- deln mag und soll/ welches ich alles/ gleich als wann es durch mich selbst geschehen waͤre/ vor ge- nehm zu halten und zu erfuͤllen verspreche. Ur- kundlich dieser meiner ihme daruͤber ertheilten ei- genhaͤndigen Vollmacht/ und aufgedruckten Han- dels- Signet, so geschehen/ Bremen/ den 6. Augusti 1715. B Ey dergleichen Vollmachten ist dieses nur noch zu erinnern/ daß es sicherer ist/ wann man dieselbe gerichtlich/ oder vor einem Commer- ci en- Collegio, wo deren eines bestellet und ange- richtet ist/ ausfertigen laͤst/ weil ein solches Com- merci en- Collegium ohne dem alle die Actus Ju- diciales in Mercantilibus zu exerci ren/ und sich zuzueignen befugt ist/ auch a Principe vel Republica darzu authorisi rt seyn muß. Contract Von allerhand Kauffmanns- Contract en. Contract mit einem Diener/ den man nur auf eine gewisse Zeit (als nemlich zur Meß-Verrichtung/ oder mit einer Cargason aus- zugehen/ oder Schulden einzunehmen) angenommen. Z Wischen mir und N. N. Burger und Wein- haͤndlers allhier in Rotterdam/ und N. N. Handels-geflissenen/ ist heute folgender Contract aufgerichtet und geschlossen worden/ nehmlich da ich N. N. mein Schiff das Wappen von Holland ge- nennt/ mit Stab Holtz und eichenen Plancken be- laden/ von hier nach Bourdeaux in Franckreich ab- gehen zu lassen gere solvi rt bin/ dieser Ladung aber einen ehrlichen und verstaͤndigen Menschen vorzuse- tzen noͤthig habe/ der mir nicht allein solche Holtz- Waaren daselbst bestens suche an den Mann zu bringen/ sondern auch andre Waaren wieder dage- gen in Retour, sonderlich Weine und Brandtwei- ne einzukauffen/ daß ich hier den Ehrsamen discre- t en Herꝛn N. N. ausersehen/ und seine mir deß- falls angetragene Dienste dergestalt belieben lassen/ daß er mit solcher meiner Schiffladung mit erstem guten Wind im Namen GOttes von hinnen segeln/ in Franckreich behalten angekommen seynd/ solche bester massen und in hoͤchstem Preiß/ auch an sichere Leut zu verkauffen trachten/ und vor des Provenu mir eine Party gute Bourdeauxi sche Stadt-Wei- ne/ wie auch einige Stuͤcke Brandtweine/ alles nach weitern Jnhalt der ihme ausfuͤhrlich mit gege- benen Instruction einkauffen/ und damit wieder anhero im Namen und Geleit GOttes kommen soll/ F 5 vor Caput II. vor welche seine Bemuͤhung ich ihm zur Gage mo- natlich/ so lang er aus seyn wird 20. schreibe zwan- tzig Reichsthl. nebst freyer Schiffs-Kost/ mit dem Schiffer (oder 50. Reichsthl. vor die gantze Reiß- Verrichtung/ oder auch ‒ ‒ ‒ ‒ pro Centum Provision von dem Belauff des verkaufften Hol- tzes) und bey seiner gluͤcklichen Zuhaußkunfft noch ei- ne Discretion von 12. Reichsthl. (oder auch 6. Oxhoͤfft Wein/ die er vor seine Rechnung einkauf- fen moͤchte/ freye Fracht vor die Uberfarth) zu geben verspreche. Urkundlich ist dieses eigenhaͤndig von mir/ ingleichen auch von N. N. (daß nemlich dieses alles also unter uns abgeredet und beschlossen worden/ er auch demselben in allen Stuͤcken getreulich nachzule- ben gedaͤchte/) unterschrieben worden/ so geschehen den 15. Junii 1715. N. N. N. N. Frantzoͤsischer Contract mit einem Handels-Diener aufge- richtet. S Avoir qu’ entre le Sieur Bertram marchand Ban- quier de cette Ville, \& Jean Antoine, son Com- mis le suivant Contract a eté fait \& registré dans la Chambre du College des commerces. Le dit Sieur Bertram engagant le dit Antoine dans ses services en qualité de Commiß pour les cinq an- nées suivantes, savoir a Commencer du premier d’ Aoust de la presente 1715. année, \& finis sant l’ an- née 1720. dans ce tems, le dit Antoine pro met de servir fidelement Monsieur Bertram dans toutes les affai- Von allerhand Kauffmanns- Contract en. affaires de son negoce soit au Comptoir, a tenir les livres, \& d’ aider les jours des postes, a la Correspon- dence, que dans son Magazin, en ce qui concernera l’ achat \& la vente des marchandises, méme a faire des voyages pour cette fin aux foires, ou dans les pays etran- gers, par tout, ou la necessité \& l’ utilité du Commer- ce, de Mons. Bertram le requirera, \& selon les ordres que le dit S. Bertram en donnera, il promet de plus de garder un silence inviolable, de tout ce qu’ il pourra entendre, \& voir dans le Commerce du S. Bertram, \& de procurer par toutes les voyes possibles, \& autant qu’ il sera dans son pouvoir, l’ avancement du Nego- ce du dit son Maitre, \& d’ empecher, de meme qu’ il n’y arrive quelque sinistre accident a quoy il s’ oblige sous l’ hypotheque de touts ses biens, autant qu’ il en sera bes oiing. Le dit Sieur Bertram luy promettant reciproque- ment, de luy faire touts les bons traittements, qui sont dûs a un fidele \& loüable serviteur, en le faisant manger a sa table le bien loger, \& coucher, \& de plus de luy payer annuellement, Cent cinquante Ecûs des gages payables avec 75. Ecûs, par chaqe se- mestre. Le tout ayant été ainsy accordé par les deux par- ties, ils l’ont fait registrer dans la Chambre du Col- lege des Commerces fait a Berlin le. 8. d’ Aoust. An. 1715. (L. S.) N. N. Secretaire du College. Ein anders. S Avoir qu’ aujourd’huy Ce 18. de May l’ An de Grace Mille sept Cent \& quinze, entre moy, Ti- tius marchand Quinquailler de cette Ville de Breme \& moy Caput II. \& moy Jean David presentement Commis du dit S. Titius, le suivant Contract a eté fait \& conclu, Moy Jean David je m’ oblige de servir le dit S. Titius pen- dant ie Temps de quatre années consecutivement (a commencer le jour \& l’ Année sus mentionée \& finis- sant le meme jour l’ an 1719.) en qualité de son Com- mis dans son negoce, de la maniere, qu’il convient a un fidele \& honette Garçon promettant dans ce tems la de faire exactement, (autant qu’ il sera en moy) ce que le bien \& l’ avancement du Negoce de mon Maitre requirera, \& comme principalement le dit Sieur Titius, me confie sa Boutique \& son Maga- zin de Quinquaillerie tant pour la vente que pour l’ Achat, qui s’ y fera en gros \& en deta il, je luy pro mets d’ en avoir, un soing tout particulier que tout y soit expedié au Gré \& a l’ avantage de mon Maitre, comme aussi les autres expeditions de son Negoce, des quels, il luy plaira de m’ honorer, \& dont il me don- nera les ordres, \& asin que Monsieur Titius soit d’ autant plus assuré de ma fidelité Mons de S. Estienne Citoyen \& marchand Jouailler de cette Ville, s’ est offert de garentir pour moy jus ques a la somme de Mille Ecús. Le Sieur Titius repromettant de son Coté de don- ner a son Commis David, annuellement quatre vingt Ecûs des gages, payables per quartier avec 25. Ecûs, de le nouvrir a sa table \& de le bien loger chez luy \& si au bont des quatre ans sus mentionnés il plut a l’ un ou l’ aute des Parties, de continuer ce Contract, Mon- sieur Titius promet que de son Coté ce sera d’ une augmentation des gages, pour le S. David, jus ques a vingt Ecûs par an, de sorte qu’ alors il touchera Cent Ecûs, outre les autres douçeurs qu’ il luy fera de tems en tems pour l’ encourager de le bien servir cela ayant eté amsy stipulé \& arreté entre nous deux, chacun à pris un Von allerhand Kauffmanns- Contract en. un Exemplaire de ce Contract cerit en double, \& sous signé de la main de l’ autre fait a Bremen. le 18. de May l’ An. 1715. Ein anders. L E Sieur Michaël Berry marchand Drapier de cette Ville d’ Anvers ayant pris dans son service en qua- lité de Commis du’ Negoce le Sieur Jean de la Serre, pour quatre ans, a commencer du date d’ aujour d’ huy \& finissant l’ an 1719. le meme date il luy pro- met dans ce tems la soixante Ecûs par an des gages, \& la Table \& logement avec le blan chissage de son lin- ge, a condition, que le dit de la Serre luy serve fidele- ment, ainsy qu’il convient a un loyal \& bon serviteur, ce que le dit de la Serre ayant promis, en foy d’ honete homme, \& sous l’ hypoteque de touts ses biens en ças de Contrevention, le present contract ecrit en double a été signé de deux parties, chacune en ayant gardée un Exemplaire, fait a Anvers le 8. Juin. 1715. Lateinischer Contract, zwischen einen Kauffmann und seinen anzunehmenden Diener. N Otum sit omnibus, quorum interest, hodie die in- ter Dominum Eberhardum Mercatorem Colly- stam hujus Civitatis Norimbergensis ab una parte, \& ju- venem honestum Cajum Titium ab altera, firmum fi- dumque Contractum Locationis \& Conductions ope- rarum mercantilium initum, sequenti formula: Locator Cajus Titius locat nempe opera sua Do- mino Caput II. mino Eberhardo ex tempore Sancti Johannis Baptistæ anni hujus Currentis 1715. in quatuor annos se- quentes atque adeo ad eundem usque Anni 1719. Ter- minum. Promittens per torum hoc tempus, Domino Patrono suo, fidem, industriamque ac obedientiam debitam, \& quæ integræ Vitæ famæque honestum ju- venem decent, \& quidem se Mandata ipsius ad Amus- sim pro virili observaturum, negociaque sua domi fo- risque ita curaturum, ac si sua essent propria, de reti- cendis nihil divulgaturum, ceterum omnem lapidem moturum, supra dicta ut Negocia Domini Patroni sui, indies magis magisque adaugescere, novaque incre- menta capere possint. Dominus Conductor vero Eberhardus, sua ex par- te pollicetur, se singulis annis, ministro suo Cajo Ti- tio, pro Solario, Centum imperiales, nempe quinqua- ginta per semestrium soluturum, deque Victu ac le- cto ejus ita prospecturum, quemadmodum Patrem fa- milias \& mercatorem primi ordinis decet. Quem Contractum ex utraque parte firmum fore promittunt contrahentes illibata fide, renunciantes exceptionibus omnibus \& singulis, sigillatim doli, Per- suasionis, Rei non sic, sed aliter gestæ aut intellectæ, læsionis non tantum enormissimæ, Reductionis ad arbitrium boni Viri, cæteris que vel jam certis inven- tisque, vel humana solertia inveniendis, simul cum Renunciatione Regulæ, generalem renunciationem non valere, nisi præcesserit specialis; \& sic omnibus ju- rium beneficiis ac privilegiis undecunque ortum ha- beant. Quæ bona fide ita custoditum iri unanimi Consensu iterumque spondent, \& sua id singuli sub- scriptione testatum fecerunt Anno \& Die ut supra. Jm Von allerhand Kauffmanns- Contract en. Jm Fall auch/ daß der Diener Titius seines Wohlverhaltens habe Buͤrgen stellen muͤssen/ koͤnte also gesetzt werden. P Orro ut de mercibus, pecuniisque suis mihi creditis Dominus Eberhardus securus esse possit, fidejussores illi produco Dominum Sempronium \& Mævium, \& nos jam nominati fidejussores pollicemur, si ulla a Cajo Titio committatur perfidia aut defraudatio, e qua Dominus Patronus suus damnum vel aliquod dispendium sentire possit, nos eum indemnem præ- staturos, renunciantes hac fine, Exceptioni Divisionis Excussionis, cedendarum actionum, omnibusque aliis beneficiis, quæ excogitari possunt, quandoquidem ho- rum notitia \& intellectu non destituimur. \&c. Und so viel von denen Contractibus, wel- che zwischen Kaufleuten und ihren anzuneh- menden Bedienten aufzurichten seyn: Folgen nunmehro einige Formularia solcher Brieffschafften/ welche etwan bey dergleichen Gelegenheiten zu schrei- ben vorfallen moͤchten/ und zwar erstlich: Schreiben eines Kauffmanns an ei- nem andern/ ihme einen guten Diener und zwar auf gewisse Conditiones, welche dabey bemercket werden/ anzu- schaffen. Vielgeehrter Herꝛ. D A mein bißher gewesener Handels-Diener sein eigen Negotium anzufangen/ aus gewissen Ursachen sich resolvi ret/ und mich dannenhero er- suchet/ Caput II. suchet/ ihme seine Dimission zu ertheilen/ allermeist da seine Jahre/ auf welche er sich bey mir zu dienen engagi ret hatte/ mehrentheils zu Ende gelauffen/ und ich dannenhero in solchen seinem Ansuchen ihme zu deferi ren keinen Umgang nehmen koͤnnen/ wie gerne ich auch gesehen haͤtte/ daß er seiner mir gelei- steten Dienste halber/ noch einige Jahre bey mir ver- harret haͤtte/ und aber anjetzo die Nothwendigkeit erfordern will/ daß ich seinen Platz mit einem andern guten Sujecto wieder besetze/ solches aber allhier vor der Hand nicht anzutreffen ist/ als gelanget an E. E. mein freundliches Ersuchen/ im Fall ihres Orts ein solcher Mensch zu finden waͤre/ welcher von guten Leuten entsprossen/ seine Lehr-Jahre bey der Hand- lung redlich und ehrlich ausgestanden/ deßfalls glaub- wuͤrdige Testimonia aufzuweisen/ und allen Falls auch zulaͤngliche Caution vor sein kuͤnfftiges Wohl- verhalten præsti ren/ dabey gut rechnen/ schreiben und buchhalten koͤnte/ auch mit der Corresponden tz/ und sonderlich mit Material- Waaren wohl umzu- gehen wuͤste/ mir solchen dergestalt zu recomman- di ren/ daß er jaͤhrlich von mir ( præstitis præstan- dis ) ein hundert Reichs-Thaler/ nebst freyen Tisch/ Licht/ Holtz/ Waͤsch und Bett zu empfangen haben sollte/ wobey ich mich ferner anheischig machen woll- te/ wann er vier Jahr nacheinander in meinen Dien- sten wuͤrde treulich und redlich zugebracht haben/ sel- bigen alsdann entweder selbst seine Gage, im Fall er laͤnger bey mir verharren wollte/ zu verbessern/ oder ihn auch mit einer solchen Recommendation von mir zu lassen/ welche zu Befoͤrderung seines fer- nern Gluͤcks ihme sehr zutraͤglich seyn sollte Hier- auf Von allerhand Kauffmanns- Contract en. auf meines geehrten Herꝛn Antwort gewaͤrtig blei- bend verharre ich. Ein anders. D Emselben habe ich mit diesem freundlich ersu- chen wollen/ im Fall etwan ihres Orts ein gu- tes Subjectum eines Handels-Dieners/ welcher ausser Condition waͤre/ und wiederum Dienst such- te/ anzutreffen seyn sollte/ mir denselbigen zu recom- mandi ren/ ich muͤste aber erst seiner ehrlichen Ab- kunfft/ Christlichen Leben und Wandels/ darnach seiner Treue durch zulaͤngliche Caution, ferner seiner Capaci taͤt in denen Verrichtungen/ in welchen be- kandter massen meine Handlung bestehet/ versichert seyn/ wann dieses alles seine Richtigkeit haͤtte/ und er sich dabey auf vier Jahr lang bey mir zu dienen versprechen wollte/ so wollte ich ihm die erste zwey Jahr jaͤhrlich 80. die letztern zwey Jahr aber 100. Reichsthl. nebenst freyer Kost/ Bett/ Waͤsch und Logiment geben/ auch nach Befinden seiner mir ge- leisteten Dienste bey Endigung derselben auf weite- re Erkaͤnntlichkeit bedacht seyn/ was nun mein Herꝛ hierunter ausrichten wird/ das bleibe in Antwort dieses gewaͤrtig/ ich bin auch erboͤthig/ demjenigen/ welchen der Herꝛ auf solche Conditiones vor mich aufsuchen moͤchte/ die Reiß-Kosten per anhero zu verguten/ womit ohne mehro freundlich gegruͤsset/ GOtt befohlen. G Ein Caput II. Ein anders. E Uer Edlen nehmen nicht uͤbel/ daß ich deroselben abermal mit einer kleinen Commission be- schwehrlich falle/ ich bin nemlich eines geschickten Handels-Dieners benoͤthiget/ und weil ich derglei- chen hiesiges Orts vor der Hand nicht zu finden weiß/ bey ihnen aber/ wie mir nicht unwissend ist/ viele dergleichen capables Subjecta sich offtmal ausser Dienst befinden/ als gereichet an Euer Edlen mein dienstliches Ersuchen/ mir nach einen solchen umzusehen/ und selbigen so dann solcher Gestalt in meinem Namen zu engagi ren/ daß er auf meine Un- kosten hieher kommen/ ein Viertel Jahr in meinem Haus/ Cantoir und Handlung sich aufhalten/ wie selbige/ und die darinn vorfallende Verrichtungen ihme anstehen/ ermessen/ mir aber auch zugleich Zeit und Gelegenheit geben soll/ seine Conduite und Capaci taͤt zu examini ren/ nach deren Verlauff als- dann der Contract auf beyderseits beliebige Jahre und Conditiones koͤnte eingerichtet werden/ wobey ich dieses nur zum Voraus melden wollen/ daß ein geschickter Handels-Diener sich jaͤhrlich eines Salarii von ein biß zwey hundert Gulden/ nachdem nehm- lich seine Capacit aͤt waͤre/ sich bey mir zu erfreuen haben sollte/ hierauf Euer Edel geehrteste Antwort erwartend verharre ich. Ein anders. Geehrter Herꝛ. W Je ich dessen vormaligen Recommendation, die Von allerhand Kauffmanns- Contract en. die ersprießliche von meinem bißherig-gewesenen Diener Titio genossene Dienste zu dancken ha- be/ selbige aber nunmehro durch dieses getreuen Menschen unverhofften/ jedoch seeligen Abschied aus dieser Zeitlichkeit cessi ren/ und ich nothwendig des- sen Platz mit einem andern geschickten Menschen wie- der besetzet haben muß/ absonderlich aber gern einen solchen haben wollte/ der nicht allein der Schwedi- schen und Daͤnischen Sprache maͤchtig/ sondern auch meiner grossen Verkehrung halber/ welche ich nach gedachten Laͤndern habe/ von solcher Complexion und Leibes- Constitution waͤre/ daß er die Reisen dahin in meinen Angelegenheiten verrichten koͤnte/ worzu ihme dann/ wie leicht zu ermessen/ auch die Handlung dahin bekandt seyn muß/ als gelanget an dem Herꝛn mein freundliches Ersuchen/ mir nach ei- nen solchen geschickten Menschen um zu hoͤren/ oder doch einen bekannten Maͤckler ihres Orts/ der in der- gleichen Sachen sich gebrauchen liesse/ Ordre zu geben/ daß er gegen Bezahlung seiner Muͤhwaltung einen solchen vor mich aufsuchen/ und fordersamst auf meine Unkosten heruͤber schicken sollte/ er muͤste sich aber auch etliche Jahr zu engagi ren/ verspro- chen/ dahingegen er 80. biß 100. Reichsthal. jaͤhr- lich an Salario von mir zu geniessen haͤtte/ kan ich meinem Herꝛn hiesiges Orts wiederum angenehme Dienste erzeigen/ hat er zu befehlen/ massen ich jeder- zeit verharre. G 2 Ein Caput II. Ein anders. Geehrter Herꝛ. J Ch haͤtte in meiner Handlung eines getreuen Handels-Dieners vonnoͤthen/ der eines Christ- lichen Lebens und Wandels/ von honett en Eltern gebohren/ nicht zu alt noch zu jung/ und auch von sol- cher Capacit aͤt waͤre/ daß man ihn auf den Contoir, wie auch bey Waaren und auf Reisen wohl gebrau- chen/ und sich auf ihn verlassen/ er auch dabey 1000. Reichsthl. Caution, vor seine Treue und gutes Com- portement stellen koͤnte. Wuͤste nun mein Herꝛ mir einen solchen zu recommandi ren/ so kan er ihm zum Voraus von mir versprechen/ daß ich hinwieder al- len égard vor meine getreue Bediente habe/ ihnen jaͤhrlich pro Salario 150. Reichsthl. mehr oder we- niger gaͤbe/ und wann ich nach Verlauff ihrer ver- sprochenen Dienst-Jahre/ ihnen forthelffen kan/ solches nicht unterlasse. Hierauf bitte um Ant- wort. ꝛc. Ein anders. P. P. W Je mir nicht unwissend/ daß zuweilen ihres Orts sich huͤbsche Subjecta, und vornehmer Leute Kinder finden/ welche/ nachdem sie in Patria ihre Lehr-Jahr erstanden/ sich als Dieners noch fer- ner in der Frembd umzusehen/ Belieben tragen/ auch da sie sodann desselben Orts Handlung/ wo sie hinkommen/ noch unerfahren/ und also noch lernen muͤs- Von allerhand Kauffmañs- Contract en. muͤssen/ sie etwas Kost-Geld das erste und auch das zweyte Jahr zu geben/ nach diesem aber noch wohl ein paar Jahr ohne Entgeld zu dienen/ sich nicht ent- ziehen/ hernachmals auch nach Ermessung ihrer Dienste ein poportionir liches Salarium von ihren Patronis erst zu gewarten haben/ als gelanget an dem Herꝛn mein freundliches Ersuchen/ etwan an ihrer Boͤrß bey einigen Freunden nach dergleichen jungen Leuten sich zu erkundigen/ oder auch einen Maͤckler (deme ich vor seine Muͤhewaltung danck- barlich seyn werde) deßfalls Commission zu geben/ und zwar dieses hinbey zufuͤgen/ daß in meinem Haus/ Contoir und Handlung nicht allein was rechtschaffenes in Wechseln und Waaren des Jahrs uͤber verkehret werde/ sondern daß auch dabey ein junger Mensch auf meinen Contoir die Gelegenheit habe/ sich in der Frantzoͤsischen/ Hollaͤndischen und Jtaliaͤnischen Sprach (weil in allen dreyen gantze Briefe geschrieben/ und nicht etwan nur Flick-Woͤr- ter/ wie anderwaͤrts geschiehet/ gebrauchet werden) sich zu uͤben/ so halte ich auch vor meinen Leuten kei- ne Briefschafften (was nicht etwan Arcana Do- mus seyn/ und meinen Haus-Stand betreffen) verborgen/ sondern wie die Briefe von der Post kommen/ so habe ich Gefallen daran/ daß meine Leute dieselbige lesen/ und sich die Handels- Mate- ri en daraus bekannt machen/ beydes zu ihren eige- nen kuͤnfftigem Nutzen und Erbauen/ als auch/ wann ihnen einmal die Connexion bekannt/ daß ich des vielen Præceptori rens und Einkaͤuens/ was auf sol- che Briefe geantwortet werden soll/ uͤberhoben seyn moͤge; so stehet ihnen auch bey meinen hiesigen Fa- G 3 bri- Caput II. briqu en die Gelegenheit offen/ sich/ was in solchen passi ret/ taͤglich umzusehen und bekannt zu machen/ nicht weniger wird ihnen auch das an der Boͤrß zu verrichtende mehrentheils aufgetragen/ und mache ich mir ein Plaisir davon/ daß meine Bedienten unter meiner Anfuͤhrung je laͤnger je mehr in allen Handels-Wissenschafften profiti ren moͤgen/ wel- ches diejenige bezeugen werden/ die nicht allein durch ihre eigene bey mir erworbene Capaci taͤt/ wann sie meine Dienste quiti ret/ sich in ein ansehnliches Sa- larium auf andern vornehmen Contoi ren setzen koͤnnen/ sondern auch/ da sie zu ihrer eigenen Hand- lung geschritten/ selbige mit gutem Succeß unter- nommen haben/ welcher Gestalt auch in meinem Haus an nothwendigen Essen und Trincken und an- derer Leibes-Bequemlichkeiten/ ihnen nichts abgehe/ sie auch zu einen Christlichen Leben- und Tugend- Wandel angefuͤhret werden/ solches ist meinem Herꝛn zweiffels ohne bekannt/ daß ich dannenhero ersuchen will/ diese Motiv en sich um so viel mehr die- nen zu lassen/ mir nach obigen meinen Verlangen ein gutes Subjectum in meine Handlung zu ver- schaffen/ worinn ich wieder angenehme Dienste lei- sten kan/ hat derselbe zu befehlen. Schreiben eines Kauffmanns an ei- nen anderwaͤrts sich ausser Diensten auf- haltenden Handels-Die- ner. Monsieur. W Ann derselbe noch kein annehmliche Condi- tion Von allerhand Kauffmañs- Contract en. tion in Vorschlag haben/ oder sich wuͤrcklich schon engagi ret haben sollte/ so will ich ihm hiermit/ weil mir dessen gutes Gemuͤth und Capaci taͤt be- kannt/ eine Buchhalter- oder Diener-Stelle/ auf meinem Contoir oder in meiner Handlung offeri- ret haben/ da wir dann bey seiner Hieherkunfft we- gen des Salarii, und derjenigen Condition, die ich dagegen von meinen Bedienten geleistet haben will/ leichtlich uͤbereinkommen wollen/ erwarte hierauf Antwort und verbleibe Monsieur, dessen Freund-willigster N. N. Antwort auf die vorhergehende Schreiben. Mein Herꝛ. D Essen Begehren an mich/ ihme ein qualificir- tes Subjectum als Diener in seine Handlung zu recommandi ren/ habe aus seinem Geehrten vom 6ten dieses ersehen/ ich moͤchte wuͤnschen so capable zu seyn/ ihme dergleichen recommandi ren zu koͤn- nen/ so aber findet sich dermals keine Gelegenheit hierzu/ wie sehr ich mich auch darnach erkundiget/ und auch solches zu thun denen Maͤcklern die davon Profession machen/ aufgetragen habe/ so bald noch etwas Gutes anzutreffen/ so suchet man gleich hier in Loco solches zu emploi ren/ und mit ausge- maͤrtzten verlange ich keinen guten Freund (dessen G 4 Ami- Caput II. Amitié ich hoch schaͤtze/ zu beladen/ kan ich in andern Gelegenheiten dienen/ hat derselbe zu befehlen/ als der ich stets verbleibe. Ein anders. A Us meines hochgeehrten Herꝛn an mich abgelas- senen Schreiben/ ersehe ich/ wie derselbe gern mit einem tuͤchtigen Subjecto, welches er als Die- ner in seiner Handlung gebrauchen koͤnte/ von hier- aus versehen seyn moͤchte/ und was die Conditio- nes seyn/ welche zugleich von einem solchen Menschen erfordert werden. Nun ist zwar nicht ohn/ daß man in solchen Faͤllen lieber auf was Gutes/ als auf was Schlechtes reflecti re/ derjenige auch/ der Kost und Lohn giebet/ einen schon gemachten Menschen ha- ben will/ bey welchem er nicht erst præceptori ren doͤrffe/ sondern solchen gleich zu denen Affai ren an- spannen koͤnne/ es seynd meines Herꝛn seine Gegen- Conditiones so vortheilhafftig/ und seine wohl- établir te Handlung so Lehr-reich/ daß ihrer viele/ wann ihnen solches kund seyn sollte/ sich in derglei- chen Conditiones zu tretten/ vor ein Gluͤck schaͤtzen sollten. Da aber dermalen meines Wissens keine frembde Dienst-suchende Handels-Diener sich hier befinden/ auch denen Maͤcklern/ welchen ich davon Nachricht gegeben/ keine dergleichen vorgekom- men/ als wird mein Herꝛ mich entschuldiget halten/ wann ich hierunter zu dienen mein Unvermoͤgen vor- schuͤtzen muß/ kan es in andern Faͤllen geschehen/ wird es mir eine Freude seyn/ mich zu erweisen/ daß ich bestaͤndig bleibe. Ein Von allerhand Kauffmañs- Contract en. Ein anders. W As derselbe an mich wegen eines Handels- Dieners gelangen lassen/ solchem habe ich nach- zuleben/ und demselben einen qualificir ten Men- schen zuzuweisen mich aͤusserst bemuͤhet/ so bald auch nicht gegen ein und andern die Eroͤffnung davon gethan/ als sich zugleich unterschiedliche angegeben/ davon jedoch einige/ als ich etwas genauer um de- ren Umstaͤnde mich erkundiget/ so beschaffen gewe- sen/ daß ich mit ihrer Zuweisung bey dem Herrn keinen Danck zu verdienen mir getraute; andere hingegen haben an denen Bedingungen/ welche der Herr fordert/ unterschiedliches auszusetzen gewust/ dahero ich bißher nach Willen dem Herrn zu die- nen/ noch die Gelegenheit nicht finden kan/ solte mir nach diesen noch etwas zu Handen stossen/ werde ich demjenigen/ was mir der Herr aufgetragen/ nach- zuleben/ in keine Vergessenheit stellen/ als der ich jederzeit verbleibe. Ein anders. D Essen geehrtes Schreiben von 6ten dieses zu Folge/ habe ich mich nach einem solchen ge- schickten Handels-Diener umgesehen/ welcher dem Herrn in seiner beruͤhmten Handlung/ denen vor- geschriebenen Bedingungen nach/ gute Dienste lei- sten koͤnte; Endlich auch einen solchen an eines hie- sigen vornehmen Buͤrgers Sohn/ Nahmens N. N. gefunden/ welcher seine Jahr allhier erstanden/ G 5 nach- Caput II. nachgehends noch drey Jahr in der Frembd auf beruͤhmten Contoir en gedienet/ und nun nicht un- geneigt waͤre/ noch ein paar Jahr in des Herrn seiner Handlung sich gebrauchen zu lassen. Wie er aber nach diesen sich hier anzurichten gedencket/ dar- zu auch von seinen Eigenen zulaͤngliche Mittel in Handen hat/ als wolte er sich wohl uͤber eine sol- che Zeit/ nicht verbuͤndlich machen/ dann auch so vermeinet er/ daß wegen der Besoldung E. E. noch eine Verbesserung einzuwilligen/ sich nicht entziehen wuͤrden. Hieruͤber nun Dero Entschliessung ge- waͤrtig bleibend/ verharre ich. Ein anders. W Je gern ich auch mit Recommendation ei- nes tuͤchtigen Handels-Dieners gedienet haͤtte/ so ungern muß ich mein Unvermoͤgen darzu beken- nen/ welches einiges Theils daher ruͤhret/ daß mei- nes Herrn Person und Handlung/ (ob es aus Miß- gunst/ Verlaͤumdung/ oder mit Grund der Wahr- heit geschehe/ kan ich eben nicht wissen/) an unsern hiesigen Platz sehr uͤbel angeschrieben stehet/ als wann eines Theils die Tractament en in desselben Hauß vor einen rechtschaffenen Diener sehr schlecht/ die Arbeit hingegen so viel excessiver, und zwar nur in solchen Handels-Geschaͤfften/ welche von keiner Importan tz/ am wenigsten aber also beschaf- fen waͤren/ daß ein junger und Lehr-begieriger Mensch zu seinen kuͤnfftigen Vortheil etwas dabey solte lernen koͤnnen/ worzu noch die Beschwehrun- gen Von allerhand Kauffmañs -Contract en. gen kommen/ welche einige aus des Herrn Dien- sten gekommene Handels-Diener allenthalben kund machen/ daß ihnen nehmlich nach vieler ausgestan- dener Muͤh mit Undanck belohnet worden/ und sie biß diese Stund ihr verdientes Lohn nicht haͤtten empfangen koͤnnen; Andere hingegen/ die sich et- wann hieran nicht stossen moͤchten/ kommet dieses Bedencken vor/ daß an einem solchen Ort/ als der ist/ wo der Herr wohnet/ wenig in Handlung zu sehen oder zu lernen/ noch weniger aber kuͤnfftig vor einen jungen Menschen sein Gluͤck zu machen sey/ daß ich also bey so gestalten Sachen hierunter nicht zu dienen weiß/ vielmehr aber/ anrathen wol- te/ sich ihres Orts selbsten um ein gutes Subjectum umzusehen/ weil es von hieraus schwerlich zu erlan- gen stehen moͤchte/ ich verbleibe indessen. Ein anders. J Ch nehme mir die Freyheit/ gantz kurtz auf des- sen an mich abgelassenes Schreiben zu antwor- ten/ und zu sagen/ daß auf die Conditiones, auf welche der Herr einen Handels-Diener verlanget/ schwehrlich einer zu bekommen seyn werde. Dann daß ein junger Mensch/ welcher seine Jungens- Jahre redlich und ehrlich erstanden/ das Seine ge- lernet/ und nunmehro als Diener sich gebrauchen lassen will/ noch Geld zugeben solte/ da er vielmehr dessen zu verdienen gedencket/ solches streitet wider die Regel der Vernunfft/ zumahl da es heutiges Tags mit der Kauffmannschafft kein so grosse Zau- berey Caput II. berey oder Geheimniß mehr ist/ daß nicht ein ge- schicktes Ingenium, welches der Sprachen und Corresponden tz/ der Wissenschafft des Buchhal- tens/ und der Rechen-Kunst faͤhig ist/ sich leichtlich in eine jede Handlung/ ob er gleich nicht zuvor da- rinn gedienet/ solte schicken koͤnnen. So ist auch die Waaren-Kaͤnntniß so schwehr nicht/ daß selbige nicht ebenfalls nach einer kurtzen Anweisung von einem faͤhigen Subjecto solte leichtlich koͤnnen be- griffen werden. Was die Hollaͤnder anbelanget/ kan man ihnen solche ihre Weise und eingefuͤhrte Gewohnheit wohl lassen; es seynd aber die Per- sonen/ an welchen solches observi ret wird/ wohl von denen zu unterscheiden/ bey welchen selbige nicht guͤltig seyn kan; Jenes seynd gemeiniglich vorneh- mer Leuth Kinder/ welche zwar nicht mehr in den Jungen-Stand seyn/ sondern ihre Lehr-Jahre ent- weder bey ihren Eltern/ oder andern vornehmen Freunden erstanden haben/ darum aber noch nicht von der Faͤhigkeit seyn/ mit ihren Handels-Wissen- schafften bey andern Leuten grosse Salaria verdie- nen zu koͤnnen/ sonderlich in Laͤndern/ welche gantz besondere Handlungen haben/ als diejenige gewe- sen ist/ bey welcher sie ihre Jahre ausgedienet; uͤber dem/ so seynd auch solche noch Kost-Geld zu geben- de/ ob wohl den Diener Nahmen fuͤhrende nicht so strictè zu allen Handels- Fatiqu en/ als ein Sold empfangener Diener verbunden/ geniessen auch mehr Freyheit/ und haben ihre Eltern mehr mit ihnen die Absicht/ daß sie nur frembder Lufft und Spei- sen gewohnen/ die Sprache des Lands/ und was in Handlung einiger massen passi ret/ erlernen/ im uͤbri- Von allerhand Kauffmañs- Contract en. uͤbrigen aber/ wann sie solcher Gestalt ein paar Jahr an einem solchen Ort ausgehalten/ sich als- dann anderwerts nach Engeland oder Franckreich/ auf ein Contoir begeben sollen/ um auch daselbst gegen Kost-Geld/ was etwann in Handlung passi- ret/ zu sehen/ und solcher Gestalt ihre Reisen zugleich mit zu absolvi ren/ welches alles ein tuͤchtiger Teut- scher Handels-Diener in Teutschland/ und auch nicht in andern Landen/ wann er desselben Landes Sprach verstehet/ thun wird; sein Absicht ist/ Geld zu verdienen/ und nicht das Seinige dabey zuzuse- tzen/ ein jeder hat freylich in Handlungen noch zu lernen/ es kan aber solches ihme nicht so wichtig oder noͤthig seyn/ daß er darum kein Salarium prætendi ren/ oder gar noch Geld zugeben solte. Daß sich auch die Hollaͤnder auf dem Fuß (Geld zu den Diensten/ welche ihnen geleistet werden/) zuzu- fordern/ gesetzet/ solches kommet unter andern auch daher/ weil sie nicht/ wie viel unserer Teutschen Kauffleut thun/ Dieners zum Staat halten/ son- dern ihre Sachen seyn bey établir ter Banco in Amsterdam/ (bey welcher gleich ein Cassi rer er- spahret wird) schon eingerichtet/ daß sie ihre Sa- chen theils selbst (zumahl weil sie persoͤnlich die Hand mit anlegen/ und lieber des Post-Tags auf dem Contoir, als in dem Wein-Keller/ Lust-Gaͤr- ten/ oder bey dem Brett-Spiel sich finden lassen) theils nur mit ein oder zwey Jungens versehen koͤn- nen/ welche entweder ihre eigene/ oder doch vor- nehmer Leuth Kinder seyn/ und (weil nunmehro die Handels-Wissenschafft/ wie zuvor schon gemeldt/ keine so grosse Geheimnisse mehr seyn/ als sie vor Alters Caput II. Alters gewesen) in ihren funffzehenden oder sechs- zehenden Jahr schon solche Capaci taͤt haben/ als hinter manchen 30. jaͤhrigen Diener nicht gesuchet werden solte. Da nun auch allbereit in Teutschland viel Kauffleute diese der Hollaͤnder ihre Manier und Weise mit practici ren/ so ist es seiter dreyßig biß 40. Jahren her auch schon so weit gekommen/ daß sich wenig Handels-Diener mehr aufs Con- dition- suchen legen/ sondern die meisten wissen schon/ wann sie noch wuͤrcklich in Condition ste- hen/ wo sie/ wann sie aus solchen austretten solten/ ihren Fuß wieder einsetzen/ und sich hinwenden koͤn- nen/ zugeschweigen/ daß sie noch Geld zuzugeben/ sich solten persuadi ren lassen. Aus welchen allen mein Herr leichtlich ermes- sen wird/ daß einen Diener anzuschaffen/ welcher noch Kost-Geld zugeben solte/ solches allerdings im- practicabel sey; Das aͤusserste/ worzu es etwann zu bringen seyn moͤchte/ waͤre dieses/ daß/ wann der Herr seines Handels Wichtigkeit/ und die dem an- zunehmenden Subjecto obliegende Schuldigkeit/ (solche erstlich zu erlernen/ ehe und bevor man sich nuͤtzlicher Dienste von ihme zu versprechen haͤtte/) doci ren und darthun koͤnte/ wobey auch noch wohl deß anzunehmenden neuen Handels-Dieners Un- faͤhigkeit und Unzulaͤnglichkeit/ auch in solchen Handels-Wissenschafften/ welche doch ein jeder Handels-Diener nothwendig wissen solte/ muͤste be- wiesen werden/ daß alsdann ein solcher unfaͤhiger Mensch noch ein paar Jahr umsonst dienete/ her- nachmahls aber erst ein mittelmaͤßiges Salarium ihme gereichet wuͤrde/ dieses ist es/ was ich meinem geehr- Von allerhand Kauffmañs -Contract en. geehrten Herrn in Antwort schreiben sollen/ der ich in uͤbrigen verharre. Ein anders. J N Antwort des Herrn angenehmen von 28. Passato berichte ich/ daß mir ein solches Sub- jectum eines Handels-Dieners zu Handen gekom- men/ von welchem ich weiß/ daß der Herr alle gu- te Dienste und Satisfaction werde zugewarten ha- ben; sein Nahme ist N. N. ein hiesiges Stadt- Kind/ welcher aber zu Franckfurth am Mayn bey Herrn N. N. seine Jungen-Jahre erstanden/ seiter vier Jahren her aber in Herrn N. N. Handlung allhier gedienet/ wie solches alle seine ehrliche Ab- schiede und Testimonia ausweisen koͤnnen. Wann er nun diejenige Conditiones, welche der Herr vorgeschlagen/ sich gefallen lassen/ und dasjenige zu præsti ren gedencket/ was der Herr von einem qualificir ten Handels-Diener (sonderlich der in seiner Handlung dienen will) erfordert/ ich auch selbst dieses Menschen seiner guten Conduite hal- ber allezeit responsable seyn will/ als ist nichts mehr uͤbrig/ als daß der Herr die Verfuͤgung thue/ wann und wie er uͤberkommen/ und seine Dienste antretten soll; hierauf Antwort erwar- tende/ verbleibe ich. Schrei- Caput II. Schreiben eines Dienst-suchenden Handels-Diener an einen Freund. D Emselben wird nicht unwissend seyn/ daß durch den Todt Herrn N. N. meines etliche Jahr her gewesenen liebwerthen Herrn Patroni, dessen Handlung so weit cessi ret/ daß die Erben mehr die noch ausstehende Schulden einzutreiben/ und die verhandene Waaren zu verkauffen/ als die Hand- lung fortzusetzen/ gesinnet seyn; Wann nun bey so gestalten Sachen mein Gluͤck weiter zu suchen/ mir allerdings angelegen seyn will/ als ersuche ich mei- nen Herrn/ im Fall ihres Orts in einer beruͤhmten Handlung (in welcher vor einen jungen Menschen noch was zu sehen/ zu lernen/ und zu verdienen seyn moͤchte) eine Condition offen seyn solte/ mir solche vor andern zuzuweisen/ allenfalls haͤtte ich noch wohl Lust/ ein Jahr oder vier mich in der Frembde herum zu tummeln/ meine Profectus seynd dem Herrn mehrentheils bekannt/ dieses ist die Hand/ welche ich schreibe; bey meinem seeligen Patron ha- be ich die Hollaͤndische und Frantzoͤsische Corre- spondenz gefuͤhret/ dabey noch die Haupt-Han- dels-Buͤcher gehalten/ und mehrentheils des Mit- tags die Boͤrsen-Zeit gantz allein verwaltet/ und wann es ja erfordert werden solte/ meiner Treu und Conduite halben Caution zu stellen/ (wie- wohl solches bey Handels-Dienern etwas unge- woͤhnliches/ als die man billich aus ihren wohl er- standenen Lehr-Jahren und Testimoniis ander- waͤrts schon abgelegter redlicher Dienste beurthei- len solte/) so wird sich Herr N. N. allhier nicht ent- ziehen/ Von allerhand Kauffmañs -Contract en. ziehen/ solche Caution vor mich zu præsti ren/ wel- ches ich meinem geehrten Herrn zur Nachricht mel- den/ und mich dabey dessen Gewogenheit und Vor- sorge recommandi ren wollen/ der ich allstets ver- harre. Ein anders. D Aß ich demselben mit diesen wenigen Zeilen um Erzeigung eines geneigten Willens ihres Orts ersuche/ solches wird man verhoffentlich nicht uͤbel deuten/ zumahl/ da man auch von meiner Person aller moͤglichen Gegen-Dienste allhier versichert seyn kan. Es beruhet aber mein Anliegen kuͤrtzlich darinn/ indem ich vernommen/ ob solte bey Herrn N. N. eine Condition offen seyn/ wann ich mich nun gern zu solcher befoͤrdert sehen moͤchte/ anerwogen/ daß in dieses Herrn seiner Handlung nicht allein was rechtschaffenes zu lernen/ sondern auch sehr gut vor einen jungen Menschen bey ihm zu dienen ist; als gelanget an dem Herrn mein dienstliches Ersuchen/ etwann ohnverzuͤglich die Gelegenheit zu nehmen/ meine Person demselben zu recommandi ren/ ich werde im Fall gluͤcklicher Expedition vor die dar- unter gehabte Muͤhwaltung eine wuͤrckliche Danck- barkeit abzulegen nicht unterlassen/ und jederzeit hinwiederum ver- harren. H Ein Caput II. Ein anders/ und zwar an einen Maͤckler gerichtet. Wohl-Vornehmer/ Jnsonders Viel- geehrter Herr. W Ann mir nicht unbekannt ist/ daß derselbe sehr offt Gelegenheit habe/ gute Subjecta in Kauff- maͤnnischen Diensten unter zu bringen/ und ich da- her gern meinen Bruder/ einen jungen Menschen von 22. Jahren/ welcher allhier bey Herrn N. N. sei- ne Jahre erstanden/ ihres Orts als Diener wieder angebracht wissen wolte. Als gelanget an den Herrn mein freundliches Ersuchen/ mir den Gefal- len zu erweisen/ und nach einer raisonnabl en Con- dition vor ihm umzuhoͤren. Er ist ein guter Ver- richter/ so wohl auf der Contoir, als bey Waaren/ sonderlich bey Material- Waaren; daß ich also mei- nen Herrn versichern kan/ wie er mit dieses jun- gen Menschen Recommendation keinen Undanck verdienen wuͤrde. Jch sende indessen hierbey pro Arrha einen Gold-Gulden/ es sey gleich/ daß des Herrn seine Bemuͤhung etwas fruchte oder nicht/ so soll dieses doch pro recognitione verbleiben. Jm Fall aber/ daß durch dem Herrn etwas gutes effectui ret wuͤrde/ will ich mich noch zu einer Er- kaͤnntlich von drey Species- Ducaten hiermit ver- buͤndlich gemacht haben/ hierauf gute Ant- wort gewaͤrtig bleibend/ ver- harre ich. NB. Alle Von allerhand Kauffmañs -Contract en. NB. Alle dergleichen Briefe/ welche man weg- schreibt/ und daran niemand/ als dem Schreiber desselben/ gelegen ist/ die muͤssen franchi ret wer- den/ und finde ich gar billich/ daß/ wann einer kaltsinniger Weiß/ und in der Meynung/ der andere koͤnte wohl das Porto bezahlen/ es habe nichts zu bedeuten/ einen Brief un franchi ret zu- schickt/ daß derselbe/ an dem der Brief lautet/ wo er anderst nicht dem Grobiano es zu gut haͤlt/ oder andere Absichten hat/ ihme solchen un- franchir ten Brief nicht beantworte/ auch die Commission, oder das Petitum, welches da- rinnen geschehen/ nicht vollziehe/ damit solche un- vorsichtige oder unhoͤffliche Leute hinfuͤhro/ an- dere mit ihren Briefen zu belaͤstigen/ moͤgen ab- geschroͤcket werden. Ein anders/ in welchem ein Kauff- manns-Diener an eine gantze Zunfft der Kauffmannschafft-Verwandten/ von welchen hin- ten in dem XV. Capitel gedacht wird/ schreibet/ und um Recommendation zu einer guten Han- dels- Condition Ansuchung thut. Edle/ Wohlachtbare/ insonders Viel- geehrte Herren. D Enenselben freundlichst zu entdecken/ wie daß ich Endsbenannter grosses Belieben truͤge/ mich ihres Orts noch auf ein Jahr drey oder vier H 2 vor Caput II. vor einen Handels-Diener in Condition zu bege- ben/ veranlasset mich dero ruhmwuͤrdiges Institu- tum, Krafft welchen sich alle Dienst-suchende Han- dels-Verwandte frey an dero loͤbliche Bruͤder- schafft addressi ren moͤgen; Wann aber auch ihre Statuta dabey vermoͤgen/ daß ein solcher die Um- staͤnde seiner Person zugleich aufrichtig und genau mit bemercken muͤsse/ als berichte ich/ daß ich von hier gebuͤrtig/ eines ehrlichen Buͤrgers und Rechen- Meisters Sohn/ meines Alters 23. Jahr; Meine Jungen-Jahre habe ich bey Herrn N. N. zuge- bracht/ bey welchem ich auch hernach noch drey Jahr als Diener gestanden/ und noch stehe/ von ihnen auch gern nochl laͤnger mit Verbesserung eines Sa- larii (welches biß dato 50. Reichsthaler des Jahrs gewesen) wuͤrde beybehalten werden/ wann ich nicht/ mich ferner in der Frembde und bey andern Handlungen umzusehen/ Belieben truͤge. Wann ich nun bey meinen jetzigen Herrn Patronis des Post-Tages zur Corresponden tz/ taͤglich aber beym Ausschnitt in ihren offenen Seiden-Gewoͤlbe bin an- gehalten worden/ als ersehen hieraus die Herren beylaͤufftig/ worzu ich zu employ ren bequem seyn moͤchte/ hierauf nun Dero geneigte Antwort gewaͤr- tig bleibend verharre ich. Meiner vielgeehrten Herren dienstwilligster N. N. Die Aufschrifft koͤnte seyn/ denen Edlen und Wohl-Achtbaren Herren Præsidi, Vorstehern und Assessoribus, einer loͤblichen Stifftung der Kauffmannschafft-Verwandter hieselbst. Großguͤnstig Jn N. N. Schrei- Von allerhand Kauffmañs -Contract en. Schreiben eines Dieners an einen Handels -Patron selbst. Wohl-Edler/ Jnsonders Hochzueh- render Herr. W Ann mir glaubwuͤrdig hinterbracht worden/ ob solte derselbe in seiner beruͤhmten Hand- lung eines Buchhalters benoͤthiget seyn/ worzu ich dann meine Person gehorsamst offeri ret haben wolte/ der ich laut meines in Haͤnden habenden Ab- schieds in gleicher Function allbereit etliche Jahr her in der Herren N. N. allhier ihrer Handlung ge- standen/ nunmehro aber auch anderwaͤrts mich zu versieglen Belieben haͤtte. Als gelanget an meinen Hochgeehrten Herrn mein dienstliches Ersuchen/ mir etwann/ in Antwort dieses/ seine Meynung durch ein paar Zeilen wissend zu machen/ damit ich ferner meine Messures dar- nach nehmen koͤnne/ ich versichere aller getreuen und real en Bedienung/ werde mich auch nicht scheuen/ wann mein Herr zu mehrerer Versiche- rung von obgedachten meinen gewesenen Herren Patronis, meiner Person und Conduite halber/ Nachricht einziehen wolte/ worauf dessen geneigte Resolution gewaͤrtig bleibende/ verharre ich mit allem Respect Hoch-Edler/ Jnsonders Hochzuehrender Herr. dessen zu dienen bereitwilligster N. N. H 3 Ein Caput II. Ein anders. J Ch habe mich biß anhero bey Herrn N. N. vor- nehmen Materialisten hieselbst/ drey Jahr/ vor- mahls aber bey Herrn N. N. in Hamburg zwey Jahr als Diener aufgehalten/ und weil ich der Hollaͤndischen und Frantzoͤsischen Sprach maͤchtig/ an beyden Orten mich so wohl zur Corresponden tz/ als auch bey den Waaren/ zu Hauß/ und auf Rei- sen/ willig gebrauchen lassen/ also/ daß beyderseits meine Herren Patroni ein sattsames Genuͤgen dar- uͤber verspuͤhret/ wie solches die mir von ihnen er- theilte Abschiede mit mehrern ausweisen werden. Wann mir nun von Herrn N. N. hinterbracht worden/ ob solten E. E. ein tuͤchtiges Subjectum in Dero beruͤhmten Handlung zu employ ren/ auf hiesiger Boͤrß haben suchen lassen; als offeri re ich darzu gantz gehorsamst meine Person/ solte ja an allen zu Dero Verrichtungen erforderten Quali taͤ- ten/ sonderlich an der Wissenschafft des Buchhal- tens/ mir noch etwas abgehen/ so werde ich mich doch aͤussersten Fleisses bemuͤhen/ mich darinnen zu E. E. Diensten je laͤnger je faͤhiger zu machen/ um solcher Gestalt zu erweisen/ daß ich Verlangen tra- ge mich zu nennen. Hoch-Edler/ Jnsonders Hochzuehrender Herr. dessen Treu-ergebensten Diener. N. N. Ein Von allerhand Kauffmañs -Contract en. Ein Handels- Patron erkundiget sich bey einem Tertio, um denjenigen/ der ihn als Diener seine Dienste offeri- ret hat. E S hat sich N. N. ihres Orts in meiner Hand- lung als Diener zu dienen/ durch ein an mich abgelassenes Schreiben angeboten/ und dabey eini- ge Umstaͤnde von seiner Person und Capaci taͤt be- richtet/ wann ich nun/ ehe ich hierauf eine Resolu- tion von mir gebe/ erstlich weitere Nachricht von meinem geehrten Herrn dieses Menschen wegen ein- zuziehen vor noͤthig erachte/ als ersuche ich mir sol- che unverholen und aufrichtiger Weise mitzuthei- len/ es soll alles bey mir in hoͤchster Verschwiegen- heit bleiben/ auch auf Begehren des Herrn eigen- haͤndiges Schreiben wieder zuruͤck gesandt werden/ ich diene in dergleichen und andern Faͤllen wieder- um/ und verbleibe. Antwort auf obiges/ mit einer Recommendation. D Aß in mir gesetzte Vertrauen/ meine Nach- richt wegen des sich bey den Herrn zu dienen offeri renden N. N. zu eroͤffnen/ erfordert meiner Seits deßfalls mit aller Aufrichtigkeit heraus zu gehen/ und nach solchen dem Herrn zu berichten/ daß besagter N. N. hiesiges Orts/ seiner Conduite wegen/ in schlechten Credit stehe/ auch einige Con- dition unter hiesigen Kauffleuten zu erlangen/ sich H 4 gantz Caput II. gantz keine Hoffnung machen darff zumahl da sei- ne Capaci taͤt der Function eines rechtschaffenen Handels-Dieners ein Genuͤgen zu thun/ bey weiten nicht zulaͤnglich ist. Mehrere Particularia anzufuͤh- ren/ erachte ich eben nicht noͤthig/ es genuͤget mich/ obige Generalia dem Herrn im Vertrauen eroͤff- net zu haben; Stehet nunmehro bey ihme/ was er hierauf thun oder lassen wolle/ nur will ich dieses mein Schreiben bey erster Post mir wieder zuruck zu senden ausgebeten haben/ der ich in uͤbrigen verharre. Antwort mit einer Recommen- dation. W As N. N. bey Offeri rung seiner Dienste an den Herꝛn zur Recommendation seiner Per- son gelangen lassen/ das befindet sich allerdings der Warheit gemaͤß/ inmassen an diesem jungen Men- schen/ so wohl seiner Conduite als Capaci taͤt hal- ber/ nichts auszusetzen ist/ und wuͤrde es ihm an gu- ten Conditionibus allhier nicht ermangelt haben/ wann er nicht lieber in der Frembd sich noch etwas umzusehen/ erwaͤhlet haͤtte. Jch gratuli re demnach dem Herꝛn/ im Fall er diesen Menschen in seine Dien- ste aufzunehmen resolvi ren sollte/ zum Voraus zu demselben/ und wuͤnsche/ daß es beyderseits mit Ver- gnuͤgen moͤge angefangen und geendiget werden/ ich aber verbleibe. Abschlaͤ- Von allerhand Kauffmanns -Contract en. Abschlaͤgige Antwort eines Patrons, an einen Dienst-suchenden Diener. Monsieur. A Uf sein an mich abgelassenes Schreiben/ darinn er mir seine Dienste zu meiner Handlung offeri- ret/ habe ich nur dieses in Antwort melden wollen/ daß deꝛmalen die auf meinem Contoir vacant gewe- sene Stelle schon besetzet sey/ und ich also niemand mehr benoͤthiget; wuͤnsche dannenhero/ daß man an- derwaͤrts sein Employ finden moͤge/ und ver- harre. Monsieur dessen Freund-williger N. N. Annehmliches Antwort-Schrei- ben. W Je ich mir seine Offerte, bey mir in Dienste zu tretten/ gefallen lasse/ und nicht zweiffle/ der Hoͤchste werde seinen Seegen darzu geben/ damit es beyderseits mit Vergnuͤgen geschehen koͤnne; als hat nunmehro derselbe/ sich fordersamst auf die Reise hieher zu begeben/ und so gleich bey seiner Ankunfft in meinem Haus seinen Abtritt zu nehmen/ da als- dann uͤber dem aufzurichtenden Contract bey Ge- legenheit ein mehrers kan gehandelt werden. Jndes- sen wolle derselbe bey N. N. sich erkundigen/ ob die H 5 bewu- Caput III. Von den bewuste Gelder vor dem neulich verkaufften Indigo eingegangen/ auch ob die sechs Kisten Leinwand in dem Schiff N. N. meiner Ordre gemaͤß verladen worden/ was man von dem Preiß der Wolle/ wie auch des Korns dieses Jahrs vor Hoffnung habe/ davon waͤre gleichfalls Nachricht einzuziehen/ so koͤnte auch meine Englische Uhr/ welche ich neulicher Zeit dem Uhrmacher N. N. daselbst zu Reparation zugesandt/ wann solche fertig ist/ abgefordert und mit anhero gebracht werden. Jch wuͤnsche gluͤckliche Reise und verbleibe. Caput III. Was ein Kauffmanns-Die- ner/ nach Art der Handlung/ bey welcher er dienet/ wissen/ und auch sonsten vor Quali taͤten an sich haben muͤsse/ auch was vor Laster und Gebrechen einigen unter ihnen anzuhaͤngen pfle- gen. G Leich wie in allen Profession en und Kuͤn- sten/ derjenige/ der sich denenselben widmet/ erstlich die Lehr-Jahre passi ren/ folglich das Gelernte in Praxin und Ubung zubringen/ sich befleissen muß/ ehe er noch als Meister in der Kunst kan freygesprochen werden/ dahero auch alle Kuͤnste und sonderlich die Handwercker anfaͤnglich ihre Quali raͤren eines Kauffmanns-Dieners. ihre Lehr-Jungens/ folglich ihre Gesellen/ und dann erstlich die Meisters haben; Also ist es auch mit der Kauffmannschafft bewandt/ in welcher die darzu gewidmete/ erstlich in ihren Lehr- und Jungen-Jah- ren dasjenige lernen und begreiffen muͤssen/ was die nothwendigste Grund-Lehren der Kauffmannschafft seyn/ wenn sie nun solche begriffen/ und die darzu be- stimmte oder ver accordir te Lehr- und Dienst-Jah- re geendiget haben/ tretten sie alsdann erst in den Ge- sellen oder Diener-Stand/ werden auch von ihren eigenen Patronis, wann sie laͤnger in ihren Diensten verharren wollen/ von dem Tag ihrer Loßsprechung und geendigten Jungen-Jahren an/ schon durch ein und andere Zeichen von andern distingui ret/ als z. E. daß ihre Patroni sie nicht mehr/ wie zuvor/ mit Du/ sondern mit Jhr anreden/ ihnen/ ein gewisses jaͤhrliches Salarium constitui ren/ sie auch bey dem Tisch sitzen lassen/ da sie zuvor/ wie bey einigen Kauff- leuten im Gebrauch kommen will/ haben stehen/ oder gar mit dem Gesind essen muͤssen/ und was etwan dergleichen Prærogativ en mehr seyn moͤchten/ die ein neu-angehender Kauffmanns-Diener/ nach vollendeten seinen Jungen-Jahren/ und wohl aus- gestandenem Examine zu geniessen hat/ sonderlich aber haben sich derselben/ die schon allbereit etliche Jahr im Gesellen-Stand gewesene/ und also wohl und durch Erfahrung geuͤbte zu erfreuen/ in dem ihnen billich/ gestalten Sachen und Handlungen nach/ ihre Distinction vor Jungens/ die noch in ihren Lehr-Jahren begriffen/ gebuͤhren muß. Wie aber niemand gern an seine Bediente Kost und Lohn ausgebiet/ es sey dann/ daß er sie wie- der Caput III. Von den der nuͤtzlich davor gebrauchen koͤnne; hierzu aber/ an einem solchen Bedienten/ eine zimliche Capaci taͤt und Erfahrenheit erfordert wird/ als wollen wir in diesem Capitel von denen Wissenschafften und Qua- li taͤten eines geschickten und rechtschaffenen Kauff- manns-Diener handeln; diese letzere aber (weil in solchem die Morali taͤt/ ohne welche alle Wis- senschafften nichts seyn wuͤrden/ mit begriffen) zu erst vor uns nehmen/ und nach solchen gleich anfaͤnglich zeigen/ daß ein qualificir ter Handels-Diener erst- lich Gottsfuͤrchtig seyn muͤsse/ sintemal alles/ was mit GOTT angefangen wird/ niemals uͤbel ausge- gangen; die Gottesfurcht ist die rechte Klugheit: Initium Sapientiæ, timor Domini; Sie machet die Albern weiß/ giebet Gluͤck und Seegen zu allen Ge- schaͤfften/ behuͤtet den Menschen/ sonderlich die jun- gen Leute/ daß sie in keine Suͤnde willigen/ viel- mehr das Boͤse wie eine Schlange meiden/ als wel- che/ wann man ihr zu nahe kommt/ toͤdtlich zu stechen pfleget; in Summa/ die Gottesfurcht ist zu allen Dingen nutz/ und hat die Verheissung dieses und des zukuͤnfftigen Lebens/ so muͤssen auch denen/ die GOTT fuͤrchten/ alle Dinge zum besten dienen. Hiernechst wird auch an ihm/ die mit der Got- tesfurcht genau verbundene Klugheit/ auch in welt- lichen Dingen das Boͤse von den Guten zu unter- scheiden/ und Schlangen Klugheit zu haben/ erfor- fordert/ ingleichen der Regul des weisen Hausleh- rers Syrachs cap. 7. v. 40. zu folgen/ was du thust/ O Mensch/ so bedenck das Ende/ so wirst du nim- mermehr Ubels thun! Die Liebe zur Warheit und Gerechtigkeit/ De- muth Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. muth und Leutseeligkeit/ die Wachsamkeit/ Ver- schwiegenheit und Treue/ ingleichen ein unermuͤde- ter Fleiß und Sorgfalt/ indem/ was zu thun/ befoh- len wird/ um solches wohl auszurichten. Ferner die Maͤßigkeit/ Reinigkeit und Genuͤgsamkeit/ die Ge- dult/ Sanfftmuth und Gelassenheit seynd alles Tu- genden/ welche einen jungen Menschen zieren/ und bey GOtt und Menschen angenehm machen koͤnnen. Dann durch die Liebe zur Warheit und Ge- rechtigkeit/ wird er sich scheuen zu luͤgen/ und un- recht zu thun/ oder seinen Bruder und Nechsten zu vervortheilen im Handel/ auch so gar wann sein Herꝛ ihme solches befehlen/ oder daran Belieben tragen sollte/ wird er sich doch dessen entziehen/ und in solchem Fall GOtt mehr als denen Menschen ge- horchen/ er wird sich enthalten von Fluchen und Schwoͤhren/ welches sonderlich vieler gemeiner Kraͤmer ihr Proprium ist/ und sein Wort Ja/ Ja/ und Nein/ Nein/ lassen/ als wohl wissend/ daß alles/ was daruͤber ist/ vom Ubel sey; ferner wird er sich huͤten vor falscher Maaß und Gewicht/ als wel- ches dem Herꝛn ein Greuel ist. Der Demuth wird er sich darum befleissigen/ weil GOtt denen Hoffaͤr- tigen widerstehet/ denen Demuͤthigen aber Gnade giebt/ so wird auch im Kauff-Handel mit Pralery nicht viel ausgerichtet/ Kluge Leute hoͤren solche an/ streichen aber des Pral-Hansens Wort/ auf dem Probier-Stein der Vernunfft und Erfahrenheit/ und entdecken bald/ ob es falsche oder gute Muͤntze sey. Die Leutseeligkeit/ in so weit sie nicht in eine allzugrosse Familiari taͤt oder Bassesse verfaͤllt/ sondern sich in ihren Schrancken haͤlt/ recomman- di rt Caput III. Von den di rt bey Kauffleuten sehr viel/ lockt die Kaͤuffer an/ erhaͤlt offt eine Waar in naͤhren Preiß/ als mit Sauersehen/ und Misanthropie nicht geschiehet/ sie giebet einen Acceß zu vornehmen und Lehrrei- chen Compagni en/ entdecket vielmals wichtige Ar- cana, und machet/ daß ein junger Mensch/ den solche Tugend zieret/ allenthalben angenehm ist. Wachsam muß ein Kauffmanns-Diener seyn/ weil der Hauffmanns-Stand solches erfordert/ es heist nicht allein vigilantibus jura, sed etiam lu- cra scripta sunt, nicht allein das Recht/ sondern auch die Profit en seynd vor die Wachende/ und nicht vor die Schlaffende. Und wer muß wohl mehr als ein Diener/ sonderlich ein Kauffmanns-Diener/ auf- gemuntert und wachsam seyn/ damit er immer auf der Hut stehe/ wo seines Herꝛn Nutzen koͤnne be- foͤrdert/ Schaden aber abgewandt werden/ wel- ches er dann sonderlich ins Werck zu richten noͤthig hat/ wann ihme etwan einer gantzen Handlungs- Direction allein auf dem Hals lieget/ und alle Ver- antwortung derselben kuͤnfftig auf ihn allein kom- men/ und von ihm gefordert werden moͤchte. Die Verschwiegenheit wird denen bey Handlung Dienenden/ nicht weniger als denen Soldaten/ die zu Feld liegen/ recommandi ret/ dann wie offt hat nicht ein unbesonnen entflogenes Wort/ einen guten Anschlag zu nicht gemacht/ der sonst noch wohl haͤtte koͤnnen mit Nutzen ins Werck gerichtet werden/ wann er waͤre verschwiegen geblieben. Man nehme die Behutsam und Verschwiegenheit von der Kauffmannschafft weg/ so entziehet man ihr einen Theil ihres Lebens/ insonderheit hat sich ein Die- ner Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. ner derselben zu befleissigen/ wann ihm etwan sein Herꝛ in wichtigen Handels-Geschaͤfften mit zu Rath ziehet/ oder daß solcher sonst einen zugelassenen heimlichen Verdienst hat/ der bloß von der Ver- schwiegenheit und dem Geheimniß dependi ret/ dann sollte der Diener solchen ausplaudern und kund machen wollen/ so wuͤrde er seinem Herꝛn das Mes- ser an die Kehle setzen/ ihme sein Brod abschneiden/ und folglich mit Recht ein Haus- und straffwuͤrdi- ger Brod-Dieb genennet werden koͤnnen/ ja er wuͤr- de/ wo nicht Galgens/ doch oͤffentlicher ignominieu- ser Straff wuͤrdig seyn/ wann er/ im Fall sein Herꝛ ihme alles Gutes gethan/ und etwan in alle des ungetreuen Dieners uͤbermaͤssige Postulata und In- solenti en nicht willigen wollte/ hingienge/ und das Lucrum, welches etwan sein Principal, justo Ti- tulo in dieser oder jener zugelassenen Sach gema- chet/ entdecken wollte/ welches wir nicht ohne Ur- sach dieses Orts exaggeri ren/ weil man von der- gleichen Casibus in Terminis genugsame Exem- pel hat/ meines Erachtens aber dergleichen Treu- loß-handlende Diener/ die ihre sonst wohl um sie ver- diente Herren vorsetzlicher weiß/ solcher Gestalt ins Ungluͤck zu stuͤrtzen suchen/ mit derjenigen Straff sollten beleget werden/ zu welchem der großmuͤthige Roͤmische Feld-Herꝛ Camillus jenen Treu-losen Schulmeister der Stadt Faliscum, der Jhm der vornehmsten Burger Kinder ins Lager practici ret/ (in Hoffnung mit solcher Treulosigkeit eine grosse Recompens zu verdienen/) condemni ret hat/ daß nemlich jeder Knab eine frische Ruthen in die Hand nehmen/ und damit ihren Ehr-vergessenen Schul- Caput III. Von den Schulmeister wieder nach der Stadt zu peitschen sollten/ welches dann auch wuͤrcklich also geschehen/ und hernach so viel gefruchtet/ daß die Faliscer durch solche des Camilli Großmuͤthigkeit bewogen/ sich und ihre Stadt so viel eher uͤbergeben haben. Mit der Verschwiegenheit ist am nechsten vergeschwistert die Treue und Redlichkeit; Die- se erfordert von einem jungen Menschen/ daß er 1. GOtt/ 2. sich selbst/ 3. seinem Herꝛn/ und 4. auch seinem Neben-Menschen getreu sey; er ist aber und bleibet GOtt getreu/ wann er sich nach seinen Geboten haͤlt/ und in dem thaͤtigen Chri- stenthum nicht laß noch muͤde wird; gegen sich selbst uͤbet er die Treue aus/ wenn er redlich dienet/ wel- ches ihme den Seegen und einen guten Namen zu- weg bringet/ wann er was rechtschaffenes in sei- nem Diener-Stande bey Handlungen zu lernen su- chet/ wovon er sich und die Seinige heut oder mor- gen ehrlich ernehren koͤnne/ ingleichen/ wann er sich durch sein demuͤthigen/ leutseeligen Dienst/ und friedfertigen Umgang mit allen Leuten/ Patronos suchet/ welche ihm kuͤnfftig/ wann er seinen eigenen Handel anzufangen gedencket/ mit Rath und That an die Hand gehen koͤnnen; hingegen heist es sich nicht selbst getreu seyn/ wann man untreu han- delt/ und entweder seinen Herꝛn oder andere Leut bestielet/ unter dem schmeichlenden/ aber hernach uͤbel ausschlagenden/ Wahn/ jederman sey sich selbst die nechste Treu schuldig; da doch hingegen noch viel ve- ster das Moral- Gesetz/ du sollt nicht stehlen/ noch dei- nen Bruder vervortheilen im Handel/ uns ins Hertz eingepraͤget/ uͤber dem auch zur Gnuͤge bekandt ist/ daß Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. daß unrechtes Gut nicht auf den dritten Erben komme. Gegen seinen Herꝛn ist ein Diener getreu/ wann er dessen Nutzen/ so viel an ihm ist/ auf alle Weise zu befoͤrdern/ seinen Schaden hingegen ab- zuweden trachtet/ wann er ihn mit geziemender Mo- destie warnet/ und etwan von solchen Unter- nehmungen abmahnet/ die zu dessen Schaden ge- reichen koͤnnten/ wenn er mit unermuͤdetem Fleiß und Sorgfalt dienet/ und gern wann es bey ihm stuͤnde/ seinem Herꝛn/ einen Groschen zu einem Thaler machen wollte; hingegen wird er von sol- chem Vinculo der Treue loß/ wann er auch gleich juratiori sch/ dem Herꝛn treu zu dienen/ sich verschrie- ben und angelobet haͤtte/ wann sein Herꝛ ihm et- was befehlen sollte/ so wider GOtt/ die hohe Obrig- keit/ das gemeine Beste/ und wider gute Zucht/ Sitten und Erbarkeit seyn und streiten sollte/ in welchem Fall er nicht zu pari ren/ sondern wann er bono modo seinen Herꝛn nicht auf bessere Wege und Gedancken bringen kan/ lieber dessen Dienste zu quiti ren hat/ als in solche ihme angemuthete Suͤnden und Laster zu willigen. Jst es demnach ein erschroͤckliches Exempel/ welches der Author des geschmuͤckten Luͤbecks von einem verwegenen und GOttes-Gericht aus den Augen-setzenden Kauff- manns-Diener erzehlet/ der/ wie er zweiffels ohn ein ruchloser Mensch gewesen/ also sich nicht ge- scheuet/ seines Herꝛn begangene Suͤnde/ und dar- uͤber fuͤhlende Gewissens-Marter/ freywillig und zwar vor ein Stuͤck feines Tuch auf sich nehmen/ welche Verwegenheit er aber kurtz darauf unter des J hoͤlli- Caput III. Von den hoͤllischen Satans Mord-Klauen erschroͤcklich buͤs- sen muͤssen/ wir wollen/ weil diese warhafftige Ge- schicht vielen sichern und ruchlosen Welt-Kindern zur Warnung dienen kan/ selbige aus gedachtem Authore folgendes Jnhalts hier anfuͤhren. Um das Jahr Christi 1468. wohnte auf dem Klingenberg in Luͤbeck ein vornehmer Mann/ der wegen seines Wohlstands in den Rath-Stuhl gese- tzet wurde/ in diesem seinem Haus wurde einsmals ein Haupt-Schmuck von kostbaren Perlen verloh- ren/ weil nun die Mthmassung fiel/ daß solchen ein in dem Haus arbeitender Handwercks-Mann moͤchte gestohlen haben/ wurde er eingezogen und auf die Folter geworffen/ um durch die Marter von ihm herauszubringen/ was er gutwillig nicht geste- hen wollte Die Tortur war so hefftig/ daß/ weil er solche nicht mehr auszustehen vermochte/ er beken- nete/ was er nicht gethan hatte/ zugleich aber das Vertrauen in seinen Klaͤger/ der auch sein Richter war/ setzte/ daß/ weil er dessen Gevatter waͤre/ er ihm das Leben schencken wuͤrde/ allein hier war keine Barmhertzigkeit; der gottlose Richter schnaubete ihn an/ und faͤllte gleich das Urtheil/ wann er auch zehenmal sein Gevatter waͤre/ so muͤste er doch hencken/ wie dann auch etliche Tage hernach geschah. Bey Verlesung des Todes Urtheils aber/ ließ der arme Patient sich nachfolgender Worte ver- nehmen/ (Herꝛ Gevatter/ weil ich ja sterben soll und muß/ so fordere ich euch vor GOttes Gericht/ daß ihr innerhalb 14. Tagen daselbst erscheinet/ und wegen dieses meines unschuldigen Todes Rechen- schafft gebet/) diese Worte/ ob sie wohl bey an- dern Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. dern eine starcke Wuͤrckung/ haͤtten thun moͤgen/ fanden doch bey dem gottlosen Richter kein Gehoͤr/ der arme Mensch sollte und muste hencken; aber sie- he was geschicht/ etliche Tage nach der Execution, wird der verlohrne Schmuck wieder gefunden/ wel- cher dann gleich des gottlosen Richters Richter war/ indem er den Gehenckten vor unschuldig erklaͤrte/ ihme aber/ daß er ein Mann des Todes waͤre/ ins Gewissen predigte. Hier war Angst uͤber Angst/ das Gewissen stellte ihme allbereit die bald zu erwarten- de Goͤttliche Rache vor; er lag des Nachts zwar auf einem sanfften Bett/ doch duͤnckte ihm solches lauter Distel und Dorn zu seyn/ seine Staats- und Ehren-Kleider kamen ihme vor/ als wann es hoͤllische Flammen waͤren/ welche ihn umgeben haͤt- ten. Jn dieser Hertzens-Angst schickte ihme der Satan gleichsam einen Quacksalber zu Huͤlff/ wel- che die Wunden oben zu heilen/ aber den Grund voll Eyter zu lassen pflegen/ dieses war sein/ um Schulden einzumahnen lang ausgewesener Die- ner/ der zwar Geld/ nicht aber Suͤnden-Schulden aufzuheben gelernet hatte. Dieser/ da er bey seiner Zuhauskunfft seinen Herꝛn in so grosser Traurigkeit sahe/ bemuͤhete sich ihme durch Vorzeigung sei- ner gehabten guten Verrichtung/ und des vielen mitgebrachten Gelds einen Muth einzusprechen/ muste aber zur Antwort hoͤren/ daß dieses alles vor ihm eine schlechte Freude/ und kein zulaͤngliches Gut waͤre/ die ihme auf dem Hertzen-liegende Blut- Schuld damit zu tilgen/ und was soll mir dieses al- les nuͤtzen/ sprach er weiter: Nun der Tag heran nahet/ da ich vor dem Richter erscheinen muß/ vor J 2 des- Caput III. Von den dessen Gericht/ mein durch mein ungerechtes Urtheil gehenckter Gevatter mich geladen hat. Der Diener gantz froh und verwegen/ hielte solches vor eine schlechte und nichts-wuͤrdige Sache/ die er sich erbotte auf sich zu nehmen/ wann ihm sein Herꝛ nur ein Stuͤck feines Tuch dafuͤr schencken wollte/ wer war froher als der beaͤngstigte Kauff- mann/ er gab diesem Buͤrgen/ oder vielmehr Ge- wissen-losen und ungluͤckseeligen Sachwalter so gleich die Freyheit/ daß er das beste Stuͤck/ so er im Haus haͤtte/ aussuchen moͤchte/ dieses geschahe auch/ und der Diener vermeinte einen guten Tausch ge- troffen zu haben/ als in derselbigen Nacht ein greu- lich Gepolter im Haus gehoͤret wurde/ und als sol- ches endlich nachgelassen/ entdeckte der anbrechen- de Tag des verwegenen Dieners ewige Nacht/ dann man fand ihn an der Erden in seinem Blut lie- gen/ mit umgedreheten Hals/ und dermassen zer- knirschten Gliedern/ daß kein eintziges an dem an- dern mehr vest hieng/ die vom Blut triefende Wand deutete an/ daß die Goͤttliche Rache ihn an solcher durch den hoͤllischen Riesen haͤtte zerschmettern las- sen/ und also an ihm unsers Heylands Wort wahr geworden/ so der Knecht wird sagen in seinem Her- tzen/ mein Herꝛ verzeucht zu kommen/ und faͤhet an zu essen und zu trincken und sich voll zusauffen/ so wird desselbigen Knechtes Herꝛ kommen/ an dem Tag und zu der Stund/ da er sichs nicht versiehet/ und wird ihn zerscheitern/ Luc. 12. v. 45. und 46. die blutige Stelle an der Mauer ist noch biß auf dem heutigen Tag zu sehen/ und kan weder ausgekratzt/ noch mit Kalch uͤberstrichen werden/ allen denenje- nigen Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. nigen/ welche mit GOttes Gerichten ihren Spott treiben zur augenscheinlichen Warnung/ ꝛc. Dem Neben-Menschen ist ein Handels- Diener getreu/ wann er niemand wissentlich ver- vortheilet/ oder muthwillig in Schaden bringt/ de- nen die seines Raths und Huͤlff gebrauchen/ solche so weit es ohne seinen und seines Herꝛn Schaden seyn kan/ gern mittheilet/ er beweiset auch Treu und Lie- be/ gegen die unter ihm stehende Handels-Jungen/ wann er ihnen mit guten Exempeln vorgehet/ und wo es die Gelegenheit giebt/ es an ihnen an erbau- licher Unterweisung nicht ermangeln laͤst/ welches offtmals nicht so wohl die Eltern und Befreunde solcher Knaben/ als sie/ die Knaben selbst/ wann sie hernach zu ihren Jahren kommen/ mit Danck und Gegen-Wohlthat erkennen/ so muß er auch seinen Neben-Menschen getreu/ ja getreuer als seinem Herꝛn seyn/ wann dieser ihme etwas zu thun befeh- len sollte/ daruͤber ein unschuldiger Mensch in Schaden gerathen koͤnte. Z. E. ein Diener wuͤste/ daß ein Herꝛ schon al- les eingepackt/ und morgen zum Thor hinaus gehen und Banquerott machen wollte/ er verlangte aber an ihm/ daß er noch zu diesem oder jenem hingehen/ und von denselben Geld (unter den Prætext, mor- gen oder uͤbermorgen Banco oder ander Geld da- fuͤr zu geben) holen solte/ welche der betruͤgerische Banquerotti rer noch mit auf den Weg zu nehmen/ und niemals wiederzugeben gedaͤchte/ so kan der Diener mit gutem Gewissen solchen Befehl nicht ausrichten/ oder er macht sich mit seinem Patron glei- cher Suͤnden theilhafftig/ und auch der ewigen J 3 Straff Caput III. Von den Straff wuͤrdig/ die der Hehler mit dem Stehler zu zu gewarten hat. Endlich erstreckt sich auch die Treue eines Han- dels-Dieners so weit/ daß solche auch unveraͤnder- lich gegen wunderliche und undanckbare/ abwesen- de und verstorbene Herren seyn und bleiben muß/ von der ersten Sort sagt Petrus ausdruͤcklich in sei- ner ersten Epistel am 2. Capitel am 8. v. Jhr Knecht seyd unterthan mit aller Furcht dem Herꝛn/ nicht al- lein den guͤtigen und gelinden/ sondern auch denen wunderlichen. Ein Handels- Patron hat viel- mals heimliche Handels-Haus- und Familien-Sor- gen/ die ihme den Kopff verwirrt machen/ daß ihm etwan im Zorn ein ungestuͤmmes Wort entfaͤ- hret/ oder der Diener ihme nichts zu Danck machen kan; er ist auch wohl von Natur sauersuͤchtig/ me- lancholisch/ jaͤh-zornig und unfreundlich/ also/ daß nicht wohl mit ihm umzugehen ist/ darum aber muß es der Diener an treuen Diensten nicht ermangeln lassen/ kein Boͤses mit Boͤsen vergelten/ mit heimli- cher Untreu sich nicht zu raͤchen suchen/ sondern er mag sichs vors erst selbst dancken/ daß er sich ehe er in eines solchen wunderlichen Kopffs Dienst getret- ten/ nicht besser vorgesehen/ und ob mit ihm auszu- kommen sey oder nicht/ sich vorher wohl erkundiget habe/ und endlich so seynd sie ja nicht einander zur Ehe gegeben/ und ist das beste Mittel/ daß man ei- nes solchen Mannes/ mit welchem nicht wohl auszu- kommen ist/ seine Dienste bey Zeiten aufsage und quiti re/ als daß man stets in Verdruß lebe/ und sich heimlich das Leben abfresse. Hier priefe sich aber ein solcher Kauffmanns-Diener/ der uͤber sei- nes Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. nes Herꝛn wunderlichen Kopff und Humeur klagt/ ob es sich auch in der That also verhalte/ oder ob ers darnach mache/ daß der Herꝛ ungedultig seyn/ mur- ren und zancken muͤsse/ ich glaube es wuͤrde sich viel- mals aͤussern/ wann man eine genaue Inquisition anstellen wollte/ daß der Diener wohl groͤssern Anlaß darzu geben/ und vielleicht noch ein haͤrteres Tractament, als er noch empfaͤngt/ durch seine Unart/ Unfleiß/ Unverstand/ und dergleichen/ verdie- net haͤtte. Denen Undanckbaren getreu zu seyn/ erfor- dert ebenfalls GOttes Wort von uns/ als welches verbeut/ Boͤses mit Boͤsem zu vergelten/ nicht selbst sein eigener Richter zu seyn/ die Rache GOtt zu be- fehlen/ dessen sie ist/ und welcher am besten vergel- ten kan/ was Menschen aus Geitz/ Undanckbar- keit/ Boßheit/ Haß und Neid/ mit Danck zu er- kennen unterlassen/ dahero auch Paulus im Brief an die Ephefer am 6. Capitel sagt/ daß ein jeglicher Diener sich solle duͤncken lassen/ daß er dem HErꝛn diene/ und nicht den Menschen/ ja er sollte wissen/ daß/ ob er gleich von Menschen nicht belohnet wuͤr- de/ so wuͤrde er doch vor das/ was ein jeglicher Gu- tes gethan/ von dem HErꝛn den Lohn empfahen/ er sey ein Knecht oder Freyer. Wir fragen hier billich/ welcher freyer Diener/ (dann von Sclaven und Leibeigenen ist hier nicht die Rede) wohl schweh- rere Dienste als der fromme Jacob in seines Schwie- ger-Vatters/ des Labans/ Haus gehabt/ des Tages verschmachtete ich (wie er selbst klaget im 31. Capitel des Ersten Buchs Mosis am 40. vers. ) fuͤr Hitze/ und des Nachts fuͤr Frost/ und kam kein Schlaff J 4 in Caput III. Von den in meine Augen und solches 20. Jahr lang/ was thut aber Laban dargegen/ er war grob und un- danckbar/ und veraͤnderte Jacob seinen Lohn zehen- mal/ und haͤtte ihn auch mit Weib und Kindern leer lassen ausziehen/ wann nicht GOtt ins Mittel ge- tretten/ und selbst den Jacob so gesegnet haͤtte/ daß der fromme Ertz-Vater/ da er/ wie er hernach in dem folgenden 32. Capitel am 10. vers. bekennet/ nicht mehr als einen Stab hatte/ als er uͤber den Jordan und in Labans Dienste gegangen/ hernach mit zwey grossen Heeren wieder nach Hause ziehen kunte. Der zuruck ‒ gelesene Name des Laban/ erinnert uns hiebey eines andern undanckbare Ga- stes/ nemlich des Nabals/ welcher die geleistete Dienste des heldenmuͤthigen Davids nicht erkennen/ noch selbigen mit der gesuchten Reuter-Zehrung be- lohnen wollte/ dafuͤr aber aus Goͤttlichem Gericht sein gantzes Gut dem David uͤberlassen muste/ wie hiervon ausfuͤhrlich im 25. Capitel des Ersten Buchs Samuelis zu lesen/ da unter andern Nabals Knechte einer noch gegen die Abigail ruͤhmen mu- ste/ wie sehr nuͤtze David mit seinen Leuten ihnen ge- wesen/ indem sie als Mauren um ihre Heerden bey Tag und Nacht herum gestanden/ was war aber des undanckbaren und Bauren-stoltzen Narren des Nabals sein Danck? Schimpff- und Schmaͤh- Wort/ dann/ sprach er/ wer ist der David/ und wer ist der Sohn Jsai? Es werden je der Knechte viel/ die von ihren Herren reisen/ solte ich mein Brod/ Wasser und Fleisch nehmen/ das ich vor meine Scheerer geschlachtet habe/ und den Leuten geben die ich nicht kenne/ wo sie her sind/ diese unhoͤfliche Wort Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. Wort waͤren bald dem groben Mist-Hammel und ungeschliffenen Stroh ‒ Juncker uͤbel bekom- men/ wann nicht die kluge Abigail den zornigen Da- vid entgegen gereiset/ und ihm durch ihre Klugheit und Geschenck versoͤhnet haͤtte/ daß er wider Blut gekommen/ und sich selbst recht geschaffet/ GOtt aber den Nabal zehen Tag hernach geschlagen/ daß er sturb/ und dadurch die Wittib samt Nabals Gut den David in die Hand gelieffert haͤtte/ welches ja ein manifestes Exempel ist/ daß GOtt keine treue Dienste unbelohnet lasse/ und solche/ ob es gleich Menschen nicht thun/ schon zu rechter Zeit zu vergelten wisse. Einem abwesenden Herꝛn bleibt ein Handels- Diener getreu/ wann er mit gleichem Fleiß und Sorgfalt/ als ob sein Herꝛ gegenwaͤrtig waͤre/ sei- ne Dienste versiehet; es heist Ephes. am 6. nicht mit Dienst allein vor Augen/ id est in der Herren Ge- genwart/ sondern auch als Knechte Christi/ des Allgegenwaͤtigen/ soll man solchen Willen GOttes/ (das ist/ treue Dienste) thun von Hertzen/ mit gu- ten Willen/ um so viel mehr als ein jeglicher Han- dels-Diener zugleich in GOttes-Diensten stehet/ welcher genau bemercket/ alles/ was seiner Chri- sten ihrer Pflicht zuwider gethan/ gedacht und vor- genommen wird/ ob es gleich vor Menschlichen Augen sollte verborgen bleiben/ wohin auch zielet das herꝛliche Gleichniß/ welches unser lieber Hei- land beym Luca am 12. Capitel im 42. und folgen- den Versen in diesen Worten giebt: Wie ein groß Ding ist es um einen treuen und klugen Haushalter/ welchen sein Herꝛ setzet uͤber sein Gesind/ daß er ih- J 5 nen Caput III. Von den nen zur rechten Zeit ihre Gebuͤhr gebe/ seelig ist der Knecht/ welchen sein Herꝛ findet also thun/ wann er kommt/ warlich ich sage euch/ er wird ihn uͤber alle seine Guͤter setzen/ so aber derselbige Knecht in seinem Hertzen sagen wird/ mein Herꝛ verzeucht zu kommen/ und faͤhet an zu schlagen/ Knechte und Maͤgde/ auch zu essen und zu trincken/ und sich voll zu sauffen/ so wird desselbigen Knechts Herꝛ kom- men/ an dem Tag/ da er sichs nicht versiehet/ und zu der Stund/ die er nicht weiß/ und hat sich nicht berei- tet/ auch nicht nach seinen Willen gethan/ der wird viel Streiche leiden muͤssen. ‒ ‒ Dann welchem viel gegeben ist/ bey dem wird man viel suchen/ und welchem viel befohlen ist/ von dem wird man viel for- dern. Es ist aber nicht allein derjenige abwesend/ der mit dem Leib nicht gegenwaͤrtig ist/ sondern auch dessen wenige Capaci taͤt/ bloͤder Verstand ihme hinderlich seyn/ daß er mit einer presence d’Esprit, wie es die Frantzosen nennen/ seinen Handels- Geschaͤfften nicht beywohnen kan; Einer solchen Ab- wesenheit muß ebenfalls ein Diener nicht mißbrau- chen/ sondern je mehr er siehet/ daß ein Herꝛ seine Sache und eigene Handlung/ entweder aus lie- derlich- und Nachlaͤssigkeit/ oder aus Gebrechen des Leibes und Gemuͤths negligi ret/ je mehr muß er suchen dessen Stelle zu vertretten/ seine Kraͤfften anspannen/ und vor den Herꝛn/ und zwar solcher Gestalt mit arbeiten/ damit er allezeit bereit seyn koͤnne/ Rechenschafft seines Thuns und Lassens hal- ben abzustatten. Die Treue/ welche ein Handels-Diener seinem ver- Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. verstorbenen Herꝛn zu leisten schuldig ist/ bestehet darinn/ daß er vor dessen Erben/ (so sie es verlan- gen/ und der Contract es also mit sich bringet) eben so wohl seine Dienste in der Handlung mit gleichem Eifer/ Treu und Fleiß/ fortsetze/ als wann der Herꝛ noch im Leben waͤre/ und so es noch unmuͤndige seyn/ daß er/ so viel an ihm ist/ ihres Erblassers Handlung suche im Flor und Gang zu erhalten/ die ausstehende Schulden einzutreiben/ alle Unrich- tigkeiten abzuthun/ und in Summa das Werck so zu guberni ren/ daß er jederzeit denen Vormuͤn- dern/ oder wer sonst darzu berechtiget ist/ richtige Rechnung und Reliqua abstatten koͤnne. Er muß sich auch huͤten/ solche Handlung nicht zu divulgi- ren/ worinn ihr groͤster Vortheil/ und die beste Kunden bestehen/ andern zu offenbaren; Und weil gemeiniglich nach eines Kauffmanns Todt/ andere/ die etwan gleiche Handlung mit getrieben/ die hin- terbliebene Diener auf ihre Seite und in ihre Dien- ste/ mit Versprechung eines groͤssern Salarii, als sie zuvor gehabt/ zu locken suchen/ bloß in der Absicht/ damit sie von ihnen erfahren moͤgen/ worinn des Verstorbenen seine Handlung und beste Kund- schafft bestanden/ welche sie hernach auf alle Weiß und Weg an sich zu ziehen trachten/ es moͤge denen hinterbliebenen Erben/ Wittwen und Waisen zum Schaden gereichen oder nicht/ in solchem Fall/ muß ein ehrlicher und Christlicher Kauffmanns-Diener durchaus nicht seines Patrons Erben zum Nach- theil/ sich/ da diese vielleicht seiner noch am besten gebrauchten/ in andere Dienste engagi ren/ ja er kan nicht einmal salva Conscientia sich hinsetzen/ und Caput III. Von den und des Verstorbenen Handlung zum Nachtheil/ sein eigen Werck anfangen/ es waͤre dann in die- sem Fall/ daß die Erben nicht mehr die Handlung continui ren/ sondern solche nach und nach einge- hen/ und die Schulden ein cassi ren/ und die noch vorhandene Waaren verkauffen lassen wollten/ oder daß sie ihn selbst dimittir ten/ und Erlaubniß gaͤben/ sein Gluͤck entweder zu suchen/ oder auch/ daß sie ohne ihm zu recht kommen/ und ihre Hand- lung von der Beschaffenheit waͤre/ daß sie so vest étabili ret/ daß ihnen darinn von andern kein Ein- trag geschehen koͤnte. Man moͤchte ferner auch unter die verstorbene Herren rechnen diejenige/ welche civiliter todte/ oder gar aus der Kauffleut Ehren- Matricul in das schwartze Buch und Brett der Banquerotti rer uͤbergetragen seyn/ diese/ ob sie wohl keine grosse Dieners mehr werden halten koͤnnen/ so ist doch der- jenige/ der bey ihren Austritt bey ihnen in Dien- sten gestanden/ wann ihnen das Ungluͤck durch Feuer- und Wasser-Schaden/ oder auf andere un- verschuldete Weise zugestossen/ gehalten/ ihnen auch in ihrem betruͤbten Zustand/ in Noth und Ge- faͤngniß so lang beyzustehen/ als etwan sein Con- tract waͤhret/ oder als er siehet/ daß sein Herꝛ noch seine Dienste noͤthig habe/ welche Treue nechst ei- nem guten Gewissen ihme auch Ehr und Ruhm bey Ehr-liebenden Leuten erwecken wird. Ein unermuͤdeter Fleiß und Sorgfalt/ alles dasjenige wohl auszurichten/ was einein zu thun oblieget/ oder ihm von seinen Obern befohlen wird/ stehet darum einem Handels-Diener zu recomman- di ren/ Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. di ren/ weil bey der Handlung die Hand nicht will in Schoß geleget/ nichts verwahrloset/ verabsaͤu- met oder vergessen seyn/ sonderlich/ wann sich ein Principal auf seinen Diener verlaͤst/ daß er die Fa- cienda wohl ausrichten werde; dahero ein accura- ter Diener stets seine Schreib-Tafel/ porte feuille, oder Gedenck-Zettel bey sich traͤgt/ um/ was ihm von einer Zeit zur andern zu thun oblieget/ darauf pro memoria zu noti ren. So muß ihme auch die Arbeit nicht schwehr oder sauer ankommen/ wo und wann es noͤthig thaͤte/ selbst Hand anzulegen/ und da- durch andern Handels-Bedienten/ sonderlich denen unter ihm stehenden Jungen mit guten Exempeln vorzugehen. Auf Reisen/ wo an der Zeit und Gele- genheit viel gelegen/ muß er sich nicht saͤumen/ oder seiner Bequemlichkeit pflegen/ wann unterdessen des Herꝛn Interesse darunter leiden und in Gefahr lauffen sollte; in Summa/ seines Herꝛn Wohl und Weh/ muß ihm so viel als seinem Herꝛn selbst zu Hertzen gehen. Zu einem so loͤblichen Verfahren hilfft aber nicht wenig die Maͤßigkeit/ nicht allein im Essen und Trincken/ sondern auch in andern Bequemlichkei- ten des Leibes. Gleich wie mit einem trunckenen Sol- daten auf der Schildwacht nicht viel Gutes auszu- richten; also kan sich auch ein Handels- Patron von seinem/ dem Sauffen ergebenen Diener/ nicht grosse Dienste versprechen. Es reitzet solches an zur Com- pagnie, diese zum Spielen und andern Debau- ch en/ woruͤber des Herꝛn Dienst hindangesetzt/ Sinn und Witz geschwaͤchet/ die edle Zeit verloh- ren/ und das Geld verschlemmet wird/ und ob man sich Caput III. Von den sich gleich in des Patrons eigenem Handels-Keller/ den Trunck ohne Geld wollte schmaͤcken lassen/ so ist solches zwar in so weit (als der Wein wuͤrcklich in grossen Vorrath/ und als eine zu verhandlende/ auch offtmals zu bearbeitende Waar dar lieget/) biß auf einen Lab- und Durstloͤschung/ Prob- und Ehren-Trunck wohl erlaubt/ aber nicht in Uber- maß/ durch welche dem Patron hernach Schaden zuwaͤchst/ und der Kopff zur Arbeit untuͤchtig ge- macht wird; am wenigsten aber/ muͤssen in einem solchen Vorraths-Keller von einem Diener/ deme die Aufsicht daruͤber anvertrauet ist/ Sauff-Gela- ge angestellet/ oder jeder Voruͤbergehende die Weine zu proben eingeladen/ sondern die wahre von den falschen Kaͤuffern wohl unterschieden wer- den/ weil diese nur manchmal einen vorhabenden Kauff oder Commission simuli ren/ und wann sie sich satt getruncken/ hernach das Maul wischen/ und davon gehen. Die nechst der Maͤssigkeit recommandir te Reinigkeit/ begreifft beydes die Reinigkeit des Leibs als des Gemuͤths; unter dieser verstehen wir die Reuschheit/ in Gedancken/ Worten und Wercken/ nachdem es einmal gewiß genug ist/ daß eines jeden Christen Menschen sein Leib ein Tem- pel des heiligen Geistes seyn sollte; und wehe dem/ der seine/ in der Heil. Tauff dem HErꝛn Christo geweyhete Glieder/ nimmt und Huren-Glieder dar- aus macht/ welche dadurch vielmals mit Motten und Wuͤrmen angesteckt/ und andern dergleichen Unzuͤchtigen zu mercklichem Exempel zu verdorren pflegen. Diese Materia ist viel zu weitleufftig/ als daß Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. daß hier unsers Vorhabensseyn sollte/ dieselbe aus- fuͤhrlich zu tracti ren/ unsern Kauff-Dienern diene nur zur Warnung/ daß sie sich in ihren Diensten vor GOtt und der Welt unbefleckt erhalten/ weil es sonst wenig Gutes vor sie nach sich zu ziehen pfleget/ indem die Hurerey ein Laster ist/ welches eine Be- fleckung der Seelen/ Verlust des Leibes Gesund- heit/ und der zeitlichen Guͤter/ wie auch Anreitzung zum Stehlen/ sonderlich in denen Kraͤmen und Gewoͤlbern/ (aus welchem manche Elen Band oder Zeug zu des Herꝛn Nachtheil/ von der Hand des ungetreuen Handels-Diener heimlich weg und der Hur auf den Leib fliegen muß) nach sich ziehet; zugeschweigen/ daß dergleichen Unzuͤchtige/ wenig Gluͤck und Stern hernach in ihrem Thun/ zumal wann sie ihren eigenen Handel angefangen/ haben; sondern/ weil sie der schaͤndlichen Wollust allbereit in ihren Dienst-Jahren gewohnt gewesen/ selbiger mit vielen Uppigkeiten in der Freyheit noch mehr nachgehangen/ biß endlich das Banquerotti ren der Beschluß gewesen. Die Reinigkeit des Leibs (bestehend in ei- ner/ dem Kauffmann-Stand gemaͤssen Kleid/ und daß ein Diener/ sonderlich ein Contoirist/ und der bey seinen Waaren im Gewoͤlb auch taͤglich mit vornehmen und erbaren Leuten umgehet/ sich propre halte/) stehet gantz nicht zu verwerffen/ vielmehr ist daraus zu urtheilen/ daß ein solcher Mensch/ alles gern nett/ sauber und accurat haben moͤge; dan- nenhero/ wo er ein Kram-Diener ist/ auch der Kram Waar wohl warten/ und selbige pflegen werde; hingegen kan auch der uͤbermaͤßige und weibische Putz Caput III. Von der Putz Anlaß zu argumenti ren geben/ daß ein solcher/ wie eine Pope ausgeputzter/ die Arbeit scheuen wer- de/ um etwan seine Hand-Krausen nicht zu zerkrip- peln/ oder den saubern Rock und Peruque stau- big zu machen/ wie sich denn alles zusammen nicht wohl aufs Contoir bey Dinte und Feder schicket/ und dem Herꝛn so wol/ als dem Diener veꝛdacht wiꝛd/ wann solche geputzte Affen beym Schreib-Pult sitzen/ daraus abzunehmen/ daß nicht viel in der Handlung zu thun seyn muͤsse/ weil der Diener immer also auf den Staat gekleidet einhergehen koͤn- ne/ wo man nicht gar muthmasset/ daß/ wann solches zu uͤbermaͤßig/ und auch etwan noch ande- re Zeitungen von seiner uͤblen Conduite neben bey zu lauffen/ daß er solches nicht alles von seinen 40. oder 50. Thalern Salario bestreiten koͤnne/ und nothwendig lange Finger dabey machen muͤsse/ wie es dann auch denen Principalen, die solches zulas- sen/ daß ihre Dieners und Jungens taͤglich in der Wochen/ (von einem erbarn Kleid des Sonntags reden wir nicht) so geschmuͤckt einher gehen/ hoͤch- lich verdacht/ und zu weniger Klugheit gerechnet wird. Die Genuͤgsamkeit ist eine Tugend/ welche Kauffleuts-Diener/ die bey raisonnabl en Herren in Condition stehen/ ebenfalls nicht aus der Acht las- sen sollen. Mancher siehet/ daß er sich bey seinem Herꝛn necessaire gemacht/ daß dieser ihn nicht wohl entbehren/ oder dieses oder jenes ohne ihm nicht bestreiten kan/ fluxs wird er hoffaͤrtig/ will mehr Salarium haben/ hoͤher respecti ret seyn/ oder er setzet dem Patron den Stuhl vor die Thuͤr; welches aber Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. aber sehr uͤbel/ und solte billich von einem Handels- Gericht/ gegen dergleichen aufstoͤßige/ sonderlich wann ihre bestimmte Zeit noch nicht um ist/ auf ihrer Herren Anklag mit arbitrair er Straffe verfahren werden/ worzu auch das Verfuͤhren und Locken an- derer Kauffleut kommet/ die manchmahl einen sol- chen Purschen 10. biß 20. Thaler mehr Gage zusa- gen/ damit sie ihn nur/ weil er Geld-geitzig/ und nicht genuͤgsam ist/ von seinem alten Herrn ab- und zu sich ziehen moͤgen; allein dieses ist wider das 9te und 10te Gebot gehandelt/ und verdiente gleichfalls eine Obrigkeitliche Straffe. Obbesagte Tugend der Genuͤgsamkeit/ treibet auch weit von sich weg das Laster des Neids/ welches viel Kauff- Diener gegen ihre Mit- Domestiqu en und Came- raden zu haͤgen pflegen/ wann sie solche besser bey ihren Herren und Frauen/ als sich in Gunst ange- schrieben sehen; daraus entstehen hernach Klaͤtsche- reyen/ Verlaͤumbdungen/ Plaudern/ Zanck und Hader/ deme so wenig ein verstaͤndiger Herr Bey- fall geben muß/ als ein genuͤgsamer/ und mit seinem Stand und Gluͤck zufriedener sittsamer Mensch/ solche Laster zu begehen/ sich jemahls capable be- finden wird. Seynd noch uͤbrig/ die Gedult/ Sanffr- muth und Gelassenheit/ als nicht minder sehr loͤbliche/ und denen Handels-Dienern hoͤchst nuͤtzli- che Tugenden. Die Gedult erstlich belangend/ so recomman- di rt sich dieselbe vornehmlich denen/ welche an- dern Leuten dienen muͤssen/ darum weil ihr Will/ alsdann denen/ welchen sie dienen/ unterworffen ist/ K weil Caput III. Von den weil auch viel Strapaz en und Bemuͤhen/ Reisen/ Arbeiten/ Wachen und Sorgen bey den Dienen/ sonderlich in der Kauffmannschafft vorfallen/ die Belohnung und Erkaͤnntlichkeit hingegen schlecht/ noch schlechter aber das Ansehen/ dermaleins bey den Kauffmanns-Stand zu emergi ren/ und so in- sonderheit ein Diener sich nicht viel auf eigenes Capital oder Patronos und Goͤnner zu verlassen/ kuͤnfftig dabey sein vortheilhafftiges Etablissement zu finden/ sich hervor thut/ vielfaͤltig wird auch ei- nem wunderlichen Handels- Patron nichts zu Danck gemacht/ wie gut es auch der Diener anzu- greiffen gedencket/ nicht weniger finden sich auch heimliche Verlaͤumbder und Fuchsschwaͤntzer/ Be- neider und Feindseelige/ auch unter denen Mit- Knechten und Domestiqu en selbst/ bald wird ein Diener von der Frau im Hauß/ bald von ihren Kindern angefeindet/ die Arbeit ihm uͤberhaͤuffet/ also/ daß er wenig Ruh dabey geniesset/ sondern immer wie ein lastbares Thier unter dem Joch ge- halten wird/ in welchen allen aber ein solcher Mensch sich in Gedult speisen/ die Hoffnung besse- rer Zeiten/ und seines kuͤnfftigen Gluͤck-Wechsels zu Huͤlff nehmen/ und vor allen sich der Sanfft- muth/ und bey dieser der Gelassenheit befleissen muß/ in den Angedencken/ daß/ wer zu Ehren kom- men wolle/ zuvor leiden muͤsse/ und daß sich in al- les (was einem auch zustossen moͤchte) wohl zu schicken/ und mit Gedult der Huͤlff-Stunde des Herrn zu erwarten/ eine der groͤsten Tugenden mit sey/ die an einem jungen Menschen/ welcher andern/ und Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. und vielmahls solchen Leuten/ die es nicht werth seyn/ dienen muß/ kan erfordert werden. Nachdem wir nun solcher Gestalt/ die einen Handels-Diener zierende Moral- Tugenden durch- gegangen/ kommen wir nun auch auf die Beschaf- fenheit seiner Leibs- Constitution, solche muß nun starck und gesund/ und so sich die Natur guͤtig ge- gen ihn erwiesen/ auch wohl gebildet/ der Verstand aber aufgemuntert/ und etwas zu lernen/ auch was ihme in Handels-Sachen vorkommt/ wohl zu ju- dici ren/ faͤhig seyn. Die Staͤrcke und Gesundheit wird darum an ihm erfordert/ damit er die Handels- Fatiqu en desto besser ertragen/ und seinem Herrn nuͤtzlich seyn koͤnne/ sonderlich wo es viel zu reisen giebet/ da keine hitzige oder kalte Jahrs-Zeit/ kein Land- noch Wassers-Gefahr angefehen/ sondern dem Die- ner/ (ohne daß er widersprechen darff/) was er thun und lassen soll/ von dem Handels Patron be- fohlen und vorgeschrieben wird/ wobey dann ein solcher Handels-Diener wohl vorher zu uͤberlegen und zu bedencken hat/ ob er denen Diensten/ in wel- che er sich zu begeben gedencket/ gewachsen sey/ oder nicht; Ob seine Constitution die Fatiqu en wohl vertragen koͤnne/ oder ob solche ein stilles Ge- werb/ als etwann in feinen Waaren/ oder gar auf dem Contoir stets zu sitzen/ und nur mit der Feder zu arbeiten/ erfordere; findet er sich dabey von ei- nen aufgemunterten Geist/ so kan er sich in seinen Dienst-Jahren/ sonderlich wann er bey realer Handlung servi ret/ viel zu sehen und zu lernen ver- sprechen/ er wird auch seine Condition dadurch so K 2 viel Caput III. Von den viel besser machen/ als wann er stumpf von Gehirn/ unleutseelig/ starrig und melancholisch waͤre/ wie aber in diesen allen/ die vorfallende Umstaͤnde/ ei- nen jungen Menschen schon selbsten bey der Hand nehmen/ und selbigen mal oder bon gré luy, das ist: mit oder wider seinen Willen schon weisen wer- den/ was Dienen sey/ und wie man sich deßfalls in der Welt/ und unter Leuten comporti ren muͤs- se/ wann man in solcher mit Ehren fortkommen will/ als lassen wirs bey diesen wenigen beruhen/ und wenden uns nunmehro zu denen Wissenschaff- ten/ welche ein in Kauffmanns-Diensten stehender Diener an sich haben muß. Diese seynd nun erstlich Generales, und dann auch Speciales; jene kommen allen insgemein/ die- se nur nach gewissen Arten Handlungen/ (denen ein junger Mensch sich gewidmet/ und bey welcher er seine Lehr-Jahr erstanden hat) einen und an- dern besonders zu. Die allgemeine Wissenschafften schliessen in sich das Rechnen/ Schreiben/ und auch einiger massen die Kaͤnntniß des Buchhaltens/ und der Waaren/ auch noch wohl auslaͤndische Sprachen. Das Rechnen und Schreiben muß ein Handels-Diener vor allen wissen/ und zwar jenes in zierlichster Fer- tigkeit/ sonderlich nach der Welschen Praxin, dieses aber/ nehmlich das Schreiben/ nach denen in un- sern allezeit fertigen Handels- Correspondent en vorgeschriebenen Requisitis, und so auch das Buch- halten/ samt allen bey der Handlung vorfallenden Verrichtungen/ damit er so viel besser der Function eines Dieners/ der in seinen Jungen-Jahren voll- kom- Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. kommen ausgelernet/ ein Genuͤgen thun/ und mit Fug und Recht ein Salarium oder Dieners-Lohn prætendi ren koͤnne/ welches alles sich noch besser in der nachgesetzten Beschreibung der Special- Wissenschafften/ die nach besonderer Art jeder Handlung ins besondere auch noͤthig seyn/ erklaͤren/ und bemuͤhen wird. Diesem nach wird Erstlich an einem Complimentario, oder einem solchen/ der einer gantzen Handlung/ als Director, vorgesetzet ist/ und welcher keinen/ oder selten einen Patron, oder aber Befehlshaber uͤber sich hat/ er- fordert/ daß er eine Handlung voͤllig zu guberni- ren/ ja so viel als ein Handels Patron selber wisse und verstehe/ wie solches aus dem in vorigen Ca- pitel angefuͤhrten Complimentariat, oder Voll- machts- Formular, welches einen solchen Menschen auf alle Handels-Verrichtungen gegeben wird/ zur Gnuͤge abzusehen/ und dahero mit dem Prædicat des Complimentarii so wenig als unter Kauff- leuten mit dem Prædicat eines Banquiers zu scher- tzen ist/ wiewohl beyde mehr als zu viel mißbrauchet werden. Ein Buchhalter hat im vorigen Capitel auch schon seine Lection bekommen/ was nehmlich ein accurater Handels Patron von ihm fordere/ wie wohl auch hiernaͤchst in einem besondern Capitel von Buchhalten/ und denen auf grossen Contoir en vorfallenden Scriptur en noch ein mehrers soll ge- handelt werden. Des Cassirers Function betreffend/ seynd die dabey vorkommende vornehmste requisita in den K 3 Con- Caput III. Von den Contract, welchen ein Handels Patron mit seinem Cassi rer aufrichtet/ enthalten. Wir gehen nunmehro zu einigen Arten der Handlung selbst/ was specialiter ein dabey die- nender Handels-Diener wissen muͤsse/ und zwar be- sonders in den Seiden-Tuch- Material- und Eisen- Handlungen/ dann ob gleich das meiste hierzu in dem wohl-unterwiesenen Kauffmañs-Jungen schon angefuͤhret worden/ so ist doch noch viel zuruͤck ge- blieben/ welches den Dienern vor andern gruͤndlich und hauptsaͤchlich zu wissen obliegen will. Den Seiden-Handel erst betreffend/ ist selbi- ger entweder mit lauter roher/ oder auch mit ge- zwirnter/ gefaͤrbter/ und zubereiteter Cart en-Step- und Neh-auch wohl Floret-Seide/ oder es erstreckt sich solcher auf gantze Manufactur en und Hand- lungen mit allerhand Seidenen Zeugen/ wie solche auch Nahmen haben moͤgen. Bey dem Handel mit roher Seide/ werden un- seren Handels-Dienern vielerley Sorten unter Handen kommen/ als Erstlich/ Seide/ welche die Armenianer uͤber Moscau/ und die Ost-See aus Persien nach Teutschland bringen. Zweytens/ die Seide/ welche die Englische und Hollaͤndische/ Frantzoͤsische und Jtaliaͤnische Smyr- na- und Levante- Fahres aus Smyrna, Alexan- dria und Tripolis bringen/ und welches theils Persianische/ theils auch Ost-Jndische Seide ist. Drittens wird ihnen vorkommen die Ost-Jndia- nische Selde/ welche bey der Hollaͤndischen und Eng- lischen Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. lischen Ost-Jndianischen Compagnie in Engeland und Holland verkaufft wird. Vierdtens/ hat man die Jtaliaͤnische Seide/ da sich dann wohl zutragen koͤnte/ daß ein solcher Handels-Diener von seinem Patron nach den Boz- ner Maͤrckten/ item nach Roveredo, Genua, Bo- logna, oder weiter hinein in Jtalien/ um Seiden einzukauffen/ verschickt wuͤrde/ da ihm dann vieler Hand Sorten und Preise derselben/ wie auch/ wie solche hernach sorti ret/ zubereitet/ gefaͤrbet/ und al- lerhand Seiden-Arten zu Manufactur en dienlich daraus gemacht werden/ nicht unbekannt seyn muß/ wobey er auch ferner in die Seiden-Farb-Kunst und Manufactur en hinein zu gehen/ und selbige tief einzusehen haͤtte/ zumahlen wir schon in dem wohl-unterwiesenen Kauffmanns-Jungen wohl- meynend erinnert/ daß alle der Kauffmannschafft gewidmete junge Leute billig auch eine Handthie- rung neben der Handlung (weil es mit solcher ein so gar mißliches Ding ist/ sonderlich wann man nicht genugsamen Verlag darzu hat/) mit erlernen solten. Wegen des Handels mit allerhand Seiden- Waaren/ haͤtte er einen jedweden ihre Quali taͤt/ auch ob es Auslaͤndische oder Einheimische seyn/ wo jene her verschrieben/ und wie sie wieder ver- kaufft werden/ wohl in acht zu nehmen. Wie aber dieses alles kuͤnfftig in unserem Tractat von der Seide/ und denen daraus verfertigten Manufactu- ren/ wie auch/ was den Wollenen Tuch- und Zeug- Handel anbetrifft/ in unserem Tractat von der Wolle/ und denen daraus verfertigten Manufa- ctur en/ ausfuͤhrlich wird beschrieben werden/ als K 4 lassen Caput III. Von den lassen wir es dieses Orts dabey bewenden/ und be- trachten nunmehro kuͤrtzlich Den Material- und Gewuͤrtz-Handel. Hier wird nun vornehmlich ein Handels-Diener/ auf unser neu-eroͤffnetes Kauffmanns- Magazin verwiesen/ dieses nuͤtzliche Buch hat so grossen Ap- plausum gefunden/ daß auch eine hohe Stands- Person sich nicht verdriessen lassen/ schon bey 800. Titulos dabey zu noti ren/ welche noch fuͤglich die- sem Werck koͤnten inseri ret werden/ und lebet man der Hoffnung/ daß solche in Manuscript zu com- munici ren/ kuͤnfftig die Gnade von ihr moͤchte aus- zubitten seyn/ da dann/ nebenst andern/ seiter den angemerckten Observationibus, solche dem Publi- co in einem besonderen Tractat mitzutheilen (weil die erste Edition unveraͤndert bleiben wird) sich die Gelegenheit ereignen moͤchte; Jndessen wuͤrde es von einem bey Material- Handel dienenden Han- dels-Diener nicht anders als lobwuͤrdig gethan seyn/ wann er sich gedachtes Kauffmanns- Magazin anschaffte/ selbiges mit Papler durchschiessen ließ/ und so dann ferner dabey notir te/ was er etwann in waͤhrenden seinen Dienst-Jahren in ein und an- dern noch observi ret haͤtte/ es koͤnte ihn solches nicht allein in seinem kuͤnfftigen eigenen Handel sel- ber/ sondern auch seinen Kindern oder anderen gu- ten Freunden wohl zu statten kommen/ zumahl/ da es bey denen Material- und Gewuͤrtz-Haͤndlern an etlichen Orten viel auf das Reisen auf Messen- und Jahr-Maͤrckten (und daß sie offt von ihrem Ort aus/ weit-entlegene Provintzien mit Specerey- Waaren zu versehen haben) ankommet/ da dann immer Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. immer einer bey dem andern etwas besonders zu remarqui ren findet/ wie hiervon in unserem Schle- sischen Kauffmann klare Exempla zu sehen seyn/ da der Breßlauer Specerey-Handel in viel Mate- rial- Waaren schon andere Zufluͤsse/ als der Ham- burger/ und dieser wider andere/ als jener hat/ welches vornehmlich die differente Situation die- ser beyden grossen Handels-Staͤdte/ und so auch bey andern verursachet. Bey dem Material- Handel lieget ferner einem Diener ob/ daß er eine jede Waar wohl zu sorti- ren/ und ihre Sorten zu unterscheiden wisse/ zu- mahl da der Betrug in solchen so groß und manch- faltig ist/ daß auch der Scharffsichtigste nicht so leicht in einigen darhinter kommen kan; Um des Mißbrauches willen unterlasse ich Exempla davon anzufuͤhren/ und zwar nur solche/ welche mir in gros- ser Menge/ seiter zwey Jahren her/ wissend gewor- den/ wiewohl die Warnung dafuͤr hin und wieder bey Gelegenheit in meine kuͤnfftige Schrifften ein- fliessen zu lassen/ nicht soll vergessen werden. Jn Eisen-Handlungen hat ein geschickter Handels-Diener seine Hand voll zu thun/ es sey/ daß sein Herr ins Groß/ mit allerhand groben Ei- sen-Waaren/ oder auch mit kleinen und sogenann- ten Nuͤrberger-Steyer-Maͤrcker- oder Smalkalter- Waaren/ mit Zinn/ Kupffer/ Blech/ feiner Engli- scher Stahl-Arbeit/ und dergleichen handle/ oder gar selbst Bergwercker und Berg-Theile/ Eisen- Haͤmmer und dergleichen haͤtte. Bey groben Waa- ren ins Groß/ werden ihme so viel Sorten Schwe- disch Eisen/ die ausfuͤhrlich in unserm Schwedischen K 5 Kauff- Caput III. Von den Kauffmann recensi ret stehen/ ingleichen Teutsches/ Polnisches und anderer Laͤnder Eisen/ weil gar we- nig Laͤnder zu finden/ welche der Allweise Schoͤpf- fer nicht mit diesem so nothwendig-als nuͤtzlichen Metall solte versehen haben/ unter Handen kom- men/ und so er selbsten an solchen Oertern waͤre/ in welchen der hoͤchste GOtt einen reichen Berg- Seegen geleget haͤtte/ wuͤrde er nothwendig in die Kaͤnntniß und Wissenschafft der Bergwercks-Sa- chen mit hinein gehen muͤssen/ sonderlich wann sein Patron hohe Oefen/ Eisen- und Blech-Haͤmmer/ und dergleichen haben solte/ welche dann solche zu bereiten/ Buch und Rechnung daruͤber zu halten/ einen fleißigen Mann erfordert. Nur von ein und andern ein klein Exempel zu geben: was ist nicht durch die gantze Welt vor ein grosser Handel mit Blech/ davon das allerbeste aus dem von GOtt herrlich mit allerhand Natur- und Kunst-Gaben ge- seegneten Sachsen-Land kommet/ und was kostet es nicht vor Muͤh/ biß ein schoͤn-verzinntes Blech so weit fertig gemachet wird/ daß es vor Kauff- manns-Gut passi ren kan/ da wird erstlich das Ei- sen darzu/ wann es aus dem sogenannten hohen Ofen kommet/ wiederum in dem sogenannten Frisch-Feuer noch einmal umgeschmeltzt. Hierauf in Stab-Eisen geschmiedet/ ein jeder Stab wieder in kleine Theil getheilet/ die alsdann unter dreyer- ley Haͤmmer gebracht/ und zu Blechen geschlagen werden. Hierauf werden sie beschnitten/ und in die Beitz geleget/ welche aus fermentir tem Korn gemachet wird/ wann sie etliche Tage darein gele- gen/ und die Beitze den Rost/ oder das Unreine ( Sin- Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. ( Sinner genannt) davon abgefressen/ so verzinnet man sie erst/ und alsdann sorti ret sie der Zinn- Meister in unterschiedene Sorten/ als zum Exem- pel/ in Vorder-Creutz- und Senckler-Blech/ welche die duͤnnesten und leichsten seyn/ gleichwie hergegen die doppelte Creutz-Bleche die staͤrckeste seyn/ ihre Breite und Hoͤhe ist einerley; Sie werden in Vaͤßlein zu 300. und 600. Blaͤttern ins Reich/ und zu 450. Blaͤttern in einem Vaͤßlein nach Hamburg eingeschlagen und versandt/ aussen auf jeden Faͤß- lein ist das Zeichen/ so jeder Hammer fuͤhret/ ge- brannt/ als etwann mit den Baͤren/ Einhorn/ Pferd/ Adler/ und dergleichen. Jtem/ mit gewis- sen Buchstaben/ die unter dem Zeichen mit einge- brannt seyn/ und entweder den Ort/ wo die Blech fabrici ret worden/ oder den Nahmen des Ham- mer-Herrens/ der sie machen laͤßt/ anzeigen. Dieses alles solte ja ein Handels-Diener wohl wissen/ da- mit er die gute Fabriqu en von den schlechten unter- scheiden koͤnne/ er muß wissen/ daß/ je zaͤher die Bleche seyn/ je besser sie auch gehalten werden/ so muͤssen sie auch einen schoͤnen Spiegel/ oder blan- cken Lustre von Zinn/ und nicht viel gelbes oder an- gelauffene Flecken haben/ hiernaͤchst ist auch der Preiß/ von einer jeden Sorte solcher Blech/ zu wissen noͤthig; Wann nun ein Handels-Diener so activ und curios nicht ist/ daß er Lust hat/ auf derglei- chen Sachen acht zu geben/ so ist schon Hopffen und Maltz an ihm verlohren/ und er mehr einem Vieh/ als einem Menschen zu vergleichen/ weil er nicht einmal Lust hat/ das jenige sich bekannt zu ma- chen/ Caput III. Von den chen/ wovon er doch heut oder morgen sein Brod haben soll. Laßt uns nun auch das Zinn betrachten/ wel- ches in Europa am meisten/ und zwar nur in En- geland/ Meissen und Boͤhmen anzutreffen/ inson- derheit hat das Meißner-Land dessen einen so statt- lichen Uberfluß/ daß in dem weit-beruͤhmten Alten- berg ein einiger Kukuß wohl in die 1000. biß 2000. Meißnische Guͤlden zu stehen kommt/ die nechst da- ran gelegene Glaß-Huͤtte/ der Lauen- und Bern- Stein um Annaberg/ item der Thumbgeyer/ Er- bersdorff/ oder Ehrenfriedersdorff um Schnee- berg/ das sogenannte Fletz-Maul/ Sossa, Eyben- stock/ Platta/ ꝛc. um Dippoldiswalda und Frauen- stein/ die Boͤbel/ Schmiedeberg/ Nauendorff/ seynd alles reich-ausgebende Zinn-Bergwercke; Schwar- tzenberg giebt auch viel Zinn-Steine/ das Sosser und Eibenstockische mit dem Zeichen des Sterns/ Rechens und der Hand/ Jtaliaͤnisch Colla Ra- stello, colla mano \& colla forca genannt/ seynd die angenehmsten in Jtalien/ sonderlich in Vene- dig/ weil sich noch viel Silber darinn befinden soll/ welches die Jtaliaͤner durch ihre geheime Kunst und Handgrieff darvon zu scheiden wissen/ daher sie auch dieses Zinn vor andern den Centner um 1. 2. biß 3. Ducaten thuerer bezahlen/ zuweilen trifft man bey diesen Zinn-Steinen in den Bergen und Seif- fen/ kleine corporali sche gediegene Gold-Flaͤmmlein an/ welches ein Zeichen ist/ daß sich auch Gold da- bey befinden muͤsse. Das meiste Meißnische Zinn geht nach Regenspurg/ Nuͤrnberg/ Schweitz/ Franckreich und Jtalien/ und von dar ferner in die Levan- Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. Levante, der Preiß varii rt von 22. biß 26. Reichs- thaler/ den Centner auf der Stell. Unweit von diesen Gebuͤrg liegt das reiche Schlackewalder- Zinn-Gebuͤrg/ da jaͤhrlich wohl 2. biß 3000. Cent- ner Zinn geschmoltzen wird/ welches vor allen an- dern Zinn viel Kupffer bey sich fuͤhret/ daher es auch die Zinngiesser am liebsten zu ihrer Arbeit brauchen/ es geht davon viel nach Nuͤrnberg/ das meiste aber in die Kayserliche Erblaͤnder/ wie auch in Hungarn/ und in die Tuͤrckey; Das Englische Zinn kommt meistens in Blocken zu uns in Teutsch- land/ wie die Bley-Mulden; Das Saͤchsische und Boͤhmische hingegen/ wird in grosse und kleine so- genannte Beutel und Zinn-Groschen gegossen/ und hier auf in Ballen zusammen gerollet/ und also in Faͤssern eingeschlagen versandt/ davon ein jedes Faͤßlein zu 2½. Centner schwer ist/ welches man ein halb Faͤßlein nennet; So man aber 5. Centner in eines einschlaͤgt/ wird es ein gantz Faͤßlein genannt/ welches ja abermahl gar schoͤne Remarqu en vor ei- nen bey dergleichen Waaren dienenden Handels- Diener seyn koͤnnen. Wann wir auch das kleine Eisenwerck/ Fran- tzoͤsisch/ quinquailerie, und feine Stahl-Arbeit be- trachten/ so hat in jenen/ der vielerley Sorten we- gen/ ein Handels-Diener alle seine fuͤnff Sinnen zusammen zu nehmen/ daß er/ was von hier oder dar muͤsse verschrieben/ hier oder dorthin versandt werden/ wohl wisse/ und sonderlich auf Messen und Jahr-Maͤrckten den Ein- und Verkauff darnach einrichte; Es kommen Factur en/ da die Waaren sollen ausgepackt/ sorti ret/ aufs neue eingebunden und Caput III. Von den und numeri ret/ andere nach eingelauffenen Memo- riali en und Specificationibus fortgesandt werden; was ist nicht da vor Arbeit/ dieselbe immer sauber/ schoͤn/ poli ret/ und vor den Rost bewahret zu hal- ten. Wie veraͤndern sich nicht die Nuͤrnberger-Waa- ren so offt an Preiß/ und sonderlich einige an der Façon, die je laͤnger je zierlicher ausgesonnen wird; bald kommt des einen/ bald des andern Meisters sein Zeichen und Arbeit in Consideration und gros- se Nachfrage; Wie vielfaͤltig ereignen sich nicht auch bey dem Eisen-Kram gewisse Kunst-Sachen/ die einen Abriß und Zeichnung erfordern/ bey wel- chen ein Handels-Diener/ so viel besser fortkommen wird/ wann er selbst Lust zur Invention und Zeich- nen hat/ allenfalls auch ein wenig mit der Feilen und Hammer umzuspringen weiß. Ja ich weiß nicht/ ob es ihm Sachden bringen solte/ wann er etwas von den Uhrmachen gelernet haͤtte. Ein Gewehr wohl zu verstehen/ wird ohne dem von ihm erfor- dert/ weil er sich dadurch bey Cavalliers und Offi- ciers beliebt machen kan/ hierauf auch die Mondi- rung und Liverayen vor gantze Regimenter zu fol- gen pflegen/ welches alles/ so lange er in Diensten stehet/ seinem Handels- Patron, nach der Zeit aber/ wenn er/ der Diener/ seinen eigenen Handel ange- fangen/ ihme selbst zu grossen Nutzen gereichen kan. Und so ist es auch bey andern Arten von Hand- lungen beschaffen/ da ein Diener so viel wissen und verrichten muß/ daß er zwar immer noch etwas zu lernen findet/ in der Haupt-Sach aber keinen Lehr- ling abgeben darff/ sondern was ihme befohlen wird/ so gleich/ auch wohl/ nachdem es die Hand- lung Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. lung erfordert/ ungeheissen/ und von sich selbst ver- richten kan/ hierzu gehoͤret aber ein gutes Judicium, beywohnende Experience, ein geneigter Wille/ redliche Intention, ehrlich und aufrichtig zu dienen/ ein aufgemunterter Geist/ unverdrossenes Gemuͤth/ hoͤflich und leutseliger Umgang/ Liebe zur Tugend/ und ein ernstlicher Vorsatz/ alle Suͤnd und Laster zu fliehen und zu meiden. Jm Eingang dieses Ca- pitels ist zwar schon etwas von denen Moral- Tu- genden/ welche ein rechtschaffener Kauffmanns- Diener an sich haben muͤsse/ gehandelt worden; Das jetzt-bemeldte aber soll die Quali taͤten beruͤh- ren/ welche ein Kauffmanns-Diener noch ferner an sich haben muͤsse/ und hernach im Gegensatz uns zu denen Maͤngeln/ Fehlern und Gebrechen leiten/ wo- mit einige unsere Kauff-Diener leider mehr als zu viel behafftet seyn/ wodurch diejenigen/ die sich des- sen nicht anzunehmen haben (und welche biß anhero in dem Tugend-Weg einher gegangen) ihr Ruhm und gebuͤhrendes Lob nur um so viel mehr verherr- lichet werden wird. Wann wir demnach gemeldet/ es muͤsse ein Kauffmanns-Diener ein gutes Judicium oder faͤ- hige Beurtheilungs-Krafft bey sich haben/ so ist dieses eben dasjenige/ was wir an einem Kauffmann erfordern/ daß er nehmlich wissen soll/ zu rechter Zeit Nein und Ja zu sagen/ und so gehoͤret es auch einem Diener/ der nunmehro die Jungen-Jahre zu- ruͤck geleget/ viel Fatiquen ausgestanden/ Gutes von Boͤsen zu unterscheiden gelernet/ und der Uber- eilung/ welche der Jugend/ und denen Unsinnigen gemein ist/ gute Nacht gesaget; dann wie viel Ver- rich- Caput III. Von den richtungen in und ausserhalb Haußes/ werden ihme ohne præcise Ordre, was er darinn thun oder las- sen soll/ aufgetragen/ welches hernach die stillschwei- gende Condition in sich schliesset/ daß er nur das- jenige thun soll/ was zu seines Patrons Handels- Besten gereichen koͤnne. Dieses laͤßt sich nun oh- ne reiffen Verstand nicht ins Werck setzen/ der Ver- stand aber kommt aus der Erfahrung/ und daß man viel gesehen/ gehoͤret und gelesen habe; alle drey Stuͤcke koͤnnen sich schon in dem Jungen- Stand/ wann ein junger Mensch nur ein wenig witzig seyn will/ practici ren lassen/ der Diener- Stand aber arbeitet es schon mehr aus/ und je naͤ- her einer dem Herren-Stand ist/ oder seine eigene Handlung anzufangen/ je reiffer solte der Ver- stand und die Beurtheilungs-Krafft durch die viele und lange Erfahrung kommen. Diese/ wie um dieselbe zu erlangen/ das wuͤrckli- che Handanlegen in denen Kauffmaͤnnischen Geschaͤff- ten noͤthig ist/ also erfordert sie auch eine vorherge- bende/ allbereit bey einem dienenden Menschen fest- gesetzte Intention und Willens-Meynung/ daß man demjenigen/ dem man dienet/ redlich dienen wolle. Dieses ist eben die nothwendige Clausul in denen Contractibus, welche Herren und Diener mit einander aufrichten/ daß diese jener ihren Scha- den in allen Stuͤcken/ und zu allen Zeiten/ so viel als moͤglich/ wollen abwenden; ihren Nutzen hin- gegen auf gleiche Weiß befoͤrdern; es thut aber solche Befoͤrderung ein rechtschaffener Handels- Diener nicht vor seine Person allein mit Hand an- legen/ und sich Tag und Nacht in seines Herrn Dien- Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. Diensten zu Haus und auf der Reisen geschaͤfftig zu erzeigen/ sondern er muß auch ein wachendes Aug auf seine Mit-Diener/ daß solche ein gleiches thun/ und dann auch auf andere Leute/ daß durch solche sein Herꝛ nicht gefaͤhret werde/ haben/ durch welche Sorgfallt er seinem Herꝛn nicht allein/ sondern auch sich selbsten dienent/ er macht sich dadurch beliebt bey GOtt und Menschen/ erwirbet einen stattlichen Ruhm kuͤnfftiger Belohnung und Befoͤrderung/ und wird der Accuratesse, die er in seinen Dienst- Jahren gebraucht/ so gewohnt/ daß sie ihme her- nach in seinem eigenem Handel zu seinem gꝛossen Vor- theil anhaͤnget. Z. E. Er lebet der von seinem Herꝛn ihme vorgeschriebenen Ordnung wohl nach/ verbes- sert auch solche/ so er einigen Mangel daran findet/ so wird ihme solches/ wann er zu seinem eigenem Han- del gedeyet/ auch also anhangen sehen/ hernach an- dere Kauffleute/ daß ein solcher Mensch ein guter Verrichter ist/ und sich in seines Herꝛn Diensten ge- treu und unermuͤdet finden laͤßt/ so seynd fluxs hun- dert Haͤnde nach ihm/ die ihn gerne wieder haben wollten/ wann er etwan aus seines Herꝛn Diensten kommen sollte; waͤre es dann/ daß er sein eigen an- zufangen gedaͤchte/ so hat/ er sich bey seinem schlechten Capital, doch mehrers Credits, als ein anderer/ der ungleich mehr hat/ zugetroͤsten; Hierzu gehoͤret aber auch Leutseelig- und Hoͤflichkeit/ ingleichen ein aufgemunterter Geist und unverdrossenes Gemuͤth/ was einer gern und mit gutem Willen thut/ wird ihme nur halb so schwehr; ein gutes Wort findet al- lezeit eine gute Statt; ein freundliches und leutseeli- ges Gesicht zeiget auch/ daß das Menschen sein Na- L turel Caput III. Von den turel edel und wohl geartet/ und folglich auch zur Tugend-Liebe geneigt seyn muͤsse. Diese Tugend-Liebe aͤussert sich nun bey der Gottesfurcht in allen denen Moral- Tugenden/ wel- che wir im Anfang dieses Capitels ausfuͤhrlich be- schrieben haben/ dannenhero wir uns nunmehro zu ih- ren Gegen-Satz/ nemlich zu denen/ manchen Kauff- manns-Diener anklebenden/ und seiner zeitlichen und ewigen Wohlfarth hoͤchst-schaͤdlichen Lastern wen- den/ solche seynd nun erstlich Die Ruchlosigkeit/ und daß ein solcher Mensch wenig von dem thaͤtigen Christenthum in seinem Um- gang und Leben verspuͤren laͤßt/ woraus hernach/ wie leichtlich zu erachten/ dieses erfolget/ daß ein sol- cher ruchloser Mensch die Gebot GOttes taͤglich zu uͤbertretten sich kein Gewissen machet. Das Flu- chen/ welches ohne dem vielen Kraͤmern ihr Pro- prium ist/ und durch theils Gotteslaͤstrige Fuhrleu- te/ mit welchen solche Kauffmanns-Diener vielfaͤl- tig umgehen/ bey ihnen um so viel besser unterhalten wird/ ist ihr taͤgliches Vater Unser und bestes Ge- wuͤrtz ihrer Reden. Der Sabbath/ welcher mit heiligen Worten/ Wercken/ Gedancken und geist- lichen Actionibus zugebracht werden sollte/ wird mit Muͤßig- und Spatzirengehen/ lustigen Com- pagni en/ oder gar in Sauff-Hur- und Spiel-Haͤu- sern celebri ret; der Ungehorsam gegen die Herꝛ- schafft/ aͤussert sich oͤffentlich und heimlich/ und zwar insgemein/ wann man den Contract, den man bey Antritt der Dienste gemacht/ schnur stracks und handgreifflich zuwider handelt/ in diesem aber wie jener Sohn im Evangelio/ zwar sich aͤusserlich einen Schein Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. Schein des Gehorsams anmasset/ in der That aber nichts weniger als solchen præsti ret; Und was ist die Zancksucht/ das Haddern und Schlagen/ oder lose Schlaͤgerey-Haͤndel anfangen/ dem Naͤchsten alles Ubels wuͤnschen/ wohl anders/ als eine Suͤnde wi- der das fuͤnffte Gebot; dem sechsten aber zu wider/ hat mancher frecher und unzuͤchtiger Kauff-Gesell wohl schon seine eigene Maitresse auf der Streu/ die er Sonntags und Wercktags/ wann er in die Kirche oder in seines Herꝛn Geschaͤfften ausgehen soll/ fleißig besuchet/ auch wohl gar auf seines Herꝛn Unkosten (worzu sich hundert Gelegenheit finden/ die wir naͤchstens in unserm Banqueroti renden Kauffmann/ und zwar in einer lustigen Comœ- die, unter dessen Diener Narcisso vorstellen wer- den) unterhaͤlt/ dann da mancher Kauffmanns- Diener von den Seinigen nichts hat/ dabey auch nicht mehr als 50. Reichsthl. jaͤhrliches Salarium verdienet/ und sich doch dabey stattlich in Kleidern und leinen Zeug/ auch heimlich ein eigen Relt-Pferd und noch dabey eine Hure auf der Streu halten/ bey 10. 20. und mehr Reichsthl. verspielen oder versauffen kan/ sollte solches wohl anderswo her/ als aus seines Herꝛn Kram-Bude oder Gewoͤlb- Cassa und Wein-Keller/ durch allerhand heimli- che Intrigues und Pratiqu en/ die aber gemeini- glick ein schlechtes Ende zu nehmen pflegen/ herkom- men; und wie entdecket nicht mancher Ehr- und Pflicht-Vergessener seines Herꝛn Handels- Arcana um schnoͤden Gewinst willen/ wie disrecomman- di rt er nicht denselben unter der Hand bey andern Leuten/ sonderlich bey seinen Kunden/ spannet ihm L 2 die- Caput III. Von den dieselbe zu seinem eigenen/ oder anderer Leut Vortheil ab/ laͤsset hier und dar Schaden geschehen/ da er ihme doch vermoͤg seiner Christen- und Diener- Pflicht/ sein Gut sollte heiffen bessern und behuͤten/ welches ja alles Suͤnd und Laster wider die heilige Gebot GOttes seyn. Als Gebrechen und Fehler/ haͤtten wir manchen Handels-Diener auszusetzen/ erstlich die Unerfah- renheit in denen Handels-Wissenschafften/ wel- che sie sich doch zu besitzen ausgegeben haben/ wie sie angenommen worden/ solches aber ruͤhret daher/ daß solche Leute in ihren Jungen-Jahren sich nicht recht angegriffen/ etwas rechtschaffenes zu lernen und vermeinet/ wann sie nur ihre Jahr erstanden/ ihnen der Bart anfienge zu wachsen/ und sie sich nur bursalisch und propre in Kleidern und leinen Zeug zu halten wuͤsten/ so seye es schon genug vor einen Kauffmanns-Diener zu passi ren/ es erfolget aber gemeiniglich darauf/ daß ein solcher Idiot kein hal- bes Jahr in Diensten bleibet/ da man ihme wieder seinen hoͤflichen Abschied giebet/ und noch ein paar Jahr vor Jung zu dienen anweiset/ oder so man ihm ja aus gewissen Ursachen und Consideration behaͤlt/ einen andern Contract mit ihm machet/ und auf ein paar Jahr das versprochene Salarium ihme zu geben retracti ret/ auch wohl gar seinen Eltern oder Vormuͤndern das Compliment machet/ daß sie noch ein paar Jahr vor dem vermeinten Diener/ der noch erst vor Lehrling passi ren muß/ Kost-Geld zu geben sollten/ als daß er im Stand seyn sollte/ Sa- larium prætendi ren zu koͤnnen. Das andere Gebrechen ist die Unfaͤhigkeit sei- nes Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. nes Verstandes/ ob es ihm gleich an guten Willen sonst nicht mangelt/ da dann ein solcher Mensch/ wie sehr er sich auch bemuͤhet/ wegen schlechten Ge- daͤchtniß und Judicii nichts fassen oder recht beur- theilen kan/ dahero in der Handlung mit andern Leuten/ sonderlich die raffinir ter als er seyn/ gar schlecht bestehet/ und mehrmals uͤber den Toͤlpel ge- worffen wird/ wodurch aber seinem Herꝛn wenig Dienst geschiehet. Ein solcher Mensch muß auch vielmal sein Versehen mit seinem eigenen Geld in Er- setzung des Schadens buͤssen/ und heißt es in der Handlung/ wie schon zuvor gemeldt/ bey den Rechts- Process en: Vigilantibus jura \& sic etiam Merca- toribus lucra scripta sunt, das Recht ist vor den Wachenden/ und nicht vor den Schlaffenden/ und so auch in der Kauffmannschafft die Profit en vor die- jenigen/ welche darauf zu lauffen wissen/ nicht aber vor diejenigen/ welche warten/ biß ihnen die gebra- tene Tauben in das Maul fliegen; dahero jener Va- ter/ unter seinen zweyen Soͤhnen diesen Unterschied machte/ daß der Hurtigste und Munterste zur Handlung/ der Einfaͤltigste aber zum Studiis ange- halten werden sollte. Das dritte Gebrechen ist die Langsamkeit/ ein schlaͤffriger Muth/ Mangel der Activi taͤt und eines Mercuriali schen aufgemunterten Geistes/ wann beydes Herꝛ und Diener von einem gleichen Naturel zusammen kommen/ so moͤchten sie sich et- wan miteinander comporti ren koͤnnen; wann aber der Herꝛ feurig und voller Activi taͤt/ sein Handels- Diener aber langsam und desto schwehr-beweglicher ist/ so will ich diejenige davon urtheilen lassen/ welche L 3 (was Caput III. Von den (was fuͤr ein Beschwehr es sey/ dergleichen Leut in der Handlung zu haben) welche bey sich empfinden. Nicht ohne Ursach haben die Poët en dem Mercurio an Kopff und an den Fuͤssen Fluͤgel angedichtet/ die Hurtigkeit/ welche bey Handlungen erfordert wird/ dadurch anzudeuten/ dann da muß der Kopff fertig/ wie oben schon gedacht/ in der Resolution seyn/ und so gleich ein wohleintreffendes Ja/ oder Nein/ durch die Schaͤrffe des Judicii von sich geben/ der Mund muß zu reden wissen/ aus dem/ was er gesehen/ ge- hoͤret/ gelesen und erfahren/ kluge Rationes hervor bringen/ warum er dieses oder jenes annehmen koͤn- ne oder nicht/ er muß wissen zu persuadi ren/ daß die- ses also und nicht anders sey/ daß jenes dieses uͤber- treffe/ dieses hingegen in andern Stuͤcken seinen Vortheil wieder von jenem habe. ꝛc. Die Hand muß mit der Feder auf dem Con- toir, mit der Elen und Waag-Schaalen in dem Kram/ Buden oder Gewoͤlb/ zuweilen auch mit dem Pack-Stock oder Pack-Nadel bey Einballirung der Waaren/ hurtig umzuspringen wissen/ sintemal es einem Diener gantz keine Schande ist/ wann es die Noth erfordert/ und periculum in Mora ist/ die Hand selber mit an das Packen zu legen; auf dem Contoir seynd offt in einem Tag zehen/ zwantzig und mehr Brieffe zu schreiben/ wie schoͤn sollte man nicht da zu recht kommen/ der wie die Jungens in der Schul auf ihre Vorschrifft eine Stund mit einem Brief zubringen wollte/ und wann die Affai ren ein wenig uͤberhaͤufft/ oder es in dem Contoir etwas unruhig waͤre/ gar nicht wuͤste/ wo er anfangen oder endigen sollte. Jn Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. Jn der Kram-Bude oder Gewoͤlb ist es eben so/ da warten offt 10. oder 12. Personen auf/ welche accommodi ret und mit Waaren versehen seyn wollen/ wann nun der langsame Kram-Diener ei- ne halbe Stund an einem Paquet auf- und zu macht/ mittlerweil lauffen die andere Kaͤuffers (wel- che dieser Verzug verdriesset/) nach einem andern Gewoͤlb/ da sie geschwinder abgefertiget werden koͤnnen. Kommt es auf das Amt der Fuͤsse an/ was ist nicht da vor ein Verdruß bey einem solchen Men- schen/ der alle Viertel-Stunde einen Tritt thut/ und gut nach den Tod zu schicken waͤre/ weil er fein langsam wiederkommt/ indessen ist vielleicht hier oder dar etwas durch solche Zauderey verabsaͤumet/ angesehen/ ein Kauffmann eben so accurat auf die Handels- Occasiones, als ein Schiffer auf den Wind aufpassen muß; wie es aber mit einem so lang- samen Menschen geschehen koͤnne/ gebe ich jedem selbst zu ermessen; ich halts mit gewisser Kauffleut ihrem Sprichwort/ welche zu sagen pflegen: fruͤh auf spaͤt nieder/ iß geschwind und geh bald wieder. Das vierdte Gebrechen ist die allzuviele Zaͤrtlichket/ oder grosse Pflege des Leibs/ mit wel- cher ein Handels-Diener/ theils aus Selbst-Liebe/ theils andern zu Gefallen/ theils aus Gewonheit sich zu putzen und zu warten pfleget/ als wenn man bey der Handlung lauter Feyertag haͤtte/ woruͤber die meiste Zeit/ die man zu Handels-Geschaͤffte/ oder den Verstand zu schaͤrffen anwenden sollte/ verloh- ren wird/ ja solche Leute lassen sich auch nicht einmal auf Reisen abgehen/ und koͤnnen anders keine Fati- L 4 quen Caput III. Von den quen vertragen/ als die mit grosser Pflege des Lei- bes wieder versuͤsset werden/ daß auch solche Leute in gewissen Handlungen/ in welchen so wohl der Leib als Verstand sich angreiffen muß/ mehr eine Last als nutzlich seyn/ solches stehet von selbsten leicht- lich zu beurtheilen. Das fuͤnffte Gebrechen ist/ wann ein junger Mensch zwar nicht aus Vorsatz/ doch aus uͤbler Ge- wohnheit sich zuweilen dem Trunck uͤbernehmen laͤßt/ und dadurch zu denen ihnen obliegenden Han- dels-Geschaͤfften/ sonderlich des Post-Tags untuͤch- tig wird. Das sechste Gebrechen bestehet in der Me- lancholey/ Widersinnig- und Sauersuͤchtigkeit/ da ein solcher Mensch alles gezwungen und niemals mit froͤlichem Muth thut/ denen Kaͤuffern nicht mit freundlichen Worten und Minen zu begegnen/ und sie dadurch zu seines Herꝛn ferneren Kundschafft zu animi ren weiß/ auch an sich selbst dergestalt geartet ist/ daß er sich selbst kein Vergnuͤgen machet/ und um so viel weniger andern Leuten mit seinem Umgang solches geben kan. Das siebende Gebrechen ist/ die Super- Klug- und Naß-Weisheit/ da ein solcher Kluͤg- ling Gras wachsen zu hoͤren sich einbildet/ andern in die Rede fallen/ vorgreiffen und kluͤger als sein Herr und Meister seyn will. Solche Leute seynd gemeini- glich dabey auch grosse Pralers/ (die Frantzosen nennens Grands Parleurs, Fanfarrons ) sie spre- chen offt mehr als sie verantworten koͤnnen/ oder es redet doch die Zunge/ ehe der Verstand beschlossen hat/ was sie reden sollen/ dabey findet sich dann auch Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. auch der Geist der Contradiction oder des Wider- Spruchs/ da mancher solcher Kluͤgling Profession machet/ alles was er raisonni ren hoͤret/ zu wider- sprechen/ und sein Kuͤh- dicium, welches sich offt wie eine Faust auf ein Aug reimet/ anders zu geben/ bloß weil ihn der Hoffarths-Geck sticht/ daß er vor einen weisen/ erfahrnen Menschen will angesehen seyn/ der doch bey manchen noch in der Lehr stehenden Jungen/ erst wieder in die Schule gehen/ und sich eines bessern unterweisen lassen moͤchte. Das achte Gebrechen/ ist die Unvertraͤg- lichkeit/ wann ein solcher Mensch sich nicht lang mit seiner Herꝛschafft und seinen andern Mit-Dienern vertragen kan/ sondern gerne Zaͤnckerey und lose Haͤndel anfaͤngt/ es concurri ren aber/ dieses Un- wesen auszuhecken/ viel andere Laster/ Maͤngel und Gebrechen; als erstlich die Hoffarth/ daß ein solcher Mensch dencket/ er sey es allein/ andere Leute wissen nicht/ was er gelte oder werth sey/ und daher koͤnne man ihm auch nicht genugsam Respect erzeigen/ es kommt darzu/ der Neid und der Mißgunst/ die er uͤber andere ihr Gluͤck/ Aufnehmen und Capaci taͤt hat/ welche er gern an ihnen geringer sehen moͤchte/ damit sein Talent desto besser hervor strahlte. Der Geist der Contradiction ist auch Schuld dran/ daß er in allen Dingen will Recht haben/ und wann man ihm solches nicht zustehen will/ es daruͤber zu harten Worten/ und wohl endlich gar zum Schlaͤ- gen kommt/ und was der anreitzenden Gebrechen zu einer solchen Zancksichtigkeit mehr seyn moͤchten. Der neunte Fehler an manchen Kauffmanns- Diener/ ist die Liederlichkeit/ da er zwar an sich L 5 selbst Caput III. Von den selbst das Seinige verstehet/ und ein guter Verrich- ter ist/ aber auch dabey so liederlich in seinen Thun und Lassen/ daß das Gute/ welches er sonst an sich hat/ alles dadurch verdunckelt wird/ da erscheinet sogleich solche Liederlichkeit in seiner negligirt en Leibes-Kleidung/ daß er zwar seinem Herꝛn getreu ist/ aber doch von seinem eigenen nichts bewahren kan/ sondern mit lustiger Compagnie alles wieder durchbringet/ in den Handels-Geschaͤfften selbsten uͤber hin eilet/ weil er sich auf seine Faͤhig- und Fer- tigkeit allzuviel verlaͤßt/ daraus hernachmals das schaͤdliche Procrastini ren, und die Affai res auf den andern Tag zu verschieben/ erfolget/ weil er sich dar- auf verlaͤßt/ daß er/ was andere langsame Gemuͤ- ther mit vieler Muͤh vorgearbeitet haben/ leichtlich wieder nachholen kan. Es kommt auch aus solcher Liederlichkeit/ die allzugrosse Familiari taͤt/ welche er mit Leuten machet/ die nicht seines gleichen und weit unter ihm seynd/ woruͤber sein Respect verlohren gehet/ und er ja so sehr in diesem Stuͤck in Defectu als ein Hoffaͤrtiger/ Aufgeblasener in Excessu pecci- ret/ welcher mehr Respect haben will/ als ihme zu- kommen kan. Bey einem solchen Menschen muß nun ein vernuͤnfftiger Handels-Patron das rechte Mit- tel zu treffen wissen/ daß er ihn nicht zu viel einschraͤn- cke/ und auch nicht den Zuͤgel zu weit schiessen lasse/ weil beydes sonst von der Wuͤrckung ist/ daß daruͤ- ber seine Handels-Geschaͤffte Abbruch leiden/ indem mancher eines freyen Lebens Gewohnter/ wann er zu sehr sollte eingeschraͤncket werden/ daruͤber seine Activi taͤt und Willfaͤhrigkeit in Handels-Verrich- tungen verliehren wuͤrde. Das Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. Das zehende Gebrechen/ ist das Schmei- cheln und Fuchsschwaͤntzen/ und der Augen-Dienst/ welchen mancher Handels-Diener seiner Herꝛschafft leistet/ dadurch er allein bey derselbigen mit Aus- schliessung der andern Domestiquen der Hahn im Korb zu seyn intendi ret/ und um solches dahin zu bringen/ das Fuchsschwaͤntzen und Beluͤgen mei- sterlich anzuwendenweiß/ worzu sich hernach die Waͤ- scherey und Plauderey fuͤget/ welche auch nichts Gu- tes nach sich zu ziehen pfleget. Das eilffte Gebrechen/ ist die Faul- und Dummheit/ welche gern auf Morgen verschieben will/ was heute gethan werden soll/ und sich in nichts recht zu finden weiß. Ein Fauler haͤtte alle Tag gerne Sonntag/ er gehet nicht mit Lust an die Arbeit/ al- les ist ihm zu schwehr/ und siehet gerne daß andere die schwehrsten Streiche vor ihm schleppten; ein Dum- mer hingegen/ greifft die Sache nicht am rechten Ende an/ und macht sich die Arbeit selbst zu schwehr/ hat keine Lust nachzudencken/ noch viel weniger aber den Verstand zu begreiffen/ was jetzt gegenwaͤr- tig zu seinem eigenen Nutzen gereichen koͤnte. Endlich und vors zwoͤlffte/ ist auch der Un- bestand bey Handels-Dienern ein grosser Fehler/ daß sie bald auf dieses/ bald auf jenes/ fallen/ sich zu kei- nem recht applici ren/ in allen etwas/ im Gantzen aber nichts recht wissen wollen/ ihre fladderhafftige Gedancken distrahi ren sie bald auf dieses/ bald auf jenes/ und wann mans beym Licht besiehet/ so seynd solche Leute/ die in alle Saͤttel gerecht seyn wollen/ zu nichts zu gebrauchen/ daruͤber es dann auch hernach/ wann sie ihr Eigenes anfangen/ so abzu- Caput III. Von den abzulauffen pfleget/ wie es bey manchem am Tag lieget. Folgen noch einige Lehren/ welche angehende Handels-Diener in ihren Dienst- Jahren in acht zu nehmen haben/ und zwar erstlich/ was diejenige/ welche bey Grossi rern in Diensten stehen/ wissen und thun muͤssen/ wann sie im Han- del der gantzen Waaren vor tuͤchtig wollen erfun- den werden; hiervon redet Savarii in seinem voll- kommenen Kauffmann/ Capitel 18. folgen- der massen: E Rstlich sollen sie einen Grossi rer erwaͤhlen/ wel- cher nicht allein mit denjenigen Waaren/ die in dem Koͤnigreich/ sondern auch auslaͤndischen Orten gemachet werden/ Handel treibet/ dann dabey wer- den sie den Unterscheid eines und des andern erken- nen lernen/ und von diesem will ich an seinem Ort/ wann sie nemlich vor Kauffleut aufgenommen/ und den Grossi er-Handel treiben wollen/ handeln. Zum andern/ muͤssen sie in Obacht nehmen/ was ihre Herren in ihren Geschaͤfften vor eine Ordnung halten/ damit sie sich auch darnach richten koͤnnen. Dann dieses muß man wissen/ daß die Kauffleute nicht einerley Ordnung in ihren Handlungen haben/ einer macht es so/ der ander wiederum auderst/ rich- ten sich aber unterdessen alle nach einem Zweck/ nem- lich/ wie sie alle Unordnung meiden/ und ihre Sa- chen im guten Wohlstand erhalten moͤgen. Diese Ordnung aber bestehet darinnen/ daß sie ihre Buͤ- cher Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. cher doppelt/ vermischt oder einfach/ so wohl vor die Manufactu ren/ als andere Handlung/ halten sollen. Zum dritten/ muͤssen sie den Verkauff in Obacht nehmen/ dann anderst werden die Waaren in gan- tzen Stuͤcken/ anderst bey dem Hand-Kauff ver- kaufft. Der seine Waaren gantz verkaufft/ hat mit Kauffleuten zu thun/ mit welchen er gantz an- derst als mit Edelleuten/ umgehen muß: Dann die Kauffleute des Hand-Kauffs/ verstehen sich auf die Waar/ und wissen ungefaͤhr den Preiß/ muß man derowegen die Waar nicht uͤberbieten/ noch die Kaͤuffer zu bereden im Gebrauch haben/ sondern mit einem Wort den Preiß/ um welchen sie die Waar haben sollen/ anzeigen. Dasjenige/ was allein zu beobachten/ ist/ daß sie die Personen/ welche ihnen abkauffen/ unterscheiden/ und diejenige/ welche wohl bezahlen/ und viel auf einmal nehmen (denen die nicht gerne bezahlen/ und wenig nehmen) vor- ziehen. Man muß auch dreyerley wohl in acht nehmen/ daß man nicht sage/ und in dem Buch den Preiß/ wie die Waaren andern Kauffleuten sind verkaufft worden/ zeige/ und dieses um zweyerley Ursachen: Die Erste/ weilen die Kaͤuffer einen Argwohn fas- sen/ als waͤren die Waaren Ausschuß/ haben also zu kauffen keine Lust. Die Andere/ weiln sie den jenigen/ welchen sie die Waaren theuer verkaufft/ hoͤchstens Unrecht thaͤten: Jndem sie dadurch in boͤ- sen Verdacht gerathen/ als ob sie nicht allenthalben/ weiln sie theuerer als andere kauffen/ Credit haͤt- ten. Wann aber ein Kauffmann gleichen Preiß/ wie Caput III. Von den wie andere zu bezahlen/ anerboͤte/ so koͤnnte ihm der Preiß auf dem Buch wohl gezeiget werden/ und die- ses wuͤrde ihm zu keinem Nachtheil gereichen/ wann es nur um baar/ oder auf diejenige Zeit ist/ so zur Bezahlung gegeben wird. Es muß auch in Verkauffung der Waare/ die Zeit/ in welcher sie begehret wird/ in acht genommen werden. Z. E. Wann einer Winter-Waare zu Ende deß Winters kauffen wollte/ muͤssen dieselbe wohlfeiler/ als am Anfang des Winters/ damit sie nicht biß auf einen andern uͤbrig bleiben moͤgen/ ge- geben werden. Dann die Mode duͤrffte vielleicht in Abgang kommen/ und er dadurch auch den Ein- kauff verliehren. Und diese Resolution zu Aus- gang der Jahrs-Zeit wohlfeiler/ als im Anfang zu verkauffen/ ist sehr beobachtlich/ weiln die uͤberblei- bende Waar ein verstorbener Grund/ der nichts hervor bringt/ hingegen bringt die Verkauffte Waar zu seiner Zeit Geld/ darauf man (wann es Gelegenheit andere Waaren um billichen Preiß zu kauffen giebet) seine Rechnung machen kan. Zum Vierdren/ muß er auch seine Waaren sauber halten/ und dieselbe/ von einer Zeit zur andern/ in neue Papyer einbinden. Dann/ wann die Kauffleute se- hen/ daß die Waar unsauber und verwahrloset/ ist es ihnen nicht zu verargen/ wann sie sich die Gedan- cken machen/ daß die Waare alt/ und einen Man- gel habe; Und dieses verursachet/ daß man die Waare nicht ansiehet; Endlich verdierbt sie gar/ al- so/ daß man sie ohne sonderlichen Schaden nicht verkauffen kan. Zum Fuͤnfften/ soll er fleißig zu den Kauffleu- ten/ Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. ten/ denen er Waaren verkaufft/ gehen/ und ihnen die Rechnung/ so bald immer moͤglich/ bringen/ da- mit nicht entweder in dem Preiß oder Maaß einige Strittigkeiten kuͤnfftig entstehen moͤgen; dann/ wann man gar zu lang wartet/ so kan es leicht aus dem Ge- daͤchtniß fallen. Jndem sie nun die Rechnung schliessen/ so sollen die Commis oder Bediente wohl acht haben/ was sie thun; das ist: Daß sie keinen Abzug auf den Waaren/ wann sie dieselben nicht selbst gemessen und gesehen/ ob sie voͤllig seye oder nicht/ eingehen/ noch einem zu Gefallen etwas mehrers/ weiln solches mit ihrer Herꝛn Verlust geschehe/ geben sollten. Ei- ne Rechnung aber in Ordnung zu bringen/ muß man ein Memorial machen/ in welchem die Anzahl der Stuͤcke/ deren Numero, Elen und Preiß (wie die Waare verkaufft worden) enthalten sey. Die Rechnung aber wohl zu machen/ muß das Memo- rial, welches man bey sich traͤgt/ mit der Rechnung/ welche bey Liefferung der Waaren gegeben worden/ conferi rt werden/ um zu sehen/ ob es mit demselben uͤbereinkommt; Bey einem jeden Articul muß man den Abzug/ wann einer dabey zu bemercken/ und auf wie viel die Waare sich belauffe/ wohl in Obacht neh- men/ wann er nun wieder in das Gewoͤlb kommen/ soll ers im Buch gleichfoͤrmig einschreiben/ damit dasselbe/ und des Kauffmanns Buch/ mit dem er Rechnung geschlossen/ uͤbereinstimmend erfunden werde. Diese Richtigkeit erhaͤlt gute Verstaͤnd- niß/ welche unter Grossiere rn und Kauffleuten des Hand-Kauffs seyn soll. Zum Sechsten/ sollen sie offt die Kauffleute des Caput III. Von den des Hand-Kauffs besuchen/ und solches um vier Ur- sachen willen Die Erste ist/ weiln man hierdurch/ ent- weder von denen Herren oder ihren Bedienten erfah- ren kan/ ob der Waaren Abzug gut oder schlecht sey/ man kan dabey abnehmen/ welche Waaren am mei- sten begehrt/ und sich darnach in Bestellung der Ma- nufactur- Waaren/ es seye gleich Frantzoͤsische oder Auslaͤndische zu richten. Die Andere ist/ weiln die- se Besuchung/ ihnen Waaren anzubieten/ und die Kauffleute/ (daß wieder frische Waare auf dem Weg/ oder neue in den Manufactu ren in Arbeit seyn/) zu benachrichtigen Ursach giebt: Welches denn so viel wuͤrcket/ daß sich die Kauffleute der Waaren/ die sie vonnoͤthen/ erinnern/ und durch dieses Mittel procuri ren die Handels-Diener den Verkauff ihrer Herren Waaren. Die Dritte ist/ weil man allda/ was sich in dem Handel begiebt/ erfaͤhrt: Dann wie gemeiniglich des Mittags und Abends die Grossierer auf den Platz oder an die Boͤrse gehen/ und sich allda viel bey- sammen finden/ als fehlet es nicht/ daß nicht von Sachen/ welche in dem Gewerb vorgehen gere- det werde. Einer wird sagen/ wie in dieser Stadt ein Fallissement sich zugetragen; der Ander/ wie ein Kauffmann Fristungs-Brief und sicher Geleit wi- der seine Glaͤubiger bekommen/ der Dritte wird re- feri ren/ daß Wechsels-Briefe mit Protest zuruͤck kommen/ und daß dieser oder jener zur Bezahlung angestrenget worden: Das Schiffe verlohren gangen/ bey welchem dieser oder jener interessi ret gewesen: Ein anderer wird etwan vorbringen/ daß man mit grosser Muͤhe von dem und dem Kauff- mann Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. mann bezahlet werde. Ja man wird von allen Sachen/ die sich in dem Handel begeben/ etwas hoͤ- ren. Dieses ist nun hoͤchst nothwendig zu wissen/ weil eines solchen Dieners sein Patron in einen und andern interessi ret seyn kan/ weßwegen sie dann denselben/ damit sie darinnen Rath schaffen/ und sich im Verkauff ihrer Waaren und Disposition ihrer Gelder darnach richten koͤnnen/ getreue Nach- richt zu ertheilen/ nicht nachlaͤßig seyn sollen. Die Vierdte ist der Nutzen/ welchen sie sich selb- sten/ weilen sie vor geschickt und fleißig gehalten werden/ dadurch zuwegen bringen. Dann daraus schliessen die Kauffleute/ daß/ wann sie sich ihrer Herren Geschaͤffte wohl angelegen seyn lassen/ sie noch fleißiger in dem ihrigen/ wann sie ihren eige- nen Handel kuͤnfftig treiben/ seyn werden. Woher dann offtmahls koͤmmt/ daß die Herren/ wann sie ihre Diener also geschickt und getreu ersehen/ die- selbe mit sich in Gemeinschafft nehmen/ ja gar/ ob sie schon nicht grosses Vermoͤgen/ noch von so gu- tem Geschlecht/ als sie seyn/ ihnen ihre Toͤchter ver- heyrathen/ koͤnnen also/ vermittelst ihrer Wissen- schafft/ und guten Verhaltens/ solche Leute offt zu grossen Reichthum und Ehre gelangen. Wegen ein cassi ren der Schulden giebt er Cap. 37. folgenden Unterricht: Erstlich wird an einem Bedienten zu Einfor- derung der Schulden Kuͤhnheit/ zum andern Sorgfalt und Embsigkeit/ drittens/ Fuͤr- sichtigkeit/ und vierdtens Gedult erfordert. Die Kuͤhnheit bestehet darinnen/ daß sie in einer Standhafftigkeit anhalten/ die Schuld aber M doch Caput III. Von den doch mit Ehrerbietung (wann es bey vornehmen Leuten ist) fordern/ ihnen zu Gemuͤth fuͤhrend/ daß ihr Herr des Geldes sehr vonnoͤthen habe; wuͤrde es ihm das erste mahl abgeschlagen/ und koͤmmt zum andern mahl wieder/ soll er ein wenig staͤrcker darauf dringen/ damit der Schuldner durch einige Wort bewogen werde/ daß er/ wo nicht die gantze Schuld/ dennoch aber einen Theil daran zahlen moͤge: Wann er nun endlichen nach offt beschehe- nen Abweisungen nichts erlangt/ soll er/ so es ihm befohlen wird/ sagen/ daß man die Bezahlung ge- richtlich suchen werde. Die Sorgfalt und Embsigkeit ist vors an- dere bey einem/ der Schuld einfordern soll/ noͤthig; weil man fruͤh/ um die Personen/ mit welchen man zu thun hat/ anzutreffen/ aufstehen/ und die Stund und Tag/ da man das Geld zu empfangen beschie- den ist/ nicht verabsaͤumen muß; dann wann man zu der Stund/ die man bestimmet/ nicht erscheinet/ kan der Schuldner eine Ausflucht suchen/ und vor- wenden/ daß er sein Geld anderst disponi ret habe. Die Fuͤrsichtigkeit wird drittens zu Ein cassi- rung der Schulden darum erfordert/ damit man (1.) nichts anders rede/ als das jenige/ was zur Einnahm und Forderung der Schuld vonnoͤthen ist/ und (2.) die Zeit/ wann man meynet/ daß der Schuldner zu Hauß/ nicht versaͤumen/ (3.) auch nicht ohngefehr/ damit die Zeit nicht unnuͤtz dahin streiche/ den Schuldner zu suchen/ gehe: dann es sind etliche/ welche man nur des Morgens Fruͤhe/ andere aber spaͤter antrifft; muͤssen dannenhero die Stunden/ in welchen man vermeynet/ die Schuld- ner Quali taͤten eines Kauffmanns-Dieners. ner anzutreffen/ nicht versaͤumet werden. Die Vor- sichtigkeit bestehet auch darinnen/ daß man mit dem Schuldner nichts in Gegenwart seines Hauß-Ge- sindes oder anderer Leute rede/ dann solches ver- dreust dieselben/ und diese Unvorsichtigkeit verursa- chet/ daß der Mahner Unlust hat/ und ihren Prin- cipalen hernach nichts mehr abgekauffet wird: Es ist auch ein Stuͤck der Vorsichtigkeit/ Dinten/ Fe- dern und Papier bey sich zu haben/ um sich Hand- schrifften machen zu lassen/ die Rechnung zu schlies- sen/ oder aber Quittungen des empfangenen Gel- des zu ertheilen. Dieses alles ist um so viel wich- tiger/ als man sich nicht einbildet; dann die Schuldner finden dadurch gar offt ihre Ausflucht/ vorwendende/ daß sie keine Dinte/ Papier noch Fe- der haͤtten. Jch weiß es durch die Erfahrung/ weilen ich selbsten gar offt dabey ertappet worden bin. Endlich ist die Gedult auch eine noͤthige Tu- gend denen/ welche Schuld einfordern sollen. Die- selbe bestehet darinnen/ da man zu den Schuldnern zu gehen/ und die Schuld zu fordern/ nicht verdruͤß- lich werde/ man muß die Gelegenheit/ mit ihnen zu reden/ erwarten/ sonderlichen aber sich nicht unge- dultig/ noch ungeberdig uͤber die Abweisung erzei- gen/ auch nicht schimpfliche und zu Zorn-reitzende Wort von sich hoͤren lassen/ dann man muß be- dencken/ daß die Zeit und Gedult alles zu einem gu- te Ende bringe/ hingegen aber die Ungedult alles uͤber einen Hauffen werffe. Hingegen muß auch ein Kauffmann oder Han- dels- Patron in acht nehmen/ daß er diejenigen/ wel- M 2 che Caput IV. che dem Verkauff obliegen/ die Schulden einzufor- dern/ nicht schicke: Die Ursach ist/ weilen ein guter Sollicitant gegen diejenigen/ welche nicht anders/ als im Zorn bezahlen/ harte Wort gebrauchen muß/ welches sie zu Widerwillen gegen diejenigen/ von denen sie so scharff getrieben worden/ reitzet/ und daher/ wann sie werden Waaren auf ein anders mahl kauffen wollen/ dieselbe scheuen/ und vorbey gehen. Caput IV. Was ein Kauffmanns-Diener von Buchhalten/ Wechseln/ und Brief-Schreiben wissen muͤsse. W Eil die wenigsten unter denen Kauffleu- ten in grossen Handels-Staͤdten solcher Gestalt Buchhalters halten/ daß selbige bloß allein denen Handels-Buͤchern ob- liegen/ der uͤbrigen Handels-Geschaͤffte aber sich gar nicht anmassen sollten/ sondern nur einen Diener haͤlt und salari ret/ (in so fern er solchen nicht die gantze Zeit aus/ entweder zum Reisen/ Schulden- ein cassi ren/ kauffen/ verkauffen/ und manufacturi- ren/ der Waare zu Hauß und auch auf Messen/ in offenen oder verschlossenen Gewoͤlb oder Laden/ bloß allein gebrauchen/ und dabey genugsame Oc- cupation schaffen kan/) demselben auch dabey zu allen Von Wechseln und Briefschreiben. allen vorfallenden Handels-Verrichtungen/ sonder- lich aber zur Schreiberey auf dem Contoir, und folglich dem Buchhalten/ wann er der Handels- Patron, solches seiner Convenien tz/ und des Die- ners Capaci taͤt gemaͤß zu seyn/ beurtheilet/ mit an- haͤlt und gebrauchet/ als will ja einem solchen Die- ner die Wissenschafft des Buchhalten/ und zwar um so viel mehr/ noͤthig seyn/ als es erstlich ein noth- wendiges Requisitum an einem der Handlung zu- gethanen; Zweytens auch eine Wissenschafft ist/ durch welche sich ein junger Mensch trefflich recom- mandi ren/ auch ausser den Kauffmanns-Stand damit wohl fortkommen/ und allezeit mehr Sala- rium, als ein Idiot, der nichts davon weiß/ (und besser mit den Pack-Stock/ als der Feder umzuge- hen/ besser Ballen und Faͤsser/ als Brief zu machen/ besser Waaren zu sorti ren/ und denen Bauren ein Loth Pfeffer/ oder etliche Elen groben Boy/ oder Tuch/ zu verkauffen/ und anzuschwatzen/ als in Buchhalten/ Debet und Credit zu unterscheiden/ oder in allerhand Vorfaͤllen einen zierlichen Brief zu schreiben gelernet/) prætendi ren kan. Ein nothwendiges Requisitum ist die Wissen- schafft des Buchhaltens vornehmlich darum/ weil (1.) der Handels- Patron solches erfordert/ und desfalls solche Leute/ denen er Kost und Lohn gie- bet/ suchet/ und in seine Dienste nimmt/ welche ihm der Muͤh/ die Handels-Buͤcher selbst zu schreiben/ uͤberheben koͤnnen/ zugeschweigen/ daß viel Han- dels-Diener bey Absterben ihrer Patron en/ die Handels-Geschaͤffte dergestalt auf sich nehmen muͤssen/ daß sie jederzeit denen Erben und Erbneh- M 3 men Caput IV. men Rechnung und Reliqua præsti ren koͤnnen; wie will aber solches ohne genugsame Wissenschafft des Buchhaltens geschehen/ und was finden sich nicht offt vor vortheilhafftige Conditiones bey Kauffmaͤnnischen Wittfrauens/ welche ihrer Maͤn- ner Handlung etwann ihren Kindern zum besten/ oder anderer Ursachen halber/ zu continui ren/ ent- schlossen/ da dann ein habiles Subjectum eines sol- chen Bedientens/ welcher so wohl die Waaren- Handlung als Scriptur en verstehet/ darzu erfor- dert wird/ dieses alles aber/ wann es noch nicht ge- nug waͤre/ die Nothwendigkeit und Nutzbarkeit des Buchhaltens denen Kauff-Gesellen einzuschaͤrffen/ so solte sie vornehmlich darzu anreitzen/ (1.) die Be- duͤrffnis derselben in ihren Diener/ und (2.) in ih- ren Herren/ oder eigenem Handels-Stand; jene laͤst sich wieder eintheilen/ wie sie dieser Wissenschafft/ theils in Ansehung ihrer Handels- Patron en/ theils ihrer selbst beduͤrfftig seyn; dann was das erste anbetrifft/ wird ein Diener auf Messen/ und mit Cargason en oder Schiffs-Ladungen verschickt/ ih- me auch einige particulare Stuͤcke von der Hand- lung/ oder der gantze Waaren Verkehr/ auch et- wann eine gantze Meß-Verrichtung oder Scontro, eine gewisse Inspection in dieser oder jener Han- dels-Sache/ unter Handen gegeben/ wie will er sich derselben recht acquitti ren/ wann ihme die Kunst des Buchhaltens unbekannt ist/ ja wie will er zu seiner eigenen Erbauung und Belehrung in die Han- dels- Arcana seines Handels- Patrons hinein drin- gen/ wann er aus den Buchhalten nichts gelernet hat/ wo er es recht suchen und wahrnehmen soll; Bey Von Wechseln und Briefschreiben. Bey eigener Handlung wird solche Wissenschafft noch viel mehr erfordert/ weil ein junger Anfaͤnger so gleich nicht auf den Fuß sich setzen muß/ eigene Buchhalters anzunehnem/ wie groß auch sein Ca- pital darzu seyn moͤchte/ es waͤre dann/ daß er ei- ne schon établir te grosse Handlung ererbet/ erhey- rathet/ oder auf andere Weise an sich gebracht haͤt- te/ bey welcher er einen eigenen Buchhalter gefun- den/ und daß solchen beyzubehalten/ die Nothwen- digkeit erforderte. Ausser diesen aber thut er sehr wohl/ beym Eintritt in seine eigene Handlung/ seine Buͤcher so lang selber zu fuͤhren/ und zu schreiben/ biß daß die Vielheit und der Anwachs seiner Ge- schaͤfften ihn davon dispensi ren/ und mit Fug ei- nen Subalternen zulassen koͤnnen. Es wird aber ausser denen Præcognitis Gene- ralibus der Contoiristi schen Scriptur en vornehm- lich an einen Buchhalter erfordert/ daß er wisse/ worinn das Buchhalten/ sonderlich das Jtaliaͤni- sche/ bestehe/ nehmlich/ daß alle Handels-Verrich- tungen dadurch in guter Ordnung koͤnnen gehalten/ der Handlungs-Zustand/ so offt es noͤthig/ aus de- nen Haupt-Buͤchern erkundigt/ und dem Handels- Patron jedesmahl auf sein Begehren ein richtiger Bilan tz vorgeleget werden. Zu dieser Wissenschafft zu gelangen/ wird Theoria und Praxis erfordert; Die Theoria hat unsern Handels-Bedienten in de- nen Schreib-Rechen- und Buchhalter-Schulen/ in- gleichen in seinen Dienst- und Lehr-Jahren/ und auf den Contoir seines Principal en angewiesen/ wie er Handels-Buͤcher uͤber eigene und Gesellschafft- Handlungen anfangen muͤsse/ wie erstlich ein In- M 4 ven- Caput IV. ventarium uͤber die verhandene Waaren und baare Gelder/ wie auch andere bewegliche und un- bewegliche/ jedoch handgreiffliche Dinge zu machen sey/ welcher Gestalt man ferner die Debitores und Creditores extrahi ren/ und die Capital-Conto hierauf vor jene crediti ren/ an diese aber debiti ren ren muͤsse. Wie hierauf ferner/ wann solcher Ge- stalt die Formi rung des Grundsatzes/ nehmlich der Capital-Conto seine Richtigkeit hat/ in Fortse- tzung der Handlung procedi ret werden/ daß nehm- lich allezeit zu einen Debitore ein Creditor, und zu diesen wieder ein Debitor nach der Manier des Jtaliaͤnischen Buchhaltens muͤsse gefunden werden/ wie solches in unsern Probierstein der Buchhalter ausfuͤhrlich angewiesen worden/ worauf es dann auf die Praxin loß gehet/ da ein solcher/ der sich vor einen geschickten Handels-Diener ausgiebet/ auch in solchen/ was zum Buchhalten gehoͤret/ Præstan- dæ præsti ren muß. Hier stehe er nun nicht lang in Bedencken/ wann er nunmehro beym Antritt seiner neuen Fun- ction auf den Contoir zu denen Handels-Buͤchern gefuͤhret/ und ihme die Beschickung derselben uͤber- geben wird; Er erkundige sich aber vorher/ wie es der Handels- Patron damit wolle gehalten haben/ ob es neu-anzufangende/ oder nur von voriger Zeit her zu continui rende Buͤcher seyn/ ob selbige in einfachen oder doppelten Posten/ auf Jtaliaͤnische Manier sollen gehalten werden/ ob allbereit ein vo- rigen Jahrs/ oder aus denen alten Buͤchern gezo- gener Bilan tz vorhanden/ oder ob solcher erst muͤsse gesuchet/ extrahi ret/ und/ da es aus Buͤchern/ die nur Von Wechseln und Briefschreiben. nur in einfachen Posten gefuͤhret worden/ geschehen soll/ solcher nach der Form des Jtaliaͤnischen Buch- haltens (da alle vorhandene Waaren/ baare Gel- der/ bewegliche und unbewegliche Dinge/ wie auch die vorhandene Debitores an Capital-Conto, diese hingegen wieder an die befundene Creditores zu debiti ren) soll gemachet werden/ worauf man dann gleich die erste Grund-Lage zu den Jtaliaͤni- schen Buchhalten hat. Anfaͤnglich wird ihm bey seinen Eintritt in die Handlung (sonderlich wann er vorher auf dem Contoir unbekannt gewesen) die darinn gebraͤuch- liche Methode, samt denen Affai ren/ etwas unbe- kannt seyn/ er wird vornehmlich seines neuen Pa- troni Correspondent en wohl muͤssen kennen ler- nen/ und sich dannenhero aus dem Copier- Buch/ und denen Handels-Buͤchern/ wohl erkundigen/ worinn das Negotium mit ihnen bestehe; Zu die- sem Ende giebt er fleißig Achtung/ uͤber was vor Sachen/ und in welcher Methode oder Schreib- Art man mit ihnen zu correspondi ren pflege/ da er dann/ so bald er nur ein wenig Kaͤnntniß einge- zogen/ sich schon nach und nach der Arbeit der Cor- responden tz unterziehen kan/ biß endlich etliche Post-Taͤge/ Wochen und Monate/ ihme die voͤlli- ge Kaͤnntniß zuwege bringen/ welche bey einem ge- schickten Subjecto sich so weit erstrecken muß/ daß er endlich wenig oder nichts von seinem Handels- Patrono sich darff eintrichtern oder vorkaͤuen las- sen/ sondern es ist genug/ daß der Principal mit zwey oder drey Worten sage/ was er geantwortet haben will/ daß er der Concipient, so gleich ohne M 5 lan- Caput IV. langes Bedencken in die Feder fassen/ und einen foͤrmlichen Brief/ biß auf die Unterschrifft des Pa- trons, daruͤber ausfertigen koͤnne. Und also ist es auch mit dem Buchhalten be- wandt/ da ein neu-angehender Handels-Diener ebenfalls vorher Zeit nehmen muß/ der Handlung und Handels-Buͤcher/ die er bedienen und fortfuͤh- ren soll/ ihre Beschaffenheit recht zu erkundigen; zu- weilen fuͤget es sich/ daß der vorige/ und etwann abgehende Buchhalter/ oder auch der Handels- Herr selbsten/ ihme dazu gute Anleitung giebet/ et- wann auch ein richtiger Bilan tz vorhanden/ nach welchem die Continuation gar leichtlich geschehen kan; item/ daß der Principal selbst anfaͤnglich das Ober- Directorium fuͤhret/ und wie er die Sache will eingerichtet haben/ Ordre ertheilet/ auch wohl selbst/ wie sein neuer Buchhalter die Fuͤhrung der Buͤcher anzugreiffen gedencket/ auch welcher Ge- stalt solche am fuͤglichsten anzufangen waͤren/ mit ihme in Uberlegung nimmt. Vielen Handels- Dienern begegnet es auch/ daß/ weil ihr Princi- palist eine starcke Handlung hat/ er allbereit seinen gewissen Buchhalter/ oder einen lang bey ihm in Diensten gestandenen/ und darzu wohl abgerichte- ten Diener hat/ von welchem der neue Handels-Die- ner/ den man etwann sonsten zu andern Scriptur en und Handels-Geschaͤfften angenommen/ mit guter Bequemlichkeit lernen/ und den Stylum des Con- toir absehen kan/ welches ein jeder junger/ und zur Kauffmannschafft gewidmeter Mensch um so viel fleißiger thun soll/ als ihme/ wie oben schon gedacht/ Conditiones vorstossen koͤnnen/ bey welchen ihme aus Von Wechseln und Briefschreiben. aus Mangel eines Patrons, die gantze Last des Con- toir, und der Waaren-Handlung auf den Hals gewaͤltzet wird; Weh ihme alsdann/ wann er dem Werck nicht gewachsen/ und sich vorher capabler ausgegeben/ als seine Kraͤfften hernach befunden werden. Nicht aber gedencke unser Handels-Diener/ daß er/ wann er gleich unter einem maͤnnlichen Pa- tron stehet/ welcher selber mit Hand anzulegen pfleget/ er darum allein an das Buchhalten gebun- den sey/ nein/ sondern eben darum hat man Han- dels-Diener/ daß sie/ nebst den Handels-Buͤchern/ auch andere Scriptur en auf dem Contoir mit ver- walten muͤssen/ welches ihnen so viel angenehmer seyn soll/ weil sie dadurch je laͤnger geschickter wer- den/ und sich eine so viel groͤssere Geschicklichkeit in Handels-Sachen zuwege bringen; Jrren demnach diejenigen sehr/ welche sich darauf was einbilden wollen/ daß sie ihrer Herrn Handels-Buͤcher schrei- ben/ und darum sich der uͤbrigen Handels-Geschaͤff- len entziehen wolten/ welches aber keinesweges seyn muß/ sondern ein geschickter Handels-Diener muß/ wann er anders seinem Herrn treulich dienen will/ zu rechter Zeit den Handels-Buͤchern vorzustehen/ zu rechter Zeit die Post-Taͤge mit abzuwarten/ ja gar bey den Waaren mit anzugreiffen wissen/ und wann hiervon auch die Boͤrse/ und derer taͤgliche Frequenti rung nicht auszuschliessen/ als kommen auf solcher/ nechst den Waaren-Einkauff- und Ver- kauff/ Schiffer und Fuhrleute befrachten/ Schul- den zu mahnen/ was in Handlung passi rt anzuhoͤ- ren und zu erkundigen/ auch das Assigni ren/ Res- con- Caput IV. contri ren/ sonderlich aber das Wechselschliessen/ vor/ welches einem Handels-Diener vielmahls allein anvertrauet ist/ wann entweder sein Patron sich nicht gegenwaͤrtig befindet/ oder er/ als Compli- mentarius, einer Handlung gantz allein vorzuste- hen hat/ daß nun in dergleichen Faͤllen die Wissen- schafft der Wechseln/ und was solche auf sich ha- ben/ einem Handels-Diener sehr nothwendig sey/ ist unstreitbar/ er muß hier zu seines Orts Gelder wohl verstehen/ und wie sich derselben aͤusserlicher und in- nerlicher Wehrt gegen frembde Gelder verhalte/ auch was der Cours des Wechsels sey/ wie solcher von einem Post-Tag zum andern steige oder falle/ da- bey er dann in Abgeben und Nehmen der Wech- sel-Gelder/ allezeit auf seines Principalen Vor- theil/ und auf den vortheilhafftigsten Cours vor ihn zu bedingen bedacht seyn/ dabey aber auch in Acht nehmen muß/ daß er in Abgeben der Gelder nicht an solche Leuthe gerathe/ deren Wechsel an Ort und Stelle/ wo sie hin gehoͤren/ nicht honori ret und accepti ret/ sondern mit Protest zuruͤck gesandt werden/ etwann auch hernach Gefahr sich ereignet/ daß man die Valuta von dem Ausgeber des Wech- sels nicht wieder bekommen kan/ zu welchem Ende das Trau/ Schau/ Wem/ sich ein Handels-Diener um so viel mehr soll lassen recommandi ret seyn/ als er anderer Leut Gelder/ und nicht seine eigene administri ret/ daher auch eine so viel groͤssere Sorg- falt erfordert wird/ sich deßfalls ausser aller Schuld und Verantwortung zu setzen/ wie denn auch denen Maͤcklern/ welche ofst quid pro quo, einen auf schwachen Fuͤssen stehenden/ vor einen wohl- credi- tir ten Von Wechseln und Briefschreiben. tir ten Nehmer recommandi ren/ nicht allezeit zu trauen ist/ und thut daher ein Handels-Diener wohl/ wann er in loco Domicilii seines Herrn ge- nauen Befehl/ mit wem er Wechsel schliessen soll/ oder nicht/ accurat nachlebet/ oder so er in seines Herrn Verrichtungen auf der Reise ist/ anders kei- ne Gelder an jemand abgiebet/ als worzu ihme von seines Herrn daselbst habenden Factor gerathen worden/ daß er es ohne Gefahr thun koͤnne. Bey Schliessung der Wechsel will vornehmlich noͤthig seyn/ wohl zu calculi ren/ was bey diesem oder jenem Wechsel- Cours gewonnen oder verloh- ren werde/ auch ob rathsamer/ Gelder a Droiture, oder gerade zu/ oder uͤber einen andern Handels- Platz lauffen zu lassen/ dabey dann die Wechsel- Interesse, Provisiones, Brief-Port/ Senseria, oder Maͤckler-Lohn/ und andere Umstaͤnde mehr/ wohl zu consideri ren seyn/ welches alles verhoffent- lich einem jeden Handels-Diener/ der dieses ließt/ genugsam uͤberzeigen wird/ daß man ein gutes Fun- dament in der Theoreti schen Wechsel-Rechnung/ und folglich eine wohlgesetzte Praxin in Wechsel- schliessen (welche sich in denen Jungen-Jahren auf dem Contoir, und folglich durch langen Umgang an der Boͤrß je laͤnger je mehr erlernen laͤßt) ha- ben muͤsse. So bald Gelder auf Wechsel abzugeben/ oder zu nehmen/ geschlossen worden/ wird solches zu Hauß/ in die Strazza, oder Cladde, mit allen Um- staͤnde pro Memoria eingeschrieben/ z. E. Heute den 14. April/ durch Maͤckler Corne- lium, mit Herrn Titio auf Amsterdam geschlossen/ Reichs- Caput IV. Reichsthaler 600. Banco- Geld daselbst zu empfan- gen/ wofuͤr ihme allhier mit 30. pro Cento Agio an guten Wechsel Courrant- Geld zu bezahlen 780. Reichsthaler. So bald als solcher Wechsel geschlossen/ muß er gegen Abgang der Post zu rechter Zeit von dem Ausgeber desselben procuri ret/ und folglich ver- sandt werden/ welches alles dem Handels-Diener bey Zeiten zu besorgen oblieget/ da er auch zugleich die Cassam unter Haͤnden haͤtte/ auch von seinem Principal oder Principalin, wann selbige eine Kauff-Frau ist/ oder von gewisser Handlungs-Er- ben/ ihren Vormuͤndern authorisi ret und bevoll- maͤchtiget waͤre/ daß er in Banco koͤnte abschreiben lassen/ und daselbst rescontri ren/ so wird ihme oh- ne dem schon die Beschaffenheit der Handlung/ was in Zahlungen per Cassam, oder per Banco, ingleichen durch Assignationes und Uberweisungen zu thun sey/ an die Hand geben. Seine erstande- ne Jungen-Jahre/ in welchen er sonderlich zum Geld Einhohlen und Auszahlen gebrauchet worden/ werden ihm auch in Kaͤnntniß vieler Hand-Muͤntz- Sorten/ fertigen Zehlen/ und andern Cautelis, die einen sorgfaͤltigen Cassi rer obliegen/ zu gelernet ha- ben/ daß also/ was das Verwechseln der Gelder an- belanget/ weiter allhier nichts zu erinnern/ als nur/ daß in so fern er die Handels- Cassam unter Han- den hat/ er damit getreulich und richtig umgehe; jenes erstrecket sich auch so weit/ daß nicht einmahl ein Handels-Diener vor sich selbst zu seinem eigenen Gebrauch/ auf eine ob gleich kurtze Zeit aus der ihm anvertrauten Handels- Cassa etwas neh- men Von Wechseln und Briefschreiben. men und entlehnen mag/ zugeschweigen/ daß er noch andern mit oder ohne Interesse hinter seines Herrn Wissen und Willen aushelffen/ oder gar mit dessen Geldern etwas lucri ren solte/ welches von ihme/ dem Herrn zum besten/ nicht solte berech- net werden. Wegen Richtigkeit der Handels- Cassa, hat unser Handels-Diener um so viel mehr Sorge zu tragen/ als ploͤtzlich sein Principal das Cassa- Buch fordern/ und ob die baaren Gelder in der Cassa mit selbigen uͤberein kaͤmen/ untersuchen moͤch- te/ da er dann uͤbel klingen wuͤrde/ wann sich deß- fals ein Mangel ereignen solte/ und darffen sich unsere Handels-Diener gar nicht befrembden lassen/ sonder- lich wann sie frembde seyn/ daß man ihnen Caution abfordert/ weil ein jeder Principal um so viel mehr auf seine Sicherheit zu dencken hat/ als er einem Die- ner schon mehr als einem Jungen anvertrauen muß. Das Einschreiben in die Strazza oder Clad- de lasse sich ein Handels-Diener ebenfals wohl be- fohlen seyn/ nicht so wohl/ daß er selber in ein sol- ches Tag-Buch alles/ was er des Tages uͤber in der Handlung verrichtet/ noti re/ sondern wann er zugleich als Buchhalter mit bestellet/ daß er zu sei- ner eigenen Erlaͤuterung und Erleichterung dahin schaue/ daß die Handels-Jungen/ oder wer sonst neben ihm in die Cladde einzuschreiben pfleget/ al- les deutlich und mit Umstaͤnden noti ren/ wie ich dann einen geschickten/ und Treu-gesinnten Han- dels-Diener/ als einen guten Haußhalter/ und Vice-Principal en in der Handlung schon ansehe/ welcher/ wann er redlich dienen will/ sich des Wercks/ als wann es sein eigen waͤre/ annehmen/ und Caput IV. und auf alles ein wachendes Auge haben muß/ nicht zufrieden seyende/ daß er nur sein Pensum oder Tag-Arbeit verrichte; sondern er muß auch die unter ihm stehende ein gleiches zu thun anhalten/ und so viel ihme moͤglich/ und an Authori taͤt ein- geraͤumet/ dahin trachten/ daß dem Handels- Prin- cipali viel Sorg und Muͤh benommen/ auch ohne sein Erinnern und Befehl freywillig und exact, was in der Handlung bey Waaren oder Scriptur en zu thun vorfaͤlt/ gethan/ und nichts auf den morgen- den Tag verschoben werde. Was ferner bemeldte Scriptur en/ und sonder- lich die zufuͤhrende Correspondenz anbelanget/ muß ein Handels-Diener den Jnhalt aller einge- lauffenen Briefe/ in so fern sein Principal nicht et- wann aus ein und andern sich etwas reservi ret/ und ins geheim behalten wolte/ sich wohl bekannt machen/ damit er so gleich wisse/ was etwann dar- auf zu antworten seyn moͤchte/ worzu wir ihm dann einen deutlichen und wohl-gefaßten Stylum, der weder zu lang/ noch zu kurtz/ zu ausschweiffend oder zu dunckel sey/ recommandi ren wollen/ wobey wir aber gleich zweyerley vorher zu beruͤhren haben/ nehmlich es kan entweder ein Handes-Diener/ La- teinisch/ Frantzoͤsisch/ Jtaliaͤnisch und Hollaͤndisch/ allzusamm/ oder eine von diesen vier Sprachen in Perfection, oder doch beylaͤufftig alle/ oder eine der- selben in so weit/ daß er passablement darinnen Reden und Schreiben kan/ und sich nicht darinn verkauffen lassen darff/ oder er weiß gar nichts da- von. Jn dem ersten Fall rathe ich ihm/ wie es dann auch loͤblich stehet/ und zu Befestigung sei- nes Von Wechseln und Briefschreiben. nes Exercitii gerichtet/ daß er in solchen Spra- chen/ so offt es die Gelegenheit giebet/ und sein Pa- tron und dessen Handlung es also erfordert/ cor- respon dire/ weil viel hundert Handels-Diener eben darum angenommen werden/ weil sie frembde Sprachen wissen/ und ihrem Herꝛn damit in seiner Handlung dienen koͤnnen/ wie also ein Dantziger und Breßlauer Handels-Diener fast unumgaͤnglich Polnisch/ ein Wienischer Niederlaͤger Ungarisch/ ein Augspurger Jtaliaͤnisch/ ein Franckfurther Frantzoͤ- sisch/ ein Hamburger Schwedisch und Daͤnisch wissen sollte; waͤre es aber/ daß er keine von diesen Sprachen wuͤste/ und etwan nur etliche Worte da- von bey den Sprach-Meister erschnappet haͤtte/ so wollte ich ebenfalls dergleichen junge Leute freundlich gebetten haben/ doch einmal von der naͤrrischen Ge- wohnheit ihres Kramer-Lateins/ oder ihre Teutsche Kauffmanns-Briefe/ mit Frantzoͤsischen und Jtaliaͤ- nischen Worten anzufuͤllen/ abzustehen/ und sich nicht andern Phantast en hierinn gleich zustellen/ die ihre elende und unfoͤrmliche/ verzogene und uͤbel connecti rende Briefe dergestalt mit frembden Woͤrtern spicken/ daß kein Haas der gebraten wer- den soll/ mehr gespickt/ oder eines Bettlers Rock mehr geflickter seyn kan/ als ein solcher Franzoͤsischer- ter Brief ist/ da man doch viel besser unserer Teutschen Sprach die Ehre thaͤte/ wenn man dieselbe bey ihrer natuͤrlichen Reinigkeit liesse/ als daß man sie in dem Carneval mit allerhand bunten Baͤndern behangen/ wie man Faßnachts-Narren herum fuͤhret. Vor al- len lasse derjenige/ der das Latein nicht verstehet/ sel- biges ungebruͤhet/ wiewohl wir die in Kauffmaͤnni- N schen Caput IV. schen Briefen schon bekannte und zum Buͤrger- Recht angenommene Terminos Technicos, (das ist) die Kunst- und Handels-Woͤrter/ welche zu Erlaͤuteruug der Sachen besser aus frembden Spra- chen genommen/ und in solchen kuͤrtzer als in der Teutschen gegeben werden koͤnnen/ nicht von unsern Teutschen Kauffmanns-Briefen/ sondern nur die uͤber fluͤßige und den Stylum verduncklende/ wollen ausgeschlossen/ dabey auch unserm Handels-Diener die Lehre mit gegeben haben/ daß er/ was die Erler- nung der Sprach betrifft/ auch noch in seinem Die- ner Stand sich keine Zeit noch Muͤhe dauren lasse/ weil niemand an denen Wissenschafften schwehr traͤget/ und je qualificir ter sich ein junger Mensch darinnen machen kan/ je mehr Ehr und Vortheil solches ihme zu wege bringen wird. Wegen des Brief- Styli selbst/ nehme unser Handels-Diener zur Erinnerung an/ daß er darin- nen kurtz/ aber nicht zu versteckt und undeutlich sey/ und die wunderliche Opinion meide/ als wann Kauffleute vor allen im Brief-Schreiben kurtz seyn muͤsten/ solches wird zwar erfordert/ wie es dann auch ihre vielfaͤltige Geschaͤfften und grosse Corre- sponden tz nicht anderst leiden wollen/ darum aber muͤssen sie nicht unvernehmlich und dunckel seyn/ zumal das Meum \& Tuum so offt darunter versi- ret/ sondern man behalte bey der beliebten Kuͤrtze auch eine zierliche Deutlichkeit/ und vermeide so viel als moͤglich zweydeutige Redens-Arten/ welche her- nach einer nachtheiligen Auslegung moͤchten unter- worffen seyn. Nicht weniger will auch im Brieff-Schreiben noͤthig Von Wechseln und Briefschreiben. noͤthig seyn/ dieselbe wohl zu connecti ren oder zu- sammen zu haͤngen/ und durch solche Bind-Woͤrt- lein den Sensum dergestalt deutlich zu machen/ daß ein vernuͤnfftiger Schluß dar aus erhellen/ nicht aber als Kraut und Ruͤben alles untereinander geworf- fen seyn moͤge. Man hat sich deßfalls weitere An- leitung in denen vier Theilen unsers allzeitfertigen Handels- Correspon dentendens zu versehen/ an welches nutzliche Buch wir all diejenige/ welche ei- nen guten Stylum in Handels-Briefen zu lernen Verlangen tragen/ wollen verwiesen haben. Was nun solcher Gestalt in Kauffmanns-Brie- fen an allerhand Materi en einlaufft und wegge- schrieben wird/ davon nimmt hernach der Handels- Diener/ welchezugle ich die Buͤcher auf dem Con- toir mitfuͤhret/ die Materi en heraus/ welche in ge- dachte Handels-Buͤcher unter ihre Rubriquen und Rechnungen gebracht werden muͤssen/ und haben wir in unsern Probier-Stein der Buchhalter/ schon gedacht/ daß gegen Ende des Monats sich am fuͤg- lichsten/ desselben Monats uͤber geschehene Ver- richtungen journalisi ren/ und folglich in das Haupt- Buch uͤbertragen liessen/ zu welcher Arbeit man erstlich die Cladde odeꝛ Strazze vor die Hand nimmt/ dieselbe kuͤrtzlich uͤberlaufft/ und was an solchen Po- sten/ welche in die Haupt-Buͤcher gehoͤren/ darinn gefunden wird/ solche erstlich nach Anweisung des Jtaliaͤnischen Buchhaltens in doppelten Posten ent- wirfft/ folglich auch die aus denen eingelauffenen und weggesandten Brieffen gezogene Journalisir- Po- sten darzusetzet; Endlich auch die Cassa und wo eine Banco ist/ die Banco- Buͤcher/ nebst einer N 2 gan- Caput IV. gantzen Monats Verrichtung gehoͤrigen Handels- Materi en darzu nimmt/ und endlich einen vollstaͤn- digen Aufsatz davon machet/ aus welchem hernach der Bilanz koͤnne gezogen und dem Handes- Patron uͤbergeben werden. Wie aber das meiste in den Buchhalten an guter Ordnung/ und daß man den Debitorem und Creditorem wohl zu unterschei- den wisse/ gelegen ist/ als muß sich ein Handels- Diener/ welchem Buͤcher zu fuͤhren anvertautet wer- den/ darinnen absonderlich vest setzen/ und vornehm- lich handgreiffliche Sachen von solchen Dingen un- terscheiden/ welche nur mit denen Sinnen muͤssen begriffen und unter angedichteten Namen vorgestel- let werden/ dergleichen die Capital, Lagio, Inter- esse, Gewinn und Verlust/ und andere Rechnun- gen seyn/ die man Huͤlffs- oder Auxiliar- Rech- nungen nennet. Was von Waaren baar eingekaufft wird/ das ist Debet an Cassa. Kaufft man auf Credit und Zeit/ so wird Waaren Conto, Debet an dem/ von welchen ich solche auf Zeit abgekaufft habe/ und so auch Viceversa, wann ich Waaren gegen baar oder auf Zeit verkaufft; da in jenem Fall/ Cassa, in diesem aber der Kaͤuffer/ Debitor an Waaren wird. Bey Personen braucht es auch nicht viel Muͤh/ indem der- jenige/ der von mir Geld/ Waaren/ oder andere Mobilia und Inmobilia; Item Anweisung auf einen andern an Bezahlungs-Statt bekommt/ De- bitor an Cassam oder an General- oder Special- Waaren Rechnung/ an dieses oder jenes Mobile und Inmobile, oder auch an die Person wird/ an welchen ich ihn angewiesen habe/ und so auch im Ge- gen- Von Wechseln und Briefschreiben. gentheil/ wann ich Geld/ Waaren/ oder andere bewegliche oder unbewegliche Dinge/ ingleichen An- weisungen auf andere von ihm bekaͤme/ da meine Cassa oder Waaren/ Rechnung dieses oder jenes/ bewegliche oder unbewegliche Dinge/ Item, der auf welchen mir angewiesen worden/ Debitor und jener Creditor wird. Hingegen ist es mit denen sogenann- ten Auxiliar- Rechnungen schon etwas schwehrer/ und will allerdings bey Formirung der Journal- Posten dahin gesehen werden/ wer Debitor oder Creditor sey/ auch was vor eine Auxiliar- Rech- nung zu Huͤlff zu nehmen/ damit ein voͤllige Post ge- goppelt und auf Jtaliaͤnische Manier herausgebracht werden moͤge. Wer hiervon einen weitern Unter- richt verlanget/ der ersehe sich deßfalls in unsern offt gemeldtem Probier-Stein der Buchhalter/ Han- dels- Corresponden ten/ und neulichst heraus ge- kommenen Fragen uͤber die Kauffmannschafft. Nicht allein aber machet sich ein geschickter Han- dels Diener/ durch die Kunst des Buchhaltens bey seinem Herrn beliebt/ und nothwendig/ kan auch mehr Salarium als ein anderer/ der solches nicht weiß/ præ- tendi ren/ sondern es dienet ihm auch dasselbe allent- halben/ wo er hinkommt/ und gute Ordnung und Rechnungen gehalten werden; wie dann das Jta- liaͤnische Buchhalten manchen/ der ex professo sich darzu gebrauchen lassen/ zu anderwaͤrts stattlichen Bedienungen/ als in Amt- und Renth-Cammern/ bey den Commissariat- Zoll- und Accis- Wesen trefflich geholffen hat/ zugeschweigen/ daß viel im Buchhalten geuͤbte Handels-Diener/ wann sie son- derlich darneben in frembden Sprachen beschlagen N 3 gewe- Caput IV. gewesen/ so eintraͤgliche Conditiones von etliche hundert Reichsthl. jaͤhrlicher Besoldung erhalten/ daß sie hernach bestaͤndig dabey geblieben/ sich als Buchhalter wohl und geruhig samt den Jhrigen befunden/ und mit keinem Kauffmann/ offt auch mit ihrem Principal selbst nicht/ sonderlich wann es et- wan muͤhsam und gefaͤhrlich um seine Handlung ge- standen/ haͤtten tauschen sollen. Endlich soll auch einem Kauffmanns-Diener/ die Kunst des Buchhaltens wohl zu excoli ren/ da- rum angelegen seyn/ weil selbige ihn in die Handels- Arcana seines Patrons einfuͤhret/ und sonderlich aus dem Jahr-Schluß- Bilanz, die Staͤrcke und Schwaͤche seiner Handlung/ die Gelegenheiten zu gewinnen und zu verlieren/ ihme vorstellet/ welch es auch einige Patroni so wohl bedencken/ daß sie ent- weder (welches auch vielen zu rathen stehet) ihre Buͤcher selbst fuͤhren/ oder ihre Soͤhne und Ver- wandten bey Zeiten darzu capables machen lassen/ oder sie halten zum wenigsten ein sogenanntes Ge- heim-Buch/ in welchen sie ihre auf Zinns genommene Capitalia und Privat- Geschaͤfften/ samt andern die Handlung nicht angehenden Verkehrungen/ et- wan auch den hier und dar gemachten ansehnlichen Gewinn/ dergestalt in ihrem Cabinet allein einschrei- ben/ daß der Diener oder Buchhalter nichts von demjenigen zu wissen bekommt/ was er etwan aus der Schul schwatzen/ oder zu seinem eigenen Profit mit des Patrons oder seiner Erben Schaden anwen- den koͤnte; indessen gehet die Handlung und Han- dels-Buͤcher immmer oͤffentlich fort/ und seynd von jenen geheimen Scriptu ren gantz separi ret/ ob sie gleich Von Wechseln und Briefschreiben. gleich sich darauf beziehende Rubriquen und Rech- nungen in sich schliessen/ so wird darum der Buchhal- ter/ welcher die Handels-Buͤcher fuͤhret/ nichts dar- aus kluͤger/ ob solche gleich in der Bilanz unter denen Debitoribus und Creditoribus anzutreffen seyn/ indem in die fernere Conexion, und ihr urspruͤng- licher Zusammen-Hang unbekandt ist. Wie aber der- gleichen mit den Haupt-Handels-Buͤchern corre- spondiren de Geheim-Buͤcher/ kuͤnstlich zu fuͤhren seyn/ solches soll kuͤnfftig in unserm vollkommenen Buchhalter angefuͤhret werden/ in dessen gedencke ein Handels-Diener/ dessen Patron geheime Buͤ- cher haͤlt darum nicht/ daß aus denen taͤglich lauffen- den Handels-Verrichtungen/ wie sich ihre Gestalt in den Buͤchern zeiget/ jemand was zu offenbaren sey/ sondern er ist verpflichtet/ nicht allein gegenwaͤrtig in seinen Dienst-Jahren/ sondern auch ausser densel- ben uͤber lang oder kurtz reinen Mund zu halten/ und keinen Menschen zu seines Herꝛn Nachtheil etwas daraus zu offenbaren. Er lasse sich auch die Weise gefallen/ die auf seines Herꝛn Contoir in Scriptu- ri ren/ eingefuͤhret ist/ in so fern sein Herꝛ solches nicht abgeschafft wissen will; dann viel Kaufsleute/ welche sich zwantzig/ dreyßig und mehr Jahr/ bey ihrer alt- vaͤtterischen muͤhsamen/ und undeutlichen Buchhal- ten wohl befunden/ und alles/ worzu sie nicht gewoͤh- net/ vor eine schaͤdliche Neuerung ansehen/ wollen durch aus von keiner Veraͤnderung wissen/ bey wel- cher Beschaffenheit unser kluger Handels-Diener gedencken muß/ daß er dessen/ der ihm Brod giebet/ sein Lied singen muͤsse/ wiewohl er dabey so viel als moͤglich und mit Bescheidenheit/ seinem Herꝛn ein N 4 und Caput IV. und andere Verbesserung angeben/ und allgemach beybringen kan; er selber aber vor seine Person/ wann ihm seines Principal en Buchhaltungs-Art zu confus duͤncket/ sey in seinen eignen Rechnungen/ Z. E. wann er auf Messen oder mit Cargasonen aus- geschicket wird/ desto ordentlicher/ am allermeisten aber/ wann ihm bey seiner Zuhauskunfft/ oder auch uͤber einer gantzen Handlung Administration von ein oder mehr Jahren her/ Rechnung zu thun/ oblie- get/ da es dann gar schoͤn stehet/ wann heut oder morgen/ Obrigkeit und Vormuͤnder/ Handels-Er- ben/ oder Patroni, gleich in klaren Posten und Bi- lanz en sehen koͤnnen/ welcher Gestalt ein solcher Mensch/ dem die Handlungs- Administration an- vertrauet worden/ derselben ruͤhmlich vorgestanden/ und mit allerseits Zufriedenheit ihnen gute Rechnung abgestattet habe. Nicht weniger kommt auch die in denen Dienst-Jahren geuͤbte Wissenschafft des Buchhaltens/ einem Handels-Diener/ wann er kuͤnfftig seinen eigenen Handel anfaͤngt/ wohl zu statten/ es sey/ daß er alsdenn zierlich seine eigene Buͤ- cher vor sich allein/ oder in Compagnie mit jemand anders durch Niederschreibung und Formi rung des Capitals und Inventarii anfangen/ oder da ihme eine Handlung durch Kauff-Schenckung/ Heyrath/ Erbschafft/ oder auf andere Weise zufaͤllet/ daß er die alsdann mit uͤbergebene Handels-Buͤcher/ Schrifften und Documenta wohl zu untersuchen und zu recht zu bringen wissen/ zumal da nicht allein sein Nutzen/ sondern auch seine Ehre darunter versi- ret/ und man des Credits wegen/ allezeit mehr auf einen solchen jungen Kauffmann sehen wird/ welcher seine Von Wechseln und Briefschreiben. seine Sachen in guter Ordnung haͤlt/ als bey welchen eine richtige Confusion regieret/ welche in seinen kuͤnfftigen Geschaͤfften ein gleiches anzeigen kan/ nehmlich/ daß selbige nicht lang Bestand haben/ son- dern in einen verwirrten Zustand/ bey welchen die Creditores das Jhrige zu verlieren/ Gefahr lauf- fen/ verfallen werde. Bey Unternehmung des Buchhaltens/ oder Fuͤhrung der Handels-Buͤcher in eines Patrons Diensten/ nehme auch unser Handels-Diener diese Lehre/ daß er die ihme vorgelegte/ von sei- nem Patron oder dessen vorigen Buchhalter gefuͤhr- re Buͤcher/ nicht un bilanzi ret annehme/ oder doch solches mit Protestation thue/ daß/ wann sich her- nach ein Jrꝛthum aus den vorigen Rechnungsfuͤh- ren herruͤhrend/ erzeigen sollte/ daß solcher ihme nicht moͤge zugerechnet werden. Das Sicherste hier- bey ist/ daß ein Kauffmann monatlich und jaͤhrlich seine Special- und Haupt- Bilanz en wohl mache/ oder wann solches eine Zeitlang unterlassen worden/ daß er dem neuen Buchhalter und Handels-Diener/ sol- te es auch gegen Darreichung einer Recompens ge- schehen/ dahin vermoͤge/ daß solcher die Muͤhe auf sich nehme/ alle Rechnungen auf summire, Saldi- re, und die ungeschlossenen aufs neue vortrage/ folglich den Haupt- Bilanz verfertige/ auf welchen er als auf ein sichers Fundament das kuͤnfftige Buch- halten bauen kan. Wobey aber zu mercken/ daß aus lange Zeit un- geschlossenen und un bilanzi rt gelegenen Buͤchern/ ob selbige gleich in doppelten Posten gefuͤhret wor- den/ nicht so leicht ein Bilanz sich hervor bringen N 5 lasse/ Caput IV. lasse/ dahero wann ich nach allen Rescontrir en oder Collationi ren des uͤbergetragenen in den Haupt- Buch/ mit denen Journal s-Posten/ der Bilanz nicht kommen will/ so muß man endlich mit Einwil- ligung des Handels- Patrons, aus der Noth eine Tugend machen/ und aus den alten in doppelten Posten gefuͤhrten Buͤchern/ eben wie aus Buͤchern/ die in einfachen Posten gefuͤhret worden/ die Sum- men der Debitorum extrahi ren/ folglich der noch unverkaufft vorhandene Waaren Summam, wie auch/ was an baaren Geld in Cassa vorhanden/ item, was an Werth der liegenden Gruͤnde ein Handels- Patron in seine Handels-Haupt-Buͤcher will mit eingebracht haben/ in des Bilanz-Debet bringen/ und hingegen wieder in dessen Credit, die in den al- ten Buͤchern Saldir te und aufs neue vorgetrage Cre- ditores, worauf sich dann/ wann solcher ihre Summen zusammen addir et/ und hierauf von des Bilanz Debet abgezogen werden/ so gleich/ was an Capital verbleibet/ ausweiset/ womit alsdann der Bilanz biß zum Vortrag auf neue Buͤcher seine Richtigkeit vel quasi erlanget hat. Ein Buchhaltender Handels-Diener thut auch wohl/ daß er das Bilanzi ren seiner unter Handen habenden Buͤcher monatlich/ oder doch aufs laͤng- ste/ alle Quartal verrichte/ weil sich alsdann die Fehler so viel leichter finden/ und wo es subtil gesche- hen kan/ in den Zahlen radi ren/ im Fall aber/ daß eine Post unrecht waͤre/ formi ret oder uͤbergetra- gen worden/ solches sich durch eine Contra- Post/ welches aber manchmal Kunst kostet/ wieder ab- schreiben laͤsset. Wann Von Wechseln und Briefschreiben. Wann auch ein Handels-Diener in guter In- tention seinen Herꝛn ohne Schaden/ sich aber zu Nutzen ein Memorial oder Manuale- Buch ver- fertigte/ in welchem er alles/ was ihme/ so lange bey der Handlung gestanden/ vorgekommen/ oder noch taͤglich vorfiele/ fleißig noti re/ als z. E. wie dieser oder jener Wechsel calculi ret/ ein und andere Muͤntz-Sorte reduci ret/ die Quali taͤt an besonde- ren ihme noch unbekandten Waaren erforschet/ ihr Ein- und Verkauff angestellet/ ihre Conservation besorget/ und eine neue Manufactur fuͤglich ange- richtet werde; item, was in den Handlungen/ vor- nehmlich bey Schiffs-Befrachtungen/ Assecuran- z en/ Havereyen/ und Bodmereyen/ eigentlich zu observi ren sey/ welcher Gestalt auch die Preissen der Waaren von Zeit zu Zeit gestiegen/ oder gefal- len/ und was etwan sonst in Commerci en-Sachen mehr merckwuͤrdiges von ihme gehoͤret/ gesehen/ und erfahren worden; so wuͤrde er dadurch nicht allein je laͤnger je mehr in seinem Verstand geschaͤrffet/ zum Lesen guter Buͤcher angehalten/ von boͤser Com- pagnie abgefuͤhret/ und in der Handlung trefflich gestaͤrcket werden/ sondern er wuͤrde auch erst den groͤsten Nutzen davon tragen/ wann er heut oder morgen zu seinen eigenen Handel schreiten wolte. Wegen der Handschrifft eines Kauffmanns- Dieners/ sonderlich eines solchen/ welcher die Buͤ- cher zugleich mit schreiben soll/ wird zwar ersordert/ daß solche leserlich/ orthographi sch und sauber sey/ allzugekuͤnstelt aber/ stehet vielmehr einem Schreib- Meister als einem Kauffmann zu/ zumal da diese an Post-Taͤgen nicht viel Federlesens oder Federschnei- dens Caput IV. dens wie jene machen doͤrffen/ die gemeiniglich lang- same und stehende Haͤnde schreiben/ auch theils der- selben fast bey jedem halben Blat die Feder corrigi- ren und schaͤrffen muͤssen/ wann sie ferner damit fort schreiben wollen; hingegen stehen auch die allzuge- sch wind forgeschobene und verzogene Haͤnde/ wel- che manche Kauffmanns-Dieners sich angewoͤhnet/ sehr uͤbel/ also/ daß man aus einem gantzen Brief/ welcher solcher Gestalt geschrieben/ bey ihren ohne dem schlechten Stylo, offt mehr errathen muß/ als sich daraus lesen laͤßt. Bey welcher Gelegenheit wir nicht umhin koͤnnen/ da wir von dem Kauffmaͤnni- schen Brief- Stylo reden/ unfern geschickten Han- dels-Diener auch den wohlmeinenden Rath zu er- theilen/ daß einige derselben sich etwas mehr auf ei- ne gute und wohlgesetztere Schreib-Art als diejenige ist/ deren sie sich bißher/ sonderlich im Schreiben an andere/ als Kauffmaͤnnischen Standes-Personen gebrauchet haben/ befleißigen moͤchten/ massen bey etlichen derselben solche/ wann sie auch an hohe Ci- vil ‒ oder Militair ‒ Standes/ oder an gelehrte Personen geschrieben/ so sehr nach den Kauffmann und dem Contoir (so wohl was die Titular- als den Stylum selbst/ samt der Unter- und Aufschrifft betreffen) geschmecket hat/ ja so viel von Kraͤmer- Latein/ und von Frantzoͤsischen und Jtaliaͤnischen Woͤrtern/ von uso, costi refactie, danno, va- luta, provenu, raggione, impiegho \&c. darinn gewesen/ daß man sogleich die Profession des Con- cipientens daraus hat erkennen koͤnnen; ob ich nun wohl die meisten damit entschuldigen muß/ daß es mit ihnen nach dem gemeinen Sprichwort heisse/ ul- tra Von Wechseln und Briefschreiben. tra posse nemo obligatur, es koͤnne niemand hoͤ- her fliegen/ als ihme die Fluͤgel gewachsen/ und al- so auch von keinem Kauffmanns-Diener kein Cantz- ley ‒ Stylus gefordert werde; so stehet jedoch auch hinwieder zu bedencken/ daß heutiges Tags die Huͤlffs-Mittel/ den Verstand uͤber ordinaire zu schaͤrffen/ an vielen im Druck liegenden herꝛlichen Schrifften und Umgang mit qualificir ten Leuten so haͤuffig vorhanden/ daß/ wann sich ein solcher Kauffmanns-Diener nur wenig Muͤhe gaͤbe/ die vielen muͤssige und mit unnuͤtzen Dingen mehrmals/ auch in boͤser Gesellschafft zugebrachten Stunden/ zu Lesung solcher guten Buͤcher anzuwenden/ er schon etwas rechtschaffenes darinnen wuͤrde zuweg ge- bracht haben. Damit wir aber in diesem Unterricht uns etwas naͤher heraus lassen/ so will die Wissenschafft der Frantzoͤsischen Sprach/ und so viel es moͤglich einen Lateinischen Terminum zu verstehen/ als ein vorneh- mes Requisitum im Brief-Schreiben beobachtet werden/ deme so gleich das Lesen nutzlicher Schriff- ten/ welche einen reinen Teutschen Stylum fuͤhren/ sonderlich die von der Secretariats- und Red-Kunst/ wie auch von dem Brief-Schreiben handeln/ an die Hand zu setzen/ worauf die Vernunfft selber muß zu Rath gezogen werden/ daß man erstlich nach sol- cher die Person deßjenigen/ an wem man schreibet/ ferner die Materiam, woruͤber man schreibet/ und die Absicht/ welche man bey solchen Schreiben fuͤhret/ wohl erwaͤgen/ und anders nicht/ als mit Bedacht die Hand an die Feder setze/ auch lieber vorher ein rechtes Concept formi re/ ehe man wichtige Schrei- ben/ Caput IV. ben/ an denen offt viel gelegen/ auf den Fuß der Kauffmaͤnnischen Scriptur en tracti re/ das ist fein geschwind/ als wann die Post wegeilte/ hinschmiere/ und so zureden/ auf gut Kauffmaͤnnisch (bey hoͤhern Stands-Leuten heist es Cavallierement ) etwas thun/ welches mit der hoͤchstem Vorsicht und Bedacht geschehen sollen. Ob nun wohl hierzu unser allzeit fertiger Han- dels- Correspondent in allen seinen vier Theilen ei- nen stattlichen Lehr-Meister abgeben koͤnte/ so wol- len wir uns doch auch dieses Orts nicht entziehen/ denen angehenden Handels-Dienern zum besten/ aus einem sichern nuͤtzlichen Tractat den Unterricht von Brief-Schreiben folgender Gestalt extrahi ret/ mitzutheilen. Ein jeder/ welcher einen guten und wohlabge- faßten Brief schreiben will/ muß (wie schon ge- meldt) die Person/ Stand und Condition deßje- nigen/ an wem er schreibet/ ferner die Condition seiner eigenen Person/ ingleichen die Umstaͤnde der der Sache/ von welcher er schreibet/ und uͤber welche er correspondi ret; ingleichen die Ordnung/ die in dem Brief und dessen Materia zu halten ist/ wie auch die Form des gantzen Briefs/ und alles/ was darzu gehoͤret/ biß er so weit fertig ist/ daß er auf die Post kan gebracht werden/ wohl in acht nehmen. Betreffende erstlich die Betrachtungen/ welche ein Kauffmanns-Diener/ der Person halber/ an wel- che er schreibet/ haben muß/ so ist dieselbe entweder vom hohen Stand oder auch seines gleichen/ in jenem Fall giebt es die Vernunfft/ daß man eine andere Titular- und Schreib-Art/ als mit seines gleichen ge- brau- Von Wechseln und Briefschreiben. brauchen muß. Und kan ich mich desfalls nicht genug uͤber die einfaͤltige Leute verwundern/ welche hierin- nen gantz keinen Unterscheid zu treffen wissen/ sondern in ihren Kauffmaͤnnischen Brief-Schreiben derge- stalt ersoffen seyn/ daß sie mit ihren E. E. oder V. L. welches Euer Edlen/ Euer Ehren/ oder auf Hol- laͤndisch Viver Lieb den heissen soll/ Groß und Klei- ne/ in Contextu ihrer Brief tracti ren/ und mit ih- ren alten Foͤrmulgen und Terminis von Costi, stan- ti, passato, rembourso, Cordial en Begruͤssung/ libero commando, prævali ren ꝛc. um sich werf- fen/ als wann es von ihren Factorn, Correspon- denten/ und sogenannten Mann nach Franckfurt/ Leipzig/ Amsterdam und dergleichen gerichtet waͤre/ und den Einkauff etlicher Saͤck-Wolle oder andere Waaren angienge. Solche Fehler des Judicii aber kommen von nichts anders/ als der schlechten Be- gierde her/ welche bißhieher unsere Kauffmanns- Diener zu guten Wissenschafften bezeuget haben. Wie aber solcher Fehler und uͤble Gewohnheit zu re- dressi ren sey/ davon soll in einem andern Capitel ge- handelt werden; dieses Orts ist nur von der Anlei- tung zum Brief-Schreiben zu wissen/ daß im Fall man an hoͤhere/ sonderlich an Fuͤrsten und Herren schreibet/ man wohl unterscheiden muͤsse/ ob es an ei- nen Koͤnig/ Chur- oder Reichs-Fuͤrsten/ Graffen/ oder hohen Minister gerichtet; an souveraine Haͤupter wird es wohl wenig zu schreiben/ aber manchmal allerunterthaͤnigste Supplicata zu stellen/ einem Kauffmann noͤthig seyn/ da man dann die Titulatur von Allerdurchlauchtigst/ Durchlauch- tigst/ oder in Frantzoͤsischen von Sire und Mon- sei- Caput IV. seigneur, in Contextu aber von Euer Kayserli- chen/ oder Koͤniglichen Majestaͤt/ Churfuͤrstlichen oder Hochfuͤrstlichen Durchlaucht/ oder Votre Majesté, Votre Altesse, Electorale, wohl obser- vi ren muß. Reichs-Grafen giebt man Hochgebohren/ Baronen und vornehmen Ministris, Hochwohlge- bohren; denen Edelleuten/ die Titulatur von Wohl- gebohren. Bey einem Grafen/ Baron oder grossen Staats- Minister, braucht man in dem Brief/ Euer Excellenz; und eben also werden auch die Briefe in gleicher Titulatur geschlossen/ mit welcher oben der Anfang gemachet worden/ da dann die Unterschrifft folgender massen seyn kan: Aller durchlauchtigster/ Großmaͤchtigster Koͤnig und Herꝛ oder Durchlauch- tigster Churfuͤrst/ Herzog oder Fuͤrst; gnaͤdigster Herꝛ/ Euer Koͤnigliche Majestaͤt/ Euer Chur-Fuͤrstliche oder Hochfuͤrstliche Durchlaucht allerunterthaͤnigst/ nnterthaͤnigster/ demuͤthigster/ und gehorsamster Knecht. Die Aufschrifft auf dergleichen Supplicata, und zuweilen auch auf Briefe/ sonderlich wann es Pflichtmaͤssige/ allerunterthaͤnigste oder unterthaͤ- nigste/ wie auch gehorsamste Relationes, Gratula- tiones und dergleichen unumgaͤngliche Schreiben seyn/ erfordern die gantze Titulatur, und wollte ich wohl unsern Handels-Diener anrathen/ sich bey Zeiten ein Titulatur- Buch nach dem Alphabeth zu machen/ in welchem er zum wenigsten diejenige vor- nehme Herren oder Personen/ mit welchen Hand- lungs halber zu correspondi ren ist/ einsetzen koͤnte/ allen Falls moͤchten sich auch diejenige/ welche pure Teutsche Michel seyn/ und ausser ihrer Mutter- Spra- Von Wechseln und Briefschreiben. Sprache sonst keine gelernet haben/ sich der Titu- latur ‒ Buͤcher/ welche hin und wieder in denen Buchlaͤden zu Kauffe liegen/ bedienen/ und im Fall sie darinn nicht vollkommen/ was sie suchen/ finden sollten koͤnnen/ sie der Frantzoͤsischen Aufschrifften halber folgender Zeichniß gebrauchen/ nach wel- cher A. E Jne Ritter-Schule oder Academie, Acade- mie illustre ou equestre, eine Academie der Kuͤnste und Mechani schen Wissenschaff- ten/ Academie des Arts \& Sciences me- chaniques auf Frantzoͤsisch gegeben wird. Ein Accis-Inspector heist Inspecteur de l’ ac- cise. Ein Accis- Einnehmer/ Receveur de l’ accise. Ein Gerichts- Actuarius, Greffier, oder Actuaire. Ein Admiral, Admiral, ein sogenannter Schout bey Nacht/ Contre Admiral. Amts-Cammer/ Chambre des Domaines. Ein Rentmeister von derselben/ Receveur des fi- nances de la Chambre des Domaines. Ein Amts-Hauptmann/ Drossart du Baillage. Amt-Schreiber/ Greffier du Baillage. Ein Antiquarius, oder ein solcher/ der die Kunst- und Rari taͤten-Cammer unter Handen hat/ Anti- quaire ou Garde des Antiques. Apothecke/ Apoticaire. Appellations- Gericht/ Chambre ou Tribunal des Appells. O Appel- Caput IV. Appellations- Rath/ Conseiller de la Chambre des Appels. Archi-Diaconus, Archidiacre. Archivarius Archivaire, oder Garde des Ar- chives. Astronomus, Astronome. Aufseher/ Inspecteur. Ausreuter bey der Landschafft/ Archer de la Cham- bre des Etats. B. B Ack-Meister bey Hof/ Maitre Patissier. Bader/ Baigneur. Ball-Meister/ Maitre du Jeu de Paume, Maitre du Tripot. Banquier, Marchand Banquier. Barbirer/ Barbier, Chirurgien. Bau- Director, Intendans des Batiments. Bau- Commissarius, Commissaire des Bati- ments. Bau-Meister/ Architecte ou Maitre des Bati- ments. Bau-Schreiber/ Ecrivain des Batiments. Becker/ Boulanger. Bedienter/ Officier. Bereuter/ Piqueur. Berg-Hauptmann/ Directeur des Mines. Berg-Rath/ Conseilles des Mines. Berg-Meister/ Maitre ou Intendant des Mines. Bett-Meister/ Garde meuble. Bey-Schenck/ Sommier du Gobelet. Bey-Koch/ Sommier de la Cuisine. Bildhauer/ Sculpteur. Boten- Von Wechseln und Briefschreiben. Boten-Meister/ Huissier de la Chambre de Ju- stice. Brauer/ Brasseur. Brigadier/ Brigadier de Cavallerie, d’Infanterie. Buchhaͤndler/ Marchand libraire. Buchdrucker/ Imprimeur, du Magistrat, de la Regence, de la Cour, de l’ université. Buchbinder/ Relieur. Buchhalter/ Teneur des Livres. Buͤrgermeister/ Maire, Consul, Bourguemaitre de la Ville. C. C Andidatus Juris, oder Theologie, Candidat en Droit, en Theologie, en Medecine, Proposant en Theologie. Canonicus, Chanoine de l’ Eglise Cathedrale. Cantor, Chanteur. Cantzler/ Chancelier. Cantzelist/ Chanceliste. Capelan/ Chapelain, Diacre. Capell- Musicus, Musicien de la Chapelle du Roy, ou de Son Altesse. Capitain/ Capitaine du Regiment de N. N. Capitan-Lieutenant/ Capitaine-Lieutenant. Cassirer/ Caissier. Castelan, Chatelain, Concierge. Commendant, Commandant de la Ville de N. Commissarius, Commissaire, de la guerre, des Munitions, du Commerce, du Quartier. Commiß- Becker/ Boulanger des Munitions. Comter, oder Commendator, Commandeur. Conditor, Confisseur. O 2 Con- Caput IV. Consistorial-Præsident, President du Consistoire. Consistorial- Rath/ Conseiller du Consistoire. D. D Echant/ Doyen. Deputir ter/ Deputé du ‒ ‒ ‒ Doctor, Docteur en Theologie, en Droit, en Medicine. Dollmetscher/ Interpréte. Dom-Probst/ Prevot du Chapitre. — — Dechant/ Doyen du Chapitre. — — Herr/ Chanoine de l’ Eglise Cathedrale. — — Kirche/ Eglise Cathedrale. E. E Jnnehmer/ Receveur, Commis, Collecteur. Des Zolls/ de la Doüane, des gabelles. Eisen-Haͤndler/ Manchand du fer. Eisen-Hammer-Meister/ Maitre des forges. Erb-Herr/ Seigneur Herditaire. Erb-Jaͤgermeister/ Veneur Hereditaire. Erster Cammer-Herr/ Premier Chambellan. Erster Staats-Minister/ Premier Ministre d’Etat. Exerciti en-Meister/ Maitre d’ Exercices. F. F Actor, Facteur. Faͤhndrich/ Enseigne dans la Compagnie de M. le Capitaine N. Falckenier/ Fauconnier. Fecht-Meister/ Maitre d’ Armes. Feder-Schmuͤcker/ Plumassier. Feld-Marschall/ Marechal du Camp, ou Feld- Mareschal. Feld-Prediger/ Aumonier ou Ministre de la Pa- role Von Wechseln und Briefschreiben. role de Dieu dans le Regiment de Mr. le Co- lonel N. Feld Messer/ Arpenteur. Feldscheerer/ Barbier. Faͤrber/ Teinturier. Fisch-Haͤndler/ Poissonnier, Marchand de Pois- son. Form-Schneider/ Sculpteur des formes. Fiscal, Fiscal. Fourier, Fourier. Frau eines Rath/ Femme de M. le Conseiller. Mad. la Conseillere. Futter-Marschall/ Marechal de Fourage. G. G Arde, Garde du Corps, d’ infanterie, des Cavaliers, de Cent Suisses, des Cadets. Polonoise, Allemande, Ecossoise. Gastgeber/ Traiteur. Gegen-Schreiber/ Controlleur. Geheimer Kaͤmmerier/ Thresorier de l’ argen- terie \& menus. Geheime Cantzley/ Chancellerie Privée. General/ General. General-Feld-Marschall/ Feld-Marchal. General von der Cavallerie/ General de la Ca- vallerie. General von der Jnfanterie/ General d’ infan- terie. General-Feld-Zeug-Meister/ Grand-Maitre de l’ artillerie. General-Lieutenant/ Lieutenant General. — — Wachtmeister/ General-Major. O 3 Gene- Caput IV. General-Kriegs- Commissarius, Commissaire General de guerre. — — Adjutant, Aide de Camp General. — — Auditeur, Auditeur General. — — Quartier-Meister/ Quartier maitre General. — — Proviant-Commissarius, Commis- saire General des Vivres. — — Proviant-Meister/ Maitre General des Vivres. — — Wagenmeister/ Waguen Maitre Ge- neral. — — Gewaltiger/ Grand Prevôt des Ar- mées du Roy. — — Erb-Post-Meister/ Grand maitre he- reditaire des Portes. — — Oeconomie Director, Directeur Ge- neral de l’ Oeconomie. — — Director der Domainen, Directeur General des Domaines. — — Empfaͤnger/ Thresorier ou Receveur General. — — Cassi rer/ Caissier General. Gerichts- Actuarius, Greffier de la Justice. — — Advocat, Avocat de la Justice. — — Assessor, Assesseur au Conseil de la Justice. Gewuͤrtz-Kraͤmer/ Epicier. Graͤntz-Rath/ Conseiller des limites. Grottirer/ Grotier. Guardein, Essayeur des Metaux. H. Haupt- Von Wechseln und Briefschreiben. H. H Auptmann uͤber eine Grafschafft/ Gouverneur du Comté. — — uͤber ein Amt/ Drossart du Baillage de N. — — zu Fuß/ Capitaine d’ Infanterie au Re- giment de M. le Colonel. N. au services de Sa Majesté. Haußhalterin/ Beschliesserin/ Menagere. Hauß-Schir-Meister/ Maitre des Harnois de l’ Ecurie. — — Vogtey/ Prevoté de l’ hotel. — — Vogt/ Juge de la Cour, oder Prevot de l’ hotel. Heer-Meister/ Grand Maitre de l’ ordre ‒ ‒ Haͤge-Reuter/ Garde Foret. Herold/ Heraut. Hof-Marschall/ Mareschal de la Maison. Hof-Prediger/ Predicateur de la Cour. Hof-Rent-Meister/ Thresorier des Finances de la Cour. Hof- Medicus, Medecin de la Cour. Hof-Staats- Commissarius, Commissaire de la Cour. Hof- Secretarius, Secretaire de la Cour. Hof-Meister/ Maitre d’ hotel. Hof-Meister bey jungen Herren/ Gouverneur de Messeigneurs les jeunes Princes. I. J aͤger/ Chasseur. Jaͤgerey/ la Venerie. Jaͤger-Meister/ Maitre de Chasse. Jagd-Rath/ Conseiller de Chasse. O 4 Jagd- Caput IV. Jagd-Juncker/ Gentilhomme de Chasse. — — Page, Page de Chasse. — — Schreiber/ Ecrivain de Chasse. — — Zeug-Meister/ Maitre des Equippages de Chasse. Jubelier/ Marchand Jouailler. Juncker/ Gentilhomme. K. K Ammer-Herr/ der es wuͤrcklich ist/ Chambel- lan du Roy. — — — — Titularis-Chambellan. — — Juncker/ Gentilhom̃e de la Chambre. — — Page, Page de la Chambre. — — Diener/ Homme de Chambre. Bey geringen Herren heist es nur: Valet de Chambre. — — Laquay/ Laquay de la Chambre. — — Fraͤulein/ Dame d’ honneur. — — Frau/ Femme de Chambre. — — Maͤdgen/ Fille de Chambre. — — Fourier, Fourrier de la Chambre. — — Concert, Musique de la Chambre. — — Mohr/ More de la Chambre. — — Gericht/ La Chambre de Justice. — — Rath/ Conseiller de la Chambre. — — Advocat, Avocat de la Chambre de Justice. Kauffmann/ Marchand, man setzt aber dabey/ ob es ein Banquier, Marchand Banquier, Tuch- haͤndler/ Marchand Drapier, Eisen-Kraͤmer/ M. de fer, Seidenhaͤndler/ M. de Soye, Ge- wuͤrtz- Von Wechseln und Briefschreiben. wuͤrtzhaͤndler/ M. Epicier, Weinhaͤndler/ Mar- chand de Vin sey. Keller-Meister/ Maitre de la Cave. — — Schreiber/ Controlleur ou écrivain de la Cave. Kirchen-Rath/ Conseiller Ecclesiastique. — — Schreiber/ Ecrivain de l’ Eglise. Korn-Schreiber/ Controlleur des blés. Kraͤmer/ Marchand Mercier. Kram-Diener/ Courtaut de Boutique. Kriegs-Rath/ Conseiller de guerre. Kriegs- Commissarius, Commissaire de guerre. Kuͤchen-Meister/ Ecüyer de Cuisine. — — Schreiber/ Controlleur ou Ecrivain de Cuisine. — — Bedienter/ Officier de Cuisine. Kupfferdrucker/ Imprimeur en taille douce. Kupfferstecher/ Graveur de tailles douces. L. L Ands-Hauptmann/ Gouverneur de la Pro- vince, oder du Pays. Land-Rath/ Conseiller Provincial, oder du Pays de N. Land-Vogt/ Grand Baillis. Land- Physicus, Medecin de la Province. Landschafft/ la Chambre des Etats Provinciaux de l’ Electorat de ‒ ‒ ‒ ‒ Land-Rentmeister/ Thresorier de la Chambre des Etats Provinciaux. Landschaffts-Einnehmer/ Receveur de la Cham- bre des Etats Provinciaux. O 5 Land- Caput IV. Landschaffts-Buchhalter/ Maitre des Contes de la Chambre. Lederhaͤndler/ Marchand de Cuir. Legations- Rath/ Conseiller d’ Ambassade. Lehens-Cantzley/ Chancellerie des Fiefs. Lehens- Director, Directeur des Fiefs. Lehr-Jung/ Aprentif. Leib- Medicus, Medicin ordinaire du Roy. Leib- Chirurgus, Chirurgien, O. d. R. Leib- Page, Page du Corps du Roy. Leib-Kutscher/ Maitre cocher, ou Cocher or- dinaire. Leib-Laquay/ Laquay du Corps. Leinwandhaͤndler/ Marchand de Toile. Lieutenant/ Lieutenant. Licent- Einnehmer/ Receveur des licentes. Licentiatus, Licentié, en Droit, en Theologie. M. M aͤckler/ Courtier. Magister/ Maitre es arts, oder Maitre en Philosophie. Materialist/ Marchand Droguiste. Medicus, Medicin. Mitglied der Koͤnigl. Socie taͤt der Wissenschafften/ Membre de la Societé Royale des Sciences. Muͤhlen- Inspector, Inspecteur des Moulins. Mundbecker/ Boulanger de Bouche. Mundkoch/ Cuisinier de Bouche. Mundschenck/ Chef d’ Echansonnerie-Bouche. Muͤntz- Commissarius, Commissaire de Mon- noye. Muͤntz-Meister/ Maitre des Monnoyes. Muͤntz- Von Wechseln und Briefschreiben. Muͤntz-Wardein/ Essayeur des Monnoyes. Musicant/ Musicien. Music- Director, Directeur de la Musique. N. Notarius, Notaire Public Imperial. O. O Ber-Amtmann/ Grand Baillif. Ober- Auditeur, Auditeur en Chef, oder/ Juge Superieur de la justice Militaire. Ober-Aufseher/ Intendant. — — Bau-Meister/ Premier Architecte. — — Berg-Hauptmann/ Sur-Intendant des Mines. — — Berg-Rath/ Conseiller des Mines. — — Cammer-Herr/ Grand Chambellan. — — Capell-Meister/ Chef \& Premier Maitre de la Musique du Roy, ou de l’Electeur de. — — Ceremonien-Meister/ Grand-Maitre des Ceremonies. — — Commissarius des Koͤnigl. Hauses/ Com- missaire des Gardes allemandes \& Suisses. — — Forst-Meister/ Grand-Forêtier, oder Grand-Maitre des forêts. — — Hauptmann aller Chatoul- Aemter/ Sur- Intendant de touts les Baillages de la Chatoulle. — — Herolds-Meister/ Grand-Maitre de la Chambre Heraldique. — — Hof-Meister des Koͤnigs/ Gouverneur de la maison du Roy. Ober- Caput IV. Ober-Hof-Meister der Koͤnigin/ Gouverneur de la Maison de la Reine. — — Hof-Meisterin der Cron- oder Chur-Prin- zeßin/ Premiere Dame d’ honneur de Son Altesse Madame la Princesse Royale, ou Electorale. — — Jaͤger-Meister/ Grand-Veneur. — — Ingenieur, Premier-Ingenieur. — — Kleider-Verwalter/ Grand-Maitre de la Garde Robbe. — — Kriegs- Commissarius, Commissaire de guerre en Chef. — — Kuͤchen-Meister/ Grand-Maitre de la Cuisine. — — Marschall/ Grand-Mareschall. — — Saltz- Factor, Premier Facteur des Ga- belles. — — Schenck/ Grand-Echanson. — — Bau- Director, Premier Directeur des Bâtiments. — — Stall-Meister/ Grand-Ecuyer. — — Kirchen-Vorsteher/ Ancien de l’ Eglise. Obrister/ Colonel, d’ un Regiment de Cavalle- rie, ou d’ Infanterie, de Dragons. Obrist-Lieutenant/ Lieutenant Colonel. P. P Achter/ Fermier. Pagen-Hofmeister/ Gouverneur des Pages. Pirsch-Knecht/ Chasseur du Roy, ou du Duc. Policey- Director, Directeur de Police. Post-Meister/ Maitre de Poste. Post-Schreiber/ Commis de Poste. Præ- Von Wechseln und Briefschreiben. Præsident, President, Ober- Pres. Premier Pre- sid. des Ober- Appellations- Gerichts/ du Tri- bunal. Prediger/ Pasteur, Ministre du S. Evangile, Mi- nistre de la Parole de Dieu. Proviant-Commissarius, Commissaire des Vivres. Probst/ Prevôt. Professor, Professeur en Theologie, en Droit, en Medicine, en Philosophie. Q. Q Uartier-Meister/ Quartiermestre, Marechal de Logis. R. R Ath/ Conseiller, wuͤrcklich geheimer Etats- Rath/ Ministre d’ Etat, oder Conseiller d’ Etat privé. Appellations- Rath/ Con- seiller des Appels. Berg-Rath/ des Mi- nes. Commerci en-Rath/ des Commer- ces. Consistorial- Rath/ du Consistoire. Reichs-Hof-Rath/ de Sa Majesté Imperia- le \& du S. Empire. Regierungs-Rath/ de la Regeance de N. Raths-Herr/ Senatus de la Ville de N. Rector einer Universi taͤt/ Recteur de l’academie. Rechen-Meister/ Maitre d’ Arithmetique. Registrator, Registrateur, oder Garde des Re- gîtres. Reit- Page, Page de l’ Ecurie. Reichs-Graf/ Comte du S. Empire. Rentey/ Chambre des finances de la Cour. Rent-Meister/ Tresorier des finances. Rent- Caput IV. Rent-Schreiber/ Commis des finances. Requeten-Meister/ Maitre des Requêtes. Richter/ Juge. Ritter/ Chevalier de l’ ordre de. Ritt-Meister/ Capitaine de Cavallerie au Re- giment de Mons. le Colonel. N. aux services de Sa Majesté le Roy de. N. ou de Son Al- tesse Electorale de N. S. S Chatz-Meister/ Thresorier. Schiffs-Capitain/ Capitaine de Vaisseau. Schiffer/ Maitre de Navire. Steurmann/ Pilote. Schiffs-Zimmermann/ Charpentier de Vaissau. Schir-Meister/ Intendant des Harnois. Schreiber insgemein/ Ecrivain, bey Gerichts- Aemtern/ Greffier, bißweilen auch gar Secre- taire. Schreib-Meister/ Maitre à écrire. Schrifftgieser/ Fondeur des lettres ou de cara- cteres. Schultz/ Maire. Seidenfaͤrber/ Teinturier en Soye, Sticker/ Bro- deur. Silber-Meister/ Garde, oder Chef, de l’ argen- terie. Silber-Diener/ Aide d’ argenterie, oder Garde Vaiselle. Speise-Meister/ Sommelier de la paneterie. Spiegelmacher/ Miroitier. Spitzenhaͤndler/ Marchand de Dentelles. Sprach-Meister/ Maitre de Langue. Staat/ Von Wechseln und Briefschreiben. Staat/ Etat, Staats- Secretarius, Secretaire d’ Etat. Stadt-Gericht/ Messieurs les Juges \& Assesseurs de la Justice de la Ville de N. N. Stadt-Richter/ Juge de la Ville. Schreiber/ Greffier. Stadt- Physicus, Medicin ordinaire de la Ville. Stall-Meister/ Ecuyer, Maitre de l’ Ecuirie. Stadthalter oder Gouverneur, Gouverneur, Vice-Roy. Stempel-Papier-Cammer/ la Chambre au pa- pier timbré. Steuer- Director, Directeur des Imposts, oder Tailles. Steuer-Einnehmer/ Receveur des Tailles. Stuͤck-Juncker/ Enseigne de l’ Artillerie. Student/ Etudient en Theologie, en Droit, en Medecine, en Philosophie, en Philologie. Syndicus, Syndic de la Ville. T. T Antz-Meister/ Maitre de Danse. Tuchscheerer/ Tondeur de Drap. V. V Erordneter/ Deputé, bey einer Zunfft/ Mai- tre Juré. Visitator, Visiteur. Vorschneider/ Ecuier tranchant. W. W Acht-Meister/ Aide Major. Walcker/ Foulon. Weinhaͤndler/ Marchand de Vin. Weinschenck/ Cabaretier. Wein-Visirer/ Jaugeur du Vin. Wit- Caput IV. Wittib vom hohen Stand/ Douairiere de N. Wittib gemeine/ Veuve. Z. Z Eug-Meister/ Maitre d’ Artillerie. Zeugwaͤrter/ Garde Magazin. Zoll-Verwalter/ Inspecteur de la Douane, du Peage. An einen Koͤnig schreibt man: Au Roy, a Sa Majesté, a Sa Majesté le Roy de Pologne \& Electur de Saxe, le Roy de Prusse, de Dennemarc, de Portugal. An Koͤniginnen. A la Reine, a Sa Majesté, la Reine de Pologne. An Cron-Printzen. A Son Altesse Serenissime Monseigneur le Prin- ce Royal de Dennemarc. An die Cron-Princeßin. A Son Altesse Serenissime Madame la Princesse Royale. An einen Chur-Fuͤrsten. A Son Altesse Electorale. An einen Hertzog oder Fuͤrsten. A Son Altesse Serenissime, Monseigneur le Duc ou Prince de. An einen Grafen. A Son Excellence, Monseigneur le Comte de N. Comte du S. Empire \&c. Die Unterschrifften sind: An einen Koͤnig. Sire, de Votre Majesté le plus humble \& le plus devot, oder le plus soûmis Serviteur. An Von Wechseln und Briefschreiben. An einen Chur-Fuͤrsten. Monseigneur de Vôtre Altesse Electorale le plus- humble. \&c. An vornehme und ordinaire Stands-Personen. De Vôtre Excell. le tres-humble \& tres obeis- sant serviteur. Am besten ist es vor Teutsche/ sie bleiben bey ihrer Teutschen Titulatur, als Allerdurchlauchtigster/ Großmaͤchtigster Koͤnig/ allergnaͤdigster Koͤnig und Herꝛ. Item Durchlauchtigster Chur-Fuͤrst/ Hertzog/ gnaͤdigster Fuͤrst und Herꝛ. Eurer Koͤniglichen Majestaͤt/ Eurer Chur- oder Hochfuͤrstlichen Durchl. allerunterthaͤnigster/ unter- thaͤnigster/ demuͤthigster Knecht/ ꝛc Wie hierzu die haͤufftig im Druck liegende Ti- tulatur- Buͤcher genugsame Anleitung geben. Ferner ist von dem Briefschreiben zu mercken/ daß hohen Ministris und vornehmen Personen/ auch denen/ welche mit vielen Amts-Geschaͤfften uͤber- haͤuffet seyn/ man mit vielem Zuschreiben/ ohne er- hebliche Ursache nicht beschwehrlich seyn muß; wann es aber unumgaͤnglich geschehen soll/ so muß man es doch kurtz machen/ und sonderlich keines weitlaͤuff- tigen Exordii oder Eingangs sich bedienen/ sondern alles mit einem un affectir ten Stylo kurtz ausdruͤ- cken/ damit der Leser alsobald sehen koͤnne/ was der Schreiber haben will/ und worauf endlich sein Schluß/ Bitten und Begehren ankommet/ wel- ches in gewissen Stuͤcken nach der Art eines Syllo- gismi, um desto eher und kraͤfftiger zu beweisen und zu uͤberreden/ geschehen kan. Wann das Concept von einem Brief gemacht/ P (ich Caput IV. (ich rede aber von denenjenigen/ welche sich nicht ge- trauen/ sogleich von der Feder aus/ einen Brief aufs Papyer fliessen zu lassen) so muß ein junger Mensch nicht allein solches/ ehe ers ins Reine schreibet/ noch ein oder mehrmal uͤberlesen/ und zu sehen/ ob es wohl connecti ret/ und auch orthographi sch ge- schrieben seye/ dann man sehe hundert Kauffleut- Diener ihre Briefe an/ so werden kaum zehen dar- unter seyn/ welche recht orthographi sch geschrie- ben/ daß sie keine Fehler in sich haben sollten; Die Schrifft selbst muß auch leserlich seyn/ sintemal wann solches nicht ist/ vielmals etwas so nicht kan gelesen werden/ zu vollziehen/ unterlassen/ oder anders aus- geleget worden/ als der Sinn des Schreibers ge- wesen ist; man zeige nur manchmal die Hand eines Kauffmanns-Diener und seinen Stylum vor/ ich bin gewiß/ daß ein vernuͤnfftiger Mann so gleich daraus urtheilen wird/ was hinter ihm steckt/ und wie starck er vom Judicio oder Erfahrenheit sey. Weitere Explication hiervon ist dieses Orts nicht noͤthig/ weil sich schon zur andern Zeit die Gelegen- heit darzu ereignen moͤchte. Alle wegzusendente Briefe/ wenn sie irgend an vornehme oder erbare Personen gesandt werden/ muͤssen auf beschnitten Papyr geschrieben seyn/ so hat man auch wegen des Formats zu bemercken/ daß/ wann man an hohe und sonderlich Fuͤrstliche Personen schreibet/ man gemeiniglich einen gantzen Bogen/ an vornehme Ministros einen halben Bo- gen/ von grossem Format, ins Quart gebogen/ neh- me/ und gemeiniglich ein Couvert um solche Schreiben mache/ bey Kauffleuten ist vielfaͤltig die Ma- Von Wechseln und Briefschreiben. Manier einen halben Bogen in Folio Forma, von oben herunter zu schreiben/ ich lasse die Gewonheit an ihrem Ort gestellet seyn/ schreibe aber lieber den Bogen in Quart gebrochen/ und giebt oder nimmt dieses der Sache nichts/ sondern dependi ret von eines jeden seinem Belieben. Zumercken ist auch/ daß man das Papyer nicht uͤberall voll schreibe/ sondern oben/ unten und an der lincken Seite einen ziemlichen Raum lasse. So bleibet auch zwischen dem Titul oder der An- rede in dem Brief/ und der Materie des Briefs/ ein Spatium, zum wenigsten/ so breit als der Rand ist/ und so man an grosse Herren schreibet/ wird sehr tief unten angefangen/ und kaum etliche Zeilen auf die erste Seite gebracht. So bald ein Brief ins Reine ge- schrieben/ wird selbiger noch einmal mit Fleiß durch- lesen/ ob etwan eine Distinction oder Woͤrtgen darinn ausgelassen/ oder zu viel gesetzet seye/ damit man es beyzeiten/ ehe man den Brief zumacht/ noch corrigi ren und hinein setzen koͤnne; waͤre es aber/ daß man gantze Zeilen ausgelassen/ so ist es besser/ daß man den Brief aufs neue abschreibe/ als daß man solchen an vielen Orten durchstrichen und corrigi ret einem vornehmen Mann zusenden wollte. Die Unterschrifft unter die Briefe setzet man unten gegen der rechten Hand zu/ und zwar um so viel tieffer hinunter/ als die Person/ an welche man schreibet/ vornehm ist/ daher dann auch die Schrifft des Briefes selbst also darnach einzurich- ten/ daß sie nicht zu weit herunter komme/ und man also noch Raum zur Unterschrifft uͤberbehalte. Jch kan hierbey nicht unterlassen/ eine kleine Digres- P 2 sion Caput IV. sion zu machen/ was nehmlich meine Schreiber/ die ich biß hero gehalten/ vor Qualitaͤten in der Schrei- berey haben/ an sich haben muͤssen/ nach welcher ei- niger massen/ die auf dem Cotoir dienende Han- dels-Diener sich gleichfalls zu richten haben. Jch er- forderte nehmlich von ihnen erstlich/ zu rechter Zeit genugsame Federn zu schneiden/ damit man sich/ wann es jetzt an das Schreiben gehen sollte/ nicht mit Federnschneiden oder corrigi ren/ lang aufhal- ten duͤrffte/ welches sonderlich im Dicti ren eine grosse Verhinderniß verursachet/ und mich eben er- mahnt/ als wann einer zum Tantzen begierig ist/ und die Spielleute wollten denselben mit Stimmen ihrer Instrument en erst lang aufhalten. Zwey- tens/ muͤssen sie auch orthographicè: Drittens geschwind: Vierdtens sauber: Fuͤnfftens rein und nicht maculi rt: Sechstens/ die Buchstaben nicht verzogen/ schreiben/ sondern also/ daß sie je- derman in die Augen leuchten koͤnten/ in welchen einige unserer Kauff-Diener sehr fehlen/ als wel- che in der Meinung stehen/ je kruͤmmere und bun- tere Zuͤge sie in ihren Briefen/ sonderlich in der Un- terschrifft machen koͤnten/ je schoͤner solches stuͤnde/ und will ich jemand wohl 20. Kauffmaͤnnische an sich selbst zierliche genug geschriebene) Briefe weisen/ in welchen er doch den Namen/ wegen des grausa- men Verziehens/ nicht soll lesen koͤnnen: Sieben- dens/ verlangte ich von meinen Schreibern/ daß sie gut lesen und buchstabiren/ und folglich wohl ab- zusetzen wissen sollten. Einige Kauff-Dieners moͤ- gen sich hier pruͤfen/ ob sie sich/ was das Lesen und Buchstabiren anbelanget/ und folglich das rechte Ab- Von Wechseln und Briefschreiben. Absetzen/ wann ein Wort an einer Zeil gebrochen wird/ auch nicht getroffen finden: Achtens/ ver- langte ich von ihnen im Dicti ren in soweit eine Mit- Huͤlffe/ daß/ wañ ich etwan ein Bind-Woͤrtlein oder Verbum ausgelassen/ sie solches wieder ersetzen/ von sich selbst beyfuͤgen/ oder mich dessen hoͤflich er- innern sollten: Neundtens wollte ich auch/ daß sie zum wenigsten einen Terminum in Latinitate und auch etwas im Frantzoͤsischen/ oder Jtaliaͤni- schen/ wegen solcher Sprachen-Woͤrter/ die im Dicti ren offt vorkommen (damit sie solche desto ac- cura ter schreiben koͤnten) verstehen/ und Zehen- dens/ in einem Brief oder auch andern Scriptu ren zu geben oder zu nehmen wissen sollten/ nehmlich/ wie oben schon gemeldt/ daß sie wohl ermessen sollten/ wie viel Zeilen auf eine Seite gehoͤrte/ wo man oben anfangen/ unten in rechter Proportion wie- der aufhoͤren/ und zierlich einen Brief zusam- men legen und uͤberschreiben muͤste. Bey dieser Zusammenlegung der Briefe/ muß man den Sand von allen Seiten abstreichen/ und dar- auf die Blaͤtter sauber mit einem Falls-Bein zusam- men faltzen; so stehet es auch gar nicht Kauffmaͤn- nisch/ einen Brief in mancherley seltzame Falten/ oder in einen allzu kleinen Format zusammen zu legen/ als welches mehr Weibern als Maͤnnern zukommt/ wie ein gutes Couvert zu machen/ wird leicht zu er- lernen seyn/ man schneide selbiges nur so accurat, daß man alle vier Ecken oder Spitzen fuͤglich unter das Siegel bevestigen koͤnne. An gute Freunde kan man wohl die Briefe mit Oblat en siegeln/ an hohe und vornehme Personen P 3 aber/ Caput IV. aber/ muß man Siegel-Lack gebrauchen/ wer mit Oblat en siegeln will/ muß solche/ ehe er sie unter- legt/ nicht allein erst anfeuchten/ sondern er kan auch die Stelle des Papyrs/ wo er das Petschafft dru- cken will/ etwas naß machen/ so wird sich das Sie- gel desto schoͤner drucken und præsenti ren. Die meisten Aufschrifften werden heut zu Tag in Frantzoͤsischer Sprach gemacht/ darzu dann un- serm Handels-Diener die vorgesetzte Frantzoͤsische Woͤrter wohl zu statten kommen werden. Uber- haupt ist wegen der Aufschrifft zu mercken/ daß erst- lich mit etwas groͤssern Buchstaben der Titul und Name/ wie auch die Charge, Amt und Profession deßjenigen/ an welchen man schreibet zu machen sey/ das Wort Present oder Presentement brauchet man nicht/ als nur an Reisende/ die sich nur ein Zeitlang an einen gewissen Ort aufhalten/ nicht aber an Leute/ die daselbst ihr gewisses Domicilium haben. Siehet man also/ wie sehr diejenige irren/ die das Wort Present, oder jetziger Zeit/ auf die mei- ste Aufchrifften ihrer Briefe setzen. Wegen des Franchi ren der Briefe ist zu mer- cken/ daß man keinem muthwillig vergebliches Brief- Porto, sonderlich bey diesen Zeiten mache/ da solches Porto zu zimlichen Schaden der Com- merci en/ an vielen Orten sehr gesteigert ist; vor- nehmlich aber seynd die Briefe zu franchi ren/ wann es unsere eigene Gelegenheit betrifft/ da wir zu dem Dienst/ welchen wir geleistet haben wollen/ einen andern keine Molestiam mit Brief- Porto machen muͤssen; und weiß ich fast nicht/ wann solches kalt- sinniger und vorsetzlicher Weise geschiehet (gleich- sam Von Wechseln und Briefschreiben. sam als wann man den andern die Hof-Dienste ansagte) ob derselbe nicht/ wie schon oben gemeldt/ auch mit gutem Fug/ unsere Angelegenheit/ wann auch noch so viel daran gelegen waͤre/ versaͤumen koͤnne. Ein Handels-Diener/ der viel Briefe zu schrei- ben/ solche zuzumachen und wegzusenden hat/ sehe wohl zu/ daß er nicht bey der Aufschrifft verwechse- le/ er mache auch lieber die Aufschrifften/ ehe er zu- siegelt/ so kan er noch allezeit zusehen/ ob irgends mit der Auffschrifft ein Jrrthum vorgangen sey oder nicht. Einige Kauffleute/ die mit Geschaͤfften uͤber- haͤuffet seyn/ pflegen daher auf der ersten Seite des Briefs/ unten oder oben im Winckel zur lincken Hand den Zunamen dessen zu schreiben/ an wel- chen der Brief gehoͤret/ damit sie solches nicht erst mit Durchlesung etlicher Zeilen/ untersuchen duͤrf- fen/ welches aber einem jungen Menschen/ wann er an eine vornehme Person schreibet/ nicht anstaͤn- dig seyn wuͤrde/ weil man von ihm weiß/ daß sei- ne Affai ren und Corresponden tz so groß noch nicht ist/ daß er eine solche Vorsorge sollte noͤthig ha- ben. Welcher Gestalt auch die weggehende Briefe muͤssen copi ret die ankommende aber uͤberschrie- ben werden/ solches ist aus den Handels- Correspon- denten/ und der taͤglichen Praxi bekannt. Die Bestellung der Briefe ist zwar aus grossen Contoir en denen Jungens befohlen/ doch wollte ich wohl/ wann manchmal an einem Brief viel gelegen/ als/ daß etwan noͤthige Ordres oder Wechsel-Brie- fe darinn enthalten/ daß der Handels-Diener sich P 4 selbst Caput IV. Von Wechseln und ꝛc. selbst aufmachte/ solche bestellte/ und dem Jungen nicht traute/ wie dann ohne dem ein treu-gesinnter Handels-Diener auf des Jungen sein Compor- tement, ob solches dem Handels- Patron zum Schaden oder Vortheil gereiche/ auch dem Jungen selbst nutzlich oderschaͤdlich sey/ ein wachendes Auge haben muß/ gleich wie diese hingegen/ wann sie raffini ret seyn/ auch nicht ermangeln werden/ des Dieners Conduite wohl in Obacht zu nehmen. Wann ein Reisender zu Uberbringung eines Briefes sich erbiethet/ so ist gleichwohl auch Vor- sichtigkeit zu gebrauchen/ ob gleich derselbe mit der geschwinden Post abreiset/ weil einige Leute nicht eben allezeit consideri ren/ was einem Kauffmann an schleuniger Bestellung seiner Briefe gelegen seye/ und dannenhero selbige nach ihrer Bequem- lichkeit abgeben/ welches aber vielmals/ sonderlich wann wichtige Dinge in einem solchen Brief ent- halten/ grossen Schaden zu verursachen pflegen. Ein mehrers was von dieser Materie des Briefschreibens gemeldet werden koͤnte/ ist so voll- koͤmmlich in unserm allezeit fertigen Handels- Cor- responden ten/ durch allerhand Materi en ange- fuͤhret/ daß es deßfalls keiner weitern Unterweisung bedarff/ daher wir nur alle und jede Handels-Ver- wandte und Liebhaber der Commerci en auf dieses nutzliche Buch nochmals wollen verwiesen haben. Caput Caput V. Auf was vor andere Wissen- schafften mehr/ welche ebenfalls zur Handlung dienen/ sich ein Kauffmanns-Die- ner/ bey muͤssigen Neben-Stunden applici ren koͤnne. N Achdem es heutiges Tags mit der Kauff- mannschafft ein gantz anderes Ansehen ge- wonnen/ als es vor diesem damit gehabt; als muß auch derjenige/ welcher derselben verwandt ist/ und sein Brod darbey zu verdienen ge- dencket/ schon eine mehrere Wissenschafft solcher Dinge besitzen/ welche nicht allein die Handlung kluͤglich und vorsichtig zu fuͤhren/ sondern auch in derselben sich einen guten Ruhm/ Liebe und Credit zu erwerben/ dann auch gegen die Anlaͤuffe zanck- sichtiger Leute sich und das Seinige wohl zu be- schuͤtzen/ dienen koͤnnen. Zu diesen letztern gehoͤret die Wissenschafft der Rechten/ welche/ wie noth- wendig sie einem Kauffmann wegen des Mei \& Tui, womit er stets umgehet/ sey/ kuͤnfftig in unserm ge- lehrten Kauffmann/ soll bewiesen werden; ausser dieser aber seynd wir gedacht/ noch viel andere Wis- senschafften/ welche demjenigen/ der solche besitzet/ auch ihren Nutzen bringen. Also wuͤrde ein Kauff- manns-Diener nicht uͤbel thun/ wann er sich bey muͤssigen Stunden auf die Geographiam, oder die P 5 Erd- Caput V. Erd-Beschreibung und die Land-Charten wohl zu verstehen/ legte; als: daß er erstlich die vier Welt- Theile/ und wie die See-Farth nach jeden derselben eingerichtet/ auch welches in allen diesen vier Welt- Theilen diejenige Laͤnder seyn/ welche wegen der Kauffmannschafft am meisten befahren werden/ sich bekannt machte/ worzu ihme dann insonderheit die Reiß-Beschreibungen trefflich zu statten kommen koͤnnen. Wie ich dann unterschiedliche Kauffmanns- Dieners gekannt/ welche sich die besten von solchen Reiß-Beschreibungen angeschafft/ selbige mit de- nen Land-Charten conferi ret/ und an statt Sonn- tags in liederlichen Sauff-Spiel- und verdaͤchtigen Compagnien zu gehen/ ihre Zeit in dergleichen nuͤtzlichen Buͤchern/ nach verrichtetem GOttes- Dienst wohl passi ret haben; in Ansehung/ daß zu- gleich die Handlung mit daraus erlernet/ einem Kauffmann aber/ der Plus Ultra und etwas weiter hinaus/ als auf den naͤchsten Jahr-Marckt geden- cket/ ein Vorschmack der See-Farth und Hand- lung in weite Laͤnder/ ingleichen eine ruͤhmliche Be- gierde sich und dem Vatterland zum Besten in der Handlung je laͤnger je mehr hervor zu thun/ gegeben wird. Naͤchst dieser General-Erkaͤnntniß der vier Welt-Theile/ haͤtten sie in Specie auf Europam und in solchen/ auf dessen vornehmste Reiche und Laͤnder zu reflecti ren/ selbiges ihren Zusammen-Hang und durch was vor Gelegenheit die Handlung zu Was- ser und Land von einem Reich in das andere gesche- he/ wohl zu consideri ren; ja sie koͤnten darinnen noch etwas weiter gehen/ und sich den Globum be- kannt machen/ auch ein weiniges daran wenden/ daß Muͤßige Nebenstunden zu applici ren. daß ihnen/ was die Polus- Hoͤhe/ die Longitudo und Latitudo, ein Clima, Zona und dergleichen sey/ gewiesen/ und etlicher massen der Nutzen davon erklaͤret wuͤrde. Wann nun solches ein Grosses zur Wissenschafft der Schiff-Farth beytragen kan/ viel aber auch an der Rechen-Kunst gelegen/ als wollte ich/ daß einige unsere Kauffmanns-Diener dieselbe ein wenig bes- ser excolirt en/ als sie biß anhero gethan. Jch will nicht sagen/ daß viel unter ihnen nicht sollten ein Stuͤck Waar/ wovon die Ele so und so theuer kommt/ zur Noth ausrechnen koͤnnen; in Wechseln haͤlt es schon etwas haͤrter/ und wird doch endlich so viel erlernet/ als etwan auf des Patrons seinem Contoir am gewoͤhnlichsten vorkommt; allein aus Curiosi taͤt/ und an statt muͤssiger Stunden/ in wei- tere/ und zur Geographie, Schiffarth/ Geome- trie und Stereometrie, (welche doch alle zur Kauff- mannschafft gehoͤren) hinein zu gehen/ da ist bey ei- nigen solcher Leuten altum Silentium, und wenig oder gar keine Begierde. Genug/ daß bey dem Boͤtt- ger ein Vaß/ bey dem Tischer eine Kiste bestellet/ von dem Schiffsbauer/ vor des Patrons Rechnung/ ein Schiff gebauet/ und der Diener/ ob die Arbeit gut von statten gehe/ hingeschicket werde/ worinn aber das Wein- Visi ren/ die Proportion der Vaͤsser und Schiffe/ der Kisten und Kasten bestehe/ davon lassen sich die guten Herren unbekuͤmmert/ gleich wanns eine Sache waͤre/ die der Handlung gantz nicht angienge. Naͤchst diesem/ wird auch das Erlernen fremb- der Sprachen unsern Teutschen Kauffmanns-Die- nern Caput V. nerñ recommandi ret/ und zwar einem jeden nach seines Orts Gelegenheit/ als denen die nahe bey Franckreich seyn/ die Frantzoͤsischen; anderen/ die Jtaliaͤnische/ denen Schlesiern und Preussen/ die Polnische/ denen Nieder-Saͤchsischen See- Staͤdten/ die Daͤnische/ Schwedische und Hollaͤn- dische-auch einigen die Moscowitische und Unteut- sche/ sonderlich die viel nach Chur- und Liefland zu handeln haben. Waͤre es/ daß ein solcher auch Fran- tzoͤsische und Jtaliaͤnische Sprachen mit lernen koͤnte/ so wuͤrde es ihme (sonderlich weil die See-Staͤdte grosse Commerci en nach Franckreich haben) nicht ohne Nutzen seyn; vor allem aber/ sollte es als gar etwas loͤbliches an einem Handels-Diener zu consideri ren seyn/ wann er (da er etwan in der Jugend aus Mangel der Mittel und Gelegenheit die Lateinische Sprache nicht gelernet) solche in sei- nen Dienst-Jahren annoch zu lernen sich angelegen seyn liesse; Dann wie elend stehet es nicht/ wann je- mand/ es sey im Discuri ren oder Schrifften/ einen Lateinischen Terminum noͤthig hat/ und solchen weder geschicklich hervorbringen/ noch schreiben kan. Wie will ein Kauffmann kuͤnfftig mit seinen Rechts- Process en zu recht kommen/ wann er nicht etwas vom Lateinischen verstehet? wodurch werden denen/ welche Frantzoͤsisch und Jtaliaͤnisch lernen wollen/ diese Sprachen leicht gemacht/ als weil sie einen gu- ten Anfang und Grund in der Lateinischen Sprach geleget haben/ ich weiß/ was rechtschaffene Kunst- und Tugend-liebende Gemuͤther/ unter denen Han- dels-Dienern seyn/ die werden mir hierinnen recht geben/ Idiot en und gemeine Gemuͤther aber an- stim- Muͤssige Nebenstunden zu applici ren. stimmen/ worzu wird mir diese Sprache noͤthig? was ich zu thun habe/ kan ich wohl im Teutschen ver- richten/ sed hoc, vox asini non hominis. Hiernaͤchst erachte ich/ das Zeichnen einem Kauffmanns-Diener noͤthig zu seyn/ angesehen viel- faͤltig dasselbe in Handlungen Nutzen schaffen kan/ es sey/ daß man in Manufactu ren neue Musters in- venti re/ und abzeichne/ die Structur eines Schif- fes abreise/ oder auch einen andern Kuͤnstler ein Mo- dell von Zierathen geben soll/ welches man etwan in der Handlung bey Kunst-Waaren anzubringen wuͤste/ zugeschweigen der angenehmen Zeitvertreib/ welche diese Kunst giebet/ die zumal auf Reisen und bey Seefarthen im Abzeichnen eines schoͤnen Pro- spects, einer See Kisten/ Havens oder einer Jn- sul wohl zu statten komme. So auch dabey ein Handels-Diener zur Me- chanic Lust haͤtte/ und mit solcher Arbeit (worzu man eben nicht allezeit einen Tischer haben kan) zu recht kommen koͤnnte/ wuͤrde er seinem Herꝛn viel- mals auch einen Gefallen erweisen/ sonderlich aber die Lust zu solcher Arbeit/ ihn kuͤnfftig bey Manu- factu ren/ und in der Invention, der darzu benoͤthig- ten Instrument en (als da seynd Weber-Stuͤhle/ Machi nen und anderer Werckzeuge) wohl zu stat- ten kommen/ und viel Geld ersparen. Wie ich denn absonderlich von einem jeden Kauffmanns-Diener gern sehen moͤchte/ daß derselbe bey seinen Handels- Wissenschafften/ auch zum wenigsten so viel in ei- ner Kunst oder Handwerck wuͤste/ zu welchen er/ (wann ihme das Gluͤck kuͤnfftig bey der Handlung den Ruͤcken kehren sollte) greiffen/ und sich und die Sei- Caput V. Seinigen ehrlich damit ernehren koͤnne; und gesetzt/ daß er solch Handwerck nicht aus dem Grund er- lernet/ koͤnte er sich doch (im Fall der Noth) leicht- lich darinn perfectioni ren/ und selbiges zu seinen Nutzen anwenden; also fliesset aus der Stereome- tria das Fundament des Vaßbindens. Haͤtte nun ein Kauff-Gesell bey Wein-Handlungen ausge- dienet/ so waͤre es ihm so viel leichter gewesen/ das Vaßbinden/ durch den taͤglichen Umgang mit zu erlernen. Bey Tuch-Handlungen/ schicket sich das Tuch oder Zeug machen/ weil ohne dem derjenige/ der solches wohl verstehet/ am besten von der Quali- taͤt eines Tuchs urtheilen kan. Das Strumpff-We- ben auf den Strumpff-Stuͤhlen ist ebenfalls bald gelernet/ und finden wir viel Kauff-Dieners/ wel- che etwan die Mittel nicht gehabt/ die in ihren Jun- gen-Jahren erlernte Handlung fortzusetzen/ daß sie zu dieser Profession des Struͤmpff-Webens hernach sich begeben/ und mit der Zeit grosse Verle- gers dariñen worden seyn. Bey dem Materiali sten- Kram/ erzeiget sich das Distilli ren/ Brandtwein- brennen/ gewisse Materialia und Composita zu machen/ welche allein zulaͤnglich seyn/ ihren Mann zu ernehren. Und was soll ich von der Farb-Kunst/ dem Lacci ren/ Spiegel-machen/ Leder-bereiten/ und dergleichen Dingen mehr (welche alle im Fall der Noth Brod schaffen koͤnnen) viel Ruͤhmens machen/ da die Sache selbst genug bekannt ist Die Music, ob sie wohl kein wesentlich Stuͤck/ zur Hand- lung gehoͤrig/ kan genennet werden/ so ist doch be- kannt/ wie mancher junger Mensch sich dadurch sehr beliebt gemacht/ und nicht selten dadurch in die Gunst Muͤßige Nebenstunden zu applici ren. Gunst solcher Leute gekommen/ welche hernach sein Gluͤck zu befoͤrdern/ sich haben angelegen seyn las- sen. Es ist aber bey selben und all dergleichen (mehr zur Ergoͤtzlichkeit als Nutzendienenden) Kuͤnsten zweyerley zu bemercken/ eines/ daß er mit solchen nicht zu viel Zeit verabsaͤume/ welche zu seinen Han- dels-Verrichtungen sonst ordentlich bestimmet ist. Zweytens/ daß er sich nicht durch solche/ sonderlich durch die Music, zur Uppigkeit (welche mehr rohen jungen Welt-Leuten/ als modest en Handels-Die- nern anstehet/ verleiten lasse. Wann er nun fast sei- nen eigenen Handel anzufangen gedencket/ und mit seines Herꝛn Verguͤnstigung etliche Stunden in der Wochen abkommen kan/ nicht etwan ein/ zwey oder drey Monat/ seinen Leib zu dressi ren/ und eine gute Manier im Gehen und Compliment en anzunehmen/ auf den Tantz-Boden gehen sollte/ er muͤste aber keine bestaͤndige Gewohnheit daraus machen/ oder so viel Zeit und Geld dran wenden/ als wann er kuͤnfftig selber Profession vom Tantz- Meister machen wollte; sondern wie dieses alles nur Neben-Wercke seyn/ also muß sein Haupt-Werck/ welches die Kauffmannschafft ist/ nicht darum aus den Augen gesetzet werden/ vielweniger muß er sich solcher Kleidung/ Exerciti en und Auffuͤhrung an- massen/ welche mehr Kriegs- und Edelleuten als Kauffleuten zustehet/ und ihme auf einmal sein Gluͤck und Credit ruini ren moͤchte; hingegen wird ihme die Modestie, und daß er allzeit nach Tugend und Weißheit strebe/ niemals gereuen/ zu welchem Ende er lieber mit vornehmern und geschicktern Leu- ten/ als er selbst ist/ als mit seines gleichen/ oder noch Caput V. noch geringern/ von denen er nichts Gutes sehen oder lernen kan/ umgehen muß. Jn Mangel dersel- ben aber/ muß er sich zu Haus und in seiner Kam- mer/ wann er Zeit uͤbrig hat/ auf das Lesen guter Buͤcher/ worzu wir insonderheit die obbemeldte Reiß-Beschreibungen/ samt einem guten Historien- Buch/ als etwan unser Teutsches Thnatrum der vier Monarchi en; in Handels-Sachen aber das Handels-Gericht/ Kauffmanns- Magazin, das Kunst-Natur- und Handels- Lexicon, den Han- dels- Corresponden ten/ und zur Nachricht/ was hin- und wieder in frembden Commerciis passi ret/ den Schwedischen/ Moscowitischen/ Historischen/ Brandenburgischen und Schlesischen Kauffmann; wegen Anrichtung neuer Manufactu ren aber/ un- ser neu-eroͤffnetes Manufactu ren-Haus und Boͤrse/ welches in dem dritten Theil des Ritter-Platz befindlich/ wollen recommandi ret haben; aus des Speranders sorgfaͤltigem Negocian ten/ Savarii seinem vollkommenen Kauffmann/ und so er schon etwas hoͤher gehen will/ aus D. Bechers Schriff- ten/ wie auch aus unserer Beschreibung der Mes- sen und Jahr-Maͤrckte/ in Specie aber/ von Ma- naufactu ren/ aus dem nutzlichen Tractat von Flachs und Hanff/ wie auch aus der nechstkuͤnfftig zu erwartenden Beschreibung der Seide und Wol- le/ und der aus diesen beyden Materialien en verfertig- ten Manufactu ren/ wird er schon so viel Zeit-Ver- treib und Lehren finden/ daß er aller andern nichts- wuͤrdigen Dinge und boͤsen Gesellschafften leichtlich wird vergessen koͤnnen. Wegen des Buchhaltens/ moͤchte ein fleißiger Han- Muͤßige Nebenstunden zu applici ren. Handels-Diener noch zu erinnern seyn/ daß solches ebenfalls einen gantzen Menschen erfordere/ und viel Curiosi taͤten in sich schliesse/ welche bey muͤßi- gen Stunden zur angenehmen Speculation Anlaß geben koͤnnen. So wolte ich auch/ daß ein geschickter Han- dels-Diener ein Liebhaber der Avis en waͤre/ und solche Post-taͤglich zu lesen/ keine Gelegenheit ver- absaͤumen solte/ es werden ihm dieselbe nicht allein den Verstand schaͤrffen und aufmuntern/ sondern auch zu vielen Handels- Speculationibus Anlaß geben; Sie schliessen viel Politica in sich/ welche denen Kauffleuten/ um ihre Handels- Messures darnach zu nehmen/ noͤthig seyn; man lernet da- durch einen guten Discurs in honett en Com- pagni en formi ren/ und distingui ret sich dadurch von andern/ welche nicht so viel Lust und Belieben haben/ auf dergleichen Publica die Zeit zu wen- den; sonderlich aber wird die Geographia bey sol- chen Avis en-lesen/ erst rechtschaffen excoli ret/ wann man das/ was darinnen an merckwuͤrdigen Begebenheiten vorkommt/ nach denen Oertern/ wo solche geschehen/ bemercket/ vornehmlich aber das Kommen und Abgehen der Schiffe sich aus denen Zeitungen wohl bekannt machet. Endlich so wolte ich auch einem geschickten Han- dels-Diener noch zum Beschluß diese Lehre erthei- len/ daß er sich fein offt bey denen Handwerckern in ihren Werck-Stuben umsehen/ sich derselben als einer Schul bedienen/ und in solcher lernen sol- te/ was vor Materialia, Ingredientia, Instru- menta, und Hand-Griffe darzu gehoͤrten/ biß ein Q Stuͤck Caput V. Stuͤck Waar zu einen perfect en Kauffmanns- Gut zubereitet worden. Er haͤtte dabey zu erler- nen ihre besondere Kunst-Woͤrter/ oder Terminos Technicos, dann auch die Maͤngel/ welchen man- chen Handwerckern in ihrer Arbeit ausgesetzet wer- den/ und was hingegen die Quali taͤten seyn/ wel- che in perfectes aus einer Manufactur gekomme- nes Kauffmanns-Gut an sich haben muͤsse. Dann so schreibet Savarii in seines vollkommenen Kauff- manns 14. 15. und 16. Capitel/ daß die Kauff- manns-Diener/ wann sie in Franckreich ihren eige- nen Handel anfangen/ und Principales werden wollen/ uͤber die Elen/ Maaß/ Pfund und Marck/ Gewicht/ wie auch uͤber die Eigenschafft einer Waar examini ret werden/ zu welchem Ende er in obangeregten Capiteln zu ihren Unterricht/ und zwar erstlich/ in dem 14ten von der Laͤnge und Brei- te allerley Waaren/ von Gold/ Silber/ und Seide/ mit Wollen/ Baumwollen/ und Garn vermischt/ handelt/ welcher Gestalt dieselbe nach denen Koͤnigl. Verordnungen de A. 1667. beschaffen seyn muͤsten. Jn dem 15ten Capitel handelt er von der Breite und Laͤnge aller Cameel-haarnen und wollenen Zeuge und Tuͤcher/ wie dieselbe so wohl in-als aus- serhalb Franckreich in denen Manufactur en gema- chet werden/ auch was man wegen der Quali taͤt solcher Waare nach der Koͤniglichen Verordnung zu observi ren habe. Ferner schreibet er/ sey in Acht zu nehmen/ daß der 30. Art. der Koͤnigl. Verordnung haben will/ daß hinfuͤhro kein wollener Zeug mehr von so ge- ringem Preiß/ wann er nicht eine halbe Parisische Elen Muͤßige Nebenstunden zu applici ren. Elen breit ist/ gemachet werden soll. Jn den 39. Art. wird befohlen/ daß alle Tuͤcher/ Sarge und andere Zeuge/ wann sie von der Walcke kom- men/ von den Geschwornen besichtiget/ und das Zeichen des Orts/ wo sie gemachet worden/ auch ob sie nach Jnhalt der Ordnung verfertiget wor- den/ mit angehaͤnget werden soll/ und was etwann dergleichen Anmerckungen mehr seyn moͤchten/ wel- che weitlaͤufftig bey bemeldtem Authore, vor- nehmlich aber in unserm mit nechsten zu erwarten- den Tractat von der Wolle und Seide/ und de- nen aus diesen beyden primis Materiis verfertig- ten Manufactur en zu ersehen seyn werden/ da ei- ne jede Art derselben/ nicht allein wie sie von An- fang her/ biß ein fertig Stuͤck Waar daraus ge- worden/ beschrieben/ sondern auch ein solcher Un- terricht in der Faͤrb-Kunst/ auf Wolle und Seide gegeben wird/ der in gewissen Saͤtzen vor Arcana (denen jenigen/ die mit dieser Kunst und Profession der Faͤrberey umgehen) passi ren kan. Caput VI. Wie sich ein Kauffmanns-Die- ner in seines Patrons Geschaͤfften auf Reisen zu verhalten/ und was er vor seine eigene Person dabey zu profiti ren/ und zu lernen habe. D Aß ein Kauffmanns-Diener zu allen Han- dels-Geschaͤfften (und also auch in seines Q 2 Patrons Caput VI. Patrons Angelegenheit/ Reisen in frembde Laͤn- der zu verrichten) sich muͤsse gebrauchen lassen/ solches ist schon mehrmahls/ und zwar unter an- dern auch darum/ angefuͤhret worden/ weil von demselben præsumi ret/ oder gleichsam zum Vor- aus gesetzet wird/ daß er nach vollbrachten sei- nen Jungen-Jahren nunmehro eine solche Fer- tigkeit in Handels-Wissenschafften erreichet ha- ben werde/ welche ihn in den Stand setzen koͤn- nen/ in allerhand Vorfaͤllen nuͤtzlich vor seinen Patron zu negocii ren/ und dessen Bestes bey al- len Gelegenheiten zu beobachten. Man verspricht sich schon von ihm/ daß er den Ein- und Verkauff der Waaren wohl verstehen/ mit Wechseln und Scriptur en umzugehen/ Schulden einzumahnen/ und allenfalls/ wie gegen boͤser Schuldener gericht- lich zu procedi ren sey/ wohl wissen werde. Da auch ein erwachsener Mensch bey seinen vollen Leibes- Kraͤfften die Jungens- und Jugend-Jahre nun- mehro abgeleget/ so kan es nicht fehlen/ der Ver- stand und das judicium muͤssen sich bey ihme auch aͤussern/ und sein Leib die Reiß- Fatiqu en zu ertra- gen/ auch vollkommen tuͤchtig und geschickt seyn/ daß also nichts mehr uͤbrig ist/ als unsern Handels- Diener/ in so weit er etwann zum erstenmahl in seines Patrons Geschaͤfften uͤber Land verreisen solte/ mit denen darzu benoͤthigten Anmerckungen und Lehren zu versehen/ welche ihm seine Reise so viel gluͤcklicher anzutretten/ und der ihme obliegen- den Schuldigkeit so viel besser ein Genuͤgen zu thun/ auch dabey seiner eigenen Person Vortheil zu schaffen/ nuͤtzlich und zutraͤglich seyn koͤnnen. Diesem Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. Diesem nach hat erstlich ein Kauffmanns-Die- ner/ welcher von seinem Patrono Geschaͤfften hal- ber in frembde Laͤnder verschicket wird/ zu beobach- ten das Land/ und den Ort/ wohin er reisen soll; Zweytens/ die Gelegenheit/ wie seine Reise dahin anzustellen/ und was vor Requisita darzu erfor- dert werden. Drittens/ die Verrichtung selbst/ um welcher willen er dahin verschicket wird. Die Personen/ mit welchen/ und wider welche er zu handeln/ die hierzu ihme von seinem Patrono er- theilte Instruction und mitgegebenen Subsidi en; und endlich/ was ihme seiner Person halber/ auf solcher Reise/ und an den Ort/ wo er hin destini- ret ist/ zustossen/ auch was zu seinem eigenen kuͤnff- tigen Vortheil und Belehrung dabey zu observi- ren noͤthig seyn moͤchte. Das erste/ nehmlich den Ort/ wohin er zu rei- sen verordnet ist/ betreffende/ ist solcher entweder ein naher/ oder ein entferneter/ ein bekannter/ oder unbekannter/ von gleicher oder ungleicher Sprach/ Sitten und Religion/ mit dem Ort seiner Woh- nung; Jtem/ ein kostbarer oder wohlfeiler/ gesun- der oder ungesunder Ort/ und was etwann mehr vor Betrachtungen dabey vorfallen moͤchten. Jst die Reise nicht ferne anzustellen/ so gehoͤret um so viel weniger Zuruͤstung zu derselben/ und kan auch leichtlich/ ja Post-taͤglich von dem Handels- Patron, was in dieser oder jener Sach zu thun oder zu las- sen sey/ Ordre eingeholet werden. Dahingegen/ wann die Reise nach ferneren Landen ihren Fortgang haben solte/ schon weit mehrere Zubereitungen/ und andere Instructiones, Q 3 als Caput VI. als in der Naͤhe erfordert werden; welches letztere auch seyn muß/ wann einem reisenden Handels- Diener/ das Land/ oder der Ort/ wo er hin verschi- cket wird/ unbekannt ist/ da dann allerdings/ so- wohl eine schrifftliche als muͤndliche Nachricht von der Beschaffenheit daselbst/ noͤthig seyn will. Jst die Sprach des Orts anders/ als hier/ wo der Ver- reisende zu Hauß gehoͤret/ so stehet zu bedencken/ ob er solche wohl wisse/ oder wie er allenfalls/ wann er keine Kaͤnntniß davon haͤtte/ dannoch nuͤtz- lich/ mit denen Einwohnern/ entweder durch Doll- metscher/ oder solche Factors, welche beyder Spra- chen kuͤndig seyn/ handeln moͤge; etwann auch eine solche Compagnie seiner eigenen Lands-Leute bey sich habe/ darunter einer oder der andere des Landes/ wohin sie Reisen/ ihre Sprache kuͤndig/ und ihn also zugleich mit aushelffen koͤnnen; Wie- wohl es gewisser-massen zimlich verdrießlich ist/ wann man durch Dollmetschers handeln/ und was diese einem vorsagen/ glauben muß. Daher wir nicht unbillig erinnern/ daß gemeiniglich die Kauffleute nach solchen Dienern trachten sollen/ welche dessel- bigen Landes Sprach/ wohin ihre Handlung am meisten gehet/ wohl verstehen/ und solche in ihren Jungen-Jahren allbereit gelernet haben. Die Sitten eines Lands betreffende/ unter welchen man auch die Gebraͤuche in der Handlung verstehet/ muß von solchen allen unser reisender Handels- Diener allbereit selbst eigene Kaͤnntniß/ oder zum wenigsten gute Instruction von seinem Handels- Patron/ oder anderen Leuten haben/ damit er sich nach solchen so viel besser richten/ und seine Sachen dar- Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. darnach anstellen koͤnne. Jst die Religion des frembden Lands oder Stadt von der Seinigen un- terschieden/ so werden ihm darzu die jenigen An- merckungen noͤthig thun/ welche wir hernach/ sei- ner eigenen Person halber/ ihme zu geben/ uns vor- genommen haben. Die Gelegenheit zu reisen/ ist entweder zu Wasser/ oder zu Land; jenes uͤber die See mit grossen oder kleinen Fahrzeugen/ bedeckten oder un- bedeckten Schiffen/ oder auch binnen Lands auf Stroͤmen und Fluͤssen. Dieses aber entweder zu Wagen oder zu Pferd/ worunter wir auch die Maul-Thiere und Esel/ derer man sich viel in Spanien und Jtalien/ wie auch die Cameele/ wel- che man in Asia/ bey denen sogenannten Caravanen gebraucht/ nicht wollen ausgeschlossen haben. Bey den Reisen/ die uͤber See verrichtet wer- den/ hat ein reisender Kauffmanns-Diener vor- nehmlich nach einen guten Schiffer und Schiff sich umzusehen/ sich auch mit benoͤthigten Reiß- Kleidern wohl zu versorgen/ und eine gute Provi- sion an Victuali en mit zu nehmen/ davon er unter- wegs zehren koͤnne/ und ist in solchem Fall allezeit besser/ etwas zu viel/ als zu wenig mit zu nehmen/ weil man auf denen See- und Wasser-Reisen den Tag seiner Uberkunfft nicht so genau wissen kan; man hat auch Gelegenheit/ mit den Schiffer/ wegen der Kost sich zu bedingen/ wie viel man entweder die Woche/ oder vor die gantze Reiß uͤber/ ihme geben soll/ wobey man aber zuweilen zimlich mit grober Schiffs-Kost/ nehmlich/ Stockfisch/ Gruͤtz/ und gesaltzen Fleisch vorlieb nehmen muß; waͤre Q 4 es Caput VI. es aber schon so bedungen/ so kan doch ein guter Flaschen-Keller mit Wein und Brandewein/ die rauhe See-Lufft/ und harte Schiffs-Kost zimlich corrigi ren/ und verdaulich machen; nicht weniger muß auch ein Reisender Præservativ- Artzney- Mittel/ item/ seinen eigenen Bett-Sack/ und was et- wann sonst zur See-Reise noͤthig thut/ bey sich fuͤhren/ auf alles aber wohl Achtung geben/ daß ihme nichts gestohlen werde. Allzu grosse Bequem- lichkeit werden wohl Handels-Diener/ welche bloß ihrer Herren Interesse in Absicht haben/ auf Rei- sen sich nicht machen koͤnnen/ weil sie mehr fort zu ei- len/ als auf der Strasse sich zu verweilen/ bedacht seyn muͤssen; Sonderlich hat man in denen See- Staͤdten/ und auf Wasser-Reisen/ wie auch in de- nen Morgen-Laͤndern/ bey denen Caravanen/ gar vielfaͤltig des Handels-Diener mit ihrer Herren ei- genen Schiffs-Gefaͤssen/ Geschirr und Wagen/ samt den Waaren fortgesandt werden/ damit sie nehmlich auf solche desto bessere Aufsicht haben koͤnnen/ bey welcher Gelegenheit ein Handels-Die- ner fruͤh und spaͤt alart und sorgfaͤltig seyn muß/ dasjenige wohl in Acht zu nehmen/ was ihme an- vertrauet worden; bald muß er sehen/ ob das Schiff Wasser schoͤpffe/ von welchem die unten- liegende Waaren schadhafft werden koͤnte; Ob Gesaͤsse/ in welchen fluͤßige Waaren enthalten/ zu lecken anfangen/ oder gar zu besorgen sey/ daß Boͤden und Reiffe aus und abspringen moͤchten: Vielmahls ist eine Waar zu sehr der Sonnen- Hitze/ oder auch dem Regen exponi ret; Vor See- und Strauch-Raͤubern nicht sicher/ dem Stuͤrmen und Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. und Ungewitter unterworffen; ungetreue Schiffer und Fuhrleute wollen auch ihren Zehenden davon haben/ und practici ren mehrmahl so viel ab/ als kaum an der Waar zu verdienen ist. Daß nun ein rechtschaffener Handels-Diener hierbey sorgfaͤltig und wachsam seyn muͤsse/ solches stehet leicht zu er- achten/ ja er muß in vielen Stuͤcken die Person seines Principalis præsenti ren/ und nachdem ein Casus vorkommt/ eine Resolution uͤber dieses oder jenes zu fassen wissen/ was er ihm an vortraͤglich- sten zu seyn erachten wird; sonderlich geschiehet sol- ches sehr offt in See-Sachen/ da in Sturm und Ungewitter beym Strandten und anderer Schiffs- Gefahr/ der Schiffer seine Passagiers und Be- frachters (wann deren einige auf dem Schiff vor- handen) zusammen fordert/ mit ihnen/ was bey gegenwaͤrtigem Zustand zu thun sey/ uͤberleget/ worauf dann nach denen meisten Stimmen die Resolution gefasset wird. Wann nun in der- gleichen Sachen ein Handels-Diener etwas von der Seefahrt/ wie auch von den See-Rechten und See-Gewohnheiten verstehet/ so kan er so viel leichter sich entschliessen/ und was zu thun oder zu lassen seyn moͤchte/ um so viel besser seine Rationes geben. Die Requisita, welche ein Handels-Diener/ der in seines Herren Verrichtung ausreiset/ haben muß/ seynd erstlich Geld/ so viel als zur Hin-und zu gewissen Zeiten/ auch zur Her-Reise noͤthig ist; Ferner muß ihm sein Herr die benoͤthigte Instru- ction, wornach er sich genau richten soll/ oder auch Charta Blanca (daß er freye Macht haben Q 5 soll/ Caput VI. soll/ in seines Principalis Angelegenheiten zu thun uñ zu lassen/ was er gut befinden wird) mit geben/ inglei- chen zulaͤngliche Recommendationes an solche Freunde/ die ihm in seinen Geschaͤfften mit Rath und That an die Hand gehen koͤnnen. Vor allen aber stehet zu præsumi ren/ daß ein Handels-Diener die Sache/ um welcher er ausgeschicket wird/ wol innen/ und darzu vor seiner Abreise die benoͤthigte Docu- menta, Schrifften und Beweiß/ originaliter, oder so es nicht noͤthig/ in vidimirt er Copey, ingleichen die Abrechnungen/ welche sein Herr mit seinen Cor- respondent en hat/ werde zusammen gesucht/ und uͤber das/ was er noch nicht gewust/ genugsame Nachricht eingezogen haben. Jch wolte hierbey rathen/ daß ein reisender Handels-Diener sich un- ter andern auch mit stets bey sich fuͤhrenden Feder/ Dinte und Papier/ wie auch Feuer-Zeug/ Schreib- Tafel/ Compaß und Circkel/ einem Perspectiv oder Fern-Glaß/ einer accurat en Land- oder See- Karte/ und nechst seiner Bibel und Gebet-Buch/ auch mit der Beschreibung des jenigen Landes oder Stadt/ wo er hin gedencket/ sonderlich deroselben Statutorum und Gesetze/ wie auch seiner Policey- Verfassung/ versehen solte/ damit er nicht unberei- tet/ und so zu sagen/ gantz Wild-frembd dahin kommen/ sondern schon einen Vorschmack desje- nigen/ was er daselbst zu fuͤrchten oder zu hoffen/ haben moͤge. Was nun solcher Gestalt an Unterricht und Recommendation sein Handels- Patron nicht moͤchte geben koͤnnen/ das muß er sich bemuͤhen/ von anderen Leuten zu erlangen/ und dannenhero unter- Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. unterwegs/ wann er honette und verstaͤndige Reiß-Gefaͤrten hat/ sich nicht scheuen/ von denen- selben uͤber ein und das andere Nachricht einzuzie- hen/ und was ihm an besten darunter anstehet/ sol- ches fleißig zu noti ren/ um sich dessen kuͤnfftig zu Nutz zu machen. Wir gehen aber weiter/ und besehen auch die Verrichtung selbst/ welche ein solcher ausgeschick- ter Handels-Diener vor seinen Herren haben mag. Solche bestehet nun: Entweder in Beziehung der Jahr-Maͤrckte/ zum Ein- oder Verkauff gewisser Waaren/ oder auch um Schulden einzu cassi ren/ mit einer Caga- son uͤber See zu gehen/ Hoͤfe zu besuchen/ Gelder einzuheben und auszuzahlen/ Contract en und Lie- ferungen zu schliessen/ und was etwann dergleichen Handels-Geschaͤffte mehr seyn moͤchten. Waͤre es nun/ daß er vor seinen Herrn die Messen und Jahr- Maͤrckt bauen/ und die Verrichtung gantz allein auf sich nehmen solte/ so durchlese er fleißig unsern Tractat von Messen und Jahr-Maͤrckten. Zum Ein- und Verkauff der Waaren aber/ das Neu- eroͤffnete Kauffmanns- Magazin, wie auch unsere Fragen uͤber die Kauffmannschafft. Wird ein Handels-Diener/ um Schulden ein- zu cassi ren/ von seinem Patron ausgesandt/ so halte er sich mit Rechnung und Beweiß parat, mit wel- chen er seine Schuld-Forderung justifici ren koͤn- ne/ alsdann erwehle er erst den Weg der Guͤte/ wie dann seine Instruction und Vollmacht meh- rentheils also lauten wird/ damit er nicht seinem Principali einige Ungelegenheit auf den Hals ziehe. Caput VI. ziehe. Will amicabilis Compositio und Transactio oder der guͤtliche Vergleich nicht statt finden/ so muß man freylich den Weg des Rechts ergreiffen/ und darum doch der Personen Freund/ und der Sachen Feind seyn; alles was er thut oder thun will/ muß er still und verschwiegen halten/ und son- derlich auf Reisen/ wohin er gedencket/ was seine Verrichtungen seyn/ an wem er addressi ret/ auch mit wem er zu thun hat; was er vor Geld/ Waa- ren/ oder Briefschafften bey sich fuͤhre; wie er seine Sache anzustellen gedencke/ und an wem er ad- dressi ret sey/ von solchen muß er niemand das ge- ringste offenbahren/ im Handel und Wandel sey er vorsichtig/ weil man allenthalben Betruges fin- det/ welche denen Frembden gerne was anhaben/ und sie uͤber den Toͤlpel werffen wollen. Jn diesen aber desto vorsichtiger zu gehen/ so heist es: Trau/ Schau/ Wem! Diejenige/ welche grosse Ver- traulichkeit mit einem solchen jungen Menschen ma- chen/ und sich gleichsam in seine Freundschafft drin- gen wollen/ die sind mehrentheils verdaͤchtig zu hal- ten; hingegen hat er der Recommendation, wel- che ihm sein Patron, oder andere ehrliche Leute mitgegeben/ mehr Glauben zuzustellen; nur fuͤhre er sich also auf/ daß/ wann er in die Frembd kommt/ er sich gleich in Estim und Hochachtung bey den- jenigen setze/ an welche ihn sein Patron recom- mandi ret oder gewiesen hat. Er nehme aber auch dessen Interesse in der Handlung wohl in Acht/ sehe zu/ daß er ihm keine boͤse Schulden mache/ nichts verwahrlose/ noch versaͤume/ sondern in allen Stuͤcken das jenige thun/ was zu dessen Avantage gerei- Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. gereichen kan. Er hazardi re auch nicht leichtlich et- was/ und setze nicht um etliche Reichsthaler ver- schwiegenen Zolls halber/ seines Herrn Guͤter in Gefahr/ auch im Einladen und Abschiffen derselben; Jm Abgeben der Wechsel-Gelder/ und verborgender Waaren/ will Vorsichtigkeit gebrauchet seyn/ daß man zusehe/ in was vor Schiffe/ oder an was vor Leute man solche Waaren und Gelder gebe. Alle Verrichtungen/ welche einem Diener in seines Herrn Hauß zukommen/ die muß er auch/ und noch vielmehr/ wann er allein/ und in der Frembd ist/ verrichten/ und selbige sich angelegen seyn lassen. Er muß die Waaren sorgfaͤltig warten und pfle- gen/ selbige wohl aus- und einzupacken wissen/ taͤg- lich sein Journal von dem Tag seiner Abreise an/ halten/ und darinn bemercken/ was er zu seines Herren Nutzen gethan und ausgerichtet habe. Es wird auch von ihm ein accurater Waaren- Scon- tro, Unkosten und Cassa- Buch/ bey seiner zu Hauß- kunfft uͤber die Waaren/ welche er mitgenommen/ anderwaͤrts eingekaufft/ wieder verkaufft/ ver- borgt/ und zuruͤck gesandt/ ingleichen uͤber die Zeh- rung/ und Handels-Unkosten/ die er gethan/ auch was er an baaren Handels-Geldern eingenom- men/ ausgegeben/ und wieder mit zuruͤck gebracht habe/ erfordert. Auch wird man ihn zur Rede stellen/ wie er dieses oder jenes Negocium tracti- ret habe/ warum er in diesem oder jenem Stuͤck es so/ und nicht anders angegriffen/ von seines Her- ren Instruction und mitgegebenem Memoriali ab- gegangen/ und demselben nicht in allen ein voll- kommenes Genuͤgen geleistet/ und was etwann der Ver- Caput VI. Verantwortungen mehr seyn moͤchten/ welche ein ausgeschickter Handels-Diener bey seiner zu Hauß- kunfft seinem Principali, seiner Verrichtung halber/ zu leisten schuldig seyn wird. Mehrere Remarques, die ein ausgeschickter Handels-Diener auf seinen Reisen in Obacht zu nehmen/ bestehen in folgenden: Daß er sich unter frembden Nation en/ und sonderlich unter anderen Religions- Verwandten im Reden wohl vorsehe/ sich weder gegen ihren Staat/ noch Religion nichts verfallen lasse/ welches ihm verfaͤnglich seyn/ und seiner Person/ und bey sich habenden Guͤtern zu Schaden gereichen koͤnte/ wie man es dann heuti- ges Tags einiger Orten gar genau deßfalls suchet/ und ohne langen Proceß mit der Straff und Exe- cution darhinter her ist/ woruͤber offt ein Princi- palis, weil er sich an seinen Diener nicht wieder er- holen kan/ den groͤsten Schaden leiden muß. So pfleget auch das Ein practici ren der Waaren/ um den Zoll zu erspahren/ uͤber lang oder kurtz gefaͤhr- lich abzulauffen/ also/ daß mit einmahl wieder be- zahlet werden muß/ was man an defraudir ten Zoll in vielen Jahren gewonnen zu haben ver- meynet. Vor allen sehe sich ein reisender Kauffmanns- Diener wohl vor/ daß er bey Krieg- und Pest-Zei- ten/ jederzeit mit aufrichtigen Paͤssen/ die er allen- falls eydlich beschwehren kan/ versehen sey/ und hal- te ich desfalls von Intrigu en und Practiqu en gar nichts/ weil mancher gar zu leicht ertappet wird/ und hernach die Lorrendreyerey theuer bezahlen muß; Dahero gute Recommendationes zu der- glei- Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. gleichen gefaͤhrlichen Zeiten so viel mehr Nutzen bringen/ weil diejenige/ an welche sie lauten/ allen- falls zutretten/ und unseren reisenden Handels- Diener/ wann er ja ihres Orts Anfechtung haben solte/ secundi ren koͤnnen/ indem sie von ihm wis- sen/ wohin er gehoͤre/ und von wannen er kom- me/ dannenhero auch so viel mehr sich vor ihn in- teressi ren werden. Daß man sich auch auf Reisen in denen Wirths- Haͤusern/ item/ auf denen Schiffen/ Posten und Land-Kutschen/ auch in anderen Gesellschafften/ welche man nicht kennet/ sich nicht sonderlich in Discurs einlasse/ solches stehet ebenfalls einem Han- dels-Diener allerdings zu rathen; hingegen mag er anderer Leute Discurs en fleißig zuhoͤren/ und ih- re Gemuͤther/ Wissenschafft und Geschicklichkeit/ wie auch ihre Staͤrcke und Schwaͤche/ auch wel- cher Religion und Profession jeder ergeben sey/ daraus erkennen lernen/ solches wird ihme nicht ohne Nutzen seyn/ sondern unter allen diesen Re- den wird sich zum wenigsten etwas finden/ welches er zur rechter Zeit wieder an Mann bringen kan. Jnfonderheit soll ein reisender Handels-Diener von der hohen Obrigkeit des Landes/ in welchem er sich befindet/ ingleichen von der herrschenden Re- ligion daselbst/ und von der Nation oder Einwoh- nern nicht uͤbel reden/ auch nicht alles/ was er ge- hoͤret/ beantworten/ und ob ihm gleich manchmahl etwas anzuͤgliches sollte zu Ohren geredet werden/ soll er doch thun/ als wann ers nicht gehoͤret/ und als wann es ihm nicht angienge. Wuͤrde aber doch auf ihn gedrungen/ seine Meynung von diesen oder jenen Caput VI. jenen zu eroͤffnen/ so kan er solches bescheidentlich thun/ damit niemand dadurch geruͤhret/ oder er in seinen Worten gefangen werde/ vielmehr kan er sich damit entschuldigen/ daß er Profession von der Kauffmannschafft mache/ und sich weiter um nichts bekuͤmmere; Er waͤre begierig darinnen/ noch taͤglich etwas mehres zu sehen und zu lernen; haͤtte von anderen Dingen keine Wissenschafft/ und wolte gerne den Ausspruch/ in dieser Sache/ erfahr- nen Leuten/ als er waͤre/ uͤberlassen. Und dieses waͤ- ren ungefehr die Lehren/ wie sich ein Kauffmanns- Diener in der Frembde/ und unter Leuten/ die er nicht kennet/ in Reden und Discuri ren/ in Acht neh- men muͤsse. Folget nun auch/ was er wegen der Spitz-Buben/ und solcher Leute/ die nur seinem Beutel nachstellen/ vor Vorsicht zu gebrauchen habe. Es sind aber solche Leute/ wie sie in der Hand- leitung zu wohl anstaͤndigen Sitten beschrieben werden/ dem Ansehen nach Menschen/ wie andere Leute/ und von denenselben weder durch gewisse Kleidung/ noch andere merckliche Kennzeichen un- terschieden. Jhr Thun aber ist/ daß sie sich von Be- triegerey ernehren/ weil sie entweder in ihrer Ju- gend nichts rechts gelernet/ damit sie sich ehrlich fortbringen koͤnten/ oder/ so sie ja etwas gelernet/ sich doch dabey in ein liederliches und unordentli- ches Wesen begeben haben/ und folglich zu keiner redlichen Arbeit sich mehr gebrauchen lassen wollen. Daher sie sich mit behenden Diebs-Griffen hin- helffen/ biß sie endlich daruͤber ertappt/ und mit dem Strick abgelohnet werden. Sie Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. Sie exerci ren aber ihre Dieberey und Diebs- Griffe/ folgender Gestalt: Erstlich mengen sie sich allenthalben unter andere Leute/ fuͤhren sich theils auf als Knecht und Diener/ theils als erbare Maͤnner in feiner ansehnlicher Kleidung/ daß man sie auch so gar von Stands-Personen/ erbaren Buͤrgern/ und Kauffleuten nicht unterscheiden kan. Solcher Gestalt gehen sie mit in die Wirths- Haͤuser und an solche Oerter/ wo unterschiedliche und ansehnliche Leute zusammen kommen/ und son- derlich etwas neues zu sehen und zu hoͤren ist; sie ge- ben auf alle Umstaͤnde genaue Acht/ begegnen jeder- man mit Freundlichkeit/ und Anbietung ihrer Dien- ste/ und begeben sich gern mit andern in einen Dis- cours, welchen sie meisterlich zu ihrem Vortheil fortzusetzen wissen/ biß sie ihre Gelegenheit absehen/ den andern zu betruͤgen/ und sein Geld samt dem uͤbrigen Gut ihn mit sonderbarer Manier abzuneh- men. Zu diesem Ende/ gehen sie nach wenigen Wort- Wechsel alsobald so bekandt und vertraͤulich mit demselben um/ als ob sie viel Jahr lang denselben wohlgekandt haͤtten/ dabey sie dann mancherley vor- bringen/ des Reisenden seine Gemuͤths-Bewegun- gen/ und andere Umstaͤnde voͤllig zu erkennen/ worin- ne sie ihme hernach am bequemsten beykommen moͤ- gen/ das nehmen sie vor die Hand. Jst er ein Liebhaber vom Spielen/ so haben sie sein Geld schon so gewiß/ als ob ers allbereit ihm zu- gezehlet haͤtte. Inclini ret er zur Hurerey/ so verschaf- fen sie ihm gleich die Mittel darzu/ dabey sie dann R am Caput VI. am besten die Gelegenheit ihm das Seinige zu be- rauben/ uͤberkommen. Fangen sie ihn in diesen beyden Stuͤcken nicht/ so wissen sie meisterlich etwas auf die Bahn zu brin- gen/ daß hier oder dar etwas sonderbares zu sehen sey; laͤßt er sich nun uͤberreden/ mit ihnen zu gehen/ so fuͤhren sie ihn an abgelegene Oerter der Stadt in ein solches Haus und Moͤrder-Grube/ in welchem der Wirht von ihrer Gesellschafft ist; daselbst wird abermal vom Spielen geredet/ will er noch nicht anbeissen/ so sauffen sie ihn entweder voll/ oder fan- gen unnuͤtze Haͤndel an/ und nehmen ihme unter sol- chem Tumult mit Gewalt das Geld ab/ geben ihnen noch wohl darzu eine Tracht Schlaͤge/ ja nehmen ihm/ bewandten Umstaͤnden nach/ wohl gar das Le- ben; die noch mit gantzer Haut von ihnen kommen/ muͤssen doch ihr Geld/ und was sie bey sich gehabt/ in Stich lassen/ dann nach dem dergleichen Gesind in einem solchen Haus eine Rauberey ausgeuͤbet/ und besorget/ es moͤchte auskommen/ meiden sie so bald dieselbe Herberge/ ziehen auch wohl gar/ nach Be- findung der Umstaͤnde/ in eine andere Stadt/ und setzen daselbst ihr Handwerck fort. Jndessen seynd sie doch gar leicht zu kennen/ dann ausser dem/ daß sie gemeiniglich den gantz Tag in denen vornehmsten Gassen und Plaͤtzen/ Herber- gen und Gast-Hoͤfen der Stadt/ sonderlich aber an der Boͤrse auf die Frembde lauren/ welche sie auch bald von den Einwohnern zu unterscheiden wissen/ so fuͤgen sie sich/ so bald sie einen von denselben erbli- cken/ daß er etwan stille stehet/ und ein Gebaͤu be- trachtet/ zu ihm/ und geben sich/ weil sie allerhand Spra- Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. Sprachen reden/ mit ihnen in Discurs, damit sie nur erstlich an ihn kommen moͤgen; ja sie reden sie von freyen Stuͤcken auf der Strassen an/ und bitten zum Schein um Erlaubniß/ daß er ihn anrede und be- fragte/ ob er aus diesem oder jenem Land waͤre; ihm beduͤnckte/ als wann er ihn daselbst gesehen haͤtte/ und so kommen sie nach und nach in Wort- Wechsel/ biß sie einen Frembden vertraͤulich ma- chen/ daß er sich tieffer mit ihnen einlaͤßt/ biß sie ihn endlich in ihre Stricke gefangen/ und er von ihnen wacker berupffet wird. Dann sie zeigen sich erstlich als Leute/ die einem in allen Angelegenheiten/ und zwar alsofort dienen koͤnnen; suchet jemand Kauffmanns-Waaren so versprechen sie ihm dieselbe aufs Beste und wohlfeile- ste zu lieffern; will er Gold aus- oder einwechseln/ darinn dienen sie gern um ein geringes/ ja wohl gar ohne alles Aufgeld; suchet jemand einen Diener/ so wissen sie den besten/ und geschicktesten Menschen; suchet jemand hingegen eine Herꝛschafft/ bey der er sich in Diensten begeben will/ so wissen sie gleichfalls Rath zu schaffen; will jemand reifen/ so koͤnnen sie ihm eine gantz wohlfeile und commode Gelegenheit vorschlagen; und so in tausend andern Dingen mehr/ die sie aus vieler Erfahrung der Person/ so sie vor sich haben/ bald ansehen und folglich ihre Frage darnach einrichten. Wenn aber nun ein Frembder mit ihnen nach dem Hause gehet/ da er seinen Zweck zu erreichen vermeinet: So ist der Herꝛ oder die Person/ so da- selbst gesuchet wird/ nicht daheim/ wird aber in kurtzer Zeit wiederkommen. Der Frembde R 2 wird Caput VI. wird freundlich ersuchet/ sich inzwischen niederzu- lassen. Dann kommt bald ein anderer von der Gesell- schafft herein gegangen/ als gantz frembd und unbe- kandt/ faͤnget entweder/ als vor sich selbst/ an zu reden/ oder simuli ret einen Affect, daruͤber der Er- ste ihm anredet: Und dann laufft der Discurs nach wenigem und von sonderbaren Zufaͤllen handelen- dem Wort-Wechsel aufs Spielen hinaus/ dabey dieser/ so den Frembden gefuͤhret hat/ gegen densel- ben gantz vertraulich thut/ spricht wohl/ ich habe das Spielen verredet/ wollte sonst jenem unvorsichtigen Menschen/ (der etwan die Charte fordert und dumm damit zu Wercke gehet/ auch wohl mit Du- caten pralet) sein Geld bald abgewinnen/ will aber der Herꝛ mit ihm spielen/ er wird gewiß gewin- nen. Laͤsset sich der Frembde dadurch noch nicht bere- den: So spricht dieser wohl/ ich will nur einmal fuͤr die lange Weile Charten nehmen; zeiget ihm dar- auf/ wie ihm dieselben so gluͤcklich fallen/ und er- mahnet ihn/ Geld beyzusetzen/ oder spricht gar/ ich will fuͤr ihm diß Stuͤck setzen; gewinnet darauf/ und heisset ihm das Gewonnene nehmen. Laͤsset sich dann der Frembde ins Spiel ein/ so wissen sie sein Gewinnen und Verspielen so meister- lich nach seiner Gemuͤths-Paßion untereinander zu mengen/ weil sie die Charte so wohl von aussen als von innen kennen/ daß er so lange anhaͤlt/ biß sein Geld weg ist/ und das gehet so viel leichter an/ weil der eine sich stellt/ als wann er des Frembden sein Freund Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. Freund waͤre/ und zum Schein wohl selber mit ver- spielet. Denen Spitzbuben sind nechst an die Seiten zu setzen/ das liederliche unzuͤchtige Hurenpack/ wel- ches viel reisende junge Leute um ihr Geld/ Gesund- heit/ Leben und Seeligkeit bringet. Dahero ein rei- sender Handels-Diener/ wohl mercken mag/ daß so lieb ihm sein zeitliches und ewiges Wohlseyn ist/ so sorgfaͤltig er sich vor demselben huͤten soll/ um so viel mehr/ als leichter es diesem losen Gesind ist/ ihn mit ihren Schmeicheleyen und glatten Worten/ wie auch anderen Anreitzungen/ zu verfuͤhren/ und je mehrere Freyheit und Gelegenheit diese finden/ einem jungen Menschen nachzugehen/ auch je weniger sich ein solcher aus Schuld der verderbten Natur vor dergleichen Personen huͤtet; da er vor Spitzbuben etwan noch wohl aus natuͤrlicher Liebe zur Erhal- tung des Seinigen sich vorsiehet/ nach dem er vor ihnen gewarnet ist. Es haͤlt sich aber dergleichen liederliches Ge- sinde gemeiniglich in engen Gaͤßgen und abgelege- nen Winckeln auf/ bey Abendzeit gehen sie unge- scheuet auf den Gassen/ und stellen ihre Huren- Netze auf/ ob sie jemand damit beruͤcken koͤnten. Auch selbst in vornehmen Gast-Hoͤfen ist man nicht versichert/ ob nicht diejenigen Personen/ so sich da- selbst in ansehnlicher Kleidung schauen lassen/ und als andere Gaͤste mit zur Tafel gehen/ solcher Art sind: Und kan man der Wirthe und Gesindes Re- den nicht allemal sicher glauben/ die auf eines Rei- senden geschehene Nachfrage/ selbiges vor vorneh- me frembde Damen ausgeben/ welche etwa ihre R 3 An- Caput VI. Anverwandte/ aus der oder jener Stadt allhier er- warten. Da nun solche Weibs-Personen ihrer seits zu foͤrderst auf das Geld eines jungen Menschens/ ihr Absehen haben/ mithin aber denselben in Leib- und Seelen-Verderben stuͤrtzen; als werden alle reisende Handels-Diener treulich gewarnet und ermahnet/ daß sie vor allen Dingen/ durch eine wahre Furcht GOttes/ sich gegen solche Reitzungen und Verfuͤh- rungen waffnen/ auch mit allem Fleiß die Oerter meiden/ da solch loß Gesindel sich aufhaͤlt oder ver- muthet wird. Sie sollen sich auch nit geluͤsten lassen/ aus Fuͤrwitz und etwan bloß in der Absicht in die sogenannte Spiel oder andere sogenannte Haͤuser zu gehen/ daß man davon nachzusagen wisse/ wann etwan einmal kuͤnfftig die Rede davon vorfallen sollte; dann solcher Fuͤrwitz hat manchen betrogen und in das Verderben gestuͤrtzet/ der es zuvor nicht gedacht. Sie sind nit alle mit dem verlohrnen Sohn wieder heim gekommen/ die sich seine Conversa- tion haben gefallen lassen. Die uͤbrige heilsame Lehren vor reisende Han- dels-Diener bestehen in folgenden. Wann eine unbekannte Person sich freundlich gegen dir erzeiget/ und gleichsam mit ihrer Dienst- ferigkeit sich zu dir noͤthiget/ so siehe dich in deinen Worten und Wercken wohl fuͤr/ und gieb acht/ was sie im Schild fuͤhre/ voraus huͤte dich/ daß du ihr so wenig dein Geld als deines Hertzens Gedancken vertraulich zeigest. Wann man auf der Reise jemand zum Freund/ den man sich vertrauen koͤnnte/ annehmen will/ so Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. so wird ein mehrerer Grund darzu erfordert/ als die Conversation, so man einige Zeit in Wirthshaͤu- sern und auf der Post miteinander gehabt/ und daß sich dieses oder jenes bekannten vornehmen Man- nes Sohn oder Anverwandten nennet; wann man keine andere Versicherung davon hat/ als seine ei- gene Erzehlung; auf welche man auch nicht nachre- den soll/ weil gar leicht jemand/ der solchem Zeugnisse trauete/ von jenem koͤnnte betrogen werden/ wann sich ein solcher faͤlschlich/ und mit der Intention, an- dere zu beruͤcken/ dafuͤr ausgegeben. Wie nicht ungewoͤhnlich ist/ daß Spitzbuben/ wenn sie in Wirthshaͤusern erfahren/ daß eines uͤberallbekand- ten Mannes Sohn eine Reise thue/ davon zu pro- fiti ren pflegen/ und sich wohl also nennen/ auch vor- angehen zu solchen Personen/ an welche sie vernom- men/ daß jener Addresse und Vollmacht habe/ Geld von ihnen aufzunehmen/ und solches in seinem Na- men verrichten; weshalben auch ein jeder Reisender mit dergleichen Reden insonderheit/ wo er seine Gelder heben solle/ wie nicht weniger/ wenn er je- des Orts besuche/ und wo er seinen Cofre in Ver- wahrung geben wolle/ an sich halten mag. Wenn ein solenn er Aufzug in einer Stadt geschiehet/ da viele Menschen zulauffen/ so siehe dich wohl vor/ denn das ist eine Gelegenheit/ dabey die Spitzbuben recht aufmercksam sind/ und dazu sie von andern Orten sich in grosser Anzahl mit ein- finden; weil sich bey so grosser Menge der Muͤhe verlohnet/ und wo viele Fische sind/ gewiß etliche ge- fangen werden. Wenn aber sonst ein Zusammen- Lauff vom Volck auf den Gassen entstehet: So R 4 blei- Caput VI. bleibe du lieber zuruͤck/ so wohl um anderer dabey besorgenden Gefahr/ als zufoͤrderst um der Spitz- buben willen. Gehe mit keinem unbekannten Menschen an ei- nen Ort/ dahin er dich fuͤhren will. Meide das Spielen/ und laß dich auf keine Weise dazu bewegen. Wenn von unbekannten Personen einer dem andern mit den Augen wincket/ oder etwas heim- lich ins Ohr saget/ da sey auf deiner Hut und gib wohl acht/ was vor Leute du um dich habest: Da sichs dann zwar zutragen kan/ daß dir auch bey ehrlichen Leuten wegen solches und andern Bezei- gens/ sorgliche Gedancken einkommen koͤnnen; doch ist es sicherer/ zehenmal ohne Noth sorgfaͤltig und vorsichtig zu seyn/ als einmal-betrogen zu wer- den. Habe nichts zu schaffen mit denen/ so sich zan- cken und streiten: Und wo du merckest/ daß es ei- gentlich darauf angefangen sey/ um dich mit in den Streit einzuwickeln. Z. E. wann ein boͤser Bube/ so von einer andern Nation waͤre/ mit seinen Came- raden/ so Teutsch redete/ stritte/ und dabey die Teutschen insgemein mit Schelt-Worten angriffe; so laß dich noch viel weniger mit ein. Wenn du einen Spitzbuben so weit kennen ler- nest/ daß du weist/ er habe einen von deinen Freun- den betrogen: So magst du wohl andere Bekann- te vor denselben warnen; gegen ihn selber aber/ so du ihm auf der Gasse begegnest/ oder ihn sonst in einer Gesellschafft antriffst/ laß dich nicht mercken/ daß du ihn fuͤr einen Spitzbuben haltest. Wenn Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. Wenn du nicht genugsam erkannt hast/ zu des- sen Conversation ziehe keinen von deinen Freun- den oder Bekandten: Denn wenn sie von ihm be- trogen werden/ bist du nicht Schuld daran/ weil sie auf deinen Credit ohne sorgfaͤltige Pruͤfung ihn vor bekannt angenommen haben. Wenn du einen guten Freund an einem Ort hast/ oder nur von jemanden dahin an seinen wohl- bekannten Freund Recommendation haben kanst/ so laß dir von solchen rathen/ wo du sicher logi ren koͤnnest; hast du aber bey spaͤter Ankunfft eine Her- berge nehmen muͤssen/ wie du sie gefunden/ und wie sie dir etwan von der Wache im Thor oder vom Po- stilion angewiesen worden; so erkundige dich den folgenden Tag bey deinen Freunde oder bey an- dern guten Leuten/ mit denen du bekannt wirst/ ob dein Logement sicher oder im uͤblen Ruff sey: Dann einige Herbergen sind vor andern/ wegen der Spitzbuben und andern Leichtfertigkeiten/ be- schryen. Jn Geld-Sachen brauche gute Vorsichtigkeit/ daß du z. E wenn guldene Muͤntzen einzuwechseln/ oder an jemand zu verwechseln sind/ denselben lieber in dein Logement kommen lassen/ als daß du mit ihn gehen solltest/ (es sey dann/ daß es ein wohlbe- nahmter und in einem unberuͤchtigen Haus wohnen- der Kauffmann oder Buͤrger sey/) also magst du dich auch huͤten/ daß du nicht von einer unbekann- ten oder wenig-versicherten Person ungeoͤffnete Geld-Beutel oder ungezehlt annehmest/ (wie sonst unter Kauffleuten/ die einander kennen/ nicht un- braͤuchlich ist) laß dich auch nicht von einem Betruͤ- R 5 ger Caput VI. ger beruͤcken/ darinn/ daß du dir (auf einen zur Hy- pothec gegebenen versiegelten Beutel- oder schwere Cofre ) Geld abschwatzen lassest. Du aber selber meide diesen Schein der Betruͤgerey/ nebst allen uͤbrigen/ so bißher von der Spitzbuben Weise und Manier erzehlet worden/ und verhalte dich in allen Stuͤcken/ wie einem verstaͤndigen/ aufrichtigen und sittsamen Menschen gebuͤhret. Gehe nicht auf den Gassen zur Abend-Zeit/ da dich nicht allein leichtfertig Weibs-Volck an sich locken/ sondern auch freche Kerl anfallen moͤchten: Als welche in Volck-reichen Staͤdten zu solcher Zeit auf Rauben und Morden auszugehen pflegen/ auch mit gedachtem Weibs-Volck ein Verstaͤndniß ha- ben/ daß/ nachdem diese einige auf den Gassen ge- fangen/ sie darzu kommen/ und dieselbe berauben/ auch wo sie sich zur Wehr stellen/ verwunden und toͤdten. Am Tage beschicke deine Geschaͤffte/ und am Abend zeichne in dein Journal, was du angemercket hast. Enge Gaͤßgen/ und wo ein schmahler Gang zu einer hinterwaͤrts stehenden Wohnung fuͤhret/ wie auch abgelegene Winckel/ magst du in einer solchen grossen und Volck-reichen Stadt auch wohl bey Tage meiden: Dann du wirst kaum etliche Schritte in engen Gaͤßgen thun koͤnnen/ da nicht jedesmal von neuen ein unzuͤchtig Gewerbe an dich gebracht wird; ja wohl erfahren muͤssen/ daß du beym Ro- cke ergriffen und gezogen wirst/ so/ daß fast noͤthig waͤre/ du schluͤgest dich durch/ welches aber durch- aus nicht rathsam/ indem die Bots-Knechte/ so an solchen geringen Orten zu wohnen pflegen/ samt denen Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. denen daselbst wanckenden Spitzbuben/ unter dem Schein deiner Gewaltthaͤtigkeit zu begegnen/ mit dem Messer in der Faust dir zu Halse lauffen/ und mit der besten Manier alles abnehmen. Diß freche Volck bedienet sich dieser Gaͤßgen/ als die Spinne ihres Gewebs/ (die Fliegen zu fan- gen) und wenn sie sehen/ daß unreine Voͤgel durch der Huren Lock Stimme gefangen werden/ so uͤber- fallen sie dieselben/ tracti ren sie unter dem Vor- wandt/ daß sie ihr Haus geschaͤndet/ aufs greulich- ste/ berauben sie ihres Guts/ und wo sie sich aufs ge- ringste dagegen regen/ auch des Lebens. Unterlaß dasjenige/ was GOtt zuwider ist/ und fuͤrchte dich vor der Suͤnde/ so wirst du dich vor den schrecklichen und unzehlichen Gefahren so Reisen- den vorkommen/ nicht fuͤrchten duͤrffen. Dann GOtt wird sie alle von dir abwenden/ dergestalt/ daß du sie grossen Theils nicht einmal wirst gewahr werden. Wo du sie aber in einigen Faͤllen siehest/ so wirst du doch Ursach haben/ GOtt zu preisen/ fuͤr die Errettung/ die er dir erzeigen wird/ indem er entweder boͤsen Menschen eine Hinderung in den Weg leget/ oder dir in die Gedancken kommen laͤßt/ was/ um der Gefahr zu entkommen/ vorzunehmen sey. Ferner muß auch ein reisender Kauffmanns- Diener ein wachsames Aug auf die Bagage haben/ sonderlich wann etwan sein Herꝛ mit ihm reisen soll- te/ und daß er unterwegs demselben an die Hand gehen/ und vor das Ab- und Aufpacken Sorge tra- gen muͤste/ daß davon nichts weder in den Gast- Hoͤfen/ noch unterwegs verlohren gehe. Weßhal- ben Caput VI. ben ein accurat er Handels-Diener ein Verzeich- niß aller Stuͤcke/ welche er und auch sein Herꝛ bey sich fuͤhren machen/ und selbige nach solcher Ver- zeichniß bey dem Aufpacken auf den Wagen zehlen/ auch jedes wohl verschlossen an seinen gewissen Ort setzen/ und was abfallen koͤnte/ bevestigen soll/ lie- ber mit einer Kette/ als mit einem Stricke/ deren Ende dann an ein Gelenck anzuschliessen; unter- wegs aber zuweilen darnach zu sehen/ und am Abend dieselben wieder vom Wagen ab/ und in die Kam- mer/ wo man schlaͤffet/ zu bringen seyn/ ob gleich der Wirth sprechen moͤchte/ daß sie in seinem Hofe sicher genug stuͤnden. Dahero dann auch auf Rei- sen gut ist/ daß man keine mehrere Bagage mit neh- me/ als die hoͤchst-noͤthig ist; sintemal viele/ obwohl gute und nuͤtzlich/ auch eines theils noͤthige Sachen/ dennoch denen Reisenden eine grosse Beschwehrung machen. Man muß selbige auch wohl sorti ren/ daß z. E die Nacht-Kleider besonders/ und was bey der Tafel oder beym Fruͤhstuͤcke moͤchte noͤthig seyn/ wieder besonders/ an seinem gewissen Ort gepacket/ und alles also geordnet werde/ daß nicht noͤthig sey/ in Herbergen bald diß/ bald ein ander Stuͤck der Bagage zu oͤffnen/ oder gar auszupacken/ um ein und anders zu suchen. Jm Fall aber etwas muß geoͤffnet werden/ so ist zu mercken/ daß man es nicht im Beyseyn des Wirths oder anderer Leute thue. Naͤchst dem ist bey Besorgung der Bagage/ noch dieser noͤthige Umstand zu mercken/ daß/ wenn man zu Wasser oder auch mit der Post an ei- nen Ort koͤmmt/ man nicht einen Schritt weit da- von Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. von gehe/ auch nachmals den Traͤger/ der dieselbe in die Herberge traͤget/ oder selbige auf andere Weise fortbringet/ vor (nicht hinter) sich her- gehen lasse/ und ihm auf dem Fuß folge/ damit er nicht mit den Waaren bey Seite gehe: im uͤbrigen muß man auch zuvor mit ihm abreden/ was er da- fuͤr haben solle; sintemal diß Volck an etlichen Or- ten gantz unbescheiden fordert/ nachdem es die Sa- che hingebracht/ und auf dem Fall der Wegerung grosse Insolenti en und Importuni taͤt auszuuͤben pfleget. Endlich wann man dieselben in dem Gast-Hof gebracht/ und in eine Kammer gesetzet/ da man sie unter der Mahlzeit/ oder wann man ausgehet/ al- lein lassen muß: So ist noͤthig zu untersuchen/ ob solche genug verwahret sey/ ob jemand durch Fen- ster oder Neben-Thuͤren/ welche auch bißweilen hin- ter den Tapeten/ oder in bemahlten oder bestriche- nen Waͤnden zu finden seyn/ einkommen koͤnne/ und wie das Schloß der Haupt-Thuͤre beschaffen sey; uͤber das muß man auch den Wirth fragen/ ob die Sache da zur Genuͤge gesichert sey/ und dessen Ver- sicherung daruͤber vernehmen. Es ist auch gut sich mit einigen Dingen/ die nicht viel Raum einnehmen/ und doch auf der Rei- se grossen Nutzen geben koͤnnen/ nach Nothdurfft wohl versehen. Also mit einem Bohrer und etliche Schrauben/ Anwuͤrff-samt einigen Vorleg- Schloͤssern: Die Kammer-Thuͤren/ so in geringen Herbergen weder Schloß noch Anwuͤrff haben; auch die Fenster/ durch welche jemand hinein stei- gen koͤnte/ damit zu verschliessen. Man mag auch/ wo Caput VI. wo es nicht sicher genug zu seyn scheinet/ die Kam- mer-Thuͤre beym Schlaffengehen von innen da- mit zuschliessen/ und wann sie aus den Hacken geho- ben werden kan/ dieselbe uͤber das noch mit einem andern Anwurffe an der Schwelle bevestigen. Hieher gehoͤret ein fertiges Feuerzeug uud Wachs- stock/ samt einer kleinen heimlichen Laterne/ sich de- ren bey naͤchtlichen Zufaͤllen/ (indem es sehr ge- faͤhrlich an unbekannten Oertern im Dunckeln zu ge- hen ist) auch in unsichern Herbergen/ wenn sich et- was reget/ und man einen Uberfall besorgen muß/ eilig und foͤrderlichst zu bedienen. Auf welchem letz- tern Fall auch gut ist/ die gantze Nacht durch Licht zu haben/ und zu dem Ende allezeit etwas von Wachs-Lichtern/ deren eines eine gantze Nacht durch brennen kan/ mit sich zu fuͤhren/ um ein sol- ches/ wo man etwas besorget/ so fort beym Schlaffenlegen anzuzuͤnden. Ein klein Reise-Apotheckgen/ nebst einem Un- terricht/ wie man sich bey allerhand Zufaͤllen zu ver- halten habe/ und welche Artzneyen man aus dem Apotheckgen gebrauchen moͤge/ dergleichen dann unterschiedliche gar bequeme in dem Haͤllischen Waysen-Haus biß zu 10. Reichsthl. das Stuͤck verkaufft werden/ ist auf Reisen auch sehr noͤthig/ indem man leicht einen Zufall bekommt/ und nicht aller Orten Artzneyen und Medicos antrifft/ auch die sich noch etwan finden moͤchten/ nicht kennet noch versichert ist/ ob sie das in der That seyn/ wo- fuͤr sie sich ausgeben; Zu geschweigen/ daß man hie und da einen elenden und verlassenen Menschen findet/ Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. findet/ oder einen guten Freund bey sich hat/ der offt mit ein wenig Artzney kan gerettet werden. Jngleichen fuͤhre man bey sich einen Compas/ als dessen Gebrauch auch zu Lande gute Dienste thun kan: Sonderlich/ wenn man sich gegen die Nacht in einem Walde also verirret/ daß man nicht mehr weiß/ ob die vorkommende Wege gegen Mor- gen oder Abend/ gegen Mittag/ oder Mitternacht gehen. Was man solcher Gestalt bey sich fuͤhret/ muß nicht zu tieff verpacket/ sondern wo moͤglich an einen solchen Ort geleget werden/ darzu man allezeit/ wann man es benoͤthiget ist/ gleich kommen koͤn- ne/ sonderlich soll man den Feuerzeug und Wachs- stock dergestalt bey der Hand haben/ daß man sol- chen gleich des Nachts in Finstern finden und ergreif- fen koͤnne. Wann ein Diener zu Pferd reiset/ muß er vor solches ja so grosse Vorsorge/ als vor sich selbst tra- gen/ damit es/ wann es des Tags uͤber seine Dien- ste redlich gethan/ des Nachts uͤber auch seine gute Ruh und Streu/ samt den benoͤthigten Futter haben moͤge; worzu dann ein Handels-Diener an den Orten/ wo kein Haus-Knecht zu finden/ selbst Hand anlegen/ und auch sonst/ welcher Gestalt der Haus-Knecht das Pferd warte/ Sorge tragen muß/ nach dem bekannten Sprichwort/ daß des Herꝛn Aug das Pferd fett mache. Jst sein Patron mit auf der Reiß und zwar zu Pferd begriffen/ so muß er/ der Diener/ so wohl vor sein des Patrons Pferd Sorge tragen/ daß zu rechter Zeit dasselbe versehen/ und das benoͤthigte auf- und abgepacket wer- Caput VI. werde/ wie er dann auch in solchem Fall/ einen Kammer-Diener abgeben/ und seinem Herꝛn/ wann es die Noth erfordert/ und solcher etwan ver- langet wird/ wuͤrde in Aus- und Ankleiden bedie- nen/ auch vor sein leinen Zeug und Kleidung/ son- derlich aber vor das Auf- und Abpacken Sorg tragen muß. Wer sich hierinn versaͤumet/ versaͤumet offt- mals die Post/ als welche ihre gesetzte Stunde haͤlt/ und nicht leicht auf jemand wartet; zu geschweigen/ daß man dadurch die Gelegenheit verabsaͤumet/ daß die Cofres und Fell-Eisen/ auf dem Post-Wagen an eine solche Stelle gepacket werden/ auf welcher sie sicher liegen/ und nit leicht verlohren werden koͤnnen. Wer zu Wagen faͤhret/ vor welche junge muthige Pferde gespannt seyn/ der gebe auf das Leit-Seil wohl Acht/ sonderlich wann der Kutscher absteiget/ daß man solches gleich ergreiffe/ im Fall/ daß etwan die Pferde in Abwesenheit des Kutschers sollten scheu und laͤuffig gemacht werden; Dann wann man bey solchem Zufall des Leit-Seils sich nicht be- maͤchtiget haͤtte/ wuͤrde man in grosse Gefahr lauffen/ zumal/ wann es in unebenem Weg/ oder auf einem jaͤhen Abfall seyn sollte/ da man leichtlich stuͤrtzen und zu Schaden kommen koͤnte; wer auch auf solchen Wegen zu Wagen fahren muß/ der thut besser/ daß er an gefaͤhrlichen Oertern absteiget/ als daß er durch seine Verwegenheit seine Hertzhafftigkeit erweisen/ und daruͤber an seinem Leib und Glied- massen Schaden leiden wollte. Es ist auch eines Reisenden seine Hurtigkeit/ darinnen sonderlich zu beweisen/ daß er des Nachts nicht schlaffe und auch den Postillion nicht schlaffen lasse/ Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. lasse/ weil er ihn sonst leicht umwerffen/ oder er/ der Passagier, selbst durch einen entgegen kommen- den Strauch oder Ast heßlich sich in seinem Gesicht schimpffiret/ im Schlaff unter das Rad fallen/ und so gar den Arm oder Bein zerbrechen moͤchte. Alles/ was der Handels-Diener unterweges ausgiebt/ muß er fleißig auf noti ren/ damit er Rechnung und reliqua zu seiner Zeit davon præ- sti ren koͤnne. Je weniger ein Handels-Diener mit unbe- kandten Leuten/ die mit ihm auf der Post sitzen/ re- den kan/ je besser wird es vor ihm seyn; weil schwei- gen noch niemand/ aber wohl das viele Plaudern/ geschadet hat. Waͤre es/ daß der Handels-Diener gleiches Post-Geld und gleiche Zehrung in denen Wirths- Haͤusern mit andern vornehmen Leuten/ die mit ihm in Compagnie seyn/ bezahlen muͤste/ so soll er doch darum keinen Vorsitz begehren/ sondern de- muͤthig/ hoͤflich/ und complaisant seyn/ weil sol- ches Gunst erweckt/ und offtermahls eine kleine Hoͤflichkeit/ die zu rechter Zeit angebracht worden/ ein grosses Freundschaffts-Erzeigen wieder nach sich zu ziehen pfleget. Er sehe auch zu/ daß von andern Kauffleuten/ die etwann mit ihm auf dem Weg seyn/ seines Herrn Handels- Arcana, und warum er von ihm aus- und abgeschickt worden/ ihme nicht abgefraget werden; weil es sich sonst gar offt zu- traͤgt/ daß wann ein Diener in diesem Stuͤck nicht hinter dem Berg haͤlt/ andere ihn zuvor kommen/ die Profi ten vor dem Maule wegfischen/ oder ihm in dem/ was er etwann zu seines Herrn Dien- S sten Caput VI. sten haͤtte verrichten sollen/ heimliche Hindernuͤssen machen. Allzu splendide auf Reisen zu leben/ und sei- nem Leib so guͤtlich thun wollen/ als man etwann zu Hauß hat haben koͤnnen/ solches stehet einem Handels-Diener nicht an/ noch weniger sich lie- derlich unterwegs aufzufuͤhren; mit unzuͤchtigen Personen gemein/ oder sich in der Compagnie, in welcher man reiset/ zum Narren zu machen/ weil solches der Ehre eines Kauffmanns-Dieners/ und dem Respect seines Herrn zuwieder laufft; wer mit Nutzen reisen will/ der findet ohne dem schon ge- nug uͤber seine Reise/ und deren Entzweck zu spe- culi ren/ daß man frembder Narren-Possen gar wohl dabey vergessen kan. Es seynd aber die vornehmste Betrachtungen und Speculationes eines reisenden Handels-Die- ners/ in so weit dieselbe auch ihm und sein kuͤnffti- ges Gluͤck angehen/ kuͤrtzlich diese: Daß er sich erstlich das Land und die Staͤdte/ welches er durchreiset/ und wohin seine Verrich- tung destini ret ist/ wohl bekannt mache; insonder- heit dasjenige/ was seine Profession, nehmlich die Commercia angehet. Jn welchen er erstlich zu be- trachten haͤtte/ die Natur-Gaben desselbigen Lan- des/ was es fuͤr Fruͤchte/ Kraͤuter und Gewaͤchse aus der Erden hervor bringe/ wie solche hernach ein Stuͤck des Landes seiner Handlung machen/ und auch von denen Einwohnern zu Manufactu- ren gebrauchet werden. Er haͤtte ferner dabey zu bedencken/ was es hingegen an Waaren und Ma- nufact uren/ aus solchen vegetabilibus nicht haͤt- te/ Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. te/ und welches ihme dannenhero aus andern Laͤn- dern muͤste zugefuͤhret werden. Nach diesen wen- det er sich zu dem Regno animali, um aus solchem zu bemercken/ was selbiges dem Land vor Waa- ren und Manufactur en ausgebe/ und welche ihm hergegen in solchen wieder mangeln/ und also auch mit denen Minerali en/ ob Bergwercke daselbst zu finden/ auch welche Ertze am meisten darinnen ge- wonnen/ und wie selbige wieder roh oder verarbei- tet/ genutzet werden. Was des Lands Muͤntzen anbelanget/ verste- het sichs ohne dem/ daß ein kluger und Lehr-begie- riger Handels-Diener/ sich dieselbe ihrem aͤusserli- chen und innerlichen Werth nach/ wohl bekannt machen muͤsse/ es sey/ daß er nach diesem selbst ei- nen Handel damit anstellen/ und (wie ehmahls mit dem Schwedischen Kupffer-Geld/ oder Mosco- witischen Copecken geschehen/ und noch heutiges Tags mit einigen Polnischen Muͤntz-Sorten ge- schiehet) selbige aufkauffen/ und heimlich aus dem Lande fuͤhren/ oder ihren dermahligen aͤusserlichen Materialischen/ oder Affections- Handels- und Wechsel-Preiß nach/ Wechsel darinn nach seinen Vaterland (oder auch auf auslaͤndische Oerter sei- nes Principal en Ordre gemaͤß) schliessen wolte/ woraus klar erhellet/ wie nothwendig die Kaͤnnt- niß der Gelder eines solchen Landes oder Stadt/ und die Wissenschafft selbiger Reduction, auch welcher Gestalt darinnen gehandelt und gewech- selt werde/ ihme sey. Nechst diesen macht er sich auch des Landes Handlung eigentlich bekannt/ was vor Exportan- S 2 da Caput VI. da und Importanda in demselbigen zu finden/ wel- che von beyden die andern uͤbertreffen/ worinn der Einwohner ihre meiste Nahrung bestehe/ mit wel- chen Laͤndern und Staͤdten sie in grosser oder mit- telmaͤßiger Handlung begriffen/ was sie selber noch unter sich zu ihres Handels Aufnahm verlangeten/ und was sie vor Hindernissen angegeben/ die der- selben in Weg stehen solten. Er haͤtte auch zu consideri ren ihre See-Haͤ- ven und Land-Frachten/ die Arten des Transports der Waaren/ wie hoch die Frachten von einem Ort zum andern seyn/ ob solche des gantzen Jahrs durch gleich/ oder zu einer Zeit hoͤher/ als zur an- dern/ was man præmie von denen Assecuranz en bezahle; Ob die Stadt oder das Land ein eigenes Handels-Gericht habe/ oder vor was vor einen Richter die ordentliche Kauffmanns Streitigkeiten angebracht und entschieden werden; Ob gedruck- te Statuta, oder nur wohl hergebrachte Gewohn- heiten/ denen Kauffmaͤnnischen Actionibus ihre Maaß und Graͤntzen setzten. Welches die vornehmsten Banquiers, Gros- siers, Kauffleut/ Kraͤmer und Manufactuers seyn/ wie ihre Contoirs beschaffen/ und in was vor Re- nommée und Credit dieselbige stehen/ wobey er sel- ber auf solcher Leute ihren Humeur, Verstand/ und Erfahrenheit sehen/ und unvermerckt Nach- richt davon einziehen muß; ingleichen muß er selber suchen/ wann er gleich nichts mit ihnen/ seines Principals wegen/ zu thun haͤtte/ sich mit ihnen bekannt/ und ihrer Conversation und Gesellschafft theilhafftig zu machen/ weil ihme solches eines theils darzu Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. darzu dienen kan/ daß er seine Person dadurch selbst zu kuͤnfftigen Anfang seines eigenen Handels bekannt und beliebt machen/ anders theils auch seinen Handels- Patron neue Kundtschafft und Corresponden tz/ etwann auch nuͤtzliche Commis- siones erwerben kan. Er dencke aber nur nicht/ daß er hierinn an einem frembden Ort reussi ren werde/ wann er sich nicht darnach auffuͤhret/ et- wann in ein schlecht und verdaͤchtig Wirths-Hauß einleget/ mehr Kauffmanns-Bursch und Jungens/ als Kauffleut selbst frequenti ret/ und sich von ih- nen in ihren Gelachen/ wie Handwercks-Bursch mit ihres gleichen zu thun pflegen/ tracti ren laͤst; dann das wird man gleich gewahr/ und haben klu- ge Kauffleute des Orts schon ihre Kundschafft und Aufmerckers/ mit wem ein solcher angekommener frembder Kauff-Gesell/ Compagnie halte/ wie er seines Herrn Geschaͤfften abwarte/ und was er sonst in der Frembd/ vor ein Leben und Wandel fuͤhre. Solches alles erfahren sie gar bald/ geben auch wol/ wann er sich nicht zu gut auffuͤhret/ aus eigener Be- wegung seinem Herrn einen Nachrichts-Winck da- von/ oder es hat ein solcher Herr selbst/ (wie es dann auch allerdings loͤblich und noͤthig ist) schon unter der Hand Ordre und Vollmacht gegeben/ daß man auf seines gesandten Dieners Verhalten fleißig inquiri ren/ von Zeit zu Zeit ihme dem Prin- cipali davon Nachricht ertheilen/ auch im Fall ers zu grob machte/ die Commissiones, Waaren und Gelder/ die er in Haͤnden hat/ Krafft habender heimlichen Vollmacht/ von ihn abnehmen/ und ihn/ um Rechnung dafuͤr abzustatten/ wieder nach Hauß S 3 schi- Caput VI. schicken solte/ oder/ so er dieser Ordre zu pari ren/ sich weigerte/ so lautet schon die Vollmacht/ ihn zu arresti ren/ biß auf weitern Bescheid. Thut also ein Handels-Diener weit besser/ wann er sich gleich Anfangs bey seiner Ankunfft an einem frembden Ort/ zu vornehmen Kauffleuten haͤlt/ sich nicht uͤber Kauffmanns-Stand praͤchtig in Kleidern auffuͤhret/ von der Handlung selber kluͤglich zu discuri ren/ und dergestalt sich zu insi- nui ren weiß/ daß sie ein Belieben tragen/ ihn in ihre Gesellschafften und Collegia, worinnen schoͤne Handels- Discurse vorgehen/ mitzunehmen/ und wann er selbst geschickt ist/ und Erfahrung hat/ ihme wohl gar die Mittel/ eine gute Heyrath des- selben Orts zu verschaffen/ oder seinen eigenen Han- del mit Vortheil anzurichten/ anweisen/ welches sie nicht thun wuͤrden/ wann er/ wie gemeldt/ eine an- dere Conduite, als diejenige ist/ die ihm hier vor- geschrieben worden/ fuͤhren wuͤrde. So bald ein Handels-Diener an Ort und Stelle/ da er hin gesandt worden/ anlanget/ muß er so gleich das Dic, Cur Hic? oder die Ursach/ warum er dahin gekommen/ wohl erwegen/ und wann er seine Waaren von Wagen oder Schif gebracht/ selbige/ samt seiner Person/ an Ort und Stelle/ wo sie hin gehoͤren/ einquartiret/ und alles dabey gethan/ was ihm dabey zu thun/ obgele- gen; so muß er alsdann ferner seines Herrn ihme mitgegebenen Instruction genaue nachleben/ da- mit er Punct vor Punct in solcher vollziehe/ was ihme zu thun/ schrifftliche und auch muͤndliche Or- dre gegeben worden. Es findet hierbey die Kauff- maͤnni- Wie sich einer auf Reiseu zu verhalten. maͤnnische Regul statt: Folg Ordre, und thu gut. Das ist: kluͤgle nicht selbst in deinem Kopff uͤber dei- nes Handels- Patrons Befehl/ sondern gedencke/ daß er schon werde gewust haben/ warum er je- nes so/ und nicht anders befohlen habe; Wiewohl auch mancher Kauffmann seinem Handels-Diener/ wann er sich auf dessen Treu und Verstand ver- lassen kan/ un limitir te Ordre zuweilen zu geben pfleget/ daß er diese oder jene Sache/ nach seinem Gutduncken thun und tracti ren soll/ welches dann vielmahls auch nicht anders seyn kan/ zumahl in steigenden und fallenden Wechsel- Cours und Waaren-Preissen/ auch/ nachdem die Handlung sich schlecht oder gut anlaͤßt/ viel oder wenig Kaͤuf- fers vorhanden/ neue Obrigkeitliche Befehle/ seiter dem/ daß der Diener abgesandt/ publici ret wor- den/ auch hier oder dar nicht mehr res integra, und was etwann sonst der Vorfaͤlle und Umstaͤn- de mehr seyn moͤchten/ welche eine allzu accurate Ordre nicht zulassen wollen; Hingegen sehe sich auch bey so gestalten Sachen ein Kauffmanns- Diener wohl vor/ weil er/ wann er etwas muth- willig oder vorsetzlich thun oder lassen solte/ des- falls de Omissis \& Commissis bey seiner zu Hauß- kunfft von seinem Patron koͤnte belanget werden/ wie wir solches in dem Capitel von dem Recht der Kauffmanns-Diener/ mit mehrern anzeigen wer- den. Endlich hat auch ein Kauffmanns-Diener/ der in seines Herrn Verrichtungen versandt wird/ die Unkosten/ so viel als moͤglich/ zu menagi ren/ was er heut verrichten kan/ und verrichtet werden muß/ S 4 sol- Caput VI. solches muß er nicht auf den morgenden Tag verschieben; Seines Herrn Ehr/ Respect und Cre- dit, muß er allenthalben in Acht nehmen; Nicht vor sich mehr/ als vor seinen Herrn negotii ren; Er muß genaue Kundschafft von seiner Correspon- den ten Thun und Lassen einziehen; und wie weit sein Patron dabey sicher sey oder nicht/ wohl er- waͤgen; Jm Einkauffen der Waaren sey er vorsich- tig/ daß er solche aus der ersten Hand im guten Preiß/ von der besten Quali taͤt/ und von der rech- ten Sorte/ die sein Principal haben muß/ bekom- me; Solche auch zu rechter Zeit/ mit sicherer Gele- genheit/ und in billiger Fracht wieder absende; die Verkauff-Waaren wohl sorti re/ und zu gutem Ansehen bringe; nicht an boͤse Leute/ welche schlech- te Bezahlers seyn/ damit gerathe/ und sich in Ba- ratto oder Tausch/ den er trifft/ nicht betriegen lasse. Wann er Schulden einfordern soll/ muß sol- ches mit Bescheidenheit in der Guͤte/ oder des Orts Ordnung nach/ gerichtlich/ solcher Gestalt gesuchet werden/ daß er erstlich mit ehrlichen Leuten/ an welche er addressi ret oder recommandi ret wor- den/ daruͤber zu Rath gehe/ wie die Sache am kuͤrtzten/ und mit den wenigsten Unkosten/ als es seyn kan/ koͤnne angefangen/ und fortgetrieben wer- den; Was vor Advocat en desfalls die besten seyn/ und was etwann sonst/ die Sache zu beschleuni- gen/ muͤsse vorgenommen werden. Wie aber hier- zu vielmahls gerichtliche Vollmachten noͤthig seyn/ als sehe vor allen ein auszusendender Kauffmanns- Diener dahin/ daß dergleichen Documenta au- then- Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. thentica ihme von seinem Patrono mit gegeben werden/ damit er nicht in Ermanglung solcher auf- gezogen/ erst sich/ von Hauß aus/ damit muͤsse ver- sehen/ und folglich neue Termine ansetzen lassen. Jm Fall/ daß auch mit denen Correspondent en Rechnungen abzuthun waͤren/ und man alle die Beylagen/ die dazu gehoͤren/ nicht bey der Hand haben solte/ so kan ja hieraus abermahl nichts an- ders/ als ein so viel laͤngeres liegen/ und mehrere Unkosten erfolgen/ welcher aller man uͤberhoben gewesen waͤre/ wann man sich zu Hauß vor der Abreise mit denen darzu benoͤthigten Documentis, Briefschafften und Extract en/ wohl versehen haͤtte. Jn Abgeben der Wechsel-Gelder sey auch ein Kauffmanns-Diener in der Frembde so viel sorg- faͤltiger/ weil er nicht wissen kan/ wie etwann der Nehmer/ mit welchem er zu thun hat/ beschaffen seyn moͤchte/ und ist dieses Gelder- disponi ren wohl das kitzlichste/ was einem Handels-Diener auf sei- nen auslaͤndischen Verrichtungen vorfallen moͤch- te/ zumahl da in einigen Reichen/ Laͤndern und Staͤdten/ baares Geld auszufuͤhren/ nicht zugelas- sen ist; Jndessen aber auch keine genugsame oder benoͤthigte Waaren sich præsenti ren/ welche man vor die erhobene Gelder einthun koͤnte. Bey so ge- stalten Sachen ist wohl der beste Rath/ man lebe um so viel genauer des Patrons Ordre nach/ und halte sich an dem dorten wohnenden Factor oder Kauffmann/ an den man addressi ret ist/ stelle die Sache mit demselben im Rath/ und erwehle her- nach dasjenige/ wobey am wenigsten Schaden und S 5 Gefahr/ Caput VI. Gefahr/ ob gleich etwas geringer Nutzen zu ge- warten. So viel als ein Kauffmanns-Diener/ der vor seinen Patron in frembden Laͤndern lieget und ne- gotii ret/ Zeit uͤbrig hat/ so viel wende er auf die Erlernung desselben Land-Sprache/ und dessen Handlung sich bekannt zu machen. Jst es eine See-Stadt/ so kan er sich die See-Handlung/ Gewohnheiten und Gebraͤuche/ so viel besser im- primi ren/ auch was er taͤglich an der Boͤrß siehet und hoͤret/ seinem Patron bey Zeiten avisi ren/ ob etwann derselbe bey einem und andern seinen Nu- tzen geschaffet/ wissen wolte. Ein ordentlich Copier- und Tag-Buch zu halten/ muß nebst andern Scri- ptur en sich ein Kauffmanns-Diener in der Frembd auch recommandi ret seyn lassen/ damit er auch hieraus kuͤnfftig seinem Patrono Red- und Ant- wort geben koͤnne. Vor allen wolte ich es loben/ wann ein Kauff- manns-Diener so curieux und Lehr-begierig waͤre/ daß er alles/ was ihm nur merckwuͤrdiges/ es sey in Handels-Policey- Justi tz- oder Politic- Sachen/ zu sehen und zu hoͤren vorkaͤme/ in so weit es zuge- lassen waͤre/ aufzeichnete/ um kuͤnfftig einen guten Nutzen davon zu machen; wie man dann sonder- lich dergleichen Collectanea von Kauffleuts-Die- nern zusammen getragen/ schon im Druck liegend hat. Und was seynd etliche Reiß-Beschreibung anders/ als solcher Leut ihre Notata, welche sich hernach in vielen Stuͤcken mit guten Nutzen auf die Handlung applici ren lassen. Waͤre es auch/ daß unser curieus er Handels-Diener etwann eine wohl- Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. wohleingerichtete Manufactur der Orten vor sich faͤnde/ koͤnte er solche heimlich oder oͤffentlich abzu- sehen/ und folglich bey seiner zu Haußkunfft selbige in seines Patrons Hauß/ oder zu seinen eigenen Nutzen zu pflantzen/ sich angelegen seyn lassen. Welcher Gestalt ein/ nach wohl zuruck gelegter Reiß-Verrichtung wieder gluͤcklich zu Hauß gekom- mener Handels-Diener seinem Herꝛn Rechnung und Reliqua præsti ren/ ein rechtes Journal und Buch- halterischen Extract, uͤber eingenommene und aus- gegebene Gelder/ eingekauffte und verkauffte Waaren/ ꝛc. samt richtiger Bilan tz darlegen/ und solches alsdann insgesamt denen Haupt-Handels- Buͤchern einverleibet werden muͤsse; Solches ist aus unserm Tractat von Messen und Jahr- Maͤrckten zu ersehen. Caput VII. Wie ein Kauffmanns-Diener zu Hauß/ und vorñehmlich auf Rei- sen/ seiner Gesundheit wahrnehmen/ und wann dieselbige einigen Anstoß gelitten/ solche durch diensame/ und zum Theil leichtlich auf der Reiß und auch zu Hauß zu bekommende Hauß-Mittel wieder herstellen/ sonderlich aber/ wann er an infi- cir ten Orten sich aufhalten muͤsse/ sich vor der Pest præservi ren soll. E S seynd junge Leute so wenig als die alte vor dem Todt sicher/ und taͤglich vielerhand Kranck- Caput VII. Kranckheiten und gefaͤhrlichen Zufaͤllen/ sonderlich aber die Reisende/ unterworffen. Dann bald kom- men sie aus einem hitzigen Climate in ein kaltes/ und aus einem kalten wieder in ein hitziges; des ei- nen sein Magen ist zu harten/ des andern zum wei- chen Speisen gewohnt. Also ist jenes Jtaliaͤnischen Medici seine Anmerckung bekannt/ unter dessen Hand ein an Fieber kranck-liegender Westphaͤlin- ger/ als solcher ein Stuͤck rohen Specks gegessen/ wieder gesund worden; Ein Jtaliaͤner aber/ deme hierauf gedachter Medicus vor das Fieber ein glei- ches Recipe verschrieben/ davon gestorben/ wor- auf er in sein Tag-Buch angezeichnet: Speck ist einem Westphaͤlinger gut vor das Fieber/ aber ein Jtaliaͤner stirbt davon. Zuweilen bekommt man solche Getraͤncke/ die ebenfalls eine grosse Beschwe- rung in dem Leib verursachen. Man reiset unwissend durch solche Oerter/ welche nicht allzu reiner Lufft/ seyn/ oder man Iogi ret in Wirths-Haͤusern/ in welchen die Betten von unreinen Menschen der- gestalt angestecket worden/ daß ein gesunder Mensch so bald nicht darinn erwarmet/ als er schon eine boͤse Seuche an dem Hals hat/ und was kan manchen Menschen durch eckelhafftige/ suͤchtige/ ungesunde/ und unverdauliche Speisen nicht leicht- lich vor ein Fieber/ ingleichen durch hitziges Ge- traͤnck/ unreiffes Obst/ vor eine hitzige Kranckheit/ rothe Ruhr/ und dergleichen zustossen. Mancher bekommt einen Liebes-Trunck/ oder auch auf eine andere Art/ von unzuͤchtigen Personen/ so viel in und an seinem Leib/ daß er sein Lebtage daran zu curi ren hat. Viele sauffen und fressen sich kranck/ wann Wie die Gesundheit zu verwahren. wann sie nehmlich in beyden keine Maaß zu halten wissen. Etliche stuͤrtzen mit dem Pferd/ werden ge- faͤhrlich mit den Wagen umgeworffen/ von boͤsen Leuten verwundet/ oder kommen auf andere Wei- se zu Schaden. Zorn/ Eifer/ Alteration, Furcht und Schrecken/ welche man auf Reisen offt ausste- hen und erfahren muß/ thun das ihrige auch da- bey/ und jagen manchem eine Kranckheit in die Glieder/ die ihn uͤber Vermuthen ins Grab befoͤr- dert/ oder doch lang bettlaͤgerig haͤlt/ welches so viel unbequemer/ kostbarer und verdrießlicher ist/ als ein Reisender in der Frembd seine Pfleg- und Wartung/ und auch die dazu benoͤthigte Unkosten nicht haben kan/ oder doch mit Verdruß wegen der Versaͤumniß/ die ihm zu Hauß bevorstehet/ der Cur abwarten muß. Wie aber viel Menschen an denen ihnen zu- stossenden Kranckheiten und Unfaͤllen mehrentheils selbst Ursacher seyn/ und sich gleichsam muthwillig in Ungluͤck stuͤrtzen/ als sollen sich dieses um so viel mehr unsere reisende Handels-Diener eine War- nung seyn lassen/ daß sie der ungezaͤhmten und luͤ- sterenden Jugend in dem/ was so wohl ihrer Seel/ als ihrem Leib Schaden thun kan/ den Zuͤ- gel so leicht nicht schiessen lassen/ sondern vorher pruͤfen/ was ihnen wohl anstaͤndig/ und ihrer Ge- sundheit zutraͤglich sey/ damit sie/ wann sie das Ge- gentheil thaͤten/ nicht dem Artzt daruͤber in die Haͤnde fallen duͤrfften. Es wird aber desfalls ein jeder reisender Han- dels-Diener sein selbst eigenes bestes beobachten/ wann er nechst der Furcht GOttes/ und daß er sich Caput VII. sich vor der Suͤnde/ wie vor einer Schlange huͤtet/ unter andern auch eine gute Diæt haͤlt/ maͤßig in Essen und Trincken ist/ seinen Magen nicht zu ungebuͤhr- lich mit Speiß und Tranck uͤberfuͤllet/ oder demsel- ben solche Speisen giebet/ welche ihm zuwider und nicht zutraͤglich seyn/ wie dann auch nicht allezeit dasjenige/ was dem Mund und der Zunge wohl schmecket/ dem Leib gesund/ sondern vielmehr schaͤd- lich ist/ sonderlich wenn man jehlings aus einem Climate in ein anders kommet/ dessen Lufft/ Tem- perament, Speiß/ Fruͤchte/ Wasser und Lands- Art man nicht gewohnet ist/ welches vielfaͤltig de- nen Frembden eine Kranckheit/ wie etwann die See-Duͤnste und Schiffs-Bewegungen (denen/ die zum erstenmahl auf der See fahren) ein Bre- chen zu verursachen pfleget. Je maͤßiger nun bey solcher Veraͤnderung der Leib gehalten wird/ je bes- ser es vor demselben ist; ja es werden viel Kranck- heiten durch Arbeit und Hunger vertrieben. Wie dann viel Leute zu finden/ welche durch einen Tag und Nacht fasten/ manche Kranckheiten gehoben haben/ und ist es allezeit besser/ dem Appetit nicht allezeit voͤllig ein Genuͤgen zu thun/ als daß man sich uͤberfluͤßig anfuͤllen/ und dadurch eine Kranck- heit zuziehen wolle. Rathsam ist es auch/ in fremb- den Laͤndern/ deren Speiß man nicht gewohnt ist/ sich nach und nach darzu zu gewoͤhnen/ auch wenn es die Gelegenheit zulassen will/ sonderlich wann man uͤber See reiset/ einen guten Flaschen-Keller/ und wohl-versehenen Speise-Korb mit sich zu fuͤh- ren/ zu welchen man im Fall der Noth greiffen/ und sich daraus unterhalten koͤnne/ biß man der fremb- Wie die Gesundheit zu verwahren. frembden Speisen etwas besser gewohnet wird. Wann auch die Schiffers zuweilen an Oertern/ da sie ihre Anckers fallen lassen/ ans Land fahren/ um Erfrischungen zu holen/ so kan man zugleich dieser Gelegenheit sich mit bedienen/ oder auch Geld mit- schicken/ vor welches frische Provision koͤnne ein- gekauffet werden. Ob nun wohl solches auf Land- Reisen/ da man taͤglich in frische Wirths-Haͤuser kommt/ nicht noͤthig ist/ sich auch auf solchen grosse und schwere Bagage nicht mit fuͤhren laͤßt/ so las- sen sich doch die vielerhand Biere/ sonderlich aber die noch gantz frisch/ welche leicht Blehungen ver- ursachen/ gar wohl mit einer geschabten Muscaten- Nuß/ oder daß man geroͤstetes Rocken-Brod dar- ein leget/ corrigi ren/ und trinckbar machen; die hitzigen Weine aber koͤnnen mit Wasser dilui ret/ und milde gemachet werden; bey dicker und nebli- cher Lufft/ ist ein Trunck Brandewein mit geroͤste- tem Brod auch sehr dienlich; So kommt auch so wol des Morgens nuͤchtern/ als auch sonst des Tages uͤber/ eine Pfeiffe Toback sehr wohl zu statten/ da- hero sich diejenige/ welche viel in kalten Laͤndern und zur See reisen/ denselben vor allen angewoͤh- nen sollen. Das beste ist in dem Kauffmanns- Stand/ bey welchen viel Reisens vorfaͤllt/ daß man von Jugend auf nicht allzu zaͤrtlich gewohnet sey/ sondern die Eltern bey Zeiten ihre Kinder/ die dermaleins in der Frembd ihr Brod suchen muͤs- sen/ zu Hitz und Frost/ wie auch allerhand Fati- qu en und Speisen zu vertragen/ angewoͤhnen. Jm Fall auch/ daß ein reisender Kauffmanns-Diener sich selbst ein Stuͤck Essen zurichten koͤnte/ wuͤrde ihm Caput VII. ihm solches desto bequemer fallen. Frisch gesottene Eyer/ welche man allenthalben auf denen Land- Reisen haben kan/ seynd allemahl am sichersten; da auch ein Reisender eine Mixtur von getruckne- ter Weinraute/ Salbey/ und Citronen-Schalen/ alles klein pulverisi ret/ in einer Schachtel bey sich fuͤhret/ und des Morgens etwas davon auf But- ter-Brod gestreuet/ essen/ hierauf einen Schluck Wachholder-Brandewein trincken solte/ wuͤrde ihm solches nicht allein bey ungesunder Lufft/ sondern auch bey schaͤdlichen Speisen gar wohl zu statten kommen/ nach dem bekandten Sprichwort: Sal- via \& Ruta faciunt Tibi Pocula tuta. Ein Glaͤß- gen Elixir proprietatis bey sich gefuͤhret/ und da- von/ wann etwann der Magen verdorben worden/ 40. biß 50. Tropffen eingenommen/ solches staͤrcket auch trefflich den Magen/ und erwecket neuen Ap- petit. Ein jeder/ welcher sich durch Gehen oder Rei- ten erhitzet hat/ huͤte sich auch/ daß er nicht jaͤhlings einen starcken kalten Trunck darauf thue/ weil sol- ches/ wo nicht den Todt/ doch unfehlbar eine schwe- re Kranckheit nach sich ziehet/ und dem Menschen dergestalt zurichten kan/ daß er sich sein Lebtag da- mit schleppen muß/ und niemahls wieder recht zu Kraͤfften kommt. Das Erkaͤlten auf Reisen ist auch sehr gefaͤhr- lich/ und ziehet Haupt-Weh/ Husten und Fluͤsse nach sich; dahero ein jeder Reisender sich wohl mit guten Kleidern versehen/ und wie warm er auch in solchen werden moͤchte/ sich doch nicht gleich ent- bloͤsen/ sondern nach und nach abkuͤhlen muß/ da- mit er der Natur nicht auf einmahl zu viel Gewalt anthun/ Wie die Gesundheit zu verwahren. aufthue/ und sich dadurch in unwiderbringlichen Schaden setze. Haͤtte jemand eine so penetrante Kaͤlte ausgestanden/ daß er auch an seinen Gliedern dadurch Schaden gelitten/ so wollen einige/ daß man solche erfrohrne Gliedmassen in eiskaltes Was- ser setzen/ oder auch mit Schnee starck reiben soll/ damit also Kaͤlt durch Kaͤlte vertrieben/ und folglich der Frost desto eher ausgezogen werde. Bessere Mittel aber seynd folgende: Man schmiere das erfrohrne Glied/ ehe es noch aufbricht/ offtmals mit starcken Brandtwein uͤber den Kohlen/ oder schneide gefrohrne Ruͤben in Stuͤ- cken/ und binde sie auf die Fuß-Sohlen/ wiederho- le solches etlichemal/ so ziehet es den Frost aus; am allerbesten aber ist befunden worden/ wann man ei- ne gute Hand voll altes Schmeer/ oder ungesaltzen Schweine-Fett nimmt/ solches zergehen laͤßt/ Wai- tzen-Mehl darunter mischet/ ein Pflaster daraus machet/ und solches uͤberschlaͤgt. Item nehmet Brennesseln samt dem Saamen/ siedet solchen im alten Baum-Oel/ und beschmieret damit die Haͤnd/ Fuͤß oder Nasen/ so wird man nicht leicht Frost oder Kaͤlt daran verspuͤren Waͤre je- mand/ von seinen erfrohrnen Gliedern/ die Kaͤlte hin- ein zum Hertzen geschlagen/ so muß man ihm The- riac und Brandtwein zu trincken geben/ damit das Hertz præservi ret werde. Jm Fall/ daß auch je- mand von der kalten Lufft und ungestuͤmmen Win- den/ Saussen und Braussen der Ohren bekommen haͤtte/ so koͤnte er eine Zwibel mit Kuͤmmel in der Asche braten/ den Safft heraus druͤcken/ und sol- chen ins Ohr floͤssen; oder man leget ein Saͤckgen T mit Caput VII. mit warmen Sand auf das saussende Ohr/ so wird es augenblicklich helffen. Waͤre jemand durch die Erkaͤltung fluͤßig wor- den/ so lasse man ihn nur fleißig an gantzen Gewuͤrtz- Negelein riechen/ so wird solches die Kaͤlte ver- treiben. Husten welcher von Erkaͤltung gekommen/ wird solcher Gestalt curi ret: Man nimmt guten Brandtwein/ zuͤndet ihn an/ und thut so viel Zucker darzu/ daß es bey nah ein Syrup wird/ hierauf mi- schet man noch ein wenig gestossenen Jngwer darun- ter/ und trincket solches aus/ oder man nehme ei- nen Loͤffel voll suͤsses Mandel-Oel und trincke es aus/ so wird solches den Husten ohnfehlbar ver- treiben. Vor die rothe Ruhr. W Eil es sich auch vielmal zutraͤgt/ daß ein Kauff- manns-Diener bey einer Armee oder an sol- chen Oerten sich aufhalten muß/ woselbst die rothe Ruhr oder Durchlauff grassi ret/ als kan man sich von derselben durch folgende schlechte Haus-Mittel/ nechst GOttes Huͤlffe/ leicht curi ren. Nimm gan- tzes weisses Wax/ zerlasse es in warmer Rind- fleisch-Bruͤh; oder nimm drey Loͤffel voll geschmol- tzen Hammel-Fett von denen Nieren/ und trinck es warm aus/ es stillet gleich die rothe Ruhr. Jnsgemein kommt dieses Ubel von dem Essen vieler roher Fruͤchte her/ in welchen junge Leute sich offt nicht zu maͤssigen wissen/ sonderlich in Jtalien und in Ungarn/ wie man dann gar traurige Exem- pel Wie die Gesundheit zu verwahren. pel hat/ so nun jemand dergleichen Fruͤchte zu viel gegessen/ und der Durchlauff sich anzumelden be- ginnet/ so trinck er einen guten Trunck Wermuth- Wein/ aͤusserlich kan man den Leib mit Muscate oder Wermuth/ ingleichen mit Kuͤmmel-Oel schmie- ren und guten Theriac, so mit Terra Sigillata und gepulverter Muscaten-Nuß vermenget ist/ als ein Pflaster auflegen; oder man kan eine Rinde von Brod roͤsten/ und selbige/ nachdem sie mit gepul- verter Muscaten-Nuß bestreuet/ auch mit Krau- semuͤntzen-Wasser besprenget worden/ uͤber den Magen legen; so lang der Durchlauff anhaͤlt/ soll man den Patien ten nicht viel zu essen geben/ und zwar nur leichte Speisen/ als junges und gebrate- nes Fleisch/ ingleichen Brey/ von Reiß und Hirse; an statt des Trancks/ welcher gleichfalls wenig/ und absonderlich warm seyn soll/ kan man Bier/ (welches auch nicht zu alt noch zu neu seyn muß/) nehmen/ und in selbiges gebrandtes Brod und Pulver von Muscaten-Nuß werffen. Haͤtte das Ubel sehr uͤber hand genommen/ wel- ches man beobachtet/ wann der Patient offt zu Stuhl geht/ Reissen- und Weh-Tagen um den Na- bel spuͤret/ die Stuhlgaͤnge mit Schleim oder Blut und Eyter vermenget/ anfaͤnglich schwartz oder gruͤn seyn/ auch ein Brechen und Delirium, oder Aber- witz/ sich dabey findet/ und die Clystire nicht mehr anschlagen wollen/ so ist der Tod nicht ferne; ja die Wassersucht und der Brand in den Gedaͤrmen zei- gen an/ daß der Patient den Tod fast schon im Ra- chen stecke/ um selbigen nun noch daraus zu erretten/ so muß man vor allem dahin sehen/ wie die scharffe T 2 Thei- Caput VII. Theilgen/ welche entweder mit dem Gebluͤt oder mit der Gall in die Gedaͤrme gefuͤhret worden/ moͤ- gen gelindert und von ihrer Schaͤrffe befreyet wer- den/ solches aber geschiehet nicht mit Purgiren/ sondern mit Gifft-treibenden Huͤlffs-Mitteln/ der- gleichen seynd Theriac, Diascord. Fracastorii, ge- brannt Hirsch-Horn/ Terra sigillata, Armenischer Bolus, rothe Corallen/ Unicornu fossile, Ebur sine igne præparatum, Tinctura Bezoardica und dergleichen/ welche nach Belieben des Patient en auf unterschiedliche Weise koͤnnen gerichet werden/ als etwan in einem Pulver/ folgender Gestalt/ alle 6. Stund in einem Loͤffel mit rothem Wein und Zimmet-Wasser einzunehmen: Nimm Cornu Cervi sine igne præparati, rothe præparir te Corallen/ Armenischen Bolum, unicornu fossi- le, jedes einen halben Scrupel/ Muscaten-Oel 5. Tropffen; item, nimm præparir tes Hirsch-Horn/ Tormentill-Wurtz/ Croci Martis adstring eines jeden ein Scrupel/ Throchisc. de Carabe, eines jeden einen halben Scrupel/ mache alles zu Pulver/ und nimm davon eine Messer-Spitzen; oder nimm zum oͤfftern ein Quintlein Tormentill- Wurtz/ und ein Quint Terræ Sigillatæ im warmen Bier ein/ an statt des Trancks/ welcher maͤßig seyn soll/ kan man ungesaltzene Huͤner-Suppen trincken/ oder Milch/ in welcher Rinden von Eichbaͤumen und Zimmet gekochet werden; oder man kan fol- genden Tranck ansetzen: nimm gefeilt Hirsch-Horn/ Scorzon ere-Wurtzel ein jedes 1 Loht/ Tormentill u. Hirsch-Zungen-Wurtz jedes ½ Loth/ Fenchel und Anis-Saamen/ eines jeden 1. Quintlein/ koche es in Was- Wie die Gesundheit zu verwahren. Wasser/ in welchem etlichmal ein gluͤend Eisen ab- geloͤschet worden. Das Bauch-Krimmen oder Colica P fleget Reisenden auch offt anzustossen; es kommt solches her/ Theils von ungesunden Speisen/ Theils von den scharffen und sauren Saͤfften/ so auch aus der grossen Druͤsse/ und an denen kleinen Druͤßlein in die Gedaͤrme ausgeleeret worden; in des Gekroͤses Nerven aber/ werden sel- bige mit denen Seelen-Geistern/ nachdem sie von dem Gebluͤt in das Hirn eingesencket worden/ ge- fuͤhret. Die Cur muß so wol bey anhaltenden Schmertzen als ausser denselben angestellet werden; jene/ damit der Schmertz moͤge gestillet; diese/ damit die Ursach dessen moͤge beyseits geraͤumet werden. Das erste geschiehet durch folgende Mittel: nimm Krausemuͤn- tzen-Wasser/ Wasser von Pomerantzen Schalen ei- nes jeden 6. Loth/ Zimmet-Wasser 1. Loth/ Bibergeil- Essentz 1. Quintlein/ Tinctur. Anodyna. 50 Tropf- fen/ Klapper-Rosen-Safft 1. Loth/ vermenge es und gieb den Patient en offt einen Loͤffel voll davon; oder nimm eine Hand voll gemeine Camillen-Blu- men/ koche es in Krausemuͤntze-Wasser/ und laffe den Patient en zum oͤfftern einen Trunck davon thun/ item, nimm Theriac einen Scrupel/ gepulversirte Pomerantzen-Schaalen ein Quintlein/ Bibergeil ½ Serupel/ gieb es in einem Decocto von Chamil- len auf einmal. Oder nimm eine Hand voll frischen T 3 Pferd- Caput VII. Pferd-Mist/ vermenge ihn mit Krausemuͤntzen- Wasser/ oder dem besagten Chamillen Decocto, und drucke den Safft heraus/ und trincke es also warm/ man kan auch gleich Clystir gebrauchen/ dadurch nicht allein die Faßern der Gedaͤrme er- weichet/ sondern auch die scharffe Feuchtigkeit/ als die eine Ursach der Colica seyn/ ausgeleert werden; in das Clystir aber kan man 2. biß 3. Loth Terpen- tin, welcher in Eyerdotter aufgeloͤset worden/ men- gen/ sonderlich wann die Ursach in denen Nerven enthalten ist Die Ursach des Ubels voͤllig zu heben/ muß man zuweilen Schleim-ausfuͤhrende Purga- tiones brauchen/ sich vor Speisen/ welche das Bauch-krimmen verursachen/ huͤten; als da sind: Fisch/ Erbsen/ Linsen/ Obst und dergleichen/ wie auch saure Wein/ neues Bier und Most; an deren statt man Wermuth oder alten starcken Wein trin- cken kan. Jn Summa/ ein junger Mensch/ der seinem Appetit und Begierden/ nicht den vollen Lauff laͤst/ sondern durch die Vernunfft solchen Einhalt thut/ auch nicht alles in Magen hinein schuͤttet/ was auf der Zunge wohl schmeckt/ der wird sich selbst der beste Artzt seyn/ nach den bekannten Sprichwort: Cibi Modicus, sibi Medicus. Von der Unpaͤßlichkeit/ welche de- nen Reisenden auf der See zu zustossen pfleget. D Aß die See-Lufft dicke sey/ erfahren auch die staͤrcksten Leute; dann wann sie das erstemal auf die See kommen/ so wuͤrd ihnen uͤbel/ und muͤs- Wie die Gesundheit zu verwahren. muͤssen sie sich erbrechen/ weil die Bewegung des Schiffes/ und die dicke ungesunde Lufft solche Al- teration in ihrem Magen verursachet Ob nun zwar solches Aceiden tz bald wieder aufhoͤret/ und auch einiger massen vor gesund gehalten wird/ weil sich der Magen von allen boͤsen Feuchtigkeiten dadurch evacui ret; so vermeinen doch einige dieser Incom- modi taͤt des Brechens dadurch vorzukommen/ wann sie (indem sie die Reise antretten/) einen Be- cher voll See-Wassers austrincken/ oder auch die beyde Haͤnde in See-Wasser/ biß uͤber den Puls eine Viertel Stunde lang stecken/ solches soll auch sehr gut seyn. Das schlimmste Ubel auf der See ist/ der Scor- but oder die Mundfaͤule; solchen verursachen die boͤ- se Speisen und verdorbene Wasser/ wie auch die Unachtsamkeit/ da einer sich mit frischem Wasser nicht waͤschet/ oder rein Leinen nicht anziehet. Jn- gleichen/ wann jemand sich wenig beweget/ oder die boͤse Gewohnheit hat/ daß er in der freyen See- Lufft schlaͤffet/ sonderlich bey klarem Wetter. Dann dadurch verderbet er den Magen/ cor- rumpi ret die Humores, und verursachet allerhand Geschwuͤlste und Blattern/ uͤber den gantzen Leib. Die Nerven werden schwach/ so/ daß er kaum ge- hen kan. Der Odem wird stinckend/ das Zahn- Fleisch faulet/ und die Zaͤhne fallen aus. Kurtz/ es ist eine abscheuliche Kranckheit/ davon man nicht eher befreyet wird/ biß man ans Land kommet/ und allda frische Speisen/ und erquickende Sa- chen geniessen kan. Die Medici melden/ daß der Safft von Citro- T 4 nen Caput VII. nen und Pomerantzen/ der Brunnkreß/ sonderlich der Spiritus Cochleariæ, ja alle sonderliche Saͤff- te wider diese Kraanckheit gut waͤren. Wobey man zugleich ordentlich leben/ gut und frisch Was- ser trincken; Hergegen von gesaltzenem Fleische/ sich enthalten muͤsse. Die grosse Hitze/ sonderlich in Zona torrida, verursachen des Nachts starckes Magen-Wehe. Viele halten dafuͤr/ daß diese Schmertzen herruͤh- ren/ von einer Erkaͤltung; dann wann der Leib durch die Hitze des Tages matt geworden/ und ein- geschlaffen/ so nehme solcher im Schlaff eine Kaͤlte ein/ und beschwere also den Magen. Daher muß man sich huͤten/ daß man nicht auf der Erden schlaffe; Wie solches in America wohl in acht ge- nommen wird/ als woselbst sie die Haͤuser etwas von der Erden erhoben bauen/ die Wilden aber in lauter Hang-Matten schlaffen. Von der Pest und andern contagieu- sen Kranckheiten/ wie sich ein reisender Hau- dels-Diener dafuͤr vorzusehen/ und wann er schon an solchen inficir ten Orten sich befindet/ dannoch durch GOttes Gnade/ damit es ihm nicht treffe/ sich præservi ren koͤnne. Weil es bey denen Kauffleuten fast durchgehends heisset: Impiger extremos currit Mercator ad Indos Per mare pauperiem fugiens, per Saxa, per ignes. E Jn Kauffmann wann er nur kan Geld verdie- nen/ Wie die Gesundheit zu verwahren. nen/ laufft gern biß an das aͤusserste Ende der Erden/ durch Feuer und Wasser/ uͤber Berg und Thal/ das ist: Er scheuet keine Gefahr/ wie groß sie auch sey/ unter welchen dann auch die gifftige Seuch der Pestilentz mit zu zehlen ist Diese wird von einigen so gering geachtet/ daß sie nicht allein mit de- nen von inficir ten Orten kommenden Waaren un- gescheuet umgehen/ und dadurch/ wie man Exem- pel hat/ vielmal grosses Unheil anrichten; sondern sie wagen sich auch vor ihre eigene Personen vielsaͤl- tig und ungescheuet an solche Oerter/ wo derglei- chen contagieuse Kranckheiten grassi ren. Da nun sie/ die Herren selbst/ vor ihre Personen keine Consi- deration tragen/ so stehet leicht zu erachten/ daß ihre Dieners auch nicht viel werden scrupuli ren doͤrffen/ wie dann die verwegene Jugend ohne dem nicht allemal in der gleichen Faͤllen die Bedachtsam- keit hat/ welche sie wohl haben sollte; damit aber doch dergleichen Leuten/ welche entweder gezwungen ihrer Pflicht halber/ oder freywillig/ oder auch aus Unwissenheit nach dergleichen Oerter reisen/ oder sich darinnen aufhalten muͤssen/ mit gutem Rath moͤge an die Hand gegangen werden/ als hat/ nechst der Gottesfurcht und fleißigem Gebet/ (daß/ ob tausend fallen zu seiner Seiten/ und 10. tausend zu sei- ner Rechten/ es ihn doch nicht treffen moͤge) ein reisen- der Handels-Diener auch auf die leibliche Conser- vation seiner Person solcher Gestalt acht zu gebẽ/ daß er sich/ so viel als moͤglich/ huͤte/ mit inficir ten Leuten nicht viel um zugehen/ oder so ers ja seiner Geschaͤff- te halber thun muß/ daß er die benoͤthigte Præser- T 5 vativa Caput VII. vativa darzu brauche/ welche GOtt und die Na- tur verordnet haben/ als da seyn: Erstlich unter denen Artzneyen/ diejenige/ wel- che den menschlichen Coͤrper/ so wohl von denen vorhandenen uͤberfluͤßigen boͤsen Feuchtigkeiten entledigen und reinigen/ als auch/ vor aller anstecken- den Seuche und Gifft aufs beste verwahren und be- freyen koͤnnen. Was die Purgantia in besorgender/ oder schon wuͤrcklich-vorhandener Pest/ bey denen annoch Ge- sunden betrifft/ so bezeuget die Experienz, und der Vornehmsten/ so wohl alter als neuer Medicorum gleichstimmiges Zeugnuß/ daß starcke Purgantia die Feuchtigkeiten des menschlichen Leibs ohne Un- terschied/ boͤse und gute/ allzusehr bewegen/ und durch die Coͤrper zur Pest mehr disponi ren/ auch zugleich die Lebens-Geister gar zu sehr schwaͤchen/ und also das Hertz Wehr-loß machen/ dem hinein- dringenden Gifft zur Genuͤge zu widerstehen; dannenhero solche/ als die Pest selber/ zu meiden; die gelinde/ erweichende und laxirende Mittel hingegen/ mit Bescheidenheit desto nutzlicher gebrauchen. Wer demnach starcker gesunder Natur ist/ und des Pur- girens darzu ungewohnet/ der bedarff auch keiner Laxirung/ und sehe nur zu/ daß er taͤglich offenen Leib behalte; wo aber der Coͤrper unrein/ und mit schleimigen/ gallsuͤchtigen/ schaꝛffen und andeꝛn boͤsen Feuchtigkeiten angefuͤllet/ da ist die Cacochymia allerdings zu corrigi ren/ und abzufuͤhren/ durch gelinde/ und mit solchen Ingredientibus versehe- nen/ Laxirungen/ die gleich der Faͤulniß und dem Gifft widerstehen. Die Aloëti schen Pillen sind hier- zu Wie die Gesundheit zu verwahren. zu die allersichersten/ sonderlich die sogenannten Pilulæ Antipestialiles Magistrales, die Rhabar- bara an sich selbst von 2. biß 3. Scrupel/ item die Electuria Lenitiva und Species Laxativæ Laxir- Kraͤuter/ die man in einem Decocto gebrauchen kan. Betreffende die Brech-Artzneyen/ seynd selbige zu dergleichen Zeit sehr gefaͤhrlich/ ja hoͤchstschaͤdlich/ es waͤre dann/ daß ein erfahrner Medicus, der ei- nes Menschen seine Natur wohl kennete/ dieselbe/ nach gewissen Umstaͤnden/ verordnete. Nothwendiger ist hingegen das Hertz mit Alexipharmacis oder solchen Heil-Mitteln/ wel- che vor allen besorglich ansteckenden Gifft/ præservi- ren koͤnnen/ zu befreyen/ es seynd aber entweder in- nerliche oder aͤusserliche/ unter die innerliche zehlen wir das Electuarium Nucum, die Nuß-Latwerg/ dar- zu man/ nach Belieben/ etwas von dem abgeruͤhrten Holunder-Beer-Safft/ oder auch vom Saltz und Citronen untermischen kan. Die eingemachte Scor- zoner- Aland-Wurtzel oder Jndianischen gruͤnen Jngwer/ inniglich die frische oder Condir te Citron- oder Pomerantzen-Schalen/ und Bluͤte; so nimmt man auch von denen Morsulis e succo Citri cum Corticibus, Citronen-Hertz Morsellen/ ingleichen von denen Morsulis præservativis oder Rotulis præservativis, von dem Syrup e toto Citro, Gifft Citronen-Safft/ ein paar Loͤffel/ oder einen an- dern saͤurlich Citron-Him-Beer-Johannis-Ber- bers-Beern oder dergleichen Safft mit ein wenig Wein/ Scorzone ren/ Borrag en/ oder Citronen Hertz- Caput VII. Hertz-Wasser/ wie auch von Aqua Prophylacti- ca nova, dem neuen Gifft-Wasser/ mit Rosen Julep vermenget. Die Tinctura Bezoardica D. Michaëlis, das Sal Cornu Cervi, vel Viperarum volatile, die Mixtura Simplex cum vel sine Camphora, das Elexir Proprietatis Paracelsi, item des Crollii, seynd alles gute innerliche Præservativ- Mittel/ in dergleichen gefaͤhrlichen Pest-Zeiten. Diejenige wel- che solche Mittel auf Reisen nicht haben/ koͤnnen des Morgens nuͤchtern ein Stuͤck Butter-Brod mit Raute bestreut/ oder ein paar Bissen Brod im guten Wein-Eßig eingetaucht/ essen/ oder man nehme reines Koch-Saltz/ 4. Loth/ des besten Schwefels 2. Loth/ mische es wohl durcheinander/ und gebrauche davon 1. oder 2. Messer-Spitzen voll/ auf einem Bissen Brod oder im warmen Bier/ auch koͤnnen sie/ wann sie reisen/ oder auf der Stras- se gehen/ ein Stuͤcklein von der rothen Myrꝛhen im Mund halten/ oder gar verschlucken/ auch etwas von der Angeliquen/ Zwittwer- oder Alant-Wurtz kaͤuen. So ein Kauffmanns-Diener an einem solchen Pest-Ort still liegen muß/ so setze er sich folgenden Gifft-Eßig an: er nehme ein oder 2. Maaß starcken Wein-Eßig/ thue darein Citronen-Schalen/ ei- ner Muscaten-Nuß groß/ Theriac und Campher/ jedes einer Haselnuß groß; hierauf nehme er frisch geschnittene Raute 4. Hand voll/ Scordi en oder Lachen-Knoblauch halb so viel/ thue sie ebenfalls in den Wein-Eßig/ schneide noch darzu etwas von Zwittwer- und Alant-Wurtz/ so hat er einen vor- treff- Wie die Gesundheit zu verwahren. lichen Gifft-Eßig/ von welchem taͤglich ein oder mehr Loͤffel voll koͤnnen genommen werden; will man auch die Woche ein paar mal schwitzen/ so nehme man Electuarium Præservativum Com- mune, Electuar. de Zedoaria, Zwitter-Latwerg/ von welchen beyden allein/ (wann einer keinen Es- sig nehmen wollte/) in einem Cardobenedict en- Wasser 2. biß 3. Messer-Spitzen koͤnnen eingenom- men werden. Auch wuͤrde gar dienlich seyn/ etwas von guten und wider ansteckendem Gifft dienende Kraͤuter/ als Cardobenedict en/ Wermuth/ Tausendguͤl- den-Kraut/ Angelicken/ Alant-Wurtz/ Citronen und Pomerantzen-Schaalen/ Wacholder-Beer ꝛc. ins Bier zu haͤngen/ oder selbiges damit vergaͤhren zu lassen; massen durch dergleichen Kraͤuter-Bier das Gebluͤt sich wohl zu reinigen/ und viel boͤse Feuchtigkeiten durch den Harn/ und stetes Duͤnsten und Schwitzen/ auszuwerffen pfleget. Wer des Weins gewohnt/ oder in Wein-Laͤndern ist/ kan frische Raute/ Wermuth Cardobenedict en und Tause dguͤlden-Kraut/ Garten-Bibernelle/ Sal- bey/ edle Melissen und frische Citronen-Schaalen/ in einem Saͤcklein/ darein haͤngen/ und oͤffters davon trincken. Aeusserliche Præservativ- Mittel/ bestehen erst- lich in Haupt- und Hertz-staͤrckendem Geruch und Anstreichen/ welches dann effectui ren die frische Citronen und Pomerantzen; ingleichen ein Schwaͤm̃lein mit obigem Gifft-Eßig angefeuchtet/ wie auch guter Rauten-Balsam/ Citronen-Essen- tzen/ damit man sich unter der Najen/ und an de- nen Caput VII. nen Schlaͤffen/ auf Pulsen und Hertz-Gruben be- streichen kan. Ein Buͤschel frischer Rauten in Gifft- Eßig geduncket/ præservi ret auch wohl; hingegen enthalte man sich zu viel Muscus und Ambra zu rie- chen/ weil das Gifft durch solche nur mehr zugezo- gen wird. Durch allzuviel stinckende Sachen/ als Bocks-Hoͤrner/ Haar/ Federn/ wird auch nichts Guts gemacht/ weil solche die Lebens-Geister allzu- sehr betruͤben und zuruck treiben/ dannenhero die Mittel-Straß zu gehen/ die beste. Amuleta anzuhaͤngen/ ist gefaͤhrlich/ und einige auch aberglaubisch/ das liebe Gebet/ und dann ein kraͤfftiges Kraͤuter-Saͤcklein/ ist wohl das beste/ so- kan auch ein Smaragd/ item Saphir- oder Hya- cinth-Stein auf der Hertz-Grube zu tragen/ nicht schaden. Einige recommandi ren auch Radic. Carthami, wilde Saffran-Wurtzel/ Item Lapa- thi Acuti, die Kletten-Wurtzel/ daß/ wann man solche anhienge/ sie dem Gifft widerstuͤnde. Das Aderlassen/ ist in Pest-Zeiten/ sonderlich wann ein Mensch schon infici ret ist/ sehr gefaͤhrlich/ weil das Gifft durch dergleichen Aderlaͤsse ins Ge- bluͤt gezogen/ und die Pest-Kranckheit erst recht da- durch erwecket werden kan; Schroͤpffen ist nicht so gefaͤhrlich/ sonderlich die es gewohnet seyn; Fonta- nellen setzen zu lassen/ ist wohl das sicherste aus denen Chirurgi schen Mitteln/ weil viel boͤse Feuchtigkei- ten dadurch abgezaͤpffet/ das Gebluͤt gereiniget/ die Viscera gesund erhalten/ und also der Leib/ das Pest-Gifft zu fangen/ weniger disponi ret wird/ wie dann die Erfahrung bezeuget/ daß bey solchen Personen/ welche die Pest angefallen/ wann sie also- Wie die Gesundheit zu verwahren. alsobald darwider gebraucht/ die Fontanell eine heßliche schwartze Materiam oder boͤses Gifft aus zogen. Alle diese vorgetragene Præservativ- Mittel/ wuͤrden aber wenig oder nichts ausrichten/ wann nicht eine gute gesunde Di aͤt oder Lebens-Ordnung mit dabey waͤre/ welche denn vornehmlich in rech- ter Regierung des menschlichen Coͤrpers und Ge- muͤhs/ durch dienliche Lufft/ Speiß und Tranck bestehen. Die Lufft/ ohne welche der Mensch nicht leben kan/ je reiner er sie in Pest-Zeiten haben kan/ je ge- suͤnder sie ist. Kan demnach ein Kauffmanns-Diener beyzeiten solche inficir te Oerter meiden/ und sich da- von weg machen/ und kan ihn seines Herꝛn Befehl/ daselbst zu bleiben/ nicht verbinden/ sintemal ein je- der sich die nechste Treue schuldig ist/ und da sein Herꝛ mir de lucro captando, der Kauffmanns- Diener aber de damno \& vitæ jactura vitanda, certi rt/ so gehet dieses jenem weit vor; dann alles was ein Mensch hat/ laͤst er um sein Leben/ sagt der Teuffel dort. Hiob am 2. Cap. v. 4. Wie viel mehr soll ein Diener/ deme das Gut nicht eigen ist/ (um welches willen er sich in Gefahr setzen soll/) solches seinem eigenen Leben nicht weit nach und hintansetzen. Geld und Gut kan sein Herꝛ wieder gewinnen/ aber das Leben kan er ihme/ dem Diener/ nicht wieder geben/ wann er durch seinen Geitz Ur- sach daran gewesen/ daß der gute Mensch sich in die Gefahr hat hinein wagen/ und das Leben dar- uͤber verlieren muͤssen/ wer sich in Gefahr giebt/ heist es Caput VII. es/ der kommt darinn um/ weit davon/ ist gut vor den Schuß. Hæc tria tabificam pellunt Adverbia Pestem: Mox, Longè, Tardè, cede, recede, redi. Bald und weit geflohen/ und langsam wieder- gekommen/ ist ein gutes Huͤlffs-Mittel wider die Pest. Ein anders waͤre es/ wann einem solchen rei- senden/ oder auch in seines Herꝛn Haus in seinem Beruff-stehenden Handels-Diener die Pest uͤber- fiele/ und er an einem solchen inficir ten Ort seyn und bleiben/ auch sich mit versperren lassen muͤste/ und nicht daraus gehen doͤrffte; in solchem Fall suche er doch in seinem Quartier/ Stuben oder Cammer die Lufft zu reinigen/ durch stets angezuͤndetes Feuer in Camin oder in solchen Oeffen/ welche innwendig in der Stuben geheitzet werden/ sintemal diese in Pest Zeiten/ und auch sonst am gesundesten seyn/ weil sie viel boͤse Lufft aus der Stuben mit nach sich ziehen/ und durch den Schornstein wegfuͤhren: Nicht weniger lasse er sich auch angelegen seyn/ sein Zimmer taͤglich zu reinigen und sauber zu halten/ al- le Morgen bey der Sonnen-Aufgang und bey hel- lem Wetter/ einige Fenster gegen Morgen und Mitternacht/ oder wo die gesundeste Lufft herstrei- chet/ ein paar Stunden lang aufzumachen/ die aber gegen Abend und Mittag/ oder auch nahe an den Cloack en/ oder etwan an des Nachbars allbereit inficir tem Hause allernaͤchst gelegen sind/ die halte er dichte zu. Er koͤnnte auch taͤglich/ vornehmlich im Winter/ helle und reine Oeffen-Camm und ande- re unbesorgliche Feuer/ von Eichenem/ Erlenem/ Bir- Wie die Gesundheit zu verwahren. birckenem/ kiefernem Holtze brennen/ auch in sol- chen etwas von Wacholder-Straͤuchen/ Lorbeer- Aesten/ und Blaͤttern/ Roßmarin/ Lavendel und Rosen werffen: Wie ingleichen die Zimmer mit dergleichen und andern wohlriechenden Kraͤutern/ als Majoran/ Melissen/ Quaͤndel/ Jsop/ Betho- nien/ Poley bestreuen. Sommers-Zeit aber/ und wenn die Lufft heiß und geschwuͤllig/ sind derglei- chen Feuer nicht so starck/ sondern maͤßiger anzule- gen. Die Zimmer auch mit frischem Eßig zu be- sprengen/ und mit darein getauchten Wein-Rau- ten/ Rosen-Blaͤttern/ blau Violen/ und dergleichen zu bestreuen/ und zu jederzeit des Jahres alle Morgen/ Mittag und Abends das gantze Hauß wohl durchzuraͤuchern/ mit Wacholder-Beeren und Weyhrauch/ jedes gleichviel genommen/ oder allein mit Schwefel/ welcher alle boͤse Lufft am be- sten remiget/ oder mit dem daraus gemachten Schuͤß-Pulver/ insonderheit mit denen in unsern Apothecken befindlichen Rauch-Pulvern. Jn den Zimmern/ Stuben/ und Kammern/ kan man einen reinen Eßig auf gluͤhende Kieselsteine/ oder im lauen Wasser zerlassenen Vitriol auf gluͤhende Eisen giessen/ und darbey die Fenster anfaͤnglich zu/ hernach aber/ wann der Rauch zusammen gan- gen/ und dicke worden/ aufmachen/ und den Dampff hinaus lassen. Wer aber mit scharffen Husten/ Brust-Keichen/ Lungen- und Schwind- sucht beladen ist/ der muß dergleichen scharffen Rauch meiden/ und die gelindern Mittel darzu aussuchen: Massen es an guten Raͤucher-Kuͤchlein und Kertzlein/ auch Spanischen Pasten an den U Ofen Caput VII. Ofen zu reiben/ in den Apothecken nicht ermangelt. Das Toback-Trincken/ und der davon entstehende Rauch/ wird hierzu auch sehr recommendi ret/ und wird vornehmlich fluͤßigen und schleimigen Personen/ und bey feuchter Lufft und Regen-Wet- ter/ am besten dienen. Jn Geniesung Speiß und Trancks/ ist allezeit gute Maaße und Ordnung zu halten/ und schadet gar sehr beydes den Leib offt und viel anzufuͤllen/ als auch mit Hunger und Durst allzu sehr zu ca- steyen. Dann gleich wie jenes der gemeine Zun- der ist vieler Kranckheiten; Also verzehret und ent- kraͤfftet dieses die Lebens-Geister/ und macht also beydes den Leib Siech- und Pest-faͤhig. Dannen- hero mag man sichs auch in Pest-Zeiten wohl schmecken lassen/ und unterweilen eine froͤliche Mahlzeit mitnehmen. Wer das Vermoͤgen dar- zu hat/ kan vornehmlich solche Speisen erwaͤhlen/ die gesunder Art/ leicht verdaulich seyn/ und ein lebhafftes reines Gebluͤte und gute Nahrung ma- chen; Wie sie insgemein denen Hypochondriacis, Cachecticis, oder auch Febricitantibus pflegen vorgeschrieben zu werden/ und solche zurichten ver- bessern/ und annehmlich machen lassen/ mit Wein- kraͤfftigen Eßigen/ Citronen/ Pomerantzen/ Gra- naten/ Limonien/ Capern/ Johannis-Berbers- Christ-Beeren/ mit Cichorien/ Endivien/ Sauer- ampffer/ Sauerklee/ Borragen/ Melissen/ Betho- nien/ Koͤrbel-Kraut/ Salbey/ Roßmarin/ Wachol- der-Beeren/ Zimmet/ Saffran/ Zittwer/ und der- gleichen Condimèntis mehr/ welche aller/ und vornehmlich auch der Scorbutischen/ Faulnuͤß wi- der- Wie die Gesundheit zu verwahren. derstehen. Darunter kan ein jedweder auslesen/ was er gewohnet ist/ und was seiner Natur am besten zuschlaͤgt: Doch ist vornehmlich zu vermei- den/ was alt/ verlegen/ hart/ stopffend/ und unver- daulich ist/ als altes Schaff-Schwein- und Rind- Fleisch/ so wohl frisch/ als alt geraͤuchert/ oder in Poͤckel geschlagen/ wie auch geraͤuchert und ge- trocknete Stock- und andere See-Fische/ Heringe/ harte Eyer/ zehe/ faule/ und verdorbene Kaͤse; was schleimet und blehet/ als Aale/ Schleyen/ Weiß- Fische/ viel Milch-Speise/ Kraut/ Fett-gebackene Sachen; item/ was sehr suͤsse ist/ und zur Galle schlaͤgt/ als Honig und Zucker-Werck; Was im Magen leicht verdirbt oder verfault/ als Milch/ Piltze/ Schwaͤmme/ viel Feld-Salat/ Gurcken/ Melonen/ Kuͤrbse/ Weintrauben/ rohe Pflaumen/ und ander rohes/ weiches/ anbruͤchiges Obst. Knoblauch hingegen/ Zwiebeln/ Merrettig/ Senf/ moͤgen diejenigen/ so sie vertragen/ und derer ge- wohnt seyn/ wohl geniessen. Gersten-Bier/ noch mehr aber ein guter Wein/ als welcher des Men- schen Hertz nicht allein staͤrcket und erfreuet/ son- dern auch vor Gifft und Faͤulnuß bewahret/ ist auch diensam. Man koͤnte solchen zuweilen mit gezu- ckerten Citronen/ Him-Beeren/ oder Nelcken- Safft anmachen/ oder auch Citronen oder Pome- rantzen/ Stuͤck- oder Scheiben-Weise/ hinein schnei- den; und davon koͤnnen nach Nothdurfft trincken/ die Melancholische und Furchtsame/ auch so gar biß zur Lust und Froͤlichkeit/ niemand aber/ biß er voll und toll davon werde. Denn obgleich manchem ein guter Rausch gelingen moͤchte/ so ist es doch suͤnd- U 2 und Caput VII. und gefaͤhrlich/ und haben sich ihrer viel die Pest durch Erhitzung und Effervescenz des Gebluͤtes/ an den Hals gesoffen/ welche sich durch starckes Sauffen die Furcht vor derselben verjagen wollen. Meth/ Most/ hitzige/ brennende/ scharffe/ und an- dere suͤsse/ dicke und starcke Weine sind sicherer zu meiden/ als oͤffterer zu geniessen. Wie dann auch Brandewein/ obschon mit Angelica, Zittwer/ oder Wacholder-Beeren uͤberzogen/ und allerhand hi- tzige und starcke Aquæ Vitæ, (sollen sie anders nicht zu Aquis Mortis werden) gar sparsam/ und nur alten und kalten Personen/ oder welche schwa- che Maͤgen haben/ und mehr Winters-als Som- mers-Zeit zu geniessen/ erlaubet seyn. An der Kleidung ist in Pest-Zeiten auch mehr gelegen/ als mancher vermeynen moͤchte. Dann weil tuchne und andere dicke woͤllne/ auch Peltzene Kleider die gifftigen in der Lufft herum streichen- den/ oder sonst anhenckend- und anklebenden Daͤmpffe/ und Unsauberkeiten gar leicht an sich nehmen/ haͤgen und ausbreiten/ so sind sie vielmehr eine Zeitlang an die Seite zu legen/ als am Leibe zu tragen; vielmehr aber zum taͤglichen Gebrauch/ duͤnne/ glatte/ seidene/ und Cameel-haarene/ auch gewaͤchste Leinwandene Kleider zu erwaͤhlen. Dem Schlaffen und Wachen hat man weder zu viel noch zu wenig zu thun/ und also die Graͤn- tzen der Natur nicht zu uͤberschreiten/ noch durch stets und allzu vieles Wachen die Leibes-Kraͤfften zu schwaͤchen. Der Mittags-Schlaff ist insgemein schaͤdlich; so soll man sich auch zu solcher Zeit unter freyem Himmel an die Sonne/ oder aufs Gras/ oder Wie die Gesundheit zu verwahren. oder Heu schlaffen legen/ welches vornehmlich der Landmann zu beobachten hat. Und wie eine maͤßige Bewegung den Leib ge- sund erhaͤlt; also sind herentgegen allzu viele und strenge Arbeit und starcke Exerciti en (weilen da- durch das Gebluͤte allzu sehr erhitzet/ und der Leib geschwaͤchet wird) so viel moͤglich zu unterlassen/ vornehmlich bey denen/ die dergleichen starcke Lei- bes-Bewegungen nicht gewohnt seyn. Der Leib soll auch taͤglich offen seyn/ oder doch durch gelinde Mittel offen gehalten werden. Beym Umgang mit krancken Leuten hat man sich so viel/ als moͤglich/ in Acht zu nehmen/ daß man den Mund-Speichel nicht hinunter schlucke/ sondern stets auswerffe/ weil sonst die mit dem Speichel vermischte/ und hinab geschluckte Lufft in den Ma- gen also bald mit dem/ was sie darinnen antrifft/ zu fermenti ren anfaͤngt/ dadurch nach und nach alle Feuchtigkeiten und Lebens-Geister vergifftet/ und folglich der gantze Leib angestecket wird. Letzlich soll sich ein jeder eines ruhigen Gemuͤ- thes zu seyn/ befleißigen/ und alle hefftige und ge- schwinde Gemuͤths-Beweg- und Aenderungen/ in- sonderheit/ Zorn/ Furcht und Schrecken/ ja alle darzu veranlassende Gelegenheiten/ wo moͤglich ist/ vermeiden/ und in Christlicher Gelassenheit und fester Zuversicht zu Goͤttlicher Guͤte und Barmher- tzigkeit allen Begebnuͤssen unerschrocken entgegen gehen/ und dabey allezeit das Beste hoffen. Dann es ist aus der klaͤglichen Erfahrung bekannt/ daß die Pest die Kleinmuͤthigen und Furchtsamen ge- meiniglich eher angreifft/ als die/ so sich behertzt er- U 3 weisen/ Caput VII. weisen/ Goͤttlichen Willen ergeben/ auf ihren Me- dicum und dessen vorgeschriebene Artzney-Mittel ein gutes Vertrauen setzen/ und unterweilen zu Ergoͤtzung des Leibes und Gemuͤths/ ein froͤliches Stuͤndlein mitnehmen. Und so viel auch von denen Præservativ- und Hilffs-Mitteln/ die ein reisender Kauffmanns Die- ner vor und in der Pest- oder Contagion- Zeit ge- brauchen soll. Wir haben uns in deren Beschrei- bung etwas laͤnger aufgehalten/ weil einige Jahre her/ fast hin und wieder dieses Malum erschroͤck- lich gehauset/ und viel tausend Menschen/ darun- ter auch nicht wenig Reisende werden gewesen seyn/ hingerissen; der grossen Hindernuͤsse zugeschweigen/ welche die Commercia in ihrem Lauff/ durch die Postirungen vorgeschriebene Umwege/ Quaran- tain en/ und dergleichen/ erleiden muͤssen. Folget nun noch mit wenigen/ wie auch gegen andere einen reisenden Kauffmanns-Diener anfal- lende Kranckheiten/ derselbe sich durch dienliche und allenthalben zu bekommende Hauß-Mittel schuͤtzen koͤnne. Und zwar erstlich gegen Das Fieber. S Jede Eisen-Kraut mit der Wurtzel/ im guten alten Wein/ und laß den Patienten/ wann jhn der Paroxysmus anstoͤst/ ein oder zwey mahl davon trincken. Oder nimm 30. Koͤrner von Wermuth/ legs in ein halb Noͤssel Wein-Eßig/ und trincke/ wann dir das Fieber ankommt/ einen guten Trunck da- von/ Wie die Gesundheit zu verwahren. von/ beweg dich hier auf durch einen Spatziergang/ zu einen gelinden Schweiß. Jtem/ trincke ein gut Glaß Bitter-Wein aus/ und gehe hierauf so lang/ biß der Schweiß er- folget. Ein paar Tag sich/ so viel moͤglich/ des Essens enthalten/ thut auch viel/ das Fieber zu vertreiben. Multi morbi curantur inedia \& labore. Viel Kranckheiten werden durch Hunger- und Arbeit vertrieben. Dahero viel/ die in der Frembd seynd/ durch die Hunger-Cur sich bald von ihren Kranck- heiten loß machen. Jtem/ nimm Wein-Eßig/ das Weiß von Ey/ etwas Alaun/ gesaͤuert Brod/ ein wenig Saltz/ und alten Leimen von Kachel-Offen/ jedes gleichviel/ ruͤhre es unter einander/ und binde es auf dem Puls/ laß es liegen/ biß es duͤrre wird/ so geht das Fieber darnach weg/ wo nicht/ so muß es noch ein- mahl frisch aufgeleget werden. Jtem/ nimm Alaun/ und eine Muscaten-Nuß/ jedes gleichviel/ pulverisirs/ und wann der Paro- xysmus kommt/ so nimm es in warmen Bier ein. Jtem/ nimm tausend Guͤlden-Kraut/ oder das sogenannte Fieber-Kraut/ koche es im guten Wein oder Brunnen-Wasser/ und laß es den Patienten kalt trincken. Oder nimm Hauß-Laub/ (es waͤchst oben auf den Daͤchern) nehe etliche Blaͤtter davon in ein Saͤcklein/ und haͤnge es dem Patienten auf die Brust. Jtem/ leg das sogenannte Trifolium febri- num in guten Brandwein/ es macht ihn nicht al- U 4 lein Caput VII. lein schoͤn gruͤn/ sondern ist auch gut vor das Fie- ber und verdorbenen Magen. Zu hitzigen und besorglichen Wund-Fiebern. ℞. Depurat. ♀ Diaphor. ana. Ʒj. flor. s Эij. Op. Cyd. gr. ij. Miscetur, fiat Pulvis. divid. in 4. partes æqua- les, Præservativ- Pulver in hitzigen Fiebern/ und gegen besorgliche Wund-Fieber. Vor gifftigen Hund-Biß. N Jmm Oster-Lucey/ weiche sie in Ziegen-Milch/ und legs auf den Schaden. Jtem/ nimm etwas gestossene Krebs-Stein ein/ streich auch Mayen-Wuͤrmlein-Oehl auf den Schaden/ oder nimm gleich von des Hundes Haar/ und legs auf den Schaden. Man muß auch sol- chen so lang offen halten/ als man kan/ und wann es gefaͤhrlich ist/ den Patienten immer im fliessenden Wasser baden/ auch vor innerlichen Zufaͤllen ihn mit Hertz-staͤrckenden/ und dem Gifft widerstehen- den Artzeneyen wohl versehen/ ausgedruckter Nes- fel-Safft in einem nassen Tuͤchlein auf den Scha- den gelegt/ ist auch gut. Wer sich verbrannt hat mit Pulver/ Der nehme etwas Sauer-Kraut-Lack/ frischen Kuͤh-Koth/ und Salpeter/ ruͤhre es durch einan- der/ und schlage es uͤber. Vor Wie die Gesundheit zu verwahren. Vor den Schwindel Kan ein Reisender/ der damit behafftet ist/ ein Conservativ von Majoran oder Meyen-Bluͤm- lein nehmen/ wie auch 4. biß 5. Tropffen von Agt- Stein-Oehle/ in Mayen-Blumen-Wasser. Man soll auch oͤffters Cubeben im Mund kaͤuen/ und die Feuchtigkeit/ so sich davon sammlet/ ausspeyen. Das Haupt/ die Schlaͤffe und Stirn/ kan man oͤffters mit Lavendel-Wasser bestreichen; Folgende Species auch in eine Schlaff-Muͤtze oder Haube einnehen. Nimm Roßmarin/ Majoran/ Wohl- gemuth/ Poley/ jedes ½. Loth/ Lavendel-Blumen/ Quendel/ Thymian/ auch so viel Storax und Ben- zoe, jedes 1½. Quintlein/ Agtstein-Oehl etliche Tropffen. Letzlich soll man sich auch vor hart- verdauigen und gesaltznen Speisen/ sonderlich vor Knoblauch/ Rettich und dergleichen huͤten/ auch keinen Toback rauchen. Vor den Schlage. Wenn solcher einen geruͤhret/ ist wohl das er- ste Mittel/ daß man eine Ader oͤffnen lasse/ damit das Gebluͤt die Feuchtigkeiten/ welche in das Ge- hirn gedrungen/ wieder in sich nehmen moͤge/ hiernaͤchst soll man den Patienten fleißig mit war- men Tuͤchern reiben/ ein Clystier setzen/ den Ruͤck- grad mit Camillen/ Spick und Bibergeil-Oehl ein- salben/ in dem Nacken eine Blase ziehen/ auf die Fußsohle Uberschlaͤge von zerstossener Rauten und Saltz legen; vor die Nasen Spiritum Salis Am- moniaci halten/ oder das Gummi Galbanum, so U 5 in Caput VII. in Eßig geweichet worden/ ingleichen Rauten- Safft mit Eßig vermengt/ wie auch den Rauch vom angezuͤndeten Agtstein/ die Wuͤrbel/ Schlaͤffe und Nasen/ sollen mit Agtstein-Oehl oder Bal- sam/ wie auch mit Schlag-Balsam bestrichen wer- den. Das Angesicht aber mit Schlag-Wasser/ die Zung mit Theriac oder Zimmet/ ingleichen Campher-Oehl; hier auf giebt man ihm 1. oder 2. Loͤffel voll guten Schlag-Wassers/ oder biß 7. Tropffen von Agtstein-Oehl in Lavendel Wasser ein/ ingleichen ein oder zwey Loͤffel mit Rauten- Safft/ und was sonst zur Hertz-Staͤrckung/ und die Lebens-Geister wieder herbey zu bringen/ die- nen kan. Vor die Braͤune im Halß und an der Zunge. Dieses ist eine sehr gefaͤhrliche Kranckheit/ ab- sonderlich wann das Athem-holen und Schlucken dadurch verhindert wird/ ingleichen die innere Theil mehr als die aͤussern affici ret seyn; Wann die zaͤhe und weisse Materia/ welche die Zunge/ und die andere Theile des innern Mundes/ in der Braͤune gemeiniglich uͤberziehet/ trocken und schwartz wird/ so ist schlechte Hoffnung. Wann ein Schaum auf dem Mund stehet/ so steckt der Patient dem Todt bereits in Rachen; daher in der Cur dieses Affects nicht zu saͤumen. Jst die Kranckheit ansteckend/ daß mehr Leut daran nie- derliegen/ so kan man ihm zu vomi ren geben; Es muß aber solches gleich den ersten Tag geschehen/ dann den andern ists nichts mehr nuͤtz. Jst er Blut- Wie die Gesundheit zu verwahren. Blut-reich/ kan man ihm eine Ader/ sonderlich un- ter der Zunge/ oͤffnen. Hierauf Morgends und Abends ihn fleißig mit der Tinctura Bezoardica versehen/ von 30. zu 40 Tropffen jedes mahl. Waͤ- re solche nicht bey der Hand/ so nehme man aus- gedruckten Safft von Pferd-Mist/ um den Pa- tienten dadurch einen Schweiß zu erwecken; So muß man ihme auch oͤffters des Tages uͤber die Zunge saͤubern/ und in Hals spritzen. Jst die Zun- ge allzu sehr duͤrre und trocken/ so kan man selbi- ge oͤffters mit Schleim/ der aus Floͤh-Saamen/ mit Rosen-Wasser gezogen worden/ bestreichen/ oder ein Stuͤck Speck/ Messer-Ruͤcks dick/ und so breit als die Zunge ist/ auflegen. Dieses wird nicht allein die Doͤrre der Zungen lindern/ sondern auch die schwartze Haut aufloͤsen/ daß sie von der Zungen abgezogen werden kan. Wann die Thei- le des innern Mundes verwundet/ kan man selbi- ge mit Salpeter/ so mit Honig vermenget ist/ be- ruͤhren/ damit die Haut abgehe; Nachmahls kan man es mit Johannis-Kraut-Oehl bestreichen. Auch kan man einen guten Umschlag um den Hals/ von rothen Myrrhen/ Weyhrauch/ Cam- pher/ Saffran/ und dergleichen machen. Jn waͤhrender Kranckheit soll sich der Pa- tient mit Gersten-Suppen und Haber-Muͤßlein begnuͤgen lassen/ und nichts gewuͤrtztes geniessen/ ingleichen keinen Wein trincken/ sondern Gersten- Wasser mit suͤß Holtz und Wein-Beerlein/ an statt des Truncks/ gebrauchen/ oder gar folgenden Tranck anstellen. Nimm Caput VII. Nimm Feigen/ Suͤß-Holtz/ weissen Zucker- Candi/ kleine Rosinen/ gereinigte Gersten/ Aniß- Saamen/ Fenchel-Saamen/ jedes 1. Loth/ blaue Violen/ Brunellen-Kraut/ jedes 1. Hand voll/ koche es mit 3. Maaß Wasser zu einen Tranck/ und sei- he es durch. Der Patient soll auch Anfangs nicht viel reden/ und den Leib allezeit durch Clystirn of- fen halten. Einige schaben auch dem Krancken die Zunge offt mit Weyden-Holtz/ und was sie so abgeschabet/ das geben sie einem Hund auf Brod oder Speck zu fressen. Hernach nehmen sie einen Spiegel von einer. Pfauen-Feder/ schneiden ihn auf das allersubtilste/ und gebens dem Krancken un- ter ein wenig Cichorien-Safft vermischt/ ein/ es soll augenblicklich helffen. Vor die Ohnmachten. Hierzu seynd Hertz-staͤrckende Medicamenta, und auch kraͤfftige aͤusserliche Anstriche noͤthig/ da- durch die Seelen-Geister wieder moͤgen gestaͤrcket/ und das Gebluͤt wieder zu seinen Lauff gebracht werden. Nehmt Carfunckel-Wasser/ Schlag-Wasser/ Zimmet-Wasser/ eines jeden 2. Loth/ præparir te Krebs-Augen 1. Quintlein/ Orientalischen Bezoar, einen halben Scrupel/ Sal volat. Cornu Cervi 6. Gran/ Zimmet-Syrup/ 1. Loth/ vermenget es/ und gebet dem Patienten etliche Loͤffel voll nach und nach davon. Vor einen boͤsen Hals. Gurgelt euch mit Ruͤben-Kohl- oder Wurtzel- Safft/ Wie die Gesundheit zu verwahren. Safft/ des Nachts bindet eure Struͤmpff um den Hals/ will dieses nicht helffen/ so nehmet gescheelte Ruͤben und etwas Kuͤh-Mist/ kocht es zusamm in duͤnnen Bier/ und schlaget es alsdann warm um den Hals. Vor die Frantzosen-Sucht. Mit solcher koͤnnen junge Leute/ welche die fleischliche Wollust mehr/ als die Furcht GOttes/ ihr Gewissen und ihre Gesundheit lieben/ gar leicht- lich/ zumal auf Reisen/ da man allerley Gelegenheit zur Unzucht findet/ auch wohl von einem Kusse oder Trunck/ den ihnen eine damit inficir te Per- son reichet/ ja durch ein heimlich Gemach/ unrein Bett/ Sattel oder Stuhl/ wiewohl diese beyde letze- re nicht so leicht geschehen/ angestecket werden. Die Cur so dagegen anzustellen/ bestehet darinn/ daß/ so der Patient Blut-reich/ man ihme eine Ader oͤffne/ und wann sein Leib mit allzuviel groben Saͤfften an- gefuͤllet ist/ kan man solche vorher mit folgenden aus- fuͤhren. ℞. Extract. Hellebor. nigr. 1. Scrupel. Mercur. dulc 10. Gran. resin. Jalapp. 5. Gran. Syrup Cichor cum Rhabarbara so viel zum Pillen noͤthig; nach diesem/ muß man sehen/ wie man das scharffe Gifft moͤge austreiben/ solches geschiehet durch die Holtz-Cur/ auf folgende Art: Nimm Frantzosen-Holtz/ so in kleine Stuͤcke zerschnitten 1. Pfund/ suͤsses Holtz 4. Loth/ koche es in 6. Maaß Brunnen-Wasser/ biß auf den dritten Theil ein/ und laß davon den Patient en taͤglich Morgens und Abends warm ½. Maaß trincken/ und gleich darauf im Bett wohl schwitzen/ und zwar das erste- mal Caput VII. mal nur ½. Stund/ das anderemal ¾. biß er endlich auf 2. Stund kommt; es kan aber solches Schwi- tzen besser in einem Schwitz-Kasten/ mit untergesetzt- und angezuͤndtem Brandtwein geschehen/ wo- durch die Schweiß-Loͤcher eroͤffnet/ und das Gifft heraus getrieben wird/ und diese Cur muß also 30. oder 40. Tage continui ret werden/ biß der Patient seine rechte Gesichts-Farbe wieder bekommt. Wie eine angenehme Zeitung dieses vor einen Handels- Patron seyn muͤsse/ wann sein Diener/ den er in sei- nen Geschaͤfften ausgeschickt/ solcher Gestalt in dem Venus- Spital ver arréti ret lieget/ und schon Franckreich zu sehen bekommt/ ehe er noch einmal desselben Graͤntze beruͤhret/ stehet leicht zu erachten/ und dencke nur niemand/ der auf solchen verbotte- nen Wegen gehet/ daß er Brief und Siegel dar- vor habe/ daß es ihme nicht/ wie andern/ er gehen moͤchte; der schoͤnste Apffel ist inwendig offt wurm- stichig/ und in den silbern Geschirren/ kan der suͤßte Wein am ersten zu Eßig werden. Wann einer gefallen oder mit dem Pferd gestuͤrtzet. Nehmet braune Honig-Kuchen/ lasset sie wohl sieden/ im rothen Wein-Eßig/ biß es wie ein Brey werde/ machet davon ein Pflaster auf Heyde oder Werck/ und leget es uͤber. Jst im Leib etwas zerbrochen oder zerstossen/ so gebe man dem Patient en alle Tag dreymal Alant- Wurtz-Wasser zu trincken/ so wird er innerlich ge- heilet werden. Oder er gebrauche vor etwan 2. Groschen Krebs- Au- Wie die Gesundheit zu verwahren. Augen/ mit eben so viel Theriac im warmen Bier oder Wein. Haͤtte jemand unter Wegs ein Arm oder Bein entzwey gebrochen/ und kein Barbirer waͤre so bald bey der Hand/ so muß man nur so lang ein Tuch in Eßig genetzt herum schlagen/ biß man sich recht kan verbinden lassen. Vor die Zerquetschung der Hand oder an- derer Theile/ nehmen etliche nur den Safft vom Roß-Mist/ und troͤpffeln solchen in die Wunde/ oder gebrauchen das Johannis-Oel/ und binden die Wunde vest zu. Item, Nimm Speck/ Honig und Rocken- Mehl/ menge es durcheinander/ und lege es uͤber/ es heilet bald eine Wunde; Papeln-Kraut mit Baum-Oel zerstossen/ ingleichen/ Epheu-Safft/ ist gut zu allen frischen Wunden. Item, Fuͤnfffinger- Kraut mit altem Schmeer zerstossen/ oder nehmet zu alten Schaͤden Schweinen-Schmeer/ last es zer- gehen/ ruͤhret hernach Gruͤnspan darunter und streicht es auf weiß Hartz und Saaf-Talch in Zie- gen-Milch gesotten/ ist auch gut. Zum Purgiren. Nehmet Hollunder-Knopffen/ machet sie rein/ nehmet auch Hopffen-Kaͤume/ reinigt sie gleichfalls/ und beruͤhrts mit heissen Wasser/ biß sie weich wer- den/ thut hernach Baum-Oel darzu/ hackt sie klein/ dieses ist alles im Fruͤhling gut zum purgiren. Item, nehmet Senet-Blaͤtter und Jngwer/ jedes 1. Loth/ Zimmet 1. Quintin/ feinen Zucker 2. Loth/ dieses alles zu Pulver gemacht/ untereinan- der Caput VIII. der gemengt/ und auf einem im Wein gebaͤhten Brod/ an statt des Trisanets, einen Loͤffel voll da- von genommen. Item, nehmt 1. Loth Feigen/ 1. Loth Zwetsch- gen/ ein Loth duͤnne Rosen-Blaͤtter/ giesset ein halb Maaß Wasser daran/ last es sieden/ und wann ihrs trincken wollt/ so thut 1. Loth Zucker darzu/ es wird gar gelinde purgiren. Caput VIII. Welcher Gestalt ein Kauff- manns-Diener auf Reisen/ die er zu Pferd verrichtet/ vor dasselbe Sorg zu tra- gen habe/ auch wann demselben einige Kranckheit oder Unfall zugestossen/ wie er sol- ches wieder koͤnne curiren lassen/ ingleichen wie ein gut Pferd zu kennen/ und daß man im Kauff nicht betrogen werde zu præcavi ren sey. W Eil es vielmals sich zutraͤgt/ daß ein Kauff- manns-Diener/ um so viel geschwinder fort und durchzukommen/ seine Reise zu Pferd verrichten muß/ als wird in diesem Capitel nicht undienlich seyn/ specialit er anzuwei- sen/ was bey Verpflegung eines solchen Reiß- Pferdts/ so wohl vor/ als auch in- und nach der Reiß Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. Reiß ein Handels-Diener zu beobachten habe. Der kluge und Rechts-verstaͤndige Haus-Vatter giebet im 19. Capitel seines 5ten Buchs hiervon folgen- de Nachricht: Um ein Pferdt auf eine bevorstehen- de Reise wohl zu verwahren/ so lasse man es einige Tage vorher/ ehe es wuͤrcklich durch das Land auf die Reise gehen soll/ wohl beschlagen/ man sehe aber zu/ daß es nicht zu duͤnn ausgeschnitten werde; die Eisen muß man fein gleich aufschlagen und nach dem Fuß einrichten lassen; ein Stolle soll so hoch als der andere seyn/ und hinten bey den Stollen/ sollen sie nicht weit voneinander gehen/ sonsten dieselbe/ wann sie in einen hohlen Weg kommen/ leichtlich abge- rissen werden; die Naͤgel muß man von dem Schmied nicht uͤber eines queren Daumens schla- gen/ auch keine subti le oder duͤnne Naͤgel darzu aus- suchen/ weil man das Pferd sonst leicht schmertzlich verletzen und vernageln koͤnte; uͤber das soll man ihn auch mit Einschlagen und Hufschmieren wohl versehen/ und hier auf/ wann es neu beschlagen und ein paar Tage gestanden/ alsdann erstlich ein wenig und den folgenden Tag darauf schon wieder etwas weiter reiten/ um zu sehen/ ob es nach und nach wohl aushalten sollte. So muß auch der Sattel/ den man auflegen will/ wohl probi rt werden/ ob er dem Pferd recht anliege/ oder solches hin- und wieder druͤcken moͤchte. Wuͤllene- oder Haar-Decken/ un- ter dem Sattel zu legen/ ist nicht gut/ weil dem Pferd dadurch Hitze verursachet wird; besser ist es/ man nehme drey oder vier leinene Pfeffer-Saͤcke/ nehe solche zusammen/ damit sie taͤglich umgewand/ und wann sie feucht geworden/ wieder getrucknet X wer- Caput VIII. werden koͤnnen. Jm Fall ein Pferd einen weichen Ruͤcken haͤtte/ und die Haut von den Brand-Fle- cken noch nicht wieder geheilet waͤre/ so nehme man grosse Kletten-Bletter/ zerklopffe dieselbe wohl an ihren Adern/ und lege sie dem Pferd/ wo der Ruͤ- cken offen ist/ des Tages zweymal frisch uͤber/ oder man nehme auch ein frisches Schaaf-Fell/ welches uͤber 24. Stund nicht alt ist/ breite dasselbe uͤber das Pferd also aus/ daß die Fleisch-Seite/ nicht aber die Wolle an die Haut zu legen komme/ und guͤrte alsdann den Sattel daruͤber/ so wird der Schaden bald zuheilen. Wegen der Steigbuͤgel-Riemen ist zu mercken/ daß solche offt doppelt genaͤhet/ und durch den Sat- tel-Baum gezogen werden/ es wird aber manches Pferd dadurch gedruͤcket/ und unter dem Baum eine Geschwulst verursachet; daher es wohl besser waͤre/ wann man sich der Buͤgel/ die an den Sat- tel-Knopff angehangen werden/ bedienete/ man haͤtte dabey den Vortheil/ daß/ wann man von dem Pferd herunter fiele/ man in den Buͤgeln nicht be- haͤngen bliebe; es muͤssen aber die Buͤgel auf jeder Seiten eine gantz gleiche Laͤnge haben/ und der Rei- ter muß nicht uͤber seine natuͤrliche Laͤnge reiten/ weil sonst das Pferd/ wann er nicht geruhig sitzet/ ge- drucket wird/ welches ihme doch sonst auch von dem schwaͤresten Mann/ der nur vest und kurtz sitzet/ nicht wiederfaͤhret. Vor der Reise muß man kein Pferd uͤberfuͤttern/ weil es sonst/ wann der Weg kaum eine halbe Tag- reise gedauret/ den Kopff unter die Krippe oder Bahren haͤngen/ und die Ohren sincken lassen wird/ aus Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. aus Ursach/ weil ihm das uͤbrige Futter im Leib bren- net/ darum thut man besser/ man lasse das Pferd bey seinem gewoͤhnlichen Tractament, so kan es die Reise desto besser aushalten. Bey Antrettung der Reise/ wann man in einem frembden Stall kommt/ so heffte oder binde man das Roß auf/ man nehme auch das alte Heu/ aus den Reifen/ saubere die Krippe wohl von aller Un- reinigkeit/ und guͤrte/ um dem Pferd ein wenig Lufft zu machen/ den Gurt etwas auf; Packe hierauf ab/ trage die Bagage samt denen Pistolen/ in das vom Wirth angewiesene Zimmer/ nach einer halben Stund/ nehme man dem Pferd den Zaum ab/ lege ihm die Halffteꝛ an/ und binde oben solche an die Reu- fen/ da das Heu lieget/ gebe ihm hierauf ein wenig rei- nes Heu vor/ wann es solches aufgefressen/ so gibt man ihme ein wenig ausgeschwungenen Haber/ und dann wieder etwas Heu/ nach einer Stunde aber erst maͤßig zu trincken/ leget auch wohl etwas Heu in das Wasser/ damit es nicht zu kalt sey/ alsdann giebt man ihm wieder ein paar Hand voll Haber/ wann es solchen zum Mittags-Futter aufgefressen/ so packt man wieder auf/ guͤrtet den Sattel vest/ zaͤumet es wieder auf/ und reiset alsdann seiner Weg. Jn der Abend-Herberg/ macht man es mit dem Abpacken eben wie des Mittags/ laͤßt aber den Pferd zum Abkuͤhlen/ eine gute Stund; hier auf nimmt man ihm den Zaum ab/ und legt ihm die Halffter an/ damit es sich aber/ so lange es den Sat- tel auf hat/ nicht weltze/ so wird es aufgebunden/ ihme eine Hand voll gutes Heu vorgegeben/ der X 2 Sat- Caput VIII. Sattel-Gurt etwas loß gemacht/ die Schenckel hinten und vorn/ wie auch der Bauch mit alter Streu wohl abgerieben. Hat indessen das Pferd ge- standen und das Heu aufgezehret/ so gibt man ihme alsdann etwas Haber vor/ ziehet ihme die Decke unter dem Sattel weg/ und endlich nach dem Ab- kuͤhlen und Abdrucknen/ den Sattel selbst. Hierauf wird das Pferd entweder eigenhaͤndig/ oder durch des Wirths Leute gestrigelt/ gewischet/ und die Maͤhn und Schweiff wohl ausgekaͤmmet; hierauf/ wann ihm die Hitze ein wenig vergangen/ des Som- mers ins Wasser geritten; des Winters aber thut man besser/ man enthalte sich/ ein solches Reiß- Pferd ins kalte Wasser zu reiten/ und wasche es lie- ber zu Haus/ oder im Wirths-Haus mit laulichem Wasser ab/ truckene es auch bald wieder mit Leder oder leinen Tuͤchern; je weniger man ein Pferd mit kaltem Wasser benetzen kan/ je besser es ist/ inson- derheit ist solches um das Geschroͤt herum gar nicht rathsam/ nur bey gar grosser Hitze im Sommer mag man etwan des Abends um 5. Uhr in ein flies- sendes Wasser/ doch nur biß uͤber die Knie (die Be- netzung des Bauches zu verhuͤten) gehen lassen/ und dieses zwar nur um Erfrischung willen/ wann man es tieff er einreitet/ so lasse man sichs nicht wundern/ wann das Bauch-Grimmen dem Pferd zusetzet/ und dasselbe auch bey dem besten Futter nicht zunimmt; dann wer sein Pferd/ wann es allzufett und dick wird/ gern wieder mager haben will/ der darff es nur offt in kaltes Wasser in die Schwemm reiten. Wann man gegen die Nacht/ dem Pferd im Wirths- Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. Wirths-Haus die Streu gemacht/ so gibt man ih- nen wieder etwas reinen Haber vor/ man nimmt auch wohl ein Glas Wasser/ wirfft eine Hand voll Saltz darein/ und waͤschet damit das Pferd oben auf dem Ruͤcken/ wo der Sattel gelegen/ ab; etliche nehmen auch hierzu ihren eigenen Urin; hierauf muß man auch das Pferd einschlagen/ wann die Zeit dar- zu ist; item. schmieren einige die Huff/ mit zerlasse- nem Talch oder Unschlit/ das Verballen zu vertrei- ben/ andere nehmen ein halb Maaß schlechten Brandtwein/ und reiben ihm die Schenckel da- mit. Ehe man die Pferd des Morgens fuͤttert und zu recht machet/ soll der Mensch erstlich selbst gesaͤu- bert und gewaschen seyn. Nach vollbrachter Fuͤt- terung/ gebe unser reisender Handels-Diener fein selbst acht/ wann man ihme das Pferd aufs neue sattelt/ und sehe zu/ ob kein Riemen/ oder sonst et- was untergeguͤrtet werde/ bey Auflegender Decke/ soll das truckene Ort auf das Pferd kommen; hier- auf wird der Sattel aufgeleget/ recht zugeguͤrtet/ und das hinter und forder Gezeug wohl eingemacht. Hat nun das Pferd sein erstes Futter verzehret/ so legt man ihm ein neues fuͤr/ wie auch ein we- nig/ aber gutes/ Heu. Hierauf packt und zaͤumet man wieder auf/ und zwar fein gleich/ daß auf einer Seite nicht schwehrer als auf der andern komme/ vermachet die Halffter wohl/ im Fall auch ein Reisen- der etwas vom Antimonio wohl verwahret bey sich fuͤhrte/ und seinem Roß taͤglich eine Nuß-Sale da- von gaͤbe/ wuͤrde es desto weniger in unreinen Staͤl- len angestecket werden koͤnnen. Endlich so muß man X 3 sich Caput VIII. sich auch nach den Beschlag wohl umsehen/ daß auch daran kein Mangel erscheine/ wollte man auch etwas am Schmiede-Zeug/ als Hammer und Zange bey sich fuͤhren/ weil die Schmiede/ nicht allenthalben zu bekommen seyn/ wuͤrde es im Nothfall wohl zu statten kommen. Als eine Rechts-Anmerckung/ giebet bemelder Author auch noch dieses mit/ daß eine reisende Per- son/ wann etwan ein Pferd ermuͤdet/ oder man sonst in kein Wirths-Haus kommen koͤnte/ sein Pferd wohl an einer frembden Wiese weiden und grasen lassen moͤge/ es muͤsse aber allernechst an die Land- Strasse und nicht mitten in der Wiese/ auch anders nicht/ als aus dringender Noth geschehen. Wann auch unserm reisenden Kauffmanns- Diener zuweilen aus Noth/ offtmals auch auf Ordre seines Patrons, oder weil es die Handlung also mit sich bringet/ ein Pferd zu kauffen/ einzutau- schen/ oder anzunehmen/ vorkommt/ als hat er we- gen der Lands-Art derselben folgenden Unterschied zu bemercken. Die Ungarischen Pferd sind zwar etwas scheu/ aber dabey dauerhafft/ lauffen wohl/ schicken sich aber besser auf ebene Wege/ als ins Gebuͤrg; die Siebenbuͤrger seynd unter solchen die besten. Moldauische sind mehrentheils etwas klein/ doch wohlbesetzt/ haben starcke haarichte Fuͤsse/ koͤnnen viel Travaill en ausstehen/ und werden gerne zur Ba- gage gebraucht. Polnische Pferde/ sonderlich die aus Podolien und der Ukraine/ seynd noch staͤrcker und dauerhaff- ter als die Ungarischen; es haben auch einige so harte Hu- Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. Hufen/ daß sie nicht duͤrffen beschlagen werden/ die- se nennet man Bachmatt en/ sie taugen aber besser an ebenen als bergichten Orten. Teutsche Pferde/ sonderlich aus Nieder-Sach- sen/ haͤlt man zum Reiten und Fahren am allerbe- quemsten/ und lieben die Kauffleute sonderlich dieje- nige/ die fein starck und gedrungen oder ramassi ret/ auch dabey gut auf den Schenckeln seyn/ derglei- chen sonderlich in Holstein/ Mecklenburg und Pom- mern anzutreffen. Die Frießlaͤndische/ Oldenburgische und West- phaͤlische Pferde seynd zwar groß und starck/ aber dabey weich und plathuffig/ dienen auch besser vor Carossen als zum Reiten. Die Farbe bey den Pferden zeiget ebenfalls ih- re Natur und Complexion an/ als da seynd sie ent- weder braun/ schwartz/ weiß/ Fuͤchse oder von ver- mengten Farben. Die braunen Pferde/ deren Eigenschafft san- guini sch ist/ sind freudig/ behertzt und dauerhafft/ dabey hurtig/ geschwind/ blutreich/ gelehrig und arbeitsam/ je dunckler die Farbe/ je kraͤfftiger ihre Eigenschafften. Die braune Farbe/ wird in die dunckel-braune und Licht-braune abegetheilet. Die dunckel-brau- ne wiederum (1.) in die schwartz-braune/ (2.) recht dunckel-braune/ (3.) Weichsel-braune/ (4.) Casta- nien-braune. Die Licht-braune ist wiederum (1.) mittelmaͤs- sig-braune/ (2.) die weisse und grosse Abzeichnun- gen/ (3.) die viele weisse Haar/ so man Zobel Haa- re nennet/ haben (4.) recht Licht-braune/ (5.) Gold- X 4 braune Caput VIII. braune oder Gold-gelbe vom schoͤnen Ansehen/ wann sie mit einem huͤbschen schwartzen Zeug geputzt; Ubri- gens hitzig/ zornig und matt/ wie dann unter die- sen Farben diejenigen vor die Besten gehalten wer- den/ so dunckel oder auch roth fallen/ die schlimm- sten aber sind/ so auf Bleiche inclini ren. Die andere Haupt-Farbe ist schwartz und me- lancholisch; die Pferde sind schwehrmuͤthig/ unge- lernig/ zornig/ stutzig und untreu/ lernen bald das Boͤse/ und vergessen leicht das Gute. Sie wer- den in drey Theile abgetheilet/ (1.) die kohlschwar- tzen Rappen/ so die Besten/ zumal wann sie um das Maul und Augen lichte Farbe haben. Wenn um die Aug-Apffel ein blauer Ring ist/ so sind diese gemeiniglich scheu und erschrocken. (2.) Aschenfar- be oder Maußfarbe/ so scheu/ verzagt und matt sind. (3.) Lichtschwartzen/ so bißweilen etwas besser. Vor die dritte Haupt-Farbe zehlet man die Fuͤchse/ die Cholerischer Natur/ dahero sie allezeit freudig/ hitzig und begierig/ hurtig und disponi ret zum Springen/ dabey aber gemeiniglich zornig und ungedultig seyn. Diese Farb wird eingetheilet/ (1.) in die Gold-Farbe/ so unterschiedliche Absaͤtze hat/ biß zur bleichen Fuchs-Farbe/ je hoͤher selbige nun ist/ je bessere Quali taͤten auch derselben zugetheilet wer- den (2.) Jn die Blut-rothe Farbe/ welche mit ih- rer schattirenden Cadence biß in die Braune faͤllet/ daher sie selbiger auch in der Natur immer naͤher kommt/ und denn (3.) in die Schweiß-Fuͤchse/ oder Purpurfaͤrbige/ welches die Besten. Die Weisse/ die phlegmati scher Complexion, und die vierdte Haupt-Farbe ist/ verwerffen etliche gar/ Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. gar/ doch gibt die Erfahrung/ daß man unter de- nen Schlimmen bißweilen gute Pferde finde. (1.) Die schneeweissen sind die Besten/ sonderlich wann sie schoͤne braune oder schwaͤrtzlichte Augen haben/ ein schwartzes Geschroͤt und Hufe/ an der Haut hin- und wieder/ nicht aber an den Haaren oder un- ter dem Sattel/ schwartze Flecken; welche gemei- niglich rasch/ freudig und dauerhafft seyn/ doch viel sittsamer und gedultiger als andere Farben. Die (2.) Art ist/ welche von der Lichten etwas abweicht/ und den Dunckeln naͤher. Die (3.) welche auf gelb- licht oder Milch-Farbe stechen/ an denen selten viel Dauerhaffts und Guts ist. (4.) Welche schwartze Flecken in den Haaren/ um Augen/ Maul und Ge- schroͤt haben/ diese seynd die schlechtesten. Auffer diesen Haupt-Farben/ kommen auch noch die vermengten Farben vor/ bey denen wider die Haupt-Regul gilt/ daß/ welche Farbe bey ihnen herꝛschet/ deren Complexion sind sie auch gemei- niglich am meisten beyzuzehlen/ solche zweyfaͤrbige Pferde sind auch in zweyerley Haupt-Farben unter- schieden. Die ersten sind die Schecken/ je dunckler an de- nenselben die Farbe/ je bessere Eigenschafften nnd Wuͤrckungen an denenselben erscheinen/ sonderlich wann der Kopff dunckel oder roth; die Besten sind/ so mit drey Farben geflecket. Die andere Art zweyfaͤrbigter Pferde/ sind die Schimmel/ unter welchen (1.) die Apffel- und Spie- gel-Schimmel/ so man unter allen vor die Besten haͤlt/ sonderlich wann der gantze Leib mit Spiegeln uͤberzogen/ und die Farbe fast auf grau faͤllet. X 5 (2.) Caput VIII. (2.) Die Grau-Schimmel. (3.) Die Schimmel/ und (4.) Die Roth-Schimmel/ alle diese Arten sind eines guten temperir ten Gemuͤths/ Sinnes/ Willens/ Vermoͤgens und Gesundheit. Alsdann auch endlich (5.) die Fliegen- oder Muͤcken-Schim- mel/ von denen die mit schwartzen Flecken die Be- sten/ die mit rothen aber vor die Schoͤnsten gehal- ten werden/ diese sind beyde zierlich/ dauerhafft und eines guten Temperaments. Die Proportion von einem Pferd wohl zu beurtheilen/ muß man sehen auf dessen Maul/ Zaͤh- ne/ Lefftzen/ Zunge/ Kien und Kien-Backen/ Na- sen/ Augen/ Stirn/ Kopff/ Ohren/ Schopff/ Schwantz/ Hals/ Brust/ Bauch/ Creutz/ Ruͤ- cken/ Geschroͤte/ Koͤten/ Fuͤsse/ Huf und Wuͤr- bel. Nur einiger derselben etwas ausfuͤhrlicher zu gedencken/ so solle Der Kopff kurtz/ duͤnne/ schmal/ duͤrre und wohl gezeichnet; Die Ohren kleine/ kurtz/ eng/ schmal/ wohl ausgeschnitten/ nahe beysamm stehend/ vor oder auswaͤrts gerichtet/ wechselnd und lebhafft seyn. Der Nacke mittelmaͤßig/ vorwaͤrts ein wenig rundlich erhoben. Die Stirn gleich/ duͤrre/ schmal/ wohlgezeich- net. Die Augen groß/ einer Farb/ nicht tieff im Kopff liegend/ sondern lieblich heraus stehend seyn. Die Nasen schmal und rund. Das Maul mittelmaͤßig/ aufgeschnitten. Das Kien rund/ hoch. Der Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. Der Hals einer mittelmaͤssigen Laͤnge/ jedoch mehr zu lang/ als zu kurtz/ duͤnn und schmal. Der Leib fast rundlich/ kurtz/ gleicher Propor- ti on/ nach Hoͤhe der Schenckel. Die Brust/ fett/ mehr breit/ als rund. Der Ruͤcken gleich. Die Crouppe oder das Creutz/ breit/ gewoͤlbt/ auch wohl zertheilet. Die Lenden gleich/ doch nicht gantz ausgefuͤllet. Die Schenckel nicht laͤnger als der Leib hoch ist/ auch dabey duͤnn und die vordern rund. Die Knie mittelmaͤssig/ gleich gerichtet. Der Huf hochlaͤnglicht/ schmal und schwartz. Die Haut rein/ zart und duͤnne Die Haar zart/ kurtz/ wohl von Farb. Der Schopff lang/ duͤnn/ rein/ glatt/ und so auch die Maͤhn. Der Schweif aber lang/ dick/ glatt/ zart und rein seyn. Die Maͤngel eines Pferdes/ sind entweder an denen aͤusserlichen oder innerlichen Sinnen/ oder an dem aͤusserlichen Leib/ und sind entweder 1 Erb-Maͤn- gel/ oder 2. Haupt-Maͤngel/ oder 3. gemeine Maͤn- gel. Die Erb-Maͤngel seyn/ Rotzen/ Maucken/ weit-oͤhrige/ Speck-haͤlsige/ dickkopfige/ untreu/ boß- hafft/ beissend/ schlagend/ rossend/ an die Wand dru- ckend/ tuͤckisch/ oder falsch/ vollhuͤfig/ kollerig/ Haar- schlaͤchtig/ ansteckend/ hartmaͤulich. Haupt-Maͤngel seyn 1. des Athems-Gebre- chen/ es sey gleich/ daß derselbe zu kurtz oder zu schwer/ es ruͤhre nun solches gleich von allzugrosser Fettigkeit/ oder innerlichen Gebrechen der Lungen her. Caput VIII. her. 2. Mangel des Gewaͤchses. 3. Verkehrter Hals. 4. Schlecht auf den Fuͤssen. 5. Hochkoͤ- thig. 6. So sie in die Eisen schlagen/ welches ein Zeichen/ daß ein Pferd noch zu jung/ nicht starck ge- nug/ und zu ungeschickt sey. Ausser diesen Maͤngeln findet sich auch noch/ daß manche Pferde Mangel am Gesicht oder Ge- hoͤr haben/ daß sie zu viel/ oder zu wenig empfindlich/ zu weichlich/ oder zaͤrtlich/ zu plump/ oder zu toͤlpisch seyn; wann sie vorn Creutzen/ nicht aus den Buͤ- geln heben/ nicht vom Stall/ oder andern Pferden abgehen wollen; wann sie beissig/ rachgierig/ furcht- sam/ zaghafft/ hartlernig/ faul/ traurig/ kuͤtzlich/ staͤt- tig/ Krippen-Beisser/ eigensinnig und tuͤckisch seyn; wann sie sich im Wasser nieder legen/ ausreissen/ nicht auf- oder absitzen/ sich nicht zaͤumen/ beschlagen/ oder satteln lassen wollen/ zu fett/ oder zu mager seyn/ zu hart/ oder zu weich Fleisch haben. Als Haupt-Maͤngel/ um welcher willen ein Pferd-Kauff wieder zuruck gehen kan; setzen die Saͤchsischen Rechte folgende 3. aus: Nemlich/ wann ein Pferd staͤttig/ 2. starꝛ-blind/ 3. Haarschlech- tig waͤre/ zu welchen einige auch noch den 4. Haupt- Mangel/ nemlich/ wann es rotzig waͤre/ setzen wollen/ daß um solcher willen/ (wann diese Maͤngel nach ge- schlossenem Kauff befunden wuͤrden/ und der Ver- kauffer solche vorher nicht angezeiget haͤtte) der Kauff wieder zuruck gehen/ und retracti ret werden koͤnte. Die Franckfurtische Statuta haben folgende 4. Haupt-Maͤngel: Als wann 1. das Pferd gestoh- len/ oder geraubt/ es waͤre dann zur Zeit eines offen- baren Kriegs/ da es denen Feinden abgenommen wuͤr- Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. wuͤrde. 2. Wann es Haarschlechtig/ oder Schle- bruͤchig. 3. Wann es stetig/ und 4. wann es Haupt-suͤchtig; als Moͤnig/ oder rotzig ist/ und sol- ches um dieser Ursach willen/ weil diese Maͤngel fast unsichtbar/ und also dem Kauffer/ er sey auch so ver- staͤndig/ als er immer wolle/ verborgen sind. Nach denen Luͤbeckischen Rechten/ muß ein Verkauffer nach folgende 3. Haupt-Maͤngel gewaͤhren: Als daß das Pferd 1. nicht anbruͤstig/ 2. nicht stetig/ 3. nicht kollerend sey. Jn der Loͤblichen Reichs-Stadt Nuͤrnberg/ muß der Verkauffer 14. Tage lang/ nach beschehenem Kauff/ dem Kaͤuffer/ vor rotzig/ reudig und haarschlechtig stehen. Der Pferde Alter wird durch ihre Zaͤhne er- kannt; sie haben aber ordentlicher Weise 40. Zaͤh- ne/ gleich wie die Maul-Esel nur 36. haben/ sie schie- ben aber ihre Zaͤhne/ oder werffen dieselbe innerhalb 2. Jahren/ auf 3. unterschiedene Weisen ab/ und zwar/ wann sie das andere Jahr erreichet/ zum erstenmal/ zwey/ im Mittel des vordern Mauls/ mit dem dritten Jahr die nechsten dabey/ oben und un- ten/ mit dem 4. Jahr die letztern 4. an der Ecken/ und zwar abermal 4. oben und unten; mit dem Beschlis- sen dieses Abschiebens der jungen Zaͤhne/ und des 4. Jahrs/ erheben sich in dem 5. Jahr die beyde Ha- cken/ und biß hieher gehet der Pferde ihre Ju- gend. Von den 5. Jahr an/ biß zu dem 7. haben die Zaͤhne eine Hoͤhle/ wann sie 7. Jahre zuruck gele- get/ ist dieselbe Hoͤle gantz heraus gewachsen/ und sind die Zaͤhne gantz gleich/ dagegen erzeigt sich ein brauner Flecken/ der nach 7. Jahren wieder verge- het. Caput VIII. het. Daß die Zaͤhne oben wieder weiß werden/ nach 10. Jahren erhebt sich die Ebene des Zahns all- gemach uͤber sich/ biß in das 13. Jahr/ nach 13. Jah- ren wird solche Erhebung runder/ hierauf je laͤnger/ je spitziger/ so wachsen auch die beyde Hacken immer- fort/ daß sie groͤsser und dicker werden/ sie veraͤn- dern auch die Farb/ und werden von dem 10. Jahr an gelb/ in dem hoͤchsten Alter aber wieder weiß/ und das Zahn-Fleisch weicht alsdann zuruck. Es wissen aber die Roß-Teuscher/ mit Befei- len der alten Pferde ihrer Zaͤhne/ so meisterlich um- zugehen/ daß man ein 20. jaͤhriges Pferd vor ein 10. jaͤhriges ansehen sollte. Jngleichrn koͤnnen sie ihnen auch durch betruͤgliche Schmiede die schwartze Zeichen an den Zaͤhnen (von welchen wir zuvor ge- dacht) einbrennen oder einetzen lassen. Die Maͤngel des Gesichtes/ wissen sie mit Ader- lassen/ den Monatlichen Kern oder Stuhl zu stechen/ die Maus auszuwerffen/ das Fett in denen Hoͤlen uͤber den Augen zu schneiden/ und anderen Kuͤnst- leyen mehr/ stattlich zu verbergen/ also/ daß/ wer nicht genau zusiehet/ schwoͤhren sollte/ er haͤtte ein wohlsehendes Pferd gekaufft/ welches sich aber her- nach/ wann er es etliche Wochen im Stall gehabt/ gantz anders ausweiset. So wissen sie auch die langen Ohren durch Schneiden so zu formi ren/ daß sie gar bald eine an- dere Gestalt gewinnen/ wann sie lang herunter han- gen/ wissen sie es auch/ durch das Haupt-Gestell/ in die Hoͤhe zu schnuͤren. Niemals muß man kein Pferd gesattelt kauf- fen/ damit man sehen koͤnne/ was es vor einen Ruͤ- cken Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. cken habe/ weil sonsten/ wann derselbe eingebogen ist/ die Roß-Kaͤmme den Sattel schon darnach ver- fertigen zu lassen/ wissen/ daß man solchen Senck- Ruͤcken nicht spuͤhret. Bey schwermuͤthigen Athem/ welchen das Pferd an sich hat/ schlitzen sie ihm die Nasen-Loͤcher auf/ es waͤhret aber nicht laͤnger/ als biß das Pferd einen neuen Herꝛn bekommt/ der mit dem Betrug nicht umgehen kan. Die Schenckel seynd der Grund/ darauf ein gutes Pferd bestehet/ und an solchen muß man kei- nen Haupt-Fehler haben/ dann da seyn sie gar zu sichtbar; wann nun ein Pferd/ welches eben so alt nicht ist/ einen Mangel/ es sey fast/ wo es wolle/ be- kommt/ so muͤssen die Fuͤsse davon wissen/ da giebt es dann Floß-Gallen/ Schifer-Bein/ Stein-Gallen/ Rappen/ Mauchen/ durchgehende Gallen/ Spatt/ Leist/ Straub-Huf/ welche die kalten Fluͤsse zum Ur- sprung haben/ diese treiben die Roß-Taͤuscher mit. Salben und Brandwein auf eine Zeitlang weg; wann aber das Pferd hernach nicht mehr gewartet wird/ und schwere Tag-Reisen thun soll/ da sehe man zu/ wie man mit fortkommet/ und ob man nicht auf der Strasse wird liegen bleiben muͤssen. Den Spat oder Leist/ welcher sich gemeiniglich an einem Pferd aͤussert/ wann es von dem Stall abgehet/ da es mit dem hintern Fuͤssen ruͤcket/ und weit auseinander gehet/ verbergen sie damit/ daß sie das Pferd/ ehe sie solches den Kaͤuffer weissen/ vorher so lange reiten lassen/ biß es warm wird/ da man das Rucken nicht mehr so mercken kan/ daher man Caput VIII. man am meisten dieser Ursach wegen/ auf ein Pferd Acht zu geben hat/ wann es aus dem Stall gehet. Und was etwann der Roß-Kaͤmme ihre eigen- nuͤtzige Hilperts-Griffe mehr seyn/ welche bey ge- dachtem Authore, samt denen uͤber dergleichen Pferd-Haͤndlereyen benoͤthigte Rechts-Anmerckun- gen/ der Laͤnge nach/ zu lesen seyn. Folgen nun einige bewaͤhrte Remedia, wel- che wider allerhand Gebrechen der Pferde/ auf Rei- sen/ gar fuͤglich zu gebrauchen/ und zwar: Wann ein Pferd nicht fressen kan. So nimm Knoblauch und Pfeffer/ stoß es un- tereinander/ und reibe ihme die Zaͤhne damit/ biß es frist. Ein Zeichen/ daß ein Pferd kranck sey/ ist ohnfehlbar dieses/ wann es nicht fressen will/ und wann ihme die Ohren kalt seyn. Wie die Feiffel der Pferde zu erken- nen und curi ren sey. Wann ein Pferd aͤngstiglich thut/ den Kopff haͤnget/ schwitzet/ sich niederleget/ nicht aufstehen will/ aͤchtzet und waͤltzet sich/ und weiß gleichsam nicht/ wo es vor Angst bleiben soll/ so hat es gemeiniglich die sogenannte Feiffel/ an welcher/ wann man ihm nicht bald zu huͤlff kommt/ das Pferd offt innerhalb 24. Stunden sterben muß; daher muß man es an dem Ort/ wo die Geschwulst ist/ mit einer Fliete die Oeffnung durch den Schmied thun lassen/ so wird sich eine heßliche Materia zeigen/ wie weisse Hanff-Koͤrner/ oder Schweins-Pfinnen/ die werden dann heraus gegraben/ und hernach Saltz und Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. und Pfeffer hinein gestreuet/ so heilt es wieder zu; wann man ihm die Feiffel gestochen/ so fuͤhret man es hernach ein wenig im Hof herum/ bringts alsdann in Stall/ und deckt es warm zu/ so wird es wieder anfangen zu fressen/ alsdann kan man es wieder brauchen/ man muß aber zusehen/ daß es sich nicht abermal im Fressen oder Sauffen verfange/ welches man bald an ihnen mercken kan/ wann sie sauffen/ und hernach/ wann sie aufhoͤren/ das Wasser wieder aus den Maul lauffen lassen/ so ist es ein Zeichen/ daß sie sich verfangen haben. Vom boͤsen Futter bekommen sie auch vielmals die Feiffel/ sie verfangen sich auch leicht/ wann sie nur ein wenig uͤbertrieben werden. Wenn der Sattel ein Roß geschwel- let/ gedruckt und beschaͤ- digt hat. Jst der Schaden offen/ so nimm Ochsen-Zun- gen-Kraut/ siede es im Bier/ wasche den Schaden da- mit/ darnach brenne Korn zu Pulver/ und streue dasselbe darauf/ so heilet es. Oder: Brenne nur alte Schuh-Sohlen/ und nimm duͤrren Tauben-Mist/ reibs klein/ und ver- misch es untereinander/ streue es ihm ein/ das treu- get sehr aus/ und heilet sehr wohl. Jst es aber nicht offen/ und nur geschwoͤllet/ oder auf gelauffen/ so siede gebrandten Leimen von Back- Oefen/ in Essig/ und schlags in ein Tuch/ warm uͤber/ so setzet es sich balden. Oder: Jn Ermanglung dessen/ wasche die Y Ge- Caput VIII. Geschwulst mit des Pferdes/ oder deinem eigenen Urin/ so wird er sich bald wieder niedersetzen. Wann der Sattel ein Pferd ge- schwellet. So nimm wilde Bethonien/ seud sie in einer Maas Bier/ und wasche den Schaden damit/ binde auch das Kraut auf den Schaden/ so warm es das Roß erleiden kan/ so gehet die Geschwulst/ oder der Schaden zusehens weg. Es hilfft auch den Men- schen. Oder: Nimm neu Pech/ zerstoß es fein klein zu Pulver/ und wasche den Schaden mit Essig aus/ und streue das Pech hinein/ drucke ein wenig Werck oben darauf/ so magst du den Klaͤpper wohl reiten; wenn man das Werck heraus reisset/ und der Scha- den tief ist/ so gehet viel Eyter und Unflat heraus/ darnach mache es/ wie zuvor/ wasche den Schaden aus/ streue wieder darein/ und drucke wieder Werck darauf/ es heilet schnell zu. Wann ein Pferd harten Athem hat. So nimm Linsen-Saamen/ duͤrre denselben in Ofen/ und stosse ihn klein/ giebs dem Pferd zu essen im Futter/ so wird es wieder besser. Wann ein Pferd nicht stallen kan. So nimm Lorbeer/ stosse sie klein/ gieß Wein darunter/ und gieß es dem Roß in den Hals. Oder: Zerstosse Krebs-Augen/ streue es auf ein Schnitt- lein Brod/ und gieb es dem Pferd zu fressen/ so wird es in einer Viertel Stund stallen. Wann Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. Wann ein Roß einen Nagel in den Fuß getretten. Nimm Honig und Schmeer/ druͤcke das Loch voll/ darinnen der Nagel gestecket/ und stosse den Nagel selber in das Schmeer. Wann ein Pferd vernagelt ist. So nimm sauer Kraut und Saltz schlage es in die Huff/ und verbinde es. Eine gute Horn-Salbe zu machen. Nimm vor einen Groschen Terpentin/ ¼ ℔ Wax/ eben so viel Pech/ Bocks-Talch/ und rein Schmeer/ lasse es alles untereinander zergehen/ und schmiere die Huf damit/ wann du sie vorher mit einem Messer wohl rein gemachet hast. Jtem/ nimm Wax und Bocks-Talch/ jedes gleich viel/ lasse es zergehen/ ruͤhre hernach Rocken- Meel/ und eingemachten Senff darunter/ und schmiere es in die Horn-Klufft. Wann ein Pferd auf der Reiß einen geschwollenen Schenckel be- kommt. So nimm Wax/ Essig/ Werck und Honig/ eines so viel/ als des andern/ siede es untereinander/ und binde es uͤber den Schaden/ oder mache Saltz mit Wasser/ feuchte und binde es um den geschwolle- nen Schenckel/ dieses aber wiederhole etlichemal/ so zieht es die Hitze aus. Y 2 Wann Caput VIII. Wann sich ein Pferd uͤbersoffen hat. So laß ihn oben im rechten Ohr die Ader/ und reibe Saltz darein/ so bald es blutet/ wird es besser. Jtem/ Nimm Lorbeer/ gestossene Negelein/ gestossenen Saffran/ und Pfeffer/ jedes vor 2. Pfen- nig. 1. halb Maas Ziegen-Milch/ von 2. Eyern das Weise/ 1. halb Maas Wein/ ¼. Pfund geschmoltze- ne/ ungesaltzene Butter/ thue alle obige Species hin- ein/ und giesse es dem Pferd so warm in Hals. Ei- sen-Kraut den Pferden ins Gebiß gebunden/ ma- chet/ daß sich solche niemals verfangen. Vor offene Schaͤden der Pferde. Nimm Kupffer-Wasser oder Vitriol, siede ihn mit Essig/ wasche den Schaden damit rein aus/ streue hernach gepulverte Oster-Lucia darauf/ so hei- let es gewaltig zu/ etliche nehmen auch Gruͤnspan/ Vitriol, Alaun und weissen Weyrauch/ ein jedes vor 6. Pfennig/ thun es in einen grossen Topff und rein Wasser darauf/ lassen es ungefehr eine Stunde sie- den/ und waschen hernach dem Pferd den Schaden damit/ biß es heil wird. Fuͤr den aufwerffenden Wurm. Wann solcher an den Pferd hin- und wieder Beulen aufgeworffen/ so schneidet man die Beulen auf/ und legt alsdann folgende Salbe darauf: Vermische das Oel von Arsenico mit Honig/ thue darunter das Weisse von einem Ey/ schlage es durcheinander/ und leg es auf die aufgeschnittene Beulen/ so sterben die Wuͤrmer davon. Jtem/ Wie sich einer auf Reisen zu verhalten. Jtem/ nimm Feil-Spaͤn von Messing/ menge sie mit Honig zu einem Taig/ so springen die Beulen davon auf/ und die Wuͤrmer sterben. So ein Roß gar abgeritten. Nimm ein Noͤsel gebrandten Wein/ Honig und Waitzen-Meel/ siede es miteinander und schmie- re ihm die Beine damit. Oder: Nimm Knoblauch/ siede den in Essig/ streiche es dem Roß wohl an die Beine/ und um- winde ihn dann die Beine mit Stroh/ biß an die Knie. Wann ein Roß muͤde ist/ so nimm 3. Eyer/ bra- te sie hart/ zerstosse sie also warm in einem Moͤrßner/ mit einem guten Wein-Essig/ schlage es ihm in den Huf. Fuͤr den Husten der Pferde. Wann die Pferde offt und sehr husten/ so schnei- de Meer-Rettig fein klein/ schuͤtte ihn unter das Futter. So der Husten noch neu/ solle man ihm bald das Meel von Erbsen oder Bohnen eingeben. Eine gute Purgirung der Pferde. Nimm Mangold-Blaͤtter/ die siede wohl in Milch/ thue sie heraus/ und stosse sie wohl/ binde das Pferd mit dem Maul uͤber sich/ giesse es ihm ein/ und lasse ihm 4. Stunden darauf fasten. Darnach nimm haͤselne Zaͤpfflein/ und jung haͤseln Laub/ das stosse/ geuß darein geringen Wein und lasse es wohl sieden/ dann lasse es lau werden/ gieb es ihm ein/ decke Y 3 es Caput IX. es warm zu/ reite es in das Feld/ und gieb ihm ziem- liches Futter/ es reiniget sich alsobald. CAP. IX. Von unterschiedlicher auslaͤn- discher Muͤntzen/ ihren Valor, Wech- sel- Cours und Reducti on/ wie auch einigen sonderbaren curieus en Berechnungen und Rechnungs- Tabell en/ und was etwan sonst an andern nuͤtzlichen Dingen mehr/ einem Lehr-begierigen Handels-Diener/ auf Rei- sen und zu Haus/ wohl zu statten kom- men koͤnte. O B wir wohl allbereit in unterschiedlichen un- seren Schrifften/ der auslaͤndischen Muͤn- tzen/ ihren Valor und Wechsel- Cours, nach der neuesten und heutigen Berechnung be- schrieben/ so koͤnnen wir uns doch nicht entziehen/ solchen auch mit wenigen diesem Capitel (und zwar nach Anleitung des Herꝛn Persoy seinen General en Wechsel- und Muͤntz- Reducti ons- Tabell en einzu- verleiben/ damit ein fleissiger Handels-Diener so- gleich solchen Valor- und Wechsel- Cours daraus erlernen/ und sich dessen zu denen nachfolgenden Berechnungs-Arten/ um so viel besser bedienen koͤn- ne. Diesemnach/ haͤlt Amsterdam und gantz Holland Buch Von unterschiedl. auslaͤndisch. Muͤntzen. Buch und Rechnung/ in sogenandten Guͤlden/ Stuͤver und Pfennigen/ oder auch in Pfund und Schilling und Grot Flaͤmmisch. 1 Reichs-Thaler in Holland hat 50. Stuͤver oder 2½. . 1. . 20. Stuͤver/ 1. Stuͤver 16. Pfennig/ oder 2. Grot. 1. Pfund Flaͤmmisch/ 20 Schilling. Flaͤmmisch oder 6. . oder 120. Stuͤver/ oder 2½. Reichsthaler/ 1. Schilling oder Flaͤmmisch/ ist 6. Stuͤver/ oder 12. Grot. 1. Stuͤver 2. Grot/ 1. Grot 8. Corrent. Jn des gedachten Pierre Persoy seiner soge- nannten General en Wechsel- und Muͤntz- Re- ducti on/ schreibt er in der Anweisung zur Ausrech- nung der Wechsel und Muͤntz- Reducti on- Tabell, daß solche gemacht sey/ nach dem Fuß des alten und feinsten Reichsthal. nach welchem derselbe vormals zu einem gewissen Werth gestellet worden: Als Jn Amsterdam zu 50. Stuͤvers. Antverpen ‒ ‒ 48. Stuͤvers. Jn Augspurg und allenthalben/ wo Kayserli- liche Muͤntzen gangbar seyn/ zu 90. Kreutzer. Jn Cadix/ Madrit/ Livorno und Genua/ anf 1 \frac{13}{272} Stuͤcke von Achten. Jn Dantzig und gantz Preussen- und Pohlen/ auf 90. Groschen. Jn Hamburg auf 48. Luͤbs. Jn Franckreich auf 60. Sols. Jn Londen auf 4½. Schilling Sterlings. Jn Leipzig auf 24. gute Groschen. Jn Venedig auf 150. Soldi Correnti. Es ist aber darum nicht gesagt/ faͤhrt er ferner Y 4 fort/ Caput IX. fort/ daß/ zum Exempel/ die 90. Kreutzer in Aug- spnrg/ Breßlau oder Nuͤrnberg/ zu welchen ein Reichsthl. in Kayserl Muͤntz gesetzet ist/ an innerli- chen feinen Silber-Gehalt (oder Aloy, wie es auf Frantzoͤsisch genennet wird) so viel/ als ein Banco- Reichsthl. in Amsterdam oder Hamburg betragen sollten/ sondern man nimmt solche nur an/ um die Ausrechnung desto besser nach solcher Eintheilung zu machen/ und um sich desto leichter in den Nutzen der Tabell en finden zu koͤnnen. Diesem nach/ sagt er/ giebt Amsterdam gegen einem Breßlauer Reichsthaler/ ungeacht der vorbemelde Pary, oder Vergleichung 50. Stuͤver gegen 90. Kreutzer waͤre/ dermalen weit unter 50. Stuͤver/ da er dann den Anfang seiner Tabell en von 35. Stuͤver macht/ und beweiset/ daß/ wann Amsterdam 35. Stuͤver nur in Banco gebe/ um in Breßlau einen Reichsthl. von 90. Kreutzer zu empfangen/ so verliehre Breß- lau 42 \frac{9}{10} . pro Centum, oder es muͤste geben 142 \frac{9}{10} . Rthl. seiner Muͤntz vor 100. Rthl. Amsterdamer Banco- Geld. Hierauf steigt er immer weiter/ mit ⅛ und ¼ Stuͤver hinauf/ und setzt zum Exempel/ daß/ wann Amsterdam gleich gaͤbe 40. Stuͤver vor einen Breßlauer Reichsthl. dannoch 25. pro Centum vor Breßlau verlohren wuͤrden. Solcher Gestalt continui ret er/ biß auf 42¾. Stuͤver/ da er 17. pro Cent. Verlust berechnet/ und wuͤrde es nicht ohne Nutzen gewesen seyn/ wann er diese Tabell en/ biß an den Pary hinauf/ nemlich auf 50. Stuͤver aus- gefuͤhret haͤtte/ so aber schleust er mit 42¾. als wohl wissende/ daß in Ansehung des schlechten Valoris in trinseci, der Breßlauischen Valuta, Amsterdam mit Von unterschiedl. auslaͤndis. Muͤntzen. mit seinen Stuͤvern niemals so hoch hinauf ruͤcken wuͤrde. Wir fuͤhren indessen dieses nicht ohne Ursach an/ weil es unsern Lehr-begierigen Handels-Diener mit dem/ was hiernechst folget/ eine stattliche Muͤntz- und Wechsel-Verstaͤndnis geben wird. Amsterdam faͤhret unser Author fort/ wechselt auf Cadix gebende (da der Pary 131 \frac{11}{19} . Groot gegen einen Wechsel-Ducaten in Cadix ist) von 80. Groot an/ (als von welchen er den Anfang det Tabell stellt) und so heraufwarts/ biß auf den Pary zu/ da zu 80. Groot gewechselt/ der Verlust vor Cadix 64 \frac{4}{10} . pro C. seyn wuͤrde/ also/ daß Ca- dix 164 \frac{4}{10} . Wechsel- Ducati von 375. Marevadis geben muͤsse/ um 100. Banco- Thaler/ in Amster- dam zu empfangen. Zu mercken ist/ daß der Author den alten Ban- co- Reichsthl. auf 8 \frac{12}{34} . Real Spanisch Ritter-Geld gestellt/ nach welchem Fuß obiger Pary gantz rich- tig ist. Amsterdam wechselt auf Dantzig. Gebende 1. L. Velms-Banco, um in Preussen davor von 216. Polnische Groschen/ als dem Pary an/ biß auf 280. zu empfangen/ die ausgerechnete Tabell faͤngt sich an von 230. Groschen/ und weiset/ daß zu solchem Cours vor Dantzig oder Koͤnigsberg 6 \frac{4}{10} . pro Centum Verlust sey/ und endiget sich mit 280. Groschen/ nach welchen/ wann Preussen solche geben muß/ es 29 \frac{6}{10} . pro Centum Verlust; und seynd dergleichen Tabell en darum um so viel nuͤtzli- cher und bequemer/ weil man gleich darinnen nach- Y 5 schla- Caput IX. schlagen kan/ wie viel pro Centum (zu so und so hoch gewechselt) verlohren werde. Eine dergleichen und noch curieusere Tabelle, und zwar von einem ge- lehrten Frauenzimmer ausgearbeitet/ wird man in unserm Schlesischen Kauffmann auch zu finden haben. Amsterdam wechselt auf Franckfurt am Mayn. Gebende (ob gleich der Pary 88 \frac{28}{369} . Groot in Banco vor einen Franckfurter Wechsel-Thaler von 65. Kreutzer Wechsel-Geld ist) etwan 80. Groot/ und so ferner hinauf/ biß dem Pary zu/ zu 80. Groot/ weiset die Tabell, daß vor Franckfurt 10. pro Cen- tum Verlust sey/ und so fortan immer weniger/ als nemlich die Groot/ welche Amsterdam giebt/ in die Hoͤhe steigen. 82. Wechsel-Kreutzer/ thun 100. Corrent- Kreutzer. 73⅘. Wechsel-Kreutzer/ machen einen Corrent- Reichsthl. von 90. Kreutzer. Amsterdam wechselt auf Genua und Livorno. Den Pary setzende zu 95 \frac{25}{57} . Groot in Banco gegen 1. Stuͤck von Achten; weil aber die Groot stei- gen und fallen/ als setzet die Tafel den Cours von 90. Groot an/ und sagt/ daß zu solchen Genua oder Livorno 6. pro Cent. verliehre/ oder 106. Reichs- thl. in Stuͤck von Achten/ vor 100. Amsterdamer Banco geben muͤssen. Er steigt aber mit die Grooten hernach auch uͤber den Pary hinaus/ biß auf 104. und sagt/ daß zu solchen Amsterdam 9. pro Cent. ver- lieren/ oder 109. Reichsthal. Banco geben muͤsse/ um Von unterschiedl. auslaͤndis. Muͤntzen. um in Genua oder Livorno nur 100. zu empfangen/ weil 104. Groot so viel uͤber den Pary, nehmlich 95 \frac{25}{57} Groot waͤre/ daß aber dieser Pary richtig sey/ beweiset er damit/ weil der gerechte Banco- Thaler auf 1 \frac{13}{272} . Stuͤck von Achten gewardiret wird. Amsterdam wechselt auf Hamburg. Und stellt den Pary, 33⅓. Stuͤver Banco gegen 32. Luͤbs/ oder einen sogenannten Wechsel-Tha- ler in Hamburger Banco, welcher Pary herkommt/ wann man sagt: 48. Schilling Luͤbisch geben 50. Stuͤver in Hol- land/ was 32. Schilling facit 33⅓. Stuͤver. Proba. 33⅓. Stuͤver geben — 32 Luͤbs/ was — 50. Stuͤver. Facit 48. Schilling. Nachdem aber die Grot in Amsterdam steigen und fallen/ so faͤngt sich die Tabell an von 31. Stuͤver/ und sagt/ daß zu diesem Cours Hamburg 7 \frac{5}{10} . pro Centum verloͤhre/ bekommende nur vor seine 32. Luͤbs Banco, 31. Stuͤver in Amsterdamer Ban- co, da es dem Pary nach 33⅓. haben solte. Amsterdam wechselt auf Koͤnigsberg. Dahin ist der Wechsel eben so/ wie auf Dan- tzig/ wann Preussen so gut Geld/ dem innerlichen Werth nach/ als Amsterdam haͤtte/ so wuͤrde der Pary von 216. Groschen zulaͤnglich seyn gegen 1. L. Vlems. Nun es aber schlechtern Valeur hat/ so muß biß auf 280. weniger oder mehr gegeben wer- Caput IX. werden. Die Tabell faͤngt von 230. Groschen an/ wie oben bey dem Wechsel auf Dantzig schon gemeldet. Amsterdam wechselt auf Lyon und Paris. Der Pary dahin ist 100. Groot Banco in Am- sterdam gegen 1. Crone in Franckreich von 60. Sols. Weil aber der Banco Werth der Hollaͤndi- schen Grooten besser als der Frantzoͤsischen 60. Sols ist/ als giebt Amsterdam sehr viel unter 100. Und zwar faͤngt sich die Tabell von 70. Groot an/ wel- ches vor Paris 42 \frac{9}{10} . pro C. Verlust ist/ so/ daß es 142 \frac{9}{10} . Cronen oder Reichsthaler zu 60. Sols ge- ben muͤste/ um in Amsterdam nur 100. Rthl. in Banco zu haben. Je hoͤher nun die Groot nach dem Pary hinauf steigen/ je weniger ist Franckreichs Verlust/ wie aus der Tabell zu ersehen. Amsterdam wechselt auf London. Setzende den Pary nach der Tabell 37 \frac{1}{27} . Schil- ling Vlaͤmsch in Amsterdam in Banco zu geben vor 1. Pfund Sterling/ so London wieder bezahlen muͤ- ste. Die Tabell aber faͤngt sich an von einem gar niedrigen Cours, nehmlich von 28. Schilling Flaͤ- misch/ zu welchen London 32 \frac{3}{10} . pro Centum ver- lieren muͤste/ und geht hernach hinauf biß auf 38. und also uͤber Pary, zu welchen Cours London 2 \frac{6}{10} . avancir te. Obiger Pary ist gerechnet auf den Fuß eines Reichsthaler zu 4½ Schilling Sterlings/ welche der Author setzen will/ daß sie von Aloy oder Valore intrinseco dem feinen Banco- Reichs- thaler gleich waͤren/ oder zum wenigsten gleich seyn solten. Amster- Von unterschiedl. auslaͤndis. Muͤntzen. Amsterdam wechselt auf Lissabon/ der Haupt- stadt in Portugal. Und setzet den Pari von 63 \frac{107}{171} . Groot-Flaͤmisch Banco vor eine Crusade von 400. Rees; Dieser Pa- ry wird darauf fundi ret/ weil 1. Stuͤck von Ach- ten in Lissabon auf 600. Rees wardirt oder geschaͤ- tzet ist/ 1 \frac{13}{272} . Stuͤck von 8ten aber gegen einen ge- rechten Banco- Thaler gerechnet wird. Die Tafel faͤngt sich indessen von 40. Groot an/ so Holland nur gebe vor 1. Crusade in Lissabon zu empfan- gen/ welches 59. pro Centum Verlust vor Lissa- bon waͤre/ und steiget hernach biß an Pary hin- auf. Amsterdam wechselt auf Livorno. Besiehe was wir gesagt haben bey dem Wech- sel von Genua. Amsterdam wechselt auf Leipzig. Den Pary setzt der Author zu 50. Stuͤver Amsterdamer Cassa- Geld gegen 1. Rthl. Corrent in Leipzig von 24. gute Groschen; stellt aber die Ta- fel von 40. Stuͤver/ an welche Amsterdam nur Cassa- Geld vor einen vollen Leipziger Thaler be- zahlte/ welcher Gestalt Leipzig 25. pro Centum ver- lieren/ und 125. Rthl. ihres Gelds geben muͤste/ um in Amsterdam 100. Rthl. Cassa- Geld/ welches NB. 4. biß 5. pro Centum schlechter als Banco- Geld ist/ zu haben. Amsterdam wechselt auf Madrit. Vide den Wechsel auf Cadix. Amster- Caput IX. Amsterdam wechselt auf Paris. Vide den Wechsel auf Lyon. Amsterdam wechselt auf Venedig. Und setzt nach des Authoris Rechnung den Pary auf 99⅕. Groot- Banco gegen 1. Ducati di Banco di Venetia, wiewohl man gar wohl 100. voll nehmen kan. Er rechnet aber auf den Fuß des Banco Reichsthaler/ welcher in Venedig auf 7½. Pfund oder 150. Soldi Correnti ge taxi ret ist. Die Tafel faͤngt er an von 91. Groot/ welche Am- sterdam vor 1. Ducati di Banco in Venedig nur geben/ und solcher Gestalt Venedig 9. aufs hun- dert verlieren wuͤrde. Gehet hernach hinauf biß an den Pary, und weist in dieser Tabell eben wie in al- len denen vorigen/ was von ⅛. zu ⅛. der Cours stei- gende Venedig/ so lang Amsterdam unter Pari ge- be/ auf das hundert verlieren wuͤrde. Antwerpen oder Antorff/ Frantz. Anvers. Haͤlt Buch und Rechnung in Pfund Flaͤmisch/ Schilling und Groot-Flaͤmisch. 1. ℔. Flaͤmisch thut 2½ Rthl. oder 6. oder 120. Stuͤver. 1. Reichsthaler oder Patacon, 2⅖. oder 48. Stuͤver. 1. Corrent, 20. Stuͤver oder 40. Groot. 1. Stuͤver 2. Grot oder 16. Pfennige. 1. Schilling Flaͤmisch 6 Stuͤver oder 12 Groot. Daß also die Antorffer Wehrung mit der Hamburgischen fast uͤberein kommt/ nur daß in Antorff Stuͤver genennet wird/ was Hamburg Schilling heisset. Unser Von unterschiedl. auslaͤndis Muͤntzen. Unser Author der Wechsel- und Muͤntz- Redu- ctions- Tabellen/ giebt von denen Antwerpischen Wechseln in besagten Tabellen folgendes an: Nehmlich: Antwerpen wechselt auf Cadix. Stellende den Pary 126 \frac{6}{19} . Groot/ in Antwer- pen vor einen Wechsel- Ducat in Cadix/ den Reichs- thaler in Antwerpen auf 96. Groot/ und in Cadix auf 1 \frac{13}{272} . Stuͤck von Achten gerechnet. Jn der Tabell des Hamburger-Wechsels auf Cadix/ wel- ches mit dem Antwerper gleich viel ist/ wird der niedrigste Cours der Grooten/ welche Hamburg oder Antwerpen giebt/ zu 80. Groot gesetzet/ nach welchen Cadix 57 \frac{9}{10} . auf 100. gegen Hamburger Banco- Geld verlieren wuͤrde. Je mehr Grooten nun Hamburg oder Antwerpen in Banco vor einen Cadixer-Wechsel-Ducaten geben/ je weniger der Cadixer Verlust ist. Antwerpen wechselt auf Franckfurt am Mayn. Und stellt den Pary 84 \frac{68}{123} . Groot vor einen Wechsel-Gulden von 65. Wechsel-Creutzer/ die Ausrechnung ist daher genommen/ weil 96. Groot in Antwerpen/ und der Reichsthaler in Franckfurt zu 73⅘. Wechsel-Creutzer Pary seyn. Die Tafel faͤngt sich indessen an mit 75. Groot/ welche Ant- werpen nur von dem Wechsel-Gulden von 65. Wechsel-Creutzer geben wolte/ dabey dann Franck- furt 12 \frac{7}{10} . pro Centum verlieren wuͤrde. Hinge- gen wann Antwerpen uͤber dem Alpari der 84 \frac{68}{123} . Groot Caput IX. Groot stiege/ wuͤrde z. E. zu 91⅝. wie aus der Tabell zu ersehen/ Franckfurt 8 \frac{3}{10} . pro Cento ge- winnen. Antwerpen wechselt auf Lyon. Der Pary ist 96. Groot gegen 1. Crone von 60. Sols. Wann Antwerpen aber nur 75. Groot geben solte/ wuͤrde von Franckreich nach der Tabell 28. pro Cento verlohren seyn. Antwerpen wechselt auf London. Vide hierzu die Beschreibung des Wechsels zwi- schen London und Hamburg. Antwerpen wechselt auf Lissabon. Vide den Wechsel zwischen Hamburg und Lissabon. Antwerpen wechselt auf Madrit. Vide Antwerpen wechselt auf Cadix. Antwerpen wechselt auf Paris. Vide den Wechsel auf Lyon. Antwerpen wechselt auf Venedig. Vide den Wechsel zwischen Hamburg und Ve- nedig. Bremen. Wie auch gantz Westphalen und Oldenburg haͤlt Buch und Rechnung in Reichsthalern/ Groo- ten und Schwaaren. 1. Reichsthaler/ hat 1½. doppelte oder 3. En- ckelte Bremer Marckstuͤck oder 24. doppelte oder 48. Enckelte Schilling oder 6. Kopfstuͤck/ oder 72. Groot oder 360. Schwaar. 1. Doppelt Marckstuͤck ist 48. Groot/ oder 4. Kopfstuͤck/ oder 240. Schwaar. 1. En- Von unterschiedl. auslaͤndis. Muͤntzen. 1. Enckelt Marckstuͤck ist 2. Kopffstuͤck/ oder 24. Groot oder 120. Schwaar. 1. Halb Marckstuͤck ist 1. Kopfstuͤck/ oder 12. Groot/ oder 60. Schwaar. 1. Doppelter Schilling ist 3. Groot/ oder 15. Schwaar. 1. Enckelt Schilling ist 1½. Groot oder 7½. Schwaar. 1. Kopfstuͤck ist 12. Groot/ oder 60. Schwaar. 1. Groot ist 5. Schwaaren. 1. Schwaar 2. Pfennige. Bremen wechselt auf London. Und stellet den Pary zu 444 \frac{4}{9} . Rthl. gegen 100. ℔. Sterling/ den Reichsthaler zu 4½. Sterlings gerechnet. Jn unsers Authoris seinen Tabellen werden von 470. Rthl. angesetzet/ welche wenn sol- che Bremen geben muͤste/ 5 \frac{7}{10} . pro Cento Verlust vor solchen Platz seyn wuͤrde. Kaͤme es aber biß auf 530. hinauf/ so waͤre 19 \frac{2}{10} |⅕. pro Cento vor Bremen Verlust. Breßlau. Jn was vor Muͤntz-Sorten selbiges/ und gantz Schlesien/ Buch und Rechnung halte/ wie solcher ihre Reduction gegen andere auslaͤndische Muͤntzen zu machen sey/ und wie die Wechsel von Breßlau aus/ auf andere Handels-Plaͤtz Coursi- ren/ davon besiehe unsern Schlesischen Kauffmann. Cadix. Wie es auf Amsterdam wechsle/ davon siehe Amsterdam/ wechselt auf Cadix. Z Wegen Caput IX. Wegen Antwerpen besiehe/ wie Antwerpen wechselt auf Cadix/ und so auch wie Hamburg und London dahin wechseln. Die Muͤntz-Sorten in Cadix/ und einen gros- sen Theil Hispaniens seynd/ als folget: 1. Ducat in Silber haͤlt 11. Real en. 1. Real 34. Marevadis, daß demnach 1. Du- cat 11. mahl 34. das ist/ 374. Marevadis haͤlt/ da- vor in Wechseln 375. Marevadis gerechnet wer- den. Coͤlln am Rhein. Wie daselbst Buch und Rechnung gehalten werde. Vide in unsern Probier-Stein der Buchhalter. An Wechseln dahin faͤllt nichts considerables vor. Dantzig/ und gantz Preussen und Pohlen. Haͤlt Buch und Rechnung in Gulden/ Groschen und Pfennig. 1. Reichsthaler hat 3. oder 90. Polnische Groschen/ welches eben so viel als die Creutzer im Roͤmischen Reich seyn. 1. hat 30. Groschen. 1. Grosch 18. . Wie von Amsterdam auf Dantzig gewechselt werde/ ist oben schon angefuͤhret. Wie Hamburg auf Dantzig wechsle/ wird hernach folgen. Mit allen uͤbrigen Staͤdten Teutschlandes/ ist der Dan- tziger Wechsel nur zu gewissen pro Centum, wel- che Dantzig auf sein Geld zubekommt oder zugiebt/ und also leicht zu benehmen ist. Was es aber nach frembden Koͤnigreichen und Laͤndern thut/ geschie- het mehrentheils/ vermittelst anderer Handels- Plaͤtze/ Von unterschiedl. auslaͤndis. Muͤntzen. Plaͤtze/ als Hamburg/ Amsterdam/ Leipzig und Nuͤrnberg/ zuweilen auch a droiture. Franckfurt am Mayn. 1. Reichsthaler hat daselbst 1½. Kayser-Gul- den/ oder 90. Creutzer Corrent/ oder 74. erdichtete Wechsel Kreutzer. 1. Gulden 60 Creutzer Corrent/ oder 20. Kay- ser-Groschen. 1. Groschen 12. oder 3. Kreutzer. 1. Kreutzer 4. . 1. Philipp- oder Koͤnigs-Thaler hat 100. Kreutzer Corrent/ oder 82. Wechsel-Kreutzer. Dann wann man rechnet 90. Kreutzer Corrent/ thun 74. Wechsel-Kreutzer/ was thun 100. oder 1. Philipps-Thaler facit 82 \frac{2}{9} . Wechsel-Kreutzer/ davor aber nur 82. gerechnet werden. Bey diesem Franckfurter-Wechsel ist zu wissen noͤthig. 1. Die Reduction des Wechsel-Gelds/ zu Gemein-oder Corrent-Geld/ geschiehet also: Man resolvi ret die Wechsel-Thaler oder Wech- sel-Gulden zu Kreutzer; solche Kreutzer werden durch 82. (als den Valeur eines Philipp-Thalers in Wechseln) ge dividi ret/ so kommen Philipps- Thaler/ die multiplici re mit 100. zu gemeinen oder Corrent-Kreutzern/ (dann 100. Kreutzer ma- chen einen Philipps-Thaler/) Ferner theilet man die heraus gekommene Corrent-Kreutzer mit 90. zu Reichtsthl Corrent/ oder mit 60. zu Corrent- Guͤlden/ das uͤberbleibende weiter zu Pfenningen. Z 2 2. Die Caput IX. 2. Die Reduction des Corrent-Gelds aber geschiehet umgekehrter Weiß/ nehmlich: Man machet die Corrent-Guͤlden mit 60. die Reichsthaler aber mit 90. zu Kreutzern. Wann sich dann bey der zu reduci renden Summa auch Groschen oder Pfenning befinden/ so wird mit de- nenselben gleicher massen verfahren/ und selbige denen Kreutzern hinzu gethan/ das kommende Product wird mit 100. Kreutzer/ (als den Valeur eines Philipps-Thalers) in Corrent-Geld getheilet/ so kommen Philipps-Thaler/ welcher Gestalt von Amsterdam/ Antwerpen und Hamburg aus/ auf Franckfurt gewechselt werde. Vide unter obbe- melden Staͤdten. Auf Lyon wechselt Franckfurt/ indem es den Pary von 73⅘. Wechsel-Kreutzer/ vor 1. Frantzoͤsi- sche Crone oder Reichsthaler von 60. Sols setzet/ die Kreutzer steigen und fallen/ wie dann die Ta- fel unter dem Pary biß zu 50. herunter steigt/ als- dann verliert Lyon bey 47 \frac{6}{10} . da sie aber auch wie- der biß auf 84. hinauf steigt/ so gewinnt Lyon bey 13⅘. Genua. Von dem Wechsel dahin besiehe oben unter Amsterdam. Von denen Genuesischen Muͤntz- Sorten aber/ unser neu-eroͤffnetes Kauffmanns- Magazin. Auf London wechselt Genua/ nach der Manier/ wie bey dem Wechsel zwischen London und Cadix zu ersehen. Ham- Von unterschiedl. auslaͤndis. Muͤntzen. Hamburg. Haͤlt Buch und Rechnung in Marck und Schilling Luͤbs. 1. Marck Luͤbisch hat 16. Luͤbisch/ 1. Schilling 12. . 1. Reichsthl. hat 3. Marck/ und ist eine Marck eben so viel als ein Frantzoͤsisch Pfund von 20. Sols, oder als ein Polnischer Gulden von 30. Groschen. Weil wir aber diese Muͤntz allbereit so vielfaͤltig anderwaͤrts beschrieben/ als wollen wir nur aus unsers Authoris Tafel allhier anfuͤhren/ wie Ham- burg auf unterschiedliche Europaͤische Plaͤtze wechs- le/ und zwar welcher Gestalt der Amsterdamer- Wechsel beschaffen sey. Vide oben Amsterdam wechselt auf Hamburg/ dem wir nur beyzufuͤgen/ daß es auch sehr gebraͤuchlich sey/ auf Amster- damer Cassa- Geld die Tratt en und Remiss en von Hamburg aus/ einzurichten/ da dann wegen des in Hamburg gegebenen Banco- Gelds der Geber 4. biß 5. pro Centum agio zu geniessen/ und vor 100. Rthl. Hamburger- Banco, 105. Rthl. weni- ger oder mehr Amsterdamer Cassa- Geld bekommt. Auf Antwerpen wechselt Hamburg/ und setzet zum Pary 32. Luͤbs/ oder einen Wechsel-Thaler gegen 32. Antwerpische Stuͤvers/ diese aber stei- gen und fallen; Daher die Tabell von 25. Antwer- pischen Stuͤvern den Anfang unter Pary macht/ bey welchem Cours Hamburg als gebende 32. Luͤbs/ und nur wieder empfangende 25. Stuͤver/ 28. pro Centum verliert/ da es hingegen gemei- net/ wann die Stuͤver uͤber Pary bezahlt werden/ als hier in der Tabell mit 38. welches 18 \frac{7}{10} . von hundert Gewinn ist. Z 3 Ham- Caput IX. Hamburg wechselt auf Cadix/ Sevilia/ S. Luca/ Madrit/ ꝛc. Stellende nach denen Tabellen den Pary zu 126 \frac{6}{19} . Groot vor einen Wechsel-Ducaten in Ca- dix/ gebende aber gemeiniglich unter dem Pari, da dann nach der Tabellen Anfang zu 80. Groot vor Cadix 57 \frac{9}{10} Verlust ist/ indem vor die in Ham- burg gegebene 80. Groot/ ein voller Wechsel-Ducat in Cadix muß ausgezahlet werden. Andere rechnen den Hamburger Pari folgen- der Gestalt/ daß sie einen Ducaten von 11. Real en in Silber gegen 6 ¼. . Luͤbisch/ welches 126½. Groot Flaͤmisch austraͤgt/ nehmen/ 1. Stuͤck von Achten/ oder von 8. Real en/ ist auf 46. . Luͤbs geschaͤtzet worden/ wann man demnach setzet: 8. Real en thun 46. . Luͤbs/ was 11. Real oder 1. Ducat. So kommen 63¼. . Luͤbs oder 126½. Grot. Hamburg wechselt auf Franckfurt. Gebende 1. Wechsel-Thaler von 32. Luͤbs vor 49⅕. Wechsel-Kreutzer/ dem Pari nach/ diese aber fallen und steigen/ und so Hamburg nur 48. den Tabellen nach/ wieder bekaͤme/ und also unter Pa- ri, wuͤrde es 2 \frac{51}{102} verlieren/ bekaͤme es aber uͤber Pari zum Exempel 61. so gewinnt es 24. pro Cen- tum, es wird aber wenig mehr nach Wechsel- Thalern/ sondern zu gewissen Lagio pro Centum dahin gewechselt/ indem Hamburg in Banco 100. Rthl. giebt/ um daselbst 130. weniger oder mehr wieder zu empfangen. Ham- Von unterschiedl. auslaͤndis. Muͤntzen. Hamburg wechselt auf Franckreich. Stellende den Pari zu 48. . Luͤbs Banco gegen eine Frantzoͤsische Crone von 60. Sols, die Schil- lings Luͤbs steigen und fallen/ so Hamburg dem- nach/ denen Tabellen nach/ nur 30 gebe/ wuͤrden vor Hamburg 60. aufs hundert gewonnen seyn; gleich wie es hingegen verlieren wuͤrde/ wann es uͤber 48. Banco geben solte/ welches aber seiter der Zeit/ daß in Franckreich das Geld so devalvi ret worden/ nicht geschehen ist. Hamburg wechselt auf London. Gebende nach denen Tabellen 35 \frac{5}{9} . Schilling Flaͤmisch in Banco um 1. ℔. Sterling in London zu empfangen/ dieses bleibet bestaͤndig/ jenes aber steigt und faͤllt/ also wuͤrde Hamburg/ wenn es unter Pari, z. E. 27. Flaͤmisch nur geben doͤrffte 31 \frac{6}{10} . gewinnen/ zu 37. hingegen 4. pro Centum verlieren. Andere hingegen rechnen den Pari zu 33⅓. Flaͤmisch/ und also das ℔. Sterling zu 12½. Marck Luͤbs/ oder 4⅙. Rthl. die Muthmassung hierzu giebt die Gewohnheit/ daß man 1. Schil- ling Sterling vor 10. Luͤbs haͤlt. Da Uso auf London ist 1. Monat a dato des Wechsels. Hamburg wechselt auf Lissabon. Stellende nach denen Tabellen den Pari auf 61 \frac{3}{285} . Groot/ um in Lissabon eine Crusade von 400. Rees zu empfangen/ so nun Hamburg unter Pari z. E. nur 40. Groot gebe/ waͤre vor ihm ge- Z 4 won- Caput IX. wonnen/ 2 \frac{7}{10} und so fort an. Andere rechnen den Pary zu 76⅘. Grot Flaͤmisch gegen einen Crusade, der Wechsel- Cours indessen ist biß auf 50. Groot weniger oder mehr herunter gefallen. Die Ursa- che dieses grossen Abschlags ist/ daß die daher kommende Retour- Waaren/ zuweilen in Ham- burg im schlechten Preiß seyn; Dahero ein jeder lieber sein Geld per Wechsel will uͤbergemacht/ als Waar dargegen haben/ daß demnach hier viel Nehmer/ und wenig Geber seyn; darum auch die Wechsel mehrentheils uͤber Antwerpen oder Am- sterdam gehen; dahin man noch zu 55. biß 56. Groot Flaͤmisch per Ducat von 400. Rees unter- kommen/ und die Gelder einziehen kan. Die Por- tugisische Muͤntze bestehet in folgenden: 1. Mille, oder sogenanntes Mille-Rees, ist 1000. Rees, wird gemeiniglich geschrieben (=) Rees. 1. Ducat oder Crusados, ist 10. Real en/ oder 400. Rees. 1. Real. 40. Rees. 1. Stuͤck von Achten/ oder Real de Ocho, ist 12. Real, oder 480. Rees. Hamburg wechselt auf Madrit. Vide Wechsel auf Cadix. Hamburg wechselt auf Venedig/ stellende den Pari zu 96. Groot/ gegen einen Ducati du Ban- co di Venetia, so viel als nun Hamburg Groot unter 96. giebt/ um einen vollen Ducaten in Ve- nedig zu haben/ so viel ist vor Hamburg Gewinn. Als Von unterschiedl. auslaͤndis. Muͤntzen. Als z. E. wann es 85. Groot geben solte/ wuͤrde 12. pro Centum avanci rt seyn. 1. Ducati di Banco in Venetia, haͤlt 24. De- narii oder Grossetti, oder 20. Jtaliaͤnische Schil- ling. 1. Schilling ist 12. . 1. Lire 20. Soldi. 120. Ducati Correnti thun 100. Ducati di Banco, auf welche die Wechsel geschlossen werden/ ist demnach der Agio zwischen Corrent- und Ban- co- Geld 20. pro Centum bestaͤndig. Koͤnigsberg wechselt auf Amsterdam. Vide Amsterdam wechselt auf Koͤnigsberg und Dantzig. Koͤnigsberg wechselt auf Hamburg/ und ist der Pari 90. Polnische Groschen gegen 1. Rthl. Banco in Hamburg. Weil aber der Banco- Tha- ler weit besser am Gehalt/ als die 90. Preusische oder Polnische Groͤschlein seyn/ als muͤssen dieser allbereit 110. biß 115. in Preussen gegeben wer- den/ um 1. Rthl. Banco dafuͤr in Hamburg zu haben. Ordinaire seynd auf Dantzig/ und von dar hieher 2. Uso, oder 4. Wochen Sicht. Lissabon/ wie es auf Hamburg wechsle. Vide Hamburger-Wechsel auf Lissabon. London wechselt auf Amsterdam. Vide Amsterdamer-Wechsel auf London. Z 5 London Caput IX. London wechselt auf Antwerpen und Hamburg. Vide wie Hamburg wechselt auf London/ dann beyde Staͤdte haben fast eine Ausrechnung. London wechselt auf Bremen. Vide wie Bremen auf London wechsle. London wechselt auf Cadix oder Madrit/ und stellt den Pari zu 51 \frac{51}{95} . Pfenning Sterlings vor ein Stuͤck von Achten in Cadix/ die Pfenning Sterlings varii ren/ indem deren London/ zuwei- len weniger giebt/ z. E. nach denen Tabellen 48. wobey London auf dem Wechsel gewinnt 7 \frac{3}{10} . pro Cento. Kommt es aber uͤber Pari, so verliert es z. E auf 55. 6 \frac{7}{10} . pro Cento. London wechselt auf Franckreich/ als Pariß oder Lyon. Und stellt den Pari vor 1. Frantzoͤsische Cron von 60. Sols gegen 54. Pfenning Sterlings; diese fallen und steigen. Wann nun London deren nur 38. giebt/ um in Franckreich doch eine volle Crone zu 60. Sols zu empfangen/ so gewinnt es 42⅒. pro Centum, muß es aber 54. z. E. 60. geben/ so verliert es 11⅒. pro Cento. London wechselt auf Livorno. Dieser Wechsel ist eben so/ wie der Wechsel von London auf Cadix. London wechselt auf Lissabon. Vide wie Lissabon wechselt auf London. London Von unterschiedl. auslaͤndis. Muͤntzen. London wechselt auf Venetia. Gebende alpari vor einem Ducati di Banco di Venetia. 53 \frac{71}{126} . Pfenning Sterling/ giebt es darunter z. E. 50. so gewinnt London bey der Ab- gab des Geld 7⅒. pro Cento, giebt es aber daruͤ- ber z. E. 58. so verliert es 8⅕. pro Cento. Lissabon wechselt auf Amsterdam. Vide Amsterdamer Wechsel auf Lissabon. Lissabon wechselt auf Antwerpen. Vide wie Hamburg auf Lissabon wechsle. Lissabon wechselt auf Hamburg. Vide ingleichen die daselbst befindliche Aus- rechnung/ und dabey die Specification der Lissa- bonischen oder Portugiesichen Gelder. Lissabon wechselt auf London. Der Pari ist 85 \frac{17}{19} Pfenning Sterlings vor ein Mille Rees in Lissabon; so nun London weniger gie- bet als z. E. 60. Pfenning Sterling/ so gewinnnt es 43⅒. pro Cento gleich wie es hergegen verlieren wuͤrde/ wann es mehr geben sollte. Livorno wechselt auf Amsterdam. Besiehe wie Amsterdam auf Genua wechsle. Li- Caput IX. Livorno wechselt auf London. Siehe wie London wechselt auf Cadix. Lyon wechselt auf Amsterdam/ besiehe den Am- sterdamer Wechsel auf Lyon. Lyon wechselt auf Antwerpen/ Franckfurt/ Hamburg/ London. Siehe wie diese Plaͤtze auf Franckreich wechseln. Lyon wechselt auf Venedig. Gebende vor 100. Ducati di Banco di Vene- tia 100. Cronen weniger oder mehr zu 60. Sols. Madrit wie es wechsle/ vide die Wechsel von und auf Cadix. Nuͤrnberg wechselt auf Venedig. Gebende 150. pari vor 100. Ducati di Ve- netia. Pariser Wechsel vide Lyoner. Ve- Von unterschiedl. auslaͤndis. Muͤntzen. Venedig/ wie es auf Amsterdam/ Antwerpen/ Franckfurt/ Hamburg/ Lyon/ London/ und Nuͤrn- berg wechsle/ siehe wie diese Plaͤtze dahin ihre Wechsel ziehen. Und so viel kuͤrtzlich aus obbesagten Authoris Wechsel-Tabellen. Unserm Lehr-begierigẽ Handels- Diener/ koͤnnen diese angezeigte Pary eines Wech- sel-Platzes gegen des andern sehr schoͤn zur Ausrech- nung und Verstand aller frembden auslaͤndischen Wechsel dienen. Was etwan daran noch fehlen sollte/ wird sich theils aus dem Kauffmanns-Maga- zin/ theils aus unsern uͤber ein jedes Land nach und nach herauskommenden Particularen Handels oder Commercien- Beschreibungen/ (bey wel- chen die Wechsel nicht sollen vergessen/) leichtlich voͤllig begreiffen lassen. Folgen nunmehro einige Tabellen/ welche nicht muͤnder in gewissen Rechnungs-Vorfaͤllen zu Haus und auf Reisen/ unserm Kunst-liebenden Handels- Diener wohl zu statten kommen koͤnnen. Und zwar erstlich eine jaͤhrliche Interesse- Rech- nung zu 5. und 6. pro Centum, dann auch eine Re- solvi rungs-Tabell der Thaler zu Guͤlden und der Guͤlden zu Thaler. Jaͤhr- Gehoͤret zu Pag. 369 DISTANCE der vornehmsten Staͤdte in Europa/ von der Stadt Leipzig. Von unterschiedl. auslaͤndis. Muͤntzen. Mehrere finden wir hier anzufuͤhren unnoͤthig/ weil die uͤbrigen in vorgedachtem Kauffmanns- Ma- gaz in/ sonderlich die Rabatt, Elen/ Maaß und Gewicht-Vergleichung zu finden seyn. Die Tabellen/ welchen die Distantias der Oer- ter/ oder wie weit ein vornehmer Handels-Platz/ oder sonst beruͤhmte Residentz-Stadt von der an- dern entlegen/ anzeigen/ seynd erstlich in denen Rei- sen durch Europa/ dann auch in Kupffer gestochen/ bey denen/ welche mit Kupffer-Stuͤcken und Land- Charten handeln/ zu bekommen/ und sollte billich ein jedes Kauffmanns- Contoir mit einer solchen Ta- bell versehen seyn; ein fleißiger Handels-Diener aber/ koͤnte sich zu seinem eigenen Gebrauch/ von dem Ort seiner Wohnung aus/ eine solche Tabell formi ren/ und darinn Alphabeti scher Ordnung nach/ die vornehmste Oerter setzen/ wohin etwan seines Patrons Handlung und Corresponden tz sich erstreckte/ etwan auch in denen besondern Linien dabey fuͤgen/ wann die Posten dahin abgiengen und wieder ankaͤmen/ und was etwan mehr zu be- mercken seyn moͤchte/ wir wollen dessen hier ein klein Formular mit der Stadt Leipzig geben. Zur Nachricht diene/ daß vorher gesetzte Distan- ces, nach Teutschen Meilen gerechnet/ deren 15. auf einen Grad gehen/ ausser dem differi ren ande- rer Laͤnder Meilen sehr viel/ mit unsern Teutschen/ als da wuͤrden auf eine Ungarische/ item auf eine Schwedische Meile gerechnet ‒ 6000 Schritt. Auf Schweitzerische Meilen ‒ ‒ 5000. Teutsche Meilen. ‒ ‒ ‒ ‒ 4500. A a Hol- Caput IX. Hollaͤndische ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ 4000. Spanische ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ 3400. Frantzoͤsische ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ 2000. Englische ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ 1250. Jtaliaͤnische ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ 800. Moscowitische Wuͤrste. ‒ ‒ ‒ 750. Jtem/ werden selbige auch folgender Gestalt eingetheilet: 5. Jtaliaͤnische Meilen machen eine Teutsche. 3. Frantzoͤsische 5. Englische ingleichen. 2. Ungarische und Schwedische thun 3. Teutsche Meilen. Eine Stund Wegs wird insgemein auf 3000. Schritt gerechnet. Von der Zeit-Rechnung hat unser Lehr-begie- riger Handels-Diener zu bemercken/ daß Das Jahr getheilet werde in 12. Monate/ wel- che aber ungleiche Tage haben/ als: Der Januarius hat 31. Februarius 28. Martius 31. Aprilis 30. Majus 31. Junius 30. Julius 31. Au- gustus 31. September 30. October 31. No- vember 30. December 31. wann es ein Schalt- Jahr ist/ so hat der Februarius 29. Tage/ und das gantze Jahr alsdann 366. Tage. Die 4. bekannte Jahres-Zeiten/ seynd der Fruͤh- ling/ Sommer/ Herbst und Winter. Diese schlie- sen wieder 2. Merckwuͤrdigkeiten in sich/ nemlich 2. Æquinoctia, und 2. Solstitia. Ein Æquinoctium wird genennet/ wann wir Tag und Nacht gleich haben/ welches geschiehet/ im Martio und September, wann die Sonne in den Wid- Von unterschiedl. auslaͤndis. Muͤntzen ꝛc. Widder und in die Waage tritt/ mit jenem faͤngt sich der Fruͤhling/ mit diesem der Herbst/ an. Solstitium heist ein Stillstand der Sonnen/ wann sie nemlich im Junio, im Zeichen des Krebs am hoͤchsten hinauf/ und im Decemb. im Zeichen des Steinbocks am tiefsten/ unserm Gesicht nach/ her- unter gestiegen; in jenem macht sie den laͤngsten Tag/ und des Sommers Anfang/ in diesem aber den kuͤrtzesten Tag und Winters Anfang. Jn 365. Ta- gen/ 5. Stunden und 49. Minuten/ laufft sie den gantzen Himmel durch/ so offt sie nun solchen Lauff vollbracht/ so offt ist auch ein gantzes Jahr vollen- det/ und faͤngt sich alsdann ein Neues mit der Son- nen-Lauff wieder an/ nachdem aber zu dieser der Sonnen Ruͤckkehr/ nechst denen 365. Tagen auch 5. Stunden und 49. Minuten erfordert werden/ welche beynahe in 4. Jahren einen gantzen Tag aus- machen/ als wird solcher Tag jedesmal in das vierd- te Jahr/ und zwar in den Monat Februarii einge- schoben/ deme daher in solchem Jahr 29. Tage ge- ben werden. Da er sonst ausser demselben/ ordent- lich nur 28. Tage hat/ solches 4te Jahr heisset her- nach ein Schalt-Jahr/ ohne welche die Monat ih- re Zeit nicht behalten/ sondern die Winter-Mona- te in den Fruͤhling und Sommer einfallen wuͤrden. Ein Schalt-Jahr zu erkennen/ so dividi ret oder theilet man nur die Zahl der Jahre mit 4. blei- bet alsdann nichts uͤbrig/ so ists ein Schalt-Jahr/ so viel aber deren uͤbrig bleiben/ so viel Jahre sind schon uͤber das letztere Schalt-Jahr verflossen. Eine jede/ der obbemelden 365. Tage oder Ta- ges-Zeiten/ begreifft eine Zeit von Tag und Nacht/ A a 2 die- Caput IX. diese wird wieder in 24. gleiche Theile eingetheilet/ welche man Stunden heist/ und hat deren eine Wo- che ‒ ‒ ‒ 168. Ein viertel Jahr ‒ ‒ 2184. Ein halb Jahr ‒ ‒ 4368. Dreyviertel Jahr ‒ ‒ 6552. Ein gantzes Jahr ‒ ‒ 8736. Jede Stunde hat wieder 6. Minuten/ und 1. Minute/ wieder 60. Secund en. Die meisten Eu- ropaͤischen Voͤlcker fangen die Stunden von Mit- ternacht an zu zehlen/ biß an den Mittag/ da sie wie- der aufs neue (wann die 12. Stund vorbey ist zu zehlen anfangen. Die Griechen und Babylonier machten den Anfang ihre Stunden zu zehlen/ wann die Sonne aufgegangen/ wie also noch heutigs Tags in des Heil. Roͤmischen Reichs Stadt Nuͤrn- berg und in Jtalien gebraͤuchlich ist/ als woselbsten die Stunden mit dem Tag anfangen/ und sich wie- der mit dem Tag endigen/ worauf die Nacht-Stun- den angehen/ welche hernach auch wieder mit der Sonnen Aufgang ihre Endschafft erreichen; daher dann die Taͤge oder Naͤchte/ nachdem sie lang oder kurtz seyn/ viel oder wenig Stunden haben. Diese Veraͤnderung der Stunden/ ist nach der Tage Zu- oder Abnehmen/ das gantze Jahr durch nach dem verbesserten Reichs-Calender in nachfolgender Tabell zu erkennen. Von Caput IX. Wann man nun solcher Gestalt das Ab- und Zunehmen der Taͤge ersiehet/ so laͤst sich hernach leicht daraus abnehmen/ wie lang eines jeden Tags seine Nacht seyn muͤsse. Dieses aber moͤchte unserm curieus en Kauff- manns-Diener noch zu Gefallen gereichen/ wann er deutlich in folgender Tabell wird zu ersehen ha- ben/ wie die nach Norwegen und Schweden rei- sende/ des Sommers viel laͤnger/ des Winters aber viel kuͤrtzere Taͤge/ als in Teutschland vor sich finden/ so/ daß/ je weiter sie hinauf nach dem Nord- Pol kommen/ welches jaͤhrlich die Groͤnland- und Ar- changel-Fahrers wohl erfahren/ sie in den Junio und Julio fast gantz keine Nacht/ sondern immer Tag empfinden. Wir wollen die Climata und Parallelos, wie auch die Intervalla Climatum, nach welchen die Tabell sonst muͤste eingerichtet werden/ geliebter Kuͤrtze halber/ hier vorbey gehen/ und nur nach de- nen Gradibus latitudinis (als welche ein Handels- Diener auf der Charte von der Welt-Kugel leicht- lich von dem Æquatore an/ biß hinauf nach dem Nord- Pol finden kan) solche einrichten. Diesemnach ist zu Anfang des ersten Grads der Tag/ (Jahr aus/ Jahr ein/) 12. Stunden lang. Auf Von unterschiedl. auslaͤndis. Muͤntzen ꝛc. Hingegen ist es hernach auch wieder so lang in Abnehmen/ und eitel Nacht/ so/ daß die Sonne niemals uͤber den Horizont daselbst sich blicken laͤst/ wie solches die in Groͤnland uͤberwinterte Hollaͤnder mit ihrem grossen Verdruß und Schaden erfahren haben. Wann nun dieser Discours uns einige Einlei- tung zur Seefahrt giebet/ als hat ein reisender Han- dels-Diener erstlich zu bemercken/ die bekanteste Eu- ropaͤische Schiffs-Gefaͤse/ wie solche benennet wer- den: Als da hat man in Spanien die Gallio nen/ oder Caraques, die bey 400. Tonnen groß/ und zu der Fahrt nach West-Jndien gebraucht werden. Fregatt en dienen zur Convoy, und hat deren A a 4 fast Caput IX. fast eine jede See- Puissance unterschiedliche/ wohl mon tirte/ welche nit allein geschwind segeln/ sondern auch zierlich gemacht und meubl irt seyn/ und dan- nenhero zum Transport, vornehmen Herren/ eben wie die sogenannten Jachten/ dienen. Fleut en/ sind groͤsser/ als Fregatt en/ aber run- der/ und haben auch hinten keine Ausrundung. Caravelles, sind von 120. biß 140. Tonnen groß/ rund/ wie die Fleut en/ fahren viel auf dem mit- tellaͤndischen Meer/ mit 4. Segeln/ so dreyeckigt sind. Galeasse, ist eine grosse Galere, so ausser sei- nen Segeln/ auf jeder Seit/ noch 50 Ruder hat/ bey deren jeden 5. Ruder-Knechte auf einer Banck fi- tzen; daher nennet man solches Galeren von 50. Baͤncken oder Rudern. Galere ist ein plat- und langes Schiff/ so aus- ser seinen Segeln/ 25. biß 30. Ruder an jeder Seite hat/ an welchen 4. Kerl (meistentheils Sclaven) si- tzen/ es ist das schnellste von allen Schiffen/ fuͤhret 2. Masten/ samt 5. Stuͤcken/ nemlich ein grosses/ 2. mittelmaͤssige und 2. kleine. Smacke, ist ein sogenanntes Hollaͤndisches Fahr-Zeug/ hinten und vornen breit/ fuͤhret einen Gabel-Mast und Boeg Spriet, wie auch auf beyden Seiten Schwerder/ koͤnnen von 4. biß 16. Last fuͤhren. Barque, ist eine Art von Schiffen/ werden sehr auf der Mittelaͤndischen See gebraucht/ dienen g- meiniglich/ Kauffmanns-Guͤter/ oder Victuali en uͤber zu bringen. Die Von unterschiedl. auslaͤndis. Muͤntzen ꝛc. Die andere Art von Schiffen/ werden kuͤnfftig in unsern See- Dictionario zu ersehen seyn. Um nun zu wissen/ wieviel ein Schiff tragen koͤnne/ so muß man seine inwendige Capaci taͤt an- sehen/ und aus der Laͤnge des Kiels/ oder Grund- Balckens/ Breite und Hoͤhe des Bauchs/ davon ur- theilen. Zum Exempel: Ein Schiff/ dessen Kiel 76. Fuß lang/ der Bauch 27 Fuß breit und 10. hoch ist/ kan 300. Tonnen tragen/ welches 600 000. Pfund/ oder 6000. Centner ausmachet/ dann eine Tonne wird auf 2000. Pfund schwer gerechnet/ und ein Schiff mit seineer gantzen Ausruͤstung an Cano- nen/ Tonnen/ Segeln und Masten ꝛc. schaͤtzt man so schwer zu seyn/ als die Last ist/ die es tragen kan. Wann auch ein Seefahrender die Winde zu observi ren hat/ als seynd deren Namen/ wie fol- get: Ost-Ost zum Zuyden/ Ost-Zuyd-Ost/ Zuͤd- Ost zum Osten/ Suͤd-Ost/ Suͤd-Ost zum Suͤden/ Suͤd-Suͤd-Ost/ Suͤd zum Osten Suͤd/ Suͤd zum Westen/ Suͤd-Suͤd-West/ Suͤd-West zum Suͤ- den/ Suͤd-West/ Suͤd-West zum Westen/ West- Suͤd-West/ West zum Suͤden. West/ West zum Norden/ West-Nord/ West-Nord zum Westen/ Nord-West/ Nord-West zum Norden/ Nord- Nord-West/ Nord zum Westen. Nord/ Nord zum Osten/ Nord-Nord-Ost/ Nord-Ost zum Nor- den/ Nord-Ost/ Nord-Ost zum Osten/ Ost-Nord- Ost Osten zum Norden/ welche Winde insgesamt ein curieus er/ reisender Kauffmanns-Diener/ wann A a 5 er Caput IX. er zur See faͤhrt/ sich auf den Compas kan weisen lassen. Ferner hat er von denen Vorboten des Win- des/ Regens/ und Sturms/ auf Land- und Wasser- Reisen zu bemercken: Wann sich einige rothe Wolcken an den Ho- rizont sehen lassen/ zur Zeit/ wann die Sonne auf- und untergehet/ so bedeutet es/ daß Wind von dan- nen entstehen werde. Jngleichen zeigen die rothen Wolcken vor Auf- gang der Sonnen/ oder wann die Sonnen-Stra- len roͤthlich scheinen/ Wind an. Wann man die Sonne bey ihrem Untergang mit einem blaulicht- oder schwartzen Kreiß umgeben siehet/ zeiget es Ungewitter an. Wann die Sonne im Aufgehen blaß scheinet/ bringet sie Regen/ gehet sie blaß unter/ so bedeutet es Wind. Wann die Sonne mit Wolcken bedecket ist/ indem sie aufgehet/ und ihre Stralen niederwarts schiessen/ zeiget es Regen an/ gehen aber die Stra- len mitten durch/ so kommt Regen und Sturm. Kommen von allen Seiten Wolcken/ und ver- sammlen sich um die Sonne/ so bedeutet es Unge- witter. Jst die Sonne beym Untergang nur mit einer Wolcke bedeckt/ so kommt den folgenden Tag Re- gen/ und wann man siehet/ daß sie eine Wolcke mit hinunter nimmt/ so zeiget es Ungewitter an. Siehet man in dem Neuen Mond einige Fle- cken in der Ober-Kruͤmme/ so bedeutet es Re- gen. Er- Von unterschiedl. auslaͤndis Muͤntzen ꝛc. Erscheinet der Mond den vierdten Tag nicht/ und es ist Suͤden-Wind/ so wird es verdruͤßlich Wetter geben. Wann der Mond mit einem weissen Kreiß umgeben/ so bedeutet es Regen/ sind aber deren viel und zerbrochene/ und der Mond ist roͤthlich/ so zeiget es Sturm an. Scheinet die See schwaͤrtzlich/ so ist es ein Zei- chen des Ungewitters. Wann man auch dessen Schaum hin- und wieder zerstreuet siehet/ oder daß kleine Blasen sich da und dort auf dem Wasser er- heben/ oder auch das Meer schleunig starck wird/ so mag man sich auf ein hartes Ungewitter schicken. Jtem/ wann die See-Hunde und andere Fische/ sich haͤuffig uͤber dem Wasser sehen lassen/ zeiget es gleichfalls Ungewitter an. Auf dem Land aber seynd die niedrig- und an der Erden fliegende Schwalben/ Vorboten des Re- gens/ dann der Wind treibet die Fliegen/ wovon sie ihre Nahrung haben/ niederwarts/ daher sie solchen nachfolgen. Zur Seefarth und Handlung dienet auch/ daß man wisse/ was Assecuri ren/ Gelder auf Bodme- rey nehmen und geben. Haverey oder See-Schaͤ- den/ ingleichen Schiffs- Port- Rechnung sey; weil aber solches alles in unserm neu-eroͤffneten Kauff- manns- Magazin, wie auch in des Handels- Corre- spondentens andern Theil befindlich/ als lassen wir es dieses Orts dabey bewenden/ angesehen/ un- ser bald zu erwarten des See-Gericht/ und See- Di- ctionarium, von allen mit zur Seefarth und Hand- lung Caput X. lung gehoͤret/ einen sattsamen Unterricht ertheilen wird. CAP. X. Von denen schrifftlichen Ab- schieden und Testimoniis, welche Kauffmanns-Dieners/ die ihrer Patron en Handlungen nunmehro mit deroselben Er- laubnis und gutem Willen quitti ren/ entwe- der/ weil ihre ver accord irte Dienst-Jahre zu End gelauffen/ oder sie ihre eigene Hand- lung anzufangen/ oder auch anderwerts ihr Gluͤck bey Handlungen weiter zu suchen ge- dencken/ von solchen ihren Patronis zu gewarten haben. W Ann endlich ein junger Mensch lang genug gedienet/ so heisset es mit ihm/ wie dorten mit dem Jacob/ Tempus est, ut prospi- ciam Domui meæ, es ist nunmehro Zeit/ daß ich auf mein eigen Haus gedencke/ (entweder/ daß er mit seinen eigenen Mitteln/ oder guter Leut Huͤlffe/ eine eigene Handlung anfange/ und nun- mehro aus einem Diener auch einmal ein Herꝛ wer- de/ oder er gelanget auch durch eine gute Heyrath zu einer solchen établ irten Handlung/ oder intendi- ret mit einem andern deßfalls in Compagnie zu tret- ten. Oder/ wann auch dieses alles nicht waͤre/ so stehet Von unterschiedlichen Testimoniis der ꝛc. stehet ihme doch seines vorigen Patrons Handlung/ Haus und Humeur nicht laͤnger an/ ist auch/ ver- moͤg getroffenen Accords, nicht laͤnger demselben zu dienen verbunden/ oder er gedencket auch sein Gluͤck/ zu Haus/ oder in der Fremd/ bey andern Handlungen/ Diensten und Conditionibus, bes- ser/ als bey seinen bißherigen Patron, zu machen/) so nimmt er endlich/ nachdem er ihme/ Accords gemaͤs/ ein viertel Jahr zuvor/ oder auch der Patron ihme aufgesaget/ seinen Abschied/ und ist alsdann der Patron schuldig/ wann er nichts/ als alles Lie- bes und Gutes/ von ihme zu sagen weiß/ und daß er ihme treu und redlich gedienet/ ihme solchen sei- nen Abschied/ in bester Form zu ertheilen/ welchen auch ein Ehrliebendes Gemuͤth um so vielmehr solli- cit irt/ als er solchen kuͤnfftig/ zu Bezeugung seines Wohlverhaltens/ in unterschiedlichen Gelegenhei- ten noͤthig haben moͤchte. Dabey dann/ was ein rechtschaffener Kauffmann ist/ sich solchen ihme zu ertheilen/ nicht zuwider legen muß/ weil die Schrifft selber haben will/ daß einem redlichen Knecht/ der treu und wohl gedienet hat/ man nicht hindern soll/ wann er frey werden kan Und ob gleich einige Son- derlinge sich darinnen straͤuben/ und dadurch er- zwingen sollten/ daß ein solcher Mensch dißfalls noch etwann ein paar Jahr bey ihnen in Diensten blei- ben muͤste; so haͤtten sie doch dabey zu bedencken/ daß mit unwilligen Hunden uͤbel zu jagen sey/ ein solcher gezwungener Diener/ auch den Groll/ wegen des ver- sagten Abschieds und neu-angelegten Zwangs/ im- mer im Hertzen behalten/ und niemals aus freywilli- gem Gemuͤth/ seine Dienste wieder abstatten wer- de/ Caput X. de/ zu geschweigen/ daß auch solche Versagung des Abschieds/ unter denen Leuten unterschiedliche Ju- dicia (die mehrentheils dem Herꝛn/ der den Abschied weigert/ nachtheilig fallen/) hervorbringen/ als daß man zuforderst urtheilet/ es getraue sich ein solcher Herꝛ seiner uͤbel-bestellten Handlung/ Haushaltung und selbst-eigenen Conduite halber/ keinen neuen Diener so leichtlich wieder zu bekommen; dahero er denjenigen/ den er hat/ fest halten muͤsse. Andere fahren wohl gar herdurch/ und fragen so wenig nach eines solchen Manns seinen ertheilten Abschied/ daß/ wann sie anders sonst den Diener vor einen recht- schaffenen Kerl kennen/ sie selbigen entweder selbst/ ob er gleich keinen Abschied hat/ wieder annehmen/ oder auch anderwerts hin/ da er sein Gluͤck finden kan/ mit guter Recommendati on versehen/ in wel- chen Faͤllen insgesamt ein Handels- Patron besser gethan haͤtte/ sich in Gutem mit seinem Diener zu scheiden/ selbigen in pace zu dimitti ren/ und ihn dadurch zu veranlassen/ allezeit wohl von seiner Handlung und Haus zu reden/ und derselben ge- wogen zu verbleiben/ als sich mit ihm uͤber eine sol- che Bagatelle des ehrlich-verdienten Abschleds we- gen/ zu brouilli ren/ und ihme/ dem disgust irten Diener/ dadurch Anlaß zu geben/ hernach uͤbel davon zu sprechen/ zumal/ da auch die Vorzeugung eines Abschieds/ nicht allezeit in Regard desjenigen/ der solchen ertheilet/ ein so essentielles Stuͤck ist/ daß dereinst auf solches grosse Absicht sollte gemacht/ oder auch ohne solchen ein rechtschaffener Kerl nicht sollte fortkommen koͤnnen; weil es aber auch hierin- nen/ wie bey denen Juris ten heissen moͤchte/ su- perflua Von unterschiedlichen Testimoniis der ꝛc. perflua non nocent; so thut ein Diener wohl/ daß er sich die Procu rirung seines ehrlichen Abschiedes allerdings laͤst angelegen seyn/ auch allen Falls/ so er solchen nicht freywillig erhalten koͤnnte/ durch Ver- mittlung guter Leut/ oder gar durch Interpositi on des Commerci en- Collegii, solchen zu erlangen suchte/ wie dann dieses auch so gar befugt waͤre/ (wann der halsstarrige Patron nicht wollte) ihme/ dem Diener/ ex officio, sonderlich auf guter Leute Zeugnis/ ein solches Testimonium unter des Col- legii Sigill zu ertheilen/ daß Implorant sich in seinen Diensten/ Quæstionis, wohl verhalten/ und diß- falls ein Authentiques Zeugnis merit irte/ obgleich der gewesene Patron ihme solches zu ertheilen/ nicht haͤtte bewogen werden koͤnnen. Dieses aber sey hier nur incidenter mit ange- fuͤhret/ wann etwann dergleichen Casus, biß zu die- sem Remedio ereignen sollten/ wiewohl es selten ge- schehen doͤrffte. Wir wenden uns vielmehr zu der- gleichen Abschieden selbst/ und besehen/ in welcher Form dieselbe eingerichtet seyn muͤssen/ die erste und zwar gantz kurtze/ koͤnnte folgender Massen entworf- fen seyn. N Achdem Vorzeiger dieses N. N. 4. Jahr lang in meiner Handlung/ als Diener/ mir ehrlich und wohl gedienet/ also/ daß ich nichts/ als alles Liebs und Guts von ihm zu sagen weiß/ nunmehr aber sein Gluͤck anderwaͤrts bey Handlung weiter zu suchen/ Vorhabens ist/ und mich dannenhero um einen beglaubten Abschied angesuchet; als habe ich solchen ihme hiemit zu ertheilen/ und ihn dadurch an alle Caput X. alle und jede/ deme solcher zu lesen vorkommen moͤch- te/ bestens zu recommandi ren/ mich nicht entziehen koͤnnen. So geschehen/ Coͤlln den 25. April 1715. N. N. Ein Anderer. M Jt gegenwaͤrtiger meiner eigenem Hand und Unterschrifft/ habe ich Vorzeigern derselben/ N. N. meinen 6. jaͤhrigen Handels-Diener begleiten und dadurch attesti ren wollen/ daß selbiger die gan- tze Zeit/ welche er in meinem Haus und Handels- Diensten gewesen/ sich/ als einen rechtschaffenen Handels-Diener eignet und gebuͤhret/ aufgefuͤhret/ und deßfalls nicht das geringste uͤber ihn zu klagen gehabt/ so/ daß ich ihn gern noch laͤnger bey mir in Diensten behalten haͤtte; wann er aber Verlangen getragen/ sich noch ferner bey beruͤhmten Handlun- gen in der Welt umzusehen/ und mich deßfalls um ein beglaubtes Attestatum seines Wohlverhaltens ersuchet; als habe ich ihme solches hiemit zu erthei- len/ kein Bedencken getragen. Ersuchende viel- mehr/ alle diejenige Herren Kauffleute/ welchen solches zu lesen vorkommen moͤchte/ ihme Produ- centi hier auf allen guten Willen zu erzeigen/ und bestermassen zu seinem ferneren gluͤcklichen Aufneh- men befoͤrderlich zu seyn/ welches in dergleichen Faͤl- len wieder zu verschulden/ ich niemals ermangeln wer- de. Amsterdam den 6. Julii 1715. NN. Ein Von unterschiedlichen Testimoniis der ꝛc. Ein Anders. V Orzeiger dieses/ der Erbare N. N. ist mein 3. Jahr lang treu-gewesener Handels-Diener/ welcher in solcher Zeit meinen Handels-Geschaͤfften/ dergestalt pflicht-maͤssig vorgestanden/ und so wohl zu Haus/ als auf Reisen/ in allen dem/ worzu er von mir beordert gewesen/ ein so vollkommen Genuͤgen geleistet/ daß ich denselben laͤnger in mei- nen Diensten zu behalten/ haͤtte wuͤnschen moͤgen; Wann er aber aus sonderbahren Ehhafften/ und unter andern auch einmal seine Verwandtschafft und Vatterland wieder heimzusuchen/ und was etwann daselbst/ der hoͤchste GOTT zu seinem Etablissement vor ein Gluͤck moͤchte ausersehen ha- ben/ abzuwarten/ mich um seine Dimissi on in- staͤndigst angesuchet; als habe ich ihme solche zu er- theilen/ und demselben zugleich zu seinem ferneren Vorhaben alles Gluͤck und Heil anzuwuͤnschen/ keinen Umgang nehmen wollen/ mit dem dienstli- chen Beyfuͤgen/ an alle und jede/ denen dieses zu lesen vorkommen moͤchte/ daß sie ihme N. N. dieses ihme ertheilten Attestati halber/ allen guten Wil- len/ und so viel an ihnen ist/ fernere Befoͤrderung wiederfahren lassen wollen/ welches in gleichen Faͤl- len von mir auch jederzeit geschehen soll. Datum Hamburg den 18. Augusti 1715. N. N. L. S. B b Ein Caput X. Ein Anders. A Llen und jeden/ denen dieses zu lesen vorkommt/ seye Standes-gemaͤß nach/ meine unterthaͤ- nigste-gehorsame und freundwillige Dienste und Gruß anvor/ fuͤge ihnen hiemit bey auch zu wissen/ daß Vorzeiger dieses/ der Tit. Herꝛ N. N. mir in meiner Material-Handlung allhier zu N. sechs Jahr lang/ als Diener dergestalt redlich und wohl gedienet/ daß er nicht allein dasjenige/ was ihme von mir aufgetragen worden/ mit allem Fleiß und Sorgfalt/ zu Haus und auf Reisen/ bey denen Waaren und Scriptu ren verrichtet/ sondern auch noch bey seinem Abschied/ von allem/ so ich ihm unter Handen gegeben/ so richtige Rechnung und Reliqua præsti ret/ daß ich speciali ter ihn daruͤ- ber zu quitti ren/ und seine treue Dienste/ auch mit einer sonderbaren honorabl en Discretion zu erken- nen Ursach gehabt. Wann er nun hierauf (da er sich weiter in der Welt bey Material-Handlungen und sonderlich in beruͤhmten See-Staͤdten um zu sehen/ intendi ret ist/) mich gebetten/ daß ich ihme ein glaubwuͤrdiges Zeugnis/ solches seines Wohl- Verhaltens halber ertheilen moͤchte/ damit er solches vorzeigende/ anderwaͤrts/ sonderlich bey einer loͤb- lichen Kauffmannschafft so viel bessern Acceß und Gunst erlangen moͤchte; als habe ich ihm darunter um so viel mehr favorisi ren wollen/ als mir selbsten/ zu grossen Vergnuͤgen gereichen wird/ wann dieser mein gewesener treuer Diener/ sein Fortun bey der Kauffmannschafft durch geneigter Patron en Vor- schub/ (die zugleich auch hiemit von mir respectivè darum Von unterschiedlichen Testimoniis der ꝛc. darum ersuchet werden) erlangen sollte/ wie ich es dann ingleichen Faͤllen wieder zu verschulden/ mich jederzeit so willig als geflissen werde finden lassen. Urkundlich dieser meiner eigenhaͤndigen Schrifft und Unterschrifften/ Dantzig den 8. Octobris 1715. Ein Anders. W Ann Vorzeiger dieses N. N. nach treu und fleißig bey mir abgelegten 6. Lehr- und Dienst- Jahren als Handels-Jung/ und dann noch 2. Jahr als Gesell und Diener/ nunmehro sich weiter in die Welt zu begeben/ und auch anderwaͤrts was bey Handlungen passi ret/ zu sehen und zu lernen ge- dencket/ zu seinem bessern Fortkommen aber/ mich um ein glaubwuͤrdiges Attestatum, seines bey mir bezeugten Wohlverhaltens/ und hierauf erlangten redlichen Abschieds/ angesuchet; als habe ich ihme solchen hiermit ertheilen/ und zugleich attesti ren wollen/ daß er sich in seinen 8. jaͤhrigen Diensten/ wie eines redlichen und ehrlichen Kauffmanns-Jun- gen und Diener gebuͤhret/ jederzeit aufgefuͤhret/ nicht allein ein Christliches Leben und Wandel stets von sich spuͤhren lassen/ und in solchen die gantze Zeit uͤber/ sich fleißig zu GOtt und seinem Wort gehal- ten/ sondern auch/ in meinen Handels-Verrichtun- gen/ allezeit demjenigen/ was ihme zu thun ob- gelegen/ und ich ihme befohlen ponctuel, unverdros- sen und emsig nachgekommen/ also/ daß ich und die Meinige nichts anders als/ alles Gutes ihme nachzusagen habe. B b 2 Ge- Caput X. Gelanget dannenhero Stands-Gebuͤhr nach an alle und jede/ denen dieses zu lesen vorkommt/ sonderlich aber an die Herren Kauffleute und Han- dels-Verwandte/ mein dienstliches und freundli- ches Ersuchen/ ihme N. N. dieses meines Attestati mit Erzeugung alles guten Willens/ (und zu An- sporung anderer/ in ihren Dienst-Jahren sich gleich- falls also zu verhalten/ daß sie mit Ruhm und Lob/ von ihren Patronis dimitti ret werden moͤgen/) geniessen zu lassen; solches werde ich/ als wenn es mir selbst geschehen/ annehmen/ und ingleichen und andern angenehmen Faͤllen wider zu verschulden wis- en/ Leipzig den 14. May 1715. N. N. Ein anders aber sehr kaltsinniges. M it diesem habe ich attesti ren wollen/ daß Vor- zeiger desselben N. N. 2. Jahr lang als Die- ner bey mir gedienet/ und als er hierauf seinen Ab- schied gefordert/ um weiter in der Welt seine Fortun zu suchen/ habe ich ihme solches zu ertheilen kein Be- dencken getragen/ Prag den 10. Julii 1715. Ein Anders. D A Vorzeiger dieses mein 4. Jahr treu-gewese- ne Handels-Diener/ nunmehro auch bey an- dern Handlungen sich umzusehen Belieben getra- gen/ und mich deßfalls um einen beglaubten Ab- schied Von unterschiedl. Testimoniis der Kauff. schied seines Wohlverhaltens ersuchet/ als wird sol- cher ihme hiemit/ aus eben dieser Ursach/ ruͤhmlich er- theilet und zugleich die Recommendation an alle und jede Herren Kauffleute mit beygefuͤget/ daß sie diesen N. N. seiner guten Conduite halber/ allen ge- neigten Willen erzeigen wollen/ welches er zufor- derst/ und dann auch ich bey Gelegenheit wieder zu verschulden nicht ermangeln werde. Luͤbeck den 4. Januarii 1715. Frantzoͤsische Abschiede. L E Porteur de la presente N. N. a été Com- mis dans mon negoce, pendant quatre ans, \& s’etant dans ce têms la loüablement acquit- té de son devoir, je n’ ay pû luy refuser ce te- moignage pour s’ en servir en tems \& lieu, ou il viendre, fait a Bourdeaux le. 15. de Mars A. 1715. Un autre. J E sous signé atteste par ces lignes, que le por- teur d’i celles, le Sieur David N. m’a servi pendant l’ es pace de cinq ans tres fidelement en qualité de Commis dans mon negoce, de sor- te que j’aurois souhaitté de le garder encor quelques années, mais comme ses parents l’ont revoqué \& que d’ ailleurs il a envie de voir ce que se passe ailleurs dans le negoce, je B b 3 l’áy Caput X. l’áy bien voulu l’accompagner de ce present temoignage, de sa loyauté \& bonne conduite, priant de plus tous ceux, qui le verront, de luy en rendre touts les bons offices, ce qu’en pa- reil. Cas je ne manqueray pas de le reconnoitre. Faita Auguste le. 2. Juin. 1715. Un autre. A touts Ceux, qui liront la presente Salut, le Porteur d’i celle le Sieur Remy N. ayant trouvé convenable a sa fortune, d’ aller voir quelques considerables villes marchandes \& maritimes, apres m’ avoir servi tres Fidele- ment dans mon negoce, pendant trois ans, je n’ ay pas luy refuser son Congé, qu’il avoit sollicité en tems dû \& convenu entre Nous de sorte que je confesse par celle cy d’ etre tres sa- tisfait de ses services, \& bien porté de luy en temoigner ma reconnoissance \& bien veuil- lance entems lieu, ou l’occasion s’en presen- tera, priant aussi touts Messieurs Marchands, aux quels il pourra s’ adresser dans son voyage, de luy donner des marques de leur bonne vo- lonté, promettant de ma part de rendre la re- ciproque en pareil Cas, fait a Conigsberg le. 6. d’ Auost. 1715. Un autre. L E Sieur Nicolas N. Porteur de la presente de la presente, ayant servi jusques a pre- sent Von unterschiedl. Testimoniis der Kauff. sent, \& en tout huict ans consecutivement dans mon negoce, savoir 5. Ans en qualité de Garçon de Boutique, \& trois ans comme Com- mis, \& étant presentement resolu d’ entrepren- dre son propre Negoce, a quoy il luy faudra entre autres avoir de telles lettres de Creance, qui puissent rendre temoignage de sa bonne Conduite, \& fidelité. Je confesse, que j’ ay eté tous jours tres satisfait de ses services, \& que je souhaitterois que sa place fut bientost remplie par un autre Garæon aussi sage \& vertueux, comme il a eté pendant qu’ il etoit chez moy, \& comme je seray tous jours prêt de luy ren- dre des bons offices, je prie aussi touts ceux qui liront la presente d’ en faire de meme, \& de s’ assurer que je le reconnoiteray en des pareils occasions fait a Leipzic. le. 28. d’ Octobr. 1715. Lateinische Abschiede. Q Ui literas hasce exhibet, optimæ intolis probatæ que fidei Juvenis N. N. per Sexen- nium officio Ministri, in ædibus ac Negocia- tione mea functus est; cum jam vero cupidita- te discendi, ulterioresque Progressus in scien- tiis Mercatoriis faciendi, iter ad nonnullas Ci- vitates maritimas, (quæ inprimis commerciis pereximiis pollent) facere decreverit, hancque ob causam me rogaverit, ut hisce literis com- mendatitiis illum comitari velim, eò lubentibus B b 4 pre- Caput X. precibus suis annuere volui, quod per integrum, supra effatum tempus fideliter ac omni dili- gentia, rebus meis familiaribus ac mercantili- bus ita incubuerit, ut gratum ipsi meum ani- mum testari omnino obstrictus fim. Dignen- tur itaque omnes \& singuli literas hasce lectu- ri, illis plenam attribuere fidem, Exhibitori vero illarum, Benevolentes vivere, studiaque sua mercantilia, quâ possunt occasione, promo- vere, quod, ac si ipse accepissem reputabo Dat. Lipsiæ die 15. Aprilis A. 1715. Denen also Abschied-nehmenden Dienern pflegen auch noch wohl Recommendations- Brie- fe auf andre Oerter/ da sie etwan hin gedencken/ oder ihr Fo r tun suchen/ mitgegeben zu werden; angese- hen solche ihnen vielmals den Acceß bey ein und anderm vornehmen Kauffmann faciliti ren/ zumal wann der Recommandlr te an Person und Qua- lit aͤten darnach beschaffen/ der Reeommendans aber in Condition und Ansehen/ und derjenige/ an dem die Recommendation lautet/ im Vermoͤgen oder Pouvoir, und auch in Humeur und Beruff der Hoͤflichkeit und Dienstfertigkeit ist/ daß er gerne dienet/ und die von andern Leuten an ihm geschehene Recommendationes guͤltig seyn laͤst/ selbige auch in geziemenden Wuͤrden und Gewicht haͤlt/ dann daß diefes letzere allezeit de facto oder de jure ge- schehe/ lehret leider manchen reisenden Handels- Diener/ und auch andere Passagiers mehr als zu viel die Erfahrung/ wann derjenige/ demer den Recommendatio ns-Brief bringt/ wenig oder nichts Egard auf ihn hat/ und ihn kaum recht will- kom- Von unrerschiedl. Testimoniis der Kauff. kommen heist/ zugeschweigen/ daß er ihm einige Douceurs oder Hoͤflichkeit erzeigen/ oder ihn un- terzubringen/ und sein Etablissement zu befoͤrdern/ sich sollte angelegen seyn lassen; weil aber von dieser Materia in unsern Handels- Correspondent en ausfuͤhrlich gehandelt/ und die vielfaͤltige Ursachen/ warum der gleichen Recommendationes nicht al- lezeit ihren erwuͤnschten Zweck haben/ daselbst an- gefuͤhret worden/ als halten wir uns dieses Orts dabey nicht auf/ wenden uns vielmehr noch zu eini- gen Formulari en von dergleichen mitgegebenen Re- commendations- Briefen/ welche etwan also lau- ten moͤchten. P. P. W Ann Vorzeiger dieses/ N. N. nach dem er seine Lehr- und Dienst- und noch einige Diener- Jahre/ bey mir redlich und wohl erstanden/ nun- mehro weiter in der Frembd sich umzusehen/ und unter andern auch einige Zeit a Costi sich auf zuhal- ten gedencket/ ob etwan daselbst eine gute Gelegen- heit vor ihm/ von einer solchen Condition sich er- eignen moͤchte/ bey welcher noch was rechtschaffenes in Handlung zu sehen und zu lernen waͤre; als habe ich die Freyheit genommen/ ihm an E. E. durch dieses zu addressi ren/ als wohl wissende/ daß dero Hoͤflichkeit niemand anders als vergnuͤgt aufneh- men/ und gleicher Gestalt wieder von sich lassen kan/ welches ich ingleichem Fall mit denenjenigen die mir von E. E. werden recommandi rt werden/ auch al- so zu halten/ niemals ermangeln werde/ der ich all- stets verharre. B b 5 Ein Caput X. Ein Anders. D Aß ich Bringer dieses N. N. an E. E. zu re- commandi ren die Freyheit nehme/ geschiehet/ weil unter andern Danck-Bezeugungen/ welche ich ihme/ vor seine sechs-jaͤhrige mir treulich geleistete Handels-Dienste/ zu erweisen schuldig bin/ ich auch diese vor eine der groͤsten halte/ wann ich ihm an ei- nem solchen Ort/ da er frembd/ hinkommt/ und gleichwohl sein Handels- Fortun daselbst zu prose- qui ren gedencket/ dergestalt recommandi re/ und addressi re/ daß er sogleich alles Vorschubs und gu- ten Raths sich zu getroͤsten habe. Wann nun sol- ches bey E. E. ihrer Welt-bekannten Leutseeligkeit halber/ sonderlich zu finden ist/ als zweiffle ich nicht/ sie werden dieser Recommendation, den erwuͤnschten Erfolg haben lassen/ der ich ohne mehrers reci- proquement verharre. Ein Anders. M Jt diesen wenigen Zeilen habe ich den Uber- reicher derselben N. N. meinen 4. Jahr lang getreu gewesenen Handels-Diener/ nachdem er sein Gluͤck weiter in der Welt zu suchen intentioni rt ist/ begleiten/ und selbigen sonderlich an E. L. addressi- ren wollen/ damit besagter N. N. eines durch meine Recommendation neu-erworbenen Patroni an demselben in so weit sich moͤge zu erfreuen haben/ als fern ihme ein guter Rath zu seinen weitern/ GOtt geb/ gluͤcklichen Progress en noͤthig seyn moͤchte/ sol- ches Von unterschiedl. Testimoniis der ꝛc. ches in gleichen Faͤllen wieder zu verschulden/ bin ich jederzeit so willig als bereit. Ein anders. D Je von E. L. so vielmahls erhaltene Versiche- rungen/ daß sie in meinen Angelegenheiten al- len geneigten Willen mir zu erzeigen/ nicht erman- geln wolten/ machen/ daß (da ich unter andern auch unter die Zahl solcher Angelegenheit dieses setze/ daß meine bey mir lang in treuen Diensten gestandene Bediente/ wann sie von mir wegkom- men/ darnach aus meiner Vorsorg/ und Gewogen- heit (ihnen zu helffen und ihr Bestes zu befoͤrdern) nicht moͤgen gelassen werden/ ich Bringern dieses N. N. meinen etlich Jahr lang gewesenen treuen Handels-Diener/ an dieselbe addressi re/ mit freund- lichen Ersuchen/ solchem allen geneigten Willen/ in Anrathung des jenigen/ was zu seinem fernern Scopo bey der Kauffmanschafft dienen moͤchte/ zu erzeigen/ ich werde es/ als mir selbst geschehen/ an- nehmen/ und dafuͤr jederzeit verharren. Mehrere dergleichen Formularia vide in un- sern allzeit-fertigen Handels- Correspondent en. Frantzoͤsische Recommendations- Schreiben. L E Porteur de la presente, qui a servi dans mon Negoce, pendant quatre ans, étant re- solu, d’ aller en Hollande, pour y chercher, quel- Caput X. quelque nouvau employ, m’aprié de le recom- mander a Vous dans la Confiance qu’il a, qu’a l’ Egard que Vous aves été, jusques a present, bon amy de mon Negoce, \& de ma personne. Vous ne manqueries pas de le bien recevoir, \& de l’ assister de vos bons Conseils en ce qu’il aura d’ entreprendre, pour son avantage, \& comme je crois qu’ il ne se trompe pas dans la bonne opinion, qu’ il a conceüe de Votre bien veillance, je n’ ay pas voulu luy refuser ces lettres aux quelles j’ ajouteray seulement, que je vous rendray la reciproque, toutes les fois qu’ il vous plaira de me le commander étant. Ein anders. C ’est le Sieur Jerome N. natif de cette ville, Marchand de profession, qui fut jadis te- neur des livres dans mon negoce, \& qui a cû souvant l’ honneur de vous ecrire en mon nom, qui vous porte cette lettre de Recom- mandation de ma part, par laquelle, je vous prie, de l’ assister de vos bons Conseils, dans le dessin qu’il pourra avoir, le quel il vous ex- pliquera plus au long de Bouche, lors qu’ il aura l’ occasion de vous parler, je vous diray seulement, que le plaisir que vous luy ferés, sera reputé comme fait a moy même, etant au reste. Ein Von unterschiedl. Testimoniis der ꝛc. Ein anders. E Tant fortement persuadé que les honnetes gens qu’ on vous addresse, ne sauroient ve- nir en meilleures mains que dans les votres, vous y recevrés donc le porteur de la presen- te le Sieur N. N. autrefois Commis dans mon Negoce, au quel j’ ay bien voulu faire le plaisir de la reccomander a vous, puisque je m’ ac- quitte parlla d’ une partie de ce que je luy dois pour les bons services qu’ il m’a rendu, il ne demandera que vos bons Conseils, \& peut etre quelquês bonnes addresses, en ças qu’il allât plus outre c’ est de quoy je vous prieray aussi tres instament, etant de rechef de tout mon Coeur. Ein anders. C Es lignes serviront pour vous recommander le porteur d’icelles, savoir le S. N. N. qui apres avoir finis son apprentis sage chez moy, \& encor servi quatre ans en qualité de Com- mis, cherche presentement a voir ce qu’il se passe dans le negoce, dans les pays etrangers, \& sur tout dans votre ville, etant meme reso- lu, de se remettre en condition sur un bon Comptoir, si l’ occasion s’en presentoit, com- me, vous luy saures donner en cela la meilleu- re addresse, je vous prie de le faire a mon égard, \& d’ estre persuade, qu’en toutes occa- sions, Caput X. sions, je ne manqueray pas non plus de vous temoigner combien je suis. Lateinische Recommendations- Briefe. Q Ui Tibi has literas tradit, minister Nego- ciationis meæ olim fuit, nunc vero Com- merciorum gratia, in Hollandiam tendit, ut vero iter hoc bonis avibus expediat, literis hisce Commendatitiis ad te exaratis eum mu- niri, valde a me petiit, arbitrabatur ad Tuum erga se excitandum studium, \& officium, nu- dam inscriptionem Nominis mei sufficere, an vero rectè senserit, Experientiam expectat Magistram, itaque Tuarum partium erit, ope- ram dare, cum ne illum opinio fallat, tum ut ego non pudore afficiar, qui tantum pondus apud te existimo habere. Vale. Ein anders. M Or is mei est bene cognitis, approbatisque ferre suffragium, nec personas hominum, sed vitæ merita cogitare, cum ergo exhibitor harum literarum, in Negotiatione mea tan- quam fidelis minister per quatuor annos stre- nuè militaverit, precor ut admissus in cliente- lam tuam, \& meum. Patrocinium sibi profuis- se, \& Tuum accessisse lætetur. Ein Von unterschiedl. Testimoniis der ꝛc. Ein anders. V Irum Juvenem, Latorem harum literarum, nomine N. N. ut Tibi commendem, æqui- tas ipsa postulat, cum per quatuor \& quod ex- currit annos, strenuè ac fideliter in Negocia- tione mea mihi operam navaverit suam, nunc vero Studiorum suorum Mercantilium gratia, ut ea indies magis magisque imprimis in peregrinis oris excoleret, in Galliam tendens, conatibus suis ut optimè consulere velis enixè rogo; qui reciprocè ad omnia benevolentiæ of- ficia, me nunquam non habebis paratissimum. Caput XI. Welcher Gestalt ein Kauff- manns-Diener/ der nunmehro seinen eigenen Handel anzufangen gedencket/ vor dem Commerci en- Collegio muͤste examini- ret/ hierauf frey gesprochen/ und der Zahl der Buͤrger und Kauffleut einverlei- bet werden. W Je in aller Menschen Actionibus, sehr viel an guter Ordnung gelegen/ also auch vornehmlich in der Kauffmannschafft/ welcher wir dannenhero nicht unbillig ei- nen/ uͤber solche Ordnung haltenden Magistrat, nehm- Caput XI. nehmlich ein wohl-bestelltes Commerci en- Colle- gium vorgesetzet/ bey welchem sich unter andern aͤuch die Handels-Diener/ wann sie nunmehro in Numerum Civium \& Mercatorum wollen reci- pi ret werden/ anzugeben haben. Dann obwohl die Freyheit der Commerci en und Policey erfor- dern wolte/ daß man niemand/ sich buͤrgerlich zu nehren/ grosse Schwuͤrigkeit machen solte/ so will doch die gute Ordnung/ durch welche das gemeine Wesen mit bestehet/ auch das Jhrige haben; vor allen aber ein ansehnliches Corpus der Kauffmann- schafft eines Orts daruͤber halten/ daß es nicht mit untuͤchtigen Gliedmassen/ welche des gantzen Leibes Renommée und Credit schmaͤlern koͤnten/ uͤber- haͤuffet werde. Hierzu dienet nun vornehmlich das Examen, welches mit solchen Handels-Dienern/ die nunmehro ihr Eigenes anfahen wollen/ vor dem Commerci en- Collegio muͤste vorgenommen wer- den; Eben wie eine Handwercks-Zunfft keinen zum Meister spricht/ er habe dann zuvor ein wuͤrck- liches Meister-Stuͤck seiner Handwerckerischen Ge- lehrsamkeit verfertiget und aufgewiesen. Es seynd aber die zu examini rende Handels- Diener auf unterschiedliche Weise anzusehen/ ent- weder als Kauffleuts-Soͤhne/ oder als solche/ de- ren Eltern von einer andern Profession seynd. Sie sind auch anzusehen als Einheimische oder Fremb- de/ ingleichen nach der Handlung/ die sie gelernet haben/ als Leute/ die beym Groß-Handel/ oder bey Seiden- Material- Tuch-Eisen- und Holtz-Waa- ren-Handel/ und andern dergleichen ausgedienet; Wobey man ferner auf ihr Alter/ bißherige Con- duite, Examen der Kauffmanns-Diener. duite, und die daruͤber von ihren Patronis pro- ducir te Testimonia Acht zu geben haͤtte. Das erste/ nehmlich die Consideration, ob sie Kauffieuts Soͤhne seyn oder nicht/ betreffende/ so haben jene in allen Republiqu en und Policey- Ordnungen/ ihrer Eltern wegen/ billig einen Vor- zug/ also/ daß sie eher zur Meisterschafft gelangen/ weniger Unkosten vor Buͤrger- und Meister-Recht anwenden/ und auch kein so rigoreuses Examen ausstehen duͤrffen/ als diejenige thun muͤssen/ wel- che keine Meisters-Soͤhne gebohren seyn. Jnson- derheit wird es also bey den Handwerckern/ und so auch fast aller Orten bey denen Kauffleuten ge- halten. Die Frantzoͤsische Verordnung lautet dieser letzern wegen/ als folget: Tit. I. Artic. I. J N denen Orten/ wo die Kauffleute Zuͤnffte haben/ sollen die Lehr-Jungen/ die von denen Statut en gesetzte Zeit erfuͤllen; der Principal en Kinder aber/ wann sie in dem Hauß ihres Vatters oder Mutter/ die eben mit dergleichen Waaren handeln/ biß in ihr 17tes Jahr inclusivè wuͤrcklich verbleiben/ sollen gleich denen jenigen/ die ihre Lehr- Jahre ausgestanden/ gehalten werden. Artic. II. D Erjenige/ welcher seine Lehr-Jahre ausge- standen/ soll bey seinen Lehr-Herrn/ oder bey einem andern Kauffmann gleiches Gewerbs/ noch so lang zu bleiben verbunden seyn/ welches auch bey Principal en Kinder statt haben soll. C c Artic. Caput XI. Artic. III. K Einer soll vor einen Principal en/ wann er nicht 20. Jahr vollkoͤmmlich alt/ und seinen Lehr- Brief und Zeugniß seiner Dienste/ die er hernach verrichtet/ bringet/ aufgenommen werden/ und in Fall dasjenige/ so in dem Zeugniß (oder Abschied) enthalten/ sich nicht also verhielte/ solte der neu-an- gehende Principal, der Zunfft/ wie auch des Rechts/ ein Patron zu werden/ beraubt seyn/ sein Lehr-Herꝛ aber/ welcher ihme das falsche Zeugniß gegeben/ 500. Gulden/ und die/ so es als Zeugen unterschrie- ben/ jeder 300. Gulden Straff erlegen. Artic. IV. D Er jenige/ so zum Patron gemachet werden soll/ soll so viel/ als zu den Handel/ den er trei- ben will/ gehoͤret/ auch uͤber das Jtaliaͤnische Buch- halten/ Wechsel-Briefe/ Schein/ Eintheilung der Elen/ Pfund und Marck/ Gewicht/ Maaß und Qualitaͤten der Waaren/ gefragt und examini ret werden. Artic. V. W Jr verbieten denen Particulier- Kauffleuten und Zuͤnfften/ bey Straff von hundert Gul- den/ von dem neu-angehenden Kauffmann kein Present, ausgenommen was ihren Statuten ge- maͤß ist/ vor die Aufnehmung in ihre Zunfft zu neh- men/ so soll er auch kein Gastmahl deßwegen aus- rich- Examen der Kauffmanns-Diener. richten/ oder so ers thut/ so gleich der Zunfft wie- der verlustig seyn. Artic. VI. A Lle Negociant ten/ so wohl Grossi rer als des Handkauffs/ wie auch Wechsler/ sollen in Sa- chen des Handels und Wechsels vor Majorennes gehalten/ und in integrum unter dem Vorwandt der Minderjaͤhrigkeit nicht restitui ret werden koͤn- nen. Jn unsern Teutschen Handels-Staͤdten/ wo die Kraͤmer-Jnnungen und Guͤlden noch strictè ge- halten/ und observi ret werden/ ist ein Kraͤmers- Sohn/ so bald ihm sein Vatter loß gesprochen/ faͤhig/ seinem verstorbenen Vatter/ gleich darinnen zu suc- cedi ren; da einer/ der keines Kraͤmers Sohn/ ent- weder in die Jnnung hinein heyrathen/ eines Kraͤ- mers Wittib oder Tochter nehmen/ oder auch et- liche Jahr um die Jnnungs-Freyheit bey einem Kraͤmer dienen muß/ wiewohl/ wann man darin- nen zu strictè mit einem guten Subjecto, oder auch mit einem wohlbeguͤterten Frembden/ der sich hiesi- ger Orten niederlassen/ ein gut Capital ins Land bringen/ Manufactu ren étabili ren/ und solche nebenst einem andern Sortement Waaren ins Kleine/ und beym Ausschnitt vertreiben/ ver- fahren/ und die Kraͤmer-Jnnung ihme (weil er nicht bey ihnen ausgedienet/ oder in ihre Jnnung geheyrathet haͤtte) zu viel Schwuͤrigkeit machen wollte/ die hohe Lands- oder Stadt-Obrigkeit/ darinnen einen Macht-Spruch thun/ und ihme das C c 2 Pri- Caput XI. Privilegium des Ausschnitts aus Obrigkeitlicher Macht und Gewalt/ ertheilen koͤnte/ weil die An- zahl der Buͤrger und Einwohner zu vermehren/ ihre heilsame Absicht darunter mit seyn muß/ vornem- in so weit/ als die Constitution der Stadt/ ihrer Einwohner/ und Kraͤmer-Jnnung so beschaffen/ daß diese noch wohl mehrere Jnnungs-Genossen neben sich leiden/ und ohne ihren Schaden ertragen kan. Wo aber dieser offenbar sich zeigte/ so gehet man freylich behutsam/ die Zunfft oder Jnnung nicht mit all zu vielen Gliedern und Nahrungs-Genossen zu uͤberhaͤuffen/ damit einer nicht den andern verder- be/ und endlich mehr Kraͤmers als Abkaͤuffers sich finden moͤchten. Rede ich also in diesem Stuͤck/ so wohl vor/ als wider die Kraͤmers das Wort/ weil ich ein Feind alles Monopoli schen Zwangs und scharffer Censor desselben/ jedesmal/ in so weit seyn werde/ als solcher der Freyheit der Commerci en und dem Anwachs der Buͤrgerschafft zuwider ist/ wovon kuͤnfftig in unserm Tractat von der in ge- wisse Zuͤnffte wohl eingetheilten Buͤrgerschafften ein mehrers zu ersehen seyn wird. Daß aber Kauffleut Soͤhne/ vor Frembde/ auch in dem Examine, einige Ausnahm haben/ ge- schiehet darum/ weil von ihnen præsumi ret wird/ daß/ indem sie von Kauffmaͤnnischen Exaction seyn/ sie auch um so viel getreuer und besser von ihren El- tern zur Kauffmannschafft werden seyn angehal- ten worden/ welches Frembden nicht allezeit so wie- derfaͤhret; jedoch ist das Examen mit ihnen auch nicht so allerdings aus der Acht zu lassen/ sondern zum Examen der Kauffmanns-Diener. zum wenigsten uͤber das Essentielste der Handlung mit ihnen anzustellen. Was dem Examini aller Kauffmanns-Die- ner/ welche ihren eigenen Handel anzufangen ge- dencken/ vorhergehet/ bestehet darinn/ daß sie sich erstlich bey dem Commercien-Collegio, oder ob sie von der Jnnung seyn/ bey derselben/ und deren Aeltesten angegeben/ ihnen ihr Vorhaben eroͤffnen/ und um Ansetzung eines Termins bitten/ in wel- chem sie des Examinis und anderer Solenni taͤten halber præstanda præsti ren moͤgen. Wann sol- cher erschienen/ so stellen sie sich nebst ihren bißher- gewesen Handels- Patron, oder so sie ausser Dienst stuͤnden/ und etwan anderwaͤrts servi ret haͤtten/ mit ihren Abschieden und Testimoniis vor dem Commercien-Collegio, Zunfft und Jnnung ein- produci ren/ auch zugleich/ wann sie der Orten ge- buͤrtig/ und ihre Jungens-Jahr daselbst erstanden/ ihren von dem Commercien-Collegio erhaltenen Ein- und Ausfchreib-Schein/ auch den daselbst confirmir ten Contract, welchen sie mit ihren Han- dels- Patronis, bey welchen sie als Diener gedienet/ aufgerichtet haben/ und beweisen durch ihre muͤnd- liche Aussage oder schrifftliches Zeugnis/ wie sie sol- chen in allen ein Genuͤgen geleistet haͤtten/ wann dieses geschehen/ so erfolget das Examen, und zwar schon in etwas wichtigen und hoͤhern Materien/ als bey dem Examine der/ ihre Jahr erstandener/ Jungen nicht geschehen ist. Man hat aber vornehm- lich die Absicht auf die Handlungs-Art/ welche der junge Anfaͤnger unternehmen will/ und richtet C c 3 so- Caput XI. sodann die Fragen um so vielmehr darnach ein/ als z. E. Es haͤtte einer bey einem Cambist en gedienet/ welcher mit nichts als mit Wechseln zu thun ge- habt/ so werden sich wohl wenig/ ausser nur Capi- talist en/ finden/ welche auf die Unternehmung der- gleichen Negotii das Meister-Recht und Examen bey dem Collegio suchen sollten; sondern es pflegen dergleichen Dieners/ welche bey solchen Banqui ren gedienet/ gemeiniglich hernach nur auf das Buch- halten/ und mit solchem ein Contoir zu bedienen/ ingleichen auf die Maͤckeley sich zu legen; oder sie su- chen sich auch in einen andere Handlung/ die leicht zu begreiffen ist/ einzuschwingen. Was hingegen rei- che Kauffmanns-Soͤhne seyn/ die koͤnnten (1) uͤber die Natur eines Wechsels/ was derselbe sey/ woher er entspringe/ was vor Nutzen er bringe/ wie vieler- ley Wechsel zu finden sey/ was vor Personen darzu gehoͤren/ auch wie dergleichen Wechsel zu formi ren und zu stellen seyn; (2.) Uber jede Art der Wech- sel auf auslaͤndische Oerter/ insonderheit wie z. E. von hieraus nach Spanien/ Franckreich/ Enge- land/ Holland und so weiter auf andere Laͤnder und Handels-Plaͤtze gewechselt werde/ was der Pari sol- cher frembden Wechsel-Gelder/ die Art ihrer Re- duction, und der j e tzige Cours, auch wie nach sol- chem der Wechsel zu berechnen/ und der Gewinn oder Verlust/ (es sey/ daß ein Wechsel nur gerade zu/ oder uͤber unterschiedliche Handels-Plaͤtze/ und nach divers en Curs en und Rechnungen-Lauff/) zu calculi ren sey/ gefraget/ und ihme dabey ein Intricat er Wechsel- Casus, etwan wie dergleichen in Examen der Kauffmanns-Diener. in unserm Probi er-Stein der Buchhalter/ hinten mit annecti ret worden/ gegeben/ und wie er solchen zierlich zu Buch zu stellen gedaͤchte/ gefraget wer- den; weil wir als ein vornehmes Præsupositum, oder Vorausgesetztes/ bey allen sich bey dem Com- mercien-Collegio der Meisterschafft/ wegen angebenden Handels-Diener/ setzen/ daß keinem sein Eigen anzufangen sollte zugelassen werden/ er haͤtte dann zuvor gewiesen/ daß er das Buchhalten perfect verstuͤnde/ oder so er nur eine kleine Hand- lung anzufangen; oder/ sich in einer geringen Land- Stadt zu setzen gedaͤchte/ doch so viel davon wuͤste/ als ihme seine eigene Scriptu ren in guter Ordnung zu halten noͤthig thaͤte; dann daß viele Proceß und Unordnungen unter Kauffleuten aus Mangel ge- nugsamen Wissenschafften des Buchhaltens her- kommen/ solches ist gewiß/ und kan fast von keinem Handels-Diener verantwortet werden/ wann er nicht bey Zeiten/ dasselbe gelernet. Ja ich weiß fast nicht/ ob diejenige/ die gantz keine Wissenschafft da- von haben/ nicht so lang ihren eigenen Handel anzu- fangen/ koͤnnten ausgeschlossen werden/ biß fie sel- biges vollkommlich erlernet und deßfalls dem Exa- mini sich auf alle Weiß und Wege unterwerffen koͤnten. Wir gehen aber weiter/ und betrachten/ was ein Handels-Diener/ der auf grossen Contoi ren die Buͤcher gefuͤhret/ etwan auch die Cassam unter Handen gehabt/ und bey allerhand See- und Land- Handlungen vor Eigene- und Commission- Rech- nung; ingleichen bey dem Grosso- Handel gestanden/ vor ein Examen seiner Profectuum halber (auf C c 4 wel- Caput XI. welche er zum eigenen Handel zu gelangen geden- cket) auszustehen habe. Hier wird nun wiederum des Candidati, seine vorhabende Handlung consi- deri ret/ und darnach das Examen eingerichtet. Will er z. E. eben wie sein gewesener Patron, eine Handlung auf Spanien/ Engeland/ oder Franck- reich étabili ren/ so fraget man ihm nicht unbillig/ ob er auch sein Capital zulaͤnglich darzu zu seyn er- achtet/ ob ers vor sich oder in Compagnie mit je- mand zu unternehmen gedaͤchte/ der Sprach des Landes kundig waͤre/ dessen Gewohnheit und Rech- ten/ wie auch die Mani er darinn zu handeln wohl wuͤste/ ob er getreue Leute zu Dienern und Facto- ren/ worinn der Unterschied der Gelder besteht/ wie die Wechsel dahin coursir ten/ wie sich selbigen Reichs- oder Lands-Maaß und Gewicht/ gegen dem hiesigen verhalte. Von denen Waaren/ und sonderlich denen/ damit er zum meisten zu handeln gedaͤchte/ muͤste man ihn fragen/ wie vielerley/ und welches die be- sten Sorten darum waͤren/ wo sie herkaͤmen/ wuͤch- sen wie sie ferner tracti ret/ zubereitet und gemachet/ auch wo sie aus der ersten Hand eingekaufft/ wie theuer selbige bezahlet/ auch zu was Preiß solche da- selbst/ und dann wieder allhier verkauffet wuͤrden/ was vor andere Waaren man dagegen hinsenden/ und mit Nutzen versilbern koͤnnte; wie das Justi tz- Wesen in selbigem Land beschaffen/ was vor Ge- wohnheit und Privilegia die daselbst Wohnende/ so wohl einheimische als auslaͤndische Kauffleute haͤtten/ was er in waͤhrenden seinen Dienst-Jah- ren in seines Patrons Haus/ auf dessen Contoir oder Examen der Kauffmanns-Diener. oder aufferhalb demselben von frembden Leuten ge- hoͤret haͤtte/ was die Handlung dahin verbessern/ und die im Weg stehende Hindernuͤssen aufheben koͤnte/ ꝛc. Wegen der See-Fahrt haͤtte man ihn zu befra- gen/ was assecuri ren/ auf Bodmer ey geben/ Ha- ver ey bezahlen/ Prœmie und Schiffsparten hies- sen, was bey jeder dieser zu bemercken/ und vor Cautel en dabey eine Obacht zu nehmen seyn; wie vielerley Arten zur See-fahrende Schiffe gefunden werden; was eigentlich vor eine Art nach diesem oder jenem Land zu gehen; was sie etwan/ wann man sie neu bauen liesse/ an Bau-Lohn und Mate- riali en/ hernach auch an der Ausruͤstung kosten; wie hoch die damit zu verdienende Frachten/ sich jaͤhrlich einem gewissen Quanto nach/ ungefaͤhr we- niger oder mehr/ betruͤgen; ob man eine lange Rei- se zu Wasser/ nach diesem oder jenem Land haͤtte; ob gefaͤhrliche Oerter zu passi ren/ und die Reise zu allen Zeiten des Jahrs/ oder nur zu gewissen an- stellen koͤnte; was ihme von denen See-Rechten be- kannt/ und ob er auch etwas von der Schiff Farth selbst/ sonderlich von der Steuermanns-Kunst ver- stuͤnde; ob er jemals zur See gefahren/ und also/ was die Wasser- Commerci en betrifft/ sich dieselbe wohl bekannt gemacht haͤtte. Hiernechst koͤnnte man zu denen Scriptu ren/ welche auf Contoi ren vorfallen/ schreiten/ und ih- me von dem/ so er unter Handen gehabt/ examini- ren/ sonderlich wie oben schon gedacht/ wegen des Buchhaltens/ ingleichen was geringere Schrifften und Documenta seyn; man koͤnte ihm zugleich seine C c 5 Han- Caput XI. Handels-Buͤcher/ die er kuͤnfftig zu halten geden- cket/ mitbringen lassen/ und selbige mit des Collegii Stempel bestempeln/ auch etwan ein und andere gute Erinnerung und Ermahnung geben/ wie er sich sich kuͤnfftig/ wann er nunmehro seinem eigenen Handel angefangen/ denen hiesigen Land und Sta- tutis nach/ zuverhalten habe. Handels-Diener/ welche bey Seiden-Hand- lungen und Manufactu ren/ in Grosso oder beym Ausschnitt gedienet/ und so auch ihre eigene Hand- lung zu étabili ren gedaͤchten/ koͤnte man erstlich/ wegen der vielerhand Arten von Seiden/ und wel- ches diejenige seyn/ die er zum meisten zu seiner Hand- lung und Manufactur zu gebrauchen gedaͤchte/ was solche vor Quali taͤten an sich haben muͤssen/ wo und wann/ auch zu was Preiß sie eingekauffet werden/ ob er sie roh oder zubereitet und gefaͤrbet ein- kauffe/ selbst damit umgehen/ und eine gantze Ma- nufactur dirigi ren/ denen Handwercksleuten/ was sie thun und lassen sollen anzeigen/ und von der Quali taͤt einer Waar wohl judici ren koͤnne/ wo- hin er seinen Vertrieb anzustellen gedaͤchte; ob er mit eigenen oder auf Zins-genommenen Geldern/ seine Handlung anfienge; an welchem Ort der Stadt/ wann er zum Ausschnitt Belieben truͤge/ er seinen Laden/ oder Gewoͤlb nehmen und eroͤffnen wollte; wie vielerley Waaren zu einem wohl sortir- ten Seiden-Laden gehoͤrten; wo hiesiger Landes- Constitution nach/ der beste Einkauff darinnen vor- zunehmen; wie hiesige Elen gegen anderer Laͤnder und Staͤdte Elen/ so wohl nach dem Stuͤck als hundert sich verhalte/ und wie die Reduction oder Ver- Examen der Kauffmanns-Diener. Vergleichung einer gegen die andern zu berechnen sey; was ein guter Sammet/ Atlas/ Taft und an- der Seiten-Zeug; ingleichen die Brocad en/ Da- mast en und andere Zeuge/ von gebluͤmter oder ge- zogener Arbeit/ wann sie recht gut seyn sollen/ vor Quali taͤten an sich haben muͤssen; wie breit und mancherley Sort en ein jede sey; was bey dem Aus- schnitt zu dieser oder jener Art/ Manns- oder Frauen- Kleider/ am meisten/ auch wie viel an Elen zu einem jeden/ genommen werden; wie eine Fabric vor der andern bessere oder schlechtere Waaren habe; was jetziger Zeit die gangbarsten und groͤssesten Moden darinnen seyn/ wie ein Seiden-Haͤndler ins Groß, ingleichen einer im Ausschnitt/ wie auch ein Manu- facturier am bequemsten und richtigsten Buch und Rechnung halten muͤste; ob er nicht einige Arten von Waaren/ welche bißher von andern Orten ver- schrieben worden/ im Land und hiesiger Stadt selbst koͤnte machen lassen/ und also Nachricht von einigen neu zu introduci renden Manufactu ren haͤt- te Hiernechst koͤnnte man ihn auch uͤber die in seiner Handlung beduͤrffende Wechsel und deren Aus- rechnung/ auch wie er solche alsdann zu Buch stel- le/ und ob er nicht hinfuͤhro seine Remess en auf ei- ne bequemere und sichere Weise anstelle koͤnten/ exa- mini ren Jch bin gewiß/ es wuͤrden bey einem sol- chen Examine so schoͤne Remarques und Erinner- ungen vorkommen/ die nicht allein dem jungen An- faͤnger selbst ersprießlich/ sondern auch dem Com- mercien-Collegio anreitzend und nachrichtlich seyn koͤnten/ auf ein und das andere zu des Landes Be- Caput XI. Besten Speculation und so ferner neue und gute Anstalten zu machen. Ein junger Anfaͤnger des Tuch-Handels/ muͤste erstlich uͤber das/ was ein gutes Tuch sey/ und bedeute/ dann auch uͤber die vielerhand Arten derselben und den Unterschied der Wolle/ auch wie jede derselben im Preiß und Quali taͤt sey/ befraget werden; Ferner koͤnte man sich erkundigen/ ob er im Aus- oder Jnlaͤndischen Tuch seinen eigenen Han- del am meisten anzustellen gedaͤchte/ ob er die Tuͤ- cher roh einkauffe/ und solche selbst faͤrben und zu- bereiten lassen wollte/ oder/ ob er sie gantz fertig ein- kauffen wuͤrde; indem ersten Fall muͤste man ihn ferner fragen/ um die an einer jeden Art Tuͤcher erforderten/ so wohl innerlichen als aͤusserlichen Quali taͤten/ an Breite/ Laͤnge/ Farb und Berei- tung. Wann er selbsten zu faͤrben gedaͤchte/ muͤste man ihn uͤber die Quanti taͤt und Quali taͤt der In- gredienti en an Farb-Waaren/ zu einem jeden Stuͤck Tuch/ befragen/ auch ob ihme/ was deßfalls der hohen Lands- oder Stadt Obrigkeit/ so wohl im Faͤrben als Zubereiten und Schauen ihre Ord- nung waͤre/ bekandt sey; ob er sich derselben gemaͤß zu verhalten gedaͤchte. Da auch ein Commercien- Collegium mercken sollte/ daß ein solcher junger Candidatus noch hier oder dar was vergessen/ gar nicht wuͤste oder erfahren haͤtte/ auch etwan vor- hero noch gewisse Præstanda, bey einer oder der andern Zunfft oder Jnnung præsti ren muͤste/ koͤn- te selbiges ihn dessen freundlich erinnern/ und ihme/ so viel als an dem Collegio ist/ allen Vorschub thun; wie dann ein solches Commercien-Collegium nicht Examen der Rauffmanns-Diener. nicht so wohl ein Richter/ als eine sorgfaͤltige Mut- ter und Patronin seyn muß/ zu welcher alle/ die im gantzen Land oder in der Stadt Handel und Wan- del treiben/ im Nothfall ihre Zuslucht nehmen/ und sich bey demselben Rath/ Schutz/ Huͤlffe und Trost zu erfreuen haben moͤchten. Materialisten und Gewuͤrtz-Haͤndlers/ koͤnnten bey dem Collegio, nach Anleitung unsers Kauffmanns- Magaz in/ uͤber allerhand Drogui- ster eyen/ Materiali en und Gewuͤrtz-Waaren exa- mini ret werden; man koͤnte sie fragen wo solche am ersten herkaͤmen/ wie vielerley Sort en seyn/ was jede Sort vor gute Quali taͤten an sich haben muͤsse/ wo und welcher Gestalt/ auch auf was Condition, und zu was Preiß sie eingekaufft/ und wie/ auch wohin/ und zu was Gebrauch solche wieder ver- kauffet werden; wie man sie conservi re/ sorti re/ und mundi re; was ferner vor Chymi sche Labo- res, sonderlich in der Destilir- Kunst bey dem Ma- terial- Handel vorfielen/ wie solche tracti ret/ und die Composita recht nach der Kunst verfertiget wuͤr- den; was vor Betrug bey ein oder der andern Ma- terial- Waar pflege ausgeuͤbet zu werden; wie sol- cher zuerkennen und zu verhuͤten sey/ und schickte sich hierbey und bey einem solchen Examine derjeni- gen/ die aus dem Diener-Stand nunmehro ihren eigenem Handel antretten wollen/ gar wohl/ daß nach vollendetem Examine, man ihnen die Statuta, Land-Stadt-Jnnungs- uud Policey-Gesetze vor- lese/ und daß sie selbige insgesamt (vornehmlich aber/ was die Policey von aufrichtigem Handel und Wandel/ und das niemand mit falscher Waar/ Maaß Caput XI. Maaß oder Gewicht sollte betrogen oder verbotte- ne Waaren verkaufft werden/ verordnete) steiff und vest halten wollten/ sie mit einen Eyd- Schwur bekraͤfftigen liesse; worauf und nicht eher der Candidatus in die Matricul der Kauffleute koͤn- te eingeschrieben werden. Dieses aber sey in Paren- thesi gesagt; wir wenden uns nun wieder zu unsern Materialisten/ welcher hierauf ferner uͤber hiesige Maaß und Gewicht/ trockener und fluͤßiger Dinge/ deren Vergleichung mit anderer Laͤnder Maassen/ sonderlich derjenigen/ wo die meiste Materialia und Gewuͤrtze herkommen/ koͤnte befraget werden. Ein Commercien-Collegium wird auch ferner einen Unterschied in Fragen/ zwischen einem Materiali- sten/ der mit kostbaren Droguistere yen/ Oli taͤten/ Saamen/ Saͤfften und Kraͤutern/ Handels und einem Gewuͤrtz-Kraͤmer/ der nur mit Gewuͤrtz/ etwas Specereyen/ und im uͤbrigen mit groben Materia- li en umgehet/ auch mit solchen Kauffleuten/ die ins Groß, und dann wieder mit solchen/ welche damit ins Kleine handeln/ einen Unterschied machen/ und das Examen darnach anzustellen wissen; wobey mir nicht uneben beyfaͤllt/ ob zu einem solchen Examine eines Candidati nicht zwey oder mehr von denen Aeltesten seiner Jnnung/ zu welchen er gehoͤret/ desselbigen Tages koͤnten mit in das Commercien- Collegium geruffen werden/ daß sie nicht allein dem Examini deßjenigen/ der kuͤnfftig ihr Mit- Bruder seyn soll/ beywohnten/ sondern auch/ weil ihnen/ was zu ihrer Handlung gehoͤret/ und worinn ein junger Mensch auf die Prob muß gesetzet wer- den/ am besten bekandt ist/ sie zugleich mit die Hand an Examen der Kauffmanns-Diener. an das Examen legen/ und folglich/ wann er wohl bestanden/ nebenst dem Commercien-Collegio zugleich das Atestatum mit unterschreiben koͤnnten; so haͤtte der neue Amts-Bruder/ keiner weitern Un- kosten noͤthig/ als daß er nur auch seiner Jnnuns- Matricul, unter welche er gehoͤret/ inseri ret werden doͤrffte. Weil auch gemeiniglich bey denen/ die in Material- Handlungen/ und Gewuͤrtz-Laͤden ge- dienet/ die Wissenschafften der Kauffmaͤnnischen Scriptu ren sehr schlecht ist; als koͤnte man/ um sie besser darzu anzutreiben/ und ihnen eine Furcht ein- zujagen/ auch kuͤnfftig das Examen uͤber dergleichen Handels-Schrifften mit ihnen anstellen/ und zum wenigsten von ihnen begehren/ Red und Antwort zu geben/ was eine Factura, Current und Zeit- Rechnung/ ein Connoissement, Bodmer ey/ As- securanz, Haver ey/ ein Wechsel und Rescontro sey/ welcher Gestalt ein Gewuͤrtz-Kraͤmer und Ma- terial- Haͤndler/ fuͤglich Buch und Rechnung uͤber seine Handlung und ein zulaͤngliches Inventarium uͤber seine Waaren fuͤhren koͤnne. Welches alles um so viel nothwendiger/ als biß hieher/ der Teutsche Gewuͤrtz-Handel sich meisten Theils auf Venedig/ Hamburg/ und Amsterdam eingeschrencket/ und viel die dabey gedienet/ wann sie Tag und Nacht in Ge- woͤlbern und Laͤden/ sich bey denen Waaren ha- ben muͤssen sauer werden lassen/ es nicht weiter ge- bracht/ als daß sie etwan einer verkaufften Rech- nung-Fracht und Aviso- Brief/ zur Noth aber ein Memorial mit beygehenden Schreiben/ was sie etwan an frischen Waaren entboten/ haben aufse- tzen Caput XI. tzen koͤnnen/ und so viel auch von den Material- und Gewuͤrtz-Haͤndlern. Ein Eisen-Kraͤmer/ haͤtte vor dem Com- mercien-Collegio, mit Zuziehung der Eisen-Kraͤ- mer-Aeltesten folgendes Examen auszustehen: als daß man ihn erstlich uͤber diejenige Sort en von Waa- ren befragte/ welche in ihren Kram hinein lauffen; in- sonderheit koͤnte er uͤber die Nuͤrnberger/ Schmal- kalder/ Steuerische/ Frantzoͤsische/ Jtaliaͤnische und Englische Eisen- und Stahl-Waaren befraget werden/ wie vielerley Sort en und Numeri von je- der zu finden/ und so er auch bey Eisen-Handlun- gen gedienet/ welche ins Groß mit allerhand Sor- ten von Stahl und Eisen/ Blech/ Zinn und andern Metall en umgegangen/ etwan auch selbst Berg- und Hammer-Schmeltz- und Huͤttenwercker/ ge- habt/ und aus solchen/ nebenst dem Eisen andere Mi- neralia gefuͤhret/ koͤnte er ins besonders auch dar- uͤber vernommen/ und nach Befinden ihme von dem Commercien-Collegio zu Anfang seiner Hand- lung mit gutem Rath und Erinnerungen an die Hand gegangen werden. Vornehmlich aber haͤtten die Herren Examinatores auf der (ihrem Examini sich solcher Gestalt sistiren den) Handels-Diener ihre gewesene Patronos, ingleichen auf den Ort/ und die Handlung/ wo/ und in welcher sie ihre Jun- gens-Jahre ausgestanden/ und hernach ferner als Dieners gedienet acht zu geben/ und nach Befinden/ der Umstaͤnde/ alsdann zu urtheilen/ was an einem solchen Menschen zu thun/ und kuͤnfftig von ihme zu hoffen seyn moͤchte. Dann gewißlich/ wer einen guten Lehr-Herꝛn gehabt/ in beruͤhmter Handlung seine Examen der Kauffmanns-Diener seine Jahr erstanden/ folglich sich auch noch ander- waͤrts versucht/ und sein Gluͤck bey Handlungen zu machen/ keine Muͤhe/ Fleiß noch Studi ren sich hat dauren lassen/ von dem stehet schon zu præsumi ren/ daß er kuͤnfftig in seinem eigenen Handel sich solches alles wohl zu Nutz machen/ und ein wuͤrdiges Mit- Glied der loͤblichen Kauffmannschafft/ desselbigen Orts/ abgeben werde/ zumal/ wann ein solcher Mensch zugleich sein reifes Alter und Judicium er- reichet/ ein gutes Zeugnis seines Wohlverhaltens vor sich hat/ entweder selbst von guter Extracti on und Familia ist/ oder doch vornehme Freunde hat/ welche ihm in Nothfall unter die Arme greiffen/ und mit Rath und That assisti ren koͤnnen. Gemeiniglich etabl irt sich derjenige/ der seinen eigenen Handel un- ternimmt/ auch zugleich sein eigenes Haus-Wesen/ und suchet sich ein liebes Weibgen aus/ welche ihme eine gute Gehuͤlffin/ wo nicht vor ihre Person/ doch durch die Mittel/ die sie ihme zubringt/ kuͤnfftig in seiner Handlung werden moͤge; und ist es wohl der Ehestand/ welcher die meisten/ nach ihrem eigenen Handel zu streben/ antreibet. Vielen schmeichelt auch das Gluͤck dergestalt/ daß es ihnen reiche Witt- Weiber und Kauffmanns-Toͤchter zuweiset/ bey welchen sie gleich in eine établ irte Handlung hinein kommen; Da dann die Affair es die besten Lehr-Mei- sters seyn/ die einen solchen jungen Anfaͤnger/ das Ubrige/ was ihme etwann in dem Examine abge- gangen/ noch voͤllig anweisen/ und mit der Zeit un- terrichten koͤnnen/ wie dann auf alle dergleichen Umstaͤnde/ ein loͤblich Commercien-Collegium, wann sich Candidati bey ihme angeben/ Reflexi on D d zu Caput XI. zu machen hat/ und folglich so viel weniger difficul- ti ren darff/ denjenigen/ der sich solcher Gestalt an- mrldet/ in ihre Kauffmaͤnnische Matricul einzu- schreiben. Hierbey kan ich nicht umhin/ daß ich nicht noch eine kleine Anmerckung/ uͤber die an vielen Orten/ titulo Valdè Oneroso erkauffte Kauffmaͤnnische Freyheit oder Meisterschafft machen sollte/ indem es manchen jungen Anfaͤnger/ welcher an sich selbst ein gutes Subjectum ist/ wohl hundert und mehr Thaler bey seiner Recepti on kostet. Wann man nun hierzu auch die uͤbele Gewonheit/ der kostbaren Hoch- zeiten ingleichen/ was ohne solche ein junger Mensch zu seiner Einrichtung/ in seine eigene Haushaltung haben muß/ rechnen will/ so wird man befinden/ daß manchen dadurch ein Capitalgen aus den Haͤn- den gehe/ mit welchem er in seiner kuͤnfftigen Hand- lung fchon etwas haͤtte verdienen koͤnnen; ohne ist es zwar nicht/ daß pro Receptione etwas gegeben werden muͤsse/ ich wollte aber/ daß/ so wohl bey Kauff-als Handwercks-Leuten/ das/ solcher Gestalt erlegte Meister-Geld zu etwas besseres/ als Fressen und Sauffen/ (wie bey den meisten geschiehet) ange- wendet wird/ und daß man vielmehr dergleichen bey der Kauffmannschafft einfliessende Receptions- Gelder/ und andere Revenü en mehr/ zur Befoͤrde- rung der Schifffarth/ Sicherheit der Negoti en/ heilsamen Stifftungen/ (darunter sonderlich die Montes-Pietatis oder Leyh-Haͤuser. Jtem die Sub- sidia seyn/ von welchen arme/ alte/ und ohne ihr Ver- schulden in Abgang der Nahrung gekommene Kauff- und andere nothduͤrfftige Leute koͤnten unter- halten Examen der Kauffmanns-Diener. halten werden) anlegte/ bey denen Handwerckern aber zu gleicher Absicht einen Fundum daraus for- m irte/ aus welchem sie ihren armen Mit-Meistern/ zu Erkauffung benoͤthigter Materiali en/ huͤlffliche Hand leisten koͤnnten/ damit er nicht in Ermanglung eines solches Beneficii- Geld auf Wucher nehmen/ seine verfertigte Waare beym Juden versetzen/ oder durch eigennuͤtzige Kauffleute sich solche doͤrffte ab- druͤcken lassen. Nicht weniger sollte auch ein Ansehen der Per- sonen dabey gelten/ als daß ein Vermoͤgender/ und der etwann durch eine gute Mariage sein Gluͤck ma- chet/ schon mehr/ als ein Unvermoͤgender/ ein Frem- der mehr/ als ein Einheimischer geben muͤsse/ und gefaͤllt mir hierbey nicht uneben die loͤbliche Gewon- heit einer Welt-beruͤhmten teutschen Handels- Stadt/ bey welcher das Privilegium der Kauff- mannschafft/ oder/ daß einer seinen eigenen Handel/ so wohl ins Groß-als ins Kleine anfangen darff/ 500. Gulden kostet; weil aber solche zugleich zu erle- gen/ nicht jedermans Thun ist/ sonderlich aber man- chem jungen Anfaͤnger trefflich in seiner Handlung incommodi ren moͤchte/ wann er auf einmal ein sol- ches Capital herausgeben sollte/ als ist die loͤbliche Kauffmannschafft desselbigen Orts/ auf das Mittel gefallen/ daß ein junger Anfaͤnger/ der die Kauff- maͤnnische Freyheit gewinnen will/ solche 500. Gul- den mit 6. pro Centum jaͤhrlich nur verzinsen/ inter- essi ren/ und also dem Handels- Ærario nur einen jaͤhrlichen Canonem biß so lang erlegen darff/ als sein Handels-Zustand/ das Capital selbst abzutra- gen/ leiden will; Und so viel auch von dem Examine, D d 2 welches Caput XI. welches junge Candidati der Kauffmanschafft/ ehe sie ihren eigenen Handel anzufangen/ koͤnnen tuͤchtig erachtet werden/ auszustehen haben/ die Legali taͤt und Experience der Herren Examinatorum, wird alsdann schon wissen/ was nach Beschaffenheit der Umstaͤnde/ der Zeit/ Personen/ und Handlungs-Ar- ten/ weiter zu fragen sey/ oder nicht. Wann nun sol- ches alles vollbracht/ und seine gute Richtigkeit hat/ so wird der neu-angehende Kauffmann dem Albo Mercatorum einverleibet/ das ist: Sein Nam wird bey dem Commercien Collegio in ein hierzu sonderbar dienendes Buch eingeschrieben/ daß er nunmehro in die Zahl der Kauffleut selbigen Orts auf- und angenommen sey; vor solche Inscripti on bekommt der Secretarius des Commercien-Col- legii einen Reichsthaler/ und wegen des Examinis, Recepti on und Conferi rung oder Ertheilung der Kauffmaͤnnischen Privilegi en/ muß der neue Mit- Bruder 20. 30. biß 100. Reichsthaler/ und mehr/ nachdem es der Stadt und Kauffmannschafft da- selbst ihre Statuta mit sich bringen/ oder wo nichts gewisses determini ret/ solcher Receptions- Gelder halber ein sicheres Quantum (welches von dem Commercien-Collegio, der Gilde oder Zunfft/ in welcher er eintritt/ bestimmet wird/ erlegen/ wel- ches Geld alsdann in der Kauffmannschafft oder Zunfft-gemeine Cassam oder Laden kommt/ und wie schon oben erwehnet/ zu manchen heilsamen Ge- brauch kan angewendet werden. Es dienet aber solches ordentliches Procedi ren und Examini ren derjenigen Kauffmanns-Diener/ die nunmehro ihren eigenen Handel anfangen wol- len/ Examen der Kauffinanns-Diener. len/ eigentlich darzu/ daß erstlich ein junger Mensch dadurch angereitzet werde/ seine Jugend-Zeit in sei- nen Lehr- und Dienst-Jahren nicht uͤbel anzuwen- den/ sondern was Rechtschaffenes zu lernen/ damit er heut oder morgen/ sich und die Seinigen ehrlich ernehren/ und in dem Examine auch wohl bestehen moͤge/ zumal/ da unterschiedliche vornehme und kluge Kauffleute/ als Raͤthe/ Beysitzers/ und auch wohl/ als Examinatores, dabey vorhanden/ welche so gleich aus des Candidati seinen Antworten und dem Examine, welches uͤber seine Conduite und Capa- ci taͤt angestellet wird/ urtheilen/ und nach solchen ih- me auch wohl ihre Gunst und Gewogenheit/ sonder- lich aber ein gutes Vertrauen und Credit zu stellen/ welches vor einem jungen Anfaͤnger/ offt besser/ als baares Geld/ zu seyn/ pfleget. Zweytens/ so bringet auch ein solches Exa- mini ren und Untersuchen der Quali taͤten/ des Leibes und des Verstands an einen solchen Menschen/ wel- cher in die Kauffmanns- Matricul will Auf- und an- genommen werden/ eine gute Ordnung mit sich/ und daß hernach ein solcher rechtmaͤssiger Weiß auf- genommener junger Anfaͤnger/ auf seine ordentliche Recepti on trotzen/ und ungescheuet seinen Handel und Wandel fortsetzen kan; dahingegen ein nicht recipi rter/ oder der nicht zur rechten Thuͤr in den Schaaf-Stall eingegangen/ immer/ wie ein furcht- samer Boͤhn-Haase bey verschlossenen Thuͤren sich halten muß/ auch wann ihm etwas Widriges zu- stoͤsset/ keines Schutzes noch Huͤlffes bey dem loͤbli- chen Corpore Mercatorum, weil er dessen Mit- Glied nicht ist/ sich zu getroͤsten hat; Ja/ er hat auch D d 3 vor Caput XI. vor dem Commercien-Collegio, (deme billig alle Kauffmannische Streit-Haͤndel zu decidi ren/ uͤber- lassen werden/) keine rechtmaͤssige Stelle oder Macht zu klagen/ weil er in unrechtmaͤssiger Handlung/ wel- che nicht authorisi ret ist/ versi ret/ und diejenige nicht vor seine Vaͤtter/ Patronos, und Mit-Bruͤder er- kennen will/ welche er doch/ als Helffer und Schutz- Halter in seinen Angelegenheiten gern haben moͤch- te. Und was wuͤrde uͤber dem nicht vor ein Confu- sum Chaos entstehen/ wann jedem/ so gleich auf seine eigene Hand sich hinzusetzen/ und ohne/ daß er jemand darinnen begruͤßte/ Handlung zu treiben/ sollte zu- gelassen seyn; wie manche Knechte und Diener wuͤr- den sich nicht von ihren Herren reissen/ und ihre pro- pre Handlung anfangen wollen; was wuͤrde es darinnen nicht vor Stuͤmpeley/ Betriegerey und Schleuderey setzen/ wie viel Banquero ten wuͤrden nicht erfolgen/ und durch solche Kinder der Finster- nis/ denen/ die in dem Licht wandeln/ das Brod vor dem Maul heimlich weggemauset werden? Um- sonst haben nicht die loͤbliche Hansee-Staͤdte/ als weyland ihr ansehnlicher Bund noch im Flor gestan- den/ wider dergleichen Tockmaͤuser/ fremde Luͤgers und Gaͤste/ wie auch gegen solche/ die nicht Han- seestaͤdtisch waͤren/ geschryen/ und zu solchem En- de unterschiedliche Gesetze (daß dergleichen Leute in keiner Hansee-Stadt gelitten werden sollten/) pro- mulgi ret/ denen zugleich auch einverleibt gewesen/ was derjenige/ der zu solcher Handlung recipi ret werden wollte/ vor Quali taͤten an sich haben muͤste; Nemlich: Wer sich/ als einen Hanseeatischen Kauff- mann Examen der Kauffmanns-Diener. mann angeben will/ der muß seine Documenta deßsalls aufzuweisen haben/ daß er in einer Hansee- Stadt gebohren sey/ und diese Documenta sollen allein bekraͤfftigen und ertheilen koͤnnen/ die Staͤdte Luͤbeck/ Dantzig/ Riga/ Coͤlln/ Muͤnster/ Deventer/ Magdeburg/ Braunschweig und Hildesheim per Recessum de An. 1494. \& 97. Jn keiner Hansee-Stadt mag keiner frey oͤf- fentlich kauffen/ der nicht ein Hanseeatischer Buͤr- ger und Einwohner ist/ sonst soll ihm der Kauff gleich verboten seyn/ arg. Recess. de An. 1494. Und ob gleich einer in einem Hanseeatischen Dorff gebohren waͤre/ so soll er darum doch keinen Hanseeatischen Kauffmann/ aber wohl einen Die- ner/ abgeben koͤnnen/ biß so lang/ daß er sich wuͤrck- lich in einer Hansee-Stadt seßhafftig niedergelassen/ per Recessum de Anno 1467. \& 1553. So aber ein Fremder 7. Jahr einem Hanseati- schen Kauffmann gedienet/ oder Buͤrger in einer Hansee-Stadt gewesen waͤre/ so mag er alsdann als ein freyer Hanseeatischer Kauffmann angenom- men werden/ ausgenommen/ Engelaͤnder/ Hollaͤn- der/ Seelaͤnder und einige mehr/ welche in dem Re- cess. de Annis 1447. und 49. specifici ret werden. Daß nicht Gast mit Gast handeln dorffte/ sol- ches ist in dem Luͤbischen Recht lib. 3. Tit. 6. art. 7. in folgenden Worten enthalten: Ein ankommender Gast mit seinem Gut in un- serer Stadt/ der kan dasselbe niemand anders/ dann unsern Buͤrgeꝛn/ verkauffen/ will er auch dasselbe Gut oder Waaren allhier auflegen/ so hat er doch die Macht nicht/ solche alsdann Fremden zu verkauf- D d 4 fen/ Caput XI. fen/ wie unsere Burger/ denen diese Freyheit allein zustehet; wuͤrde er aber solches thun/ daruͤber be- troffen/ oder uͤberwiesen/ der soll bey der Wette/ nach Groͤsse des Verbrechens/ gestraffet werden. Vide hiervon ein mehrers in unserm neu-eroͤffneten Handels-Gericht Cap. 9. von Kauffen und Ver- kauffen. Drittens/ so dienet auch das Immatrlculi ren in album mercatorum eines solchen angehenden Handels-Manns darzu/ daß das Publicum wisse/ wie es nun mit einer legal en Person/ welche sui ju- ris und oͤffentlich von dem Kauffmanns Magistrat vor tuͤchtig und habilis zu contrahi ren/ und alle Actus mercatorios zu unternehmen/ erklaͤret wor- den/ zu thun habe/ so/ daß nunmehro kein Beneficium Restitutionis in integrum ob mino- rennitatem, ingleichen auch keine Excepti on S. C. Macedoniani mehr gelte/ sondern gleich wie ein Mulier mercatrix, oder Kauff-Frau/ wann sie einmal/ als eine solche/ erklaͤret worden/ sich mit denen Freyheiten und Privilegiis, welche andern Weibern zukommen/ nicht mehr behelffen kan; Also seynd auch einem/ von dem Commercien-Collegio, als Mit- Glied der Kauffmann- oder Kraͤmer-Zunfft Aufge- nommenen/ keine Ausfluͤchte mehr uͤbrig/ die ihn et- wann vormals (als er noch unter Vaͤtterlicher Ge- walt/ oder in seines Herꝛn Diensten gestanden) zu statten gekommen; Jngleichen dienet auch die oͤffent- liche Publicati on der Recepti on/ eines oder mehr solcher neuen Handels Mitglieder/ darzu/ daß sie ihren Rang darnach einrichten/ auch etwann/ nach- dem sie in der Ordnung aufsteigen/ sich zur Beglei- tung Examen der Kauffmanns-Diener. dung Kauffmaͤnnischer Ehren-Aemter und Stellen Hoffnung machen koͤnnen. Wir wollen hier eben nicht untersuchen/ ob es zuweilen und an etlichen Orten rathsam und nuͤtzlich sey/ daß ein loͤblich Kauffmanns- Collegium, mit Conferi rung der Kauffmaͤnnischen Freyheit und Recepti on etwas an sich halte/ damit ihrer nicht zu viel werden/ und die Handlung dadurch zergliedert/ folglich auch die Profit en geschmaͤlert werden moͤ- gen; wir sagen aber nur kuͤrtzlich/ daß an dem Ort/ Quæstionis, dessen Handels-Beschaffenheit und die Umstaͤnde/ aus welchen solche bestehen/ wie auch der Commerciorum, daselbst/ ihre Graͤntzen (ob solche eine weitere Ausbreitung leiden wollen oder nicht/ auch/ ob der Republic selber daran gelegen/ daß ih- re Buͤrgerschafft und Einwohner vermehret werden/ nicht weniger/ ob die zu recipiren de Personen von guten Mitteln/ Credit und Verstand seyn/ und da- durch des Lands Commercia staͤrcker rouli ren ma- chen koͤnnten) wohl zu consideri ren sey; Schaͤdliche Monopol isten/ werden allezeit/ so viel/ als moͤg- lich/ dahin trachten/ daß ihnen niemand (so zu re- den) in die Straͤnge reite/ oder ihnen in ih- ren uͤbermaͤssigen Profit en Eintrag thue; anders Theils ist es auch wohl wahr/ daß manche Art Hand- lung/ sonderlich die Kraͤmerey/ an einem Ort schon besetzet ist/ daß sie keiner neuen Einkoͤmmlingen mehr bedarff/ welches dann auf des Kauffmaͤnnischen Magistrats Untersuchung und Ermaͤssigung an- kommen muß; meine Meynung betreffend/ muß ich gestehen/ daß ich mehr vor die Freyheit/ als Ein- schraͤnckung der Commercien bin/ und lieber in je- D d 5 nem/ Caput XI. nem/ als in diesem zu viel thun will; Kauffleuten stehet ohnedem die gantze Welt offen/ und suchen die meisten derselben/ ihr Brod mehr ausserhalb/ als in der Stadt; dahero dieser ihr Numerus gar wohl uneingeschraͤncket bleiben kan. Der Mono- poli sten ihr Schreyen kommt auch in keine Consi- derati on/ weil/ ob gleich einige derselben aus ge- wissen Ursachen beyzuhalten/ einer Stadt und dessen Commerciis zutraͤglich seyn moͤchte/ so bringen die meisten derselben doch mehr Schaden/ als Nutzen/ und ist dannenhero um ihre Conservati on der Kopff nicht groß zu zerbrechen. Die Klagen/ welche die Kraͤmerey fuͤhren moͤchte/ ruͤhren oͤffters auch von solchen Leuten her/ die schon ihre Schaͤfgen gescho- ren/ den Ancker hinter den Herd gebracht/ ein Ca- pital, von 50. und mehr 1000. Reichsthaler er- worben/ dabey keine Kinder/ sondern nur lachen- de Erben haben/ und gleichwohl/ wann sich ein junger Anfaͤnger neben ihnen setzen will/ aus ihrem geitzigen Hals schreyen/ daß er ihnen das Brod vor den Mund wegnehme; Ja/ man findet (welches/ als etwas Abscheuliches anzuhoͤren) Patronos selbst/ welche ihren gewesenen Dienern/ die doch etliche Jahr lang bey ihnen treulich gedienet/ und die Nahrung sauer und schwer mit verdienen helffen/ nicht goͤnnen/ daß solche auch einmal frey/ und ih- re eigene Herren werden/ am wenigsten aber sich ne- ben ihnen setzen/ sondern sie hindern solche/ so viel es immer moͤglich/ ja/ sie præcavi ren wohl schon in manches Jungens seinem Lehr- und ihrer Handels- Diener Dienst- Contract, daß sie dieser oder jener Handlung sich kuͤnfftig enthalten sollten; Wie weit aber Der Kauffmanns-Diener Beobachtung. aber solches Pactum zulaͤssig sey/ oder nicht/ wollen wir allhier nicht untersuchen/ sondern nur zum Be- schluß dieses erinnern; Daß/ im Fall ein loͤbliches Commercien-Collegium mercken sollte/ wie einen feinen jungen Menschen/ der sich ehrlich zu établi- ren gedencket/ directè und indirectè von diesem/ oder jenem Hindernis im Weg geleget werde/ sel- biges sich seiner anzunehmen/ und ihn vaͤtterlich zu vertreten/ Ursach habe. CAP. XII. Was ein Kauffmanns-Die- ner/ der seinen Handel/ entweder vor sich selbst allein/ oder in Compagnie, mit ei- nem andern anzufangen gedencket/ dabey zu beobachten habe. S Olches bestehet eigentlich in folgenden: Nemlich/ daß er erstlich/ nebst andaͤchti- gem Gebet/ daß GOTT sein Vorhaben segnen wolle/ Acht gebe auf sich selbst/ und zwar auf seinem Verstand/ und Leibes-Kraͤfften/ Vermoͤgen/ Bluts-Freundschafft/ und den da- her zuziehenden Vortheil; Ferner auf die Handlung/ die er unternehmen will/ auf deroselben Beschaffen- heit und Requisita, wieauch auf die gegenwaͤrtige Zeiten und Conjunctu ren/ auf die Patronos, bey denen er seine Lehr- und Jungen-Jahre erstanden/ und auf die/ welchen er nach der Zeit/ als Diener/ gedie- Caput XII. gedienet. Nicht weniger hat er auch Acht zu geben/ auf die Huͤlffe/ Vorschub und Credit, welche er be- reits von guten Freunden und Goͤnnern schon hat/ und noch kuͤnfftig zu haben und zu erlangen/ Hoff- nung haͤtte/ auf den Ort/ wo er sich zu établi ren ent- schlossen/ und was vor Umstaͤnde mehr bey demselben zu bemercken seyn/ und endlich/ ob er die neue und in- tend irte Handlung zu unternehmen/ befugt sey/ auch ob er solche vor sich allein/ oder mit Zuziehung eines Handels-Gesellschaffters/ anfangen wolle. Bey wel- cher letzteren Betrachtung abermal unterschiedliche Momenta, wegen eines solchen Compagnons, vor- kommen/ welche alle/ ehe man zu dessen Annehmung schreitet/ zuvor gar wohl uͤberleget werden muͤssen. Das erste/ nemlich/ die Betrachtung des Ver- stands und der Leibes- Constituti on/ welche derje- nige Handels-Diener/ der seinen eigenen Handel nunmehro anzufangen gedencket/ bey sich haben muß; So will ihme allerdings gebuͤhren/ erstlich in sich selbst zu gehen/ und sich zu examini ren/ ob sein Verstand der intend irten Handlung wohl gewach- sen seyn sollte/ oder nicht. Dann daß viel Kauff- Diener ihre Jungens-Jahre erstanden/ folglich noch etliche Jahre vor Dieners mitgelauffen/ und dabey doch nichts gelernet/ sondern Idiot en vor-als nach geblieben/ solches ist gewiß; Dann entwe- der haben ihre Patroni ihnen nicht viel sehen lassen/ sondern sie haben sie nur zur Buͤffel-Arbeit ge- braucht; Die Scriptu ren aber/ oder zum wenig- sten/ die geheimsten und noͤthigsten derselben/ vor ihnen verschlossen gehalten/ oder sie/ die Dieners selbst/ haben keine Lust und Aufmercksamkeit darzu gehabt/ Der Kauffmanns-Diener Beobachtung. gehabt/ sich viel darum zu bekuͤmmern/ sondern seynd lieber gemeiner Handels-Arbeit nachgegan- gen/ als daß sie das Vornehmste derselben haͤtten observi ren/ ihrer Herren Handels-Vortheil wohl ausstudiren/ die Einkauffs-Oerter/ Zeiten und Preisse der Waaren sich bekandt zu machen/ die da- bey vorfallende Hand-Griffe erlernen/ und in Summa/ ihrer Patron en Handels Wohl und Weh/ absehen sollen/ so dann nichts anders fol- gen/ als daß eine Handlung ohne Verstand anzu- fangen/ der gewisse Verlust vor der Hand sey. Waͤre es hingegen/ daß ein solcher Mensch was rechtschaffenes in seinen Dienst-Jahren gefasset/ darauf er sich sein Handels-Gluͤck zu bauen verlassen koͤnte/ so haͤtte es in so weit mit diesem ersten Requi- sito seine Richtigkeit; und gehen wir nunmehro zur Betrachtung des andern/ nehmlich der zur Unter- nehmung eigener Handlung erforderten Leibes- Constitution. Diese ist ebenfalls nach Art der Handlung/ wel- che einer vor seiner eigene Rechnung unternehmen will/ anzusehen; dann entweder ist eine solche Hand- lung muͤhseelig und von grossen Fatiqu en; derjenige aber/ der solche unternimmt/ nur schwach und ge- brechlich/ als daß er nicht schwehre Reisen verrich- ten/ die meiste Zeit selbsten Hand mit anlegen/ oder des Mali hypochondriaci halber/ Tag und Nacht auf dem Contoir sitzen und schreiben kan/ so wird ihm solches schon eine grosse Hinderniß in seiner neuen Handlung machen/ und wuͤrde es dann weit besser seyn/ daß er bey Zeiten davon abstuͤnde/ als daß Caput XII. daß er etwas sich unternehme/ deme er hernach nicht genug gewachsen waͤre. Wegen des Vermoͤgens eines jungen An- faͤngers/ haͤtte derselbe zu consideri ren/ ob solches zulaͤnglich waͤre/ diejenige Handlung damit anzu- sangen und fortzusetzen/ welche er etwan gelernet/ und nunmehr selbst zu treiben sich vorgenommen hat; wir setzen aber Anfangen und Fortsetzen nicht unbillig beysammen/ weil solches an einem rechten Kauffmann unzertrennliche Dinge seyn sollten/ al- so/ daß er nicht allein im Stand sey/ ein Negotium anzufangen/ sondern auch im Stand bleibe/ solches zu continui ren; so aber geschiehet bey vielen das Widerspiel/ und hat mancher junger Mensch zwar ein Capitalg en von etlich hundert oder tausend Reichsthaler/ damit gedencket er die gantze Welt zu zwingen/ machende allenfalls schon Rechnung/ wie er bey hundert Reichsthaler baaren Einkauffs/ zwey hundert Reichsthaler Credit oder Borg dar- zu erlangen wolle. Allein ein solcher Mensch machet die Rechnung ohne Wirth/ und weiß nicht/ daß heutiges Tages der Credit zimlich gefallen/ und ob er schon gleich solchen haben moͤchte/ so seynd doch die dafuͤr erhaltene Waaren/ gegen den Zahlungs- Termin nicht gleich wieder verkaufft/ oder so es baare Gelder gewesen/ die man zinsbar aufgenom- men/ und vielleicht gar Wechsel-Briefe darauf ge- geben seynd/ solche nicht gleich wieder/ wann man sie unter den Leuten rouli ren lassen/ zur Verfall- Zeit in der Cassa; indessen muß mit grosser Be- schwehrlichkeit zur Bezahlung des Wechsels An- stalt gemachet werden/ da es sich dann offt zutraͤgt/ daß Der Kauffmanns-Diener Beobachtung. daß man selbige anderwaͤrts zu hoher Intresse auf- nehmen/ und also ein Loch aufmachen/ und das an- dere damit wieder zustopffen/ oder gar das Thor suchen muß; da dann die Handlung kaum ein Jahr gewehret/ als die schon wieder ihren Abschied nimmt/ wie etwan dort des Jonaͤ Kuͤrbiß/ der/ ehe sich Jo- nas versahe/ schon wieder abfiel und verdorrete; oder wie eine in die Lufft steigende Ragete, welche/ in dem sie schnell in die Lufft gefahren/ eben so bald wieder entzwey platzet und vergehet. Was ein rech- ter Kauffmann seyn will/ der muß ein dreyfaches Ca- pital/ nehmlich ein in Waaren steckendes/ eines/ wel- ches unter Leuten oder seinen Schuldnern ausstehet/ und dann das dritte/ baar in Cassa haben/ aus welcher Eintheilung sich ein junger Anfaͤnger leicht die Rechnung machen kan/ wie schwehr es sey/ grosse Dinge mit wenig Huͤlffe und Nachdruck zu unternehmen. Diejenige aber/ welche zu ihrer inten- dir ten Handlung Gelds genug haben/ die koͤnnen zwar damit was Grosses ausrichten/ sie haben aber doch auch die Vorsicht dabey noͤthig/ daß sie ihr Geld/ theils nicht uͤbel/ theils nicht auf einmal/ also anlegen/ daß sie nicht auf dem Nothfall und anderer Beduͤrffnuͤsse zum wenigsten den dritten oder vierd- ten Theil davon zur Relerve behalten sollten/ als welches allerdings ein Stuͤck der Kauffmaͤnnischen Klugheit mag genennet werden. Die Blutfreundschafft/ Verwandte/ gute Freunde und Bekandte/ hat ein junger Mensch/ als etwas gar Ungewisses/ Betruͤgliches und leicht Veraͤnderliches anzusehen; dann entweder seynd die Blutsfreunde arme oder nur gemeine Buͤrger und Hand- Caput XII. Handwercksleute/ so koͤnnen sie ihm ohne dem nicht groß assisti ren; seynd sie aber in dem Stand/ daß sie es thun koͤnten/ so heist es doch mehrmals: Fratrum quoque gratia rara est; und thun es die meisten aus Geitz und Mißgunst nicht/ daß sie ihren nahen Anverwandten aufhelffen sollten/ sonderlich wann sie dabey Absichten haben daß da er etwan biß hieher unter ihrer Devotion gestanden/ sie veneri- ren und ihren Geboten nachleben muͤssen/ er als dann/ wann sie ihme aufhelffen wuͤrden/ zu groß werden/ und sich ihrer Botmaͤssigkeit entziehen moͤchte. Tisch- und Maul-Freunde/ machen es gleich also/ und seynd zerbrechliche Rohr-Staͤbe/ auf welche sich niemand sicher lehnen darff. Anfangs sagen sie wohl vieles zu/ wann es aber zur Erfuͤllung kommen soll/ ist niemand zu Haus/ und wird das vorige Versprechen wieder zuruͤckgezogen. Nicht oh- ne ist es/ daß/ wann ein junger Anfaͤnger aus guter Familie und vornehme Verwandten hat/ daß ihme solches in seiner Handlung schon einiges Ansehen gaͤbe/ man sagt/ er habe diesem oder jenem zum Vet- tern/ Vatter oder Mutter/ Bruder/ Schwager und dergleichen/ sie werden ihn nicht stecken lassen/ sondern auf alle Weiß und Wege fort zuhelffen su- chen. Item, er hat eine schoͤne Heyrath gethan/ hier und dar noch einige Erbschafften zu gewarten/ dannenhero ihme leicht zu trauen/ und bey ihm und der Freundschafft sich in Gunst zu setzen ist; allein auch dieses fehlet sehr offt/ und hat mancher zwar vornehme Freunde/ die sich aber in der That seiner weniger/ als nichts annehmen/ daß also ein junger Mensch am besten thut/ er verlasse sich nicht leicht/ wann Der Kauffmanns-Diener Beobachtung. wann er seiner Sach nicht recht gewiß ist/ auf mensch- liche Huͤlffe/ sondern dencke/ daß nach dem gemei- nen Sprichwort/ nechst GOtt/ die Freunde in der Kisten/ die gewißten seyn. Dieses wollen wir zwar nicht verlaͤugnen/ daß nicht ein junger Anfaͤnger vielmals von vornehmen Freunden und Blutsver- wandten/ einen grossen Vortheil ziehe; Einmal/ daß sie ihm wuͤrcklich mit baaren Geld/ Waaren und Credit aushelffen; sondern die Handels-Leute ha- ben auch viel andere Wege/ durch welche sie einan- der favorisi ren koͤnnen; als wann sie einem z. E. das erste Geficht/ den Vorkauff und nechsten Preiß in einer Waar goͤnnen/ einander Commissiones zuweisen/ recommandi ren/ und in gewissen Din- gen/ auf welchen Vortheil zu erjagen/ mit partici- pi ren lassen; allein es seynd rara Contingentia, nach eben einem andern Sprichwort/ welches bey ihnen im Gebrauch ist/ daß nehmlich Handlung keine Freundschafft leide. Woraus wir nur dieses Mora- le unsern jungen Anfaͤngern geben wollen/ daß reiche Freunde und Blutsverwandte zu haben/ zwar gut/ aber sich nicht allzuviel darauf zu verlassen sey. Die Zeiten und Conjunctu ren bey Unterneh- mung einer Handlung anzusehen/ ist meines Be- duͤnckens hoͤchst nothwendig; man hoͤret gemeini- glich von alten wohlhabenden Kauffleuten sagen/ sie haͤtten zu guter Zeit angefangen/ es waͤre da- mals noch nicht alles so uͤberhaͤufft gewesen/ wie jetzund/ die Waare haͤtte noch etwas gegolten/ es waͤre noch Geld/ Treue und Glauben unter den Leuten gewesen/ nun wollte jederman handlen/ die E e Waa- Caput XII. Waaren wuͤrden schlechter gemacht/ vor liederli- ches Geld weggegeben/ der Credit waͤre todt; der Betrieger wuͤrden viel/ und in Summa: es waͤre aus mit der Handlung/ und nichts mehr damit zu ver- dienen. Woraus erhellet/ daß einem jungen An- faͤnger an Betrachtung der Zeiten/ in welchen er seine Handlung anzufangen sich vorgesetzet hat/ auch sehr viel gelegen sey/ diese Zeiten koͤnnen nun ent- weder seyn/ Kriegerische/ Pest oder theure Zeit/ da viele Ausgaben/ grosse Gefahr/ stattliche Unkosten und wenig Profit zu vermuthen; sonderlich aber/ oberzehlte Klagen/ je laͤnger je mehr zu nehmen/ nehmlich/ daß auf der Waar nichts mehr zu verdie- nen/ und der Credit schlecht/ und der Geld-Man- gel groß sey; bey welchen Umstaͤnden ein Kauff- manns Diener allerdings besser gethan haͤtte/ daß er o lang/ biß die Zeiten ein wenig sich geendert/ sei- ne Fuͤsse noch unter eines andern Tisch gestecket/ und noch eine Zeitlang gedienet haͤtte/ als daß er schon selbst den Herꝛn spielen/ sich in Muͤhe und Sorgen/ und sein bißgen Capital in Gefahr setzen will. Hingegen koͤnnen auch Zeiten und Conjunctu- ren seyn/ da die Handlung gluͤcklich einlaufft/ und so gut/ ja noch besser als in vorigen Zeiten/ (son- derlich in Dingen/ die auf den Hazard und das blinde Gluͤck ankommen/) eintraͤgt z. E. der Wall- fisch-Fang in Groͤnland/ ist noch heutiges Tages/ wie vor vielen hundert Jahren/ das eine Jahr gut/ das andere Jahr schlecht/ des einen seine Schiffe haben einen guten Fang und kommen reich beladen/ des andern seine ledig wieder nach Haus; in diesem Land Der Kauffmanns-Diener Beobachtung Land ist eine gute/ in dem andern eine schlechte Re- colte, vielmals wird eine Waar angenehm/ und schlaͤgt mit einmal hoch auf/ also/ daß Capital auf Capital darauf zu gewinnen ist/ die zuvor schlecht und unter dem Kosten hat muͤssen weggeben werden. Den jungen Kraͤmern und jungen Huren/ sagt man im Sprichwort/ laufft man am meisten zu/ weil man bey ihnen keine alte verlegene Waaren vermuthen ist; so sind ja auch unsere jetzige schlechte Zeiten/ die in der That recht elend seyn/ nicht so gar ohne Exem- pel/ daß junge Anfaͤnger wohl fortgekommen/ und nicht wie es ihnen mancher alter Sauertopff wohl gerne gegoͤnnet haͤtte/ verdorben seyn; noch diese Zeit/ faͤngt mancher junger Kraͤmer sein eigen Gewerb/ ob gleich heimlich mit ander Leut Geld und Huͤlff/ an/ man siehet aber doch dabey/ daß er eine gute Conduite und Ordnung haͤlt/ so findet sich bald ein artig und wohlhabend Maͤdgen/ durch den Schein der neuen Handlung angereitzet/ mit welchem er ei- ne gluͤckliche Parthey trifft/ daß er sein Lebtag ein ge- borgener Mann seyn und bleiben kan; Einem an- dern/ der etwan adroit und hurtig ist/ auch bey den Leuten sich etwan zu insinui ren weiß lauffet etwan eine Liverance in die Hand von Soldaten Mon- tur/ oder andern Sachen/ bey welchen er auch in Kriegs-Zeiten so viel verdienet/ daß er sich ferner fort helffen kan; dieser gelanget an eine eintraͤgliche Manufactur, ein anderer ererbet/ oder kaufft eine/ schon im Flor stehende/ Handlung an sich/ und wird dadurch auf einmal ein gemachter Mann/ daß er des Dieners Stand gar wohl vergessen kan. Wie verleget nicht offt ein junger Anfaͤnger des Buch- E e 2 han- Caput XII. handels/ ein gutes Buch/ welches zu allen Zeiten/ sie moͤgen gut oder schlecht seyn/ abgaͤnglich und so nuͤtzlich vor ihm ist/ als viele andere Verlags-Buͤ- cher/ denenjenigen nicht austragen/ welche vor alten/ ob gleich guten Zeiten/ ihre Handlung angefangen. Daß also hieraus erhellet/ wie die Beobachtung der Zeiten und Laͤufften/ sehr nothwendig/ dabey aber auch die Umstaͤnde der Sachen/ die man so wohl bey der einen als bey der andern unternehmen will/ nicht aus der Acht zu setzen seyn. Die Patroni, bey welchen ein Diener/ der nun- mehro seinen eigenen Handel anzufangen gedencket/ seine Jungen-Jahre ausgestanden/ und die/ bey wel- chen er hernach noch als Diener servi ret/ muͤssen in so weit/ als sie dem jungen Anfaͤnger/ in seinem Vorhaben Nutzen oder Schaden bringen koͤnnen/ consideri ret werden. Etliche Herren/ welche treu- lich von ihren Bedienten bedienet worden/ goͤnnen denenselbigen/ wann sie ihr Eigenes anzufangen Lust und Gelegenheit haben/ alles Guts; helffen ih- nen auch mit Rath und That nach ihren besten Ver- moͤgen fort; andere hingegen seynd uͤber ihrer Be- dienten Etablissement neidisch/ eiffersuͤchtig und erbittert/ hindern selbiges auch oͤffentlich oder heim- lich/ so viel sie koͤnnen. Die dritte Art/ solcher Leut haͤlt sich gantz stille/ schadet und nutzet dem jungen Anfaͤnger nicht/ sondern sehen sein Etablissement mit indifferent en Augen an. Bey allen diesen dreyerley Art Leuten/ hat ein zu eigener Handlung resolvi render Handels-Die- ner/ und zwar wegen der ersten Art zu betrachten/ daß er die Huͤlffe und Recommendation solcher guter Der Kauffmanns-Diener Beobachtung. guter Goͤnner und Freunde Lebenslang mit Danck erkennen/ auch dieselbe wohl zu conservi ren/ sich an- gelegen seyn lasse; er siehet daraus/ wie die goͤttliche Providen tz getreue Diener endlich wol belohne/ und sie unter andern auch Gnade bey den Menschen fin- den lasse. Dahero sich ein solcher junger Mensch von selbst bescheiden muß/ was in solchem Fall auch seine Gegen-Pflicht sey/ nehmlich wann es mit seiner Pa- tron en gutem Willen und Wissen geschiehet/ keine solche eigene Handlung anzufangen/ welche ihnen Schaden bringen koͤnte; so muß er sich auch nicht an einen solchen Ort/ zumal/ wann er einen offenen Laden oder Winckel aufthun wollte/ setzen/ wo er seinen Patronis, die gleiche Handlung haben/ die Kundten abspannen koͤnte/ oder solchen doch die Ge- legenheit/ zu ihm zu kommen/ veranlasste. Zuweilen pflegt in einigen Dienst- Contract en mit einverlei- bet zu werden/ daß der Jung oder Diener/ wann er kuͤnfftig sein Eigenes anfangen wollte/ sich diese oder jene Waare zu fuͤhren/ diesen oder jenen Marckt zu bauen/ an diesem oder jenem Ort der Stadt sich nieder zu lassen/ sich enthalten/ solches aber seinem Patronis vorbehalten seyn sollte/ wel- chen dann auch ein junger Anfaͤnger getreulich nach- kommen muß/ es waͤre dann/ daß kuͤnfftig die Zeit/ und ein Neues entweder mit denen Patronis oder deren Erben getroffenes Abkommen/ ein anders hier- innen vermittelten. Was die andere Art von Leuten betrifft/ nehm- lich die einem jungen Menschen sein Aufkommen nicht goͤnnen/ muß sich derselbe bey solchen Proce- du ren examini ren/ ob er solches um sie verdienet ha- E e 3 be Caput XII. be oder nicht/ findet sich dieses letztere/ so seye er ge- dultig vertraue GOtt/ fuͤhre sich dabey demuͤthig und gelassen auf/ vergelte nicht Boͤses mit Boͤsem/ noch Scheltwort mit Scheltworten/ und dencke/ es sey viel besser/ man werde beneidet/ als beklaget. Vor allen huͤte er sich vor Process en und Zanck-Haͤnd- len/ als welche auch die besten Handlungen ruini- ren/ und sonderlich einen jungen Menschen/ in eine solche Decadenz und verwirrten Zustand bringen koͤnnen/ daß er niemals hernach wieder recht zu Kraͤfften kommen kan. Gegen diejenige/ welchen sein Aufkommen oder Verderben indifferent ist/ kan er sich auch also be- zeigen/ und sich allezeit in der Gleichheit gegen sie verhalten/ jedoch mehr durch Hoͤflichkeit und Dienst- fertigkeit sie zu gewinnen suchen/ damit sie aus der Indifference heraus gehen/ und ihme Gegen- Freundschafft erzeigen moͤgen. Jnsonderheit muß er sich in allen seinem Thun denenjenigen dienstfertig und danckbar erweisen/ welche ihme zu seinem Etablissement mit Rath und That beygestanden. Wie eine Jungfer ihre Jung- ferschafft; also muß ein Kauffmann/ sonderlich ein junger angehender/ sorgfaͤltig seinen Credit bewah- ren/ und lieber seinem Leib und Bequemlichkeit ab- brechen/ als daß er nicht Wort halten/ oder einen Tag die versprochene Wieder-Bezahlung aufschte- ben sollte. Ohne Credit und anderer Leut Huͤlffe kan wohl niemand so leicht/ sonderlich von jungen an- gehenden Kauffleuten/ leben; ich wollte aber lieber/ daß einer seine Sachen von unten auf ins Kleine/ und so viel als moͤglich mit eigenen Mitteln anfien- ge/ Der Kauffmanns-Diener Beobachtung. ge/ als daß er die von allen Seiten/ auch selbst ange- botene/ Huͤlffe und Vorschub annehmen sollte/ weil doch viel derselben/ welche solche leisten/ zugleich ihre Absicht auf præcisè Wiederbezahlung und etwan noch ein anders Neben- Interesse gerichtet/ mit welchen zugleich unser junger Anfaͤnger hernach nicht so bald/ als er wohl wuͤnschte/ aufkommen kan. Wegen des Orts seines Etablissements, hat ein zur eigenen Handlung resolvi render Handels- Diener zu bedencken/ ob derselbe zur Stadt-Nah- rung/ sonderlich wann er ein Kraͤmer waͤre/ und ins Kleine verkauffen wollte/ bequem und gelegen sey oder nicht; ingleichen/ ob die Stadt selbst zu der Handlung/ welche er gelernet hat/ der Situation, Kundschafft/ Statu ten und Ordnungen halber/ ihme darunter wohl zu statten komme. Ein Stadt- und Land-Kind bleibet gemeiniglich gern in dem Vatterland/ wann es daselbsten die Handlung er- lernet/ auch seine Freund und Verwandte hat. Und was wuͤrdẽ sonst einem jungen Menschen seine sauer- erstandene Dienst-Jahre helffen/ wann er nicht da- durch auch die Faͤhigkeit uñ Freyheit erlangete/ in der dasigen Kraͤmer- oder Kauffleute-Zunfft oder Guͤlte aufgenommen zu werden; Diesem aber ungeachtet/ finden sich doch vor manche Handels-Diener mehr- mahls auf Recommendation ihrer Herren Pa- tron en auslaͤndische Gelegenheiten/ (entweder durch Heyrathen/ oder daß sie von jemand in Commpagnie verlanget werden/) in ansehnliche und schon établir te Handlung einzutretten; sie be- kommen auch mehrmals selber Lust darzu/ sich an ei- nem solchen frembden Ort niederzulassen/ wenn sie E e 4 nehm- Caput XII. nehmlich daselbst ein oder mehr Jahre in ihres Pa- trons Geschaͤfften gelegen/ und also des Orts Ge- legenheit/ auch was in Handels-Sachen daselbst zu thun sey/ wohl eingenommen/ und sich etwan eine Kundschafft zuwege gebracht/ bey welcher sie zu ei- ner ansehnlichen Heyrath gelangen/ folglich sich da- selbst als Buͤrger und Handels-Maͤnner étabili ren und niederlassen koͤnnen/ sonderlich wann ihr Pa- tron darinn mit ihnen einig ist/ und ihnen kuͤnfftig seine Commmissiones gegen gebuͤhrende Provi- sion zu verwalten giebet. Bey Etabili rung eines Handels-Dieners/ es sey in oder ausserhalb dem Vatterland/ ist auch viel- faͤltig dahin zu sehen/ ob jemand zu der Handlung/ welche er unternehmen will/ befugt sey oder nicht: wir wollen hier nicht von denen hin- und wieder ein- gefuͤhrten Lands-verderblichen Monopoliis reden/ da es nicht viel fehlet/ daß nicht fast eine jede Art- von Handlung verpachtet/ und in geschlossene Haͤn- de gegeben wird; sondern es finden sich auch billige Ursachen/ warum nicht ein jeder ohne Unterschied zu dieser oder jener Handlung zu zulassen sey/ wann nemlich dieselbe allbereit so eingetheilet/ daß ihrer fuͤglich nicht wohl mehr davon leben koͤnnen/ als die- jenige seyn/ in deren Haͤnden solche dermalen ist. Es bringen auch wohl die Statuta einer solchen Hand- lung mit sich/ daß/ wer nicht auf solcher ausgedie- net/ und Præstanda dabey præsti ret hat/ sich kuͤnff- tig derselben nicht anmassen koͤnne. Zuweilen eignet sich auch eine Lands-Herꝛschafft eine gewisse Hand- lung eigenthuͤmlich zu/ von welcher hernach alle Privat- Personen ausgeschlossen werden/ oder es hat Der Kauffmanns-Diener Beobachtung. hat jemand justo \& oneroso titulo eine Hand- lung an sich gebracht/ (wiewohl dieses letztere nach dem Monopolio schmecket) dabey dann ein ande- rer/ ihme Eintrag zu thun/ nicht befugt ist/ und was etwan der Ursachen mehr seyn moͤchten/ um welcher Willen alle Handlungen ohne Unterschied nicht koͤnnen unternommen werden/ die man sonst gerne unternommen haͤtte. Endlich so hat auch ein zu eigener Handlung re- solvi render Handels-Diener vorher erst wohl zu uͤberlegen/ ob er die sich vorgesetzte Handlung allein zu bestreiten getraue/ darzu auch genugsame Mittel/ Verstand und Leibes-Kraͤfften/ Patronos, Gele- genheit/ Recht und Befugniß habe/ oder ob ihme rathsamer und anstaͤndiger sey/ einen Compagnon und Gesellschaffter zu nehmen/ mit welchem er mit zusammen-gesetzten Kraͤfften und Vermoͤgen die intendir te Handlung anfangen und fortsetzen koͤn- ne. Wie nun bey dieser letztern Resolution gar viel zu bedencken/ als wollen wir/ worinn solche be- stehe/ anjetzo der Ordnung nach vor uns neh- men. Anfaͤnglich ist voraus zu setzen/ daß es sehr offt redlichen und wohl- meritir ten Handels-Dienern wiederfahre/ daß sie zur Belohnung ihrer treuen Dienste/ entweder von ihren Herꝛn selbst/ mit in die Handlung zur Helffte/ oder auf einem gewissen Theil an dem Gewinn und Verlust zu participi ren/ genommen werden/ ob sie gleich kein Capital einle- gen/ sondern ihr Fleiß und Arbeit nur die Stelle ei- nes Capitals vertretten muß; oder es raumet ihnen auch ihr Patron zur Belohnung ihrer treuen Dien- E e 5 ste Caput XII. ste ein Stuͤck von seiner Handlung ein/ und tritt ih- nen dasselbe eigenthuͤmlich ab; oder er vergoͤnnet ih- nen auch/ das/ ob sie gleich noch in seinen Diensten stehen/ sie dennoch ihren eigenen Handel neben her anfangen/ und mittreiben moͤgen/ dabey sie dann den Vortheil geniessen/ daß sie erstlich sich nicht gleich in eigene Haushaltung und buͤrgerliche Unko- sten stecken duͤrffen/ sondern ihre Fuͤsse unter eines andern Tisch stecken koͤnnen/ und noch dabey ihre jaͤhrliche Besoldung verdienen; ja/ ihr guͤtiger und gegen sie wohl gesinnter Patron, thut ihnen noch wohl darzu einen Vorschuß an Geld und auch an- dere Huͤlffs-Leistung/ durch welche sie desto eher zu ihren Zweck gelangen/ und sich nach und nach in ei- gener Handlung/ vest setzen koͤnnen. Zuweilen fuͤgt es sich auch/ daß ein Handels- Patron seinen wohl- meritir ten Diener der ihme lange Jahre getreue Dienste geleistet/ die gantze Handlung auf gewisse Conditiones abtritt und zu eigen uͤbergiebet/ wel- ches auch vielfaͤltig von dessen hinterlassenen Erben geschiehet/ die entweder einem solchen viel-jaͤhrigen Handels-Diener/ die Handlung zum Theil oder gantz zuschlagen/ oder ihm auch zum Mit- Parti- cipant en/ damit er nur derselben desto getreuer vor- stehen moͤge/ annehmen; ingleichen wird offt man- chem alten wohl- meritirt en Handels-Diener/ ein Sohn aus einem vornehmen Haus/ samt einem statt- lichen Capital zum Compagnon gegeben/ damit ein solcher junger Mensch unter des wohlgeuͤbten und verstaͤndigen seiner Anfuͤhrung/ nach und nach zur Handlung moͤge erzogen und angewiesen werden Dieses alles/ wie es einem jungen Menschen/ der Der Kauffmanns-Diener Beobachtung. der eben nicht sonderliche Capital hat/ jederzeit wohl zu statten kommet/ und eben dasjenige ist/ aus wel- chem hernach die Facta und Veraͤnderungen der Personen/ in vornehmen und renommir ten Haͤu- sern und Handlungen herkommet; also geben auch darinn die Umstaͤnde/ von selbsten einem jeden an die Hand/ was bey sogestalten Sachen vor ihm zu thun und zu lassen seyn moͤchte. Ein anders ist es hingegen/ wann zwey Han- dels Diener/ welche nunmehro des Dienens uͤber- druͤßig seyn/ oder bey eigener Handlung ihr Gluͤck besser zu machen gedencken/ sich zusammen als Han- dels Gesellschaffter begeben/ ihr Vermoͤgen in eine Massam bringen/ und orando \& laborando versu- chen wollen/ was ihnen GOtt und das Gluͤck kuͤnff- tig zuwerffen moͤchte. Solche Leute nun haͤtten mei- nes Beduͤnckens anfaͤnglich insgemein zu beden- cken/ sich zu pruͤffen und examini ren/ ob sie auch zur Unzeit/ aus Vorwitz/ ohne genugsamen Ver- stand und in Haͤnden habenden Mitteln zusammen gehen; oder/ ob es nicht weit besser gewesen waͤre/ daß sie noch ein Jahr etliche/ einem andern gedienet/ sich erstlich etwas verdienet/ in Handels-Wissenschaff- ten vest gesetzet/ und zuvor Patronos und gute Freun- de sich erworben/ ehe sie auf ein Gerathwohl sich zusammen in Compagnie begeben haͤtten. Dieses ist gewiß/ daß man heutiges Tags viel dergleichen jung zusammen gelauffener Leute/ welche sich von ihren Herren vor der Zeit gerissen/ und ihren eige- nen Handel anfangen/ solchen aber (weil die benoͤ- thigte Requisita darzu ermangeln) nicht lang trei- ben koͤnnen/ sondern bald wieder angeben muͤssen/ fin- Caput XII. findet; indessen aber steht es auch nicht zu aͤndeꝛn/ und muß man um des Mißbrauchs willen den guten Ge- brauch/ oder etlicher uͤbel gelungener Exempel wil- len/ die Sache nicht gar aufheben/ weil im Ge- gentheil/ sich hundert andere finden/ die einen guten Erfolg gehabt/ und daß zwey (als Handels-Gesell- schafften zusammen getrettene) junge Leute/ ob sie gleich anfaͤnglich wenig Mittel zusammen gebracht/ dannoch mit der Zeit/ durch GOttes Seegen/ ih- ren Fleiß und Arbeit/ auch guter Leute Huͤlffe/ es so weit gebracht/ daß sie endlich grosse Capitali sten/ vornehme Kauffleute/ und ansehnliche Glieder der Republic geworden. Die Handels-Weisheit ste- cket eben nicht allezeit in einem grauen Bart/ so findet man auch offt bey einem jungen Menschen ein reiferes Judicium, als bey manchen Alten. Das gemeine Wesen will auch/ daß nach und nach feine junge Buͤrger anwachsen und zugezogen werden/ welches nicht geschehen wuͤrde/ wann sich die alten Buͤrger und Kauffleute/ darinnen ein Monopo- lium ausnehmen/ und keine Jungen neben sich auf- kommen lassen wollten. Die Betrachtungen/ welche ein Kauffmanns- Diener/ der mit einem andern in Compagnie tret- ten will/ dieses seines abgezielten Handels-Gesell- schaffter Person halber haben muß/ bestehen eigent- lich in folgenden; Als: von was Verstand und Conduite, Familie und Vermoͤgen er sey/ auch worinnen seine Handels-Wissenschafften bestehen/ und ob er sich Patronos, Erfahrenheit/ und Praxin allbereit erworben/ auch guter Leute Huͤlffe zu getroͤ- sten habe. Der Verstand eines solchen Menschens/ kom- Der Kauffmanns-Diener Beobachtung. kommet ja billg darum in Betrachtung/ weil bey de- nen Kauffleuten/ das mehrmalen gedachte Han- deln/ ohne Verstand/ Verlust bringet/ vor der Hand; Dann wie will einer seinen eigenen Sachen wohl vorstehen/ der keinen Verstand darzu hat? Wie will er in so wichtigen Dingen/ da es auf das Meum \& Tuum ankommt/ dirigi ren/ wann er der Handlung nicht gewachsen ist? Waͤre solches nicht eben das/ als wann einer ein grosses beladenes Schiff durch die wilde See hindurch fuͤhren wollte/ der die Steuer-Manns-Kunst niemals gelernet? Man laͤßt es in Handels-Gesellschafften passi ren/ wann ein Dummer/ der groß Geld hat/ einem Klu- gen und Verstaͤndigen/ der nicht viel hat/ zum Compagnon gegeben wird/ damit dieses sein Ver- stand/ und jenes sein Geld arbeite. Allein/ wann zwey Bruͤder von gleichen Mitteln zusammen kom- men/ die beyde an einem Joch ziehen sollen/ so muͤs- sen sie gleich von Calibre, Verstand und Leibes- Kraͤfften seyn/ und keiner/ vor den andern/ viel voraus haben/ weil es sonst nur schlechte Harmo- nie giebet/ der Verstaͤndige uͤber den Unverstaͤndi- gen den Meister spielen will/ woraus hernach schwe- re und grosse Mißhelligkeiten entstehen/ welche de- nen beyden Gesellschafftern in ihren Handlungen nicht geringen Schaden bringen. Die Conduite eines Menschen/ den man zum Handels-Gesellschaffter annehmen will/ dienet dar- um/ um so viel sorgfaͤltiger untersuchet zu werden/ weil/ wann er nicht gottsfuͤrchtig/ die Handlung sich wenig Seegens wird zu getroͤsten haben; Jst er ein Debauchant, Hurer und Saͤuffer/ oder Spie- Caput XII. Spieler/ so lauffen die Geschaͤffte und Gelder der Compagnie- Handlung in Gefahr/ daß jene verab- saͤumet/ diese angegriffen und liederlich durchge- bracht werden; zu geschweigen/ daß solches eine uͤbele Renommée und Recommendati on bey an- deren Kauffleuten giebet/ von welchen die jungen An- faͤnger Huͤlffe uñ Credit suchen uñ erwarten muͤssen. Mancher Mensch ist auch sauertoͤpffisch/ murꝛisch und verdrossen/ welches abermal einen schlechten Effect in Compagnie Handlung thut/ und gleich bey dem anderen Gesellschaffter einen Widerwillen und Ver- druß erwecket/ daß der mit ihm in ein Joch einge- spannte/ nicht zugleich mit anziehen/ sondern auf jenem/ der guthertzig und arbeitsam ist/ die Last al- lein waͤltzen will. Kommet etwann noch hinzu/ daß einer von denen Compagnons regiersuͤchtig ist/ und da sie doch gleiche Buͤrden zu tragen haben/ dennoch den Meister spielen und uͤber den andern herꝛschen will/ so ist solches abermal schon ein Saamen der Uneinigkeit/ welche/ wann sie endlich reif gewor- den/ keinen anderen Erfolg hat/ als daß sich ihre Compagnie wieder zertrennet/ und offtermals ge- schiehet/ das beyde Compagnons, wann sie/ dem gemeinen Sprichwort nach/ in GOttes Namen zu- sammen gegangen/ ins Teufels Namen wieder von- einander gehen. Auf die Familie eines Compagnons, muß man in so weit Acht geben/ ob dieselbige in guten Anse- hen und Mitteln sey/ und ob man allenfalls Huͤlff und Recommendati on von derselben zu gewarten haͤtte; Und gesetzt/ daß solches auch nicht waͤre/ ob sie Der Kauffmanns-Diener Beobachtung. sie jedoch ehrlich und von bekandter Probité, auch nicht zancksuͤchtig und zu Intriguen geneigt sey. Das Vermoͤgen eines Compagnons will frey- lich auch in Considerati on gezogen werden; jedoch muͤssen sie sich untereinander hierinnen selbst pruͤfen/ und allenfalls nicht hoͤher fliegen/ als ihnen die Fluͤ- gel gewachsen seyn. Eine genauere Untersuchung erfordern wohl die Handels-Wissenschafften/ eines anzunehmen- den Compagnons, dann mit solchem soll eben die Handlung gefuͤhret/ uñ das Brod verdienet werden; Und wird sich hierinnen ein jeder wol selbst vorsehen/ daß er einen Gesellschaffter erwehle/ welcher der Handlung/ die sie beyde unternehmen wollen/ kundig sey/ und nicht etwan ein Gewuͤrtz-Kraͤmer/ einen Sei- den-Haͤndler/ ein Eisen-Haͤndler einen solchen/ der beym Tuch-Handel seine Jahre erstanden/ zum Handels-Gesellschaffter annehme/ sondern ein jeder seines gleichen suche/ auch/ was alsdann dem einen oder andern/ an Capaci taͤt/ noch fehlet/ er hierin- nen von dem Verstaͤndigern mit Liebe uͤbertragen/ freundlich ermahnet und unterrichtet werde/ als wel- che die beste und laͤngste Handels-Gesellschafft/ nem- lich die mutuelle Lieb und Einigkeit/ welche Han- dels-Gesellschaffter untereinander haben/ zu unter- halten pfleget. Endlich thaͤte auch allerdings zu zweyer Han- dels-Gesellschaffter ihren kuͤnfftig-gluͤcklichen Fortkommen/ dieses schon ein Grosses/ wann sie beyderseits/ oder zum wenigsten einer unter ihnen/ sich guter Leut Huͤlffe zu getroͤsten haͤtten/ auch all- bereit eine ziemlich-erworbene Praxin und Corre- spon- Caput XIII. sponden tz zusammen braͤchten/ welche zu einem Fundament ihrer neuen Handlung dienen koͤnnte; wo sich aber dergleichen Huͤlffe nicht finden sollte/ muͤssen darum zwey junge Anfaͤngers (wann nur son- sten die Intenti on mit ihrer Handlung loͤblich und zugelassen ist/) den Muth nicht sincken lassen/ sondern mit zusammengesetzten Kraͤfften und Gebet/ so viel fleissiger arbeiten/ damit durch GOttes Seegen und ihre industrie dasjenige ersetzet werde/ was ih- nen an Menschen-Huͤlffe abgehen moͤchte. CAP. XIII. Was ein gewesener Kauff- manns-Diener/ welcher nunmehro seinen eigenen Handel anfaͤngt/ in specie beym Grosso- und auch Detail- Handel/ das ist/ beym Handel/ mit gantzen Stuͤcken/ und auch im Ausschnitt/ und dann auch/ wann er auslaͤndische Kauffleute in Com- missi on bedienen will/ zu be- obachten habe. W Jr wollen hiervon den Savary in seinem vollkommenen Kauffmann reden hoͤren/ welcher in dessen 44. Cap. denen/ welche ins Groß ihren eigenen Handel anzufan- gen gedencken/ folgende nuͤtzliche Unterweisung/ und zwar erstlich/ wegen des Einkauffs ihrer Waaren/ in denen Was bey eigenem Handel zu observi ren denen Manufactu ren/ giebet. Es sind/ spricht er/ 10. Stuͤcke/ bey dem Einkauff der Waaren/ in denen Manufactu ren in Acht zu nehmen. Das erste ist/ wann die Waar beginnet aufzu- schlagen/ welches gemeiniglich von 2. Dingen her- kommt: Erstlich/ weil die Materien/ aus welchen die Waaren bestehen/ wegen des Mangels/ theurer werden. Zum andern/ weil wenig gemachter Waaren vor- handen/ und selbige unterdessen sehr begehret wer- den/ da ist dann gewiß/ daß dasjenige/ welches gemacht/ mercklich theurer wird: Zu der Zeit/ be- stehet es in des Kaͤuffers Vorsichtigkeit/ daß er die Ursachen/ welche die Waare vertheuren/ wisse. Wann es nun/ zum Exempel/ Waaren von seidenen Stuͤcken/ muß er sich erkundigen/ ob die Seide wohl gerathen oder nicht; Dann/ wann das Jahr uͤber Regen-Wetter gewesen ist/ so wird es dersel- ben wenig geben; und also verursachet der Mangel/ daß wenig von den Orten/ daher sie sonsten kommt/ gebracht wird Dieser Mangel nun bringt die Theu- rung der gemachten Waaren. Also verhaͤlt sichs auch mit denen Manufactu- ren des woͤllenen Tuchs und Sarges, wann nem- lich die Wolle rar und theurer worden ist; und auch Leinwad/ wann der Hanff und Flachs nicht wohl gerathen; also von andern Gattungen der Mate- rien mehr/ aus welchen die Manufactu ren/ mit welchen man handelt/ bestehen. Dann der Man- gel/ wie gemeldet/ macht/ daß der Preiß dersel- ben/ steigt/ und folglich auch der Waaren/ die davon gemacht werden. F f Kein Caput XIII. Kein Zweiffel ist/ daß/ wann die Theurung der Waaren von dem Mangel der Materien herkommt/ derselbe nicht allein lang daure/ sondern auch allge- mach zunehme. Jst derowegen hieruͤber nicht lang Rath zu schlagen/ sondern geschwind und auf Liefe- rung zu kauffen/ so viel nemlich ein Kauffmann fuͤg- lich zu vertreiben vermeinet. Ruͤhret der Aufschlag/ wegen geringem Vor- raths/ und weilen die Waar sehr begehret wird/ (nicht aber von dem Mangel der darzu gehoͤrigen Materien) her/ so muß man in dem Einkauff behut- sam verfahren/ weil es offtmals ein Strudel/ der bald vergeht; Dieser Aufschlag dauret auch nicht laͤn- ger/ als biß die Hitze voruͤber/ und zwar/ um zweyer Ursachen willen. Die erste ist/ weilen es et- wann zufaͤlliger Weiß geschicht/ daß viel Negocian- ten/ von unterschiedenen Orten/ Waare in einer Zeit committi ret haben/ oder sich auf einmal an dem Ort der Manufactu ren befinden/ und dieses verur- sachet/ daß die Arbeiter/ weilen die Arbeit sehr be- gehret wird/ auf den Preiß halten/ wann dann die Kauffleute genug versehen seyn/ so kommen die Sachen wieder in den Stand/ da sie zuvor gewe- sen/ also/ daß zuweilen ein mercklicher Abschlag erfolget. Dann wann die Arbeiter sehen/ daß dieselbe Waar begehret wird/ will ein jeder derselben ma- chen/ welches den Uberfluß und Wohlfeile bringt; gleichwie hingegen der Mangel die Theurung ge- macht hat/ daß also diese Anmerckungen/ damit es im Einkauff gelinge/ sehr wichtig seyn Das Andere/ welches im Einkauff der Waa- ren Was bey eigenem Handel zu observi ren ren zu beobachten/ ist dieses/ daß man behutsam in Worten sey/ und nicht dergleichen thue/ als ob man die Waare/ welche man doch gerne haͤtte/ be- gehre/ so muß man auch nicht dieselbe so gar verach- ten/ als wann man sie gar nicht vonnoͤthen haͤtte/ sondern das beste ist/ man halte sich indifferent und dabey kluͤglich; wie dann auch die Arbeiter lieber mit solchen Negocian ten/ als mit denen/ die List ge- brauchen/ zu thun haben. Das Dritte ist/ daß man sehe/ ob die Waa- re von dem hohen Preiß/ auf welchen sie zuvor ge- stiegen/ wieder abkomme/ oder von dem niedrigen Preiß/ in welchem sie zuvor (entweder/ weilen der Handel sich gestecket/ oder aber/ weilen ein grosser Uberfluß in denen Manufactu ren sich befunden) ge- wesen/ wieder aufschlage: welches dann das vor- nehmste Absehen der Kauffer mit seyn muß. Dann wann die Waar in dem Preiß aufs hoͤchste gekommen/ und wieder zu fallen anfaͤngt/ muß man keine kauffen/ weilen gewiß ist/ daß/ wann die Ursach/ warum der Aufschlag geschehen/ aus dem Weg geraͤumet/ die Waare taͤglich/ biß sie wieder auf ihren billigen Werth kommet/ ab- schlaͤgt. Hingegen/ wann die Waare auf ihrem gering- sten Preiß waͤre/ und zu steigen anfienge/ so ist es Zeit zu kauffen/ weilen gewiß ist/ daß die Steige- rung taͤglich/ so lange die Ursach derselben waͤhret/ zunimmt. Das Vierdte/ in Einkauffung der Waaren/ ist/ daß man wisse/ in welchem Ort selbe wieder- um verkauffet werden kan. Dann zum Exempel/ F f 2 wann Caput XIII. wann Grossi rer die Waare zu Paris verkauffen wollten/ muͤstens die allerbesten und neueste Mode seyn; Dann Paris ist es/ welche nicht allein die Mode allen Staͤdten Franckreichs/ sondern auch den fremden Laͤndern/ giebet. Hingegen/ wann Negocian ten kauffen/ damit sie in den Staͤdten des Koͤnigreichs und frem- den Orten wieder verkauffen/ sollen sie von denen/ da die Mode erst anfaͤngt/ nicht kauffen/ dann sie ist an denjenigen Orten/ wohin sie dieselbe schickten/ noch nicht bekandt; koͤnnen derowegen dieselbe auch nicht allda verkauffen/ sintemalen solche noch so theu- er; dann die Mode verursachet offt den Abgang der Waare und auch derer Theurung. Das Fuͤnffte/ daß man die seidene Waaren/ wann es moͤglich/ Pfund-weiß kauffe/ vornemlich aber diejenige/ welche leicht und nicht hoch kommen/ dann man hat darbey groͤssern Nutzen; hingegen muß man sie theuren bey dem Maas- und nicht bey dem Gewicht-kauffen: Dann offt sind dieselbe von grober Seide/ welche nicht so theuer/ als die an- dern/ so mehr Glantz haben/ und folgends von der besten Seide gemacht seyn sollen/ dann auch/ weil denen Arbeitern so viel Arbeits-Lohn nicht zu bezah- len ist. Das sechste Stuͤck beruhet in der Zeit/ da die Waare nicht begehrt wird/ daß man derselben bey dem geringern Arbeitern kauffe. Dann weil sie ih- re Waare aufzuheben/ nicht vermoͤgen/ geben sie sol- che um geringern Preiß/ als die Reichen/ welche die Zeit/ da man deren begehret/ erwarten koͤn- nen. Das Was bey eigenem Handel zu observi ren Das siebende Stuͤck ist/ daß man alle Waar/ welche man kaufft/ vornemlich aber die Lyonischen/ (allwo die Ele 1. pro Centum kuͤrtzer/ als zu Paris/ ist/) messe/ und dieses zwar/ um zweyer Ursachen willen. Die erste ist/ weilen die Arbeiter/ wann sich/ nachdem sie bezahlt/ ein Mangel findet/ keine Red und Antwort geben wollen. Die andere/ weilen man/ in dem die Waare aufgewickelt wird/ erken- nen kan/ ob kein mercklicher Mangel/ welcher von den Arbeitern/ durch die halben Faͤlte verborgen werden kan/ darinnen zu befinden sey. Das Achte ist/ daß man unter dem Vorwand/ die Waare sey wohlfeil/ nicht uͤber sein Vermoͤgen/ einkauffe/ und daß man sich/ als wann dieselbe auf versprochene Zeit bezahlet werden koͤnnte/ nicht zu viel traue/ dann wann die Zahlung auf bestimmtem Tag nicht erfolgte/ verloͤhre man bey denen Arbeitern den Credit, und sie wuͤrden kuͤnfftig nicht mehr trauen. Das Neundte ist/ daß man keinen Kauffleu- ten (welche rohe Materiali en denen Arbeitern/ zu ver- arbeiten/ verkauffen) an denen Orten solcher Manu- factu ren/ Waare einzukauffen/ Commissi on gebe/ dann sie kauffen die Waaren allezeit theurer/ als die- jenigen/ so keine Materiali en zu verkauffen; weilen sie den Arbeitern einen Theil an der Bezahlung ge- ben/ und offt/ damit sie sich an dem/ was ihnen die Arbeiter schuldig/ bezahlt machen/ und von ihnen Waare/ die selten so gut und schoͤn/ als man sie wohlums baare Geld haben kan/ an der Bezah- lung nehmen. Das Zehende und Letzte/ welches man im Ein- F f 3 kauff Caput XIII. kauff der Waaren beobachten muß/ ist/ daß/ wann zwey junge Kauffleut miteinander in Compagnie seyn/ der eine persoͤnlich an dem Ort ihrer Manufa- ctu ren wohne/ und dieses um zweyer Ursach wegen. Erstlich/ weilen derjenige/ so selbst im Gewerb in- teressi ret/ viel fleissiger ist/ und auf das/ was er thut/ mehr/ als ein Commissionarius, (der offt nur auf sein eigen Interesse siehet/ und weilen er Commissi on von vielen Kauffleuten hat/ demjeni- gen/ welchen er will/ favorisi ret) Achtung giebt. Zum andern/ weilen die Geschaͤffte allezeit viel ge- heimer zugehen/ und man offtmals eine bequeme Gelegenheit zu kauffen findet/ welches ein Com- missionarius zu thun/ sich nicht unterstehen wuͤrde/ und auch/ weilen in dergleichen Kauff viel gewon- nen werden kan. Alle diese jetzt angefuͤhrte Stuͤcke/ sind die vor- nehmsten/ welche ein Grossi rer in Einkauffung der Waaren/ in Acht nehmen muß/ weil sie in allen Gattungen der Waaren/ wie sie auch seyn moͤgen/ denjenigen/ der selbst in denen Manufactu ren kauf- fen/ und sich darinnen gluͤcklich verhalten will/ die- nen koͤnnen. Von dem Verkauff der Waaren in Grosso, schreibt er im 47. Capitel/ folgender Gestalt: Die Grossi rer/ welche ihre Waaren denen Kauffleuten des Hand-Kauffs/ in denen Staͤdten/ wo sie woh- nen/ allein verkauffen/ gehen in ihren Geschaͤfften sicherer/ als diejenige/ welche dieselbe denen Kauff- Leuten in andern Provinz en/ oder in denen Mes- sen und Maͤrckten verkauffen muͤssen/ und dieses um 4. Ursachen willen. Die Was bey eigenem Handel zu observi ren Die erste ist/ weil sie ihre Geschaͤffte allezeit/ und die Kauffleute des Hand-Kauffs/ welchen sie ihre Waaren verkauffen/ taͤglich vor Augen sehen/ daß sie also ihr gutes und boͤses Verhalten erkennen/ und darnach ihre Handlung einrichten koͤnnen. Die andere/ weil die Anforderung ihrer Schul- den/ ihnen viel bequemer; dann sie haben stets mit ih- ren Schuldnern Gemeinschafft. Die dritte/ wann ihre Schuldner falli ren/ thun sie vielleicht in ihren Sachen Verordnung. Die vierdte/ wann ein Streit unter ihnen und den Kauffleuten des Hand-Kauffs/ wegen ihres Handels vorgeht/ und sie sich in das Recht legen muͤssen/ so klagen sie vor ihrem natuͤrlichen Richter/ und haben nicht Ursach/ aus ihrer Stadt zu ge- hen. Endlich treiben sie ihren Handel viel geruhiger/ mit geringerer Muͤhe und viel sicherer/ als die/ wel- che ihre Waaren in denen Provinzi en/ Messen und Maͤrckten verkauffen. Vornemlich sollen sie sich befleissen/ in Sachen/ der Versicherung/ vor ihre Waaren/ die sie auf Credit verkauffen/ sich recht zu erkundigen; dann daran haͤnget ihres Thuns Gluͤck und Ungluͤck. Wel- ches ihnen aber zu erfahren/ sehr leicht seyn wird/ wann sie sich nur ein wenig das Verhalten derer/ mit welchen sie zuschaffen haben/ zu erforschen/ wollen angelegen seyn lassen: Sintemal ein Kauffmann sein Thun und lassen schwerlich verbergen kan/ wei- len dasselbe einem jeden bekandt ist. Der Verkauff/ welchen die Grossi rer an F f 4 Kauff- Caput XIII. Kauffleut des Hand-Kauffs thun/ haben sie folgen- gendes zu bemercken: Erstlich/ daß die Kauffleute des Hand-Kauffs/ welchen sie auf Credit verkauffen/ fromme und ehr- liche Leute seyn/ dann solche werden nicht so leicht Strittigkeiten erwecken/ sondern wann sich etwann der Verkaͤuffer/ es sey im Preiß oder Ausmessung der verkaufften Waaren/ geirret/ werden sie/ wann es ehrliche Leute seyn/ seinen Schaden nicht begeh- ren. Zum andern/ daß es Leute seyn/ die den Handel verstehen/ und in ihren Geschaͤfften fleissig; weil man versichert/ daß sie sich darinnen wohl auffuͤh- ren/ und nicht leichtlich ihr Gut mit Schwelgen durchbringen werden; dann es ist gewiß/ daß ein Kauffmann/ der seinen Laden fleissig abwartet/ nicht so leicht Gelegenheit darzu haben wird. Zum dritten/ daß sie/ wann es moͤglich/ erfor- schen/ ob sie sich nicht mit Edelleuten unvorsichtig vertiefen/ oder/ ob sie nicht einem jedwedern/ der nur kommet/ borgen. Dann diese Vertieffung/ darinnen sie sich mit Personen/ die nicht bezahlen/ befinden/ wuͤrde hernach verursachen/ daß sie das- jenige/ was sie ihnen schuldig/ auch nicht zahlen koͤnnten. Zum vierdten/ daß sie an einen Kauffmann des Handkauffs allein/ nicht so gar grosse Summen borgen/ weil sonst/ wann er fall irte/ sie solches leichtlich nachziehen/ und zu gleichen Ungluͤck brin- gen koͤnnte; Dieses ist eine von denen vornehmsten Reguln/ welche die Grossi rer in Acht nehmen sollen; dañ man hat sehr viel Exempel der Grossi rer/ welche/ wei- Was bey eigenem Handel zu observi ren weilen sie 1. oder 2. Kauffleuten/ die hernach fall iret/ ihre Waaren verkaufft/ auf einmal dadurch unter- drucket/ und ihr Gut an einem Tag verlohren haben/ also/ daß sie jener ihren Gang zugehen/ ebenfalls ge- zwungen worden. Derowegen/ wie in dem gemeinen Sprichwort gesagt wird/ man seine Eyer nicht alle in einen Korb legen muß: Das ist/ daß es besser sey/ sein Gut abzu- theilen/ und hin- und wieder/ unter vielen Kauffleu- ten des Hand-Kauffs zu haben/ als einem oder zwey- en allein dieselbe zu borgen/ weil man viel versicher- ter dabey ist; wann man auch eine geringe Parthey verliehret/ so ertraͤgt man den Schaden doch so viel leichter/ als wann er groß waͤre. Zum fuͤnfften/ soll sich ein Grossi rer mit jungen Kauffleuten des Hand-Kauffs/ etwann in der Ab- sicht/ weil solche von gutem Haus seyn/ und reiche El- tern haben/ und deßwegen ihrer Schuld wohl ver- sichert seyn koͤnnen/ nicht zuunvorsichtig vertiefen/ sintemal dieses ein falscher Wahn ist; dann wann ihre Sachen einen uͤblen Ausgang nehmen/ so be- zahlen die Eltern selten vor ihre Kinder/ wie es dann auch gar ungereimt seyn wuͤrde/ daß sich Eltern um den Credit ihrer Kinder/ (welche durch Unvorsich- tigkeit/ und offt durch Spiel und liederliches Leben/ ruini ret/) zu erhalten/ in ihr loses Leben zu vermi- schen/ und durch dieses Mittel ihr- und ihrer andern Kinder Wohlfart verschertzen sollten? Zum sechsten/ so lassen sich auch die Grossi rer gesagt seyn/ daß/ wann ihre Schuldner dasjeni- ge/ was sie ihnen schuldig/ auf dem Verfall-Tag (das ist/ auf die Zeit/ die sie miteinander uͤberein- F f 5 ein- Caput XIII. eingekommen) nicht zahlten/ daß sie ihnen darum das Messer nicht gleich an die Gurgel setzen/ und sich 10. pro Cento Interesse vor die Saͤumung zahlen lassen sollen. Dann ausser dem/ daß es ein schaͤnd- licher Wucher/ so verursachet auch solches ihren Ruin, und vielmals gar ein Falliment, dabey sie/ die Creditores, hernach das gantze Capital ver- lieren. Zum siebenden/ sollen sie zu besserer Versiche- rung ihrer Schuld/ niemand/ es sey/ wer es wolle/ auf Unter-Pfand leyhen/ oder/ so sie es thaͤten/ doch kein grosses Interesse davon nehmen; weil solches ebenfalls dem Goͤttlichen und Weltlichen Rechten zuwider ist. Das achte Stuͤck/ welches von einem Grossi- rer in Acht genommen werden soll/ ist/ daß er die Waaren/ von welchen die Mode/ entweder an der Farbe oder Tracht zu vergehen/ anfaͤngt/ oder die sonst einen Mangel hat/ so viel moͤglich/ vertreibe/ und nicht warte/ biß sich die Mode gantz geendet/ damit er grossen Schaden/ welcher gemeiniglich dar- auf erfolget/ vermeiden moͤge; dann es ist besser/ daß man sich alsbalden zu einem geringen Schaden resolvi re/ als daß man (nachdem die Waaren un- nuͤtz in dem Gewoͤlb etliche Jahr aufgehoben wer- den) einen viel groͤssern Schaden daran leide. Weilen auch die Grossi rer/ welche ihre Waa- ren nur denen Kauffleuten des Hand-Kauffs in den Staͤdten/ wo sie wohnhafft seyn/ verkauffen/ zu- weilen grosse Muͤhe haben/ der geringern Waa- ren/ und deren Mode schon vergangen/ sich zu ent- laden/ indem die Kauffleut des Hand-Kauffs/ selbe um Was bey eigenem Handel zu observi ren um ein Spott haben wollen/ darzu aber sich die Ver- kaͤuffer nicht resolvi ren koͤnnen; als muͤssen sie die- selben/ an Waaren/ endlich loß zu werden/ mit Ne- gocian ten/ welche in andere Staͤdte des Koͤnig- reichs und fremde Laͤnder handeln/ und auf die Mes- sen und Maͤrckte/ wo alle Waaren/ so schlecht sie auch seynd/ allezeit Kaͤuffer finden/ vertauschen; wobey dann 3 Dinge in Acht zu nehmen seyn. Als erstlich: Daß man die Waare/ Schulden und andere Effecti, welche gegen denen/ deren man gerne loß waͤre/ zu tauschen angeboten werden/ wol kenne Und dieses ist der Principal-Punct, damit man nicht von einem Ubel in ein groͤsseres falle; dann in einem Tausch ist allezeit einer betrogen/ wann man nicht wohl Achtung giebet. Zweytens/ ist auch zu uͤberlegen/ ob man die Waaren und andere Fffecti, die man im Tausch bekommet/ wiederum anwenden koͤnne; dann es waͤre besser/ seine Waare zu behalten/ als davor andere/ die man noch weniger vertreiben koͤnnte/ an- zunehmen. Drittens/ daß man/ wann man nicht sonder- baren Vortheil dabey hat/ im Tausch der Waare nicht leicht baar Geld zugebe. Sintemal derjenige/ welcher Geld giebt/ allezeit geringern Vortheil/ als der es empfaͤngt/ zu Genieß hat Das neundte Stuck/ welches ein Grossi rer in Obacht nehmen muß/ ist dieses/ daß er niemals seine Waaren nach den Hand-Kauff denenjenigen verkauffe/ die nicht Kauffmanns-Beruff sind/ wei- len solches bey den Kauffleuten des Hand-Kauffs/ einen Eyfer verursachet/ und einen uͤblen Ausgang brin- Caput XIII. bringee/ daß solche Kauffleute des Hand-Kauffs hernach bey einem Grossi rer/ der seine Waare auch andern Leuten nach der Hand verkauffet/ nichts mehr kauffen wollen. Und dieses sind beylaͤufftig die Reguln/ welche Grossi rer/ so ihre Waaren den Kauffleuten des Hand-Kauffs/ in den Staͤdten/ wo sie wohnen/ ver- kauffen/ in Acht zu nehmen haben. Denen jungen angehenden Kraͤmern/ oder Kauffleuten des Hand-Kauffs/ giebt er (was sie ihres Etablissements halber/ vorher wohl zu be- trachten haben) im 32. Capitel folgende Lehren. Erstlich sollten solche junge Anfaͤnger wohl be- dencken/ wie hoch sich ihr Capital erstrecke/ um sich darnach in ihren Vornehmen zu richten. Dann sie sollen keiner Sachen/ welche ausser ihrem Ver- moͤgen sind/ sich unterwinden/ anders waͤre es eine Unvorsichtigkeit/ dadurch sie in kurtzer Zeit ins Ver- derben gerathen koͤnnten. Zum Exempel: Ein junger Mensch/ welcher vor einen Principal n in der Kraͤmerey aufgenom- men worden/ und seine Jahre bey einem Kauff- Mann/ von guͤldenen/ silbernen und seidenen Stuͤ- cken/ ausgestanden/ hat eines grossen Verlags/ wann er dergleichen Handel vor die Hand nehmen will/ vonnoͤthen. Dann dieses sind koͤstliche Sa- chen/ derer man vor viel Geld wenig bekommt/ wird also ein groß Capital, um mit allerley dergleichen Zeugen assort irt/ zu seyn/ erfordert/ und muß man nicht gedencken/ daß mit 5. oder 6000. Reichstha- ler/ ob man gleich auch schon Credit dabey haͤtte/ ein so grosser und wichtiger Handel koͤnne starck ge- trieben Was bey eigenem Handel zu observi ren. trieben werden; Dahero es fast rathsam/ sich in dergleichen kostbaren Handlungen/ mit einem an- dern in Compagnie zu begeben. Er muß aber da- bey auf Leute/ die eben seines Sinnes sind/ sein Ab- sehen haben. Diese Erwehlung aber ist beydes/ was die Sitten als die Geschicklichkeiten anbetrifft/ wichtig/ dann wann ein j unger Anfaͤnger/ sich mit einem lasterhafften Menschen/ der seinen Begierden nachhaͤnget/ einlaͤsset/ wird er keine grosse Huͤlff ha- ben; vielmehr wuͤrde solches alle Vertrauligkeit und gute Verstaͤndnus die unter Compagnon s/ seyn sollte/ zerstoͤren/ ihre Unternehmung hintertreiben/ und ihnen nichts gelingen. Jst ein Compagnon unerfahren/ wird er solche Fehler begehen/ dadurch sie alle beyde ins Verderben gerathen; dahero ein solcher zu erwaͤhlen/ der geschickt/ ehrbar und seines Humeurs ist; Dann gleiche Art ist unter Gemein- dern/ wann sie zu was gelangen wollen/ sehr noth- wendig. Er kan sich auch wol umsehen/ ob nicht Kauff- Leute/ welche schon im Handel sitzen/ und ihrer Laͤ- dens in guten Ruff gebracht/ sich finden/ mit denen er sich durch eine Heyrath/ entweder ihrer Toͤchter oder Verwandten verbinden koͤnnte: Dieses wuͤr- de wol das allerbeste seyn/ im Fall es nur Leute waͤ- ren/ die unter den Kauffleuten in guter Reputation sind/ und den Ruff haben/ daß ihre Sachen wohl stehen; im widrigen waͤre nicht daran zu gedencken/ dann wann einer eine Tochter heyrathet/ so bekoͤmmt er auch alles Gute oder Boͤse desselben Hauses zur Morgen-Gab mit. Muß derowegen alles wol zu- vor erwogen werden. Wann Caput XIII. Wann auch ein junger Kauffmann mit einem andern/ der schon im Handel begriffen/ Compa- gnie macht/ so ist sich im Contract der Gemein- schafft/ den sie mit einander schliessen/ wohl vorzuse- hen/ indem ein grosser Unterschied unter derjenigen Socie taͤt ist/ welche 2. aufrichten/ die annoch keinen Handel getrieben/ und beyde baares Geld vor ihr Capital legen/ und unter einer andern; Da dieser/ weilen er noch niemals gehandelt/ baar Geld/ der andere aber/ welcher im Handel stehet/ nur Waare und Activ- Schulden einschiesset/ man entweder in dem Preis der Waaren oder Schulden/ welche die- ser in die Socie taͤt bringet/ leicht betrogen werden kan. Jst derowegen bey Aufrichtung des Con- tract s diesen Zufaͤllen und Streitigkeiten/ die sich wegen der Schulden/ (welche in waͤhrender Ge- meinschafft gemacht/ und auch der eine Gemeinder zuvor in seinem particular schon hatte) erregen koͤnnten/ bey Zeiten vorzubauen. Dann wann die Schuldner zahlen/ ist darauf zu sehen/ ob solches auf der/ in die Socie taͤt gebrach- te/ oder von der/ in waͤhrender Socie taͤt gemachte Schuld/ oder auf beyden pro rata abzuziehen sey. Jch habe weitlaͤufftige Processe hieruͤber entstehen sehen/ und viel Betruͤgerey auf Seiten derer/ welche die Activ- Schulden in die Socie taͤt gebracht/ dar- innen verspuͤhret. Zum andern/ muͤssen junge Leute/ wann sie den Handel antretten/ auch auf den Ort/ wo sie sich se- tzen wollen/ sehen. Dann es sind etliche Oerter/ wel- che vor gewisse Gattung Waare/ viel bequemer als an- Was bey eigenem Handel zu observi ren. andere sind. Z. E. zu Paris/ diejenigen/ welche vor alters mit guͤldenen/ silbernen und seidenen Stuͤ- cken handlen wollten/ waren in der Gassen/ genannt aux Feures und au petit Pont oder der kleinen Bruck/ die besten Oerter/ nach der Zeit aber/ ha- ben sie sich sehr in der Gassen St. Denis und St. Honoré, wie auch Bourdonnois aufgezogen Diejenigen/ welche den Gewerb mit seidenen Spi- tzen treiben/ wohnen gemeiniglich nahe bey den Seiden-Haͤndlern: Diejenigen/ welche Zwirne- Spitzen/ so wohl Frantzoͤsische/ als Auslaͤndische ver- kauffen/ hatten ihre Laͤden in den Gassen Aubri le Boucher und St. Denis; nachdem aber die Ma- nufactur der Spitzen in Franckreich eingefuͤhrt/ ha- ben sich dieselben auch in vielen andern Oertern ge- setzt. Die Tuch-Haͤndler wohnen gemeiniglich in der Gassen St. Honoré, St. Antoine la Harpe, St. Jacques a la Place Maubert, und vor dem Rathhaus. Was die Specerey/ Hutstaffierer/ Rauch- und Beltz-Haͤndler/ Goldschmiede/ wie auch diejenigen/ welche Kraͤmer-Waaren und Sarge verkauffen/ betrifft/ wohnen solche uͤberall in Paris; Es ist aber doch allezeit ein Ort bequemer/ als der andere: Jn Summa/ es bestehet in der guten Kundschafft/ welche junge Leute/ die sich in den Laͤ- den/ wo sie ihre Lehr-Jahre ausgestanden/ und an- dern Principal en gedienet/ zuwegen gebracht ha- ben. Alles was droben von Paris gemeldet/ kan auch in andern Staͤdten/ wo sich junge Leute nieder setzen wollen/ in acht genommen werden/ dann es wer- Caput XIII. werden uͤberall Oerter gefunden/ welche vor ge- wisse Waaren viel bequemer/ als andere sind. Jn Summa/ es ist gewiß/ daß einem Kauffmann sehr nutzlich/ wann er an einem sehr wohl-gelegenen Ort seinen Kram aufschlaͤgt. Von der Ordnung/ welche die Kauffleute des Hand-Kauffs in ihren Geschaͤfften haben sollen redet er folgender massen. Nachdem nun junge Leute sich wohl vorgese- hen/ wo sie sich niederlassen wollen/ so muͤssen sie sich vor allen Dingen auch angelegen seyn lassen/ in ih- ren Sachen eine gute Ordnung anzustellen/ es sey im Einkauff/ oder Sorri ren der Waaren/ als auch nothwendiger Buͤcher zu halten/ und in Summa/ auf alle Sachen ein wachendes Auge zu haben/ da- mit sie eine voͤllige Wissenschafft/ wie es in ihrem Handel zugehe/ haben koͤnnen. Diese Ordnung aber ist unter den Kauffleuten des Hand-Kauffs/ nach Art des Handels/ unterschiedlich. Dann dieje- nigen/ welche grosse und koͤstliche Waaren verkauf- fen/ und grosse Geschaͤffte verrichten/ muͤssen viel ei- ne weitlaͤufftigere Ordnung als diejenigen haben/ welche nur mit kleiner Waare handeln. Hat sich derowegen ein jeder nach Beschaffenheit seines Ge- werbs zu richten/ sie muͤssen gedencken/ daß die Ordnung des Gewerbs Kern sey/ ohne welches sie nicht bestehen koͤnne/ dann durch gute Ordnung/ hat man eine vollkommliche Wissenschafft aller Sa- chen und gehet besser von statten/ als wann man in Unordnung steckt. Weiln aber die Principaln niemals den Jungen und Bedienten/ wie sie eine Ord- Was bey eignem Handel zu observi ren. Ordnung halten sollen/ lehren/ sondern sich dieselbe/ wann sie eigenen Handel vornehmen wollen/ selbst einrichten muͤssen/ als will ich unterschiedliche nuͤtzli- che Anmerckungen allhier geben/ nach welcher junge Leute in der Hand-Kauff sich zu richten haben. Das erste/ welches ein Kauffmann/ dieses Be- ruffs/ in acht zu nehmen/ ist zu sehen/ ob sein Laden ge- gen Morgen liege/ ob die Fenster/ durch welche das Liecht faͤllt/ gegen Morgen/ Mittag/ Abend oder Mitternacht stehen; Weilen das Liecht/ welches von einem Ort herein faͤllt/ vor den Verkauff etli- cher Waaren viel besser/ als ein anderer Ort ist/ wie sie dann auch/ wann sie nicht an ihren rechten Ort gewiesen werden/ nicht schoͤn scheinen. Jch halte davor/ daß vor schwartze Zeug/ als Sammet/ Spanisch- und Hollaͤndisch-schwartzes Tuch/ das Liecht gegen Mitternacht/ das beste seye; Die Ursach ist/ weiln die Sonne niemalen von der- selben Seit herein scheinet/ woraus dann solget/ daß das Licht nichtso hell/ und daß das Schwartze schoͤner vorkommt/ auch der Boden des Sammets/ Pleusch oder der Faden eines Tuchs so leicht gesehen wird; hingegen wann es von Mittag und Niedergang her- ein faͤllt/ tauget es dergleichen Waare zu weisen gantz nicht; Dann das Liecht gegen Mittag ist so hell/ daß man viel leichter den Grund des Sammets/ Pleusch und Faden/ an dem Tuch/ erkennen kan. Was auch das Schwartze betrifft/ so macht die Klar- heit der Sonnen dasselbe graulicht und ohne Glantz/ so/ daß sonsten eine schoͤne und glaͤntzende Waare allezeit beßlich aussiehet; das Liecht aber gegen G g Abend Caput XIII. Abend/ machet das Schwartze/ wann mans auf den Abend weißt/ roͤthlich scheinen/ wann es aber Morgens geschicht/ ist das Liecht gegen Niedergang nicht boͤß. Das Weisse muß nicht an den Oertern/ wo der Schein von Mittag oder Niedergang herein faͤllt/ gewiesen werden/ weilen/ wann sie Milch-weiß/ roͤthlicht/ blau aber/ wann sie mit Alaun gefaͤrbet seyn/ scheinen/ sondern man muß sie/ wann es Nach- mittag ist/ an den Ort zeigen/ wo der Tag von Mor- gen ist/ gegen Mittag: Bleu mourant, gelbgruͤn/ Bonenblust/ Fleisch- und Rosen-Farb/ Tristami en/ und bleich-gelb/ sollen gegen Morgen/ roth Carmo- sin, Feuer-Farb/ Granaden/ Spanisch-Leib-Farb/ Scharlach/ Viol-braun/ Pensées und Amarante, gegen Mitternacht gewiesen werden; Dann/ wann der Tag vorn herein faͤllt/ scheinen die Waaren viel durchdringender; Nach dem Mittag aber muͤssen die gebluͤmte Zeuge und die Damast gegen Aufgang gewiesen werden/ weiln die Figuren darinnen viel besser/ als wo das Liecht heller waͤre/ erhoben schei- nen. Jn Summa/ es ist kein Liecht besser/ als das- jenige/ welches von Aufgang und Mitternacht koͤm- met/ da die Zeuge gewiesen werden koͤnnen; Kein Liecht aber ist schaͤdlicher/ als dasjenige/ welches von Mittag und Niedergang koͤmmet/ muͤssen derowe- gen Kauffleute Acht haben/ daß sie ihre Tische/ wor- auf sie die Waaren zeigen/ wohl setzen moͤgen. Weil aber wenig Haͤuser gegen Osten/ viel her- gegen gefunden werden/ die ihr Liecht gegen Mittag und Abend haben/ als muͤssen diejenigen/ welche sol- che Was bey eignem Handel zu observi ren. che Haͤuser besitzen/ was die Natur nicht giebt/ mit Kunst ersetzen/ und in diesem Fall Fenster von Holtz/ dadurch das Liecht in dem Laden von weitem geleitet wird/ wie die Kauffleut ins Groß zu thun pflegen/ machen lassen/ indeme die Erfahrung sie gelehrt/ daß sonst die Waar nicht wohl zu verkauffen; Dann es verhaͤlt sich mit dem Liecht um Zeuge zu besehen/ wie mit denen Gesichtern/ die/ wann sie am hellen Tag gewiesen werden/ groͤber scheinen/ und vielleichter die Roͤthe/ Pocken und Milchhaar/ als bey dem Tag/ welche von weit genommen wird/ bemerckt werden. Dieses ist auch die Ursach/ war- um schoͤne Weibs-Personen sich nicht gerne am hellen Tag sehen lassen wollen/ sondern die duͤnne seidenen Flor-Hauben/ und die Vorhaͤnge der Fen- ster/ mehr dadurch den Tag/ als die Sonnenstrah- len zu verhindern/ erfunden haben. Zum andern/ muͤssen die Kraͤmer ihre gewisse Kaͤsten/ Faͤcher und Oerter haben/ darein sie die Waaren in guter Ordnung stellen/ das ist/ daß sie alle Genuesische Sammet an ein Ort legen/ bey den 3. Haaren anfangen/ und bey den renforci rten/ welches die Geringsten seyn/ endigen/ die schwar- tzen und farbigen Pleusch/ auch jedes an einem ge- wissen Ort/ die glatten Taffet von Tours/ so wohl schwartze/ als gefaͤrbte: Den gebluͤmten Atlas/ auch die mit weissen/ und andern Farben-Grund. Glatt Tobin, so wohl schwartz als Farben/ und gewaͤsserte/ alles nach Ordnung/ jedes an seinem Ort besonders. G g 2 Da- Caput XIII. Damit/ wann man derselben vonnoͤthen hat/ sie so balden bey der Hand seyn/ und die Abkaͤuffer nicht lang warten doͤrffen. Man muß auch Sor- ge tragen/ daß alle Faͤcher und Repositoria mit weiß Papier/ um die Waar sauber zu halten/ belegt werden. Zum dritten seynd Ellen/ Maaß und Gewicht vonnoͤthen/ welche mit dem Koͤniglichen/ oder ge- woͤhnlichen Maaß und Gewicht uͤbereinkommen/ und daß die Ellen auf beyden Enden mit Eisen/ da- mit sie sich nicht abstosse/ beschlagen seyn: Dieses kommt mit dem II. Art. Tit. I. der Koͤniglichen Or- dinance uͤberein/ welche verordnet/ daß alle Kauff- leute/ so wohl gantzer Stuͤcke/ als des Hand- Kauffs/ die beyden Ende der Elle mit Eisen beschla- gen und bezeichnet haben/ und die Gewicht und Maaß geprobirt seyn sollen/ ihnen verbietende/ kei- ner andern zu gebrauchen/ bey Straff des Betrugs/ 150. Gulden an Geld. Dahero es dann viel sicherer/ daß die Kauff- leute die Ellen an dem bestimmten Ort nehmen/ als daß sie solche von den Tischern/ oder denen/ so deren auf oͤffentlicher Gassen feil haben/ kauffen; weilen dieselbe nicht allein viel richtiger/ sondern auch/ da- mit sie ausser Gefahr seyn moͤgen/ wann die Zunfft- Meister und Vorgesetzte/ die darauf bestellet/ diesel- ben/ (wie etwan jaͤhrlich ein oder zweymal geschicht) besichtigen sollten; angesehen einem Kauffmanu nichts schimpfflichers widerfahren kan/ als wañ er bey falscher Ellen und Gewicht zu verkauffen ertappet wird. Von Was bey eignem Handel zu observi ren. Von Bedienung der Commission en/ welche etwan jungen Anfaͤngern/ von an- dern und zwar Auslaͤndischen Kauffleuten moͤchten gegeben werden/ giebt er fol- genden Unterricht. E Jn junger angehender Kauffmann hat viemals/ wann er den Ruhm eines geschickten und fleissi- gen Menschens/ in seinen Dienst-Jahren/ erworben/ das Gluͤck/ daß hernach gewisse Kauffleute um ihm in seiner neuen Handlung desto besser fortzuhelffen/ ihm ihre Commissiones zuwenden/ daß er nemlich Waaren vor sie ein- und verkauffen soll/ dabey es dann seiner Muͤhwaltung halber zwey oder mehr pro Centum Provision abwirfft/ welches schon/ wann es taͤglich so fort gehet/ ein ehrliches des Jahrs uͤber austragen kan. Was aber derjenige/ welcher solcher Gestalt anderer Leut in Commission bedienen will/ dabey zu beobachten habe/ das schliesset Saverii in folgen- de Puncta ein: Erstlich/ soll ein solcher junger angehender Kauffmann seine Committentes, oder die/ welche ihm ihre Commissiones austragen/ wohl kennen/ ob sie auch/ wann er Waaren vor sie einkauffte/ und selbige ihnen schickte/ in den Stand waͤren/ daß sie gleich prompt, was deren Belauff austruͤge/ davor per Wechsel uͤbermachen/ oder baar uͤbersen- den koͤnnten/ wann sie anders nicht schon solche Pro- vision zum Einkauff (welches aller dings seyn sollte) vorher remitti ret haͤtten/ weil eben einen jungen An- G g 3 faͤn- Caput XIII. faͤnger sein Credit noch nicht so voll établi ret ist/ daß/ wann die entbotene Waare sonderlich etwas hoch ins Geld liefe/ man ihme solche so gleich ohne dem Lebendigen bey dem Todten/ oder das baare Geld dafuͤr nieder zu legen/ sollte folgen lassen/ aus seiner eigenen Cassa aber solches her zu schiessen/ auch nicht in Anfang gleich in seinem Vermoͤgen seyn moͤchte. Zweytens/ vermeynt Savari, sollte er sich gegen diejenigen/ von welchen er dergleichen Waa- ren kaufft/ nicht zum Selbst-Schuldner machen/ sondern ihnen sagen/ daß ers vor dieses oder jenes Manns seine Rechnung kauffte/ und daß der Ver- kaͤuffer denenselbigen als Debitorem dafuͤr noti ren moͤchte; Allein ich glaube/ dieses lasse sich nicht so leicht practici ren/ und wird schwerlich einer den Einwoh- ner/ den er kennet/ fahren lassen/ und einen Unbe- kannten zum Schuldner annehmen/ vielmehr aber sich der bekannten Luͤbeckischen Rechts-Regul ge- brauchen/ daß eine Hand die andere wahren oder ge- waͤhren muͤsse. Drittens ist/ daß ein solcher Factor alles or- dentlich/ was er vor einem andern in Commission gethan/ zu Buch stelle/ und mit der ersten Post Rechnung davon/ samt solchen belegen uͤbersende/ aus welchen der Committent, daß er ehrlich und promt bedienet worden/ ersehen koͤnne. Vierdtens/ daß unser Commiß- Haber sei- nes Committent ens Ordre genau vollstrecke/ und dieselbe nicht uͤberschreite/ weil es sonsten nach der be- kannten Regel vor seine Rechnung waͤre. Dann/ wer die gegebene Commission uͤberschreitet/ der ver- Was bey eignem Handel zu observi ren. verliehret. Z. E. es haͤtte einer 23. Stuͤck Tuch vor seine Rechnung einzukauffen Ordre gegeben/ und der Factor kauffte 30. so waͤre der Commit- tent solche nicht schuldig anzunehmen/ sondern der Factor, welcher die Ordre uͤberschritten/ muͤste sol- che vor seine Rechnung behalten. Fuͤnfftens/ muß ein Factor eifrig dahin sehen/ daß er vor seinen Principal en die beste Waar erhal- te/ und dem genauesten Preiß. bedinge; dann wann er solches nicht thaͤte/ wuͤrde es mit der Com- mission bald gethan seyn/ und zum wenigsten von diesem Mañ/ dem er nicht redlich begegnet/ ins kuͤnff- tig nichts wieder committi ret werden; wie dann auch ein Factor, was er am messenden oder waͤgen- den Waaren/ vor uͤber Maaß oder uͤber Gewicht bekommt/ solches nicht vor sich behalten/ sondern seinem Principali mit zu schicken/ und ihme solches zu gut kommen lassen soll. Sechstens/ muß er auch fleissig mit seinen Committentibus correspondi ren/ ihnen Post- taͤglich den Preiß der Waaren und den Cours der Wechsel notifici ren. Siebendens/ muß er keinen von denen Committent en/ welche von ihme Waaren ver- schreiben/ den andern vorziehen/ sondern sie im Ein- kauff und Ubeschickung der Waaren gleich tracti- ren/ jedoch ist auch billich/ daß derjenige/ dessen Commission die erste gewesen/ auch am ersten be- dienet werde. Achtens/ muß man die Commissiones, wel- che man von diesen oder jenen hat/ niemand kund machen; am wenigsten aber sagen/ was vor Waaren G g 4 ent- Caput XIII. entboten habe/ und in welchem Preiß/ auch zu was Condition man ihme solche geschickt/ weil es in vie- len Stuͤcken eine boͤse Consequen tz nach sich ziehen moͤchte/ um welcher Willen es besser ist/ wie in al- len andern Handels-Sachen/ also auch in Com- mission- Bedienungen/ still und verschwiegen zu seyn. Diejenige/ welche vor andere Leute Rechnung/ Waaren zu verkauffen ha- ben/ sollen acht geben: E Rstlich/ was es vor Waaren seyn/ welche ih- nen in Commission zu verkauffen zugesandt weꝛ- den/ ob es kostbare und leicht-abgaͤngliche Waaren/ oder solche seyn/ die ein langes Lager machen/ wobey man dann eben/ wie bey dem Einkauff/ ein oder zwey pro Centum, weniger/ oder mehr Provision bedinget/ welche vorher zwischen dem Principal und Factor schon muß ausgemacht/ und also abgeredet seyn/ ehe man zur wuͤrcklichen Handlung schreitet. Zweytens/ so muß auch ein Factor, welcher redlich handlen/ seine Commissiones beybehal- ten/ auch sich je laͤnger je mehr neue acquiri ren will/ seines Principal Vortheil/ im Verkauff dessen Waa- ren/ best-moͤglichst observi ren/ und wie er ihm im Einkauff committi rter Commission Waaren nicht mehr in Rechnung bringen darff/ als er just darvor bezahlt/ und darauf verunkostet hat; Also darff er auch/ im Verkauff nicht weniger ihme in Rechnung bringen/ oder einen geringern Peiß ansagen/ als der- jenige gewesen/ dem er vor die ihme in Commission zuge- Was bey eignem Handel zu observi ren. zugesandte Waar erhalten hat/ wie er dann auch die Unkosten nicht hoͤher anrechnen muß/ als nur so viel er deren wuͤrcklich auf solche Waaren verschos- sen hat. Drittens/ so muß auch ein Factor, deme Waaren in Commission zu verkauffen zugesandt werden/ vorher erst mit seinem Principali Abrede genommen haben/ ob derselbe im Fall/ daß von sol- chen Waaren etwas verborget werden muͤste/ ihme dem Factor um vor solch ausgeborgete Waaren del credere zustehen/ eine so viel hoͤhere Provision ac- cordi ren wollte. Es willige nun gleich der Princi- pal darein oder nicht/ so seynd die Factores doch ge- halten/ wann sie ja auf Zeit ihres Principales Guͤ- ter verkauffen muͤssen/ solches an solche Leute zu thun/ von welchen zu vermuthen/ daß sie bey der Verfall- Zeit richtige Zahlung leisten werden/ ein mehrers be- siehe bey vorbesagtem Authore. Wir haben von diesen allen nur etwas in diesem Capitel anfuͤhren wollen/ weil wir es vor nothwen- dig und nuͤtzlich zu seyn erachten/ daß junge ange- hende Kauffleute/ sonderlich die keine grosse Mittel haben/ sich vor allen/ um dergleichen Commissiones zu bekommen/ bewerben; Dann ausser dem/ daß es ihrer neuen Handlung schon ein treffliches Ansehen giebet/ und ein gutes Fundament zu dem Credit le- get/ welchen ein Kauffmann haben muß/ so sorti ret ein junger Kanffmann seinen neu-eroͤffneten Laden/ Gewoͤlb/ oder Magazin mit solchen Commission- Waaren/ gleich als wann solche sein eigen waͤren. Er darff kein eigen Capital darein stecken/ verdient noch seine Provision daran/ und bezahlt nach und G g 5 nach Caput XIII. nach als die Gelder eingehen seinen Principa- len. Wie aber dergleichen Commissiones ein jun- ger Anfaͤnger sich zu weg bringen koͤnne/ solches ist schon anderwaͤrts angefuͤhret worden. Formularia, auslaͤndische Freunde darzu einzuladen/ haben wir in dem Handels- Corresponden ten unterschiedliche gegeben; eine Reise selber nach vornehmen Handels- Plaͤtzen zu thun/ und seine Person daselbst zu re- commandi ren/ wuͤrde einem Handels-Diener/ der sich nun zu établi ren gedencket/ hoͤchst-nuͤtzlich seyn/ und waͤren deßfalls einige Unkosten nicht anzusehen/ zumal da man auf Reisen vielfaͤltige Gelegenheit hat/ mit Leuten in Bekandtschafft zu gerathen/ de- ren Corresponden tz man hernach wohl nutzen kan/ der auch zu seiner neuen Handlung Waaren einzu- kauffen gedencket/ der thue es zum erstenmal per- soͤhnlich/ erkundige sich der Personen/ und des Orts Gelegenheit/ wohin/ und mit welchen er inskuͤnfftig zu handeln hat/ es wird ihm solches nicht allein/ wann seine Person und Conduite darnach beschaffen ist/ zur nuͤtzlichen Bekandtschafft gereichen/ sondern er wird auch vor sich selber viel bemercken/ welches er zuvor in seines Patron s Haus/ Handlung und Contoir niemals gesehen/ oder sich haͤtte einbilden koͤnnen. Caput Caput XIV. Von denen Kauffmanns-Die- nern/ die vielmals ihren eigenen Han- del/ mit geringem Capital angefangen/ durch GOttes Seegen aber/ mit der Zeit so viel dabey profiti ret/ daß sie reiche und vornehme Leut gewor- den. S O ein Stand in der Welt denen Veraͤn- derungen unterworffen/ so ist es gewiß der Stand der Kauffleute/ als in welchen sich das blinde Gluͤck sehr offt menget/ und da- hero ihren Unternehmungen so bald einen gluͤck-als ungluͤck seeligen Ausschlag giebet. Manchem laufft es so favorable ein/ daß es ihm gleichsam im Schlaff zufaͤllt/ und in wenig Jahren grossen Reichthum giebet; andern hingegen macht es ihr (zu Anfang ih- rer Handlung gehabtes) ansehnliches Capital, und schoͤne Handlungen von Tag zu Tag duͤnner/ bis endlich wenig oder gar nichts davon uͤberbleibet/ und ein zuvor gewesener Herꝛ/ wol gar hernachmals den Platz eines Dieners bekleiden muß; da dieser hin- gegen zu dem Herren-Stand aufgestiegen/ welches lauter Fatalit aͤten seyn/ die in vielen Menschen Acti- onibus herꝛschen/ hingegen auch wieder gewisser Massen von menschlicher Conduite beherꝛschet wer- den koͤnnen/ wann nemlich solche die Gottesfurcht und Klugheit zur Fuͤhrerin hat/ als welche die Nie- drigen Caput XIV. drigen aus dem Staub erhebet/ und zu allen recht- maͤßigen Vornehmen/ Gluͤck und Seegen gie- bet. Wann wir nun diesem zu Folge taͤglich Exem- pla solcher Handels-Diener vor Augen sehen/ wel- che von geringem Stand zu grossen Ehren und Reichthum gedyen/ so erfordert die Wichtigkeit die- ser Materia, daß wir derselben etwas naͤher tretten/ und erstlich die Warheit dieses Asserti beweisen/ dann auch diedarzu gehoͤrigen Mittel/ unseren nach gleichem Gluͤck Verlangen-tragenden Handels-Die- ner anweisen. Daß sehr viel Handels-Diener von geringer Fxtraction und Mitteln/ nach vollbrachten ihren Dienst-Jahren durch goͤttlichen Seegen und guter Conduite zu Ehren und Reichthum gedyen/ sol- ches beweisen nechst denen alten Historien/ (worin- nen sonderlich die von Bertram Morgenweg die merckwuͤrdigste ist/) so viel uns taͤglich vor Augen- liegende Exempla; Dann da darff man die mei- sten Handels-Staͤdte nur durch gehen/ so wird man in solchen sehen/ wie diejenige/ die zuvor selbigen Orts Diener gewesen/ nunmehro Herren und Principales allda seyn/ und zwar entweder in der Handlung/ in welcher sie als Dieners gestanden/ oder auch in einer eigenen von ihnen selbst/ durch ih- ren Fleiß und gute Conduite étabilir te Handlung. Die gemeine Rede von solchen Leuten ist alsdann/ man habe sie gekannt/ daß sie nicht eines Thalers Herꝛ gewesen oder Credit gehabt/ daß sie gern mit diesem oder jenem kleinen Handel und Beneficio, Dienst oder Besoldung vorlieb genommen haͤtten/ wann Der gluͤckliche Kauffmanns-Diener. wann solche ihnen nur haͤtte zu theil werden koͤnnen; Dieser waͤre eines armen Tagloͤhners Sohn/ jener gar ein Findling oder Waysen-Kind gewesen/ und nunmehro zu einem so hohen Grad der Ehre und des Reichthums gedyen. Bey diesen und dergleichen Reden fuͤget man auch wohl die Ursachen und Mittel mit an/ wo- durch ein solcher Mensch zu dem gluͤckseeligen Stand gedyen/ in welchem er jetzt lebet; als man sagt: Er habe sichs von Jugend auf sauer werden lassen/ seye in seinen Verrichtungen emsig und acurat, sei- nem Herꝛn getreu und gehorsam/ dabey ein Feind/ boͤser Gesellschafft und eines debauchant en Lebens gewesen; er habe mit wenigen angefangen/ es waͤ- re ihm aber dieses oder jenes unverhofft zu gefallen/ die damalige Zeiten haͤtten ihm favorisi ret; das Gluͤck waͤre ihm durch eine gute Heyrath/ reiche Erbschafft/ stattliche Commissiones, und derglei- chen/ fast in Schooß gelauffen. Wobey man aber dem goͤttlichen Seegen allein die Ehre zu geben/ uñ selbigem den groͤsten Theil solcher zeitlicher Gluͤck- seeligkeit eines Menschen zu zuschreiben/ gemeiniglich vergißt/ da doch ohne solchen ein Petrus die gantze Nacht vergeblich arbeitet; indem allein der See- gen GOttes ist/ welcher reich machtet ohne Muͤhe. Diesen goͤttl. Seegen muß sich nun ein jeder Kauffmanns-Diener/ der von geringen Stand zur zeitlichẽ Gluͤckseeligkeit gelangen will/ recom̃andi ret seyn lassen; es wird aber solcher durch wahre Furcht GOttes/ und Vertrauen auf denselben/ wie auch durch eine seinen Geboten gemaͤsse Auffuͤhꝛung erlan- get; Zwar gluͤcket es denen Gottlosen/ ja gar Athei- st en/ Caput XIV. st en/ daß sie eben so/ auch noch wohl mehr/ als man- cher Frommer/ zu Gluͤck und Ehren gedeyen Sie zeh- len ihre Schaafe bey tausenden/ ihre Scheuren/ Kel- ler/ Boͤden/ Kisten und Kasten liegen voll Gutes und Geldes/ und koͤnnen einen Vorrath nach dem andern heraus geben; sie seynd nicht im Ungluͤck/ wie andere Leut/ haben selten Banquerot en/ Feuer- oder See-Schaden/ wie andere Kauffleute/ alles was sie anfangen/ gehet ihnen wohl von statten/ sie bruͤ- sten sich wie ein fetter Wanst/ tretten den Kopff der Armen in Koth/ und fressen/ durch ihren Wucher/ das Fleisch der Elenden/ und das Marck und Fett im Lande; dahingegen andere/ welche ein gottseeli- ges und erbares Leben fuͤhren/ sichs dabey blut- sauer werden lassen/ auf keinen gruͤnen Zweig kom- men koͤnnen/ und dahero fast in die schwehrmuͤthige Gedancken gerathen/ ob es wahr sey/ daß die GOttesfurcht/ unter andern/ auch die Verheissung der Gluͤckseeligkeit dieses gegenwaͤrtigen Lebens ha- be. Allein wir antworten hierauf/ daß sie sich diese ungleiche Eintheilung menschlicher Gluͤckseeligkeit/ nicht sollen befrembden lassen; dann wie es dort dem Geitzigen und allein auf seinen Reichthum und Vorrath-bauenden Land-Juncker ergieng/ daß noch dieselbe Nacht die Seele dieses Narren von ihm genommen wurde; Also ergehet es auch allen solchen/ welche ausser GOtt ihr Gluͤck bauen wollen/ sie bauens auf Trieb-Sand/ welcher von der ersten Wasserfluth weggeschwemmet wird/ sie bluͤhen ei- ne Zeitlang/ wie die schoͤnen Baͤume; aber wann man wieder voruͤbergehet/ seynd sie nicht mehr da/ und ihre Staͤtte kennet man nicht mehr/ sondern ihr Der gluͤckliche Kauffmanns-Diener. ihr mit Recht und Unrecht zusammen gesammletes Gut/ ja ihre gantze Familie und Nachkommen wer- den wie Spreu von dem Wind zerstreuet/ und ob sie gleich im ersten und andern Glied fortwachsen/ trifft doch in dem dritten Glied gemeiniglich hernach das Sprichwort ein/ daß unrechtes Gut nicht auf den dritten Erben komme. So sie auch nicht wie an- dere fromme Leute in Schaden und Gefahr seyn/ so geschiehet es entweder darum/ damit sie GOttes Guͤte zur Busse leite/ oder/ wann solche nichts ver- fangen will/ daß sie ihren Theil und Gutes/ in die- sem Leben empfangen/ und dahin nehmen/ in je- nem hingegen dergleichen nicht moͤgen zu gewarten haben. Daß also verhoffentlich hieraus ein wohlgearte- ter junger Mensch von selbst erkennen wird/ wie nothwendig ihme die Gottesfurcht sey/ wann er sich eines bestaͤndigen goͤttlichen Seegens will zu getroͤ- sten haben. Durch solche kam Joseph aus seiner Ge- faͤngniß und Dienst-Jahren zu einem hohen und Gewaltigen Ehren-Stand; der junge Tobias zu ei- ner ansehnlichen Heyrath. Das Vertrauen auf GOtt/ seegnet einen dienenden Jacob/ daß er nach vollbrachten Dienst-Jahren mit grossem Reichthum ausziehen/ und danckbarlich gegen GOtt ruͤhmen kan/ wie er zu gering sey aller Barmhertzigkeit und Treue/ die der HErꝛ an ihm gethan habe. Ob nun wohl/ wie oben gemeldt/ GOtt viel- mals denen Seinigen aus besondern Ursachen/ ein Gluͤck im Schlaff beschehret/ so ist es dabey doch auch eines seiner aͤltesten Geboten/ daß der Mensch im Schweiß seines Angesichts sein Brod essen soll. Hier- Caput XIV. Hierunter wird nun die gantze Conduite eines jun- gen Menschens verstanden. Multa Puer tulit, su- davit \& alsit; als Lehr-und Dienst-Jung/ hat er sich freylich offtmals manchen sauern und rauhen Wind unter die Nase muͤssen wehen lassen/ in dem Diener-Stand/ wird es ihm nicht besser ergehen/ sintemal niemand gern das Brod umsonst seinen Bedienten giebet/ sondern dafuͤr etwas gethan ha- ben will. Also muß auch ein Kauffmanns-Diener/ auf Arbeit und Fatiquen sich gefaßt machen/ und/ nach dem die Handlung ist/ sich nicht viel guter oder geruhiger Tage dabey versprechen/ wann er sich an- ders dessen/ was ihme anbefohlen ist/ recht anneh- men will. Er muß dabey nicht murren uͤber seine schwehre Dienste/ sondern gedencken/ daß/ ob es ihm gleich sauer wird/ mit seiner Hand- und Kopff- Arbeit/ es der HErꝛ also geordnet habe. Jn seinen Dienst-Jahren muß er getreu seyn/ und auch die uͤbrige Quali taͤten an sich haben/ die wir im andern Capitel dieses Buchs ausfuͤhrlich be- schrieben/ und zwar als solche Mittel/ durch welche ein junger Mensch mit der Zeit zu Gluͤck und Wohl- stand gereichen kan. Laßt uns aber auch jetzt die ordentliche Wege un- tersuchen/ welche einen qualificir ten Kauffmanns- Diener/ zu seinem kuͤnfftigen Etablissement fuͤhren koͤnnen/ solche seynd (1.) daß er sich redlich/ getreu und dienstfertig halte/ und sich durch Ehrerbietig- keit/ Leutseelig- und Hoͤflichkeit einen guten Ruhm zu wege bringe. (2.) Daß er was Rechtschaffenes lerne/ und unter solchen/ die Kunst/ wie man durch Handlung/ sich und die Seinigen ehrlich ernehren/ und Der gluͤckliche Kauffmanns-Diener. und ein Capital kuͤnfftig seinen Erben zu hinterlas- sen/ sammlen soll. (3.) Daß er auch die Gelegenhei- ten/ sein Gluͤck ehrlicher Weiß zu machen/ nicht ver- absaͤume/ voraus/ wann sein eigenes Vermoͤgen nur schlecht ist. (4.) Daß er sich bey Zeiten nach Pa- tronis, welche ihm unter die Arme greiffen koͤnnen/ nach guter Kundschafft/ eintraͤglichen Commissio- nibus und solchen Waaren umsehe/ welche ihn auf einmal in gute Kundschafft setzen/ und einen guten Profit abwerffen koͤnnen/ worzu man hernach auch/ entweder einen guten Handels- Consort en/ der sein Vermoͤgen in der Handlung wollte rouli ren lassen/ oder gar eine anstaͤndige Heyrath/ durch welche man entweder ein Stuͤck Geld in die Hand oder doch Credit bekaͤme/ der offtmal besser als baa- res Geld ist/ sich ausersehen koͤnte. Was das Erste belanget daß ein junger Mensch durch Leutseelig- und Hoͤflichkeit/ Treue und Dienstfertigkeit/ sich Patronos zu wege bringen solle/ solches lieget genugsam dadurch am Tage/ daß ein solcher junger Mensch/ welcher jederman in seinen Dienst-Jahren fleißig zu begegnen gewust/ sich dadurch Patronos erworben/ die ihme/ wann er sein Eigenes anzufangen resolvi ret/ mit Geld/ Credit, Recommendation und auf andere huͤlff- liche Weise unter die Arme gegriffen/ durch solche Assisten tz/ die ihm sein Lebtage gut gethan/ sein Gluͤck gemacht/ und den Grund zu seinem Aufkom- men geleget/ welches bey ihrer vielen/ die bey weni- gen Mitteln und keiner solchen Huͤlffe sich zu er- freuen haben/ sehr hart haͤlt/ so/ daß wann der An- fang nicht gleich mit etwas Nachdruck getrieben H h wird/ Caput XIV. wird/ sie hernach Lebenslang Stuͤmpler bleiben/ und niemals recht empor kommen koͤnnen. Zweytens/ muß auch ein junger Mensch etwas rechts gelernet haben/ wann er durch seine Wissen- schafften fortkommen will; und bilde sich nur keiner ein/ daß/ weil manche Idiot en und dumme Esel das Gluͤck zu Ehren und Reichthum erhebet/ daß/ wann er auch in dieser Arcadi schen Thiere ihrer Zahl ist/ das Gluͤck sich vor andern herum tummle/ und ihn treffen werde. Nein! es heist/ wer was kan/ den haͤlt man werth/ den Ungeschickten niemand be- gehrt. Nicht ohne ist/ eine blinde Henne findet offt/ auch ein Koͤrnlein/ und also laufft offt manchem Sauertopff und albern Toͤlpel eine Handlung ein/ welche ihm grofsen Profit bringet/ und welche man- cher Kluger mit allem seinen Verstand nicht haͤtte besser aus speculi ren/ und abzirckeln koͤnnen. Allein das ist ein Rarum Contingens, auf welches sich nicht zu verlassen; Ein geschickter Handels-Diener hingegen/ welcher seine Profession recht gelernet/ verdienet sich nicht allein in waͤhrenden seinen Dienst-Jahren ein zulaͤngliches Capital, mit wel- chem er kuͤnfftig schon einen guten Anfang/ zu seinem eigenen Handel machen kan/ welches der erste Grad seines Aufkommens ist; sondern indem er Lehr-be- gierig und der Handlung erfahren ist/ lernet er in seinen Dienst-Jahren die Vortheile/ welche bey Handlungen zu erjagen seyn/ und was vor Klippen und Sand-Baͤncke man hingegen meiden muͤsse/ wann man auf diesem grossen Ocean, dergleichen die Kauffmannschafft ist/ nicht Schiffbruch leiden will; Dieses alles lernet er nun auf ander Leut Beu- tel Der gluͤckliche Kauffmanns-Diener. tel/ und indem er die Fuͤsse unter eines andern Manns Tische stecket. Er wird mit anderer Leut Schaden klug/ und bewaͤhret damit den Lehr-Satz/ daß dieses die besten Generals abgeben/ welche von der Musquet zu dienen angefangen haben; und die- ses ist schon der andere Grad seines kuͤnfftigen Auf- kommens bey der Kauffmannschafft. Drittens/ so erwirbt sich auch ein qualificir ter Handels-Diener in waͤhrenden seinen Dienst-Jah- ren/ Patronos, so wohl an denen/ welchen er red- lich gedienet/ als an Frembden/ die seine gute Con- duite biß anhero gesehen/ selbige sich haben gefallen lassen/ und den Vorsatz gefasset/ ihn kuͤnfftig in al- len behuͤlfflich zu seyn; welches dann der dritte Grad des Handels-Aufnehmens eines jungen Menschen ist/ zu welchem hernach zufaͤlliger Weiß/ noch eine gute Heyrath/ oder ein sonderbarer Gluͤcks-Zufall in Handlungen selbst kommet/ der unsern zuvor schlecht-bemittelten Handels-Diener auf einmal em- por hilfft/ daß er die an ihm geschehene Wunder- fuͤhrung GOttes nicht genugsam preisen kan. Sehr offt traͤgt es sich auch zu/ daß ein Han- dels- Patron, entweder Alters/ Ehren-Stands oder genugsam erworbenen Reichthums halber/ sei- nem bißher gewesenen treuen Diener/ die Handlung abtrit/ ihme ein schoͤnes Capital, darinn auf leid- liche Zinsen laͤßt/ die noch vorhandene unverkauffte Waaren/ mit 10. 20. 30. und mehr pro Centum Rabat zuschlaͤget/ worauf dann der neue Kauff- mann sein Bestes ferner thun mag/ die Handlung in seinem eigenen Namen hinfuͤhro weiter fort zu se- tzen. Wer siehet nun nicht hieraus/ wie bey so vor- H h 2 theil- Caput XIV. theilhafftigen Conditionibus ein junger Mensch/ der zuvor nichts gehabt/ leichtlich zu einem stattli- chen Vermoͤgen gelangen koͤnne/ er wird auch wohl von seinem Patron mit in die Handlung genommen/ und ihme jaͤhrlich ein gewisser Theil vom uͤberschies- senden Gewinn zugeeignet; da es sich dann wohl zu- traͤgt/ daß/ wann der Patron indessen stirbt/ die Erben den schon einen Fuß in der Handlung haben den Die- ner dieselbe gantz zuschlagen/ und vor ein billiges uͤberlassen. Wie man nun die neu-aufgehende Son- ne allezeit mehr/ als die niedergehende/ zu verehren pfleget; also lauffet einem solchen neuen Principali, in einer beruͤhmten und lang-gestandenen Hand- lung/ auch alles um so viel mehr zu/ als man sich sei- ner bißher bezeigten guten Conduite, Fleisses und Verstandes wegen/ alles Gutes zu ihm versiehet. Und wann gemeiniglich ein Handels-Diener/ von seinem Patron mit in Compagnie genommen/ oder von denen Erben/ ihren gewesenen Diener die Hand- lung vor ein Gewisses uͤberlassen/ auch wohl gar eine Tochter von dem Haus/ ihme zugleich zur Ehe mitgegeben wird/ so ist der Braut-Schatz/ und was sie ihm sonsten von ihrem Vermoͤgen zubringet/ schon ein stattliches Mittel/ seine Handlung fortzu- setzen. Es kommt auch dar zu der Credit, die Ehre und das Ansehen/ welche ein solcher Mensch durch seine getroffene Heyrath/ und der vornehmen Freundschafft halber/ in welche er getretten/ zu ge- niessen hat/ so/ daß ihm dieselbe allen Vorschub thut/ und wann er auch gleich manchmal in seinen Negotiis Anstoß leiden sollte/ (wie es dann bey Kauffleuten gar vielmals geschiehet/) ihn mit Rath und Der gluͤckliche Kauffmanns-Diener und That beyspringet/ und wieder aufhilfft/ daß er sich leichtlich recolligi ren/ und wo es etwan schartigt worden ist/ wieder auswetzen kan. Mehr- mals schwingen sich auch qualificir te Kauff-Die- ner/ in ihres/ oder eines frembden/ verstorbenen Principalis ansehnliche Handlung dadurch hinein/ daß sie dessen Wittib heyrathen/ ihre/ von der ersten Ehe/ habende Kinder abfinden/ und sich dadurch gantz allein Herꝛn und Meister von der Handlung machen. Jch habe auch gesehen/ daß geschickten Handels-Dienern/ reicher Leute Soͤhne/ mit gros- sem Capital zu Gesellschafftern seynd gegeben wor- den/ mit diesem Bedieng/ daß einer seits des Rei- chen sein Capital, ander seits aber/ des ihme zum Compagnon gegebenen Handels-Diener sein Fleiß und Erfahrenheit arbeiten/ und bey Schluß des Jahrs/ der Gewinn unter ihnen beyden gleich ge- theilet werden sollte. Dieses war abermals ein schoͤ- nes Mittel/ einen jungen Menschen bald empor zu helffen; Nicht selten hat es auch einem solchen gegluͤ- cket/ daß er/ in dem er sein Eigen angetretten/ an ei- ne Parthey Waaren oder Handlung/ durch eige- ne Speculation, Gluͤck oder Recommendation gelanget/ bey welchem er grossen Verdienst gehabt/ und in wenig Jahren etliche Tausend zusammen ge- bracht. Dieses und das vorige alles/ daß nehmlich ein Mensch bey andern Leuten wohl geliten sey/ Gunst und Gluͤck in Handlung habe/ machet der goͤttliche Seegen/ und des Menschen eigene Con- duite, weil ein jeder seines zeitlichen und ewigen Gluͤcks Schmied seyn kan/ wann er nur selber will; Viele haben sich auch durch Sparsamkeit empor ge- H h 3 holf- Caput XIV. holffen/ in dem sie sich nicht gleich/ wie manche an- dere junge Anfaͤngers thun/ auf den Fuß grosser Kauffleute in Handels- und Haushaltungs- De- pens en gesetzet/ sondern sich schlecht beholffen/ das Jhrige wohl zu rath gehalten/ selbst Hand mit an- geleget/ und dafuͤr gehalten/ daß/ was sie solcher Gestalt ersparten/ schon verdienet waͤre/ adde Pa- rum parvo, magnum cumulabis acervum, thu zu einem Wenigen immer ein Weniges bey/ so wirst du endlich einen grossen Hauffen davon machen; Solcher Gestalt ist ihre Sparsamkeit ihnen ein Mit- tel zu Befoͤrderung ihres Reichthums gewesen. Der kluge Verstand der Geschicklichkeit und Erfahrenheit eines Kauffmanns-Dieners/ hat ihm auch etwan/ bey Anfang seiner Handlung stattliche Commissio- nis und Factore yen/ (bey welchen was zu verdie- nen gewesen) zuweg gebracht; Er hat auch etwan zur See gluͤcklich gefahren/ mit einem kleinen Fahr- Zeug angefangen/ und weil ihm GOtt gesegnet/ end- lich mit grossẽ Capital. Schiffen aufgehoͤret/ welches/ weil die See einen bald reich/ bald arm machen kan/ schon viel zu seinen erworbenen Reichthum beyge- tragen Wann mancher Kauffmann/ der mit schlech- ten Mitteln angefangen/ zu einen grossen Capita- li sten worden/ so sagt man von ihm/ die und die Zei- ten/ und Zufaͤlle/ haͤtten ihn reich gemacht/ als et- wan die Liveranz en an gantze Armeen/ an Mon- tur und Proviant/ reiche Fund-Gruben in Berg- wercken/ das Ausmuͤntzen gewisser Gelder/ gluͤck- licher Woll/ oder anderer Fisch-Fang; das Mono- polium in dieser oder jener Waar/ ingleichen das Schiffe gluͤcklich gefahren/ stattliche Frachten ge- macht/ Der gluͤckliche Kauffmanns-Diener. macht/ wohlfeil eingekauffte Waaren mitgebracht/ die hernach jaͤhlings aufgeschlagen/ und daran Ca- pital auf Capital verdienet worden; damals saget man/ war er allein/ der diese Handlung trieb/ alle Leute lieffen ihm zu/ er holete seine Waaren aus der ersten Hand/ kauffte sie wohlfeil ein/ und gab sie theuer wieder weg; der Landes-Herꝛ oder die Obrigkeit gab ihm ein stattliches Privilegium, wel- ches er so und so viel Jahr genutzet/ und einen gu- ten Profit gemacht/ durch dieses oder jenes seinen Austritt/ fiel ihm alle Kundschafft und Commission zu; in Spanien gewann er auf Korn so viel; hier drey Jahr nacheinander an Saltz/ hundert auf hundert; uͤber keinen See-Verlust kan er nicht kla- gen; hier fiel ihm eine Erbschafft von etliche tausen- den von seiner Frauen wegen/ dort von einem an- dern Verwandten zu/ auf welche Weise/ man leicht- lich reich werden kan. Bey diesen und dergleichen Reden/ ruffe ich nun allen rechtschaffenen Handels- Dienern/ einen guten Muth zu/ den sie/ wann sie dieses lesen oder fassen sollen/ daß/ was andern wie- der fahren/ ihnen auch wiederfahren koͤnne; GOtt hat so viel unvergeben/ er ist noch heut so reich/ als er ist gewesen ewiglich/ man setze nur das Ver- trauen auf ihm/ Spes confisa Deo nunquam confusa recedit, wer GOtt vertraut/ hat wohl gebauet. Wir haben noch in kurtz verwichenen Zei- ten gesehen/ daß aus einem geschickten Handels- Diener/ (wie Anfangs der Kayserliche General Martini war) ein Commissarius, aus diesem wird ein Ober-Kriegs- Commissarius, ferner ein Ge- neral-Kriegs- Commissarius, und endlich nach an- H h 4 dern Caput XIV. dern Ehren-Stuffen/ gar ein Kayserlicher General geworden/ worzu der Kauffmanns-Stand/ und daß er ein guter Soldat/ auch seiner Feder und Re- chen-Kunst/ wie auch des Buchhaltens maͤchtig ge- wesen/ den Weeg gebahnet. Der Luͤgen-Prophet/ Mahomet, legte den Grund zu seiner Hoheit/ da- durch/ daß er seines Herꝛn/ welcher ein reicher Kauffmann gewesen/ seine hinterlassene Wittib ge- heyrathet. Bertram Morgenweg, wurde von ei- nem Kauffmanns-Diener/ seines Herꝛn Handels- Consort, folglich sein Erb/ hierauf eines reichen Kauffmanns in Luͤbeck sein Tochter-Mann/ endlich gar Raths-Herꝛ/ in welchem Ehren-Stand/ er auch gestorben/ und das reiche Hospital daselbst ge- stifftet/ hinterlassen hat; Noch heutiges Tags/ darff man nur in denen meisten Handels-Staͤdten her- um gehen und fragen/ nach dieses oder jenes reichen Kauffmanns seiner Ankunff/ so wird man hoͤren/ er war ein armer Jung/ eines schlechten Mannes Sohn/ aus diesem oder jemem Land/ Stadt/ oder Dorff gebuͤrtig/ dienete in seiner Jugend bey dem oder dem/ fieng hierauf/ als er ausgedienet/ und et- liche Jahr bey einem andern vor Diener gestanden/ seinen eigenen Handel an/ war darinn gluͤcklich/ that eine gute Parthey/ an N. N. seiner Tochter/ und ist seiter dem ein Mann von vielen Tausenden ge- worden; Hingegen gesteh ich gerne/ daß es auch von einigen heißt/ das Kippen und Wippen/ in- gleichen/ daß er ein paar mal Banquerot gemacht/ und 25. pro Cent seinen Creditoribus gegeben/ ferner die Lorrendreiere yen im letzten Orlog, der heimliche Pferd-Handel nach Franckreich/ die Von unterschiedlichen Stifftungen. die Schiffs-Parten in denen Capereyen/ die Scha- cherey mit dem Korn/ wie auch/ daß ihm die Wei- ber wohl abgegangen/ sein Saltz/ Toback/ Mes- sing und andere Monopolia, haben ihm auf die Beine geholffen/ und was der schoͤnen Elogia mehr seyn moͤchten/ mit welchen wir aber dieses Orts nichts zu thun haben/ sondern den/ unsern armen Han- dels-Dienern zu geflossenen Reichthum/ aus andern Quellen/ derivi ret haben wollen: Darunter die vornehmste ist: Die sich reichlich ergiesende Gnade GOTTES/ uͤber alle/ die ihn fuͤrch- ten und vertrauen. CAP. XV. Von gewissen Stifftungen/ Bruͤderschafften und Montibus Pieta- tis, welche Kauffmanns-Diener/ und ande- re/ der Kauffmannschafft-Verwandte/ in grossen Staͤdten/ unter sich machen koͤnn- ten/ mit was vor Regeln und Statutis selbige versehen seyn muͤsten/ und was vor Nutzen/ so wohl sie selbst/ als auch das Publicum, son- derlich aber die Kauffmannschafft/ eines Orts davon zu gewarten haͤtte. D Amit je laͤnger/ je mehr/ unter der loͤblichen Kauffmannschafft gut Ordnung eingefuͤh- ret werde/ so halte ich dafuͤr/ es wuͤrde nicht undienlich seyn/ wann auch der H h 5 Kauff- Caput XV. Kauffleut Bediente vom Complementario und Buchhalter an/ wie auch Cassiers, Contoir, La- den-Diener und Jungens/ in grossen Handels- Staͤdten unter sich gewisse Stifftungen/ Collegia und Bruͤderschafften (in der Absicht und zu dem Nu- tzen/ welcher bald soll angezeigt werden/ und der- gleichen/ bey anderen Professio nen/ sonderlich aber denen Handwerckern/ gebraͤuchlich ist) auf- richteten/ und zwar/ in solcher Fundati on/ folgen- de Ordnung hielten: Erstlich/ muͤste ein jeder Handels-Bedienter/ von obbemeldten Personen/ jaͤhrlich/ und zwar/ die- jenigen/ welche von ihren Principal en Salaria, oder Besoldungen ziehen/ 2. von 100. in die Bruͤderschafft oder Kauffmanns-Diener-Lade oder Cassam; ein Handels-Diener aber/ der unter 50. Reichs-Tha- ler/ oder gar keine Besoldung haͤtte/ sondern auf andere Conditiones diente/ zum wenigsten einen Reichs-Thaler/ und ein bloser Jung auch so viel (entweder/ so er es selbst in Vermoͤgen hat/ von dem Seinigen/ oder sein Herꝛ/ bey welchem er dienet/ vor ihn) geben und contribui ren. Jngleichen sollte ein jeder/ bey einem Kauff- mann im Dienst tretender/ und Wieder-Abtreten- der/ bey Ein- und Abtritt/ einen Reichs-Thaler der Stifftung zu erlegen/ schuldig seyn. Dann was das Obige anbetrifft/ so koͤnnte es wenig ma- chen/ daß derjenige/ der ein- oder mehr hundert Reichs-Thaler/ jaͤhrliche Besoldung hat/ sich und seinen jetzigen/ wie auch kuͤnfftigen Mit-Bruͤdern/ zum Besten/ 2. von 100 oder auch ausser dem/ wann er gleich kein Salarium zoͤge/ einen Reichs-Thaler jaͤhr- Von unterschiedlichen Stifftungen. jaͤhrlich in die Cassam gaͤbe/ und doͤrfften dafuͤr bey einigen nur etliche Glaͤser Wein/ das gantze Jahr/ weniger getruncken/ um so viel weniger auf Karten- und Wuͤrffel-Spiel gesetzet/ oder zu Galantari en und andern Uppigkeiten verwendet werden/ so waͤ- re der Reichs Thaler schon da/ und folglich ein Grund zu einem bestaͤndigen Capital geleget/ wel- ches sich nach der Hand durch unterschiedliche Zu- gaͤnge/ von Jahren zu Jahren/ dergestalt vermeh- ren liesse/ daß endlich mit Lust anzusehen/ wie ein stattlicher Fundus daraus erwachsen/ und was vor herꝛlicher Nutzen/ wann solcher recht administri ret wird/ damit wuͤrde koͤnnen geschaffet werden. Hier auf koͤnnte nun anfaͤnglich ein bequemes Zunfft-Haus zu der Kauffmannschaffts-Bedienten/ ihrer ordentlichen Zusammenkunfft/ Herberge/ und Retirade gemiethet/ der jaͤhrliche Zins dafuͤr/ aus der Bruͤderschafft- Cassa genommen/ oder so selbi- ge schon einen ziemlichen Vorrath gesammlet/ gar eines eigenthuͤmlich davor gekauffet werden. Soll- ten auch gleich einige Capitalia, wann etwann der gantze Vorrath zum Kauff- Pretio nicht zulaͤnglich waͤre/ darauf bestehen bleiben muͤssen/ so liessen sich doch die Zinsen aus den jaͤhrlichen Einkuͤnfften gar leicht abtragen; Die Bruͤderschafft aber haͤtte in- dessen etwas Eigenes/ aus welchen sie niemand ver- treiben koͤnnte. Die Protecti on uͤber dieses Zunfft-Haus/ muͤste ein loͤbliches Commerci en- Collegium, wie auch der Kauffleut und Kramer-Aeltesten haben. Die Privilegia aber davon/ wie auch alle der Bruͤ- derschafft ihre Ordnung und Statuta, von dem Ma- Caput XV. Magistratu Loci, jedoch Gratis oder ohne Ent- gelt/ (ausser/ was die Schreib-Gebuͤhr betraͤgt/ weil es pia causa ist) confirmi ret werden. Die Locale Administrati on des Hauses/ muͤste einem alten/ wohlausgedienten Handels-Bedien- ten/ als etwann einem gewesenen Buchhalter/ Cas- si rer/ oder Handels-Diener/ der Alters- oder an- derer Ehhafften wegen/ der Handlung valedici- ret/ gegen einen gewissen Canonem, oder jaͤhrli- chen Zins/ den er der Compagnie dafuͤr erlegen muͤste/ gegeben werden; Jedoch anders nicht/ und auch an keinen andern/ der nicht zuvor ein Mit- Bruder gewesen/ und da ihrer mehr/ um dieses Haus zu miethen/ sich angeben sollten/ muͤste sol- ches durch das hoͤchste Bot/ Auctio ns-weise/ erstan- den werden. Den Nutzen und Gewinn/ welchen ein solcher Miether/ durch dieses/ ob gleich titulo onoroso erhaltenes Beneficium, zu gewarten haͤt- te/ bestuͤnde erstlich darinnen. Daß alle fremde/ zu- und durch-reisende/ auch ausser Conditi on stehende/ und wieder Conditi on- suchende Handels-Bediente/ Diener und Jungens/ bey ihme/ als ihren Herbergs-Vatter/ eben wie die Handwercks-Bursche auf ihrer Herberg/ logi- ren und zehren muͤsten/ und sich nirgend anders zur Herberg einlegen duͤrfften/ wann sie anders in der- selben Stadt wollten befoͤrdert/ oder von der Bruͤ- derschafft mit weiterer Recommendati on versehen werden; es waͤre dann/ daß ein solcher in der Stadt an jemand recommandi ret waͤre/ oder seine Freun- de darinnen wohneten/ bey welchen er freyes Ho- spitium zu geniessen haͤtte; Hingegen muͤste sich der Haus- Von unterschiedlichen Stifftungen. Haus-Vatter/ oder Oeconomus auf gute Speisen und Tranck/ auch reinlichen Betten/ schicken/ da- mit er die bey ihm logir ende gesunde/ und auch hin- ein gebrachte krancke Kauff-Bediente/ vor ein Bil- liges wohl pflegen und versehen koͤnnte/ wie dann die Mahlzeit (in einer guten Suppe/ Stuͤck Fleisch/ Zugemuͤs/ Butter und Kaͤs/ dreymal aber in der Woche/ an statt gesottenen/ im gebratenen Fleisch/ samt einem Maas Bier bestehend) hoͤher nicht/ als 3. biß 4. gute Groschen/ vor das Nacht-Lager aber/ in der gemeinen Kammer/ ein guter Groschen/ in ei- nem besondern Stuͤbgen oder Kaͤmmergen aber/ vor 2. gute Groschen/ vor Tag und Nacht/ jedoch oh- ne Einheitzen/ wann das Holtz der Orten theuer ist/ wie leyder! in den meisten teutschen grossen Staͤdten geschiehet) muͤste gerechnet werden. Woll- te sich aber jemand besser tracti ren lassen/ auch wann er es im Vermoͤgen hat/ bey der Mahlzeit ein Glas Wein haben/ muͤste er solches extra bezahlen/ wie er dießfalls mit dem Wirth am besten einig werden koͤnnte. Ausser diesem muͤsten auch alle Handels-Be- diente/ grosse und kleine/ wo nicht obligi ret/ doch freundlich von denen Vorstehern des Hauses/ er- mahnet/ auch dahin genau gesehen werden/ daß sie Sonntags/ oder wann sie in der Wochen Zeit haben/ nirgend anders zu Wein oder Bier/ oder sonst einen Lab- oder Erquick-Trunck zu thun/ ein Fruͤh-Stuͤck oder Abend- Collati on allein/ oder mit guten Freunden/ einzunehmen/ als in dieses ihr Zunfft-Haus gehen moͤchten; wie dann in demsel- ben/ im Fall etwann die Bruͤderschafft jaͤhrlich eine Gene- Caput XV. General-Zusammenkunfft und freundliches Con- vivium halten/ oder sonst ein Freund den andern tracti ren und guͤtlich thun wollte/ bequeme Zim- mer/ in welchen solches ausgerichtet werden koͤnnte/ seyn muͤsten. Hierbey koͤnnte man auch eine Biliard- Tafel/ und wann sonderlich ein Garten oder ande- rer grosser Platz vorhanden/ einen Kegel-Platz/ in- gleichen vor erwachsene Leut/ ein sauberes Toback- und zulaͤssiges Karten- oder Bret-Spiel-Zimmer/ wie auch einen Saal (ein Collegium-Musicum darauf zu halten) haben/ damit die Handlungs-Ver- wandte/ sonderlich die junge Bursch/ nicht an an- dere verdaͤchtige und boͤse Oerter/ an welchem sie leichtlich in Seelen- und Leibes-Gefahr gerathen koͤnnten/ gehen/ und ihr Geld ausser ihrem Zunfft- Haus an andere Oerter hintragen doͤrffen. Vor nothduͤrfftig/ arme/ reissende Kauffmanns- Diener/ muͤste auch ein besonderes Gast-Zimmer seyn/ in welchem sie auf der Bruͤderschafft Kosten 3. Tagelang umsonst logi ren und gespeiset werden koͤnnten/ in welchen 3. Tagen sie sich bemuͤhen muͤ- sten/ Conditiones, auf einem Contoir oder in eine Kram-Bude/ zu bekommen/ und wann ihnen sol- ches fehl schluͤge/ ihren Fuß als dann weiter setzen/ oder wann sie ja laͤnger bleiben wollten/ alsdann vor ihr Geld zehren muͤsten; es muͤste aber keiner in die dreytaͤgige/ freye Beherbergung und Speisung eingenommen werden/ er haͤtte dann von denen Ael- testen und Vorstehern des Hauses/ einen Frey-Zet- tel daruͤber erhalten und aufzuweisen/ welcher ihme nicht anders/ als wann seine Duͤrfftigkeit genug be- kandt Von unterschiedlichen Stifftungen. kandt ist/ oder er sonst redliche Ursachen vorgebracht/ zu ertheilen waͤre. Die Haus-Mutter betreffend/ muͤste selbige nicht allein hoͤfflich/ discret, leutseelig/ sondern auch eine gute Wirthin/ Koͤchin und Haus halterin seyn/ dabey auch auf nuͤtzliche Haus-Mittel sich wohl ver- stehen/ um/ wann etwann ein Kauffmanns-Be- dienter/ bey ihr kranck einliegen sollte/ daß sie gleich zu etwas greiffen/ und dem Patien ten Beystand leisten koͤnnte; wie dann auch der Kauffmannschaffts- Verwandte/ oder wer sich sonst in ihrem Haus tra- cti ren und eine Mahlzeit anrichten lassen wollte/ von ihr/ nach Begehren/ muͤsten koͤnnen accommodi- ret werden. Die Aeltesten oder Vorsteher des Hauses/ koͤnn- ten jaͤhrlich/ entweder auf gewisse Zeit/ oder so lange sie sich der Orten aufhalten/ aus der Bruderschafft/ und zwar/ aus denen Vornehmsten/ Aeltesten/ und Verstaͤndigsten unter ihnen erwehlet und ge- nommen werden. Man koͤnnte etwann hierzu nehmen/ diejenige/ welche lang desselbigen Orts/ als Buchhalter/ oder Complementarii und meri tirte Handels-Diener/ bey vornehmen Handlungen ge- dienet/ welche von sich selbst gute Mittel/ oder doch schoͤne Salaria haͤtten/ und vor ehrliche/ fromme und tugendhaffte Leute bekandt waͤren/ vor welche die uͤbrigen junge/ und theils ungezogene Bursche/ Respect und Furcht haben muͤsten. Dergleichen Vorsteher aber/ aus welchen das innere Conci- lium bestuͤnde/ koͤnnten zwoͤlffe/ und unter solchen der Oberste Præses seyn/ nach dessen Abgang/ der nechste ihm wieder folgte/ und so einer nach dem an- dern Caput XV. dern hinauf ruckte. Nechst diesen 12. Vorstehern/ muͤsten aus denen andern Haͤndels-Verwandten/ auch 12. Assessores erwehlet/ und von solchen nach und nach die Stellen der abgehenden Vorstehern/ ersetzet werden. Jn denen ordentlichen Zusammen- kuͤnfften/ oder Sessionibus und Deliberationibus, welche uͤber der Bruͤderschafft Angelegenheiten/ zu halten waͤren/ koͤnnten die 12. Vorstehers solches allein/ in gar wichtigen Sachen aber/ und sonder- lich/ bey Quartal- und Jahr-Rechnungen/ mit Zu- ziehung der Assessorum, verrichten; Was nun in beyden Faͤllen geschlossen wuͤrde/ das muͤste sich die gantze Bruͤderschafft gefallen lassen. Die unter denen Assessoribus erledigte Stellen/ waͤren wieder aus denen uͤbrigen Bruͤdern/ und zwar von solchen/ die am geschicktesten hierzu waͤren/ zu be- setzen. Vor diese ihre Muͤhwaltung/ haͤtten weder Vorsteher noch Assessores, nichts zu prætendi ren/ ausser/ daß ihnen quartali ter eine Mahlzeit aus der Bruͤderschaffts- Cassa ausgerichtet wuͤrde; wobey doch mehr nicht/ als zwoͤlff gute Groschen/ oder ein halber Reichs-Thaler vor die Person/ muͤste aufge- wandt werden welches im gantzen Jahr 48 Reichs- Thaler betragen wird. Der Oe onomus oder Haus-Vater/ muͤste bey denen Versammlungen/ das Protocol fuͤhren/ auch entweder selbst/ oder durch seine Leute/ denen Membris und Bruͤdern die Versammlung ansagen. Der Vorsteher und Assessorum eigentliche Verrichtung/ bestuͤnde etwann in folgenden: Als daß sie sich erstlich der gantzen Bruͤderschafft insge- samt/ Von unterschiedlichen Stifftungen. samt/ und dann eines jeden Mitglieds derselben Wohlfahrt und Angelegenheit recommandi ret seyn liessen/ zu welchem Ende sich bey Aufrichtung der Bruͤderschafft/ alle in der Stadt anwesende und noch kuͤnfftig kommende Handlungs-Ver- wandte/ bey ihnen anmelden und inscribi ren las- sen/ auch bey Aufnehmung in die Bruͤderschafft/ ei- nen Reichs-Thaler in die gemeine Cassam erlegen muͤsten; Dahingegen haͤtte sich ein solcher zu getroͤ- sten/ daß ihme von der Bruͤderschafft mit Rath und That jederzeit wuͤrde an die Hand gegangen werden. Ferner muͤste im Streit- und Klag-Sachen/ welche die Membra oder Bruͤder unter sich haͤtten/ die erste Instanz zum guͤtlichen Vertrag/ entweder vor den engern Concilio, der Vorsteher allein/ oder so die Sache wichtig/ vor der gantzen Quartal- oder Extra-ordinai ren Versammlung/ der Vor- steher und Assessorum seyn/ da dann nach Be- schaffenheit der Sachen/ die Partheyen ihres Aus- spruches zu geleben/ compromitti ren/ oder auch in gewissen Faͤllen/ Statut en-gemaͤs sich verhalten muͤsten. Was die Membra oder Bruͤder ausser diesem ihren eigenen Foro, entweder vor dem Magistrat desselbigen Orts/ oder vor dem Commerci en- Col- legio, Kauffmanns-Aeltesten und anderen Instan- tzien zu thun haͤtten/ dessen muͤsten sich die Vorste- her/ nach Beschaffenheit der Umstaͤnde/ Sachen/ und Personen/ mit Rath und That/ auch wohl zu weilen persoͤnlich/ muͤndlich/ oder auch in Schriff- ten/ oder gar/ so es die Noth erforderte/ per De- J i puta- Caput XV. putatos annehmen/ so/ daß durch solchen Bey- stand ein Mit-Bruder/ so viel besser geschuͤtzet/ und im Fall er eine gerechte Sache haͤtte/ ihme so viel eher geholffen werden moͤge. Die Versammlung der Vorsteher und Asses- sorum, muͤste allen Kauff- und Handels-Leuten/ welche Buchhalters/ Contoirs, Laden-Dieners und Jungens suchten/ item ein- und auslaͤndische Hand- lungs-Verwandten/ welche gern Conditi on und Herren haben wollten/ zur Addresse dienen/ sich daselbst anzugeben/ und fernere Nachweisung ge- waͤrtig zu seyn. Wie dann auch die Auslaͤndische/ wann sie etwann hiesiger Orten Conditi on zu ha- ben/ verlangten/ an die Bruͤderschafft schreiben/ ihre Umstaͤnde und Qualitaͤten/ auch welcher Ge- stalt sie employ ret zu werden/ gedaͤchten/ dabey mel- den/ die Briefe aber franqui ren muͤsten. Jm Fall nun ein Einheimischer oder Auslaͤndi- scher/ solcher Gestalt zu Dienst befoͤrdert wuͤrde/ muͤsten die Vorstehers erstlich genaue Kundschaff- ten seines bißherigen Wandels/ Thun und Lassens/ ingleichen seiner Freundschafft/ Wissenschafft/ und Vermoͤgens/ sonderlich der Cauti on halber/ die er auf Begehren præsti ren koͤnnte/ eingezogen haben/ und alsdann denen/ welchen daran gelegen/ ge- treuen Rapport davon abstatten/ weil doch allezeit ein gantzes Collegium und ihrer viel mehrere Nach- richt/ als ein Particulier einziehen koͤnnen/ so ge- schehe auch manchem Kauffmann ein grosser Gefal- len/ wann er nicht allein/ vermittelst der Bruͤder- schafft/ tuͤchtige Subjecta zu seinen Diensten/ son- dern auch noch genaue Nachricht von den Umstaͤn- den Von unterschiedlichen Stifftungen. den ihrer Person bekommen koͤnnte/ ja ich weiß nicht/ ob auch nicht gar bey einigen in Praxin zu bringen waͤre/ daß die gantze Bruͤderschafft vor ei- nen Diener oder Jungen/ der bey einem Handels- Patron in Diensten tritt/ Cauti on leistete/ als welche man allezeit lieber von einem angesessenen Corpore, als von einem Particulier annehmen wuͤrde; da- hin gegen sie sich anderwaͤrts mit guter Ruͤck-Buͤrg- schafft versehen/ und auch noch ein gewisses Præ- mium vor die Muͤhwaltung reichen lassen koͤnnten/ welches mancher auslaͤndischer Vater gern thun wuͤrde/ wann er versichert ist/ daß die Bruͤder- schafft seines daselbst sich aufhaltenden Sohns/ als ihres Mit-Bruders/ annehmen und Buͤrg- und Va- ter-Stelle vor ihm vertreten werde. Wie nun hierzu die Vorsteher nothwendig auswaͤrtige Corresponden tz suchen muͤsten/ als muͤsten die Unkosten darzu aus der Cassa genommen/ und die Unterschrifft/ im Namen des Præsidis und Vorstehere/ der Bruͤderschafft und Handlungs- Verwandten/ in blosen Missiv en oder Briefen/ in wichtigen Sachen/ Schrifften und Documentis aber/ im Namen des Præsidis, Vorstehers und Assessorum geschehen/ und alsdann mit dem grossen Bruͤderschafft Siegel; Jm jenen Fall aber/ da die Vorsteher nur allein zeichneten/ mit dem kleinen Sie- gel versigelt werden. Da auch die Bruͤderschafft/ durch ansehnliche und kluge Vorstehers/ sich in Credit und Renom- mée einer vorsichtigen und vernuͤnfftigen Conduite gesetzet/ koͤnnte hieraus leicht erwachsen/ daß/ so ander waͤrts dergleichen Bruͤderschafft mehr établi- J i 2 ret/ Caput XV. ret/ oder auch Handels-Verwandte einige Respon- sa und Belehrungen noͤthig haͤtten/ sie dieselbe von der Bruͤderschafft/ vor die Gebuͤhr/ einholen/ und sonderlich die Buchhalters sich/ in Vorfaͤllen das Buchhalten betreffend/ belehren lassen koͤnnten/ welches abermals ein kleines Accidenz waͤre/ wel- ches der Bruͤderschafft- Cassa zuwuͤchse. Die Administrati on der grossen Bruͤder- schaffts- Cassa, muͤsten zwey von denen aͤltesten Vor- stehern/ und zwey von denen Assessoribus, jeder aber einen besonderen Schluͤssel und Vorleg- Schloß darzu haben/ solche auch nicht/ als in der General- Versammlung eroͤffnet werden. Die kleinen und taͤglichen Ein- und Ausgaben aber/ koͤnn- te der Præses fuͤhren/ und von solcher bey der Quar- tal-Versammlung Rechnung abstatten. Nachdem auch Sonntaͤglich/ nach verrichtetem Gottesdienst/ viel Handlungs-Verwandte/ ihr Divertissement in diesem ihren Zunfft-Haus suchen wuͤrden/ als koͤn- ten sich jedesmal ein Vorsteher und Assessor Wech- sels-weise dabey/ um gute Ordre zu halten/ finden lassen/ und zugleich gewisse Statuta gemachet wer- den/ nach welchen die etwann vorfallende Schlaͤge- reyen/ oder andere boͤse Haͤndel/ mit Geld zu be- straffen waͤren/ welche Straff-Gelder ebenfalls der Bruͤderschaffts- Cassa einzuverleiben/ und das Jahr uͤber schon ein ziemliches austragen wuͤrden. Hauptsaͤchlich waͤre die Fundati on dieser Bruͤ- derschafft/ auch dahin mit angesehen/ daß fremde/ reisende/ und auch krancke Kauffmanns-Dieners und Jungens/ in diesem Haus ihre noͤthige Ver- pflegung/ sonderlich aber auch die Krancken haben moͤch- Von unterschiedlichen Stifftungen. moͤchten/ denen/ so gar/ wann sie vom Geld ent- bloͤset/ Zeit waͤhrender ihrer Kranckheit/ die benoͤ- thigte Medicamenta, Doctores und Speisen/ auf der Bruͤderschaffts- Cassa Unkosten muͤsten gehal- ten/ und gegeben/ auch so gar bey ihrem Absterben/ ihnen ein frey Begraͤbnis ausgerichtet werden/ wor- zu dann die Bruͤderschafft jederzeit mit ein- oder mehr sauberen Leichen-Tuͤchern/ eigenen Grab-Stellen/ und was mehr zu einem Begraͤbnis gehoͤret/ verse- hen seyn muͤste. Die bey dem Commercio oͤffent- lich-verpflichtete Unter-Bediente/ sonderlich/ die an der Waage/ bey denen Kram- und Kauff-Haͤusern/ koͤnnte man zu Leichen-Traͤgern gebrauchen. Jm Fall aber einer von denen Vorstehern/ oder Assesso- ribus, der Bruͤderschafft/ verstuͤrbe/ muͤsten aus denen uͤbrigen Mit-Bruͤdern/ etliche/ welche ihn auf ihren Schultern zu Grab truͤgen/ erwehlet werden. Reiche und bemittelte Auslaͤnder/ welche etwann in diesem Haus versterben sollten/ wuͤrden schon die Veranstaltung machen/ oder solche Freunde hin- terlassen/ welche die auf sie verwandte Zehrungs- Artzney- und Begraͤbnis-Kosten/ reichlich ersetzen/ und die Bruͤderschafft noch mit einer ansehnlichen Recompens, ihrer Muͤhwaltung halber/ bedaͤch- ten/ biß dahin auch die Bruͤderschafft/ das Jus Retentionis \& Prioritatis in des Verstorbenen seine gegenwaͤrtige und abwesende Effett en haͤtte/ biß so lang/ daß die Wiederersetzung der aufge- wandten Unkosten erfolget sey. Jch geschweige/ wie manches schoͤnes Legatum von Kauffleuten selbst/ als auch ledig-versterbenden/ vornehmen und geringen Handels-Bedienten/ an dieses Haus wuͤr- J i 3 de Caput XV. de gethan werden. Es koͤnnten auch zur See oder Land/ auf weit- und gefaͤhrlichen Reisen begriffene Handels-Diener/ ihre Geluͤbde/ welche sie GOtt zur bevorstehenden/ gluͤcklichen Reise/ aufopfferten/ also einrichten/ daß sie dem Haus der Bruͤderschafft/ wegen der Alten/ Krancken/ Unvermoͤgenden/ wel- che von demselben verpfleget wuͤrden/ ein gewisses Geld/ wann sie wieder gluͤcklich nach Haus gelan- gen/ erlegen wollten/ und was etwann der vielfaͤl- tigen Mittel mehr seyn moͤchten/ durch welche die Bruͤderschaffts- Cassa zu dieser Fundati on/ Unter- halt und Bestaͤndigkeit/ Gelds genug sammlen/ auch noch davon alte/ ausgediente/ krancke und schwache Mit-Bruͤder/ ausserhalb Hauses/ mit jaͤhrlichen Huͤlffs-Geldern versehen koͤnnte. Und also vermeyne ich/ genugsam/ die Moͤg- lichkeit und den Nutzen dieser Stifftung bewiesen zu haben; Jch weiß/ daß solches einer (gute Ordnung und Policey liebenden) loͤblichen Obrigkeit/ ferner/ denen Herren Kauffleuten selbst/ in grossen Han- dels-Staͤdten/ lieb und angenehm seyn wird/ weil sie dadurch (1.) unter ihren Bedienten eine gute Ord- nung eingefuͤhret sehen/ indem solche hinfuͤro an ge- wisse Regeln und Gesetze gebunden/ denen sie sich gemaͤß verhalten muͤssen. (2.) So koͤnnen auch Kauffleute um so viel eher zu einem tuͤchtigen Subje- cto eines Dieners oder Jungens/ wann sie solchen auf Recommendati on der Bruͤderschafft/ ihrer Vorsteher nehmen/ gelangen/ weil dieser/ wie zu- vor schon gemeldt/ ihre Pflicht mit seyn wird/ Leu- te/ die auf Trau- und Glauben ihnen abgefordert werden/ vorhero wohl examini ret zu haben/ wo- her Von unterschiedlichen Stifftungen. her sie seyn/ was hinter ihnen verborgen/ wem sie angehoͤren/ und was vor Dienste und Sicherheit von ihnen zu hoffen und zu haben sey. Denen Dienern und Jungens/ geschehe hier- durch auch dieser Nutzen/ daß sie Versprechers und Beystaͤnde an den Vorstehern und Assessoribus des Hauses/ in ihren Angelegenheiten haben/ und wissen/ an wem sie sich halten sollen. Sie leben in einer ordentlichen Socie taͤt/ erlangen dadurch so viel eher Addresse und Nachweisung zu guten Con- ditio nen/ wann sie der Orten fremd seyn; so nimmt sich auch die Bruͤderschafft ihrer in Noth/ Tod/ und Ehren-Faͤllen eben so/ als wann sie zu Haus bey ih- ren eigenen Freunden und Bluts-Verwandten waͤren/ an. Ja/ diese Stifftung koͤnnte sich auch dahin erstrecken/ daß die Bruͤderschafft einen ihren Mit-Bruder/ wann solcher zu seinem eigenen Haus schreiten/ und sich etwann verheyrathen wollte/ ei- ne gute Beysteuer zu denen Hochzeit-Kosten/ oder wann er solche nicht noͤthig/ doch ein stattlichs Hoch- zeit-Geschenck verehrten/ etwann auch/ wann er seinen eigenen Handel anfienge/ und der Bruͤder- schafft genugsame Sicherheit schaffte/ ihme mit ei- nem Capital, gegen gebuͤhrende Interesse, unter die Arme greiffen. Ehe er auch im Alter Noth und Mangel litte/ muͤste die Bruͤderschafft ihme bey- springen/ und einen woͤchentlichen Beytrag zu sei- Versorgung thun. Endlich auch im Sterben da- hin sehen/ daß er Christlich und loͤblich zur Erden be- stattet wuͤrde. Das gantze Corpus der Bruͤderschafft/ haͤtte/ nebst der bruͤderlichen Vereinigung/ und der schoͤ- J i 4 nen Caput XVI. nen Ordnung/ die unter ihnen herꝛschete/ auch die- ses Vergnuͤgen/ daß sie offt in Freundschafft zur Ergetzlichkeit zusammen kaͤmen/ ihr Corpus auch/ als eine loͤbliche Zunfft/ consideri ret/ und nachdem solche starck waͤre/ (wie sie sich dann in grossen Han- dels Staͤdten auf viel 100. ja/ ein oder mehr 1000. erstrecken koͤnnte) ihnen so dann bey offentlichen Stadt- Solenni taͤten und Noth-Faͤllen/ eine eigene Fahne/ Post und Rendevous koͤnnte anvertrauet/ etliche Compagni en/ oder gar ein Regiment/ von ihnen formi ret werden; welches dann/ wie ich ge- wiß versichert/ an Parade und Bravoure an sich nichts wuͤrden ermangeln lassen/ was die Ehre der Bruͤderschafft zu mainteni ren/ koͤnnte erfordert werden. CAP. XVI. Von dem Recht der Kauff- manns-Diener/ dessen sie sich/ wann sie treu und redlich dienen/ auch in Ansehung ihrer Functi on selbst/ zu erfreuen/ und was sie hingegen auch im Fall ihres Ubelverhal- tens/ zu gewarten haben. W Jr machen in Beschreibung dieser Rechts- Materia billig den Anfang von dem Ter- mino, da ein bißher-gewesener Handels- Jung/ nunmehro Contract gemaͤß/ sei- ne Vom Recht der Kauffmanns-Diener. ne Jungens-Jahre redlich und ehrlich erstanden/ und ausgedienet/ und hier auf von seinem Handels- Patrono loß gesprochen/ in dem Diener-Stand gesetzet/ und von derselben Stund an die Præroga- tiv en geniesset/ welcher ein Handels-Diener vor einen Handels-Jungen sich zu erfreuen hat. Als: Daß er nicht mehr Schuh putzen/ das Contoir auskehren/ seinen Herꝛn mit der Latern des Nachts einholen/ und mit dem Gesind/ wie in einigen Haͤusern geschicht/ essen darff/ sondern/ er wird nunmehro von seinem Herꝛn mit Jhr angeredet/ da er zuvor Du geheissen; Er darff sich auch bey des- sen Tisch setzen/ und fast biß zuletzt/ da Butter und Kaͤs aufgetragen wird/ daran sitzen bleiben/ wann es nicht der Wohlstand/ oder seine eigene Hoͤflich- keit/ und die Difference, die er noch vor seine Herꝛ- schafft/ sonderlich in Anwesenheit fremder Leut hat/ erfordert/ daß er eher aufstehe/ und seinen Teller mit sich hinweg nehme/ auch den Stuhl/ darauf er gesessen hat/ zuruͤck ziehe/ welches alles/ die Be- schaffenheit des Hauses/ und die Umstaͤnde der Personen/ bey welchen er sich findet/ ihme schon genugsam an die Hand geben werden. Nechst die- sem/ so kan er sich auch schon weit proprer in Klei- dern halten/ als er in seinem Jungen-Stand nicht hat thun doͤrffen. Er bekommt uͤber dem/ wann seine Capaci taͤt darnach ist/ ein gewisses jaͤhrliches Salarium, wird auch wohl besser logi ret/ als er bißher gewesen/ bekommt seine eigene Kammer und sauber Bett/ hat dabey Freyheit/ des Sonntags aus- und nach vollendetem GOttes-Dienst/ in ho- nette Compagni en zu gehen/ wann er sich nur ge- J i 5 gen Caput XVI. gen die Mahlzeit zu rechter Zeit wieder einfindet/ als mit welcher man nach ihm/ imgleichen mit dem Zu- schluß des Hauses zu warten/ gantz nicht schuldig ist. Wie dann auch solches in wohl polic irten gros- sen Staͤdten/ ein Haus-Wirth seinen Mieths Leu- ten nicht einmal einzuraͤumen schuldig/ und zwar/ vermoͤg Obrigkeitlicher Vorordnung/ daß/ wer vor 10 Uhr des Abends nicht zu Haus ist/ nicht mehr soll ein gelassen werden/ es waͤre dann/ daß der Haus-Wirth einen sonderbaren Egard vor des ausbleibenden seine Personen haͤtte/ oder solches in dem Mieths- Contract ausbedungen waͤre/ oder er aus Complaisance solches thun wollte/ was er de jure zu thun/ nicht schuldig ist. Ferner hat auch ein Handels-Diener von der Zeit an/ da er/ als Diener/ erklaͤret worden/ schon mehrern Respect bey denen Domestiquen selbst/ als er zuvor nicht gehabt hat/ da er noch/ als Jung gewesen. An der Boͤrs hat er den Zutritt/ (sonder- lich/ wann ihm sein Herꝛ/ nunmehr wichtige Han- dels-Geschaͤffte auftraͤgt) bey vornehmen Kauffleu- ten/ und wie er vor dem Handels-Gericht/ Kauff- manns-Aeltesten/ oder der Kramer-Jnnung/ loß- gesprochen/ und als Diener erklaͤret/ und einge- schrieben worden/ also ist er nunmehro auf der Stufe/ welche zukuͤnfftige Maitrise oder eigenen Handel fuͤhret/ wird also dadurch in seiner Zunfft- maͤssigkeit um so vielmehr befestiget/ und ihme bey dem Eintritt in dem Diener-Stand/ keine Quæ- stio Status seiner Person/ Geburt und Herkom- mens halber/ wie bey dem Eintritt in dem Jungen- Stand Vom Recht der Kauffmanns-Diener. Stand gemacht/ weil er durch diesen allbereit legiti- mi ret worden. Uber dem/ so ist ihm auch sein Herꝛ/ die mit ihm getroffene Capitulati on zu halten/ und das ihme darinnen-versprochene Salarium (es seye dessen gleich viel oder wenig) zu geben schuldig/ so gar/ daß/ wann er sich dessen weigern sollte/ der Die- ner Actionem locati ad consequendum pretium seu mercedem wider ihm anstellen/ so lang/ biß er sein Geld bekommen/ im Haus verbleiben/ und so die Sache klagbar wuͤrde/ das Klag- Libell fol- gender Gestalt einrichten koͤnnte. P. P. E Uer Hoch Edlen gebe hoͤchst-gemuͤssiget klagend zu vernehmen/ was massen ich mich vor 2. Jah- ren bey Herꝛn Titio in Diensten auf 3. Jahr lang/ gegen Reichung jaͤhrlicher 40. Reichs-Thaler Lohn/ eingelassen/ und ihme auf seiner Schreib-Stuben und Gewoͤlb zu Haus und auf Reisen/ solche Dienst geleistet/ welche einem ehrlichen und getreuen Han- dels-Diener eignen und gebuͤhren koͤnnen/ wie dann/ daß er jederzeit mit mir deshalben ver- gnuͤgt gewesen/ solches in continenti zu beweisen stehet Wann aber/ deme ohngeachtet/ er Herꝛ Ti- tius, mir vor 4. Tagen und also \frac{5}{4} ten Jahr/ vor Endigung der beyderseits conven irten Zeit/ den Dienst aufgekuͤndiget/ und dabey zu verstehen ge- geben/ daß ich in 8. Tagen den Abschied zu nehmen haͤtte/ indem er mir vor die vergangene Zeit den verdienten Lohn reichen wollte/ welches mir aber nicht Caput XVI. nicht genug/ in Erwegung/ daß/ gleichwie/ wann ein Handels-Diener vor Endigung der bestimmten Zeit Abschied nimmt/ er vor die verstrichene seinen Lohn ( ex consuetudine multarum Provinciarum wovon Carpzovius pag. 2. Const. 51. defin. 13. und Wuͤrtemberger Land-Recht part. 2. tit. 17. §. Wann geduͤngte ꝛc.) gaͤntzlich verlieret/ also hin- wiederum ex Natura Correlativorum, der Herꝛ dem Diener vor die gantze verglichene Zeit/ den voͤl- ligen Lohn zu reichen/ schuldig/ und verbunden ist/ so gar/ daß dieser aus dessen Haus/ bevor er voͤlligen Mercedem uͤberkommen/ zu weichen/ nicht gezwun- gen werden kan. lib. 19. §. 9. l. 38. princ. ff locati Carpzov. Decis. 265. num. 9. item p. 2. Const. 51. def. 13. num. 6. Espach. ibidem Lauterbach ad ff. tit. locati num. 24. Colerus de Processu Executivo pag. 1. Cap. 9. num. 10. Costa tract. de quota \& rata c. 128. Brunnemannus ad dict. l. 38. ff h. t. Als ersuche Euer Hoch Edle hiermit gehorsamst/ dieselbe geruhen/ ersagten Titium, per Decretum zu injungi ren/ mir bey der/ vor geendigter Zeit geschehenen Aufkuͤndigung/ auch den 3. jaͤhrigen voͤlligen Verdienst ohnnachlaͤssig zu bezahlen/ und darneben ihme zu bedeuten/ daß/ biß dieses zu Folg der Rechten geschehen/ ich in seinem Haus zu ver- bleiben/ Macht und und Befugnis habe/ hieruͤber Euer Hoch Edl. Richterlichen Assisten tz und Justi tz- Mittheilung mich gehorsamlich getroͤstend/ verhar- re ich. Daß hernach/ auf ein dergleichen eingegebenes Klag- Libeli, dem Petito gemaͤß/ zu deferi ren sey/ da- Vom Recht der Kauffmanns-Diener. davon finden wir bey dem Carpzovio pag. 3. de- cis. 264. folgendes Præjudicium, welches die loͤb- liche Jurist en- Facul taͤt zu Leipzig/ Johann Steinin- gern zu Eißleben/ im Octobr. Anno 1646. erthei- let/ also lautend: Hat Anno 1636. im Octobr. Georg. Fischer zu Quenstadt/ euch zu einen Schreiber auf ein Jahr lang angenommen/ daruͤber eine schrifftliche Be- stallung unter seiner Hand und Siegel ausgeant- wortet/ wogegen ihr mit einem Eyd euch verbind- lich gemacht/ auch durch euren Vettern P. R. buͤrg- liche Cauti on bestellet; Es ist aber bemeldter Fischer/ mit Reichung desjenigen/ darzu er sich verpflichtet/ an seinem Ort dem Contract nicht nachgekommen/ sondern hat endlichen noch lang vor der Jahres- Zeit/ euch die Bestallung aufgesagt/ darob ihr euch beschwehret/ Commissi on ausgebracht/ und die Sache mit ihme so lang getrieben/ biß er endlich darauf Todtes verfahren; Es wollen sich aber nun- mehro dessen Erben zu nichts verstehen/ noch euch die Jahres-Besoldung/ nebenst der ruͤckstaͤndigen Kost/ und andern verursachten Schaͤden und Unko- sten abstatten/ deßwegen ihr zu eurer Befuͤgnis in- formi ret zu seyn begehret. Ob nun wohl einem jed- wedern nachgelassen/ seinem Diener auch ohne Ur- sach zu beurlauben/ und ihres Dienstes zu erlassen/ dannoch aber/ und dieweil solches in dem Fall/ wann die Bestallung auf eine gewisse Zeit gerichtet/ einen Abfall gewinnet; Fischer auch/ eurem Andeuten nach/ gantz keine Ursach/ euch vor der Zeit hinwie- derum zu licenti ren/ vorwenden koͤnnen/ so seynd nunmehro seiner Erben vorerwehnter Bestallung noch- Caput XVI. nochmals nachzukommen/ und die jaͤhrige Besol- dung euch vollstaͤndig abzustatten/ so wohl/ als auch wegen der Kost sich mit euch abzufinden schuldig; wuͤrdet ihr nun auch/ die angegebene Unkosten und Schaͤden/ allermassen euch zu thun oblieget/ beschei- nigen/ und die Fischerische Erben mit ihrer Noth- durfft darauf vernommen werden/ so ergienge/ ob und wie viel sie euch deßwegen zu entrichten schuldig/ was recht ist. V. R. W. Jnsgemein seynd der Kauffleut und andern Bedienten ihre Salaria in Rechten so privilegi rt/ daß sie (1) in Concursu Creditorum ein Vor- zugs-Recht vor andern Glaͤubigern haben/ Car- pzov. part. 3. Decis. 278. \& in asylo Debitorum thes. 48. Es waͤre dann/ daß ein offentliches Sta- tutum desfalls ein anders verordnete. Mevius. ad jus Lubec. p. 423. So koͤnnen solche (2) auch nicht mit Arrest be- schlagen werden/ als nur in Subsidium, wann sonst gantz keine andere Zahlungs-Mittel vorhanden/ und zu erlangen. L. commodis 40. ff. de Judic. L. stipendia. 3. C. de Execut. rei judi. Coler de Pro- cess. exercit. part. 2. cap. 3. num. 144. \& seqq. (3) Sind sie auch von allen Steuren und an- dern extraordina iren Auflagen befreyet/ Gloss. in L. honorem 10. ff. de muner. \& honor. Struv. syntag. Jurispr. Exer. 50. thes. 90. sonderlich die- jenige/ die davon leben/ und sich nothduͤrfftig kleiden muͤssen/ und etwan bey ihren Patronis nicht den Tisch/ oder die Kost/ auch kein Quartier haben/ son- dern Vom Recht der Kauffmanns-Diener. dern sich solches selbst ausser Haus schaffen muͤssen/ L. suo victu 18. L pen. ff. de oper. libert. Welches aber wieder seinen Abfall hat/ wann ihnen so viel Besoldung gereichet wird/ daß sie da- mit Gewinn treiben koͤnnten/ in welchem Fall sie nicht so wohl in Ansehung der Besoldung/ als daß ihnen daher zuwachsenden Lucri oder Profit s/ ein gewisses zur Steuer erlegen muͤsten. Pet. Greg. Tholos. lib. 3. de Rep. c. 4. n. 3. Besold. de æra- rio cap. 4. vers. 14. (4) Wird auch in Causa dergleichen Salario- rum Summariè und auf Vorzeigung des Con- tract s/ welchen der Diener mit seinem Herꝛn aufge- richtet/ gesprochen/ und executivè verfahren. Weh- ner. obs. pract. v. Expensen p. 101. Gail. lib. 1. observ. 44. n. 5. \& 9. Carpzov. in proc. Jur. tit. 1. art. 1. n. 51. Was aber das Quantum betrifft/ wie viel ei- nem Diener an Besoldung zu reichen/ solches kan so gewiß nicht determini ret werden; Darnach die Kauffleut und die Dieners/ die Handlungen und die Verrichtungen seyn/ darnach wird viel oder we- nig gegeben/ wie solches aus denen Contractibus Cap. 2. zu ersehen; Billich waͤre es/ daß demjenigen der viel zu verrichten hat/ auch viel am Salario gerei- chet wuͤrde. Fritsch. Const. 4. n. 173. Wiewol solches heutiges Tags nicht aller Or- ten erfolgen will/ indem zwar theils Herꝛn ihren Die- nern genugsame Verrichtungen/ aber dabey keine demselben gemaͤsse Salaria ertheilen; Nichts destowe- niger ist es/ wie anderwaͤrts schon gemeldet worden/ heutiges Tags mehrentheils eingefuͤhret/ daß ein Han- Caput XVI. Handels-Diener zu Haus die Buͤcher schreiben/ und Corresponden tz fuͤhren/ und neben den Con- toir auch die Boͤrs und Magazin/ ausser dem Haus aber die Messen/ und andere Reisen verrichten muß; da er dann offt nicht mehr Salarium, als ein sol- cher empfaͤngt/ der nur einerley Verrichtung hat/ und entweder auf dem Contoir oder in dem Ma- gazin und Kram-Laden seiner Dienste abwartet. Jm Fall auch/ daß ein solcher Diener der all- zuviel/ und mit mancherley Geschaͤfften uͤberladen wird/ allen zugleich/ kein vollkommenes Genuͤgen solte leisten koͤnnen/ hat es sich sein Herꝛ selbsten zuzu- schreiben/ als welcher (indem er darunter menagi- ren wollen/ daß er einem die Arbeit aufgeleget/ an welcher ihrer zwey/ sonst genug zu tragen gehabt) dieselbige/ wie leicht zu erachten/ alsdann so voll- koͤmmlich nicht verrichtet bekommt/ als wann er sie/ unter mehrere eingetheilet haͤtte. Welches auch der weise Heyd Plato wohl angemercket/ wann er in seinem Buch von den Gesetzen schreibet/ daß des Menschen Natur gantz zu wider/ ja fast unmoͤglich sey/ zu gleicher Zeit zweyen verschiedenen Verrich- tungen ein Genuͤgen zu thun/ oder an unterschiedli- chen Ortrn zugleich zu seyn/ sondern wann er schon/ in dem einen munter und hurtig ist/ so bleibet doch das andere indessen liegen/ oder es wird doch nicht recht verrichtet/ wie es seyn sollte. Nam difficile est, ut unus Homo duorum Vicem sustineat. ff. de pact. \& L. fin. ibi. ne cum ad utrumque festi- nat, ne utrum bene peragat; Damit er nicht/ wann er zwey zugleich thun soll/ keines recht mache/ C. de Assess. Carpz. p. 2. Decis. 194. n. 5. \& 6. oder Vom Recht der Kauffmanns-Diener. oder wie man im Sprichwort sagt: Pluribus inten- tus, minor est ad singula sensus, wer zwey Haasen mit eins verfolgen will/ wird schwerlich einen davon bekommen; Jndessen stehet es nicht zu laͤugnen/ daß es sehr bequem sey/ wann man solche Diener hat/ die in alle Saͤttel gerecht seyn/ die so wohl mit der Feder als Ellen oder Gewicht/ mit Kopff- und Hand-Ar- beit zu Haus und auf Reisen umgehen koͤnnen; sie- het man es doch wohl an denen/ welche sich eigene Pferde halten/ daß sie gemeiniglich dahin sehen/ daß solche beydes zum reiten/ als ziehen moͤgen koͤnnen ge- braucht werden/ sie kosten aber auch zuweilen darum so vielmehr; gleich also ist es nicht mehr als billich/ daß ein Herꝛ/ der einen solchen Diener hat/ welcher in al- le Saͤttel gerecht ist/ ihn auch darnach lohne/ und da er Buchhalters Stelle mit vertritt/ ihn nicht blos mit eines gemeinen Laden-Dieners Besoldung ab- speise/ oder da er in dessen Verrichtungen/ auf wei- ten und gefaͤhrlichen Reisen sich hazardi ren und strappazi ren muß/ ihn nur so wenig beylege/ als einer der Commode zu Haus hinter dem warmen Schreib-Stuben-Ofen/ seine Zeit mit etwas weni- ges von Schreiben zubringet. Hingegen soll auch ein Diener nicht mehr auf sich nehmen als er bestreiten oder dem Leib und Ver- stands Kraͤfften nach/ verrichten kan; jenes wird ihn zwar die Maas selbst wol lehren/ dieses aber ist mehrmals eine Vermessenheit/ da sich einer dasjeni- ge zu præsti ren ausgiebt/ was er da nicht verstehet/ oder dem er nicht gewachsen ist/ in welchem Fall/ er allerdings seinen Herꝛn davor antworten muͤste/ wann hernach aus solcher seiner Unwissenheit und K k Un- Caput XVI. Unverstand/ demselben einiger Schaden zuwuͤchse/ weil hier abermal die Rechts-Regel/ quod imperi- tia Culpæ adnumeranda sit statt findet. Wie aber einem wohl-verdienten und geschick- ten Handels-Biener an Lohn nicht zu wenig gegeben werden muß/ also will auch im Gegentheil Maas ge- halten seyn/ daß ihm nicht mehr gegeben oder zuge- saget werde/ als. seines Herꝛn Vermoͤgen ertragen kan; nam ita utendum est opibus Domini, ut satis supersit Hero. Lorich de Instit. Princip. p. 196. Maximè, quia consultum est prospicere, ne Ministri Rem propriam meliorem, cum detri- mento Domini reddant. Lather. de Censu. lib, 1. c. 15. n. 17. Das ist: Daß die Diener bey ihren dienen reich/ die Herren aber arm werden/ welches Letz/ e manches Handeis- Patrons seines Unfleisses/ Unverstands/ und Ehr- geitz eigene Schuld ist; Sein Unfleiß contribui ret darzu/ dann/ er selber nicht acht auf seine Hand- lung giebt/ sondern die Diener nach Belieben schal- ten und walten laͤßt/ und weil er selbst nicht die Hand mit anlegen will; Dahero denen Dienern so viel mehr Arbeit aufbuͤrdet/ also auch ihnen so viel mehr an Besoldung geben muß. Aus Unverstand kommt ihme seiner Diener Salarium hoͤher/ als er es noͤthig zu geben haͤtte/ weil er ihre Arbeit nicht zu schaͤtzen weiß/ und da er derselben mit vorzustehen nicht capable ist/ folglich auch geben muß/ was ihme abgefordert wird. Der Ertzgeitz kommt in so weit bey Reichung grosser Salari en in Betrachtung/ daß mancher da- durch Vom Recht der Kauffmanns-Diener. durch vor Reich und Vornehm/ (als wann er es wohl thun konnte/ ingleichen/ als ob seine Handels- Verrichtung so groß waͤren/ daß solche billich auch grosse Salaria erforderten) will angesehen seyn/ un- geacht seine Mitbuͤrger und Kauffleut von beyden wohl das Gegentheil wissen/ nemlich/ daß seine Cas- sa und Handels- Capital, noch viel weniger aber sei- ne Handels-Verrichtungen/ mit so grossen Salariis die er giebet/ nicht proportioni ret seyn; Geschiehet es aber/ daß er nur dadurch die besten Leute an sich ziehen/ und andern abspenstig machen will/ so ist es gleichfalls sehr uͤbel gehandelt/ und denen Moral- Gesetzen zuwider. Jst demnach die Masse zu allen Dingen gut nach welcher ein Handels-Diener/ nach Beschaf- fen/ heit der Dienste/ die er leistet/ nicht mit uͤber- maͤchtiger/ noch mit allzu geringer Belohnung oder Besoldung abgespeiset werden muß/ weil es heißt/ ein Arbeiter ist seines Lohns werth/ wann er solche nun nicht der Billichkeit nach empfienge/ moͤch- te er verdrossen werden/ und gedencken/ exilis Nummus brevem parit Missam, Kupffern Geld/ Kupfferne Seel-Meß/ item Equus malè pastus malè ambulat, ein Pferd/ das nicht wohl gewar- tet wird/ kan auch keine groffe Dienste thun. Ein solcher allzuschlecht besoldete Diener moͤchte sich wol gar daruͤber aufs Partiten-machen legen/ und sei- nem Herꝛn auf andere Weise abzwacken/ was er ih- me an Salario zu wenig giebet. Diesem aber vorzukommen/ soll ein Handels- Patron/ was Recht und billich ist/ seinen Handels- Bedienten vor die Belohnung aussetzen; er soll be- K k 2 den- Caput XVI. dencken/ daß das Jahr lang sey/ daß ein solcher Be- dienter vor alles stehen und hafften/ und mancher Pfitze die Augen austretten/ auch manchen sauren Wind sich muͤsse unter die Nasen wehen lassen. Wie dann auch ein solchet Herꝛ der seinen Bedienten aus- traͤgliche und hinlaͤngliche Besoldungen giebet/ die- selbe um so viel mehr anstrengen kan/ daß sie das Jhrige thun und verrichten muͤssen/ wozu sie ange- nommen worden; da sie aber doch untreu und nach- laͤssig erfunden wuͤrden/ haͤtte er sie alsdann/ mit so viel bessern Fug desto schaͤrffer dafuͤr anzusehen/ und zu bestraffen. Nicht weniger stehet es auch gar schlecht/ wann einem getreuen Diener seine Besoldung vor- enthalten/ ihme nur Tropffen-weiß gegeben/ und niemals Richtigkeit mit ihm gepflogen/ auch wol gar unter einen und andern nichtigen Vorwand bald die- ses bald jenes decorti ret und abgezogen wird: L. 5. §. 4. C. de necess. serv. hered. instit. L. fin. C. de alluvio. So gar/ daß mancher rechtschtschaffener Diener offt seufftzen und klagen muß; Contrivi miserè miser tot annos Gustando mala, gratias agendo Sperando, ingenuoque serviendo Tantorum mihi præmium laborum Sunt sapere atque pœnitere. So vieler Jahre Zeit/ seynd leyder! hinge- gangen/ Da Boͤses ich geschmeckt/ und Danck davor gesagt/ Auf Vom Recht der Kauffmanns-Diener. Auf Hoffnung treu gedient/ und nichts da- vor empfangen/ Als das/ (da ich jetzt klug/) ein solches wird beklagt. Oder/ wie jener Engelaͤnder von Hof-Diensten schreibet: Vitam, animas, operam sumptus impendimus aulæ Præmia pro meritis, quæ retributa putas Aula dedit nobis Rescripta notata Papyro Et sine mente sonos, \& sine Corde Manus. Das ist: Wir haben bey dem Hof fast alles aufge- setzet Gut/ Leben/ Seel und Zeit/ was meynst du das ergoͤtzet Uns doch vor alles diß? ein schlecht papier- ne Schrifft/ Die einen blossen Schall und leere Wort be- trifft. Durus de Pascolo in aulic. Polit. reg. 349. \& 350. Uber welche Unbillichkeit Herꝛ D. Schutz in seinen Reflexionibus Politico-Consolatoriis Cap. 9. p. 235. nicht unbillig diese nachdenckliche Worte fuͤhret: Es ist fast gemein worden/ daß die Bedienten nicht allein mit einer schlechten Besoldung versehen/ sondern auch damit noch lange aufgehalten werden/ welches eine tieff zu Hertzen-gehende Sache ist/ wann ein ehrlicher Diener/ Tag und Nacht ange- K k 3 stren- Caput XVI. strenget wird/ und gleichwol nach Verflirssung der Zahl-Zeit erst zu gewarten hat/ daß er entweder gar abgewiesen/ oder wegen der Chicane, die ihm ge- macht wird/ einen Theil seines Lohns hinter lassen muß/ wann auch gleich den Bedienten/ ein ansehn- liches Salarium ausgesetzet/ und damit gleichsam eine gantze Kuh-Haut uͤber schrieben worden; so ist doch/ wann es zum Einnehmen kommt/ eine Nuß-Schaa- le groß genug darzu; Allein/ weil ein jeder Arbeiter seines Lohn werth ist/ so kan es nicht fehlen/ GOTT muß endlich ein Einsehen darinnen haben/ wo man einen armen Diener das Seinige wieder rechtlich vorenthaͤlt/ und nicht zukommen laͤßt/ es entstehet auch gemeiniglich hieraus nichts Gutes; Dann manchmal ein sonst treu und aufrichtiger Diener/ sich aus Noth anderwaͤrts vergreifft/ oder corrumpi ren laͤßt/ woran er bey richtiger Bezahlung/ des ihme versprochenen Salarii, nicht gedacht haͤtte. Bis hieher besagter Author. Welches ein ieder Herꝛ um so viel mehr zu be- obachten hat/ weil die Vor-Enthaltung des Lohns eine von denen vier Haupt-Suͤnden ist/ welche zu GOtt im Himmel schreyen. Jch meines Orts hielte davor/ ein raisonnabler Kauffmann/ der einen ge- treuen Diener hat/ thaͤte sehr wohl/ wann er alle halbe Jahr dem Diener mit Auszahlung seines Sa- larii und zwar mit freywilliger Auszahlung dessel- ben/ dem Diener ungefordert/ oder ungebeten zu- vorkaͤme; dann weil bey manchen Dienenden/ son- derlich Ehrliebenden und dabey bloͤden Gemuͤth/ die Modestie und Schamhafftigkeit so groß ist/ daß es lieber Mangel leidet/ als daß es um sein Verdien- tes Vom Recht der Kauffmanns-Diener. tes Lohn sordern sollte/ sonderlich wann es einen muͤrrischen/ eingebildeten und geitzigen Herren hat; als muß derjenige/ der in diesem Fall vernuͤnfftig seyn will/ dem Diener zuvorkommen/ und nicht erst kaltsinniger Weise fragen/ ob er auch was noͤthig haͤtte/ so koͤnnte er sprechen. Dann in solchem Fall trifft offt das bekannte Sprichwort ein/ daß derjeni- ge/ der fragt/ nicht gern gaͤbe. Man lasse den Die- ner alle halbe Jahr sein Salarium hinnehmen/ und solches selbst verwahren/ und anlegen/ worzu er es noͤthig hat/ und halte es vor keinen Gewinn/ solches in Cassa zu behalten/ dann das pfleget sehr nach ei- nen eigennutzigen und vilain en Gemuͤth zu riechen/ es waͤre dann/ daß andere Umstaͤnde darbey waͤren/ und das Abkommen zwischen Herꝛn und Diener aus gewissen Ursachen also getroffen worden/ daß das Salarium aufwachsen/ und bis zu einer Zeit von Jahren/ in des Herꝛn Cassa und Verwahrungen liegen bleiben/ etwan daselbst auch Frucht tragen/ und nach Ablauff solcher Jahre auf einem Bret/ nebenst denen aufgelauffenen Zinsen/ erhoben werden solte. Ausser diesen aber thut ein Diener wol/ daß er solches nicht auf summi ren lasse/ weil allerhand Zufaͤlle dar- zwischen kommen koͤnnten/ da er hernach Difficul taͤt haben moͤchte/ solches zu erheben. Hierbey stehet aber auch zu erinnern/ daß ein Herꝛ nicht schuldig sey/ ihme auch zu rathen stehe/ den Diener vor der Verfall-Zeit/ oder ehe er es verdienet hat/ zu bezahlen/ weil solches zu vielen Unordnungen Anlaß giebet/ und das voraus gegessene Brod her- nach nicht mit solchem Eyfer zu verdienen gesuchet wird/ als wann man solche Belohnung noch zu ge- K k 4 warten Caput XVI. warten haͤtte/ jedoch veraͤndern auch in diesen Stuͤck/ die Umstaͤnde/ welche sich dabey befinden/ die Sache/ und giebet der Contract, welchen Herꝛ und Die- ner mit einander aufrichten/ schon beyderseits die ab- helffliche Maaß. Es wird aber nicht allein das volle Salarium denen Dienern gereichet/ welche ihre wuͤrckliche Dienste leisten und verrichten/ sondern auch denen/ die durch Krieg/ Pestilentz und andern Zufaͤllen dar- an verhindert worden/ juxta l. 13. in pr. ff. de ann. leg l. 38. pr. \& §. 1. ff. locat. Sonderlich denen/ welche Kranckheits halber/ nicht/ wie sie gern wollten/ ihrer Herren Dienste verrichten koͤnnen; Specul. tit. de Salar. §. 3. num. 8. \& 9. Covarruv. lib. 3. var. Resol. 14. Weil eine Kranckheit ein Casus fortuitus, oder unverhoffter Zufall ist/ den niemand vermeiden kan. L. 13. §. 7. ff. de Excuf. tut. Und auch diejenige/ als wuͤrcklich dienend an- gesehen werden/ welche gern dienen wollten/ durch Kranckheit aber daran verhindert werden. L. 4. §. ff. de stat. lib. Zumal da die meiste Kranckheiten von den vie- len Muͤh- und Beschwehrung/ welche ein Diener bey seinen Verrichtungen auf dem Hals hat/ und aus- stehen muß/ herkommen. Fr. Stypmannus de Referendar. cap. 8. numer. 37. \& 38. Die jenigen Kauffleute auch unchristliche Ge- muͤther haben muͤsten/ welche (des menschlichen Elends nicht eingedenck) den krancken Diener durch Entziehung seines Salarii noch mehr Betruͤbnus ma- chen Vom Recht der Kauffmanns-Diener. chen wollen/ da doch derjenige/ der heute stehet/ wohl zusehen mag/ daß er morgen nicht auch schon darnieder liege. Jedoch wird dabey erfordert/ daß die Kranckheit also bewand und beschaffen sey/ daß einer deswegen unmuͤglich sein Amt verrichten koͤnne. arg L. 1. §. 7. ff. de Ædilit. Edict. L. 60. ff. de Re judic. Dann/ wann sich einer muthwillig kranck ge- soffen/ oder gehuret/ oder nur ein schlechtes Fieber an sich haͤtte/ mag ihme solches zum Vorwand nicht zu statten kommen. Gloss. in c. placuit dist. 18. Nechst diesem gebuͤhret auch die volle Besol- dung/ denen/ die in ihrer Herren Diensten abwesend seyn. L. si longius 18. in pr. ff. de judic. Jnsonderheit aber ist ein Herꝛ/ alte abgelebte Diener billich bey sich zu behalten/ schuldig/ also/ daß sie nicht gleich denen alten Pferden und Hunden/ wann sie keine Dienste mehr thun koͤnnen/ stracks ab- geschaffet/ oder Huͤlff-loß gelassen werden/ damit er sich nicht mit dem schaͤndlichen Laster der Undanck- barkeit besudele. c. quamvis triste 8. q. 1. L. 1. §. 13. ff. de var. \& extraord. Co- gnit. Jnmassen dann solchen Emeritis in ihren Al- ter/ nicht allein Ruhe zu lassen/ sondern selbige auch/ mit einer austraͤglichen jaͤhrlichen Provision und Gnaden-Besoldung dergestalt zu bedencken seyn/ daß sie keinen Mangel leiden doͤrffen. K k 5 arg. Caput XVI. arg. l. Lucilius: ibi: veteranis in prœ- mium assignatis ff. de Evict. Dahero unsere vorgeschlagene Stifftung vor die Kauffmanns-Bediente/ aus welcher dergleichen alte wohl verdiente Handels-Bediente/ ebenfalls ei- nen Zubuß zu ihrem Unterhalt im Alter zu hoffen/ denen Herren Kauffleuten/ so viel recommanda- bler seyn sollte/ das Jhrige zu einem so Loͤblichen Werck gleichfalls beyzutragen/ oder auch unter sich selbst ein solch Gestifft ad pium usum zu machen/ dar- innen sie ihre alte wohlverdiente Diener Lebenslang versorgen koͤnnten/ welches besser seyn wuͤrde/ als an solche Erben/ Oerter oder Personen zu verma- chen/ und zu legi ren/ die dessen keinen Danck wissen/ selbst genug haben/ solches Ubel anwenden/ oder bey welchen (wie heutigs Tags bey vielen uͤbel ange- wandten Legatis geschiehet) das dahin vermachte Capital, in todte Haͤnde faͤllt/ in welchen es nim- mermehr wieder zum besten des gemeinen Wesens unter denen Lebendigen zu rouli ren ans Tages-Liecht kommet. Ferner/ so gebuͤhret auch denen Dienern wieder/ welche rechtmaͤssiger Weiß der Herꝛ einer Ubelthat/ oder andern Ursachen halber inquiri ren laͤst/ dan- noch ihre Besoldung/ so lang sie wuͤrcklich in Dien- sten gewesen; Speidel in Spec. jur. voc. Besoldung. Wie nicht weniger denen/ welchen die Herꝛ- schafft selbst gehindert/ oder denen nichts zu verrich- ten gegeben/ sie aber indessen zu ihren Diensten alle- zeit parat gestanden/ und auf Ordre und Befehl war- Vom Recht der Kauffmanns-Diener. warten muͤssen/ zumal/ wann ihnen ihre Dienst nicht aufgekuͤndet worden. L. 19. §. 9. ff. locat. Richter Consil. 162. numer. 11. \& 12. vol. 2. Und obschon des Salarii wegen kein gewisses Quantum constitui ret/ exprimi ret oder bedungen worden/ also/ daß es schiene/ man koͤnnte von dem Handels-Patron mit Fug und Recht nichts for- dern; per L. 5. §. 3. ff. mandat. vel contra, Sondern es nach dem alten Sprichwort heissen moͤchte: Wer auf Gnade dienet/ dem wird mit Barmhertzigkeit gelohnet. Möller p. 1. Const. Saxon. 28. n. 8. So ist doch der Richter/ wann es zur Klage kommt/ in Ansehung des Dieners seiner geleisteten Dienste schuldig/ ex officio ein gewisses zur jaͤhrlichen Besol- dung zu arbitri ren und zu erkennen. Richter part. 2. vol. 1. Cons. 17. n. 36. \& seqq. Schneidewin in Comment. ad Inst. lib. 1. tit. 22. n. 13. Und zwar so viel/ als andere dergleichen/ die man jaͤhrlich pfleget/ gereichet zu werden. Brunnemann. ad L. 13. §. fin. ff. locat. nu- mer. 30. Da auch des Dieners sein Herꝛ stuͤrbe/ so waͤren doch dessen Erben die versprochene Besoldung ab- zustatten und zu bezahlen schuldig. Carpzov. Dec. 88. n. 16. Stuͤrbe aber der Diener innerhalb des Jahrs/ und er Caput XVI. er haͤtte mit seinem Herꝛn auf Jahren contrahi rt/ so waͤre solcher an des Dieners Erben nichts mehr an Besoldung heraus zu geben/ schuldig/ als nur so viel/ als die Zeit betruͤge/ die der Diener wuͤrcklich gedienet hat; Vid. Marquard de jure Mercatorum. lib. 3. cap. 6. num. 91. \& seqq. woselbst er auch ex lib. 1. art. 22. juris Saxonici oder dem Land-Recht anfuͤhret. Stirbet der vermuthete Mann/ eh er sein voll- koͤmmlich Lohn verdienet/ welches ihme verheissen worden; man ist seinen Erben nicht mehr pflichtig zu geben/ als/ so viel er verdienet hat/ und ihme gebuͤh- ret/ biß auf die Zeit/ da er starb. Vielmehr waͤre ein Handels-Patron befugt/ wann er seinem Diener aus Gefaͤlligkeit etwas vor- aus bezahlt haͤtte/ solches nach Abtheilung der Zeit von dessen Erben wieder zu begehren/ vid. Franzk. ad tit. ff. locat. n. 193. Carpzov. part. 2. decis. 136. \&c. Ein anders ist es mit denen Gelehrten/ welche/ wann sie sich eine jaͤhrliche Besoldung bedungen/ und unter dem Jahr gestorben sind/ dieselbe nichts de- sto minder voͤllig auf ihre Erben verfallen/ wie zu se- hen ex l. 38. §. 1. ff. locat. l. 15. §. 1. C. de Advo- cat. \&c. Und so viel von dem Salario, welches ein Han- dels-Diener/ in so weit er redlich und treu gedienet/ rechtmaͤssig zu prætendi ren hat. Folget nun/ wann er in seines Herꝛn Geschaͤfften/ und vor dessen Rech- nung/ wie auch zu seines Handels Besten mit andern contrahi rt/ wie gedachter sein Herꝛ dafuͤr gehalten sey/ Vom Recht der Kauffmanns-Diener. sey/ und Krafft des 3. Tit. ff. lib. 14. und des 25. Tit. lib. 4. Cod. de institoria Actione, in soli- dum ad id, quod ex Contractu Præpositi debe- tur, koͤnne belanget werden. Das Formular der Action, woraus zugleich der Casus so viel klaͤrer werden wird/ moͤchte so dann etwan folgender massen abgefasset werden. Præmisso Titulo. D Enenselben verhalte nicht/ daß Dero Burgers und Handelsmanns N. N. Laden-Diener/ in der Leipziger Oster-Meß lauffenden Jahrs bey mir 3. Stuck Englischen Tuchs und 6. Stuck derglei- chen Zeugs abgeholet/ und vestiglich zugesaget/ daß innerhalb Monats-Zeit der Werth davor/ mit 320. Rthl. mir sollte vergutet werden/ zu dem Ende/ ich/ mich auf dieses Versprechen gewiß verlassend/ 2. pro Centum auf der Summa nachgelassen. Ob ich nun gleich so wohl den Principal en/ als obbesagtem Laden-Diener/ solchen zu selbst eigenen Vortheil ge- setzten Termin schrifftlich errinnert/ mir das Preti- um der verkaufften Waaren baar zu uͤberschicken; angesehen/ ich dieser Ursach wegen den Preiß so civil gestellt habe/ so ist biß anhero doch nichts er- folget/ und sehe ich/ daß ich mit einem schlechten Be- zahler zu thun habe. Wann aber kein Kauff de jure ohne Erlegung des Ptetii conventi als essential en Stuͤck dieses Contract s mit Bestand geschehen mag/ und zweytens ein jeglicher Handelsmann vor seinen Laden-Diener/ so weit er Namens seines Prin- cipalis zu handeln bestellt/ und der Contract sich auf Caput XVI. auf das Commercium Domini referi ret/ zu be- zahlen unausfluͤchtig verbunden. Per l. 5. §. 12. l. 11. §. 5. ff. l. 2. \& 3. C. de institor. Actione. Hermannus Stamm de jure sive servitute personali lib. 1. cap. 20. per totum. Als bin gemuͤssiget worden/ mich hieher zu begeben/ und mittelst dieser mir ex adverso propter retar- datam solutionem pretii conventi abgenoͤthigten institoriæ actionis E. H. E. dienstlich zu ersuchen; Sie geruhen besagtem Burger und Handelsmann N. N. fordersamst vorzufordern/ ihn uͤber meine Klag zu verhoͤren/ und da er dagegen nichts/ wie ich wol versichert bin/ einzuwenden weiß/ auch des Em- pfangs der gerechten Waaren gestaͤndig ist/ ihn so fort in die bare Abstattung des verglichenen Werths ex mora mit gebuͤhrender interesse und causi rter Reiß-auch Zehrungs-Kosten/ per sententiam zu condemni ren/ und exequendo anzustrengen/ hier- uͤber juris \& justitiæ celerem administrationem instanter implori rend/ verharre ich ꝛc. Ein anders/ da gegen einem/ oder mehr Schiffs-Rhedere ex Tit. 1. ff. l. 14. \& tit. 25. lib. 4. Cod. de exercitoria actione (wegen des/ was sein/ mit einer Cargason oder einem Schiff allein ausgeschickter Diener/ oder auch der Schiffer desselbigen Schiffes vor ihres Principalis, oder Rheders Rechnung zu dessen Schiffs-Behuff aufgenommen) die Action angestellet wird. P. P. Vom Recht der Kauffmanns-Diener. P. P. D Enenselben gebe gehorsamlich zu erkennen/ was Gestalt ich bereits vor 8. Wochen/ Dero Burgers und Schiff-Rheders N. N. seinem (mit seinem Schiff hieher gekommenen) Diener/ wie auch dem auf dem Schiff bestellten Schiffer/ auf ihr beyder seytiges Ansuchen/ zur Reparation des ge- dachten/ durch Sturm sehr beschaͤdigten Schiffs 200. Reichsthl baar Geld/ laut ihrer Qittung vor- geschossen/ wobey sie sich dann anheischig gemacht/ daß- so bald sie wuͤrden zu Haus gekommen seyn/ sie ihren Patron erinnern wollen/ daß er mir gleich mein vorgeschossenes Geld zu Danck wieder mit ge- buͤhrender Interesse erstatten sollte. Ob ich nun wohl biß hieher/ immer von einem Tag zum andern sehnlich darauf gewartet/ auch be- reits zweymal schrifftlich darum Ansuchung gethan/ so ist doch niemals nichts erfolget. Wann aber zu Recht versehen/ daß/ was dem Magistro Navis in usum rei, scil, ad reparan- dam navem, eamque instruendam nec non ad exhibendos Nautas, verglichen worden/ der Ei- genthum utpote Exercitor Navis zu erstatten schuldig Per l. 1. §. 8. ff. h. tit. \& l. ult. ibidem. Und aber unlaugbar ist/ daß die Refection des uͤbelzugerichteten Schiffs/ mit meinem Geld ge- schehen/ dahero billich mit Wiedererstattung dessel- ben nicht aufgehalten werden sollte; Als bin gemuͤs- siget worden/ mich selbst hieher zu begeben/ und mittelst dieser Exercitoriæ actionis E. Hoch-Edl. gehorsamst zu ersuchen/ sie geruhen besagten Eigen- thuͤ- Caput XVI. thuͤmern und Exercitorem Navis persoͤnlich vor- zubescheiden/ denselben uͤber diese meine Klage zu vernehmen/ und indem mein Vorleyhen unwider- sprechlich/ in rem \& utilitatem suam verwandelt worden/ ihme von Obrigkeits wegen/ in die schleu- nige Erstattung des Crediti, wie auch die/ ex mo- ra davon verfallenen Interesse, und mir verursach- ten Unkosten zu condemni ren/ und exequendo mir zuzueignen. Hieran verrichten dieselbe/ was die deutliche Rechte verordnen/ und ich bin in getroͤ- stender Zuversicht schleuniger Justi tz-Mitthei- lung/ ꝛc. Aus welchem nun klar erhellet/ daß/ was sol- cher Gestalt ein Diener vor seinem Herꝛn/ und in dessen Namen schliesset und contrahi ret/ er der Diener nicht dafuͤr gehalten sey/ ob wohl einige l. 7. §. 11. ff. ad SCt. Macedon. im Gegentheil an- fuͤhren wollen; Allein dieses ist gewisser/ daß der Præponens oder der Handels- Patron, welcher zur Verrichtung seiner Geschaͤffte/ einen darzu autho- risir ten Diener vorsetzet/ der dasjenige/ was als- dann ein solcher Diener/ in Absicht auf seines Herꝛn Dienste schliesset und verrichtet/ gehalten sey/ §. ea- dem ratione. Inst. quod cum eo l. 5. l. 17. \& t. t. ff. h. tit. so gar/ daß/ wann auch gleich der Die- ner eine Obligation in seinem eigenen Namen aus- gegeben/ und darinn das empfangene Geld auf ei- ne gewisse Zeit wieder zu zahlen versprochen haͤtte/ solches aber alles in seines Principalis Namen/ und auf dessen Ordre also geschehend/ dabey setzte/ er der Diener bey der Verfall-Zeit des Geldes nicht/ wohl aber sein Principalis dafuͤr koͤnte belanget wer- Vom Recht der Kauffmanns-Diener. werden/ per l. fin. ff. de Inst. act. \& l. 1. ff. eod. Dahero die Rechts-Lehrer einmuͤthiglich dahin stim- men/ daß/ ob gleich ein solcher Handels-Diener sich tausendmal als Selbstschuldner verschrieben haͤtte/ er darum doch nicht koͤnte belanget werden/ weil ers nur/ Factorio Nomine, und aus der ihme von sei- nem Principal darzu ertheilten Vollmacht gethan/ wie solches ex Angelo ad l. 9. ff. de duobus Reis referi ret Decius Consil. 510. n. 5. und vor den Angelum auch schon dieser Meinung gewesen/ Jacob de Aren. Butrigar. Cyn. in l. 7. C. qui cum eo, es waͤre dann/ daß sie die Diener sich in specie vor ihre Herren in Buͤrgschafft eingelassen/ welcher Gestalt auch der Herꝛ Carpzovius in sei- ner Præf. defin. forens. zu verstehen ist/ wann er daselbst behauptet/ daß ein Institor durante officio (so lange er in Diensten stehet/) vor solcher im Na- men seines Patrons gemachte Schuld gehalten sey/ wie solches dieser vortreffliche Practicus selbst also erklaͤret/ lib. 4. Consil. tit. 10. Cons. 18. n. 6. oder wie Herꝛ Stryck. in seinen Cautelis Con- tractuum Sect. III. Cap. V. §. 19. schreibet/ daß etwan derjenige/ der einem Diener (welcher in sei- nes Patrons Geschaͤfften etwas negoci rt Geld auf Wechsel oder auch Waaren auf Zeit anver- trauet/ mehr auf ihm/ dem Diener/ dessen gege- benes Wort und ehrliches Gemuͤth/ als auf seinem Patron gesehen haͤtte/ in welchem Fall/ er/ der Die- ner/ nicht so wol in waͤhrenden solchen seinen Dienst- Jahren/ sondern auch so gar deposito officio, oder nach Endigung derselben/ davor gehalten waͤre/ und so wohl als sein Herꝛ belanget werden koͤnnte; da- L l hero Caput XVI. hero auch in dem Fall/ da ein solcher Diener auf sei- nes Herꝛn Wechsel gezogen/ der Patron aber hier- auf/ ehe der Wechsel bezahlt worden/ Banquerot gemacht haͤtte/ der Geber des Gelds mit einem Eyd darthun muͤste/ ob er/ als er das Geld auf Wechsel gegeben/ mehr auf dem Diener als seinem Princi- pal gesehen/ und getrauet haͤtte/ in welchem Fall auch der Diener davor gehalten seyn muͤste/ wie sol- ches an bemeldtem Ort/ in einem von der Loͤblichen Jurist en Facul taͤt zu Halle in gleichem Casu gegebe- ben Responso mit mehrern ausgefuͤhret/ zu ersehen ist; Daß aber ein Handels- Patron vor seines Die- ners Handlung gehalten sey/ ist um so viel billiger/ weil auch der Nutzen/ den solcher damit schaffet/ ihme dem Principali zu gut kommt; dahero auch der Schaden billich demselben zu Last kommen muß/ l. 1. in pr. ff. d. t. Mevi. tit. 6. art. 5. n. 1. \& seqq. de Empt. \& Vend. Stadt Luͤbeck. Es gehet aber solches nur an/ wann der Diener eine generale Vollmacht/ seines Herꝛn Hand- lung/ nach seinem besten Wissen und Vermoͤgen/ in allen Stuͤcken zu respici ren/ empfangen/ und in Handen haͤtte/ mit freyer Macht zu thun und zu lassen/ wie es ihm gut gedaͤchte/ wie solches unter Kauffleuten zu geschehen pfleget/ daß sie dergleichen Vollmachten/ ihrem in ihren Verrichtungen aus- gehenden/ Diener ertheilen/ wie solches Köppen. Decis. qu. 21. n. 1. berichtet. Ein anders aber waͤ- re es/ wann der Diener eine generale Vollmacht/ und freye Hand nicht haͤtte/ als daß er z E. Geld auf Wechsel nehmen/ Waaren auf Zeit einkauffen/ und dergleichen Handlungen mehr/ verrichten sollte/ son- Vom Recht der Kauffmanns-Diener. sondern daß ihme nur eine limitir te Commission gegeben worden waͤre/ welche er nicht uͤberschreiten doͤrffte/ und er wollte doch deme ungeacht auf sei- nen Herꝛn Wechsel ziehen/ und in dessen Namen Gelder aufnehmen/ so wuͤrde solche sein Herꝛ zu ac- cepti ren und zu bezahlen nit schuldig seyn/ vide eben- falls Supr. cit. Köppen d. q. n. 3. \& seqq. wo er noch viel mehr Authores anfuͤhret/ und n. 12. die- jenige/ welche anders meynen/ wiederleget/ wel- ches/ daß es auch in Wechsel-Geldern vor allen statt finde/ aus Decis. Rot. Genu. 14. n. 88. \& seqq. erhellet/ daß nemlich ein Diener auf seinen Herꝛn keine Wechsel ziehen koͤnne/ er seye dann hierzu aus- druͤcklich bevollmaͤchtiget/ l. 1. C. h. t. ubi text. apert. l. cuicunque 5. §. si quis pistor 9. ff. eod. Nachdem aber auch ein solch aufgenommenes Geld secundum Baldum angesehen kan werden/ als eine Negociatio per se distincta, die nehmlich zum Einkauff der Waaren gereichen kan/ so wird in die- sem Fall dafuͤr gehalten/ daß dem Diener zugelas- sen sey/ vor seines Herꝛn Rechnung Geld aufzuneh- men/ wann es zur Erkauffung der Waaren ge- schicht/ und daß er alsdann vor solches aufgenom- mene Geld gleichsam stillschweigend bevollmaͤchti- get sey/ Mastrill Decis. 204. n. 7. Zum Exempel/ ein Kauffmann schickte seinen Diener aus/ Wolle einzukauffen/ gebe ihm aber kein Geld mit/ so wuͤr- de schon dafuͤr zu halten seyn/ er haͤtte ihm gleichsam stillschweigend die Macht eingeraumet/ Geld zu sol- chen Woll-Kauff vor sein des Principalis Rech- nung von andern Leuten aufzunehmen/ l. cuicun- que 5. §. sed etsi pecuniam 13. ff. de instit. act. L l 2 l. ult. Caput XVI. l. ult. §. 2. in fin. ff. de Exercit. Act. Woselbst der Nothwendigkeit/ welche des Einkauffs der Waaren halber einem solchen Diener oblieget ge- dacht wird. Rot. Gen. Decis. 14. n. 88. \& seqq. Wie aber/ wann der Diener/ welcher Geld zur Einkauffung der Waaren/ vor seines Herꝛn Rech- nung/ oder ein Schiffer/ der Geld zum Behuff seines Rheders-Schiff/ vor dessen Rechnung auf- genommen/ solches nicht zum Erkauff der Waaren/ oder Nutzen des Schiffes/ sondern in ihrem Ei- genen anwendeten/ koͤnte man deßfalls auch den Præponentem oder Rheder belangen? wir antwor- ten: Nein/ und beziehen uns deßfalls auf l. 1. §. 8. 9. 10. ff. de Exercit. Act. \& Loccen. de jure Marit. lib. 3. c. 7. n. 7. Welches auch Herꝛ Marquard. lib. I. Cap. 8. n. 29. \& seqq. de jure Mercat. mit folgenden bestaͤrcket. Weil ein Præponent, Handels- Patron oder Schiffs-Rheder/ anderst nicht aus seines Dieners oder Schiffers Thun und Contrahi ren/ kan ver- bindlich gemacht werden/ als nur in so weit/ als der Schiffer oder Diener nichts anders thut/ als wor- zu ihme sein Herꝛ Commission und Vollmacht ge- geben/ ausser dem giebt der Prætor keine Action in Exercitorem, l. 1. §. non autem ex omni 7. ff. de Exercit. Act. Præpositio enim certam legem dat Contrahentibus d. l. 1. §. igitur Præpositio d. t. Loccen. de jure Marit. lib. 3. c. 7. §. 5. 6 Rot. Gen. Decis. 14. n. 14 uͤberschreitet aber der Die- ner oder Schiffer die Graͤntzen seiner Commission, als daß er etwan/ die ihme von seinem Herꝛn anver- traute Waaren oder Schiff versetzte oder verpfaͤn- dete/ Vom Recht der Kauffmanns-Diener. dete; in solchem Fall/ waͤre solches/ weil es ihme nicht befohlen worden/ gantz unguͤltig/ wobey dann nicht unbillig die Frage vorkommt/ ob eines Dieners oder Schiffers Schuld/ welcher mit sei- nes Herꝛn Schiff und Guͤtern muthwilliger Weiß den Zoll verfahren/ seinem Principali oder Rhe- der zu Last kommen koͤnne/ und ob der Befrachter oder Rheder actione Exercitoria gehalten sey: Herꝛ Mevius ad art. 6. tit. 3. lib. 2. Stat. Lubec. n. 20. antwortet/ daß zwar der Befrachter/ aber nicht der Rheder deßfalls angesehen werden koͤnne; da er dann zugleich n. 21. anfuͤhret/ in wie weit vor seines Schiffers Schuld ein Rheder gehalten sey oder nicht. Dann ob gleich die Regul waͤre/ ein Rheder muͤste vor alle und jede Handlungen seines Schiffers stehen/ damit die mit ihm Contrahi ren- de nicht betrogen wuͤrden/ d. l. 1. §. 5. ff. de Exer- cit. Act. so ist doch solches zu verstehen/ ob die Vor- setzung des Schiffers/ auf sich und unter andern auf dasjenige/ was geschehen ist/ oder durch ihm ver- sehen worden/ sich erstrecke/ dem Befrachter aber liege alsdann ob/ die Bezahlung der Waaren/ nicht aber dem Rheder; in dem es kein Theil der Fracht ist/ wiewohl hierinn/ wie ebenfalls unser Herꝛ Marquard gar wohl d. l. erinnert/ was an einem Ort Herkommens und eingefuͤhret sey/ muß in Obacht genommen und bewiesen werden. Ferner ist auch noͤthig/ wann ein Herꝛ aus sei- nes Dieners Handlung soll obligi ret werden/ daß er solche in seinem Namen verrichtet habe/ welches aber zu beweisen/ des Institoris, Procuratoris, oder Dieners blosse Bekaͤnntniß/ ob sie auch gleich L l 3 schrifft- Caput XVI. schrifftlich in der Obligation geschehen/ seinem Herꝛn/ oder dem Præponenti nicht schadet/ son- dern es muß solche Præpositio, oder Vorsetzung/ auch auf wessen Absicht und Namen der dritte Mann dem Diener die Waaren crediti ret und ver- kaufft habe/ noch weiter her/ nehmlich aus dem ge- meinen Geruͤcht/ durch briefliche Kundschafften/ oder durch Rechnungs-Buͤcher bewiesen werden/ und in solchen wie Mascard. de Probat. Conclus. 369. n. 6. \& seqq. Köppen Decis. 21. n. 2. h. t. lehren/ klar gezeiget werden/ daß auf des Principa- lis Credit und Rechnung/ der Verkauff geschehen sey. Ferner/ so muß auch nach jetzigen Kauffmanns- Stylo, der Verkauffer dem abwesenden Kaͤuffer/ (in so ferne die Waare auf Zeit gekaufft worden/) solches noch vor dem Verfall-Tag notifici ren/ oder auch von dem Diener einen Schein nehmen/ auf wessen Rechnung er solche Waaren gekaufft/ da- mit/ wann etwan hernach der Diener untreulich bey der Waar handelte/ der Verkaͤuffer deßfalls nicht gefaͤhret seyn moͤge/ sondern sich wieder an des- sen Principal erholen koͤnne. Dann so der Die- ner oder Factor keine gewisse/ und auf ausdruͤck- lich benennte Personen gerichtete Vollmacht haͤtte/ oder auch von einem Frembden mit dem Diener nicht in Absicht/ auf dessen Herꝛn waͤre gehandelt worden/ d. l. 6. §. 1. de Negoc. gestis. so ist ge- wiß/ daß er der Diener allein/ nicht aber der Prin- cipalis daraus verbindlich gemachet wuͤrde. Gloss. in lib. 6. §. 1. in verb. quia ex abundanti ff. de Negoc. gest. l. 13. C. si cert. pet. l. 7. §. 1. ff. quod cum eo qui in alien. pot. mit welchem auch uͤberein- stim- Vom Recht der Kauffmanns-Diener. stimmet das Luͤtische Recht. Art. 1. \& 2. de Com- mod. Hand muß Hand wehren/ und wo einer seinen Glauben gelassen hat/ da muß er ihn wie- der suchen; worzu noch (2.) kommt/ daß in foro Mercatorum gebraͤuchlich ist/ daß die auslaͤndische Factores, was sie vor ihre Principales oder Com- mittentes einkauffen/ solches gemeiniglich auf ih- ren eigenen und nicht auf der Principal en ihren Credit nehmen/ und dahero vor dem Einkauff/ ih- re Provision, und vor die Gelder/ welche sie vor- schiessen Interesse nehmen; bleibet also in dieser Sa- che ein vor allemal der veste Grund-Satz/ daß/ was solcher Gestalt ein Diener von seinem Herꝛn/ mit Bestand Rechtens handeln soll/ solches in seines Herꝛn Namen/ und zu seinem Nutzen geschehen muͤsse/ ob er gleich nicht allezeit im Kauff schlagen oder contrahi ren noͤthig hat/ dabey zu sagen/ er thue dieses in seines Pricipalis Namen; sondern es ist genug/ daß er zuvor sich genugsam legitimi ret habe/ daß er vor seinen Principal negocii re/ und vor sich nichts thun wolle/ Berlich Decis. 15. n. 5. 6. Wann man aber in dergleichen Handels- Sachen nicht zu vorsichtig seyn kan/ so wird ein Han- dels-Diener vor sich selbst desto sicherer gehen/ wann er allenthalben seines Patrons Namen dabey nen- net/ und erklaͤret/ daß er nichts anders/ als auf dessen Nutzen gethan/ geschlossen/ getrauet und aus- genommen haben wollte. Er muß aber auch dabey keine groͤssere Sum- mam contrahi ren/ als zu seiner vorhabenden Hand- lung ihme noͤthig ist/ Alex. Consil. 44. lib. 2. Dd. in fin. ff. de Exercit. Act. und andere mehr; wann L l 4 er Caput XVI. er nun diesen und andern in dergleichen Faͤllen er- forderten Requisitis getreulich nachkommt/ so ist ein oder mehr seiner Principal en/ vor das/ was er ihrentwegen gethan und geschlossen/ kraͤfftigst gehal- ten und verbunden/ l. si tamen vers. sed si unum \& ibi Br. \& Dd. ff. de Exercit. Act. wiewohl sie/ wann ihrer mehr als einer seyn/ von welchen der Diener Vollmacht traͤgt/ das Beneficium Divisio- nis zu geniessen haben/ indem die Institoria und Exercitoria nicht so wohl Actiones an sich selbst/ als Actionum qualitates seyn/ welche sich auf natuͤrliche Rechte gruͤnden/ wiewohl Oldendorp. Claff. 4. Act. 4 n. 8. anderer Meinung ist. Gro- tius hingegen/ lib. 2. de jure bell. c. 11. §. 13. behauptet/ daß es nach denen Roͤmischen Gesetzen sehr uͤbel eingefuͤhret sey/ daß vor des Schiffers Verbrechen/ Schuld oder Versehen/ alle die Rheders insgesamt/ und auch einer vor alle gehal- ten seyn sollten/ welches der natuͤrlichen Billigkeit zu- wider lieffe/ als die sich genuͤgte/ wann jeder seinen Antheil zahlen muͤste; wie dann solches auch dem Commercio zutraͤglicher waͤre/ weil sonst ihrer viel von Schiff-Rhedereyen wuͤrden abgeschroͤcket wer- den/ wann sie in Solidum vor des Schiffes Ver- sehen hafften sollen; dahero auch besagte Roͤmische Gesetze/ bey denen der Handlung ohne dem sehr er- fahrnen Hollaͤndern in keiner Observan tz waͤren/ sondern es waͤre vielmehr verordnet/ daß auch die saͤmtliche Rheders/ vor nichts mehr sollten gehal- ten seyn/ als nur so viel als das Schiff mit seiner Zubehoͤr geschaͤtzt wuͤrde. Grot. d. l. wo er allegi rt l. qui absenti ff. de acquir. Possess. vid. Vom Recht der Kauffmanns-Diener. vid. etiam Peck. \& Vinnium, ad h. t. p. 93. Loccenium de jure Mar. Lib. 3. c. 7. §. cum seqq. Diesem allen aber ungeachtet/ fuͤh- ret doch Herꝛ Marquard ein Præjudicum an/ daß E. Hoch-Edler Magistrat der Stadt Luͤbeck in Causa Stralsund. A. 1651. den 16. April. anders/ und zwar/ daß die Rheders in Solidum verbunden waͤren/ gesprochen habe. Wie aber dieses in So- lidum in dergleichen Faͤllen explici ret werde/ da- von ist zu sehen Loccenius d. c. n. 9. \& 10. Es ist aber ferner ein Institor oder Kauffmanns- Diener gehalten/ demjenigen auch seiner Seits ein Genuͤgen zu thun/ was er seines Principalis we- gen/ und in dessen Namen mit andern geschlossen hat/ sonderlich von denen Guͤtern/ die er unter Han- den hat/ aus welcher er denen die daran zu fordern und darauf contrahi ret hatten/ Genuͤgen leisten muß/ und sie nicht gleich an seinen Principa len ver- weisen darf/ sondern er muß dem einmal geschlosse- nen Contract nachleben/ l. 42. ff. de pignorat. Act. sollte es ihm auch gleich von seinem Herꝛn ver- boten seyn/ so ist er doch so lang er die Waare oder das Geld noch zum Auslieffern in seiner Hand und Gewalt hat/ nicht an solch Verbot gebunden; wann ers auch nicht thun wollte/ koͤnte er doch gerichtlich darzu gezwungen werden. Da auch das angespro- chene Geld nicht mehr vorhanden waͤre/ so ist er doch schuldig/ seines Herꝛn andere Guͤter abzutretten/ da- mit denen/ welche Anspruch und Forderungen daran haͤtten/ ein Genuͤgen geleistet werde. Arg. l. 35. §. ult. ff. de Procur. adde Decis. Rot. Gen. 33. n. 6. Ob aber auch jemand einen Handels Die- L l 5 ner/ Caput XVI. ner/ aus seines Herꝛn Contract, anderwaͤrts be- langen koͤnne/ ist hier abermal die Frag/ Cæpol. vol. 2. Cons. 14. n. 15. und Jason in l. 29. ff. de rebus Creditis behaupten/ daß es also zu Vene- dig eingefuͤhret sey/ wiewohl die meisten Rechts-Leh- rer hingegen/ mit dieser Gewohnheit nicht uͤber- einstimmen/ sondern eine mildere Meinung fuͤhren. Was des Accepti ren der Wechsel-Briefe durch Dieners betrifft/ so schreibet hiervon offtbe- melder Herꝛ Marquard. lib. 2. Cap. 12. §. 44. als folget: Bey denen Jtaliaͤnern ist es wohl ge- braͤuchlich/ daß ein jeder die auf einen andern gezoge- ne Wechsel-Briefe/ zu Ehren deßjenigen/ der sie ge- zogen/ annehmen und bezahlen kan/ daraus ihme hernach eine Action gegen demjenigen zuwaͤchst/ der solche Briefe ausgegeben/ Decis. Roth. Gen. 32. n. 1. mit welchem uͤberein kommt der 9. Art. der Hamburger Wechsel-Ordnung. Welches aber nach heutigen Kauffmanns- Stylo also zuverstehen/ wann derjenige/ auf dem die Wechsel gezogen wor- den/ zuvor denselben zu accepti ren/ sich geweigert haͤtte/ und der Præsentans allbereit deßfalls den Protest haͤtte machen lassen; dann wie es nach der Kauffleut Regel heisset/ so ist es nicht Styli, daß ein Tertius unter Kauffleuten sich præsenti ren koͤn- ne/ diejenige Briefe/ so auf einem andern gezo- gen zu accepti ren/ ehe und bevor derjenige/ auf welchen die Briefe gezogen worden/ solche protesti- ren lassen/ so gar/ daß auch keinem Diener ohne Wissen seines Herꝛn/ und ohne ausdruͤcklichen Be- fehl/ einen Wechsel-Brief zu accepti ren im gering- sten erlaubet ist/ wie solches aus verschiedenen Pa- reres Vom Recht der Kauffmanns-Diener. reres vornehmer Kauffleute zu Franckfurt und an- derswo demonstri rt. Vogti de Cambiis thes. 7. p. 108. und eben solches auch obangezogenen Ham- burger Wechsel-Ordnung. Art. 8. \& 9. also haben will/ in Verbis: Wann ein Diener ohne schrifftli- che Vollmacht und Instruction einen Wechsel- Brief/ der an seinen Herꝛn consigni ret ist/ accepti- ret/ so ist der Herꝛ denselben/ wann er verfallen/ zu bezahlen nicht verbunden; hat aber der Diener schrifftliche Vollmacht von seinem Herꝛn/ so muß der Herꝛ auf Verfall-Zeit billich bezahlen. Art. 9. Wann einem ein Wechsel-Brief præ- senti rt/ und von demselben nicht accepti rt ist/ so mag der dritte zu Ehren dessen/ der den Wesel- Brief ausgeben/ accepti ren/ und wann derselbige die Bezahlung gethan/ und durch Transport den Wechsel-Brief empfangen/ hat er die Action ge- gen den Debitorem, um von demselben die Be- zahlung wieder zu suchen/ oder er lasse protesti ren/ accepti re den Wechsel-Brief mit Protest, damit er das Seine koͤnne wieder fordern/ und dieselbe dritte Person ist alsdann in Krafft der Acceptation schuldig/ den Wechsel zu bezahlen. Unter die Privilegia der Handels-Diener/ ge- hoͤret auch dieses/ daß sie eben wie ihre Herren/ der Meß- und Maͤrckte Freyheit geniessen/ Carpzovius in jurisp. forens. Cons. 12. welche Freyheit sich nicht allein auf dem Meß- und Maͤrck-Ort/ sondern auch auf alle Oerter/ wo sie die Handels-Diener/ wann sie nach der Meß reisen wollen/ durch muͤssen/ erstrecket/ daß ihnen nehmlich daselbst eine freye Pas- Caput XVI. Passage muß gegeben/ und keine Hinderniß im Weeg geleget werden. Zur Zeit des Hanseeatischen Bundes/ waren der Hanseeatischen Kauffleute/ ihrer Diener auch in sonderbahren Ansehen/ und genossen der Hansee- Staͤdte nachdruͤcklichen Schutz/ wie hiervon die Receßûs de Annis 1417. 1435. und 1447. zu er- sehen. So koͤnte auch der/ welcher unter der Han- see-Staͤdte Jurisdiction, gebohren worden/ wann er sich wuͤrcklich in einer Hansee-Stadt seßhafft nie- derliesse/ leichtlich ein Hanseestaͤdtischer Kauffmann werden. per Recess. de Ann. 1467. und 1553. Ein Frembder aber/ muste entweder sieben Jahr einem Hanseeatischen Kauffmann gedienet haben/ oder so lang Buͤrger in einer Hansee-Stadt gewe- sen seyn/ ehe er als Hanseeatischer Kauffmann kon- te angenommen werden/ jedoch waren einige Na- tiones und Staͤdte (wie anderwaͤrts schon gemeldt) davon ausgeschlossen/ welche niemals/ sie moͤchten gleich 7. oder mehr Jahr in einer Hansee-Stadt gewohnet haben/ (dann zum dienen nahm man sie gar nicht an) als freye Kauffleut konten aufge- nommen werden/ arg. Recess. de Ann. 1447. und 49. Heutigs Tags haben an vielen Orten die Die- ner noch dieses Beneficium, daß/ wann sie gewis- se Zeit von Jahren selbiger Orten gedienet/ ihnen die Maitrise, oder Zunfftfaͤhigkeit der Kauffmann- schafft dadurch erworben wird. Was vor Ansehen und Recht/ denen wohlver- dienten Kauffmanns-Dienern/ kuͤnfftig die von uns vorgeschlagene Stifftung geben koͤnte/ wann solche Vom Recht der Kauffmanns-Diener. solche auf einigen vornehmen Handels-Plaͤtzen In- greß finden/ und von denen Vornehmsten sich da- selbst befindlichen Handels-Bedienten/ (die ihre Namen und Gedaͤchtniß dadurch in das Buch der Ewigkeit/ wann sie solche befoͤrdern/ einschreiben wuͤrden) aufgerichtet werden sollte/ solches laͤst sich von selbsten aus der im vorgehenden Capitel gesche- henen ausfuͤhrlichen Beschreibung dieses nutzlichen Wercks/ beurtheilen. Albereit jetzo/ haben in vielen Staͤdten/ so wohl Teutsch als anderer Landen die Kauff-Diener gewisse Privilegi en; Als/ daß sie eigene Com- pagn en in gemeinen Stadt- Solenni taͤten oder Nothfaͤllen formi ren/ und ihre eigene Fahnen fuͤhren doͤrffen/ eigene Stifftungen haben/ in wel- chen die Frembde/ Krancke und Arme nothduͤrfftige Unterhalt bekommen; denen Reisenden aber mit ei- nem zulaͤnglichen Viatico, ihren Fuß weiter zu setzen/ geholffen wird/ welches eben dasjenige ist/ was wir in unserer vorgeschlagenen solennen Stifftung nach/ gern ordentlicher und nutzbarlicher unterschiedlicher Orten wollten eingefuͤhret haben. Und so viel von der Kauffmanns-Diener ihrem Recht/ dessen sie sich/ wann sie treu und redlich die- nen/ zu erfreuen haben; folget nun auch/ was sie im Gegentheil/ wann sie nehmlich nicht Præstanda præsti ren/ zu gewarten haͤtten. Hier aͤussert sich nun gleich von selbsten/ daß wie ein redlicher Arbei- ter seines Lohns werth ist/ also hingegen ein Fauler und Ungetreuer/ nicht allein seines Herꝛn Gunst sich unfaͤhig machet/ sondern auch mit Fug und Recht leiden muß/ daß ihme die versprochene Besoldung nicht Caput XVI. nicht gereichet/ oder doch zum wenigsten geringert werde. Gryph Oecon. leg. lib. 1. c. 16. n. 341. Weil es nach dem Ausspruch des Apostels Pauli 2. Thess. am 5. heisset. Wer nicht arbeitet/ soll auch nicht essen/ angesehen nichts unbillichers unter der Sonnen mag gefunden werden als wann ein traͤger/ fauler und nachlaͤßiger Diener/ gleichen Lohn/ Danck und Vergeltung mit einem hurtigen/ emsigen und fleißigen prætendi ren will. Xeno- phon lib. 2. Cyropæd. Welches der loͤbliche Kay- ser Antoninus Pius wohl angemercket/ der seinem nachlaͤßigen Bedienten die Besoldung gar eingezo- gen/ sagende: Es waͤre der Billigkeit zuwider/ daß diejenige/ welche zum gemeinen Besten nichts beytruͤ- gen/ dannoch Nutzen davon haben sollten. Gryph. Oecon. leg. lib. 1. c. 16. n. 135. Gleichfalls seynd auch diejenige keiner Besol- dung und Belohnung werth/ welche ihre Dienste uͤbel versehen/ und aus Unverstand/ Ungeschicklich- keit oder Boßheit/ ihren Handels- Patron viel zu Schaden gehen lassen/ imperitia enim \& desidia Prœmio honoranda non sunt L. 8. ff. de Com- mens, \& qui non facit, quod debet, non conse- quitur, quod oportet, wer nicht thut/ was er thun soll/ der lasse sichs auch nicht befrembden/ daß er nicht bekomme/ was man ihm zugesagt/ oder was er sich zu erlangen eingebildet hat. Bald. in c. 1. qual. propr. Feud. Mascard de Probation. concl. 1388. n. 16. Vielmehr ist er schuldig/ den durch seinen Unverstand und Nachlaͤßigkeit verur- sach- Vom Recht der Kauffmanns-Diener. sachten Schaden zu ersetzen/ Myler ab Ehrenbach Hyparchol. c. 20. §. n. 13. Zu welchem Ende die geleistete Cautiones gut seyn/ daß sich ein Handels- Patron, im Fall sein Diener wider Verhoffen aus dem Geschirꝛ schlagen sollte/ daran erholen moͤge/ zumal da nach der be- kannten Rechts-Regul/ Plus Cautionis \& securitatis in re, quam in Persona sit. L. plus Cautionis 21. L. minus est 104. ff. de R. J. Coler. de Process. exec. part. 1. c. 2. n. 217. Dahero mancher Handels. Diener sich nicht be- frembden lassen muß/ wann ihme/ sonderlich wann er ein Frembder ist/ Caution zu stellen/ abgefordert wird/ welche dann vornehmlich unter Kauffleuten mit guten Buͤrgen zu bestellen/ gebraͤuchlich ist. L. 7. ff. de Prætor stipul. L. 52. ff. de V. O. Und gewinnet solche Caution stracks von dem Tag des Dieners seines Antritts ihren Anfang. L. 6. §. fin. C. de bon. quæ liber. L. 6. §. omnibus C. de secund. Nupt. Wiewohl dieses Caution- Abfordern so gar general nicht ist/ angesehen noch vielen redlichen Gemuͤthern/ sonderlich die man von langer Hand her gekannt/ ohne Caution getrauet/ und ihres Herꝛn gantzes Vermoͤgen offt anvertrauet wird; an- dere auch nur mit einem Handschlag/ oder aufs hoͤchste mit eydlicher Verschreibung ihrer Treue/ Versicherung geben. Da aber ein Patron um Lebens und Sterbens willen/ hauptsaͤchlich auf eine zu lei- stende Caution in dem anzunehmenden Diener drin- Caput XVI. dringen sollte/ und er solche theils mit seinen eige- nen Mitteln/ theils mit Buͤrgen bestellen wollte/ koͤnnte die schrifftliche Verfassung etwan folgender massen concipi ret werden: G Egen Tit. Herꝛn N. N. Burget und Han- delsmann hieselbst/ auch dessen Erben und Erbnehmen/ bekenne ich N. N. vor mich/ meine Erben und Erbnehmen/ und thue kund/ nach- dem hochbesagter Herꝛ N. N. mich zu seinem Han- dels-Diener angenommen/ sonderlich mir aber sei- ne Cassam und Waaren- Magazin anvertrauet/ und daher wie billich/ Caution, Vorstand und Ver- sicherung von mir begehret/ daß ich mich darzu wil- lig und schuldig finden lassen/ und derohalben nebenst Verpfaͤndung allen des Meinigen/ was ich jetzt ha- be/ oder kuͤnfftig nach GOttes willen noch erer- ben und bekommen moͤchte/ auch noch Herꝛn N. N. und N. N. zu selbstschuldigen Vorstands-Buͤrgen auf ‒ ‒ Reichsthl. werth vermocht/ die sich auch also fuͤr mich ver obligi ret und verschrieben. Als gerede/ gelobe und verspreche ich demnach vor mich und mei- ne Erben und Erbnehmen/ bey meinen wahren Wor- ten/ Trauen und Glauben/ in und mit Krafft dieses Briefs/ daß ich demselben allen treulich nachkom̃en/ und wie einem treuen Diener zu thun gebuͤhret/ mich erzeigen und verhalten will/ und wofern ich das Gegentheil thaͤte/ und sonderlich mit meiner Monat- Bilan tz und Jahr-Rechnung nicht bestehen/ oder sonst vorsaͤtzlich etwas verwahrlosen/ versaͤumẽ oder zu Schaden verursachen wuͤrde/ (welches ob GOtt will/ nicht geschehen noch befunden werden soll/) so soll Vom Recht der Kauffmanns-Diener. soll als dann mein Herꝛ Patron, oder seine Erben/ o- der wer des sonsten von seinetwegen zu thun berechti- get ist/ Macht haben/ ohn allen vorgehenden gericht- lichen Proceß oder Hinderung/ sich des Rests oder Schadens/ den ich schuldig bleibe/ oder verursachet/ an allen meinen Vermoͤgen per viam paratæ Exe- cutionis, so/ wie in einer gerichtlich bekannten und geurtheilten/ auch in rem judicatam ergangenen Sach/ eigenes Willens und Gefallens zu erholen und bezahlt zu machen/ wie ich dann hierzu all das Meine ausdruͤcklich verpfaͤnden und verfetzen thue. Was alsdann noch daran ermangeln/ und nicht zureichen wuͤrde/ soll er sich dessen an denen ‒ ‒ ‒ Reichsthl. Vorstand bey gedachten meinen Buͤrgen gleichermassen erholen/ biß ihm alles rich- tig vergnuͤget/ zu welcher Buͤrgschafft und Ver- schreibung der ‒ ‒ Reichsthl. wir N. N. und N. N. uns bekennen/ und hiemit in meliori forma, fuͤr uns/ unsere Erben/ samtlich einer vor beyde/ und beyde vor einen/ uns verschreiben und verpflichten/ wider welches uns als selbst schuldige Buͤrgen/ un- sere Erben und Erbnehmen/ kein Recht weder geist- noch weltlich/ noch auch einig Beneficium, Be- freyung/ Begnadigung/ Satzung/ Statut und Wolthat/ so mir/ dem Principali oder auch den Buͤrgen oder denen Unsrigen deßfalls zu gut kom- men/ oder durch Menschen Sinn erdacht oder er- funden werden moͤchte/ schuͤtzen/ schirmen/ aufhal- ten/ noch vertheidigen soll/ wie wir uns dann aller und jeder derselben Benefici en/ sonderlich aber der M m Ex- Caput XVI. Exception Violentiæ \& metus, Beneficiis le- gum, prohibentibus, inchoationem processus ab executione, Excussionis, Divisionis, Episto- læ Divi Hadriani, de duobus Reis, \& omnibus aliis remediis Juris scripti \& non scripti, præ- sertim juribus dicentibus generalem Renun- ciationem non valere, nisi præcesserit quæli- bet specialis, und andern dergleichen mehr/ so uns oder denen Unsrigen darunter zu statten kommen koͤnten/ kraͤfftigst/ und bestaͤndigst begeben haben wollen/ alles getreulich ohne Argelist und Gefaͤhrde. Urkundlich ꝛc. Aus welcher Cautions-Formul zu ersehen/ daß solche mehrentheils geschehen muͤsse/ wegen des Herꝛn seines Geld und Gutes/ so er seinen Handels- Diener zur Verwaltung anvertrauet/ und daruͤ- ber dieser jeder zeit/ so offt es begehret wird/ richtige Rechnung und Reliqua muß præsti ren koͤnnen/ im Fall er sich dessen weigerte/ wuͤrde er nicht allein sich so viel mehr verdaͤchtig machen/ sondern auch darzu koͤnnen gezwungen werden; wie dann schon in denen Hanseeatischen Recess en de Anno 1412. \& 47. unter andern zu finden/ daß im Fall ein Han- seeatischer Diener sich auf seines Herꝛn Befehl wei- gern sollte/ nach Haus zu kommen/ und Rechnung seiner Verrichtung halber abzulegen/ derselbe in kei- ner Hansee-Stadt mehr gelitten werden sollte; so er auch von seinem Herꝛn/ ehe seine Dienst-Jahr zu End gelauffen/ weggienge/ sollte er in Jahr und Tagen bey keinem andern Kauffmann wieder moͤ- gen Vom Recht der Kauffmanns-Diener. gen in Diensten genommen werden. Arg. Receß. de An. 1395. Es muß aber eine jede Rechnung/ die ein verpflich- teter Kauffmanns-Diener auszugeben schuldig ist/ deutlich und der gestalt ordentlich eingerichtet seyn/ daß man gleich daraus sehen koͤnne/ 1. Was und wie viel seine Einahm an Geld und Waaren gewesen/ und was er wieder davon ausge- zahlet/ verkaufft und weggegeben. 2. Muͤssen die Personen/ von und an welche sol- ches geschehen. 3. Datum und Tag. 4. Die Condition, warum und aus was Ursa- chen solches geschehen/ und so fort alles deutlich und nahmentlich specifici ret werden/ welches hernach auch alles mit darzu Gehoͤrigen belegen/ Scheinen/ Assignationibus, Quittungen und andern Docu- mentis (wo es noͤthig thut/) zu beweisen/ und in Summa so ordentlich gestellet seyn muß/ daß man gleich des Rechnung-Fuͤhrers Legali taͤt/ Fleiß und Aufrichtigkeit daraus ersehen koͤnne. Per L. 21. ff. in pr. de Stat. Lib. Gryph. in Oecon. Le- gal. lib. 2. c. 3. n. 78. Wie dann die Rechte selbst solche Ordnung aufs hoͤchste in Rechnungs-Sachen recommandi- ren. Juxta l. 6. in princip. ff. si quis omnis s. caus. test. L. 25. in fin. ff. de ædilit edict. M m 2 Und Caput XVI. Und daher alle confuse Rechnungen verwerf- fen. L. 10. §. 2. ff. de edend. Escobar. de ratiocin. c. 20. n. 44. Wehner in Thesaur Pract. verb. Rechnungen/ auch wo solche sich finden/ eine Arg- listigkeit und Betrug daraus vermuthen/ so gar/ daß auch nach Gelegenheit des Falls/ und der Umstaͤn- de der Rechnungs-Fuͤhrer deßfalls sehr scharff kan angegriffen/ und mit harter Straff beleget werden. Escobar. de ratiocin. c. 10. n. 47. Angesehen die Jura solche Rechnungen in Fol- le exhibi ret und vorgezeiget heissen/ welches ei- gentlich von denen gesaget wird/ die das Geld in Beutel zwar præsenti ren/ aber dabey nicht mel- den wollen/ was vor Muͤntze und wie viel es sey. Erasm. Cent. 9. Chiliad. 4. prov. 37. Naurath de rationar. p. 19. Wann auch uͤbergebene Rechnungen gar zu intricat und verworren seyn/ daß ungeacht alles moͤglichen Fleisses/ Scrupuli rens und Calculi rens/ man gantz und gar nicht heraus kommen kan/ so werden sie billig verworffen/ und das Juramentum in litem wider den Rechnungs-Fuͤhrer abgeschwoh- ren. Escobar d. c. 10. n. 49. Gryph. in Oec. leg. lib. 2. c. 3. n. 80. Ferner ist nicht genug/ daß ein Kauffmanns- Die- Vom Recht der Kauffmanns-Diener. Diener in genere setze/ so und so viel sey eingenom- men/ und wieder dagegen ausgegeben worden/ (welches man siccas \& mutas Expensas nen- net.) Gryph. l. c. n. 125. Barth. Socin. vol. 2. Cons. 145. n. 4. Paul. Christin. vol. 3. Decis. Cur. Belg. 162. n. 2. Sondern es muß alles nominatim aus- druͤcklich und gantz eigentlich exprimi ret/ auch von Post zu Post specifici ret werden/ was und wie viel man eingenommen/ und wieder ausge- geben habe/ damit der richtige Schluß so gleich darauf erfolgen und die Reliqua so viel aufrichtiger hierauf præsti ret werden koͤnnen. Sonderlich muß bey allen Posten Datum und Tag beyzusetzen nicht vergessen werden. Temporis enim appositio, ad veritatis in- vestigationem multum facit. Gryph. l. c. n. 71. \& in tract. de Weich- bild Saxonico cap. 17. n. 21. Zumal da die Ausgab und Einnahm ohne sol ches nicht koͤnnen unterschieden werden. L. 1. §. 2. ff. de edend. Wehner in verb. Rechnung. So soll auch uͤbrigens der Rechnungs-Fuͤhrer/ so viel als moͤglich/ zu Vermeidung alles Verdachts/ sich des Radi rens und Ausstreichens in denen Rech- nungen enthalten. Escobar. de ratiocin. c. 10. n. 65. Welches vornehmlich die Buchhalters sich sol- len gesagt seyn lassen/ als von welchen es sehr uͤbel M m 3 stehet/ Caput XVI. stehet/ wann in ihren Handels-Buͤchern/ hin und wieder viel ausgekratzt/ oder viel Contra- Posten/ (welche haben muͤssen abgeschrieben werden) zu sehen seyn. Endlich so sollen auch so viel die aͤusserliche Form betrifft/ die Rechnungen rein und deutlich geschrie- ben/ richtig lateri ret und summiret/ folii ret/ auch wo es noͤthig/ ein summarischer Extract darzu ge- macht/ und wohin sich ein und anders referi re/ das Blat angezeiget werden. Wann ein Kauffmanns-Diener/ nach abge- legter Rechnung seinem Herꝛn noch etwas heraus zu geben schuldig verbleibt/ ist er solches in conti- nenti zu thun verbunden. Pr. L. 8. §. ff. de liberat. Legat. L. si quis ita §. duo ff. de stat. lib. Wehner. in Thesaur. Pract. verb. Rech- nung. Weil das End der Rechnung eben in solchem Herausgeben bestehet/ und ehe solches geschehen/ die Rechnung nicht vor richtig abgeleget zu seyn ge- halten wird. Matth. Stephani de jurisdict. lib. 2. part. 2. Cap. 2. n. 223. Dahero alle Handlungs- und Rechnungs-Be- diente dahin bedacht seyn sollen/ daß sie bey Able- gung ihrer Rechnungen nicht allein deß/ was an Uberschuß verbleibet/ ihrem Patronis so gleich aus- zahlen/ sondern ihn auch ihre Rechnung selbst mit al- ler Zugehoͤr und Belegen einhaͤndigen. L. fin. Vom Recht der Kauffmanns-Diener. L. fin. §. 1. ff. de liber Leg. L. si cui liber- tas ff. de Cont. \& de monstr. Wehner in obser. Pract. Dann wann sie solches zu thun unterliessen/ und den Uberschuß nicht gleich baar abstatteten/ seynd sie schuldig/ das Interesse Moræ davon zu entrich- ten. L. 7. §. fin. \& L. 36. §. 3. ff. de admin. tut. Solcher Uberschuß ist aber vielmals zweyerley/ einer den ein Diener schon baar in Handen hat/ wel- ches eingentlich Reliqua genennet werden. L. 32. l. 81. ff. de condit. \& demonst. Und diesen ist er gleich schuldig. Der andere bestehet indem/ was noch ausste- het unter denen Leuten/ denen er etwan von seines Herꝛn Waaren/ oder Geldern etwas credidi ret hat/ welches er fordersamst einzutreiben sich muß lassen angelegen seyn; insonderheit so er ohne genug- same Vollmacht/ und auf eigenes Gutduͤncken sol- ches Ausborgen gethan/ oder auch die Debitores nicht zeitlich genug gewarnet und getrieben haͤtte/ und sie daruͤber insolvendo geworden/ auf wel- chem Fall er vor die Schuld allerdings stehen muͤste. L. 2. C. de Hered. Tutor L. 1. C. de suscept. Munnoz. de Escobar. c. 19. n. 21. Haͤtte er aber ihnen mit seines Herꝛn Vorwis- sen/ und Krafft-habenden Vollmacht getranet/ auch im Anfordern sein Bestes gethan/ so ist er/ wann M m 4 sol- Caput XVI. solche Schulden boͤse werden/ nicht davor zu stehen schuldig. Gryph. in Oecon. leg. lib. 2. c. 3. n. 151. Es hat aber ein jeder ehrlicher und verpflichteter Handels-Diener die Præsumpti on und Vermu- thung vor sich/ daß er seinen muͤglichsten Fleiß bey Mahn- und Eintreibung der Gelder und ausstehen- den Schulden gethan/ wie er dann auch wuͤrcklich so lang vor fleissig gehalten wird/ biß der Unfleiß und Nachlaͤssigkeit erwiesen worden. L. 57. ff. de Administ. tut. Carpzov. I. P. F. p. 2. const. 11. def. 26. num. 7. Ferner soll auch ein Handels-Diener/ der auf Rechnung sitzet/ sich vorsehen/ daß er nicht mehr ausgebe/ als einnehme/ unter dem Vorwandt/ er habe jenes von den Seinigen zugeschossen/ weil es gemeiniglich scheele Augen und Præsumpti on wi- der ihn giebet/ als wann er nicht allzu richtig gehan- delt haͤtte. L. 15. §. fin. ff. ex quibus Causis major. Naurath de rationar. p. 96. Er huͤte sich auch mit seines Handels- Patroni seinen Geld oder Waaren/ seinen Vortheil zu su- chen/ eigene heimliche Handlung damit zu treiben/ oder solches auf Zins auszuleyhen; Die Ursach des- sen ist/ weil demjenigen das Lucrum gebuͤhret/ welchem das Geld oder die Waar eigenthuͤmlich zu- stehet/ ex qua ratione provenit. L. apud Labeonem 20. ff. de præscript. L. is. qui 13. §. si quem ff. Commod. Ber- Vom Recht der Kauffmanns-Diener. Berlich. part. 5. concl. 58. n 82. Wie er dann auch auf solchem Fall gerichtlich koͤnnte belanget und abgestraffet werden. ex L. Jul. de resid. L. 2. \& L. 4. §. Julia ff. ad L. Jul. Pecul. So kan er auch nicht mit gutem Gewissen die harten Muͤntz-Sorten/ als Ducaten/ Reichsthl- und dergleichen gut Geld/ so seinem Herꝛn einge- het/ heimlich auswechseln/ und ander Geld dafuͤr hinlegen/ sintemal solches einem Diebstahl gleich ge- achtet wird. L. apud Labeonem 20. ff. de præscript. verb. L. is qui 13. §. si quem ff. Commod. Deßwegen auch ein solcher eigennuͤtziger Die- ner/ nicht allein dasjenige/ was er solcher Gestalt sich gerafft/ wieder zuruck zu geben/ schuldig ist/ son- dern er wird noch darzu/ andern zum Exempel/ tapf- fer abgestrafft. Dahero alle diejenige/ die bey Kauff- und andern Leuten/ Geld oder Waaren zu be- rechnen/ unter Handen haben/ dem Exempel Pau- lini, des Roͤmischen Proviant Einnehmers/ nach- folgen sollten/ von welchem Seneca in libello de Brevitate vitæ C. 18. schreibet. Quod orbis Terrarum Rationes admini- straverit, tam abstinenter, quam alienas, tam diligenter, quam suas, tam religiosè, quam pu- blicas. Das ist: Er habe die Rechnung uͤber so viel Reiche und Laͤnder getreulich/ als es sich bey frem- den/ so fleissig/ als es bey eigenen/ und so gewis- M m 5 sen- Caput XVI. senhafft/ als es sich bey oͤffentlichen Stadt- und Lands-Rechnungen gebuͤhret/ verwaltet. vid. Fritsch. de Peccat. Princip. Conclus. 30. §. 2. Wann auch an seines Herꝛn Waaren sich eini- ger Ubermaß befaͤnde/ hat ein Diener sich dessen gleichfalls nicht anzumassen/ sondern es gehoͤret sol- cher ebenfalls seinem Patrono zu. per l. 8. C. de Rei vindic. l. 3. C. arbitr. tut. Jn Summa, ein Handels-Diener kan in vie- len Stuͤcken unrecht handeln/ dadurch er straff- wuͤrdig wird/ und zwar/ bestehet solches in Thun und Unterlassen. Zu jenem zehlen wir/ wann er mehr thut/ als ihm befohlen/ oder daß er ein Ding anders wohin verwendet/ als worzu es sein Herꝛ deput irt und ge- widmet hat. L. 1. ff. de Administr. Rer. ad Civit. Oder/ so er etwas zu Schaden kommen laͤst/ welches er wohl haͤtte in Acht nehmen und verwah- ren sollen. Menoch. Cons. 118. n. 16. lib. 2. Das Unterlassen bestehet/ wann er dasjenige nicht thut/ was sein Amt erfordert/ welches dann ei- ne Nachlaͤssigkeit genennet wird. per L. magna ff. de V. S. Als zum Exempel: Wann sein Herꝛ Wein im Keller/ oder Korn und andere verderbliche Waa- ren auf dem Boden/ oder in seinem Magazin liegend haͤtte/ und er/ der Diener/ sehe nicht fleissig dar- nach/ Vom Recht der Kauffmanns-Diener. nach/ und die Waaren kaͤmen daruͤber zu Scha- den/ so waͤre er/ gewissen Umstaͤnden nach/ dieselbe zu ersetzen/ schuldig/ sonderlich distingui ren hier die Rechts-Lehrer/ wie weit er zu solcher Ersetzung in Culpa Lata Levi \& Levissima koͤnne angehalten werden. Was ader diese drey zu sagen haben/ wollen wir mit Wenigen anzeigen. Culpam Latam, nennen die Rechte eine grobe Unachtsamkeit/ und mit einem Wort/ eine lieder- lichkeit/ da einer nicht verstehet/ oder thut/ dasje- nige/ was ein Kauffmanns-Diener doch thun und versehen sollte. L. Regula §. si filius ff. de jure \& fact. ignor. L. Latæ ff. de verb. signif. Als wann er wider das/ so allen Menschen doch bekandt ist/ oder doch zum wenigsten bekandt seyn sollte/ ingleichen wider sein eigen Wissen und Ge- wissen handelt/ welches Supina \& affectata Negli- gentia genennet/ und bey einem Menschen/ der nicht gar ein Narꝛ ist/ pro dolo, als ob ers mit Wil- len gethan haͤtte/ gehalten wird. L. 36. §. ad L. Aquiliam L. 8. §. de pre- car. Zum Exempel: Wann er sich in seinem Dienst etwas unterfienge/ dessen er nicht faͤhig ist/ da- durch aber seinem Herꝛn etwas versiehet/ oder wann er ein mehrers thut/ als ihme sein Herꝛ committ irt und aufgetragen hat. per L. idem juris ff. ad L. Aquil. Jtem/ wann er dem/ was ihme befohlen/ oder ver- Caput XVI. verboten worden/ nicht nachkommt/ die ihme an- vertraute Waaren oder Geld anders wohin ver- wendet/ als worzu es deput irt und verord- net ist. Wann er ferner im Ubergeben und Ausschrei- ben der Rechnung saumseelig ist. Jn Verwahrung der Schreib-Stuben/ und der darauf liegenden Buͤcher/ Nachrichten und Documen ten/ oder der im Gewoͤlb liegenden Waa- ren/ den Fleiß nicht gethan/ den er haͤtte thun sol- len/ oder dasjenige/ was sich leicht/ wegen Feuer/ Wasser/ oder andern Schaden/ begeben koͤnnte/ nicht vorher bedacht/ sondern es aus der Obacht ge- lassen/ welches alles unter Culpa lata verstanden wird. Levis Culpa ist an einem Handels-Diener eine solche Fahrlaͤssigkeit/ Ungeschicklichkeit/ Dumm- und Faulheit/ bey welcher er dasjenige nicht siehet/ oder in Obacht nimmt/ was doch ein jeder sorgsaͤltiger Kauffmann oder Handels-Diener thun/ und in Ob- acht nehmen sollte. arg. L. 1. §. 15. quoque ff. de oblig. \& action. Farinac. quæst. crimin. 88. n. 79. Zum Exempel: Wann er mit Faͤrberey um- gienge/ und die Waare/ so er in dem Kessel hat/ verderben liesse/ oder wann er diejenige/ so unter ihm seyn/ mit dem Licht unvorsichtig umgehen/ oder seines Herꝛn Waaren an einem solchen Ort liegen liesse/ da sie vom Wetter/ oder andern Zufall/ Scha- den nehmen koͤnnten. Levissima Culpa, ist die Einfalt/ Unbedacht- sam- Vom Recht der Handels-Bedienten. samkeit/ Jrꝛthum und Versehen/ wann er nicht auf das allersorgfaͤltigste Achtung giebet/ wie sein fleissiger Patron bey seinen Sachen zu thun pfleget/ wann er demselben bestellen laͤsset/ welches er wohl haͤtte abwenden koͤnnen. L. cum duobus 52. §. Damna ff. pro So- cio. Wann er nicht zusiehet/ daß das Feuer zu rech- ter Zeit ausgeloͤschet werde/ wann er das Gewoͤlb oder Bude nicht so verschlossen/ oder durch die Jungens in seiner Gegenwart verschliessen lassen/ daß keine Diebe hinein kommen koͤnnen/ und was dergleichen mehr. Dieweil aber die Præsumptio juris vor einem jeden Handels-Diener militi ret/ daß er seiner Herꝛ- schafft ehrlich/ redlich und getreu diene. per text. in l. 2. ibi. non arbitramur C. de offic. Civil. Jud. Auch in seinem anvertrauten Amt/ Thun und Lassen/ vigilant, hurtig und unverdrossen sey. per L. cum de indebito §. 1. ff. de probat Finckelthaus Obs. Pract. 89. n. 14. \& Obs. 115. n. 5. 12. Als muß alles Widrige/ so ihme beygemessen/ und Schuld gegeben/ von ihme aber nicht gestan- den wird/ ihme voͤllig/ und zwar/ durch staͤrckern Beweiß/ als bey andern/ erwiesen werden. Da dann der beschuldigte Diener mit seiner Verantwortung auch zur Genuͤge zu hoͤren/ und nicht zu uͤbereilen ist/ sonderlich/ so viel den Dolum anbetrifft/ quippe qui nunquam præsumitur cum sit delictum. L. me- Caput XVI. L. merito si ff. pro socio L. idem C. de dolo malo. Sondern von dem Klaͤger gar klar muß bewiesen werden/ zumal/ da man im Gericht lieber die Aus- legung annehmen soll/ welche den Beklagten von dem Dolo unschuldig/ zu sprechen/ als denselben da- mit zu beschweren vermag. text. in L. igitur §. 8. ff. de lib. Caus. Gra- vet. Cons. 205. numer. 8. Cons. 247. ad fin. Da er aber dessen Sonnen-klar uͤberfuͤhret werden koͤnnte/ so verdienet er nicht unbillig eine exemplarische Straffe/ und zwar muß er/ was Cul- pam latam betrifft/ seinem Patrono dem Schaden cum omni interesse ersetzen. Perpetua enim est Regula, Administratorem teneri de Neglectis. L. 1. C. ut in possess. legat. Menoch. Cons. 246. n. 61. Et quotiescunque culpa casum præcessit, ibi culposus obligatur ad damnum resarciendum. Cephal. Cons. 362. n. 17. vol. 3. Cum nullus sit contractus qui non recipiat la- tam culpam. per L. Contractus 23. ubi Petr. Fabr. ff. de R. J. Es bestehe gleich solche Culpa in committendo, oder omittendo, wovor auch so gar seine Erben hafften muͤssen. per text. in L. quo ad Hered. 6. \& ibi Glos- sa in verb. omitteret. Ja/ Vom Recht der Handels-Bedienten. Ja/ er wuͤrde noch uͤber die Ersetzung arbitrariè koͤnnen gestraffet werden. Vid. Myler. ab Ehrenbach in Hyparchol. c. 17. §. 6. 7. \&c. Nicht weniger hat auch die Ersetzung statt/ in culpa Levi secundum Rescriptum Impp. Dioclet. \& \& Maxim. in L. fin. C. ut in possess. legat. Warum aber solches geschehe/ wird per L. præfectorum cohors ff. de ritu nupt. gewiesen/ und so waͤre er auch nicht so gar ausser Ge- fahr/ in Culpa Levissima, zumal/ wann ihme vor seine Dienste eine jaͤhrliche Besoldung gereichet wird. arg. L. 1. §. si Vestimenta 8. ff. Deposit. Ja- son. in L. si Domus num. 7. ff. de rei Vindic. Vor allen huͤte sich ein jeder Kauffmanns-Die- ner vor Untreu/ indem solches nicht allein zeitliche/ sondern auch ewige Straffe nach sich ziehet. Non remittitur enim peccatum nisi restituatur abla- tum; Die Suͤnde wird keinem Dieb vergeben/ biß er das Gestolene wieder gegeben. Ob nun wohl ei- nige/ was die zeitliche Straffe anbelanget/ einwen- den moͤchten/ daß nach Saͤchsischen Rechten kein Diebstal an solchen Dingen begangen werde/ die einer nicht diebisch oder raͤuberisch aus des Herꝛn sei- ner Gewaͤhr bringet. Land-Recht lib. 2. art. 29. \& lib. 3. art. 22. Daher auch etliche davor gehalten/ daß der- glei- Caput XVI. gleichen diebische Bediente/ wann sie gleich von ih- rer Herren Geld/ oder Waaren/ welche ihnen an- anvertrauet worden/ etwas abnehmen/ und in ih- ren Nutzen verwenden/ darum nicht/ als Diebe/ zu belangen waͤren/ indem solches pro vera Contre- ctatione \& amotione nicht zu halten sey. Furtum enim est Contrectatio fraudulo- sa lueri faciendi Causa. L. 1. ff. de furt. §. 1. instit. de act. quæ ex delicto. Allein/ weil gleichwohl solche vorsetzliche Zu- griffe und betruͤgliche Abnahm/ wider der Herꝛ- schafft Wissen und Willen geschicht/ so ist kein Zweiffel/ daß dadurch nicht sollte ein rechter Dieb- stal begangen werden. L. 1. §. ult. ff de Furt. Und man dannenhero auch solche untreue Bediente Actione furti belangen koͤnne. Wesenbec. in Parat. ff. de Leg. Jul. Pecul. num. 9. Ob aber solche/ gleich andern Dieben/ mit dem Strang abzustraffen/ darinnen sind die Rechts- Lehrer nicht einerley Meynung. Dann etliche ge- ben vor/ daß in diesem Fall solche harte Todtes- Straffe nicht statt habe/ sondern das Verbrechen extra-ordinariè und gelinder nach Willkuͤhr des Richters/ zu bestraffen sey/ tex. in L. excellentia 9. C. de Erog. milit. annon. und dieses zwar darum/ weil es in solchen Faͤllen/ das Ansehen haͤtte/ ob bestehlen dergleichen Bediente nicht ihre Herren/ sondern sie handelten nur wider ihre Vom Recht der Kauffmanns-Diener. ihre Pflicht/ indem sie das Geld und die Waare an- ders wohin wendeten/ als wohin solche destini ret waͤre/ arg. L. 9. §. 2. ff. ad Leg. Jul. pecul. so verdiente auch die Qualitaͤt eines Dieners selbsten eine gelindere Straffe. Zumal/ da der gleichen Dieners/ denen Geld und Gut unter Handen gegeben wuͤrde/ bey ihrer An- nehmung/ Vorstand oder Cauti on bestellen muͤ- sten. Nun aber waͤre ja ausgemachten Rech- tens/ Quod pecuniæ publicæ ab eo, cujus peri- culo fuit, furtum fieri non possit. text. express. in L. sacrilegi 9. §. Labeo. 2. vers. pecuniæ publicæ ff. ad L. Jul. pe- cul. Worzu noch kaͤme/ daß sie keine Gelder oder Waa- ren/ so der Handels- Patron selber in seinem Be- schluß und Verwahrung hat/ sondern nur die/ so ihnen unter Handen gegeben/ angegriffen/ und zu ihren eigenen Besten verwendeten. Nun aber waͤre hell am Tage/ daß derjenige ein groͤsser Delictum beginge/ der eigenthaͤtiger Weise aus eines an- dern Gewahrsam etwas stiehlet/ als der/ so dasje- nige/ was er bey sich hat/ angreiffet. Uberdem/ so haͤtte sich auch der Handels- Pa- tron selbst zuzurechnen/ daß er sich nicht besser vor- gesehen/ und erkundiget/ was an einem solchen Be- dienten zu thun sey/ als er denselben angenommen. L. qui cum alio 19. ff. de R. J. Welches dann auch in dem gemeinen Saͤchsischen N n Fo- Caput XVI. Foro also pfleget beobachtet zu werden/ daß un- treuen Bedienten/ nicht der Strang/ sondern nur zweyfache Ersetzung/ Gefaͤngnis oder Lands-Ver- weisung/ zu erkannt werden. uti tradit Virgilius Pingi tzer quæst. Sax. 47. und Dn. Carpzov. J. F. R. S. part. 4. Const. 41. def. 1. Wo er klar setzet/ daß in dem Chur-Fuͤrstenthum Sachsen kein verpflichteter Diener/ wegen seiner Untreu mit dem Strang hingerichtet oder abge- straffet wuͤrde/ sondern man verfuͤhre mit demsel- ben gelinder/ welches er auch mit dem Præjudicio der Schoͤppen zu Leipzig (so sie Anno 1583. Mens. Febr. nach Halla an Saltz-Graͤven und Bornmei- ster des Gerichts im Thal/ daselbst gesprochen) be- kraͤfftiget/ also lautend: Verb. Sentent. So ist er solches aus 120. Stuͤcken Saltz un- terschlagenes Geld seinem Junckern zu bezahlen/ pflichtig/ und moͤchte daruͤber/ wegen seiner Ver- untrauung/ mit einiger Verweisung eurer Gerich- te/ in Straff genommen werden; so er aber das veruntraute Geld zu erstatten/ nicht vermoͤchte/ so wuͤrde er im Gefaͤngnis mit Ruthen billig gezuͤch- tiget/ und eurer Gerichte ewig verwiesen. V. R. W. \& hoc ob verba Gloss. in art. 22. lib. 3. Land-Recht. n. 5. in verbis Es mag wohl seyn/ daß ein Ding diebisch wird/ daran doch derjenige/ der es genommen hat/ nicht zum Dieb wird/ daß man ihn darum hencken sollte/ weil Vom Recht der Kauffmanns-Diener. weil er es nicht diebisch noch rauberisch aus jenes sei- nen Gewehren gebracht hat. Hingegen seynd andere der Meynung/ daß sol- che Untreu eines Dieners viel haͤrter/ und mit dem Tode selbst zu bestraffen waͤre/ weil zwey Delicta, als der Diebstahl und der Meineyd (indem solche Bediente gemeiniglich bey dem Antritt ihrer Dien- ste/ in Eydes-Pflicht genommen werden) zusammen kaͤmen/ man koͤnnte sich auch fuͤr andern Dieben noch etlicher massen huͤten und vorsehen/ aber fuͤr un- treuen/ falschen Dienern/ welchen man das Sei- nige anvertrauen muͤste/ koͤnnte man sich nicht ver- wahren/ noch ihnen ins Hertz sehen; dahero sie bil- lig haͤrtere Straffe/ als die gemeinen Diebe/ wuͤr- dig. L. 8. C. de Episc. \& Cler. Uber dieses moͤchte durch solche Gelindigkeit/ die Untreu des Gesinds gar zu sehr uͤberhand neh- men/ so/ daß mancher Diener sicher und ungescheuet es in den Tag hinein wagen/ und die Herꝛschafft auf allen Seiten hintergehen/ betruͤgen/ vervor- theilen/ bestehlen/ rupffen und zupffen wuͤrde/ wie er nur auf das aͤrgste koͤnnte und moͤchte/ dabey auch GOTT und sein Wort/ wie auch sein Gewissen und theuer geschwohrne Pflicht/ gaͤntzlich aus den Augen setzen. Dannenhero unterschiedliche Chur- und Fuͤr- sten des Heil Roͤmischen Reichs/ solchen untreuen Dienern mit Nachdruck zu begegnen/ gewisse Con- stitutiones und Verordnungen ausgehen lassen: Als nemlich/ unter andern Chur-Fuͤrst Augu- N n 2 stus Caput XVI. stus zu Sachsen/ in der 41ten Constituti on/ vom vertraueten Gut: Wann die Summa solches veruntrauten/ un- terschlagenen/ und in ihren eigenen Nutz betrieglicher Weise angewendeten Guts/ unter 50. Guͤlden Muͤntz seyn wuͤrde/ sollen sie mit Gefaͤngnis oder mit zeitlicher Verweisung des Landes/ gestrafft werden. Da sich aber solche Summa uͤber 50. Guͤlden Muͤntz erstreckte/ sollen sie mit Staupen-Schlaͤgen des Landes ewig verwiesen werden. Wuͤrde aber bemeldte Summa gar auf 100. Guͤlden Muͤntz/ oder daruͤber lauffen/ so sollten sie mit dem Strange vom Leben zum Todte gestrafft werden. Ein Gleiches finden wir auch in der Constitu- ti on Hertzog Heinrich Julii zu Braunschweig und Luͤneburg/ den 12. Augusti Anno 1594. Jngleichen in Hertzog Johann Georg zu Sach- sen-Eisenach/ seinem Anno 1681. den 3. May gege- benen Mandat/ welche beyde mit dem obigen glei- ches Jnnhalts seyn. Durch welche Constitutiones und Edicta, der- gleichen Gesellen/ ein hartes Gebiß ins Maul gele- get wird/ daß sie sich leicht hernach das Urtheil selbst faͤllen koͤnnen/ was sie von ihrer Untreu zu gewar- ten haben; wie es dann schon einige hart genug em- pfunden und betroffen. Exempla sunt odiosa. Jedoch ist bey dem ersten Fall/ wann die Sum- ma des veruntraueten/ unterschlagenen/ und in ih- ren eigenen Nutzen betruͤglicher Weise entwendeten Guts/ Vom Recht der Kauffmanns-Diener. Guts/ unter 50. Guͤlden seyn wuͤrde/ dieses zu er- innern/ daß die Chur-Saͤchsische Constituti on durch ein sonderbares Edict, de dato Dreßden den 10. Octobr. Anno 1584. in so weit geaͤndert und gemildert worden/ daß ein solcher untreuer Diener/ dasjenige/ was er entwendet/ und nicht uͤber 50. Gulden sich belaufft/ gedoppelt restitui ren und er- setzen soll. Wann er aber solches nicht koͤnnte/ als- dann und auf solchem Fall/ sollte er allererst mit Gefaͤngnis oder zeitlicher Verweisung beleget wer- den. Wie dann auch Teste Dn. Carpzovio J. F. R. S. part. 4. Const. 41. def. 4. \& in prax. Crim. p. 2. quæst. 85. n. 28. der Schoͤp- pen-Stul zu Leipzig An. 1591. Mens. Aug. 1627. darauf gesprochen. Wobey doch dieses zu erinnern/ daß/ ehe und bevor die Todtes-Straffe gegen einem untreuen Diener erkandt werde/ man gewiß seyn muͤsse. 1. Ob der Delinquent wuͤrcklich in Pflicht und Diensten gestanden. 2. Ob er solche Unterschlagung aus betruͤgli- chem Gemuͤth/ und mit Vorsatz/ (das Geld oder die Waare zu stehlen/ gethan. Dann es begiebt sich offt/ daß dergleichen Handels-Diener/ von dem Geld oder Waaren/ welche ihnen unter Handen gegeben werden/ etwas nehmen/ und zu ihren eigenen Nutzen anwenden/ der Intenti on und Meynung/ daß sie solches wie- der ersetzen/ und in Rechnung bringen wollen/ wel- ches sie aber/ wieder Verhoffen/ hernach aus Ar- N n 3 muth/ Caput XVI. muth/ oder andern Ungluͤcks-Faͤllen/ nicht refundi- ren/ und erstatten koͤnnen. Diese/ ob sie wol von der Pœna extra-ordinaria nicht frey seyn/ so koͤnnen sie doch um deswillen nicht mit der Todtes-Straff bele- get werden/ weil bey ihnen Animus \& Propositum furandi ac Dolus intercipiendi ermangelt/ und al- so kein Diebstahl geschiehet. juxta §. 1. Instit. de oblig. quæ ex Delict. nasc. Carpzov. part. 2. prax. Crim. qu. 85. n. 37. Wie/ und welcher Gestalt aber solcher Dolus und Animus furandi zu beweisen/ solches ist eine schwere Frage. Dann im dubio ist die Præsumpti on vor einen jeden Bedienten/ daß er aus Nachlaͤssigkeit oder Versehen/ ein- und das andere nicht aufgeschrie- ben/ und eingetragen/ keines Weges aber/ daß er sol- ches dolosè \& fraudulenter unterschlagen habe. Tiraquell de poen. temper. caus. 58. n. 2. Berlich. concl. 57. p. 5. n. 58. Zwar giebet Prosper Farinac. vol. 1. Cons. 96. n. 27. \& seq. vor/ es koͤnne solcher Bedienten Dolus und Betrug/ durch Anzeigungen/ und Muthmas- sungen bewiesen werden: Als (1.) Wann sie die Rechnungen nicht ablegen/ edi ren und aushaͤndigen wollen. Oder (2.) Ein- und andere Post Gelder in die Einnahme nicht gesetzet und gefuͤhret. (3.) Wann sie nach abgelegter Rechnung/ die ausgelassene Po- sten bey sich behalten/ und in ihren Nutzen verwen- det. (4.) Wann sie die Inventaria. Bilan tz und Re- gister vorsetzlicher Weise verfaͤlschen/ wie der unge- rechte Haushalter im Evangelio, gethan/ und was etwan dergleichen Muthmassungen mehr seyn moͤch- ten/ Vom Recht der Kauffmanns-Diener ten/ welche so gar den Richter dahin bringen koͤnten/ den Beschuldigten mit der scharffen Frag anzugreif- fen. Allein/ dieses ist zu hart/ und findet nach vieler Rechts-Lehrer Meynung ihren Abfall/ in so lang man nicht von den Corpore Delicti gewiß versichert ist; ungeachtet/ der Reus die Mißhandlung selber ge- standen/ non enim sufficit nuda Confessio delin- quentis, sed prius quam judex eum punit, certus esse debet de delicto \& omnibus circumstantiis. L 1. §. idem illud ff ad S. C. Syllan. Modest. Pistor part. 3. quæst. 117. Jul. Cla- rus §. fin. q. 21. Sonst auch mit einem solchẽ Delinquent en gelinder zu verfahren/ welcher sein Verbrechen hoͤchlich be- reuet/ des veruntrauten Gelds oder Waaren halber/ Erstattung thut/ und sein Handels- Patron solche Restituti on annimmt. Jn welchem Bereuigungs- Fall/ auch wohl einen ordentlichen Dieb das Leben geschencket wird/ ex Constitut. Elect. Saxon. 32. §. ult. p. 4. warum sollte man nicht vielmehr einem jun- gen Menschen/ der vielleicht durch boͤse Gesellschafft/ zu einem solchen Laster verfuͤhret worden/ sich ins- kuͤnfftig aber bessern/ GOtt und seinen Handels- Pa- tron, oder wem er sonst dadurch beleidiget/ die Suͤn- de abbitten/ und nach diesem ein nutzlicher Diener/ und Glied der Republic werden kan/ Genade wie- derfahren lassen/ zumal/ da wir deßfalls Præjudicia von beruͤhmten Schoͤppen-Stuͤhlen/ vor uns haben. Als unter andern eines von Leipzig/ dieses Jnhalts/ hat P. H. in Guten bekandt/ daß er innerhalb 6. Jah- ren/ die er bey euch in Diensten gestanden/ in Ver- N n 4 kauf- Caput XVI. kauffung der Waaren/ unterschiedliches von der baaren Losung untergeschlagen/ und in seinen Nu- tzen verwendet/ also/ daß es sich zusammen/ auf etliche 100. Gulden erstrecket. Ob er nun wohl/ vermoͤg Chur-Fuͤrstl. Saͤchsis. Constituti on hierdurch die Todtes Straff verwuͤrcket/ weil er aber dennoch sein Verbrechen hoͤchlich bereuet/ auch des unver- traueten Geldes halber/ euch hinwiederum Erstat- tung zu thun/ erboͤtig ist/ so bleibet er mit der Todtes- Straff (nachdem ihr mit seinem Erbieten wohl zu frieden seyd) verschonet/ er wird aber gleichwohl mit zeitlicher Gefaͤngnis billig in Straff genommen. V. R. W. Endlich/ so hat auch dieses um so viel mehr seine Limitati on/ bey Handels und andern Rechnungs- Bedienten/ welche nicht dolosè, gefaͤhr- oder betruͤg- licher Weise/ auch nicht im Gemuͤth/ Meynung und Vorsatz zu stehlen/ etwas von den vertrauten Geld und Gut ex Negligentia \& Culpa verschwiegen und zuruck behalten/ sondern solches in folgenden Rechnungen wieder einzubringen und zu ersetzen/ willens seyn. Quia ex Culpa \& Negligentia Administra- tores civiliter solum obligati sunt, non Crimi- naliter. arg. L. sacrilegi 6. §. cum eo autem ff. ad Leg. Jul. peculat. Dahero sie auch den Defect zu ersetzen schul- dig. Pingizer quæst. Sax. 47. n. 10. sub fin. vers. secundus Casus est. Wie- Vom Recht der Kauffmanns-Diener. Wiewohl sie zugleich wegen Culpa und Negligen- tia, mit Gefaͤngnis/ oder Geld-Straff koͤnnen bele- get werden/ angesehen/ arbitrariè zu bestraf- fen. Prosper. Farinac. p. 3. op. Crim. q. 87. n. 76. seqq. Roland à Vall. libr. 3. Cons. 64. num 5. Ein Kauffmann/ welcher das Ungluͤck hat/ einen untreuen Diener in Diensten zu haben/ thut am be- sten/ daß er erstlich selber wohl zu- und seinen Leuten auf die Haͤnde sehe/ und wann er ja denselbigen auf beweißlicher Untreu betroffen/ daß er sich an dessen Buͤrgen erhole/ und die Sache mit seinen Befreun- den in der Stille abthue/ als daß er (wann anders die Untreu nicht allzu grob/ und an den Delinquen- ten ohnedem nicht viel besonders/ auch keine Hoff- nung der Besserung ist/ vielweniger ein gut Ge- muͤth und ehrlicher Vorsatz sich findet/ sich honet in der Welt durch zu bringen/ ist) dem Richter ange- he/ und die Sache ruchtbar mache/ zumal/ da viel Gerichte aus dergleichen Denunciationibus mehr ihren Nutzen schaffen/ als daß dem Klaͤger dadurch geholffen seyn sollte/ gluͤckseelig (pfleget man im Sprichwort zu sagen) ist der/ welchen sein Dieb entlaufft/ und seynd dergleichen uͤber ein Furtum angestellte Processus gemeiniglich kostbar und ver- drießlich/ ja/ wann auch der Candidatus Patibuli gar biß zur Todtes-Straffe gebracht worden waͤre/ so hat man doch vielfaͤltige Exempla, daß derglei- chen allzu scharffe Ahndungen/ Straff- und Rach- Ausuͤbungen/ demjenigen/ der solche thun lassen/ in N n 5 sei- Caput XVI. seiner Handlung und Gewerb/ ja/ an seiner eignen Familia keinen Nutzen gebracht/ sondern das um zeitlich Geld und Gut willen/ unverantwortlicher Weise vergossene Blut/ ihme nicht allein einem na- genden Wurm ins Gewissen/ sondern auch einen Fluch in sein Haus und Handlung gebracht hat/ daß solches nicht auf dem dritten Erben gekommen Wie wir dann in einer bekandten Reichs-Stadt ein merckwuͤrdig Exempel an einem vornehmen Kauff- manns-Haus haben/ welches/ weil es sich nur zum Werckzeug gebrauchen lassen/ einem in der Flucht begriffenen Rebell en/ seinem Ober-Herꝛn wieder in die Haͤnde zu liefern/ welcher hierauf mit grausamer Marter hingerichtet worden/ daruͤber hernach (un- geacht aller aus dieser Dienstleistung gezogenen Vortheil) in solchen Abgang seiner zuvor florisan- ten Handlung gerathen/ daß seine Kinder mehren- theils im Exilio herum schwermen/ und jaͤmmerlich ihr Leben hinbringen muͤssen/ wie grosses Geld und Gut der Vatter auch zuvor gehabt; allein/ genug von dieser Materia. Wir gehen nunmehro weiter/ und besehen auch/ daß die Ehrerbietigkeit/ welche ein Handels- Diener seinem Herꝛn schuldig ist/ sich unter andern auch so weit/ den gemeinen Rechten nach/ erstrecke/ daß er seinen Herꝛn nicht peinlich anklagen darff. vid. Bartol. in l. pen. C. qui accus. non possunt. So kan er auch in burgerlichen Sachen keine fameuse Klage/ dadurch des Handels- Patrons guter Name verletzet wird/ wider denselben erhe- ben/ Vom Recht der Kauffmanns-Diener. ben/ woraus dann auch ferner folget; daß diejenige Beschimpffung/ welche von einem solchen Menschen seinem Handels- Patrono geschiehet/ vor groͤsser an- zunehmen/ als wann ihme solche von einem Fremden wiederfahren waͤre/ weil dadurch die Reveren tz und Ehre/ welche ein Diener seinem Herꝛn zu erweisen schuldig ist/ aufs aͤrgste verletzet wird; allermassen dann eine jede Beschimpffung/ nach Beschaffenheit der Person/ vor groͤsser oder geringer gehalten/ und solchemnach die Straff vermehret oder vermindert wird/ wie zu sehen ex §. 9. Instit. de injur. l. 15. §. 28. Berlich. p. 5. Concl. 65. n. 4. Da auch oben gemeldet worden/ daß/ wann ein Kauffmann seinen auf etliche Jahr gedungenen Diener/ vor der Zeit/ ohne erhebliche Ursach/ Ab- schied giebet/ er ihme seinen Lohn vollzugeben/ schul- dig sey. Brunnemann. ad l. 25. §. 6. n. 44. ff. locat. Mev. p. 3. dec. 31. \& Carpzov. p. 3. decis. 264. so hat doch dieser Rechts-Satz seinen Abfall. (1.) Wann der Diener eben zu der Zeit/ da er abgeschafft worden/ sich alsobald bey jemand anders verdinget/ und eben dergleichen Lohn daselbst empfangen haͤtte. Dann/ weil er auf solche Weise keinen Schaden lei- det/ als kan er auch mit Recht von seinem vorigen Herꝛn nichts prætendi ren. per l. 57. de R. J. add. l. 19. §. 9. \& seqq. ff. locat. (2.) Wann er/ der Diener/ zu solcher Abschaf- fung/ Ursach gegeben/ da es dann unbillig waͤre/ daß er Caput XVI. er solcher Gestalt aus seinem Verbrechen noch einen Gewinn haben sollte; dahero dann in ordinat. D. Elect. Mauritii de Anno 1550 rub. vom Gesind- Lohn §. ( Wir ordnen und wollen auch ) ver- nuͤnfftig versehen. Wuͤrde aber ein Herꝛ seinem Ge- sinde/ ausserhalb der Zeit/ Urlaub geben/ so soll es/ Jnhalts unsers vorigen Ausschreiben/ solches denen Gerichten anzeigen/ und sich derselben Bescheids ver- halten. add. Carpzov. dict. dec. 264. num. 9. 10. \& 11. \&c. Mit der Verpflegung eines krancken Dieners/ hat es auch diese Bewandtnis/ daß ein jeder Han- dels- Patron, aus Christlicher Liebe/ zwar darzu ver- bunden ist/ durch ein Rechts-Mittel aber/ kan er hier- zu nicht angestrenget werden. Molin. de J. \& J. disp. 505. n. 2. Und also darff er ihm auch nicht/ wann die Kranckheit zu lang anhalten sollte/ den voͤlligen Lohn bezahlen/ den der Diener bey gesundem Leib haͤtte ver- dienen koͤnnen. arg. l. 15. §. 6. ff. locat. Angesehen/ daß ein Lohn nichts anders/ als eine Vergeltung/ der gethanen Arbeit ist; wo aber solche nicht verrichtet wird/ da hoͤret ja auch die Beloh- nung auf. arg. d. l. d. locat. So wenig auch/ als ein Handels-Patron sei- nen Diener vor der Zeit abschaffen kan es waͤre dann/ daß er ihn vor die uͤbrige Zeit den Lohn bezahlte; so wenig kan auch ein Diener/ vor der Zeit/ seines Herꝛn Dienst Vom Recht der Kauffmanns-Diener. Dienst quitti ren/ weil dieses Correlata seyn/ und sich der Diener dadurch/ nicht allein seines noch zu forderenden Lohns verlustig machen/ sondern auch in die Ersetzung des Schadens verfallen wuͤrde/ wel- chen er seinem Patrono, durch sein unzeitiges Weg- gehen verursachte. Müller. Lib. 2. semestr. cap. 17. Welches auch so viel/ als den verursachten Schaden betrifft/ von denen Lehr-Jungens zu ver- stehen/ die sich zu Kauffleuten oder Handwerckern verdungen; Dann wann sie/ vor Ausgang der Zeit/ ohne redliche Ursachen/ von ihren Herren oder Mei- stern wegliefen/ wuͤrden sie dafuͤr/ so viel/ als ihren Herren oder Meistern/ aus ihrem Weglauffēn Scha- den geschiehet/ ihnen wieder ersetzen muͤssen. arg. l. 68. §. 1. ff. de fide jussor. \& l. 54. de locat. Waͤre es aber/ daß ein solcher Diener/ oder Dienst-Knab klagte/ sein Herꝛ tract irte ihn so hart/ daß er in die Laͤnge nicht mehr bey ihm ausstehen koͤn- te; so haben die Rechte auch darwider gute Mittel erfunden. Daß/ nemlich/ wann ein Herꝛ allzu bar- barisch mit seinen Bedienten umgehet/ diese die O- brigkeit anruffen/ und daß der Herꝛ vor derselben Cautionem de non amplius offendendo leisten muͤsse/ ausbitten koͤnnten. vid. Mev. pag. 4. Dec. 19. Gesetzt/ wuͤrde solches noch nicht helffen/ und der unbedachtsame Patron sich auch an das Obrig- keitliche Mandat nicht wollte kehren/ so stuͤnde dem Diener nicht unverwehrt/ wann er sich bey Zeiten aus Caput XVI. aus seinem Haus wegmachte/ und solcher Gestalt auch vor der Zeit die Dienste quitt irte. arg. §. Inst. de his qui sui vel al. jur. sunt. Zumal demjenigen/ der sich seines Regiments/ so er uͤber einen andern hat/ mißbrauchet/ dasselbige auch billig genommen wird. vid. Papon. lib. 13. arrest. tit. 2. Nachdem auch ein Diener seinem Herꝛn allen Respect zu erweisen/ und nichts/ als alles Liebes und Gutes von demselben zu reden/ schuldig ist; also muß auch hinwiederum ein Handels- Patron seinen Die- ner nicht mit Ehrenruͤhrigen Worten tracti ren/ an- gesehen/ wann solche zu grob kaͤmen/ die Rechte de- nen Bedienten zulassen/ deßfalls eine Injuri en-Klag wider ihre Herren anzustellen/ und solche angethane Schmach gerichtlich zu ahnden/ vornemlich/ wann ihnen ein Verbrechen vorgeworffen wird/ dessen sie sich nicht schuldig wissen. Mev. ad Jus Lubec. p. 3. tit. 8. art. 10 n. 16. Wir schliessen hiermit/ wollen aber zuvor noch kuͤrtzlich die Frag eroͤrtern: Ob ein Handels-Die- ner/ welchen etwas zu verrichten/ von seinem Herꝛn anbefohlen worden/ diesem Befehl/ im Fall er solches seinem Herꝛn nuͤtzlich zu seyn/ befaͤnde/ uͤberschreiten koͤnne? Ob nun wohl der Rechts-Satz richtig/ daß man den Befehl/ womit man beladen worden/ nicht uͤberschreiten solle/ wie zu sehen ex l. 5. pr. ff. mandat. Angesehen derjenige/ welcher solchen Befehl uͤberschreitet/ vielmehr etwas anders/ als dasjenige/ was Vom Recht der Kauffmanns-Diener. was ihme anbefohlen worden/ zu thun/ scheinet/ so gar/ daß etliche dafuͤr halten/ ob koͤnnte nicht einmal zum Nutzen der Herꝛschafft/ der Befehl uͤberschrit- ten werden/ nach dem bey Kauffleuten ohnedem bekandten Sprichwort: Folg Ordre/ und thue Quad. So scheinet doch die widrige Meynung/ denen Rechten und der Billigkeit conformer, wie zu sehen ex l. 3. pr. ff. Mandat. Jnmassen es einem jeden/ eines andern Sach zu verbessern/ frey stehet; hiernechst auch nicht zu muthmassen/ daß es deßfalls wider den Befehl des Herꝛn sollte gehandelt seyn/ wann der gegebene Be- fehl auf eine andere Weise/ jedoch zu des Herꝛn Nu- tzen/ ausgerichtet wuͤrde; Gestalt/ man nicht so wohl auf die Worte/ als auf die Meynung desjenigen/ der den Befehl gegeben/ zu sehen habe. Bachovius ad Treutl. D. 27. th. 6. lit. f. Gleichwie aber der Ausgang einer jeden Hand- lung/ nicht allezeit gluͤcklich ist/ also thut ein Handels- Diener am besten/ wann er dem/ ihme vorgeschriebe- nen/ Befehl/ sich in allen Stuͤcken gemaͤß erzeiget/ al- lermassen er solchen Falls keine Verantwortung auf sich ladet. v. l. 46. ff. Mandat. Da er sonst im Gegentheil/ wann er solche vor- geschriebene Ordre uͤbergienge/ solches zu verant- worten haben wuͤrde Ja/ wann er eine groͤssere Summa, als ihme anbefohlen worden/ ausgegeben/ solchen Uberschuß nicht wieder von seinem Herꝛn for- dern koͤnnte/ oder/ so er solchen von dessen Geldern aus- Caput XVI. ausgezahlet/ selbiges wieder ersetzen muͤste; Ein an- deres waͤre es/ wann dem Diener kein gewessener Befehl waͤre gegeben/ sondern die Verrichtung sei- ner beywohnenden Geschicklichkeit und Gutbefinden anvertrauet worden; Gestalt er in solchem Fall ent- schuldiget ist/ wann er dasjenige/ was sein bestes Wissen und Gewissen mit sich gebracht/ nach Moͤg- lichkeit verrichtet hat. Und so viel vor dießmal/ von dem Recht der Kauffmanns-Diener/ dessen sie sich/ wann sie treu und redlich dienen/ zu erfreuen/ und was sie hinge- gen auch/ wan das Wlderspiel geschiehet/ zu erwar- ten haben. Hic igitur nostram teneat jacta Anchora pup- pim, Sitque honor æterno, qui regit astra, DEO. Hier lauffet abermal mein Schiff im Haven ein/ Dem Hoͤchsten soll dafuͤr Lob/ Preiß und Ehre seyn. Nuͤtz- Nutzliches und Vollstaͤndiges Register/ Aller in diesem Tractat vorkommen- den Sachen und Materien. A. A Bend-Zeit in grossen Staͤdten auf der Gassen zu gehen unsicher. 267 Abgeritten wann die Pferde seyn/ was zu gebrau- chen. 341 Abschiede der Diener vid. 380 . Formul en Teutsche 383 . seqq . Frantzoͤsische 388 . Lateinische. 391 Accepti ren der Wechsel-Brief durch Diener. 538 Action der Schiffs-Rheder wider einen Kauff- mann seines Diners wegen. 527 Aderlassen in Pestzeiten nicht gesund. 302 Adres Contor dienet denen Kauff-Dienern sich an- zugeben und Dienste zu suchen. p. 20 . 27 . Altenberg giebt viel Zinn aus. 156 Alter der Pferde wie es erkannt werde. 333 Altvaͤtterische Formularia aus Briefen zu lassen. 204 . \& 207 Alphabeth der Titul und Aufschrifften. 209 Aempter/ Namen Frantzoͤsisch. 209 (A) Am- Register Amsterdam wie es Buch und Rechnung halte. 343 — — wechselt auf Cadix/ Franckfurt am Mayn/ Genua und Livorno 346 . Hamburg/ Koͤnigsberg. 347 . Lion/ Paris/ London/ Lisabon/ Leipzig/ Madrit. 348 . \& 349 Animus furandi muß bewiesen werden/ an einem untreuen Diener. 566 Antwerpen wie es Buch und Rechnung halte. 350 . wechselt auf Cadix/ auf Franckfurt am Mayn. 351 . Lion/ London/ Lissabon/ Madrit/ Paris/ Venedig. 352 Apotheck auf Reisen bey sich zu fuͤhren noͤthig. 270 . seynd in Halle zu finden. ibid . Arcana der Handlung pflegen Diener abzusehen/ ob ein Kauffmann solchen Diener wovon diß be- fuͤrchtet annehmen soll. 16 — muß sich ein Diener auf der Reise nicht aus- fragen lassen. 274 — der Handlung/ lernet man aus dem Buch- halten. 198 Auffuͤhrung eines Dieners auf der Reise. 277 Aufschrifften nach den Alphabeth. 209 Aufschrifft wegen sich nicht zu versehen. 231 Avis en soll ein Diener lesen. 241 Ausgaben auf der Reise/ muß der Diener noti ren. 273 Ausgeben vor Eingekauffte Waaren/ nach der Ein- wohner reguliren. 552 B. Ba- der fuͤrnehmsten Sachen. B. Bagage muß ein Reisender Diener wohl in Acht nehmen. 267 . allezeit dabey zu bleiben noͤthig. 269 . was im Wirths-Haus deßwegen in Acht zu nehmen. ibid . Banquiers die vornehmen muß ein Diener auf Reisen suchen zu kennen 276 Barque was fuͤr ein Art Schiffen es sey. 376 Bauch-Grimmen/ wie es zu curi ren. 293 Bediente der Kauffleute/ was ihnen zu thun oblie- ge. p. 2 . wie vielerley derselben. p. 3 . biß 10 . siehe Diener. Befehl des Patrons, ob ihn der Diener uͤberschrei- ten koͤnne/ wann ers nutzlich erachte. 574 Befehl des Patrons ist dem Diener zu folgen noͤthig. 575 Bestellen der Briefe zu besorgen/ muß offt der Die- ner selbst thun. 232 Beutel so offen/ seynd nicht allezeit sicher anzuneh- men. 265 Bilan tz lehret dem Diener die Staͤrcke und Schwaͤ- che der Handlung seines Patrons kennen. 198 Bilanz iren soll man alle Monat. 202 Biß vom Hund wie er zu heilen. 312 Blech kommt viel aus Sachsen. 154 . wie es gemacht werde. 154 . Sorten derselben. 155 Braͤune im Hals wie sie zu curi ren. 314 . an der Zungen. ibid . (A) 2 Brech- Register Brech-Artzneyen seynd in der Pest nicht Gut. 299 Bremen/ wie es Buch und Rechnung halte. 352 Wechsel auf Breßlau/ Cadix. 353 . 354 . Coͤlln am Rhein. 354 . Franckfurt am Mayn. 355 . Ge- nua. 356 Brennen mit Pulver/ wie es zu heilen. 312 Briefschreiben/ was ein Diener dabey in Acht zu nehmen. 192 . \& seqq . it. 206 . 225 Brieffe- Styli wegen Erinnerung. 194 . Requisita eines Briefs. 206 Brieffe/ was ein Diener zu End des Monats dar- aus in die Handels-Buͤcher traͤgt. 195 Brieffe Zusammenlegung/ was dabey zu observi- ren. 229 . beym Zusiegeln. 229 Bruͤderschafften so Kauffmanns-Diener unter sich aufrichten koͤnnten. 489 Buchhalten weiset dem Diener den Zustand der Handlung. 198 . was dabey in Acht zu nehmen. 138 . \& 240 Buchhalter/ was darunter verstanden werde/ und ihm zu wissen noͤthig. p. 5 . 183 . 240 . seynd zweyerley Arten. p. 5 . \& 6 . Contract mit ihm aufzurichten. 74 . Was seine Verrichtung auf dem Contoir. p. 74 . seq . 148 . 181 . 183 . — — was er bey Unternehmung der Handels- Buͤcher in Acht zu nehmen. 201 Buͤrgleistung eines Dieners. 95 C. Com- der fuͤrnehmsten Sachen. C. Cambist en ihrer Diener Exam en. 406 Caravelles wie groß. 376 Colic, wo sie herkomme/ und wie sie zu curiren. 293 Cammern in Wirths-Haͤusern muͤssen wohl visiti- rt werden. 269 . wie die Thuͤren zu verwahren. 270 Cargason, wann ein Diener damit ausgeht/ was fuͤr ein Contract zu schliessen. 89 Cassi rer wer sie seynd und was ihr Amt. p. 7 . \& 148 . Contract so mit ihnen aufzurichten. 82 Caution, ist von einem Diener zu fordern noͤthig. 25 . Formular. 95 . item 543 . \& 544 . Cladde muß ein Diener zur Hand haben. 195 Clima schadet und nutzet der Gesundheit. 284 Climata der Welt verschiedene. 374 . \& 375 Commercien-Collegium koͤnte Kauffmanns-Die- ner/ so ihr Eigenes anfangen/ examini ren. 399 — — Contract so davor aufzurichten wegen Kaufflete Diener. 45 . 47 Commercia lieben die Freyheit. 400 Commissions- Handlung Beschaffenheit/ was da- bey zu besorgen/ und zu wissen. 469 Compas einem Diener auf Reisen noͤthig. 271 Complimentariat vollstaͤndiges. p. 59 . Advoca- ten und denen so Kauffmanns- Processen fuͤhren noͤthig. ibid \& seqq . Complimentarius woher er so genandt werde p. 3 . (A) 3 was Register was seine Verrichtung. ibid . wird aus vieler- hand Ursachen geordnet. ibid . gemißbraucht. p. 4 . vertritt die Stelle des Herꝛn. ibid . wird offt nur ein Handels-Diener genandt. p. 6 . wie er sich reversi ren muͤsse/ wann man mit ihm contrahi rt. 58 Complimentarii Function oder Bedienung. 149 Conditiones so noͤhtig in Kauffmanns- Contracte. 52 Condition was ein Diener dabey zu betrachten. 23 . seq seynd gantz anders als vor dem. p. 13 Condition deßjenigen an dem man schreibt/ muß man in Acht nehmen. 206 . wie auch seine eigene. ibid . Contorist en wer und wie vielerley derselben p. 7 . Conduite einem Kauffmann noͤthig. 278 . vid. Qualit aͤten. Conjunctu ren seynd wohl bey angehender Hand- lung zu betrachten. 433 Contract zwischen einem Patron und Diener auf gewisse Handlung und Jahre. p. 28 . ein anderer. 29 . 31 . 32 . \& seqq . was darzu requiri ret wer- de. 57 Contract mit unterschiedlichen Clausul en. 33 Contract von einem Handels- Patron gegen den Revers seines Dieners ausgestellt. 40 Contract vor Notari en und Zeugen aufgerichtet. 42 . vor einem Commercien-Collegio. 45 Contract der Vormuͤnder vor ihren Pupillen mit mit einem Diener. p. 54 Con- der fuͤrnehmsten Sachen. Contract mit einem Complimentario. 64 . 70 . \& seq . — — mit einem Diener/ dem dabey zu handeln erlaubet. 10 . Buchhalter. 74 Contract mit einem Cassi rer. 85 — — mit einem Factor oder Lieger. 85 — — mit einem Diener mit einer Cargason oder auf eine Zeitlang. 89 — — im Frantzoͤsischen aufgericht. 90 . 91 . 93 — — Lateinischer. 93 Corresponden tz was ein Diener deßwegen zu wis- sen. 192 . Culpa, welche dem Diener zu imputi ren/ lata, levis, an levissima. 554 D. Demuͤthig muß ein Diener seyn. 125 Delinquent so seine Untreu bereuet/ soll gelinder ge- strafft werden. 567 Detail handeln/ was dabey zu besorgen. 460 . 464 Diebe/ wie sich auf Reisen und zu Hause davor zu huͤ- ten. 256 . \& seq . Diebe/ wann Handels-Diener vor solche zu halten. 559 . \& 560 — was die Rechte deßwegen ordnen. ib . \& seq . Diener eines Kauffmanns/ was er sey. p. 1 . \& 505 was ihm zu thun obliege. p. 2 . 480 . wie vielerley derselben und was ihre Verrichtung von p. 1 . biß 10 Diener neu-angehende/ werden mit Contorist en verglichen. p. 7 — Was sie beym Antretten in der Handlung zu observi ren. 186 (A) 4 Die- Register Diener (vor Gewoͤlb/ Laden und Waaren) wer sie seynd und was ihre Verrichtung. p. 7 . dienen offtmals vor Geld/ offt umsonst. p. 8 Diener zur Reise/ seynd entweder bestaͤndig darauf/ oder nur gewisser Ursachen wegen. p. 8 . dienen auf eine Zeitlang/ oder allezeit. 10 Diener zeitige/ welche so genannt werden. 10 Diener Zustand ist heute zu Tag gantz anders als sonsten. p. 13 Diener wird offt seiner Person wegen angenom- men. 17 . \& seq . Dieners Quali taͤten in Ansehen des Verstandes. 18 . 19 . seq . item 122 . einige schicken sich gut zum Ein-andere zum Verkauffen. ibid . muͤssen in Holland und auch anderwaͤrts Geld zu geben. ibid . was er zu betrachten/ wann er in Condi- tion gehen will. 23 . seq . Diener muß sich schmiegen und buͤcken. p. 25 Diener ihre Contracte und Formul en davon. 28 . \& seq . Diener muß in grossen Handels-Staͤdten eine Procuration haben/ um in der Banco zu agi- ren. 47 — koͤnnte bey dem Commercien-Collegio oder der Zunfft eingeschrieben werden. 46 — Nebenhandlung/ was davon zu halten. 72 . 73 Diener zu haben/ verschiedene Schreiben und Ant- wort. 95 . \& seq . Die- der fuͤrnehmsten Sachen. Diener muß Gottsfuͤrchtig seyn. 124 . gerecht ibid . leutseelig 125 . verschwiegen. 126 . wachsam ibid . fleißig und sorgfaͤltig. 140 . maͤßig. 141 . genug- sam. 144 . 477 Diener so sich zu weibisch putzen/ was davon zu hal- ten. 144 Diener/ was er bey der Seiden-Handlung zu ob- servi ren 151 . Material- Handlung. 152 . Ei- sen-Handlung. 153 . \& seq . Diener solte noch bey der Handlung eine Hanthie- rung lernen. 151 — was er bey dem Ein- und Verkauff en groß zu observi ren. 174 . soll offt die Kauff- leute des Hand-Kauffs besuchen. 176 . Ursachen dessen. 156 Diener/ was er von Buchhalten/ Wechseln und Briefschreiben wissen muͤsse. 181 — Was er beym Eintritt in der Handlung in Acht zu nehmen. 184 . 185 . wie er seine Neben-Stunden zubringen soll. 233 . seqq . was von ihm præsumi ret werde. 244 Diener/ was er auf der Reise in Acht zu nehmen. 253 . betrachtet erstlich wohin er reise. 245 . die Gelegenheit. 247 Diener um zu Reisen gedungen seine Requisita. 249 . seqq . muß sich suchen in Hochachtung zu se- tzen. 252 . was er vor sich zu lernen. 274 Diener wie sie sollten examini ret werden. 400 (A) 5 seynd Register seynd wegen des Examinis mit Unterschied zu betrachten. 400 . seqp . Diener/ wann sie ihre eigene Handlung anfangen/ was sie zu bedencken. 427 . \& seqq . Diener/ wann sie mit andern in Compagnie tretten/ worauf sie zu sehen haben. 443 . \& seqq . Diener/ was er in seiner eigenen Handlung/ beym Grosso und Detail Handl und Commissio- nen zu beobachten. 448 . \& seqq . Diener/ so grosse Leute geworden. 475 . wodurch. 4 7 Diener/ so zu allen koͤnnen gebraucht werden/ seynd nutzlich 513 — soll nicht mehr auf sich nehmen als er bestrei- ten kan. 513 Diener/ wie fern sein Herꝛ seinetwegen sich verbin- de. 526 Diener/ ist seines Herꝛn wegen nicht zu belangen/ ob er sich gleich als Selbst-Schuldner verschrie- ben. 529 . \&c. Diener muß gehalten seyn/ den Contract zu erfuͤllen/ wann expresse auf ihn gesehen worden. 530 Diener so faul und untreu/ verdienet keinen Lohn. 542 . \& seq . Diener sollen den Uberfluß bey Ablegung der Rech- nung erlegen. 551 Diener so untreu/ wie ferne solche als Diebe anzu- sehen. 559 . 560 Die- der fuͤrnehmsten Sachen. Diener ist gehalten auszudienen. 572 . Ursachen/ warum ers nicht gehalten. 573 Discours (im) muß sich ein Diener auf Post-Wa- gen und im Quartier mit Fremden nicht einlassen. 255 Distan tz der Oerter. 369 E. Ehrerbietigkeit der Diener gegen ihre Herren. 570 Ehrlich wird ein jeder Mensch und jeder Handels- Diener zu seyn geglaubet. 566 Einkauff der Waaren/ erfordert auf 10 . Stuͤcke Acht zu geben. 449 Eisen-Kraͤmers-Diener/ wie sie zu examini ren. 416 Eisen Handlung/ was ein Diener dabey wissen muͤ- se. 153 Eisen-Werck/ Quinquaclerie, was es sey. 157 Englisch Zinn/ wie es zu uns komme/ was davon zu wissen. 156 . 157 Essen und Trincken/ wie man sich in Pest-Zeiten da- bey zu verhalten. 306 Examen der Diener in Franckreich. 242 — was vorher gehet. 405 — derjenigen/ so bey Wechslern gedienet. 406 . der Handels-Diener auf grossen Contoi- ren 407 . der Tuch-Haͤndler. 412 . Mate- riali sten. 413 . Seiden-Haͤndler. 450 . Ei- sen-Kraͤmer. 416 Exempel eines gottlosen Dieners. 129 F. Register F. Factor, wer er sey. p. 5 . bedeutet offt mehr/ als Com- plimentarius. ibid . Unterschied derselben. ibid . Contract, so mit ihm aufzurichten. 85 . was er bey Commissio nen in Acht zu nehmen. 471 Fallit en/ wie ihnen Diener getreu seyn muͤssen. 140 vid. Banquerotti rer. Farbe der Pferde/ was davon zu halten/ und welche die beste. 327 . seqq . Fieber/ Ursprung/ und wie es auf verschiedene Weise zu curi ren. 311 Flaschen-Keller auf Reisen gut. 286 Fleiß eines Dieners/ ruͤhmlich. 376 Fluͤsse auf Reisen/ eine gewoͤhnliche Kranckheit. 288 Formularia, von Contract en. 28 . \& seq . — — altvaͤterische/ aus Briefen zu lassen. 204 . 208 Formular, darinnen verbuͤndliche Clausul en. 33 . Ein anders. 40 Frantzosen/ wie zu curi ren. 317 Frantzoͤsisch soll ein Diener wissen. 205 Frantzoͤsischer Kauffleute Diener Verordnung 401 Fregatt en seynd offt Convoy -Schiffe. 375 Freunde/ was ein Diener/ der seine eigene Handlung anfaͤngt/ deswegen zu betrachten. 432 Frießlaͤndische Pferde groß und starck. 327 . besser zum Fahren als Reiten. ibid . Fuͤrsichtig muß ein Diener bey Einforderung der Schulden seyn. 179 G. der fuͤrnehmsten Sachen. G. Galeasse, was es vor ein Schiff. 376 Galere/ was es sey. 376 Gallionen/ was vor Schiffe es seyn/ und wie viel Last es fuͤhre. 375 Gassen/ so enge seynd/ in grossen Staͤdten/ nicht sicher 266 . voller Huren und Diebe. 276 Gebrechen der Kauffmanns-Diener. 161 . \& seqq . Gedult muß ein Diener haben. 148 . auch in Einfor- derung der Schulden. 179 Geheimnus muß ein Diener bewahren koͤnnen. 127 werden offt von ihnen entdecket. 163 Gelassen muß ein Kauffmanns-Diener seyn. 145 Geld ist noͤthig zur Reise. 249 . in Einnahm und Ausgab in der Fremde sich wohl vorzusehen. 265 Genuͤgsamkeit/ eine grosse Tugend eines Kauff- manns-Dieners. 144 . \& seqq . Geographie soll ein Diener wissen. 233 Gesellschafften koͤnnten Kauffmanns-Diener unter sich aufrichten. 504 Gesinde/ so mit Unwillen weggekommen/ im Dienst zu nehmen verboten. 17 — — erlaubet/ wann rechtmaͤssige Ursachen sich finden. ibid . Gestuͤrtzten/ mit dem Pferde/ wie zu helffen. 318 Gesundheit einem Kauffmanns Diener noͤthig. 147 . 284 . seqq . wird bey dem einen anders/ als bey dem andern conservi rt. ibid . wie sie zu verwah- ren und Kranckheit abzuwenden. 283 . \& seq . Ge- Register Getreu muß ein Diener seyn/ an- und abwesend. 129 137 Getreu muß der Diener auch gegen seinem verstor- benen Herꝛn seyn. 139 Gewuͤrtz-Handlung wegen/ wie Diener zu exami- ni ren. 413 Glieder/ wann sie erfroren/ was davor gut. 289 Gluͤckseeligkeit einiger Kauffmanns-Diener. 475 Gottsfuͤrchtig muß ein Diener seyn. 124 — — ist selten zu finden. 162 . seqq . — — ist die beste Artzney vor alle Kranckheiten. 285 Grossi rer/ was ein Diener in dessen Handlung in Acht zu nehmen. 172 — — welche anderen ihre Waaren zum Hand- kauff geben/ gehen sicher. 454 — — was sie dabey zu erwegen. 456 Grosso, wann Waaren eingekaufft werden/ was zu besorgen. 448 — — was in Acht zu nehmen/ wann im Grosso verkaufft wird. 454 Gulden- Resolv irung zu Thaler. 368 H. Hals-Braͤune/ was davor gut. 314 Hals boͤser/ wie zu curi ren. 316 Hamburg/ haͤlt Buch und Rechnung/ wie 357 — — wechselt auf Antwerpen. ibid . — — auf Cadix/ Sevilia \&c. 358 — — Franckfurt am Mayn. 358 Franck- der vornehmsten Sachen/ Franckreich/ London/ Lissabon. 359 . Venedig/ Madrit. 360 Handels-Diener/ was er sey. 1 — — — wie vielerley Arten derselben. 3 . biß 10 Handel/ wann ein Diener seinen eigenen anfaͤngt. 427 — — was er zu besorgen. 427 . seqq . Hand-Kauff/ was dabey zu betrachten. 460 Handlung der Diener/ so sie bey ihren Herren trei- ben/ was darvon zu halten. 73 — — desjenigen Landes/ wohin die Diener rei- muͤssen sie lernen. 275 Hand-Schrifft eines Dieners/ was darbey erfordert werde. 203 Handwercker soll ein Diener fleissig besuchen. 241 Handwercks-Jungen/ so entlauffen/ oder mit Unwil- len weggekommen/ im Dienst zu nehmen verbo- ten. 17 Hanseatischer Kauffleute Qualitaͤten und Requisi- ta. 422 . \& 423 Hansee-Bund gab denen Dienern ein sonderbares Ansehen. 340 Hazardi ren soll ein Diener nicht. 253 Hoͤflichkeit recommandi ret einen Kauffmanns- Diener. 161 . auch auf Reisen. 273 Humeur seines Herꝛn muß der Diener wissen. 25 Hunds-Biß/ wie er zu heilen. 312 Huren und Unzucht zu meiden/ wie sich vor Huren zu huͤten. 161 — wo sie sich aufhalten. 161 Hu- Register Husten/ wie er zu curi ren. 290 . bey Pferden. 341 J. Jahr/ wie es getheilet werde. 370 . Schalt-Jahr/ was es sey. 371 Immatriculi ren der Kauffleute/ worzu es nutze. 424 Instructi on muß ein reisender Diener haben. 249 Interesse- Rechnung/ ausgerechnet in Tabellen. 366 Jtaliaͤner stirbt vom Schincken. 248 Jungen der Handwercker/ was derentwegen die Frantzoͤsische Verordnung befiehlet. 401 K. Kaͤltung muß man verhuͤten. 288 . Cur/ wann man sich verkaͤlt. 289 Kauffleute/ so ihren Dienern blose Hoffnung ma- chen/ sie zu recommendi ren/ oder zu befoͤrdern/ thun nicht wohl. 19 Kauffmann/ was er bey Annehmung eines Dieners in Acht zu nehmen. 11 . 12 . \& seqq . — — siehet vornehmlich auf dreyerley. ibid . — — muß mannichmal wegen der Haushaltung und des Dieners andere Gedancken nehmen. 14 . 15 . — — siehet auf dessen Leibes- und Gemuͤths- Qualitaͤten. 16 . 17 . 18 . seqq . Kauff- der fuͤrnehmsten Sachen. Kauffmann/ so verstaͤndig/ siehet gleich/ was an ei- nem Diener zu thun. 192 — — Schreiben um Diener. Cap. 2 . — — zu werden/ kostet an einigen Orten Muͤ- he. 418 — — wie ferne ihn die Actiones seines Die- ners binden. 525 Kauffmanns-Soͤhne haben einen Vorzug vor an- dern. 401 — — Diener/ wer so genannt werde. 1 — — — wie vielerley derselben. 3 . biß 10 — — — hat heute zu Tag eine andere Be- wandtnus mit ihnen/ als vor dem 12 . Siehe Diener. Qualitaͤten. 120 . \& seqq . Keuschheit/ eine grosse Tugend eines Dieners. 141 Kinder/ siehet ein Kauffmann zu gebrauchen. 11 . 13 Klage/ wegen des/ einem Diener von seinem Herꝛn versprochenen Salarii. 507 Klugheit wird an einem Diener erfordert. 124 Koͤnigsberg auf Amsterdam. 361 . auf Hamburg. ibid . Kraͤmer/ was sie bey Anfang ihrer Handlung zu be- trachten. 460 Kranckheiten verursacht der Mensch sich offt selb- sten. 285 Krancken Dienern muß der Herꝛ ihr Salarium ge- ben. 52 — — — wie solches den Rechten nach gehalten wird. 572 (B) Kuͤhn Register Kuͤhn muß ein Diener im Einfordern der Schulden seyn. 177 L. Laden-Diener/ was ihre Functi on. 7 . vid Diener. — eines Kauffmanns/ wie er muß gelegen seyn. 465 Langsamkeit eines Kauffmanns-Diener/ unanstaͤn- dig 165 Laster der Kauffmanns-Diener. 162 . seqq . Leben junger Leute und der Kauffleute Diener. 162 . \& seq . Leib muß in Pest-Zeiten offen seyn. 309 Lehren/ sehr heilsame/ vor getreue Diener/ bey aller- hand Handlung zu observi ren. 172 Leutseelig muß ein Kauffmanns-Diener seyn. 125 . 161 Libell eines Dieners wider seinen Herꝛn/ wegen ver- sprochenes Salarium. 507 Liederlich seyn/ ein Laster der Kauffmanns-Diener. 169 Lissabon, wie es auf Hamburg wechseln. 361 — — auf Amsterdam/ Antwerpen/ London. 363 Livorno wechselt auf Amsterdam. 363 Logements wegen auf Reisen/ siehet sich einer wohl vor. 265 Lohn der Diener/ vide Salarium. London wechselt auf Amsterdam. 361 — — auf Antwerpen. 362 Lon- der fuͤrnehmsten Sachen. London wechselt auf Cadix/ Madrid/ Franckreich/ Livorno, Lissabon. 362 — — — Venedig. 363 Lues Venerea, wie zu curi ren. 37 Lufft-Veraͤnderung verursacht Kranckheiten. 286 — die gesundeste/ die beste. 303 — infici rte/ wie zu reinigen. 304 Lyon, wie es auf verschiedene Plaͤtze wechsele. Sihe 364 M. Magen/ mit was er zu staͤrcken. 288 Maͤngel der Pferde. 331 — — (Haupt) 332 — — heben den Kauff- Contract auf. ibid . Manual, soll der Diener sich zu seiner Nachricht ver- fertigen. 203 Manufactu ren/ die gut seynd/ kan ein Kauff-Diener bemercken. 238 — — — wo davon zu lesen. 240 — — — was dabey zu betrachten. 449 Maͤrckte beziehen/ was ein Diener dabey in Acht neh- men muͤsse. 251 Maͤssig muß ein Diener seyn. 141 — verhindert viele Kranckheiten. 286 Magazin, so heraus/ koͤnnte ein Diener vermehren. 152 Material- Handlung/ was ein Diener darbey zu ob- servi ren. 152 . \& 153 — — — Neben-Dinge dieser Handlung. 238 (B) 2 Mate- Register Materiali sten-Diener/ wie sie zu examini ren. 413 Mechanic einem Diener nuͤtzlich/ wird versaͤumt. 237 Melancholey jungen Leuten schaͤdlich. 168 Memorial soll der Diener sich zum Gebrauch ma- chen. 203 Menagi ren muß ein Kauffmanns-Diener. 281 Moldaui sche Pferde koͤnnen Travaill en ausstehen. 326 Montes Pietatis, unter Kauffmanns-Dienern auf- zurichten. 489 Music muß maͤssig getrieben werden. 239 Muͤssige Stunden auf Reisen/ wie sie zu vertreiben. 282 N. Nachts muß ein Diener in fremden Wirths-Haͤu- sern vorsichtig seyn. 265 . 270 Naßweiß/ ein Gebrechen der Kauffleute Diener. 168 Neben-Handlung der Diener. 72 . 73 . — — — ob sie zulaͤssig. 73 — Stunden/ wie sie ein Diener auf Reisen soll zu- bringen. 228 — Menschen/ wie ein Diener ihnen getreu. 133 Neuigkeiten der Handlung soll ein Diener zu wissen/ trachten. 176 Nuͤrnberg bekommt viel Zinn aus Meissen. 156 . 157 Nutzen der Examinis der Kauffmanns-Diener. 420 . 421 . seqq . O. der fuͤrnehmsten Sachen. O. Ohnmachten/ was davor gut. 316 Ordre muß ein Kauffmanns-Diener folgen. 279 — zuweilen unlimitirt einem Kauffmanns-Die- ner zu geben. 279 Ort des Etablissements, was deswegen zu wissen. 439 P. Paͤsse muß ein Diener nicht vergessen. 254 Patroni, wie weit ein Diener/ der sein Eignes an- faͤngt/ selbige zu consideri ren. 436 Patrons der Diener/ wie weit/ und aus was Ursa- chen/ sie aus ihrer Diener Verrichtung oblig irt. 530 — Befehl/ ob der Diener uͤberschreiten kan. 574 Patron muß den Diener wuͤrcklich angenommen ha- ben/ sonsten ist er nicht aus seinen Actioni- bus oblig irt. 533 — Patron, wie er den Diener zu halten verbun- den. 573 . \& 574 Persien giebt viel Seide. 150 Person/ an der man schreibt/ ist im Brief-Schreiben zu betrachten. 207 — wie auch seine eigene. 206 Pest Ursprung/ Præservi rung und Cur. 296 . seqq . Pferd muß ein Diener auf Reisen wohl in Acht neh- men. 270 — was bey Reisen zu Pferd zu observi ren. 321 (B) 3 Pferd Register Pferd/ was mit ihm vor der Reise zu thun. 321 — was im Stall zu betrachten. 323 — in der Herberg. ibid . — wie es Nachts soll gewartet werden/ und wie fruͤh. 325 — Kenn-Zeichen. 326 — verschiedene Sorten und Natio nen. 326 — Qualitaͤten. 330 — Maͤngel. 331 — wann es nicht fressen kan. 336 — die Feissel zu curi ren. 336 — wann es vom Sattel beschaͤdigt und gedruckt/ was zu thun? 337 — wann es vom Sattel geschwellet/ harten Odem hat/ nicht stallen kan. 338 — wann es einen Nagel im Fuß getretten. 339 — wann es vernagelt. ibid . — geschwollene Schenckel bekommen 339 — wann es sich uͤbersoffen. 340 — offene Schaͤden. ibid . — den aufwerffenden Wurm hat. 340 — abgeritten/ Husten hat/ und purgieren soll. 341 — Polnische seynd dauerhaffter/ als Ungarische. 326 Pflicht/ so Handels-Diener ihren Herren schuldig. 170 P os t-Waͤgen seynd nicht/ um sich darauf bekannt zu machen. 255 — — muß ein Diener wohl auf die Aufpackung seiner Sachen Acht geben. 272 Post- der fuͤrnehmsten Sachen. Post-Waͤgen muß man nicht schlaffen. 272 Practica in der Handlung seynd Kauffleuten nutz- lich. 9 Præservati on vor die Pest. 296 Preiß der Waaren/ was deswegen zu besorgen. 451 . \& seqq . Privilegia der Handels-Diener. 504 . \& seqq . Provisor, wer er sey. 4 Purgantia, ob sie gut in der Pest. 298 Purgi ren/ wann man will/ was gut. 319 Purgan tz vor Pferde. 341 Putz der Diener/ was davon zu halten. 143 . \& 144 Q. Qualitaͤten eines Dieners. 17 — — des Gemuͤths. 18 . und das gantze dritte Capitel. — — so er naͤchst der Kauffmannschafft sich zu- legen muß. 235 . seqq . — — der Pferde. 330 Quinqualerie, was ein Diener dabey zu observi- ren. 157 R. Rechnung/ so guͤltig seyn will/ was sie vor Requisita haben muͤsse. 547 — — wann sie uͤberliefert/ erfordert den Uber- Rest heraus zu geben. 550 Rechnen/ einen Diener noͤthig. 235 Recht der Kauffmanns-Diener uͤberhaupt. 504 — der ungetreuen Handels-Diener. 559 Recommendati ons-Briefe den Dienern zu geben. 393 . seqq . — — — — Frantzoͤsische. 395 — — — — Lateinische. 398 . \& seqq . (B) 4 Re- Register Recipi rung in der Zunfft/ ob man sie Dienern soll schwer machen. 425 Reden (im) muß sich ein Diener wohl in Acht neh- men 254 Redlich muß ein Diener seyn/ gegen GOTT und Menschen. 128 . wie ers gegen GOTT ist. 128 . vid. Treu. — gegen sich selbst. ibid . Regeln/ so nothwendig/ auf Reisen in acht zu neh- men. 264 Reinigkeit des Leibs und Gemuͤths Dienern noͤthig. 143 Reise Diener/ was ihre Verrichtung. 8 Reisen/ was davon zu wissen. 243 — geschehen in der Naͤhe oder Ferne. 245 \& 246 — uͤber See/ wie sie geschehen/ und was in Acht zu nehmen. 247 — wann sie vollendet/ was der Diener zu thun. 283 . — zu Pferd/ was ein Diener dabey zu besorgen. 321 . seqq . Religi on anderer/ muß ein Diener nicht tadeln. 254 . Revers eines Dieners/ da der Patron sich zu erst ver- bunden 41 Richters Amt/ wann einem Kauffmanns-Diener kein Salarium determini ret. 523 Rothe Ruhr/ deren Ursprung und Cur. 290 . \& seq . Ruchlosen Dieners Exempel. 129 Ruchlosigkeit/ Laster eines Menschen und Kauff- manns. 162 Ruhig muß das Gemuͤth zu Pest-Zeiten seyn. 309 S. der fuͤrnehmsten Sachen. S. Salarium eines Dieners/ hat im Concursu Cre- ditorum einen Vorzug. 310 — — kan nicht mit Arrest noch Steuer beleget werden. ibid . wird summarie daruͤber erkannt. 511 Salarium ist nicht allezeit einerley. 511 . soll nicht allzugroß seyn. 515 Salarium soll einem Diener nicht vorenthalten wer- den. 516 . Klag deßwegen. 517 — — muß auch krancken und abgelebten Die- nern gereichet werden. 520 . \& seqq . auf welche Weise. 577 . wann keines determini ret/ was Rechtens. 523 Salarium darff ein Herꝛ dem Diener nicht voll zah- len/ wann er ausser der Zeit bald andere Condi- tion bekommt. 571 Schlaffen-gehen in frembden Haͤusern/ was man dabey zu bedencken. 270 — — auf Post-Waͤgen gefaͤhrlich. 272 . \& 273 . in Pest-Zeiten moderate zu schlaffen und zu wachen. 308 Schlag/ was gut davor. 313 Schreiben um einen Diener. 95 . 97 . — 107 Schreiben an einem sich aufhaltenden Diener. 103 . Antwort auf vorhergehende. 103 . — 112 (B) 5 Schrei- Register Schreiben eines Dieners um Dienst zu haben. 112 113 — — an einem Maͤckler. 115 Schreiben eines Dieners an eine gantze Zunfft oder Collegium. 115 — — an einem Handels- Patron. 117 Schreiben eines Patrons um die Quali taͤten des Dieners zu wissen. 119 . Antwort. 120 — — abschlaͤgiges an einem Diener. 121 . an- genehmes. ibid . Schulden einzufordern/ muß ein Diener/ kuͤhn/ sorgfaͤltig/ emsig/ vorsichtig und gedultig seyn. 177 . seqq . 251 . 280 . wie sie durch den Weeg Rechtens eingetriebenen werden. 252 . 551 Schwartze Farb der Waaren/ was ihr vor Licht dienlich. 465 Soͤhne der Kauffleute/ haben wegen des Examinis einen Vorzug vor andern. 403 . 404 — der Kraͤmer succedi ren ihren Vaͤttern gleich. 403 Schwindel/ was gut davor. 313 Scorbut eine See-Kranckheit/ deren Cur. 295 Scriptu ren/ wie ein Diener damit umzug ehen. 192 — — eigene sollen nicht so voll frembder Wor- te seyn. 204 . wie er der Scriptu ren wegen zu examini ren. 409 See- der fuͤrnehmsten Sachen. See-Reisen des Dieners. 247 \& 248 — Sachen wegen muß ein Diener examini ret werden. 409 See-Kranckheiten/ woher sie kommen/ und wie sie zu curiren. 294 See-Ungewitter/ was vor Vorboten. 13 . 18 Seiden-Handel/ was dabey zu bemercken/ und sonderlich roher Seiden. 150 Seide wie vielerley Sorten. 150 . 151 Seide/ wie ein Diener deßwegen zu examini ren. 410 Siegeln der Briefe/ was darbey zu observi ren. 229 Smacke was fuͤr eine Art Schiffe. 376 Solenni taͤten werden von Spitzbuben beygewoh- net. 263 Solstitium was es sey. 371 Spitzbuben wer sie seynd/ wie sich davor zu huͤten. 256 — — suchen einen Menschen durch allerhand Weege zu beruͤcken. 258 . seqq . — — wie und warum sie zu erkennen. ibid . Sprachen soll ein Diener nicht vielerley in seinen Schreiben sich bedienen. 204 Sprachen/ sonderlich die Frantzoͤsische muß ein Die- ner wissen. 205 . 235 Stahl-Arbeit. 157 . \& 158 Stifftungen unter Kauffmanns-Dienern aufzu- richten. 489 Sty- Register Stylus der Kauffleute soll nicht so affecti rt seyn/ gu- ter Rath deßwegen. 204 Stunden des Jahrs wie viel. 372 T. Tage des Jahrs wie viel. 371 . seq . Tage zunehmen. 373 Testimonia so Kauffmanns-Dienern gegeben wer- den. 380 . Formular. 383 . seqq . Frantzoͤsische. 389 . 380 . Lateinische. 392 Thaler Resolvi rung zu Gulden. 367 Titulatur, was dabey in Acht zu nehmen. 207 — — Frantzoͤsische aller Namen und Officio- rum. 209 . seqq . Titul verschiedener Herren. 207 . 208 . seqq . 225 Todes-Straff/ ob sie bey einem ungetreuen Han- dels-Diener Statt finde. 560 . Todtes-Straff/ wann ein Handels-Diener damit zu belegen/ was deswegen zu betrachten. 565 Treu und redlich muß ein Diener seyn gegen GOtt. 178 — — — gegen andere. 133 — — — gegen sich selbst. p. 128 — — — wie ers gegen GOtt seyn kan. ibid . sich selbst. ibid . — — — gegen seinem Herꝛn. 129 . abwe- send. 137 . 138 . wenn der Herr todt. 139 Trun- der fuͤrnehmsten Sachen. Trunckenheit/ Laster der Kauffleute. 168 Tugenden der Pferde. 330 V. Verfallzeit/ eher darff der Herꝛ den Diener nicht bezahlen. 519 Verkauffen Groß wie solchen ein Diener verstehen muͤsse. 458 Verordnung wegen der Frantzoͤsischen Hand- werckszeugen. 401 — — wegen der Grossi rer. 403 Verrichtungen des Dieners/ seynd auf der Reiß wie zu Haus. 253 Versehen/ welches und wie weit es einem Diener zuzurechnen. 554 . seq . — — wann es nicht dolose, sondern aus Nach- laͤßigkeit geschehen/ wird nicht cri- minalit er gestrafft. 568 Verschwiegen muß ein Diener seyn. 126 Vertauschen der Waaren/ was dabey zu beobach- ten. 459 Unbekandten Leuten ist nicht zu trauen. 273 . sonder- lich auf Reisen. 262 Unbestaͤndig seyn/ ein Laster der Kauffmanns-Die- ner. 171 Undanckbaren muß der Diener getreu seyn. 135 Ungarische Pferde was davon zu halten. 326 Untreu muß ein Kauffmanns-Diener meiden/ wes- wegen die Rechte verordnet. 559 . wie solche Un- treu zu beweisen. 568 Un- Register Unvertraͤglich seyn/ ein Laster aller und sonderlich der Kauffleute. 169 Vollmacht einem in der Frembde negocii renden Diener mit zugeben. 87 Vollmacht muß ein Diener generale gehabt ha- ben/ wann sein Herꝛ seiner Handlung wegen soll obligi rt seyn. 530 W. Waaren-Einkauff/ was ein Diener dabey zu besor- gen. 280 . 449 Waaren Kanntnuß wegen/ muß ein Diener exami- ni ret werden. 408 Waaren/ so vor anderer Leute Rechnung zu verkauf- fen/ was dabey in Acht zu nehmen. 471 Wachsam muß ein Kauffmanns-Diener seyn. 126 Warheit einem Kauffmanns-Diener noͤthig. zu Wasser/ wann und wie die Reisen geschehen muͤssen. 247 . und 249 vid. See. Wechsel-schliessen was ein Diener dabey in Acht zu nehmen. 189 . \& seqq . beym Abgeben der Wech- sel-Gelder/ was zu besorgen. 253 . 281 . Wech- sel-Brief durch Diener accepti rt/ was Rechtens. 539 Verwechseln der groben Gelder gegen klein zum Nutzen des Dieners ist ein Diebstahl. 553 . Weisse Farbe was sie vor Licht haben muͤsse. 466 Westphaͤlinger wird durch einen Schincken curirt. 284 Wirths- der fuͤrnehmsten Sachen. Wirthshaus/ wie sich darinnen vorzusehen. 265 . muß alles durchsuchen. 269 . Logiment wohl be- vestigen und verrigeln. 269 Winde/ wie vielerley derselben. 377 . Vorboten des Sturms. 378 Wissenschafften eines Kauffmanns-Dieners. 174 . seq . seynd general und special. 148 . siehe Qua- li taͤten. — — — welche er nebst der Handlung wis- sen muͤsse. 233 Z, Zaͤhne weisen der Pferde Alter. 333 . worinn auch Betrug geschehen kan. 334 Zaͤrtlichkeit stehet einem Kauffmanns-Diener nicht wohl an. 167 Zeichnen koͤnne einem Diener vortheilig seyn. 237 Zeitige Diener wer sie seynd. p. 10 Zinn dessen Betrachtung. 156 . wo es herkommen. ibid . wird viel in Meissen und Boͤhmen ange- troffen. 156 . Preiß desselben. 157 — Englische kommt in Blocken/ Saͤchsische und Boͤhmische in Beutel und Zinn- Groschen. ꝛc. 157 Zulauff der Leute pflegen sich Spitzbuben zu bedie- nen. 268 Zunfft zu kom̃en/ kostet offt Muͤhe und Kosten. 418 . seqq . Zweyerley zu thun und Zweyen zu dienen beschwehr- lich/ auch wider die Rechte. 512 ENDE.