Johann Just Ebelings Predigers zu St. Paul in Hildesheim Andaͤchtige B etrachtungen aus dem Buche der N atur und S chrift Zum Preise des herrlichen Schoͤpfers Bestehend in erbaulichen Gedichten. Erster Theil. Hildesheim , 1747. Gedruckt und verlegt durch C. J. H Hartz , E. H. Edl Raths priv. Buchdr. Dem Hochwuͤrdigen, in GOtt andaͤchtigen und Hochgelahr- ten Herrn HERRN G abriel W ilhelm G oetten, Sr. Koͤnigl. Maj. von Grosbrit- tannien und Churfuͤrstl. Duchl. zu Br. Luͤneburg Consistorial und Kirchenrathe, Hofpredigern und Superintendenten Seinen Hochgeneigten Goͤnner widmet diese Poesien Zum Zeugnis einer Ehrfurchts-vollen Dankbegierde Der Verfasser. M ann GOttes! zuͤrne nicht, daß rege Dankbarkeit, Dir, dieses schlechte Buch, zu einen Denk- mal weiht: Es heischt es dein Verdienst, es forderns meine Pflichten, Ein Angeld alter Schuld, dadurch noch zu entrichten. Jch denke noch zuruͤk an die verschwundne Zeit, Da mich Dein Unterricht in Hildesheim er- freut; )( 3 Als Als Dich die Stadt damahls, noch gegen- waͤrtig ehrte, Und mich mit Weisheits-Milch in ihrer Schule naͤhrte. Da machte uns dein Fleis, durch einen guͤld- nen Mund, Aus Liebe blos geruͤhrt, die schoͤnen Saͤzze kund Der Gottsgelehrsamkeit. Du zeigtest was zu glaͤuben, Was GOtt gewidmete vor Wissenschaft zu treiben. Ob ich gleich damahls nicht dasselbe ganz ge- noß, Was als ein klarer Strom, von deinen Lip- pen floß; So lernete ich doch, was man vor War- heitslehren; Wie man dieselbigen vom Lehrstuhl wuͤrde hoͤren. Den Grund hast Du gelegt, worauf die fort gebaut, Den ich als Lehrern bin, hernachmahls an- vertraut; Du Du hast den Trieb entflammt durch Dein beliebtes Wesen, Der Warheit nachzugehn, zu forschen und zu lesen, Was hie die Weisheit spricht; was da der Spoͤtter sagt, Der bei den hellen Licht nach neuen Son- nen fragt; Du hast mich auch gelehrt, als Lehrer in dem Tempel, Jm hoͤren mich erwekt, dem reizenden Exempel Von ferne nachzugehn, da Deine Lieblich- keit Die Herzen stark geruͤhrt, den Saamen ausgestreut: Du hast mich offt erwekt, durch Gruͤnde stark bewogen, Daß ich der Schluͤpfrigkeit der Laster bin entzogen. Die scheuche Bloͤdigkeit, die da mein Fehler war, )( 4 Als Als ich von hinnen zog, die stellt sich jezo dar, Und ruͤhmet oͤffentlich die Unterweisungs- stunden, Die zeiget durch dies Blat, wie sehr ich Dir verbunden. Nim meine Dankbarkeit, O! Theurer GOttesmann! Und dieses kleine Buch, als deren Zeugnis an! Nim was die Ohnmacht kan, und was die Einfalt bringet, Weil meine Muse nicht, in solchen Thoͤnen singet, Wie Du gewohnest bist, und wie du laͤngst gezeigt, Mein Wunsch dabei ist nur; der GOtt der Dir geneigt, Der wolle ferner Dich mit seinen Gnaden- blikken, Wie er bisher gethan, zu Zions Lust erquik- ken; Er Er segne stets dein Ammt, zu seines Nah- mens Ruhm: So strahlt sein Licht und Recht, von dir im Heiligthum; Dies fleht aus regen Trieb, der Dein Verehrer bleibet O! theurer GOttesmann! so lange er sich schreibet. Johann Just Ebeling. Vorrede. Geneigter Leser. J ch uͤberliefere Dir allerhand An- dachtsfruͤchte, welche theils im Reiche der Natur, theils im Rei- che der Gnaden gewachsen, und von mir in einigen Nebenstunden sehr eilfer- tig zusammen gebunden, da mich derjenige dazu bewogen, der sie durch den Druk bekand gemacht. Jch kann nicht leugnen, daß ich einige Jahre her, ein innigliches Ver- gnuͤgen gefunden, nebst dem Buche der goͤtt- lichen Offenbahrung in dem Buche der Na- tur zu blaͤttern, und darinnen die mannig- faltigen Zuͤge, die die Herrlichkeit des Schoͤ- pfers Vorrede. pfers beschreiben, mit Andacht wahrzuneh- men. Jch hatte auch einige Gedanken, die ich bei dieser andaͤchtigen Beschauung der Kreaturen gehabt, in ein paar Gedichten zusammen gefasset, und war willens meine matte Dichtekunst ruhen zu lassen, da ich lange das Feuer nicht fuͤhlete, welches den nun zum ewigen Schauen gelangten vortref- lichen Brocks, den lieblich singenden Triller, den anmuthigen Zell und andre begeistert hat. Eine unvermuthete Ueberredung hat meinen Sinn in so weit geaͤndert, daß ich dir meine Betrach- tungen vorgeleget; ob ich sie gleich selbst fuͤr sehr unvolkommen halte. Jch suche auch da- durch nichts weiter zu erlangen, als diejeni- gen die sie ansehen, zu uͤberzeugen, daß es ei- ne nothwendige Menschenpflicht sei mit auf- merksamen Augen auf die Wunder GOt- tes im Reiche der Natur zu achten. Mei- ne Absicht ist zu lehren, daß es eine Christen- pflicht aus denen Vorwuͤrffen des Reiches der Gnaden Anlas zu nehmen, den Nah- men des Allerhoͤchsten zu verherrlichen. Die diese gedoppelten Pflichten versaͤumen, die leben gleichsam als solche, die auf einen Schau- plaz voller Wunder gestellet worden, und aus Unverstand die Augen zu schliessen. Es ist wahr die Menschen die den Gebrauch der Sinne haben, sind so unempfindlich nicht, daß sie nicht durch die in die Sinne fallen- den Vorrede. den Dinge solten geruͤhret werden. Wenn ihre Augen in der Hoͤhe und in der Tieffe besonders merkwuͤrdige Wunder der Natur antreffen, so bezeugen sie daruͤber ihr Wol- gefallen. Wenn sie einen mit tausendfachen Farben geschmuͤkten Himmel betrachten; so empfinden sie ein anschauendes Vergnuͤgen. Wenn sie liebliche Fruͤchte, reizende Blu- men, gruͤn belaubte Baͤume, seltne Thiere und dergleichen ansehen; so entstehet in ih- ren Geiste eine Freude. Allein diese Be- trachtung ist noch nicht diejenige, die ein Mensch nach seiner Pflicht anstellen muß. Was nuͤzzet es, wenn man die Gaben ruͤh- met und dabei an den Geber nicht gedenket? So gehet es denen meisten achtsamen Zu- schauern im Reiche der Natur, die mehr ih- re sinnliche Wollust dadurch zu stillen, als ihren Schoͤpfer zu erkennen und zu verehren suchen. Man kann dieses sonderlich an den Liebhabern der schoͤnen aber vergaͤnglichen Blumen wahrnehmen. Diese finden offt ein recht erquikkendes Vergnuͤgen an der bunten Augenweide, die der Schoͤpfer im Fruͤhling und Sommer uns zu Sinnbildern unser Nichtigkeit vorgestellet. Wenn diesel- bige in ihrer rechten Bluͤte prangen; so koͤn- nen sie sich nicht satt daran sehen. Sie siz- zen bestaͤndig bei ihren Beeten und geben Acht wie die Farben gegen einander spielen. Es Vorrede. Es ist dieses in so ferne ein unschuldiges Ver- gnuͤgen, wenn man erweget, was vor Kunst- striche, Mischungen lieblicher Farben auf de- nen Blumenblaͤttern anzutreffen: Aber bei der Kreatur allein stehen bleiben, und nie- mahls dabei mit Andacht an den Schoͤpfer derselben gedenken, seine Augen bestaͤndig auf das Geschoͤpfe richten und niemahls auf dem Schoͤpfer zuruͤk schlagen, ist unbillig, und auch gewissermassen suͤndlich. Alsdenn ist es blos eine sinnliche Wollust, da einer nur um sein selbst willen und um seine Neigun- gen zu stillen, auf die Werke des HErrn Acht hat. Wenn wir zum Preise des Schoͤpfers ein irdisches Vergnuͤgen an den Kreaturen suchen; so muͤssen wir dieselbi- gen zum natuͤrlichen Erkenntnis GOttes und seiner Eigenschafften gebrauchen. Wir muͤssen uns angewoͤhnen, durch die sinnli- chen Empfindungen in unsrer Seele andaͤch- tige Regungen zu erwekken. Wenn wir was herrliches sehen und hoͤren, so muͤssen wir dabei die Allmacht, Guͤte und Weis- heit GOttes erwegen, welche darin abge- druͤkket. Wenn wir auf den lieblichen Ge- sang der Singe-Voͤgel merken: so muͤssen wir dadurch uns zum Schoͤpfer fuͤhren las- sen, der in eine so zarte Kehle so durchdrin- gende Thoͤne gesenket, und uns dabei erin- nern, daß sie uns gleichsam zum Lobe GOt- Vorrede. GOttes ermuntern. Wenn wir die lieb- lichen Fruͤchte die der Sommer und Herbst liefert, kosten, die unser Kehle suͤsse schmek- ken; so muß diese Empfindung unsere Ge- muͤthe gleichsam einen Geschmak von der Freundlichkeit des Hoͤchsten beibringen, die auf mehr als tausendfache Weise unser Ver- gnuͤgen befoͤrdern wollen. Diese Schaͤz- barkeit der goͤttlichen Guͤte, muß uns gleichsam einen Zuͤgel anlegen, daß wir die- selbigen nicht uͤberfluͤßig zu unsern Verder- ben misbrauchen. Das Reich der Gnaden giebet uns ebenfals tausendfache Gelegen- heit, das hoͤchste Gut zu bewundern, und in unsern Seelen zu verherrligen. Ja! wie nothwendig sind diese Betrachtungen zu der wahren Ausuͤbung der Religions-Pflich- ten, die wir als Christen leisten muͤssen. Wir moͤgen in den Buche der Offenbah- rung blaͤttern, wo wir wollen: allenthal- ben erblikken wir, ein heiliges, weises, ge- rechtes und allguͤtiges Wesen, das mit ei- nen ernsten Willen die ewige Seeligkeit der Menschen suchet. Wenn ein Mensch sich angewoͤhnet daruͤber andaͤchtige Betrach- tungen anzustellen, so wird er durch einen geheimen Brand gleichsam entzuͤndet seinen GOtt und Erloͤser zu lieben und in seinen Geboten zu wandeln. Wer auf diese Art die Schoͤnheit der christlichen Religion ken- net, Vorrede. net, und erweget wie sich in den Grund- lehren desselben, die Guͤte, Gerechtigkeit, Weisheit und Warheit so herrlich vereini- get, den wird der Geist der Gnaden durch gute Ruͤhrungen zur Heiligung erwekken. Wenn zum Exempel ein Mensch das ab- scheuliche Verderben erweget, darin er durch die Suͤnde gestuͤrzet; die barmherzige Lie- be seines GOttes ansieht, wie sie ihn er- retten wollen, die Gerechtigkeit betrachtet was sie vor eine Versoͤhnung erfordert, die Weisheit sich vorstellet, die ein so herrliches Mittel der Erloͤsung erfunden; die War- hafftigkeit GOttes beherziget, die alle Ver- heissungen zu ihrer Erfuͤllung gebracht: so muß er dadurch gelenket werden, einen so vollkomnen Wesen anzuhangen. Unsre schwache Bemuͤhungen, werden mit grossen Seegen gekroͤnet seyn, wenn sie mein Leser! dich erwekken, diese Pflichten vollenkomner zu erfuͤllen, als wir dazu Anleitung in die- sen Theil gegeben, und in denen drei nach- folgenden Theilen geben koͤnnen. Lebe wol. Hildesheim, den 10. Febr. 1747. Es E s ist die Natur und Schrift, darin Gott sich abgemahlt, Weil da sein unsichtbahr Licht, allenthalben herrlich strahlt; Jn dem Buche der Natur kan man sein unsichtbar Wesen, Seine Weisheit, Allmacht, Guͤt deutlich an Geschoͤpfen lesen. Himmel, Sonne, Mond und Stern, stellen ihn im Lustrevier Baͤume, Blumen, Gras und Kraut auf der Erden Schauplaz fuͤr. Wie wir ihn zur Seeligkeit kennen, steht im Bibelbuche Darauf seine Gnaden Hand diese Worte schreibet: Suche Denn das Leben ist darin. Joh. V. 39. Du vernuͤnftge Kreatur, Lebst als ein Bewunderer in dem Reiche der Natur, Darum schoͤpfe Andachts- voll aus den reichen Segensquellen, Die im holder Suͤßigkeit dein Gemuͤht zu laben, schwellen, Und da dein erhabner Geist sich nicht voͤllig laben kann: So sieh ferner GOttes Schrift als dein Buch des Lebens an. Wirst du aus dem Heiligthum in das Allerheilge steigen: So wird sich noch deutlicher, dir, die ewge Gottheit zeigen. Der Atheist Ps. XIV. 1. Die Thoren sprechen in ihren Hertzen, es ist kein GOTT. W as ist ein Atheist? der keine Gottheit kennt, Doch seinen Aberwitz selbst ei- nen Goͤtzen nennt, Der ein Gewaͤchse traͤgt von aufgeschwollnen Duͤnsten, Und diese Welt erbaut, aus sei- nen Hirngespinsten; Der dieses Wunderhaus zu ein Gebaͤude macht, Daß ohne Meisters Kunst, sich selbst hervorgebracht; Der viel erstaunend sieht, und sich darin verliehret, Der Nichts zur Mutter macht, die etwas doch ge- biehret: Mit einem Wort, ein Mensch, der keinen Schoͤp- fer ehrt, Weil ihn die gantze Welt mit einem Munde lehrt; Erster Theil. A Ein Der Atheist. Ein aufgeblasner Sin, ein Sonderling im Wissen, Dem seine Einbildung den Zuͤgel weggerissen, Der Abentheuer hekt mit seinen Witz hervor, Ein Ungluͤkseeliger, der allergroͤßte Thor. Der Thoren sind zwar viel, doch nicht von einer Art, Der eine hat Vernunft, die er nicht wohl verwahrt; Die andern sind gar blind mit ihren Maulwurfs Augen, Weil sie nur zum Gewuͤhl, auf diesen Erdklump taugen, Sie blicken in die Welt, und schauen hin und her, Sie finden hie und da, was zu begreifen schwer: Das Werk der Vorsehung hat viel verborgne Wege, Darin man Tiefen sieht und ungemeßne Stege, Die kein Verstand begreift, der in den Abgrund sinkt, Als wie ein Wassertropf, wenn ihn das Meer ver- schlingt: Der kurtze Jnbegriff, die gar zu engen Schranken, Der menschlichen Vernunft, der irrenden Gedanken, Der bringt sie auf den Wahn der Atheisterey, Daß da die Welt verkehrt, kein GOtt ihr Schoͤp- fer sey. Der Erden Bau ist da, aus der Geschicht ist klar, Daß er schon da gewest, vor viele tausend Jahr, Wer dieses leugnen will der zweifelt an den Dingen, Die seinen Eigensin, mit Macht zum Glauben zwin- gen: Doch die Materie, woraus die Welt gemacht, Die wird von einigen die dieses nachgedacht Mit GOtt den Ursprung nach gleich ewig angesehen, Und da kan kein Begriff vom wahren GOtt bestehen. Jst ihm am Dauer gleich der wuͤste Erdenklos, So ist er nicht das All, das nur alleine gros. Wer Der Atheist. Wer eine Gottheit glaubt, und dabey etwas setzet, Das diesen Lehrbegriff durch Wiederspruch verletzet, Der raͤumt mit seinen Mund ein goͤttlich Wesen ein, Und spricht doch, als ein Thor, in seinen Hertzen, nein. Ein andrer trit hervor, und redet groß von GOtt, Doch seine Vorstellung ist nur der Gottheit Spott; Er mahlt sich die Natur, wie sie zusammen haͤnget, Als einen Thierleib ab, darin ein GOtt vermenget. Der Hoͤchste sey die Seel, die in der Welt so thront, Wie ein unschraͤnkter Geist, der in dem Leibe wohnt, Der eines Schiksals Macht, die alles blindlings fuͤget, Selbst aus gezwungner Noth mit unterworfen lieget. Und diesem traͤumet gar, ein zartes Staͤubgen Heer, Sey einst in seinem Flug, als wie von ohngefehr, Jn dem verwirrten Drang zusammen so geflogen, Daß sich daraus die Welt, mit schoͤnster Pracht ge- zogen. Vom Schoͤpfer weis er nicht; ob er von GOtt gleich spricht, So kennt er als ein Thor, doch dieses Wesen nicht. Das sind die Meinungen, das ist der falsche Wahn, Den da der Unverstand, hie Bosheit kund gethan: Auch in der hellen Zeit, da man weit schaͤrfer siehet, Und aus der Finsternis, die Warheitsgruͤnde ziehet, Sind solche Sterbliche, die sich mit vieler Muͤh, Durch die Vernunft verkehrn, in unvernuͤnftig Vieh: Der will von keinen GOtt, in dem Gedanken wissen, Damit er nicht mit Angst, werd Lebenslang gebissen, Wan er aus Sclaverey in Lasterpfuͤtzen wuͤhlt, Und seinem Richterspruch in dem Gewissen fuͤhlt. A 2 O! Der Atheist. O! tolle Raserey! sich so zu uͤbertaͤuben, Das man kein Wesen will, von dem wir stammen glaͤuben, Da alles, was man fuͤhlt, sieht, hoͤret, riecht und schmekt, Ja! sich ein jeder selbst: Es sey ein GOtt, ent- dekt. Das ist die groͤßte Ruh, womit der Mensch sich naͤhrt, Wen er das hoͤchste Gut, erkennet liebt, verehrt; So lang er auf der Welt, in diesen eitlen Kreisen, Muß zu unentlichen und ewgen Zirkeln reisen. Ein solcher freuet sich dort in dem seelgen Licht, Das wesentliche All, zu sehn vom Angesicht Die Brunquel alles Guts und aller Seeligkeiten, Woraus wir hie das Seyn erschafner Dinge leiten. Ein Gottsverleugner lebt im folternden Verdrus, Er flucht sein Leben noch bey seiner Tage Schlus. Die Welt in der er wallt, wird ihm ein Jrregarten, Worin er das nicht hofft, was er doch muß erwarten, Wer glaͤubt nicht, daß der Mensch ein Bild des Un- gluͤks heist, Der als ein Thore sich, GOtt, aus dem Hertzen reist? GOt- GOttes Eigenschaften an den Werken seiner Haͤnde. GOttes Eigenschaften an den Wer- cken seiner Haͤnde. Roͤm. IX. 20. GOttes unsichtbares Wesen daß ist seine ewige Kraft und Gottheit wird ersehen, so man das warnimt an dem Werken, nemlich an der Schoͤpfung der Welt. G OTT du Ursprung aller Dinge, Wesen das unentlich heist! Gib mir da ich dich besinge, Deiner Klarheit Gnadengeist: Den wie man des Himmels Wonne, Nicht erkennt ohn ihre Sonne, Also aller Sonnen Licht, Kennt man ohne Dir, dich nicht! U nd wie faͤngt man den dein Wesen, Hoͤchster! zu beschreiben an, Da kein Denken, Dichten, Lesen Einen Anfang finden kan? Alle Zahlen, alle Groͤßen, Sind zu klein Dich zu ermessen, Keiner sieht die Gottheit ein, Als nur du, O! GOTT, allein. M illionen Kreaturen, Die das Aug geruͤhrt erblikt, A 3 Koͤr- GOttes Eigenschaften Sind die Bilder, Zeichen, Spuren, Worinn Du dich abgedruͤkt: Koͤrper lassen uns in Rissen Deine wahre Hoheit wissen; Sind in Unvollkommenheit, Spiegel deiner Herrlichkeit. S eh ich an die Himmelsbogen; Die der Schoͤnheit Lustrevier, Da sind Linien gezogen, Von der Groͤsse deiner Zier: Blik ich in die weiten Grentzen, Wo viel tausend Lichter glaͤntzen; So deucht mir, ich hab entzuͤkt, Jhres Schoͤpfers Glantz erblikt. D reh ich die erstaunten Sinnen, Auf der Sonnen feurig Meer; Schau ich an den blauen Zinnen, Der Gestirne flammend Heer, O! so denk ich GOttes Haͤnde Sind allmaͤchtig ohne Ende Jst der goͤttliche Verstand, Der die Lichter angebrannt. W end ich mich zum Erdbezirke, Das er gleichfals aufgebaut, Ruͤhrt mich der Natur Gewirke, Von dem Blumen, Graß und Kraut: Da lebt, was die Lufft beweget, Hie was Meer und Fluͤsse reget, Das was GOttes Guͤtigkeit, Ueberzeugend uns anbeut. W en man forschend dies bedenket, Wie die ungeheure Last, Die- an den Werken seiner Haͤnde. Dieser Welt sich weltzend schwenket, Wie ein Glied ins andre faßt, Wie ein Theil am andern haͤnget, Sich nach seiner Ordnung drenget; So hat man zum Augenmerk, Seiner Weisheit Wunderwerk. H oͤrt man seinen Donner knallen, Jn der dick geschwaͤrtzten Lufft; Sieht man Blitzen, Hagel fallen, Aus dem schwangern Wolken Dufft, Und bey uͤberschwemmten Guͤssen, Sengend und zersplitternd schiessen, O! so heist es Zebaoth, Jst auch ein gerechter GOTT. D ies erkennt man durch die Kraͤffte, Einer denkenden Vernunft: Und das seelige Geschaͤfte, Der tiefsinnig weisen Zunfft, Hat was die Natur verstecket, Zur Bewundrung aufgedecket; So daß uns das GOTT abmahlt, Was uns in die Augen strahlt. J a die Denkungskrafft der Seele, Die durch Schluͤsse weiter reicht, Und aus einer tieffen Hoͤle, Als auf Stuffen hoͤher steigt, Kan noch mehr Vollkommenheiten, Aus dem unvollkommnen leiten, Die wie an der Sonn der Schein, Jn dem hoͤchsten Wesen seyn. A 4 Al- GOttes Eigenschaften A ller Koͤrper Kunstgebaͤude, Jn dem Reiche der Natur, Zeigen uns zur Augenweide, Jhres grossen Schoͤpfers Spur: Aber nach den Bildungszeichen, Jst er doch nicht zu vergleichen, Weil was Koͤrperliches heist, Sich nicht schikt fuͤr seinen Geist. M an muß sich weit hoͤher schwingeu, Zu der Vollenkommenheit, Und von dem sichtbahren Dingen, Steigen zur Unentlichkeit; Weil er uͤberschwenglich weiter, Hoͤher, tiefer, laͤnger, breiter, Als das, was die gantze Welt, Gros und herrlich in sich haͤlt. J hn erkennen, sehn, empfinden, Jn den Werken seiner Macht, Heist durch duͤstre Augenbinden, Nur beschauen seine Pracht: Doch dies unvollkomne Schauen, Fuͤhrt uns in entzuͤkte Auen, Wo kein Auge sich je satt, Jn der Welt gesehen hatt. W as uns kein Verstand kan lehren, Und was die Vernunft nicht trifft, Koͤnnen wir noch klaͤrer hoͤren, Durch das Wort der heilgen Schrifft: Das zeigt uns wie drey Persohnen, Jn der Gottheit Wesen wohnen, Welch an den Werken seiner Haͤnde. Welch dreyeinig Wesen heist, Vater Sohn und heilger Geist. D ies beschreibt sein Wort uns helle, Und wir wissen es gewis; Denkt mans nach; so huͤllt uns schnelle, Dieses Licht in Finsternis: Jene Feur und Wolkensaͤule, Hatte hell und finstre Theile; So muß man hier auch gestehn, Man kans gnug, nicht gantz einsehn. W er in Eimer gantze Meere Fassen will, geht das woll an? So ists auch mit dieser Lehre, Die kein Witz verwerffen kan: Aber gantz begreiffen wollen, Was wir hie nur glaͤuben sollen, Heist zu kuͤhn, zu viel gewagt, Fuͤr dem, den die Ohnmacht plagt. D och der Schatten wird verfliegen, Dieses Stuͤkwerks Dunkelheit, Wird das hellste Licht besiegen Der verklaͤrten Ewigkeit; Wer im Chor der Seraphinen, GOTT, wird erst im Schauen dienen, Dem wird mehr noch kund gethan, Als man hier begreifen kan. D en das unbegreiflich Glaͤntzen, Das das ewge Wesen schmuͤkt Wird in jenes Himmels Lentzen, Von dem Seeligen erblickt: A 5 Und Die vier Jahrszeiten, als ein sinnliches Lehrbild, Und die Wundervollen Strahlen, Werden das vor Augen mahlen, Was man auf der Unterwelt, Noch vor ein Geheimnis haͤlt. W er indessen GOTT nachwandelt, Jhn stets gegenwaͤrtig spuͤrt, Und bey allen, was man handelt, Sich zu seiner Hoheit fuͤhrt, Der kan schon in suͤssen Freuden, Sich mit einen Vorschmak weiden, Bis ihm ein verklaͤrter Stand, Das was himmlisch macht bekannt. Die vier Jahrszeiten, als ein sinnliches Lehrbild, des Lebens, Todes, und der Auferstehung. J ch sah im vorgen Jahr, als uns die Sommerzeit, Mit ihrer schwuͤlen Hitz, die Fruͤchte meist gereifet, Wie schon ein grosses Theil der bunten Herrligkeit Jm Reiche der Natur, die Farben abgestreifet. Die zarten Kinderchen, die man im Gaͤrten sicht, Die Blumen Lillien, die Tulpen, Rosen, Nelken Die hatten kurtze Zeit, in ihrer Pracht gebluͤht, Und schienen falb und blas, mit ihren Schmuk zu welken. Jch des Lebens, Todes und der Auferstehung. Jch sah ihr Sterben an, das sich dem Augen wies Und dachte, wie kan das zu einem Lehrbild dienen? Der Garten fuͤhrte mich aufs Ehe Paradies, Worin die Kinder auch, zur Eltern Freude gruͤnen. So wie die Bluͤmelein, offt eh mans meint vergehn, Durch einen Sonnen Stich, in ihrer Bluͤt verderben; So kan man taͤglich auch, im Ehestande sehn; Die Eitelkeit der Lust, an vieler Kinder Sterben. Dies lehrte mich hernach, ein gantz besamtes Feld, Das ich vor kurtzen noch im gruͤnen Wuchs erblikket, Es war die gruͤne Tracht der Halmen schon verstellt, Die bleiche Todtenfarb daran schon abgedruͤcket. Jch ging einst wieder hin, da lies ein Schnitter Heer, Jn der bewegten Faust, schon ihre Sensen blinken; Jch sah die schlanke Meug der Halmen mehr und mehr Bey wiederhohlten Schlag gestuͤrtzt zu Boden sinken. Hier dacht ich bey mir selbst: da faͤllt die schlanke Pracht Der fetten Akker Frucht mit ihren guͤldnen Aehren; Ein Schlag, ein Schnitt, ein Zug, hats hier schon kahl gemacht Dies Sinnbild kan mir auch, der Menschen Zustand lehren. Wie viele liefert nicht, des Todes Sensenschlag, Ehs Jahr den Kreis umlaͤuft, im Sommer ihrer Jahre Ja! wen der Mars regiert, woll gar auf einem Tag, Als unverhofft entseelt, auf ihre Leichenbahre? Der Herbst kam endlich an, mit seinem rauhen Nord, Und lies den kalten Hauch auch auf die Baͤume rasen, Die Fruͤchte fielen hin, die Blaͤtter musten fort, Und wurden von dem Wind, verwelket weggeblasen. Ach! fiel mir dabey ein: das ist ein Sinnenspiel Von denen, welche GOTT zum Alter hat erhalten; Der Staͤrkste muß davon, es kommt sein Lebens Ziel Wen Blut und Lebensgeist, in ihm zuletzt erkalten. Gleicht Die vier Jahrszeiten, als ein sinnliches Lehrbild, Gleicht er schon einen Baum, den Wind und Frost entlaubt Und dessen Gipfel kahl; entbloͤßt vom Schmuck und Haaren; So ist das Zeichen da; es soll sein glattes Haupt, Das sich zur Erde neigt, bald in die Grube fahren. Der Winter folgte nach, im Lauf der Jahres Zeit Der Garten, Feld und Wald, mit Reif und Schnee bedeckte Und gleichsam die Natur, ins weisse Todten Kleid, Da sie erstorben war, zu guter letzt, versteckte. Die Welt sah traurig aus; die truͤb und dikke Lufft, Lies, da die Sonn entfernt, bey schwartzen Finsternissen Nachhero auf die Erd, als der Gewaͤchse Grufft Ein haͤuffig troͤpfelnd Naß, als ihre Thraͤnen fliessen. Da seh ich, sprach mein Hertz, des Todes Liberey Ein weißes Schlafgewand, darin wird man verhuͤllet, Jn engen Sarg gelegt, den man mit weichen Heu, Als der Verwesung Bett, bestreut und angefuͤllet. Das ist der Sterblichen betruͤbter Lebens Schluß, Wir werden wiederum, dahin wo wir entsprossen, Jn unsrer Mutterschoos, bey Klag und Zaͤhren Guß, Wen unser Leib entseelt, zu guter letzt, verschlossen. Dies schroͤklich Jammerbild, das beugte meinen Sinn, Jch sah mich selbst daran in die Verwesung senken, Was mich vorher ergoͤtzt, das war auf einmahl hin, So lies der Winter mir mein Sterblichseyn, bedenken. Doch diese Trauerzeit, lief entlich auch vorbey, Der Sonnen warmer Strahl vertrieb den Frost der Erden, Der Schnee schmoltz wieder weg, da sah man alles neu, Und Baͤume, Gras und Kraut verneut, lebendig wer- den. Der Fruͤhling stellte uns, das was erstorben war, Und Die aufgelebte Welt im Fruͤhlinge. Und deren Saamenkorn, sich hie und da verstaͤubet, Aus seiner Todtengrufft verjuͤngt und schoͤner dar. O! rief ich dabey aus: Gluͤckseelig wer da glaͤubet: Hier sieht man GOttes Macht, der Blumen Gras und Kraut, Jm Reiche der Natur laͤst wiederum aufgehen, Mein Aug das dies geruͤhrt verwundernsvoll beschaut, Das sieht daran ein Bild vom kuͤnfftgen Auferstehen. Der Fruͤhling lehret mich am juͤngsten Tag der Welt, Wen unsre Lebens Sonn, der Heiland ist erschienen, So wird mein todter Leib, lebendig dargestellt, Und in verneuter Krafft als unverweslich gruͤnen. Die aufgelebte Welt im Fruͤhlinge. J uͤngst lag noch die erstorbne Welt, Mit Schnee und Eis, als todt, be- decket: Nun da die Fruͤhlings Sonn das Feld, Durch ihre Strahlen abgelecket, Lebt die Natur von neuen auf, Jhr Todtenkleid hat sich verlohren, Und wird beym naͤhern Sonnenlauf, Gleichsam mit neuer Krafft gebohren. Die Erde keimt die Frucht hervor, Die sie im Winter eingesogen, Und zeigt sich im verjuͤngten Flor, Den sie nun wieder angezogen; Es Die aufgelebte Welt Es gruͤnen, Auen, Feld und Wald Und wirken eine Sonnenhaube, Fuͤr dem, was lebt, zum Aufenthalt Von Blumen, Saaten, frischen Laube. Dies merkt der Voͤgel muntres Heer Und koͤmt mit freudigen Gefieder, Und fuͤllt die Lufft, zu GOttes Ehr, Mit neuen Lustgesaͤngen wieder: Ein Theil schwingt sich in warmer Lufft; Ein anders klammert sich an Zweigen, Da eins zum andern schwitschernd rufft, Die Fruͤhlings Zeit, sich anzuzeigen. Das Fusvolk, das im Thierreich lebt, Kreucht auch aus den verborgnen Hoͤlen, Und laͤuft, da sich die Lufft bewegt, Gleichfals das Erdreich zu beseelen. Der laue Frosch erwacht im Teich, Und quakst, da andre im Gebuͤschen, Ob der empfundnen Lust zugleich, Mit heißrer Kehle murmelnd zischen. Die Auen sind belebt vom Vieh, Die aus dem Staͤllen losgelassen, Um da mit einer suͤssen Muͤh, Den jungen Grasklee aufzufassen: Sie finden ihren Tisch gedekt, Mit aufgekeimter Nahrungsbluͤthe; Und werden auch dadurch erwekt, Zu preisen ihres Schoͤpfers Guͤte. Der Schafe bloͤkendes Geschrey, Erthoͤnt in aufgegruͤnten Trifften, Dem der da alles machet neu, Gleichsam ein Danklied auch zu stifften. Das zarte Lam springt hin und her, Und rupft die Erd, als wen es wuͤste, Daß im Fruͤhlinge. Daß wen der Mutter Eyter leer, Es diese Mutter naͤhren muͤste. Es frist mit unversuchten Trieb, Und schmekt die safftig fetten Keimen, Und scheint darob die Mutter Lieb, Bey dieser Kost fast zu versaͤumen: Und wen es sich den satt gegras’t, So legt es seine sanfften Glieder, Bey stiller und vergnuͤgter Rast, Jns weiche Blumen Bette nieder. Der Rinder Trifften sind da auch, So bald die Morgenroͤth erwachet, Und durch der Naͤchte Nebelrauch, Die schimmernd graue Demmrung machet; Sie kosten ihren frischen Klee, Vom Thau beperlt, vom Licht verguͤldet, Und sehen schmatzend in die Hoͤh, Zu dem, der darin abgebildet Dem folgt, so bald es heller Tag, Ein schnatternd kreischendes Gewimmel Von Gaͤnsen, auf dem Anger nach, Und lagert da auch sein Getuͤmmel, Jhr Schnab lsucht den frischen Keim, So bald sie nur denselben schmecken, Pflegt sich nach diesen Honigseim, Nochmehr Begierd und Hals zu strecken. Sie werden satt bey dieser Lust, Nach langen emsigen Gewuͤhle, Es reget sich in ihrer Brust Ein treibend freudiges Gefuͤhle: Sie dehnen ihrer Fluͤgel Krafft, Ausbreitent sich empor zu schwingen, Als wen sie, dem der alles schafft, Drauf wolten ein Dankopfer bringen. Dies Die aufgelebte Welt im Fruͤhlinge Dies sieh O! Mensch, mit Andacht an, Bey diesen frohen Fruͤhlings Zeiten; Und laß dein Hertz, das denken kan, Dadurch zum grossen Schoͤpfer leiten. Du siehst hiebey ein schoͤnes Bild Der Schoͤpfung, aus dem oͤden Wesen; An dem, was aus der Erde quilt. Kanst du der Allmacht Wirkung lesen. Die Welt dein Lusthaus ist geziert, Mit gruͤnen durchgebluͤmten Decken, Das was darin dein Auge ruͤhrt, Kan dir die suͤßste Lust erwecken. Beschau die blaue Himmels Zinn, Als deines Lustshaus bunte Bogen, Und preise den, mit regen Sin, Der sie so herrlich uͤberzogen. Die Sonn des Tages guͤldnes Licht, Der Silbermond, das Heer der Sterne, Die ruͤhren glaͤntzend dein Gesicht Mit Wundern aus der Naͤh und Ferne; Das, was dein Aug entzuͤckend sieht, Das zeigt, dem forschenden Gemuͤthe, Das sich um GOttes Preis bemuͤht, Die klaͤrsten Spiegel seiner Guͤte. Hoͤr an den froben Lustgesang Der lieblich ausgedehnten Kehlen; Und wie mit wollgestimmten Klang, Die Voͤgel GOttes Ruhm erzaͤhlen: Vergnuͤgt sich dein gereitztes Ohr, An diesen holden Musiciren; So laß auch durch dies Saͤngerchor, Dein Saitenspiel des Hertzens ruͤhren. Es zeigt dir jede Kreatur, Jn dem verneuten Allmachtsreiche Des Die Abwechselung der Zeit. Des Schopfers, seiner Groͤsse Spur, An Gras, an Blumen und Gestraͤuche: O! lerne an derselben Pracht, Bewundrungs voll recht zu erkennen, Des Hoͤchsten Guͤt, und weise Macht So bist du Mensch! ein Mensch zu nennen. Die Abwechselung der Zeit. D ie Erde die zur Winters Zeit, Mit Eis bedekt mit Schnee bestreut Von rauher Kaͤlte gantz erfroren, Scheint gleichsam wieder neu gebohren; So bald der Strahl vom Sonnenlicht, Den Schnee zerlekt, das Eis durchbricht: Und den erfrornen Schoos der Erden, Laͤst wieder fruchtbahr, traͤchtig werden. Mein GOtt! wie herrlig ist die Welt, Da sich der Fruͤhling eingestellt. Der Landman fuhr vorher mit Schlitten, Das Holtz in sein und andre Huͤtten Zum Unterhalt des Element Des Feurs, das waͤrmet kocht und brent: Er briet damit auf seinen Heerte, Was ihn der vorge Herbst bescherte. Dies hat er meist als Winterkost, Mit warmer Lust bey rauhen Frost B Ver- Die Viole, Verzehrt; von Wurtzeln, Kohl und Ruͤben, Jst nunmehr wenig uͤbrig blieben. GOtt! der dem Menschen Futter schafft, Giebt wiederum den Lande Krafft Damit der Saame den man streuet, Jm Gaͤrten Paradies gedeiet. Ja! seiner Vorsicht Wundermacht, Hat Blumen schon hervorgebracht Jch sahe juͤngst die Maienblume, Und forschte zu des Hoͤchsten Ruhme, Warum so fruͤh dies Bluͤmelein, Sich in dem Garten stellte ein? Mir deucht es zeiget diese Bluͤte, Wie zu uns spricht des Hoͤchsten Guͤte: Jhr Kinder! grabet, pflantzet, streut, Die Erde ist zum Wuchs bereit, Zur Probe sind der Blumen Fruͤchte, Schon da, vor euren Angesichte. Die Viole, als ein Sinnbild der Demuth. G Ott! der ein Schoͤpfer der Natur, Hat mehr als tausendfache Wege; Wie er der Tugend reine Spur Dem Menschen vor die Augenlege: Auch in dem allerkleinsten Stuͤkken, Pflegt er ein Lehrbild abzudruͤkken. Vom als ein Sinnbild der Demuth. V om Grase, Baͤumen, Laub und Kraut Pflegt man dieselben herzuholen, Ja alles lehrt, was man beschaut; So gar die kleinesten Violen, Die wir jetzt auf den Erden Flaͤchen, Zur Staͤrkung des Geruchs abbrechen. D ies Bluͤmchen, das mit blauer Pracht, Den gruͤnen Grund der Gaͤrten schmuͤcket, Hat kaum die Anmuthsvolle Tracht, Daß wir sie sehn, hervorgeruͤcket, Es scheint als wen die weichen Spitzen, Auf abgeschlagnen Stengeln sitzen. D och ihr Geruch und suͤsser Dufft Erfuͤllt mit Balsam gleichen Blasen, Die Duͤnste der zertheilten Lufft Und das Gekroͤsel unsrer Nasen: Mir deucht an dieser Blumen Wesen Kan man die Art der Demuth lesen. D ie Demuth lebt in Niedrigkeit Und traͤget doch des Himmels Farben, Als ihrer Seelen Ehrenkleid, Und haßt die uͤberschminkten Narben; Sie ist zwar niedrig doch erhoͤhet, Weil sie bey GOtt in Gnaden stehet. W er dieser Tugend anverwand, Den wird die Hofnung auch begluͤkken Mit ihren gruͤnen Ordens Band, Und dran den guͤldnen Denkspruch stikken: Violen liest man von der Erden, Die Demuth soll erhoben werden. B 2 Die Die Tulpen. Die Tulpen. D ie verjuͤngten Erden Felder, Die erfrischte Krafft der Waͤlder, Schmuͤcket sich mit neuer Pracht: Alles lebet gruͤnt und lacht, Da des Fruͤhlings Sonne blicket, Und mit feuerreichen Strahl Huͤgel, Berge, Land und Thal Der erfrornen Welt erquicket. D iese gruͤne Augenweide, Hat der Schoͤpfer uns zur Freude, Uns zum Nutzen auferbaut: Wen der Mensch dies recht beschaut, Und damit vergleicht sein Wesen; So kan er in Gras und Laub, Daß er herrlich und doch Staub, Als in einen Spiegel lesen. W er nur auf die Tulpe siehet, Die sich aus den Zwiebeln ziehet, Und vor andern ist geschmuͤkt, Sieht sein Bildnis abgedruͤkt; Jn den Gaͤrten Paradiesen Sind derselben allerhand: Dadurch wird der Vorzugsstand Unter Menschen angewiesen. Sieh Die Tulpen. S ieh der grossen Purpur Blaͤtter, Sind gedoppelt, hoͤher, netter, Als der andern Art gemacht: Um der Stengel lange Pracht, Findet man des Grases Spitzen, Als Trabanten aufwerts stehn: Hie kan man die Grossen sehn, Die auf hohen Thronen sitzen. A ndre bluͤhn in gelben Kleide, Jhre Blaͤtter sind wie Seide. Dem das Gold die Farbe schenkt: Wer hiebey auf Menschen denkt; Der erkennt das Bild der Reichen, Die auf dieser eitlen Welt Mit dem gelben Nichts, dem Geld, Jhre Sterblichkeit bestreichen. D ie im bunten Blaͤttern stehen, Und wie Milch und Blut aussehen, Stellen uns mit ihrer Zier Derer Schoͤnen Bildung fuͤr: Wen die Tulipan so spielet, Reitzt sie unser Augen Licht: Gleichfals macht das Angesicht, Daß die Welt nach Schoͤnheit zielet. V iele sind auch untermenget, Roth, gelb, weis, gruͤn durchgesprenget, Wie der Blumen bunte Art, Von Natur die Farben paart: So ist auf der Welt das Leben, Nebst der Schaͤtze guͤldnen Wust, B 3 Auch Die Tulpen. Auch der Schoͤnheit Augen Lust, Vielen auf einmahl gegeben. E ine Art ist noch zu finden, Die an ihrer Blaͤtter Rinden, Blas und bleich und traurig scheint, Wer ist woll dadurch gemeint? Sind das nicht der Armen Mienen, Die gantz duͤrfftig ohne Kraft, Ohne fetten Lebenssafft, Als verblichne Tulpen gruͤnen? S chaut man mit entzuͤkten Sinnen, Wie derselben Art von innen, Jn dem hohlen Grund gemacht; Da sind alle gleich geacht: Aus des Stengels langen Spitzen, Geht ein dicker Stamm heraus, Wo die Faͤserchen so kraus, Wie verbundne Hertzen sitzen. M itten um des Hertzens Kraͤuse, Zeigt die Tulpe im Gehaͤuse Theilgen die recht schwaͤrtzlich blau, Unten weislich, oben grau: Mir deucht, daß dies taube Keimen, Die wie todte Saamen seyn; Dieses kan man allgemein, Auch auf jeden Menschen reimen. R eich und Arme, Hohe, Schoͤne, Stammen als des Adams Soͤhne, Alle von der Eva ab; Alle muͤssen in das Grab: Und Die Herrlichkeit und Vergaͤnglichkeit der Blumen. Und der Menschen wallend Leben, Das im Blut und Hertzen stekt, Jst doch stets mit Staub bedekt, Mit der Sterblichkeit umgeben. A lle sind zum Todt geboren, Dennoch dencken diese Tohren, Die da reich, hoch, schoͤn aussehn: Jhre Pracht kann nicht vergehn. Menschen! seht auf eure Ahnen, Sind sie noch von alter Zeit? Nein! so lernt die Sterbligkeit, An den eitlen Tulipanen. Die Herrlichkeit und Vergaͤnglichkeit der Blumen. Matth. VI. 29. 30. Jch sage euch, daß auch Salomo in aller seiner Herrligkeit nicht bekleidet gewesen ist, als derselben eins. So denn GOtt das Gras auf den Felde also kleidet, das doch heute stehet, und morgen in den Ofen geworfen wird, solte er das nicht vielmehr euch thun? T heander ging einst hin zum Herrn von Gartenlieb, Traf ihn im Garten an, wo er auch bey ihm blieb; Wo sie mit gleicher Lust an Blumen sich ergoͤtzten, B 4 Die Herrligkeit und Vergaͤnglichkeit Und ihrer Arten Pracht, nach ihrer Meinung schaͤtzten. Die bunt vermischte Meng, der Farben mannigfalt, Verdoppelte das Schoͤn von jeglicher Gestalt, Weil sich die Mischungen so unterschiedner Arten, Nach ihrer Augenschein, recht woll zusammen paar- ten. Die Beeten waren roth, gruͤn, gelb und weis ver- mahlt Nachdem der Sonnenschein, der auf die Flaͤche strahlt, Und Licht und Farbe giebt, durch die gebrochnen Blicke, Sich von der Blaͤtter Rand ins Auge warf zuruͤcke; Wie wunderbahr scheint das, wie lieblich und wie schoͤn Sprach Herr von Gartenlieb, so viele Farben sehn Die ein bemerkend Aug bald hie bald dahin lenken, Und durch Verwunderung in die Entzuͤkkung senken. Jch habe dieses offt, Theander schon bedacht, Woher entstehet das, das solche Farben macht? Jch habe sonst gemeint, daß in der Blumen Saffte, Die Farbe eigentlich, wie ihre Nahrung haffte Juͤngst aber loͤsete ich eine gaͤntzlich auf, Durchforschte auch mit Fleis derselben Roͤhr und Knauf, Das Keimchen war noch weis, des Stengels Feuch- tigkeiten, Die durch die Wurtzeln sich, bis zu der Spitze leiten, Die waren fast wie Milch, mit Wasser untermischt, Als ich sie ausgeprest und auf die Hand gewischt, Es fand sich sichtbahrlich nichts von dergleichen Far- ben, Die Blumen gleicher Art in kurtzer Zeit erwarben. Theander fing drauf an und zeigte wie das Licht, Auf dunkle Flaͤchen faͤllt und an denselben bricht. Und der Blumen. Und in dem Augen sich mit solchen Farben stellet, Nachdem der Koͤrper ist davon es ruͤckwerts prellet. So unbegreiflich dies, zuerst den Sinnen scheint; So schwerlich wird es doch durch die Vernunft ver- neint: Weil die Erfahrung selbst sich eine Zeugin nennet, Daß wen kein Licht mehr scheint, man keine Farben kennet. Es ist doch wundervoll, daß jedes Blumen Blat, Nach unsren Augenschein auch solche Farben hat, Als dessen Staͤubgen sind auf denen Oberflaͤchen, Denn darnach pfleget sich der Sonnenstrahl zu brechen: Und waͤre keine Sonn, so waͤr nichts durchgeflammt, Weil davon uͤberall der Farben Schoͤnheit stammt, Die unsre Augen reitzt so bald wir nur ihr Spielen, Und dessen Lieblichkeit in dem Gemuͤthe fuͤhlen. Die Urquell aber ist der Vater alles Lichts, Ohn dessen Gnadenschein waͤr Sonn und Farbe nichts Der macht die Kreatur mit ihren Bildungszuͤgen, Daß wir an ihren Schein, so Aug als Hertz ver- gnuͤgen. So fuhr Theander fort, kan uns der Sonnenschein, Mit solcher Farben Glantz auf dieser Welt erfreun, Was wird man nicht vergnuͤgt, in jenen seelgen Auen Da GOtt selbst Sonne ist, vor schoͤne Wunder schauen. Ja! sprach von Gartenlieb, der Blumen Herrlig- keit, Die uns des Schoͤpfers Gunst zur Fruͤhlings Lust anbeut, Ergoͤtzt mein Auge stets; und koͤmt das von der Sonne, So bin ich fast entzuͤkt, ob deren guͤldne Wonne! B 5 Was Die Herrligkeit und Vergaͤnglichkeit Was wirkt doch die Natur, wovor die Kunst er- bleicht, Kein Mahler hat jemahls der Blumen Schmuk er- reicht. Kein Koͤnig kann sich so, naͤhm er gleich Samt und Seiden, Bey seiner Herrligkeit, wie GOtt die Blumen klei- den. Die africansche Blum, ist wie der Purpur schoͤn; Und vor der Liljen Schmuk, kan kein Attlas bestehn: Der allerschoͤnste Samt, muß vor den Tulven weichen, Mit ihren Kunstgeweb ist kein Gespinst zu gleichen; Kein ausgebraͤmtes Kleid, das Gold und Perlen schmuͤkt Mit Seiden durchgewirkt, mit Silber ausgestikt, Komt gegen eine Blum, vom Morgenschein verguͤldet, Worauf der nasse Thau, die reinsten Perlen bildet! Drum was nur kostbar heist, von Schoͤnheit, Glantz und Zier, Das komt fast aufeinmahl an einer Blume fuͤr, Denn auf der Kreatur die Feld und Garten heget, Jst uns der schoͤnste Schmuk gleichsam zum Schau geleget. Doch das ist jammervoll, daß diese bunte Pracht, Jndem sie uns anheut, im besten Flor anlacht, Schon Morgen wiederum zu unsren Schmertz und Leiden, Muß bleich und welk verstaͤubt und sterbend von uns scheiden. Ach! warum hat doch woll, des grossen Schoͤpfers Hand, Solch ungemeine Kunst, auf kurtze Daur verwand; Jsts nicht bedaurens werth, daß man so schoͤne Gaben, Zu unsrer Augenlust nicht kan viel laͤnger haben? Thean- der Blumen. Theander fing drauf an: So spricht die Menschligkeit, Die das nicht gern verliert, woruͤber sie sich freut: GOtt hat hier Herrligkeit und Nichtigseyn verbunden, Was heute uns entzuͤckt, ist Morgen schon verschwun- den. Mir deucht des Schoͤpfers Rath, der allmahl weise heist, Hat wen er unsern Sin, mit solchen Luͤsten speist, Uns dadurch klar gelehrt, wie irdisches Vergnuͤgen, Gar leicht durch ihren Schein, koͤnn unser Hertz be- siegen. Er giebt was uns vergnuͤgt, dem Sinnen wohl gefaͤllt, Er zeigt uns seine Guͤt, an Dingen dieser Welt: Doch daß wir nicht zu sehr, ins Eitle uns verlieben, Laͤst er der Blumen Schmuk, bald wiederum verstieben. Jhr bluͤhen rufft uns zu: O! Menschen seht hier an, Was an uns die Natur, zu euter Lust gethan, Doch weil ihr euch zu sehr, an uns vergaf- fen koͤnnet, Mehr gegen das Geschoͤpf; als ihren Schoͤp- fer brenent; So muͤssen wir so bald, uns eurem Blik ent- ziehn, Mit unsrer Horrligkeit, von euren Schauplatz fliehn. Damit ihr, wenn der Sin durch unsern Glantz erquikket, Jhr eur Gemuͤthe auch, zum Schoͤpfer selbst entzuͤkker. Ernst Ernst und Guͤte GOttes im Donner. Ernst und Guͤte GOttes im Donner. W enn des Donners grauser Knall Jn dem schwuͤlen Luͤfften krachet; Schlag auf Schlag zum Wiederhall Bruͤllender Getoͤsse machet: Wenn der Blitzen strenger Dufft Von der Morgenseite brennet, Siedend drauf nach Abend rennet; So erschuͤttert Berg und Klufft: Baum und Straͤuche, Wald und Feld, Scheint, als wuͤrde es zerschellt. M itten unter diesen Zorn, Wenn des Himmels Vesten pochen, Wird ein wolkenreicher Born Jn getrennter Lufft zerbrochen: Und das aufgezogne Naß, Muß in einen sanfften Regen, Sich auf duͤrre Felder legen, Daß das anfgekeimmte Gras Und der Saaten duͤnne Flor, Wachs aus ihren Schoos hervor. D ies o Menschen! lehrt den Schlus, Daß GOtt zwischen Zorn und Grimme, Bey des Eifers Schwefelgus Doch mit seiner Gnaden Stimme, Ein erschrocknes Hertz erfreut: Daß wenn uns sein Blitzen schrecket, Er uns doch mit Fluͤgeln decket, Und zu unsern Besten dreut. Glaubt ihr! diesen wahren Grund, So macht GOttes Guͤte kund. Die Die Groͤsse GOttes im Kleinen. Die Groͤsse GOttes im Kleinen. D ie Unempfindlichkeit der menschlichen Natur, Sieht in dem Allmachtsreich des Schoͤpfers keine Spur, Von seiner hohen Groͤß, als nur in grossen Dingen, Die durch erhabnen Glantz, uns zur Verwundrung zwingen. Der Sonnen guͤldnes Rad, das an dem Firmament, Bey stets geweltzten Lauf, durch seine Kreise rennt Kan unser Hertz noch woll, durch Reitzungvolles Blikken Das in die Augen strahlt, auf kurtze Zeit entzuͤkken. Der Farben Mannigfalt, so jenen Lufftkreis mahlt, Und durch den blauen Grund erhellter Wolken strahlt, Reitzt noch woll das Gesicht, die bunten Himmels- auen, Beym frohen Morgenroth, vergnuͤget anzuschauen. Was auf der Unterwelt, der Menschen Hertze ruͤhrt, Muß durch das Aussenwerk und Groͤsse seyn geziert: Jm weiten Pflantzenreich, wo Wald, Feld, Gaͤr- ten gruͤnen Pflegt was erhaben, schoͤn, uns nur zur Lust zu dienen. Die Ceder Libanons, die mit der schlanken Pracht, Bis in die Wolken steigt, wird noch woll hochgeacht; Und Die Groͤsse GOttes Und als ein Meisterstuͤck des Schoͤpfers auch geprie- sen, Wer blickt die Kraͤuter an, die in dem gruͤnen Wie- sen Aus zarten Keimen gehn? Wer ist woll recht bemuͤht, Den Jsop anzusehn, der nur an Waͤnden bluͤht? Und doch des Schoͤpfers Macht, zu seinen Preis erhebet; Ob er in Niedrigkeit, gleich an der Erde klebet. Jm Thierreich ist uns Nichts, was wir bewundern schoͤn, Als eine Kreatur, die wir gar selten sehn; Als ein solch Ungeheur, fuͤr dessen Gang die Wellen, Wenn es im Wasser wohnt, wie hohe Berge schwellen: Als solch ein Wunderthier, das auf dem Troknen lebt, Und seiner Glieder Bau, vor andern hoch erhebt; Das wie ein Elephant sich mit dem Ruͤssel bruͤstet Und gleich wie ein Cameel mit Thuͤrmen ausgeruͤstet. Ein Thiergen das da nur in faulen Suͤmpfen kreucht, Und ein gefiedertes, das fast unsichtbahr fleucht, Wird von dem wenigsten, fuͤr sonderbar geachtet Und noch viel weniger zu GOttes Ruhm betrachtet. Wie aber ist den GOtt nur in den grossen Gros, Schafft er die Baͤume nur, nicht auch das zarte Moos? Hat seine Macht sich nur im Adler abgespiegelt Und nicht wenn er durch Kunst, ein Muͤkken Heer befluͤgelt? Des Schoͤpfers Kreatur, ist sie gleich noch so klein, Kan doch ein grosses Bild von seiner Allmacht seyn. Je kleiner ein Geschoͤpf; je zarter ein Gespinste, Je groͤsser ist das Werk, wens voll verborgner Kuͤnste. Des Meisters Wissenschafft verdient ein Augenmerk, Der eine Uhr gemacht von zarten Raͤderwerk; Und im Kleinen. Und pfleget sich die Kunst an solchen kleinen Stuͤkken, Wenn sie doch richtig gehn, nicht schoͤner abzudruͤkken Als an der groͤbern Art? des Schoͤpfers weise Macht Hat auch im kleinesten, das sie hervorgebracht, So viele Wunder uns, darin zum Schau geleget, Als woll das Groͤßre kaum, in seinen Umfang heget: Auch in dem kleinesten stellt er die Pracht und Zier Darob der Mensch erstaunt, am vollenkomsten fuͤr Und wenn wir es nur recht, mit unsern Sin bemerken Wird die Empfindung selbst, uns diesen Satz bestaͤrken. Man seh nur durch ein Glas, das kleines groͤsser macht, Die schlechte Muͤcke an. Mein GOtt! welch Glantz und Pracht Sieht das geruͤhrte Aug, aus deren Kopfe blitzen, Als wenn daran Rubin und Diamanten sitzen. Die Fluͤgel die man sonst, vor schlecht Gewebe haͤlt Entdekken unsern Aug, ein grosses Wunderfeld Darob der Sinn erstarrt, und das Gemuͤth entzuͤkket, Wenn man die Schoͤnheit sieht, die GOtt darin gestikket. Man nehme abermahl, das kleinste Wuͤrmelein, Und leg es in ein Glas, das es vergroͤssert ein; Was unser Auge kaum, als wie ein Staͤubgen spuͤret, Das ist mit Kopf und Bein und Gliedern ausgezieret Es lebt in seinen Blut, wer haͤtte das gedacht? Wie! zeugt das kleinste Thier, nicht von der groͤsten Macht? Die Muskeln, Fleisch und Haut, so kuͤnstlich kan verbinden Mit tausend Theilen mehr, wo wir nur Staͤubgen finden O! unbegreiflicher, erhabner Zebaoth Wir sehen uͤberall, daß du ein grosser GOtt Drum Eine natuͤrliche und geistliche Betrachtung des Tod. Drum oͤfne unser Aug und laß uns sters er- scheinen Die Groͤsse deiner Macht, im Grossen und im Kleinen. Eine natuͤrliche und geistliche Betrachtung des Todes bey dem Anblik eines Sterbenden. T odes Thal du Schreckens Hoͤle! Zieh ich deinen Vorhang weg, So verwirret meine Seele Deines Eingangs banges Steg: Deiner Schwellen finstre Klufft, Zeiget mir die Aschen Grufft Und die schweren Leichen Steine, Als die Foltern meiner Beine. B itter ist das Angedenken, Wenn ich meiner Glieder Bau, Seh in enge Bretter schrenken Wenn ich mich im Geist beschau Als ein ausgedortes Gras Steif, erfroren, bleich und blaß Als ein Bild das jeden schrekket Der mein Schaugeruͤst aufdekket. S chmertzhafft scheints wenn man erweget, Wenn sich Leib und Seele trent, Wie bey dem Anblik eines Sterbenden. Wie das Hertz aus Ohnmacht schlaͤget, Und das Blut bald starrt, bald rennt; Wie die Brust mit Roͤcheln keicht, Wie die Zung bald lallt bald schweigt; Wie die Augen sich verdrehen, Und als sehend, nicht mehr sehen. E lend ists wenn Tuch und Kittel, Uns die Reise Kleider schenkt; Wenn die Spaͤne Muͤntz und Mittel Womit man uns noch bedenkt: Damit muͤssen wir sogleich Jn das unterirdsche Reich, Und was speisen wir vor Gaͤste Von dem schlechten Ueberreste? M olche, Nattern, Schnaken, Schlangen Wuͤrme, Maden mancher Art, Sieht man an den Koͤrpern hangen Die der Erden Schooß verwahrt: Diese zern die Glieder loß, Jene fressen sie denn blos, Bis sich der Gewimmel Zaͤhne, Selbsten wagt an Brett und Spaͤne. S chrecklich wie viel tausend Baͤuche, Schlingen Haut, Fleisch, Nerven ein, Und recht scheußlich sind die Schlaͤuche Darin sie verschlungen seyn: Garstig werden sie zerkaͤut, Stinkend wieder ausgestreut, Bis zuletzt nach langen Raube, Kopf und Bein noch wird zu Staube. Erster Theil. C Ach! Eine natuͤrliche und geistl. Betracht. des Todes A ch! dies macht das Schicksahl bitter, Wenn man so von fern erblickt Durch der Sterbgewoͤlbe Gitter, Wie ein Mensche wird zerstuͤckt: Donner, Blitz, ja Krachen, Knall Pulver, Bley und Schwefel Schwall Kan gewiß kein groͤssres Schrekken, Als des Todes Nahm erwekken. D och wenn man dabei ansiehet, Wie der Geist unsterblich ist, Und das wiederum anziehet Was vorher der Moder frist; So wird solche Kuͤmmerniß, Die wie Galle Zucker suͤß: Und so scheinet das Verzehren, Uns im Glauben ein Verklaͤren. S amen muͤssen erst ersterben Eh der neue Keimen bluͤht; Und dies heist ja kein Verderben Wenn er Krafft zum Wachsthum zieht? Also wenn mans recht beschaut Wird man dadurch neu gebaut: Drum kan ich was bessres haben Laß ich gerne mich begraben. Die Spiegelblume. B ei der hellen Mittags Zeit, lief ich heute in den Garten, Weil ich muste auf dem Tisch, der noch nicht gantz fertig warten: Da Die Spiegelblume. Da fand ich ein kleines Bluͤmgen niedrig an der Er- de stehn Dessen Blaͤttergen von Farbe, gelb wie glaͤntzend Wachs aussehn, Jch bewunderte den Schein der schichtweis gepaß- ten Blaͤtter Die jemehr sie aufwerts gehn, immer gelber und auch glaͤtter, Als wenn sie mit Fuͤrnis waͤren, allenthalben uͤber- schmiert Oder doch mit gelben Wachse uͤberstrichen und poliert. Wie mir deucht, so war es Safft, der oft aus den Blaͤttern schwizzet, Oder wie ein Honigthau, auf der aͤusern Flaͤche sizzet, Jch frug einen Blumen Kenner, wie man dieses guͤldne Vlies, Das recht kuͤnstlich ist gewirket, mit dem rechten Nahmen hies Er sprach: eine Spiegelblum, wegen ihrer hellen Glaͤtte Da bei jedem Blat es scheint, ob man kleine Spie- gel haͤtte. Als ich diese zarten Spiegel naͤher vor die Augen nahm, So schien es, als wenn der Schoͤpfer mir recht ins Gesichte kam, Der in dieser kleinen Blum, von der Sonnenstrahl verguͤldet Als der Vater alles Lichts, wie im Spiegel abge- bildet. Jch erkannte seine Groͤsse, die der Kreaturen Pracht, Uns zu Spiegeln seiner Guͤte, seiner Weisheit, sei- ner Macht C 2 Zur Die Spiegelblume. Zur Bewundrung vorgelegt; daß wir sein unsicht- bahr Wesen Seine grosse Herrlichkeit, koͤnten an Geschoͤpfen lesen. Dabei hatt ich die Gedanken: Siehe dies O! Menschen Kind, Und bleib nicht, wie du gewesen, noch mit ofnen Augen blind Sondern brauche das Geschoͤpf, das dem Grund der Erde schmuͤkker Dran ein forschendes Gemuͤth seines Schoͤp- fers Glantz erblikket. Laß die helle Spiegelblume, die der war- me Sonnenschein Wie ein gluͤhend Gold erwaͤrmet, deiner Andacht Brenn Glas sein. Jst dein Hertz in Glut entflammt, so laß deine Zung entglimmen Diesem Schoͤpfer der Natur, auch dies Danklied anzustimmen. G rosser GOtt! zu deinem Ruhme, Treibt mich an die Spiegelblume, Die in guͤldnen Schimmer bluͤht, Da mein Auge, mein Gemuͤthe, Jn dem Spiegeln deiner Guͤte, Deiner Gottheit Wunder sieht. D u hast diese Blum gebildet, Jhre Blaͤtter uͤberguͤldet Durch den Finger deiner Macht: Grosser Schoͤpfer! sei gepriesen, Daß du Felder, Gaͤrten, Wiesen, So geschmuͤkt herfuͤr gebracht. Laß Das Buch der Natur. L aß mich ferner bei den Gaben, Die die aͤusren Sinne laben, Auf dich als dem Geber sehn: Laß mich wenn die Leibes Augen, Anmuth aus dem Blumen saugen, Deinen Ruhm im Geist erhoͤhn. Das Buch der Ratur. D es Schoͤpfers weise Allmachts Hand Und seine Wunder volle Guͤte. Wird dem betrachtenden Gemuͤthe, Aus jedem Dinge gnug bekant: Wenn nur des bloͤden Geistes Augen, Das grosse Buch zu lesen taugen, Darin sich GOtt auf jeden Blat, Mit seiner Groͤß beschrieben hat. D ies Buch das ist die gantze Welt, Besteht aus zwo recht grossen Theilen; Der Himmel voller guͤldnen Zeilen; Die Erde, was die in sich haͤlt Jn ihren unterschiednen Reichen, Jst mit Capiteln zu vergleichen Darin die Schrift theils bluͤht, theils lebt, Und ihres Schoͤpfers Ruhm erhebt. W elch hell und wunderschoͤn Papier, Sind nicht die blauen Himmelsbogen, Mit Silberfarbe uͤberzogen Und durchgestikt mit guͤldner Zier? C 3 Die Das Buch der Natur. Die Sonn und Sternen sind die Lettern Auf blaulicht weissen Attlas Blaͤttern, Und sind so kuͤnstlich ausgemahlt Daß GOttes Groͤß aus solchen strahlt. O! welche wundervolle Schrift Ein Buchstab hat woll tausend Meilen, Wie gros ist denn die Laͤng der Zeilen Die Millionen uͤbertrift? Wer hie wird Tag und Nacht studieren, Und durch ein Fernglas buchstabiren Der liest im Sternen A B C Wie unermeßlich GOttes Hoͤh. D u klagst o! Mensch die Bilderschrift, Des Himmels, kan ich nicht verstehen, Noch was man in dem tieffen Hoͤhen Vor wundervolle Lehr antrift: Das liegt an Dir, wilt du nur lesen, Die Bilder von des Hoͤchsten Wesen; Es steht geschrieben hie und da, Der uns gemacht heist Jehovah. D as lehret auch die Unterwelt, Der andre Theil von diesem Buche, Denn wenn ich allenthalben suche Was es vor Lehren in sich haͤlt; So deucht mir, ich seh solche Zeichen, Jn der Natur gesetzten Reichen, Woraus ein andachtsvoll Gemuͤth Liest GOttes Allmacht, Weisheit, Guͤt. W ie hat sich nicht des Hoͤchsten Ehr, Jm Wasserreiche abgespiegelt? Wer Das Buch der Natur. Wer ists der Meer und Fluth verriegelt? Wer laͤst der Fische schuppigt Heer Jn schnellen Fluͤssen, stillen Seen, Bei tausenden in Trifften gehen? Jst es nicht GOtt und seine Macht, Die auch die Fluth herfuͤr gebracht? M an seh das ausgespannte Feld, Des Pflantzen reiches gruͤne Seiten, Was mag die Blumen Schrifft bedeuten Die sich uns ins Gesichte stellt? Jst nicht an Tannen, Fichten, Eichen Am hoch und niedrigen Gestraͤuchen Zu lesen, daß der Zebaoth Auch sei ein wundervoller GOtt? U nd wirfft man auf ein Akkerstuͤk, Das, wens in gruͤner Hofnung bluͤhet, Wie ein beschriebnes Blat aussiehet, Mit Aufmerkung den Andachts Blik: So kan man aus den langen Halmen Die Lettern sind; recht schoͤne Psalmen, Bei buchstabierenden Bemuͤhn, Zu GOttes Ruhm zusammen ziehn. S o ist uns jede Kreatur, Ein Lautbuchstab zu GOttes Ehren, Da all uns seine Groͤsse lehren Jn diesem Buche der Natur: Nun denke Mensch! wie viele Blaͤtter, Sind nicht darin, und eine Letter, Schliest so viel Warheits Lehren ein, Wie herrlich muß das Buch nicht seyn? C 4 Und Das Buch der Offenbahrung U nd wem gehoͤrt es? Mir und dir Und allen die der Seelen Gaben, Verstand und Wolln empfangen haben, Dem legt es diese Warheit fuͤr: Ein jeder Mensch soll hierin lesen, Um zu erkennen GOttes Wesen, Wer dieses laͤst voruͤber gehn, Der ist nicht werth dies Buch zu sehn. Das Buch der Offenbahrung Die Heilige Schrifft Ps. CXIX. 105. Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinen Wegen. L ebensbuch verdorbner Seelen, Licht fuͤr dem verirrten Sinn! Deine Schoͤnheit zu erzaͤhlen, Aller Blinden Fuͤhrerin, Deine Goͤttlichkeit zu sehen Will ich mir jetzt unterstehen, Weil mein Hertz voll Ehrfurcht brennt, Da es deine Kraft erkennt! Alle die Heilige Schrifft. A lle Buͤcher dieser Erden, Die der Menschen Witz gemacht, Und die noch ersonnen werden, Sind bei dir, wie nichts geacht; Wenn man dich nicht koͤnte lesen, Kennte man nicht GOttes Wesen Weil uns die Natur verschweigt, Was die Offenbahrung zeigt. D ie Vernunft kan nicht recht lehren, Was GOtt ist, und was wir sind, Wie wir sollen zu ihm kehren, Da wir so verstokt und blind: Darum hat uns GOtt gegeben, Licht und Anweisung zum Leben Weil man auf der Jrrebahn, Selbst den Weg nicht finden kan. A lle Maͤnner die geschrieben, Was auf diesen Blaͤttern steht, Sind von GOttes Geist getrieben; Was aus ihren Munde geht, Hat die Warheit selbst besiegelt, Und mit solchen Schutz verriegelt, Daß kein Tuͤttel noch verletzt, Der durch sie ist aufgesetzt. W ahr sind alle die Geschichte, Welche Moses treue Hand, Nach dem goͤttlichen Berichte, Machet seinen Bolk bekant: Was er von den Schoͤpfungs Werken, Muß geoffenbahrt bemerken, C 5 Zeigt Das Buch der Offenbahrung Zeigt in seiner Woͤrter Pracht, Eines grossen Schoͤpfers Macht. S eine wundervolle Zeichen Machen ihn zum GOttes Mann; Alles muß dem Volke weichen, Wo er geht als Haupt voran: Und vor seinen Stab und Plagen, Muß ein stolzer Koͤnig zagen: Meer und Fluth theilt seine Spur, Vor ihm, wieder die Natur. D as ist GOttes Allmachts Finger, Der durch ihn Egypten schrekt; Und der siegende Bezwinger, Hat uns die Geschicht entdekt: Fuͤhret er nun GOttes Heere, So hat er auch GOttes Lehre; Als ein wahrer GOttes Knecht, Schreibt er goͤttlich Licht und Recht. E ben solche Warheits Proben Sind in alten Testament, Durch Propheten aufgehoben, Die man GOttes Boten nennt: Kuͤnfftige Begebenheiten, Gluͤck und Ungluͤck, Fried und Streiten, Wird durch dieser Lehrer Mund, Lange Jahr vorhero kund. K an ein Sterblicher das wissen, Was des Hoͤchsten Rath beschliest? Er hats offenbahren muͤssen, Was man davon schrifftlich liest: Denn die Heilige Schrifft. Denn die alten Weissagungen, Die sehr fremd den Ohren klungen, Gehen zur Erfuͤllung ein, Solten die nicht goͤttlich sein? D ies im Beispiel zu bezeugen, Seh man auf das Heil der Welt Vor dem wir die Knie beugen, Wie wird er da fuͤrgestellt? Als ein Koͤnig der geringe, Als ein Held der Wunder-Dinge Jn der Juden Lande thut, Als ein Sieger der voll Blut. A ls ein Heiland dessen Ruͤkken, Von gepeitschten Narben prangt, Der mit Naͤgeln und mit Strikken Am verfluchten Holtze hangt: Der da stirbt und wieder lebet, Und sich in den Himmel hebet, Als des Allerhoͤchsten Sohn, Zu der Gottheit lichten Thron. D iese Weissagung im Schilde Die dem Heiland abgemahlt; Jst so aͤhnlich JEsus Bilde, Daß daraus was Goͤttlichs strahlt: Wenn dies Sinn und Geist erwegen, Muß sich aller Zweifel legen, Ja! das Hertze wird geruͤhrt, Wenn es diese Warheit spuͤrt. A uch auf solchen festen Grunde, Als der Warheit Firmament, Steht Das Buch der Offenbahrung Steht die Schrifft im neuen Bunde, Die, wie eine Leuchte brennt: Taube, Stumme, Lahme, Blinde Hoͤren, sprechen, gehn geschwinde Und erblikken Tag und Licht, Wenn ein Bote CHristi spricht. J a! so gar die blinden Fechter, Das beschnittne Judenthum, Heiden, Tuͤrken, Gottsveraͤchter, Die das Evangelium Mit erboßten Sinn bestuͤrmen, Muͤssen es dadurch beschirmen, Daß durch ihre Raserei, Dies Buch nicht vertilget sei. T retet auf ihr starken Geister Die ihr eure Spoͤtter Zunfft, Macht zu kluge Obermeister Einer spizzigen Vernunft; Richtet ob die heilgen Lehren, Euch nicht den Verstand vermehren; Ob euch nicht die Schrifft gezeigt, Was nicht die Vernunft erreicht? W as zum Glauben vorgeleget, Uebersteigt offt den Verstand; Doch wenn man dabei erweget, Ob uns sonst nicht unbekant? Wie gar enge sonst die Schranken Aller menschlichen Gedanken, O! so spuͤr ich GOttes Geist Der verborgnes klar aufschleust. Und die Heilige Schrifft. U nd die Regeln frommer Sitten Sind recht weise, nuͤtzlich, klar, Boͤses wird dadurch bestritten, Sie verriegeln die Gefahr Welche Suͤnd und Laster dreuen, Daß wir uns vor solche scheuen, Und eroͤfnen uns die Bahn, Da man gluͤcklich wandeln kan. D ies erkennen selbst die Augen, Die blos die Natur verklaͤrt; Weil sie das zu sehen taugen, Womit JEsus uns beschwert Sei ein Joch das reitzend schoͤne, Und zuletzt den Kampf bekroͤne, Welches Weisen Sittenschrifft Jst die diese uͤbertrifft? K omt das also nur vom Himmel, Daran man nur himmlisch spuͤrt, Das uns von dem Erdgewimmel Zu vollkomnen Geistern fuͤhrt; Jst das goͤttlich das uns lehret Und zum Thun die Krafft bescheret? O! so hat auch JEsus Lehr, Von GOtt ihren Ursprung her. W ie ein Blitz mit seinen Strahle Schmelzend durch das Eisen fliegt, Wie sein Feur die haͤrtste Schale Eines festen Baums besiegt; Wie ein Schwerdt, das doppelt streichet, Weder Mark noch Beinen weichet: Also Das Buch der Offenbahrung Also dringt dies GOttes Wort, Auch durch jeden harten Ort. W ie viel Seelen sind gebessert Wenn sie seine Kraft gefuͤhlt; Wie ist Christi Reich vergroͤssert Da wo man vorher gewuͤhlt Jn den tiefsten Lasterpfuͤtzen? Solte denn das Wort nicht nuͤtzen, Das so bald ins Hertze dringt, Und die schoͤnsten Fruͤchte bringt? E s erreget das Gewissen, Hertzen die verstokt, versteint, Und so bald es durchgebissen, Sieht man wie der Suͤnder weint: Dieser Schmertz zieht ihn zuruͤkke Von dem Fallbrett, aus dem Strikke Und er tritt auf andre Bahn, Als er sonst vorher gethan. D as ist die Gewissens Klage, Die des Hoͤchsten Wort erregt, Wenn man wie entsteht die Plage Solcher inren Bisse fraͤgt? Kan man ja nicht anders denken, GOtt muß dieses Wort so lenken; GOttes Geist wirkt durch dies Buch, Diesen innerlichen Fluch. M enschen! wolt ihr euch von Boͤsen, Das euch quaͤlt, verfuͤhrt, verdirbt, Und vom ewgen Wurm erloͤsen, Der mit seiner Qual nicht stirbt: Da die Heilige Schrifft. Da sind Mittel, Lebenskraͤffte, Nehmt zum heiligen Geschaͤffte Diesen Nutzen woll in acht, Den uns GOttes Wort gebracht. N icht allein den weisen Koͤpfen, Dient der Offenbahrung Schatz: Sondern menschlichen Geschoͤpfen, Allen, auf dem Erden Platz: Einfalt und die hohen Sinnen Finden ihren Theil darinnen; Jeden schreibt es klaͤrlich fuͤr, Seinen Weg zur Himmels Thuͤr. D arum seid, O! Menschen Kinder, Bei des Fleisches Wiederstreit, Eurer Traͤgheit Ueberwinder, Sucht hier eure Seligkeit, Nuͤtzet dieses Geistes Gaben, Die das Herz mit Manna laben: Denn was ein Gemuͤth begehrt, Wird ihm durch die Schrifft gewaͤhrt. S itzet wer im Leid und Aschen, Wie ein Hiob, Lazarus; Muß er sich in Thraͤnen waschen, Bey geplagten Ueberdrus: Hier ist eine Balsamsquelle, Wieder alle Leidens Faͤlle, Balsam von des Hoͤchsten Gnad, Besser, als aus Gilead. Q uaͤlt man sich mit tausend Sorgen, Wenn der Kad und Oelkrug leer, Und Das Buch der Offenbahrung. Und vermehrt sich alle Morgen, Dieses Kummers fressend Heer: GOttes Vorsichts Wunderwerke Stehen hier zum Augenmerke, Diese machen Zuversicht, Daß er unser Brod schon bricht. U nd wer kan das alles zaͤhlen, Das da ist wie Meeres Sand, Was dem Menschen koͤnne fehlen, Was dem Schoͤpfer nur bekant? Diese ungezaͤhlten Schmertzen, Diese Foltern banger Hertzen, Werden durch Gedult versuͤßt, Wenn man GOttes Ausspruch ließt. D enk O! Mensch! mit was vor Sehnen, Sucht man nicht die Artzenei, Die vor aller Krankheit Stoͤhnen Ein gewisses Mittel sei: Jn dem Waͤldern, Thaͤlern, Gruͤnden, Jst sie noch nicht zu erfinden, Und die wuͤrkende Natur, Zeigt hiezu noch keine Spur. S o viel unbeschreiblich groͤsser, Leiden sein die im Gemuͤth; So viel ist das Mittel besser, Das des Allerhoͤchsten Guͤt, Wieder diese angewiesen: Drum sei er dafuͤr gepriesen, Daß er uns das Buch beschert, Das die beste Weisheit lehrt. Na- Die Gluͤckseligkeit eines zufriedenen Geistes. Ratur und Schrifft. D ie Natur und GOttes Wort, sind zwo reiche Labsahls Quellen, Wo mit fetten Ueberflus, lauter Le- benstropfen schwellen: Jene gleicht den Jacobs Brunn † der den Durst nicht immer stillt, Diese saͤttigt weil ihr Safft, aus dem Baum des Lebens quillt; Brauche beides Sterblicher! irdisch himm- lisches Vergnuͤgen, Jenes siehst du in der Welt, dieses in der Bibel liegen. † Joh. IV. 12. 13. 14. Die Gluͤkseligkeit eines zufrie- denen Geistes. Bey dem Lesen des Wallspruches Heinrich Wottons eines Englischen Gelehrten: Die Seele wird durch die Ruhe gelehrter erwogen. S tets zufrieden auf der Welt, Heist bei mir den Himmel sehen Und so wie es GOtt gefaͤllt Seines Lebens Gluͤksrad drehen; Erster Theil. D Stets Die Gluͤkseeligkeit Stets vergnuͤgt und froͤlig sein Jst der Wallspruch meines Hertzen; Wenn mich Klippen, Stoß und Stein, Gleich mit tausend Unfall Schmertzen, Lachet doch mein froher Sinn, Weil ich stets zufrieden bin. D er Affecten Plage Geist, Der Begierden Folterbaͤnke, Das was sonsten Unruh heist Machet nicht, daß ich mich kraͤnke: Denn mein Hertz gleicht einer See, Wo die starken Wirbel Wellen, Wo Verdrus, wo Angst und Weh Niemahls aus dem Ufern schwellen, Jch empfinde allezeit Ruhige Gelassenheit. J ch bin auf der Welt vergnuͤgt, Meiner Nahrung Till und Kuͤmmel, Das auf meinen Tische liegt, Schmekt wie Manna das vom Himmel: Denn mein Mund begehrt nichts mehr, Zur Erquikung matter Glieder, Und so offt mein Magen leer, Gebe mir GOtt dieses wieder; Wenn der Leib das Brod nur hat, So ist mein Gemuͤthe satt. S trebet nach der Eitelkeit, Menschen! schnode Erdenwuͤrmer, Stekt das Ziel der Neigung weit, Bauet Babilonsche Thuͤrmer; Gei- eines zufriedenen Geistes. Geitzet, wuͤhlet Tag und Nacht, Sucht des Croͤsus guͤldne Schaͤtze: Mein Verstand der dies bedacht, Flieht des Reichthums guͤldne Netze; Denn der Silber Muͤntzen Zahl, Giebt zur Zinse Sorg und Qual. N iemahls hat mir was gefehlt, Auch bei ausgeleerten Sekkel, Hat mein Sinn sich was erwaͤhlt; So wirds also bald zum Ekel Weil ich es nicht haben kann: Denn wenn ich nichts hier besitze, Bin ich doch am besten dran, Weil es mir denn auch nicht nuͤtze: Und der Erden Eitelkeit, Schaffet nicht Zufriedenheit. S chwingt euch nur aus Einbildung, Nach dem hoͤchsten Ehren Zinnen; Jch weis die Veraͤnderung Kuͤtzelt nur die aͤusren Sinnen: Desto hoͤher einer steht, Desto tiefer kann er sinken Und muß wie das Schiksahl geht, Als ein Gluͤkkes Kruͤppel hinken: Die zufriedne Niedrigkeit, Lebt in froher Sicherheit. E in Gemuͤth das Weisheit sucht Trachtet nur nach wahren Kernen; Und bemuͤht sich von der Frucht Die vergifftet zu entfernen, D 2 Es Gedanken uͤber das Blut Es verachtet alle Welt, Die mit Gluͤkkes Guͤtern pranget, Weil man nicht durch Ehr und Geld Zur Zufriedenheit gelanget: Da doch ein zufriedner Muth, Unser Seelen bestes Gut. Gedanken uͤber das Blut bei dem Aderlassen. F lies hin geliebtes Blut, du Schaum von meinen Leben, Doch denk ich dies dabei, wie du von GOtt gegeben, Daß du sehr edel bist, und als ein rother Safft, Des Lebens Lauf erhaͤltst, durch deine Wallungs Krafft. Dich hab ich bis daher in Speisen eingegessen, Du must, als weisse Milch, dich durch die Leber pressen. Die hat dich roth gefaͤrbt auf deiner Wallung Spur: O! grosses Wunderwerk der wuͤrkenden Natur, Es ist kein Tropfen Blut, in meiner Adern Gaͤngen Es muß sich durch das Hertz, als Mittelpuncte drengen Ach ginge dies ans Hertz! ach! daͤchte ich daran, Daß keiner ohne Blut von Menschen leben kan, Daß keiner ohne Blut aus unsers Heilands Wunden, Das wahre Leben hat in jener Welt gefunden. Du beym Aderlassen. Du solt das Denkbild sein, woran mir faͤllet bei, Daß auch der Mensch hierin, die Welt im Kleinen sei, Und daß dies Perlen Naß das in dem Adern schleichet, Auch Seen, Fluͤß und Meer auf unsrer Erde gleichet: Hie schlaͤgt bald Wind und Sturm die Wellen in die Hoͤh, Das Blut bewegt der Zorn, die Lust, die Furcht, das Weh, Mit vollen Ungestuͤm der aufgeschaͤumten Wellen, Die an ein steinern Hertz, als an ein Ufer schwellen Wer ist der diesen Trieb der Neigung stillen kan? Mein JEsus du allein bist hier ein Wundermann Matth. VIII. 23. 24. Dem Wind und Meer gehorcht. Drum wenn mein Blut sich reget, So sei du der die Wuth in meinen Adern leget. Die beneidete Tugend an einer beflekten Lillie betrachtet. E dler Seelen Eigenthum, Jst ein tugendhaft Gemuͤthe Und desselben wahrer Ruhm Macht ein adliches Gebluͤte: Tugend ist des Himmels Kind Und mit Liljen Schmuk bekleidet Woran keine Flekken sind, Weil sie solchen Schmutz nicht leidet. D 3 Tu- Die beneidete Tugend T ugend hat ein hell Gesicht, Das mit reinen Strahlen glaͤntzet Und sich wie ein Sonnenlicht, Mit dem eignen Schimmer kraͤntzet; Laster haben auch zwar Schein, Aber der von aussen strahlet Und wie ein unechter Stein Mit erborgten Farben prahlet. T ugend liebt die Reinligkeit, Weil sie ist die Tracht der Goͤtter, Und ein solches Unschulds Kleid, Findet stets auf Erden Spoͤtter: Auf der reinen Liljen Putz, Sezzen sich Geschmeis und Fliegen, Damit sie von ihren Schmutz, Moͤgen schwartze Flekken kriegen. T ugend aber lacht des nur, Wenn die Neiderschlangen zischen, Und den Gift mit falschen Schwur, An ihr rein Gewand abwischen. Zeigt man an ihr wo ein Mahl, Hat die Sonne selbst doch Flekken, Solches kan ein Schoͤnheits Strahl, Tausendfacher Zier bedekken. T ugend hat ein Hertz und Muth, Das den harten Klippen gleichet Das vor keiner Loͤwen Wuth, Noch vor Fuͤchse Arglist weichet; Himmel, spricht sie schadts dem Mond Wenn ihn Mops und Staps anbellen, Nei- Die Weißheit GOttes Neider sind es so gewohnt, Jch will mich zufrieden stellen. Die Weisheit GOttes welche aus dem mannigfaltigen Ueber- setzungen der Biebel hervorleuchtet. Ps. XIX. 4. 5. Es ist keine Sprache noch Rede, da man nicht ihre Stimme hoͤre. Jhre Schnur gehet aus in alle Lande, und ihre Rede an der Welt Ende. A ls ich bei mir verwunderns voll bedachte, Wie mancherlei die Sprachen in der Welt, Wie jedes Volk gantz andre Woͤrter machte, Nachdem im Gaum der Dinge Aus- druk faͤllt: So sprach ich bei mir selbst, wenn alle Zungen, Von Ost, Suͤd, Nord und West, in einem mahl, An einem Ort in ihrer Art erklungen, Welch eine Harmonie von dieser Zahl Waͤr dann gehoͤrt? Ein jeder wuͤrde klagen Den Mischmasch, der aus Babels Thurm entsteht, Koͤnn sein Gehoͤr ohnmoͤglich lang ertragen. Doch fiel mir ein, dem Heiland der erhoͤht, Jm Himmel nun zur Rechten GOttes sieget D 4 Ge- Die Weisheit GOttes Gefaͤllt der Thon, der unterschiedlich hallt; Weil das Gebet der Zungen ihn vergnuͤget, Das aus den Hertz, das ihn erkennet, schallt. Der Hoͤchste will, der guͤtig, heilig, weise, Daß er als HErr sei allem Volk bekant: Drum hat er auch in alle Erden Kreise Sein Evangelium herumgesand. Die Boten hatten auch der Zungen Gaben, Recht wundernsvoll, daß man darob erstaunt; Und was wir nur vor eine Sprache haben, Darinnen ward der Heiland ausposaunt. Nicht minder ists ein Werk von GOtt gewesen, Daß dieses Buch, darin sein Wort uns lehrt, Jn so viel Sprachen uͤberall zu lesen Als Voͤlker sind, die sich zu ihm bekehrt. Gleich anfangs war des Hebers Zung erkohren Die GOtt zur Schrift vor andern werth geschaͤzt, Als diese Sprach in Babel meist verlohren, Da ward sie auch Chaldeisch uͤbersetzt. Und da das Judenthum herum zertheilet Und in Egypten Land so gar zerstreut, So ward da Josephs Schade auch geheilet Und GOttes Wort in Griechischen verneut. Des Neuen Testaments gegebne Schriften, Die von des Heilands Lehr und seinen Mund, Und der Apostel Geist, ein Denkmahl stiften, Die wurden Griegsch am allerersten kund: Die Mundart war vor andern angenommen, Weil damahls dies die beste Sprache war, Die uͤberall in Flor und Ansehn kommen, Wird dadurch nicht die Weisheit offenbaͤhr, Die bei der Ausbreitung des Heils regieret, Daß sie die Sprach zum Mittel auserwaͤhlt, Die Die Weisheit GOttes. Die damahls war am meisten ausgezieret, Und unter die Bekantesten gezaͤhlt? Gleichwie ein Flus sich mehr und mehr ergiesset, Je weiter er von seiner Quelle steht: So siehet man, wie GOttes Segen fliesset, Je weiter fort des Heilands Lehre geht. Wie Syrien mit seinen Lettern schreibet, Ward ferner auch am Neuen Testament; Weil es der Sprach der Syrer einverleibet Nicht lang nachher und noch mit Nutz erkennt. Wie Rom das Haupt der laͤngst verstrichnen Zeiten Gesprochen, zeigt das uͤbersetzte Wort, Dies diente sehr, die Lehre auszubreiten; So half GOtt stets des Heilands Predigt sort. Ein Gottesmann ward hie und da erwekket Der in der Zeit der dikken Finsternis, Dem Blinden Licht zum Glauben aufgestekket Wenn er die Schrift von neuen sehen lies. Und wie ist nicht das grosse Werk zu preisen, Das Luthers Fleis ans Tages Licht gebracht, Da er das Bibelbuch dem teutschen Kreisen, Von neuen teutsch aus seinen Text gemacht. Wie rein? wie klar? sucht er die ersten Quellen, Aus ihren Staub mit grosser Muͤh hervor: Nach unsrer Redens Art sie darzustellen, Damit die Lehr recht wieder kaͤm empor. So sieht man auch in Frankreichs weiten Grenzen, Jm Norden Reich, in Holl und Engeland Des Hoͤchsten Wort, als eine Fakel glaͤntzen Das jedem Volk in seiner Sprach bekant. Es wird noch weiter kund, wie man erfahren, Daß auch im Heidenthum gen Morgen hin, Als das geblendte Volk die Malabaren, Jn ihrer Mundart sehn, des Hoͤchsten Sinn. D 5 Jst Die Weisheit GOttes Jst das nicht GOttes Guͤt die weislich suchet, Die Menschen die verirt, zu sich zu ziehn? So gar das Volk das er gerecht verfluchet Verspuͤret auch sein goͤttliches Bemuͤhn. Ja! bei der Last der zugemeßnen Rache, Die Judas Brut gebuͤkt mit Schmerzen traͤgt, Wird ihnen doch in der Askenas Sprache Juͤdisch Teutsch. Das Testament von JEsu vorgelegt. Wer sieht hier nicht, die Gnadenreichen Zuͤge, Denn nichts geschicht vom blinden Ohngefehr, Wer ist so blind, der noch bedenken truͤge Zu glauben, daß hierin was Goͤttlichs waͤr? Mein GOtt! wenn ich die Sinnen darauf lenke, Wie viele tausendmahl die Schrift gedruͤkt Wie viel sie uͤbersetzt, dabei gedenke; So wird mein Hertz von reger Lust entzuͤkt. Jch stell mir dabei vor die selge Menge, Die GOtt dadurch zum wahren Glauben fuͤhrt; Jch sehe da die wunderbahren Gaͤnge, Die man erstaunt, bei seiner Vorsicht spuͤrt. Wie ich also entzuͤkt in dem Gedanken, So wallte mein Gebluͤt mit regen Lauf Und oͤfnete der Lippen feste Schranken, Mit diesen Spruch in suͤsser Freude auf: Wie herlich wird das Jubel-Lied erklingen, Das alle Heiligen vor GOttes Thron Jn heilger Zahl, mit einem Munde singen, Dem heilgen Geist, dem Vater und dem Sohn; Wie rein wird dort der Engel Sprache schal- len, Die Halleluja, Lob und Preis erthoͤnt; Dagegen ist der Redner Kunst ein Lallen Das nur von unbeschnittnen Lippen stoͤhnt. Die Die Allmacht, Weisheit und Guͤte GOttes Die Allmacht, Weisheit und Guͤte GOttes bey der Einrichtung der vier Jahrzeiten. G rosser Schoͤpfer der Natur und Erhalter aller Dinge, Laß mich da ich Ehrfurchts voll deiner Hoheit Ruhm besinge, An dem Jahres Zeiten sehen, wie du durch die weise Macht, Jede Art der Kreaturen uns zur Lust herfuͤrgebracht. Du hast eine Sonnen Uhr an das Firmament ge- hefftet, Die ein Zeiten Zeiger ist, der bisher noch nicht ent- kraͤfftet, Die im abgemeßnen Laufe durch den Thierkreis richtig geht Und von ihrer Hoͤhe steiget, und im Neigen sich erhoͤht, Dieses feurig Himmelsrad, das da steigt und wie- der faͤllet, Macht, nach dem es brennend steht, und auf un- sre Flaͤche prellet Richtig die vier Jahres Zeiten, deren stete Aende- rung Frost und Hitze, Waͤrm und Kaͤlte, gut und rau- he Witterung Nach Die Allmacht, Weisheit und Guͤte GOttes Nach dem Stand der Sonne bringt. Diese Wit- terung hingegen, Bringt uns durch den Wechsel-Lauf mehr als tausend- fachen Segen. Was waͤr unsre Erdenflaͤche, wenn die Sonn im hoͤchsten Grad Jhres Kreises immer stuͤnde? Wuͤrde nicht ihr bren- nend Rad Durch der heissen Strahlen Schein, unsern Bo- den so erhitzen, Daß die Keimen muͤsten dorrn und wir selbst in Aengsten schwizzen. Was waͤr unser Ball der Erden, wenn dies waͤr- mend Lebenslicht Jmmer in dem Steinbock bliebe? Es wuͤchs auf demselben nicht. Unsre Nahrung wuͤrde fehln, wenn nicht die vier Jahres Zeiten, Durch die Sonn und Witterung reiffe Fruͤchte zu bereiten. Welche Weisheit, Macht und Guͤte, deinen Nah- men zu erhoͤhn, Kan man nicht o grosser Schoͤpfer! in den Zeiten selbsten sehn? Brich vergnuͤgter Fruͤhling an, der du alle Welt belebest, Und durch ein erwaͤrmend Ziehn aus der Mutter Schoosse hebest, Was der Vater alles Lichtes, darin reichlich aus- gestreut, Und nun unsre Augen sehen, da sich die Natur verneut O! welch unbegreifliches, welch allmaͤchtig weises Walten, Hat in der erstorbnen Erd, so viel zarte Frucht er- halten, Als bey der Einrichtung der vier Jahrszeiten. Als jetzt wieder aufgegruͤnet, da sich Auen, Feld und Wald Uns zur Lust und Nutz verjuͤnget in veraͤnderter Ge- stalt. Als der stuͤrmisch kalte Nord, mit dem Winter kam gefahren; So entblaͤtterte sein Hauch jeden Baum von Schmuk und Haaren, Jhre gruͤne Zierde wurde, dieser kalten Winde Raub, Und, wie die Verwandlung folgte, gelb und welkend endlich Staub. Nunmehr da der duͤrre Stam, wieder Saͤffte einge- sogen, Hat des Lenzens warmer Strahl Knospen schon her- vorgezogen, Grosser Baͤume, kleiner Stauden von dem Reif be- floktes Haupt Wird mit neu gesprosnen Blaͤttern, wie mit gruͤ- nen Haar umlaubt. Und das wuͤrkend Allmachtswort, das im Anfang hies: Es werde Zeiget sich nun wiederum, an der wuͤst und leeren Erde, Die, nach dem sie bei der Ruhe, durch den Re- gen satt getraͤnkt Wie es weislich eingerichtet, neugebohrne Fruͤchte schenkt. Erstlich sieht man wie das Gras, da der Schnee hin- weg geschaͤumet, Durch den welk und faulen Moos mit verjuͤngten Spitzen keimet; Wie die durchgeschlagnen Spitzen, als geschlungne Faden gehn, Die ein gruͤnes Kunstgewirke, eine samtne Dekke drehn, Die Die Allmacht, Weisheit und Guͤte GOttes Die der schroffen Erde Grund, als mit sanfften Polstern zieret, Worauf die Natur zur Lust manches Fruͤhlings Kind gebieret. Welch ein Vorwurf ruͤhrt die Sinnen, wenn das Auge Blumen sieht Und das Riechen unsrer Nasen holde Duͤnste an sich zieht; Wenn das Ohr den Lustgesang der erwachten Voͤ- gel hoͤret Und die Zunge das geschmekt, was der Lentzen uns bescheret; Wenn das Blut in unsern Adern, frische Lebens Geister fuͤhlt Da der Fruͤhling wieder waͤrmet, was der Win- ter abgekuͤhlt! Wer sieht, riechet, hoͤrt und schmekt, wer empfin- det; des Gemuͤte Siehet auch riecht hoͤrt und schmekt, GOttes Weis- heit, Macht und Guͤte. Nicht alleine das Vergnuͤgen, das der Zeiten Wech- sel macht, Sondern auch der grosse Nutze komt hie billig in Be- tracht, Gebe uns der Sonnenstrahl, wie im Winter mat- te Blikke Ja! so bliebe auch die Frucht, die uns naͤhret ganz zuruͤkke, Bliebe stets die Sonn im Widder, und im Stier und Zwilling stehn, Wuͤrden wir auf unsrer Flaͤche zwar bestaͤndig Fruͤh- ling sehn: Aber die gesaͤete Frucht, waͤre nie zur Reiffe kommen, Wenn nicht ein viel staͤrker Brand in der Sommers Zeit entglommen, Da bey der Einrichtung der vier Jahrs Zeiten. Da die Sonn durch Krebs und Loͤwen, durch die Jungfrau sich bewegt, Und gantz senkrecht ihre Strahlen auf die gruͤnen Fruͤchte traͤgt. Hat der angenehme Lentz, zum Vergnuͤgungs vol- len Leben Eine bunte Augenlust, Blumen Gras und Kraut gegeben: So fuͤllt auch die Jahres Krone, die des Schoͤp- fers Guͤte flicht Bei dem schwuͤlen Sommertagen unser luͤsterndes Gesicht, Wenn wir ein gesegnet Feld, wenn wir reich be- flantzte Auen, Als des Sommers Herrligkeit in dem kuͤhlen Schat- ten schauen Welch ein Anblik suͤsser Wonne, wenn bei einen sanften Wehn Angenehmer Westen Winde, sich die guͤldnen Hal- men drehn, Und mit lispelnden Geraͤusch, wie bewegte Meeres Wellen Jn dem kraͤuselnden Gedraͤng lieblich auf und nie- der schwellen. Was vor Vortheil bringt die Muͤhe der suͤß sauren Erndte Zeit Wenn der Fleis woll zehnfach sammlet, was die Hofnung ausgestreut; Wenn der Schnitter Sensenschlag die gereifte Beu- te findet, Und mit der beschwitzten Faust drauf die fetten Gar- ben bindet Zeigt sich hier der Allmachts Finger, der dem Som- mer traͤchtig macht, Und Die Allmacht, Weisheit und Guͤte GOttes Und des Schoͤpfers Wunder Guͤte, die auf unser Woll bedacht; So entdekken uns dabei, die gesegnet vollen Flu- ren Von des Schoͤpfers Einrichtung auch bemerkte Weis- heits Spuren. Er hat unterschiedne Fruͤchte auf dem Feld hervor- gebracht, Und sie alle nacheinander, nicht auf einmahl reif gemacht, Daß wir mit Bequemlichkeit, ohne daß sie uns verderben Unsers Vaters reiche Guͤt in dem Erndte Monden er- ben. Bei des Sommers Brand und Hitze, da die Son- ne feurig spielt Schenkt er unsern heissen Gaumen, saftig Obst das uns abkuͤhlt, Und den dorren Schlund erfrischt, daß wir bei dem schwuͤlen Tagen, Dieses brennend Ungemach, mit versuͤßter Lust er- tragen. Neiget sich die Sonn zur Wage zu dem giftgen Scor- pion, Alsdenn bringst du reicher Herbst uns den neuen Segens Lohn; Weil der Baum die Fruͤchte zollt, die den Kehlen lieblich schmekket, Und uns unsers Gebers Guͤt auch im reiffen Obst entdekket; Alsdenn lieferst du die Trauben, diese suͤsse Nectar Kost, Die das Hertze labend waͤrmet bei des Winters rau- hen Frost. Als- bey der Einrichtung der vier Jahrs Zeiten. Alsdenn traͤuͤfelt auch das Oel, daß wir alle Nah- rungs Gaben Auf die nahe Winters Zeit, die wir brauchen, reich- lich haben, Wenn sie denn bei langen Naͤchten uns die Woh- nung finster macht, Dient uns dies zu unsern Lichte, bis die Sonne wieder tagt. Wenn also des Hoͤchsten Hand, unsre Kammern ausgespikket, Und der Sonnen Zirkel Lauf in das Steinboks Zei- chen ruͤkket; So komt dann der rauhe Winter, der zwar viele Unlust hegt, Wenn er unsre Erden Flaͤche mit dem kalten Schnee belegt: Doch bringt er auch manche Lust, wenn man in der Ruhe sitzet, Und bei satten Ueberflus, an dem Feuer Heerte schwizzet; Wenn man bei erwuͤnschten Rasten, mit dem Sei- nigen verzehrt, Was des Sommers milder Segen und der reiche Herbst beschert. Unterdessen ruht das Land, das die geile Nahrung sauget, Bis der Zeiten Witterung erst zur Saat und Pfluͤ- gen tauget. So laͤuft stets der Zeiten Wechsel, auf des Schoͤp- fers Macht geheis, Bis die Sonne wieder endet ihres Laufes runden Kreis, Und denn faͤngt sie wieder an, bei dem unerschoͤpf- ten Brennen, Erster Theil. E Bis Die Allmacht, Weisheit und Guͤte GOttes. Bis die Welt und Zeit vergeht ihre Laufbahn durch zu rennen. Denke Mensch! an GOttes Guͤte, an die grosse Wundermacht, Die die Ordnung eingerichtet, wie die Weisheit aus- gedacht, Denk warum das grosse All, solche Wechsel Zei- ten giebet, Thut ers nicht weil unser Hertz gerne neue Aendrung liebet? Wenn des Jahres Einrichtungen ohn Abwechseln ei- nerlei, O! so wuͤrde jeder seufzen, daß ihm das verdrießlich sei, Jmmer einerlei zu sehn, gleiche Witterung ertragen Und sich naͤhrn von gleicher Kost, waͤren unsre groͤß- ten Plagen, Wenn auch alles noch so schoͤne, weil uns nichts so in der Welt Als das Wechseln vieler Dinge, die uns laben woll gefaͤllt. Denke wie kein Theil des Jahrs mit der schnellen Zeit verflieget Der nicht unser Aug und Hertz mit gereifter Frucht vergnuͤget, Der nicht unsre Nahrung bringet, da des Hoͤchsten Guͤt und Treu, Bei dem Anbruch jedes Tages so gar alle Morgen neu. Dennoch sind wir misvergnuͤgt, wie die unzufried- nen Tohren, Jn dem Sommer ists zu heis, in dem Winter wenns gefroren, Klagen wir mit kalten Schaudern die gemachte Ord- nung an Und beweisen daß die Thorheit auch die Weisheit mei- stern kan Tol- bey der Einrichtung der vier Jahrszeiten. Tolle Unempfindlichkeit! wenn man nicht dabei be- denket, Daß sich des Allweisen Sinn allemahl zum Besten lenket, Was er macht ist wollgeordnet in dem Reiche der Na- tur, Das beweiset Trotz dem Tadlern! eine jede Kreatur. Darum wer Vernunft besitzt und der Zeiten Ord- nung siehet, Sei auch zu des Schoͤpfers Ehr um desselben Ruhm bemuͤhet Jst kein Tag im gantzen Jahre und kein Punct im Lauf der Zeit Dran uns nicht die weise Guͤte mit geschenkter Lust erfreut? So muß auch kein Tag vergehn, dran man nicht an die Geschenke An dem Vater alles Lichts, der sie reichlich giebt, gedenke, Dran man nicht mit Dank-Begierde auf des Hertzens Brand-Altar, Bringe wie es sich gebuͤhret, seine Andachts-Opfer dar. Gedanken uͤber die Liebhaber schoͤner Blumen. E s ist wahr in kurzer Zeit, Hat der Blumen Lieblichkeit Viele Freunde sich vermaͤhlet, Die mit Kunst verbundnen Fleis, Schoͤner Fruͤhlings Kinder Preis Sich zur Augen-Lust erwaͤhlet, E 2 Und Gedanken uͤber die Liebhaber schoͤner Blumen. Und noch taͤglich sich bemuͤhen, Sie noch schoͤner zu erziehen. W er der Farben schoͤne Pracht, Die aus denen Blumen lacht, Und auf denen Blaͤttern bluͤhet; Wer derselben Mannigfalt, Nette Mischung und Gestalt, Mit bemerkten Augen siehet, Dessen so gereitzte Sinnen, Muͤssen Blumen lieb gewinnen. D aher ruͤhret auch die Lust, Die der Blumen Kenner Brust, Zu der Liebe angezuͤndet, Es ist blos ein Sinnen Spiel, Dabei selbst das Herz nicht viel, Von der Blumen Werth empfindet: Denn bei einem wahren Lieben, Muß sich der Verstand auch uͤben. W er der Blumen Kunst erwegt, Und nach ihren Meister fraͤgt, Dessen Finger sie gebildet; Wer wie sie entstehn, betracht Und wie sie die weise Macht, Mit der Farben Schmuk geschildet Forscht, der kan mit seinen Angen, Anmuth aus den Blumen saugen. W er sich in der Blumen Zier, Stellt den Glanz des Schoͤpfers fuͤr, Und dabei die Kunst bedenket, Wie er ihren duͤnnen Saft, Zu Gedanken uͤber die Liebhaber schoͤner Blumen. Zu der Farben Schoͤnheit schaft Und durch ihre Roͤhren lenket, Der empfindet erst die Triebe, Einer wahren Blumen Liebe. W er bei einer schoͤnen Bluͤth, Sich um GOttes Preis bemuͤht; Und in denen Meisterstuͤkken, Der bewundernden Natur, Sucht des grossen Schoͤpfers Spur, Macht und Weisheit zu erblikken: Der kan aus den Blumen Toͤpfen, Erst ein suͤß Ergoͤtzen schoͤpfen. W er den suͤssen Balsam schmekt, Der in frischen Blumen stekt, Dadurch sein Gehirne staͤrket, Und dabei wie dieser Duft, Durch die Erde, durch die Luft Jn die Blaͤtter steigt, bemerket, Der kann erst beim Blumen pfluͤkken, Geist und Sinn zugleich erquikken. W er nur an dem Aeussern hengt, Und dabei nichts weiter denkt, Sucht ein kindisches Vergnuͤgen; Weil sie wie die Kinder nur Mit der schoͤnen Kreatur, Und mit ihren Bildungs Zuͤgen Ohne wahre Lust zu fuͤhlen, Als mit bunten Tokken spielen. E 3 Das Die kuͤnstlichen Laubblaͤtter. Die kuͤnstlichen Laub-Blaͤtter. J n dem grossen Allmachts-Reich einer wuͤrkenden Natur, Siehet ein geruͤhrtes Aug manche kuͤnstliche Figur, Da in ihrer Abbildung und dem wollgewirkten Zuͤgen, Zeichen einer weisen Macht, wie in klaren Rissen liegen. Man seh nur ein Laub-Blat an, das der Baͤume Haͤup- ter schmuͤkt, Was vor wundervolle Kunst ist nicht daran abge- druͤkt? Man seh seinen Ursprung an, wie es sich in Knos- pen zeiget, Wie es durch die Treibekraft des verborgnen Wachs- thums steiget, Sich entwikkelt aus dem Fach darinn es gefallen war, Wie es sich steif ausgespannt stellt in seiner Bildung dar: Ja! ein Mensch der dies beschaut, mus Bewun- drungs voll gestehen, Daß er niemahls ein Geweb von dergleichen Kunst gesehen. Die Gestalt ist wunderbahr, die der Blaͤtter Form ausmacht, Und nach jedes Baumes Art mannigfaltig ausgedacht, Nach der Groͤsse sind sie auch unterschiedlich ausge- spalten, Um Die kuͤnstlichen Laubblaͤtter. Um die Frucht die leicht verdirbt, vor der Faͤulnis zu erhalten; Andern dienet es zum Schirm, wenn das heisse Sonnenlicht Gar zu stark mit seinen Strahl, wie mit Feuer Pfeilen sticht Daß sie nicht zu fruͤh verdorrn, oder gar zu Staub verbrennen. Kann man nicht aus diesen schon GOttes weise Macht erkennen? Welch unentlicher Verstand, der dies alles uͤberdacht! Welche Allmacht! die das Laub in so manche Form gebracht! Daß man fast kein Blaͤtgen sieht in dem weiten Pflanzen Reiche, Daß dem andern an Gestalt in der aͤusern Bildung gleiche. Dies ist rund und jenes kraus, dieses breit und vorn gespizt, Dies ist wie ein Herz geformt, jenes wie ein Kahn geschnizt, Dies ein dreieck, jens Quadrat, dieses wie ein Stern der strahlet, Jenes ist als wie ein Rad, das mit Spangruͤn uͤber- mahlet! Dieses ist recht Spiegel glatt, jenes ist gantz rauh und hart, Und mit einer Stachel Wehr vor der Raͤuber Bis verwahrt. Dieser Formen Mannigfalt zeugt von einen weisen Wesen, Das zu jedes Baumes Art einen neuen Schmuk erlesen. E 4 Das Die kuͤnstlichen Laubblaͤtter. Das die ungezaͤhlte Zahl derer Blaͤtter, ja ein Blat Mit besonderer Figur, uns zur Lust gebildet hat, Damit wir in allen sehn, wie die Werke seiner Haͤnde, Sichtbahr diese Warheit lehrn: GOttes Macht ist oh- ne Ende. Denn der Kreaturen Meng, ihre Unterschiedenheit, Jst ein abgedruͤktes Bild goͤttlicher Unentlichkeit. Da man mit Bewundrung sieht, wie in derer Blaͤt- ter Zuͤgen Bildungs Zeichen seiner Kunst, die da unerforschlich, liegen. Aus was Ursach dieser Baum mit gespitzten Blaͤttern prangt, Da ein anderer von GOtt Dekken runder Form erlangt Jst woll schwerlich einzusehn, da des ewgen Schoͤp- fers Wissen Jhre Form zum Nutz der Frucht die sie naͤhren, ab- gerissen. Und wie jedes Blats Figur, was besonders an sich traͤgt, So veraͤndert ist das Gruͤn, wenn man ihre Farb erwegt: Abermahl ein neuer Grund, der uns zu der Weis- heit leitet Die die Zeichnung und die Zier dieses Kunst Ge- schoͤpfs bereitet. Welch verborgner Pinsel Zug hat die Blaͤtter so ge- mahlt Daß ein jedes uns ins Aug mit smaragdnen Glan- ze strahlt: Der hie in das Dunkle faͤllt, da mit lichten Schim- mer scheinet, Und so manche neue Art in ein einzig Gruͤn vereinet. Welch Die kuͤnstlichen Laubblaͤtter. Welch Vergnuͤgen labt den Geist, wenn der Farben Mannigfalt, Von der reich belaubten Zahl unterschiedner Baͤu- me prallt; Wenn das Aug hie Seladon Meer und Zeisig Farb erblikket, Und sich dort mit Papagoy-Saft und Sittiggruͤn erquikket. Welch ein Finger weiser Macht hat die Farben so vermischt, Und ein unbeschreiblich Schoͤn an der Blaͤtter Rand gewischt, Daß die Mahler der Natur, die der Farben Arten kennen, Nicht einmahl vermoͤgend sind jeder Blaͤtter Gruͤn zu nennen? O! du Vater alles Lichts von dem Licht und Farbe stammt, Du hast durch die weise Macht jedes Blat so durch- geflammt, Daß wir mit gereitzter Lust, wenn wirs tausend- mahl besehen Doch von neuen deinen Ruhm, O! verborgner GOtt erhoͤhen. Jst die Mahlerei so schoͤn, wegen ihrer Farben Schein, Was wird denn nicht das Geweb vor ein schoͤnes Kunst-Werk sein: Woraus jedes Blat besteht, das fast wie ein Netz gestrikket Und mit zarter Zierlichkeit wundernswuͤrdig ausge- schmuͤkket Wenn man es mit Achtsamkeit vor das Licht der Son- ne haͤlt; Oder bei der dunkeln Nacht vor die helle Lampe stellt: E 5 Als- Die kuͤnstlichen Laubblaͤtter. Alsdenn kann man klaͤrlich sehn, wie der Stiel mit seinen Zweigen, Uns die Aeste eines Baums in sehr kleinen Abris zeigen. Dieser Stiel ist ein Canal; und ein jedes Aederlein, Das ein zartes Spinn-Geweb und fast unbegreiflich fein, Jst doch einer Roͤhre gleich dadurch Nahrungssaͤfte fliessen, Die sich nachher in die Frucht zu den fernern Wachs- thum giessen. Andre Adern sind dazu daß dadurch der Nahrungs- saft, Der dem Fruͤchten nicht recht dient wiederum wird weggeschaft. Welche Weisheit, welche Macht, zeigt sich, wenn man es bedenket Die durch ein so kleines Blat so viel Roͤhren hat ge- lenket, Die den Stiel durchs ganze Blat ausgespant und fest gestellt, Und dadurch die Ausdehnung aller Faͤserchen erhaͤlt. Damit jedes Blat ein Schirm der den Fruͤchten herr- lich nuͤzzet, Wenn es sie vor Sonnen Brand und vor faulen Naß beschuͤzzet. Wenn die Duͤrre alles welkt und den Saft der Frucht verzehrt, So erhaͤlt sie doch das Laub, das dieselbe dekt und naͤhrt Durch die feuchte Abend-Luft durch den Thau im fruͤ- hen Morgen, Denn es reichlich in sich saugt seine Frucht doch zu versorgen. Lie- Die kuͤnstlichen Laubblaͤtter. Lieber Mensch bedenke dies, was die weise Macht gethan, Wenn du in dem Garten bist und schau so die Baͤu- me an; So wirst du mit ihrer Frucht nicht nur deine Kehle laben, Sondern auch bei jeden Blat eine Frucht der An- dacht haben. Ruͤhrt dich derer Zweige Schmuk der der Baͤume Gipfel kraͤnzt Wenn daran ein jedes Blat mit smaragdnen Schim- mer glaͤnzt; So laß diese Augen-Lust, da die Blaͤtter lieblich gruͤ- nen, Auch dem Auge des Gemuͤths sich dran zu ermuntern dienen: Preise den mit regen Sinn, der auf einen gruͤnen Blat, Seine grosse Herrlichkeit dir zur Lust beschrieben hat; Hoͤrst du bei bewegter Luft wie die Blaͤtter lispelnd brausen, O! so denke allemahl: GOtt ist hier in sanften Sau- sen, Und er redet durch das Laub, das fast einer Zunge gleicht: Menschen ach! erkennet doch, wie euch eu- er GOtt geneigt, Der sich allenthalben laͤst, auf den Feldern, in den Auen Als unentlich voller Macht, voller Guͤt und Weisheit schauen. Sehet einen Baum nur an, dessen Frucht euch lieblich schmekt, Und euch deutlich den Begrif von des Hoͤch- sten Guͤt erwekt Sei- Der Mensch. Seine Weisheit kan euch auch ein gewachs- nes Blaͤttgen lehren Wollet ihr noch seine Macht von dem Baum bezeuget hoͤren. Gebt nur acht auf jenes Chor, das auf sei- nen Gipfel singt, Und ein liebliches Gethoͤn, gurgelnd aus der Kehle zwingt, Was mag wol der Jnhalt sein? werde ich nicht gaͤnzlich fehlen So deucht mir ich hoͤre es GOttes grosse Macht erzaͤhlen. Der Mensch . W as ist doch woll der Mensch, wenn er sich selbst beschaut? Ein herrlich Meisterstuͤk von GOttes Macht erbaut Aus einen Geist und Leib, ein leben- des Gehaͤuse, Das kuͤnstlichste Geschoͤpf im weiten Erden Kreise; Die Seele wohnt im Leib und fuͤhrt das Regiment, Die macht daß er sich selbst und andre Dinge kennt, Die macht daß er sich kan an seines Schoͤpfers Gaben Die er ihm fuͤrgesezt, mit allen Sinnen laben. Begluͤkte Kreatur! du bist des Hoͤchsten Bild, Das er mit Weisheits Glanz und Heiligkeit erfuͤllt, Das Der Mensch. Das er zum Ober Herrn der ganzen Welt erwaͤhlet, Und mit der Seligkeit des Ewigen vermaͤhlet. Gefallnes Jammer Bild! wo ist die Herrligkeit, Des edlen Unschuld Stands, der vormahls guͤldnen Zeit Die ist schon laͤngst dahin, denn bei der Schuld der Suͤnden, Die Leib und Geist verdirbt, ist sie nicht mehr zu finden Statt daß der Mensch vorhin des Hoͤchsten Bildnis war, So stellt er ganz verstellt des Satans Larve dar; Anstat der Weisheit Licht, das ihn vorhin gezieret, Und auf den rechten Weg des wahren Gluͤks gefuͤhret Jst der Verstand verwirrt, dem man ein Blend Licht nennt, Des flatterhafter Schein nunmehr so dunkel brennt, Daß keiner dabei wird die Thuͤr des Himmels sehen, Vielweniger den Weg drauf wir zu solcher gehen. Jhr Weisen der Vernunft komt her und sagt mir an, Was hat der arme Mensch der so verderbt gethan? Denn GOttes weise Hand die ihn zuerst gebildet, Hat ihn so nimmermehr, wie er jetzt ist, geschildet; Komt her und zeiget mir, daß eur Verstand ein Licht, Der alle Finsternis mit seinen Strahl durchbricht, Kann euer scharfer Witz den Ursprung von dem Boͤsen, Das Raͤtzel aller Zeit ohn Wiederspruch aufloͤsen? Komt her und lehret mich, wie wirds nach dieser Zeit, Mit einer andern Welt vollkomner Seligkeit, Wornach die Sehnsucht doch der Seelen sich bestrebet, Die durch geheimen Trieb sich immer mehr erhebet, Denn dieser starke Zug der von dem Schoͤpfer stammt, Jst auch von ewgen GOtt in unsern Herz entflammt. Wie komt man an den Ort den unser Wille suchet Da uns des Richters Spruch in unsern Busen fluchet Hie Der Mensch. Hie bleibet ihr verstummt, und sagt ihr mir was vor, So muͤst ihr selbst gestehn ein Weiser werd ein Thor, Wenn er durch die Vernunft die Dinge will ergruͤnden Die kein geschaͤrfter Witz vermoͤgend zu erfinden. Was ist also ein Mensch? Er ist ein Erdenklos, Von einer Seite klein, von einer Seite gros Er ist die Kreatur die GOttes Macht beseelet Aus einen Geist und Leib vereinigt und vermaͤhlet, Der sich aus eigner Schuld zum Elends-Stand ge- bracht, Da ihn des Schoͤpfers Gunst gluͤkselig gnug gemacht Jndem er Freiheit wuͤnscht, liebt er den Sclaven Orden Denn gaͤnzlich frei zu sein ist er ein Knecht geworden Der untern Joche liegt, das er sich aufgelegt Und mit verfluchter Lust bald gern bald ungern traͤgt Wer ihn davon befreit und was das vor ein Wesen, Das kan der wer da will, im besten Buche lesen. Nochmahlige Betrachtung Ueber die Tulpen. zum Ruhm des Schoͤpfers. S choͤnste Tulpen! meine Sinnen, Sehen euch als Koͤniginnen, Aller schoͤnen Blumen an, Dran ein Andachts voll Gemuͤthe GOttes Weisheit, Macht und Guͤte, Allenthalben lesen kann: Koͤnt ich euren Herrligkeiten, Nur ein wuͤrdig Lied bereiten. Fruͤh- Nochmahlige Betrachtung uͤber die Tulpen. F ruͤhlings Kinder holde Schoͤnen, Wie koͤnt ihr die Gaͤrten kroͤnen, Wenn ihr mit der Farben Pracht, Die sich recht bei euch vereinet, Ueber alle Blumen scheinet: Jhr habt sie beschaͤmt gemacht, Weil ihr als die Sonne funkelt, Die der Sternen Glanz verdunkelt. J hr muͤßt von dem Himmel stammen, Weil der Blaͤtter lieblichs Flammen Nur mit Himmels Farben strahlt? Nein! ihr Tulpen seid nicht minder, Wie die andern Erden Kinder, Die doch nicht so schoͤn gemahlt; Aus dem schwarzen Schoos der Erden, Muͤßt ihr auch gebohren werden. D och der Vater aller Lichter, Jsts der eure Angesichter Mit der Farben Schoͤnheit ziert: Dessen Allmachts Wort: Es werde Machet daß die schwarze Erde, Solche Kinderchen gebiehrt Die durch ihr gereitztes Bluͤhen, Tausend Augen an sich ziehen. D er ists, der dies Kunstgebaͤude, Uns zur frohen Augen-Weide, Zum Beweisthum seiner Macht Aus den erst erschafnen Saamen, Bis hernach die Zwiebeln kamen, Wunderbahr herfuͤrgebracht; Der Nochmahlige Betrachtung uͤber die Tulpen Der ists, der sie kuͤnstlich bildet, Faͤrbt, versilbert, uͤberguͤldet. W ie in allen Kreaturen Kan man auch der Weisheits Spuren An dem Tulipanen sehn: Wer nur auf die Wurzeln achtet, Und der Zwiebeln Haut betrachtet, Wie die Stengel sich erhoͤhn, Der kan von den weisen Wesen, Manche Weisheits Probe lesen. W er nur ihren Kelch erweget, Die den Griffel in sich heget, Der sich in die Hoͤhe zieht; Wer die Faͤdgen und die Koͤpfe Samt der Blaͤtter Kunst Geschoͤpfe Mit dem Samen Haus besieht; Muß Bewundrungs voll gestehen, Daß es weislich ausersehen. D och bei allen diesen Theilen, Wollen wir uns nicht verweilen; Obgleich alle wunderschoͤn, Laßt uns auf der Blaͤtter Kuͤnste, Auf ihr woll bemahlt Gespinste, Ein betrachtend Auge drehn: Weil dergleichen Schildereien, Durch das Aug das Herz erfreuen. W elch ein Anblik! denn man siehet, Wenn ein Heer von Tulpen bluͤhet, De- zum Ruhm des Schoͤpfers. Deren bunte Schoͤnheits-Tracht, Auf dem weis gelb rothen Kleide, Einer fein gewirkten Seide, Jede Farbe schoͤner macht. Sieht man hier nicht zum Vergnuͤgen, Anmuth, Kunst beisammen liegen? D a die Farben sich vermenget, Wie sie die Natur gesprenget Nach der unterschiednen Art: So laͤsts schoͤn, wenn auf dem Beete Attlas weis und Purpurroͤthe, Himmel blau und gruͤn gepaart, Wenn sich Blau und Gelb vereinen, Und durch Gold und Silber scheinen. W elch ein kuͤnstliches Gepraͤnge, Daß sich aller Farben Menge An den Tulpen abgedruͤkt: Da die hier mit guͤldnen Rande Jene dort mit Silber Bande Eingefaßt und ausgeschmuͤkt, Und gleich wie ein Regenbogen, Geflammt, schattirt, uͤberzogen. S trahlt die aufgegangne Sonne Mit dem Blikken guͤldner Wonne, Auf ein buntes Tulpenfeld: So scheints daß ihr Lustgefilde, Uns gleichsam auf Erden bilde, Ein bestirntes Himmels Zelt; Weil wir auf den bunten Auen, Alle Himmels Farben schauen. Erster Theil. F Bald Nochmahlige Betrachtung uͤber die Tulpen. B ald deucht mir in ihren Bluͤhen, Seh man recht ein Feurwerk gluͤhen, Das zu GOttes Ehren brennt: Da der Tulpen Blaͤtter Spizzen Guͤldene Figuren sprizzen. Wer die Feuer Lettern kennt, Die aus denen Farben stammen, Sieht des Schoͤpfers Nahmen flammen. S choͤnste Tulpen! ihr verdienet, Daß ihr immer bluͤht und gruͤnet, Wegen eurer Herrlichkeit: Doch wenn ihr kaum angefangen, Jn gezierten Schmuk zu prangen Zeigt ihr eure Eitelkeit: Da ihr heute herrlich bluͤhet, Morgen welkt und von uns ziehet. D amit euch die Gaͤrtner kennen, Pfleget man euch zu benennen, Wie es unsern Sinn gefaͤllt: Man benahmt euch nach den Prinzen, Nach den Damen, nach Provinzen, Nach den Helden dieser Welt: Und so oft ich dieses hoͤre, Giebet es mir diese Lehre. S o wie Kaiser, Kaiserinnen; So wie Koͤnig, Koͤniginnen, Jn dem Tulpen Reich vergehn; Wie wir die, die hohe Nahmen, Oder niedrige bekamen, Mit einander welken sehn: So Die rothen Rosen. So geschichts an Arm und Reichen, Was gelehrt, schoͤn; all erbleichen. Die rothen Rosen. O b ihr zwar ihr holden Rosen! Nicht mit einer bunten Pracht, Die aus denen Tulpen lacht Unser Auge koͤnt liebkosen: So macht doch eur Purpur Kleid, Angebohrner Herrlichkeit, Daß wir euch als Koͤniginnen, Schoͤner Blumen lieb gewinnen. E uch hat nicht die Goͤttin Floren, Noch der ganze Goͤtter Rath, Wie der Heiden Fabel hat, Als ein Meisterstuͤk gebohren; Eines Hoͤchsten weise Macht, Hat euch nur herfuͤrgebracht: Die laͤst aus bedornten Zweigen, Eure Purpur Blaͤtter steigen. A n dem lieblichen Gebuͤschen, Die durch ihr erquikkend Gruͤn, Bei der Sonnen feurig Gluͤhn Unser mattes Aug erfrischen, Oefnet eurer Knospen Rund, Jhren rothgefaͤrbten Mund, F 2 Wor- Die rothen Rosen. Woraus denn in unsre Nasen, Frische Balsamsduͤfte blasen. O ! wie funkeln eure Blaͤtter Wenn die fruͤhe Morgenszeit Die gethauten Perlen streut; Oder wenn bei nassen Wetter, Eurer Farben rothe Glut, Durch der Tropfen Silberfluth Mit vermischten Glanze strahlet, Und daran Rubinen mahlet. W enn wir dabei stille stehen Und der Augen hellen Blik, Von den aͤusren Rand zuruͤk, Jn der Rosen Hoͤle drehen: So wird uns ein gelblicht Rund, Zart geformter Koͤrner kund, Die gleich kleinen Edelsteinen, Auf der Rosen Purpur scheinen. D ie noch in den Knospen sizzen Als der Rosen Kinder Schaar, Wird man mit der Zeit gewahr, Wenn sie durch die ofnen Rizzen, Jhren rothen Kopf erhoͤhn; Und dan gleichsam auferstehn, Wenn die andern im Verbluͤhen, Welkend ihren Schmuk ausziehen. W er kann dieses uͤberdenken Ohne auf die weise Macht, Die die Rosen ausgedacht, Einen Andachts Blik zu lenken? Gros- Die rothen Rosen. Grosser Schoͤpfer! deine Guͤt Strahlt auch in der Rosen Bluͤt, Die uns aus den Dornenstraͤuchen, Mancherlei Erquikkung reichen. W enn wir nur nach Art der Bienen, Vom Gewohnheits Schlaf befreit, Mit erwachter Munterkeit Bei dem Rosenstok erschienen: Alsdenn legte seine Zier, Uns des Schoͤpfers Schoͤnheit fuͤr; Alsdenn wuͤrden unsre Augen, Honig aus den Blaͤttern saugen. A lsdenn wuͤrde unsre Seele So wie das Gehirn erfuͤllt, Von der Guͤte die da quillt, Aus der Rosen Balsams Hoͤle; Alsdenn wuͤrd uns jedes Blat, Das die Rose an sich hat, Als ein Bild von unsern Leben, Taͤglich vor den Augen schweben. J st die Welt uns gleich ein Gosen, So ist doch das Herzeleid, Allemahl bei Lustbarkeit Wie die Dornen bei den Rosen: Doch an einen Rosenstrauch Nuͤzzen scharfe Stachel auch: So muß ebenfals das Leiden, Nuͤzlich sein bei unsern Freuden. F 3 Wie Wie sich die meisten Menschen Wie sich die meisten Menschen GOtt vorstellen. D ie Einfalt bildet sich ein Goͤttlich We- sen ein, Und muß doch in der That ein blos- ser Mensche sein: GOtt ist der hoͤchste Geist; doch an dergleichen Lehren, Pflegt sich nicht ihr Begrif, der anders denkt, zu kehren. Wie sieht die groͤßte Zahl von Sterblichen GOtt an, Auf seinen hohen Thron? Als einen alten Mann Mit einen grauen Bart, wie auf dem Kirchenbildern, Die Mahler sichtbarlich den hoͤchsten Vater schildern. Der gros gemahlte Bart mit Reif und Schnee be- streut, Macht ihnen den Begrif der Ehrerbietigkeit, Die dieser alte GOtt den alle Welt verehret, Von jederman verdient, der in sein Reich gehoͤret. Des Russen blinder Wahn, der hievon Zeugnis giebt, Und einen grauen Bart, mehr als das Leben liebt Wird darum nimmermehr die langen Baͤrte missen, Weil ihre Aehnlichkeit mit GOtt sonst ausgerissen. Und woher komt es woll, daß jetzt die kluge Welt, Das hoͤchste Wesen noch vor einen Koͤrper haͤlt, Der in der Ewigkeit im guͤldnen Schimmer wohnet, Und wie ein Welt Monarch im Himmels Schlosse thronet? Da- GOtt vorstellen. Daher weil ihr Verstand sich zu der Gottheit schwingt, Und mit verwegnen Trieb in ihre Tiefen dringt; Und weil sie einen Geist nicht recht begreiffen koͤnnen, So werden sie ihn nie von einen Koͤrper trennen. Je mehr der arme Mensch an GOttes Wesen denkt Das man ergruͤnden will, je mehr wird man gelenkt Auf das, was koͤrperlich, da wir das sehen wollen, Was wir in dieser Zeit, mit Ehrfurcht glauben sollen. Doch dieser grobe Sinn wird niemahls abgelegt, Bis daß man, was wir sein, und GOtt ist, recht erwegt: Denn werden wir ersehn, daß unsers Geistes Denken, Was unbegreiflich ist, wird nimmermehr umschraͤnken. Genug fuͤr unsern Stand auf dieser Unterwelt, Wenn man das hoͤchste All , das alle Ding erhaͤlt Als einen GOtt ansieht, der in dem Kreaturen, Uns nicht mehr sehen laͤst, als unvollkomne Spuren. Genug wenn unser Herz ein hoͤchstes Wesen nennt Daß hie kein Sterblicher, so wie es ist erkennt; Und diese Warheit glaͤubt der Eigenschaften Groͤssen Jm grossen Jehovah, koͤn kein Verstand ausmessen: Genug wenn seine Macht, die Weisheit, Guͤtigkeit, Sich allemahl uns zeigt mit der Unentlichkeit; Wenn Unvollkommenheit von ihn wird weggeraͤumet, Und daß man weiter nichts von seinen Wesen traͤumet. Denn wer noch weiter geht, als dies gestekte Ziel, Der trift die Warheit nicht und macht ein Sinnen- spiel: Wie jede Einfalt thut, die solche Eigenschaften, Sich so in GOtt vorstellt, als sie am Menschen haften. Man sieht es klaͤrlich ja, wie unser Temprament, So bilden wir uns auch den man den Hoͤchsten nennt; F 4 So Wie sich die meisten Menschen GOtt vorstellen. So wie wir sein gesinnt: so wird das ewge Wesen Nach unsern Ebenbild, nicht wie er ist, erlesen. Und wohnt in unsern Geist die edle Guͤtigkeit: So ist die Guͤte auch, die Hauptvollkommenheit Die GOttes Hoheit ziert; Jst unser Sinn verwil- dert, Zur Haͤrtigkeit geneigt: So wird GOtt auch ge- schildert, Als wie ein harter Mann der nach der Strenge geht, Und allda erndten will, wo er nichts ausgesaͤt. Jst unser Herz geneigt fast alle zu verdammen, So sehen wir auch GOtt in seinen Eifer flammen Jst etwan der Regent der uͤber uns befiehlt, Ein HErr der stets zur Lust mit Unterthanen spielt: So denket man von GOtt , er muͤsse was wir machen, Bei allen unsern Thun, bei unsrer Torheit lachen. Jst er ein strenger Held der eisern Scepter traͤgt, Und jeden wenn er will mit Angst zu Boden schlaͤgt: So denkt die Einfalt auch mit Herz beklomnen Zagen, Wer darf sich zu dem HErrn des breiten Himmels wagen? Wer nur die Menschen kennt, der sieht die War- heit ein, Daß auch ihr GOtt so sei, als wie sie selber sein; Und daß das hoͤchste All also wird abgemahlet, Wie eines Koͤnigs Bild in ihre Augen strahlet. Die Die wollriechenden Nachtviolen. Die wollriechenden Nachtviolen. A ngenehme Nachtviolen, Ob ihr gleich noch so verholen Hinter euren Buͤschen liegt: So erfuͤllen eure Duͤfte, Dennoch die erfrischten Luͤfte, Die der stille Abend wiegt Daß der Hauch aus eurer Blume, Mich bewegt zu GOttes Ruhme. E s ist wahr der Tulpen Blaͤtter, Andre Blumen sind viel netter, Mit der bunt geschmuͤkten Pracht; Dafuͤr muͤßt ihr euch verkriechen: Aber eurer Duͤnste Riechen, Das ambrirt die stille Nacht: Und ihr koͤnt in unsre Nasen, Uns recht Lebens Balsam blasen. O ! du Kreaturen Meister, Was hast du vor Lebens Geister Jn dies Bluͤmgen eingesenkt, Wenn mich diese suͤsse Gaben, Bei den stillen Abend laben, Wird mein Herz zu dir gelenkt, Durch dies holde Othem ziehen, Dir ein Opfer an zu gluͤhen. F 5 HErr! Die wollriechenden Nachtviolen. H Err! der alle Ding erfuͤllet, Deine Segensquelle quillet, Fast in jeder Kreatur; Durch der Sinnen aͤusre Roͤhren, Koͤnnen wir stets sehn und hoͤren Jn dem Reiche der Natur, Was vor sinnliche Vergnuͤgen, Jm Geschoͤpf verborgen liegen. W enn der Blumen Augenweide, Als des lichten Tages Freude Von dem Flor der Nacht bedekt; Und die schwarzen Dunkelheiten, Ueber alles Schatten breiten, Was uns eine Lust erwekt: Alsdenn laͤst du auf den Auen, Uns noch suͤssen Balsam thauen. T ag und Nacht zeigt deine Guͤte, Jn der Blumen frischen Bluͤte Jhre grosse Wundermacht: Bei den hellen Sonnen Lichte, Strahlet sie uns ins Gesichte; Bei der Demmrung stiller Nacht, Wenn die finstren Schatten rauchen, Fuͤhlen wir ihr suͤsses Hauchen. W enn aus Nachtviolen Buͤschen, Das Gehirne zu erfrischen Ein erquikkend Rauchen flammt; O! so wuͤnscht ich alle Seelen Moͤchten auch damit vermaͤhlen, Was aus reinen Herzen stammt: Daß Die wollriechenden Nachtviolen. Daß sie dir, bei stillen Naͤchten, GOtt ein Andachtsopfer braͤchten. O ! du ewig guͤtigs Wesen! Da du diese Blum erlesen Woraus so viel suͤsses quilt, Hast du nicht damit vereinet, Was uns in die Augen scheinet: Daran sehen wir ein Bild Derer, die Verstandes Gaben, Ohne Leibes Schoͤnheit haben. D ieses kann uns ferner lehren, Dich als weisen GOtt zu ehren Treibt uns jede Sache an, Es sind keine Kreaturen, Dran man nicht der Guͤte Spuren, Jhres Schoͤpfers lesen kan: Moͤchten nur der Menschen Augen, Diese recht zu sehen taugen! J ch will mich von euch entfernen, Nachtviolen und noch lernen, Was ihr mir so klaͤrlich lehrt: Kann ich nicht mit Schoͤnheit prangen, Noch zu Reichthums Gold gelangen, Wornach man die Augen kehrt: So soll doch mein ehrlich Leben, Gut Geruͤchte von sich geben. Die Die schoͤne Nelkenflor. Die schoͤne Nelkenflor. A ls ich juͤngstens bei dem Schein einer war- men Fruͤhlings Zeit, Mich vollkommen frei gemacht von des Amtes Tag Arbeit, Ging ich aus zu einen Freund, meinen Schoͤpfer in dem Gruͤnen, Durch andaͤchtiges Beschaun holder Blumen; noch zu dienen. Jch fand eine Nelkenflor, deren schoͤn geschmuͤkte Pracht, Damahls in den Blumen Reich erst zu unsrer Lust erwacht. Es gefiel mir alles woll, ihre Ordnung wie sie stun- den. Jn dem Toͤpfen aufgesetzt, in der Erd am Stok ge- bunden. Jch gab auf die Farben acht, deren liebliches Ge- spiel, Mir noch besser als die Ordnung in die frohen Sin- nen fiel, Und gedachte gleich dabei, was der Schoͤpfer einge- richtet, Uebertrift doch tausendmahl daß, was unser Witz er- dichtet. Mein Freund hatte jeden Stok, der die Nelke hielt, vermahlt, Und die Farben so gemischt, wie sie an den Blumen strahlt; Es war hie Natur und Kunst: Aber diese muste weichen, Und gleich wie ein Schattenschein, vor des Urbilds Licht erbleichen An Die schoͤne Nelkenflor. An den Nelken sah ich nichts, als ein schoͤnes Roth und Weis, Daß die spielende Natur, durch, den uns verborg- nen Fleis, Wunderbarlich durchgesprengt, so gestrichelt daß die Farben, Jn gemischter Aenderung mancherlei Gestalt erwar- ben. Diese schien wie Milch und Blut das geronnen sich vermischt, Jene als wenn nur ein Tropf auf ein weisses Tuch gewischt, Der durch den erhobnen Glanz, als wen er dar- auf gesprenget An dem eingekerbten Blat, wie ein fliessend Troͤpf- gen henget. Diese glom in Purpur Tracht; jene schien als wie ein Gold Das auf einen runden Kneul, wie in Schichten aufgerollt. Wen man sie von ferne sah; Eine andre sah ich blizzen Die mir in die Augen schien, als gebrochne Silber- spizzen. Diese war ein Violet das getuͤpfelt, wie gedruͤkt; Jene war als wie ein Flor, der aus gelblicht Garn gestrikt: Andre waren wiederum durch so manchen Schein veraͤndert, Und wie ihre Zeichnung fiel, als mit Linien geraͤn- dert Das es unbeschreiblich ist. Darum fiel mir dabei ein, Unerschoͤpflich muß die Quell einer hoͤchsten Weisheit sein, Die Die schoͤne Nelkenflor. Die ein solches Mannigfalt wollgerathner Zeichnungs Kuͤnste, Durch die bildende Natur bringet auf ein Blat Ge- spinste Und wie unbegreiflich ist diese grosse Wundermacht, Die aus kleinen Saamen Korn diese Florn herfuͤr gebracht, Welche sich im andern Jahr aus den abgelegten Zweigen, Jn veraͤnderter Gestalt neu gesprengter Blaͤtter zei- gen: Und so geht es immer fort auch in einem dritten Jahr, Stellet diese Nelkenflor ein verneutes Schauspiel dar, Da sich ihrer Farben Pracht, durch des Schoͤpfers weises Walten Bald verschoͤnert, bald verkehrt in noch andere Ge- stalten. Wenn ich dieses alles seh, wie im Reiche der Natur Es so wundernswuͤrdig geht; wie so schoͤn die Kreatur, So betruͤbet sich mein Geist, daß man GOtt so we- nig ruͤhmet; Ja! fast gar nicht sieht noch merkt, der der Gar- ten Grund bebluͤmet. Ach! wie unempfindlich ist vieler Menschen eitler Sinn Der nach den Geschoͤpfen gaft und sieht uͤbern Schoͤp- fer hin, Und wie muß nicht manche Flor von dem allerschoͤn- sten Nelken, Da man nicht an GOtt gedenkt, wie man billig soll, verwelken! Jedermann gestehet zwar, daß dieselben wunderschoͤn Wenn sie auf den schlanken Stamm in gezierter Ruͤn- de stehn; Man Die schoͤne Nelkenflor. Man bewundert wol dabei wie in einen engen Kreise So viel Blaͤtter eingeschraͤnkt; und wie dieses Lustge- haͤuse Auf so schlanken Stengeln steht, die der Knoten Fe- stigkeit, Gleich wie Stuͤzzen unterhaͤlt, und von Fall und Bruch befreit: Aber daß der weise GOtt , dem dafuͤr ein Dank gebuͤhret, Einen schoͤnen Nelkenbusch so gemacht und ausgezie- ret, Das bedenkt ein jeder nicht, der die Kreaturen sieht, Und sich um des Schoͤpfers Preis im geringsten nicht bemuͤht. Diese sehn die Nelken an, die sie in dem Gaͤrten haben Blos die Augen, das Gehirn, ihren aͤusern Sinn zu laben; Jene glaͤuben daß sie recht an der Nelken Preis ge- dacht Wen sie daraus einen Busch an dem Freudenfest gemacht; Und damit ihr Feierkleid, oder ihren Tisch geschmuͤk- ket Ja! auch woll zum Zeitvertreib an ein Nasen Loch gedruͤkket. Wenn nun dieser suͤsse Duft aus dem Nelken einge- haucht: So denkt man sie sei genug nach des Gebers Zwek gebraucht. Man verwirft den bunten Straus ohne daß das Herz bedenket Was wir dem noch schuldig sein, der uns diese Lust geschenket. Als Die schoͤne Nelkenflor. Als ich dieses uͤberdacht und der Nelken Schmuk er- wegt, Ward des Herzens Andachts Trieb durch die Augen- lust erregt; Darum lies ich alsobald, zu des weisen Schoͤpfers Ehren, Fuͤr die schoͤne Nelkenflor dieses frohe Danklied hoͤ- ren: W eiser Schoͤpfer ! diese Floren Die der Fruͤhling uns gebohren Zeigen uns durch ihre Pracht Daß du ihren Schmuk gemacht: Und die schoͤne Nelken Bluͤthe, Weißt uns Sprossen deiner Guͤte Die mit bunter Herrlichkeit, Unser Aug und Herz erfreut. H olde Anmuth! unsre Sinnen, Muͤssen Nelken lieb gewinnen; Weil sich in jedweder Art Farbe und Geruch verpaart: Beides laͤst du Schoͤpfer! quillen Aug und das Gehirn zu fuͤllen: Daß das Riechen und das Sehn, Uns beweg dich zu erhoͤhn. D eine Macht und weises Fuͤgen, Suchet nur uns zu vergnuͤgen Durch die liebliche Figur, Dieser schoͤnen Kreatur: Ach! laß mich dies woll ermessen, Und die Pflichten nicht vergessen, Die Die schoͤne Nelkenflor. Die ich dir mit regen Sinn Dafuͤr immer schuldig bin. D ir gehoͤren ewge Liebe ! Meine heissen Andachts Triebe, Und die flammende Begier, Bringt sich selbst zum Opfer hier: Kann dir meiner Zunge lallen, Die dich ruͤhmt dabei gefallen; So soll Herz und Mund allein, Kuͤnftig dir gewidmet sein. Die beantwortete Frage: Wer bist du? W er bist du ? Jch! ein Mensch: Wilt du den viehisch leben, Nein, Nein ich sehe stets den grossen Schoͤpfer an: Drum muß ich mich vielmehr durch seine Kraft be- streben Wie ich sein Ebenbild in mir abspiegeln kann. Jch bin dabei ein Christ, ein Erbe von dem Himmel, Doch wer nicht christlich lebt, komt nimmermehr hinein: Mein Paradies muß dort, und nicht im Welt Ge- tuͤmmel, Die Welt muß mir verhaßt mit ihren Suͤnden sein. Jch bin ein Sterblicher ein Bau von Staub und Erden Wie bald druͤkt mir der Todt gebrochne Augen zu: G Drum Engels Zungen ohne einen englischen Sinn. Drum soll mein Losungs Wort, so lang ich lebe werden, Bedenke was du thust; Bedenke wer bist du. Engels Zungen ohne einen eng- lischen Sinn. W enn ich nur mit Engels-Zungen, ohne einen Engels Sinn, Als ein Lehrer reich von Gaben ohne alle Liebe bin; So bin ich denselben gleich, die wie die bewegten Glokken Andre in das Heiligthum zu des Hoͤchsten Dienste lokken, Aber selbsten nicht hingehen: O! das huͤlfe mir ja nicht HErr ! wenn ich dereinsten komme vor dein helles Angesicht Rufst du mich nach Zion hin, ach! so gieb daß ich nicht stehe, Als ein Weiser der nur zeigt, sondern auch den Weg selbst gehe. Fuͤlle mich mit wahrer Liebe gegen meinen Naͤchsten an, Und wenn ich denn dieses thue, was ich schuldig bin und kann. So gieb mir den reinen Sinn, daß ich nimmer mit dir rechte, Sondern denk: Erbarme dich uͤber den un- nuͤtzen Knechte. Die Die bebluͤmten Wiesen Die bebluͤmten Wiesen bei angenehmen Sonnenschein. A uf den gruͤn geschmuͤkten Auen Einer holden Fruͤhlings Zeit Kann man recht die Herrlichkeit, Des gestirnten Himmels schauen: Jenes Firmaments Saphir, Glaͤnzet dort in blauer Zier: Wenn sich mit smaragdnen Strahlen, Hie die Wiesen uͤbermahlen. L ieblich scheints wen man die Wonne Des entfernten Himmels sieht, Wenn das Heer der Sternen gluͤht, Bei der untergangnen Sonne. Hie macht sich auf blauen Grund, Funkelnd Gold in Strahlen kund: Wenn sich an den weissen Seiten, Silberne Gestirn ausbreiten. W enn sich auf der Wiesen Flaͤchen Die mit Blumen sind besaͤt Die theils niedrig, theils erhoͤht, Lichte Sonnenstrahlen brechen, Alsdenn duͤnkt der Blumen Schein, Uns ein Sternen Heer zu sein: Weil derselben helle Spizzen Wie verguͤldte Sternen blizzen. G 2 Jst Die bebluͤmten Wiesen J st es wahr wie viele meinen, Daß ein Theil von Sternen Heer Als Mars, Venus, Jupiter Wie bewohnte Erden scheinen: So ist jenes Sternen Land Unsrer Erden anverwandt. Und so kann ein Bild der Erden, Dorten auch gefunden werden. A lso koͤnnen wir hingegen, Das bestirnte Himmels Zelt, Auch auf dieser Unterwelt, Uns vor unsre Augen legen: Und der Wiesen bunte Flor Stellet uns recht deutlich vor, An der Blumen hell Gewimmel, Auf der Erd den Sternen Himmel. W er die ungemeßnen Hoͤhen, Jenes Luftreviers erwegt, Der muß daß er sey geregt, Durch entzuͤkte Lust gestehen: Zieht man den gereitzten Blik Auf ein tiefes Thal zuruͤk: So ist in bebluͤmten Auen, Gleiche Anmuth anzuschauen. F liegen in erhabnen Luͤften, Voͤgel die mit hellen Klang, Zwitschern ihren Lustgesang: So fuͤllt auch in gruͤnen Triften, Der beliebten Saͤnger Chor, Durch ihr Thoͤnen unser Ohr Wenn bei angenehmen Sonnenschein. Wenn sie mit gedehnter Kehlen, Uns des Schoͤpfers Ruhm erzaͤhlen. W ie vergnuͤgt ists, wenn die Bienen Jhr tief sumsendes Gethoͤn, Murmelnd durch einander drehn; Und in Anmuthsvollen Gruͤnen Aus dem saftig fetten Keim, Saugen ihren Honigseim; Und in grossen Heeres Zuͤgen, Nach der suͤssen Beute fliegen. J a! das Herze wallt vor Freuden, Wenn man viele Heerden Vieh Sieht mit einer suͤssen Muͤh Jn dem langen Grase weiden; Wenn man sieht wie es gestrekt, An den Klee bald rupft, bald lekt Wenn darauf nach sanfter Stille, Sich erhebet ihr Gebruͤlle. E ine solche Anmuths Wiese Die mit ihrer Munterkeit, Uns ergoͤtzt, das Vieh erfreut Gleicht mir einen Paradiese: Wer kann sie mit Lust besehn, Ohne dabei zu gestehn, Daß uns diese Lustbarkeiten, Zu den hoͤchsten Geber leiten. S choͤpfer ! deine Guͤt verdienet, Von uns so viel Ruhm und Preis, Als auf deiner Macht Geheis, Gras und Klee in Wiesen gruͤnet G 3 Wenn Ein fliessender Bach. Wenn ich die bestirnte Hoͤh Ferner auf den Anger seh: So gib daß mein Dichten, Denken, Sich auch moͤge zu dir lenken. Ein fliessender Bach. K omt Menschen die ihr gerne wollt, Was schoͤnes zu bewundern sehen Seht was vor Silberfluth hier rollt, Was hier vor Cristallinen gehen! Komt setzet euch ins sanfte Graß Und schaut auf dieses Perlennaß Daß durch gekruͤmmte Ufer schleichet, Das schleichend sich in Wirbel zwingt Und uns ein solches Lustspiel bringt, Dafuͤr fast alle Anmuth weichet. W ie lieblich ist es wenn ein Bach Der aus versteinten Quellen springet, Mit sanfften Rauschen allgemach, Durch angenehme Wiesen schlinget: Alsdenn duͤnkt uns die glatte Fluth, Die gleichsam in Bewegung ruht Durch ihre Ufer starke Riegel, Die sei auf einer bunten Flur Jm gruͤnen Rahmen der Natur, Ein heller Cristallinen Spiegel. D er Weiden krum gebogner Stand, Mit ihren durchgeschlungnen Straͤuchen Die Ein fliessender Bach. Die sind auf diesen Spiegel Rand, Mit einen Schnitzwerk zu vergleichen: Und wen das helle Sonnen Licht, Jhr lieblich strahlendes Gesicht Jn diesen Fluthen Spiegel bildet: So wird durch ihren Gegenschein Der Spiegel selbst zum Edelstein, Daran das Laubwerk uͤberguͤldet. O ! welch ein Vorwurff ruͤhrt den Geist Wenn klare Tropfen kraͤuselnd wallen, Und sich die Fluth auf Steine schmeist Daran die Wirbel ruͤkwerts prallen; Da schaͤumt das wirbelnde Gedraͤng, Die Perlen, die in grosser Meng, Auf der bewegten Hoͤhe wimmern; Und mit gemischter Farben Pracht, Die durch der Sonnen Strahl gemacht, Jn tausendfachen Glanze schimmern. S eht Menschen seht! ein Schatten Bild, Von dem verlohrnen Paradiese: Weil hier ein Arm von Pison quilt Und laͤufft durchs Eden dieser Wiese. Muß hier auch Gold und Onixstein Und Bdellion im Wasser sein; Schaut nur mit aufgeklaͤrten Sinnen, Die schoͤn gefaͤrbten Tropfen an: So seht ihr auf der glatten Bahn, Dergleichen Edelsteine rinnen. D ies alles wirkt der Sonnenschein Durch ihre scharfgespitzte Strahlen, Die, wen die Wasser klar und rein, G 4 Dar- Ein fliessender Bach. Darauf die Schoͤnheitsbilder mahlen. O! welche weise Gottheits Hand Dreht so der Sonnen Wunder Brand Auf dieses glatten Bachs Cristallen, Daß es nach unsern Augen Licht, Uns duͤnkt, wir sehen dein Gesicht Daraus o GOtt! zuruͤkke prallen. W en man mit Andacht rauschen hoͤrt Die Silberfluthen heller Baͤchen, Dadurch ein sanfftes Luͤfftgen faͤhrt, So deucht mir, daß sie murmelnd sprechen: Jhr Menschen ! sehet unsern Flus, Da folget immer Gus auf Gus; Ein Tropfe folget stets dem andern: Wir muͤssen; ob uns gleich die Pracht, Der holden Wiesen sehr anlacht, Dennoch aus ihren Grenzen wandern. U nd wen wir ihre Schoͤnheit sehn, Die wir auf unsrer Flucht kaum gruͤssen; So duͤrffen wir nicht stille stehn, Wir muͤssen immer weiter fliessen: Sonst wuͤrde unser stiller Gang Bei mehrern Zuflus im Gedrang Die Wiesen selbsten uͤberschwemmen; Und durch den nassen Ueberflus Euch zum empfindlichsten Verdrus, Der schoͤnen Blumen Wachsthum hemmen. W ir eilen fort in unsern Lauf, Wie uns des Ufers Riegel gaͤngeln, Und haͤlt uns Schilf und Steine auf: So trachten wir umher zu schlaͤngeln, Bis Ein fliessender Bach. Bis uns der Fluͤsse weiter Mund, Mit einen aufgesperten Schlund Jn ihren nassen Bauch verschlinget; Und uns mit sich ins grosse Meer Ohn eine sichtbahr Wiederkehr, Zum ungemeßnen Abgrund bringet. S ieh hier o Mensch! ein Denkbild an, Von deinen bald verflognen Leben, Wie ich erst aus der Quelle ran; Da must ich nach dem Ende streben: Und so gehts dir mit andern auch, Auf deines Lebens ersten Hauch, Da haͤuffen sich die schnellen Stunden, Die Stunden bringen einen Tag, Die Tage bringen Wochen nach Da ist ein Monath schon verschwunden. D a haͤufen sich den Jahr auf Jahr, Du kriechst aus deiner Kindheit Wiegen Und deine Jugend wird gewahr Der Erden irdisches Vergnuͤgen: Die Welt zeigt dir die Herrlichkeit, Doch nur in einer kurzen Zeit; Du wuͤnschst sie laͤnger zu geniessen, Doch deiner Jahre schneller Flus, Geht fort zu deines Lebens Schlus, Und kann nicht wieder ruͤckwerts fliessen. K lag nicht das harte Schiksahl an, Daß dich der Welt vergnuͤgte Auen Auf deiner schnellen Lebens Bahn, Nur laͤst auf kurze Zeit beschauen. Die Vorsicht goͤnt dir einen Blik Und zieht dich wiederum zuruͤk Um Ein fliessender Bach. Um andern wieder Raum zu goͤnnen: Wie wuͤrde keiner weiter gehn, Was vor Verwirrung koͤnt entstehn Und alle Wollfahrts Riegel trennen! S o traͤgt euch durch die schnoͤde Welt, Die Zeit auf ihren schnellen Fluͤgeln, Bis es der hoͤchsten Macht gefaͤllt, Jns dunkle Grab euch zu verriegeln: Dan folgt auf dieses eitle Heut, Die grenzenlose Ewigkeit Jhr seid dahin, und hie verschwunden O! woll dem, den sein Paradies, Daß ihn die Welt im Schatten wies, Dort in den wahren Glanz gefunden. D och wer der Gottheit Ebenbild Jm klaren Gegenschein beweiset, Und von dem Gnadenblik erfuͤlt Zu iener Ewigkeit hinreiset; Der kommt in das gelobte Land, Wo keines Wechsels Unbestand, Des ewgen Fruͤhlings Lust entziehet; Der kommt dahin, wo sonder Streit Ein Jmmergruͤn der Ewigkeit Jn neu bestirnten Glanze bluͤhet. Fra- Fragen an die unterschiedenen Alter. Fragen an die unterschiedenen Alter mit der Antwort der natuͤrlichen Neigungen. J hr Menschen sterbliche der Erden, Jhr Wandersleute dieser Welt! Ach! lasset, wenn es euch gefaͤllt Mich nur einmahl eur Lehrer werden. Jch will euch nur um eins befragen Vom kleinsten an bis zu dem Greis, Ein ieder wird auf mein Geheis. Mir richtig seine Antwort sagen, Mein Saͤugling ! lall mir deinen Sinn Wo gehst du hin? J ch kom in unbekante Laͤnder, Wo alles mir ganz fremde sieht, Jch gehe, wo man mich hinzieht Mit einem Strang geflochtner Baͤnder: Jch geh und strauchle auf dem Wege, Weil meiner Schenkel bloͤder Schritt Zu kurz und bald zu weit hintritt, Man lernet mir im Spiel die Stege, Wo man mich lenkt nach seinem Sin Da geh ich hin. Leh- Fragen an die unterschiedenen Alter. J ch hoͤre daß des Saͤuglings Wesen So ist, wie ihn ein ander fuͤhrt, Er gehet wie er wird regiert, Daraus kan man die Lehre lesen: Ein Kindlein das an Mutter Bruͤsten Den Nahrungssafft des Lebens nimt, Das saugt, was in der Milchkost schwimt, Schon an sich von der Mutter Luͤsten. Mein Knaͤblein ! sag mir deinen Sin Wo gehst du hin? J ch lauffe fort zu meinen Spielen; So bald mein muͤder Schlaf vorbei, Denk ich wo Ball und Kegel sei, Wie ich muß nach der Scheibe zielen: Der Zwang treibt mich dan in die Schule, Da ich erlern bei Angst und Weh Das marter volle A. B. C. Auf einen harten Schuͤler Stuhle: Denn denk ich, wo des Spiels Gewin Da geh ich hin. M ein Knaͤblein ! mag dir kein Gesezze Zu lauffen immer fort und fort, Bald hie bald an dem andern Ort. Da sind die Lust offt Lasterplaͤze: Die Sittsamkeit der Kindheit Krone, Jst eine Tugend die dich ziert, Wer solche schon so fruͤh verliert, Komt selten zu dem Ehrenthrone: Mein Fragen an die unterschiedenen Alter. Mein Juͤngling ! sag mir deinen Sin Wo gehst du hin. B ald hie bald da zu Lust Gelagen Wo man der Jugend Neigung kuͤhlt, Wo Aug, Ohr, Zung Ergoͤtzen fuͤhlt: Wo Tantz und Wollust mich behagen, Wo Glanz und Schoͤnheit mich erfrischen, Weil Herz und Feur mein Element, Wo Labsahl, wenn dasselbe brent, Und Nahrung irgend zu erwischen: Das thu ich weil ich iung noch bin, Da geh ich hin. D as sind die Wege die da suchet Die Welt gesinte Munterkeit, Die Strassen geiler Eitelkeit, Die GOtt in seinen Wort verfluchet, Mein Juͤngling! was sind deine Luͤste? Nur Pfuͤtzen aus dem Schwefel Pful Was ist der Wollust Laster Schul? Der Hoͤllen Bahn, ein Fallgeruͤste. Du Mann ! sag mir nun deinen Sin, Wo gehst du hin? J ch geh den Weg zu meiner Ehre, Jch suche Brodt und Unterhalt Durch Kunst, durch Arbeit, durch Gewalt, Gehts nicht; so greif ich zum Gewehre. Hebt mich die Klugheit in die Hoͤhe So giebt mir Weisheit reiche Kost, Jch Fragen an die unterschiedenen Alter. Jch scheue weder Hitz noch Frost Wen ich was zu erwerben sehe, Erblik ich wo die Ehren Zinn, Da geh ich hin. G eh fort, doch durch die rechte Thuͤre, Und suche was dir Zeitlich nuͤtzt; Doch denk, daß der die Welt beschuͤtzt Der GOtt die Menschen Kinder fuͤhre. Die Ehr ist schluͤpfrig gleich dem Eise Hat er dich nicht dazu erwaͤhlt, So denk dort ist es, was hie fehlt Du aber krum gebogner Greise, Du Alter ! sag mir deinen Sinn Wo gehst du hin? J ch geh bei meinen Wanderstabe Und suche Gold und Schaͤtze auf, Bis daß mich bringt mein Lebenslauf Zum Ziel, zum Todt, zum kalten Grabe: Jch wandre immer voller Grillen, Daß ich vor kommende Gefahr Mein laͤngst erworbnes Gut bewahr. Jch krieche fort nach GOttes Willen Zu Geld und Erd lenkt sich mein Sinn, Da geh ich hin. D u komst stets naͤher zu dem Ziele, Was soll denn deine Eitelkeit, Denk an den Schatz der Ewigkeit; Verlaß die guͤldnen Kinderspiele Die Die praͤchtigen Stokrosen. Die Klumpen dikke Erden Goͤtzen, Die nur ein Schein der Augen sind, Und in der That nur Erd und Wind: Drum suche dich in Ruh zu sezzen, Der Tod schliest dir in einem Nu Die Augen zu. Die praͤchtigen Stokrosen. W er nicht unempfindlich ist, wird durch einen Blik geruͤhrt, Wenn man die Stokrosen sieht, de- ren Pracht die Gaͤrten ziert; Weil ihr hocherhabnes Haupt sich an derer Beeten Ekken Die mit Blumen sind besetzt, pfleget weit hervor zu strekken. Wie mir ihre schlanke Pracht juͤngstens in die Au- gen fiel, So erwekte mir der Blik dabei dieses Sinnenspiel: Jch sah sie als Fuͤrsten an, die bei denen Blumen Heeren, Stunden vorne an der Spitz, als wenn sie die Fuͤh- rer waͤren. Jhre Stang ist wunderbar und als ein gesteiftes Rohr, Daraus gehn von unten an bis gantz oben Knoͤpf hervor: Diese spriessen immersort ihre Blumen die, vor allen Wegen ihres breiten Schmuks uns in das Gesichte fallen. Welch Die praͤchtigen Stokrosen. Welch ein Anblik voller Lust! ist es wenn man eine sieht, Die an ihren ganzen Stok, bis zum hoͤchsten Gip- fel bluͤht, Deren Blumen ausgefuͤllt und mit wollgemischten Kraͤntzen, Wenn die Sonne feurig strahlt, als wie kleine Son- nen glaͤnzen, Welch ein Anblik wenn man sieht! auf der einen Pur- purschein Da die andern schwaͤrtzlich roth, und die wieder gelb- licht sein, Wie vergnuͤgt sich unser Hertz an den feuerreichen Strahlen, Die uns unsers Schoͤpfers Groͤß herrlich vor die Au- gen mahlen! O! du Vater alles Lichts, der du ewig herrlich bist, Wie man an der Kreatur mit geruͤhrten Sinnen liest, Seh ich die Stokrosen an, die an ihren Stielen han- gen; So seh ich zu deiner Ehr diese schoͤne Blumen pran- gen Jhre hocherhabne Pracht, ihre wollgeorndte Zier Koͤmt mir nach dem Augenschein, als wie Pyrami- den fuͤr, Die zu ihres Schoͤpfers Ruhm aufgericht gepflan- zet stehen, Daß wir daran uns zur Lehr diese Ueberschriften se- hen: Menschen! seht wie die Natur auf des Hoͤch- sten Macht Geheis, Allenthalben gruͤnnt und bluͤht zu des Schoͤp- fers Ruhm und Preis Schau- Der HErr kennet die Seinen. Schauet uns Stokrosen an die wir Ehren- saͤulen gleichen, Wolt ihr als vernuͤnftige unbelebten Blu- men weichen. Schauet unsre Bluͤthen an, die gleich einen Brand Altar, Von des Himmels Licht entflammt, brin- gen Feur und Kohlen dar Daran euer Hertz und Sinn muß die grosse Pflicht empfinden, Daß ihr muͤßt zu GOttes Ruhm euer An- dachts Feur entzuͤnden. Der HErr kennet die Seinen. W oll dem! der dieses Siegel hat, Der HErr der kennt die Seinen, Dem wird der Heiland fruͤh und spat Mit seinen Trost erscheinen: Weg Kuͤmmernis, weg Angst und Weh Jch will nicht laͤnger weinen; Weil ich in GOttes Worte seh Der HErr der kennt die Seinen. D er Nahme aller Frommen ist, Jns Lebens Buch gedruͤkket; Wenn dies ein Juͤnger Christi ließt: So wird sein Herz erquikket. Was frag ich nach den Dornenstich, GOtt wird es gut noch meinen: Erster Theil. H Denn Der HErr kennet die Seinen. Denn dieses glaͤub ich sicherlich: Der HErr der kennt die Seinen. D ie Truͤbsahl bringt nach Golgatha, Der Glaub nach Tabors Hoͤhen Hie hab ich Last, die Lust ist da Jm Himmelreich zu sehen. Ein Jacob sah den Himmel an Jm Traum auf harten Steinen, Das ist ein Bild das lehren kann, Der HErr der kennt die Seinen. Gedanken uͤber die Wunder GOttes die aus dem Lauf des Lebens hervor- leuchten. J ch bin ein Mensch Vernunft kann mir dies zeigen, Mit solcher muß ich auch zum Schoͤp- fer steigen O! welche Wunder zeigt mein Le- bens Lauf Geburt, Erziehung, Wachsthum, Gluͤk, Vergnuͤgen Glaub, Leben, und des Hoͤchsten weises Fuͤgen Dies alles weiset mich zu GOtt hinauf. Die Gedanken uͤber die Wunder GOttes. Die wunderbahre Vorsorge GOttes uͤber das Leben der Menschen. Zum Preise GOttes am Geburtstage erwogen. N un sinds ein und dreißig Jahre, Schoͤpfer ! da mir erst die Welt, Als die Mutter mich gebahre, Wurde sichtbahr vorgestellt: Da sah ich als wie im Traume, Unbekuͤmmert an das Licht, Auser den sehr engen Naume Meiner Wiegen hat ich nicht, Als den Trieb durch klaͤglich Stehnen, Nach der Mutter Brust zu sehnen. N un erkenn ich erst mein Wesen, Wer ich bin und damahls war, Wer mich aus dem Nichts erlesen Wer mein Ursprung weiß ich klar: Du bists HErr der Kreaturen! Ursprungsquell von allen Sein! Denn seh ich die Wallfarts Spuren Meines ganzen Lebens ein Bis da ich die Welt erblikket, Find ich dich stets abgedruͤkket. H 2 Toh- Gedanken uͤber die Wunder GOttes T ohren Die Epicurer. die ihr mir wolt sagen, Es haͤtt mich von ohngefehr Die Natur hervorgetragen Aus der Sonnenstaͤubgen Heer; Meines Leibes Kunstgebaͤnde, Herz, Gedaͤrme, Adern, Saft, Kopf nnd Beine, Leib und Haͤnde Kaͤmen durch des Schiksals Kraft: Jhr wollt mich zum Glauben zwingen, Unordnung koͤnn Ordnung bringen. W ill ich mich nur selbst ansehen, Geb ich auf die Herkunft acht, Frag ich im zuruͤkke gehen: Wer hat den herfuͤr gebracht; Denk ich so durch die Geschlechter, Endlich komm ich an dem Stamm: Sagt mir doch ihr Gottsveraͤchter, Woher der den Anfang nahm Aus der Erde? Nein die Erde, Macht nicht daß man lebend werde. S o kann ich von allen Seiten, Diese Warheit: Es ist GOtt Aus mir selbst durch Schluͤsse leiten, Wieder aller Tohren Spott: Bin ich nun gantz uͤberfuͤhret, Durch Vernunft und klares Wort, Daß von ihm die Welt herruͤhret: So zeigt mir auch also fort, Diese Groͤsse vieler Werke, Seine Weisheit, Guͤt und Staͤrke. Him- Gedanken uͤber die Wunder GOttes. H immel, Sonne, Mond und Sterne Erde, Wasser, Laub und Krant, Die das Auge in der Ferne, Und auch in der Naͤh beschaut; Aller der Geschoͤpfe Menge, Jhres Wachsthums Treibekraft Und der Luft verborgne Gaͤnge Zeigen GOttes Eigenschaft: Und der muß woll alles wissen, Von dem so viel Ding herfliessen. M achte er einst alle Dinge So hat er auch in der Welt; Alles ob es gleich geringe Sich damahls schon vorgestellt; Was noch in den Folge Zeiten Jn der Fortpflantzung zu sehn: Must beim ersten Zubereiten, Jhn schon klar vor Augen stehn; Obsgleich da noch so verdekket, Wie der Baum im Kerne stekket. A lso bei dem Elemente, Daß der Dinge Anfang war, Da sein Wille alles nennte, Ward ich ihm schon offenbar: Daher schliessen keine Grenzen, Seine weise Vorsicht ein, Ja der Sonne strahlend Glaͤnzen Blend so nicht der Augenschein, Als das Licht von GOttes Groͤssen Wenn man solche will ermessen. H 3 Denk Gedanken uͤber die Wunder GOttes. D enk ich nach die vielen Wunder, Die mir mein Geburtstag lehrt: So entflammt mein Herz als Zunder Wenn daran ein Funke faͤhrt: Seh ich meines Leibes Stuͤkke, Als des Hoͤchsten Bauwerk an; Und erweg ich ihr Geschikke, Die kein Mensch so kuͤnstlen kann; So faͤllt GOttes Wunder Guͤte, Durch das Auge ins Gemuͤte. W ie gar leicht wird zarten Kindern, Die Gesundheit eingebuͤßt: (Denn GOtt wills nicht stets verhindern) Eh sie noch die Welt begruͤßt. Wie viel hundert koͤnnens zeigen, Die man Misgeburten nennt; Laͤhmung, Taubheit, Blindheit, Schweigen, Hast du von mir abgewendt, Da ich zu der Mutter Schmerzen, Noch lag unter ihren Herzen. D ie Geburt selbst kan mich lehren, Wie die Vorsehung gewacht, Die ich muß als Eltern ehren, Hat sie mir woll ausgedacht. Dekte mich in meiner Wiegen, Kein Gewand mit Gold gestikt; Kont ich nicht auf Seiden liegen; So bin ich dennoch begluͤkt, Besser, in dem Christenstande Als im tuͤrkschen Windelbande. Waͤr Gedanken uͤber die Wunder GOttes. W aͤr ich in dem Reich der Blinden, Zuerst an die Welt gebracht, Die den Himmel schwerlich finden O! so haͤtte ihre Nacht Mir vielleicht kein Licht gewiesen: Darum sei du ewigs Wort; Sonderlich von mir gepriesen, Daß du mir an solchen Ort, Hast des Lebens Licht gegoͤnnet, Da man dich als Heiland kennet. M einer Eltern treu Bemuͤhen, Suchte mich mit guter Zucht Jn der Kindheit zu erziehen Als die erste Leibes Frucht: GOtt du gabest mir stets Kraͤfte, Doch bald ward ich wie ein Licht Daß ohn alle Nahrungssaͤfte Dunkler brennt und endlich bricht, Und das mitten im Ersterben, Neues Oel schien zu erwerben. W ie gar leicht waͤr meine Bluͤte Jn der Unschuld hingeraft, Wenn nicht deine Wunder Guͤte Mich belebt mit neuer Kraft: Doch ich war von dir erkohren, Wie dem Eltern unbekant: Denn eh ich noch war gebohren Wustest du schon meinen Stand; Durch den Einflus deiner Triebe, Gabst du mir die Buͤcher Liebe. H 4 Wie Gedanken uͤber die Wunder GOttes. W ie viel Reitzung zum Verbrechen, Wurde da in mir ersaͤuft, Welche sonst die Jugend schwaͤchen Wenn die Jahre sich gehaͤuft: Jch erkenne zwar die Fehler Die ich damahls nicht geacht Doch daß ich nicht Schanden Maͤhler Jns Gewissen so gemacht, Als die Frechheit vieler Seelen, Muß ich GOtt zum Ruhm erzaͤhlen. M eine Lust zum Wissenschaften Schien vom Tag zu Tage mehr, Jn dem Herzen fest zu haften, Daß ich mich zu GOttes Ehr Wolt zu seinen Dienste weihen: Meiner Eltern sorgend Herz Wolte mir den Weg verstreuen, Und ich lies mit inren Schmerz, Jhrer Neigung keinen Willen, Meinen Vorsaz zu erfuͤllen. H ier entdekken sich die Gaͤnge, Der verborgnen Vorsehung, Deren Hoͤhe, Tiefe, Laͤnge Seh ich mit Verwunderung: Wie gar leicht sind die Gedanken, Zarter Jugend zu verdrehn Wenn sie bei dem fluͤchtgen Wanken, Wie ein duͤnner Rauch verwehn; Daß sie das zuruͤkke sezzen, Was sie vorher herrlich schaͤzzen. Du Gedanken uͤber die Wunder GOttes. D u nur du allwissend Wesen, Fuͤhrtest mich nach Hildesheim, Daselbst ferner aufzulesen Den gelehrten Honigseim: Da fand ich nun viel Gesellen Guter und auch boͤser Art; Boͤsen mich nicht gleich zu stellen, Hast du mich gar oft bewahrt, Daß sie mich mit ihren Schlingen Nicht nach ihrer Lokkung fingen. D ieser Lauf ward auch vollendet, Und mein Schif ward auf die Bahn Eines weiten Meers gesendet, Wo man leichtlich stranden kann: Hohe Schulen zu vergleichen, Sind das Ophir, wo ein Schatz Vieles Wissens zu erreichen: Wo doch auch ein Sammelplatz Schreklicher Gefaͤhrlichkeiten, Die mit unsrer Wollfahrt streiten. S chwelgen, Wollust, Spielen, Schlagen, Bachus, Venus, Eris Geist, Was noch mehr dazu zu sagen, Was da zum Verderben reist: Ungeheuer und Sirenen Findet man mit ihrer Brut, Die mit ihren Zauber Toͤnen An sich ziehn das junge Blut, Das der Eltern Gut verdirbet, Was ihr saurer Fleis erwirbet. H 5 Koͤnt Gedanken uͤber die Wunder GOttes. K oͤnt ich gnugsam Worte machen, GOtt mein GOtt ! dich zu erhoͤhn, Fuͤr dein Vaͤterliches Wachen Ueber mich in Elm Athen: O! der Zungen stammelnd Lallen, Reichet an die Treue nicht, Und kein Wort will mir gefallen, Wenn es diese Treu ausspricht, Die mich da bei ihren Leiten Alles Uebel lies bestreiten. M ein Sinn hatte sich zum Ziele Wahre Weisheit vorgesetzt Und dies wurde mir zum Spiele, Weil mich ihr Geschmak ergoͤtzt: Dieser Neigung heisse Funken, Hattest du in mir gelegt Sonst waͤr ich auch da versunken Wo sich Pful und Laster regt: Doch der Taumelkelch der Laster, Ward mir mehr und mehr verhaßter. S o ging auch das muntre Leben, Auf der hohen Schul vorbei, Da dacht ich GOtt wird mir geben, Daß ich andern nuͤzlich sei. Vater! deiner Vorsicht Schluͤsse Fuͤhrten mich recht wunderbar: Denn die reichen Segensguͤsse Zeigten sich mir alle Jahr, Bis ich wieder mein Verhoffen, Bald ein gutes Looß getroffen. Den- Gedanken uͤber die Wunder GOttes. D enk ich nach in dem Gemuͤte An die weise Vorsehung; So erwekt in mir die Guͤte, Andacht und Bewunderung, Daß ich in so fruͤhen Jahren, Einen Lehrerstul erlangt; Und dabei zugleich erfahren, Wofuͤr stets mein Herze dankt: Daß der wer ihr Schuͤler worden, Komme in den Lehrer Orden. M it dem Fortgang in dem Leben Zeigte sich die Gnaden Hand, Die stets offen uns zu geben, Und mir vieles zugewand; Dahin rechne ich die Ehe, Weil derselben Liebesbund Durch den Segen aus der Hoͤhe Mir auch macht die Vorsicht kund, Darin daß sie meinen Nahmen Erhaͤlt in geschenkten Samen. D enk ich nach daß bei den Freuden Die das Gluͤk in mir erwekt Auch schon manches hartes Leiden Den gescheuchten Geist erschrekt; Denk ich an die heissen Plagen An die Krankheits Banden noch, Die mein Koͤrper hat ertragen So zeigt sich, dies Kummer Joch Hat die Vorsicht, wens gedruͤkket, Auch bald wieder weggeruͤkket. Es Gedanken uͤber die Wunder GOttes. E s ist oft bei finstern Stunden, Heller Sonnen Glanz verstekt, Wenn sich Dunst und Wolken funden, Die ihr strahlend Licht verdekt: Kann man aber also schliessen, Daß die Sonne selbst erbleicht Wenn sie bei den Finsternissen Nicht so bald die Blikke zeigt: Da sie wieder, eh mans meinet, Heller aus den Wolken scheinet. S o komt mir auch das Geschikke, Truͤber Ungluͤksstunden vor, Da ich GOttes Gnaden Blikke Nur aus dem Gesicht verlohr: Denn da sich sein Aug verborgen Machte mir, bei der Gefahr, Sein recht vaͤterliches Sorgen Diese grosse Warheit klar: Daß der Vorsicht ewigs Walten Uns muͤß, koͤnn und woll erhalten. W ie nach dem Gewoͤlk und Regen, Jn dem Reiche der Natur Spriesset ein viel groͤßrer Segen, Auf der Felder gruͤner Flur: So hab ich nach kranken Wehen, Jn dem Reich der Fuͤrsehung, Zu des Hoͤchsten Preis gesehen Bei des Orts Veraͤnderung, Da er mich hieher gefuͤhret, Wie mich seine Hand regieret. Wie- Gedanken uͤber die Wunder GOttes. W ieder meinen Wunsch und Denken, Rief er mich in diese Stadt; Und es muste sich auch lenken, Mein Sinn nach des Hoͤchsten Rath; Wolt ich gleich wie Jonas fliehen, Liebte ich das stille Land; So wust er mein Herz zu ziehen, Wie es ihm und mir bekand, Daß ich muste mich bequemen, Den Beruf doch anzunehmen. N och mehr wundervolle Gaͤnge, Weiset mir mein Lebens Lauf, Und dies Blat waͤr viel zu enge Wenn ich schriebe noch darauf, Was mein Herz vor Gnaden Zeichen, Einer ewgen Guͤte kennt, Die die Federn nicht erreichen Weder Mund noch Zunge nennt; Die doch aber im Verspuͤren, Herz und Sinn zum Schoͤpfer fuͤhren. D as weiß ich was mir begegnet, Jn der schon verstrichnen Zeit; Wie der Himmel mich gesegnet Noch mit den begluͤkten Heut: Wie es mir ergehet Morgen, Was mir noch begegnen soll Dafuͤr laß ich den nur sorgen, Der da alles machet woll, Dem will ich mein Gluͤk und Leben, Seiner Vorsicht uͤbergeben. Heu- Die Absicht GOttes H eute beug ich meine Knie, Mit dem allertiefsten Sinn, Da ich noch im Wachsthum bluͤhe Heut da ich gebohren bin: Alles unaussprechlich Gute, Was GOtt mir bisher gereicht Soll so lang in meinen Blute Sich noch Lebens Wallung zeigt, Zu der Vorsicht groͤßsten Ruhme, Bleiben mir zum Eigenthume. Die Absicht GOttes warum er die Blumen erschaffen. A ls GOtt die Welt erschuf hat seine weise Macht, Wie woll die Einfalt glaͤubt; doch nichts herfuͤrgebracht Dabei er nicht zugleich auf ihren Zwek gesehen: Wer dieses nur bedenkt, muß es als wahr gestehen. Jm Kreaturen Heer, das keiner uͤberzaͤhlt Und was dazu gehoͤrt, hat er nichts auserwaͤhlt Dabei nicht sein Verstand, ein Allmachts weises Wollen, Ein jedes Ding zum Zwek, zum Nutz bestimmen sollen. Wir warum er die Blumen erschaffen. Wir leugnen dieses nicht, es scheint auch sonder Streit Da er die Welt gemacht, hat er die Herrlichkeit Die seine Hoheit ziert, dem Menschen vorgeleget, Die am Geschoͤpfen strahlt und die Vernunft erweget. Doch wenn man sich zugleich im Reiche der Natur, Bemuͤht den Zwek zu sehn an jeder Kreatur Wornach der Wiz stets forscht; so wird man allzeit finden, Daß sich der Menschen Lust und Nutz darin verbinden. Ein Beispiel leget uns der Blumen bunte Schaar, Die allenthalben prangt, vor unsern Augen dar. Man fraͤgt warum die Macht, die uͤber alles gehet, Der Erden schwarzen Grund mit solchen Schmuk besaͤet? Wer an die Weisheit denkt, die nichts vergeblich thut, Wer dabei noch erwegt, daß GOtt das hoͤchste Gut, Der wird mit der Vernunft gar bald begreiflich spuͤren, Es soll ihr bunter Schein durchs Aug das Herze ruͤhren; Es soll der Farben Pracht, ihr Gold und Silber- schein Der Sinnen holde Lust, des Herzens Labsal sein; Es soll die Lieblichkeit, die aus denselben quillet, Ein Lebensbalsam sein, wenn er die Lung erfuͤllet; Es soll derselben Saft, der in den Blaͤttern stekt, Wenn ihn die Kunst auspreßt und ihn ein Kranker lekt Fuͤr Angst und Mattigkeit, fuͤr mancherlei Beschwer- den Die unsern Koͤrper quaͤln, ein heilsam Mittel wer- den. Daß dies der Weisheit Zwek, des Schoͤpfers Absicht sei, Dazu stimmt jederman mit seiner Meinung bei: Wie Die Absicht GOttes Wie aber solte GOtt der Blumen Lust und Gaben, Wirft man dagegen ein, fuͤr all erschaffen haben? Wer in der Niedrigkeit, im tiefen Staube sitzt Und in dem Arbeits Joch bei armen Kummer schwitzt Der muß das Gartenland, wo andre Blumen schauen, Mit Wurzeln, und mit Kohl, Salat und Ruͤben bauen Es weiß von Blumen nichts, dieweil sein kleines Beet, Die Nahrung geben muß, die in den Magen geht. Das hebt den Satz nicht auf, weil man dies bunt Vergnuͤgen Auf Wiesen, Berg und Feld sieht vor den Augen liegen. Der Schauplaz der Natur der seine Herrlichkeit Auch denen Niedrigen zu ihrer Lust anbeut Jst allenthalben schoͤn, die Liljen auf den Feldern, Die in die Saat gemischt, Violen in den Waͤl- dern Und das Vergis mein nicht, das in den Wiesen prangt, Die haben gleichen Schmuk mit anderen erlangt; Die koͤnnen eben so der Niedern Aug ergoͤzzen, Als die, die Hohen sich zur Lust in Gaͤrten sezzen. Erwege dies O! Mensch so siehet dein Gemuͤt Des Schoͤpfers weise Macht und seine milde Guͤt Die die bewohnte Welt zum Lusthaus aufgefuͤhret Und Himmel, Erd und Meer vergnuͤgend ausge- zieret, Damit ein jeder Mensch dem Angst und Schwer- muth druͤkt Was ihn ermuntern kann bald hie bald da erblikt, Und dieses lehrt dich klar, es sei des Schoͤpfers Wille Daß man sein Herze stets mit reiner Lust erfuͤlle Wer warum er die Blumen erschaffen. Wer sich die frohe Welt zu einen Kerker macht, Darin man traurig scheint, wenn alles uns anlacht Der denkt nicht an den Zwek der vielen Lieblichkeiten, Und was derselben Schmuk, Geruch und Kraft be- deuten: Wer sich darauf besinnt und sieht der Blumen Schein, Der merket diese Lehr wir sollen froͤlich sein; Und ist das Herz vergnuͤgt, so sollen wir auch dienen, Den Herren der Natur mit muntern Andachtsmie- nen Der kennt den Hoͤchsten nicht, der ihn zu ehren sucht Und mit Truͤbsinnigkeit auch alle Lust verflucht: Warum haͤtt er uns denn zu einen frohen Leben So viel vergnuͤgendes hier zum Besiz gegeben? Wer GOtt recht dienen will, nehm diese Lehren an Die Salomo Pred. Sal. 6. gesagt der goͤttlich weise Mann, Der fliehe kuͤnftig hin des Unverstandes Traͤume, Als waͤren in der Welt nichts als verbotne Baͤume, Darauf die Frucht zwar schoͤn und lieblich anzusehn, Man muste aber stets blindlings voruͤber gehn: Das will der Schoͤpfer nicht, der da von uns be- gehret, Den freudigen Genus des, was er uns bescheret. Denn alles ist ja gut, wenn man ihn dafuͤr dankt, Was wir von seiner Huld, als eine Gab erlangt: Und in der Ordnung braucht, die er uns fuͤrgeschrie- ben, So kann man das Geschoͤpf und auch den Schoͤpfer lieben. Wer in dem irrdischen das unser Herz erquikt, Des Gebers Guͤtigkeit empfindet und erblikt, Und dadurch wird erwekt desselben Herrlichkeiten, Mit regen Andachts Trieb auf Erden auszubreiten Erster Theil. J Der Die lehrenden Sonnenblumen. Der lebet als ein Mensch und uͤbet seine Pflicht, Wer dieses unterlaͤst uͤbt seine Pflichten nicht Wer nach Vernunft und Schrift den Hoͤchsten will verehren, Der richte sich getrost nach diesen Warheitslehren: Man schaue nur vergnuͤgt, was uns in dieser Welt, Jm Reiche der Natur zur Lust ist fuͤrgestellt, Erwekket denn in uns die frohe Augenweide Die Lebens Geister auf zu einer muntern Freude: So stimme man dabei in Lob-Gesaͤngen an, Was GOttes Gnaden Hand vor Wunder kund gethan: Es wird das Freuden Lied, wenn Hertz und Adern wallen, Jn regen Andachts Trieb dem Schoͤpfer woll gefallen. Wend zu der Beßrung an, was dir die Schrift ge- zeigt; So hast du deinen Zwek des Lebens woll erreicht; So wirstdu nach der Zeit in jenen seelgen Auen, Den, welchen du geglaͤubt von Angesichte schauen. Die lehrenden Sonnenblumen. S onnenblumen ! eure Lehren, Will ich jetzo sehn und hoͤren, Die ihr in verguͤldter Pracht Mit dem rund geformten Kreise Nach der Sonnen Licht und Reise Euren Stand und Wendung macht. Stel- Die lehrenden Sonnenblumen. Stellet man euch vors Gesichte, So koͤnt ihr dem Himmels Lichte An Figur und an dem Schein An dem Majestaͤtschen Prangen, Auf den gruͤn bewachsnen Stangen Wo nicht gleich doch aͤhnlich sein. Auf der Erden Lustgefilde Traget ihr der Sonnenbilde Dieses muͤssen wir gestehn: Moͤchten wir uns auch befleissen, Da wir GOttes Kinder heissen Daß sein Bild an uns zu sehn. Jhr heist recht die Sonnenwende Weil ihr mit dem spizzen Ende Euch zur Mittags Gegend neigt, Dadurch wird, wie wir auf Erden, Auch schon sollen himlisch werden Uns zur Lehre angezeigt. Moͤchten sich der Menschen Sinne, Zu dem HErrn der Himmels Zinne Also lenken wie die Blum Ach! so wuͤrden unsre Seelen, Sich mit GOttes Huld vermaͤhlen Der ihr hoͤchstes Eigenthum. Euer Nahm stammt von der Sonne, Weil ihr euch mit eurer Wonne, Nach derselben Strahlen lenkt: Nahm und That stimmt hier zusammen Wenn bei einen Christen Nahmen Dies ein Christe auch bedenkt: Ach! so wuͤrden auf der Erden Nicht so viel gefunden werden Die nur Christen nach den Schein: Aber durch ihr ganzes Leben, J 2 Deut- Die abwechselnde Zeit Deutlich zu verstehen geben, Daß sie warlich Heiden sein. Die abwechselnde Zeit Eine weise Einrichtung GOttes fuͤr die Menschen. D er Sonnen schneller Lauf der seinen Zir- kel zieht, Bringt stets ein andres Jahr: indem das alte flieht Als wie ein Wassertropf der in ein Meer verschossen: Dies ist ein Bild der Zeit, die ihren Lauf beschlossen. Die Zeit ists eigentlich die uns den Kreis der Welt, Mit der Veraͤnderung zum Schauplatz fuͤrgestellt: Worauf die Lebenden nach unsers Hoͤchsten Schluͤssen, Wie es die Ordnung fuͤgt die Rolle spielen muͤssen. Wer dies mit Achtsamkeit recht siehet und bedenkt Der sieht, wohin er nur, das Licht der Augen lenkt, Die stete Wechselung: da eins das andre bringet, Und ehe man es meint auch wiederum verschlinget. Dies lehret uns den Satz: die Zeit verfliegt geschwind Und mit derselbigen, die Dinge die da sind, Das hat das ewge Licht, das Sonn und Welt regieret, Zum Nutz der Sterblichen, so weislich eingefuͤhret. Wie braͤchte nicht die Zeit auch seine Wechsel mit, Und ginge das Geschik mit ihr stets gleichen Schritt: So eine weise Einrichtung GOttes fuͤr die Menschen. So waͤre stets die Welt, so lang die Sonne schiene, Des einen Freuden Bahn, des andern Trauer Buͤhne. Ein Croͤsus lachte stets bei seinen reichen Gluͤk, Ein Jrus saͤhe nichts als lauter Klag Geschik; Der eine wuͤrde sich noch immer mehr erheben, Der andre stuͤrbe gar, indem er solte leben. Beseht ihr Sterblichen ! nur euren Wechselstand, Jst euch die Welt anjetzt, ein recht gelobtes Land: Die Zeit ist wechselreich, es kann euch auf der Erden, Gar bald ein Canaan zur Jammerwuͤste werden: Sie aͤndert Freud und Leid; Wer in der Asche sitzt, Bei der und jener Noth, wie Hiob, Angstschweis schwitzt Dem laͤst die Hofnung doch in Jammer, das Ver- gnuͤgen, Er werde mit der Zeit auch seinen Schmerz besiegen. Die Zeit vergeht geschwind, es haͤuft sich Jahr auf Jahr, Und wie sie uns verlaͤuft, das wird man kaum gewahr, Der Mensch kann selbst davon mit seinen ganzen Leben, Das ihn verflogen ist, ein klares Zeugnis geben. Der Kindheit erster Stand, da man im Wiegen liegt, Da man uns, wie im Traum fast unempfindlich wiegt, Nimt einge Jahre weg, die uns von hinnen rennen, Eh wir die Welt einmahl, eh wir uns selber kennen. Der Zeitlauf welcher folgt, den man die Jugend heist, Der geht auch so geschwind, als das Gebluͤthe fleust, Das durch ein muntres Feur, stets das Gemuͤth er- hizzet, Dabei ein Juͤngling schwaͤrmt und niemahls ruhig sizzet. Kaum daß sein schlummernd Aug, aus seinen Schlaf erwacht, Wird bald mit Lust und Spiel des Tages Zeit vollbracht; J 3 Bald Die abwechselnde Zeit Bald mit Beschaͤftigung der zu begreifnen Sachen, Dadurch wir eine Bahn zum Stand und Gluͤkke machen. So gehet unvermerkt auch unsre Jugend fort, Und ehe man es meint, so stehn wir an dem Port, Da wir bei maͤnnlichen, und schon erreichten Jahren, Den Wink der Vorsehung zum Lebens Zwek erfahren. Die stete Wechselung, ein kuͤnftiges Geschik Ein unbestimmter Fall von Gluͤk und Ungeluͤk Die Mischung suͤsser Lust, mit saurer Last und Buͤrde, Verkuͤrzet uns das Jahr, wens gleich verlaͤngert wuͤrde. Bei der Beschaͤftigung die uns die Erde giebt, Und die der Sterbliche mit steter Unruh liebt, Bei Freude, Arbeit, Scherz, bei Sorg und Kuͤmmer- nissen, Verfliesset uns die Zeit, eh wir es selbsten wissen. Da komt, eh man es denkt, des Lebens letztes Jahr, Da bringt der blasse Tod uns schon die Leichenbahr Wenn unser Anschlag noch in weit entfernten Zeiten, Uns einen Gluͤkkes Bau zu spaͤt will zubereiten. Ein jeder Mensch erkennt, daß dieses Warheit sei Und faͤllt dem Ausspruch auch: Die Zeit hat Fluͤ- gel , bei Ach! moͤchte jeder auch sich nach den Warheits Lehren, Bei seinen Lebens Lauf und dessen Fuͤhrung kehren. Der Schoͤpfer hat die Zeit, die wie mit Fluͤgeln eilt Nach seinen weisen Rath uns darum mitgetheilt, Daß wir mit Sorgfalt stets, die schnellen Stunden zaͤhlen, Darin ein ewigs Gut zu unsern Ziel erwaͤhlen. Die Zeit ist wechsel voll und sie verfliegt uns bald, Bei ihren schnellen Flug, ist gar kein Aufenthalt, Will uns die weise Guͤt nicht dadurch deutlich zeigen, Daß man sie brauchen muß, so lang sie uns noch eigen. Die eine weise Einrichtung GOttes fuͤr die Menschen. Die Zeit vergeht geschwind und die Gelegenheit, Die sie uns zu dem Gluͤk in ihren Lauf anbeut Und lassen wir sie gehn, so ist mit ihren Stunden, Zugleich Gelegenheit und auch das Gluͤk verschwun- den. O! Menschen lehret dies: Jhr eilt zur Ewigkeit, Und eure Wollfart haͤngt an einen fluͤchtgen Heut. Verschiebet ihr das Woll, dafuͤr ihr hie muͤst sorgen, Auf einen ungewis und zweifelhaften Morgen So seid ihr thoͤricht ja: in dem ihr euch verlaßt Auf das was schluͤpfrig ist. Wer sich nicht selbsten haßt, Der wird mit Klugheit sich in Zeiten stets bestreben, Die Zeit woll einzutheiln, die ihn zum Heil gegeben. Wer ihren Lauf recht kennt; der sieht des Schoͤp- fers Ehr Jn weiser Einrichtung in Gang und Wiederkehr Des abgemeßnen Jahrs. Der wird bei allen Sachen, Auch die Gelegenheit sich recht zu Nuzze machen. Der Maulwurf ein Bild eines Geitzigen. E in Maulwurf hatte sich im Garten einst verkrochen, Und durch sein blind Gewuͤhl viel Huͤgel aufgehaͤuft, Als ihn des Gaͤrtners Schwur den jaͤhen Tod ge- sprochen, Dem er die Frucht verdarb eh sie zum Nutz gereift, J 4 Er Der Maulwurf Er lief bald hie bald da in dem verborgnen Gaͤngen, Um sich in lukrer Erd noch weiter durch zu drengen. D och da er sich mit Muͤh stets immer weiter brachte, Mit fressender Begier nach denen Wuͤrmen nagt, Und wieder abermahl geworfne Huͤgel machte, Ward seine Raͤuberei dem Gaͤrtner angesagt: Er kam und stach ihn aus, wo er sich aufgeschmissen, Und muste auf dem Klump zugleich sein Leben schliessen. D as ist ein klares Bild von Menschen die stets wuͤhlen, Nach eitlen Jrdischen; sie haͤuffen Geld auf Geld: Und da die Geitzigen nach diesen Kothe zielen, Verdirbt ihr blinder Trieb die Wollfart dieser Welt, Der HErr, der oben wohnt, der sieht auf ihr Verderben, Und laͤst den Geitzigen als einen Maulwurf sterben. E r pflegt die Sterblichen, die alles zu sich raffen, Und denen gelber Koth des Lebens Element, Wenn sie genug gehaͤufft, damit auch zu bestraffen, Daß sich ihr Lebens Ziel bei ihren Klumpen endt: Denn sie darum gescharrt in ihren ganzen Leben, Damit sie drauf mit Qual zuletzt den Geist aufgeben. Abend-Gedanken. N un ist des Tages Zeit vorbei, Mit meinen Arbeitsstunden: Jch bin von ihren Joche frei Woran ich mich gebunden. Die Abend-Gedauken. Die Augen fallen zu, Und sehnen nach der Ruh; Doch vor dem Schlafe denke ich, Mit meinen Sinn, Mein GOtt! an dich. D u Schoͤpfer dieser ganzen Welt, Du hast mich heut erhalten, Fuͤr deine Guͤt die mich erhaͤlt, Muß ich die Haͤnde falten. Nim meine Seufzer an, Als ich sie bringen kann, Und zieh nach meines Hertzens Sinn Dein Vaͤterliches Auge hin. W er bin ich der du mich so liebst, Ein Staub verworfner Erden, Dem du des Lebens Othem giebst, Sonst muß ich Asche werden. Fuͤr Nahrung, Speis und Trank, Sag ich dir jetzo Dank Womit du heute mich begabt, Und meiner Glieder Bau gelabt. N ichts gutes ist mein GOtt an mir Jch bin wie Adams Kinder Entbloͤst von deines Bildes Zier, Jch bin wie sie ein Suͤnder: Du wilt den Tod doch nicht, Drum zeigst du mir dein Licht, Mein Heiland hat durch seine Macht, Mir auch das Leben wiederbracht. A ch gieb den Geist in meine Brust Der mir dies moͤge lehren J 5 Und Abend-Gedanken. Und dadurch alle Suͤndenlust Jn meiner Seelen wehren. Floͤß mir den Glauben ein Daß ich kan seelig sein, Und streiche mich und dieses Haus, Aus deinen Schuldregister aus. L aß mich nach echter Redlichkeit, Jn meinen ganzen Leben, Und nicht nach eitlen Zank und Streit, Bei meinen Nechsten streben. Ach! zeige meinen Fuß, Wie er recht wandeln muß, Damit ich taͤglich mit bedacht, Nehm deiner Lehr Gesetz in acht. J ch denke wie ich diesen Tag, Mit dir den Bund gebrochen: Es wird jetzt mein Gewissen wach, Jch hoͤr dasselbe pochen. Es saget: Meine Seel Sei eine Suͤnden Hoͤl, Doch denkt mein Glaube gleich dabei, Daß JEsus mein Erloͤser sei. D rum Heiland eh ich schlafen geh, Wirst du mich erst entbinden Damit ich nicht der Hoͤllen Weh, Moͤg in dem Bett empfinden Dein Creutz sei mein Pannier Dies stelle ich mir fuͤr Und suche nach der Tages Last, Jetzt auch in deinen Wunden Rast. Jch Die Freude der Glaͤubigen J ch lege meine Kleider ab, Laß mich dabei gedenken, Daß mich der Schlaf so kan ins Grab, Als in das Bette senken. Und so ich aufersteh, So gieb daß ich dich seh, Daß ich so lebe wie du wilt, Mein GOtt ! nach deinen Ebenbild. Die Freude der Glaͤubigen bei der Ankunft JEsu. Ueber das Evangelium am Advent. K oͤnig von Zion, Regierer der Welt, Du Hertzog des Lebens ach! sei uns willkommen, Mein winselndes Hoffen ist nun- mehr erfuͤllt Der Fuͤrste von Juda erlanget die Krone, Er waͤhlet den Himmel zum ewigen Throne, Mein traͤnender Jammer ist jetzo gestillt, Jndem mir die Ursach des Traurens genommen. J st das der Held, Der aus Davids Stammbaum steiget Vor dem sich alle Welt Mit tiefer Erfurcht neiget; Der Die Freude der Glaͤubigen. Der mit seiner ewgen Macht Den grossen Erdenkreis beweget, Bei Tag und Nacht Des Himmels guͤldne Vesten traͤget Des Allerhoͤchsten Sohn ? Der wird der Schlangen Kopf eindruͤkken, Und Belial zum Spott und Hohn Das Hoͤllen Joch der Welt vom Halse ruͤkken. P almen her den zu bekraͤntzen Der uns Heil und Seegen bringt; Thore oͤfnet eure Pfosten, Der Erloͤsung Friedensposten Bringen Zions Koͤnig mit: Streuet Zweige, dekt die Wege Machet seiner Fuͤsse Tritt Sanfte, wollgebahnte Stege, Da man Hosianna singt. D och weg mit solchen eitlen Prangen, Sein Reich ist nicht von dieser Welt Dem eitler Schein gefaͤllt, Die ihn recht Koͤniglich empfangen, Die muͤssen ihre Herzen Zum reinen Tempel weihn. Das Heiligthum muß da voll Glauben sein Voll reiner Andachts Kertzen Daran kein Tacht und Nahrungs Oel ausgehn Die Finsternisse zu erhellen; Auf ihrer Thore Schwellen Muß Demut, Liebe stehn: Denn solche ausgeschmuͤkte Seelen, Pflegt JEsus sich zur Wohnung zu erwaͤhlen. Die Die Festigkeit des Goͤttlichen Worts. Die Festigkeit des Goͤttlichen Worts bei dem Untergang der Welt. F allet ihr Himmel, brecht Riegel der Er- den Die Saͤule der Frommen, der Glaube bleibt stehn, Wenn siedendes Feuer, wenn Donner und Blizzen, Mit stuͤrmenden Krachen die Erde umkehrn, Mit schmelzenden Kraͤften die Felsen verzehrn. Mond, Sonne, Gestirne und Wolken erhizzen: So wird doch kein Tuͤttel des Glaubens vergehn. D ie Welt, Die GOttes Macht, auf Nichts gegruͤndet, Die seine Vorsehung erhaͤlt, Mit einer festen Schnur verbindet, Wird endlich doch vergehn; Des Himmels wollgestirnter Lauf, Des Firmaments umwoͤlkte Bogen, Hebt unser Schoͤpfer auf, Wenn sie die Welt genug umzogen Der Erden runder Kreis, Das Wunderhaus worinnen Millionen Erschafner Kreaturen wohnen Wird wie ein duͤrres Reis Durchs Element des Feuers gantz zertrennt; Doch eines bleibt, daß keine Flamme bricht Wie Die Festigkeit des Goͤttlichen Worts. Wie wird dasselbige genennet? Das Wort das GOttes Mund ausspricht. G Ottes Warheit bleibet stehen, Wenn der Erdenbau zerbricht, Drum wird auch sein Wort geschehen, Daß er zum verklaͤrten Licht Den zerstaͤubten Leib belebet, Daß der Mensch sein Haupt erhebet, Das in Grabes Moder stekt, Wenn ihn Christi Stimme wekt. J hr Frommen zittert nicht, Wenn GOtt den Untergang entdekket, Auf tauben Knal Der des Grabes Dekkel bricht Folgt der Posaunen Schall Der euch zum Leben auferwekket. Der Suͤnder fuͤrchtet sich so sehr, Wenn Christus auf den Wolken sizzet Dieweil der Teufel Heer, Ein Schweffel Meer Zu seiner ewgen Qual erhizzet. Jhr aber strebt vielmehr darnach, Es ist eur Erloͤsungs-Tag. JE- JEsus ein Artzt des Leibes und der Seelen. JEsus ein Artzt des Leibes und der Seelen. D a ist Huͤlfe wo die Blinden, JEsum selbst zum Artzte finden Denn ihr schuppicht Stahr vergeht; Wie des Nebels Wolken fliegen, Wenn darauf die Sonne steht: Also muß das Augenlicht Wenn sein Gnadenstrahl durchbricht, Ueber alle Demmrung siegen. D er Heiland heilt den Augenstrahl Und des Verstandes Dunkelheiten Die oft mit GOttes Lichte streiten. Auf einen mahl: Das Jrrlicht thoͤrigter Vernunft, So auch der Weisen Zunft, Gar oͤfters blendet Erstaunet vor der Wundermacht: So bald sie dieses uͤberdacht, Daß Christus ohne Pflaster heilt, Jm Augenblikke Huͤlf ertheilt; So folgt der Schlus: Er ist von GOtt gesendet. D er Verstand der Menschen wanket, Wenn ihn nicht der Hoͤchste stuͤtzt: Aber JEsus Wunder-Gaben, Die der Warheit Siegel haben Zie- Ursachen warum uns GOtt Ziehen den verkehrten Sinn, Doch nach GOttes Richtschnur hin Wenn ihn seine Gnade schuͤzt. D es Hoͤchsten Guͤtigkeit Jst gleich dem Meer, das weit und breit, Darin kein Grund zu finden: Will der Verstand sich unterwinden, Daß er in diese Tieffen dringt, So ist gewis, daß sie ihn ganz verschlingt: Man sieht auf dieser Spur, Das Regelmaas des Reiches der Natur Wird oͤfters ganz verrenket, Jedoch wenn man gedenket, Wer es in Ordnung bringen kann; So spricht das Hertz, wenn die Vernunft ganz schweigt Wer hier den Allmachts Finger zeigt, Jst JEsus unser Wundermann. Ursachen warum uns GOtt das Zukuͤnftige verborgen. D er Menschen Neubegier, die sich mit Gril- len plagt, Jst niemahls thoͤrigter als wenn sie em- sig fragt Warum das Weise All, das kuͤnftge uns verborgen, Darum wir Armen doch mit inren Graͤmen sorgen. Der eine seufzet tief: Warum goͤnt das Geschik Uns in die kuͤnftge Zeit nicht einen Vorsichts Blik, Daß das Zukuͤnftige verborgen. Daß wir schon zum voraus im gegenwaͤrtgen wuͤsten Was wir in Kuͤnftigen annoch erleben muͤsten. Der andre denket gar, ach! waͤre mir mein Stand, Den ich bekleiden soll schon zum voraus bekand; So koͤnt ich mich dazu, wie sichs gebuͤhrt bereiten, Und mit Geschikligkeit ein Ehren Amt bestreiten. Die Einfalt denket so; du blinder Sterblicher Wenn dir schon zum voraus, dein Stand eroͤfnet waͤr; So wuͤrdest du vielmehr die beigelegten Gaben, Von Hofnung aufgeblaͤht, in faulen Rost begraben. Der Trieb der dich anspornt, auf das was unbestimmt, Der Reitz der im Gemuͤth nach Ehr und Ansehn glimmt Der waͤre auch erstikt, wenn auser dein Bestreben, Das Schiksahl unbedingt dir schon dein Looß gegeben. Da aber dein Geschik dir vorher unbekant; So haͤlt das Ungewis die Lust in Glut und Brand; So muß dein reger Fleis, wenn sich dein Muth will schwingen, Dich zu dem Ehrenport auf Hofnungs Fluͤgeln brin- gen. Wie wuͤstest du das Gluͤk, das dir begegnen soll; So machte dich der Blik schon von der Freude voll; Eh du die Suͤßigkeit des Schiksahls kanst geniessen, So wuͤrde dein Gemuͤth darauf schon hungern muͤssen. Und kaͤmst du zum Genus; so waͤr der Ekel dar, Weil, was man vor gesehn und schon gewohnet war Uns nicht mehr so erfreut. Was uns recht soll ergoͤzzen Das muß uns zum voraus in bange Hofnung sezzen. Wenn dir des Himmels Schlus vorhero schon ge- lehrt, Durch einen Ungluͤksstern, was dir zur Last beschert; Erster Theil. K So Ursachen warum uns GOtt So wuͤrde dein Gemuͤt, noch vor den Kummertagen, Mit der bestimmten Angst, dich wie mit Foltern plagen; So machte dir die Furcht, bei jeden Augenblik Schon ein beklomnes Herz; So waͤr dein Ungeluͤk Viel unertraͤglicher, als da es dir verborgen: Denn was man noch nicht weis; das darf man nicht besorgen. Du waͤrest zwar ein Mensch der in das Kuͤnftge seh, Jedoch die Wissenschaft verdoppelte dein Weh Wie bei demjenigen den schon das Recht gesprochen, Und uͤber dessen Kopf der Richterstab gebrochen. So bald ein Delinquent den Sterbetag erst weis, So bald nezt ihn die Furcht schon mit dem Todes- schweis; Die Angst verdoppelt sich, bei jeden Stundenschlage: Je naͤher zu dem Ziel, je groͤsser wird die Plage. Die Furcht der Schrekkens Geist, greift einen schaͤr- fer an, Als selbst der grause Tod, der bleiche Schrekkens Mann, Der letzte Trauergang zu seinen Rabensteine Da ihn die Herzens Angst durchdringt durch Mark und Beine, Wird ihn viel bittrer sein auf seinen letzten Wege, Als alle schmerzliche beschimpfte Henkers Schlaͤge: So waͤre dir die Furcht vor einer kuͤnftgen Noth, Wenn sie dir ganz bekant, viel bittrer als der Tod. Wie weise ist nun GOtt , der uns nicht laͤsset sehen, Wie sich in Kuͤnftigen die Schiksals Spheren drehen. Die Guͤte die uns stets als seine Kinder liebt, Und uns das Nuͤtzlichste nach weiser Einsicht giebt, Die wuͤnschet unsre Ruh; Und sehn wir ihr Gerichte, So kaͤme das Gemuͤt aus seinen Gleichgewichte Drum das Zukuͤnftige verborgen. Drum Menschen wollet ihr hie recht vergnuͤget sein, So seht das Kuͤnftige, mit Vorwitz nicht mehr ein: Wer gluͤklich leben will, der wandle auf den Wegen, Dahin die Tugend fuͤhrt und warte auf dem Segen, Den GOttes ewge Huld auf jeden Tugend Pfad, Als einen Gnadenlohn uns ausgestreuet hat. Erlebten wir denn gleich auch viele Kummerstunden, Sie kommen unverhoft, sind unverhoft verschwunden. Wer ja das Kuͤnftige, so gerne wissen mag, Der sehe in die Schrift, worin die Angst und Plag, Der Sterblichen zu sehn, die hier auf Erden wallen Und unbesorget sind dem Hoͤchsten zu gefallen; Der sehe was vor Glanz der Seelgen Haupt umgiebt, Die hier in dieser Welt den Heiland treu geliebt. Der Goldkaͤfer ein Bild niedertraͤchtiger Schoͤnheit. E in Kaͤfer der recht schoͤn gebildet Und wunderbarlich uͤberguͤldet, Flog neulich sumsend vor mir her. Die an dem Kopf gespitzten Hoͤrner, Die schienen mir als guͤldne Koͤrner: Jch dacht hiebei an GOttes Ehr Die allenthalben eh mans meinet, Uns klaͤrlich in die Augen scheinet. D ies schwebend Gold durchstrahlt vom Lichte Erwekte mir durch das Gesichte, K 2 Der Der Goldkaͤfer. Der Seelen feurige Begier, Noch naͤher mit geschaͤrften Blikken, Die Schoͤnheit in mir abzudruͤkken, Die unser Schoͤpfer in dies Thier Mit seiner Allmacht eingepraͤget, Und uns zum Schau vor Augen leget. J ch sah an ausgespannten Fluͤgeln Des Kaͤfers, die Smaragden spiegeln, Die spielend nach dem Gegenschein Der Sonnen, ihren Schimmer mahlten, Und bald wie die Rubinen strahlten, Die an sich nichts als Farben sein; Die aus der Sonnen brechend Flammen, Jn mancherlei Veraͤndrung stammen. J ndem ich mich daran ergoͤtzte, Sah ich daß sich der Kaͤfer setzte, Auf einen ausgeworfnen Koth Er fand sein herrlichstes Vergnuͤgen Jn solchen garstgen Unflat liegen, Der ihn die Lebens Nahrung bot, Er wolte gerne in den Pfuͤzzen, Als seinen Elemente sizzen. D ies ist ein Bild von solchen Seelen Die Schoͤnheits Glanz und Pracht vermaͤhlen Mit Schmuz und Niedertraͤchtigkeit; Die herrlich in den Kleidern scheinen, Jn guͤldnen Stuͤkken, daß wir meinen: Wir saͤhen eine Seltenheit, Die um und um mit Gold bestikket, Mit Edelsteinen ausgespikket. Wie ein Bild niedertraͤchtiger Schoͤnheit. W ie viele Schoͤnheit im Gesichte Welch Majestaͤt im Augenlichte Welch Glantz die Wangen uͤberstrahlt, Sieht ein Bewundrer mit Vergnuͤgen Aus den belebten Bildungs Zuͤgen, Und glaubt daß sich selbst abgemahlt Die Gottheit, die da angefangen, Jn menschlicher Natur zu prangen. J edoch man sehe diese Bilder, Die aller Treflichkeiten Schilder Noch naͤher nach der Handlung an; So sieht man sie mit Misvergnuͤgen, Jn tiefsten Koth der Laster liegen, Der ihren Schmuk beschmizzen kann; So daß sich die erworbnen Flekken Sehr schwer bei ihrer Zier verstekken. J hr Menschen! die ihr in der Jugend, Mit Schoͤnheit pranget ohne Tugend Ach! prahlet doch nicht gar zu sehr, Der Schmuz der ausgeuͤbten Laster, Macht euch uns warlich nur verhaßter Weil ihr beschimpfet eure Ehr: Jhr seid in Kaͤfern die verguͤldet, Und kotig leben, abgebildet. K 3 GOtt GOtt ist ein allwissender Richter. GOtt ist ein allwissender Richter. H ERR ! du erforschest uns; du ken- nest unsre Sinnen, Du weist was jeder thut und siehest ihr Beginnen; Du richtest unser Thun; so wie es dir gefaͤllt, Wenn du als Richter komst am Ende dieser Welt. Ach! gieb daß wir dies stets bei unsern Thun betrachten, Will uns die boͤse Welt nach ihren Urtheil achten Das gehet uns nicht an: Nur du, nur du allein, Du wirst der Guten Lohn, der Boͤsen Raͤcher sein. Das Schiksahl der Kirche JE- su und der ersten Christen. A ngst, Verfolgung, Marter, Tod Jst der Lohn der ersten Christen; Wenn sie sich auf GOtts Gebot Wieder Hoͤll und Teufel ruͤsten. Christi Kirche schwimmt im Blut We n n der Feinde Feur und Glut, Eifer, Zorn und Brand entzuͤndet: Denn o ch steht der Glaubens Grund, Weil des Hoͤchsten Gnaden Bund, Jhn auf Christi Fels gegruͤndet. Die Die Allwissenheit und Heiligkeit GOttes. Die Allwissenheit und Heiligkeit GOttes in Absicht auf dem Menschen. L ebens Sonne! ewigs Licht GOtt vor deinem Angesicht Bleibet dir doch nichts verborgen, Flieh ich hin bis zu dem Morgen, Kehr ich Abendwerts zuruͤk, Allenthalben sieht dein Blik, Was ich denke, was ich thu, Weissest du in einem Nu. D u bist gut und liebst was gut: Aber aller Menschen Blut Jst in Adam gantz verdorben: Doch der Heiland der gestorben Giebt sein Blut fuͤr mich dahin, Damit ich gereinigt bin; Laß mich durch den Gnadenschein, Nun im Guten fruchtbar sein. Ueber die Worte: Wenige sind auserwaͤhlet. W enige sind auserwaͤhlet , Welche tren im Glauben sind; Denk daran o Menschen Kind! Welcher hie nicht Gnade achtet, K 4 Dort Ueber die Worte: Wenige sind auserwaͤhlet. Dort erst nach dem Himmel trachtet, Der hat den rechten Weg verfehlet Wenige sind auserwaͤhlet. W enige sind auserwaͤhlet , Kaͤmen wir doch allzumahl Jn der Auserwaͤhlten Zahl! Wenn wir uns mit Ernst bemuͤhen, Will die Gnad uns zu sich ziehen, Und wir sind auch, mit gezaͤhlet, Wenige sind auserwaͤhlet. W enige sind anserwaͤhlet , Lieget das an GOttes Huld? Nein! blos an der Menschen Schuld: Die den Ruf nicht angenommen, Der vorher an alle kommen, Werden in dem Pfuhl gequaͤlet Wenige sind auserwaͤhlet. Gebet um die Demuth nach den Bilde Johannis. M ein GOtt ! gib mir stets Kraft in De- muth so zu leben, Wie mir des Heilands Lehr kan Un- terweisung geben; Daß ich im Niedrigsein die wahre Hoͤhe suche, Und den erhabnen Schwulst des Hochmuts Geistes fluche. Jo- Seufzer der Suͤnder um Gnade. Johannes war sehr gros; er war ein scheinend Licht Ein glimmend duͤstrer Tacht, gleicht einer Fakkel nicht; So wenig gleich ich ihn: doch werd ich ihm noch gleich Wenn ich demuͤthig bin in Christi Himmelreich. Seufzer der Suͤnder um Gnade. A ch! Vater hoͤre doch das Weinen, Der Suͤnder die vor dir erscheinen, Mit schwer beladner Missethat; Wir liegen hier mit unsern Wun- den, Die nicht geheftet noch verbunden, Gib Balsam her aus Gilead. W ilt du uns denn in unsern Noͤthen Als ein gerechter Richter toͤdten, Hast du den Bogen schon gespannt; Halt ein, halt ein mit deinen Wuͤrgen, Wir laufen schon zu unsern Buͤrgen, Zum Heiland den du uns gesand. O ! JEsu ! laß uns Gnade finden, Wir flehn bei unsern grossen Suͤnden: Erbarme dich, erbarme dich : Ja! Ja! der Glaube laͤst uns hoffen, Du haͤlst die Liebes Arme offen, Wir danken dir des ewiglich. K 5 Nun Morgen-Gedanken. N un guter Geist ! laß uns bestreben Jnskuͤnftig heiliglich zu leben Da wir jetzt gehn zum Gnadenstuhl Ach! laß uns nicht in Suͤnden sterben, Auch nicht an Seel und Leib verderben, Bewahr uns vor dem Schwefel Pfuhl. Morgen-Gedanken. D ie Schatten schwarze Dunkelheit Verflieget vor der Morgensonne, Die ihre Strahlenreiche Wonne Von guͤldner Hoͤhe auf uns streut. Drum auf o Mensch! und sieh die Wunder Der aufgewachten Erden an, Da deiner Andacht kalter Zunder Von neuen Feuer fangen kann, Dem grossen Schoͤpfer durch dein Singen, Ein Morgenopfer darzubringen. A uf, auf der muntern Voͤgel Chor Wacht schon und schwenket ihr Gefieder Es stimmt schon an die Morgen Lieder, Und komt dir in der Andacht vor: Drum oͤfnet euch ihr traͤgen Augen, Nach der schon laͤngst verschwundnen Nacht; Jhr Morgen-Gedanken. Jhr werdet nun zu sehen taugen Was GOtt vor Wunder hat gemacht, Die an dem Himmel, auf der Erden, Ja! allenthalben sichtbar werden. S ieh an die holde Lieblichkeit, Des regen Luftkreis schoͤn Gewimmel, Sieh an den bunt gefaͤrbten Himmel Bei dieser frohen Morgenszeit. Wie strahlt dir nicht des Hoͤchsten Guͤte Die deine Lebens Kraft erhaͤlt Recht herrlich ins erwekt Gemuͤthe Da Licht und Glanz ins Auge faͤlt? Bedenke dies und laß vor allen, Dafuͤr zum HErrn ein Danklied schallen. S chau an die warm und feuchte Luft, Wie dadurch, Berge, Thaͤler, Auen Den Baͤum und Fruͤchten Balsam thauen; Schau an, wie dieser nasse Duft Ein lechzend Feld zum Wachsthum traͤnket, Wie diese klare Silberflut Sich rollend zu dem Keimen lenket, Wie Perlen auf den Blaͤttern ruht. Must du nicht selbst, hie sei, gestehen Jn Spiegeln GOttes Guͤt zu sehen? S ieh wie sich alles freudig regt, Bei diesen frischen Heiterkeiten Der lieblich warmen Fruͤhlings Zeiten: Und wie die Erde Fruͤchte traͤgt. Empfindest du in deiner Seele Die Strahlen von dem Morgenlicht; Geneußt die Brust des Lebens Oele Wenns Sonnenfeur die Luft durchbricht: So Morgen-Gedanken. So must du Mensch! des Geistes Leben, Zur Dankbarkeit dem Schoͤpfer geben. S ieh wie das bunte Blumen Heer, Das Anmuthsvoll hervor gesprossen, Die Kelche wieder aufgeschlossen, Nachdem der Sonnen feurig Meer, Die neuen Strahlen auf sie schikket, Und sie nach einer kuͤhlen Nacht, Mit ihren Lebenslicht erquikket: So must du, da du aufgewacht Des Himmels Gnaden Einfluß fassen, Und auch in dein Herz dringen lassen. O HErr des Lebens! deine Guͤt, Die mich in dieser Nacht bedekket, Und jetzt gesund hat auferwekket Die preist mein dankbares Gemuͤt. Du wirst mir auch an diesen Tage Durch Vaͤterliche Huld erfreun, Damit ich noch am Abend sage; Jch lebe HErr durch dein Gedein, Zu dir will ich die Haͤnde falten, Denn du hast mich bisher erhalten. B ewahre mich auf ebner Bahn Daß ich mit Vorsaz nicht verlezze, Dein klar und heiliges Gesezze Daß du im Wort mir kund gethan. Gib daß ich moͤge deinen Willen, Mit wahrer Herzens Freudigkeit So wie du mir befiehlst, erfuͤllen; Gib daß ich heut und allezeit Als dein Kind, dir zu Ehren lebe, Bis ich zuletzt den Geist aufgebe. Spa- Spare deine Busse nicht. Spare deine Busse nicht. S pare deine Busse nicht Seele bis der Leib erkranket; Weil alsdenn das Lebenslicht Ohne alle Kraͤfte wanket: Wenn die Glieder schon erkalten, Jsts zu spaͤt die Haͤnde falten: Denn du must dort vors Gericht Spare deine Busse nicht. S pare deine Busse nicht Bis die Krankheit deine Glieder, Wirft aufs Sterbe Bette nieder; Denn wer ist der dir verspricht: Ob des Leibes muͤrbe Scherben, Schleunig oder langsam sterben; Bis des Koͤrpers Bau zerbricht Spare deine Busse nicht. S pare deine Busse nicht Weil man oͤfters muß ansehen, Wie Verstand, Gehoͤr, Gesicht, Bei verwirrter Hitz vergehen, Viele sind, die dies empfunden, Jn den letzten Todesstunden Jhr Exempel lehrt die Pflicht Seele! spar die Busse nicht. Die Die Gleichheit der Menschen. Die Gleichheit der Menschen. G OTT hat uns alle gleich gemacht, Da wir an diese Welt gebracht; Aus einen Staub belebter Erden, Muß jeder Mensch gebohren wer- den. Wir sind auch all auf einer Welt, Als Wandersleute aufgestellt; Wir gehen nach gesetzter Weise, Nur einen Weg der Todes Reise Wir haben all an einen Heil Ja! auch durch wahren Glauben Theil, Und man kann nur bei Eitelkeiten, Um eingebildtes Vorrecht streiten, Und dies ist nichts, drum nehmt in acht, GOtt hat uns alle gleich gemacht. Bitte um die Gnaden Fuͤhrung GOttes. F uͤhre mich GOtt ! heiliglich denn dein Rath ist wunderbar, Und behuͤte meine Seel unter Mesech vor Gefahr. Laß Wunderbar nur seelig. Laß mich deine Vorsehung weiser Schoͤpfer, stets verehren! Staͤrke mich durch deinen Geist wenn ich sie soll an- dern lehren. Kann ich deren Tieffe nicht mit dem bloͤden Sinn einsehn, So laß mich ins Heiligthum, hinter ihren Vorhang gehn, Find ich da auch Dunkelheit; so laß mich in seelgen Lichte, HErr! vor deinen Angesicht preisen deiner Macht Gerichte. Wunderbar nur seelig. W underbar nur seeliglich Jst der Wunsch bei meinen Gluͤkke: Wenn ich bei der Dornen Stich Nur die Anmuths Rosen pfluͤkke; HErr ich bitte leite mich, Wunderbar nur seeliglich. W underbar nur seeliglich Wird ein Frommer stets gefuͤhret Darum bitt ich GOtt ! auch dich, Wenn mich wahres Fromsein zieret; Wankt mein Glaube ach! so sprich Wunderbar nur seeliglich. Wun- Nach dem Tode koͤmts Gericht. W underbar nur seeliglich Sei mein Anfang und mein Ende; Hofnungs Anker fall und brich! Jch fall doch in GOttes Haͤnde: Denn das Wort, das troͤstet mich, Wunderbar nur seeliglich. Nach dem Tode koͤmts Gericht. N ach dem Tode komts Gericht, Hoͤret dies ihr Menschen Kinder: Da GOtt stoͤßt die frechen Suͤnder Weit, von seinen Angesicht, Merket dies und suͤndigt nicht Nach dem Tode komts Gericht. N ach dem Tode komts Gericht Aller die auf Erden wohnen Da wird man wie Paulus spricht, Jedem nach den Werken lohnen, Merket dies, eh es geschicht, Nach dem Tode komts Gericht. N ach dem Tode komts Gericht Da die auserwaͤhlten Frommen Wenn der Graͤber Dekkel bricht, Zu der Schaar der Engel kommen Drum merkt dieses Worts Gewicht Nach dem Tode komts Gericht. Die Die Maienblumen. Die Maienblumen. Z u der holden Fruͤhlings Zeit ging ich in den gruͤnen Wald, Zu dem Tempel der Natur, stiller Andacht Aufenthalt, Jn dem Ehrfurchtsvollen Dun- keln mein Gemuͤte zu erquikken, Und die holden Maienblumen zum Vergnuͤgen abzupfluͤkken. Jch fand ihre weisse Pracht, die aus dem beschilften Gruͤn Zwar in tiefer Niedrigkeit, doch mir sehr erweklich, schien. Jch brach sie von ihren Stengeln, mit wollriechenden Gebuͤschen, Woraus suͤsse Duͤnste steigen, Lung und Herze zu erfrischen. Als ich einen dikken Straus in ein kleines Band ge- bracht, Setzt ich mich auf einen Stamm und besahe mit Bedacht, Dieser Blumen nette Formen, die an zarten Sten- geln prangen, Und wie lauter kleine Glokken, in gezierter Ruͤnde hangen. Es gefiel mir die Gestalt und gedachte auch dabei, Daß ein gruͤn Gebuͤsch mit Recht, schon vorlaͤngst genennet sei, Der Natur geweihter Tempel; weil hier ebenfals die Glokken, Uns den Schoͤpfer zu verehren; zwar durch keinen Schall anlokken, Erster Theil. L Doch Die Maienblumen. Doch mit vieler Anmuth lehrn: daß in einen stillen Hain Viele Dinge anzusehn, die uns Andachts Glokken sein; Daß nicht nur der Baͤume Wipfel und der Blaͤtter rauschend Regen, Sondern auch die kleinsten Kraͤuter, zu des Schoͤp- fers Preis bewegen. Diese weisse Fruͤhlings Schaar, die der Schoͤpfer ausgestreut, Die dem Augen woll gefaͤllt, und uns im Geruch erfreut, Uberzeugt uns von der Guͤte, die der Hoͤchste fuͤr uns heget, Der in diese Kunst-Gewaͤchse so viel suͤssen Nuz ge- leget. Das erhellt noch mehr wenn man draus ein lieblich Wasser brennt, Das man wegen seiner Kraft, als ein Lebens Was- ser kennt, Und die Aerzte oͤfters brauchen und zum Gegenmit- tel waͤhlen, Wenn der Krankheit bange Uebel den verdorbnen Koͤrper quaͤlen. Denken wir dem allen nach; so bezeugt die Maien- blum Uns des Schoͤpfers weise Guͤt und treibt uns zu sei- nen Ruhm; Jhre weisse Silber-Glokken, die vor andern lieb- lich klingen, Jn der Waͤlder Heiligthume, treiben mich also zu singen: Jn Die Maienblumen. J n der Waͤlder Heiligthume, Bluͤht zu deines Nahmens Ruhme, Schoͤpfer! aus der gruͤnen Zier Manche schoͤne Blum herfuͤr, Die durch ihr bestrahltes Glaͤnzen, Den bemoosten Grund bekraͤnzen. W ie gar lieblich kann im Maien, Sonderlich das Herz erfreuen, Die man Maienblume heist: Wenn das Aug sich daran speist; Wenn draus lieblich Bitter quillet, Staͤrkend das Gehirn erfuͤllet. D ieses sind die Anmuths Gaben Die wir Vater! von dir haben. Ach! erkennten wir die Guͤt, So wuͤrd diese Maien Bluͤt Durch die vielen Gnaden Glokken, Unser Herze zu dir lokken. G ib daß diese Glokken Zeichen, Bei mir ihren Zwek erreichen: Daß so oft ich solche seh, Sich mein Herz zu deiner Hoͤh, Mit gefalltnen Andachts Haͤnden, Moͤge im Gebete wenden. D a in den belaubten Waͤldern Gruͤnen Thaͤlern, Auen Feldern Viele Glokken Blumen stehn: So laß es ans Herze gehn, Daß ein jeder Ort der Erde, Mir ein Andachtstempel werde. L 2 Wenn Der rothe Johannis Beeren Busch. W enn der Kirchen Glokken schallen, So laß mich mit Freuden wallen Nach des Zions Heiligthum, Und daselbst zu deinem Ruhm Singen, Beten, heilge Lehren, Aus dem Wort zum Leben hoͤren. Der rothe Johannis Beeren Busch. E in gruͤn belaubter Busch der voll Jo- hannis Beeren, Und von des Gaͤrtners Hand mit woll- geschlifnen Scheren, Als wie ein Krantz geschnitzt; der ruͤhr- te mein Gesicht, Da ich zum Garten kam, durch sein gefaͤrbtes Licht: Jch ward dadurch entflammt aus dessen Kostbarkeiten, Zu ihres Schoͤpfers Ehr ein Loblied herzuleiten. Mein GOtt ! welch eine Lust! wenn durch sma- ragdnes Gruͤn Jm rothen Schimmer strahlt die Beerlein, wie Rubin, Die nach dem Augenschein an schoͤnen Schnuͤren han- gen, Und in gezogner Reih wie rothe Perlen prangen. Sieht man den Busch recht an, wenn bei der Mor- genzeit, Die Sonn den Feuerstrahl recht auf die Beeren streut: So Der rothe Johannis Beeren Busch. So sieht man eine Meng von kleinen Sonnen glim- men, Jn deren Jnbegrif verguͤldte Koͤrner schwimmen. So wunderbar ist GOtt in seiner weisen Macht, Kein Koͤnig glaͤnzet so mit seiner Kronen Pracht, Als dieses Buͤschlein thut, daran die Beeren scheinen, Wie runde Kuͤgelchen von glatten Edelsteinen. Jhr Schoͤnen dieser Welt! seht dieses Busches Kranz, Beschaut den lieblichen, durchsichtgen Wunderglanz Welch ungezaͤhlte Meng von praͤchtigen Carbunkeln, Seht ihr an seinen Haupt, in schoͤnster Ordnung fun- keln! Wie pranget eine Braut, wenn ihre Mirten Kron, Der Keuschheit gruͤner Schmuk, der reinen Tugend Lohn Mit Perlen durchgestikt, mit Diamant besezzet, Und andern Steinen mehr, die man von Werthe schaͤzzet! Und was ist dieser Schmuk, bei dem, was die Natur, An der Johannis Beer und ihres Buschs Figur Vor herrliches gemacht? Wie ist die Braut zu achten, Wenn wir im Gegentheil dies Kron Gebuͤsch be- trachten? Und woher koͤmt es doch, daß wir das kuͤnstlich Gruͤn Mit Edelstein besetzt, dem, von Natur vorziehn, Da das Natuͤrliche, doch noch viel schoͤner glaͤnzzet, Als alles Kuͤnstliche, daß diese Schoͤnen kraͤnzzet? Es komt aus einen Trieb verkehrter Einbildung, Die zeuget unvermerkt hernach Verwunderung, Da wir demjenigen, was wir gar selten sehen, Bei dem Gewohnheitsschlaf, den Vorzug eingeste- hen. Man ruͤhmt die Kostbarkeit, die jene Koͤnigin Cleopatra genannt, aus einen Hochmuts Sinn L 3 Die Der rothe Johannis Beeren Busch. Die Perlen eingeschlukt und auf einmahl verschwendet, Wofuͤr die Eitelkeit, das Beste sonst verpfaͤndet. Mir scheinet diese That, nicht sonderbahr zu sein, Jch seh, wie dieses hier, Hoch, Niedrigen, gemein, Da wir das saure Suͤß, aus den Johannis Beeren, Und mit denselbigen Rubinen auch, verzehren. Wie guͤtig ist der HErr , der diesen edlen Saft, Der uns erquikkend labt, so reichlich angeschaft, Der unsern heissen Gaum ein kuͤhlend Julep reichet, Dem fast kein Perlensaft, nach seiner Wirkung gleichet. Und dieses Labsahl setzt uns seine Guͤte fuͤr, Mit lieblich funkelnder und holder Beeren Zier; Darin die Troͤpfelein, als rund gefoͤrmten Schalen, Wie roth gefaͤrbter Wein, durch Cristallinen strahlen. Da wird das Aug vergnuͤgt, die Zunge woll gelabt, Daraus erhellt der Schlus: indem uns GOtt begabt Pflegt er der Menschen Sinn von jeder Seit zu ruͤh- ren, Damit sie allemahl den Geber koͤnnten spuͤren. Das Auge findet hier in kleiner Beeren Pracht, Des grossen Schoͤpfers Glanz, der ihren Schmuk gemacht; Die Zunge wird erquikt, wenn sie die Saͤfte schmek- ket, Die ein verdorter Gaum mit heisser Sehnsucht lek- ket. Ach! fiele jederman in dem Genusse bei: O! Seele sieh und schmek, daß GOTT sehr freundlich sei. Die Die Schoͤpfung. Die Schoͤpfung ein Spiegel der Goͤttlichen Herrlichkeit. A uf entflammte Geister auf! schwinget der Gedanken Fluͤgel, Zu dem Anfang aller Zeit, wo die Welt der Gottheit Spiegel Jn dem dunklen Nichts vergraben, da noch alles unsichtbar, Auser das erhabne Wesen, das der Dinge Ursprung war, Und sich nur allein bekand. Auf! beschreibt in kla- ren Rissen, Wie sich auf der Gottheit Wink, alles offenbahren muͤssen Du unentlich ewigs Wesen! huͤlltest dein nothwen- dig Sein, Jn den unbestimmten Grenzen dunkler Ewigkeiten ein Bis es, unbeschreiblich All! wie wir unbegreiflich lallen, Deiner Weisheit, deiner Macht, diese Welt zu baun, gefallen. Auf dein wuͤrkend Allmachts Wollen kam der Ele- menten Heer, Aus des Nichtes dunklen Schosse, brach hervor des Urstofs Meer, L 4 Daß Die Schoͤpfung Daß man sonsten Chaos nennt, dessen schwermen- des Gewimmel, Wie ein untermengter Stoff von der Erde, von dem Himmel Ja! von allen Kreaturen, die durch deine weise Macht, Binnen den sechs Schoͤpfungstagen in der Ordnung Kreis gebracht. Welch unendlicher Verstand! der dis auf einmal erwogen, Und ein iedes an dem Ort, aus der Klufft hervor- gezogen! Welch durchdringend sehend Auge hat dies alles eingeschaut, Was dazu erfordert wuͤrde, eh die Welt recht aufgebaut, Welche Theile, welchen Raum sie nach ihren Stand zu fuͤllen: Dieses alles zeiget klar von allwissend weisen Willen, Da die Welt in ihrer Ordnung, in die Kette ein- gebracht, Die das nun bestimmte Ganze, zu verbundnen Ku- geln macht. Deines Geistes rege Kraft, die den wuͤsten Klump bewegte, Und den neblicht duͤstern Grund durch den Allmachts Hauch erregte, Trieb die ungeformten Theile der Materie der Welt; Daß sich alles nach einander, in der Ordnung dar- gestelt. Wie die schnelle Scheidung kam; da must in ge- schwinden Wallen, Alles ein Spiegel der goͤttlichen Herrlichkeit. Alles wo es hin bestimt, in gewisse Grenzen fallen. Dein allmaͤchtig wuͤrkend Reden, rief der dunklen Finsternis, Die aus ihren schwarzen Raume alsobald das Licht ausblies, Das mit seinen hellen Strahl auf der truͤben Tiefe glaͤnzte, Und den angeflammten Tag von des Nachtes Schat- ten grenzte. Da die lichten Feuertheile sich so lang herumbe- wegt, Bis das helle Meer der Sonne, sich in seinen Kreis gelegt, Welch ein Abgrund folgte da, in den ausgedehn- ten Hoͤhen, Als dein Wink die Veste lies in gespannten Duͤn- sten sehen! O! ein Raum der unsre Blikke, wenn sie noch so scharff verschlingt Und den Geist der ihn ermisset, schwindelnd in Ent- zuͤkkung bringt! Zeigte sich drauf Grenzenlos, als die Lufft sich durchgedrungen, Und in einer freien Hoͤh, von dem Licht verduͤnnt, geschwungen. Wer kan dieses Lufft Gewoͤlbe, das sich mit den Wolken dreht Und in hocherhabnen Kreisen, nach dem Gleichge- wichte geht, Ohn Verwunderung ansehn? Da so ungeheure Lasten, Durch die Allmacht unterstuͤtzt, gar auf keinen Pfei- ler rasten, L 5 Du Die Schoͤpfung Du o! HErr von grosser Kraften, du erhaͤlst der Wolken Schwarm, Jn dem regel maͤßgen Schweben, blos durch deinen Wunder Arm, Darum muß ein ieder Blick, nach den tief gewoͤlb- ten Weiten, Uns HErr ! deine Maiestaͤt, die dies alles haͤlt, ausbreiten. Lag der Erden tieffe Flaͤche, noch mit Wasser uͤ- berdekt, Und in ausgeschaͤumten Schlamme, einer tieffen Fluth verstekt: So floh auf ein einzig Wort, das im Anfang hies: Es werde. Das Gewaͤsser aufgethuͤrmt, von dem dichten Grund der Erde, Rauschend in die tieffen Schluͤnde die dem Boden eingedruͤckt, Wo sie in die steilen Uffer, als in Schranken ein- geruͤckt, Jhren wirbel vollen Lauf, in den Baͤchen, Fluͤssen, Seen Schlingend durch den trocknen Ball ausgehoͤlter Er- de drehen. Also wurden die Gewaͤsser, in die Gruͤffte ein- gesenkt, Und durch Baͤche, Fluͤsse, Seen zu dem Welt Meer hingelenkt Welches die allweise Macht in die Riegel so ge- daͤmmet, Daß es nicht mehr wie zuerst Erd und alles uͤber- schwemmet: Und so ward der Boden trokken, dessen schwaͤrzli- che Gestalt; Auf ein Spiegel der goͤttlichen Herrlichkeit. Auf der Hoͤchsten Macht Geheisse, gleich der An- muth Auffenthalt Als die innre Saamen Kraft, auf einmahl hervor- gegruͤnet, Welches Gras der schroffen Flaͤch unsrer Erd, zur Dekke dienet. Da sind Kraͤuter, Baͤume, Blumen, mit der bunt gefaͤrbten Pracht, An dem dritten Schoͤpfungstage uns zum Nutz, her- fuͤrgebracht, Eh der Mensch, der Herr der Welt, noch sein Lust- haus eingenommen, Ward schon alles angeschafft, was er zum Besitz bekommen. O! du Vater alles Lichtes, hier erscheint die Vor- sehung, Deine weise Wunderguͤte, die noch ohne Aende- rung, Zur Erhaltung des, was lebt, laͤst den schwangern Schooß der Erden, Von des Saamens Bluͤt und Frucht, alle Jahre traͤchtig werden. Welch Vergnuͤgen lies sich sehen, da das schoͤne Paradies, Sich an diesem Schoͤpfungstage, mit der holden Anmuth wies, Welches GOtt , der Kreatur, die gemacht nach seinem Bilde, Jn dem edlen Unschuldsstand eingeraͤumt zum Lust- gefilde. O! du Wohnplatz suͤsser Ruhe, Auffenthalt der guͤldnen Zeit! Ewger Guͤte Gnadentempel, wer kann nach der Herr- lichkeit Die Die Schoͤpfung Die aus unser Schuld verlohrn, sehnsuchts voll zu- ruͤkke blikken, Ohne sich dein reizend Bild, dabei ins Gemuͤth zu druͤkken! Alles, was man Schoͤnheit nennet, alles was man Anmuth heist Was uns zum Vergnuͤgen waͤchset, was uns zum Ergoͤzen fleußt, Was den Sinnen wollgefaͤllt, war in Edens gruͤ- nen Auen, Mit entzuͤckter Herzenslust damals reizend anzu- schauen. Dies o! Schoͤpfer hat dein Wollen nach einander vorgestellt, Was vor Wunder aber stekken in der tieffen Un- terwelt, Jn der Erden harten Schooß, in den ausgehohlten Schachten? Die bei diesem Tagewerk, noch mit Andacht zu betrachten. Wenn man in die Eingeweide der verborgnen Erde dringt, Jn die dunklen Schatzes Kammer wo das Gold und Silber blinkt. Und das nuͤtzliche Metal: So man muß geruͤhrt gestehen, Daß der Reichthum deiner Guͤt, in der Tieffe auch zu sehen. Doch ihr Sinnen hebt euch wieder zu den nun be- stirnten Hoͤhn, Wo sich an dem Firmamente, Sonne, Mond und Sterne drehn Welch ein feurig Lichter Heer faͤngt nun an mit sei- nen Strahlen, Dieses ein Spiegel der goͤttlichen Herrlichkeit. Dieses blaugewoͤlbte Rund zu verguͤlden, zu be- mahlen. Welch ein schwebend Feuerballen, welzt sich um des Himmels Zelt, Der als eine Uhr der Zeiten, Tag und Nacht in Ordnung haͤlt; Welch ein heller Silber Mond, rollt mit ungezaͤhl- ten Sternen, Die uns bei der Finsternis, dienen, stat der Nacht Laternen! O! du hoch erhabner Schoͤpfer! diese zeugen Tag und Nacht, Von der ungemeßnen Groͤsse einer weisen Wunder Macht. Die am hohen Himmels Dach, so viel Lichter auf- gehangen, Die zu deiner Gottheit Ruhm, als ein schimmernd Feurwerk prangen. Wie erstaunet das Gemuͤthe, wenn es diese Ster- nen Welt, Mit geschaͤrfften Augen siehet, und was solche in sich haͤlt; Wenn es deren Glanz erwegt, da die blauen Him- melsbogen, Mit dem schwarzen Flor der Nacht allenthalben uͤ- berzogen: Alsdenn scheinet uns der Himmel, wie ein ausge- spanntes Feld, Das auf seinen dunklen Grunde, guͤldne Saaten vorgestellt. Doch will man das Sternen Heer nach den ange- nomnen Groͤsseu, Und ein iegliches Gestirn nach dem Umfangs Kreis ausmessen: So Die Schoͤpfung So wird uns die Sternen Buͤhne und derselben Flammenschein, Eine unermesne Gegend ungezaͤhlter Welten sein; Die im tieffen Abgrunds Thal, zu des Allerhoͤch- sten Ehren, Wenn man immer weiter dringt, aller Zahlen Zahl vermehren. Solte dieses Lustgebaͤude, das die Weisheit aus- gedacht, Und der Allmacht wuͤrkend Werde bis daher zum Stand gebracht, Ein bewohnter Schauplatz sein? so must du nach deinen Willen Schoͤpfer ! dieses Wunderhaus mit Lebendigen erfuͤllen. Wie verlanget; so geschehen. Es bewegte sich das Meer, Von lebendigen Gewimmel: Da entstand der Fi- sche Heer, Das da lebt im Wasser reich, in den Teichen, Fluͤs- sen, Seen, Wo derselben Meng und Art ihres Schoͤpfers Ruhm erhoͤhen. Ungeheure Meeres Wunder schwingen da ihr Haupt empor, Die mit fuͤrchterlicher Stellung gehen aus der Tief hervor, Vor derselben Schreckensblick selbst dieienigen er- beben, Die mit einen frechen Muth, zwischen Lufft und Wasser leben. Welch ein Anblick! wenn der Drache, der im Schilf des Meeres schaͤumt, Auf- ein Spiegel der goͤttlichen Herrlichkeit. Aufgeschwollne Wellen speiet, in die Hoͤhe schlaͤgt und baͤumt; Wenn der Wallfisch daher faͤhrt, vor dem die ge- welzten Wellen Als wenn sie sich vor ihm scheun, abermal zuruͤkke schwellen? Um denselben schwimmt die Menge der beschuppten Fische, her Die mit rudernden Bewegen, bei der Hin- und Wie- derkehr, Wie belebte Pfeile schnell, durch die klaren Flu- then, dringen, Und auf ihrer glatten Bahn huͤpfend hin und wie- der springen. Sieht man mit erstaunten Sinnen, auf die unter- schiedne Art, Der beschuppten Wasserbuͤrger, die mit Panzern woll verwahrt; Denkt man nach die grosse Zahl, da so viele Mil- lionen Jn dem nassen Wasserreich, in dem Meer und Fluͤssen wohnen: So dient uns dies gros Gewimmel, das wir in dem Wasser sehn, Allemahl uns zu ermuntern, GOttes Weisheit zu erhoͤhn, Die mit Allmachtsvoller Krafft alle Tiefen ausge- gefuͤllet, Daß da wo die Fluthen gehn, seine Wunderguͤte quillet: Als das Wasserreich beseelet; ward der Lufftkreis auch belebt; Es entsteht ein Schwarm von Voͤgeln, der sich in die Hoͤhe hebt, Und Die Schoͤpfung Und die ausgedehnte Kraft anerschafner Fluͤgel schwinget, Dadurch sich dies leichte Heer segelnd immer hoͤher bringet. Welche ungezaͤhlte Schaaren fuͤllten da der Luͤffte Bahn, Dabei sich in ieden Arten deine Weisheit kund ge- than, Schoͤpfer ! da du grosse Kunst, in dies Feder- volk geleget, Daß sich durch der Fluͤgel Trieb uͤber Berg und Huͤgel traͤget. Welche helle Lust Gethoͤne schallten da aus ihrer Brust, Da sich ein natuͤrlich Gurgeln, daß sie selbsten un- bewust Aus der zarten Kehle drehn, und bei freudigen Gefieder, Jhr Geburthsfest vollenziehn und dir singen Freu- denlieder. Welch ein Anblick, da der Adler durch das wallend Element Das er mit den Fluͤgeln theilet, im geschwinden Flug durchrent! Und der Vogel Reichstag haͤlt, da er in derselben Orden, Als ein neu gebohrner Fuͤrst, der Gefluͤgel Koͤnig worden! Welch ein Heer war da zu sehen, da sich eine iede Art Nach den Triebe der Naturen an dem Hochzeits Tag verpaart, Da du als sie kaum gebohren, diesem Lufft Volk eingepraͤget: Daß ein Spiegel der goͤttlichen Herrlichkeit. Daß auch die Vermehrungs Krafft ihren Koͤrper beigeleget. Als die Lufft also bewohnet, war nur noch die Er- de leer, Die belebte deine Guͤte, durch der Wuͤrme krie- chend Heer, Das mit einer Anzahl Vieh, auf dein Machwort muste werden: Da sah man von Zahm und Wild, grosse neugebohr- ne Heerden, Die nach ihres Schoͤpfers Willen, Wiesen, Felder, Berg und Wald, Als den angewiesnen Zirkel, waͤhleten zum Auf- fenthalt. Hier kroch aus der Erden Schoos ein lebendiges Gewimmel; Da sprang von dem groͤßren Vieh, auch hervor ein gros Getuͤmmel, Das zu ihres Schoͤpfers Ehren bloͤkete mit starken Laut, Als wenn es den preisen wolte, der ihr Wohnhaus auferbaut, Und so herrlich ausgeziert, daß sie in den gruͤnen Gruͤnden, Auf den Bergen, in dem Wald, allenthalben Nah- rung finden. Hier zeigt sich uns abermahlen, eine weise Guͤt und Macht, Die im Reich der Erdenthiere, alles herrlich aus- gedacht, Daß es zu bewundern ist, wenn wir ihren Bau bedenken, Und auf eine iede Art, ein verstaͤndig Auge len ken. Erster Theil. M Auch Die Schoͤpfung Auch das kleineste Gewuͤrme, das in dem Mo- raste liegt, Und mit unsichtbaren Fuͤssen in geschwinder Wen- dung kriecht, Zeugt von einer Wunder Hand, die aus zartesten Gelenken Koͤnnen ein solch lebend Thier, das sich kruͤmmt, zu- sammen schraͤnken. Sieht das Auge auf die Grossen, die auf starken Knochen gehn, Und als schoͤne Kunstmaschinen die gelenkten Thei- le drehn; So ist alles wunderbar von dem Schoͤpfer aus- gezieret, Der das Triebwerk der Natur nach der Thiere Art formiret. Aeusert sich das weise Wissen nicht an ihren Man- nigfalt? Strahlt nicht eines Schoͤpfers Groͤsse, aus der Bil- dung und Gestalt? Wenn man ihre Arten zaͤhlt, die von ihm besondre Gaben, Nach der weisen Vorsicht Zweck, zum Gebrauch empfangen haben. Da erschienen auf sein Wollen, die gehoͤrnet an dem Haupt, Andre hatten spizze Klauen, womit die Begierde raubt; Diese hatten ihre Krafft, in den woll gesteifften Ruͤkken: Und ein iedes muste sich nach des Schoͤpfers Absicht schikken. So ward auch das Reich der Thiere, das die Weis- heit ausgedacht Durch ein Spiegel der goͤttlichen Herrlichkeit. Durch ein Allmachts volles Wuͤrken, in den schoͤn- sten Stand gebracht Einer aber fehlte noch, wer? ein Herscher, dem, mit allen, Dieses grosse Wunderhaus, muste zum Besitz zu- fallen; Der die Welt als einen Spiegel, mit Bewunderung beschaut, Die ein vollenkomnes Wesen, es zu kennen, auf- erbaut. Dieses war das letzte Stuͤck, das sein Meisterfin- ger bildet, Da er es nach seinem Bild, vollenkommen abge- schildet. Alles war nun schon zugegen in der Wohnung die- ser Welt, Welche reiche Nahrungsmittel, uͤberfluͤßig in sich haͤlt; Als die ewge Weisheit sich, diesen Vorwurf aus- erlesen, Der bei dem, was sichtbar ist, nie so edel ist ge- wesen: Dieses lehrt die Gottheit selbsten, die uns daher ih- ren Rath, Bei der Schoͤpfung eines Menschen, in der Schrifft beschrieben hat: Daß wir unserm Adelstand kennen, den er uns ge- geben, Und daß wir, als Herrn der Welt, die sein Bild- nis tragen, leben. Ein Klump von der todten Erde, ward durch die all- weise Hand, Also kuͤnstlich zubereitet, daß daraus ein Bild ent- stand, M 2 Das Die Schoͤpfung Das an Vollenkommenheit uͤber alle Thiere stei- get, Und an einen ieden Glied seines Meisters Groͤsse zeiget. Es trug sein Gesicht erhoben Erd und Himmel an- zusehn, Damit es die hellen Augen allenthalben konte drehn, Seines Schoͤpfers Herrlichkeit in den wunderbaren Werken, Die zum Schau ihm vorgestellt, mit den Sinnen zu bemerken. Seine Bildung des Gesichtes ward mit Schoͤnheit ausgeziert, Und mit glatter Haut umzogen, die recht kuͤnstlich auspolirt. Ja! des Hauptes Wunderbau zeigt von aussen, und von innen, Daß es GOttes Kunstwerk sei, der die Werkstat unsrer Sinnen, Jn dem ausgehohlten Kopfe wunderbarlich ange- legt, Und durch die Empfindungs Roͤhren, das verborg- ne Hirn erregt: Voller Wunder ist der Leib, den an Haͤnden, und an Fuͤssen, Durch der Nerven festes Band, GOttes Macht ver- binden muͤssen. Jhr die ihr die Koͤrper theilet, und der Theile Nuz- zen kennt, Wenn ihr mit geschaͤrfften Messern der Gelenke Fu- gen trennt, Brauchet die Gelegenheit in dem weisesten Ver- binden, GOtt ein Spiegel der goͤttlichen Herrlichkeit. GOttes Weisheit, GOttes Macht immer weiter zu ergruͤnden! Wir beschauen nur den Menschen, als der Allmacht Meisterstuͤck, Das er noch zuletzt gebildet, mit verwundrungsvol- len Blik; Diesen koͤrperlichen Theil, das Gehaͤuse ohne Seelen, Muͤste der erhabne GOtt , noch mit einen Geist ver- maͤhlen. Dies geschah, ein geistig Hauchen, das in Adams Koͤrper blies, Und durch ein verborgnes Athmen, Geist und Leben in ihm lies, Machte ihn zu einen Mensch, der mit einer Seel ge- zieret, Welche in dem Koͤrper wohnt, und ihn durch Ver- nunfft regieret. So ward Geist und Leib verbunden, das Geheim- nis volle Band Das unsichtbar ist verknuͤpfet, durch die weise All- machts Hand, Lehret welch ein Wunderwerk, in den Menschen sei zu finden, Das er wenn er in sich geht, doch nicht selbsten kan ergruͤnden. Welch ein Kleinod ward der Seele von dem Schoͤp- fer beigelegt, Die an dem Verstand und Willen ihres Lehnsherrn Bildnis traͤgt! Welch ein herrlich Weisheitslicht glaͤnzte in dem kla- ren Geiste! Der bei dem erlauchten Schein, GOtt in allen sah und preißte. M 3 Der Die Schoͤpfung Der Verstand, das Aug der Seele, war bei ihm ein helles Licht, Das durch die gewoͤlkten Nebel, durch des Jrthums Schatten bricht; Das den grossen Jehovah, als das hoͤchste Gut er- kante, Da des Willens reger Trieb, es stets zu geniessen brante. Dieses anerschaffne Gute, sproßte die vergnuͤgte Frucht, Eine Heiligkeit des Lebens, die des Schoͤpfers Ehre sucht, Da nach der Gerechtigkeit sich die reine Neigung lenkte; So daß kein verdorbner Trieb des Gesezzes Ziel ver- drengte. Als die GOttheit sich im Bilde an dem Menschen abgedruͤckt, Und mit ihrer Hoheit Strahlen dieses Meisterstuͤk ge- schmuͤkt Aus der Werkstatt gehen lies, bracht er ihn in E- dens Auen, Einen Wohnplaz suͤsser Lust, darin ferner aufzu- bauen. Adam sah mit starren Blikken, die gepflanzte Herr- lichkeit, Er fand auf der gruͤnen Erde, lauter Wonne aus- gestreut. Sein erstaunt geruͤhrtes Aug wurde zu den Himmels- bogen, Von dem heitern Licht erfuͤllt, voll Verwundrung hingezogen. Das vom Glanz bestrahlt Gesichte, sah an der be- stirnten Bahn, Von ein Spiegel der goͤttlichen Herrlichkeit. Von den inren Trieb beweget, immer neue Wun- der an: Die mit reger Freudigkeit sein geoͤffnet Hertz er- fuͤllten, Und mit neugezeigter Pracht, seine Lust der Augen stillten. Als er mit geschwinden Blikken, diesen Weltbau uͤbersehn, Musten auf des Schoͤpfers Winken, auch die Thie- re vor ihm stehn, Da sie alle, Paar bei Paar, von dem Menschen ihre Nahmen, Wie er, ihre Eigenschafft, weislich eingesehn, be- kamen. So ward er ein Herr der Thiere, deren ungezaͤhl- tes Heer, Durch ein himmlisches Gedeien, stets belebt, Erd, Lufft und Meer, Dem in seinem Paradies und begluͤkten Stand nichts fehlte, Als ein Weib, damit er sich, durch den Ehebund vermaͤhlte. Das ward auch von GOtt bestimmet, dessen Weis- heit und Verstand Jn des Adams Brust die Triebe, zur Gesellin an- gebrant. Darum must ein suͤsser Schlaf durch des Mannes Glieder dringen, Daß er ihm von seinen Fleisch, konte die Gesellin bringen. Adam schlief und eine Ribbe, die er in der Seite trug, Ward ihm unvermerkt entrissen, und der weisen Macht genug M 4 Jhm Die Schoͤpfung Jhm daraus ein Weib zu baun, an derselben Schoͤn- heitsgaben, Umgang und Geselligkeit, er sein Hertze koͤnte la- ben. Dieses Schoͤnheits Bildnis wurde von des Schoͤp- fers Hand gemacht, Durch den Allmachts Hauch belebet; und da Adam aufgewacht Sah er mit vergnuͤgten Blik, was das ewig guͤtig Wesen, Jhm zu einer Augenlust, zur Gesellschafft aus- erlesen. Es gefiel ihm diese Schoͤne; ihrer Glieder nette Pracht, Und der Liebreiz des Gesichtes, woraus lauter An- muth lacht. Voll Verwunderung entzuͤkt, fand er in dem Bil- dungszuͤgen, Spuren einer weisen Macht, wie in seinen Koͤrper liegen. Er erblikte seine Ribbe, in veraͤnderter Ge- stalt, Die des Allerhoͤchsten Finger zu der Seelen Auf- enthalt Wunderbahrlich ausgebaut. Darum rieff er im Entzuͤkken. Jch kan Fleisch von meinen Fleisch, Bein von meinen Bein erblikken. Dies natuͤrlich Band der Liebe, ward der Treue fe- ster Grund, Bei der abgezwekten Ehe und den neu geschloßnen Bund, Der durch himmlisches Gedein, da der Segen aus- gesprochen, Wie ein Spiegel der goͤttlichen Herrlichkeit. Wie ein Baum voll Fruchtbarkeit, immer weiter ausgebrochen. Also ward die Welt gebauet, und der Kreaturen Heer, Ward der weisen Allmachts Spiegel, worin zu des Hoͤchsten Ehr, Das vernuͤnfftige Geschoͤpf, immer neue Wunder siehet, Wenn es den erhabnen Geist auf derselben Kennt- nis ziehet. Sehet Menschen! welche Dinge euch zum Nutz her- vorgebracht, Preiset doch den grossen Schoͤpfer, ruͤhmt die Weis- heit, lobt die Macht, Das ist eure Andachts Pflicht, daß ihr die Voll- kommenheiten, Die ihr allenthalben schaut, sucht, wie billig aus- zubreiten. Darum ist die Welt erschaffen, darum haͤlt die Vor- sichts Hand Diese ungeheure Lasten, noch in ihren Unbestand; Darum lebt ihr in der Zeit, daß ihr die Geschoͤpfe sehet, Und des Geistes Andachts Aug auf den grossen Schoͤpfer drehet; Darum lebt ihr auf der Erden, daß ihr seht die wei- se Macht, Die dis alles durch ein Werde , euch zum Nutz herfuͤrgebracht. M 5 Das Das Paradies. Das Paradies. A uf! laßt uns an dem Paradies, Dem Wohnplatz, wo bei stillen Freuden Sich holde Lust und Anmuth wies, Die kummervolle Sehnsucht weiden! Dis ist der Garten, wo die Wonne, Der ersten Eltern Vorwurf war, Und wo der Gottheit Gnadensonne, Dem hellen Geiste offenbahr: Den GOtt der Unschuld reinen Leben, Zum suͤssen Auffenthalt gegeben. E r lag in der begluͤkten Welt, Wo eine ewge Vater Guͤte, Ein lustig Eden dargestellt, Mit lieblich aufgegruͤnter Bluͤthe. Er lag da, wo die Himmels Zinnen, Mit einen strahlen reichen Guß Von fetten Segen tropffelnd rinnen; Und wo ein safftig Ueberfluß, Bei einer steten Himmels Milde, Sich zeigte in dem Lustgefilde. D a war ein Garte angelegt, Auf einen gruͤn bepflanzten Grunde Wo man das, was die Erde traͤgt Jn einer schoͤnen Sammlung funde. Die Kraͤuter und die Grases Spizzen, Vom Das Paradies. Vom Finger der Natur gedreht, Die schlingend durch einander sizzen, Und wie ein Teppich ausgenaͤht: Dis kuͤnstliche Natur Gewirke, Das uͤberdekte sein Bezirke. H ier konnte sich das Augenlicht An Blumen mancher Art ergoͤzzen, Die ein bewunderndes Gesicht, Jn froͤliges Erstaunen sezzen. Hier gab bei sanfter Luͤffte Saͤuseln, Der Bluͤthen ausgedampfter Dunst Von sich, durch ein unsichtbar Kraͤuseln Die unaufhoͤrlich suͤsse Gunst: Dadurch zu dem vergnuͤgten Leben, Stets frischen Einflus herzugeben. M an sah die aufgegruͤnte Zier, Die Weide der zufriednen Sinnen, An wohlgewachsnen Baͤumen hier, Die Knospen, Bluͤthen, Frucht gewinnen. Man sah zu allen Jahres Zeiten Ein unaufhoͤrlich lustig Bluͤhn; Man sah, wie Ast und Zweig bereiten, Ein schoͤn belaubtes Jmmergruͤn, Durch ihre schattenreiche Dekken, Den Menschen Kuͤhlung zu erwekken. O ! welch ein suͤsser Auffenthalt Jn wollgeflanzten Lust Alleen, Ein stets veraͤndert Mannigfalt Von Blumen, Baͤumen, Fruͤchten sehen! O! ein dreimahl begluͤktes Leben, Wenn uns kein aͤusrer Kummer plagt: Und Das Paradies. Und wenn durch kein verdorbnes Streben, Das Hertz sich in sich selbsten nagt; Wenn man den wollgeorndten Willen, Jn dem was er begehrt, kan stillen. D as ist ein Bild von eurer Lust, Begluͤckte! in dem Unschulds Stande, Da eure stets vergnuͤgte Brust, Noch frei von allem Kummer Bande. Jhr sahet mit erleuchter Seelen, Des Hoͤchsten grosse Herrlichkeit O! welch ein Labsal zu erwaͤhlen, Die Urquell der Zufriedenheit, Woraus mit stroͤmenreichen Guͤssen, Des Geistes Seligkeiten fliessen. J hr ward im hoͤchsten Gut begluͤkt, Und bei des Geistes reger Freude, Fand sich im Garten unverruͤkt Der Sinnen aͤusre Lust und Weide. Die Augen konten in den Auen, Die euch zur Wohnung eingeraͤumt, Ein tausendfach Vergnuͤgen schauen, Das aus der Segens Erde keimt; Sie konten an des Schoͤpfers Gaben, Die Lust begiergen Blikke laben. J hr kontet euren freien Blik, Wenn ihr euch daran satt gesehen, Von gruͤnen Paradies zuruͤk, Zum blauen Himmels Zinnen drehen. Der Glanz der strahlen reichen Sonne, Und der Gestirne guͤldne Zier; Benebst der funkelnd heitren Wonne, Jm Das Paradies. Jm ausgespannten Lufftrevier; Die Erde und die Sternen Buͤhnen, Die konten euch zum Schauplatz dienen. W enn die Natur euch angesagt, Des Koͤrpers Nahrung zu geniessen; So fand der Mund, was ihn behagt, Gleichsam in Milch und Honig fliessen. Die Baͤume hingen voller Fruͤchte, Mit Safft und Lieblichkeit gefuͤllt: Jhr nahmt dies schon bereit Gerichte; Da ward des Magens Trieb gestillt Mit solcher Kost, die Labsahl bringet, Und Hunger, und den Durst verdringet. W enn ihr euch dann bei sanfter Rast, Ließt in den kuͤhlen Schatten nieder; So sang euch von dem gruͤnen Ast Der Voͤgel Chor die Taffel Lieder. Dies leichte Heer zwang seine Kehlen, Bei gurgelnder Vergnuͤgsamkeit Euch, als der Herrschafft zu erzaͤhlen, Daß sie mit euch, darob erfreut, Dem HErrn des Himmels, in dem Gruͤnen, Mit einen frohen Dank zu dienen. D ie Thiere, die mit sanfften Trieb Noch in gesetzten Schranken lieffen; Da noch ein iedes stehen blieb, Wenn ihre Herrschafften sie rieffen: Die Thiere die noch leicht zu zwingen, Die kamen auf dem Wink daher Und musten euch Vergnuͤgen bringen Wenn ihr das lustig springend Heer, Auf Das Paradies. Auf seinen ebnen Rennebahnen, Ansaht als eure Unterthanen. E s war in Edens Segens Land, Noch mehr Vergnuͤgen zu geniessen. Man sah da uͤber guͤldnen Sand Der Baͤche perlend Wasser fliessen. O! welch ein liebliches Gefilde, Wodurch ein klarer Flus sich lenkt, Der da mit Stroͤmenreicher Milde Die ausgeschlagnen Pflanzen traͤnkt; Und wo die Baͤche, gruͤnen Auen Stets frische Labsahls Tropfen thauen. S o ward das schoͤne Paradies, Mit reichen Fluͤssen durchgewaͤssert, Das die vier Arme sehen lies, Dadurch des Gartens Lust vergroͤssert. Der Silbertropfen murmelnd Rinnen, Der Wellen wirbelndes Gespiel Vermehrete die Lust der Sinnen Die dem vergnuͤgten Paar gefiel; Weil auf des Wassers glatten Hoͤhen, Des Hoͤchsten Herrlichkeit zu sehen. W enn sie bei einer schwuͤlen Hitz, An frischen Bach und kuͤhlen Fluͤssen, Auf einen sammtnen Grases Sitz Mit Anmuth sahn, die Fische schiessen: Das muste ihrem Herz gefallen; Weil sie zu ihres Schoͤpfers Ehr, So sahn im Cristalinen wallen, Der Wasserbuͤrger schuppigt Heer, Das Das Paradies. Das aus den nassen Tieffen steiget, Und sichtbar GOttes Wunder zeiget. S o war ein ieder Gegenstand, Der ihre aͤusere Sinnen ruͤhrte, Ein Reitz, dabei das Hertz den Brand Empfundner Wollust freudig spuͤrte. Und dis erheiterte Gemuͤthe Fand taͤglich neue Lustbarkeit, Die ihres Schoͤpfers Wunderguͤte Jm Ueberflusse ausgestreut: Und bei dem freudigen Geniessen, Wust dieses Paar nichts von Verdriessen. W ie gluͤklich war ihr Buͤndnis nicht, Das gleicher Sinn und Neigung kroͤnte Da noch kein Theil, wie ietzt geschicht Den truͤben Leidenschafften froͤhnte. Hier war ein Hertz und eine Seele, Jn GOtt und in sich selbst vergnuͤgt; Kein Blik der aus den Augen scheele, Dem andern zum Verdrusse fliegt: Es must ein ieder Zug der Mienen, Zum Zeugnis aͤchter Liebe dienen. S o ward ein ieder Tag vollbracht, Jn diesen hoͤchst zufriednen Leben, Und selbst die Demmrung stiller Nacht, Kont ihnen Lust nnd Ruhe geben. Ward gleich ihr Bette nicht von Seiden, Und weichen Polstern zubereit: So ward auch kein bedorntes Leiden, Geschwaͤchten Gliedern unterstreut: So Das Paradies. So wie ihr Wachen nur Vergnuͤgen, So war nur Lust ihr schlafend Liegen. J hr Bette war die sanffte Erd, Mit Laub und Blumen ausgeschmuͤkket Darob kein Baldachin gekehrt Daran man Kunstgewirk erblikket. Der Himmel selbst mit seinen Bogen, Draus alle Schoͤnheits Farbe strahlt, War uͤber ihrem Haupt gezogen, Mit Licht und Farben uͤbermahlt: Der helle Mond, die lichten Sternen, Die waren ihre Nacht Laternen. S ie durfften um die Ruhestat, Auch keinen dichten Vorhang kehren, Noch Schildwacht; weil kein Hochverrath Sie in der Ruhe konte stoͤhren. Sie lebten in den sichren Grentzen, Des Landes der Zufriedenheit: Allwo ein immergruͤner Lenzen, Bei Tag und Nacht nur Rosen streut; Wo man bei dem erwachten Sorgen, Nicht seufzete nach Licht und Morgen. S o ward in sanffter Sicherheit, Entfernt von schwartzen Gram und Kummer Der dunklen Naͤchte Ruhezeit Vollbracht in einem suͤssen Schlummer: Und wenn die Morgenroͤth erwachte, Mit ihren neu entglomnen Licht, Die Post des muntren Tages brachte; So sah ihr heitres Angesicht Bei Das Paradies. Bei aufgegangner Morgensonne Verneute Blikke guͤldner Wonne. D a sah das Auge abermahl, Das Wunderwerk der Kreaturen, Der Geist fand wieder ohne Zahl, An allen Orten Gottheits Spuren: Die wurden Ehrfurchts voll erwogen, Die Andacht wieß den frommen Fleiß, Aus reiner Lieb und Lust gezogen Geschaͤfftig zu des Hoͤchsten Preis; Und ward bemuͤht von ganzer Seelen, Des Schoͤpfers Ehre zu erzaͤhlen. V on dieser Himmels Guͤt ernaͤhrt, Behielt der Leib stets frische Kraͤffte; Dabei war ihnen noch bescheert Des Lebensbaumes Nahrungssaͤffte. Die Panacee von diesem Stamme Die Frucht, das rechte Lebens-Oel, Bewahrte die Gesundheits Flamme Damit nicht der geringste Fehl Des Koͤrpers inren Bau verletzte, Und das Gemuͤth in Unruh setzte. W as war also das Paradies? Ein Wohnplatz, der im Schattenbilde Das kuͤnfftige Vergnuͤgen wies Das in dem himmlischen Gefilde Der guͤldnen Ewigkeit zu sehen. Es war ein recht begluͤktes Land Daraus die Furcht, die Angst und Wehen, So lang die Unschuld blieb, verbannt; Erster Theil. N Es Das Paradies. Es war ein Feld, auf dessen Auen, Nur Seegensthau und Frucht zu schauen. J edoch ein Baum der darin stand, Scheint diesen Lust Kreis zu verderben; Denn als dadurch das Boͤß erkannt, Da folgte auf das Leben, Sterben. Die Ungluͤksfrucht, die von der Schlangen, Mit Hoͤllen Giffte angestekt, Die hat der Eltern Lust, Verlangen Mit suͤndlicher Begier beflekt: Und dadurch, als die List gelungen, Sie aus des Lehns Besitz verdrungen. A ch! waͤre dieser Probe Baum Von GOttes Allmacht nicht erlesen: So waͤre der begluͤkte Raum, Der Menschen Wohnplatz stets gewesen: So aber waren bei den Rosen, Ein scharffer Dornen Stachel auch Die, wenn sie das Gehirn liebkosen, Durch ihrer Duͤnste suͤssen Hauch, Die unvorsichtgen Finger stechen, Und ihre Anmuths Blaͤtter brechen. S o denkt der blinde Unverstand, Der nachgebliebnen Adams Kinder, Die nunmehr ein bedorntes Land Zu bauen, als verfluchte Suͤnder. Das ist die Frucht von Schlangensaamen, Denn bei dem schnoͤden Apfel Biß Die ersten Eltern mit bekamen, Daß sie den Baum im Paradies, Als Das Paradies. Als eine Quell ansehn zur Suͤnden, Die doch nur in sie selbst zu finden. D er Mensch war Herr, doch unter GOtt, Der ihm ein paradisisch Leben Zum Lohn, und dabei ein Verbot, Zur Richtschnur seines Gluͤks gegeben: Er solte nichts von Baume essen, Der in des Gartens Mitte stund. Der Mensche konte leicht ermessen, Daß dies Gesezze seinen Grund: Und daß die Weisheit zeigen wolte, Daß ihr Geschoͤpf gehorchen sollte. D as ist das Recht der Billigkeit, Das blinde Luͤste uͤbertreten: Es waͤre noch die guͤldne Zeit, Wenn Menschen dies gehalten haͤtten. Doch da sie von des Teuffels Schlangen, Und ihren listgen Zauberthon, Durch ihre eigne Schuld gefangen, So war das der verdiente Lohn, Daß sie das Paradies verliessen, Des Ungehorsams Schuld zu buͤssen. S o ward uns Edens Herrlichkeit, Mit seinen Paradies verschlossen; Nachdem wir durch des Teufels Neid, Jn Adam, diese Frucht genossen. Betruͤbter Blik! in iene Stunden, Der Anfangs noch begluͤkten Welt, Wo sind sie? ach! sie sind verschwunden, Was ist hier nun? Ein Jammerzelt, N 2 Das Das Paradies. Das mit der Reich gezaͤhlter Tage, Nur haͤuffet Eitelkeit und Plage. J edoch o! Mensch, obgleich die Erd, Noch unter Bann und Fluch begraben: So bleibet dir doch unverwerth, Ein kleines Paradies zu haben. Gebrauche nur die Kreaturen Die uns des Schoͤpfers Guͤtigkeit, Auf hie und da begruͤnten Spuren, Zur holden Augenlust anbeut; Du wirst in Gaͤrten, Thaͤlern, Gruͤnden, Noch Paradiese uͤbrig finden. H oͤr CHristum in der Gnadenzeit, Des Hoͤchsten Bildnis zu erneuen: So wird die guͤldne Ewigkeit, Dich dort im Paradies erfreuen. Jm Glauben must du hier anfangen, Das laͤngstverlohrne Ebenbild, Am Geist, noch wieder zu erlangen: So wird dein Wunsch dort auch erfuͤllt, Da du wirst in des Himmels Auen’, Ein beßres Paradies beschauen. Gedan- Gedanken uͤber ein fliegend Wuͤrmchen Ephemeris. Gedanken uͤber ein fliegend Wuͤrmchen Ephemeris . E in fliegend Wuͤrmchen, das Ephemeris genant, Jst uns aus der Geschicht des Thier- reichs gnug bekant; Weil es denselben Tag, woran es erst entstehet, Auch wiederum verstirbt und schleunig untergehet. Jch wunderte mich drob, daß der Geburts Tag auch, Sein Todestag schon sei, und daß sein Lebenshauch Der doch vor kurzer Frist, sich erstlich angefangen, Auf GOttes Machtgeheis schon wieder unter- gangen. Doch fiel mir dabei ein; wie mancher Mensch er- blaßt Wenn er dem Othem kaum, zum Leben aufgefaßt! Ja! als ich weiter noch, der Menschen Ziel be- dachte, Und Zeit und Ewigkeit in ein Verhaͤltnis brachte: So sah ich, daß man sich nicht drob verwundern kann, Beim Leben faͤngt sich schon, der Menschen Ster- ben an: Wenn er gebohren wird, das ist des Lebens Morgen, N 3 Wird Gedanken uͤber ein fliegend Wuͤrmchen Ephemeris. Wird sein erblaßter Leib, ins dunkle Grab ver- borgen; So ist der Abend da. Die ganze Lebens Zeit, Daurt sie gleich noch so lang, ist doch ein fluͤchtig Heut. Doch dieser Umstand macht, bei unsern schnell Er- bleichen, Daß das Ephemeris, mit uns nicht zu vergleichen. Sein Leben, ist sein Todt; der Anfang ist der Schluß: Da erst auf unsern Todt, das Leben folgen muß; Bei unsern End muß sich zu einen ewgen Leben, Ein Anfang ohne End, in Ewigkeit anheben. Beantwortete Frage: Wo gut zu wohnen sei? W ir leben in der Welt, im Land der Eitelkeit, Darin die Menschen sind, bald hie, bald da, zerstreut: Der runde Erdenball ist weit und breit zertheilet, Da sich ein ieder Mensch in sei- nen Punct verweilet. Der eine wohnet gern in ienen Morgenland; Der andre klaget da, daß er im heissen Sand Den stets beschweißten Fuß, in diesen Weltstrich brennte, Wenn Beantwortete Frage: Wo gut zu wohnen sei. Wenn er Arabiens entflammten Sand durch- rennte. Der Ort, wo man erzeugt, die erste Lufft genießt, Jst sonder Zweiffel gut, wenn da das Gluͤkke sprießt Das unser Sin verlangt. Die Erde ist des HErren: Wenn wir nach GOttes Schlus in Nova Zembla waͤren; So muͤst es uns auch gut, bei seinen Gnaden- schein, Am kalten Norderpol, als wie in Suͤden sein. Die Welt ist nur ein Haus, darin die Laͤnder, Zimmer Dem einen scheint dies gut, dem andern ienes’, schlimmer, Nachdem die Neigung faͤllt; nachdem die Lebens- Art, Sich mit den Gegenden, allwo man wohnt, ver- paart, Darauf kommt alles an: Und will man dies ge- stehen So kann man auch hiebei des Hoͤchsten Weisheit sehen. Die Welt ist abgetheilt, in manches Reich und Land, Das menschliche Geschlecht hat durchs Gesellschaffts Band Sie wiederum verknuͤpft, indem sie allzusammen, Doch all aus einem Blut, von einem Ort her- stammen. Ein ieder der vergnuͤgt, lebt allemahl begluͤkt, Wo ihn die Vorsehung hat weislich hingeruͤkt. Dient er nur seinem GOtt , in angewiesnen Stande, So mag es in der Stadt; so mag es auf dem Lande N 4 Auf Beantwortete Frage: Auf Bergen, in dem Wald, in Feld und Thaͤlern sein: So denket die Vernunfft, doch der Geschmak spricht: Nein. Der die Gesellschafft liebt, und des Getuͤmmels Rauschen, Der wird nicht leicht die Stadt, mit einem Dorf vertauschen. Wer eine freie Lufft und stilles Leben liebt, Der waͤhlt ein freies Land dafuͤr er Staͤdte giebt Wer hat von Beiden recht? Sie finden alle Beide, Der eine hie, der da, fuͤr sein Gemuͤthe, Freude. Mein Urtheil ist hiebei: Es ist gut in der Stadt, Die, GOtt ist Sonn und Schild , zu ihrem Wappen hat. Das Leben taugt da nicht, da wo der Pfauen Orden Der stolzen Hoͤflichkeit, zum Buͤrgerrecht gewor- den; Da wo die Eitelkeit, die falsche Mode Welt Sich hinter Mauren stekt, und ihre Hofstat haͤlt; Das Leben taugt da nicht, wo man die Arglist liebet, Mit Tugend Glanz bekraͤnzt, und Klugheits Nah- men giebet. Das Leben taugt da nicht, wo man durch stolze Tracht, Die Buͤrger Ehrbarkeit, zu Adlers Schweiffen macht; Wo man die Hoͤflichkeit, in blossen Mienen sezzet, Und mit der Zunge liebt, und mit der That ver- lezzet. Das Leben taugt da nicht, wo man den Handel treibt, Und Wo gut zu wohnen sei. Und nicht die Billigkeit den rechten Werth be- schreibt; Wo man die Wageschal nur blos zum Vortheil haͤnget, Der Ellen Maaß verkuͤrzt, die kurze Waar ver- laͤnget. Das Leben ist da gut, wo auf dem freien Feld, Des Schoͤpfers Vorsehung den Seegen aufgestellt; Wo in der freien Lufft gesunde Winde wehen, Die Aecker woll beflanzt, von Fruͤchten traͤchtig stehen; Wo stille Einfalt wohnt, wo alte Redlichkeit, An stat des falschen Schwurs, die Hand zur Treue beut. Das Leben taugt da nicht, da wo die Erden Wuͤr- mer, So ungebaͤrdig sein, als wie die Himmelsstuͤrmer, Wo untern groben Tuch, ein groͤbers Herze stekt, Und sich der Bosheit Grim mit Laͤmmerfellen dekt, Die eine Liverei der wahren Einfalt heisset; Wo Tumheit, Unverstand mit Wollffes Zaͤhnen beisset: Da taugt die Wohnung nicht; obgleich dem stillen Land, Der Vorzug oͤffters wird vor Staͤdten zuerkant. Das Land ist da nicht still, wo der besoffne Bauer, Jn seinem Kruge schreit, als wie ein Gassenhauer, Wenn ihn der heisse Trank, den er wie Wasser saͤufft Die Kehle aufgesperrt, und das Gehirn ergreifft: Alsdenn stuͤrmt er das Dorff, und laͤst die Hunde rasen, Durch sein Geschrei erhizt, als wuͤrd zur Jagd ge- blasen. Das Leben taugt da nicht, wo man den Ehrentag, N 5 Der Beantwortete Frage: Wo gut zu wohnen sei. Der Ehe eingeweiht, nur braucht zum Saufgelag; Wo Zucht und Ehrbarkeit, mit Kraͤnzen zwar ge- zieret, Der Keuschheit Ehrenkranz in Raserei verlieret. Das Leben taugt da nicht, wo man bei saurer Muͤh, Bei Pferd und Ochsen lebt, als wie ein menschlich Vieh Die von dem Joch befreit, mit lauter wilden Springen, Jn ungezuaͤmten Lauf sich zum Verderben bringen. Wer sich in dieser Welt um einen Plaz bemuͤht, Allwo die Gottesfurcht, mit Redlichkeit recht bluͤht Der suchet einen Ort, die Wohnung aufzuschlagen, Der hier in dieser Welt, sehr schwerlich auszufragen; Der sucht ein Paradies, das laͤngst verlohren ist, Und das man nirgends find, woll in der Biebel liest: Doch den die Vorsehung gesezt in dieses Leben, Dem hat er hie und da, den Weltraum einge- geben, Wo man an ieden Ort, gut, loͤblich wohnen kan, Nimt man nur nicht dabei des Ortes Laster an. Die Wohnung ist da gut, wo man nach Tugend strebet, Und in der boͤsen Welt doch gut und christlich lebet; Wo man in Sodom zwar sein Wohnungs Zelt auf- schlaͤgt, Doch in dem Herzen Scheu, vor Sodoms Greuel hegt; Wo man bei Kedar wohnt, und dennoch Frieden liebet, Bis uns des Hoͤchsten Huld, in Salem Wohnung giebet. Das Das Lob der Gottheit angstimmet ꝛc. Das Lob der Gottheit angestimmet von den Kreaturen Himmels und der Erden. O ! GOttheit Quelle aller Dinge, Unendlich hoch erhabner Geist! Gib mir, da ich dein Lob besinge Den Trieb, der mich mir selbst ent- reißt, Und laß mich auf den Andachts Schwingen, Jns Chor der Seraphinen dringen Zu iener Geister Ewigkeit: Dort wo die seelgen Millionen, Nah deinem lichten Throne wohnen, Da sieht man deine Herrlichkeit. D och nein! des Geistes matte Fluͤgel, Von koͤrperlicher Last beschwert, Die steigen nicht zu ienem Huͤgel Wo dich die Schaar im Schauen ehrt; So lang des Leibes traͤge Banden, Des Geistes Fesseln noch vorhanden Klebt er noch an der Unterwelt: Drum laß mich nur der Gottheit Hoͤhen, An Das Lob der Gottheit angestimmet An denen Kreaturen sehen, Die Erd und Himmel in sich haͤlt. W as vor ein Chor! o was vor Heere Entdekken sich dem regen Geist, Woran sich deiner Gottheit Ehre Jm klaren Schattenspiegel weißt. O! was vor Koͤrper! was vor Zeugen, Seh ich aus iener Tieffe steigen, Die deine Herrlichkeit erhoͤhn: Da sich in ungemeßnen Kreisen, Des Lufftraums, nach bestimmten Gleisen, So viele tausend Welten drehn. D ie Sonn der Fuͤrst im Reich des Lichtes Das ienen Oberkreis erfuͤllt, Jst des unsichtbarn Angesichtes Der Gottheit feurig Ebenbild. Die ausgeblitzten heitren Strahlen, Die flammend deine Pracht abmahlen Und Feuer Piramiden sein, Die sind HErr ! deine Ehrensaͤulen, Die sich in Suͤd, West, Nord zertheilen, Wenn sie im Osten aufwerts ziehn. D es Himmels ausgespannte Bogen, Der blaugewoͤlbete Saphir Von Wolken Vorhang uͤberzogen, Die stelln uns einen Schauplaz fuͤr. Was wollen uns die hellen Spheren, Der vielen Lichter Welten lehren? Nichts als des Schoͤpfers Maiestaͤt, Die so weit an der blauen Ferne, Als von den Kreaturen Himmels und der Erden. Als Sonne, Mond, als alle Sterne, Ja! noch unendlich weiter geht. S o herrlich dies erhabne Schimmern, Jn iener duͤn gewebten Lufft; So praͤchtig auch das guͤldne Wimmern, Jn ienes Abgrunds tieffen Kluft: So sehen wir doch wie die Schatten, Sich mit dem hellen Glantze gatten, Wie Licht und Dunkelheit vereint. Das ist ein Bild von deinen Hoͤhen Verborgner GOtt ! wer kann dich sehen, Da dein Glanz nur durch Wolken scheint. J hr ausgedehnten Himmels Vesten, Welch unumschraͤnkte Allmachts Hand! Hat euch in Nord, Suͤd, Ost und Westen So wunderbarlich ausgespannt! Wo sind die Pfeiler darauf rasten, Der Wolken schwebend rege Lasten, Wer ists? der iene Sternen Welt, Die wie ein richtig Uhrwerk gehet, Nach ihren Lauf und Zirkel drehet, Und alles in der Ordnung haͤlt? D u bist es ewig weises Wesen, Dich ruͤhmt das breite Firmament: Denn deine Macht ist da zu lesen, An allen was dich Schoͤpfer nennt. An ienem ausgeschmuͤkten Auen, Laͤst sich dein Name herrlich schauen, Des Meisters Weisheit zeigt sich da, Man kann an Sonne, Mond und Sternen, Als Das Lob der Gottheit angestimmt Als wie aus guͤldnen Lettern lernen, Dein Lob o! grosser Jehovah! J hr Luͤffte deren reges Schweben, Den Himmelsbau verwundernd traͤgt; Die ihr durch eurer Fluͤgel Weben, Den Lebens Odem in uns legt! Jhr muͤßt auf euren schnellen Schwingen, Dahin des Schoͤpfers Ehre bringen, Wo eur empfindlich Hauchen geht: Weil durch ein geistig ruͤhrend Blasen, Als wie ein Dampf aus seinen Nasen, Das Leben aller Ding besteht. J hr Winde muͤßt auf euren Wagen, Den Ruhm vom grossen Zebaoth, Zu Bergen, Thaͤlern, Kluͤfften tragen: Denn er ist auch der starke GOtt , Der euren Dunst den ihr aushauchet, Zur Reinigung der Luͤffte brauchet; Jhr seid der Odem seiner Macht, Dadurch er Fels und Berg zerreisset, Was aufgethuͤrmt, zu Boden schmeisset, Und seines Grimmes Feur anfacht. A uf! sucht den HErrn der Herrlichkeiten, Auf eurer unsichtbaren Spur, An allen Enden auszubreiten, Jm grossen Reiche der Natur! Erwacht, erhebt ein schnelles Brausen, Und laßt sein Lob in Luͤfften sausen, Auf Erd und in dem tieffen Meer, Auf! laßt durch das bewegte Wallen, Jn von den Kreaturen Himmels und der Erden. Jn hohlen Klippen wiederschallen, Wir regen uns zu GOttes Ehr. J hr Stimmen der gepreßten Luͤffte, Die ihr ins Ohr zerschmetternd kracht: Jhr Donner! deren Schweffelduͤffte Die schwuͤle Hize blizend macht. Auf! auf! ihr bruͤllenden Karthaunen, Jhr seid der Hoͤchsten Macht Posaunen, Stimmt an, der Koͤnig kommt zum Streit, Auf seinen schnellen Wolken Wagen; Jhr Menschen! flieht mit bangen Zagen, Vor Zebaoths Gerechtigkeit. S eid still ihr Voͤlker! GOtt der Ehren, Faͤhrt her in seiner Herrlichkeit Und laͤsset sich im Donner hoͤren, Sein Blitz geht aus, der Flammen speit. Es oͤffnet sich die Ruͤstungs Kammer, O! was vor Hertz beklommner Jammer, Erweckt die Schrekkenvolle Lufft, Der Hagel schlaͤgt, o! welch Zerschmettern, Entsteht aus seines Grimmes Wettern, Da alles um Erbarmung rufft. D a Blitz und Donner ausgeschossen, Da folgen aus der Tieffen Schlund, Offt Regen, Schnee und Hagelschlossen, Und machen GOtt , im Wetter kund. Das sind der Allmacht Schrekkens Keile, Der Winde pfeiffendes Gehaͤule, Vermehrt dies aͤngstlich Zetterschrein; Der Himmel zittert; auf das Wallen, Er- Das Lob der Gottheit angestimmt Erfolgt ein ploͤtzlich taubes Knallen, Und iagt uns neues Schrekken ein, J edoch dies fuͤrchterlich Gebruͤlle, Hoͤrt auf, da sich die Lufft zertheilt; Es folget eine sanffte Stille, Wenn Ost und Nord genug geheult: Da saͤuseln denn die lauen Westen, Und lispeln in belaubten Aesten: Der HErr ist hier in sanfften Braus, Er laͤst in dem gelinden Wehen, Fuͤr all, des Lebens Odem gehen Und haucht der Guͤte Balsam aus. O ! welche helle Saͤnger Choͤre Erthoͤnen auf der Luͤffte Bahn; Und stimmen zu des Schoͤpfers Ehre, Manch lieblich klingend Loblied an. Wie dringend sind die zarten Kehlen, Die zwitschernd aller Welt erzaͤhlen, Die Weisheit, Guͤt und Wundermacht, Die ihnen solche Melodeien, Zu seinen Ruhm, uns zu erfreuen, Durch den Natur Trieb beigebracht. A uf Nachtigal du Busch Sirene! Ermuntre uns des Morgens fruͤh Und kraͤusle deine Wunderthoͤne, Mit suͤß verwirrter Harmonie! Auf Saͤngerinnen musiciret, Und gebt dem, Preis, dem er gebuͤhret Jhr von den Kreaturen Himmels und der Erden. Jhr stimmet schon! o welch ein Klang! Was hoͤr ich? ein bezaubernd Klingen Ein reizend Gurgeln, holdes Singen, Das ist der GOttheit Lobgesang. D as ist der Jnhalt aller Lieder Der in den freien Luͤfften schallt, Aus diesen singenden Gefieder; Der allenthalben wiederhallt. Die muntre Lerche die sich schwinget, Mit andern auch ihr Danklied bringet, Die pfeifft es uns gantz deutlich fuͤr: Wem soll dies freudig Singen gelten? Dir, HErr ! dem so viel tausend Welten, Als ihren Schoͤpfer ehren, Dir. Z u deinem Ruhm, sind so viel Heerden, So viele Wunder aufgestellt; Was lebt im Meer, was lebt auf Erden, Was Berg und Thal und Wald erhaͤlt, Was auf dem Feld, in gruͤnen Trifften, Was kreucht in den verborgnen Gruͤfften: Dies alles zeugt von deiner Macht; Und giebt von deinen hohen Wesen, Uns diesen Eindruk stets zu lesen: O! welch ein GOtt der dies erdacht! D ie Thiere preisen deinen Nahmen, Die an den steilen Bergen gehn: Denn an den Wilden, an den Zahmen, Kan man der Weisheit Kunstwerk sehn. Der Loͤw mit funkelnden Gesichte, Macht bruͤllend alles das zu nichte, Erster Theil. O Was Das Lob der Gottheit angestimmet Was seines Grimmes Klau ergreift; Er zeugt von deiner Allmacht Staͤrke, Die ihn als seiner Haͤnde Werke, Mit Muth und Kraͤfften ausgesteift. D er Tieger wezzet seine Krallen, Und greift den Elephanten an, Und denkt bei seinem Ueberfallen, Was er vor Beute machen kann. Der Wolff geht aus den dichten Waͤldern, Und suchet gierig auf den Feldern, Bis er ein sanfftes Schaaf verzehrt; Der Baͤre brumt nach seinem Raube; Der Eber wuͤhlt im Moos und Laube: Du bist es, der sie all ernaͤhrt. W er fuͤhrt euch wilde Kreaturen Wenn euch der Durst und Hunger plagt; Wer hat euch die verstekten Spuren, Wo eure Nahrung ist, gesagt? Jhr schnellen Hirsche, scheuche Rehen, Wer ists der auf der Felsen Hoͤhen Erquikkend Wasser springen heist, Wenn ihr von Furcht und Jagen aͤchzet, Nach einer frischen Quelle lechzet? Jsts nicht der, der eur Schoͤpfer heist? W ie kuͤnstlich hat er euch gebauet, Durch seine weise Wunderhand? Wenn nur ein Mensch geruͤhrt beschauet Der Koͤrper festes Glieder Band, Wie er euch dauerhafft bebruͤstet, Mit Wehr und Waffen ausgeruͤstet: So von den Kreaturen Himmels und der Erden. So sieht man wie er iede Art, Nach ihren Zweck mit Haut und Sehnen, Mit Knochen und geschaͤrften Zaͤhnen, Mit Klauen, wunderbar verwahrt. U nd welch ein Schauplatz voller Wunder, Die deine Guͤt, Macht, Weisheit ruͤhmt, Sieht man zur Fruͤhlings Zeit iezunder, Da Feld und Garten ist bebluͤmt? Jhr bunt geschmuͤkten Erden Kinder! Jhr holden Blumen seid nicht minder Die Zeugen seiner Herrlichkeit! Jhr gleichet einem Ehren Kranze; Jhr blizt in Gold uud Silber Glanze, Den GOtt sich selbsten zubereit. U nd welch ein guͤldenes Gepraͤnge, Macht auf der Felder gruͤnen Grund, Uns in der Halmen schlanken Menge O! Schoͤpfer deine Guͤte kund. Jch seh in Millionen Aehren, So viele Zungen die uns lehren, Daß du, HErr ! allenthalben seist. Mir deucht, daß die bewachsnen Flaͤchen, Mit lispelnder Bewegung sprechen: Der Schoͤpfer wird von uns gepreist. G eht in die Gaͤrten, seht die Fruͤchte, Die euch das Pflanzen Reich sonst schenkt, Beschaut die lieblichen Gerichte Den Weinstok der euch labend traͤnkt. Erwegt, wie aus den duͤrren Zweigen, Mit Safft gefuͤllte Beeren steigen O 2 Wie? Das Lob der GOttheit angestimmet Wie? ist nicht alles wunder schoͤn, Und kann, nicht wenn ihr solches schmekket, Was euch des Hoͤchsten Guͤt entdekket, Das Aug daran den Schoͤpfer sehn? A uch in den kleinsten Grases Spizzen, Daran, wenn sie die Nacht bethaut, Am Morgen kleine Sonnen blizzen, Wird GOttes Groͤsse angeschaut. Was sind des Grases zarte Halmen? Die Noten, die zu Lobes Psalmen Jm Buche der Natur gedruͤkt, Wer nur darauf die Sinnen richtet, Und GOtt zu Ehren Lieder dichtet, Der hat den Jnhalt schon erblikt. J hr Waͤlder bluͤht zu GOttes Ruhme, Man sieht an eurer gruͤnen Pracht, Daß ihr zum stillen Heiligthume, Zum Tempel der Natur gemacht. Der Zweige rauschendes Bewegen, Der Blaͤtter lispelnd leises Regen, Jaͤgt uns die stille Andacht ein; Man muß mit Ehrfurcht eingestehen, Daß dieser Baͤume schlanke Hoͤhen, Der Gottheit Ehrensaͤulen sein. J hr Berge dran der Zahn der Zeiten, Zwar rieselnd, doch vergeblich nagt, Jhr koͤnnt uns auch zum Schoͤpfer leiten, Wenn man euch nur mit Andacht fragt: Jhr seid, ihr aufgeworffnen Huͤgel, Der weisen Allmacht Wunderspiegel, Wenn von den Kreaturen Himmels und der Erden. Wenn man euch nur von aussen sieht; Jhr seid uns, vor der Fluthen Stuͤrme, Wie feste Mauren, starke Thuͤrme, Davor der Feind zuruͤkke flieht. J hr seid nicht nur ein Schuz Geruͤste, Ein Bollwerk, daß das Meer umdaͤmmt; Jhr seid der Erden Saͤugebruͤste, Daraus das Nahrungs Wasser schwemmt: Jhr laßt von unten Quellen schiessen, Von oben Thau und Regen fliessen, Und traͤnket das verdorrte Land: Jhr laßt zu uns, als Brencristallen, Jn Winter Tagen ruͤkwerts prallen, Der Sonnen aufgefangnen Brand. W ie schoͤn sind nicht der Berge Rinden Mit sanfften Kraͤutern uͤberdekt, Die sich gleichsam aus Steinen winden, Darin das Mark des Lebens stekt. Wie viele Baͤume, Cedern, Eichen, Mit Fichten, Tannen und Gestraͤuchen, Entstehen aus dem Fels und Stein, Die zu der Menschen frohen Leben, Theils Nahrung, theils auch Holz hergeben, Theils Mittel zur Gesundheit sein. W ie koͤnnt ihr nun verwegne Spoͤtter, Nicht an den aufgeworffnen Hoͤhn, Denselben, der ein GOtt der Goͤtter Und seiner Allmacht Wirkung sehn. Jhr tadelt ihre schroffe Spizzen, Die uns dem Vieh, den Thaͤlern nuͤzzen. O 3 O! Das Lob der Gottheit angestimmet O! braucht eur sehend Auge auch Und schauet, was vor grause Wunder, Noch stekken, als ein Andachts Zunder, Jn ihren ausgefuͤllten Bauch. S teigt in die ausgehoͤlten Kluͤffte, Und sehet auf der dunklen Bahn, Die Erdengaͤnge, tieffe Gruͤffte Die Eingeweid und Adern an. O! was vor blizzende Metallen, O! was vor glaͤnzende Cristallen, Entdekt man nicht in ihren Schooß: Was sagt ihr Frevler! zu den Schaͤzzen Die in den Schlakken schon ergoͤzzen, Jst GOtt nicht auch in Bergen gros? H ier sind die Gold und Silber Mienen, Die man zu Erden Goͤzzen macht Die uns nur sollen dazu dienen, Daß wir erkennten deine Pracht. O! HErr ! der du den Schooß der Erden, So reichlich laͤssest fruchtbar werden: Du bist im tieffsten Schacht zu sehn, Worinnen als der Guͤte Kammern, Jn Kasten mit vermaurten Klammern, Fuͤr uns, so viele Schaͤzze stehn. D ein Grim, der uns scheint zu erwuͤrgen, Bei des gerechten Eifers Brand, Verherrlicht sich auch im Gebuͤrgen Und macht uns dein Gericht bekand, Der Felsen ausgeholte Baͤuche, Sind offt verborgne Schweffel Schlaͤuche Wie von den Kreaturen Himmels und der Erden. Wie Aetna und Vesuvius, Darin ein heimlich Feuer schmauchet, Das ein verborgner Wind anhauchet, Und bringt die Gluth zu Dampf und Schuß. O ! welch ein Knall! die Felsen zittern, Und speien Bliz und Flammen aus, Die Erde bebt, die Thaͤler schuͤttern, Die Gegend stuͤrzt in Schutt und Grauß; Die Staͤdte sinken bei dem Knallen, Und werden wie ein Feuerballen, Der fressend durch das Pech verheert: Es werden oͤde Wuͤsteneien Ob den ergrimmten Feuerspeien, Das aus der Berge Rachen faͤhrt. F ragt wer erscheint in solchen Wettern, Die aus gespaltnen Loͤchern gehn, Und alles um sich her zerschmettern Laͤßt sich nicht GOtt darinnen sehn? Der Zebaoth vor dessen Fluͤgeln, Sich schnell die Kluͤffte selbst entriegeln Wenn er auf seinen Donner sitzt: Und aus der Felsen weiten Schlunde, Als wie aus seines Grimmes Munde Den angeflammten Eiffer blizt. D u GOtt bist gros auch in dem Meere, So weit das Reich des Wassers grenzt, Darin sich spiegelt deine Ehre, Darin dein Lob recht herrlich glaͤnzt: Man sehe nur in diese Tieffen, Und wie darin die Wasser trieffen O 4 Und Das Lob der Gottheit angestimmet Und was auf dieser glatten Bahn, Jn dem beschaͤumten Reich der Wellen, Fuͤr mannigfaltge Wunder schwellen: So sieht man dich im Spiegel an. E in einzig Troͤpfgen dieser Naͤsse, Das wie ein klares Silber blinkt, Das lehret uns schon deine Groͤsse Wenns rollend in die Tieffe sinkt: Nun haͤuffe man der Tropfen Zahlen, Draus deine Eigenschafften strahlen, Was vor ein Spiegel wuͤrd entstehn? Wenn man die Meere, Seen, Fluͤsse, Und alle breite Wasserguͤsse, Wuͤrd in vereinter Lage sehn? D ein Bild ist doch unendlich groͤsser, Und deine hohe Herrlichkeit, Als selbst der Spiegel der Gewaͤsser, Der unermeßlich tief und breit. Wenn man mit schwindelnd bangen Grauen, Will in der Meere Abgrund schauen; So starrt der tief verschlungne Sinn: Und will der Mensch sich selbst vergessen, Der Gottheit dunkle Tieffen messen, So faͤllt er gar in Ohnmacht hin. O ! bleibet nur am aͤusren Rande, Wagt euch in diese Tieffen nicht: Die eine droht euch mit dem Strande; Die andre blendet eur Gesicht Bewundrer! braucht nur eure Sinnen, Seht Millionen Stroͤme rinnen, Und von den Kreaturen Himmels und der Erden. Und rechnet was die Wasserwelt, Da iedes Troͤpflein ihn erhebet, Und alles was darinnen lebet, Vor Lob Materie in sich haͤlt. S eht! an die aufgethuͤrmten Wogen, Jm wirbel vollen Ocean, Sie sprudeln bis zum Wolken Bogen, Was wird euch dadurch kund gethan? Der Hoͤchste schilt, die Stroͤme wallen, Die Wellen steigen, brechen, fallen Sein Hauch blaͤßt abermahl hinein: Das Meer wird still, es klaͤrt die Flaͤchen; So bald sieht man die Strahlen brechen, Von seinen hellen Gnadenschein. N ach solchen nassen Ungewittern, Dabei das Meer sich schreklich baͤumt, Find man die Perlen mit den Muͤttern Am Uffer reinlich abgeschaͤumt; Man sammlet liebliche Corallen, Man siehet praͤchtige Cristallen Jm Schooß des Meers; auch Edelstein: Und diese seltne Kostbarkeiten Kann GOtt aus Jaͤscht und Schaum bereiten Wie groß muß seine Allmacht sein! O ! welch lebendiges Getuͤmmel, Wird man im Teich und Fluß gewahr! O! welch ein fliessendes Gewimmel, Wenns Meer gestillt, die Seen klar: Sieht man wie schnelle Pfeile gehen, Und wirbelnd ihren Lauf verdrehen! O 5 Der Das Lob der Gottheit angestimmt Der eine springt, der andre rennt, Denn sieht man von den Schuppen Volke Auf einmal eine dichte Wolke, Jn diesen nassen Element. A uch diese Wasserbuͤrger zeigen, Daß niemand unsern Schoͤpfer gleich Fuͤr dem sich gantze Heerden neigen, Auch in dem tieffen Wasserreich. Wie wunderbarlich ist das Bilden Der Fische, die mit glatten Schilden Von seiner Weisheit angethan. Wie wunderbarlich ist ihr Regen, Wenn sie mit ruͤhrenden Bewegen, Sich dringen durch die glatte Bahn. W er kann die Meeres Wunder sehen, Vor den sich die Natur erschrikt, Ohn deine Macht HErr! zu erhoͤhen, Die sich darinnen abgedruͤkt. Man nehme nur zum Augenmerke Des Wallfischs Groͤß und Wunderstaͤrke, Der mit den starken Wellen spielt: Er athmet, und der Dampf der Nasen, Erregt gedehnte Wasserblasen, Damit er seine Hize kuͤhlt. W as regt sich dorten in dem Eise, Des Welt Meers, das am Nordpol grenzt, Und zu des Hoͤchsten Ruhm und Preise, Mit den gefrornen Silber glaͤnzt. O! welche grosse Ungeheuer! Voll inrer Hiz, voll regen Feuer, Die von den Kreaturen Himmels und der Erden. Die wallen da in kalter Fluth, Zum Zeugnis, daß an allen Enden, Der HErr mit seinen Allmachts Haͤnden, Zu seinem Ruhme Wunder thut. O ! welche aufgethuͤrmte Masten, Die Waͤlder sind in offner See! O! welche Haͤuser voller Lasten Die schweben auf der Meeres Hoͤh, Die mit beladner Beut und Waaren Die schluͤpfrig glatte Bahn durchfahren, Wie wird nicht GOttes Ruhm vermehrt! Der uns die Kunst im Meer zu wandeln, Den Weg in alle Welt zu handeln, Auf wunderbare Art gelehrt. D ankt euren GOtt ihr Schiffer, danket! Der euch offt aus dem Rachen reist Des Todes, wenn eur Schiff schon wanket, Und lechzend Wasser in sich geust. Es sinket. Ach! ihr seid verlohren, Da Wind und Wetter sich verschworen Auf euren nahen Untergang: Die lieblich singenden Sirenen, Die ruffen euch nur zu verhoͤhnen, Mit ihren falschen Zauberklang. J hr stuͤrtzt an Klippen, ach! zu stranden, Jhr schlukt schon ein den nahen Todt; Doch hier ist eure Huͤlff vorhanden, GOtt reißt euch aus der bangen Noth; Der Hofnungsanker wird gesenket, GOtt der an eure Angst gedenket, Be- Das Lob der Gottheit angstimmet ꝛc. Bedraͤut den tobenden Orcan; Jhr koͤnnt nun wieder Seegel spannen, Jhr reiset nach der Noth von dannen, Und langt in sichren Hafen an. S o ist der HErr, ein HErr der Wellen, Dem Wind und Meer gehorsam ist, Sein Wink legt ihr abscheulich Schwellen, Das sonsten alles niederschießt. Jhr seht dies an, preist seinen Nahmen; Weil er getreu und Adams Saamen Sein Wort und seine Zusag haͤlt; Ruͤhmt ihn und last sein Lob erschallen, Und an den Klippen wiederhallen, Die in den Seen aufgestellt. J hr Menschen! seid ia alle Zeugen Von seiner weisen Guͤt und Macht, Wie? koͤnnet ihr sein Lob verschweigen Jhr seid Bewundrer seiner Pracht; Auf! auf! ihr Voͤlker aller Erden, Durch euch muß er verherrlicht werden, Stimmt eurer Andacht Harffenspiel; Und braucht der Seelen Gnadenkraͤffte, Zu diesem englischen Geschaͤffte, Dies sei eur Lebens Zwek und Ziel. E rkennt der Gottheit Herrlichkeiten, Die allenthalben gnug bekand; Und nehmt die Harfe von zehn Saiten Jhr Koͤnige! wie der zur Hand, Der dort auf Zions Berg und Throne, Der Herrschafft Zeichen, seine Krone, Fuͤr von den Kreaturen Himmels und der Erden. Fuͤr GOtt , in tieffen Staub gelegt; Gebt dem die Ehr, dem sie gebuͤhret, Weil ieder der die Welt regieret, Von ihm das Lehn des Scepters traͤgt. D en hocherhabnen Erden-Goͤttern, Wird Weirauch hie und da gestreut, O! gebt das Lob, das euch Errettern Die Noth und Duͤrfftigkeit anbeut, Dem, der euch euren Thron gegruͤndet, Dem, der euch alle sich verbindet, Als Knechte seiner Maiestaͤt: Denn seid ihr gros und hoch erhoben Wenn ihr dem dienet, und durch Loben Dem, der euch gros gemacht erhoͤht. J hr heilgen Diener! eur Exempel, Entflam die Welt zu GOttes Ruhm Geht in der Gottheit Ehrentempel; Dient ihm in seinem Heiligthum. Entzuͤndet eure Raͤucherschalen, Durch seines Lichtes Gnadenstrahlen Glimmt an des Weirauchs suͤssen Dunst; Macht eure Hertzen zu Alltaͤren, Und widmet ihm zu seinen Ehren, Der Seelen heisse Andachtsbrunst. F olgt Assaph nach mit euren Choͤren, Und laßt der Pauken Jubelthon, Der Cimbeln Schall im Heilgen hoͤren, Und singt dem Vater , und dem Sohn. Dem Gnaden Geist , Lob, Preis und Lieder, Fallt ihm zu Fuß, aus Demuth nieder, Und Das Lob der Gottheit angestimmet Und muntert eure Schaaren an, Den GOtt zu ehrn, der uns das Leben, Hier mitgetheilt und dort will geben, Dafuͤr man nichts als loben kann. A uf Christen auf! mit muntren Wallen- Geht hin, da GOttes Ehre wohnt; Und last ein Loblied, dem erschallen, Der uͤber alle Himmel thront. Jhr kennt sein gnaͤdiges Erbarmen, Jhr liegt in seinen Liebes Armen, Die euch der Heiland zugeneigt: Drum laßt bei herzgeruͤhrten Singen, Ein Halleluia stets erklingen, Das uͤber alle Wolken steigt. S ingt mit den Engeln in den Luͤfften, Ehr, Ehre sei GOtt in der Hoͤh Der nach dem Zeugnis heilger Schrifften Von uns verbannt das Hoͤllen Weh. Preist den GOtt , der als Mensch gebohren, Der die verschloßnen Himmels Tohren Euch wiederum geoͤfnet hat: Den, der mit seines Blutes Guͤssen, Euch wiederum erloͤsen muͤssen, Nach seines Vaters Gnadenrath. J hr Heiden aus dem finstren Lande, Die ihr den wahren GOtt nicht kennt, Und eurer Menschheit selbst zur Schande, Zu leeren Goͤtzenbildern rennt, Verklaͤret eure blinde Augen, Damit sie den zu sehen taugen, Der von den Kreaturen Himmels und der Erden. Der da ein Schoͤpfer aller Welt, Fuͤr dem muͤst ihr die Haͤnde falten, Der durch sein Allmachts volles Walten, Den Himmel traͤgt, die Erd erhaͤlt. D en ehret der ein GOtt der Goͤtter, Und den kein Aberglaub erdacht; Den lobt, der allen Gifft der Spoͤtter Weil er im Himmel wohnt, verlacht; Den bringt zum Opfer eure Herzen, Der mit der Andacht nur will scherzen, Der hat kein menschliches Gefuͤhl. GOtt ist ein Geist der anzubeten, Die ohne Glauben vor ihm treten, Begehen nur ein Gaukelspiel. B raucht die Geschoͤpfe stat der Leitern, Und steigt darauf zum Schoͤpfer hin: Um eur Erkaͤntniß zu erweitern, So leßt des Allerhoͤchsten Sinn Wie er in seinem Wort beschrieben: So muͤst ihr euren Schoͤpfer lieben; Jhr muͤsset wenn ihr JEsum kennt, Durch ein andaͤchtig Knie beugen, Vor GOtt und aller Welt bezeugen, Er sei der, den ihr HErre nennt. J hr Kinder die ihr an den Bruͤsten Der Muͤtter, annoch saugend liegt, Daraus mit Honig suͤssen Luͤsten, Die Nahrung eures Leibes kriegt! O! preiset GOtt , ein kindlich Lallen, Wird euren Vater woll gefallen: Drum Das Lob der Gottheit angestimmet Drum lallt von seiner Wunder Macht, Die euch aus den verdekten Waͤnden, Des Kerkers, als mit seinen Haͤnden, So wunderlich ans Licht gebracht. R uͤhmt Jhn und seiner Vorsicht Sorgen, Die euch durch seine Schoͤpfungs Krafft, Die Nahrung, da ihr noch verborgen, Schon reichlich vorher angeschafft. O! lernet diesen Vater kennen, Und seinen grossen Nahmen nennen, Sprecht: GOtt ist auch in kleinen groß, Der laͤßt uns durch die Engelschaaren, Mit grosser Sorgfalt noch bewahren, Als auf der Muͤtter sichren Schooß. J hr Alten! die mit grauen Haaren, Als einer Krone ausgeschmuͤkt, Sagt, was vor Wunder ihr erfahren, Daran man GOttes Groͤß erblikt: Erweget sie in dem Gemuͤthe, Erzaͤhlt des Allerhoͤchsten Guͤte, Den Kindern und den Enkeln doch! Sagt, so hat GOtt die Welt regieret, So weislich hat er mich gefuͤhret, Und dieser GOtt der lebet noch. B emerket aus der Zeit Geschichte, Was eure Jahre euch gelehrt; Erzaͤhlet was ihr vor Gerichte Der Wunder Macht, etwan gehoͤrt; Was eure Vaͤter schon bemerket, Und das ihr auch erfahrn, bestaͤrket, Und von den Kreaturen Himmels und der Erden. Und praͤgets euren Zweigen ein: Daß eure Jahre, Tage, Stunden, Die in dem Lauf der Zeit verschwunden Die Zeugen seiner Guͤte sein. E rmuntre dich auch meine Seele! Und denke was der HErr gethan; Was dich entzuͤkkend ruͤhrt, erzaͤhle, Und sage GOttes Thaten an; Eroͤfne deiner Lippen Schranken O! Zunge! sprich aus die Gedanken, Die GOttes Groͤß in dir erhoͤhn So lang bis du in seinen Lichte, Jhn dorten wirst vom Angesichte, Jn jener Ewigkeit ansehn. W o bin ich? und welch Jubiliren, Hoͤrt mein geruͤhrt begierigs Ohr? Das ist ein himmlisch Musiciren, Das ist der Selgen frohes Chor. O! welch ein Klang! die selgen Geister, Sind die vollkomnen Saͤnger Meister, Die durch die suͤßsten Melodein, Die englisch sind und englisch klingen, Der GOttheit ewgen Ruhm besingen Und sich darob recht selig freun. J hr Stunden Fluͤgel schneller Zeiten, Verdoppelt den geschwinden Lauf; Daß ich zur Burg der Ewigkeiten, Zu jenen Choͤren kom hinauf; Da kan ich in den selgen Auen O! GOttheit ! dich viel klaͤrer schauen, Erster Theil. P Und Die Weisheit GOttes Und deine Herrlichkeiten sehn; Da kan ich in dem Lustgefilde, Wenn ich erwach nach deinem Bilde Mein niedrig klingend Lob erhoͤhn. Die Weisheit GOttes bei dem mannigfaltigen Arten der Geschoͤpfe . W er diese Welt beschaut, der Kreaturen Heer, Darin sich bildend zeigt des grossen Schoͤpfers Ehr: Der sieht wie seine Macht zu dem be- quemen Leben, Uns allerlei Geschoͤpf zum Ueberflus gegeben. Man uͤberrechne nur die ungezaͤhlte Zahl Der Sternen welche dort an blauen Himmels Saal, Mit Schimmer vollen Glanz, in Millionen prangen, Und nach dem Augenschein, nah bei einander hangen. Man denke dabei nach, was in der Tieffen Grund, Durch ein Vergroͤssrungs Glas uns noch wird wei- ter kund; Und was uns vor ein Heer, noch in der Hoͤh ver- stekket, Die noch kein Ferne Glas den Forschern hat ent- dekket. Man bei dem mannigfaltigen Arten der Geschoͤpfe. Man sehe auf die Erd, was vor ein Mannigfalt, Entwikkelt sich dem Aug, an Art und an Gestalt, Theils an Lebendigen, theils todten Kreaturen, Auf Bergen, in dem Thal, in Waͤldern, auf den Fluren. Wie viele Arten sind im Thiere Reich zu sehn, Die theils auf Erden sind, theils fliegen in den Hoͤhn: Wer hat aus aller Welt, die Voͤgel uͤberzaͤhlet, Die GOttes weise Macht, zum Dasein auser- waͤhlet. Wie mannigfaltig ist, die unterschiedne Art, Die unter ein Geschlecht, geordnet und verpaart. Wie viele Fische sind an Arten und Gestalten, Die sich im Meer und See, in Flus und Teich aufhalten? Wie viele Thiere sind, die in dem gruͤnen Wald, Die Berge und Gebuͤsch erwaͤhlt zum Aufenthalt, Die unterschiedlich doch, an ihren Bildungs-Zei- chen, Und wegen der Natur nicht voͤllig zu vergleichen? Das sieht man ebenfals, auch an dem zahmen Vieh, Das auf dem Anger geht, und mit der suͤssen Muͤh, Zu unsrer Nahrung sich, im Klee und Grase naͤhret, Und dadurch unsre Kost uns woll gekocht, bescheret! Es giebt uns GOttes Guͤt, der Speisen Suͤßigkeit, Die er in Milch und Fleisch, uns dadurch zubereit, Auch von verschiedner Art, daß sie verschieden schmekken Und nicht durch einerlei den Ekel uns erwekken. Man sehe abermahl die vielen Baͤume an, Die man im Pflanzenreich verschiedlich finden kan, So unterschiedlich sie, sind auch die schoͤnen Fruͤchte, Und geben dem Geschmak veraͤnderte Gerichte. P 2 Bewun- Die Weisheit GOttes Bewundrer der Natur! die ihr die Gaͤrten baut, Und Blumen mancher Art zu eurer Lust anschaut, Jhr merkt bei ieder Blum, an Farb und an Gestal- ten, Daß sie dem aͤusren Schein, auch nicht stets gleich zu halten. Jhr findet, daß die Hand, die alles hat gemacht, Jn eine iede Art auch neuen Schmuk gebracht: Die eine bluͤht im Roth, und ist doch weis geraͤn- dert, Die andre wiederum getuͤpfelt und veraͤndert; Die eine ist gezakt, die andere ist rund, Die eine ist gestricht, die andere ist bunt, So wunderbar gesprengt, daß wir in einen Garten, Jn neuer Aenderung, stets finden neue Arten. Wenn ich dies alles seh; so denk ich oft dabei, Warum in der Natur es so veraͤndert sei. Warum der Schoͤpfer uns, zum Unterhalt im Le- ben, So viel und mancherlei, zu unserm Nuz gegeben? Mir deucht des Schoͤpfers Guͤt hat uns dadurch gezeigt, Daß seine Vaterhuld den Kindern recht geneigt, Da er so mancherlei dem Menschen vorgesezzet, Das zur Erhaltung dient, das ihren Sinn ergoͤzzet. Die Weisheit hat darum, so vieles vorgelegt, Daß wenn wir ein Geschoͤpf zu seinem Preis er- wegt, Wir wieder andre sehn, die uns zu gleichen Pflich- ten, Des Schoͤpfers weise Macht und Guͤtigkeit berich- ten; Sonst wuͤrden wir gar bald uns daran muͤde sehn, Wenn nicht die Neubegier koͤnt immer weiter gehn. Sonst bei dem mannigfaltigen Arten der Geschoͤpfe. Sonst wuͤrden wir nicht stets der Welt vergnuͤgte Auen, Wie wir doch schuldig sind, zu GOttes Ruhm beschauen. Wir leben in der Welt, die einen Schauplaz gleicht, Worauf ein ieder Blik uns neue Wunder zeigt, Wir finden immerhin noch nie bemerkte Sachen, Die unsre Schlaͤfrigkeit auf solche achtsam machen. O! Brunquell alles Lichts! wie weise ist dein Rath, Der zu der Menschen Woll, so viel erschaffen hat, Dadurch die rege Brust bei wechselnden Vergnuͤ- gen Des Ekels Wiedrigkeit so gluͤklich kan besiegen. O! moͤchte deine Guͤt, die unsre Sinnen ruͤhrt, Und die uns immerhin, dich zu betrachten fuͤhrt, Das schlaͤfrig traͤge Herz, dich zu verehren lenken, Damit wir beim Geschoͤpf an ihren Schoͤpfer den- ken. Wenn deine weise Macht nicht diesen Zwek erhaͤlt: So sehen wir umsonst den Schauplaz dieser Welt; So ist so vielerlei vor uns umsonst erschaffen, Wie wird der Hoͤchste nicht, die Traͤgheit hart be- straffen? Ermuntre unsern Sinn, daß wir zu jederzeit, Wenn wir die Welt ansehn auch deine Herrlichkeit; Du hocherhabner GOtt ! darin mit Andacht eh- ren, Und durch die Kreatur auch deinen Ruhm vermeh- ren. Gib, daß dasienige, was uns mit Glanz und Pracht, Jn helle Augen faͤllt, und dadurch sichtbar macht, Uns diene deinen Ruhm dabei auch zu erheben; Gib daß dasienige, was du uns sonst gegeben, P 3 Allein Wie die weise Guͤte GOttes Allein zu deiner Ehr, auch werde angewandt; Wird durch das Sonnenlicht, ein heilig Feur ent- brannt: So gib daß die Geschoͤpf im Unkreis dieser Erden, Jm freudigen Genus bei uns zum Opfer werden. Gib, wenn die Zunge HErr ! die grosse Guͤte schmekt, Daß unser Hertz dadurch auch werd zum Dank er- wekt; Und wenn ein suͤsser Dunst, in unsre Nasen hau- chet, Daß er ein Weihrauch sei, der Dir zu Ehren rau- chet. Wie die weise Guͤte GOttes im Brodt zu schmekken. Ps. CVI. v. 15. Du schaffest es, daß das Brodt des Men- schen Herz staͤrke. N ahrungs Brodt Kraft volle Speise, Wer dich zu des Schoͤpfers Preise Mit begierger Lust geneust; Der kan durch ein sattes Schmek- ken, GOttes ’ Guͤt darin entdekken, Die aus Meel und Wasser fleust; Und im Brodt zu schmekken. Und in deinen saftgen Rinden, Laͤßet Herzens Staͤrkung finden. D u entstehst aus fetten Halmen, Deren Koͤrner wir zermalmen; Erde ist dein Element Daraus die zuerst entsprossen; Und wenn Wasser zugegossen, Und das Feur dich hart gebrennt: So kanst du durch dein Gedeien, Labend unser Herz erfreuen. W eiser Schoͤpfer ! deine Gaben, Die wir uns zu naͤhren, haben, Die sind alle Weisheits voll: Auch ein Stuͤklein Brodt bezeuget, Wie uns deine Huld geneiget, Die da sorgt fuͤr unser Woll; Die uns in gesunden Bissen, So viel Staͤrkung laͤst geniessen. K eine Speise ist gesunder, Als das Brodt das vor dem Zunder Jnrer Faͤulnis uns erhaͤlt; Kan der sehr geschwaͤchte Magen, Lekker-Speise nicht vertragen: So kan, wenn kein Fleisch gefaͤllt, Jhn zu einen muntern Leben; Brodt hinlaͤnglich Nahrung geben. W ie ist GOttes Guͤt zu preisen, Die den Kindern, alten Greisen Brodt zur Panacee gemacht! Jeden Alter dients zur Nahrung, P 4 Die- Wie die weise Guͤte GOttes Dieses lehret die Erfahrung Da das Brodt ist aufgebracht, Ward es auf dem Erdenkreise, Fast zur allgemeinen Speise. E s ist leicht kein Volk gewesen, Das sich nicht das Brodt erlesen, Das die Lebens Nahrung giebt: Fehlten ihm der Felder Fruͤchte, Und das suͤsse Korn Gerichte, Hat es doch den Reis beliebt; Oder andre Nahrungs Sachen, Sich daraus doch Brodt zu machen. S ieht man in die alten Zeiten, Findt man daß sie Brodt bereiten; Mehl mit Wasser untermischt, Wurden als gebakne Kuchen, Denen die da Speise suchen Mit der Milchkost aufgetischt; Milch damit den Durst zu stillen, Brodt die Hungrigen zu fuͤllen. U nd noch iezt in unsern Tagen, Pflegt man nach dem Brodt zu fragen Wenn die Taffel aufgedekt Auch die Reichen dieser Erden, Koͤnnen nicht gesaͤtigt werden; Weil sonst kein Gerichte schmekt, Wenn nicht Brodt auch das versuͤsset, Was man lekkerhaft geniesset. D em will dies, dem das nicht schmekken, Und pflegt Ekel zu erwekken, Nur im Brodt zu schmekken. Nur allein das Nahrungs Brodt, Das wir Tag vor Tag verzehren, Wird doch taͤglich ohn Beschweren, Ohne in der Krankheits Noth, Sehr begierig aufgezehret, Wenn der Magen ausgeleeret. W er kan dieses woll erwegen, Ohne HErr! den weisen Seegen Den du drin gelegt, zu sehn. Moͤchten wir bei ieden Bissen, Damit wir uns naͤhren muͤssen, Deine Wunder Guͤt erhoͤhn. O! so wuͤrden deine Gaben, Uns zum danken reizend laben. W er das Brodt geringe achtet, Der hat nie die Kraft betrachtet Die in dessen Kruͤmgen stekt; Wenn des Menschen Herz beklommen, Wird ihn, wenn er Brodt genommen, Eine frische Lufft erwekt; Wenn man eine Ohnmacht merket, Wird das Herz dadurch gestaͤrket. D essen saftig Lebens Oele Staͤrkt den Leib, erfreut die Seele Derer die in Aengsten sein; Wer vom Kummer wird gedruͤkket, Wird nie kraͤftiger erquikket, Als durch staͤrkend Brodt und Wein, Die das Trauren, banges Zagen Durch ein geistig Feur verjagen. P 5 Wenn Wie die weise Guͤte GOttes W enn die kalten Fluͤsse brausen, Jn den Ohren Gaͤngen sausen, Und das Haupt den Schwindel fuͤhlt; Hilft ein Brodt, das frisch bereitet Wenn man dessen Waͤrme leitet, Und in fluͤßge Ohren zielt; Da sich zu dem ofnen Gaͤngen, Heilsam dessen Duͤnste draͤngen. D ieses lehrt uns nicht vergebens, Daß das Brodt ein Mark des Lebens, Das durch alle Glieder dringt; Daß darinnen Balsam Theile, Daß es labe, staͤrke, heile Und noch mehren Nuzzen bringt. Denn die Aertzte aller Zeiten Aus des Brodtes Wesen leiten. M enschen denkt der uns das Leben Als ein Schoͤpfer hat gegeben, Der erhaͤlt dasselbe auch: Brodt und Wasser sind die Mittel, Die nebst einen warmen Kittel Nach verordneten Gebrauch, Bei des Hoͤchsten weisen Walten, Allgenug uns zu erhalten. O ! ihr ganz verlaßnen Armen, Die ihr weinet um Erbarmen Wenn nicht Kuͤch und Keller voll; Die ihr scheel und neidisch sehet, Und um groͤßren Reichthum flehet, Den euch GOtt bescheren soll, Meel im Brodt zu schmekken. Meel im Kad und Oel im Kruͤgen Jst genug euch zu vergnuͤgen. U nd ihr die ihr darum lebet, Daß ihr euch nur Essen gebet, Den verwoͤhnten Magen druͤkt! Jhr last euch nur zum Ergoͤzzen, Auf dem Tisch viel Schuͤsseln sezzen, Denkt ein Licht wird auch erstikt, Wenn man von zu starken Guͤssen, Laͤst die Lampe uͤberfliessen. S aftig Brodt macht mehr Gesunde, Als wenn man mit giergen Munde, Die gewuͤrzten Speisen keuͤt: Und der hat mehr Leibes Kraͤfte, Der bei sauren Tags Geschaͤfte Salz auf Pumpernikkel streut; Als die, die stets Lekker Bissen, Aus entfernter Welt geniessen. E in bewunderndes Gemuͤthe, Sieht hierin die weise Guͤte, Die uns eine Speis beschert, Worin alles das verbunden, Was der Hoͤchste gut befunden, Und was unsre Leiber naͤhrt; Eine Speise die gedeiet, Und uns staͤrkt, belebt, erfreuet. M oͤchten wir die Guͤte schmekken, Und das Herz zum Dank erwekken, O! so machte unser Mund, Damit wir das Brodt geniessen, Durch Das Gewaͤsser der Suͤndfluth Durch sein holdes Ueberfliessen, Recht des Hoͤchsten Gnade kund; Die wir sonst mit traͤger Seelen, Aus Gewohnheit nur erzaͤhlen. Das Gewaͤsser der Suͤndfluth ein Spiegel goͤttlicher Gerechtigkeit . W elch ein Schrekkens voller Spiegel, wird uns an der Vorderwelt, Die in Suͤnd und Frevel stekte, von dir HERR ! noch vorgestellt! Da wir die Gerechtigkeit in den Was- sern bildend sehen, Die mit ihrer strengen Fluth, uͤber alle Berge ge- hen; Schenk uns deines Geistes Flammen, da der kalte Trieb erwacht, Deinen Pfad in grossen Wassern, deines Eifers strenge Macht An der Suͤndfluth zu beschaun, die der Luͤste Gluth gekuͤhlet, Und der Laster stinkend Schlam, von der Erde ab- gespuͤlet. O! ein Spiegel goͤttlicher Gerechtigkeit. O! welch schrekliches Verderben, wird man in der Welt gewahr, Da die Unschuld ausgestorben, und die Bosheit offenbar; Da das Unkraut kaum gesaͤt, bracht es gleich der Bosheit Fruͤchte, Als es zu der Erndte reif machte es in Zorn zu- nichte. Wenn man mit betruͤbten Blikken, diese Vorder- welt beschaut, Die des weisen Schoͤpfers Guͤte, uns zum Para- dies erbaut, So sieht man, wie nach dem Fall, sich die Tugend auch verlohren, Da der ganz verdorbne Mensch, Menschen seiner Art gebohren. Das Geschlechte ward vermehret, Suͤnd und Bos- heit haͤuften sich, Da das Gift sich ausgebreitet, das der alten Schlan- gen Stich Jn den ersten Stam gefloͤst, welches denn in allen Zweigen Sich auch muste nach der Zeit, wie es durchge- drungen zeigen. Wie der Baum so sind die Fruͤchte: Und daß dieses leider wahr Wies sich bei dem Lauf der Zeiten, an dem Men- schen offenbahr: Und das Aug das alles sieht, sahe die verdorbnen Seelen Wie sie aus verkehrter Lust, stat des Guten Boͤ- ses waͤhlen. Dieser Zunder boͤser Luͤste, brach in Geilheits Flam- men aus, Wo Das Gewaͤsser der Suͤndfluth Wo die Liebe sonst regierte, stuͤrmte der Affecten Braus; Blinde Wuth und Raserei, aus dem inren Zorn entglommen, Und der giftig scheele Neid, waren in die Welt ge- kommen; Die verkehrte Eigenliebe zeugte ihre Hochmuths Frucht, Auch des Ehrgeizs Herschbegierde kam als eine Ot- ter Zucht Wilde Grausamkeit hervor, die befreit von ihren Zuͤgel, Jn Verzweifelung durchbrach, der Gesezze heilge Riegel. Es ging alles durch einander, reine Unschuld ward gedruͤkt, Und die Tugend die sehr selten, ward mit aller Macht erstikt, Alle Ordnung ward verlacht, und die angelegten Staaten, Waren in Verwilderung, wie verwachsne Unkrauts Saaten. Dieses sah des Hoͤchsten Auge, daß die arme Sterb- lichkeit, Die sein Wink wie Spreu zerstaͤubet, zu dem Un- tergang bereit; Es erwachete sein Grim, durch Gerechtigkeit ent- flammet, Alles dieses zu verheern, was aus Adams Lenden stammet. Der Gerichts Tag ward bestimmet, doch die ew- ge Guͤtigkeit, Sezte noch den wilden Suͤndern, eine lange Gna- den Zeit Da ein Spiegel goͤttlicher Gerechtigkeit. Da der Frommen duͤnne Zahl, und die sich bekeh- ren wolten, Bei dem strengen Zebaoth, ofne Arme finden sol- ten. Diese Zeit ward auch verschlossen: es war keine Beßrung da Und als noch des Hoͤchsten Auge, schnoͤde Greul der Bosheit sah. Ließ er die zum Kasten gehn, die sein Allmachts volles Walten, Da sie von der Bosheit frei, wolte vor der Straf erhalten. Auf sein Winken kam das Wasser, das im tieffen Erden Schooß Und aus dem zerborstnen Schluͤnden, uͤber alle Ufer floß; Es sprang sprudelnd in die Hoͤh, aus dem hohl und tieffen Quellen Und must auf sein Macht Geheis, uͤber Damm und Riegel schwellen. Dazu kam der Kreis der Luͤfte, welcher sich zusam- men zog; So daß eine schwarze Wolke, nach der andern da- her flog Bis ein schneller Wolken Bruch seine aufgehaltnen Fluͤsse, Wie mit einen strengen Strom, ungeheurer Was- ser Guͤsse Jn den vierzig Schrekkens Tagen, unaufhoͤrlich regnen hieß, Welch ein Anblik! da der Himmel seine Fenster oͤf- nen ließ. Um den Schaum der boͤsen Welt, von der Erde weg zu schwemmen, Der Das Gewaͤsser der Suͤndfluth Der nicht als durch die Gewalt, im verdorbnen Lauf zu hemmen; Dieser glatte Fluthen Spiegel, stieg nun immer in die Hoͤh, Und der Ball der troknen Erde, ward zur offenbah- ren See. Darin sich die helle Sonn der Gerechtigkeit be- spiegelt, Die die Fluthen rauschen ließ, welche sonst die Macht verriegelt. O! wie gings den Himmelsstuͤrmern, die den Don- ner ausgelacht, Und des Grimmes feurig Blizzen, das des Hoͤch- sten Zorn aufwacht, Wie ein Lustfeur angesehn; O! wie ging es den Rebellen, Die sich wie ein Hornis Heer, gegen GOtt zur Wehre stellen. Jhre Hizze ward gekuͤhlet, als durch eine kalte Fluth Diese Wildheit ward gedaͤmpfet; und der stolze Frevel Muth. Der wie Wasser schnell zerflos, fing bei diesen Un- gewittern, Wie ein bebend Espenlaub, an vor Furcht und Angst zu zittern. Jhre Sicherheit die taumelnd, die Gefahr zu spaͤt gesehn, Lies bei dem erwachten Sinnen, zuerst bange Seuf- zer gehn, Drauf ein winselndes Geheul, in der truͤben Luft erthoͤnte, Da sich ieder Schrekkens voll, nach der Berge Gipfel sehnte. Welch ein Spiegel goͤttlicher Gerechtigkeit. Welch ein klagend Haͤnderingen! da der ungedaͤmm- te Fluß, Rollend durch die Thaͤler drunge; da des Wetters starker Guß Jmmer mehr und mehr den Strom, mit der stren- gen Fluth vergroͤssert; So daß auch die steilen Hoͤhn, schon zum Theil ganz uͤberwaͤssert. Mit dem Wachsthum kalter Stroͤme, wuchs bei jeden auch die Noth; Dieser ward von Furcht erblasset; jener fast vor Schrekken todt; Hie rang die Verzweifelung, die die Moͤrderin der Seelen Sie ward auf den Rath bedacht, wie sie kuͤrzte Angst und Quaͤlen, Sie trieb viele in die Tieffe, die sich in die Hoͤh gemacht, Und der Wirbel strenger Wellen, hat sie auch bald umgebracht; Hie ward wiederum ein Theil, von der Hofnung unterstuͤzzet, Das in dem Gedanken stand, es waͤr sicher und beschuͤzzet, Wenn es auf die steilen Gipfel, hoͤchster Berge sich gesezt, Da der Fluthen strenges Wallen, erst dem Mittel- Theil benezt; Endlich wuͤrde doch der Strom, wiederum zur Tief- fe dringen, Und der Berge hoͤchste Spiz ihnen die Errettung bringen. Doch das ungedaͤmmte Rauschen das noch immer hoͤher ging Erster Theil. Q Das Das Gewaͤsser der Suͤndfluth Das ergrif mit seinen Wirbeln, auf des Allerhoͤch- sten Wink, Alles was sich nur aus Furcht, auf der Berge Spiz verkrochen, Als der Tieffen voller Schlund und der Wolken Schlauch gebrochen. Alles was noch Othem hatte, sah auf dieser Fluthen Bahn, Unsers GOttes Straf Gerichte, wie in einen Spie- gel an. Welch ein Anblik! da das Vieh mit entsezlich grau- sen Bruͤllen Schwimmend aus dem Waldern kam, und den Durst der Angst zu stillen Seinen Todt in sich verschlukte; da das leichte Vogel Heer, Jn der freien Luft ersaͤuffet, und ins uͤberschwemm- te Meer Ploͤzlich Hauffen weis hinfiel; da sie bei dem schnel- len Regen, Nicht vermocht der Fluͤgel Kraft, ausgedehnet zu bewegen. Welch ein schrekliches Verderben! welch erbaͤrm- lich Trauerspiel! Da der zahmen Heerd ein Regen starker Guͤsse uͤber- fiel, Der sie welzend weiter trieb, da sie auf den brei- ten Tieffen, Bis das Wasser sie erstikt, bloͤkend zu den Schoͤp- fer rieffen. Da ward eine See voll Todten, ja! ein rechtes Todten Meer, Hie flos eine Meng von Thieren, da von todten Menschen her, Die ein Spiegel goͤttlicher Gerechtigkeit. Die sich hie und da verstekt: aber vor der Fluthen Rennen, Das gewaltig niederreist, sich doch nicht erretten koͤnnen. Die auf derer Berge Spizzen, ihre Sicherheit er- waͤhlt, Da sie Furcht und banges Hoffen, laͤnger als der Todt gequaͤlt. Wurden endlich durch den Strom, der die Gipfel uͤberschwommen, Von der Angst schon halb entseelt, fuͤrchterlich hin- weg genommen. Jhr Bemuͤhen war vergebens, wenn sie sich zur Hoͤh bewegt, Und mit schwimmenden Bestreben, auf die glatte Fluth gelegt; Weil das wirbelnde Gedraͤng aufgethuͤrmter Was- serwogen, Sie doch wieder in den Grund, biß sie ganz erstikt, gezogen. So ward alles was gelebet, da des Hoͤchsten Grim entflammt Durch gerechte Wasser Straffe, zu den jaͤhen Todt verdammt Da des Noaͤ sein Geschlecht mit dem aufbehaltnen Thieren, Jn dem Kasten GOttes Huld, konten wunderbar- lich spuͤren. Suͤnder! diese Straf Gerichte; sind euch in der Gna- den Zeit, Offenbahrte Warnungs Zeichen goͤttlicher Gerech- tigkeit, Lernet an der grossen Fluth, damit er die Welt ver- heeret, Q 2 Was Das Gewaͤsser der Suͤndfluth Was dem Boͤsen vor ein Lohn, auf ein boͤses Thun bescheret. Es sind seine Elemente, Ruthen die der Richter nimmt, Wenn man nicht bei wahrer Busse, in dem Salz der Thraͤnen schwimmt. Lernet was vor ein Gericht, uͤber unsre Erde schwe- bet, Die vor seines Eifers Grim, bei gedrohten Fall er- bebet; Jst die erste Welt im Wasser, wegen ihrer Schuld versenkt; So ist uͤber unsre Erde auch ein gleicher Zorn ver- haͤngt; Da sie durch die Feuers Gluth, wie die Offenbahrung lehret, Wird zulezt noch fuͤrchterlich, in das erste Nichts verkehret. Bei dem rauschenden Verderben lag die Welt in Sicherheit, Und auf seinen Hefen stille; so verflos die Gnaden Zeit, Moͤchte iezt die lezte Welt, wie in einen Spiegel sehen, Daß sie moͤchte eh es kommt, den gedreuten Fluch entgehen. Das ist des gerechten Wesens, fest gesezter Eifer Schluß: Daß auf ein gedrohtes Warnen, Rache langsam folgen muß Aber wenn sie endlich kommt; muß sie desto haͤr- ter quaͤlen, Und nach jeden Suͤnden Maas, auch das Maas der Strafe zaͤhlen. Wer ein Spiegel goͤttlicher Gerechtigkeit. Wer die Warheit nicht will glauben, sehe nur mit einen Blik Auf der Suͤndfluth Wasserwogen, in die heilge Schrift zuruͤk: So wird man die Warnungs Stimm, in dem Stroͤmen rauschen hoͤren: Es bestraft die Rache hart, die nicht von der Bos- heit kehren. Diese Lehre hat Exempel; alles Fleisches Unter- gang Macht die wuͤsten Adams Kinder, mit dem Straf Gerichte bang, Eilt, ihr Boͤsen eilet bald, noch bei Zeiten Gnad zu finden, Denn der Rache schneller Bliz brennt schon alles anzuzuͤnden. Die wunderbahre Verwandlung eines Kirschbaums. J ch sah zur kalten Winters Zeit, da Schnee und Reif die Erd bedekt, Wie sich der Baͤume gruͤne Zier, in ih- ren Knospen noch verstekt; Fuͤrnemlich fiel mir ins Gesicht, ein Kirschbaum, und aus dessen Zweigen Fand ich in wollgeorndter Reih, ein Hauffen klei- ner Knospen steigen. Q 3 Mein Die wunderbahre Verwandlung Mein Vorsaz war bei diesen Sehn, mit Andacht und Bewunderung Jn einer jeden Jahres Zeit zu schaun, des Baums Veraͤnderung. Der holde Fruͤhling kam heran, und durch den Schein der warmen Sonnen, Ward Frost und kalte Lufft verjagt, der Schnee wie Wasser weggeronnen, Die frischen Saͤfte der Natur, der Baͤume neu verjuͤngtes Blut, Die vorher wie erstarrt im Frost, erwaͤrmet durch der Sonnen Gluth; Die drangen mit belebten Lauf, die dorren Knos- pen zu bewaͤssern; Und die darin gefaltne Frucht, mit Milch zu naͤhrn und zu vergroͤssern. Sie quoll in ihren engen Raum, bis sie im Wachs- thum allgemach Sich schikte zur Entwikkelung, und ihre Knospen Haut durchbrach. Das zarte Keimchen ging heraus, aus seiner schnell zerborstnen Rinde, Kam gluͤklich zur Geburth hervor, war aͤhnlich ei- nen Wiegen Kinde Das noch in seinen Windeln liegt; es bluͤhete der Knospen Schaar, Und nach den kurzen Lauf der Zeit, bracht jeder Knosp die Bluͤte dar. Da ward der Baum sehr schoͤn geziert; mit roͤthlich weissen Schmuk bekraͤnzet Dabei in jeden Mittelpunkt, ein Heer von gelben Knoͤpfgen glaͤnzet Wie Zitter Nadeln anzusehn, die von bestrahlten Sonnenschein, Jn eines Kirschbaums. Jn unsern Aug polirtes Gold, bald helle Edelstein- gen sein. Ward vorher zu der kalten Zeit, der Baum in weis- sen Schnee gehuͤllet, So stand er ganz veraͤndert jezt, mit weissen Bluͤ- then angefuͤllet. Fuͤr deren zarten Farben Schein, des Schnees Weisse sich verliert; Weil dieser Bluͤthen Lieblichkeit, das Aug mit hel- lern Glanze ruͤhrt. So kraͤnzet, sprach mein reges Herz, der Schoͤpfer die erfrornen Aeste, Wie bald der Finger weiser Macht, bei warmen Schein und sanften Weste Den Pflanzen Reich das Leben giebt. Was vor Ver- wandlung wird entstehn, Wenn unsrer Koͤrper Huͤlsen dreinst, aus ihren schwarzen Graͤbern gehn? Jm Glanz der Ewigkeit verhuͤllt, sich im verklaͤr- ten Himmels Lichte Bespiegeln an der GOttheit Schein, und deren hellen Angesichte? Wie thoͤricht ist der Aberwiz, der es vor unver- nuͤnftig haͤlt, Daß unser Zustand anders sei, wenn wir in jener Sternen Welt, Weit uͤber Sonn und Mond gesezt, von aller Aen- derung befreiet, Und wie im ewgen Fruͤhling bluͤhn, zu einer ew- gen Daur verneuet. Die Wandlung eines Baums zeigt schon, was GOttes weise Allmacht kan, Und darin sieht des Glaubens Aug, ein Bild von unsrer Aendrung an Q 4 Der Die wunderbahre Verwandlung Daß sich der Baum gar oft verkehrt, ruͤhrt von des Schoͤpfers weisen Willen, Der mit des Wechsels Unbestand, will unsre Lust und Neigung stillen. Die Zeit bringt stete Aenderung, das lehrte mich der Kirschen Baum, Den ich im Kurzen nicht gesehn; drum kannte ich denselben kaum Als ich ihn wiederum ansah; der weiße Schmuk war meist verflogen, Der Schoͤpfer hatte ihn verkehrt; mit gruͤnen Laub- werk angezogen. Jch dachte bei mir selbsten nach, warum die weise Guͤtigkeit, Anstat der weisen Unschulds Tracht; der Hofnung gruͤnes Feier Kleid Dem Kirschstamm wieder angethan? Mir deucht die Aendrungs volle Puzzen, Die machen unsern Sinn vergnuͤgt; und sind den Kirschen selbst zu Nuzzen. Das weise All, goͤnnt unsern Aug, auch immer neue Freud und Lust, Und da es Aendrung immer liebt, wie er von An- fang schon gewust, So ist der Schauplaz dieser Welt, bald so, bald anders ausgeschmuͤkket; So hat er uns zur Augenlust oft die Maschinen weggeruͤkket Und andre wieder vorgekehrt; die uns durch weisser Farben Pracht, Die Augen zwar mit Glanz erquikt, den Strahl dabei doch blendend macht: So wird durch dieses sanfte Gruͤn, das Auge wie- derum gestaͤrket, Wie eines Kirschbaums. Wie jeder der ins Gruͤne schaut, aus eigener Er- fahrung merket. Als ich dies gruͤne Laubwerk sah, der Hofnung ste- te Liverei, Dacht ich daß nun allmaͤhlig auch, die Kirschen Zeit zu hoffen sei; Der Ansaz kam auch schon hervor, der unter Blaͤt- tern schoͤn verstekket, Und vor der rauhen Fruͤhlings Luft, als wie mit einem Schirm bedekket. Und da bekam der Kirschen Baum, auch wieder ei- nen neuen Glanz Die wollgeformte gruͤne Frucht, die schmuͤkte seines Gipfels Kranz, Mit hangenden Smaragden aus, die von der Son- nenstrahl beruͤhret, Ein achtsam Auge recht vergnuͤgt, das Herz zu ih- ren Schoͤpfer fuͤhret. Wie wunderbarlich scheint es nicht, das diese zar- ten Kuͤgelein Jn ihren Wachsthum sich vermehrn, und Fruͤchte harter Zweige sein? Wie sich ihr zarter Nahrungs Saft, so reichlich durch die Reiser seiget, Und durch den Trieb stets weiter dringt, bis zu der Stiele Roͤhren steiget, Und endlich in die Beer ergiest. Wer kan dies al- les uͤbersehn, Und nicht durch regen Andachts Trieb, des Schoͤp- fers Wunderwerk erhoͤhn? Wenn diese Kirschen ihre Groͤß, durch himmlisches Gedein erlanget, So sieht man die Veraͤnderung, da jede wieder an- ders pranget. Q 5 Nach- Die wunderbahre Verwandlung Nachdem der Sonnenstrahl sie faͤrbt, der sie zugleich zur Reiffe bringt Wenn seines Feuers strenger Guß, die uͤberzogne Haut durchdringt: O! welch ein Anmuths voller Blik! da sieht man Zweige mit Carbunkeln Als schoͤne Kronen der Natur, in durchgeklaͤrter Roͤthe funkeln. Jhr Menschen! die ihr euch erfreut, ob dieses fro- hen Kirschbaums Schein Denkt doch mit Andacht dieses nach: Wie guͤtig muß der Schoͤpfer sein, Der uns mit solcher Lieblichkeit; so Auge, als Ge- schmak erquikket, Und diesen rothen Nectarsaft, in schoͤnen Schalen ausgedruͤkket. Die Wunder Guͤte labt den Mund, sie naͤhrt da- bei den regen Geist, Wenn er mit Andacht nur erwegt, aus was vor Quellen dieses fleust, Das uns so viel Vergnuͤgen bringt, daß Aug und Zunge sehen, schmekken, Dies alles muß uns den Begrif, von einer weisen Macht erwekken. Als mir der Kirsch Baum dies gezeigt, und seine Fruͤchte dargebracht, Da kam des Sommers Hiz und Brand, die sei- ne Blaͤtter duͤrr gemacht; Der Herbst der gruͤn in gelb verkehrt, veraͤnderte durch rauhes Wetter Des Laubes gruͤn gefaͤrbte Tracht, in lauter gelb geschmuͤkte Blaͤtter. Dies Herbstkleid kam mir in der Fern, als schoͤne guͤldne Stuͤkke fuͤr, Drum eines Kirschbaums. Drum sprach ich bei mir selbst, Mein GOtt ! wie oft verwandelst du die Zier, An einen solchen Baum, der weiß, denn gruͤnn, denn wieder gelb gekleidet, Der Augen rege Neubegier, mit wandelbahren Schmukke weidet. Doch endlich kam die Zeit herbei, da dies veraͤn- derte Gewand, Der Blaͤtter gar im Wind verflog, und in der Er- den Staub verschwand. Da ward der Kirschbaum wie zuerst, da seine schoͤ- ne Pracht verheert Zu einer rauhen Winters Zeit, in seinen ersten Stand verkehrt, Der Stamm war kahl, die Zweige glatt, die Rei- ser waren durch den Norden, Und seinen stuͤrmerischen Braus, zu duͤrr gesognen Ruthen worden. Dies kam mir als ein Sinnbild vor, von unserer Vergaͤnglichkeit, Wir wachsen in dem Fruͤhling auf, wir bluͤhen wie zur Sommers Zeit, Wenn uns der Jugend Schoͤnheit ziert, wir neh- men ab mit unsern Jahren, Das Blut des Lebens Saft erstarrt, bis wir zur Grabes Hoͤle fahren. Doch wie am Kirschbaum wiederum, der Knospen neue Saat entsteht; Wenn dessen Fruͤchte abgestreift, und seiner Blaͤt- ter Schmuk vergeht: So zeigt des Glaubens Zuversicht, daß wenn gleich unsre Leiber sterben, Wir doch im Tode wiederum, durch GOttes Macht das Leben erben. Die Die Menschen wuͤnschen oft etwas Die Menschen wuͤnschen oft et- was das sie nicht wollen. A ls ich mich, was der Mensch, einst in Ge- danken frug, Fiel mir die Antwort ein: Er ist ein Wiederspruch, Der lebt und etwas will, das er doch nicht begehret, Wenn ihm Gelegenheit, das was er wuͤnscht, be- scheret. Wie mancher wuͤnschet sich, das Ende aller Noth, Wenn ihm ein Ungluͤk plagt, den fuͤrchterlichen Todt; Und wenn derselbe komt; so will er gern entfliehen, Und sich des Schiksals Macht, fast mit Gewalt entziehen. Wie mancher wuͤnschet sich die Herrlichkeit zu sehn, Des wesentlichen Alls ; Er seufzt mit heißen Flehn Den seelgen GOtt zu schaun; und will doch nicht erfuͤllen, Die Sehnsucht die er zeigt, in seinen Wunsch und Willen. GOtt ist uns unsichtbar, das weis ein jeder woll, Und wenn ein sterblich Aug denselben sehen soll: So muß er sichtbarlich die Vollenkommenheiten, Als Strahlen seines Lichts, in seinem Werk aus- breiten. Das hat er ja gethan: Jhm zeigt die ganze Welt, Die GOttes Herrlichkeit uns sichtbar vorgestellt. Wer sieht die Kreatur woran er abgedruͤkket, Darin man seine Groͤß, als Spiegeln, klar erblikket Jn das sie nicht wollen. Jn solcher Absicht an? die wenigsten thun das, Sie leben in der Welt, sie sehn ohn Unterlaß Derselben Schoͤnheit an, und denken nur dabei, Daß dieses alles da, dieweil es ist so sei. Waͤr ihr begierger Wunsch so bruͤnstig als man meinet: So suchten sie ihn da, wo uns sein Bild erscheinet. Ja! Menschen! sagt mir nicht; das ist ein falscher Schlus Jhr wolt die Quelle sehn, ich weise euch den Flus Der nur daraus herstammt; Jch will nicht wieder- streben, Jch will euch lieber noch dies zum Beweise geben: Wer einen Endzwek wuͤnscht, der nimmt die Mit- tel an; Jhr wolt die Gottheit sehn, die keiner sehen kan, Als wer sich recht bestrebt ins Himmelreich zu gehen, Wo mit verklaͤrten Aug sein ewigs Licht zu sehen. Jst euer Wandel stets nach diesem Ziel bemuͤht, Dabei ihr euch der Welt, und ihrer Lust entzieht? Pruͤft eur Gewissen recht, und last ein Urtheil faͤllen; So wird die Warheit klar von diesem Saz erhellen. Jhr wuͤnscht und wolt doch nicht; ihr geht nach Abend hin Und wolt ins Morgenland, nach euren Wunsch und Sin; Jst nun ein solcher Mensch, kein Wiederspruch zu nennen, Der GOtt dort sehen will, und will Jhn hier nicht kennen? Wo- Woher es komme, daß so wenige die herrlichen Woher es komme, daß so weni- ge die herrlichen Geschoͤpfe GOttes be- trachten, und dadurch geruͤhret werden? Psalm CXI. 2. Groß sind die Werke des HErrn, wer ihr achtet, der hat eitel Lust daran. D ie Menschen muͤssen eingestehn, Daß in dem schoͤnen Kreaturen Der Weisheit, Guͤt und Allmachts Spuren, Vom grossen Schoͤpfer anzusehn: Doch daß man sie gar wenig achtet, Und nicht wie sichs gebuͤhrt betrachtet, Das ist auch mehr, als allzu wahr; Will man davon die Ursach finden, Der Traͤgheit wahre Quell ergruͤnden; So ist es, wie mir deucht ganz klar, Daß aus Gewohnheit unsre Augen, Die Schoͤnheit nicht zu sehen taugen, Die man doch allenthalben sieht; Daß der Gewohnheits Schlummer bleibet, Man ihn nicht aus dem Augen reibet; Daß man nicht Vorurtheile flieht: Daß Geschoͤpfe GOttes betrachten. Daß macht, weil wir die Welt nicht kennen, Das schlecht und woll gar Boͤse nennen Wie die Unwissenheit sonst spricht; Davon wir, weil wirs nicht verstehen, Nicht alsobald den Nuzzen sehen. Man sieht die Sonn, des Himmels Licht, Den schreklich grossen Feuerballen, Daraus die Strahlen zu uns prallen, Als einen runden Teller an; Da man mit vielen tausend Meilen, Wenn wir sie nach dem Durchschnitt theilen, Nicht deren Groͤß ermessen kann; Dagegen unser Kreis der Erden, Nicht einmahl kan verglichen werden. Die Einfalt glaͤubt der Hinimel sei, Als wie ein aufgesezter Bogen, Nur uͤber unsre Erd gezogen; Die Sterne waͤren einerlei, So wie der Augenschein uns weiset, Da jeder um den Himmel reiset, Bis er den vorgen Plaz einnimt: Sie glaͤubt, daß jeder dieser Sterne, An jenes Himmels blauer Ferne, Als wie ein kleiner Lampen glimmt, Der wie ein Pechlicht bei den Rennen, Dennoch in steten Schein und Brennen, Sich bis er ausgebrandt, erhaͤlt. Die Erde ist nach den Gedanken, Ein Kreis der in gar engen Schranken, Als eine Flaͤche eingespannt; Die Fruͤchte die darauf entstehen, Zur Reiffe kommen und vergehen, Die Werke der Natur genannt, Die Woher es komme, daß so wenige die herrlichen Die sind so wie die Einfalt denket, Wie sie die Zeit des Jahres schenket Und dabei ist man schon vergnuͤgt; Wer aber nach der Warheit ringet, Und in der Dinge Wesen dringet, Den Wahn des Poͤbels nur besiegt, Dem werden an den Himmels Spheren, So viele tausend Wunder lehren, Was GOttes weise Allmacht kan; Der wird erstaunt ob diesen Kreisen, Daran er in georndten Gleisen, Sieht grosse Himmels Koͤrper an. Wer so mit Andacht uͤberleget, Was unser Ball der Erde traͤget Und ihre Wunder Dinge zaͤhlt, Der wird mit Ehrfurchts vollen Grauen, Jm Kleinen grosse Dinge schauen, Die der zu seinem Ruhm erwaͤhlt, Der alles, was wir sehn und hoͤren Die ewge GOttheit zu verehren, Uns sichtbar vor die Augen stellt: Der wird mit Lust das alles sehen, Und uͤberzeugend eingestehen, Daß alles herrlich in der Welt, Daß alle Dinge zu erwegen, Die GOttes Macht vor Augen legen. Nun lieber Mensch! erwege das, Was unser Schoͤpfer uns gewiesen, Denn seine Hoheit wird gepriesen, Jm kleinsten Kraut, im feinsten Graß: Du lebst im Jnbegrif der Erden, Da so viel Millionen Heerden, Von Zeugen aufgestellet sind, Die GOttes Majestaͤt erhoͤhen, Wer Geschoͤpfe GOttes betrachten. Wer dieses nicht will achtsam sehen, Der ist mit offnen Augen blind; Wer sich nicht will daran ergoͤzzen, Jst warlich Thieren gleich zu schaͤzzen. Drum sieh des Hoͤchsten Allmachts-Hand Beschaue die geschafnen Wunder, Entzuͤnd daran den Andachts-Zunder; Und wenn des Herzens heilger Brand Auch deine Zunge feurig ruͤhret, So preise GOtt, dem Ruhm gebuͤhret. Die Allwissenheit GOttes. Ps. CXXXIX. 4. 2. HErr, du erforschest mich und kennest mich. Jch sitze oder stehe auf, so weist du es: Du verstehest meine Gedanken von fer- ne. A uge, das da alles siehet, Licht das alles sichtbar macht; Wofuͤr alles Dunkle fliehet, Das durchdringt die schwaͤrzste Nacht, Das da in des Herzens Schranken, Merkt die tieffesten Gedanken, Was kann bei so hellen Schein Dir, noch woll verborgen sein! D ir O! Dir allwissend Wesen, Dir unentlicher Verstand! Erster Theil. R Jst Die Allwissenheit GOttes. Jst ja alles was gewesen, Auf das klaͤreste bekandt: Dein uneingeschraͤnktes Sehen, Weis das alles, was geschehen, Was gedacht, geredt, gethan, Siehst du gegenwaͤrtig an. W as verborgen angesponnen, Und der Winkel hat verdekt, Kommt durch dich noch an die Sonnen, Was die Finsternis verstekt, Jst vor deinen Angesichte, Alles kommt vor dein Gerichte; Was die List je ausgedacht, Und die Bosheit vollenbracht. W as der Strom verfloßner Zeiten, Jn dem Lauf mit fortgefuͤhrt; Was im Kreis der Eitelkeiten, Sich vor aller Welt verliehrt; Was der Erden Bauch verzehret, Jn dem kleinsten Staub verkehret; Was die duͤnnste Luft verweht, Jst was Dir vor Augen steht. W as das Meer in sich verschlungen, Was des Abarunds Tieffe hegt; Was der Wirbel Fluth verdrungen, Jn der Berge Grund verlegt; Was der Wallfisch laͤngst verdauet, Der Carcharias zerkauet: Was der See-wolf laͤngst zerfezt, Jst vor Dir, wie unverlezt. Was Die Allwissenheit GOttes. W as geschicht, ist deinen Blikken, Auf das klaͤreste bekannt; Koͤnten wir den Ort verruͤkken, Wo wir sind, bis an dem Rand Wo die Erd in Wasser schwimmet; So wird doch kein Punct bestimmet, Da du, was daselbst geschehn, Und geschicht, nicht jezt gesehn. W as im Herzen tief verborgen, Die Gedanken, die es zeugt; Und was vor ein traͤumend Sorgen, Mit der Naͤchte Schatten fleugt; Was am Tage unsre Sinnen, Ruͤhrt und reitzt; was wir beginnen, Ja! was wir bemerken nicht; Siehet doch dein Augenlicht. O bgleich so viel Millionen Menschen, die da Othem ziehn, Auf dem Erden Kreise wohnen, Und sich so, bald so bemuͤhn, Jhres Herzens reges Dichten, Jhren Vorsaz auszurichten: So kann deinem Augenschein, GOtt! doch nichts verborgen sein. D u siehst aller Voͤlker Herzen, Ja! was jeder Mensche thut, Du weist ihre Lust, ihr Scherzen Und wie sich derselben Blut, Bald in Lieb und Haß beweget, Wie vor Furcht das Herze schlaͤget; R 2 Wie Die Allwissenheit GOttes. Wie des Jachzorns Raserei, Vieler Ungluͤks-Quelle sei. W as noch kuͤnftig wird entstehen Jn der spaͤtsten Folge-Zeit, Hat dein Aug vorher gesehen, Schon von aller Ewigkeit: Jn der Kette aller Dinge, Jst nichts, das so klein, geringe, Das nicht, was daraus abhaͤngt, Deine Weisheit sieht, und lenkt. D ies O! Mensche! zu ermessen, Uebersteiget deinen Sinn, Und lenkt dich zu GOttes Groͤssen Schaudernt voller Ehrfurcht hin. Welch ein Auge! das da kennet, Alles, was noch unbenennet Was in gegenwaͤrtger Zeit, Noch im Reich der Moͤglichkeit! W er darauf die Sinnen lenket, Wie GOtt das verborgne sieht; Und die Heiligkeit bedenket, Die das Boͤse haßt und flieht: Den macht ein erwacht Gewissen, Mit empfindlich regen Bissen Seine Suͤnden offenbahr, Die in GOttes Augen klar. S uͤnder! schrekt des Hoͤchsten Merken, Schauet was eur Herz beginnt, Giebt er euch nach euren Werken, So seid, wenn ihr euch besinnt, Jhr Die Allwissenheit GOttes. Jhr, die allergroͤßten Tohren, Die durch eigne Schuld verlohren; Weil er die verderben kan, Die ihm Unrecht vor gethan! G Ott der sieht das bange Sehnen Derer die der Kummer nagt, Er zaͤhlt alle Angst und Thraͤnen Derer, die das Elend plagt: Hoͤret dies und last das Weinen, Traurige! euch wird erscheinen, Nach dem duͤstren Ungemach, Ein vergnuͤgter Sonnen Tag. O ! HErr druͤk mir ins Gemuͤthe, Daß du alles, alles weist; Wie aus deiner Wunder-Guͤte, Nichts als Gutes zu uns fleußt: Gib daß ich beim Thun und Lassen, Moͤge stets zu Herzen fassen: GOtt! der sieht dein Handeln an, Denke nach, was du gethan! R 3 Die Die wunderbahre, doch weise Die wunderbahre, doch weise Regierung der Welt. Roͤm. XI. 33. 34. O welch eine Tieffe beide der Weisheit und Erkenntnis GOttes! Wie gar unbe- greiflich sind seine Gerichte, und un- erforschlich seine Wege! Denn wer hat des HErrn Sinn erkant? Oder, wer ist sein Rathgeber gewesen? D ie Geheimnis-volle Tieffe, der ver- borgnen Vorsehung, Treibt ein achtsames Gemuͤthe, bil- lig zur Verwunderung, Wenn es bei dem Lauf der Welt, ihre Ordnung im Regieren, Jhre Guͤt und weise Macht, nicht kan allzeit sicht- bar spuͤren. Alles gehet durch einander, der verwirrte Lauf der Welt Lehret uns die klare Warheit: Es sei hier ein Jam- mer Zelt, Wo der Fromme oͤfters seufzt, wenn der Ungerech- te lachet, Wie ein Lorbeerbaum aufbluͤht, und sich hier ein Eden machet. Wil- Regierung der Welt. Wilde Bosheit lebt und sieget, wenn die Unschuld unterdruͤkt, Unfruchtbahre Baͤume wachsen, das was fruchtbar wird erstikt; Und ein nichtger Dornenstrauch saugt das Fette die- ser Erden, Da hingegen oftermahls, Rosen welk und duͤrre werden. Viele, die durch Rasereien, fast die ganze Welt be- stuͤrmt, Werden als mit starken Schilden, vor Gefahr nnd Noth beschirmt: Dahingegen die da still, ehrlich in dem Lande woh- nen, Bei bestrikter Sclaverei, oft im harten Joche froh- nen. Der dem Tod entgegen rennet, lebet ofte frisch und stark, Wer hingegen vor ihm fliehet, dem verschwindt des Lebens Mark Und verdorret in der Bluͤth, und verstirbt bei sei- ner Plage, Bei verkuͤrzten Lebens Ziel, in der Helfte seiner Tage. Wer wie eine Last der Erden, nichtes thut, als ißt und trinkt, Und ein hinterlaßnes Erbe, lekkerhaft in sich ver- schlingt Lebet und wird greis und alt, da die Eltern oft ver- storben, Die dem frommen Kinderchen, wenig oder nichts erworben. Wer dieß alles uͤberleget, meinet daß es besser sei, R 4 Wenn Die wunderbahre, doch weise Wenn der, der der Welt noch nuͤzte, vor dem fruͤ- hen Tode frei; Und wenn die nur hingeraft, die die Welt ohn viel Beschweren, Ohne Thraͤnen, ohne Leid, ohne Sehnsucht wuͤrd entbehren. Hoͤret Menschen! die ihr meistert, der verborgnen Vorsicht Schluß, Und ihr strenges Schiksahl achtet, als ein hart be- stimmtes Muß, Wißt ihr den Zusammenhang, koͤnnet ihr die Fol- gen sehen, Die wenn dies und das geschicht, nachmahls wie- derum entstehen? Wißt ihr, was des Hoͤchsten Wille, der die Schik- sahls Spheren lenkt, Der bei allen, was begegnet, vorher weislich uͤber- denkt; Und wie dieses muß geschehn: damit sein allweises Walten, Das auf unser Bestes sieht, koͤnne unser Woll er- halten? Wenn man in den Vorsichts Gaͤngen, alles durch- einander sieht, Wie in einem Jrre-Garten, so sind wir umsonst bemuͤht, Jhr weise Spur zu sehn, die von Dunkelheit be- dekket, Oft des bloͤden Geistes Augn, mit verwirrter Un- ruh schrekket. Es geht uns wie Wandersleuten, den Arabien nicht bekant, Die sehn in der grossen Wuͤste, nichts als einen ebnen Sand, Wo Regierung der Welt. Wo der Pilgrim seine Spur, da der Wind sie zu geschlagen, Wenn er keinen Fuͤhrer hat, schwerlich wird von selbst erfragen. Kan er aber also schliessen: Es ist gar kein Weg, noch Bahn, Weil er in dem Sand der Wuͤste, sie verdekt nicht finden kann? Nein! wer diese Gegend weis, wird hier, wie auf ebnen Meeren, Einen bald den rechten Weg, den man wandern muß, belehren: So ist auch in GOttes Wegen, wo man keine Spuren trift, Unser Fuͤhrer, unsre Leuchte; sein Wort, seine heilge Schrift, Die uns mehr als deutlich zeigt, daß der Vorsicht ihr Geleite, Nicht mit seiner Guͤt und Macht, nicht mit seiner Weisheit streite. Und wir Sterblichen wir wollen, daß GOtt so regieren soll, Wie ein Koͤnig auf der Erde, der der Unterthanen Wohl Nur im Zeitlichen erhaͤlt, und dem abgemeßnen Staaten, Suchet zum erhabnen Flor, wie er immer kann, zu rathen. GOtt der uͤber alles herrschet, und der Menschen Herze sieht, Der uns in der Zeit regieret, und zur ewgen Woll- fahrt zieht, Leitet durch die Vorsehung, uns zum ewig sichren Gluͤkke, Darnach richtet er auch ein, unser zeitliches Geschikke. R 5 Sei- Die wunderbahre, doch weise Seine Weisheit lenket alles zu dem wollgeornd- ten Ziel, Scheinet uns denn auf der Erde, dies und das ein Trauerspiel; Das macht unser Unverstand, von der Einbildung betaͤubet Der von der Begebenheit, anders als sie ist, oft glaͤubet. Sagt man daß des Himmels Schluͤsse, die wir warlich nicht verstehn, Jn der Reihe wie sie folgen, in verwirrten Lauffe gehn; So ist unser Urtheil falsch, weil der Ausgang klaͤr- lich zeiget, Daß sich alles zu dem Zweck, nach des Hoͤchsten Willen neiget; Sieht ein Mensch von bloͤden Sinnen, ein recht kuͤnstlich Uhrwerk ein, Da die aufgespannten Raͤder, welzend in dem Lauf- fe sein Und sich selbst entgegen gehn: so deucht ihm daß die Maschine, Die sich so verwirret dreht, ihm nur zum Beweis- thum diene, Daß der Meister toll zn nennen, der das Raͤder- werck gemacht, Und ein so verwirrt Gebaͤude, ohngefehr herfuͤr ge- bracht. Da doch der verkehrte Gang, da ein Rad das an- dre ruͤhret Auf dem aͤusern Ziefer-Blat, richtig seinen Zeiger fuͤhret: So gehts euch ihr Menschen Kinder! wenn ihr mit Verwundrung seht, Wie Regierung der Welt. Wie der Hoͤchste auf der Erden, das verborgne Schiksahl dreht, Was euch ohne Ordnung scheint, als von ohnge- fehr entstanden, Darin ist ein weiser Grund, warum es so ist, vorhanden: Was euch wie ein Babel scheinet, da Verwirrung nur regiert, Hat des Hoͤchsten Rath ersonnen, wunderbarlich ausgefuͤhrt. Alles was euch wiederfaͤhrt, wird zum Besten stets geleitet, Da des Hoͤchsten weise Guͤt, aus dem Boͤsen Guts bereitet. Wer dies uͤberzeugend glaͤubet, der kan mit Zufrie- denheit, Auch ein hart Geschik ertragen, als ein bitter suͤsses Leid, Der denkt O! die Vorsehung, wird mich wunder- bahrlich fuͤhren, Daß ich dort in Ewigkeit, seine Guͤte koͤnne spuͤ- ren. Wenn der Vorhang weggerissen, der des Hoͤchsten Thron verhuͤllt, Alsdenn sehn wir den Regenten, aller Guͤte Eben- bild, Der uns dort in jener Welt, wird den weisen Grund erklaͤren, Von der Fuͤhrung darob wir, uns in dieser Zeit, beschweren. Druͤkket uns ein banger Jammer, plaget uns die schwere Noth, Raffet uns in fruͤhen Jahren weg ein uͤbereilter Tod, Nur Die wunderbahre, doch weise Regierung der Welt. Nur getrost! die Vorsicht weiß, daß es uns zum Besten dienet, Wie dem Palmbaum der gedruͤkt, desto besser waͤchst und gruͤnet. Wenn die Voͤlker sich verwirren; Wenn man sie- het uͤberall, Wie die Thronen sich zerstossen, wie der Reiche Stuͤrtz und Fall, Unsre Welt mit Schrekken droht; Nur getrost! die Vorsicht wachet, Die doch uͤber alles herrscht, und die Friedens- Puncte machet. Wenn die Fluth gethuͤrmmter Wellen, auf das Schiff der Kirche stuͤrmmt; So wacht doch der Vorsicht Auge, das dasselbe stets beschirmmt; Wenn die Bosheit schreklich tobt, wird der Odem seiner Nasen, Sie wie eine leichte Spreu, wie den fluͤchtgen Staub zerblasen; Wenn des After-Glaubens Nebel, Licht und War- heit uͤberzieht; So ist GOtt, die helle Sonne, davor Dunst und Schatten flieht: Will des Menschen Raserei, alles durch einander bringen, O! da Zebaoth regiert, wird ihr Anschlag nie ge- lingen. Die Die Wunderns wuͤrdige Vorsorge der Thiere Die Wundernswuͤrdige Vorsorge der Thiere, fuͤr ihre Jungen. D es Schoͤpfers weise Macht, ist allzeit da zu sehn, Wohin wir das Gemuͤth und unsre Au- gen drehn: Ein jedes Ding das zeugt, wenn man es nur erblikket, Daß GOttes Weisheit, Macht und Guͤt darin gedruͤkket Und diese ward ich juͤngst, mit grosser Lust gewahr, An einen Voͤgelein. Mein GOtt! wie wunder- bahr, Hast du in jede Brust, den zarten Trieb geleget, Das es die Jungen naͤhrt, und treulich hegt und pfleget; Es zeigt ja deine Macht, und weise Vorsicht an, Die alles mittelbahr, so wohl erhalten kan; Es ist ja deine Guͤt, die jeden Vogel lenket, Daß er mit Lieb und Lust an seine Jungen denket. Wie wunderbahr ist es, wenn man erstaunend sieht, Daß Mann und Weibelein, mit gleichen Trieb be- muͤht, Die Kinderchen so lang mit Sorgfalt zu beschuͤzzen, So lange sie entbloͤßt, in ihren Nestern sizzen. Wie Die Wunderes wuͤrdige Vorsorge Wie sorgt das Weibgen nicht, wenn sie erst aus- gehekt, Die ihre zarte Brut, mit sanften Fluͤgeln dekt! Das Maͤnlein flieget aus, und sucht auf seiner Reise, Die Jungen zu ernaͤhrn, bequemen Trank und Speise, Es schlukt das Wasser ein, und nimt die Gurgel voll, Von einer solchen Kost, die fuͤr die Jungen soll, Es fliegt zum Nest zuruͤk, es giebet seinen Jungen, Die ihren Hals aufsperrn, was in dem Kropf ver- schlungen, Und gleichsam erst gekocht; Es samlet Speise ein, Die seiner zarten Brut, zum Wachsthum dienlich sein. Wer hat ihn denn gelehrt, die Speise zu erwaͤhlen, Die seiner Jugend nuͤtzt, und in den zarten Kehlen Sie etwas zu verdaun? Du Schoͤpfer hasts gethan, Das zeigt uns die Natur, mit ihren Trieben an, Die stammen nur von dir; Es sind verborgne Wunder, Die in der inren Brust, geheimen Liebes-Zunder, Bei Thieren angefeurt, der gegen die entbrant, Die sie als ihre Frucht, mit zarter Lust erkant. Wie aͤngstlich ist die Sorg, wenn sich zu dem Ge- buͤschen, Ein solcher Raͤuber naht, der die sucht zu erwischen, Die ihre Lust gehekt; sie fliegen hin und her Von heisser Angst gejagt. Weil ihre Gegenwehr, Und ihre Macht nichts kann; so suchen sie im Fliegen, Den, der die Jungen sucht, mit List noch zu be- triegen. Sie kriechen ins Gebuͤsch, darin das Nest nicht stekt, Sie brausen da heraus; der Raͤuber wird erwekt, Nach solchen Busch zu gehn, dadurch wird er betro- gen, Und von dem rechten Ort; allwo es ist, gezogen. Wie der Thiere fuͤr ihre Jungen. Wie freudig singen sie, wenn sie den Feind entgehn, Und ihre Kinderchen, im Neste wieder sehn, Die bei der Ankunft schrein, und sich bald wieder stillen, Wenn ihre Eltern nur, die giergen Kehlen fuͤllen. Die Sorgfalt hoͤrt nicht auf, sie tragen immer zu, Bis ihre Jungen gros, bis sie aus ihrer Ruh, Jns freie Feld entfliehn das warme Nest verachten, Und selbst mit eigner Muͤh, sich zu ernaͤhren trachten. Jhr Menschen! die ihr dies im Reich der Thiere seht, Und dabei Andachts-voll, der Vorsicht Ruhm er- hoͤht, Bedenkt die Vater-Guͤt, die so die Vogel naͤhret, Und ihnen Wunderbahr, die Speiß, den Trank be- scheret: Da seine Vorsehung, das an den Thieren thut. Warum zernagt ihr euch, durch euren Zweiffel-Muth, Der eure Naͤchte stoͤhrt, mit Angst und Nahrungs- Sorgen Wovon ihr leben wolt, bei einen kuͤnfgen Morgen? Wie thoͤricht ist der Mensch, der sich mit Grillen plagt, Wenn ein beschwertes Hertz, nach Lebens Mitteln fragt Und keine Vorsicht glaubt! Seht nur in Feld und Auen, Da koͤnt ihr allemahl, der Vorsicht Wunder schauen. Der Voͤgel Lustgesang, schallt euch in euer Ohr, Mir deucht sie singen stets: Der Mensch, der ist ein Thor, Der sich, wenn ihm etwan die kuͤnftge Nah- rung fehlet, Jn Sorgen selbst zerfrist, mit Angst und Kummer quaͤlet, Das Die Wunderns wuͤrdige Vorsorge Das Auge welches wacht, hat alles schon bestimmt, Das Feld bringt seine Frucht; was in dem Wasser schwimmt, Was in den Luͤften fleugt, was auf der Erden gehet, Sind Zeugen seiner Macht, dran ihr die Vorsicht sehet, Sie reden aber auch, euch, die ihr Eltern an: Thut an den Kindern auch, was wir an die gethan Die unsre Kinder sein, die wir mit Sorg- falt hegen. Und wie mit Nahrungs-Milch, zu ihrer Groͤß verflegen. Die Thiere stellen sich, die zu beschaͤmen dar, Die ihrer Kinder Wohl, ihr Elend und Gefahr Mit gleichen Augen sehn; die gegen GOrtes Gaben, Ein unnatuͤrliches, ein steinern Herze haben. Wie viele finden sich, dabei der Trieb erstikt, Den man mit Zaͤrtligkeit, an jeden Thier erblikt; Die nicht die Kinder naͤhrn, die sie selbst mit den Bruͤsten, Woraus die Milchkost fliest, als Muͤtter naͤhren muͤ- sten? Sie geben solche offt, den Saͤuge-Ammen hin Die floͤssen mit der Milch, den liederlichen Sinn Jn zarte Seelen ein; und sind sie denn entwoͤhnet, So sieht man wie ein Kind, denselben Lastern froͤh- net Die seine Naͤhrerin mit suͤsser Lust geliebt, Und in der Brust gehegt, im Wandel ausgeuͤbt. Wer seine Kinder liebt, wie die Natur begehrt, Der zeigt die Liebe an, daß er sie auch ernaͤhrt: Wie der Thiere fuͤr ihre Jungen. Wie viele finden sich, die um ihr aͤngstlich Wim- mern, Wenn sie nach Speise girrn, sich offte nicht bekuͤm- mern. Die Voͤgel bringen stets, dergleichen Speise heim, Die ihren Jungen gut; trift man auch allgemein, Dergleichen Eltern an, die bei den zarten Zweigen Die ihnen angehoͤrn, auch gleiche Sorgfalt zeigen? Wie aͤngstlich stellen sich die alten Voͤgel an, Wenn wo ein Raͤuber komt der ihnen schaden kann Und ihre Jungen nimmt? die er im Nest bestrikket, Und drauf den zarten Kopf, aus eitler Lust eindruͤkket. Waͤrn Eltern auch so sehr fuͤrs Seelen Wohl bedacht Der Kinder, wuͤrden nicht noch viel zu GOtt ge- bracht, Die leider Teuffel, Welt, und Fleisch in Laster Schlin- gen, Jn Boͤsen ganz erstikt, zu dem Verderben bringen? Gehts so im Geistlichen, was Wunder wenns Ge- schik Der Kinder elend ist, wenn Sturm und Ungeluͤk; Jhr Wohlfahrts Schif zerschlaͤgt, da keine Huͤlf vorhanden, Daß sie denn in dem Lauf, an Fels und Klippen stranden. Die Voͤgel sorgen selbst fuͤr ihren Unterhalt, Wenn ihre Fluͤgel groß, wenn sie zur Ausflucht alt: O! moͤchten Kinder hier, an ihren Beispiel lernen, Daß, wenn sie sich dem Haus der Eltern erst ent- fernen, Auch ihre Schuldigkeit mit regen Fleis zu sehn, Wie man dem Nahrungs Brod, durch Arbeit nach- zugehn: Erster Theil. S Da Die Allmacht GOttes. Damit sie nicht mit Last die Eltern laͤnger druͤkten, Vielmehr im Gegentheil, den Alten Nahrung schikten. Die Allmacht GOttes. G OTT auf dessen Wort: Es werde, Sich der Himmel und die Erde, Und der ganze Kreis der Welt Augenbliklich dargestellt; Welche Allmacht giebt dein Wesen, Wenn mans uͤberdenkt, zu lesen, Da dir nichts kann wiederstehn, Was du wilt, das muß geschehn. A ls im Anfang aller Dinge, Wie ich lallend nur besinge, Kein Geschoͤpf und keine Zeit, Nur derselben Moͤglichkeit Ging hervor auf dein Befehlen, Was ohnmoͤglich zu erzaͤhlen, Und indem dein Wink geschah, War das Nichts, als etwas da. W enn man das entzuͤkt erweget, Was die Welt vor Augen leget, Was der Himmel in sich faßt, Welche ungeheure Last, Jn des Abgrunds Tieffe schwebet, Und nach seinen Puncte strebet: So Die Allmacht GOttes. So deucht mir, man hab gedacht, Wie unendlich GOttes Macht. W ill man weiter dies nachsinnen, Und sieht an den blauen Zinnen, Ungezaͤhlter Sternen Zahl, Die sich alle auf einmahl Mit den ungemeßnen Bogen, Aus der Tieff hervor gezogen: So stuzt der verschlungne Sin, Und weißt uns zur Allmacht hin. D enkt man, daß die Himmels-Lasten, Gar auf keinen Pfeiler rasten, Daß der grosse Luftkreis schwimmt, Daß darin die Sonne glimmt; Daß in jener blauen Ferne, Mehr, als Millionen Sterne: So wird uns auch dargestelt, GOttes Macht, die dies erhaͤlt. D aß die ungeheuren Spheren, Welzend sich umdrehn und kehren, Und in ihren Gleisen gehn, Koͤnnen wir zwar woll verstehn: Aber wer dies Triebwerk ruͤhret, Und derselben Lauf regieret, Jst der weiseste Verstand, Und des Hoͤchsten Allmachts-Hand. W enn wir mit geschaͤrften Denken, Unsern Blik zur Erde lenken, Jhre Form und Lage schaun, So entsteht in uns ein Graun, S 2 Daß Die Allmacht GOttes. Daß die Kugel die da haͤnget Wenn das Gleichgewicht verdrenget Von der Luft, mit tieffen Fall Suͤnke in des Abgrunds Thal. D och der Geist, der faßt sich wieder, Und vertreibt die Furcht der Glieder, Wenn er glaͤubig nur erwegt: Daß GOtt unsre Erde traͤgt, Und mit seinen Allmachts-Haͤnden, Koͤnn wie eine Kugel wenden, Die er, wenn sie welzend schwebt, Als den leichtsten Ball aufhebt. J n dem Reich der Kreaturen, Sieht man lauter Allmachts Spuren, Berg und Thal, und Wald und Feld, Was GOtt; drauf und drin erhaͤlt; Was da lebet, waͤchst und gruͤnet, Jst ein Spiegel, der uns dienet, GOttes Allmacht anzusehn, Und mit Andacht zu erhoͤhn. A uf dem Meere, da im Wellen, Ungeheure Wunder schwellen, Offenbahrt sich seine Macht; Wenn ein grauser Sturm erwacht, Und die Wogen sprudelnd schiessen, Thuͤrmend sich ans Land ergiessen: So bedreut er Meer und Wind, Die ihm gleich gehorsam sind. S einer Allmacht Schrekkensstimme, Hoͤrt man bei des Wetters Grimme, Wenn Die Allmacht GOttes Wenn der Donner knallt und bruͤllt, Und die Luft mit Krachen fuͤllt; Wenn er spricht; so beben Welten, Und entfliehn vor seinen Schelten. Zeigt das nicht die Allmacht an, Der nichts wiederstehen kann? S ehen wir, wie er regieret, So wird auch die Macht verspuͤret, Der sich niemand ohnverlezt, Eigensinnig wiedersezt. Wenn ein Koͤnig dieser Erden, Maͤchtig kan genennet werden, Der ein weites Reich besizt, Was ist GOtt der alles schuͤzt? E r herrscht uͤber alle Thronen, Alle die auf Erden wohnen, Sind und bleiben unterthan, Siehet man den Himmel an, Auch da muͤssen ihn bedienen, Die erhabnen Cherubinen, Aller seelgen Geister Schaar, Stellt sich seinen Winke dar. W as er will, das muß geschehen, Jn den Tieffen, in den Hoͤhen, So weit seine Herrschaft geht, Und was ihm entgegen steht, Kann der Othem seiner Nasen, Wie die leichte Spreu zerblasen, Da er alle Macht der Welt, Nur vor eine Ohnmacht haͤlt. S 3 Wenn Die Allmacht GOttes. W enn er winkt, so ist das Toben, Der Tyrannen aufgehoben, Und die Wuth sinkt in den Staub, Bebet wie ein Espenlaub, Ja! die frevlen Himmelsstuͤrmer Die sich bauen Babels Thuͤrmer, Taumeln, wenn er sie anblikt, Stuͤrzen wenn er sie erschrikt. D ie vom Elend unterdruͤkket, Macht er wiederum begluͤkket, Denn sein Rath ist wunderbahr, Wer vorher ganz niedrig war, Wird oft unvermerkt erhoͤhet, Wer auf hohen Gipfeln stehet, Wird oft aller Welt zum Spot, Das zeigt, daß er Zebaoth. U nd die Redlichen, die Frommen, Die GOtt sich zum Schild genommen, Die erfahren seine Kraft, Seiner Guͤte Eigenschaft; Wenn wir seiner Guͤte trauen, Werden wir die Wunder schauen, Darin er mit Allmacht zeigt, Wie uns seine Huld geneigt. Das Das Vergeltungsrecht GOttes. Das Vergeltungsrecht GOttes im Strafen Bei Betrachtung der Gerichte die uͤber Sodom kommen. D ie gerechten Strafgerichte goͤttlicher Gerechtigkeit, Kommen immer uͤber Boͤse, nach verfloßner Gnaden Zeit, Da GOtt ihnen das vergilt, was sie gegen ihn ver- brochen, Da sie durch die Bosheit sich, selbst das Urtheil schon gesprochen. Wie die Suͤnde; so die Straffe: daß ist das Ver- geltungsrecht, Welches GOtt der hoͤchste Richter, uͤber jeden Suͤnden-Knecht Durch gerechte Rache bringt, daß man dabei klaͤr- lich siehet, Wie des Hoͤchsten Machtgericht, Suͤnder so zur Straffe ziehet Nach der Aehnlichkeit der Thaten; wie es oft den Lohn so giebt, Denen boͤsen Leibes-Gliedern, die die Suͤnde aus- geuͤbt. S 4 Of- Das Vergeltungsrecht GOttes. Ofte straft GOtt an dem Ort, wo die Suͤnde ist geschehen, Oft zu einer solchen Zeit, da die Welt das Boͤß gesehen: Ofte wird dasselbe Uebel, wiederum an dem voll- bracht, Und auf seinen Kopf vergolten, der dasselbe aus- gedacht: Wer dem Naͤchsten Gruben graͤbt, muß oft selbst darin versinken, Wer den Bruder Angel legt, muß oft selbsten da- von hinken; Wer der Unschuld Bande schmiedet, die nichts uͤbels hat gethan, Dem sind oft dieselben Fesseln, selbst zur Straffe angethan. Daß ist das Vergeltungsrecht, wunderbahrer Straf- gerichte, Dadurch er die Suͤnde tilgt, und das Boͤse macht zu nichte. Jn der Welt sind viel Exempel, daran man mit Schrekken lernt, Wie es solchen Suͤnder gehet, der sich erst von GOtt entfernt, Und durch boͤse Lust verwoͤhnt, in dem Laster Ko- the wuͤhlet, Der denn wie er hat gethan, auch gerechte Straffe fuͤhlet. Nur ein Beispiel anzusehen, denkt nach Sodoma zuruͤk Auf derselben ihr Verbrechen, auf das harte Un- geluͤk Das den Thaten nachgefolgt; so kan man auch an ihr lesen, Was Das Vergeltungsrecht GOttes. Was sei das Vergeltungsrecht, bei dem allerhoͤch- sten Wesen. Sodom war ein Lustgefilde, wie ein kleines Para- dies, Wo in einer fetten Gegend, sich nichts als nur Anmuth wies Wo des Himmels Heiterkeit, ihre strahlenreiche Wonne, Lauter Seegensthau erzeugt, durch die schoͤne Mor- gensonne; Sodom war voll Milch und Honig, die von fetten Ueberfluß, Und von suͤsser Nahrung Zeichen; ein Land wo der Seegens-Gus, Stets mit starken Stroͤmen ran: diese stete Him- mels-Milde, Machte es mit ihrer Lust, zu des Edens Eben- bilde. Doch die Menschen die da wohnten, wurden durch den Seegenskeim, Durch die fette Milch der Nahrung, durch den suͤssen Honigseim, Wie ein ungezaͤhmtes Vieh, das auf einer satten Weide Wild und geile einher springt; so war ihre einzge Freude, Nur die Wollust auszuuͤben. Sodoms liederliche Brunst, Fand auch bei dergleichen Seelen, ihre gleiche Ge- gengunst Und ward wie ein Feur das erst, heimlich in ver- borguen schmauchet, Jn der Finsternis anglimmt, in der Dunkelheit erst rauchet, S 5 Bis Das Vergeltungsrecht GOttes. Bis es in die lichte Lohe, offenbahrlich um sich rennt, Und so lang nicht Nahrung fehlet, siedend zischt und wuͤtend brennt; Sodoms Geilheit war ein Brand, der nicht mehr zu loͤschen stehet, Und glich einen Feur das nur, in dem Feuer selbst vergehet. Dieses alles sah das Auge, welchem alles ist be- kand, Sodoms Wollust Gluth erregte, des Gerechten Eiferbrand, Jhrer Geilheit wilde Brunst, zog des Zorns ent- glomne Flammen, Wie ein feurig Schweffel-Meer, zu dem Straff- gericht zusammen. Zebaoth ließ seine Donner, mit den strengen Bliz- zen aus Und verkehrte ganz zerschmetternd, Volk und Stadt in Schutt und Graus; Da sein Bliz in strengen Brand, diese Schweffel- gegend brachte, Und zum Schrekken aller Welt, ihr ein schreklich Ende machte. Menschen! seht nach Sodoms-Staͤdte, wo noch alles im Ruin, Und in die verheerte Gegend, mit geruͤhrten Blik- ken hin, Lernet an dem oͤden Ort: Wie die Suͤnde so die Straffen, Die nach dem Vergeltungsrecht, Sodoms geilen Volk betraffen. Jhr die ihr, in boͤsen Luͤsten, lechzend Sodoms Suͤnde treibt! Den- Die lehrenden Bienen. Denket daß das Strafgerichte, uͤber euch nicht aussen bleibt, Eilet ihr nicht in der Zeit, zu des Heilands Gna- denstuhle; So wird eure Brunst gestraft, in dem Feur und Schweffelpfule. Die lehrenden Bienen. E in sumsend Heer beflißner Bienen, Sah mein geruͤhrtes Aug im Gruͤnen, Das hin und her auf Blumen flog, Und daraus seinen Honig sog; Jhr muntrer Fleiß nahm aus der Bluͤthe, Den suͤssen Saft und trug ihn fort Zum Korb, zu dem Verwahrungs-Ort: Der Anblik ging mir zu Gemuͤthe. Jch dachte, O mein GOtt! die Liebe, Zum Menschen, hat so starke Triebe Dem Bienen Volke eingepraͤgt: Denn wenn man ihren Fleis erwegt, Den sie beim Honigbau beweisen, Wie sie so bald die Luͤfte warm, Mit hellen Hauffen, grosser Schwarm Durch Felder und durch Wiesen reisen: So muß man warlich eingestehen, Daß GOttes Guͤt daran zu sehen, Der solche Kreatur gemacht, Uns zum Vergnuͤgen ausgedacht, Da- Die lehrenden Bienen. Damit sie uns die Suͤßigkeiten, Aus Blumen, Bluͤth und Fruͤchten ziehn, Und durch ein uns geheim Bemuͤhn, Den klaren Honig zubereiten. Mir deuchte, da ich meine Augen Recht schaͤrfte, ihr beschaͤftigt Saugen, Noch einmahl wieder zu besehn, Daß mir ein sumsendes Gethoͤn, Mit leisen Murmeln dieses lehrte: O! waͤre in der Fruͤhlings-Zeit Des Lebens, jeder Mensch bereit Zu sammlen, wie es sich gehoͤrte: So wuͤrden in den Winter-Tagen Des Alters, sich nicht so viel plagen Mit Armuth und mit Ungemach, Wer seinen rechten Erndte-Tag, Der in der Jugend ist, versaͤumet, Und alles, bis ins Alter schiebt, Der ist ein Mensch der Faulheit liebt, Der nur stets leere Wuͤnsche traͤumet. Wer immer bei der Arbeit sizzet, Nur sich nicht andern dadurch nuͤzzet, Der seh uns rege Bienen an, Davon ein Mensche lernen kann Daß seine Pflicht auch das einschliesse, Der Welt zugleich mit Nuz zu sein, Damit das Gute allgemein, Auch mit von uns, aufs andre fliesse. Die Die klugen Ameisen. Die klugen Ameisen. Spruͤchw. Salom. c. VI. v. 6. 7. 8. Gehe hin zur Ameisen du Fauler: Siehe ihre Weise an, und lerne. Ob sie woll keinen Fuͤrsten, noch Haupt- mann, noch Herrn hat: Bereitet sie doch ihr Brodt im Sommer, und sammlet ihre Speise in der Erndte. J ch verlasse jezt die Bienen, Woran man der Welt zu dienen, Durch ihr Beispiel lernen kan, Und seh mit erstaunten Sinnen, Der Ameisen ihr Beginnen, Zu des Schoͤpfers Preise an: Denn an diesen kleinen Thieren, Kann man GOttes Weisheit spuͤren. S iehet man auf ihr Verhalten, Fraͤgt man, wer recht Haus zu halten, Der Ameisen-Schaar gezeigt; So kann ich nicht anders schliessen, Es muß von dem Schoͤpfer fliessen, Der die Thierlein so geneigt: Daß sie auf die kuͤnftgen Zeiten, Alles kluͤglich zubereiten. Wer Die klugen Ameisen. W er hat das Gesellschafts-Leben, Der Ameisen eingegeben, Hast du ihr es nicht gelehrt? Wenn man ihre Stadt beschauet, Die dies kleine Volk gebauet; So ist sie bewunderns werth; Weil sie kuͤnstlich, ohne Rissen Sie also zu bauen wissen. A lles wissen sie zu passen, Jhre Stadt hat seine Gassen, Die sich wundernswuͤrdig drehn, Und mit ihren kleinen Zellen, Die sie aneinander stellen, Mehr zur Laͤng als Breite gehn: So daß man sie ohn Beschweren, Nicht kann mit der Stadt zerstoͤhren. W ird der Eingang gleich zernichtet, Jst sie doch so eingerichtet, Daß sie immer weiter fuͤhrt, Und will man die Thore sprengen, Bleiben sie in Hinter-Gaͤngen Dennoch sicher, unberuͤhrt. Wer denkt, daß mit solchen Listen, Thierlein auch zu bauen wuͤsten? W enn wir uns die Citadellen, Fester Staͤdte recht vorstellen, Die mit Gaͤngen sind versehn, Die mit unterirdschen Kluͤften, Und mit tief verborgnen Gruͤften Sich wie Jrregaͤrten drehn: So Die klugen Ameisen. So sehn wir die Kunst der Weisen, Ebenfals bei den Ameisen. D a sie in die Tieffe graben, Jn der Erde Staͤdte haben, Die da lukker, sinkt und faͤllt; Muͤssen sie sich vor Gefahren, Die sie drohen, woll bewahren. Leim das fest zusammen haͤlt, Wird von einigen genuͤzzet, Der sie vor den Einfall schuͤzzet. A ndre samlen kleine Reiser, Splittern, womit sie die Haͤuser, Jhre Gassen uͤberbaun, Und mit Balken uͤberlegen, Gleichsam, als wenn sie erwegen, Daß man ohne Furcht und Graun, Sicher in der Kammer sizzet, Wenn der Boden unterstuͤzzet. J hre Klugheit machet Daͤcher, Zu beschuͤzzen ihre Faͤcher, Worin sie die Frucht bewahrn: Schilf und Stroh und duͤrre Blaͤtter, Jst ihr Schirm vor nassen Wetter, Die sie uͤber duͤnne Sparrn, Um das Wasser abzuleiten, Wissen kuͤnstlich auszubreiten. M uͤssen wir nicht dran erkennen, Daß GOtt sei Allweis zu nennen, Der ein solches kleines Thier, Durch verborgne Triebe lenket, Als Die klugen Ameisen. Als wenn es recht kluͤglich denket? Wenigstens kommts uns so fuͤr An den wollgebauten Staͤdten Daß sie Wiz und Klugheit haͤtten. J hre kleinen Vorrathskammern, Sind als wie mit zarten Klammern, An einander angemacht; Zum Behaͤltnis ihrer Fruͤchte, Und der uͤbrigen Gerichte Woll und kuͤnstlich ausgedacht, Da sie in verborgnen Gaͤngen, Ordentlich zusammen haͤngen. J hre Ordnung ist recht weise, Die man ohn des Schoͤpfers Preise, Nimmer ohn Erstaunen sieht; Wenn sie auf die Nahrung rennen, Sehn sie was sie essen koͤnnen Und darnach sind sie bemuͤht Stets mit einen grossen Hauffen, Jhrer Speise nachzulauffen. E iner hilft den andern tragen, Wenn sie eine Beut erjagen; Jst ein Kaͤfer wo verrekt, Den sie etwan aufgespuͤret, Wird er muͤhsam fortgefuͤhret, Oder alsbald aufgelekt, Wenn sie etwan nicht vermoͤgen, Jhn noch weiter zu bewegen. W enn sie gruͤne Kaͤfer finden, Die sich in die Blaͤtter winden, Stuͤr- Die klugen Ameisen. Stuͤrmen sie gleich auf sie ein, Weil die, wie im Honig stekken, Welchen sie recht luͤsternd lekken, Bis sie ganz beladen sein, Und sich auf gebahnten Wegen, Bis zu ihrer Wohnung regen. W enn die Erndte Zeit anhebet; Siehet man, daß jede strebet Jhre Nahrung einzuscheurn, Und der reiffen Felder Fruͤchte; Als die lieblichen Gerichte, Koͤnnen ihren Fleis anfeurn, Daß sie unermuͤdet sehen, Wie ein Koͤrnlein fort zu drehen. J hre grosse Heeres Zuͤge, Streiffen aus, als wie im Kriege, Wenn die Frucht zur Reif gediehn; Wenn sie wo ein Koͤrngen fassen, Das die Aehre springen lassen, Das sie muͤhsam weiter ziehn: Sieht man, wie der Fleis die Kraͤfte. Mehret beim Berufs-Geschaͤfte. O ! wie emßig ist das Streiffen, Jhren Vorrath stets zu haͤuffen, Wenn die Felder gelb und weis, Da gehn sie in vollen Spruͤngen, Frucht und Koͤrner einzubringen, Und der stete Nahrungs-Fleis, Kann auf truͤbe Winterszeiten, Jhnen, Vorrath gnug bereiten. Erster Theil. T Sieht Die klugen Ameisen. S ieht das Thierlein Koͤrner liegen, So kann man nicht ohn Vergnuͤgen Seine Emsigkeit ansehn; Es faßt mit der Zungen Spizzen, Die vorn an dem Kopfe sizzen, Diese Lasten fortzudrehn, Die es, wenn es muͤhsam ringet, Welzend immer weiter bringet. K oͤmmt auf seinen sauren Wegen, Eine Freundin ihm entgegen; So hilft sie mit gleicher Treu, Diese suͤsse Last zu heben, Davon sie hernachmahls leben. Kommt die andre auch herbei, Hilft sie auch durch ihr Bemuͤhen, Dieses Korn mit fortzuziehen. W undernswuͤrdig ists zu achten, Wenn wir aufmerksam betrachten, Wie sie, was sie angefaßt Weiter drengen, da sichs zeiget Daß das Korn sie uͤbersteiget An der Groͤß und an der Last: Daß sie dennoch weiter kommen, Wenn sie es erst aufgenommen. W er kann dieses alles sehen, Ohne HERR! dich zu erhoͤhen Der du in die zarte Brust, Wieder aller Menschen Denken, Kanst so vielen Eiffer senken, Eine solche rege Lust: Daß Die klugen Ameisen. Daß sie ungesaͤumet streben, Jhre Nahrung aufzuheben. W er hat ihnen das gelehret, Daß die Sommerszeit bescheret, Was man in dem Winter nuͤzt? Und daß, der in Erndte-Zeiten, Nicht will Vorrath zubereiten, Und darinnen muͤßig sizt, Jn den rauhen Winter-Tagen, Muͤsse sich mit Kummer plagen? D u, allguͤtig weises Wesen Bist es, wie wir klaͤrlich lesen, Der die Thiere klug gemacht: Und wir muͤssen an Ameisen, Deine Wunderguͤte preisen, Die dem Thierlein beigebracht; Daß man muͤsse Vorrath haͤuffen, Wenn der Felder Fruͤchte reiffen. J st der Boden angefuͤllet, Und die Sehnsucht nun gestillet Die sie so zum Fleis bewegt: So bemerkt man an den Thieren, Neue Wunder, die uns ruͤhren, Von der Vorsicht eingepraͤgt, An dem kluͤglichen Anstalten, Um die Fruͤchte zu erhalten. K enner dieser Kreaturen, Merken diese Vorsichts-Spuren, Noch an diesen Thiergens an; Daß sie jedes Korn benagen, T 2 Des- Die klugen Ameisen. Dessen Keimchen sonst ausschlagen, Die die Naͤsse feuchten kann; Weil derselben Vorraths-Faͤcher, Nur sind tieffe Erden-Loͤcher. W eiser GOtt! auch dies Verhalten, Zeugt von deiner Vorsicht Walten, Das in allen wunderbahr: Du schenkst dem Geschoͤpfen Speise, Du erbaust durch sie Gehaͤuse, Und du zeigest noch sogar, Wie sie Fruͤchte, zum Geniessen, Kluͤglich auch erhalten muͤssen. J st die Erndte nun verstrichen, Und der Sommer abgewichen, Alsdenn gehen sie zur Ruh, Und verstekken sich in Gruͤfte, Vor des Winters rauhen Luͤfte, Theilen sich die Nahrung zu, Welche allen angehoͤret, Die ein jeder denn verzehret. D ieses kann ein Bild abgeben, Von dem rechten Buͤrger-Leben, Einer wollgeorndten Stadt; Ja! von einen jeden Stande, Der in einen Reich und Lande, Sich stets zu bestreben hat, Wenn der Staat soll woll bestehen, Dem Gewerbe nachzugehen. V iele moͤchten hiebei sagen, Der Ameisen Arbeit, Plagen, Waͤ- Die klugen Ameisen. Waͤren von dem Geiz ein Bild, Der bei seinen Sammlen schmachtet, Und dem Vorrath nur betrachtet, Damit Haus und Keller fuͤllt, Der nur sinnet seinen Erben, Grosse Schaͤzze zu erwerben. N ein! ein sparsam kluges Sorgen, Auch fuͤr einen kuͤnftgen Morgen, Jst den Menschen woll erlaubt; Sparsamkeit ist eine Tugend, Jn dem Alter in der Jugend: Und wer GOttes Vorsicht glaubt, Der muß doch dabei erwegen, Wie sie giebet ihren Seegen. D as geschicht, wenn wir Jhn trauen Und auf unsre Erndte schauen, Die uns reichen Vortheil zeigt: Wenn wir diese Zeit versaͤumen, Und in fauler Ruhe traͤumen, Da der Himmel uns geneigt; So vergehn die Gluͤkkes-Zeiten, Die nicht sind zuruͤk zu leiten. F uͤr die Jugend was ersparen, Daß sie in den kuͤnftgen Jahren Nicht in Duͤrftigkeit vergeht, Jst nicht minder auch zu loben, Dahin gehn des Fleisses Proben, Die ihr an Ameisen seht, Welche sich um Frucht bemuͤhen, Jhre Kinder aufzuziehen. T 3 Se- Die klugen Ameisen. S ehet hier die Kinderliebe, Und die zaͤrtlich treuen Triebe, Die man bei den Thieren sieht; Wenn sie ihre Jungen hekken, Die in kleinen Eiern stekken; So sind sie alsbald bemuͤht, Wenn sie aus den Eiern springen, Jhnen Nahrung darzubringen. D iese neugebohrnen Kleinen, Die uns wie ein Sandkorn scheinen Wenn sie aus den Eiern gehn, Futtern sie mit solchen Sachen, Die sie immer groͤsser machen, Bis sie ein Gewebe drehn, Darin sie wie in den Wiegen, Die umwundnen Puͤpgen liegen. D iese Puͤpgen, wie sie heissen, Wenn sie sich nun so befleissen Auf die zarte Weberei, Hoͤren alsdenn auf das Fressen, Von den Alten zu erpressen; Die doch aber nicht ganz frei Von der Sorgfalt; weil sie sehen Ferner auf ihr Wohlergehen. J n dem Staate der Ameisen Jst nun ferner noch zu weisen, Wie sie ihre zarte Frucht, Aus der ersten Wohnung tragen Wenn wir nach der Ursach fragen; So scheint es, daß diese Zucht Jn Die klugen Ameisen. Jn der kleinen Thiere Reichen, Den Pflanzbuͤrgern zu vergleichen. D iese neuen Colonien Nun noch ferner zu erziehen, Sind die Alten stets bedacht, Und damit sie groͤsser werden, Tragen sie, sie aus der Erden: Doch bei einer kuͤhlen Nacht, Wissen sie, sie wol zu dekken, Und in ihre Gruft zu stekken. M oͤchten wir uns auch befleissen, Die, die unsre Kinder heissen, So sorgfaͤltig zu bewahrn! O! so wuͤrden unsre Erben, Leider! nicht so haͤufig sterben Jn den ersten Fruͤhlings Jahrn, Wenn wir sie gehoͤrig staͤrkten, Und was ihnen dient, bemerkten. E benfals ist noch zu preisen, An dem Staate der Ameisen, Daß sie, wenn jemand verstirbt, Jhn nicht in der Wohnung lassen, Den Geruch der Todten hassen, Der die reine Luft verdirbt; Daß sie ihn gleich weiter fuͤhren, Wo sie seinen Dunst nicht spuͤren. M oͤchten dies die Menschen lernen, Und die Todten auch entfernen, Aus der Wohnung, aus der Stadt; Weil der Dunst verblichner Leichen, T 4 Zu Die klugen Ameisen. Zu der Pest und andern Seuchen, Oft was beigetragen hat; Weil, wo fauler Moder stekket, Allda auch die Luft beflekket. S oll ein Staat sich woll befinden, So muß jeder sich verbinden, Zu der Treu und Einigkeit, So muß man sich wiedersezzen, Dem, der solchen will verlezzen, Daß er bleib in Sicherheit; Diese Regel muß bei ihnen, Stets zum Grundgesezze dienen. W enn die Feinde sich empoͤren, Jhre Republic zu stoͤhren, Sind sie all zugleich bereit, Fuͤr die Wollfahrt treu zu kaͤmpfen, Jhrer Feinde Macht zu daͤmpfen; Oder im Gefecht und Streit, Wenn sie nicht den Feind besiegen, Lieber gaͤnzlich zu erliegen. S olche wunderbahre Triebe, Solche Einigkeit und Liebe, Sind im Thierreich anzusehn; Moͤchten wir dies uͤberlegen, Und zu GOttes Ruhm erwegen; Moͤchten wir auch in uns gehn, Und dergleichen Klugheitslehren, Doch zu unsrer Beßrung hoͤren! M oͤchten alle traͤge Seelen, Sich zu ihren Beispiel waͤhlen, Was Die klugen Ameisen. Was die dummen Thierchens thun! Alsdenn wuͤrden solche Schwarmen Liederlich und fauler Armen Nicht fuͤr unsern Thuͤren ruhn, Die sich nur auf unsern Schwellen, Aus Gewinsucht heilig stellen. M oͤchten die Gewerbe treiben! Sich dies ins Gedaͤchtnis schreiben: Sammle nach Ameisen Art, Die auf einen Winter sparen, Hast du in den Sommer-Jahren, Deines Lebens nicht verwahrt: So must du in alten Tagen, An dem Hunger Tuche nagen. M oͤchten alle kluge Raͤthe, Derer Laͤnder, derer Staͤdte; Alle Buͤrger einig sein! Alsdenn, waͤre Wollergehen, Gluͤk und Heil im Flor zu sehen; Alsdenn wuͤrde allgemein Fried und Treu, auf allen Gassen, Sich im Liebes-Kuß umfassen. T 5 Eine Eine Uhr im Todtenkopfe. Eine Uhr im Todtenkopfe. E in Mensch der ploͤzlich starb, von jaͤhen Schlag geruͤhrt, Ward neulich unvermerkt, aus dieser Zeit entfuͤhrt; Jndem er eine Uhr ins Nachbars Haus getragen Must seine Lebens-Uhr die lezte Stunde schlagen. Jndem er jenes Werk, hatt in den Gang gebracht, Ward seine Lebens-Uhr ihm selbst zu nicht gemacht: Ein aͤngstlich banges Weh durchkroch die schlaffen Glieder, Er sang, als wie entseelt, auf einen Sessel nieder. Man rief mich zu ihn hin, als Lehrer beizustehn, Die Augen sahen starr; doch konnt er nicht mehr sehn; Sein Geist erhohlte sich, doch in sehr wenig Stun- den, War Sprache, Othem, Geist, gleich wiederum verschwunden. O! ploͤzlich schneller Todt! dacht ich in meinen Sin, Wer also selig stirbt, dem ist er ein Gewin: Wer aber an das End, nie eh es koͤmmt, gedenket, Dem ist er solch ein Weh, das ihm auf ewig kraͤn- ket. Man sagte mir hernach, ein schoͤnes Sinnenbild, Daß dieser Selige, der seine Tag erfuͤllt, Zu Todts-Erinnerung, in seines Lebens Tagen, Als eine Taschen-Uhr, bei sich umher getragen. Sie war also gemacht, daß dieses Raͤderwerk, Jm Todtenkopf verstekt. O! schoͤnes Augenmerk Wolt Eine Uhr im Todtenkopfe. Wolt er den Stundenschlag, aus seinen Uhrwerk wissen: So hat er das Gehaͤus, den Todskopf oͤfnen muͤssen. Jch dachte bei mir selbst: Ein lehrreich Sinnenspiel! Das Leben gleicht der Uhr, wer es berech- nen will, Der muß auch allemahl, an dessen Ende denken, Und dabei auf dem Todt, des Geistes Au- gen lenken. Des Leibes Gliederbau, der aneinander haͤngt, Gleicht einen Uhrwerk auch, das sich bewegend schwenkt; So lang die Uhr sich regt, nach ihrer Ordnung ge- het, Wird auch der Zeiger fort in seinem Lauf, gedrehet. Steht aber solche still im abgemeßnen Lauf; So haͤlt sich auch zugleich der Stundenzeiger auf: So ist es mit uns auch; so lang der Leib sich reget, Das Blut im Adern wallt, so lang die Puls noch schlaͤget: So lang ist Leben da; wo dieses stokt, die still, Da ist des Lebens-Laufs bestimmtes End und Ziel. Wir gehen immer fort, und mit uns auch die Zei- ten, Die uns ganz unvermerkt, zu unsern Ende leiten. Wir gleichen einer Uhr, doch unsrer Seelen-Haus, Sieht wie ein Todtenkopf, nach allen Theilen aus; Jst unser Geist getrennt von unsers Leibes Banden; So ist das Ende da, und unser Todt vorhanden. O! moͤchte jeder Mensch, der was er ist erwegt, So oft ein Theil der Zeit, so oft die Stunde schlaͤgt, Die schnelle Lebens Zeit, das Ende seiner Stunden, Den Tod betrachtend sehn, der damit ist verbunden! Denn Das entzuͤkkende Vergnuͤgen Denn so wie diese Uhr, im Todtenkopfe geht, Damit verknuͤpfet ist, nnd sich darin umdreht: So ist das Leben auch und Todt bei uns vereinet; Weil wo jezt Leben ist, gar bald der Todt erscheinet. Das entzuͤkkende Vergnuͤgen aus dem Anschauen des Himmels bei der Nacht. D er Farben Mannigfalt zeugt von des Hoͤchsten Guͤte, Ergoͤzzet unser Aug, erquikket das Gemuͤthe, Wie die Erfahrung lehrt, da uns in dieser Welt, Am Himmel, auf der Erd, viel Schoͤnes dargestellt. Wer kann ohn suͤsse Lust, in frohen Fruͤhlings-Tagen, Der Felder Schmuk beschaun? Ohn inniges Behagen Ohn einen innren Reiz in einen Garten sehn, Worin auf gruͤnen Grund geschmuͤkte Blumen stehn? Die roth, gruͤn, gelb, blau weiß so durch einander legen Daß wir an ihrer Pracht, die Schoͤnheit selbst er- wegen; Die so viel Mischungen, die so viel Herrlichkeit, Die unbeschreiblich ist, in unsre Augen streut. Wenn aus dem Anschauen des Himmels bei der Nacht. Wenn wir dies alles sehn; so werden wir geruͤhret Von Freudigkeit entzuͤkt, zum Schoͤpfer hinge- fuͤhret. Sein Glanz der spiegelt sich, in jeder Kreatur, Und seine Herrligkeit im Reiche der Natur, Mein GOtt, was werden wir, in jenen Him- mels Auen, Da du selbst Sonne bist, vor Glanz und Schoͤnheit schauen, So dacht ich, als mein Herz bei einer stillen Nacht, Sich von der Tags-Arbeit und Sorgen frei gemacht, Und dies ermunterte mich zur vergnuͤgten Freude, Jch fand auch bei der Nacht die schoͤnste Augen-Weide. Der Himmel ward recht hell; ich sah denselben an, Das schlummernd Augenpaar, ward wieder aufge- than, So bald sie merketen, daß die Saphirnen Bogen Des klaren Fiemaments, mit schoͤnsten Schmuk bezogen. Mein GOtt! welch Glanz und Pracht, ward ich daran gewahr, Es stellte sich zuerst ein hell Gewoͤlke dar, Wo blau mit Golde strahlt, und an der andern Seiten, Wieß sich ein Silberschein, aus grauen Dunkel- heiten. Die Wolke flog hinweg, mein ganz verschlungner Sin, Fand immer neue Pracht, wo ich nur sahe hin, Ein schoͤnes Himmelblau, mit Silber untermenget, Ein weisser Attlas Schein, mit sanften Gruͤn ge- sprenget; Ein untermischtes Gelb, war in der Wolken Kleid, Recht wunderbar versezt, und lieblich ausgestreut. Bald Das entzuͤkkende Vergnuͤgen, Bald deuchte mir, daß ich nichts als Drap d’or er- blikket, Bald ward mir dessen Glanz, aus dem Gesicht ent- ruͤkket, Da sah ich Drap d’ Argent, auf der bestirrnten Bahn, Bald wieder andern Schmuk, mit neuen Farben an; Wie sich veraͤnderten die kuͤnstlichen Maschienen, An diesem Schau Geruͤst gewoͤlbter Himmels Buͤh- nen. O! welch ein Schauplaz wird uns Menschen hier gezeigt, Sprach mein ergoͤzter Geist, der wie den Sinnen deucht Unentlich tief und breit, wo auf des Schoͤpfers Winken, Ein neuer Vorhang kommt, wenn andre nieder- sinken. O! welche Allmachts Hand die so den Himmel ziert, Jn einem Augenblik der Wolken Farth regiert! Um durch die Aenderung die Menschen zu erregen, Daß sie, wie wunderbahr, der Hoͤchste sei, erwegen. Beschaͤmmte Neubegier, die solches Schauspiel liebt, Was eitler Wiz erdacht, und schnoͤde Torheit giebt! Und dabei nicht erwegt, was Tag und Nacht zu sehen, Am hellen Firmament, an schoͤnen Himmels-Hoͤhen. Ergoͤzzet euch die Kunst, die ein Geruͤste baut, Daran man Glanz und Pracht, von Flitter-Golde schaut; Der Schauplaz dieser Welt, die Wunder-vollen Spheren Die koͤnnen, wenn ihr wolt, euch groͤßre Wun- der lehren. Seht aus dem Anschauen des Himmels bei der Nacht. Seht nur dieselben an; ein Andachts voller Blik, Bringt auch Verwunderung, in das Gemuͤth zuruͤk: Die Farben die ihr seht, sind aufgezogne Duͤnste, Die GOttes Finger mahlt als ein gewirkt Ge- spinste. Mir fiel beim Himmels-Schau, noch der Gedanke ein, Wie herrlich wird es nicht im Himmel selber sein, Welch unbekandter Glanz, wird dort in Salems- Zimmern Wo GOtt der Koͤnig thront, zur Selgen Freu- de schimmern. Wie, ist das Aussenwerk, so wunderbahr geschmuͤkt, O! was vor Glanz und Pracht, wird innerlich erblikt. Jm Allerheiligsten, wo GOtt selbst ist die Sonne, Die alles uͤberstrahlt mit mehr als guͤldner Wonne. Die Nacht zeigt mir anjezt, wie schoͤn das Firma- ment, Daran in guͤldnen Glanz, der Sternen Klarheit brennt: Wie schoͤn der Himmel sei, wird dreinst mein Geist erblikken, Wenn ihn die Todes-Nacht, wird an den Ort ent- zuͤkken Wo GOttes Wohnung ist. So lang ich hier noch bin, Schau ich den Himmel an, wo mein vergnuͤgter Sin Des Hoͤchsten Majestaͤt, durchs Glaubens Fernglas siehet Wo meine Einfalt sich, zu seinen Ruhm bemuͤhet: Jst erst der Vorhang weg; so sieht mein Angesicht, So preiset Jhn mein Geist, dort im verklaͤrten Licht. Die Die von den Sinnen Die von den Sinnen empfundene Guͤte GOttes. Ps. CIIII. 24. HErr! wie sind deine Werke so groß und viel, du hast sie alle weißlich geordnet und die Erde ist voll deiner Guͤte. B runquell! wunderbahrer Guͤte, Druͤkke mir doch ins Gemuͤte Deine Vollenkommenheit, Groͤsse und Unentligkeit! So weit als der Himmel gehet, So weit sich die Erde drehet Von Nord bis zum Suͤderpol, Jst die Welt der Guͤte voll. J a man siehet dich schon trieffen, Jn den Grenzen losen Tieffen Ungemeßner Ewigkeit: Vor dem Anfang aller Zeit, Warest du die ewge Liebe, Die sich mit vergnuͤgten Triebe, Wie man in der Schwachheit denkt, Schon der Kreatur geschenkt. A ls das Allmachts-Wort: Es werde, Jenen Himmel, diese Erde, Aus empfundene Guͤte GOttes. Aus den dunklen Nichts gebracht, Hast du dich selbst kund gemacht: Denn so viele Kreaturen, So viel sind auch klare Spuren, Woraus sichtbahrlich erhellt, Daß die Guͤt sie dargestellt. W elch ein Meer voll Lieblichkeiten, Das sich weiter auszubreiten, Durch die ganze Welt ergeußt! Fraͤgt man, wie die Quelle heißt Aller dieser guten Gaben, Die die Menschen reizend laben? GOtt der alle Ding erfuͤllt, Daher alles Gute quillt. D ieser Guͤte Stroͤme rinnen, Durch Canaͤle unsrer Sinnen Bis sie der begierge Geist, Jn empfundner Lust geneußt: Dafuͤr soll zu GOttes Ehren, Durch des Mundes ofne Roͤhren, Aus der Seele, Dank und Flehn, Allemahl zuruͤkke gehn. W as vor Guͤte sehn die Augen, Die nur recht zu sehen taugen An jedweder Kreatur, Jn dem Reiche der Natur? Jn den Thaͤlern, Gaͤrten, Waͤldern, Auf den Bergen, Auen, Feldern, Wird die Guͤt, wenn mans erwegt. Uns gleichsam zum Schau gelegt. Erster Theil. U Was Die von den Sinnen W as sind Keim und Grasesspizzen Die zur Thiere Nahrung nuͤzzen? Zeichen von der Guͤtigkeit Die der Schoͤpfer ausgestreut. Was sind die Tapecereien, Die das Auge zu erfreuen Auf der Erde ausgespannt? Gaben seiner Liebeshand. D ie geschmuͤkten Blumen-Fruͤchte, Die vergnuͤgen das Gesichte, Durch der Farben Mannigfalt, Nette Mischung und Gestalt. Sie sind darum so gemahlet Und schattirt, vom Licht bestrahlet, Daß wenn, wir im Garten gehn, GOttes Wunderguͤte sehn. A n den hoch erhabnen Eichen, An den niedrigen Gestraͤuchen; Jn der Thiere Aufenthalt, Jn den Ficht und Tannernwald; Jn den Ceder, Lorberhainen, Sieht man allenthalben scheinen, GOttes Guͤt und Majestaͤt, Die die Baͤume so erhoͤht. A uf der Berge steilen Hoͤhen, Kann man uͤberzeugend sehen, An jedweden Gras und Kraut, Daß die Guͤte sie erbaut, Uns zum Nuz, dem Vieh zur Weide; Jn derselben Eingeweide, Blikt empfundene Guͤte GOttes. Blikt hervor der Guͤte Strahl, Aus den Erzt, aus den Metal. W er kann in begruͤnten Auen, Den smaragden Klee beschauen, Der mit Blumen untermengt, Mit dem Silberthau besprengt, Und von Sonnenlicht verguͤldet, Der daran nicht abgebildet GOttes Wunderguͤt erblikt, Die das Aug und Herz entzuͤkt? W er die Felder uͤbersiehet, Wo des Hoͤchsten Seegen bluͤhet, Sieht auch seine Guͤte an, Die uns darauf kund gethan: Denn die Koͤrnerreichen Aehren, Sind die Zungen die uns lehren, Daß GOtt sei das hoͤchste Gut, Welches alhie Wunder thut. D iese suͤsse Warheitslehre, Die entzuͤkt auch das Gehoͤre Durch den fortgetriebnen Klang, Von der Voͤgel Lustgesang; Aus den wollgestimmten Kehlen, Hoͤret man den Ruhm erzaͤhlen Der der ewgen Guͤt gebuͤhrt, Der sie und die Welt formirt. H oͤrt die Stimmen wie sie kraͤuseln, Gurgelnd pfeiffen, gluchzend saͤuseln Durch die duͤnn gewebte Luft! Hoͤret wie die Lerche ruft, U 2 Mer- Die von den Sinnen Merket auf die Nachtigallen! Mir deucht dies verwirrte Schallen, Stimme darin uͤberein, GOtt muͤß ewig guͤtig sein. E ine wollgestimmte Sehne Die erfreut uns durchs Gethoͤne, Wenn ein Klangspiel wird geruͤhrt; Wenn man lieblich musicirt, Davids Harf und Cymbeln reget, Zincken blaͤßt und Paucken schlaͤget, Und darzwischen durchposaunt, Wird das Herz vor Lust erstaunt. W enn wir in gestimmten Choͤren, Ein solch lieblich Singspiel hoͤren, So deucht mir der suͤsse Schall, Gebe diesen Wiederhall: GOttes Guͤte ist zu preisen, Die so wunderbahre Weisen Jn der Thonkunst aufgebracht, Die das Herz entzuͤkkend macht. H immlisch sind die Melodeien, Die durchs Ohr das Herz erfreuen, Dieses muß man eingestehn: Wer hat solches Kunstgethoͤn, Jn die Voͤgel eingesenket, Wer hat, wenn man es bedenket, Unsern Luftkreis so formirt, Der den Schall zum Ohren fuͤhrt? W er hat unsers Haupts Gehoͤre, Diese krumgeschlungne Roͤhre Jh- empfundene Guͤte GOttes. Jhre Theile so gelegt; Daß wenn sie ein Schall erregt, Der in unsre Seele dringet, Sie mit suͤsser Lust bezwinget; Jeder hoͤrt die Antwort an, Das hat GOttes Guͤt gethan. A uch aus diesen Brunnen quillet, Was uns den Geruch erfuͤllet, Mit der holden Liebligkeit, Die von Blumen ausgestreut. Dieser Bisam suͤsser Duͤfte, Wuͤrzt die holden Fruͤhlingsluͤfte Die bei einen sanften Wehn, Schmeichelnd in die Nasen gehn. W elch ein geistisch suͤsses Rauchen, Ziehn wir mit begiergen Hauchen Wenn wir in den Gaͤrten sein, Als den Lebensbalsam ein; Der denn ins Gehirne flieget, Wunderbahr die Seel vergnuͤget, Die sich innerlich erfreut, Ueber GOttes Guͤtigkeit. O ! wie kann man durch das Schmekken Unsers Schoͤpfers Guͤt entdekken, Die er, wenn mans recht erwegt, Jn die Speiß, den Trank gelegt: Welche Arten, welche Fruͤchte, Welche Wuͤrtze und Gerichte, Welche Traͤnke, Wein und Bier, Sezt uns nicht der Schoͤpfer fuͤr? U 3 Luft Die von den Sinnen L uft und Wasser, Erd und Felder, Gaͤrten, Wiesen, Berg und Waͤlder Sind von Nahrungs-Mitteln voll. Fraͤgt man, was so vieles soll, Warum GOtt so manche Speisen Uns gegeben? daß wir preisen Seine Guͤt mit Herz und Mund, Die uns wird in Schmekken kund. M uͤsten wir nicht gleichfals glauben, Daß er so viel Arten Trauben, Voll von suͤssen Saft geschenkt, Damit er uns labend traͤnkt: Auf daß dieser Saft der Reben, Uns soll zu erkennen geben, Bei erquikkenden Genus, Seiner Guͤte Ueberflus. D iese koͤnnen wir auch fuͤhlen Wenn uns laue Luͤfte kuͤhlen, Die aus Westen sich herdrehn, Und auf uns nur Anmuth wehn. Wenn sie uns im Hiz erfrischen, Streichelnd uns den Schweis abwischen; Wenn ihr Hauch uns schmeichelhaft, Giebt die frische Lebenskraft. M oͤchten wir also empfinden, Geist und Sinne stets verbinden Jn dem Reiche der Natur Beim Genus der Kreatur! Alsdenn wuͤrde Sehn und Hoͤren Angewandt zu GOttes Ehren: Als- empfundene Guͤte GOttes. Alsdenn wiese jeder Blik, Jeder Schall auf GOtt zuruͤk. W uͤrden wir so riechen, schmekken Und durch das Gefuͤhl erwekken, Unsern Geist der schlummernd lebt, Nach der Sinnen Wollust strebt! O! so wuͤrden durch die Sinnen, Labsal und Vergnuͤgen rinnen, Das den Geist, wenn ers geneußt, Recht mit reiner Wollust speißt. A ber sehn wir wie die Augen Das Vergnugen in sich saugen; Wie sich das Gehoͤr ergoͤzt, Wie man das, was schmekhaft schaͤzt; Wie wir holde Suͤßigkeiten, Athmend ins Gehirne leiten: So koͤmt uns der Mensche fuͤr, Als ein blosses sinnlich Thier. W as mit Schoͤnheits Glanz gezieret, Unsrer Augen Spiegel ruͤhret, Wird mit Lust zwar angesehn, Alsdenn heist es: das ist schoͤn. Solte man des Geistes Denken, Nicht dabei zum Schoͤpfer lenken, Der als HErr der Herrligkeit, Solchen Glanz hat ausgestreut? W as uns lieblich reizend klinget, Suͤsse ins Gehoͤre dringet, Unsre Leidenschaft erregt; Was das Hertz zur Lust bewegt, U 4 Jn Die von den Sinnen empfundene Guͤte GOttes. Jn ein Freudenfeur entbrennet, Das wird Anmuthsvoll genennet: An den Ursprung denkt man nicht, Welches doch des Geistes Pflicht. A ch! wie manche suͤsse Gaben, Werden in den Bauch vergraben Die den Gaumen wollgeschmekt, Von der Zunge aufgelekt: Doch wie viele sind hingegen, Die die Schuldigkeit erwegen. Daß der Menschen Pflicht hiebei, Schmekken daß GOtt freundlich sei? D och die dieses unterlassen, Gaben lieben, Geber hassen Sind der Gaben nimmer wehrt, Die der Hoͤchste uns beschert; Weil das Sehn, Hoͤrn, Schmekken, Fuͤhlen, Mit dem Riechen dahin zielen, Daß wir GOtt im Geist erhoͤhn, Den wir im Geschoͤpfen sehn. Der Der Sieg der Glaͤubigeu. Der Sieg der Glaͤubigen uͤber die Welt und sich selbst in den Exempel Abrahams. D as hoͤchste Wesen will, daß wir ohn Eigenwillen, Den Rathschlus seiner Macht ge- horsamlich erfuͤllen; Weil er der Schoͤpfer ist; so sind wir unterthan, Der das von uns verlangt, was jeder soll und kann. Wer sich aus Eigensin, dem Hoͤchsten wiedersezzet Mit Frevelhaften Sinn die Heiligkeit verlezzet Die seiner Majestaͤt von aller Welt gebuͤhrt, Der ehret keinen GOtt, der unumschraͤnkt regiert. Nachdem der Mensch verkehrt, pflegt er sich selbst zum Goͤzzen Aus blinden Hochmuths-Trieb dem Hoͤchsten vor- zusezzen. Wenn uns die weise Guͤt zu unsern Besten lehrt, So wird der Eigensinn dagegen gleich empoͤrt: Der Mensch will sich allein, nach seiner Lust re- gieren, Und das heist schon so viel: Er will sich selbst ver- fuͤhren. Nachdem der reine Sinn von Satans Gift erfuͤllt Und aufgeblasen ist, ist dieses Goͤzzenbild U 5 Jn Der Sieg der Glaͤubigen. Jn unsre Brust verstekt; die blinde Eigenliebe, Wie unser Abgott heist, regieret unsre Triebe, Die Diener die sie braucht bei ihren Regiment, Dadurch sie uns von GOtt als unsern Schoͤpfer trennt, Sind unsre Sinnen selbst; die Dinge dieser Erden, Die streben beiderseits, damit wir Sclaven werden. So leget sich der Mensch in Knechtschafts-Fesseln ein Jndem er aͤngstlich sucht ein freier Herr zu sein; Jndem er sich erhebt zum Ebenbild der Goͤtter, Wird er aus Unverstand der wahren GOttheit Spoͤtter. Je hoͤher man den Thron der Eigenliebe baut, Sich durchs Vergroͤßrungs-Glas des Selbstbetrugs beschaut; Je niedriger wird man, in GOttes reinen Augen: Vor dem wir allzumahl Nichts sind und auch Nichts taugen. So lang man in sich selbst die Quell des Guten sucht, Und in der eitlen Welt; so lang ist man verflucht, Wie jener Feigenbaum, woran zwar Blaͤtter prangen, Ein aͤuserlicher Schein doch keine Fruͤchte hangen. Drum ist dies Eins erst Noth, nach aller Weisen Rath: Wer durch die Eigenlieb sich selbst betrogen hat, Der lerne erst sein Nichts in Demut recht erkennen; So wird man nimmermehr sich so vergoͤttern koͤn- nen, Als leider Menschen thun: Man beuge seinen Sin, Durch GOttes Gnadenkraft; so faͤllt der Dagon hin, Der leider! unser Herz zum Heiligthum bewohnet, Wenn man in Knechtschaftsstand dem Suͤndendienst gefrohnet; So Der Sieg der Glaͤubigen. So giebt die Kreuzigung des Fleisches an die Hand Das Mittel, dadurch man den Eigensinn ver- bannt Und endlich unterdruͤkt: dann folgt die Uebergabe, An unsern wahren Herrn mit allen unsern Haabe Mit Seel und Leib und Gut, was wir von ihm erlangt, Darauf wir sonst getrozt, damit wir sonst geprangt. Des Glaubens Kraft staͤrkt die, die bei dem Ueber- winden Des Fleisches und der Welt den schweren Kampf- platz sinden. Der fromme Abraham, der auf der Kreuzes Bahn, Von seinen GOtt gefuͤhrt, von Ur nach Canaan, Kann hier ein Beispiel sein, wie man mit sich muß kriegen, Wenn man im Glauben will sich und die Welt be- siegen. Der HErr gab ihn Befehl: Geh aus den Va- terland, Und folge ungesaͤumt die Leitung meiner Hand, Die dir zu deiner Ruh den Wohnplatz da bereitet, Wohin des Himmels Wink, dich weislich fuͤhrt und leitet. Wie hart ist der Befehl, dem weichen Fleisch und Blut, Das vor den Kummer bang, das klagt und uͤbel thut, Wenn es dasjenige, was es geliebt muß hassen, Was ihm vorher vergnuͤgt, muß willig fahren lassen! O! welch ein harter Kampf! von seiner Freund- schaft ziehn Die Lieb und Treu verknuͤpft, das heist, sich selbst entfliehn; Jn Der Sieg der Glaͤubig e n. Jn andre Laͤnder gehn, ein Fremdling da zu werden, Das ist ein ofner Weg, zu mancherlei Beschwer- den. Der fromme GOttesmann, ward hin und her ge- lenkt, Wie eine Waageschal, die auf und nieder schwenkt, Und keinen Ausschlag giebt, die hin und her gezo- gen, So lang die eine nicht, die andre uͤberwogen: Es lenkte der Befehl des Hoͤchsten seinen Sin, Der Glaube stellt ihm vor, den herrligsten Gewinn Die Zweiffel der Natur, die sezten sich dargegen Und suchten seinen Grund mit Macht zu wiederle- gen. Des Glaubens feste Kraft die siegte endlich doch, Und zwang den scheuchen Sinn in des Gehorsams Joch, Er folgete den Wink auf GOttes Treu gegruͤndet, Er brach das Band entzwei womit die Welt uns bindet. Standhafter Abraham, du grosser Glaubensheld! Wer dein Exempel sich zum Muster vorgestellt; Der spuͤrt des Himmels Huld, der lernt sich selbst bekriegen, Den allergroͤßten Feind, der in uns ist, besiegen. So ging der GOttesmann von seiner Freundschaft aus, So lies er hinter sich, sein vaͤterliches Haus, Er reisete getrost, der Vorsicht treu Geleite, Ward auf der Pilgrimschaft, ihm allemahl zur Seite. Der HErr der Sonn und Schild, der dekket und beschirmmt, Wenn auf die Seinen wo, ein Ungluͤcks Wetter stuͤrmmt, War Der Sieg der Glaͤubi g en. War seines Lieblings Schuz, ein Beistand im Ge- fahren, Er ließ ihn wunderbahr, durchs Engel-Heer be- wahren. Wie, wenn ein Wandersmann, durch rauhe Wege geht, Der Himmel truͤbe ist, der Nordwind brausend weht, Und Sturm und Regen bringt; so wird er sehr ge- druͤkket, Hingegen wiederum, durch warmen Schein erquik- ket, Wenn sich der Sonnenglanz, wenn sich ein sanfter West, Dem muͤden Pilgrim sehn, vergnuͤgt empfinden laͤst: So ging es Abraham, der nach den Leidens-Stun- den, Daß GOtt sein Schild und Lohn, gewuͤnscht, ge- hoft, gefunden. Der Herr der wieß ihn oft, daß er allmaͤchtig sei, Das er ein GOtt voll Guͤt, voll Weisheit, War- heit, Treu; Daß er dieselbigen bekroͤn mit Lust und Seegen, Die in Gehorsam sich, in seine Armen legen. Er sah die Wunderguͤt, des Glaubens Gnadenlohn, Jn seinen Jsaac, in dem verheißnen Sohn; Er sahe dran bestaͤrkt, wie auf den Kreuzes Pfade, Die rechte Laufbahn sei, zur Himmels Huld und Gnade; Er sah im Glauben dran, den Grund der Seeligkeit, Das frohe Morgenroth der hellen Gnadenzeit: Und dieses lehrte ihm, wie aus des Himmels Fuͤgen, Wenns gleich uns harte scheint, erwachse das Ver- gnuͤgen. Je- Der Sieg der Glaͤubigen. Jedoch die Welt bleibt Welt, und nur die E- wigkeit, Bringt uns zum wahren Ziel der Vollkommenheit Hie sieht ein Glaͤubiger, wenn er kaum uͤberwun- den, Und Sonnentage zaͤhlt, bald wieder Trauerstunden. Ein Kampf ist kaum vorbei, so ist der andre nah, Wenn hier die Schranken zu, so sind sie offen da Und fordern wiederum, daß wir durch stetes Rin- gen, Jm Glauben und Gedult, es immer hoͤher bringen. Dies zeigt auch Abraham in seinen Lebenslauf, Die Weisheit gab ihm stets noch groͤßre Proben auf Den ihr ergebner Sinn noch immer mehr zu laͤutern, Des Glaubens Helden-Muth durch Kaͤmpfen zu erweitern. Sie gab ihm den Befehl: Der, der dein Erbe ist, Der Jsaac der dir des Alters Weh versuͤßt, Die Stuͤzze worauf du des Stammes Hof- nung gruͤndest, Der Sara einzig Kind, dran du dein Bild- nis findest, Der soll mein Opfer sein; auf, auf und ge- he hin Und schlachte mir ihm da, mit GOtt ergeb- nen Sin, Wo ich es haben will: wenn du mich GOtt wilst nennen, So solt du deinen Sohn zum Opfer mir verbrennen. Ach! welch ein Donnerwort! das eines Vaters Herz, Gleich einen Keil durchfaͤhrt, entflammt mit heis- sen Schmerz So Der Sieg der Glaͤubigen. So bald es dieses hoͤrt. Es reget sich die Liebe Die die Natur gepflanzt, durch die verborgne Triebe, Wenn man dasjenige, was man geschaͤzt verliert; So gros die Freude ist, die im Genus verspuͤrt: So gros ist auch der Schmerz, das Leiden truͤber Seelen Die sich ob den Verlust geschaͤtzter Guͤter quaͤlen Das Herz des Abrahams war nicht von Stahl und Stein, Es war ein fleischern Herz, wie alle Herzen sein, Wenn man dies nur bedenkt, der Liebe Zug erweget, Der ihm von der Natur, als Vater eingepraͤget, So war ihm der Befehl ein rechter Donnerschlag, Der ihm das Herz durchbohrt, und seinen Muth zerbrach. Er liebte Jsaac als seinen Leibes Erben, Sein eignes Fleisch und Blut, das solte durch ihn sterben. Das war ein harter Schlus, jedoch er kam von GOtt Dem allerhoͤchsten Herrn, den Koͤnig Zebaoth Der aller Vater ist, der wenn er uns betruͤbet, Und uns verwundend schlaͤgt, am allermeisten liebet. Sah er mit Zaͤrtligkeit den Sohn der Hofnung an; So wallete das Blut, darinn die Liebe rann: Wenn er des Geistes Aug auf GOtt den Schoͤpfer lenkte Daran sein ganzes Herz in treuer Liebe haͤngte; So war das hoͤchste Gut, das was ihm nur ver- gnuͤgt: Der Glaube zeigt ihm das; und dadurch ward be- siegt Die Reizung der Natur. Der Kampf der ward vol- lendet, Er Der Sieg der Glaͤubigen. Er schenkte GOtt sein Kind, dem er sich selbst ver- verpfaͤndet. Der Schlus ward fest gesezt: GOtt ist mein hoͤch- stes Gut Das ist mehr Liebe werth, als dies mein Fleisch und Blut, Er band den Jsaac, des Allerhoͤchsten Willen, Mit glaͤubiger Gedult in allen zu erfuͤllen. O! Menschen sehet hier in dem Exempel an, Was eine starke Kraft des Helden-Glaubens kann: Lernt hier an Abraham, wie man mit sich muß kaͤmpfen Die Triebe der Natur; obs gleich sehr hart scheint, daͤmpfen. Die Liebe ist ein Feur das alles uͤbertrift; Wer GOtt von Herzen liebt, der leistet was die Schrift Als GOttes Wort befiehlt; empoͤret sich dagegen Der Eigenliebe Macht, der Neigung starkes Re- gen: Des Glaubens grosse Kraft besiegt doch Fleisch und Welt: Wer durch dies Mittel siegt, der ist ein wahrer Held. Wer uͤber andre herrscht, den Luͤsten unterlieget, Der andre leiten will, und sich doch selbst betrieget, Der scheinet zwar sehr gros, der ganzen Welt zu sein, Und ist doch in der That in GOttes Augen klein; Wer kluͤglich handeln will, und denkt sich zu ver- groͤssern, Der muß sein boͤses Herz vor allen Dingen bessern. Wer das gewinnen will, was uns die Ewigkeit, Als einen Siegeslohn der Herrligkeit anbeut; Der Der Sieg der Glaͤubigen. Der nehme dies in acht: Lern dein Verderben kennen, Und suche stets dein Herz, von dieser Welt zu trennen, Geh von dir selbsten aus, und leiste deine Pflicht Jn wahrer Glaubenskraft; so wie der Hoͤch- ste spricht: So muß dein Eigensinn, besieget unterlie- gen, Und wenn dies erst geschieht; so kanst du herrlich siegen. Sieh auf des Heilands Kreuz, druͤk es dir glaͤubig ein, Durch dessen Kraft kanst du dein Ueberwin- der sein. Dankgebet am Reuen Jahr. N un GOtt! wir preisen dich von neuen, Jn diesen angefangnen Jahr, Gieß heute wieder dein Gedeien, Mit Seegen uͤber deine Schaar, Breit aus das Evangelium, Jn aller Christen Heiligthum. D u hast viel Uebel abgewendet, Jn der verflosnen Lebens Zeit, Nim hin das Hertz das sich verpfaͤndet Zum Zeugnis unsrer Dankbarkeit, Erster Theil. X Das Der Sternen Himmel Das Herz das sich zum Opfer beut, Und mit dir seinen Bund verneut. O ! JEsu unsre Bundeslade, Sei unsrer Kirche Sonn und Schild, Und laß uns sehen deine Gnade, Die fuͤr uns hat den Fluch gestillt; Breit deine Fluͤgel auf uns aus, Bewahre Land, Stadt, Dorff und Haus. W ir wollen uns Dir ganz ergeben, Zu deinem Volk und Eigenthum, Und Dir verneuet, heilig leben, Bis daß wir einst zu deinen Ruhm, Jn aller Auserwaͤhlten Schaar, Dort feirn ein ewig Jubel Jahr. Der Sternen Himmel zur Verrherrlichung des Schoͤpfers erwogen. E in Blik in jene blaue Ferne, Worin sich Witz und Sinn versenkt, Entdekt ein Heer der guͤldnen Sterne, Das sich nach weiser Ordnung lenkt. O! welch ein Glanz bestrahlter Bogen, Von Licht und Schatten uͤberzogen, Der zur Verherrligung des Schoͤpfers. Der seinen Schimmer auf uns streut; Was faͤllt uns dadurch ins Gesichte? Mir deucht, ich seh dich GOtt im Lichte, Darob sich Sinn und Geist erfreut. D er Kreis der ausgespannten Luͤfte, Der unbegreiflich uͤbermahlt, Der Raum gewebter Wolken-Duͤfte, Wo Licht durch Dunkelheiten strahlt, Umfaßt in seinen weiten Grenzen, Ein Bild des majestaͤtschen Glaͤnzen, Das hie kein sterblich Auge fuͤllt, Das hie in einen Wolken-Kleide, Sich bald entdekt zur Augenweide, Bald aber wiederum verhuͤllt. W er mißt den Raum der Sternenbuͤhnen, Der alle Zahlen uͤbersteigt? Und dies kan zum Beweisthum dienen, Daß GOtt uns dadurch angezeigt: Wie er als Schoͤpfer keine Schranken, Und daß die Rechnung der Gedanken, Wenn sie auch noch so groß, zu klein; Wer GOttes Groͤsse will ermessen, Der muß aus Unverstand vergessen, Wie breit der Sternen Himmel sein. B ewundrer! nehmt ein Theil der Vesten Seht dessen Laͤng und Breite an, Berechnet nur von Suͤd und Westen Wie groß ist diese Himmelsbahn? Wolt ihr nach den bestimmten Meilen, Den ungeheuren Raum abtheilen, X 2 Es Der Sternen Himmel Er ist zu lang, er ist zu breit, Fuͤr alle Groͤssen alle Zahlen: Das muß euch fuͤr die Augen mahlen Ein Bild von GOtts Unendligkeit. E s schwindelt aller Menschen Denken, Das sich aus eitlen Vorwiz wagt, Sich in dem Abgrund zu versenken, Und nach desselben Hoͤhen fragt; Wenn die geschaͤrftesten Gesichter, Zu jenen Kreis der Sternenlichter, Durch die Vergroͤßrungs-Glaͤser sehn, So schaun sie mit erstaunten Sinnen: An dem bestirnten Himmels Zinnen, Jm Schattenbild, des Hoͤchsten Hoͤhn. W er zaͤhlt der Sternen grosse Menge, Die an dem Himmel ausgesaͤt, Da eins im schimmernden Gepraͤnge, Gar nahe bei dem andern steht? Welch eine Zahl, wird uns entdekket! Wie viele sind nun noch verstekket Jn jener Tieffen dunklen Grund? Die sich dem forschenden Bemuͤhen, Der Sternenkundiger entziehen, Den viele, noch nicht alle kund. W elch eine Rechnung wird entstehen, Wenn wir den ganzen Sternenkreis, Jn seinen Umfang uͤbersehen, Den kein Mensch zu begreiffen weis? Wir sehen an den weiten Himmel, Ein haͤufig blizzendes Gewimmel, Da zur Verherrligung des Schoͤpfers. Da Stern auf Stern, da Strahl auf Strahl Dem Augenschein nach, in den Kreisen, Sich uns, wie guͤldne Saaten weisen, O! welche ungeheure Zahl! E in Stern der faßt mit seinen Flammen, Oft viele tausend Meilen ein, Bringt man die Zahl von zehn zusammen, Wie gros wird nicht die Rechnung sein: Nun haͤuffe so viel Millionen Die wir als guͤldne Himmels Kronen, Am blauen Firmamente sehn. Da ein Gestirn so weit sich strekket, Den Raum von solcher Breite dekket, Was vor ein Umfang wird entstehn? O ! unermeßlich grosses Wesen, So kann man deine Majestaͤt, Die groͤsser, als der Himmel lesen, An dem, was sich im Sternkreis dreht. Ach armer Wiz der bloͤden Seelen, Wer kan des Hoͤchsten Groͤß erzaͤhlen? Die ihr dies wollt, ihr seid zu dreist, Bedenkt, ihr koͤnt ja an den Sternen Die keiner zaͤhlen kann, erlernen, Daß GOttes Groͤß unendlich heist. O ! welch ein Blik, wenn wir erwegen, Der Jrrgestirne flammend Heer, Daß sich in abgemeßnen Regen Bestaͤndig welzt ums Sonnen-Meer. O! welche Weisheit, welche Staͤrke, Regiert und haͤlt die Feuerwerke, X 3 Die Der Sternen Himmel Die unaufhoͤrlich Flammen spein: Man siehet der Planeten Ballen, Sich welzen und doch nimmer fallen, Wie stark muß ihr Erhalter sein? S chwingt euch auf Fluͤgeln der Gedanken, Noch uͤber die Planeten Welt, Beseht die ausgedehnten Schranken Des Raums, was der vor Sterne haͤlt; Beherrscht des Poͤbels albern Meinen: So werden euch da Sonnen scheinen, Wo ihr anjezt nur Sternchen seht; So dienen euch die Feuer-Meere, Zum Zeugnis, daß des Hoͤchsten Ehre Von tausend Welten wird erhoͤht. W as vor ein glaͤnzend herrlich prangen, Entdekt das Aug in dem Revier, Wo so viel Sonnenkoͤrper hangen, Jn mehr als guͤldner Pracht und Zier: Der Wiz erstarrt von Glanz betaͤubet, Der Geist der mit Bewundrung glaͤubet Wird dadurch unvermerkt entzuͤkt, Jhm deucht, daß er in diesem Lichte, Des hoͤchsten Wesens Angesichte, Jn majestaͤtscher Pracht erblikt. W er weiß was in den weiten Grenzen, Des Oberreiches der Natur Verborgen, da viel Sonnen glaͤnzen, Von unterschiedner Groͤß, Figur; Vielleicht wird da zu GOttes Ehren, Wie viele Weisen glaublich lehren, Auch zur Verherrligung des Schoͤpfers. Auch manches Land und Stadt geschaut, Wo viele Sternen-Buͤrger leben, Die so wie wir den Ruhm erheben, Des HErrn, der alles auferbaut. U nd zaͤhlt man dies zu weisen Traͤumen, Die nur der blosse Wiz erdacht; So muß man ihnen doch einraͤumen, Daß unsers Schoͤpfers weise Macht, Den Sternenkreis so aufgefuͤhret, So wundernswuͤrdig ausgezieret, Daß er die Unterwelt erfreut: Und daß so oft wir dahin blikken, Sie uns in das Gemuͤte druͤkken: Sehr Menschen GOttes Herrlichkeit. Christus alles in allen, der Kern und Stern der heiligen Schrift. D er Menschen Wiz schweift aus den Schranken, Und daher kommt es daß sie wan- ken Jn Sachen ihrer Seeligkeit: Woher entsteht so vieler Streit, Jn Dingen die wir glaͤuben sollen? Daher, weil wirs begreiffen wol- len. Wir haben GOttes Wort die Schrift, Worin man nichts, als wahr antrift. X 4 Sie Christus alles in allen, Sie ist ein Licht, das klaͤrlich zeiget, Das, was uns die Vernunft verschweiget: Wer dieses sich zum Grunde sezt, Der bleibt im Glauben unverlezt. Wie viele sind, die dies Buch kennen, Es GOttes Wort und Lehre nennen, Die doch im Glauben ungewis; Wo her kommt diese Finsternis? Bei denen, die vom Glauben prahlen? Daher sie lieben nur die Schalen. Wer nicht den Kern der Bibel sucht, Der findet darin wenig Frucht: Wer aber darnach emßig schmachtet, Der Bibel wahren Zwek betrachtet, Der sucht in einen jeden Buch Den Heiland, das ist ihm genug: Der ist der Kern, wer dieses glaͤubet, Und bei dem klaren Worte bleibet, Der sagt: D ie Bibel soll allein, Mein Leitstern zu dem Heiland sein, Den will ich suchen, kennen, ehren, Jn seinen Wort sind Warheitslehren, Die nehm ich zum Wegweiser an, Den folg ich auf der Lebensbahn: So kann mich nicht der Wiz verderben, Drauf leb ich, darauf will ich sterben, Kommt denn, das Ende meiner Zeit, So folgt die frohe Ewigkeit. Wie Wie sich die Mensch. gemeiniglich den Him. vorst Wie sich die Menschen gemei- niglich den Himmel vorstellen? D er seelgen Geister ewge Welt, der Glaͤu- bigen gelobtes Land, Jst denen Wandrern dieser Zeit nicht vollenkommen hier bekannt; Es ist uns nur in Schattenbildern, des Himmels Lustrevier gemahlet, Gleich wie ein Licht das nur durch Wolken, mit sei- nen schoͤnen Schimmer strahlet. Kein Sterblicher hat diese Stadt der kuͤnftgen Seeligkeit gesehn, Drum koͤnnen wir die Himmels-Lust und ihre Freu- de nicht verstehn. Der Offenbahrung heilge Lehren, die unter schoͤnen Reizungs-Bildern, Die Pracht der Geister-Welt beschrieben, dersel- ben Herrlichkeit abschildern, Die haben unsrer Schwachheit nur, dasjenige hier kund gethan, Was unsrer eingeschraͤnkter Geist, der sinnlich den- ket, fassen kann. Und dieses ist genug zum Glauben, bis einst der Vorhang wird zerrissen, Bis wir das Heiligste selbst schauen, da wir denn vollenkommen wissen, Worin der Frommen Seeligkeit die uͤberschwenglich ist, besteht. Jedoch der Menschen Wisbegier, die in dem For- schen weiter geht, X 5 Als Wie sich die Menschen Als unsere Begriffe steigen, die hat das schon ent- dekken wollen, Wornach wir Buͤrger dieser Erden, im Glauben eifrig trachten sollen. Wir tadlen nicht die seelge Muͤh, wenn man nach dieser Gegend blikt, Des Himmels reine Lust erwegt, durch Canans Trauben sich erquikt, So lang man in der Wuͤste wallet: wenn wir von Himmlischen Gefilden, Nur nicht, was unsre Neigung wollen, so sinnli- che Begriffe bilden. Und dies geschieht gemeiniglich, was unsre Haupt- begierde sucht, Das ist nach unsrer Einbildung, des Paradieses suͤsse Frucht Die jene Seeligen geniessen, wenn sie als Pilgrim dieser Erden, Von diesen Schauplatz abgetreten, und dorten Him- mels Buͤrger werden. Der Mensch, der eitle Wollust liebt, und gerne Suͤs- sigkeiten lekt, Der sein Vergnuͤgen alda sieht, wo man zum Gast- mahl Taffeln dekt, Dem duͤnkt das himmlische Ergoͤzzen, bestuͤnde nur in solchen Laben, Wenn wir in steten Ueberflusse, die schoͤnsten Speiß und Traͤnke haben. Ein andrer der Gesellschaft liebt, ein lieblich klin- gendes Gethoͤn, Wornach ein lustger Reihen springt, der glaubt im Himmel nichts zu sehn Als solche frohe Lustgelage, als solch bestaͤndig Spiel und Klingen, Wor- gemeiniglich den Himmel vorstellen. Wornach der Seelgen grosse Choͤre, im Himmels Saale jauchzend springen. So bildet sich auch woll ein Christ, der eitle Wol- lust suchet, ein Der Himmel muͤst ein Paradies, so wie die Tuͤr- ken glauben, sein, Wo lauter sinnliche Vergnuͤgen; wo lauter suͤsse Fruͤchte spriessen, Wo lauter suͤsse Stroͤme rinnen, die jene Seeli- gen geniessen. Wer Fleisches Wollust haßt und flieth, hingegen uͤber alles liebt, Was seinen Geist bei stiller Ruh, in Denken und Be- trachten uͤbt, Der glaͤubt gar leichte das der Himmel, die See- ligkeit darin bestuͤnde, Daß jeder durch ein tieffes Denken stets neue War- heiten erfuͤnde. Wer stets bei seinen Zirkel sizt, der Erden grosse Kugel mißt, Der Laͤnder Laͤng und Breite zaͤhlt; wer gerne Neu- igkeiten ließt, Und darin sein Ergoͤzzen findet, der denkt, als wenn die seelgen Geister Zu ihrer Lust den Himmel messen; als wenn sie ewge Rechenmeister; Der glaͤubt, als wenn in jener Welt, in jener Seelgen frohen Choͤrn, Jn englischer Gesellschaft stets viel Neuigkeiten an- zuhoͤrn. Wer aber nur die Weltgeschichte, die Alterthuͤmer sich erwaͤhlet, Der glaͤubt, daß man in jenen Leben, den See- ligen zur Lust erzaͤhlet, Was Wie sich die Menschen Was in der Vorderwelt geschehn; wie Noaͤ Kasten sei gemacht, Wie hoch man Babels Thurm im Bau, eh die Verwirrung kam, gebracht, Und andere dergleichen Dinge, die blosse Huͤlsen, leere Grillen, Die dennoch der wisbegierigen recht schmachtendes Gemuͤte stillen. Die von dem Hochmuth aufgeblaͤht, und von dem Ehrgeiz aufgeschwellt, Die stellen sich die Rangordnung so vor in jener Geister-Welt, Als sie auf dieser Welt gewesen; da wuͤnscht ein sol- cher nichts als Kronen Und eine hocherhabne Stuffe, auf denen seelgen Ehrenthronen: Und was er wuͤnscht, das glaͤubt er leicht, drum stellt er sich der Seelgen Chor, Als einen Staat der Erdenwelt, mit den Regie- rungsformen vor; Er denket jene Lust und Wonne, die er im Himmel wuͤrde spuͤren, Die haͤtt er an den Unterthanen, die er daselbsten zu regieren. Er macht von sich das Bildnis so, wie ers an den Regenten sieht Der durch des Purpurs hellen Glanz, viel tausend Augen an sich zieht; Der glaubt er wuͤrd in solchen Kleidern, wie Koͤ- nige der Erden prangen, Die mit der Perlen Schmuk gestikket, woran viel Edelsteine hangen. Die guͤldne Krone seines Haupts, die er nach sei- ner Meinung schaͤzt, Die gemeiniglich den Himmel vorstellen. Die ist mit Sapphir und Rubin, mit Diamanten ausgesezt; Die Einbildung macht ihm entzuͤkket, ob seines Zep- ters guͤldne Spizze, Er freut sich ob den Seeligkeiten, und seines Thro- nes hohen Sizze, Die ihm die Ewigkeit gewehrt: Er wuͤnscht im Him- mel auch nichts mehr Als diese Koͤnigliche Pracht, als der Regenten Glanz und Ehr, Wo ihm die seelgen Unterthanen, und die erhabnen Seraphinen, Nach seinen Wink gebuͤkt gehorchen, in tiefster Ehr- furcht ewig dienen. Derjenige der Schaͤzze liebt, und nach der Zeiten Reichthum strebt, Der suchet in der Ewigkeit, wenn er da als ein Buͤrger lebt, Bei den Besiz der Kostbarkeiten, der irdischen Be- gierden Freude, Und glaubt, daß dies in jener Wohnung, der Seel- gen Lust und Augenweide. So ist gemeiniglich die Lust, wie man im wahren Sprichwort sagt Des Menschen einzig Himmelreich, das ihn mit lee- ren Traum behagt: Was einer hie im Wunsch verlanget, das glaubt er dort im Salems Auen, Jn jenen seelgen Lustgefilden in voͤlligen Genus zu schauen. Da doch der vollenkomne Stand der Freudenvollen Ewigkeit, Ganz andere Vergnuͤgen hegt, als diese Unvollkom- menheit, Wo Die mannigfaltige Weisheit GOttes Wo wir von Fleisch und Blut betaͤubet, ein sinn- liches Ergoͤzzen suchen, Das die vollendeten Gerechten, als eine eitle Lust verfluchen. Jhr die ihr euch der Sinnligkeit im Jrrdischen er- geben habt, Und an den Trebern dieser Welt, den fleischlichen Geschmak noch labt! Lernt die Ergoͤzzung jenes Himmels, bestehe nicht in solchen Dingen, Die uns noch irdisches Vergnuͤgen in den verklaͤrten Stande bringen. Der Seeligen verklaͤrte Schaar vom Glanz der E- wigkeit erhellt, Vergnuͤgt sich an dem hoͤchsten Gut, daß sich ihr zum Genus darstellt; Der GOttheit aufgeschloßne Tieffen entdekken lau- ter Seeligkeiten Woraus die vollenkomnen Geister, ihr himmlisches Vergnuͤgen leiten. Das was sie hier in Dunkelheit, bewundernd ja entzuͤkt gesehn, Das wird dort im verklaͤrten Licht, ohn Wolken vor den Augen stehn. Die ewigen Vollkommenheiten sind ewige Vergnuͤ- gungs Quellen, Woraus zur Seelgen wahren Freude, die ewgen Labsals Stroͤme schwellen, Von aller Leidenschaft befreit, die uns mit bangen Kummer quaͤlt Wird dieser Vorwurf ihrer Lust zum ewgen Gegen- stand erwaͤhlt. Da sehen sie das GOtt die Liebe, da schmekken sie das im Geniessen, Das Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Das sie von Glauben uͤberzeuget, im Vorschmak nur bewundern muͤssen. Da ist der Abgrund aufgedekt, woraus der tief ver- schlungne Blik, Von GOttes weiser Macht umstrahlt, des Geistes Wonne bringt zuruͤk; Da siehet das verklaͤrte Auge, wie in der Vorsicht dunklen Gaͤngen, Die Wege, die uns sonst verwirret, recht herrlich aneinander haͤngen; Da wird den seelgen Geistern kund, wie weislich unser GOtt regiert, Der sie durch manchen Kreuzes Gang, im Reiche seiner Macht gefuͤhrt. Da schauen sie im lichten Glanze, wie weit die All- macht sich erstrekket, Die uns der Vorhang duͤstrer Wolken auf dieser Un- terwelt verdekket. Da werden sie entzuͤkt gewahr, warum das alles sei geschehn, Was wir in dem Erloͤsungswerk, im Reich der Gna- den nicht verstehn. Und dies Erkenntnis ist die Quelle, woraus der Seelgen Lust entspringet Die den vollendeten Gerechten vollkomnere Vergnuͤ- gen bringet, Als uns die ganze Welt anbeut. Wie, wendet ihr dagegen ein, Des ewgen Paradieses Lust, die muͤste fuͤr euch an- ders sein Daran koͤnt ihr euch nicht vergnuͤgen? so gebet ihr ja zu erkennen, Daß die verwoͤhneten Begierden, die irdisch, nach dem irrdschen rennen. Ver- Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Verbessert nur erst den Geschmak, strebt nach der reinen Suͤßigkeit, Die in dem Worte GOttes liegt, das dem begier- gen Geist erfreut; Seid nur recht himmlisch erst gesinnet: so werden diese Himmelsgaben, Die Guͤter die annoch verborgen euch mehr als Er- denschaͤzze laben. Betrachret nur das ewge Licht, woraus der Erden Schoͤnheit quillt, Den Schoͤpfer der das Haus der Welt, mit den Geschoͤpfen angefuͤllt, Der aller Sonnen ewge Sonne, der den gefaͤrbten Himmels Bogen Mit tausendfachen Wunderfarben, durchstrahlt, ge- mischt und uͤberzogen, Erweget, was das vor ein GOtt von welchen al- les das herfließt, Was in dem weiten Reich der Macht, entsteht er- waͤchset und entsprießt O! diese Urquell aller Dinge, die kann ja in dem seelgen Leben, Uns ein viel herrlichers Vergnuͤgen, als alle irdschen Dinge geben. Und ein verklaͤrtes Erkentnis von seiner hoͤchsten Majestaͤt, Jst eine solche Wissenschaft die uͤber alles Wissen geht, Die einen Geist mit Wollust speiset, die alle an- dre uͤbersteiget; Weil sie uns immer neue Wunder, in Sonnen- gleicher Klarheit zeiget. Die Freude in der Geister Chor, des Himmels fro- her Harfenklang, Und Wie sich die Mensch. gemeiniglich den Him. vorst. Der dort in jenen Tempel schallt; der Engel heller Lustgesang Muß ja die Seelgen mehr ergoͤzzen, als alles Lust- gespiel der Erden, Weil wir im Schlos der Ewigkeiten, zu lauter Himmelsfuͤrsten werden. Die suͤsseste Gesellschaftslust, muß da die Seeligen erfreun, Da sie in jenen Engel-Land, bei denen heilgen En- gel sein; Da sie in Umgang reiner Seelen, die reine Lieb und Huld verbinden, Ein ander Eden voll Vergnuͤgen, und geistige Er- quikkung finden. Jhr grosses Chor wird nie verwirrt, durch scheelen Neid und Zankbegier, Noch Zwietracht oder Ueberdrus; die sind verbannt aus dem Revier, Wo die vollkomnen Geister wohnen: Nur Eintracht waͤchst da aus der Liebe Die alle Seeligen entzuͤndet; daraus entspringen gleiche Triebe Den Allerhoͤchsten zu verehrn: der Trieb wird im- mer angeflammt, Durch den stets seeligen Genus, der aus der ew- gen Liebe stammt Wer dieses alles uͤberleget, dem ekkelt alle Lust der Zeiten, Und seufzet: Moͤcht ich balde schmekken, das Manna jener Seeligkeiten. Erster Theil. Y Die Die manigfaltige Weißheit GOttes. Die mannigfaltige Weisheit GOttes an den mannigfaltigen Geschoͤpfen im Reiche der Natur. D ie Mannigfaltigkeit der Dinge dieser Welt, Die uns des Hoͤchsten Macht so sicht- bar vorgestellt, Zeigt uns dadurch zugleich der Weis- heit klare Spuren, Die alles kluͤglich waͤhlt im Reich der Kreaturen. Man sehe nur den Ball der dichten Erde an, Wie viel und mancherlei drauf jeder schauen kann; Man bringe jedes Ding zu den bestimmten Classen, Wer wird die grosse Meng in alle Zahlen fassen? Welch ein erstaunend Heer, wird man sogleich ge- wahr, Und ein jedwedes Ding, das Kleineste so gar Zeigt seinen Meister an, der wenn man es erweget, Darin ein Probestuͤck der Weisheit abgeleget Die unbegreiflich ist. Wie manche Art von Kraut Wird im Gewaͤchse-Reich nicht hie und da geschaut, Das wir von anderen vor unterschieden halten, So wegen seines Zweks; als wegen der Gestalten? Die Forscher der Natur, die nur auf Kraͤuter sehn, Die in den Gegenden, allwo sie wohnen stehn, Ver- Die mannigfaltige Weißheit GOttes. Vermoͤgen nicht einmahl dieselbigen zu zaͤhlen, Vielweniger wenn sie das ganze Reich erwaͤhlen Zu ihren Augenmerk; da ein jedwedes Land, Besondre Kraͤuter hegt, die andern unbekant: Wer dieses uͤberdenkt, wird sich nicht unterwinden, Die mannigfaltge Art der Kraͤuter zu ergruͤnden. O! was vor ein Verstand der diese all erdacht, Und eine jede Art in seine Form gebracht! Als sie auf Erden stehn! O Weisheit sonder gleichen, Die durch ein jegliches muß ihren Zwek erreichen. Geht immer weiter fort, beschaut die groͤßre Frucht, Die GOtt fuͤr jedes Theil der Erden ausgesucht. Bedenkt wie mancherlei ist die erschafne Menge, An Formen und Gestalt, Geruch, Geschmak und Laͤnge An ihrer Farben Zier, an aͤuserlichen Puz, Wie sonderbar sie noch nach ihren Zwek und Nuz? Und koͤnnten wir das Reich der Pflanzen uͤbersehen, Die in den Thaͤlern sind, die auf den Bergen stehen, Die Ost, Suͤd, Nord und West in seinen Angeln hegt, O! welches Mannigfalt wuͤrd uns denn vorgelegt, Darin die Weisheit sich den Menschen so gezeiget, Daß sie schon den Verstand derselben uͤbersteiget. Der Thoren Tadelsucht nnd haͤmischer Verdrus, Denkt woll der Fruͤchten Meng sei nur ein Ueberflus, Der spielenden Natur; sie sei also vorhanden, Und aus der Fruchtbarkeit der feuchten Erd enstanden. O! blinder Unverstand! woher in Feld und Wald Die unterschiedne Art, woher das Mannigfalt, Daß sich an allen zeigt? macht denn die schwangre Erde, Die ihre Fruͤchte zeigt, daß auch die Bildung werde, Die nur im Saamen stekt? entsteht das ohne Rath, Y 2 Das Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Das eine Blume roth und viele Blaͤtter hat, Die andre neben ihr der Blaͤtter sanfte Seide, Die in das weisse faͤllt, als waͤre sie mit Kreide Gefaͤrbt und uͤberschmiert? O! Wahnwiz, Unbedacht, Dies zeugt das dieses so, von weisen GOtt gemacht. Jhr wollet dies gestehn, der Schoͤpfer der regieret, Der alle Ding erhaͤlt, der wuͤrd daran gespuͤret: Die Weisheit seht ihr nicht, an diesen Mancherlei, Jhr glaubt daß so viel nicht, den Menschen noͤthig sei; Vielweniger dem Thier: Was solln in einen Garten, Von Fruͤchten, Blumen, Kraut so unterschiedne Arten? Jhr Tadler der Natur, ihr meistert GOttes Werk, Darauf ihr spoͤttisch dreht, eur schielend Augenmerk; Jhr seid den Kinde gleich, das keinen Vater liebet, Daruͤber suͤndlich murrt, weil er zu viel ihm giebet. Der Schoͤpfer lies so viel aus unsrer Erde gehn, Das wir an jeder Frucht die Allmacht solten sehn; Er schuf so mancherlei, daß wir daraus erkennen, Daß er ein weiser GOtt auch darum sei zu nennen. Kein Kraut spriest aus der Erd, und wenn es noch so klein, Es muß nach seinen Rath, auch wozu nuͤzlich sein. Die Weisen irren zwar, die aus der Bildung schliessen, Wozu es nach dem Zwek des Schoͤpfers dienen muͤssen. Die Schrift verstehn wir nicht, die auf den Blaͤttern steht, Und wie der Adern Zug recht durch einander geht: Mir deucht es ist daraus vielmehr der Spruch zu lesen: Das uns also gemacht, das ist ein weises Wesen. Die Weisheit zeigt sich auch, an der belebten Welt, Da Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Darin das Mannigfalt ihr gleichfals woll gefaͤlt: Man seh nur was im Reich der Thiere ist zu finden, Wer wird sich das zu zaͤhln von Menschen unter- winden? O! welch ein grosses Heer das in den Luͤften fleugt, O! welche Wundermeng! die in der Erde kreucht, O! welche grosse Zahl! die zahm in Wiesen springet, Den Menschen Woll und Milch zum Kleid und Nah- rung bringet: O! welche Art und Zahl von denen wilden Thieren, Jst nicht in Feld und Wald, auf Bergen auszu- spuͤren, Die zu der Menschen Nuz, zum Zeugnis weiser Macht, Jn der beseelten Welt von GOtt herfuͤrgebracht? Die Weisheit spiegelt sich an Grossen und an Klei- nen, Die uns nach ihren Zwek zusammen kuͤnstlich schei- nen. Das zarteste Gewuͤrm, das unser Fus zerknikt, Zeigt uns, wenn wirs besehn, das darin abge- druͤkt, Des Meisters weise Kunst, die es so schoͤn formiret, Das es sich schlingelnd dreht; die es so schoͤn ge- zieret Mit mannigfaltger Pracht, so wunderbahr bemahlt, Als wenn auf seiner Haut ein Schild von Golde strahlt. Wie herrlich glaͤnzet nicht, zu unsrer Augenweide Der Ungeziefer Heer in ihren Sommerkleide? Wenn sie befluͤgelt sich in warmen Luͤften drehn; Welch eine guͤldne Pracht kann man an denen sehn Die um den zarten Leib mit Ringelein umgeben, Und welch ein fladdernd Gold wenn sie die Fluͤgel weben, Y 3 Die Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Die durch den Sonnenschein, bald roth, bald blau geschmuͤkt, Bald gruͤn bald gelb wenn man sie in der Fern er- blikt. O! welche Liberei! ein Salamo im Kleide, Von Scharlach hell gefaͤrbt, von allerfeinster Seide Jst nie also geschmuͤkt, mit solchen Glanz und Zier, Als ein so klein Geschoͤpf ein solches Wunderthier! Was hat die Weisheit woll zu solcher Kunst bewo- gen, Womit sie solch ein Thier so herrlich angezogen? Vermuthlich daß der Mensch der Schauer seiner Pracht, Daran mit Lust erseh, wer die Geschoͤpf gemacht; Daß GOttes Weisheit auch sehr gros in solchen Kleinen, Die wenn sie ohne Glanz, uns sonst veraͤchtlich scheinen. Und welch ein grosses Heer das in den Luͤften schwaͤrmmt, Wenn ein recht heitrer Tag im Sommer sie er- waͤrmmt! Da wimmeln ohne Zahl der Muͤkken grosse Schaa- ren, Da sumßt ein Wespenheer, die sich mit Bienen paaren, Hie braußt ein Kaͤfer-Schwarm, da brummt ein Fliegen-Heer, Und eine jede Art traͤgt auch ihr Schuzgewehr; Da wir theils Hoͤrner sehn, theils Stachel oder Klauen, Kann man an diesen nicht der Weisheit Wunder schauen? Last uns von dieser Schaar zum Reich der Vogel gehn, Die Die maunigfaltige Weisheit GOttes. Die Mannigfaltigkeit nach ihrer Art besehn, Derselben schlanken Leib, der Fluͤgel Bau bemer- ken! So werden wir geruͤhrt, den wahren Saz bestaͤrken Daß ihres Schoͤpfers Macht, sie weislich ausge- schmuͤkt, Durch zarter Nerven Band die Glieder so verstrikt, Daß sie ein Wunderwerk voll von verborgner Kuͤnste, Ein knoͤchrichtes Geweb, ein fleischichtes Gespinste; Wie gros und mancherlei ist der Gefluͤgel Art; Die unsers Schoͤpfers Wink recht wunderbar ver- paart? Man seh den Adler an, den Koͤnig der Gefluͤgel Der seine Nester baut auf jene Berg und Huͤgel Die bis zum Wolken gehn: Man stelle sich die Schaar Die in den Luͤften fliegt, nach ihren Arten dar! O! welche Wundermeng! die auch die Luft belebet, Jn zwitschernden Gesang der Weisheit Ruhm er- hebet, O! welch ein Mannigfalt! an Groͤsse und Natur, An Stimmen, Federn, Glanz, und was zur Kre- tur Der Voͤgel sonst gehoͤrt; Und wollen wir nur nen- nen, Die wir in unsern Strich des grossen Weltraums kennen, Welch Arten! welche Zahl! sind uns nicht hier be- kannt, Die unterschieden sind? Was hat das Morgenland Vor andre Arten noch? Und was vor ein Gewim- mel, Von Voͤgeln fremder Art schwebt untern Westen-Him- mel? Y 4 Und Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Und andre wiederum sind untern Suͤderpol, So gar das Wasserreich ist auch von Voͤgeln voll, Die unterschiedlich sind, wie die mit Lust erwogen, Die auf der glatten Fluth, die fremde Welt um- zogen. Der GOttheit Finger strahlt, aus jeglichen her- vor, Die Weisheit laͤst sich hoͤrn in diesen Saͤnger-Chor, Wenn die erregte Luft, durch hellen Schall geruͤh- ret, Die suͤsse Harmonie durch Ohr zum Herzen fuͤhret. Die helle Nachtigal, die holde Busch-Siren Die Saͤnger-Meisterin im zwitschernden Gethoͤn Regiert gleichsam das Chor durch ihr bezaubernd Singen, Die Lerche folget nach; welch mannigfaltig Klin- gen Erwekket das Gehoͤr! die Grasemuͤkke schnarrt, Ein andrer pfeift, der gluchzt, wenn dieser aͤngst- lich knarrt. Die Turteltaube girrt, die lacht, die schreit, und jene Mischt einen andern Klang in das verwirrt Gethoͤne. Der Gugguk rufet nach, die Wachtel lokt und schlaͤgt Der Sperling schwirrt darein, die Drostel wird be- wegt, Und stimmet auch mit an, bis endlich noch die En- le, Die stille Nacht erwekt, durch fuͤrchterlich Geheule. So viele Thoͤne gehn, und ist ins Chor vorbei; So hoͤrt man wiederum, ein anderes Geschrei: Wer den Gesang versteht, der wird aus allen Choͤ- ren: Jn suͤsser Harmonie, aus jeder Kehle hoͤren: Wir Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Wir singen mancherlei, der unterschiedne Klang Stimmt dennoch uͤberein; es ist ein Lobge- sang, Den wir dem ewgen GOtt und seiner Weis- heit weihen, Der durch den Unterschied gestimmter Me- lodeien Dem Menschen angezeigt; daß die Veraͤn- derung Jn unsern Lustgethoͤn, ihn zur Bewunde- rung Der Weisheit und der Macht, durch steten Zuruf leite; Daß er nach seiner Art der GOttheit Ruhm ausbreite. Was ihre Stimme lehrt, das legt des Koͤrpers Bau, Dem forschenden Gemuͤt zum wunderbahren Schau: Man sieht mit einen Blik, an diesen Kunst-Ge- baͤnde, Des Schoͤpfers weisen Zwek, die Allmacht seiner Haͤnde. Der Kopf ist zugespizt, zum Fliegen eingericht, Jndem das Vogel Heer damit die Luft durchbricht, Daß wenn sie in der Hoͤh die freie Bahn durchren- nen, Sie mit denselbigen die leichte theilen koͤnnen. Ein neues Wunderwerk wird an der Brust erkant, Man wird daran gewahr ein starkes Knochen Band Das dienet sie zum Schuz, wenn etwa auf dem Wegen, Ein harter Wiederstand im Fluge kaͤm entgegen; Wie weislich siehet man die Beine eingebeugt, Y 5 Das Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Das wenn ein Vogel fliegt, und solche an sich neigt Die Zehen vorwerts kehrn, damit sie sich gleich hal- ten, Wenn sie um einen Zweig die krummen Klauen falten. Sie klammern sich damit, da wo sie sizzen an, Das auch kein Vogel nicht vom Baume fallen kann, Wenn er im haͤngen schlaͤft; weil die gezognen Krallen, Sich um ein zartes Reis gleichsam zusammen schnal- len. Der ganze Leib der ist mit Federn uͤberdekt, Die zartesten die sind um Hals und Brust gestekt, Die haͤrtesten die sind, in Fluͤgel eingeschraͤnket, Weil dadurch wird ihr Leib getragen und geschwen- ket Jn einer freien Luft. Der zarten Fluͤgel Paar, Die Faͤserchen die schoͤn an diesen Fluͤgeln hangen, Die machen Seegel aus, die gleichsam wie an Stan- gen, Gesteift und ausgespannt, und wenn sie stark be- wegt, So hebt der Vogel sich, der sich dadurch forttraͤgt. Wie weislich sind sie nicht der Lage nachgesezzet Damit das Gleichgewicht des Koͤrpers nicht verlez- zet: Wie sind die Federchen der Fluͤgel aufgepaßt, Da in Zusammenzug die ein ans andre faßt? Wer dieses uͤberdenkt; der muß geruͤhrt bekennen, Dies sei ein Meisterstuͤk der weisen Macht zu nen- nen. Die feuchte Wasserwelt zeigt manche Kreatur, Die in den Meeren, Seen des Reiches der Natur Jn Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Jn Flus und Teichen sind, ja in den Pfuͤzzen stekken, Und jeden der es sucht, der Weisheit Kunst ent- dekken, O! welch ein Mannigfalt, lebt nicht im Element Des Wassers, welches man, noch nicht der Art nach kennt, Weil dieses schwimmend Heer ja grosse Meeren fuͤllet Wo Wasser untern Eis, und harten Schollen schwillet Die nie recht untersucht. Welch Wunder sieht man nicht Jm kalten Nordmeers Schlund, wenn man das Eis durchbricht? Die in den kalten Flus, als wie in warmen Wellen, Als scherzend im Gespiel ohn kaltes Schaudern schwellen. Und gleichsam springend sich in ihren Wirbeln drehn? Die wie ein schneller Pfeil, bald ruͤck-bald vorwerts gehn, Und sich in reger Lust in feuchten Wuͤsteneien, Wo sie bei Schaaren gehn, in steter Kurtzweil freuen. Mein GOtt! man wird erstaunt, wenn man die Wunder schaut, Die Du nach weiser Kunst bald so, bald so erbaut; Wenn man mit Andacht sieht, wie tausend Mil- lionen Von Fischen fremder Art, in feuchten Tieffen wohnen. Der Wallfisch, den dein Arm zum Ungeheur ge- macht, Kommt uns hier billig erst vor andern in Betracht, Die Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Die fuͤrchterliche Groͤß, die Deine Groͤß abspiegelt, Jst wunderbahr erdacht, mit Festigkeit verriegelt. Er rudert da einher; so thuͤrmen sich die Wogen Und sprizzen in die Hoͤh bis an die Wolken-Bogen. Er schnaubt und schluket gleich auf einmahl Wellen ein, Der Schiffmann wird erschreckt ob seinen grausen Spein. Er athmet: alsobald faͤngt auf sein starkes Blasen, Das Meer mit Ungestuͤm, recht grausam anzurasen. Das Seepferd folgt ihm nach, das ungeheure schoͤn, Doch wer kann dieses all mit Achtsamkeit besehn, Was ein entferntes Meer in seinen Busen heget, Da jeder Wasserflus, ganz neue Wunder traͤget? Wir merken nur dabei zum Schoͤpfers Preise an, Daß sich die weise Macht in allen kund gethan. Jn Grossen ist sie groß, nicht minder in den Kleinen, Die mehr als tausendfach in ihrer Art erscheinen. So volkreich, so bepflanzt sind Fluͤsse, Seen und Meer, Es wimmelt recht darin das Zahlreich Schuppen Heer, Das sich bald in der Hoͤh, bald in der Tieffe zei- get, Wenn es in schneller Flucht, bald auf, bald abwerts steiget. Die Weisheit hat den Bau der Fische so bestimmt, Wie ein Geschoͤpf sein muß, das in dem Wasser schwimmt, Der Leib ist dicht und fest mit Schuppen uͤberschnuͤ- ret, Mit Panzern angethan, mit Harnisch ausgezieret Die zarten Federchen, die man Flosfedern nennt, Die nuͤzzen einen Fisch, wenn er die Flut durch- rennt. Zu Die mannigfaltige Weißheit GOttes. Zu seinem Gleichgewicht, sonst wuͤrd er taumelnd wanken. O! wie gar tief sind nicht des Weisesten Gedanken, Der diese Kreatur mit einen Schwanz verfehn, Der lang und schmeidig ist, sich dadurch fort zu drehn, Der Fische innrer Bau ist kuͤnstlich ausgefunden, Die Theilgen sind daran recht weislich auch verbun- den. Die Lunge fehlet hier, damit man Othem schnappt, Die Weisheit hat dem Fisch mit solcher nicht be- gabt, Weil er im Wasserreich, bei dem geschwinden Ren- nen, Nicht wuͤrde in der Flut, die Lufft einziehen koͤn- nen, Als wie ein Erden-Thier, das in den Luͤfften lebt, Als wie ein Lufftgeschoͤpf, das in der Hoͤhe schwebt. Dagegen haben sie die so genannten Ohren, Die weislich ausgedacht, die kluͤglich auserkohren, So kuͤnstlich angelegt, mit Oeffnungen versehn, Wodurch die Wasser gleich die eingeschlukt, fort gehn. Der Fische Unterleib der seine Blasen traͤget, Jst von der weisen Macht recht weislich angeleget. Die Blasen voller Lufft, die nach dem Augenschein, Bei einen jeden Fisch, gedoppelt, zwiefach sein, Die dienen ihm zum Fall, und und auch zu seinen Steigen; Wenn er sich in die Hoͤh in seinen Schwimmen sehnt, So wird der Koͤrper breit, die Blase ausgedehnt; Will er zum tieffen Grund der schnellen Wasser- wogen So Die mannigfaltige Weisheit GOttes. So wird die Blase nur durch Muskeln angezogen; So wird der Koͤrper schmahl; so wird der Blasen Roͤhr, Die von der Lufft gefuͤllt, von ihren Duͤnsten leer. Die erste Blase ist am Hinterkopf verschraͤnket, Und wie im Schlos verwahrt, dadurch die Lufft sich senket Bis zu der hintersten, die solche weiter dringt, Durch eine schmahlen Roͤhr zu den Gedaͤrmen bringt Bis sie den Ausgang sucht: Dies alles dient zum Schwimmen. So muß der Fische Leib gar schoͤn zusammen stim- men Mit ihren Element. Der goͤttliche Verstand, Der alles woll erdacht, wird daraus gnug erkannt; Last uns nun weiter gehn, die Erdenthier erwegen, Die uns auch ebenfals klar vor die Augen legen, Wie mannigfaltiglich mit Zahmen und mit Wild, Die Weisheit Berg und Thal und Feld und Wald erfuͤllt. Wer zaͤhlt der wilden Art im Wald und im Ge- buͤschen, Die grausam heulen, bruͤlln, die brummen, giftig zischen Mit Hoͤrner, Krallen, Klaun, mit Tatzen, schar- fen Zahn, Als starken Schuzgewehr, versehn und angethan. Das Mannigfalt erscheint in denen Thiere-Garten, Wo Loͤwen, Tieger, Baͤr, Hirsch, Schwein und andre Arten Wie manche finden sich, die ihren Auffenthalt Jn Rußlands Wuͤstenei, in Polens dichten Wald, Die uns hier unbekand; wie manche sind verborgen, Jn Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Jn fremden Gegenden gen Mittag, Abend, Mor- gen? Die wir nicht ohne Furcht, ohn innerliches Grauen, Jn einen Bildersaal, als todt gemahlt, beschauen. Dergleichen Ungeheur, die koͤnnen uns doch lehren, Wie GOttes Weisheit auch in Thieren zu ver- ehren, Die wild sind von Natur. Ein achtsam Augen- merk, Eutdekkt mit Lust daran manch reizend Wunder- werk: Jndem er jegliches mit Gliedern ausgeruͤstet, Mit starker Macht versehn, mit Knochen ausgebruͤ- stet Die weislich nach den Zweck, den er dabei erdacht, Zu seines Nahmens Ruhm, recht kuͤnstlich sind ge- macht. Und dies erhellet auch an denen zahmen Thieren, Die er also gewust, recht wunderbahr zu zieren, Daß wir stets andre sehn, von einer andern Art, Die er mit Knochen, Haut von aussen so verwahrt, Wie es den Thieren nuͤzt, wie es der Zweck befiehlet, Den seine Vorsehung dadurch hat abgezielet. Der innerliche Bau, der Eingeweide Schaz, Gedaͤrme, Adern, Herz, die haben ihren Plaz Und die Verbindung so, in ihren Kunstgeweben, Wie es die Nahrung heischt, dadurch dieselben leben. Die Roͤhren sind also im Koͤrper angehaͤngt, Der Nerven festes Band ist so gewirkt, gelenkt, Daß sie dem ganzen Leib als einer Kunstmaschinen Zu der Empfindungskrafft und Sinnligkeiten dienen. Die Weisheit wirket nie, ohn einen sichren Grund, Der Saz der wird auch hie zu GOttes Ruhme kund Bei Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Bei einen jeden Thier, daran gar leicht erhellet, War um ein jedes Stuͤk, nicht anders sei gestellet, Als man es wuͤrklich sieht? Und daraus folgt der Schlus: Es zeige uns daran, GOtt einen Ueberflus, Den Reichthum seiner Macht, und ein unendlich Wissen, Das mancherlei ersehn und auch erschaffen muͤssen. Der Mensch das Hauptgeschoͤpf in der sichtbahren Welt, Der wird, wenn mans erwegt, uns auch so vor- stellt, Daß wir mit Lust daran ein Zeugnis sehen koͤnnen, Wie mannigfaltiglich, die Weisheit sei zu nennen Die dieses Meisterstuͤk vor andern herrlich schmuͤkt, Darinnen sie ihr Bild recht sichtbahr abgedruͤkt. Sie sind zwar wenn man sie zu ihrer Gattung braͤchte, Nur von dem maͤnlichen und weiblichen Geschlechte. Allein der Mensch lehrt doch des Hoͤchsten Weisheit sei, Bei dieser einzgen Art sehr gros und mancherlei Was fuͤr ein Unterscheid sieht man im Bildungs- Zuͤgen Vornemlich des Gesichts und dessen Theilen liegen? Der Schauplatz dieser Welt von Menschen angefuͤllt, Zeigt uns so manchen Mensch; so manch besonders Bild Da keines Angesicht dem andern voͤllig gleichet: Und dadurch ist der Zwek der Weisheit auch erreichet Die die Veraͤndrung liebt; und bei der Aehnligkeit, Jst, wenn mans gnau ansieht, noch stets ein Unter- scheid. Der Menschen sind zwar viel, die auf der Erde woh- nen, Es faßt sie keine Zahl, von vielen Millionen: Und Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Und dennoch findet sich von allen keiner nicht, Der einen andern gleich an Linien im Gesicht: Was man etwan erzaͤhlt, ist schwerlich zu beweisen, Von denen die ganz gleich, nach den Gesichtes-Kreisen. Hieraus erkennen wir den weisesten Verstand, Der alles aͤndern kann; und eine Allmachtshand Die unbegreiflich weiß, durch wunderbahr Verbinden Des Schatten und des Lichts, den Unterscheid zu finden. Die Mischung des Gebluͤts, der Neigung Temprament, Was man Gemuͤthsart sonst, und Leidenschaften nennt, Sind ebenfals zertheilt, die sich wie Erd und Sternen, Jn ihren Unterscheid, aufs weiteste entfernen. Der ist hie zu geneigt, der andre will das nicht, Der saget hiezu Ja, wenn der verneinend spricht: Was diesen woll gefaͤllt, das will dem nicht mehr schmekken, Und pflegt ihm oftermahls woll Ekkel zu erwekken, Der dritte wuͤnschet was, das doch der vierte flieht, Der eine ist hier nach, der andere dort bemuͤht. Welch! Mannigfaltigkeit der Staͤnde die verbunden Hat GOttes Weisheit nicht in dieser Welt erfunden? So mannigfaltiglich der Menschen Eigenschaft Verstand und Wille ist, und Seel und Leibeskraft: Geschaͤfft und Lebensstand; so vielfach die Naturen So unterschiedentlich die vielen Kreaturen: So vielmahl sehen wir, daß unser Zebaoth, Sich in der Welt uns zeigt, als ein allweisser GOtt; Der in der ganzen Welt, an Fruͤchten Baum und Huͤgel An Menschen und am Vieh zeigt lauter Weisheits Spiegel Wenn wir mit kuͤhnen Blik uns von der Erd erhoͤhn, Und die Beschaffenheit der Geister-Welt besehn: So duͤnkt uns daß wir dort in jenen ewgen Auen, Auch ein solch Mannigfalt an Engeln selbst beschauen. Erster Theil. Z Die Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Die Offenbahrung zeigt der Engel Col. I. 16. 1 Pet. III. 22. Ordnung an, Woraus man dies gewis vernuͤnfftig schliessen kann: Sie lehrt daß Thronen da, Erzengel Sera- phinen, Herschafften, Fuͤrstenthum und Kraͤffte, Che- rubinen Und die Gewaltigen. Jst auch ein Unterscheid, Jn freudigen Genus der ewgen Seligkeit: So wird das Mannigfalt in jenen ewgen Welten, Zur Weisheit hoͤchsten Ruhm, vermuthlich ferner gelten. So unterschiedentlich nun dieses alles ist, Was man mit Augen sieht, und was man hoͤrt und liest: So muß es darin doch zusammen sich vereinen, Es soll o! grosser GOtt! darin dein Ruhm er- scheinen. O! Weisheit deren Glanz so weit der Himmel geht, Wie hat sich dein Verstand fuͤr aller Welt erhoͤht! Ach! schaͤrffe unsern Geist, daß wir dies stets er- wegen, Wie mannigfaltiglich die Stroͤme deiner Seegen, Wie gros die Wunder sein, die du dadurch gethan, Daß man so vielerlei auf Erden sehen kann. Jst jedes Ding schon werth, daß mans bewundern muͤsse, Daß man die weise Macht, die drin verborgen wisse: Was vor ein grosses Buch ist denn die ganze Welt, Die ein unzaͤhlbahr Heer von Wundern in sich haͤlt: Mein Sinn erstaunt darob, von Millionen Zungen, Wird deiner Weisheit Ruhm nie gnug gelobt, be- sungen. Jemehr Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Jemehr man sieht und hoͤrt, jemehr entdekken wir, Es kommt uns alles doch, als unbegreiflich fuͤr: So gros ist deine Groͤß, daß wir daran bemerken Sie sei unendlich schon in den erschaffnen Werken. Der Glanz der Unterwelt zeigt deine Herrlichkeit, Es ist ein Schattenbild von der Vollkommenheit Die sich in dir verbirgt, wer will sich traͤumen lassen, Unendlich weises All! dich in ein Lied zu fassen? Dich ruͤhmet alle Welt, die Du mit Pracht geziert, Das ist der Menschen Pflicht; weil dir doch Lob gebuͤhrt: Ach! so verschmaͤhe nicht ein unvollkomnes Dichten, Daß dir die Pflichten will der Menschlichkeit ent- richten. Gib daß ich in der Zeit, im Reiche deiner Macht, Nehm diese Schuldigkeit, als meinen Dienst in acht. Laß mich in kuͤnfftigen von meinen Lebens Jahren, Darinnen ungesaͤumt mit froher Lust fortfahren. Jst diese Zeit vorbei, geh ich zum Ewgen fort; So fuͤhre mich von hier zu jenen Freuden-Ort, Wo deine Weisheit sich noch heller uns verklaͤret, Und wo die selge Schaar dich vollenkomner ehret. Da will ich dich noch mehr in Ewigkeit erhoͤhn, Wenn ich das werde dort, was hier verborgen sehn; Da soll mein Lied dich stets als den alleine Weisen, Jn jenen Engel Chor, nach Art der Engel preisen. Z 2 Die Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Die mannigfaltige Weisheit GOttes in der Erfin- dung und Offenbarung des Erloͤsers. G rosser GOtt! wenn wir erwegen, Wie du deinen Fluch in Seegen, Deinen Zorn in Gnad verkehrt, Wie du die verfluchten Suͤnder, Durch dein Kind, zu Gnadenkinder Machst, wie uns dein Wort gelehrt: So sehn wir zu deinem Preise, Daß du bei der Guͤt auch weise. M enschen die nach deinem Bilde, Hattest du ins Lustgefilde, Jn das Paradies versezt; Daß sie und auch ihr Geschlechte, Dein Gesezze, deine Rechte Hielten heilig, unverlezt: Du versprachest ewge Kronen, Den Gehorfam zu belohnen. D es Gehorsams einzge Probe, Reicht zu deiner Weisheit Lobe, Die Du ihnen auferlegt; Weil der der so viele Gaben, Die den Leib, die Seele laben, Nur von dir zum Lohne traͤgt, Schuldig die ergebnen Pflichten, Des Gehorsams zu entrichten. Die Die mannigfaltige Weisheit GOttes. D ie da Menschen haben wollen, Die Dir nicht gehorchen sollen Fordern die Unmoͤglichkeit; Wer ein HErr, wie du zu nennen, Der muß auch befehlen koͤnnen; Das ist ohne Wiederstreit: Das Geschoͤpf ist unterm Schoͤpfer, Wie der Thon ist unterm Toͤpfer. H Err! ist der Gesezze giebet Knecht der solche so ausuͤbet, Wie die Herrschafft es begehrt: GOtt ist HErr der uns erschaffen, Der kann lohnen und bestraffen, Wer dagegen sich beschwert Der erkennet nicht die Rechte, Die ein HErr hat uͤber Knechte. G Ott befahl mit seinen Munde, Nach dem angezeigten Grunde: Menschen! eßt von Baume nicht, Der im Mittelpunct zu finden, Wer sich des wird unterwinden, Der verlezzet seine Pflicht, Und soll nicht den Himmel erben, Sondern soll des Todes sterben. D er Gehorsam ward gebrochen, Und das Urtheil ward gesprochen: Daß die Eltern gleich verdammt, Reine Unschuld ging verlohren, Suͤndlich ward auch das gebohren, Was aus deren Lenden stammt; Z 3 Und Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Und die Schuld kam uͤber alle, Die im gleichen Suͤnden Falle. W er ein Mittel kann erfinden GOtt und Menschen zu verbinden, Die die Suͤnde sehr getrennt; Mittel GOttes Zorn zu stillen Sein Gesezze zu erfuͤllen; Der wird weise, klug genennt; Weil wenn GOtt und Mensch verbunden, Was verlohren, wiederfunden. W eiser Vater! Dein Erbarmen, Sahe uns verlohrne Armen Mit den Gnadenblikken an; Du erkanntest was uns fehlte, Was vor tieffe Noth uns quaͤlte; Du hast uns den kund gethan, Der uns konnte von den Boͤsen, Aus der Hoͤlle wieder loͤsen. W er in Noth und Suͤnden stekket, Mit dem Lasterkoth beflekket Und in dem Verderben liegt; Wer von aussen und von innen, Durch Hoͤll, Welt, verkehrte Sinnen Durch Begierden wird bekriegt: Der kann sich nicht selbst erretten, Aus den harten Elends-Ketten. D u allweises guͤtig Wesen! Hast zum Mittler den erlesen, Der an Vollenkommenheit Wahrer GOtt, der kommen muͤssen, Jn Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Jn der Menschheit, um zu buͤssen, Fuͤr die Suͤnden aller Zeit: Der in Leiden-Todesbanden, Alles fuͤr uns ausgestanden. K ein Wiz konte fuͤr die Suͤnden, Ein so herrlich Mittel finden, Als die Weisheit ausgedacht: GOtt und Menschen zuvereinen, Muste GOtt im Fleisch erscheinen Der das wieder gut gemacht, Da er das fuͤr uns erduldet, Was wir allzumahl verschuldet. D es Gehorsams heilge Pflichten Muste der fuͤr uns entrichten Der ein Buͤrge wolte sein: Kein Mensch konte GOttes Willen, Vollenkommentlich erfuͤllen Nur der GOttes Mensch allein: O! wie weislich ists ersehen, Daß es ist von dem geschehen. D er Vertrag der ward verbunden Der ins Vaters Schoos gefunden Nahm das Ammt des Buͤrgen an, Als das Paradies verlohren Ward der ewiglich erkohren, Den Gefallnen kund gethan: Da entstand in Bund der Gnaden Heilung fuͤr den Seelen-Schaden. W ie der Sonne Angesichte, Bei den fruͤhen Morgenlichte Z 4 Nicht Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Nicht auf einmahl uns anblikt; Sondern wenn sie naͤher steiget, Sich in hellern Glanze zeiget Und mit staͤrkern Strahl begluͤkt: So must auch von Zeit zu Zeiten, Sich dis Gnadenlicht ausbreiten. W elche Weisheit! die verborgen Zeigte sich an fruͤhen Morgen Der erst neu erschaffnen Welt! Damahls ward die Gnaden-Sonne, Noch in einer dunkeln Wonne Noch im Schatten vorgestellt; Bis sich die bestimmten Stunden, Mit dem Lichte eingefunden. D er Verheissung Gnadenstrahlen, Die sich immer klaͤrer mahlen, Gingen bei der Zeiten Lauf Da der Knechtschafftsstand noch waͤhret, Wie die heilge Schrifft uns lehret Jmmer weiter, heller auf; Es wird immer mehr beschrieben, Den wir als Erloͤser lieben. D aß der Heiland muͤste sterben Uns das Leben zu erwerben, Jst in dem Genaden-Bund Der da ewig feste stehet, Und auf alle Zeiten gehet Ein gewisser Glaubensgrund, Der von allen zu erkennen, Die den Heiland glaͤubig nennen. Diese Die mannigfaltige Weisheit GOttes. D eses in den Schattenbildern Denen Menschen abzuschildern, Jst der Opferdienst erdacht, Welchen GOtt im Gnadenreiche Nebst der Ordnung der Gebraͤuche Weislich, herrlich kund gemacht Daran sie am Thier gesehen, Was den Heiland ist geschehen. W er das Unvollkomne meidet, Und das Glaubens-Auge weidet An der Opfer Einrichtung, Der sieht in dem Osterlamme, CHristum an dem Kreuzesstamme Der sieht mit Bewunderung, Warum Opfern, Blutvergiessen, Damahls hat geschehen muͤssen. W as dem Heiland wiederfahren, Jst vor mehr als tausend Jahren, Jsrael schon abgedruͤkt. Wer mit Andacht hat betrachtet, Wie ein Priester Opfer schlachtet Und den Gottesdienst beschikt: Der fand in dem Schattenwerke, Eine rechte Glaubens-Staͤrke. D iese schoͤne Bilder-Lehre, Die vermehrt der Weisheit Ehre, Wenn man dabei nicht verschweigt, Daß zu Bildern und Figuren Die recht feurigen Naturen Jener Voͤlker sehr geneigt, Die Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Die in heissen Laͤndern schwizten, Jhre Einbildung erhizten. O ! wie weise strahlt die Guͤte, Jn ein jegliches Gemuͤthe, Das dies alles uͤberdenkt: Wie GOtt auf so manche Weise, Auf dem Heiland ihm zum Preise, Sein erwaͤhltes Volk gelenkt, Daß sie den recht kennen koͤnten, Den sie ihren Goel nennten. D ieses Licht im dunkeln Schatten, Daß sie in dem Opfern hatten; Sahn sie auf der Reisebahn, Jn der Feur und Wolkensaͤule, Welche hell und finstre Theile: Dies Geleit nach Canaan, War ein Bild von dem der weiset, Wie man recht zum Himmel reiset. D es Erloͤsers Herrlichkeiten Vorzubilden, anzudeuten Ward die Huͤtt des Stifts erbaut, Deren Lage, und Altaͤre Waren Bilder voller Lehre, Darin man den Heiland schaut Den sie in den Schatten-Rissen, Sehen und erkennen muͤssen. D ie gezierte Bundeslade War ein Bild der weisen Gnade, Die im Allerheilgen stand: Jn dem Ehrfurchts vollen Dunkeln, Mußt Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Mußt die Gnadensaͤule funkeln Die durch ihren Wunderbrand Konnte zu dem Glauben dienen, Bis der Heiland selbst erschienen. G Ottes weisestes Verhalten, Siehet man in den Anstalten, Die zum Opferdienst bestellt Priester, alle heilge Sachen, Die den Gottesdienst ausmachen Sind die Zeichen dran erhellt, Wie die Weisheit lehren wollen, Was die Juden glauben sollen. U nd dies goͤttlich Offenbahren, Ging in denen Folge-Jahren, Jmmer deutlicher hervor Hie und da kam ein Prophete; Der Verheissung Morgenroͤthe Brach durch den verhuͤllten Flor Jmmer heller den zu zeigen, Der da stammt aus Davids Zweigen. W enn wir auf die Fuͤhrung achten, Und das Jsrael betrachten, Als des Hoͤchsten Eigenthum, Wie er dies sein Volk geleitet, Dadurch sein Wort ausgebreitet, So muß man zu seinen Ruhm, Mit Verwunderung bekennen: GOtt der ist allweis zu nennen. A ls er es zur Straf der Suͤnden, Lies in Babels Ketten binden; Ward Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Ward durch die Gelegenheit, Dieser weggefuͤhrten Pilger Nachricht von dem Suͤnden-Tilger, Untern Heiden ausgestreut: So weis GOttes Macht, Regieren, Alles herrlich auszufuͤhren. W elche lichte Weisheitsstrahlen! Sehen wir zu vielen mahlen Jn dem Buch der Weissagung, Da der Ort, die Zeit und Stunde, Wird bestimmt zum Gnadenbunde; Da die hoͤchste Vorsehung Den zu aller Trost gesendet Der sich hat fuͤr uns verpfaͤndet. Regi- Register. Register , der in diesem Theil befindlichen Poesi- en, wie sie auf einander folgen. Pag. Der Atheist 1 GOttes Eigenschaften an den Werken seiner Haͤnde 5 Die vier Jahrszeiten, als ein sinnliches Lehr- bild, des Lebens, Todes und der Auferstehung 10 Die aufgelebte Welt im Fruͤhlinge 13 Die Abwechselung der Zeit 17 Die Viole, als ein Sinnbild der Demuth 18 Die Tulpen 20 Die Herrlichkeit und Vergaͤnglichkeit der Blumen 23 Ernst und Guͤte GOttes im Donner 28 Die Groͤsse GOttes im Kleinen 29 Eine natuͤrliche und geistliche Betrachtung des Todes bei den Anblik eines Sterbenden 32 Die Spiegelblume 34 Das Buch der Offenbarung, die heilige Schrift 40 Natur und Schrift 49 Die Gluͤkseligkeit eines zufriedenen Geistes 49 Gedanken uͤber das Blut bei dem Aderlassen 52 Die beneidete Tugend an einer beflekten Lillie be- betrachtet 53 Die Weisheit GOttes welche aus dem mannig- faltigen Uebersezzungen der Bibel hervorleuch- tet 55 Die Allmacht, Weisheit und Guͤte GOttes bei der Einrichtung der vier Jahrszeiten 59 Gedanken uͤber die Liebhaber schoͤner Blumen 67 Die Register. Die kuͤnstlichen Laub-Blaͤtter 70 Der Mensch 76 Nochmahlige Betrachtung uͤber die Tulpen, zum Ruhm des Schoͤpfers 78 Die rothen Rosen 83 Wie sich die meisten Menschen GOtt vorstellen 86 Die wolriechenden Nachtviolen 90 Die schoͤne Nelkenflor 93 Die beantwortete Frage: Wer bist du? 97 Engels Zungen ohne einen englischen Sinn 98 Die bebluͤmten Wiesen bei angenehmen Son- nenschein 99 Ein fliessender Bach 100 Fragen an die unterschiedenen Alter mit der Ant- wort der natuͤrlichen Neigungen 107 Die praͤchtigen Stokrosen 111 Der HErr kennet die Seinen 113 Gedanken uͤber die Wunder GOttes die aus dem Lauf des Lebens hervor leuchten 114 Die Wunderbare Vorsehung uͤber das Leben der Menschen 115 Die Absicht GOtttes warum er die Blumen er- schaffen 126 Die lehrenden Sonnenblumen 130 Die abwechselnde Zeit eine weise Einrichtung GOttes fuͤr die Menschen 132 Der Maulwurf ein Bild eines Geizigen 135 Abend-Gedanken 136 Die Freude der Glaͤubigen bei der Ankunft JEsu 139 Die Festigkeit des goͤttlichen Worts bei dem Un- tergange der Welt 141 JEsus ein Arzt der Seelen und des Leibes 143 Ursachen warum uns GOtt das Zukuͤnftige ver- borgen 144 Der Register. Der Goldkaͤfer ein Bild niedertraͤchtiger Schoͤn- heit 147 GOtt ist ein allwissender Richter 150 Das Schiksal der Kirche JEsu 150 Die Allwissenheit und Heiligkeit GOttes 151 Ueber die Worte: Wenige sind auserwaͤhlet 151 Gebet um die Demut 152 Seufzer eines Suͤnders um Gnade 153 Morgen-Gedanken 154 Spare deine Busse nicht 157 Die Gleichheit der Menschen 158 Bitte um die Gnadenfuͤhrung GOttes 158 Wunderbar nur seelig 159 Nach dem Tode koͤmmts Gericht 160 Die Maienblume 161 Der rothe Johannis Beeren-Busch 164 Die Schoͤpfung ein Spiegel der goͤttlichen Herr- lichkeit 167 Das Paradies 186 Gedanken uͤber ein fliegend Wuͤrmchen Epheme- ris 197 Beantwortete Frage: Wo gut zu wohnen sei? 198 Das Lob der GOttheit angestimmet von den Kre- aturen Himmels und der Erden 203 Die Weisheit GOttes bei den mannigfaltigen Ar- ten der Geschoͤpfe 226 Wie die weise Guͤte GOttes im Brodt zu schmekken 230 Das Gewaͤsser der Suͤndfluth ein Spiegel goͤtt- licher Gerechtigkeit 236 Die wunderbare Verwandlung eines Kirsch- baums 245 Die Menschen wuͤnschen oft etwas daß sie nicht wollen 252 Wo- Register. Woher es komme daß so wenige die herrlichen Geschoͤpfe GOttes betrachten, und dadurch geruͤhret werden? 254 Die Allwissenheit GOttes 236 Die wunderbare, doch weise Regierung der Welt 262 Die wundernswuͤrdige Vorsorge der Thiere, fuͤr ihre Jungen 262 Die Allmacht GOttes 274 Das Vergeltungsrecht im Strafen 279 Die lehrenden Bienen 283 Die klugen Ameisen 285 Eine Uhr im Todtenkopfe 298 Das entzuͤkkende Vergnuͤgen, aus dem Anschau- en des Himmels bei der Nacht 300 Die von den Sinnen empfundene Guͤte GOt- tes 304 Der Sieg der Glaͤubigen uͤber die Welt, und sich selbst, in dem Exempel Abrahams 313 Dank-Gebet am neuen Jahr 321 Der Sternen-Himmel 322 Christus alles in allen, der Kern und Stern der heiligen Schrift. 327 Wie sich die Menschen gemeiniglich den Himmel vorstellen 329 Die mannigfaltige Weisheit GOttes im Reiche der Natur 338 Die mannigfaltige Weisheit GOttes in der Er- findung und Offenbarung des Erloͤsers 356