J ohann J ust E belings Predigers zu St. Paul in Hildesheim Andaͤchtige Betrachtungen aus dem Buche der N atur und S chrift Zum Preise des herrlichen Schoͤpfers Bestehend in erbaulichen Gedichten. Dritter Theil. Hildesheim, 1747 . Gedrukt und verlegt durch C. J. H. Hartz , E. H. Edl. Rahts priv. Buchdr. Dem Hochehrwuͤrdigen und Hochgelahrten Herrn HERRN M. Ludolph Anton Hansen des Evangelischen Ministerii Se- nior, Beisizzern des Consistorii der Stadt Hildesheim, und hoͤchstverdienter Pastor zu St. Georg. Seinem Geneigten Goͤnner widmet diese Poesien zum Zeugnis einer wahren Hochachtung mit dem herzlichen Wunsch daß der GOtt der Jhn in sein Haus ge- pflanzet noch lange Jahr in seinen Vorhoͤffen bei dem Ehrwuͤrdigen Alter bluͤhend fruchtbahr und frisch seyn lasse und bis auf die spaͤtesten Jahre des menschlichen Lebens zum Seegen sezzen moͤge. Der Verfasser. Geprießner Aeltester Mann der du am Ver- dienst, Als wie ein Mandelbaum im Kirchengarten gruͤnst! Vergoͤnne daß ich darf der Welt den Trieb erklaͤren, Den in mir Hochachtung und Lieb und Dank gebaͤhren. Seitdem ich Dich gekannt, und Hildesheim mich naͤhrt, Seitdem hat Dich mein Herz mit innren Trieb verehrt; Die Billigkeit befiehlt, Vernunft und Schrift erfordern, Daß in der Seele muß der Liebe Feuer lo- dern, Wenn man dergleichen sieht, die an der Wis- senschaft, Die Zeit und Fleis erwirbt, die an der Ur- theilskraft, Die Die durch Erfahrung waͤchst, in einem Leh- ren Orden, Zu einem Musterbild sind aufgestellet wor- den. Das ist Dein Conterfait, ich finde das an Dir, Ein Wissen ohne Stolz, ist Deine wahre Zier; Die Klugheit ist dein Schmuck, ein gruͤndli- liches Erfahren, Der beste Ehrenkranz an Deinen grauen Jahren. Jch nehme Theil daran; der Alten klugen Rath Jst ein erwuͤnschtes Gluͤk das ein noch iuͤn- grer hat; Das Vorbild dienet ihm zum reizenden Exempel, Vornemlich wenn er dient als Lehrer in dem Tempel. Die GOtt geweihte Zahl, die die Reli- gion, Und ihre Warheit zeigt; wodurch wir zu der Kron Der selgen Ewigkeit, als einen Weg ge- langen, Die kan in dieser Stadt, durch deinen Ab- strahl prangen. Du bist der Diamant, der an dem Kranze scheint, Den Den unser Orden pflicht; wir sind mit Dir vereint; Und Dein Glanz ziert auch uns; Du giebst uns Deinen Soͤhnen, Als unser Aeltester, den Schmuk uns zu be- kroͤnen, Und ich erkenne auch; Es kan Dein heller Schein, Auch mir zum groͤßren Licht, zum hellern Glanze seyn. Jch kan gleich einen Stern, mich auch mit deinen Strahlen, Die von Dir auf mich falln, zu GOttes Preis bemahlen. Der Nuzze treibt mich an, daß ich mit Dank- barkeit, Dir dieses kleine Buch zum Denkmal ein- geweiht, Damit die Welt erseh, wie man der Ehr- furcht Pflichten, Dem Alter schuldig sey gebuͤhrend zu ent- richten. Jch fuͤge meinen Wunsch aus reinen Trieb dabei; Jch fleh den Schoͤpfer an, daß stets Dein Alter sey Der gruͤnen Jugend gleich; er gebe zu dem Jahren, Stets neue Adlers Kraft, mit Fluͤgeln auf- zufahren, Auf Auf Zions heilge Hoͤh. Es bluͤh dein Wohl- ergehn, Damit wir durch Dein Wohl, das Wohl der Kirche sehn! Der Hoͤchste lasse Dich gleich denen Mandel- baͤumen, Gleich Aarons gruͤnen Stab, im Heiligthu- me keimen; Dies wuͤnscht aus regen Trieb, der Dich von Herzen ehrt, Weil Du als Aeltester zwiefacher Ehren werth; Nim dies zum Zeichen an, Dn Krone werther Alten! Daß ich dich werde ehren, bis Herz und Blut erkalten. Johann Just Ebeling. Vorrede. Geneigter Leser! J ch wuͤrde dich bei diesem dritten Theile meiner Gedichte, mit keiner neu- en Vorrede aufhalten, wenn ich nicht einige Er- rinnerungen bei densel- ben hinzu zu fuͤgen haͤt- te, die in den vorigen wegen der Eilfertigkeit vergessen. Jch habe dir im Anfang Gedichte versprochen die die mannig- Vorrede. mannigfaltigen Vorwuͤrffe des Reiches der Natur und Gnade zum Jnhalt haben solten. Du findest aber viele in diesen eilfertigen Sammlungen, welche die Tugenden und La- ster der Menschen vorstellen. Jch habe die- ses einigen Freunden zu gefallen thun muͤs- sen, welche solche Vorstellungen begehret. Jch bin vielmehr willig gewesen, ihren Verlangen ein Gnuͤge zu leisten, weil sie nicht gaͤnzlich wider den Zwek streiten, den ich mir vorgesezzet. Der Mensch kan auf eine zwifache Weise: nach seiner natuͤrlichen und sittlichen Beschaffenheit betrachtet werden. Jn den ersten Verstande ist er das Hauptge- schoͤpfe unter denen sichtbahren Kreaturen; der sich auf dem Schauplaz der erschaffnen Dinge auch selbst nicht vergessen muß. Es ist leider die Gewohnheit der verdorbnen Menschen, daß sie mehr und lieber auf das was auser ihnen ist; als auf sich selbst sehen. Siehet man denselben nach seiner sittlichen Besch affen heit an; so kan man ihn, als ei- nen solchen betrachten, der entweder ein rechtschaffner Buͤrger in den Reiche JEsu ist, oder der nur den Nahmen hat, daß er dazu gehoͤre. Und daher habe ich gar fuͤg- lich dasjenige erfuͤllen koͤnnen, was die Freun- de zur Verbesserung der Sitten von mir verlanget haben. Die heilge Schrifft, auf welche ich mein Augenmerk mit gerichtet, stel- let Vorrede. let uns die Tugenden und Laster vor, die wir zu erwaͤhlen und abzulegen haben. Und die Abhandelungen koͤnnen also in diese Classe gesezzet werden. Nur bitte bei der Lesung derselben zu erwegen, daß ich bei der Beschreibung einiger Laster den Vorsaz nicht gehabt, dieselbe mit einen scharfbeissenden Salz einer satyrischen Schreibart zu bestreu- en. Solten einige empfindliche Ausdruͤkke darin seyn; so glaube daß sie aus keiner spiz- zigen Feder geflossen. Jch bin so gleichguͤl- tig bei den Fehlern der verdorbenen Welt nicht, daß ich dieselbe mit einem Hohngelaͤch- ter ansehen koͤnte. Es jammert mir viel- mehr, wenn ich Menschen sehe, welche Ver- nunfft und Schrifft aus den Augen sezzen, und die starken Riegel der natuͤrlichen Zucht und der heiligen Religion zerbrechen, und nach den Trieben der wilden Reigungen le- ben. Daher kan ich dieselbe auch auf keine andre Weise bestraffen, als durch eine beweg- liche und mitleidende Vorstellung ihrer Ab- wege. Daher muß keiner diese Gedichte, nach den Regeln einer beißigen Satire beur- theilen, die ich mir nicht zur Einrichtung mei- ner Gedanken vorgestellet. Jch will kein scharfer Sittenrichter, sondern nur ein lieb- reicher Menschenfreund seyn, der durch Leh- ren und Ermahnen zu bessern suchet. Der lezte Theil wird nach zwei Monathen erfol- gen Vorrede. gen, wenn der HErr Leben und Gesundheit verleihet. Wir werden darin sonderlich die Wunder die wir an den menschlichen Koͤrper finden, zum Augenmerk unsrer Betrach- tungen machen. Die Einfalt brauchet auch davon ein Erkenntnis, ob sie dadurch moͤch- te bewogen werden, daran fleißiger zugeden- ken, wie sie schuldig ihrem Schoͤpfer davor zu danken, daß er sie mit solchen Wunderns- wuͤrdigen Gliedmassen begnadiget. Der HErr dessen Ehre wir zum Zwek haben, be- foͤrdere das Werk unsrer Haͤnde, und brin- ge uns, wenn wir hienieden ihn in seinem Werk und Wort recht kennen gelernt, zu dem anschauenden Erkenntnis seiner Herr- lichkeit! Hildesheim 1747. an Cornelius Tage. Der Der Herbst. D er Sonnen heisses Wunder-Feuer ver- minderte den schwuͤlen Brand Sie aͤnderte, wie es uns duͤnkte, im Zirkel-Lauffe ihren Stand, Als der vergnuͤgte Herbst ankam, der was der Sommer meist gereiffet, Nun voͤllig in die Kuͤche bringt, und in die Vor- rahts-Keller haͤuffet. Das was der Sommer auf dem Felde, bei spaͤten Wachsthum noch genaͤhrt, Ward nun zum menschlichen Vergnuͤgen, vom Seegens-schwangren Herbst beschert, Des zarten Flachses duͤnner Halm, der uns die er- sten Kleider schenket, Verdorrete und wurde weiß, und zu der Erde schon gesenket, Als sich das Landvolk aus den Huͤtten, so bald die laͤngre Nacht verschwand, Von neuen mit begiergen Haͤnden, in dem fast lee- ren Feld einfand. Dritter Theil. A Es Der Herbst. Es riß mit reger Sorgfalt aus, es sammlete in seine Haͤuser Die Fadenreiche schlanke Meng, mit Knoten aus- gezierten Reiser. Es ward die Erndte vor dem Winter, in freien Felde kaum vollbracht Da schon der Landmann auf das Pfluͤgen der Win- terfelder sich bedacht, Er zog bei guter Witterung hinaus den Akker um- zuwuͤhlen, Sich aus der Erden leeren Schoos aufs Jahr das wieder zu erzielen, Was er vor diesmahl eingesammlet. Sein Fleis der nimmer ruhen kan, Fing abermahl nach kurzen Rasten die Hofnungs- volle Arbeit an, Das Stoppelreiche Akkerfeld ward durch den Pflug- schaar umgebrochen, Da sich die Fuͤsse vorger Frucht ins Erdreich wiede- rum verkrochen Und ihre Mutter fruchtbahr machten. Das Feld das vorher weislich gruͤn Von aufgekeimmten Grases-Spizzen, von hinter- bliebnen Stoppeln schien, Verkehrte sich in Dunkelbraun, so weit der Pflug es durchgeschnitten, Mit seinen breit geschaͤrften Fuß in den vom Pferd gezognen Schritten. Das Feld war leer von seinen Fruͤchten, und den- noch angenehm und schoͤn, Als eine kuͤnstliche Tapete in heller Ferne anzu- sehn, Da ein von Gras bewachsner Strich, an dem was nunmehr umgepfluͤget, An Der Herbst. An einem dunkelbraunen Streif in ausgespannter Ebne lieget. Es sah dies mein gereitztes Auge, das Herz gedach- te gleich, dabei, Wie auch zu allen Jahres-Zeiten, das Feld der Anmuth Schauplatz sey: Man wird davon noch mehr geruͤhrt, wenn man im Strahl der warmen Sonnen, Das floͤckigte Gewebe sieht, womit der Herbst das Land besponnen. Das Auge wird durch zarte Faden vergnuͤgt, die durch den hellen Schein Der Sonnen bald ein Goldgespinste, bald wie ein Draht von Silber seyn, Bald blaulicht und bald wieder gruͤn, gleich den ge- faͤrbten Regenbogen, Die in den wandelbahren Strahl, geflammt und gleichsam durchgezogen. Kommt etwan in ein solch Gespinste, ein Pfluͤger der dasselbe trennt: So sieht man wie dasselbe flieget, und bei dem Pferde Trab fortrennt, Sich schwenkend in die Hoͤhe hebt und wie ein heller Dunst sich drehet, Mit Anmuth das Gesicht vergnuͤgt, bis es der Luftbraus weiter wehet. Jst dies Ergoͤtzen uns verflogen; so ist ein neu Ver- gnuͤgen da, Der Akker ist kaum umgebrochen; so ist der Sae- man ihm schon nah, Der um sich einen Sack gespannt, und in gewissen Schritten gehet, Und draus die Saamenkoͤrner faßt, die er ins fri- sche Aekker saͤet. A 2 Er Der Herbst. Er streut der Koͤrner trocknen Regen mit einer flei- ßig milden Hand, Jn Hofnung reichlich einzuerndten, in das vorher umwuͤhlte Land: Er gehet immer Schritt vor Schritt; und in den abgemeßnen Wandern, Folgt aus der angefuͤllten Hand, ein ausgedehnter Wurf dem andern, Bis daß der Akker voll gesaͤet. Dann kommen wieder andre her, Die treiben die gespannten Pferde mit einem zakkig- ten Gewehr Mit Eggen durch das weiche Land: damit im of- nen Schoos der Erde Der Saame der darauf gestreut, recht tief hinein gesenket werde. Wer kan dies Akkerwerk ansehen, ohn das man den regen Blik Werffe auf den weisen Schoͤpfer, von dem dies entsteht, zuruͤk. Wir sehn hier die weise Guͤt, die wenn sie uns die Frucht bescheret, Schon wiederum aufs andre Jahr, mit einer neu- en Hofnung naͤhret. Wir muͤssen hier mit Lust bekennen, daß alles an- einander haͤngt, Und daß die Vorsicht auch die Zeiten nach einer wei- sen Ordnung lenkt, Daß alles in des Jahres Kreis den Menschen zu erkennen gebe, Wie er durch seines Schoͤpfers Huld in fetten Ue- berflusse lebe. Des Sommers warme Sonnen-Tage vergnuͤgen uns mit ihrer Kost, Die Der Herbst. Die Herbstszeit als ein kalter Bote von eines stren- gen Winters-Frost, Die zinset uns in der Natur auch wiederum so viele Gaben Damit wir uns zur Winterszeit in stiller Ruh und Freude laben. Auf! mein Herz das zu erzaͤhlen, was der Schoͤpfer der uns liebt, Als die Proben seiner Guͤte in des Herbstes Mon- den giebt: Doch wer kan die Gaben zaͤhln, die wir zu der Zeit empfangen, Die im Gaͤrten in dem Wald, allenthalben herr- lich prangen. Lasset uns das uͤberrechnen, was uns in die Sin- ne faͤllt. Und was sich im Herbst den Augen in der Reiffe dargestellt; So erkennen wir so gleich, daß wir durch ein wei- ses Walten, Was der Fruͤhling uns verhies, nunmehr in der Frucht erhalten. Damahls bluͤheten die Baͤume und der Bluͤten bun- ter Schein, Goß in das erfreute Herze, schon die suͤsse Hofnung ein; Damahls war der Silber-Glanz unsre schoͤnste Au- genweide, Nunmehr ist der Fruͤchte Gold zu der Herbstzeit un- sre Freude. Oefnet euch ihr holden Gaͤrten, daß wir eure Fruͤch- te sehn, Um daran den reichen Geber aller Gaben zu er- hoͤhn! A 3 Welch Der Herbst. Welch ein Anblik voller Lust! welch ein herrliches Gepraͤnge! Giebet uns ein jeder Baum, durch der Fruͤchte reiffe Menge, Die mit ihrer Last Gewichte, Ast und Zweige nie- derdruͤkt, Und durch ihre schoͤnen Farben schon das Herz durchs Aug erquikt. Hie scheint durch das falbe Gruͤn eine Menge gelber Beeren, Die uns daß sie muͤrb und reif, durch den aͤusern Anschein lehren; Da reitzt unser luͤsternd Auge schoͤner Aepfel holde Pracht, Die den Baum gleichsam verguͤldet, und zu einer Krone macht: Dort sieht man in blauen Strahl, reiffe Pflaumen lieblich funkeln, Die sich durch den Sonnenbrand immer mehr und mehr verdunkeln. O! was sind vor viele Arten, von dem Obst, die an Gestalt, Und nach ihrer innren Guͤte am Geschmakke man- nigfalt, Die der Herbst uns muͤrbe schenkt und zur Win- terskost bescheret, Damit uns die weise Guͤt unsers Schoͤpfers labt und naͤhret. Welch ein Anmuths-voll Ergoͤtzen bringt uns dieser Ueberflus, Wenn die Zeit nunmehr erschienen zu dem wuͤrkli- chen Genus; Da die Frucht von Baͤumen faͤllt, die von suͤssen Saͤften quillet, Da Der Herbst. Da sie uns in Vorschmak labt, und zum Nuz den Keller fuͤllet. Alt und Junge gehn zum Garten, und beschaun die Lieblichkeit, Des weis gelblich grauen Obstes, das uns im Genus erfreut; Sehet wie der Kinder Fleis emsig untern Baume wuͤhlet, Bis sie eine muͤrbe Frucht in dem dichten Gras er- zielet: Es trift auch ihr wuͤhlend Suchen hie und da die- selbe an, Da ein jeder gleich geniesset, was er nascht und ha- ben kan: Und die saftig suͤsse Frucht, die der Kehlen lieblich schmekket, Macht, das die Begierde nur bei denselben wird erwekket, Jhre Sehnsucht lauscht in Garten; ob etwas her- unter fiel Darnach geht das Herz der Kinder, das ist ihr er- wuͤnschtes Ziel, Faͤllt etwan von Wind bewegt eine Frucht von sei- nen Aesten, So ist alsobald auch da, eine Schaar von kleinen Gaͤsten, Die dieselbige auffangen. Doch der Wirthschaft Sparsamkeit, Merket daß die Baumgerichte nur vergeudet und zer- streut, Und das eine jede Frucht, wenn sie zu der Reiffe kommen, Wird verschleudert, aufgeraft, oder sonst hinweg genommen: A 4 Dar- Der Herbst. Darum wird die Zeit bestimmet, daß man sie zu- sammen ließt, Und gekocht als ein Gemuͤse, zu der Saͤtigung ge- nießt, Bis man sie zuletzt gemach, als in einer Erndte haͤuffet, Und von Baume gaͤnzlich bricht, wie sie zeitig und gereiffet. Alsdenn wird mit starken Armen jeder Baum in Schwung erregt, So daß in geschwinden Schuͤtteln ein Zweig an den andern schlaͤgt, Da den Stamm und Zweig und Ast zu dem stillen Winterleben, Jn gehaͤufter Mildigkeit manche suͤsse Nahrung ge- ben. Welche reiche Wunderguͤte wird in reiffen Obst ge- schmekt! Das uns unsers Schoͤpfers Weisheit und die ewge Kraft entdekt! Da er Fruͤchte mancher Art suͤß und sauer laͤst ent- stehen, Die so wunderbahr aus Holz, als aus zarten Roͤh- ren gehen, Zuerst zeiget sich die Bluͤte, die zu jeder Fruͤchten Art Einen Ansaz in sich schliesset, und mit Dekken wohl verwahrt, Bis hernach die Treibekraft durch den Sonnenschein und Regen, Unvermerkt dieselbe dehnt und vermehret ihren See- gen. Der Natur verborgner Finger zeigt auf GOttes Macht-Geheis, An Der Herbst. An den Fruͤchten schlanker Baͤume weise Kunst und regen Fleis, Da der Saft der daraus quillt, durch so kleine Gaͤn- ge fliesset, Bis das Obst zu seiner Groͤs, bis zur Zeitigung fort- spriesset. Doch des Himmels milde Gaben, die der Gaͤrten Erdreich naͤhrt, Die an sich nicht auszurechnen, wenn sie uns der Herbst beschert, Sind vornemlich kostbar schoͤn in Lustgarten anzu- schauen, Die man pflegt mit mancher Art fremder Fruͤchte auszubauen. Hie haͤngt an gedehnten Zweigen, die an Pfaͤlen ausgestrekt. Ein saftig sanft bewollete Pfirsich die erquiklich schmekt; Da sind wieder andre noch die von aussen herrlich scheinen, Und dabei die innre Guͤt, mit den aͤusren Schmuk vereinen. Diese und noch mehr Gewaͤchse, die suͤß-saͤurlich, saftig, frisch, Liefert der mit edlen Fruͤchten reich begabte Herbst zu Tisch, Wo man den gefuͤllten Bauch, und den satten Mund von neuen, Sucht mit einem saftgen Obst durch die Kuͤhlung zu erfreuen. Auf den gelben Haselstauden dran das Laub schon welkend fliegt, Wird das Auge durch die Trauben voller Nuͤsse auch vergnuͤgt, A 5 Die Der Herbst. Die den Oelicht-fetten Kern in den gelb gefaͤrbt Gehaͤusen Und bei ihrer Zeitigung in den braunen Schalen weisen. Von den hocherhabnen Baͤumen giebt der Herbst die welsche Nuß, Die in gruͤnen Capseln stekket, und der Schoͤnheit zum Verdruß, Oft die Haͤnde braunlicht faͤrbt, da sie nach den Kern recht schmachtet, Und in heisser Fresbegier nicht der Schalen Schmuz betrachtet. Wenn die Baͤume Fruͤchte zinsen; so giebt das umgrabne Land, Ebenfals auch seine Nahrung, wie dem Landman ist bekand, Der den Kohl darnieder haut, das sehr Blaͤtter- reich Geschoͤpfe, Das sich durch einander schlingt, und in fest ge- schloßne Koͤpfe Um den harten Stengel drehet. Diese Winter-Nah- rung giebt, Uns der hocherhabne Schoͤpfer, der die Menschen- Kinder liebt, Mit den Wurzeln und was mehr noch gehoͤret zu den Ruͤben, Welche aus der Sommers-Zeit auf den Herbst sind uͤbrig blieben. Das sind die bekandten Gaben, die in dieser Jah- res-Zeit, Uns des Schoͤpfers holde Guͤte zu der Lust, zum Nuz anbeut, Und da sie nicht sind zu zaͤhln, muͤssen wir von GOttes Werken, Nur Der Herbst. Nur was unsre Sinne ruͤhrt, zu der Vorsicht Preis bemerken. Wenn man das aus Andachtstriebe voll Verwun- drung uͤberdenkt, Was der Herbst in andrer Gegend reichlich denen Menschen schenkt: So wird ein von Lust erfuͤllt und dadurch erregt Gemuͤthe, Gleichsam in Bewunderung erstaunt uͤber GOt- tes Guͤte, Die zu jeden Jahres Zeiten jeden Lande Fruͤchte reicht, Da doch keines nach den Fruͤchten, einen andern voͤllig gleicht. Dieses hat was jenem fehlt, jenes kan mit Gaben prangen, Die dies Land aus GOttes Huld nicht nach solcher Art empfangen. Das kan man im Herbst auch sehen, da das Feld die Koͤrner zollt, Und die Frucht von denen Baͤumen reichlich in den Gaͤrten rollt: Unsre Ebne giebt uns Brodt in dem groͤsten Ueber- flusse, Und noch andre Speisen auch zum erquiklichen Ge- nusse. Da wo steile Huͤgel, Berge, schenkt des Schoͤp- fers Allmachtskraft, Aus dem duͤrren Weinstock Trauben voll von suͤssen Nectarsaft, Die der Herbst zur Lese reift; da komt man mit hellen Hauffen, Von der Freude fast berauscht zu den Weinberg hin gelauffen, Reis- Der Herbst. Reisset von geschlungnen Ranken diesen saftigen Ge- win, Der in Purpurbeeren schwimmet, bringt ihn zu der Kelter hin, Wo er schaͤumend ausgepreßt, als ein Blut aus Adern quillet, Und mit einen suͤssen Most, Zuber, Faß und Keller fuͤllet. Daraus wird beim kalten Winter, bei den frohen Lustgesang Nachher mancher Freudenbecher zu des Hoͤchsten Preis und Dank Schlurfend wiederum geschoͤpft. Moͤchte dieser Saft der Reben, Den der Herbst aus Trauben sprizt uns zu dem ver- gnuͤgten Leben, Nicht zum Misvergnuͤgen dienen, wie doch leider oft geschieht, Wenn man diese heisse Nahrung uͤbermaͤßig in sich zieht! Hat der Berg die Frucht gezollt; so eroͤfnen sich die Waͤlder, Da der Herbst von neuen zeigt, daß auch allhie Seegens-Felder Von dem Schoͤpfer aufgebauet. Hier geht auf der dichten Bahn, Der nach Wild begierge Jaͤger hinter Hirsch und Rehen an, Die in einer stillen Rast unter den Gebuͤsche lie- gen, Und sich an der heissen Kost, die von oben faͤllt, ver- gnuͤgen: Da geht der entglomne Donner aus den Schies- Gewehren loß, Und Der Herbst. Und die fortgetriebne Kugel fliegt mit den entbrant- nen Stoß Durch das anfgescheuchte Wild, und zertrennt die dikken Haͤute, Und bringt auf begluͤkten Schuß eine woll genaͤhr- te Beute. Da erthoͤnet in den Waͤldern, der durchs Horn ge- blasne Schall Der mit fortgetriebnen Luͤften, in dem nah geleg- nen Thal Ein recht lustig Echo macht: darauf sucht man in den Nezzen, Das dadurch erwekte Schwein auf das schlanke Spieß zu hezzen, Das in wilder Wuth erhizzet schnaubend seinen Ruͤssel hebt, Und mit aufgestreubten Borsten grimmig nach den Weidman strebt, Da es an den Stachel lekt, und so lang am Spies- se wuͤhlet, Bis es den erstarrten Todt, kraftlos in den Adern fuͤhlet. Wenn man hie das Wild aufjaget; so zinßt auch das Meer den Fisch, Womit noch der Herbst bereichert unsern vollen Speise-Tisch, Und die Luft ist auch nicht leer von den Seegensrei- chen Gaben, Da wir Schnepfen zu der Zeit, fette Lerchen, Wachteln haben, Die man in gespannte Nezze auf den leeren Feldern jaͤgt, Wenn man ihre stillen Triften in der Demmerung erregt. Denk Der Herbst. Denk O! Mensch den Gaben nach, die des Herb- stes Liefrung bringet, Eh des Winters kalter Schnee durch die dikken Luͤf- te dringet, Und dich in die Huͤtten treibet: Sind sie nicht so mancherlei? Lerne dran geruͤhrt erkennen, daß dein Schoͤpfer guͤtig sei, Boden, Keller, Kad und Faß ist mit Seegen an- gefuͤllet, Der doch all aus einer Quell, aus des Hoͤchsten Guͤte quillet. Lerne wie des Jahres Krone die die Weisheit aus- gedacht, Aus so mancherlei Gewaͤchsen die zur Lust, zum Nuz gemacht, Du hast auch dein Theil daran, das dich labt, ver- gnuͤgt und naͤhret, Denke immer im Genus: dies hat GOttes Huld bescheret. Wer die Wollthat nicht erkennet, die vom hoͤch- sten Gute fließt Jst nicht werth daß er sie schmekket, und mit Freu- digkeit genießt: Auch die Seegenreiche Frucht, die der Herbst so vielfach schenket, Fordert ein dankbahres Herz, das an seinen Geber denket. Ewiges allguͤtig Wesen! deine grosse Guͤtig- keit, Offenbahret sich uns taͤglich in des Herbstes frohen Zeit Unser Herz empfindet es, moͤchten wir vor so viel Fruͤchte Vor Der Herbst. Vor so mannigfaltige lieblich schmekkende Gerich- te Dir stets Andachts-Opfer bringen: Unser Herze brennet schon Nim dreieinig ewger Vater! unsrer Zungen Jubel- Thon, Den die Freude jauchzend stimmt, an bis wir in hoͤ- hern Choͤren, Deine grosse Majestaͤt, in der Ewigkeit vereh- ren. Die Die angenehmen und lehrreichen Herbst- Die angenehmen und lehrrei- chen Herbst-Verwandelungen an den Baͤumen. N unmehr ist im Reich der Floren, Der smaragdne Schmuk, das Gruͤn, Als der Hofnung Bild verlohren, Das an denen Baͤumen schien; Da der Herbst die welken Blaͤtter Jn ein schimmernd Gold verkehrt, Sind sie nur verschoͤnert, netter Und in ihren Glanz vermehrt, Da die heitren Sonnenstrahlen, Sie wie die Rubinen mahlen. A ller Dinge Aenderungen Jn dem Reiche der Natur, Sind nur blos Verwandelungen Wechselreicher Kreatur: Was uns scheint als wie verlohren, Wird im Kreislauf dieser Zeit, Anders wiederum gebohren, Und als unzerstoͤhrt verneut: Dieses kan man klaͤrlich zeigen, An dem Schmuk der Aest und Zweigen. Wel- Verwandelungen an den Baͤumen. W elche schoͤne Augenweide, Wenn man in die Gaͤrten blikt, Wo zuvor im gruͤnen Kleide, Uns der Baͤume Pracht entzuͤkt: Nunmehr ist das Gruͤn entflogen Und das Laub im hellen Glanz Als mit Goldblech uͤberzogen, Und der Gipfel runder Kranz, Scheinet in der heitren Ferne, Als wenn er voll guͤldner Sterne. S ieh O! Mensch die weise Weise Unsers Schoͤpfers hierin an, Und erwege ihm zum Preise, Was sein Allmachts-Finger kan! Da der Fruͤhling ist verschwunden, Und die Sommerszeit vorbei Und der Herbst sich eingefunden: Wird der Hofnung Liverei, Da nun die Erfuͤllung kommen, Weislich wieder abgenommen. D iese Welt das Schaugeruͤste Jst stets herrlich ausgeziert, Da ein Vorwurf suͤsser Luͤste, Die begiergen Sinnen ruͤhrt; Wenn wir etwas gnug besehen, Muß es, ehe man es meint, Sich verwandeln, nicht vergehen, Da ein andrer Schmuk erscheint, Den das Aug mit Lust erblikket, Wenn er wieder vorgeruͤkket. Dritter Theil. B Gaͤr- Die angenehmen und lehrreichen Herbst- G aͤrten sind im Erdenkreise Als ein Schauplatz anzusehn; Als ein schoͤnes Lust-Gehaͤuse: Und die Baͤume die da stehn, Sind in ihrem holden Gruͤnen Uns zur Augenlust gemacht, Und als schoͤne Kunst-Maschinen Mit der nett belaubten Pracht, Die sich oft gleichsam verdrehen, Und in neuer Farb aufgehen. W enn beim hellen Sonnenlichte Uns der Herbst die Baͤume zeigt, Und ein aufmerksam Gesichte Seine Blikke darauf neigt: So kan man bei stillen Freuden, An der bunten Zierlichkeit Aug und Herze reichlich weiden, Da zu dieser Jahres-Zeit Das, was uns zuvor ergoͤtzet, Noch in die Verwundrung sezzet. W enn der Nord faͤngt an zu rasen, Fliegt die bunte Herrlichkeit, Und wird durch sein hauchend Blasen, Auf den falben Grund gestreut, Da muß dieses schimmernd Prangen, Noch mit Gold die Erde ziern, Bis es in den Staub vergangen Da wir es gar bald verliern; Da es in gar wenig Stunden, Wie ein scheinend Nichts verschwunden. Schoͤ- Verwandelungen an den Baͤumen. S choͤnes Bild von unsern Leben! Daß uns oͤfters herrlich scheint, Und auch viele Lust kan geben, Das doch aber eh mans meint, Mit der Jahre Lauf vergehet: Da die Schoͤnheit, Pracht, und Geld Wie ein welkend Laub verwehet, Und zulezt noch in der Welt, Wenn sie sich von uns entfernen, Lassen, daß sie eitel lernen. J n der Jugend holden Lenzen, Bluͤhen wir mit Anmuht schoͤn, Da wir in den gruͤnen Kraͤnzen, Hofnungs-voll dem Gluͤk nachgehn. Wenn die Gluͤkkes-Sonn uns scheinet, Sind wir einem Baume gleich, Davon man im Sommer meinet, Daß er praͤchtig, fruchtbahr, reich, Der zulezt hoͤrt auf zu prangen, Wenn der Blaͤtter Schmuk vergangen. W enn die Jahre endlich kommen, Da die Schoͤnheit sich verliert, Der Natur-Kraft abgenommen, Faͤllt der Glanz der uns geziert. Alsdenn soll das Kleid uns schmuͤkken, Oder auch des Reichthums Gold: Das doch bei dem rauhen Blikken Jn dem Ungluͤks-Sturm fort rollt, Und gar oft wie Laub verflieget, Wenn ihr Schein uns kaum vergnuͤget. B 2 Bei Die angenehme Herbst-Verwandelung. B ei des Herbstes rauhen Wettern, Scheint das Laub uns herrlich an, Da man sich an welken Blaͤttern, Wie am Gold ergoͤtzen kan: Aber sie verwehn, verfliegen, So ist auch des Reichthums Nichts, Bei den Alten ein Vergnuͤgen, Eine Lust des Angesichts; Aber beim geschwinden Scheiden, Macht es nur ein sehnend Leiden. Die Die betrachtenswuͤrdigen Baͤume. Die betrachtenswuͤrdigen Baͤume. W er sich um GOttes Preis, in die- ser Welt bemuͤht, Und die erhabne Pracht der schlan- ken Baͤume sieht, Wird viel bewunderndes an ihren Wurzeln finden, An ihren harten Stamm, an ih- ren aͤusren Rinden, An ihren inren Mark, an ihren Faͤserlein, Die langen Roͤhren gleich, und gleichsam Adern seyn, Wodurch die Saͤfte gehn und in dem Circuliren, Sich zu der Hoͤh hinan zu Ast und Zweigen fuͤh- ren. Die Wurzeln schlingen sich auf ihrer finstren Bahn Und klammern sich recht fest im Schoos der Erden an, Wenn sie aus dem Saamen gehn; der Stamm der aufwerts dringet, Geht immer hoͤher auf, der sich recht steil aufschlin- get. Wenn man des Wachsthums Kraft an Baͤumen uͤberdenkt, Das Auge des Gemuͤths dabei zum Schoͤpfer lenkt; So spuͤrt man seine Macht, und sein allweises Fuͤ- gen B 3 Mit Die betrachtenswuͤrdigen Baͤume. Mit sonderbahrer Lust, mit innigen Vergnuͤgen. Ein kleines Saamenkorn bluͤht aus der Erd her- vor, Und treibt ein gros Gewaͤchs in schlanker Hoͤh em- por. Wer sieht die Wuͤrkung nicht von maͤchtigen Re- gieren, Die das, was klein sich zeigt, kan zu der Groͤsse fuͤhren? Man merkt die Weisheit hier, die alles mit Be- dacht, Zum vorgesezten Ziel recht kuͤnstlich herrlich macht; Es ist kein Theil am Baum, der nicht zugleich muß dienen, Zu seiner Festigkeit, zu seinem Wuchs und Gruͤ- nen. Wie wunderbar sind nicht die Wurzeln anzusehn, Die in geschlunguer Kraft sich durcheinander drehn, Und nach der Baͤume Hoͤh sich unten weit ausbreiten Auf daß sie feste stehn und nicht leicht auszureuten? Sonst risse gleich ein Wind, mit seinem starken Braus, Jn Gaͤrten, in dem Wald, die grossen Baͤume aus, Wenn er mit Ungestuͤm in truͤben Luͤften wittert, Und durch gepreßten Hauch Zweig, Ast und Stamm erschuͤttert. Der Baͤume Wurzeln sind von unten zugespizt, Und oben breit und rund, weil dieses dazu nuͤzt, Daß sie den Pfrimmen gleich die harte Erde tren- nen, Und ohne Wiederstand stets weiter dringen koͤn- nen. Sie sind auch ausgeholt; ob sie zwar holzig hart, So Die betrachtenswuͤrdigen Baͤume. So sind sie schwammigt doch mit Rinden woll ver- wahrt, Und sind Canaͤlen gleich, die solche Saͤfte saugen, Die zu des Stammes Wuchs und seiner Nahrung taugen. Sie sind auch hie und da mit Oefnungen versehn, Wodurch die Luͤfte sich als wie durch Roͤhren drehn, Die dienen theils, den Saft, der klebricht fort zu treiben, Theils in den inren Stamm sich mit ein zu verlei- ben. Sieht man den Baum selbst an, wie er sich aus- werts zeigt, So findet sich der Stamm, der in die Hoͤhe steigt, Sein holzig Wesen ist, wenn man es recht be- schauet, Aus hohlen Faͤserchen mit Saft erfuͤllt, erbauet. Man trift drin Blaͤsgens an, darin der Saft ein- quillt, Gekocht, gereinigt wird, und sind gleichsam ein Bild, Von Druͤssen die der Mensch in seinem Leibe traͤget. Wenn man das Aussenwerk des Stammes Rind erweget, Und seine schrofne Haut, so sieht man abermahl, Die Wunder weiser Macht, die ohne alle Zahl, Denn alles ist daran so herrlich eingefasset, Daß alles ordentlich zu seinem Zwekke passet. Es laͤuft der Saft im Stamm, als wie im Adern fort, Und sezt sich allemahl an den bestimmten Ort, Und mehret seine Groͤß, da sich die Feuchtigkei- ten, B 4 Zu Die betrachtenswuͤrdigen Baͤume. Zu Aesten, Zweigen, Frucht im Zirkel-Lauffe leiten, Wie die verborgne Kraft sie wunderbahrlich treibt, Da hier ein salzig Theil, dort das was schweflicht bleibt, Und hier was Oelicht sezt, und zu dem Wachs- thum bringet, Was als ein Nahrungssaft aus tieffer Erde drin- get. Der Rinden Festigkeit, ist um den Stamm ge- spannt, Die Haͤute sind gleichsam des Baumes Bettge- wand, Die ihn vor Hiz und Frost, vor mancherlei Ge- fahren, Vor einem scharfen Zahn der Thiere woll bewah- ren. Die Aeste breiten sich verwundernswuͤrdig aus, Die Zweige die daran, sind wie an einem Haus, Den hohen Sparen gleich, die alle das bestaͤrken, Was wir zu GOttes Ruhm an einem Stamm be- merken. Die weise Einrichtung, die daran ist zu sehn, Jst wunderbahr gemacht, zur Lust und Nuzzen schoͤn; Die Knospen lehren uns, wenn sie im Herbst sich zeigen, Wie drin die Urbildung, von Bluͤthen, Frucht und Zweigen, Und wie die Vorsehung dieselbige gebiehrt, Wenn sich die Frucht, das Laub in rauhen Herbst verliehrt. Recht angenehm ist es, wenn wir das weise Wesen, Und dessen Vorsehung an diesen Augen lesen, Die Die betrachtenswuͤrdigen Baͤume. Die wenn uns der Verlust der gruͤnen Pracht be- truͤbt, Jn neuen Knospen schon die frohe Hofnung giebt, Daß in dem kuͤnftgen Lenz, wie diese vorher sa- gen, Die Baͤume wiederum in gruͤner Zierd ausschla- gen, Und kommt im Jahres Kreis, die angenehme Zeit, So wuͤrket die Natur der Baͤume Feierkleid, Die gruͤne Liverei, die durch ihr herrlich Pran- gen, Der Augen starren Blik zu unsrer Lust auffangen. Da siehet man vergnuͤgt der Baͤume hohen Thron, Jn gruͤnlicher Gestalt, worauf die Fruͤhlingskron, Das Laub den Gipfel dekt: die mannigfaltge Bluͤ- the, Die roͤthlich gluͤht und weis lehrt uns die weise Guͤte Des Schoͤpfers, der den Baum mit solchen Glanz und Pracht, Zu unsrer Augenlust vor andern herrlich macht. Es stuzt darob der Blik der nur betrachtend siehet, Jn was vor Herrlichkeit der Baͤume Gipfel bluͤhet. Jedoch der Puz verfliegt, der Bluͤthen Herrlich- keit, Faͤllt von den Zweigen ab, und wird herum zer- streut, Da werden wir gewahr, wie als an kleinen Stan- gen, Der Fruͤchte zart Gewaͤchs, die gruͤnen Beerlein hangen, Die durch der Sonnen Strahl und ihrem guͤldnen Schein, Gleich einer schoͤnen Reih von Edelsteinen seyn. B 5 Die Die betrachtenswuͤrdigen Baͤume. Die wachsen immerfort bedekt mit ihren Laube, Das zu der Sommerszeit gleicht einer Sonnen- Haube. O! ewge Majestaͤt! das Herze wird geruͤhrt Wenn es die Pracht erwegt, womit der Baum geziert, Und dabei untersucht, wie alles dran entsprossen, Und aus der Seegens-Quell der ewgen Macht ge- flossen! Der Blaͤttter Mannigfalt ergoͤtzet das Gesicht, Und staͤrkt den Augenstrahl. Wenn man beim Son- nenlicht Jhr Kunst-Gewirk beschaut, und aufmerksam er- weget: So ist in jedem Blat ein Abris vorgeleget Von einem ganzen Baum. Wenn man mit Kunst ein Blatt, So von einander nimmt, wie es die Theile hat; So lernet man es recht mit seiner Pracht erkennen, So wird man erst gewahr, daß es gar woll zu nen- nen Der Allmacht Meisterstuͤk. Die Adern die gestrikt, Die machen einen Baum, daran man erst erblikt Den Stamm der sich darauf in manchen Ast aus- breitet, Woraus sich wiederum der Zweige Meng herleitet. Wenn man ein Blat beschaut, wie es im Haͤuten liegt, So scheint es als ein Nez, das zierlich ist gefuͤgt Und wunderbahr gestrikt, als waͤre es gesponnen, Da es doch wie ein Saft, aus seinem Zweig ge- ronnen. Die innre Zierlichkeit ist recht bewunderns werth, Doch wenn man nur das Aug aufs Aussenwerk hinkehrt: So Die betrachtenswuͤrdigen Baͤume. So findet man so viel Verwundrungs-volle Spu- ren, Der ewig weisen Macht, an Farben und Figuren. Erwegt man ihren Nuz; so sieht man alsobald, Daß sie wie Faͤcher sind, die brennende Gewalt Der Sonnen, von der Frucht in etwas abzulen- ken Und sie des Morgens fruͤh mit frischen Thau zu traͤnken. Sie sind ein Schuz und Schirm, beim kalten Win- de Braus, So lang die Frucht noch zart, sie theilen Nah- rung aus, Jn eine zarte Bluͤt durch die sehr kleinen Roͤhren, Wodurch aus Ast und Zweig die duͤnnen Saͤfte kehren. Das Laub ist auch sehr schoͤn zum Schirmdach vor das Thier, Das in dem Walde laͤuft; Es ist dem Baum zur Zier Es dient den Voͤgeln auch, die sich in stillen Schat- ten, Wo sie das Laub bedekt, mit Lust zusammen gat- ten. Es dekt ihr kuͤnstlich Nest: damit nicht jederman, Die jung und matte Frucht so sichtbahr finden kan, Es giebt den Menschen selbst manch inniges Ver- gnuͤgen, Wenn sie zur Sommerszeit in seinem Schatten liegen. Wenn man den Baum nur so nach jedem Theil erwegt, Die Fruͤchte auch besieht, die er zur Reiffe hegt: So muß man alles das, bewundernswuͤrdig nennen Was Die betrachtenswuͤrdigen Baͤume. Was wir bei ihrer Bluͤth und Wachsthum sehen koͤnnen. Und wie vergnuͤgt ist es, wenn man den Baum ansieht, Wenn er zur Fruͤhlings-Zeit in schoͤnen Schimmer bluͤht, Da ein durchsichtig roth mit weisser Pracht verei- net, Recht funkelnd in das Aug uns zum Ergoͤtzen schei- net. Der Fruͤchte Lieblichkeit, die aus der Bluͤt ent- steht, Daran des Schmukkes Zier verwehet und vergeht Dient uns hernach zur Lust; und wenn wir sie erst schmekken, So kan sie uns dabei auch im Geschmak entdekken, Wie schoͤn die Baum-Frucht sei, wovon der Ast und Zweig, Zur spaͤten Herbstes Zeit, als wie am Seegen reich. Das Auge wird daran vergnuͤgt, die Zunge fuͤhlet, Wie guͤtig unser GOtt der diese Kost erzielet: Drum Menschen sehet doch der Baͤume Wunder- pracht, Die unsers Schoͤpfers Kraft zu unsern Nuz ge- macht: Ruͤhmt seine Vorsehung und ihr allmaͤchtig Wal- ten, Die drauf in diesem Jahr uns viele Frucht erhal- ten. Seht ihr die Baͤume an; so lernt auch dies da- bei Daß jeder von uns auch den Baͤumen aͤhnlich sei: Ein umgekehrter Baum giebt uns das aͤusre Wesen, Und Die betrachtenswuͤrdigen Baͤume. Und unser Ebenbild im Abdrnk klar zu lesen. Die Wurzeln stellen uns, mit ihrer Fasern Zier, Das Haupt mit seinem Haar am Menschen-Koͤrper fuͤr; Der Stamm gleicht unserm Leib, und an den Ast und Zweigen, Kan man ein aͤhnlich Bild von Bein und Armen zeigen. Durch Fasern ihres Stamms, die voller Roͤhren seyn, Dringt der gequollne Saft in Ast und Zweige ein, Und sind den Adern gleich, dadurch das Blut fort- gehet, Das sich recht wunderbar durch alle Glieder dre- het. Ein Baum ist angefuͤllt mit Blaͤsgen, drin der Saft, Gleichsam ochet wird. Der Druͤsen Eigenschaft Jn eines Menschen Leib ist diesem zu vergleichen, Weil sie die Nahrung auch recht saͤubern und erwei- chen. Die Roͤhren voller Luft, die durch die Staͤmme gehn, Die geben uns ein Bild von unsrer Lung zu sehn: Anstat der Haut sind sie mit Rinden uͤberzogen, Wodurch die Feuchtigkeit die sie zu viel gesogen, Als durch Schweisloͤcher geht. Ein Baum stammt aus der Erden, Und muß auch wiederum zu Staub und Asche wer- den: Wir sind ihm darin auch, als Menschen alle gleich, Der Todt der liefert uns ins unterirdsche Reich, Wo sich der Koͤrper trennt, da faulen alle Glieder, Und loͤsen sich in Staub, daraus sie stammen wieder. Des Die betrachtenswuͤrdigen Baͤume. Des Menschen Koͤrper wird durch Krankheit un- terdruͤkt, An Baͤumen wird auch oft der Seuchen Art er- blikt; Ein Rost, ein scharfer Krebs, ein Wurm der sie zernaget, Stellt uns das Elend vor, daß unsern Koͤrper pla- get. Der Zeiten scharfer Zahn der ihre Staͤmm anfaßt, Der Jahre druͤkkende und uͤberschwere Last, Befoͤrdert endlich noch der Baͤume ihr Verderben, Das Alter zehrt uns aus, und macht daß wir er- sterben. O! waͤre jederman den Baͤumen darin gleich, Wie sie an Fruͤchten sind, so auch an Werken reich, Die aus dem Glauben gehn, so wuͤrden wir was taugen, Und nicht dem Dornstrauch gleich, die Nahrung in uns saugen, Der keine Fruͤchte bringt; so wuͤrde Nuz und Frucht Wie an dem Matth. XXI. 19. Feigenbaum vergeblich nicht ge- sucht. Wie viele finden sich, die wie die Cedern prangen, Woran doch keine Frucht nur schoͤne Blaͤtter han- gen; Die einen grossen Schein der aͤusren Heiligkeit, Der doch nur blos ein Saum vom Pharisaͤer-Kleid, Darin ein Teuffel stekt. Der Werke Schau-Ge- richte. Sind oftmahls nur gemahlt, und nicht gewachsne Fruͤchte. Ein Die betrachtenswuͤrdigen Baͤume. Ein jeder denke nach, und sehe sich recht an; Weil sich ein jeder selbst am besten kennen kan: Wer einem Baum gleich ist, der keine Fruͤchte bringet, Der denke wie viel Jahr ihn GOtt schon hat ge- duͤnget Der sehe an die Zeit, als seine Gnadenfrist, Wie bald dieselbige verfliegt, voruͤber ist. Der denke an den Spruch, und dessen weise Leh- ren, Die der mit Nachdruk spricht die Juden zu be- kehren, Der als ein Herold kam, und in der Finsternis, Das Licht verkuͤndigte und zu der Busse wies: Der Spruch heist so: die Axt ist nunmehr schon gewezzet, Und an des Baumes Stamm, und Wurzel ange- sezzet, Wer keine Fruͤchte bringt die gut, wird umgehaut, So gehts den Menschen auch die GOtt unfrucht- bar schaut: Ein faul Holz, fauler Mensch, sind beide zu ver- dammen, Weil sie zu Nichts sind nuͤz, nur Braͤnde, zu den Flammen. Matth. III. 10. Der Der Teuffel, GOttes Affe. Der Teuffel, GOttes Affe. bei Betrachtung der Egyptischen Zaube- rer, die die Wunder Mosis nachah- men wollen. V on Anfang her hat sich die List Des Teuffels, der ein Arger ist, Bemuͤht durch seinen boͤsen Saamen Den Guten immer nachzuahmen. So bald der Hoͤchste was befiehlt, Das auf der Seelen Wollfahrt zielt, So bald sucht er in gleichen Sachen, Jn Boͤsen es auch nach zu machen. Was man im Sprichwort sonsten lehrt; Wo man GOtt in den Tempel ehrt, Da wird der Satan auch geschauet, Der sich Capellen auferbauet. Dieß Sprichwort ist klar und gewiß, Dieweil der Fuͤrst der Finsternis, Jn vielen Dingen es gezeiget, Daß er zur Nachahmung geneiget. Des Hoͤchsten weise Guͤtigkeit, Die uns zu unserm Nuz gebeut, Be- Der Teufel, GOttes Affe. Befahl die Opfer ihm zu schlachten, Und dran im Glauben zu betrachen, Des Weibes-Saamens Loͤse-Geld, Daß er fuͤr die verlohrne Welt, Jn Blut und Todt fuͤr unser Leben, Zur Buͤssung unsrer Schuld gegeben. Die Vaͤter in der ersten Zeit, Die waren zu dem Dienst bereit, Sie opferten des Hoͤchsten Willen, Mit wahrer Andacht zu erfuͤllen. Sie sahn dabei im Schatten an, Was der Erloͤser nun gethan, Der uns durch Opfer GOtt versuͤhnet, Dem man durch ihm im Glauben dienet. Die Finsternis, des Satans Reich, Die wurden denen Frommen gleich; Der Aberglaub, ein Kind der Hoͤllen, Bemuͤhte sich dem gleich zustellen. Die Voͤlker die GOtt nie erkandt, Die haben Opfer angebrandt, Sie fingen an die Thier zu wuͤrgen, Und wusten nichts von einem Buͤrgen, Den uns der Rath der Seligkeit, Zum Suͤnden-Tilger hat bereit; Die Tempel musten immer brennen, Zur Lust der Goͤtzen die sie nennen, Die doch niemahls gewesen sind. Die Heiden, die verstockt und blind, Die hat der Satan so betrogen, Dadurch zu seinem Dienst gezogen. Des Teuffels List hat das erdacht, Sich Opfertempel auch gemacht: Darinnen sie das Blutvergiessen Des Judenthums, nachahmen muͤssen. Dritter Theil. C Das Der Teufel, GOttes Affe. Das ist ein Beispiel welches weißt, Wie der des Hoͤchsten Affe heist, Der als ein GOtt der eitlen Erden, Dem Schoͤpfer gern will aͤhnlich werden. Die heilge Schrift zeigt mehrers an, Damit man das beweisen kan. Als GOttes Volk, Jacobs Geschlechte Das seine Sitten, seine Rechte Bewahret, in Egyptenland, Gerieth zu einem Knechtschaffts-stand, Da wolte GOtt sie aus den Ketten Der Knechtschaft, wiederum erretten. Sein Wink befahl heraus zu gehn, Das wolt ihr Koͤnig nicht verstehn: Drum suchte er durch Wunderzeichen, Das harte Herze zu erweichen. Der Hoͤchste sandte seinen Knecht, Und Aaron der das Licht und Recht Hernach im Heilgen muste tragen, Den Pharao das anzusagen: Laß mein Volk mir zum Dienste gehn, Sonst wirst du Wunderzeichen sehn, Die maͤchtig deinen Willen zwingen, Der Allmacht muß es stets gelingen. Der stolze Koͤnig hoͤrte nicht, Es muste erst das Machtgericht Des Hoͤchsten, sich in Wunder zeigen, Und das verstockte Herze beugen. Die Wunderzeichen gingen an, Die GOtt durch Aarons Hand gethan: Zuerst warf er den Stab zur Erden, Der muste gleich zur Schlangen werden. Das Wasser ward in Blut verkehrt, (Wie uns die heilge Schrift gelehrt) So bald nur Moses mit den Stekken, An- Der Teufel, GOttes Affe. Anfing die Haͤnde auszustrekken. Der Stab ward wieder ausgestrekt, Da ward ein Froͤsche Heer erwekt, Das aufeinmahl im Teich erwachte, Und ganz Egypten wimmelnd machte. Dergleichen Wunderwerke mehr, Ließ GOtt zu seiner Allmacht Ehr Und seinen Nahmen zu erhoͤhen, Durch Moses Hand und Stab geschehen. Die Wunderwerke zeigen an, Wie GOtt ein HErr, der alles kan, Wie er so gleich das kan erfuͤllen, Was ihm gefaͤlt nach seinem Willen. Die Wunder koͤnnen nur allein, Der Gottheit wahre Zeugen sein, Wodurch sie ihre Macht beweiset, Und sich vor allen Goͤttern preiset. Jedoch der Teufel zeigt hier auch, Es sey sein listiger Gebrauch, Dem Hoͤchsten immer nach zu affen, Dem GOtt der doch kan alles schaffen. Er laͤsset um sich zu erhoͤhn, Auch Wunderwerke oft geschehn, Allein nur Zeichen drin die Blinden, Der Gottheit herrlich Siegel finden. Als Moses nach des Hoͤchsten Rath, Vor Pharao die Wunder that, Da waren Zauberer zu haben, Die prahlten auch mit Wundergaben, Sie machten Schlangen, Blut im Meer, Es kam ein quaksend Froͤsche Heer Die Albern mit den Gaukelstuͤkken, Als Possenwerken zu beruͤkken. Es war Betrug was da geschehn C 2 Und Der Teufel, GOttes Affe. Und aus dem Ende kan man sehn, Daß alle grossen Teufelskuͤnste, Nur leere Wolken blauer Duͤnste, Die augenbliklich untergehn, Wie Rauch verschwinden und verwehn, So bald der Warheit helles Blikken, Anfaͤnget sich hervor zuruͤkken. Die Wunder die der Zaubrer wies, Die waren in der Finsterniß Als grosse Werke voller Grauen, Beim Lichte, wie ein Nichts zu schauen. Das ist des Teuffels Wunderwerk, Es ist sein stetes Augenmerk Was GOtt nach seiner Macht verrichtet, Daß er von sich auch das erdichtet. Des Afterglaubens blinder Wahn, Sieht Schatten vor dem Koͤrper an, Und laͤsset sich nur zuvergnuͤgen, Gar gerne durch den Dunst betriegen. Der Hoͤllen-Fuͤrst spricht gerne Hohn, Der goͤttlichen Religion, Die zeiget ihre Wundergaben: Drum muß er auch dergleichen haben. Er macht die Weltbetrieger auf Die gleichsam Wunderwerk zum Kauf, Jn blinden Heidenthum getragen, Dadurch die Warheit zu veriagen. So wil durch falschen Heuchelschein, Das Boͤse Guten aehnlich seyn, Die Menschen die recht boͤse Suͤnder, Und eingefleischte Teuffels-Kinder Die huͤllen sich oft in das Kleid, Der ungeschminkten Froͤmmigkeit; Auch dran kan man den Teufel kennen, Wie er sey GOttes Aff zu nennen. Wie Wie die weise Guͤte GOttes an den mannigfaltigen Baumfruͤchten zu sehen und zu schmeken. G ros ist Schoͤpfer! deine Guͤte, die uns reichlich hat beschenkt, Dieses kan man sehn und schmeken wenn man reiflich uͤberdenkt, Was uns blos der Garten giebt, in den lieblichen Gerichten, Jn dem saur und suͤssen Obst, aus den Baum ge- quollnen Fruͤchten. Diese Gaben sind unzaͤhlig, wenn man nur die Art erwegt, Die ein Garten voller Baͤume, hie und da im Um- kreis hegt, Da sind Aepfel welche suͤß, andre welche saͤurlich schmekken: Beide aber koͤnnen uns, deine weise Guͤt entdekken. Und von diesen beiden Arten, zeiget sich ein Man- nigfalt, Wenn man auf die Groͤsse siehet, auf die Farbe und Gestalt. Einige sind dik und rund, andere sind laͤnglicht kleine, Einige von schroffer Haut, andere sind glatt und reine. C 3 Die- Wie die weise Guͤte GOttes an den Diese scheinen gruͤnlicht gelbe; jene aber gelblicht grau, Und die andren sind dagegen nach dem aͤuserlichen Schau, Bei der Reiffe wie ein Wachs, als wenn sie zu sol- cher Glaͤtte Eines weisen Kuͤnstlers Hand, wie mit Wachs po- liret haͤtte. Andre sind gestricht, gestreiffet; jene sind recht spreng- licht schoͤn, Wiederum sind neue Sorten, die halb roth, halb gelb aussehn Und wie Rosen in der Bluͤt, wenn sie an den Zwei- gen haͤngen, Sich in holder Liebligkeit mit dem gruͤnen Laub ver- mengen. Unser Herze wallt vor Freuden, wenn es diese Ga- ben sieht, Die des weisen Schoͤpfers Liebe aus den schlanken Aesten zieht, Daraus sie im regen Saft nach des Schoͤpfers wei- sen Willen, Jede nach bestimmter Art, in gemeßne Formen quillen: Welche Anzahl von Gewaͤchsen, die man sonsten Birnen heist, Findet man in denen Gaͤrten, womit uns der Hoͤch- ste speist! Auch an diesen sind zu sehn eines weisen Vaters Gaben, Und zu schmekken, wenn sie uns beim Genus erquik- lich laben. Wiederum wird unser Herze durch das Stein-Obst recht erquikt, Welches mannigfaltigen Baumfruͤchten zu sehen. Welches in den holden Funkeln unser Aug im Herbst erblikt. Da ist eine Kirschen Meng, die gleich denen Edel- steinen, An des gruͤnen Gipfels Kron, herrlich in die Augen scheinen. Und wenn sie die Kehle schmekket, so geniest sie einen Saft, Der den dorren Gaum erquikket, und dem Herz Er- frischung schaft. Jhre Saͤure ist uns suͤß, und kan denen giergen Keh- len, Jm Geschmack die Guͤtigkeit ihres Gebers stets er- zaͤhlen. Hie sind Baͤume voller Pflaumen, die sehr lieblich anzusehn, Und mit ihren safftgen Fruͤchten GOttes ewge Macht erhoͤhn. Einige sind wie ein Gras, andre bunt, und die hin- gegen Sind vom Nebel blau gefaͤrbt, wenn wir sie genau erwegen. Diese suͤsse Naschereien giebet auch die milde Hand, Die durchs rege Feur der Sonnen, und durch den entflammten Brand Jhre Saͤffte kochen laͤßt: damit wir mit Lust ge- niessen, Was die ewge Vaterguͤt laͤst fuͤr uns aus Holz ent- spriessen. Dort sind Baͤume, schlanke Stauden, da die Traubenfoͤrmge Nuß, Uns von neuen uͤberzeuget von der Guͤte Ueberflus, Die durch suͤssen Saft uns naͤhrt, und auch weil sie uns recht liebet, C 4 Ein Wie die weise Guͤte GOttes an den Ein erfrischend Nahrungs-Oel in den welschen Nuͤs- sen giebet, Da durch die erfundnen Pressen, ihre fette Feuch- tigkeit Ausgedruͤkt, die bei der Speise mannigfaltig uns erfreut. Und wie herrlich ist der Nuz, und wie weise sind die Gaben, Die wir in den Sommer, Herbst und auch in den Winter haben. Lasset uns die innre Guͤte dieser Arten nur besehn, So muß also bald ein jeder, daß GOtt weise, gut gestehn. Es hat seine Weisheit uns zur Erhaltung und zum Leben, Auch der Baͤume schoͤne Frucht, zu der rechten Zeit gegeben. Fruͤchte die zur Zeit des Sommers, uns in der Na- tur geschenkt, Sind voll eines kuͤhlen Saftes, damit uns die Guͤ- te traͤnkt, Wenn die schwuͤle Sonnenhiz uns auf unsre Schei- tel brennet, Und der Flammen heisser Strahl unsrer Luͤfte Kreis durchrennet. Wenn der Gaum denn ausgedorret, und ein Brand im Koͤrper wuͤhlt, Werden wir durch saftge Fruͤchte recht erquiklich ab- gekuͤhlt, Wenn wir von den Laub beschirmt, uns in stillen Schatten sezen, Und an saftig schoͤnen Obst unsren troknen Gaum ergoͤzen. Als- mannigfaltigen Baumfruͤchten zu sehen. Alsdenn deucht mir kan man schmekken, wie der Hoͤchste guͤtig heist, Wenn der Saft der reiffen Fruͤchte sanfte durch die Kehlen fleußt; Alsdenn kan man klaͤrlich sehn, wie die Weisheit nach den Zeiten, Jhr Geschenke eingericht, alles so weis zu bereiten Als es ihren Kindern nuͤzet. Bricht der kalte Herbst herein, Da die Fruͤchte auf den Baͤumen alle in der Reiffe seyn; So entdekt ein achtsam Herz, bei dem forschenden Erwegen, Lauter Mannigfaltigkeit an den zugetheilten Seegen. Da sind viele Arten Fruͤchte dem Geschmakke angenehm, Die auch gleich so roh zu essen, so bald als sie reif, bequem. Andre sind zu herb und hart, die wenn sie ein Zeit- lang liegen, Hernach erst erquiklich seyn, und recht herrlich uns vergnuͤgen. Diese sind so hart wie Steine, taugen gar zum Es- sen nicht, Wenn man sie von ihren Baͤumen; ob sie gleich ganz reif, abbricht: Aber wenn man solche kocht, koͤnnen sie beim er- sten Schmekken, Einen lekkerhaften Mund giergen Appetit erwekken. Viele von der Frucht der Baͤume sind bei einem kalten Frost, Des darauf erfolgten Winters, fuͤr uns eine schoͤne Kost, Wenn man sie am Feuer dorrt, und auf diese Zei- ten heget, Und damit an warmen Heerd seinen Koͤrper naͤhrt und pfleget. C 5 Wel- Wie die weise Guͤte GOttes an den Welche wunderbahre Guͤte zeigt der Schoͤpfer da- durch an, Daß man seiner Liebe Gaben, so vielfaͤltig nuͤzen kan! Daraus sieht ein jeder Mensch, daß GOtt sey ein weiser Vater, Ein Allmaͤchtiger und auch ein recht guͤtiger Be- rather, Der fuͤr seien Kinder sorget, ihnen reichlich Nahrung reicht, Und indem er reichlich giebet, uns dabei auch uͤber- zeugt, Daß die holde Mildigkeit uns bei ihren vielen Gaben, Auch noch wolle uͤberdem, durch ein suͤß Vermoͤgen laben. Der geneußt des Himmels-Guͤte, der darin erkennt- lich sieht, Und auch in dem Obste schmekket, wie der Hoͤchste sey bemuͤht, Seiner Kinder zeitlich Woll, durch der Vorsicht weises Walten, Das so manche Gaben bringt, zu befoͤrdern, zu er- halten. Wer die Baumfrucht nur geniesset, und dabei gar nicht gedenkt, Wer dieselbe uns aus Liebe zur vergnuͤgten Lust ge- schenkt, Der ist einem Thiere gleich, das wenn es vor Hun- ger schmachtet, Nicht den grossen Baum ansieht, nur allein die Frucht betrachtet Womit es den Magen fuͤllet. Viele sind dem Vie- he gleich, Naͤhren sich mit schoͤnen Fruͤchten, aus den Baum und Pflanzen reich Sehen mannigfaltigen Baumfruͤchten zu sehen. Sehen aber weiter nicht, von Gewohnheits-Schlaf bestrikket, Wer damit den gruͤnen Baum wundernswuͤrdig ausgeschmuͤkket: Viele die nur Fleisch dem Fleische zu der Nahrung ausersehn, Und das Zugemuͤsse fliehen, nur an solche Tafeln gehn, Die mit Thieren sind besezt, achten solche Wunder- dinge, Als die Speisen die nur gut, fuͤr die Armen die geringe Und an niedren Staube kleben: Und ihr ausgespik- ter Bauch, Jst ein Goͤze der nichts liebet, als die Opfer da im Rauch, Das gebratne Fett aufquillt, der nichts zu der Nah- rung fodert, Als was an dem Feur gedorrt, und auf denen Heer- den lodert, Die er sich zu Brandaltaͤren ausersehn, wo Fettigkeit, Treufelt in die heissen Pfannen, und ihn in Genus erfreut! O! vergnuͤgte Lebensart, da in denen guͤldnen Zeiten, Menschen aus gesunden Obst sich die meiste Speis be- reiten! Damahls lebte man zufrieden, da man noch die Gar- ten Frucht, Und das schoͤne Kraut vom Felde sich zur Nahrung ausgesucht, Wo man was die Eiter schaͤumt, was der Baum im Garten giebet, Als die allerbeste Kost zu dem Nahrungsbrod ge- liebet. Da noch keine grosse Taffeln von der Schuͤsseln Last beschwert, Noch Wie die weise Guͤte GOttes an den mannigf. ꝛc. Noch auf einmahl viele Thiere, aus der Luft, und See verzehrt, Lebte die Zufriedenheit, meistens von den Garten Fruͤchten, Die die Einfalt gar gekocht, als den niedligsten Ge- richten. Dieses waren Suͤßigkeiten, die der Kehle lekkerhaft, Diese gaben gute Nahrung und dem Leibe ihre Kraft, Kam der Honig noch dazu, den ein Heer der suͤssen Bienen, Aus den Thimian gemacht, aus dem Kraͤutern die da gruͤnen Als die Quint-Essenz gesogen; so ward mit beson- derer Pracht, Eine Mahlzeit zu bereitet, und zum Festgelag gemacht. Dieses war die beste Kost zu dem recht vergnuͤgten Leben, Da ein jeder den erhob, der ihm solche Kost gegeben. Liebten, wir in unsern Tagen, diese suͤsse Lustbarkeit, Waͤren wir von vielen Seuchen, die der Magen zeugt befreit! Drum ihr Menschen eßt das Obst; seht dabei mit dem Gemuͤthe Eines weisen Schoͤpfers Macht, schmekket seine rei- che Guͤte! Be- Betrachtung uͤber die verwelkten Blaͤtter. Betrachtung uͤber die verwelk- ten und abgefallnen Blaͤtter. D a liegen die durch Sturm und Wetter, Von Baͤumen abgestreiften Blaͤtter Die ihrer Gipfel runden Kranz Geschmuͤkt mit einem guͤldnen Glanz; Sie liegen nun zu deren Fuͤssen, Die sie vorhero zieren muͤssen. V orgestern sahe man mit Prangen, Sie noch auf ihrem Gipfel hangen Da ihr in gelb verwandelt Gruͤn, Wie ein bemahltes Goldblech schien; Sie sind zerstreuet von den Winden, Und auf bemoosten Grund zu finden. S ie liegen in verworfner Menge, Noch als ein guͤldenes Gepraͤnge, Und scheinen bei dem Sonnenstrahl, Als eine grosse Muͤnzen Zahl: Jedoch in wenig Tages-Stunden, Sind sie aus dem Gesicht verschwunden. D ie Naͤsse schmelzt sie in der Eile, Und bringt sie zur geschwinden Faͤule, Daraus wenn sie in Mist verkehrt, Sich kuͤnftig das Gestraͤuche naͤhrt, Da Betrachtung uͤber die verwelkten Blaͤtter. Da sie in Lenz aus andern Baͤumen, Mit schoͤnen Flor von neuen keimen. D a sehet ihr! ihr stolzen Reichen, Die ihr den Baͤumen zu vergleichen, Das Schiksal eurer Guͤter an, Und wie es euch ergehen kan, Wenn euch der Winter spaͤter Jahre, Zulezt bringt zu der Todten-Baare. J hr prangt jezo mit euren Schaͤzen, Jhr koͤnnt am Mammon euch ergoͤzen, Allein was ist das eitle Geld, Das euer Herze an sich haͤlt, Was ist das Gold, das euch so zieret? Ein Schmuk der sich gar bald verlieret. D es Sommers warme Sonnenblikke, Und euer scheinendes Geluͤkke: Die dauren eine kurze Zeit, Es folgen auf die Heiterkeit Des Sommers, kalte Witterungen, Und auf das Gluͤk stets Aenderungen. D er Zeiten Wechsel sind geschwinde, Des Schiksahls stuͤrmerische Winde, Erheben sich als wie ein Nord, Und treiben von uns wieder fort, Was wir vorher mit Lust besessen, Wird schmerzhaft wiederum vergessen. D ie Kraͤfte der Natur vergehen, Jhr plaget euch mit kranken Wehen, Die Betrachtung uͤber die verwelkten Blaͤtter. Die eur erstarrter Koͤrper fuͤhlt, Den Krankheit, wie ein Pfeil durchwuͤhlt, Jhr seht, wenn ihr so aͤngstlich keichet, Wie Gold und Reichthum von euch weichet. D a liegt es noch zu euren Fuͤssen, Jhr muͤßt die starren Augen schliessen, Jhr werft noch einen matten Blik, Auf euren gelben Schaz zuruͤk: Und seht bei eurem kranken Sterben, Wie ihn zertheilen frohe Erben. J hr fuͤhlt, daß euch der Geiz gereuet, Da ihr den Reichthum schon zerstreuet Als wie von Wind, zertheilt, verweht, Und in der Welt verfliegen seht. Was ihr so aͤngstlich aufgehoben, Jst lustig wiederum zerstoben. D er eine iaͤgt es durch die Kehlen, Und macht sich von den sauren Quaͤlen, Von eurer Kummervollen Plag, Nun einen lustig guten Tag: Er laͤst eur Gold in Wein zerfliessen, Was ihr erspart, wil er geniessen. D er andre traͤgt auf andre Weise, Durch eine weit entfernte Reise Den Mammon, euer Gut und Geld, Jn alle Laͤnder dieser Welt: Es schmelzt der Abgott den ihr ehret, Der euch durch seinen Schein bethoͤret. U nd der den ihr gar oft nicht kennet, Den ihr auch euer Gut misgoͤnnet, Er- Betrachtung uͤber die verwelkten Blaͤtter. Erlangt es, und er steigt empor, Und koͤmmt dadurch in schoͤnen Flor: So wunderbahr gehts mit den Dingen, Die wir mit Muͤh zusammen bringen. U nd wolt ihr das im Beispiel sehen, So merket nur der Blaͤtter Wehen: Und schaut im Herbst es an, und glaubt, So wie der Baum da wird entlaubt: So wird dereinsten eur Vergnuͤgen, Von euch fort, auseinander fliegen. Der Der Schatten. Der Schatten. D er Schatten folget allgemach, Jm Sonnenschein den Koͤrper nach: Er kan uns Menschen von dem Leben Manch lehrreich Bild zu lesen geben. So lang die Gluͤkkessonne strahlt, Sind wir mit Ehr und Ruhm be- mahlt: Und kaum ist diese untergangen; So endigt sich auch unser Prangen. Der Schatten der vom Leib entsteht, Und seinem Koͤrper stets nachgeht, Scheint bei dem schraͤgen Stand vom Lichte, Oft groͤsser uns ins Angesichte, Als wie der Koͤrper selbsten ist: Wenn man von Wundern, Thaten liest, Die dieser oder der verrichtet; So ist es oͤfters nur erdichtet, Jst gros des Menschen Ehrenstand, So wird die That auch gros genannt, Der Ohnmacht werden grosse Staͤrke, Und kleinen Geistern, Wunderwerke Zu ihrem Ruhme beigelegt: Doch wenn mans in der Naͤh erwegt So sind es oft nur Heldenthaten, Die nicht zu sonderbar gerathen. Verdienst und Ruhm sind zwar vereint, Doch wenn das Licht verkehret scheint, So kan sich ein recht grosser Schatten Mit einem kleinen Koͤrper gatten: Und das geschiehet in der Welt, Dritter Theil. D Nach- Der Schatten. Nachdem das blind Geruͤchte faͤllt; So werden ofte kleine Proben, Weit uͤber das Verdienst erhoben. Man merket auch beim Schatten-Schein, Daß solche Theile dunkler seyn, Die an den Koͤrpern nahe stehen; Daran ist diese Lehr zu sehen: Der Schein der Ehre ist sehr schwach, Den einer in der Naͤhe hat, Ja! mancher ist an einem Orte, Da man oft kaum mit einem Worte, Das Lob, das ihm gebuͤhrt, erhebt, Man sieht ihn nicht, weil er da lebt. Der Schatten ist am aͤusren Rande Viel heller als in nahen Stande: Das ist ein Bild von Kunst und Fleis, Die haben da mehr Ruhm und Preis, Von ihren fleißigen Bestreben, Wo sie ganz weit entfernet, leben. So bald der Koͤrper sich verkriecht, Sieht man wie auch der Schatten fliegt, Der sich im Augenblik zertrennet, So bald der Mensch ist weggerennt. Die Ehre Pracht und aͤusre Zier Kommt mir wie Dunst und Schatten fuͤr, Kaum sterben wir, bei dem Erbleichen, Sicht man die Ehre von uns weichen. Da unser Thun der ganzen Welt, So lang wir leben woll gefaͤllt; So ist doch in die duͤstren Bogen Des Grabes, aller Ruhm gezogen: Wer jetzo nichts als loben kan, Der faͤnget denn zu tadeln an. Wer muß nun nicht mir eingestehen, Das Der Schatten. Daß Ehr und Ruhm mit uns vergehen, Mit Recht ein leerer Schatten sei, Der jetzo scheint, und gleich vorbei. Die sich um eitle Ehr abmatten, Die streben also blos nach Schatten. Eine andaͤchtige Bewunderung der Groͤsse GOttes bei dem Heer seiner Kreaturen. W enn ich auf Fluͤgeln der Gedanken Mich schwinge durch die ganze Welt, Erwege ihre breite Schranken, Was dieser Umkreis in sich haͤlt, Bedenke was vor grosse Heere Jm Himmel, Luͤften, Erd und Meere Die GOtt gemacht, so faͤllt mir ein: GOtt muß ein grosser HErre seyn. M ein Geist erstaunt und wird entzuͤkket, Wenn er die Himmels Veste sieht, Und durch ein Ferne-Glas erblikket, Was in der blauen Tieffe gluͤht, Da schau ich Millionen Sonnen, Darum ein Wolken-Flor gesponnen Und denke bei der Lichter Schein, GOtt muß ein grosser HErre seyn. D 2 Kaum Eine andaͤchtige Bewunderung K aum merk ich, daß der Luftkreis schwim- met, Dadurch der Sonnen Feuer-Strahl, Das Sternen Heer, zur Nachtzeit glimmet; So frag ich dabei allemahl, Ob diese regen Himmels-Lasten Auf starken Pfeilern etwan rasten? Der Schoͤpfer traͤget sie allein, GOtt muß ein grosser HErre seyn. J ch denke nach, wie unsre Erde, Der kleine Ball, den GOtt erhaͤlt, Nebst allen durch ein wuͤrkend Werde, Aus ihren Nichts sich dargestellt, Und was vor viele Kreaturen, Auf Bergen, Ebnen, Thaͤlern, Fluren, Es sagt mir beides gros und klein, GOtt muß ein grosser HErre seyn. D er Berge schroͤkliche Geruͤste, Der schroffen Felsen steile Hoͤhn, Die wie der Erden Saͤugebruͤste, Jm Reiche der Natur zu sehn, Und ihre majestaͤtschen Huͤgel Sind alle lauter Wunder Spiegel, Sie stimmen darin uͤberein: GOtt muß ein grosser HErre seyn. W ill ich die Augen zu den Meeren, Woraus die Fluͤsse sich herdrehn, Jn der Betrachtung weiter kehren So seh ich Wunderfluthen gehn, Die der Groͤsse GOttes. Die in den Uffern brausend wallen, Auf GOttes Wink zuruͤkke prallen Und murmeln an der Klippen Stein, GOtt muß ein grosser HErre seyn. W as vor ein ruderndes Gewimmel, Von Fischen hegt See, Flus und Teich, Und was vor webende Getuͤmmel, Von Thieren sind im trocknen Reich Der Erde, in den tieffen Gruͤnden, Jn Wiesen, Feldern, Wald zu finden! Sie schnattern, singen, bruͤllen, schrein, GOtt muß ein grosser HErre seyn. E r ist es der viel tausend Fruͤchte, Jn Reiche der Natur gemacht, Und manche niedliche Gerichte, Fuͤr Vieh und Menschen ausgedacht: Er kroͤnt die Felder mit den Seegen, Was Wiesen, Gaͤrten in sich hegen, Muß alles blos durch ihm gedein, GOtt muß ein grosser HErre seyn. E r schaft zu jeden Jahreszeiten, Den Menschen Kindern alles an, Was sie mit frohen Liebligkeiten Ergoͤtzen und erquikken kan: Er laͤßt der Guͤte Wunderquellen, Jm groͤßten Ueberflusse schwellen, Der Menschen Herze zu erfreun, GOtt muß ein grosser HErre seyn. D 3 Er Eine andaͤchtige Betrachtung E r ist es, der das auferbauet, Was man in Luft, auf Erd, im Meer Jn Hoͤhen, in der Tieffe schauet, Das sind die Spiegel seiner Ehr, Die Meisterstuͤkke seiner Staͤrke, Der weisen Guͤte Wunderwerke, Jhr Zeugnis heist auch allgemein: GOtt muß ein grosser HErre seyn. U nd wenn wir uns nur selbst ansehen, Mit einem aufmerksamen Blik; So muß ein jeder eingestehen, Sein Koͤrper sey ein Meisterstuͤk. Ein jedes Theil, Glied und Gelenke, Das sagt mir, wenn ich nur bedenke, Wie kuͤnstlich das, was gros und fein, GOt muß ein grosser HErre seyn. E rweg ich, wie im Leib, die Seele, Ein denkend geistig Wesen wohnt; Betracht ich wie sie in der Hoͤle Des Koͤrpers, als unsichtbahr thront, Bemerk ich was vor Eigenschaften, Jn den Verstand und Willen haften; So muß ich GOtt den Lobspruch weihn: GOtt muß ein grosser HErre seyn. B edenk ich, wie durch unsre Sinnen, Die Dinge die von aussen sind, Als wie durch zarte Roͤhren rinnen, Und wie wir sie so bald, geschwind, Wenn der Groͤsse GOttes. Wenn sie derselben Kunstwerk ruͤhren, Mit ihrem Bild im Geiste spuͤren: So fuͤhlen wir, bey Lust und Pein: GOtt muß ein grosser HErre seyn. J a! du bist gros in allen Werken, Die deine weise Hand gemacht, Wir koͤnnen deine Groͤsse merken An allen was du ausgedacht. Es strahlt daraus die Macht und Guͤte Und Weisheit ins geruͤhrt Gemuͤte, Man sieht an allen klar und rein: GOtt muß ein grosser HErre seyn. D rum auf o! Seele! GOttes Groͤssen Mit Ehrfurchts-voller Dankbarkeit Jn Kreaturen zu ermessen, Die er uns hat zum Nuz bereit: Auf, auf! und singe ihm zum Ruhme, Wenn du auch wirst im Heiligthume, Jhm Opfer bringen, Weihrauch streun, GOtt muß ein grosser HErre seyn. D 4 Die Die Groͤsse GOttes in dem Licht Die Groͤsse GOttes in dem Licht der goͤttlichen Offenbahrung erblikket. G rosser GOtt! in deinem Lichte Sehn wir deine Herrlichkeit, Dein verborgnes Angesichte Das mit Glanz und Pracht bestreut, Dein unendlich grosses Wesen, Jst am deutlichsten zu lesen, Jn der Schrift, die uns das zeigt, Was uns die Natur verschweigt. D arin hast du uns beschrieben, Deiner GOttheit Majestaͤt, Die der Mensch durch Furcht und Lieben, Ueber alle Ding erhoͤht; Darin hast du uns gesaget, Wornach sonst vergeblich fraget Unser Wiz, der das nicht trift, Was uns lehrt die heilge Schrift. L eß ich nach wie du die Erde, Und den Himmel hast formirt, Und wie dein allmaͤchtig Werde, Aus dem Nichts das hergefuͤhrt, Was wir in der Welt erblikken, So kan uns das gleich eindruͤkken: GOtt der goͤttlichen Offenbahrung erblikket. GOtt ist gros, der diese Welt, Durch ein Wort hat dargestellt. L eß ich diese Welt-Geschichte, Die uns Moses hat erzaͤhlt, Wie nach deines Geists Berichte, Alles weislich auserwaͤhlt, Was in diesem Kreis zu finden: So kan ich gar bald ergruͤnden, Daß du seist ein grosser GOtt, Und ein weiser Zebaoth. A ls der Urstof aller Dinge, Aus des Nichtes Dunkelheit, (Wie ich davon lallend singe,) Aus dem Reich der Moͤglichkeit Wuͤrklich war hervor gekommen, Hast du jegliches genommen, Jn die Ordnung eingebracht, Die die Welt uns herrlich macht. J n den aufgeschriebnen Werken Deiner Schoͤpfung, koͤnnen wir, Deine Groͤsse auch bemerken, Deine Herrlichkeit und Zier; Wenn ich die Beschreibung sehe, Find ich auch von deiner Hoͤhe Ein recht majestaͤtisch Bild, Das mein Herz mit Ehrfurcht fuͤllt. D adurch lerne ich erkennen, Daß du seist ein Jehovah, D 5 Der Die Groͤsse GOttes in dem Licht Der nur etwas darf benennen, So ist es zugleich auch da; Auf den Wink muß das geschehen, Was du wilt, das ist zu sehen. Leß ich das; so faͤllt mir ein, Deine Macht muß herrlich seyn. D ein Wort hat uns das entdekket, Was der menschlichen Vernunft, Ganz verborgen, ganz verstekket, Und was aller Weisen Zunft Durch den Wiz nicht kan ausfinden, Wenn sie sich auch unterwinden, Jn die Tieffen einzugehn, Da wir dich im Dunklen sehn. A ber alles was wir lesen Das geoffenbahret ist, Lehret uns das du ein Wesen, Grosser Herrlichkeiten bist, Das Unendlich, guͤtig, weise, Das in keine Schranken, Kreise Einer Zeit wird eingeruͤkt, Noch an einem Ort umstrikt. J n dem Lichte das uns scheinet, Sehn wir dich auf deinem Thron Anders als Vernunft es meinet, Da wir dich als Vater, Sohn Und als heilgen Geist verehren, Weil uns heilge Maͤnner lehren, Daß GOtt der dreieinig heist Vater, Sohn und heilger Geist. Dies der goͤttlichen Offenbahrung erblikket. D ies Geheimnis kan uns lehren, Daß der groͤsseste Verstand, Den nicht fasset, den wir ehren, Du bleibst ihn doch unbekant; Kein Wiz kan dich recht ermessen, Dieses zeugt von deinen Groͤssen, Die auch keiner faßlich kennt, Da des Wortes Leuchte brennt. A uch die tieffen Dunkelheiten, Die der Offenbahrung Licht, Uns noch laͤßt ohn Wiederstreiten, Zeigen uns wie im Gesicht, Daß du seist ein GOtt zu nennen, Den wir nicht vollkommen kennen, Und warum? weil wir zu klein, Gegen deine Groͤsse seyn. L esen wir wie du regierest, Wie das Licht gleichsam dein Kleid, Und der Herrschaft Scepter fuͤhrest, Mit Guͤt und Gerechtigkeit: So muß man zugleich gestehen, Man kan dieses nicht ansehen, Ohne daß man deutlich spuͤrt, Wie du herrlich bist geziert. G ros ist deine Wunderguͤte, Wenn man drauf das Herze lenkt, Und mit forschenden Gemuͤte Nach dem Wort der Schrift bedenkt, Wie Die Groͤsse GOttes in dem Licht Wie du trachtest vor die Suͤnden, Heilungs-Mittel zu erfinden, Da du die, die dich betruͤbt, Als ein Vater doch geliebt. W enn wir deinen Rathschlus hoͤren, Von der Menschen Seeligkeit, Und die suͤssen Warheits-Lehren Von der frohen Gnadenzeit: Und die Ordnung drin betrachten, Wornach sich der Mensch muß achten: So erkennt man mehr und mehr, Daß GOtt sei ein grosser Herr. G ros ist er, dieweil er heilig, Und der Suͤnde ewig feind; Die vor ihm als was abscheulich, Gros weil er der Suͤnder Freund Die in seinen Gnaden-Armen, Einzig finden ihr Erbarmen, Wenn sie glaͤubig in der Buß Jhren Schoͤpfer falln zu Fuß. S ein gerechter Eifer lodert, Wider das, was boͤse heist, Der stets die Vergeltung fodert, Die er im Gericht beschleust; Auch hieraus kan man ermessen, Seiner Eigenschaften Groͤssen, Die unendlich und nach Recht, Straffen einen Suͤnden Knecht. Sieht der goͤttlichen Offenbahrung erblikket. S ieht man aber dahingegen, Seine weise Guͤte an, Die den Fluch in einen Seegen, Wunderbar verwandeln kan, Daß das Recht nicht wird verlezzet, So wird unser Herz ergoͤzzet, Daß GOtt Mittel ausersehn, Seine Liebe zu erhoͤhn. J n den weisen Bund der Gnaden, Den die Schrift uns kund gemacht, Jst das Mittel vor den Schaden Unsrer Seel woll ausgedacht, Wenn ich GOttes gros Geschenke, Zu der Suͤnder Heil bedenke: So wird auch die Majestaͤt, Unsers GOttes drin erhoͤht. D aß uns Christus von den Boͤsen, Nach des Vaters Gnaden-Raht Muͤssen durch den Tod erloͤsen, Welches er bewiesen hat; Zeigt uns einmahl seine Guͤte, Ferner druͤkts uns ins Gemuͤte, Es sei die Gerechtigkeit Zebaoths Vollkommenheit. D iese grossen Eigenschaften, Die das hoͤchste Wesen ziern, Die in GOtt nothwendig haften Koͤnnen uns leicht dahin fuͤhrn Daß Die Groͤsse GOttes in dem Licht Daß wir GOttes Herrlichkeiten, Seine Groͤsse daher leiten, Welche sich der ganzen Welt, Darin deutlich dargestellt. S ehen wir die grossen Wunder, Jn dem neuen Testament Wie des Glaubens reger Zunder, Durch ein goͤttlich Licht entbrennt; Wie durch der Apostel Zungen, Christi Lehre durchgedrungen: So sehn wir erstaunend an, Was die Macht des Hoͤchsten kan. A uch aus denen Gnadenwerken, Kan ein achtsames Gemuͤth, Unsers GOttes Groͤß bemerken, Seine Weisheit, seine Guͤt. Da in denen Finsternissen, Seine Lichter leuchten muͤssen, Wird die Blindheit selbst verklaͤrt, Welche GOtt im Lichte ehrt. A lles was die Schrift uns lehret, Wie sein Geist die Menschen fuͤhrt, Und zum ewgen Heil bekehret, Wie er ihre Seelen ziert: Alles das giebt zu erkennen, GOtt sei billig gros zu nennen, Weil er durch des Wortes Kraft, Uns ein neues Herze schaft. Le- der goͤttlichen Offenbahrung erblikket. L esen wir von kuͤnftgen Dingen, Wie uns GOtt zur Seeligkeit Durch den Glauben werde bringen, Wie er uns nach dieser Zeit Werde als die Gnaden-Sonne, Dort erfreun mit Himmels-Wonne: So zeigt auch die Ewigkeit, GOttes Groͤs, Vollkommenheit. K an der Frommen ewigs Leben, Uns von GOttes Majestaͤt Einen grossen Abdruk geben, So wird er auch drin erhoͤht, Wenn wir uns die Qual der Hoͤllen, Als der boͤsen Straf vorstellen, Weil er als ein Zebaoth, Damit die Verkehrten droht. A lles was wir also lesen, Was sein Wort als wahr ausspricht, Zeiget uns von seinem Wesen, Ein recht herrlich Angesicht. Moͤchten diese Warheits-Lehren, Darauf unser Herze kehren, Daß wir daͤchten: GOtt ist gros, Wir sind elend, blind und blos! A lsdenn wuͤrden wir erkennen, Daß er alles und wir nur Erdenwuͤrmer zu benennen, Die des Schoͤpfers breite Spur, Jn Die Torheit derer Menschen, Jn der Demuth hier ansehen, Deren Groͤß wir nicht verstehen; So wuͤrd unser Wallspruch seyn: GOtt ist gros und wir sind klein. Die Torheit derer Menschen, die sich uͤber die Witterung beschweren. D ie Klag ist fast allgemein, wenn die Sommerlust vergeht, Und im Herbst der rauhe Nord durch die leeren Felder weht, Jetzo taugt die Wittrung nichts, da das Sonnen- rad sich senket, Und bei einer truͤben Luft sich zum kalten Steinbok lenket. Nunmehr ist die schoͤne Zeit, die den Menschen an- genehm, Die zur Reise und zur Lust, zur Gesundheit recht bequem, Jn den frostgen Herbst vorbei: Nunmehr gehet an die Plage, Der von schweren Nebel-Dunst truͤbgemachter Winter-Tage. So spricht fast ein jeder jezt, der aus Gram Ca- lender macht, Und die sich uͤber die Witterung beschweren. Und die weisen Ordnungen, die der Schoͤpfer aus- gedacht, Als ein Thore meistern will. GOtt der diese Welt regieret, Und im Lauffe der Natur, herrlich das zum Zwek- ke fuͤhret, Was er angeordnet hat, weis am besten wenn der Guß Einer nassen Witterung auf die Erde fallen muß. Alsdenn wenn des Sommersbrand, unsern Erd- ball ausgesogen. Kommt bei einem kalten Nord, Regen und der Schnee geflogen, Der den dorren Erdenschoos wiederum mit Saft erfuͤllt, Daraus in dem kuͤnftgen Jahr, ein verneuter Seegen quillt. Und ist das nicht woll gemacht? Soll der Schoͤp- fer sich stets richten Nach der Menschen Eigensin, da ihr Denken und ihr Tichten, Allemahl veraͤndert ist; so muͤst diese Welt vergehn: Dieser der da reisen will, wuͤnscht das Sonnen- licht zu sehn, Da der Akkersman ihn fleht doch mit einen feuch- ten Regen, Seine ausgedorrte Frucht auf dem Felde zu bele- gen. Wenn die Sonne heitrer scheint und den Wanders- mann anbrennt, Wuͤnschet er ganz muͤd und matt, daß der Luftkreis wuͤrd zertrennt: Und kaum ist er abgekuͤhlt, soll die Sonne wieder scheinen, Dritter Theil. E Je- Die Torheit derer Menschen. Jener will gar Waͤrm und Frost fast zu gleicher Zeit vereinen. Jst es warm, so wuͤnscht ers kalt, ist es kalt so wuͤnscht ers heiß, Weil er wie ers haben will, nicht recht einmahl selber weiß; Er beschwert sich uͤber das, was er, wie es kommt muß nehmen, GOtt kann nicht die Witterung blos nach unsern Sinn bequemen: Sondern es ist unsre Pflicht, daß wir unsre Seegel drehn, Wie im Reiche der Natur, Wind und Witterungen gehn; Daß wir unsre Arbeit stets, nach der Witterung anstellen, Und von deren Einrichtung kein unbillig Urtheil faͤllen. Wer sich aber drob beschwert, der giebt dadurch klaͤrlich vor, Daß er, warlich uͤberklug, und also ein albern Thor, Der den Schoͤpfer meistern will, da nach seinen blinden Wollen, Sich die Zeiten, Wetter, Luft, wunderbahrlich aͤndern sollen. Be- Betrachtung. Betrachtung uͤber eine mit gel- ben und saftigen Obst angefuͤlle- te Schuͤssel. O ! mein Schoͤpfer wie erquikkend, Und wie lieblich ja entzuͤkkend Jst die Baumfrucht anzusehn, Die so roth und sprenglicht schoͤn, Als wenn, wie in silbern Schaalen, Guͤldne Aepfel herrlich strahlen! S olche Schoͤnheit laͤst du steigen; Aus den troknen Stamm und Zweigen, Wie bist du den Menschen hold, Denen du ein esbar Gold Wundernswuͤrdig zubereitest, Und durch zarte Roͤhren leitest. W eil daraus die giergen Augen, So viel suͤsse Anmuth saugen: So zieht der vergnuͤgte Blik, Gleichsam meinen Mund zuruͤk, Und behindert im Verzehren, Diese Schoͤnheit zu zerstoͤhren. D och was lieblich anzusehen, Bringt nicht allzeit solche Wehen, E 2 Als Betrachtung uͤber eine Als die Frucht im Paradies, Die der Probe-Baum dort wies: Diese soll man ja geniessen, Weil du sie uns laͤssest spriessen. Z wiefach schoͤn sind diese Fruͤchte, Wie sie laben das Gesichte; So labt auch bei jedem Bis, Jhr Saft welcher Honig suͤß, Da wir in begiergen Schmekken, Schoͤpfer! deine Guͤt entdekken. A ch! wie reitzend, frisch und kuͤhle, Schmeichelt uns des Gaums Gefuͤhle, Wenn dadurch der Saft sich gießt, Der aus dieser Baumfrucht fliest, Durch die Kehle lieblich quillet, Wenn sie unsern Mund gefuͤllet. D iese die uns aufgetischet, Sind wie Saur und Suͤß vermischet, Jhre herbe Saͤurlichkeit Jst mit Zukker uͤberstreut: Damit wir an deinen Gaben, Nach Gefalln uns koͤnnen laben. W enn ich an der Herbstgeschenke Ursprung, recht zuruͤkke denke, Wie sie zu der Reif gedein, Muß ich mich von neuen freun, Da wir warlich Wunder essen, Die nicht gnugsam zu ermessen. Was mit Obst angefuͤllete Schuͤssel. W as der Saft der Erde bringet, Der durch Baum und Zweige dringet, Sezt sich in den Bluͤthen an Draus dies Obst entstehen kan, Wenn durch GOttes weises Walten, Es zur Zeitigung erhalten. W as so durch den Stamm gebrochen, Muß die Sonne gleichsam kochen, Bis der Saft so durchgeruͤhrt, Sich die Bitterkeit verliehrt, Die verduftet durch das Brennen Da wir sie denn essen koͤnnen. D ruͤkket uns dies GOttes Guͤte Nicht so gleich in das Gemuͤthe, Die so wunderbahrlich macht, Was uns in die Augen lacht Was uns unsre Zung erfreuet, Was im Magen uns gedeiet? M enschen! wenn ihr diese Fruͤchte, Diese lieblichen Gerichte, Die der Schoͤpfer euch beschert, Bei vergnuͤgter Lust verzehrt: So erkennt zu seinem Preise, Wie er maͤchtig, guͤtig, weise. D ieses koͤnt ihr achtsam schmekken, Und dadurch den Trieb erwekken, Einer regen Dankbarkeit, Die ihr dafuͤr schuldig seid, E 3 Dem, Betracht. uͤber eine mit Obst angefuͤllete Schuͤssel. Dem, der zum vergnuͤgten Leben, Euch so manche Frucht gegeben. W er das Obst vergnuͤgt geniesset, Daß der Mund von Safte fliesset, Aber nicht dabei gedenkt, Wer dasselbe ihm geschenkt, Jst nicht werth die suͤssen Gaben Die der Schoͤpfer giebt, zu haben. W er an Fruͤchten sich ergoͤzzet, Und GOtt aus den Augen sezzet, Und damit den Magen fuͤllt, Des Geschmakkes Reizung stillt, Jsset wie die Thiere pflegen, Die den Geber nicht erwegen. Die Die herrliche Verbindung. Die herrliche Verbindung der Guͤte und Gerechtigkeit in dem Werke der Erloͤsung. G Ott ist das hoͤchste Gut, das ist gewis- lich wahr, Jm Buche der Natur und Offenbah- rung, klar, Wir sehen, was wir sehn, es druͤkt sich seine Guͤte, Ja allenthalben ab, in ein geruͤhrt Gemuͤte. Er hat ja alles woll, zu unsern Gluͤk bedacht, Und herrlich uns zur Lust, in dieser Welt gemacht, Und in dem Gnadenreich bemerken wir die Triebe, Daß unser Schoͤpfer sey die wesentliche Liebe. Die Menschen sehen dies, wie die Barmherzigkeit, Aus reiner Lieb geruͤhrt, uns ihre Huld anbeut, Sich nur darum bemuͤht uns aus den Elends- Ketten, Worin die Suͤnd uns schliest, uns wieder zu er- retten. Der Suͤnder denkt daran, und macht daher den Schlus, Weil GOtt erretten kan, er auch erretten muß, Misbraucht die Guͤtigkeit, die ihn der Schoͤpfer zeiget, Und meint die Liebe sey, auch dem was Boͤß ge- neiget, Das ist ein falscher Schlus, der seiner Sicherheit, E 4 Nur Die herrliche Verbindung, Nur falsche Hofnung giebt, und sanfte Polster streut, Worauf er ganz getrost, ohn sein Bemuͤhn und Schaffen, Wird blos durch eigne Schuld, die Seeligkeit ver- schlafen. Der Jrthum fliest daher, dieweil er faͤlschlich meint, Daß GOttes Lieb und Huld, die allenthalben scheint, Ohnmoͤglich ihn noch koͤnn, zum ewgen Feuers- flammen, Da er die Liebe sey, ob er gleich Boͤß, verdammen. Er denkt der Heiland sei, ja fuͤr die ganze Welt, Als ein Erloͤser auch fuͤr ihm mit dargestellt; Und darum sey er frei von seiner Schuld der Suͤn- den, Weil in desselben Blut Bezahlung gnug zu finden. Doch diese Meinung faͤllt, so bald man nur erwegt, Was GOtt vor Eigenschaft in seinen Wesen hegt; So bald man nur bedenkt, daß die Vollkommen- heiten, Gleich herrlich und also nicht mit einander streiten. Barmherzig ist er stets, doch auch dabei gerecht, Er liebt den Menschen woll, doch keinen Suͤnden- knecht, Der seine Guͤt misbraucht. Die Liebe ist bemuͤhet, Wie sie die boͤse Welt, aus dem Verderben ziehet: Doch die Gerechtigkeit zeigt sich auch bei der Huld, Und fordert allemahl das Opfer vor die Schuld. Die Liebe ist bereit, die Suͤnden zu vergeben, Doch kan sie dadurch nicht der Rache widerstre- ben, Die auf das Boͤse zuͤrnt; bei GOttes Strafge- richt, Steht der Guͤte und Gerechtigkeit. Steht die Gerechtigkeit und Lieb im Gleichgewicht. Der ewge Gnadenbund kan uns dies klaͤrlich wei- sen, Darin wir seine Guͤt, die uͤberschwenglich preisen: Es leuchtet aber auch, wenn uns die Huld erfreut, Dabei der strenge Bliz von der Gerechtigkeit. Die Liebe sahe an, mit gnaͤdigen Erbarmen, Die Suͤnder und schloß sie in ihrer Guͤte Armen; Jedoch mit dem Beding, daß vor die ganze Welt, Des Hoͤchsten eigner Sohn, der GOtt und Ja- cobs Held, Sich selbst verbuͤrgete, der hat als Mittler muͤssen, An aller Suͤnder statt, fuͤr uns die Straffe buͤssen. Hieraus erhellet klar, daß GOtt die Liebe sei, Der seinen Sohn gestraft, damit wir wuͤrden frei, Doch auch dabei gerecht, weil er ein Opfer fodert, Da die Gerechtigkeit in Eiferflammen lodert, Die nicht zu tilgen sind, als durchs vergoßne Blut Des Mittlers, der dem Zorn vollkommen Gnuͤge thut. Wie weislich hat sich hier, da die Erloͤsung funden, Lieb und Gerechtigkeit vereiniget, verbunden! Der Heiland hat erfuͤllt den ganzen Gnadenrath, Er stillt des Hoͤchsten Zorn, und daß an unsrer Stat, Er leidet was wir sonst auf ewig solten leiden, Und sezzet uns dadurch in einen Stand der Freu- den, Er haͤlt auch das Gesez, was die Gerechtigkeit, Von uns mit Recht verlangt, als eine Pflicht ge- beut. Drum muß ein Suͤnder hier auf GOttes Guͤte sehen, E 5 Doch Die herrliche Verbindung, Doch auch sein Augenmerk bestaͤndig dabei drehen Auf die Gerechtigkeit, die GOttes Wesen schmuͤkt, Die man als unzertrennt, bey seiner Guͤt erblikt. Die schoͤne Harmonie der Vollenkommenheiten, Jst im Erloͤsungswerk auch daraus herzuleiten, Wenn wir noch ferner sehn, was GOtt von dem verlangt, Der als ein Suͤndenknecht, mit seiner Freiheit prangt. Er fodert, daß die Welt, wie seine Boten schreiben, Soll an des Heilands Lehr und sein Verdienst recht glaͤuben. Die Ordnung unsers Heils zeigt uns recht deutlich an, Daß man ohn Glauben nicht Vergebung finden kan, Daß wer die Gnade will, zu seinen Schuzze neh- men, Der muͤsse sich zur Buß nach Christi Lehr beque- men. Wer die Vergebung sucht vor seine Suͤndenschuld, Jn Christo nur allein hoft GOttes Gnad und Huld, Der kan beim hoͤchsten Gut dieselbige erlangen, Als ein gerechter Mensch, mit Christi Blute pran- gen. Allein der Glaube ist hier nicht ein blosser Schein, Er muß auch wuͤrkend nun im neuen Wandel seyn, Sonst macht er nicht gerecht. Ein blosses HErre sagen, Macht keinen Suͤnder frei von den Gewissenspla- gen. Jhr Suͤnder denkt daran, die ihr vom Glauben prahlt, Daß der Guͤte und Gerechtigkeit. Daß ihr durch Christum habt, die Suͤndenschuld bezahlt, Habt ihr den Heiland recht im Glauben angenom- men So seid ihr auch durch ihn zum neuen Leben kom- men. Jhr wuͤnscht gerecht zu seyn, ihr ziehet Christum an, Und habt das Suͤndenkleid doch noch nicht abge- than. Jhr denket zwar ganz recht, da er fuͤr euch gestor- ben, So habe er euch auch das ewge Heil erworben. Allein ihr schliesset falsch, indem ihrs nicht annehmt, Euch nicht in Christi Joch das sanft und leicht, be- quemt, Daß ihr des Mittlers Gunst und die erworbnen Gaben, Die ihr doch nur verwerft, koͤnt im Genusse ha- ben. Die Guͤte ist niemahls ohn die Gerechtigkeit, Und weil ihr das nicht nehmt, was euch die Liebe beut, Muß die Gerechtigkeit euch nach dem Thun und Tich- ten, Nach dem Gesezzes Spruch, wie ihrs verdienet, richten. Und so seid ihr verdammt, wenn ihr gleich stets ge- denkt, Daß GOtt euch seinen Sohn zum Heiland hat ge- schenkt: Drum lernet daß GOtt gut, und auch gerecht zu nennen; So werdet ihr euch leicht von dieser Meinung trennen, Die Gedanken Die euch so sicher macht. Nehmt seine Gnade an, So wie sie euch von GOtt ist deutlich kund gethan: So koͤnnet ihr sie auch dereinsten dort geniessen, Denkt daß der Lebenslauf, die Gnadenzeit verfliessen. Gedanken uͤber einen redenden Raben. J ch ging zu einem Freund, der einen Ra- ben naͤhrt, Den ich sonst nie vorher mit Achtsam- keit gehoͤrt, Was seine Zunge schnarrt, weil er nicht angefangen Zu reden, wenn ich sonst vor ihm vorbei gegan- gen. Doch juͤngst erfuhr ich es, da ich den Kefich nah, Und er mich in das Haus von ferne kommen sah, Er fing in seiner Sprach ganz grob mich anzu- schnarren, Und sprach das, was er kan, er sprach von nichts als Narren. Jch merkte dieses Thier in seinem Kefig nicht, Jch drehte hie und da, verwundernt mein Gesicht, Jch dachte welcher Feind sucht dich allhie zu schmaͤh- len, Und uͤber einen redenden Raben. Und durch den groben Schimpf so unverdient zu quaͤlen. Er schimpfte noch einmahl du Narr, da sah ich an, Daß es der alte Schalk, der grobe Hans gethan, Mein Zorn verkehrte sich in ein ergoͤzzend Lachen, Und dachte wer kan was aus einen Schimpfwort machen, Das ein so dummes Thier, durch deine Gegen- wart, Gleichsam erzuͤrnet, spricht, mit vollen Eifer schnarrt. Es hat sonst nichts gelernt; ich will es ihm verge- ben, Jch wuͤnschte meinen Freund so lange nur zu leben, Als er noch schelten kan. Jch ging hinein ins Haus Und kam hinwiederum, durch solche Thuͤr heraus, Wo er durchs Gitter gukt, ich dachte was wirds gelten, Er wird dich wiederum, vor einen Narren schelten. Allein er ließ mich gehn, mit stummer Hoͤflichkeit, Vielleicht nur blos darum, weil seine Ruhezeit Schon da war, weil er muͤd, und nicht mehr schimpfen wolte, Als er mir zu Gefalln, so grobe reden solte. So bald ich nur zu Haus fiel mir beim Raben ein, Ach! moͤchten wir doch stets auch so gesinnet seyn, Wenn uns ein Laͤstrer schimpft, die Zaͤhne an uns wezzet, Und nur die eigne Ehr, nicht anderen verlezzet! Ach! daͤchten wir auch stets wer ists? der uns anklagt, Was hat der Laͤsterer uns denn zum Schimpf gesagt, Der Rabe spricht du Narr, wir lachen noch daruͤ- ber, Und hoͤren wenn er schilt, als wenn er lobet lieber, War- Gedanken uͤber einen redenden Raben. Warum? wir denken so, er hat sonst nichts ge- lernt, Er hoͤret wieder auf, wenn man sich nur entfernt. Wie koͤnten wir nicht auch so von den Menschen denken Die uns mit Laͤsterung bei reiner Unschuld kraͤnken? Allein so bald ein Mensch, der warlich Raben-Art Uns durch ein Schimpfwort schilt in unsrer Gegen- wart, So werden wir ergrimmt, wir suchen ihm sein Schelten, Mit einer gleichen Muͤnz gedoppelt zu vergelten. Und wird uns nur gesagt, daß eine Laͤsterzung Mit Geiffer uns bespruͤzt, so folgt Erbitterung Die gleich auf Rache denkt, wir suchen den zu schaden, Der uns zur Ungebuͤhr, mit Laͤsterung beladen. So lieblos ist der Mensch, er zieht ein albern Thier, Das ihn mit Grobheit schimpft, selbst einem Men- schen fuͤr. Er pflegt den Raben gern von Schimpfe frei zu sprechen, Und will dagegen sich doch an den Menschen raͤchen. Ja! sagst du das ist recht das Thier versteht es nicht, Ein Rabe schimpft uns nicht, weil er als Rabe spricht, Allein ein Mensche muß auch als ein Mensche spre- chen, Sonst muß man wenn er schimpft, ihm das Ge- nikke brechen. O! uͤbereil dich nicht, in deiner blinden Wuth, Jch zweifle noch daran, ob ers als Mensche thut. Ein Laͤstrer ist ein Mensch, nach den Gesichtes Zuͤ- gen, Jn Die Tadelsucht. Jn seiner Seele wohnt der Geist der schwarzen Luͤ- gen, Er ist auch Raben-Art, weil er nichts anders kan, Als daß er solche schimpft, die ihn nur sehen an: Schweig still, entferne dich und laß ihn immer to- ben, Der Laͤstrer Tadelsucht ist gut bei Schmeichlers Lo- ben. Die Tadelsucht. D ie falsche Tadelsucht ist eine Pest der Zeiten, Sie sucht nach blinden Wahn das Gute zu bestreiten, Und weil sie sich nicht gros um das was wahr bemuͤht, Nur durch der Einbildung, be- triegrisch Blendglas sieht, So muß ihr oft was schoͤn, als was verdorbnes scheinen, Es ist ihr Grundgesez, ein ungegruͤndet Meinen. Sie geifert immer fort, und greift dasselbe an, Was ihr drum misgefaͤllt, weil sie nicht leisten kan, Was andre in der Welt, als Tugenden beweisen, Das was sie an sich hat ist nur allein zu preisen. Doch nur in diesem Fall sind ihre Thaten schoͤn, So Die Tadelsucht. So lange sie an ihr, an andern nicht zu sehn. Was bei ihr Tugend heist, das heist bei andern Laster, Die Schoͤnheits Muschen sind, bei andern Nar- ben-Pflaster; Was ihr Gesicht bemahlt, mit Artigkeit ausziert, Sind Flekken dadurch sich bei anderen verliert, Was man annehmlich heist. Man kan daraus er- sehen, Daß aus der Eigenlieb, Neid, Tadelsucht entste- hen, Die stets den schielen Blik auf andre Menschen drehn, Sie zu erniedrigen, sich selbsten zu erhoͤhn. Drum ist die Tadelsucht ein schnoͤdes Kind der Hoͤllen, Die sonst nichts weis und kan, als andre anzubel- len. Jhr Lohn dafuͤr ist nur, das weil sie immer beist, Sie sich aus eignen Grimm, zulezt nur selbst zer- reist. Die Die Nachlaͤßigkeit der Menschen. Die Nachlaͤßigkeit der Menschen die wunderbahre und weise Einrich- tung ihres Koͤrpers zu erkennen. Ps. CXXXIX. 14. Jch danke dir daruͤber, daß ich wunder- bahrlich gemacht bin; wunderbahr- lich sind deine Werke das erkennet meine Seele wol. D er Mensch ist mehr bemuͤht, was auser ihm zu sehn, Als das was an ihm ist, recht gruͤnd- lich zu verstehn; Er will aus Neubegier die ganze Welt ergruͤnden, Und denket kaum daran, was an ihm selbst zu fin- den. Er ist die kleine Welt, der Allmacht Meisterstuͤk, Und dennoch sieht er nicht, auf seinem Leib zuruͤk, Daran kein Glied zu sehn, kein Theilgen zu er- wegen, Die nicht von weiser Macht des Schoͤpfers Zei- chen hegen. Die Eitelkeit schaut zwar in glatte Spiegel ein, Aus Eigenlieb entzuͤkt, ihr Bild im Gegenschein, Wie es gepuzzet ist, bemerkend anzublikken, Um ihre Schoͤnheit sich darinnen abzudruͤkken: Dritter Theil. F Al- Die Nachlaͤßigkeit der Menschen. Allein man siehet nicht mit Andacht, welche Pracht, Den Bau des Koͤrpers schmuͤkt, den GOttes Hand gemacht, Wie wir doch schuldig sind, den Schoͤpfer zu er- heben, Der uns so wunderbar die Glieder hat gegeben. Der Leib ist wie ein Haus, darin die Seele wohnt, Darin der rege Geist, als im Verborgnen thront, Die Glieder sind recht fest und kuͤnstlich dran ver- schraͤnket, Daß man erstaunen muß, so bald man das beden- ket. Sehn wir ein Raͤderwerk, daß sich bewegen kan, Und eine Kunstmaschin in ihrem Gange an; So werden wir entzuͤkt, wir wuͤnschen gleich zu wissen, Wie diese Theilgen sich fest in einander schliessen; Die kuͤnstlichste Maschin, die sich bewegt und dreht, Durch Raͤder die gespannt, in ihren Lauffe geht, Wird nur ein schlechtes Werk, wenn wir uns un- terwinden, Den Wunder-vollen Gang des Koͤrpers zu er- gruͤnden. O! Menschen! richtet doch eur luͤsternd Augen- merk, Auf eurem Koͤrper selbst, betrachtet welch ein Werk Der Bau des Leibes ist, wie kuͤnstlich er sich len- ket, Und wie das Glied sich regt, nachdem die Seele denket. Wer diese Wunder kennt, die GOtt in uns ge- legt, Den weisesten Entzwek des Schoͤpfers, dran erwegt, Der Die Geheimnisse der Natur. Der wird so suͤndlich nicht des Hoͤchsten Werk be- stuͤrmen, Vielmehr sich drauf bemuͤhn, wie es sey zu beschir- men. Die Geheimnisse der Natur. W er denket alles zu ergruͤnden, Wird noch vieles dunkel finden Jn dem Reiche der Natur, Wo in der verstekten Spur Vieles uͤberal zu sehen Dessen Grund wir nicht verstehen. T ohren die daruͤber lachen, Wenn man will Geheimnis machen, Zeiget uns erst deutlich an, Wo des Windes schnelle Bahn, Jhren Ursprung klaͤrlich weiset, Wie er durch den Luftkreis reiset. W isset ihr, wo er entstehet, Wie er braußt, wohin er gehet, Wie er wiederum verfliegt, Jn verborgne Hoͤlen kriecht? F 2 Nein! Die Geheimnisse der Natur. Nein! ihr hoͤrt der Winde Sausen, Wisset nicht woher sie brausen. W er kan deutlich uns erklaͤren, Wie in denen Fluͤssen, Meeren Ebbe und die Flut entspringt, Wie das Wasser abwerts dringt, Und in den bestimmten Stunden, Wiederum sich eingefunden? W er kan uns den Grund angeben, Von dem lenkenden Bestreben, Daß die Nadel von Magnet, Sich nach ihrem Nordpol dreht, Daß sie Eisen an sich fuͤget, Dessen schwere Last aufwieget? K einer von der Zahl der Weisen, Deren Wiz wir billig preisen, Hat uns klaͤrlich uͤberfuͤhrt, Wie dies alles wird regiert; Keiner, obs gleich viele wagen, Kan davon den Grund ansagen. D ennoch muͤssen wir gestehen, Es sey wahr, was man gesehen, Ob man gleich den Grund nicht sieht, Wie sich dieses alles zieht: Darum muß man sich bequemen, Auch Geheimnis anzunehmen. War- Die Geheimnisse der Natur. W arum will man sich beschweren, Ueber die Geheimnis-Lehren, Die das Gnadenreich uns zeigt, Da man hiezu stille schweigt, Daß auf unsrer Erden-Scheiben, So viel Dinge dunkel bleiben? W arum will man das nicht glaͤuben, Was die heilgen Maͤnner schreiben: Die des Geistes Trieb belebt? Darum, weil man sich bestrebt, Durch ein uͤbereiltes Spotten, GOttes Warheit auszurotten. T ohren! lernet anders denken, Lernt den Wiz recht einzuschraͤnken, Zaͤumet euren Frevel-Geist, Der ein flatternd Jrrlicht heist, Das Naturreich giebt zu lesen, GOtt sei ein verborgnes Wesen. F 3 Die Die Klugheit. Die Klugheit. Sprichw. Sal. XVI. 22. Klugheit ist ein lebendiger Brunnen dem der sie hat. M an muß stets in seinem Leben, Darauf fleißig Achtung geben, Ob auch alles was man thut, Vortheilhaft und nuͤzlich gut. Wer der Klugheit Leitstern waͤhlet, Hat das Ziel noch nie verfehlet; Wer bemerkt die rechte Bahn, Trift den Gluͤksport endlich an. W er dagegen blindlings rennet, Nicht die wahren Mittel kennet, Jst von leerer Hofnung voll, Wagts auf ein Gerathewoll, Rennet nur nach eitlen Dingen, Und es muß ihn doch mislingen Jst der Lauf zulezt vorbei, Sieht er daß er thoͤrigt sey. W er ein kluger Mann will heissen, Muß vor allen sich befleissen, Daß ihm werd der Gluͤkkes-stand, Den er suchet recht bekannt. Din- Die Klugheit. Dinge die da herrlich scheinen, Sind nicht allzeit, wie wir meinen, Nach den innren Wesen schoͤn, Als wir sie von aussen sehn. O efters ist es blos ein Schatten, Dabei Licht und Schein sich gatten, Der der Einbildung gefaͤllt, Wer darnach den Lauf anstellt, Greiffet nur nach Wolken-Duͤnste, Die wie ein gemahlt Gespinste, Kostbar in den Augen sind, Und doch in der That nur Wind. K lugheit merket auf das Beste, Traut nicht einem Gluͤkkes-Weste, Der hernach nur Regen bringt, Und den Sonnenschein verdringt; Sie sieht, eh sie wornach trachtet, Ob das auch so wie man achtet, Jn der That und Warheit nuͤzt, Was uns in die Augen blizt. W enn sie sich ein Ziel erlesen, Daran sie kein scheinend Wesen, Sondern wuͤrklich Gut erblikt, Wird sie nicht davon geruͤkt. Sie sucht durch ein recht Bemuͤhen Hindernissen zu entfliehen; Trachtet wie sie das erhaͤlt, Was ihr wuͤrklich woll gefaͤllt. F 4 All Die Klugheit. A ll ihr Denken und ihr Tichten, Geht dahin das zu verrichten, Woraus ihre Wollfahrt fließt, Und was der entgegen ist, Suchet sie stets zu vermeiden, Sie scheut kein bedorntes Leiden, Wenn sie auf der rauhen Bahn, Nur dreinst Rosen brechen kan. D ie verwirrten Leidenschaften, Die in unsrer Seele haften, Machen oft den Menschen blind, Gleichen einem Wirbelwind Der uns ploͤzlich nieder schmeisset, Wie in einem Strom fortreisset, Der uns bringt mit Angst und Weh, Jn die Kummer-volle See. W enn die Leidenschaften rasen, Jn uns einen Sturm aufblasen, Wallen wir wie auf dem Meer, Ein Schif wankend hin und her, Klugheit sieht, sich bei den Stuͤrmen, Vor den Klippen zu beschirmen; Und schaut als ein Steuerman, Wie man sich erhalten kan. K lugheit braucht die Seelenkraͤfte, Den Verstand zu dem Geschaͤfte, Handelt nichts in blinder Wuth, Wie ein albern Thore thut; Man Die Klugheit. Man muß vorher uͤberlegen, Und die Folgen auch erwegen Die aus einer Sach entstehn, Eh sie wuͤrklich ist geschehn. W er zu hurtig im Urtheilen, Kan sich leichtlich uͤbereilen, Und wenn man erst hat gewaͤhlt, Und dabei das Ziel verfehlt: So ist das was nun geschehen, Nicht zu aͤndern, zu verdrehen; Weil der Schade und Verdrus, Mit der Neue kommen muß. K lugheit sucht durch ihr Bemuͤhen, Diesem Uebel zu entfliehen, Daher nimt sie eine That, Erst in einem weisen Naht. Was aus dies und jenen Dingen, Kann als eine Folg entspringen. Wird vorher erst uͤberdacht, Eh von ihr der Schlus gemacht. S einem Koͤrper folgt der Schatten, Die sich stets zusammen gatten: So folgt nun und allemahl Auf die That, Vergnuͤgen, Qual, Nachdem sie an sich beschaffen, Wer sich nicht will selbst bestraffen, Muß bedenken, was entsteht, Wenn dies oder das vorgeht. F 5 Es Die Klugheit. E s kan uns der Lauf der Zeiten, Leichtlich von den Weg ableiten, Der zum Port des Gluͤkkes fuͤhrt: Unsre Welt ist so verwirrt, Daß man oft das Woll der Seelen, Nicht zugleich vermag zu waͤhlen, Mit dem Gluͤk, das uns die Welt, Lokkend vor die Augen stellt. W ahre Klugheit zieht das Gluͤkke Seiner Seel, dem Zauberblikke Dieser eitlen Erden vor; Anders handelt hier ein Thor, Der sein geistlich Woll verachtet, Nur das Jrdische betrachtet, Das oft wenn mans recht beschaut, Nur auf leichter Spreu gebaut. K lugheit siehet stets aufs Ende, Und strekt die begiergen Haͤnde, Nach der Lebens-Krone aus, Zeigt sich ihr ein Rosen-Straus Der vergnuͤgten Lust der Erden, Der nicht kan erhalten werden, So verachtet ihr Gemuͤt Eitler Rosen welke Bluͤth. K lugheit siehet die Umstaͤnde, Dieser Welt und ihr Gebaͤude, Allemahl mit Sorgfalt an, Wenn sie was erhalten kan, Pfle- Die Klugheit. Pfleget sie nicht lang zu traͤumen, Und das Gluͤkke zu versaͤumen, Sie erkennet daß das Heut, Allemahl die beste Zeit. W er sich von ihr laͤst regieren, Suchet sich so aufzufuͤhren, Wie es GOtt, der klugen Welt, Angenehm und wollgefaͤllt. Wer in dem Gesellschafts-Bande, Lebt nach seiner Wuͤrd und Stande Handelt wie ein jeder soll, Als ein Mensch, vernuͤnftig, woll. K lugheit muß sich da auch zeigen, Wenn wir reden, wenn wir schweigen, Weil die Zung uns leichtlich stuͤrzt; Wenn die Rede nicht gewuͤrzt, Mit den Salz, das Klugheit giebet, So wird man auch nicht geliebet, Darum heift ein kluger Mann Der die Zung regieren kan. K lugheit ist der Zungen Zuͤgel, Und druͤkt oft ein festes Siegel, Auf den Mund, der reden will, Daß er wieder schweige still: Weil ein Wort, das uns entfaͤhret, Wie oft die Erfahrung lehret, Wenn es uͤbel angebracht, Nachher vielen Kummer macht. Klug- Die Klugheit. K lugheit ist ein Leitungs-Faden, Wer den hat kommt ohne Schaden, Aus des Schiksals Labirinth, Wo viel Dornen-Hekken sind, Darin man sonst aͤngstlich irret, Und im Lauffe sich verwirret, Und in Stacheln die gespizt Eh mans meint, sich schmerzend rizt. K lugheit kan zum frohen Leben, Tausendfache Mittel geben, Und versuͤßt mit Zukkerkand, Den sonst sauren Kummerstand, Wenn die uns auf Erden leitet, Als Gefaͤhrtin stets begleitet, Komt man sicher durch die Welt, Jn des Himmels Freuden-Zelt. D arum muß man sich befleissen, Nicht alleine klug zu heissen, Sondern auch recht klug zu seyn. Viele lieben blos den Schein, Meinen bei des Wizzes Gaben, Wahre Klugheit auch zu haben: Aber wenn mans recht bedenkt, Werden sie doch blind gelenkt. D ie wir oft als Kluge loben, Zeigen oft sehr schlechte Proben, Machen zwar ein listig Strik, Doch sich nur zum Ungeluͤk: Sie Die Klugheit. Sie sind gleich den giftgen Spinnen, Die ein listig Nez aussinnen, Welches sie nur drum aufstelln, Bloͤde Einfalt zu beschnelln. W ahre Klugheit kommt vom Himmel, Und fuͤhrt uns aus dem Getuͤmmel, Dieser Eitelkeit heraus, Jn das dauerhafte Haus Jener Welt, recht zu gelangen, Wo die Seelgen ewig prangen. GOtt durch deinen Gnaden-Schein, Floͤß mir diese Klugheit ein! Die Die Arglistigkeit. Die Arglistigkeit. Sirach c. XIX. 19. Arglistigkeit ist keine Weisheit, und der Gottlosen Tuͤkke sind keine Klugheit. D ie Laster huͤllen sich oft in den Tu- gend-Schein, Als wie ein gierger Wolf in Scha- fes Kleider ein. Der Mensche pflegt den Glanz der Tugenden zu lieben, Allein er will nicht gern sich in derselben uͤben, Drum nimmt er ihren Schmuk und zieht denselben an, Auf das er ungescheut die Welt beruͤkken kan, Will das nicht mehr angehn, so spannt er ihren Nahmen, Als einen schimmernden mit Gold besezten Nah- men Um seine Thaten her; so ist des Lasters Bild, Jns schoͤne Aussenwerk der Tugend eingehuͤllt. Die Mode ist jezt so, man will von aussen gleissen, Was Boͤse ist soll gut, das Laster Tugend heissen. Ein Beispiel giebet uns der Menschen arge List, Die in der jezgen Welt die weise Klugheit ist. Wer Die Arglistigkeit. Wer seinen Wiz gebraucht zu eines andern Scha- den, Wer seine eigne Schuld kan anderen aufladen, Der heist ein kluger Mann, den lobt die Mode- welt, Weil ihr das Laster nur, die Klugheit nicht gefaͤllt, Es ist zu unsrer Zeit, die Secte der Ophiten, Ophiten oder Schlangenbruͤder verehrten die Schlan- gen, und verthaͤdigten ihre List in Paradiese, weil sie die Anschlaͤge des Schoͤpfers der Welt zernichtet, wel- chen sie vor einem boͤsen G O tt ansahen. Die sonst durchaus verdammt, bei vielen woll ge- litten. Man nimt den Lehrsaz an, daß der ein Kluger heist, Des Herze voll Betrug, von Gifte uͤberfleußt; Wenn man dadurch zum Ziel, das man gewuͤnscht, kan kommen, So wird die boͤse That zum Meisterstuͤk genommen, Das kluger Wiz erdacht. Und raͤumt man dieses ein, So kan die Schlang die glaͤnzt, ein Seraphine seyn, So koͤnnen die, die nur als falsche Schlangen beissen, Jnskuͤnftige nicht mehr des Teuffels Kinder heissen, Sie sind im Gegentheil als solche anzusehn, Die sich mit klugen Wiz, nach ihrem Ziele drehn, Darnach ein jeder strebt, und nach der Vorsicht Schluͤssen, Als ein Vernuͤnftiger wird billig streben muͤssen. Verdammte Sittenlehr! die diesen Grundsaz hegt, Den hat die alte Schlang, der Teuffel eingepraͤgt, Daß man als Mensch verpflicht, nach seinen Gluͤk zu trachten, Daß andre neben uns in heissen Kummer schmachten. Wir Die Arglistigkeit. Wir leben auf der Welt, wir muͤssen uns bemuͤhn, Durch Klugheit uns den Schlam des Elends zu entziehn, Wir muͤssen uns mit Lust, die Kummer Tage wuͤr- zen, Doch dadurch andre nicht in bittres Elend stuͤrzen. Das denken viele nicht, drum uͤben sie Betrug, Und meinen wer das koͤnn, der sey nur wizzig, klug, Die treue Redlichkeit die keinen Mensch betruͤbet, Und nach der Tauben Art, in reiner Einfalt lie- bet, Die keinen Unrecht thut, wird Thorheit, Unver- stand, Zum Schimpfe und zum Spott ein Aberwiz ge- nannt. Wer das nicht glauben will, der mag die Welt durchgehen, Der wird an jedem Ort davon Exempel sehen. Wer das was gleich ist krum, was krum gerade macht, Der heist ein kluger Kopf, es wird da nicht be- dacht: Ob er das Recht gebeugt, den Richterstuhl belogen, Mit einem blauen Dunst des Richters Aug betro- gen. Hingegen wer das Recht in keinem Stuͤkke beugt, Mit Vorsaz nicht ein Wort zu seinem Vortheil leugt, Der ist ein schlechter Mann, er hat zu viel Gewis- sen Drum hat er nicht das Recht dem andern abgebis- sen. Wer einen Handel treibt, die Einfalt oft beruͤkt, Mit einem leichten Schwur ein falsches Siegel druͤkt, Sich Die Arglistigkeit. Sich drehn und wenden kan, wie wir es gerne ha- ben, Das ist ein weiser Mann von sonderbahren Gaben. Wer eines andern Blut, und sauren Schweis ver- zehrt, Und sich mit dem Betrug aufs reicheste ernaͤhrt, Der ist ein kluger Dieb, er weis die Welt zu zwin- gen, Daß man ihm seinen Raub, muß gar ins Haus hin- bringen. Wer sich durch andrer Fall, mit List erhoͤhen kan, Den nennt die blinde Welt, offt einen klugen Mann, Der doch ein Boͤsewicht, der diese Welt zerstoͤh- ret, Ob ihn ein jeder gleich, als einen GOtt verehret. Jhr Christen! fliehet doch die falsche Schlangen Art, Die nicht mit Redligkeit der Tauben ist verpaart; Die Kinder dieser Welt die spannen doch nur Schlin- gen, Dadurch sie endlich sich selbst ins Verderben brin- gen. Die Arglist siehet zwar, die andre leicht beruͤkt, Doch eh sie sichs versieht; so ist sie selbst bestrikt. Die Weltgeschichte lehrt, daß die doch sind gefan- gen, Die mit dem stolzen Wiz, zu andrer Schaden prangen. Die wahre Klugheit liebt auch die Gerechtigkeit, Sie merket sorgsam an, der Welt Begebenheit, Doch aber huͤtet sie sich boͤsen gleich zu stellen, Die wie die Schlangen laurn, die Einfalt zu be- schnellen. Dritter Theil. G Die Die Arglistigkeit. Die Klugheit stammt von GOtt, die List vom Teu- fel her, Die Klugheit nur allein verdienet Ruhm und Ehr, Die Arglist fuͤhrt mit Recht den laͤngst verdienten Nahmen, Sie sey ein Ueberrest von falschen Schlangen-Saa- men. Die Die Furcht. Die Furcht. D ie Furcht ist unser Plage-Geist, Drum sie des Lebens Kobold heist, Sie suchet uns mit eitlen Schatten, Jn dieser Welt stets abzumatten. Sie plagt von aussen unsre Sinnen, Sie quaͤlt das Herze stets von innen. S ie truͤget uns mit leeren Schein, Wo nichts ist, soll doch etwas seyn. Sie zeigt uns durch der Augen-Fenster, Offt viele schwarze Nachtgespenster, Doch wenn man es beim Licht beschauet, So schwindet das, wofuͤr uns grauet. D ie Furcht betaͤubet das Gehoͤr, Es duͤnkt uns offt ein grosses Heer, Sei hinter uns auf dunklen Wegen, Wenn sich nur Laubesblaͤtter regen. Sie macht bei einer schwarzen Stille, Ein klein Gethoͤn zum gros Gebruͤlle. B ei einem angestekten Licht, Verschwindet gleich ein Schrekgesicht, Die Poltergeister, die uns plagen, Kan Sonn und Tag gar bald verjagen, Mir deucht es wird die Furcht verrauchen, Wenn wir das Licht der Warheit brauchen. G 2 An- Anrede an die spaͤten Herbstblumen. Anrede an die spaͤten Herbstblumen. J hr Kinder der Natur, die ihr so spaͤt erscheint, Da man den Untergang des Pflan- zenreichs beweint, Warum last ihr euch noch bei stuͤr- merischen Wehen, Des rauhend kalten Nords, beim Regenwetter sehen? Jhr kommet kaum hervor, so seid ihr schon geplagt, Jhr bluͤht seid gestern erst, und stehet schon verzagt, Und last das schlaffe Haupt der matten Blaͤtter sinken, Mir deucht als wolt ihr uns mit euren Kopfe win- ken, Daß wir eur Elend sehn. Jhr alle kommet mir, Als zarte Kinderchen, die kaum gebohren fuͤr, Und da ihr kaum aufbluͤht, so muͤst ihr euch in Thraͤnen, Nach euren Untergang schon wieder ruͤkwerts sehnen. Jhr seid ein schoͤnes Bild von unsrer Eitelkeit, Gebuhrt und Leben, Todt sind auch bei uns nicht weit. Der Anfang ist kaum da; so folget auch das Ende, Da faulet wiederum des Leibes Kunstgebaͤnde. Der feuchte Herbst macht euch mit vielen Regen naß, Der Wind der saugt euch aus, und macht euch bleich und blaß, Und euer Anfang ist, der Anfang zu den Sterben, Jhr Anrede an die spaͤten Herbstblumen. Jhr bluͤhet spaͤte auf, und muͤsset fruͤh verderben, Wir Menschen sehn euch an, nicht ohn Bewunde- rung, Wir klagen daß ihr seid so voller Aenderung, Allein ihr rufft uns zu: beklaget euch nur selber, Eur erster Lebens-Schritt geht in die Sterbgewoͤl- ber. Eur erster Lebenshauch den ihr so seufzend zieht, Zeigt wie eur Athem dreinst mit Schmerzen aus euch flieht, Jhr weinet wenn ihr komt, ihr weinet bei dem Schei- den, Bei eures Lebens-Lust habt ihr auch vieles Leiden. Jm Reiche der Natur sind wir der lezte Rest, Der vor der Winterszeit sich bluͤhend sehen laͤst, Der Herbst raft uns hinweg, da wir erst sind ge- bohren, Jhr alle seid ja auch wie wir zum Tod erkohren. Der Fruͤhling liefert euch in eurem ersten Jahr Auch ofte wenn ihr lebt, zur schwarzen Todten- Baar; Jch dachte noch dabei, so kan man allzeit sehen, Wie wir den Blumen gleich, im Bluͤhen und Ver- gehen. G 3 Die Die Weisheit GOttes Die Weisheit GOttes an den man- nigfaltigen Gesichtsbildungen und Sprachen der Menschen. D ie Weisen welche sich mit allem Ernst bemuͤht, Die Mannigfaltigkeit, die man auf Erden sieht, Jm Reiche der Natur zu GOttes Preis zu kennen, Die haben diesen Saz: Es sey nichts zu benennen Das einem andern gleich; auch bei der Aehnligkeit, Sey dennoch allemahl, ein grosser Unterscheid, Man sieht an einem Ding noch immer solche Zeichen, Daß es mit andern nicht sey voͤllig zu vergleichen. Die Blaͤtter eines Baums, sind in dem Pflanzen- reich, Aus einem Stamm erzielt, dem andern voͤllig gleich, Doch nur nach aͤusren Schein, wenn wir sie recht betrachten, So sind sie dennoch nicht sich voͤllig gleich zu ach- ten. An einem findet man, was nicht an andern ist, Ob es gleich aus dem Stam, woraus das andre spriest, Wer daran zweiffeln will, darf sich nur recht be- quemen, Durch an den mannigfaltigen Gesichtsbildungen. Durch ein Vergroͤßrungs-Glas sie im Betracht zu- nehmen. Daraus erhellet klar, daß GOtt hoͤchst weise sey, Das sieht man sichtbarlich an diesem Mancherlei, Das in der Welt entsteht, da sich bei dem Ver- binden, An allen was man sieht, stets andre Zeichen finden, Zu ihren Unterscheid. Wie gros ist der Verstand, Der dieses ausgewaͤhlt, wie maͤchtig dessen Hand, Aus dessen Werkstat ist so vieles, vieles kommen, Und das doch allemahl ein Zeichen angenommen, Wodurch es sich beweißt das es zwar gleicher Art, Doch ein besondres Ding bei seiner Gegenwart. Mein GOtt! wir koͤnnen dies ohnmoͤglich recht be- trachten, Wir muͤssen auch dabei dich als Allweise achten. Das Kreaturen Heer, das in der ganzen Welt, Jn ungezaͤhlter Zahl von dir ist aufgestellt, Kan keines Menschen Herz vollkommen uͤberden- ken, Wir muͤssen nur den Sinn auf einge Arten lenken, Aus deren Mannigfalt schon sichtbahrlich erscheint, Daß nichts dem andern gleich, wie man aus Einfalt meint. Der Mensch das Hauptgeschoͤpf, die Buͤrger dieser Erden, Wir koͤnnen hier uns selbst schon unsre Zeugen wer- den. Man sehe nur den Mensch nach dem Gesichte an, Wodurch man sie gar leicht von andern trennen kan, Wie gros ist hierin nicht das Mannigfalt zu nen- nen, Nur an denjenigen, die wir vornemlich kennen? G 4 Ein Die Weisheit GOttes Ein jegliches Gesicht, hat Augen, Nasen, Mund, Doch aus den Zuͤgen wird der Unterscheid gleich kund, Die Theile sind zwar da, und auch in dem Ver- binden, Dem aͤusren Ansehn nach, in gleicher Lag zufinden, Und dennoch findet man in der Gesichtsbildung, Daß auch bei tausenden stets eine Aenderung Und koͤnten wir die Zahl vernuͤnftiger Geschoͤpfe, Die auf dem Erdball sind, und alle Menschen- Koͤpfe, Jn gleiche Reihe stelln, so machte diese Schaar, Bei dieser Musterung den Saz doch allmahl klar: Es ist kein Angesicht, das einem andern gleichet, Wenn dieser, jener gleich die Aehnlichkeit errei- chet Von diesem oder dem, es bleibt doch allemahl, Ein grosser Unterscheid, auch bei der groͤsten Zahl. Exempel Valerius Maximus L. IX. c. XIV. erzaͤhlet einige Exempel, die einander vollkommen gleich gewesen: aber man haͤtte sie nur recht ansehen und durch die Brille be- trachten sollen, so wuͤrde der Unterscheid sich bald ge- funden haben. sind zwar da, daß dieser, dem gegli- chen, An der Gesichtsbildung; ob in dem Zuͤgen, Stri- chen, Sie auch sich gleich gewest, so das kein Unterscheid, Jst noch nicht ausgemacht; ohn allen Wiederstreit, Jst bei dem Aehnligsehn, noch vieles da gewesen, Woraus man sichtbahrlich und deutlich koͤnnen lesen, Daß sie nicht voͤllig gleich. Wer also uͤberdenkt, Wie an den mannigfaltigen Gesichtsbildungen. Wie mannigfaltiglich die Zuͤge sind gelenkt, Der muß Verwundrungsvoll dabei gleich eingeste- hen, Daß daran, daß ein GOtt der Weise, zu erse- hen. Jhr Thoren die ihr euch mit falschen Grillen plagt Die ihr, es sey kein GOtt, aus blinden Frevel sagt, Die ihr die Welt erbaut, aus Staͤubgen die ver- flogen, Jn den verwirten Drang zusammen sich gezogen, Sagt mir wie geht das zu, wenn nur ein Ohngefehr, Die Mutter aller Ding, das Schicksal Vater waͤr, Daß unter Menschen nicht, da doch viel Millio- nen, Jn einem jeden Land des Erdenkreises wohnen, Ein gleiches Paar zu sehn? Es muß doch einer seyn, Der dieses so gewollt, sonst traͤf es woll mahl ein, Daß Kinder die jezt doch natuͤrlich ja entstehen, Dem Vater der sie zeugt, vollkommen gleiche sehen; Sonst traͤf es woll mahl ein, daß sie der Mutter Bild, Jm Abdruk der Natur vollkommentlich erfuͤllt, Jhr wollet oder nicht, ihr muͤsset doch bekennen, Daß dieser Unterscheid sehr weislich sey zu nennen. Jhr sprecht daß die Natur, so uͤberkunstreich sey, Sie liebe in der Welt ein ungleich Mancherlei: Jhr wißt nicht was ihr sagt, was kan Natur for- miren, Ohn einem Oberherrn, der alles muß regieren? Wir sehen keinen Grund, das etwas von sich sey, Vielweniger falln wir, der blinden Meinung bei, Daß dieses Mannigfalt, in den Gesichtes-Zuͤgen, Ohn eine weise Macht, sich koͤnn von selbsten fuͤgen. G 5 O! Die Weisheit GOttes O! weise Majestaͤt, du hast das aͤusre Bild, Der Menschen wunderbahr, mit deinem Glanz er- fuͤllt; Wir die wir dich als GOtt, als unsern Vater kennen, Wir muͤssen dich auch drum Allweis und maͤchtig nennen, Daß du so herrlich hast der Menschen ihr Gesicht, Mit einem Unterscheid fuͤrtreflich eingericht. Die Vortheil die daraus zu unsern Gluͤk entstehen, Sind in den Voͤlker-Staat mehr als zu klar zu se- hen. Waͤr jeder am Gesicht dem andern gaͤnzlich gleich, So waͤre unsre Welt, ein recht Verwirrungs- reich, Der Boͤse waͤr alsdenn vom Guten nicht zu schei- den, Der Fromme muͤste oft die harte Straffe leiden, Die auf die Bosheit folgt: ein solcher der ein Freund, Saͤh eben also aus, als der ein falscher Feind, Da koͤnte man Betrug nach seinen boͤsen Willen, Jn fremden Nahmen spieln, man duͤrfte sich nur huͤllen, Jn eines andren Kleid, so waͤr es gleich der Mann. Ein jeder denke nach, was draus entstehen kann; So wird die Weisheit klar, die zum vergnuͤgten Leben, Ein sonderlich Gesicht, aus klugen Rath gegeben. So weislich ist es auch, zum guten Zwek gericht, Daß nie kein Mensch also, als wie der andre spricht, Der Stimme klarer Thon der aus der Kehle drin- get, Jst mannigfaltiglich, wenn er ins Ohr erklinget. Der Sprache Unterscheid zertheilet Volk und Land, Es an den mannigfaltigen Gesichtsbildungen. Es wird am Schibboleth im Augenblik erkannt B. der Richter c. XII. 6. Wer zum Stamm Ephraim, als seinem Volk ge- hoͤret, Und wenn man sein Gehoͤr, auf eines Rede keh- ret: So merkt man alsobald, daß es derselbe sey, Es faͤlt uns Augenbliks am Thon der Mensche bey, Der uns vorher bekannt. Auch hierin ist zu spuͤ- ren, Des Allerweisesten recht herrliches Regieren, Er hat das so gemacht, das jegliche Persohn, So gleich uns kenntbar sey, an ihrer Sprache Thon, Damit in einem Haus, wo viele sind zu finden, Die in Gesellschaft sind, an Ordnungen sich bin- den, Man gleich vernehmen kan, wer da sey, oder nicht, Wenn man denselben ruft, und er die Antwort spricht. Und sieht man uͤberal, wie Sprachen, Mundart, Zungen, Die jemahls in der Welt geredet und erklungen, Und noch zu hoͤren sind, und wie des Gaums Ge- thoͤn, Der Voͤlker mancherlei; so muß man eingestehn, Es sey der hoͤchste GOtt ein unbegreiflich Wesen, Der alles wunderbar zu seinen Zwek erlesen Hier ruft man billig aus: Welch Tieffen siehet man, Von goͤttlichen Verstand in seinen Werken an, Welch Menschen Wiz darf sich in Kuͤhnheit unter- winden, Der Weisheit tieffes Meer im Schoͤpfer zu ergruͤn- den! Wir Die Weisheit GOttes. Wir wenden Ehrfurchts-voll dahin des Geistes Blik, So oft als wir das thun, so bringen wir zuruͤk, Den praͤchtigen Begrif von den erhabnen Groͤssen, Die in den Werken nicht vollkommen zu ermessen, Vielweniger wird man die grosse Majestaͤt, Des Schoͤpfers aller Ding, die sich vor uns er- hoͤht, Und seiner Weisheit Licht allhie vollkommen fassen, Drum will ichs auch diesmahl bei dem Bewundern lassen. Die Die Demuth gegen GOtt und Menschen. Die Demuth gegen GOtt und Menschen. W er sich wird recht kennen lernen, Kan sich von dem Stolz entfernen, Der den eitlen Sinn betriegt, Und mit leeren Wind vergnuͤgt. Die sich gros und herrlich achten, Durchs Vergroͤßrungs-Glas betrachten, Lieben nur den blossen Schein, Weil sie Selbstbetrieger seyn, Sie sind gros in ihren Augen, Wenn sie oft nichts werth, nichts taugen. M enschen die die Warheit lieben, Werden sich auch fleißig uͤben, Jn der Demuth, auf der Welt, Da man sich nicht hoͤher haͤlt, Als man ist, und was wir haben, Sind ja alles GOttes Gaben, Wer nun blos von Gnade lebt, Und doch sein Verdienst erhebt, Der giebt gnugsam zu verstehen, Daß er sich noch nicht besehen. D emuth ist die schoͤne Tugend, Die das Alter und die Jugend, Alle Menschen herrlich schmuͤkt: Wer nur auf sich selbsten blikt, Und Die Demuth Und den Ursprung recht erweget, Von dem was er an sich heget, Und was sich ihm herrlich zeigt, Sich mit GOttes Groͤs vergleicht: Der wird also bald erkennen, Daß er Staub, ja nichts zu nennen. D emuth muͤssen wir beweisen, Dem, den wir als Schoͤpfer preisen, Wenn man GOttes Hoͤh bedenkt, Und auf sich sein Auge lenkt; So wird unser Herz gleich finden, Man darf sich nicht unterwinden, Vor dem Hoͤchsten zu erhoͤhn, Weil wir blos durch ihn bestehn, Dies Erkenntnis muß uns lehren, Jhn allein, nicht uns zu ehren. W enn wir GOttes Groͤs empfinden, Wird uns solche gleich verbinden, Daß wir in der Niedrigkeit, Ehren die Vollkommenheit. Wir sind klein, wir sind geringe, Er ist HErre aller Dinge, Wer die Warheit recht erkennt, Wird demuͤtig nur genennt: Wer dies alles wird erwegen, Muß vor GOtt im Staub sich legen. M erket dies ihr stolzen Seelen, Wenn ihr wolt die Demuth waͤhlen: Drehet euren eitlen Sinn, Nur auf GOttes Hoheit hin; Hal- gegen GOtt und Menschen. Haltet, was ihr seid dagegen, Merkt wie viel ihr koͤnnet waͤgen, Wenn ihr seine Majestaͤt, Und euch nur dagegen seht, Da muͤßt ihr dies selbst bekennen, GOtt sey groß, ihr nichts zu nennen. M enschen sind wie nichts zu achten, Wenn wir uns nur recht betrachten; Wenn uns GOttes ewge Macht, Nicht aus Guͤt herfuͤrgebracht, Waͤren wir auch nicht vorhanden, Durch ihn sind wir nur entstanden. Menschen haben gleichfals nichts, Ohne ihm den Brun des Lichts, Und womit sie herrlich prangen, Haben sie von ihm empfangen. W enn man nach der Warheit denket, So sind wir, was GOtt uns schenket, Auch so gar nicht einmahl werth, Weil uns die Erfahrung lehrt, Daß wir nach dem eitlen Trachten, Unsers Schoͤpfers Huld verachten, Und uns nicht mit Ernst bemuͤhn, Suͤnd und Lastern zu entfliehn, Sondern ihn bei seinem Lieben, Nur um so viel mehr betruͤben. W enn ihr dieses uͤberleget, Was vor Greul ihr in euch heget, Stolze Kinder der Natur; So bringt euch das auf die Spur, Wie Die Demuth Wie ihr solt in Demuth handeln, Ehrerb i etig vor GOtt wandeln, Weil ihr selbst muͤßt eingestehn, Das nichts an euch, welches schoͤn: Was wolt ihr euch doch erheben, Bei dem schnoͤden Suͤnden Leben? M enschen die sich elend nennen, Und aus Herzensgrund bekennen, Daß ihr Thun nur boͤse sey, Und ihr Gutes Heuchelei Die da sehn daß sie beladen, Mit so schweren Suͤnden-Schaden, Finden bei des Hoͤchsten Gnad Fuͤr die arme Seele Rath, Da der Herr ein Herz ansiehet, Das des Geistes Hochmut fliehet. G egen GOtt demuͤtig heissen, Und sich nicht dabei befleissen, Dieser Tugend, vor der Welt, Jst was ihm auch misgefaͤllt; Wer den Schoͤpfer ehrt und liebet, Und die Kreatur betruͤbet, Durch Verachtung und durch Stolz, Gleichet einem faulen Holz Das zwar scheint und doch nicht brennet, Schein und Seyn in sich zertrennet. W o das Selbsterkenntnis wohnet, Und im Herzen Tugend thronet, Aeusert sich Leutseeligkeit, Demuth und Bescheidenheit; Wenn gegen GOtt und Menschen. Wenn wir uns als Menschen kennen, Sind wir alle gleich zu nennen; Von Gebuhrt ist keiner mehr, Jeder stammt von Adam her, Alle muͤssen auch zur Erden, Jn dem Tode wieder werden. W er dies nach Vernunfft erweget, Nach der Schrifft auch uͤberleget, Auf des Heilands Beispiel schaut, Und desselben Lehre traut, Muß den stolzen Sin bequemen, Demuth herzlich anzunehmen; Da wir, wenn mans recht bedacht, Von GOtt alle gleich gemacht; Ob wir gleich dabei hienieden, Nach den Staͤnden unterschieden. J n der Welt sind viele Seelen, Die sich Demuth auserwaͤhlen, Aber doch nur insgemein, Dieser Tugend aͤusren Schein: Das sind die, die sich tief buͤkken, Jn dem Lauf der Zeiten schikken Die im Herzen sehr aufschwelln, Und in Mienen sich verstelln, Die sich nur demuͤthig zeigen Daß sie desto hoͤher steigen. A ndre die am Staube kleben, Und stets niedertraͤchtig leben, Meinen daß der Demuth Art, Sich mit ihren Sinn verpaart, Dritter Theil. H Da Die Demuth Da sie doch sich blos befleissen, Niedertraͤchtig nur zu heissen: Diese Niedertraͤchtigkeit, Jst ohn allen Wiederstreit, Von der Demut weit entfernet, Die man von dem Heiland lernet. D emuth gegen andre zeigen, Heist also nicht blos sich neigen, Wie die Hoͤfligkeit verlangt, Die mit leeren Scheine prangt, Es heist nicht sich selbst verachten, Nur nach Schmuz und Einfalt trachten Nein! ein tugendhaffter Mann Sieht den Werth von andern an, Trachtet ohn sich zu verletzen, Jedem nach Verdienst zuschaͤtzen. E r kennt sich nach seinem Stande, Lebet im Gesellschaffts-Bande Wie die Vorsehung es fuͤgt, Und ist mit dem Stand vergnuͤgt, Den dieselbe ihm gegeben, Und dahin geht sein Bestreben, Daß er in der Demuth treu, Und der Welt recht nuͤzlich sey: Er wuͤnscht auch nicht mehr zu haben, Und sein Pfund nicht zu vergraben. H at die Vorsicht ihn erhoben, Daß ihn alle Menschen loben, Mit Ehrfurcht gebuͤkt ansehn, Laͤsset er das zwar geschehn: Aber gegen GOtt und Menschen. Aber es geht sein Bemuͤhen, Auch dahin den Stolz zu fliehen, Der die sonsten schwindelnd macht, Die sich in die Hoͤh gebracht Demut zeigt mit gleichen Mienen, Hoch und Niedrige zu dienen. D emut liebt der Ordnung Sitten, Und wird um den Rang gestritten, Nimmt sie keine Stelle ein, Der sie nicht kan wuͤrdig seyn, Soll sie ja dem Stolze weichen, Thut sie dieses ohn Erbleichen, Ohn Verdrus der solche plagt, Die ein hoher Siz behagt, Sie erkennt daß Ehre Schatten, Damit sich die Koͤrper gatten. D emut pflegt die nicht zu schelten, Die vielmehr als sie selbst gelten, Goͤnnet andern ihre Zier, Und stellt sich im Herzen fuͤr, Daß oft andre auf der Erden, Koͤnnen nuͤzlich, heilsam werden, Und daß Ehre, Wuͤrde, Stand Nicht allzeit dem zu erkannt, Der mit groͤssern Gaben pranget, Als man selbst von GOtt erlanget. D emut aber kan nicht schmeicheln, Noch als die Schmaruzzer heucheln, Sie giebt jedem nach Gebuͤhr Seine Ehre, seine Zier H 2 Da Die Demuth Da sie sich nicht selbst erhebet, Noch nach hoͤhern Stuffen strebet, So legt sie aus Schmeichelei, Auch nicht einem andern bei, Was ihm nicht mit Recht gehoͤret, Wenn sie sein Verdienst verehret. W er dem Schoͤpfer will gefallen Fuͤhre sich in seinem Wallen, Jn dem ganzen Lebenslauf Nach der Demut Vorschrift, auf, Weil der Himmel den erhebet, Der in wahrer Demut lebet: Denn die schoͤne Ehrenkron, Jst der aͤchten Demut Lohn Welche GOtt demselben schenket Der sein Nichts stets wol gedenket. E in demuͤtiges Betragen, Macht uns frei von vielen Plagen, Womit sich der Mensch beschwert, Der sein Herz zum Hochmut kehrt, Wer da will vergnuͤget leben, Muß der Demut sich ergeben, Weil die Tugend GOtt, der Welt, Jn dem aͤchten Glanz gefaͤllt, Weil sie vielen Vortheil bringet, Und ihr Thun auch woll gelinget. D emut kommt in Gluͤkkes-Spiele Viel geschwinder auch zum Ziele, Als der Stolz der sich nicht kennt, Und durch krumme Wege rennt. Wer gegen GOtt und Menschen. Wer nach Ehre keichend jaget, Blindlings waͤhlet, alles waget, Koͤmmt oft, wenn der Othem kurz, Ubereilt zum Fall und Sturz, Da die Demut langsam eilet, Der man Kron und Preis zutheilet. M enschen! die ihr Staub und Erden, Lernet doch demuͤtig werden: Christen! auf der Tugend Bahn, Sehet euren Herzog an, Folget als des Geistes Tempel Nach, dem reizenden Exempel, Der getreue Seelen Hirt, Der als Hoͤchster niedrig wird, Lehret euch ihm nachzugehen, Wenn ihr ihn wolt herrlich sehen. H 3 Der Der thoͤrigte Hochmuth. Der thoͤrigte Hochmuth. Spruͤchw. Sal. XXX. 13. Es ist eine Art die ihre Augen hoch traͤgt, und ihre Augenlieder empor haͤlt. D er Mensch, der arme Mensch der Staub und Asche ist, Und seine Nichtigkeit an sich, an andern ließt, Der Wurm, der Madensak ist oft so aufgeblasen, Daß er nichts als nur Wind haucht aus den hohlen Nasen. Der ungestuͤme Stolz wird billig ausgelacht, Der seine Nichtigkeit zu einer Gottheit macht, Er ist den Voͤgeln gleich, die in dem Pfuͤzen leben, Und mit verwegnen Flug sich in die Hoͤhe heben. So bald ein solches Thier, aus seinem Schlamme fleugt, Wird es doch wiederum in seinem Koth gebeugt, Jndem es sich erhebt, mit schwingenden Gefieder, Faͤllt es nur tieffer drauf in seine Pfuͤze wieder: So gehts dem Stolzen auch mit seiner Einbildung, Sein aufgeblasner Schwung macht keine Aen- derung Von seinem Element, er bleibt was er gewesen, Und laͤst der klugen Welt, nur seine Thorheit le- sen. Die allgemeine Quell, woraus der Hochmut fleust, Wor- Der thoͤrigte Hochmuth. Woraus der Laster Schaum der uns beschmizt, sich geust, Jst unsre Eigenlieb, die uns mit Wind aufschwel- let, Und vor der Einbildung Vergroͤßrungs-Spiegel stellet. Ein Mensche der ihr folgt, und ihrer Stimme hoͤrt, Wird durch dem Selbstbetrug in blinden Wahn be- thoͤrt, Er sieht sich darum an, daß er will gros erscheinen, Und darum sind wir gros, weil wir es albern mei- nen. Der Eigenliebe Brut, der Stolz der uns erhebt, Zeigt sich auf manche Art, nachdem der Mensche lebt, Jn Gluͤk und Ungeluͤk. Wenn er im Gluͤkke gruͤnet, Will er ein Abgott seyn, dem alle Welt bedienet. Lebt er im Gegentheil durchs Schiksal in dem Staub, So schmeichelt ihn der Wahn, des Herzens blinder Glaub, Er muͤste herrlich seyn, wenn in der Welt die Eh- re, Jedweden nach Verdienst, nur ausgetheilet waͤre. Das Gute was er hat, ist es gleich nur sehr klein, Muß doch viel groͤsser noch, als bei dem andern seyn. Und die Geschiklichkeit, die Vollenkommenheiten, Die koͤnnen gegen das, was er hat nichts bedeuten. Jst mit den Hochmuths-Sinn der Unverstand ver- paart, So bruͤstet sich ein Mensch nach stolzer Pfauen Art, Er siehet sich nur an, er pocht auf seine Gaben, H 4 Und Der thoͤrigte Hochmuth. Und denkt daß keine mehr, die solche gleichfals ha- ben. Er ist allein nur gros, und einen klugen Mann, Sieht er mit seinem Aug, als einen Thoren an. Er suchet dessen Glanz und Ansehn zu verdunkeln, Warum? denn seine Sonn, soll nur alleine fun- keln. Ein eingebildter Thor, ein albern Gernegros, Giebt seinen Hochmuths-Sinn in seinen Reden blos, Er prahlet stets von sich, und seinen Heldenthaten, Was andre ja gethan, ist allmahl schlecht gera- then, Er goͤnnet keinem Ehr, dieweil er albern glaubt, Der Ruhm, das Lob, die Ehr, die wuͤrde ihm ge- raubt, Die Fremden zugetheilt. Er sucht ihr Thun zu ta- deln, Damit er sein Verdienst koͤnn desto hoͤher adeln. Er glaubet daß er koͤnn, durch tadelndes Bemuͤhn, Den andren ihren Ruhm, mit seiner Zung entziehn, Und was er klein gemacht, das muͤste ihn vergroͤs- sern, Des andern Flekkenmahl, das muͤste ihn verbes- sern. Der seinen eitlen Stolz auf diese Art verraͤth, Und unverschaͤmter Weiß sein eignes Thun erhoͤht, Will sich vor aller Welt, ansehnlich, herrlich ma- chen, Und macht, daß alle Welt muß seinen Stolz be- lachen. Wer noch ein Quentlein Wiz, bei seinem Hochmut hegt, Und was sich schikt, bedenkt, was ungereimt erwegt, Prahlt Der thoͤrigte Hochmuth. Prahlt in den Worten nicht, laͤst aber seine Hoͤhen, Die in dem Herzen sind, an seiner Stirne sehen. Er sieht mit Sproͤdigkeit, recht schnoͤde iederman, Und andrer Werth, wie nichts bei seiner Hoheit an; Er rede was er woll er zeigt ein hoͤnisch Wesen Jn allen seinen Thun, und daraus ist zu lesen, Daß ihm ein eitler Dunst, die Schedel angefuͤllt, Und aufgeblasner Stolz das Augenlicht verhuͤllt. Ein andrer der da gros, und dem der Schmeichler Loben, Bis an das Fixgestirn der Himmels-Buͤhn erhoben, Duͤnkt sich nunmehr gewis, bei dem erlognen Schein, Er muͤste andrer Art, als andre Menschen seyn, Er glaubet daß er zwar, als wie ein Mensch ge- bohren, Doch auf der Erde schon, zum Engel auserkohren. Der dritte dem Gebuhrt in hohen Stand versezt, Meint daß der Ahnen Schild dadurch auch wuͤrd verlezt, Wenn er die Niedrigen, als seines gleichen achte, Und Menschen das sie sind, als Menschen nur be- trachte. Was ihm das Gluͤk gegoͤnnt, und die Gebuhrt ge- bracht, Wird von ihm nicht erwegt, und als ein Gluͤk be- dacht, Er meint das sey ein Gut, das er durch sich erlan- get Ob er gleich in der That mit einem Glanze pran- get, Der nur erborget ist, und seiner Anherrn Ruhm, Macht er aus stolzen Sinn zu seinem Eigenthum. Was durch das Herz erlangt der Heldenmuͤtgen Ah- nen, H 5 Sieht Der thoͤrigte Hochmuth. Sieht er aus Hochmuth an, als seine Ehrenfah- nen. Wer viele Thaler zaͤhlt, die ihm das Gluͤk be- schert, Wird durch die Einbildung gar oͤfters auch be- thoͤrt, Daß er drum besser sey, als andre dem das fehlet, Was ihm nicht nuzbar ist, womit der Geiz sich quaͤlet. Er bruͤstet sich damit, und glaubet daß das Geld, Der wahre Adel sey in dieser Unterwelt, Wenn er von andern hoͤrt, der reich an Tugend glaͤnzet, So ist sein Werth ihm Nichts, wenn ihm kein Silber kraͤnzet. Es ist ein schlechter Mensch, wenn er auch noch so gros, Warum? er hat kein Geld, ist duͤrftig, Arm und blos, Das blinzende Metal, die Gold und Silbermi- nen, Die muͤssen ihm allein, zu einem Ansehn dienen, Dieweil er solche hat, damit stolziret er; So viele Kasten voll, so viel gilt auch die Ehr, Die einer haben kan, und der ist eingebildet, Wer nicht also wie er, mit Schaͤzen uͤberguͤldet. Und jener bildet sich auf seinen Schmuk was ein, Er glaubet daß er koͤnn vor andern herrlich seyn, Wenn er den Taugenicht in schoͤne Kleider huͤllet, Und seinen leeren Kopf mit Hochmuts-Winde fuͤl- let. Ein koͤstliches Gewand, das nett am Leibe sizt, Mit Golde ausgebraͤmmt, und das von Perlen blizt, Ver- Der thoͤrigte Hochmuth. Vergnuͤget seinen Sinn; so bald er auf den Gassen, Die Narheit durch das Kleid so prahlend schim- mern lassen, Traͤumt ihm er sey nun gros, obgleich die Niedrig- keit, Jhm als der Schatten folgt, bei seinem guͤldnen Kleid. Er bruͤstet sich damit, und denket nicht darneben, Daß Kleider, Geld und Gut noch keinen Vorzug geben. Die Tugend nur allein, und deren innrer Werth, Verdient den Vorzug nur, wie die Vernunft uns lehrt. Die Nullen gelten nicht, wenn wir davor nicht Zahlen, Mit ihrer Guͤltigkeit, in gleicher Reihe mahlen; Jhr Tohren! merket dies, und daͤmpft das stolze Blut, Das alles was ihr habt, ist nur erborgtes Gut. Ein jeder wer er ist, ist darnach nur zu schaͤzzen, Was ihm vor andern kan, im wahren Vorzug sezzen. Die Tugend, der Verstand und die Geschiklichkeit, Die machen uns nur gros, ohn allen Wiederstreit, Und wer dieselbe hat, der hat des Hoͤchsten Gaben, Die wir doch nicht zum Stolz, von ihm empfangen haben. Bedenket euer Nichts und nehmt den Spruch in acht: Der Schoͤpfer hat uns hier ja alle gleich gemacht, Der Schein der uns hier folgt, in unvollkomnen Leben, Wird uns in jener Welt gar keinen Vorzug geben. Jhr die ihr euch aus Stolz, mit leeren Wind auf- blaͤht, Bedenkt, wie es dem Frosch dort beym Aesopus geht, Er Der thoͤrigte Hochmuth. Er paustet, macht sich gros, es plazzet seine Lunge; Wie gings dem Jcarus Die Fabelgeschichte der Heiden meldet von dem J- carus, daß er sich auf die waͤchsernen Fluͤgel, die ihm sein Vater Dedalus gemacht, verlassen, und damit zu hoch geflogen, daß dieselben zerschmolzen, und daß er in das Meer gefallen, welches nachdem das Jcarische Meer genennet worden. der sich zur Sonnen schwunge, Und da der heisse Brand der Fluͤgel-Wachs zer- schmelzt, Sich in dem tieffen Meer mit Schimpf und Spot- te welzt: So gehts dem Stolzen auch, die durch das Stei- gen sinken, Und vor der Welt zum Spot als Gluͤkkes-Kruͤppel hinken. Der Hochmut kommt zum Fall, das sagt die heil- ge Schrift, Und die Erfahrung lehrt, daß solches gnug eintrift, Wer wie ein Lucifer im Hochmut sich versteiget, Wird in die tieffe Hoͤll wie er verdient, gebeuget. Ein Ein um ein Licht flatterndes Nacht-Eulchen. Ein um ein Licht flatterndes Nacht-Eulchen. J ch saß bei spaͤter Abends-Zeit, und dach- te nach was ich gelesen, Von einer losen Spoͤtter Zahl, die sich bemuͤht das hoͤchste Wesen, Das unergruͤndlich, zu ergruͤnden. Jch dachte was ist doch der Wiz, Den diese spizzen Koͤpfe haben, den sie misbrau- chen, ihnen nuͤz? Die Dreistigkeit ist gar zu gros, wie werden sie dereinst verstummen, Beim hellen Licht der Ewigkeit. So dacht ich da ein schnarrend Summen Ein Thiergen mich im Denken stoͤhrte. Jch sah in einer stillen Ruh, Es um das Licht so emßig flattern, und seinen lust- gen Spruͤngen zu, Es flog bald hin, bald wieder her, als wolt es mit dem Lichte streiten, Jch dachte du wirst dir gar bald zur Straf ein bren- nend Bad bereiten, Es kam auch, wie ich eben dachte, es kam dem Lich- te viel zu nah, Und da es sich daran verbrennet, und seine Fluͤgel schmelzen sah, Fiel es als todt mir auf das Buch, das Aberwiz hat ausgehekket, Das Ein um ein Licht flatterndes Nacht-Eulchen. Das flatterhafte Thier lag da mit seinen Fuͤsse aus- gestrekket. Du hast den rechten Ort erwaͤhlet, sprach ich, denn dieser Flatter Geist, Jst schoͤn mit dir drin zu vergleichen, du warest bei dem Licht zu dreist Und dieser blinde Aberwiz will GOttes Licht voll- kommen kennen Er waget auch wie du zu viel, er wird die Fluͤgel auch verbrennen Ein Spoͤtter der im Finstern tappet, will GOttes Licht zu nah besehn, Er brummet um der Warheit Kerze und will den Wiz zu sehr erhoͤhn. Er will das helle Wort der Schrift mit seiner Un- vernunft bekriegen, Doch wenn er lang genug gesumßt, gehts ihm wie solchen Flatter-Fliegen, Die Dreistigkeit wird ihm vergolten, und seine Blindheit wird bestraft, Wenn ihn ein schroͤkliches Gerichte ins ewge Feur der Hoͤllen raft. Dank- Danksagung fuͤr die goͤttlichen Wolthaten. Danksagung fuͤr die goͤttlichen Wollthaten in einer freien Uebersezung des hundert und fuͤnf und dreißigsten Psalms. v. 1. L obt des Hoͤchsten Herrligkeit, seiner Gott- heit ewge Macht, Seine wunderbahre Guͤt, seiner Weis- heit lichte Pracht, Lobt ihr Knechte euren GOtt, preiset die ihr seid sein Saamen, Seinen hocherhabnen Ruhm, seinen majestaͤtschen Nahmen. 2. L obt den HErrn alle Zeit, die ihr steht im Hei- ligthum, Und verkuͤndigt ihm der Welt, die ihr seid sein Ei- genthum, Laßt durch eurer Lieder-Thon, Tempel und des Vor- hoffs Hallen, Von des Hoͤchsten Herrligkeit, immer freudig wie- derschallen. 3. L obt ihn weil er freundlich ist, und uns seine Guͤtigkeit, Jn dem Reiche der Natur, in dem Gnadenreich an- beut, Sin- Danksagung fuͤr die goͤttlichen Wolthaten. Singet ihm zu seiner Ehr, immer suͤsse Andachts- lieder, Denn er laͤst sich ja mit Lust wiederum zu uns her- nieder. 4. E r hat Jacob auserwaͤhlt, der da war sein treu- er Knecht, Er erkießt zum Eigenthum Jsrael und sein Ge- schlecht, Alle die den Jacob gleich, ob sie schon nicht sind gebohren, Aus dem Stamm des frommen Knechts, hat er sich zum Volk erkohren. 5. D aß der Hoͤchste warlich gros, weis man aus Natur und Schrift, Wo man Zeugen seiner Macht allenthalben gnug antrift, Er ist einzig unser HErr, und der Heiden blinde Goͤzen, Die ein eingebildtes Nichts, sind daher wie Nichts zu schaͤzen. 6. W as sein Wille nur gebeut, was und wie er etwas spricht, Steht im Augenblikke da, alles was er will ge- schicht, Jn dem Himmel auf der Erd, in den regen Meeres- Wellen Jn der Tieffen duͤstren Schlund, muß sich alles gleich darstellen. 7. Danksagung fuͤr die goͤttlichen Wolthaten. 7. E r erregt der Wolken Dunst, der aus jeder Gegend zieht, Und durch seinen Wink bewegt, wo er will, so gleich hinflieht, Er schaft den entglomnen Bliz, und den Tropfen- reichen Regen, Aus der tief verborgnen Klufft, kan sein Wink den Wind bewegen. 8. A ls ein starker Zebaoth macht er sich Egypten- land, Durch die Wundervolle That in dem Untergang be- kand: Da sich alle Erstgebuhrt von den Menschen, von den Thieren, Muste gleich in einer Nacht, auf der Allmacht Wink verliehren. 9. S eine Macht Egyptenland! daͤmpfte deine Ra- serei, Und brach Pharao Genik und der Knechte Hals entzwei, Woltest du in deinem Stolz, nicht vor ihm gehorsamst weichen, So erschrakst du vor die Krafft seiner grossen Wun- derzeichen. 10. G ros ist seine Majestaͤt, die die maͤchtgen Hel- den schlaͤgt, Dritter Theil. J Und Danksagung fuͤr die goͤttlichen Wolthaten. Und der Voͤlker grosse Macht, in dem Staub zu Boden legt, Die der Koͤnige zertritt, daß sie gleich zu seinen Fuͤs- sen, Jn der blassen Ohnmacht todt, und entseelet liegen muͤssen. 11. S ihon der die Amoriter, als ein Koͤnig hat re- giert, Och der uͤber Basan herscht, haben seine Macht ver- spuͤrt, Was in Lande Canaan sonst vor Koͤnige zu le- sen, Alle sind verheert, vertilgt, durch sein Allmachtsvolles Wesen. 12. E r ist der dies Seegensland, wo die Milch der Nahrung fleußt, Wo der suͤsse Honig-Strom zur Ergoͤzung sich er- geust, Seinem Volke ausgetheilt, als ein Erbtheil einge- geben, Denen die von Jsrael, als des Hoͤchsten Kinder le- ben. 13. H Erre! deines Nahmens Ruhm daurt in alle Ewigkeit, Das Gedaͤchtnis deiner That das vergeht, zu keiner Zeit Wenn die Welt gleich untergeht, so wird das doch nicht vergehen, Es Danksagung fuͤr die goͤttlichen Wolthaten. Es bleibt HErre fuͤr und fuͤr! so wie du ohn Ende stehen. 14. D u beherrschest HErr! dein Volk, du regierst mit Licht und Recht, Ueber diese grosse Welt, uͤber deines Knechts Ge- schlecht; Du laͤßt deine Gnaden-Sonn, wenn wir in den Finstern weinen Deinen Knechten wiederum, in verklaͤrten Glanze scheinen. 15. W as sind die, der Heiden Volk, von den fal- schen Wahn bethoͤrt, Anstat eines wahren GOtts, als die blinden Goͤzen ehrt? Bilder die aus Silber, Gold von der Menschen Hand gegossen, Und ein blinzendes Metal in dem Schmelztopf so geflossen. 16. D iese Bilder von Metal sind mit einem Maul versehn, Aber man vernimmt doch nie in denselben ein Ge- thoͤn, Das der Rede gleichen kan, und die eingegoßnen Augen, Sind zwar da, die aber blind, und gar nichts zu se- hen taugen. J 2 Ohren Danksagung fuͤr die goͤttlichen Wolthaten. 17. O hren sind daran geschnizt, aber was man zu sie spricht, Wenn man gleich recht hefftig schreit, hoͤren sie doch gleichfals nicht. Sie sind Bilder ohne Geist, ohne Othem, ohne Le- ben, Denn ihr aufgespeertes Maul, kan auch keinen Hauch ausweben. 18. S o blind und so taub und toll sind die, die sich unterstehn, Ein solch nichtig Goͤzenbild aus Metal, Holz, Thon zu drehn, Und die auf ein todtes Werk ihre Huͤlf und Hoff- nung sezen, Sind nicht hoͤher als Metal, als ein dummer Kloz zu schaͤzen. 19. L obe du den rechten HErrn, preise ihn von gan- zer Seel, Du erleuchtetes Geschlecht aus dem Hause Jsrael! Lobet ihr den wahren GOtt, die ihr ihm in Heil- gen dienet, Und aus Aarons Stamme seid, der mit Seegens Mandeln gruͤnet. 20. L obet doch den grossen HErrn, die ihr euch Levi- ten nennt Singet ihn mit euer Stimme, da ihr seine Hoheit kennt, Jhr Danksagung fuͤr die goͤttlichen Wolthaten. Jhr die ihn mit Furchten liebt, lobet ihn aus Her- zensgrunde, Preiset seine Herrligkeit, in den Werken, mit dem Munde. 21. G Ott der uͤber Zion wacht, sey von allen hoch- gepreißt, Der uns an der Seel, am Leib, taͤglich so viel guts erweißt, Halleluja sey der Thon der in Salems ewgen Mau- ren, Wo der Hoͤchste sichtbahr wohnt, muͤsse unaufhoͤr- lich dauren. J 3 Die Die Weisheit GOttes Die Weisheit GOttes bei denen un- terschiedenen Neigungen und Geschik- lichkeiten der menschlichen Ge- muͤther. O ! ewge Weisheit Quel! o Vater al- les Lichts, Ohn welchen Niemand was, ohn welchen wir sind nichts, Von welcher wir auch das, als lauter Gnaden-Gaben, Was an uns gutes ist, allein empfangen haben! Du hast durch deine Macht, den grossen Bau der Welt, Voll deiner Guͤtigkeit, uns Menschen dargestellt; Du hast durch dein Regiern, zu dem Gesellschaffts- Leben, Zu diesem Staat der Welt, die Mittel hergegeben. Und dies Gesellschafftsband ist hier im irdschen Reich, Dein weisestes Regiern fast unsern Koͤrper gleich, Der eine ist das Haupt, die sind die andren Glie- der, Das Haupt das nuͤzt der Hand, die Hand dem Haupte wieder, Die in der Niedrigkeit, die gleichen einen Fuß, Der bei denen unterschiedenen Neigungen. Der Haupt und Haͤnden auch, viel Nuzen bringen muß, Wenn wir die Einrichtung, die von dir kommt be- denken So muß das Auge sich auf deine Weisheit lenken, Weil jeder Mensch der ist, von dir als Vater stammt; So hast du auch den Trieb, der in ihm brennt, entflammt. Der eine fuͤhlet Lust zu denen Wissenschafften, Er spuͤrt Gedaͤchtnis, Wiz, die in der Seele haf- ten, Es wohnt in ihm ein Licht, ein goͤttlicher Ver- stand, Bei andern eine Kraft, die Urtheils-Kraft ge- nannt. Der eine fuͤhlet Lust, zu einem frommen Wissen Der Gottsgelehrsamkeit, der andre ist befliessen, Die Rechte zu verstehn, da die verdorbne Welt, Das nur als Recht annimmt, was ihren Sinn ge- faͤllt: Der dritte spuͤrt den Trieb in der entflammten See- len, Den Menschen beizustehn, die sich mit Krankheit quaͤlen. Der ist begierig nur nach der Gelehrsamkeit, Die uns durch die Vernunfft, der Erdenbau an- beut, Der andre findet nur sein inniges Vergnuͤgen, Wenn er mit seinen Wiz kan zu den Sternen flie- gen. Den treibet die Natur das Feld zu messen an, Und jenen leitet sie auf eine andre Bahn, J 4 Jn Die Weisheit GOttes Jn der verborgnen Kluft, in tief verstekten Schluͤn- den, Die Wunder der Natur zu forschen, zu erfinden. Der forschet in dem Staub, und wuͤnschet einen Ruhm, Wenn er die graue Zeit, das finstre Alterthum, Und ihre Lebensart, mit innigen Ergoͤzzen, Aus ihrer Finsternis kan in ein Licht versezzen. Und jener merkt den Trieb, und will sich nur er- waͤhln, Zu seiner Wissenschaft, was die Geschicht erzaͤhln, Er findet seine Lust, wenn er nur kan erfahren, Was merkenswuͤrdig ist, in dem verfloßnen Jah- ren. Ein andrer wiederum sind sein Vergnuͤgen dran, Wenn er die Zung und Sprach der Voͤlker lernen kan, Die Sprachen drin der Geist, die Warheit aufge- schrieben, Davon die heilge Schrift zum Denkmal uͤbrig blie- ben. Ein fast verborgner Zug lenkt dieses, jenes Sinn, Jm Reich der Wissenschaft, bald hie und bald da- hin: Denn keiner kan es nicht, zugleich in allen Din- gen, Zu der Vollkommenheit in seinen Wissen bringen. Der Dinge Mannigfalt, wird so recht ausgeuͤbt, Jn dem der eine dies, der andre jenes liebt, Wie der Naturtrieb zeigt, woraus auch zu erken- nen, Wie weise unser GOtt auch hierin sey zu nennen. Er theilt die Gaben aus, wie es ihm wollgefaͤllt, Giebt einem Faͤhigkeit, wozu er ihm bestellt, Des bei denen unterschiedenen Neigungen. Des einen Wiz zeigt sich in einem scharfen Denken; Der kan des Geistes Aug auf kleine Puncte lenken, Der andre sieht das nicht, und kan doch, ob er klein, Zu einem andern Stuͤk, der Welt sehr nuzbar seyn. Der hat des Geistes Kraft die Warheit zu erfinden, Ein andrer das Geschik sie kuͤnstlich zu verbinden, Der dritte Faͤhigkeit daß er sie mache kund, Mit einem fliessenden und woll beredte n Mund. Und wer sich darin uͤbt, was ihm zum Pfund ge- geben, Der kan der Welt zum Nuz, und sich zum Vortheil leben, Ach! folgte jederman dem Triebe der Natur, Als einer sichtbahren und ihm gezeigten Spur; So waͤren in der Welt, so viele nicht zu sehen, Die ihrem Stande nicht, wie sichs gebuͤhrt, vor- stehen Die Welt der grosse Staat, erfordert manchen Stand, Wie jedem der sie kennt, von selbsten ist bekant; Der Laͤnder Wollfahrt ruht auf unterschiednen Saͤulen, Der Flor des Staats besteht, aus gar verschiednen Theilen: Soll steter Ueberflus in einem Reiche bluͤhn; So muß der eine sich, der andre so bemuͤhn. Es wird die Handelschaft mit Tuͤchern und Gespin- ste Erfodert, und darzu gehoͤrt der Fleis der Kuͤnste, Und der Handthierungen, und die sind mannigfalt Nach ihrer inren Art, Beschaffenheit, Gestalt. Wer kan die Kuͤnste all, und die Gewerbe zaͤhlen Die diese sich erkohrn, die jene sich erwaͤhlen? J 5 Die Die Weisheit GOttes Die Mannigfaltigkeit entsteht doch blos daher Aus unterschiedner Lust; wenn gleiche Neigung waͤr, Zu einem einzgen Zwek so muͤst der Staat verge- hen, Dieweil kein Koͤrper kan aus einem Glied bestehen. Es muͤssen Augen, Ohr und Haͤnde, Leib und Bein, Gelenke, Nerven, Blut und Sehnen daran seyn: So wird zu einem Staat, auch mancherlei gehoͤ- ren, Wenn sich desselben Flor, soll immerhin vermehren. Was waͤre unser Leib, wenn alle Glieder, Hand, Wie stuͤnd es um die Welt, wenn darin nur ein Stand, Wie weislich hat also der Hoͤchste es gefuͤget, Daß einem diese Kunst, dem andern das vergnuͤ- get? Die Triebe der Natur sind also mancherlei, Das zeiget uns genug, wie er Allweise sey, Und wie er unsre Welt durch menschliche Anstal- ten, Durch ein Gesellschafts-Band woll unverruͤkt er- halten. Und dieses Mannigfalt verschiedner Lebens-Art, Wird zum gemeinen Nuz aufs herrlichste verpaart: Wer sein Geschaͤfte treibt, es sey auch was es wolle, Wenn es nur nuͤzlich ist, der spielet seine Rolle, Und ist ein brauchbar Glied in diesem grossen Staat, Den eine weise Macht so eingerichtet hat. Es muß das Mannigfalt seyn in dem Staat der Erden, Der eine kan hiezu, der da gebrauchet werden, Wie ers Geschikke hat, und wie er solches uͤbt, Was bei denen unterschiedenen Neigungen. Was ihm die Vorsehung zum Pfunde uͤbergiebt. O Menschen! lernet doch, das weiseste Regieren, Wie es bald hie bald da, aufs deutlichste zu spuͤren. Folgt euren Triebe nach, der im Gemuͤte glimmt, Und denkt daß GOtt euch hat zu diesem Ziel be- stimmt, Dazu ihr Lust, Geschik um, in und an euch mer- ket, Wer diesem Triebe folgt, ihn durch die Uebung staͤrket, Der wird zulezt ersehn, wie das vom statten geht, Dahin sich das Gemuͤt mit seiner Neigung dreht. Wer etwas unternimmt, dazu er nicht gebohren, Und etwas blindlings wagt, dazu er nicht erkoh- ren, Der gleichet einem der, dem Strom entgegen schwimmt, Und das, was er nicht kan, beschwerlich unter- nimmt. Die Weisheit will allhie, auch manche Staͤnde haben, Und darnach theilt sie aus, auch mannigfaltge Ga- ben. Wer wozu ungeschikt, verrichtet die Arbeit, Mit einer steten Plag, und mit Beschwerlichkeit, Und kommt doch nie recht fort, weil wahre Lust und Liebe, Zu einem Dinge fehlt, wo keine innre Triebe, Von der Natur da sind. Wer sich dazu gewoͤhnt, Wozu uns die Natur mit Gaben hat belehnt, Der bringt es darin weit. Wer Herze, Muth und Staͤrke, Der ist sehr wol geschikt zu einem solchen Werke, Das dieses haben will. Und das ist unsre Pflicht Die Die Weisheit GOttes Die Kraͤfte zu probirn. Der Schoͤpfer will das Nicht, Das wir mit Dingen uns, zu dem Verdrus der Seelen, Die uns unangenehm Zeitlebens aͤngstlich quaͤlen. Wo seine Weisheit sich vor andern sehen laͤst, Da sieht man oͤfters an, wie man die Menschen preßt, Zu einer Lebens-Art, die wieder ihren Willen. Wie manche laͤst sich nicht in eine Kappe huͤllen, Wie manche zwingt man nicht aus falscher Heiligkeit, Wird aus der Welt gebannt, der Keuschheit ein- geweiht, Da sie geschikter waͤr, zu einem freien Leben, Daß sie dem Manne wuͤrd zur Helferin gegeben? Wozu man keine Lust, das solte man nicht waͤhln, Sonst wird man allemahl, das beste Ziel verfehln, Das der uns hat bestimmt, der es zuvor gesehen, Ob wir dazu geschikt, daß er uns koͤnne erhoͤhen. Kein Stand der ist veracht, wenn er nur ehrlich heist, Darin man sich mit Treu, der Welt zum Nuz be- fleißt, Es koͤnnen alle nicht der Hoheit Scepter fuͤhren, Die Laͤnder dieser Welt mit ihren Wink regieren, Es muͤssen auch dabei die Unterthanen seyn, Der HErr macht reich und arm, er schaffet gros, und klein; Er macht die Wizzigen, er schaffet auch die Wei- sen, Auch die den Akker baun, darum ist er zu preisen, Als ein allweiser GOtt. Ach! sehe jederman Der Staͤnde Ordnung recht, wie sichs gebuͤhrte an, So wuͤrden wir die nicht, mit Sproͤdigkeit verach- ten, Die bei denen unterschiedenen Neigungen. Die wir als Niedrige nach ihren Stand betrachten, Es muͤssen solche seyn die Wissenschaften lehrn, Es muͤssen solche seyn, die Weisheits Lehren hoͤrn; Es muͤssen solche seyn, die feine Kuͤnste treiben, Es muͤssen solche seyn, die bei dem groben bleiben. Es fraͤgt sich noch dabei, wer mehrern Nuzzen schaft, Der mit des Geistes Wiz, der mit der Glieder Kraft: Ob der den Vorzug hat, den man als Kunstreich ehret, Vor dem der mit dem Pflug das Akkerfeld umkehret Drum wozu uns die Lust, die innre Neigung fuͤhrt, Den Stand erwaͤhle man, weil er uns gnugsam ziert. Der Schoͤpfer aller Ding hat das uns eingedruͤkket, Wer diesen Trieben folgt, der wird dadurch be- gluͤkket. Die Weisheit aͤusert sich in dem verborgnen Zug, Und wer derselben folgt, der handelt weis und klug. Die Welt braucht manchen Stand, die Weisheit die regieret, Macht das der Sin hiezu, der dazu Lust verspuͤret. Der Der eitle Gottesdienst. Der eitle Gottesdienst. M ensch! wilt du GOttes Diener heissen, Der sich bemuͤhet ihn zu ehren; So must du dich im Ernst befleissen, Dein Herz zu ihm hinauf zu kehren. Der Lippen aͤuserlich Bewegen, Der Zungen lallendes Gethoͤn, Gestimmet nach den Glokken-Schlaͤgen, Laͤßt nur die aͤusre Andacht sehn. Wilt du ein rechtes Opfer bringen, Das durch die Andacht angegluͤht, So sey dabei vor allen Dingen, Um ein gereinigt Herz bemuͤht. Wo Weirauch des Gebetes glimmet, Dabei das Herz vor Kaͤlte friert, Und wo der Mund ein Lied anstimmet, Das nicht des Glaubens Kraft gebiehrt, Da kanst du deinen GOtt nicht dienen. Du suͤndigest dadurch vielmehr Und schaͤndest durch verstellte Mienen, Des grossen Schoͤpfers heilge Ehr. Des Hoͤchsten ewge Gnade suchen, Um seine Huld erbaͤrmlich schrein, Den Naͤchsten wie ein Greul verfluchen, Stimmt nicht mit dem Verlangen ein. Den Hoͤchsten mit dem Lippen ehren, Wenn man in seinem Hause steht, Und ihm hernach den Ruͤkken kehren, Wenn man aus seinem Tempel geht, Das Der eitle Gottesdienst. Das heist ihn ehren mit den Haͤnden, Hingegen mit dem Herz, der That Jn seiner eignen Huͤtte schaͤnden. Wer seinem GOtt nur dient zum Staat, Weil es die Mode mit sich bringet, Und wer in seinem Heiligthum, Mit Seufzen blutge Haͤnde ringet, Verdienet auch sehr schlechten Ruhm. Die Einfalt meint ein blosses Lallen, Das seufzend geht, und klaͤglich klingt, Das koͤnn dem Hoͤchsten wollgefallen, Das sey ein Dienst der Seegen bringt. Sie glaubt wer in dem Tempel gehet, Jm heilgen Schlummer sich darstellt, Vom Anfang bis zum Ende stehet, Das sey ein Dienst der GOtt gefaͤllt: Betrogne Menschen! lernt erkennen, Das alles sey nur eitler Tand, Und noch kein Gottesdienst zu nennen, Wenn man sizt an der heilgen Wand. Wenn unbeweglich stille sizen, Ein Gottesdienst zu nennen waͤr, Wenns aͤusre ohne Herz koͤnn nuͤzen, Und daß des Allerhoͤchsten Ehr, Befoͤrdert wuͤrde, durch das Eilen Zu seines heilgen Nahmens Haus; So wuͤrden todte Bildersaͤulen (Denn diese kommen nie heraus) Mit ihren wollgeschnizten Mienen, Den Hoͤchsten mehr, als ihr verehrn, Und ihm vielmehr als Menschen dienen, Weil die dem Schein nach auch zuhoͤrn; Ob sie gleich nichts davon empfinden, Was Der eitle Gottesdienst. Was in dem Tempel wird gethan. Was hilft es wenn wir immer stuͤnden, Und hoͤrten einen Lehrer an? Wenn wir nicht in dem heilgen Leben Des Wortes Wirkung, dessen Kraft, Die Fruͤchte unsers Glaubens geben; So hat es keine Frucht geschaft. Und diente man GOtt durch das Singen, Durch einen aͤuserlichen Thon. So haͤtt der Orgeln helles Klingen, Jm Dienst euch uͤberwunden schon. Die uͤberstimmt mit ihren Roͤhren, Mit ihren Baß, Posaunen-Klang, Wenn wir sie in der Kirche hoͤren, Der Kehlen hellesten Gesang. Drum Menschen lernet besser denken, Den Schoͤpfer seine Zunge leihn, Das Herze auf das Eitle lenken, Jst nichts, als nur ein heilger Schein. Jacobus sagt wer GOtt verehret, Mit seinen Lippen blos allein, Und sich nicht von der Welt abkehret, Des Gottesdienst muß eitel seyn. Wer seinen Schoͤpfer will gefallen, Der diene ihm vom Herzengrund, Und mache durch der Zungen Lallen, Die Regung seines Herzens kund; Der lebe nach des Hoͤchsten Willen, Und suche seine Christenpflicht, Jn wahren Glauben zu erfuͤllen, Sonst achtet GOtt die Andacht nicht; Der bringe seine heilge Flammen, Nach loͤblich christlichen Gebrauch, Wenn sie aus wahren Herzen stammen, Jn Der eitle Gottesdienst. Jn einen heilgen Tempel auch, Der diene GOtt ja nicht zum Scheine, Weil er der Seelen Jnnres sieht, Der bete oͤffentlich, alleine Und sey in seinem Dienst bemuͤht; Der suche auch der Liebe Pflichten, Dem Naͤchsten, das ist jederman, Mit Redligkeit stets zu entrichten, Wie, wo und wenn er immer kan. Wer also lebt, und GOtt verehret, Jn Mienen, Worten und der That, Der ist, wie uns die Schrift selbst lehret, Ein Mensch der GOtt gedienet hat. Dritter Theil. K Das Das Gesez ein Spiegel Das Gesetz ein Spiegel des Selbsterkenntnisses. M ensch! wilt du dich recht kennen lernen, So muß das Blendglas sich entfernen, Daß deine Eigenliebe ehrt, Dahin sie stets die Augen kehrt. Du suchest dich gern zu vergroͤssern, Allein du wilt dich doch nicht bessern, Wer sich bemuͤht recht schoͤn zu seyn, Der muß nicht seine Flekken scheun. Wer seine eigne Fehler fliehet, Dieselbe blindlings uͤbersiehet, Behaͤlt ein flekkigt Angesicht, Und saͤubert sich vom Schmuzze nicht: Wer aber solche recht erweget, Bemerkt was er vor Maͤhler traͤget: Der bringt sich durch die Reinigung, Zu einer schoͤnen Aenderung. Wer sich zum Spiegel der da blendet, Mit seinem Angesichte wendet, Der bildet sich im Gegenschein, Wenn er gleich heßlich, schoͤne ein. Hingegen wer den Spiegel waͤhlet, Der nicht in seiner Bildung fehlet, Der siehet sich in der Gestaͤlt, Wie sie hinein, zuruͤkke prallt. Ein Spiegel der uns nicht flattiret, Was heslich ist, nicht herrlich zieret, Jst des Selbsterkenntnisses. Jst das Gesez, wer darauf blikt, Sieht sein Gemuͤthe abgedruͤkt. Drum kan es woll ein Spiegel heissen, Und wer sich dabei wird befleissen, Mit Achtsamkeit hinein zu sehn, Der sieht sein Bild darinnen stehn. Da koͤnnen wir die schwarzen Flekken Der Suͤnde, klaͤrlich gnug entdekken. Jhr Menschen! spiegelt euren Sin, Und die Gestalt der Seelen drin; So werdet ihr geruͤhrt erkennen, Daß ihr sehr elend seid zu nennen. Beschaut ein jegliches Gebot, Das macht euch warlich blas und roth, Weil es euch solche Runzeln zeiget, Davon ein andrer Spiegel schweiget. Wie koͤnnt ihr ohne innres Graun, Jn den Gesezzes Spiegel schaun? O! nein! ihr lernet nun gestehen, Jhr haͤttet nie den Greul gesehen, Als nunmehr, da ihr euch erkennt, Eur Tichten, Trachten boͤse nennt. Was seid ihr nun, betrogne Seelen! Koͤnnt ihr der Flekken Menge zaͤhlen, Die bei des Spiegels Gegenschein, Jn dem Gewissen sichtbahr seyn? Jhr habt gemeint bei andrer Tadel, Jhr waͤrt mit einen wahren Adel, An eurer Seele ausgeziert, Doch diese Einbildung verliert Das Herz, das sich nur recht betrachet, Nicht besser, als die andern achtet. Wer diesen Spiegel fleißig nuͤzt, Woraus das wahre Bildnis blizt, K 2 Wenn Das Gesez ein Spiegel des Selbsterkenntnisses. Von unsrer Seelen rechten Wesen, Der wird, wie er gestaltet, lesen. Drum Menschen! die ihr, wie ihr solt, Euch recht im Herzen kennen wolt, Beschauet darin eure Seelen, Der wird euch nichts vom Fehl verhelen: Wischt durch des Heilands heiligs Blut, Die Maͤhler ab; so seid ihr gut. Die Die kuͤnstlichen Fliegen. Die kuͤnstlichen Fliegen. D ie Fliegen, welche wir nur mit Verdrus ansehn, Darauf wir keinen Blik, mit Achtsam- keit hindrehn, Sind GOttes Kunstgeschoͤpf, und nicht so zu verachten, Als wie wir leider thun. Wir muͤssen sie betrachten, Zu ihres Schoͤpfers Ruhm. Auf! seht dies Thier- lein an, Das, ob es noch so klein, uns dennoch zeigen kan, Es sey ein grosser GOtt, der uns auch wil in Klei- nen, Als herrlich, wunderbar, als wuͤrklich gros erschei- nen. Seht durchs Vergroͤßrungs Glas, o! was vor Glanz und Zier, Ein Schimmerreiches Gold strahlt an dem Kopf herfuͤr, Die Augen die daran als halbe Monden stehen, Sind kunstreich angesezt, und werth sie zu besehen. Der Puͤnctgen kleine Meng, wie Linsen ausgesaͤt, Sind zarte Spiegelchen, worin der Lichtstrahl geht, Man sieht der Augen Zahl mit innigen Vergnuͤgen, Jn Reihen ordentlich als an einander liegen. Die Reihen sind zertheilt und wie ins Kreuz ge- dreht, Wie ein Gegitterwerk, das durcheinander geht, K 3 So Die kuͤnstlichen Fliegen. So viele Augen sind; so viele Spiegelflaͤchen, Wird man zugleich gewahr, worin die Strahlen brechen, Von einem aͤusrem Licht, von einem aͤusren Schein: Und diese Einrichtung kan schon ein Zeuge seyn, Das eine weise Macht, die Fliegen hat gebildet, Mit einer grossen Meng von Augen uͤberguͤldet. Bei Thieren andrer Art, woran das Aug sich regt, Vermehret sich der Strahl, der in dasselbe schlaͤgt: Allein bei Fliegen nicht, die keine Dinge sehen, Als die vor ihnen sind, gerade uͤber stehen. Drum hat die Weisheit auch der Augen Zahl ver- mehrt, Das sie von jeder Seit, was vorgeht, gleich er- faͤhrt. Die Fliege ist ein Raub von vielen andern Thieren, Bei ihrer Augen Meng kan sie nun leichtlich spuͤren, Was hie, was da herfleugt. Die drohende Gefahr Von vorn und hinten zu, wird sie so gleich gewahr, Auch was von oben komt, und was zu beiden Sei- ten, Merkt sie im Gegenschein, und kan dawider streiten. Wie kuͤnstlich ist das nicht vom Schoͤpfer ausge- dacht, Wie weislich ist nur nicht der Fliegen Kopf ge- macht? Daran man noch bemerkt, daß diese vielen Augen, Die Bilder nicht verwirrn, die sie zu sehen taugen, Sie sehen einerlei mit vielen Augen an, Doch so daß dieser Schein sie nicht verwirren kan. Die Fluͤgel zeigen uns ein Spiegelglat Gespinste, Sie sind ein Jnbegriff voll wunderbahrer Kuͤnste, Mit Nerven durchgewirkt, und zotig an dem Rand, Ein fluͤchtiges Geweb; wenn sie die Seegel spannt, So Die kuͤnstlichen Fliege. So flieget sie geschwind, von einem Ort zum an- dern, So kann sie unvermerkt durch freie Luͤffte wandern. Die Fuͤsse ebenfals sind weislich ausersehn, Womit sie auf und ab, an glatten Flaͤchen gehn, Gelenkigt eingericht; an dem Gelenk der Krallen, Jst ein gedoppelter, ein schwammigt sanffter Ballen. Die Fuͤsse haben auch sehr spize Naͤgelein, Die auf der Rennebahn denselben nuͤzlich seyn. Die schlagen sie geschwind als Haͤkgen sich zu hal- ten: Dies alles zeuget uns von einer Vorsicht Walten, Die auch ein nichtig Thier, zum Lauffen und zum Gehn, Mit Gliedern, wie sie nuͤz, recht wunderbar ver- sehn. Die Fuͤsse sind ganz rauch von den gewachsnen Haa- ren, Womit sie ihr Gesicht, die Fluͤgel auch bewahren. Der Fuͤsse Haare sind, bei ihrer Steiffe weich, Und wenn man sie besieht, dem Kleider-Buͤrsten gleich, Die schuͤtteln, straͤuben sie, um damit abzukeh- ren, Die Staͤubgen welche sonst die Fluͤgel leicht beschwe- ren. Sie wischt damit gar offt der Augen Spiegel aus, Wenn etwa in der Lufft, bei einem Windebraus; Ein Staub sich drauf gesezt, auf daß sie nicht ver- dunkeln, Vielmehr zu ihren Nuz, in hellen Glanze funkeln. Die Fliegen welche GOtt so weislich hat formirt, Sind auch daneben noch mit Ruͤsseln ausgeziert, Die wunderbahr gemacht, wenn wir sie nur erwegen, K 4 Wie Die kuͤnstlichen Fliegen. Wie sie die Theile dran, so schoͤn zusammen legen. Am Ruͤssel ist zu sehn fast eine Messerspiz, Die einer Fliege sehr bei ihrer Speise nuͤz, Damit zerschneidet sie als wie mit einem Schwerdte, Die Speise die sie nimmt, der Kruͤmgens duͤrre Haͤrte. Wenn sie den Ruͤssel drauf, mit Macht zusammen druͤkt; So ist er Lippen gleich, zur Fassung sehr geschikt: Die Fliege saugt damit auch wie mit einer Roͤhre, Die fluͤßge Lufft in sich. Wie wird nun nicht die Ehre, Des weisen Schoͤpfers auch durch dieses Thier ver- mehrt, Wenn man mit Andacht drauf achtsam die Au- gen kehrt? Jhr Menschen! lernet doch, daß nicht die kleinen Dinge, Nach unsre Einbildung, veraͤchtlich und geringe. Die Wunder der Natur die heslich, sind auch schoͤn, Wenn wir sie nur mit Lust zu GOttes Ruhm be- sehn, Die Fliege die man scheucht, die uns im Sommer plaget, Die unsre Haut zersticht, und sich an uns auch wa- get, Jst eine Kreatur, die nicht von selbst entsteht, Drum wird der Hoͤchste auch, dadurch von uns er- hoͤht. Die Mannigfaltigkeit der vielen Kreaturen, Die zeiget uns ganz klar des Schoͤpfers weise Spu- ren. Die Fliege lehret uns, daß GOtt im Kleinen gros, So weise er gemacht ein starkes trabend Roß; So weise ist gewis die Fliege auch gebildet, Und Die kuͤnstlichen Fliegen. Und was die Weisheit hat nach ihrer Kunst geschil- det, Jst warlich sehends werth. Darum verachtet nichts, Was ein Geschoͤpfe ist des Vaters alles Lichts, Und nuͤzen sie uns nicht, so koͤnnen sie auf Erden, Den Thieren die uns nuͤz zur Speise nuͤzbar werden. Sein weiser Rath hat stets auf andere gedacht, Warum er dieses schafft, und jenes hat gemacht, Die Fliegen sind gemacht um andrer Voͤgel wil- len, Und diese wiederum, mit Lust uns zu erfuͤllen: So haͤnget in der Welt, zu GOttes Ruhm und Preiß, Eins an das andere, und gleichsam Ketten weis, Wer dieses uͤberlegt, wird nichts geringe schaͤzen, Vielmehr zu GOttes Ehr sich dran mit Lust er- goͤzen. K 5 Das Das Jrrlicht. Das Jrrlicht. E in flatternd Feur sah ich von Ferne, Es spruͤzte oͤffters lichte Sterne, Auf einer nassen Wiese aus: Jch dachte teutscht mich ein Gesichte: Es uͤberfiel mich bei dem Lichte, Ein von der Furcht entstandner Graus. A llein so bald ich mich besonnen, Daß es ein Jrrlicht, wards zerronnen, Der Dunst verging im Augenblik, Doch gleich wars wieder in dem Glanze, Es sprung als, wie bei einem Tanze, Doch ging es immer mehr zuruͤk. J ch sah es nur beim schwarzen Dunkeln, Und nicht am lichten Tage funkeln, Das gab mir diese Lehre ein: Die Lichter die uns nur verwirren, Jn sumpfigten Morasten irren, Die haben einen falschen Schein. S o geht es auch den Jrrelehrern, Denjenigen Gemuͤths Verkehrern, Die da verruͤkken das Gehirn, Sie scheinen als wie grosse Lichter, Und sind doch falsche Boͤsewichter, Sie gleichen einem Jrrgestirn. Sie Das Jrrlicht. S ie sind wie Lichter anzusehen, Die flatterhafft aus Dunst entstehen, Sie leuchten nur bei dunkler Nacht So bald die schwarzen Schatten weichen, So muß ihr Glanz geschwaͤcht erbleichen, Wenn Warheit alles helle macht. S o wie im Sumpf ein Jrrlicht brennet, Und an den feuchten Oertern rennet; So ist wo falsche Lehr sich zeigt, Ein Schwindelgeist in seinem Leben, Den Lastern auch gar sehr ergeben, Die machen ihm zum Wahn geneigt. W ie viele scheinen in die Augen, Dieweil sie nicht in Herzen taugen, Mit einem falschen Licht erfuͤllt, Die, weil sie gern in Lastern wuͤhlen, Die Rolle eines Spoͤtters spielen, Sie sind des Jrrlichts Gegenbild. Ge- Gedanken bei dem Obstfruͤchten. Gedanken bei den Obstfruͤch- ten, welche unansehnlich sind, und doch schoͤn schmekken. D er Dinge aͤuserlicher Schein, Die Schalen sind es nicht allein, Die bei den nuzbarlichen Sachen, Die Guͤte und den Werth aus- machen, Die Fruͤchte die von aussen schoͤn, Und herrlich, lieblich anzusehn, Die koͤnnen oͤfters, bei dem Schmekken, Als herbe, Ekkel gnug erwekken. Hingegen die so schroffig hart, Sind oͤfters von recht muͤrber Art, Mit einem solchen Safft erfuͤllet, Der lieblich auf der Zunge quillet. Jch merke hiebei dieses an, Daß man dem Schein nicht trauen kan, Beim Glanz der aͤuserlichen Schalen, Fehlt ja der Kern zu vielenmahlen. Die Menschen deren Angesicht, Offt Gedanken bei dem Obstfruͤchten. Offt aussieht als ein truͤbes Licht, Die offt ganz saur und muͤrrisch scheinen, Sind lieblicher, als wie wir meinen. Hingegen wo die Freundligkeit, Vergnuͤgte Blikke von sich streut, Wo Anmut im Gesicht zu lesen, Jst offt ein muͤrrisch saures Wesen. Wer also nach den Schein urtheilt, Der schliesset oͤfters uͤbereilt: Man muß erst eine Prob anstellen, So kan man recht ein Urtheil faͤllen. Der Der kaltsinnige Beter. Der kaltsinnige Beter. D ie Menschen beten offt mit einem kalten Herzen, Und diese gleichen mir den suͤssen Raͤucher-Kerzen; Wenn sie nicht in dem Brand, wie heisse Kohlen gluͤhn, So kan man den Geruch davon nicht in sich ziehn. Wer im Gebete GOtt ein suͤsses Opfer bringet, Und keine Jnbrunst hat, die in die Hoͤhe dringet: So ists nicht angenehm, dem es gefallen soll, Der Andacht ihr Gebet, gefaͤllt dem Hoͤchsten woll: Wenn es dem Kerzen gleich, die von dem Feur ent- zuͤndet: Doch wie man ohne Brand nicht dem Geruch em- pfindet: So ist ohn Andachtsfeur, auch keine Liebligkeit, Die GOtt allein vergnuͤgt, und beim Gebet er- freut. Ach! moͤchten dieses doch die Menschen stets be- denken; So wuͤrden sie ihr Herz nicht zu dem Schoͤpfer len- ken, Wenn Der kaltsinnige Beter. Wenn es so kalt wie Eiß, wenn erst das Herz ent- brant, Durchs heilgen Geistes Trieb, und die gefaltn e Hand Des Glaubens Christum faßt, so kan man ernstlich beten, Und vor das Angesicht des heilgen Schoͤpfers tre- ten: O! GOtt verleihe mir zum Beten deinen Geist, Denn der Erloͤser uns durch sein Verdienst ver- heißt. Die Die Gesundheit Die Gesundheit eine unerkand- te Wollthat GOttes. Sir. c. XXX. 15. Gesund und frisch seyn ist besser denn Gold, und ein gesunder Leib ist besser denn grosses Gut. W ir wissen oͤfters nicht, wie gros des Hoͤchsten Gaben, So lange wir sie noch in dem Ge- nusse haben; Allein wenn sie verscherzt, so wird es erst bedacht, Wie gros das Kleinod sey, das man vorher ver- lacht. Wir koͤnnen den Beweis gleich auser Zweifel sezzen, Wenn man nur uͤberdenkt, wie wir geringe schaͤz- zen, Das allerbeste Gut, das man Gesundheit nennt, Das keiner eher nicht, als wenn er krank erkennt. Wie viele finden sich, die auf den Leib los stuͤrmen, Wie wuͤrden diese nicht mit Sorgfalt ihn beschir- men? Wenn sie erkenneten, daß in der Zeitlichkeit, Kein groͤßres Gut, was uns mit dem Genus er- freut Als die Gesundheit sey? Der HErr hat uns das Le- ben Durch eine unerkandte Wollthat GOttes. Durch seine Huld geschenkt, den Leib den er gege- ben, Erhaͤlt sein Odem nur, sonst wuͤrden wir zu Staub, Jn der Vergaͤnglichkeit, ein nichtger Todes Raub. Wie viele finden sich, die wenn sie nicht erkranken, Fuͤr den gesunden Leib, der hoͤchsten Vorsicht dan- ken? Wie viele wenden so des Leibes Kraͤfte an, Wie ein Gesunder soll, durch GOttes Gnade kan? Dies ist Beweis genug, daß viele nicht erkennen, Daß die Gesundheit sey, ein grosser Schaz zu nen- nen. Allein so bald der Leib der Krankheit Uebel fuͤhlt, Des Fiebers strenge Wuth durch Mark und Adern wuͤhlt: Da lernet man zuerst, was wir gehabt, was feh- let, Und wenn die bange Noth die Glieder laͤhmt und quaͤlet, Der Pulsschlag hizzig geht; so ruft und flehet man, Mit heissester Andacht den besten Helfer an: Der Kranke der gelobt, vor allen sich zu huͤten, Was in dem Leibe koͤnn ihm solche Qual aus- bruͤten. Die Hizze mindert sich, und beim gedaͤmpften Lauf, Des ungestuͤmen Bluts, hoͤrts Herzeklopfen auf, Die Puls schlaͤgt langsamer, das Blut ist abgekuͤh- let, Die Andacht nimmt auch ab, die man vorher ge- fuͤhlet. Kaum ist der Leib gestaͤrkt; so fliegt der heilge Sinn, Denn blos die Angst erregt, mit seiner Ursach hin: Die Krankheit ist vorbei, der Schwelger saͤuft von neuen, Dritter Theil. L Er Die Gesundheit Er handelt wieder so, daß es ihm muß gereuen. Wer dieses nur bedenkt, der faͤllt dem Sazze bei, Daß ein gesunder Leib des Hoͤchsten Wollthat sey, Die nicht erkennet wird, bis daß sie ist verlezzet; Bei einer Krankheits Qual wird sie erst recht ge- schaͤzzet. Wie thoͤricht ist der Mensch, der das nicht ehr ge- wust Was er vor Schaͤzze hat, als nur bei dem Verlust! Der Der merkwuͤrdige Baum Moos. Der merkwuͤrdige Baum Moos. D en Moos der an den Baͤumen waͤchst der Sammt womit sie sind umwunden, Hab ich von mannigfaltger Art, an Staͤmmen mancher Art gefunden. Und wie im Reiche der Natur nichts ist, das nicht erweklich schoͤn: So wollen wir auch dieses Moos zu unsers Schoͤp- fers Ruhm besehn. Der aͤusre Anblik ruͤhrt uns nicht, es sieht von aussen nicht gut aus, Es scheint uns wie ein dikker Zwirn, der Lokken foͤrmig, haaricht kraus: Allein durch ein Vergroͤßrungs-Glas kan uns des Baumes Moos vergnuͤgen, Wir sehen in den Moos ein Sammt, von wun- derbahr gewirkten Zuͤgen. Er waͤchset aus den Baum hervor, bedekket dessen dikken Stamm, Jst unterschiedlich anzusehn, die eine Art gleicht ei- nem Schwam, Die andre waͤchset, wie ein Filz, die dritte glei- chet den Geweben, Als wenn der Baum mit duͤnner Haut, als einer Dekke waͤr umgeben. Hier waͤchset er als wie ein Filz, da wird man an- deren gewahr, L 2 Der Der merkwuͤrdige Baum Moos. Der wie ein Fenchel ausgekeimmt, mit einem art- gen langen Haar. Die Farben sind auch mannigfalt, braungruͤnlich, Aschenfarbig, weis, Gruͤn weislich-Asch-grau und was mehr, zu un- sers weisen Schoͤpfers Preis, Vor Farben noch am Moos zu sehn. Fuͤrnemlich kan man an den Buchen, Den Moos der gleichsam Kohlenschwarz in denen dichten Waͤldern suchen: Der wenn man auch von ferne steht, uns in die Augen lieblich strahlt, Als waͤr der Baum mit schwarzer Farb von zarten Pinseln uͤbermahlt. Will man auf ihren Ursprung sehn; so waͤchset ein- ges aus dem Baume, Jn einen duͤrr und steinigten, das andre in den feuchten Raume, Allwo die fette Feuchtigkeit, als wie ein Oel im Baum aufzieht, Da aus den groͤbsten Erden-Saft hernach der Moos herkeimmt und bluͤht. Ob zwar derselbe schaͤdlich ist den Baͤumen die in Gaͤrten stehn, Weil wir so viele hie und da, die durch den Moos erstikket sehn; So ist er doch nicht minder nuͤz, dieweil der Vor- sicht sorgend Walten, Dadurch auch manche Pflanz und Baum vor ihren Untergang erhalten. Der Moos bedekt den Stamm beim Frost, vorm Nordwind, vor das kalte Eis, Beschuͤzt ihn vor der kalten Luft, wie man aus der Erfahrung weis, Er Der merkwuͤrdige Baum Moos. Er waͤchst am meisten an der Seit die zeiget nach dem rauhen Norden, Und ist dadurch dem Wandersmann, wenn er ver- irret, nuz geworden. Er dient zum Compas in dem Wald, weil er meist Nordenwerts sich zeigt, Am meisten an der Seite waͤchst, wo sich der Baum nach Norden neigt. Wer dieses Zeichen nur bemerkt der kan an eines Baumes Rinden, Jn einem unbekandten Wald, gar leicht die rech- ten Bahn ausfinden. Der Moos haͤlt manchen Schaden ab, er mindert manchen herbe Noth, Die einen nahen Untergang den Baͤumen in den Walde droht. Er haͤlt den Bis der Schweine auf, daß sie den Stamm nicht ganz verlezzen, Woran sie in der wilden Wuth die scharfen Zaͤhne wuͤtend sezzen. Er staͤrkt die jungen Pflanzen noch; wie manche Blume, Kraut und Beer, Stammt nicht aus den gewachsnen Moos zum rei- chen Nuz der Menschen her? Wie nuzbar ist er oͤfters nicht bei dem Gebrauch der Arzeneien? Man pfleget ihn zur Linderung in aͤusre Wunden einzustreuen: Und wie der Landmann ihn sonst braucht. Daraus erhellet abermahl, Das Nichts in weiten Raum der Welt, auf Bergen, in dem tieffen Thal Es sey auch noch so klein, gering, daß uns der Schoͤp- fer nicht im Leben, L 3 Zum Der merkwuͤrdige Baum Moos. Zum Nuzzen, zur Bequemlichkeit aus weiser Ab- sicht dargegeben. Drum ist das wesentliche All, auch in den zart und dichten Moos, Als seiner Allmacht Kunstgewirk, in denen Waͤldern herrlich, gros. Auch dieser dienet zum Beweis in derer Waͤlder Heiligthume, Von einer ewgen Vorsehung; auch dies gereicht zu ihren Ruhme, Daß sie auch vor die Baͤume sorgt. mit Moos sie dekket und beschuͤzt, Wenn dran der wilden Thiere Zahn, mit einem giftgen Bisse rizt. Jhr Menschen! preiset doch den GOtt, der uͤber alle Dinge wachet Der Erde, Meer, der Berg und Thal mit seinen Seegen fruchtbar machet. Ermun- Ermunt. des Gemuͤts bei einem nebelichten Wetter. Ermunterung des Gemuͤths bei einem nebelichten und truͤben Wetter. A uf! ermuntert euch ihr Sinnen! Ob die truͤben Himmels-Zinnen Gleich mit Nebel sind umhuͤllt: Wer will gleich in Kummer weinen, Wenn die truͤben Tag erscheinen Da die Lufft von Regen quillt: Weil wir durch Erfahrung wissen, Licht komt nach den Finsternissen. S onnenschein und milder Regen, Beide bringen uns den Seegen, Aus des guͤtgen Gebers Hand: Aus des Herbstes neblicht Trauffen, Waͤchst hernach noch mancher Hauffen Frucht, auf dem besaamten Land: Darum muß man in Vergnuͤgen, Truͤber Tage Noth besiegen. W as ist ein betruͤbtes Leben, Das mit Wolken stets umgeben Das mit Kummer, banger Noth, Wie mit einem Dunst umsponnen, Das ohn alles Licht der Sonnen? Aerger als der bittre Todt, L 4 Drum Ermunt. des Gemuͤts bei einem nebelichten Wetter. Drum verfliegt ihr truͤben Schatten, Jch will mich mit Freude gatten. G Ott muß man mit frohen Mienen, Mit zufriedner Seele dienen; Jhm gefaͤllt ohn allen Streit, Ein solch Herze das nicht zaget, Das sich nicht mit Grillen plaget. Ruhige Gelassenheit Du solt auch auf truͤber Erden, Lindern der Natur Beschwerden. Die Die wunderbahre Flucht unterschiedner Voͤgel. Die wunderbahre Flucht unter- schiedner Voͤgel. Jer. VIII. 7. Ein Storch unter den Himmel weis seine Zeit; eine Turteltaube, Kranich und Schwalbe merken ihre Zeit, wenn sie wieder kommen sollen; aber mein Volk will das Recht des HErrn nicht wissen. D as wundernswuͤrdigste, das sich an Thie- ren zeigt, Das uͤber dem Begriff der weisen Men- schen steigt, Jst der verborgne Trieb, der in der Brust entglimmet, Der ihre Handelung zum weisen Zwek bestimmet. Man seh die Schwalben Flucht, der Wachteln Bei- spiel an, Und auch den Krannichs Zug, woran man lesen kan, Daß jede seine Zeit, wie uns die Schrifft gelehret, Jm Herbst und Fruͤhling hat, da sie hin, wieder kehret. Wenn der bestimmte Tag, im rauhen Herbst erscheint, Sind diese Voͤgelein zu ihrer Flucht vereint. L 5 Sie Die wunderbahre Flucht unterschiedner Voͤgel. Sie sammlen sich zu Hauff und ziehn mit grossen Heere, Jm Fluge durch die Lufft, und uͤber Erd und Meere, Jn andre Gegend hin. Sie ziehen schleunig fort, Jn andre Laͤnder hin, an einem warmen Ort; Sie kommen bei dem Schein der warmen Fruͤhlings Blikke, Aus ihren Auffenthalt der Winterszeit zuruͤkke. Zwar einge finden sich, die das in Zweiffel ziehn, Daß Schwalben ganz hinweg in fremde Gegend fliehn, Sie meinen, daß sie sich in tieffen Grund verstek- ten, Bis sie sich durch den Strahl der Sonnen aufer- wekten. Dem sey nun, wie ihm sey; gnug zu der Herbstes Zeit, Sind sie wie Kraniche zu ihrer Flucht bereit; Sie werden durch den Reiz in der Natur bewogen, Sie sind uns dem Gesicht im truͤben Herbst entflo- gen. Bei Wachteln, Kranichen ists gaͤnzlich ausgemacht, Daß wenn der Jahreskreis, die Herbstzeit herge- bracht, Sie nach dem warmen Strich, zu denen Suͤdens Theilen, Gleichsam, als Truppenweis mit schnellen Fluͤgeln eilen. Der Fuͤhrer fliegt vorher, durchstreicht die duͤnne Bahn, Und zeigt den rechten Weg in fremde Laͤnder an, Die andern folgen nach, in wollgeorndten Zuͤgen, Da sie wie Linien, als leichte Heere fliegen. Ob ihnen gleich die Welt im Abris nicht bekannt; So Die wunderbahre Flucht unterschiedner Voͤgel. So finden sie doch stets, das ausgesuchte Land, Kein Compas leitet sie, wenn sie bei Sturm und Regen, Bei truͤber Finsternis etwan von ihren Wegen, Von rechter Strasse irrn. Und dennoch koͤnnen sie, Ohn eine Kuͤmmernis, ohn eine saure Muͤh, Jn einer freien Lufft, in den geraden Gleisen, Wohin sie immer wolln, ohn eine Charte reisen. Jst das nicht wunderbahr, ists nicht betrachtens werth? Wer hat das Federvolk, das ohn Vernunfft, be- lehrt, Daß in dem Kreis der Welt, auch heisse Laͤnder schweben, Allwo sie ohne Frost im Winter koͤnnen leben? Wer hat die Zeit bestimmt, da sie von dannen gehn? Sie koͤnnen nicht wie wir, in den Calender sehn: Und dennoch wissen sie der Zeiten Aenderungen Und auch die mit der Zeit verknuͤften Witterungen. Der Aufbruch der geschicht, nicht einzeln, allge- mach, Nein, sie vergleichen sich, sie waͤhlen einen Tag Da sie aus unsern Kreis, mit grosser Heeresscharen, Zu einer andern Welt, auf einmahl uͤberfahren. Wer sagt den Aufbruch an, wer stellt die Ordre aus? Jhr Zug wird anberamt, sie gehn mit starken Braus, Sie reisen durch die Lufft zum warmen Erdenkreise, Durchziehn die leichte Bahn, und wandern Trup- penweise. O! ewge Vorsehung! du lenkst sie nur allein, Dein weisestes Regiern, das muß ihr Leitstern seyn, Der eingepflanzte Trieb, der muß von dir entstehen, Du hast das auch bestimmt, wie, wenn es sol ge- schehen. Du Die wunderbahre Flucht unterschiedner Voͤgel. Du hast zwar die Vernunfft, die weise Fuͤhrerin, Die unsre Thaten lenkt, und einem klugen Sinn, Den Thieren nicht geschenkt; doch aber dahingegen, Mit solchen Trieb versehn, den wir mit Lust erwe- gen. Es handelt nach dem Trieb, den du ihm einge- druͤkt, Und daher kommt es auch, das man so viel erblikt, Was weise, klug und wohl. Man sieht dein weises Walten, Anbetenswuͤrdger GOtt! in allen den Anstalten Die in dem Thierreich sind. Es fehlt dem Thier Verstand; Wenn man sein Thun ansieht; so merkt man deine Hand, Die alles weislich lenkt, so daß ohn eignes Tichten, Sie alles wunderbahr zum guten Zwekke richten. Und weil der Handlung Grund nicht in denselben ist; So lernen wir daran die Warheit: GOtt du bist, Ein grosser Zebaoth, der uͤber alles wachet, Sich in der Kreatur vor Menschen herrlich machet. Laß uns allweiser GOtt! darauf das Herze drehn, Wenn wir, was wunderbahr, an denen Voͤgeln sehn! Der Schoͤpfer zeiget uns, bei ihren weisen Werken, Daß unsre Schuldigkeit die Weisheit zu bemerken, Die sie geschikt gemacht. Wer sich nur dran ver- gnuͤgt, Wenn eine Schwalben Schaar, in schoͤnster Ord- nung fliegt; Und weiter nicht gedenkt, der sieht die Kreaturen, Und sieht dabei doch nicht des weisen Schoͤpfers Spuren: Wer Die wunderbahre Flucht unterschiedner Voͤgel Wer aber dabei recht was wunderbahr bedenkt, Das Auge des Gemuͤts auf ihren Schoͤpfer lenkt: Der fuͤhlt ein doppeltes, ein inniges Vergnuͤgen, Wenn sie zur truͤben Zeit, aus unsrer Gegend flie- gen. Wir merken daß ein Thier, ob es gleich nichts ver- steht, Den Triebe der Natur ganz ordentlich nachgeht; Sein Thun das richtet sich nach der Natur Gese- zen, Es kan aus innren Zwang dieselbe nicht verlezzen. Die Freiheit fehlet ihm, und kommt die rauhe Zeit, So ist der Kranich gleich zu seiner Flucht bereit; Er geht zur andren Welt, sich daselbst zu erhalten, Wenn in dem starren Frost die Luͤffte hier erkal- ten. Wir Menschen sind von GOtt viel herlicher ge- macht, Er hat in uns ein Licht des Geistes angefacht, Das heisset der Verstand, das Auge unsrer See- len, Der Wille muß darnach in rechter Freiheit waͤhlen, Was uns als nuͤzlich scheint. Allein wir folgen nicht, Dem Urtheil allemahl, das der Verstand ausspricht, Versaͤumen oft die Zeit; wir wollen nicht entflie- hen, Wenn truͤbe Wolken sich auf uns zusammen ziehen. Ein Kranich nimmt die Zeit zu seiner Flucht in Acht, Und wir, die wir doch sind nach GOttes Bild ge- macht: Wir liegen leider so, als Sclaven in den Ketten, Und sind ganz unbesorgt uns aus der Noth zu ret- ten. O! Die wunderbahre Flucht unterschiedner Voͤgel. O! Menschen! lernet doch an diesen Voͤgelein, Man muß zur rechter Zeit, beim Gluͤkkes Sonnen- schein, Worauf offt Ungluͤk folgt, mit Klugheit sich bemuͤ- hen, Den rauhen Ungemach der Zeiten zu entfliehen. Jm eitlen Kreis der Welt regiert der Unbestand, Das ist uns allen ja aus der Natur bekannt, Wir koͤnnen auf der Welt nicht unaufhoͤrlich le- ben, Drum lasset uns mit Fleis nach ewgen Huͤtten stre- ben! Gedan- Gedanken uͤber einem Weinstok. Gedanken uͤber einem Weinstok mit gereifften Trauben zur Herbstszeit. W as seh ich da an Garten Waͤnden Vor strahlende Tapecerei? Mir deucht, daß sie von denen Haͤn- den, Des Schoͤpfers, auch gewebet sey. Ein duͤrrer Stock voll schlanker Reben, Kan solche Augenweide geben, Wie ist das nicht erquiklich schoͤn? Ach! laß mich HErr zu deinem Ruhme, Auch in der Gaͤrten Heiligthume, Des Weinstocks Lust und Schmuck besehn. D er Anblik zeuget die Gedanken: Ein duͤrrer Stamm bringt solche Pracht, Wenn er mit den geschlungnen Ranken, Die Gaͤrtenwaͤnde gruͤnend macht. Die Kunst muß sie in Ordnung binden, Wie sie sich in die Hoͤhe winden, So sinds Tapeten der Natur Die mit den durchgeflochtnen Zweigen, Jn Blaͤtterreicher Anmuth zeigen, Manch Herzerfreuliche Figur. Jhr Gedanken uͤber einem Weinstok. J hr die ihr eurer Wohnung Zimmer, Mit solchen Dekken ausgelegt, Woraus ein Strahlenreicher Schimmer, Jn unsrer Augen Spiegel schlaͤgt. Jhr moͤgt mit Stikwerk, Mahlereien, Den Anblik suchen zu erfreuen, Die Waͤnde mit den Bildern ziern, Es muß doch das, was kuͤnstlich glaͤnzet, Vor dem, was die Natur bekraͤnzet, Die Pracht der Farben bald verliehrn. S eht an, den Weinstok mit dem Laube, Wie er sich um die Pfaͤle schlingt, Und wie dadurch die Purpurtraube Jn sanfftgemischten Glanze dringt. Hier sind lebendige Figuren, Und schlankigte gezogne Spuren: Ein Rankenwerk natuͤrlich schoͤn, Da eines sich durchs andre bieget, Ein Blat gleichsam auf andren lieget, Wie sich der Reben Gabeln drehn. J hr schmuͤkket mit gemahlten Kraͤnzen, Die Majestaͤtschen Haͤuser an, Wo man ein schimmernd guͤldnes Glaͤnzen, Was herrliches bewundern kan: Jedoch die Pracht muß sich verdunkeln, Bei der erhabnen Trauben Funkeln, Die gruͤnlich, roth und Purpurbraun, Jn schoͤn geformter Ordnung hangen, Da aller Edelsteine Prangen, Jn ihren Beerleins anzuschaun. Wie Gedanken uͤber einem Weinstock. W ie herrlich sind sie ausgezieret, Wenn man die Trauben recht erblikt, Die wie Cristallen klar poliret, Gefuͤllten Perlen gleich geschmuͤkt; Der Nectarsafft der darin schwimmet, Darin als hellen Bechern glimmet, Erregt des Gaumes Luͤsternheit, Man saugt den Safft, den Trank der Reben, Der bei den Kummer-vollen Leben, Der Menschen banges Herz erfreut. O! lieblich wachsendes Vergnuͤgen, Womit der Schoͤpfer uns begabt, Womit sein waltend weises Fuͤgen, Das Aug ergoͤzt, die Zunge labt! Die Sinnen starren bei dem Seegen, Wenn wir mit stiller Lust erwegen, Wie wunderbar der Weinstok sprießt; Das Herze wallt, wenn wir bedenken, Wie guͤtig GOtt in den Geschenken, Woraus ein suͤß Erquikken fließt. D er Allmacht wundervolle Gaͤnge, Sind an dem Weinstok gnug zu sehn, Und in der Trauben suͤsse Menge, An jeder Beere zu erhoͤhn. Ein duͤrrer Stok wird zu Canaͤlen Wodurch zur Lindrung bei dem Quaͤlen Der Kummerwelt, ein Labsal laͤufft; Ein Labsal das recht feurreich quillet, Das Blut mit Lebens-Geistern fuͤllet; Die matt gewordnen Glieder steift. Dritter Theil. M Wie Gedanken uͤber einem Weinstok. W ie wunderbar wird durch die Sonnen, Der Trauben Safft zu Wein gemacht, Der als ein Wasser erst geronnen, Und in die Reben eingebracht. Der Lichtes Born, das Hoͤchste Wesen Laͤßt uns darinnen deutlich lesen, Was es vor grosse Wunder thut; Es schafft zum Zeugnis seiner Groͤsse, Den Wein, verwandelt Wasser-Naͤsse Jns feuerreiche Trauben-Blut. W ie manigfalt sind die Getraͤnke, Die durch die schlanken Reben gehn Wenn ich dies Ehrfurchts-voll bedenke So kan ich GOttes Allmacht sehn. Die Stoͤkke, die an aͤusren Zeichen, Sich fast in allen Laͤndern gleichen, Sind doch an Fruͤchten mannigfalt; Der Weine Arten die wir haben, Sind mannigfaltge Wunder-Gaben, Dies lehrt Geschmak, die Krafft, Gestalt. D ie Art schmekt saͤurlich, jene suͤsse, Die bitter wie der Alicant, Und sind doch alle blosse Fluͤsse Der safftgen Erde, wie bekandt: Wenn wir dies achtsam uͤberdenken, Dabei das Herz zum Schoͤpfer lenken, Der diesen Unterscheid formirt; So muͤssen wir geruͤhrt bekennen, GOtt sey ein weiser GOtt zu nennen, Davon uns alles uͤberfuͤhrt. Die Gedanken uͤber einem Weinstok. D ie Guͤte sucht uns zu erquikken, Dazu muß auch der kraͤfftge Wein, Den wir aus zarten Beeren druͤkken, Ein heilsam staͤrkend Mittel seyn. Ach moͤchten wir dieselbe schmekken, Wenn wir der Trauben Nectar lekken: So wuͤrde dieses Tranks Genus, Bei vielen nicht, wie oft geschiehet, Wenn er durch helle Glaͤser gluͤhet, Gebraucht zum schnoͤden Ueberflus! M an singt und jauchzet bei Pocalen, Worin des Herzens Freude schwimmt: Allein wird woll bei vollen Schalen Ein klingend Danklied angestimmt, Dem Geber, der den Wein bescheret, Und uns mit suͤssen Tropfen naͤhret? Ach! leider hoͤrt man bei dem Klang Der Glaͤser die mit Wein gefuͤllet, Wie dieser schreit, der andre bruͤllet, Der Geilheit uͤppigen Gesang. D u weiser GOtt! hast uns gegeben, Dis Weinstocks schoͤnen Nectertrank: Damit wir bei vergnuͤgten Leben, Dir opferten Lob, Preis und Dank: Jch sehe jezt bei welken Laube, Die durch die Sonn gereiffte Traube, Jch schmekke ihre Suͤssigkeit, Und drin mit nuͤchternen Gemuͤthe, Auch deine grosse Wunderguͤte, Die uns den Lebenssafft anbeut. M 2 Der Gedanken uͤber einem Weinstok. D er Weinbau ist wie man erfahren, An denen Bergen wol gedeit, Du hast dadurch zu vielen Jahren, Den Menschen reiche Lust verleiht. Die Kelter schaͤumen voller Saͤffte, Die Winzer sehen ihr Geschaͤffte Mit Seegen, Ueberflus bekroͤnnt: O! woll dem, der das kan geniessen Was GOttes Guͤte laͤst erspriessen, Ohn daß man schnoͤder Wollust froͤhnt! Die Die kurze Lebens-Zeit. Die kurze Lebens-Zeit. D as Leben ist sehr kurz, wenn man die Jahre zaͤhlt, Die unsers Schoͤpfers Schlus, zum weisen Ziel erwaͤhlt, Wie bald verschwinden nicht, die Schatten-gleichen Stunden, Die wenn man sie ermißt nur fluͤchtige Secunden! Noch kuͤrzer aber wird die Zeit, wenn man erwegt, Wie sie in Lebenslauf mit uns zu gehen pflegt: Der Kindheit Jahre fliehn, da man im Traume lieget, Die Unempfindlichkeit uns stets zum Schlaf ein- wieget. Ein Theil geht also ab, da man nicht einmahl weiß, Warum man Odem schoͤpft, was unsers GOtts Geheis. Die Jugend kommt heran, da wir zuerst aufwa- chen, Jn etwas uns bemuͤhn ein kuͤnfftig Gluͤk zu machen, Die Zeit wird abgekuͤrzt, durch Muͤßigkeit und Spiel, Durch kindisches Gewaͤsch, durch nichtiges Ge- wuͤhl. Die Jahre kommen an, wo der Verstand gereiffet, Da man noch nichts gethan, und sie doch schon ge- haͤuffet, M 3 Da Die kurze Lebens-Zeit. Da reget sich der Fleis, so lange man noch bluͤht Doch wenn man abermahl die Schlaffeszeit ab- zieht; So geht die Helffte ab, und was vor Arbeits- Stunden, Sind nicht in Muͤßigkeit, in fauler Ruh ver- schwunden? Zieht man die wieder ab; so ist die Lebenszeit, Schon wiederum verkuͤrzt, die GOtt zum Dienst geweiht. Des Alters Mattigkeit untauglich zum Gewerben, Lehrt daß die Alten schon, eh sie noch wuͤrklich ster- ben, Schon wie erstorben sind: Darum ist sonder Streit, Noch kuͤrzer als man meint, die kurze Lebens-Zeit: Wenn man dies recht bedenkt, muß man die Zeit recht brauchen Weil Jahre, Monath, Tag und Stunden bald ver- rauchen. Der Der Bienen und Wespenstreit. Der Bienen und Wespenstreit eine Fabel. E in Bienenschwarm und Wespen Hauffen, Kam einst zum Wettstreit herge- lauffen: Es sprach der Wespen Nation, Dem Bienen-Volke trozzig Hohn. Jhr Bienen sprachen sie, ihr tadelt, Die Wespen die euch gleich geadelt, Was habt ihr woll zu eurer Ehr Voraus, fuͤr einem Wespen-Heer? Jhr seid bemuͤht herum zu fliegen, Und darin finden wir vergnuͤgen. Jhr sauget eure Nahrung ein, Aus wunderschoͤnen Bluͤmelein: Und wir durchloͤchern schoͤne Fruͤchte, Geniessen manches suͤß Gerichte. Jhr habet Stacheln, die gewezt, Womit ihr manche Haut verlezt: Wir sind damit auch ausgeruͤstet, Dies fuͤhlen die, den es geluͤstet, Uns unsre Nester zu zerstoͤhrn, Uns zu erstikken, zu verheern. Sagt an, was koͤnnt ihr mehr aufweisen Warum ihr seid vielmehr zu preisen? M 4 Die Der Bienen und Wespenstreit. Die Bienen sprachen: O! wie weit, Jst zwischen uns der Unterscheid, Jhr muͤsset uns drum billig weichen, Ob wir in aͤusern schon zu gleichen. Es schadet zwar der Stachel Spiz Den Menschen, doch wir sind auch nuͤz: Wir schenken ihnen Suͤßigkeiten, Da wir den Honig zubereiten; Und was der Stachel Gifft verlezt, Wird durch dem Honig-Bau ersezt: Wir schwaͤrmen in den holden Gruͤnen, Nicht uns, wie ihr, allein zu dienen. Die Haͤuser, die ihr auferbaut, Sind kuͤnstlich, wenn man sie anschaut: Doch lange nicht mit unsern Zellen Nach dem Verhaͤltnis gleich zu stellen: Das Wachs woraus wir sie formirt, Gebildet, wunderbar geziert, Jst brauchbar zu so vielen Sachen, Die Menschen aus denselben machen. Darum erlanget unser Fleis, Fuͤr euch den wollverdienten Preis. Leh- Lehre. Lehre. D ie Wespen sind ein Bild, von den unnuͤzen Leuten, Die mit der Laͤsterzung, als wie mit Stacheln, streiten: Die Bienen aber sind, den Sittenlehrern gleich, Die zwar empfindlich sind, doch auch am Honig reich; Die Laͤstrer stechen nur, das andern muß ver- driessen. Ein Sittenlehrer weis die Stiche zu versuͤssen. M 5 Gedan- Gedanken bei einem bebbruͤtetem Ey. Gedanken bei einem bebruͤtetem Ey. W o GOtt das Leben giebt, da giebt er Nahrung auch, Versorgt die Kreatur; wenn sie noch in dem Schlauch Der sie gebiehrt, verstekt: Wie solt er uns das Leben, Da er der Vater ist, ohn Lebens Nahrung geben? Das thut der Schoͤpfer nicht, der maͤchtig, guͤtig, treu; Wo er das Leben giebt, legt er die Nahrung bei. Wir koͤnnen dieses klar an denen Eyern sehen, Woraus die junge Brut der Kuͤchelein entstehen. Seh ich ein Ey recht an, und was darinnen stekt, So wird in meiner Seel Bewunderung erwekt: Man kan nicht ohne Lust die Theile all erwegen, Die sich in einem Ey, uns vor die Augen legen. Ein gelber Dotter der recht in der Mitte liegt, Jst an den Enden fest ins Weisse angefuͤgt Durch Baͤnder welche man, die Hagelknoͤtchen heisset, Und die verlieren sich, wo sich das Weiß ergeusset. Ein doppelt Eyerweiß fuͤllt denn die Schalen an, Wie man im Augenblik mit Lust ansehen kan, Wenn man sie nur zerbricht. Das eine ist verduͤn- net, Das Gedanken bei eiuem bebbruͤtetem Ey. Das wenn die Schale bricht, wie milchicht Wasser rinnet; Das andre Weiß ist steif, am Dotter angeklebt, Und durch die Knoͤtchens fest und gleichsam durch- gewebt. Der Dotter und das Weiß sind zwiefach ganz um- geben Von doppelt zarter Haut, worin sie sanfte schwe- ben: Und diese wiederum sind sicher, wohl verwahrt, Durch eine dichte Schal, die rundlicht, fest und hart, Die harte Schale haͤngt an denen duͤnnen Haͤuten Nur an dem Ende nicht, wo sich die Eyr ausbrei- ten, Woselbst ein kleines Loch mit Luft gefuͤllet bleibt, Die Schale und die Haut ein wenig abwerts treibt. Der Dotter faßt in sich der Fruͤchte ersten Saa- men Den wir den Urstof sonst, die Urbildung benah- men, Der wie ein weisser Ring an seiner Flaͤche fließt, So lang das Ey noch frisch und unbebruͤtet ist. Wenn es bebruͤtet wird; und sich der Ring aus- breitet, So wird daraus die Frucht recht wunderbahr ge- leitet. Das duͤnne Eyerweiß naͤhrt solche Kuͤchelein, So lange sie annoch in denen Schalen seyn, Es fließt die Roͤhren durch, die in dem Ey zu fin- den, Und durch die Nabelschnur sich mit der Frucht verbinden. Die Luftgefuͤllte Hoͤh wird durch die Waͤrm erregt, Die Gedanken bei einem bebruͤtetem Ey. Die denn den Nahrungssaft zur Fluͤßigkeit bewegt Die Roͤhren offen haͤlt, wodurch derselbe fliesset, Wodurch er sich hernach selbst in die Frucht ergies- set. Die Frucht waͤchst taͤglich mehr in ihrem Aufent- halt, Bis daß sie endlich kommt zur voͤlligen Gestalt: Dann bricht die Schal entzwei, und kaum ist sie zerbrochen, So kommt recht wunderbahr, die Frucht hervor ge- krochen, Die ins Gedaͤrme schließt, was von dem Dotter bleibt, Wie uns Malpighius Jn dem Buche de formatione pulli in ovo. aufs herrlichste be- schreibt. So weislich sorget GOtt auch vor der Thiere Le- ben, Daß er den Kuͤchelein die Nahrung mitgegeben, Damit sie sich zuerst nach der Gebuhrt ernaͤhrn, Wenn sie die Welt erblikt, die mehrers kan beschern. Bedenket Menschen doch wie GOtt ein weises Wesen, Es giebt euch dies so gar ein kleines Ey zu lesen! Wie wunderbahr ist nicht der Allmacht Haͤndewerk, Nehmt dies an einem Ey zu euren Augenmerk, Und lernet auch hieran: wer solche wird betrachten Der muß sie herrlich, schoͤn, der muß sie kostbar achten. Lernt seine Vorsehung die auf die Thiere sieht, Die wunderbahr sie schaft, aus ihrem Kerker zieht, Die wird euch nimmermehr so ganz verlassen koͤn- nen, So lang er Vater ist, wir Kinder sind zu nennen. Ge- Gedanken uͤber ein Kupfer-Blat. Gedanken uͤber ein Kupfer-Blat, darauf der Moloch ein heidnischer Abgott abgebildet. E in scheußlich Goͤtzenbild faͤllt mir jetzt ins Gesicht, Davon das Alterthum, als Am- mons Abgott spricht, Daß es aus Ertz gemacht, und doch als GOtt verehret, Von denen die der Wahn des Teu- fels Kind bethoͤret. Dies ausgehoͤhlte Bild das wie ein Ochs aussieht, Und von dem innren Feur der heissen Flammen gluͤht, Spannt seine Arme aus, die Kinder zu umfassen, Die, Eltern ihm zu ehrn, darin verbrennen lassen. Mir schauderte die Haut bei dem gemahlten Bild, Das wie ein Ochse sieht, obsgleich nicht lebt und bruͤllt. Jch dachte nimmermehr wird man dergleichen Goͤz- zen, Die Kinder, als sein Blut, in seine Arme setzen. Doch hat der Aberglaub die Zaͤrtlichkeit besiegt, Ein Kind darin gelegt, wies im Gemaͤhlde liegt, Den Flammen eingeweiht, die Kinder lassen quaͤ- len. Jch schalt die Grausamkeit der Alten in der Seelen Die solche Wuth veruͤbt: Jedoch es fiel mir bei, Daß solche boͤse Art auch noch anjetzo sey: Wie Gedanken uͤber ein Kupfer Blat. Wie viele Eltern sind, die untern Christen leben, Die ihre Kinder auch zum Molochs-Opfer geben: Wie viele geben sie aus schaͤndlichen Gewinn, Zum Wollust Feur verbannt, in Buhler Arme hin, Die jenem Moloch gleich, darinnen sie verderben, Nicht an dem Leib allein, woll an der Seel erster- ben. Wie viele Kinder sind, die sich der Wollust weihn, Und uͤber ihren Tod und Untergang noch freun. Ach! wuͤrde dieser Dienst der Wollust auch zer- stoͤhret, Wie Moloch und sein Dienst, den Froͤmmigkeit, ver- heeret! War- Warhaffte Mittel die Leiden dieser Zeit zu besiegen. Warhaffte Mittel die Leiden dieser Zeit zu besiegen. E in tausendfaches Misvergnuͤgen, Das quaͤlt die Menschen in der Welt, Und wer dasselbe kan besiegen, Heist warlich ein recht grosser Held: Jhr Weisen gebet Mittel an, Wie man die Noth bezwingen kan. J hr denket nach es zu ergtuͤnden, Jhr suchet die Zufriedenheit, Ein Kleinod das sehr schwer zu finden, Jn dieser unvollkommen Zeit: Was lehret ein geschaͤrfter Wiz? Nur Mittel die fuͤr uns unnuͤz. D er eine sagt bei Angst und Schmerze, Bei folternden Verdrus und Pein, Kan ein von Grosmuth starkes Herze, Ein herrlich Lindrungs-Mittel seyn: Allein er lehret nicht dabei, Wo dieser Muth zu haben sey. D ie Noth zerbricht auch hartes Eisen, Wer ist in Leiden so gesinnt, Wo Warhaffte Mittel Wo bleibt der Rath der klugen Weisen, Wenn Herz und Muth wie Wachs zerrinnt? Der Rathschlag der gelinget nicht, Wenn man bei Angst von Grosmuth spricht. D er andre sagt mit stolzen Mienen, Daß einem gut und weisen Mann, Wenn ihm ein Ungluͤksstern erschienen, Kein Ungluͤk doch begegnen kan, Es sey nur alles Einbildung; Die Welt ein Land voll Aenderung. M an muß, spricht er, nur weise denken, Daß Truͤbsal Unbequemlichkeit; Alsdenn wird uns der Schmerz nicht kraͤnken, Nicht plagen ein sonst quaͤlend Leid: Jedoch was feurig ist, das brennt, Wenn man es gleich schon Wasser nennt. D ie Menschen die im Elend weinen, Die klagen darum nicht so sehr, Weil sie aus falschen Grunde meinen, Daß ihre Noth ein Uebel waͤr, Sie klagen weil das Herze fuͤhlt, Das Leiden das im Gliedern wuͤhlt. D er dritte giebt stat Arzeneien, Man soll die Einbildung erhoͤhn, Und sich darob vorhero freuen Was man ins kuͤnftig werde sehn: Allein wird woll die Angst erstikt, Wenn man im Traum ein Gluͤk erblikt? Der die Leiden dieser Zeit zu besiegen. D ie alten Weisen dieser Erden, Die geben Mittel an die Hand Zu lindern der Natur Beschwerden, Jedoch es wird nicht weggebannt, Wenn man kein andres Mittel hat, Als diesen blos vernuͤnftgen Rath. W er eine Noth denkt zu bezwingen, Der muß zuerst die Ursach sehn, Woher die Plagen recht entspringen, Woher die Leiden all entstehn. Wer nicht den Grund des Uebels sieht, Der ist zur Huͤlf umsonst bemuͤht. D ie Quelle aller Leidenschaften Jst, weil die Menschen mit den Sin An Dingen dieser Erden hafften, Und suchen zeitlichen Gewinn. Was Sichtbahr ist, das muß vergehn, Daraus entstehen alle Wehn. W er das was irdisch ist sehr liebet, Der graͤmet sich ob dem Verlust, Die Furcht die plaget und betruͤbet, Die wohnet stets in einer Brust, Die nichts mehr wuͤnschet und verlangt, Als Guͤter, dran ein Scheingold prangt. W er seine Leiden will besiegen, Jn dieser Kummervollen Welt, Der maͤsige stets sein Vergnuͤgen, Das ihm die Erde vorgestellt, Dritter Theil. N Der Warhafte Mittel Der druͤke sich die Warheit ein, Was Sichtbar kan vergaͤnglich seyn. W er nicht im Kummer will verzagen, Der glaube eine Vorsehung, Die weiß und kennet unste Plagen, Die schaffet uns auch Linderung, Und schenket uns den Freuden-Wein, Jn einem Thraͤnen-Becher ein. W as uns auf dieser Welt begegnet, Das nuͤzzet in der Ewigkeit; Was schadts dem Akker wens drauf regnet? Es dient zur guten Erndte-Zeit: So auch wer freudig erndten will, Der bleibe hier in Thraͤnen still. M an muß in Leiden dieser Zeiten, Jm Glauben auf das Kuͤnfftge sehn, Was GOtt uns wird vor Lust bereiten, Jn Salems hellgestirnten Hoͤhn; So wird das bange Herz verklaͤrt, Wenn es von Kummer wird beschwert. M an muß was Zeitlich ist bedenken, Wie bald dasselbige vergeht, Das Herze auf das Ewge lenken, Das ohne Aenderung besteht: Es schwindet alle Kuͤmmerniß, So bald man glaͤubt daß dies gewis. D arum ihr traurigen Gemuͤther, Die ihr im Gram und Schwermuth liegt, Be- die Leiden dieser Zeit zu besiegen. Beschaut das Reich der ewgen Guͤter; So wird das Herz in GOtt vergnuͤgt: Ruft seine Wunder-Guͤte an, Die alle Plagen mindern kan. B raucht diese Mittel die wir preisen, Es stekt darin der gute Rath, Den uns der Lehrer aller Weisen Jn seinem Wort gegeben hat: Und JEsus Zeugen zeigen klar, Jm Beispiel 2 Corinth. 4. v. 17. 18. daß sie guͤltig, wahr. D ie Mittel haben sie gestaͤrket, Dagegen sie die Hoͤll erboßt, Sie sind im Leiden, wie man merket Zufriednes Herzens und getrost: Wer nimmt die Arzenei nicht ein, Da viele durch geholffen seyn? N 2 Der Der wunderbahre Bienenstatt. Der wunderbahre Bienenstatt. A uf mein Herz zu GOttes Preise Der allmaͤchtig, guͤtig, weise! Und besinge nun den Staat Den das Heer der Bienen hat, Weil aus dieser Thiere Werken, Ueberzeugend zu bestaͤrken, Daß der Schoͤpfer aller Welt, Sie zum Wunder dargestelt. S iehet man auf die Anstalten, Auf das kluͤgliche Verhalten, Wie sie ihren Staat formirn, Jhrer Zellen Bau auffuͤhrn: So muß man mit Lust gestehen, Daß er weislich ausersehen, Und daß jedes Fach und Schicht Schoͤn und kuͤnstlich eingericht. S ehen wir die Nationen, Die vereint zusammen wohnen, Nach dem Staatsgesetzen an, So sind alle unterthan Einem Koͤnig der sie fuͤhret, Der in jedem Stok regieret, Unbe- Die wunderbahre Bienenstatt. Unbekand Gesetze giebt, Die das Bienen Volk ausuͤbt. D iese kleinen Kreaturen Zeigen uns viel klare Spuren Daß der Schoͤpfer sie gemacht, Und recht weislich ausgedacht Zu dem Zwek den man ersiehet, Wenn man in Betrachtung ziehet, Wie der Bienen grosse Scharn, Honig machen, Wachs ersparn. E s sind unterschiedne Arten, Einge die der Arbeit warten, Die mit Ruͤsseln sich zu naͤhrn, Und mit Stacheln sich zu wehrn Wunderbahrlich sind versehen; An den Fuͤssen drauf sie gehen, Haͤngen Haͤckgen welche klein, Und wie krumme Siecheln seyn. A ndre die wir Hummeln heissen, Sich der Arbeit nicht befleissen, Sind, nach unsern Augenschein Dunkler Farbe, Maͤnnelein, Die nur das Geschlecht vermehren, Wie uns die einstimmig lehren, Die der Bienen Staat, Bau, Flucht, Jm Naturreich untersucht. W eil die Hummeln nicht ausfliegen Sondern meist zu Hause liegen, Jst es auch warscheinlich klar, N 3 Daß Die wunderbahre Bienenstatt. Daß derselben muͤßge Schaar, Sonst dem Bienen Staate nuͤze, Weil sie im verborgnen Size, Wo der Koͤnig Man muͤste diese Biene die gleichsam regiert, viel- mehr genau zu reden eine Koͤnigin nennen, wie der Herr Plüche im Speclacle de la Nature im ersten Theile im VI. Gespraͤch erinnert, da er dem Bienen staat artig be- schrieben. Hofstaat haͤlt, Als Aufwaͤrter sind bestellt. D iese Hummeln sind gelitten, So lang Schwaͤrme auszubruͤten: Aber zu des Herbstes Zeit, Werden sie verjagt, zerstreut; Weil sie nur den Honig saugen, Und zur Winterszeit nichts taugen; Stossen sie aus ihrem Haus, Meistentheils dieselben aus. D iese Hummeln, diese Bienen, Die den Koͤnigen bedienen Die formiren einen Staat Der viel tausend Glieder hat Wohnen in der Koͤrbe Schichten, Die sie sich von Wachs aufrichten Oder wo etwan ein Raum, Jn der Felsklufft, hohlen Baum. W enn die Landschafft wird zu enge Bei der jungen grossen Menge: So muß sich davon ein Theil, Ohngesaͤumet in der Eil, An- Die wunderbahre Bienenstatt. Anders wieder niederlassen Wie die den Befehl abfassen, Die als Alte drin regiern, Und den Herschafts-Scepter fuͤhrn. A lsdenn wird ein grosser Lermen, Und sie fangen an zu schwaͤrmen, Fliegen wenn ihr Koͤnig rufft, Sumsend in die weite Lufft; Flattern darin hin und wieder, Endlich sezen sie sich nieder Bis sie sich auf ihrer Flucht, Einen Wohnplaz ausgesucht. W enn der Korb ist zu bereitet, Werden sie dahin geleitet, Durch ein klingendes Gethoͤn, Welches sie bewegt zum gehn: Da sie ihren Siz einnehmen, Welchen sie hernach bequemen Und zur Wohnung auferbaun, Wie wir mit Verwundrung schaun. A lsdenn pflegen die Partheien, Sich im Felde zu zerstreuen Diese sammlen Bauwachs ein, Von den Wiesen Bluͤmelein, Welche jene ausarbeiten Und als Kleister zu bereiten Bauen Haͤuser, Waͤnde, Thuͤrn, Die die andren denn polirn. W underbahrlich sind die Werke, Wenn man sich zum Augenmerke, N 4 Die- Die wunderbahre Bienenstatt. Dieser Bienen Baukunst nimmt, Da ein jedes gnau bestimmt, Als wenn sie der Winkel Groͤssen, Nach dem Cirkel abgemessen; Als wenn jede Zell und Schicht Nach dem Maasstab aufgericht. W underbarlich, wenn wir sehen Wie sie ihren Kleister drehen, Mit dem Kiefern Kieser oder Kinnbacken haben die Bienen stat der Haͤnde, damit sie das Wachs auffassen, knetten, und was nichts tauget, wegwerffen, siehe von den Glied- massen der Bienen den Herrn Plüche dessen Spectacle de la Nature davon Nachricht giebt. streichen plat, Dehnen, schneiden, beugen glat: Da, wenn diese muͤde worden, Kommen von dem Bienen-Orden, Andre die das Werk vollfuͤhrn, Und was grob gemacht, ausziern. D iese die da glaͤtten, reiben, Ungesaͤumt die Arbeit treiben, Koͤnnen nicht nach Speiß ausgehn, Darum muͤssen andre sehn, Wie sie Nahrung denen bringen, Die bei saurer Arbeit ringen: Und dieselben sorgen auch, Wie sie fuͤllen ihren Bauch. W underbar ist das Beginnen, Wenn den suͤssen Naͤhrerinnen, Von Die wundorbahre Bienenstatt. Von den andern wird gesagt, Daß sie jezt der Hunger plagt: Alsdenn pflegen sie zu neigen Jhren Ruͤssel, anzuzeigen Daß sie von der Arbeit matt, Und jezt Lust zu essen hat. W enn sie dieses Zeichen haben, Theilen sie aus ihre Gaben, Und die Speisemeisterin Giebt den andern Honig hin, Der aus ihrer Blasse fliesset, Und die Hungrige geniesset Durch den Ruͤssel, da der Safft Jhr verneute Kraͤffte schaͤfft. H aben sie verneute Kraͤffte Eilen sie gleich zum Geschaͤffte, Bis die Wohnstadt ist formirt, Regelmaͤßig aufgefuͤhrt, Da sie immer Zell auf Zellen, Jn geformter Ordnung stellen, Bis daß in der schoͤnsten Pracht, Jhre Stadt zum Stand gebracht. A uf laßt uns zur Augenweide Dieses wunderbar Gebaͤude Daß die Bienen kuͤnstlich drehn, Wie es fertig auch besehn! O! wie merklich sind die Spuren, An den Werk der Kreaturen, Von des Schoͤpfers weiser Macht, Die dasselbe ausgedacht! N 5 Denn Die wunderbahre Bienenstatt. D enn wie kan ein Thier erfinden, Wie das alles zu verbinden, Was man an dem Bauwerk sieht, Dran die Biene sich bemuͤht. Der hat ihnen das gelehret, Den die Welt als Schoͤpfer ehret, Der hat, wenn mans recht erwegt, Diese Kunst in sie gelegt. W enn man einen Stok beschauet, Der aus Wachse auferbauet, Sind die Taffeln anzusehn, Da die Wohnungen so stehn Wie in denen engen Gassen, Haͤuser an ein ander passen; Da sie in zwiefachen Reihn, Kuͤnstlich aufgerichtet seyn. W enn wir uns die kleinen Zellen, Zur Bewunderung vorstellen: So sind sie nicht minder schoͤn, Weil sie sich recht kuͤnstlich drehn, Und mit denen spizzen Ekken, An die andren sich erstrekken, Da sich immer Feld auf Feld, Wollgeformmt zusammen haͤlt. W underbahr sind auch die Gaͤnge Dieser Taffeln, die sehr enge, Doch die kleine Kreatur Drengt sich gerne durch die Spur Damit stets in jeder Scheibe, Eine sanffte Waͤrme bleibe Die Die wunderbahre Bienenstatt. Die vor einer jungen Brut Heilsam, die in Faͤchern ruht. M an sieht auch vor jeder Zelle Gleichsam eine hohe Schwelle Die den Eingang kleiner macht: Dies ist weislich ausgedacht: Weil die Schwellen dazu nuͤzen, Daß sie ihren Bau beschuͤzen, Der wenn er nicht fest verschraͤnkt, Leichtlich wankt, und sich verrenkt. O bgleich ohne Beil und Hammern Ohne Nagel, ohne Klammern Dieser Bau zu Stand gebracht, Jst er doch so fest gemacht, Und mit Kleister so verkittet, Daß er bleibet unzerruͤttet; Und auf viele Jahre steht, Weil kein Wind an solchen weht. D enn sich vor den Wind zu schuͤzen, Kleiben sie in allen Rizzen Eines Korbes, Kleister ein: Wo die Waͤnde duͤnne seyn Werden sie mit Leim beschmiret, Der wie dikkes Pech formiret: Und wenn man denselben lekt, Garstig und sehr bitter schmekt. O! wie klug sind die Anstalten, O! wie weise das Verhalten, Das der Bienen Volk uns zeigt, Deren Wiz kein Thier erreicht! Wenn Die wunderbahre Bienenstatt. Wenn ein Thier sich etwan waget, Zu dem Korb und daran naget, Suchet suͤssen Honigseim. Schmekt es diesen bittren Leim. D adurch wird es abgeschrekket, Wenn es kaum den Hals gestrekket, Daß es sich zuruͤkke zieht, Und nicht weiter sich bemuͤht Jn den Bienenstok zu dringen, Welches ihm sonst koͤnt gelingen: Also bringet Bitterkeit, Diesem Staate Sicherheit. E s ist alles woll gebauet, Wenn man diese Stadt beschauet, Und die aͤusre Einrichtung Zeugt bei uns Verwunderung: Aber wenn wir noch nach spuͤren, Wie sie ihren Haushalt fuͤhren, So muß man erstaunt gestehn, Daß auch dieses Wunderschoͤn. J hre Wohnung hat nur Faͤcher, Die bequemlichen Gemaͤcher Sind zur Haushaltung formirt, Nicht zur eitlen Pracht geziert. Diese Taffeln die geschichtet, Sind darnach auch eingerichtet, Daß sie theils zum Wohnungssiz, Theils zu Vorrathskammern nuͤz. E in Theil ist zum Plaz gegeben, Worin junge Bienen leben, Jn Die wunderbahre Bienenstatt. Jn den andren legen sie Was mit einer sauren Muͤh Als ein Wachs wird aufbewahret; Jn die dritten wird gesparet, Auf des Winters rauhen Frost, Jhre suͤsse Honig-Kost. W enn wir in die ersten sehen, Drin die Jungen all entstehen So liegt darin erst ein Ey; Bricht dasselbige entzwei Kommt ein Wuͤrmgen draus gekrochen, Das die Mutter fast zwei Wochen Mit den suͤssen Honig speist Da sie denn die Zell zuschleust. S ie nimmt Wachs und klebt die Loͤcher, Als den Eingang der Gemaͤcher, Wie mit einem Dekkel zu, Und laͤst ihren Wurm in Ruh. Der vertroknet, dahingegen, Ein klein Puͤpgen ohn Bewegen Daß vorher im Wurm gestekt, Daraus sich hernach entdekt. W enn es vierzehn Tag gelegen, Faͤngt es an sich zu bewegen, Und zerbricht des Dekkels Klufft, Gehet aus der dunklen Grufft, Troknet seine zarten Fluͤgel Flieget aus auf gruͤne Huͤgel, Saugt bei warmen Sonnenschein, Seine suͤsse Beute ein. Nun Die wunderbahre Bienenstatt. N un wir lassen diese fliegen, Wollen uns nun weiter fuͤgen, Mit den Wisbegiergen Sinn, Zu den Vorrathskammern hin, Wo das Wachs verwahret lieget, Das die Biene sammlet, bieget Knettet, von den Blumen traͤgt, Und in diese Hoͤlen legt. W undernswuͤrdig ists zu schauen, Wenn sie auf den Blumen Auen Sammlen diesen Vorrath ein: Da sie ganz bestaͤubet seyn, Von den gelben Blumen Puder: Nimmt ein jegliches sein Fuder Von den Saamenstengel fort, Schleppt es zum bestimmten Ort. W enn sie nach der Beut ausflieget, Und der Staub nicht dikke lieget Den die Blume in sich haͤlt, Und in ihren Becher faͤllt, Sammlet sie bei ihren Wandern, Ein gelb Koͤrngen nach dem andern, Faßt sie in geschwinden Lauf Mit den Voͤrderfuͤssen auf. D arauf pflegt sie es zu schliessen, Jn die Hoͤl am Hinterfuͤssen, Wo die waͤchsern Kuͤgelein, Die noch rohe und unrein, Als in einem Loͤffel liegen: Wenn sie sich nach Hause fuͤgen Wird Die wunderbahre Bienenstatt. Wird der Vorrath abgeschwenkt, Der an ihren Fuͤssen haͤngt. W enn die fleißgen Sammler kommen, Wird die Last gleich abgenommen, Da an ihren Wohnungs-Zelt, Andre Bienen sind bestellt Die sie an die Fuͤsse fassen, Damit sie es fallen lassen, Was sie von der gelben Last, Wie in Ballen aufgefaßt. D a denn andre kommen muͤssen, Die mit ihren fleißgen Fuͤssen Es durchknetten bis es glat Bringen es zur Lagerstatt, Da sie in geordnten Schichten, Lag auf Lage kuͤnstlich richten, Da denn diese Lagerstat Noch Wachs mancher Farben hat. W enn sie es hernach gebleichet, Und gereiniget, erweichet, Durchgemischt und klar gemacht: Wirds zum Vorrath hingebracht, Damit wenn ein Riß entstanden. Gleich Materie vorhanden. Damit man das stets ersezt, Was an ihrem Haus verlezt. W enn ihr Staat sich auch ausbreitet, Wird damit ihr Haus erweitet Er wird vor die Thuͤr geklebt, Bis ein Puͤpgen drin auf lebt: Man Die wunderbahre Bienenstatt. Man braucht Wachs die Honigkammern, Zu verschliessen, zu verklammern: Jst das nicht ein schoͤner Staat, Da man nuzbarn Vorrath hat? U nd wenn wir dabei erwegen, Wie sie es zu Rathe hegen; So muß man mit Lust gestehn, Mann koͤnn an den Bienen sehn, Wie man sparsam alle Dinge, Wenn sie auch noch so geringe Brauchen muß; weils oft gereut, Wenn man etwas hat zerstreut. W enn die Puͤpgen ausgebrochen, Und die waͤchsern Thuͤr durchkrochen Kommen gleich zwei Bienen her, Die da, weil das Loch nun leer An denselben, an den Schwellen, Alles gleich in Ordnung stellen, Und das uͤberbliebne Stuͤk Tragen sie so gleich zuruͤk. E benfals wird das bewahret, Und auf andre Zeit versparet, Was vor Honigkammern kleibt. Wenn die Nothdurfft sie antreibt Daß sie solche oͤffnen muͤssen, Um den Vorrath zu geniessen: So wird also nichts verschwendt, Alles nuzbar angewendt. W elche Klugheit ist an Thieren, Mit Bewunderung zu spuͤren, Die Die wunderbahre Bienenstaat. Die oft einem Menschen fehlt, Der sich unaufhoͤrlich quaͤlt; Was er brauchet zu gewinnen, Denn wir lassen viel zerrinnen: Waͤren wir wie Bienen klug, Haͤtten wir auch leicht genug. D a die Bienen es nicht leiden, Unnuͤz etwas zu vergeuden Von dem Wachs, ist vortheilhafft: Denn indem das wird geschafft Koͤnnen sie sich nicht bemuͤhen Jhren Honig einzuziehen, Der doch zu der Sommers-Zeit, Auf den Blumen ausgestreut. S ammlen suͤsse Nahrungs-Saͤffte Jst das wichtigste Geschaͤffte Weil der Bienen klare Kost, Nicht zu finden bei dem Frost: Darum muͤssen sie bei Zeiten, Einen Vorrath zu bereiten, Wenn die Sonne feurig gluͤht, Und das Pflanzenreich noch bluͤht. W enn das Pflanzenreich in Bluͤte, Dufftet durch des Schoͤpfers Guͤte, Ein Gewaͤchs, ein Blumen-Strauß, Viele zarte Saͤffte aus; Diese klebricht nassen Saͤffte, Dieser Mark und Pflanzen Kraͤffte, Fliessen durch die Lufftroͤhrlein Stark, bei warmen Sonnenschein. Dritter Theil. O Als- Die wunderbahre Bienenstaat. A lsdenn sind die fleißgen Bienen, Hurtig im bebluͤmten Gruͤnen, Sezzen sich auf Thimian, Auf Lavendeln, Majoran; Saugen durch des Ruͤssels Roͤhren Bei dem Hin und Wiederkehren, Diesen suͤssen Safft heraus, Bringen ihn darauf nach Haus. W as sie haͤufig eingesogen, Wird wenn sie zum Korb geflogen, Bis auf kuͤnfftge Winterszeit, Jn die Hoͤlen ausgespeit. Sind die Loͤcher angefuͤllet, Werden sie mit Wachs verhuͤllet, Als ein Vorrath woll bedekt, Daß er nicht werd aufgelekt. E inige von diesen Loͤchern, Von nicht ganz gefuͤllten Faͤchern, Kan man unverschlossen sehn, Bleiben darum offen stehn: Weil sie in dem Staat der Bienen, Stat der Speisekammern dienen, Woraus taͤglich jederman, Seine Nahrung nehmen kan. G rosser GOtt! o! was vor Spuren, Sind von dir an Kreaturen, Zu bewundern, zu verehrn! Du kanst uns an Bienen lehrn Deiner Vorsicht weises Walten, Das zu allen den Anstalten, Darob Die wunderbahre Bienenstatt. Darob sich der Mensch erfreut, Den verborgnen Trieb verleiht. D iese kleinen Alchimisten, Die so wunderbahrlich nisten, Deren Bauch von Saͤfften schwillt, Woraus suͤsser Honig quillt, Zeigen uns in ihren Werken, Was uns alle Ding bestaͤrken, Daß du seist ein Zebaoth, Der auch ein verborgner GOtt. W elcher Wiz kan es ergruͤnden, Wie die Bienen das erfinden, Was uns ihre Anstalt zeigt, Wie du ihren Trieb geneigt, Daß sie mit vereinten Kraͤfften, Sich gewidmet den Geschaͤfften, Daraus uns theils Lust entspringt, Das uns theils auch Nuzen bringt? M enschen! lernet doch erkennen, Daß GOtt weise, gut zu nennen, Der die Thiere so begabt, Daß wir wuͤrden stets gelabt: Laßt euch durch das suͤsse Schmekken, Durch den Honigseim erwekken, Den zu ruͤhmen der uns liebt, Und so manche Nahrung giebt. W olt ihr euch an den Gesezen, Eines Bienenstaats ergoͤzen; So seht ihn Vernuͤnfftig an, Weil uns solcher lehren kan: O 2 Auch Die wunderbahre Bienenstaat. Auch der Bienen thierisch Leben, Kan uns schoͤne Regeln geben, Was zur Wollfahrt in dem Staat, Jeder zu verrichten hat. S oll das Band niemahls zerbrechen, Muß man nie im Zanke sprechen, Der Gesellschaft Einigkeit, Ruht auf der Bescheidenheit. Und das Gluͤck von einem Bunde, Steht auf einem sichren Grunde, Wo man gleiche Neigung hegt, Alles kluͤglich uͤberlegt. W enn die Bienen sumsend schwaͤrmen, Durch einander fliegen, lermen Findet man doch keinen Truz, Alles zum gemeinen Nuz, Jst das Wappenschild zu nennen, Daran Bienen zu erkennen, All ihr Fleis geht nur blos hin, Zum gemeinen Nuz, Gewinn. W as ihr Staat zur Ordnung sezzet, Bleibet feste, unverlezzet Arbeit ist ihr Losungs-Wort; Jede Biene gehet fort: Und ihr abgezielt Bemuͤhen Jst Wachs, Honig einzuziehen, Jede bringt ihr Theil daher, Keine will als andre mehr. E igennuz die Pest der Leute, Machet vor sich keine Beute: Wo- Die wunderbahre Bienenstaat. Womit sich ein jeder naͤhrt, Wird ihm williglich gewaͤhrt: Und das Theil das ihm beschieden Nimmt man, ist damit zufrieden; Jn der Bienen Koͤnigreich, Sind die Unterthanen gleich. S ie sind alle reich zu schaͤzzen, Weil sie sich gar nicht ergoͤzzen, Am besondern Eigenthum: Das bringt ihren Staate Ruhm Daß sie nichts vor sich begehren, Und sich reichlich doch ernaͤhren; Jhr bescheidener Genus Bringet allen Ueberflus. W enn wir dies vor Augen nehmen, Muͤssen wir uns warlich schaͤmen, Daß die Menschen leider blind, Schlimmer als die Thiere sind. Jeder sucht vor sich zu handeln, Was gemein heist zu verwandeln, Jn das was man eigen heist, Ob es gleich den Staat zerreist. W as gemeinschaftlich erworben Wird durch Eigennuz verdorben, Da ein jeder gierig frißt, Was doch eines andern ist: Dadurch werden alle Baͤnder, Die die Staͤdte, Voͤlker, Laͤnder Jn Vereinigung gebracht, Theilbar und zunicht gemacht. O 3 Wenn Die wunderbahre Bienenstaat. W enn die Menschen sich verbinden, Ein gemeines Wohl zu gruͤnden, Haͤlt man selten aͤchte Treu: Da ist gleich das Band entzwei. Eigennutz die Pest der Staaten Macht daß eines jedes Thaten Nur vornemlich dahin zieln, Sein besondres Gluͤk zu spieln. D ieses freßge Ungeheuer, Hauchet Gift und blaͤfet Feuer Sauget in des andern Haus, Allen Mark und Vorrath aus: Hat der Eigennuz die Bissen, Einem andern weggerissen, Macht er sich mit Reichthum gros, Wenn die andren nakt und blos. D aher sind die Unordnungen, Jn die Staͤnde eingedrungen, Die der Menschen Staat verwirrn: Jene lachen, diese girrn Jene leben in Vergnuͤgen, Diese die im Staube liegen, Schwizzen in der bangen Noth, Seufzen nur nach trokken Brodt. D ieses wuͤrde nicht geschehen, Wenn wir alle kluͤglich sehen, Wie ein jeder Mensche soll, Auch auf eines andern Wohl: Men- Der Krieg. Menschen lernet von den Bienen, Die uns zum Exempel dienen, Daß ein Staat im Flore bluͤht, Wo man auch auf andre sieht. Der Krieg. D as Hoͤllen-Kind, der Menschen-Fresser, Der Krieg verdirbt die ganze Welt, Zerstoͤhrt das Land, tobt im Gewaͤsser, Das von dem Menschen Blut auf- schwellt, Durch sein Verheern, ergrimmtes Morden, Sind Menschen wilde Thiere worden. D er Krieg entspringt aus falschen Meinen, Aus Hochmuth oder Eigennuz: Man will vor andern herrlich scheinen, Drum beut man einem andern Truz; Man denkt durch ein recht wuͤtend Schnauben, Des andern Ansehn zu berauben. S o bald der erste Mensch verlohren, Was ihm zum Kleinod ward geschenkt, Da war der stolze Muth gebohren, Der immer auf den Vorzug denkt. Die wahre Liebe war gewichen: Drum muste sich die Ruh verkriechen. O 4 Ein Der Krieg. E in Bruder wurde in den Tagen, Da noch die Welt von Menschen leer, Von einen Bruder todt geschlagen, Warum? er meinte, daß er mehr; Und weil der Vorzug ihm genommen; So war dadurch der Has entglommen. D er Has erhitzte das Gebluͤte, Den schon mit Gift gefuͤllten Born, Hieraus entsprung in dem Gemuͤte, Ein hitzig Ungeheur, der Zorn: Der Zorn ob der verlohrnen Ehre, Grif eiligst nach dem Mordgewehre. A ls sich der Menschen Zahl vermehrte, Ward ein Gesellschafts-Staat erricht, Da man, was Klugheit sprach, anhoͤrte, Darnach man uͤbte seine Pflicht: Allein wie lang blieb ohne Streiten, Das Morgenroth der guͤldnen Zeiten? D er Eigennutz fing anzuwuͤten Das Mein und Dein kam in die Welt, Fing an die Kriege auszubruͤten, Zu stoͤhren eines andern Zelt: Man dachte durch ein siegreich Kaͤmpfen, Der andern Voͤlker Macht zu daͤmpfen. D as was der Hochmut angeblasen, Ward durch den Eigennutz vermehrt: Der Einbildung verkehrtes Rasen, Das solche Moͤrderthaten ehrt, Ver- Der Krieg. Vergoͤtterte die tapfren Helden, Wie uns die Zeitgeschichte melden. D a wurde ungeheures Kriegen, Und der Begierden wilder Brand, Ein tapfres Heldenmaͤßig Siegen, Die Laster, Tugenden genannt; Ein jeder muste sich befleissen, Ein Loͤwengleicher Held zu heissen. W er Ehre dachte zu erlangen, Der wagte sich ins weite Feld: Den Bogen, Pfeil und Schwerd und Stangen, Die machen einen grossen Held: Wer solche wuͤterisch regieret, Wird mit dem Lorbeer ausgezieret. D ie Ruhe kroch nun hintern Mauren, Verschanzte ihre Schuͤchternheit, Sie schien das Blut noch zu bedauren, Aus Eingebung der Menschligkeit: Jedoch die Furien der Hoͤllen, Die hoͤrten noch nicht auf zu bellen. W er sich aus Vorsicht so beschirmet, Jn seinen engen Grenzen blieb, Der ward mit Raserei bestuͤrmet, Aus einen Heldenmuͤtgen Trieb: Man suchte Thore zu zerbrechen, Die leimern Mauren zu zerstechen. D er Krieg zerriß die festen Baͤnder, Die Treu und Redlichkeit geschuͤrzt, O 5 Die Der Krieg. Die Wuth verschlang die Reich und Laͤnder: Wenn dieser, jenen Held gestuͤrzt: So kam ein maͤchtger Alexander, Und stuͤrzte sie drauf miteinander. S o bald ein Volk nur was verbrochen, Den Grenzstein Fingerlang verruͤkt, So ward die That durch Krieg gerochen, Ein Heer mit Waffen ausgeschikt; Um einem Fusbreit von der Erden, Mußt Menschen Blut vergossen werden. O! was vor Blut ist nicht vergossen So lang die Erde auferbaut: Wie viele Stroͤme sind geflossen, Vor deren Anblik man auch graut, Wenn wir in den Geschichten lesen, Wo Schlachtungs-Felder sind gewesen! W as vor ein Anblik wenn die Spizzen Von Schwerdtern durch einander gehn, Wenn Schlag auf Schlag, wenn Bliz auf Blizen, Sich schwirrend durch einander drehn, Und wenn die schaͤumenden Schwadronen, Sich schlagen um die Sieges-Kronen. W ie kan man bei dem Anblik glauben, Daß dieses edle Menschen seyn, Die sich das theure Leben rauben, Um einen eingebildten Schein? Man glaubte leichter daß es Baͤren, Als daß es wahre Menschen waͤren. O! welch ein jaͤmmerlich Gehaͤule, Ent- Der Krieg. Entstehet auf der Lagerstat, Wenn so viel tausend durch die Beile, Der Krieg zerfezt, verstuͤmmelt hat: Wenn diese todt, und jene wimmeln, Wie Wuͤrmer in dem Blute krimmeln! W enn dieser rufft, das GOtt erbarme! Es hat mich die erfochtne Schlacht, Um meine ausgestrekten Arme Um mein gesundes Bein gebracht: So kan man was der Krieg vor Wehen Zu weg bringt, nicht ohn Thraͤnen sehen. W ie ist es muͤglich koͤnt man denken, Daß man die Menschligkeit vergißt, Daß man sich sucht in Blut zu traͤnken, Darin des Bruders Leben fließt: Wo bleiben da, die reinen Triebe Der eingepflanzten Menschenliebe? V ielleicht hat nur in alten Zeiten, Der Haß die Wilden angeflammt, Das unvernuͤnfftig zu bestreiten, Was ihre Wuth zum Todt verdammt, Es sind woll keine Krieges-Schaaren, Als bei den grausamsten Barbaren? O! nein! die grossen Erden-Goͤtter, Die Thronen in der Christenheit, Vergnuͤgen sich beim Krieges-Wetter, Auch noch in einer neuen Zeit, Wo wir im hellen Lichte sehen, Wie man mit Menschen muß umgehen. Seid Der Krieg. S eid dem aus denen Hoͤllen Schlunden, Der Schweffeldonner kund gemacht; Das Pulver und Geschuͤz erfunden, Das grausam schmettert, blizend kracht Jst dieses kriegerische Morden, Noch schreklicher geuͤbet worden. D er Zwietracht und des Hochmuts Geister, Des Eigennuzes Furie, Spielt allenthalben annoch Meister Erregt den Krieg zu Land, zur See; Die Ehrsucht der erhabnen Thronen, Erwuͤrgt noch viele Millionen. D ie Herschsucht will durch Heldenthaten, Den Ruhm und auch ihr Reich vermehrn; Sie dringt mit Macht in fremde Staaten Und laͤßt die Feldposaune hoͤrn: Da kommt die Heldenschaar zusammen, Und zuͤnden an die Krieges-Flammen. D as Feuer brennt, bleibt ungeloͤschet, Bis daß man mit der Krieger Blut Erst wiederum abkuͤhlt und waͤschet, Der Herschsucht aufgeglomne Wuth; Bis das die Laͤnder ganz verheeret, Die Staͤdt und Thuͤrmer umgekehret. U nd O! du blutge Augenweide O! Kampfplaz wo das Paukenspiel, Die recht erbaͤrmlich bange Freude Erregt zum moͤrdrischen Gewuͤhl, Du Der Krieg. Du lehrst uns in den grausen Lermen, Wie graͤslich sey des Krieges Schwaͤrmen. E s bruͤllen los die Schrekcarthaunen, Davon das Herz der Helden bebt, Da Trommeln, Pfeiffen und Posaunen, Es zu der Tapferkeit erregt; Es naͤhert sich des Feinds Gewimmel, Es kommt ein streitendes Getuͤmmel. D a oͤffnen sich die truͤben Scenen, Mit einem donnernden Geschuͤz, Der Schauplaz faͤnget an zu droͤhnen, Es folget immer Bliz auf Bliz, Es folget immer Knall auf Knallen, Da hie und da schon Streiter fallen. E in brennend Blei durchstreifft die Glieder Die in gepreßter Ordnung stehn, Es stuͤrzen Pferd und Menschen nieder, Die kaum im Dampf und Schwall zu sehn: Und das heist erst sich freundlich gruͤssen, Und noch Willkommens Salve schiessen. V erfluchter Grus! wo solche Stimmen Wie Donner in die Ohren schalln, Und wo auf schrekliches Entglimmen Der Flinten, viele niederfalln; Verdammter Grus! wo stat der Kuͤsse, Man brauchet die Canonen-Schuͤsse. E in Grus davon die Erde schuͤttert, Preßt eine gleiche Antwort aus, Die Der Krieg. Die gleichfals bruͤllt und toͤßt und wittert, Wie bei dem Sturm ein Hagelbraus: Nach solchen schreklichen Willkommen, Wird denn der Kampf recht vorgenommen. D ie Menschlichkeit wird ausgezogen, Die Loͤwenhant wird angelegt, Das Herz das sonst durch Furcht bewogen Wird nun zur Grausamkeit bewegt, Die zu dem Tod gedungnen Seelen, Die fangen sich drauf an zu quaͤlen. D a gehen wie bei Ungewittern, Die schreklichen Gewehre loß, Die Schedeln fangen an zu splittern, Geruͤhrt von bleiernen Geschoß, Es sinken ganze Reihen, Glieder, Getroffen auf einmahl darnieder. D ie Loͤwen die von Feuer funkeln, Und die von Blut und Eiffer roth, Die schwindeln in dem grausen Dunkeln, Die Kugel macht sie blaß und todt; Hie sind die Tyger ohne Klauen, Da lahme Woͤlfe anzuschauen. D ort sind Verwundete zu sehen, Die theils von Noth, theils Wuth erhizt, Jm matten Grim die Augen drehen Da schon des Lebens Blut versprizt, Sie schreien in den lezten Zuͤgen, Da sie im Blut bedekket liegen. Sie Der Krieg. S ie flehen um ein Freundschafts-Zeichen, Den halb entseelten Nachbahr an, Und dieser bittet sie imgleichen, Da keiner andern helfen kan, Sie wuͤnschen bei dem heissen Schmerze, Und was denn? Einen Stich ins Herze. E rbaͤrmlich Schauspiel! der da lechzet, Nach einem kuͤhlen Labetrank, Wird durch den Pferdetrap zerquetschet, Bei des Getuͤmmels wilden Drang: Er will ein kaltes Wasser haben, Muß sich in heissen Blute laben. J edoch noch nicht genug gestritten, Obgleich der Wahlvlaz uͤberschwimmt, Und schon viel tausende gelitten Den ein recht klaͤglich End bestimmt, Kaum ist das Donnern erst zum Ende, So blizzen schon die starken Haͤnde. K aum ist der schwarze Staub verstoben, Das Pulver und der Schuß vorbei, Sind Bajonetter aufgeschroben, Und was noch lebt, vom Tod nicht frei; Die Saͤbel werden auch gezuͤkket, Es wird noch naͤher angeruͤkket. D a geht es an ein Mezzeln, Stechen, Als wenn das Vieh zur Schlachtbank geht, An Wuͤrgen, Hauen, Haͤlsebrechen, Als wenn man reiffes Korn abmaͤht, Da Der Krieg. Da sieht man, wie von scharffen Hieben, Kopf, Nase, Arme, Bein wegstieben. D er Krieger Mund der schaͤumt von Geiffer, Der Kopf von Blut, die Hand vom Schweiß, Sie ringen alle noch mit Eiffer Nach einen blutgen Sieges Preiß. Es will noch keiner fluͤchtig weichen, Bei den geschaͤrften Schlaͤgen, Streichen. D er eine Schwarm will hie eindringen, Der andre wagt sich dort hinein, Da geht es wieder an ein Ringen, Ob sie schon matt und kraftlos seyn; Da muß noch mancher durch das Eisen Verwundet nach dem Grabe reisen. D och endlich nach den langen Wuͤrgen, Bedekket sie der Flor der Nacht, Da sich die Sonne im Gebuͤrgen, Verkriechet und unsichtbahr macht, Und da entsteht ein blind Gefechte, Der zu dem Mord gedungnen Knechte. D ie Vorsicht die das Wuͤten siehet, Den Krieg zu einer Ruthe braucht, Erschrekt das Theil, das endlich fliehet Von Kampfplaz, der von Blute raucht, Sie theilet aus nach langen Streiten, Wer siegend soll den Kranz erbeuten. D er fliehet und wird nachgejaget, Die Sieger hauen immer nach Ein Der Krieg. Ein Theil das ganz und gar verzaget, Entflieht nach der gedrohten Rach, Es strekt vor seines Siegers Heere, Vor Schrekken bebend sein Gewehre. E s sucht das Leben zu erretten, Und kommt dadurch zum Knechtschafftsstand, So lange in des Kerkers Ketten Bis daß des Krieges grimmger Brand Geloͤscht; bis daß sich Boten zeigen, Mit Friedenszeichen, mit Oelzweigen. E in Theil das in die Flucht entweichet, Flieht ins Gebuͤrge, in dem Wald, Und wird in banger Angst gescheuͤchet, Sucht einen sichren Auffenthalt, Da denn noch viele, die noch leben Den Geist auf schneller Flucht aufgeben. D er eine sinket in die Pfuͤzen, Der andre stuͤrzt von Pferd herab, Und rennt sein Leben zu beschuͤzen, Und faͤllt doch in des Todes Grab; Der dritte will noch Beute machen, Und laͤufft dadurch den Todt im Rachen. A uf last uns nun zuruͤkke gehen Die Krieges-Saat, das Leichen-Feld, Und die erschlagnen Helden sehen Die Mord und Raub zum Scheusal stellt! Da liegen sie in Blut beflekket Wie bleiches Heu blaß ausgestrekket. Dritter Theil. P Da Der Krieg. D a liegen sie die Schrekgesichter, Davor die Raserei erschrikt; Daß Herz der aͤrgsten Boͤsewichter, Wird weich, wenn es daselbst erblikt, Wie scheußlich durch das grimge Morden, Die jezt entseelten Krieger worden. V erfluchter Ort! wo sie gesunken, Und wo die Erde so viel Blut, Von Menschen haͤuffig eingetrunken, Und wo die wilde Krieges Wuth, Da wo die Koͤrner ausgesaͤet, Stat Aehren, Koͤpfe abgemaͤhet. D u must zum Denkmal spaͤter Tage, Ein Auffenthalt der Pardel seyn, Ein oͤder Ort voll Jammerklage Der Zihim und der Kauͤzelein; Ein Kirchhoff wo die wilden Eulen, Wie Schrekgespenster immer heulen. B esehet hier gewaltge Fuͤrsten! Was Eigennuz darniederschlaͤgt, Was euer Herschsucht lechzend Duͤrsten, Vor Jammer und vor Noth erregt: Beschaut die Opfer eurer Staaten Wie klaͤglich sind die Heldenthaten? W ie koͤnnt ihr auf den Menschenknochen, Der Herrschafft feste Thronen baun, Gebeine die das Schwerd zerstochen, Als Saͤulen eures Reichs anschaun, Wie Der Krieg. Wie theur ist nicht der Sieg gegeben, Es kostet vieler Menschen Leben? S eht der erschlagnen Helden Hauffen, Berechnet wie viel solcher gilt; Seht hier die rothen Stroͤme lauffen, Wovon die Wallstat annoch schwillt; Bedenket die sind euch genommen, Was habet ihr dafuͤr bekommen? E in Land, ein Raum zerstoͤhrter Erde, Wo Kuͤmmerniß und Elend wohnt; Woruͤber ihr nicht ohn Beschwerde Bei kummervollen Naͤchten thront, Wofuͤr ihr muͤßt an jeden Morgen, Bei neuerwachter Unruh sorgen. O! Krieg du moͤrdrisches Geschikke, Was bringest du vor Noth der Welt, O! was vor banges Ungeluͤkke Dringt durch dein aufgeschlagnes Zelt, Bei deinen ausgegossnen Flammen, Kommt alles Elend recht zusammen. D u reissest durch dein herbes Streiten, Der Wollfahrt feste Saͤulen ein, Du nimmst den Weibern von der Seiten, Die ihre Schuͤzer, Naͤhrer seyn, Du machst daß viele arme Waisen, Mit Winseln hin und wieder reisen. D u machst durch Sengen und durch Brennen, Die Staͤdte zu den Wuͤstenein, P 2 Du Der Krieg. Du hemmest durch dein wuͤtend Rennen, Der Felder Seegensvoll Gedein, Du jaͤgst aus ihren vollen Huͤtten, Die klaͤglich um ihr Leben bitten. D u machest rauberische Leute, Verwandelst Lieb in Grausamkeit, Du giebst zu der Soldaten Beute Der Armen Brodt, der Nakten Kleid: Es muß wo deine Fahnen fliegen, Gesez und Recht darnieder liegen. D ie Laͤnder die von Milch und Weine Wie Canaan begluͤkket warn, Und wo bei Thau und Sonnenscheine, Sich Ueberflus und Seegen paarn, Die werden durch dein Schwerd zerstoͤhret, Wie duͤrre Wuͤsten ausgeleeret. D ie Felder die von Fruͤchten schwanger, Die werden mit den Fluch belegt, Wo Akker, Garten, gruͤner Anger, Stat Korns und Krauts nur Diesteln traͤgt: So bald du deine Schwerdter wezzest, Und dein Panier daselbst aufsezest. D u machest die sonst sittsam waren, Und keusch durch deine rege Glut, Zu Canibalen und Barbaren, Versuͤhrest manches junges Blut Jn solche Lastervolle Schlingen, Die ewiges Verderben bringen. Und Der Krieg. U nd wo dein Offenbahr. Joh. e. VI. v. 5. 6. rothes Pferd erscheinet, Als deines Feuers Sinnenbild, Da ist der Hunger eh mans meinet, Woraus die Pestilenz herquillt; Da folgen lauter Schrekkensplagen, Auf einmahl deinen Heeres-Wagen. O Krieg! du hartes Strafgerichte, Du Peitsche, vor die boͤse Welt, So machst du ploͤzlich das zunichte, Was Ruh und Friede sicher haͤlt, Wenn werden wir statt deiner Heeren, Jn Teutschland Friedens-Lieder hoͤren? D u wuͤtest noch in diesen Jahren, Mit deinen ungehemmten Lauf, Und schlaͤgest vor so viele Schaaren, Noch hie und da die Lager auf; Du laͤssest noch auf Land und Seen, Die rothen Zwietrachts-Fahnen wehen. A ch! ach! du wuͤhlest zu dem Herzen, Wo Teutschlands Wollfahrts Quelle fliest, Durchbohrst mit deinen wilden Scherzen, Dasselbe bis die Kraft verschießt; Du wilt durch wuͤtendes Empoͤren, Den Christenstaat durch sich verheeren. H alt ein! mit den ergrimmten Wuͤrgen, Zerbrich das stuͤrmerische Zelt, P 3 Und Der Krieg. Und pflanze nicht auf den Gebuͤrgen Jm teutschen Land ein Lilljen Feld: Laß hier des Friedens Oel-Zweig bluͤhen, Und Adler bei der Sonne gluͤhen. D u HErr! der du ein GOtt der Goͤtter, Und uͤber Erd und Himmel sizst, Der du mit Macht im Krieges-Wetter, Die Suͤnder zu erschrekken, blizst, Ach! laß wenn wir zu Fusse fallen, Doch eine Friedenspost erschallen! A ch! Friedesuͤrst! regier die Fuͤrsten, Die wilder Hochmut aufgeblaͤht, Daß sie nicht mehr nach Blute duͤrsten: Dein Allmachts-Wink der alles dreht, Der kan im Augenblik verleihen, Daß wir uns bald in Frieden freuen. A ch! wehre allen Blutvergiessen, Und laß statt dieser rothen Flut Die Stroͤme deines Seegens fliessen; Laß statt der heissen Zwietrachtsglut, Daraus sich feurge Kugeln welzen, Das Herz in Liebes-Kohlen schmelzen. A ch laß die Staͤdte die zerruͤttet, Die Laͤnder die beraubt, zerstoͤhrt Die man mit Asch und Salz beschuͤttet, Die ganz verbannt, geschleift, verheert Jn denen guͤldnen Friedens Zeiten, Sich wieder Seegens-voll ausbreiten! Die Der Krieg. D ie Schwerdter die von Blute trunken, Und die so manches Feld verderbt, Dadurch so mancher Held gesunken, Der nichts als eitlen Ruhm ererbt, Die laß in ihrer Scheide rosten, Daß sie kein Menschen-Blut mehr kosten! Z erbrich der Zwietracht starke Bogen, Und steure allen Hochmuts Truz, Die Saͤbel die die Wuth gezogen, Die Herschsucht oder Eigennuz, Die laß mit ihren blutgen Klingen, Jnskuͤnftige in Stuͤkken springen. V erwandle diese Moͤrder-Eisen Jn Sensen die der Landman nuͤzt, So wollen wir dich Hoͤchster! preisen, Dich Zebaoth der uns beschuͤzt; So nehmen wir die Friedens-Palmen, Und jauchzen Sieg- und Freuden-Psalmen. P 4 Die Die Geilheit. Die Geilheit. Syrach c. XIX. Die sich an Huren hangen werden wild, und kriegen Motten und Wuͤrmer zum Lohn, und verdorren den andern zum merklichen Exempel. S iren! die du eitle Jugend, Von der Bahn der reinen Tugend Auf den Weg der Laster ziehst, Um die falschen Zauberinnen, Die Lokvoͤgel ihrer Sinnen, Schmeichelhaft dich stets bemuͤhst, Dich will ich den Junggesellen, Und den Dirnen jezt vorstellen. J eder wird dich leichtlich kennen, Wenn wir dich mit Nahmen nennen, Wollust, Geilheit, Uppigkeit, Dich besingen die Poeten, Mit den eitlen Zauber-Floͤten, Die der Venus eingeweiht: Aber ich will dich besingen, Deine Laster zu verdringen. D u verfuͤhrst die eitlen Seelen, Die den glatten Pfad erwaͤhlen, Und Die Geilheit. Und berauschst mit deinen Gift, Alle die auf falsches Winken, Deinen Taumelkelch austrinken, Wie uns die Vernunft und Schrift; Wie uns die Erfahrung zeigen, Der die aͤchte Wahrheit eigen. G Ott hat die Geschlechtes-Liebe, Als der Keuschheit reine Triebe Menschen weislich eingepraͤgt; Diese reinen Leidenschaften, Die in Blut und Koͤrper haften, Sind wenn man sie jezt erwegt Leider! wie die andren alle, Ganz verdorben bei dem Falle. S ie sind gleich dem wilden Feuer, Gleich auch einem Ungeheuer, Das ganz wuͤtend um sich brennt; Das mit kollernden Gebluͤte Mit verblendeten Gemuͤte Ungesaͤumet dahin rennt, Wo die Pfuͤzen voller Wehen, Jhrer Neigung offen stehen. W er es nicht beizeiten stillet, Wenn es nach der Kuͤhlung bruͤllet, Wird von Wollust leicht bestrikt; Wer des Fleisches Luͤste heget, Nicht in Zaum und Zuͤgel leget Wird gar leichtlich fortgeruͤkt, Durch die unsichtbahren Schlingen, Die zulezt zum Abgrund bringen. P 5 Ach! Die Geilheit. A ch! wie viele sind betrogen, Jn der Wollust Garn gezogen Die die Triebe nicht regiert, Die als Opfer zwar bekraͤnzet, Durch das Strik das herrlich glaͤnzet, Zu der Schlachtbank fortgefuͤhrt, Wo sie lachend Geist und Leben Dem Verderben uͤbergeben. A ch! wie viele sind vorhanden, Die an diesen Klippen stranden, Und ihr Wollfahrts Schiff zerstoͤhrt, Da sie zu den Zauber Toͤnen, Dieser seufzenden Sirenen Ein verfuͤhrend Ohr gekehrt, Da sie meinten in den Gruͤnden, Jenes Paradies zufinden. S eht ihr Jungen! die Exempel Derer, die im Wollust-Tempel Die verbotne Frucht gesucht, Die wie Honig suͤsse schmeket: Aber Bitterkeit erwekket, Den sie drauf zu spaͤt verflucht; Weil darinnen Stachel schwimmen, Die im Bauch hernachmahls grimmen. G eilheit lokket zum Verderben, Macht daß Leib und Seel ersterben, Sie zerruͤttet das Gemuͤt, Macht die Sinnen stumpf und bloͤde, Machts Gehirn auch wuͤst und oͤde, Sie verdirbet das Gebluͤt Wie Die Geilheit. Wie uns viele Alten sagen, Die mit Zittern es beklagen. G eilheit zehrt die Lebens-Geister, Und wo sie ist Obermeister, Nimmt sie alle Krafft dahin, Und zerfrist den Mark in Beinen, Obgleich vielo thoͤrigt meinen, Daß sie schaͤrfte Wiz und Sinn; Sie ist wie ein Gifft gefaͤrlich, Geist und Koͤrper sehr beschwerlich. G eilheit schoͤpft die Lebens-Saͤffte, Und verkuͤrzt die Leibes-Kraͤffe, Und ihr Schlam verdirbts Gebluͤt, Das in denen Adern schleichet, Wenn sie uns das Herz erweichet; Sie verkehret das Gemuͤth, Das auch auf das Wollergehen, Jhres Koͤrpers hat zu sehen. G eilheit laͤhmt die Spannungs-Sehnen, Wie mit einen Mund erwehnen, Die des Leibes-Bau verstehn; Wenn die Nerven sind geschwaͤchet, Wird die boͤse Lust geraͤchet, Durch die mannigfaltgen Wehn, Die des Fleisches Uppigkeiten, Selbsten sich zur Straff bereiten. K rampf und Schwindel sind die Fruͤchte, Der verbotenen Gerichte, Die daraus hernach entstehn; Auf Die Geilheit. Auf der Wollust schandbahr Scherzen Folgen Laͤhmung, Gicht und Schmerzen Wie im Beispiel offt zu sehn: Und was noch vor Wollustplagen, Die recht schandbahr sind zu sagen. D ie dem liederlichen Leben Schnoͤder Wollust, sich ergeben Fuͤhlen oͤffters viel zu spaͤt, Daß die Keuschheit stark erhalte, Geilheit das Gebluͤt erkalte; Dessen Feuerkrafft vergeht, Wenn die Maden sich ausbruͤten, Und im faulen Fleische wuͤten. W o die Geilheit erst regieret, Das Gedeien sich verliehret, Und bei Venus, Bachus ist, Wird das Erbtheil bald verschlungen, Das ganz suͤsse auf der Zungen Jn verwoͤhnten Magen fließt: Da die Armut eh mans meinet, Nakt und elend hier erscheinet. D ie in wilder Brunst auslauffen, Pflegen alles zuverkauffen, Um die Lust die Fleisch und Blut Durchs verkehrte Blendglas siehet, Das denn auch die Lust angluͤhet, Die als eine rege Glut Heiß ja brennend zu benennen, Wie man sieht am geilen Rennen. G eilheit bringet zum Verderben, Und Die Geilheit. Und laͤst denen Elend erben, Die den Sinn der Uppigkeit Und den schnoͤden Wollust-Suͤnden, Die sich noch damit verbinden, Bei der Lustseuch eingeweiht. Aller Gluͤksstand geht verlohren, Wenn derselben Bahn erkohren. W er will solche Frucht geniessen, Woraus Todt und Hoͤlle spriessen, Die den Sodoms Aepfeln gleich, Die von aussen herrlich prahlen, Und nur an den gelben Schalen Von der falschen Anmuth reich! Die von aussen lieblich laben, Doch inwendig Asche haben? D ie dieselben sich erwaͤhlen, Schaden ihrer armen Seelen, Stuͤrzen sie in bange Noth, Und verlezzen das Gewissen, Werden dadurch weggerissen, Von den allerheilgen GOtt, Der die Geilen muß verdammen, Zu dem ewigen Feuers-Flammen. S claven die der Wollust froͤhnen, Die verachten und verhoͤhnen, GOtt das allerhoͤchste Gut, Der die Keuschheit uns befohlen Der da will das wir die Kohlen Einer geilen Liebes-Gut, Durch Gebet, durch Wachen, Kaͤmpfen Unermuͤdet sollen daͤmpfen. Sie Die Geilheit. S ie beflekken das Gewissen, Das mit Schmerzensvollen Bissen, Tag und Nacht die Geilen plagt, Daß mit banger Angst den scheuchet, Der nach schnoͤder Wollust krichet, Die das boͤse Fleisch behagt; Das auch mitten im Ergoͤzen, Kan das Herz in Unruh sezen. F olgen die erschreklich quaͤlen! Furcht und Unruh kann nicht fehlen, Wo das Herz die Wollust liebt; Wo die Furcht der Kerkermeister, Der verdammten Hoͤllen-Geister, Seine strenge Herrschafft uͤbt, Sind die Furien zugegen, Die den Geist auf Foltern legen. D ieses Heer von Schrekkens-Teuffeln Bringet ofte zum Verzweiffeln, Als der Bosheit hoͤchsten Grad; Da sehn die in Wollust schmauchen, Jhre Marter-Hoͤlle rauchen, Und gedenken, daß zu spat, Sich aus den verfluchten Ketten Schnoͤder Geilheit zu erretten. W er in Wollusts-Flammen brennet, Auf den Hoͤllenschlund zu rennet, Faͤllet auch zulezt hinein; Wo des Teuffels Rottgesellen, Jn dem Marterloch der Hoͤllen Fuͤhlen eine ewge Pein, Da Die Geilheit. Da ein Feuer das ewig glimmet, Vor dem Wollust-Brand bestimmet. S eht! ihr geilen Wollust-Kinder Sehet ihr verruchten Suͤnder Mit des Geistes regen Blik, Wo euch wenn die Zeit sich endet, Eure Uppigkeit hinsendet: Eilet, kehret gleich zuruͤk, Auf der Wollust Bahn sind Schlingen, Die euch in die Hoͤlle bringen. L ernet das die eitlen Rosen Die euch auf den Pfad liebkosen Den die Geilheit hat bestreut, Einen Abgrund nur bedekken Und den Hoͤllenweg verstekken, Der, da ihr euch blindlings freut, Zu den Finsternissen leitet, Wo euch ewge Qual bereitet. K ehret um in Gnaden Zeiten, Hoͤret die Bußglokken leuten Und verfluchet eure Lust, Da ihr bei den geilen Possen, Sodomsfruͤchte habt genossen; Schlagt mit Reue an die Brust, Waschet euch von euren Suͤnden, So koͤnt ihr noch Gnade finden. S eelen! die die Unschuld schuͤzzet, Die nicht durch den Trieb erhizzet, Der die Herzen feurig macht, Nehmt die reine Lilijen-Krone, Die Die Geilheit. Die die Keuschheit traͤgt zum Lohne, Als den besten Schmuk in acht; Jhr steht auf den Scheidewege, Meidet alle Lasterstege. T ugend will euch lieblich kroͤnen, Flieht das Lokspiel der Sirenen Das mit falschen Klang betriegt. Da ist nur ein schoͤn Gemuͤthe, Wo der Jugend frischen Bluͤte, Unbeflekt und unbefiegt; Wer den schnoͤden Lastern froͤhnet, Kaͤmpft nicht, und wird nicht gekroͤnet. T ugend winkt, die Laster lokken, Stellen viele eitle Tokken Jm gepuzten Glanze vor; Wer der Tugend Reitzung fliehet, Sich um falschen Schein bemuͤhet, Handelt blindlings als ein Thor, Sieht, daß er zulezt betrogen, Wenn der eitle Schein entflogen. T ugend-Weg bringt wahre Freude, Lasterpfad zeigt eine Weide, Wo ein wilder Honig fleußt: Wer auf Tugend-Wegen ringet, Sieht das es ihm wohl gelinget; Wer dagegen das geneust, Was die Geilheit aufgetischet, Schmekt daß es mit Gift vermischet. A lle diese Lokkungsspeisen, Die die Laster euch anpreisen, Naͤh- Die Geilheit. Naͤhren nur die Sinnligkeit, Was sie als ein Eden ruͤhmen, Lieblich schmuͤkken und bebluͤhmen, Mit Lokbeeren uͤberstreut, Jst wenn wir es recht besehen Eine Au wo Thiere gehen. W olt ihr diese Auen fliehen, So muͤßt ihr euch stets bemuͤhen Auf dem rechten Pfad zu gehn; Wer sich nicht will darauf weiden, Muß von diesen falschen Freuden, Sein sonst luͤsternd Aug abdrehn, Und dagegen stets erwegen, Was die Keuschheit bringt vor Seegen. A ugen sind die offnen Thuͤren, Jhre Blikke die verfuͤhren, Einem, der dem Simson gleicht, Wer da meinet fest zu stehen, Will den Weg der schluͤpfrich gehen, Wird gar bald zum Fall gebeugt; Da er gleich darnieder lieget, Und im Falle schon besieget. W elcher sich nicht will verbrennen, Muß nicht nah zum Feuer rennen: Meide die Gelegenheit, Juͤngling! die du zu bedenken; Wirst du dich zu solcher lenken, Bist du von dem Fall nicht weit: Dritter Theil. Q Denn Die Geilheit. Denn wo Stroh und Feuer zusammen, Da entstehen leichtlich Flammen. M uͤßigang in Ueberflusse, Der verfuͤhrt auch zum Genusse, Den die Wollust sich erzielt, Wer also in Faulheit lieget, Sich an Speiß und Trank vergnuͤget, Seinen Durst mit Wein abkuͤhlt, Wird gar leicht dazu verfuͤhret, Daß er seinen Kranz verliehret. B oͤse Lust die wohnt im Herzen, Die leicht zum verbotnen Scherzen, Den verdorbnen Sinn bewegt: Darum muß man beten, ringen, Jhre Reizungen bezwingen, Wenn sie sich im Fleische regt, Und wie die Apostel sagen, Fleisch und Blut ans Kreuze schlagen. S chauet auf des Heilands Leiden, Wenn das Fleisch sich denkt zu weiden, Jn versagter Uppigkeit: Wenn die Andacht sich vergnuͤget, An dem, der in Blute lieget, Wird das Herze bald befreit, Bei Betrachtung seiner Dornen, Von der Wollust scharffen Spornen. D enket endlich auf das Ende, Da man die entfaͤrbten Haͤnde, Jn Die Geilheit. Jn dem Todes-Schweisse ringt; Was alsdenn ein geiles Leben, Wenn wir unsern Geist aufgeben, Vor betruͤbte Folgen bringt: So werd ihr der Geilheit Strassen, Die zur Hoͤlle fuͤhrn, verlassen. Q 2 Die Die Keuschheit. Die Keuschheit. W er ist die, die im weisen Kleide Von ungefaͤrbter heller Seide Und in dem reinen Silberglanz Mit einem frohen Angesichte Und das umstrahlt von Himmelslichte Geschmuͤkt im unverwelkten Kranz, Und die mit einem Ehren-Bogen Jst uͤber ihren Haupt bezogen? J ch lese es an deiner Stirne, Du bist es Keuschheit, holde Dirne Die so in ungeschminkter Pracht, Als eine Braut sich herrlich kraͤnzet; Du bist es, die so lieblich glaͤnzet Und mit bescheidner Demut lacht: O! moͤchte sich du Schmuk der Seelen, Die Jugend doch mit dir vermaͤhlen! O! Keuschheit auserwaͤhlte Tugend, Du Kron der Alten, Schmuk der Jugend! Wie reinlich bist du anzusehn! Es ist an dir kein Schmuz, noch Flekken Mit scharffen Augen zu entdekken, Du bist in allen herrlich schoͤn; Man kann dein ungeschminktes Wesen, An Mienen, Kleidern deutlich lesen. Wer Die Keuschheit. W er dich ansieht der wird geruͤhret, Du bist mit keinen Schmuk gezieret, Der mit erborgten Firnis prahlt; Kein Flittergold mit falschen Scheine, Nur aͤchte Farb ist es alleine, Die aus den reinen Kleidern strahlt; Dein Licht blizt nicht aus Diamanten, Noch von den wollgewuͤrkten Kandten. D ein Glanz entsteht aus eigner Helle, Du selbsten bist die wahre Quelle, Woraus das Angenehm entspringt, Das alle die dich recht beschauen, Jn die Enzuͤkkungs-suͤsse Auen, Des innigen Vergnuͤgens bringt; Natuͤrlich schoͤn ist deine Farbe, Ohn alle uͤberschminkte Narbe. E s geht aus deinem Augenlichte, Kein Strahl der deinem Angesichte: Ein Frechheits-Zeichen angebrandt: Man sieht dieselben lieblich funkeln, Nicht durch Truͤbsinnigkeit verdunkeln, Sie haben einen freien Stand, Doch fliegen daraus keine Blizze, Von einer wilden Jugend Hizze. D ein Antliz gleicht der Morgenroͤthe, Worinnen sich ein Licht erhoͤhte Als wenn der fruͤhe Sonnenschein, Den Dunst der sich als Silber bildet, Mit einen rothen Strahl verguͤldet: Q 3 Es Die Keuschheit. Es fiel mir bei dem Anblik ein, Jch sehe eine Roͤth aufsteigen, Die einer wahren Keuschheit eigen. O! ich bewundre deine Mienen, Die lieblich im Gesichte schienen, Mit einer sanfften Sittsamkeit, Dein Busen und die Schwanen-Bruͤste, Der Zunder vieler geilen Luͤste, Die waren gaͤnzlich uͤberstreut; Der Busen war bedekt, verriegelt, Woran sich sonst die Wollust spiegelt. M an siehet dich an allen Orten, Stets einerlei in Werk und Worten; Es ist kein eitler Uebelstand An dir, an deiner Tracht zu finden, Und wenn wir selbst dein Herz ergruͤnden, So ist daselbst auch ganz verbannt, Was wahrer Reinigkeit entgegen: Du hassest auch ein suͤndlich Regen. S o wie von aussen, als von innen, Entfliehest du die Lust der Sinnen, Dein Vorsaz bleibet ewig fest Die aͤchte Keuschheit auszuuͤben, Die reine Froͤmmigkeit zu lieben; Beim Ungluͤks-Sturm, beim Gluͤkkes-West; Du bleibst in den gesezten Schranken, Jn Wort und Werken und Gedanken, D as ist die Keuschheit nach dem Leben, Davon wir euch das Bild gegeben, Das Die Keuschheit. Das in der Tugend Tempel steht; So wird die Reinligkeit gemahlet, Die herrlich in die Augen strahlet, Und ihren wahren Werth erhoͤht, Jhr Menschen! so muͤsst ihr euch weisen, Wenn man euch soll als Keusche preisen. O! nicht genug Susanna heissen, Und sich aus Bloͤdigkeit befleissen, Der Keuschheit Bilde gleich zu seyn: Wer nur dem Joseph gleich im Fliehen, Wen Geile sich um ihm bemuͤhen, Der zeigt nur einen falschen Schein, Wenn nicht Gedanken und die Sinnen, Zugleich auch fliehen mit von hinnen. D ie Tugend die man Keuschheit nennet, Die daͤmpft das Fleisch das wilde brennet, Und greift die wilde Regung an; Sie sieht in den Gesezes Spiegel, Bemerket die gesezten Riegel, Und weicht nicht von der rechten Bahn; Sie kaͤmpfet immer mit den Sinnen, Der Menschligkeit Verfuͤhrerinnen. S ie huͤtet sich in freien Stande, Vor dem entglomnen Geilheits Brande, Und laͤsset sich niemahls verfuͤhrn, Den Kranz der Ehren zu verscherzen, Den viele heimlich eitle Herzen, Beim aͤusren Schmuk doch schon verliern: Die Keuschheit meidet alle Schlingen, Die auch verdekt die Zucht umringen. Q 4 Auch Die Keuschheit. A uch in dem Bund geschlossner Ehen, Jst ihre Reinligkeit zu sehen, Sie sieht den Zwek des Schoͤpfers an, Warum der Ehebund geschlossen; Wie man nach GOttes Ordnung Sprossen, Der wahren Liebe zeugen kan: Sie folgt dem eingepflanzten Triebe, Und ihre Lust bleibt keusche Liebe. O! Tugend wo bist du zu finden, Wo sind die die sich so verbinden, Auf GOttes Zwek allein zu sehn; Wo sind die keuschen Seltenheiten, Die Fleisch und Blute widerstreiten Jn der umschraͤnkten Ordnung gehn; Die durch ein unermuͤdet Kaͤmpfen, Die Regung boͤser Luͤste daͤmpfen? W ie viele die mit reinen Wangen, Wie Lilljen ohne Flekken prangen, Sind auch im Herzen also rein; Die ihr euch keusche Seelen nennet, Und diese Tugend nicht recht kennet, Jhr liebet nur den aͤusren Schein; Hingegen ist das wahre Wesen, Jn eurer Seele nicht zu lesen. J hr ruͤhmt euch dieser Himmels Gaben, Und wuͤnscht doch gerne das zu haben, Was GOttes Recht euch hat versagt; Jhr ziehet die entbrandtnen Blikke, Nie von den Vorwurff gern zuruͤkke, Der eure innre Lust behagt; Wie Die Keuschheit. Wie koͤnnt ihr keusche Seelen heissen, Und euch der Keuschheit nicht befleissen? V on aussen kalt, von innen glimmen Das soll bei euch zusammen stimmen; Jhr wollet bei dem aͤusren Schein, Wo alle Wollusts Blikke fliegen, Euch an dem geilen Scherz vergnuͤgen, Doch keusch und reines Herzens seyn; Bei Beiden herrschet ein Verstellen, Da die Begierden uͤberschwellen. B edenket dies ihr eitlen Seelen! Die sich mit reiner Zucht vermaͤhlen, Die lieben sie von Herzengrund; Die trachten stets die Lust zu steuren, Die sie zur Geilheit will anfeuren; Die machen auch in Worten kund Jn allen ihren Thun und Handeln, Daß sie nicht boͤse Wege wandeln. D ie lieben ein sittsames Wesen, Gespielinnen die sie erlesen Sind Erbarkeit, Bescheidenheit; Gefaͤhrten die sie stets begleiten, Daß sie nicht aus den Spuren schreiten, Sind Arbeit und die Maͤßigkeit; Die diese zur Gesellschafft lieben, Die koͤnnen wahre Keuschheit uͤben. D ie sich so selbst mit Ernst bekriegen, Und uͤber die Begierden siegen, Verdienen einen Ehren-Kranz, Q 5 Die Die Keuschheit. Die koͤnnen unverwelkte Myrten Um ihre reine Schlaͤffe guͤrten; Die koͤnnen sich, bei Perlen-Glanz Jn weissen Attlas, heller Seiden, Als ihren rechten Brautschmuk kleiden. O! Keuschheit du bist hoch zuschaͤzen, Und wer sich wird an dir ergoͤzen, Jst eines wahren Ruhmes werth. Die Keuschen sind viel groͤssre Helden, Als die davon Geschichte melden, Daß sie die halbe Welt verheert; Die Keuschen haben mehr errungen, Als die die Volk und Land bezwungen. W o sind die Helden, Alexander, Die grossen Krieger mit einander? Man sehe ihre Thaten an, Sie haben bis aufs Blut gefochten, Sich manchen Lorbeer-Kranz geflochten, Auf der zum Kampf bestimmten Bahn; Sie haben Ost und West besieget, Das unter ihren Fuͤssen lieget. A llein sie sind doch uͤberwunden, Und offte in gar wenig Stunden, Von einer geilen Ueppigkeit; Die Helden in den blutgen Morden, Sind dennoch arme Sclaven worden, Und ganz besiegt in Wollust-Streit; Drum muͤssen in den Helden Saalen, Die Keuschen uͤber alle strahlen. E s ist auch eine ewge Krone, Den Die Keuschheit. Den keuschen Seelen dort zum Lohne Als unverwelket beigelegt: Wer dieses Kleinod nicht verlieret, Der wird mit Palmen-Laub gezieret, Das nur ein Ueberwinder traͤgt; Der wird in den bestirrnten Hoͤhen, Zur Rechten bei dem Lamme stehen. B egluͤkte Seelen, die im Glauben, Den Wein von Sodoms fetten Trauben Und ihren Taumel Kelch veracht! Das bleibet euch zum ewgen Ruhme Jn dem bestirnten Heiligthume Daß ihr im Kampf, Gebet, gewacht Und in den rechten Kreuzes-Orden, Dadurch warhaffte Ritter worden. O! woll dem der sich selbst besieget, Und wenn das Fleisch den Geist bekrieget, Der Geist durch GOttes Gnade kaͤmpft; Und in des Hoͤchsten Macht und Staͤrke Des Fleisches Neigung, Willen, Werke Als eine gifftge Schlange daͤmpft; Das sind die Helden die bekroͤnet, Weil sie den Lastern nicht gefroͤhnet. D ie Tugend die gewinnt am Ende, Und klopfet freudig in die Haͤnde, Sie ruft alsdenn Victoria: Die Engel sind die Sieges-Wagen, Die keusche Seelen dahin tragen, Wo sie dem Hoͤchsten Sieger nah; Der ihr als Braͤutigam gewogen, Und sie aus Lust zu sich gezogen. Wer Die Keuschheit. W er wuͤnscht in den bestirnten Hoͤhen, Jn dieser heilgen Schaar zu stehen, Jn weiser Seide angethan; Der ziehe seine eitlen Blikke Sein Herz von Ueppigkeit zuruͤkke, Und wandle auf der Tugendbahn, Der Weg der fuͤhrt zu einem Leben, Da jene seelgen Geister schweben. O! seht dahin ihr eitlen Tokken, Wenn euch die Welt sucht anzulokken, O! Juͤnglinge! bedenkt das Looß Das keusche Seelen dort zu hoffen Und das schon viele da betroffen Die schon in Abrams sanfften Schooß: Darum zerreist in Augenblike, Der Wollust guͤldnes Nez und Strikke! Ge- Gedanken bei Erwegung der Streitigkeiten. Gedanken bei Erwegung der Streitigkeiten uͤber den Ursprung des Boͤsen. D as Boͤse ist ein Gifft, dadurch der Mensch verderbt Und einer Seuche gleich, die uns ist angeerbt! Woher das Uebel sich in Geist und Fleisch entsponnen, Aus welcher Quelle es, in un- ser Herz geronnen? Daruͤber streitet man in der gelehrten Welt, Die sich als wie in Krieg, Partheienweis gestellt; Und dieser Federkrieg von Ursprung alles Boͤsen, Wird darum nur gefuͤhrt, die Knoten aufzuloͤsen, Die scharffer Aberwiz aus Spoͤtterei geknuͤpft, Der wie ein Diestelfink von dies auf jenes huͤpft. Allein wie thoͤrigt ists um solche Dinge streiten, Die nicht aus der Vernunfft alleine herzuleiten? Wir sind dem Kranken gleich, die matt und elend sind, Der Wille ist verkehrt, und der Verstand ist blind, Das boͤse Suͤnden-Gifft hat unser Fleisch durch- drungen, Und der Begierden Heer hat den Verstand bezwun- gen: Dies muß ein jeglicher, wer sich wird selbst besehn, Als einen Saz der klar, unleugbar, eingestehn: Es Gedanken bei Erwegung der Streitigkeiten. Es ist den Aerzten gleich, sie brauchens nicht zu wissen, Wenn einer der da krank, von einer Schlang ge- bissen: Ob diese Schlagen-Art die jenes Leib entflammt, Etwan aus Asien, aus Africa herstammt: Wenn sie im Streit erhizt; so wird im Disputiren, Der Kranke druͤber nur das Leben gar verliehren: Viel besser aber ist, daß sie darauf bedacht, Wie dieses heisse Gifft werd aus dem Leib gebracht; Und was der Kranke muß bei der Entzuͤndung brauchen, Damit der gifftge Dunst ohn Schaden koͤnn ver- rauchen. Die Weisen dieser Welt sind denen Aerzten gleich, Aus eitler Wisbegier an vielen Fragen reich: O! moͤchten sie sich nur mit allen Ernst bemuͤhen, Um Mittel, dadurch wir der Suͤnden Qual ent- fliehen; O! waͤren sie nur drauf mit allen Ernst bedacht, Wie was verdorben ist, wuͤrd wieder gut gemacht; Was hilft es nur allein die Dinge wissen wollen, Die wir nach GOttes Rath, durch Aendrung bes- sern sollen. So thoͤrigt ist der Wiz der armen Menschligkeit, Die eitle Wisbegier erreget manchen Streit: Die sich ums Wissen blos, nicht um das Thun bekuͤmmern, Die bessern warlich nicht, sie wollen nur verschlim- mern. Ge- Gedanken bei Betrachtung eines Wetterhahns. Gedanken bei Betrachtung ei- nes Wetterhahns. D er Wetterhahn wird stets vom Wind herum gedrehet, Er richtet sich darnach; so wie der- selbe wehet Sich aͤndert, hie herfaͤhrt, aus Ost und Westen braußt, Aus Suͤden oder Nord mit seinen Fluͤgeln saußt; So schwinget er sich auch; die Fahne wird be- wogen, Nachdem der Windebraus kommt in der Lufft ge- flogen: Das ist ein rechtes Bild der Unbestaͤndigkeit, Von einer Wechselhaft- und Aendrungs-vollen Zeit. Die Menschen gleichen auch mit ihren Sin, Ge- danken Den Haͤhnen auf dem Thurm die hin und wieder- wanken. Blaͤsst sie ein Gluͤkkeswind auf dieser Erden an, So sieht man wie gar leicht sie solcher aͤndern kan, Und kommt ein rauher Nord des Schiksahls herge- zogen, So wird auch ihr Gemuͤt von solchen gleich bewo- gen. Der Gedanken bei Betrachtung eines Wetterhahns. Der Vorsaz aͤndert sich, und ihr erwaͤhltes Ziel, Was ihnen kurz vorher, als richtig woll gefiel Wird Augenbliks verruͤkt. So wie sich dreht die Fahne, Nach jedem Zug der Luft, an einen Wetterhahne; So aͤndert sich der Mensch. Die Meinungen der Welt, Bestimmen was ihm woll, und was ihn mis- gefaͤllt: Und das soll Klugheit seyn sich nach der Welt be- quemen, Und nach dem Lauf der Zeit den Gegenstand an- nehmen: Allein wenn dieses wahr; so waͤr der Wetterhan, Viel kluͤger anzusehn, als selbst der kluͤgste Mann. Die Die Maͤßigkeit. Die Maͤßigkeit. D er Mensch braucht Speiß und Trank den Koͤrper zu ernaͤhrn, Die Vorsicht muß dies auch zur Nahrung ihm beschern; Die Guͤte schenket uns im weiten Kreis der Erden, Die Mittel, dadurch wir gesund erhalten werden. Der Koͤrper aͤndert sich bei jedem Augenblik, Es fliegt ein Theilgen weg, als unsers Leibes Stuͤk; Er dunstet immer aus, und was er hat verlohren, Wird durch die Speiß, den Trank auch wieder neu- gebohren. Was die Natur verliehrt das wuͤnschet sie ersezt, Darum verlanget sie was unsern Leib ergoͤzt, Die Speise und den Trank; die diese Triebe kennen, Die pflegen solchen Durst und Hunger zu benennen. Und wenn der Mensch genug, von Speiß und Tranke satt, So ist das ein Beweis, daß das der Koͤrper hat, Was er zur Nahrung braucht, und daß er das empfangen, Was durch die Ausduͤnstung vorhero weggegangen. Wer nun nicht mehr begehrt, als vorher ist ver- raucht; Als das, was die Natur sich zu erhalten braucht, Dritter Theil. R Der Die Maͤßigkeit. Der lebet maͤßiglich: und wer ein Mensch will heissen, Muß sich der Maͤßigkeit in Speiß und Trank be- fleissen. Die Maͤßigkeit ernaͤhrt, die Uebermaß verdirbt, Zeugt einen siechen Leib, bis das er gar erstirbt; Ein Lampe brennet gut so lang er Oel geniesset, Erstikket und verlischt, wenn er ganz uͤberfliesset. Soll die Gesundheit bluͤhn; so braucht man Speiß und Trank, Geniest man das zu viel; so wird der Koͤrper krank, Zur Arbeit ungeschikt, wird schlaͤfrich und verdrossen, Weil er mit Uebermaß die Nahrung hat genossen. Es ist des Menschen Pflicht sein Leben zu ersparn, Jn dem gesunden Stand den Koͤrper zu bewahrn, Mit der Bedingung hat der Schoͤpfer uns das Leben, Dem Geist, des Koͤrpersbau zur Wohnung eingege- ben. Und das geschiehet auch ohn allen Wiederstreit, Durch rechte Ausuͤbung der wahren Maͤßigkeit; Die eine Panacee wodurch man sich verwahret Und wer dieselbe braucht, der hat viel Geld ersparet. Wer wahre Tugend liebt, und auch sein eignes Wohl, Wie jeder Mensche muß, und wie ein Christe soll; Der fasset den Entschlus die Feinde zu verdringen, Die Neigungen die uns zur Uebermaasse zwingen. Die Grenzen die uns sind von der Natur gesezt, Die werden eh mans denkt, bei unsern Thun verlezt. Wie leicht geschieht es nicht bei Trinken oder Essen, Wenn wir dieselbigen nach dem Geschmak ausmes- sen? Des Schoͤpfers Weisheit hat uns den Geschmak verliehn, Daß Die Maͤßigkeit. Daß wir was uns nicht nuͤzt, zu unserer Nahrung, fliehn; Daß wir mit Wollgefalln die Kost, den Trank ge- noͤssen Die seine Guͤtigkeit uns suchet einzufloͤssen. Allein wenn der Geschmak soll einzig Richter seyn; So giessen wir zu viel in unsern Magen ein; So koͤnnen wir gar leicht zu unsern eignen Schaden, Den innerlichen Bell, den Magen uͤberladen. Wo aber die Vernunfft das Maas dabei bestimmt, So wird der Mensch gewohnt, daß er nicht weiter nimmt Als das was die Natur muß zur Erhaltung haben, Die Kraͤffte zu vermehrn, sich wiederum zu laben. Wer seiner Nahrung Zwek aus blinden Trieb ver- gisst, Und blos aus Ueppigkeit, was schmekket, trinkt und isst, Der wuͤnschet wie ein Vieh zu der Begierden Freude, Die unersaͤtlich sind, die uͤberfluͤßge Weide. Ein Maͤßiger bedenkt bei fetten Ueberflus, Wenn ihn die Kehle reizt, auch allmahl den Ver- druß, Den der empfinden wird, der alles in sich schlinget, Und seines Koͤrpers Bau, dadurch nur Schaden brin- get: Und dies beweget ihn sich kluͤglich vorzusehn, Er ißt nicht was ihm schmekt; er sieht die bangen Wehn, Die aus der Uebermaaß, als boͤse Fruͤchte keimen, Er scheut sich vor der Last, vor Unruh, schweren Traͤumen Vor Grimmen seines Bauchs, vor Angst und Krankheits Noth, R 2 Vor Die Maͤßigkeit. Vor dem erfolgenden und ploͤzlich schnellen Todt. Vor alles Ungemach, das daraus dreinst entspringet, Wenn man der Kehle folgt, und alles in sich schlinget. Er sieht den Schaden ein, den von dem Ueberflus, Die edle Seele selbst alsdenn erleiden muß, Die in des Koͤrpers Dunst, als wie in Pfuͤzen lieget, Und einen Vogel gleich der wenn er aufwerts flieget, Stets wieder nieder sinkt; weil wenn er sich erhebt, Die klebricht schwere Last an seinen Fluͤgeln klebt. Da wo die Maͤßigkeit den giergen Gaum regieret, Wird nicht so starker Trieb zur Lasterbahn verspuͤret. Wo Bachus Becher fehln, da herrscht die Venus nicht; Die wie ein Wirbelbraus durch alle Riegel bricht, Und schaͤumend uͤberschwemmt was Keuschheit, Zucht und Ehre, Derselben aufgestellt zu einer Gegenwehre. Da hat die Lasterbrut die in dem Herzen stekt Die geile Nahrung nicht, die ihren Keim erwekt; Da kan der Satan auch durch listiges Bemuͤhen, Die Seele nicht so leicht in seine Nezze ziehen, So vielen Vortheil bringt die reine Maͤßigkeit, Die so gepriesene, belobte Nuͤchternheit; Sie kan im Christenthum zu einem heilgen Leben, Bei himmlischen Gedein auch Lust und Nuzzen geben. Jhr Menschen! jaget nach der Tugend die euch kroͤnnt, Entziehet euch der Bahn wo man den Lastern froͤhnt; Wolt ihr den Schoͤpfer recht, wie sichs gebuͤhrt, verehren, So duͤrffet ihr euch nicht mit Speiß und Trank beschweren. Ein nuͤchternes Gemuͤt, die maͤsige Natur, Gefaͤllt der Gottheit wohl; der Teuffel liebet nur Die Seelen die bedekt im Ueberfluße schwemmen, Und Die Maͤßigkeit. Und der Begierden Reiz durch kein Gesez umdaͤmmen. Soll aber euer Trieb nicht auf die Wollust gehn, So muͤßt ihr jederzeit auf solche Mittel sehn, Wodurch der rege Geist der gern derselben froͤhnet, Wird von der Fleischeskost der Sinnen abgewoͤh- net. Die Weisen geben uns auch schoͤne Regeln an, Davon die eine heist: Mach dir stets unter- than Die Fleischliche Begier, die aus Egyptens Toͤpfen, Stat suͤssen Himmelbrodts, will Fleisch und Knob- lauch schoͤpfen. Wo der Verstand regiert, Vernunfft das Scepter haͤlt, Da ist die Residenz wo ihren Hofstaat haͤlt, Die keusche Maͤsigkeit. Die Seele ist verdorben, Wenn die Begierden sich das Regiment erworben; Weil sie mit Ungestuͤm, mit rauschender Gewalt Als eine Wirbelfluht, ohn allen Auffenthalt Den Willen dahin ziehn, wohin ihr Trieb sich neiget Der als ein Sclave sich ins Joch geduldig beuget. Drum ist die Regel gut: Man zaͤhme den Affect, Eh er die rege Wuth in unsern Fleisch voll- strekt: Man zaͤume ihm recht fest; sonst wird er sich erregen, Und ehe man es meint den Zuͤgel uns anlegen. Die Weisen welche sich mit rechten Ernst bemuͤhn, Das menschliche Geschlecht den Lastern zu entziehn, Die geben auch den Rath: Man muß den Geist vergnuͤgen, D urch eine reine Lust, wenn ihn nicht soll besiegen, Die schnoͤde Voͤllerei. Der Rath ist warlich gut, R 3 Weil Die Maͤßigkeit. Weil unsre Seele nie in stiller Muͤsse ruht, Sie denket, sie verlangt, und muß auch etwas ha- ben, Womit sie ihren Trieb, die Sehnsucht koͤnne laben. Gibt man den Geiste nicht die Nahrung die ihm nuͤz, So schweiffet leichtlich aus der schon verdorbne Wiz; So sucht er eine Lust, ein sinnliches Ergoͤzen; Er pflegt das als ein Gut das herrlich ist, zu schaͤ- zen, Weil er nichts bessers kennt. Da kan es leicht ge- schehn, Daß die Begierden ihn auf einem Abweg drehn, Darauf er nichts verlangt, als solche Kost zu schmek- ken Die billig einem Geist nur Ekkel muß erwekken. Man sieht die Warheit gleich bei jedem Kinde ein, Wenn es sonst nichts zu thun; so muß gegessen seyn; Es denket stets darauf; weil es sonst nicht zu den- ken, Wird man ein Puppenwerk zum Zeitvertreib ihm schenken Jst es so gierig nicht. Warum? weil es was hat, Daran sein Herze klebt. Man folge diesen Rath, Beschaͤfftige die Seel mit Nahrung die sich schikket; So wird der rege Trieb allmaͤhlig unterdruͤkket, Der sonst zur Voͤllerei und Ueppigkeit verfuͤhrt, Dadurch der Geist die Krafft zum Guten bald ver- liehrt: Denn wer nichts gutes thut, der muß was boͤses handeln; Wer sich zum Fleis gewoͤhnt, der wird auch maͤßig wandeln. Die Die Voͤllerei. Die Voͤllerei. Luc. XXI. v. 34. Huͤtet euch daß eur Herz nicht beschweret werde, mit Fressen und Sauffen. E in Laster das den Mensch gar leicht zum Schwein verkehrt, Das ist die Voͤllerei, die Herz und Sinn beschwert; Ein Laster welches sonst den teutschen Voͤlkern ei- gen, Wie Schreiber alter Zeit zu ihrem Schimpfe zei- gen. O! GOtt! gieb deinen Geist dies Laster zu ver- heern, Wodurch so viel noch die Seel, den Leib versehrn! Ach! schaͤrfte ich dies ein, daß wir nicht darum le- ben, Daß wir den Magen-Sak nur Trank und Speise geben! Wir essen blos allein, wir trinken darum nur, Damit des Leibesbau, Gesundheit, die Natur Jn festen Stande sey: damit wir unsre Pflichten, Die uns sind auferlegt, gebuͤhrend nur entrichten. Der Mensch lebt auf der Welt, die einem Schau- plaz gleicht, Daß auch durch ihm der Zwek derselben werd er- reicht; R 4 Wir Die Voͤllerei. Wir muͤssen die Person nach unsers Schoͤpfers Willen, Wie uns die Rolle trifft mit aller Sorgfalt spielen. Der Mensch lebt auf der Welt, als GOttes Un- terthan, Drum muß er dahin sehn, wie er GOtt dienen kan, Das menschliche Geschlecht, das bei einander wohnet, Daruͤber als ein HErr des Himmels Herrscher thronet, Jst einem Koͤrper gleich, da Glied an Gliedern hengt, Und durch der Liebe-Band in der Natur ver- schrenkt; Und da ein jedes Glied dem andern immer nuͤzet; Damit der ganze Bau des Staates sey beschuͤzet. Der Mensch lebt auf der Welt, als einem fremden Land Wie die Erfahrung lehrt, wie aus der Schrifft be- kandt; Er soll sich darum auch mit allem Ernst bemuͤhen, Durch dieses eitle Land nach Canaan zu ziehen, Wo denen Glaͤubigen des Schoͤpfers weiser Rath, Ein herrlich Paradies, und eine feste Stadt Zur ewgen Wohnung schenkt, wenn sie in diesen Leben, Das treulich ausgericht, was ihnen aufgegeben. Ein Mensch der auf der Welt in Voͤllerei hinlebt, Und seinen Geist im Leib, mit Speiß und Trank be- graͤbt, Der macht sich ungeschikt dem Schoͤpfer seine Pflich- ten, Dem Naͤchsten und sich selbst gebuͤhrend zu entrich- ten. Er thut das Gegentheil von allen was er foll, Ver- Die Voͤllerei. Vrrsaͤumet seine Pflicht, sein geistlich, leiblich Wohl, Zerruͤttet seinen Geist, die Kraͤfte seiner Seelen, Er wird ein Peiniger, um sich nur selbst zu quaͤlen. Wer Uebermaasse liebt, verdirbet den Verstand, Dadurch die Warheit wird in jedem Ding erkannt; Die Duͤnste von der Last, die seinen Magen fuͤllen, Benebeln den Verstand, betaͤuben auch den Wil- len. Der Seelen rege Kraft die so gedruͤkket liegt, Und die die Voͤllerei mit schweren Traͤumen wiegt, Verliehrt der Freiheit Stand, da die Begierden strei- ten, Und uͤber die Vernunft stets neuen Sieg erbeuten; Der Wille der die Lust zur guten Handlung zeugt, Wird durch den Ueberflus, als in ein Joch gebeugt, Die Last die druͤkket ihn, er kan sich nicht erheben, Und muß im Element der Sinnligkeiten leben; Wo des Verstandes Licht, mit schwarzen Dunst gefuͤllt, Von Dunkelheit bedekt, von Nebel ganz umhuͤlt; Und wo der Wille liegt von der Begier bezwungen, Da wird das Gute leicht aus unsern Geist verdrun- gen. Wie ist man da geschikt, wenn man im Pfuͤzen liegt, Und sich an Speiß und Trank, als hoͤchsten Gut vergnuͤgt, Den Geist zu GOtt hinauf in Andacht zu erhe- ben, Und so wie sichs gebuͤhrt, in Heiligkeit zu leben? Ein Schlemmer der sein Herz zur Voͤllerei gewoͤhnt, Und als ein eitler Knecht den Sinnligkeiten froͤhnt, Macht seinen Bauch zum GOtt den sucht er zu er- goͤzen, R 5 Wer Die Voͤllerei. Wer zu den wahren GOtt will einen Mammon sezen, Der will zwei Herrn verehrn: und das geht nim- mer an, Weil kein berauschtes Herz den Schoͤpfer dienen kan; Der ein Gemuͤth verlangt, das heilig sich erhebet, Und nach der Fuͤrschrifft sich, die er uns giebt, be- strebet. Ein Herz das sich zum Tisch, der woll besezt, stets lenkt Jst dem Magnete gleich der sich zum Eisen schwenkt; Ein Herz das sich zum Trunk zu uͤbermaͤßig neiget, Das sieht sein hoͤchstes Gut, wenn man ein Wein- glas zeiget. So wie ein Wasserhuhn sein Elemente liebt, Und sich gar offte nicht aus seinem Schlam begiebt; So machts ein Trunkenbold er bleibt in seinen Pfuͤzen, Bei einem vollen Glas, ganz ohngestoͤret sizen, Und fraget nichts nach GOtt, der unser Herscher ist; Weil er bei den Gesoͤff denselben gar vergißt; Sein taumelnder Verstand, und die berauschten Sinnen, Die koͤnnen keinen GOtt, den geistisch lieb ge- winnen. Und wacht der Schwelger auf, denkt er an einen GOtt, Der alles Boͤse strafft, und der ein Zebaoth; So ist sein Gottesdienst ein unbedachtsam Plappern, Ein eiteles Geraͤusch, als wenn die Stoͤrche klappern. Jndem ein Trunkenbold den grossen Schoͤpfer ehrt, Der seinen Leib betaͤubt, und sein Gemuͤth be- schwert; So Die Voͤllerei. So schaͤndet er vielmehr das allerhoͤchste Wesen, Das sich zum Eigenthum ein reines Herz erlesen. Sein Andachtsfeur ist kalt, weil ihn der Wein erhizt Die Opfer taugen nicht, weil sie beflekt, beschmizt; Sie sind ein Greul vor GOtt, mit fremden Feur entzuͤndet, Das keinen Wollgefalln im Allerheilgen findet. Wer sich der Uebermaaß und Voͤllerei ergiebt, Der liebt nicht seinen GOtt, weil er den Bachus liebt, Der kan kein Christe seyn: denn mit beschwerten Seelen, Kan sich der Heiland nicht als einer Braut ver- maͤhlen: O! moͤchte doch die Welt, die Warheit nur ein- sehn, Und von der Zungenlust, die schaͤdlich, gleich ab- stehn; Weil sie uns unnuͤz macht, die heilgen Lebens- Pflichten, Die die Religion gebeut, recht zu entrichten! Ein Schwelger, Trunkenbold, ein Vielfras scheinet mir, Wenn ich ihn recht beseh, er sey ein wuͤrklich Thier. Von menschlicher Gestalt: dieweil er also handelt Als wie ein saͤuisch Thier; dieweil er also wandelt, Als wie ein blosses Schwein, das sich erquikt, ver- gnuͤgt, Wenn es in stiller Ruh bei seinem Troge liegt Ganz sorglos dabei bleibt, nicht an den Tag ge- denket, Da man es schlachtet, kocht, und in den Schorn- stein henket. Ein Die Voͤllerei. Ein solches Lasterthier, ein Mensch der immer schwimmt Jm nassen Element, das er stets zu sich nimmt; Gedenkt nicht an die Pflicht, die andre Menschen fodern, Noch an das ewge Feur, darin er dreinst wird lodern. Er lebet ganz verstokt, als wie der reiche Mann, Sieht keinen Lazarus in seinen Jammer an, Der Anblik stoͤrt die Lust, erwekt ein Misvergnuͤ- gen, Drum laͤst er ihn gekruͤmmt vor seiner Thuͤre lie- gen; Er liebt nur die Music, ein muntres Saitenspiel, Kein klaͤgliches Gethoͤn, und wenn er opfern will, Dem Bachus, seinen Bauch, laͤst er Posaunen blasen, Um bei dem Klang und Lerm nur feuriger zu rasen, Wie die Bachanten thun. Wenn er ein Jubelfest, Dem Abgott seinem Bauch mit Freuden feiren laͤst, Wie taͤglich fast geschieht; so ist nur sein Bemuͤhen, Durch heissen Wein und Bier den Weirauch an- zugluͤhen, Den er zum Opfer bringt. Das Opfer wird ge- schlacht, Den Priester den er braucht, der es zu rechte macht, Jst ein erfahrner Koch, der alles kan bereiten, Mit Fett es woll begiest, damit es muͤsse gleiten Durch einen engen Schlund, da es den dahin dringt, Wo es der Abgott Bell, der Magen gleich ver- schlingt, Der sich so weit ausspannt, als jener Hals des Drachen, Den sie in Babilon zu einen Goͤzen machen. So geht es taͤglich fort; kaum ist der Schlauch geleert; So Die Voͤllerei So brennt sein Altar schon, ich mein den Feuer- Heerd: Der Abgott, dieser Bauch, will wieder opfern las- sen, Er speert den Rachen auf das gierig aufzufassen, Was man als Speiß und Trank, es sey fruͤh oder spat, So wie ers gerne wuͤnscht, gewuͤrzt bereitet hat: Und das daurt immer fort, bis das er Mangel lei- det, Bis das er seinen Schaz im Ueberflus vergeudet, Da er den Fasttag haͤlt, an Hunger-Tuche nagt, Mit dem verlohrnen Sohn, die Lust in Noth be- klagt; Und stat der Fettigkeit ein duͤrres Brod verzehret, Und sich bei theurer Zeit, woll gar mit Trebern naͤh- ret. Verschlinget er das nicht, was er im Vorrath hegt, Weil sein Vermoͤgen ihm genugsam Zinse traͤgt, Wovon er leben kan; so kan es leicht geschehen, Daß er muß vor der Zeit zu seinem Grabe gehen. Ein Mensch der die Natur mit Ueberflus bestuͤrmt, Des Leibes morschen Bau mit Sorgfalt nicht be- schirmt, Zerstoͤhrt dieselbe leicht, Gesundheit geht verlohren, Und aus der Uebermaaß wird banges Weh geboh- ren; Das Uebel folget nach, das mit so mancher Noth, Des Leibes Sturz und Fall mit Pein und Schrek- ken droht: Wenn man den Rebensafft, durch seine Gurgel ja- get, Wird er ein inrer Feind, der seine Freunde plaget, So lange das Gedaͤrm, die Lunge beissend zehrt, Bis Die Voͤllerei. Bis er des Koͤrpers Bau zulezt noch ganz zerstoͤhrt: Da wird die Lust in Weh, wenn man so thoͤrigt handelt, Bei einem Trunkenbold der gierig schlingt, verwan- delt. Vernunft, Verstand und Wiz, der Seelen beste Zier Verschwindet auch dabei, er wird ein albern Thier: Man seh nur solche an die ihren Wiz versoffen, Was kan man kluges noch von solchen Viehe hoffen? Sie taumeln hin und her, als wie ein Jrrelicht, Wie albern klingt es nicht, wenn ein Besoffner spricht? Es ist der Klugheit Salz von seiner Red entfernet, Er stamlet wie ein Kind, das erst das Sprechen ler- net; Wenn er noch reden kan; so ists doch ungereimt, Als wenn ein Kranker was bei albern Wahnwiz traͤumt, Das Herz das in der Brust vom Schoͤpfer einge- schlossen, Das ist bei dem Gesoͤff in seinen Mund geflossen, Er plaudert alles aus, was insgeheim geschehn Und laͤst bei vollen Leib geheime Schande sehn; Was ihm ein Freund vertraut, das wird ganz laut besungen, Wenn seine Voͤllerei ihn ganz und gar bezwungen; Ein Schlemmer ist daher, auch gegen seinen Freund, Wenn sein Gehirn berauscht, der allergroͤste Feind, Er ist sein eigner Feind, sein trunkenes Geschwaͤze, Zieht ihn oft eh ers meint, in viele Ungluͤks-Neze. Die Uebermaß zerbricht der Keuschheit festen Dam, Der Mund wirft immer aus den boͤsen Laster- Schlam Da- Die Voͤllerei. Davon das Herze voll; sie wirft aus dieser Pfuͤze, Wie das Gemuͤthe ist, bald Scherz, bald Stank, bald Blize Mit starken Sprudel aus: und wenn der Mund so fliesst, So ist leicht einzusehn, was da vor Thun entspriesst: Ein Schwelger ist ein Mensch bei den die geilen Suͤn- den, Stets einen freien Paß, und ofnen Eingang finden. Mit einem Wort: ein Mensch in seiner Voͤllerei, Bricht Riegel, Thuͤr und Thor der Ehrbarkeit ent- zwei: Das was der Wollstand will, was GOttes Wort gesezet, Wird durch die Trunkenheit in Raserei verlezet; Die Laster finden da in einer Seele stat, Wenn man den Leib erhizt, zu stark beladen hat; Wo die Gelegenheit nur einen Antrieb giebet, Da werden Greuel, Schand und Bosheit ausgeuͤbet. Wie mancher findet sich der sich mit Wein begießt, Der seiner Keuschheit Kranz in Trunkenheit einbuͤßt? Wie viele die berauscht sind zum Gezaͤnk entflammet Zur Wuth und Schlaͤgerei, die aus dem Zorn her- stammet? Wie viele sind dadurch in ihren Wahn verruͤkt, Daß sie dem besten Freund den Lebensdrat zerstuͤkt? Wie viele sind beim Trunk ums theure Leben kom- men, Da ihre Zechgeselln in Blut und Bier geschwommen? Und wenn das nicht geschicht, und ein berauschter Held, Vor solchen Ungeluͤk sich unverlezt erhaͤlt; Wenn alles Ungemach das sonst die Saͤuffer quaͤ- let, Mit Die Voͤllerei. Mit ihrer Voͤllerei, so wie wir es erzaͤhlet, Gar nicht verbunden ist; so bleibt es doch dabei, Das ein besofner Mensch ein Elends Sclave sey; Weil er die Menschlichkeit beim Ueberflus einbuͤsset, Und seine arme Seel daruͤber ganz vergisset. Der andre Laster hegt, wird leichter noch bekehrt, Als der wer seinen Geist mit Uebermaaß beschwert; Die Gnade kan sie noch aus ihren Laster-Schlin- gen, Viel leichter wiederum zur wahren Busse bringen; Die Laster andrer Art, die nehmen eher ab, Allein die Trunkenheit die folget bis ins Grab; Ein Mensch der unkeusch lebt, der kan sich noch be- sinnen, Er kan die Folgen sehn vom thoͤrigten Beginnen: Allein ein Trunkenbold, wird wenn er immer vol, Des Unverstandes Knecht und endlich albern, tol Sein Herze wird ganz hart, und die verschlungnen Guͤsse, Benehmen das Gefuͤhl von dem Gewissens-Bisse. Wie elend ist ein Mensch der seine Seel verdirbt, Jn Uempfindligkeit bei seinem Taumeln stirbt, Was kan man woll von ihm vor einem Wechsel hoffen? Ach! keinen anderen, als den der Mann getroffen, Der in dem Hoͤllen-Schlund um eine Kuͤhlung schreit, Und der vergeblich seufzt nach einer Gnaden Zeit. Wer diese Folgen nur wie sichs gebuͤhrt, bedenket, Der sieht daß Voͤllerei uns ins Verderben senket. Gedan- Gedanken bei einem Wetterglase. Gedanken bei einem Wetter- glase. D er Mensch ist offtermahls dem Wetter- glase gleich, Darinnen der Mercur bald aufwerts steigt, bald sinket, Nachdem die Witterung ihn in der Luͤf- te Reich, Zum Steigen und zum Fall durch ihre Aendrung winket. Das menschliche Gemuͤth, pflegt bei dem Gluͤkkes- Schein Sich in geblaͤhten Stolz gewaltig zu erheben. Und als das Gluͤkke waͤchst, wie trifts nicht oftmahls ein? Nach einer Hoͤh vom Dunst, mit aller Macht zu streben; Allein wie aͤndert sich die arme Kreatur, Wenn eine rauhe Zeit von Truͤbsal angekommen Da faͤllet gleich der Muth wird aͤhnlich dem Mer- cur Der in des Glases Roͤhr den niedren Stand ge- nommen. Dritter Theil. S Ein Gedanken bei einem Wetterglase. Ein wollgesezt Gemuͤth bleibt immer einerlei, Jm Gluͤk und Ungeluͤk in hell und truͤben Ta- gen, Es bleibt in Sanftmuth still, in wahrer Demuth treu, Und schwinget sich empor bei allen Leid und Pla- gen. Ein Ein Schnekken-Haus. Ein Schnekken-Haus. D ies run dgewoͤlbte Haus gefoͤrmt von der Natur, Jst sehr bequem gemacht vor seine Krea- tur, Die darin wohnt und lebt; weil sie den Schuz drin findet Und sich mit solchen stets genau und fest verbindet. Es ist ein schoͤnes Bild an Schnekken zu besehn, Von solchen die niemahls aus ihren Haͤusern gehn, Mit Sorgfalt das bewahrn, was sie mit Schweis errungen, Und was aus ihnen selbst gleichsam hervor gedrun- gen Es ist aus der Natur-Geschichte bekand, daß die Materie zu ihren Haͤusern in ihnen selbst stekket, und durch ihre Schweisloͤcher dringet welche sich bei dem Wachsthum dieses Thieres als ein klebrichter Saft zu der Bedekkung der Schnekke immer ansezet. Es hat davon Herr Plüche in Spectacle de la Nature Ton. I. Entretien. IX. gehandelt. Die Schnekke ist ein Bild der nuͤzen Haͤuslig- keit, Die nie ihr Haus verlaͤst, die allemahl bereit Wenn etwas dran zerbricht es wieder zu verbes- sern, S 2 Und Ein Schnekken Haus. Und die sich stets bemuͤht die Wohnung zu ver- groͤssern: Wie woll steht es um dem, der nach der Schnek- ken Art, Sein Eigenthum beschuͤzt, und der sein Haus be- wahrt; Lernt an den Schnekken dies, wer allenthalben sizet, Verliehrt sein Eigenthum, in dem ers nicht be- schuͤzet. Das Das Salz. Das Salz. N ichts ist auf dem Kreis der Erden, Jn dem Reiche der Natur; Da man sieht die Kreatur, Bei viel Millionen Heerden, Das nicht einen Schoͤpfer zeiget, Der den Menschen ist geneiget; Der die Dinge in der Welt, Uns zum Nuzen dargestellt. A uch das Salz das in den Gruͤnden Jm Gewaͤsser, in der See Jn der Tieffe, in der Hoͤh Allenthalben ist zu finden, Zeuget von des Schoͤpfers Walten, Der die Dinge zu erhalten, Mit den fluͤchtgen Salz erfuͤllt, Welches allenthalben quillt. S alz erhaͤlt die Meer und Seen, Vor der Faͤulnis, welche leicht Aus den lauen Suͤmpfen kreucht, Wenn sie unbeweget stehen; Welche leicht daselbst entspringet, Wo der Sonnenstrahl hindringet. Und was waͤrd ein jedes Meer, Wenn kein Salz darinnen waͤr? S 3 War- Das Salz. W arlich eine faule Pfuͤze, Und ein rechtes Todten-Meer, Das von allen Fischen leer, Und ein Pfuhl der ganz unnuͤze. Was drin lebte muͤste sterben Jn Gestank und Dunst verderben; Alles muͤste untergehn, Wenn darin kein Salz zu sehn. A us den Meeren, Seen, Fluͤssen, Aus der sumpfig lauen Grufft, Steigen Theilgen in die Lufft, Wie wir durch Erfahrung wissen: Waͤr das Wasser ganz beflekket, Wuͤrd die Lufft auch angestekket; Und so machte der Gestank, Was gesund auf Erden krank. A lsdenn wuͤrden alle Seuchen, Die aus boͤser Lufft entstehn, Nimmer wieder uͤbergehn, Und es muͤste das erbleichen, Was im Erden-Kreise lebet, Weil die Lufft die um uns webet Durch die mitgetheilte Krafft, Uns stets frischen Odem schafft. G Ott der dies zuvor gesehen, Und nach dem allweisen Rath, Alles eingerichtet hat; Lies daher ein Salz entstehen, Das den faulen Dunst vertreibet, Macht, das Wasser frisch verbleibet Und Das Salz. Und den Lebens Hauch der Welt, Lufft und alles Frisch erhaͤlt. A uch die Kunsterfahrnen Weisen Die das kluͤglich untersucht, Was zu finden in der Flucht Von den duͤnn gewebten Kreisen; Die behaupten das die Luͤffte, Eben so wie dunkle Kluͤffte Mit der Art von Salz vermengt, Das durch alle Ding sich drengt. W eil die Lufft von Duͤnsten quillet Darin ein Salpeter stekt Der vom Sonnenstrahl erwekt, Dehnend ihren Kreis erfuͤllet; So ist daraus leicht zu schliessen, Daß wenn Regenstroͤme fliessen, Der Salpeter abwerts faͤllt, Der in denen Wolken schwellt. A lso muß das Salz das Leben, Wachsthum, in dem Pflanzenreich, Gras, und Kraͤutern, Baum und Zweig Durch den Schoos der Erden geben; Wenn wir dieses nur bemerken: So kan es den Saz bestaͤrken; Daß das Salz von GOtt allein, Koͤnn ein grosser Zeuge seyn. E s kan uns dasselbe lehren, Wie der alles woll gemacht, Alles weislich ausgedacht Den wir als den Schoͤpfer ehren: S 4 Wenn Das Salz. Wenn wir dabei uͤber denken, Wie er alles koͤnne lenken: So muß unser Herz gestehn, Daß GOtt herrlich zu erhoͤhn. A uch in einem jeden Dinge, Zeiget er sich warlich gros, Und ein kleiner Erdenklos, Scheinet er uns gleich geringe Muß zu vielen andern nuͤzen, Theils zu naͤhren, theils zu schuͤzen; Dieses ist im Salz so gar, Zu des Schoͤpfers Ruhme klar. E s hat das allweise Wesen, Der Geschoͤpfe jede Art Fast mit einem Salz bewahrt, Wie wir in den Schrifften lesen, Darin uns das aufgedekket, Was in der Natur verstekket: Auch der Mensch die kleine Welt, Fuͤhrt ein Salz, das ihn erhaͤlt. D och dies moͤgen andre lehren, Bei dem Chimischen Versuch; Uns ist es anjezt genug Unsern Schoͤpfer zu verehren; Wenn wir nur den Nuzen wissen, Von dem Salz das wir geniessen; Weil daraus sich klaͤrlich zeigt, Wie uns GOttes Huld geneigt. D adurch koͤnnen wir bewahren. Fleisch das eingeschlachtet ist, Wel- Das Salz. Welches sonst die Faͤulung frißt, Wenn wir es zum Winter sparen; Dadurch werden viele Fische Auch auf fremder Laͤnder Tische Als gesunde Kost gebracht, Die mit Salz sind eingemacht. S alz das wuͤrzet die Gerichte, Die im Essen uns erfreun, Sonsten ganz unschmakhafft seyn: Es macht lieblich solche Fruͤchte, Die uns sonst zu weichlich schmekken, Einen Ekel nur erwekken; Macht es daher nicht dem Mund, Unsers Schoͤpfers Guͤte kund? E s ist ein solch Lebens-Mittel Das in jeder Kuͤch beliebt Das der Schoͤpfer allen giebt: Das der der in groben Kittel Und der in dem Purpur lebet, Als ein schoͤn Gewuͤrz erhebet, Ohne welchen ihm nichts schmekt, Was die Zunge gerne lekt. W er in bittrer Armuth lieget Wird bei seiner bangen Noth, Wenn er nur hat Salz und Brodt, Und den Wassertrank, vergnuͤget; Dadurch kan des Schoͤpfers Walten, Jhn gesund und frisch erhalten: Denn das harte Brodt gedeit, Wenn darauf nur Salz gestreut. S 5 Salz Das Salz. S alz erfrischet das Gebluͤte, Reiniget durch seine Krafft, Den verdorbnen Adern-Safft; Salz erfreuet das Gemuͤthe, Wenn ein Wort damit versuͤsset; Das von unsrer Zunge fliesset: Und ein wollgesalzner Scherz Machet auch ein muntres Herz. D arum wird das Salz gewaͤhlet, Als ein schoͤnes Sinnenbild, Wenn die Rede lieblich quillt Und mit Klugheit ist vermaͤhlet. Wenn hingegen Worte schallen, Die dem Hoͤrer misgefallen; So heist es: das tauget nicht, Weil der Rede Salz gebricht. S choͤpfer! gieb uns zu erkennen Daß uns deine Gnaden Hand Auch das Salz hat zugewandt, Das wir eine Wollthat nennen; Die uns kan in unsern Leben Mannigfaltgen Nuzen geben: Denn scheint es gleich sehr gering, Jst es doch ein nuzbar Ding. G ib daß wir bei unsern Essen, Das vom Salze lieblich schmekt, Und Das Salz. Und uns deine Guͤt entdekt, Auch den Dank niemahls vergessen Fuͤr dasselbe, fuͤr die Gaben, Die den Koͤrper staͤrkend laben; So wirst du uns mehr beschern Womit wir uns ferner naͤhrn. Das Das vergebliche Wuͤnschen. Das vergebliche Wuͤnschen. Spruͤchw. Sal. XXI. v. 25. Der Faule stirbt uͤber seinen Wuͤnschen. D er Menschen Torheit wird man offter- mahls gewahr, Wenn man ihr Wuͤnschen hoͤrt: denn daraus zeigt sich klar, Daß wir in Eitelkeit dasselbige verlangen, Woran der Seelen Trieb und inre Neigung han- gen. Der eine wuͤnschet sich den Abgott dieser Welt, Das blizende Metal, den guͤldnen Staub, nur Geld; Jhm deucht daß er begluͤkt wenn er sich an den Schaͤ- zen Des klingenden Gespiels nur koͤnte stets ergoͤzen; Der andre sieht das Geld, als einen Drekklump an, Der keinen Mensch begluͤkt, vergnuͤget machen kan; Er lacht den Geizhals aus, und denkt auf ein Ver- gnuͤgen, Ach! spricht sein sehnend Herz koͤnt ich dasselbe krie- gen: So waͤr ich recht begluͤkt; was wuͤnschet die Be- gier Der Das vergebliche Wuͤnschen. Den Himmel auf der Welt, den zieht er allen fuͤr; Der Wunsch der christlich klingt, ist nicht so zu verstehen, Er wuͤnscht das Paradies der Tuͤrken nur zu se- hen. Er liebt die faule Ruh, und eine Lagerstatt, Wo sein Geschmak nur das, was er verlanget hat, Der andre wuͤnschet sich noch ein viel anders Gluͤk- ke, Und was denn? Bei dem Brodt nur eitle Liebes Blikke, Von der die ihm gefaͤllt. Der dritte schnappt nach Dunst, Nach einer eitlen Ehr, nach des Gemuͤhtes Gunst; Er glaubt das waͤr sein Ziel, koͤnt er es nur erlan- gen: So koͤnt er in der Welt in hellen Glanze pran- gen. Der vierte hat ein Gut darnach die Sehnsucht strebt, Er wuͤnscht, dieweil sein Herz auch an der Erde klebt, Nach blinder Maulwurfs Art, nur stets herum zu wuͤhlen Und auf den Erdenball mit leeren Nichts zu spie- len, Der blosse Grillen liebt, und sich daran behagt, Wenn er gleich einen Wurm, an alten Buͤchern nagt, Der wuͤnschet nichtes mehr, als nur den Schaz zu haben, Den Das vergebliche Wuͤnschen. Den jene graue Welt in ihren Schut vergraben. Dem Wissenschafft gefaͤllt, der strebet nur allein, Daß er Besizer koͤnn von allen Buͤchern seyn, Die jemahls ausgehekt; Er meint er sey genesen, Wenn er mehr Vorrath hat, als er wird koͤnnen lesen. Der Menschen Wunsch also und sein begierger Sinn, Der richtet sich auch stets nach solchen Ziele hin, Wohin die Neigung geht: und wenn man eitel denket; So wird die Neigung auch zum eitlen Zwek gelenket. Wer das erhalten hat, wornach er sich gesehnt, Der findet allemahl, wie sich sein Wunsch aus- dehnt: Wer hundert Thaler nur vorhero haben wollen, Darin sich die Begier und Neigung stillen sollen, Der wuͤnscht nunmehro zwei, er sezt sich das zum Ziel Und wenn er die erlangt, wuͤnscht er noch eins so viel, Und das geht immer fort; So ists mit andern Dingen, Wornach die Menschen stets, in heissen Wuͤnschen ringen. So bald sie es erlangt; so ist bei dem Genus Auch jederzeit verknuͤpft der Sache Ueberdruß; Wer die Zufriedenheit in Wuͤnschen will erjagen, Der wird sich wie im Traum mit falschen Bildern plagen: Was Koͤnig Salomo mit klugen Wiz erkant, Daß diese Unterwelt der Eitelkeiten Land, Bestaͤtigen die auch die nur in Wuͤnschen traͤumen, Und bei der Einbildung das wahre Heil versaͤumen. Lob- Lobgesang Mosis und der Kinder Jsrael. Lobgesang Mosis und der Kin- der Jsrael. Aus dem 2 B. Mos. c. XV. Jn einer poetischen Uebersezung. v. 1. W ir besingen deine That, grosser Herr- scher aller Welt, Da durch dich dein Jsrael Leben und den Sieg behaͤlt, Unsre Feinde sind gestuͤrzt, und die grossen Krieges- Heere, Roß und Wagen fliessen dort, todt zerbrochen in dem Meere. 2. D u bist unsre Staͤrke HErr! unser Heil, der Lieder Klang Bringet dir mit Herz und Mund einen frohen Lob- gesang; Du bist unser Schuz und GOtt! laß uns dir zum Ruhme leben, Du bist unsrer Vaͤter GOtt darum wolln wir dich erheben. 3. Lobgesang Mosis und der Kinder Jsrael. 3. G Ott der ist ein grosser Held, zieht er in den Krieg und Streit, So wird gleich im Augenblik, seiner Feinde Macht zerstreut; Er ist ein gewaltger HErr, laͤst er seinen Donner schallen; So muß alles durch den Grim seiner Blizen ploͤzlich fallen. 4. O ! die Wagen Pharao und sein grosses Krie- ges Heer Warf er ploͤzlich durch den Sturz in das aufgeschwol- ne Meer, Seine Helden sind dahin, die Hauptleute sind ver- trunken Und in den beschilften Schlund, in den tieffen Schlam versunken. 5. D ieser Tieffen weiter Bauch hat sie fuͤrchterlich verstekt, Da sie durch den nassen Schaum des Gewaͤssers uͤ- berdekt; Ploͤzlich fielen sie zur Grund, wie die Steine die mit knallen, Wenn man sie ins Wasser schmeist durch die Fluth zum Boden fallen. 6. Lobgesang Mosis und der Kinder Jsrael. 6. H Erre! deine rechte Hand, die uns deine All- macht zeigt, Die so grosse Wunder thut, und die stolzen Feinde beugt; HErre! deine Wundermacht hat die Feinde, Roß und Wagen, Alles was sich wiedersezt in den schnellen Grim zer- schlagen. 7. D eine grosse Herrlichkeit bringt den Widerstand zum Fall, Wenn du deinen Grim ausschießt; so entsteht ein Donnerknal, So entsteht ein strenger Bliz, der die Feinde gleich verheeret, Und durch ein entglomnes Feur wie die Stoppeln, ganz verzehret. 8. D urch dein Blasen thaͤten sich die Gewaͤsser schleu- nig auf, Und die Fluthen stunden still als wie Mauren, in dem Lauf, Mitten in dem tieffen Meer sahe man das rege Wal- len, Von einander gleichsam gehn, in den Sprudel ruͤk- werts prallen. Dritter Theil. T 9. Lobgesang Mosis und der Kinder Jsrael. 9. D a gedachte unser Feind, daß er uns mit seiner Jagd, Auf der schnellen Flucht erhascht, und bereits zu Nicht gemacht; Er gedachte seinen Muth noch zulezt an uns zu kuͤh- len, Und wir solten Hand und Schwerd ploͤzlich zum Ver- derben fuͤhlen. 10. A ber HErr du Zebaoth! dem die Fluthen, Meer und Wind, Wie es nur dein Wink gebeut, alsobald gehorsam sind, Du bedektest sie im Meer, daß sie wie das Blei ver- schlungen, Jn der starken Wirbelfluth bis zum Abgrund sind gedrungen. 11. H Err! wer ist dir von der Zahl eingebildter Goͤtter gleich, Wer ist an Vollkommenheit, in dem weiten Erden reich, Der dir gleich an Heiligkeit, an gerechter Macht zu schaͤzen, Wer ist Dir an Ruhm und That noch woll an die Seit zu sezen? 12. Lobgesang Mosis und der Kinder Jsrael. 12. K einer ist in aller Welt, der wie du allmaͤchtig heist, Dessen Arm so wunderbahr alle Macht zu Boden schmeist; Rekkest du die Hand nur aus, so verschlingt der Er- den Rachen, Alle die sich unterstehn, deine Wunder zu verlachen. 13. D u geleitest HErr! dein Volk daß du nun erloͤset hast, Und giebst aus Barmherzigkeit suͤsse Lust nach saurer Last; Du hast uns durch deine Krafft zu dem Lande heim- gefuͤhret, Das uns als ein heilges Land, als der Vaͤter Erb gebuͤhret. 14. D a der Auszug ruchtbar ward, der durch deine Hand geschehn, Bebete der Voͤlker Herz dahin wir nun solten gehn, Die Philister zitterten, ihr Gemuͤthe ward beklom- men: Denn sie sahen zum voraus daß ihr Land schon weg- genommen. T 2 15. Lobgesang Mosis und der Kinder Jsrael. 15. E doms Fuͤrsten wurden Angst, als sie hoͤrten das Geruͤcht, Da die ganze Gegend HErr! jezt von deinen Wun- dern spricht Und ein Zittern uͤberfiel alle die in Moab thronen: Alle Voͤlker wurden feig, die in Canans Grenzen wohnen. 16. L aß das Schrekken auf sie falln HErr! durch deinen grossen Arm, Und betaͤube mit der Furcht dieser Voͤlker wilden Schwarm, Daß sie wie ein Stein erstarrn, bis dein Volk hin- durch gekommen, Bis es das geschenkte Land, durch Dich voͤllig einge- nommen! 17. B ringe sie, o! HErr hinein; pflanze deine Kin- der da, Auf des Erbtheils heilgen Berg, den du grosser Je- hovah! Dir, zur Wohnung ausersehn; bringe uns zum Hei- ligthume, Das da deine Hand gebaut, HErr! zu deines Nah- mens Ruhme. 18. Lobgesang Mosis und der Kinder Jsrael. 18. U nser HErr wird Koͤnig seyn der sein Volk mit Macht regiert, Und auf Zions heilgen Berg seiner Herschaft Scepter fuͤhrt; Er wird immer ewiglich, durch sein Allmachts-volles Walten, Sein erwaͤhltes Jsrael, als sein Eigenthum erhalten. 19. P harao der zog hinein mit den Rossen, Wa- gen, Heer, Unser GOtt der daͤmpfte ihn durch die strenge Fluth im Meer: Jsrael ging trokken durch. Jst das nicht ein Wunder- zeichen, Muß es nicht zu Gottes Ruhm, zu des Volkes Trost gereichen? T 3 Die Die mannigfaltigen Wollthaten GOttes. Die mannigfaltigen Wolltha- ten GOttes, die der Mensch in sei- nem Leben geniesset. E s uͤberzaͤhlt kein Mensch das Gute was GOtt giebt, Der seine Kreatur mit ewger Guͤte liebt; Denn alles was wir in, und an, und um uns haben, Sind von der hoͤchsten Huld ge- schenkte Gnaden-Gaben. Die erste Wollthat ist, daß er uns hat gemacht, Und aus der Moͤglichkeit zur Wuͤrklichkeit gebracht, Das Leben hat geschenkt, und durch sein guͤtig Walten, Jn einer Dunkelheit des Kerkers auch erhalten; Und an das Licht gebracht durch seine Wunderhand, Und das er uns gesezt in dieses sichtbahr Land Der aufgebauten Welt, wo wir als Menschen woh- nen, Die uͤber das Geschoͤpf mit edler Herrschafft thro- nen. Der Mensch hat Seel und Leib die wunderbahr verschraͤnkt, Und was vor Wollthat ists, daß man vernuͤnstig denkt? Wie viele Gaben sind mit unsern Geist verbunden? Die Die mannigfaltigen Wollthaten GOttes. Die wir als Kraͤfte drin in reger Wuͤrkung funden? Es zeigt sich der Verstand die edle Eigenschaft, Das Auge unsrer Seel das mit geschaͤrfter Kraft, So viele Dinge sieht, das weislich uͤberdenket, Und durch sein helles Licht des Willens Triebe lenket. Da aͤusert sich der Wiz die scharfe Faͤhigkeit, Die vieles uͤbersieht in einer kurzen Zeit; Und die Erhalterin der eingedrukten Lehren, Die wir mit Augen sehn, und mit den Ohren hoͤren. Jst das Gedaͤchtnis nicht ein Kleinodt das ergoͤzt Und das uns in den Stand des wahren Gluͤks ver- sezt, Dadurch was laͤngst geschehn, uns gegenwaͤrtig bleibet, Wenn man was wichtig ist, demselben einverleibet? Die Kraft der Einbildung, womit der Geist ge- ziert, Jst GOttes Gabe auch, die uns durch Bilder ruͤhrt; Man seh den Willen an, was GOtt darin ge- gepraͤget, Und welche Triebe er zu unsern Wollsein heget: So sehen wir daraus, daß unsre Seel ein Geist, Der billig unser Schaz und groͤstes Kleinodt heist. Durch den Verstand sind wir vom Schoͤpfer aus- zieret; Und weil uns die Vernunft mit unsern Thun regie- ret; So ist der Vorzug klar der uns vor dem was lebt, Ja! uͤber jedes Thier in aller Welt erhebt; Den Geist hat GOttes Macht mit einen Leib ver- bunden, Woran so manches Glied; so manches wird gefunden, Das eine Wollthat heist, die keiner schaͤzen kan, Als wer bei dem Gebrauch sieht deren Nuzen an. T 4 Last Die mannigfaltigen Wollthaten GOttes. Last uns zu erst nur sehn der Sinnen aͤusre Roͤhren, Der Augen Wunderglas, das Ohr damit wir hoͤ- ren, Die Zunge die da schmekt was uns vor Suͤßigkeit, Jn jeder Kreatur des Schoͤpfers Huld anbeut; Der Nasen Wunderbau dadurch die Duͤnste fliegen, Die auch durch das Gehirn die Seele selbst vergnuͤgen Mit lieblichen Geruch, den unser Geist selbst schmekt, Als eine Suͤßigkeit ganz unbegreiflich lekt. Wie wunderbahr ist es, daß das Gefuͤhl, Empfinden, Sich kan mit jedem Glied, das es bemerkt verbinden. O! welche grosse Zahl von Gaben wird gezaͤhlt; Die draus in uns entstehn das GOtt den Geist ver- maͤhlt, Mit einem Leibes-Bau, der auf dem Erdenkreise, Das herrlichste Geschoͤpf, das kuͤnstlichste Gehaͤuse! Obgleich so mancher Theil an unsern Koͤrper haͤngt, Wodurch der ganze Bau so wunderbahr verschraͤnkt; So ist doch gar kein Glied, das uns nicht deutlich zei- get, Wie sehr der Schoͤpfer uns durch seine Huld genei- get. Des Hauptes Theile sind vor allen wunderbahr, Die Schedel ist bedekt mit wollgewachsnen Haar, Und was stekt uͤberdem in diesen Wunderhoͤlen, Wie herrlich ists Gehirn, der edle Siz der Seelen? Der Augen hell Cristal, der Ohren tieffer Gang, Des Mundes ofner Paß, des Gaums, der Zun- gen Klang, Der Zaͤhne Elffenbein, das knoͤrplicht Theil der Nasen, Dadurch wir Othem ziehn, dadurch wir Lufft aus- blasen, Der Die mannigfaltigen Wollthaten GOttes. Der Lippen Fluͤgel-Thor, der Augenlieder Schuz, Der Nerven zartes Band, der Wangen glat- ter Puz, Des Kinnes Aussenwerk, die uͤberzognen Bak- ken Der ausgestrekte Hals, der festgesteifte Nakken; Und was am Haupt noch mehr vor Stuͤkke zu be- sehn, Die koͤnnen GOttes Guͤt, des Schoͤpfers Preis erhoͤhn. Und was sind nicht noch mehr vor grosse Wunder- Gaben, Die wir am Leibe selbst, von ihm empfangen ha- ben? Der Arme Kunstgelenk, der Finger rege Kraft, Der Adern schlanke Roͤhrn, des Blutes rother Safft, Und der Gedaͤrme Band, der Lungen ihr Be- wegen, Des Herzens Lebensquell und zappelndes Erregen, Der Brust gewoͤlbter Bau, die Milz, der Ma- genschlauch Der Eingeweide Garn, der ausgedehnte Bauch, Der Schultern breites Blatt, der Rippen knoͤch- richt Wesen: Und was der Schoͤpfer mehr zum Leibe auserlesen, Sind Gaben deren Nuz man alle Stunden sieht, Wenn man bei dem Geschaͤft der Erden sich be- muͤht. Die Nerven und Gelenk, mit mancherlei Ca- naͤlen Jn Haut und Fleisch verdekt, die wir nicht all erzaͤhlen; T 5 Der Die mannigfaltigen Wollthaten GOttes. Der Knochen festes Band, was die Natur verdekt, Und in der keuschen Seel Verwunderung erwekt, Der Knie lenkigt Band, die hart und zaͤhen Seh- nen, Die sich bewundernswerth an unsern Koͤrper deh- nen, Der Beine starker Bau worauf der Koͤrper steht Der Fuͤsse platter Grund worauf derselbe geht: Von Kopfe bis zum Fuß, und was wir nur besizen, Womit wir unsern Leib erhalten und beschuͤzen, Gehoͤret alles mit in das Register ein, Worin der Gaben Meng mit Recht gezeichnet seyn; Die GOtt uns hat geschenkt, durch sein allmaͤchtig Walten, Gesund und unverlezt zu unsern Nuz erhalten. Welch eine grosse Zahl, wenn man es uͤberdenkt Wird zur Erhaltung uns im Reich der Welt ge- schenkt! Jn diesem Wohnhaus naͤhrt uns Luft und heitre Sonne, Die uns vergnuͤgt, erquikt durch ihre helle Wonne, Welch Gutes findet sich im Reiche der Natur? Welch mancherlei Geschenk, da auf der Luͤfte Spur, So mancher Vogel fliegt; was sehn wir auf der Erden Vor mannigfaltge Art von Vieh in denen Heer- den? Was wimmelt in den Meer, in Fluͤssen uͤberall Nicht vor ein schuppigt Heer vor eine Fische Zahl? Wohin das Auge sieht auf Bergen, in den Gtuͤn- den Kan es des Schoͤpfers Guͤt in lauter Gaben fin- den. Ge- Die mannigfaltigen Wollthaten GOttes. Gesunde Witterung, auch Regen, Schein und Thau, Der Gaͤrten, Wiesen Gruͤn, der Aeker rei- cher Bau, Der Waͤlder Wild und Holz, der Erden Korn und Fruͤchte Das Brodt, die Milch, das Fleisch, des Ho- nigs suͤß Gerichte Der Schaafe sanffte Woll und auch der Bienen Wachs, Der Seidenwuͤrmer Garn, der Fadenreiche Flachs, Der Thiere starke Haut, die Federn zu den Dekken Worauf wir uns in Ruh bei stiller Nacht ausstrek- ken; Der Brunnen frischer Trank, des Feuers war- mer Schein, Der Baͤume safftig Obst, der Trauben suͤsser Wein, Und was die Nothdurfft braucht, was zum be- quemen Leben: Dies alles hat uns GOtt zur Wollthat hergege- ben. Wir haben Zahm und Wild, was Lufft und Wasser bringt Was aus der Erde gruͤnt, was aus den Baͤumen dringt; Wir haben auch dabei in allen Jahres Zeiten, Was uns vergnuͤgte Lust der Sinnen kan bereiten. Der Fruͤhling bringet uns so mancher Blumen Art, Und was hat die Natur zur Sommers Zeit ver- spart? Der Herbst erquikket uns mit Obst gereiften Fruͤch- ten, Und Die mannigfaltigen Wollthaten GOttes. Und fuͤllt die Kammern an, mit Kohl und Fleisch gerichten. Der Erden finstrer Bauch giebt mancherlei Metall Gold, Silber, Kupfer, Zinn, Blei, Eisen, Stein, Cristall, Das Meer wirfft Perlen aus, und was in denen Gruͤnden, Von Edelsteinen noch, vor Seltenheit zu fin- den. Die Schiffarth bringet uns aus einem fremden Land, Noch manches Kleinod mit, als hellen Diamant Und andre Steine mehr, sie bringet uns Ge- wuͤrze, Damit ich vieles nenn in angenehmer Kuͤrze. Der Schoͤpfer schenket uns bei solchen Ueberflus, Auch Mittel, Arzenei, wodurch wir den Verdrus, Der unser Herz beschwert mit allen Krankheits Plagen, Mit ihrer bangen Noth aus unsern Gliedern jagen. Er giebet uns den Schlaf und eine suͤsse Rast, Nach einer sauren Muͤh, und schweren Tageslast; Er schenket uns auch noch durch die erfundnen Kuͤnste, Ein tausendfaches Gut, Tuch, Hausrath und Gespinste, Und was man sonsten braucht bei seiner Lebens- Zeit, Zur Nothdurfft vor dem Leib, und zur Bequem- ligkeit. Er schenket uns zur Lust bei denen Ruhe-Stun- den, Was scharfer Wiz erdacht, was Kunst und Fleis erfunden. Er Die mannigfaltigen Wollthaten GOttes. Er giebet in dem Staat, die Ordnung die die Welt, Durch die Regierungs-Form in Ruh und Fried erhaͤlt Und andre Guͤter mehr; Er giebet Wissen- schafften, Die durch den Fleis erzeugt, und in der Seele hafften. Er theilet Ehr und Ruhm, er theilt den Reichthum aus, Er segnet durch die Eh Geschlechter, Stamm und Haus; Schenkt Kinder die da sind der Eltern Augen- Weide: Mit einem Wort er giebt, Gesundheit, Nah- rung, Freude; Er segnet Seel und Leib; vergnuͤgt uns auf der Welt, Da er so vielerlei, als Gaben dargestellt; Die wir mit einen mahl gleich uͤbersehen koͤnnen, Wenn wir sie Leibes-Gluͤks- und Seelen- guͤter nennen. Wenn wir von der Natur zum Reich der Gnaden gehn, Was er uns da geschenkt, mit Andacht uͤber- sehn; So kriegen wir auch da im Offenbahrungs- Lichte, Der Guͤte Wunderzahl erstaunend ins Gesichte. Der Schoͤpfer hat uns auch den eingebohrnen Sohn Als ein Geschenk gesand, von seinem Himmels- Thron Die Suͤnder, wie wir sind, vom Elend, von den Boͤsen Durch Die mannigfaltigen Wollthaten GOttes. Durch sein vergoßnes Blut im Sterben zu erloͤ- sen. Er schenket uns sein Wort, das alle deutlich lehrt, Wie unser Herze wird zum hoͤchsten Gut bekehrt; Er giebt durch seinen Geist uns seine Gnaden-Trie- be, Zum Glauben, zur Gedult, zur Hofnung, zu der Liebe, Er sendet Lehres aus, es wird durch ihren Mund, Der Warheit Licht und Recht im heilgen Tempel kund, Und die Religion, die oftermahls bestuͤrmet Hat er aus Gnaden uns vor den Verfall beschirmet. Er reicht die Mittel dar zu unsrer Heiligung, Und bringet unser Herz zur seelgen Aenderung; Versiegelt es dabei mit denen Gnadenschaͤzzen, Die uns in jener Welt in dem Genus ergoͤzzen, Er macht die Menschen hier in dieser Probezeit, Durch seinen Gnadenzug geschikt zur Seeligkeit. Berechnet nun hieraus was wir vor viele Gaben Auch in dem Gnadenreich von GOtt empfangen haben? Wie gros ist nicht die Zahl, die wir jezt vorgestellt, Was uns von GOttes Guͤt anjezo nur einfaͤlt, Wie vieles ist nicht noch, wie leichtlich zu ermes- sen, Was wir bei solcher Meng zu zaͤhlen jezt verges- sen. Des Hoͤchsten Guͤt ist gros, kein einzger Tag ver- geht, Da seine milde Hand nicht immer offen steht; Ein jeder wer er ist, der muß hier eingestehen, Daß ihm viel Gutes sey an Leib und Seel geschehen; Ein Die mannigfaltigen Wollthaten GOttes. Ein jeder der nur noch etwas Empfindung hat, Erkennt die reiche Guͤt, Barmherzigkeit und Gnad, Und sagt Verwundrungs-voll mit dankbahren Ge- muͤthe; O! GOtt wie gros bist du, und deine Wunderguͤte. Allein beschaͤmter Mensch voll Unempfindligkeit! Da GOtt im Ueberflus die Wollthat ausgestreut, So rechne einmahl nach wie klein der Dank zu nen- nen, Denn wir dem HErrn der Welt vor so viel Gutes goͤnnen? Je mehr der Schoͤpfer giebt, je mehr verlangen wir, Der Mensch ist undankbahr ein unersaͤtlich Thier. Er pflegt die Gaben nicht, die Dinge nur zu zaͤh- len, Die seiner Gierigkeit beim Ueberflusse fehlen. Er hat niemahls genug, die Unvergnuͤgsamkeit, Die zeugt den Plagegeist die Unzufriedenheit, Die macht ihn undankbar, und scheucht ihn alle Morgen, Mit einem schwarzen Heer verbotner Nahrungssor- gen. Gesezt daß einem dies, dem andern jenes sehlt, Wie thoͤrigt ist es nicht wenn man sich druͤber quaͤlt, Mit Gram daruͤber murrt; die Weisheit weis was nuͤze, Der Vorsicht Auge schaut vom hohen Himmels Sizze; Wie sieht der Mensch so scheel das GOtt so guͤtig ist, Daß er die Nichtigkeit daruͤber gar vergißt: Ach laßt uns allemahl des Hoͤchsten Gnadenzei- chen, Das Die mannigfaltigen Wollthaten GOttes. Das menschliche Verdienst im Richtigkeit verglei- chen; So werden wir gewahr das jene herrlich seyn, Und dieses sehr gering, verwerflich, arm und klein: So werden wir daraus in Deutligkeit erkennen, Daß wir aus Gnaden nur, mit Recht nichts fordern koͤnnen. Poe- Poetische Uebersezung des 91. Psalms. Poetische Uebersezung des ein und neunzigsten Psalms. v. 1. 2. W er unter GOttes Schirm und sei- nen Fluͤgeln sizt, Und sich in Schatten legt, wo ihn die Allmacht schuͤzt; Der saget zu dem HErrn: Dir GOtt kan ich vertrauen, Auf deinen Fels kan ich, der Hoffnung Ruhplaz bauen. 3. D enn er errettet uns aus allen Ungeluͤk, Auch von des Boͤsewichts, des schlauen Jaͤgers Strik, Und von der Pestilenz, und allen andern Seuchen Die von dem nahen Todt gewisse Vorbots-Zeichen. 4. T rau GOtt im Ungeluͤk, dieweil er dich bedekt, Mit seinen Fittigen vor aller Noth verstekt; Denn seine Warheit muß bei allen Schrekkensstuͤr- men, Mit einem sichren Schild uns in der Noth beschir- men. Dritter Theil. U 5. Poetische Uebersezung des 91. Psalms. 5. U nd wenn der HErr dein Schild; so muß des Schrekkens Pein, Das Grauen duͤstrer Nacht gar bald voruͤber seyn; So koͤnnen dich auch nicht die Pfeile die da fliegen, An einem lichten Tag mit ihrer Kraft besiegen. 6. S o darfst du auch gar nicht des Schrekkens Kum- mer fuͤhln, Wenn etwan in der Naͤh des Todes Boten wuͤhln; Die gifftig strenge Pest mit allen andern Seuchen, Die in der Finsternis, am hellen Mittag schleichen. 7. U nd fallen tausend da zu deiner Seite hin, Die ploͤzlich worden sind des blassen Todts Gewin, Zehn tausend rechter Hand; so kanst du dennoch hof- fen, Du bleibst bei deinem Schuz ganz sicher, ungetrof- fen. 8. J a du wirst deine Lust, an deinem Wollergehn, Mit deinen Augen noch an denen Boͤsen sehn Wie es vergolten wird, was sie auf Erden handeln, Und wie es ihnen geht, nachdem sie vorher wandeln. 9. D er Herrscher aller Welt ist deine Zuversicht, Drum fehlet seine Huͤlf in banger Noth dir nicht, Der Poetische Uebersezung des 91. Psalms. Der allerhoͤchste GOtt kan deine Zuflucht heissen, Wenn Krankheit und der Todt die Menschen nie- derreissen. 10. K ein Uebel ruͤhret dich, bei deines GOttes Huld, Drum bleibe nur getrost in Hofnung und Gedult; Es wird sich keine Plag zu deiner Huͤtten nahen: Vielmehr wird dich der Arm des Hoͤchsten Guͤt um- pfahen. 11. D enn GOttes Macht befiehlt die Engel jener Welt, Die um die Frommen her, als Waͤchter sind ge- stellt; Die werden sich um dich auf allen deinen Wegen, Als feurger Mauren her mit ihrer Staͤrke legen. 12. S ie werden dich gleichsam, als wie ein kleines Kind, Da sie des Zebaoths bestellte Diener sind, Auf Armen ihrer Macht, mit Liebes Haͤnden tra- gen, Sie werden dich bewahrn vor Anstoß, allen Pla- gen. 13. A uf Loͤwen wirst du gehn und auf den Ottern auch, Ob sie gleich wuͤtend seyn; du wirst der Jungen Bauch U 2 Ohn Poetische Uebersezung des 91. Psalms. Ohn alle Noth, Gefahr durch seine Huͤlf zertreten, GOtt wird dich von dem Grim des Drachens auch erretten. 14. E s sagt des Hoͤchsten Huld: Weil er die Huͤlf begehrt; So soll sie ihm auch seyn in seiner Bitt gewaͤhrt; Er kennet meinen Nahm, darum will ich ihn schuͤzen, Bei allen Wetter Sturm, bei allen Schrekkens Blizen. 15. E r rufft mich an in Noth, drum will ich ihn erhoͤrn, Jch bin bei ihn in Noth, es kan ihn nichts versehrn, Jch ziehe ihn heraus, ich bringe ihn zu Ehren, Es soll noch alle Welt von meinen Thaten hoͤren. 16. J ch mach, so spricht der HErr, den Frommen Lebens satt, Daß er bei seiner Ehr auch graue Haare hat; Jch will ihn auch mein Heil in dies, und jenen Le- ben, Als Brunquell alles Guts mit reichen Stroͤmen ge- ben. Der Der Lehrreiche Kirchhoff. Der Lehrreiche Kirchhoff. J hr Menschen! die ein toller Wahn Der falschen Einbildung betrogen, Als wenn kein Todt euch treffen kan, Da ihr in Eitelkeit erzogen, Kommt seht und lernet was ihr seid, Nach einer kurzen Daur der Zeit, Da euch die kalte Hand geruͤhret, Zu diesen Sammelplaz gefuͤhret. K ommt her an diesen stillen Ort, Verbannet nur das bange Grauen; Jhr werdet nichts als hier und dort Nur aufgeworffne Huͤgel schauen; Das Schrekgespenste stiller Nacht, Das euch den Kirchhof graͤulich macht, Wird bei den wollgefaßten Sinnen, Gleich als ein leerer Dunst zerrinnen. H ier ist ein Tempel kommt herein, Darinnen ihr das koͤnnet lernen Daß Menschen dennoch sterblich seyn, Ob sie sich gleich vom Todt entsernen; Die Zahl die hier begraben liegt, Und ihren lezten Feind besiegt, Die lehret euch mit stummen Munde, Es komm auch eure lezte Stunde. U 3 Was Der Lehrreiche Kirchhoff. W as ist der Vorwurf des Gesichts? Beschriebne Steine, hohe Huͤgel; Und diese sind von euren Nichts Von euren Eitelkeiten Spiegel; Blikt nur dieselben fleißig an, Weil draus ein jeder lesen kan, Was wir so schwerlich sonsten fassen, Daß all ohn Unterscheid erblassen. L eßt was auf denen Steinen steht: Mein Wandrer steh um zu bedenken, Wie bald auch deine Zeit vergeht, Da man auch dich wird hie versenken. Wir haben auch gelebt, gebluͤht, Uns in der Eitelkeit bemuͤht, Nun aber sind wir durch die Bogen Jns Land der Todten heimgezogen. H ier seht ihr Huͤgel, gros und klein, Das sind die aufgeworffnen Zeichen, Daß die die hier begraben seyn, Theils grosse, theils auch kleine Leichen: Sie lehren euch daß alt und iung, Daß Saͤuglinge auch reif genug, Wenn sie kaum in der Welt aufbluͤhen. Jm Tode wieder weg zufliehen. W ie mancher ist hier hingelegt, Der sich sein Ziel noch weit gesezzet, Wenn er den Lebenslauf erwegt, Den er vor sich sehr lang geschaͤzzet; Wie Der Lehrreiche Kirchhoff. Wie viele sind des Todes-Raub Und nunmehr Knochen, Moder, Staub Die damahls als sie noch vorhanden, Kaum daß sie sterblich eingestanden. J hr Zeugen unsrer Eitelkeit! O! liesset ihr uns deutlich lesen, Was ihr in eurer Lebens-Zeit, Gedacht, in euren Sinn gewesen; Und machte eures Herzensgrund, Das aufgestellte Denkmal kund; So wuͤrden wir dadurch belehret, Wie mancher Anschlag sey zerstoͤhret. D a ruht der Schoͤnheit Ebenbild, Wie uns des Grabes-Stein berichtet, Von Lust und Hofnung angefuͤllt: Allein wie ist sie nun zernichtet? Der Purpurwangen Morgenroth, Jst laͤngst durch einen blassen Todt, Entfaͤrbt und in die Haut verkehret, Die scheußlich Ungezieffer naͤhret. D a hat der Todt den weggeraubt, Wie uns die Ueberschrifften melden, Der als er lebte fest geglaubt, Er waͤr ein Held vor allen Helden; Sein Koͤrper waͤre von Metal; Und dennoch hat ein Sturz und Fall, Bei seines Stolzes wilden Pochen Jhm Hals und Bein entzwei gebrochen. D ort ist die festvermaurte Kluft, Geziert mit einem Ehrenbogen, U 4 Wor- Der Lehrreiche Kirchhoff. Woraus die Fama thoͤnend ruft: Hier ruht der den die Welt betrogen: Ein jeder sahe diesen Mann Als einen GOtt auf Erden an: Er glaubte immerfort zu leben, Und muste doch den Geist aufgeben. H ie ist ein Grab: wer liegt darin? Ein Mensch den sonst die Welt zu enge, Und sich abmaß nach seinen Sinn, Und nicht nach seiner Leibes Laͤnge: Er war nur blos ein Erden-Gast, Sein Wohnhaus war wie ein Pallast, Und doch zu klein: Nun muß er liegen, Und sich mit engen Sarg begnuͤgen. O Eitelkeit! wer ruhet da? Ein Mensch der immer unzufrieden; Wenn er in seinem Leben sah, Daß GOtt dem andern mehr beschieden: Die Unruh trieb ihm Tag und Nacht, Der Gram hat ihn auch umgebracht; Nun ist sein sehnend Herz gestillet, Da er der Erden Bauch gefuͤllet. W er ist sein Nachbahr des Gebein, Mit keinen Denkmal uͤberdekket? Was mag das vor ein Herze seyn, Daß hier in diese Grufft verstekket? Vermutlich ist es Gernegros, Der ob er gleich sehr arm und blos, Dennoch sich wuͤnschte das Vergnuͤgen Bei einem reichen Mann zu liegen. Denn Der Lehrreiche Kirchhoff. D enn der dabei sein Grabmahl hat, Heist Croͤsus dessen ganzes Leben Des Morgens fruͤh, des Abends spat, Ob er gleich reich mit Noth umgeben. Er lebte immer kuͤmmerlich, Und sparte aber nicht vor sich Er lebte arm bei dem Erwerben, Nur als ein reicher Mann zu sterben. E in Thraso lieget dort im Ruh Der keine Ruh und Frieden liebte, Der Todt druͤkt ihm die Augen zu Da er nichts als nur Rach ausuͤbte. Die Zanksucht liegt ihm an der Seit, Seht Menschen hier die Eitelkeit, Die sich wie Feur und Wasser mieden, Vereinigt oft der Todt zum Frieden. W as find ich da vor Ueberschrifft: Sie heist: Hie unter diesen Steine Liegt einer den kein Moder trift, O! Wunder! was sinds vor Gebeine Woran kein Wurm noch Fauͤlnis nagt? Jch hatte kaum darnach gefragt; So hoͤrt ich daß ein Mann von Gaben An diesen Orte waͤr begraben. E in Mann von Fleis, von Kunst und Wiz, Des Nahme nimmer wird ersterben, Muß doch wo ihren Wohnungs Siz Die Eitelkeit erwaͤhlt, verderben; U 5 Die Der Lehrreiche Kirchhoff. Die freien Kuͤnste sind nicht frei, Es ist dem Tode einerlei, Ob einer vieles uͤberlesen, Genug! wenn er ein Mensch gewesen. D ie Ehre, Wuͤrde, Stand und Ruhm, Die Schoͤnheit, Reichthum, Klugheit Tietel, Der hohen Seelen Eigenthum: Verachtung, Armut, Baurenkittel; Die man im Leben, auf der Welt, Jn unterschiednen Reihen stellt; Die sind im Sterben gleich geachtet, Wenn man des Todes Recht betrachtet. D a ist ein Beinhaus! seht nur an, Die duͤrren aufbewahrten Knochen, Die durch der Zeiten scharffen Zahn, Schon meist zermalmmet und zerbrochen, Wer sagt uns welcher Herr und Knecht, Jhr eitlen Menschen! komt und sprecht, Und lehrt uns welcher Kopf und Schedel, Nunmehr vor andern, herrlich, edel. D er Todt hat alles gleich gemacht, Und der der alle Welt bestuͤrmet, Wird welches er woll nicht gedacht, Nebst andern Koͤrpern aufgethuͤrmet; Der Vorzug ist nur Einbildung, Dies lehret die Vernichtigung; Weil sich im Todesreich die Schatten, Mit ihren Koͤrper nicht mehr gatten. Da Der Lehrreiche Kirchhoff. D a fliegt die Ehre gleich zuruͤk, Das Grab verduͤstert alles Glaͤnzen, Und dessen Rand sezt Stand und Gluͤk, Und Vorzug, die gemeßnen Grenzen; Da wo des Todes Reich und Land, Zerbricht die eitle Scheidewand, Dadurch auf Erden so viel Orden, Nach ihren Rang zertheilet worden. D ie Knochen die da aufbewahrt, Die sind die Huͤlsen aller Staͤnde, Da sind was alt und jung verpaart; Jhr Eitlen! lernt hier euer Ende; Wenn euch der Stand hat aufgeblaͤht, So komt zum Kirchhoff und beseht, Wie euer Ansehn von euch weichet. So bald ihr kalt und todt erbleichet. B edenkt welch eine grosse Zahl Auf diesen Sammelplaz gesaͤet; Und wie der Rest dreinst uͤberall, Mit seinen Sarg und Grab verwehet; Viel frische Graͤber sind noch hier, Vielleicht wird bald vor unsrer Thuͤr, Wenn wir noch sicher, eh wirs meinen, Der Todt mit seiner Bahr erscheinen. W as ist die Schoͤnheit die uns schmuͤkt, Alsdenn nichts als verblichne Rosen, Die wenn sie in der Bluͤt erblikt Ein jeder wuͤnschet liebzukosen, Wie leicht verfleugt ein Rosenblatt, Das keine lange Dauer hat? So Der Lehrreiche Kirchhoff. So leicht vergehen auch die Schoͤnen Die sich mit Rosenschmuk bekroͤnen. W ie viele sind in langer Zeit, Als Rosen hier im Staub vergangen, Ein gleiches Schiksahl wird gedraͤut Den, die in ihrer Bluͤte prangen: Bedenket dieses die ihr meint, Daß euer Antliz herlich scheint; Wie leicht ist es nicht auch geschehen, Daß ihr hier muͤst erblaßt verwehen. D rum lernet eure Eitelkeit, Auf diesen Sammelplaz erkennen; Der Raum ist kaum ein Spannebreit, Die Todt und Leben bei uns trennen; Wie mannigfaltig ist die Noth, Die uns mit der Verwesung droht; Die uns auf denen Sterbgefilden, Die Graͤber vor die Augen bilden. S eht was da sey die Leidenschaft Die uns hat Lebenslang gequaͤlet, Wenn uns der Todt von hinnen raft Wo bleibt das Ziel das wir erwaͤhlet? O! moͤchte also jederman, Der den Affect nicht zwingen kan, Nur auf dem Kirchhof das an hoͤren, Was uns die stummen Todten lehren! S ie machen mit verschlossnen Mund, Das was ein jeder zu bedenken An ihrer eignen Beispiel kund: Daß Sterbliche sich nur versenken Jn Der Lehrreiche Kirchhoff. Jn eine eitle Kuͤmernis, Dieweil doch allemahl gewis Daß wir nach denen eitlen Dingen, Als Thoren nicht als Kluge ringen. S ie zeigen uns was sie gethan, Aus eingebildeten Vergnuͤgen; Und wie die Menschen auf der Bahn Des Lebens, oft nach Schatten fliegen, Was nuͤzt den Reichen Gut und Geld? Was nuͤzt es den erstorbnen Held Daß er so moͤrderlich gerungen, Wenn ihn des Todes-Macht bezwungen? W as hilft dem aller Zank und Streit, Der auf dem GOttes-Akker lieget, Wo ihm im Land der Sterbligkeit Der Wuͤrmer Heer so gar besieget? Was nuͤzt es wenn man durch die Macht, Den andern hat zu Fall gebracht, Der sich wenn Seel und Leib sich trennen Nicht wieder Maden wehren koͤnnen? W as hilft uns alle eitle Lust? Der Honig worin Stachel stekken, Wie lange sind wir es bewust, Was wir vor Suͤßigkeiten lekken; So bald wir werden weggeraft, Komt unsre Zeit zur Rechenschaft Da wir die bittre Straf der Suͤnden, Jn einer andern Welt empfinden. W as hilft es daß wir uns der Welt Und ihren Goͤzen uͤbergeben? Daß Der Lehrreiche Kirchhoff. Daß wir uns nur, was ihr gefaͤllt Zu thun mit saurer Muͤh bestreben? Es ist doch alles Eitelkeit, Und unser Ziel ist nicht mehr weit, Da wir zu denen kommen muͤssen, Die hier in Graͤbern sich verschliessen. W ir Menschen wuͤhlen immerfort, Und folgen unsern blinden Triebe, Warum? wir meinen daß der Ort, Stets unsre ewge Wohnung bliebe; Wir kleben an dem Erdenklos, Und denken nicht an jenes Schloß Der Ewigkeit, bei diesen Ballen, Darauf wir nur als Fremde wallen. D er Torheit werden wir entfliehn, Uns aller Eitelkeit entfernen, Wenn wir bei Graͤbern uns bemuͤhn Daß wir auch sterblich, zu erlernen: O! woll dem! der das Leichen-Feld Vor seine beste Lehrschul haͤlt, Den Tand der Welt als Nichts verfluchet, Und Klugheit bei den Todten suchet. A ch! GOtt! vertreib den dikken Dunst, Damit die Welt uns nur betrieget, Und gieb daß das sey meine Kunst Zu sehen was in Graͤbern lieget! Da lerne ich, das was ich bin, Das fuͤhrt mich zur Betrachtung hin, Jm Geiste auch voraus zu sehen, Wie es mir nachmahls werde gehen. Und Der Lehrreiche Kirchhoff. U nd ruͤhrt mich manches Schrekkenbild Auf diesen fuͤrchterlichen Auen; So laß mich was vor Vortheil quillt; Aus der Betrachtung, wieder schauen; So wird das Schrekken der Natur, Auf dieser Saamenreichen Flur, Bei der Betrachtung stiller Leichen, Durch die Bekandschaft endlich weichen. L aß mich kein todt Gerippe scheun, Es sind verdorrte Menschen Knochen, Die durch den fuͤrchterlichen Schein, Woll manchen Vorsaz unterbrochen Der auf das Boͤse abgezielt: Und wird der Schauder gleich gefuͤhlt; So wird hernach des Grabes Hoͤhle, Die Ruhekammer meiner Seele. Die ersten Christen pflegten die Kirchhoͤffe Ruhekammern oder Schlafzellen zu nennen, und waren gewohnt dieselben fleißig zu besuchen, und daselbst bei so vielen sichtbahren Zeugen der men- schlichen Nichtigkeit sich ihrer Sterbligkeit zuer- innern, wie der seel. D. Hildebrand in seinen Tractat: De arte bene moriendi, welcher auch teutsch uͤbersezzet, sonderlich in II. Capitel ge- zeiget. L aß mich bedenken daß der Todt, Der Fuͤrst des Schrekkens, einen Christen, Nicht wie die blinden Heiden droht, Mit seinen schwarzen Schaugeruͤsten: Jch weis daß mein Erloͤser lebt, Der das was schrekhafft ihm anklebt, Jn Der Lehrreiche Kirchhoff. Jn seinen Todeskampf verschlungen, Da er uns ewgen Sieg errungen. D er Schauplaz unser Eitelkeit, Der Kirchhof hat mit seinen Knochen, Die Lust und Last, die Freud das Leid Bei vielen heilsam unterbrochen: Er zeigt uns wie die Welt ein Land, Darin des Wechsels Unbestand; Wie bald die Lust und Leidensstunden Der Fluͤgelschnellen Zeit, verschwunden. W ie viele liegen hier verdekt, Die manchen guten Tag genossen; Wie viele sind hier auch verstekt, Aus deren Augen Thraͤnen flossen: Und dieses fuͤhret meinen Sinn, Auf meines Lebens Vorwurf hin: Es wechselt darin Leid und Freude: Jm Todt verschwinden alle beide. U nd daraus ziehe ich den Schlus: Es soll kein irdisches Vergnuͤgen, Und auch kein zeitlicher Verdrus, Mich ganz betaͤuben und besiegen. Der Kirchhoff zeigt mir deutlich an, Wie Freud und Leid sich aͤndern kan; Wenn mich der Todt wird in die Zellen Zu der erblichnen Schaar gesellen. M ein GOtt! gib das ein jeder Blik, Der hie durch Aug das Herze ruͤhret, Und auf das traurige Geschik, Das innre Angedenken fuͤhret, Zu- Der Lehrreiche Kirchhoff. Zugleich ein heilsam Denkbild sey: Der Todt kommt unvermerkt herbei, Drum muß man sich in Gnaden-Zeiten, Aufs Ende das da kommt, bereiten. G ib wenn ich auf den Kirchhof geh, Daß ich mein Sterblichseyn erwege; Wenn ich die weissen Graͤber seh, Jm Herzen mir vor Augen lege: Ob ich an Graͤbern die da schoͤn, Mit ihrer Tuͤnche anzusehn, Ein Ebenbild von meinen Wesen, Jm Christenthum noch koͤnne lesen. W as ist es wenn das Grab geschmuͤkt, Darin doch fauler Moder lieget? Was ist das Thun das man erblikt Wenn uns die Heuchelei betrieget? Drum floͤs mir bei der Graͤber Schein: Auch diese Lehr-Gedanken ein: Daß ich mich moͤge stets befleissen: Ein Christ zu seyn, nicht nur zu heissen. V erklaͤre auch mein Glaubenslicht, Allhie wo Menschen ausgesaͤet, Daß ich erkenn, was dein Mund spricht: Wie endlich alles auferstehet: Befriedige den scheuchen Geist, Der mir des Lebens Ende weißt, Mit dieser Hofnung: daß zum Leben, Die Todten dreinst ihr Haupt erheben. Dritter Theil. X Jch Der Leherreiche Kirchhoff. J ch seh in Glauben noch einmahl Nach diesen dunkeln Todes-Gruͤfften; Der Anblik kan die Furcht und Qual, Die man beim Tode spuͤret, luͤfften; Jch sehe eine gruͤne Zier, Die stellet mir ein Sinbild fuͤr, Wie dreinst aus diesem Schoos der Erden, Die welken Leiber gruͤnen werden. D er Kirchhoff bluͤht in Fruͤhling schoͤn, Der Graͤber Huͤgel stehn in Gruͤnen; Jch kan daran die Hofnung sehn, Die mir stets muß zum Troste dienen: Mir deucht, es sagt uns Blum und Kraut, Die man auf GOttesaͤkkern schaut: Der Lenz komt an da auferstehet, Was hier verweslich ausgesaͤet. O Kirchhoff! stilles Leichenfeld, Jch will dich ohne Furcht und Grauen, Nicht als ein Angstgebuͤrg der Welt Nein! als ein Paradies beschauen Jhr Graͤber, Zellen stiller Ruh! Jhr schliest uns vor den Kummer zu, Bis das aus euren duͤstren Bogen, Die lange Dunkelheit verflogen. D a schliesset ihr euch wieder auf, Wenn die Posaunen dreinst erschallen, Wenn Sonn und Mond aus ihren Lauf, Die Sterne aus den Kreisen fallen: Da wenn der Heiland aller Welt, Das groͤsseste Gerichte haͤlt; Da Der Leherreiche Kirchhoff. Da wird er, was in euren Huͤgeln Verstekt, in Augenblik entriegeln. O Kirchhof! angenehmer Ort, Jch will in deinen Lust-Alleen, Nun fleißig meinen Ruhe-Port, Mit heiliger Betrachtung sehen Die Schrekgespenster sind verjagt, Womit die Einbildung uns plagt; Du solt mir kuͤnfftig in den Gruͤnen, Zum lustigen Spazziergang dienen. X 2 Ueber- Ueberschrift an einen Kirchhoff. Ueberschrift an einen Kirch- hoff. M ein Wandrer stehe still! es sind hier heil- ge Schwellen Beschaue erst das Bild sieh dies Ge- maͤhlde an: Hier steht ein Todtenkopf, und Sanduhr, vorzustellen: Wie bald ein jeder Mensch der sterblich, sterben kan: Tritt naͤher nur herbei auf diese Leichen-Auen Wo Hoh und Niedrige, wo Jung und Alte ruhn; Du kanst in ihrem Grab dein eigen Grabmahl schau- en, Die Klugheit denkt daran bei allen ihren Thun. Bedenk wie mancher liegt hier unter deinen Fuͤs- sen, Der an sein Sterblichseyn nie ohn Verdrus ge- dacht; Der aber zu der Zeit, dennoch hat sterben muͤs- sen, Da ihn das Lebensziel zum Todes Port gebracht; Stirb deinen Suͤnden ab; so kanst du ruhig ster- ben Ver- Ueberschrift an einen Kirchhoff. Verlasse dich auf dem, der unser Lebens-Fuͤrst; So kanst du dort die Kron des ewgen Lebens er- ben; Wenn du, wer weis wie bald, allhie zur Leiche wirst: Nim diese Lehr in Acht und geh auf guten Ste- gen, Geh Wandrer nur getrost bei diesen Graͤbern fort: Bedenke daß das Ziel von allen deinen Wegen, Dich endlich wieder fuͤhrt zur Ruh an solchen Ort. X 3 Die Die groͤsse GOttes in Steinen gebildet. Die Groͤsse GOttes in Steinen gebildet. G rosser Schoͤpfer! in den Steinen Laͤssest du die Herrlichkeit Deines Wesens auch erscheinen, Darum ist mein Trieb bereit, Sie mit Andacht zu besehen, Deinen Nahmen zu erhoͤhen: Denn es kan ein jeder Stein, Deiner Groͤsse Denkmal seyn. S teine sind auch Kreaturen Dran der Schoͤpfer wird erblikt; Darin du sichtbahre Spuren Deiner Allmacht eingedruͤkt; Es giebt uns ihr hartes Wesen Weisheits-Proben gnug zu lesen, Deiner Guͤt Vollkommenheit, Zeigt die Mannigfaltigkeit. D a du HErr! die Welt gegruͤndet, Worin sich der Koͤrper-Heer, Als durch eine Schnur verbindet, Hast du auf der Erd, im Meer, Gleich- Die Groͤsse GOttes in Steinen gebildet. Gleichsam Steine ausgesaͤet, Wodurch auch der Bau bestehet, Den die Allmacht aufgethuͤrmt, Und die Vorsicht noch beschirmt. W enn wir auf den Ursprung sinnen, Wie aus Schweffel, Erde, Salz Durch die Waͤrme Steine rinnen; Wie ein zaͤher Leim als Schmalz Aus der Fluͤßigkeit entspringet, Der sich durcheinander dringet; So macht uns der Ursprung klar, Daß dein Schaffen wunderbar. E s ist unserm Aug verdekket, Wie des Steins Materie, Die da allenthalben stekket; Die da in der Erd und See, Jn der Hoͤhe, in den Schluͤnden Jn der Berge Grufft zu finden, Sich erzeuget und vereint, Daß sie werde hart versteint. D ies Geheimnis kan uns lehren, Daß du grosser Zebaoth Auch in Steinen zu verehren, Als ein uns verborgner GOtt: Keiner kan dein Thun ergruͤnden; Und wer wird sich unterwinden Zu erzaͤhln wie Fels und Stein, Eigentlich entstanden seyn? D ie sich in die Tieffen wagen, Die verborgenen Natur, X 4 Koͤn- Die Groͤsse GOttes in Steinen gebildet. Koͤnnen uns nicht weiter sagen, Als daß diese Kreatur Durch die Waͤrm und Naͤß vereinet, Wie ein zaͤher Leim versteinet, Und durch unsers Schoͤpfers Macht, Wunderbahr herfuͤr gebracht. D iese harten Allmachts Zeichen, Die kein starker Hammerschlag, Zur Ausdehnung kan erweichen, Die kein Feur auch allgemach Jst vermoͤgend ganz zu zwingen; Weil sie nur in Stuͤkken springen, Wachsen annoch in der Welt, Die die Vorsehung erhaͤlt. M an theilt sie in manche Sorten, Nach den Schein, theils nach den Werth, Nach Figur, nach Farb und Orten, Wie man uns in Buͤchern lehrt. Die uns vor den andern allen, Wegen ihres Werths gefallen Heist man edel, kostbar, schoͤn, Die doch ungleich zu erhoͤhn. E inige von Edelsteinen Sind durchsichtig, glaͤnzend klar, Einge sind die halb durch scheinen Andre sind die ganz und gar, Wenn sie gleich ein Licht auffassen, Keine Strahlen durch sich lassen: Jede Art wird so geschaͤzt, Wie uns ihre Farb ergoͤzt. Wenn Die Groͤsse GOttes in Steinen geblidet. W enn wir diese Stein erwegen Jhre mannigfaltge Art, Und dabei vor Augen legen, Was vor Farben drin verpaart Wie sie wunderbahre Strahlen Lieblich vors Gesichte mahlen: So sieht jeder darin an, Was des Schoͤpfers Allmacht kan. D iese theure Seltenheiten, Sind der Berge reiner Saft, Die sich aus Cristal herleiten, Da hernach die Schweffel-Kraft, Mit den zarten Ausduͤnstungen, Jhren Koͤrper durchgedrungen: Daraus sich der Stein formirt Der so glaͤnzend ausgeziert. S ieht man wie dieselben spielen Die durchsichtig, hell und klar; So scheints daß die Sinnen fuͤhlen, Wie die Steine wunderbahr; Es wird unser Aug entzuͤkket, Wenn es ihren Glanz erblikket, Der so lieblich, reizend strahlt, Wunderschoͤne Farben mahlt. U nter diesen edlen Steinen, Jst der helle Diamant Wo sich Haͤrt und Glanz vereinen Als der edelste bekandt: X 5 Er Die Groͤsse GOttes in Steinen gebildet. Er kan durch sein strahlend Funkeln, Gleichsam andrer Schein verdunkeln, Wenn er in den Kronen blizt, Und so helle Farben sprizt. D iese schoͤnen Kostbarkeiten, Kan des Schoͤpfers weise Hand, Jn der Berge Bauch bereiten, Jn der Meere tieffen Sand, Wo sie als in Muͤttern stekken, Schimmernd ihre Spiz ausstrekken, Wenn sie aus den dunkeln Schacht, An des Tages Licht gebracht. N achdem sind woll die Rubinen, Die in Sandstein eingesenkt, Die von feurig rothen Mienen, Wenn man ihre Haut zersprengt: Einge sind die bleicher spielen, Und nur von der Roͤthe schielen: Andre heisset man Granat, Weil er dunkle Roͤthe hat. D er Stein welcher gelbroth brennet Wird der feurge Hiacinth Wegen seiner Farb genennet, Deren mancher Arten sind. Die im blauen Glanze strahlen Und sich wie der Himmel mahlen, Nennt man wegen ihrer Zier, Thalaßiten und Sapphir. A nder heißt man Amethisten, Die Viol und Purpur Blau; Die Die Groͤsse GOttes in Steinen gebildet. Die in gruͤnen Schmuk sich bruͤsten, Als wie eine schoͤne Au Pfleget man Smaragd zu heissen, Die von aussen bleichgruͤn gleissen, Sind Topaser die ganz weich, Und oft den Cristallen gleich. D ie wie Milch ganz weislich strahlen, Sind nicht minder lieblich schoͤn, Und man nennt sie die Opalen; Die sich wie ein Gold erhoͤhn, Und wie rothgeld sind entglommen, Haben ihren Nahm bekommen, (Wie die andren) von den Schein, Chrisolith, ein guͤldner Stein. E s sind auch in denen Gruͤnden Der verborgenen Natur, Edelsteine gnug zu finden, Die des Lichtes Strahlen nur Halb und nicht recht ganz durchlassen, Die in diese Reih zu fassen; Zeigen uns nicht minder an, Was der Schoͤpfer bilden kan. W enn wir dieser Werth auch schaͤzzen So ist in der Ordnung wohl, Billig oben an zu sezzen, Der Fleischfarbne Carniol Der mit Adern, Linien, Bogen, Die da dunkel durchgezogen; Wenn er Blutroth anzusehn, Heist er Sarder und ist schoͤn. Der Die Groͤsse GOttes in Steinen gebildet. D er mit Himmelblau gezieret Das mit Milchfarb uͤberwischt, Und Licht-Himmelblau gebiehret, Das mit Purpuroth vermischt; Der wenn ihn die Sonn bestrahlet Um sich Regenbogen mahlet, Der koͤmt von Chalcedon her, Heißet Chalcedonier, W enn er anders sich formiret, Durch ein rothes Aderlein, Jst der Nahm der ihm gebuͤhret, Nunmehr der Sardonix stein, Wenn die Ader schwarz aussiehet, Die ihn wie ein Strich durchziehet, Wird wie Kennern ist bekand, Er nur Onixstein genannt. D er Achat ist bunt vermenget, Und mit Linien geziert; Oft mit Flekken durch gesprenget Das das Auge lieblich ruͤhrt. Er ist mannigfalt gereiffet, Bald mit Blutfarb durch gestreiffet, Und vor Zeiten sehr genuͤzt, Daß man Bilder draus geschnizt. D ie den Durchbruch nicht vergoͤnnen, Von dem Strahlenreichen Schein Sind doch werth sie zu benennen, Weil sie gleichfals edel seyn Und Die Groͤsse GOttes in Steinen gebildet. Und mit schoͤnen Farben prangen, Auch an Fuͤrstenkronen hangen, Weil durch sie die Majestaͤt, Jhrer Hoheit Glanz erhoͤht. W enn wir auch der Art gedenken, Muͤssen wir das Angesicht, Auf des Tuͤrkis Schimmer lenken, Auf sein Himmel blaues Licht; Man sieht ihn auch oftermahlen, Dunkelblau und gruͤnlich strahlen, Weil er leicht sein Blau verliert, Wenn ihn freie Lufft beruͤhrt. S olche die den Gruͤnen gleichen, Sind doch nur an Farben mat Daß sie nicht das Gras erreichen. Sie sind wie ein Pappeln Blat: Diese heissen Malachiten, Die die Berge auch ausbruͤten; Sie sind gleichfals mancher Art, Wie die Farben drin verpaart. E s stekt in der Berge Rinden Der so edle Jaspisstein; Der von mancher Art zu finden, Wegen seiner Farben Schein; Der im Morgenland gegraben, Soll blutrothe Adern haben, Seyn von dunkelgruͤner Pracht, Die ihn schoͤn und herrlich macht. E ndlich sind von diesen Seegen Edler Steine, der Lasur, Der Die Groͤsse GOttes in Steinen gebildet. Der da blau, noch zu erwegen, Welchen meistens die Natur, Jn dem Kupferberg formiret, Und mit Puͤnctgen ausgezieret, Die in lichten Golde strahln, Den Lasurstein uͤbermahln. E s sind noch viel andre Sorten, Von der Edelsteine Art, Die an dies und jenen Orten Jn der Berge Schacht verwahrt, Die nebst diesen deutlich lehren, Wie GOtt als ein GOtt zu ehren, Der uns auch viel Wunder zeigt, Wenn man in die Berge steigt. M uͤssen wir es nicht bekennen, Daß der Schoͤpfer der Natur, Wunderbar und gros zu nennen, Der so manche Farb, Figur Jn die Steine eingedruͤkket, Womit sich der Mensch ausschmuͤkket, Der sich durch der Steine Pracht, Recht verherrligt, edel macht. E s sind seiner Guͤte Gaben, Die dergleichen Kostbarkeit, Die wir aus dem Bergen graben Uns zum Zierath ausgestreut: Die dieselbigen empfangen, Damit als mit Puppen prangen, Muͤssen billig vor dem Schein, Dieser Steine dankbar seyn. GOtt Die Groͤsse GOttes in Steinen gebildet. G Ott der schenket seinen Kindern Wie ein weiser Vater thut, Jhre Lebenslast zu mindern, Auch bald dies, bald jenes Gut, Daß sie daran sich ergoͤzen, Und vor ihre Tokken schaͤzen, Die der Vater denen giebt, Welche er als Kinder liebt. W enn wir auch den Nuz erwegen, Den der Handel damit macht; Wie durch diesen edlen Seegen Wird so vielen Brodt gebracht; So kan man die Weisheit sehen, Die, da diese Stein entstehen, So viel tausend damit naͤhrt, Steine in ihr Brod verkehrt. W elche Vorsicht, welche Guͤte, Spuͤret hier der rege Sin, Wenn ein achtsames Gemuͤte Denket was vor Nuz, Gewin, Dieser reiche Handel bringet, Der doch aus den Stein entspringet, Welcher in der ganzen Welt, Einen grossen Preis erhaͤlt. W enn wir ferner noch betrachten, Andrer Steine mancher Art, Die unedel sind zu achten, Die der Berge Bauch bewahrt; Wie Die Groͤsse GOttes in Steinen gebildet. Wie dieselben aufgethuͤrmet, Wie dadurch die Erd beschirmet; So muß Berg und Fels und Stein, Uns der Vorsicht Denkmal seyn. S ehet an die schroffen Spizzen, Und der Berge schwere Last, Sie sind Mauren die uns schuͤzzen, Riegel die da eingefaßt Jn den grossen Bau der Erden, Dadurch wir erhalten werden; Weil sich an der Berge Fuß, Wind und Wetter legen muß. W enn die Wellen uͤberschwemmen, Jn den Meere, in der See, Kan des Wasserslauf umdaͤmmen Die versteinert steile Hoͤh; Es muß seine Wuth zerspringen, Die da will ins Land eindringen; Fels und Klippen in dem Meer, Sind der Fluthen Gegenwehr. S ieht man auf dem Nuz alleine, Den man sichtbahrlich verspuͤrt, Auf der Erde von den Steine, Damit man Gebaͤud auffuͤhrt; Die man braucht zu andern Dingen; So muß man den Ruhm besingen, Des, der sie herfuͤr gebracht, Und noch jezo wachsend macht. Jhr Die Groͤsse GOttes in Steinen gebildet. J hr erhabnen Erden-Gaͤste, Die ihr eurer Herrlichkeit, Bauet Schloͤsser und Pallaͤste, Troz! des scharffen Zahns der Zeit, Jhr muͤßt in den Huͤtten wohnen Und auf hoͤlzern Stuͤhlen thronen, Wenn nicht GOtt zu eurer Pracht Bunten Marmor ausgedacht. A ndre Steine zu erwehnen, So sind ohne Widerstreit Kiesel nuͤz den Weg zu baͤhnen Sonderlich zur Winters Zeit, Da wir in den Schlam ertruͤnken, Auf der Reis in Koth versuͤnken, Wenn mit dieser Festigkeit Nicht die Wege uͤberstreut. W ie lang wuͤrden ohne Mauren, Auf den feuchten Erdengrund, Unsre hoͤlzern Haͤuser dauren? Wird daraus nicht wieder kund, Daß wie wir auf steinern Fuͤssen, Unsre Wohnung gruͤnden muͤssen, Wenn sie sollen feste stehn, Und nicht leichtlich untergehn. D azu hat GOtt manche Steine, Die da fest und dauerhafft, Grosse Werkstuͤk und auch kleine, Uns zum Vorrath angeschafft, Dritter Theil. Y Wenn Die Groͤsse GOttes in Steinen gebildet. Wenn wir also bauen wollen, Kan man sie aus Bergen rollen, Wo man immer Schicht vor Schicht, Sie aus ihren Loͤchern bricht. E s sind auch an vielen Orten, Jn der Vorsicht weiten Reich, Von dem Steinen solche Sorten, Die zerbrechlich, duͤn und weich Die zu dem bequemen Leben, Mannigfaltgen Nuzen geben Und die deutlich uns auch lehrn, GOttes Groͤsse zu verehrn. D a sind Schieffer die zu schneiden, Weil sie blaͤttricht aufgepaßt, Damit Daͤcher zubekleiden, Weil es an den andern faßt, Und bei Regen, nassen Stuͤrmen Unsre Wohnungen beschirmen, Daß wir doch bei nassen Braus, Haben ein recht troknes Haus! D a sind andre die man trennet, Durch des Feuers Element, Die man Kalk und Gypsstein nennet, Weil man Kalk und Gyps draus brennt, Die an unsern Wohnungs Sizze, Zu der glatten Tuͤnche nuͤzze, Oder wie man sonst sie braucht, Wenn die Hiz geloͤscht, verraucht. A ndre sind die leicht zu reiben, Womit man was schwarz polirt, Wo- Die Groͤsse GOttes in Steinen gebildet. Womit man die glatten Scheiben, Der beschmuzten Teller ziert; Die auch woll wie Milch zerrinnen, Zu der Bleichung zarter Linnen, Bimstein, Milchstein und was mehr Hoͤrt zu dieser Classe her. A ndre haben andren Nuzen Die da scharf und sandigt sind, Das zu wezzen und zu puzzen, Was da stumpf, verrostet, blind; Da sind Steine die uns weisen, Was als aͤchtes Erz zu preisen; Steine draus man Feuer jaͤgt, Wenn man hartes Stahl dran schlaͤgt. O ! wie zeigt uns der Allweise, Seiner Guͤte Mannigfalt, Das zu seinen Ruhm und Preise, Aus den Stein ins Auge prallt. Moͤchten wir sein herrlich Wesen, Auch aus denen Steinen lesen, Darin er gleichsam geaͤzt: GOtt wird billig hochgeschaͤzt. D och bei diesen Wunderwerken, Jst der nuͤzliche Magnet Sonderbarlich zu bemerken, Der die Nadel Nordwerts dreht, Der die andre Gegend fliehet, Und sich stets nach Norden ziehet, Der des Eisens schwere Last, Wunderbahrlich an sich faßt. Y 2 Die- Die Groͤsse GOttes in Steinen gebildet. D ieser ist darum zu preisen, Weil er sich nach Norden sehnt, Und durch Nadeln pflegt zu weisen, Die ihn seine Krafft entlehnt, Wie auf denen Meeres Hoͤhen, Schiffer ihren Mast zu drehen, Da zeigt auf der glatten Bahn, Der Magnet die Strasse an. E benfals ist hoch zu schaͤzzen, Der sehr seltene Asbest, Der sich von uns mit Ergoͤzzen, Als wie Seide winden laͤst: Dieser Stein der kan uns geben, Wenn wir seine Faden weben, Ein solch koͤstlich Leinewand, Das im Feur bleibt unverbrandt. W as vor wunderbahre Sachen, Kan die Kunst mit ihren Fleis, Nicht noch sonst aus Steinen machen, Die zu unsers Schoͤpfers Preis, Abermahl uns uͤberfuͤhren, Daß in Steinen klar zu spuͤren, Wie die ewig weise Macht, Weislich sie herfuͤrgebracht. W as vor schoͤne Seltenheiten, Was vor Wunder der Natur, Kan nicht GOtt aus Stein bereiten, Da so mancherlei Figur, Da Die Groͤsse GOttes in Steinen gebildet. Da so wunderbahre Schilder, Da so viel geschnizte Bilder Jn dem Steinreich sind zu sehn, Die des Schoͤpfers Ruhm erhoͤhn. H ie sieht man ein Bild von Baͤumen, Da von Pflanzen andrer Art Gleichsam in den Steinen keimen Die in tieffen Schacht verwahrt; Man kan in den dunklen Gruͤnden, Thier und Menschen Bilder finden, Ja! von jeder Kreatur, Eine steinerne Figur. D iese sind so nett gebildet, So bewundernt ausgeziert, Als wenn sie die Kunst geschildet, Die doch die Natur formirt; Jn den figurirten Steinen, Muß auch GOttes groͤs erscheinen, Die so manches in der Welt Uns zum Wunder vorgestellt. U nd wenn wir noch das besehen, Was in Steine ist verkehrt, Daß viel Dinge auf den Hoͤhen (Wie der Augenschein uns lehrt,) Die in Wasserreich zu finden; So ist es nicht zu ergruͤnden, Wie dasselbige versteint, Auf der Berge Spiz erscheint. Y 3 Es Die Groͤsse GOttes in Steinen gebildet. E s sind Fisch und Baum verwandelt, Wie man hin und wieder sieht, Und die dieses abgehandelt, Haben sich mit Fleis bemuͤht, Dieses aus den ersten Zeiten, Von der Suͤndfluth herzuleiten, Da das damahls fortgeschwemmt, Und mit Felsen uͤberschlemmt. M an sieht von den Kreaturen Uebereste die versteint, Davon man jezt keine Spuren Jn der Welt zu sehn vermeint; Man kan noch in denen Gruͤnden, Fische, Schuppen, Hoͤrner finden Von dem das in fremder Welt, Sich von uns entfernt aufhaͤlt. D iese und dergleichen Sachen Koͤnnen uns von jener Flut Ein versteinert Denkmal machen, Dran zu sehen was GOtt thut, Wenn die Suͤnder von ihn kehren, Seine Warnung nicht mehr hoͤren; Alsdenn kommt ein Strafgericht, Das die boͤse Welt zerbricht. S ehet! solche Wunderdinge, Lehren uns Berg, Fels und Stein, Solte dieses woll geringe, Jn der Menschen Augen seyn? Sol- Die Groͤsse GOttes in Steinen gebildet. Solten wir nicht darauf schauen, Und aus Stein ein Denkmal bauen, Daß der ewgen Majestaͤt, Bei uns auch den Ruhm erhoͤht? E hrfurcht pflegt uns anzutreiben, Tapfre Helden zu erhoͤhn, Und in Marmor ein zuschreiben, Was von ihnen ist geschehn; Man baut feste Ehrensaͤulen Spaͤten Zeiten mit zu theilen, Was vor Menschen jezt gelebt, Die ein ewger Ruhm erhebt. E hrenmaͤhler alter Zeiten Darin Lettern eingeaͤzt, Sucht man muͤhsam auszudeuten, Da die Zeit die Schrifft verlezt; Wir bemuͤhen uns zulesen, Was vor Helden sonst gewesen, Deren Ruhm die Vorderwelt, Uns in Steinen dargestellt. G Ott giebt uns sein hohes Wesen Seiner Gottheit Majestaͤt, Jn den Fels und Stein zu lesen, Der ihn herrlich macht, erhoͤht. Solten wir voruͤber gehen, Und dieselben nicht ansehen, Da sich GOtt nach weisen Rath, Jn dem Stein gebildet hat? Y 4 Auf Die Groͤsse GOttes in Steinen gebildet. A uf! die ihr euch aͤngstlich plaget, Die Denkmaͤler alter Zeit, Die der Jahre Zahn benaget, Die mit Schimmel uͤberstreut, Euch zum Ruhme zu beschreiben; Dieses kan woll unterbleiben, Leset nur mit regen Fleis, Darin GOttes Ruhm und Preis. J hr sucht in verborgnen Gruͤfften, Treffet solche Steine an, Deren dunkle Ueberschrifften, Keiner recht mehr lesen kan; Was der Schoͤpfer drin gedruͤkket, Wird ganz deutlich drauf erblikket, Dieses seht mit Andacht ein, Es wird dieser Jnhalt seyn: S teine geben euch ein Wesen, Zu erkennen, zu verehrn, Mit Verwunderung zu lesen Das da ewig ohn aufhoͤrn; Das allmaͤchtig, guͤtig, Weise, Und zu seines Nahmens Preise, So viel Ehrenmaͤler baut, Als man Kreaturen schaut. Die Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Die mannigfaltige Weisheit GOt- tes welche aus der heiligen Schrift hervorleuchtet. E s denkt der Spoͤtter Zunfft mit ihren Albern Wiz, Es sey in GOttes Wort sehr vie- les das unnuͤz; Sie schliest draus uͤbereilt das Men- schen nach Belieben, Dieselbe nur erdacht, und vor sich aufgeschrie- ben. Allein wer dieses Buch ohn Vorurtheile liest, Den Hauptzwek drauf es geht, im Lesen nicht ver- gißt. Der wird in jeden Stuͤk das nie ist zu ergruͤn- den, Von GOttes Weisen Rath stets neue Spuren finden. Geschichte die uns sind in diesem Buch erzaͤhlt, Die hat die Weisheit woll zu ihren Zwek er- waͤhlt, Y 3 Sie Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Sie lehren das was wir bei unsers Glaubens Wis- sen, Zur Lebensbesserung als noͤthig fassen muͤssen. Man denkt was hilfft es uns, zu unserm Gluͤklich seyn, Daß uns drin angezeigt so viel Geschlechter Reihn; Was fragen wir darnach daß wir die Nahmen le- sen, Was in der Vorderwelt vor Voͤlker sind gewe- sen? O! blinder Unbedacht! wie nuͤzlich braucht der Christ, Zu wissen daß das Heil aus Davids Samen ist, Der JEsus den uns GOtt zum Heiland auser- waͤhlet: Denn dieses Merkmahl hat uns ja die Schrifft er- zaͤhlet. Waͤr kein Register da; so koͤnte man nicht sehn, Wie aus des Davids Stamm die Zweig hernach entstehn, Woraus das Reis gebluͤht dadurch gesegnet wer- den, Als durch ein einzig Heil, die Voͤlker dieser Er- den. Da die Geschlechter Roll nun in der heilgen Schrift; So sieht man wie genau bei JEsu das ein- trifft; Was von dem Stamm gesagt, den GOtt dazu er- kohren, Daraus auch JEsus ist zur rechten Zeit geboh- ren. Wer Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Wer die Geschichte merkt, und nach der Ursach fraͤgt, Warum der heilge Geist sie in der Schrifft vor- traͤgt: Der wird auch allemahl das weiseste Verbinden, Mit unsrer Glaubens-Lehr, und Lebenspflichten finden. Was Moses uns erzaͤhlt, wie GOtt die ganze Welt, Den Menschen als zum Schau auf diese Buͤhn gestellt, Wie herlich er gemacht, wie er hernach gefallen; Wie GOtt die Glaͤubigen als Pilgrim lies hier wallen: Dies zeiget uns zum Theil das Werk der Schoͤp- fung an, Wie GOttes weise Guͤt uns solches kund ge- than; Dies lehret ferner uns wie sein allmaͤchtig Wal- ten, Die Menschen auf der Welt kan wunderbar er- halten. Sind diese Lehren nicht als wichtig anzusehn? Und wenn wir weiter hin in seinen Buͤchern gehn, Wie er den Opferdienst durchs Geistes Trieb ab- mahlet; So sieht man daß hieraus auch GOttes Weisheit strahlet. Wer diese Bilder Schul, wie sichs gebuͤhrt er- wegt, Wie des Erloͤsers Amt darinnen vorgelegt; Und wie der Glaube dran im Schatten angese- hen, Wie Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Wie die Erloͤsung muͤst durch Christi Blut gesche- hen: Der sieht Bewundernsvoll der hoͤchsten Weisheit Rath, Die das Erloͤsungswerk so abgeschattet hat, Daß auch das Schattenbild wenn man es achtsam merket Der Glaube bei dem Licht des neuen Bundes staͤr- ket. Wie herrlich ist es nicht daß man das lesen kan, Ein jeder sieht darin des Heilands Opfer an; Und was auch sonsten noch in Mose ist zufinden, Daß muß sich alles hier mit Christi Lehr verbin- den. Die Spoͤtter sagen auch, daß viele Dunkelheit, Jn diesen Lebensbuch sey hie und da gestreut; Sie wollen daraus auch die falsche Folge schlies- sen Da es dem Lichte gleich das helle leuchten muͤs- sen: Allein der Einwurf macht uns GOttes Weisheit klar, Daß sie recht deutlich sey, das ist gewislich wahr; Man denke nur recht nach, wann wie und wo geschrie- ben, Die Maͤnner die von GOtt durch seinem Geist ge- trieben; So ist es wunderbar daß es nicht dunkler ist, Was man zum Unterricht in GOttes Worte ließt. Es ist das alles klar was diese Maͤnner schrei- ben, Jn so fern als wir sehn, was wir allhie zu glaͤu- ben; Wer Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Wer den Verstand recht braucht, und was er liest erwaͤgt, Der weis den Jnhalt gleich, wenn man ihm dar- um fraͤgt; Die Einfalt selbsten kan die Worte klar verste- hen, Und was den Grund betrifft den Weg zum Leben se- hen. Es ist zwar hie und da noch dunkel in der Schrifft, Das aber nicht den Grund der Seligkeit be- trifft, Was etwas in sich haͤlt von unbestimmten Zei- ten, Und wo sie propheceit von den Begebenheiten Die noch nicht sind erfuͤllt; da ist noch Demme- rung, Die die Gelehrten fuͤhrt zu der Bewunderung. Wie weislich ist die Schrifft mit Stellen ausgezie- ret, Die aus dem Alterthum, die Dunkelheit gebieh- ret, Die sonst verborgen sind, damit sie sich be- muͤhn, Durch den gelehrten Fleis sie in das Licht zu ziehn, Drum ist die Schrifft ein Buch darin die Einfalt findet, Worauf der Menschen Heil und Seligkeit gegruͤn- det; Darin die Weisen auch so viele Stellen sehn, Die sie nach weiser Art nicht deutlich gnug ver- stehn; Das Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Das ist der Weisheit Preis, die immer Licht und Schatten, Die Feur und Wolkenseul weis wunderbahr zu gat- ten. Die Die thoͤrigte Religion der eingebildeten Klugen. Die thoͤrigte Religion der eingebil- deten Klugen. D ie da freie Geister sind, wollen sich mit Macht befleissen, Durch den albern Aberwiz klug, scharf- sichtige zu heissen; Darum sind auch jezt bekandt die nun die Religi- on, Durch die Klugheit ganz verstelln und ihr bringen Schimpf und Hohn. Diese baun des Glaubensgrund auf so leicht und muͤrbe Stuͤzen, Daß sie ihn vielmehr zerstoͤhrn, wenn sie scheinen ihn zu schuͤzzen. Eine wahre Gottesfurcht wird von ihnen nicht er- kandt, Sondern unter heilgen Schein gar aus aller Welt verbannt, Was dem Fleische nicht gefaͤllt und die wilde Nei- gung zaͤumet, Heisset heilge Einfalt nur die der Aberglaube traͤu- met. Diese Klugen glauben nichts, nehmen nichts als Warheit an, Als Die thoͤrigte Religion der eingebildeten Klugen Als was ihnen wollgefaͤlt, und das jeder glauben kan, Der nur die Religion als ein Spoͤtter will ver- lachen; Der den Nahmen nur behaͤlt, um sich nicht zum Greul zu machen. Dieses soll vernuͤnfftig seyn; und der ist ein star- ker Geist, Wer sich, wie ihr Ausdruk heist einen blinden Wahn entreißt. Tolle Klugheit dieser Welt! die auch die Vernunft verlachet, Wenn man die Religion zu der Bosheit Dekkel machet, Wer das nicht annehmen will, was der Schoͤpfer uns gelehrt, Weil die Einfalt solches thut, der hat sich genug bethoͤrt; Der wird ein verkehrter Thor um nur wizzig, klug zu heissen, Der will seine Wollfahrt baun, doch die Gruͤnde niederreissen; Der prahlt von Religion, die er als warhafftig, glaubt, Da er sich den Grund davon, ein recht wahr Erkennt- nis raubt. Regi- Register der in dem dritten Theile befindlichen Poesien. Der Herbst pag. 1 Die angenehmen und lehrreich Herbstverwan- delungen an den Baͤumen 16 Die betrachtenswuͤrdigen Baͤume 21 Der Teuffel, GOttes Affe. Bei Betrachtung der Egyptischen Zauberer, die die Wunder Mosis nachahmen wollen 32 Wie die weise Guͤte GOttes an den mannigfal- tigen Baumfruͤchten zu sehen und zu schme- ken 37 Betrachtung uͤber die verwelkten und abgefall- nen Blaͤtter 45 Der Schatten 49 Eine andaͤchtige Bewunderung der Groͤsse GOttes bei dem Heer seiner Kreaturen 51 Die Groͤsse GOttes in dem Licht der goͤttlichen Offenbahrung erblikket 56 Dritter Theil. Z Die Register. Die Thorheit derer Menschen, die sich uͤber die Witterung beschweren 64 Die Nachlaͤßigkeit der Menschen, die wunder- bahre und weise Einrichtung ihres Koͤrpers zu erkennen 81 Die Geheimnisse der Natur 83 Die Klugheit 86 Die Arglistigkeit 94 Die Furcht 99 Anrede an die spaͤten Herbstblumen 100 Die Weisheit GOttes an den mannigfaltigen Gesichtsbildungen und Sprachen der Men- schen 102 Die Demuth gegen GOtt und Menschen 109 Der thoͤrigte Hochmuth 118 Ein um ein Licht flatterndes Nacht-Eulchen 125 Danksagung fuͤr die goͤttlichen Wohlthaten, in einer freien Uebersezzung des hundert und fuͤnf und dreißigsten Psalms 127 Die Weißheit GOttes bei denen unterschie- denen Neigungen und Geschiklichkeiten der Menschlichen Gemuͤther 134 Der eitle Gottesdienst 142 Daß Gesez ein Spiegel des Selbsterkennt- nisses 146 Die kuͤnstlichen Fliegen 149 Das Jrrlicht 154 Gedanken bei den Obstfruͤchten, welche unan- sehnlich sind, und doch schoͤn schmekken 156 Der kaltsinnige Beter 158 Die Gesundheit eine unerkandte Wolthat GOt- tes 160 Der merkwuͤrdige Baummoos 163 Er- Register. Ermunterung des Gemuͤths bei einem nebe- lichten und truͤben Wetter 167 Die wunderbahre Flucht unterschiedner Voͤ- gel 169 Gedanken uͤber einen Weinstok mit gereifften Trauben zur Herbstszeit 175 Die kurze Lebens-Zeit 181 Der Bienen und Wespenstreit eine Fabel 183 Gedanken bei einem bebruͤtetem Ey 186 Gedanken uͤber ein Kupffer-Blat, darauf der Moloch ein heidnischer Abgott abgebildet 189 Warhafte Mittel die Leiden dieser Zeit zu besie- gen 191 Der wunderbahre Bienenstaat 196 Der Krieg 215 Die Geilheit 232 Die Keuschheit 244 Gedanken bei Erwegung der Streitigkeiten uͤ- ber den Ursprung des Boͤsen 253 Gedanken bei Betrachtung eines Wetter- hahns 255 Die Maͤßigkeit 257 Die Voͤllerei 263 Gedanken bei einem Wetterglase 273 Ein Schnekkenhaus 275 Das Salz 277 Das vergebliche Wuͤnschen 284 Lobgesang Mosis und der Kinder Jsrael aus den 2. B. Mos. 15. in einer poetischen Ue- bersezzung 287 Die mannigfaltigen Wollthaten GOttes, die der Mensch in seinem Leben geniesset 294 Z 2 Poe- Register. Poetische Uebersezzung des ein und neunzigsten Psalms 305 Der Lehrreiche Kirchhoff 309 Ueberschrifft an einen Kirchhoff 324 Der Groͤsse GOttes in Steinen gebildet 326 Die mannigfaltige Weisheit GOttes, welche aus der heiligen Schrift hervor leuchtet 345 Die thoͤrigte Religion der eingebildeten Klugen 351