Fuͤrsten und Voͤlker von Suͤd-Europa im sechszehnten und siebzehnten Jahrhundert. Vornehmlich aus ungedruckten Gesandtschafts- Berichten. Von Leopold Ranke. Vierter Band . Berlin, 1836. Bei Duncker und Humblot. Die roͤmischen Paͤpste, ihre Kirche und ihr Staat im sechszehnten und siebzehnten Jahrhundert. Von Leopold Ranke. Dritter Band. Berlin, 1836. Bei Duncker und Humblot. Inhalt . Seite Achtes Buch. Die Paͤpste um die Mitte des sieb- zehnten Jahrhunderts. Spaͤtere Epochen 1 Heimfall von Urbino 4 Anwachs der Schulden des Kirchenstaates 10 Gruͤndung neuer Familien 15 Krieg von Castro 25 Innocenz X. 38 Alexander VII. und Clemens IX. 50 Elemente der roͤmischen Bevoͤlkerung 60 Bauwerke der Paͤpste 69 Digression uͤber Koͤnigin Christine von Schweden 78 Verwaltung des Staates und der Kirche 103 Die Jesuiten in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts 123 Jansenisten 135 Stellung des roͤmischen Hofes zu den beiden Parteien 145 Verhaͤltniß zu der weltlichen Macht 152 Uebergang auf die spaͤteren Epochen 157 Ludwig XIV. und Innocenz XI. 160 Spanische Erbfolge 172 Veraͤnderte Weltstellung. Innere Gaͤhrungen. Aufhebung der Jesuiten 182 Revolutionaͤres Zeitalter 202 Inhalt . Anhang . Verzeichniß der benutzten Handschriften, nachtraͤgliche Auszuͤge und kritische Bemerkungen. Seite Erster Abschnitt . Bis zum tridentinischen Concilium 227 Zweiter Abschnitt . Zur Kritik Sarpis und Pallavicinis 270 Dritter Abschnitt . Zeiten der Restauration bis auf Six- tus V. 290 Vierter Abschnitt . Sixtus V. 317 I. Zur Kritik der Biographen dieses Papstes Leti und Tempesti 317 II. Handschriften 324 Fuͤnfter Abschnitt . Zweite Epoche der kirchlichen Restau- ration 346 Einschaltungen : Bemerkung uͤber die Denkwuͤrdig- keiten Bentivoglios 354 . — Ueber einige Geschicht- schreiber des Jesuitenordens 381 . Sechster Abschnitt . Spaͤtere Epochen 442 Einschaltung : Bemerkung uͤber die Vita di Donna Olimpia Maldachina 450 . Achtes Buch . Die Päpste um die Mitte des siebzehnten Jahr- hunderts. Spätere Epochen. Päpste** 1 N achdem der Versuch der Paͤpste ihre Weltherrschaft zu erneuern, so weit er auch bereits gediehen war, doch zu- letzt mißlungen ist, hat sich ihre Stellung uͤberhaupt ver- aͤndert. Die Verhaͤltnisse des Fuͤrstenthums, der Verwal- tung, der innern Entwickelung ziehen unsere Aufmerksam- keit wieder am meisten an sich. Wie man aus dem hohen Gebirge, welches große und weite Aussichten eroͤffnet, in ein Thal tritt, das den Blick beschraͤnkt und in engen Grenzen festhaͤlt, so gehn wir von der Betrachtung der großen Weltereignisse zu einer Wahr- nehmung der besondern Angelegenheiten des Kirchenstaates uͤber. Erst in den Zeiten Urbans VIII. gelangte der Kir- chenstaat zu seiner Vollendung. Beginnen wir mit diesem Ereignisse. 1* Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . Heimfall von Urbino. Das Herzogthum Urbino umfaßte sieben Staͤdte, bei 300 Schloͤsser: es hatte eine fruchtbare, zum Handel wohl- gelegene Seekuͤste, — die Apenninen hinauf gesundes, an- muthiges Bergland. Wie die ferraresischen, machten sich auch die urbina- tischen Herzoͤge bald durch Waffenthaten, bald durch lite- rarische Bestrebungen, bald durch einen freigebigen glaͤnzen- den Hofhalt bemerklich Bernardo Tasso hat ihnen im 47sten Buche des Amadigi einen praͤchtigen Lobspruch gewidmet: Vedete i quattro a cui il vecchio Apennino ornerà il petto suo di fiori e d’erba — — . Guidubaldo II. hatte im Jahre 1570 vier Hofhaltungen eingerichtet: außer seiner eigenen besondere fuͤr seine Gemahlin, den Prinzen und die Prin- zessin: sie waren alle glaͤnzend, gern besucht von einheimi- schen Edelleuten, offen fuͤr die Fremden Relatione di Lazzaro Mocenigo ritornato da Guidubaldo duca d’Urbino 1570. Vuole alloggiar tutti li personaggi che passano per il suo stato, il numero de’ quali alla fine dell’ anno si trova esser grandissimo . . Nach alter Sitte ward jeder Fremde in dem Pallast bewirthet. Die Einkuͤnfte des Landes haͤtten zu so vielem Aufwande wohl nicht hingereicht: sie konnten sich, wenn der Kornhandel in Sinigaglia gut ging, auf 100000 Sc. belaufen. Aber die Fuͤrsten standen, wenigstens dem Namen und Titel nach, immer in fremden Kriegsdiensten: die gluͤckliche Lage des Landes in der Mitte von Italien bewirkte, daß die benach- Heimfall von Urbino . barten Staaten wetteiferten sie durch Beguͤnstigungen, Be- soldungen, Subsidien in Ergebenheit zu erhalten. Man bemerkte in dem Lande, daß der Fuͤrst mehr ein- bringe, als er koste. Zwar wurden wohl auch hier wie allenthalben Versuche gemacht die Abgaben zu erhoͤhen: aber es zeigten sich hiebei so große Schwierigkeiten, vor allem in Urbino selbst, daß man es doch am Ende, halb aus gutem Willen, halb weil man nicht anders konnte, bei dem Herkoͤmmlichen bewenden ließ. Auch die Privilegien, die Statuten blieben unangetastet. Unter dem Schutze dieses Hauses bewahrte San Marino seine unschuldige Freiheit „Ha humore d’esser republica“, sagt ein Discorso a N. S. Urbano VIII sopra lo stato d’Urbino von S. Marino. Bei dem Uebergang an den Kirchenstaat erweiterte es noch seine Privi- legien. . Waͤhrend in dem uͤbrigen Ita- lien allenthalben das Fuͤrstenthum freier, ungebundener, maͤchtiger wurde, blieb es hier in seinen alten Schranken. Daher kam es, daß die Einwohner sich auf das engste an ihre Dynastie anschlossen; sie waren ihr um so ergebe- ner, weil eine Vereinigung mit dem Kirchenstaate ohne Zwei- fel die Aufhebung aller hergebrachten Verhaͤltnisse herbei- fuͤhren mußte. Eine Landesangelegenheit von der groͤßten Wichtigkeit war demnach die Fortpflanzung des herzoglichen Geschlechtes. Wir sahen, welch einen entscheidenden Einfluß Lucre- zia von Este auf das Schicksal, die Aufloͤsung des Her- zogthums von Ferrara hatte. Auch in die urbinatischen Angelegenheiten finden wir sie auf das ungluͤcklichste ver- flochten. Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . Der Prinz von Urbino, Franz Maria, hielt sich eine Zeit lang an dem Hofe Philipps II. auf Im Amadigi erscheint er noch sehr jugendlich, recht artig portraitirt: Quel piccolo fanciul, che gli occhi alzando par che si specchi nell’ avo e nel padre e l’alta gloria lor quasi pensando . Mocenigo schildert ihn zur Zeit seiner Vermaͤhlung. Giostra leg- giadramente, studia et è intelligente delle matematiche e delle fortificationi: tanto gagliardi sono i suoi esercitii — come giuocare alla balla, andare alla caccia a piedi per habituarsi all’ incomodo della gnerra — e così continui che molti dubi- tano che gli abbino col tempo a nuocere . . Er gerieth hier, wie man erzaͤhlt, in ein sehr ernsthaftes Verhaͤltniß zu einer spanischen Dame und dachte sich mit ihr zu ver- maͤhlen. Aber der Vater Guidubaldo war schlechterdings dagegen: er wollte vor allem eine ebenbuͤrtige Schwieger- tochter in seinem Hause sehen. Er noͤthigte seinen Sohn zuruͤckzukommen und jener ferraresischen Prinzessin Lucrezia von Este seine Hand zu geben. Es haͤtte ein wohl zusammenpassendes Paar scheinen sollen. Der Prinz, gewandt und stark, geuͤbt in Waffen- spiel, und nicht ohne Wissenschaften besonders militaͤrische: die Prinzessin, geistreich, voll Majestaͤt und Anmuth. Man uͤberließ sich der Hoffnung, daß das Haus hiemit wohlbe- gruͤndet seyn werde: die Staͤdte wetteiferten die Vermaͤhlten mit Triumphboͤgen und schoͤnen Geschenken zu empfangen. Aber das Ungluͤck war, daß der Prinz erst 25, die Prinzessin dagegen schon gegen vierzig Jahre zaͤhlte. Der Vater hatte daruͤber weggesehen, um die Verweigerung der spanischen Verbindung, die doch am Hofe Philipps keinen Heimfall von Urbino . guten Eindruck gemacht hatte, durch eine so hohe, glaͤnzende und auch reiche Partie zu beschoͤnigen. Jedoch es ging schlechter, als er wohl geglaubt haben mochte. Nach Gui- dubaldos Tode mußte Lucrezia nach Ferrara zuruͤckkehren: an Nachkommenschaft war nicht zu denken Mathio Zane: Relatione del duca d’Urbino 1574 findet Lucrezia bereits eine Signora di bellezza manco che mediocre, ma si tien ben acconcia, — — si dispera quasi di poter veder da questo matrimonio figliuoli . . Schon damals demnach als Ferrara genommen wurde, schien auch der Heimfall von Urbino gewiß, um so mehr, da es hier keine Agnaten gab, welche Anspruch auf die Succession haͤtten machen koͤnnen. Jedoch noch einmal aͤnderten sich die Sachen. Im Fe- bruar 1598 starb Lucrezia: Franz Maria konnte zu einer neuen Vermaͤhlung schreiten. Das Land war voll Entzuͤcken, als man bald darauf vernahm, der gute Herr, der alle die Jahre daher ein mil- des und ruhiges Regiment gefuͤhrt, den alles liebte, habe wirklich Hoffnung, obwohl er nun auch schon in die Jahre gekommen, daß sein Stamm nicht mit ihm untergehn werde. Alles that Geluͤbde fuͤr die gluͤckliche Niederkunft der neuen Herzogin; als die Zeit herankam, versammelten sich die Edel- leute des Landes, die Magistrate der Staͤdte in Pesaro, wo sich die Fuͤrstin aufhielt: in der Stunde der Geburt war der Platz vor dem Pallaste sammt den nahen Straßen mit Menschen uͤberfuͤllt. Endlich zeigte sich der Herzog am Fenster. „Gott“, rief er mit lauter Stimme, „Gott hat uns einen Knaben bescheert.“ Mit unbeschreiblichem Jubel Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . ward diese Nachricht empfangen. Die Staͤdte erbauten Kirchen und errichteten fromme Stiftungen, wie sie gelobt La devoluzione a S. chiesa degli stati di Francesco Ma- ria II della Rovere, ultimo duca d’Urbino, descritta dall’ ill mo S r Antonio Donati nobile Venetiano. (Inff. Politt., auch bereits gedruckt.) . Wie betruͤgerisch aber sind doch Hoffnungen die sich auf Menschen gruͤnden! Der Prinz ward sehr wohl erzogen; er entwickelte Ta- lent wenigstens literarisches; der alte Herzog hatte die Freude ihn noch mit einer Prinzessin von Toscana vermaͤhlen zu koͤnnen. Dann zog er sich selbst in die Ruhe von Castel- durante zuruͤck, und uͤberließ ihm die Regierung. Aber kaum war der Prinz sein eigener Herr, der Herr des Landes, so ergriff ihn der Rausch der Gewalt. Erst in dieser Zeit nahm in Italien der Geschmack am Theater uͤberhand: der junge Prinz ward um so mehr davon hin- gerissen, da er sich in eine Schauspielerin verliebte. Am Tage machte er sich das neronische Vergnuͤgen den Wa- gen zu lenken: am Abend erschien er selbst auf den Bret- tern: tausend andere Ausschweifungen folgten. Traurig sahen die ehrlichen Buͤrgersleute einander an. Sie wußten nicht, sollten sie es beklagen oder sich daruͤber freuen, als der Prinz im Jahre 1623 nach einer wild durchtobten Nacht eines Morgens in seinem Bette todt gefunden ward. Hierauf mußte der alte Franz Maria die Regierung nochmals uͤbernehmen: voll tiefen Grames, daß er nun doch der letzte Rovere war, daß es mit seinem Hause ganz zu Ende ging: doppelt und dreifach unmuthig, da er die Heimfall von Urbino . Geschaͤfte wider Willen fuͤhren, und in den bittern Begeg- nungen mit dem roͤmischen Stuhle aushalten mußte P. Contarini: trovandosi il duca per gli anni e per l’indispositione già cadente prosternato et avvilito d’animo . . Von allem Anfange glaubte er fuͤrchten zu muͤssen, daß sich die Varberini der Tochter die von seinem Sohne uͤbrig war, eines Kindes von einem Jahre, bemaͤchtigen wuͤrden. Um sie ihren Werbungen auf immer zu entziehen, ließ er sie mit einem Prinzen von Toscana versprechen und auf der Stelle in das benachbarte Land hinuͤberbringen. Aber es entspann sich sogleich ein anderes Mißverhaͤltniß. Auch der Kaiser machte Anspruͤche auf einige urbina- tische Landestheile: Urban VIII. forderte eine Erklaͤrung von dem Herzoge, daß er alles was er besitze von dem paͤpst- lichen Stuhle zu Lehen trage. Lange weigerte sich Franz Maria: er fand diese Erklaͤrung wider sein Gewissen: end- lich gab er sie doch von sich: „aber seitdem“, sagt unser Berichterstatter, „ist er nie wieder heiter geworden: er fuͤhlte sich dadurch in seiner Seele gedruͤckt.“ Bald darauf mußte er zulassen, daß die Befehlshaber seiner festen Plaͤtze dem Papste den Eid leisteten. Endlich — es war in der That das Beste — gab er die Regie- rung des Landes ganz und gar an die Bevollmaͤchtigten des Papstes auf. Lebensmuͤde, altersschwach, von Herzeleid gebeugt, nach- dem er alle seine vertrauten Freunde hatte sterben sehen, fand der Herzog seinen einigen Trost in den Uebungen der Froͤmmigkeit. Er starb im Jahre 1631. Auf der Stelle eilte Taddeo Barberini herbei, um das Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . Land in Besitz zu nehmen. Die Allodialerbschaft kam an Florenz. Auch das Gebiet von Urbino wurde nach dem Muster der uͤbrigen Landschaften eingerichtet Aluise Contarini findet 1635 die Einwohner sehr unzufrie- den: quei sudditi s’aggravano molto della mutatione, chiamando tirannico il governo de’ preti, i quali altro interesse che d’arri- chirsi e d’avanzarsi non vi tengono . . Kommen wir nun auf diese Verwaltung uͤberhaupt, und zwar zunaͤchst auf den wichtigsten Moment, von dem alles abhaͤngt, die Finanzen. Anwachs der Schulden des Kirchenstaates. Wenn Sixtus V. die Ausgaben beschraͤnkte, einen Schatz sammelte, so hatte er doch auch zugleich Einkuͤnfte und Auflagen vermehrt, und eine große Masse Schulden darauf gegruͤndet. Sich einzuschraͤnken, Geld zu sammeln war nicht Je- dermanns Sache. Auch wurden die Beduͤrfnisse sowohl der Kirche als des Staates von Jahr zu Jahr dringender. Zuweilen griff man den Schatz an: jedoch war seine Ver- wendung an so strenge Bedingungen gebunden, daß dieß doch nur in seltenen Faͤllen geschehen konnte. Sonderbarer Weise war es um vieles leichter Anleihen zu machen, als das Geld das man liegen hatte, zu brauchen. Auf das ra- scheste und ruͤcksichtsloseste gingen die Paͤpste auf diesem Wege vorwaͤrts. Es ist sehr merkwuͤrdig zu beobachten, wie sich das Verhaͤltniß der Einkuͤnfte und der Summe der Schuld Anwachs der Schulden . und ihrer Zinsen in den verschiedenen Jahren stellte, von denen wir glaubwuͤrdige Berechnungen daruͤber haben. Im Jahre 1587 betrugen die Einkuͤnfte 1,358456 Scudi, die Schulden siebenthalb Millionen Sc. Unge- faͤhr die Haͤlfte der Einkuͤnfte, 715913 Sc., war auf die Zinsen der Schuld assignirt. Im Jahre 1592 sind die Einkuͤnfte auf 1,585520 Scudi, die Schulden auf 12,242620 gestiegen. Der An- wachs der Schuld ist bereits um vieles groͤßer als die Zunahme der Einkuͤnfte: es sind 1,088600 Sc., d. i. un- gefaͤhr zwei Drittel der Einnahme, zum Zins der Schuld in Aemtern und Luoghi di Monte angewiesen Ausfuͤhrliches Verzeichniß der paͤpstlichen Finanzen vom er- sten Jahre Clemens VIII, ohne besondere Ueberschrift. Bibliot Barb. n o 1699, auf 80 Blaͤttern. . Schon dieß Verhaͤltniß war so mißlich, daß es große Bedenklichkeiten erregen mußte. Man waͤre gern sogleich zu einer Verringerung des Zinsfußes geschritten; es ward der Vorschlag gemacht, eine Million aus dem Castell zu nehmen, um Denen, die sich einer Reduction der Zin- sen widersetzen wuͤrden, das Capital herauszuzahlen. Das reine Einkommen wuͤrde dadurch betraͤchtlich gestiegen seyn. Jedoch die Bulle Sixtus V , die Besorgniß vor einer Ver- schleuderung des Schatzes verhinderte Maaßregeln dieser Art, und man mußte auf dem einmal betretenen Pfade bleiben. Vielleicht koͤnnte man glauben, daß die Erwerbung eines so eintraͤglichen Landes, wie das Herzogthum Fer- rara, eine besondere Erleichterung gewaͤhrt haben wuͤrde; jedoch ist das nicht der Fall. Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . Schon im Jahre 1599 verschlangen die Zinsen nahe an drei Viertheil des Gesammteinkommens. Im Jahre 1605 aber, bei dem Regierungsantritt Pauls V , waren von den Gefaͤllen der Kammer nur noch 70,000 Sc. nicht fuͤr Zinsen angewiesen Per sollevare la camera apostolica discorso di m Mal- vasia 1606. Gli interessi che hoggi paga la sede apostolica as- sorbono quasi tutte l’entrate di maniera che si vive in continua angustia e difficoltà di provedere alle spese ordinarie e neces- sarie, e venendo occasione di qualche spesa straordinaria non ci è dove voltarsi . . Cardinal du Perron versichert, daß der Papst von seinem regelmaͤßigen Einkommen, obwohl die Ausgaben des Pallastes sehr maͤ- ßig seyen, doch nicht ein halb Jahr leben koͤnne. Um so weniger konnte es vermieden werden, daß er Schulden auf Schulden haͤufte. Aus authentischen Ver- zeichnissen sehen wir, wie regelmaͤßig Paul V. zu diesem Mittel griff; im November 1607, Januar 1608 zwei Mal, Merz, Juni, Juli 1608, September desselben Jah- res zwei Mal: so fort durch alle Jahre seiner Regierung. Es sind nicht große Anleihen in unserm Sinne: die klei- nen Beduͤrfnisse, wie sie vorkommen, werden durch die Er- richtung und den Verkauf neuer Luoghi di Monte, in groͤ- ßerer oder in geringerer Zahl, gedeckt. Bald werden sie auf den Zoll von Ancona, bald auf die Dogana von Rom oder einer Provinz, bald auf die Erhoͤhung des Salzpreises, bald auch auf den Ertrag der Post gegruͤndet. Allmaͤhlig wachsen sie doch gewaltig an. Paul V. allein hat uͤber 2 Millionen Schulden in Luoghi di Monte gemacht Nota de’ luoghi di monte eretti in tempo del pontificato della felice memoria di Paolo V 1606—1618. . Anwachs der Schulden . Es wuͤrde dieß aber unmoͤglich gewesen seyn, waͤre nicht ein Umstand besonderer Art diesem Papste zu Statten gekommen. Immer zieht die Macht auch das Geld an. So lange die spanische Monarchie in ihrem großen Fortschritt war und die Welt mit ihrem Einfluß beherrschte, hatten die Ge- nuesen, damals die reichsten Geldbesitzer, ihre Capitalien in den koͤniglichen Anleihen untergebracht, und sich durch einige gewaltsame Reductionen und Eingriffe Philipps II , darin nicht stoͤren lassen. Allmaͤhlig aber, da die große Bewe- gung abnahm, die Kriege und die Beduͤrfnisse derselben aufhoͤrten, zogen sie ihr Geld zuruͤck. Sie wandten sich nach Rom, das indeß wieder eine so gewaltige Weltstellung eingenommen: die Schaͤtze von Europa stroͤmten aufs neue dahin zusammen. Unter Paul V. war Rom vielleicht der vornehmste Geldmarkt von Europa. Die roͤmischen Luo- ghi di Monte wurden außerordentlich gesucht. Da sie be- deutende Zinsen abwarfen nnd eine genuͤgende Sicherheit darboten, so stieg ihr Kaufpreis zuweilen bis auf 150 Procent. So viel ihrer der Papst auch gruͤnden mochte, so fand er Kaͤufer in Menge. So geschah es denn daß die Schulden unaufhoͤrlich stiegen. Im Anfange Urbans VIII. beliefen sie sich auf 18 Millionen. Auch die Einnahmen mußten bei dem Sy- steme des roͤmischen Hofes hiemit in Verhaͤltniß bleiben; sie werden im Anfang dieser Regierung auf 1,818104 Sc. 96 Baj. berechnet Entrata et uscita della sede apostolica del tempo di Ur- bano VIII. . Ich finde nicht genau, wie viel da- Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . von zu den Zinsen verbraucht ward; doch muß es bei weitem der groͤßte Theil gewesen seyn. Sehen wir die Rechnungen im Einzelnen an, so uͤberstieg die Forde- rung gar oft die Einnahme. Im Jahre 1592 hatte die Dogana di Roma 162450 Sc. getragen: im Jahre 1625 trug sie 209000 Sc.; damals aber waren doch 16956 Sc. in die Cassen der Kammer geflossen: jetzt uͤbertraf die An- weisung die Einnahme um 13260 Sc. Die Salara di Roma war in dieser Zeit von 27654 auf 40000 Sc. ge- stiegen, 1592 aber war ein Ueberschuß von 7482 Sc. ge- blieben, 1625 hatte man ein Minus von 2321 Sc. 98 Baj. Man sieht, wie wenig es auch bei einer sparsamen Haushaltung hiebei sein Bewenden haben konnte. Wie viel weniger unter einer Regierung wie Ur- bans VIII , den seine politische Eifersucht so oft zu Ruͤ- stungen und Fortificationen antrieb. Zwar ward Urbino erworben: allein wenigstens fuͤrs Erste trug es nur wenig ein. Nach dem Verluste der Al- lodien beliefen sich die Einkuͤnfte nur auf 40000 Sc. Da- gegen hatte die Besitzergreifung, bei der man den Erben nicht unbedeutende Zugestaͤndnisse machte, viele Unkosten verursacht Bemerkung Franz Barberinis an den Nuntius in Wien, da der Kaiser auf jene Erwerbung Anspruͤche gruͤndete. . Schon im Jahre 1635 hatte Urban VIII. die Schul- den bis auf 30 Millionen Scudi erhoͤht. Um die noͤ- thigen Fonds dazu zu bekommen, hatte er bereits zehn verschiedene Auflagen entweder neu eingefuͤhrt, oder doch erhoͤht. Aber er war damit noch lange nicht an seinem Gruͤndung neuer Familien . Ziele. Es traten Combinationen ein die ihn veranlaßten noch viel weiter zu gehn, die wir jedoch erst uͤbersehen koͤnnen, wenn wir eine andere Entwickelung ins Auge ge- faßt haben. Gruͤndung neuer Familien. Fragen wir nemlich, wohin nun alle jene Einkuͤnfte geriethen, wozu sie angewandt wurden, so ist allerdings unleugbar, daß sie großentheils den allgemeinen Bestrebun- gen des Katholicismus dienten. Heere wie sie Gregor XIV. nach Frankreich schickte, die dann auch seine Nachfolger eine Zeit lang unterhalten mußten, die thaͤtige Theilnahme Clemens VIII. am Tuͤrken- kriege, Subsidien wie sie der Liga, dem Hause Oestreich un- ter Paul V. so oft gewaͤhrt wurden, die Gregor XV. her- nach verdoppelte und Urban VIII. wenigstens zum Theil auf Maximilian von Baiern uͤbertrug, mußten den roͤmi- schen Stuhl ungemeine Summen kosten. Auch die Beduͤrfnisse des Kirchenstaates noͤthigten oft zu außerordentlichem Aufwande: die Eroberung von Ferrara unter Clemens VIII , — Pauls V. Anstalten gegen Ve- nedig, — alle die Kriegsruͤstungen Urbans VIII. Dazu kamen die großartigen Bauwerke, bald zur Ver- schoͤnerung der Stadt, bald zur Befestigung des Staates, in denen jeder neue Papst mit dem Andenken seiner Vor- fahren wetteiferte. Allein es bildete sich auch noch ein Institut aus, das zur Aufhaͤufung jener Schuldenmasse nicht wenig beitrug, Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . und das freilich weder der Christenheit noch dem Staate, auch nicht der Stadt, sondern das allein den Familien der Paͤpste zu Gute kam. Es hatte sich uͤberhaupt eingefuͤhrt, und haͤngt mit der Stellung des Priesterstandes zu einer sehr entwickelten Fa- milienverfassung zusammen, daß der Ueberschuß der geistli- chen Einkuͤnfte in der Regel den Verwandten eines Jeden zu Theil wurde. Die Paͤpste waren durch Bullen verhindert ihren An- gehoͤrigen, wie sie fruͤher versucht, Fuͤrstenthuͤmer zu ver- leihen: dagegen ließen sie es sich um so angelegener seyn, denselben durch Reichthuͤmer und festen Besitz ein erbliches Ansehen zu verschaffen. Sie verfuhren hiebei nicht ohne eine scheinbare Recht- fertigung. Sie gingen davon aus, daß sie durch kein Ge- luͤbde zur Armuth verpflichtet seyen: indem sie nun schlos- sen, daß sie den Ueberschuß der Fruͤchte des geistlichen Am- tes als ihr Eigenthum ansehen duͤrften, glaubten sie zu- gleich das Recht zu haben ihren Verwandten mit diesem Ueberschuß ein Geschenk zu machen. Bei weitem mehr aber als diese rationellen Gruͤnde wirkten hiebei Herkommen und Blut, und die natuͤrliche Neigung des Menschen eine Stiftung nach seinem Tode zuruͤckzulassen. Der Erste der die Form fand, an welche darnach die Andern sich hielten, war Sixtus V. Den einen seiner Pronepoten erhob er zum Cardi- nal, ließ ihn Antheil an den Geschaͤften nehmen, und gab ihm ein kirchliches Einkommen von 100000 Sc. — den an- Gruͤndung neuer Familien . andern vermaͤhlte er mit einer Sommaglia, und erhob ihn zum Marchese von Mentana, wozu spaͤterhin das Fuͤrsten- thum Venafro und die Grafschaft Celano im Neapolita- schen kamen. Das Haus Peretti erhielt sich in großem Ansehen: zu wiederholten Malen erscheint es im Cardinal- collegium. Bei weitem maͤchtiger aber wurden die Aldobrandini Niccolò Contarini: Storia Veneta: Clemente VIII nel conferir li beneficii ecclesiastici alli nepoti non hebbe alcun ter- mine, et andò etiandio di gran lunga superiore a Sisto V suo precessore, che spalancò questa porta. , Wir sahen, welchen Einfluß Pietro Aldobrandino waͤhrend der Regierung seines Oheims ausuͤbte. Er hatte schon 1599 bei 60000 Sc. kirchlicher Einkuͤnfte: wie sehr muͤssen sie seit- dem noch angewachsen seyn. Die Erbschaft der Lucrezia d’Este kam ihm trefflich zu Statten: er kaufte sich an: auch finden wir, daß er Geld in der Bank von Venedig nieder- legte. Wie viel er aber auch zusammenbringen mochte, so mußte doch zuletzt alles der Familie seiner Schwester und ihres Gemahles, Johann Franz Aldobrandini, zufallen. Jo- hann Franz wurde Castellen von S. Angelo, Governatore des Borgo, Capitaͤn der Garde, General der Kirche. Auch er hatte 1599 bereits 60000 Sc. Einkuͤnfte: oft bekam er baares Geld von dem Papste: ich finde eine Rechnung, nach welcher Clemens VIII. seinen Nepoten uͤberhaupt in den 13 Jahren seiner Herrschaft uͤber eine Million baar ge- schenkt hat. Sie wurden um so wohlhabender, da Johann Franz ein guter Wirth war; die Guͤter Ridolfo Pios, die diesem nicht mehr als 3000 Sc. eingetragen, kaufte er Päpste** 2 Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . an sich und brachte sie zu einem Ertrage von 12000 Sc. Nicht ohne große Unkosten ward die Vermaͤhlung seiner Tochter Margaretha mit Rainuccio Farnese durchgesetzt; sie brachte demselben außer einigen vortheilhaften Verguͤn- stigungen 400000 Scudi Mitgift zu Contarini: Il papa mostrando dolore di esser condotto da nepoti da far così contro la propria conscienza, non poteva tanto nasconder nel cupo del cuore che non dirompesse la so- prabondanza dell’ allegrezza. : — obwohl sich diese Verbindung, wie wir sahen, spaͤter dann doch nicht so innig erwies wie man gehofft hatte. Auf dem Wege der Aldobrandini fuhren nun die Bor- ghesen fast noch rascher und ruͤcksichtsloser fort. Cardinal Scipione Cafarelli Borghese hatte uͤber Paul V. so viel Autoritaͤt wie Pietro Aldobrandini nur irgend uͤber Clemens VIII. Auch brachte er wohl noch groͤßere Reich- thuͤmer zusammen. Im Jahre 1612 werden die Pfruͤnden, die ihm uͤbertragen worden, bereits auf ein Einkommen von 150000 Sc. des Jahres gerechnet. Den Neid, den so viel Macht und Reichthum nothwendig hervorrief, suchte er durch Wohlwollen und ein hoͤfliches zuvorkommendes Wesen zu vermindern, doch wird man sich nicht wundern wenn ihm das nicht vollkommen gelang. Die weltlichen Aemter kamen an Marc Antonio Bor- ghese, den der Papst uͤberdieß mit dem Fuͤrstenthum Sul- mona in Neapel, mit Pallaͤsten in Rom und den schoͤnsten Villen in der Umgegend ausstattete. Er uͤberhaͤufte seine Nepoten mit Geschenken. Wir haben ein Verzeichniß der- selben seine ganze Regierungszeit hindurch bis ins Jahr Gruͤndung neuer Familien . 1620. Zuweilen sind es Edelsteine, Silbergeraͤthschaften: praͤchtige Zimmerbekleidungen werden unmittelbar aus den Vorraͤthen des Pallastes genommen und den Nepoten uͤber- bracht: bald werden ihnen Carrossen, bald sogar Muske- ten und Falconetten gegeben; aber die Hauptsache ist im- mer das baare Geld. Es findet sich, daß sie bis zum Jahre 1620 im Ganzen 689727 Sc. 31 Baj. baar, in Luoghi di Monte 24600 Sc. nach ihrem Nennwerth, in Aemtern, nach der Summe die es gekostet haben wuͤrde sie zu kaufen, 268176 Sc. erhielten: was sich denn auch wie bei den Aldobrandini ziemlich auf eine Million be- laͤuft Nota di danari, officii e mobili donati da papa Paolo V a suoi parenti e concessioni fattegli. MS. . Auch die Borghesen aber versaͤumten nicht, ihr Geld sogleich in liegenden Gruͤnden anzulegen. In der Cam- pagna von Rom haben sie gegen 80 Guͤter an sich gebracht: die roͤmischen Edelleute ließen sich durch den guten Preis, der ihnen gezahlt ward, und durch die hohen Zinsen, welche die Luoghi di Monte trugen, die sie dafuͤr ankauften, ver- leiten ihr altes Eigenthum und Erbe zu veraͤußern. Auch in vielen andern Gegenden des Kirchenstaates siedelten sie sich an; der Papst beguͤnstigte sie dabei durch beson- dere Privilegien. Zuweilen empfingen sie das Recht Ver- bannte herzustellen, einen Markt zu halten, oder ihre Unterthanen wurden mit Exemtionen begnadigt: es wur- den ihnen Gabellen erlassen: sie brachten eine Bulle aus, kraft deren ihre Guͤter niemals confiscirt werden sollten. 2* Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . Die Borghesen wurden das reichste und maͤchtigste Geschlecht das noch in Rom emporgekommen. Hiedurch war nun aber dieß Nepotenwesen dergestalt in Schwung gebracht, daß auch eine kurze Regierung zu einer glaͤnzenden Ausstattung die Mittel fand Pietro Contarini: Relatione di 1627. Quello che pos- siede la casa Peretta, Aldobrandina, Borghese e Ludovisia, li loro principati, le grossissime rendite, tante eminentissime fa- briche, superbissime supellettili con estraordinarii ornamenti e delizie non solo superano le conditioni di signori e prin cipi privati, ma s’uguagliano e s’avanzano a quelle dei mede- simi re. . Ohne Zweifel noch unbedingter als die fruͤhern Ne- poten herrschte der Neffe Gregors XV , Cardinal Ludovico Ludovisio. Er hatte das Gluͤck, daß waͤhrend seiner Ver- waltung die beiden wichtigsten Aemter der Curie, das Vicecancellariat und das Camerlengat, vacant wurden und ihm zufielen. Er erwarb uͤber 200000 Scudi kirchlicher Einkuͤnfte. Die weltliche Macht, das Generalat der Kirche und mehrere andere eintraͤgliche Aemter gelangten zunaͤchst an den Bruder des Papstes, Don Orazio, Sena- tor zu Bologna. Da der Papst kein langes Leben ver- sprach, hatte man es um so eiliger die Familie auszustatten. Es flossen ihr in der kurzen Zeit fuͤr 800000 Sc. Luo- ghi di Monte zu. Von den Sforzen ward das Herzog- thum Fiano, von den Farnesen das Fuͤrstenthum Zaga- rolo fuͤr sie angekauft. Schon durfte der junge Niccolo Ludovisio auf die glaͤnzendste, reichste Vermaͤhlung An- spruch machen. Durch eine erste Heirath brachte er Ve- nosa, durch eine zweite Piombino an sein Haus. Die Gruͤndung neuer Familien . Gunst des Koͤnigs von Spanien trug dazu noch beson- ders bei. Wetteifernd mit so glaͤnzenden Beispielen warfen sich nun auch die Barberini in diese Bahn. Zur Seite Ur- bans VIII. erhob sich dessen aͤlterer Bruder Don Carlo als General der Kirche, ein ernster geuͤbter Geschaͤftsmann, der wenig Worte machte, sich durch den Aufgang seines Gluͤckes nicht blenden noch zu nichtigem Hochmuth verlei- ten ließ, und jetzt vor allem die Gruͤndung eines gro- ßen Familienbesitzes ins Auge faßte Relatione de’ quattro ambasciatori 1625. Nella sua casa è buon economo et ha mira di far danari, assai sapendo egli molto bene che l’oro accresce la riputatione agli uomini, anzi l’oro gli inalza e gli distingne vantaggiosamente nel cospetto del mondo. . „Er weiß,“ heißt es in der Relation von 1625, „daß der Besitz des Geldes von dem großen Haufen unterscheidet: und haͤlt es nicht fuͤr geziemend, daß wer einmal mit einem Papst in Verwandtschaft gestanden, nach dessen Tode in beschraͤnk- ter Lage erscheine.“ Drei Soͤhne hatte Don Carlo, die nun unmittelbar zu einer großen Bedeutung gelangen muß- ten, Francesco, Antonio und Taddeo. Die beiden ersten widmeten sich geistlichen Aemtern. Francesco, der durch Bescheidenheit und Wohlwollen sich das allgemeine Zutrauen erwarb, und es zugleich verstand sich in die Launen sei- nes Oheims zu fuͤgen, bekam die leitende Gewalt: die ihm, obwohl er sich im Ganzen gemaͤßigt hielt, doch in so lan- gen Jahren ganz von selbst bedeutende Reichthuͤmer zufuͤh- ren mußte. Im Jahre 1625 hat er 40000 Sc., schon Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . im Jahre 1627 gegen 100000 Sc. Einkuͤnfte Pietro Contarini 1627. E di ottimi, virtuosi e lodevoli costumi, di soave natura, e con esempio unico non vuole rice- ver donativi o presente alcuno. Sarà nondimeno vivendo il pon- tefice al pari d’ogni altro cardinale grande e ricco. Hor deve aver intorno 80000 sc. d’entrata di beneficii eccl ci , e con li go- verni e legationi che tiene deve avvicinarsi a 100 m sc. . Es war nicht vollkommen mit seinem Willen, daß auch Antonio zum Cardinal ernannt ward, und nur unter der ausdruͤck- lichen Bedingung geschah dieß, daß er keinen Antheil an der Regierung nehmen sollte. Antonio war hochstrebend, hartnaͤckig, stolz, wiewohl koͤrperlich schwach: um wenig- stens nicht in allem von seinem Bruder verdunkelt zu wer- den, beeiferte er sich eine Menge Stellen zusammen zu bringen, große Einkuͤnfte, die im Jahre 1635 auch schon auf 100000 Scudi anliefen: er bekam allein sechs Mal- tesercommenden, was nun wohl den Rittern dieses Ordens nicht sehr gefallen haben wird: auch nahm er Geschenke: doch gab er auch wieder viel aus: er war mit Absicht frei- gebig, um sich in dem roͤmischen Adel einen Anhang zu bil- den. Zur Gruͤndung einer Familie durch Erwerbung erb- licher Besitzthuͤmer war der mittlere unter diesen Bruͤdern, Don Taddeo, ausersehen worden. Er bekam die Wuͤrden des weltlichen Nepoten, und ward nach seines Vaters Tode General der Kirche, Castellan von S. Angelo, Governator des Borgo: schon im Jahre 1635 war er mit so vielen Besitzthuͤmern ausgestattet, daß auch er ein jaͤhrliches Ein- kommen von 100000 Sc. genoß D. i. so hoch beliefen sich die Einkuͤnfte von den Grund- , und unaufhoͤrlich wur- den neue erworben. Don Taddeo lebte sehr zuruͤckgezo- Gruͤndung neuer Familien . gen und fuͤhrte eine musterhafte Haushaltung. In kurzem rechnete man die regelmaͤßige Einnahme der drei Bruͤder zusammen jaͤhrlich auf eine halbe Million Scudi. Die wichtigsten Aemter gehoͤrten ihnen. Wie das Camerlengat an Antonio, so war das Vicecancellariat an Francesco, die Praͤfectur, die durch den Tod des Herzogs von Urbino erledigt worden, an Don Taddeo gelangt. Man wollte berechnen, daß im Laufe dieses Pontificats den Barberini die unglaubliche Summe von 105 Millionen Scudi zu- gefallen sey Conclave di Innocenzo X. Si contano caduti nella Bar- berina, come risulta da sincera notitia di partite distinte, 105 milioni di contanti. Diese Summe ist so unglaublich, daß sie wohl fuͤr einen Schreibfehler gehalten werden koͤnnte. Doch findet sie sich in mehreren Manuscripten gleichfoͤrmig, unter andern in dem fosca- rinischen zu Wien, und in meinem eigenen. . „Die Pallaͤste,“ faͤhrt der Autor dieser Nachricht fort, „zum Beispiel der Pallast an den Quattro Fontane, ein koͤnigliches Werk, die Vignen, die Ge- maͤhlde, Bildsaͤulen, das verarbeitete Silber und Gold, die Edelsteine, die ihnen zu Theil geworden, sind mehr werth als man glauben und aussprechen kann.“ Dem Papste selbst scheint eine so reiche Ausstattung seines Geschlechtes doch zuweilen bedenklich geworden zu seyn: im Jahre 1640 setzte er foͤrmlich eine Commission nieder, um die Recht- maͤßigkeit derselben zu pruͤfen Niccolini handelt hievon. Auch sah ich noch ein besonderes Schriftchen: Motivi a far decidere quid possit papa donare, al 7 di Luglio 1640, von einem Mitgliede dieser Commission. . Zunaͤchst sprach diese stuͤcken: per li novi acquisti, sagt Al. Contarini, di Palestrina, Monterotondo e Valmontone, fatto vendere a forza dai Colon- nesi e Sforzeschi per pagare i debiti loro — — das Amt eines Generals der Kirche trug 20000 Scudi ein. Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . Commission den Grundsatz aus, mit dem Papstthume sey ein Fuͤrstenthum verknuͤpft, aus dessen Ueberschuß oder Er- sparnissen der Papst seine Angehoͤrigen beschenken koͤnne. Hierauf erwog sie die Verhaͤltnisse dieses Fuͤrstenthums, um zu bestimmen, wie weit der Papst gehn duͤrfe. Nach- dem alles berechnet worden, urtheilte sie, der Papst koͤnne mit gutem Gewissen ein Majorat von 80000 Scudi rei- nem Einkommen und uͤberdieß noch eine Secundogenitur in seinem Hause stiften; die Aussteuer der Toͤchter werde sich auf 180000 Sc. belaufen duͤrfen. Auch der Jesuiten- general Vitelleschi, denn in allen Dingen muͤssen die Jesui- ten ihre Hand haben, ward um seine Meinung befragt: er fand diese Bestimmungen maͤßig und gab ihnen Beifall. Dergestalt erhoben sich von Pontificat zu Pontificat immer neue Geschlechter zu erblicher Macht: sie stiegen un- mittelbar in den Rang der hohen Aristokratie des Landes auf, den man ihnen willig zuerkannte. Natuͤrlich konnte es unter ihnen nicht an Reibun- gen fehlen. Der Gegensatz zwischen Vorgaͤngern und Nach- folgern, der fruͤher von den Factionen des Conclave abge- hangen, stellte sich jetzt in den Nepoten dar. Das zur Herrschaft gelangte neue Geschlecht hielt eifersuͤchtig uͤber seine hoͤchste Wuͤrde, und verhaͤngte in der Regel Feindse- ligkeiten ja Verfolgungen uͤber das zunaͤchst vorhergegan- gene. So vielen Antheil auch die Aldobrandini an der Er- hebung Pauls V. gehabt, so wurden sie doch von den An- gehoͤrigen desselben bei Seite gesetzt, angefeindet, mit kost- spieligen und gefaͤhrlichen Processen heimgesucht Ein Beispiel in der Vita del C l Cecchini. S. d. Anhang. : sie nann- Gruͤndung neuer Familien . ten ihn den großen Undankbaren. Eben so wenig Gunst fanden die Nepoten Pauls V. bei den Ludovisi; Cardinal Ludovisio selbst mußte unmittelbar nach dem Eintritt der barberinischen Herrschaft Rom verlassen. Denn mit vielem Ehrgeiz machten nun auch die Bar- berini die Gewalt geltend welche ihnen der Besitz der paͤpst- lichen Macht uͤber den einheimischen Adel und die italieni- schen Fuͤrsten verschaffte. Darum verlieh Urban VIII. sei- nem weltlichen Nepoten die Wuͤrde eines Prefetto di Roma, weil mit derselben Ehrenrechte verbunden waren, welche die- sem Hause auf ewig seinen Vorrang vor den uͤbrigen sichern zu muͤssen schienen. Hieran knuͤpfte sich jedoch zuletzt eine Bewegung, welche zwar nicht weltbedeutend ist, aber fuͤr die Stellung des Papstthums sowohl innerhalb des Staates als in ganz Italien eine wichtige Epoche ausmacht. Krieg von Castro. Den hoͤchsten Rang unter den nichtherrschenden pa- palen Familien behaupteten allemal die Farnesen, da sie es nicht allein zu Reichthuͤmern im Lande, wie die uͤbri- gen, sondern uͤberdieß zum Besitz eines nicht unbedeuten- den Fuͤrstenthumes gebracht hatten; und es war den regie- renden Nepoten niemals leicht geworden, dieß Haus in Ergebenheit und gebuͤhrender Unterordnung zu halten. Als Herzog Odoardo Farnese 1639 nach Rom kam, ward ihm alle moͤgliche Ehre angethan Deone: Diario di Roma tom. I. E fatale a sig ri Bar- . Der Papst ließ ihm Wohnung Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . anweisen, Edelleute ihn zu bedienen, und leistete ihm auch in seinen Geldgeschaͤften Vorschub: die Barberini ga- ben ihm Feste, beschenkten ihn mit Gemaͤhlden, mit Pfer- den: mit alle dem konnten sie ihn nicht vollkommen ge- winnen. Odoardo Farnese, ein Fuͤrst von Talent, Geist und Selbstgefuͤhl, hegte den Ehrgeiz jener Zeiten, der sich in eifersuͤchtiger Wahrnehmung kleiner Auszeichnungen gefiel, in hohem Grade. Er war nicht dahin zu bringen, daß er die Wuͤrde eines Prefetto in Taddeo gebuͤhrend anerkannt, und ihm den Rang, der mit derselben verbunden war, zu- gestanden haͤtte. Selbst wenn er den Papst besuchte, zeigte er sich von der Vornehmheit seines Hauses und sogar von seinen persoͤnlichen Vorzuͤgen auf eine laͤstige Weise durch- drungen. Es kam zu Mißverstaͤndnissen, die sich um so we- niger heben ließen, da sie auf einem unverwindbaren per- soͤnlichen Eindruck beruhten. Da war es nun eine wichtige Frage, wie man den Herzog bei seiner Abreise begleiten wuͤrde. Odoardo for- derte die nemliche Behandlung welche dem Großherzoge von Toscana zu Theil geworden war; der herrschende Ne- pot, Cardinal Franz Barberini, sollte ihm persoͤnlich das Geleit geben. Dieser wollte das nur thun, wenn ihm der Herzog zuvor einen foͤrmlichen Abschiedsbesuch im Vatican berini di non trovare corrispondenza ne’ beneficati da loro. Il duca di Parma fu da loro alloggiato, accarezzato, servito di gen- til’huomini e carrozze, beneficato con la reduttione del monte Farnese con utile di grossa somma del duca e danno grandis- simo di molti poveri particulari, corteggiato e pasteggiato da ambi li fratelli card li per spatio di più settimane, e regalato di cavalli, quadri et altre galanterie, e si partì da Roma senza pur salutarli. Krieg von Castro . machen werde, und hiezu hielt sich Odoardo nicht fuͤr ver- pflichtet. Es kamen einige Schwierigkeiten die man ihm in seinen Geldsachen machte hinzu, so daß seine doppelt ge- kraͤnkte Eigenliebe heftig aufflammte. Nachdem er mit kur- zen Worten, in denen er sich noch uͤber den Nepoten beklagte, von dem Papst Abschied genommen, verließ er Pallast und Stadt, ohne Cardinal Franz auch nur begruͤßt zu haben. Er hoffte ihn damit bis ins Herz zu kraͤnken Unter den mancherlei Streitschriften in dieser Sache, welche handschriftlich uͤbrig sind, finde ich besonders folgende ruhig und glaubwuͤrdig: Risposta in forma di lettera al libro di duca di Parma, in dem 45sten Bande der Informationi: Il duca Odoardo fu dal papa e ringraziollo, soggiunse di non si poter lodare del S r C le Barberino. Dal papa gli fu brevemente risposto che co- nosceva l’affetto di S. Em za verso di lui. Licentiatosi da S. Beat ne senza far motto al S r cardinale se n’andò al suo pa- lazzo, dovendo se voleva esser accompagnato da S. Em za rima- nere nelle stanze del Vaticano e licentiarsi parimente da S. Em za , come è usanza de’ principi. La mattina finalmente parti senza far altro. . Aber die Barberini, im Besitz einer absoluten Gewalt in diesem Lande, besaßen die Mittel sich noch empfindlicher zu raͤchen. Die Geldwirthschaft die sich in dem Staate ent- wickelte, fand auch bei allen jenen fuͤrstlichen Haͤusern, wel- che die Aristokratie desselben ausmachten, Eingang und Nachahmung: sie hatten saͤmmtlich Monti errichtet, und ihre Glaͤubiger eben so auf den Ertrag ihrer Guͤter an- gewiesen, wie die paͤpstlichen auf die Gefaͤlle der Kam- mer angewiesen waren: die Luoghi di Monte gingen auf die nemliche Art von Hand in Hand. Diese Monti wuͤr- den jedoch schwerlich Credit gefunden haben, haͤtten sie nicht Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . unter der Aufsicht der hoͤchsten Gewalt gestanden: nur mit besonderer Genehmigung des Papstes durften sie errichtet oder modificirt werden. Es gehoͤrte mit zu den Vorrechten des herrschenden Hauses, daß es durch eine solche Oberauf- sicht einen bedeutenden Einfluß auf die haͤuslichen Angele- genheiten aller andern erwarb: die Reductionen der Monti auf einen niedrigern Zinsfuß waren an der Tagesordnung, sie hingen von seinem guten Willen, seiner Geneigtheit ab. Nun waren auch die Farnesen mit sehr ansehnlichen Schulden beladen. Der Monte Farnese vecchio schrieb sich noch von den Beduͤrfnissen und dem Aufwande Alexander Farneses in den flandrischen Feldzuͤgen her: ein neuer war errichtet worden: Indulte der Paͤpste hatten die Masse vermehrt, und indem neue Luoghi mit geringen Zinsen ge- gruͤndet, die alten nicht getilgt, die verschiedenen Operatio- nen aber von verschiedenen auf einander eifersuͤchtigen Han- delshaͤusern geleitet wurden, war alles in Verwirrung ge- rathen Deone T. 1. Fu ultimamente l’uno et l’altro stato, cioè Castro e Ronciglione, affittato per 94 m scudi l’anno a gli Siri. Sopra questa entrata è fondata la dote dell’ uno e dell’ altro monte Farnese, vecchio cioè e nuovo. Il vecchio fu fatto dal duca Alessandro di 54 m scudi l’anno, denari tutti spesi in Fian- dra: al quale il presente duca Odoardo aggiunse somma per 300 m scudi in sorte principale a ragione di 4½ per cento: e di più impose alcuni censi: di modo che poco o nulla rimane per lui, sì che se li leva la tratta del grano, non ci sarà il pago per li creditori del monte, non che de’ censuarii. . Dazu kam aber jetzt, daß die Barberini einige Maaß- regeln ergriffen, welche dem Herzog großen Schaden zu- fuͤgten. Die beiden farnesischen Monti waren auf den Ertrag Krieg von Castro . von Castro und Ronciglione angewiesen. Die Siri, Paͤch- ter der Gefaͤlle von Castro, zahlten dem Herzoge 94000 Sc., mit welchen die Zinsen der Monti eben noch bezahlt wer- den konnten. Aber es war nur in Folge einiger von Paul III. seinem Hause ertheilten Bewilligungen daß der Ertrag sich so hoch belief. Papst Paul hatte zu dem Ende die große Landstraße von Sutri nach Ronciglione verlegt, und jenem Landstrich eine groͤßere Freiheit der Kornausfuhr zugestanden, als andere Provinzen besaßen. Jetzt beschlossen die Barbe- rini, diese Beguͤnstigungen zu widerrufen. Sie verlegten die Straße zuruͤck nach Sutri: in Montalto di Maremma, wo das Getreide von Castro geladen zu werden pflegte, lie- ßen sie ein Verbot der Ausfuhr bekannt machen Sie stuͤtzten sich hiebei auf die Worte der Bulle Pauls III , in der ihnen nur die „facultas frumenta ad quaecunque etiam praefatae Romanae ecclesiae e nobis immediate vel mediate sub- jecta conducendi“ gegeben war; — jedoch hatte sich indeß die freie Ausfuhr uͤberhaupt gebildet. . Augenblicklich zeigte sich der beabsichtigte Erfolg. Die Siri, die ohnehin wegen jener Operationen mit dem Herzoge gespannt waren und jetzt einen Ruͤckhalt in den Pallast hatten, — man behauptet, noch besonders auf Antrieb einiger Praͤ- laten, die insgeheim an ihrem Geschaͤfte Theil nahmen — weigerten sich ihren Contract zu halten: sie hoͤrten auf, die Zinsen des Monte Farnese zu zahlen. Die Montisten, de- nen ihr Einkommen ploͤtzlich fehlte, drangen auf ihr Recht und wandten sich an die paͤpstliche Regierung. Der Herzog verschmaͤhte es, da er sich so absichtlich beeintraͤchtigt sah, Anstalten zu ihrer Befriedigung zu treffen. Aber die Kla- gen der Montisten wurden so lebhaft, dringend und allge- Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . mein, daß der Papst das Recht zu haben glaubte, um so vielen roͤmischen Buͤrgern zu ihrer Rente zu verhelfen, sich in Besitz der Hypothek zu setzen. In dieser Absicht schickte er eine kleine Heeresmacht nach Castro. Nicht ohne allen Widerstand ging es dabei ab: „wir sind genoͤthigt gewesen“, ruft er unter anderm in sonderbarem Zorneseifer in seinem Monitorium aus, „vier große Schuͤsse thun zu lassen, durch welche auch Einer der Feinde geblieben ist“ Es war bei einer Bruͤcke. „Dictus dominus Marchio, ex quo milites numero 40 circiter, qui in eisdem ponte et vallo ad pugnandum appositi fuerunt, amicabiliter ex eis recedere recusa- bant, immo hostiliter pontificio exercitui se opponebant, fuit coa- ctus pro illorum expugnatione quatuor magnorum tormentorum ictus explodere, quorum formidine hostes perterriti fugam tan- dem arripuerunt, in qua unus ipsorum interfectus remansit.“ . Am 13. October 1641 nahm er Castro ein. Und selbst hiebei stehn zu bleiben war er nicht gemeint. Im Januar 1642 ward uͤber den Herzog, der sich jene Einnahme nicht ruͤhren ließ, die Excommunication ausgesprochen; aller seiner Lehen ward er verlustig erklaͤrt: es ruͤckten Truppen ins Feld, um ihm auch Parma und Piacenza zu entreißen. Von einer Pacification wollte der Papst nichts hoͤren; er erklaͤrte: „zwi- schen dem Herrn und seinem Vasallen finde eine solche nicht Statt: er wolle den Herzog demuͤthigen, er habe Geld, Muth und Kriegsvolk, Gott und Welt sey fuͤr ihn.“ Hiedurch aber bekam diese Sache eine allgemeinere Be- deutung. Die italienischen Staaten waren schon laͤngst auf die wiederholten Erweiterungen des Kirchenstaates eifersuͤch- tig. Sie wollten nicht dulden, daß er etwa auch Parma an sich ziehen solle, wie Urbino und Ferrara: noch hatten Krieg von Castro . die Este ihre ferraresischen, die Medici gewisse urbinatische Anspruͤche nicht aufgegeben: durch die Anmaaßungen Don Taddeos waren sie saͤmmtlich beleidigt: die Venezianer dop- pelt, da Urban VIII. vor kurzem eine Inschrift in der Sala Regia, in der sie wegen jener ihrer fabelhaften Vertheidi- gung Alexanders III. gepriesen wurden, hatte vernichten lassen: was sie fuͤr einen großen Schimpf hielten Ich werde diesen Gegenstand in dem Anhang beruͤhren. : — auch allgemeinere politische Ruͤcksichten gesellten sich hinzu. Wie fruͤher die spanische, so erregte jetzt die franzoͤsische Uebermacht die Bedenklichkeiten der Italiener. Allenthal- ben erlitt die spanische Monarchie die groͤßten Verluste: die Italiener fuͤrchteten, es moͤchte auch bei ihnen eine all- gemeine Umwaͤlzung erfolgen, wenn Urban VIII , den sie fuͤr einen entschiedenen Verbuͤndeten der Franzosen hielten, noch maͤchtiger werde. Aus allen diesen Gruͤnden beschlos- sen sie sich ihm zu widersetzen. Ihre Truppen vereinigten sich im Modenesischen. Die Barberini mußten den Durch- zug durch dieß Gebiet aufgeben, den Verbuͤndeten gegen- uͤber bezog die paͤpstliche Heeresmacht ihre Quartiere um Ferrara. Gewissermaßen wiederholte sich demnach hier der Ge- gensatz des franzoͤsischen und des spanischen Interesse, der Europa uͤberhaupt in Bewegung hielt. Allein wie viel schwaͤcher waren doch die Beweggruͤnde, die Kraͤfte, die An- strengungen, die es hier zu einer Art von Kampf brachten! Ein Zug, den der Herzog von Parma, der sich nun- mehr ohne viel Zuthun von seiner Seite beschuͤtzt und doch nicht gebunden sah, auf eigene Hand unternahm, offenbart Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . uns recht die Sonderbarkeit des Zustandes in welchem man sich befand. Ohne Geschuͤtz noch Fußvolk, nur mit 3000 Reitern brach Odoardo in den Kirchenstaat ein. Das Fort Urbano, das mit so vielen Kosten errichtet worden, die versammelte Miliz, die sich nie auf einen bewaffneten Feind gefaßt ge- macht, hielten ihn nicht auf. Die Bolognesen schlossen sich in ihre Mauern ein: ohne die paͤpstlichen Truppen auch nur zu Gesichte zu bekommen, zog der Herzog voruͤber. Imola eroͤffnete ihm die Thore: er machte dem paͤpstlichen Befehlshaber einen Besuch: er ermahnte die Stadt dem roͤmischen Stuhle getreu zu seyn. Denn nicht gegen Rom, nicht einmal gegen Urban VIII , nur gegen die Nepoten desselben behauptete er die Waffen ergriffen zu haben; er zog unter der Fahne des Gonfaloniere der Kirche einher, auf welcher man St. Peter und St. Paul erblickte; im Namen der Kirche forderte er den Durchzug. In Faenza hatte man die Thore verschanzt: als aber der Governatore den Feind ansichtig wurde, ließ er sich an einem Seile die Mauer herunter um persoͤnlich mit dem Herzoge zu unter- handeln: das Ende der Unterhandlung war, daß die Thore geoͤffnet wurden. So ging es auch in Forli. Ruhig sa- hen sich die Einwohner aller dieser Staͤdte von den Fen- stern auf den Straßen den Durchzug ihres Feindes an. Der Herzog begab sich uͤber das Gebirge nach Toscana: von Arezzo her drang er dann aufs neue in den Kirchen- staat ein. Castiglione da Lago, Citta del Pieve oͤffneten ihm ihre Thore: unaufhaltsam eilte er vorwaͤrts: mit dem Schrecken Krieg von Castro . Schrecken seines Namens erfuͤllte er das Land Ausfuͤhrliche Erzaͤhlung dieser Unternehmung in Siris Mer- curio tom. II, p. 1289. . Vornehm- lich in Rom gerieth man hieruͤber in Bestuͤrzung; der Papst fuͤrchtete das Schicksal Clemens VII. Er suchte seine Roͤ- mer zu bewaffnen. Allein erst mußte eine Auflage wider- rufen, Haus bei Haus mußten Beitraͤge eingesammelt wer- den, wobei es denn nicht ohne anzuͤgliche Reden abging, ehe man eine kleine Schaar zu Pferde ausruͤsten konnte. Waͤre der Herzog von Parma in diesem Augenblicke erschie- nen, so haͤtte man ihm ohne Zweifel ein paar Cardinaͤle am Ponte Molle entgegengeschickt und ihm alle seine For- derungen zugestanden. Aber ein Kriegsmann war auch er nicht. Gott weiß welche Betrachtungen, welche Ruͤcksichten ihn zuruͤckhielten. Er ließ sich bewegen auf Unterhandlungen einzugehn, von denen er niemals etwas erwarten konnte. Der Papst schoͤpfte wieder Athem. Mit einem durch die Gefahr verjuͤngten Ei- fer befestigte er Rom Deone: Si seguitano le fortificationi non solo di Borgo, ma del rimanente delle mura di Roma, alle quali sono deputati tre cardinali, Pallotta, Gabrieli et Orsino, che giornalmente ca- valcano da una porta all’ altra: e si tagliano tutte le vigne che sono appresso le mura per la parte di dentro di Roma, cioè fanno strada tra le mura e le vigne e giardini con danno gran- dissimo de’ padroni di esse: e così verrà anche tocco il bellis- simo giardino de’ Medici, e perderà la particella che haveva nelle mura di Roma. . Er stellte ein neues Heer ins Feld, das den Herzog, dessen Mannschaften auch nicht zusammen- hielten, gar bald aus dem Kirchenstaate herausdraͤngte. Wie nichts mehr zu fuͤrchten war, machte Urban aufs neue die haͤrtesten Bedingungen: — die Gesandten der Fuͤrsten Päpste** 3 Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . verließen Rom: auch in dem friedlichen Italien ruͤstete man sich noch einmal einheimische Waffen zu versuchen. Zuerst im Mai 1643 griffen die Verbuͤndeten im Fer- raresischen an. Der Herzog von Parma nahm ein paar feste Plaͤtze: Bondeno, Stellata: die Venezianer und Mo- denesen vereinigten sich, und ruͤckten tiefer ins Land. Aber auch der Papst, wie gesagt, hatte sich indeß aus aller Kraft geruͤstet: er hatte 30000 Mann zu Fuß, 6000 zu Pferde beisammen: die Venezianer trugen Bedenken eine so statt- liche Macht anzugreifen: sie zogen sich zuruͤck, und in kur- zem finden wir nun die kirchlichen Truppen in das Mode- nesische und ins Polesine di Rovigo vordringen Frizzi: Memorie per la storia di Ferrara V p. 100. . Der Großherzog von Toscana warf sich dann verge- bens auf Perugia: die Truppen des Papstes streiften hie und da sogar ins großherzogliche Gebiet. Wie sonderbar nehmen sich diese Bewegungen aus: von beiden Seiten so ganz und gar ohne Nachdruck und Nerv, verglichen mit den gleichzeitigen Kaͤmpfen in Deutsch- land, mit jenen schwedischen Zuͤgen von der Ostsee bis in die Naͤhe von Wien, von Maͤhren bis nach Juͤtland! Und doch waren sie nicht einmal rein italienisch; zu bei- den Seiten dienten Fremde: in dem verbuͤndeten Heere mach- ten die Deutschen, in dem kirchlichen die Franzosen die groͤ- ßere Anzahl aus. Die Folge hatte indessen auch der italienische Krieg, daß das Land erschoͤpft wurde und besonders die paͤpst- lichen Cassen in die groͤßte Verlegenheit geriethen Riccius: Rerum Italicarum sui temporis narrationes, Narr. . Krieg von Castro . Gar mancherlei Mittel versuchte Urban VIII. um sich das Geld zu verschaffen das er brauchte. Schon im Sep- tember 1642 ward die Bulle Sixtus V. einer neuen Er- waͤgung unterworfen, und hierauf in dem Consistorium der Beschluß gefaßt, 500000 Sc. aus dem Castell zu entneh- men Deone 20 Sett. 1642: Havendo il papa fatto studiare da legisti e theologi di potere conforme la bolla di Sisto V ces- sare denari dal tesoro dal castel Sant’ Angelo, il lunedì 22 del mese il papa tenne consistoro per il medesimo affare. — — Fu risoluto di cessare 500 m scudi d’oro, a 100 m per volte, e non prima che sia spesi quelli che al presente sono ancora in es- sere della camera. . Natuͤrlich konnte dieß nicht sehr weit reichen: man fing an, Anleihen bei dem Reste jenes Schatzes zu machen, d. i. man setzte fest, das Geld das man entnahm, in Zukunft in denselben zuruͤckzahlen zu wollen. Wir sahen schon, daß man zu persoͤnlichen Taxen schritt: oͤfter wurden sie wiederholt: der Papst zeigte den Conservatoren an, welche Summe er beduͤrfe: den Einwohnern, auch die Fremden nicht ausgeschlossen, ward alsdann ihre Quote aufgelegt. Die Hauptsache aber blieben doch immer die Auflagen. Anfangs waren sie noch wenig fuͤhlbar, z. B. eine Auf- lage auf das Schrotkorn fuͤr die Vogelbeize: bald aber folgten schwerere, auf die unentbehrlichsten Lebensbeduͤrf- nisse, Brennholz, Salz, Brot und Wein: Deone 29 Nov. 1642. Si sono imposte 3 nuove gabelle, una sopra il sale oltre l’altre, la 2 a sopra le legna, la 3 a so- pra la dogana, la quale in tutte le mercantie che vengono per — sie nahmen XIX, p. 590: Ingens opinioneque majus bellum exarsit, sed primo impetu validum, mox senescens, postremo neutrius partis fructu, imo militum rapinis indigenis exitiale, irritis conatibus prorsus inane in mutua studia officiaque abiit. 3* Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . jetzt ihren zweiten großen Schwung; sie erhoben sich 1644 bis auf 2,200000 Sc. Es versteht sich schon, daß man jede Erhoͤhung, jede neue Auflage sofort capitalisirte, einen Monte darauf gruͤndete, und ihn verkaufte. Cardi- nal Cesi, fruͤher Schatzmeister, berechnete, daß auf diese Weise 7,200000 Scudi neue Schulden gemacht worden, obwohl noch 60000 Scudi im Schatze gewesen seyen. Den ganzen Aufwand des Krieges gab man den vene- zianischen Gesandten im Jahre 1645 auf mehr als 12 Millionen an Relatione de’ IV ambasciatori: L’erario si trova nota- bilmente esausto essendoci stato affermato da più C li , aver spesi i Barberini nella guerra passata sopra 12 milioni d’oro. . In jedem Moment fuͤhlte man mehr, wie viel das zu bedeuten hatte; der Credit ward am Ende doch erschoͤpft; allmaͤhlig mußten alle Huͤlfsquellen versagen. Auch der Krieg ging nicht immer nach Wunsch. In einem Schar- muͤtzel bei Lagoscuro — 17. Merz 1644 — entkam Car- dinal Antonio nur durch die Schnelligkeit seines Pferdes der Gefangenschaft Nani: Storia Veneta lib. XII, p. 740. . Da der Papst sich taͤglich hinfaͤlli- ger fuͤhlte, so mußte er auf den Frieden denken. Die Franzosen uͤbernahmen die Vermittelung. Die Spanier vermochten so wenig an dem paͤpstlichen Hofe und hatten auch anderwaͤrts an ihrer Autoritaͤt so viel verlo- ren, daß sie dießmal ganz ausgeschlossen blieben. Fruͤher hatte der Papst oft gesagt, er wisse wohl, die terra, riscuote 7 per cento, per acqua 10 per cento. Si è cre- sciuto uno per cento d’avvantaggio, e si aspettano altre 3 ga- belle per le necessità correnti, una sopra le case, l’altra sopra li censi, la terza sopra li casali, cioè poderi nella campagna. Krieg von Castro . Absicht der Venezianer sey ihn durch Mißvergnuͤgen zu toͤdten, aber es solle ihnen nicht gelingen: er werde ihnen Stand zu halten wissen; jetzt sah er sich doch genoͤthigt alles zu bewilligen was sie forderten: den Herzog von Parma von dem Banne loszusprechen und in Castro wiederherzu- stellen. Niemals haͤtte er geglaubt, daß es so weit kom- men werde: er empfand es auf das tiefste. Noch etwas Anderes bedraͤngte ihn dann. Es schien ihm aufs neue, als habe er seine Nepoten doch wohl un- gebuͤhrlich beguͤnstigt, als werde dieß sein Gewissen vor dem Angesichte Gottes beschweren. Noch einmal rief er einige Theologen, auf die er ein besonderes Vertrauen setzte, unter denen Cardinal Lugo und Pater Lupis ein Jesuit genannt werden, zu einer Consultation in seiner Gegenwart. Die Antwort war: da sich die Nepoten S. Heiligkeit so viele Feinde gemacht, so sey es billig und fuͤr die Ehre des apostolischen Stuhles sogar nothwendig, ihnen die Mit- tel zu lassen um sich diesen Feinden zum Trotz auch nach dem Abgange des Papstes in ungeschmaͤlertem Ansehen zu erhalten Nicoletti: Vita di papa Urbano, tom. VIII. . In so schmerzlichen Zweifeln und dem bittern Gefuͤhle einer mißlungenen Unternehmung ging der Papst dem Tode entgegen. Sein Arzt hat versichert, daß er in dem Augen- blicke, in welchem er den Frieden von Castro unterzeichnen mußte, von Schmerz uͤbermannt in Ohnmacht fiel: womit die Krankheit anfing an der er starb. Er flehte den Him- mel an, ihn an den gottlosen Fuͤrsten zu raͤchen, die ihn zum Kriege genoͤthigt. Er starb am 29. Juli 1644. Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . Kaum war der paͤpstliche Stuhl von dem Mittelpunkte der europaͤischen Geschaͤfte zuruͤckgetreten, so erlitt er in den italienischen, in den Angelegenheiten des Staates eine Niederlage, wie er sie lange nicht erfahren. Auch Papst Clemens VIII. war wohl mit den Farne- sen zerfallen und hatte ihnen zuletzt Verzeihung angedeihen lassen. Jedoch that er das nur, weil er sich mit Huͤlfe der uͤbrigen italienischen Fuͤrsten an den Spaniern raͤchen wollte. Jetzt war die Lage der Dinge um vieles anders. Mit aller seiner Macht hatte Urban VIII. den Herzog von Parma angegriffen. Die vereinten Kraͤfte von Italien hat- ten die seinen erschoͤpft und ihn zu einem unguͤnstigen Frie- den genoͤthigt. Es ließ sich nicht leugnen, das Papstthum war endlich einmal entschieden im Nachtheil geblieben. Innocenz X. Gleich in dem naͤchsten Conclave zeigte sich die Ruͤck- wirkung hievon Noch immer der alte gewaltsame Zustand der Sedisvacanzen. J. Nicii Erythraei Epist. LXVIII ad Tyrrhenum 3 non. Aug. 1644. Civitas sine jure est, sine dignitate respublica. Tantus in urbe armatorum numerus cernitur quantum me alias vidisse non memini. Nulla domus est paulo locupletior quae non mi- litum multorum praesidio muniatur: ac si in unum omnes coge- rentur, magnus ex eis exercitus confici posset. Summa in urbe armorum impunitas, summa licentia: passim caedes hominum fiunt: nil ita frequenter auditur quam: hic vel ille notus homo est interfectus. . Die Nepoten Urbans VIII. fuͤhrten acht und vierzig Cardinaͤle, Creaturen ihres Oheims, ein: nie hatte es eine so starke Faction gegeben. Nichts desto min- Innocenz X. der sahen sie gar bald, daß sie den Mann ihrer Wahl, Sacchetti, nicht durchsetzen wuͤrden: die Scrutinien fielen von Tage zu Tage unguͤnstiger aus. Um nicht einen erklaͤr- ten Gegner zur Tiara kommen zu lassen, entschied sich Franz Barberini endlich fuͤr Cardinal Pamfili, der wenigstens eine Creatur Urbans VIII. war, obwohl er sich stark auf die spanische Seite neigte, obwohl der franzoͤsische Hof ihn ausdruͤcklich verbeten hatte. Am 16. September 1644 ward Cardinal Pamfili gewaͤhlt. Er nannte sich Innocenz X , zum Andenken wie man glaubt an Innocenz VIII , unter dem sein Haus nach Rom gekommen war. Hiemit aͤnderte sich nun aber auf einmal die Politik des roͤmischen Hofes. Die verbuͤndeten Fuͤrsten, namentlich die Medici, de- nen der neue Papst seine Erhebung vorzugsweise zuschrieb, gewannen jetzt Einfluß auf die Gewalt, die sie eben be- kaͤmpft hatten: jene venezianische Inschrift ward wieder her- gestellt Relatione de’ IV ambasciatori 1645. Il presente pon- tefice nel bel principio del suo governo a con publiche dimo- strationi registrate in marmi detestato le opinioni del precessore, rendendo il lustro alle glorie degli antenati di VV. EE. Man sieht wie hoch sie das aufnahmen. : in der ersten Promotion wurden fast lauter Freunde der Spanier erhoben. Die gesammte spanische Par- tei erwachte wieder, und hielt der franzoͤsischen wenigstens zu Rom das Gleichgewicht. Zunaͤchst bekamen die Barberini diesen Umschwung der Dinge zu fuͤhlen. Es laͤßt sich jetzt wohl nicht mehr aus- machen, wie viel von alle dem gegruͤndet ist, was man ihnen Schuld gab. Sie sollten sich Eingriffe in die Justiz Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . erlaubt, fremde Pfruͤnden an sich gerissen, hauptsaͤchlich sollten sie die oͤffentlichen Gelder unterschlagen haben. Der Papst beschloß, die Nepoten seines Vorgaͤngers wegen ihrer Geldverwaltung waͤhrend des Krieges von Castro zur Re- chenschaft zu ziehen Relatione delle cose correnti 25 Maggio 1646. MS Chigi. I Barberini, come affatto esclusi dal matrimonio del novello pontefice, cominciorono a machinar vastità di pensieri stimati da loro nobili. Il papa continuò ad invigilare con ogni accu- ratezza, che la discamerata camera fusse da loro sodisfatta. . Anfangs glaubten sich die Barberini durch die Pro- tection von Frankreich sicher stellen zu koͤnnen; da Maza- rini in ihrem Hause, durch ihre Befoͤrderung emporgekom- men, ließ er es ihnen jetzt an Unterstuͤtzung nicht fehlen: sie stellten die franzoͤsischen Wappen an ihren Pallaͤsten auf und begaben sich foͤrmlich in den Schutz von Frankreich. Allein Papst Innocenz erklaͤrte: er sey dazu da, um die Gerechtigkeit zu handhaben, und wenn Bourbon vor den Thoren stuͤnde, koͤnnte er davon nicht ablassen. Hierauf entfloh zuerst Antonio, der am meisten ge- faͤhrdet war, im October 1645; einige Monat spaͤter ent- fernten sich auch Franz, und Taddeo mit seinen Kindern. Der Papst ließ ihre Pallaͤste besetzen, ihre Aemter ver- theilen, ihre Luoghi di Monte sequestriren. Das roͤmische Volk stimmte ihm in seinem Verfahren bei. Am 20. Fe- bruar 1646 hielt es eine Versammlung auf dem Capitol. Es war die glaͤnzendste deren man sich erinnerte: so viel vornehme, durch Rang und Titel ausgezeichnete Personen nahmen daran Antheil. Es ward der Vorschlag gemacht, den Papst zu ersuchen, von den Auflagen Urbans VIII. Innocenz X. wenigstens die druͤckendste, die Mahlsteuer, aufzuheben. Die Angehoͤrigen der Barberini, in der Besorgniß, man werde, sobald die Steuer aufgehoben sey, die darauf gegruͤndete Schuld von ihrem Vermoͤgen bezahlen wollen, setzten sich dawider: Donna Anna Colonna, Gemahlin Taddeo Bar- berinos, ließ eine Schrift verlesen, in welcher sie an die Verdienste Urbans VIII. um die Stadt, seinen Eifer fuͤr die Handhabung der Gerechtigkeit erinnerte, und es fuͤr unziemlich erklaͤrte, wider die gesetzmaͤßigen Auflagen ei- nes so wohlverdienten Papstes einzukommen. Nichts desto minder ward der Beschluß gefaßt: ohne Anstand ging der Papst darauf ein: der Ausfall der dadurch entstand, sollte, wie man richtig vorausgesehen, von dem Vermoͤgen Don Taddeos gedeckt werden Die Stelle aus dem Diario Deone im Anhange. . Indem nun das Geschlecht des vorigen Papstes so lebhaft angegriffen und verfolgt wurde, so fragte sich — es war jetzt das wichtigste Interesse in jedem Pontifi- cat — wie das neue sich einrichten wuͤrde. Fuͤr die Ge- schichte des Papstthums uͤberhaupt ist ein wichtiges Ereig- niß, daß dieß nicht ganz so geschah wie fruͤher: obwohl der Anstoß den der Hof gab, sich eigentlich noch vermehrte. Papst Innocenz hatte gegen seine Schwaͤgerin, Donna Olimpia Maidalchina von Viterbo, besonders deshalb Ver- pflichtungen, weil sie ein bedeutendes Vermoͤgen in das Haus Pamfili gebracht hatte. Er rechnete es ihr hoch an, daß sie sich nach dem Tode seines Bruders ihres Gemahls nicht wieder hatte vermaͤhlen wollen Bussi: Storia di Viterbo p. 331. Anfangs hatte sie auch . Er selbst war da- Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . durch gefoͤrdert worden. Von jeher hatte er ihr die oͤko- nomischen Angelegenheiten der Familie uͤberlassen: jetzt er- folgte, daß sie auch auf die Verwaltung des Papstthums Einfluß bekam. Sehr bald gelangte sie zu großem Ansehen. Ihr zuerst machen die anlangenden Botschafter einen Besuch: Cardinaͤle stellen ihr Bild in ihren Gemaͤchern auf, wie man das Bild seines Fuͤrsten aufstellt: fremde Hoͤfe suchen sich ihre Gunst durch Geschenke zu erwerben. Da auch alle Anderen die an der Curie etwas suchen, diesen Weg einschlagen — man behauptet sogar, daß sie sich von geringern Aemtern die sie verschaffte eine monatliche Abgabe habe zahlen lassen, — so stroͤmen ihr die Reich- thuͤmer zu. In kurzem machte sie ein großes Haus: gab Feste, Comoͤdien, reiste, und kaufte Guͤter an. Ihre Toͤch- ter wurden in die vornehmsten, beguͤtertsten Familien ver- heirathet: die eine mit einem Ludovisi, die andere mit ei- nem Giustiniani. Fuͤr ihren Sohn Don Camillo, der von geringen Faͤhigkeiten war, hatte sie es anfangs angemesse- ner gefunden, daß er geistlich wuͤrde, und wenigstens aͤu- ßerlich die Stellung eines Cardinal Nepoten einnaͤhme Gleich Anfangs wunderte sich Jedermann daruͤber: „Io sti- mo, sagt unser Deone, 19 Nov. 1644, che sia opera della S ra donna Olimpia che ha voluto vedere il figlio cardinale e de- sidera più tosto genero che nora. : als sich aber auch fuͤr ihn Gelegenheit zu einer glaͤnzenden guten Ruf. Donna Olimpia, sagen die venez. Gesandten von 1645, è dama di gran prudenza e valore, conosce il posto in cui si trova di cognata del pontefice, gode la stima e l’affettione della S tà S., ha seco molta autorità. Innocenz X. Vermaͤhlung zeigte — indem die reichste Erbin in Rom, Donna Olimpia Aldobrandina, durch den Tod ihres Ge- mahls ledig wurde, — kehrte er in den weltlichen Stand zuruͤck und ging diese Verbindung ein. Don Camillo nun wurde hiedurch so gluͤcklich, als er nur werden konnte. Seine Gemahlin war nicht allein reich, sondern auch noch in bluͤhenden Jahren, voll An- muth und Geist: sie ergaͤnzte seine Maͤngel durch ausge- zeichnete Eigenschaften. Aber auch sie wollte herrschen. Zwi- schen der Schwiegermutter und der Schwiegertochter blieb nicht einen Augenblick Friede. Das Haus des Papstes erfuͤllte sich mit dem Hader zweier Frauen. Anfangs muß- ten sich die Neuvermaͤhlten entfernen; aber nicht lange hielten sie es aus: wider den Willen des Papstes kamen sie zuruͤck: hierauf fiel die Entzweiung aller Welt in die Augen. Donna Olimpia Maidalchina erscheint z. B. einmal waͤhrend des Carnevals in praͤchtigem Aufzuge im Corso: ihr Sohn und seine Gemahlin stehn an dem Fenster: so wie sie den Wa- gen der Mutter ansichtig werden, begeben sie sich weg. Jedermann bemerkt es: ganz Rom spricht davon Diario Deone. Ein ander Mal erzaͤhlt er wie folgt. Mer- cordì la tarda (Ag. 1648) la S ra Olimpia con ambedue le figliuole con molta comitiva passò per longo il corso: ogn’ uno credeva che ella andasse a visitare la nuora, ma passò avanti la casa senza guardarla. . Die verschiedenen Parteien suchen sich der Entzweiten zu be- maͤchtigen. Ungluͤcklicher Weise hatte Papst Innocenz eine Sinnes- weise, die sich eher eignete Zwistigkeiten dieser Art zu be- foͤrdern als sie zu heben. Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . An sich war er ein Mann von keinesweges gemeinen Eigenschaften. In seiner fruͤhern Laufbahn, in der Rota, als Nuntius, als Cardinal, hatte er sich thaͤtig, unbe- scholten und redlich gezeigt: auch jetzt bewaͤhrte er diesen Ruf. Man fand seine Anstrengungen um so außerordent- licher, da er schon 72 Jahre zaͤhlte als er gewaͤhlt wurde: „dabei mache ihn“, ruͤhmte man, „die Arbeit nicht muͤde: er sey nach derselben so frisch wie vorher: es mache ihm Vergnuͤgen Leute zu sprechen, und Jedermann lasse er aus- reden.“ Der stolzen Zuruͤckgezogenheit Urbans VIII. setzte er Zugaͤnglichkeit und muntere Laune entgegen. Besonders ließ er sich die Ordnung und Ruhe von Rom angelegen seyn. Er suchte einen Ehrgeiz darin, die Sicherheit des Eigenthums, die Sicherheit der Personen bei Tag und Nacht aufrecht zu erhalten, keine Mißhandlungen der Un- tern von den Obern, der Schwachen von den Maͤchtigen zuzulassen Relatione di Contarini 1648. Rimira solamente con ap- plicatione alla quiete dello stato ecclesiastico e particolarmente di Roma, acciò goda ciascheduno delle proprie facoltà e della libertà del praticare la notte e non rimanga l’inferiore tiran- neggiato dal superiore. . Er noͤthigte die Baronen ihre Schulden zu bezahlen. Da der Herzog von Parma seine Glaͤubiger noch immer nicht befriedigte, und der Papst sich in Rom nicht zeigen durfte ohne daß man ihm zugerufen haͤtte, er moͤge den Montisten Gerechtigkeit verschaffen, da uͤberdieß auch der Bischof von Castro, wie man glaubte, auf Veranstal- tung der herzoglichen Regierung getoͤdtet worden, so wur- den endlich auch in dieser Sache durchgreifende Schritte Innocenz X. gethan. Die Guͤter der Farnesen wurden aufs neue zum Verkauf ausgeboten: es gingen Soldaten und Sbirren nach Castro, um es im Namen der Montisten in Besitz zu neh- men Diario Deone 16 Giugno 1649. Il papa in questo ne- gotio sta posto totalmente, e mi disse: „non possiamo andare per le strade di Roma, che non si venga gridato dietro che facciamo pagare il duca di Parma. Sono sette anni che non paga, e di questa entrata devon viver molti luoghi pii e vedove e pupilli“ Man sieht, daß seine Motive nicht verwerflich sind. . Auch jetzt widersetzte sich der Herzog: er machte Versuche in den Kirchenstaat vorzudringen. Dieß Mal aber fand er keine Huͤlfe. Innocenz X. ward von den italienischen Fuͤrsten nicht mehr gefuͤrchtet, er war, wie wir sahen, eher ihr Verbuͤndeter. Castro wurde genommen und geschleift: der Herzog mußte sich bequemen jenes Land der Verwaltung der paͤpstlichen Kammer zu uͤberlassen, die sich dafuͤr verpflichtete seine Glaͤubiger zu befriedigen: er ergab sich sogar in die Bestimmung, daß er das Land ganz verlieren solle, wofern er die farnesischen Monti binnen 8 Jahren nicht getilgt habe. Das Capital betrug gegen 1,700000, die aufgelaufenen Zinsen gegen 400,000 Sc. Der Herzog schien nicht im Stande zu seyn eine so große Summe aufzubringen. In der Abkunft — die uͤbrigens wieder unter spanischer Vermittelung zu Stande kam — lag gleich damals eine erzwungene und nur nicht eingestandene Verzichtleistung. In alle diesen Verhaͤltnissen erscheint Innocenz kraͤf- tig, klug und entschlossen: er litt aber an einem Fehler, der es schwer machte mit ihm auszukommen und ihm selbst sein Leben verbitterte: er hatte zu Niemand ein unerschuͤt- Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . terliches Vertrauen, Gunst und Ungunst wechselten nach den Eindruͤcken des Augenblickes in ihm ab. Unter andern der Datar Cecchini erfuhr das. Nach- dem er lange die paͤpstliche Gnade genossen, sah er sich mit einem Male beargwoͤhnt, angefahren, getadelt, und seinem Unterbeamten nachgesetzt, jenem Mascambruno, dem spaͤter die außerordentlichsten Verfaͤlschungen nachgewiesen wor- den sind Vita del C l Cecchini scritta da lui medesimo. Scrittura contro mons r Mascambruno, con laquale s’intende che s’instruisca il processo che contro il medesimo si va fabricando; und die noch ausfuͤhrlichere Schrift Pro R. P. D. Mascambruno. MS. . Aber noch viel empfindlichere Verwickelungen entstan- den in der paͤpstlichen Familie selbst, die schon ohnehin ent- zweit war. Innocenz X. hatte nach der Vermaͤhlung Don Ca- millo Pamfilis keinen geistlichen Nepoten mehr, was doch seit langer Zeit nun einmal zu einer paͤpstlichen Hofhaltung gehoͤrte. Einst fuͤhlte er sein Herz zu besonderm Wohl- wollen bewegt, als ihm Don Camillo Astalli, ein ent- fernter Verwandter seines Hauses, vorgestellt wurde. Er faßte den Entschluß diesem jungen Menschen die Wuͤrde eines Cardinal-Nepoten zu uͤbertragen. Er nahm ihn auf in sein Haus, gab ihm Zimmer in dem Pallaste und Antheil an den Geschaͤften. Mit oͤffentlichen Feierlichkeiten, mit Freu- denschuͤssen vom Castell ließ er diese Erhebung ankuͤndigen. Doch folgte daraus nichts als lauter neue Mißhelligkeit. Die uͤbrigen Verwandten des Papstes glaubten sich zu- ruͤckgesetzt: selbst die bisher von Innocenz ernannten Car- Innocenz X. dinaͤle waren mißvergnuͤgt, daß ihnen ein Spaͤter-gekomme- ner vorgezogen wuͤrde Diario Deone 10 Sett. 1650. Discorre la corte che’l papa ha perduto il beneficio conferito a tutte le sue creature, che si tengono offese che papa habbia preferito un giovane senza esperienza a tutti loro, tra quali sono huomini di molto valore, segno che tutti l’ha per diffidenti overo inetti alla carica. In einer Schrift Osservationi sopra la futura elettione 1652 wird auch viel daruͤber discurirt. „Io credo che sia solamente un ca- priccio che all’ improviso gli venne — — conoscendo appena mons r Camillo Astalli.“ : vornehmlich aber war Donna Olimpia Maidalchina unzufrieden. Sie hatte den jungen Astalli gelobt, sie hatte ihn zum Cardinal vorgeschlagen; doch hatte sie niemals geglaubt, daß es so weit kommen wuͤrde. Zuerst ward nun sie selbst entfernt. Der weltliche Nepot und dessen Gemahlin, die, wie sich ein Zeitgenosse ausdruͤckt „eben so weit uͤber gewoͤhnliche Frauen erhaben war, wie er unter gewoͤhnlichen Maͤnnern stand“, traten in den Pallast ein. Aber nicht lange vertrugen sich der natuͤrliche welt- liche und der angenommene geistliche Nepot. Die alte Olim- pia ward wieder herbeigerufen um das Haus in Ordnung zu halten. In kurzem gelangte sie aufs neue zu ihrem gewohnten Einflusse Pallavicini: Vita di papa Alessandro VII. La scaltra vecchia passò con breve mezzo dall’ estremo della disgratia all’ estremo della gratia. . In einem Zimmer der Villa Pamfili stehn die Buͤ- sten des Papstes und seiner Schwaͤgerin. Wenn man sie mit einander vergleicht, die Zuͤge der Frau, welche Ent- Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . schlossenheit und Geist athmen, mit dem milden und aus- druckslosen Antlitz des Papstes, so wird man inne, wie es nicht allein moͤglich, sondern sogar unvermeidlich war, daß er von ihr beherrscht wurde. Nachdem sie aber wieder aufgenommen worden, wollte sie auch nicht dulden, daß die Vortheile, welche die Stel- lung eines Nepoten mit sich brachte, einem andern Hause als dem ihren zu Theil wuͤrden. Da Astalli nicht, wie sie wuͤnschte, mit ihr theilte, so ruhte sie nicht, bis er die Gunst des Papstes verlor, gestuͤrzt und aus dem Pallaste entfernt wurde, bis sie wieder ohne Nebenbuh- ler Herr im Hause war. Dagegen trat sie, durch Geschenke beguͤtigt, mit den Barberini, die indeß zuruͤckgekommen, jetzt sogar in engere Verbindung. Wie sehr mußte alle dieser Wechsel von Gnade und Ungnade, ein so unaufhoͤrlicher Hader der naͤchsten vertrau- testen Umgebung den armen alten Papst bedraͤngen! Auch der erklaͤrte Bruch kann doch die innere Hinneigung des Gemuͤthes nicht vertilgen: sie wird dadurch nur unbe- quem und peinlich, statt wie sie bestimmt waͤre zu Heiter- keit und Wohlbehagen zu fuͤhren. Ueberdieß fuͤhlte der alte Herr am Ende doch, daß er das Werkzeug weiblicher Herrsch- sucht und Habgier war: er mißbilligte es, und haͤtte es gern abgestellt, doch fuͤhlte er nicht Kraft und Entschluß dazu: auch wußte er nicht ohne sie fertig zu werden. Sein Pontificat, das ohne bemerkenswerthe Widerwaͤrtigkeiten dahinging, gehoͤrt sonst zu den gluͤcklichern: durch diese Uebelstaͤnde in Familie und Pallast ist es jedoch in schlech- ten Innocenz X. ten Ruf gerathen Pallavicini: Fra pretiosi arredi oggetto fetente e stoma- chevole — — proruppe a varie dimostrationi quasi di smanie. — — Assai temuto, niente amato, non senza qualche gloria e felicità ne’ successi esterni, ma inglorioso e miserabile per le continue o tragedie o comedie domestiche. . Innocenz X. ward dadurch per- soͤnlich noch mehr, als er es von Natur war, launisch, wankelmuͤthig, eigensinnig, sich selber beschwerlich: noch in seinen letzten Tagen finden wir ihn mit Beraubung und neuer Entfernung seiner uͤbrigen Verwandten beschaͤftigt: in diesem Unmuth starb er, 5. Januar 1655. Drei Tage lag die Leiche, ohne daß einer seiner An- gehoͤrigen, denen es nach dem Gebrauch des Hofes zuge- kommen waͤre, Sorge fuͤr die Beerdigung derselben getragen haͤtte. Donna Olimpia sagte, sie sey eine arme Witwe, das gehe uͤber ihre Kraͤfte: kein Anderer glaubte dem Ver- storbenen verpflichtet zu seyn. Ein Canonicus, der fruͤher in paͤpstlichen Diensten gestanden, aber schon lange entfernt worden war, wendete endlich einen halben Scudo daran, und ließ ihm die letzte Ehre erweisen. Glauben wir aber nicht, daß diese haͤuslichen Mißver- haͤltnisse bloß persoͤnliche Folgen gehabt haͤtten. Es liegt am Tage, daß die Nepotenregierung, die in den vorhergegangenen Pontificaten eine so vollkommene Gewalt in dem Staate, einen so maͤchtigen Einfluß auf die Kirche ausgeuͤbt hatte, nachdem sie schon in den letz- ten Jahren Urbans VIII. einen starken Stoß erlitten, jetzt nicht einmal mehr zur Darstellung gekommen war und sich ihrem Sturze naͤherte. Päpste** 4 Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . Alexander VII. und Clemens IX. Sogleich das Conclave bot einen ungewohnten An- blick dar. Mit zahlreichen Schaaren ergebener Creaturen waren bisher die Nepoten erschienen um die neue Wahl zu be- herrschen: Innocenz X. hinterließ keinen Nepoten der die Cardinaͤle seiner Wahl zusammengehalten, zu einer Faction vereinigt haͤtte. Jenem Astalli, der das Ruder nur eine kurze Zeit gefuͤhrt und keinen herrschenden Einfluß aus- geuͤbt hatte, waren sie ihre Befoͤrderung nicht schuldig, konnten sie sich auch nicht verpflichtet fuͤhlen. Seit un- vordenklicher Zeit zum ersten Male traten die neuen Car- dinaͤle mit unbeschraͤnkter Freiheit in das Conclave ein. Man schlug ihnen vor, sich von freien Stuͤcken unter ein Haupt zu vereinigen: sie sollen geantwortet haben, ein je- der habe Haupt und Fuͤße fuͤr sich selbst. Es waren groͤß- tentheils ausgezeichnete Maͤnner, von unabhaͤngiger Ge- muͤthsart; die sich wohl auch zusammenhielten — man bezeichnete sie mit dem Titel des Squadrone volante Pallavicini nennt folgende als Verbundene: Imperiale, Omodei, Borromei, Odescalco, Pio, Aquaviva, Ottobuono, Albizi, Gualtieri, Azzolini. Den Namen Squadrone brachte der spanische Gesandte auf. — aber die nun nicht mehr den Winken eines Nepoten, son- dern ihrer Ueberzeugung und Einsicht folgen wollten. Noch an dem Sterbelager Innocenz X. rief einer von ihnen, Cardinal Ottobuono, aus: „wir muͤssen einen recht- Alexander VII. schaffenen Mann suchen.“ „Sucht ihr einen rechtschaffenen Mann“, entgegnete ein anderer von ihnen, Azzolino, „dort steht ein solcher“: er zeigte auf Chigi Se vogliamo un uomo da bene, quegli è desso, et ad- ditò C l Chigi, che era indi lontano alquanto nella medesima camera (Pallavicini). . Nicht allein hatte sich Chigi uͤbrigens den Ruf eines geschickten und wohl- gesinnten Mannes erworben, sondern sich auch besonders als einen Gegner der Mißbraͤuche der bisherigen Regierungs- form gezeigt, die freilich niemals schreiender gewesen waren. Diesen Freunden gegenuͤber fand er jedoch auch, besonders in den Franzosen, maͤchtige Widersacher. Als sich Mazarin, durch die Unruhen der Fronde aus Frankreich vertrieben, an den deutschen Grenzen ruͤstete, um sich mit den Waffen in den Besitz der verlorenen Gewalt zu setzen, hatte er bei Chigi, der damals Nuntius in Coͤln war, nicht die Foͤr- derung gefunden auf die er rechnen zu duͤrfen glaubte: er hegte seitdem persoͤnlichen Widerwillen gegen denselben. Da her kam es daß es doch viel Muͤhe kostete: die Wahl- kaͤmpfe dauerten wieder einmal sehr lange; endlich aber drangen die neuen Mitglieder des Collegiums, die Squa- dronisten durch: am 7. April 1655 ward Fabio Chigi er- waͤhlt: er nannte sich Alexander VII. Dem neuen Papst war schon durch den Grundgedan- ken, der zu seiner Erhebung Anlaß gegeben hatte, die Ver- pflichtung aufgelegt ein anderes Regiment zu fuͤhren als seine naͤchsten Vorfahren: auch schien er dazu entschlossen zu seyn. Eine geraume Zeit ließ er seine Nepoten nicht nach 4* Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . Rom kommen, er ruͤhmte sich daß er ihnen keinen Pfen- nig zufließen lasse: schon flocht sein Beichtvater Pallavicini, der damals die Geschichte des tridentinischen Conciliums schrieb, eine Stelle in sein Werk ein, in welcher er Ale- xander VII. besonders wegen dieser Enthaltsamkeit gegen sein Blut einen unsterblichen Ruhm verkuͤndigte Populus, sagt er in der lateinischen Lebensbeschreibung Alexanders VII, qui prae multis vectigalibus humeris sibi ferre videbatur recentiores pontificias domos tot opibus onustas, huic Alexandri S mi magnanimitati mirifice plaudebat; — — inexpli- cabili detrimento erat et sacro imperio distributione minus aequa beneficiorum et perpetuis populi oneribus. Relatione de’ IV ambasciatori 1655. E continenza sin ora eroica quella di che S. S tà si mostra armata, escludendo dall’ adito di Roma il fra- tello, i nepoti e qualunque si pregia di congiontione di sangue seco: et è tanto più da ammirarsi questa parsimonia d’affetti verso i suoi congiunti quanto che non è distillata nella mente dalle persuasioni, ma è volontaria e natavi per propria elet- tione. . Es wird jedoch niemals leicht seyn, eine Gewohnheit die einmal eingerissen ist, zu verlassen: sie wuͤrde ja nicht haben herrschend werden koͤnnen, wenn sie nicht auch eini- ges Empfehlungswerthe, Natuͤrliche haͤtte: an jedem Hofe werden sich Leute finden die dieß hervorheben, und bei dem Herkoͤmmlichen, waͤre der Mißbrauch gleich in die Augen fallend, festzuhalten suchen. Allmaͤhlig stellte Einer und der Andere Alexander dem VII. vor, es sey nicht anstaͤndig fuͤr paͤpstliche Verwandte einfache Buͤrger einer Stadt zu bleiben, auch sey das ja gar nicht moͤglich, in Siena lasse man sich doch nicht abhal- ten seinem Hause fuͤrstliche Ehre zu erweisen, und leicht koͤnne er dadurch den h. Stuhl in Mißverhaͤltnisse mit Tos- Alexander VII. cana verwickeln: — Andere bestaͤtigten dieß nicht allein, sie fuͤgten hinzu, der Papst werde ein noch besseres Bei- spiel geben, wenn er seine Verwandten zwar annehme, aber in Schranken zu halten wisse, als wenn er sie ganz entferne: — den meisten Eindruck aber machte ohne Zweifel der Rector des Jesuitencollegiums Oliva, der geradezu erklaͤrte, der Papst begehe eine Suͤnde, wenn er seine Nepoten nicht her- beirufe: zu einem bloßen Minister wuͤrden die fremden Gesandten niemals so viel Vertrauen haben, wie zu einem Blutsverwandten des Papstes: der h. Vater werde um so viel schlechter unterrichtet werden und sein Amt nicht so gut verwalten koͤnnen Scritture politiche etc. „Un giorno Oliva prese occa- sione di dire al padre Luti“ — P. Luti war mit dem Papst auf- gewachsen, besuchte ihn haͤufig, und wuͤnschte die Berufung der Ne- poten — „che il papa era in obligo sotto peccato mortale di chiamare a Roma i suoi nepoti.“ Dann fuͤhrte er jene Gruͤnde an. . Kaum bedurfte es so vieler Gruͤnde, um den Papst zu bewegen, der ohnehin dahin neigte: am 24. April 1656 stellte er in dem Consistorium die Frage auf, ob es den Cardinaͤlen seinen Bruͤdern gut scheine, daß er sich seiner Verwandten zum Dienste des apostolischen Stuhles bediene. Man wagte nicht zu widersprechen: kurz darauf langten sie an Pallavicini: In quei primi giorni i partiali d’Alessandro non potean comparir in publico senza soggiacere a mordaci scherni. . Der Bruder des Papstes Don Mario bekam die eintraͤglichsten Aemter, die Aufsicht uͤber die Annona, die Gerechtigkeitspflege im Borgo: dessen Sohn Flavio ward Cardinal Padrone und hatte in kurzem 100000 Sc. geistli- Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . cher Einkuͤnfte: ein anderer Bruder des Papstes, den derselbe besonders geliebt, war bereits gestorben: dessen Sohn Ago- stino ward zur Gruͤndung der Familie ausersehen: mit den schoͤnsten Besitzthuͤmern, dem unvergleichlichen Ariccia, dem Principat Farnese, dem Pallast an Piazza Colonna, vielen Luoghi di Monte ward er nach und nach ausgestattet, und mit einer Borghese vermaͤhlt Vita di Alessandro VII 1666. Il principato Farnese, che vale 100 m scudi, la Riccia, che costa altrettanto, il palazzo in piazza Colonna, che finito arriverà ad altri 100 m sc., for- mano bellissimi stabili per Don Augustino, et aggiuntovi i luo- ghi di monte et altri officii comprati faranno gli stabili di una sola testa più di mezzo milione, senza le annue rendite di 25 m sc. che gode il commendator Bichi, e senza ben 100 m e più sc. d’entrata che ogni anno entrano nella borsa del C l Chigi. Das sind natuͤrlich Berechnungen wie man sie damals im Gespraͤch des Ta- ges anstellen mochte und denen kein hoͤherer Werth zuzuschreiben ist. . Ja diese Gunst ward auch auf entferntere Verwandte, z. B. den Commendatore Bichi, der zuweilen in dem Kriege von Candia erscheint, auf die Sanesen uͤberhaupt ward sie ausgedehnt. Und so schien wohl alles geworden zu seyn, wie es fruͤher war. Indessen war dieß doch nicht der Fall. Flavio Chigi besaß bei weitem nicht die Autoritaͤt Pietro Aldobrandinos oder Scipione Caffarellis oder Franz Barberinos: auch strebte er nicht danach: es hatte fuͤr ihn keinen Reiz, zu regieren: er beneidete eher seinen weltlichen Vetter Agostino, dem ohne viel Muͤhe und Arbeit der wesentliche Genuß zuzufallen schien. Ja Alexander VII. selbst regierte lange nicht mehr mit der alleinherrschenden Eigenmacht seiner Vorfahren. Noch unter Urban VIII. ward eine Congregatione di Alexander VII. stato eingerichtet, in der die wichtigsten allgemeinen Staats- angelegenheiten durch Berathung zum Beschluß gebracht werden sollten, doch wollte sie da noch wenig bedeuten. Unter Innocenz X. ward sie schon um vieles wichtiger. Pancirolo, Secretaͤr dieser Congregation, der erste ausge- zeichnete Mann in dieser Wuͤrde der ihr spaͤteres Ansehen begruͤndete, hatte bis zu seinem Tode den groͤßten Antheil an der Regierung Innocenz X; und ihm vor allem wird es zugeschrieben, daß sich damals kein Nepot in der Ge- walt festsetzen konnte. Chigi selbst bekleidete eine Zeit lang diese Stelle. Jetzt erlangte sie Rospigliosi. Er hatte die auswaͤrtigen Geschaͤfte bereits vollkommen in seinen Haͤn- den. Neben ihm war Cardinal Corrado von Ferrara in Sachen der kirchlichen Immunitaͤt maͤchtig; die Leitung der geistlichen Orden hatte Monsignore Fugnano; theologische Fragen entschied Pallavicin. Die Congregationen, welche unter den fruͤhern Paͤpsten wenig bedeutet, gelangten wieder zu Ansehen und eigenthuͤmlicher Wirksamkeit. Schon hoͤrte man behaupten: dem Papste stehe eigentlich nur in geistli- chen Sachen die absolute Selbstentscheidung zu: in allen weltlichen Geschaͤften dagegen, wenn er Krieg anfangen, Frie- den schließen, ein Land veraͤußern, eine Auflage einfordern wolle, muͤsse er die Cardinaͤle um Rath fragen Giac. Quirini. I cardinali, particolarmente C l Albicci, pretendevano che il papa potesse disporre d’indulgenze, — — ma per pace e guerra, alienatione di stati, impositione di ga- belle dovrebbe ricorrere ai cardinali. . In der That nahm Papst Alexander VII. an der Staatsverwal- tung nur wenig thaͤtigen Antheil. Zwei Monat ging er Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . aufs Land nach Castelgandolfo, wo dann die Geschaͤfte ge- flissentlich vermieden wurden: wenn er in Rom war, wur- den die Nachmittage der Literatur gewidmet: Schriftsteller erschienen, lasen ihre Werke vor; der Papst liebte es seine Verbesserungen anzubringen. Auch in den Fruͤhstunden war es schwer, fuͤr eigentliche Geschaͤfte bei ihm Audienz zu be- kommen. „Ich diente“, sagt Giacomo Quirini, „42 Monat bei Papst Alexander: ich erkannte, daß er nur den Namen eines Papstes hatte, nicht der Gebrauch des Papstthums. Von jenen Eigenschaften, die er als Cardinal entwickelt, Lebhaftigkeit des Geistes, Talent zur Unterscheidung, Ent- schlossenheit in schwierigen Faͤllen, Leichtigkeit sich auszu- druͤcken, fand man keine Spur mehr: die Geschaͤfte wur- den von der Hand gewiesen: er dachte nur darauf in un- gestoͤrter Seelenruhe zu leben“ datosi quel capo alla quiete dell’ animo, al solo pen- siere di vivere, e con severo divieto ripudiato il negotio. . Zuweilen empfand und mißbilligte auch Alexander die- sen Zustand. Wenn seine Unterhandlungen mißgluͤckten, gab er es den Interessen der Cardinaͤle Schuld. Noch in sei- nem Irrereden kurz vor seinem Tode hoͤrte man ihn davon sprechen. Da es aber die Natur, der Gang der Dinge so mit sich brachte, so blieb es nun auch ferner dabei. Jene Cardinaͤle des Squadrone, die zur Wahl Ale- xanders VII. das Meiste beigetragen, und unter seiner gan- zen Regierung ein großes Ansehen behauptet hatten, gaben auch nach dem Tode desselben in dem neuen Conclave den Ausschlag. Nur daß sie dieß Mal mehr im Einverstaͤnd- Clemens IX. nisse mit Frankreich waren. Am 20. Juni 1667 ward der bisherige Staatssecretaͤr Rospigliosi unter dem Namen Cle- mens IX. auf den paͤpstlichen Thron erhoben Quirini. Dalle pratiche di volanti, ch’in vero ebbero il merito della presente elettione, successe che Chigi con mal re- golato consiglio e fuori di tempo et ordine si dichiarò in sala regia nell’ entrare in capella allo scrutinio, che acconsentiva alla nomina di Rospigliosi. — — Ottoboni inanzi dell’ adora- tione fu dichiarato prodatario, Azzolini segretario di stato. . Alle Stimmen vereinigten sich, daß es der beste, guͤ- tigste Mensch sey der sich nur finden lasse. Wohl war er nicht so thaͤtig wie wohlgesinnt: man verglich ihn mit ei- nem Baume von vollkommenem Geaͤste, welcher Laub die Fuͤlle und vielleicht auch Bluͤthen aber keine Fruͤchte her- vorbringe: aber alle jene moralischen Tugenden die auf einer Abwesenheit von Fehlern beruhen, Reinheit der Sitten, Be- scheidenheit, Maͤßigung, besaß er in hohem Grade. Er war der erste Papst der in der Beguͤnstigung seiner Nepoten wirklich Maaß hielt. Sie wurden nicht geradezu entfernt gehalten, sie bekamen die gewoͤhnlichen Stellen und stifteten selbst eine neue Familie: aber dieß geschah nur dadurch, daß sich eine Gelegenheit fand einen jungen Rospigliosi mit einer reichen Erbin, einer Pallavicina von Genua, zu vermaͤhlen. Die Beguͤnstigungen, die sie von ihrem Oheim genossen, waren sehr gemaͤßigt: das oͤffentliche Ver- moͤgen eigneten sie sich nicht an, es waͤre denn, daß ihnen Luoghi di Monte gegeben worden waͤren: die Geschaͤfte, die Gewalt theilten sie nicht unter sich. Hierin liegt nun die groͤßte Umwandlung. Bisher waren bei jeder Thronbesteigung die Beamten Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . entweder saͤmmtlich oder doch groͤßtentheils veraͤndert wor- den: der Charakter, die Bewegung des Hofes beruhten darauf: zuerst Clemens IX. stellte dieß ab: er wollte Nie- mand mißvergnuͤgt machen: außer in einigen wenigen ho- hen Stellen bestaͤtigte er alle Beamte die er fand Grimani: Relatione. I suoi corteggiani sono mal so- disfatti, per non haver volsuto rimuovere alcuno de’ ministri et officiali di quelli dell’ antecedente pontefice, come sempre costu- marono di far gli altri pontefici. Schon tadelt man das, weil er seine Nepoten ohne die gehoͤrige Stuͤtze lassen werde. Quelli che ha- vevano ricevute le cariche di Alessandro VII, benchè non ri- mossi da Clemente, conserveranno l’obligatione agli eredi di Alessandro. . In jenen setzte er Cardinaͤle wie Ottobuono und Azzolino ein, Mitglieder des Squadrone, die die letzten Wahlen geleitet und ohnehin maͤchtig. Die bisherigen Nepoten zu verfol- gen, wie es bei so vielen Pontificaten uͤblich gewesen, war er weit entfernt: die Empfehlungen Flavio Chigi’s galten bei ihm nicht viel weniger als unter Alexander: die Be- guͤnstigungen gingen ferner durch die Hand desselben: es blieb alles wie es war. Wie sehr sahen sich die Landsleute des Papstes, die Pistojesen getaͤuscht. Sie hatten auf Beguͤnstigungen ge- rechnet, wie sie so vielen Sanesen so eben zu Theil gewor- den: sie hatten, sagt man, so viele ihrer in Rom waren, schon vornehme Sitten angenommen und angefangen auf Edelmannsparole zu schwoͤren: wie schmerzlich erstaunten sie, daß die Stellen auf welche sie hofften, nicht einmal erledigt, geschweige denn ihnen zugetheilt wurden. Wohl ließ auch Clemens IX. die Freigebigkeit nicht vermissen, mit der die Paͤpste ihre Thronbesteigung zu Clemens IX. bezeichnen pflegten: er ging darin sogar ungewoͤhnlich weit: in seinem ersten Monat hat er uͤber 600000 Sc. ver- schenkt. Aber dieß kam weder seinen Landsleuten zu Gute, noch selbst seinen Nepoten, denen man sogar Vorstellungen uͤber diese Vernachlaͤssigung ihrer Interessen machte considerandogli che con tanta profusione d’oro e d’ar- gento una lunga catena per la povertà della loro casa lavora- vano (Quirini). , son- dern es ward unter die Cardinaͤle, unter die vorwaltenden Mitglieder der Curie uͤberhaupt vertheilt. Schon wollte man glauben, es seyen Stipulationen des Conclave dabei im Spiele, doch findet sich davon keine deutliche Spur. Es entspricht auch dieß vielmehr der allgemeinen Entwickelung, wie sie sich waͤhrend dieser Epoche fast in dem gesammten uͤbrigen Europa vollzog. Es hat keine Zeit gegeben welche der Aristokratie guͤn- stiger gewesen waͤre, als die Mitte des siebzehnten Jahr- hunderts: wo uͤber den ganzen Umfang der spanischen Mo- narchie hin die Gewalt wieder in die Haͤnde des hoͤchsten Adels gerieth, dem sie fruͤhere Koͤnige entzogen hatten; wo die englische Verfassung unter den gefaͤhrlichsten Kaͤm- pfen den aristokratischen Charakter ausbildete, den sie bis in unsere Zeiten behalten; die franzoͤsischen Parlamente sich uͤberredeten, eine aͤhnliche Rolle spielen zu koͤnnen wie das englische; in allen deutschen Territorien der Adel ein entschiedenes Uebergewicht bekam, ein und das andere aus- genommen, in welchem ein tapferer Fuͤrst unabhaͤngige Be- strebungen durchfocht; wo die Staͤnde in Schweden nach einer unzulaͤßigen Beschraͤnkung der hoͤchsten Gewalt trach- Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . teten, und der polnische Adel zu vollkommener Autonomie gelangte. So geschah es nun auch in Rom: eine zahl- reiche, maͤchtige und reiche Aristokratie umgibt den paͤpst- lichen Thron; die schon gebildeten Geschlechter beschraͤnken das aufkommende; aus der Selbstbestimmung und durch- greifenden Kuͤhnheit der Monarchie geht die geistliche Ge- walt in die Berathung, Ruhe und Gemaͤchlichkeit einer aristokratischen Verfassung uͤber. Unter diesen Umstaͤnden nahm der Hof eine veraͤn- derte Gestalt an. In jenem unaufhoͤrlichen Zustroͤmen der Fremden, die daselbst ihr Gluͤck suchten, in dem ewigen Wechsel der Emporkoͤmmlinge trat ein sehr bemerklicher Stillstand ein; es hatte sich eine stehende Population ge- bildet, deren Erneuerung in einem bei weitem geringeren Maaße Statt fand. Werfen wir einen Blick auf die- selbe. Elemente der römischen Bevölkerung. Fangen wir von den hoͤchsten Kreisen an, die wir eben beruͤhrten. Da bluͤhten noch jene altberuͤhmten roͤmischen Ge- schlechter: Savelli, Conti, Orsini, Colonna, Gaetani. Die Savelli besaßen noch ihre alte Gerichtsbarkeit der Corte Savella, mit dem Rechte alle Jahr einen Verbrecher von der Todesstrafe zu befreien Discorso del dominio temporale e spirituale del sommo pontefice 1664. ; die Damen des Hauses verließen nach unvordenklichem Herkommen ihren Pallast Elemente der roͤmischen Bevoͤlkerung . entweder niemals, oder doch nur in dicht verschlossener Car- rosse. Die Conti bewahrten in ihren Vorsaͤlen die Bil- der der Paͤpste die aus ihrem Hause entsprossen waren. Nicht ohne Selbstgefuͤhl erinnerten sich die Gaetani an Bo- nifacius VIII: sie meinten, und man war geneigt es ihnen zuzugestehn, der Geist dieses Papstes ruhe auf ihnen. Colonna und Orsini ruͤhmten sich, daß Jahrhunderte lang kein Friede zwischen den christlichen Fuͤrsten geschlossen wor- den, in welchen man sie nicht namentlich eingeschlossen haͤtte Descrittione delle famiglie nobili Romane, MS auf der Marcusbibliothek VI, 237 und 234. . Wie maͤchtig sie aber auch fruͤher gewesen seyn mochten, so verdankten sie doch ihre damalige Bedeutung vor allem ihrer Verbindung mit der Curie und den Paͤp- sten. Obwohl die Orsini die schoͤnsten Besitzungen hatten, die ihnen bei 80000 Sc. haͤtten einbringen sollen, so wa- ren sie doch durch eine nicht wohl berechnete Freigebigkeit sehr heruntergekommen, und bedurften der Unterstuͤtzung aus geistlichen Aemtern. Der Contestabile Don Filippo Co- lonna hatte seine Vermoͤgensumstaͤnde eben erst durch die Erlaubniß Urbans VIII. die Zinsen seiner Schuld herab- zusetzen, und durch die geistlichen Pfruͤnden zu denen vier Soͤhne von ihm befoͤrdert wurden, wiederherzustellen ver- mocht Almaden: Relatione di Roma. Il primogenito è Don Federico principe di Botero: il secondo Don Girolamo cardi- nale, cuore del padre e meritamente per esser signore di tutta bontà: il terzo Don Carlo, il quale dopo diversi soldi di Fian- dra e di Germania si fece monaco ed abate Casinense: il quarto Don Marc Antonio, accasato in Sicilia: il quinto Don Prospero . Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . Denn schon lange war es herkoͤmmlich, daß die neu- aufkommenden Geschlechter mit diesen altfuͤrstlichen Fami- lien in genaue Beziehung traten. Unter Innocenz X. bestanden eine Zeit lang gleichsam zwei Factionen, zwei große Verwandtschaften. Mit den Pamfili waren Orsini, Cesarini, Borghesi, Aldobrandini, Ludovisi, Giustiniani vereinigt; ihnen gegenuͤber Colonne- sen und Barberini. Durch die Versoͤhnung der Donna Olimpia mit den Barberini ward die Vereinigung allge- mein: sie umschloß alle namhaften Geschlechter. Eben in diesem Kreise bemerken wir jetzt eine Ver- aͤnderung. Fruͤher hatte die regierende Familie alle Mal die große Rolle gespielt, die Vorgaͤnger verdraͤngt, durch die Erwerbung groͤßerer Reichthuͤmer in Schatten gestellt. Jetzt war dieß nicht mehr moͤglich: einmal weil die aͤltern Haͤuser durch wechselseitige Verheirathungen oder durch gute Wirthschaft schon allzureich geworden waren, sodann auch weil die Schaͤtze des Papstthums sich allmaͤhlich erschoͤpf- ten. Die Chigi konnten nicht mehr daran denken, ihre Vorgaͤnger zu uͤberbieten: die Rospigliosi waren weit ent- fernt danach zu trachten: schon genug, wenn sie dahin ge- langten unter sie aufgenommen zu werden. In irgend einem geistigen Product, einer Sitte, einem Gebrauch wird sich jede Gesellschaft darstellen, so zu sagen, abspiegeln: das merkwuͤrdigste Product dieser roͤmischen Ge- sellschaft und ihres Lebens unter einander war das Cere- moniell des Hofes. Nie hat es uͤberhaupt eine Epoche ge- commendatore di S. Giovanni: il sesto Don Pietro abbate se- colare Stroppio della persona, ma altrettanto fatica d’ingegno. Elemente der roͤmischen Bevoͤlkerung . geben in welcher man strenger auf das Ceremoniell gehalten haͤtte als damals; es entspricht den aristokratischen Ten- denzen derselben uͤberhaupt; daß es in Rom so vorzugs- weise ausgebildet ward, mag daher ruͤhren, weil dieser Hof den Vorrang vor allen andern in Anspruch nahm, und dieß in gewissen Aeußerlichkeiten auszudruͤcken suchte Ueber diese Versuche klagt unter andern 1627 23. Febr. der franzoͤsische Gesandte Bethune bei Siri Memorie rec. VI, p. 262. weil auch hier die Gesandten von Frankreich und Spanien von jeher um den Vortritt gestritten hatten. Da gab es denn unzaͤhlige Rangstreitigkeiten: zwischen den Gesandten und den hoͤhern Beamten z. B. dem Governatore; zwi- schen den Cardinaͤlen die zugleich in der Rota saßen, und den uͤbrigen; zwischen so vielen andern Corporationen von Beamten; zwischen den verschiedenen Geschlechtern, z. B. Orsini und Colonnen. Papst Sixtus V. hatte vergebens bestimmt, daß immer der aͤlteste aus beiden Haͤusern den Vortritt haben sollte: war dieß ein Colonna, so erschienen die Orsini nicht; war es ein Orsino, so blieben die Co- lonna weg: aber ihnen selbst raͤumten Conti und Savelli nur ungern und unter unaufhoͤrlichen Protestationen den hoͤhern Rang ein. Die Unterscheidungen waren auf das genaueste bestimmt; den Verwandten des Papstes z. B. wurden bei ihrem Eintritt in die paͤpstlichen Gemaͤcher beide Fluͤgel der Thuͤre eroͤffnet, andere Baronen oder Cardinaͤle mußten sich mit einem begnuͤgen. Eine sonderbare Art von Ehrenbezeugung hatte sich eingefuͤhrt: man hielt mit seiner Carrosse an, wenn man dem Wagen eines Hoͤheren, eines Goͤnners begegnete. Es war, wie man behauptet, zuerst Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . Marchese Mattei, der dem Cardinal Alessandro Farnese diese Ehre erwies: auch dieser Cardinal hielt alsdann an, und sie sprachen einige Worte In der Barberina sah ich einen besondern Aufsatz hieruͤber: Circa il fermar le carrozze per complimento e come s’introdusse in uso. . Bald folgten Andere dem Bei- spiel. Die Botschafter empfingen diesen Beweis von Hoch- achtung von ihren Landsleuten: es ward ein allgemeiner Ge- brauch, so hoͤchst unbequem er auch war, eine allgemeine Pflicht. Eben an das Nichtsbedeutende haͤngt sich die Ei- genliebe am staͤrksten: man ist damit entschuldigt, daß man seinen Angehoͤrigen oder den Gleichgestellten nichts verge- ben duͤrfe. Gehn wir eine Stufe weiter herab. In der Mitte des 17. Jahrhunderts rechnete man in Rom ungefaͤhr funfzig adliche Familien die 300, fuͤnf und dreißig die 200, sechszehn die 100 Jahr alt seyen. Hoͤ- her hinauf wollte man keine gelten lassen, und auch diesen schrieb man ein geringfuͤgiges und niedriges Herkommen zu Almaden: La maggior parte delle famiglie oggi stimate a Roma nobili vengono da basso principio, come da notaro, speziale che sarebbe da sopportare, ma dell’ arte puzzolente della concia di corame. Io benchè sappia particolarmente l’o- rigine, non però lo scrivo per non offendere alcuno. . Urspruͤnglich war ein großer Theil von ihnen in der Campagna angesessen. Ungluͤcklicher Weise aber ließen sie sich, wie wir schon beruͤhrten, in der Zeit, in welcher die Luoghi di Monte hohe Zinsen trugen, verleiten ihre Guͤ- ter großentheils an die Nepotenfamilien zu verkaufen und den Ertrag in den paͤpstlichen Monti anzulegen. Anfangs schien Elemente der roͤmischen Bevoͤlkerung . schien dieß kein unbedeutender Vortheil. Die Nepoten be- zahlten sehr gut, ostmals uͤber den Werth: die Zinsen aus den Luoghi di Monte, die man ohne Muͤhe einzog, beliefen sich hoͤher, als der Ueberschuß der sorgfaͤltigsten Bearbeitung des Landes gestiegen seyn wuͤrde. Jedoch wie bald beka- men sie zu fuͤhlen, daß sie liegende Gruͤnde in fluͤchtige Ca- pitalien umgewandelt hatten. Alexander VII. sah sich zu Reductionen der Monti veranlaßt, durch welche der Credit erschuͤttert wurde und der Werth der Luoghi gewaltig sank. Es war keine Familie die nicht dabei verloren haͤtte. Neben ihnen erhoben sich aber zahlreiche andere neue Geschlechter. Eben wie die Paͤpste verfuhren auch die Car- dinaͤle und Praͤlaten der Curie, ein jeder natuͤrlich nach dem Maaße seines Vermoͤgens. Auch sie versaͤumten nicht aus dem Ueberschusse der kirchlichen Einkuͤnfte ihre Nepoten zu bereichern, Familien zu gruͤnden. Andere erhoben sich durch Anstellungen in der Justiz. Nicht wenige kamen als Wechs- ler durch die Geschaͤfte der Dataria empor. Man zaͤhlte in unserer Zeit 15 florentinische, 11 genuesische, 9 portu- giesische, 4 franzoͤsische Familien die hiedurch in Aufnahme gekommen, mehr oder weniger, je nachdem sie Gluͤck und Talent gehabt: einige unter ihnen, deren Ruf nicht mehr von den Geschaͤften des Tages abhing, Koͤnige des Gel- des — unter Urban VIII. die Guicciardini, Doni, denen sich Giustiniani, Primi, Pallavicini zugesellten Almaden: Non passano ancora la seconda generatione di cittadinanza Romana, — — son venute da Fiorenza e Genova coll’ occasione del danaro — — molte volte mojono nelle fascie. . Auch ohne Geschaͤfte dieser Art wanderten noch immer angesehene Päpste** 5 Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . Familien ein, nicht allein von Urbino, Rieti, Bologna, sondern auch von Parma und Florenz. Die Einrichtung der Monti und die kaͤuflichen Aemter luden dazu ein. Lange Zeit waren die Luoghi di Monte ein sehr gesuchter Besitz: besonders die vacabili, die eine Art Leibrenten bilden soll- ten und deshalb 10½ Proc. Zinsen trugen, aber nicht al- lein in der Regel von den Aeltern auf die Juͤngern uͤber- tragen, sondern auch, wenn man dieß versaͤumt hatte, ge- radezu vererbt wurden: ohne Schwierigkeit bot die Curie ihre Hand dazu. Nicht anders ging es mit den kaͤuflichen Aemtern. Sie haͤtten mit dem Tode des Inhabers an die Kammer zuruͤckfallen sollen: deshalb war der Ertrag den sie abwarfen, im Verhaͤltniß zu dem urspruͤnglich eingezahlten Capital so bedeutend, und doch in der That reine und wahre Rente, da dem Inhaber keine Pflicht der Verwaltung ob- lag: aber ohne viel Schwierigkeit konnte auch hier die Uebertragung bewirkt werden. Manches Amt ist ein Jahr- hundert lang nicht wieder vacant geworden. Die Vereinigung der Beamten, der Montisten in Col- legien gab ihnen eine gewisse Repraͤsentation, und obwohl man ihnen ihre Rechte nach und nach verkuͤmmerte, so hat- ten sie doch immer eine selbstaͤndige Stellung. Das ari- stokratische Princip, mit Credit- und Staatsschuldenwesen merkwuͤrdig verschmolzen, das diesen ganzen Staat durch- drang, war auch ihnen foͤrderlich. Fremde fanden sie doch zuweilen allzu anmaßend. Um so viele besitzende, emporstrebende, nach und nach immer mehr fixirte Geschlechter her, denen die Einkuͤnfte der Kirche uͤberhaupt zu Gute kamen, bildete sich nun Elemente der roͤmischen Bevoͤlkerung . auch die geringere Volksclasse immer zahlreicher und fe- ster an. Wir haben Listen der roͤmischen Bevoͤlkerung uͤbrig, aus deren Vergleichung in den verschiedenen Jahren sich fuͤr die Bildung derselben ein recht merkwuͤrdiges Resultat ergibt. Nicht daß sie im Ganzen sehr rasch gestiegen waͤre: dieß koͤnnte man nicht sagen: im Jahre 1600 fin- den wir gegen 110000, sechs und funfzig Jahre darnach etwas uͤber 120000 Einwohner, und dieser Fortschritt hat nichts Außerordentliches: aber es bildete sich hier ein an- deres, der Bemerkung werthes Verhaͤltniß. Fruͤher war die roͤmische Einwohnerschaft sehr fluͤchtig gewesen: von 80000 sank die Seelenzahl unter Paul IV. auf 50000; wenige Jahrzehnte darauf erhob sie sich uͤber 100000. Das ruͤhrte daher weil es meist ledige Maͤnner waren, die den Hof bildeten, welche keine bleibende Staͤtte daselbst hat- ten. Jetzt fixirte sich die Bevoͤlkerung in ansaͤßigen Familien. Schon gegen Ende des sechszehnten Jahrhunderts fing dieß an: hauptsaͤchlich aber geschah es in der ersten Haͤlfte des siebzehnten. Rom hatte im Jahre 1600 109729 Einw. und 20019 Familien; 1614 115643 21422 1619 106050 24380 1628 115374 24429 1644 110608 27279 1653 118882 29081 1656 120596 30103 Die Verzeichnisse aus denen diese Zahlen gezogen sind, fin- . 5* Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . Wir sehen, die allgemeine Anzahl der Einwohner nimmt in einem und dem andern Jahre sogar wieder ab: in regel- maͤßigem Fortschritte dagegen vermehrt sich die Zahl der Familien. In jenen sechs und funfzig Jahren stieg sie um mehr als zehntausend: was nun allerdings um so mehr sagen will, da der Anwachs der Einwohner uͤberhaupt eben auch nur dieselbe Zahl darbietet. Die Schaar der ledi- gen Maͤnner welche ab und zustroͤmten, ward geringer: die Masse der Bevoͤlkerung setzte sich dagegen auf immer fest. In jenem Verhaͤltniß ist sie mit unbedeutenden auf Krankheiten und der natuͤrlichen Ergaͤnzung beruhenden Ab- wandlungen seitdem verblieben. Nach der Ruͤckkehr der Paͤpste von Avignon und der Beilegung des Schismas hat sich die Stadt, die damals zu einem Dorfe zu werden drohte, um die Curie her ge- bildet. Erst mit der Macht und dem Reichthume der pa- palen Geschlechter jedoch, seitdem weder innere Unruhen noch auch auswaͤrtige Feinde zu befuͤrchten waren, seitdem die Rente die man aus den Einkuͤnften des Staates oder der Kirche zog, einen muͤhelosen Genuß gewaͤhrte, kam eine zahl- reiche ansaͤßige Bevoͤlkerung zu Stande. Ihr Gluͤck und Besitz schrieb sich, sey es durch unmittelbare Begabung oder durch mittelbaren Vortheil, alle Mal von der Bedeu- tung der Kirche und des Hofes her: es waren eigentlich alles Emporkoͤmmlinge, wie die Nepoten selbst. Bisher waren die bereits Einheimisch-gewordenen durch frische Ansiedler, die besonders aus der Vaterstadt jedes den sich handschriftlich in der Barberina. Ein spaͤteres, von 1702 bis 1816, hat Cancellieri del tarantismo di Roma p. 73. Elemente der roͤmischen Bevoͤlkerung . neuen Papstes zahlreich herbeistroͤmten, unaufhoͤrlich ver- mehrt und verjuͤngt worden: bei der Gestalt, die der Hof jetzt annahm, hoͤrte dieß auf. Unter dem Einflusse je- ner großen Welteinwirkung, die der roͤmische Stuhl durch die Restauration des Katholicismus uͤberhaupt gewonnen, war auch die Hauptstadt gegruͤndet worden; da hatten sich die roͤmischen Geschlechter gebildet die noch heute bluͤhen: seitdem die Ausbreitung des geistlichen Reiches inne hielt, hoͤrte mit der Zeit auch die Bevoͤlkerung auf zu wachsen. Wir koͤnnen sagen: sie ist ein Product jener Epoche. Ja die moderne Stadt uͤberhaupt, wie sie noch heute die Aufmerksamkeit des Reisenden fesselt, gehoͤrt großen- theils demselben Zeitraum der katholischen Restauration an. Werfen wir auch darauf einen Blick. Bauwerke der Päpste. Wir haben eroͤrtert, wie großartige Bauunternehmun- gen Sixtus V. ausfuͤhrte, aus welchen Gesichtspunkten der Kirche und Religion er dieß that. Clemens VIII. folgte ihm darin nach. In S. Gio- vanni und S. Peter gehoͤren ihm einige der schoͤnsten Ca- pellen: er hat die neue Residenz im Vatican gegruͤndet: der Papst und der Staatssecretaͤr wohnen noch heut zu Tage in den Gemaͤchern die er erbaut hat. Vornehmlich aber ließ es Paul V. seinen Ehrgeiz seyn, mit dem Franciscaner zu wetteifern. „In der ganzen Stadt“, sagt eine gleichzeitige Lebensbeschreibung von ihm, „hat er Huͤgel geebnet: wo es Winkel und Kruͤmmungen gab, weite Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17 Jahrh . Aussichten eroͤffnet, große Plaͤtze aufgethan, und sie durch die Anlage neuer Gebaͤude noch herrlicher gemacht: das Wasser das er herbeigefuͤhrt, ist nicht mehr das Spiel einer Roͤhre, es bricht hervor wie ein Strom. Mit der Pracht seiner Pallaͤste wetteifert die Abwechselung der Gaͤrten die er angelegt. In dem Innern seiner Privatcapellen glaͤnzt alles von Gold und Silber; mit Edelsteinen sind sie nicht sowohl geschmuͤckt als erfuͤllt. Die oͤffentlichen Capellen erheben sich wie Basiliken, die Basiliken wie Tempel, die Tempel wie marmorne Berge.“ Vita Pauli V compendiose scripta. MS Barb. Wir sehen wohl, nicht das Schoͤne und Angemessene, sondern das Praͤchtige und Colossale lobt man an seinen Werken, wie es diese auch aussprechen. In S. Maria Maggiore errichtete er der Capelle Six- tus V. gegenuͤber eine noch bei weitem glaͤnzendere, durch- aus vom kostbarsten Marmor. Noch weiter als Sixtus V , fuͤnf und dreißig Miglien weit her, fuͤhrte er das Wasser das seinen Namen traͤgt, die Aqua Paolina, nach dem Janiculus: der Fontana und dem Moses Sixtus V. aus der Ferne gegenuͤber, bricht sie, beinahe fuͤnfmal so stark wie diese, in vier gewaltigen Armen hervor. Wer war nicht hier, diese altberuͤhmten Huͤgel zu besuchen, die Porsena angriff, jetzt lauter Wein- garten, Obstgarten und Ruine: man uͤbersieht Stadt und Land bis zu den entfernten Bergen, die der Abend mit wundervoll farbigem Dufte, wie mit einem durchsichtigen Schleier, bedeckt. Von dem Getoͤse des hervorbrechenden Wassers wird die Einsamkeit herrlich belebt. Was Rom Bauwerke der Paͤpste . von allen andern Staͤdten unterscheidet, ist der Ueberfluß des Wassers, die Menge der Springbrunnen. Zu diesem Reize traͤgt die Aqua Paolina wohl das Meiste bei. Sie erfuͤllt die unvergleichlichen Fontaͤnen des Petersplatzes. Unter dem Ponte Sisto wird sie nach der eigentlichen Stadt geleitet: die Brunnen an dem farnesischen Pallaste und wei- ter viele andere werden von ihr gespeist. Hatte nun Sixtus V. die Kuppel von S. Peter auf- gefuͤhrt, so unternahm Paul V. die Kirche uͤberhaupt zu vollenden Magnificentia Pauli V, seu publicae utilitatis et splendo- ris opera a Paulo vel in urbe vel alibi instituta. MS. Unius Pauli jussu impensisque instructa ejus templi pars cum reliquis ab omnibus retro pontificibus exstructis partibus merito conferri potest. . Er fuͤhrte das im Sinne seiner Zeit im groͤß- ten Maaßstabe aus. Heut zu Tage saͤhe man wohl lie- ber den urspruͤnglichen Plan Bramantes und Michel An- gelos befolgt: dagegen hat das Unternehmen Pauls V. den Sinn des siebzehnten und des achtzehnten Jahrhunderts vollkommen befriedigt. Es ist wahr, es sind ungeheure Dimensionen: wer wollte diese Fa ç ade schoͤn finden? Aber es ist alles heiter, bequem, großartig. Das Colossale des Gebaͤudes, der Platz, der Obelisk und die gesammte Um- gebung bringen den Eindruck des Gigantischen hervor, den man beabsichtigte, und der sich unwiderstehlich, unaus- loͤschlich aufdringt. So kurz die Regierungszeit der Ludovisi auch war, so haben sie sich doch in S. Ignatio und ihrer Villa in der Stadt ein unvergaͤngliches Denkmal gestiftet. Niccolo Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . Ludovisio besaß einst sechs Pallaͤste, die er alle erhielt oder verschoͤnerte. Das Gedaͤchtniß Urbans VIII. finden wir nicht allein in mancherlei Kirchen — S. Bibiana, S. Quirico, S. Se- bastian auf dem Palatin, — sondern seinen Neigungen ge- maͤß noch mehr in Pallaͤsten und Befestigungen. Nachdem er S. Angelo mit Graͤben und Brustwehren umgeben, dieß Castell, wie er auf einer seiner Muͤnzen ruͤhmt, geruͤstet, befe- stigt, vollendet hatte, fuͤhrte er die Mauer nach dem Entwurf des bauverstaͤndigen Cardinal Maculano um den Vatican und den Garten Belvedere bis nach der Porta Cavalleggieri: hier fingen dann andere Befestigungen an, die Lungara, Trastevere und den Janiculus umfassen und bis an das Priorat auf dem Aventin reichen sollten; wenigstens schreibt sich Porta Portuense hauptsaͤchlich von Urban VIII. her. Erst in dieser Umgebung fuͤhlte er sich sicher. Jene Bruͤcke die von den paͤpstlichen Wohnungen nach dem Castell fuͤhrt, hat er sorgfaͤltig wiederhergestellt Aus dem Diario Giacinto Gigli’s, welches mir ungluͤcklicher Weise noch in Rom veruntreut worden — der vornehmste Verlust den meine Sammlung erlitten hat — hat Cancellieri del taran- tismo di Roma p. 55 die hieher gehoͤrigen Stellen abdrucken lassen. . Auch Papst Innocenz X. hat fleißig gebaut: auf dem Capitol, dessen beide Seiten er in Uebereinstimmung zu bringen suchte: in der Laterankirche, wo er sich das Verdienst erwarb schonender mit den alten Formen umzugehn als man damals gewohnt war: hauptsaͤchlich an der Piazza Navona. Man bemerkte, wenn er uͤber den Petersplatz kam, daß er seine Augen nicht von der Fontana verwandte die Paul V. Bauwerke der Paͤpste . dort errichtet Diario Deone 4 Luglio 1648. Er bemerkt aber gleich: la quale (la fontana di papa Paolo — es war damals nur eine) difficilmente potrà superare nè in bellezza nè in quantità d’acque. . Gern haͤtte er mit diesem Papst gewetteifert und seinen Lieblingsplatz mit einer noch schoͤnern geschmuͤckt. Bernini wandte alle seine Kunst daran. Ein Obelisk ward aus dem Circus des Caracalla herbeigefuͤhrt, an dem man das Wappen des Hauses anbrachte. Haͤuser wurden nie- dergerissen um dem Platz eine neue Gestalt zu geben: S. Agnete von Grund aus erneut; unfern erhob sich dann, mit Bildsaͤulen, Gemaͤhlden und kostbarer innerer Einrich- tung reich ausgestattet, der Pallast Pamfili. Die Vigna, die seine Familie jenseit des Vatican besaß, schuf er zu ei- ner der schoͤnsten Villen um, welche alles in sich schließt was das Landleben angenehm machen kann. In Alexander VII. bemerken wir schon den modernen Sinn fuͤr das Regelmaͤßige. Wie viel Haͤuser hat er um- reißen lassen um gerade Straßen zu gewinnen: der Pallast Salviati mußte fallen, um den Platz des Collegio Romano zu bilden: auch der Platz Colonna, an dem sich sein Fa- milienpallast erhob, ward von ihm umgeschaffen. Er hat die Sapienza und die Propaganda erneuert. Sein vor- nehmstes Denkmal sind aber ohne Zweifel die Colonna- den, mit denen er den obern Theil des Petersplatzes um- faßte, ein colossales Werk von 284 Saͤulen und 88 Pfeilern. Was man auch gleich von Anfang und spaͤter dagegen ge- sagt haben mag Sagredo. I colonnati che si vanno intorno alla piazza erigendo, di quatro ordini di questi restar cinta dovendo tutti , so ist doch nicht zu leugnen, daß sie in Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . der Idee des Ganzen gedacht sind, und zu dem Eindruck des zugleich Unermeßlichen und Heiter-Behaglichen, den der Platz hervorbringt, das Ihre beitragen. So bildete sich allmaͤhlig die Stadt, nach der seitdem so unzaͤhlige Fremde gewallfahrtet. Sie erfuͤllte sich zu- gleich mit Schaͤtzen aller Art. Zahlreiche Bibliotheken wurden gesammelt: nicht allein der Vatican, oder die Kloͤ- ster der Augustiner, der Dominicaner, die Haͤuser der Je- suiten und der Vaͤter des Oratoriums, sondern auch die Pallaͤste wurden damit ausgestattet; man wetteiferte gedruckte Werke anzuhaͤufen, seltene Handschriften zusam- menzubringen. Nicht daß man nun auch den Wissenschaf- ten sehr eifrig obgelegen haͤtte; man studirte, aber mit Muße: weniger um etwas Neues zu entdecken, als um das Bekannte an sich zu bringen und zu verarbeiten. Von alle den Akademien, die sich Jahr fuͤr Jahr erhoben, wid- mete sich eine und die andere der Naturforschung, etwa der Botanik, obwohl auch ohne recht eigenthuͤmliche Erfolge Ich meine die Lincei, 1603 von Federigo Cesi gestiftet, wel- che doch eigentlich nicht viel mehr zu Stande gebracht als die ita- lienische Bearbeitung der Naturgeschichte Mexicos von Hernandez. Tiraboschi: Storia della letteratura Italiana VIII, p. 195. : aber alle die andern, die Gutgelaunten Denn so werden wir Umoristi zu uͤbersetzen haben, den Nachrichten des Erythraͤus zu Folge, die bei Fischer Vita Erythraei p. L. LI recht gut zusammengestellt sind. , die Geordne- in forma ovata, i quali formeranno tre portici coperti con tre magnifici ingressi, e sopra da un corridore che sarà d’altro or- dine di picciole colonne e di statue adornato, il papa pretende che servir debbano per ricevere della pioggia e del sole alle carrozze. Damals beliefen sich die Kosten bereits auf 900000 Sc., die aus der Casse della fabrica di S. Pietro genommen wurden. Bauwerke der Paͤpste . ten, die Jungfraͤulichen, die Phantastischen, die Einfoͤrmi- gen, und welche sonderbare Namen sie sich sonst gaben, beschaͤftigten sich nur mit Poesie und Beredtsamkeit, Uebun- gen geistiger Gewandtheit, die in einem engen Kreise von Gedanken stehn blieben, und doch viele schoͤne Kraͤfte ver- brauchten. Und nicht allein mit Buͤchern, sondern auch mit Kunstwerken alter und neuer Zeit, mit Antiquitaͤten mancherlei Art, Bildsaͤulen, Reliefs und Inscriptionen muß- ten die Pallaͤste geschmuͤckt seyn. In unserer Epoche wa- ren die Haͤuser Cesi, Giustiniani, Strozzi, Massimi, die Gaͤrten der Mattei am beruͤhmtesten; an die sich Samm- lungen wie die Kirchersche bei den Jesuiten zu nicht ge- ringerer Bewunderung der Mitwelt anreihten. Noch war es mehr Curiositaͤt, antiquarische Gelehrsamkeit, was zu den Sammlungen veranlaßte, als Sinn fuͤr die Formen oder tieferes Verstaͤndniß. Es ist merkwuͤrdig, daß man im Grunde noch immer daruͤber dachte wie Sixtus V. Den Resten des Alterthums war man noch weit entfernt die Aufmerksamkeit und schonende Sorgfalt zu widmen welche sie spaͤterhin gefunden haben. Was darf man erwarten, wenn sich unter andern Privilegien der Borghesen eins fin- det, welches besagt, daß sie durch keinerlei Art von Zer- stoͤrung in Strafe verfallen seyn sollen. Man sollte kaum glauben, was man sich im siebzehnten Jahrhundert noch erlaubt hat. Die Thermen des Constantin unter andern hatten sich durch so viel wechselnde Zeitraͤume noch immer ziemlich in Stand erhalten, und gewiß haͤtte schon das Verdienst ihres Erbauers um die Herrschaft der christlichen Kirche sie beschuͤtzen sollen; jedoch unter Paul V. wurden Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . sie von Grund aus zerstoͤrt, und in dem Geschmack jener Zeit zu Pallast und Garten umgeschaffen; welche darnach fuͤr die Villa Mondragone in Frascati vertauscht wurden. Selbst der Friedenstempel, damals ebenfalls noch ziemlich gut er- halten, fand vor Paul V. keine Gnade. Er faßte den sonderbaren Gedanken, der Jungfrau Maria mit dem Kinde eine colossale eherne Bildsaͤule gießen, und dieselbe so hoch aufstellen zu lassen, daß die Stadt von dieser ihrer Be- schuͤtzerin ganz uͤbersehen werden koͤnne. Nur gehoͤrte dazu eine Saͤule von ungewoͤhnlicher Laͤnge. Er fand eine solche endlich im Friedenstempel: ohne sich zu kuͤmmern, daß sie dort ein Gewoͤlbe stuͤtzte, daß sie sich einzeln mehr seltsam und auffallend als schoͤn und zweckmaͤßig ausnehmen wuͤrde, fuͤhrte er sie weg, und brachte jenen Coloß darauf an, wie wir ihn noch heute sehen. Sollte auch nicht alles wahr seyn, was man den Barberini nachgesagt hat, so ist doch unleugbar, daß sie im Allgemeinen in eben diesem Sinne verfuhren. Unter Ur- ban VIII. hatte man in der That noch einmal die Absicht jenes einzig echte und erhaltene, unvergleichliche Monument der republikanischen Zeiten, das Denkmal der Caͤcilia Me- tella, zu zerstoͤren, um den Marmor bei der Fontana di Trevi anzuwenden. Der beruͤhmteste Bildhauer und Bau- meister jener Zeit, Bernini, dem die Fontana uͤbertragen worden, machte diesen Entwurf, und der Papst gab ihm in einem Breve die Erlaubniß zur Ausfuͤhrung. Schon legte man Hand an, als das roͤmische Volk, das seine Alterthuͤmer liebte, die Sache inne wurde und sich mit Gewalt dawidersetzte. Zum zweiten Male rettete es diesen Bauwerke der Paͤpste . seinen aͤltesten Besitz. Man mußte abstehn, um keinen Auflauf zu erregen Deone erzaͤhlt das ausfuͤhrlich. . Es haͤngt aber alles zusammen. Die Epoche der Re- stauration hat ihre besonderen Ideen, Antriebe entwickelt: die auch in Kunst und Literatur nach der Alleinherrschaft streben, das Fremdartige weder verstehn noch auch aner- kennen, und es zu zerstoͤren entschlossen sind, wenn sie es nicht unterjochen koͤnnen. Nichts desto minder war Rom noch immer eine Haupt- stadt der Cultur, die in sammelnder Gelehrsamkeit und einer Kunstuͤbung wie sie der Geschmack jenes Zeitalters nun ein- mal beliebte, ihres Gleichen nicht hatte; productiv noch immer in der Musik: — der concentirende Styl der Cantate trat damals dem Styl der Capelle zur Seite; — es entzuͤckte die Reisenden. „Man muͤßte von der Natur verwahrlost seyn,“ ruft Spon aus, der 1674 nach Rom kam, „wenn man nicht in irgend einem Zweige seine Befriedigung faͤnde“ Spon et Wheler: Voyage d’Italie, et de Grèce I, p. 39. . Er geht diese Zweige durch: die Bibliotheken, wo man die selten- sten Werke studiren, die Concerte in Kirchen und Pallaͤsten, wo man taͤglich die schoͤnsten Stimmen hoͤren koͤnne; so viel Sammlungen fuͤr alte und neue Sculptur und Male- rei; so viel herrliche Bauwerke aller Zeiten, ganze Villen mit Basreliefs und Inscriptionen, deren er allein tausend neue copirt hat, uͤberkleidet; die Gegenwart so vieler Frem- den von allen Laͤndern und Zungen; die Natur genieße man in den paradiesischen Gaͤrten; und wer die Uebungen der Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . Froͤmmigkeit liebt, fuͤgt er hinzu, fuͤr den ist durch Kir- chen, Reliquien, Processionen sein Lebelang gesorgt. Ohne Zweifel gab es anderwaͤrts noch großartigere gei- stige Regungen; aber die Vollendung der roͤmischen Welt, ihre Beschlossenheit in sich selbst, die Fuͤlle des Reichthums, der ruhige Genuß, vereinigt mit der Sicherheit und Befrie- digung, welche den Glaͤubigen der unaufhoͤrliche Anblick der Gegenstaͤnde seiner Verehrung gewaͤhrte, uͤbte noch im- mer eine maͤchtige Anziehung aus, bald mehr durch das eine, bald mehr durch das andere Motiv, zuweilen unent- schieden durch welches am meisten. Vergegenwaͤrtigen wir uns diese Anziehung an dem auffallendsten Beispiele, das zugleich auf den roͤmischen Hof lebendig zuruͤckwirkte. Digression über Königin Christine von Schweden. Schon oft sind wir in dem Falle gewesen unsere Blicke nach Schweden hinzuwenden. Das Land, wo das Lutherthum zuerst die gesammte Verfassung politisch umgestaltete, die Antireformation auf eine so ungewoͤhnliche Weise in den hoͤchsten Personen Re- praͤsentanten und Widersacher fand, von wo dann die große Entscheidung in dem welthistorischen Kampfe haupt- saͤchlich ausgegangen war; eben da machte jetzt der Katholi- cismus auch in der neuen Gestalt die er angenommen, die unerwartetste Eroberung. Die Tochter jenes Vorkaͤmpfers der Protestanten, Koͤnigin Christine von Schweden, zog er Koͤnigin Christine von Schweden . an sich. Wie dieß geschah, ist schon an sich, und dann insbesondere fuͤr uns der Betrachtung werth. Gehn wir von der Stellung aus, welche die junge Koͤ- nigin in ihrem Lande einnahm. Nach dem Tode Gustav Adolfs war auch in Schwe- den, wie 1619 in Oestreich, 1640 in Portugal, und in dieser Epoche an so vielen andern Orten einen Augenblick die Rede davon, ob man sich nicht von der koͤniglichen Gewalt frei machen und als Republik constituiren solle La vie de la reine Christine faite par elle-même bei Arcken- holtz Mémoires pour servir à l’histoire de Christine Tom. III, p. 41: On m’a voulu persuader qu’on mit en déliberation en certaines assemblées particulières s’il falloit se mettre en li- berté, n’ayant qu’un enfant en tête, dont il étoit aisé de se défaire, et de s’ériger en république. Vergl. die Note von Arckenholtz. . Nun ward dieser Antrag zwar verworfen: man hul- digte der Tochter des verstorbenen Koͤnigs; aber daß dieß ein Kind von sechs Jahren war, daß es Niemand von koͤ- niglichem Geschlechte gab der die Zuͤgel haͤtte ergreifen koͤn- nen, bewirkte doch, daß die Gewalt in die Haͤnde einiger Wenigen kam. Die antimonarchischen Tendenzen jener Zeit fanden in Schweden Anklang und Billigung: schon das Verfahren des langen Parlamentes in England, noch viel mehr aber die Bewegungen der Fronde, da sie um so viel entschiedener aristokratisch waren. „Ich bemerke wohl,“ sagte Christina einstmals selbst in dem Senate, „man wuͤnscht hier, daß Schweden ein Wahlreich oder eine Aristokratie werde.“ Diese junge Fuͤrstin aber war nicht gemeint die koͤ- Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . nigliche Gewalt verfallen zu lassen: sie strengte sich an, in vollem Sinne des Worts Koͤnigin zu seyn. Von dem Au- genblicke an daß sie die Regierung selbst antrat, im Jahre 1644, widmete sie sich den Geschaͤften mit einem bewun- dernswuͤrdigen Eifer. Niemals haͤtte sie eine Senatssitzung versaͤumt: wir finden, daß sie mit dem Fieber geplagt ist, daß sie zur Ader gelassen hat: sie besucht die Sitzung des- senungeachtet. Sie versaͤumt nicht sich auf das beste vor- zubereiten. Deductionen, viele Bogen lang, liest sie durch und macht sich ihren Inhalt zu eigen: Abends vor dem Einschlafen, fruͤh beim Erwachen uͤberlegt sie die streitigen Punkte Paolo Casati al papa Alessandro VII sopra la regina di Suecia. MS. Ella m’ha più d’una volta assicurato di non aver mai portato avanti alcun negotio grave a cui non avesse quasi due anni prima pensato, e che molte hore della mattina, dopo che s’era svegliata da quel poco sonno che era solita di pren- dere, impiegava nel considerare i negotii e conseguenze loro benchè lontane. . Mit großer Geschicklichkeit versteht sie dann die Frage vorzulegen: sie laͤßt nicht bemerken auf welche Seite sie sich neigt: nachdem sie alle Mitglieder gehoͤrt hat, sagt auch sie ihre Meinung, die sich immer wohlbegruͤndet fin- det, die man in der Regel beliebt. Die alten Senatoren sind verwundert welche Gewalt sie sich zu verschaffen weiß Mémoires de ce qui est passé en Suede tirez des depe- sches de M r Chanut I, p. 245 (1648 Févr.). Il est incroyable comment elle est puissante dans son conseil, car elle ajoute à la qualité de reine la grace, le credit, les bienfaits et la force de persuader . . An dem Abschluß des westphaͤlischen Friedens hatte sie persoͤn- lich vielen Antheil: die Offiziere der Armee, ihr Gesandter am Koͤnigin Christine von Schweden . am Congreß waren nicht dafuͤr: auch in Schweden gab es Leute welche die Zugestaͤndnisse, die man den Katholiken beson- ders fuͤr die oͤstreichischen Erblande machte, nicht billigten: aber sie wollte das Gluͤck nicht immer aufs neue heraus- fordern: niemals war Schweden so glorreich, so maͤchtig gewesen: sie sah eine Befriedigung ihres Selbstgefuͤhls darin, daß dem so war, sie wuͤnschte ihren Namen an diesen Zu- stand zu knuͤpfen. Hielt sie nun selbst die Eigenmacht der Aristokratie nach Kraͤften nieder, so sollte sich diese eben so wenig schmeicheln duͤrfen, etwa in Zukunft zu ihrem Ziele zu gelangen: so jung sie auch noch war, so brachte sie doch sehr bald die Succession ihres Vetters des Pfalzgrafen Carl Gustav in Vorschlag. Sie meint, der Prinz habe das nicht zu hoffen gewagt: sie allein habe es durchgesetzt, wi- der den Willen des Senates, der es nicht einmal habe in Ueberlegung nehmen wollen, wider den Willen der Staͤnde, die nur aus Ruͤcksicht auf sie darin gewilligt: genug diese Succession ward unwiderruflich festgesetzt Règne de Christine jusqu’à sa résignation bei Arckenholtz III , 162 Noten. . Doppelt merkwuͤrdig ist es nun, daß sie bei diesem Eifer fuͤr die Geschaͤfte zugleich den Studien mit einer Art von Leidenschaft oblag. Noch in den Jahren der Kindheit war ihr nichts angenehmer gewesen als die Lehrstunde. Es mochte daher kommen, daß sie bei ihrer Mutter wohnte, die sich ganz dem Schmerze uͤber ihren Gemahl hingab: mit Ungeduld erwartete sie taͤglich den Augenblick, wo sie aus diesen dunkeln Gemaͤchern der Trauer erloͤst wurde. Päpste** 6 Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . Aber sie besaß auch, besonders fuͤr die Sprachen, ein außer- ordentliches Talent; sie erzaͤhlt, daß sie die meisten eigentlich ohne Lehrer gelernt habe La vie de Christine écr. p. e. m. p. 53. „Je savois à l’âge de quatorze ans toutes les langues, toutes les sciences et tous les exercices dont ont vouloit m’instruire. Mais depuis j’en ai appris bien d’autres sans le secours d’aucun maître: et il est certain que je n’en eus jamais ni pour apprendre la lan- gue Allemande, la Françoise, l’Italienne, ni l’Espagnole.“ ; was um so mehr sagen will, da sie es wirklich in einigen bis zur Fertigkeit eines Einge- bornen gebracht hat. Wie sie aufwuchs, ward sie immer mehr von dem Reize ergriffen der in der Literatur liegt. Es war die Epoche in welcher sich die Gelehrsamkeit all- maͤhlig von den Fesseln der theologischen Streitigkeiten ab- loͤste, in welcher sich uͤber beide Parteien hin allgemein an- erkannte Reputationen erhoben. Sie hatte den Ehrgeiz be- ruͤhmte Leute an sich zu ziehen, ihres Unterrichtes zu genießen. Zuerst kamen einige deutsche Philologen und Historiker, z. B. Freinsheim, auf dessen Bitten sie seiner Vaterstadt Ulm den groͤßten Theil der ihr auferlegten Kriegs- contribution erließ Harangue panégyrique de Freinshemius à Christine 1647, bei Arckenholtz II, zweiter Anhang, p. 104. ; dann folgten Niederlaͤnder: Isaak Vossius brachte das Studium des Griechischen in Schwung; sie bemaͤchtigte sich in kurzem der wichtigsten alten Auto- ren, und selbst die Kirchenvaͤter blieben ihr nicht fremd. Im Jahre 1650 erschien Salmasius: die Koͤnigin hatte ihm sagen lassen: komme er nicht zu ihr, so werde sie ge- genoͤthigt seyn zu ihm zu kommen: ein Jahr lang wohnte er in ihrem Pallaste. Endlich ward auch Cartesius bewo- Koͤnigin Christine von Schweden . gen sich zu ihr zu begeben: alle Morgen um fuͤnf hatte er die Ehre sie in ihrer Bibliothek zu sehen: man behauptet, sie habe seine Ideen, ihm selbst zur Verwunderung, aus dem Plato abzuleiten gewußt. Es ist gewiß, daß sie in ihren Conferenzen mit den Gelehrten wie in ihren Bespre- chungen mit dem Senate die Ueberlegenheit des gluͤcklich- sten Gedaͤchtnisses und einer raschen Auffassung und Pene- tration zeigte. „Ihr Geist ist hoͤchst außerordentlich“, ruft Naudaͤus mit Erstaunen aus: „sie hat alles gesehen, alles gelesen, sie weiß alles“ Naudé à Gassendi 19 Oct. 1652. La reine de la quelle je puis dire sans flatterie qu’elle tient mieux sa partie ès con- férences qu’elle tient assez souvent avec messieurs Bochart, Bourdelot, du Fresne et moi, qu’aucun de la compagnie, et si je vous dis que son esprit est tout à fait extraordinaire, je ne mentirai point, car elle a tout vu, elle a tout lu, elle sait tout. . Wunderbare Hervorbringung der Natur und des Gluͤcks. Ein junges Fraͤulein frei von aller Eitelkeit: sie sucht es nicht zu verbergen, daß sie die eine Schulter hoͤher hat als die andere: man hat ihr gesagt, ihre Schoͤnheit bestehe be- sonders in ihrem reichen Haupthaar, sie wendet auch nicht die gewoͤhnlichste Sorgfalt darauf; jede kleine Sorge des Lebens ist ihr fremd: sie hat sich niemals um ihre Tafel bekuͤmmert, sie hat nie uͤber eine Speise geklagt, sie trinkt nichts als Wasser; auch eine weibliche Arbeit hat sie nie begriffen: — dagegen macht es ihr Vergnuͤgen, zu hoͤren, daß man sie bei ihrer Geburt fuͤr einen Knaben genommen, daß sie in der fruͤhesten Kindheit beim Abfeuern des Ge- schuͤtzes statt zu erschrecken in die Haͤnde geklatscht und sich als ein rechtes Soldatenkind ausgewiesen habe; auf das 6* Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . kuͤhnste sitzt sie zu Pferd, Einen Fuß im Buͤgel, so fliegt sie dahin: auf der Jagd weiß sie das Wild mit dem er- sten Schuß zu erlegen; — sie studirt Tacitus und Plato, und faßt diese Autoren zuweilen selbst besser als Philolo- gen von Profession; — so jung sie ist, so weiß sie sich selbst in Staatsgeschaͤften selbstaͤndig eine treffende Mei- nung zu bilden, und sie unter den in Welterfahrung er- grauten Senatoren durchzufechten: sie wirft den frischen Muth eines angebornen Scharfsinns in die Arbeit; vor allem ist sie von der hohen Bedeutung durchdrungen die ihr ihre Herkunft gebe, von der Nothwendigkeit der Selbst- regierung: keinen Gesandten haͤtte sie an ihre Minister ge- wiesen: sie will nicht dulden, daß einer ihrer Unterthanen einen auswaͤrtigen Orden trage, wie sie sagt, daß ein Mit- glied ihrer Heerde von einer fremden Hand sich bezeichnen lasse: sie weiß eine Haltung anzunehmen, vor welcher die Generale verstummen welche Deutschland erbeben gemacht: waͤre ein neuer Krieg ausgebrochen, so wuͤrde sie sich unfehl- bar an die Spitze ihrer Truppen gestellt haben. Bei dieser Gesinnung und vorwaltenden Stimmung war ihr schon der Gedanke unertraͤglich sich zu verheira- then, einem Manne Rechte an ihre Person zu geben; der Verpflichtung hiezu, die sie gegen ihr Land haben koͤnnte, glaubt sie durch die Festsetzung der Succession uͤberhoben zu seyn; nachdem sie gekroͤnt ist, erklaͤrt sie, sie wuͤrde eher sterben als sich vermaͤhlen „Je me serois“, sagt sie uͤbrigens in ihrer Lebensbeschrei- bung p. 57, „sans doute mariée si je n’eusse reconnue en moi la force de me passer des plaisirs de l’amour“; und man darf . Koͤnigin Christine von Schweden . Sollte aber wohl ein Zustand dieser Art uͤberhaupt behauptet werden koͤnnen? Er hat etwas Gespanntes, An- gestrengtes, es fehlt ihm das Gleichgewicht der Gesundheit, die Ruhe eines natuͤrlichen und in sich befriedigten Da- seyns. Es ist nicht Neigung zu den Geschaͤften, daß sie sich so eifrig hineinwirft; Ehrgeiz und fuͤrstliches Selbstgefuͤhl treiben sie dazu an: Vergnuͤgen findet sie daran nicht. Auch liebt sie ihr Vaterland nicht, weder seine Vergnuͤgungen noch seine Gewohnheiten: weder seine geistliche noch seine weltliche Verfassung: auch nicht seine Vergangenheit, von der sie keine Ahndung hat: die Staatsceremonien, die lan- gen Reden, die sie anzuhoͤren verpflichtet ist, jede Function bei der sie persoͤnlich in Anspruch genommen wird, sind ihr geradezu verhaßt: der Kreis von Bildung und Gelehr- samkeit in dem sich ihre Landsleute halten, scheint ihr ver- aͤchtlich. Haͤtte sie diesen Thron nicht von Kindheit an besessen, so wuͤrde er ihr vielleicht als ein Ziel ihrer Wuͤn- sche erschienen seyn; aber da sie Koͤnigin war, so weit sie zuruͤckdenken kann, so haben die begehrenden Kraͤfte des Gemuͤthes, welche die Zukunft eines Menschen ihm vor- bereiten, eine von ihrem Lande abgewendete Richtung ge- nommen. Phantasie und Liebe zu dem Ungewoͤhnlichen fan- gen an, ihr Leben zu beherrschen: sie kennt keine Ruͤcksicht: sie denkt nicht daran, den Eindruͤcken des Zufalls und des Momentes die Ueberlegenheit des moralischen Ebenmaaßes, welche ihrer Stellung entspraͤche, entgegenzusetzen; ja sie ist hochgesinnt, muthig, voll Spannkraft und Energie, groß- ihr hierin um so mehr glauben, da dieses Werk zugleich eine Art von Beichte ist. Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . artig, aber auch ausgelassen, heftig, recht mit Absicht un- weiblich, keinesweges liebenswuͤrdig, unkindlich selbst, und zwar nicht allein gegen ihre Mutter: auch das heilige An- denken ihres Vaters schont sie nicht, um eine beißende Ant- wort zu geben: es ist zuweilen als wuͤßte sie nicht was sie sagt Von ihrem Gespraͤch mit ihrer Mutter bei Chanut III , 365, Mai 1654, laͤßt sich nicht anders urtheilen. . So hoch sie auch gestellt ist, so koͤnnen doch die Ruͤckwirkungen eines solchen Betragens nicht ausblei- ben: um so weniger fuͤhlt sie sich dann zufrieden, heimisch oder gluͤcklich. Da geschieht nun, daß dieser Geist der Nichtbefriedi- gung sich vor allem auf die religioͤsen Dinge wirft: wo- mit es folgendergestalt zuging. In ihren Erinnerungen verweilt die Koͤnigin mit be- sonderer Vorliebe bei ihrem Lehrer Dr. Johann Matthiaͤ, dessen einfache, reine, milde Seele sie vom ersten Augenblick an fesselte: der ihr erster Vertrauter wurde: auch in allen kleinen Angelegenheiten très capable, sagt sie in ihrer Autobiographie p. 51, de bien instruire un enfant tel que j’étois, ayant une honnêteté, une discrétion et une douceur qui le faisoient aimer et estimer. . Unmittelbar nachdem sich ge- zeigt, daß von den bestehenden Kirchengesellschaften keine die andere uͤberwaͤltigen werde, regte sich hie und da in wohlgesinnten Gemuͤthern die Tendenz sie zu vereinigen. Auch Matthiaͤ hegte diesen Wunsch: er gab ein Buch her- aus, in welchem er eine Vereinigung der beiden protestan- tischen Kirchen in Anregung brachte. Die Koͤnigin nun war sehr seiner Meinung: sie faßte den Gedanken eine theo- Koͤnigin Christine von Schweden . logische Akademie zu stiften, die an der Vereinigung der Bekenntnisse arbeiten sollte. Allein auf der Stelle er- hob sich hiewider der unbezaͤhmte Eifer unerschuͤtterlicher Lutheraner. Ein Superintendent von Calmar griff jenes Buch mit Ingrimm an: die Staͤnde nahmen dawider Partei. Die Bischoͤfe erinnerten den Reichsrath, uͤber die Landesreligion zu wachen: der Großkanzler begab sich zur Koͤnigin, und machte ihr so nachdruͤckliche Vorstellungen, daß ihr Thraͤnen des Unmuthes in die Augen traten Schreiben von Axel Oxenstierna 2 Mai 1647, bei Arcken- holtz IV, App. n. 21, und besonders von Graf Brahe, Arckenh. IV, p. 229. — Das Werk Matthiaͤs ist Idea boni ordinis in ecclesia Christi. . Da mag sie recht deutlich zu bemerken geglaubt ha- ben, daß es nicht ein reiner Eifer sey, was ihre Luthera- ner in Bewegung setze. Sie meinte, man wolle sie mit der Idee von Gott taͤuschen, die man ihr gab, nur um sie nach einem vorbedachten Ziele zu leiten. Es schien ihr Got- tes nicht wuͤrdig wie man ihn ihr vorstellte „Je crus“, sagt sie in einer von Galdenblad mitgetheil- ten Note, „que les hommes vous faisoient parler à leur mode et qu’ils me vouloient tromper et me faire peur pour me gou- verner à la leur“: bei Arckenholtz tom. III, p. 209. . Die weitlaͤuftigen Predigten, die ihr schon immer Lan- geweile gemacht, und die sie um der Reichsordnungen wil- len anhoͤren mußte, wurden ihr nun unertraͤglich. Oft zeigte sie ihre Ungeduld: sie ruͤckte mit dem Stuhle, spielte mit ihrem Huͤndchen; desto laͤnger, unbarmherziger suchte man sie festzuhalten. In der Stimmung in welche sie hiedurch gerieth, in der sie sich von der angenommenen Landesreligion innerlich Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . entfernte, ward sie nun durch die Ankunft der fremden Ge- lehrten bestaͤrkt. Einige waren katholisch: andere z. B. Isaak Vossius galten geradezu fuͤr unglaͤubig: Bourdelot, der bei ihr um so hoͤher stand, da er sie von einer gefaͤhr- lichen Krankheit gluͤcklich heilte, verspottete alles, Polyhi- historen und Landesreligionen, und galt geradezu fuͤr einen Naturalisten. Allmaͤhlig gerieth die junge Fuͤrstin in unaufloͤsliche Zweifel. Es schien ihr, als sey alle positive Religion eine Erfindung der Menschen, als gelte jedes Argument gegen die eine so gut wie gegen die andere: als sey es zuletzt gleichguͤltig welcher man angehoͤre. Indessen ging sie hiebei doch nie bis zu eigentli- cher Irreligiositaͤt fort: es gab auch in ihr einige unerschuͤt- terliche Ueberzeugungen: in ihrer fuͤrstlichen Einsamkeit auf dem Throne haͤtte sie doch den Gedanken an Gott nicht entbehren koͤnnen: ja sie glaubte fast ihm einen Schritt naͤ- her zu stehn: „du weißt“ ruft sie aus, „wie oft ich in einer gemeinen Geistern unbekannten Sprache dich um die Gnade bat mich zu erleuchten, und dir gelobte dir zu ge- horchen, sollte ich auch Leben und Gluͤck daruͤber aufopfern.“ Schon verknuͤpft sie dieß mit ihren uͤbrigen Ideen: „ich verzichtete“, sagt sie, „auf alle andere Liebe und widmete mich dieser.“ Sollte aber Gott die Menschen ohne die wahre Reli- gion gelassen haben? Besonders machte ein Ausspruch Ci- ceros, daß die wahre Religion nur Eine seyn koͤnne und alle andern falsch seyn muͤßten, auf sie Eindruck Pallavicini: Vita Alexandri VII. Stelle im Anhang. . Koͤnigin Christine von Schweden . Die Frage war nur eben welche dieß sey. Suchen wir hier nicht nach Gruͤnden, Beweisen. Sie hat oft gesagt, sie habe an dem Protestantismus keine we- sentlichen Irrthuͤmer im Dogma gefunden. Aber wie ihre Abneigung gegen denselben aus einem urspruͤnglichen, nicht weiter abzuleitenden, nur durch die Umstaͤnde erhoͤhten Ge- fuͤhle herruͤhrt, so wirft sie sich mit einer eben so unerklaͤr- lichen Neigung, mit unbedingter Sympathie auf die Seite des Katholicismus. Sie war neun Jahr alt, als man ihr zuerst eine naͤ- here Notiz von der katholischen Kirche gab: und ihr unter andern sagte, daß in derselben der ehelose Stand ein Ver- dienst sey: „Ah,“ rief sie aus, “wie schoͤn ist dieß, diese Religion will ich annehmen.” Man verwies ihr das ernstlich: desto hartnaͤckiger blieb sie dabei. Daran knuͤpften sich weitere verwandte Eindruͤcke. „Wenn man katholisch ist,“ sagt sie, „hat man den Trost, zu glauben was so viel edle Geister 16 Jahrhunderte lang geglaubt: einer Religion anzugehoͤren die durch Millionen Wunder, Millionen Maͤrtyrer bestaͤtigt ist: die endlich,“ fuͤgt sie hinzu, „so viele wunderbare Jungfrauen hervorge- bracht hat, welche die Schwachheiten ihres Geschlechts uͤber- wunden und sich Gott geopfert haben.“ Die Verfassung von Schweden beruht auf dem Pro- testantismus: der Ruhm, die Macht, die Weltstellung die- ses Landes sind darauf gegruͤndet; ihr aber wird er wie eine Nothwendigkeit aufgelegt: abgestoßen von tausend Zu- faͤlligkeiten, unberuͤhrt von seinem Geiste, eigenwillig reißt Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . sie sich von ihm los: das Entgegengesetzte, von dem sie nur eine dunkele Kunde hat, zieht sie an: daß es in dem Papst eine untruͤgliche Autoritaͤt gebe, scheint ihr eine der Guͤte Gottes angemessene Einrichtung: darauf wirft sie sich von Tage zu Tage mit vollerer Entschiedenheit: es ist als fuͤhlte sich das Beduͤrfniß weiblicher Hingebung hie- durch befriedigt, als entspraͤnge in ihrem Herzen der Glaube wie in einem andern die Liebe, eine Liebe des unbewußten Affectes, die von der Welt verdammt wird, und verheim- licht werden muß, aber darum nur desto tiefer wurzelt, in der ein weibliches Herz sich gefaͤllt, der es alles zu opfern entschlossen ist. Wenigstens wandte Christine nun, um sich dem roͤ- mischen Hofe zu naͤhern, eine geheimnißvolle Verschlagen- heit an, wie sie sonst nur in Angelegenheiten der Leiden- schaft oder des Ehrgeizes vorkommt: sie spann gleichsam eine Intrigue an um katholisch zu werden. Darin zeigte sie sich vollkommen als eine Frau. Der erste dem sie ihre Neigung zu erkennen gab, war ein Jesuit Antonio Macedo, Beichtvater des portugiesischen Gesandten Pinto Pereira Man hat zuweilen einen gewissen Gottfr. Franken fuͤr den Urheber ihrer Bekehrung erklaͤrt. Nach der Relation hieruͤber bei Arckenholtz I, 465 wuͤrde der erste Gedanke Franken nach Stockholm zu schicken bei der Ruͤckkehr des Salmasius von da, welche 1651 erfolgte, entstanden seyn. Macedo war jedoch schon 1650 daselbst; sein Anspruch ist unlaͤugbar. . Pereira sprach nur portugie- sisch: er brauchte seinen Beichtvater zugleich als Dolmet- scher. Ein sonderbares Vergnuͤgen das sich die Koͤnigin machte, in den Audienzen die sie dem Gesandten gab, in- Koͤnigin Christine von Schweden . dem er von Staatsgeschaͤften zu handeln gedachte, mit sei- nem Dolmetscher auf religioͤse Controversen zu kommen, und diesem in Gegenwart eines Dritten der davon nichts verstand, ihr tiefstes Geheimniß anzuvertrauen Pallavicini: Arctius idcirco sermones et colloquia mi- scuit, non tunc solum quum ad eam Macedus ab legato mitte- batur, sed etiam ipso praesente, qui nihil intelligens animadver- tebat tamen longiores inter eos esse sermones quam res ferrent ab se interpreti propositae et sibi ab interprete relatae. . Ploͤtzlich verschwand Macedo von Stockholm. Die Koͤnigin that, als lasse sie ihn suchen, verfolgen, aber sie selbst hatte ihn nach Rom geschickt, um ihre Absicht zu- naͤchst dem Jesuitengeneral vorzutragen, und ihn zu bitten ihr ein paar vertraute Mitglieder seines Ordens zuzusenden. Im Februar 1652 langten diese in der That in Stock- holm an. Es waren ein paar juͤngere Maͤnner, die sich als reisende italienische Edelleute vorstellen ließen, und hier- auf von ihr zur Tafel gezogen wurden. Sie vermuthete auf der Stelle, wer sie waͤren: indem sie unmittelbar vor ihr her in das Speisezimmer gingen, sagte sie leise zu dem Einen, vielleicht habe er Briefe an sie; dieser bejahte das, ohne sich umzuwenden; sie sagte: sprecht mit Niemand, und schickte dann nach Tische ihren vertrautesten Diener Johann Holm um die Briefe, den andern Morgen um sie selbst im tief- sten Geheimniß nach dem Pallaste abzuholen Relatione di Paolo Casati al papa Alessandro VII. Auszug im Anhang. . In dem Koͤnigspallast Gustav Adolfs traten Abgeord- nete von Rom mit seiner Tochter zusammen um mit ihr uͤber ihren Uebertritt zur roͤmischen Kirche zu unterhandeln. Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . Der Reiz fuͤr Christine lag auch darin, daß Niemand et- was davon ahndete. Die guten Jesuiten beabsichtigten anfangs die Ord- nung des Katechismus zu beobachten, doch sahen sie bald, daß das hier nicht angebracht sey. Die Koͤnigin warf ih- nen ganz andere Fragen auf, als die dort vorkamen. Ob es einen Unterschied zwischen Gut und Boͤse gebe, oder ob alles nur auf den Nutzen und die Schaͤdlichkeit einer Hand- lung ankomme; wie die Zweifel zu erledigen, die man ge- gen die Annahme einer Vorsehung erheben koͤnne; ob die Seele des Menschen wirklich unsterblich; ob es nicht am rathsamsten sey, seiner Landesreligion aͤußerlich zu folgen und nach den Gesetzen der Vernunft zu leben. Die Jesui- ten melden nicht, was sie auf diese Fragen geantwortet ha- ben: sie meinen, waͤhrend des Gespraͤchs seyen ihnen Ge- danken gekommen, an die sie fruͤher nie gedacht und die sie dann wieder vergessen: in der Koͤnigin habe der heilige Geist gewirkt. In der That war in ihr schon eine ent- schiedene Hinneigung, welche alle Gruͤnde und die Ueber- zeugung selbst ergaͤnzte. Am haͤufigsten kam man auf je- nen obersten Grundsatz zuruͤck, daß die Welt nicht ohne die wahre Religion seyn koͤnne: daran ward die Behaup- tung geknuͤpft, daß unter den vorhandenen die katholische die vernuͤnftigste sey. „Unser Hauptbestreben war,“ sagen die Jesuiten, „zu beweisen, daß die Punkte unseres heili- gen Glaubens uͤber die Vernunft erhaben, aber keineswe- ges ihr entgegen seyen.“ Die vornehmste Schwierigkeit betraf die Anrufung der Heiligen, die Verehrung der Bil- der und Reliquien. „Ihre Majestaͤt aber faßte,“ fahren Koͤnigin Christine von Schweden . sie fort, „mit eindringendem Geiste die ganze Kraft der Gruͤnde, die wir ihr vorhielten: sonst haͤtten wir lange Zeit gebraucht.“ Auch uͤber die Schwierigkeiten sprach sie mit ihnen, die es haben werde, wenn sie sich zu dem Ueber- tritte entschließe, ihn ins Werk zu setzen. Zuweilen schienen sie unuͤbersteiglich, und eines Tages, als sie die Jesuiten wieder sah, erklaͤrte sie ihnen, sie moͤchten lieber wieder nach Hause gehn: unausfuͤhrbar sey das Unternehmen: auch koͤnne sie schwerlich jemals ganz von Herzen katholisch werden. Die guten Patres erstaunten: sie boten alles auf, um sie fest zu halten, stellten ihr Gott und Ewigkeit vor, und erklaͤr- ten ihre Zweifel fuͤr eine Anfechtung des Satans. Es be- zeichnet sie recht, daß sie gerade in diesem Augenblicke ent- schlossener war als bei irgend einer fruͤhern Zusammen- kunft. „Was wuͤrdet ihr sprechen,“ fing sie ploͤtzlich an, „wenn ich naͤher daran waͤre, katholisch zu werden, als ihr glaubt?“ — „Ich kann das Gefuͤhl nicht beschreiben,“ sagt der jesuitische Berichterstatter, „das wir empfanden: wir glaubten von den Todten zu erstehn.“ Die Koͤnigin fragte, ob ihr der Papst nicht die Erlaubniß geben koͤnne das Abendmahl alle Jahr einmal nach lutherischem Ge- brauche zu nehmen. „Wir antworteten: nein; dann, sagte sie, ist keine Huͤlfe, ich muß die Krone aufgeben.“ Denn dahin richteten sich ohnedieß ihre Gedanken von Tage zu Tage mehr. Nicht immer gingen die Geschaͤfte des Landes nach Wunsch. Der maͤchtigen Aristokratie gegenuͤber, die sich enge zusammenhielt, bildete die Koͤnigin mit ihrer aus so vielen Laͤndern herbeigezogenen Umgebung, mit dem Thron- Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . folger, den sie dem Lande aufgenoͤthigt, und dem Grafen Magnus de la Gardie, dem sie ihr Vertrauen schenkte, den aber der alte schwedische Adel noch immer nicht als eben- buͤrtig anerkennen wollte, eine Partei die gleichsam als eine fremde betrachtet ward. Ihre unbeschraͤnkte Freigebigkeit hatte die Finanzen erschoͤpft, und man sah den Augenblick kommen, wo man mit allen Mitteln zu Ende seyn werde. Schon im October 1651 hatte sie den Staͤnden die Ab- sicht zu resigniren angekuͤndigt. Es war in dem Momente als sie Antonio Macedo nach Rom geschickt hatte. Noch einmal jedoch ließ sie sich davon zuruͤckbringen. Der Reichs- kanzler stellte ihr vor, sie moͤge sich nicht etwa durch die finanzielle Bedraͤngniß bestimmen lassen, man werde schon dafuͤr sorgen, daß der Glanz der Krone nicht leide Pufendorf Rerum Suecicarum lib. 23, p. 477. . Auch sah sie wohl, daß diese Handlung der Welt nicht so heroisch vorkommen wuͤrde, wie sie anfangs geglaubt. Als kurz darauf Prinz Friedrich von Hessen mit einem aͤhn- lichen Schritte umging, mahnte sie ihn ausdruͤcklich ab: nicht gerade aus religioͤsen Gruͤnden: sie erinnerte ihn nur, wer seinen Glauben veraͤndere, werde von denen gehaßt die er verlasse, und von denen verachtet zu denen er uͤbergehe Lettre de Christine au prince Fréderic Landgrave de Hesse, bei Arckenholtz I, p. 218. „Pouvez-vous ignorer combien ceux qui changent sont haïs de ceux des sentimens desquels ils s’éloignent, et ne saurez-vous pas par tant d’illustres exem- ples qu’ils sont méprisés de ceux auprès desquels ils se rangent?“ . Aber allmaͤhlich wirkten diese Betrachtungen auf sie selbst nicht mehr. Es war vergebens, daß sie sich durch wie Koͤnigin Christine von Schweden . derholte Ernennungen in dem Reichsrathe, den sie von 28 Mitgliedern auf 39 brachte, eine Partei zu machen suchte: das Ansehen der Oxenstierna, das eine Zeit lang verdunkelt war, erhob sich durch Verwandtschaften, Gewohn- heit und ein in dieser Familie gleichsam erbliches Talent aufs neue: in mehreren wichtigen Fragen, z. B. der Aus- einandersetzung mit Brandenburg, blieb die Koͤnigin in der Minoritaͤt. Auch Graf Magnus de la Gardie verlor ihre Gnade. Das Geld fing wirklich an zu mangeln und reichte oft nicht zu den taͤglichen Beduͤrfnissen des Haushaltes Motivi onde si crede la regina di Suezia aver presa la risolutione di rinonciare la corona, bei Arckenholtz II, App. n o 47, wahrscheinlich von Raym. Montecuculi. . War es nicht in der That besser, wenn sie sich eine jaͤhr- liche Rente ausbedang, und damit ohne so viel Widerrede zelotischer Prediger, die in ihrem Thun und Treiben nur eine abentheuerliche Curiositaͤt, einen Abfall von der Re- ligion und den Sitten des Landes sahen, nach ihres Her- zens Geluͤsten in dem Ausland lebte? Schon waren ihr die Geschaͤfte zuwider, und sie fuͤhlte sich ungluͤcklich, wenn sich ihr die Secretaͤre naͤherten. Schon ging sie nur noch gern mit dem spanischen Gesandten Don Antonio Pimentel um, der an allen ihren Gesellschaften und Vergnuͤgungen Theil nahm, den Versammlungen jenes Amarantenordens, den sie stiftete, dessen Mitglieder sich zu einer Art von Coͤ- libat verpflichten mußten. Don Antonio wußte um ihre ka- tholische Absicht: er setzte seinen Herrn davon in Kenntniß, der die Fuͤrstin in seinen Staaten aufzunehmen, ihren Ue- bertritt bei dem Papste zu bevorworten versprach Pallavicini Vita Alexandri VII. Aulae Hispanicae ad- . In Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . Italien hatten schon jene Jesuiten, die indeß zuruͤckgegangen, einige Vorbereitungen getroffen. Dieß Mal war sie durch keine Vorstellungen abzu- bringen. Ihr Brief an den franzoͤsischen Gesandten Cha- nut beweist, wie wenig sie auf Beifall rechnete. Aber sie versichert, daß sie das nicht kuͤmmere. Sie werde gluͤck- lich seyn, stark in sich, ohne Furcht vor Gott und Men- schen, und von dem Hafen aus die Pein Derjenigen an- sehen, die von den Stuͤrmen des Lebens umhergeschleudert wuͤrden. Ihre einzige Sorge war nur, sich ihre Rente auf eine Weise sicher zu stellen, daß sie ihr nicht wieder ent- rissen werden koͤnne. Am 24. Juni 1654 ward die Ceremonie der Abdan- kung vollzogen. So manchen Anstoß die Regierung der Koͤnigin gegeben hatte, so waren doch Vornehme und Ge- ringe von dieser Lossagung des letzten Sprossen der Wasa von ihrem Lande ergriffen. Der alte Graf Brahe weigerte sich ihr die Krone wieder abzunehmen, die er ihr vor drei Jahren aufgesetzt hatte: er hielt das Band zwischen Fuͤrst und Unterthan fuͤr unaufloͤslich, diese Handlung fuͤr un- rechtmaͤßig „Es stritte wider Gott, das gemeine Voͤlkerrecht, und den Eid, mit dem sie dem Reiche Schweden und ihren Unterthanen ver- bunden waͤre, — es sey kein ehrlicher Mann, der Ihrer Maj. einen solchen Rath gebe.“ Leben des Grafen Peter Brahe in Schloͤzers Schwedischer Biographie II, p. 409. . Die Koͤnigin mußte sich die Krone selbst vom ministri, cum primum rem proposuit Malines (der dahin geschickt wurde) omnino voluissent ab regina regnum retineri, ob emolu- menta quae tum in religionem tum in regem catholicum redun- dassent, sed cognito id fieri non posse nisi laesa religione, pla- cuit regi patronum esse facti tam generosi. Koͤnigin Christine von Schweden . vom Haupte nehmen: erst aus ihrer Hand nahm er sie an. Der Reichsinsignien entkleidet, in einfachem weißem Kleid, empfing hierauf die Koͤnigin die Abschiedshuldigung ihrer Staͤnde. Nach den uͤbrigen erschien auch der Sprecher des Bauernstandes. Er kniete vor der Koͤnigin nieder, schuͤt- telte ihr die Hand, kuͤßte sie wiederholt: die Thraͤnen bra- chen ihm hervor: er wischte sie sich mit seinem Tuche ab: ohne ein Wort gesagt zu haben kehrte er ihr den Ruͤcken und ging an seinen Platz Erzaͤhlung von Whitelok. . Ihr stand indeß all ihr Sinnen und Trachten nach der Fremde; keinen Augenblick wollte sie laͤnger in einem Lande verweilen, wo sie die oberste Gewalt an einen an- dern abgetreten hatte. Schon hatte sie ihre Kostbarkeiten vorausgeschickt: indem man die Flotte ausruͤstete, die sie nach Wismar bringen sollte, ergriff sie den ersten guͤnsti- gen Augenblick sich verkleidet mit wenigen Vertrauten von der laͤstigen Aufsicht zu befreien die ihre bisherigen Unter- thanen uͤber sie ausuͤbten, und sich nach Hamburg zu be- geben. Und nun begann sie ihren Zug durch Europa. Bereits in Bruͤssel trat sie insgeheim, hierauf in Ins- bruck oͤffentlich zum Katholicismus uͤber: von dem Segen des Papstes eingeladen, eilte sie nach Italien: Krone und Zepter brachte sie der Jungfrau Maria in Loreto dar. Die venezianischen Gesandten erstaunten, welche Vorbereitun- gen man in allen Staͤdten des Kirchenstaates traf um sie praͤchtig zu empfangen; Papst Alexander, dessen Ehrgeiz es befriedigte, daß eine so glaͤnzende Bekehrung in sein Pon- Päpste** 7 Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . tificat gefallen, erschoͤpfte die apostolische Casse, um dieß Ereigniß feierlich zu begehn; nicht wie eine Buͤßende, son- dern triumphirend zog sie in Rom ein Relatione de’ IV ambasciatori: Il sospetto che prese papa Innocentio che il ricevimento dovesse costarli caro ritardò il suo arrivo in Roma: e contento quel buon pontefice del ri- sparmio del danaro lasciò la gloria intiera al suo successore d’accomplire a questa memoranda funtione. Intorno a ciò ri- trovammo al nostro giongere in Roma occupate le maggiori applicationi della corte, et al ritorno ci si fece vedere tutto lo stato della chiesa involto in facende et a gara l’una città dell’ al- tra chi sapeva fare maggiore ostentatione di pomposi accogli- menti. . In den er- sten Jahren finden wir sie noch oft auf Reisen: wir be- gegnen ihr in Deutschland, ein paar Mal in Frankreich, selbst in Schweden: politischen Bestrebungen blieb sie nicht immer so fern, wie sie wohl anfangs beabsichtigt hatte; sie unterhandelte einmal alles Ernstes, und nicht ohne eine gewisse Aussicht, die Krone von Polen an sich zu bringen, wobei sie wenigstens haͤtte katholisch bleiben koͤnnen; ein ander Mal zog sie sich den Verdacht zu, Neapel in fran- zoͤsischem Interesse angreifen zu wollen: die Nothwendigkeit fuͤr ihre Pension zu sorgen, mit deren Bezahlung es gar oft mißlich stand, ließ ihr selten vollkommene Ruhe. Daß sie keine Krone trug und doch die volle Autonomie eines ge- kroͤnten Hauptes in Anspruch nahm, zumal in dem Sinne wie sie das verstand, hatte ein paar Mal sehr bedenkliche Folgen. Wer koͤnnte die grausame Sentenz entschuldigen, die sie in Fontainebleau in ihrer eigenen Sache uͤber ein Mitglied ihres Haushaltes Monaldeschi aussprach und von dessen Anklaͤger und persoͤnlichem Feinde vollstrecken ließ? Koͤnigin Christine von Schweden . Sie gab ihm nur eine Stunde Zeit, um sich zum Tode vorzubereiten Pallavicini: im Anhang. . Die Treulosigkeit, die der Ungluͤckliche gegen sie begangen haben sollte, sah sie an als Hochver- rath: ihn vor ein Gericht zu stellen, welches es auch im- mer seyn mochte, fand sie unter ihrer Wuͤrde. „Niemand uͤber sich zu erkennen,“ ruft sie aus, „ist mehr werth als die ganze Erde zu beherrschen.“ — Sie verachtete selbst die oͤffentliche Meinung. Nach jener Hinrichtung, die vor allem in Rom, wo der Hader ihrer Hausgenossenschaft dem Publicum besser bekannt war als ihr selbst, allgemei- nen Abscheu erregt hatte, eilte sie dahin zuruͤck. Wo haͤtte sie auch sonst leben koͤnnen als in Rom? Mit jeder weltlichen Gewalt, die einen ihren Anspruͤchen gleichartigen Charakter gehabt haͤtte, wuͤrde sie in unaufhoͤrliche Compe- tenzen gerathen seyn. Sogar mit den Paͤpsten, mit eben dem Alexander VII. dessen Namen sie bei dem Uebertritte dem ihrigen hinzugefuͤgt, gerieth sie oft in bittere Zwistigkeiten. Allmaͤhlig aber ward ihr Wesen milder, ihr Zustand ruhiger, sie gewann es uͤber sich einige Ruͤcksicht zu nehmen, und fand sich in die Nothwendigkeiten ihres Aufenthal- tes, wo ja ohnehin die geistliche Herrschaft aristokrati- schen Berechtigungen und persoͤnlicher Unabhaͤngigkeit ei- nen weiten Spielraum gestattete. Sie nahm immer mehr Theil an dem Glanze, den Beschaͤftigungen, dem Leben der Curie, wohnte sich ein, und gehoͤrte allmaͤhlig recht eigent- lich mit zu der Gesammtheit jener Gesellschaft. Die Samm- lungen die sie aus Schweden mitgebracht, vermehrte sie nun mit so viel Aufwand, Sinn und Gluͤck, daß sie die 7* Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . einheimischen Familien uͤbertraf, und dieß Wesen aus dem Gebiete der Curiositaͤt zu einer hoͤhern Bedeutung fuͤr Ge- lehrsamkeit und Kunst erhob. Maͤnner wie Spanheim und Havercamp haben es der Muͤhe werth gefunden ihre Muͤn- zen und Medaillen zu erlaͤutern; ihren geschnittenen Steinen widmete Sante Bartolo seine kunstgeuͤbte Hand. Die Correg- gios ihrer Gemaͤhldesammlung sind immer der beste Schmuck der Bildergallerien gewesen, in welche der Wechsel der Zeiten sie gefuͤhrt hat. Die Handschriften ihrer Bibliothek haben nicht wenig dazu beigetragen, den Ruhm der Vaticana, der sie spaͤter einverleibt worden sind, zu erhalten. Erwerbungen und Besitzthuͤmer dieser Art erfuͤllen das taͤgliche Leben mit harmlosem Genuß. Auch an wissenschaftlichen Bestrebun- gen nahm sie lebendigen Antheil. Es gereicht ihr sehr zur Ehre daß sie sich des armen verjagten Borelli, der in hohen Jahren wieder genoͤthigt war Unterricht zu geben, nach Kraͤf- ten annahm, und sein ruhmwuͤrdiges, noch immer unuͤber- troffenes Werk uͤber die Mechanik der Thierbewegungen, das auch fuͤr die Entwickelung der Physiologie so große Bedeutung gehabt hat, auf ihre Kosten drucken ließ. Ja wir duͤrfen, denk ich, behaupten daß auch sie selbst, wie sie sich weiter ausbildete, ihr gereifter Geist einen nachwirkenden und unvergaͤnglichen Einfluß ausgeuͤbt hat; namentlich auf die italienische Literatur. Es ist bekannt, welchen Verirrun- gen in das Ueberladene, Gesuchte, Bedeutungslose sich ita- lienische Dichtkunst und Beredsamkeit damals hingab. Koͤ- nigin Christine war zu gut gebildet, zu geistreich, als daß sie von dieser Mode haͤtte bestrickt werden sollen: ihr war dieselbe ein Graͤuel. Im Jahre 1680 stiftete sie eine Koͤnigin Christine von Schweden . Akademie fuͤr politische und literarische Uebungen in ihrem Hause, unter deren Statuten das vornehmste ist, daß man sich der schwuͤlstigen, mit Metaphern uͤberhaͤuften moder- nen Manier enthalten, und nur der gesunden Vernunft und den Mustern des augusteischen und mediceischen Zeitalters folgen wolle Constituzioni dell’ accademia reale, bei Arckenholtz IV, p. 28, § 28. In quest’ accademia si studj la purità, la gravità e la maestà della lingua Toscana: s’imitino per quanto si può i maestri della vera eloquenza de’ secoli d’Augusto e di Leone X, — — e però si dia bando allo stile moderno turgido ed am- pollosa, ai traslati, metafore, figure etc. Ein anderer Paragraph (11) verbietet alle Lobeserhebungen der Koͤnigin, was denn auch sehr nothwendig war. In dem vierten Bande von Nicoletti’s Le- ben Urbans VIII. findet sich eine Schilderung dieser Akademie, in der hauptsaͤchlich dargethan wird, daß die vornehmsten Mitglieder, Angelo della Noce, Giuseppe Suarez, Joh. Franz Albani (spaͤterhin Papst), Stephan Gradi, Ottavio Falconieri, Stephan Pignatelli, Hausgenossen des Card. Franz Barberino gewesen seyen. . Es macht einen sonderbaren Eindruck, wenn man in der Bibliothek Albani zu Rom auf die Ar- beiten dieser Akademie stoͤßt, Uebungen italienischer Abba- ten, verbessert von der Hand einer nordischen Koͤnigin; je- doch ist das nicht ohne Bedeutung. Aus ihrer Akademie gingen Maͤnner hervor wie Alessandro Guidi, der fruͤher auch dem gewohnten Style gefolgt war, seit er aber in die Naͤhe der Koͤnigin gekommen, sich entschlossen von ihm lossagte, und mit einigen Freunden in Bund trat um ihn wo moͤglich ganz zu vertilgen: die Arcadia, eine Akademie der man das Verdienst zuschreibt dieß vollbracht zu haben, hat sich aus der Gesellschaft der Koͤnigin Christine entwik- kelt. Ueberhaupt, das ist nicht zu leugnen, daß die Koͤ- nigin in der Mitte so vieler auf sie eindringenden Ein- Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . druͤcke eine edle Selbstaͤndigkeit des Geistes bewahrte. Der Anforderung, die man sonst an Convertiten macht, oder die sie sich von freien Stuͤcken auflegen, einer in die Augen fal- lenden Froͤmmigkeit war sie nicht gemeint sich zu bequemen. So katholisch sie ist, so oft sie auch ihre Ueberzeugung von der Infallibilitaͤt des Papstes wiederholt, von der Noth- wendigkeit alles zu glauben was er und die Kirche gebiete, so hat sie doch einen wahren Haß gegen die Bigotten, und verabscheut die Direction der Beichtvaͤter, die damals das gesammte Leben beherrschte. Sie ließ sich nicht neh- men, Carneval, Concert, Comoͤdie, und was das roͤmische Leben ihr sonst darbieten mochte, vor allem die innere Be- wegung einer geistreichen und lebendigen Gesellschaft zu ge- nießen. Sie liebt, wie sie bekennt, die Satyre: Pasquino macht ihr Vergnuͤgen. In die Intriguen des Hofes, die Entzweiungen der papalen Haͤuser, die Factionen der Cardi- naͤle unter einander ist sie immer auch mit verwickelt. Sie haͤlt sich an die squadronistische Faction, deren Haupt ihr Freund Azzolini ist, ein Mann den auch Andere fuͤr das geistreichste Mitglied der Curie halten, den sie aber gera- dezu fuͤr einen goͤttlichen, unvergleichlichen, daͤmonischen Menschen erklaͤrt, den einzigen den sie dem alten Reichs- kanzler Axel Oxenstierna uͤberlegen glaubt. Sie wollte ihm in ihren Memoiren ein Denkmal setzen. Ungluͤcklicher Weise ist nur ein kleiner Theil derselben bekannt gewor- den, der aber einen Ernst, eine Wahrhaftigkeit in dem Umgange mit sich selbst, einen freien und festen Geist ent- huͤllt, vor dem die Afterrede verstummt. Eine nicht min- der merkwuͤrdige Production sind die Sinnspruͤche und zer- Koͤnigin Christine von Schweden . streuten Gedanken, die wir als eine Arbeit ihrer Neben- stunden besitzen Wir haben sie in zwei von einander etwas abweichenden Redactionen: Ouvrage de loisir de Christine reine de Suede im Anhange des zweiten und Sentimens et dits mémorables de Chri- stine im Anhange des vierten Bandes von Arckenholtz. . Bei so viel feinen Bemerkungen, so vie- ler Einsicht in das Getriebe menschlicher Leidenschaften, so vielem Sinn fuͤr die Welt, doch eine entschiedene Richtung auf das Wesentliche, lebendige Ueberzeugung von der Selbst- bestimmung und dem Adel des Geistes, gerechte Wuͤrdigung der menschlichen Dinge, welche weder zu gering, noch auch zu hoch angeschlagen werden, eine Gesinnung die nur Gott und sich selbst genug zu thun sucht. Die große Bewegung des Geistes, die sich gegen das Ende des siebzehnten Jahr- hunderts in allen Zweigen der menschlichen Thaͤtigkeit ent- wickelte und eine neue Aera eroͤffnete, vollzog sich auch in dieser Fuͤrstin. Dazu war ihr der Aufenthalt in einem Mittelpunkte der europaͤischen Bildung und die Muße des Privatlebens wenn nicht unbedingt nothwendig, doch ge- wiß sehr foͤrderlich. Leidenschaftlich liebte sie diese Umge- bung: sie glaubte nicht leben zu koͤnnen wenn sie die Luft von Rom nicht athme. Verwaltung des Staates und der Kirche. Es gab schwerlich noch einen andern Ort in der dama- ligen Welt, wo sich so viel Cultur der Gesellschaft, so man- nigfaltiges bestreben in Literatur und Kunst, so viel hei- teres geistvolles Vergnuͤgen, uͤberhaupt ein Leben so erfuͤllt Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . mit Theilnahme abgewinnenden, beschaͤftigenden Interessen gefunden haͤtte, wie am Hofe zu Rom. Die Gewalt fuͤhlte man wenig: die herrschenden Geschlechter theilten im Grunde Glanz und Macht; auch die geistlichen Anforderungen konn- ten nicht mehr in aller ihrer Strenge durchgesetzt werden: sie fanden schon in der Gesinnung der Welt einen merkli- chen Widerstand. Man moͤchte sagen: die im Laufe der Zeiten emporgekommenen geistigen Antriebe und Persoͤn- lichkeiten bewegten sich in schwelgerischem Gleichgewicht. Eine andere Frage war aber, wie man von hier aus Kirche und Staat regieren werde. Denn ohne Zweifel hatte der Hof oder vielmehr die Praͤlatur, welche eigentlich erst die vollguͤltigen Mitglieder der Curie umfaßte, diese Verwaltung in ihren Haͤnden. Schon unter Alexander VII. hatte sich das Institut der Praͤlatur in seinen modernen Formen ausgebildet. Um Referendario di Segnatura zu werden, wovon alles abhing, mußte man Doctor Juris seyn, 3 Jahre bei einem Advo- caten gearbeitet, ein bestimmtes Alter erreicht haben, ein be- stimmtes Vermoͤgen besitzen, und uͤbrigens keinen Tadel dar- bieten. Das Alter war fruͤher auf 25 Jahre, das Vermoͤgen auf ein Einkommen von 1000 Sc. festgesetzt; Alexander traf die ziemlich aristokratische Abaͤnderung, daß nur 21 Jahre erforderlich seyn, aber dagegen 1500 Scudi feste Einkuͤnfte nachgewiesen werden sollten. Wer diesen Anforderungen genuͤgte, ward von dem Prefetto di Segnatura eingekleidet, und mit dem Vortrag uͤber zwei Streitsachen vor versam- melter Segnatura beauftragt Discorso del dominio temporale e spirituale del S. Pon- tefice Romano 1664. MS. . So ergriff er Besitz: so Verwaltung des Staates und der Kirche . ward er zu allen andern Aemtern befaͤhigt. Von dem Go- verno einer Stadt, einer Landschaft stieg man zu einer Nun- tiatur, einer Vicelegation auf; oder man gelangte zu einer Stelle in der Rota, in den Congregationen: dann folgten Cardinalat, Legation. Geistliche und weltliche Gewalt wa- ren selbst in der Verwaltung in den hoͤchsten Stellen ver- einigt. Wenn der Legat in einer Stadt erscheint, hoͤren ei- nige geistliche Ehrenvorrechte des Bischofs auf: der Legat gibt dem Volke den Segen wie der Papst. Unaufhoͤrlich wechseln die Mitglieder der Curie zwischen geistlichen und weltlichen Aemtern. Bleiben wir nun zuerst bei der weltlichen Seite, der Staatsverwaltung stehn. Alles hing von den Beduͤrfnissen ab, von den Anfor- derungen, die man an die Unterthanen machte, von der Lage der Finanzen. Wir sahen, welch einen verderblichen Schwung das Schuldenwesen unter Urban VIII. besonders durch den Krieg von Castro bekam ; aber noch einmal waren doch die Anleihen durchgesetzt worden, die Luoghi di Monte stan- den hoch im Preise: ohne Ruͤcksicht noch Einhalt fuhren die Paͤpste auf dem betretenen Wege fort. Innocenz X. fand 1644 182103¾, und hinterließ 1655 die Zahl von 264129½ Luoghi di Monte, so daß das Capital, welches hiedurch bezeichnet wird, von 18 auf mehr als 26 Millionen gestiegen war. Obwohl er mit dieser Summe auch anderweite Schulden bezahlt, Capitalien abgeloͤst hatte, so lag doch immer ein starker Anwachs der Gesammtmasse darin, die man bei seinem Ableben auf 48 Millionen Scudi berechnete. Er hatte das Gluͤck gehabt, Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . von den Auflagen Urbans VIII. einen Mehrertrag zu zie- hen, auf den er die neuen Monti fundirte. Indem nun Alexander VII. die Regierung antrat, zeigte sich wohl, daß eine Vermehrung der Auflagen un- thunlich sey; neue Anleihen waren nun schon so zur Ge- wohnheit geworden, daß man ihrer gar nicht mehr entbeh- ren konnte: Alexander entschloß sich eine neue Huͤlfsquelle in einer Reduction der Zinsen zu suchen. Die Vacabili, welche 10½ Procent Zinsen trugen, stan- den auf 150: er beschloß sie alle einzuziehen. Obwohl er sie nach dem Curs bezahlte, so hatte er doch dabei einen großen Vortheil, da die Kammer im Allgemeinen fuͤr 4 Pro- cent aufnahm, und daher, wenn sie auch mit geliehenem Gelde zuruͤckzahlte, doch in Zukunft statt 10½ nur 6 Pro- cent Zinsen zu zahlen brauchte. Hierauf faßte Papst Alexander die Absicht, auch alle Nonvacabili die uͤber 4 Proc. trugen, auf diesen Zinsfuß zu- ruͤckzubringen Pallavicini: Vita di Alessandro VII. Perciocchè in nes- sun altro paese d’Italia la rendita del danaro aveasi tanto pin- gue e tanto sicura, pian piano era succeduto che quei luoghi del primitivo lor prezzo di 100 fussero cresciuti nella piazza al valor di 116. Hor la camera valendosi del suo diritto, come avrebbe potuto qualsivoglia privato, rendeva il prezzo origina- rio di 100, non permettendo la vastità della somma — er rech- net 26 Mill. — nè persuadendo la qualità de’ padroni, in gran parte ricchi e forastieri, che ad aggravio de’ poveri, alle cui spalle stanno tutti i publici pesi, il pontefice usasse più la libe- ralità usata da lui nell’ estintione de’ monti vacabili. . Da er sich aber hiebei um den Curs nicht kuͤmmerte, der 116 Proc. stand, sondern schlechtweg nach dem Wortlaut seiner Verpflichtung hundert fuͤr den Luogho zu- Verwaltung des Staates . ruͤckzahlte und nicht mehr, so machte er einen neuen sehr bedeutenden Vortheil. Alle diese Zinsen beruhten, wie wir sahen, auf Auflagen, und es mag vielleicht anfangs die Ab- sicht gewesen seyn die druͤckendsten zu erlassen; aber da man bei der alten Wirthschaft beharrte, so war das nicht durch- zusetzen: auf einen Nachlaß an dem Salzpreise erfolgte sehr bald eine Erhoͤhung der Mahlsteuer: jener ganze Gewinn ward von der Staatsverwaltung oder dem Nepotismus verschlungen. Rechnet man die Ersparnisse der Reductionen zusammen, so muͤssen sie ungefaͤhr 140000 Scudi getragen haben, deren neue Verwendung als Zins eine Vermehrung der Schuld ungefaͤhr um 3 Millionen involviren wuͤrde. Auch Clemens IX. wußte die Staatsverwaltung nur mit neuen Anleihen zu fuͤhren. Aber schon sah er sich so weit gebracht, daß er den Ertrag der Dataria, der bisher immer geschont worden, auf den der taͤgliche Unterhalt des paͤpstlichen Hofes gegruͤndet war, doch endlich auch an- griff. Er hat 13200 neue Luoghi di Monte darauf ge- gruͤndet. Im Jahre 1670 konnten sich die paͤpstlichen Schulden auf ungefaͤhr 52 Millionen Scudi belaufen. Daraus folgte nun einmal, daß man die Lasten, die sich in einem unproductiven, an dem Welthandel keinen Antheil nehmenden Lande schon sehr druͤckend erwiesen, auch bei dem besten Willen nicht anders als unmerklich und voruͤbergehend vermindern konnte. Eine andere Klage war, daß die Monti auch an Fremde gelangten, denen dann die Zinsen zu Gute kamen, ohne daß sie zu den Abgaben beigetragen haͤtten. Man be- rechnete, daß jaͤhrlich 600000 Sc. nach Genua geschickt Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . wuͤrden; das Land wurde hiedurch zum Schuldner einer fremden Landsmannschaft, was seiner freien Entwickelung unmoͤglich foͤrderlich seyn konnte. Und noch eine tiefer eingreifende Wirkung knuͤpfte sich hieran. Wie haͤtte es anders seyn koͤnnen, als daß die Inha- ber der Renten, die Geldbesitzer auch einen großen Einfluß auf den Staat und seine Verwaltung erlangen mußten? Die großen Handelshaͤuser bekamen einen unmittelba- ren Antheil an den Staatsgeschaͤften. Dem Tesoriere war immer ein Handelshaus beigegeben, bei dem die Gelder in Empfang genommen und ausgezahlt wurden; die Cassen des Staates waren eigentlich immer in den Haͤnden der Kauf- leute. Aber sie waren auch die Paͤchter der Einkuͤnfte, Schatzmeister in den Provinzen. So viele Aemter waren kaͤuflich: sie besaßen die Mittel sie an sich zu bringen. Schon ohnehin gehoͤrte ein nicht unbedeutendes Vermoͤgen dazu, um an der Curie fortzukommen. In den wichtigsten Stellen der Verwaltung finden wir um das Jahr 1665 Florentiner und Genuesen. Der Geist des Hofes nahm eine so mercantile Richtung, daß allmaͤhlig die Befoͤrderungen bei weitem weniger von Verdienst als von Geld abhingen. „Ein Kaufmann mit seiner Boͤrse in der Hand“, ruft Grimani aus, „hat am Ende alle Mal den Vorzug. Der Hof erfuͤllt sich mit Miethlingen, die nur nach Gewinn trach- ten, die sich nur als Handelsleute fuͤhlen, nicht als Staats- maͤnner, und lauter niedrige Gedanken hegen.“ Antonio Grimani. Per la vendita della maggior parte degli officii più considerabili si viene a riempire la corte d’uomini Verwaltung des Staates. Das war nun um so wichtiger, da es in dem Lande keine Selbstaͤndigkeit mehr gab. Nur Bologna entwickelte zuweilen einen nachhaltigen Widerstand, so daß man in Rom sogar einmal daran dachte, dort eine Citadelle zu er- richten. Wohl widersetzten sich dann und wann auch an- dere Communitaͤten: die Einwohner von Fermo wollten einst nicht dulden, daß Getreide, dessen sie selbst zu beduͤr- fen glaubten, aus ihrem Gebiete weggefuͤhrt wuͤrde Memoriale presentato alla S tà di N. S re papa Innocen- tio dalli deputati della città di Fermo per il tumulto ivi seguito alli 6 di luglio 1648. MS. S. Bisaccioni Historia delle guerre civili p. 271, wo neben England, Frankreich, Polen, Neapel auch Fermo auftritt. : in Perugia weigerte man sich, ruͤckstaͤndige Auflagen nachzu- zahlen; aber die Generalcommissarien des Hofes unterdruͤck- ten diese Bewegungen leicht, und fuͤhrten dann eine um so strengere Unterordnung ein: allmaͤhlig wurde auch die Ver- waltung der Communalguͤter dem Ermessen des Hofes un- terworfen. Ein merkwuͤrdiges Beispiel von dem Gange dieser Ver- waltung gibt uns das Institut der Annona. Wie es im 16. Jahrhundert uͤberhaupt ein allgemei- ner Grundsatz war die Ausfuhr der unentbehrlichen Le- bensbeduͤrfnisse zu erschweren, so trafen auch die Paͤpste dahin zielende Einrichtungen, vorzuͤglich um der Theu- rung des Brotes vorzubeugen. Doch hatte der Prefetto mercenarj e mercanti, restanti indietro quelli che potrebbero pos- seder tali officii per merito e per virtù, male veramente notabile che smacca il credito concepito della grandezza della corte Ro- mana, non avendo detti mercenarj d’officii involto l’animo che in cose mecaniche e basse e più tosto mercantili che politiche. Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . dell’ Annona, dem dieser Zweig der aufsehenden Gewalt uͤbertragen ward, anfangs nur sehr beschraͤnkte Befugnisse. Zuerst Gregor XIII. erweiterte sie. Ohne die Erlaubniß des Prefetto sollte das gewonnene Getreide weder uͤber- haupt aus dem Lande, noch auch nur von einem Bezirke in den andern ausgefuͤhrt werden. Nur in dem Falle aber ward die Erlaubniß ertheilt, daß das Getreide am 1sten Merz unter einem gewissen Preise zu haben war. Cle- mens VIII. bestimmte diesen Preis auf 6, Paul V. auf 5½ Scudi fuͤr den Rubbio. Es war ein besonderer Tarif fuͤr das Brot nach den verschiedenen Kornpreisen festge- setzt In dem Werke Nicola Maria Nicolaj’s Memorie, leggi et osservationi sulle campagne e sull’ annone di Roma 1803 findet sich B. II. die lange Reihe paͤpstlicher Verordnungen uͤber diese Ge- genstaͤnde. . Nun fand sich aber daß das Beduͤrfniß von Rom von Jahr zu Jahr anwuchs. Die Einwohnerzahl nahm zu: der Anbau der Campagna gerieth in Verfall. Der Verfall der Campagna wird besonders in die erste Haͤlfte des sieb- zehnten Jahrhunderts zu setzen seyn. Irre ich nicht, so wird man ihn aus zwei Ursachen herzuleiten haben: einmal jener Veraͤußerung der kleineren Besitzthuͤmer an die gro- ßen Familien: denn dieses Land fordert die sorgfaͤltigste Bearbeitung, die ihm nur der kleinere Eigenthuͤmer zuzu- wenden pflegt, der mit seinem ganzen Einkommen darauf verwiesen ist; und sodann der zunehmenden Verschlechterung der Luft. Gregor XIII. hatte den Getreidebau ausdehnen, Sixtus V. die Schlupfwinkel der Banditen zu vernichten Verwaltung des Staates. gesucht, und so hatte jener die tieferen Gegenden nach dem Meere hin ihrer Baͤume und Gebuͤsche, dieser die Anhoͤhen ihrer Waldungen beraubt Relatione dello stato di Roma presente, oder Almaden. S. den Anhang. . Weder das Eine noch das Andere kann von Nutzen gewesen seyn: die Aria cattiva dehnte sich aus, und trug dazu bei die Campagna zu ver- oͤden. Von Jahr zu Jahr nahm ihr Ertrag ab. Dieses Mißverhaͤltniß nun zwischen Ertrag und Be- duͤrfniß veranlaßte Papst Urban VIII. die Aufsicht zu schaͤr- fen, die Rechte des Prefetto auszudehnen. Durch eine sei- ner ersten Constitutionen hob er alle Ausfuhr von Getreide oder Vieh oder Oel sowohl aus dem Staate uͤberhaupt als aus einem Gebiete in das andere schlechthin auf, und bevollmaͤchtigte den Prefetto dem Ertrage einer jeden Ernte gemaͤß den Preis des Getreides auf Campofiore zu bestim- men, und den Baͤckern das Gewicht des Brotes nach Maaßgabe desselben vorzuschreiben. Hiedurch ward der Prefetto allmaͤchtig, und er ver- saͤumte nicht, die ihm zugestandene Befugniß zu seinem und seiner Freunde Vortheil anzuwenden. Er bekam gera- dezu das Monopol mit Korn, Oel, Fleisch, mit allen er- sten Lebensbeduͤrfnissen in die Haͤnde. Daß die Wohlfeil- heit derselben sehr befoͤrdert worden waͤre, kann man nicht finden: den Beguͤnstigten ward selbst die Ausfuhr zugestan- den, und man fuͤhlte hauptsaͤchlich nur den Druck der bei Aufkauf und Verkauf Statt fand. Auf der Stelle wollte man bemerken, daß der Ackerbau noch mehr abnehme Pietro Contarini 1627: Il pontefice avendo levato le . Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . Ueberhaupt beginnen nun die Klagen uͤber den allge- meinen Verfall des Kirchenstaates, die seitdem nie wieder aufgehoͤrt. „Auf unsrer Reise hin und her“, sagen die vene- zianischen Gesandten von 1621, bei denen ich sie zuerst finde, „haben wir große Armuth unter den Bauern und in dem gemeinen Volke, und geringen Wohlstand um nicht zu sa- gen große Beschraͤnkung in allen uͤbrigen wahrgenommen; eine Frucht der Regierungsart und besonders des geringfuͤ- gigen Verkehrs. Bologna und Ferrara haben in Pallaͤsten und Adel einen gewissen Glanz; Ancona ist nicht ohne Handel mit Ragusa und der Tuͤrkei; alle andern Staͤdte aber sind tief gesunken.“ Um das Jahr 1650 bildete sich die Meinung ganz allgemein aus, daß eine geistliche Re- gierung verderblich sey Diario Deone tom. IV. 1649 21 Ag. E dovere di favo- rir la chiesa: però veggiamo che tutto quello che passa a lei, è in pregiudicio del publico, come che le terre sue subito sono dishabitate e le possessioni mal coltivate, si vede in Ferrara, in Urbino, in Nepe, in Nettuno et in tutte le piazze che sono passate nel dominio della chiesa. . Schon fangen auch die Einwoh- ner an sich bitter zu beklagen. „Die Auflagen der Barbe- rini“, ruft eine gleichzeitige Lebensbeschreibung aus, „haben das Land, die Habsucht der Donna Olimpia hat den Hof erschoͤpft, von der Tugend Alexanders VII. erwartete man eine Verbesserung: aber ganz Siena hat sich nach dem Kir- Ein tratte concesse a diversi da suoi precessori — — hora venden- dole ne cava bona somma di danaro: non vole i prezzi troppo vili nè grano forestiero: l’arte del campo viene ad abbandonarsi per il poco o niun guadagno che ne traggono. Verwaltung des Staates. chenstaate ergossen, um ihn vollends auszusaugen.“ Vita di Alessandro VII: Spolpato e quasi in teschio ridotto dalle gabelle Barberine lo stato ecclesiastico e smunta la corte dall’ ingordigia di Olimpia confidavano generoso ristoro della bontà d’Alessandro. Und indeß ließen die Forderungen doch niemals nach. Ein Cardinal verglich diese Verwaltung einst mit ei- nem Pferde, das im Lauf ermuͤdet aufs neue angetrieben werde, und sich aufs neue in Lauf setze, bis es erschoͤpft sey und hinstuͤrze. Dieser Moment einer voͤlligen Erschoͤ- pfung schien jetzt gekommen. Es hatte sich der schlechteste Geist, der eine Beam- tenschaft ergreifen kann, gebildet: ein Jeder sah das Ge- meinwesen hauptsaͤchlich als einen Gegenstand seines per- soͤnlichen Vortheils, oft nur seiner Habsucht an. Wie riß die Bestechlichkeit auf eine so furchtbare Weise ein! An dem Hofe Innocenz X. verschaffte Donna Olim- pia Aemter unter der Bedingung einer monatlichen Erkennt- lichkeit. Und waͤre sie nur die Einzige gewesen! Aber die Schwaͤgerin des Datarius Cecchino, Donna Clementia, ver- fuhr auf aͤhnliche Weise. Besonders das Weihnachtsfest war die große Ernte der Geschenke. Daß Don Camillo Astalli einstmals, obwohl er es hatte hoffen lassen, dann doch mit Donna Olimpia nicht theilen wollte, regte de- ren heftigen Ingrimm auf, und legte den Grund zu seinem Sturze. Zu welchen Verfaͤlschungen ließ sich Mascambruno durch Bestechung hinreißen! Den Decreten die er dem Papst vorlegte, fuͤgte er falsche Summarien bei: da der Papst nur die Summarien las, so unterzeichnete er Dinge Päpste** 8 Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . von denen er keine Ahndung hatte, und die den roͤmischen Hof mit Schmach bedeckten Pallavicini sucht es damit zu entschuldigen, weil die Verfuͤ- gungen der Dataria geschrieben worden „di carattere francese, come è restato in uso della dataria dapoi che la sedia fu in Avignone“, was denn der Papst nicht gern las. . Es gibt nichts Schmerz- licheres als wenn man liest, der Bruder Alexanders VII Don Mario sey unter andern dadurch reich geworden, daß er die Gerechtigkeit im Borgo verwaltete. Denn leider war auch die Rechtspflege von dieser Seuche ergriffen. Wir haben ein Verzeichniß der Mißbraͤuche die an dem Gerichtshofe der Rota eingerissen, das dem Papst Alexander von einem Manne uͤbergeben wurde der 28 Jahr an demselben gearbeitet hatte Disordini che occorrono nel supremo tribunale della rota nella corte Romana e gli ordini con i quali si potrebbe rifor- mare, scrittura fatta da un avvocato da presentarsi alla S tà di N. S re Alessandro VII. MS. Rang. zu Wien n o 23. . Er rechnet, daß es kei- nen Auditor di Rota gebe der zu Weihnachten nicht an 500 Sc. Geschenke erhalte. Wer an die Person des Audi- tore selbst nicht zu kommen vermochte, wußte doch an seine Verwandten, Gehuͤlfen, Diener zu gelangen. Nicht minder verderblich aber wirkten die Empfehlun- gen des Hofes oder der Großen. Die Richter haben sich zuweilen bei den Parteien selbst uͤber das ungerechte Ur- theil entschuldigt, das sie ausgesprochen: sie erklaͤrten, die Gerechtigkeit erleide Gewalt. Was konnte dieß nun fuͤr eine Rechtspflege geben. Vier Monat hatte man Ferien: auch in den uͤbrigen war das Leben zerstreuend, aufreibend: die Urtel verzogen sich Verwaltung des Staates. ungebuͤhrlich, und trugen zuletzt doch alle Spuren der Ueber- eilung. Es waͤre vergeblich gewesen sich auf Appellatio- nen einzulassen. Zwar wurde dann die Sache andern Mit- gliedern uͤbergeben: aber wie haͤtten diese nicht eben so gut wie die fruͤhern jenen Einfluͤssen unterliegen sollen? Sie nahmen sogar uͤberdieß auf das vorhergegangene Votum Ruͤcksicht. Uebelstaͤnde die sich von dem hoͤchsten Gerichtshofe in alle andern, in die Justiz und Regierung der Provinzen ausbreiteten Disordini. Con le male decisioni di questo tribunale supremo (della rota) si corrompe la giustitia a tutti gli altri mi- nori, almeno dello stato ecclesiastico, vedendosi da giudici dare sentenze con decisioni sì fatte. . Auf das dringendste stellt sie Cardinal Sacchetti in einer uns aufbehaltenen Schrift dem Papst Alexander vor: die Unterdruͤckung des Armen, dem Niemand helfe, durch die Maͤchtigern: die Beeintraͤchtigung der Gerechtigkeit durch die Verwendungen von Cardinaͤlen, Fuͤrsten und Angehoͤ- rigen des Pallastes: das Verzoͤgern von Sachen, die in ein paar Tagen abgethan werden koͤnnten, auf Jahre und Jahrzehende: die Gewaltsamkeiten, die derjenige erfahre der sich von einer untern Behoͤrde an eine hoͤhere wende: die Verpfaͤndungen und Executionen, mit denen man die Abgaben eintreibe: grausame Mittel, nur dazu geeignet, den Fuͤrsten verhaßt und seine Diener reich zu machen: „Leiden, heiligster Vater,“ ruft er aus, „welche schlim- mer sind als die Leiden der Hebraͤer in Egypten! Voͤl- ker die nicht mit dem Schwert erobert, sondern entweder 8* Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . durch fuͤrstliche Schenkungen, oder durch freiwillige Unter- werfung an den roͤmischen Stuhl gekommen sind, werden unmenschlicher behandelt als die Sklaven in Syrien oder in Afrika. Wer kann es ohne Thraͤnen vernehmen!“ Lettre du cardinal Sacchetti écrite peu avant sa mort au pape Alexandre VII en 1663, copie tirée des Manuscritti della regina di Suezia, bei Arckenholtz Mémoires tom. IV, App. n o XXXII: eine sehr unterrichtende Schrift, die durch gar viele an- dere bestaͤtigt wird, z. B. eine Scrittura sopra il governo di Roma, aus derselben Zeit (Bibl. Alt.). I popoli, non avendo più ar- gento nè rame nè biancherie nè matarazze per sodisfare alla indiscretione de’ commissarj, converrà che si venderanno schiavi per pagare i pesi camerali. So stand es mit dem Kirchenstaate bereits in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts. Und waͤre es nun wohl zu denken, daß sich die Ver- waltung der Kirche von Mißbraͤuchen dieser Art haͤtte frei halten koͤnnen? Sie hing eben so gut wie die Verwaltung des Staa- tes von dem Hofe ab: von dem Geiste desselben empfing sie ihren Antrieb. Allerdings waren der Curie auf diesem Gebiete Schran- ken gezogen. In Frankreich genoß die Krone die bedeu- tendsten Vorrechte; in Deutschland behaupteten die Capitel ihre Selbstaͤndigkeit. In Italien und Spanien dagegen hatte sie freiere Hand: und in der That machte sie hier ihre lucrativen Rechte ruͤcksichtslos geltend. In Spanien stand dem roͤmischen Hofe die Ernen- nung zu allen geringeren, in Italien selbst zu allen hoͤheren Verwaltung der Kirche. Aemtern und Pfruͤnden zu. Es ist kaum zu glauben, wel- che Summen der Dataria durch die Ausfertigung von Be- stallungen, die Spolien, die Einkuͤnfte waͤhrend der Vacan- zen aus Spanien zuflossen. Aus dem italienischen Ver- haͤltniß aber zog die Curie, als Gesammtheit betrachtet, vielleicht noch groͤßern Vortheil: die reichsten Bisthuͤmer und Abteien, so viele Priorate, Commenden und andere Pfruͤnden kamen den Mitgliedern derselben unmittelbar zu Gute. Und waͤre es nur hiebei geblieben! Aber an die Rechte, die schon etwas Bedenkliches hatten, knuͤpften sich die verderblichsten Mißbraͤuche. Ich will nur Einen beruͤhren, der freilich wohl auch der schlimmste seyn wird. Es fuͤhrte sich ein, und kam in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts so recht in Schwang, daß man die Pfruͤnden, die man vergabte, zu Gunsten ir- gend eines Mitgliedes der Curie mit einer Pension be- lastete. In Spanien war dieß ausdruͤcklich verboten: wie die Pfruͤnden selbst nur an Eingeborne gelangen durften, so sollten auch nur zu deren Gunsten Pensionen Statt fin- den. Allein man wußte zu Rom diese Bestimmungen zu umgehn. Die Pension ward auf den Namen eines einge- bornen oder eines naturalisirten Spaniers ausgefertigt: dieser aber verpflichtete sich durch einen buͤrgerlichen Contract, jaͤhrlich eine bestimmte Summe fuͤr den eigentlich Beguͤn- stigten in einem roͤmischen Handelshause zahlen zu lassen. In Italien nun brauchte man nicht einmal diese Ruͤcksicht zu nehmen: oft waren die Bisthuͤmer auf eine unertraͤg- Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . liche Weise belastet. Monsignor de Angelis, Bischof von Urbino, klagte im Jahre 1663, daß er aus diesem reichen Bisthume nicht mehr uͤbrig behalte als 60 Sc. des Jah- res, er habe schon Verzicht geleistet und der Hof wolle seine Entsagung nur nicht annehmen. Es fand sich Jahre lang Niemand der die Sitze von Ancona und Pesaro unter den schweren Bedingungen die man auflegte, haͤtte uͤber- nehmen moͤgen. Im Jahre 1667 zaͤhlte man in Neapel 28 Bischoͤfe und Erzbischoͤfe welche von ihrem Amte ent- bunden worden, weil sie ihre Pensionen nicht bezahlten. Von den Bisthuͤmern ging man unmittelbar zu den Pfar- ren fort. Auf der reichsten Pfarrei fand der Inhaber oftmals nur noch ein duͤrftiges Auskommen. Die armen Landpfar- rer sahen zuweilen auch ihre Accidenzien belastet Der boshafte Basadona sagt: Bisogna conchiudere che ogni beneficio capace di pensione rimanga caricato come l’asino di Apulejo, che non potendo più sostenere il peso meditava di gettarsi in terra, quando il veder caduto il compagno e tosto de’ vetturini scorticato hebbe per bene di sopportare l’insopporta- bil soma. In der Schilderung des Uebels selbst stimmen alle Zeit- genossen uͤberein. Es fuͤhrte sich auch wieder ein, daß man die Kir- chen mit Vorbehalt eines Theiles der Einkuͤnfte Andern abtrat. Deone, Diario 7 Genn. 1645, nachdem er uͤber das bolognesische Erzbisthum, das der Cardinal Colonna an Albregati uͤberließ, be- richtet hat, faͤhrt fort: con questo esempio si è aperta la porta d’ammettere le risegne: e così stamane si è publicata la risegna della chiesa di Ravenna fatta dal card l Capponi nella persona di mons r Tungianni suo nipote con riserva di pensione a suo favore e dopo la morte sua d’una buona parte al card l Pamfilio. . Manche wurden unmuthig und verließen ihre Stellen; aber mit der Zeit fanden sich immer wieder Competenten; ja sie wettei- ferten mit einander, der Curie groͤßere Pensionen anzubieten. Was mußten das aber fuͤr Leute seyn! Es konnte Verwaltung der Kirche. nichts anders als das Verderben der Landpfarren, die Ver- wahrlosung des gemeinen Volkes erfolgen. Weit besser war es doch in der That, daß man in der protestantischen Kirche das Ueberfluͤssige von allem An- fange beseitigt hatte, und nun wenigstens Ordnung und Recht walten ließ. Allerdings bewirkten die Reichthuͤmer der katholischen Kirche und der weltliche Rang, zu welchem eine Stellung in derselben erhob, daß sich die hohe Aristokratie ihr wid- mete; Papst Alexander hatte sogar die Maxime vorzugs- weise Leute von guter Geburt zu befoͤrdern; er hegte die sonderbare Meinung, da es schon den Fuͤrsten der Erde angenehm sey, Diener von vornehmer Herkunft um sich zu sehen, so muͤsse es auch Gott gefallen, wenn sein Dienst von Personen vollzogen werde welche uͤber die andern er- haben seyen. Aber gewiß das war nicht der Weg auf wel- chem die Kirche sich in fruͤhern Jahrhunderten erhoben, es war selbst der nicht auf welchem sie sich in den letzten Zeiten restaurirt hatte. Die Kloͤster und Congregationen, die so viel zur Wiederaufnahme des Katholicismus bei- getragen, ließ man dagegen in Verachtung gerathen. Die Nepoten mochten Niemand der durch Klosterverpflichtun- gen gebunden war, schon darum weil ein solcher ihnen nicht so unaufhoͤrlich den Hof machen konnte. Bei den Concurrenzen behielten jetzt in der Regel die Weltgeistli- chen den Platz, auch wenn sie in Verdiensten oder Gelehr- samkeit nachstanden. „Man scheint dafuͤr zu halten,“ sagt Grimani, „das Bisthum oder gar der Purpur werde be- schimpft, wenn man sie einem Klosterbruder ertheile.“ Er Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . will bemerken, daß die Moͤnche nicht mehr recht wagen sich am Hofe blicken zu lassen, weil ihrer da nur Spott und Beleidigung warte. Schon zeige sich, daß nur Leute von der geringsten Herkunft in die Kloͤster zu treten geneigt seyen. „Selbst ein fallirter Kraͤmer“, ruft er aus, „haͤlt sich fuͤr zu gut um die Capuze zu nehmen.“ Grimani fuͤgt hinzu: Si toglie ad ognuno affatto la voglia di studiare e la cura di difendere la religione. Deteriorandosi il numero de’religiosi dotti et esemplari, potrebbe in breve sof- frirne non poco detrimento la corte: onde al mio credere fareb- bono bene i pontefici di procurar di rimettere i regolari nel primo posto di stima, partecipandoli di quando in quando ca- riche, — — e così nelle religioni vi entrerebbero huomini eminenti. Verloren dergestalt die Kloͤster wirklich an innerer Be- deutung, so ist es kein Wunder wenn man auch bereits anfing, sie fuͤr uͤberfluͤssig zu halten. Es ist sehr bemerkens- werth, daß sich diese Meinung zuerst in Rom entwickelte, daß man es zuerst hier nothwendig fand das Moͤnchswe- sen zu beschraͤnken. Schon im Jahre 1649 verbot Inno- cenz X. durch eine Bulle alle neue Aufnahme in irgend einen regularen Orden, bis das Einkommen der verschiedenen Convente berechnet, und die Zahl der Personen bestimmt sey welche darin leben koͤnnten Unser Tagebuch schildert beim ersten Januar 1650 den Ein- druck den die Constitution machte. Non entrando quella ragione ne’ cappuccini et altri riformati che non possedono entrata, te- mono che la prohibitione sia perpetua, e così cred’ io, fin a tanto che il numero de’ regolari hoggi eccessivo sia ridotto a nu- mero competente e la republica da loro non venga oppressa. . Noch wichtiger ist eine Bulle vom 15. October 1652. Der Papst beklagt darin, daß es so viel kleine Convente gebe, in denen man weder Verwaltung der Kirche. die Offizien bei Tage oder bei Nacht versehen, noch geist- liche Uebungen halten, noch die Clausur beobachten koͤnne, Freistaͤtten fuͤr Liederlichkeit und Verbrechen: ihre Anzahl habe jetzt uͤber alles Maaß zugenommen; er hebt sie mit Einem Schlage alle auf: denn das Unkraut muͤsse man son- dern von dem Weizen Constitutio super extinctione et suppressione parvorum conventuum, eorumque reductione ad statum secularem, et bono- rum applicatione, et prohibitione erigendi nova loca regularia in Italia et insulis adjacentibus. Idibus Oct. 1652. . Schon begann man und zwar zunaͤchst ebenfalls in Rom darauf zu denken, finanziellen Beduͤrfnissen selbst fremder Staaten durch Einziehungen nicht von Kloͤstern, sondern von ganzen Instituten zu Huͤlfe zu kommen. Als Alexander VII. kurz nach seiner Thron- besteigung von den Venezianern ersucht ward sie in dem Kriege von Candia gegen die Osmanen zu unterstuͤtzen, schlug er selbst ihnen die Aufhebung einiger Orden in ihrem Lande vor. Sie waren eher dagegen, weil diese Orden doch eine Versorgung fuͤr die armen Nobili darboten. Aber der Papst setzte seine Absicht durch. Das Daseyn dieser Convente, sagte er, gereiche den Glaͤubigen eher zum Anstoß als zur Erbauung: er verfahre wie ein Gaͤrtner, der die unnuͤtzen Zweige von dem Weinstocke abschneide, um ihn desto frucht- barer zu machen Relatione de’ IV ambasciatori 1656. S. d. Anhang. . Doch haͤtte man nicht sagen koͤnnen, daß es nun un- ter Denen, die man befoͤrderte, besonders glaͤnzende Talente gegeben haͤtte. In dem siebzehnten Jahrhundert ist eine allgemeine Klage uͤber den Mangel an ausgezeichneten Leu- Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . ten Grimani: Tolto l’economia esteriore ogni altra cosa si deteriora; — — d’huomini di valore effettivamente scarseggia al presente la corte al maggior segno. . Einmal blieben talentvolle Maͤnner haͤufig schon darum von der Praͤlatur ausgeschlossen, weil sie zu arm wa- ren um jene Bedingungen der Aufnahme zu erfuͤllen Relatione di Roma sotto Clemente IX. Portando lo stile che le cariche si trasferiscono solamente a prelati e che la prelatura si concede solo a quelli che hanno entrata sufficiente per mantenere il decoro, ne siegue però che la maggior parte di soggetti capaci ne resta esclusa. . Das Fortkommen hing doch allzu sehr von der Gunst der Nepoten ab, die sich nur durch eine Geschmeidigkeit und Unterwuͤrfigkeit erreichen ließ, welche der freien Entwicke- lung edler Geistesgaben nicht guͤnstig seyn konnte. Auf die gesammte Geistlichkeit wirkte dieß zuruͤck. Gewiß ist es auffallend, daß in den wichtigsten theo- logischen Disciplinen so gut wie gar keine originalen italie- nischen Autoren auftreten, weder in der Schrifterklaͤrung, wo man nur die Hervorbringungen des 16. Jahrhunderts wiederholte, noch auch an der Moral, obwohl diese sehr cultivirt wurde, noch auch in dem Dogma: schon in den Con- gregationen uͤber die Gnadenmittel erscheinen lauter Fremde auf dem Kampfplatze: an den spaͤteren Streitigkeiten uͤber Freiheit und Glauben nehmen die Italiener nur wenig An- theil. Nach Girolamo da Narni thut sich selbst in Rom kein ausgezeichneter Prediger mehr hervor. In jenem Tage- buche von 1640 bis 1650, das ein so strenger Katholik ver- faßt hat, wird es mit Erstaunen bemerkt. „Mit den Fa- sten“, heißt es darin, „hoͤre die Comoͤdie auf in den Saͤ- Verwaltung der Kirche. len und Haͤusern und fange an in den Kirchen auf den Kanzeln. Das heilige Geschaͤft der Predigt diene der Ruhm- sucht oder der Schmeichelei. Man trage Metaphysik vor, wovon der Sprechende wenig, seine Zuhoͤrer aber gar nichts verstehn. Statt zu lehren, zu tadeln, lasse man Lobreden erschallen, nur um sich emporzubringen. Schon komme es auch bei der Wahl der Prediger nicht mehr auf Verdienst, sondern nur auf Verbindung und Gunst an.“ Die Summe ist: jener große innere Antrieb, der fruͤ- her Hof und Staat und Kirche beherrscht und ihnen ihre streng religioͤse Haltung gegeben hat, ist verloschen: mit den Tendenzen der Restauration und Eroberung ist es vor- bei: jetzt machen sich andere Triebe in den Dingen geltend, die doch zuletzt nur auf Macht und Genuß hinauslaufen und das Geistliche aufs neue verweltlichen. Die Frage entsteht, welche Richtung unter diesen Um- staͤnden die Gesellschaft angenommen hatte die auf die Prin- cipien der Restauration so besonders gegruͤndet war, der Orden der Jesuiten. Die Jesuiten in der Mitte des siebzehnten Jahr- hunderts. Die vornehmste Veraͤnderung in dem Innern der Ge- sellschaft Jesu bestand darin, daß die Professen in den Besitz der Macht gelangten. Professen, welche die vier Geluͤbde ablegten, gab es anfangs nur wenige: von den Collegien entfernt, auf Al- Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . mosen angewiesen, hatten sie sich darauf beschraͤnkt eine geistliche Autoritaͤt auszuuͤben: die Stellen welche weltliche Thaͤtigkeit erforderten, von Rectoren, Provincialen, die Col- legien uͤberhaupt waren in den Haͤnden der Coadjutoren ge- wesen. Jetzt aber aͤnderte sich dieß. Die Professen selbst gelangten zu den Stellen der Verwaltung: sie nahmen Theil an den Einkuͤnften der Collegien: sie wurden Rectoren, Provinciale In einer Sammlung Scritture politiche, morali e satiri- che sopra le massime, istituti e governo della compagnia di Gesu (MS Rom.) findet sich ein ausfuͤhrlicher Aufsatz von beinahe 400 Blatt: Discorso sopra la religione de’ padri Gesuiti e loro modo di governare, — geschrieben zwischen 1681 und 1686 von einem augenscheinlich tief eingeweihten Manne, — aus dem die folgenden Notizen groͤßtentheils genommen sind. . Daher folgte nun zunaͤchst, daß die strengeren Ten- denzen persoͤnlicher Devotion, die bisher in der Abson- derung der Professionshaͤuser vorzuͤglich festgehalten wor- den, allmaͤhlig erkalteten; schon bei der Aufnahme konnte man nicht mehr so genau auf die ascetische Befaͤhigung se- hen; namentlich Vitelleschi ließ viele Unberufene zu: man draͤngte sich nach dem hoͤchsten Grade, weil er zugleich geistliches Ansehen und weltliche Macht gewaͤhrte. Außer- dem aber zeigte sich diese Verbindung auch ganz im All- gemeinen nachtheilig. Coadjutoren und Professen hatten sich fruͤher wechselseitig beaufsichtigt: jetzt vereinten sich prakti- sche Bedeutung und geistlicher Anspruch in denselben Per- sonen. Auch die Beschraͤnktesten hielten sich fuͤr große Koͤpfe, da ihnen Niemand mehr zu widersprechen wagte. Im Be- sitze der ausschließenden Herrschaft fingen sie an, der Reich- Jesuiten. thuͤmer, welche die Collegien im Laufe der Zeit erworben, in Ruhe zu genießen und hauptsaͤchlich nur auf eine Ver- mehrung derselben zu denken: die eigentliche Amtsfuͤhrung in Schule und Kirche uͤberließen sie den juͤngern Leuten Discorso. Molti compariscono, pochi operano: i po- veri non si visitano, i terreni non si coltivano. — — Esclu- dendo quei pochi, d’ordinario giovani, che attendono ad inse- gnare nelle scuole, tutti gli altri, o che sono confessori o procu- ratori o rettori o ministri, appena hanno occupatione di rilievo. . Auch dem General gegenuͤber nahmen sie eine sehr selbstaͤn- dige Haltung an. Wie groß die Umwandlung war, sieht man unter an- dern an der Natur und den Schicksalen der Generale, — welche Leute man sich zu Oberhaͤuptern waͤhlte, wie man mit diesen verfuhr. Wie verschieden war Mutio Vitelleschi von seinem selbstherrschenden, verschmitzten, unerschuͤtterlichen Vorgaͤn- ger Aquaviva! Vitelleschi war von Natur mild, nachgie- big, versoͤhnend: seine Bekannten nannten ihn den Engel des Friedens: auf seinem Todtenbette fand er in der Ue- berzeugung einen Trost, daß er Niemand beleidigt habe. Treffliche Eigenschaften eines liebenswuͤrdigen Gemuͤthes, die aber nicht hinreichten einen so weit verbreiteten, thaͤti- gen und maͤchtigen Orden zu regieren. Auch vermochte er die Strenge der Disciplin nicht einmal in Hinsicht der Kleidung festzuhalten, geschweige den Forderungen eines entschlossenen Ehrgeizes Widerstand zu leisten. Unter seiner Verwaltung, 1615—1645, setzte sich die oben bezeichnete Umwandlung durch. In seinem Sinne verfuhren auch seine naͤchsten Nach- Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . folger: Vincenzo Caraffa (— 1649), ein Mann der selbst eine persoͤnliche Bedienung verschmaͤhte, lauter Demuth und Froͤmmigkeit war Diario Deone 12 Giugno 1649. Martedì mattina morì il generale de’ Gesuiti: fu di poche lettere, ma di santità di vita non ordinaria: quanto alla sua persona, egli non ha mai voluto carrozza al suo servigio, nè esser differentiato da qual- sivoglia minimo tra di loro nel trattar del vitto o vestito: quanto agli altri, voleva che i padri Gesuiti fossero e vivessero da re- ligiosi lasciando i trattati politici e’l frequentare le corti, nel che havendo trovato difficoltà impossibile gli hanno cagionato il se- dio della morte. , aber weder mit seinem Beispiel noch mit seinen Ermahnungen durchzudringen vermochte: Pic- colomini (— 1651), der einer Neigung zu durchgreifenden Maaßregeln, die ihm von Natur eigen war, jetzt entsagte, und nur noch auf die Genugthuung seiner Ordensbruͤder Bedacht nahm. Denn schon war es nicht mehr rathsam, hierin eine Aenderung treffen zu wollen. Alessandro Gottofredi — Januar bis Merz 1651 — haͤtte das gern gethan: er suchte wenigstens den sich vordraͤngenden Ehrgeiz in Schran- ken zu halten: aber die zwei Monate seiner Verwaltung reichten hin ihn allgemein verhaßt zu machen; man begruͤßte seinen Tod als die Befreiung von einem Tyrannen. Und noch weit entschiedenere Abneigung zog sich der naͤchste Ge- neral, Goswin Nickel, zu. Man koͤnnte nicht sagen, daß er tief eingreifende Reformen beabsichtigt haͤtte; er ließ es im Ganzen gehn wie es ging; er war nur gewohnt mit Hartnaͤckigkeit auf einmal ergriffene Meinungen zu bestehn und zeigte sich rauh, abstoßend, ruͤcksichtslos; aber schon hiedurch verletzte er die Eigenliebe maͤchtiger Mitglieder des Jesuiten . Ordens so tief und lebhaft, daß die Generalcongregation von 1661 zu Maaßregeln gegen ihn schritt, die man bei der monarchischen Natur des Institutes nicht haͤtte fuͤr moͤg- lich halten sollen. Sie ersuchte zuerst Papst Alexander VII. um die Er- laubniß, ihrem General einen Vicar mit dem Rechte der Nachfolge beizuordnen. Leicht war die Erlaubniß erlangt, der Hof bezeichnete sogar einen Candidaten dafuͤr, jenen Oliva der zuerst die Einberufung der Nepoten angerathen, und man war fuͤgsam genug, diesen Guͤnstling des Palla- stes zu waͤhlen. Es fragte sich nur, unter welcher Form man die Gewalt von dem General auf den Vicar uͤbertra- gen koͤnne. Das Wort Absetzung auszusprechen konnte man nicht uͤber sich gewinnen. Um die Sache zu erlangen und das Wort zu umgehn, stellte man die Frage auf, ob der Vicar eine cumulative Macht haben solle, d. i. zugleich mit dem General, oder eine privative, d. i. ohne ihn. Die Congregation entschied natuͤrlich fuͤr die privative: sie er- klaͤrte in Folge dieser Entscheidung ausdruͤcklich, daß der bisherige General aller seiner Gewalt verlustig, und diese vollstaͤndig auf den Vicar uͤbertragen seyn sollte Ausfuͤhrliche Erzaͤhlung in dem gleichzeitigen Discorso. Ve- nendo noi, schließt der Autor, in tal tempo a Roma ed andando a fargli riverenza (a Nickel) — — conchiuse con dire queste parole: „io mi trovo qui abandonato e non posso più niente.“ . So geschah, daß die Gesellschaft, deren Princip der unbedingte Gehorsam war, ihr Oberhaupt selbst entfernte, und zwar ohne daß sich dieß eines eigentlichen Vergehens schuldig gemacht haͤtte. Es liegt am Tage, wie sehr da- Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . durch auch in diesem Orden die aristokratischen Tendenzen zur Herrschaft gelangten. Oliva war ein Mann der aͤußere Ruhe, Wohlleben, politische Intrigue liebte; unfern Albano hatte er eine Villa, bei der er die seltensten auslaͤndischen Gewaͤchse anpflanzte; auch wenn er in der Stadt war, zog er sich doch von Zeit zu Zeit nach dem Novizenhause von S. Andrea zuruͤck, wo er Niemand Audienz gab: auf seinen Tisch brachte man nur die ausgesuchtesten Speisen: nie ging er zu Fuß aus: in seinen Wohnzimmern war die Bequemlichkeit bereits raffi- nirt: er genoß seine Stellung, seine Macht: gewiß ein sol- cher Mann war nicht geeignet den alten Geist des Or- dens wieder zu beleben. In der That entfernte sich dieser taͤglich mehr von den Grundsaͤtzen, auf die er gegruͤndet worden. War er nicht vor allem verpflichtet die Interessen des roͤmischen Stuhles zu verfechten, und hiezu eigentlich gestiftet? Aber jenes sein naͤheres Verhaͤltniß zu Frank- reich und dem Hause Bourbon hatte er jetzt dahin ausge- bildet, daß er in den allmaͤhlig hervortretenden Compe- tenzen roͤmischer und franzoͤsischer Interessen fast ohne Aus- nahme auf die Seite der letztern trat Relatione della nuntiatura di mons r Scotti, nunzio alla M tà del re X mo 1639—1641. I Gesuiti, che dovrebbero essere come altre volte defensori della santa sede, più degli altri la pongono in compromesso. — Professano totale ritiratezza (dalla nuntiatura) dubbiosi sempre nell’ accostarsi al nuntio di non per- dere appresso ministri regj. . Zuweilen wur- den jesuitische Werke von der Inquisition zu Rom verdammt, weil Jesuiten . weil sie die Rechte der Krone zu lebhaft verfochten. Die Oberhaͤupter der franzoͤsischen Jesuiten vermieden den Um- gang mit dem paͤpstlichen Nuntius, um nicht den Ver- dacht ultramontaner Gesinnung auf sich zu laden. Auch sonst konnte der roͤmische Stuhl den Gehorsam des Ordens in dieser Zeit nicht ruͤhmen: namentlich in den Missionen wur- den die paͤpstlichen Anordnungen fast immer in Wind ge- schlagen. Ferner war ein Hauptgrundsatz des Ordens, allen welt- lichen Verbindungen zu entsagen und sich nur den geistli- chen Pflichten zu widmen. Wie hatte man sonst so streng daruͤber gehalten, daß jeder Eintretende auf alle seine Be- sitzthuͤmer Verzicht leistete! Zuerst ward das eine Weile verschoben; dann geschah es wohl, aber nur bedingungs- weise, weil man ja am Ende wieder ausgestoßen werden koͤnne; endlich fuͤhrte sich ein, daß man seine Guͤter der Gesellschaft selbst uͤberließ: jedoch wohlverstanden, dem be- stimmten Collegium in welches man trat, dergestalt daß man sogar die Verwaltung derselben nur unter anderm Ti- tel oft noch selbst in Haͤnden behielt Vincentii Carrafae epistola de mediis conservandi pri- maevum spiritum societatis: Definitis pro arbitrio dantis domi- bus sive collegiis in quibus aut sedem sibi fixurus est aut jam animo fixerit, — — anxie agunt ut quae societati reliquerunt, ipsimet per se administrent. . Die Mitglieder der Collegien hatten hie und da mehr freie Zeit als ihre Ver- wandten die mitten im Leben standen: sie verwalteten de- ren Geschaͤfte, zogen ihr Geld ein, fuͤhrten ihre Processe Epistola Goswini Nickel de amore et studio perfectae paupertatis. Illud intolerabile, si et lites inferant et ad tribuna- . Päpste** 9 Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . Aber auch in den Collegien als Gesammtheiten nahm die- ser mercantile Geist uͤberhand. Man wollte ihren Wohlstand sichern: da die großen Schenkungen aufhoͤrten, suchte man dieß durch Industrie zu bewerkstelligen. Die Jesuiten hielten es fuͤr keinen besondern Unterschied, den Acker zu bauen, wie die aͤltesten Moͤnche gethan, und Geschaͤfte zu treiben, wie sie es versuchten. Das Collegio Romano ließ zu Ma- cerata Tuch fabriciren, anfangs bloß zu eigenem Gebrauch, dann fuͤr alle Collegien in der Provinz, endlich fuͤr Jeder- mann: man bezog damit die Messen. Bei dem engen Ver- haͤltniß der verschiedenen Collegien bildeten sich Wechselge- schaͤfte aus. Der portugiesische Gesandte in Rom war fuͤr seine Casse an die Jesuiten aus Portugal angewiesen. Be- sonders in den Colonien machten sie gluͤckliche Geschaͤfte: uͤber beide Festen hin breitete sich ein Netz von Verbin- dungen dieses Ordens aus, das in Lissabon seinen Mittel- punkt hatte. Ein Geist der, so wie er einmal angeschlagen war, nothwendig auch auf alle innern Verhaͤltnisse zuruͤckwirkte. Noch immer blieb es bei dem Grundsatze den Unter- richt umsonst zu geben. Allein man nahm Geschenke bei der Aufnahme, Geschenke bei feierlichen Gelegenheiten, ein paar Mal des Jahres Discorso. Per lo meno l’anno due volte cioè al natale e nel giorno della propria festa si fanno le loro offerte ovvero mancie, le quali ascendono a somma considerabile. — Il danaro poi di queste offerte o che venga impiegato in argenti, quadri : man suchte vorzugsweise beguͤ- lia confligant et violentas pecuniarum repetitiones faciant, aut palam negotiantur ad quaestum, — — specie quidem primo aspectu etiam honesta, caritate in consanguineos, decepti. Jesuiten . terte Schuͤler. Daraus folgte jedoch, daß diese nun auch eine gewisse Unabhaͤngigkeit fuͤhlten und sich der Strenge der alten Disciplin nicht mehr fuͤgen wollten. Ein Je- suit, der den Stock gegen einen Schuͤler erhob, empfing von diesem einen Dolchstoß: ein junger Mensch in Gubbio, der sich von dem Pater Prefetto zu hart behandelt glaubte, brachte denselben dafuͤr um. Auch in Rom gaben die Be- wegungen im Collegium, der Stadt und dem Pallast un- aufhoͤrlich zu reden. Die Lehrer wurden von ihren Schuͤ- lern einmal geradezu einen Tag lang eingesperrt gehalten: der Rector mußte, wie diese forderten, zuletzt doch wirk- lich entlassen werden. Es sind das Symptome eines all- gemeinen Kampfes zwischen den alten Ordnungen und neuen Tendenzen. Am Ende behielten diese letzten doch wirklich den Platz. Die Jesuiten vermochten den Einfluß nicht mehr zu behaupten, mit welchem sie fruͤherhin die Gemuͤther beherrscht hatten. Ueberhaupt das war nicht mehr ihr Sinn sich die Welt zu unterwerfen, sie mit religioͤsem Geiste zu durch- dringen: ihr eigener Geist war vielmehr selbst der Welt ver- fallen: sie strebten nur, den Menschen unentbehrlich zu wer- den, auf welche Weise das auch immer geschehen mochte. Nicht allein die Vorschriften des Institutes, die Leh- ren der Religion und Moral selbst bildeten sie nach diesem Zwecke um. Dem Geschaͤfte der Beichte, durch das sie o tappezzerie, calici o altri addobbi somiglianti, tutto ridonda in utilità de’ collegi medesimi. Avegna che i rettori locali se ne servono indifferentemente, dal che ne derivano infinite offen- sioni, poco o nulla stimano i lamenti de’ proprj scolari. 9* Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . einen so unmittelbaren Einfluß auf das Innerste der Per- soͤnlichkeiten ausuͤbten, gaben sie eine Wendung die auf alle Zeiten merkwuͤrdig ist. Wir haben hieruͤber unzweifelhafte Documente. In zahlreichen ausfuͤhrlichen Werken haben sie die Grundsaͤtze vorgelegt, die sie bei Beichte und Absolution selbst beob- achteten und Andern an die Hand gaben. Es sind im All- gemeinen wirklich die nemlichen, die ihnen so oft zum Vor- wurfe gemacht worden. Suchen wir wenigstens die Haupt- principien zu fassen, von denen aus sie sich das gesammte Gebiet zu eigen machen. Bei der Beichte wird aber ohnfehlbar alles davon ab- hangen, welchen Begriff man von der Vergehung, von der Suͤnde aufstellt. Sie erklaͤren die Suͤnde fuͤr die freiwillige Abweichung von Gottes Gebot Definition von Fr. Toledo: „voluntarius recessus a regula divina.“ . Und worin, fragen wir weiter, besteht nun diese Frei- willigkeit? Ihre Antwort ist: in Einsicht von dem Feh- ler und vollkommener Beistimmung des Willens Busembaum: Medulla theologiae moralis lib. V, c. II, dub. III druͤckt sich so aus: Tria requiruntur ad peccatum mor- tale (quod gratiam et amicitiam cum deo solvit), quorum si unum desit, fit veniale (quod ob suam levitatem gratiam et amicitiam non tollit): 1. ex parte intellectus, plena advertentia et delibe- ratio, 2. ex parte voluntatis, perfectus consensus, 3. gravitas materiae. . Diesen Grundsatz ergreifen sie mit dem Ehrgeiz etwas Neues vorzutragen und dem Bestreben sich mit den Gewohn- heiten des Lebens abzufinden. Mit scholastischer Spitzfin- Jesuiten . digkeit und umfassender Beruͤcksichtigung der vorkommenden Faͤlle bilden sie ihn bis zu den anstoͤßigsten Folgerun- gen aus. Ihrer Lehre zufolge ist es schon genug, die Suͤnde nur nicht als solche zu wollen; man hat um so mehr auf Verzeihung zu hoffen, je weniger man bei der Uebelthat an Gott denkt, je heftiger die Leidenschaft war von der man sich getrieben fuͤhlte: Gewohnheit, ja das boͤse Beispiel, welche den freien Willen beschraͤnken, gereichen zur Ent- schuldigung. Wie enge wird schon hiedurch der Kreis der Vergehungen! Niemand wird ja die Suͤnde um ihrer selbst willen lieben. Außerdem erkennen sie aber auch noch Ent- schuldigungsgruͤnde anderer Art an. Allerdings ist z. B. das Duell von der Kirche verboten; jedoch die Jesuiten finden, sollte jemand deshalb weil er ein Duell ausschluͤge Gefahr laufen fuͤr feig gehalten zu werden, eine Stelle oder die Gnade seines Fuͤrsten zu verlieren, so sey er nicht zu verdammen wenn er es annehme Privandus alioqui ob suspicionem ignaviae, dignitate, of- ficio vel favore principis. Busembaum lib. III, tract. IV, cap. I, dub. V, art. I, n. 6. . Einen falschen Eid zu leisten waͤre an sich eine schwere Suͤnde: wer aber, sa- gen die Jesuiten, nur aͤußerlich schwoͤrt, ohne dieß inner- lich zu beabsichtigen, der wird dadurch nicht gebunden: er spielt ja und schwoͤrt nicht Qui exterius tantum juravit, sine animo jurandi, non obligatur, nisi forte ratione scandali, cum non juraverit sed lu- serit. (lib. III, tract. II, c. II, dub. IV, n. 8.) . Diese Lehren finden sich in Buͤchern, die sich ausdruͤck- lich fuͤr gemaͤßigt ausgeben. Wer wollte jetzt noch, da die Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . Zeiten voruͤber sind, die weitern Verirrungen eines alle Moral vernichtenden Scharfsinnes, in welchem von diesen Lehrern einer den andern mit literarischem Wetteifer zu uͤber- bieten strebte, hervorsuchen? Aber zu leugnen ist nicht, daß auch die schroffesten Lehren einzelner Doctoren durch ei- nen andern Grundsatz der Jesuiten, durch ihre Lehre von der Probabilitaͤt, sehr gefaͤhrlich wurden. Sie behaupteten, man duͤrfe in zweifelhaften Faͤllen einer Meinung folgen von der man nicht selber uͤberzeugt sey, vorausgesetzt daß sie von einem angesehenen Autor vertheidigt werde Em. Sa: Aphorismi Confessariorum s. v. dubium. Po- test quis facere quod probabili ratione vel auctoritate putat li- cere, etiamsi oppositum tutius sit: sufficit autem opinio ali- cujus gravis autoris. : sie hielten es nicht allein fuͤr erlaubt, den nachsichtigsten Leh- rern zu folgen, sondern sie riethen das sogar an. Gewis- sensscrupel muͤsse man verachten, ja der wahre Weg sich ihrer zu entledigen sey, daß man die mildesten Meinungen befolge, selbst wenn sie weniger sicher seyn sollten Busembaum lib. I, c. III: Remedia conscientiae scrupu- losae sunt 1. scrupulos contemnere, 4. assuefacere se ad sequen- das sententias mitiores et minus etiam certas. . Wie wird das innerste Geheimniß der Selbstbestimmung hiedurch ein so ganz aͤußerliches Thun. In den jesuitischen Hand- buͤchern sind alle Moͤglichkeiten der Faͤlle des Lebens be- handelt, ungefaͤhr in dem Sinne wie es in Systemen des buͤrgerlichen Rechts zu geschehen pflegt, und nach dem Grade ihrer Entschuldbarkeit gepruͤft; man braucht nur dar- in nachzuschlagen, und sich ohne eigene Ueberzeugung dar- nach zu richten, so ist man der Absolution vor Gott und Jansenisten . Kirche sicher. Eine leichte Abwandlung des Gedankens entlastet von aller Verschuldung. — Mit einer gewissen Ehrlichkeit erstaunen zuweilen die Jesuiten selbst, wie so leicht durch ihre Lehren das Joch Christi werde. Jansenisten. Es muͤßte in der katholischen Kirche bereits alles Le- ben erstorben gewesen seyn, wenn sich gegen so verderbliche Doctrinen und die gesammte Entwickelung die damit zu- sammenhing nicht doch auch in demselben Moment eine Opposition haͤtte hervorthun sollen. Schon waren die meisten Orden mit den Jesuiten ge- spannt, die Dominicaner wegen ihrer Abweichungen von Thomas von Aquino, die Franciscaner und Capuziner we- gen der ausschließenden Gewalt, die sie sich in den Mis- sionen in Hinterasien anmaßten: zuweilen wurden sie von den Bischoͤfen bekaͤmpft, deren Autoritaͤt sie schmaͤlerten, zu- weilen von den Pfarrern, in deren Amtsgeschaͤfte sie ein- griffen; auch an den Universitaͤten erhoben sich wenigstens in Frankreich und den Niederlanden noch oftmals Gegner. Aber alles dieß bildete doch noch keinen nachhaltigen Wi- derstand, der von einer tieferen und mit frischem Geiste er- griffenen Ueberzeugung herruͤhren mußte. Denn zuletzt hingen doch auch die moralischen Lehren der Jesuiten mit ihren dogmatischen Vorstellungen genau zusammen. In jenen wie in diesen gewaͤhrten sie dem freien Willen einen großen Spielraum. Eben dieß war nun aber auch der Punkt, an welchen Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . sich der groͤßte Widerspruch anschloß welchen die Jesuiten uͤberhaupt gefunden haben. Er entwickelte sich folgender- gestalt. In den Jahren, in welchen die Streitigkeiten uͤber die Gnadenmittel die theologische Welt in der katholischen Kirche in großer Spannung erhielten, studirten zu Loͤwen zwei junge Menschen, Cornelis Janse aus Holland und Jean du Verger ein Gascogner, die mit einmuͤthiger Ue- berzeugung fuͤr die strengeren Lehren, die ja in Loͤwen nie- mals untergegangen waren, Partei ergriffen, und einen hef- tigen Widerwillen gegen die Jesuiten faßten. Verger war vornehmer, wohlhabender: er nahm seinen Freund mit sich nach Bayonne. Hier vertieften sie sich in unablaͤssig wie- derholtem Studium in die Werke des Augustinus: sie faß- ten fuͤr die Lehren dieses Kirchenvaters von Gnade und freiem Willen eine Begeisterung, die ihr ganzes folgendes Leben bestimmte Synopsis vitae Jansenii vor dem Augustinus: In Canta- briam deinde migravit, ubi eruditissimorum virorum consuetu- dine et familiari studiorum communione in SS. Patrum et prae- sertim Augustini intelligentia magnos progressus fecisse, saepe testatus est. . Jansenius, welcher Professor zu Loͤwen, Bischof zu Ypern wurde, schlug mehr den theoretischen, Verger, der die Abtei St. Cyran bekam, mehr den praktischen, asceti- schen Weg ein um sie wieder geltend zu machen. Das Buch, in welchem Jansenius seine Ueberzeugun- gen ausfuͤhrlich und systematisch entwickelte, betitelt: Au- gustinus, ist doch sehr bedeutend, nicht allein weil es sich den Jesuiten in ihren dogmatischen und moralischen Ten- Jansenisten . denzen so kuͤhn entgegenstellte, sondern weil es dieß dadurch that, daß es die herkoͤmmlichen Formeln von Gnade, Suͤnde und Vergebung aufs neue zu lebendigen Gedanken durch- bildete. Jansenius geht von der Unfreiheit des menschlichen Willens aus: durch die Begierde nach irdischen Dingen sey er gefesselt, in Knechtschaft gehalten: aus eigener Kraft ver- moͤge er sich aus diesem Zustande nicht zu erheben: die Gnade muͤsse ihm zu Huͤlfe kommen, die Gnade, die nicht sowohl Vergebung der Suͤnden als die Befreiung der Seele von den Banden der Begierde sey Corn. Jansenii Augustinus tom. III, lib. I, c. II. Li- beratio voluntatis non est peccati remissio, sed relaxatio quae- dam delectabilis vinculi concupiscentialis, cui innexus servit animus quoad per gratiam infusa coelesti dulcedine ad suprema diligenda transferatur. So versteht auch Pascal diese Lehre. Dieu change le coeur de l’homme par une douceur céleste qu’il y répand. Les Provinciales 1. XVIII, tom. III, p. 413. . Hier tritt sogleich seine unterscheidende Ansicht her- vor. Die Gnade laͤßt er durch das hoͤhere und reinere Vergnuͤgen eintreten, welches die Seele an den goͤttlichen Dingen empfinde. Die wirksame Gnade des Heilandes sagt er, ist nichts anders, als ein geistliches Ergoͤtzen, durch welches der Wille bewogen wird zu wollen und zu vollbringen was Gott beschlossen hat. Sie ist die un- willkuͤrliche von Gott dem Willen eingefloͤßte Bewegung, durch welche das Gute dem Menschen wohlgefaͤllt, und er bewogen wird darnach zu streben Tom. III, lib. IV, c. I. . Wiederholt schaͤrft er ein, daß das Gute nicht aus Furcht vor der Strafe, sondern aus Liebe zur Gerechtigkeit gethan werden muͤsse. Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . Und von diesem Punkte aus erhebt er sich nun zu der hoͤhern Frage, was diese Gerechtigkeit sey? Er antwortet: Gott selbst. Denn Gott muß man sich nicht denken wie einen Koͤr- per, oder unter irgend einem Bilde, selbst nicht unter dem des Lichtes: man muß ihn betrachten und lieben als die ewige Wahrheit, aus der alle Wahrheit und Weisheit quillt, als die Gerechtigkeit, nicht in wiefern sie die Ei- genschaft eines Gemuͤthes ist, sondern in wiefern sie als eine Idee, als eine hoͤchste unverletzliche Regel ihm vor- schwebt. Die Regeln unsrer Handlungen fließen aus dem ewigen Gesetze: sie sind ein Abglanz seines Lichtes: wer die Gerechtigkeit liebt, liebt Gott selbst Tom. III, lib. V, c. III. Regulae vivendi et quasi lu- mina virtutum immutabilia et sempiterna non sunt aliud quam lex aeterna quae in ipsa dei aeterni veritate splendet, quam pro- inde diligendo non aliud diligit nisi ipsum deum seu veritatem et justitiam ejus incommutabilem, a qua promanat et ex cujus refulgentia lucis fulget quidquid velut justum et rectum ap- probamus. . Der Mensch wird nicht dadurch gut, daß er sein Ge- muͤth auf dieß oder jenes Gute richtet: sondern dadurch, daß er das unveraͤnderliche einfache hoͤchste Gut ins Auge faßt, welches die Wahrheit, welches Gott selbst ist. Die Tugend ist die Liebe Gottes. Und eben in dieser Liebe besteht die Befreiung des Wil- lens: ihre unaussprechliche Suͤßigkeit vertilgt das Wohl- gefallen der Begierde: es entsteht eine freiwillige und be- gluͤckende Nothwendigkeit nicht zu suͤndigen sondern gut zu Jansenisten . leben Tom. III, lib. VII, c. IX: voluntas felix, immutabilis et necessaria non peccandi recteque vivendi. , der wahre freie Wille, d. i. ein Wille, befreit von dem Boͤsen, erfuͤllt mit dem Guten. Es ist an diesem Werke bewundernswuͤrdig, in wie hohem Grade philosophisch durchsichtig die dogmatischen Entwickelungen gehalten sind, selbst in dem gelehrten Eifer einer feindseligen Discussion: die Grundbegriffe sind zugleich moralisch und religioͤs, speculativ und praktisch: jenem aͤu- ßerlichen Sich-abfinden der jesuitischen Lehre setzt es strenge Innerlichkeit, das Ideal einer in der Liebe zu Gott auf- gehenden Thaͤtigkeit entgegen. Waͤhrend aber Jansenius noch mit der Abfassung die- ses Werkes beschaͤftigt war, versuchte sein Freund schon, die Ideen die demselben zu Grunde lagen, zunaͤchst in sei- nem eigenen Leben darzustellen und in seiner Umgebung praktisch auszubreiten. St. Cyran, denn so ward Verger jetzt genannt, hatte sich mitten in Paris eine gelehrte, ascetische Einsiedelei ge- schaffen. In unermuͤdlichem Studium der heiligen Schrift und der Kirchenvaͤter suchte er sich mit ihrem Geiste zu durchdringen. Die Lehren, die Jansenius mehr im Allge- meinen ausgebildet, wandte er auf das Sacrament der Buße an. Sich erniedrigen, dulden, von Gott abhangen, der Welt voͤllig entsagen S’humilier, souffrir et dépendre de Dieu est toute la vie Chrétienne. , sich mit alle seinem Thun und Trachten der Liebe zu Gott widmen, das sind seine For- derungen. Aber nach seiner Lehre muß die Gnade der Buße Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . schon vorhergehn. „Wenn Gott eine Seele retten will, so faͤngt er inwendig an: — ist das Herz nur einmal veraͤn- dert, wird nur erst wahre Reue empfunden, so folgt das andere alles nach: die Absolution kann nur den ersten Strahl der Gnade bezeichnen: wie ein Arzt nur den Bewegungen und innern Wirkungen der Natur nachzugehn hat, so muͤs- sen auch die Aerzte der Seele den Wirkungen der Gnade nachfolgen.“ Oft wiederholt er, daß er selbst den ganzen Weg von Versuchung und Suͤnde zu Zerknirschung, Ge- bet und Erhebung durchgemacht habe. Nur Wenigen theilte er sich mit: er that das jedes Mal ohne viel Worte, mit dem Ausdrucke der Ruhe; aber da seine ganze Seele von dem erfuͤllt war was er sprach, da er immer Gele- genheit und innere Stimmung abwartete, sowohl in sich, als in den Andern, so machte er einen unwiderstehlichen Eindruck: unwillkuͤrlich fuͤhlten sich seine Zuhoͤrer umge- wandelt, die Thraͤnen brechen ihnen hervor, ehe sie es ahn- den Mémoires pour servir a l’histoire de Portroyal par m r Fontaine I, p. 225. Racine: Hist. de Portroyal p. 134. . Gar bald schlossen sich ihm einige ausgezeichnete Maͤnner als entschiedene Proselyten an: — Arnauld d’An- dilly, der zu Cardinal Richelieu und Koͤnigin Anna von Oestreich in engem Verhaͤltniß stand, und in den wichtig- sten Geschaͤften gebraucht ward: dessen Neffe, le Maitre, der damals als der erste Redner vor dem Parlamente be- wundert wurde, und die glaͤnzendste Laufbahn vor sich hatte, sich aber jetzt geradezu in eine Einsiedelei bei Paris zu- ruͤckzog. Angelique Arnauld, deren wir bereits gedachten, und ihre Nonnen von Portroyal hingen mit der unbe- Jansenisten . dingten Hingebung welche fromme Frauen fuͤr ihren Pro- pheten zu fuͤhlen pflegen, an St. Cyran. Jansenius starb, ehe er sein Buch gedruckt sah: St. Cyran ward gleich nach seinen ersten Bekehrungen von Ri- chelieu, der einen natuͤrlichen Widerwillen gegen eine solche Wirksamkeit hatte, ins Gefaͤngniß geworfen; allein diese Un- faͤlle verhinderten den Fortgang ihrer Lehren nicht. Das Buch des Jansenius brachte durch sein inneres Verdienst, so wie durch die Kuͤhnheit seiner Polemik nach und nach einen allgemeinen, tiefen Eindruck hervor Gerberon: Histoire du Jansenisme I, 63. Les theolo- giens de Paris s’appliquerent tellement à l’étude de l’Augustin d’Ipres, où ils reconnoissoient celui d’Hippone, — — qu’on commençoit à n’entendre plus parmi ces theologiens que les noms de Jansenius et de S. Augustin. . St. Cyran setzte seine bekehrende Thaͤtigkeit von dem Ge- faͤngniß aus fort: das unverschuldete Leiden das ihn be- troffen, und das er mit großer Ergebung trug, vermehrte sein Ansehen: als er nach dem Tode Richelieus frei wurde, ward er wie ein Heiliger, wie ein Johannes der Taͤufer betrachtet. Zwar starb er wenige Monate darauf (11. Oct. 1643); aber er hatte eine Schule gegruͤndet, welche in sei- ner und seines Freundes Lehren ihr Evangelium sah: „seine Schuͤler“, sagt einer von ihnen, „gingen wie junge Adler unter seinen Fluͤgeln hervor: Erben seiner Tugend und Froͤm- migkeit, die das, was sie von ihm empfangen, wiederum Andern uͤberlieferten. Elias ließ Elisa’s nach, die sein Werk fortsetzten.“ Schon sammelte sich in der Einsiedelei von Port- royal des Champs, in die sich zuerst le Maitre zuruͤckge- Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . zogen, um ihn her eine nicht unansehnliche Gesellschaft, die sich zu jenen Grundsaͤtzen bekannte. Urspruͤnglich hatte sie nun wohl etwas Beschraͤnktes; sie bestand hauptsaͤchlich aus Mitgliedern und Freunden der Familie Arnauld. Le Maitre zog allein vier seiner Bruͤder nach sich: ihre Mutter, die ihnen ihre geistliche Richtung eingefloͤßt, war eine Arnauld: der aͤlteste Freund St. Cy- rans, dem dieser sein Herz vermachte, war Arnauld d’An- dilly: endlich trat auch er in diese Gesellschaft: sein juͤng- ster Bruder, Antoine Arnauld, verfaßte die erste bedeutende Schrift zu Gunsten derselben. Gar manche andere Ver- wandte und Freunde folgten ihnen nach. Auch das Klo- ster Portroyal in Paris war fast ausschließend in den Haͤn- den dieser Familie. Andilly erzaͤhlt, daß seine Mutter, die endlich auch hineintrat, von zwoͤlf Toͤchtern und Enkelinnen umgeben gewesen Mémoires d’Arnauld d’Andilly I, p. 341. . Wir erinnern uns hiebei, daß der aͤltere Antoine Arnauld, von welchem diese Alle abstamm- ten, es hauptsaͤchlich war, durch dessen glaͤnzendes Plai- doyer im Jahre 1594 die Entfernung der Jesuiten aus Paris entschieden worden. Die Abneigung gegen den Or- den war gleichsam erblich in dieser Familie. Allein wie so bald und so großartig ward dieser enge Kreis erweitert. Einmal schlossen sich ihm viele Andere an, durch keine andere Verwandtschaft als die der Gesinnung ange- zogen. Besonders war ein einflußreicher Prediger zu Pa- ris, Singlin, Anhaͤnger St. Cyrans, fuͤr sie thaͤtig. Sing- lin hatte die besondere Eigenschaft, daß er sich im gewoͤhn- Jansenisten . lichen Leben nur mit Schwierigkeit ausdruͤckte, aber so wie er die Kanzel bestieg, eine hinreißende Beredsamkeit ent- wickelte Mémoires de Fontaine II, p. 283. . Diejenigen die sich am eifrigsten zu ihm hiel- ten, schickte er nach Portroyal, wo man sie gern auf- nahm. Es waren junge Geistliche und Gelehrte, wohl- habende Kaufleute, Maͤnner aus den angesehensten Fami- lien, Aerzte, die schon eine bedeutende Stellung hatten, Mitglieder anderer Orden, jedoch alles Leute, die nur in- nerer Trieb und entschiedenes Einverstaͤndniß zu diesem Schritte vermochten. Und in dieser Einsamkeit nun, gleichsam einem freiwil- ligen und durch keine Verpflichtung zusammengehaltenen Kloster, gab es allerdings viel religioͤse Uebungen; man be- suchte die Kirche fleißig: man betete viel, gemeinschaftlich oder allein: auch wurden laͤndliche Arbeiten, von Einem oder dem Andern ward ein Handwerk getrieben; allein hauptsaͤchlich widmete man sich literarischen Beschaͤftigun- gen: die Gesellschaft von Portroyal war zugleich eine Art von Akademie. Waͤhrend die Jesuiten in unuͤbersehbaren Folianten Gelehrsamkeit aufspeicherten, oder sich in die widerwaͤrtige Scholastik kuͤnstlicher Systeme der Moral und der Dogma- tik verloren, wandten sich die Jansenisten an die Nation. Sie fingen an zu uͤbersetzen: die h. Schrift, Kirchen- vaͤter, lateinische Gebetbuͤcher: gluͤcklich wußten sie hiebei die altfraͤnkischen Formen zu vermeiden, die bisher Arbei- ten dieser Art geschadet hatten, und sich mit anziehender Verstaͤndlichkeit auszudruͤcken. Eine Unterrichtsanstalt, die Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . die sie bei Portroyal einrichteten, gab ihnen Anlaß Schul- buͤcher zu verfassen, uͤber alte und neue Sprachen, Logik, Geometrie, welche aus frischer Auffassung hervorgegangen neue Methoden an die Hand gaben, deren Verdienst von Jedermann anerkannt ward. Dazwischen traten dann an- dere Arbeiten hervor, Streitschriften von einer Schaͤrfe und Praͤcision, welche die Feinde geistig vernichteten: Werke tie- ferer Froͤmmigkeit, wie die Heures de Portroyal, die mit lebhafter Begierde empfangen wurden und nach Verlauf ei- nes Jahrhunderts noch so neu und gesucht waren wie den ersten Tag. Geister von so eminenter Wissenschaftlichkeit wie Pascal, Koryphaͤen der franzoͤsischen Poesie wie Ra- cine gingen aus ihrer Mitte hervor. Es ist nicht zu er- messen, welchen Einfluß diese Vereinigung geistreicher, von einer großen Intention erfuͤllter Maͤnner, die ganz von selbst im Umgang mit einander einen neuen Ton des Aus- drucks, der Mittheilung entwickelten, auf die Literatur von Frankreich und von Europa uͤberhaupt ausgeuͤbt hat Notice de Petitot vor den Memoiren von Andilly I, uͤbri- gens eine zur Verwunderung parteiische Arbeit. . Wie haͤtte nun aber der Geist, der alle diesen Hervor- bringungen zu Grunde lag, sich nicht durch sie in der Na- tion Bahn machen sollen? Aller Orten erhoben sich ihm Anhaͤnger. Besonders schlossen sich ihnen die Pfarrer an, denen die jesuitische Beichte schon lange verhaßt gewesen war. Zuweilen, z. B. unter dem Cardinal Retz, schien es wohl, als wuͤrden sie auch in die hoͤhere Geistlichkeit ein- dringen: es wurden ihnen wichtige Stellen zu Theil. Schon fin- Stellung d. roͤm. Hofes zu d. beiden Parteien . finden wir sie nicht allein in den Niederlanden und in Frankreich, auch in Spanien haben sie Goͤnner: noch un- ter Innocenz X. hoͤrt man einen jansenistischen Lehrer oͤf- fentlich in Rom predigen Deone tom. IV. Fu citato per il sant’ officio monsieur Honorato Herzan (Hersent), dottor della Sorbona di Pariggi, per la predica che fece in San Luigi nel giorno della festa, nella quale sostenne e difese l’opinione di Jansenio con esaltarlo per unico interprete di S. Agostino non specificandolo ma però de- lineandolo che da ciascheduno era inteso. Egli si ritirò in casa dell’ ambasciator di Francia e di là a Pariggi. Il suo libro è prohibito, et il maestro del sacro palazzo ne ha havuto qualche travaglio per haverne permessa la stampa: egli si scusa con dire che veniva dedicato al papa et era in lingua francese, la quale egli non intende, però contenendo il libro l’opinione fa- vorevole all’ opinione loro contro l’opinione de’ Gesuiti. . Da fragte sich nun vor allem, wie der roͤmische Stuhl diese Meinungen ansehen wuͤrde. Stellung des römischen Hofes zu den beiden Par- teien. Es hatte sich nur unter etwas veraͤnderten Formen derselbe Streit erneuert, welchen vierzig Jahre fruͤher we- der Clemens VIII, noch Paul V. zu entscheiden gewagt hatten. Ich weiß nicht, ob Urban VIII, Innocenz X. entschlos- sener gewesen seyn wuͤrden, waͤre nicht ungluͤcklicher Weise in dem Werke des Jansenius eine Stelle vorgekommen, an welcher der roͤmische Stuhl aus andern Gruͤnden großen Anstoß nahm. Päpste** 10 Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . In seinem dritten Buche uͤber den Stand der Unschuld kommt Jansenius auf einen Satz des Augustin, von dem er nicht leugnen kann, daß er vom roͤmischen Hofe ver- dammt worden sey. Er nimmt einen Augenblick Anstand, wem er folgen solle, dem Kirchenvater oder dem Papste. Nach einigem Bedenken aber bemerkt er De statu naturae purae III, c. XXII, p. 403. Quodsi, fuͤgt er hinzu, vel tunc ostendi potuisset hanc aliasque nonnul- las propositiones ab Augustino doctorum omnium coryphaeo traditas, nunquam, arbitror, hujusmodi decretum ab apostolica sede permanasset. , der roͤmische Stuhl verdamme zuweilen eine Lehre bloß um des Friedens willen, ohne sie darum gleich fuͤr falsch erklaͤren zu wollen: er entscheidet sich schlechtweg fuͤr den augustinianischen Lehrsatz. Natuͤrlich machten sich seine Gegner diese Stelle zu Nutze: sie erklaͤrten sie fuͤr einen Angriff auf die paͤpstliche Infallibilitaͤt: gleich Urban VIII. ward vermocht sein Miß- fallen uͤber ein Werk auszusprechen, welches zur Verrin- gerung des apostolischen Ansehens Saͤtze enthalte die schon von fruͤhern Paͤpsten verdammt worden seyen. Mit dieser Erklaͤrung richtete er jedoch noch wenig aus. Die jansenistischen Lehren griffen nichts desto minder gewaltig um sich: in Frankreich trat eine allgemeine Ent- zweiung ein. Die Gegner von Portroyal hielten es fuͤr nothwendig eine andere bestimmtere Verdammung von dem roͤmischen Stuhle auszubringen. Zu dem Ende faßten sie die Grundlehren des Jansenius, wie sie dieselben verstan- den, in fuͤnf Saͤtze zusammen, und forderten den Papst In- Stellung d. roͤm. Hofes zu d. beiden Parteien . nocenz X. auf, sein apostolisches Urtheil daruͤber auszu- sprechen Pallavicini: Vita di Alessandro VII: „acciochè ben in- formato dichiarasse ciò che dovea permettersi o proibirsi intorno cinque principali propositioni di quell’ autore.“ . Und hierauf schritt man nun an dem roͤmischen Hofe zu einer foͤrmlichen Untersuchung. Es ward eine Congre- gation von vier Cardinaͤlen gebildet, unter deren Aufsicht dreizehn theologische Consultoren die Pruͤfung vornahmen. Nun waren jene Saͤtze so beschaffen, daß sie auf den ersten Blick lauter Heterodoxien enthielten, aber naͤher be- trachtet sich doch wenigstens auch zum Theil in rechtglaͤu- bigem Sinne erklaͤren ließen Racine: Abrégé de l’histoire ecclésiastique tom. XI, p. 15. . Unter der Commission zeig- ten sich sogleich verschiedene Meinungen. Vier Mitglieder derselben, zwei Dominicaner, ein Minorit, Luca Wadding, und der Augustinergeneral fanden die Verdammung unrath- sam. Die uͤbrigen neun aber waren dafuͤr Pallavicini, der selbst unter den Consultoren war, theilt diese Details mit. Von dem Papst sagt er: Il suo intelletto alie- nissimo delle sottigliezze scolastiche. . Es kam nun darauf an, ob der Papst der Majoritaͤt beistimmen wuͤrde. Innocenz dem X. war die ganze Frage zuwider. Schon an sich haßte er schwierigere theologische Untersuchun- gen: aber uͤberdieß sah er von dieser, wie er sich auch im- mer erklaͤren mochte, nur widerwaͤrtige Folgen voraus. Trotz der Entscheidung einer so großen Mehrheit konnte er sich nicht entschließen. „Wenn er an den Rand des 10* Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . Grabens kam“, sagt Pallavicini, „und mit den Augen die Groͤße des Sprunges maß, hielt er inne und war nicht weiter vorwaͤrts zu bringen.“ Aber nicht der gesammte Hof theilte diese Bedenklichkei- ten. Unmittelbar zur Seite des Papstes stand ein Staats- secretaͤr, der Cardinal Chigi, der ihn unaufhoͤrlich anfeuerte. Noch in Coͤln hatte Chigi das Buch zu Handen bekommen und gelesen: schon damals hatte ihn jene Stelle mit de- voter Entruͤstung erfuͤllt, so daß er es von sich warf; von einigen deutschen Ordensgeistlichen war er in seinem Wi- derwillen bestaͤrkt worden: an der Pruͤfungscongregation hatte er thaͤtigen Antheil genommen und zum Resultate der- selben das Seine beigetragen; jetzt drang er in den Papst nicht zu schweigen: schweigen wuͤrde dießmal heißen erlau- ben: er duͤrfe die Lehre der paͤpstlichen Unfehlbarkeit nicht in Mißcredit gerathen lassen: eben das sey eine Hauptbe- stimmung des apostolischen Sitzes, in den Zweifeln der Glaͤubigen eine Entscheidung zu geben Mittheilungen Pallavicinis. . Nun war Innocenz, wie wir wissen, ein Mann der sich von ploͤtzlichen Eindruͤcken leiten ließ. In einer un- gluͤcklichen Stunde uͤberwaͤltigte ihn die Vorstellung von der Gefahr der paͤpstlichen Infallibilitaͤt. Er nahm das um so mehr fuͤr hoͤhere Eingebung, da es am Tage des h. Athanasius war. Am 1. Juni 1653 erließ er seine Bulle, in welcher er jene fuͤnf Saͤtze verdammte, als ketze- risch, blasphemisch, fluchbeladen. Er erklaͤrt, hiemit hoffe er den Frieden der Kirche herzustellen; nichts liege ihm mehr am Herzen als daß das Schiff der Kirche wie im Stellung d. roͤm. Hofes zu d. beiden Parteien . ruhigen Meere dahinfahren und in den Port der Selig- keit gelangen moͤge Bei Cocquel. VI, III, 248. Aus Pallavicini sehen wir, daß sie von Chigi und hauptsaͤchlich von Albizi, Beisitzer der Inqui- sition, verfaßt ist. . Allein wie so voͤllig anders mußte doch der Erfolg ausfallen! Die Jansenisten leugneten, daß die Saͤtze in dem Buche Jansens zu finden, und noch viel mehr, daß sie von dem- selben in dem Sinne verstanden seyen, in dem man sie ver- dammt habe. Nun erst zeigte sich, in welch eine falsche Stellung der roͤmische Hof gerathen war. Die franzoͤsischen Bischoͤfe drangen in Rom auf die Erklaͤrung, daß jene Saͤtze wirk- lich im Sinne Jansens verdammt worden. Chigi, der in- deß unter dem Namen Alexander VII. den Thron bestie- gen, konnte dieselbe um so weniger verweigern, da er selbst so großen Antheil an der Verdammung genommen hatte: er sprach sie unumwunden und foͤrmlich aus: „die fuͤnf Saͤtze seyen allerdings aus dem Buche von Jansen gezogen, und in dem Sinne desselben verurtheilt worden“ Bei Cocquel. VI, IV, 151. Quinque illas propositiones ex libro praememorati Cornelii Jansenii episcopi Iprensis cui titulus Augustinus excerptas ac in sensu ab eodem Jansenio in- tento damnatas fuisse declaramus et definimus. . Aber auch hiewider waren die Jansenisten geruͤstet. Sie entgegneten: eine Erklaͤrung dieser Art uͤberschreite die Grenzen der paͤpstlichen Macht: die paͤpstliche Unfehlbarkeit erstrecke sich nicht auf ein Urtheil uͤber Thatsachen. Dergestalt gesellte sich der dogmatischen Streitigkeit Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . uͤberdieß eine Frage uͤber die Grenzen der paͤpstlichen Ge- walt hinzu; in ihrer unleugbaren Opposition gegen den roͤmischen Stuhl wußten sich die Jansenisten doch noch immer als gute Katholiken zu behaupten. Auch war diese Partei nun gar nicht mehr zu besei- tigen. Zuweilen machte man von Seiten der Krone An- stalt dazu; es wurden Formulare im Sinne der Verdam- mungsbulle erlassen, die von allen geistlichen Personen un- terschrieben werden sollten, selbst den Schulmeistern, selbst den Nonnen. Die Jansenisten straͤubten sich nicht, die fuͤnf Saͤtze zu verdammen, die wie gesagt auch eine heterodoxe Auslegung zuließen, sie weigerten sich nur, durch eine un- bedingte Unterschrift anzuerkennen, daß sie in Jansenius enthalten, daß dieß die Lehren ihres Meisters seyen: keine Verfolgung konnte sie dazu bewegen. Ihre Standhaftig- keit bewirkte, daß ihre Anzahl, ihr Credit von Tage zu Tage zunahm: schon fanden sich auch unter den Bischoͤfen zahlreiche Verfechter ihrer Meinung Schreiben von 19 Bischoͤfen an den Papst 1667 1. Dec. Novum et inauditum apud nos nonnulli dogma procuderunt, ec- clesiae nempe decretis quibus quotidiana nec revelata divinitus facta deciduntur, certam et infallibilem constare veritatem. Dieß ist doch eigentlich die anerkannte Auslegung der Frage von droit und fait. . Um die Ruhe wenigstens aͤußerlich herzustellen, mußte sich Clemens IX. im Jahre 1668 mit einer Unterschrift zufrieden erklaͤren, wie auch ein Jansenist sie leisten konnte. Er begnuͤgte sich mit einer Verdammung der fuͤnf Saͤtze im Allgemeinen, ohne darauf zu bestehn, daß sie von Jansenius wirklich gelehrt worden seyen Das letzte Formular Alexanders VII. (15. Febr. 1665) . In der That Stellung d. roͤm. Hofes zu d. beiden Parteien . enthaͤlt das doch eine wesentliche Nachgiebigkeit des roͤ- mischen Hofes: nicht allein ließ er den Anspruch fallen, uͤber die Thatsachen zu entscheiden, sondern er sah auch zu, daß sein Verdammungsurtheil uͤber Jansenius ohne alle Folgen blieb. Und seitdem erhob sich die Partei St. Cyrans und Jan- sens, von der Curie geduldet, mit dem koͤniglichen Hofe in gutem Verhaͤltniß — der bekannte Minister Pomponne war ein Sohn Andillys, — von einigen Großen beguͤn- stigt, zu immer groͤßerer Staͤrke und Bedeutung. Ihre literarische Thaͤtigkeit umfaßte nun erst die Nation. Aber mit ihrem Emporkommen verbreitete sich trotz des Frie- densschlusses zugleich eine lebhafte Opposition gegen den roͤmischen Stuhl; sie wußten recht wohl, daß sie gar nicht bestehn wuͤrden, wenn es nach dessen Absichten gegangen waͤre. lautet: „Je rejette et condamne sincèrement les cinq propositions extraites du livre de Cornelius Jansenius intitulé Augustinus, et dans le sens du même auteur, comme le saint siege apostolique les a condamnées par les susdites constitutions.“ Dagegen die ausfuͤhrlichere Friedenserklaͤrung: „Vous devez vous obliger à condamner sincèrement, pleinement, sans aucune réserve ni ex- ception tous les sens que l’église et le pape ont condamnés et condamnent dans les cinq propositions.“ Es folgt ein zweiter Artikel: déclarons que ce seroit faire injure à l’église de com- prendre entre les sens condamnés dans ces propositions la doc- trine de St. Augustin et de St. Thomas touchant la grace effi- cace par elle-même nécessaire à toutes les actions de la piété chrétienne et la prédestination gratuite des élus. Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . Verhältniß zu der weltlichen Macht. Da hatte sich auch schon von einer andern Seite her ein wenigstens nicht minder gefaͤhrlicher Gegensatz in stei- gender Heftigkeit und immer weiter greifender Ausbreitung erhoben. Im siebzehnten Jahrhundert fing der roͤmische Stuhl an, seine jurisdictionellen Gerechtsame ich weiß nicht ob lebhafter und nachdruͤcklicher aber gewiß systematischer und unnachgiebiger wahrzunehmen als bisher. Urban VIII, der seine Erhebung unter andern auch dem Ansehen verdankte, in das er sich als ein eifriger Verfechter dieser Anspruͤche gesetzt hatte Relatione de’ IV ambasciatori 1625. Professa sopra tutte le cose haver l’animo inflessibile e che la sua indepen- denza non ammetta alcuna ragione degl’ interessi de’ principi. Ma quello in che preme con insistenza et a che tende l’im- piego di tutto il suo spirito è di conservare e di accrescer la giurisdittione ecclesiastica. Questo medesimo concetto fu sem- pre sostenuto dal pontefice nella sua minor fortuna, e ciò è stato anche grandissima causa della sua esaltatione. , stiftete eine eigene Congregation der Im- munitaͤt. Weniger Cardinaͤlen, die schon in der Regel ein Verhaͤltniß zu den Maͤchten hatten, als juͤngern Praͤlaten, die nach dem Eifer, den sie hiebei bewiesen, befoͤrdert zu werden hofften, vertraute er das Geschaͤft an, auf alle Ein- griffe der Fuͤrsten in die geistliche Jurisdiction ein wach- sames Auge zu haben. Seitdem wurde nun die Beobach- tung um vieles schaͤrfer und regelmaͤßiger, die Anmahnung dringender: Amtseifer und Interesse vereinigten sich: der Verhaͤltniß zu der weltlichen Macht . oͤffentliche Geist des Hofes hielt es fuͤr einen Beweis von Froͤmmigkeit, uͤber jeden Punkt dieser althergebrachten Rechte eifersuͤchtig zu wachen Joh. Bap. de Luca S. R. E. Cardinalis: Relatio curiae Ro- manae 1683. Disc. XVII, p. 109. Etiam apud bonos et zelan- tes ecclesiasticos remanet quaestio, an hujus congregationis erectio ecclesiasticae immunitati et jurisdictioni proficua vel prae- judicialis fuerit, potissime quia bonus quidem sed forte indiscre- tus vel asper zelus aliquorum, qui circa initia eam regebant, ali- qua produxit inconvenientia praejudicialia, atque asperitatis vel nimium exactae et exorbitantis defensionis opinionem impressit apud seculares. Ein doch sehr bedeutendes Gestaͤndniß von einem Cardinal. . Sollten sich aber die Staaten dieser geschaͤrften Auf- sicht gutwillig bequemen? Das Gefuͤhl religioͤser Vereini- gung, das im Kampfe mit dem Protestantismus erweckt worden, war wieder erkaltet; alles strebte nach innerer Staͤrke, politischer Geschlossenheit; es geschah, daß der roͤ- mische Hof mit allen katholischen Staaten in bittere Strei- tigkeiten gerieth. Machten doch selbst die Spanier zuweilen Versuche die Einwirkungen Roms z. B. auf Neapel zu beschraͤnken, der Inquisition daselbst einige Beisitzer von Staats wegen beizugeben! Man haͤtte in Rom Bedenken getragen dem Kaiser das Patriarchat von Aquileja, auf das er Anspruͤche hatte, zuzugestehn, aus Furcht, er benutze den Besitz dessel- ben zur Erwerbung einer groͤßern kirchlichen Unabhaͤngig- keit. Die deutschen Reichsstaͤnde suchten in den Wahlca- pitulationen von 1654 und 1658 die Gerichtsbarkeit der Nuntien und der Curie durch strengere Bestimmungen ein- zuschraͤnken; in unaufhoͤrlicher Bewegung war Venedig uͤber Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17 Jahrh . den Einfluß des Hofes auf die Besetzung der geistlichen Stellen im Lande, die Pensionen, die Anmaßungen der Nepoten; bald fand Genua, bald Savoyen Anlaß, seinen Gesandten von Rom abzuberufen; aber den lebhaftesten Wi- derstand leistete, wie das auch schon im Princip ihrer Restauration lag, die franzoͤsische Kirche Relatione della nuntiatura di Francia di mons r Scotti 1641 5 Aprile. Er hat einen besondern Abschnitt dell’ impedi- menti della nuntiatura ordinaria: Li giudici regj si può dire che levino tutta la giurisdittione eccl ca in Francia alli prelati. . Die Nuntien finden kein Ende der Beschwerden, die sie machen zu muͤssen glauben, vorzuͤglich uͤber die Beschraͤnkungen welche die geistliche Jurisdiction erfahre: ehe sie noch einen Schritt gethan, lege man schon Appellation ein; man entziehe ihr die Ehesachen unter dem Vorwande, es sey eine Entfuͤh- rung im Spiele; man schließe sie von den peinlichen Pro- cessen aus; zuweilen werde ein Geistlicher hingerichtet ohne erst degradirt zu seyn; ohne Ruͤcksicht erlasse der Koͤnig Edicte uͤber Ketzerei und Simonie: die Zehenten seyen all- maͤhlig zu einer immerwaͤhrenden Auflage geworden. Bedenk- lichere Anhaͤnger der Curie sahen in diesen Anmaßungen schon die Vorboten zu einem Schisma. Das Verhaͤltniß, in das man durch diese Irrungen gerieth, hing nothwendig auch mit andern Umstaͤnden, haupt- saͤchlich mit der politischen Haltung die der roͤmische Hof annahm, zusammen. Aus Ruͤcksicht auf Spanien wagte weder Innocenz noch Alexander, Portugal, das sich von dieser Monarchie losgerissen, anzuerkennen, und den daselbst ernannten Bi- Verhaͤltniß zu der weltlichen Macht . schoͤfen die canonische Institution zu geben. Fast das ganze rechtmaͤßige Episcopat von Portugal starb aus: die kirch- lichen Guͤter wurden zum großen Theil den Offizieren der Armee uͤberlassen: Koͤnig, Clerus und Laien entwoͤhnten sich der fruͤhern Ergebenheit. Aber auch uͤbrigens neigten sich die Paͤpste nach Ur- ban VIII. wieder auf die spanisch-oͤstreichische Seite. Man darf sich daruͤber nicht wundern, da die Ue- bermacht von Frankreich so bald einen die allgemeine Frei- heit gefaͤhrdenden Charakter entwickelte. Es kam hinzu, daß jene Paͤpste ihre Erhebung dem spanischen Einflusse verdankten, und beide persoͤnliche Gegner Mazarins wa- ren Deone: Ottobre 1644. Si sa veramente che l’esclu- sione di Panfilio fatta da cardinali Francesi nel conclave non era volontà regia nè instanza del c l Antonio, ma opera del c l Mazzarini, emulo e poco ben affetto al c l Panziroli, il quale prevedea che doveva aver gran parte in questo ponteficato. — Wie das auch wirklich der Fall war. . In Alexander sprach sich diese Feindseligkeit immer staͤrker aus: er konnte dem Cardinal nicht vergeben, daß er sich mit Cromwell alliirte, und lange Zeit den Frieden mit Spanien aus persoͤnlichen Beweggruͤnden verhinderte. Daraus folgte nun aber auch, daß sich in Frankreich die Opposition gegen den roͤmischen Stuhl immer tiefer fest- setzte, und von Zeit zu Zeit in heftigen Schlaͤgen hervor- brach. Wie sehr bekam das noch Alexander zu empfinden! Ein Streit, der sich zu Rom zwischen dem Gefolge des franzoͤsischen Botschafters Crequy und den corsischen Stadtsoldaten erhob, in welchem Crequy zuletzt selbst be- leidigt wurde, gab dem Koͤnige Anlaß sich in die Zwistig- Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . keiten des roͤmischen Stuhles mit den Haͤusern Este und Farnese zu mischen, und zuletzt geradezu Truppen nach Ita- lien marschiren zu lassen. Der arme Papst suchte sich durch eine geheime Protestation zu helfen: vor den Augen der Welt aber mußte er dem Koͤnige in dem Vertrage zu Pisa alle seine Forderungen zugestehn. Man kennt die Neigung der Paͤpste zu ehrenvollen Inscriptionen: keinen Stein, sagte man, lassen sie in eine Mauer setzen ohne ihren Namens- zug: Alexander mußte in seiner Hauptstadt, auf einem der besuchtesten Plaͤtze, eine Pyramide errichten lassen, deren Inschrift seine Demuͤthigung verewigen sollte. Dieser Act allein mußte die Autoritaͤt des Papstthums tief herabwuͤrdigen. Aber auch uͤbrigens war dieß Ansehen um das Jahr 1660 bereits in vollem Verfall. Den Frieden von Ver- vins hatte der paͤpstliche Stuhl noch herbeigefuͤhrt, durch seine Unterhandlungen gefoͤrdert und zum Abschluß gebracht; bei dem westphaͤlischen hatte er seine Abgeordneten gehabt, aber sich schon genoͤthigt gesehen, gegen die Bedingungen uͤber welche man uͤbereinkam, zu protestiren: an dem pyre- naͤischen Frieden nahm er auch nicht einmal mehr einen scheinbaren Antheil: man vermied es seine Abgeordne- ten zuzulassen: kaum wurde seiner noch darin gedacht Galeazzo Gualdo Priorato della pace conclusa fra le due corone 1664 hat p. 120 Osservationi sopra le cause per le quali si conclude la pace senza intervento del papa. Wir sehen, daß das schlechte Verhaͤltniß zwischen dem Papst und Mazarin in jenen Zeiten eine bekannte Sache war. . Wie bald sind Friedensschluͤsse gefolgt, in denen man uͤber Uebergang auf die spaͤteren Epochen . paͤpstliche Lehen disponirt hat ohne den Papst auch nur zu fragen. Uebergang auf die späteren Epochen. Ueberaus merkwuͤrdig bleibt es alle Mal und eroͤffnet uns einen Blick in den Gang der menschlichen Entwicke- lung uͤberhaupt, daß das Papstthum in dem Momente daß es in der Durchfuͤhrung seiner auf eine erneuerte allgemeine Herrschaft abzielenden Plaͤne scheiterte auch in sich selbst zu verfallen anfing. In jenem Zeitraum des Fortschrittes, der Restauration war alles gegruͤndet worden. Da hatte man die Lehre er- neuert, die kirchlichen Berechtigungen staͤrker centralisirt, mit den Fuͤrsten Bund geschlossen, die alten Orden verjuͤngt und neue gegruͤndet, die Kraft des Kirchenstaates zusammenge- nommen, zu einem Organe kirchlicher Bestrebungen gemacht, Sinn und Geist der Curie reformirt, alles nach dem Ei- nen Ziele der Wiederherstellung der Gewalt und des katho- lischen Glaubens geleitet. Eine neue Schoͤpfung war das nicht, wie wir sahen: es war eine Wiederbelebung durch die Macht neuer Ideen, welche einige Mißbraͤuche abschaffte, und nur die vorhan- denen Lebenselemente in frischem Impuls mit sich fortriß. Ohne Zweifel ist aber eine Wiederherstellung dieser Art noch eher dem Verfall der belebenden Motive aus- gesetzt, als eine von Grund aus neugeschaffene Geburt. Der erste Einhalt den die kirchliche Restauration er- fuhr, geschah in Frankreich. Die paͤpstliche Gewalt konnte Buch VIII. Die Paͤpste um d. Mitte d. 17. Jahrh . auf dem betretenen Wege nicht durchdringen; sie mußte eine Kirche, obwohl katholisch, doch nicht unter dem Ein- fluß den sie beabsichtigte, sich bilden, sich erheben sehen, und sich zu einer Abkunft mit derselben entschließen. Damit hing dann zusammen, daß sogleich auch in dem Innern starke Gegensaͤtze sich erhoben, Streitigkeiten uͤber die wichtigsten Glaubenspunkte, uͤber das Verhaͤlt- niß der geistlichen zu der weltlichen Macht; — an der Cu- rie bildete sich der Nepotismus auf eine gefahrdrohende Weise aus, — die finanziellen Kraͤfte, statt vollstaͤndig zu ihrem Zwecke verwandt zu werden, kamen zum großen Theil einzelnen Familien zu Gute. Noch immer aber hatte man ein großes und allge- meines Ziel, nach welchem man mit außerordentlichem Gluͤck vorwaͤrts schritt. In diesem hoͤhern Streben wurden alle Gegensaͤtze vermittelt, die Streitigkeiten der Lehre und des kirchlich weltlichen Anspruches beschwichtigt, die Entzweiun- gen der Maͤchte versoͤhnt, der Fortgang der allgemeinen Unternehmungen im Zuge erhalten: die Curie war der den Weg anweisende Mittelpunkt der katholischen Welt: im groͤßten Styl setzten sich die Bekehrungen fort. Aber wir sahen wie es geschah, daß man doch nicht zum Ziel gelangte, sondern durch innern Zwist und aͤußern Widerstand auf sich selbst zuruͤckgeworfen wurde. Seitdem nahmen nun auch alle Verhaͤltnisse des Staa- tes, der innern Entwickelung eine andere Gestalt an. In dem Geiste der Eroberung und Erwerbung, der sich einem großen Zweck widmet, liegt zugleich Hingebung, mit einem beschraͤnkten Egoismus vertraͤgt er sich nicht; Uebergang auf die spaͤteren Epochen . jetzt trat an der Curie der Geist des Genusses, des Besitzes ein. Es bildete sich eine Genossenschaft von Rente-inha- bern aus, die ein gutes Recht auf den Ertrag des Staa- tes und der kirchlichen Verwaltung zu besitzen glaubte. In- dem sie dieß Recht auf eine verderbliche Weise mißbrauchte, hielt sie doch mit demselben Eifer daran fest, als sey das Wesen des Glaubens daran geknuͤpft. Eben dadurch geschah aber, daß der Widerspruch sich von entgegengesetzten Seiten unversoͤhnlich erhob. Es trat eine Lehre auf, die aus einer neuen An- schauung der Tiefen der Religion hervorgegangen, von dem roͤmischen Hofe verdammt und verfolgt wurde, aber nicht beseitigt zu werden vermochte. Die Staaten nahmen eine unabhaͤngige Haltung an: von der Ruͤcksicht auf die paͤpst- liche Politik machten sie sich los; in ihren innern Angele- genheiten nahmen sie eine Autonomie in Anspruch, die der Curie auch in kirchlicher Hinsicht immer weniger Einfluß uͤbrig ließ. Auf diesen beiden Momenten beruht nun die fernere Geschichte des Papstthums. Es folgen Epochen, in denen es bei weitem weniger eine freie Thaͤtigkeit entwickelt, als daß es, bald von der einen bald von der andern Seite angegriffen, nur bedacht ist sich in jedem Augenblicke so gut als moͤglich zu ver- theidigen. Die Aufmerksamkeit wird in der Regel von der Kraft angezogen, und nur von der Seite der Thaͤtigkeit kann ein Ereigniß verstanden werden: auch gehoͤrt es nicht zu der Absicht dieses Buches die letzten Epochen zu schildern. Buch VIII. Spaͤtere Epochen . Allein ein uͤberaus merkwuͤrdiges Schauspiel bieten sie doch immer dar, und wie wir mit einer Ansicht der fruͤhern Zeiten begonnen, so duͤrfen wir wohl nicht schließen, ohne den Versuch zu machen, auch die spaͤtern, wiewohl nur in kurzen Zuͤgen, vor den Augen voruͤbergehn zu lassen. Zunaͤchst erhebt sich aber der Angriff von der Seite der Staaten. Auf das genaueste haͤngt er mit der Spal- tung der katholischen Welt in zwei feindselige Theile, in die oͤstreichische und die franzoͤsische Partei, die der Papst nicht mehr zu uͤberwaͤltigen oder zu beruhigen vermag, zu- sammen. Die politische Stellung die er annimmt, bestimmt auch das Maaß der geistlichen Ergebenheit die er findet. Wir sahen schon, wie das begann. Nehmen wir wahr, wie es sich weiter entwickelte. Ludwig XIV. und Innocenz XI. So gut katholisch Ludwig XIV. auch war, so kam es ihm doch unertraͤglich vor, daß der roͤmische Stuhl eine unabhaͤngige, ja der seinen nur allzu oft entgegengesetzte Po- litik befolgen sollte. Wie Innocenz und Alexander, und wenn Clemens IX. nicht selbst, doch seine Umgebung, neigte sich auch Cle- mens X. (1670 bis 1676) und dessen Nepot Pauluzzi Altieri auf die Seite der Spanier Morosini: Relatione di Francia 1671. Conosciuta natu- rale partialità del card l Altieri per la corona cattolica rende alla x ma sospetta ogni sua attione. Il pontefice presente è consi- derato come un imagine del dominio che risiede veramente nell’ arbitrio del nipote. . Ludwig XIV. raͤchte sich Ludwig XIV. und Innocenz XI. sich dafuͤr durch unaufhoͤrliche Eingriffe in die geistliche Gewalt. Eigenmaͤchtig zog er geistliche Guͤter ein; unterdruͤckte einen oder den andern Orden; er nahm die Befugniß in Anspruch die Pfruͤnden der Kirche mit militaͤrischen Pensionen zu belasten; das Recht waͤhrend der Vacanz eines Bisthums die Einkuͤnfte desselben zu genießen und die davon abhaͤngigen Pfruͤnden zu besetzen, das unter dem Namen der Regale so beruͤhmt geworden, suchte er auf Pro- vinzen auszudehnen, in denen es nie gegolten; die schmerz- lichste Wunde schlug er den roͤmischen Rentebesitzern, in- dem er die Geldsendungen an den Hof in beschraͤnkende Aufsicht nahm Instruzione per mons r arcivescovo di Patrasso 1674. Questo fatto arrivato alla corte sicome eccitò lo stupore e lo scandolo universale così pervenuto alla notitia di N. S re mosse un estremo cordoglio nell’ animo di S. Beat ne . . So fuhr er nun auch unter Innocenz XI. fort, der im Ganzen die nemliche Politik beobachtete; an dem aber fand er Widerstand. Innocenz XI, aus dem Hause Odescalchi von Como, war in seinem 25sten Jahre mit Degen und Pistole nach Rom gekommen, um sich irgend einer weltlichen Beschaͤf- tigung vielleicht in Neapel dem Kriegsdienste zu widmen. Der Rath eines Cardinals, der ihn besser durchschaute als er sich selbst kannte, vermochte ihn, sich der Laufbahn an der Curie zu widmen. Er that das mit so viel Hin- gebung und Ernst, und verschaffte sich nach und nach ei- nen solchen Ruf von Tuͤchtigkeit und guter Gesinnung, daß Päpste** 11 Buch VIII. Spaͤtere Epochen . das Volk waͤhrend des Conclaves seinen Namen unter den Portici von S. Peter rief, und die oͤffentliche Meinung sich befriedigt fuͤhlte, als er mit der Tiare geschmuͤckt aus dem- selben hervorging. (21. Sept. 1676.) Ein Mann der seine Diener wohl unter der Bedin- gung rufen ließ, wenn sie keine Abhaltung haͤtten — von dem sein Beichtvater betheuerte, er habe nie etwas an ihm wahrgenommen was die Seele von Gott entfernen koͤnnte — mild und sanftmuͤthig, den aber dieselbe Gewissenhaf- tigkeit, die sein Privatleben bestimmte, nun auch antrieb die Verpflichtungen seines Amtes ruͤcksichtslos zu erfuͤllen. Wie gewaltig griff er die Uebelstaͤnde besonders der finanziellen Verwaltung an. Die Ausgaben waren auf 2,578106 Sc. 91 Baj. gestiegen; die Einnahmen, Data- ria und Spolien mit eingeschlossen, betrugen nur 2,408500 Sc. 71 Baj.; ein so großes Deficit, jaͤhrlich von 170000 Sc., drohte den offenbaren Bankrutt herbeizufuͤhren Stato della camera nel presente pontificato di Innocenzo XI. MS (Bibl. Alb.) . Daß es zu diesem Aeußersten nicht kam, ist ohne Zweifel das Verdienst Innocenz XI. Er enthielt sich endlich des Ne- potismus durchaus. Er erklaͤrte, er liebe seinen Neffen Don Livio, der das durch seine Bescheidenheit verdiene, eben darum aber wolle er ihn nicht in dem Pallaste. Alle Aemter und Einkuͤnfte die bisher den Nepoten zu Gute gekommen, zog er geradezu ein. So verfuhr er nun aber auch mit vielen andern Stellen, deren Daseyn mehr eine Last war. Unzaͤhlige Mißbraͤuche und Exemtionen schaffte er ab: da es ihm endlich der Zustand des Geldmarktes er- Ludwig XIV. und Innocenz XI. laubte, trug er kein Bedenken die Monti von 4 Pc. auf 3 Pc. herabzusetzen In einer Handschrift von 763 Seiten vom Jahre 1743, Erettione et aggionte de’ monti camerali, finden sich die hieher gehoͤrigen Decrete und Breven. In einem Breve an den Tesoriere Negroni von 1684 erklaͤrt Innocenz zuerst seine Absicht d’andar li- berando la camera del frutto di 4 p. c. — che in questi tempi è troppo rigoroso. . Nach einigen Jahren war es ihm in der That gelungen die Einnahme wieder auf einen nicht unbedeutenden Ueberschuß uͤber die Ausgabe zu erhoͤhen. Und mit derselben Entschlossenheit begegnete der Papst nun auch den Angriffen Ludwigs XIV. Ein paar Bischoͤfe jansenistischer Gesinnung, die sich jener Ausdehnung des Regalrechtes widersetzten, wurden da- fuͤr von dem Hofe bedruͤckt und geaͤngstigt; der Bischof von Pamiers mußte eine Zeitlang von Almosen leben. Sie wandten sich an den Papst. Innocenz saͤumte nicht sich ihrer anzunehmen. Racine: Histoire ecclésiastique X, p. 328. Ein Mal, zwei Mal ermahnte er den Koͤnig, den Schmeichlern kein Gehoͤr zu geben, die Freiheiten der Kirche nicht anzutasten: er moͤchte verursachen, daß die Quelle der goͤttlichen Gnade uͤber sein Reich vertrockene. Da er keine Antwort bekam, so wiederholte er seine Ermahnungen zum dritten Male: nun aber, fuͤgte er hinzu, werde er nicht wie- der schreiben, sich jedoch auch nicht laͤnger mit Ermahnungen begnuͤgen, sondern sich aller Mittel der Macht bedienen, die Gott in seine Hand gelegt habe. Keine Gefahr, keinen Sturm werde er dabei fuͤrchten, in dem Kreuze Christi sehe er seinen Ruhm. Breve vom 27. Dez. 1679. 11* Buch VIII. Spaͤtere Epochen . Es ist immer eine Maxime des franzoͤsischen Hofes gewesen, durch die paͤpstliche Macht seinen Clerus, durch den Clerus die Einwirkungen der paͤpstlichen Macht zu be- schraͤnken. Niemals aber beherrschte ein Fuͤrst seine Geist- lichkeit vollkommener als Ludwig XIV. Eine Ergebenheit ohne Gleichen athmen die Reden, mit denen man ihn bei feierlichen Gelegenheiten begruͤßte. „Wir wagen kaum,“ heißt es in einer derselben Remontrance du clergé de France (assemblée à St. Ger- main en Laye en l’année 1680) faite au roi le 10 juillet par l’ill me et rév me J. Bapt. Adheimar de Monteil de Grignan. Mém. du clergé tom. XIV, p. 787. , „Forderungen zu machen, aus Furcht, dem kirchlichen Eifer Ew. Maj. ein Ziel zu setzen. Die traurige Freiheit Beschwerde zu fuͤhren ver- wandelt sich jetzt in eine suͤße Nothwendigkeit unsern Wohl- thaͤter zu loben.“ Prinz Cond é meinte, sollte es dem Koͤ- nige einfallen zur protestantischen Kirche uͤberzugehn, so wuͤrde ihm der Clerus zuerst nachfolgen. Und wenigstens gegen den Papst stand die Geistlich- keit ohne Scrupel ihrem Koͤnige bei: von Jahr zu Jahr erließ sie entschiedenere Erklaͤrungen zu Gunsten der koͤnigli- chen Gewalt. Endlich folgte die Versammlung von 1682. „Sie ward,“ sagt ein venezianischer Gesandter, „nach der Convenienz des Staatsministeriums berufen und aufgeloͤst, nach dessen Eingebungen geleitet“ Foscarini: Relatione di Francia 1684. Con non dissi- mile dipendenza segue l’ordine eccl co le massime e l’interesse della corte, come l’ha fatto conoscere l’assemblea sopra le ver- tenze della regalia, unita, diretta e disciolta secondo le conve- nienze ed ispirationi del ministero politico. Provenendo della . Die vier Artikel, die Ludwig XIV. und Innocenz XI. sie abfaßte, haben seitdem immer als das Manifest der gal- licanischen Freiheiten gegolten. Die drei ersten wiederholen aͤltere Behauptungen: Unabhaͤngigkeit der weltlichen Gewalt von der geistlichen, Superioritaͤt eines Conciliums uͤber den Papst, Unantastbarkeit der gallicanischen Gewohnheiten. Vor- zuͤglich merkwuͤrdig aber ist der vierte, weil er auch die geistliche Autoritaͤt beschraͤnkt. „Selbst in Fragen des Glau- bens sey die Entscheidung des Papstes nicht unverbesserlich, so lange er die Beistimmung der Kirche nicht habe.“ Wir sehen, die beiden Gewalten unterstuͤtzten einander. Der Koͤnig ward von den Einwirkungen der weltlichen, der Clerus von der unbedingten Autoritaͤt der geistlichen Gewalt des Papst- thums freigesprochen. Die Zeitgenossen fanden, wenn man in Frankreich ja noch innerhalb der katholischen Kirche sey, so stehe man doch schon auf der Schwelle um herauszutre- ten. Der Koͤnig erhob jene Saͤtze zu einer Art von Glau- bensartikel, von symbolischem Buch. In allen Schulen sollte darnach gelehrt werden, Niemand einen Grad in der juristischen oder der theologischen Facultaͤt erlangen koͤnnen, der dieselben nicht beschwoͤre. Aber auch der Papst hatte noch eine Waffe. Der Koͤ- nig befoͤrderte vor allen andern die Urheber der Decla- ration, die Mitglieder dieser Versammlung in die bischoͤf- lichen Aemter: Innocenz weigerte sich ihnen die geistliche Institution zu geben. Die Einkuͤnfte mochten sie genießen, mano del re l’esaltatione e fortuna de’ soggetti che lo com- pongono, dominati sempre da nuove pretensioni e speranze si scorgono più attaccati alle compiacenze del monarca che gli stessi secolari. Buch VIII. Spaͤtere Epochen . aber die Ordination empfingen sie nicht, einen geistlichen Act des Episcopates durften sie nicht ausuͤben. Diese Verwickelung vermehrte sich noch dadurch, daß Ludwig XIV. in diesem Augenblicke, und zwar vorzuͤglich deshalb um sich als vollkommen rechtglaͤubig auszuweisen, zu jener grausamen Ausrottung der Hugenotten schritt. Er glaubte damit der katholischen Kirche einen großen Dienst zu leisten. Auch hat man wohl gesagt, Papst Innocenz sey damit einverstanden gewesen Bonamici Vita Innocentii bei Lebret: Magazin VIII, p. 98, und die Note Lebrets: „Also ist es nicht zu widersprechen“ ꝛc. . Aber in der That ist das nicht so. Der roͤmische Hof wollte jetzt mit einer Be- kehrung durch bewaffnete Apostel nichts zu schaffen haben: „dieser Methode habe sich Christus nicht bedient, man muͤsse die Menschen in die Tempel fuͤhren, aber nicht hinein schleifen“ Venier: Relatione di Francia 1689. Nell’ opera tentata nella conversion degli Ugonotti dispiacque al re, non riportar dal pontefice lode che sperava, e riceve il papa in mala parte che fosse intrapresa senza sua participatione et eseguita con i noti rigori, — — publicando che non fosse proprio fare mis- sioni d’apostoli armati, e che questo metodo nuovo non fosse il migliore giachè Christo non se n’era servito per convertire il mondo: in oltre parve importuno il tempo di guadagnar gli ere- tici all’ ora che erano più bollenti le controversie col papa. . Und immer neue Irrungen erhoben sich. Der fran- zoͤsische Botschafter zog im Jahre 1687 mit einem so star- ken Gefolge, sogar ein paar Schwadronen Cavallerie, in Rom ein, daß ihm das Asylrecht, welches die Gesandten da- mals nicht allein fuͤr ihren Pallast, sondern auch fuͤr die benachbarten Straßen in Anspruch nahmen, obwohl es der Ludwig XIV. und Innocenz XI. Papst feierlich aufgehoben, nicht wohl haͤtte streitig gemacht werden koͤnnen. Mit bewaffneter Mannschaft trotzte er dem Papst in seiner Hauptstadt. „Sie kommen mit Roß und Wagen,“ sagte Innocenz, „wir aber wollen wandeln im Namen des Herrn.“ Er sprach die kirchlichen Censuren uͤber den Botschafter aus: die Kirche S. Luigi, in welcher derselbe einem feierlichen Hochamt beigewohnt hatte, ward mit dem Interdict belegt Legatio marchionis Lavardini Romam ejusque cum Ro- mano pontifice dissidium 1697. Eine Widerlegung von Lavardin, welche diese Ereignisse mit vieler Ruhe und Einsicht eroͤrtert; sie ge- hoͤrt mit zu der Reihe trefflicher publicistischer Schriften die durch die Anmaßungen Ludwigs XIV. in Deutschland, den Niederlanden, Spanien und Italien hervorgerufen wurden. . Da ging auch der Koͤnig zu den aͤußersten Schritten fort. Er appellirte an ein allgemeines Concilium, ließ Avignon besetzen, den Nuntius in S. Olon einschließen; man glaubte, er habe die Absicht, den Erzbischof Harlai von Paris, der alle diese Schritte wo nicht veranlaßt doch gebilligt hatte, zum Patriarchen von Frankreich zu creiren. So weit kam es: der franzoͤsische Gesandte in Rom excommunicirt, der paͤpstliche in Frankreich festgehalten, — 35 franzoͤsische Bischoͤfe ohne die canonische Institution, — eine paͤpstliche Landschaft vom Koͤnige eingenommen; das Schisma war hiemit in der That schon ausgebrochen. Nichts desto minder wich Innocenz XI. keinen Schritt breit. Fragen wir, worauf er sich dabei stuͤtzte, so war es nicht eine Ruͤckwirkung seiner Censuren in Frankreich, nicht die Macht seines apostolischen Ansehens; sondern es war vor allem jener allgemeine Widerstand, welchen die Europa Buch VIII. Spaͤtere Epochen . in dem Wesen seiner Freiheit bedrohenden Unternehmungen Ludwigs XIV. erweckt hatten, an diese schloß auch der Papst sich an. Er unterstuͤtzte Oestreich in seinem tuͤrkischen Kriege nach besten Kraͤften Relatione di Roma di Giov. Lando 1689. Die Subsi- dien werden hier auf 2 Millionen Sc. angeschlagen. : der gluͤckliche Erfolg dieser Feld- zuͤge gab der ganzen Partei und auch dem Papst eine neue Haltung. Das wird sich zwar schwerlich beweisen lassen, daß Innocenz, wie man gesagt hat, mit Wilhelm III. in un- mittelbarer Verbindung gestanden und um den Plan desselben gegen England gewußt habe Auch in den Mémoires sur le regne de Fréderic I, roi de Prusse, par le comte de Dohna p. 78 findet sich diese Be- hauptung. Durch Koͤnigin Christine seyen die Briefe an seinen Vater gekommen, „qui les fesoit passer par le comté de Lippe, d’où un certain Paget les portoit à la Haye.“ Trotz des Details dieser Angabe muß man sie bezweifeln, wenn man bemerkt, daß die Koͤni- gin Christine in dieser ganzen Zeit mit dem Papst gespannt war. Bei dem Verhaͤltniß, das sich aus ihrer Correspondenz ergibt, halte ich es fuͤr unmoͤglich, daß ihr der Papst, der einst die Achsel zuckend gesagt hatte „è una donna“, ihr ein solches Geheimniß anvertraut haben sollte. . Aber so viel liegt am Tage, daß die Opposition wider Frankreich hauptsaͤchlich auf pro- testantischen Kraͤften und Antrieben beruhte, und daß der Papst das enge Verhaͤltniß Jacobs II. zu Ludwig XIV , wel- ches jene Unternehmung hervorrief, unaufhoͤrlich mißbilligte Estratti delle lettere di mons r d’Adda nunzio apostolico in Mackintosh: History of the revolution in 1688. II. Append. . Der Widerstand den er dem von Frankreich beguͤnstigten Candidaten fuͤr das Erzbisthum Coͤln leistete, war im In- Ludwig XIV. und Innocenz XI. teresse jener Opposition und trug zum Ausbruch des Krie- ges nicht wenig bei. Eines Krieges, der nun auch sogleich auf das geist- liche Verhaͤltniß zuruͤckwirkte. Schon mußten die Prote- stanten, indem sie das europaͤische Gleichgewicht gegen die „exorbitante Macht“ aufrecht erhielten, dazu mitwirken, daß diese sich auch den geistlichen Anspruͤchen des Papst- thums fuͤgte. Zwar Innocenz XI. erlebte das nicht mehr. Aber gleich der erste franzoͤsische Gesandte, der nach dem Tode desselben (10. Aug. 1689) in Rom erschien, verzichtete auf das Asylrecht; die Haltung des Koͤnigs aͤnderte sich; er gab Avignon zuruͤck, und fing an zu unterhandeln. Es war das um so nothwendiger, da der neue Papst Alexander VIII , wie weit er auch uͤbrigens von dem strengen Beispiel seines Vorgaͤngers abwich, doch in die- sem Punkte bei den Grundsaͤtzen desselben aushielt. Ale- xander erklaͤrte aufs neue die Beschluͤsse von 1682 in dictis comitiis anni 1682 tam circa extensionem juris regaliae quam circa declarationem de potestate ecclesiastica acto- rum ac etiam omnium et singulorum mandatorum, arrestorum, confirmationum, declarationum, epistolarum, edictorum, decreto- rum quavis auctoritate sive ecclesiastica sive etiam laicali edi- torum, nec non aliorum quomodolibet praejudicialium praefato- rum in regno supradicto quandocunque et a quibusvis et ex quacunque causa et quovis modo factorum et gestorum ac inde secutorum quorumcunque tenores. 4 Aug. 1690 Cocquel. IX, p. 38. fuͤr unguͤltig und leer, null und nichtig, fuͤr unverbindlich, selbst wenn sie mit einem Eide bekraͤftigt worden seyen; Tag und Nacht denke er mit einem Herzen voll Bitterkeit daran, mit Thraͤnen und Seufzen erhebe er seine Augen. Buch VIII. Spaͤtere Epochen . Nach dem fruͤhen Tode Alexanders VIII. wandten die Franzosen alles an, um einen friedfertigen, zur Versoͤhnung geneigten Mann zum Papst zu bekommen Domenico Contarini: Relatione di Roma 1696: Te- nendosi questa volta da Francesi bisogno d’un papa facile e d’animo assai rimesso e che potesse facilmente esser indotto a modificare la bolla fatta nell’ agonia di Alessandro VIII sopra le propositioni dell’ assemblea del clero dell’anno 1682, diedero mano alla elettione di esso. : wie ihnen das auch mit Antonio Pignatelli — Innocenz XII. — ge- lang (12. Juli 1691). Der Wuͤrde des paͤpstlichen Stuhles etwas zu verge- ben, hatte jedoch auch dieser Papst eben so wenig Neigung als irgend dringende Veranlassung, da die verbuͤndeten Waffen Ludwig XIV. so ernstlich und drohend beschaͤftigten. Zwei Jahre lang ward unterhandelt. Innocenz ver- warf mehr als einmal die von den franzoͤsischen Geistlichen ihm vorgeschlagenen Formeln. Endlich mußten sie doch in der That erklaͤren, daß alles was in jener Assemblee berathen und beschlossen worden, als nicht berathen und nicht be- schlossen angesehen seyn solle: „niedergeworfen zu den Fuͤ- ßen Ew. Heiligkeit bekennen wir unsern unaussprechlichen Schmerz daruͤber“ Man hat zwar behauptet, und unter andern Petitot ( No- tice sur Portroyal p. 240) ist der Meinung, daß dieses Schreiben von den Jansenisten erfunden sey, pour répandre du ridicule et de l’odieux sur les nouveaux évêques; — aber einmal hat . Erst nach einem so unbeschraͤnkten Widerrufe gab ihnen Innocenz die canonische Institution. Nur unter diesen Bedingungen ward der Friede her- gestellt. Ludwig XIV. schrieb dem Papst, daß er seine auf die 4 Artikel gegruͤndeten Befehle zuruͤcknehme. Wir se- Ludwig XIV. und Innocenz XI. hen wohl, noch einmal behauptete sich der roͤmische Stuhl auch dem maͤchtigsten Koͤnige gegenuͤber in seinen Praͤroga- tiven. War es aber nicht schon ein großer Nachtheil, daß Behauptungen von so entschiedener Feindseligkeit eine Zeit lang Geltung und Ansehen gehabt hatten? Mit laͤrmen- dem Aufsehen, als Reichsbeschluͤsse waren sie verkuͤndigt wor- den: privatim, ganz in der Stille, in Briefform wurden sie widerrufen. Und noch eine andere Bemerkung muͤssen wir machen. Keinesweges durch eigene Kraft hatte der roͤmische Hof sich behauptet, sondern doch nur in Folge einer großen politischen Combination, nur dadurch daß Frank- reich uͤberhaupt in engere Schranken zuruͤckgewiesen ward. Wie dann, wenn diese Verhaͤltnisse sich aͤnderten, wenn es einmal Niemand mehr gab der den roͤmischen Stuhl ge- gen den angreifenden Theil in Schutz nehmen wollte? man doch von der andern Seite niemals eine andere Formel vor- gebracht; sodann ist die obige von den roͤmischen Schriftstellern wenigstens indirect immer anerkannt worden, z. B. bei Novaes: Storia de’ pontefici tom. XI, p. 117; endlich ward sie gleich damals allge- mein fuͤr echt gehalten, auch an dem Hofe, ohne Widerspruch. Dome- nico Contarini sagt: poco dopo fu preso per mano da Francesi il negotio delle chiese di Francia proponendo diverse formule di dichiarazione, — — materia ventilata per il corso di due anni e conclusa ed aggiustata con quella lettera scritta da ves- covi al papa che si è difusa in ogni parte. Es ist das aber eben jene Formel. Eine andere ist nicht bekannt geworden. — Auch Dau- nou: Essai historique sur la puissance temporelle des papes II, p. 196 theilt das Schreiben als authentisch mit. Buch VIII. Spaͤtere Epochen . Spanische Erbfolge. Daß die spanische Linie des Hauses Oestreich ausstarb, war auch fuͤr das Papstthum ein Ereigniß von der hoͤch- sten Bedeutung. Auf dem Gegensatze, in welchem die spanische Mo- narchie mit Frankreich stand, der den Charakter der euro- paͤischen Politik uͤberhaupt bestimmte, beruhte zuletzt auch die Freiheit und Selbstbestimmung des paͤpstlichen Stuh- les: durch die Maximen der Spanier war der Kirchenstaat anderthalb Jahrhunderte lang mit Friede umgeben worden. Was auch geschehen mochte, so war es alle Mal gefaͤhr- lich, daß ein Zustand, auf welchen sich alle Gewohnheiten des Daseyns bezogen, zweifelhaft wurde. Aber noch viel gefaͤhrlicher war, daß uͤber die Erb- folge ein Streit obwaltete, der in einen allgemeinen Krieg auszuschlagen drohte, einen Krieg der dann großentheils in Italien ausgefochten werden mußte. Der Papst selbst konnte sich der Nothwendigkeit Partei zu ergreifen schwerlich ent- ziehen, ohne daß er doch zum Siege dieser Partei etwas Wesentliches beizutragen sich haͤtte schmeicheln koͤnnen. Ich finde die Nachricht Morosini: Relatione di Roma 1707. Se il papa abbia avuto mano o partecipatione nel testamento di Carlo II, io non ardirò d’asserirlo, nè è facile di penetrare il vero con sicurezza. Bensì addurrò solo due fatti. L’uno che questo arcano non si sa, se con verità fu esposto in un manifesto uscito alle stampe in Roma ne’ primi mesi del mio ingresso all’ ambasciata all’ora che dall’ uno e l’altro partito si trattava la guerra non meno , Innocenz XII , der jetzt Spanische Erbfolge . mit den Franzosen versoͤhnt war, habe Carl dem II. von Spanien den Rath ertheilt den franzoͤsischen Prinzen zum Erben einzusetzen, und dieser Rath des h. Vaters habe bei der Abfassung jenes Testamentes, auf das so viel ankam, vorzuͤglich mitgewirkt. Auf jeden Fall verließ der roͤmische Stuhl die anti- franzoͤsische Politik, die er seit Urban VIII. fast ohne Aus- nahme befolgt hatte: er mochte es als die geringere Ver- aͤnderung, als das mindere Uebel ansehen, wenn die ganze Monarchie ohne Theilung an einen Prinzen aus einem Hause uͤberging das sich damals so vorzugsweise katholisch hielt. Clemens XI , Gianfranc. Albani, gewaͤhlt 16. Nov. 1700, lobte den Entschluß Ludwigs XIV , die Erbschaft an- zunehmen, oͤffentlich; er erließ ein Gluͤckwuͤnschungsschrei- ben an Philipp V , und gewaͤhrte ihm Subsidien aus geist- lichen Guͤtern, gleich als walte kein Zweifel an seinem Rechte ob Buder: Leben und Thaten Clemens XI, tom. I, p. 148. . Clemens XI. konnte als ein Zoͤgling, recht als ein Repraͤsentant des roͤmischen Hofes angesehen werden, den er niemals verlassen hatte; leutseliges Wesen, literarisches Talent, untadelhaftes Leben hatten ihm den allgemeinen Beifall verschafft Erizzo: Relatione di Roma 1702. Infatti pareva egli la delizia di Roma, e non eravi ministro regio nè natione che non credesse tutto suo il cardinale Albani. Tanto bene, fuͤgt er hinzu, sapeva fingere affetti e variare linguaggio con tutti. ; den drei letzten Paͤpsten, so verschieden sie auch waren, hatte er sich gleich sehr anzuschmiegen, noth- con l’armi che con le carte. L’altro che il papa non s’astenne di far publici elogj al christ mo d’essersi ritirato dal partaggio ricevendo la monarchia intiera per il nepote. Buch VIII. Spaͤtere Epochen . wendig zu machen gewußt; durch ein geuͤbtes, brauchbares und doch niemals unbequemes Talent kam er empor. Wenn er einmal gesagt hat, als Cardinal habe er guten Rath zu geben verstanden, als Papst wisse er sich nicht zu helfen, so mag das bezeichnen, daß er sich geeigneter fuͤhlte, einen gegebenen Impuls zu ergreifen und weiter zu leiten, als mit freiem Entschluß seine Bahn zu waͤhlen. Indem er unter an- dern gleich bei seinem Eintritte die jurisdictionellen Fragen mit erneuter Strenge aufnahm, folgte er nur der oͤffentlichen Meinung, dem Interesse der Curie. So glaubte er nun auch an das Gluͤck und die Macht des großen Koͤnigs. Er zweifelte nicht, daß Ludwig XIV. den Sieg behaupten werde. Bei jener Unternehmung von Deutschland und Italien her gegen Wien im Jahre 1703, welche alles en- digen zu muͤssen schien, konnte er, wie der venezianische Gesandte versichert, die Freude und Genugthuung nicht ver- bergen, welche ihm der Fortgang der franzoͤsischen Waffen machte. Aber eben in diesem Augenblicke schlug das Gluͤck um; jene deutschen und englischen Gegner des Koͤnigs, denen Innocenz XI. sich angeschlossen, Clemens XI. aber allmaͤhlig entfremdet hatte, erfochten Siege, wie noch nie; die kai- serlichen Schaaren, vereinigt mit preußischen, ergossen sich nach Italien; einen Papst, der sich so zweideutig betrage, waren sie nicht gemeint zu schonen; die alten Praͤtensionen des Kaiserthums, deren seit Carl V. nicht mehr gedacht worden, erwachten wieder. Da wollen wir nun nicht alle die bittern Irrungen Spanische Erbfolge . eroͤrtern, in welche Clemens XI. verwickelt ward Z. B. uͤber die Einquartierung von Parma und Piacenza; wo auch die Geistlichen zu den Kriegscontributionen herbeigezogen worden. Accord avec les députés du duc et de la ville de Plai- sance 14 déc. 1706 art. IX, que pour soulager l’état tous les particuliers quoique très privilégiés contribueroient à la sus- ditte somme. Eben dieß wollte der Papst nicht leiden. Die kai- serlichen Anspruͤche wurden hierauf mit doppelter Lebhaftigkeit er- neuert. Contredéclaration de l’empereur bei Lamberty V, 85. ; end- lich setzten ihm die Kaiserlichen einen Termin zur Annahme ihrer Friedensvorschlaͤge, unter denen die Anerkennung des oͤstreichischen Praͤtendenten die wichtigste war. Vergebens sah sich der Papst nach Huͤlfe um. Er wartete bis auf den festgesetzten Tag, nach dessen unbenutztem Verlaufe die Kaiserlichen Stadt und Staat feindselig zu uͤberziehen ge- droht hatten, 15. Jan. 1709; erst in der letzten Stunde desselben, eilf Uhr Abends, gab er seine Unterschrift Z. B. uͤber die Einquartierung von Parma und Piacenza; wo auch die Geistlichen zu den Kriegscontributionen herbeigezogen worden. Accord avec les députés du duc et de la ville de Plai- sance 14 déc. 1706 art. IX, que pour soulager l’état tous les particuliers quoique très privilégiés contribueroient à la sus- ditte somme. Eben dieß wollte der Papst nicht leiden. Die kai- serlichen Anspruͤche wurden hierauf mit doppelter Lebhaftigkeit er- neuert. Contredéclaration de l’empereur bei Lamberty V, 85. . Er hatte fruͤher Philipp V. begluͤckwuͤnscht; jetzt sah er sich genoͤthigt dessen Gegner Carl III. als katholischen Koͤnig anzuerkennen Die Bedingung, anfangs geheim gehalten, ward durch ein Schreiben des oͤstreichischen Gesandten an den Herzog von Marlbo- rough bekannt, bei Lamberty V, 242. . Damit bekam nun nicht allein die schiedsrichterliche Autoritaͤt des Papstthums einen harten Stoß, sondern alle politische Freiheit und Selbstbestimmung ward ihm entris- sen. Der franzoͤsische Gesandte verließ Rom mit der Er- klaͤrung, es sey gar nicht mehr der Sitz der Kirche Lettre du maréchal Thessé au pape 12 juillet 1709. . Schon nahm auch die Lage der Welt uͤberhaupt eine andere Gestalt an. Am Ende war es doch das protestan- Buch VIII. Spaͤtere Epochen . tische England, welches die Entscheidung uͤber die letzte Be- stimmung der spanischen und katholischen Monarchie herbei- fuͤhrte: welchen Einfluß konnte dann der Papst noch aus- uͤben. Im Frieden von Utrecht wurden Laͤnder, die er als seine Lehen betrachtete, Sicilien, Sardinien, an neue Fuͤr- sten gewiesen, ohne daß man ihn dabei auch nur zu Rathe gezogen haͤtte Wie bedenklich das Betragen von Savoyen war, Lafitau: Vie de Clément XI tom. II, p. 78. . An die Stelle der unfehlbaren Entschei- dung des geistlichen Oberhirten trat die Convenienz der gro- ßen Maͤchte. Ja es widerfuhr dem paͤpstlichen Stuhle hiebei be- sonderes Ungluͤck. Es war allezeit einer der vornehmsten Gesichtspunkte seiner Politik gewesen, auf die italienischen Staaten Ein- fluß zu besitzen, wo moͤglich eine indirecte Hoheit uͤber die- selben auszuuͤben. Jetzt aber hatte sich nicht allein das deutsche Oestreich fast in offenem Kampfe mit dem Papste in Italien festge- gesetzt: auch der Herzog von Savoyen gelangte im Wider- spruch mit ihm zu koͤniglicher Macht und großen neuen Besitzthuͤmern. Und so ging das nun weiter. Um den Streit zwischen Bourbon und Oestreich zu versoͤhnen, gaben die Maͤchte dem Wunsche der Koͤnigin von Spanien Gehoͤr, einem ihrer Soͤhne Parma und Pia- cenza zu uͤberlassen. Seit zwei Jahrhunderten war die paͤpst- liche Spanische Erbfolge . liche Oberherrlichkeit uͤber dieß Herzogthum nicht in Zwei- fel gezogen worden: die Fuͤrsten hatten die Lehen empfan- gen, den Tribut gezahlt; jetzt aber da dieses Recht eine neue Bedeutung bekam, da sich voraussehn ließ daß der Manns- stamm des Hauses Farnese in kurzem erloͤschen werde, nahm man nicht mehr Ruͤcksicht darauf. Der Kaiser gab das Land einem Infanten von Spanien zu Lehen. Dem Papst blieb nichts uͤbrig als Protestationen zu erlassen, auf welche Niemand achtete Protestatio nomine sedis apostolicae emissa in conventu Cameracensi bei Rousset supplément au corps diplomat. de Du- mont III, II. p. 173. . Aber nur einen Augenblick bestand der Friede zwischen den beiden Haͤusern. Im Jahre 1733 erneuerten die Bour- bons ihre Anspruͤche an Neapel, das in den Haͤnden von Oestreich war; auch der spanische Botschafter bot dem Papst Zelter und Tribut an. Jetzt haͤtte Papst Clemens XII. die Dinge gern gelassen wie sie standen; er ernannte eine Commission von Cardinaͤlen, welche fuͤr die kaiserlichen Anspruͤche entschied. Aber auch dieß Mal lief das Kriegs- gluͤck dem paͤpstlichen Urtheile entgegen; die spanischen Waffen behaupteten den Sieg. In kurzem mußte Clemens die Investitur von Neapel und Sicilien demselben Infan- ten zuerkennen, den er mit so großem Verdruß von Parma hatte Besitz nehmen sehen. Wohl war nun der endliche Erfolg aller dieser Kaͤmpfe dem nicht so ganz unaͤhnlich, was der roͤmische Hof ur- spruͤnglich beabsichtigt hatte: das Haus Bourbon breitete sich uͤber Spanien und einen großen Theil von Italien aus: Päpste** 12 Buch VIII. Spaͤtere Epochen . — aber unter wie ganz andern Umstaͤnden war das doch geschehen, als welche man urspruͤnglich im Sinne hatte. Das Wort der Entscheidung in dem wichtigsten Mo- ment war von England ausgegangen: nur in offenbarem Widerspruche mit dem paͤpstlichen Stuhle waren die Bour- bons in Italien eingedrungen: die Trennung der Provin- zen, die man vermeiden wollte, war eben eingetreten, und erfuͤllte Italien und den Kirchenstaat unaufhoͤrlich mit feind- seligen Waffen. Die weltliche Autoritaͤt des paͤpstlichen Stuhles war damit bis in seine naͤchste Umgebung ver- nichtet. Auf die kirchenrechtlichen Streitfragen, die mit den po- litischen Verhaͤltnissen so genau zusammenhangen, mußte das dann auch eine große Ruͤckwirkung ausuͤben. Wie sehr hatte es schon Clemens XI. zu empfinden! Mehr als einmal ward sein Nuntius aus Neapel ent- fernt: in Sicilien wurden einst die roͤmisch gesinnten Geist- lichen in Masse aufgehoben und nach dem Kirchenstaat ge- bracht Buder: Leben und Thaten Clemens XI, tom. III, p. 571. ; schon erhob sich in allen italienischen Gebieten die Absicht, nur noch Eingeborne zu kirchlichen Wuͤrden gelangen zu lassen Aus Lorenzo Tiepolo Relatione di Roma 1712 sehen wir, daß die Kaiserlichen in Neapel wie in Mailand schon damals die Absicht hatten, che li beneficii ecclesiastici siano solamente dati a nationali, colpo di non picciolo danno alla corte di Roma se si effettuasse. : auch in Spanien ward die Nuntia- tur geschlossen San Felipe Beitraͤge zur Geschichte von Spanien III, 214. , und Clemens XI. glaubte einmal genoͤthigt Spanische Erbfolge . zu werden den leitenden spanischen Minister Alberoni vor die Inquisition zu ziehen. Von Jahr zu Jahr wurden diese Irrungen weit- aussehender. Der roͤmische Hof besaß nicht mehr die Kraft und innere Energie seine Glaͤubigen zusammenzu- halten. „Ich kann nicht leugnen,“ sagt der venezianische Ge- sandte Mocenigo 1737, „es hat etwas Widernatuͤrliches, wenn man die katholischen Regierungen saͤmmtlich in so großen Zwistigkeiten mit dem roͤmischen Hofe erblickt, daß sich keine Versoͤhnung denken laͤßt, die nicht diesen Hof an seiner Le- benskraft verletzen muͤßte. Sey es groͤßere Aufklaͤrung, wie so Viele annehmen, oder ein Geist der Gcwaltthaͤtigkeit ge- gen den Schwaͤchern, gewiß ist es, daß die Fuͤrsten mit raschen Schritten darauf losgehn den roͤmischen Stuhl al- ler seiner weltlichen Gerechtsame zu berauben.“ Aluise Mocenigo IV: Relatione di Roma 16 Apr. 1737. S. d. Anhang. Erhob man in Rom einmal die Augen, sah man um sich her, so mußte man inne werden, daß alles auf dem Spiele stehe, wenn man nicht die Hand zum Frieden biete. Das Andenken Benedict XIV. — Prospero Lamber- tini, 1740—1758 — ist in Segen, weil er sich entschloß die unerlaͤßlichen Zugestaͤndnisse zu machen. Man weiß, wie wenig sich Benedict XIV. durch die hohe Bedeutung seiner Wuͤrde blenden, mit Selbstgefuͤhl erfuͤllen ließ. Seiner scherzhaften Munterkeit, seinen bolo- gnesischen Bonmots wurde er nicht ungetreu, weil er Papst war. Er stand von seiner Arbeit auf, trat zu seiner Um- 12* Buch VIII. Spaͤtere Epochen . gebung, brachte einen Einfall vor, den er indeß gehabt, und ging wieder an seinen Tisch Relatione di F. Venier di Roma 1744: Ascese il papa al trono di S. Pietro, non seppe cambiare l’indole sua. Egli era di temperamento affabile insieme e vivace, e vi restò, spar- geva fin da prelato li suoi discorsi con giocosi sali, ed ancor li conserva, — — dotato di cuore aperto e sincero trascurò sempre ogn’ una di quelle arti che si chiamano romanesche. . Er blieb immer uͤber den Dingen. Mit freiem Blick uͤberschaute er das Ver- haͤltniß des paͤpstlichen Stuhles zu den europaͤischen Maͤch- ten, und nahm wahr, was sich halten lasse, was man auf- geben muͤsse. Er war ein zu guter Canonist und doch auch zu sehr Papst, um sich hierin zu weit fortreißen zu lassen. Vielleicht der außerordentlichste Act seines Pontificates ist das Concordat, das er 1753 mit Spanien abschloß. Er gewann es uͤber sich, auf jene Vergabung der kleineren Pfruͤnden, welche die Curie dort noch immer besaß, obwohl jetzt nur unter heftigem Widerspruch, Verzicht zu leisten. Sollte aber der Hof den bedeutenden Geldgewinn den er bisher daher gezogen, so ohne alle Entschaͤdigung verlieren? Sollte die paͤpstliche Gewalt auch ihren Einfluß auf die Personen mit Einem Male fahren lassen? Benedict fand fol- genden Ausweg. Von jenen Pfruͤnden wurden 52 nament- lich der Besetzung des Papstes vorbehalten, „damit er die- jenigen spanischen Geistlichen belohnen koͤnne, welche sich durch Tugend, Sittenreinheit, Gelehrsamkeit, oder durch Dienste, dem roͤmischen Stuhle geleistet, einen Anspruch darauf erwerben wuͤrden“ acciò non meno S. S tà che i suoi successori abbiano il modo di provedere e premiare quegli ecclesiastici che per probità . Der Verlust der Curie Spanische Erbfolge . ward auf Geld angeschlagen. Man fand, er belaufe sich nachweislich auf 34300 Scudi. Der Koͤnig verpflichtete sich ein Capital zu zahlen, dessen Zinsen zu 3 Procent ge- rechnet eben so viel betragen moͤchten: 1,143330 Scudi. Das alles ausgleichende Geld zeigte auch endlich einmal in kirchlichen Angelegenheiten seine versoͤhnende Kraft. Auch mit den meisten andern Hoͤfen traf Benedict XIV. nachgebende Vertraͤge. Dem Koͤnige von Portugal ward das Patronatrecht, das er schon besaß, noch erweitert, und zu den andern geistlichen Ehrenvorrechten, die er erworben, auch noch der Titel des Allergetreuesten gewaͤhrt. Der sar- dinische Hof — doppelt mißvergnuͤgt, weil die Zugestaͤnd- nisse, die er in guͤnstigen Augenblicken erlangt, unter dem letzten Pontificat wieder zuruͤckgenommen worden — wurde durch die concordirenden Instructionen von 1741 und 1750 befriedigt Risposta alle notizie dimandate intorno alla giurisdit- tione ecclesiastica nello stato di S. M tà Turino 5 Marzo 1816. ibid. p. 250. . In Neapel, wo sich unter der Beguͤn- stigung auch der kaiserlichen Regierung besonders durch Ga ë tano Argento eine juridische Schule gebildet, welche die Contestationen des geistlichen Rechtes zu ihrem vornehm- sten Studium machte, und den paͤpstlichen Anspruͤchen leb- haften Widerstand leistete Giannone storia di Napoli VI, 387. , ließ Benedict XIV. geschehen, daß die Rechte der Nuntiatur gewaltig beschraͤnkt, und die e per illibatezza de’ costumi o per insigne letteratura o per ser- vizi prestati alla s. sede se ne renderanno meritevoli (Worte des Concordats, unter andern in dem englischen Committeereport 1816 p. 317). Buch VIII. Spaͤtere Epochen . Geistlichen zur Theilnahme an den Auflagen herbeigezogen wurden. Dem kaiserlichen Hofe wurde die Beschraͤnkung der gebotenen Festtage gewaͤhrt, die zu ihrer Zeit so gro- ßes Aussehn machte; hatte der Papst nur erlaubt an die- sen Tagen zu arbeiten, so trug der kaiserliche Hof kein Be- denken mit Gewalt dazu zu noͤthigen. Dergestalt versoͤhnten sich die katholischen Hoͤfe noch einmal mit ihrem kirchlichen Oberhaupte. Noch einmal ward der Friede hergestellt. Durfte man sich aber wohl uͤberreden, daß es hiemit abgethan sey? Sollte der Streit zwischen Staat und Kir- che, der fast auf einer innern Nothwendigkeit des Katho- licismus beruht, durch so leichte Transactionen geschlichtet seyn? Unmoͤglich konnten diese doch fuͤr mehr als fuͤr den Augenblick genuͤgen, aus dem sie hervorgegangen waren. Schon kuͤndigten sich aus der aufgeregten Tiefe neue und bei weitem gewaltigere Stuͤrme an. Veränderte Weltstellung. Innere Gährungen. Aufhebung der Jesuiten. Nicht allein in Italien, in dem suͤdlichen Europa, son- dern in der allgemeinen politischen Lage der Dinge hatte sich die groͤßte Veraͤnderung vollzogen. Wo waren die Zeiten hin, in welchen sich das Papst- thum, und zwar nicht ohne Grund, Hoffnung machen durfte Europa und die Welt aufs neue zu erobern? Unter den fuͤnf großen Maͤchten, welche bereits in der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts die Weltgeschicke be- Veraͤnderte Weltstellung . stimmten, hatten sich drei unkatholische erhoben. Wir be- ruͤhrten, welche Versuche die Paͤpste in fruͤhern Epochen machten, von Polen aus Rußland und Preußen, von Frankreich und Spanien her England zu uͤberwaͤltigen. Eben diese Maͤchte nahmen jetzt Antheil an der Weltherr- schaft; ja man darf wohl ohne Taͤuschung sagen, daß sie in jener Zeit das Uebergewicht uͤber die katholische Haͤlfte von Europa besaßen. Nicht etwa daß ein Dogma uͤber das andere, die pro- testantische Theologie uͤber die katholische obgesiegt haͤtte: auf diesem Gebiete bewegte sich der Streit nicht mehr; sondern die Veraͤnderung war durch die nationalen Ent- wickelungen eingetreten, deren Grundlage wir oben wahrnah- men: die Staaten der unkatholischen Seite zeigten sich den katholischen im Allgemeinen uͤberlegen. Die zusammenhal- tende monarchische Gesinnung der Russen hatte uͤber die auseinanderfallende Aristokratie von Polen, — die Indu- strie, der praktische Sinn, das seemaͤnnische Talent der Englaͤnder uͤber die Nachlaͤßigkeiten der Spanier und uͤber die schwankende, von zufaͤlligen Abwandlungen innerer Zu- staͤnde abhaͤngige Politik der Franzosen, — die energische Organisation und die militaͤrische Disciplin von Preußen hatte uͤber die Principien einer Foͤderativmonarchie wie sie sich damals in Oestreich darstellte, den Sieg davon getragen. War nun gleich dieß Uebergewicht keineswegs von kirchlicher Natur, so mußte es doch auf die kirchlichen Dinge eine nothwendige Ruͤckwirkung ausuͤben. Einmal schon, indem mit den Staaten die Religions- parteien emporkamen. Rußland z. B. setzte jetzt in den Buch VIII. Spaͤtere Epochen . unirten Provinzen von Polen ohne Weiteres griechische Bi- schoͤfe ein Rulhière: Histoire de l’anarchie de Pologne I, 181. ; die Erhebung von Preußen gab allmaͤhlig den deutschen Protestanten wieder ein Gefuͤhl von Selbstaͤndig- keit und Kraft, wie sie es lange nicht gehabt; je entschie- dener sich die protestantische Macht von England zur See- herrschaft erhob, desto mehr mußten die katholischen Mis- sionen in Schatten treten und an ihrer Wirksamkeit ver- lieren, die ja einstmals auch auf politischem Einfluß be- ruhte. Aber auch in weiterm Sinne. Noch in der zweiten Haͤlfte des siebzehnten Jahrhunderts, als England an die franzoͤsische Politik geknuͤpft, Rußland von dem uͤbrigen Europa so gut wie getrennt war, die brandenburgisch-preu- ßische Macht sich eben erst erhob, hatten die katholischen Maͤchte, Frankreich, Spanien, Oestreich, Polen selbst in ih- rer Entzweiung die europaͤische Welt beherrscht. Es mußte, daͤucht mich, das Gefuͤhl des Daseyns umwandeln, daß dieß so sehr veraͤndert war; das Selbstgefuͤhl einer unbe- dingten Bedeutung mußte beschraͤnkt werden, verschwinden. Der Papst ward jetzt erst inne, daß er nicht mehr an der Spitze der vorwaltenden Weltmacht stand. Endlich aber, sollte man nicht daran denken, woher die Veraͤnderung kam? Jede Niederlage, jeder Verlust wird bei dem Besiegten, der noch nicht an sich verzwei- felt, eine innere Gaͤhrung hervorrufen, Nachahmung des uͤberlegenen Gegners, Wetteifer mit ihm. Die strenger mo- narchischen, militaͤrisch-commerciellen Tendenzen des unka- tholischen Theiles drangen jetzt in die katholischen Staaten Veraͤnderte Weltstellung . ein. Da es sich doch nicht leugnen ließ, daß der Nach- theil, in den sie gerathen waren, mit ihrer geistlichen Ver- fassung zusammenhing, so warf sich die Bewegung zunaͤchst auf diese Seite. Hier aber traf sie mit maͤchtigen innern Gaͤhrungen zu- sammen, die indeß auf dem Gebiete des Glaubens und der Meinung innerhalb des Katholicismus ausgebrochen waren. Die jansenistischen Streitigkeiten, deren Ursprung wir beobachteten, erneuerten sich seit dem Anfange des achtzehn- ten Jahrhunderts mit verdoppelter Heftigkeit. Von hoͤch- ster Stelle gingen sie aus. In dem obersten geistlichen Rathe in Frankreich pflegten der Beichtvater des Koͤnigs, in der Regel ein Jesuit, und der Erzbischof von Paris den vornehmsten Einfluß auszuuͤben. La Chaise und Harlai hatten von hier aus in enger Vereinigung die Unterneh- mungen der Krone gegen das Papstthum geleitet. Nicht so gut verstanden sich ihre Nachfolger, le Tellier und No- ailles. Es moͤgen leichte Meinungsverschiedenheiten gewe- sen seyn, welche den ersten Anlaß gaben: strengeres Fest- halten des Einen bei den jesuitischen, molinistischen, tole- rirende Hinneigung des Andern zu den jansenistischen Be- griffen; allmaͤhlig aber brach eine vollkommene Entzweiung aus: von dem Cabinet des Koͤnigs her spaltete sich die Nation. Dem Beichtvater gelang es, nicht allein sich in der Gewalt zu behaupten, den Koͤnig zu gewinnen, sondern auch den Papst zu der Bulle Unigenitus zu bewegen, in welcher die jansenistischen Lehren von Suͤnde, Gnade, Recht- fertigung und Kirche auch in ihrem minder herben Aus- druck, zuweilen woͤrtlich wie man sie in Augustinus zu Buch VIII. Spaͤtere Epochen . finden meinte, und in bei weitem groͤßerer Ausdehnung als in jenen fuͤnf Saͤtzen, verurtheilt wurden Die Mémoires secrets sur la bulle Unigenitus I, p. 123 schildern den ersten Eindruck den sie hervorbrachte. Les uns pu- blioient qu’on y attaquoit de front les premiers principes de la foi et de la morale; les autres qu’on y condamnoit les senti- ments et les expressions des saints pères; d’autres qu’on y en- levoit à la charité sa prééminence et sa force; d’autres qu’on leur arrachoit des mains le pain céleste des écritures; — les nouveaux réunis à l’église se disoient trompés etc. etc. . Es war die letzte Entscheidung in den alten durch Molina angeregten Glaubensfragen; der roͤmische Stuhl trat nach so langem Zaudern endlich unzweifelhaft auf die jesuitische Seite. Da- durch gelang es ihm nun allerdings, den maͤchtigen Orden fuͤr sich zu gewinnen, der seitdem, was er fruͤher wie wir sahen keinesweges immer that, die ultramontanen Doctri- nen, die Anspruͤche der paͤpstlichen Gewalt auf das lebhaf- teste verfocht; es gelang ihm auch, mit der franzoͤsischen Regierung in gutem Verhaͤltniß zu bleiben, von der ja jene Entscheidung hervorgerufen worden; bald wurden nur noch Die angestellt, die sich der Bulle unterwarfen. Aber auf der andern Seite erhob sich auch die gewaltigste Oppo- sition: in den Gelehrten, die sich an Augustin, den Orden, die sich an Thomas von Aquino hielten; in den Parla- menten, welche in jedem neuen Acte des roͤmischen Hofes eine Verletzung der gallicanischen Rechte sahen; jetzt end- lich ergriffen die Jansenisten fuͤr diese Freiheiten ernstlich Partei: mit immer weiter schreitender Kuͤhnheit bildeten sie eine der roͤmischen entgegenlaufende Doctrin uͤber die Kirche aus; ja unter dem Schutze einer protestantischen Regierung Innere Gaͤhrungen . setzen sie ihre Idee sogleich ins Werk; in Utrecht entstand eine erzbischoͤfliche Kirche, die sich im Allgemeinen katho- lisch, aber dabei in voller Unabhaͤngigkeit von Rom hielt, und der jesuitisch-ultramontanen Richtung unaufhoͤrlich den Krieg machte. Es waͤre wohl der Muͤhe werth, der Entwicke- lung, Verbreitung und Wirksamkeit dieser Meinungen uͤber ganz Europa hin nachzuforschen. In Frankreich wurden die Jansenisten bedraͤngt, verfolgt, von den Stellen ausge- schlossen; aber, wie es zu geschehen pflegt, in der Haupt- sache schadete ihnen das nicht: waͤhrend der Verfolgungen erklaͤrte sich ein großer Theil des Publicums fuͤr sie. Haͤt- ten sie nur nicht durch ihre wunderglaͤubigen Uebertreibun- gen auch ihre begruͤndeten Lehren in Mißcredit gesetzt. Aber auf jeden Fall behielten sie ein enges Verhaͤltniß zu reine- rer Sittlichkeit und tieferem Glauben, das ihnen allenthal- ben Bahn machte. Wir finden ihre Spuren in Wien und in Bruͤssel, in Spanien und Portugal Man findet bei Llorente Histoire de l’inquisition III, 93 bis 97, wie viel die Inquisition unter Carl III. und Carl IV. mit wahren oder angeblichen Jansenisten zu schaffen hatte. , in ganz Ita- lien Z. B. sehr fruͤh in Neapel; schon 1715 glaubte man, in Nea- pel sey die Haͤlfte von den einigermaßen nachdenkenden Leuten Jan- senisten. Keyßler Reisen p. 780. . Durch die gesammte katholische Christenheit brei- teten sich ihre Lehren aus: zuweilen oͤffentlich, haͤufiger ins- geheim. Ohne Zweifel war es unter andern auch diese Ent- zweiung der Geistlichkeit, welche der Erhebung noch einer weit gefaͤhrlichern Gesinnung den Weg bahnte. Es ist ein auf ewig merkwuͤrdiges Phaͤnomen, wel- Buch VIII. Spaͤtere Epochen . chen Einfluß die religioͤsen Bestrebungen Ludwigs XIV. auf den franzoͤsischen, ja auf den europaͤischen Geist uͤberhaupt her- vorgebracht haben. Er hatte die aͤußerste Gewalt angewandt, goͤttliche und menschliche Gesetze verletzt, um den Protestan- tismus auszurotten, und selbst alle abweichenden Meinun- gen innerhalb des Katholicismus zu vernichten; sein gan- zes Bestreben war gewesen, seinem Reiche eine vollkommen und orthodox katholische Haltung zu geben. Kaum hatte er aber die Augen geschlossen, als alles umschlug. Der reprimirte Geist warf sich in eine zuͤgellose Bewegung. Gerade der Abscheu gegen das Verfahren Ludwigs XIV. bewirkte, daß sich eine Meinung erhob, die dem Katholi- cismus, ja aller positiven Religion uͤberhaupt den Krieg erklaͤrte. Von Jahr zu Jahr nahm sie an innerer Kraft und Verbreitung nach außen zu. Die suͤdeuropaͤischen Reiche waren auf die innigste Verbindung der Kirche und des Staa- tes gegruͤndet. Hier bildete sich eine Gesinnung aus, welche den Widerwillen gegen Kirche und Religion zu einem System entwickelte, in welchem sie alle Vorstellungen von Gott und Welt, alle Principien des Staates und der Gesellschaft, alle Wissenschaften systematisch begriff, eine Literatur der Opposition, welche die Geister unwillkuͤhrlich an sich riß und mit unaufloͤslichen Banden fesselte. Es liegt am Tage, wie wenig diese Tendenzen mit einander uͤbereinstimmten: die reformirende war ihrer Natur nach monarchisch: was man von der philosophischen nicht sagen kann, die sich gar bald auch dem Staate entgegen- setzte: die jansenistische hielt an Ueberzeugungen fest, welche der einen wie der andern gleichguͤltig wo nicht verhaßt Innere Gaͤhrungen . waren; aber zunaͤchst wirkten sie zusammen. Sie brachten jenen Geist der Neuerung hervor, der um so weiter um sich greift, je weniger er ein bestimmtes Ziel hat, je mehr er die gesammte Zukunft in Anspruch nimmt, und der aus den Mißbraͤuchen des Bestehenden taͤglich neue Kraͤfte saugt. Dieser Geist ergriff jetzt die katholische Kirche. Zu Grunde lag ihm wohl in der Regel, bewußt oder unbe- wußt, was man die Philosophie des achtzehnten Jahrhun- derts genannt hat; die jansenistischen Theorien gaben ihm kirchliche Form und Haltung; zur Thaͤtigkeit trieb ihn das Beduͤrfniß der Staaten, die Gelegenheit des Momentes an. In allen Laͤndern, an allen Hoͤfen bildeten sich zwei Par- teien aus, von denen die eine der Curie, der geltenden Ver- fassung und Lehre den Krieg machte, die andere die Dinge wie sie waren, die Praͤrogative der allgemeinen Kirche fest- zuhalten suchte. Die letzte stellte sich vor allem in den Jesuiten dar; der Orden erschien als das Hauptbollwerk der ultramon- tanen Grundsaͤtze: zunaͤchst gegen ihn richtete sich der Sturm. Noch in dem achtzehnten Jahrhundert waren die Je- suiten sehr maͤchtig; wie fruͤher, hauptsaͤchlich dadurch, daß sie die Beichtstuͤhle der Großen und der Fuͤrsten inne hat- ten, und den Unterricht der Jugend leiteten; ihre Unter- nehmungen, sey es der Religion, wiewohl diese nicht mit der alten Energie getrieben wurden, oder auch des Handels, umfaßten noch immer die Welt. Jetzt hielten sie sich ohne Buch VIII. Spaͤtere Epochen . Wanken zu den Doctrinen kirchlicher Orthodoxie und Un- terordnung; was denselben irgend zuwiderlief, eigentlicher Unglaube, jansenistische Begriffe, Tendenzen der Reform, alles fiel bei ihnen in dieselbe Verdammniß. Zuerst wurden sie auf dem Gebiete der Meinung, der Literatur angegriffen. Es ist wohl nicht zu leugnen, daß sie der Menge und Kraft der auf sie eindringenden Feinde mehr ein starres Festhalten an den einmal ergriffenen Leh- ren, indirecten Einfluß auf die Großen, Verdammungssucht entgegensetzten als die echten Waffen des Geistes. Man kann es kaum begreifen, daß weder sie selber noch auch andere mit ihnen verbuͤndete Glaͤubige ein einziges ori- ginales und wirksames Buch zur Vertheidigung hervor- brachten, waͤhrend die Arbeiten ihrer Gegner die Welt uͤberschwemmten und die oͤffentliche Ueberzeugung feststellten. Nachdem sie aber einmal auf diesem Felde der Lehre, der Wissenschaft, des Geistes, uͤberwunden waren, konnten sie sich auch nicht mehr lange in Besitz der Gewalt halten. In der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts kamen im Widerstreit jener beiden Tendenzen fast in allen ka- tholischen Staaten reformirende Minister ans Ruder: in Frankreich Choiseul Im Anhang zu den Memoiren d e r Mad. du Hausset findet sich ein Aufsatz: de la destruction des Jésuites en France, worin der Widerwille Choiseuls gegen die Jesuiten daher geleitet wird, daß der General ihm einst in Rom zu erkennen gegeben, daß er wisse was in Paris bei einem Souper gesprochen worden war. Das ist aber eine Geschichte, die sich auf mancherlei Art wiederholt, und schwerlich viel auf sich hat. Die Sachen liegen etwas tiefer. , in Spanien Wall, Squillace, in Neapel Tanucci, in Portugal Carvalho: alles Maͤnner Aufhebung der Jesuiten . welche es zum Gedanken ihres Lebens gemacht hatten das Uebergewicht des geistlichen Elementes zu unterdruͤcken. Die kirchliche Opposition bekam in ihnen Darstellung und Macht; ihre persoͤnliche Stellung beruhte darauf; der of- fene Kampf war um so unvermeidlicher, da ihnen die Je- suiten durch persoͤnliche Gegenwirkung, durch Einfluß auf die hoͤchsten Kreise in den Weg traten. Der erste Gedanke ging noch nicht auf eine Vertil- gung des Ordens: man wollte ihn nur zunaͤchst von den Hoͤfen entfernen, ihn seines Credites, wo moͤglich auch seiner Reichthuͤmer berauben. Hiezu glaubte man sich sogar des roͤmischen Hofes bedienen zu koͤnnen. Die Spaltung welche die katholische Welt theilte, war am Ende auch hier in gewissem Sinne eingetreten: es gab eine strengere und eine mildere Partei: Benedict XIV, der die letzte repraͤsen- tirte, war laͤngst mit den Jesuiten unzufrieden: ihr Ver- fahren in den Missionen hatte er oftmals laut verdammt Schon als Praͤlat Lambertini. Mémoires du père Nor- bert II, 20. . Nachdem Carvalho in der Bewegung der Factionen des portugiesischen Hofes, den Jesuiten, die ihn zu stuͤrzen suchten, zum Trotz, Herr und Meister der Staatsgewalt, ja des koͤniglichen Willens geblieben, forderte er den Papst zu einer Reform des Ordens auf Von jesuitischer Seite wird dieser Streit der Factionen in der von Murr aus einer italienischen Handschrift uͤbersetzten Geschichte der Jesuiten in Portugal doch recht anschaulich geschildert. . Er hob, wie natuͤr- lich, die Seite hervor die den meisten Tadel darbot: die mercantile Richtung der Gesellschaft, die ihm auch uͤber- Buch VIII. Spaͤtere Epochen . uͤberdieß bei seinen commerciellen Bestrebungen sehr beschwer- lich fiel. Der Papst trug kein Bedenken darauf einzugehn. Die weltliche Geschaͤftigkeit des Ordens war ihm selbst ein Graͤuel. Auf den Antrag Carvalhos beauftragte er einen Freund desselben, einen Portugiesen, Cardinal Saldanha, mit einer Visitation des Ordens. In kurzem erging ein Decret dieses Visitators, worin den Jesuiten ihre Handels- geschaͤfte ernstlich verwiesen, und die koͤniglichen Behoͤrden ermaͤchtigt wurden alle diesen Geistlichen zugehoͤrige Waa- ren einzuziehen. Und schon hatte man indeß in Frankreich die Gesell- schaft von derselben Seite angegriffen. Der Bankrutt eines mit dem Pater Lavallette auf Martinique in Verbindung stehenden Handelshauses, das eine Menge anderer Fallis- sements nach sich zog, veranlaßte die bei dem Verluste Be- theiligten, sich mit ihren Beschwerden an die Gerichte zu wenden, welche die Sache eifrig in die Hand nahmen Vie privée de Louis XV. IV, p. 88. . Waͤre Benedict XIV. laͤnger am Leben geblieben, so laͤßt sich wohl annehmen, daß er den Orden zwar nicht etwa vernichtet, aber allmaͤhlig einer durchgreifenden und gruͤndlichen Reform unterworfen haben wuͤrde. Jedoch in diesem Augenblick starb Benedict XIV. Aus dem Conclave ging — 6. Juli 1758 — ein Mann von entgegengesetzter Gesinnung, Clemens XIII, als Papst hervor. Clemens war von reiner Seele, reinen Absichten; er betete viel und inbruͤnstig: sein hoͤchster Ehrgeiz war, einmal selig Aufhebung der Jesuiten . selig gesprochen zu werden. Dabei hegte er aber die Mei- nung, daß alle Anspruͤche des Papstthums heilig und unver- letzlich seyen: er beklagte tief, daß man einige fallen lassen; er war entschieden, keinerlei Zugestaͤndnisse zu machen, ja er lebte der Ueberzeugung, daß man durch standhaftes Festhal- ten noch alles gewinnen, den verdunkelten Glanz von Rom wiederherstellen koͤnne Sammlung der merkwuͤrdigsten Schriften die Aufhebung der Jesuiten betreffend 1773 I, p. 211. Wie sehr die allgemeine Meinung dawider war, sieht man unter andern aus Winkelmanns Briefen. . In den Jesuiten sah er die ge- treuesten Verfechter des paͤpstlichen Stuhles und der Re- ligion; er billigte sie wie sie waren: einer Reform fand er sie nicht beduͤrftig. In alle dem bestaͤrkte ihn seine Um- gebung, die mit ihm betete. Allein wie die Sachen nun einmal standen, konnte er damit nichts anderes bewirken, als daß die Angriffe hefti- ger wurden, und sich zugleich gegen den roͤmischen Stuhl selber wandten. In Portugal wurden die Jesuiten, man kann doch noch nicht deutlich sehen, ob schuldig oder nicht, in die Untersuchung wegen eines Attentats gegen das Leben des Koͤnigs verwickelt; es erfolgte Schlag auf Schlag; end- lich wurden sie mit unbarmherziger Gewaltsamkeit vertrieben und geradezu an den Kuͤsten des Kirchenstaates ausgesetzt. Indessen waren sie in Frankreich durch jenen Pro- ceß in die Gewalt der Parlamente gerathen, von denen sie von Anbeginn gehaßt worden. Ihre Sache ward mit großem Geraͤusch verhandelt; zuletzt verurtheilte man die Päpste** 13 Buch VIII. Spaͤtere Epochen . gesammte Gesellschaft die Verpflichtungen Lavalette’s zu er- fuͤllen. Aber hiebei blieb man nicht stehn. Man machte den Jesuiten die unumschraͤnkte Gewalt des Generals, die mit den Reichsgesetzen nicht vereinbar sey, aufs neue zum Verbrechen, und zog die Gesetzlichkeit ihres Daseyns uͤber- haupt in Zweifel. Gern haͤtte Ludwig XV. den Orden gerettet. Nicht um ihn zu verderben, sondern um ihn so viel als moͤglich zu schuͤtzen, und nur weil die oͤffentliche Stimme, das Ur- theil der Gerichte, die Mehrzahl seines Conseils ihn dahin draͤngte, schlug er dem General vor, einen Vicar in Frank- reich zu ernennen Schreiben von Praslin 16. Jan. 1762 bei Flassan: Hi- stoire de la diplomatie française VI, 498. Die ganze Darstellung ist sehr lehrreich. . Wenn ein Mann wie Acquaviva an der Spitze ge- standen haͤtte, so wuͤrde man ohne Zweifel auch in die- sem Augenblick noch auf eine Auskunft, eine Vereinba- rung gedacht haben. Aber die Gesellschaft hatte jetzt das unbeugsamste Oberhaupt, Lorenzo Ricci, der nichts als das Unrecht fuͤhlte das ihr geschah. Er entgegnete, eine so wesentliche Aenderung der Verfassung stehe nicht in seiner Macht. Man wandte sich an den Papst; Clemens XIII. erwiederte, durch das h. tridentinische Concilium, durch so viele Constitutionen seiner Vorfahren sey diese Verfassung allzu deutlich gutgeheißen, als daß er sie abaͤndern koͤnne Erzaͤhlung der Jesuiten bei Wolf: Geschichte der Jesuiten III, 365. Dieses Buch ist nur uͤber die Aufhebung des Ordens brauchbar. . Jedwede Modification wiesen sie von sich. Es ist ganz der Sinn Ricci’s: sint ut sunt aut non sint. Aufhebung der Jesuiten . Es erfolgte das Nichtseyn. Am 6sten August 1762 sprach das Parlament von Paris die Aufhebung der Jesui- ten in Frankreich aus. Zwar erklaͤrte der Papst in ei- nem Consistorium diesen Beschluß fuͤr null und nichtig Potestatem ipsam Jesu Christi in terris vicario ejus unice tributam sibi temere arrogantes totius societatis compagem in Gallico regno dissolvunt etc. etc. Daunou hat dieß Actenstuͤck: Essai II, 207. , aber schon war es so weit gekommen, daß er die Allocution, in der er das gethan, nicht bekannt zu machen wagte. Und unaufhaltsam verbreitete sich diese Bewegung uͤber alle bourbonischen Laͤnder. Carl III. von Spanien ward uͤberredet, es sey ein Plan der Jesuiten, seinen Bruder Don Luis an seiner Statt zum Throne zu befoͤrdern Schreiben des franzoͤsischen Gesandten, das aus dem italie- nischen Werke: Delle cagioni dell’ espulsione de’ Gesuiti, in Le- bret’s Geschichte der Bulle in coena domini IV, 205 uͤbergegan- gen ist. Eine Relatione al conte di Firmian 1767 7 Apr. (MS der Brera) versichert, die Jesuiten haͤtten doch eine Ahndung gehabt. Non fu senza forte motivo che poco prima di detta espulsione dimandarono al re la confirma de’ loro privilegi e del loro in- stituto, il che solamente in oggi si è saputo. Sie hatten ihr Geld und ihre Papiere bei Seite gebracht. Aber der Vortheil der Krone schien Carl III. so groß, daß er ausrief, er habe eine neue Welt erobert. ; hier- auf ließ er mit der entschlossenen Verschwiegenheit die ihn uͤberhaupt auszeichnete, alles vorbereiten, und die Haͤuser der Jesuiten an einem und demselben Tage in ganz Spanien schließen. In Neapel und Parma folgte man diesem Bei- spiele ohne zu zoͤgern. Vergebens war alles Ermahnen, Bitten, Beschwoͤren des Papstes. Endlich machte er auch einen andern Ver- 13* Buch VIII. Spaͤtere Epochen . such. Als der Herzog von Parma so weit ging, auch den Recurs an roͤmische Tribunale, so wie alle Verleihung der Pfruͤnden des Landes an Nichteingeborne zu verbieten, ermannte sich der Papst zu einem Monitorium, worin er diesem seinem Lehensmann die geistlichen Censuren ankuͤn- digte Botta: Storia d’Italia tom. XIV, p. 147. . Der erste Schritt einer den Angriff zuruͤckgeben- den Vertheidigung. Aber er hatte die schlimmsten Folgen: der Herzog antwortete auf eine Weise wie es in fruͤhern Jahrhunderten der maͤchtigste Koͤnig nicht gewagt haben wuͤrde: die Bourbonen nahmen sich seiner insgesammt an. Avignon, Benevent, Pontecorvo wurden von ihnen besetzt. Dahin entwickelte sich die Feindseligkeit der bourbo- nischen Hoͤfe. Von der Verfolgung der Jesuiten gingen sie unmittelbar zum Angriff auf den roͤmischen Stuhl uͤber. An wen sollte der Papst sich wenden? Alle italieni- schen Staaten nahmen wider ihn Partei, Genua, Modena, Venedig. Er richtete seine Augen noch einmal auf Oest- reich. Er schrieb der Kaiserin Maria Theresia, sie sey auf Erden sein einziger Trost; sie moͤge nicht zugeben, daß man sein Alter mit Gewaltthaͤtigkeiten erdruͤcke. Die Kaiserin entgegnete, wie einst Urban VIII. dem Kaiser Ferdinand, es sey eine Sache des Staates und nicht der Religion, sie wuͤrde unrecht thun sich darin ein- zumischen. Der Muth Clemens XIII. war gebrochen. Im An- fang des Jahres 1769 erschienen die Gesandten der bour- bonischen Hoͤfe, einer nach dem andern, erst der neapolita- nische, dann der spanische, endlich der franzoͤsische, um die Aufhebung der Jesuiten . unwiderrufliche Aufhebung des gesammten Ordens zu for- dern Continuazione degli annali d’Italia di Muratori XIV, 1, p. 197. . Der Papst berief auf den 3. Febr. ein Consistorium, in welchem er die Sache wenigstens in Ueberlegung nehmen zu wollen schien. Aber es war nicht bestimmt, daß er eine so tiefe Demuͤthigung erleben sollte. Den Abend zu- vor ergriff ihn eine Convulsion, an der er verschied. Die Stellung der Hoͤfe war zu drohend, ihre Einwir- kung zu maͤchtig, als daß sie in dem Conclave, das nun- mehr folgte, nicht haͤtten durchdringen, und einen Mann wie sie ihn bedurften, zur dreifachen Krone befoͤrdern sollen. Von allen Cardinaͤlen war Lorenzo Ganganelli ohne Zweifel der mildeste, gemaͤßigtste. In seiner Jugend hat einer seiner Lehrer von ihm gesagt, es sey kein Wunder, wenn er die Musik liebe, in ihm selber sey alles Harmo- nie Aneddoti riguardanti la famiglia e l’opere di Clemente XIV, bei den Lettere ed altre opere di Ganganelli, Firenze 1829. Was diese Werkchen und Briefe selbst anbetrifft, so moͤgen sie wohl interpolirt seyn, aber der Hauptsache nach halte ich sie doch fuͤr echt: 1) weil die Vertheidigung derselben in dem Ringratia- mento dell’ editore all’ autor dell’ anno literario im Ganzen natuͤrlich und befriedigend ist: obwohl vor der Herausgabe ein un- verantwortlicher Gebrauch davon gemacht war; 2) weil glaubwuͤr- dige Maͤnner, z. B. Cardinal Bernis, die Originale gesehen zu ha- ben versicherten: der eigentliche Sammler war der florentinische Li- terator Lami: nach einem Briefe des Abb é Bellegarde bei Potter Vie de Ricci I, p. 328 bestaͤtigten diejenigen, welche die Originale besaßen und die Copien geliefert hatten, ihre Echtheit; 3) weil sie das Gepraͤge einer Originalitaͤt, einer eigenthuͤmlichen und in allen Lagen des Lebens sich gleichbleibenden Gesinnung tragen, die kein Erfinder erdichtet haben kann. Es ist ein lebendiger Mensch darin. Am wenigsten koͤnnen diese Briefe von Caracciolo stammen. Man . So entwickelte er sich weiter, in unschuldiger Ge- Buch VIII. Spaͤtere Epochen . selligkeit, Zuruͤckgezogenheit von der Welt, einsamen Stu- dien, die ihn immer tiefer und tiefer in das Geheimniß wahrer Theologie fuͤhrten. Wie er von Aristoteles sich bald zu Plato wandte, der seine Seele mehr befriedigte, so ging er von den Scholastikern zu den Kirchenvaͤtern, von diesen zu der h. Schrift fort, die er mit der Inbrunst eines von der Offenbarung des Wortes uͤberzeugten Gemuͤthes faßte: an deren Hand er sich dann mit jener stillen und reinen Mystik durchdrang, die in allen Dingen Gott sieht, und sich dem Dienste des Naͤchsten widmet. Seine Religion war nicht Eifer, Verfolgung, Herrschsucht, Polemik, son- dern Friede, Demuth und inneres Verstaͤndniß. Der un- aufhoͤrliche Hader des paͤpstlichen Stuhles mit den katho- lischen Staatsgewalten, der die Kirche zerruͤttete, war ihm von ganzem Herzen verhaßt. Seine Maͤßigung war nicht Schwaͤche oder auferlegte Nothwendigkeit, sondern freies Wollen und innere Genialitaͤt. Aus dem Schooße der Religion entwickelte sich eine Gesinnung, welche, so verschieden sie auch in ihrem Ur- sprunge von den weltlichen Tendenzen der Hoͤfe war, ihnen doch von einer andern Seite her entgegenkam. Hauptsaͤchlich durch die Bourbons, zunaͤchst auf einen Vorschlag der spanischen und franzoͤsischen Cardinaͤle, ward Ganganelli in dem Conclave durchgesetzt. Er nannte sich Clemens XIV. braucht nur seine Vie de Clément XIV zu lesen, um sich zu uͤber- zeugen, wie tief alle seine Bemerkungen unter dem stehn, was von Clemens XIV. herruͤhrt. Das Gute welches diese Schrift hat, ist auch nur eine Ruͤckwirkung des ganganellischen Geistes. Aufhebung der Jesuiten . Die roͤmische Curie war, wie beruͤhrt, so gut wie an- dere in zwei Parteien zerfallen: die Zelanti, welche alle alten Gerechtsame aufrecht zu erhalten suchten, und die Regalisten, welche das Heil der Kirche in weiser Nachgiebigkeit zu finden glaubten, die Partei der Kronen, in Ganganelli kam diese letzte zur Gewalt: in Rom vollzog sich die nemliche Ver- aͤnderung, die bereits an allen fuͤrstlichen Hoͤfen eingetreten. Ganganelli begann damit, die Bulle in coena domini nicht verlesen zu lassen: die Zugestaͤndnisse welche Bene- dict XIV. dem Koͤnige von Sardinien gemacht, und die man seitdem nicht hatte anerkennen wollen, erweiterte er noch; gleich am Tage seiner Besitzergreifung erklaͤrte er, daß er einen Nuntius nach Portugal senden werde; er sus- pendirte die Wirksamkeit jenes Monitoriums gegen Parma; alsdann nahm er alles Ernstes die jesuitische Sache vor. Eine Commission von Cardinaͤlen ward niedergesetzt, das Archiv der Propaganda durchsucht, das Fuͤr und Wider bedaͤchtig erwogen. Clemens XIV. war wohl von vorn herein unguͤnstig gestimmt. Er gehoͤrte dem Orden der Franciscaner an, der schon immer besonders in den Mis- sionen die Jesuiten bekaͤmpft hatte; er hielt sich an den augustinianisch-thomistischen Lehrbegriff, so ganz in Gegen- satz mit der Gesellschaft; von jansenistischen Meinungen war er wohl nicht durchaus frei. Dazu kamen nun die mancherlei Anklagepunkte, die man nicht wegargumentiren konnte, und vor allem die Unmoͤglichkeit den Frieden der Kirche auf eine andere Weise herzustellen. Am 21. Juli 1773 erfolgte sein Spruch. „Angehaucht von dem goͤtt- lichen Geiste, wie wir vertrauen, durch die Pflicht getrie- Buch VIII. Spaͤtere Epochen . ben die Eintracht der Kirche zuruͤckzufuͤhren, uͤberzeugt, daß die Gesellschaft Jesu den Nutzen nicht mehr leisten kann, zu dem sie gestiftet worden, und von andern Gruͤnden der Klugheit und Regierungsweisheit bewogen, die wir in un- serm Gemuͤthe verschlossen behalten, heben wir auf und vertilgen wir die Gesellschaft Jesu, ihre Aemter, Haͤuser, Institute.“ Continuazione degli annali tom. XIV, P. II, p. 107. Ein Schritt von unermeßlicher Bedeutung. Einmal schon fuͤr das Verhaͤltniß zu den Protestan- ten. Zu dem Kampfe mit denselben war das Institut ur- spruͤnglich berechnet, von Grund aus eingerichtet: — bezog sich doch selbst seine Dogmatik hauptsaͤchlich auf den Ge- gensatz gegen Calvin; — es war der Charakter, den die Jesuiten noch am Ende des 17ten Jahrhunderts in den Hugenottenverfolgungen erneuert und befestigt hatten. Mit diesem Kampfe war es aber jetzt am Ende; auch einer ge- flissentlichen Selbsttaͤuschung haͤtte er keine wesentliche Aus- sicht mehr dargeboten: in dem großen Weltverhaͤltniß besa- ßen die Unkatholischen ein unleugbares Uebergewicht, und die katholischen Staaten suchten sich ihnen vielmehr anzu- naͤhern als sie an sich zu ziehen. Darin, sollte ich glau- ben, liegt der vornehmste, tiefste Grund der Aufhebung des Ordens. Er war ein Kriegsinstitut, das fuͤr den Frieden nicht mehr paßte. Da er nun um kein Haar breit wei- chen wollte, und alle Reform, deren er doch auch in anderer Hinsicht sehr bedurfte, hartnaͤckig von sich wies, so sprach er sich selbst sein Urtheil aus. Es ist von hoher Bedeu- tung, daß der paͤpstliche Stuhl einen Orden nicht zu be- Aufhebung der Jesuiten . haupten vermag, der zur Bekaͤmpfung der Protestanten ge- gruͤndet ist, daß ein Papst und zwar zugleich aus innerli- cher Bewegung ihn aufgibt. Die naͤchste Wirkung hatte das aber auf die katholischen Laͤnder. Die Jesuiten waren angefeindet, gestuͤrzt worden hauptsaͤchlich weil sie den strengsten Begriff der Oberhoheit des roͤmischen Stuhles verfochten; indem dieser sie fallen ließ, gab er zugleich die Strenge jenes Begriffes und seine Con- sequenzen selber auf. Die Bestrebungen der Opposition er- fochten einen unzweifelhaften Sieg. Daß die Gesellschaft, welche den Unterricht der Jugend zu ihrem Geschaͤft ge- macht und noch immer in so großem Umfange trieb, ohne Vorbereitung, mit Einem Schlage vernichtet ward, mußte eine Erschuͤtterung der katholischen Welt bis in die Tiefe, bis dahin wo die neuen Generationen sich bilden, hervorru- fen Montbarey: Mémoires I, p. 225. . Da das Außenwerk genommen worden, mußte der An- griff einer siegreichen Gesinnung auf die innere Festung noch viel lebhafter beginnen. Die Bewegung wuchs von Tage zu Tage, der Abfall der Gemuͤther griff immer weiter um sich; was ließ sich erwarten, da die Gaͤhrung jetzt sogar in dem Reiche hervortrat, dessen Daseyn und Macht mit den Resultaten der katholischen Bestrebungen in der Epo- che ihrer Herstellung am genauesten zusammenhing, in Oestreich. Eine allgemeine Umwaͤlzung kuͤndigte sich da- mit an. Buch VIII. Spaͤtere Epochen . Revolutionäres Zeitalter. Es war der Sinn Josephs II. alle Kraͤfte seiner Mo- narchie unumschraͤnkt in seiner Hand zu vereinigen. Wie haͤtte er die Einwirkungen von Rom, den Zusammenhang seiner Unterthanen mit dem Papste billigen sollen. Sey es, daß er mehr von Jansenisten oder mehr von Unglaͤubigen umgeben war Was van Swieten geglaubt hat, mag dahin gestellt bleiben. Daß es aber auch eine sehr ausgebildete jansenistische Richtung in Wien gab, zeigt unter andern das Leben von Feßler. Feßlers Ruͤck- blicke auf seine siebzigjaͤhrige Pilgerschaft p. 74, 78 und an andern Stellen. Vgl. Schloͤzers Staatsanzeigen IX, 33. p. 113. — sie boten einander ohne Zweifel auch hier die Hand, wie in dem Angriff auf die Jesuiten, — allen zusammenhaltenden, auf eine aͤußerliche Einheit der Kirche abzielenden Instituten machte er einen unablaͤßigen zerstoͤrenden Krieg. Von mehr als 2000 Kloͤstern hat er nur ungefaͤhr 700 uͤbrig gelassen; von den Nonnencongre- gationen fanden nur die unmittelbar nuͤtzlichen bei ihm Gnade; und auch die, welche er noch verschonte, riß er von ihrer Verbindung mit Rom los. Die paͤpstlichen Dis- pensationen sah er an wie auslaͤndische Waare, und wollte kein Geld dafuͤr aus dem Lande gehn lassen; er erklaͤrte sich oͤffentlich fuͤr den Administrator der Weltlichkeit der Kirche. Schon sah der Nachfolger Ganganelli’s, Pius VI , das einzige Mittel den Kaiser von den aͤußersten Schritten, vielleicht auch in dogmatischer Hinsicht, zuruͤckzuhalten, in Revolutionaͤres Zeitalter . dem Eindruck, den er in persoͤnlicher Begegnung auf ihn zu machen hoffte: er selbst begab sich nach Wien, und man wird nicht sagen duͤrfen, daß die Milde, der Adel und die Anmuth seiner Erscheinung ohne Einfluß geblieben. Jedoch in der Hauptsache fuhr Joseph ohne Wanken noch Ruͤck- sicht fort. Dem Kloster, bei welchem er feierlich von dem Papst Abschied genommen, ward unmittelbar darnach seine Aufhebung angekuͤndigt. Pius VI. mußte sich zuletzt ent- schließen die Besetzung der bischoͤflichen Stellen dem Kai- ser auch in Italien zu uͤberlassen. So drangen die antipaͤpstlichen Bestrebungen jetzt auch von der oͤstreichischen Seite in Italien vor. Leopold, so viel wir urtheilen koͤnnen, selbst von jansenistischer Gesin- nung, reformirte die Kirche von Toscana ohne Ruͤcksicht auf den Stuhl von Rom: unfern der Capitale der Christen- heit erließ die Synode von Pistoja in ihren Beschluͤssen ein rechtes Manifest der Vereinigung gallicanischer und janseni- stischer Grundsaͤtze. Neapel, das durch die Koͤnigin Caro- line auch mit dieser Seite in enger Verbindung stand, hob die letzten Zeichen des Lehensverbandes mit dem roͤmischen Stuhle auf. Auch auf die deutsche Kirche hatten die Unternehmun- gen des Kaisers mittelbare Ruͤckwirkung. Die geistlichen Churfuͤrsten begannen nach so langem Einverstaͤndniß sich endlich auch dem roͤmischen Stuhle entgegenzusetzen. Nach ihrer Erklaͤrung von Ems, „geschrieben mit einer Feder“, sagt ein roͤmischer Praͤlat, „die in die Galle Paul Sarpis getaucht war,“ sollte sich der roͤmische Primat in Zukunft mit den Rechten begnuͤgen, die ihm in den ersten Jahr- Buch VIII. Spaͤtere Epochen . hunderten zugestanden Bartolommeo Pacca: Memorie storiche sul di lui sog- giorno in Germania p. 33. . Die deutschen Canonisten hatten ihnen trefflich vorgearbeitet. Nur gab es neben diesen auch andere Rechtslehrer, welche das ganze Wesen der katholi- schen Kirche in Deutschland, die politische Macht dieser Hierarchie, ihre Staatsverwaltung bekaͤmpften z. B. Friedrich Carl v. Moser: uͤber die Regierung der geistlichen Staaten in Deutschland 1787. Sein Hauptvorschlag ist p. 161, daß „Fuͤrst und Bischof wieder von einander getrennt werden.“ . Der Ge- lehrten wie der Laien hatte sich eine lebhafte Neuerungs- sucht bemaͤchtigt. Der geringere Clerus und die Bischoͤfe, Bischoͤfe und Erzbischoͤfe, diese selbst und der Papst waren gegen einander. Es ließ sich auch hier alles zu einer Ver- aͤnderung an. Ehe man aber noch dazu schritt, ehe noch Joseph mit seinen Reformen zum Ziel gekommen, brach die gewaltigste Explosion der in der Tiefe gaͤhrenden Elemente in Frank- reich aus. Es liegt am Tage, daß die Irrungen des Clerus in sich selbst, der Gegensatz zwei feindseliger Parteien in allen religioͤsen Angelegenheiten, die Unfaͤhigkeit der herrschenden, sich auf dem Gebiete der Meinung und der Literatur zu behaupten, der allgemeine Widerwille, den sie nicht ganz ohne ihre Schuld auf sich geladen, zu der Entwickelung des Ereignisses das den Charakter der neuern Zeit beherrscht, der franzoͤsischen Revolution, unbeschreiblich beigetragen hat. Der Geist der Opposition, der sich aus dem Innern des Revolutionaͤres Zeitalter . in sich selbst irre gewordenen Katholicismus erhoben, hatte sich immer mehr consolidirt. Schritt fuͤr Schritt drang er vorwaͤrts; in den Stuͤrmen des Jahres 1789 gelangte er in den Besitz der Gewalt, einer Gewalt die sich berufen glaubte das Alte durchaus zu zerstoͤren, eine neue Welt zu machen; in dem allgemeinen Umsturz, der uͤber das al- lerchristlichste Reich verhaͤngt ward, traf dann nothwendig einer der staͤrksten Schlaͤge auch die geistliche Verfassung. Es kam alles zusammen: finanzielles Beduͤrfniß, In- teresse der Einzelnen wie der Municipalitaͤten, Gleichguͤl- tigkeit oder Haß gegen die bestehende Religion: endlich machte ein Mitglied des hohen Clerus selbst den Antrag, der Nation, d. i. der weltlichen Gewalt, und zunaͤchst der Nationalversammlung das Recht zuzuerkennen, uͤber die geist- lichen Guͤter zu verfuͤgen. Bisher waren diese Guͤter als ein Eigenthum nicht nur der franzoͤsischen, sondern zugleich der allgemeinen Kirche betrachtet worden: zu jeder Veraͤu- ßerung war eine Beistimmung des Papstes erforderlich ge- wesen. Wie entfernt aber lagen die Zeiten, die Ideen, aus denen Begriffe dieser Art hervorgegangen waren. Jetzt sprach die Versammlung nach kurzer Debatte sich selbst das Recht zu, uͤber die Guͤter zu verfuͤgen, d. i. sie zu veraͤu- ßern, und zwar noch mit unbedingterer Befugniß als bei dem ersten Antrag beabsichtigt war. Unmoͤglich aber konnte sie hiebei stehn bleiben. Da durch die Einziehung der Guͤter, mit der man keinen Augenblick zoͤgerte, das fernere Bestehn der bisherigen Verhaͤltnisse unmoͤglich ward, so mußte man unverzuͤglich zu einer neuen Einrichtung schrei- ten, wie sie in der buͤrgerlichen Constitution des Clerus zu Buch VIII. Spaͤtere Epochen . Stande gekommen ist. Das Princip des revolutionirten Staates ward auch auf die geistlichen Dinge uͤbergetra- gen Recht systematisch, nach der Lehre alter Kirchenhistoriker: Tota ecclesiarum distributio ad formam imperii facta est. Camus: Opinion sur le projet de constitution du clergé, 31 mai 1790. ; an die Stelle der durch die Concordate bestimmten Einsetzung sollte die Volkswahl, an die Stelle der Unab- haͤngigkeit, welche der Besitz liegender Gruͤnde gewaͤhrte, die Besoldung treten; alle Dioͤcesen wurden geaͤndert, die Orden abgeschafft, die Geluͤbde aufgehoben, der Zusam- menhang mit Rom unterbrochen; als eins der schwersten Verbrechen wuͤrde die Annahme eines Breve betrachtet worden seyn. Der Versuch eines Karthaͤusers die Allein- herrschaft der katholischen Religion zu retten hatte nur den Erfolg diese Beschluͤsse zu beschleunigen. Der gesammte Clerus sollte sich durch feierliche Eidesleistung auf dieselben verpflichten. Es laͤßt sich nicht leugnen, daß dieser Gang der Dinge sich unter der Mitwirkung der franzoͤsischen, der Beistimmung aller uͤbrigen Jansenisten vollzog. Sie sahen mit Vergnuͤ- gen, daß die Macht von Babel, wie sie in ihrem Hasse die roͤmische Curie nannten, einen so starken Schlag erlitt, daß der Clerus gestuͤrzt wurde, von dem sie so viele Verfol- gungen erfahren hatten. Selbst ihre theoretische Ueberzeu- gung ging dahin: „indem man die Geistlichkeit ihrer Reich- thuͤmer beraube, zwinge man sie sich wirkliche Verdienste zu erwerben“ Briefe von Gianni und einigen andern Abbaten bei Potter Vie de Ricci II, p. 315. Wolf: Geschichte der katholischen Kirche . Revolutionaͤres Zeitalter . Der roͤmische Hof schmeichelte sich noch einen Augen- blick, dieser Bewegung durch eine innere Reaction Einhalt gethan zu sehen; der Papst unterließ nichts, um dazu mit- zuwirken. Er verwarf die neue Constitution, verdammte die Bischoͤfe welche den Eid darauf geleistet, suchte durch Zuspruch und Lob die noch immer zahlreiche Partei, die sich in den Widerstand geworfen, darin zu bestaͤrken; endlich sprach er sogar uͤber die einflußreichsten und namhaftesten Mitglieder des constitutionellen Clerus den Bann aus. Es war aber alles umsonst; die revolutionaͤre Ten- denz behielt den Platz; der innere Buͤrgerkrieg, den haupt- saͤchlich die religioͤsen Antriebe entzuͤndeten, schlug zum Vor- theil der Neuerung aus. Gluͤcklich waͤre der Papst gewe- sen, wenn es nur dabei sein Bewenden gehabt, wenn Frank- reich nichts weiter als sich von ihm losgerissen haͤtte. Aber indeß war der allgemeine Krieg ausgebrochen, der die Lage von Europa so von Grund aus umwandeln sollte. Mit jener unwiderstehlichen Wuth, einer Mischung von Enthusiasmus, Begierde und Schrecken, die in dem innern Kampfe entwickelt worden, ergoß sich die revolutio- naͤre Gewalt auch uͤber die franzoͤsischen Grenzen. Was sie beruͤhrte, Belgien, Holland, das uͤberrheini- sche Deutschland, wo gerade die geistliche Verfassung ihren vornehmsten Sitz hatte, wandelte sie auf eine ihr analoge Weise um: durch den Feldzug von 1796 ward sie Meiste- unter Pius VI. hat B. VII, p. 32 ein Capitel uͤber den Antheil der Jansenisten an der neuen Verfassung, das aber sehr schwach aus- gefallen ist. Buch VIII. Spaͤtere Epochen . rin auch in Italien: allenthalben erhoben sich die revolu- tionaͤren Staaten; schon bedrohte sie den Papst in seinem Staate, in seiner Hauptstadt. Ohne eigentlich thaͤtige Theilnahme hatte er sich nur mit dem Gewicht seiner geistlichen Waffen auf der Seite der Coalition gehalten. Aber vergeblich machte er diese seine Neutralitaͤt geltend Authentische Geschichte des franzoͤsischen Revolutionskrieges in Italien 1797. Der Papst hatte erklaͤrt, die Religion verbiete ei- nen Widerstand, der Blutvergießen veranlassen koͤnnte. . Seine Landschaften wurden uͤber- zogen, zur Empoͤrung gereizt; unerschwingliche Lieferungen und Abtretungen wurden ihm auferlegt, wie noch nie einem seiner Vorgaͤnger In den Mémoires historiques et philosophiques sur Pie VI et son pontificat tome II wird der Verlust des roͤmischen Staa- tes auf 220 Mill. Livres berechnet. . Und damit war es noch nicht einmal gethan. Der Papst war nicht ein Feind wie die andern. Waͤhrend des Krieges hatte er sogar den Muth gefaßt die jansenistisch-gallicanischen Doctrinen von Pistoja durch die Bulle auctorem fidei zu verwerfen: die unnachgiebige Hal- tung, die er angenommen, jene seine verurtheilenden Bre- ven hatten noch immer auf das innere Frankreich eine große Wirkung: die Franzosen forderten jetzt als Preis des Frie- dens den Widerruf derselben, die Anerkennung der buͤrger- lichen Constitution. Dazu aber war Pius VI. nicht zu bewegen. Es haͤtte ihm eine Abweichung von dem Grunde des Glaubens, ein Verrath an seinem Amte geschienen, hierin nachzugeben Memoria diretta al principe della pace bei Tavanti: Fa- sti di Pio VI, tom. III, p. 335. S. Santità rimase stordita, . Er Revolutionaͤres Zeitalter . Er erwiederte auf die Vorschlaͤge, „nachdem er Gott um seinen Beistand angerufen, inspirirt, wie er glaube, von dem goͤttlichen Geiste, weigere er sich auf diese Bedingungen einzugehn.“ Einen Augenblick schienen die revolutionaͤren Gewal- ten sich zu bescheiden — es ward ein Abkommen getrof- fen auch ohne jene Zugestaͤndnisse, — aber nur einen Au- genblick. Von der Absicht sich von dem Papst loszurei- ßen waren sie schon zu dem Gedanken fortgeschritten ihn geradehin zu vernichten. Das Directorium fand das Re- giment der Priester in Italien unvertraͤglich mit dem sei- nigen. Bei dem ersten Anlaß, den eine zufaͤllige Bewe- gung in der Bevoͤlkerung gab, wurde Rom uͤberzogen, der Vatican besetzt. Pius VI. bat seine Feinde, ihn hier, wo er gelebt, nun auch noch sterben zu lassen: er sey schon uͤber 80 Jahr alt. Man antwortete ihm, sterben koͤnne er uͤberall; man beraubte sein Wohnzimmer vor seinen Augen; auch seine kleinsten Beduͤrfnisse nahm man ihm weg; den Ring, den er trug, zog man von seinem Finger; endlich fuͤhrte man ihn nach Frankreich ab, wo er im August 1799 starb. In der That, es konnte scheinen, als sey es mit der paͤpstlichen Gewalt fuͤr immer aus. Jene Tendenzen kirch- licher Opposition, die wir entstehn, sich erheben sahen, wa- ren jetzt dahin gediehen, eine solche Absicht fassen zu duͤrfen. veggendo che si cercava di traviare la sua conscienza per dare un colpo il più funesto alla religione. Päpste** 14 Buch VIII. Spaͤtere Epochen . Es traten Ereignisse ein die das doch verhinderten. Einmal hatte die Revolution noch nicht die ganze ka- tholische Welt uͤberwunden: der Tod des Papstes fiel gerade in eine Zeit, in welcher die Coalition wieder einmal Siege erfocht. Hiedurch ward es moͤglich, daß die Cardinaͤle in S. Giorgio bei Venedig sich versammeln und zur Wahl eines Papstes, Pius des VII , schreiten konnten (13. Merz 1800). Sodann aber nahm die innere Entwickelung der re- volutionaͤren Tendenzen nach so vielen im Sturme des drin- genden Momentes vollzogenen Metamorphosen eine Wen- dung zur Monarchie. Ein Gewalthaber trat auf, der die Idee eines Reiches in sich trug, zu dem er, wie so vieler andern Formen der alten Staaten, vor allem der Einheit der Religion, hierarchischer Unterordnung bedurfte. Noch auf dem Schlachtfelde von Marengo ordnete Napoleon den Bischof von Vercelli ab, um Verhandlungen uͤber die Her- stellung der katholischen Kirche mit dem Papste anzuknuͤpfen. Ein Anerbieten, das zwar etwas uͤberaus Reizendes, aber doch auch viel Gefaͤhrliches hatte. Die Herstellung der katholischen Kirche in Frankreich und ihrer Verbindung mit dem Papste konnte nur durch außerordentliche Nach- giebigkeiten erkauft werden. Pius VII. entschloß sich zu denselben. Er erkannte die Veraͤußerung der geistlichen Guͤter — einen Verlust von vierhundert Millionen Franken in liegenden Gruͤnden — auf einmal an; sein Beweggrund war, wie er sich aus druͤckt: es wuͤrden neue Unruhen ausbrechen, wenn er sich weigern wollte, er sey aber vielmehr gesonnen so weit zu Revolutionaͤres Zeitalter . gehn, als die Religion nur irgend erlaube; eine neue Organisation der franzoͤsischen Geistlichkeit, die nun besol- det und von der Regierung ernannt wurde, gab er zu; er war zufrieden, daß ihm das Recht der canonischen Institu- tion in demselben Umfange, und ohne Beschraͤnkung des Rechtes der Verweigerung, zuruͤckgegeben wurde, wie es die fruͤhern Paͤpste besessen Lettera apostolica in forma di breve bei Pistolesi: Vita di Pio VII, tom. I, p. 143, mit einer durchgaͤngigen Verglei- chung der Abweichungen der Publication, wie sie in Frankreich ge- schah. . In der That erfolgte nun hierauf die Herstellung des Katholicismus in Frankreich, eine neue Unterwerfung die- ses Landes unter die geistliche Autoritaͤt. Der Papst war entzuͤckt, „daß die Kirchen von Profanationen gereinigt, die Altaͤre wieder aufgerichtet, die Fahne des Kreuzes aufs neue ausgebreitet, gesetzmaͤßige Hirten dem Volke vorgesetzt, so viele vom rechten Wege verirrte Seelen zur Einheit zu- ruͤckgefuͤhrt, mit sich selbst und mit Gott versoͤhnt seyen.“ „Wie viele Motive“, ruft er aus, „zur Freudigkeit und zum Danke!“ Durfte man sich aber wohl uͤberreden, daß mit dem Concordat von 1801 auch zugleich eine innige Vereinigung der alten geistlichen Gewalt und des revolutionaͤren Staa- tes vollzogen worden sey? Es waren Concessionen beider Theile; ihnen zum Trotz blieb ein jeder auf seinem Principe beharren. Der Restaurator der katholischen Kirche in Frankreich trug unmittelbar darnach das Meiste dazu bei, daß das 14* Buch VIII. Spaͤtere Epochen . stolze Gebaͤude der deutschen Kirche endlich voͤllig umge- stuͤrzt wurde, ihre Besitzthuͤmer und Herrschaften an die weltlichen Fuͤrsten, gleichviel ob an die protestantischen oder katholischen, gelangten. Am roͤmischen Hofe war man dop- pelt und dreifach betroffen. „Nach den alten Decretalen habe die Ketzerei den Verlust der Guͤter nach sich gezogen, jetzt muͤsse die Kirche zusehen, daß ihre eigenen Guͤter an die Ketzer vertheilt wuͤrden.“ Instruction an einen Nuntius zu Wien — leider ohne Da- tum, wahrscheinlich von 1803 — bei Daunou: Essai II, p. 318. . Und indeß war auch fuͤr Italien ein Concordat im Sinne des franzoͤsischen entworfen; der Papst mußte auch hier den Verkauf der geistlichen Guͤter genehmigen, die Be- setzung der Stellen der weltlichen Gewalt uͤberlassen; ja diesem Uebereinkommen wurden sogleich so viel neue be- schraͤnkende Bestimmungen einseitig hinzugefuͤgt, daß Pius VII. unter diesen Umstaͤnden sich weigerte es zu publi- ciren Coppi: Annali d’Italia tom. III, p. 120. . Vor allem aber machte Napoleon in Frankreich selbst die Rechte der Staatsgewalt gegen die Kirche auf das eif- rigste geltend; die Declaration von 1682 betrachtete er als ein Grundgesetz des Reiches, und ließ sie in den Schulen erlaͤutern; auch er wollte keine Geluͤbde, keine Moͤnche; die Verordnungen uͤber die Ehe, welche fuͤr sein buͤrgerliches Ge- setzbuch angenommen wurden, widerstritten den katholischen Principien uͤber ihre sacramentale Bedeutung; die organi- schen Artikel, die er dem Concordat von allem Anfang hin- zufuͤgte, waren durchaus in antiroͤmischem Sinne. Revolutionaͤres Zeitalter . Als der Papst trotz alle dem sich entschloß, auf die Bitten des Kaisers, uͤber die Alpen zu gehn und ihn zu kroͤnen, so war sein vornehmster Beweggrund, daß er, wie viel oder wie wenig man nun auch von der franzoͤsischen Seite dazu beigetragen haben mag, sich mit der Hoffnung schmeichelte „etwas zum Vortheil der katholischen Kirche auszurichten, das angefangene Werk zu vollenden“ Allocutio habita in consistorio secreto 29 oct. 1804. Italienisch bei Pistolesi: Vita di Pio VII, tom I, p. 193. . Er rechnete dabei auf den Einfluß persoͤnlicher Unterredungen. Er nahm den Brief Ludwigs XIV. an Innocenz XII. mit, um Napoleon zu uͤberzeugen, daß schon dieser Koͤnig die Declaration von 1682 wieder habe fallen lassen. Aber wie sehr sah er sich getaͤuscht. Gleich bei dem Acte der Kroͤnung nahm man an ihm eine tiefe Melan- cholie wahr. Von alle dem was er wuͤnschte und beab- sichtigte, erreichte er nicht das Mindeste. Ja eben dieß war der Moment, in welchem sich die Absichten des Kai- sers in vollem Umfange enthuͤllten. Die constituirende Versammlung hatte sich von dem Papst loszureißen gesucht: das Directorium haͤtte ihn zu vernichten gewuͤnscht; Bonaparte’s Sinn war, ihn zu be- halten, aber zugleich ihn zu unterjochen, ihn zu einem Werkzeuge seiner Allgewalt zu machen. Ohne Umschweif erklaͤrte er jetzt, er sey, wie seine Vorfahren von der zweiten und dritten Dynastie, der aͤl- teste Sohn der Kirche, der das Schwert fuͤhre um sie zu beschuͤtzen, und nicht dulden koͤnne, daß sie mit Ketzern Buch VIII. Spaͤtere Epochen . oder Schismatikern, wie die Russen und Englaͤnder, in Ge- meinschaft stehe. Besonders liebte er es, sich als den Nach- folger Carls des Großen zu betrachten. Er nahm an, der Kirchenstaat sey eine Schenkung Carls an den Papst, aber eben darum liege diesem die Verpflichtung ob, sich nicht von der Politik des Kaiserthums zu trennen: auch er werde das nicht dulden Schoell Archives historiques et politiques II et III ent- halten die ganze Correspondenz der paͤpstlichen und kaiserlichen Regie- rung in dieser Epoche. . Der Papst war erstaunt uͤber die Zumuthung, die Feinde eines Andern als seine Feinde betrachten zu sollen. Er erwiederte, er sey der allgemeine Hirte, der Vater Aller, der Diener des Friedens, schon eine solche Forderung er- fuͤlle ihn mit Entsetzen: „er muͤsse Aaron seyn, der Pro- phete Gottes, nicht Ismael, dessen Hand wider Jedermann und Jedermanns Hand wider ihn.“ Napoleon aber ging geradeswegs auf sein Ziel los. Er ließ Ancona, Urbino besetzen, nachdem sein Ultimatum, worin er unter andern die Ernennung eines Drittheils der Cardinaͤle in Anspruch nahm, verworfen war, seine Trup- pen nach Rom vorruͤcken: die Cardinaͤle, die ihm nicht ge- wogen waren, wurden verwiesen, zweimal der Staatsse- cretaͤr des Papstes; da aber alles dieß keine Wirkung auf Pius VII. machte, ward auch seine Person nicht geschont; auch er ward aus seinem Pallast und seiner Hauptstadt ab- gefuͤhrt. Ein Senatusconsult sprach dann die Vereinigung des Kirchenstaates mit dem franzoͤsischen Reiche aus. Die weltliche Souveraͤnetaͤt ward fuͤr unvereinbar mit der Aus- Revolutionaͤres Zeitalter . uͤbung geistlicher Gerechtsame erklaͤrt; der Papst sollte in Zukunft auf die vier gallicanischen Saͤtze foͤrmlich verpflich- tet werden: er sollte Einkuͤnfte aus liegenden Gruͤnden be- ziehen, ungefaͤhr wie ein Lehentraͤger des Reiches: der Staat wollte die Kosten des Cardinalcollegiums uͤbernehmen Thibaudeau: Histoire de la France et de Napoléon. Em- pire tom. V, p. 221. . Ein Plan, wie man sieht, der die gesammte kirchliche Gewalt dem Reiche unterworfen und sie wenigstens mittel- bar in die Haͤnde des Kaisers gebracht haben wuͤrde. Wie wollte es aber gelingen, was doch unerlaͤßlich war, auch den Papst zur Einwilligung in diese Herabwuͤr- digung zu vermoͤgen. Pius VII. hatte den letzten Moment seiner Freiheit benutzt, um die Excommunication auszu- sprechen. Er versagte den Bischoͤfen, die der Kaiser er- nannte, die canonische Institution. Napoleon war nicht so vollkommen Herr seines Clerus, daß er nicht bald von der einen, bald von der andern, auch wohl von der deut- schen Seite her Ruͤckwirkungen hievon empfunden haͤtte. Aber eben dieser Widerstand diente zuletzt dazu, den Papst zu uͤberwaͤltigen. Die Folgen davon fielen dem kirchlichen Oberhaupte, das ein Mitgefuͤhl mit dem innern Zustande der Kirche hatte, um vieles schmerzlicher als dem weltlichen, dem ja die geistlichen Dinge nur ein Mittel der Macht waren, in sich selbst gleichguͤltig. In Savona, wohin man den Papst gebracht, war er einsam, auf sich selbst beschraͤnkt, ohne Rathgeber. Durch lebhafte und fast uͤbertriebene Vorstellungen, von der Ver- wirrung der Kirche, welche seine Verweigerung der In- Buch VIII. Spaͤtere Epochen . stitution nach sich ziehe, ward der gute Mensch wirklich vermocht, obwohl unter bittern Schmerzen und heftigem Straͤuben, dieses Recht doch eigentlich aufzugeben. Denn was heißt es anders, wenn er es den Metropolitanen uͤber- traͤgt, so oft als er selbst aus einem andern Grunde als wegen persoͤnlicher Unwuͤrdigkeit laͤnger als sechs Monat zoͤgere es auszuuͤben. Er verzichtete auf ein Recht, worin doch in Wahrheit seine letzte Waffe bestand. Allein das war noch nicht alles was man von ihm wollte. In ungeduldiger Eile, die seine koͤrperliche Schwach- heit noch vermehrte, fuͤhrte man ihn nach Fontainebleau: es folgten neue Bestuͤrmungen, die dringendsten Aufforderungen den Frieden der Kirche vollkommen herzustellen. Endlich gab der Papst auch in den uͤbrigen, den entscheidenden Punk- ten nach. Er willigte ein, in Frankreich zu residiren; die wesentlichsten Bestimmungen jenes Senatusconsults gab er zu. Das Concordat von Fontainebleau — 25. Januar 1813 — ist in der Voraussetzung abgefaßt, daß er nicht wieder nach Rom zuruͤckkehren werde Bart. Pacca: Memorie storiche del ministero de’ due viaggi in Francia etc. p. 323. Historisch politische Zeitschrift I, IV, 642. . Was niemals ein fruͤherer katholischer Fuͤrst auch nur ernstlich in Absicht zu fassen gewagt hatte, war hiemit dem Autokraten der Revolution wirklich gelungen. Der Papst willigte ein, sich dem franzoͤsischen Reiche zu unterwerfen. Seine Autoritaͤt waͤre auf alle Zeiten ein Werkzeug in der Hand dieser neuen Dynastie geworden: sie haͤtte den innern Gehorsam und die Verhaͤltnisse der Abhaͤngigkeit der noch Revolutionaͤres Zeitalter . nicht unterworfenen Staaten zu befestigen gedient. In so- fern wuͤrde das Papstthum in die Stellung zuruͤckgekom- men seyn, in die es unter den deutschen Kaisern in der Fuͤlle ihrer Macht, vornehmlich unter dem Salier Hein- rich III. gerathen war. Aber noch bei weitem schwerere Fesseln haͤtte es getragen. In der Macht, die den Papst jetzt beherrscht haͤtte, lag etwas, das dem Principe der Kirche widersprach; sie war doch im Grunde nur eine andre Metamorphose jenes Geistes der kirchlichen Opposition, der sich im achtzehnten Jahrhundert entwickelt hatte, und eine so starke Hinneigung zu eigentlichem Unglauben in sich trug. Dieser feindseligen Gewalt waͤre das Papstthum unterwor- fen gewesen, und bei ihr zu Lehen gegangen. Jedoch es war nicht bestimmt, daß es so weit kom- men sollte. Als sich der Papst in der Einsamkeit seiner Gefangen- schaft, wo ihm keine Kunde der Weltereignisse zukam, end- lich bewegen ließ sich zu beugen, war das gewaltige Reich, dessen hierarchischen Mittelpunkt er ausmachen sollte, schon in seiner letzten, groͤßten Unternehmung, gegen Rußland, ge- scheitert, und durch alle die Folgen, die daraus entspran- gen, in seiner Tiefe erschuͤttert. Europa faßte die bei- nahe aufgegebene Hoffnung sich zu befreien. Als der Papst, zu dem in Folge seiner Unterwerfung einige Cardi- naͤle zuruͤckkehren durften, von dieser Lage der Dinge un- terrichtet ward, kehrte das Vertrauen auch in ihm zuruͤck: Buch VIII. Spaͤtere Epochen . er athmete wieder auf: jeden Fortschritt der verbuͤndeten Maͤchte fuͤhlte er als einen Act der Befreiung. Als sich Preußen erhob, kurz darauf nachdem der Auf- ruf des Koͤnigs erschienen, ermannte sich Pius VII. zu einem Widerrufe jenes Concordates; — als der Congreß von Prag versammelt war, wagte er schon seinen Blick uͤber die Grenzen des Reichs, das ihn umfaßt hielt, zu er- heben, und seine Rechte dem Kaiser von Oestreich in Er- innerung zu bringen. Nach der Schlacht bei Leipzig hatte er wieder so viel Zuversicht, daß er den Antrag, den man ihm jetzt machte, ihm sein Land zum Theil zuruͤckzugeben, von der Hand wies; — nachdem die Verbuͤndeten uͤber den Rhein gegangen, erklaͤrte er, nicht mehr unterhandeln zu wollen, ehe nicht seine vollkommene Herstellung erfolgt sey. Auf das rascheste entwickelten sich die Ereignisse; als die Verbuͤndeten Paris eroberten, war er bereits an den Grenzen des Kirchenstaates angelangt; am 24. Mai 1814 zog er wieder in Rom ein. Er bekam auch die Legatio- nen zuruͤck, die er noch nie besessen: alle verjagten Fuͤrsten um ihn her kehrten wieder: eine allgemeine Wiederbrin- gung schien einzutreten. Es liegt aber am Tage, daß die innere Gaͤhrung der Gemuͤther, die so tief eingedrungen und schon so lange herrschte, damit nicht beruhigt seyn konnte. Die siegrei- chen Maͤchte hatten weder Neigung noch Faͤhigkeit, Nor- men fuͤr die politischen, geschweige denn fuͤr die religioͤsen Einrichtungen der wieder hergestellten Staaten festzusetzen. Auch ist die katholische Welt, mit Ausnahme einiger deut- schen Gebiete, in unaufhoͤrlicher stuͤrmischer Gaͤhrung ge- Revolutionaͤres Zeitalter . blieben. Auf der pyrenaͤischen Halbinsel und ihren Colo- nien, in Italien, den Kirchenstaat nicht ausgenommen, in Frankreich, Belgien, Irland, Polen ist mehr als einmal die ganze Ordnung der Dinge in Frage gestellt worden; und unter diesen Bewegungen gibt es wohl keine, bei der nicht religioͤse Motive mitgewirkt haͤtten, oder doch sofort zur Sprache gekommen waͤren. Auf der einen Seite hat man die alte Kirche mit ihren politischen Berechti- gungen wieder aufzurichten, Jesuiten, Inquisition wieder herzustellen gesucht: auf der andern hat man nun erst an- gefangen die Kloͤster aufzuheben, die geistlichen Guͤter zu verkaufen, die Autoritaͤt des Papstes anzugreifen. Wir nehmen nicht wahr, daß der roͤmische Hof einen wesent- lichen und wirksamen Einfluß hiegegen auszuuͤben ver- moͤchte: schon genug, daß man wenigstens bisher noch zu keinem entschiedenern Abfall von ihm geschritten ist. Wohin wuͤrde es aber gekommen seyn, wenn nicht die noͤrdlichen Maͤchte, die den Sieg erfochten, Widerstand geleistet, und die allgemeinen Verhaͤltnisse, auf denen zu- letzt alles beruht, aufrecht erhalten haͤtten. Aufs neue ist das Papstthum in eine sehr sonderbare der kirchlichen Idee, vor allem den Bestrebungen unsrer Restaurationsepoche widersprechende Stellung gerathen. In den anderthalb Jahrhunderten, die wir hier in kurzem Ueberblick zusammengefaßt haben, ist es unaufhoͤr- lich bekaͤmpft, bestuͤrmt, in seiner Gewalt beschraͤnkt, end- lich sogar bis nahe an eine vollkommene Unterwerfung, bis zur Einwilligung in seine Dienstbarkeit gebracht worden: noch heute ist es jeden Augenblick bedroht und mit Ge- Buch VIII. Spaͤtere Epochen . fahren umgeben. Wer sind die, welche es angreifen? Es sind allein die Katholisch-glaͤubigen selbst. Durch je- nen Verfall der restaurirten Kirche, der sich in der zwei- ten Haͤlfte des siebzehnten Jahrhunderts erkennen ließ, ist im Schooße derselben eine Entzweiung hervorgerufen wor- den, die seitdem in immer wiederholten Ausbruͤchen den Oberhirten beschaͤftigt und bedraͤngt. Wer hat dagegen das Papstthum von jeher gestuͤtzt, ihm seinen Ruͤckhalt gegeben, es zuletzt aus offenbarer Knechtschaft befreit? Es ist immer eine Vereinigung aller Bekenntnisse gewesen, her- vorgegangen aus politischen Gesichtspunkten, aus Wider- willen gegen eine die allgemeine Freiheit gefaͤhrdende Ueber- macht. Wir sahen, an welche Staaten sich Innocenz XI. in seinen Streitigkeiten mit Ludwig XIV. anschloß. Als die Jesuiten von den bourbonischen Hoͤfen dem Untergange geweiht waren, fanden sie im Norden, in Rußland und Preußen Gnade und Schutz; daß sich die Hoͤfe im Jahre 1758 Avignons und Benevents bemaͤchtigten, brachte eine politische Aufregung in England hervor. Niemals aber ist dieß Verhaͤltniß großartiger hervorgetreten als in den letz- ten Ereignissen. Es war der Bund der vier großen Maͤchte, des katholischen Oestreich mit den germanischen Protestan- ten deutscher und anglicanischer Confession und den grie- chisch-glaͤubigen Slaven, durch welchen der Papst in sei- ner groͤßten Bedraͤngniß errettet, und in seine geistliche wie seine weltliche Autoritaͤt wiederhergestellt worden ist; auf der Ordnung der Dinge, die in den Zeiten ihres Sie- ges sich gleichsam von selbst einfuͤhrte, und die seitdem er- halten worden ist, beruht seine heutige Bedeutung. Revolutionaͤres Zeitalter . Hiedurch ist nun nothwendig in dem Verhaͤltniß des Papstthums zu den Protestanten, welches uns in diesem Buche beschaͤftigt hat, eine abschließende Veraͤnderung ein- getreten. Es hat sich gleichsam gerechtfertigt, daß Paul III , Urban VIII. in den gefaͤhrlichsten Momenten, die der Pro- testantismus zu bestehn hatte, ihm wenigstens mittelbar zu Huͤlfe gekommen sind. Wie koͤnnte der roͤmische Stuhl aber jetzt daran denken, den Nichtkatholiken einen ernstli- chen Krieg zu machen, nachdem sie einen so großen Antheil daran genommen ihn wider die revolutionaͤren Tendenzen aufrecht zu erhalten. Obwohl die Natur dieser Verhaͤltnisse vielleicht nicht in jedem Augenblicke das Bewußtsein erfuͤllt, so beherrschen sie doch die Lage der Welt. Der Papst hat mit den protestantischen Fuͤrsten nicht anders Concordate abgeschlossen als mit den katholischen, und ihnen kirchliche Befugnisse eingeraͤumt. Kam doch schon seine Entzweiung mit Napoleon zunaͤchst daher, daß er sich nicht entschlie- ßen wollte, mit ihm gemeinschaftliche Sache wider das pro- testantische England zu machen. Auch unter dem protestan- tischen Scepter wohnen die Katholiken in vollkommener Si- cherheit, Glaubensfreiheit und gleicher Berechtigung. In England, wo die Staatsverfassung urspruͤnglich auf die ausschließende Herrschaft der Protestanten gegruͤndet ist, hat man sich endlich zu Modificationen in diesem Grund- satze verstehn muͤssen. Daß die religioͤsen Meinungsver- schiedenheiten nicht mehr einen so vollstaͤndigen Gegensatz in sich schließen wie ehedem, ist ein Moment der Welt- entwickelung, der dieß gebieterisch erheischt Eins der vornehmsten Motive Pitts bei seinen Emancipa- . Buch VIII. Spaͤtere Epochen . Aus diesen Verhaͤltnissen, diesem Gange der Dinge geht aber auch schon eine weitere Wahrnehmung hervor. Der Friede ist geschlossen: die Umstaͤnde haben ihn herbeigefuͤhrt. Nach der Betrachtung der jahrhundertlan- gen Entzweiung, welche die Seele mit Schmerz erfuͤllt, erhebt sie sich zur Aussicht der Versoͤhnung, des Ver- staͤndnisses. Wie ist, wenn nicht uͤberall in den Schulen, doch desto unzweifelhafter im Leben, die Heftigkeit der fruͤhern Polemik zuruͤckgewichen, aufgegeben worden! — Nicht durch bloße Gleichguͤltigkeit ist es geschehen: es waͤre ein Irrthum dieß anzunehmen; es ist augenscheinlich, daß man auf beiden Seiten angefangen hat, immer bewußter, eindringender, freier von den Fesseln beschraͤnkender Kir- chenformeln auf die ewigen Principien der echten innern Religiositaͤt zuruͤck zu gehn. Unmoͤglich kann das ohne Folgen bleiben. Die vollkommenere Auffassung des Gei- stig-positiven, das allen Formen zu Grunde liegt, und durch keine in seinem ganzen Inhalte auszusprechen waͤre, tionsversuchen. M r Pitt is convinced, heißt es in seinem Schrei- ben an Georg III. — 31. Jan. 1801 — that the grounds on which the laws on exclusion now remaining were founded, have long been narrowed, — that those principles, formerly held by the catholics which made them be considered as politically dan- gerous, habe been for a course of time gradually declining, — that the political circumstances under which the exclusive laws originated, arising from the conflicting power of hostile and nearly balanced sects — — and a division in Europe be- tween catholic and protestant powers are no longer applicable to the present state of things . Revolutionaͤres Zeitalter . muß endlich alle Feindseligkeiten in einer hoͤheren Ein- heit versoͤhnen. Auch den Unglauben muß sie uͤberwin- den. An dem Minder wesentlichen mit unbeugsamer Starr- heit festzuhalten wuͤrde denselben unaufhoͤrlich aufwecken: dem lebendigen Christenthume in freier Darstellung kann er auf die Laͤnge nicht widerstehn. Ueber alle Gegen- saͤtze erhebt sich die Einheit eines reinen und darum sei- ner Sache nicht minder sichern Gottesbewußtseyns. Anhang . Verzeichniß der benutzten Handschriften, nachträgliche Auszüge und kritische Bemerkungen. Päpste ** 15 Erster Abschnitt . Bis zum tridentinischen Concilium. 1. Ad S. D m Nostrum Pontificem Maximum Nicolaum V confor- matio curie romane loquentis edita per E. S. oratorem Joseph. B. doctorem cum humili semper recommendatione. (1453.) Bibl. Vatic. nr. 3618. E ine Klage uͤber die bekannte Verschwoͤrung Stephan Porcaris, die nicht gerade naͤhere Nachrichten uͤber dieselbe mittheilt, aber doch einige Momente der Lage der Dinge zur Anschauung bringt. Ein- mal: worauf die Bauunternehmungen Nicolaus V. vorzuͤglich ab- zweckten: Arces fortificat muris turrimque superbam Extruit — — — ne quisque tyrannus ab alma Quemque armis valeat papam depellere Roma. Wie oft hatten fruͤhere Paͤpste ihre Stadt verlassen muͤssen. Nico- laus baute, um sich gegen innere und aͤußere Feinde vertheidigen zu koͤnnen. Ferner das Verhaͤltniß von Rom zu andern italienischen Staͤdten: — — Si tu perquiris in omnibus illam (libertatem) urbibus Italiae, nullam mihi crede profecto invenies urbem quae sic majore per omnem libertate modum quam nunc tua Roma fruatur: omnis enim urbs dominis et bello et pace coacta praestita magna suis durasque gravata gabellas solvit, et interdum propriam desperat habere justitiam, atque ferox violentia civibus ipsis saepe fit, ut populus vario vexatus ab illis fasce sub hoc onerum pauper de divite fiat; at tua Roma sacro nec praestita nec similem vim nec grave vectigal nec pondera cogitur ulla solvere pontifici ni humiles minimasque gabellas: 15* Instructiones Sixti IV 1478. praeterea hic dominus tribuit justissimus almam justitiam cuicunque suam, violentaque nulli infert: hic populum prisco de paupere ditem efficit, et placida Romam cum pace gubernat. Er verdenkt es den Roͤmern, daß sie nach der altroͤmischen Freiheit trachten. Auch ist es ohne Zweifel gegruͤndet und hat zu den Er- werbungen des Kirchenstaates viel beigetragen, daß die paͤpstliche Gewalt milder war als die Herrschaft staͤdtischer Oberhaͤupter. Unser Autor findet den Widerstand der Buͤrger gegen die Kirche unver- zeihlich, die ihnen so viel geistliche und weltliche Guͤter gewaͤhre: quibus auri copia grandis argentique ferax aeternaque vita salusque provenit, ut nulli data gratia tam ardua genti. Dem Papst wird der Rath gegeben, sich noch mehr zu befestigen, nie ohne 300 Bewaffnete nach St. Peter zu gehn: dabei aber auch nach der Liebe der Einwohner zu trachten: die Armen zu unter- stuͤtzen, besonders Arme von guter Herkunft, „vitam qui mendi- care rubescunt“; — succurre volentibus artes exercere bonas, quibus inclyta Roma nitescat; was nun Nicolaus dem V. schwerlich gesagt zu werden brauchte. — Uebrigens ist schon in der Vita Nicolai V a Dominico Georgio conscripta Romae 1742 p. 130 unsers Werkchens gedacht. 2. Instructiones datae a Sixto IV RR. PP. D nis J. de Agnellis protonotario apostolico et Ant o de Frassis s. palatii causarum auditori ad M. Imperatoris. 1 Dec is 1478. Bibl. Altieri VII. G. 1. 99. Die aͤlteste Instruction, welche mir unter den Handschriften die ich sah vorgekommen ist. Sie faͤngt an: „Primo salutabunt Se- renissimum Imperatorem.“ Am 26sten April 1478 war der Anfall der Pazzi auf die Me- dici geschehen. Ganz Italien war daruͤber in Bewegung. „Eccle- sia justa causa contra Laurentium mota, clamant Veneti, clamat tota ista liga.“ Die Gesandten sollen den Kaiser verhindern einem gewissen Ja- cob de Medio, den die Venezianer an den kaiserlichen Hof abgeord- net, Glauben beizumessen. „Est magnus fabricator et Cretensis: multa enim referebat suis quae nuncquam cogitaveramus neque dixeramus.“ Sie sollen den Kaiser um seine Vermittelung bitten. Der Koͤnig von Frankreich habe sie angeboten, aber der Papst moͤchte diese Ehre lieber dem Kaiser zuwenden. „Velit scribere regi Fran- ciae et ligae isti, ostendendo quod non recte faciunt et pa- rum existimant deum et honorem pontificis, et quod debent magis favere ecclesiae justitiam habenti quam uni mercatori, qui semper magna causa fuit quod non potuerunt omnia con- fici contra Turcum quae intendebamus parare, et fuit semper petra scandali in ecclesia dei et tota Italia.“ Relatione di Polo Capello 1500. Die Sache war fuͤr den Papst um so gefaͤhrlicher, da man be- absichtigte, seinen weltlichen Anmaßungen mit einem Concilium zu begegnen. „Petunt cum rege Franciae, concilium in Galliis ce- lebrari in dedecus nostrum.“ Hiebei erinnern wir uns an den Versuch, den man einige Jahre spaͤter allerdings machte, ein Concilium zu Stande zu bringen. Der Erzbischof von Kraina hat sich dadurch einen gewissen Namen er- worben. Johann v. Muͤller hat demselben in dem fuͤnften Bande der Schweizergeschichte ein paar Seiten gewidmet ( p. 286). — Nur tritt in dieser Darstellung die weltliche Veranlassung nicht genugsam hervor. Der Cardinal Andreas war nicht so ganz geistlich, wie es bei Muͤller scheinen sollte. Die Gesandten von Florenz und Mai- land suchen ihn in Basel auf; sie kommen im Namen der gesamm- ten Liga, die wider Sixtus im Felde stand. Sie finden in ihm, wir haben ihren Bericht, große Welterfahrung ( gran pratica et ex- perientia del mundo ) — und einen heftigen Haß wider den Papst und dessen Neffen. „E huomo per fare ogni cosa purche e’ tuffi el papa e’l conte.“ S. Baccius Ugolinus Laurentio Medici in Basilea a dì 20 Sept. 1482 bei Fabroni Vita Laurentii, II, 229. Wir sehen, es ist schon dieß eine geistliche Opposition der Fuͤrsten aus weltlichen Ruͤcksichten. Auch sie hatten geistliche Waf- fen und setzten sie denen des Papstes entgegen. 3. Relatione fatta in pregadi per Polo Capello el cavalier venuto orator di Roma 1500 28 Sett. Archiv zu Wien. Die erste Relation eines venezianischen Gesandten uͤber den paͤpst- lichen Hof, die ich gefunden. In dem venezianischen Archiv ist sie nicht vorhanden; es scheint, als seyen die Relationen damals noch nicht schriftlich eingegeben worden. Sie findet sich in der Chronik des Sanuto, bei dem dasjenige uͤberhaupt verzeichnet ist, was in dem Senate, den Pregadi, vorgetragen wurde. Polo Capello verspricht von vier Stuͤcken zu handeln: den Cardinaͤlen — dem Verhaͤltniß ( disposition ) des Papstes zu dem Koͤnig von Frankreich und zu Venedig — den Absichten ( el desi- derio ) S. H. — von dem was sich von ihm erwarten lasse; aber wie diese Eintheilung nicht eben auf sehr genauer Unterschei- dung beruht, so haͤlt er sich auch nicht daran. Er bemerkt vornehmlich, daß weder Venedig noch Frankreich gut mit dem Papste stehe: jenes, weil es einen Theil des Mailaͤn- dischen an sich gebracht, weil man fuͤrchte, es nehme noch ganz Italien ein; — dieß aber, weil der Koͤnig dem Papst seine Zusagen nicht halte. Wir finden hier die Bedingungen des Bundes zwischen Koͤnig und Papst vom Jahre 1498. Der Papst gewaͤhrte dem Koͤnig die Dispensation zur Scheidung von seiner Gemahlin. Da- fuͤr versprach der Koͤnig dem Sohne des Papstes Cesar Borgia ei- nen Staat von 28000 Franken Einkuͤnften, eine Gemahlin aus koͤniglichem Gebluͤt (Navarra?), und Verzichtleistung auf eine eigene neapolitanische Unternehmung außer zu Gunsten der Borgia, „— del Polo Capello Bel. 1500. regno di Napoli non se impazzar se non in ajutar il papa.“ So daß wir sehen, der Papst hatte schon damals selbst eine Absicht auf Neapel. Allein diese Versprechungen wurden nicht gehalten. Die Vermaͤhlung, die Cesarn gewaͤhrt wurde, war nicht ganz nach Wunsch; der Papst bequemte sich, zur Sicherheit der Mitgift selbst eine Besitzung von 12000 Franken zu erkaufen, aber die junge Ge- mahlin blieb in Frankreich. Nur die Uebermacht des Koͤnigs hielt den Papst in Pflicht. „Quando il S r Lodovico intrò in Milan,“ sagt Capello sehr bezeichnend, „publice diceva (il papa) mal del roy.“ Cr war entruͤstet, daß ihm die Franzosen nicht zur Verja- gung der Bentivogli von Bologna die Hand hatten bieten wollen. Fuͤhrt uns nun diese Stelle besser in das innere Getriebe der damaligen paͤpstlichen Politik, so folgt alsdann eine Schilderung der Persoͤnlichkeiten, die von vielem Werth ist. Der Autor kommt zuerst auf den Tod des Schwiegersohnes Alexanders VI. Cesar hatte ihn bereits verwundet. Per dubio mandò a tuor medici di Napoli: ste 33 dì ammalato, et il c l Ca- pua lo confessò, e la moglie e sorella, ch’è moglie del prin- cipe di Squillaci altro fiol di papa, stava con lui et cusinava in una pignatella per dubio di veneno per l’odio li haveva il du- cha di Valentinos, et il papa li faceva custodir per dubio esso ducha non l’amazzasse, e quando andava il papa a visitarlo, il ducha non vi andava se non una volta e disse: quello non è fatto a disnar si farà a cena. Or un zorno, fo a dì 17 avo- sto, intrò in camera, che era za sublevato, e fe ussir la moglie e sorella: li tre (?) michieli cussi chiamati, estrangolò ditto zovene. — — Il papa ama et ha gran paura del fiol ducha, qual è di anni 27, bellissimo di corpo e grande, ben fatto e meglio che re Ferandin (der letzte Koͤnig von Neapel, Ferdinand d. j., der fuͤr besonders schoͤn galt): amazzò 6 tori salvadegi combatendo a ca- vallo a la zaneta, et a uno li taiò la testa a la prima bota, cosa che paresse a tutta Roma grande. E realissimo, imo prodego, e il papa li dispiace di questo. Et alias amazzò sotto il manto del papa M. Peroto, adeo il sangue li saltò in la faza del papa, qual M. Peroto era favorito dal papa. Etiam amazzò il fratello ducha di Gandia e lo fe butar nel Tevere. — Tutta Roma trema di esso ducha non li faza amazzar. In dem Leben Leos X. hat Roscoe versucht, das Andenken der Lucrezia Borgia von den schaͤndlichen Beschuldigungen zu befreien, die man auf sie gehaͤuft hat. Den Anklagen uͤber ihre fruͤhere Zeit hat er eine Menge guͤnstiger Zeugnisse aus der spaͤtern entgegenge- setzt. Gleich der deutsche Herausgeber seines Buches ist dadurch aber doch nicht uͤberzeugt worden. Seine Meinung ist, sie habe sich erst nachher gebessert. Unsere Relation ist auch dadurch merkwuͤrdig, daß sie ein guͤnstiges Zeugniß fuͤr Lucrezia aus der fruͤhern Zeit mit- theilt. Sie sagt: Lucrezia la qual è savia e liberal. Cesar Bor- gia war eher ihr Feind als ihr Liebhaber. Er nahm ihr Sermo- neta, das sie von dem Papst erhalten; er sagte, sie sey ein Weib, sie wisse es doch nicht zu behaupten: „è donna, non lo potrà man- tenir.“ Il successo de la morte di Alex. VI. 4. Unter den mancherlei Documenten, die sich im fuͤnften Bande des Sanuto finden, schien mir folgendes das wichtigste: Questo è il successo de la morte di papa Alexandro VI. Hessendo el c l datario d̅n̅o̅ Arian da Corneto stato richie- sto dal pontefice chel voleva venir a cena con lui insieme con el duca Valentinos a la sua vigna et portar la cena cum S. S ta , si imagino esso cardinal questo invito esser sta ordinado per darli la morte per via di veneno per aver il duca li soi da- nari e beneficii, per esser sta concluso per il papa ad ogni modo di privarlo di vita per aver il suo peculio, come ho ditto, qual era grande, e procurando a la sua salute penso una sola cosa poter esser la via di la sua salute. E mando captato tp̅i̅o̅ (tempo) a far a saper al schalcho del pontefice chel ge ve- nisse a parlar, con el qual havea domestichezza. El qual ve- nuto da esso cd l , se tirono tutti do in uno loco secreto, dove era preparato duc. X m. d’oro, e per esso c l fo persuaso ditto schalcho ad acetarli in dono e galderli per suo amor. El qual post multa li accepto, e li oferse etiam il resto di la sua fa- culta, perche era richissimo card l , a ogni suo comando, perche li disse chel non poteva galder detta faculta se non per suo mezo, dicendo: vui conoscete certo la condition del papa, et io so chel ha deliberato col ducha Valentinos ch’io mora e questo per via di esso scalcho per morte venenosa, pregandolo di gra- tia che voia haver pieta di lui e donarli la vita. Et dicto que- sto, esso scalcho li dichiari il modo ordinato de darli il ve- neno a la cena, e si mosse a compassione promettendoli di preservarlo. Il modo era chel dovea apresentar dapoi la cena tre schatole di confecion in taola, una al papa, una al d to card l et una al ducha, et in quella del card l si era il veneno. E cussi messe ditto card l ordine al prefato scalcho del modo che dovea servar, e far che la scutola venenata, dovea aver esso card l , di quella il papa manzasse e lui si atosegaria e moriria. E cussi venuto il pontefice a la cena al zorno dato l’hordine col ducha preditto, el prefato c l se li butto a li piedi brazzandoli et stret- tissimamente baxandoli, con affectuosissime parole supplicando a S. S ta , dicendo, mai di quelli piedi si leveria si S. Beat. non li concedesse una gratia. Interrogato del pontefice, qual era facendo instanza se levasse suso, esso c l respondeva chel vo- leva aver la gratia el dimanderia et haver la promessa di far- gela da S. S ta. Hor dapoi molta persuasion, il papa stete as- sai admirativo vedendo la perseverantia del d to c le e non si vo- ler levar, e li promisse di exaudirlo: al qual card l sublevato disse: patre santo, non e conveniente che venendo il signor a caxa del servo suo, dovesse el servo parimente confrezer (?) con el suo signor, e perho la gratia el dimandava era questa zusta e honesta che lui servo dovesse servir a la mensa di S. S ta , e il papa li fece la gratia. E andato a cena al hora de- Polo Capello Rel. 1510. bita di meter la confecion in tavola, fo per il scalcho posto la confezion avenenata ne la scutola secondo el primo ordine li ha- vea dato il papa, et il c l hessendo chiaro in quella non vi es- ser venen li fece la credenza di dicta scatola e messe la vene- nata avante il papa, e S. S. fidandosi del suo scalcho e per la credenza li fece esso c l , judico in quella non esser veneno e ne manzo allegramente, e del altra, chel papa fusse avenenata si credeva e non era, manzo ditto c l . Hor al hora solita a la qualita del veneno sua S ta comenzo a sentirlo e cussi sen’e morto: el card l , che pur haveva paura, se medicino e vomito, e non have mal alcuno ma non senza difficulta. Valete. Eine wo nicht authentische, doch sehr bemerkenswerthe Nachricht uͤber den Tod Alexanders: von allen die wir haben vielleicht die beste. 5. Sommario de la relatione di S. Polo Capello, venuto orator di Roma, fatta in collegio 1510. Nach dem großen Mißgeschick, das die Venezianer durch die Ligue von Cambray betroffen, gelang es ihnen zunaͤchst Papst Ju- lius II. wieder zu gewinnen. Polo Capello fuͤhrt einige noch unbekannte Momente an, wie dieß geschehen. Der Papst war vor dem Resultat bange, das eine projectirte Zusammenkunft Maximilians mit dem Koͤnig von Frank- reich haben duͤrfte. „Dubitando perche fo ditto il re di Romani et il re di Francia si voleano abboccar insieme et era certo in suo danno.“ Eine Zeit lang forderte er zwar die Venezia- ner auf, die Staͤdte fahren zu lassen, die kraft der Ligue dem deutschen Koͤnig zufallen sollten; als er aber sah, daß die Unter- nehmung Maximilians so schlecht ablief, drang er nicht ferner dar- auf. Er hatte von demselben eine sehr geringe Meinung. „E una bestia,“ sagte er, „merita piu presto esser rezudo ch’ a rezer altri.“ Dagegen gereichte es den Venezianern, deren Namen man in Rom schon fuͤr ausgeloͤscht gehalten hatte, zu großer Ehre, daß sie sich behaupteten. Allmaͤhlig entschloß sich der Papst zur Absolution. Vor dessen Eigenschaften hat Capello viel Respect. „E papa sapientissimo, e niun pol intrinsechamente con lui, e si conseja con pochi, imo con niuno.“ Nur sehr indirect hatte der Cardi- nal Castel de Rio Einfluß: „parlando al papa dirà una cosa, qual dita il papa poi considererà aquella.“ Gleich damals war der Cardinal wider die Venezianer, und der Papst schloß doch seine Abkunft mit ihnen. Capello findet ihn sehr gut bei Geld: er moͤge 700000 Duc. wo nicht eine Million im Schatze haben. 6. Sommario di la relatione di Domenego Trivixan, venuto orator di Roma, in pregadi 1510. Was Capello im Collegium vorgetragen, fuͤhrt Trivisan im Se- nate weiter aus. Doch ist der Unterschied, daß jener die geheimen Dom. Trivixan Relatione 1510. Motive entwickelt, dieser sich mehr eine allgemeine Schilderung an- gelegen seyn laͤßt. Auch dieß ist doch merkwuͤrdig. Er stimmt seinem Collegen in der Berechnung des paͤpstlichen Schatzes bei, er fuͤgt nur hinzu: der Papst habe das Geld zu einem Kriege wider die Unglaͤubigen bestimmt. Il papa è sagaze praticho: ha mal vecchio galico e gota, tamen è prosperoso, fa gran fadi- cha: niun pol con lui: alde tutti, ma fa quello li par. — E te- nuto e di la bocha e di altro per voler viver piu moderatamente. (Soll dieß heißen, daß er selbst geaͤußert, er werde sich kuͤnftig — etwa im Trunke — maͤßigen?) A modo di haver quanti da- nari il vole: perche come vacha un beneficio, non li da si non a chi (a) officio e quel officio da a un altro, si che tocca per esso (hiedurch) assai danari; ed è divenudo li officii sensari piu del solito in Roma. D. i. die Aemter die man hat werden zu Maͤk- lern von Pfruͤnden, verschaffen sie. Il papa a entrada duc. 200000 di ordinario, et extraordina- rio si dice 150 m. (d. h. die Paͤpste haben gewoͤhnlich so viel); ma questo a di do terzi piu di extraordinario e di ordinario an- cora l’entrade: so daß er gegen eine Million gehabt haben wuͤrde. Er erlaͤutert sogleich: Soleano pagare il censo carlini X al du- cato e la chiesia era ingannata: era carlini XIII½ el duc., vole paghino quello convien, et a fatto una stampa nova che val X el duc. e son boni di arzento, del che amiora da X a XIII½ la intrada del papa, et diti carlini novi si chiamano juli. Man sieht, welches der Ursprung der noch heute gewoͤhnlichen Muͤnze ist. Denn die heutigen Paoli haben erst spaͤt den Namen und Gebrauch der Giuli verdraͤngt. Die Carlini, welche die Rechnungsmuͤnze bildeten, hatten sich so verschlechtert, daß man in der Casse stark zu Schaden kam. Im Interesse der Casse machte Julius II. gute Muͤnze. Item è misero: a pocha spesa. Si acorda col suo maestro di caxa: li da el mexe per le spexe duc. 1500 e non piu. Item fa la chiexia di S. Piero di novo, cosa bellissima, per la qual a posto certa cruciata, et un solo frate di S. Francesco di quelli habia racolto diti frati per il mondo li portò in una bota duc. 27 m. si che per questo tocca quanti danari el vuol. A data a questa fabrica una parte de l’intrada di S. M. di Loreto e tolto parte del vescovado di Recanati. 7. Summario de la relatione di S. Marin Zorzi, dotor, venuto ora- tor di corte, fata in pregadi a dì 17 Marzo 1517. Marin Zorzi wurde am 4. Januar 1514, und nachdem er die Wahl abgelehnt hatte, am 25. Januar nochmals zum Botschafter am Hofe Leos X. gewaͤhlt. Wenn es wahr ist, daß ihm Commis- sionen in Bezug auf die Expedition Franz I. gegeben worden, wie Paruta sagt ( lib. III, p. 109), so muͤßte er erst im Anfang des Jahres 1515 nach Rom gegangen seyn. Seine Relation bezieht sich auf diese Zeit. Sie ist um so wich- tiger, da er sich vornahm das zu berichten, was er nicht zu schreiben Marin Zorci Rel. 1517. gewagt hatte. Referirà, sagt das wie es scheint nachgeschriebene Sommario, di quelle cose che non a scritto per sue lettere, perche multa occurrunt quae non sunt scribenda. Hauptsaͤchlich betreffen diese die Unterhandlungen des Papstes mit Franz I , die selbst Paruta nicht kannte, von denen man hier, so viel ich weiß, die beste Nachricht findet. Man hat bisher zuweilen davon geredet, das Papst Leo seinem Bruder Julian eine Krone habe verschaffen wollen: wie das geschehen sollen, ist jedoch nie recht an Tag gekommen. Zorzi versichert, damals habe Leo dem Koͤnig von Frankreich vorgeschlagen: „che del reame di Napoli saria bon tuorlo di man di Spagnoli e darlo al ma- gnifico Juliano suo fradello“; — er fuͤgt hinzu: e sopra questo si fatichoe assai, perche el non si contentava di esser ducha so fradello, ma lo volea far re di Napoli: il christianissimo re li aria dato il principato di Taranto e tal terre: ma il papa non volse, e sopra questo venneno diversi oratori al papa, mons r di Soglie e di Borsi, et il papa diceva: quando il re vol far questo acordo, saremo con S. M. Hor si stette sopra queste pratiche: il ch mo re havendo il voler che’l papa non li saria contra, deliberò di ve- nir potente et cussi venne: et il papa subito si ligò con l’im- perator, re catholico, re de Inghilterra e Sguizzari. Die Notizen welche sich auf die Zeit des Feldzugs beziehen, habe ich schon in Text oder Noten mitgetheilt. Wie sehr der Papst aber insgeheim antifranzoͤsisch gesinnt war, geht daraus hervor, daß er sogleich bei der Unternehmung Maximi- lians im naͤchsten Jahre es nicht allein den Venezianern verdachte, daß sie sich so entschieden franzoͤsisch zeigten — o che materia, sagte er, a fatto questo senato a lassar le vostre gente andar a Mi- lano, andar con Francesi, aver passa 8 fiumi, o che pericolo è questo; sondern auch Maximilian insgeheim unterstuͤtzte. Il papa a questo subito mandò zente in favor del imperador e sotto man dicendo: M. Ant. Colonna è libero capitano a soldo del impe- rador. Indeß verzoͤgerte sich die Ratification der Beschluͤsse von Bo- logna. Der Koͤnig schickte Gesandte auf Gesandte um sie zu fordern. Endlich sandte der Papst dagegen seine eigenen nach Frankreich, und die Capitel wurden gesiegelt. Bald hatte Franz I. eine Gelegenheit sich hiefuͤr zu raͤchen. Der Herzog von Urbino leistete dem Papst einen unerwarteten Widerstand. Dieser Gesandte versichert: Il re non si tien satisfacto del papa; è contento Francesco Maria prosperi. Er schildert alsdann den Papst naͤher. A qualche egritudine interior de repletion e catarro ed altra cosa, non licet dir, vi- del, in fistula. E hom da ben e liberal molto, non vorria fa- ticha s’il potesse far di mancho, ma per questi soi si tuo fati- cha. E ben suo nepote è astuto e apto a far cosse non come Valentino ma pocho mancho. Er meint Lerenzo Medici. Er be- hauptet nun schlechterdings, was Andere leugnen, z. E. Vettori, daß Lor. Medici selbst lebhaft nach Urbino getrachtet habe. Julian habe zwei Tage vor seinem Tode den Papst gebeten Urbino zu schonen, wo er nach seiner Verjagung aus Florenz so viel Gutes genossen. Marco Minio Rel. 1520. Der Papst gab nichts darauf. Er sagte: „non è da parlar deste cose.“ Questo feva perche de altra parte Lorenzin li era at- torno in volerli tuor il stato. Unter den Rathgebern des Papstes findet er zunaͤchst Julius Me- dici, nachmals Clemens VII , von dessen Talenten er doch keine so große Vorstellung hat wie Andere: è hom da ben, hom di non molte facende, benche adesso il manegio di la corte è in le sue mani, che prima era in S. M a in Portego; dann Bibbiena, den er fuͤr spanisch gesinnt haͤlt, wie er denn durch spanische Beneficien bereichert sey; endlich jenen Lorenzo — qual a animo gaiardo. Lorenzo bringt ihn auf Florenz zu reden. Er sagt ein Wort von der Verfassung, doch fuͤgt er hinzu: hora non si serva piu ordine: quel ch’el vol (Lorenzin) è fatto. Tamen Firenze è piu francese che altrimente, e la parte contraria di Medici non pol far altro, ma non li piace questa cosa. Die Landmiliz — Ordi- nanzen — war vermindert worden. Die Einkuͤnfte betrugen: 1) von den Abgaben am Thor und in der Stadt 74000 Duc. 2) von den unterworfenen Staͤdten 120000 Duc. 3) von dem balzello — di- recte Auflage, eine Art Zehnten — 160000 Duc. Dieß bringt ihn auf die Einkuͤnfte des Papstes, die er im All- gemeinen auf 420000 Duc. angibt; und so kommt er auf die Aus- gaben und die Persoͤnlichkeit des Papstes zuruͤck. E docto in huma- nità e jure canonlcho, et sopra tutto musico excellentissimo, e quando el canta con qualche uno, li fa donar 100 e piu ducati: e per dir una cosa che si dimenticò (von ihm, dem Redner), il papa trahe all’ anno di vacantie da duc. 60000 e piu, ch’è, zercha duc. 8000 al mese, e questi li spende in doni, in zuogar a pri- mier di che molto si diletta. Nachrichten, wie man sieht, recht bezeichnend, mit vieler Nai- vetaͤt und gespraͤchsweise mitgetheilt. Man hoͤrt und lebt mit. 8. Sommario di la relatione di Marco Minio, ritornato da corte, 1520 Zugno. Sanuto Tom. XXVIII. Marco Minio war der Nachfolger Zorzi’s; seine Relation ist leider sehr kurz. Er beginnt mit den Einkuͤnften, die er geringfuͤgig findet. Il papa a intrada per il papato pocha; son tre sorte de intrade: d’an- nate traze all’ anno 100 m. duc., ma le annate consistorial, ch’è episcopati e abbatie, la mita è de cardinali; di officj traze all’ anno 60 m.; di composition 60 m. Non a contadi (con- tante), perche è liberal, non sa tenir danari, poi li Fiorentini e soi parenti non li lassa mai aver un soldo, e diti Fiorentini è in gran odio in corte, perche in ogni cosa è Fiorentini. Il papa sta neutral fra Spagna e Franza: ma lui orator tien pende da Spagna, perche è sta pur messo in caxa da Spa- gnoli, etiam asumpto al papato. Il cardinal di Medici suo ne- pote, qual non è legitimo, a gran poter col papa: è hom di gran manegio — man sieht, seit Zorzi’s Zeiten war seine Reputa- De Branca de Telini Diario 1494—1513. tion gewachsen — a grandissima autorità, tamen non fa nulla se prima non dimanda al papa di cose di conto; hora si ritrova a Firenze a governar quella città; il cardinal Bibbiena è ap- presso assa del papa, ma questo Medici fa il tutto. Seine Landsleute versichert der Gesandte ziemlich guͤnstiger Ge- sinnungen des Papstes. Zwar wolle dieser Venedig nicht groͤßer se- hen, aber es auch um kein Gut der Welt untergehn lassen. 9. Diario de Sebastiano de Branca de Telini. Barber. Bibl. n. 1103. Es geht auf 63 Blaͤttern vom 22sten April 1494 bis 1513 in die Zeit Leos X. Mit Burcardus ist es freilich nicht zu vergleichen; und da dem Verf. das Wenigste bekannt wurde, nicht einmal zu einer Rectification desselben zu brauchen. Er sah nur was jeder An- dere auch sah. So schildert er den Einzug Carls VIII , dessen Heer er auf 30000 bis 40000 Mann schaͤtzt. Den Koͤnig findet er den haͤßlich- sten Menschen den er je gesehen, sein Volk dagegen das schoͤnste von der Welt: la piu bella gente non fu vista mai. Man muß ihm das nicht auf das Wort glauben: er liebt diese Art sich auszudruͤcken. (Er erzaͤhlt, man habe ein Pferd bis auf 300 Duc. bezahlt.) Cesar ist der grausamste Mensch der je gelebt. Die Zeiten Ale- xanders durch Grausamkeit, Theurung und Auflagen ausgezeichnet. Papa Alessandro gittao la data a tutti li preti e a tutti li offi- ciali per tre anni e tutte le chiese di Roma e fora di Roma — — per fare la cruciata contro il Turco, e poi la dava allo figliuolo per fare meglio la guerra. Ihm zufolge gab Cesar Niemand Au- dienz als seinem Henker Michilotto. Alle seine Diener gingen herr- lich gekleidet: vestiti di broccado d’oro e di velluto fino alle calze: se ne facevano le pianelle e le scarpe. Von Julius II. ist er ein großer Bewunderer. Non lo fece mai papa quello che have fatto papa Julio. — Er zaͤhlt die Staͤdte auf die er erobert, doch meint er, durch seine Kriege sey er Schuld an dem Tode von 10000 Menschen. Es folgte Leo. Er begann mit Versprechen, che i Romani fossero fianchi di gabella, ed officii e beneficii che stanno nella cittade di Roma fossero dati alli Romani: ne fecero grand’ al- legrezze per Roma. Zuweilen erscheinen auch Privatleute, wie wir denn hier den kuͤhnsten und beruͤhmtesten Procurator kennen lernen: Ben to Moc- caro, il piu terribile uomo (maͤchtigste, gewaltigste) che mai fusse stato in Roma per un huomo privato in Roma. Er verlor durch die Orsini sein Leben. Auch in diesem sonst unbedeutenden Werke spiegelt sich der Geist der Zeiten, der Geist der verschiedenen Verwaltungen: — die Zeiten des Schreckens, der Eroberung und der Milde unter Alexan- der, Julius und Leo. Andere Diarien z. B. des Cola Colleine, von 1521—1561, enthalten dagegen nichts von Bedeutung. Notitia temporum Leonis X. Adr. VI. Clem. VII. 10. Vita Leonis X Pontificis Maximi per Franciscum Novellum Ro- manum, J. V. Professorem. Bibl. Barberina. Alii, sagt der Autor, longe melius et haec et alia mihi in- cognita referre et describere poterunt. Ja wohl. Sein Werk- chen ist hoͤchst unbedeutend. 11. Quaedam historica quae ad notitiam temporum pertinent ponti- ficatuum Leonis X, Adriani VI, Clementis VII. Ex li- bris notariorum sub iisdem pontificibus. Excerpirt von Fe- lix Contellorius Bibl. Barberina. 48 Blaͤtter. Kurze Anzeige des Inhaltes der Instrumente: z. B. Leo X assignat contessinae de Medicis de Rodulfis ejus sorori duc. 285 auri de camera ex introitibus dohanarum pecudum persolvendos. Ich habe diese Angaben hie und da benutzt. Leicht das mensch- lich merkwuͤrdigste und unerwaͤhnt geblieben ist folgender Auszug aus einem Breve vom 11. Juni 1529. „Bei Bernardo Bracchi waren einige Pretiosen des paͤpstlichen Stuhles versetzt worden. Zur Zeit der Eroberung hielt es Bracchi fuͤr gerathen sie in einem Garten zu vergraben. Er gab davon nur Einem Menschen Nachricht, einem ge- wissen Hieronymus Bacato von Florenz, damit es doch Jemand wuͤßte, wenn ihn ein Ungluͤck betraͤfe. In kurzem ward nun Bracchi von den Deutschen ergriffen und sehr gemißhandelt. Hieronymo glaubte schon, sein Freund sey unter den Martern gestorben, und theilte nun aus gleicher Besorgniß sein Geheimniß einem Andern mit. Dieser aber war nicht so verschwiegen: die Deutschen hoͤrten von dem ver- borgenen Schatze; durch neue verstaͤrkte Martern noͤthigten sie Brac- chi, endlich den Ort anzugeben. Um die Pretiosen zu retten, machte sich dieser nun zur Zahlung von 10000 Duc. anheischig. Hierony- mus hielt sich fuͤr einen Verraͤther und toͤdtete sich selbst aus Scham und Wuth.“ 12. Sommario di la relation fatta in pregadi per S. Aluixe Gradenigo, venuto orator di Roma, 1523 Mazo. Bei Sanuto Tom. 34. Zuerst von der Stadt, die auch er in kurzer Zeit um 10000 Haͤuser vergroͤßert findet; von ihrer Verfassung: die Conservatoren nehmen den Rang vor den Botschaftern in Anspruch, den ihnen diese verweigern; von den Cardinaͤlen. Julius Medici war in seiner Re- putation noch hoͤher gestiegen. Hom di summa autorità e richo cardinale, era il primo appresso Leon, hom di gran ingegno e cuor: il papa (Leone) feva quello lui voleva. Er beschreibt Leo X. Di statura grandissima, testa molto grossa, havea bellissima man: bellissimo parlador: prometea assa ma non atendea. — Il papa si serviva molto con dimandar danari al imprestido, ven- deva poi li officii, impegnava zoie, raze del papato e fino li apo- Aluixe Gradenigo Rel. di 1523. stoli per aver danaro. Er berechnet die weltlichen Einkuͤnfte auf 300000, die geistlichen auf 100000 Duc. Die Politik Leos findet er durchaus antifranzoͤsisch. Habe es jemals anders geschienen, so habe er sich verstellt. „Fenzeva esso amico del re di Francia.“ Damals war er aber ganz offen gegen Frankreich, wovon Gradenigo folgenden Grund anfuͤhrt. Disse che m r di Lutrech et m r de l’Escu havia ditto che’l voleva che le recchia del papa fusse la major parte restasse di la so persona. Heißt es, es solle von dem Papst nicht viel mehr uͤbrig bleiben als seine Ohren? Freilich ein grober Spaß und abgeschmackt dazu, den Leo sehr uͤbel nahm. Nach der Nachricht von der Eroberung Mai- lands soll Leo gesagt haben, es sey erst die Haͤlfte des Krieges. Leo hinterließ die paͤpstliche Kammer so erschoͤpft, daß man zu seinen Exequien die Wachskerzen nehmen mußte, welche fuͤr den kurz vorher gestorbenen Cardinal S. Giorgio bestimmt gewesen waren. Der Gesandte erwartete noch die Ankunft Hadrians VI. Er beschreibt das maͤßige, verstaͤndige Leben desselben, und bemerkt, daß er sich im Anfange neutral gehalten habe. Disse: il papa per opi- nion soa, ancora che’l sia dipendente del imperador, è neutral, ed a molto a cuor di far la trieva per atender a le cose del Turco, e questo si judica per le sue operation cotidiane come etiam per la mala contentezza del vicere di Napoli, che venne a Roma per far dichiarar il papa imperial, e S. S tà non volse, onde si partì senza conclusion. Il papa è molto intento a le cose di Hungaria e desidera si fazi la impresa contra infideli, dubita che’l Turco non vegni a Roma, pero cerca di unir li prin- cipi christiani e far la paxe universal, saltem trieve per tre anni. 13. Summario del viazo di oratori nostri andono a Roma a dar la obedientia a papa Hadriano VI. Die einzige Relation die das Interesse einer Reisebeschreibung gewaͤhrt, und die auch auf Gegenstaͤnde der Kunst Ruͤcksicht nimmt. Die Gesandten schildern die Bluͤthe von Ancona, die Frucht- barkeit der Mark; in Spello werden sie von Oratio Baglione wohl aufgenommen; so kommen sie nach Rom. Sie schildern ein Gastmahl, das ihnen ein Landsmann, Cardinal Cornelio, gab. Merkwuͤrdig ihre Schilderung der Tafelmusik. A la tavola vennero ogni sorte de musici, che in Roma si atro- vava, li pifari excellenti, di continuo sonorono, ma eravi clavi- cembani con voce dentro mirabilissima, liuti e quatro violoni; — auch Grimani gab ihnen ein Gastmahl; poi disnar venneno al- cuni musici, tra li quali una donna brutissima che cantò in liuto mirabilmente. Sie besuchen alsdann die Kirchen. In Sta Croce arbeitete man einige Verzierungen an den Thuͤren — alcuni arnesi e volte di alcune porte di una preda raccolta delle anticaglie: jeder kleine Stein, den man hier verarbeitete, verdiente nach ihrer Meinung in Gold gefaßt und am Finger getragen zu werden. — Das Pantheon. Viaggio degli oratori a Hadr. VI. Man errichtet eben einen Altar, zu dessen Fuͤßen das Grab Ra- phaels. Man zeigt ihnen Verzierungen, angeblich von Gold, so gut wie zu den rheinischen Guͤlden. Sie meinen, waͤre es wahr, so wuͤrde es Papst Leo nicht daran gelassen haben. Sie bewundern die Saͤulen, groͤßer als ihre von S. Marco. Sostengono un co- perto in colmo, el qual è di alcune travi di metallo. Mit großer Naivetaͤt widmen sie den Alterthuͤmern ihre Be- wunderung. Ich weiß nicht, ob dieses Buch den Alterthumskundi- gen in die Haͤnde kommen wird. Folgende Beschreibung der Colos- sen ist wenigstens sehr auffallend. Monte Cavallo è ditto perche alla summità del colle benissimo habitato vi è una certa ma- china de un pezo di grossissimo muro (eine rohe Basis), so- pra uno di cantoni vi è uno cavallo di pietra par de Istria molto antiquo e della vetustà corroso e sopra l’altro uno altro, tutti doi dal mezo inanzi zoe testa, collo, zampe, spalle e mezo il dorso: appresso di quelli stanno due gran giganti, huomini due fiate maggiori del naturale, ignudi, che con un brazzo li ten- gono: le figure sono bellissime, proportionate e di la medesima pietra di cavalli, bellissimi sì i cavalli come gli huomeni, sotto una di quali vi sono bellissime lettere majuscule che dicono opus Fidie e sotto l’altro opus Praxitelis. Sie begeben sich nach dem Capitol, wo sie denn unter vielen andern schoͤnen Figuren auch finden: uno villano di bronzo che si cava un spin da un pe, fatto al na- tural rustico modo: par a cui lo mira voglia lamentarsi di quel spin, cosa troppo excellente. Im Belvedere besuchen sie vor al- lem den Laocoon. Man gab bisher oft den deutschen Landsknechten Schuld, daß sie zur Restauration eines Armes an diesem Kunstwerk Anlaß gegeben. Hier finden wir aber, daß er schon vor der Erobe- rung der Stadt fehlte. Ogni cosa è integra, salvoche al Lao- coonte gli manca il brazzo destro. Sie sind von Bewunderung hingerissen. Sie sagen von dem allen: non gli manca che lo spi- rito. Die Knaben schildern sie sehr gut: L’uno volendosi tirare dal rabido serpente con il suo brazello da una gamba nè poten- dosi per modo alcuno ajutar, sta con la faccia lacrimosa cri- dando verso il padre e tenendolo con l’altra mano nel sinistro brazzo. Si vede in sti puttini doppio dolore, l’uno per vedersi la morte a lui propinqua, l’altro perche il padre non lo puol aju- tare e si languisce. Sie fuͤgen hinzu, Koͤnig Franz habe bei der Zusammenkunft von Bologna den Papst um dieses Werk ersucht, er habe aber sein Belvedere nicht berauben wollen und dem Koͤnig eine Copie machen lassen. Schon seyen die Knaben fertig. Lebte aber der Meister 500 Jahre, und arbeitete hundert daran, so wuͤr- den sie so nicht ausfallen. Im Belvedere fanden sie auch einen jun- gen flamaͤndischen Kuͤnstler, der zwei Bildnisse des Papstes verfer- tigt hatte. Auf diesen und den Hof kommen sie nun. Die wichtigste No- tiz die sie mittheilen ist, daß der Cardinal von Volterra, der bis- her die Medici verdraͤngt hatte, deshalb gefangen gehalten wor- den sey, weil man Briefschaften von ihm aufgefangen, indem er Koͤ- nig Franz ermuntert habe, jetzt einen Angriff auf Italien zu wa- Clementis VII conclave. gen: niemals koͤnne er eine guͤnstigere Gelegenheit finden. Eben hiedurch kam Medici wieder empor. Der kaiserliche Botschafter Sessa stand ihm bei. Leicht duͤrfte dieß Ereigniß zu der Wendung der Politik Hadrians den entscheidenden Anlaß gegeben haben. 14. Clementis VII P. M. conclave et creatio. Bibl. Barb. 4. 70 Bl. Auf dem Titel findet sich folgende Bemerkung: „Hoc conclave sapit stylum Joh. Bapt. Sangae civis Romani, qui fuit Clementi VII ab epistolis.“ Allein man kann wohl unbedenklich diese Ver- muthung verwerfen. Ein anderes MS der Barberina, das den Ti- tel fuͤhrt: Vianesii Albergati Bononiensis commentarii rerum sui temporis, enthaͤlt nichts als dieses Conclave. Es bildet den ersten Theil der Commentarien, von denen indeß keine Fortsetzung zu finden ist. Wir duͤrfen annehmen, daß das obgedachte Conclave den Via- nesio Albergati zum Verfasser hat. Wer war aber dieser Autor? Mazzuchelli hat mehrere Alber- gati, diesen aber nicht. In einem Briefe Girolamo Negros findet sich folgendes Histoͤr- chen. Ein Bolognese ließ Papst Hadrian wissen, er habe ihm ein wichtiges Geheimniß mitzutheilen, doch fehle es ihm an dem Geld um die Reise zu machen. Messer Vianesio, ein Freund und Beguͤn- stigter der Medici, verwendete sich fuͤr ihn. Diesem sagte endlich der Papst, er moͤchte die 24 Ducaten auslegen, welche der Bolo- gnese forderte, er solle sie zuruͤckbekommen. Vianesio that es; sein Mann kam an. Auf das geheimste ward er eingefuͤhrt. „Heiliger Vater,“ fing er an, „wenn Ihr die Tuͤrken besiegen wollt, so muͤßt Ihr eine große Armata zu Land und See ruͤsten.“ Weiter brachte er nichts vor. „Per deum!“ sagte der Papst, den dieß ungemein verdroß, als er Messer Vianesio wiedersah, „dieser Euer Bolognese ist ein großer Gauner: aber er soll mich auf Eure Kosten betrogen haben.“ Er gab ihm die 24 Duc. nicht wieder. Wahrscheinlich ist dieß unser Autor. Auch in unserm Werkchen sagt er, er habe zwi- schen den Medici und dem Papst den Unterhaͤndler gemacht: me etiam internuntio. Er hatte gute Bekanntschaft mit Hadrian, den er bereits in Spanien kennen gelernt hatte. Doch hat er ihm das unruͤhmlichste Denkmal von der Welt ge- stiftet. Man lernt daraus den ganzen Haß kennen, den Hadrian bei diesen Italienern erweckte: „Si ipsius avaritiam, crudelitatem et principatus administrandi inscitiam considerabimus, barbaro- rumque quos secum adduxerat asperam feramque naturam, me- rito inter pessimos pontifices referendus est. Er schaͤmt sich nicht die elendesten Pasquille auf den Gestorbenen mitzutheilen, z. B. eins, wo er erst mit einem Esel, dann mit einem Wolf — post paulo faciem induit lupi acrem , — ja endlich mit Caracalla und Nero verglichen wird. Fragt man aber nach Beweisen, so wird der arme Papst durch das, was Vianesio erzaͤhlt, sogar gerechtfertigt. Hadrian hatte eine Stube in der Torre Borgia, zu der er den Schluͤssel immer bei sich trug, die man das Allerheiligste zu nennen pflegte Clementis VII conclare. pflegte; mit Begier eroͤffnete man sie als er todt war. Da er viel eingenommen und nichts ausgegeben, so meinte man hier seine Schaͤtze zu finden. Man fand nichts als Buͤcher und Papiere, ein paar Ringe von Leo X, fast gar kein Geld. Man gestand sich am Ende: „male partis optime usum fuisse.“ Gegruͤndeter moͤgen die Klagen seyn, die der Autor uͤber die Verzoͤgerungen der Geschaͤfte erhebt. Der Papst sagte: „cogitabimus, videbimus.“ Er verwies wohl an seinen Secretaͤr; allein nach lan- gem Verzug verwies dieser an den Auditore di Camera. Das war ein wohlgesinnter Mann, der aber niemals fertig wurde, und sich in seine eigene Thaͤtigkeit verwickelte. „Nimia ei nocebat diligen- tia.“ Man ging aufs neue an Hadrian. Der sagte wieder: „co- gitabimus, videbimus.“ Um so mehr ruͤhmt er die Medici und Leo X , seine Guͤte, die Sicherheit die man unter ihm genossen, auch seine Bauwerke. Ich entnehme daraus, daß die Arazzi Raphaels urspruͤnglich fuͤr die sixtinische Capelle bestimmt waren. Quod quidem sacellum Julius II opera Michaelis Angeli pingendi sculpendique scientia clarissimi admirabili exornavit pictura, quo opere nullum abso- lutius extare aetate nostra plerique judicant, moxque Leo X in- genio Raphaelis Urbinatis architecti et pictoris celeberrimi au- leis auro purpuraque intextis insignivit, quae absolutissimi ope- ris pulchritudine omnium oculos tenent. 15. Instruttione al Card l Rev mo di Farnese, che fu poi Paul III, quando andò legato all’ Imp re Carlo V doppo il sacco di Roma. Ich fand diese Instruction zuerst in der Bibliothek Corsini Nr. 467, und acquirirte hierauf eine Abschrift mit den Schriftzuͤgen der Mitte des 16ten Jahrhunderts. Pallavicini kannte sie; — Istoria del concilio di Trento lib. II, c. 13 gedenkt er derselben. Doch hat er sie, wie sich in den folgenden Capiteln zeigt, noch weniger benutzt, als seine Worte andeuten. Er hat seine Erzaͤhlung aus andern Quellen. Da diese Instruction nicht allein fuͤr die paͤpstlichen Sachen, sondern fuͤr die gesammte europaͤische Politik in einem so bedeuten- den Zeitpunkte von großer Wichtigkeit ist, und viele Momente enthaͤlt welche sonst nicht bekannt geworden, so habe ich fuͤr das beste gehalten sie vollstaͤndig abdrucken zu lassen. Kein Auszug wuͤrde den Kennern genug thun. Es seyen die paar Blaͤtter mehr darauf gewendet! Man wird finden, daß diese Instruction aus zwei verschiedenen Theilen besteht: dem einen, in welchem von der Person des Papstes in der dritten Person geredet wird; vielleicht von Giberto oder ei- nem andern vertrauten Minister des Papstes verfaßt; uͤber die fruͤ- hern Ereignisse sowohl unter Leo als Clemens hoͤchst wichtig; dem andern, kleinern, welcher mit den Worten anfaͤngt: per non entrare Päpste** 16 Instruttione in le cause per le quali fummo costretti, in welchem der Papst in der ersten Person redet, und den er vielleicht selbst aufgesetzt hat. Ill mo Rev mo Signore. Nella difficultà della provincia che è toccata alle mani di V. S. Ill ma e R ma , tanto grande quanto ella stessa conosce, et nella recordatione della somma et estrema miseria nella quale siamo, penso che non sarà se non di qualche rilevamento a quella, haver quella informatione che si può di tutte l’attioni che sono accadute tra N. Signore e la M tà Ce- sarea et in esse conoscere che V. S. R ma va a prencipe del quale S a S tà et la casa sua è piu benemerita che nessun altra che nè per li tempi passati nè per li presenti si possa ricordare: et se qualche offensione è nata in quest’ ultimo anno, non è cau- sata nè da alienatione che S a S tà havessi fatto della solita vo- luntà et amore verso sua Maestà o per disegni particulari d’ag- grandire i suoi o altri, o per abbassare la reputatione o stato suo, ma solo per necessità di non comportare d’esser oppresso da chi haveva et auttorità et forze in Italia, et per molte prove che sua B e havessi fatto per nuntii, lettere, messi et legati, non era mai stato possibile trovarci remedio. La S tà di N. Signore da che cominciò a esser tale da poter servir la corona di Spagna et la casa della Maestà Cesarea, il che fu dal principio del pon- tificato della S ta M ria di Leone suo fratello, con el quale po- teva, quanto ogn’uno sa et la M tà sua ha provato, fu sempre di tanto studio et servitù della parte Spagnuola et imperiale che non si potrà numerar beneficio o gratia o sodisfattione di cosa alcuna che questa parte in ogni tempo habbia ricevuta dalla S ta M ria di Leone et della chiesa, nella quale non solo N. Signore stando in minoribus non si sia trovato o non adversario o consentiente solo, ma ancora auttore, indrizzatore et conduttore del tutto. Et per toccare quelle cose che sono di piu importantia solamente: la lega che si fece il secondo et terzo anno della S ta M ria di Leone per adversare alla venuta prima che fece il christianissimo re Francesco passò tutta per mano di S. S tà , et ella andò in persona legato per trovarsi in fatto con gli al- tri. Dove essendo riusciti li disegni diversamente da quello che s’era imaginato, et constretto papa Leone a fare quelli ac- cordi che potè con el chr mo , il cardinale de Medici hebbe quella cura di conservare il papa Spagnuolo che ogn’uno di quelli che all’ hora vi si trovorono posson render testimonio, et usò tutta l’auttorità che haveva col papa suo fratello, che la vo- luntà et estremo desiderio che el christianissimo haveva di se- guir la vittoria et passar con tanto esercito et favore nel regno, fussi raffrenato hor con una scusa et hor con un altra, et tra le altre che essendo il re cattolico vecchio et per l’infermità gia a gli ultimi anni, S. M tà aspettasse l’occasione della morte sua, nel qual tempo l’impresa riuscirebbe senza difficultà al- cuna. Et succedendo assai presto doppo questi ragionamenti la morte del re cattolico, che credo non ci fusse un mese di tempo, con quant’ arte et fatica fussi necessario reprimere l’instantia grande che el christianissimo ne faceva, ne sarebber testimonio al cardinal Farnese. le lettere di propria mano di S a M tà , se questi soldati, che tra le altre cose hanno ancor saccheggiato tutte le scritture, o ci le rendessero over le mandassero all’ imperatore. Et queste cose con molte altre, che tutte erano in preparar quieta e sta- bile la heredità et successione della persona hora dell’ impera- tore et in assicurarlo etiam vivente l’avo de maestrati di Spa- gna, tutte faceva el cardinale de Medici non per privato com- modo suo alcuno, anzi direttamente contro l’utile particulare, non havendo rendita alcuna di momento se non nel dominio di Francia, et non procurando mai d’haver ristoro in quel di Spagna. Successe la morte dell’ imperatore Massimiliano, et essendo Leone inclinato alla parte del christianissimo per quella dignità et opponendosi alli conati della M tà Cesarea d’hora, non passò il termine dell’ elettione che el cardinal de Medici con- dusse il papa a non contravenirvi, e doppo fatta l’elettione ad approvarla, assolverlo dalla simonia, dal pergiuro, che non po- teva, essendo re di Napoli, sì come vuole la costitutione di papa … …, procurar d’essere imperatore, rinvestirlo et darli di nuovo il regno di Napoli: in che non so — se l’affettion grande et l’oppi- nione nella quale el cardinal de Medici era entrato della bontà, prudentia et religione della M tà sua non lo scusasse — se fusse piu o il servitio, che può molto apertamente dire d’haver fatto grandissimo alla M tà sua, overo il deservitio fatto al fratello cioè al papa et alla chiesa, favorendo et nutrendo una potentia tanto grande e da considerare che un dì da questo fiume po- teva erumpere una devastatione et oltraggio sì grande come hora è seguito. Ma vedendo il cardinale queste due potenze di Spagna et Francia divise di sorte che malamente non contrape- sando l’una coll’ altra si poteva sperar pace, andò prima con questo disegno d’aggiunger tanta auttorità et forze al re di Spagna che essendo uguale al christianissimo dovessi haver rispetto di venire a guerra, et se pur la disgratia portasse che non si potesse far dimeno, essendo l’oppinione d’anteporre il re di Spagna al christ mo , Spagna fussi in modo ferma et gagliarda che attaccandosi in un caso simile a quella parte si potesse spe- rarne buon esito et certa vittoria. Et questo lo provassi con altro che a parole, se forte le cose sopradette fusser così os- cure che havesser bisogno di piu aperta fede; ne farà testi- monio la conclusa lega con Cesare contra Francia, et tanto dissimili le conditioni che si promettevano da un lato a quelle dell’ altro, che non solo Leone non doveva venire a legarsi coll’ imperatore, essendo in sua libertà et arbitrio d’elegger quel che piu faceva per lui, ma essendo legato doveva fare ogni opera per spiccarsene: et per mostrar brevemente esser con effetto quanto io dico, l’imperatore si trovava in quel tempo che Leone fece lega seco, privo d’ogni auttorità, nervo, amici et reputa- tione, havendo perduto in tutto l’obbedienza in Spagna per la rebellione di tutti i populi, essendo tornato dalla dieta che sua M tà haveva fatta in Vormatia, escluso d’ogni conclusion buona d’ajuti et di favori che si fussi proposto d’ottenere in essa, ha- 16* Instruttione vendo la guerra gia mossa ne suoi paesi in due lati, in Fian- dra per via di Roberto della Marca et in Navarra, il qual regno gia era tutto andato via et ridottosi all’ obbedienza del re favo- rito da i Francesi: li Suizzeri poco inanzi s’eron di nuovo alle- gati col christianissimo con una nuova conditione d’obbligarsi alla defensione dello stato di Milano, che el re possedeva, cosa che mai per inanzi non havevon voluto fare: et il ser mo re d’Anglia, nel quale forse l’imperatore faceva fondamento per il parentado tra loro et per la nemistà naturale con Francia, mo- strava esser per star a veder volentieri, come comprobò poi con li effetti, non si movendo a dar pure un minimo ajuto all’ impera- tore per molta necessità in che lo vedessi et per molta instan- tia che gli ne fusse fatta, salvo doppo la morte di Leone. Il christianissimo all’ incontro, oltre la potentia grande unita da se et la pronta unione che haveva con l’Ill ma Signoria et che ha- veva questa nuova lianza de Suizzeri, si trovava tanto piu su- perior nel resto quanto li causano la potentia sua, et la face- vano maggiore li molti et infiniti disordini ne quali dico di so- pra che l’imperatore si trovava. Le speranze et propositioni dei premii et comodità del successo et prosperità che le cose ha- vessero havuto eron molto diverse: il christianissimo voleva dar di primo colpo Ferrara alla chiesa inanzi che per sua M tà si facessi altra impresa, poi nell’ acquisto del regno di Na- poli S a M tà christianissima, per non venire a i particulari, dava tante comodità alla chiesa circa ogni cosa che gli tor- nava di piu comodo piu utilità et sicurtà assai, che non sa- rebbe stato se ce l’havesse lassato tutto; in quest’ altra banda non era cosa nessuna se non proposito di metter lo stato di Milano in Italiani et far ritornar Parma et Piacenza alla chiesa: et nondimeno, essendo et nella facilità dell’ impresa in una parte et nell’ altra il pericolo così ineguale et aggiungendovisi an- cora la disparità de i guadagni sì grande, potette tanto la vo- luntà del cardinale de Medici appresso al papa, et appresso a S. S. Rev ma l’oppinione della bontà et religione della Maestà Cesarea, che mettendosi nella deliberatione che era necessaria di fare o in un luogo o in un altro questa imaginazione inanzi agli occhi, non volle dar parte della vista all’ altro consiglio nè altro esamine se non darsi in tutto et per tutto a quella parte donde sperava piu frutti d’animo santo et christiano che da qualsivoglia altri premii che temporalmente havesser po- tuto pervenire per altra via. Et che sia vero chi non ha visto che non essendo successe le cose in quel principio come si spe- rava, et essendo consumati i danari che per la prima portion sua la M tà Cesarea haveva dato, et vedendo male il modo che si facessi provisione per piu, la S ta M ria di Leone per sua parte et S. S. Rev ma molto piu per la sua non mancò mettervi la sustantia della patria sua et di quanti amici et servitori che ha- vessi et per l’ultimo la persona sua propria, della quale co- nobbe l’importantia et il frutto che ne seguì. Morì in quello papa Leone, et benche S. S. Rev ma si tro- al cardinal Farnese. vasse nemico tutto il mondo, perche quelli che haveva offeso dalla parte francese tutti s’eron levati contro lo stato et dignità sua temporale et spirituale, gli altri della parte dell’ Imp re parte non lo volsero ajutare, parte gli furon contrarj, come V. S. Rev ma et ogn’ uno sa molto bene, non dimeno nè il pericolo o offerte grandi dei primi nè l’ingrattitudine o sdegno dei secondi bastorono mai tanto che lo facesser muovere pur un minimo punto della voluntà sua, parendoli che sicome l’animo di Ce- sare et l’oppinion d’esso era stato scopo et objetto, così quello dovessi esser sua guida: et non si potendo imaginar che que- sto nascessi dall’ animo suo nè potendo per il tempo breve su- spicarlo, volse piu presto comportar ogni cosa che mutarsi niente, anzi come se fussi stato il contrario, di nessuna cura tenne piu conto che di fare un papa buono parimente per la M tà sua come per la chiesa: et che l’oppinione anzi certezza fussi che non sarebbe quasi stato differenza a far papa Adriano o l’Imp re stesso, ogn’ uno lo sa, sicome ancora è notissimo che nessuno fu piu auttore et conduttore di quella creatione che’l cardinal de Medici. Hor qui fu il luogo dove il card le de Medici hebbe a far prova, se’l giudicio el quale S. S. haveva fatto della M tà Cesa- rea gli riusciva tale quale S. S. Rev ma s’era imaginato, perche inanzi l’ombra et in drizzo della S ta M ria di Leone haveva fatto che non si veniva a fare esperienza d’altro, et l’animo di S. S. tutto occupato a servir la M tà sua non haveva pensato di distra- herlo in cura sua o di suoi particulari, nè era così avido o poco prudente che s’imaginasse i premii corrispondenti ai me- riti, anzi in questo pareva d’haver perfettamente servito et meri- tato assai, non havendo objetto nessun tale et essendosi rimesso in tutto e per tutto alla discrettione et liberalità sua. E’ vero che trovandosi piu di due anni quasi prima che la M tà sua non pensava nè credeva poter ricever tanto beneficio et servitio dalla casa de Medici, haver promesso per scritto di sua mano et di- segnato et tenuto a tale instantia separatamente da quella uno stato nel regno di Napoli di 6 m. scudi et una moglie con stato in dote di X m. pur promesso a quel tempo per uno dei ni- poti di papa Leone et di S. S. R ma , et non essendosi mai cu- rati d’entrare in possesso del primo nè venir a effetto del se- condo per parerli d’haver tutto in certissimo deposito in mano di sua Maestà, morto papa Leone et non essendo rimasto segno alcuno di bene verso la casa de Medici, che gli facessi ricordo d’haver havuto tanto tempo un papa, se non questo, mandando S. S. R ma alla M tà Cesarea a farli riverenza et dar conto di se, dette commissioni dell’ espeditione di questa materia, che se ne facessi la speditione, la consignatione et li privilegii et venisse all’ effetto. Ma successe molto diversamente da quello che non solo era l’oppinion nostra ma d’ogn’ uno: perche in cambio di vedere che si pensasse a nuovi premii et grattitudine per li quali si conoscesse la recognitione de beneficii fatti alla M tà sua, et la casa de Medici si consolasse vedendo non haver fatto molta Instruttione perdita nella morte di Leone, si messe difficoltà tale nell’ espe- ditione delle cose dette non come si fusse trattato di uno stato gia stabilito et debito per conto molto diverso et inferiore ai meriti grandi che s’erono aggiunti prima di disputare, non al- trimenti che se la casa de Medici gli fusse stata nemica, facendo objettioni di sorte che ancorche fusse stata in quel termine, non si devevon fare, perche la fede et quel che s’è una volta pro- messo si vuol servare in ogni tempo, pure si replicò et mostrò il torto che si riceveva talmente che in cambio di sperar piu o di havere almeno interamente quello che era promesso d’uno stato di XVI m. scudi, VI di S a M tà propria et X m. di dote che si doveva dare, si risolvette in tre, nel qual tempo essendo il cardinale de Medici bene informato di tutto, se S. S. R ma non si mosse dalla devotione di S a M tà perseverando non come trat- tato ut supra ma come se fusse stato remunerato a satietà, si potrebbe dire che l’havessi fatto per forza, essendo la potenza dell’ imperatore fermata di sorte che non poteva far altro, overo per mancarli partito con altri prencipi, overo per trovarsi in qual- che gran necessità nella quale fussi piu pronto prestar ajuto all’ imperatore che ad altri: ma chi si ricorda dello stato di quei tempi, che è facile essendo assai fresca la memoria, conoscerà che l’esercito e parte imperiale in Italia per el nuovo soccorso che i Francesi havean mandato reparando l’esercito et forze loro, con l’Ill ma Sig ria , era in grandissimo pericolo, et in mano d’al- cuno era piu in Italia per l’opportunità del stato amici, parenti, dependentie, denari et gente, che del cardinale de Medici far ca- der la vittoria in quella parte dove gli fusse parso a S. S. R ma salda nella volontà verso l’imperatore, cercavono opprimerlo, non solo poteva sperare ajuto dalli Cesarei, ma essi male have- rebbon fatto i fatti loro se da S. S. R ma non havesser ricevuto ogni sorte di ajuto tanto ad acquistar la vittoria quanto a man- tenerla, essendosi spogliato fino all’ ossa et se et la patria per pagare una grossa impositione che fu imposta per contribuire et pagar l’essercito et tenerlo unito. Direi volentieri, connumerando tutti i beneficii, officii et meriti infiniti del cardinale de Medici et di casa sua, qualche amorevol demostratione che S a M tà o specie di grattitudine havessi usato inverso di loro, così per dire il vero come per scusare in questo modo questa perseverantia mai interrotta per alcun accidente verso S a M tà et difenderla da chi la volessi chiamare piu tosto ostinatione che vero giudi- cio, ma non vi essendo niente non lo posso far di nuovo, salvo se non si dicesse che in cambio di XXII m. sc. d’entrata perduti in Francia S a M tà gli ordinò sopra Toledo una pensione di X m. sc., dei quali ancora in parte ne resta creditore. E’ vero che nelle lettere che S a M tà scriveva in Italia a tutti li suoi ministri et oratori et capitani gli faceva honorifica mentione di S. S. R ma , et cometteva che facessin capo a quella et ne tenessero gran conto per insino a cometterli che se dio disponesse della S ta M ria d’A- driano, non attendessero a far papa altri che S. S. R ma : donde nasceva che tutti facevano nei negotii loro capo a Fiorenza et al cardinal Farnese. communicavano le facende, et quando s’haveva a trattar di da- nari o altra sorte d’ajuti, a nessuno si ricorreva con piu fidu- cia che a S. S. R ma , favorendola gagliardamente contro la ma- la dispositione di papa Adriano per triste informationi ingeste da Volterra che mostrava haver di S. S ria : nelle quai cose, non facendo ingiuria al buon animo che Cesare potesse havere con el cardinale, dirò bene che S a M tà si governava prudentissima- mente in volere che si mantenessi una persona di tanta autto- rità in Italia, la quale per poca recognitione che gli fussi stata fatta non si era mai mutato un pelo del solito suo, et non pos- sendo succedere, così in questo come negli altri stati, che mutan- do la forma et regimento se ne fusse potuto sentire evidentissimi frutti et commodità che faceva sua Maestà stando integro in Fiorenza el cardinale de Medici. Morto Adriano fu il cardinale creato papa, dove ancorche i ministri et altri dependenti da Cesare havesser gagliarda com- missione, parte si portoron come volsero, et alcuni che all’ ul- timo descesero poi a favorir la sua elettione il primo protesto che essi volsero fu che non intendevono per niente che S. S tà co- noscesse l’opera loro ad instantia dell’ imperatore, ma che lo facevono per mera dispositione privata. Et nondimeno fatto papa ritenne S. S tà la medesima persona del cardinal de Medici, quanto comportava una union tale insieme con la dignità nella quale dio l’haveva posto: et se in pesar queste due parti del debito del pontefice et dell’ affettion verso l’imperatore S. S tà non s’havesse lassato vincere et fatto pesar piu l’ultima, forse che il mondo sarebbe piu anni fa in pace, et non patiremmo hora queste calamità. Perche trovandosi nel tempo che S a S tà fu papa, due esserciti gagliardi in Lombardia, di Cesare et del christianis- simo, et il primo oppresso da molte difficultà di potersi mante- nere, se N. S. non l’ajutava, come fece con lassar le genti ec- clesiastiche et Fiorentine in campo, con darli tante decime nel regno che ne cavavano 80m. scudi, et farli dar contributioni di Fiorenza, et S a S tà ancora privatamente denari et infinite altre sorti d’ajuti, forse quella guerra havrebbe havuto altro esito et piu moderato et da sperar fine ai travagli et non principio a nuove et maggiori tribulationi, alle quali sperando N. S. tanto ritrovar forma quanto oltre all’ auttorità ordinaria che credeva haver coll’ imperatore et per consigliarlo bene ci haveva ancora aggiunto queste nuove dimostrationi, senza le quali non havrebbe potuto vincere, perche et me n’ero scordato senz’ esse mai la Si- gnoria faceva unir l’esercito suo, non solo non fu dato luogo alcuno al suo consiglio, che dissuadeva di passare in Francia con l’esercito, anzi in molte occorentie si cominciò a mostrare di tenere un poco conto di S a S tà , et favorir Ferrara in dispreg- gio di quella, et, in cambio di lodarsi et ringratiarla di quanto haveva fatto per loro, querelarsi di quel che non s’era fatto a voglia loro, non misurando prima che tutto si facessi per mera dispositione senza obbligo alcuno, et poi se ben ce ne fussero stati infiniti, che molto maggior doveva esser quello che tirava S a San- tità a fare il debito suo con dio che con l’imperatore. Instruttione L’esito che hebbe la guerra di Francia mostrò se el con- siglio di N. Sig e era buono, che venendo el christianissimo adosso all’ esercito Cesareo, ch’era a Marsiglia, lo costrinse a ritirarsi, di sorte, e’l re seguiva con celerità, che prima fu entrato in Mi- lano ch’ essi si potesser provedere, et fu tanto terrore in quella giornata del vicerè, secondo che l’huomo di S. S tà che era presso a S. Ecc za scrisse, che non sarebbe stato partito quale S. Signoria non avessi accettato dal re, et prudentemente vedendosi in estrema rovina se la ventura non l’havessi ajutato con fare che el christianissimo andasse a Pavia et non a Lodi, dove non era possibile stare con le genti che vi s’eron ridotte. Hora le cose si trovavano in questi termini et tanto peggiori quanto sempre in casi così subiti l’huomo s’imagina, et N. S. in ma- lissima intelligentia col chr mo et poca speranza di non haver a sperar se non male da S a M tà et rimanerli odiato in infi- nito, essendosi governata, come dirò appresso con quella ve- rità che debbo et sono obbligato in qualsivoglia luogo, che piu potessi stringere a dirla di quel che io mi reputi al pre- sente. Fatto che fu N. Sig re papa, mandò el christianissimo di mandar subito messi a supplicare a S. S tà , che come dio l’ha- veva posta in luogo sopra tutti, così ancora si volessi metter sopra se stessa et vincer le passioni quali gli potesser esser rimaste o di troppa affettione verso l’imperatore o di troppo mala voluntà verso di lui, et che rimarebbe molto obbligato a dio et a S. S tà se tenessi ogn’ uno ad un segno, interponendosi a far bene, ma non mettendosi a favorir l’una parte contro l’al- tra, et se pure per suoi interessi o disegni S. B ne giudicasse bisognarli uno appoggio particulare d’un prencipe, qual poteva havere meglio del suo, che naturalmente et a figliuolo della chiesa et non emulo, desiderava et era solito operar grandezza di essa et non diminutione, et quanto alla voluntà poi da persona a persona, gli farebbe ben partiti tali che S. S tà conoscerebbe che molto piu ha guadagnato in farsi conoscere quanto meritava offendendo et deservendo lui, che ajutando et favorendo l’im- peratore, venendo in particulari grandi. Nostro Signore accettava la prima parte d’essere amore- vole a tutti, et benche poi con li effetti dependessi piu dall’ imperatore, oltre alla inclinazione lo faceva ancora con certis- sima speranza di poter tanto con l’imperatore che facilmente lassandosi Sua M tà Cesarea governare et muovere, a Sua S tà non fussi per essere sì grave quello che offendeva el christianissimo, quanto gli sarebbe comodo poi in facilitare et ajutare gli accordi che se havessero havuto a fare in la pace. Ma succedendo altrimenti et facendo il re, mentre che l’esser- cito Cesarea era a Marsiglia, resolutione di venire in Italia, mandò credo da Azais un corriere con la carta bianca a N. Sig re per mezzo del sig re Alberto da Carpi con capitulatione fa- vorevole et amplissimi mandati et con una dimostration d’ani- mo tale che certo l’haverebbe possuto mandare al proprio impe- al cardinal Farnese. ratore, perche di voler lo stato di Milano in poi era contento nel resto di riporsi in tutto et per tutto alla voluntà et ordine di Nostro Signore: et non ostante questo Sua Santità non si volse risolver mai se non quando non la prima ma la seconda volta fu certa della presa di Milano et hebbe lettere dall’ huomo suo, che tutto era spacciato et che el vicerè non lo giudicava altrimenti. Mettasi qualsivoglia o amico o servitore o fratello o padre o l’imperatore medesimo in questo luogo, (et vegga in questo subito et ancora nel seguente?), che cosa havria potuto fare per beneficio suo che molto meglio S. S tà non habbia fatto, dico meglio perche son certo che quelli da chi forse S. M tà ha sperato et spera miglior voluntà poiche si trovano obbligati havrebber voluto tenere altro conto dell’ obbligo, che non fece la S. S tà , la quale havendo risposto in man sua far cessar l’arme nè far proseguir la guerra nel regno di Napoli et infiniti altri comodi et publici et privati, non era obligata ad altro in favor dell’ christianissimo se non a farli acquistar quello che gia l’esercito di Cesare teneva per perduto et in reprimerlo di non andare inanzi a pigliare il regno di Napoli, nel quale non pareva che fussi per essere molta difficultà: et chi vuol farsi bello per li eventi successi al contrario, deve ringratiare dio che miracolosamente et per piacerli ha voluto così, et non attribuir nulla a se, et riconoscer che ’l papa fece quella capi- tulazione per conservar se et l’imperatore et non per mala vo- lontà. Perche trovando poi per sua disgratia el re difficultà nell’ impresa per haverla presa altrimenti di quel che si do- veva, N. S re lo lassò due mesi d’intorno a Pavia senza dar un sospiro di favore alle cose sue, et benche questo fusse as- sai beneficio delli Spagnuoli, non mancò ancora far per loro, dandoli del suo stato tutte le comodità che potevon disegnare, non mancando d’interporsi per metter accordo quanto era pos- sibile tra loro: ma non vi essendo ordine et sollecitando il re, che N. Sig re si scoprisse in favor suo per farli acquistare tanto piu facilmente lo stato di Milano, et instando ancora che i Fio- rentini facessero il medesimo, a che parimente come S. S tà erono obbligati, fece opera di evitare l’haversi a scoprire nè dare ajuto alcuno salvo di darli passo et vettovaglia per el suo stato a una parte dell’ esercito, che sua M tà voleva mandare nel regno per far diversione et ridur piu facilmente all’ accordo gl’imperiali. Oh che gran servitio fu questo ai Francesi, conce- dendoli cosa la quale era in facoltà loro di torsela, ancorche non glie l’havesse voluto dare, trovandosi disarmato et parendo pur troppo strano che havendo fatto una lega con S. M tà chri- stianissima non l’havendo voluto servir d’altro, gli negasse quello che non poteva, et una publicatione d’una concordia finta, come fu quella che si dette fuora all’ hora per dare un poco di pastura a quella M tà et fare che di manco mal animo com- portasse che S. S tà non osservasse ad unguem la capitulatione: et se si vorrà dire il vero, el christianissimo fu piu presto de- servito che servito di quella separatione dell’ esercito, perche Instruttione furono le genti intertenute tanto in Siena et di poi in questo di Roma, che l’imperiali hebber tempo in Lombardia di far la prova che fecero a Pavia: la qual ottenuta, qualche ragione vo- leva, che l’imperatore nè i suoi agenti nè huomo al mon- do di quella parte si tenesse offeso da Sua S tà o pensassi al- tro che farli servitio o piacere, se la religione non li moveva et il seguitare gli esempii degli altri prencipi, li quali non solo non hanno offeso i papi, che si sono stati a vedere, ma quando hanno ottenuto vittoria contro quella parte con la quale la chiesa si fussi adherita, gli hanno havuti in somma adherenza e rive- renza e posto termine alla vittoria sua in chiederli perdono, ho- norarla et servirla. Lasciamo stare la religione da canto et met- tiamo il papa et la chiesa in luogo di Moscovita, dove si tro- vò mai che a persona et stato che non ti occupa niente di quello a che la ragione vuole, tu possa pretendere? anzi ha- vendo una continuata memoria d’haver tanti anni col favore, ajuto et sustantia sua et particularmente della persona ottenuto tante vittorie, et se hora si era adherito col re, lo fece in tempo nel quale non potendo ajutare, se ne altri gli parve d’havere una occasione divina di poter col mezzo dei nemici fare quel medesimo effetto, non gli dando piu di quello che o la forza loro o l’importantia dell’ imperatore gli concedeva, et poi quando el corso della vittoria si fermò per i Francesi, haverla piu to- sto arenata che ajutata a spignere inanzi: che inhumanità in- audita, per non usar piu grave termine, fu quella, come se ap- punto non vi fusse stata alcuna di queste raggioni o fussero state al contrario, subito ottenuto la vittoria in Pavia et fatto prigione il re, cercare di far pace con gli altri, dei quali meri- tamente potevasi presumere d’essere stati offesi, alla chiesa et alla persona del papa subito indir la guerra et mandarli uno esercito adosso? O gl’imperiali havevon veduti i capitoli della lega con el chr mo o non gli havevon veduti. Havendo gli visti, come siam certi, essendo andate in man loro tutte le scritture di S. S tà , dovevon produrli, et mostrando offensione in essi o nel tempo che furon conclusi overo nei particulari di cosa che fusse in pre- giudicio alla M tà Cesarea, giustificar con essi quello che con- tavano, se giustificatione alcuna pero vi potesse essere bastante. Non gli havendo visti, perche usar tale iniquità contra di — — —? Ma nè in scriptis non havendo visto cosa tale nè in fatto non havendolo provato, non havevon sentito offensione al- cuna. Nè restò N. Sig re per poco animo o per non potere, perche se l’ha dell’ animo o del potere essi in loro beneficio l’ha- vevon provato tanto tempo et del primo l’età non glien’ haveva potuto levar niente et del secondo la dignità glien’ haveva ag- giunto assai, nè anche perche S. S tà havessi intercette al- cune lettere di questi sig ri nelle quali si vedeva che stanno gonfi et aspettavano occasione di vendicarsi della ingiuria, che non riceverono da S. S tà , ma per non reputar niente tutte que- ste cose, respetto alla giustitia et al dovere et buon animo della M tà Cesarea, senza participation della quale non pensò mai al cardinal Farnese. che si mettesse a tentare cosa alcuna, et non possendo mai persuadersi che S. M tà fusse per comportarlo. Pero accadde tutto per il contrario, che subito senza dimora alcuna fecer passare l’esercito in quel della chiesa et constrinser S. S tà a redimer la vexatione con 100 m. sc. et col far una lega con loro: la quale mandandosi in Spagna, la demostratione che S. M tà ne fece d’haverlo a male fu che se in essa si conteneva qualche cosa che fusse in beneficio di N. Sig re et della chiesa, non la volse ratificare, non ostante che quanto fu fatto in Italia, fussi con li mandati amplissimi della M tà sua, et tra le altre cose v’ era la reintegratione dei sali dello stato di Milano che si piglias- ser dalla chiesa, et la restitution di Reggio, di che non volse far nulla. Havendo N. Sig re veduto gabbarsi tante volte et sperando sempre che le cose dell’ imperatore, ancorche alla presentia paressero altrimenti, in effetto poi fussero per riuscire migliori et havendo sempre visto riuscirli il contrario, cominciò a dare orecchie con tante prove che ne vedeva a chi glie l’haveva sem- pre detto et perseverava che la M tà sua tendessi alla oppressione di tutta Italia et volersene far sig re assoluto, parendoli strano che senza un’ objetto tale S. M tà si governasse per se et per li suoi di qua della sorte che faceva: et trovandosi in questa suspettione et mala contentezza di veder che non gli era os- servato nè fede nè promessa alcuna, gli pareva che gli fusse ben conveniente adherire alla amicitia et pratiche di coloro li quali havessero una causa commune con la santità sua et fus- ser per trovar modi da difendersi da una violentia tale che si teneva: et essendo tra le altre cose proposto che disegnando Cesare levar di stato el duca di Milano et farsene padrone et havendo tanti indicii che questo era piu che certo non si do- veva perder tempo per anticipar di fare ad altri quel che era disegnato di fare a noi, S. S tà non poteva recusare di se- guitare il camino di chi come dico era nella fortuna com- mune. Et di qui nacque che volendosi il regno di Francia, la S. S ria di Venetia et il resto di Italia unire insieme per rileva- mento delli stati et salute commune, N. S. dava intentione di non recusare d’essere al medesimo che gli altri s’offerivono: et confessa ingenuamente che essendoli proposto un in nome et da parte del marchese di Pescara che egli come mal contento dell’ imperatore et come Italiano s’offeriva d’essere in questa compagnia, quando s’avesse a venire a fatti, non solamente non lo ricusò, ma havendo sperato di poterlo havere con effetti, gli haverebbe fatto ogni partito, perche essendo venuto a termine di temer dello stato et salute propria, pensava che ogni via che se gli fusse offerta da potere sperare ajuto non era da rifiu- tare. Hora egli è morto et dio sa la verità et con che animo governò questa cosa. E’ ben vero et certo questo che simile particulare fu messo a N. Signore in suo nome: et mandando S. S tà a dimandarnelo, non solo lo ricusò, ma tornò a con- fermare egli stesso quel che per altri mezzi gli era stato fatto intendere: et benche le pratiche procedesser di questa sorte, Instruttione dio sa se N. Signore ci andava piu tosto per necessità che per elettione; et di cio possono far testimonio molte lettere scritte in quel tempo al nuntio di S. S tà appresso l’imperatore, per le quali se gli ordinava che facesse intendere alla M tà S a li mali modi et atti a rovinare il mondo che per quella si tenevano, et che per amor di dio volesse pigliarla per altra via, non es- sendo possibile che Italia, ancorche si ottenesse, si potesse te- nere con altro che con amore et con una certa forma la quale fusse per contentare gli animi di tutti in uuiversale . Et non giovando niente, anzi scoprendosi S. M tà in quel che si dubi- tava, d’impatronirsi dello stato di Milano sotto la persona di Girolamo Morone et che il duca si fusse voluto ribellare a S. M tà , perseverava tuttavia in acconciarla con le buone, descen- dendo a quel che voleva S. M tà se ella non voleva quel che piaceva alla S tà S., purche lo stato di Milano restasse nel duca, al quale effetto si erano fatte tutte le guerre in Italia: in che S. S tà hebbe tanto poca ventura che, andando lo spaccio di questa sua voluntà all’ imperatore in tempo che S. M tà vo- leva accordarsi col christianissimo, rifiutò far l’accordo: et po- tendo, se accettava prima l’accordo con il papa, far piu van- taggio et poi piu fermo quel del christianissimo, rifiutò far l’accordo con N. Signore, per fare che quanto faceva con il re fusse tanto piu comodo vano quanto non lo volendo il re osservare era per haver de’ compagni mal contenti con li quali unendosi fusse per tenere manco conto della M tà Sua; et non è possibile imaginarsi donde procedesse tanta alienatione dell’ imperatore di volere abbracciare il papa: non havendo ancora con effetto sentita offesa alcuna di S. S tà , havendo mandato legato suo nipote per honorarlo et praticare queste cose ac- cioche conoscesse quanto gli erano a cuore, facendoli ogni sorte di piacere, et tra gli altri concedendoli la dispensa del matrimonio, la quale quanto ad unire l’amicitia et intelligentia di quei regni per ogni caso a cavargli denari della dote et ha- ver questa successione era della importanza, che ogn’uno sa, et tamen non si movendo S. M tà niente, costrinse la S. S tà a darsi a chi ne la pregava, non volendo l’imperatore suppli- carlo, et a grandissimo torto accettarlo: et avenne che strin- gendosi N. Signore con il christianissimo et con l’altri pren- cipi et potentati a fare la lega per commune difensione et pre- cipuamente per far la pace universale, quando l’imperatore lo seppe, volse poi unirsi con N. Signore et mandando ad offrir- gli per il sig re Don Ugo di Moncada non solo quel che S. S tà gli haveva addimandato et importunato, ma quel che haveva sperato di potere ottenere. Et se o la M tà S. si vuol difendere o calumniare N. Sig re , che concedendoli per il sig re Don Ugo quan- to dissi di sopra, non l’havesse voluto accettare, non danni la S tà S., la quale mentre che fu in sua potestà, gli fece istanza di contentarsi di manco assai, ma incolpi il poco giudicio di coloro che quanto è tempo et è per giovare non vogliono consentire a uno et vengono fuori d’occasioni a voler buttar cento. — — — al cardinal Farnese. Non essendo con somma giustificatione cio in tempo, che sua M tà negasse d’entrare in lega con honeste conditioni et che le imprese riuscissero in modo difficili che altrimenti non si potesse ot- tenere l’intento commune, et chi dubitassi che l’impresa del regno non fusse stata per essere facile, lo può mostrare l’esito di Frusolone et la presa di tante terre, considerando massime che N. Sig re poteva mandare nel principio le medesime genti, ma non eron gia atti ad havere nel regno in un subito tante pre- parationi quante stentorono ad havere in molti mesi con aspet- tare gli ajuti di Spagna, et mentre non manca nell’ amicitia esser amico et voler usar piu presto ufficio di padre, minac- ciando che dando e procedendo con ogni sincerità et non man- cando di discendere ancora ai termini sotto della dignità sua in fare accordo con Colonnesi sudditi suoi per levare ogni suspet- tione et per non mandar mai il ferro tanto inanzi che non si potessi tirandolo in dietro sanar facilmente la piaga, fu ordinata a S. S tà quella traditione, che sa ogn’ uno et piu sene parla tacendo, non si potendo esprimere, nella quale è vero che se S. M tà non ci dette ordine nè consenso, nè mostrò almeno gran dispiacere et non fece maggior dimostration, parendo che l’armata e tutti li preparatorii che potessi mai fare l’imperatore non ten- dessino ad altro che a voler vendicare la giustitia che N. Sig re haveva fatta contro i Colonnesi di rovinarli quattro ca- stelli. Non voglio disputar della tregua fatta qui in castello questo septembre per il sig re Don Ugo se teneva o non teneva: ma l’assolutione dei Colonnesi non teneva gia in modo N. Sig re che essendo suoi sudditi non gli potessi et dovessi castigare. Et se quanto all’ osservantia poi della tregua tra N. Sig re et l’im- peratore fussi stato modo da potersi fidare, si sarebbe osser- vata d’avvanzo, benche N. Sig re non fusse mai el primo a rom- perla: ma non gli essendo osservata nè qui nè in Lombardia, dove nel tempo della tregua calando XII mila lanzichineche ven- nero nella terra della chiesa, et facendosi dalle bande di qua el peggio che si poteva, et sollecitandosi el vicerè per lettere del consiglio di Napoli, che furono intercette, che S. S ria accele- rassi la venuta per trovare il papa sprovisto et fornir quel che al primo colpo non haveva potuto fare, non potè N. Sig re mancare a se stesso di mandare a tor gente in Lombardia, le quali, ancorche venissero a tempo di far fattione nel regno, non volse che si movesser dei confini — et la rovina de luoghi dei Colonnesi fu piu per l’inobbedienza di non haver voluto alloggiare che per altro — et similmente di dar licentia a Andrea Doria di an- dare ad impedir quell’ armata della quale S. S tà haveva tanti riscontri che veniva alla sua rovina. Non si può senza nota di S. S tà di poca cura della salute et dignità sua dir, con quante legittime occasioni costretto non abbandonassi mai tanto tempo l’amore verso l’imperatore, e dipoiche cominciò a esservi qual- che separatione, quante volte non solo essendoli offerti ma an- dava cercando i modi di tornarvi, ancorche et di questo pri- mo proposito et di quest’ altre reconciliationi gliene fussi se- Instruttione guito male. Ecco che mentre le cose son piu ferventi che mai, viene el padre generale dei Minori, al quale havendo N. Sig re nel principio della guerra andando in Spagna dette buone pa- role assai dell’ animo suo verso l’imperatore et mostratoli quali sariano le vie per venire a una pace universale, la M tà sua lo rimandò indietro con commissioni a parole tanto ample quanto si poteva desiderare, ma in effetto poi durissime: pur deside- rando N. Sig re d’uscirne et venire una volta a chiarirsi facie ad faciem con l’imperatore, se vi era modo o via alcuna di far pace, disse di sì et accettò per le migliori del mondo queste cose che l’imp re voleva da sua santità et quello che la M tà sua voleva dare: et volendo venire allo stringere et bisognando far capo col vicerè, il quale si trovava anch’ esso arrivato a Gaetta nel medesimo tempo con parole niente inferiori di quelle che el generale haveva detto, queste conditioni crescevano ogn’hora et erano infinite et insoportabili da potersi fare: con tutto cio niente premeva piu a N. Signore che esser costretto a far solo accordo con l’imperatore in Italia, perche la causa che moveva a farlo, etiam con grandissimo danno et vergogna sua, era l’u- nione et pace in Italia et il potere andare all’ imperatore, et se la Signoria di Venetia non gli consentiva, questo non poteva occorrere, et per praticare il consenso loro, stando il vicerè a Frusolone, si fece la sospensione dell’ armi otto giorni, tra quali potesse venire la risposta di Venetia, et andando con esse il signor Cesare Fieramosca, non fu prima arrivato là che gia essendosi alle mani et liberato Frusolone dall’ assedio non si potè far niente: nel qual maneggio certo che N. Signore andò sinceramente et così ancora il rev mo legato, ma trovan- dosi gia l’inimici a posta et con l’armi in mano, non era pos- sibile di trattare due cose diverse in un tempo medesimo. — — Si potrebbe maravigliarsi che doppo l’aver provato l’animo di questa parte et restarsi sotto con inganno, danno et ver- gogna, hora volens et sciens, senza necessità alcuna, libero dalla paura del perdere, sicuro di guadagnare, non sapendo che amicitia acquistassi, essendo certo della alienatione et nemicitia di tutto il mondo et di quei principali che di cuore amano la S tà sua, andasse a buttarsi in una pace o tregua di questa sorte. Ma havendo sua S tà provato che non piaceva a dio che si facessi guerra, per- che ancorche havessi fatto ogni prova per non venire ad arme et di poi essendovi venuto con tanti vantaggi, il non haver ha- vuto se non tristi successi non si può attribuire ad altro, ve- nendo la povera christianità afflitta e desolata in modo insoffri- bile ad udirsi da noi medesimi, che quasi eravamo per lassar poca fatica al Turco di fornirla di rovinare, giudicava che nes- sun rispetto humano dovessi per grande che fusse valer tanto che havessi a rimuovere la S tà sua da cercar pace in compagnia d’ogn’ uno, non possendola haver con altri, farsela a se stessa, et massime che in questi pensieri tornorno a interporvisi di quelli avvisi, et nuove dell’ animo et voluntà di Cesare dispo- sto a quello che suol muovere le S. S tà mirabilmente havendo al cardinal Farnese. havuto nel medesimo tempo lettere di man propria di S. M tà per via del Sig re Cesare et per quel di Arezzo di quella sorte che era necessario; vedendo che d’accordarsi il papa col imperatore fusse per seguirne la felicità del mondo overo imaginarsi che uomo del mondo non potessi mai nascer di peggior natura che l’imperatore se fusse andato a trovare questa via per rovinare il papa, la qual fussi indegnissima d’ogni vilissimo uomo et non del maggiore che sia tra christiani, ma absit che si possa imaginar tal cosa, ma si reputa piu tosto che dio l’habbia per- messa per recognition nostra et per dar campo alla M tà sua di mostrar piu pietà, piu bontà e fede et darli luogo d’assettare il mondo piu che fusse mai concesso a prencipe nato. Essendo venute in mano di questi soldati tutte le scritture, tra l’altre gli sarà capitato una nuova capitulatione, che fece N. S re cin- que o sei dì al piu prima che seguisse la perdita di Roma, per la quale ritornando S. S tà per unirsi con la lega et consentendo a molte conditioni che erano in pregiudicio della M tà Cesarea, non penso che alcuno sia per volersene valere contro N. S re di quelli della parte di Cesare, perche non lo potrebbon fare senza scoprir piu i difetti et mancamenti loro, li quali dato che si potessi concedere che non si fussi potuto ritrar Borbone dal proposito suo di voler venire alla rovina del papa, certo è che eron tanti altri in quel campo di fanti et uomini d’arme et per- sone principali che havrebbono obbedito a i commandamenti dell’ imperatore se gli fussero stati fatti di buona sorte: et privato Borbone d’una simil parte, restava pocco atto a proseguire el disegno suo. Et dato che questo non si fusse possuto fare, ben- che non si possa essere escusazione alcuna che vagli, come si giustificherà che havendo N. Sig re adempito tutte le conditioni della capitulazione fatta col vicerè, sicome V. S. R ma potria ricordarsi et vedere rileggendo la copia di essa capitulazione, che porterà seco, che domandando S. S tà all’ incontro che se li osservasse il pagamento dei fanti et degli uomini d’arme, che ad ogni richiesta sua se li erano obbligati, non ne fussi stato osser- vato niente, sì che non essendo stato corrisposto in nessuna parte a N. Sig re in quella capitulatione, da un canto facendosi con- tro quello che si doveva, dall’ altro non se li dando li ajuti che si doveva, non so con che animo possa mettersi a voler ca- lunniare la S tà S. o d’una cosa fatta per mera necessità in- dutta da loro et tardata tanto a fare, che fu la rovina di sua Beattitudine, pigliare occasione di tenersi offesi da noi. Dalla deliberatione che N. Sig re fece dell’ andata sua all’ imperatore in tempo che nessuno posseva suspicare che si mo- vessi per altro che per zelo della salute de christiani, essendo venuta quella inspiratione subito che si hebbe nuova della morte del re d’Ungheria et della perdita del regno, non lo negheranno li nemici proprii, havendo S a S tà consultato e resoluto in concis- toro due o tre dì inanzi l’entrata di Colonnesi in Roma; nè credo che sia alcuno si grosso che pensi si volessi fare quel tutto di gratia coll’ imperatore prevedendo forse quella tempesta, perche Instruttione non era tale che se si fussi havuto tre hore di tempo a saperlo, non che tre dì, non si fusse con un minimo suono potuto scac- ciare. Le conditioni che el padre generale di S. Francesco portò a N. Sig re furon queste: la prima di voler pace con S a S tà , et se per caso alla venuta sua trovasse le cose di S a S tà et della chiesa rovinate, che era contento si riducessero tutte al pristino stato et in Italia darebbe pace ad ogn’ uno, non essendo d’animo suo volere nè per se nè per suo fratello pur un palmo, anzi lassar ogn’ un in possesso di quello in che si trovava tanto tempo fa; la differentia del duca di Milano si vedessi in jure da giudici da deputarsi per S a S tà et S a M tà , et venendo da assolversi si re- stituisse, dovendo esser condennato si dessi a Borbone, et Fran- cia sarebbe contento far l’accordo a danari, cosa che non ha- veva voluto far fin qui, et la somma nominava la medesima che’l christianissimo haveva mandato a offerire cioè due millioni d’oro; le quali conditioni N. Sig re accettò subito secondo che il generale ne può far testimonio, et le sottoscrisse di sua mano, ma non furono gia approvate per gli altri, li quali V. S. sa quanto gravi et insoportabili petitioni gli aggiunsero. Hora non essendo da presumere se non che la M tà Cesarea dicesse da dovero et con quella sincerità che conviene a tanto prencipe, et vedendosi per queste propositioni et ambasciate sue così moderato animo et molto benigno verso N. Sig re , in tanto che la M tà sua non sa- peva qual fussi quello di S a S tà in verso se et che si stimava l’armi sue essere così potentissime in Italia per li lanzichine- che et per l’armata mandata, che in ogni cosa havessi ce- duto, non è da stimare se non che quando sarà informato che se la M tà sua mandò a mostrar buon animo non fu trovato in- feriore quel di N. Sig re , et che alle forze sue era tal resisten- tia che S a S tà piu tosto fece beneficio a S a M tà in depor l’ar- mi, che lo ricevessi, come ho detto di sopra et è chiarissimo, et che tutta la rovina seguita sta sopra la fede et nome di sua M tà , nella quale N. Sig re si è confidato, verrà non sola- mente esser simile a se, quando anderà sua sponte a desiderar bene et offerirsi parato rifarne a N. Sig re et alla chiesa, ma an- cora aggiunger tanto piu a quella naturale disposition sua quanto ricerca il volere evitare questo carico, et d’ignominioso che sa- rebbe per essere, passarsene di leggiero, voltarlo in gloria per- petua, facendola tanto piu chiara et stabile per se medesima quanto altri hanno cercato come suoi ministri deprimerla et os- curarla. Et gli effetti che bisognerebbe far per questo tanto pri- vatamente verso la chiesa et restauration sua quanto i beneficii che scancellassero le rovine in Italia et tutta la christianità, estimando piu essere imperatore per pacificarla che qualsivoglia altro emolumento, sarà molto facile a trovarli, purche la dis- positione et giudicio di volere et conoscere il vero bene dove consiste vi sia. Per al cardinal Farnese. Per non entrare in le cause per le quali fummo costretti a pigliar l’armi, per essere cosa che ricercarebbe piu tempo, si verrà solamente a dire che non le pigliammo mai per odio o mala voluntà che havessimo contra l’imperatore, o per am- bitione di far piu grande lo stato nostro o d’alcuno de no- stri, ma solo per necessità nella quale ci pareva che fusse posta la libertà et stato nostro et delli communi stati d’Ita- lia, et per far constare a tutto il mondo et all’ imperatore che se si cercava d’opprimerci, noi non potevamo nè doveva- mo comportarlo senza far ogni sforzo di difenderci, in tan- to che sua M tà , se haveva quell’ animo del quale mai dubita- vamo, intendesse che le cose non erano per riuscirli così facil- mente come altri forse gli haveva dato ad intendere, overo se noi ci fussimo gabbati in questa oppinione che S a M tà intendessi a farsi male, et questi sospetti ci fusser nati piu per modi dei ministri che altro, facendosi S. M tà Cesarea intendere esser così da dovero, si venisse a una buona pace et amicitia non solo tra noi particularmente et S. M tà , ma in compagnia degli altri prencipi o sig ri con li quali eravamo colligati non per altro ef- fetto che solamente per difenderci dalla villania che ci fusse fatta o per venir con conditioni honeste et ragionevoli a met- tere un’ altra volta pace infra la misera christianità: et se quando Don Ugo venne S. M tà ci havesse mandato quelle resolu- tioni le quali honestissimamente ci parevan necessarie per ve- nir a questo, ci haverebbe N. Sig re Iddio fatto la piu felice gra- tia che si potessi pensare, che in un medesimo dì quasi che si presero l’armi si sarebbon deposte. Et che sia vero quel che diciamo che habbiamo havuto sempre in animo, ne può far testimonio la dispositione in che ci trovò il generale di S. Francesco, con el quale communicando noi, hora è un’ anno che era qui per andare in Spagna, le cause perche noi et gli al- tri d’Italia havevamo da star mal contenti dell’ imperatore, et dandogli carico che da nostra parte l’esponesse tutte a quella, con farli intendere che se voleva attendere ai consigli et pre- ghiere nostre, le quali tutte tendevano a laude et servitio di dio et beneficio così suo come nostro, ci troverebbe sempre di quella amorevolezza che ci haveva provato per inanzi, et essen- dosi di là alquanti mesi rimandatoci il detto generale da S. M tà con risponderci humanissimamente che era contenta, per usar delle sue parole, accettar per comandamento quello che noi gli havevamo mandato a consigliare: et per dar certezza di cio, por- tava tra l’altre risolutioni d’esser contento di render li figliuoli del christianissimo con quel riscatto et taglia che gli era stata offerta da S. M tà , cosa che sin qui non haveva voluto mai fare: oltre che prometteva che se tutta Italia per un modo di dire a quell’ hora che ’l generale arrivassi a Roma, fussi in suo potere, era contenta, per far buggiardo chi l’havesse voluto calunniare che la volessi occupare, di restituir tutto nel suo pristino stato et mostrar che in essa nè per se nè per il ser mo suo fratello non ci voleva un palmo di piu di quello che era solito di possidervi antica- Päpste** 17 Instruttione mente la corona di Spagna: et perche le parole s’accompagnas- ser con i fatti, portava di cio amplissimo mandato in sua per- sona da poter risolver tutto o con Don Ugo o con el vicerè, se al tempo che ci capitava, in Italia fussi arrivato. Quanto qui fussi il nostro contento, non si potrebbe esprimere, e ci pareva un’ hora mill’ anni venire all’ effetto di qualche sorte d’accordo ge- nerale di posar l’arme: et sopragiungendo quasi in un mede- simo tempo il vicerè et mandandoci da San Steffano, dove prima prese porto in questo mare, per el comandante Pignatosa a dire le miglior parole del mondo et niente differenti da quanto ci haveva detto el generale, rendemmo gratie a iddio che il piacere che havevamo preso per l’ambasciata del generale non fusse per havere dubbio alcuno, essendoci confermato il mede- simo per il signor vicerè, il quale in farci intendere le com- missioni dell’ imperatore ci confortava in tutto, et pur ci mandava a certificare che nessuno potrebbe trovarsi con migliore voluntà di mettersi ad eseguirle. Hora qualmente ne succedesse il contra- rio, non bisogna durare molta fatica in dirlo, non essendo al- cun che non sappia le durissime, insoportabili et ignominiose conditioni che ne furono dimandate da parte del vicerè, non havendo noi posta dimora alcuna in mandarlo a pregare che non si tardasse a venire alla conditione di tanto bene. Et dove noi pensavamo ancora trovar meglio di quel che ne era stato detto, essendo l’usanza di farsi sempre riservo delle mi- gliori cose per farle gustare piu gratamente, non solo ci riuscì di non trovare niente del proposto, ma tutto il contrario, et prima: non havere fede alcuna in noi, come se nessuno in ve- rità possa produrre testimonio in contrario; et per sicurtà do- mandarci la migliore et piu importante parte dello stato nostro et della S ria di Fiorenza, dipoi somma di denari insoporta- bile a chi havesse havuto i monti d’oro, non che a noi, che ogn’uno sapeva che non havevamo un carlino; volere che con tanta ignominia nostra, anzi piu dell’ imperatore, restituissimo coloro che contra ogni debito humano et divino, con tanta tra- dizione, vennero ad assalire la persona di N. Signore, saccheg- giare la chiesa di San Pietro, il sacro palazzo; stringerne senza un minimo rispetto a volere che ci obbligassimo strettamente di piu alla M tà Cesarea, sapendo tutto il mondo quanto desiderio ne mostrammo nel tempo che eravamo nel piu florido stato che fussimo mai, et, per non dire tutti gli altri particulari, volere che soli facessimo accordo, non lo potendo noi fare se vole- vamo piu facilmente condurre a fine la pace universale per la quale volevamo dare questo principio. Et così non si potendo il vicerè rimuoversi da queste sue dimande tanto insoportabili et venendo senza niuna causa ad invader lo stato nostro, ha- vendo noi in ogni tempo et quei pochi mesi inanzi lasciato stare quello dell’ imperatore nel regno di Napoli, accadde la venuta di Cesare Fieramosca: il quale trovando il vicerè gia nello stato della chiesa, credemmo che portasse tali commis- sioni da parte dell’ imperatore a S. S ria che se si fossero ese- al cardinal Farnese. guite, non si sarebbero condotte le cose in questi termini. Et mentre S. S ria volse fare due cose assai contrarie insieme, una mostrare di non haver fatto male ad esser venuto tanto inanzi overo non perdere le occasioni che gli pareva havere di gua- dagnare il tutto, l’altra di obbedire alli comandamenti dell’ im- peratore, quali erano che in ogni modo si facesse accordo, non successe all’ hora nè l’uno nè l’altro: perche S. S ria si trovò gabbata, che non potette fare quello che si pensava. Et tornando il signor Cesare con patti di far tregua per otto dì, fintanto che venisse risposta se la Sig ria di Venetia vi voleva entrare, quando arrivò in campo, trovò gli eserciti alle mani et non si andò per all’ hora piu inanzi: salvo che non ostante questo successo et conoscendo certo che stassimo sicurissimi in Lombardia et in Toscana per le buone provisioni et infi- nita gente di guerra, che vi era di tutta la lega, et che le cose del reame non havessero rimedio alcuno come l’esperientia l’ha- veva cominciato a dimostrare, mai deponemmo dall’ animo no- stro il desiderio et procuratione della pace. Et in esser suc- cesse le cose così bene verso noi, non havevamo altro contento se non poter mostrare che se desideravamo pace, era per vero giudicio et buona voluntà nostra et non per necessità, et per mostrare all’ imperatore che, se comandò con buono ani- mo, come crediamo, al padre generale che ancorche tutto fusse preso a sua devotione si restituisse, che quel che ella si imaginava di fare quando il caso havesse portato di esserlo, noi essendo così in fatto lo volevamo eseguire. A questo no- stro desiderio ci aggiunsero un ardore estremo piu lettere scritte di mano dell’ imperatore, tra l’altre due che in ultimo havem- mo da Cesare Fieramosca et da Paolo di Arezzo nostro servi- tore, le quali sono di tal tenore che non ci pareria havere mai errato se in fede di quelle lettere sole non solo havessimo po- sto tutto il mondo ma l’anima propria in mano di S. M tà ; tanto ci scongiura che vogliamo dar credito alle parole che ne dice, et tutte esse parole sono piene di quella satisfattione di quelle promesse et quell’ ajuto che noi a noi non lo desidera- vamo migliore. Et come in trattare la pace finche non eravamo sicuri che corrispondenza s’era per havere, non si rimetteva niente delle provisioni della guerra, così ci sforzavamo chiarirci bene et essendo due capi in Italia, Borbone et il signor vicerè, s’era bisogno trattare con un solo et quello sarebbe rato per tutti, overo con tutti due particularmente: accioche se ci fusse avenuto quel che è, la colpa che è data d’altra sorte ad altri, non fusse stata a noi di pocca prudentia: et havendo trovato che questa facultà di contrattare era solo nel vicerè, ce ne volemmo molto ben chiarire et non tanto che fussi così come in effetto il generale, il signor Cesare, il vicerè proprio, Paulo d’Arezzo et Borbone ne dicevono, ma intender dal detto Borbone non una volta ma mille et da diverse persone se l’era per obbedirlo, et proposto di voler fare accordo particularmente con lui et recu- sando et affermando, che a quanto appuntarebbe el vicerè non 17* Instruttione farebbe replica alcuna. Hora fu facil cosa et sarà sempre ad ogn’ uno adombrar con specie di virtù un suo disegno, et non lo potendo condurre virtuosamente nè all’ aperta, tirarlo con fallacia, come venghi donde si voglia — ci par esser a termine che non sappiamo indovinar donde procedeva — ci par che si sia stato fatto a noi, li quali si vede che tutte le diligentie che si possono usare di non esser gabbati, sono state usate per noi, et tanto che qualche volta ci pareva d’esser superstitiosi et di meritarne reprehensione. Perche havendo el testimonio, et di lettere et di bocca dell’imperatore, del buon animo suo, et che Borbone obbedirebbe al vicerè, et a cautela dando S. M tà let- tere nuove a Paulo sopra questa obbedientia al vicerè dirette a esso Borbone, et facendosi el trattato con el poter si ampio di S. M tà che doveva bastare, et havendo Borbone mostrato di remettersi in tutto nel vicerè, et contentandosi poi esso di venire in poter nostro, fu una faciltà tanto grande a tirarci allo stato ove siamo che non sappiamo gia che modo si potrà piu trovare al mondo di credere alla semplice fede d’un privato gentil huomo, essendovi qui intervenute molte cose e riuscito a questo modo. Et per non cercare altro che fare i fatti proprii, era molto piu lecito et facile a noi senza incorrer non solo in infamia di non servator di fede, ma nè anche d’altro, usar dell’ occasione che la fortuna ci haveva portato, di starsi sicurissimo in Lombar- dia come si stava che mai veniva Borbone inanzi, se l’eser- cito della lega non si fusse raffreddato per la stretta prattica anzi conclusion della pace, et valuto di quella commodità se- guitar la guerra del reame, et da due o tre fortezze in poi le- varlo tutto, e di poi andare appresso in altri luoghi, dove si fosse potuto far danno et vergogna all’ imperatore, et stando noi saldi in compagnia dei confederati rendere tutti li disegni suoi piu difficili. Ma parendoci che el servitio di dio et la misera christianità ricercasse pace, ci proponemmo a deporre ogni grande acquisto o vittoria che fussimo stati per havere, et offender tutti li prencipi christiani et Italiani, senza saper quodammodo che haver in mano, ma assai pensavamo d’havere se l’animo dell’ imperatore era tale come S. M tà con tante evidentie si sfor- zava darci ad intendere. Et molto poco stimavamo l’offensione degli altri prencipi christiani, li quali di lì a molto poco ci sa- rebber restati molto obbligati se si fusse seguito quello che tanto amplamente S. M tà ci ha con argumenti replicato, che sa- rebbe, accordandosi noi seco, per rimettere in nostra mano la conclusion della pace et assenso con li prencipi christiani. Et se alcuno volesse pensare che fussimo andati con altro objetto, costui conoscendoci non può piu mostrare in cosa alcuna la malignità sua; non ci conoscendo et facendo diligentia di sapere le attioni della vita nostra, troverà che è molto consentiente che noi non habbiamo mai desiderato se non bene et operato virtuosamente et a quel fine postposto ogni altro interesse: et se hora ce n’è successo male ricevendo di mano di N. Sig re dio quanto giustamente gli piace con ogni humiltà, non è che da gli huomini non riceviamo grandissimo torto et da quelli massime al cardinal Farnese. che se ben fino a un certo termine posson coprirsi con la forza et con la disobbedienza d’altri, benche quando s’havessi a dis- cutere si trovarebbe da dire assai, hora et un pezzo fa et per honor loro et per quel che sono obbligati secondo dio et se- condo il mondo si potrebber portare altrimenti di quel che fanno. Noi siamo entrati nel trattato poi fatto a Fiorenza con quelli di Borbone per mano del sig re vicerè et dipoi non osservato, perche non vogliamo parer d’haver tolto assunto di fare il male contra chi è stato causa di trattarci così, li quali dio giu- dichi con el suo giusto giudicio; doppo la misericordia del quale verso di noi et della sua chiesa non speriamo in altro che nella religione, fede et virtù dell’ imperatore; che essendoci noi con- dotti dove siamo per l’opinione che havevamo di esso con el frutto che s’aspetta a tal parte ci ritragga et ponga tanto piu alto quanto siamo in basso. Dalla cui M tà aspettiamo della ignominia et danni patiti infinitamente quella satisfattione che S. M tà ci può dare eguale alla grandezza sua et al debito, se alcuna se ne potesse mai trovare al mondo che bastasse alla minima parte. Non entraremo esprimendo i particolari a torre la gratia dei concetti, che doviam sperare che havrà et che ci man- derà a proporre. Dicono che mettendoci al piu basso grado di quel che si possi domandare et che è per esser piu presto vergogna a S. M tà a non conceder piu et a noi a non doman- dare che parer duro a farlo, che da S. M tà dovrebber venire queste provisioni: Che la persona nostra, el sacro colleggio et la corte dello stato tutto temporale et spirituale siamo restituiti in quel grado ch’era quando furon fatte l’indutie col sig r vicerè, et non ci gravare a pagare un denaro dell’ obbligato. Et se alcuno sentendo questo si burlerà di noi, rispondiamo che se le cose di sopra son vere, et si maraviglia che ci acquie- tiamo di questo, ha gran raggione; ma se gli paresse da do- vero strano, consideri con che bontà lo giudica o verso Cesare o verso noi: se verso Cesare, consideri bene che ogni volta che non si promette di S. M tà e questo e molto piu, che lo fa gia partecipe di tutto quel male che qui è passato: ma se verso noi diciamo che iniquamente ci vuole detrarre quello che nessuno mai ardirebbe di far buona mente. Nè si deve guardare che siamo qui, ma si bene come ci siamo, et che è pur meglio far con virtù et giudicio quello che finalmente el tempo in ogni modo ha da portare, se non in vita nostra, in quella d’altri. 16. Sommario dell’ istoria d’Italia dall’ anno 1512 insino a 1527 scritto da Francesco Vettori. Ein uͤberaus merkwuͤrdiges Werkchen, von einem in die Geschaͤfte des Hauses Medici und alle italienischen tief eingeweihten gescheid- ten Manne, Freunde Machiavells und Guicciardinis. Ich fand es in der Bibliothek Corsini zu Rom; doch konnte ich es nur excerpiren. Ich wuͤrde es sonst zum Druck befoͤrdern, dessen es hoͤchst wuͤrdig ist. Franc. Vettori istoria d’Italia 1512—1527. Die Pest des Jahres 1527 vertrieb Franz Vettori von Florenz; auf seiner Villa schrieb er diese Uebersicht der juͤngsten Ereignisse. Hauptsaͤchlich beschaͤftigt er sich mit florentinischen Angelegen- heiten. Er naͤhert sich einer Gesinnung wie jene seine Freunde sie ausgebildet. Wo er der Einrichtung gedenkt, welche die Medici seiner Vaterstadt im Jahre 1512 gegeben, so daß Cl. Medici, nach- mals Leo X, alles vermocht habe (si ridusse la città, che non si facea se non quanto volea il card l de Medici) , fuͤgt er hinzu, man nenne das freilich Tyrannei, aber er fuͤr seine Person kenne keinen Staat, weder Fuͤrstenthum noch Republik, der nicht etwas Tyranni- sches habe. „Tutte quelle republiche e principati de’ quali io ho cognitione per historia o che io ho veduto mi pare che sen- tino della tirannide.“ Man werde ihm das Beispiel von Frank- reich oder von Venedig einwerfen. Aber in Frankreich habe der Adel das Uebergewicht im Staate und genieße die Pfruͤnden; in Venedig sehe man 3000 Menschen uͤber 100000 herrschen, nicht immer ge- recht; zwischen Koͤnig und Tyrann sei kein Unterschied, als daß ein guter Herrscher Koͤnig, ein boͤser Tyrann genannt zu werden verdiene. Trotz dem nahen Verhaͤltnisse in dem er zu den beiden medi- ceischen Paͤpsten stand, ist er von der Christlichkeit der paͤpstlichen Gewalt wenig uͤberzeugt. Chi considera bene la legge evange- lica, vedrà i pontefici, ancora che tenghino il nome di vicario di Christo, haver indutto una nova religione, che non ve n’è altro di Christo che il nome; il qual comanda la povertà e loro vogliono la richezza, comanda la humiltà e loro vogliono la superbia, comanda la obedientia e loro vogliono comandar a ciascuno. Man sieht, wie sehr dieß weltliche Wesen und sein Gegensatz gegen das geistliche Princip dem Protestantismus vorarbeitete. Die Wahl Leos schreibt Vettori vor allem der Meinung zu, die man von dessen Gutmuͤthigkeit hatte. Es waren zwei furchtbare Paͤpste vorausgegangen, und man war ihrer satt. Man waͤhlte Medici. „Havea saputo in modo simulare che era tenuto di ottimi co- stumi.“ Das Meiste trug hiezu Bibbiena bei, der die Neigungen al- ler Cardinaͤle kannte und sie gegen ihr eigenes Interesse zu gewinnen wußte. Condusse fuori del conclave alcuni di loro a promettere, e nel conclave a consentire a detta elettione contra tutte le ra- gioni. Die Expedition Franz I. im Jahre 1515 und die Haltung Leos X. waͤhrend derselben fuͤhrt er sehr gut aus. Daß sie keinen schlim- mern Erfolg fuͤr den Papst gehabt, mißt er besonders der Geschick- lichkeit des Tricarico bei, der in dem Momente in das franzoͤsische Lager kam, als der Koͤnig bei Marignano zu Pferde stieg, um den Schweizern Widerstand zu leisten, und der dann spaͤter die Unterhand- lung auf das kluͤgste leitete. Es folgt die Bewegung von Urbino. Ich habe schon ange- geben, welche Gruͤnde Vettori fuͤr Leo anfuͤhrt. Leone disse, che se non privava il duca dello stato, el quale si era condotto con lui e preso danari et in su l’ardore della guerra era conve- nuto con li nemici nè pensato che era suo subdito, nè ad al- tro, che non sarebbe sì piccolo Barone, che non ardisse di Franc. Vettori istoria d’Italia 1512—1527. fare il medesimo o peggio; e che havendo trovato il ponteficato in riputatione lo voleva mantenere. Et in verità volendo vi- vere i pontefici come sono vivuti da molte diecine d’anni in qua, il papa non poteva lasciare il delitto del duca impunito. Vettori hat noch besonders ein Leben von Lorenzo Medici dem J. verfaßt. Er lobt ihn mehr als irgend ein anderer Autor. Seine Staatsverwaltung von Florenz stellt er in einem eigenthuͤmlichen und neuen Lichte dar. Es ergaͤnzt sich wechselsweise, was er in je- ner Lebensbeschreibung und in unserm Sommario sagt. Auch die Kaiserwahl, die in diese Periode fiel, behandelt er. Er findet, daß Leo den Koͤnig von Frankreich nur darum in seinen Be- strebungen bestaͤrkt habe, weil er schon gewußt, daß ihn die Deut- schen doch nicht waͤhlen wuͤrden. Seine Berechnung sey gewesen, Franz I. solle, um nur Carln nicht waͤhlen zu lassen, seine Gunst einem deutschen Fuͤrsten zuwenden. Ich finde die unerwartete Notiz — die ich freilich nicht sofort angenommen haben will — daß der Koͤnig wirklich zuletzt die Wahl Joachims von Brandenburg zu be- foͤrdern gesucht habe. Il re — — haveva volto il favore suo al marchese di Brandenburg, uno delli electori, et era contento che li danari prometteva a quelli electori che eleggevano lui, dargli a quelli che eleggevano dicto marchese. Wenigstens ist das Verfahren Joachims bei dieser Wahl sehr außerordentlich. Diese ganze Geschichte, mit und ohne Absicht wunderlich verunstaltet, ver- diente endlich wohl einmal ihre Aufklaͤrung. Vettori findet den Bund Leos mit Carl uͤber alle Begriffe unklug. La mala fortuna di Italia lo indusse a fare quello che nessuno uomo prudente avrebbe facto. Er gibt es besonders dem Zureden Hieronymo Adorno’s Schuld. Auf die natuͤrlichen Ruͤck- sichten des mediceischen Hauses kommt er nicht zu sprechen. Von dem Tode des Papstes erzaͤhlt er einige der Particularitaͤ- ten die ich aufgenommen. An eine Vergiftung glaubt er nicht. Fu detto che morì di veneno, e questo quasi sempre si dice delli uomini grandi e maxime quando muojono di malattie acute. Er meint, eher muͤsse man sich wundern, daß Leo noch so lange ge- lebt habe. Er bestaͤtigt, daß Hadrian sich anfangs weigerte etwas wider die Franzosen zu thun; erst auf ein dringendes Schreiben des Kaisers habe er sich dazu verstanden einiges Wenige zu leisten. Es wuͤrde zu weit fuͤhren, die Bemerkuugen hier niederlegen zu wollen, welche in dieser Schrift uͤber den weitern Verlauf der Bege- benheiten gemacht werden; merkwuͤrdig bleibt sie selbst da, wo der Autor nur seine Gesinnung ausspricht. Er stand hierin, wie gesagt, Machia- velli sehr nahe. Von den Menschen hat er eine eben so schlechte Meinung. Quasi tutti gli uomini sono adulatori e dicono volon- tieri quello che piaccia agli uomini grandi, benche sentino altrimenti nel cuore. Daß Franz I. den Frieden von Madrid nicht hielt, erklaͤrt er fuͤr die herrlichste und edelste That die seit vielen hundert Jahren geschehen. Francesco, sagt er, fece una cosa molto con- veniente, a promettere assai con animo di non observare, per potersi trovare a difendere la patria sua. Eine Ansicht, die des Principe wuͤrdig ist. Marco Foscari Rel. 1526. Aber auch in anderer Hinsicht erweist sich Vettori als ein Geistes- verwandter der großen Autoren dieser Epoche. Unsre Schrift ist voll Originalitaͤt und Geist, und um so anziehender, da sie nur kurz ist. Der Verfasser sagt nur eben so viel als er weiß. Aber dieß ist doch recht bedeutend. Es wuͤrde eine ausfuͤhrlichere Arbeit dazu gehoͤren, um ihm sein Recht widerfahren zu lassen. 17. Sommario di la relatione di S. Marco Foscari venuto orator del sommo pontefice a dì 2 Marzo 1526. Bei Sanuto Bd. 41. Marco Foscari gehoͤrte mit zu jener Gesandtschaft, welche Hadrian die Obedienz leistete. Er scheint dann bis 1526 in Rom ge- blieben zu seyn. Auch von Hadrians Zeit sagt er Einiges, jedoch fuͤr Clemens VII. ist er um so wichtiger, weil er in dem damaligen engen Ver- haͤltniß zwischen Venedig und dem Papst mit Diesem unausgesetzten lebhaften Verkehr hatte. Er schildert Clemens folgendergestalt. Hom prudente e savio, ma longo a risolversi, e di qua vien le sue operation varie. Dis- corre ben, vede tutto, ma è molto timido: niun in materia di stato pol con lui, alde tutti e poi fa quello li par: homo justo et homo di dio: et in signatura, dove intravien tre cardinali e tre referendarii, non farà cosa in pregiuditio di altri, e come el segna qualche supplicacion, non revocha piu, come feva papa Leon. Questo non vende beneficii, nè li da per symonia, non tuo officii con dar beneficii per venderli, come feva papa Leon e li altri, ma vol tutto passi rectamente. Non spende, non dona, nè tuol quel di altri: onde è reputa mixero. E’ qual- che murmuration in Roma, etiam per causa del card l Armelin, qual truova molte invention per trovar danari in Roma e fa metter nove angarie e fino a chi porta tordi a Roma et altre cose di manzar. — — E’ continentissimo, non si sa di alcuna sorte di luxuria che usi. — — Non vol buffoni, non musici, non va a cazare. Tutto il suo piacere è di rasonar con inze- gneri e parlar di aque. Er kommt dann auf seine Rathgeber. Seinem Neffen gestatte der Papst keinen Einfluß; — selbst Giberto vermoͤge in Staatssa- chen nicht viel: — il papa lo alde, ma poi fa al suo modo; auch er findet, daß Giberto — devoto e savio — franzoͤsisch, Schom- berg — libero nel suo parlar — kaiserlich sey. Ein großer An- haͤnger des Kaisers war auch Zuan Foietta: er war weniger haͤufig mit dem Papst, seit dieser in Bund mit Frankreich getreten. Fos- cari gedenkt auch der beiden Secretaͤre des Papstes, Jac. Salviati, und Fr. Vizardini (Guicciardini), den letzten findet er geschickter, aber ganz franzoͤsisch. Es ist merkwuͤrdig, daß der Papst mit den Franzosen nicht viel besser stand als mit den Kaiserlichen. Er fuͤhlte wohl, was er von ihnen zu erwarten hatte. Nur mit Venedig fuͤhlte er sich wahr- Marco Foscari Rel. 1526. haft verbuͤndet. Conosce, se non era la Signoria nostra, saria ruinado e caza di Roma. Beide bestaͤrkten sich wechselseitig in ihren italienischen Intentio- nen, und sahen ihre Ehre darin. Der Papst war stolz, daß er Ve- nedig abgehalten habe sich mit dem Kaiser zu verstaͤndigen; dagegen behauptet nun unser Gesandter geradezu, er sey es, durch den Ita- lien frei geworden; schon sei der Papst entschlossen gewesen, Bour- bon als Herzog von Mailand anzuerkennen, er habe demselben so ernsthaft zugeredet daß er von seinem Entschlusse zuruͤckgekommen. Er bestaͤtigt, daß der Papst dem Kaiser die Dispensation die zu der Ehe desselben noͤthig war, nur unter gewissen Bedingungen gewaͤhren wollen — was obige Instruction nicht andeutet, — der Kai- ser habe sie aber ohne dieß zu bekommen gewußt. Bei dieser Relation tritt noch eine besondere Merkwuͤrdigkeit ein. Als spaͤter die Gesandten angewiesen wurden, ihre Relationen schrift- lich abzufassen und einzureichen, that das auch Marco Foscari. Es ist auffallend, wie viel schwaͤcher die zweite Relation ist als die erste. Diese ward unmittelbar nach den Ereignissen vorgetragen, aus voller Frische der Erinnerung; spaͤter waren so viele andere große Ereignisse eingetreten, daß jene Erinnerungen sich bereits verwischten. Es zeigt das, wie viel Dank wir auch in dieser Hinsicht dem Fleiße des un- ermuͤdlichen Sanuto schuldig sind. Dieß ist die letzte Relation die ich aus seiner Chronik kennen gelernt. Es folgen andere, welche in eigenen Abschriften, von den Autoren revidirt, aufbehalten worden. 18. Relatione riferita nel consiglio di pregadi per il clarissimo Gas- par Contarini, ritornato ambasciatore del papa Clemente VII e dal imp re Carlo V, Marzo 1530. Informationi Politiche XXV. Bibl. zu Berlin. Der nemliche Gaspar Cantarini von dem in unserer Geschichte so viel Loͤbliches zu melden war. Nachdem er schon einmal eine Gesandtschaft bei Carl dem V. verwaltet — die Relation die er uͤber diese abstattete, gehoͤrt zu den seltensten; ich habe ein einziges Exemplar davon gesehen, zu Rom bei den Albani, — ward er 1528, noch ehe der Papst nach so vielem Ungluͤck und langer Abwesenheit nach Rom zuruͤckgegangen, an die- sen abgeordnet. Er begleitete ihn von Viterbo nach Rom, von Rom zur Kaiserkroͤnung nach Bologna. Hier nahm er Theil an den Un- terhandlungen. Von alle dem was er in Viterbo, Rom und Bologna erfahren, gibt er hier Bericht; es ist daran nur das Eine auszusetzen, daß er sich so kurz faßt. Contarinis Gesandtschaft traf in den wichtigen Moment in wel- chem der Papst sich allmaͤhlig wieder zu dem Bunde mit dem Kai- ser neigte wie ihn die Medici fruͤher gehalten. Gar bald bemerkte der Gesandte mit Verwunderung, daß der Papst, obwohl er von den Kaiserlichen so stark beleidigt war, zu ihnen doch fast mehr Vertrauen hatte als zu den Verbuͤndeten; darin bestaͤrkte ihn vornehmlich Mu- Gaspar Contarini Rel. 1530. settola — huomo, wie Contarini sagt, ingegnoso e di valore assai, ma di lingua e di audacia maggiore; — so lange das Kriegsgluͤck schwankte, entschied der Papst sich noch nicht; als aber die Franzosen geschlagen waren, und die Kaiserlichen sich allmaͤhlig bereit finden ließen, die Plaͤtze zu raͤumen die sie inne hatten, war es nicht mehr zweifelhaft. Schon im Fruͤhjahre 1529 stand der Papst wieder gut mit dem Kaiser: im Juni schlossen sie ihren Bund, dessen Bedingun- gen Contarini nur mit Muͤhe zu sehen bekam. Auch die Personen schildert Contarini. Der Papst war ziemlich groß und wohlgebaut: damals hatte er sich von den Wirkungen so vieler Ungluͤcksfaͤlle und von einer schwe- ren Krankheit noch nicht wieder recht erholt. „Er hat weder große Liebe“, sagt Contarini, „noch heftigen Haß; er ist cholerisch, aber er beherrscht sich so, daß ihn Niemand dafuͤr halten sollte. Er wuͤnschte wohl den Uebelstaͤnden abzuhelfen welche die Kirche druͤcken: doch er- greift er hiezu kein geeignetes Mittel. Ueber seine Neigungen laͤßt sich nicht mit Sicherheit urtheilen. Es schien eine Zeit lang, als liege ihm Florenz wenig am Herzen, und doch laͤßt er nun ein kai- serliches Heer vor diese Stadt ziehen.“ In dem Ministerium Clemens VII. waren mehrere Veraͤn- derungen eingetreten. Der Datario Giberto hatte noch immer das eigentliche Ver- trauen seines Herrn am meisten, allein nachdem die Maaßregeln, die unter seiner Verwaltung ergriffen worden waren, einen so schlechten Ausgang genommen, zog er sich von selbst zuruͤck. Er widmete sich seinem Bisthume Verona. Niccolo Schomberg dagegen war durch eine Sendung nach Neapel wieder in die wichtigsten Geschaͤfte gekommen. Contarini findet ihn sehr kaiserlich, von gutem Verstande, mildthaͤtig, aber heftig. Auch Jacob Salviati vermochte viel; er galt damals noch fuͤr franzoͤsisch. So kurz dieses Schriftchen ist, so gewaͤhrt es doch viele Be- lehrung. 19. Instructio data Caesari a rev mo Campeggio in dieta Augustana 1530. (MS Rom.) Bis hieher waren die politischen Geschaͤfte das Wichtigste: all- maͤhlig reißen die kirchlichen die Aufmerksamkeit an sich. Gleich im Eingange stoßen wir auf jenen blutschnaubenden Entwurf zu einer Reduction der Protestanten dessen ich gedacht habe: hier sogar eine Instruction genannt. Der Stelle die er einnehme, und der Commission des apostoli- schen Stuhles gemaͤß, sagt der Cardinal, wolle er die Maaßregeln angeben, die man nach seinem Urtheile ergreifen muͤsse. Die Lage der Dinge schildert er folgendergestalt. In alcuni luo- ghi della Germania per le suggestioni di questi ribaldi sono abro- gati tutti li christiani riti a noi dagli antichi santi padri dati: non piu si ministrano li sacramenti, non si osservano li voti, li matrimonii si confundono e nelli gradi prohibiti della legge Instructio Campeggi 1530. — u. s. w., denn es waͤre uͤberfluͤssig diese Capuzinaden abzu- schreiben. Den Kaiser erinnert er, daß diese Secte ihm keinen Zuwachs an Macht verschaffen werde, wie man ihm versprochen habe. Bei den Schritten, die er demselben anraͤth, verspricht er ihm seine geist- liche Unterstuͤtzung. Et io, se sarà bisogno, con le censure e pene ecclesiastiche li proseguirò, non pretermettendo cosa a far che sia necessaria, privando li heretici beneficiati delli be- neficii loro e separandoli con le excommunicationi dal cattolico gregge, e V. Cels. col suo bando imperiale justo e formidabile li ridurrà a tale e sì horrendo esterminio che ovvero saranno costretti a ritornare alla santa e cattolica fede ovvero con la loro total ruina mancar delli beni e della vita. — — Se al- cuni ve ne fossero, che dio nol voglia, li quali obstinatamente perseverassero in questa diabolica via, — — quella (V. M.) potrà mettere lamano al ferro et al foco et radicitus extirpare queste male e venenose piante. Auch fuͤr die Koͤnige von England und von Frankreich schlaͤgt er die Confiscation der Guͤter der Ketzer vor. Jedoch hauptsaͤchlich bleibt er bei Deutschland stehn; er zeigt, wie man die Artikel von Barcellona, auf die er sich haͤufig bezieht, deu- ten zu duͤrfen glaubte: Sarà al proposito, poiche sarà ridotta questa magnifica e cattolica impresa a buono e dritto camino, che al- cuni giorni dipoi si eleggeranno inquisitori buoni e santi, li quali con summa diligentia et assiduità vadino cercando et inquirendo, s’alcuni, quod absit, perseverassero in queste diaboliche et here- tiche opinioni nè volessero in alcun modo lasciarle, — — et in quel caso siano gastigati e puniti secundo le regole e norma che si osserva in Spagna con li Marrani. Ein Gluͤck daß nicht Alle so dachten. Auch herrschen diese Be- strebungen in unsern Documenten noch nicht vor. 20. Relatio viri nobilis Antonii Suriani doctoris et equitis, qui re- versus est orator ex curia Romana, presentata in collegio 18 Julii 1533. (Archivio di Venetia.) „Zu den wichtigsten Dingen“, hebt er an, „welche die bei den Fuͤrsten beglaubigten Gesandten zu beobachten haben, gehoͤren ihre Eigenschaften.“ Er beschreibt zuerst den Charakter Clemens VII. Er meint: wenn man die gesetzte Lebensweise dieses Papstes, die Unverdrossenheit mit der er seine Audienzen abwarte, seine Auf- merksamkeit bei den kirchlichen Ceremonien beobachte, so sollte man ihn fuͤr melancholisch halten; doch urtheilen die Kundigen, daß er sanguinisch sey, nur von einem kalten Herzen; so daß er sich lang- sam entschließe, und sich leicht bewegen lasse seinen Entschluß zu veraͤndern. „Io per me non trovo che in cose pertinenti a stato la sia „proceduta cum grande dissimulatione. Ben cauta: et quelle Ant. Suriano Rel. 1533. „cose che S. S tà non vole che si intendano, piu presto le tace „che dirle sotto falso colore.“ Unter den Ministern Clemens VII. waren diejenigen, deren die fruͤheren Relationen hauptsaͤchlich Erwaͤhnung thun, nicht mehr von Bedeutung: sie werden gar nicht einmal genannt; dagegen tritt Jacob Salviati hervor, der vornehmlich die Verwaltung der Ro- magna und des Kirchenstaates uͤberhaupt zu leiten hatte. Der Papst verließ sich darin voͤllig auf ihn. Zwar sah der Papst, daß er wohl seinen Vortheil etwas zu sehr im Auge hatte; er beklagte sich selbst schon in Bologna daruͤber; aber er ließ ihn in den Geschaͤften. Eben deshalb aber war Salviati den uͤbrigen Verwandten des Papstes verhaßt. Sie glaubten, er stehe ihnen im Wege; sie schrieben es ihm zu, wenn sich Clemens weniger freigebig gegen sie zeigte — — pare che suadi al papa a tener strette le mani nè li sub- ministri danari secundo è lo appetito loro, che è grande di spender e spander. Aber auch die uͤbrigen waren unter einander nur allzu uneinig. Cardinal Hippolyt Medici waͤre lieber weltlich gewesen. Der Papst sagte zuweilen nur: „er ist ein Teufel von Narr, er will nicht Prie- ster seyn“; L’è matto diavolo, el matto non vole esser prete; aber es war ihm doch hoͤchst verdrießlich, als Hippolyt wirklich Versuche machte den Herzog Alexander von Florenz zu verdraͤngen. Cardinal Hippolyt lebte in enger Freundschaft mit der jungen Catharina Medici, die hier als die duchessina vorkommt. Sie ist seine cusina in terzo grado, con la quale vive in amor grande, essendo anco reciprocamente da lei amato, nè piu in altro lei si confida nè ad altri ricorre in li sui bisogni e desiderj salvo al dicto card l . Suriano beschreibt das Kind, das zu einer so bedeutenden Welt- stellung bestimmt war, folgendergestalt. Di natura assai vivace, mon- stra gentil spirito, ben accostumata: è stata educata e guber- nata cum le monache nel monasterio delle murate in Fiorenza, donne di molto bon nome e sancta vita: è piccola de persona, scarna, non de viso delicato, ha li occhi grossi proprj alla casa de’ Medici. Von allen Seiten bewarb man sich um sie. Der Herzog von Mailand, der Herzog von Mantua, der Koͤnig von Schottland wuͤnschten sie zur Gemahlin; bei Einem stand das eine, bei einem An- dern das andere entgegen; die franzoͤsische Vermaͤhlung war damals noch nicht entschieden: „nach seiner irresoluten Natur“, sagt Suriano, sprach der Papst bald mit groͤßerm, bald mit geringerm Eifer von derselben.“ Er findet, daß der Papst wohl auch darum auf die Verbin- dung mit Frankreich eingehe, um die franzoͤsische Partei in Florenz fuͤr sich zu gewinnen. Uebrigens behandelt er die auswaͤrtigen Ver- haͤtnisse nur kurz und zuruͤckhaltend. 21. Relatione di Roma d’Antonio Suriano 1536. MS Foscar. zu Wien. St. Marc. Bibl. zu Venedig. Die Abschriften dieser Relation schwanken zwischen den Jahr- Ant. Suriano Rel. 1536. zahlen 1535 und 1539. Ich halte 1536 fuͤr richtig. Einmal weil darin die Ruͤckkehr des Kaisers nach Rom erwaͤhnt wird, die in den April 1536 faͤllt; sodann weil sich ein Brief Sadolets an Suriano findet, aus Rom Nov. 1536, welcher beweist, daß der Gesandte Rom damals schon wieder verlassen hatte. Es ist das ein Brief — Sadoleti Epp. p. 383 — der fuͤr Suriano sehr ehrenvoll lautet: mihi ea officia praestitisti quae vel frater fratri, vel filio praestare indulgens pater solet, — nul- lis meis provocatus officiis. Drei Tage nach der Mittheilung der vorigen Relation — 21. Juli 1533 — war Suriano wieder zum Gesandten in Rom er- nannt worden. Die neue Relation entwickelt den weitern Gang der damals ein- geleiteten Verhaͤltnisse, besonders den Abschluß der franzoͤsischen Ver- maͤhlung, die doch nicht allen Verwandten des Papstes genehm war — non voglio tacere che questo matrimonio fu fatto contra il volere di Giac. Salviati e molto piu della S ra Lucretia sua moglie, la quale etiam con parole ingiuriose si sforzò di dissuadere S. S tà , ohne Zweifel weil die Salviati jetzt kaiserlich gesinnt waren: ferner jene merkwuͤrdige Zusammenkunft des Papstes mit Clemens, deren wir gedachten. Der Papst betrug sich mit aͤußerster Vorsicht: er haͤtte keine schriftliche Versicherung ausgestellt. Di tutti li deside- rii s’accommodò Clemente con parole tali che gli facevano cre- dere S. S tà esser disposta in tutte alle sue voglie senza pero far provisione alcuna in scritture. Der Papst wuͤnschte keinen Krieg, wenigstens nicht in Italien, er wuͤnschte nur den Kaiser in Zaum zu halten: „con questi spaventi assicurarsi del spavento del concilio.“ Allmaͤhlig ward das Concilium der Hauptgegenstand der paͤpstlichen Politik. Suriano eroͤrtert die Gesichtspunkte welche der roͤmische Hof im Anfange Pauls III. daruͤber hegte. Schon sagte Schom- berg, man werde es nur unter der Bedingung zugeben, daß alles, was daselbst vorkomme, zuvoͤrderst in Rom von Papst und Cardi- naͤlen uͤberlegt, berathen und zum Beschluß gebracht werden muͤsse. Zweiter Abschnitt. Zur Kritik Sarpi’s und Pallavicini’s. Das tridentinische Concilium, seine Vorbereitung, Berufung, zweimalige Trennung und Wiederberufung mit alle den Motiven die dazu beigetragen haben, erfuͤllt einen großen Theil der Geschichte des 16ten Jahrhunderts. Fuͤr die definitive Feststellung des katho- lischen Glaubensbegriffes und sein Verhaͤltniß zu dem protestanti- schen hat es, ich brauche hier nicht zu eroͤrtern, welch eine uner- meßliche Bedeutung. Es ist so recht der Mittelpunkt der theologisch politischen Entzweiung, die jenes Jahrhundert ergriffen hatte. Auch hat es zwei ausfuͤhrliche, in sich selbst bedeutende, origi- nale historische Darstellungen gefunden. Aber nicht allein sind sich diese geradezu entgegengesetzt, sondern wie uͤber das Factum, so hat sich die Welt auch uͤber die Historiker entzweit; noch heut zu Tage wird von der einen Partei Sarpi fuͤr wahrhaft und glaubwuͤrdig, Pallavicini fuͤr falsch und luͤgnerisch: von der andern Pallavicini fuͤr unbedingt glaubwuͤrdig, Sarpi fast sprichwoͤrtlich fuͤr einen Luͤgner erklaͤrt. Indem wir an diese voluminoͤsen Werke kommen, faßt uns eine Art von Furcht. Es waͤre schon schwer, ihres Stoffes Herr zu wer- den, wenn sie auch nur glaubwuͤrdige Dinge uͤberlieferten: wie un- endlich viel mehr aber will es sagen, daß wir auch bei jedem Schritte besorgen muͤssen, von dem einen oder dem andern mit Unwahrheit berichtet und in ein Labyrinth von absichtlichen Taͤuschungen gezo- gen zu werden. Demohnerachtet ist es auch unthunlich, ihre Glaubwuͤrdigkeit Schritt fuͤr Schritt an der anderswoher besser erkannten Thatsache zu pruͤfen; wo faͤnde man uͤber diese Thatsachen unparteiische Nach- weisungen? selbst wenn sie zu finden waͤren, so wuͤrden neue Folio- baͤnde noͤthig seyn, um auf diese Weise zu Ende zu kommen. Es bleibt nichts uͤbrig, als daß wir den Versuch machen, zu einer Anschauung der Methode unsrer Autoren zu gelangen. Denn nicht alles pflegt den Historikern anzugehoͤren, was in ihren Werken vorkommt, zumal in so weitschweifigen, stoffhaltigen: die Masse der Notizen haben sie uͤberkommen; erst in der Art und Weise sich des Stoffes zu bemeistern, ihn zu verarbeiten zeigt sich der Mensch, der doch zuletzt selber die Einheit seines Werkes ist. Auch in diesen den Fleiß in Schrecken setzenden Folianten steckt ein Poet. Sarpi . Storia del concilio Tridentino di Pietro Soave Polano. Erste, von fremden Zusaͤtzen freie Ausgabe, Genf 1629. Zuerst in England, durch einen zum Protestantismus uͤberge- tretenen Erzbischof, Dominis von Spalatro, ward dieses Werk pu- blicirt. Obwohl Fra Paolo Sarpi sich niemals zu demselben bekannt hat, so laͤßt sich doch nicht zweifeln, daß er der Autor desselben sey. Aus seinen Briefen sieht man, daß er sich mit einer solchen Ge- schichte beschaͤftigte; — in Venedig findet sich eine Abschrift, die er sich machen lassen, mit Correcturen von seiner Hand; — man kann sagen, er war geradezu der einzige Mensch, zu allen Zeiten, der eine Geschichte wie sie hier vor uns liegt, verfassen konnte. Fra Paolo stand an der Spitze einer katholischen Opposition gegen den Papst. Ihr Widerspruch ging vom Gesichtspunkte des Staates aus, naͤherte sich aber besonders durch augustinianische Grundsaͤtze den protestantischen Ansichten in vielen Stuͤcken: zuweilen ist sie sogar in den Ruf des Protestantismus gerathen. Dieser Richtung halber ist jedoch Sarpi’s Arbeit nicht sogleich zu verdaͤchtigen. Es gab in der Welt fast nur entschiedene Anhaͤnger und entschiedene Gegner dieses Conciliums. Von jenen war nichts als Lobeserhebung, von diesen nichts als Verwerfung zu erwarten. Sar- pis Stellung war im Ganzen außerhalb dieser entgegengesetzten Rich- tungen. Er hatte keinen Anlaß es durchaus zu vertheidigen, er war nicht in der Nothwendigkeit es allenthalben zu verwerfen. Seine Stellung verschaffte ihm die Moͤglichkeit einer freiern Ansicht, — in der Mitte einer italienischen katholischen Republik konnte er auch allein den Stoff sammeln dessen er bedurfte. Wollen wir uns nun vergegenwaͤrtigen wie er arbeitete, so muͤs- sen wir uns erst erinnern, wie man bis zu seiner Zeit groͤßere histo- rische Werke verfaßte. Man hatte sich noch nicht die Aufgabe gemacht weder die Ma- terialien in einer gleichartigen Vollstaͤndigkeit zu sammeln, was ohne- hin so schwer zu erreichen ist, noch auch sie erst kritisch zu sichten, auf unmittelbare Kunde zu dringen, und den Stoff geistig durchzuar- beiten. Wie Wenige machen es sich noch heutzutage schwer! Man begnuͤgte sich damals die im Allgemeinen als glaubwuͤr- dig betrachteten Schriftsteller nicht sowohl zu Grunde zu legen als geradezu heruͤberzunehmen, ihre Erzaͤhlungen zu ergaͤnzen, d. i. wo man es vermochte, sie zu adoptiren; wo nicht neu aufgefundene hand- schriftliche Nachrichten an der gehoͤrigen Stelle einzuschalten. Dann war die Hauptbemuͤhung, diesem Stoff einen gleichmaͤßigen Styl zu geben. So besteht Sleidan aus den Documenten der Reformationshi- storie, wie er sie haben konnte, die er dann ohne viel Kritik an einander reihte und durch die Farbe seiner Latinitaͤt in ein gleichar- tiges Ganze verwandelte. Thuanus hat ohne Bedenken lange Stellen aus andern Ge- schichtschreibern heruͤbergenommen. Des Buchanan schottische Ge- schichte findet man auseinandergenommen und an die verschiedenen Stellen des fremden Werkes eingeschaltet. Die englische Geschichte Sarpi . hat er aus den Materialien die ihm Camden sendete, die deutsche aus Sleidanus und Chytraͤus, die italienische aus Adriani, die tuͤrkische aus Busbequius und Leunclavius entlehnt. Eine Methode bei der freilich die Originalitaͤt wenig geschont wird, bei der man oft das Werk eines Andern liest, als des Au- tors der auf dem Titel genannt ist, die sich heutzutage besonders die Verfasser franzoͤsischer Memoiren aufs Neue zu eigen gemacht haben. Die letzten freilich ohne alle Entschuldignng . Ihre eigentliche Ten- denz sollte es ja seyn, das Originale mitzutheilen. Auf Sarpi zuruͤckzukommen, so stellt er uns in den ersten Saͤtzen seines Werkes seine Lage unverholen dar. „Meine Absicht ist, die Geschichte des tridentinischen Conciliums zu schreiben. Denn obwohl mehrere beruͤhmte Historiker unsers Jahr- hunderts in ihren Werken einzelne Punkte derselben beruͤhrt, und Jo- hann Sleidan, ein sehr genauer Schriftsteller, mit großem Fleiß die fruͤheren Ereignisse, durch die es veranlaßt wurde, — le cause an- tecedenti — erzaͤhlt hat, so wuͤrden doch alle diese Sachen, wenn man sie zusammenstellte, noch nicht eine vollstaͤndige Erzaͤhlung ge- waͤhren. Sobald ich anfing mich um die Angelegenheiten der Mensch- heit zu bekuͤmmern, bekam ich große Luft diese Geschichte vollstaͤndig zu erfahren; nachdem ich alles das gesammelt was ich davon ge- schrieben fand — auch die Documente die davon gedruckt oder hand- schriftlich verbreitet worden, so begann ich in dem Nachlasse der Praͤlaten und Anderer die an dem Concil Theil genommen, die Nach- richten aufzusuchen die sie daruͤber hinterlassen, so wie die Stimmen welche sie abgegeben, von ihnen selbst oder von andern aufgesetzt, und die brieflichen Nachrichten die von jener Stadt ausgegangen; ich habe dabei keine Muͤhe und Arbeit gespart; auch habe ich das Gluͤck ge- habt ganze Sammlungen von Noten und Briefen von Personen die an jenen Verhandlungen großen Antheil nahmen, zu Gesicht zu bekommen. Da ich nun so viele Sachen zusammengebracht, welche einen uͤberfluͤssigen Stoff zu einer Erzaͤhlung geben, so faßte ich den Entschluß sie zusammenzustellen.“ Mit anschaulicher Naivetaͤt hat Sarpi hier seine Lage geschil- dert. Man sieht ihn auf der einen Seite zwischen den Historikern, deren Erzaͤhlungen er an einander reiht, die ihm indeß doch nicht genug thun: auf der andern Seite mit handschriftlichen Materialien versehen, mit denen er jene ergaͤnzt. Leider hat Sarpi weder die einen noch die andern ausfuͤhrlich genannt; auch die Methode seiner Vorgaͤnger war das nicht; er ließ, wie sie, sein ganzes Bemuͤhen seyn, aus den Nachrichten die er ge- funden eine wohlgeordnete, angenehme, in sich abgeschlossene Geschichte zusammenzuweben. Indessen auch ohne Angabe im Einzelnen koͤnnen wir leicht er- kennen, welches die gedruckten Geschichten sind die er benutzte: von vorn herein Jovius, Guicciardini, dann Thuanus, Adriani, haupt- saͤchlich aber der, den er ja auch nennt, Sleidan. Z. B. in der gesammten Darstellung der Verhaͤltnisse zur Zeit des Interims und nach der Translation des Conciliums nach Bo- logna hat er den Sleidan und nur ein paar Mal die Urkunden die die- Sarpi . dieser Schriftsteller anfuͤhrt, uͤbrigens aber nichts als ihn vor Au- gen gehabt. Es ist wohl der Muͤhe werth, und muß uns einen Schritt wei- ter fuͤhren, zu beobachten wie er hiebei verfaͤhrt. Nicht selten uͤbersetzt er den Sleidan geradezu: — zwar etwas frei, aber er uͤbersetzt; z. B. bei den Verhandlungen des Kaisers mit den Fuͤrsten uͤber ihre vorlaͤufige Unterwerfung unter das triden- tinische Concilium: Sleidan lib. XIX, p. 50. Et Palatinus quidem territatus fuit etiam, nisi morem gere- ret, ob recentem anni superioris offensionem, uti diximus, cum vix ea cicatrix coaluisset: Mauricius, qui et socerum landgra- vium cuperet liberari et nuper admodum esset auctus a Cae- sare, faciundum aliquid sibi videbat. Itaque cum Caesar eis prolixe de sua voluntate per internuncios promitteret, et ut ipsius fidei rem permitterent flagitaret, illi demum octobris die vigesimo quarto assentiuntur. Reliquae solum erant civitates: quae magni rem esse periculi videbant submittere se concilii decretis indifferenter. Cum iis Granvellanus et Hasius diu mul- tumque agebant; atque interim fama per urbem divulgata fuit, illos esse praefractos, qui recusarent id quod principes omnes comprobassent: auditae quoque fuerunt comminationes, futurum ut acrius multo quam nuper plectantur. Tandem fuit inventa ratio ut et Caesari satisfieret et ipsis etiam esset cautum. Ete- nim vocati ad Caesarem, ut ipsi responsa principum corrigant non suum esse dicunt, et simul scriptum ei tradunt, quo testi- ficantur quibus ipse conditionibus concilium probent. Caesar, eorum audito sermone, per Seldium respondet, sibi pergratum esse quod reliquorum exemplo rem sibi permittant et caeteris consentiant. Sarpi lib. III, p. 283. Con l’elettor Palatino le preghiere havevano specie di minacce rispetto alle precedenti offese perdonate di recente. Verso Mauricio duca di Sasso- nia erano necessità, per tanti beneficii nuovamente havuti da Cesare, e perche desiderava liberare il lantgravio suo suo- cero. Perilche promettendo loro Cesare d’adoperarsi che in concilio havessero la dovuta sodisfattione e ricercandogli che si fidassero in lui, finalmente consentirono, e furono se- guiti dagli ambasciatori dell’ elettore di Brandeburg e da tutti i prencipi. Le città ricusarono come cosa di gran pericolo il sottomettersi indifferentemente a tutti i decreti del concilio. Il Granvela negotiò con gli ambasciatori loro assai e longamente, trattandogli anco da ostinati a ricusar quello che i prencipi havevano comprobato, aggiongendo qualche sorte di minacce di condannargli in somma maggiore che la già pagata: perilche finalmente furono costrette di condescendere al voler di Cesare, riservata però cautione per l’osservanza delle promesse. Onde chiamate alla presenza dell’ imperatore, et interrogate se si con- formavano alla deliberatione de’ prencipi, risposero che sarebbe stato troppo ardire il loro a voler correggere la risposta de’ prencipi, e tutti insieme diedero una scrittura contenente le conditioni con che avrebbono ricevuto il concilio. La scrittura Päpste** 18 Sarpi . fu ricevuta ma non letta, e per nome di Cesare dal suo can- cellario furono lodati che ad essempio degli altri havessero ri- messo il tutto all’ imperatore e fidatisi di lui: e l’istesso im- peratore fece dimostratione d’haverlo molto grato. Così l’una e l’altra parte voleva esser ingannata. Gleich bei dieser Uebersetzung laͤßt sich die Bemerkung machen, daß sich Sarpi doch nicht ganz getreu an die ihm uͤberlieferte That- sache haͤlt. Es wird von Sleidan nicht gesagt, daß Granvella die Staͤdte bedroht habe: was der Deutsche als ein allgemeines Ge- spraͤch bezeichnet, legt der Italiener dem Minister in den Mund; die Auskunft die man mit den Staͤdten trifft, wird in dem Origi- nal deutlicher ausgedruͤckt als in der Uebersetzung. — Wie hier, ist es auch in unzaͤhligen andern Stellen. Dabei wuͤrde jedoch nichts weiter zu bemerken seyn: man wuͤrde sich nur allezeit zu entsinnen haben, daß man eine etwas willkuͤr- liche Ueberarbeitung des Sleidan vor sich hat; wenn nicht dann und wann noch einige wesentlichere Veraͤnderungen eintraͤten. Einmal hat Sarpi keinen rechten Begriff von der Reichsverfas- sung. Er hat eigentlich immer eine Verfassung im Sinne welche aus den drei Staͤnden: Geistlichkeit, weltlichen Großen und Staͤd- ten, besteht. Nicht selten veraͤndert er die Ausdruͤcke seines Autors nach dieser eigenthuͤmlich irrigen Vorstellung. Z. B. lib. XX, p. 108 eroͤrtert Sleidan die Stimmen uͤber das Interim in den drei Collegien: 1. dem churfuͤrstlichen. Die drei geistlichen Churfuͤrsten sind dafuͤr, doch nicht die weltlichen: reliqui tres electores non quidem ejus erant sententiae, Palatinus imprimis et Mauricius, verum uterque causas habebant cur Caesari non admodum reclamarent; 2. dem Fuͤrstencollegium: caeteri principes, qui maxima parte sunt episcopi, eodem modo sicut Moguntinus et collegae respondent; 3. civitatum non ita magna fuit habita ratio. Daraus macht nun Sarpi ( lib. III, p. 300): die geistlichen Churfuͤrsten sagen ihre Meinung eben wie bei Sleidan. Al parer de’ quali s’accostarono tutti i vescovi: i prencipi secolari per non offendere Cesare tac- quero: et a loro esempio gli ambasciatori delle città parlarono poco, nè di quel poco fu tenuto conto. Was bei Sleidan von zwei Churfuͤrsten gesagt ist, wird hier auf alle weltlichen Fuͤrsten uͤbertragen. Es scheint als haͤtten die Bischoͤfe ihre Stimmen be- sonders abgegeben; das ganze Odium wird auf sie geworfen. Die hohe Bedeutung die der Reichsfuͤrstenrath in diesen Zeiten erlangte, wird voͤllig verkannt. — Gleich in der oben angefuͤhrten Stelle behauptet Sarpi, die Fuͤrsten seyen dem Gutachten der Churfuͤrsten beigetreten. In der That aber hatten sie schon ein eigenes abgegeben, welches von dem churfuͤrstlichen auf das mannigfaltigste abwich. Aber noch wichtiger ist es, daß Sarpi, indem er die Notizen die er findet heruͤbernimmt, oder auch anderswoher geschoͤpfte da- mit verbindet, excerpirt, uͤbersetzt, daß er dabei seine Erzaͤhlung zu- gleich mit eigenen Bemerkungen durchwebt. Beobachten wir, wel- cher Art diese sind. Es ist ganz merkwuͤrdig. Zum Beispiel wiederholt der gute Sleidan — lib. XX, p. 58 — ohne alles Arg einen Vortrag des Bischofs von Trient: worin dreier- Sarpi . lei gefordert wird: die Wiederherstellung des Conciliums nach Trient, die Sendung eines Legaten nach Deutschland, und eine Bestimmung wie es im Falle einer Sedisvacanz gehalten werden solle. Woͤrtlich uͤbersetzt dieß Sarpi; dann aber schaltet er eine Bemerkung ein: „der dritte Punkt“, sagt er, „wurde hinzugefuͤgt, um den Papst an sein hohes Alter, seinen nahen Tod zu erinnern, um ihn dadurch zu groͤ- ßerer Nachgiebigkeit zu bewegen, denn er werde ja seinen Nachkommen das Mißvergnuͤgen des Kaisers nicht zum Erbtheile zuruͤcklassen wollen.“ In diesem Style sind seine Bemerkungen uͤberhaupt, sie sind saͤmmtlich von Bitterkeit und Galle durchdrungen. „Der Legat be- rief die Versammlung und sagte zuerst seine Meinung; denn der h. Geist, welcher die Legaten nach dem Sinne des Papstes und die Bischoͤfe nach dem Sinne der Legaten zu bewegen pflegt, that auch dießmal wie er gewohnt ist.“ Nach Sleidan schickt man das Interim nach Rom, „denn es war doch auch den Protestanten darin einiges bewilligt.“ Nach Sarpi drangen darauf die deutschen Praͤlaten, „denn“, sagt er, „von jeher suchen sie die paͤpstliche Autoritaͤt in Ansehen zu erhalten, da diese al- lein das Gegengewicht der kaiserlichen ausmacht, der sie ohne den Papst nicht wuͤrden widerstehn koͤnnen, besonders wenn einmal die Kaiser nach dem Gebrauch der alten christlichen Kirche sie zu ihrer Pflicht noͤthigen und die Mißbraͤuche der sogenannten kirchlichen Frei- heit in Schranken halten wollen.“ Im Allgemeinen sehen wir wohl, wie sehr sich Sarpi von den bisherigen Compilatoren unterscheidet. Der Auszug den er macht, ist voll von Geist und Leben. Dem fremden Material zum Trotz hat sein Ausdruck einen leichten, angenehmen und gleichmaͤßigen Fluß. Man bemerkt es nicht, wo er von einem Autor zu einem andern uͤbergeht. Aber damit ist freilich auch verbunden, daß seine Darstellung die Farbe seiner Stimmung traͤgt, der systematischen Opposition, des Widerwillens oder des Hasses gegen den roͤmischen Hof. Um so groͤßern Eindruck bringt sie hervor. Aber, wie wir sahen, Paul Sarpi hatte noch ganz andere Ma- terialien als gedruckte Autoren. Bei weitem der wichtigere Theil seines Buches ist, was er aus diesen schoͤpfte. Er selbst unterscheidet die interconciliaren und vorbereitenden Ereignisse von der eigentlichen Geschichte des Conciliums. Er sagt, er wolle jene mehr in Form eines Jahrbuchs, diese mehr in Form eines Tagebuchs behandeln. Ein anderer Unterschied ist, daß er fuͤr jene sich großentheils an die gelaͤufigen und wohlbekannten Schrift- steller gehalten, fuͤr diese dagegen aus neuen und eigenen Docu- menten geschoͤpft hat. Es fragt sich zunaͤchst, welcher Art diese sind. Da moͤchte ich nun nicht glauben, daß es im Einzelnen viel waͤre, was er von Maͤnnern wie jener Secretaͤr des ersten Lega- ten an dem Concilium, Oliva, oder von dem franzoͤsischen Gesand- ten Ferrier in Venedig, der auch am Concilium gewesen war, er- halten konnte — eben in Hinsicht Olivas begeht Sarpi einen starken Fehler: er laͤßt ihn das Concilium eher verlassen, als dieß geschehen ist — die franzoͤsischen Acten wurden gar bald gedruckt; die Einwirkung 18* Sarpi . dieser Maͤnner, die zu den Mißvergnuͤgten gehoͤrten, wird darin be- stehn, daß sie den Widerwillen, den P. Sarpi gegen das Conci- lium empfand, verstaͤrkten. Die eigentlichen Actenstuͤcke boten ihm dagegen die venezianischen Sammlungen in großer Fuͤlle dar: Briefe der Legaten, wie Monte’s, geheimer Geschaͤftstraͤger, wie Viscontis; Nachrichten von Nuntien, wie Chieregatos; ausfuͤhrliche Tagebuͤcher die am Concilium gehalten worden; Lettere d’Avisi, und unzaͤhlige an- dere mehr oder minder authentische Denkmale. Er war hierin so gluͤcklich, daß er Schriften benutzt hat die seitdem nie wieder zum Vor- schein gekommen sind, die Pallavicini, trotz der großartigen Unter- stuͤtzung die er fand, sich doch nicht zu verschaffen wußte: fuͤr welche die forschende Historie allezeit auf sein Werk angewiesen seyn wird. Nur entsteht nun die neue Frage, wie er sie benutzt hat. Zum Theil hat er sie ohne Zweifel mit leichter Ueberarbei- tung geradezu heruͤbergenommen. Courayer versichert, er habe eine handschriftliche Relation uͤber die Congregationen des Jahres 1563 in Haͤnden gehabt, die von Sarpi benutzt und beinahe copirt wor- den, „que notre historien a consultée et presque copiée mot par mot.“ In meinen Haͤnden ist eine handschriftliche Historia del s. con- cilio di Trento scritta per M. Antonio Milledonne, secr. Vene- ziano — welche auch Foscarini ( Lett. Venez. I, p. 351) und Mend- ham kennen — von einem gleichzeitigen, sehr wohl unterrichteten Autor, trotz aller Kuͤrze fuͤr die spaͤtern Sitzungen des Conciliums keines- wegs unerheblich. Ich finde nun, daß Sarpi sie zuweilen woͤrtlich aufgenommen hat. Z. B. Milledonne: Il senato di Norimbergo rispose al nontio Delfino, che non era per partirsi dalla confessione Augu- stana, e che non accettava il concilio, come quello che non aveva le conditioni ricercate da’ protestanti. Simil risposta fe- cero li senati di Argentina e Francfort al medesimo nontio Del- fino. Il senato di Augusta e quello di Olma risposero, che non potevano separarsi dalli altri che tenevano la confessione Augustana. Sarpi p. 450. Il noncio Delfino nel ritorno espose il suo carico in diverse città. Dal senato di Norimberg hebbe rispo- sta, che non era per partirsi dalla confessione Augustana, e che non accetterà il concilio, come quello che non haveva condi- tioini ricercate da’ protestanti. Simili risposte gli fecero li se- nat d’Argentina e di Francfort. Il senato d’Augusta e quello d’Olma risposero, che non potevano separarsi dagli altri che tengono la lor confessione. Nur da folgt Sarpi nicht nach, wo Milledonne ins Loben ge- raͤth, wenn es auch ganz unverfaͤnglich waͤre. Milledonne: Il c l Gonzaga prattico di negotii di stato per aver governato il ducato di Mantova molti anni doppo la morte del duca suo fratello fino che li nepoti erano sotto tutela, gen- tiluomo di bell’ aspetto, di buona creanza, libero e schietto nel parlare, di buona mente, inclinato al bene. Seripando era Na- politano, arcivescovo di Salerno, frate eremitano, grandissimo Sarpi . teologo, persona di ottima coscienza e di singolar bontà, desi- deroso del bene universale della christianità. Sarpi ist uͤber diese Maͤnner viel karger. Destinò al conci- lio, sagt er z. B. p. 456, fra Girolamo, C l Seripando, theo- logo di molta fama; das ist ihm genug. Die Briefe Viscontis, welche Sarpi vor sich hatte, sind spaͤter- hin gedruckt worden, und bei der ersten Vergleichung ersehen wir, daß er sich ihnen hie und da sehr genau anschloß. Ein Beispiel sey Vis- conti lettres et négotiations tom. II, p. 174. Ci sono poi stati alcuni Spagnuoli, li quali parlando dell’ istituzione de’vescovi e della residenza havevano havuto ordine di affirmare queste opi- nioni per vere come li precetti del decalogo. Segovia seguì in queste due materie l’opinione di Granata, dicendo ch’era ve- rità espressa la residenza ed istituzione delli vescovi essere de jure divino e che niuno la poteva negare, soggiungendo che tanto più si dovea fare tal dichiarazione per dannare l’opinione de gli heretici che tenevano il contrario. Guadice, Aliffi e Mon- temarano con molti altri prelati Spagnuoli hanno aderito all’ opinione di Granata e di Segovia; ma piacque al signore dio che si fecero all’ ultimo di buona risoluzione. Sarpi VIII, 753. Granata disse, esser cosa indegna haver tanto tempo deriso li padri trattando del fondamento dell’ in- stituzione de’ vescovi e poi adesso tralasciandola, e ne ricercò la dichiarazione de jure divino, dicendo maravegliarsi perche non si dichiarasse un tal punto verissimo et infallibile. Ag- gionse che si dovevano prohibire come heretici tutti quei libri che dicevano il contrario. Al qual parer adherì Segovia, af- fermando che era espressa verità che nissuno poteva negarla, e si doveva dichiarare per dannare l’openione degli heretici che tenevano il contrario. Seguivano anco Guadice, Aliffe et Monte Marano con gli altri prelati Spagnuoli, de’ quali alcuni dissero, la loro openione esser così vera come li precetti del decalogo. Man sieht, Sarpi ist nicht ein gewoͤhnlicher Abschreiber; je weiter man ihn mit seiner Quelle vergleicht, desto mehr wird man inne, wie gut er es versteht den Zusammenhang zu ergaͤnzen, den Ausdruck durch eine leichte Wendung zu heben; — aber zugleich ist auch sein Bemuͤhen augenscheinlich, den Eindruck zu Ungunsten des Conciliums zu verstaͤrken. Wie das sich auch nicht anders denken laͤßt, er behandelt das Ungedruckte eben wie das Gedruckte. Es versteht sich aber, daß das zuweilen von vielem Ein- fluß auf die Auffassung der Thatsachen ist, wie sich unter andern bei der Darstellung des wichtigsten unsrer deutschen Religionsge- spraͤche, von Regensburg 1541, ergibt. Er hielt sich da zunaͤchst wieder an Sleidan: auch hatte er ohne Zweifel den Bericht vor Augen, welchen Bucer uͤber dieses Gespraͤch erstattet hat. In der Benutzung dieser deutschen Quellen begeht er den schon beruͤhrten Fehler aufs neue. Die Staͤnde gaben an diesem Reichs- tage dem Kaiser zwei Mal eine Antwort auf seine Antraͤge ein. Beide Sarpi . Male waren sie selbst uneinig. Das churfuͤrstliche Collegium war fuͤr die Intentionen des Kaisers, das fuͤrstliche dagegen. Doch war der Unterschied, daß die Fuͤrsten das erste Mal nachgaben, das zweite Mal jedoch nicht; dann reichten sie eine abweichende Ant- wort ein. Sleidan sucht den Widerspruch des fuͤrstlichen Collegiums dadurch zu erklaͤren, daß er bemerkt, es seyen so viele Bischoͤfe darin gewe- sen: ein fuͤr die Reichsverfassung allerdings sehr wichtiger Punkt. Sarpi verwischt aber das Wesentliche ganz, indem er dabei bleibt, das Fuͤrstencollegium geradezu Bischoͤfe zu nennen. Er sagt bei der ersten Antwort: I vescovi rifiutarono; bei der zweiten: i ve- scovi con alcuni pochi principi cattolici; was denn, wie gesagt, die Ansicht der Reichsverfassung durchaus verunstaltet. Wir wollen indeß hiebei nicht stehn bleiben. Die Hauptsache ist, wie er die ihm eigenthuͤmlichen geheimern Quellen benutzt, von denen er glauben durfte, daß sie noch eine geraume Zeit unbekannt bleiben wuͤrden. Fuͤr die Geschichte dieses Reichstages hatte er die Instruction Contarinis, die der Cardinal Quirini spaͤterhin eben auch aus einem venezianischen MS hat drucken lassen. Da bemerken wir nun zuerst, daß er das was er in der In- struction fand, bald hier bald da in die Unterredungen verflicht, welche der Legat mit dem Kaiser gehalten habe. Z. E. heißt es in der Instruction: Eos articulos in quibus in- ter se convenire non possunt, ad nos remittant, qui in fide boni pastoris et universalis pontificis dabimus operam ut per univer- sale concilium vel per aliquam viam aequivalentem non praeci- pitanter, sed mature et quemadmodum res tanti momenti exigit, finis his controversiis imponatur, et remedium quod his malis adhibendum est quam diutissime perdurare possit. Sarpi laͤßt Contarini fordern: ogni cosa si mandasse al papa, il qual prometteva in fede di buon pastore et universal ponte- fice di fare che il tutto fosse determinato per un concilio gene- rale o per altra via equivalente con sincerità e con nissun af- fetto humano, non con precipitio, ma maturamente. Die Instruction faͤhrt an einer andern Stelle fort: Si quidem ab initio pontificatus nostri, ut facilius hoc religionis dissidium in pristinam concordiam reduceretur, primum christianos prin- cipes ad veram pacem et concordiam per literas et nuntios no- stros saepissime hortati sumus, — mox ob hanc eandem cau- sam concilium generale — — christianis regibus et principibus etiam per proprios nuntios significavimus, — — multaque in Ger- mania religionis causa non ea qua decuit auctoritatem nostram, ad quam religionis judicium cognitio et examen spectat, reve- rentia tractari et fieri non absque gravi dolore animi intellexi- mus, tum temporum conditione moti, tum Caesareae et regiae majestatum vel earum oratorum pollicitationibus persuasi quod ea quae hic fiebant boni alicujus inde secuturi causa fierent, partim patientes tulimus etc. Sarpi fuͤgt hinzu: Sicome la S tà S. nel principio del ponti- Sarpi . ficato per questo medesimo fine haveva mandato lettere e nun- tii a prencipi per celebrar il concilio, e poi intimatolo, e mandato al luogo i suoi legati, e che se haveva sopportato che in Ger- mania si havesse parlato tante volte della cose della religione con poca riverentia dell’ autorità sua, alla quale sola spetta trattarle, l’haveva fatto per essergli dalle M tà S. data intentione e promesso che cio si faceva per bene. Genug es ist offenbar, daß die Erklaͤrungen, welche Sarpi dem Contarini in den Mund legt, geradezu aus der Instruction desselben entnommen sind; und wenn man nun einmal weiß woran man ist, so wird man das leicht entschuldigen. Jedoch zu leugnen ist auch nicht, daß die Wahrheit bei diesem Verfahren zuweilen ins Gedraͤnge kommt. Der Legat bekam bei dem taͤglichen Wechsel der Ereignisse veraͤnderte Instructionen; Gruͤnde, welche darauf berechnet waren, daß nur die unvertragenen Punkte nach Rom geschickt wuͤrden, laͤßt ihn der Autor in einer Zeit vortragen, wo man in Rom be- reits forderte, daß er alles, auch die Punkte uͤber die man schon uͤber- eingekommen, der Begutachtung des roͤmischen Hofes anheimstellen solle. Dieser ersten Abweichung, daß der Autor Worte der Instruction auf einen Fall anwendet auf den sie nicht berechnet waren, fuͤgt er aber auch noch wichtigere hinzu. Der Papst erklaͤrt sich in der Instruction besonders gegen ein Nationalconcilium: — — Majestati Caesareae in memoriam redi- gas, quantopere concilium illud sit semper detestata, cum alibi tum Bononiae palam diceret nihil aeque perniciosum fore et apo- stolicae et imperiali dignitatibus quam Germanorum nationale concilium, illi nulla meliore via quam per generale concilium obviam iri posse confiteretur: quin imo etiam S. M. post Ratis- bonensem dietam anno d ni 1532 habitam pro sua singulari pru- dentia omni studio semper egit ne qua imperialis dieta hactenus sit celebrata ac ex ea occasione ad concilium nationale deveni- retur. Woͤrtlich fuͤhrt dieß auch Sarpi und zwar als aus der In- struction genommen an; jedoch mit einem merkwuͤrdigen Zusatz. Che raccordasse all’imperatore quanto egli medesimo havesse de- testato il concilio nationale essendo in Bologna, conoscendolo pernicioso all’ autorità imperiale: poiche i sudditi preso animo dal vedersi concessa potestà di mutare le cose della religione pensarebbono ancora a mutare lo stato: e che S. M. dopo il 1532 non volse mai più celebrare in sua presenza dieta imperiale per non dar occasione di domandar concilio nationale. Wer sollte nicht glauben, daß der Kaiser den Gedanken, eine Nation veraͤndere leicht ihre Regierungsform, wenn sie ihre Religion einmal aͤndere, selbst geaͤußert habe? Ich kann das aber dem Au- tor nicht auf sein Wort glauben. In der Instruction findet sich nichts davon. Es ist ein Gedanke der erst nach den Begebenheiten der spaͤtern Zeit der Welt gelaͤufig wurde. Ich denke nicht daß mein Verfahren zu kleinlich erscheine. Was will man machen um heraus zu bekommen ob Jemand die Wahr- Sarpi . heit sagt, als daß man ihn mit den Quellen vergleicht die er vor sich gehabt hat. Ich finde noch eine Abweichung, staͤrker als die uͤbrigen. Gleich in der ersten Unterredung, die er zwischen Contarini und dem Kaiser ansetzt, flicht er die Worte der Instruction ein; jene wich- tigen Worte, auf die auch wir uns bezogen haben. Der Papst entschuldigt sich, daß er dem Cardinal nicht eine so ausgedehnte Vollmacht gegeben habe, wie Kaiser und Koͤnig dieselbe gewuͤnscht: primum quia videndum imprimis est, an protestan- tes — — in principiis nobiscum conveniant, cujusmodi est hu- jus sanctae sedis primatus tanquam a deo et salvatore nostro in- stitutus, sacros. ecclesiae sacramenta, et alia quaedam quae tum sacrarum literarum auctoritate tum universalis ecclesiae perpe- tua observatione hactenus observata et comprobata fuere et tibi nota esse bene scimus: quibus statim initio admissis omnis su- per aliis controversiis concordia tentaretur. Sarpi laͤßt Contarini sagen: che S. S tà gli aveva data ogni potestà di concordare con protestanti, purche essi ammettino i principii, che sono il primato della sede apostolica instituito da Christo, et i sacramenti sicome sono insegnati nella chiesa Ro- mana, ele altre cose determinate nella bolla di Leone , offerendosi nelle altre cose di dar ogni sodisfattione alla Ger- mania. Man sieht welch ein Unterschied dieß ist. In der Unbestimmt- heit der paͤpstlichen Worte lag die ganze Moͤglichkeit eines guten Er- folges: die Zusammenkunft wuͤrde gar keinen denkbaren Zweck gehabt haben, haͤtte man diese Aussicht nicht gelassen; bei Sarpi faͤllt die- selbe eigentlich doch durchaus weg. Der Papst will nicht „quaedam quae tibi nota esse bene scimus“, er fordert die Anerkenntniß der Bestimmung der Bulle Leos X, d. i. die Verdammung lutherischer Lehren. Eine voͤllig unausfuͤhrbare Sache. Ueberhaupt will Sarpi nicht anerkennen, daß der paͤpstliche Stuhl irgend eine Art von Nachgiebigkeit bewiesen habe. Contarini muß bei ihm die paͤpstliche Autoritaͤt in den haͤrtesten Formen verfechten. Bei Sarpi beginnt er gleich damit, „der Papst koͤnne die Befug- niß zweifelhaste Glaubensmeinungen zu entscheiden schlechthin Nie- mand mittheilen: ihm allein sey das Privilegium gegeben nicht zu ir- ren; in den Worten: Ego rogavi pro te Petre.“ Dinge von de- nen sich in der Instruction wenigstens kein Wort findet. Denn uͤberhaupt sah Sarpi das Papstthum in dem Lichte seiner Zeit an. Nachdem die Restauration sich vollzogen, war es bei wei- tem gewaltsamer, inflexibler geworden, als es in den Tagen der Ge- fahr und Bedraͤngniß gewesen. Aber in dieser Fuͤlle von Macht und ungebrochenem Selbstgefuͤhl stand es Sarpi vor Augen. Was er erlebte und fuͤhlte, trug er dann auch in die fruͤhern Zeiten uͤber. Alle Nachrichten und Documente die er fand, sey es gedruckt oder unge- druckt, legte er in diesem Sinne aus, der ihm so natuͤrlich war und auf der Stellung seiner Vaterstadt, seiner Partei in derselben, auf seiner persoͤnlichen Stellung beruhte. Wir haben noch ein anderes Geschichtswerk von Paul Sarpi, Sarpi . uͤber die venezianisch-roͤmischen Irrungen von 1606: Historia parti- colare delle cose passate tra’l summo pontefice Paolo V e la ser ma rep a di Venetia, Lion 1624; das im Ganzen in verwand- tem Sinne geschrieben ist. Meisterhaft in der Darstellung, im Gan- zen wahrhaft, aber doch eine Parteischrift. Von der Spaltung der Venezianer unter einander, die bei dieser Gelegenheit ausbrach und einen so wichtigen Moment der innern Geschichte ausmacht, finden wir bei Sarpi wenig oder nichts. Bei ihm ist es, als herrsche nur Eine Meinung. Er spricht immer von dem Princeps: so bezeichnet er die venezianische Staatsgewalt. Diese Fiction gestattet dann nicht, daß er zu einer eingehenden Darstellung der innern Verhaͤltnisse ge- langte. Leichten Fußes schluͤpft er uͤber die Dinge hin, welche min- der ehrenvoll fuͤr Venedig sind; z. B. uͤber jene Auslieferung der Gefangenen; gleich als wuͤßte er nicht, weshalb sie erst dem Gesand- ten und dann mit andern Worten dem Cardinal uͤbergeben wurden. Auch erwaͤhnt er nicht, daß die Spanier fuͤr die Ausschließung der Jesuiten waren. Er hat ihnen beiden einen unversoͤhnlichen Haß ge- widmet, und will nicht wissen, daß ihre Interessen hier auseinander gingen. So ist es nun auch ungefaͤhr mit der Geschichte des Conciliums. Die Quellen sind fleißig zusammengebracht, — sehr wohl uͤberarbeitet, mit uͤberlegenem Verstande benutzt; — auch koͤnnte man nicht sagen, daß sie verfaͤlscht, daß sie haͤufig und wesentlich verunstaltet waͤren; — aber die Bearbeitung ist im Geiste einer entschiedenen Opposition gemacht. Hiedurch brach Sarpi aufs neue nach einer andern Seite hin Bahn. Jenem compilatorischen Wesen gab er die Einheit der allge- meinen Tendenz; seine Arbeit ist mißbilligend, verwerfend, feindselig: das erste Beispiel einer Geschichte, welche die ganze Entwickelung ihres Gegenstandes mit unaufhoͤrlichem Tadel begleitet: weit entschiedener als etwa Thuanus, der nur erst an diese Methode streift; hierin hat denn Sarpi unzaͤhlige Nachfolger gefunden. Istoria del concilio di Trento scritta dal padre Sforza Pal- lavicino della compagnia di Gesu. 1664. Ein Buch wie die Geschichte des Sarpi, so reich ausgestattet mit bisher niemals bekannt gewordenem Detail, voll von Geist und Maledicenz, uͤber ein so wichtiges Ereigniß, das in seinen Fol- gen die damalige Zeit beherrschte, mußte nothwendig den groͤß- ten Eindruck machen. Die erste Ausgabe war 1619 erschienen: bis 1622 erschien eine lateinische Uebersetzung viermal, uͤberdieß eine deutsche und eine franzoͤsische Uebersetzung. Der roͤmische Hof dachte um so mehr daran sie widerlegen zu lassen, da sie doch in der That viele Irrthuͤmer enthielt, die einem Jeden einleuchteten, der die Angelegenheiten dieser Zeit genauer kannte. Ein Jesuit Terentio Alciati, Praͤ f ect der Studien im Collegio Romano, beschaͤftigte sich sofort damit, den Stoff zu einer Wider- legung, die zugleich ein ausfuͤhrliches Werk waͤre, zusammen zu brin- gen; sein Buch fuͤhrte den Titel: Historiae concilii Tridentini Pallavicini . a veritatis hostibus evulgatae elenchus So heißt er bei Mazzuchelli. ; ein ungeheures Ma- terial haͤufte er auf: ehe er es bearbeitet, starb er, 1651. Der Jesuitengeneral Goswin Nickel waͤhlte zur Ausarbeitung desselben einen andern seiner Ordensbruͤder, der schon ein gewisses literarisches Talent bewaͤhrt hatte, Sforza Pallavicini; er machte ihn frei von andern Geschaͤften — „wie ein Condottiere einen Sol- daten“, sagt Pallavicini selbst, habe ihn der General zu dieser Ar- beit angestellt. In drei dicken Quartanten foͤrderte Pallavicini seit dem Jahre 1656 diese Arbeit ans Licht. Ein Werk das in der That einen ungeheuren Stoff enthaͤlt, und fuͤr die Geschichte des 16ten Jahrhunderts — denn es faͤngt auch vom Ursprung der Reformation an — von der groͤßten Wichtigkeit ist. Die Archive waren dem Autor aufgethan, was die roͤmischen Bibliotheken von Materialien die er brauchen konnte enthielten, war ihm zugaͤng- lich; nicht allein die Acten des Conciliums auf das ausfuͤhrlichste, sondern auch der Briefwechsel der Legaten mit Rom und eine große Menge anderer Informationen kamen ihm zu Gute: er ist weit entfernt seine Quellen zu verschweigen: er macht eher mit ihren Titeln auf dem Rande seines Buches Parade: es ist ihrer eine Unzahl. Sein vornehmstes Geschaͤft ist nun, Sarpi zu widerlegen. Hin- ter jedem Bande laͤßt er einen Catalog „der Irrthuͤmer in den That- sachen“ folgen, deren er seinen Gegner uͤberwiesen zu haben behaup- tet; er zaͤhlt ihrer 361. Allein unzaͤhlige andere, fuͤgt er hinzu, die er auch widerlegt habe, seyen in diesen Catalogen gar nicht auf- gefuͤhrt. In seiner Vorrede sagt er: „in kleine Scharmuͤtzel werde er sich nicht einlassen: wer ihn angreifen wolle, moͤge mit ordentlicher Heeresmacht anruͤcken, und sein ganzes Buch widerlegen, wie er Paul Sarpi ganz widerlege.“ Was wollte das fuͤr ein Werk ge- geben haben. Wir koͤnnen nicht versucht seyn, auf eine aͤhnliche Weise zu verfahren. Es muß uns genuͤgen, wie gesagt, uns an einigen Beispielen einen Begriff von der Methode des Pallavicini zu bilden. Da er nun aus so vielen geheimen Urkunden schoͤpfte, und ei- gentlich das ganze Buch aus ihnen zusammenwebte, so kommt es vor allem darauf an, sich zu vergegenwaͤrtigen, wie er diese be- nutzt hat. Es wird uns dieß besonders da moͤglich seyn, wo etwa die Ur- kunden, deren er sich bediente, nachher gedruckt worden sind. Auch ist es mir gegluͤckt eine ganze Reihe von Documenten einzusehen, die niemals gedruckt worden, und die er citirt; es ist nothwendig, die Originale mit seiner Bearbeitung zu vergleichen. Ich will dieß in einigen Punkten nach einander thun. 1. Und da ist nun zuerst zu bekennen, daß die Instructionen und Papiere, welche Pallavicini vorlagen, von ihm oft ganz genuͤ- gend excerpirt und benutzt worden sind. Ich habe z. B. eine In- struction, welche der spanische Gesandte im November 1562 erhielt, Pallavicini . die Antwort welche ihm der Papst im Merz 1563 ertheilte, die neue Instruction mit welcher der Papst seinen Nuntius versah, mit den Auszuͤgen bei Pallavicini verglichen und sie im Ganzen durchaus uͤbereinstimmend gefunden. — Pall. XX, 10. XXIV, 1. Er hat sich seines Rechtes bedient, wenn er einige Umstellungen vorgenommen hat, die der Wahrheit keinen Eintrag thun. Es ist wohl wahr, daß er einige starke Ausdruͤcke mildert, z. B. wenn der Papst sagt: er habe das Concilium nur im Vertrauen auf den Beistand des Koͤnigs wieder eroͤffnet, in der Meinung, der Koͤnig werde sein rechter Arm seyn und ihm in allen seinen Gedanken und Handlungen ein Wegweiser und Anfuͤhrer seyn — il fondamento che facessimo nella promessa di S. M tà e de’ suoi ministri di doverci assistere ci fece entrare arditamente nell’ impresa, pensando di avere S. M tà per nostro braccio dritto e che avesse a esserci guida o conduttiero in ogni nostra azione e pensiero, — laͤßt er ihn nur sagen, er wuͤrde das Concilium nicht wieder eroͤffnet haben, wenn er nicht das Vertrauen gehegt haͤtte, der Koͤnig werde sein Arm und sein Anfuͤhrer seyn. Da indeß hiebei doch die Substanz bleibt, so kann das keinen Tadel be- gruͤnden. Bei der Sendung Viscontis nach Spanien und eines an- dern Gesandten an den Kaiser meint Sarpi ( VIII, 61), ihr Auf- trag eine Zusammenkunft vorzuschlagen sey wohl nur scheinbar ge- wesen; allein dieß ist eine allzu feine Vermuthung: der Antrag auf einen Congreß, oder eine Conferenz, wie man damals sagte, ist einer von den Punkten auf die in der Instruction am meisten gedrungen wird. Pallavicini hat ohne Zweifel Recht indem er darauf besteht. 2. Nicht immer aber ist Pallavicini der besser unterrichtete. Wenn Sarpi erzaͤhlt, Paul III. habe bei der Zusammenkunft von Busseto Kaiser Carl dem V. den Antrag gemacht, seinem Enkel, der mit einer natuͤrlichen Tochter des Kaisers verheirathet war, Mailand zu verleihen, so wendet Pallavicini ein ganzes Capitel daran ihn zu widerlegen. Er will den Geschichtschreibern nicht glauben, in denen dieß auch sonst vorkommt. „Wie haͤtte denn“, ruft er aus, „der Papst wagen koͤnnen dem Kaiser Briefe in einem Tone zu schreiben wie er sie geschrieben hat?“ Con qual petto avrebbe ardito di scrivere a Carlo lettere così risentite. Der Kaiser haͤtte ihm ja unver- schaͤmte Verstellung ( simulatione sfacciata ) vorwerfen koͤnnen. Da Pallavicini so heftig wird, so muß man wohl glauben, daß er hier bona fide schreibt. Nichts desto minder hat die Sache ihre Richtig- keit, wie sie Sarpi erzaͤhlt. Aus den Depeschen des florentinischen Gesandten ( Dispaccio Guicciardini 26 Giugno 1543) geht das un- widersprechlich hervor. In einem handschriftlichen Leben des Vasto finden sich daruͤber noch ausfuͤhrlichere Details. Wir werden einen Discorso des Car- dinal Carpi erwaͤhnen, der eben dahin zielt. Ja noch im Jahre 1547 hatte der Papst diesen Gedanken nicht fahren lassen. Le car- dinal de Bologne au roi Henry II bei Ribier II, 9. L’un — le pape — demande Milan, qu’il jamais n’aura, l’autre — l’em- pereur — 400000 sc., qu’il n’aura sans rendre Milan. Dessen- ungeachtet schrieb Papst Paul III. jene Briefe. 3. Aber die Frage entsteht, ob Pallavicini in der Regel nur Pallavicini . bona fide irret. Nicht allenthalben moͤchte dieß der Fall seyn. Es fin- det sich zuweilen, daß seine Documente nicht so rechtglaͤubig und katholisch sind wie er selber. Waͤhrend die Angelegenheiten noch im Gange waren und alle Seiten ihres Daseyns, alle Moͤglichkeiten ei- ner andern Entwickelung darstellten, konnte man sie nicht so streng ansehen wie spaͤterhin, nachdem sich alles wieder festgestellt hatte. Einen Vertrag wie der Religionsfriede war, konnte die Rechtglaͤubigkeit des 17. Jahrhunderts nimmermehr billigen; Pallavicini beklagt die „de- trimenti gravissimi“ die er dem roͤmischen Stuhle zugefuͤgt, — er vergleicht ihn mit einer Palliativcur, welche nur eine gefaͤhrlichere Crisis hervorbringe. Demohnerachtet fand er uͤber denselben die Relation eines Nuntius, welcher seine Nothwendigkeit einsah. Es war der Bischof Delfino von Liesina. Pallavicini fuͤhrt die Relation an, welche dieser Bischof an den Cardinal Carafsa abgestattet hatte, und benutzt sie in der That. Wie aber thut er dieß? Alle die Gruͤnde, mit welchen Delfino die innere Nothwendig- keit dieser Abkunft beweist, verwandelt er in Entschuldigungsgruͤnde die Ferdinand fuͤr sich anfuͤhre. Der Nuntius sagt: In dieser Zeit war kein Fuͤrst und keine Stadt die nicht mit ihrem Nachbar Haͤndel gehabt haͤtte — er nennt sie: — das Land ging zu Grunde, — gleichsam von einem Gegenreichstag schrieben Brandenburg, Hessen und Sachsen von Naumburg, sie wollten sich vereinigt halten, — der Koͤnig hatte den Kaiser gebeten, lieber Frieden mit Frankreich zu machen und auf Deutschland sein Augenmerk zu richten; doch schlug er es ab, — in der Mitte von so viel Unheil kamen die Staͤnde zusammen, — der Koͤ- nig bestaͤtigte nun die Punkte, uͤber welche beide Theile sich verei- nigt hatten: so freudig haben sie das gethan ( sì allegramente ) daß es seit Maximilian niemals in Deutschland so ruhig gewesen ist wie jetzt. Alles dieß beruͤhrt nun auch Pallavicini ( l. XIII, c. 13); aber wie sehr geschwaͤcht wird es dadurch daß er es einem Fuͤrsten in den Mund legt, der sich nur entschuldigen will. Scusavasi egli di cio con addurre che haveva richiesto d’or- dini specificati, l’imperatore confortandolo alla pace di Francia, — — ed havergli ricordato esser questa l’unica arme per franger l’orgoglio de’ protestanti etc. — man halte gegen diese geschraub- ten Ausdruͤcke die Worte Delfinos: Il ser mo re vedendo questi andamenti (die religioͤsen Entzweiungen) scrisse a S. M tà Cesa- rea esortandola alla pace col christianissimo accioche ella possa attendere alle cose di Germania e farsi ubedire etc. Es ist ohne Zweifel eine starke und bei einem Buche das sich der Urkundlichkeit so sehr ruͤhmt, nicht zu duldende Abweichung, daß der Autor die Erzaͤhlung eines Nuntius zur Entschuldigung des Fuͤrsten macht: aber das Schlimmste ist, daß dadurch die reine Ansicht der Begebenheit verdunkelt wird. Ueberhaupt ist die ganze Urkunde gebraucht, aus dem Styl des sechzehnten in den Styl des siebzehnten Jahrhunderts uͤbersetzt, aber gemißbraucht. 4. Bleiben wir bei den Verhaͤltnissen des Papstes zu Ferdi- Pallavicini . nand I. stehn, so finden wir noch einige andere Bemerkungen zu machen. Man weiß, daß unser Kaiser auf eine Reform drang, die dem Papste nicht sehr angenehm war. In den ersten Monaten des Jahres 1563 schickte Pius zweimal seine Nuntien, erst Commen- done, dann Morone, nach Insbruck, wo der Kaiser sich damals aufhielt, um ihn von seiner Opposition abzubringen. Sehr merk- wuͤrdige Sendungen, fuͤr das Concilium von großem Erfolg. Es ist interessant zu beobachten, wie Pallavicini ( XX, 4) von den- selben Bericht erstattet. Wir haben Commendones Relation 19. Fe- bruar 1563, die auch er vor Augen hatte. Da ist nun zuerst zu bemerken, daß er die Ausdruͤcke deren man sich an dem kaiserlichen Hofe bediente, die Aussichten die man da faßte, unendlich schwaͤcht. Von der Vereinigung, in der damals der Kaiser mit den Franzosen und dem Cardinal von Lothringen stand, laͤßt er Commendone sagen: rendersi credibile che scambievolmente si confirmerebbono nel parer e si prometterebbono ajuto nell’ operare: es werde glaublich, daß sie sich in ihrer Meinung mit ein- ander vergleichen und sich auch in ihren Unternehmungen Huͤlfe lei- sten wuͤrden. Ganz anders druͤckt sich Commendone aus. Am kai- serlichen Hofe dachte man nicht allein die Reform mit den Franzo- sen gemeinschaftlich nachzusuchen: pare che pensino trovar modo e forma di haver più parte et autorità nel presente concilio per stabilire in esso tutte le loro petitioni giuntamente con Fran- cesi. Vieles andere aber laͤßt Pallavicini geradezu weg. Am kaiserlichen Hofe war man der Meinung, mit etwas mehr Nachgiebigkeit und ernst- licher Reform haͤtte man vieles bei den Protestanten ausrichten koͤnnen. La somma è che a me pare di haver veduto non pur in S. M tà ma nelli principali ministri, come Trausen e Seldio, un ardentissimo desiderio della riforma e del progresso del concilio con una gran speranza quod remettendo aliquid de jure positivo et reformando mores et disciplinam ecclesiasticam non solo si possono conser- vare li cattolici ma guadagnare e ridurre degli heretici, con una opinione et impressione pur troppo forte che qui siano molti che non vogliano riforma. Ich will nicht untersuchen, wer die Protestanten seyn mochten, von denen im Falle ordentlicher Re- formen eine Ruͤckkehr zum Katholicismus zu erwarten gewesen waͤre, allein viel zu anzuͤglich sind diese Reden dem Hofpraͤlaten, als daß er sie mittheilen sollte. „Man sprach von den Schwierigkeiten, die man in dem Concilium finde: Seld antwortete kurz: Opor- tuisset ab initio sequi sana consilia.“ Die Klagen uͤber die Schwie- rigkeiten erwaͤhnt auch Pallavicini, die Antwort verschweigt er. Dafuͤr aber theilt er einen Ausspruch des Kanzlers zu Gunsten der Jesuiten in extenso mit. Genug er verweilt bei dem was ihm angenehm ist, was ihm und der Curie unbequem seyn moͤchte ignorirt er. 5. Es kann nicht fehlen, daß das nicht fuͤr die Ansicht des Gegenstandes nachtheilig werden sollte. Z. B. noch in dem Jahre 1547 gaben die Spanier einige Re- formationsartikel ein, die unter dem Namen der Censuren bekannt sind. Pallavicini . Kurz darauf erfolgte die Translation des Conciliums, und es kann keine Frage seyn, daß die Censuren darauf sehr viel Einfluß hatten. Es war allerdings von der groͤßten Bedeutung, daß die unmittelbaren Anhaͤnger Kaiser Carls in dem Momente daß er siegreich war, so ungemeine Forderungen aufstellten. Sarpi hat sie in alle ihrer Aus- dehnung, lib. II, p. 262. Auch die Antworten des Papstes theilt er kurz darauf mit. Dem Pallavicini aber sind so ungestuͤme For- derungen rechtglaͤubiger Praͤlaten nicht gelegen. Er sagt, Sarpi er- zaͤhle da viel, wovon er nichts finden koͤnne; nur finde er eine Ant- wort die der Papst auf gewisse Reformvorschlaͤge ertheilt, die von vielen Vaͤtern gemacht und ihm von dem Praͤsidenten angezeigt wor- den, lib. IX, c. 9, sopra varie riformazioni proposte da molti de’ padri. Sie anzufuͤhren huͤtet er sich wohl. Es koͤnnte ihm bei der Widerlegung der menschlichen Beweggruͤnde, welche Sarpi der Translation unterlegt, schaͤdlich werden. 6. In diesem Verschweigen, bei Seite liegen lassen dessen was ihm nicht gefaͤllt, ist er nun sehr stark. In dem dritten Buche z. B. citirt er ein paar Mal eine veneziani- sche Relation von Suriano. Er sagt von ihr, der Autor versichere, eine ausgesuchte und uͤber allen Zweifel erhabene Kenntniß der Tractaten zwischen Franz und Clemens zu besitzen, auch denkt er nicht daran sie ihm zu bestreiten ( III, c. 12, n. 1): er nimmt Zuͤge, die der- selbe mittheilt, geradezu in seine Erzaͤhlung auf, z. B. daß Clemens Thraͤnen vergossen habe vor Schmerz und Unmuth bei der Nachricht von der Gefangennehmung seines Nepoten durch den Kaiser; — ge- nug er glaubt an ihn. Auch gibt er vor: dieser Venezianer stehe mit seinem Landsmanne Sarpi in geradem Widerspruche. Sarpi nemlich sagt: Il papa negotiò confederazione col re di Francia, la quale si concluse e stabilì anco col matrimonio di Henrico secondogenito regio e di Catharina. Hieruͤber faͤhrt Pallavicini auf. „Der Papst,“ sagt er, „verbuͤndete sich nicht mit dem Koͤnige, was P. Soave so keck behauptet.“ Er beruft sich auf Guicciardini und So- riano. Was sagt nun Soriano? Weitlaͤuftig deducirt er, wie und wo die Hinneigung des Papstes zu den Franzosen begonnen habe; welch eine entschieden politische Farbe sie hatte; endlich spricht er auch von den Unterhandlungen zu Bologna. Da leugnet er nun allerdings, daß es zu einem eigentlichen Bunde gekommen sey: allein nur eine schrift- liche Abfassung desselben leugnet er ab. Di tutti li desiderii (del re) s’accommodò Clemente con parole tali che gli fanno credere, S. S tà esser disposta in tutto alle sue voglie, senza però far pro- visione alcuna in scrittura. Er erzaͤhlt spaͤter, daß der Koͤnig auf die Erfuͤllung der Versprechungen gedrungen habe, die ihm dort gemacht worden: S. M tà chr ma dimandò che da S. S tà li fussino osservate le promesse; — was nach demselben Autor mit eine Ursache an dem Tode des Papstes war. Hier ist der sonderbare Fall, wo die Unwahrheit gewissermaßen wahrer ist als die Wahrheit. Es ist kein Zweifel: Sarpi hat Unrecht wenn er sagt, es sey ein Buͤnd- niß geschlossen worden: was man so nennt, kam nicht zu Stande: Pallavicini hat Recht wenn er es leugnet; aber im Ganzen trifft doch Sarpi viel naͤher zur Wahrheit. Es war die engste Vereini- Pallavicini . gung, nur eine muͤndliche, nicht eine schriftliche. Aber Pallavicini sucht nur seinen Gegner zu widerlegen, ohne ein Interesse zu ha- ben die Wahrheit selbst an den Tag zu bringen. 7. Nirgends faͤllt dieß mehr in die Augen als bei jenem Re- gensburger Colloquium, von dem wir oben so ausfuͤhrlich gehandelt ha- ben. Auch Pallavicini kannte diese Instruction, wie man leicht er- achtet; er hielt sie fuͤr geheimer als sie wirklich ist. In der Art aber wie er sie behandelt lernen wir ihn vollstaͤndig kennen. Heftig faͤhrt er auf Sarpi los: er schilt ihn, daß er den Papst erklaͤren lasse, er wolle den Protestanten Genugthuung gewaͤhren, wofern sie nur in den bereits festgesetzten Punkten des katholischen Glaubens mit ihm uͤbereinstimmen wuͤrden: che ove i Luterani convenissero ne’ punti già stabiliti della chiesa romana, si offeriva nel resto di porger ogni sodisfattione alla Germania. Er findet, daß das der Wahrheit geradezu entgegen sey. Questo è dirimpetto contrario al primo capo dell’ instruttione. Wie? das Gegentheil davon waͤre wahr? In der Instruction des Papstes heißt es: Videndum est an in principiis nobiscum conveniant, — — quibus admissis omnis super aliis controversiis concordia t e ntaretur, und die uͤbri- gen Worte, die oben angefuͤhrt worden sind. Es ist wahr: Sarpi be- geht hiebei einen Fehler: er restringirt den Legaten mehr, als er es war; er sagt zu wenig von der Nachgiebigkeit des Papstes; statt dieß zu entdecken, wie es denn am Tage liegt, gibt Pallavicini vor, er sage zu viel: er wirft sich da in eine Distinction von Glaubensartikeln und andern, welche in der Bulle nicht gemacht worden; er bringt eine Menge Dinge herbei, die auch wahr sind, aber nicht allein wahr, welche jene Worte, die nun einmal in der Instruction stehn, nicht wegfallen machen. In dem Unwesentlichen ist er genau: das We- sentliche verunstaltet er ganz und gar. Genug Pallavicini betraͤgt sich wie ein Advocat, der seinen hart angeklagten Clienten in allen Stuͤcken und durchaus zu vertheidigen unternommen hat. Er sucht ihn in das beste Licht zu setzen, er bringt herbei was ihm foͤrderlich ist; was ihm nach seiner Einbildung schaͤdlich seyn koͤnnte, laͤßt er nicht allein weg, sondern leugnet es geradezu. Es wuͤrde unmoͤglich seyn, ihn in alle den weitlaͤuftigen Dis- cussionen zu begleiten, welche er unternimmt; es ist schon genug wenn wir einigermaßen seine Manier erkannt haben. Freilich ergibt sich daraus fuͤr die Geschichte des Conciliums nicht das erfreulichste Resultat. Man hat wohl gesagt, aus diesen beiden Werken zusammen ergebe sich die Wahrheit. Vielleicht sehr im Ganzen und Allgemei- nen laͤßt sich dieß behaupten. Im Einzelnen ist es nicht der Fall. Sie weichen beide von der Wahrheit ab: es ist gewiß, diese liegt in der Mitte: aber durch Conjectur koͤnnte sie nicht ergriffen werden, sie ist wieder etwas Positives, Neues; durch keine Vermittelung der Parteien, sondern nur durch Anschauung des Factums laͤßt sie sich fassen. Wie wir gesehen haben — Sarpi sagt: es sey ein Bund zu Bolo- gna geschlossen worden: Pallavicini leugnet es; keine Conjectur in der Welt kann herausbringen, daß der Bund muͤndlich abgeredet, Sarpi und Pallavicini . nicht schriftlich verfaßt worden war, was denn freilich die Gegen- saͤtze vereinigt. Die Instruction Contarinis verunstalten sie beide; ihr Wider- spruch ist niemals auszugleichen; nur indem man das Original vor sich nimmt, tritt die Wahrheit an den Tag. Sie sind Geister von ganz entgegengesetzter Natur. Sarpi ist scharf, penetrirend, boshaft; seine Anordnung ist uͤberaus geschickt, sein Styl ist rein und ungesucht, und obwohl ihn die Crusca nicht in den Catalog der Classiker aufnehmen wollen, wahrscheinlich wegen einiger Provincialismen die er hat, so ist er doch nach so vielem Wort- gepraͤnge, durch das man sich anderwaͤrts durchwinden muß, ein wahres Labsal: sein Styl faͤllt mit den Sachen selbst zusammen: in Hinsicht der Darstellung ist er unter den modernen Geschichtschreibern von Ita- lien gewiß der zweite: — ich setze ihn unmittelbar nach Machiavelli. Auch Pallavicini ist nicht ohne Geist: — er macht manchmal sinn- reiche Vergleichungen: — er vertheidigt oft nicht ohne Gewandtheit. Aber sein Geist hat etwas Schwerfaͤlliges, Druͤckendes; es ist haupt- saͤchlich ein Talent das Phrasen macht und auf Ausfluͤchte denkt: sein Styl ist uͤberfuͤllt mit Worten. Sarpi ist hell und durchsichtig bis auf den Grund; Pallavicini nicht ohne Fall und Fluß, aber truͤbe, breit und im Grunde seicht. Beide sind von ganzem Herzen parteiisch; — der wahre Sinn des Historikers, den Gegenstand, das Object in voller Wahrheit zu ergreifen und an das Licht zu schaffen, geht in der That Beiden ab; Sarpi haͤtte gewiß das Talent, aber er will nun einmal anklagen; Pallavicini hat das Talent in unendlich geringerm Grade, aber um jeden Preis will er vertheidigen. Auch kann man selbst in Beiden zusammen den Stoff noch nicht vollstaͤndig uͤbersehen. Es bleibt immer merkwuͤrdig, daß Sarpi vie- les hatte was Pallavicini mit alle der großartigen Unterstuͤtzung die er fand nicht aufzutreiben gewußt hat. Ich will nur ein Memoire des Nuntius Chieregato uͤber die Berathschlagungen am Hofe Hadrians VI. anfuͤhren, welches sehr wichtig ist, und gegen das Pallavicini Exceptionen macht, die gar nichts bedeuten. Auch uͤbergeht Pallavi- cini manches aus einer Art von Unfaͤhigkeit. Er sieht nicht ein, daß viel darauf ankommt, und so laͤßt er es weg. Dagegen mangelten aber dem Sarpi wieder unzaͤhlige Informationen, welche Pallavicini hatte: von der Correspondenz des roͤmischen Hofes mit den Legaten sah er nur einen kleinen Theil. Seine Fehler kommen meistens von dem Mangel an urkundlichen Berichten her. Oft haben sie aber auch Beide wichtige Denkmale nicht gehabt. Fuͤr die Geschichte des ganzen letzten Theils des Conciliums ist eine kleine Relation des Cardinal Morone, der die entscheidende Gesandt- schaft an Ferdinand I. verwaltete, hoͤchst wichtig. Sie blieb von Bei- den unbenutzt. Auch muß man nicht glauben, daß Rainaldus oder Le Plat die- sen Mangel voͤllig ersetze. Rainaldus excerpirt oft nur den Pallavi- cini. Le Plat folgt ihm oder Sarpi oft woͤrtlich, und nimmt aus den lateinischen Uebersetzungen ihrer Werke dasjenige als Denkmal auf was er sonst nicht authentischer fand. Er hat weniger Ungedrucktes als Sarpi und Pallavicini . als sich erwarten ließe. In Mendhams Memoirs of the council of Trident findet sich manches Neue und Gute; z. B. finden wir p. 181 einen Auszug aus den Acten des Paleotto, sogar dessen Einlei- tungen, selbst zu einzelnen Sessionen, wie zur 20sten; aber es ist nicht das gehoͤrige Studium dahintergesetzt. Wollte Jemand, was indeß, da diese Sachen ihr Interesse sehr verloren haben, nicht so leicht zu erwarten ist, eine neue Geschichte des tridentinischen Conciliums unternehmen, so muͤßte er ganz von vorn anfangen. Er muͤßte die eigentlichen Verhandlungen desselben, die Discussionen der Congregationen zusammenbringen, von denen nur sehr wenig authentisch bekannt geworden ist; er muͤßte sich auch die Depeschen eines oder des andern Gesandten der daselbst zugegen war verschaffen. Erst alsdann wuͤrde er den Stoff und die beiden entgegengesetzten Bearbeiter voͤllig uͤbersehen koͤnnen. Ein Unterneh- men, zu dem es jedoch nicht kommen wird, da diejenigen die es allenfalls vollfuͤhren koͤnnten, es nicht wollen, und die welche es wol- len, es nicht vermoͤgen. Päpsie** 19 Dritter Abschnitt . Zeiten der Restauration bis auf Sixtus V. Wir kehren zu unsern Handschriften zuruͤck, in denen sich, wenn gleich fragmentarisch, doch auf jeden Fall eine echte und unver- faͤlschte Belehrung findet. 22. Instructio pro causa fidei et concilii data episcopo Mutinae, Pauli III ad regem Romanorum nuntio destinato. 24. Oct. 1536. (MS Barb. 3007. 15 Bl.) Ein rechter Beweis wie nothwendig es der roͤmische Hof fand sich zusammen zu nehmen, fuͤr seinen guten Ruf zu sorgen. Dem Nun- tius werden unter andern folgende Regeln gegeben. Er soll weder zu freigebig seyn noch auch geizig; weder zu ernsthaft noch zu mun- ter; er soll seine geistlichen Befugnisse nicht durch Anschlaͤge an den Kirchthuͤren bekannt machen: er moͤchte dadurch laͤcherlich werden: wer ihn brauche, finde ihn auch ohne das; er soll seine Gebuͤhr zwar nur unter besondern Umstaͤnden ganz erlassen, aber niemals allzu ei- frig eintreiben; — keine Schulden machen — in den Gasthoͤfen be- zahlen. Nec hospitii pensione nimis parce vel fortasse etiam ne- quaquam soluta discedat, id quod ab aliquibus nuntiis aliis fa- ctum plurimum animos eorum populorum in nos irritavit. — In vultu et colloquiis omnem timorem aut causae nostrae diffiden- tiam dissimulet. — Hilari quidem vultu accipere se fingant in- vitationes, sed in respondendo modum non excedant, ne id forte mali iis accidat quod cuidam nobili Saxoni, camerario secreto q. Leonis X (Miltitz), qui ob Lutheranam causam componendam in Saxoniam missus, id tantum fructus reportavit, quod saepe, perturbatus vino, ea effutire de pontifice et Romana curia a Saxo- nibus inducebatur, non modo quae facta erant, sed quae ipsi e malae in nos mentis affectu imaginabantur et optabant; et ea omnia scriptis excipientes postea in conventu Vormatiensi no- bis publice coram tota Germania exprobrabant. Wir sehen auch aus Pallavicini I, 18, daß das Betragen des Miltitz ihm ein sehr schlechtes Andenken am roͤmischen Hofe gestiftet hatte. Unsere Instruction ist noch dadurch merkwuͤrdig, daß sie einige weniger bekannte Vertheidiger des Katholicismus in Deutschland Instructio Pauli III 1536. — Instr. 1537. nahmhaft macht: Leonh. Marstaller, Nicol. Appel, Joh. Burchard Prediger Ordens, — qui etsi nihil librorum ediderit contra Lu- theranos, magno tamen vitae periculo ab initio usque hujus tu- multus pro defensione ecclesiae laboravit. Unter den bekanntern wird vor allem Ludwig Berus, der von Basel nach Freiburg im Breisgau geflohen war, geruͤhmt, und dem Nuntius empfohlen, tum propter sanam et excellentem hominis doctrinam et morum probitatem, tum quia sua gravitate et autoritate optime operam na- vare poterit in causa fidei. Man weiß, daß sich Ber selbst bei den Protestanten in gutes Ansehen zu setzen verstand. 23. Instruttione mandata da Roma per l’elettione del luogo del con- cilio. (1537.) Informationi Politt. T. XII. Allerdings war nun die Meinung Pauls III. ein Concilium zu berufen: in unserer Instruction versichert er, er sey fest dazu ent- schlossen ( tutto risoluto ). Nur wuͤnscht er es in Italien zu ver- sammeln. Seine Neigung geht gleich auf Piacenza und Bologna, Orte der Kirche der gemeinschaftlichen Mutter Aller; — hoͤchstens auf eine Stadt der Venezianer, da auch diese die gemeinschaftlichen Freunde Aller seyen. Sein Grund ist, es sey den Protestanten mit dem Concilium kein Ernst; wie man aus den Bedingungen sehe, welche von ihnen aufgestellt worden: gleich hier tritt der Gedanke hervor, der hernach eine so hohe welthistorische Bedeutung bekommen hat, das Concilium sey allein eine Sache der Katholiken unter sich. Uebrigens gibt er dem Kaiser von seinen Bemuͤhungen fuͤr eine innere Reform Nachricht. — „Sarà con effetto e non con parole.“ — 24. Instruttione data da Paolo III al c l Montepulciano destinato all’ imperatore Carlo V sopra le cose della religione in Germania 1539. (Bibl. Corsini nr. 467.) Bei alle dem lag aber am Tage, daß das Beduͤrfniß einer Ver- soͤhnung zunaͤchst in Deutschland hervortrat. Dann und wann brach es sich auf beiden Seiten im Gegensatz mit dem Papste Bahn. Auf dem Convent in Frankfurt machte der kaiserliche Gesandte Johann Wessel, Erzbischof von Lund, den Protestanten sehr bedeutende Zuge- staͤndnisse: — einen funfzehnmonatlichen Stillstand, waͤhrend dessen alles gerichtliche Verfahren des Kammergerichts eingestellt seyn sollte; er versprach ihnen ein Religionsgespraͤch ohne Theilnahme des Pap- stes. Natuͤrlich war dieß Paul dem III. hoͤchlich verhaßt: der Car- dinal Montepulciano, spaͤter Marcellus II , ward deshalb nach Deutsch- land geschickt, um ein so unkatholisches Abkommen ruͤckgaͤngig zu machen. Die Instruction gibt nun vor allem dem Erzbischof von Lund schlechte persoͤnliche Beweggruͤnde seiner Nachgiebigkeit Schuld: Ge- schenke, Versprechungen, weitere Absichten. „La communità d’Au- gusta gli donò 2500 fiorini d’oro, poi gli fu fatta promissione 19* Instr. al card. Montepulciano 1539. di 4000 f. singulis annis sopra il frutto del suo arcivescovato di Lunda occupato per quel re Luterano (von Daͤnemark).“ Bei dem Herzoge von Cleve, bei der Koͤnigin Maria von Ungarn wolle er gut stehn. Denn vor allem wird diese Schwester des Kai- sers, damals Statthalterin in den Niederlanden, einer starken Hin- neigung zu den Protestanten angeklagt. Secretamente presta fa- vore alla parte di Luterani, animandogli ove può, e con man- darli huomini a posta disfavoreggia la causa de’ cattolici. In Schmalkalden habe sie einen Abgeordneten gehabt, und den Chur- fuͤrst von Trier ausdruͤcklich abgemahnt, in den katholischen Bund zu treten. Maria und der Erzbischof repraͤsentirten nemlich die antifranzoͤ- sische und antiroͤmische Richtung der Politik des kaiserlichen Hofes. Sie wuͤnschten Deutschland unter dem Kaiser vereinigt zu sehen. Der Erzbischof erklaͤrte, das hange nur von einigen religioͤsen Zugestaͤnd- nissen ab: „che se S. M tà volesse tolerare che i Luterani stassero nei loro errori, disponeva a modo e voler suo di tutta Ger- mania.“ Der Papst entgegnet, es gebe ganz andere Mittel um mit Deutschland zu Ende zu kommen. Hoͤren wir ihn an. Annichilandosi dunque del tutto per le dette cose la dieta di Francfordia, et essendo il consiglio di S. M tà Cesarea et al- tri principi christiani, che per la mala dispositione di questi tempi non si possa per hora celebrare il concilio generale non ostante N. S. già tanto tempo lo habbia indetto et usato ogni opera e mezzo per congregarlo, pare a S. B ne che sarebbe bene che S. M tà pensasse alla celebratione di una dieta imperiale, per prohibire quelli inconvenienti che potriano nascere massi- mamente di un concilio nationale, il quale facilmente si potria fare per cattolici e Luterani per la quiete di Germania quando i cattolici havendo visto infiniti disordini seguiti per causa di alcun ministro della Cesarea e Regia M tà vedessero anche le Maestà loro esser tardi alli rimedj: nè detto concilio nationale sarebbe meno dannoso alla Cesarea e Regia Maestà, per le oc- culte cause, che sanno che alla sedia apostolica non potriano non pure partorire scisma ma in tutta la christianità così nel temporale come nello spirituale. Ma S. S tà è di parere che si celebri tal dieta in evento che S. M tà si possa trovare presente in Germania o in qualche luogo vicino a la congregatione: altri- menti se S. M tà Cesarea distratta da altre sue occupationi non potesse trovarsi così presto, è d’opinione che la dieta non s’in- dichi, nè che S. M tà si riposi nel giudicio altrui, quantunque sufficienti e buoni che procurassero e sollecitassero fare detta dieta in assenza di S. M tà , per non incorrere in quei disordini che sono seguiti nelle altre diete particolari ove non si è tro- vato S. M tà e tra questo mezzo con fama continuata da ogni banda di voler venire in Germania e fare la dieta e con honeste vie et esecutioni trattenere quei principi che la sollecitano e l’addimandano: mentre che S. M tà venendo da buon senno la in- dichi poi e celebri, et interea vedendo S. M tà quanto bene et Instructio pro episcopo Mutinensi 1540. utile sia per portare la propagatione della lega cattolica, attenda per hora a questa cosa principalmente, e scriva al suo oratore in Germania e parendoli ancora mandi alcun’ altro che quanto più si può procurino con ogni diligenza e mezzo d’accrescere detta lega cattolica acquistando e guadagnando ogn’ uno, ancora che nel principio non fossero così sinceri nella vera religione, perche a poco a poco si potriano poi ridurre, e per adesso im- porta più il togliere a loro che acquistare a noi: alla quale cosa gioveria molto quando S. M tà mandasse in Germania quella più quantità di denari ch’ella potesse, perche divulgandosi tal fama confirmarebbe gli altri, che più facilmente entrassero vedendo che li primi nervi della guerra non mancariano. E per mag- giore corroboratione di detta lega cattolica S. S tà si risolverà di mandare una o più persone a quei principi cattolici per ani- marli, similmente con promissioni di ajuto, di denari et altri ef- fetti, quando le cose s’incammineranno di sorte, per il beneficio della religione e conservatione della dignità della sede aposto- lica e della Cesarea M tà , che si veda da buon senno la spesa dover fare frutto: nè in questo si partirà dal ricordo di S. M tà : nè sarebbe male tra questo mezzo sotto titolo delle cose Tur- chesche mandare qualche numero di gente Spagnuola et Italiana in quelle bande con trattenerli nelle terre del re de’ Romani suo fratello, accioche bisognando l’ajuto fosse presto in ordine. Pallavicini kannte diese wie die vorige Instruction ( lib. IV, c. XIV ). Wir sehen bei ihm, daß die in der letzten enthaltenen No- tizen uͤber Deutschland besonders aus den Briefen Aleanders stammten, der sich in diesen Haͤndeln einen so zweideutigen Namen gemacht hat. 25. Instructiones pro rev mo dom no episcopo Mutinensi apostolico nun- tio interfuturo conventui Germanorum Spirae 12 Maji 1540 celebrando. (Barb. 3007.) Dennoch kam es zu den Religionsgespraͤchen. Wir sehen hier in welchem Lichte man sie in Rom betrachtete. Neque mirum videatur alicui si neque legatis neque nuntiis plenaria facultas et auctoritas decidendi aut concordandi in causa fidei detur, quia maxime absurdum esset et ab omni ratione dis- sentaneum, quin imo difficile et quam maxime periculosum, sa- cros ritus et sanctiones per tot annorum censuras ab universali ecclesia ita receptas ut si quid in his innovandum esset id non- nisi universalis concilii decretis vel saltem summi pontificis ec- clesiae moderatoris mature et bene discussa deliberatione fieri debeat, paucorum etiam non competentium judicio et tam brevi ac praecipiti tempore et in loco non satis idoneo committi. — Debet tamen rev. dom. nuntius domi suae seorsim intelli- gere a catholicis doctoribus ea omnia quae inter ipsos et do- ctores Lutheranos tractabuntur, ut suum consilium prudentiamque interponere et ad bonum finem omnia dirigere possit, salva sem- per sanctissimi Domini Nostri et apostolicae sedis auctoritate Instructio data card. Contareno 1541. et dignitate, ut saepe repetitum est, quia hinc salus universalis ecclesiae pendet, ut inquit D. Hieronymus. Debet idem parti- culariter quadam cum dexteritate et prudentia catholicos princi- pes, tam ecclesiasticos quam saeculares, in fide parentum et majorum suorum confirmare et ne qnid in ea temere et absque apostolicae sedis auctoritate, ad quam hujusmodi examen spe- etat, innovari aut immutari patiantur, eos commonefacere. 26. Instructio data rev mo card li Contareno in Germaniam legato 28. Jan. 1541. Schon gedruckt und oft beruͤhrt. — Endlich laͤßt sich der roͤmi- sche Hof doch zu einiger Nachgiebigkeit herbei. Zwischen 1541 und 1551 folgen in unserer Sammlung eine nicht unbedeutende Anzahl von Briefen, Berichten, Instructionen, welche ganz Europa umfassen, und nicht selten ein neues Licht auf die Be- gebenheiten werfen, die hier jedoch nicht genau eroͤrtert werden koͤn- nen; wie ja auch das Buch, welches diese Auszuͤge weiter erlaͤutern sollen, nicht zu einer ausfuͤhrlichen Darstellung dieser Periode bestimmt war. Ohne viel Scrupel bleibe ich nur bei dem Wichtigeren stehn. 27. 1551 die 20 Junii in senatu Matthaeus Dandulus eques ex Roma orator. Der Titel der Relation welche Matth. Dandolo — wie wir aus den Briefen des Cardinal Polo sehen ( ed. Quir. II, p. 90) der Schwager Gasp. Contarinis, — nach einem Aufenthalte von 26 Monaten in Rom, abstattete. Er verspricht kurz zu seyn: „alle re- lationi non convengono delle cose che sono state scritte se non quelle che sono necessarie di esser osservate.“ Er handelt zuerst von den letzten Tagen Pauls III; ich habe das Wichtigste davon schon angefuͤhrt; sodann vom Conclave: alle Cardinaͤle werden genannt. Dandolo versichert, daß er mit Mitglie- dern des Collegiums von der Universitaͤt von Padua herkomme. Man sieht wie gut er unterrichtet seyn mußte. Dann theilt er eine Ta- belle uͤber die paͤpstlichen Finanzen mit: Il particolar conto, io l’ho avuto da essa camera. I. La camera apostolica ha d’entrata l’anno: per la the- saureria della Mavca 25000 sc., per la salara di detta provin- cia 10000, per la thesaureria della città d’Ancona 9000, — d’As- coli 2400, — di Fermo 1750, — di Camerino 17000, — di Ro- magna et salara 31331, — di Patrimonio 24000, — di Perugia et Umbria 35597, — di Campagna 1176, per Norsia 600, per la salara di Roma 19075, per la doana di Roma 92000, per la gabella de cavalli in Roma 1322, per le lumiere 21250, per l’anco- raggio di Civita vecchia 1000; per il sussidio triennale: dalla Marca Matth. Danduli relat. 1551. 66000, da Romagna 44334, da Bologna 15000, da Perugia et Umbria 43101, da Patrimonio 18018, da Campagna 21529; da censi di S. Pietro 24000, dalla congreg ne de frati 23135, da vige- sima de Hebrei 9855, da maleficj di Roma 2000. Summa 559473. Da dexime del stato ecclesiastico quando si pongono 3000 sc., da dexime di Milano 40000, — del regno 37000, dalla gabella della farina 30000, — della gabella de contratti 8000. = 220(?)000. Ha il datario per li officii che vacano compositioni et (6?) admissioni 131000, da spoglie di Spagna 25000 = 147000 Summa delle entrate tutte 706(?)473 senza le 5 partite non tratte fuora, che stanno a beneplacito di N. Signore. II. La camera ha di spesa l’anno: a diversi governatori, le- gati, roche 46071 scudi, alli officiali di Roma 145815, a diverse gratie 58192, in Roma al governatore Bargello, guardie came- rali et altri officii 66694, al capitano generale 39600, alle gallere 24000, al populo Romano per il capitolio 8950, al maestro di casa, il vitto della casa 60000, a diversi extraordinarii in Ro- ma 35485, al signor Balduino cameriere 17000, al signor Gioan Battista 1750, alla cavalleria quando si teneva l’anno 30000, al N. S. per suo spendere et per provisioni da a car- dinali e tutto il datariato 232000. Summa in tutto questo exito 70(6?)5557 sc. Er schließt mit Bemerkungen uͤber die Person Julius III. Papa Giulio, Ser ma Sig ria , gravissimo e sapientissimo cons o , è dal Monte Sansovino, picciol luogo in Toscana, come già scrissi alle Ecc ze V e . Il primo che diede nome e qualche riputatione alla casa sua fu suo avo, dottore e molto dotto in legge, e fu al servitio del duca Guido de Urbino, dal quale mandato in Roma per negotii del suo stato lì acquistò gratia molta, sicche col molto studio che in detta facultà fece il suo nepote, acqui- stò tanto di gratia et riputatione che el fu il cardinal de Monte: de chi po fu nipote questo. Arrivato in corte per il primo grado camerier di papa Julio secondo, fu poi arcivescovo di Siponto, et in tal grado venne qui alle Ecc ze V e a dimandargli Ra- venna et Cervia quandoche elle le hebbeno doppo il sacco di Ro- ma: et col multo suo valore nel quale el si dimostrò et nelle lettere di legge et nei consigli havuti molti et per l’auttorità molta di suo zio che fu il cardinal de Monte, doppo morto lui, fu fatto cardinal questo. Et fatto papa si prese subito il nome di Julio, che fu il suo patron, con una perfettion (presun- tion?) di volerlo imitare. Ha Sua S tà 64 anni a 28 di Ottobre, di natura collerica molto, ma ancho molto benigna, sicche per gran collera che l’abbi la gli passa inanzi che compisse di ragionarla, sicche a me pare di poter affirmare lui non portar odio nè ancho forse amore ad alcuno, eccetto però il cardinal di Monte, del quale dirò poi. A Sua Santità non volsero mai dar il voto li cardinali Vita di Marcello II. nè di Marsa (?) nè di Trento, et furono li subito et meglio pre- miati da lei che alcun’ altro di quei che la favorirono. Il più favorito servitore di molti anni suo era lo arcivescovo di Si- ponto, che lei essendo cardinale gli diede l’arcivescovato e da lui fu sempre ben servita, sicche si credea che subito la lo fa- rebbe cardinale, ma lui si è rimasto in minoribus quasi che non era quandoche lei era cardinale, che poi fatto papa o poco o nulla si è voluta valer di lui, sicche el poverino se ne resta quasi come disperato. — — Unsre Handschrift ist leider zu feh- lerhaft, als daß wir, zumal da die Nachrichten doch oft ins Unbe- deutende fallen, sie weiter copiren sollten. 28. Vita di Marcello II scritta di propria mano del signor Alex. Cervini suo fratello. (Alb. nr. 157.) Es existirt ein recht brauchbares Werkchen uͤber Papst Marcel- lus II von Peter Polidoro 1744. Von den Quellen, aus denen dieser Autor schoͤpfte, ist gleich die erste welche er angibt unsere Le- bensbeschreibung von Alex. Cervini. Ungluͤcklicher Weise aber war dieselbe schon 1598 bei einem Brande im Hause der Familie zu Montepulciano zum groͤßten Theile verungluͤckt. Wir haben nur ein Fragment uͤbrig. Ich hebe folgende Stelle aus, die sich auf den Versuch der Kalenderverbesserung bezieht, der unter Leo X. gemacht wurde, und die sich bei Polidoro nicht findet. Havendolo adunque il padre assuefatto in questi costumi et esercitatolo nella grammatica, rettorica, aritmetica, e geometria, accadde che anche fu esercitato nell’ astrologia naturale più ancora che non haverebbe fatto ordinatamente, e la causa fu questa: la S tà di N. Sig re in quel tempo, Leone X, per publico editto fece intendere che chi aveva regola o modo di correggere l’anno trascorso fino ad all’ hora per undici giorni, lo facesse noto a S. S tà : onde M r Riccardo già detto (Vater des Papstes), siccome assai esercitato in questa professione, volse obbedire al pontefice, e però con longa e diligente osservatione e con suoi stromenti trovò il vero corso del sole, siccome apparisce nelli suoi opusculi man- dati al papa Leone, con il quale e con quella gloriosissima casa de Medici teneva gran servitù e specialmente con il magni- fico Giuliano, dal quale aveva ricevuti favori et offerte grandi. Ma perche la morte lo prevenne, quel Signore non seguì più oltre il disegno ordinato che M r Riccardo seguitasse, servendo la persona Sua Ecc za in Francia e per tutto dove essa andasse, come erano convenuti. Nè la santità di N. Signore potette ese- guire la publicatione della correttione dell’ anno per varii impe- dimenti e finalmente per la morte propria, che ne seguì non molto tempo doppo. Man sieht doch wie der Geist der Italiener in den Zeiten Leos X. auch in diesem Fache arbeitete; daß jener Bischof von Fossom- brone, der im Lateranconcilium von 1513 zu dem Werke der Ka- lenderverbesserung ermahnte, nicht der einzige war der daran dachte. Ant. Caracciolo vita di Paolo IV. 29. Antonio Caracciolo Vita di Papa Paolo IV. (2 Voll. fol.) Ant. Caracciolo, Theatiner, Neapolitaner, ein Sammler sein Lebenlang, konnte nicht versaͤumen seinen Fleiß auch dem beruͤhmte- sten neapolitanischen Papste, dem Gruͤnder der Theatiner, Paul IV. zu widmen. Wir sind ihm dafuͤr allen Dank schuldig. Eine große Menge Notizen die uns ohne ihn verloren seyn wuͤrden, hat er zusammengebracht. Sein Buch ist die Grundlage des ausfuͤhrlichen Werkes von Carlo Bromato: Storia di Paolo IV Pontefice Mas- simo, Rom. 1748, das in zwei dicken und enggedruckten Quartbaͤn- den eine uͤberaus reiche Sammlung von Materialien darbietet. Wie es indeß bei der Strenge der Censur, welche in der ka- tholischen Kirche gehandhabt ward, nicht anders seyn konnte, Bro- mato durfte keineswegs alles aufnehmen was seine Quelle ihm darbot. Ich habe oͤfter einer ausfuͤhrlichen Information J. P. Caraf- fas an Clemens VII. uͤber den Zustand der Kirche gedacht, die im Jahre 1532 verfaßt ward. Bromato macht I, p. 205 einen lan- gen Auszug daraus. Vieles aber laͤßt er auch weg, welches nun freilich eben das Bezeichnendste ist; z. B. uͤber die Verbreitung lu- therischer Meinungen in Venedig. Si supplica S. S tà che per l’honore di dio e suo, non es- sendo questa città la più minima nè la più vil cosa della chri- stianità et essendovi nella città e nel dominio di molte e molte migliara d’anime commesse a S. S tà , sia contenta da persona fedele ascoltare qualche cosa del loro bisogno, il quale, ancor- che sia grande, pure se ne dirà per hora qualche parte. E perche, come l’apostolo dice, sine fide impossibile est placere deo, comminciarete da questa, et avisarete S. S tà come si sente degli errori e dell’ heresie nella vita e nei costumi di alcuni, come è in non fare la quaresima e non confessarsi etc., e nella dottrina di alcuni, che publicamente ne parlano e tengono e communicano ancora con gli altri de’ libri prohibiti senza ri- spetto. Ma sopra tutto direte che questa peste, tanto dell’ here- sia Luterana quanto d’ogni altro errore contra fidem et bonos mores, da due sorti di persone potissimamente si va dissemi- nando et aumentando, cioè dagli apostati e da alcuni frati mas- sime conventuali, e S. S tà deve sapere di quella maledetta ni- data di quelli frati minori conventuali, la quale per sua bontà fermando alcuni suoi servi ha incominciato a mettere in iscom- piglio: perche essendo loro stati discepoli d’un frate heretico già morto, han voluto far onore al maestro. — — E per dire quello che in cio mi occorse, pare che in tanta necessità non si debba andare appresso la stampa usata: ma siccome nell’ ingruente furore della guerra si fanno ogni dì nuove provvisioni oppor- tune, così nella maggior guerra spirituale non si deve stare a dormire. E perche S. S tà sa che l’officio dell’ inquisitione in questa provincia sta nelle mani de’ sopradetti frati minori con- Bern. Navagero Relatione 1558. ventuali, li quali a caso s’abbattono a fare qualche inquisitione idonea, come è stato quel maestro Martino da Treviso, della cui diligenza e fede so che il sopradetto di buona memoria ve- scovo di Pola informò S. S tà , et essendo hora lui mutato da quello in altro officio, è successo nell’ inquisitione non so chi, per quanto intendo, molto inetto: e però bisogneria che S. S tà provvedesse parte con eccitar gli ordinarj, che per tutto quasi si dorme, e parte con deputare alcune persone d’autorità, mandare in questa terra qualche legato, se possibile fosse, non ambi- tioso nè cupido, e che attendesse a risarcire l’honore e cre- dito della sede apostolica e punire o almeno fugare li ribaldi heretici da mezzo de’ poveri christiani: perche dovunque ande- ranno, porteranno seco il testimonio della propria nequitia e della bontà de’ fedeli cattolici, che non li vogliono in lor com- pagnia. E perche la peste dell’ heresia si suole introdurre e per le prediche e libri hereticali e per la lunga habitatione nella mala e dissoluta vita, della quale facilmente si viene all’ here- sia, par che S. S tà potria fare in cio una santa, honesta et utile provvisione. So enthaͤlt nun das Werk Caracciolos noch gar manche andere mehr oder minder wichtige Nachrichten: die uͤbrigens unbekannt ge- blieben sind und die sich eine ausfuͤhrlichere Arbeit nicht duͤrfte entgehn lassen. Von einer andern seiner Schriften Collectanea historica de Paulo IV unterscheidet sich die italienische Lebensbeschreibung durch- aus: sie ist ein ganz anderes und bei weitem brauchbareres Werk. Jedoch findet sich auch in den Collectaneen einiges was in der Vita eben so wiederkehrt, z. B. die Schilderung der Veraͤnderungen, welche Paul IV. vornahm, nachdem er seine Nepoten entfernt hatte. 30. Relatione di M. Bernardo Navagero alla S ma Rep ca di Venetia tornando di Roma ambasciatore appresso del pontefice Paolo IV. 1558. Eine von den venezianischen Relationen, welche allgemeine Ver- breitung fanden. Schon Pallavicini hat sich ihrer bedient, er ist so- gar deshalb angegriffen worden; auch Rainaldus ( Annales eccles. 1557, nr. 10) gedenkt ihrer, um der Spaͤtern zu geschweigen. Ohne Zweifel verdient sie diese Ehre in hohem Grade. Bern. Navagero genoß in Venedig das Ansehen eines Gelehrten. Wie wir aus Foscarini ( della lett. Ven. p. 255) sehen, war er im Vorschlag zum Historiographen der Republik; auf seinen fruͤhern Ge- sandtschaften, bei Carl V, Heinrich VIII, Soliman, hatte er sich zu- gleich in Behandlung schwieriger Geschaͤfte und Beobachtung ausge- zeichneter Naturen geuͤbt. Unmittelbar nach dem Eintritte Pauls IV. kam er nach Rom. Drei Geschaͤfte eines Gesandten unterscheidet Navagero: Verstehn, wozu Einsicht, Unterhandeln, wozu Geschicklichkeit, Referiren, wozu Urtheil gehoͤre um das Nothwendige und Nuͤtzliche zu sagen. Er geht von der Wahl und der Macht eines Papstes aus. Er Aluise Mocenigo Relatione 1559. meint, wenn die Paͤpste sich angelegen seyn ließen, Christum nach- zuahmen, so wuͤrden sie bei weitem mehr zu fuͤrchten seyn. Dann schildert er „le conditioni“, wie er sagt, „di papa Paolo IV, e di chi lo consiglia“, d. i. vor allem seine drei Nepoten; — ich habe mir seine Schilderung zu Nutze gemacht: in dem allgemei- nen Urtheil aber kann man doch mit dem Autor nicht uͤberein- stimmen. Er meint, auch Paul IV. wolle nur sein Haus groß ma- chen. Haͤtte er spaͤter geschrieben, nach der Vertreibung der Nepo- ten, so wuͤrde er ein solches Urtheil nicht gefaͤllt haben. Eben dieser Moment ist der große Wendepunkt der paͤpstlichen Politik von welt- lichen zu geistlichen Absichten. — Von den Personen wendet sich Navagero zu einer Beschreibung des Krieges zwischen Paul IV. und Philipp II; eben so gluͤcklich geworfen und voll geistreicher Beobach- tung. — Es folgt eine Betrachtung uͤber die auswaͤrtigen Verhaͤltnisse, und uͤber das wahrscheinlichste Ergebniß einer kuͤnftigen Wahl. Nur mit großer Vorsicht geht Navagero daran, hievon zu reden: „più,“ sagt er „per sodisfare alle SS. VV. EE. che a me in quella parte.“ Doch hat er es nicht uͤbel getroffen. Unter den Beiden, in denen er die meiste Wahrscheinlichkeit der Nachfolge bemerkt, nennt er wirk- lich den, der dazu gelangt ist, Medighis, obwohl er freilich den Andern, Puteo, doch noch wahrscheinlicher findet. Jetzt aber, sagt er, bin ich wieder hier, ich sehe wieder das An- gesicht meines Fuͤrsten, der erlauchten Republik, zu deren Dienst nichts so groß seyn wird daß ich es nicht wagen, nichts so gering daß ich es nicht uͤber mich nehmen sollte. — Der Ausdruck der Ergebenheit erhoͤht noch die Farbe der Darstellung. 31. Relatione del Cl mo M. Aluise Mocenigo Cav re ritornato della corte di Roma 1560. (Arch. Ven.) Siebzehn Monat stand Mocenigo noch bei Paul IV, 4 Mo- nat 8 Tage dauerte das Conclave, sieben Monat versah er dann die Gesandtschaft bei Pius IV. Er schildert zuerst die kirchliche und weltliche Verwaltung, die Justiz und den Hof unter Paul IV. Er macht hiebei eine Bemer- kung, deren ich mich nicht zu bedienen gewagt habe: obwohl sie eine weite Aussicht darbietet: I cardinali, sagt er, dividono fra loro le città delle legationi (nel conclave): poi continuano in questo modo a beneplacito delli pontefici. Ist dieß etwa der Ursprung der Verwaltung des Staates durch Geistliche, die sich allmaͤhlig einfuͤhrte? Auch die Alterthuͤmer vergißt er nicht, an denen Rom, wie die Beschreibungen von Boissard und Gamucci bezeugen, damals einen groͤßern Reichthum als jemals besaß. In cadaun loco, habitato o non habitato, che si scava in Roma, si ritrovano vestigie e fa- briche nobili et antiche, et in molti luoghi si cavano di bellis- sime statue. Di statue marmoree, poste insieme, si potria fare un grandissimo esercito. Dann kommt er auf die Unruhen, die beim Tode Pauls IV. Michiel Rel. 1560. — Dispacci degli amb. 1560. ausbrachen, und die sich auch nachdem sie gestillt zu seyn schienen, noch in tausend Unordnungen wiederholten. Cessato c’ebbe il popolo, concorsero nella città tutti falliti e fuorusciti, che non si sen- tiva altro che omicidii, si ritrovavano alcuni che con 8, 7 e fin 6 scudi si pigliavano il carico d’amazzar un’ uomo, a tanto che ne furono in pochi giorni commesse molte centenara, alcuni per nimicizia, altri per lite, molti per ereditar la sua roba et altri per diverse cause, di modo che Roma pareva, come si suol dire, il bosco di Baccaro. Das Conclave war sehr vergnuͤgt, alle Tage Bankette: Vargas war ganze Naͤchte da; wenigstens alli busi del conclave; — der aber der den Papst machte, war der Herzog Cosimo von Florenz. Il duca di Firenze l’a fatto papa: lui l’a fatto poner nei nomi- nati del re Filippo e poi con diversi mezzi raccommandar anco dalla regina di Franza, e finalmente guadagnatogli con grand’ industria e diligenza la parte Carafesca. Wie so ganz zerfallen jene Intriguen, welche die Geschichten der Conclaven melden, in ihr Nichts zusammen. Die Verfasser dieser Geschichten, gewoͤhnlich selbst Conclavisten, sahen nur die wechselseitigen Beruͤhrungen der Persoͤn- lichkeiten die sie kannten, alle Einwirkungen von außen blieben ih- nen verborgen. Die Relation schließt mit einer Schilderung Pius IV, so weit sich dessen Eigenthuͤmlichkeit damals bereits entwickelt hatte. 32. Relatione del Cl mo M. Marchio Michiel K r e Proc. ritornato da Pio IV sommo pontefice, fatta a 8 di Zugno 1560. Relation einer Gluͤckwuͤnschungsgesandtschaft, die nur 39 Tage von Venedig abwesend gewesen; sie hatte 13000 Duc. gekostet. Als Relation sehr schwach. Michiel ermahnt znr Nachgiebigkeit gegen Rom. Non si tagli la giurisdition del papa, e li sig ri avoga- dori per non turbare l’animo di S. S tà abbino tutti quelli rispetti che si conviene, i quali ho visto che molto volte non si hanno. 33. Dispacci degli ambasciatori Veneti 18 Maggio — 21 Sett. 1560. Inform. Politt. Tom. VIII. 272 Bl. Ragguagli dell’ am- basciatore Veneto in Roma 1561. Inform. Politt. Tom. XXXVII. 71 Bl. Auch die Ragguagli sind Depeschen vom Jan. und Febr. 1561; alle von Marc. Anton de Mula, der eine Zeitlang die Stelle eines Gesandten versah. — (S. Andreae Mauroceni Hist. Venet. lib. VIII, tom. II, 153.) Sie sind sehr unterrichtend, — interessant fuͤr die Zeitumstaͤnde und die Natur Papst Pius; — besonders tre- ten die letzten Schicksale der Carafeschen hervor, und es ergibt sich, daß Philipp II. jetzt diese seine alten Feinde zu retten wuͤnschte. Man machte ihm am Hofe sogar ein Verbrechen daraus. Vargas ent- gegnete, Philipp II. habe sie nun einmal begnadigt: „quel gran re, Processus card. Caraffae 1560. quel santo, quel cattolico non facendo come voi altri.“ Der Papst dagegen machte ihnen die heftigsten Vorwuͤrfe: „havere mosse l’arme de Christiani, de Turchi e degl’ eretici, — — e che le lettere che venivano da Francia e dagli agenti in Italia, tutte erano contrafatte“ etc. Der Papst meint, er wolle 100000 Sc. darum geben, daß sie unschuldig waͤren. Aber Graͤuel wie sie be- gangen, duͤrfe man in der Christenheit nicht dulden. Jedoch ich stehe ab, Briefe zu excerpiren. Es ist genug ihren Inhalt angedeutet zu haben. 34. Extractus processus cardinalis Caraffae. Inff. tom. II. f. 465 bis 516, mit dem Zusatz: Haec copia processus formati contra cardinalem Caraffam reducta in summam cum im- putationibus fisci eorumque reprobationibus perfecta fuit d. XX Nov. 1560. Aus dem neunten Punkt der Vertheidigung s. v. haeresis ersehen wir, daß Albrecht von Brandenburg einen gewissen Oberst Friedrich nach Rom schickte, um mit Papst Paul IV. einen Vertrag abzu- schließen, der Oberst hatte Audienz bei dem Papst selbst; aber der Cardinal von Augsburg (Otto von Truchseß) machte so viel Ein- wendungen gegen denselben, daß er zuletzt aus Rom entfernt ward. Hieran schließt sich: El successo de la muerte de los Garrafas con la declaracion y el modo que murieron y el di y hora 1561. Inform. II. 35. Relatione di Girolamo Soranzo del 1563. Roma. (Arch. Ven.) Die Jahrzahl 1561, die das Exemplar des Archivs traͤgt, ist ohne Zweifel unrichtig. Nach dem authentischen Verzeichniß der Ge- sandtschaften ward Gir. Soranzo zwar schon 1560 22. Sept. gewaͤhlt, weil Mula eine Stelle von Papst Pius IV. angenommen hatte, und dadurch bei der Republik in Ungnade gefallen war; aber man verzieh ihm das doch wieder, und erst nachdem Mula gar zum Car- dinal ernannt worden, im Jahre 1562, loͤste Soranzo ihn ab. So bezieht er sich dann auch oft auf das Concilium, das ja 1561 noch gar nicht saß. Gir. Soranzo bemerkte, daß die Relationen dem Senate sowohl nuͤtzlich als angenehm seyen ( e volontieri udite e maturamente considerate ); — er hat die seine mit Fleiß und Liebe abgefaßt. Es ist wohl der Muͤhe werth daß wir seine Schilderug Pius IV. an- hoͤren. Delle qualità dell’ animo di Sua Beatitudine dirò sincera- mente alcune particulari proprietà, che nel tempo della mia le- gatione ho potuto osservare in lei et intender da persone che ne hanno parlato senza passione. Il papa, come ho detto di sopra, ha studiato in leggi: con la cognitione delle quali e con la pratica di tanti anni nelli governi principali, che ha havuto, Girolamo Soranzo ha fatto un giudicio mirabile nelle cause così di giustitia come di gratia che si propongono in segnatura, in modo che non s’a- pre la bocca che sa quello si può concedere e quello si deve negare, la quale parte è non pur utile ma necessaria in un pon- tefice per le molte et importanti materie che occorre trattar di tempo in tempo. Possiede molto bene la lingua latina e s’ha sempre dilettato di conoscer le sue bellezze, in modo che, per quanto mi ha detto l’illustrissimo Navagiero, che ne ha così bel giudicio, nei concistorj, dove è l’uso di parlar latino, dice quello che vuole e facilmente e propriamente. Non ha studiato in theo- logia, onde avviene che non vuole mai propria autorità pi- gliar in se alcuna delle cause commesse all’ ufficio dell’ inqui- sitione: ma usa di dire che non essendo theologo si contenta rimettersi in tutte le cose a chi si ha il carico: e se bene si conosce non esser di sua satisfatione il modo che tengono gl’in- quisitori di procedere per l’ordinario con tanto rigore contra gl’in- quisiti, e che si lascia intendere che più gli piaceria che usas- sero termini da cortese gentilhuomo che da frate severo, nondi- meno non ardisce o non vuole mai opponersi ai giudicii loro, nei quali interviene poche volte, facendosi per il più congrega- tioni senza la presenza sua. Nelle materie e deliberationi di stato non vuole consiglio d’alcuno, in tanto che si dice non es- ser stato pontefice più travagliato e manco consigliato di S. S tà , non senza meraviglia di tutta la corte che almeno nelle cose di maggior importantia ella non voglia avere il parere di qualche cardinale, che pur ve ne sono molti di buon consiglio: e so che un giorno Vargas lo persuase a farlo, con dirle che se bene S. S tà era prudentissima, che però unus vir erat nullus vir, ma ella se lo levò d’inanzi con male parole: et in effetto si vede che, o sia che ella stima esser atta di poter resolver da se tutte le materie che occorrono, o che pur conosca esser pochi o forse niuno cardinale che non sia interessato con qualche principe, onde il giudicio non può esser libero e sincero, si vede, dico, che non si vuole servire d’altri che dal card l Borromeo e dal sig re Tolomeo, i quali essendo giovani di niuna o poca sperienza et esseguenti ad ogni minimo cenno di S. S tà , si pos- sono chiamar piutosto semplici esecutori che consiglieri. Da questo mancamento di consiglio ne nasce che la Beat e Sua, di natura molto presta per tutte le sue attioni, si risolve anco molto presto in tutte le materie, per importanti che le sieno, e presto si rimuove da quello che ha deliberato: perche quando sono pub- blicate le sue deliberationi e che li venga poi dato qualche ad- vertimento in contrario, non solo le altera, ma fa spesso tutto l’opposito al suo primo disegno, il che a mio tempo è avvenuto non una ma molte volte. Con i principi tiene modo immediate contrario al suo precessore: perche quello usava di dire il grado del pontefice esser per metter sotto i piedi gl’imperatori et i re, e questo dice che senza l’autorità de’ principi non si può con- servare quella del pontefice: e percio procede con gran rispetto verso di cadauno principe e fa loro volentieri delle gratie, e Relatione 1563. quando le niega, lo fa con gran destrezza e modestia. Procede medesimamente con gran dolcezza e facilità nel trovar i negotii indifferentemente con tutti: ma se alcuna volta segli domanda cosa che non sente, se mostra vehemente molto e terribile, nè patisce che segli contradica: nè quasi mai è necessaria con S. S tà la destrezza, perche quando si è addolcita, difficilmente niega alcuna gratia: è vero che nell’ essecutione poi si trova per il più maggior difficultà che nella promessa. Porta gran rispetto verso i rev mi card li , e fa loro volentieri delle gratie, nè de- roga mai ai soi indulte nelle collationi de’ beneficii, quello che non faceva il suo precessore. E’ vero che da quelli di maggior autorità par che sia desiderato che da lei fusse dato loro mag- gior parte delle cose che occorrono a tempo di tanti travagli di quelle che usa di fare la S. S tà : onde si dogliono di vedere de- liberationi di tanta importantia passar con così poco consiglio, e chiamano felicissima in questa parte la Serenità Vostra. Alli ambasciatori usa S. Beat ne quelle maggior dimostrationi d’amore et honore che si possi desiderare, nè lascia adietro alcuna cosa per tener li ben satisfatti e contenti: tratta dolcemente i negotii con loro, e se alcuna volta s’altera per causa di qualche dimanda ch’ella non senta o altra occasione, chi sa usare la destrezza, l’acquieta subito, e fa in modo che se non ottiene in tutto quanto desidera, ha almeno in risposta parole molto cortesi; dove quando segli vuol opponere, si può esser certo di non aver nè l’ uno nè l’altro: e però Vargas non è mai stato in gratia di S. S tà , perche non ha proceduto con quella modestia ch’era desiderata da lei. Finito che ha di trattar li negotii con li ambasciatori, fa loro parte cortesemente, parla delli avvisi che ha di qualche importantia, e poi entra volentieri a discorrere de lo presente stato del mondo: e con me l’ha fatto in particulare molto spesso, come si può ricordar V. S tà che alcune volte ho empito i fogli dei suoi ragionamenti. Con i suoi famigliari procede in modo che non si può conoscere che alcuno ha autorità con lei, per- che lí tratta tutti egualmente, non li dando libertà di far cosa alcuna che non sia conveniente, nè permettendo che se la pi- glino da loro medesimi, ma li tiene tutti in così bassa e povera fortuna che dalla corte saria desiderato di veder verso quelli più intimi camerieri et altri servitori antichi dimostratione di maggior stima et amore. Fa gran professione d’esser giudice giusto, e volentieri ragiona di questo suo desiderio che sia fatto giustitia, e particolarmente con gli ambasciatori de’ prin- cipi, con li quali entra poi alle volte con tal occasione a giu- stificarsi della morte di Caraffa e delle sententie di Napoli e Monte come fatte giustamente, essendoli forse venuto alle orec- chie esser stato giudicato della corte tutta ch’esse sententie e particularmente quella di Caraffa siano state fatte con severità pur troppo grande et extraordinaria. E’ naturalmente il papa inclinato alla vita privata e libera, perche si vede che difficil- mente si può accomodare a procedere con quella maestà che usava il precessore, ma in tutte le sue attioni mostra piutosto Girol. Soranzo Relat. 1563. dolcezza che gravità, lasciandosi vedere da tutti a tutte l’hore et andando a cavallo et a piedi per tutta la città con pochissima compagnia. Ha una inclinatione grandissima al fabbricare, et in questo spende volentieri e largamente, sentendo gran piacere quando si lauda le opere che va facendo: e par che habbi fine lasciar anco per questa via memoria di se, non vi essendo hor- mai luogo in Roma che non habbi il nome suo, et usa di dire il fabbricare esser particularmente inclinatione di casa de Me- dici, nè osserva S. Beat ne quello che è stato fatto dalli altri suoi precessori, che hanno per il più incominciato edificii grandi e magnifici lasciandoli poi imperfetti, ma ella ha piutosto a piacere di far acconciar quelli che minacciano rovina e finir gl’in- cominciati, con farne anco de’ nuovi, facendo fabbricar in molti luoghi dello stato ecclesiastico: perche fortifica Civita vecchia, acconcia il porto d’Ancona, vuol ridur in fortezza Bologna: in Roma poi, oltra la fortificatione del borgo e la fabbrica di Bel- vedere e del palazzo, in molte parti della città fa acconciar strade, fabbricar chiese e rinovar le porte con spesa così grande che al tempo mio per molti mesi nelle fabbriche di Roma solamente passava 12 m. scudi il mese e forse più di quello che si con- viene a principe, in tanto che viene affermato da più antichi cortigiani non esser mai le cose passate con tanta misura e così strettamente come fanno al presente. E perche credo non hab- bia ad esser discaro l’intendere qualche particulare che tiene S. Beat ne nel vivere, però satisfarò anche a questa parte. Usa il pontefice per ordinario levarsi, quando è sano, tanto di buon’ hora così l’inverno come l’estate ch’è sempre quasi inanzi giorno in piedi, e subito vestito esce a far esercitio, nel quale spende gran tempo: poi ritornato, entrano nella sua camera il rev mo Bor- romeo e mons r Tolomeo, con i quali tratta, come ho detto, S. S tà tutte le cose importanti così pubbliche come private, e li tiene per l’ordinario seco doi o tre hore: e quando li ha licentiati, sono introdutti a lei quei ambasciatori che stanno aspettando l’audientia: e finito che ha di ragionar con loro, ode S. S tà la messa, e quando l’hora non è tarda, esce fuori a dare audien- tia ai cardinali et ad altri; e poi si mette a tavola, la qual, per dir il vero, non è molto splendida, com’ era quella del preces- sore, perche le vivande sono ordinarie e non in gran quantità et il servitio è de’ soliti soi camerieri. Si nutrisce di cibi grossi e di pasta alla Lombarda bene più di quello che mangia, et il vino è greco di somma molto potente, nel quale non si vuole acqua. Non ha piacere che al suo mangiare si trovino, secondo l’uso del precessore, vescovi et altri prelati di rispetto, ma piu- tosto ha caro udir qualche ragionamento di persone piacevoli e che habbino qualche umore. Ammette alla sua tavola molte volte di cardinali e degli ambasciatori, et a me in particulare ha fatto di questi favori con dimostrationi molto amorevoli. Dapoi che ha finito di mangiare, si ritira nella sua camera, e spogliato in camicia entra in letto, dove vi sta per l’ordinario tre o quat- tro hore: e svegliato si ritorna a vestire, e dice l’ufficio et al- cune Instr. del re cattol. al m r d’ Alcantara 1562. cune volte da audientia a qualche cardinale et ambasciatore, e poi se ne ritorna al suo esercitio in Belvedere, il quale non in- termette mai l’estate fin l’hora di cena e l’inverno fin che si vede lume. Auch gar manche andere fuͤr die Geschichte jener Zeit merkwuͤr- dige Notiz bringt Soranzo bei. Z. B. erlaͤutert er den uͤbrigens kaum erklaͤrlichen Uebertritt des Koͤnigs von Navarra zu den Katho- liken recht gut. Man hatte diesem Fuͤrsten in Rom versichert, sollte ja Philipp II. ihn fuͤr den verlornen Theil von Navarra nicht mit Sardinien entschaͤdigen, so werde ihm der Papst doch auf jeden Fall Avignon geben. Nicht Theologen, sagt der Gesandte, habe man ge- braucht, um ihn umzustimmen: die Unterhandlung habe genuͤgt. 36. Instruttione del re cattolico al C r M r d’Alcantara suo am- basciatore di quello ha da trattar in Roma. Madr. 30 Nov. 1562. (MS Rom.) Zugleich mit den Antworten des Papstes. Bei Pallavicini XX, 10 genuͤgend excerpirt, bis auf folgende Stelle, die bei ihm eher mißverstanden ist. Circa l’articolo della communione sub utraque specie non restaremo di dire con la sicurtà che sa- pemo di potere usare con la M tà Sua, che ci parono cose molto contrarie il dimandar tanta libertà e licenza nel concilio et il volere in un medesimo tempo che noi impediamo detto concilio e che prohibiamo all’ imperatore, al re di Francia, al duca di Baviera et ad altri principi che non possano far proponere et questo et molti altri articoli che ricercano attento, che essi sono deliberati et risoluti di farli proponere da suoi ambasciatori e prelati, etiam che fosse contro la volontà dei legati. Sopra il che S. M tà dovrà fare quella consideratione che le parerà con- veniente. Quanto a quello che spetta a noi, havemo differita la cosa fin qui, e cercaremo di differirla più che potremo, non ostante le grandi istanze che circa cio ne sono state fatte: e tuttavia se ne fanno dalli sudetti principi, protestandoci che se non se gli concede, perderanno tutti li loro sudditi, quali dicono peccar solo in questo articulo e nel resto esser buoni cattolici, e di più dicono che non essendogli concesso, li piglieranno da se, e si congiungeranno con li settarii vicini e protestanti; da quali quando ricorrono per questo uso del calice, sono astretti ad abjurare la nostra religione: sicche S. M tà può considerare in quanta molestia e travaglio siamo. Piacesse a dio che S. M tà cattolica fosse vicina e potessimo parlare insieme ed anche abboccarsi con l’imperatore — havendo per ogni modo S. M tà Cesarea da incontrarsi da noi, — che forse potriamo acconciare le cose del mondo, o nessuno le acconcierà mai se non dio solo, quando parerà a Sua Divina Maestà. Päpste** 20 Instr. a Visconti 1563. — Commendone Rel. 1563. 37. Instruttione data al s r Carlo Visconti mandato da papa Pio IV al re cattolico per le cose del concilio di Trento. Unter- zeichnet: Carolus Borromaeus ultimo Oct. 1563. In der Sammlung der Briefe des Nuntius, die nur bis in den September 1563 gehn, nicht enthalten, und dadurch merkwuͤrdig, daß sie die Motive das Concilium zu schließen eroͤrtert. Pal- lavicini hat XXIV, 1, 1 diese Instruction großentheils aufge- nommen, obwohl in andrer Ordnung, als sie geschrieben war. Das Merkwuͤrdigste moͤchte noch seyn, daß man die Absicht hatte, die Sache von England auf dem Concilium vorzunehmen, und nur aus Ruͤcksicht auf Philipp II. davon abstand. Non abbiamo voluto par- lare sin ora nè lasciar parlare in concilio della regina d’Inghil- terra (Maria Stuart), con tutto che lo meriti, nè meno di quest’ altra (Elisabeth), e cio per rispetto di S. M tà Cattolica. — Ma ancora a questa bisognerebbe un dì pigliare qualche verso, e la M tà S. dovrebbe almeno fare opera che li vescovi et altri cattolici non fossero molestati. Man sieht, daß Philipp dem II. eine gewisse Verpflichtung auferlegt wird sich der Katholiken in Eng- land anzunehmen. 38. Relatione in scriptis fatta dal Commendone ai s ri legati del concilio sopra le cose ritratte dell’ imperatore 19 Febr. 1563. La somma è che a me pare di aver veduto non pur in S. M tà ma nelli principali ministri, come Trausen e Seldio, un ardentis- simo desiderio della riforma e del progresso del concilio con una gran speranza quod rimettendo aliquid de jure positivo et re- formando mores et disciplinam ecclesiam non solo si possono conservare li cattolici ma guadagnare e ridurre degli heretici, con una opinione o impressione pur troppo forte che qui siano molti che non vogliano riforma. Besonders die Wirksamkeit der Jesuiten hatte Eindruck gemacht. Seldio disse, che li Gesuiti hanno hormai mostrato in Germania quello che si può sperare con effetto, perche solamente con la buona vita e con le pre- diche e con le scuole loro hanno ritenuto e vi sostengono tut- tavia la religione cattolica. 39. Relatione sommaria del cardinal Morone sopra la legatione sua 1564 Januario. (Bibl. Altieri VII, F. 3.) Wuͤrde eigentlich woͤrtlich mitgetheilt werden muͤssen. Ungluͤck- licher Weise fand ich mich nicht in dem Fall eine Copie zu nehmen. Und so muß der Auszug genuͤgen, den ich in dem dritten Buch ein- geschaltet. Paolo Tiepolo Relatione 1568. 40. Antonio Canossa: Ueber den Mordversuch auf Pius IV. Vgl. I, p. 350. 41. Relatione di Roma al tempo di Pio IV e V di Paolo Tiepolo ambasciatore Veneto; zuerst in der Handschrift zu Gotha, dann in vielen andern Sammlungen gefunden. — 1568. Fast in allen Copien ist die Relation in das Jahr 1567 ge- setzt; da jedoch Paul Tiepolo ausdruͤcklich sagt, er habe 33 Monat bei Pius V. gestanden, und dieser im Januar 1566 gewaͤhlt wor- den ist, so muß sie noch nach dem September 1568 fallen. Auch die Dispacci dieses Gesandten, die ersten welche in dem veneziani- schen Archive aufbewahrt werden, reichen in dieses Jahr. Tiepolo schildert Rom, den Kirchenstaat und seine Verwaltung, auch die geistliche Gewalt, welche, wie er sagt, bestraft durch Inter- dicte und belohnt durch Indulgenzen. Hierauf vergleicht er Pius IV. und V ihre Froͤmmigkeit, Gerechtigkeit, Freigebigkeit, Sitte und Natur uͤberhaupt. Venedig hatte an dem ersten einen sehr milden, an dem zweiten einen sehr strengen Papst gefunden. Pius V. klagte unaufhoͤrlich uͤber die Beschraͤnkungen kirchlicher Gerechtsame die sich Venedig erlaube, — daß es die Kloͤster besteuere, Priester vor sein Gericht ziehe; er beschwerte sich uͤber die Avogadoren. Trotz dieser Mißverstaͤndnisse faͤllt die Vergleichung, welche Tiepolo an- stellt, ganz und gar zu Gunsten des strengern, zum Nachtheil des mildern Papstes aus. Auch an diesem Gesandten zeigt sich der Ein- druck, welchen die Persoͤnlichkeit Pius V. uͤberhaupt in der gesamm- ten katholischen Welt hervorbrachte. Diese Relation ist, wie gesagt, viel verbreitet. Auch ist sie zu- weilen in gedruckte Werke uͤbergegangen. Aber man bemerke auf welche Weise. In dem Tesoro Politico I, 19 findet sich eine Rela- tione di Roma, in der alles, was Tiepolo von Pius V. sagt, auf Sixtus V. angewendet wird. Charakterzuͤge, ja selbst Thaͤtigkeiten, Anordnungen u. s. w. werden hier ohne Weiteres von Einem Papste auf den Andern uͤbergetragen. Dieser so ganz verfaͤlschte Bericht ist dann in die elzevirische Respublica Romana uͤbergegangen, wo er sich p. 494, unter dem Titel de statu urbis Romae et pontificis relatio tempore Sixti V papae, anno 1585, woͤrtlich findet. 42. Relatione di Roma del Cl mo S r Michiel Suriano K r ritornato ambasciatore da N. S. papa Pio V. 1571. Michiel Suriano, in welchem, wie Paruta sagt, das Studium der Literatur das Talent fuͤr die Geschaͤfte in glaͤnzenderes Licht stellte ( Guerra di Cipro I, p. 28), war der unmittelbare Nach- folger P. Tiepolo’s. 20* Michiel Suriano Rel. 1571. Er schildert Pius V. folgendergestalt. Si vede che nel papato S. Santità non ha atteso mai a de- litie nè a piaceri, come altri suoi antecessori, che non ha alte- rato la vita nè i costumi, che non ha lasciato l’essercitio dell’ inquisitione che haveva essendo privato, et lasciava più presto ogn’ altra cosa che quella, riputando tutte l’altre di manco stima et di manco importantia: onde benche per il papato fosse mu- tata la dignità et la fortuna, non fu però mutata nè la volontà nè la natura. Era S. S tà di presenza grave, con poca carne magra, et di persona più che mediocre ma forte et robusta: ha- vea gl’ occhi piccoli ma la vista acutissima, il naso aquilino, che denota animo generoso et atto a regnare, il colore vivo et la canitie veneranda, caminava gagliardissimamente, non temea l’aere, mangiava poco e bevea pochissimo, andava a dormire per tempo: pativa alcune volte d’orina, et vi rimediava con usar spesso la cassia et a certi tempi il latte d’asina et con viver sempre con regola et con misura. Era S. S tà di complession colerica et su- bita, et s’accendeva in un tratto in viso quando sentiva cosa che le dispiacesse: era però facile nell’ audientie, ascoltava tutti, parlava poco et tardo et stentava spesso a trovar le parole pro- prie et significanti al suo modo. Fu di vita esemplare et di costumi irreprensibili con un zelo rigoroso di religione, che ha- veria voluto che ogn’ un l’havesse, et per questo corregea gl’ec- clesiastici con riserve et con bolle et i laici con decreti et av- vertimenti. Facea professione aperta di sincerità et di bontà, di non ingannare, di non publicar mai le cose che gli eran dette in secretezza et d’esser osservantissimo della parola, tutte cose contrarie al suo predecessore: odiava i tristi et non poteva tol- lerarli, amava i buoni o quei che era persuasa che fosser buoni: ma come un tristo non potea sperar mai di guadagnar la sua gratia, perche ella non credea che potesse diventar buono, così non era senza pericolo un buono di perderla quando cadea in qualche tristezza. Amava sopra tutte le cose la verità, et se alcuno era scoperto da S. S tà una sol volta in bugia, perdeva la sua gratia per sempre, et fu visto l’essempio nel sig r Paolo Ghisilieri suo nipote, il quale scacciò da se per averlo trovato in bugia, come S. S tà medesima mi disse, et per officii che fus- ser fatti non volse mai più riceverlo in gratia. Era d’ingegno non molto acuto, di natura difficile et sospettosa, e da quella impression che prendea una volta non giovava a rimoverlo niuna persuasione di ragione di rispetti civili. Non avea isperienza di cose di stato per non averle mai pratticate se non ultimamente: onde nei travagli che portan seco i maneggi di questa corte et nelle dificoltà che sempre accompagnan la novità dei negotij, un che fosse grato a S. Santità et in chi ella havesse fede era fa- cilmente atto a guidarla a suo modo, ma altri in chi non havea fede non potea essere atto, et le ragioni regolate per prudenza humana non bastavano a persuaderla, et se alcun pensava di vincere con auttorità o con spaventi, ella rompeva in un subito et metteva in disordine ogni cosa o per lo manco gli dava nel Informatione di Pio V. viso con dir che non temeva il martirio et che come dio l’ha messo in quel luogo così poteva anco conservarlo contra ogni auttorità et podestà humana. Queste conditioni et qualità di S. Santità, se ben son verissime, però son difficili da credere a chi non ha auto la sua pratica et molto più a chi ha auto pra- tica d’altri papi; perche pare impossibile che un huomo nato et nutrito in bassa fortuna si tenesse tanto sincero: che resistesse così arditamente a i maggior prencipi et più potenti: che fosse tanto difficile nei favori et nelle gratie et nelle dispense et in quell’ altre cose che gl’ altri pontefici concedean sempre facil- mente: che pensasse più all’ inquisitione che ad altro, et chi se- condava S. Santità in quella, potesse con lei ogni cosa: che nelle cose di stato non credesse alla forza delle ragioni nè all’ auttorità de i prencipi esperti, ma solamente alle persuasioni di quei in chi havea fede: che non si sia mai mostrato interessato nè in ambitione nè in avaritia, nè per se nè per niun de suoi: che credesse poco ai cardenali et gl’avesse tutti per interessati et o quasi tutti, et chi si valea di loro con S. Santità, se nol facea con gran temperamento et con gran giudicio, si rendea sospetto et perdea il credito insieme con loro. Et chi non sa queste cose et si ricorda delle debolezze, della facilità, de i ri- spetti, delle passioni et degl’ affetti de gl’ altri papi, accusava et strapazzava gl’ambasciatori, credendo non che non potesser ma che non volessero o non sapessero ottener quelle cose che s’ottenevano facilmente in altri tempi. Man wird es dem Botschafter gern glauben, daß er mit einem so gesinnten Papst einen schweren Stand hatte. Als Pius z. B. inne wurde, daß man in Venedig die Bulle in coena domini nicht publiciren wollte, gerieth er in heftige Aufwallung, „si per- turbò estremamente, et acceso in collera disse molte cose gravi e fastidiose.“ Umstaͤnde, unter denen die Geschaͤfte doppelt schwie- rig wurden. Suriano verlor in der That die Gnade seiner Repu- blik. Er ward abberufen, und ein großer Theil dieser Relation hat den Zweck sein Verfahren zu rechtfertigen, wobei wir ihn nun nicht begleiten koͤnnen. 43. Informatione di Pio V. Inform. politt. Bibl. Ambros. F. D. 181. Zwar anonym, aber aus genauer Kenntniß hervorgegangen; die uͤbrigen Schilderungen bestaͤtigend. Besonders ist es, was wir hier hoͤren, daß trotz aller Strenge dieses frommen Papstes in sei- nem Hause dennoch Factionen herrschten. Die aͤltern Diener sind gegen die juͤngern, welche sich mehr an den Haushofmeister Mr. Ci- rillo halten. Ueberhaupt war dieser am meisten zugaͤnglich. Con le carezze e col mostrar di conoscere il suo valore facilmente s’acquistarebbe: ha l’animo elevatissimo, grande intelligenza con Gambara e Coreggio, e si stringe con Morone. Relatione di Roma 1574. 44. Relatione della corte di Roma nel tempo di Gregorio XIII. (Bibl. Cors. nr. 714.) Unterschrieben 20. Febr. 1574. Anonym, aber nichts desto minder sehr unterrichtend und mit dem Gepraͤge der Wahrhaftigkeit. Der Verfasser findet es schwer uͤber Hoͤfe und Fuͤrsten zu urthei- len. „Dirò come si giudica nella corte e come la intendo.“ Er gibt folgende Schilderung Gregors XIII. Assonto che è stato al pontificato in età di 71 anni, ha parso c’habbi voluto mutare natura: et il rigore che era solito biasimare in altri, massimamente nel particulare del vivere con qualche licenza con donne, n’ è stato più rigoroso dell’ anteces- sore e fattone maggiori esecutioni: e parimente nella materia del giuoco si è mostrato rigorosissimo, perche havendo certi il- lustrissimi principiato a trattenersi nel principio del pontificato con giuocare qualche scudo, li riprese acremente, ancorche al- cuni dubitarono che sotto il pretesto del giuoco si facessero nuove pratiche di pontificato per un poco di male c’hebbe S. S tà in quel principio: e da questo cominciò a calare quella ri- putatione o oppinione che si voleva far credere dall’ illustrissimo de’ Medici, d’haver lui fatto il papa e doverlo governare, la qual cosa fece chiaro il mondo quanto S. S tà abhorrisce che al- cuno si voglia arrogare di governarlo o c’habbi bisogno d’essere governato, perche non vuole essere in questa oppinione di las- ciarsi governare a persona. Perche in effetto nelle cose della giustitia n’è capacissimo e la intende e non bisogna pensare di darli parole. Ne’ maneggi di stati S. S tà ne potria saper più, perche non vi ha fatto molto studio, e sta sopra di se alle volte irresoluto, ma considerato che v’habbi sopra, n’è benissime ca- pace e nell’ udire le oppinioni discerne benissime il meglio. E’ patientissimo e laboriosissimo e non sta mai in otio e piglia ancora poca ricreatione. Da continuamente audientia e vede scritture. Dorme poco, si leva per tempo, e fa volontieri eser- citio, e li piace l’aria, quale non teme, per cattiva che sia. Man- gia sobriamente e beve pochissimo, ed è sano senza sorte al- cuna di schinelle. E’ grato in dimostrationi esteriori a chi gli ha fatto piacere. Non è prodigo nè quasi si può dire liberale, secondo l’oppinione del volgo, il quale non considera o discerne la differentia che sia da un principe che si astenghi dall’ estor- sioni e rapacità a quello che conserva quello che ha con tena- cità: questo non brama la roba d’altri e gli insidia per haverla. Non è crudele nè sanguinolento, ma temendo di continuo delle guerre sì del Turco come degli heretici, li piace d’haver somma di denarì nell’ erario e conservarli senza dispensarli fuori di proposito, e n’ha intorno a un millione e mezzo d’oro: è però magnifico e gli piacciono le grandezze, e sopra tutto è deside- roso di gloria, il qual desiderio il fa forse trascorrere in quello che non piace alla corte: perche questi reverendi padri Chiettini, Paolo Tiepolo Relatione 1576. che l’hanno conosciuto, se li sono fatti a cavaliere sopra, con di- mostrarli che il credito et autorità che haveva Pio V non era se non per riputatione della bontà, e con questo il tengono qua- siche in filo et il necessitano a far cose contra la sua natura e la sua volontà, perche S. S tà è sempre stato di natura piace- vole e dolce, e lo restringono a una vita non consueta: et è oppinione che per far questo si siano valsi di far venire lettere da loro padri medesimi di Spagna e d’altri luoghi, dove sempre fanno mentione quanto sia commendata la vita santa del papa passato, quale ha acquistata tanta gloria con la riputatione della bontà e delle riforme, e con questo modo perseverano loro in dominare et havere autorità con S. Beat ne : e dicesi che sono ajutati ancora dal vescovo di Padova, nuntio in Spagna, crea- tura di Pio V e di loro. Brama tanto la gloria che si ritiene, e sforza la natura di fare di quelle dimostrationi ancora verso la persona del figliuolo quali sariano riputate ragionevoli et honeste da ogn’uno per li scrupoli che li propongono costoro: et in tanta felicità che ha havuto S. S tà di essere asceso a questa dignità da basso stato, è contrapesato da questo oggetto e dall’ havere parenti quali non li sodisfanno e che a S. S tà non pare che siano atti o capaci de’ negotii importanti e da commetterli le facende di stato. So schildert er nun auch die Cardinaͤle. Von Granvella be- merkt er, daß er seinen Credit nicht behaupte. Er haͤnge seinem Ver- gnuͤgen nach, er gelte fuͤr geizig; in Sachen der Ligue habe er es beinahe bis zum Bruch zwischen Koͤnig und Papst gebracht. Dage- gen wird Commendone sehr hervorgehoben. „Ha la virtù, la bontà, l’esperienza con infinito giudicio.“ 45. Seconda relatione dell’ ambasciatore di Roma, clar mo M. Paolo Tiepolo K r 3 Maggio 1576. Die obgedachte anonyme Relation gedenkt auch unsers Tiepolo im Besten. Er gelte fuͤr einen guten Kopf und tuͤchtigen Mann. E’ modesto e contra il costume de’ Veneziani è corteggiano e liberale, e riesce eccellentemente, e sodisfa molto, e mostra pru- denza grande in questi travagli e frangenti a sapersi regere. Da nemlich die Venezianer von jener Verbindung wider die Tuͤr- ken abtruͤnnig wurden, so hatte er einen schweren Stand. Man glaubte, der Papst werde in dem Consistorium auf eine Excommuni- cation der Venezianer antragen, und es machten sich einige Cardi- naͤle fertig einem solchen Vorhaben zu widersprechen. „Levato Cor- naro (ein Venezianer) nessuno fo che in quei primi giorni mi vedesse o mi mandasse a veder, non che mi consigliasse, con- solasse e sollevasse“. Als den eigentlichen Grund des Separatfrie- dens gibt Tiepolo an, daß nachdem die Spanier versprochen hatten, im April 1573 geruͤstet zu seyn, sie in diesem Monat erklaͤrten, sie wuͤrden erst im Juni mit ihren Ruͤstungen fertig werden. Zur Be- saͤnftigung des Papstes trug viel bei, daß sich Venedig endlich ent- Paolo Tiepolo schloß den Sohn des Papstes zum venezianischen Nobile zu ernen- nen. Es ist recht merkwuͤrdig wie sich Tiepolo uͤber diesen Sohn des Papstes, Giacomo Boncompagno, ausdruͤckt. Il s r Giacomo è figliuolo del papa: è giovane anchor esso di circa 29 anni, di belle lettere, gratiose maniere, di grande et liberal animo et d’un ingegno attissimo a tutte le cose dove egli l’applicasse. Non bisogna negar che’l primo et si può dir solo affetto del papa non sia verso di lui, come è anco ragionevole che sia, perciocche nel principio del pontificato, quando egli operava più secondo il suo senso, lo creò prima castellano et dapoi governator di s. chiesa con assegnarli per questo conto provisioni di cerca X m. ducati all’ anno et con pagarli un lo- cotenente, colonnelli et capitani, accioche egli tanto più hono- ratamente potesse comparer: ma dapoi, come che si fosse pen- tito di esser passato tanto oltre verso un suo figliuolo naturale, mosso per avvertimenti, come si affermava, di persone spirituali, che li mettevano questa cosa a conscientia et a punto d’honore, incominciò a ritirarsi con negarli i favori et le gratie che li erano da lui domandate et con far in tutte le cose manco stima di lui di quello che prima avea fatto: anzi come che dopo averlo palesato volesse nasconderlo al mondo, separandolo da lui lo fece partir da Roma et andar in Ancona, dove sotto specie di fortificar quella città per un tempo lo intertenne, senza mai pro- vederlo d’una entrata stabile et sicura colla quale egli dopo la morte sua avesse possuto con qualche dignità vivere et soste- nersi: onde il povero signore dolendosi della sua fortuna che lo havesse voluto innalzar per doverlo poi abbandonare si messe più volte in tanta desperatione che fuggendo la pratica et con- versatione di ciascuno si retirava a viver in casa solitario, con- tinuando in questo per molti giorni, con far venir anchora all’ orecchie dell’ padre come egli era assalito da fieri et pericolosi accidenti, per vedere se con questo havesse possuto muover la sua tenerezza verso di lui. In fine troppo può l’amor naturale paterno per spingere o dissimulare il quale indarno l’uomo s’ad- opera. Vinto finalmente et commosso il papa dapoi passato l’anno santo volse l’animo a provederli et a darli satisfattione, et prima si resolse da maritarlo. Auch uͤber die Staatsverwaltung Gregors XIII. und besonders den Cardinal von Como theilt Tiepolo noch einige merkwuͤrdige Nach- richten mit. Partisce il governo delle cose in questo modo, che di quelle che appartengono al stato ecclesiastico, ne da la cura alli d ni cardinali sui nepoti, et di quelle che hanno relatione alli altri principi, al cardinal di Como. Ma dove in quelle del stato ec- clesiastico, che sono senza comparation di manco importanza, perche non comprendono arme o fortezze, al governatore gene- rale reservate, nè danari, de’ quali la camera apostolica et il tesorier generale ne tien cura particolare, ma solamente cose ordinarie pertinenti al governo delle città et delle provincie, non si contentando delli d ni nepoti ha aggiunta loro una congrega- Relatione 1576. tione di quattro principali prelati, tra’ quali vi è monsignor di Nicastro, stato nuntio presso la Serenità V ra , colli quali tutte le cose si consigliano per doverle poi referir a lui; in quelle di stato per negotii colli altri principi, che tanto rilevano et im- portano non solo per la buona intelligentia con lor ma ancora per beneficio et quiete di tutta la christianità, si rimette in tutto nel solo cardinal di Como, col quale si redrecciano li amba- sciatori dei principi che sono a Roma et li nuntii apostolici et altri ministri del papa che sono alle corti, perche a lui solo scri- vono et da lui aspettano li ordini di quello che hanno da fare. Egli è quello che solo consiglia il papa, et che, come univer- salmente si tiene, fa tutte le resolutioni più importanti, et che da li ordini et li fa eseguire. Sogliono ben alcuni cardinali di maggior pratica et autorità et qualcun’ altro ancora da se stesso raccordare al papa quello che giudica a proposito, et suole an- cora alle volte il papa domandar sopra alcune cose l’opinione di qualcuno et di tutto il collegio di cardinali ancora, massi- mamente quando li torna bene che si sappia che la determina- tion sia fatta di conseglio di molti, come principalmente quando si vuol dare qualche negativa, et sopra certe particolari occor- rentie ancora suole deputar una congregatione di cardinali, come già fo fatto nelle cose della lega et al presente si fa in quelle di Germania, del concilio, et di altre: ma nel restretto alle conclusioni et nelle cose più importanti il cardinal di Como è quello che fa et vale. Ha usato il cardinal, seben cognosce sa- ver et intender a sofficientia, alle volte in alcune cose andarsi a consigliare col cardinal Morone et cardinal Commendon, per non si fidar tanto del suo giudicio che non tolesse ancor il parer d’huomini più intelligenti et savii: ma in fatto da lui poi il tutto dipende. Mette grandissima diligentia et accuratezza nelle cose, et s’industria di levar la fatica et i pensieri al papa et di darli consigli che lo liberino da travagli presenti et dalla spesa, poi- che nessuna cosa pare esser più dal papa desiderata che’l spa- ragno et la quiete. Si stima universalmente ch’esso abbia grande inclinatione al re cattolico, non tanto per esser suo vassallo et per haver la maggior parte delli sui beneficii nei sui paesi, quanto per molti comodi et utilità che in cose di molto momento es- traordinariamente riceve da lui, per recognition de’ quali all’ in- contro con destri modi, come ben sa usar senza molto scoprirsi, se ne dimostri nelle occasioni grato. Verso la Serenità Vostra posso affermar ch’egli sottosopra si sia portato assai bene, mas- simamente se si ha respetto che ne i ministri d’altri principi non si può ritrovar tutto quello che si vorria, et che ben spesso bi- sogna contentarsi di manco che di mediocre buona volontà. Obwohl diese Relation lange nicht die Verbreitung der ersten gefunden hat, so ist sie doch in der That nicht minder wichtig und lehrreich fuͤr die Zeiten Gregors XIII , als jene erste fuͤr die Zeiten Pius IV. und Pius V. Comment. de rebus Gregorii XIII. 46. Commentariorum de rebus Gregorii XIII lib. I et II. (Bibl. Alb.) Ungluͤcklicher Weise unvollendet. Der Verfasser, Cardinal von Ver- celli, verspricht, nachdem er nach einigen Vorbereitungen auf das Papst- thum Gregors zu reden gekommen ist, von drei Dingen zu handeln: dem Kriege gegen die Tuͤrken, dem Kriege der Protestanten gegen die Koͤnige von Frankreich und Spanien, und den Streitigkeiten uͤber die kirchliche Jurisdiction. Leider finden wir aber in dem zweiten Buche nur den Krieg ge- gen die Tuͤrken bis auf den venezianischen Frieden. Wir kennen die Verbindung in der die orientalischen Angelegen- heiten mit den Religionssachen standen; — gar nicht uͤbel setzt unser Autor die Verwickelungen des Jahres 1572 auseinander. Es war die Nachricht eingegangen, Carl IX. unterstuͤtze die Einfaͤlle der Pro- testanten in den Niederlanden. Quod cum Gregorius moleste fer- ret, dat ad Gallorum regem litteras quibus ab eo vehementer petit ne suos in hoc se admiscere bellum patiatur: alioquin se existimaturum omnia haec illius voluntate nutuque fieri. Rex de suis continendis magnae sibi curae fore pollicetur, id quod quantum in se est praestat: verum ejusmodi litteris, quae paulo minacius scriptae videbantur, nonnihil tactus, nonnullis etiam conjecturis eo adductus ut se irritari propeque ad bellum pro- vocari putaret, ne imparatum adorirentur, urbes quas in finibus regni habebat diligenter communit, duces suos admonet ope- ram dent ne quid detrimenti capiat, simulque Emanuelem Allo- brogum ducem, utriusque regis propinquum et amicum, de his rebus omnibus certiorem facit. Emanuel, qui pro singulari pru- dentia sua, quam horum regum dissensio suis totique reipubli- cae christianae calamitosa futura esset, probe intelligebat, ad pontificem haec omnia perscribit, eumque obsecrat et obtestatur nascenti malo occurrat, ne longius serpat atque inveteratum ro- bustius fiat. Pontifex, quam gereret personam minimum obli- tus, cum regem Gallorum adolescentem et gloria cupiditate in- censum non difficillime a catholicae fidei hostibus, quorum tunc in aula maxima erat auctoritas, ad hujusmodi bellum impelli posse animadverteret, reginam tamen ejus matrem longe ab eo abhorrere dignitatisque et utilitatis suae rationem habituram pu- taret, mittit eo Antonium Mariam Salviatum, reginae affinem eique pergratum, qui eam in officio contineat, ipsiusque opera facilius regi, ne reip. christianae accessionem imperii et gloriam quae ex orientali expeditione merito expectanda esset invideat funestumque in illius visceribus moveat bellum, persuadeat. Insofern war der Papst allerdings bereits indirect bei der Bar- tholomaͤusnacht betheiligt. Er mußte alles versuchen, um einen Aus- bruch des Krieges zwischen Spanien und Frankreich zu verhindern. Discorso della corte di Roma. Es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß wir dieß Werk wenigstens noch uͤber die religioͤsen Irrungen besaͤßen. Obige Stelle habe ich auch darum angefuͤhrt, weil gleich die ersten Zeilen beweisen, daß es zu den Quellen gehoͤrt deren sich Maf- fei in seinen Annali di Gregorio XIII Pontefice Massimo be- dient hat. Man vergleiche I, p. 27 bei Maffei. Scrisse a Carlo risentitamente, che se egli comportava che i sudditi e ministri s’intromettessero in questa guerra per distornarla, egli tutto ri- conoscerebbe da lui e dalla mala sua intenzione. E per l’istesso fine operò che li signori Veneziani gli mandassero un’ amba- sciadore con diligenza. Rispose Carlo modestamente, ch’egli fa- rebbe ogni possibile perchè i suoi nè a lui dovessero dar dis- gusto nè agli Spagnuoli sospetto di quello ch’egli non aveva in pensiero. Ma non restò però di dolersi con Emanuele duca di Savoja della risentita maniera con che gli aveva scritto il pon- tefice: parendogli che si fosse lasciato spingere dagli Spagnuoli che avessero voglia essi di romperla: et ad un tempo cominciò a presidiare le città delle frontiere. Auch uͤbrigens finde ich, daß Maffei hie und da ein ergaͤnzen- der Auszug unserer Schrift ist. Doch will ich damit dem Werke Maffeis, dem ich viel Belehrung verdanke, und welches zwar eben nicht unparteiisch aber doch ruhig, inhaltsreich und im Ganzen zuver- laͤßig ist, nicht im Mindesten zu nahe treten. 47. Relatione di mons r rev mo Gio P. Ghisilieri a papa Gregorio XIII, tornando egli dal presidentato della Romagna. S. I. p. 389. 48. Discorso over ritratto della corte di Roma di mons r ill mo Com- mendone all ill mo s r Hier. Savorgnano. (Bibl. Vindob. Codd. Rangon. nr. 18. fol. 278—395.) Nach allem Anschein gehoͤrt dieß Werk in die Zeiten Gregors. Commendones Namen moͤchte ich nicht verbuͤrgen; von wem es aber auch herruͤhrt, es ist alle Mal ein Mann von Geist gewesen, tief eingeweiht in die geheimeren Beziehungen des roͤmischen Lebens. Den Hof definirt er so. Questa republica è un principato di somma autorità in una aristocratia universa di tutti i chri- stiani collocato in Roma. Il suo principio è la religione. Con- ciosia, schließt er nun weiter, che la religione sia il fine e che questa si mantenga con la virtù e con la dottrina, è impossi- bile che alterandosi le conditioni degli uomini non si rivolga in- sieme sotto sopra tutta la republica. Er handelt uun hauptsaͤchlich von diesem Conflict geistlicher und weltlicher Bestrebungen. Vor allem schaͤrft er große Vorsicht ein: molto riguardo di tutti i movimenti e gesti della persona: casa, Discorso della corte di Roma. servitori, cavalcature convenienti, amicitie e honorate e virtuose, non affermando cosa che non si sappia di certo. Der Hof for- dert „bontà, grandezza dell’ animo, prudentia, eloquentia, theo- logia.“ Doch ist alles unsicher. Deve si pensar che questo sia un viaggio di mare, nel quale benche la prudentia possa molto e ci renda favorevole la maggior parte de’ venti, nondimeno non gli si possa prescriver tempo determinato o certezza alcuna d’ar- rivar. Alcuni di mezza estate in gagliarda e ben fornita nave affondono o tardano assai, altri d’inverno in debole e disarmato legno vanno presto. Vierter Abschnitt . Sixtus V. I. Zur Kritik der Biographen dieses Papstes, Leti und Tempesti . Vita di Sisto V pontefice Romano scritta dal signor Geltio Rogeri all’ instanza di Gregorio Leti. Losanna 1669, 2 B.; spaͤter unter minder seltsamen Titeln in 3 B. Bei weitem mehr durch populaͤre Schriften, welche sich allge- meinen Eingang verschaffen, als durch bedeutendere historische Werke, die sich auch oft allzu lange erwarten lassen, pflegt der Ruf eines Mannes, die Ansicht einer Begebenheit festgestellt zu werden. Das Publicum fragt nicht eigentlich, ob die Dinge die man ihm vortraͤgt wirklich gegruͤndet sind; es ist zufrieden, wenn ihm die Erinnerung, wie sie sich in dem Gespraͤche ausdruͤckt, eben so mannigfaltig, viel- farbig, aber ein wenig zusammengenommen und eben darum noch pikanter gedruckt vorgelegt wird. Ein Buch dieser Art ist die Biographie Sixtus V. von Leti. Vielleicht die wirksamste von allen Arbeiten dieses Vielschreibers; es hat das Andenken an Papst Sixtus bestimmt, wie dieß seitdem die allgemeine Meinung der Welt beherrscht. Bei dem ersten Versuche des Studiums geraͤth man mit solchen Buͤchern in die groͤßte Verlegenheit. Eine gewisse Wahrheit ist ih- nen nicht abzusprechen, man duͤrfte sie nicht unberuͤcksichtigt lassen, doch sieht man auch gleich, daß ihnen nicht weit zu trauen ist: wo aber die Grenze liegt, laͤßt sich im Allgemeinen nicht bestimmen. Zu einem sichern Urtheil vermag man doch erst dann zu kom- men, wenn man die Quellen seines Autors findet, und sich die Art und Weise vergegenwaͤrtigt wie er sie benutzt hat. Bei fortgehendem Studium stoͤßt man nun auch auf die Quel- len aus denen unser Leti schoͤpfte; — wir koͤnnen uns der Nothwen- digkeit nicht entziehen seine Darstellung mit denselben zu vergleichen. 1. An der gesammten Geschichte Sixtus V. ist nichts famoser als der Weg auf dem er zum Papstthume gelangt seyn soll, sein Betragen in dem Conclave. Wer weiß nicht, wie der gebuͤckte an seinem Stab daherschleichende Cardinal, nachdem er Papst geworden, sich ploͤtzlich mannhaft erhob, den Stab von sich warf, und diejeni- gen mit dem Gebrauche seiner Macht bedrohte denen er sie durch Taͤuschung abgewonnen. Diese Erzaͤhlung Letis hat in der ganzen Welt Eingang gefunden. Wir fragen, wo er sie her nahm. Leti . Von jeder Papstwahl existiren Schriften uͤber ihre Motive, oder vielmehr uͤber die Intriguen die ihr vorhergingen: auch uͤber die Wahl Sixtus V. findet sich ein sogenanntes Conclave, gleichzeitig, wie die meisten andern, mit genauer Kenntniß der Persoͤnlichkeiten verfaßt. Conclave nel quale fu creato il c l Montalto che fu Sisto V. Bei der ersten Vergleichung sieht man, daß Leti vor allem diese Schrift vor Augen hatte. Man bemerke, daß er sie eigentlich nur umschreibt. Concl. MS. Il lunedì mattina per tempo si ridussero nella ca- pella Paulina, dove il cardinal Farnese come decano celebrò messa, e di mano sua communicò li cardinali: dipoi si venne secondo il solito allo scrutinio, nel quale il cardinal Albani hebbe 13 voti, che fu il maggior numero che alcun cardinale havesse. Ri- tornati i cardinali alle celle, si attese alle pratiche, et Altemps cominciò a trattare alla gagliarda la pratica di Sirleto, ajutato da Medici e delle creature di Pio IV, per la confidenza che ha- vevano di poter di qualsivoglia di loro disponere: ma subito fu trovata l’esclusione, scoprendosi contra di lui Este, Farnese e Sforza. Leti: Lunedì mattina di buon’ hora si adunarono tutti nella capella Paolina, ed il cardinal Farnese in qualità di decano ce- lebrò la messa, e communicò tutti i cardinali: e poi si diede principio allo scrutinio, nel quale il cardinal Albano hebbe 13 voti, che fu il numero maggiore. Doppo questo li cardinali se ne ritornarono alle lor celle per pransare, e doppo il pranso si attese alle pratiche di molti: ma particorlamente Altemps comin- ciò a trattare alla gagliarda le pratiche di Guglielmo Sirleto Ca- labrese, ajutato dal cardinal Medici e dalle creature di Pio IV, per la confidenza che haveva ogni uno di loro di poterne dis- porre: ma in breve se gli fece innanzi l’esclusione, scoprendosi contro di lui Este, Farnese e Sforza. So die Hauptsachen; so Nebenumstaͤnde. Z. B. MS. Farnese incapricciato et acceso di incredibile voglia di essere papa, co- mincia a detestare publicamente la pratica et il soggetto, di- cendo: Io non so come costoro lo intendono di volere far Sir- leto papa. Leti: Il primo che se gli oppose fu Farnese, inca- pricciato ancor lui ed acceso d’incredibile voglia d’esser papa: onde parendo a lui d’esserne più meritevole, come in fatti era, cominciò publicamente a detestare la pratica ed il soggetto, di- cendo per tutti gli angoli del conclave: Io non so come costoro l’intendono di voler far papa Sirleto. Nicht minder auch die Betrachtungen. Z. B. sagt das MS, wie dem Cardinal Alessandrino doch seine Verkleidung Anstoß gibt: Ma dio, che haveva eletto Montalto papa, non permesse che si avertisse a quello che principalmente avertire si dovea, nè la- sciò che Farnese nè suoi si svegliassero a impedire la pratica, credendo che non fosse per venire ad effetto dell’ adoratione; ma solo per honorare Montalto nello scrutinio. Obwohl eine so fromme Betrachtung Leti’n fremd ist, so ist es ihm doch bequem Leti . sie abzuschreiben und in sein Buch aufzunehmen. Er schrieb mit ei- nigen leichten Veraͤnderungen woͤrtlich ab. Ist dieß nun nicht vielmehr ein Lob fuͤr die oft angefochtene Treue des Leti als ein Tadel? Kommen wir aber auf die Eine Sache welche hier Zweifel er- regt: das Betragen des Cardinals. Merkwuͤrdig, in diesem Einen stimmt Leti mit seinem Original nicht zusammen. Leti sagt: Montalto se ne stava in sua camera e non già nel conclave, fingendosi tutto lasso et abandonato d’ogni ajuto humano. Non usciva che raramente, et se pure andava in qual- che parte, come a celebrare messa, o nello scrutinio della ca- pella, se ne andava con certe maniere spensierate. Dagegen sagt das Original: Sebene non mostrava una sco- perta ambitione, non pretermetteva di far poi tutti quelli officii che il tempo et il luogo richiedevano, humiliandosi a cardinali, visitandoli et offerendosi, ricevendo all’ incontro i favori e l’of- ferte degli altri. Das Original sagt: noch vor dem Conclave habe er dieß mit Farnese gethan, darauf mit Medici und Este: es erzaͤhlt, wie er den Abend vor seiner Wahl den Cardinal Madruzzi und den Morgen vorher den Cardinal Altemps besucht, und von ihnen die Versiche rung empfangen daß er gewaͤhlt werden solle. Mit Einem Wort, in dem Original erscheint Montalto thaͤtig, lebhaft, gesund: ja daß er so frisch an Jahren und munter ist, wird als ein Motiv seiner Wahl betrachtet. Die ganze Erzaͤhlung von seiner verstellten Schwachheit und Zuruͤckgezogenheit, die so beruͤhmt geworden, ist ein Zusatz Le- tis; woher er ihn aber nahm, ob er bloß dem Geruͤcht folgte, einer Erzaͤhlung die sich von selbst gebildet, oder einem andern Schrift- werk? — Wir kommen noch darauf. 2. Einen zweiten Moment in dem allgemeinen Rufe Sixtus bildet der Eindruck, den seine finanziellen Einrichtungen hervorgebracht haben. Auch dieser gruͤndet sich zum Theil auf Leti. In dem zwei- ten Theile des Buches ( p. 289) findet sich ein Verzeichniß der paͤpst- lichen Einnahme und Ausgabe, der selbst bei den gescheidtesten und gelehrtesten Leuten einen gewissen Glauben gefunden hat. Rendite ordinarie c’havea la sede apostolica nel tempo che Sisto en- trava nel pontificato. Wenigstens seinen Zahlen sollte man doch im Allgemeinen glauben duͤrfen. Indessen auch hier zeigt sich augenblicklich, daß die Sachen nicht so stehn wie Leti vorgibt. Als Sixtus V. im April 1585 eintrat, waren noch die Contracte guͤltig, die von Gregor XIII. im August 1576 auf neun Jahre mit den Paͤchtern der Einkuͤnfte abgeschlossen worden waren. Von diesen haben wir ein authentisches Verzeich- niß unter dem Titel Entrata della reverenda camera apostolica sotto il pontificato di N. Sig re Gregorio XIII fatto nell’ anno 1576; sehr genau, in welchem erst die Pachtsumme, dann der Theil derselben welcher alienirt war, endlich der Rest einzeln angegeben wird. Mit diesem Verzeichniß nun stimmen Letis Angaben sehr schlecht. Er gibt den Ertrag der Dogana di Roma auf 182450 Scudi an, waͤhrend er nur 133000 betrug: von allen Summen Leti . die er nennt, ist keine einzige richtig. Woher aber schreibt sich sein Verzeichniß? er kann es unmoͤglich voͤllig aus der Luft gegriffen hahen. Es ist ein anderes in unsern Haͤnden, vom Jahre 1592, zwei Jahre nach dem Tode Sixtus V. Mit diesem stimmt das Verzeichniß von Leti fast in allen Posten, auch in ihrer Ordnung uͤberein; in beiden heißt es z. B. nach einander: Dogana di Civita vecchia 1977 sc., di Narni 400, di Rieti 100, gabella del studio di Roma 26560, gabella del quadrino a libra di carne di Roma 20335 u. s. w. Welch eine Verwechselung ist dieß aber! Bei die- sen Posten sind schon alle Veraͤnderungen einbegriffen welche Sixtus machte, und die ja nun eben detaillirt werden sollen. Ja nicht ein- mal hiebei ist die Verwirrung stehn geblieben. Wahrscheinlich gerieth Leti an eine schlechte Handschrift, wenn er nicht gar selbst einige willkuͤhrliche Aenderungen anbrachte; wenigstens hat er die seltsam- sten Abweichungen. Die Salara di Roma brachte 27654 Sc. ein, er setzt 17654; tesoreria e salara di Romagna ertrug 71395 Sc., er setzt tesoreria e salario di Romagna 11395. Genug sein Verzeichniß ist nicht einmal von einem andern Jahre richtig, son- dern durchaus in allen seinen Theilen falsch und unbrauchbar. 3. Wir sehen schon, er compilirte ohne Urtheil und Kritik: — er schrieb ab, aber fluͤchtig; wie waͤre es auch moͤglich, daß er bei seinem unaufhoͤrlichen Fluͤchtlingsleben so viel Buͤcher durch wirklich eigene Arbeit zu Stande gebracht haͤtte. Woher schoͤpfte er nun dieß Mal seine Sachen? Ueber das Leben Sixtus V. gibt uns ein Manuscript in der Bibliothek Corsini zu Rom hinreichende Auskunft: „Detti e fatti di papa Sisto V.“ Auf den ersten Blick ergibt sich, daß dieses Werk im Wesentli- chen durchaus die Arbeit von Leti ist. Vergleichen wir nur die erste beste Stelle. Z. B. sagt das Ms. bei Corsini. Il genitore di Sisto V si chiamava Francesco Peretti, nato nel castello di Farnese, di dove fu costretto non so per qual accidente partire, onde s’in- caminò per trovare la sua fortuna altrove: et essendo povero e miserabile, non aveva da poter vivere, essendo solito sosten- tarsi di quello alla giornata guadagnava grandemente faticando, e con la propria industria viveva. Partitosi dunque da Farnese, se ne andò a trovare un suo zio. Leti hat gleich in der ersten Ausgabe: Il padre di Sisto si chia- mava Francesco Peretti, nato nel castello di Farnese, di dove fu constretto non so per qual’ accidente occorsoli di partirsi, ciò che fece volentieri per cercar fortuna altrove, mentre per la po- vertà della sua casa non haveva di che vivere se non di quello che lavorava con le proprie mani alla giornata. Partito di Far- nese la matina, giunse la sera nelle grotte per consigliarsi con un suo zio. Es leuchtet ein, daß dieß ganz das Nemliche ist, mit einer leich- sen Ueberarbeitung. Ja zuweilen finden sich bei Leti kleine Einschiebsel: — sogleich kommen Ms. und Druck wieder voͤllig zusammen. Und Leti . Und fragen wir nun, woher jene Zusaͤtze stammen mit welchen Leti die Erzaͤhlung von dem Conclave ausstattete, so zeigt sich, daß auch diese aus unserm Ms. sind. Die oben angefuͤhrte Stelle Letis lautet in der Handschrift folgendergestalt: Montalto se ne stava tutto lasso con la corona in mano et in una piccolissima cella aban- donato da ogn’uno, e se pure andava in qualche parte, come a celebrar messa, o nello scrutinio della capella, se ne andava etc. Man sieht, daß Leti nur eine leichte Umarbeitung machte. Ich will wegen der Wichtigkeit des Gegenstandes noch Eine Stelle hinzufuͤgen. Das Ms. hat: Prima di cominciarsi il Mont- alto, che stava appresso al card l di San Sisto per non perderlo della vista o perche non fosse subornato da altri porporati, gli disse alle orecchie queste parole: Faccia instanza V. S ria ill ma che lo scrutinio segua senza pregiudicio dell’ adoratione: e questo fu il primo atto d’ambitione che mostrò esteriormente Montalto. Non mancò il card l di San Sisto di far ciò: perche con il Bo- nelli unitamente principiò ad alzare la voce due o tre volte così: Senza pregiudicio della seguita adoratione. Queste voci atter- rirono i cardinali: perche fu supposto da tutti loro che dovesse esser eletto per adoratione. Il card l Montalto già cominciava a levar quelle nebbie di fintioni che avevano tenuto nascosto per lo spatio di anni 14 l’ambitione grande che li regnava in seno: onde impatiente di vedersi nel trono papale, quando udì leggere la metà e più delli voti in suo favore, tosto allungò il collo e si alzò in piedi, senza attendere il fine del scrutinio, e uscito in mezzo di quella capella gittò verso la porta di quella il ba- stoncello che portava per appoggiarsi, ergendosi tutto dritto in tal modo che pareva due palmi più longo del solito. E quello che fu più maraviglioso, etc. Vergleichen wir hiemit die entsprechende Stelle bei Leti I, p. 412 (Ausg. von 1669): Prima di cominciarsi Montalto si calò nell’ orecchia di San Sisto, e gli disse: Fate instanza che lo scrutinio si faccia senza pregiudicio dell’ adoratione: che fu ap- punto il primo atto d’ambitione che mostrò esteriormente Mont- alto. Nè San Sisto mancò di farlo, perche insieme con Ales- sandrino cominciò a gridare due o tre volte: Senza pregiudi- cio dell’ adoratione. Già cominciava Montalto a levar quelle nebbie di fintioni che havevano tenuto nascosto per più di quin- deci anni l’ambitione grande che li regnava nel cuore: onde im- patiente di vedersi nel trono ponteficale, non si tosto intese leg- ger più della metà de’ voti in suo favore che assicuratosi del ponteficato si levò in piede e senza aspettare il fino dello scru- tinio gettò nel mezo di quella sala un certo bastoncino che portava per appoggiarsi, ergendosi tutto dritto in tal modo che pareva quasi un piede più longo di quel ch’era prima: ma quello che fu più maraviglioso, etc., so zeigt sich, daß bis auf wenige Worte alles eben so lautet. Leti fuͤhrt einmal ein Zeugniß fuͤr seine Erzaͤhlung an: Io ho parlato con un Marchiano, ch’ è morto venti (in spaͤtern Aus- gaben trenta) anni sono, et assai caduco, il quale non aveva altro Päpste** 21 Leti . piacere che di parlare di Sisto V, e ne raccontava tutte le par- ticolarità. Schon an sich ist es unwahrscheinlich, daß Leti, der 1644 14 Jahr alt nach Rom kam, mit Leuten die Sixtus V. genau kannten, Verkehr gehabt, und aus ihren Gespraͤchen viel fuͤr sein Buch geschoͤpft haben soll; — es ist aber auch dieß eine aus jener Handschrift heruͤbergenommene Stelle. Et un giorno parlando con un certo uomo Marcha, che è morto, che non aveva altro pia- cere che di parlare di Sisto V. Die zwanzig oder dreißig Jahre fuͤgte der Autor mehrerer Glaubwuͤrdigkeit halber hinzu. Auch hier scheint mir Leti wohl an eine schlechte Copie gerathen zu seyn. Die Handschrift hat gleich von Anfang, der Knabe habe oft die Nacht auf freiem Felde das Vieh huͤten muͤssen: in cam- pagna aperta; Leti hat dafuͤr: in compagnia d’un’ altro, was ganz wie ein schlecht zurechtgelegter Schreibfehler aussieht. Der M. A. Selleri bei Leti wird wohl auch der Handschrift nach M. A. Siliaci geheißen haben. Mit einem Worte, Letis Vita di Sisto V ist gar kein selb- staͤndiges Werk. Es ist eine stylisirte mit einigen Zusaͤtzen vermehrte Ueberarbeitung eines italienischen Manuseripts, das ihm zu Handen gekommen war. Die ganze Frage wuͤrde nun seyn, welche Glaubwuͤrdigkeit diese Handschrift verdient. Sie ist eine Anekdotensammlung, nach einem ziemlichen Verlauf von Jahren gemacht, durchaus apokryphischer Na- tur. Leti hat sie nicht allein nicht von ihren Fehlern gereinigt, son- dern sie nach Kraͤften noch weiter verunstaltet. Nichts desto minder fand er damit den groͤßten Beifall; sein Buch erlebte Auflage auf Auflage, eine Menge Uebersetzungen. Es ist auffallend, daß die Historie, so wie sie in das Gedaͤcht- niß der Menschen uͤbergeht, alle Mal das Gebiet der Mythologie beruͤhrt. Die Persoͤnlichkeiten werden schroffer, staͤrker; sie naͤhern sich auf irgend eine Weise einem faßlichen Ideal; die Begebenheiten werden bezeichnender ausgebildet; die Nebenumstaͤnde und mitwirken- den Ursachen vergessen und beseitigt. Auf diese Art scheint auch al- lein der Forderung der Phantasie genug geschehen zu koͤnnen. Spaͤt kommt dann der Gelehrte, der sich wundert wie man auf so falsche Meinungen gerathen ist, das Seine thut um die Irrthuͤ- mer zu zerstreuen, aber zuletzt inne wird, daß das doch nicht so leicht zu erreichen ist. Der Verstand laͤßt sich uͤberzeugen, die Phan- tasie ist nicht zu uͤberwinden. Storia della vita e geste di papa Sisto V sommo pontefice, scritta dal P re M ro Casimiro Tempesti. Roma 1755. Wir haben des gemaͤßigten, heitern und wohlgesinnten Papstes Lambertini, Benedict XIV , gedacht; sein Pontificat ist auch dadurch ausgezeichnet, daß fast alle einigermaßen brauchbare Werke uͤber die innere Papstgeschichte in diese Epoche fallen. Da sind die Annalen von Maffei gedruckt worden: da hat Bromato seine Sammlung uͤber Paul IV. veranstaltet: die Lebensbeschreibungen Marcells II , Benedicts XIII. fallen in dieselbe Regierung: da hat auch Casimiro Tempesti . Tempesti, ein Franciscaner, wie Sixtus V , es unternommen Gre- gorio Leti zu widerlegen. Es ward ihm dazu alle wuͤnschenswerthe Freiheit gegeben. Er durchsuchte die roͤmischen Bibliotheken, und fand da die schoͤnste Aus- beute, Lebensbeschreibungen, Briefschaften, Denkschriften mannigfal- tiger Art, die er nun alle in sein Buch zusammenwebte. Vielleicht vor allem das Wichtigste ist die Correspondenz des Nuntius in Frank- reich, Morosini, die einen großen Theil seines Werkes erfuͤllt. Denn in der Regel nimmt er seine Urkunden nur mit einiger Ueberarbei- tung in seinen Text auf. Nur ist dabei zweierlei zu bemerken. Einmal stellt er sich zu seinen Quellen in ein besonderes Ver- haͤltniß. Er glaubt ihnen, schreibt sie aus. aber er findet, der Papst muͤsse wohl mit den Autoren zerfallen seyn, er muͤsse sie beleidigt haben; so wie sie zu tadeln beginnen, sagt er sich von ihnen los; er bemuͤht sich die in Anspruch genommenen Handlungen des Helden anders auszulegen. Zuweilen aber weicht er auch von seinen Urkunden ab, entweder weil sie ihm nicht kirchlich genug sind, oder weil er von den Sa- chen doch keinen rechten Begriff hat. Ein Beispiel sey die Muͤhl- haͤuser Angelegenheit vom Jahre 1587. Das Manuscript das Tem- pesti durch „Anonymo Capitolino“ bezeichnet, das er in sehr vielen Stellen geradezu abgeschrieben hat, erzaͤhlt die Sache mit vieler Ein- sicht: betrachten wir, wie er es benutzt. Der Anonymo bezeichnet die in Muͤhlhausen, wie Laufer Helv. Geschichte XI , 10 sich aus- druͤckt, „wegen eines Hoͤlzlins, das kaum zwoͤlf Kronen geschaͤtzt war,“ ausgebrochene Streitigkeit mit den Worten „in non so che causa“ ganz passend. Tempesti macht daraus in urgente lor emergenza. Die Muͤhlhaͤuser setzten einige ihrer Rathsherrn gefan- gen, „carcerarono parecchi del suo senato“, — Tempesti sagt nur carcerati alcuni, ohne zu bemerken, daß sie vom Rathe gewesen. Man fuͤrchtete, die Muͤhlhaͤuser moͤchten sich in die Protection der katholischen Orte ergeben, und sich von den protestantischen abson- dern: „che volesse mutar religione e protettori, passando all’ eretica fede con raccomandarsi alli cantoni cattolici, siccome allora era raccomandata alli eretici;“ was sich darauf bezieht, daß Muͤhlhausen gleich bei seinem ersten Eintritt in das schweize- rische Verhaͤltniß von Uri, Schwyz, Luzern und Unterwalden nicht angenommen worden war, wie ihm diese Orte eben auch nachher ihren Schutz abschlugen, als sie sich zur reformirten Kirche bekann- ten (Glutz Blotzheim Fortsetzung von Muͤllers Schweizergeschichte p. 373). Tempesti hat keine Ahnung von diesem eigenthuͤmlichen Verhaͤltniß. Ganz trocken sagt er: Riputarono che i Milausini volessero dichiararsi cattolici. So geht das weiter, auch da wo der Verf. durch Druckzeichen andeutet, daß er fremde Worte an- fuͤhre. — Der Anonymo Capitolino sagt, der Papst Sixtus sey im Begriff gewesen, 100000 Sc. zur Befoͤrderung dieses Uebertrittes nach der Schweiz zu schicken, als er Nachricht bekommen habe, daß alles beigelegt sey. Tempesti versichert dennoch, der Papst habe das Geld geschickt. Denn vor allem soll sein Held glaͤnzend und 21* Memorie autografe auch freigebig erscheinen, obgleich nun wohl das letzte seine glaͤn- zendste Eigenschaft nicht war. Ich will nicht weitere Beispiele haͤufen. Dieß ist sein Verfah- ren uͤberall wo ich ihn mit seinen Quellen verglichen. Er ist flei- ßig, sorgfaͤltig, mit guten Nachrichten ausgeruͤstet, aber beschraͤnkt, trocken, eintoͤnig, ohne wirkliche Einsicht in die Sachen; seine Samm- lungen machen doch seine Urkunden nicht entbehrlich. Dem Eindruck den das Buch Letis gemacht, einen aͤhnlichen entgegenzusetzen, war sein Werk nicht geeignet. II. Handschriften . Kehren wir nun zu unsern Handschriften zuruͤck; fuͤr eine eigent- liche Kenntniß sind wir doch immer auf sie verwiesen. Es begegnet uns zunaͤchst ein Ms. von Papst Sixtus selbst. Aufzeichnungen von seiner Hand, die er noch in dem Kloster gemacht. 49. Memorie autografe di papa Sisto V. Bibl. Chigi n. III, 70. 158 Bl. Ein gewisser Salvetti hat sie einst in einer Bodenkammer ge- funden und Alexander VII zum Geschenk gemacht. Es laͤßt sich in der That an ihrer Authentie nicht zweifeln. Questo libro sarà per memoria di mie poche facenducce, scritto di mia propria mano, dove cio che sarà scritto a laude di dio sarà la ignuda verità, e così priego creda ogn’ uno che legge. Es enthaͤlt nun zuerst Rechnungen, an denen jedoch wenigstens Ein Blatt fehlt, wenn nicht mehrere. E qui sarà scritti, faͤhrt er fort, tutti crediti, debiti et ogn’ altra mia attione di momento. E così sarà la verità come qui si troverà scritto. Ich will zu dem was ich schon in der Erzaͤhlung bemerkt habe, doch noch Ein Beispiel hinzufuͤgen. Andrea del Apiro, frate di San Francesco conventuale, venne a Venetia, e nel partirse per pagar robe comprate per suo fratello, qual mi disse far botega in Apiro, me domandò in prestito denari, e li prestai, presente fra Girolamo daLunano e fra Cornelio da Bologna, fiorini 30, e mi promise renderli a Mont- alto in mano di fra Salvatore per tutto il mese presente d’Au- gusto, come appar in un scritto da sua propria mano il dì 9 Ago- sto 1557, quale è nella mia casetta. H. 30. Man sieht diese frateschen Geschaͤfte, wie Einer dem Andern Geld leiht, der Borgende seines Bruders kleinen Handel unterstuͤtzt, Andere Zeugen sind. Auch Fra Salvatore erscheint. Dann folgt ein Verzeichniß von Buͤchern. Inventarium omni- um librorum tam seorsum quam simul legatorum quos ego Fr. Felix Perettus de Monte alto emi et de licentia superiorum di papa Sisto V. possideo. Qui seorsum fuerit legatus, faciat numerum qui non cum aliis minime. Es thut mir jetzt leid, daß ich mir nichts aus diesem Verzeichniß angemerkt habe: es schien mir sehr unbedeutend zu seyn. Endlich findet man p. 144: Memoria degli anni che andai a studio, di officii prediche e commissioni avute. Ich will dieß hier vollstaͤndig mittheilen, obwohl Tempesti hie und da einiges daraus hat; wichtig als das einzige Tagebuch eines Papstes das wir besitzen. Col nome di dio 1540 il dì 1 settembre di mercoldì intrai a studio in Ferrara, e vi finii il triennio sotto il rd o m ro Bart o dalla Pergola. Nel 43 fatto il capitolo in Ancona andai a studio in Bologna sotto il r do maestro Giovanni da Correggio: intrai in Bologna il dì S. Jacobo maggior di Luglio, e vi stetti fino al settembre del 44, quando il costacciaro mi mandò baccellier di con- vento in Rimini col rev mo regente m r Antonio da città di Penna, e vi finii il tempo sino al capitolo di Venezia del 46. Fatto il capitolo andai baccellier di convento in Siena con m ro Ale- xandro da Montefalco, e qui finii il triennio fino al capitolo d’Assisi del 49. Ma il costacciaro mi die’ la licentia del ma- gisterio nel 48 a 22 Luglio, e quattro dì dopo me addottorai a Fermo. Nel capitolo generale di Assisi fui fatto regente di Siena 1549 e vi finii il triennio, fu generale mons re Gia Jacobo da Montefalco. A Napoli: nel capitolo generale di Genova fui fatto regente di Napoli 1553 dal rev mo generale m r Giulio da Piacenza e vi finii il triennio. A Venezia: nel capitolo ge- nerale di Brescia 1556 fui fatto regente di Venezia, e vi finii il triennio, e l’anno primo della mia regeria fui eletto inquisitor in tutto l’ill mo dominio 1557 dì 17 di Gennaro. Nel capitolo gene- rale di Assisi 1559 eletto generale m re Giovan Antonio da Cer- via, fui confirmato regente et inquisitore in Venezia come di so- pra. Per la morte di papa Paolo IIII l’anno detto d’Agosto partii da Venezia per visitare li miei a Montalto, Inquisitore apo- stolico: mosso da gran tumulti; il 22 di Febbraro 1560 tornai in ufficio col brieve di Pio IIII papa, et vi stetti tutto’l Giugno, e me chiamò a Roma: il dì 18 Luglio 1560 fui fatto teologo assistente alla inquisitione di Roma e giurai l’officio in mano del card l Alessandrino. (Prediche.) L’anno 1540 predicai, nè havevo anchor can- tato messa, in Montepagano, terra di Abruzzo. L’anno 1541 predicai a Voghiera, villa Ferrarese, mentre ero studente in Ferrara. L’anno 1542 predicai in Grignano, villa del Polesine di Rovigo, e studiavo in Ferrara. L’anno 1543 predicai alla fratta di Badenara, (viveva il Diedo c’l Manfrone) e studiavo in Ferrara. L’anno 1544 predicai alla Canda, villa della Badia e studiavo in Bologna. L’anno 1545 predicai le feste in Rimini in convento nostro, perche il m ro di studio di Bo- logna ne preoccupò la predica di Monte Scutulo, et ero bacc o di convento di Rimini. L’anno 1546 predicai a Macerata di Memorie autografe Montefeltro et ero bacc o di convento di Rimini. L’anno 1547 predicai a S. Geminiano in Toscana et ero bacc o di convento a Siena. L’anno 1548 predicai a S. Miniato al Tedesco in Toscana, et ero bacc o di Siena. L’anno 1549 predicai in Ascoli della Marca, partito da Siena per l’ingresso de Spagnoli introdutti da Don Diego Mendozza. L’anno 1550 predicai a Fano et ero regente a Siena. L’anno 1551 predicai nel domo di Camerino condotto dal r mo vescovo et ero regente a Siena. L’anno 1552 predi- cai a Roma in S. Apostoli, e tre ill mi cardinali me intrattennero in Roma, e lessi tutto l’anno tre dì della settimana la pistola a Romani di S. Paolo. L’anno 1553 predicai a Genova, e vi se fece il capitolo generale, et andai regente a Napoli. L’anno 1554 predicai a Napoli in S. Lorenzo, e vi ero regente, e lessi tutto l’anno in chiesa l’evangelio di S. Giovanni. L’anno 1555 predicai nel duomo di Perugia ad istanza dell’ ill mo cardinale della Corgna. L’anno 1556 fu chiamato a Roma al concilio generale, che già principiò la santità di papa Paulo IIII, però non predicai. L’anno 1557 fu eletto inquisitor di Venezia e del do- minio, e bisognandome tre dì della settimana seder al tribunale non predicai ordinariamente, ma 3 (?) dì della settimana a S. Caterina in Venezia. L’anno 1558 predicai a S. Apostoli di Venezia e 4 giorni della settimana a S. Caterina, ancorche exe- quisse l’officio della s ta inquis ne. L’anno 1559 non predicai salvo tre dì della settimana a S. Caterina per le molte occupa- tioni del s. officio. L’anno 1560 tornando col brieve di S. Santità a Venezia inquisitore tardi predicai solo a S. Caterina come di sopra. (Commissioni.) L’anno 1548 ebbi da rev mo m re Bartolom- meo da Macerata, ministro della Marca, una commissione a Fermo per liberar di prigione del S r vicelegato fra Leonardo della Ripa: lo liberai e lo condussi in Macerata. L’anno 1549 ebbi dal sud o R. P re commissioni in tutta la custodia di Ascoli da Febbraro fino a pasqua. L’anno istesso dall’ istesso ebbi una commissione nel convento di Fabriano e vi rimisi frate Evan- gelista dell’ istesso luogo. L’anno 1550 ebbi dall’ istesso padre commissione in Senegaglia: rimisi fra Nicolò in casa e veddi i suoi conti. L’anno 1551 ebbi commissione dal r mo p re gene- rale m re Gia Jacobo da Montefalco a visitar tutta la parte de Montefeltro, Cagli et Urbino. L’anno 1552 ebbi dall’ ill mo car- dinale protettor commissione sopra una lite esistente tra il guar- diano fra Tommaso da Piacenza et un fra Francesco da Osimo, che aveva fatto la cocchina in Santo Apostolo. L’istesso anno ebbi commission dal rev mo padre generale m re Giulio da Piacenza nel convento di Fermo, e privai di guardianato m ro Domenico da Montesanto, e viddi i conti del procuratore fra Ludovico da Pontano, e bandii della provincia fra Ciccone da Monte dell’ Olmo per aver dato delle ferite a fra Tommaso dell’ istesso luogo. L’anno 1555 ebbi dal sudetto r mo generale commissione di andar in Calabria a far il ministro, perche avea inteso quello esser morto, ma chiarito quello esser vivo non andai. L’anno di papa Sisto V. 1557 ebbi commissione sopra il Gattolino di Capodistria, sopra il Garzoneo da Veglia et altre assai commissioni di fra Giulio di Capodistria. L’anno 1559 fui fatto commissario nella pro- vincia di S. Antonio, tenni il capitolo a Bassano, e fu eletto mi- nistro m ro Cornelio Veneso. L’anno 1560 fui fatto inquisitore apostolico in tutto il dominio Veneto, e dell’ istesso anno fui fatto teologo assistente alla inquisitione di Roma il dì 16 Lu- glio 1560. Nel capitolo generale di Brescia 1556 fui eletto promotor a magisterii con l’Andria e con m ro Giovanni da Bergamo, et otto baccalaurei da noi promossi furon dottorati dal rev mo ge- nerale m ro Giulio da Piacenza, cioè Antonio da Montalcino, Ottaviano da Ravenna, Bonaventura da Gabiano, Marc Antonio da Lugo, Ottaviano da Napoli, Antonio Panzetta da Padova, Otta- viano da Padova, Martiale Calabrese. Otto altri promossi ma non adottorati da s. p. r ma : Francesco da Sonnino, Antonio da Ur- bino, Nicolò da Montefalco, Jacobo Appugliese, Antonio Bol- letta da Firenze, Constantino da Crema, il Piemontese et il Si- colino. Io però con l’autorità di un cavalier di S. Pietro da Brescia addottorai Antonio da Urbino, il Piemontese e Constan- tino da Crema. Di Maggio 1558 con l’autorità del cavalier Cen- tani adottorai in Venezia fra Paolo da S. Leo, frate Andrea d’Arimino, Giammatteo da Sassocorbaro e fra Tironino da Lu- nano, tutti miei discepoli. 50. De vita Sixti V ipsius manu emendata. Bibl. Altieri. 57 Bl. Zwar nur eine Abschrift, aber in welcher die Fehler des ersten Schreibers und die Verbesserungen des Papstes treulich aufgenom- men worden sind. Ueber durchstrichenen Worten liest man die Cor- rectur. Cs faͤngt von der Armuth der Eltern dieses Papstes an, welche „alieni parvique agri cultura“ ihr Leben fristeten; er ruͤhmt von der Familie vor allem Signora Camilla, die wenigstens damals als er schrieb sich in ihren Anspruͤchen noch sehr maͤßigte: „ quae ita se intra modestiae atque humilitatis suae fines continuit semper ut ex summa et celsissima fortuna fratris, praeter innocentiae at- que frugalitatis famam et in relictis sibi a familia nepotibus pie ac liberaliter educandis diligentiae laudem, nihil magnopere ce- pisse dici possit.“ Er fuͤhrt Erziehung, Emporkommen und die erste Zeit der Staatsverwaltung aus. Besonders ist er merkwuͤrdig, weil er das bei den Bauten von Rom vorherrschende christliche Prin- cip heraushebt. Ungefaͤhr 1587 wird dieß Werkchen verfaßt sein. Der Ver- fasser hegte die Absicht auch die folgenden Zeiten zu schildern. Tum dicentur nobis plenius cum acta ejus (Sixti) majori parata or- dine prodere memoriae experiemur. Quod et facturi pro viri- bus nostris, si vita suppetet, omni conatu sumus, et ipse ingen- tia animo complexus nec ulla mediocri contentus gloria uberem Vita Sixti V ipsius manu emendata. ingeniis materiam praebiturus egregie de se condendi volumina videtur. Bei dem nun, was wir vor Augen haben, ist die wichtigste Frage ob es wirklich von jenem Papst revidirt worden. Auch Tempesti, der die Abschrift der Bibliothek Altieri nicht kannte, besaß ein Werkchen das man ihm als von Graziani verfaßt, von Papst Sixtus revidirt empfohlen hatte. Er macht einige Ein- wendungen dagegen, und mag in denselben Recht haben. Es ist aber mit dem unsern nicht identisch. Tempesti macht unter andern darauf aufmerksam (p. XXX.) , daß Graziani den Papst gleich seine erste Procession von S. Apostoli anfangen lasse, da sie doch von Araceli ausgegangen. Ein Fehler der freilich wohl eher einem Manne ent- gehn konnte der Papst geworden und die Geschaͤfte der Welt trieb, als dem Padre Maestro Tempesti. Aber in unserer Vita findet er sich nicht. Ganz richtig heißt es in derselben: Verum ut acceptum divinitus honorem ab ipso deo exordiretur, ante omnia suppli- cationes decrevit, quas ipse cum patribus et frequente populo pedibus eximia cum religione obivit a templo Franciscanorum ad S. Mariam Majorem. Wir haben auch noch ein positives Zeugniß fuͤr die Authentie unsers Werkchens. Eine andere Lebensbeschreibung — die naͤchste de- ren wir gedenken — erzaͤhlt, Sixtus habe zu gewissen Commenta- rien an dem Rande bemerkt: „sororem alteram tenera aetate de- cessisse.“ Wir finden daß eben dieß in unserer Schrift geschehen ist. Der erste Verfasser hatte geschrieben: Quarum altera nupsit, ex cujus filia Silvestrii profluxisse dicuntur quos adnumerat suis pontifex“ etc. Sixtus strich dieß und einiges andere aus, und schrieb hinzu: „Quarum altera aetate adhuc tenera decessit.“ Jene zweite Lebensbeschreibung sagt ferner: In illis commen- tariis ab ipso Sixto, qui ea recognovit, adscriptum reperi, Sixti matrem Marianam non quidem ante conceptum sed paulo ante editum filium de futura ejus magnitudine divinitus fuisse moni- tam. Auch dieß finden wir in unserer Schrift. Der Autor hatte gesagt, Peretto habe im Traum die Vorhersagung empfangen: „na- sciturum sibi filium qui aliquando ad summas esset dignitates per- venturus.“ Vater ist weggestrichen, und gesetzt: „Ejus uxor par- tui vicina.“ Hiedurch bekommt nun unser Werkchen eine große Authentie; es schließt sich unmittelbar an jenes Autographum des Papstes an. Es verdiente wohl einen besondern Abdruck. 51. Sixtus V Pontifex Maximus. Bibl. Altieri. 80 Blaͤtter. Eben die Schrift durch welche wir die Authentie der vorigen zu beweisen vermochten. Ich finde nicht, daß sie Tempesti oder ein An- derer gekannt habe. Der Autor schrieb nach dem Tode des Sixtus. Schon er be- klagt, daß das Gedaͤchtniß desselben durch viele Erdichtungen verun- staltet werde. Sixtus V, hebt er an, memoriae quibusdam gratae, Sixtus V Pont. Max. aliquibus invisae, omnibus magnae, cum cura nobis et sine am- bitu dicetur: curam expectatio multorum acuit (obwohl die Schrift niemals gedruckt worden), ambitum senectus nobis imminens prae- cidit. Seinen Gegenstand findet er sehr wichtig. „Vix aut rerum moles major aut majoris animi pontifex ullo unquam tempore concurrerunt.“ In einem ersten Theile seines Werkchens geht er das Leben Six- tus V. bis zu dessen Erhebung auf den paͤpstlichen Stuhl durch. Er schoͤpfte dabei aus obiger Lebensbeschreibung, Briefschaften des Six- tus, die er oͤfter citirt, und muͤndlichen Nachrichten von Cardinal Paleotto oder einem vertrauten Hausgenossen des Papstes Namens Capelletto. Dabei kommen auch gar mancherlei Denkwuͤrdigkeiten zur Sprache. Cap. I. Sixti genus, parentes, patria. Die sonderbare No- tiz, daß Sixtus sich in seiner Jugend habe Erinitus nennen wollen, ja sogar in dem Kloster eine Zeitlang so genannt worden sei. Er verstand darunter einen Kometen, und waͤhlte diesen Namen um sei- ner Gluͤckshoffnungen willen (propter speratam semper ab se ob ea quae mox exsequar portenta nominis et loci claritatem). Dar- auf soll sich der Stern in seinem Wappen beziehen. Wenigstens ist dieß kein Komet. Uebrigens hat er selbst Paleotto’n gesagt, daß durch die Birnen auf diesem Wappen sein Vater (Peretti), durch die Berge sein Vaterland angezeigt werde: der Loͤwe der die Birnen traͤgt, zeige zugleich Großmuth und Wohlthaͤtigkeit an. II. Ortus Sixti divinitus ejusque futura magnitudo prae- nunciatur. Sixtus selbst erzaͤhlt, sein Vater habe einst in der Nacht den Zuruf vernommen: „Vade, age, Perette, uxori jungere: pa- ritura enim tibi filium est, cui Felicis nomen impones: is enim mortalium olim maximus est futurus.“ Ein seltsamer Kauz war dieser Peretti doch. Seine Frau war damals in Diensten jener Diana in der Stadt. Auf Veranlassung der weissagenden Ermunterung schlich er sich nun bei Nacht und Nebel hinein. Am Tage durfte er sich aus Furcht vor seinen Glaͤubigern nicht blicken lassen. — Seltsamer Ur- sprung! Spaͤter hat Peretti seine Glaͤubiger auf das Gluͤck seines Sohnes foͤrmlich vertroͤstet. Wenn er das Kind auf den Armen hatte, sagte er wohl: er trage einen Papst, und zog das Fuͤßchen hervor um es von seinen Nachbarn kuͤssen zu lassen. III. Nomen. Peretto sagte, als man ihm gegen den Na- men Felix Einwendungen machte: „Baptismo potius quam Felicis nomine carebit.“ Die Betten fingen einmal von einem stehn ge- bliebenen Lichte Feuer: die Mutter lief herbei, und fand das Kind unbeschaͤdigt und lachend. Ungefaͤhr, wie dem Kinde der Sclavin Servius Tullius, die ihm bevorstehende Hoheit durch die Flamme angekuͤndigt ward, die im Schlafe sein Haupt umgab. Nach so vielen Jahrhunderten wiederholt sich das Wunder oder der Glaube. IV. Studia. Daß er Schweine gehuͤtet, habe er doch nicht gern gehoͤrt: weil es in obigen Commentarien gestanden, habe er deren Fortsetzung verboten. Erzaͤhlung von seinen ersten raschen Fortschrit- ten: so daß er den Lehrmeister fuͤr seine 5 Bajocchi allzu sehr beschaͤf- tigte. Vix mensem alterum operam magistro dederat, cum ille Sixtus V Pont. Max. Perettum adit, stare se conventis posse negans: tam enim multa Felicem supra reliquorum captum et morem discere ut sibi multo plus in uno illo quam in ceteris instituendis omnibus laboranti non expediat maximam operam minima omnium mercede consu- mere. Bei Fra Salvatore ward er ziemlich hart gehalten. Er be- kam manchen Schlag, weil er ihm die Speisen nicht recht vorsetzte. Das arme Kind hob sich hoch auf die Zehen, war aber so klein, daß es kaum die Tischplatte mit seiner Hoͤhe erreichte. V. Moͤnchsleben. Was wir uͤber die Art seines Studirens und die Disputation zu Assisi berichtet haben. Der erste Ruf sei- ner Predigten. Auf den Reisen hielt man ihn zu Belforte auf, und ließ nicht ab, bis er unter ungeheurem Zulauf der Nachbarn drei- mal gepredigt. VI. Montalti cum Ghislerio Alexandrino jungendae familia- ritatis occasio. VII. Per magnam multorum invidiam ad magnos multos- que honores evadit. Namentlich in Venedig, wo er den Druck des Index durchsetzte, hatte er viel zu dulden. Er hatte sich einmal ent- fernen muͤssen, und trug Bedenken dahin zuruͤckzukehren. Der Car- dinal Carpi, seit jener Disputation sein Beschuͤtzer, kuͤndigte den dortigen Franciscanern an: entweder sollte Montalto oder Keiner von ihnen in Venedig bleiben. Indessen konnte er sich doch nicht in Ve- nedig halten. Seine Ordensbruͤder klagten ihn vor dem Rathe der Zehen an, daß er Unordnung in der Republik stifte, indem er na- mentlich diejenigen nicht absolviren wolle welche im Besitze verbote- ner Buͤcher seyen ( qui damnatos libros domi retineant ). Cr mußte nach Rom zuruͤckgehn, wo er Consultor der Inquisition wurde. VIII. Romanae inquisitionis consultor, sui ordinis procu- rator, inter theologos congregationis Tridentini concilii adscri- bitur. Auch bei den Franciscanern in Rom fand Montalto nur auf ausdruͤckliche Empfehlung des Carpi Aufnahme, und dieser schickte ihm seine Mahlzeit zu. Er befoͤrderte ihn in jene Stelle, er em- pfahl ihn sterbend dem Cardinal Ghislieri. IX. Iter in Hispaniam. Er begleitete Buoncompagno, nach- mals Gregor XIII. Schon damals verstanden sie sich uur schlecht unter einander. Montalto mußte zuweilen auf dem Packwagen rei- sen. Accidit nonnunquam ut quasi per injuriam aut necessita- tem jumento destitutus vehiculis quibus impedimenta comporta- bantur deferri necesse fuerit. Es folgten viele andere Vernach- laͤssigungen. X. Post honorifice delatum episcopatum per iniquorum ho- minum calumnias cardinalatus Montalto maturatur. Auch der Ne- pote Pius V. war ihm entgegen, „alium veterem contubernalem evehendi cupidus.“ Unter andern sagte man dem Papst, man habe vier wohlverschlossene Kisten in das Zimmer des Montalto getragen, der sich ganz verweichliche und praͤchtig wohne. Pius ging unvermu- thet selbst in das Kloster. Er fand nackte Waͤnde, und fragte end- lich was in den Kisten sey, welche noch da standen. „Buͤcher, hei- liger Vater,“ sagte Montalto, „die ich mit nach S. Agatha nehmen will“ — das war sein Bisthum, — und oͤffnete eine. Sixtus V Pont. Max. Pius war hoͤchlich zufrieden, und ernannte ihn in kurzem zum Car- dinal. XI. Montalti dum cardinalis fuit vita et mores. Gregor entzog ihm seine Pension, was viele auf das kuͤnftige Pontificat des Montalto deuteten. Levis enim aulicorum quorundam superstitio diu credidit, pontificum animis occultam quandam in futuros suc- cessores obtrectationem insidere. XII. Francisci Peretti caedes incredibili animi aequitate tolerata. XIII. Pontifex M. magna patrum consensione declaratur. Hierauf folgt der zweite Theil. „Hactenus Sixti vitam per tempora digessimus: jam hinc per species rerum et capita, ut justa hominis aestimatio cuique in promptu sit, exequar.“ Es finden sich jedoch von diesem Theile nur drei Capitel: Gra- tia in benemeritos; — pietas in Franciscanorum ordinem; — publica securitas. Das letzte ist durch seine Schilderung gregorianischer Zeiten bei weitem das wichtigste, und ich will, da ich nicht eine voͤllige Ab- schrift genommen, wenigstens einen Auszug mittheilen. Initio quidem nonnisi qui ob caedes et latrocinia proscripti erant, ut vim magistratuum effugerent, genus hoc vitae institue- rant, ut aqua et igne prohibiti latebris silvarum conditi aviis- que montium ferarum ritu vagantes miseram anximaque vitam furtis propemodum necessariis sustentarent. Verum ubi rapi- nae dulcedo et impunitae nequitiae spes alios atque alios extre- mae improbitatis homines eodem expulit, coepit quasi legitimum aliquod vel mercimonii vel artificii genus latrocinium frequen- tari. Itaque certis sub ducibus, quos facinora et saevitia nobi- litassent, societates proscriptorum et sicariorum ad vim, cae- des, latrocinia coibant. Eorum duces ex audacia vel scelere singulos aestimabant: facinorosissimi et saevissima ausi ma- xime extollebantur ac decurionum centurionumque nominibus militari prope more donabantur. Hi agros et itinera non jam vago maleficio sed justo pene imperio infesta habebant. — — Denique operam ad caedem inimicorum, stupra virginum et alia a quibus mens refugit, factiosis hominibus et scelere alieno ad suam exaturandam libidinem egentibus presente pretio locare: eoque res jam devenerat ut nemo se impune peccare posse cre- deret nisi cui proscriptorum aliquis et exulum periculum prae- staret. Iis fiebat rebus ut non modo improbi ad scelera, verum etiam minime mali homines ad incolumitatem ejusmodi feras bestias sibi necessarias putarent. — — Id proceribus et princi- pibus viris perpetuo palam usurpari. — — Et vero graves Ja- cobo Boncompagno susceptae cum primariis viris inimicitiae ob violatam suarum aedium immunitatem diu fortunam concussere. Procerum plerique, sive quos aes alienum exhauserat, sive quo- rum ambitio et luxus supra opes erat, sive quos odia et ulci- scendi libido ad cruenta consilia rejecerant, non modo patroci- nium latronum suscipere, sed foedus cum illis certis conditioni- Sixtus V Pont. Max. bus sancire ut operam illi ad caedem locarent mercede impuni- tatis et perfugii. Quum quo quisque sicariorum patrono utere- tur notum esset, si cui quid surreptum aut per vim ablatum fo- ret, ad patronum deprecatorem confugiebatur, qui sequestrum si- mulans, utrinque raptor, tum praedae partem a sicariis tum operae mercedem a supplicibus, aliquando recusantis specie, quod saevissimum est rapinae genus, extorquebat. Nec defuere qui ultro adversus mercatores atque pecuniosos eorumque filios, agros etiam et bona ex destinato immitterent, iisque deinde re- dimendis ad seque confugientibus operam venderent, casum adeo miserantes ut ex animo misereri credi possent. — — Lites si- cariorum arbitrio privatis intendebantur, summittebantur vi adacti testes, metu alii a testimonio dicendo deterrebantur. — — Per urbes factiones exoriri, distinctae coma et capillitio, ut hi in laevam, illi in dexteram partem vel villos alerent comarum vel comam a fronte demitterent. Multi ut fidem partium alicui addictam firmarent, uxores necabant, ut filias, sorores, affines eorum inter quos censeri vellent ducerent, alii consanguinearum viros clam seu palam trucidabant, ut illas iis quos in suas par- tes adlegerant collocarent. Vulgare ea tempestate fuit ut cui- que sive forma seu opes mulieris cujuscunque placuissent, eam procerum aliquo interprete vel invitis cognatis uxorem duceret: neque raro accidit ut praedivites nobilesque homines exulum abjectissimis et rapto viventibus grandi cum dote filias collo- care vel earum indotatas filias ipsi sibi jusso matrimonio jun- gere cogerentur. — — Sceleratissimi homines tribunalia consti- tuere, forum indicere, judicia exercere, sontes apud se accu- sare, testibus urgere, tormentis veritatem extorquere, denique solemni formula damnare: alios vero a legitimis magistratibus in vincula conjectos, causa per prôrem (procuratorem) apud se dicta, absolvere, eorum accusatores ac judices poena talionis condemnare. Coram damnatos praesens poena sequebatur: si quid statutum in absentes foret, tantisper morae erat dum sceleris ministri interdum cum mandatis perscriptis riteque ob- signatis circummitterentur, qui per veram vim agerent quod le- gum ludibrio agebatur. — — Dominos et reges se cujus collibuis- set provinciae, ne solennibus quidem inaugurationum parcentes, dixere multi et scripsere. — — Non semel sacra supellectile e templis direpta, augustissimam et sacratissimam eucharistiam in silvas ac latibula asportarunt. qua ad magica flagitia et execra- menta abuterentur. — — Mollitudo Gregoriani imperii malum in pejus convertit. Sicariorum multitudo infinita, quae facile ex rapto cupiditatibus conniventium vel in speciem tantum ira- scentium ministrorum largitiones sufficeret. Publica fide se- curitas vel petentibus concessa vel sponte oblata: arcibus, oppi- dis, militibus praeficiebantur. Eos velut ab egregio facinore reduces multitudo, quocunque irent, spectando effusa miraba- tur, laudabat. — — Memorie del pontificato di Sisto V. 52. Memorie del pontificato di Sisto V. Altieri XIV. a. IV. fol. 480 Blaͤtter. Nicht ganz neu und unbekannt ist dieses ausfuͤhrliche Werk. Tempesti hatte eine Abschrift aus dem Archiv des Capitols, und be- zeichnet den Urheber desselben als den Anonymo Capitolino. Tempesti ist aber gegen dieß Werk hoͤchst ungerecht. Er co- pirt es in unzaͤhligen Stellen, und in dem allgemeinen Urtheil am Anfang seiner Geschichte spricht er ihm doch die Glaubwuͤrdig- keit ab. Es ist aber ohne Zweifel das Beste was es uͤber Sixtus V. Ge- schichte gibt. Der Autor hatte die wichtigsten Documente in Haͤnden. Man sieht es seiner Erzaͤhlung an: auch sagt er es selbst, z. B. in deut- schen Sachen: „mi risolvo di narrar minutamente quanto ne trovo in lettere e relationi autentiche.“ Ueber die Finanzeinrichtungen Sixtus V. hat er die genauesten Nachrichten: Schritt fuͤr Schritt begleitet er sie. Doch geht er dabei mit vieler Discretion zu Werke. Gli venivano, sagt er, proposte inventioni stravagantissime ed horrende, ma tutte sotto faccia molto humana di raccor danari, le quali per esser tali non ar- disco di metter in carta tutte, ma sole alcune poche vedute da me nelle lettere originali degl’ inventori. Er hatte ein Leben Gregors XIII. geschrieben, und deshalb mag man ihn fuͤr Maffei gehalten haben; obwohl ich sonst keinen Grund finde ihn mit diesem Jesuiten zu identificiren. Schade nur daß auch dieß Werk nur ein Fragment ist. Gleich von vorn fehlen die fruͤhern Ereignisse. Sie waren geschrieben, doch bricht wenigstens unser Ms. mitten in einem Satze ab. Hierauf wer- den die Einrichtungen der ersten Jahre des Papstes durchgegangen, aber der Verfasser kommt nur bis zu dem Jahre 1587. Den ersten Mangel koͤnnen wir verschmerzen, da wir daruͤber so viel andere und gute Belehrung besitzen; aber der Mangel der spaͤtern Arbeit ist hoͤchst empfindlich. Es ist eine Art europaͤischer Geschichte, die der Verfasser aus wirklich glaubwuͤrdigen Nachrich- ten mittheilt. Ueber das Jahr 1588, den annus climactericus der Welt, wuͤrden wir gewiß bei ihm viele gute Nachrichten finden. Man hoͤre, wie vernuͤnftig er sich im Anfange seiner Arbeit ausdruͤckt. Non ho lasciata via per cui potessi trar lume di vero che non abbia con molta diligenza et arte apertami et indefessa- mente camminata, come si vedrà nel racconto che faccio delle scritture e relationi delle quali mi son servito nella tessitura di questa istoria. Prego dio, autore e padre d’ogni verità, si- some mi ha dato ferma volontà di non dir mai bugia per in- gannare, così mi conceda lume di non dir mai il falso con es- sere ingannato. Ein Gebet, eines Historikers ganz wuͤrdig. Sixti V vita Er schließt bei den Cardinalwahlen von 1587 mit den Worten: E le speranze spesso contrarie alle proprie apparenze. Ich habe einen großen Theil seiner Notizen nach Vergleichung mit den anderweiten aufgenommen; was etwa noch uͤbrig waͤre hier nachzutragen, wuͤrde bei dem Umfange des Werkes zu weit fuͤhren. 53. Sixti V Pontificis Maximi vita a Guido Gualterio Sangenesino descripta. MS der Bibl. Altieri. VIII. F. 1. 54 Blaͤtter. Tempesti gedenkt eines Tagebuches uͤber die Zeiten Sixtus V. von einem Autor dieses Namens. Es ist der nemliche der unsre Le- bensbeschreibung verfaßt hat. In unserm Werk erwaͤhnt er das fruͤhere. Er war von Sixtus fuͤr seine Bemuͤhungen besonders belohnt worden. Das Exemplar in dem Pallast Altieri ist sehr authentisch und vielleicht einzig. Es hat Anmerkungen von der Hand des Autors. „Me puero cum in patria mea Sangeno“ etc. sagt er darin, so daß kein Zweifel seyn kann. Er schrieb es kurz nach Sixtus Tode, in den ersten Zeiten Cle- mens VIII , dessen er oͤfter gedenkt. Er erwaͤhnt, daß gerade die Nachricht von dem Uebertritt Heinrichs IV. zum Katholicismus ein- treffe, so daß wir das Jahr 1593 mit Sicherheit als das Jahr der Abfassung annehmen koͤnnen. Auch ist der Autor besonders glaubwuͤrdig. Er stand mit der Familie Peretti in naͤherer Verbindung: Maria Felice, Tochter der Signora Camilla, war in Sangeno erzogen; die Frau des Autors war ihre genaue Freundin; er selbst war mit Anton Bosic, dem Secretaͤr des ersten Befoͤrderers von Montalto, des Cardinal Carpi, sehr genau bekannt: „summa mihi cum eo necessitudo interce- debat.“ Und so ist er denn vornehmlich uͤber die fruͤhern Lebensumstaͤnde des Papstes gut unterrichtet. Er widmet ihnen den ersten Theil seiner Schrift. Er berichtet, wie Fra Felice zuerst mit P. Paul IV. bekannt ge- worden sey. Bei dem Brande einer Minoritenkirche in der Mark war die Hostie verschont geblieben. Es muß das mit einigen besondern Umstaͤnden verknuͤpft gewesen seyn; genug man hielt hieruͤber große Consultation. Die Cardinaͤle der Inquisition, Ordensgenerale, viele andere Praͤlaten waren zugegen. Cardinal Carpi brachte den Mont- alto mit, und drang darauf, daß auch dieser sein Guͤnstling seine Meinung zu sagen habe. Montalto sagte eine Meinung, die allen die beste schien; hoͤchlich zufrieden ging Carpi weg. — In ejus sen- tentiam ab omnibus itum est. Surgens cardinalis Carpensis di- xit: Probe noram quem virum huc adduxissem. Merkwuͤrdig ist die Schilderung seiner aristotelischen Bemuͤ- hungen. Die Ausgabe des Posius, in der That eines Schuͤlers von Montalto, wird von Gualterius diesem letzten geradehin zugeschrie- ben. Aristotelis Averroisque opera ex pluribus antiquis biblio- thecis exemplaria nactus emendavit, expurgavit, aptoque ordine a Guido Gualterio descripta. in tomos, ut vocant, undecim digessit. Mediam et magnam Averrois in libros posteriorem expositionem apta distributione Aristotelis textui accommodavit: mediam Averrois expositionem in 7 metaphysicorum libros invenit, exposuit, ejusdem Averrois epitomata qnaesita et epistolas suis restituit locis, solutionibus contradictionum a doctissimo Zunara editis (in denen die Wider- spruͤche zwischen Aristoteles und Averroes ausgeglichen werden) cen- tum addidit. Dann schildert er den Charakter seines Helden. Magnanimus dignoscebatur, ad iram tamen pronus. Somni potens: cibi par- cissimus: in otio nunquam visus nisi aut de studiis aut de ne- gotiis meditans. So gelangt er zum Conclave. Hierauf faͤngt auch er an, die Thaten Sixtus V. nach seinen verschiedenen Tugenden zu schildern: Religio, Pietas, Justitia, Fortitudo, Magnificentia, Providentia. So seltsam diese Eintheilung ist, so kommen doch dabei eine Menge huͤbscher Dinge zum Vorschein. Lebhaft bemuͤht sich Gualterius den Papst gegen die Anklagen zu vertheidigen die ihm wegen seiner Auflagen gemacht worden. Man hoͤre aber wie. „Imprimis ignorare videntur, pontificem Roma- num non in nostras solum facultates sed in nos etiam ipsos imperium habere.“ Was wuͤrde die heutige Zeit zu diesem Staats- recht sagen? Vornehmlich den Bauwerken Sixtus V. widmet er Aufmerksam- keit, und ist daruͤber recht interessant. Er schildert den Zustand des alten Lateran. Erat aula per- magna quam concilii aulam vocabant — ohne Zweifel wegen der Lateranconcilien, bis zu Leo X , — erant porticus tractusque cum sacellis nonnullis et cubiculis ab aula usque ad S. Sabae quam S. Salvatoris capellam vocant. Erant s. scalarum gradus et porticus vetustissimae e qua veteres pontifices, qui Lateranum incolebant, populo benedicebant. Aedes illae veteres maxima populi veneration, celebrari solebant, cum in illis non pauca monumenta esse crederentur Hierosolymis usque deportata. Sed fortasse res in superstitionem abierat: itaque Sixtus, justis de causis ut credere par est, servatis quibusdam probatioribus mo- numentis, sanctis scalis alio translatis, omnia demolitus est. Wir sehen, der Autor unterwirft sich, aber er fuͤhlt das Unrecht. Nicht minder merkwuͤrdig ist die Beschreibung von S. Peter, wie es zu dieser Zeit war (1593). In Vaticano tholum maximum tholosque minores atque adeo sacellum majus quod majorem capellam vocant aliaque minora sacella et aedificationem totam novi templi Petro Apostolo di- cati penitus absolvit. At plumbeis tegere laminis, ornamenta- que quae animo destinarat adhibere, templique pavimenta ster- nere non potuit, morte sublatus. At quae supersunt Clemens VIII persecuturus perfecturusque creditur, qui tholum ipsum plumbeis jam contexit laminis, sanctissimae crucis vexillum ae- ueum inauratum imposuit, templi illius pavimentum jam imple- vit, aequavit, stravit pulcherrime, totique templo aptando et Galesini Vita Sixti V. exornando diligentissimam dat operam: cum vero ex Michaelis Angeli forma erit absolutum, antiquitatem omnem cito supe- rabit. Wir sehen, daß man noch immer nichts beabsichtigte als den Plan des Michel Angelo auszufuͤhren, und es scheint als sey alles schon wirklich vollendet gewesen ( penitus absolvit ). Wir hatten uͤber die Colossen schon oben eine merkwuͤrdige No- tiz. Ich will hier noch eine hinzufuͤgen. Der Autor redet von dem Platz auf dem Quirinal. Er sagt von den Verschoͤnerungen desselben durch Sixtus V: Ornavit per- enni fonte et marmoreis Praxitelis et Phidiae equis, quos ve- tustate cum eorum rectoribus deformatos una cum basi marmo- rea in pristinam formam concinnavit et e vetere sede ante Con- stantini thermas in alteram areae partem prope S. Paulli mona- corum aedes transtulit. Auch in aͤltern Abbildungen, von denen eine bei Meier wiederholt ist (s. Gesch. der Kunst II, 299 und Abbildun- gen dazu Tafel XV. ), erscheinen die Colossen in einer sehr verstuͤm- melten Gestalt; ungefaͤhr wie sie unsere Venezianer schilderten (s. S. 239). Offenbar wurde ihnen erst unter Sixtus V. ihre heutige Form gegeben. 54. Galesìni Vita Sixti V. Vatic. 5438. (122 Blaͤtter.) Handschrift ohne eigentlichen Titel, auf dem ersten Blatt mit folgender Widmung. Sanctissimo patri Sixto V, pontifici maximo, vigilantissimo ecclesiae dei pastori, providissimo principi, sapientissimo uni- versae reipublicae christianae moderatori et rectori, commenta- rium hoc de vita rebusque ab eo in singulos annos diesque pu- blice et pontificie actis gestisque distribute ac luculenter scri- ptum Petrus Galesinus magno et summo benignissimoque patrono singularis in illum pietatis atque observantiae ergo in perpetuum dicavit. Schon diese Worte zeigen, daß wir mehr eine Lobschrift vor uns haben als eine Lebensbeschreibung. Der Autor findet es bemerkenswerth, daß Sixtus V. als das vierte Kind seiner Eltern geboren — „sol enim quarto die creatus est“ — daß er an dem Tage der Gruͤndung Roms zum Papst ge- waͤhlt worden. Die Erzaͤhlung der fruͤhern Jahre ist sehr fragmentarisch. Auch hier wird bezeugt, daß ein begabter junger Mensch in Armuth und Strenge am besten zu gedeihen pflege. In dem Hause der Peretti war die Mutter strenge: „Matris metu, cum aliquid mali se comme- ruisse videret, in omnes partes corporis se excitavit.“ Die Arbeiten in der Villa: Opus manu faciebat, ita ut vel hortos coleret vel arbores sereret aut aliqua ratione, instar dili- gentissimi agricolae, egregiae insitionis opera consereret, inter- locaret. Bei den Handlungen des Papstthums tritt besonders die stren- gere religioͤse Richtung hervor der sich Sixtus ergab: — z. B. bei den Relatione al papa Sisto V. den Bauten: „ut urbis opera et idolatriae simulacra, inanis et falsae gloriolae insanarumque superstitionum monumenta, adhuc in urbe jam diu nimis inveterata quadam rerum olim Romanarum a christiano cultu abhorrentium curiositate, — — ad christianae pietatis ornamentum pertraheret.“ Ursprung des Lateranpallastes. Pontifex cum vix cubiculum inveniret quo se reciperet, continuo jussit aedes pontificia ma- jestate dignas in Laterano extrui: valde enim absurdum abso- numque duxit basilicam Lateranensem, omnium ecclesiarum ma- trem, proprium pontificis Romani episcopatum aedes non ha- bere quae cum tanta episcopatus dignitate convenirent. Ueberhaupt findet er Rom sehr fromm. Dat magna pietatis et integritatis indicia. Clericorum disciplina fere est ad pristi- nos sanctissimos mores restituta, ratio divini cultus administra- tioque sacrarum aedium ad probatum veterem morem plane per- ducta. — — Ubique in ipsis ecclesiis genuflexiones: ubique in omni fere urbis regione fideles qui sacra illa sexta feria (Char- freitag) infinitis verberibus miserandum in modum propria terga ita lacerabant ut sanguis in terram usque defluxerit. 55. Vita Sixti V anonyma. Vatic. n. 5563. Nur wenige Blaͤtter uͤber die Jugendjahre Sixtus V. Sein Name Felix wird von einem Traume seines Vaters hergeleitet. 56. Relatione al papa Sisto V. 41 Bl. Von einem Mitgliede der Curie, das den Pallast nicht besuchte, und nur eben so viel erfuhr wie Jedermann wußte; urspruͤnglich an einen Freund gerichtet, der uͤber die Handlungen Sixtus V. unter- terrichtet seyn wollte, dann an den Papst selbst. In Schriften wie die unsere, von mittelmaͤßigen Leuten geschrie- ben welche nur zufaͤllig aus der Menge heraustreten, ist es merkwuͤr- dig zu beobachten, welche Ruͤckwirkung eine Regierung uͤberhaupt auf das groͤßere Publicum ausuͤbt. In unserm Werkchen, welches durchaus in dem strengern reli- gioͤsen Sinne geschrieben ist, der am Ende des 16. Jahrh. zu herr- schen anfing, sieht man nun zunaͤchst welchen gewaltigen Eindruck die Umgestaltung der heidnischen Monumente in christliche hervorbrachte. Le croci santissime in cima delle guglie e le statue delli prencipi apostolici sopra le colonne scancellano la memoria delle antiche idolatrie, — — come anco che la croce posta in mano della statua sopra la torre di Campidoglio significante Roma ci mostra che hoggi Roma cioè il papa non opra la spada per sog- giogare il mondo a guisa d’infideli imperatori Romani ma la croce per salutifero giorno dell’ universo. — Es ist auffallend, wie populaͤr diese Ideen der geistlichen Weltherrschaft auch unter den Leuten von minderer Bedeutung waren. Der Autor leug- Päpste** 22 Lorenzo Priuli Rel. 1586. net ferner, daß der Papst, wie einige sagen um sehr weise zu scheinen — per esser savioni, — durch seinen Schatz sich bei den Fuͤrsten in Ansehen zu setzen gedenke; dessen beduͤrfe er nicht; sein Sinn sey vielmehr, daß er die gehorsamen Fuͤrsten belohnen, die ungehorsamen zuͤchtigen wolle. „Col tesoro castigherà i prencipi ribelli di santa chiesa, et ajuterà i prencipi obbedienti nelle imprese cattoliche.“ Er ruͤhmt Sixtus, daß er Heinrich IV. excommunicirt habe. Su- bito fatto papa ricorse a dio per ajuto, e poi privò del regno di Navarra quello scellerato re eretico, — — e con queste armi spirituali principalmente i papi hanno disfatti e fatti imperatori e re. Daß Priester und Moͤnche als eine Miliz des Papstes zu be- trachten seyen, wird hier einmal auch von der roͤmischen Seite aus- gesprochen. Il papa tiene grossi presidii in tutti regni, che sono frati monaci e preti, in tanto numero e così bene stipendiati e provisti in tempo di pace e di guerra. — — Nelle cose della re- ligione vuole esser patrone solo et assoluto, sicome dio vuole: — — e beati quei populi che avranno prencipi obbedientissimi. — — Se i prencipi manterranno il pensiero di trattar le cose delli stati prima con li sacerdoti che con i lor consiglieri seco- lari, credami che manterranno i sudditi obbedienti e fedeli. Alle Behauptungen der politisch-kirchlichen Doctrin treten hier in popula- rer Fassung hervor. Was sey aber diese weltliche Macht des Papstes, verglichen mit der Autoritaͤt welche er habe einen armen Knecht Gottes zum Heiligen zu erheben? Diese Heiligsprechungen, welche Sixtus V. erneuert hatte, kann unser Autor nicht genug preisen. A maggior gloria di dio, ha dedicato alcuni giorni festivi a santi che non erano nel calendario, sì per dare occasioni a’ christiani di spendere tanto più tempo in honor di dio per salute delle anime loro con l’intercessione de’ santi astenendosi dell’ opere servili, sì perche siano onorati gli amici di dio. Unter andern Gruͤnden fuͤhrt er auch noch an: „per far vedere gli infedeli e falsi christiani che solo i veri servi di Christo salvatore fanno camminare i zoppi, parlare i muti, vedere i ciechi, e resuscitare i morti.“ 57. Relatione presentata nell’ ecc mo collegio dal cl mo Sig r Lorenzo Priuli, ritornato di Roma, 1586 2 Luglio. Von den roͤmischen Monumenten gehn wir uͤber auf die vene- zianischen. Lorenzo Priuli hatte die letzten Jahre Gregors XIII. und die ersten Sixtus V. erlebt; er ist voll von ihrem Gegensatz. Wir muͤssen uns davon nicht sogleich mit fortreißen lassen: die ersten Zeiten eines Papstes machten in der Regel einen bessern Ein- druck als die letzten. Sey es weil mit den zunehmenden Jahren das Talent der Staatsverwaltung nothwendig abnimmt, oder weil sich allmaͤhlig bei einem Jeden Manches findet, was man lieber weg- wuͤnscht. Aber Priuli ist nicht ungerecht. Er findet, daß auch die Verwal- tung Gregors der Kirche sehr nuͤtzlich geworden sey. Nella bontà della Gritti Rel. 1589. — Badoer Rel. 1589. vita, nel procurare il culto ecclesiastico, l’osservanza del conci- lio, la residenza dei vescovi, nell’ eccellenza della dottrina, l’uno legale l’altro teologicale, si possono dire assai simili. Er preist Gott, daß er seiner Kirche so treffliche Vorsteher gegeben habe. Wir bemerken, daß auch die fremden Gesandten von der Gesin- nung ergriffen waren welche den Hof beherrschte. Priuli findet die Erwaͤhlung Sixtus V. durchaus wunderbar, un- mittelbare Wirkung des heil. Geistes. Seine Vaterstadt erinnert er daran, daß sie durch ihr gutes Einverstaͤndniß mit den Paͤpsten em- porgekommen sey; er raͤth vor allen Dingen die Erhaltung dessel- ben an. 58. Relatione del cl mo sig r Giov. Gritti ritornato ambasciatore da Roma anno 1589. In dem venezianischen Archive findet sich nur ein defectes Exem- plar. Mit großem Verlangen griff ich nach einem andern, das ich auf der ambrosianischen Bibliothek zu Mailand sah, aber auch dieß enthielt gerade so viel wie jenes und nicht ein Wort mehr. Es ist das um so mehr zu bedauern, da der Autor recht syste- matisch zu Werke geht. Er will erstens von dem Kirchenstaate, dann von der Person des Papstes, als dessen großen Bewunderer er sich ankuͤndigt, drittens von seinen Absichten, endlich von den Cardinaͤlen und dem Hofe handeln. Nur von dem ersten Hauptstuͤck ist ein kleiner Theil vorhanden. Eben wo der Autor zeigen will, wie die Einkuͤnfte unter Sixtus ge- wachsen, bricht die Handschrift ab. Demohnerachtet kann ich nicht zweifeln, daß die Arbeit fertig war. Was wir haben, ist wenigstens kein Entwurf, sondern ein Theil der Ausarbeitung. Aber seltsam ist es doch, daß sich auch sogar in dem Archive nur ein mangelhaftes Exemplar findet. 59. Relatione di Roma dell’ ambasciatore Badoer K r relata in senato anno 1589. In dem venezianischen Archive fehlt diese Relation. In der Sammlung der Familie Quirini findet sie sich, aber auch nur frag- mentarisch. Es sind acht Blaͤtter, die nichts als ein paar Notizen in Be- zug auf die Landschaft enthalten. Badoer bemerkt, daß sich Venedig seine Anhaͤnger in der Mark dadurch entfremde, daß es ihrer zu viele entweder dem Papst aus- liefere oder auf dessen Ansuchen umbringen lasse. Man hatte von der Aufnahme des Handels von Ancona gere- det, doch fuͤrchtete der Gesandte nicht, daß er den Venezianern Ein- trag thun werde. Essendo state imposte allora (bei seiner Hinreise) da Sisto 22* Dispacci Veneti V doi per cento sopra tutte le mercantie, le quali a querelle d’Anconitani furono poi levate, non era gionta in 14 mesi al- cuna nave in quel porto. Wir sehen, daß die beiden Auflagen Gregors und Sixtus V , obwohl sie wieder abgeschafft wurden, doch durch die Unsicherheit des Gewinnes, in die sich die Kaufleute ploͤtzlich versetzt sahen, zur Ab- nahme des anconitanischen Handels gewaltig beitrugen. Damals machte man die meisten Geschaͤfte in Kamelot und Pelzwerk, doch fanden die Juden keine rechte Gelegenheit zu einem Tausch in Tuch oder andern Waaren. Die Zoͤlle waren nur zu 14000 Scudi ver- pachtet, und auch diese kamen niemals ein. Badoer wuͤnscht uͤbrigens, daß man das Beispiel von Spanien nachahme und die Freunde, die man in der Mark etwa habe, besolde. Er bricht ab, indem er sich anschickt diese Freunde zu nennen. 60. Dispacci Veneti 1573—1590. Niemand sollte glauben, daß man bei einem so großen Reich- thum an Monumenten dennoch Mangel empfinden koͤnnte. Dem- ohnerachtet waͤre dieß hier beinahe der Fall gewesen. Wir sehen, welch ein Unstern uͤber die venezianischen Relationen waltete: die roͤ- mischen Denkschriften erlaͤutern nur die ersten Zeiten dieses Pontifi- cates mit einiger Ausfuͤhrlichkeit: ich wuͤrde mich fuͤr dessen letzte Jahre — eine der wichtigsten Epochen — doch am Ende auf Tem- pesti reducirt gesehen haben, waͤren mir nicht die Depeschen der ve- nezianischen Gesandten zu Huͤlfe gekommen. Schon in Wien excerpirte ich die ganze Reihe der veneziani- schen Dispacci von 1573 bis 1590, die in dem dortigen Archiv zum Theil in authentischen Copien, zum Theil in Rubricarien, zum Be- huf des Staates gemacht, aufbewahrt werden. Die ersten zu uͤbermeistern hat in der That eine gewisse Schwie- rigkeit: zuweilen faßt ein Monatsheft 100 Blaͤtter: sie sind beim Transport vom Meerwasser angegriffen worden: sie brechen, so wie man sie oͤffnet, und der Athem fuͤhlt sich von einem widerlichen Staube beruͤhrt. Leichter sind die Rubricarien zu handhaben: sie sind durch Einbaͤnde geschuͤtzt; und die Abkuͤrzung erleichtert die Aussonderung des Wesentlichen von den tausend unbedeutenden Geschaͤften, die zwei italienische Staaten mit einander haben mochten, und die keiner geschichtlichen Reproduction wuͤrdig sind. Wir finden nun hier die Berichte von Paul Tiepolo bis 1576, Antonio Tiepolo bis 1578, Zuanne Correr bis 1581, Lunardo Do- nato bis 1583, Lorenzo Priuli bis 1586, Zuanne Gritti bis 1589, Alberto Badoer bis 1591. Neben diesen regelmaͤßigen Botschaftern erscheinen dann und wann auch noch außerordentliche: Zuanne Soranzo vom October 1581 bis Februar 1582, der wegen der Streitigkeiten uͤber das Pa- triarchat von Aquileja abgeordnet worden; die Gluͤckwuͤnschungsge- sandtschaft vom Jahre 1585 an Sixtus V , die aus M. Ant. Bar- baro, Giacomo Foscarini, Marino Grimani und Lunardo Donato 1573—1590. bestand, und ihre gemeinschaftlichen Schreiben durch den Secretaͤr Padavino abfassen ließ; endlich wegen der politischen Verwickelungen des Jahres 1589 aufs neue Lunardo Donato. Die Depeschen des letzten sind bei weitem die wichtigsten: hier ward einmal das Ver- haͤltniß zwischen der Republik und dem Papst welthistorisch bedeutend; sie finden sich gluͤcklicher Weise auch in aller ihrer Ausfuͤhrlichkeit unter dem Titel: Registro delle lettere dell’ ill mo signor Lunardo Donato K r ambasciatore straordinario al sommo pontefice; co- mincia a 13 ottobre 1589 e finisce a 19 decembre 1589. Und auch hiemit kennen wir noch nicht den gesammten gesandt- schaftlichen Verkehr. Es gab noch eine besondere geheime Correspon- denz der Gesandten mit dem Rathe der Zehen, die sich sehr zierlich auf Pergament geschrieben findet; der erste Band unter dem Titel: Libro primo da Roma; secreto del consiglio di X sotto il se- renissimo D. Aluise Mocenigo inclito duca di Venetia; unter entsprechenden Titeln die folgenden Baͤnde. Ich weiß recht wohl, was sich gegen die Benutzung gesandt- schaftlicher Schreiben einwenden laͤßt. Es ist wahr, sie sind unter den Eindruͤcken des Augenblicks abgefaßt: selten ganz unparteiisch: haͤufig nur auf gewisse Gegenstaͤnde gerichtet, und keineswegs im- mer geradehin zu adoptiren. Aber man nenne die Denkmaͤler, die Schriften, denen so ganz ohne Weiteres Glauben beizumessen waͤre. Allenthalben ist das Koͤrnchen Salz unentbehrlich. Auf jeden Fall sind die Gesandten gleichzeitig, an Ort und Stelle anwesend, zur Beobachtung verpflichtet; und sie muͤßten in der That ganz ohne Geist seyn, wenn ihre Berichte, in einigem Umfange gelesen, nicht das Gefuͤhl der Gegenwart, gleichsam der unmittelbaren Wahrneh- mung mittheilen sollten. Unsere Venezianer waren nun sehr geuͤbt, sehr gewandt: ich finde diese Schreiben hoͤchst unterrichtend. Wohin wollte es aber fuͤhren, wenn ich aus dieser langen Reihe von Baͤnden auch hier Auszuͤge mittheilen wollte? Man wird mir wohl gestatten, daß ich meiner Regel treu bleibe in diesem Anhange Auszuͤge aus Depeschen zu vermeiden. Nur eine laͤngere Reihenfolge koͤnnte einigermaßen einen Begriff ihres Inhaltes geben. Dagegen will ich noch zwei wichtige Missionen beruͤhren, die in die Zeit Sixtus V. fallen. 61. Relazione all’ ill mo e rev mo cardinale Rusticucei seg rio di N. Sig re papa Sisto V delle cose di Polonia intorno alla reli- gione e delle azioni del cardinale Bolognetto in quattro anni ch’ egli è stato nuntio in quella provincia, divisa in due parti: nella prima si tratta de’ danni che fanno le eresie in tutto quel regno, del termine in che si trova il misero stato ecclesiastico, e delle difficoltà e speranze che si possono avere intorno a rimedii: nella seconda si narrano li modi tenuti dal cardinale Bolognetto per superare quelle difficoltà, et il profitto che fece, Spannocchj et il suo negoziare in tutto il tempo della sua nuntiatura: di Horatio Spannocchj, già seg rio del detto sig re card le Bolognetto. Der Secretaͤr Bolognettos, Spannocchi, der mit ihm in Polen gewesen war, benutzte die Ruhe eines Winteraufenthaltes zu Bo- logna, um diese Relation zusammenzustellen, die nicht allein ausfuͤhr- lich, sondern auch recht belehrend gerathen ist. Er schildert zuerst die ausnehmende Verbreitung des Protestan- tismus in Polen: „non lasciando pure una minima città o ca- stello libero.“ Er leitet diese Erscheinung, wie man denken kann, hauptsaͤchlich aus weltlichen Ruͤcksichten ab: er behauptet, daß der Adel seine Unterthanen mit Geldstrafen belegt habe, wenn sie die protestantischen Kirchen nicht besuchten. Uebrigens war auch hier wie im uͤbrigen Europa einmal ein Zustand der Indifferenz eingetreten. „La differenza d’esser catto- lico o di altra setta si piglia in burla o in riso, come cosa di pochissima importanza.“ Die Deutschen, welche sich selbst in den kleinsten Orten ansiedel- ten und sich hier verheiratheten, hatten großen Antheil an der Aus- breitung der protestantischen Lehren, jedoch noch gefaͤhrlicher kommen dem Autor die Italiener vor, welche die Meinung ausbringen, in Italien zweifele man, unter dem Deckmantel des Katholicismus, so- gar an der Unsterblichkeit der Seele: man erwarte nur eine Gele- genheit, um sich ganz gegen den Papst zu erklaͤren. Er schildert nun den Zustand, in den die Geistlichkeit unter die- sen Umstaͤnden gerathen sey. Infiniti de’ poveri ecclesiastici si trovano privi degli ali- menti, sì perche i padroni delle ville, eretici per il più, se non tutti, hanno occupato le possessioni ed altri beni delle chiese o per ampliarne il proprio patrimonio o per gratificarne mini- stri delle lor sette ovvero per alienarne in varj modi a persone profane, sì ancora perche negano di pagar le decime, quantun- que siano loro dovute, oltre alle leggi divine e canoniche, anco per constituzione particolare di quel regno. Onde i miseri preti in molti luoghi non avendo con che sostentarsi lasciavano le chiese in abbandono. La terza è rispetto alla giurisdizione ec- clesiastica, la quale insieme con i privilegj del clero è andata mancando, che oggidì altro non si fa di differenza tra’ beni sot- toposti alle chiese o monasterj e gli altri di persone profane, le citazioni e sentenze per niente. — — Io medesimo ho udito da principalissimi senatori che vogliono lasciarsi tagliare più presto a pezzi che acconsentire a legge alcuna per la quale si debbano pagar le decime a qualsivoglia cattolico come cosa de- bita. Fu costituito ne’ comizj già sei anni sono per pubblico decreto che nessuno potesse esser gravato a pagar le medesime decime da qualsivoglia tribunale nè ecclesiastico nè secolare. Tuttavia perche ne’ prossimi comizj per varj impedimenti non si fece detta composizione, negano sempre di pagare, nè vo- gliono i capitani de’ luoghi eseguire alcuna sentenza sopra dette decime. Er findet es nun fuͤr einen Nuntius sehr schwer etwas auszu- Relatione di Polonia 1586. richten. Es werde unmoͤglich seyn die Inquisition einzufuͤhren, oder auch nur strengere Ehegesetze: schon der Name des Papstes sey ver- haßt: die Geistlichkeit halte sich fuͤr verpflichtet, das Interesse des Landes gegen Rom wahrzunehmen; nur auf den Koͤnig lasse sich zaͤhlen. Der Palatin Radziwill von Wilna hatte dem Koͤnige einen von einem Zwinglianer verfaßten Aufruf gegen die Tuͤrken mitgetheilt. Er hatte der Nation darin empfohlen, vor allem erst sich zu bessern und die Bilder abzuschaffen, deren Verehrung er als Goͤtzendienst betrachtete. Der Koͤnig wollte die Rede so nicht passiren lassen. Er schrieb ei- genhaͤndig folgende Worte an den Rand. „Praestat hoc omittere quam falso imputare et orationem monitoriam religionis anti- quissimae sugillatione infamem reddere. O utinam faciant no- vae sectae nos tam diuturna pace florentes atque fecit sancta re- ligio catholica veros secutores suos.“ Eine Erklaͤrung, auf welche unser Berichterstatter große Hoffnungen baut. Er geht nun zu einer Eroͤrterung der Unternehmungen Bolo- gnettos uͤber, die er auf sieben Hauptstuͤcke zuruͤckbringt: 1. Herstellung der paͤpstlichen Autoritaͤt; 2. Verfolgung der Ketzer; 3. Reform der Geistlichen (modi per moderare la licentiosa vita di sacerdoti scandalosi); 4. Herstellung des Gottesdienstes; 5. Vereinigung des Clerus; 6. Vertheidigung der Rechte desselben; 7. Ruͤcksichten auf das christliche Gemeinwesen uͤberhaupt. Ich habe die Wirksamkeit Bolognettos nach diesen Angaben schon im Allgemeinen geschildert. Beispiels halber folge hier genauer seine Einwirkung auf die englische Unterhandlung. La reina d’Inghilterra domandava al re di Polonia un’ in- dulto per i suoi mercanti Inglesi di poter portar le loro mer- canzie e vendere per tutto il regno liberamente, dove ora non possono venderle se non i mercanti del regno in Danzica, do- mandando insieme che fosse loro concesso aprire un fondaco pubblico in Torogno, ch’è il più celebre porto della Prussia dopo quello di Danzica, e di là poi portar le loro mercanzie eglino stessi a tutte le fiere che si fanno per la Polonia, dove non possono portare ordinariamente se non mercanti del paese, che per il più sono o Tedeschi o Pruteni o Italiani. Doman- dava dunque con quest’ occasione quella pretesa reina che nel decreto di tal concessione si esprimesse, che a questi suoi mer- canti non potesse mai esser fatta molestia per conto di religione, ma che potessero esercitarla liberamente a modo loro ovunque andassero per il regno. Piaceva questo partito universalmente a tutta la nobiltà Polacca: solo i Danzicani ostavano gagliarda- mente, mostrando che da questo indulto saria seguito l’ultimo danno al porto loro, tanto celebre e tanto famoso per tutto il mondo, e che la speranza del minor prezzo era fallace massi- mamente perche i mercanti forastieri quando fossero stati in possesso di poter vendere ad arbitrio loro e poter servar la mer- Spannocchj Relatione. canzia loro lungo tempo nelle mani, l’avrebbon venduta molto più cara di quello che la vendono oggi i mercanti del paese. Tuttavia il contraccambio che offeriva la regina a mercanti di Polonia, di poter fare lo stesso loro in Inghilterra, pareva che già havesse persuaso il re a concedere tutto quello che doman- davano. Il che non prima venne agli orecchj del Bolognetto, che andò a trovare S. M tà , e con efficacissime ragioni le mo- strò quanto esorbitante cosa sarebbe stata che avesse concesso per publico decreto una tanto obbrobriosa setta, e come non senza nascosto inganno e speranza d’importantissime conseguenze quella scellerata donna voleva che si dichiarasse così per de- creto potersi esercitar la setta Anglicana in quel regno, dove tutto il mondo pur troppo sa che si permetta il credere in ma- teria di religione quel che piace a chi si sia: con questa ed al- tre efficacissime ragioni il re Stefano rimase talmente persuaso che promesse non voler mai far menzione alcuna di religione in qualunque accordo avesse fatto con quella regina o suoi mer- canti. Man sieht, daß diese Relation auch rein politische Notizen ent- haͤlt. Zum Schluß geht der Autor noch eigentlicher darauf ein. Er findet Polen von mannigfaltigen Factionen getheilt: — Ent- zweiungen einmal zwischen den verschiedenen Provinzen und sodann in denselben zwischen Geistlichen und Weltlichen: zwischen den Sena- toren und den Landboten: zwischen dem alten hohen Adel und dem geringern. Ueberaus maͤchtig erscheint der Großkanzler Zamoisky; von dem alle Anstellungen abhingen; besonders seitdem ein Vicekanzler und ein Secretaͤr des Koͤnigs ganz in seinem Interesse waren ( da che è stato fatto il Baranosky vicecancelliere et il Tolisky segretario del re, persone poco fa incognite. ) Ueberhaupt hatten die Anstellungen Stephan Bathorys keines- wegs den allgemeinen Beifall. Schon richtete sich die Aufmerksam- keit auf seinen Nachfolger Sigismund, „amatissimo di tutti i Po- lacchi.“ 62. Discorso del molto illustre e rev mo mons r Minuccio Minucci so- pra il modo di restituire la religione cattolica in Alema- gna. 1588. Eine sehr wichtige Schrift, deren ich mich besonders II, p. 136 fg. ausfuͤhrlich bedient habe. Minucei diente lange unter Gregor in Deutschland; bei Maffei erscheint er oft genug; hier sucht er die Lage der Dinge auseinander zu setzen, wie er sagt, damit man von Rom aus dem Patienten ge- faͤhrliche Medizin verweigern lerne. Er beklagt von vorn herein, daß man sich katholischer Seits so wenig Muͤhe gebe die protestantischen Fuͤrsten zu gewinnen; hier- auf eroͤrtert er — denn seine Mission war in die Zeiten des lebhaf- Discorso di Minuccio Minucci 1588. ten und noch unentschiedenen Kampfes gefallen — die Angriffe der Protestanten auf den Katholicismus: ho pensato di raccontare le pratiche che muovono gli eretici ogni dì per far seccare o svel- lere tutta la radice del cattolicismo; endlich die Mittel, wie ihnen dabei zu begegnen sey. Er zeigt sich der deutschen Dinge ungewoͤhnlich kundig; doch kann er noch immer eine gewisse Verwunderung nicht unterdruͤcken, wenn er den Zustand, wie er nun einmal ist, mit der Ruhe und Gesetz- lichkeit von Italien oder von Spanien vergleicht. Auch wir haben der unruhigen Bewegungen Casimirs von der Pfalz gedacht. Man hoͤre wie sie einen Auslaͤnder in Erstaunen setzten. Il Casimiro dopo aver sprezzata l’autorità dell’ imperatore in mille cose, ma principalmente in abbruciare le munitioni presso Spira, che si conducevano in Fiandra con salvocondotto impe- riale, dopo aver offeso il re di Spagna non solo con quell’ atto, ma anco con tanti ajuti dati a ribelli suoi di Fiandra e con l’ha- ver concesso spatio alli medesimi ribelli Fiamenghi per edificare una città (Franchendal) nelli stati suoi, con l’haver portati tante ruine in Francia, tante desolationi in Lorena hor in propria per- sona, hora mandando genti sue, con l’haver fatto affronto no- tabile all’ arciduca Ferdinando impedendo il card l suo figliuolo con minaccie e con viva forza nel camino di Colonia con l’i- stesso dichiarato nemico alla casa di Baviera, e passato in pro- pria persona contra l’elettore di Colonia, pur se ne sta sicuro in un stato aperto nel mezzo di quelli c’hanno ricevute da lui tante ingiurie, nè ha fortezze o militia che li dia confidenza nè amici o parenti che siano per soccorrerlo e difenderlo, ma gode frutto della troppa pazienza de’ cattolici, che li potriano d’improviso et a mano salva portare altre tante ruine quante egli ha tante volte causate nelli stati d’altri, purche si risolvessero et havessero cuor di farlo. Fuͤnfter Abschnitt . Zweite Epoche der kirchlichen Restauration. 63. Conclaven. Ich fuͤrchte nicht daruͤber in Anspruch genommen zu werden, daß ich nicht jedes fliegende Blatt, jeden minder bedeutenden Auf- satz, der mir im Laufe der mancherlei hieher gehoͤrigen Studien handschriftlich vorgekommen, an dieser Stelle registrire: eher moͤchte ich schon zu viel gethan haben. Gar mancher Leser der mir noch seine Aufmerksamkeit schenkt, wird ohnehin uͤber eine formlose aus verschiedenen Sprachen gemischte Arbeit Mißbehagen empfinden; und doch wuͤrde es nicht rathsam seyn, die urkundlichen Mittheilungen deutsch zu geben: sie wuͤrden dadurch an ihrer Brauchbarkeit und Authenticitaͤt verlieren. Eben darum aber darf ich doch auch meine Collectaneen nicht ohne Weiteres in diese Sammlung ergießen. Von den Conclaven z. B., von denen eine große Anzahl Hand- schriften existirt, will ich doch nur summarisch Meldung thun. Nach jeder Papstwahl, vornehmlich von der zweiten Haͤlfte des sechzehnten Jahrhunderts bis in den Anfang des achtzehnten erschien ein Bericht uͤber dieselbe; zwar nicht anders als handschriftlich, aber doch auf eine Weise, daß er sich weit verbreitete und sogar oft Gegenschriften hervorrief. Dann und wann sind sie von Cardinaͤ- len verfaßt; in der Regel aber von ihren Secretaͤren, die unter dem Titel von Conclavisten in den Conclaven blieben, und sich im Interesse ihrer Herrn besonders angelegen seyn ließen den Gang der Intriguen zu beobachten, was fuͤr diese selbst, schon der Haltung wegen die ihnen ihre Wuͤrde auflegte, nicht so leicht gewesen waͤre. Zuweilen haben aber auch Andere die Feder ergriffen. „Con quella maggior diligenza che ho potuto“, sagt der Autor des Conclaves Gregors XIII, „ho raccolto così dalli signori conclavisti come da cardinali che sono stati partecipi del negotio, tutto l’ordine e la verità di questo conclave.“ Wir sehen, er selbst war nicht dabei. Bald sind es Tagebuͤcher, die wir in die Haͤnde bekommen, bald Briefe, bald auch ausgearbeitete Erzaͤhlungen. Jedes ist ein selbstaͤndiges Werkchen: die allgemein bekannten Formalitaͤten werden doch noch dann und wann wiederholt. Ihr Werth ist, wie sich versteht, sehr verschieden. Zuweilen zerfließt alles in ein unauffaßbares Detail, — zuweilen, jedoch selten, erhebt man sich bis zu einer wirklichen Er- Conclaven . kenntniß der beherrschenden Momente; — jedoch im Grunde allent- halben wird man unterrichtet, wenn man nur Muth behaͤlt und nicht ermuͤdet. Wie viele Schriften dieser Art existiren, kann man unter an- dern aus dem Marsandschen Catalog der Pariser Bibliothek sehen. Auch nach Deutschland haben sie den Weg gefunden. Der 33ste, 35ste und mehrere andre Baͤnde unserer Informationen enthalten Copien in reicher Fuͤlle. In Joh. Gottfr. Geißler Programm de bibliotheca Milichiana IV, Goͤrlitz 1767, werden die Conclaven verzeichnet die sich in dem 32sten, 33sten und 34sten Codex der dor- tigen Sammlung befinden. Das ausfuͤhrlichste Verzeichniß das ich kenne, ist in Novaes Introduzione alle vite de’ sommi pontefici, 1822, I, p. 272, anzutreffen. Er hatte Zutritt zu der Bibliothek der Jesuiten, in der eine ziemlich vollstaͤndige Sammlung dieser Arbei- ten vorraͤthig war. Es liegt in der Natur der Sache, daß sie wenigstens zum Theil sehr bald auch auf eine andere Weise ins Publicum gelang- ten. Zunaͤchst wurden sie in die paͤpstlichen Historien aufgenommen. Das Conclave Papst Pius des V. ist, wenn nicht seinem vollstaͤn- digen Inhalte nach, doch in seinem Anfang und seinem Ende in die Geschichte des Panvinius uͤbergegangen. Cicarella hat die Conclaven Gregors XIII. und Sixtus V. großentheils uͤbersetzt; das letzte mit alle den Nebenbetrachtungen die in dem Italienischen vorkommen. Die Stelle welche Schroͤckh N. Kirchengesch. III , 288 als aus Cicarella anfuͤhrt, ist woͤrtlich aus dem Conclave. Auch Thuanus hat diesen Nachrichten eine Stelle eingeraͤumt; jedoch, wie sich aus naͤherer Vergleichung bald ergibt, aus Cicarella, nicht aus dem Original ( lib. 82, p. 27). In den Tesoro politico ist dieß Conclave nicht minder aufgenommen, aber sehr unvollstaͤndig und in einem fluͤchtig gemachten Excerpte. Wie mit diesem, ist es denn auch mit andern gegangen. Allmaͤhlig aber und zwar zunaͤchst im siebzehnten Jahrhundert dachte man daran, auch Sammlungen dieser Conclaven anzulegen. Die erste gedruckte Sammlung fuͤhrt den Titel: „Conclavi de’ pon- tefici Romani quali si sono potuto trovare fin a questo giorno“ 1667. Sie faͤngt an mit Clemens V , hat aber eine Luͤcke bis auf Urban VII , eine neue Luͤcke bis auf Nicolaus V; von hier erst geht sie regelmaͤßig bis auf Alexander VII. Man faßte bei der Publication wenigstens ostensibel den Gesichtspunkt, daß sich an diesem Beispiel zeige, wie wenig menschliche Weisheit gegen die Leitung des Him- mels vermoͤge. „Si tocca con mano che le negotiationi più se- crete, dissimulate et accorte — — per opra arcaua del cielo svaniti sortiscono fini tanto difformi.“ Doch war das nicht der Gesichtspunkt der uͤbrigen Welt, die sich vielmehr des curiosen und zu- weilen anstoͤßigen Materials eifrig bemaͤchtigte. Es erschien eine fran- zoͤsische Ausgabe in Lyon, und da diese bald vergriffen war, ein nach dem Original revidirter Abdruck in Holland, bezeichnet Co- logne 1694, nicht etwa wie Novaes angibt, 1594. Sie ist mit ferneren Zusaͤtzen bereichert oftmals wiederholt worden. Auf diese Weise haben die Conclaven mancherlei Veraͤnderun- Vita e successi gen bestanden. Vergleicht man die franzoͤsische Sammlung mit den Originalen, so ist es im Ganzen dasselbe. Im Einzelnen stoͤßt man auf betraͤchtliche Veraͤnderungen. So viel ich finde, stammen sie oͤfter von Mißverstaͤndniß als von boͤsem Willen her. Aber auch andere Sammlungen, die nicht gedruckt worden, gibt es. In meinen Haͤnden befindet sich eine solche, die zugleich die Luͤcken ausfuͤllt, welche die gedruckte gelassen hat, und der wenigstens eine nicht mindere Authenticitaͤt zukommt als den andern. Fuͤr detail- lirte Benutzung wird freilich alle Mal eine Einsicht der Originale zu wuͤnschen seyn. 64. Vita e successi del card l di Santaseverina. Eine Autobiographie dieses wichtigen Cardinals, dessen oftmals hat gedacht werden muͤssen. Sie ist etwas weitschweifig, verliert sich oft in Kleinlichkeiten; die Urtheile uͤber Personen und Notizen, die darin gefaͤllt werden, haͤngen ganz von der Persoͤnlichkeit des Mannes ab: allein es wer- den sehr eigenthuͤmliche charakteristische Notizen mitgetheilt. Es ist nur uͤbrig, einige von diesen, auf die wir uns zuweilen beziehen, auch hier woͤrtlich wiederzugeben. I. Protestanten in Neapel. Crescendo tuttavia la setta de’ Lutherani nel regno di Na- poli, mi armai contro di quella spina del zelo della religione cattolica: e con ogni mio potere e con l’autorità del officio, con le prediche publiche, scritte da me in un libro detto Qua- dragesimale, e con le dispute publiche e private in ogni occa- sione e con l’oratione cercai d’abbattere et esterminare peste sì crudele da i nostri paesi: onde patii acerbissima persecutione dagl’ eretici, che per tutte le strade cercavano d’offendermi e d’ammazzarmi, come ne ho fatto un libretto, distintamente in- titolato: Persecutione eccitata contro di me Giulio Antonio Santorio servo di Gesù Christo per la verità della cattolica fede. Era nel nostro giardino in un cantone una cappelletta con l’immagine di Maria s ma con il bambino in braccio, et ivi avanti era nata una pianta d’olivo, che assai presto con mara- viglia d’ogn’uno crebbe in arbore grande, essendo in luogo chiuso et ombreggiato da alberi: mi ritiravo ivi a far oratione con disciplinarmi ogni volta che dovevo predicare e disputare con- tro Lutherani, e mi sentivo mirabilmente infiammare ed avva- lorare senza tema di male alcuno e di pericolo, ancorche di sicuro mi fosse minacciato da quelli inimici della croce, e sen- tivo in me tanta gioja et allegrezza che bramavo d’essere uc- ciso per la fede cattolica. — — Intanto vedendo crescere con- tro di me maggiormente la rabbia di quelli eretici quali io avevo processati, fui costretto nel 1563 al fine di Agosto o principio di Settembre passarmene in Napoli alli servitii d’Al- del card. di Santaseverina. fonso Caraffa card le del titolo di S. Giovanni e Paolo arci- vescovo di Napoli, ove servii per luogotenente sotto Luigi Cam- pagna di Rossano vescovo di Montepeloso, che esercitava il vicariato in Napoli: e poiche egli partì per evitare il tumulto popolare concitato contro di noi per l’abrugiamento di Gio. Bernardo Gargano e di Gio. Francesco d’Aloys detto il Ca- serta, seguito alla quattro di Marzo di sabbato circa le 20 hore, rimasi solo nel governo di detta chiesa: ove doppo molti peri- coli scorsi e doppo molte minacce, sassi et archibugiate ti- rate, mi si ordisce una congiura molto crudele et arrabbiata da Hortensio da Batticchio con fra Fiano (?) di Terra d’Otranto, he- retico sacramentario e relapso che io insieme col card l di Na- poli e mons r Campagna l’haveva (ssi?) richiesto, di distillare un veleno di tanta forza che poteva infettare l’aria per estin- guere papa Pio IV come nemico de’ Carafeschi: e non dubi- tava l’heretico di far intendere tutto cio al pontefice per mezzo del signor Pompeo Colonna. II. Gregor XIII. und Sixtus V. Appena egli credeva di morire non ostante la longa età, essendo sempre vissuto con molta moderatione e caminato per tutti i gradi della corte. Dopoche lasciò la lettura di Bologna, venne in Roma, fu fatto collaterale di Campidoglio, esercitò l’ufficio di luogotenente di mons re auditore della camera, fu fatto referendario, e la prima volta che propose in segnatura, venne meno: onde tutto pieno di vergogna e di confusione voleva ab- bandonare la corte, ma fu ritenuto dal card l Crescentio a non partire. Da Giulio III nell’ auditorato di rota li fu anteposto Palleotto: onde di nuovo confuso di doppio scorno determinò partirsi di Roma, ma dall’ istesso card l Crescentio fu rincorato e trattenuto. Fu da Paolo IV fatto vescovo di Vieste, fu fatto consultore del sant’ officio, fu al concilio di Trento e da Pio IV fu fatto card le e mandato in Spagna per la causa Toletana: e dopo la morte della santa memoria di Pio V con ammirabil consenso fu assunto al pontificato. Il quale visse con molta carità, liberalità e modestia, e saria stato ammirabile e senza pari, se in lui fossero concorsi valore e grandezza d’animo senza l’affetto del figlio, che oscurò in gran parte tutte le at- tioni dignissime di carità che egli usò verso li stranieri e verso tutte le nationi che veramente padre di tutti. Dalli signori cardinali nepoti S. Sisto e Guastavillano fu fatto subito inten- dere la sua morte al sacro collegio, e doppo celebrate l’ese- quie e tutte quelle funtioni che porta seco la sede vacante, s’entrò in conclave: ove fu eletto papa il sig r card le Montalto, già nostro collega e nella causa Toletana e nell’ assuntione al cardinalato, per opera speciale del sig r card l Alessandrino e sig r card l Rusticucci, che tirarono in favore di lui il sig r card l d’Este e sig r card l de Medici, con non poco disgusto del sig r card l Farnese, essendoli mancato di porola il sig r card l San Sisto, sul quale egli haveva fatto molto fondamento per ostare Vita e successi alli suoi emoli e nemici, essendosi adoprato contro di lui va- lorosamente il sig r card l Riario, ma con pentimento poi grande, non havendo trovato quella gratitudine che egli si haveva pre- supposta; sicome anco intervenne al sig r card le Alessandrino, che tutto festante si credeva di maneggiare il pontificato a modo suo: escendendo in San Pietro lo pregai che dovesse far of- ficio con S. B ne in favore di mons r Carlo Broglia, rettore del collegio Greco, per un beneficio che egli dimandava: mi ri- spose tutto gratioso: „Non diamo fastidio a questo povero vec- chio, perche noi saremo infallibilmente li padroni“: al quale sorridendo io all’ hora risposi segretamente all’ orrechie: „Fac- cia dio che subito che sarà passata questa sera, ella non se ne penta“: come appunto in effetto fu, poiche non stette mai di cuore allegro in tutto quel pontificato, sentendo sempre ramma- richi, angustie, travagli, affanni, pene et angoscii. E’ ben vero che esso medesimo se l’andava nelle maggior parte pro- curando o per trascuraggine, inavertenza o altro o pure per la troppa superbia con esprobare sempre esso assiduamente li be- neficii, servitii et honorevolezze che haveva fatti a S. B ne . Nelli primi ragionamenti che io potei havere con S. S tà fu il rallegrarmi dell’ assuntione sua al pontificato, con dirli che era stata volontà di dio, poiche in quel tempo e punto che fu as- sunto erano finite le 40 hore: quivi ella si dolse della mali- gnità de tempi con molta humiltà e pianse: l’essortai che co- minciasse il pontificato con un giubileo generale, che tenesse parimente cura del sant’ officio e delle cose sue, sapendo bene che da quello haveva havuto origine la sua grandezza. III. Sache von Ferrara. Venuto il duca di Ferrara in Roma per l’investitura, della quale pretendeva che li fosse data buona intentione, vi furono di molti garbugli: et avendomi io opposto gagliardamente nelli publici e privati ragionamenti et in concistoro, mi persi affatto la gratia del papa con procurarmi il sdegno del card l Sfon- drato, quale andava parlando per Roma che io sentivo mala- mente dell’ autorità del papa: come anco haveva imputato il car- dinale di Camerino, che si mostrava molto ardente in servitio della sede apostolica. Sentendomi pungere in cosa tanto lon- tana dalla mente mia, io che ero andato incontrando tutti li pericoli per la difensione dell’ autorità del papa e della sede apostolica, non potei fare di non alterarmene gravemente: e come si conveniva: feci una apologia pro Cardinale Sancta Severina contra cardinalem Sfondratum, ove si tratta qual sia la carica e qual sia l’officio di cardinale: benche il papa, che si era mostrato in concistoro molto turbato e collerico in ca- mera, poi nel palazzo di S. Marco mi domandò perdono con lagrime e con humiltà e con havermi anco ringratiato, penten- dosi del decreto che egli haveva fatto in pregiudicio della bolla di Pio V de non alienandis feudis. Partendosi il duca da Ro- ma senza haver fatto effetto alcuno, da quel tempo in poi mi di card. di Santaseverina. si mostrò sempre nemico, dicendo che io ero stato cagione pre- cipua che egli non havesse ottenuto l’investitura di Ferrara pro persona nominanda, e che io come antico suo amico doveva parlare più mitamente, senza intraprendere l’impresa con tanta ardenza, come che io fossi più obligato agli huomini che a dio et alla santa chiesa. IV. Conclaven nach dem Tode Innocenz IX. Entrato l’anno 1592 si entrò in conclave, essendosi raddop- piata contro di me la malignità de miei nemici, mostrandosi il card l Sfondrato ardentissimo contro la persona mia, non so- lamente per tema delle cose sue, ma anco più irato delle pa- role del card le Acquaviva, che timoroso et invidioso per l’ar- civescovo d’Otranto suo parente et altri signori regnicoli amici miei, moveva ogni pietra contro di me: e s’erano uniti insieme li card li Aragona, Colonna, Altemps e Sforza, capitali nemici tra essi, ma contro di me concordissimi: Aragona per la con- tinua osservanza et ossequio che io havevo usati, ma pigliava pretesti dell’ abbadia che havevo tolta all’ abbate Simone Sel- larolo; Colonna per li molti servitii che gli havevo fatti in ogni tempo, ma si raccordava del Talmud impedito da me contro li Giudei, repetendo la morte di Don Pompeo de Monti, con tac- cia anco di sua sorella; Altemps per li favori che gli haveno fatti appresso papa Sisto e mons r Pellicano senatore per conto del figlio rattore della Giulietta, onde ne venne quel galant’ huomo in disgratia di Sisto, ma così voleva Galleotto Belard o suo padrone; Sforza per haverlo favorito nel caso del Massaino, quando papa Sisto fulminava contro di lui, havendomi ringra- tiato con baciarmi la mano in presenza del buon card le Farnese vecchio, a cui ancora si era mostrato ingrato havendo avuta da quel buon sig r l’abbadia di S. Lorenzo extra moenia, ma egli diceva che non poteva mancare alli amici suoi, ma in effetto egli temeva sapendo bene la sua coscienza. Palleotto m’usò quell’ ingratitudine che ogn’ un sa. Venne la notte delli 20 di Gennaro: quivi si rappresentò una tragedia de’ fatti miei, men- tre Madrucci, già mio caro amico e collega nel sant’ officio con- sentì tacitamente cogli emoli miei in danno mio Auch der venezianische Gesandte Moro bemerkt, daß S. Severina nicht gewaͤhlt worden, „per mancamento di Gesualdo decano e Madrucci.“ , oprando per questa via di conseguire il pontificato, ma egli sentì di quelli bocconi amari che non potendo poscia digerire se ne mori mi- seramente. Lascio da parte gli andamenti fraudolenti del card l Ge- sualdo, che come Napoletano non poteva patire che io gli fossi anteposto, et anche mosso da invidia contro i suoi patriotti: poiche questo e gli altri sig ri card li Napoletani Aragona et Acquaviva havevano questo senso di non voler nessun compagno de’ patriotti nel cardinalato. L’atto poi che fece il card le Co- lonna, fu il più brutto che s’havesse sentito già mai, et impro- bato etiam da suoi più cari, e malissimo inteso nella corte di Vita Clementis VIII. Spagna. Canano solea prima havermi in tanta riverenza che nullo più, e dovunque m’incontrava, mi voleva baciar la mano: ma all’ hora scordato d’ogni amicitia obbediva al suo duca di Ferrara; Borromeo, ajutato da me nella sua promotione per la memoria di quel santo cardinale di S. Prassede et havendo fatta professione di sempre mio caro amico, invischiato dall’ interesse d’alcune abbadie che haveva rassegnato Altemps, furiava a guisa di forsennato quello che non professava altro che purità, de- votione, spiritualità e coscienza. Alessandrino, autore di tutte le trame, non mancò di fare il suo solito in perseguitare i suoi più cari amici e creature con haversele tutte alienate, e massime doppo l’assuntione di Sisto sentì in conclave quel che non volse per bocca del sig r card l di Sens che esclamava publicamente contro di lui. Il fervore all’ incontro de’ miei amici e fautori non fu mediocre, essendosi mostrato ardente più d’ogni altro il sig r card l Giustiniano: quel suo spirito vivace e coraggioso fu in quella notte et in quel giorno in gravi affanni, essendomi an- che stata saccheggiata la cella. Ma la notte appresso mi fu do- lorosissima sopra ogn’ altra cosa funesta: onde per il grave af- fanno dell’ animo e dell’ intima angoscia sudai sangue, cosa in- credibile a credere: e ricorrendo con molta humiltà e devotione al sig re , mi sentii affatto liberato da ogni passione di animo da ogni senso delle cose mondane, venendo in me stesso e consi- derandole quanto sono fragili, quanto caduche e quanto mise- rabili, e che solo in dio e nella contemplatione di lui sono le vere felicità e veri contenti e gaudii. 65. Vita et Gesta Clementis VIII. Informatt. Politt. XXIX. Urspruͤnglich zur Fortsetzung des Ciaconius bestimmt, wo ich es aber nicht finde. Eine Erzaͤhlung von dem Aufkommen des Papstes: — seinen ersten Thaten: „Exulum turmas coercuit, quorum insolens furor non solum in continentem sed in ipsa litora et subvecta Tibe- ris alveo navigia hostiliter insultabat“ : so wenig hatte ihnen Six- tus V. ein Ende auf immer gemacht: — die Absolution Heinrichs IV; vornehmlich wird der Widerstand den Clemens dem Koͤnige ge- leistet hervorgehoben: wie schwer er daran gegangen: — endlich die Eroberung von Ferrara. „A me jam latius coepta scribi opportu- niori tempore immortalitati nominis tui consecrabo.“ Aber auch davon findet sich nichts. Wie es ist, nur unbedeutend. 66. Instruttione al S r Bartolommeo Powsinsky alla M tà del re di Polonia e Suetia. 1 Aug. 1593. Unterzeichnet Cinthio Aldobrandini. Ragguaglio della andata del re di Polonia in Suetia 1594. Ich wuͤßte dem in die Erzaͤhlung aufgenommenen Inhalt dieser Schrif- Rel. di Polonia 1598. — Rel. di Suezia 1598. Schriften nichts hinzuzufuͤgen, als etwa die Behauptung in der zwei- ten, daß Herzog Carl im Grunde yerhaßt sey: „perche egli avea ridotto in se stesso quasi tutte l’incette e mercantie e tutte le cave di metalli e sopra tutto dell’ oro e dell’ argento.“ 67. Relatione di Polonia. 1598. Von einem Nuntius verfaßt, der die ungeordnete Freiheitsliebe der Polen bereits lebhaft beklagt. Sie wollen einen schwachen Koͤnig, keinen der kriegerisch gesinnt waͤre. Sie sagen, „che coloro che hanno spirito di gloria, gli hanno vehementi e non moderati e però non diuturni, e che la madre della diuturnità degli imperii è la moderatione.“ Auch wollen sie keine Verbindung mit Fremden. Sie behaup- ten, es koͤnne ihnen niemals schwer werden ihr Reich zu vertheidigen. Immer wuͤrden sie 50000 Pferde aufbringen, und im schlimmsten Falle im Winter wiedergewinnen was sie im Sommer verloren. Sie trotzen auf das Beispiel ihrer Vorfahren. Der Nuntius fuͤhrt ihnen zu Gemuͤth: „che gli antichi Po- loni non sapevano che cosa fosse smaltire il grano nel mar Bal- tico in Danzig o in Elbing, nè erano intenti a tagliar selve per seminare, nè asciugavano paludi per il medesimo effetto.“ Uebrigens schildert der Nuntius den Fortgang des Katholicis- mus, der gerade im besten Zuge war. Ich habe die wichtigeren Mo- mente aufgenommen. 68. Relatione dello stato spirituale e politico del regno di Suezia 1598. Ueber die Unternehmungen Siegmunds auf Schweden unmit- telbar vor seiner zweiten Reise. Ebenfalls seinem wesentlichen In- halte nach benutzt. Doch kommen noch einige merkwuͤrdige Notizen uͤber die fruͤ- heren Angelegenheiten vor. Erich wird geradezu als Tyrann geschildert. Per impresa fa- ceva un asino carco di sale a piedi d’una montagna erta e senza via per salirvi sopra, et egli era dipinto con un bastone in mano, che batteva il detto asino. Der Autor erklaͤrt dieß schon an sich sehr verstaͤndliche Symbol: das Volk soll mit Gewalt genoͤthigt werden, auch das Unmoͤgliche zu leisten. Johann wird als ein entschiedener Katholik betrachtet. Perche era in secreto cattolico, siccome al nuntio ha affirmato il re suo figliuolo, usò ogni industria perche il figliuolo ritornasse mentre esso viveva in Suetia a fine di dichiararsi apertamente cattolico e ridurre il regno ad abbracciar essa fede. Diese Dinge moͤchte ich indeß doch nicht unterschreiben. Wahr- scheinlich bildete sie der gute Siegmund sich ein, um den Trost zu haben von einem katholischen Vater entsprossen zu seyn. Päpste** 23 Bentivoglio . Dagegen ist das erste Unternehmen Siegmunds mit dem ganzen Gepraͤge der Wahrhaftigkeit eines Eingeweihten geschildert. Die Hoff- nungen die sich an seine zweite Reise knuͤpften, werden in ihrer eu- ropaͤischen Bedeutung dargestellt. Einschaltung. Bemerkung uͤber die Denkwuͤrdigkeiten Bentivoglios . In seinem 63sten Jahre, nicht 1640, wie die Ausgabe in den Classici Italiani behauptet, sondern 1642, wie auch Mazzuchelli hat, begann Cardinal Guido Bentivoglio (geb. 1579), nachdem er manches andere Memoire uͤber Weltgeschaͤfte verfaßt, auch persoͤn- liche Denkwuͤrdigkeiten niederzuschreiben. Er beabsichtigte urspruͤnglich, seinen ersten Aufenthalt an dem roͤmischen Hofe, seine Nuntiaturen in Frankreich und den Niederlan- den, die Zeiten seines Cardinalates zu umfassen. Waͤre er damit zu Stande gekommen, so wuͤrde die Geschichte der ersten Haͤlfte des sieb- zehnten Jahrhunderts um ein schoͤnes Werk voll von Anschauung rei- cher seyn. Aber er starb, ehe er nur noch mit dem ersten Theile zu Stande gekommen. Sein Werk — Memorie del card l Guido Bentivo- glio — geht nur bis 1600. Es macht den Eindruck der Ruhe und des Behagens, wie ein alter Praͤlat ihrer genießt, der, frei von Geschaͤften, bequem in sei- nem Pallaste Haus haͤlt. Es ist eine sehr angenehme, zugleich er- freuende und unterrichtende Lectuͤre: natuͤrlich aber legte dem Cardi- nal seine Stellung Pflichten auf, und es laͤßt sich bemerken, daß er mit der Sprache nicht voͤllig herausgeht. Die Schilderung z. B., die er ziemlich ausfuͤhrlich von den Cardinaͤlen gibt, von denen er Clemens VIII. umgeben fand, ent- spricht doch den Nachrichten, die uns Andere uͤber dieselben mitthei- len, nur sehr im Allgemeinen. Gleich der erste, der Decan Gesualdo, wird von Bentivoglio geschildert als „ein vornehmer Mann, von liebenswuͤrdigen Sitten, der die Geschaͤfte nicht sucht, aber auch nicht vermeidet“; davon aber, was uns Andere erzaͤhlen, und auch Bentivoglio ohne Zweifel wußte, wie er die Wahl Sanseverinos aus persoͤnlicher Abneigung verhin- derte, — welche Praͤtensionen hoͤhern Ranges er gegen die uͤbrigen Cardinaͤle geltend machte, die sich nur sehr ungern fuͤgten, — wie alle seine Bestrebungen seitdem dahin gingen, sich Freunde zu er- werben, um das Pontificat erlangen zu koͤnnen, wie er sich besonders an Spanien anschloß, — von alle dem erfahren wir nichts. Der zweite Aragona. Bentivoglio bemerkt von ihm, „er habe in fruͤhern Conclaven besonders die juͤngern Cardinaͤle geleitet; er habe waͤhrend der Abwesenheit des Papstes Rom auf das trefflichste verwaltet; er liebe guten Hausrath; er habe eine schoͤne Capelle, mit den Altarbil- dern wechsle er ab.“ Allein damit ist der Mann noch nicht gezeichnet. Er war, wie wir aus Delfino sehen, ein von der Gicht gepeinigter alter Mann, dessen Tod sich bald erwarten ließ, der aber darum an den Hoffnungen auf das Pontificat nur um so fester hielt. Bei dem Relatione al card. d’Este 1599. spanischen Hofe war er keineswegs so angesehen wie er wuͤnschte. In die Congregation uͤber die franzoͤsischen Angelegenheiten hatte er nicht gelangen koͤnnen; und man wußte, daß er das sehr uͤbel nahm: aber nichts desto minder suchte er mit den spanischen Botschaften jener Absicht wegen das engste Verhaͤltniß zu erhalten. Jener Eindruck der Ruhe und Stille, den das Buch macht, kommt auch daher, weil die Lichter zugleich absichtlich sehr gedaͤmpft werden, weil das Leben in der Wahrheit seiner Erscheinung nicht ei- gentlich reproducirt wird. 69. Relatione fatta all’ ill mo sig r card le d’Este al tempo della sua promotione che doveva andar in Roma. (Bibl. Vindob. Codd. Foscar. n. 169. 46 Bl.) In Folge des Abkommens, das Clemens VIII. bei der Ein- nahme von Ferrara mit den Este getroffen hatte, schloß er einen Prinzen dieses Hauses, Alexander, in die Promotion vom 3. Merz 1599 ein. Dieser Prinz ist es, den man durch unsre Instruction zu seinem Eintritt in den Hof vorbereiten wollte. Obwohl sie kein Datum fuͤhrt, so ist sie doch ohne Zweifel in das Jahr 1599 zu setzen. Von einer venezianischen Relation ist sie schon durch ihre Be- stimmung sehr verschieden. Sie soll den Prinzen in Stand setzen, als ein guter Steuermann zu schiffen, — per potere come pru- dente nocchiero prendere meglio l’aura propitia della corte —; von den politischen Verhaͤltnissen enthaͤlt sie nichts; selbst das Un- gluͤck, das das Haus Este so eben betroffen, wird mit Stillschweigen uͤbergangen: die Absicht des Verfassers ist nur, die Eigenschaften der wichtigsten Personen zu bezeichnen. Der Papst, seine Nepoten, die Cardinaͤle werden geschildert. Clemens VIII. „Di vita incolpabile, di mente retta, di condi- tione universale. Si può dir ch’abbia in se stesso tutta la theo- rica e la pratica della politica e ragion di stato.“ Wir finden hier, Salvestro Aldobrandini habe Paul IV. zum Kriege gegen Neapel angereizt; — doch habe man darauf Versuche gemacht das Haus wenigstens mit den Medici zu versoͤhnen. „Dicesi che Pio V volendo promovere il card l Giovanni, fratello di questo pon- tefice, assicurò il GD Cosimo che tutta questa famiglia gli sa- rebbe fidelissima sempre, e che mandò l’istesso Ippolito Aldo- brandino, hora papa, a render testimonio a S. Altezza, della quale fu molto ben visto.“ Damals war bei Papst Clemens Johann Bardi in der meisten Gunst. „Fra i servitori di Clemente il più intimo e favorito è il sig r Giov. Bardi dei conti di Vernio, luo- gotenente delle guardie, di molta bontà, virtù e nobiltà.“ An ihn kann sich der neue Cardinal um so mehr halten, da er es mit dem Hause Este gut meint. Die Nepoten. Das Uebergewicht Pietro Aldobrandinis uͤber San Giorgio war entschieden. San Giorgio, accommodato l’animo alla fortuna sua, mortificate le sue pretensioni, non gareggia, 23* Gioan Delfino non contrasta più, ma o lo seconda o non s’impaccia seco, e si mostra sodisfatto dell’ ottenuta segnatura di giustitia. Die Cardinaͤle theilten sich in zwei Factionen: die spanische, wel- cher auch Montalto bereits anhing, und die aldobrandinische. Jene war damals 25, diese nur 14 entschiedene sichere Mitglieder stark. Rich- tig bezeichnet der Autor denjenigen als den wahrscheinlichsten Candi- daten zum Papstthum, der hernach wirklich dazu gelangt ist, Alexan- der Medici. Man wußte nicht, wie derselbe mit dem Großherzog von Toscana stand, aber bei Clemens war er dafuͤr desto mehr in Gunst: „per patria e conformità di humore,“ so gut als waͤre er seine Creatur. Nicht uͤbel erscheint der Historiker der Kirche, Baronius: „molto amato per la dottrina, bontà e semplicità sua: si dimostra tutto spirito, tutto risegnato in dio: si burla del mondo e della pro- pria esaltatione di se stesso.“ 70. Relatione di Roma dell’ Ill mo Sig r Gioan Delfino K r e Pro r ri- tornato Ambasciatore sotto il pontificato di Clemente VIII. (1600). Auch eine von den verbreitetern Relationen, sehr ausfuͤhrlich — sie hat in meinem Exemplar 94 Quartblaͤtter, — sehr unterrichtend. I. Delfino beginnt damit, den Papst ( „il nascimento, la na- tura e la vita del papa“ ) und seine Nepoten zu schildern. Delli due cardinali (Aldobrandino e S. Giorgio) reputo quasi necessario parlarne unitamente. Questo di età d’anni 45, di gran spirito, altiero, vivace e di buona cognizione nelli af- fari del mondo; ma temo assai che sia di mala natura, overo che gli accidenti del mondo occorsi, che l’hanno levato dalle gran speranze in che si è posto nel principio del pontificato, lo fanno esser tale, cioè demostrarsi con tutti non solo severo ma quasi disperato. Questo era grandemente amato e grande- mente stimato dal papa avanti che fosse salito al pontificato, e doppo per gran pezzo ebbe la cura principale de’ negotj, e si credeva da ogn’ uno che egli avesse da esser il primo nipote, perche l’altro era più giovane, assai di poca prosperità e di pochissima cognizione: ma o sia stato la sua poca prudenza nel non essersi saputo governare come averebbe bisognato, sendosi rotto con l’ambasciatore di Spagna quando gittò la beretta, con l’ambasciator di Toscana quando li disse che il papa doveria cacciarlo di corte, oltre i disgusti che ha dato a tutti in mille oc- casioni, o pur la gran prudenza e destrezza dell’ altro, o la forza natural del sangue, questo ha perduto ogni giorno tanto di autorità e di credito che non ha chi lo seguiti e non ottiene cosa alcuna che dimandi. Ha però il carico di tutti li negotj d’Italia e Germania, se bene li ministri publici trattino li me- desimi con Aldobrandino, e nelle cose brusche tutti ricorrono a lui. Io con esso sig r card le di S. Giorgio nel principio ho Relatione di Roma 1600. passato qualche borasca, anzi nella prima audienza fui astretto a dolermi apertamente per dignità della republica, e doi o tre volte mi sono lasciato intendere liberamente, in modo tale che so che è stato frutto appresso di lui, et il papa l’ha avuto a carro, e particolarmente nell’ ultima occasione di Ferrara: ma doppo sempre è passato tra noi ogni sorte di dimostratione d’amore, et io l’ho onorato sempre come si conveniva. Cre- do veramente che sia mal affetto alla Serenità Vostra per natura e per accidente: la sua natura l’ho descritta, ma dirò solo delli accidenti. Prima sappia che da un pezzo in qua s’è buttato affatto in braccio de’ Spagnuoli, e si è dimostrate poco amico di quelli che sono uniti con Francesi: ha cresciuto an- cora quel mal animo suo il vedere che il cardinal Aldobrandino habbi in tutte le occasioni protetto li affari dell’ EE. VV., quasi che non sia possibile che concorrino ambidue in alcuna operatione, per giusta e raggionevole che sia. Da che si può conoscere la miseria de’ poveri ambasciatori et rappresentanti publici. II. Das zweite Capitel, wenigstens in unsern Copien foͤrmlich als solches unterschieden, betrifft Regierungsform, Finanzen und be- waffnete Macht. Delfino erstaunt, wie billig, uͤber einige Momente der Finanzverwaltung. Mentre l’entrate della chiesa sono impe- gnate all’ ingrosso ordinariamente e straordinariamente; e quello ch’ è peggio, si comprano castelli e giurisdittioni de’ sudditi a 1½ o 2 per cento (ich verstehe: die so viel abwerfen) e si pagano censi a 9 o 10 per cento, parendo strano agli uomini savj che in tante strettezze si fanno queste compre, e più è che se si vogliono far certe spese, non si facciano per via delli danari del castello, per non ci andar debitando e consumando del tutto. Auch in jener Zeit, sehen wir, gab es doch Leute, die an dem Thesauriren geliehenen Geldes Anstoß nahmen. Uebrigens war nach der ersten kurzen Zufriedenheit in Ferrara vieles Mißvergnuͤ- gen eingetreten. Nobili e popolo si darebbero volentieri a qual principe si voglia, per uscir dalle manidove si trovano. III. Intelligenze. Wie mißlich der Papst mit dem Kaiser, mit Philipp II. stand — er erwartete den Tod des Koͤnigs mit ei- ner Art von Angst; wie schlecht mit Florenz, denn sehr wohl erin- nerte man sich, daß das Haus Aldobrandini zu den Ausgewanderten gehoͤrte (le cose passano peggio che con ogn’ altro, ricordandosi d’esser andato il papa e la sua casa ramingo per il mondo); wie viel besser dagegen mit Frankreich und Polen, vornehmlich mit dem letzten, mit dem er gemeinschaftliche Interessen und Plaͤne hat (concorrendo e dall’ una e dall’ altra parte interessi nel pre- sente e disegni nel tempo a venire). Fuͤr Niemand aber war Clemens eingenommener, als fuͤr den Fuͤrsten von Siebenbuͤrgen. Col prencipe di Transilvania ha trattato il papa con tanto amore e con tener un nuntio apostolico appresso di lui e con averli dato in mio tempo 60 m. scudi in tre volte e con infiniti of- ficii fatti fare con l’imperatore per servitio che quasi poteva dirsi interessato et obligato alla continua sua protettione; e Venier credo che ’l povero prencipe la meritava, perche s’è risoluto alla guerra con fondamento principale del consiglio et delle promesse di S. S tà ; quanto nel principio già tre anni e già due ancora esaltava la virtù e valor di questo prencipe fino al cielo, avendo detto a me più volte ch’egli solo faceva la guerra al Turco, tanto più ultimamente con la cessione che gli fece de’ suoi stati restava molto chiarito, et il predicava un gran da poco: onde si vede che se bene aveva promesso all’ imperatore di farlo cardinale et a lui ancora, non averebbe però osservato cosa alcuna, e perciò credo che essendo tornato al governo de’ suoi stati abbia sentito S. S tà gran consolatione. IV. Cardinali. Sie werden alle nach der Reihe durchgegan- gen, und mehr oder minder guͤnstig beurtheilt. V. De’ soggetti, che cascano in maggior consideratione per lo pontificato. VI. Interessi con Venetia. Es waren schon tausend Strei- tigkeiten im Gange. Quando non si proveda alle pretensioni et ai disordini, un giorno si entrerà in qualche travaglio di gran momento, massime di questi novi acquisti (uͤber die Schiffahrt auf dem Po), che sempre vi penso per cognitione che ho della natura de’ preti e della chiesa mi fa temere. Das ging nur allzubald in Erfuͤllung. 71. Venier: Relatione di Roma. 1601. Schon waren die Streitigkeiten zwischen Papst und Venedig ziemlich heftig geworden. Die Venezianer verweigerten, ihren Pa- triarchen zur Pruͤfung nach Rom zu schicken. Ueber den Poausfluß Goro hatten bittere Irrungen begonnen: eben um dieser Streitigkeiten willen ward Venier nach Rom geschickt. Nur eine kurze Zeit blieb er da: die Schilderung, die er von Clemens VIII. entwirft, ist dessenungeachtet recht brauchbar. Della natura et pensieri del pontefice, per quello che a me tocca di considerare nella presente congiuntura per li negotii che giornalmente tratta V. Serenità con S. Beatitudine, dirò che il papa in questa età sua di 65 anni è più sano e più ga- gliardo di quello che sia stato negli anni adietro, non havendo indispositione alcuna fuoriche quella della chiragra o gotta, che però li serve, come vogliono li medici, a tenerlo preservato da altre indispositioni, e questa molto più di rado e molto meno che per l’inanzi le da molestia al presente, per la bona regola particolarmente del viver, nel quale da certo tempo in qua pro- cede con grandissima riserva e con notabile astinenza nel bere: che le giova anco grandemente a non dar fomento alla grassezza, alla quale è molto inclinata la sua complessione, usando anco per questo di frequentare l’esercitio di camminar longamente sempre che senza sconcio de negotii conosce di poterlo fare, ai Relatione di Roma 1601. quali nondimeno per la sua gran capacità supplisce, intanto che le resta comoda parte di tempo che dispensa admettendo persone private et altri che secondo il solito ricorrono a S. S tà. A negotii gravi si applica con ogni suo spirito, et persiste in essi senza mostrarne mai alcuna fiachezza, et quando li suc- cede di vederli conclusi, gode et fruisce mirabilmente il con- tento che ne riceve. Nè di cosa maggiormente si compiace che di esser stimato, et che sia rispettata la sua reputatione, della quale è gelosissimo. Et quanto per la complessione sua molto sanguigna e colerica è facile ad accendersi, prorompendo con grandissima vehementia in esagerationi piene di escandescenza et acerbità, tanto anco mentre vede che altri tace con la lingua seben s’attrista nel sembiante, si ravede per se stesso et pro- cura con gran benignità di raddolcire ogni amaritudine: la qual cosa è così nota hormai a tutti li cardinali che ne danno cor- tese avvertimento agli amici loro, sicome lo diede anco a me nel primo congresso l’illustrissimo sig r card le di Verona per mia da lui stimata molto utile conformatione. Ha S. S tà volti li pen- sieri suoi alla gloria, nè si può imaginare quanto acquisto fac- ciano li principi della gratia sua, mentre secondano la sua in- clinatione. Onde Spagnoli in particolare, che sempre mirano a conservarsi et ad aumentar la gran parte che hanno nella corte di Roma, non trascurano punto l’occasione; et però con tanto maggior prontezza hanno applicato l’animo a far qualche impresa contra Turchi, come hora si vede, et con andar soffe- rendo non mediocri durezze, che provano ancor loro nelli ne- gotii importanti, particolarmente per causa di giurisditione, che vivono alla corte di Roma, si vanno sempre più avanzando nel riportare in molte cose non piccole soddisfattioni. E’ tenuto ge- neralmente il pontefice persona di gran virtù, bontà et religione: di che egli si compiace far che del continuo se ne veggano segni et importanti effetti. E se ben li cardinali si vedono nel pre- sente pontefice scemata molto quella autorità che ne’ tempi pas- sati sono stati soliti d’havere, restando quasiche del tutto es- clusi dalla partecipatione de negotii più importanti, poiche ben spesso fino all’ ultima conclusione di essi non hanno delle trat- tationi la già solita notitia, mostrano nondimeno di stimare il pontefice, lodano la S tà S. con termini di somma riverenza, ce- lebrando la prudenza et l’altre virtù sue con grand’ esageratione, affirmando che se fosse occasione hora di elegere pontefice, non elegerebbono altro che questo medesimo, seben son molto re- conditi et profondi i loro pensieri, et le parole et le apparenze sono volte ai proprj disegni forse a Roma più che altrove. Dem Gesandten gelang es, die Streitigkeiten noch einmal bei- zulegen, obwohl der Papst bereits von der Excommunication redete: er findet ihn doch im Ganzen wohlgesinnt. Venedig bequemte sich den Patriarchen nach Rom zu schicken. Instr. a Viglienna 1603. — Dialogo di Malaspina. 72. Instruttione all’ ill mo et ecc mo marchese di Viglienna ambascia- tore cattolico in Roma 1603. (Informatt. politt. n. 26.) Viglienna war der Nachfolger Sessa’s. Unser Autor uͤberlaͤßt es billig dem abgehenden Botschafter, uͤber den Papst und dessen naͤch- ste Angehoͤrigen zu berichten. Er selbst gibt uns von den Cardinaͤ- len Nachricht. Sein Zweck ist anzuzeigen, welcher Faction ein jeder angehoͤre. Da sehen wir nun, daß sich die Lage der Dinge seit 1599 sehr veraͤndert hatte. Es werden nur noch 10 entschieden spanische Cardinaͤle aufgefuͤhrt. Von den franzoͤsischen war fruͤher noch we- nig die Rede: jetzt erscheinen ihrer neun, die uͤbrigen gehoͤren zu kei- ner Partei. Von der Wichtigkeit der Curie ist auch dieser Autor durchdrun- gen. Qui le differenze, le pretensioni, le paci, le guerre si ma- neggiano. — — Le conditioni invitano i più vivaci e cupidi di grandezza, di maniera che non è meraviglia che qui fioriscano i più acuti ingegni. 73. Dialogo di mons r Malaspina sopra lo stato spirituale e politico dell’ imperio e delle provincie infette d’heresie. (Vallic. n. 17. 142 Bl.) Ein Gespraͤch zwischen Mons. Malaspina, dem Erzbischof von Prag und den Bischoͤfen von Lyon und von Cordova; — also von Geistlichen der vier Hauptnationen: ungefaͤhr vom Jahre 1600. Es geschieht darin der Einnahme von Ferrara Erwaͤhnung. Der Zweck ist eigentlich. zu vergleichen was die fruͤhern Paͤpste und was Papst Clemens VIII. fuͤr den Fortgang des Katholicismus gethan. Unter den fruͤhern Paͤpsten: 1. La reduttione delle Indie, 2. la celebratione del concilio, 3. la lega santa e la vittoria navale, 4. l’erettione de’ collegii, 5. l’offerta dagli heretici del primato di Pietro al patriarcha Constantinopolitano — (??) 6. la constantia del re cattolico in non concedere agli heretici nei paesi bassi cose in pregiudicio della religione. Vom Papst Clemens VIII. 1. Il governo pastorale et uni- versale, 2. il governo particolare dei dominii del stato eccle- siastico, 3. la vita di S. Beatitudine, 4. il Turca hora per opera di S. Beatitudine fatto apparire di potersi vincere, 5. Ferrara oc- cupata, 6. l’essersi fatto cattolico il christianissimo re di Francia. Malaspina schließt, daß dieß mehr zu bedeuten habe, als alles was die anderen vollbracht. Natuͤrlich. Das Werkchen ist den paͤpst- lichen Nepoten gewidmet. Nur einen einzigen bemerkenswerthen Punkt habe ich in dem langen Geschreibe auffinden koͤnnen. Der Verf. war mit auf dem Churfuͤrstentage von Regensburg m J. 1575. Er sprach hier Churfuͤrst August von Sachsen. Noch Rel. delle chiese di Sassonia. war dieser Fuͤrst entfernt davon, den Katholiken Hoffnung zu seinem Uebertritt zu erregen. Er erklaͤrte vielmehr er mache sich aus dem Papst nichts, weder insofern er Papst, oder Fuͤrst von Rom sey, noch auch wegen seiner Schaͤtze; die paͤpstliche Schatzkammer sey mehr eine Cisterne, als ein lebendiger Quell; nur das erwecke ihm Nachden- ken, daß ein Moͤnch wie Pius V. so maͤchtige Fuͤrsten zu einem tuͤr- kischen Kriege vereinigt habe; er koͤnne das wohl auch wider die Pro- testanten vollbringen. — In der That faßte Gregor XIII. einen sol- chen Plan. Weil er sah, daß Frankreich aus Furcht vor den Huge- notten sich von jedem Antheil an dem tuͤrkischen Kriege lossagte, hielt er einen allgemeinen Bund der katholischen Fuͤrsten wider Tuͤrken und Protestanten zugleich fuͤr nothwendig. Daruͤber ward sofort auch mit dem Kaiser und mit Erzherzog Carl in Steiermark unterhandelt. 74. Relatione delle chiese di Sassonia. Felicibus auspiciis ill mi comitis Frid. Borromei. 1603. (Bibl. Ambros. H. 179.) Auch einer von den mancherlei Entwuͤrfen des Katholicismus, sich wieder in Besitz von Deutschland zu setzen. Der Verfasser haͤlt sich uͤberzeugt, man sey in Deutschland des Protestantismus allmaͤhlig muͤde. Es liege den Vaͤtern bereits we- nig daran, ihre Kinder in ihrer Religion zu erziehen. Li lasciano in abandono, perche dio gl’inspiri, come essi dicono, a quel che sia per salute dell’ anime loro. In dieser Ueberzeugung macht er Entwuͤrfe auf zwei vorwal- tende protestantische Laͤnder, Sachsen und Pfalz. In Sachsen habe der Administrator bereits den Calvinismus vertilgt. Man muͤsse ihn durch die Hoffnung der Wiedererlangung des Churfuͤrstenthums gewinnen (mettergli inanzi speranza di poter per la via della conversione farsi assoluto patrone dell’ eletto- rato). Auch der Landesadel werde es gern sehen, wenn er wieder zu den Bisthuͤmern gelangen koͤnne. Ueber die Pfalz druͤckt er sich folgendergestalt aus. Il Casi- miro aveva una sorella vedova, che fu moglie d’un landgravio d’Hassia, la quale suol vivere in Braubach, terra sopra il Rheno, e si dimostra piena di molte virtù morali e di qualche lume del cielo: suol esercitare l’opere di charità per molto zelo, fa- cendo molte elemosine e consolando gl’infermi di quei contorni con provederli di medicine: conversa volentieri con alcuni pa- dri del Giesù e con l’arcivescovo di Treveri. — — E’ opi- ni c ne di molti che mediante una più diligenza o di qualche padre del Giesù amato da lei o di qualche principe cattolico o vescovo saria facil cosa di ridurla totalmente alla vera fede: — — di che se dio benedetto desse la gratia e che la cosa passasse con conveniente segretezza, sarebbe ella ottimo instru- mento per convertire poi il nipote con la sorella di lui et un altra figlia che resta del Casimiro. Der Verfasser bezeichnet hiemit Anna Elisabeth von der Pfalz, Gemahlin Philipps II. von Hessen Rheinfels, der schon im Jahre Instruttione a m r Barberino. 1583 starb. Sie war fruͤher im Verdacht des Calvinismus gewe- sen, und daruͤber in einem Auflauf sogar einmal verwundet wor- den. Wir sehen, daß sie sich spaͤterhin auf ihrem Witwensitz Brau- bach, das sie verschoͤnerte, der entgegengesetzten Hinneigung zum Ka- tholicismus verdaͤchtig machte. Diese Combination ist es, auf welche unser Autor baut. Er meint, wenn man den jungen Pfalzgrafen demnach mit einer baieri- schen Prinzessin vermaͤhle, werde das ganze Land katholisch wer- den. Und welch ein Vortheil waͤre es, ein Churfuͤrstenthum zu gewinnen! 75. Instruttione a V. S ria Mons r Barberino arcivescovo di Nazaret destinato nuntio ordinario di N. Sig re al re christianis- simo in Francia 1603. (MS Rom.) Ausgearbeitet von Cardinal P. Aldobrandino, der seiner fruͤhern Gesandtschaft am franzoͤsischen Hofe oͤfters gedenkt; darauf berech- net, den durch die Bekehrung Heinrichs IV. in Frankreich in Auf- schwung gekommenen Katholicismus ferner zu befoͤrdern. Hoͤren wir einige Auftraͤge die dem Nuntius (es ist der spaͤtere Papst Urban VIII. ) gegeben werden. Ella farà si con il re ch’ egli mostri non solamente di de- siderare che gli eretici si convertino, ma che dopo che si sono convertiti, gli ajuti e favorisca. — — Il pensare a bilanciare le cose in maniera che si tenghi amiche ambidue le parti è una propositione vana, falsa et erronea, e non potrà esser sugge- rita a S. M tà che da politici e mal intentionati e da chi non ama la suprema autorità del re nel regno. — — N. Sig re non vuol lasciar di porli (dem Koͤnig) in consideratione una strada facile (sich der Protestanten zu entledigen) e senza che possa par- torir tumulto e che si eseguisca facilmente e fa il suo effetto senza coltivatione, et è quella che altre volte ha S. S tà ricor- dato alla M tà S. et addotto l’esempio di Polonia cioè di non dar gradi ad eretici: — — ricorda a S. M tà di dar qualche sbarbatezza alle volte a costoro (den Hugenotten), perche è turba ribelle et insolente. — — V. S ria dovrà dire liberamente al re che deve fuggire gli economati et il dar vescovati e badie a soldati et a donne. In diesen Economati liegt der Ursprung des Regalrechtes, das spaͤterhin so große Irrungen veranlaßte. Il re nomina l’economo, il quale in virtù d’un arresto, inanzi sia fatta la speditione apostolica, amministra lo spirituale e temporale, conferisce be- neficii, constituisce vicarii che giudicano, assolvono, dis- pensano. Auch soll der Nuntius den Koͤnig selbst im katholischen Glau- ben zu befestigen suchen, waͤhrend der Kriege habe er nicht gehoͤrig unterrichtet werden koͤnnen; er soll auf die Ernennung guter Bischoͤfe dringen, auf die Reform des Clerus sehen: wo moͤglich die Publica- tion des tridentinischen Conciliums bewirken, die der Koͤnig dem Car- dinal bei seinem Abschiede binnen zwei Monat ins Werk zu setzen Pauli V vita. versprochen habe, und mit der er nach mehreren Jahren noch zoͤgere; er soll die Vernichtung von Genf anrathen (di tor via il nido che hanno gli eretici in Ginevra, come quella che è asilo di quanti apostati fuggono d’Italia). Italien liegt dem Papst vor allem am Herzen: daß ein huge- nottischer Befehlshaber nach Castel Delfino jenseit der Berge ge- setzt worden, erklaͤrt er fuͤr unertraͤglich; sein Beispiel sey toͤdtlich. Clemens trug sich lebhaft mit dem Gedanken an einen Tuͤr- kenkrieg. Jeder Fuͤrst solle die Tuͤrken von einer andern Seite her angreifen: der Koͤnig von Spanien sey dazu bereit, er fordere nur die Versicherung, daß ihm indeß der Koͤnig von Frankreich nicht an- derswo Krieg erhebe. 76. Pauli V pontificis maximi vita compendiose scripta. (Bibl. Barb.) Eine Lobrede von nicht viel Werth. Die Rechtspflege, die Verwaltung, die Bauunternehmungen dieses Papstes werden ausfuͤhrlich gepriesen. Tacitus plerumque et in se receptus, ubique locorum et temporum vel in mensa meditabatur, scribebat, plurima trans- igebat. Nullus dabatur facinorosis receptui locus. Ex aulis prima- riis Romae, ex aedium nobilissimarum non dicam atriis sed pe- netralibus nocentes ad supplicium armato satellitio educebantur. Cum principatus initio rerum singularum, praecipue pecu- niarum difficultate premeretur, cum jugiter annis XVI tantum auri tot largitionibus, substructionibus, ex integro aedificationi- bus, praesidiis exterorumque subsidiis insumpserit, rem frumen- tariam tanta impensa expediverit, — nihil de arcis Aeliae the- sauro ad publicum tutamen congesto detraxerit, subjectas pro- vincias sublevaverit; tot immensis tamen operibus non modo aes alienum denuo non contraxit, sed vetus imminuit; non modo ad inopiam non est redactus, sed praeter publicum undequaque locupletatum privato aerario novies centena millia nummum au- reorum congessit. Wahrscheinlich hielt dieser Panegyrist die Creation so viel neuer Luoghi di Monte nicht fuͤr eine Anleihe. 77. Relatione dello stato infelice della Germania cum propositione delli rimedii opportuni, mandata dal nuntio Ferrero ve- scovo di Vercelli alla S tà di N. Sig re papa Paolo V. (Bibl. Barb.) Wahrscheinlich einer der ersten ausfuͤhrlichern Berichte, die Paul dem V. zu Handen kamen. Der Nuntius gedenkt der Empoͤrung der kaiserlichen Truppen gegen ihren General Basta im Mai 1605 als eines eben eingetretenen Ereignisses. Ferrero Rel. della Germania 1605. Der ungluͤckliche Gang, den der Krieg unter diesen Umstaͤnden nahm, die Fortschritte der Tuͤrken und der Rebellen im Kampfe mit dem Kaiser, sind es ohne Zweifel hauptsaͤchlich, weshalb er den Zu- stand von Deutschland ungluͤckselig nennt. Denn uͤbrigens entging es ihm nicht, wie viele Eroberungen die katholische Kirche in Deutschland machte. Di questi frutti ne sono stati prossima causa gli alunni così di Roma come delle varie città e luoghi della Germania dove la pietà di Gregorio XIII alle spese della camera aposto- lica gl’ instituì, giunti li collegii e scuole delli padri Giesuiti, alli quali vanno misti cattolici et heretici; perche li alunni su- detti si fanno prelati o canonici. Er versichert wiederholt, daß die Jesuitenschulen eine große Menge junger Leute fuͤr den Katholicismus gewonnen. Nur findet er namentlich in Boͤhmen einen außerordentlichen Mangel an katho- lischen Pfarrern. Auch auf den politischen Zustand geht er ein: die Gefahr vor den Tuͤrken findet er bei den schlechten Anstalten des Kaisers und der innerlichen Entzweiung des Hauses Oestreich sehr bedeutend. In Opposition mit dem Kaiser hatten sich die Erzherzoͤge Matthias und Maximilian versoͤhnt. Hora l’arciduca Mattia e Massimi- liano si sono uniti in amore, vedendo che con la loro disunione facevano il gioco che l’imperatore desidera, essendosi risoluto il secondo a cedere al primo come a quello che per ragione di primogenitura toccava il regno d’Ungaria, Boemia e stati d’Au- stria, et Alberto ha promesso di star a quello che se ne farà, e di comun concerto sollecitano l’imperatore con lettere a prendere risolutione al stabilimento della casa: ma egli è ca- duto in tanta malinconia, o sia per questa lor unione, e gelo- sia che non siano per valersi di queste sedizioni, o per altro, che non provede alla casa nè agli stati nè a se stesso. Auch manche andere Merkwuͤrdigkeiten kommen dabei zu Tage: z. B. Absichten des Hauses Brandenburg auf Schlesien schon in die- ser Zeit. „Il Brandeburgh non dispera con gli stati che ha in Slesia e le sue proprie forze in tempo di revolutione tirar a se quella provincia.“ 78. Relatione dell’ ill mo S r Franc. Molino cav r e pro r ritornato da Roma con l’ill mi sig ri Giovanni Mocenigo cav r , Piero Duodo cav r e Francesco Contarini cav r , mandati a Roma a congratularsi con papa Paolo V della sua as- sontione al ponteficato, letta in senato 25 Genn. 1605 (1606). Schon war der Ausbruch der Unruhen vorauszusehen. Die Ge- sandten haben Paul V. so genau als moͤglich beobachtet. Sicome pronuntiato Leone XI penarono doi hore a vestirlo Relatione di Molino 1606. pontificalmente, così il presente pontefice fu quasi creduto pri- ma vestito ch’eletto et pur da altri cardinali: che non fu così presto dichiarato che in momento dimostrò continenza et gra- vità pontificia tanta nell’ aspetto, nel moto, nelle parole et nelli fatti, che restarono tutti pieni di stupore et meraviglia et molti forse pentiti, ma tardi et senza giovamento: perche diversissimo dalli altri precessori, che in quel calore hanno tutti assentito alle richieste così de’ cardinali come d’altri et fatte infinite gratie, così il presente stette continentissimo et sul serio, tanto che si dichiarì risoluto a non voler assentire et promettere pur minima cosa, di- cendo ch’era conveniente aver prima sopra le richieste et gratie che le erano dimandate ogni debita et matura consideratione: onde pochissimi furono quelli che dopo qualche giorno restassero in qualche parte gratiati. Nè tuttavia si va punto allargando, anzi per la sua sempre maggior riservatezza dubitando la corte di veder anco sempre poche gratie et maggior strettezza in tutte le cose, se ne sta molto mesta. Fra li cardinali non v’è alcuno che si possi gloriar di aver avuto tanto d’intrensichezza o familiarità seco che di certo si possi promettere di ottener prontamente alcuna cosa da lui, e tutti procedono con tanto rispetto che si smarriscono quando sono per andarli a parlar et negotiar seco: perche oltre che lo trovano star sempre sul serio et dar le ri- sposte con poche parole, si vedono incontrar in risolutioni fon- date quasi sempre sopra il rigor dei termini legali: perche non admettendo consuetudini, ch’egli chiama abusi, nè esempj de consenso de’ pontefici passati, ai quali non solamente dice che non saperia accomodar la sua conscientia, ma che possono aver fatto male et potriano render conto a dio o che saranno stati ingannati, o che la cosa sarà stata diversa da quella che a lui viene portata, li lascia per il più malcontenti. Non ha caro che si parli seco lungo per via di contesa o di disputatione, et se ascolta pur una o doi repliche, quelle stimando di aver ri- soluto con le decisioni de’ leggi o dei canoni o de’ concilj che lor porta per risposta, si torce se passano inanzi, overo egli entra in altro, volendo che sappino che per le fatiche fatte da lui il spatio di trenta cinque anni continuo nel studio delle leggi et praticatele con perpetui esercitii nelli officii di corte in Roma et fuori, possi ragionevolmente pretendere, se bene que- sto non dice tanto espressamente, di aver così esatta cogni- tione di questa professione che non metti il piede a fallo nelle risolutioni che da et nelle determinationi che fa, dicendo bene che nelle cose dubbie deve l’arbitrio et interpretatione partico- larmente nelle materie ecclesiastiche esser di lui solo come pontefice. Et per questo li cardinali, che per l’ordinario da certo tempo in qua non contradicono, come solevano, anzi quasi non consigliano, et se sono ricercati et comandati di par- lar liberamente, lo fanno conforme a quell’ intentione che ve- dono esser nelli pontefici, se ben non la sentono, col presente se ne astengono più di quello che habbino fatto con alcun dei suoi precessori: et averanno ogni dì tanto maggior occasione Relatione di Molino 1606. di star in silentio, quanto che manco delli altri ricerca il parere di loro o di alcuno a parte, come soleva pur far papa Clemente et altri: fa fra se stesso solo le risolutioni et quelle de improviso pubblica nel concistoro: in cui hora si duole dei tempi presenti, hora si querela de’ principi con parole pungenti, come fece ultimamente in tempo nostro per la deditione di Strigonia, condolendosi et attribuendo la colpa all’ imperatore et ad altri principi con parole aculeate et pungenti; hora rap- presentando a’ cardinali li loro obblighi, li sfodra protesti senza alcun precedente ordine o comandamento, con che li mette in grandissima confusione, come fece significandoli l’obbligo della residenza et, come ho detto, non per via di comando, come fa- cevano li altri pontefici, li quali prefigevano loro ancor stretto tempo di andar alle lor chiese, ma con solamente dirli che non escusarebbe li absenti da esse da peccato mortale et da rice- vere i frutti, fondando la sudetta conclusione sopra li canoni et sopra il concilio di Trento: col qual termine solo così stretto et inaspettatamente con molta flamma pronunciato mette tanta confusione nelli cardinali vescovi che conoscendo loro non po- tersi fermare in Roma più lungamente senza scrupolo et ri- morso grandissimo della conscientia, senza dar scandalo et senza incorrer in particolar concetto presso il papa di poco cu- ranti li avvertimenti della S tà Sua, di poco timorati di dio et di poco honore ancor presso il mondo, hanno preso risolutione chi di andar alla residenza, et già se ne sono partiti alquanti, chi di rinunciare, et chi di aver dispensa fin che passi la furia dell’ inverno per andarvi alla primavera: nè ha admesso per di- fesa che salvino le legationi delle provincie e delle città del stato ecclesiastico: solo doi poteano esser eccettuati, il card l Tarasio arcivescovo di Siena vecchissimo et sordo, che non sarà perciò salvato da restar astretto alla renoncia, et il sig r card l di Verona, medesimamente per l’età grandissima et per aver già molti anni mons r suo nipote ch’ esercita la coadjuto- ria et ottimamente supplisce per il zio. Die Gesandten kamen dieser Strenge zum Trotz mit Paul V. im Grunde recht gut weg. Er entließ sie auf das freundlichste. Auch der guͤnstigste Papst haͤtte sich nicht gewogener ausdruͤcken koͤn- nen. Sie sind selbst erstaunt, wie so bald die Sachen eine so ge- faͤhrliche Wendung nehmen. 79. Instruttione a mons re il vescovo di Rimini (C l Gessi) destinato nuntio alla republica di Venetia dalla Santità di N. S. P. Paolo V. 1607 4 Giugno. (Bibl. Alb.) Unmittelbar nach Beendigung der Irrungen, jedoch noch nicht sehr friedfertig. Der Papst beklagt sich, daß die Venezianer den Act der Abso- lution zu verheimlichen suchen; in einer Erklaͤrung an ihren Clerus Instr. al card. Gessi 1607. kam eine Andeutung vor, daß der Papst die Censuren aufgehoben, weil er die Reinheit ihrer Absichten erkenne: — (che S. Beat ne per haver conosciuta la sincerità degli animi e delle operationi loro havesse levate le censure.) Dennoch geht Paul V. so weit, sich Hoffnung zu machen, daß man die Consultoren, auch Fra Paolo an die Inquisition ausliefern werde. Sehr merkwuͤrdig ist diese Stelle. Delle persone di Fra Paolo Servita e Gio. Marsilio e degli altri seduttori che pas- sano sotto nome di theologi s’è discorso con V ra Sig ria in voce: la quale doveria non aver difficoltà in ottener che fossero consignati al sant’ officio, non che abbandonati dalla republica e privati dello stipendio che s’è loro constituito con tanto scan- dalo. Mußten auch solche Antraͤge hinzukommen, um die Feind- seligkeiten Fra Paolos zu steigern und unversoͤhnlich zu machen. Der Papst wußte nicht, was fuͤr ein Feind das war. Alle seine Mon- signoren und Illustrissimi sind vergessen. Der Geist Fra Paolos lebt wenigstens in einem Theile der innern Opposition in der katholischen Kirche noch heute fort. Uebrigens hatte der Widerstand den der Papst in Venedig ge- funden, den groͤßten Eindruck auf ihn gemacht. Vuole N. Sig re che l’autorità e giurisdittione ecclesiastica sia difesa virilmente da V. S ria , la quale averte non dimeno di non abbracciar causa che possa venire in contesa dove non abbia ragione, perche forse è minor male il non contendere che il perdere . 80. Ragguaglio della dieta imperiale fatta in Ratisbona l’anno del S r 1608, nella quale in luogo dell ecc mo e rev mo mons r An- tonio Gaetano, arcivescovo di Capua, nuntio apostolico, ri- masto in Praga appresso la M tà Cesarea, fu residente il padre Filippo Milensio maestro Agostino vic rio generale sopra le provincie aquilonarie. All’ ecc mo e rev mo sig re e principe il sig r card l Francesco Barberini. Als der Kaiser Rudolf im Jahre 1607 einen Reichstag berief, war Antonio Gaetano Nuntius an seinem Hofe. Gaetano hatte den Auftrag, das Tridentinum vollstaͤndiger ein- zufuͤhren, die Annahme des gregorianischen Kalenders zu bewirken, — wozu die drei weltlichen Churfuͤrsten schon damals willig waren, am entschiedensten Sachsen, das seinen Gesandten schon dazu instruirt hatte, — und sich besonders der katholischen Interessen auf dem Kam- mergerichte anzunehmen. Die Stockung die dasselbe erfahren, war in der Instruction folgendergestalt angegeben. Di questo tribunal essendo presidente supremo l’intruso Mag- deburgese heretico, e volendo egli esercitare il suo officio, non fu ammesso, e da quel tempo in qua non essendo state reviste le cause et essendo moltiplicati gli aggravii fatti particolarmente alli catolici, protestando li heretici di volere avere luogo nella detta camera indifferentemente, come hanno li catolici, hanno atteso continuamente ad usurpare i beni ecclesiastici. Filippo Milensio Rugguaglio. Es war vorauszusehen, daß von dieser Sache am Reichstage lebhaft wuͤrde gehandelt werden: — dennoch konnte der Nuntius den- selben nicht besuchen. Der Kaiser ließ Erzherzog Ferdinand als seinen Commissar dahin gehn, und wuͤrde es als eine Beleidigung be- trachtet haben, wenn der Nuntius ihn verlassen haͤtte. Gaetano schickte an seiner Stelle den Augustinervicar Fra Mi- lentio. Da sich dieser schon mehrere Jahre in Deutschland aufgehal- ten, mußte er die Verhaͤltnisse einigermaßen kennen. Ueberdieß aber wies ihn der Nuntius an Matth. Welser — per esatta cognitione delle cose dell’ imperio — und eben jenen Bischof von Regens- burg, von dem damals ein Schreiben eine so große Aufregung unter den Protestanten hervorbrachte. Auch an den Beichtvater des Kai- sers Pater Willer sollte er sich halten. Ungluͤcklicher Weise hat dieser Augustiner den Bericht uͤber seine Wirksamkeit erst viele Jahre nachher aufgesetzt. Jedoch ist das, was er von seiner persoͤnlichen Thaͤtigkeit erwaͤhnt, noch immer hoͤchst merkwuͤrdig: wir haben es schon in die Geschichte aufge- nommen. Uebrigens leitet er die gesammte Unruhe, die damals in dem Reiche ausgebrochen war, von der zweifelhaften Erbfolge her: „es- sendo fama che Ridolfo volesse adottarsi per figliuolo Leopoldo arciduca, minor fratello di Ferdinando, e che poi a Ferdinando stesso inchinasse.“ Matthias war daruͤber sehr mißvergnuͤgt. Aber in Klesel und dem Fuͤrsten Lichtenstein, der in Maͤhren so viel ver- mochte, fand er treue und einflußreiche Anhaͤnger. Dietrichstein und Gaetano hatten diesem Berichte zufolge gro- ßen Antheil an dem Abschluß des Vertrages zwischen den Bruͤdern. 81. Relatione di Roma dell’ illustrissimo S r Giovan Mocenigo Kav r Amb r a quella corte l’anno 1612. Inff. Politt. Tom XV. Der erste Botschafter nach Beilegung der Irrungen war Franz Contarini; 1607—1609. Unser Mocenigo ruͤhmt, wie wohl ihm des- sen vernuͤnftiges Betragen zu Statten gekommen. Er selbst, der be- reits 18 Jahr in Gesandtschaften beschaͤftigt gewesen, stand von 1609 bis 1611 in Rom. Der ruhige Ton seiner Relation zeigt am besten, daß es auch ihm gelang, ein gutes Verhaͤltniß aufrecht zu erhalten. Bei dieser Relation ist nicht seine Absicht, das Allgemeine, das Bekannte zu wiederholen: sondern nur die Eigenschaften und die Gesinnungen des Papstes in Bezug auf die Republik zu eroͤr- tern: la qualità, volontà, dispositione del papa e della republica verso questa republica. Tratterò il tutto con ogni brevità, tra- lasciando le cose più tosto curiose che necessarie. 1. Papst Paul V. Maestoso, grande, di poche parole: nien- tedimeno corre voce che in Roma non sia alcuno che lo possa agguagliare nelli termini di creanza e buoni officii: veridico, in- nocente, di costumi esemplari. 2. Cardinal Borghese: di bella presenza, cortese, benigno, por- Gio. Mocenigo Rel. 1612. porta gran riverenza al papa: rende ciascuno sodisfatto almeno di buone parole: è stimatissimo e rispettato da ogn’ uno. — Im Jahre 1611 hatte er schon 150000 Sc. Einkommen. 3. Geistliche Macht. Er bemerkt daß fruͤhere Paͤpste eine Ehre darin gesucht, Gnaden zu gewaͤhren; die damaligen strebten die bereits gewaͤhrten eher wieder zu entreißen (rigorosamente stu- diano d’annullare et abbassare le già ottenute gratie). Den- noch sucht man mit ihnen gut zu stehn, weil man glaubt, der Gehor- sam der Voͤlker beruhe auf der Religion. 4. Weltliche Macht. Er findet noch immer die Voͤlker des Kirchenstaates sehr kriegerisch gesinnt (prontissimi alle fattioni, alli disaggi, alle bataglie, all’ assalto et a qualunque attione mi- litare), die paͤpstliche Kriegsmacht nichts desto minder in vollem Verfall. Man hatte fruͤher 650 leichte Pferde gehalten, hauptsaͤch- lich gegen die Banditen; da diese besiegt waren, hatte man die Reiterei in den ungarischen Krieg geschickt, ohne eine andere an ihre Stelle zu setzen. 5. Regierungsform: absolut. Der Cardinal Nepot, der Da- tario und Lanfranco hatten einigen Einfluß: sonst wurden die Car- dinaͤle nur gefragt, wenn der Papst ihre Meinung gewinnen wollte. Selbst wenn er sie fragte, antworteten sie mehr nach seiner Neigung als nach ihrer Einsicht. (Se pure dimanda consiglio, non è al- cuno che ardisca proferir altra parola che d’applauso e di laude, siche tutto viene terminato dalla prudenza del papa). Auch war das im Grunde am besten, weil die Factionen des Hofes sie doch nur parteiisch gemacht haͤtten. 6. Verhaͤltniß zu Spanien und Frankreich. Der Papst suchte sich neutral zu halten. Quando da qualcheduno dipendente da Spagnoli è stato tenuto proposito intorno alla validità et inva- lidità del matrimonio della regina, si è stato mostrato risoluto a sostenere le ragioni della regina. Li poco buoni Francesi nel medesimo regno di Francia non hanno mancato d’offerirsi pronti a prender l’armi, purche havessero avuto qualche favore del papa e del re di Spagna. Il re di Spagna è più rispettato di qualsivoglia altro prin- cipe dalla corte Romana. Cardinali e principi sono consolatis- simi, quando possono havere da lui danari et essere suoi de- pendenti. — Il papa fu già stipendiato da lui, e dall’ autorità di S. M., come soggetto confidente, favorito all’ assuntione del pon- tificato con singolare et incomparabile beneficio. — Procura di dar sodisfattione al duca di Lerma, acciò questo le serva per in- strumento principalissimo di suoi pensieri presso S. M tà cattolica. 7. Sein Rath: temporeggiare e dissimulare alcune volte con li pontefici. — Vincitori essercitano le vittorie a modo loro, vinti conseguiscono che conditioni vogliono. Päpste** 24 Rel. della nuntiatura de’ Suizzeri 1608—1612 82. Relatione della nunziatura de’ Suizzeri. Informationi Politt. Tom. IX. fol. 1—137. Informatione mandata dal S r C l d’Aquino a Mons r Feliciano Sil- va vescovo di Foligno per il paese di Suizzeri e Grisoni. Ibid. fol. 145—212. In Lebrets Magazin zum Gebrauch der Staaten- und Kirchen- geschichte Bd. VII, p. 445 finden sich Auszuͤge aus den Briefen, die von dem roͤmischen Hofe in den Jahren 1609 und 1614 an die Nuntien in der Schweiz ergangen sind; — man koͤnnte nicht sagen, daß sie sehr interessant waͤren; sie sind so allein, ohne Antworten und Berichte, nicht einmal verstaͤndlich. Der erste dieser Nuntien ist der Bischof von Venafro, eben der von welchem Haller (Bibliothek der Schweizergeschichte Bd. V. Nr. 783) eine Relation uͤber die Schweiz erwaͤhnt. „Der paͤpstliche Nun- tius“, sagt er, „Lad. Gr. von Aquino Episcopus Venafranus hat in diesem Werke eine Probe seiner Einsicht und seiner Geschicklichkeit ab- gelegt, und es verdient sehr gedruckt zu werden.“ Haller hat sie in Paris eigenhaͤndig copirt und auf der Zuͤricher Bibliothek nieder- gelegt. Diese Relation ist nun eben die unsere; doch besitzen wir sie voll- staͤndiger, als sie Haller kannte. Als der Bischof von Venafro die Nuntiatur verließ, die er von 1608—1612 verwaltet hatte, theilte er seinem Nachfolger, Bischof von Foligno, nicht allein die Instruction mit, die er von dem Car- dinal Borghese empfangen, sondern er gab ihm auch in einer aus- fuͤhrlichen Information davon Nachricht, wie er dieselbe ausgefuͤhrt habe ( di quanto si è eseguito sino al giorno d’hoggi nelli ne- gotii in essa raccommandatimi ). Es ist dieß die zweite von den oben bezeichneten Handschriften. Sie beginnt mit einer Schilderung der innern Parteiungen der Schweiz. E seguitando l’istesso ordine dell’ instruttione sopradetta, dico che da molti anni in qua si è fatta gran mutatione ne’ can- toni cattolici e particolarmente nella buona amicitia e concordia che anticamente passava fra di loro: perche hoggidì non solo per causa delle fattioni Spagnuole e Francesi e delle pensioni, ma ancora per altri interessi, emolumenti e gare vi è fra alcuni tanto poca amicitia che col tempo potrebbe partorire molti danni se tosto non si prende buon rimedio con procurare una dieta particolare non ad altro effetto che a rinuovare le leghe antiche, l’amicitia, fratellanza et amorevolezza, come io molte volte ho proposto con grandissimo applauso, se bene sin’ hora non ho potuto vederne l’effetto. Altorfo è antico emulo di Lu- cerna, e tira seco gli altri due cantoni Schwitz et Undervaldo, e vede mal volontieri preminenza e primo luogo de’ signori Lu- cernesi, et però spesse volte contradice in attioni publiche non ad altro fine che di gara e di poca intelligenza: Lucerna tira et Informatione, dal Card. d’ Aquino. seco Friburgo e Soloturno e ancora Zug, e fa un’ altra partita. Zug è diviso fra se stesso, essendo in gravi controversie li cit- tadini con li contadini, volendo ancora essi essere conosciuti per patroni: e così in ogni cantone cattolico vi sono molte pu- bliche e private dissensioni con pregiudicio delle deliberationi e con pericolo di danni assai maggiori se non vi si rimedia, come io procuro con ogni diligenza. Gleich bei der Uebersendung dieser Information verspricht der Nuntius eine noch ausfuͤhrlichere Relation. (Fra pochi giorni spero di mandarle copia d’una piena e più diffusa relatione di tutti li negotii della nuntiatura.) Dieß ist die zuerst genannte Handschrift: diese war Hallern be- kannt geworden. Der Nuntius geht darin etwas methodischer zu Werke. Cap. I. Della grandezza della nuntiatura. Er schildert zuerst den Umfang der Nuntiatur, die so groß sey wie das Koͤnigreich Neapel, und sich au- ßerdem uͤber Voͤlker der verschiedensten Zungen erstrecke. Auch die romanische Sprache vergißt er nicht: una favella stravagantissima composta di otto o dieci idiomi. II. Degli ambasciatori de’ principi che resiedono appresso Suizzeri e de’ loro fini. III. Delle diete e del modo, tempo e luogo dove si con- gregano fra Suizzeri. IV. Delli passi che sono nella nuntiatura de’ Suizzeri. Denn eben die Paͤsse bildeten den wichtigsten Streitpunkt der Maͤchte. V. Stato spirituale della nuntiatura de’ Suizzeri. Das wich- tigste und wie billig ausfuͤhrlichste Capitel: p. 28—104; in welchem uͤber einzelne Dioͤcesen, auch die Abteien Bericht erstattet wird. VI. Officio del nuntio per ajutare lo stato spirituale e de’ modi più fruttuosi di farlo. VII. Che debbia fare il nuntio per dare sodisfattione in cose temporali nella nuntiatura. Man sieht, wie sorgfaͤltig die wichtigsten Momente gesondert und durchgegangen werden. Die Ausfuͤhrung zeigt von Kenntniß nicht minder der Vergangenheit wie der Gegenwart, von Eifer, Ge- wandtheit und Einsicht. Natuͤrlich wiederholt die Relation das Meiste von dem was in der Information enthalten war. Dennoch war unserm Nuntius auch das noch nicht genug. Der Relation fuͤgte er ein Compendio di quanto ha fatto mons re di Venafro in esecutione dell’ instruttione datali nel partire di Roma hinzu; das er schon bei einer andern Gelegenheit gemacht hatte, und das namentlich mit der Information fast identisch seyn mußte. Er bemerkt es selbst, legt das Schriftchen aber doch bei. Bei den Co- pien ist es ohne Zweifel ganz mit Recht weggelassen worden. Statt desselben folgt ein Appendice de’ Grisoni e de’ Valle- sani, nicht minder merkwuͤrdig als das Fruͤhere. „E questo“, schließt endlich der Verfasser sein voluminoͤses Werk, „è il breve summario promesso da me del stato della nuntiatura Suizzera con le parti che a quella soggiaciono. Deo gratias. Amen.“ 24* Instr. a Diotallevi dest. nuntio in Polonia 1614. Noch immer glaubte er nur eine kurze Uebersicht des Wissens- wuͤrdigen gegeben zu haben: so wenig laͤßt sich die Welt in Worten wiedergeben. Ich habe mich Bd II, p. 121 fg. der Notizen die sich hier finden, nur zu meinem Zwecke bedient: das Uebrige zu erheben muß dem Fleiße der Schweizer uͤberlassen bleiben. 83. Instruttione data a mons r Diotallevi vescovo di S. Andelo de- stinato dalla S tà di N ro Sig re papa Paolo V nuntio al re di Polonia 1614. Allgemeine Anweisung, die katholische Religion, die Einfuͤhrung des tridentinischen Conciliums, die Anstellung gut katholischer Perso- nen zu befoͤrdern, niemals etwas zu dulden was zum Vortheil der Protestanten sey. Es zeigen sich jedoch Spuren eines gewissen Mißverstaͤndnisses. Der Papst hatte dem Koͤnig verweigert, den Bischof von Reg- gio, wie dieser vorschlug, zum Cardinal zu ernennen. Der Nuntius soll den Koͤnig daruͤber zu beruhigen suchen. Besonders wird ihm eingeschaͤrft, niemals Geld zu versprechen. Perche o non intendendosi o non vedendosi le strettezze pur troppo grandi della sede apostolica, sono facili i potentati particolarmente oltramontani a cercar ajuto, e se si desse ogni picciola speranza, si offenderebbero poi grandemente dell’ es- clusione. Ueber die letzten Jahre Pauls V. finden sich weniger kirchliche Denkmale. Benutzen wir diese Luͤcke um einige andere zu beruͤhren, die sich auf die Verwaltung des Staates in dieser Periode beziehen. 84. Informatione di Bologna del 1595. (Ambros. Bibl. zu Mailand F. D. 181.) Die Stellung und Verfassung von Bologna, die Art von Un- abhaͤngigkeit die es behauptete, waren so merkwuͤrdig und bedeutend, daß man auch Papiere und Denkschriften, die sich auf diese Pro- vinzialstadt bezogen, in die Sammlungen aufnahm. Im 22sten Bande der Informationi finden wir eine Menge Schreiben vom Jahre 1580 an Monsignor Cesi, Legaten von Bo- logna, die auf seine Verwaltung Bezug haben. Es sind fast alles Empfehlungen, hauptsaͤchlich Intercessionen. Großherzog und Großherzogin von Toscana bitten fuͤr den Grafen Ercole Bentivoglio, dem man Feldfruͤchte sequestrirt hatte; in kur- zem dankt die Großherzogin, daß ihre Fuͤrbitte beruͤcksichtigt wor- den; — der Herzog von Ferrara empfiehlt eine Schauspielerin des Namens Vittoria; der Cardinal San Sisto einige unruhige Stu- Informatione di Bologna 1595. denten der Universitaͤt: „auch wir“, sagt er, „waren Scholaren“; Giacomo Boncompagno, Sohn des Papstes, einen Professor, dem sein Amt genommen war; der Cardinal von Como, der die Ge- schaͤfte damals hauptsaͤchlich leitete, einige Moͤnche, die man in ih- ren Privilegien stoͤre: er spricht dabei keineswegs in dem Tone ei- nes Gebieters. Aber auch andere Bitten finden sich. Ein Vater, dem der Sohn ermordet worden, bittet dringend, ja flehentlich, an dem Moͤrder, den man bereits in Bologna gefangen hielt, die Ge- rechtigkeit vollstrecken zu lassen. Hauptsaͤchlich nemlich auf die Rechtspflege hatte der Governa- tore Einfluß. In allen andern Dingen war die Stadt sehr unab- haͤngig. I senatori, heißt es in unserer Relation, conferiscono ogni cosa importante col superiore, et havendo in mano tutti li datii et entrate della città, del datio del sale e vino in poi, che è del papa, dispensano li denari publici mediante un scrutinio, che si fa presente il superiore con le mandate sottoscritte dal detto superiore, dal gonfaloniere et assunti deputati secondo li negotii. Hanno cura delle impositioni e gravezze imposte a con- tadini, reali e personali, come per li buoi e teste: — attendono alle tasse che pagano li contadini; alle muraglie, porte e ser- ragli; a conservare il numero de’ soldati del contado: — pro- vedono ch’ altri non usurpi il publico e si conservi la bellezza della città: — han cura della fiera della seta: — eleggono ogni mese per la ruota civile 4 dottori forastieri, che bisogna siano almeno dottori di X anni, e questi veggono e determinano ogni causa civile. Es fragt sich nun, in wie fern die Repraͤsentanten der paͤpstli- chen Regierung bei dieser Lage der Dinge noch Einfluß behalten. Wie gesagt, er zeigt sich hauptsaͤchlich in der Rechtspflege. Un au- ditore generale concorre nelle cognitioni delle cause con la ruota et un’ altro particolare delle cause che avoca a se et uno criminale chiamato auditore del torrione del luogo ove risiede, qual tiene due sottoauditori per suo servitio, e tutti quelli sono pagati dal publico. Folgen noch einige statistische Nachrichten. Contado circa mi- glia 180: semina intorno a corbe 120 m., raccoglie un anno per l’altro 550 m. a 66o m. corbe. Fa da 130 m. anime (la città 70 m., che avanti le carestie passava 90 m.) 16 m. fuochi, con- suma corbe 200 m. di formento (la corba 160 libre), 60 m. co- stolate di vino, 18 m. corbe di sale, 1700 m. libre d’olio, am- mazza 8 m. vaccine, 10 m. vitelli, 13 m. porchi, 8 m. castrati, 6 m. agnelli, et abrugia 400 m. libre di candele. — — Si fa conto che un anno per l’altro moreno nella città 3 m. persone e ne nascono 4 m., che si faccino 500 spose e 60—70 monachi, che siano portati a’ poveri bastardini 300 putti l’anno. Ha 400 fra carrozze e cocchi. Vengono nella città ogni anno da 600 m. libre de follicelli da quali si fa la seta, e se ne mette opera per uso della città 100 m. libre l’anno. Bologna. — Vassalli dei baroni Rom. 85. Instruttione per un legato di Bologna. (Vallic.) Von etwas spaͤterer Zeit. Wir bemerken folgende Rathschlaͤge. Invigilare sopra gli avvocati cavillosi et in particolare quelli che pigliano a proteggere a torto i villani contro li cittadini e gentilhuomini, — accarezzare in apparenza tutti li magistrati, non conculcare i nobili. Das Unwesen der Bravi war so hoch ge- stiegen, daß es deren sogar unter den immatriculirten Studenten gab. Andere Papiere fuͤhren uns in die Campagna von Rom; wie der arme Bauer geplagt war, was die Baronen einnahmen, wie das Land gebaut ward. 86. Dichiaratione di tutto quello che pagano i vassalli de baroni Ro- mani al papa e aggravj che pagano ad essi baroni. I. Pagamenti diversi che si fanno da vassalli de baroni Romani al papa. Pagano il sale, pagano un quattrino per li- bra di carne, pagano l’impositione per il mantenimento delle galere posta da Sisto quinto, pagano i sussidii triennali, pa- gano i cavalli morti cioè per alloggiamento di cavalleria, pa- gano una certa impositione che si chiama de soldati, pagano una certa impositione che si chiama l’archivio, pagano un’ altra impositione che si chiama S. Felice, pagano la foglietta messa da Sisto quinto, pagano una certa impositione che si chiama sala forastico. II. Pagamenti che fanno li medesimi vassalli a baroni. Pa- gano poi al barone, ove sono molina, tanto grano, perche è somma molto grave, pagano risposta di vino, pagano risposta d’olio ove ne fa, pagano di mandare i porci nei castagneti e querceti fatta la raccolta che chiamano ruspare, pagano tasse d’hosterie, pagano tasse de pizigaroli, pagano tasse de fornari, pagano de bichierari, pagano quelli che vanno a spigolare come è secato il grano, pagano dei bestiami che vanno a pascere, pa- gano risposta di grano, pagano risposta di biada. Montano tutti questi aggravii, come si puol vedere dall’ entrate del duca Al- temps, computata la portione del molino della molara che si trahe da vassalli, 2803 sc.; questo si cava da vassalli del Montecapuri (?) del ducato Altemps, che sono da 180 e 190 fuochi, e ciò si mette per esempio, onde si possa vedere appresso come sono aggravati i vassalli de baroni Romani dello stato ecclesiastico. Avertasi che qui non ci è quello che si paga alla camera. Entrata di signori e duchi Rom. 87. Nota della entrata di molti signori e duchi Romani. Ohne Zweifel, wie das vorige Stuͤck, aus den Zeiten Clemens VIII, der schlechtweg der Papst heißt. Die Colonna zeichnen sich dadurch aus, daß sie Vasallen haben; Andere besitzen mehr Allodialguͤter. Der Contestabile Colonna wird auf 25000, Martio Colonna von Zagarolo auf 23000 Sc. Einkuͤnfte geschaͤtzt. Wir sahen, wie das Schuldenwesen des Staates von den Ba- ronen nachgeahmt ward. Die Sermoneta hatten um das Jahr 1600 27000 Sc. Einkuͤnfte, aber 300000 Schulden; der Duca von Castel Gandolfo 14600 Sc. Einkuͤnfte, 360000 Sc. Schulden. Das Haus Montalto uͤbertraf die andern: es hatte 600000 Schulden. Die ge- sammten Einkuͤnfte der roͤmischen Baronen werden auf 271747 Sc. und ihre Besitzthuͤmer zu einem Werth von 9 Millionen Goldes an- geschlagen. Der Autor findet, daß die Guͤter keineswegs vernachlaͤssigt wer- den. Questi terreni di campagna, contrario all’ opinione com- mune e a quel che io pensavo, sono tenuti con grandissima cura e diligenza: perche si arano quattro, sei e sette volte, si net- tano d’erbe due o tre, tra le quali una d’inverno, si levano l’erbe con la mano, si seminano, ragguagliati li quattro anni, li due a grano nei sodi luoghi: dove non si semina, vi si fidano le pecore. Le spighe si tagliano alte, onde rimane assai paglia: e quella poi si abbrugia, che fa crescere. E li aratri con che si arano questi terreni, generalmente non vanno molto profondo: e questo avviene perche la maggior parte di questi terreni non son molto fondati e tosto si trova il pancone. Questa campagna è lavorata tutta per punta di danaro (durch Tageloͤhner), segata, seminata e sarchiata: in somma, tutti li suoi bisogni si fanno con forastieri: e genti che lavorano detta campagna, sono nu- triti della robba che si porta loro con le cavalle. Questa cam- pagna, computati i terreni buoni e cattivi e ragguagliato un’ anno per l’altro, si può dir che faccia ogni uno sei, avvertendo che nei luoghi di questi signori dove sono i loro castelli molte fiate non fanno far lavorare, ma li danno a risposta a’ vassalli se- condo che convengono. E questo basti quanto alla campagna di Roma. S’affitterà ragguagliato il rubbio di questo terreno 50 giulj, onde a farli grassa verrà il rubbio del terreno cento scudi e dieci giulj. Uebrigens rechnete man damals in der Campagna 79504 Rub- bia, und ihren Ertrag auf 318016 Sc.; 4 Sc. den Rubbio; — da- von gehoͤren den Baronen etwas uͤber 21000, den frommen Stiftun- gen gegen 23000, den Fremden uͤber 4000, den uͤbrigen roͤmischen Einwohnern 31000 Rubbia. Spaͤter hat sich dieß Verhaͤltniß geaͤn- dert, da die roͤmischen Buͤrger so vieles verkauften. Erheben wir uns jedoch zu den allgemeineren Verhaͤltnissen. Discorso di m. Malvasia. 1606. 88. Per sollevare la camera apostolica. Discorso di mons r Mal- vasia. 1606. Bei alle den Auflagen bemerkte man mit Schrecken, daß man doch nichts besitze. Die Interessen, ruft unser Autor aus, verzehren beinahe das gesammte Einkommen: man ist in unaufhoͤrlicher Ver- legenheit die laufenden Ausgaben zu decken; tritt ein außerordentli- ches Beduͤrfniß ein, so weiß man nicht wohin man sich wenden soll. Neue Auflagen anzuordnen sey unmoͤglich; neue Ersparnisse nicht einmal rathsam: „magnum vectigal parsimonia“; es bleibe nichts uͤbrig als den Zinsfuß zu reduciren und zugleich Geld aus dem Ca- stell zu nehmen. Statt alle der Monti mit so verschiedenen Zinsen solle es nur Einen geben, einen Monte Papale mit vier, hoͤchstens fuͤnf Procent, alle uͤbrigen muͤsse man zuruͤck kaufen. Zu diesem Ruͤckkauf nach dem Nennwerth des Luogo sey man vollkommen berechtigt: in der Regel habe es sich der apostolische Stuhl bei der Errichtung vorbehalten; — seyen doch fruͤhere Paͤpste, z. B. Paul IV , genoͤthigt gewesen, zuweilen sogar um 50 Procent zu verkau- fen. Clemens VIII. selbst habe nur 96½ bekommen. Er fuͤhrt hier- auf aus, in wie fern das thunlich sey. Succederà che stante la larghezza ed abbondanza del de- naro che al presente si trova nella piazza di Roma con l’ac- crescimento che farà il millione estratto, aggiunta la difficoltà e pericolo di mandar fuori la moneta e l’oro per la prohibi- tione sudetta — die er vorgeschlagen, — che la maggior parte di quelli che hanno monti ed offizj estinti, volontieri entreranno in questo monte papale, ed a quelli che vorranno i lor denari con- tanti, se gli potranno pagare del detto millione e del prezzo del monte papale che si andrà vendendo. Si può anche con- siderare che ne’ monti non vacabili ne sono gran parte vincu- lati ed obbligati a reinvestimento per sicurtà di eccezione di dote, di luoghi pii ed altri obblighi, che necessariamente entreranno in questo monte papale, e si tarderà assai a ricevere il dinaro, per ritrovare altro reinvestimento o dare altra sodisfattione ed adempimento alle conditioni ed obblighi a quali sono sottopo- sti, il che anco apporterà molto comodo e facilità a questo negotio. Potrà anco la camera accollarsi tutti i monti delle commu- nità e de’ particolari, e ridurli come sopra, e godere quel più sino che da esse communità e particolari saranno estinti. A tutti quelli che in luogo di altri monti e officj vor- ranno del detto monte papale, se gli deve dare la spedizione e la patente per la prima volta gratis senza spesa alcuna. In questa maniera può la S tà V. in breve tempo sollevare e liberare la sede e la camera apostolica da tanti debiti e tanta oppressione: perche con l’avanzo che si farà dalla detta estinzione e reduzione di frutti ed interesse, che secondo il calcolo dato alla S tà V. dal suo commissario della camera Danari donati da Paolo V a suoi parenti. ascende almeno con far la reduzione a 5 per cento a sc. quat- tro cento trentunmila ottocento cinque l’anno, potrà estin- guere ogni anno scudi trecento trentunmila ottocento cinque di debito, oltre alli sc. centomila che saranno assegnati per rimet- tere in castello il millione estratto a compire la metà del terzo millione che manca. Es ist genug, daß wir hier bemerken, wie ernstlich man auf eine geordnete Statswirthschaft dachte. Doch wird es nicht noͤthig seyn, die Rechnungen mitzutheilen. Der roͤmische Hof ging auf Vorschlaͤge dieser Art nicht ein, sondern folgte dem leichteren und bequemeren Wege. 89. Nota di danari officii e mobili donati da papa Paolo V a suoi parenti e concessioni fatteli. Man hatte dem Papst gerathen, die zinstragenden Officii und Monti einzuziehen: hier finden wir 1) eine Nota officiorum con- cessorum excell mo domino M. Antonio Burghesio tempore pon- tificatus felicis recordationis Pauli V; es sind im Ganzen 120 Aemter, deren Werth nach den gewoͤhnlichen Kaufpreisen berechnet wird; 2) Nota di molte donationi di monti fatte alli sig ri Fran- cesco Gioan Battista e M. A. Borghese da Paolo V, con le giustificationi in margine di qualsivoglia partito. D. h. es liegen die Auszuͤge aus den officiellen Buͤchern bei, aus welchen sich diese Schenkungen ergeben. Unter aͤhnlichen Rubriken wird verzeichnet, was ihnen an baarem Geld oder an Kostbarkeiten zugeflossen, welche Pri- vilegien ihnen gewaͤhrt worden seyen. Die Justificationen sind in folgender Manier. Nel libro della thesoreria secreta d’Alessan- dro Ruspoli fol. 17 e da doi brevi, uno sotto la data delli 26 Genn. 1608 et l’altro delli 11 Marzo, registrati nel libro primo signaturarum Pauli V negli atti di Felice de Totis fol. 126 et fol. 131. — A dì 23 Dec. 1605 sc. 36 m. d’oro stampe donati al sig r GB Borghese per pagar il palazzo et il restante impiegarli nella fabrica di quello, quali scudi 36 m. d’oro delle stampe pro- venivano del prezzo del chiamato di mons r Centurioni ridotti a 24 moneta a ragione di Giulii 13 per scudo sono 46800 sc. Ich habe schon angegeben, zu wie ungemeinen Summen diese Schenkungen stiegen, welchen Einfluß das Emporkommen der papa- len Geschlechter auf die Hauptstadt und die Provinzen ausuͤbte. 90. Relatione dello stato ecclesiastico dove si contengono molti par- ticolari degni di consideratione. (1611.) Inform. Politt. XI, f. 1 bis 27. Von vorn herein heißt es, der Autor sey am Morgen um diese Relation gebeten worden und jetzt am Abend sende er sie. Wahrhaft bewunderungswuͤrdig, wenn er im Stande war eine Pitaro sopra la negotiatione maritima. 1612. so ausfuͤhrliche Relation, die doch so gar uͤbel nicht ausgefallen ist, und viel Merkwuͤrdiges enthaͤlt, binnen wenigen Stunden zu dicti- ren. Namentlich kommt schon hier das Bekenntniß vor, daß die Einwohnerzahl in vielen Theilen von Italien abnehme, entweder durch Pest und Theurung; oder durch die Mordthaten der Banditen; oder auch weil die Auflagen allzu sehr angewachsen; es sey nicht mehr moͤglich sich zur rechten Zeit zu verheirathen, die Kinder zu ernaͤh- ren. Ueberdieß durch die Auflagen nimmt man den Einwohnern das Blut; durch die unendlichen Handelsbeschraͤnkungen laͤhmt man zu- gleich ihren Geist. Der anonyme Autor verraͤth sich einmal. Er bemerkt, daß er ein Buch: Ragione di stato geschrieben. „Ho diffusamente trat- tato nella ragione di stato,“ sagt er irgendwo. Eben hiedurch kommen wir ihm auf die Spur. In dem Jahre 1589 erschien zu Venedig: Della ragion di stato libri X con tre libri delle cause della grandezza delle città. Sie ist jenem Wolf Dietrich von Raittenau, Erzbischof von Salzburg, gewidmet, der un- ter den deutschen Fuͤrsten zuerst eine strengere der italienischen nach- gebildete Staatsverwaltung einfuͤhrte. Ihr Verfasser ist der wohl- bekannte Johann Botero, dessen Relationi universali zu ihrer Zeit eine allgemeine Verbreitung genossen. Es versteht sich, daß nun diese Relationi untersucht werden muͤssen, ob sie nicht auch die unsere enthalten. In dem eigentlichen Hauptwerke, wo des Kirchenstaates summa- risch gedacht wird, findet sie sich nicht: es gibt aber noch ein klei- neres Buch, das jenem haͤufig angehaͤngt ist: Relationi del sig r Giov. Botero Benese, — di Spagna, dello stato della chiesa, del Pia- monte, della contea di Nizza, dell’ isola Taprobana, deren De- dication vom Jahre 1611 ist; da findet sie sich woͤrtlich. Nur ist der Eingang anders. Die Relation fuͤhrt den Titel: Discorso intorno allo stato della chiesa preso della parte dell’ ufficio del cardinale che non è stampata. Sie gehoͤrte, wie wir sehen, zu einem Werke uͤber die Pflichten der Cardinaͤle. Ich lasse dahingestellt seyn, ob mit unserm Eingange irgend ein Leichtglaͤubiger getaͤuscht werden sollte. 91. Tarqu. Pitaro sopra la negotiatione maritima. 17 Ott. 1612. (Vallic.) Botero empfiehlt unter andern, den Handel des Kirchenstaates in Schwung zu bringen. In der That war damals im Plane, fuͤr die Stadt Fano einen neuen Hafen zu graben. Man hoffte den Handel der urbinatischen Plaͤtze dahin zu ziehen. Unser Verfasser setzt sich jedoch diesem Plane mit den triftigsten Gruͤnden entgegen. Er meint, man moͤge sich spiegeln an dem Bei- spiele von Ancona, das er, wie kurz darauf auch die Venezianer, als sehr heruntergekommen schildert. Ne sono partiti li mercanti forastieri, i nativi falliti, le genti gl’uomini impoveriti, gli ar- tigiani ruinati e la plebe quasiche dispersa. Es duͤrfte die Stadt Relat. della Romagna c. 1615. Fano eher zu Grunde richten, wenn sie den Hafen mit aufgenom- menem Gelde baue. Wie es Ascoli gegangen, das ein bedeuten- des Anleihen gemacht um seine Maremma urbar zu machen; womit es ihm aber nicht gelungen sey. Es war in der That auch aus andern Gruͤnden nicht rath- sam darauf einzugehn, da die urbinatischen Plaͤtze ja ohnehin in kur- zem heimfallen mußten. 92. Relatione della Romagna. (Alt.) Ungefaͤhr 1615, das Jahr 1612 wird ausdruͤcklich erwaͤhnt; aber fuͤr die ganze Periode seit Julius III. von hoher Bedeutung. Die Parteien welche die Provinz theilten, werden geschildert; der Wechsel des Besitzes, der besonders durch den Eintritt der papalen Familien Statt hatte, sehr wohl eroͤrtert. Ich habe mich dieser Arbeit oͤfter bedient: hier finde noch eine Bemerkung uͤber San Marino, das sich noch in diesen Zeiten nach und nach durch fortgehende Exemtio- nen zur Freiheit erhob, eine Stelle. La republica di S. Marino si presume libera, se non in quanto è raccommandata al duca d’Urbino. Del 1612 si propose e si ottenne in quel consiglio che succedendo la mancanza della linea delle Rovere si dichiaravano sotto la protettione della sede apo- stolica, della quale per ciò ottennero alcuni privilegii et in parti- colare dell’ estrattione de grani e di grascia. Fa questa terra, compresovi due altri castelli annessi, circa 700 fuochi. E’ situata in monti e luogo forte et è custodita la porta da soldati pro- prii. Hanno la libera amministratione della giustizia e della grazia. Si elegono tra di loro ad tempus i magistrati maggiori chiamati conservatori, a quali tra di loro si da il titolo dell’ il- lustrissimo. In qualche grave eccesso sogliono condurre offi- ciali forestieri per fare processi e cause, et in particolare li mi- nistri dell’ Altezza del duca d’Urbino, con quella autorità che loro pare. Il publico è povero, che non arriva a 500 scudi d’en- trada. Ma li particolari alcuni sono comodi et alcuni ricchi rispetto alla pochità del paese. Solevano affittare banditi d’ogni sorte: ma perche alle volte ne nascevano scandali, è stato da loro decretato che non si possino affittare banditi se non con certe conditioni: ma non si ne può havere facilmente salvocon- dotto. 93. Parole universali dello governo ecclesiastico, per far una greg- gia et un pastore. Secreto al papa solo. — Informatt. XXIV. (26 Bl.) Dem Zustande des Landes, der sich allmaͤhlig so merklich ver- schlechterte, zum Trotz, gab es noch Leute welche die kuͤhnsten Ab- sichten hegten. Sonderbarer und ausschweifender sind sie aber wohl nie vorge- Parole dello governo ecclesiastico. tragen worden als von Thomas Campanella in dem vorliegenden Werkchen. Denn ohne Zweifel ist dieser ungluͤckliche Philosoph, der in Ver- dacht kam Calabrien von der spanischen Monarchie losreißen zu wol- len und an den ausschweifenden Plaͤnen des Herzogs von Ossuna Theil genommen zu haben, der Verfasser dieser Schrift. Questo è il compendio, sagt er, del libro intitolato il governo ecclesia- stico, il quale restò in mano di Don Lelio Orsino, et io autore tengo copia in Stilo patria mia; — er fuͤgt hinzu: Haec et longe plura explicantur in Monarchia Messiae. Campanella war aus Stilo, diese Monarchia Messiaͤ ist sein Werk. Wir koͤnnen nicht zweifeln, daß er auch das unsere entweder abfaßte oder uͤberarbeitete. Die Zeit kann man unbestimmt lassen. Wahrscheinlich trug er sich sein Leben lang mit Ideen dieser Art. Er bemerkt, daß der Papst sehr kriegerische Unterthanen habe. Li Romagnuoli e Marchiani sono per natura inclinati all’ armi: onde servono a Venetiani, Francesi, Toscani e Spagnuoli, per- che il papa non è guerriero. Er raͤth aber auch dem Papst krie- gerisch zu werden. Es gebe noch den Stoff zu Ciceronen, Bruten und Catonen: — es fehle nicht die Natur, sondern die Kunst. Er meint, der Papst muͤsse zwei Heere aufrichten, eins di S. Pietro zur See, ein anderes di S. Paolo zu Lande, ungefaͤhr wie die Janitscharen. Nie sey eine bewaffnete Religion besiegt worden, zumal wenn sie gut gepredigt werde. Denn dieß setzt er keineswegs aus der Acht. Er raͤth, aus allen Orden die geschicktesten Leute auszuwaͤhlen, sie von den Klo- sterpflichten entbinden und sich den Wissenschaften widmen zu lassen. In den Kloͤstern muͤsse man Recht, Medicin und freie Kuͤnste so gut treiben wie Theologie. Dem Volke muͤsse man von dem goldnen Zeitalter predigen, wo ein Hirt und eine Heerde sey, das Gluͤck des befreiten Jerusalems, die patriarchalische Unschuld, dar- nach muͤsse man dessen Sehnsucht erwecken. Wann aber wird ein so gluͤcklicher Zustand eintreten? „Alsdann“, antwortet er, „wenn alle weltlichen Fuͤrstenthuͤmer erledigt seyn wer- den und der Vicarius Christi uͤber alle Erde herrschen wird.“ — Sarà nel mondo una greggia et un pastore, e si vedrà il secol d’oro cantato da poeti, l’ottima republica descritta da philosophi, e lo stato dell’ innocenza de’ patriarchi, e la felicità di Geru- salemme liberata da mano degli eretici et infedeli. E questo fia quando saranno evacuati tutti li principati mondani e re- gnerà per tutto il mondo solo il vicario di Christo. Man muͤsse predigen, raͤth er an, daß der Papst Herr sey auch in weltlichen Dingen, ein Priester wie Abimelech, nicht wie Aaron. Solche Gedanken hegte man noch — denn ich will nicht entschei- den — gegen das Ende des sechszehnten oder in den ersten Decennien des siebzehnten Jahrhunderts. Wir wissen schon, in welchem unge- meinen Fortgange die roͤmische Macht damals war. Ehe ich zu den Documenten uͤber denselben zuruͤckkehre, sey es mir erlaubt noch ein Wort uͤber die Geschichtschreiber der Jesuiten hinzuzufuͤgen, die eben damals am einflußreichsten waren. Geschichtschreiber des Jesuiterordens . Einschaltung. Ueber einige Geschichtschreiber des Jesuiterordens . Selbstgefuͤhl und Muße veranlaßten allmaͤhlig die meisten Or- den ihre Geschichten ausfuͤhrlich aufzuzeichnen. Keiner von allen hat das aber wohl so systematisch gethan wie der jesuitische. Er sah es darauf ab, der Welt eine zusammen- hangende und umfassende Historie seiner Wirksamkeit auch selber zu uͤberliefern. In der That ist die Historia societatis Jesu, die man unter dem Namen des Orlandinus und seiner Fortsetzer kennt, ein fuͤr den Orden, ja wir duͤrfen sagen fuͤr die Geschichte des Jahrhun- derts uͤberhaupt hoͤchst bedeutendes Werk. Nicolaus Orlandinus, aus Florenz gebuͤrtig, hatte eine Zeit lang dem Collegium zu Nola, den Novizen von Neapel vorgestan- den, als er 1598 von Acquaviva nach Rom berufen und zum Ge- schichtschreiber des Ordens ernannt ward. Er war wie in den Ge- schaͤften des Lebens, so auch in seinem Styl sorgfaͤltig, sehr genau und bedachtsam: aber sehr kraͤnklich. Mit Muͤhe brachte er sein Werk bis zum Tode des Ignatius. Er starb 1606. Sein Nachfolger in diesem Geschaͤfte war Franciscus Sacchi- nus, aus dem Gebiete von Perugia, von den jesuitischen Historikern uͤberhaupt wohl der ausgezeichnetste. Er war der Sohn eines Bauern: zuweilen besuchte ihn sein Vater in dem Collegium Roma- num, wo er Rhetorik lehrte, und es wird ihm zum Ruhme ange- rechnet, daß er sich seiner Herkunft nicht geschaͤmt habe. Achtzehn Jahre lang widmete er sich hierauf der Abfassung seiner Geschichte, in dem Probationshause auf dem Quirinal zu Rom, das er fast niemals verließ. Aber er lebte nichts desto minder in der Anschauung der großen Interessen der Welt. Die Restauration des Katholicismus war noch im- mer im groͤßten Fortgang. Was kann fuͤr einen Historiker reizender seyn, als die Origines eines Ereignisses zu beschreiben, dessen Entwicke- lung und Wirkungen er lebendig vor sich hat? Sacchinus fuͤhlte sehr wohl die einzige Eigenthuͤmlichkeit seines Gegenstandes; — diesen Welt- kampf, vollbracht im Enthusiasmus der Orthodoxie. „Kriege be- schreibe ich“, sagt er, „nicht der Voͤlker unter einander, sondern des menschlichen Geschlechtes mit den Ungeheuern und den Gewal- ten der Hoͤlle, Kriege die nicht einzelne Provinzen, sondern alle Laͤn- der und Meere umfassen, Kriege endlich, in denen nicht die irdische Gewalt, sondern das himmlische Reich der Kampfpreis ist.“ In diesem Sinne jesuitischer Begeisterung hat er nun die Regierung des Lainez 1556—1564, des Borgia bis 1572, des Everardus Mercu- rianus bis 1580, jede in einem Bande von acht Buͤchern, und die ersten zehn Jahre Acquavivas in eben so viel Buͤchern beschrieben. Es sind das vier ziemlich starke und enggedruckte Foliobaͤnde; nichts desto minder entschuldigt er sich, daß er so kurz sey. Auch koͤnnte Ueber einige Geschichtschreiber man in der That nicht sagen, daß er in Weitschweifigkeit verfiele, oder Langeweile erregte. Natuͤrlich ist er parteiisch, hoͤchst parteiisch; er uͤbergeht das was ihm nicht gefaͤllt: aus dem ihm vorliegenden Ma- terial nimmt er oft nur das Ehrenvolle auf, u. s. w.; aber nichts desto minder lernt man sehr viel aus seinen Buͤchern. Ich habe ihn hie und da mit seinen Quellen verglichen, z. B. den Litteris an- nuis, wo sie gedruckt sind und zu bekommen waren — in unsern Gegenden sind Buͤcher dieser Art doch sehr selten: ich habe die Bibliotheken von Breslau und Goͤttingen zu Huͤlfe rufen muͤssen; — allenthalben habe ich seine Auszuͤge mit Verstand, Eigenthuͤmlichkeit, ja mit Geist gemacht gefunden. — Mit dieser Arbeit aber hatte sich Sacchini eine so ausfuͤhrliche und genaue Kenntniß der Geschaͤfte der Gesellschaft verschafft, daß ihn der General Mutio Vitelleschi selbst zu denselben herbeizog. Fuͤr uns waͤre zu wuͤnschen, das waͤre nicht geschehen. Dann wuͤrde Sacchini die Regierung Acquavivas vollen- det haben, — eine der wichtigsten Epochen wuͤrde bei weitem besser erlaͤutert worden seyn, als es spaͤter der Fall gewesen ist. Sacchini starb 1625. Schon sein letzter Band ist von Petrus Possinus zu Ende gebracht und herausgegeben. Mit den Zeiten aber ging auch die Begeisterung voruͤber. Die Imago primi saͤculi, im Jahre 1640, ist schon bei weitem weniger inhaltreich, wunderglaͤubiger, barocker, — erst 1710 erschien eine Fortsetzung Sacchinis von Jouvency, die die letzten funfzehn Jahre Acquavivas umfaßte. Auch Jouvency hat unleugbar Talent; er er- zaͤhlt anschaulich und fließend, obwohl nicht ohne Anspruch; aber das Ungluͤck ist, er nahm den Ausdruck Historia allzu buchstaͤblich und wollte nicht Annalen schreiben, wie Sacchini gethan. Er zerlegte daher den Stoff, den er vorfand, nach verschiedenen Rubriken: So- cietas domesticis motibus agitata — societas externis cladibus jactata — vexata in Anglia — oppugnata — aucta — etc. Da- bei geschah ihm nun, daß er dem ohne Zweifel wichtigsten Punkt, der Wiederausbreitung des Katholicismus in den protestantischen Laͤndern, nicht die gehoͤrige Aufmerksamkeit widmete. Die annalisti- sche Methode war ohnehin einem Gegenstande wie dieser ist, bei wei- tem angemessener. Mit alle seinem historischen Bemuͤhen bringt Jou- vency doch nichts als Fragmente zu Stande. Auch hat er damit wenig Beifall erworben. Der Orden hegte sogar einmal die Absicht, diese ganze Epoche nach dem Muster des Sacchinus umschreiben zu lassen. Julius Cordara, der diese Ge- schichte von 1616—1625 fortsetzte, hielt sich genau an dieß Muster. Allein der Geist der fruͤhern Epoche war unwiederbringlich verloren. Der Band Cordaras ist ganz brauchbar, aber weder mit den fruͤhern Vorgaͤngern, noch selbst mit Juvencius an Schwung und Kraft zu vergleichen. Er erschien 1750. Seitdem mußte die Gesellschaft viel zu sehr um ihre Existenz kaͤmpfen, als daß sie an eine Fortsetzung ihrer Geschichte haͤtte denken koͤnnen. Auch hatte sie die Epoche ih- res Glanzes schon umfaßt. Außer dieser allgemeinen Historie gibt es nun, wie man weiß, noch eine große Anzahl Provinzialgeschichten des Ordens. Groͤßten- theils liegt bei denselben die allgemeine Geschichte zu Grunde; oft des Jesuiterordens . wird sie geradezu copirt. Am auffallendsten bei Socher Historia provinciae Austriae, der Sacchinus haͤufig bis auf die einzelnen Wendungen copirt, und z. B. das „pudet referre“ seines Origi- nals in einem „pudet sane referre“ wiederbringt. (Sacchin. IV, VI, 78. Socher VI, n. 33.) Jedoch ich will mich nicht in eine Kritik dieser Autoren einlas- sen; das Feld ist allzu weit, und verfuͤhrerisch sind sie ohnehin in unsern Zeiten nicht, man glaubt ihnen eher zu wenig als zu viel; nur uͤber die Geschichte Ignatio Loiola’s selbst sey mir eine Bemer- kung erlaubt. Wenn man Orlandinus mit den beiden andern wichtigern Ge- schichtschreibern des Loiola vergleicht, so ist auffallend, daß er mit dem einen von ihnen, Maffei — de vita et moribus D. Ignatii Loiolae — bei weitem mehr uͤbereinstimmt, als mit dem andern, Pietro Ri- badeneira. Auch die Art jener Uebereinstimmung ist merkwuͤrdig. Das Buch von Maffei erschien bereits 1585; erst 15 Jahre spaͤter arbeitete Orlandinus das seine aus, und bei der großen Aehn- lichkeit zwischen beiden koͤnnte Maffei dem andern vorgelegen zu haben scheinen. Nichts desto minder ist Maffei allenthalben gesuch- ter, stylisirter: Orlandinus natuͤrlicher, einfacher, und wohl auch an- schaulicher. Das Raͤthsel loͤst sich auf, wenn wir bemerken, daß beide aus derselben Quelle, den Aufzeichnungen des Polancus schoͤpf- ten. Maffei nennt ihn nicht, doch belehrt uns ein besonderer Auf- satz von Sacchinus, „Cujus sit auctoritatis quod in B. Cajetani vita de b. Ignatio traditur“, der sich in den spaͤtern Ausgaben des Orlandinus findet, daß Everardo Mercuriano ihm die Handschriften von Polancus vorlegte. Aus demselben Polancus schoͤpfte darnach Orlandinus hauptsaͤchlich. Kein Wunder wenn sie uͤbereinstimmen Nur werden wir bei Orlandinus die urspruͤngliche Aufzeichnung ech- ter haben als bei Maffei: — jener ist fleißiger, ausfuͤhrlicher, do- cumentirter: dieser sucht seinen Ruhm in historischem Schmuck und gutem Latein. Woher kommen nun aber die Abweichungen Ribadeneiras? — Er schoͤpfte hauptsaͤchlich aus einem andern schriftlichen Denkmal, den Aufzeichnungen des Ludovicus Consalvus. Sowohl Consalvus als Polancus hatten ihre Nachrichten aus den muͤndlichen Mittheilungen Ignatios selbst; so viel wir jedoch se- hen, nahm Polancus mehr die zufaͤlligen und gelegentlichen Aeuße- rungen des Generals auf, waͤhrend ihn Consalvus zu bewegen wußte, sich einmal zu einer ausfuͤhrlichen Erzaͤhlung, namentlich uͤber seine erste Erweckung, herbeizulassen. Und so ergibt sich, daß wir hier eine doppelte Tradition unter- scheiden muͤssen, die eine des Polancus, die in Maffei und Orlan- dino, die andre des Consalvus, die in Ribadeneira wiederholt ist. Am merkwuͤrdigsten bei weitem ist Consalvus: es ist eigentlich eine, so viel sich hier denken laͤßt, authentische Ueberlieferung Igna- tios selbst, bei der jedoch die Spaͤteren nicht stehn bleiben. Schon Ribadeneira ging um vieles weiter. Z. B. nahm er die Erzaͤhlung der achttaͤgigen Ekstase, welche Ignatius zu Manresa gehabt, aus der er mit dem Wort Jesu erwacht sey, aus den Erzaͤh- Giustinian Grimani Contarini Soranzo lungen der Frau Isabella Rosel aus Barcellona auf. Examen Ri- badeneirae in comment. praev. AA. SS. Julii t. VII, p. 590. Aber man war noch lange nicht mit ihm zufrieden. Viele von den Wundern, die man bereits glaubte, beruͤhrte er nicht. „Nescio“, sagt Sacchinus, „quae mens incidit Ribadeneirae ut multa ejus generis miracula praeteriret.“ Eben darum legte Polancus seine Sammlung an und ließ Mercurian dieselbe durch Maffei bearbei- ten. So gingen sie denn auch in Orlandin uͤber. Allein selbst dessen Erzaͤhlungen genuͤgten dem wundersuͤchtigen Jesuitismus des 17ten Jahrhunderts nicht. Schon im Jahre 1606 kam man darauf eine Hoͤle bei Manresa fuͤr heilig zu halten, in der man annahm daß die Exercitia spiritualia des Ignatius ver- faßt worden seyen, — obwohl weder die eine noch auch selbst die an- dere Tradition ein Wort davon meldete, und die Dominicaner ohne Zweifel ganz mit Recht behaupteten, in ihrem Kloster sey die Spe- lunca des Ignatius. Eben waren die heftigsten Streitigkeiten zwischen Dominicanern und Jesuiten im Schwange. Antrieb genug fuͤr die Jesuiten, um fuͤr die Gruͤndung ihres Ordens sich einen andern Schauplatz zu suchen. Und nun kehren wir zu unsern Handschriften uͤber Gregor XV und Urban VIII. zuruͤck. 94. Relatione delli ecc mi S ri Hieron. Giustinian K r Proc r , Ant. Grimani K r , Franc. Contarini Proc r , Hieron. Soranzo K r , amb ri estraord. al sommo pontefice Gregorio XV l’anno 1621 il mese di Maggio. Wie alle Relationen dieser Art, von minderer Bedeutung. Die Schilderung des neuen Papstes und seiner Regierung kann nach so kurzem Aufenthalt nur fluͤchtig seyn: einige Bemerkungen uͤber die Reise, das Conclave, Herkommen und Praͤcedentien des Ge- waͤhlten und den ersten Anlauf der Verwaltung bilden in der Re- gel den ganzen Stoff. Dieß Mal haͤtte nun wohl etwas mehr geschehen koͤnnen, da der ordentliche Botschafter, der fuͤnf Jahre am roͤmischen Hofe resi- dirt hatte, Hieronymo Soranzo, in der Reihe der vier Gesandten auftrat, und mit ihnen zugleich Bericht abstattet. Das Interesse des venezianischen Senates war jedoch nicht das unsere, politisch, nicht historisch. Naturell und Hofhalt eines verstor- benen Fuͤrsten reizten die Neugier nicht mehr und hatten keine we- sentliche Bedeutung. Soranzo begnuͤgt sich mit wenigen Bemerkun- gen. „Non debbo tralasciare di narrare qualche cosa delle più gravi che mi sono occorse di maneggiare in sì lunga et impor- tante legatione.“ Das Wichtigste ist, daß er die Stellung, welche Venedig in den kurz Relatione di Roma 1621. kurz voraus gegangenen Haͤndeln mit Spanien dem roͤmischen Stuhle gegenuͤber annahm, eroͤrtert. Gli Spagnuoli facevano considerar a S. S tà quelle sì op- portune congiunture di ravvivar le ragioni della chiesa in golfo. L’amb r si affaticò di mostrare il giusto, antico et indubitato possesso del golfo, aggiungendo che la rep ca per difenderlo ricorrerebbe ad ajuti stranieri, si valerebbe di Inglesi, Olan- desi e di Turchi med mi , e se S. S tà havesse fomentato l’in- giuste et indebite pretensioni di Spagnuoli, arebbe posta tutta la X tà in grand mo scompiglio. Un giorno S. S tà mi disse „Sti- miamo necessario che le cose del golfo non si alterino: le no- vità seguite in esso ci son spiacciute grandemente: lo abbiamo detto a chi ne ha parlato.“ Man sieht, es war schon wieder ein Ausbruch der alten Ge- gensaͤtze zu offenbaren Feindseligkeiten zu besorgen. Soranzo bemuͤhte sich nur, Papst Paul V. zu uͤberzeugen, daß sich die Republik nicht zu den Protestanten hinneige. „Lo resi al pieno capace della bontà e del puro zelo della republica.“ Auch hegten die Gesandten die Zuversicht, daß der neue Papst nicht spanisch seyn werde. Die Art und Weise seiner Wahl schien dieß erwarten zu lassen. Nella elettione di Gregorio XV si mostrò l’effetto del spi- rito santo. Borghese, che aveva per far il papa a sua voglia sei voti oltre il bisogno, era risoluto di far eleggere Campori: ma tre delle sue creature dissentendovi, nascendo più altri in- convenienti, più per motivo et istigatione d’altri che per incli- nation propria venne alla nominatione di Ludovisio sua crea- tura. Questo cardinale aveva l’amore di Aldobrandino, fu te- nuto da Spagnuoli di placidi pensieri, Francesi suo confidente l’aveano. Auch der Nepot schien sich noch frei zu halten. „Mostra sin- ora genio alieno da Spagnoli“, sagen die Gesandten. Jedoch nur allzubald aͤnderte sich dieß. 95. Vita e fatti di Ludovico Ludovisi, di S. R. Ch. vicecanc. nepote di papa Gregorio XV, scritto da Luc. Antonio Giunti suo servitore da Urbino. ( Cors. 122 Bl.) „Ludovico, ch’è poi stato il card l Ludovisi, nacque in Bo- logna dal conte Oratio della famiglia di Ludovisi e della con- tessa Lavinia Albergati l’anno 1595 a 27 d’Ottobre.“ Er wurde im Jesuitencollegium zu Rom erzogen, 1615 Doctor, begleitete sei- nen Oheim auf dessen Nuntiatur nach Bologna 1617; 1619 begann er die Laufbahn der Praͤlatur; den Tag nach der Kroͤnung seines Oheims, 16. Februar 1621, ward er Cardinal und bekam hiedurch jene weltbedeutende Stellung die wir wahrnahmen. Darò, sagt der Autor, qualche cenno delle cose parte da lui Päpste** 25 Giunti proposte, parte da lui coadjuvate o promosse nel pontificato del suo zio Gregorio. 1. Charakterzuͤge. — Ascoltava tutto con flemma più che ordinaria: gli ambasciatori mai si rendevano satii di trattar seco, — — si dava a tutti, accioche tutti si dassero a lui. Mostrava giustitia e misericordia insieme, senza passione o doppiezza. 2. Befoͤrderungen: — der Cardinaͤle welche die Erwaͤhlung sei- nes Oheims befoͤrdert, zu verschiedenen Legationen, Orsinos in die Ro- magna, Pios in die Mark, Ubaldinis nach Bologna, Capponis zum Erzbischof von Ravenna. So wurden ihnen ihre guten Dienste be- lohnt. Nach allen Hoͤfen wurden Nuntien ausgesandt: Massimi nach Toscana, Pamfili nach Neapel, Corsini nach Frankreich, Sangro nach Spanien, Caraffa an den Kaiser, Montorio nach Coͤln. Aldobran- dino diente als General, Pino als Zahlmeister in Deutschland. Wir haben den groͤßten Theil der Instructionen jener Nuntien uͤbrig. Um so interessanter ist uns folgende Notiz uͤber die Art ihrer Abfassung. Quantunque fossero distese da m r Agucchia prelato Bolognese, nondimeno il card le fece in esse particolar fatica nelle annota- tioni di capi, di motivi, del senso di S. Beat ne , de’ ripieghi e consigli suggeriti dal suo proprio avvedimento e sapere. Wir sehen, den Entwurf machte der Cardinal Nepot, die Ausfuͤhrung uͤbernahm Agucchia, ein Landsmann von Ludovisi. 3. Bulle uͤber die Papstwahl. Man aͤnderte die bisherigen Formen: das geheime Scrutinium ward eingefuͤhrt, die Adoration abgeschafft. Giunti fuͤhrt die Nachtheile an, welche die Adoration verursache: Rendeva i cardinali più timidi nel dire il parer loro, partoriva e fomentava gravi disgusti tra gli escludenti e gli es- clusi, cagionava che il pontefice si eleggesse senza la debita premeditatione, mentre i capi delle fattioni manifestavano le loro voluntà, faceva che la somma delle elettioni fosse per il più ap- poggiata a cardinali giovani. Man glaubt nun wohl, daß Ludo- visi noch andere geheimere Gruͤnde zu der Abaͤnderung hatte: diese kommen jedoch hier nicht vor. 4. Stiftung der Propaganda. Canonisation der Heiligen. Wir haben davon gehandelt. 5. Uebertragung der Chur. Eroͤrterung des persoͤnlichen An- theils von Ludovisi an diesem Ereigniß. 6. Erwerbung der Heidelberger Bibliothek: — per la quale (la biblioteca Palatina) si operò molto il card le Ludovisio, at- teso che riputava uno degli avvenimenti più felici del pontificato del zio di poterla conseguire. Fu destinato il dottor Leon Al- laccio, scrittore Greco dell’ istessa biblioteca Vaticana, che an- dasse a riceverla et accompagnarla. 7. Protection der Capuziner, die Lud. sehr hoch hielt, vorzuͤg- lich der Jesuiten. Vitelleschi sagt, durch den besondern Schutz, den Gott dieser Gesellschaft angedeihen lasse, geschehe, daß sie immer ei- nen großen Cardinal zu ihrem Protector bekomme: Alexander Far- nese, Odoardo Farnese, Alexander Orsino, und nun Lud. Ludovisi. Er hat die Jesuitenkirchen zu Rom und Bologna aus seinem Pri- vatvermoͤgen reichlich unterstuͤtzt, zuletzt zur Vollendung der ersten Vita di Ludovico Ludovisi. 200000 Sc. in seinem Testament bestimmt. Schon bei seinen Leb- zeiten schenkte er ihr alle Jahr 6000 Sc. Der Autor zaͤhlt das zu den Almosen die er gezahlt, und die er jaͤhrlich genau auf 32882 Sc. berechnet. 8. Die Wahl Urbans VIII. Sie wird hier dem Cardinal zu- geschrieben, „superando con la sua destrezza le difficoltà che si traponevano.“ Seine Entfernung aus Rom nach seinem erzbischoͤf- lichen Sitze in Bologna sey ganz sein eigener Entschluß gewesen. 9. Spaͤteres Leben. Er predigte zuweilen in Bologna: — er bewirkte, daß die Bolognesen Ignaz und Xaver zu ihren himmlischen Schutzpatronen hinzufuͤgten: aber die Hauptsache ist, daß er den Ten- denzen der von ihm gefuͤhrten Verwaltung gemaͤß sich gegen die schwan- kende Politik Urbans VIII. in heftige Opposition setzte. Als im Jahre 1631 die Siege Gustav Adolfs erfolgten, bot er dem spanischen Hofe 100000 Scudi und den Ertrag von seinen spanischen Abteien, de- ren er zehen besaß, auf die Dauer des Krieges an. Giunti theilt den Brief mit, in welchem Ludovisi diesen Antrag auf die „pre- senti bisogni della Germania e dell’ augustissima casa di S. M tà , base e sostegno della religione cattolica,“ begruͤndete. In Spanien nahm man das nun nicht an: Olivarez antwortete ihm, wiewohl der Koͤnig dieses Erbieten ablehne, so werde das doch S. M. nicht hindern, dem Cardinal die Gnaden zu erweisen die er sich wuͤnsche, und die man sonst fuͤr interessirt halten koͤnnte. Von der Absicht die ein Venezianer dem Cardinal zuschreibt, ein Concilium wider Papst Urban VIII. zu berufen, findet sich hier nichts. Denn uͤberhaupt ist diese Lebensbeschreibung im Tone eines offi- ciellen Panegyricus verfaßt. Obwohl sie viele nuͤtzliche und glaub- wuͤrdige Nachrichten enthaͤlt, theilt sie doch das Bedenklichere nicht mit. Der Cardinal starb bald nachher. „La cui anima,“ schließt Giunti, „riposi in cielo.“ 96. Instruttione a mons r vescovo d’Aversa, nuntio destinato da N. Sig re alla M tà Cesarea di Ferdinando II Imperatore. Ro- ma 12 Apr. 1621. Wir haben gesehen, wie wichtig die Thaͤtigkeit Caraffas war: schon darum waͤre die Instruction merkwuͤrdig, die ihm Gregor XV. bei dem Antritt seiner Nuntiatur ertheilte. Sie ist es aber auch deshalb, weil sie die Gesichtspunkte enthuͤllt, die man zu Rom nach der Schlacht von Prag faßte. Gregor geht davon aus, daß es die Absicht der Protestanten gewesen sey, das Haus Oestreich auszurotten, das Kaiserthum an sich zu reißen, und dann nach Italien vorzudringen um diesen edelsten Theil der Welt zu berauben und zu pluͤndern. Gott habe aber den Dingen eine andere Wendung gegeben. Man muͤsse nun darauf den- ken, aus derselben den moͤglichsten Nutzen zu ziehen. Er weist den Nuntius an, auf folgende Punkte sein Augen- merk zu richten. 25* Instrutt. a C. Caraffa 1621. I. Befestigung des Reiches bei den Katholiken. Er verspricht dem Kaiser Huͤlfe, und dringt auf rasches Verfolgen des Sieges. II. Herstellung der katholischen Religion. Der Papst ist er- freut, wie gluͤcklich sich diese Angelegenheit in Oestreich und Maͤhren anlaͤßt. Es troͤstet ihn, daß man in Schlesien wenigstens die Calvi- nisten nicht duldet, doch wuͤrde er nicht billigen, wenn man in Ungarn auch nur das Augsburger Bekenntniß gestatten wollte, das sich doch dem Katholicismus am meisten annaͤhert (la confessione che, quan- tunque rea, si dilunga assai meno dalla professione cattolica di quello che facciano le più sette cattoliche). Besonders aber liegt ihm Boͤhmen am Herzen. Fuͤr die Herstellung des Katholicismus daselbst gibt er folgende Mittel an: 1. Fondare in Praga un’ università cattolica; 2. Rimettere nelle antiche parrocchie i parrochi cattolici e per le città i maestri di scola parimente cattolici; 3. L’uso dei catechismi e di buoni libri per tutto, ma per li fanciulli et idioti l’antiche canzoni spirituali in lingua Bo- hema; 4. Librarj e stampatori cattolici, facendo visitare le libre- rie e stampe degli eretici; 5. L’opera de’ padri Gesuiti e di altri religiosi; 6. Ritornare in piedi li collegii di poveri, assegnando a quelli li beni ecclesiastici alienati. Alles Mittel des Unterrichts und der Erziehung. Außerdem wird der Nuntius aber noch erinnert, sich der Anstellung prote- stantischer Beamten zu widersetzen. Lasciandosi le menti humane più consigliare dal proprio interesse che da altro, incomince- ranno a poco a poco massimamente i giovani a piegare l’animo alla religione cattolica, se non per altro, per partecipare di pu- blici honori. III. Herstellung der kirchlichen Gerichtsbarkeit. Ueber gar Vieles hat der Papst sich in dieser Hinsicht zu beklagen. Die Bi- schoͤfe wollen sich den Satzungen von Trient noch immer nicht un- terwerfen: die Domherrn haben verderbliche Gewohnheiten: die Ca- pitel besetzen die Stellen ihres Patronates schlecht: auch der Kaiser erlaubt sich zu viel. L’imperatore istesso sotto varii pretesti di spogli, di juspatronati, di concessioni apostoliche, di avocarie, di incamerationi e di pienezza di potestà trattiene le chiese gli anni vacanti, et in quel mentre se ne prende per se l’entrate. IV. Herstellung der paͤpstlichen Autoritaͤt. Die Kaiser scheinen es gern zu sehen, daß der Papst sich mit seinen Excommunicationen und Bullen nicht mehr zeigen darf. Auch hat der paͤpstliche Hof an Geldeinkuͤnften aus Deutschland, die fruͤher 200000 Scudi be- trugen, ungemein verloren. Das Verfahren mit Klesel will Gre- gor nicht billigen, doch druͤckt er sich sehr gemaͤßigt daruͤber aus: „non è mai piaciuto troppo quel fatto.“ Der Auditor di Rota Verospi ward heruͤbergeschickt, um den Proceß zu fuͤhren. V. Verhaͤltniß des Kaisers zu Italien. Besonders in der val- tellinischen Sache koͤnnte es nuͤtzlich werden. Noch gebe man in Spanien die Schleifung der eroberten Festungen nicht zu. Pare Instrutt. a Sangro per Ispagna 1621. che il duca di Feria et altri ministri di S. M tà Ces. in Italia si opponghino a quel consiglio, come coloro che vorrebbero ritenere i forti e con essi la gloria di quell’ acquisto. Der Papst aber sieht voͤllig ein, wie gefaͤhrlich dieß sey; die Protestanten in Deutsch- land wuͤrden nichts mehr wuͤnschen als das Schwert in Italien au- ßer der Scheide zu sehen. VI. Betragen des Nuntius. Vor allem wird er an Ecken- berg gewiesen, wie sich das ja versteht; aber besonders merkwuͤrdig ist, daß sich der Nepot uͤber die Jesuiten nur sehr behutsam aus- druͤckt. Terrà gran conto del padre Beccano confessore di Cesare, e si valerà con destrezza dell’ opera sua, non lasciando intanto di osservare i suoi discorsi e consigli per scoprirne me- glio i fini et avvisarmegli. E parimente a’ padri Gesuiti ricor- rerà con avveduta confidenza. Mit vorsichtigem Vertrauen! ein sehr guter Rath. Man sieht indeß, zu wie glaͤnzenden Aussichten der Papst sich bereits erhob. Eine Herstellung der gesammten Kirchenguͤter faßte er schon damals ins Auge. Diese merkwuͤrdige Stelle schließe un- sern Auszug. Secondo che s’anderanno acquistando de paesi te- nuti avanti dagli eretici, ella faccia grandissima istanza con S. M tà di ricuperare i beni ecclesiastici occupati da loro e di ren- derli alle chiese et alli veri patroni. Questo officio si fece per ordine di papa Paolo V, quando il marchese Spinola s’impos- sessò del palatinato, e l’imperatore rispose che non era ancor tempo di trattarne. Wir sehen, daß der Gedanke des Restitutionedictes im Jahre 1620 von Paul V. gefaßt, aber damals vom Kaiser noch als unzei- tig zuruͤckgewiesen ward. Der Nuntius soll jetzt neuerdings darauf dringen, und dem Kai- ser das Verdienst vorstellen das er sich dadurch erwerben werde. 97. Instruttione a mons r Sangro, patriarcha d’Alessandria et arci- vescovo di Benevento, per andar nunzio di S. S tà al re cattolico. 1621. Sangro wird erinnert, daß die Gewalt in Spanien jetzt haupt- saͤchlich in den Haͤnden Uzeda’s und des Großinquisitors sey. Er soll denn vornehmlich dem letzten seine geistlichen Pflichten ins Ge- daͤchtniß zuruͤckrufen. Um die Geheimnisse in Erfahrung zu bringen, wird er ange- wiesen sich an die Gesandten von Venedig und Toscana zu halten: „de’ quali si suol cavar molto.“ Die Geschaͤfte der Immunitaͤt, kirchlichen Jurisdiction, Collet- toria werden hierauf naͤher eroͤrtert. Ich will nur gestehn, daß die fehlerhafte und unleserliche Copie die ich fand, mich abgehalten hat naͤher auf diese Punkte einzugehn. Die Hauptsache bleibt die Eroͤrterung der politischen Ver- haͤltnisse. Instrutt. a Torres per Polonia 1621. Da soll nun der Nuntius besonders die Erneuerung des hol- laͤndischen Krieges fordern. Er soll in Erinnerung bringen, daß Prinz Moritz schon alt und schwach sey, und sich sein Tod alle Tage erwarten lasse: — die Parteiung der Arminianer und Gomaristen schwaͤche die Provinzen: mit Huͤlfe der ersten hoffe Graf Heinrich, mit Huͤlfe der letzten Graf Ernst zur hoͤchsten Gewalt zu gelangen: — die Seelaͤnder seyen arm, die Hollaͤnder wegen ihrer Anmaßungen den Uebrigen verhaßt. „Laonde il re non può voltare le sue forze contra di loro in meglior tempo ovvero opportunità.“ 98. Instruttione a V. Sig ria M r di Torres, arcivescovo di Antrino- poli, nuntio destinato da N. Sig re in Polonia. 30 Mag- gio 1621. Das Mißverstaͤndniß zwischen Paul V. und Siegmund III. war doch so unbedeutend nicht. „Se la pietà del re“, sagt Gregor XV. in dieser Instruction, die er seinem ersten Nuntius mitgab, „e la riverenza che a questa sede egli porta, non havesse ammorzato del tutto o almeno coperte le scintille de’ dispiaceri loro, se ne sarebbe per li soffioni altrui acceso alcun fuoco di discordia ma- nifesta.“ Gregor ist nun bemuͤht alles beizulegen. Er ist durchdrungen von den Verdiensten dieses Koͤnigs, der in Rom nicht haͤtte katholi- scher ausgebildet werden koͤnnen. Der Nuntius wird erinnert, sich vor allen Dingen selbst ohne Tadel zu betragen: — perche tutti gli pongono gli occhi adosso e prendono ancora esempio da santi costumi di lui, et il re me- desimo il propone a suoi prelati per norma. Den Banketten der Großen fleißig beizuwohnen, waͤre zwar an sich kein unebenes Mit- tel sich Einfluß zu verschaffen, wuͤrde aber doch zuletzt die Achtung schwaͤchen, die man vor einem Nuntius haben muͤsse. Es wuͤrde gut seyn, wenn der Nuntius wieder wie fruͤher die Kirchen persoͤnlich visitiren wollte. Die Hauptsache bleibt immer die Erziehung. Das Institut der Dottrina Christiana, wie es in Italien bestehe, sollte auch hier ein- gefuͤhrt werden. Fuͤr Katechismen und geistliche Buͤcher muͤsse man sorgen, weltliche und protestantische Gesaͤnge durch katholische ver- draͤngen. 99. Instruttione a V. S ria M r Lancellotti, vescovo di Nola, destinato da N. S re suo nuntio in Polonia. Ich weiß nicht, ob 1622 oder 1623, aber gewiß noch unter Gregor XV. Dem Nuntius wird die Instruction welche Torres empfangen hatte mitgetheilt. Seitdem hatten auf Befehl der Propaganda alle Instrutt. a Lancellotti per Polonia. Bischoͤfe Bericht uͤber ihre Dioͤcesen erstatten muͤssen: auch aus de- nen soll der Nuntius sich unterrichten. Die politischen Verhaͤltnisse treten etwas mehr hervor. Der Nun- tius soll das gute Vernehmen zwischen Polen und dem Haus Oestreich moͤglichst aufrecht erhalten. Das zaͤhme die Tuͤrken und die Rebel- len des Kaisers. Gern haͤtten die Polen Friede oder wenigstens einen zwanzig- jaͤhrigen Steillstand mit Gustav Adolf geschlossen: auch stellte dieser vor, daß ihm die polnische Linie succediren solle, wenn er ohne Kin- der sterbe, aber Siegmund wies alles von der Hand. Ben- che Gustavo per conditione espressa offrisse che morendo lui senza figliuoli gli avesse a succedere S. M tà e la sua stirpe, s’oppose a questi consigli. Nur aus Ruͤcksicht auf die Polen wollte er sich zu einem kurzen Stillstaud verstehn. Die Verhaͤltnisse der unirten Griechen waren schon in der In- struction von Torres eroͤrtert worden, doch geschieht das hier klarer und gruͤndlicher. I Greci commossi al tempo di Clemente Ottavo per opera di Rupaccio Pacciorio, che fu prima vescovo overo vladica di Vladimiera e poi metropolitano di Chiovia, si contentarono i vescovi o vladici loro, eccettuati quelli di Leopoli e di Pre- misla, che nella loro ostinatione si rimasero, d’unirsi alla chiesa Romana, e di riconoscere, come fecero l’anno 1595, il papa per loro capo secondo la forma e professione di fede nel con- cilio Fiorentino contenuta. Ma tante discordie ne nacquero, e così si posero nelle diete a impugnare quella unione li nobili Greci, dagli heretici favoriti, che s’è havuto a mettere sosso- pra il regno: imperocche pochi del clero e molto meno del po- polo l’hanno voluto abbracciare, affermando tutti essere per pri- vati disegni e per ambitione di pochi stata fatta e senza loro partecipatione. Onde si conservano bene li vescovi e pastori cat- tolici, ma questi soli se ne stanno, senza trovare pecorelle che seguitare li vogliano, e di più corrono gran rischio d’essere dalle sedie loro cacciati e che vengano ancor ad essi levate quelle chiese che tolte già alli scismatici furongli concedute. Onde in tutte le diete se ne fa lo strepito grande; e nell’ anno passato avvenne che un vescovo o fosse il patriarca scismatico di Ge- rusalemme mandato in Moscovia et in Russia dal patriarca di Costantinopoli, si fermò fra Russi, e vi creò tanti scismatici quanti sono gli uniti, et eccitò li cosacchi, che sono tutti Greci scismatici, ad addimandare nella dieta con offerte grandissime, perche il regno per la guerra col Turco havesse bisogno di loro, che all’ antiche loro pretensioni si sodisfacesse: ma il vescovo di Santo Angelo, all’ hora nuntio, ne divertì l’impeto, siche tra per questo e per publiche necessità, che a nuove contese non lasciavano luogo, si pose con l’autorità del re il negotio in si- lentio. Si vive non di meno dagli uniti nel medesimo timore; e li più prudenti prelati ne pronosticano alla fine de’ mali eventi se alcun provedimento non vi si piglia: onde havrebbero alcuni havuto per lo migliore che l’unione non si fosse mai fatta, ap- Dion. Lazari Relatione 1620. portando essi che sarebbe stato più agevole il ridurre li nobili singolarmente e di famiglia in famiglia alla chiesa cattolica, per- che si vede per prova che tutti coloro che ad uno abbandonano il rito Greco e lo scisma, stanno nella nostra chiesa perseveranti. 100. Relatione fatta alla congregatione de propaganda fide da Dio- nysio Lazari sopra alcune cose che possono essere di ser- vitio alla santa fede cattolica. 1622. Dion. Lazari war eine Zeitlang — wie er sich ausdruͤckt, molti mesi — in England gewesen, und gibt nun an, wie sich dort der Katholicismus herstellen lasse. Drei Mittel gebe es, meint er: Unterhandlung mit Einem, oder mit Vielen, oder gewaltsame Maaßregeln. Er meint doch, daß sich bei dem Koͤnig Jacob persoͤnlich viel aus- richten lasse. Der Koͤnig sey indifferent in seiner Meinung, und furcht- sam. „Per la pratica che ho di lui, lo stimo indifferente in qual- sivoglia religione.“ Man wuͤrde wohl thun, auch durch unterge- schobene Briefe seinen Verdacht zu naͤhren. „Far artificiosamente avisar qualche suo ministro fuori del regno di persona da loro creduta fedele, e nell’ istesso regno far trovar qualche lettera a nome supposito che trattasse in forme segrete queste materie.“ Auch waͤre Buckingham wohl zu gewinnen; seine Frau sey die Toch- ter eines Katholiken und insgeheim selbst katholisch (è segreta catto- lica figlia anche di segreto cattolico). Buckingham gebe viel auf Ver- bindungen mit fremden Maͤchten: durch diese koͤnne er am leichtesten gewonnen werden; besonders weil er von dem Parlament immer ge- faͤhrdet sey. Essendo composto il parlamento quasi per la mag- gior parte di puritani, stimarebbe egli specie d’efficace vendetta l’indurre il re al cattolicismo. Wirkung auf die Menge. Sehr nuͤtzlich wuͤrde es seyn, wenn man nur freie Predigt erlangte: Il che si potrebbe fare per via di danaro, proponendo, per così dire, una gabella di predicatori et auditori, inducendosi il re molte volte per l’interesse a cose contrarie a sua volontà. An gewaltsame Maaßregeln, sagt er, sey nicht zu denken. Wir sehen aber wohl, daß auch die friedlichen welche er angibt nicht auszufuͤhren seyn werden. Lazari gehoͤrt zu den Leuten, die durch Intriguen und fein an- gelegte Maaßregeln auf den Fortgang des Lebens einwirken zu koͤn- nen glauben, was doch niemals geschehen kann. Von dem erwachsenden Geschlecht hofft er nichts: es ist ganz in den protestantischen Meinungen erzogen; nur der Prinz, spaͤ- ter Carl I, scheint ihm Hoffnung zu geben. Io v’ho grandissima speranza, per vederlo d’indole molto ingenua, di costumi assai generosi, molto sobrio nel detestar li cattolici. Instruttione al dottor Allatio. 101. Instruttione al dottor Leone Allatio per andare in Germania per la libreria del Palatino. 1622. (Hofbibl. zu Wien. MS Hohenb. ) Die Instruction durch welche Leo Allatius, damals Scriptor an der Vaticana, beauftragt ward die Heidelberger Bibliothek in Empfang zu nehmen. Sie findet sich nicht allein in Wien, sondern auch in gar man- chen andern Bibliotheken, z. B. der Bibliothek Chigi zu Rom, un- ter den Sammlungen der Instructionen Gregors XV. Auch hat das gelehrte Interesse des Gegenstandes veranlaßt, daß sie bei uns be- kannt geworden. Quade, Baumgarten und Gerdes nach einander haben sie lateinisch abdrucken lassen. Nachdem sie einmal das Gebiet der protestantischen Gelehrsam- keit beruͤhrt hatte, mußte sie endlich auch Discussionen hervorru- fen. In der Geschichte der Bildung, Beraubung und Vernichtung der alten Heidelbergischen Buͤchersammlungen (Heidelberg 1817) p. 235 hat unser gelehrter Mitbuͤrger und Freund, Herr GR Fr. Wilken, erhebliche Zweifel gegen ihre Echtheit aufgestellt. In der That ist die lateinische Uebersetzung auf eine Art und Weise gemacht, daß sie Mißtrauen erregen mußte. Gluͤcklicher Weise hebt sich das jedoch, wenn man das handschriftliche Origi- nal vor Augen nimmt. Im Lateinischen heißt es z. B. in Bezug auf geweihete Me- daillen, die dem Allatio fuͤr die Soldaten Tillys mitgegeben wur- den: unum adhuc R. T. D. suppeditamus stratagema, ut scilicet sibi magnum nummorum comparet copiam, quos a sanctis cano- nisatos esse fingat. Gewiß! es ist unglaublich, daß der roͤmische Hof gegen einen seiner Diener sich auf diese Weise ausgedruͤckt ha- ben soll. Vergleicht man das Original, so lautet es auch in Wahrheit ganz anders. E qui soggiungerò a V. S. che se le darà un grosso numero di medaglie con l’indulgenza della canonizzatione de’ santi fatta da N. S. Ich verstehe Medaillen auf die Canoni- sation der Heiligen, welche Gregor XV. vorgenommen hatte, mit Indulgenz. Eben so wenig ist in dem Original davon zu finden, daß Al- latio den Herzog von Baiern deutsch anreden solle, wie die lateini- sche Version will: „tradito“, heißt es bei Baumgarten, „brevi a Sancto Patre fidei ipsius concredito, Germanico idiomate eum affandi.“ Im Original dagegen: presentando a Sua Altezza il breve di N. S re , le parlerà a nome di Sua S tà conforme al te- nore di esso. Eine Uebersetzung, welche dem Italienischen und aller Wahrschein- lichkeit Hohn spricht. So wie man aber das Original sieht in seiner so viel vernuͤnf- tigern Abfassung, und in einer Umgebung die keinen Zweifel zulaͤßt, kann man an seiner Authenticitaͤt nicht mehr zweifeln. Das allerdings bleibt wahr, daß Allatio das Geruͤcht ausbrei- Instrutt. al padre Tob. Corona ten soll, die Bibliothek solle nach Muͤnchen, nicht nach Rom geschafft werden. „In ogni caso sarà bene di metter voce che si abbia da condurre solamente a Monaco e non a Roma.“ Wir haben schon gesehen, wie oft den paͤpstlichen Abgeordneten die aͤußerste Vor- sicht zur Pflicht gemacht wird. Noch andere aͤhnliche Instructionen erhielt Allatio. Z. B. Massimamente per i paesi sospetti sarà sempre meglio di andare in habito corto, come persona nego- tiante del dominio Veneto. So viel Verstellung schien noth- wendig. Daß solche Anweisungen schriftlich gegeben werden, daruͤber darf man sich nicht wundern. Man liebte an diesem Hofe namentlich in der Kanzlei Ludovisios zu schreiben. Den Instructionen die Agucchia verfaßte, fehlt es nicht an bedeutenden politischen Gesichts- punkten, aber auch mit Kleinlichkeiten dieser Art sind sie angefuͤllt. Der Verfasser wollte das Verdienst haben alles zu bedenken. Uebrigens konnte man wohl fuͤrchten, die Wuth namentlich der Reformirten uͤber diesen Verlust ihrer Metropole herauszufordern. Mit einer Abtheilung Cavallerie sollte die Bibliothek escortirt werden. 102. Instruttione al padre Don Tobia Corona de’ chierici regolari mandato da papa Gregorio XV al re di Francia e prima al duca di Savoia per l’impresa della città di Ginevra. 1622. (Bibliothek zu Frankfurt am Main. MSS Glau- burg. Tom. 39, n. 1. 26 Bl. 4°.) Anfang: „L’Italia che dall’ eterna providenza è stata eletta a reggere hora l’imperio temporale, hora lo spirituale del mondo.“ Verhaßt ist dieser geistlichen Herrschaft vor allem Genf, „non solo come piena di huomini appestati ma come catedra di pe- stilenza.“ Es zu zuͤchtigen, zu zerstoͤren kommt vor allem dem Papst, Vi- carius Christi, und dem Herzog von Savoyen zu, der sich noch Graf davon nennt. Auch haben die Paͤpste und Herzoge oͤfters Versuche dazu gemacht; allein sie sind immer an der Protection ge- scheitert, die Frankreich dieser Stadt angedeihen ließ. Jetzt aber ist die Lage der Dinge veraͤndert. „La Francia tratta il soggetto di domare i ribellati heretici, et ha da ricever pia- cere che per togliere loro le forze e la riputatione si faccia il medesimo senza suo costo in altre parti.“ Der Papst hat von Anfang seiner Regierung den Plan gefaßt, und denkt durch die Mission eines Klostergeistlichen die Ausfuͤhrung vorzubereiten: „Poiche habbiamo un’ argumento di religione, si conviene fuggendone il rumore coprirlo più che si puote: vuole inviarvi un religioso. La P. V ra porterà da per tutto questo negotio come nato nell’ animo di Sua S tà senza altra origine che dello spirito santo.“ Er soll zuerst in dem Herzog von Savoyen die Neigungen ei- mandato in Savoia c Francia 1622. nes kriegerischen Herzens erwecken, und wenn er Huͤlfe verlangt, ihm zwar vorstellen, wie sehr die dem Kaiser und der Liga gewaͤhrte Unterstuͤtzung den apostolischen Stuhl erschoͤpfe, wie viel Anspruͤche Polen mache, welche Kosten Avignon verursache; jedoch einige Huͤlf- leistung allerdings hoffen lassen: „che Sua S tà non sarà stretta a S. A. di tutti quelli ajuti che dalle picciole forze uscir potranno.“ Auch wird er sich uͤber die Rechte Savoyens an Genf die noͤthigen Informationen erbitten. Die Hauptsache aber ist, was er dem Koͤnige von Frankreich vorstellen soll: 1. daß er ja nicht den Verdacht auf sich laden werde als verfolge er die Protestanten bloß aus Staatsinteresse; 2. daß auch dieß wohlverstanden die Vernichtung von Genf fordere: Se Ginevra non fosse stata ricovero di Calvino, la M tà S. non ha- vrebbe di presente da portare l’armi contro l’ostinati e perversi suoi popoli Ugonotti, non si vedrebbe nascere le republiche contro la monarchia. — — Sono republiche (die hugenottischen) popolari che in ogni palmo di terreno e fino nell’ istessa corte e forse nella camera del re hanno lor cittadini e seguaci. — — Già la republica loro (Ugonotti) è piantata, già ne sono publi- cate le leggi, e già in ogni provincia hanno costituiti i magi- strati, i consigli et i governatori dell’ armi: più non hanno da fare che da andare eglino a muovere l’armi al re per cacciarlo di casa. Man sieht, wie sehr hier in den katholischen Bestrebungen das monarchische Element hervortritt. Genf soll zerstoͤrt werden als Meisterin und Rathgeberin der hugenottischen Republiken. Jetzt kann es keine Huͤlfe bekommen, da alle andern Protestanten selbst be- schaͤftigt, die Englaͤnder durch Vertraͤge gebunden sind. Und was wolle diese Vergroͤßerung von Savoyen in Vergleich mit der franzoͤsischen Macht wohl sagen; — der Paß koͤnne den Schweizern nicht verwehrt werden, seit der Koͤnig Bresse besitze. I cantoni cattolici, con quali la corona è più congiunta, ne ri- ceveranno e servitio e piacere: certo che il cantone di Friburgo circondato da Bernesi heretici, benche sia valoroso e di loro non tema, haverà nondimeno più caro di confinare per via del lago con quella città divenuta cattolica e posta sotto il domi- nio di un principe amico e cattolico, che libera et heretica re- manente. Cardinal Retz, der Connetable (Luines), Pere Arnoux werden dem Pater als diejenigen genannt, von denen er besonders Unter- stuͤtzung erwarten koͤnne. Wir werden bald auf den Erfolg dieser Mission kommen. 103. Relatione di Roma fatta nel senato Veneto dall’ ambasciador Rainiero Zeno alli 22 di Nov. 1623. Informat. Politt. Tom. XVI. 101 Bl. Gewoͤhnlich druͤcken sich die zuruͤckkehrenden Botschafter mit Be- scheidenheit und Deferenz sowohl gegen den Fuͤrsten von dem sie Rainiero Zeno. kommen, als gegen ihre Zuhoͤrer aus; Rainier Zeno ist der erste, der eine große Selbstzufriedenheit zu erkennen gibt. Er erklaͤrt nicht allein, er lege eine Bilanz paͤpstlicher Einkuͤnfte und Ausgaben vor, die er mit fleißigster Sorgfalt zusammengestellt ( f. 80); er erinnert auch daran, mit wie lebendigen Farben er einen oder den andern Cardinal in seinen Depeschen geschildert habe ( f. 111); von Papst Urban sagt er ohne Scheu: „mit zwei Worten machte ich seine Mei- nung zu nichte“; er spricht geradezu aus, die goͤttliche Majestaͤt habe ihm das Talent gegeben, in das Innerste geheimnißvoller Menschen zu dringen; der Cardinal Ludovisio laͤßt er der Republik deshalb einen Lobspruch widmen, weil sie zur Gesandtschaft von Rom immer Maͤnner von der erprobtesten Tuͤchtigkeit waͤhle. Rainier Zeno erscheint ein paar Jahr spaͤter in den venezia- nischen Unruhen des Jahres 1628. Auch da traͤgt alles was von ihm ausgeht, wie unsere Relation, das Gepraͤge des Selbstgefuͤhls, das sich in so vielen Italienern und Spaniern dieses Jahrhunderts darstellt. Zwischen Maͤnnern dieser Gesinnung konnte es nun aber nicht an Reibungen fehlen: auch Rainier Zeno erlebte auf seiner Gesandt- schaft die unangenehmsten Auftritte. Groͤßtentheils fiel sie in die Zeiten Gregors XV. Ludovisio forderte eine Verehrung und Anerkennung, die ihm Zeno nicht wid- men wollte; — gar bald geriethen sie heftig an einander. In dem letzten Theile seiner Relation schildert Zeno diese Ir- rungen. Er ruͤhmt sich, dem Nepoten oft scharfe Antworten gege- ben, ihn zum Schweigen gebracht zu haben. Es macht ihm beson- ders Vergnuͤgen, daß er durch geheime Mittel Dinge in Erfahrung gebracht, welche der Nepot in tiefes Geheimniß verhuͤllt geglaubt, und dann denselben merken lassen, er wisse darum; er freut sich noch des Mißvergnuͤgens in das Ludovisio dadurch gerathen sey. „Ve- deva“, sagt er, „che appresso di me non poteva restare in quel gran concetto di sapere ch’egli con tutti ascosamente ambiva.“ Aber man moͤge nicht glauben, daß das viel geschadet. Die Re- publik sey dadurch vielmehr in Reputation gekommen. Bei dem Gedanken, Valtellin als ein Depositum in den Haͤnden der Spanier zu lassen, habe Ludovisio sich vor nichts so sehr gefuͤrchtet wie vor dem Laͤrm der venezianischen Protestationen (il fracasso che era per fare io, il rimbombo delle mie proteste.) Diese Zeiten waren indeß voruͤbergegangen. Urban VIII. hatte den paͤpstlichen Thron bestiegen, und Rainier Zeno laͤßt es sein vornehmstes Geschaͤft seyn, dessen Persoͤnlichkeit, Hof und Staats- verwaltung, so weit sie sich damals entwickelt hatten, zu schildern. Er wiederholt, daß die Cardinaͤle nur darauf bedacht seyen, dem Papst zu Gefallen zu reden: er findet es recht gut, daß kein Mensch daran denke, die paͤpstlichen Finanzen in Ordnung zu bringen. Es gebe, sagt er, kein geeigneteres Instrument die Christenheit zu ver- wirren, als den Kopf eines Papstes. Er entwirft darauf ein Bild von Urban VIII: E’ prencipe d’aspetto grave e venerabile, di statura grande, di colore oliva- stro, di lineamenti nobili, di pel nero che comincia a tirar al Relatione di Roma 1623. canuto, d’attillatura più che ordinaria, e di gratia singolare ne’ gesti e ne’ moti del corpo. Parla per eccellenza bene, et in qualsivoglia discorso che s’entra seco, ha da difendersi quanto vuole, e d’ogni materia mostra d’haver peritia straordinaria. Ha mostrato sin hora diletto grande della poesia, l’uso della quale non ha mai intermesso, nè pure nelle occupationi et nelli studii più serij: perciò gl’intendenti di questa arte e delle lettere che chiamano di humanità sono stati sempre benveduti da lui, et gli ha favoriti cortesemente in quello che ha potuto: non l’a però questo diletto astratto da quello che importava più e che era più necessario per li carichi che successivamente li sono pas- sati per le mani, dico dallo studio delle leggi, nel quale ha faticato incessantemente dalla prima gioventù sino a questi ul- timi anni con tanta maggiore applicatione, perche così richie- deva la carica del perfetto della signatura di giustitia, magi- strato che richiede studio et acutezza grandissima et esattissima per la varietà delle materie che vi concorrono. Delli affari del mondo e degl’ interessi de’ prencipi è intendentissimo, quanto che se nelle scuole politiche havesse fatto continua dimora. Es ist wohl nicht noͤthig, das weiter mitzutheilen: es ist doch nur im Allgemeinen aͤhnlich. Die feineren Zuͤge dieser geistigen Physiognomie, sey es daß sie sich erst spaͤter entwickelten, oder daß Zeno sie nicht aufzufassen verstand, finden wir hier nicht. Eben so wenig ist dieß bei den folgenden Schilderungen der Verwandten des Papstes der Fall, oder bei den Cardinaͤlen, die der Autor ausfuͤhrlich durchgeht. Nur das ist zu bemerken, daß er von den venezianischen Car- dinaͤlen keinerlei Dienste zu erwarten raͤth. „Priuli“, sagt er, „lan- guido di spirito come di corpo.“ So schnoͤde behandelt er sie. Von Venier will er gar nicht reden, um nicht Haͤndel mit den Ver- wandten desselben zu bekommen. Dann kommt er auf die politischen Verhaͤltnisse. Er ist nur zu- frieden, daß dießmal ein Papst gewaͤhlt worden, der nicht in die Spanier verliebt sey. Albuquerque habe den Boden ungewoͤhn- lich hart gefunden und man habe ihm seine Forderungen nicht be- willigt. Das Verhaͤltniß Urbans VIII. zu Frankreich schildert Zeno folgendergestalt. Non è da dubitarsi che il pontefice verso il regno di Fran- cia habbi molta propensione d’affetto, additandocelo molte conget- ture probabilissime: hebbero a quella corte principio le sue gran- dezze, alle quali, se bene ascese per meriti proprii, non nega però egli medesimo che di grande ajuto li fossero le attestationi d’Henrico quarto della sodisfattione che haveva del suo modo di negotiare et del gusto che sentirebbe di vederli partecipato l’honor solito a conferirsi alli altri residenti in quella carica; quadra benissimo a Sua S tà il trattare de’ Francesi ingenuo et libero, lontano dalli artificii, lontano dalle duplicità proprie delle altre nationi; ha una certa conformità di genio alle qualità de’ studii alli quali s’applicano et de’ quali si dilettano più li Fran- cesi, ch’è la pulitezza delle lettere, l’eruditione più acconcia, Cornero Erizzo Soranzo Zeno la poesia, la cognitione delle lingue, in che per quanto le per- mettono le sue attioni, s’è pigliato molto piacere. Stima quel regno, quanto si possa dire, per reputarlo equilibrio dell’ am- bitione d’altri, li cui fini mirano senza dubbio alla monarchia universale. Den Venezianern nahm der Papst ihre Verbindung mit Ketzern und Unglaͤubigen uͤbel. Er meinte, es gebe wohl einen andern Ruͤck- halt fuͤr sie. Zeno schließt, indem er noch einmal Schweiß und Arbeit die ihm sein Amt gemacht, die unaufhoͤrlichen Nachtwachen, den bittern Aerger, wodurch seine Gesundheit geschwaͤcht worden, ins Gedaͤcht- niß ruft. „Dennoch“, sagt er, „freue ich mich mehr, mein Leben im Dienste meines Vaterlandes abgenutzt zu haben, als wenn ich ein ganzes Jahrhundert gluͤcklich leben koͤnnte, aber unbeschaͤftigt.“ 104. Relatione degli ecc mi signori amb ri straordinarii Corner, Erizzo, Soranzo e Zeno ritornati ultimamente da Roma, letta all’ ecc mo senato 25. Febr. 1624. (d. i. M. V. 1625.) Als Papst Gregor XV. erklaͤrte, daß er mit Rainier Zeno nicht mehr unterhandeln wolle, schickten die Venezianer Hier. Soranzo, um die Stelle desselben zu vertreten. Noch war jedoch, wie wir so eben sahen, Zeno in Rom, als Urban VIII. gewaͤhlt ward. Beide wurden zur feierlichen Begluͤckwuͤnschung des neuen Papstes be- stimmt; Corner und Erizzo erschienen um die Gesandtschaft zu ver- vollstaͤndigen. Die gemeinschaftliche Relation welche sie erstatten, ist nun frei von den persoͤnlichen Erguͤssen, denen Zeno allein sich hingegeben; sie bekommt dadurch eine gewisse Wichtigkeit, weil die Verhaͤltnisse der Republik sich durch die Sache von Valtellin aufs neue verwickelt hatten. Papst Urban schien sehr unzufrieden zu seyn, daß Venedig an dem Angriff der Franzosen auf die paͤpstlichen Garnisonen Theil ge- nommen: „che i cannoni della republica si fossero voltati contra i luoghi tenuti in deposito della S. S tà , che chiamò luoghi dell’ istessa chiesa.“ „Nè mancano,“ fahren die Gesandten fort, „in Roma sog- getti d’ogni grado et d’ogni qualità che proponevano a S. S tà , come ella medesima ci disse, ad usare contra quell’ ecc mo senato le censure ecclesiastiche.“ Sie suchen sich so gut wie moͤglich zu entschuldigen: sie fuͤhren aus, daß es die Absicht der Spanier sey, sich der Alleinherrschaft zu bemaͤchtigen: — rendersi patroni di quelli passi, per facilitarsi la monarchia di questa provincia —; die Religion koͤnne ja doch gesichert werden; daß sie mit Ultramontanen in Bund getreten, duͤrfe man ihnen um so weniger verargen, da ihnen von den Paͤpsten selbst die Truppenwerbung im Kirchenstaate verwehrt sey. Urban VIII. hatte geglaubt, sie wuͤrden ihm in Hinsicht auf jene Angelegenheit einige vermittelnde Vorschlaͤge machen: doch hat- Relatione di Roma 1624. ten sie dazu keinen Auftrag. Auch seinerseits zeigte er sich deshalb fuͤr ihre Gesuche unzugaͤnglich. Sie mußten zufrieden seyn nur sei- nen Unwillen zu beguͤtigen — non si impetrava altro che mitiga- mento dell’ acerbità mostrata del suo animo. Allzu schwer kann ihnen dieß nicht geworden seyn. Schon trat die antispanische Gesinnung Urbans doch auch hervor. Er erklaͤrt, che non poteva parlar alto, perche troppo era circondato da’ Spagnoli e che a Madrid lo chiamavano heretico, ma che ar- mato si havrebbe fatto rispettare.“ Seine spaͤtere Gesinnung und Haltung liegt schon in diesen Worten. Vorzuͤglich mit Interessen solcher Art beschaͤftigt sich unsere Re- lation: außerdem aber sucht sie auch die Zustaͤnde zu schildern. Hoͤ- ren wir, wie sie die Haͤupter der Verwaltung in den ersten Zeiten Urbans VIII. beschreibt. Quelli che di presente sono in maggior autorità presso il pontefice nella essentia degli affari, si ristringono nel sig r car- dinale Magalotti e nel sig r Don Carlo Barberino, fratello della Beat ne Sua. Mostrano però ambidue di non conoscere e non havere questa autorità: schifano i congressi, parono non esser informati dei negotii, non gustano di esser frequentemente visi- tati, e con questa maniera di procedere, differente assai dal co- stume dei parenti dei pontefici passati, conservano in maggior ri- putatione la Santità Sua, volendo dar ad intendere che tutto dipende dai soli cenni di lei. Era solita la Beat ne Sua alle volte nelle occorrenze più gravi chiamare anche a se li cardinali Bandino, Melini, Scaglia, Santa Susanna et qualche altro, perche conoscendoli di natura molto severa, procurava con tale apparenza dar segno di stima verso il sacro collegio e verso le persoue loro, non già perche volentieri inclini o molto si fidi delle loro opinioni; e di questo concetto della S tà Sua, ben noto a detti cardinali et ad altri, tutti se ne dogliono, dicendo che dopo fatte le deliberationi delle cose ella le communica per non admettere il loro consiglio. E si sente anco che va ogni giorno più tralasciando queste comu- nicationi, anzi omettendo in tutto e per tutto le consultationi con cardinali, così per conservare in se medesimo il solo de- spotico dominio et autorità, come anco perche conoscendoli di- pendenti et interessati chi per l’uno chi per l’altro principe, giu- dica così convenire al suo servitio maggiormente. Nelle occorrentie della rep ca sono intervenuti nelle consulte m r Gessi e m r di Montefiascone, come stati nontii in questa città e bene informati delle cose. E talvolta si è introdotto anche An- zolo Badoer, che sotto altro nome e cognome pur si trattiene in Roma positivamente: è fatto sacerdote, et habita per sua maggior sicurezza una casa congiunta con il monasterio de’ frati della scalla, nella cui chiesa è solito celebrare la messa. Ma come habbiamo detto, il card l Magalotti et il sig r Carlo Barbe- rino sono le stelle fisse di quel firmamento: et i negotii ridotti in queste due sole teste passano con molta secretezza, sicche Instruttione quello che non si può penetrare con la congettura ovvero che non viene riferito dal medesimo pontefice, difficilmente si può sapere per altra via. Il sig r Don Carlo mostra la istessa indipendenza da prin- cipi nella quale professa conservarsi Sua S tà. E’ in età di 58 anni, ben complessionato e forte. E’ inclinato alla soddisfatione de’ popoli per conservare la città abbondante di tutte le cose. Nella sua casa è buon economo, et ha mira di far denari as- sai, sapendo egli molto bene che l’oro accresce la riputatione agli huomini, anzi l’oro gli inalza e li distingue vantaggiosamente nel conspetto del mondo: oltre che si tiene per massima co- mune non esser conveniente nè ragionevole che chi una volta è stato parente del papa, resti dopo la sua morte in angusta fortuna. E’ huomo di poche parole, ma sensitivo. Ha mostrato somma riverenza verso la serenissima Republica, et havendo noi nel complir seco detto che auguravamo lunghi anni a Sua Beat ne , ci rispose egli con qualche acerbità che quando il papa havesse ad essere rispettato et honorato come papa, alludendo alle cose correnti della Valtellina, li desiderava vita lunga, ma che quando havesse dovuto seguir altrimenti, pregava il sig r dio a chiamarlo a se quanto prima. Il card l Magalotti professa egli ancora vivere indipendente. E’ huomo sagace et accorto: mostra grande vivacità di spirito e d’inquietezza, et è in concetto di poter esser guadagnato. Cre- scendo in età et esperienza il card l nepote si crede che non pas- seranno d’accordo insieme e che il papa penserà però di valer- sene in qualche legatione opportunamente. 105. Instruttione a M re Sacchetti vescovo di Gravina, nunzio desti- nato di N. S re per la M tà catt ca . 1624. (Barb. fol. 26 Bl.) Die Auftraͤge Sacchettis beziehen sich I. auf die innern spani- schen, II. auf die allgemeinen europaͤischen Angelegenheiten. I. Es gab immer mancherlei Competenzen zwischen Rom und Spanien. Namentlich hatte es damals der roͤmische Hof uͤbel em- pfunden, daß ein Cardinal wie Lerma seiner Einkuͤnfte beraubt, und vor ein weltliches Gericht gestellt worden war. Indem der Papst den Fortgang dieses Verfahrens einzuhalten sucht, laͤßt er doch auch zugleich Lerma ermahnen, alle Hoffnung auf weltliche Groͤße auf- zugeben: es sey ja doch nichts mehr auszurichten, da Olivarez so sehr in Gnade stehe, und er moͤge sich entschließen, nachdem er so lange Andern gelebt, jetzt sich und Gott zu leben. Dagegen wird der Nuntius an Olivarez gewiesen, mit dem der roͤmische Hof in diesem Augenblick noch gut stand. Es kommt dabei folgende Merkwuͤrdig- keit vor. E’ avvenuto che la gelosia della regina per qualche sospetto d’altri amori del re l’ha provocata a dolersene col re di Francia suo fratello, a segno tale che venne pensiero a que- sto di far doglianze e querele pubbliche contro il cognato. Di cio scrisse l’antecessore di V. S ria e che vi haveva posto rime- dio a Succhetti per Spagna 1624. dio con far confidente della regina il conte Olivares di diffi- dentissimo che era prima. Auch an den Großinquisitor wird der Nuntius gewiesen. Er soll denselben noch anfeuern, gegen die Einfuͤhrung ketzerischer Buͤ- cher in Spanien und Indien wachsam zu seyn. II. Man hatte in Spanien den Gedanken gefaßt die deutsche Linie durch zwei neue Vermaͤhlungen in ruhigeren Besitz ihrer letzten Erwerbungen zu setzen. Der Erbprinz von der Pfalz und Bethlen- gabor sollten beide mit kaiserlichen Prinzessinnen vermaͤhlt werden: hiedurch hoffte man die ungarischen, und noch mehr die deutschen Unruhen beizulegen. Anfangs wollte man zu Rom daran nicht glau- ben. Jedoch nach neuen Nachrichten ließ sich nicht mehr zweifeln. Der Papst eilt dem Koͤnig Vorstellungen dagegen zu machen. Man ersehe aus Briefen, daß es die Absicht der Englaͤnder keinesweges sey, wenn auch der Prinz von der Pfalz an den kaiserlichen Hof ge- sendet werde, ihn katholisch werden zu lassen. Und wolle man sich einem so unzuverlaͤßigen Menschen wie Gabor anvertrauen? Er koͤnne es nicht glauben noch billigen. Seinem Nuntius gibt er den Auftrag sich aus allen Kraͤften dawiderzusetzen. „V. S ria , ma con destrezza et a tempo, facci per impedirli (questi due ma- trimonj) tutto quello che umanamente può.“ Wir wissen, daß Papst Urban selbst an dem Scheitern dieser wenngleich weitaussehenden, doch wohlgemeinten Plaͤne Antheil hatte. Die Sendung Rotas, deren wir gedachten, erklaͤrt sich aus diesen Aeußerungen. 106. Instruttione a V. S ria arcivescovo di Damiata e chierico di camera per la nuntiatura ordinaria al re crist mo . 23 Genn. 1624. Das Seitenstuͤck zu der Instruction Sacchettis. Auf das lebhafteste verdammt der Papst auch hier jenen Plan zur Restitution der Pfalz; er ruft den Einfluß des Koͤnigs an, um Sachsen zu bewegen sich den Fortschritten der baierischen Macht nicht zu widersetzen. Ueberdieß wuͤnscht er nichts mehr, als daß Oranges zerstoͤrt werde, was nur ein Sammelplatz fuͤr die Ketzer sey. Das Wichtigste aber sind die innern Angelegenheiten. Koͤnig Ludwig XIII. wird folgendergestalt geschildert. Il re è fuori di modo virtuoso et abborrisce tutti quei vitii che sogliono accom- pagnarsi alla dominatione: non è altiero, ma humanissimo: non è amatore della propria opinione, ma più volentieri crede a buoni consigli: non ama il riposo, ma è dedito alle fatiche e le tollera fortemente, senza conoscere altro piacere che quello della caccia: non nutrisce pensieri dimessi, ma è avidissimo di gloria, senza dilungarsi punto dalla pietà. Con la M tà S. pos- sono i ministri di stato et i serventi nelle caccie, a quali volen- tieri s’accosta per godere la libertà, che non concede la stretta pratica de’ grandi. Il più caro di quelli che hanno l’adito a S. M tà con occasione delle caccie è il signore di Toiras, huomo cauto e prudente, che non si rimescola negli affari di stato per ascondere la sua autorità, ma ne è capace. — Päpste** 26 Instr. a Damiata per Francia 1624. Unter diesem Fuͤrsten nun war der Katholicismus in glaͤnzendem Fortgange. Der Nuntius wird angewiesen, allen jenen Missionen, namentlich im suͤdlichen Frankreich, nach Kraͤften beizustehn und ihre Sache am koͤniglichen Hofe zu verfechten. Aber daneben regt sich auch unuͤberwindlich und immer aufs neue die Opposition der gallicanischen Grundsaͤtze. Wenigstens von einem Theile der Mitglieder der Sorbonne wird die Lehre von der Unabhaͤngigkeit der weltlichen Gewalt und dem goͤttlichen Rechte der Bischoͤfe vorgetragen. Schon bringen Ei- nige die Meinung auf, den Pfarrern stehe in ihrer Pfarre eben so viel Macht zu, wie den Bischoͤfen in ihrem Bisthum. Der Papst findet diese Meinungen abominabel. Es schmerzt ihn, daß Richer, der sie besonders eifrig vertheidigt, obwohl excommunicirt, sich doch daraus nichts macht, sondern fortwaͤhrend Messe liest. Indessen greifen die Parlamente thaͤtlich in die kirchliche Juris- diction ein. Die Appellationen, come d’abus, die Untersuchungen uͤber die Ausfertigungen der Dataria, die Eingriffe in die Gerichts- barkeit der Bischoͤfe kommen dem Papst als eben so viel Usurpatio- nen vor. „Favoriscono chiunque ad essi ricorre, et in questa maniera procurano di soggiogare le provincie a loro non sog- gette, come la Bretagna, la Provenza e la Borgembrescia.“ Auch in die Buͤcherverbote mischen sie sich. Gern haͤtten die Nuntien Werke wie von Thou und Richer verboten, aber es war ihnen nicht moͤglich. Der neue Nuntius wird angewiesen, der Er- scheinung schaͤdlicher Buͤcher lieber zuvorzukommen als sie erst zu erwarten. Le stampe de’ libri sono il fomite delle false dottrine: et è necessario che ella procuri di tenersi amorevoli i librari, accioche l’avisino di mano in mano de’ libri che si stampano: imperoche stampati che sono porta seco difficoltà di ottenere la prohibitione. Man sieht, schon ist der ganze Kampf der Curie und des Gal- licanismus eingeleitet, der in mancherlei Phasen die Periode der al- ten bourbonischen Monarchie in Bewegung erhalten hat. 107. Instruttione a V. S ria mons r Campeggi, vescovo di Cesena, desti- nato da N. Sig re suo nuntio al S mo Sig r duca di Savoia. 1624. Eine auch deshalb merkwuͤrdige Instruction, weil sie den Er- folg jener Sendung des Don Tobia Corona weiter eroͤrtert. Wir sehen, daß der Plan gegen Genf besonders an dem Widerstande von Luines und Rohan, der noch immer maͤchtig war, dem Ansehen der Hugenotten uͤberhaupt scheiterte; daß man ihn aber darum keines- weges aufgab. Da chi venisse il motivo di tal impresa, dal papa o dal duca, non si sa bene: perche il pontefice lasciò brevi e lettere di esortatione al medesimo sig r duca et al principe del Piemonte, donde poteva farsi congettura che il papa ne fosse autore: ma nel ricevere l’esortatione si mostrò tanto pronta l’A. S. che non Instr. a Campeggi per Savoia 1624. parve lontano dal vero il credere che havesse indotto il papa a scrivergli. — — — Le difficultà che incontrò il padre Co- rona, non furono dalla parte del re e della regina, che pie- garono subito alle persuasioni ponteficie, ma della parte del contestabile Luines, seguitato da principali ministri, o per pro- prio interesse o per adulatione, e da alcuni grandi del partito Ugonotto. A Luines si crede che instillasse questa avversione all’ impresa il duca di Roano, e cercandosi della cagione che ha potuto spignere questo ad opporvisi, altra non se ne trova fuori della propria inclinatione al mantenimento degli eretici, essendo egli tale, ed il timore di perdere il seguito dentro alla Francia, mentre che i seguaci suoi havessero havuto a soc- correre i Genevrini. Il trattato del padre Tobbia restò a segno che non solamente il re non rimase offeso di questa mis- sione, ma niuno, etiandio di quelli che l’intendessero bene, hebbe ardire di biasimarla; e solamente dissero alcuni che non era quello il tempo di intraprendere un tanto affare, altri, che non doveva il duca mettere in queste strette il re se non dopo il fatto, imperciocche allora S. M tà non havrebbe potuto non dar lode alla pietà e generosità del duca, ma che antecedente- mente non doveva la M tà S. violare quella fede sotto la quale pensano di riposare sicuri i Genevrini. Dall’ hora in qua si è creduto che il sig r duca pensi a tentare la via d’una sorpresa, e adesso non se ne ha più dubbj, imperciocche S. A. se n’è dichiarata con la S tà di N. Sig re , supplicandola a volerlo assi- stere. La S tà S. ha risposto che volentieri e con quel mede- simo modo che fece papa Gregorio: ma perche il necessario segreto della sorpresa non è capace di questa via, S. A. si è ri- voltata a contentarsi che N. Sig re gli prometta di fare tali uffi- cii col re christianissimo dopo il fatto che la M tà S. non habbi a sdegnarsene. Uebrigens kommen hier auch einige eigentlich piemontesische Sa- chen zur Sprache. Die spaͤtern Streitigkeiten bahnen sich an. Der Herzog machte Anspruch auf Ernennung zu den bischoͤflichen Stellen; der Papst gestand ihm nur das Recht der Empfehlung zu: uͤber einige Belastungen der Geistlichkeit zeigt er sich mißvergnuͤgt. 108. Ragguaglio dello stato di religione nel regno di Boemia e sue provincie incorporate. 1624. Im Mai 1621 langte Carl Caraffa in Prag an, und schritt sogleich an das Werk, das ihm Papst Gregor XIII. vorzugsweise aufgetragen, die Wiederherstellung des Katholicismus in Boͤhmen zu leiten. Achtzehn Monate darauf, wie er selbst sagt, also im November 1622, faßte er unter dem Titel Relatio Bohemica einen Bericht uͤber seine Thaͤtigkeit ab, den er an die neugegruͤndete Propaganda einschickte. Ich sah das Original desselben, das bei den Mitgliedern der Congregation circulirte: es waren die Cardinaͤle Sauli, Bandini, 26* C. Caraffa Barberini (spaͤter Urban VIII ), Borgia (spaͤter der heftige Oppo- nent Urbans), Ubaldini, Santa Susanna, Valerio Sagrato, Zol- lern und die Praͤlaten Vives, Agucchi, Scala. Zollern sollte eine Copie nehmen und aus derselben referiren. Diesen ersten Bericht erweiterte Caraffa 14 Monate spaͤter, also im Januar 1624, und schickte ihn unter obigem Titel an Urban VIII ein; „um“ wie er sagt „dessen vaͤterlichen Eifer noch mehr zur Liebe gegen die Boͤhmen zu entflammen.“ Wir haben ein ausfuͤhrliches gedrucktes Werk von Caraffa: Com- mentaria de Germania sacra restaurata; eine der wichtigsteu Quel- len fuͤr die Geschichte der ersten zehn Jahre des dreißigjaͤhrigen Krie- ges. Aber einmal konnte er da auf seine boͤhmische Wirksamkeit, de- ren er allerdings mit Vorliebe gedenkt, doch nicht mit so großer Vollstaͤndigkeit eingehn wie in einer eigens dazu bestimmten Rela- tion: und ein gedrucktes Werk machte auch anderweite Ruͤcksichten noͤ- thig. Mit voller Au s fuͤhrlichkeit und Freimuͤthigkeit dagegen druͤckt sich die Relation aus. Sie begreift freilich nur den Anfang der boͤhmischen Umwand- lung, aber fuͤr diesen ist sie in der That sehr wichtig. Ich habe mich ihrer schon bei der Erzaͤhlung bedient: doch, der Natur des Gegenstandes nach, mit großer Beschraͤnkung: ich will hier einige Particularitaͤten nachtragen, aus denen sich ergeben wird, unter welchen Schwierigkeiten, die ihm besonders die Landesregie- rung machte, der Nuntius seine Absichten ins Werk setzte. 1. Einfuͤhrung des lateinischen Ritus. Havendo io tenuto sopra cio proposito col Plateis e consi- derando sicome quei pochi Boemi che erano cattolici frequenta- vano in ogni modo le chiese di nostro rito, dove pure ascolta- vano i divini ufficj in lingua latina, giudicai non essere dispe- rabile che l’istesso potessero fare anche quelli che di nuovo si convertissero, insinuandosi massime loro da predicatori che questa lingua sia quasi in un certo modo d’essenza ne’ divini ufficj in tutti li paesi cattolici e particolarmente in quelle chiese che si comprendono sotto l’imperio occidentale per segno della su- periorità e maggioranza della chiesa Romana sopra tutte le altre: però diedi ordine ad esso Plateis, che quanto prima havesse po- tuto, usasse ogni suo studio per restituire l’uso del predetto idioma in quelle chiese che già si erano levate di mano agli eretici: onde il giorno de’ santi apostoli Simone e Giuda dell’ anno 1621, con l’occasione di essere stata provista dall’ arci- vescovo di parroco cattolico la chiesa di Santo Stefano, princi- pale parrocchia di Terra nuova, habitata dal più minuto volgo, tra il qnale sono pochissimi cattolici, fu celebrata alla presenza di numero grandissimo di heretici nella predetta chiesa l’immacu- latissimo sacrificio della messa in lingua latina con l’aspersione dell’ acqua benedetta, con l’invocatione de’ santi e con tutti i riti Romani, due secoli dopo che n’era stata esclusa la lingua latina e che per molti anni non vi si era celebrato nè nell’ uno nè nell’ altro idioma. Il quale esempio hanno poi seguito con le chiese della città tutti i luoghi del regno senza sentirsi romore Ragguaglio di Boemia 1624. o strepito alcuno nel popolo: et io essendo in Praga ho visto detto popolo stare con molta attentione alle funtioni divine. 2. Abschaffung des Kelches. Inteso poi da me il senso della sacra congregatione del santo ufficio per le lettere e scritture all’ hora mandatemi, risolvei di vietarlo (il calice) onninamente e non dar più orecchie alle ciance e preghiere di detti regnicoli, argomentando che se havessero voluto essere obbedienti figli di santa chiesa, camminerebbero così in questa come in ogni altra cosa di concerto col restante del corpo cattolico; ma se sfuggissero di recedere da questo abuso radi- cato anche negli animi de’ cattolici per la pretesa concessione di Pio Quarto, tenerlo per segno di superbia et ostinatione e per indicio di non veri cattolici: onde tralasciato ogni altro rispetto e timore allegato da politici, i quali da questa novità immagi- navano sollevationi o ruine irremediabili, feci prohibire a tutti li parrochi che non porgessero ad alcuna persona la specie del vino, comandando loro che a chiunque le domandava ambedue, chiedessero se era cattolico, e confessandosi tali gli enuncias- sero la necessità di ubbedire al rito Romano il quale esclude i laici dal calice. Così molti che non erano tocchi da vero zelo, sentendo questo si rimanevano nella loro ostinatione, non com- municando nè nell’ una nè nell’ altra forma, e noi intanto con- seguivamo l’intento nostro, che non si porgeva il calice: ma non fu però niuno di quei preti tornati all’ obbedienza che ha- vevano in cura le chiese reconciliate il quale havesse l’animo di porgere la sola specie del pane in faccia degli heretici che frequentavano dette chiese: sino che il cancelliere Plateis diede intrepidamente principio a questa santa impresa nella parrocchia di San Martino, come di sopra si è notato. Il quale uso intro- dotto poi a laude di Dio nell’ altre chiese si osserva con intera quiete, ancorche mi habbiano in cio dato assai che fare i politici. Perciocche vedendosi gli heretici svanito il disegno fatto di do- vere in ogni modo conseguire da veri sacerdoti cattolici il san- tissimo sacramento sotto l’una e l’altra specie, hebbero l’anno passato 1622 ricorso da politici: e qualunque maniera con loro si tenessero, a me per adesso non importa riferirlo: basta che estorsero una lettera del principe Liechtestain, che all’ hora si trovava qui, in virtù della quale, come se fosse per ordine di Sua M tà , chiamando i due parrochi della madonna del Tein e di Santo Enrico, stati già predicanti, comandarono loro che nella solennità della pasqua porgessero indifferentemente a ogn’ uno, di qualunque rito fosse, la communione sotto l’una e l’al- tra specie. Così il giovedì in caena domini per mera perfidia di detti politici nella chiesa del Tein fu commessa grandissima abominatione, ricevendo il venerabile corpo del signore consa- crato sotto le due specie del pane e del vino da legittimo sa- cerdote più di mille scellerati heretici, dandosi in tale guisa per colpa d’huomini cattolici il santo a cani. A questo non mancò il Plateis di fare l’oppositione che se li aspettava, ma niente potè contro la temerità loro: onde egli per sostenere la prohi- C. Caraffa bitione dell’ uso del calice deliberò fare animo e distribuire il sacramento, come tre giorni dipoi fece, pubblicamente sotto la sola specie del pane, nella parrocchia di San Martino. Ma ha- vendo io havuto notitia di questo empio attentato, fui subito a farne acerba lamentatione con Sua M tà , dolendomi con ogni più efficace maniera che i suoi ministri si volessero ingerire in quelle cose che concernono la reverenza verso il tremendo sacramento dell’ altare, che meramente riguardano lo spirituale e la salute dell’ anime, e che senza rispetto niuno s’intromettevano negli affari di religione, non mostrando segno alcuno di obbedienza verso dio e la santa sede Romana, della quale la maestà Sua si era sempre mostrata tanto ossequente. Da che fuori di modo commosso l’imperatore diede subito rigidissimi ordini a detti po- litici, acciò lasciassero la cura delle cose ecclesiastiche e di re- ligione agli huomini di chiesa, facendo loro grave riprensione per la temerità commessa: onde essi gagliardamente si incitarono contro di me e del Plateis, come quelli da quali si persuasero essere proceduto il rabbuffo fattoli da Sua M tà ; et oltre al mi- nacciare aspramente il Plateis, non si astennero dal manomet- tere anche l’autorità mia, insinuando a mons r arcivescovo che egli s’io non li mostravo sopra cio special breve di Sua Beat ne , non fosse tenuto ad obbedirmi in una cosa di tanto rilievo come il sopprimere in Praga l’uso del calice; e non tralasciando di sollevare i predetti parrochi e farli animo, persuadendo loro che non havessero timore alcuno di me nè dell’ arcivescovo, perche dal governo politico, al quale in quel regno per antiquato stile devono soggiacere gli ecclesiastici, sariano sempre protetti e sostenuti, operarono che il curato del Tein facendo nuova pre- varicatione si ridusse in aperta disubbidienza, e prese ardire di predicare al popolo che non volesse tollerare che i papisti, che miravano tiraneggiare il tutto, li togliessero l’uso del calice, e pregassero dio per lui vero difensore del paterno antico rito: di modo che quel volgo fece un poco di tumulto, rappresentan- dosi quella sera sino al numero di mille alla casa di detto cu- rato come in sua difesa. Il che venuto a mia notitia, cavai su- bito da Sua M tà Cesarea indignatione e comandamento che il detto prete fosse subito arrestato e consegnato a mons re arci- vescovo: come fu senza dilatione alcuna eseguito: e quel po- polo, che prima si era mostrato così ardente per la sua inden- nità, non fece motivo alcuno, perche lo vedesse condurre pri- gione in faccia del giorno e di tutta la gente. Et egli dopo al- cune settimane di carcere se ne morì dentro di quella, supplen- dosi alla cura di detta chiesa, che è la principale di terra vec- chia, con altro parroco cattolico e con la predica del canonico Rottua, soggetto insigne per dottrina e zelo, il quale ammini- stra tuttavia questa carica con molto profitto e con grandissimo concorso così di cattolici come di heretici, i quali volentieri ascoltano le prediche di questo buon sacerdote per la sua efficace e grata maniera di dire. Ragguaglio di Boemìa 1624. 3. Allgemeines Verfahren. Per decreto di Sua M tà in conformità delle risolutioni prese nella congregatione prefata tenuta in Vienna si sono dipoi ri- formate tutte le città del regno, cacciando da esse e da loro contorni li ministri e predicanti heretici. In ciascuna di esse oltre il parroco si sono messi il capitano, il giudice, il primate del consiglio et un cancelliere cattolico, restandone in eterno bandito l’esercitio heretico, havendo l’imperatore per prova co- nosciuto, coll’ esempio della fedeltà di Budueis e con la perfi- dia di quasi tutte le altre, quanto importi che le città siano he- retiche o cattoliche. Et ancorche il principe Liechtestain sopra- sedesse già dalla incominciata riforma rispetto a gran rumori che si spargevano del disgusto di Sassonia, poi la proseguì, ha- vendogliene io fatto reiterare l’ordine: ma però se li sospese circa li circoli di Egra e Culma per essere contigui alla Sasso- nia e pretendersi che la proprietà loro sia dell’ imperio e non della corona di Bohemia. Con tutto ciò resta per ancora nel regno qualche predicante protetto da baroni heretici o da poco buoni cattolici, e particolarmente ne sono nel circolo di Leit- meriz spalleggiati da un barone cattolico, che professando grande strettezza e fratellanza con l’elettore di Sassonia si persuade farli in questa maniera cosa gratissima: et havendolo io esortato a cacciarli e fattogliene parlare ancora da altri, ha promesso mandarli via, ma dubito che ritenuto dalla moglie, che è here- tica, non vorrà farlo se non forzatamente. Ne sono anco rima- sti in quelle città nelle quali si trovano acquartierate militie he- retiche, non havendo voluto li commissarj regj esporsi col ri- formarli a pericolo di tumulto: ma hora che i sospetti di guerra vanno scemando, si darà licenza alli soldati heretici, ovvero se li assegneranno altri quartieri, acciò habbia luogho la riforma. Ne resta uno ancora nella città di Kuttembergh, scusando il principe di Liechtestain di non poter cacciarlo, perche quegli huomini non vorrebbero poi lavorare nelle miniere che ivi sono: tuttavia col ritorno dell’ imperatore a Praga spero in dio che si rimediarà da ogni cosa. Nè devo tralasciare che nel mio passaggio da Ratisbona a Praga, havendo traversato una gran parte della Bohemia, e così da Praga a Vienna ho trovato in ogni luogo la riforma effettuata, eccettoche nella città di Jaro- mir, dove erano in alloggio alcune fanterie del colonnello duca di Sassonia: ma dipoi ho mandato stretto ordine di Sua M tà , ac- ciò sia riformata: et in ciascuna di esse città s’istruiscano i figliuoli nella dottrina christiana, insegnandoseli orare in lingua latina. Sono state sotto rigide pene prohibite dentro e fuori di Praga le conventicole degli heretici, sotto qualunque pretesto le facessero, la qual commissione fu data molti mesi addietro a mia richiesta: ma non ostante che io più volte n’habbia recla- mato col governo di Praga, non era stata mai eseguita. Dal senato della città di Praga si sono levati tutti gli he- retici, supplendo i loro luoghi di persone cattoliche, e se li è tolta Caraffa Ragguaglio di Boemia 1624. ogni essentiale autorità, lasciandogliene solamente qualche ap- parenza nelle cose che non sono di molto rilievo, annullando in specie tutti li privilegj pregiudiciali alla religione cattolica concessi da re passati, potendo benissimo farlo l’imperatore ha- vendosi per forza d’armi riguadagnato questo regno già aperta- mente ribellatoseli. L’accademia o collegio di Carlo IV a glo- ria divina e della religione cattolica si è restituita alla sua pri- miera istitutione sotto la cura de’ padri Gesuiti, li quali hanno ancora la sopraintendenza di tutte le scuole del regno, et a’ me- desimi l’usare diligenza che non si stampino o vendano libri contrarj alla verità cattolica, essendosi sottoposti alla loro cen- sura i librarj e gli stampatori. Si è havuto intorno alla pre- detta accademia qualche difficoltà, volendocisi deputare un presi- dente laico, il che da me non veniva bene inteso, ma finalmente spero che sarà lasciata questa cura a mons r arcivescovo, pre- tendendo egli per suoi antichi privilegj essere cancelliero del regno. Alla casa de’ poveri istituita in Praga da Ferdinando Terzo si sono di più assegnati 4 m. talleri annui: onde si è ac- cresciuto il numero loro da ottanta, che prima vi sene ali- mentavano, fino a ducento. A padri Gesuiti si sono dati per una volta 20 mila talleri da spendersi nella fabbrica del loro collegio: et in questo non è occorso che si impieghino li miei ufficj, non havendo bisogno di alcun mezzo appresso dell’ im- peratore l’evidenti utilità che dalle loro attioni si traggono. Per augumento dell’ entrate capitolari della cattedrale sono stati assegnati beni che rendono 6 m. talleri annui, e per le archiepiscopali 24 mila: ma perche questi beni sono assai gua- sti e rovinati, monsignor arcivescovo desidera ritenersi per qual- che tempo il mons r d’ Ossegg, assegnato già alla mensa archie- piscopale sotto Ridolfo in vece della pensione camerale che ve- niva difficilmente pagata. Nell’ arbitrio di monsignor arcive- scovo si è riposta la provincia delle parrocchie di Praga e di tutto il regno, etiam che prima fossero possedute da signori partico- lari che erano tutti ribelli, essendosi riserbato l’imperatore que- sto jus, mentre si sono venduti li beni di essi ribelli, haven- dosi anche havuto riguardo che per molte leghe intorno a Praga siano tutti comprati da cattolici. 109. Relatione alla S tà di N. S re papa Urbano VIII delle cose ap- partenenti alla nuntiatura di Colonia per M r Montorio vescovo di Nicastro ritornato nuntio di quelle parti l’anno di N. S re 1624. Mitten in jenen Kriegsunruhen langte Montorio in Deutschland an. Er stellt die Gefahr heraus, in welche die Katholiken gerathen seyn wuͤrden, wenn Mannsfeld, der den Oberrhein von Strasburg bis Mainz, und der Bischof von Halberstadt, der Westphalen be- herrschte, es dahin gebracht haͤtten sich mit Baden Durlach zu verei- Montorio Rel. di Colonia 1624. nigen. Aber alle diese Anfuͤhrer erlitten Niederlagen. — Er schil- dert nun, welcher Vortheil aus diesen Siegen hervorgegangen, in wel- chen Zustand die deutsche Kirche gelangt sey. In Fulda hat die Gegenreformation in aller Heftigkeit wieder angefangen: in Osnabruͤck ist mit Huͤlfe der Infantin und der li- gistischen Armee die katholische Partei durchgedrungen: in Minden hat man Hoffnung einen Erzherzog zum Bischof zu machen: auch in Bremen hatte man durch eigene Sendungen die Domherrn bear- beitet einen katholischen Coadjutor zu waͤhlen, doch war fuͤr dieß- mal ein daͤnischer Prinz durchgedrungen: aber wenigstens Duldung der katholischen Religion hofft der Nuntius in allen Hansestaͤdten eintreten zu sehen: ihm scheint, der Kaiser koͤnne sie geradezu anbe- fehlen, zumal da diese Staͤdte von dem spanisch-portugiesischen Han- del große Vortheile ziehen: schon ist in Altona eine Kirche eroͤffnet, von der sich vieles fuͤr den Norden hoffen laͤßt: per potere in qual- che tempo fondarsi un seminario, onde possino pigliarsi operaj, dopo che avranno appreso la lingua Danica e Norvegica, per ridurre al lume delle vera fede quei popoli più settentrionali. Bei diesem Fortschritt findet Montorio zugleich eine Reform in dem Innern der deutschen Kirche unerlaͤßlich. Die Praͤlaten kleiden sich weltlich, machen sich keinen Scrupel daraus, in den Krieg zu gehn: das Concubinat herrscht ganz oͤffentlich, und der Nuntius hat wegen dieses Fehlers einen sonst sehr geeigneten Candidaten, einen Hornberg, nicht zum Bisthum Wuͤrzburg gelangen lassen. Auch denken die deutschen Bischoͤfe wenig an den Papst; sie besetzen die Stellen in den vorbehaltenen Monaten, und durch ihre Beamten maßen sie sich viele unerlaubte Dinge an. Dispensano ne’ gradi matrimoniali prohibiti, ad sacros ordines et beneficia vacata, super defectu natalium, concedono extra tempora, dispensano super defectu aetatis, anche talvolta hanno dispensato con persone institute in sacris di prender moglie. Sie nennen sich von Gottes Gna- den, ohne des apostolischen Stuhles zu gedenken, und behandeln ihre kirchlichen Guͤter fast wie Eigenthum. In den Kloͤstern steht es nicht besser. Die Aebte betragen sich als absolute Herrn. In den Staͤd- ten gibt es nichts als Bankette, Gesellschaften mit Maͤnnern und Frauen: in den Kloͤstern auf dem Lande treiben sie die Jagd, und man sieht nichts als Jagdhunde und Jagdgefolge. Der Nuntius haͤtte gern Hand an eine Reform gelegt, doch ver- hinderten ihn ansteckende Krankheiten, die Kriegsunruhen und po- litische Geschaͤfte. Auch von diesen handelt er sehr gut. Ich habe doch nicht alles aufnehmen koͤnnen was er von der Uebertragung der Chur sagt, und will es hier nachholen. Possono esser note a S. Beat ne le cose all’ hora occorse, ed io benche mi fossero giunti assai tardi i brevi che mi man- dava papa Gregorio, acciocche intervenissi alla dieta per tale effetto adunata in Ratisbona, mi mossi nondimeno nel maggior rigore dell’ inverno con grandissime spese, disagi e pericoli per comparirvi: e condottomi sino ad Herbipoli da ministri di S. S tà e da principi elettori ivi congregati, a quali avevo dato av- Montorio Rel. di Colonia 1624. viso della mia mossa, mi fu significato non esser più necessa- ria la mia persona, poiche la conclusione del negotio era ritar- data da più alta cagione che dal mancamento del consenso de’ principi ivi adunati, e che il vedersi ivi compariti tanti ministri apostolici havrebbe accresciute le difficoltà, mettendosi in gelo- sia li protestanti, come che quella traslatione fu trattata più to- sto come materia di religione che di stato. Mi rimasi perciò d’andarvi, tanto più che il Magontino, che come degano del collegio elettorale era quasi arbitro del negotio, praticato da me alcuni mesi prima, stava costante nell’ offerta fattami di voler secondare la mente del papa e dell’ imperatore. Li deputati di Treveri havevano ordine dal suo principe, datoli a mia istanza, di non iscostarsi dalle deliberationi del Magontino e del Colo- nicense. Io non starò qui a divisare a V. Beat ne le difficoltà che incontrai per disporre il Magontino a consentire a detta traslatione: perche hora diceva abborrire la città di Ratisbona come d’aria nemica alla sua sanitâ, hora diceva trovarsi esau- sto di denari e da non potere supplire alle spese che ivi gli sa- ria convenuto di fare, hora che il negotio non era maturo, non essendoci il consenso di Spagna e di Sassonia, hora temeva le minacce del re d’Inghilterra, di Dania e di altri settarj, hora affermava che quella traslatione havrebbe accesa nuova e più cruda guerra in Germania, con danno evidente della religione cattolica, mentre i principi ecclesiastici, che havevano portato fino all’ hora e dovevano portare per l’avvenire il peso, esausti per le contributioni passate alla lega, spogliati d’ogni loro ha- vere dall’ insolenze e rubamenti non meno de’ nostri che de’ nemici soldati, non solo non potevano nè havevano modo di ap- parecchiarsi a nuova guerra, ma erano ridotti ad estremità tali che erano costretti licentiare le proprie famiglie a vivere quasi privatamente: non lasciava di porre in consideratione il duca di Neoburgh, come più prossimo di sangue al palatino, la cui persona non havrebbe recata tanta gelosia a protestanti, che te- meano la grandezza del Bavaro, a cui conforme łe costitutioni imperiali secondo la bolla aurea come a più prossimo doveasi quella dignità, nella quale il medesimo duca haveva protestato non volere consentire sino all’ ultimo spirito che altri fosse a se preferito: basta che in quattro o cinque giorni che mi trat- tenni con lui in Acciaffemburgo, dopo lunghi discorsi fatti in voce et in iscritto, ottenni la risolutione che io desiderava. La traslatione fu fatta, et ancora si mantiene. Il palatinato è in parte occupato dal Bavaro, in parte da Spagnuoli, nè altro re- sta al palatino che la città di Franchinthal depositata in certo tempo in mano della serenissima infanta di Fiandra con concerto del re Inglese. Mentre per detto negotio io ero in Acciaffemburgo, giunse ivi la nuova della presa di Adilbergh: et havendo io già fatto officio per commissione di Sua S tà col sig r duca di Baviera per la libreria Palatina et havendone havuta offerta, mandai subito un’ espresso al sig r conte di Tilly, facendoli istanza per la con- Instr. a L. Caraffa per Colonia 1624. servatione di essa, poiche mi veniva affermato per la qualità e quantità de’ libri massime manoscritti essere di valore inestima- bile: e mi rispose S. E. che il tutto era in poter suo ben con- servato per eseguirne l’ordine del sig r duca: di che havendo dato conto a patroni, havendo essi mandata persona a pigliarlo, fu detta libreria dopo alcuni mesi condotta a Roma. 110. Instruttione a V. S. Mons r Caraffa vescovo di Tricarico desti- nato da N. S. suo nuntio in Colonia. 26 Giugno 1624. Ludwig Caraffa ist der Nachfolger Montorios: er war Nun- tius in Coͤln zu derselben Zeit, als Carl Caraffa die Nuntiatur in Wien verwaltete. In einer sehr ausfuͤhrlichen Instruction theilt ihm der Papst seine Ansichten uͤber die deutschen Sachen mit. Er eroͤrtert darin alle jene Punkte uͤber die innere Kirchendisciplin, welche Montorio in Anregung gebracht hatte. Schon habe der apo- stolische Stuhl so viel Verluste an Einkommen und Ansehen erlitten; der Nuntius soll versuchen das Verlorene wieder herbeizubringen. V. S. stia attentissima a tutto quello che può sostentare l’auto- rità apostolica e specialmente a procurare che da essa eschino le dovute provisioni beneficiali. Es ist merkwuͤrdig, daß dem Nun- tius hier Auftraͤge gegeben werden die unmittelbar auf die Rath- schlaͤge Minuccio Minuccis gegruͤndet sind. Z. B. soll er eine Liste der der Befoͤrderung wuͤrdigen deutschen Geistlichen nach Rom sen- den. De’ più costumati, de’ più dotti, de’ più nobili, de’ me- glio appoggiati all’ autorità d’alcun principe cattolico. — Così noi aremo notizie tali che sollecitamente la sede apostolica po- trà provedere prima che scorra il suo tempo. Woͤrtlich eben das, was Minucci 1588 anempfohlen hatte. Doch hat die Zeit noch neue Maaßregeln an die Hand gegeben. Die wichtigste ist, daß man einem alternden Bischof noch bei seinen Lebzeiten einen katholischen Coadjutor beigeselle. Schon hat man das in Paderborn wie in Muͤnster mit dem besten Erfolge ins Werk gesetzt. Die Hauptsache bleibt nun aber die weitere Ausbreitung des Ka- tholicismus. Die Liga soll aus allen Kraͤften aufrecht erhalten werden: der Nuntius soll daruͤber wachen, daß Jedermann seine Rata bezahle. In Coͤln ist eine geistliche Gesellschaft zur Bekehrung der Protestan- ten gestiftet, an welcher Prinzen von Oestreich und Baiern Theil neh- men, und die eine gute Casse besitzt: der Nuntius soll sie nicht ein- gehn lassen. Einige fuͤrstliche Haͤuser werden ins Auge gefaßt, die man zunaͤchst zu gewinnen hofft, namentlich Darmstadt und Sach- sen. Der Nuntius soll diese Neigung befoͤrdern, „auf daß diese Fuͤr- sten der Gnade nicht widerstehn die Gott ihnen erweisen will.“ Be- sonders soll er die Errichtung von Seminarien, die Einfuͤhrung der Jesuiten befoͤrdern. Diese Stelle ist vielleicht die merkwuͤrdigste der ganzen Instruction, und sie mag woͤrtlich folgen. Sarà opera degnissima di S. S ria l’impiegarsi a coltivare i Pietro Contarini seminarj già fatti et a procurare che altri se ne faccino di nuovo; e per queste simili opere chi non vede che i padri della com- pagnia di Gesù sono maravigliosi? Laonde il predecessore di S. S ria diede principio a pratticare l’introduttione di quelli in Franchfort, scrivendo sopra di cio caldissime lettere a Cesare, e voleva fare altrettanto l’elettore di Colonia. N. S re , per sol- lecitare l’effettuatione di questo buon pensiero, fece scrivere al nuntio presso l’imperatore che non si riscaldi: col quale S. S ria s’intenderà per quello che restasse da fare, avvisandone le speranze e i successi. L’elettore di Magonza ha fatto rappre- sentare alla S tà di N. S re che per propagare la religione catto- lica, che col favore divino piglia piede nel palatinato inferiore, niuna cosa viene giudicata più spediente quanto l’erettione de’ seminarj e delle case dove possino convenire i nobili del Reno: e per cio fare, propone a S. B ne che si potrebbono comodamente applicare i beni d’alcuni monasterj e specialmente di Germers- haim, Spanhaim et Odernhaim, posti nella diocesi di Ma- gonza et altre volte occupati da principi Palatini del Reno: la quale proposta è stata stimata da S. B ne di molto rilievo, e prima di risolvere voleva che l’antecessore di V. S ria presane di- ligente informatione avvisasse distintamente lo stato di detti mo- nasterj col suo parere: ma perche la brevità del tempo non gli havrà permesso eseguir tutto, S. B ne vuole che ella supplisca al rimanente con ogni sollecitudine et accuratezza. L’elettore di Colonia ancora vuole instituire un’ università nella sua città di Munstero: e di cio è stato ragionato nella sagra congregatione de propaganda fide, inclinando la S tà di N. S re che si facci detta università, con conditione però che oltre alle scienze vi si insegnino le leggi canoniche e civili. Serva a S. S ria per avviso, accioche ella tratti in questa forma con detto elettore, quando S. A. le parlerà d’havere ottenuto per detta erettione il beneplacito apostolico. 111. Relatione dell’ ill mo et ecc mo sig r Pietro Contarini K r ritornato dell’ ambasceria ordinaria di Roma, presentata alli 22 Giugno 1627 e letta il medesimo giorno nell’ ecc mo senato. Ueber vierthalb Jahr — 44 Monate — hatte P. Contarini an dem Hofe Urbans VIII. zugebracht, als er diesen Bericht erstattete. In vier Abtheilungen handelt er in demselben von der weltli- chen, der geistlichen Verwaltung, den wichtigsten Geschaͤften und den einflußreichsten Mitgliedern des Hofes. Besonders ausfuͤhrlich und unterrichtend ist er uͤber die Erwei- terung der geistlichen Jurisdiction. Er findet, noch niemals sey sie mit solcher Strenge in Italien ausgeuͤbt worden: durch die doppelte Absicht eine unmittelbare Herrschaft uͤber die geistlichen Perso- nen und eine freie Disposition uͤber die geistlichen Guͤter zu be- haupten, werde der roͤmische Hof den Fuͤrsten sehr gefaͤhrlich. Ur- ban VIII. sage oft, wenn ein venezianischer Edelmann auf dem roͤ- Relatione di Roma 1627. mischen Stuhle saͤße, koͤnnte ein solcher den Venezianern nicht gewo- gener seyn als er, der gegenwaͤrtige Papst; dessenungeachtet erlange man von ihm niemals die mindeste Gunst. Ueberhaupt hat er eine schlechte Meinung von dem gesammten roͤmischen Wesen. Das Princip der ganzen Verwaltung sey der Ne- potismus. L’inclinatione dei papi di far grandi i nepoti da in questi tempi il primo moto all’ attioni, dichiarationi e dipendenze con altri principi. Prima si pensa ad imprese contra infideli, ad ac- quisto di stati, ma come gli anni son brevi, le difficoltà molte, così si ferma il concetto senz’ effettuatione alcuna: doppo altra strada si prende più facile, accumulando grandi richezze, com- prando stati. Er schildert die Umgebung Urbans folgendergestalt. Per ordinario si consiglia il pontefice con il card le Maga- lotti, cognato del fratello, e che tiene anco il carico di segre- tario di stato, per le cui mani passano tutte l’espeditioni. E’ cardinale d’ingegno grande, vivace: lo stima assai il papa: l’ha voluto sempre appresso di se, et in particolare nella legatione di Bologna, dove le diede la viceregenza di quel governo. E se vi è alcuno che arrivi ad havere predominio nell’ animo della S tà Sua, quest’ è l’uno, nè si sa se per proprio affetto et in- clinatione di lei o se per la grande accortezza del cardinale, che bene conoscendo il genio di chi così lungamente si è servito di lui sa valersi delli mezzi proprj per condursi a questo segno: e può dirsi che negli affari di momento di esso solo si vale. Egli però s’affatica d’aggiustarsi alle inclinationi del pontefice, le contradice meno che può, e nelli suoi sensi procura d’incam- minare le proprie attioni per conservare il posto, la confidenza e la riputatione che le apporta l’esser adoperato nelli maneggi più gravi. Procura con allontanarsi da tutte le apparenze, fug- gendo l’audienze ordinarie de’ ministri di principi, de’ cardinali e quasi d’ogni altro (ma solo tratta i negotii ch’espressamente gli sono incaricati) di non acquistar l’odio che per l’ordinario suole cader sopra quelli che si veggono più vicini e partecipano dell’ autorità o gratia del principe: e lo fa maggiormente per non ingelosire il card le Barberino, che da principio non mostrò di ricevere intiero gusto di vederlo avanzarsi tanto, e più valersi il pontefice di lui che della sua persona: e percio bene spesso per questa causa s’udirono da Barberino parole che dinotavano il suo sentimento. Hora nondimeno lascia correr le cose come vanno, e mostra confidar nel zio, o per sollevarsi del peso de- gli affari, o perche non sa o conosce di non poter fermare il corso alla fortuna di questo. Il tutto pure si partecipa col me- desimo cardinal Barberino, con S. Onofrio e Don Carlo. Il primo, come nipote, è veramente amato. Vorrebbe la S tà Sua che con più applicatione attendesse alli negotii: ma egli v’apparisce alieno assai, nè il suo naturale punto si vede incli- nato, et pare che quasi a forza assista solo dove per il carico che tiene non può far altrimenti, scaricando il peso degli af- Pietro Contarini fari più gravi sopra l’istesso card le Magalotti, contentandosi di spogliarsi di quello che dovrebbe esser suo particolare per ve- stirne il zio, contro la pratica degli passati pontefici, sia o per propria debolezza, o per non saper volersi di quella antorità che gode chi arriva a posto tanto eminente. E’ di ottimi, virtuosi e lodevoli costumi, di soave natura, e con esempio unico non vuole ricever donativi o presente alcuno. Sarà nondimeno vi- vendo il pontefice al pari d’ogni altro cardinale grande e ricco. Hor deve haver intorno 80 m. scudi d’entrata di beneficj eccle- siastici, e con li governi e legationi che tiene deve avvicinarsi a 500 m. scudi, e tutto il meglio che cava, sarà suo, princi- piando a farsi delle investite di momento. E poco spendendosi in breve tempo, verrassi ad accumular ricchezze immense. Il card l S. Onofrio essendo vissuto del continuo nei Cap- puccini, seguito tuttavia in una vita religiosissima, non s’in- gerisce se non in quello le viene commesso, e degli affari del mondo poco ne sa e meno n’intende: e bene si è conosciuto la sua inabilità in questo nell’ absenza di Barberino, mentre fu necessario di trattare e negotiar seco. Hora si ritrova alla re- sidenza della sua chiesa di Sinigaglia. Il sig r Don Carlo pure, fratello del pontefice, è generale di santa chiesa, e tutto quello che appartiene alla militie, alle fortezze, alle galere, è sotto il suo comando. E’ signore d’in- telligenza, prudente, cauto nello discorrere e trattare, e la cura dell’ entrate e maneggi della camera ottimamente l’intende, es- sendo stato huomo di negotio e versato in queste materie. Qualche cosa ha rilasciato dalla sua prima applicatione agli af- fari, per non aggravar maggiormente li suoi anni, essendo il più vecchio delli fratelli e per qualche sua dispositione ancora. Due altri nipoti tiene la S tà Sua. Il sig r Don Taddeo, nel quale si pensa di stabilire la casa, giovane di anni 23 incirca, di nobilissime maniere, di grande ingenuità, et è sommamente amato da tutta la corte. Qualche disegno vi è nel pontefice di farlo prefetto della città dopo la morte del duca di Urbino, che hora gode questo titolo, carico degnissimo, che a tutti precede e dura in vita e dopo la morte anco del pontefice tiene luogo nel solio. E Don Antonio, commendatore di Malta, di anni 18. Ha intorno 14 m. scudi di commende. E’ di uno spirito pronto, vivace, et a suo tempo vi vorrà esser per la sua parte: desidera egli parimente il cardinalato, e si crede lo compiacerà la S tà Sua. Molti che non amano il card le Magalotti, lo vedreb- bono volentieri quanto prima promosso a quella dignità, con opinione possa egli arrivar dove non giugne il fratello a farle contrasto et oppositione. Die valtellinische Sache wird hier einmal in ihrem Zusammen- hange eroͤrtert. L’altro importante negotio è quello della Valtellina, intorno al quale pure grandemente vi travagliò la Santità Sua, ma con fortuna diversa, se bene nel principio vogliono che potesse ap- plicarvi maggiori e più risoluti rimedj. L’esser entrato in af- Relatione di Roma 1627. fare tanto arduo li primi giorni del ponteficato, uscito e non ben ancora rimesso da una grave indispositione, con il pensiero più applicato al primo che a questo negotio, causò forse che si lasciò correr molte cose che allora il provedervi non era dif- ficile, sicome il remediarvi poi dopo riuscì impossibile. Fu il deposito della Valtellina fatto dai Spagnoli in mano di Gre- gorio XV, e Chiavenna con il suo contado la consegnarono con le medesime conditioni al presente pontefice. Le prime ne- gotiationi passarono per mano del commendatore Silleri con tanta cantela e secretezza che il certo d’esse non solo si co- municava alli ministri di V. Serenità, che pure ne doveano aver tanta parte, ma con fatica veniva a loro notitia il vero di quanto si trattava. In niuna altra cosa premeva il pontefice che nel ricevere soddisfattione per il pagamento delli presidj ch’egli teneva nelli forti della Valle, e dopo infinite doglian- ze et instanze conseguì, credo, fra l’uno e l’altro re intorno 200 m. scudi. Questo danaro andò diminuendo il dispiacere del deposito, che prima e dopo anche dannò sempre grandemente, stimando non esser sollevato dall’ interesse, niuno pregiudicio potesse apportarle la longhezza et irresolutione di tal maneggio. Quelli del Valtellina s’offerivano al papa per vassalli, as- sicurandolo che li datii che potrebbe imporre sopra li vini e for- maggi basterebbono a mantener li presidj ordinarj per difesa di quella Valle. Molti consideravano al pontefice che il ritornar la Valtellina alli Grisoni e rimetter in mano degli heretici li cattolici non si poteva da esso nè si dovea se non con gran- dissimo scandalo e danno eseguire, che darla ai Spagnoli niuno n’havrebbe assentito, et ai Francesi o ad altri quelli non lo per- metterebbono; nè meglio vi fosse che si conservasse alla chiesa la Valtellina, non contenendo alcun’ altra conditione di mo- mento quel paese che dei passi, che si possono havere o pre- tender per venirsene et andarsene oltre ai monti: questi restando in potestà del pontefice patre comune, gli havrebbe aperti e con- cessi sempre secondo il bisogno e necessità d’ogn’uno. Le ra- gioni se bene poco fondate non lasciano di far impressione, e talvolta anche persuadono dove apparisce alcuna speranza di eomodo et utile. Del concetto se ne lasciò intender la S tà Sua, et aggiunse anco, quando vi fosse qualche difficoltà nel restar alla chiesa, ne si potrebbe investir un suo nipote. Era pro- mosso dai Spagnoli il partito, a loro però nè ai Francesi pia- ceva: in fine si fermò da Silleri il trattato ben noto a V. Se- renità, che non fu in Francia approvato dal re, in particolare nella parte che Spagnoli avessero il passo per le genti che an- dassero in Fiandra e per le medesime solo che ritornassero: poiche il formar della Valtellina una quarta lega, che tanto pre- tesero Spagnoli, meno il pontefice v’assentì. Fu mutato per questa causa l’ambasciatore, o fosse per la caduta del cancel- liere e di Puysieux segretario, l’uno fratello e l’altro nipote del medesimo Silleri. E giunse in Roma mons r di Bettune, mini- stro di miglior consiglio, di più generosi e risoluti partiti, dis- P. Contarini Rel. di Roma 1627. autorizzò il negotiato del suo precessore, insistè e parlò sem- pre per il trattato di Madrid, negò assolutamente il permettere per qualsivoglia maniera a’ Spagnoli il passo, e sollecitò in fre- quenti audienze il pontefice a risolvere alcuna cosa, poiche nè a maggiori lunghezze nè a più tarde dilationi potea la lega as- sentire. Il pontefice, che non stimò mai tanta risolutione nelli col- legati nè da questa causa fossero per condursi all’ armi, mas- sime che’l suo nuntio in Francia e quello di Suizzeri afferma- rono del continuo alla S tà Sua con lettere che’l marchese di Covre mai bavrebbe presentate l’armi del re dove vi fossero le insegne della Beat ne Sua, s’andò pure continuando nelle irre- solutioni, e quanto più accrescevano et apparivano le difficoltà, tanto maggiormente veniva ella a persuadersi (nè vi mancava chi la confermava in questo) che in fine nelle contese essa ne restarebbe posseditrice. E benche Bettune per ultimo significò al papa che il re e la lega insieme la supplicavano di rimettere ai Spagnoli li forti conforme allo obbligo del deposito, accioche essendovi necessità di mover l’armi non s’attribuisca a poco ri- spetto l’andar contro quelle della S tà Sua, e se all’ hora il pon- tefice si risolvea e prendea partito come dovea, offerendo ai Spa- gnoli li forti, il tutto veniva ad aggiustarsi con la riputatione sua e soddisfatione degli altri, poiche non gli havrebbono rice- vuti li Spagnoli non trovandosi in termine di poterli difendere, e cessava la causa di dolersi mentre in tempo eseguiva il pon- tefice le conditioni del deposito, nè poteva alcuno contradire la- sciandoli a Grisoni; corsero alcuni giorni: in fine surprese il marchese di Covre Plata Mala: allora il pontefice pretese et adimandò tre mesi di tempo, e dopo si ristrinse a tanto che bastasse di scriver in Spagna e farne l’eshibitione, dicendo che li ministri d’Italia non tenevano facoltà di ricever li forti. Ma essendo di già avanzate et ogni giorno procedendo di bene in meglio l’intraprese di Covre, non fu stimato a proposito, anzi sarebbe riuscito dannoso il suspender i progressi, per attender poi di Spagna risposte incerte: e così andò il pontefice a poco a poco perdendo tutto quello teneva in deposito, solo restan- dole Riva e Chiavenna, che sole furono soccorse dai Spagnoli. Si doleva S tà Sua che questi, se ben ricercati alle prime difese, mai vennero al soccorso, et essi di non essere stati chiamati in tempo, di modo che mal soddisfatti Spagnoli, non contenti Francesi, ella sommamente disgustata stimando poco rispetto s’havesse portato alle sue insegne, del continuo e grandemente con ognuno se ne qnerelava : nè altrimenti facevano Spagnoli, mentre attribuivano tutti gl’inconvenienti a lei, e di lei più d’o- gni altro si dolevano: et ancorche dopo spedisse il nipote le- gato in Francia et in Spagna col fine ben noto a V. Serenità, e conoscendo haver preso altra maggior mossa le armi d’Italia, più gravi si rendessero i pericoli se vi applicasse da dovero, con tutto cio non si è potuto levare il primo concetto che da- gli antecedenti mal incamminati principj non siano derivati gl’in- con- C. Caraffa Relat. della Germania 1628. convenienti che si sono dopo visti. Ugualmente Francesi come Spagnoli attribuivano le durezze e difficoltà che si sono incon- trate in questa negotiatione, alle pretensioni del pontefice, vo- lendo che ad esso fossero consignati li forti, senza dichiararsi quello che n’havrebbe fatto, negando però assolutamente di vo- lerli demolire. Da che si ha reso sopramodo difficile il trovar ripiego conveniente, si è consumato tanto tempo, fatte tante speditioni, et in fine portato il negotio in Spagna, che in Roma difficilmente s’havrebbe terminato. 112. Relatione dello stato dell’ imperio e della Germania fatta da mons r Caraffa nel tempo che era nuntio alla corte dell’ imperatore l’anno 1628. Die ausfuͤhrlichste Relation, welche mir uͤberhaupt vorgekommen ist: in einem roͤmischen Exemplar zaͤhlte sie 1080 Seiten Folio. Auch in Deutschland ist sie nicht selten: ich kaufte ein Exemplar in Leipzig, und in einer Privatbibliothek zu Berlin findet sich ein an- deres in einem schoͤnen Foliobande, welches ein gewisser Wynman im Jahre 1655 dem Bischof von Eichstaͤdt mit einem praͤchtigen Ti- tel uͤberreichte. Sie besteht aus vier Theilen. In dem ersten werden die deut- schen Unruhen im Allgemeinen geschildert, im zweiten die Lage, die Besitzungen und die Verhaͤltnisse Ferdinands II , im dritten die deut- schen Fuͤrstenthuͤmer nach den Kreisen, im vierten die Buͤndnisse, die besonders in der letzten Zeit in Deutschland Statt gefunden. Der Autor erklaͤrt, daß er nichts schreiben werde, was er nicht selbst gesehen, oder sonst glaubwuͤrdig erfahren habe. Protestan- domi che tutto quello che scriverò, parte n’ho praticato e vi- sto io stesso per lo spatio di 8 anni che sono stato in Germa- nia, parte n’ho inteso di persone degne di fede, parte n’ho ca- vato della lettura de’ libri communi e delle lettere e cancellarie tanto d’amici quanto d’inimici, che sono state intercette in di- versi tempi, de’ quali alcune sono date alle stampe, altre no. Man sieht, es wird hier schon eine gelehrte Zusammenstellung beabsichtigt. Die gedruckten Commentarien Caraffas beobachten die Zeitfolge; dieses Werk ist mehr in den Formen einer Relation abgefaßt. Nur in dem ersten Theile werden die Ereignisse chronologisch aufgezaͤhlt. Ich will jedoch nicht verhehlen, daß ich oft Zweifel an der Echt- heit desselben gehegt habe. Die Zusammensetzung ist uͤberaus locker. Da bekommen wir zu- erst die boͤhmische Relation wieder zu lesen, mit einigen wenigen Aus- lassungen: wir finden dann ein sehr merkwuͤrdiges Stuͤck uͤber die un- garische Koͤnigswahl von 1625, aber an unrechter Stelle eingeschal- tet; endlich was von noch groͤßerer Bedeutung ist, eine Relation vom Jahre 1629, von der sich keine Spur findet daß sie von Caraffa selbst waͤre, uͤber Deutschland, den Kaiser und die Fuͤrsten ist hier zwar erweitert, aber uͤbrigens woͤrtlich aufgenommen. Auch manche Päpste** 27 C. Caraffa andere Theile sind offenbar fremdes Gut. Von Koͤnig Jacob I. von England ist als von „presente re d’Inghilterra“ die Rede, was doch 1628 nicht gesagt werden konnte. Man sollte glauben, daß irgend ein Compilator ohne eigene Ein- sicht diese Documente zusammengestellt haͤtte. Nach weiterer Ueberlegung zeigt sich das jedoch auch nicht wahr- scheinlich. Dem alten Ragguaglio Caraffas werden doch hier recht wichtige und eindringende Notizen uͤber die spaͤtere Zeit hinzugefuͤgt, von de- nen ein Compilator nichts geahndet haben wuͤrde. Es kommen Nachrichten vor, welche nur an einen Eingeweihten gelangen konnten. Z. B. weiß der Autor von jener Unterhandlung Urbans VIII. in England durch den Capuziner Rota, die so ge- heim gehalten ward. Auch spricht der Nuntius nicht selten in der ersten Person. Ich schließe, daß dieß Werk wirklich von Caraffa herruͤhrt, aber nicht zu eigentlicher Vollendung gebracht worden, sey es, daß dem Autor die Zeit, die Lust, oder auch selbst die Kraft dazu gebrach; denn etwas Diffuses und Formloses hat wenigstens auch seine boͤh- mische Relation. Er mochte, als er nach Aversa zuruͤckgekommen, ei- nige muͤßige Stunden mit der Zusammenstellung seiner Materialien ausfuͤllen. Auf jeden Fall verdient die Arbeit auch in dieser Gestalt alle Aufmerksamkeit. Die Relationen die sie aufgenommen und mehr oder minder verarbeitet hat, sind von hohem Werthe. Auch die historischen Be- merkungen unterscheiden sich doch immer von den in den gedruckten Commentarien enthaltenen. Ich will einige Notizen herausheben, die mir besonders denk- wuͤrdig scheinen. I. Verfall des deutschen Fuͤrstenthumes. Denn es versteht sich wohl, daß hier bei weitem mehr von deutschen und oͤstreichischen Zu- staͤnden die Rede ist als von roͤmischen oder kirchlichen. Per il passato era tanta l’abbondanza che li principi di Ger- mania a pena potevano saper la quantità de regali, datii, ar- genti, et altre dovitie venute da ogni parte, et hora a pena ri- trovano il principio per haverle, e pare che vivano solo alla giornata, e quello che da una giornata, l’altra lo consuma. Non vi è raccolta grande di danaro, se non di cose refiutate da’ cre- ditori e che sono più di titolo che di realtà. Di tal negligenza e sì poca economia e di sì fatto errore varie s’assegnano le cause: chi dice ciò venire per la liberalità de’ principi, chi per le conditioni de’ tempi iniqui, chi per le frequenti guerre, chi per le seditioni de’ cittadini, altri finalmente assegnano la causa a’ ministri, prefetti e vicarii: veramente si vede tali officii ha- ver voluto abbracciare più di quello che potevano stringere et essere arrivate troppo oltre le comodità prese da governatori: con questo il poco consiglio, l’interesse proprio anteposto al commune, cose che poterono estinguere il gran Romano imperio, perche non ponno estinguere il Germano? Nasce Relatione della Germania 1628. anco la rovina di Germania dall’ otio de’ principi e dal loro troppo delitiare, o dalla poca forza d’ingegno, o da una pre- cipitosa vecchiaja, o pure per esser tanto nemici del governo che più si contentano di dare in mano d’un’altro il maneggio delle cose publiche, benche riconoschino spesso la poca idoneità di colui, e quasi a foggia di alcuni antichi Eritrei farli secondi principi, da loro solo differenti per nome, ma pari nel total ma- neggio, come fu Joab appresso David et altri appresso altri prin- cipi. I quali maneggiatori, come presi dalla plebe, abusavano et abusano la loro data potestà, e più con la passione che con la moderatione della virtù governandosi e dati in preda a para- siti et adulatori constituivano e constituiscono altri sottoministri indegni, che con prezzo e ragione di parentela et ambitione corrompevano e corrompono la giustitia, et a tale esempio dietro a se tirando altri principi circonvicini facevano commune giustitia cio ch’era proprio interesse. II. Ungarische Koͤnigswahl. Sopragiungendo alla dieta li voti del regno di Schiavonia e di Croatia, che erano quasi tutti cattolici, e superando con questa giunta la parte de’ cattolici et adherenti di Sua Maestà di non poco la parte degli heretici e non confidenti, la voce sparsa della volontà di S. M tà dell’ elettione veniva giornalmente meglio intesa. Tuttavia li deputati dell’ imperatore, per meglio assicurarsi delli voti della dieta, volsero prima di proporre l’e- lettione dell’ arciduca farne esperienza con l’elettione del pala- tino, che si doveva fare per la morte del Thurzo, desiderando S. M tà che si facesse un cattolico e particolarmente il sopra- detto conte Esterhasi, ancorche secondo le leggi e costitutioni di quel regno havesse proposto alli stati quattro soggetti, due cat- tolici e due heretici: et il negotio riuscì felicissimamente, poiche detto conte fu eletto con 150 voti, non havendo havuto il con- trario più che 60. Fatta questa prova e con essa rincorati maggiormente li confidenti et amici dell’ imperatore, parve non- dimeno alli ministri di S. M tà che oltre alli sopradetti voti 150 saria stato bene a superare qualche buona parte delli 60 con- trarj con presenti e con doni acciò riuscisse l’elettione con mag- gior sodisfattione del regno, e collo spendere, per quanto fu detto, da 20 m. fiorini si hebbe l’intento della maggior parte di loro, come si esperimentò nell’ altri negotii della dieta. Li Bet- leniani e suoi adherenti, ancorche non fosse all’ hora pubblicata la volontà dell’ imperatore, sebbene si teneva per sicuro che volesse fare eleggere re l’arciduca, non mancavano di contra- riare al possibile. Soggiungerò un’ esempio dell’ ardire di una donna in que- sto proposito, dal quale, si come è straordinario, si conosceranno le forze di detti contrarii. La madre del barone Bathiani, che è de’ più principali signori di qualità e di stato e di adherenza d’Ungaria, hebbe ardire di mettere in consideratione all’ impe- ratrice che non doveva permettere che si facesse questa elet- tione, perche si veniva a pregiudicare a S. M tà stessa, poiche 27* Caraffa Relat. di Germania 1628. se fosse venuta qualche disgratia alla vita dell’ imperatore, lei per l’interegno, come coronata regina d’Ungaria, finche fosse stato eletto un nuovo re, haveria governato quel regno. Ma l’imperatrice, con somma prudenza dissimulando, le rispose che la ringratiava dell’ affetto, ma che lei doppo la morte dell’ im- peratore, se fosse sopravissuta, non voleva pensare ad altro che all’ utile delli figli di Sua M tà suo marito: al quale subito diede parte della sopradetta proposta. Ma ancorche il negotio dell’ elettione si stimasse già si- curo, l’impedì tuttavia molti giorni il contrasto grande nato tra ministri più supremi di Sua M tà , includendosi ancora mons r ar- civescovo di Strigonia et il nuovo palatino con mons r cancel- liere et altri che vi havevano interessi, come era l’ambasciatore di Spagna et io come indegno ministro apostolico. Il contra- sto fu se seguita detta elettione si doveva far subito la corona- tione. Alcuni dicevano di sì: perche con questa veniva l’arci- duca ad assicurarsi totalmente nel regno, il che non saria stato se fosse stato solamente eletto, per l’accennata di sopra elet- tione del Gabor, essendo gli Ungari huomini volubilissimi e per lo più infedeli: 2 o dicevano che la coronatione, se si fosse fatta, haveria giovato assai nella prima dieta imperiale, se l’im- peratore havesse voluto far eleggere Sua Altezza in re de’ Ro- mani: 3 o per il matrimonio dell’ infanta di Spagna, essendosi colà dichiarato di volere l’arciduca prima eletto e coronato re di Ungaria. Altri per il contrario, tra quali ero io et il padre confessore dell’ imperatore, dicevano che questa coronatione non si doveva fare all’ hora, perche li stati di quel regno non ha- veriano mai permesso che seguisse detta coronatione se Sua Altezza non havesse promesso loro e giurato, tanto nelli punti politici come di religione tutto quello che promise il padre stando nelli maggiori pericoli; onde non vi essendo all’hora detti pericoli e potendo con il tempo migliorarsi assai le cose di S. A., o per la morte del Gabor o per li felici successi dell’ imperio o per altro, non era bene intrigare la conscienza di questo prin- cipe giovane con serrarli la porta a’ progressi della religione et impedirgli insieme l’acquisto di maggiore autorità politica e do- minio nel regno: 2 o dicevano, e questo per lo più li camerali, che nella coronatione vi saria andata una buona spesa, come ancora nell’ accrescimento della corte di Sua Altezza, onde stando all’ hora imminente la spesa grossa del viaggio d’Ulma, si saria potuto differire in altro tempo, non potendo probabil- mente apportare alcun detrimento detta dilatione, perche se il Gabor havesse voluto pigliare pretesti, venendo qualche acci- dente di morte all’ imperatore, tanto l’haveria pigliato ancor- che l’arciduca fosse stato coronato, come fece contro l’im- peratore ancorche fusse eletto e coronato; che per elet- tione in re de’ Romani e per il matrimonio dell’ infanta di Spagna bastava che l’arciduca fusse vero re d’Ungaria, e come tale si potesse intitolare per la sola elettione. Standosi dunque in questo contrasto, ancorche l’ambasciatore di Spagna facesse Relatio dioecesis Augustanae 1629. nuove instanze per la coronatione, dicendo che in Spagna non haveriano fatto il matrimonio dell’ infanta con l’arciduca, sti- mandosi altrimenti la successione nel regno non sicura, Sua M tà con la solita sua pietà si dichiarò che non voleva che si facesse, stimando secondo il consiglio del suo padre confessore che fosse contro conscienza se l’arciduca havesse giurato, come non poteva far di meno, quello che era stata forzata giurare Sua M tà nelli pericoli grandi, quali all’ hora non vi erano. 113. Relatio status ecclesiae et totius dioecesis Augustanae 1629. Von keiner besondern Bedeutung. Es wird nur hauptsaͤchlich auf die Stadt Augsburger Verhaͤltnisse Ruͤcksicht genommen. Die Wirksamkeit und endliche Entfernung der protestantischen „Pseudodoctoren“ aus Augsburg ist der vornehmste Gegenstand des Autors. Er hofft, daß nachdem dieß besonders durch Hieronymus Imhof und Bernh. Rehlingen bei dem Kaiser durchgesetzt war, in kur- zem alles wieder katholisch werden solle. 114. Legatio apost ca P. Aloys. Carafae episcopi Tricaricensis sedente Urbano VIII Pont. M. ad tractum Rheni et ad prov. inferioris Germaniae obita ab anno 1624 usque ad annum 1634. Ad C lem Franc. Barberinum. Eine sehr ausfuͤhrliche Relation, auf 204 Blaͤttern: wohl auch etwas weitschweifig, doch enthaͤlt sie gute Sachen. Zuerst wird die Reise erzaͤhlt: wo denn auch das Unbedeutende viel Platz wegnimmt. Der Nuntius kommt unter andern nach Fulda. Er macht sich ein Verdienst daraus, daß er die 16 Ahnen, die Jemand haben mußte, welcher der Wuͤrde des Abtes faͤhig seyn wollte, auf acht herabgesetzt habe. Besonders ausfuͤhrlich ist er uͤber die Haͤndel von Luͤttich mit dem Bischof, in die er selbst thaͤtig eingriff: er verlegte den Sitz der Nuntiatur von Coͤln nach Luͤttich. Ohne Zweifel das Merkwuͤrdigste ist eine Schilderung der dama- ligen katholischen Universitaͤten in dem Sprengel seiner Nuntiatur. Wir sehen daraus, wie so ganz der hoͤhere Unterricht in dieser Zeit in den Haͤnden der Jesuiten lag. Sie waren die Meister in Trier und Mainz; Paderborn, Muͤnster, auch Osnabruͤck, wo man erst vor kurzem eine hohe Schule gegruͤndet, waren durchaus in ihren Haͤnden: sie lehrten aber nur Humaniora, Philosophie und Theolo- gie. Die Rechte wurden ganz vernachlaͤssigt. In Coͤln, welches noch immer die erste von diesen Universitaͤten blieb, wurde die Medizin nur von zwei Lehrern vorgetragen, welche wenig Zuhoͤrer hatten. Der Hauptuͤbelstand in Coͤln war fruͤherhin, daß die Docenten allzureich mit Praͤbenden ausgestattet worden. „Earum opibus ad vitam cle- mentem et suavem instructi, raro aut nunquam ipsi sacram doc- Legatio P. Aloys. Caraffae trinam tradebant, sed aliorum vicaria opera passim utebantur. Hinc sine pondere et methodo instruebantur academici, et anni quindeni facile circumagi solebant priusquam universam illi theo- logiam audirent. Ea res vero antehac non parum incommoda fuerat archidioecesi Coloniensi et praesertim ditionibus Juliae Cliviae ac Montium, quod pro adeunda in iis animarum procu- ratione reparandisque religionis catholicae ruinis parochi et sa- cerdotes idonei hoc pacto nisi post longissimum diem non insti- tuebantur.“ Die Vaͤter Jesuiten stellten dieß ab. Das Collegium zu den drei Kronen, das ihnen uͤbergeben ward, genoß einen großen Ruf: es hatte 1634 uͤber 1200 Schuͤler. Jener Geist des Genusses ließ sich aber nicht so leicht vertilgen. Die Magisterschmaͤuse vermehrten die Kosten der Promotion und den Luxus. „Tota quadragesima sunt quotidie academicorum symposia.“ — Den Katholicismus und das Wohlleben der Coͤlner beschreibt unser Bischof gar nicht uͤbel. Populus Coloniensis religionis avitae retinentissimus est, quam utique semel susceptam nunquam deseruit. Tolerantur qui- dem in civitate familiae aliquae sectariorum, sed vetitum eis est exercitium omne sectarum suarum, et aere gravi mulctantur si qui clam habere privatos conventus et audire Lutheri aut Calvini buccinatores deprehendantur. In senatum ipsum nulli cooptan- tur qui catholici non fuerint, et quotquot in eo conscripti ad curiam veniunt, sententiam dicere aut ferre suffragium non pos- sunt nisi prius eodem die intervenerint rei sacrae in proximo palatii senatorii sacello. Noctu ipsi cives excubias habent in po- tioribus plateis civitatis, nec vis aut injuria metui potest, quia strepitu quovis exciti adsunt et opitulantur, grassatores vero ac sicarios in vincula conjiciunt. Sed et plateae omnes catenis fer- reis noctu vinciuntur, ne pateant liberis excursionibus, ideoque populus maxime in tranquillo agit. Inter alia plebis commoda illud imprimis commemorari debet, licere cuique ineunte hieme boves et sues emere eosque fumo arefacere ac in escam anni consequentis, qua vescuntur avide, domi servare. Spatium vero ejusdem anni eis concedi solet ad pretium repraesentandum, dum interim aliqui a senatu constituti mercatoribus solvunt: nec un- quam opifices ulli, quamvis inopes, patiuntur suam fidem in ea re desiderari, quia deinceps haud foret integrum eis rursus ejusmodi annonam rei cibariae illo tam insigni subsidio aeris publici coemere. Sunt et triclinia tribuum communia, in eisque possunt omnes iis diebus quibus feriantur in hebdomade, con- stituto pretio admodum facili, convivari. Es werden aber nicht allein Staͤdte und Universitaͤten, sondern auch Fuͤrsten und Begebenheiten geschildert. Ferdinand von Coͤln: gravitate morum, professione pietatis et ingenii maturitate nulli secundus; Friedrich von Wuͤrzburg: linguarum etiam exterarum pe- ritia, morum suavi quadam gravitate, prudentissima dexteritate omnibus carus; Casimir von Mainz: eloquens vir in Germanico idiomate, legationibus functus. Auch von den Begebenheiten bringt L. Caraffa manches Merkwuͤr- dige bei. Ich weiß nicht, worauf sich die Meinung gruͤndet, Wallenstein ad tractum Rheni et infer. Germ. 1624—34. haͤtte Stralsund nehmen koͤnnen: „si, quod multi existimant, pe- cuniam quam urbem capere non maluisset.“ Fuͤr ein großes Un- gluͤck haͤlt er es, daß Tilly sich nicht bei der ersten Bewegung von Sachsen auf dieß Land habe werfen duͤrfen. Sehr merkwuͤrdig ist auch seine Schilderung des Zustandes von Coͤln nach der Schlacht von Leipzig, und der franzoͤsischen Absichten die in diesem Momente hervortraten. Ex accepta clade ad Lipsiam fractae vires fuerant et fracti catholicorum animi, et tunc repente imperitia vel metus in pro- pugnandis arcibus aditum hosti victori magnum aperuerunt, ut viscera imperii mox infestis armis invaderet, ex quo Fulda, Her- bipolis, Bamberga, Moguntia, Wormatia, Spira aliaeque urbes atque oppida fuerunt exiguo tempore vel expugnata vel dedita. Colonia superfuit principum exulum perfugium, et hi the- sauros qua sacros qua laicos in eam civitatem importaverant, si quibus licuerat tamen illos avehere antequam ingrueret ea belli vehemens et subita tempestas. Ibidem anxiae curae principum et dubia consilia erant, an, sicut proposuerat orator Gallus, ex- pediret deinceps neutri parti, seu Caesaris seu Gustavi regis, tam arma principum eorumdem quam arma ipsiusmet civitatis Colo- niensis favere. Id Coloniae suadebat orator christianissimi re- gis; sed necessarium fore affirmabat ut in eam urbem pariter atque in alias ditiones principum electorum cohortes praesidia- riorum ex regis sui legionibus introducerentur: tunc enim re- veritus Coloniam Gustavus rex alio arma convertisset, aut si venire hostis nihilominus deliberasset, provocasset merito chri- stianissimum regem, ac foedere exstincto inimicitiam et iram ejus experiri coepisset. Gravis nimirum videbatur ea conditio admit- tendi cohortes praesidiarias regis externi in civitates ac ditiones imperii; sed graviores multo erant conditiones aliae, quibus ut neutri parti faverent deinceps proponebatur, quia in bello tam ancipiti Caesarem non juvare sed quasi deserere videbatur ma- xime alienum a professione pervetere civitatum ac principum ipsiusmet imperii. Hoc superesse tamen consilii et eum portum securitatis unice adeundum esse judicabat pariter apostolicus nun- tius Parisiensis, ad quem scripseram de ingenti clade religioni catholicae templisque et aris illata per Gustavum regem. Es folgt noch eine ausfuͤhrliche Mittheilung uͤber die Katastro- phe Wallensteins, die ich anderswo mittheilen will. 115. Relatione della corte di Roma del Sig r K r Aluise Contarini dell’ anno 1632 al 1635. (Arch. Ven.) Eine sehr ausfuͤhrliche Relation, in 35 Capiteln, auf 140 Sei- ten; und doppelt wichtig, da Aluise Contarini unmittelbar von Frankreich nach Rom gekommen, und deshalb um so faͤhiger war, die so eigenthuͤmliche politische Stellung, die sich Urban VIII. in die- ser Zeit gegeben, zu beurtheilen. Aluise Contarini Er schildert zuerst das geistliche und das weltliche Regiment des Papstes. Er findet es ganz monarchisch. Von allen alten Congregatio- nen versammelt sich nur eine regelmaͤßig, die der Inquisition; — die Cardinaͤle haben keine weitern Vorrechte, als daß man mit dem Wagen still haͤlt wenn man ihnen begegnet, den Purpur und die Stimme bei der Papstwahl: der Papst ist ihnen so wenig geneigt, daß er in wichtigen Sachen eher geringere Praͤlaten braucht, deren Hoffnungen mehr von ihm abhangen, als Cardinaͤle, die schon mehr Unabhaͤngigkeit haben. Je strenger man aber die Zuͤgel anzieht, desto mehr verliert man an Autoritaͤt. „L’antica veneratione sta oggidì molto dimi- nuita.“ Vorzuͤglich unzufrieden waren die Einwohner von Urbino. „Quei sudditi si aggravano molto della mutatione, chiamando il governo di preti tirannico, i quali altro interesse che d’arric- chirsi e d’avanzarsi non vi tengono.“ Der Autor beklagt noch immer, daß Urbino in die Haͤnde des Papstes gerathen sey, als einen großen Verlust fuͤr Spanien und fuͤr Venedig. In einem 2ten Theile schildert er nun die Persoͤnlichkeiten. Nac- que il papa Urbano VIII del 1567 (Andre 68) d’Aprile, onde cam- mina per li 69 di sua età, conservato dal vigore della comples- sione non soggetta a qualsivoglia malattia, e dalla vivacità dell’ ingegno. La statura mediocre, il color bruno, il pelo bianco, l’occhio vivo, il parlar pronto, la temperatura sanguigna e bi- liosa. Vive con gran regola. Regola in gran parte le sue attioni coi moti del cielo, dei quali è molto intelligente, an- corche con censure grandissime a tutti gli altri n’habbia prohi- bito lo studio. Li suoi moti sono subiti e vehementi, tali che alcuna volta confinano con la pazzia, non potendo con la pa- tienza frenarli, se ben egli dice che questa commotione della bile di quando in quando vaglia molto eccitando il calore alla preservatione di sua salute. Cavalca, villeggia, cammina, ama l’esercitio. Non s’affligge per le cose moleste: e tutte queste parti concorrono a predirli qualche anno di vita ancora, non ostante che nel tempo del mio soggiorno assai decaduto sia. E’ arrivato al papato con un servitio continuo di 30 e più anni alla corte. Fu prima prelato di segnatura e poi governa- tore di Fano. Poco appresso, per opera di Francesco Barbe- rini suo zio paterno, prelato di poco grido ma di gran richezze accumulate con parsimonia Fiorentina, comprò ufficii in corte e finalmente il chiericato di camera. Clemente VIII lo impiegò in diverse cariche, ma particolarmente sopra quella del novo ta- glio del Po, dacche sono arrivate in gran parte le differenze presenti dei confini con la republica, per la cognitione che pro- fessa di quell’ affare e per il disgusto che allora non si eseguisse a modo suo. Fu poi dall’ istesso Clemente mandato nuntio in Francia, prima estraordinario per tenere a battesimo il re pre- sente, e poi ordinario di Enrico IV suo padre, dove si mostrò zelantissimo dell’ immunità ecclesiastica. Paolo V successore di Relatione di Roma 1632—1635. Clemente lo confermò nella medesima legatione di Francia: poi lo fece cardinale, legato di Bologna, e ritornato a Roma pre- fetto della signatura di giustitia, carico d’onore et impiego ben grande. Finalmente del 1623 fu in luogo di Gregorio XV con pratiche molto artificiose assonto al pontificato nell’ età sua di 56 anni: et oggi corre il XIII anno: con disgusto di tutta la corte, alla quale non meno che ai principi torna conto i pon- tificati brevi, perche tanto più tengono conto di tutti, abbon- dano nelle gratie, non temporalizzano come se fossero hereditarj del papato; e finalmente la corte in generale trova impiego e fortuna nella frequenza delle mutationi. In ogni stato hebbe il papa di se stesso grande opinione con affetti di dominio sopra gli altri e disprezzo al consiglio di tutti. Par ch’egli esercita oggidì tanto più liberamente quanto che si ritrova in posto sopra a tutti eminente. Ha ingegno grande, ma non giudicio: ingegno, perche nelle cose che da lui solo di- pendono e che riguardano la sua persona e casa, si è sempre condotto ove ha desiderato, senza omettere gl’inganni e gli ar- tificii di lui molto connaturali, come si vide particolarmente nelle pratiche del suo papato, nelle quali seppe far convenire nella sua persona le due fattioni contrarie di Borghese e Ludo- visio, solo col far credere all’ una d’esser inimico dell’ altra: negli affari poi generali, nei quali si richiede il giudicio di sa- per ben congiungere gl’interessi della sede apostolica con quelli degli altri principi, si è osservato il papa esserne per sempre stato manchevole. Tale lo dichiarano il negotio di Valtellina; la guerra di Mantova, che non sarebbe seguita se il papa si fosse dichiarito contro il primo innovatore; la perdita di Man- tova, attribuita ai viveri che riceverono gli Alemani dallo stato ecclesiastico, senza quali conveniva loro o disassediarla o mo- rirsi; la prefettura di Roma data al nipote, privando la sede apostolica dell’ assistenza di tanti ministri di principi che sono il più bel fregio di lei, et aggravando lo stesso nipote d’invidia, di riguardi e d’un posto assolutamente insostentabile dopo la morte del pontefice; il mal termine usatosi contro l’ambasciatore di V. Serenità mio precessore, lasciandolo partire senza sod- disfattione; l’ultima comprotettione di Francia nel cardinale An- tonio nipote prima persuasa et acconsentita, poi ritrattata e pro- hibita, con nota appresso il mondo di grande artificio, per non dire inganno, e con divisione della propria casa. Tralascio il gran detrimento che sotto il presente pontefice ha fatto la reli- gione cattolica in Fiandra et Alemagna; i pericoli all’ Italia per la negata dispensa al duca di Mantova, e molto più per aversi portato il papa in modo che ha disgustato tutti i principi grandi e piccioli, che nessuno gli è amico: onde si è reso incapace di poter esercitar con essi loro quelle parti di autorità e di pa- terno consiglio che potrebbe pacificarli et unirli insieme alla di- fesa della religione: parti che sono state così esattamente ma- neggiate e conosciute proprie de’ pontefici che per sostenere il nome di padre comune, dal quale proviene loro ogni veneratione, Aluise Contarini e per mantenere l’unione tra i principi christiani, che cagiona in essi molta autorità, si sono esposti ad azzardi, a viaggi, a pericoli, non militando nel nome di padre quei puntigli che nell’ intromissione degli altri principi possono facilmente incontrarsi. Si è sempre professato il papa presente neutrale, attribuendo a sua gloria l’aver arricchita et ingrandita la sua easa senza com- prar stati in regno di Napoli nè sottomettersi a favori dei prin- cipi grandi. Nell’ interno però suo egli è affettionato a Fran- cesi, le loro prontezze e risolutioni essendo più conformi al ge- nio di S. S tà , in ordine di che ha fatto le maggiori dimostra- tioni quando seguì l’acquisto della Roscella. Persuase la pace con Inglesi, affinche la Francia potesse accorrer al soccorso di Casale allora assediata dai Spagnoli: consigliò ai medesimi l’ac- quisto e la conservatione di Pinarolo per necessario equilibrio alle cose d’Italia: trovò sempre pretesti di diferir o diminuir i soccorsi in Alemagna, con opinione, la qual vive tuttavia, che a S. S tà sia dispiacciuta la morte del re di Suezia e che più goda o per dir meglio manco tema i progressi de’ protestanti che degli Austriaci. Anzi è opinion comune che quando anche fosse portato il papa dal card l Barberino tutto Spagnolo, a qual- che unione con essi tornerebbe facilmente a maggior rottura di prima. E la causa è questa: perche governandosi il papa con artificio e credendo che Spagnoli facciano il medesimo, saranno sempre tra di loro anzi gelosie d’inganni che confidenza di ben vera unione. Es ist nicht noͤthig, die Schilderung der Nepoten, die Aluise Con- tarini gibt, hier aufzunehmen. Selbst Franz Barberino, obwohl ihn der Papst am meisten liebte, und er sich auch ganz den Geschaͤften wid- mete, hing doch durchaus von seinem Oheim ab. „Nessuno nipote di papa fu giamai alle fatiche del negotio assiduo come egli è, non avendo minimo divertimento: ma egli è anche vero che nes- suno manco di lui ha operato.“ Die Cardinaͤle zu schildern gibt er auf. Er findet eine allge- meine Heuchelei in dieser Corporation. Sarà tal card le sanissimo che per facilitarsi il papato vorrà esser creduto infermo: cami- nando zoppica: discorrendo tosse: uscendo si sta tutto in una seggietta racchiuso. Tal altro che sarà buon politico, si mo- strerà lontano da ogni negotio, nei discorsi s’ammutisce, ne’ quesiti si stringe le spalle, nelle risposte generalizza. — Man kommt auf den Gedanken, daß dieß die Originale seyen, nach denen man jene Fabel von der Erhebung Sixtus V. erfunden habe. Es folgt der dritte Theil: uͤber die politischen Verhaͤltnisse, voll eindringender und lebendiger Einsicht: wie gesagt, fuͤr uns der wich- tigste. So gut franzoͤsisch gesinnt Papst Urban auch war, so wurde doch den Franzosen in ihren kirchlichen Forderungen nicht immer ge- willfahrt. Bisogna anche confessare, ch’ essi hanno addimandato delle gratie difficili, come la dispositione dell’ abbazie di Lorena, la nullità de’ matrimonj tanto del duca Carlo di Lorena come di monsieur et altre simili. Auch war Franz Barberino nicht so sehr Relatione di Roma 1632—1635. auf der franzoͤfischen Seite wie sein Oheim. Die Franzosen hofften schon nicht mehr eine auffallende Erklaͤrung zu ihren Gunsten, aber sie wußten auch, daß der Papst nicht gegen sie seyn werde: selbst das war schon ein großer Vortheil fuͤr sie, daß er fuͤr franzoͤfisch galt, und die Gegenpartei ihm nicht traute. Desto mißvergnuͤgter waren die Spanier. Sie machten es dem Cl. Borgia zum Vorwurf, daß er Urban VIII. habe waͤhlen lassen, und man behauptete, daß dieser Cl. nur durch Versprechung von man- cherlei Gnaden gewonnen worden sey. In den Unterhandlungen uͤber Valtellin, der Politik der Franzosen, den Verhaͤltnissen welche sich Baiern gegeben, wollten sie die Einfluͤsse der Ungunst des Pap- stes wahrnehmen. Dagegen behauptete auch Barberino, daß die Zu- gestaͤndnisse die er ihnen gemacht, keine Anerkennung bei ihnen gefun- den. Das Mißverstaͤndniß ist wechselseitig, sehen wir. Am ausfuͤhrlichsten ist Contarini uͤber das Verhaͤltniß Roms zu Venedig. Er findet, die Schwierigkeit komme besonders daher, weil, waͤhrend andere Staaten von Rom als maͤchtiger gefuͤrchtet oder als weniger maͤchtig vernachlaͤßigt wuͤrden, Venedig als gleich betrachtet und behandelt werde. In Rom ist man schon daruͤber empfindlich, daß Englaͤnder und Hollaͤnder einige Freiheiten daselbst genießen. Wird aber einmal von Seiten der weltlichen Gerichte Hand an eine geistliche Person gelegt, so erhebt sich ein allgemeiner Sturm. Der Gesandte ist dessenungeachtet der Meinung, daß man sich nicht irren lassen duͤrfe. Gerade mit Denen, welche die beliebtesten seyen, welche die meisten Beichtkinder haben, sey der Nuntius beauf- tragt sich in bestem Verhaͤltniß zu erhalten. „E VV EE tengano per constante, che col mezzo di questi tali vengono i nuncii a risapere il midollo delli arcani.“ Um so nothwendiger sey es, die Autoritaͤt der Republik uͤber sie nicht aufzugeben. Aber uͤberdieß war man uͤber die Grenzen fortwaͤhrend streitig. Urban VIII. wird mit nichten als ein Goͤnner der Venezianer be- trachtet. Besonders suchte er Ancona zum Nachtheil von Venedig empor zu bringen. 116. Discorso della malattia e morte del card l Ippolyto Aldobran- dino camerlengo di S ta Chiesa col fine della grandezza del papa Clemente VIII. 1638. Es machte einen außerordentlichen Eindruck in Rom, daß die so vor kurzem erst gegruͤndete Familie der Aldobrandini so rasch un- terging. In diesem Eindruck ist unser Werkchen geschrieben. E’ stato superato della morte quel gran ingegno! beginnt es. Es war von dem ganzen Hause nur noch die Tochter von Johann Georg Al- dobrandino uͤbrig, welcher ein unermeßlicher Reichthum zufallen mußte. Den Zustand der roͤmischen Gesellschaft bezeichnet folgende Stelle nicht uͤbel: „Il marchese Lodovico Lanti, il conte Gio. Francesco Discorso della morte d’Ippolito Aldobrandini. da Bagni, Berlingieri Gessi e Bernardino Biscia, aspettando tutti quattro a gara il pontificato de’ loro zii, ambivano le nozze della principessa Aldobrandina. In der Hoffnung auf das Pontificat ihres Oheims wetteifern die praͤsumtiven Nepoten um die Hand der reichsten Erbin. Doch ward weder diese Vermaͤhlung noch auch die Macht eines Nepoten einem von ihnen zu Theil. Ippolyta vermaͤhlte sich mit einem Borghese. Unser Autor ist im groͤßten Erstaunen. Paul V. hatte die Aldobrandini verfolgt und den Vater der Hippolyta selbst gefangen gesetzt. Jetzt ver- maͤhlte sie sich mit seinem Pronepoten. Jedoch spaͤter gelangte sie, wie wir wissen, wirklich an den Nepoten eines regierenden Papstes, Innocenz X , wozu die Umstaͤnde und die Convenienzen des roͤmischen Hofes sie nun einmal bestimmten. 117. Relatione di q. Zuanne Nani K r Proc r ritornato di ambascia- tore estraordinario da Roma 1641 10 Luglio. (Arch. Ven.) Mancherlei Mißhelligkeiten gab es unaufhoͤrlich zwischen Rom und Venedig; im Jahre 1635 trat noch eine neue der besondersten Art hinzu. Eine magnifike Inschrift in praͤchtigen Worten, in der Sala re- gia des Vatican von Pius IV. aufgestellt, bezeugte eine That der Venezianer, auf die sie sich immer viel eingebildet, die in ihren An- nalen prangte: einen Sieg uͤber Friedrich Barbarossa, durch den sie Papst Alexander III. von dem Verderben errettet zu haben be- haupteten. In Rom fand man aber allmaͤhlig schon die Ausdruͤcke dieser Inschrift unzulaͤßig. Daß es hier hieß „Pontifici Venetae reipu- blicae beneficio sua dignitas restituta“, erklaͤrte die immer starrer werdende Orthodoxie fuͤr eine Art von Beleidigung. Der Geist der Rangstreitigkeiten, der die Welt beherrschte, warf sich auch auf diese so laͤngst voruͤbergegangenen, verschollenen Ereignisse. Aber uͤberdieß fing man auch an, die Wahrheit der Erzaͤhlung, wie sie in den ve- nezianischen Geschichtsbuͤchern enthalten ist, uͤberhaupt zu bezweifeln. Es erschienen Schriften von beiden Seiten. Es ist dieß eine Frage, die noch bis auf den heutigen Tag im- mer wieder erneuert worden ist. Ich kann nicht glauben, daß sie fuͤr Jemand zweifelhaft seyn koͤnne, der von historischer Kritik auch nur den mindesten Be- griff hat. Wie dem nun aber auch seyn mag, auf jeden Fall war es nicht allein historische Ueberzeugung, sondern auch politische Eifersucht, was Urban den VIII. vermochte, jene Inschrift zuerst veraͤndern, end- lich ganz vertilgen zu lassen. Von dieser Seite nahm es auch die Republik: da sich gerade die Irrungen uͤber die Grenzen, uͤber den Vortritt des neuen Prefetto bitter und bitterer entwickelten, so sendete Venedig eine Zeit lang keinen regelmaͤßigen Gesandten nach Rom. Zuanne Nani Rel. di Roma 1641. Auch Nani, der im Jahre 1638 dahin ging, war nur außeror- dentlicher Gesandter. Er blieb indeß gegen vierthalb Jahr, und seine Relation beweist, daß er sich eine gute Kenntniß von diesem Hofe verschafft hatte. Die Hauptabsicht bei seiner Mission war, den Papst zu einer Unterstuͤtzung der Republik fuͤr den Fall, daß sie von den Tuͤrken an- gegriffen wuͤrde, welcher damals sehr nahe schien, zu bewegen. Sonderbar, diese Bitte kam dem Papst sogar erwuͤnscht. Er konnte diese Nothwendigkeit den unaufhoͤrlichen Anforderungen des Hauses Oestreich, das von Protestanten und Franzosen so lebhaft bedraͤngt wurde, entgegensetzen. Gern haͤtte der Gesandte ihn auch zur Vermittelung zwischen den kriegfuͤhrenden Maͤchten vermocht, indessen genoß dieser Papst nicht das allgemeine Vertrauen, das hiezu nothwendig gewesen waͤre. „Pullulando tante amarezze colle corone, restava fiacca, per non dir quasi odiosa l’autorità del pontefice.“ Im Uebrigen bemerkt auch dieser Gesandte die Neigung Urbans militaͤrisch stark zu erscheinen. Von seinen Fortificationen mußte man ihm reden, wenn man mit ihm gut stehn wollte. Oft erwaͤhnte er sie selbst. Er sagte wohl, daß er binnen 20 Tagen mehr als 20000 M. aufbringen wolle. Er zaͤhlte die Geldmittel auf, die er habe. Fuͤr das naͤchste Beduͤrfniß hatte er 400000 Sc. bei Seite gelegt: im Castell, glaubte man, seyen von den fuͤnf Millionen des Sixtus noch immer drei uͤbrig. Hoͤren wir, wie Nani die Person und die Regierungsweise die- ses Papstes schildert. Il pontefice è nel principio del settantesimo terzo della sua età e nel fine del XVII del pontificato, dopo un spatio di 324 anni che altro papa non ha goduto così longo governo. E’ di forze robusto e gagliardo, e per tale li piace di esser creduto: et in effetto, levato qualche dubbio di flussioni e d’accidenti im- provisi ai quali pare sottoposto, è in tale costitutione di buona salute che può mantenersi più anni. Usa governo esquisito nella sua cura. Al presente, ch’è più grave l’età, manco s’ap- plica alle faccende, delle quali non suole però prendersi più disturbo di quello che vuole. La mattina è dispensata in au- dienze et in negotii, il dopo pranzo è riservato alla quiete et alla conversatione domestica, nella quale è allegro e faceto, come in ogni altro discorso erudito e facondo, e nelle audienze stesse passa volentieri dal negotiare al parlare di cose piace- voli e di studio, al quale è dedito assai. Possede gran talenti e gran qualità. Ha memoria meravigliosa, petto e vigore che lo rende alle volte troppo costante nelli suoi sensi. Ha spiriti grandi accresciuti dall’ esperienza del governo e dei negotii. Deferisce assai al suo proprio parere, perciò non ama di con- sultare nè cura le qualità dei ministri, che possino maggior- mente far risplendere le sue risolutioni. Non molto inclina al gratiare. E’ ardente, et alle volte con li ministri medesimi dei principi non ha potuto dissimulare il suo fervore. Ama che sia trattato seco con destrezza e soavità; e se vi è strada di Zuanne Nani poter far declinare dai suoi sensi l’animo di Sua S tà , questa è sola, la quale, se pure alle volte non può profittare, avanza certo, che se non si spiega, almeno non si rompe. — — Nel governo presente è desiderata maggior e miglior con- sulta, perche dove manca il discorso, suole mancar la ragione: e veramente pochissimi sono li ministri e pochi quelli che hab- bino autorità e confidenza a palazzo. Appresso il pontefice non si sa alcuno che possi, e preponendo S. S tà il proprio parere a quello di tutti, sogliono li altri o lodarlo o secondarlo. Si usò in altri tempi che havevano i papi appresso di se tre e quattro cardinali e con la loro discussione risolvevano i più gravi nego- tii, e si teneva per arcano dei nepoti medesimi introdurre suoi dipendenti nella confidenza del zio, per condurlo poi e guada- gnarlo dove o non potevano essi spuntare o non volevano sco- prire gli affetti loro proprj. Barberino non ha voluto circuire in tal modo la libertà del papa: ma riservando a se solo il posto più vicino alle orecchie di S. S tà , obbliga gli altri a stare retirati et al solo parer di lui sottoponere le proprie opinioni, non mostrando gusto che da chi si sia si parli al pontefice di negotio senza sua precedente participatione. Non si serve però nè anco di questa autorità, che gode solo con quella libertà che per avventura complirebbe al ben publico et al suo proprio interesse: ma non osando re- spirare contro le risolutioni e li sensi del papa, prende molte volte l’habito della costanza medesima di S. S tà , essendosi in tal maniera sottoposto al disgusto delle corone e d’altri prin- cipi e di loro ministri per non divertire e non sopire molti strani accidenti. Appresso di questo li cardinali pur si dogliono e massime le creature di non haver apertura nè confidenza. Di pochis- simi ministri si serve il sig r card le , mentre la mole dei negotii et altre circostanze di molti lo possono render bisognevole. Pancirola e Ricchi, auditori di rota, sono li più domestici e li più adoperati. Pancirola è soggetto maturo e di molta esperienza, che fu impiegato in Piemonte per la pace sin nel principio delle guerre di Mantova. Serve per li negotii del governo dello stato eccle- siastico, e non havendo havuto che trattar meco, non mi resta che dire delle sue conditioni. Ricchi è di gran spirito, pronto et sagace: dirige quasi tutti li negotii dei principi e particolarmente ha in mano quelli della republica. E’ dipendentissimo da Barberino, qualità che lo rende oltre modo grato al sig r cardinale. Ha incontrato disgusto di molti ministri de’ principi, nemeno è amato dall’ universale. Non ha altra esperienza che quella che li concede l’impiego presente, che è grande. Ha egli sempre trattato meco, e nelle mie lettere e nella forma dei suoi officii l’averanno più volte veduto descritto VV EE. Tratta con destrezza e con flemma e con altrettanto ingegno e solertia. Della serenissima repu- blica parla con tutte le espressioni di riverenza e divotione. Relatione di Roma 1641. Tiene a cuore certo interesse di pensioni del cardinal suo fra- tello, del quale ho scritto altre volte. A questi aggiungerò mons r Cecca, segretario di stato, per- che assiste al presente alla trattatione della lega. Non ha egli talenti più che ordinarj: ma per la lunga esperienza della sua carica tiene buona informatione de’ negotii. E’ vecchio assai, e si crede vicino al cardinalato, se ben dalli nepoti è poco amato, ma molto rispettato per l’affetto che li porta la S tà Sua. Servì il segretario del pontefice mentre fu nuntio in Francia, e con passaggio mostruoso di fortuna ma solito della corte oc- cupò il luogo del padrone medesimo, e mentre questo vive an- cora con poco buona sorte, Cecca gode carico, rendite e spe- ranze più che ordinarie. Appresso Barberino non vi sono altri di credito e di talenti che meritino d’esser osservati. Per il governo dello stato vi è consulta dei cardinali e dei prelati, che in due giorni della settimana discute diverse oc- correnze. Altre congregationi sono dell’ inquisitione, de propa- ganda fide, del concilio, de’ regolari, de’ riti e d’altri simili in- teressi. Tutto però serve a discorso, perche la risolutione re- sta al gusto di S. S tà e del nipote. Una congregatione di stato si tiene di quando in quando avanti il papa per le occorrenze più gravi, e non v’intervengono che le creature e i più confi- denti che hanno servito nelle nuntiature: ma anco questa suole servire ad accreditare le deliberationi più che a risolverle, per- che nè si discorre nè si forma il decreto che per quell’ opi- nione nella quale si sotragge o si lascia intendere esser S. S tà , et in effetto si querelano i pontefici di non haver di chi confidare, perche tutti li cardinali vivono con li loro interessi e rispetti verso i principi stranieri. 118. Racconto delle cose più considerabili che sono occorse nel go- verno di Roma in tempo di mons r Gio Batt a Spada. Aus den letzten Zeiten Urbans VIII , voll von Zuͤgen des Le- bens und der Sitte, die das Gebiet der Polizei und der Justiz be- ruͤhrten, und hier recht urkundlich sicher aufbewahrt sind. Noch immer Streitigkeiten zwischen den alten Geschlechtern; z. B. Gaetanen und Colonnesen; es ist nicht allein schwer einen Ver- gleich zwischen ihnen zu stiften, sondern man braucht selbst mehrere Tage dazu, um in dem Instrument, das uͤber einen solchen aufgenom- men wird, eine Erzaͤhlung ihrer Haͤndel zu Stande zu bringen, von der sich nicht der eine oder der andere Theil beleidigt fuͤhle. Streitigkeiten zwischen Franzosen und Spaniern. Sie treffen einander in Osterien: jeder Theil trinkt auf das Wohlseyn seines Koͤ- nigs: es kommt zu Beleidigungen; doch haͤlt sich der schwaͤchere Theil noch ziemlich gemaͤßigt: so wie er sich aber verstaͤrkt hat, so wie sie einander auf offenen Plaͤtzen begegnen, kommt es zu Thaͤtlichkeiten; der Bargello hat die groͤßte Muͤhe sie aus einander zu bringen. Gio. Batt. Spada Racconto di Roma. Sind sie aber unter einander entzweit, so wetteifern sie dagegen, dem Hofe, der Polizei von Rom sich entgegenzusetzen. Besonders die Ambassadeurs sind schwer zu behandeln. Allmaͤh- lig erhoben sie die Anspruͤche, welche spaͤter so große Irrungen veran- laßt haben. Nicht allein ihren Pallast erklaͤrten sie fuͤr eine Frei- staͤtte, so daß sie daselbst verbotene Spiele gestatteten, sondern sie wollten auch schon die benachbarten Haͤuser in ihren Schutz nehmen. Monsignor Spada war natuͤrlich dagegen. „Che se si era usata cortesia con i S ri ambasciatori di non entrare nelle case loro e delle loro famiglie, era una troppo grande estensione quella che volevano introdurre hora, che nè anche nelle case vicine e com- prese nella medesima isola si potesse far esecutione.“ Historisch das Wichtigste sind zwei Versuche auf das Leben Ur- bans VIII, uͤber die hier mit aller wuͤnschenswuͤrdigen Authentie be- richtet wird. 1. Dal processo di Giacinto Centini, nepote del card l d’As- coli, e d’alcuni complici — — la sostanza era, ch’essendo stato pronosticato ch’al presente pontefice dovesse succedere il car- dinal d’ Ascoli, invaghito Giacinto del pronostico e desiderando di vederne prestamente l’effetto havesse trattato con fra Sera- fino Cherubini d’ Ancona minor osservante, fra Pietro da Pa- lermo eremita, che si faceva chiamare fra Bernardino, e fra Do- menico da Fermo Agostiniano, di procurare con arte diabolica d’abbreviare la vita a N. S re , et a quest’ effetto fu risoluto di fare una statua di cera rappresentante il papa, come si essequì, e dopo molte invocationi di demonii e sacrificii fattigli la fluire, distruggere e consumare al fuoco, con ferma credenza che di- strutta quella dovesse terminare la vita di papa Urbano e farsi loco alla successione del card l d’ Ascoli zio di Giacinto. 2. La confessione di Tomaso Orsolini da Recanate. Che per instigatione di fra Domenico Brancaccio da Bagnarea Au- gustiniano era andato a Napoli per scoprire al vicerè un sup- posto trattato di principi d’invadere il regno di Napoli con in- teressarsi ancora S. S tà , e ch’il rimedio era di far morire uno de’ collegati o il papa: al che fare s’offeriva il padre Bagnarea sudetto, mentre se li dessero sc. 3000, quali voleva dare al sa- grista di N. S re , già reso inhabile, e succedendo egli in quel carico, li haverebbe posto il veleno nell’ hostia ch’avesse dovuto consegrare S. S tà nella messa, o pure quando non fosse succe- duto sagrista, haverebbe operato che lo speciale Carcurasio suo parente, mentre medicava le fontanelle a S. S tà , vi ponesse il veleno: non passò però ad esprimere al vicerè questi partico- lari, poiche havendogli accennato di dover far morire il papa, vide ch’il vicerè non si applicò. 119. Rotture tra Barberini et Od. Farnese. 119. Historica relatione dell’ origine e progressi delle rotture nate tra la casa Barberina et Odoardo Farnese duca di Parma e Piacenza. (Bibliothek zu Wien. Historia Prof. n. 899. 224 Bl.) Eine Parteischrift, in Briefform uͤbersandt, in welcher der Ur- sprung jener Irrungen ganz dem uͤbeln Willen der Barberini zuge- schrieben wird. Die Monti der Baronen knuͤpft auch dieser Autor an die Monti des Staates: leicht habe der Papst die erforderliche Erlaub- niß gewaͤhrt; er habe dadurch die Baronen sich nur noch unterwuͤr- figer gemacht. ( Nella erettione di simili monti il principe era mallevadore, riservatosi il beneplacito di poterne dimandare l’e- stintione a suo piacimento. ) Ich finde nicht, daß dieses Werk trotz seines Volumens beson- dere Aufschluͤsse ertheilte, oder, da wir deren in diesem Falle ja nicht einmal beduͤrfen, daß es großes Verdienst haͤtte. Das Merkwuͤr- digste sind wohl seine Angaben uͤber die antioͤstreichischen und in ge- wissem Sinne antikatholischen Tendenzen Papst Urbans. Si lasciava tal volta intendere, essergli ben grati li progressi de’ cattolici contra li heretici, ma esservi insieme da temere che un giorno queste prosperità cadessero a danno e precipitio de’ medesimi per le gelosie che si sarebbero svegliate in tutto il mondo, che il imperio dovesse assorbir ogni residuo di libertà che vi rimaneva. Corse fama per tutte le corti che dalli im- pulsi d’Urbano originassero quelle ombre del duca Massimiliano di Baviera, che apersero una gran scisma nell’ unione de’ prin- cipi cattolici posti su i sbalzi, che domati li heretici fosse per convertirsi lo sforzo delle armi Austriache a danni di quei medesimi che erano stati ministri delle grandezze di quella casa; e per dir tutto, vi fu chi in quei tempi si vantò di sapere che la missione di Ceva, confidente ministro della casa Barberina, in Francia con titolo di nontio straordinario, havesse ne’ suoi più reconditi arcani secrete commissioni d’eccitare il re di Fran- cia a mischiarsi nelle turbulenze di Germania, a fine che inten- dendosi con Baviera si pensasse al modo di alzare qualche ar- gine alla crescente potenza della casa d’Austria. Es zeugt wenigstens fuͤr die Verbreitung solcher Ansichten in die- ser Zeit. 120. Della vita di papa Urbano VIII e historia del suo pontificato scritta da Andrea Nicoletti. 8 Baͤnde in folio MS. Es ist sehr zu bedauern, daß es von den ausgezeichneten Perso- nen der Weltgeschichte so wenig gute oder auch nur brauchbare Le- bensbeschreibungen gibt. Die Ursache dieses Uebelstandes ist nicht in einer Vernachlaͤßigung Päpste** 28 Andrea Nicoletti ihres Andenkens zu suchen, das vielmehr von den Angehoͤrigen, wenn nicht uͤberschaͤtzt, doch sehr hochgehalten zu werden pflegt: er hat eher folgenden Ursprung. Im Anfang, wo das Andenken frisch ist, das Material noch zusammen gebracht werden kann, nimmt man Ruͤcksicht auf die Zeit- genossen: man wagt nicht alles zu sagen: eine Menge Persoͤnlichkei- ten wuͤrden compromittirt und tausend Animositaͤten gegen den Hel- den selbst hervorgerufen werden. Spaͤter, wenn die Zeitgenossen auch dahingegangen sind, wenn man nun sich getrauen duͤrfte zu reden, ist auch das Andenken ver- loschen, die Materialien sind zerstreut: das Interesse selbst hat abge- nommen, und erwacht nur in Denen wieder, die nun vom Stand- punkt der historischen Wissenschaft her unterrichtet zu werden wuͤnschen. Da traf man nun in Italien oͤfters folgende Auskunft. Einem vertrauten Freunde oder Diener des Hauses, der im All- gemeinen mitwissend und unterrichtet seyn mußte, wurden die Ma- terialien uͤbergeben: er stellte sie zusammen, ordnete sie an und verband sie zu einer zusammenhaͤngenden Erzaͤhlung; jedoch fuͤr den Druck wurde dieselbe nicht bestimmt: sie ward handschriftlich in dem Archiv des Hauses aufbewahrt. Dergestalt schonte man die Susceptibilitaͤt der Zeitgenossen und erhielt doch auch die Moͤglichkeit dereinstiger Auffrischung eines rasch verschwindenden Andenkens in voller Wahrheit. Zu den Werken dieser Art gehoͤrt die Arbeit des Andrea Ni- coletti. Sie enthaͤlt die Erinnerungen des Hauses an die Persoͤnlichkeit und die Handlungen Urbans VIII; das aber was ihr Koͤrper gibt, was die Masse ausmacht, ist die Aufnahme der gesammten gesandt- schaftlichen Correspondenz, wie sie in den 21 Jahren Urbans gepflo- gen worden war. Diese Lebensbeschreibung besteht wesentlich aus einer Compila- tion der Nuntiaturdepeschen. Es sind nicht die Finalberichte, die eigentlich sogenannten Rela- tionen, sondern die Depeschen selbst: wie sich das denn auch fuͤr eine Lebensbeschreibung ziemt; der Papst erscheint darin immer selber an- ordnend, beschließend, handelnd. Ich habe gesehen, daß man in Venedig aͤhnliche Zusammmen- stellungen versucht hat: aber da die Thaͤtigkeit der Republik ver- schwindet, und nur die Masse der eingegangenen Nachrichten vorge- legt wird, ohne daß eine Ruͤckwirkung sichtbar hervortraͤte, so zer- streut sich die Aufmerksamkeit gar bald, und ermuͤdet. Hier ist es ganz anders. Der Beruf des Papstthums, die ver- wickelte politische Stellung Urbans VIII , die unmittelbare Bedeutung aller Nachrichten fuͤr ein großes Weltereigniß bringen Einheit und In- teresse hervor. Es liegt am Tage, wie uͤberaus wichtig nun die Nachrichten die hier vorkommen, fuͤr die Periode des dreißigjaͤhrigen Krieges in Deutschland sind. Sie erlaͤutern ihn in jedem Momente. Wo der Autor urtheilt oder in seiner Person referirt, wird man ihm freilich nicht unbedingt zu folgen haben. Hie und da gebrach Vita di papa Urbano VIII. es ihm vielleicht an den echten Nachrichten: die officielle Farbe ließ sich bei dem Ursprung und der ersten Conception eines solchen Wer- kes nicht verleugnen. Ich will nur Ein Beispiel anfuͤhren. Im drit- ten Bande seines Werkes, p. 673, behauptet Nicoletti, Urban VIII. habe den Abschluß eines Friedens zwischen England und Frankreich im Jahre 1629 mit bitterm Herzeleid erfahren (il rammarico fu acerbissimo); jedoch aus Aluise Contarini, der an allen Verhand- lungen persoͤnlich Antheil nahm, sehen wir, daß der Papst jene Un- terhandlung, jenen Abschluß sogar angerathen hatte. Der Irr- thum Nicolettis ruͤhrt daher, daß ihm in dem unabsehlichen Ueber- schwang seiner Correspondenzen diese Notiz entgangen war, und daß er den Papst nach der Idee seiner kirchlichen Stellung beurtheilt. So kommt noch manches andere vor. Jedoch das hindert nicht, dem Autor zu glauben, wo er nur excerpirt. Sein Verfahren ist, daß er die Papiere geradezu heruͤbernimmt, in aller Ausfuͤhrlichkeit, nur mit solchen Abaͤnderungen, wie sie eine Erzaͤhlung nothwendig macht. Es koͤnnte hoͤchstens der Fall seyn, daß er einiges weggelassen oder umgestellt haͤtte. Bei der Natur seiner Aufgabe, die nur darin bestand das Gegebene zusammenzu- stellen, und der Beschaffenheit des Werkes uͤberhaupt, das ja nicht fuͤr das Publicum bestimmt war, ist dieß indeß von vorn herein nicht vorauszusetzen, und ich habe davon keine Spur gefunden. Obwohl ich alle diese Baͤnde fleißig durchgegangen, und die Ge- legenheit nicht versaͤumt habe mich eines so bedeutenden Stoffes fuͤr die Welthistorie zu bemaͤchtigen, so waͤre doch unmoͤglich, an dieser Stelle davon weitern Bericht zu erstatten. Wer sich mit Correspon- denzen beschaͤftigt hat, weiß, wie viel man lesen muß um uͤber ir- gend ein Factum ins Klare zu kommen. Ein so weitschichtiges Ma- terial kann ich nicht in dieses Buch aufnehmen. Es folge jedoch die Schilderung der letzten Augenblicke Urbans VIII , die recht merkwuͤrdig ist, und seiner Persoͤnlichkeit, wie sie der Autor auffaßte. Tomo ottavo am Schluß. Erano in quei giorni nel fine di Giugno caldi eccessivi in Roma e molto più del solito perico- losi: nondimeno, parendo al papa di essersi alquanto rihavuto, e sapendo che diciasette chiese erano senza i loro vescovi e non havere il cardinale Grimaldi, tornato dalla nuntiatura di Francia, ricevuto il cappello cardinalizio, si dichiarò di volere tenere il concistoro nel prossimo lunedì. Il cardinale Barberino credette di poterlo indurre anche alla promotione de’ cardinali: perciò non gli oppose la pericolosa sua debolezza e la febbre lenta che se gli poteva raddoppiare, anzi lodò il pensiero e confortollo, che fosse quasi in sicuro della sanità. Divulgatasi la voce del futuro concistoro, mentre si teneva il papa da alcuni moribondo e da altri indubitatamente morto ma che per alcuni giorni si fosse la morte di lui occultata, si vide la maggiore parte di Roma impaurita, benche ciascuno fingesse nel viso allegrezza e contento per la ricuperata salute. Accortosi dapoi il cardinale Barberino che il papa non voleva venire alla promotione di al- cun cardinale, giacche ne mancavano otto nel sacro collegio, 28* Andrea Nicoletti o perche non rimanesse sodisfatto de’ soggetti che se gli propo- nevano, o perche lasciar voleva al successore quella cura, fece con ragioni efficacissime e con preghiere l’ultima pruova di dis- suadergli in quei giorni il concistoro, e tanto più si adoperò quanto vedeva, oltre il danno del papa, che egli sarebbe rima- sto in discapito della stima e del credito suo, perche non fa- cendosi i cardinali si sarebbe confermata l’opinione che univer- salmente correva, che egli per cagione delle guerre fosse caduto dalla potenza che haveva appresso il papa, e che se havesse la S tà Sua allungata la vita, havrebbe dominato il cardinale An- tonio. Non essendosi a quelle preghiere e ragioni mosso il papa, monsignor Roscioli, conoscendo di dare gusto al cardinale Bar- berino e di giovare alla vita di Sua S tà col rimuoverlo dalla detta deliberatione, confidato nella benevolenza di Sua B ne verso di se, stabilì di adoperarsi con ogni efficacia possibile, anche a nome pubblico de’ cardinali e della città di Roma, di volerlo dissuadere dal concistoro. Preso adunque il tempo oppor- tuno, entrò dal papa, e postosegli inginocchioni gli disse di non volerlo supplicare a nome de’ suoi ministri nè per parte de’ suoi nipoti nè della casa Barberina, ma della città tutta di Roma: imperciocche essendo la S tà Sua stata eletta per la salute de’ popoli e per governare la chiesa, abbandonando la cura di se medesima con esporsi inferma a pericoloso acci- dente veniva insieme a lasciare in abbandono la città et il governo commessole della chiesa, non senza grandissimo do- lore di tutti: importare più il suo bene o il suo male alla christianità che alla casa Barberina o alla S tà Sua mede- sima: che percio se non voleva differire quella fatica alle pre- ghiere de’ nipoti, lo facesse almeno per l’istanze della città di Roma, che la supplicava. Il papa dopo di essere stato alquanto pensoso rispose di non curarsi di prolungare più la vita, cono- scendo il pontificato non esser più peso delle sue forze, et iddio havrebbe proveduto alla sua chiesa. Dopo questa risposta es- sendosi alquanto trattenuto, si accorse monsignor Roscioli che il papa haveva gli occhi pieni di lagrime, e sospirando si ri- voltò al cielo e proruppe in ferventi preghiere a dio accioche la maestà sua divina lo volesse liberare dalla vita presente, mo- strandosene grandemente annojato. Venuto finalmente il lunedì determinato per tenere il con- cistoro, concorse al palazzo gran moltitudine di popolo curioso di vedere il papa, che poco avanti haveva creduto per morto. Appena entrato, i cardinali si accorsero havere egli hormai finita la vita, imperciocche comparve languido, pallido e quasi smar- rito nelle parole, e particolarmente nel fine del concistoro mo- strava di essere rimasto quasi senza intendimento. Fu data la cagione all’ eccessivo caldo della stagione accresciuto dalla calca della gente penetrata dentro; e non andarono senza biasimo i ministri più intimi del palazzo et anche il cardinale Barberino per non havere impedito il papa da quella sì faticosa funtione, non sapendo il popolo le manifatture che s i erano fatte per distornelo: imperciocche ognuno dal vederlo in così grande squal- Vita di papa Urbano VIII. lore et abbattimento di forze si sarebbe mosso a pietà, poiche chiaramente conoscevasi che il male gli haveva ingombrata la mente et il vero sentimento del governo delle cose. Dopo la propositione delle chiese e dopo havere dato il cappello al car- dinale Grimaldi partissi dal concistoro sommamente aggravato dal male, come gli fu predetto. Nel dì seguente fece un’ attione con la quale si acquistò fama di gran pietà e degna di rimanere per esempio a tutti i principi ecclesiastici. Questa fu di chiamare alla sua presenza alcuni theologi in quella scienza e nella probità riguardevolis- simi e dal papa creduti lontani dall’ adulatione, a quali fatta prima dare piena cognitione di tutti li beni et entrate ecclesia- stiche delle quali in tempo del suo pontificato haveva arricchita la casa Barberina, ordinò che gli riferissero se in alcuna cosa egli haveva trapassato il potere e l’autorità sua: perche era pre- parato a ripigliare da’ nepoti tutto cio che aggravare gli poteva la coscienza avanti al tribunale di dio. Li theologi furono il cardinale de Lugo, il padre Torquato de Cupis della compagnia di Gesù, et alcuni altri. E si animò il papa a fare questa at- tione dal sereno che vide in fronte al cardinale Barberino, quando chiamatolo prima di tutti lo fece partecipe di questo suo pen- siero, che non ostanti l’ombre passate quasi volle parere di vo- lere da lui prenderne consiglio. Lodò il cardinale la pietà della S tà Sua, e mostrò di haverne particolare contento, sperando mag- giori felicità dalla mano liberalissima di dio, mentre solo per sodisfare a Sua Divina Maestà tutto cio si faceva. Dicesi che il parere uniforme de’ theologi fu, che havendo Sua S tà arricchiti li suoi nipoti, poteva con sicura coscienza lasciarli godere tutti li beni che haveva loro conceduti, e cio per due ragioni: l’una perche havendo promossi al cardinalato una quantità di soggetti quali non haveva proveduti di entrate secondo il loro grado, li medesimi nipoti havessero comodità di accomodarli secondo il loro bisogno: l’altro motivo per quietare la coscienza del papa fu, che havendo li sopradetti nipoti in sì lungo principato e nelle passate guerre contratto l’odio e l’inimicitie con diversi principi, era ragionevole di lasciarli ben comodi per mantenere il loro grado, anche per riputatione della sede apostolica, e non essere vilipesi, come suole accadere a quelli che dalla cima del dominare si riducono a stato inferiore; onde l’essere bene provisti di ricchezze e di beni di fortuna gli havrebbe fatti maggiormente rispettare: et oltre di cio li medesimi nepoti havevano di loro natura tali viscere di christiana pietà che havrebbero erogate l’en- trate in beneficio de’ poveri et in altri usi pii. E con queste et altre ragioni mostrò il papa di quietarsi. Si andava dunque preparando alla morte, che da se stesso conosceva essergli vicina: ma fra questi pensieri e dispositioni si mostrava in tutti i ragionamenti pieno di giusto sdegno con- tro i principi d’Italia, sentendo immenso dolore che havesse a restare memoria che in tempo del suo pontificato si fossero col- legati contro di lui et havessero assalito con eserciti lo stato Andrea Nicoletti della chiesa: onde talvolta prorompeva in parole acerbe, come se fossero stati senza pietà, senza religione e senza legge, et implorava dal cielo giusta vendetta per vederli da dio gastigati prima di morire o almeno pentiti. Già, come altrove si è detto, si era con loro fatta la pace, firmata dalla S tà Sua e sottoscritta: ma in essa non venivano li due cardinali Barberini nè compresi nè nominati: onde le creature più fedeli giudicarono che men- tre la casa Barberina era per la vita del papa ancora temuta, si dovesse impiegare ogni industria perche i principi Italiani li dichiarassero inclusi nella medesima pace. Et il cardinal Bicchi, che agli stessi principi andò plenipotentiario per parte di Francia, affermò che per non essere certi della morte del papa non sarebbero stati lontani dal trattarla e dall’ accettarla. Ma il cardinal Barberino con ordini precisi vietollo, ordinando al Bicchi che di cio non ne trattasse punto, ancorche i principi spontaneamente gliel’havessero offerto; nè volle mai sopra di cio sentire consigli di alcuno, allegando per ragione che il vo- lere loro essere inclusi ne’ capitoli della pace e nominati in essa altro non era che un farsi dichiarare per autori di havere mossa la guerra, conciossiacosache ne’ trattati di pace non sia mai so- lito nè si costumi di nominare i ministri, ma i principi e capi che a parte della guerra sono venuti. Vacavano in quel tempo, come dianzi fu detto, otto luoghi nel sacro collegio de’ cardinali: onde grande era l’agitatione in che stava la corte, potendo così gran numero cagionare non pic- ciola mutatione nelle cose de’ capi di fattioni già stabilite. II papa, come più volte disse a noi il cardinale Barberino, deside- rando che i cardinali fossero in maggiore estimatione e meglio proveduti di entrate, pensò di ridurre con particolare constitu- tione tutto il sacro collegio al numero di cinquanta: onde stava fisso in non fare altra promotione. Barberino però, conoscendo che col lasciare tanti luoghi vacanti non havrebbe il papa otte- nuto l’intento et havrebbe servito d’ingrandimento alla fattione del successore, più volte supplicollo che si lasciasse vincere dal consentimento comune in promuovere tanti soggetti che vi erano meritevoli della porpora. Ma il tutto gli riuscì vano, rispon- dendogli il papa di non volere che alcuni de’ suoi successori col suo esempio potessero nel fine della vita privatamente senza de- coro e stando in letto creare cardinali, e che questo esempio da Gregorio Decimoquinto ricevuto haveva e voleva con uguale glo- ria lasciare a’ posteri. Vi si adoperarono altri personaggi e particolarmente il cardinale de Lugo, il quale per rendere effi- caci l’istanze del cardinale Barberino suggerì al papa il decreto concistoriale delli tre cardinali fatti già spedito dopo il conci- storo in cui fu fatta l’ultima promotione, e che il cardinale Bar- berino come vicecancelliere era obbligato a ricordarlo a Sua S tà , non perche promovesse, come fu il caso di Gregorio, ma solo accioche dichiarasse i cardinali già creati e riservati in petto, la quale publicatione a tutto il sacro collegio pareva ra- gionevole, nè vi era bisogno di altro concistoro. Ma il papa, Vita di papa Urbano VIII. o che fosse sdegnato perche il cardinale Barberino gli haveva proposti alcuni soggetti che non erano di sodisfattione di Sua S tà , o credesse di lasciare più gloriosa la memoria di se, stette saldo a tutte le istanze, ordinando che niuno più ardisse di parlargli di promotione. — — Era l’aspetto di papa Urbano giocondissimo, ma pieno di maestà: e sebbene nel suo temperamento vi era alquanto di ma- linconico, sicche quando si veniva all’ emissione del sangue, che per l’ordinario era ne’ tempi di primavera, gli uscivano dalle vene pezzetti come gelati di quell’ humore, nè senza questo havrebbe potuto profittare tanto nelle lettere, dicendo il filosofo che la malinconia contribuisce assai per apprendere le scienze e ritenerle impresse nell’ animo. La dispositione poi del corpo e delle membra era nobilmente compartita. La statura piutosto grande che mediocre: le carni di colore olivastro e più tosto piene di succo che grasse: il capo grande, che dinotava un maravi- glioso ingegno et una vivacissima memoria: la fronte spatiosa e serena: gli occhi di colore fra l’azzurro et il bianco: il naso proportionato: le guancie rotonde, ma negli ultimi anni notabil- mente estenuate: la bocca piena di gratia: la voce sonora, ma soave, onde con la favella Toscana, che sempre ritenne finche visse, uscivano da essa dolcissime parole piene di eloquenza e sparse di fiori di buone lettere e di eruditioni sacre e di anti- chi esempj: nutrì infino da prelato la barba honestamente lunga e riquadrata, la quale con la canitie rendeva il suo aspetto più venerabile. — — Veramente era tanto amabile che da una troppa apertura in poi che dimostrava, se pure l’importanza del negotio non lo ratteneva, non vi era altro che da critici bene attenti vi fosse da tacciare. E se talvolta saliva in collera, ben presto tornava alla giocondità di prima. — — L’opinione de’ saggi era che con esso lui stimavasi necessario di essere o di alto sapere o di niuno o di poco: poiche sicome non isdegnava di essere gua- dagnato dalla saviezza dell’ uno, così compativa tanto all’ al- tro che egli stesso lo soccorreva e sollevava, se però questo non fosse stato presuntuoso o orgoglioso, abusandosi della huma- nità e buona conditione del papa, il quale duro et inflessibile fu sempre con gli orgogliosi et arroganti, sicome altrettanto amo- revole e benigno mostravasi verso i rispettosi e modesti. — — Verso i sopradetti servitori e verso anche i parenti proprj era discretissimo in scegliere i tempi per valersene più comodi a quelli che a se stesso, non isdegnando talvolta di udire con patienza qualche parola o atto di sentimento o di doglienze loro. E nelle sue malattie pareva che pigliasse più dispiacere de’ pa- timenti e vigilie degli assistenti a lui che del proprio male o de’ suoi dolori. Così anche non era facile a sfogamenti o la- menti delle persone: ma gli era grave il negare o vedere par- tire da se alcuno discontento. Coi suoi più confidenti servitori era giocondissimo, e talvolta con essi usava de’ motti o come si suol dire de’ sali ingegnosi. — — Non si scordò mai degli Andrea Nicoletti amici antichi, o fossero assenti o morti, et in questo fu ammi- mirabile la sua benevolenza: onde ordinò al cardinale Biscia sua creatura, che era stato uno di quelli suoi più confidenti, accioche havesse la cura di dargli spesso nuova di loro, e se fossero morti, che pigliasse nota de’ loro discendenti per pro- vederli all’ occasioni. — — Fiorì in Roma nel suo tempo grandissima abbondanza di tutte le cose: e soleva dire che egli da Firenze haveva havuto il suo nascimento, ma da Roma tutta la sua grandezza, et ha- vrebbe voluto che ogni persona godesse la felicità del suo pon- tificato, che gli ufficj venali della cancelleria fruttassero copio- samente, e percio egli era gratiossimo nelle speditioni della da- taria, che gli artigiani nelle loro faccende facessero grossi ma leciti guadagni, e lo stesso facessero anche i mercanti di ogni sorte: e quindi era che nel suo pontificato correva tanto il da- naro che ogn’uno di qualsivoglia professione rimaneva sodisfatto e contento. Diede tali ordini per l’annona che perdoni a spesa per mantenere l’abbondanza. Così il suo maggiore godimento era che gli agricoltori non restassero privi di quei guadagni che a lui pareva si richiedessero dal pericolo della vita e della fa- coltà che impiegavano nella vastità delle campagne di Roma e nell’ aere insalubre: e quando quasi a niun’ altro impiego pareva atta la maritima che della agricoltura, quivi fissò il pensiero, e tenne più volte proposito di seccare le paludi Pontine, per guada- gnare quelle immensità de’ paesi che hora sono sott’acqua, e cio per beneficio publico: ma altre cure gravi non gli lasciarono go- dere l’effetto di sì glorioso disegno. Nè volle mai, per mante- nere la detta abbondanza, che si stabilisse il prezzo del grano e dell’ altre vittovaglie, ma che ogni cosa fosse libera, ovviando in questo modo ai monopolj: onde i mercanti riempiendo i gra- nari, ciascuno faceva a gara di venderlo a buon mercato, e così la città di Roma diveniva opulenta. Se poi nel suo pontificato fiorirono le lettere, non è mera- viglia: poiche non haveva migliore divertimento che coi letterati, quali accolse sempre con benignità e rimunerolli. Così anche dell’ altre professioni nobili fu amantissimo, come della pittura, scoltura et altre buone arti, sicche non isdegnò più volte e par- ticolarmente un giorno, andando alla visita delle sette chiese con tutto il sacro collegio, giunto a Santa Maria Maggiore, doppo havere fatta oratione in quella basilica, di entrare con la stessa comitiva de’ cardinali in casa del cavaliere Giovanni Lorenzo Bernino colà vicina, per vedere alcuni lavori di celebre scoltura del suo scalpello. L’essere egli stato necessitato per la medesima cagione d’im- porre loro le gravezze e le gabelle: onde tal volta a tali avvisi si vide piangere, dicendo che volontieri havrebbe dato il pro- prio sangue o de’ suoi congiunti più tosto che di sentire le af- flittioni de’ popoli e di Roma e gl’incomodi della camera apo- stolica. Et a monsignore Lorenzo Raggi, tesoriere di essa, il quale in tempo della sua ultima infermità andò alla udienza, Vita di papa Urbano VIII. disse che desiderava di vivere ancora due soli mesi per tre ca- gioni: l’una per havere più lungo tempo di penitenza e chiedere a dio il perdono de’ suoi peccati; l’altra per finire di rimettere in castel Sant’ Angelo tutto il denaro che fu levato per la guerra di Castro; la terza per vedere finita la fabbrica delle mura di Borgo e di Trastevere et assicurata la città di Roma. Se le azioni eroiche del Papa per debolezza della mia penna saranno senza eloquenza, senza nobiltà di stile et in somma im- proportionate per un pontefice sì grande, nondimeno sono state scritte con pura e sincera verità: il che particolarmente mi fu imposto et inculcato da chi teneva sopra di me suprema auto- rità, cioè che io scrivessi semplicemente da istorico, e mi tenessi totalmente lontano da ogni adulatione e vanità e da rettorici ingrandimenti, attendendo più alle cose che alle parole . Ma tornando alla sua applicatione intorno alle cose sacre, oltre l’havere fatto emendare e ristampare il ceremoniale Ro- mano, non mancò di dare molti ordini per la cappella pontifi- cia: però o per negligenza de’ ministri o per distrattione ad al- tri gravi affari solo alcune cose principali sono rimaste in osser- vanza. Vero si fu che riformò anche l’uso delle indulgenze per chiudere la bocca agli heretici. Finalmente se Urbano non havesse intrapresa la guerra, o, per meglio dire, se non vi fosse stato provocato e tirato a forza, il che gli accelerò anche notabilmente la morte, non si poteva desiderare nè pontefice più glorioso nè principe di più egregie qualità, per mezzo delle quali per molti anni del suo ponti- ficato conservò verso di se l’amore universale di tutto il chri- stianesimo, sicche fino ad hora si benedice dai popoli la sua rimembranza per quegli anni felici ne’ quali godettero la tran- quillità e la pace. Vita del cardinal Cecchini Sechster Abschnitt . Spätere Epochen. Wir haben in dem vorigen Abschnitt alles zusammengefaßt, was sich auf Urban VIII. unmittelbar bezieht; es folgen noch einige Schriften, welche seine Zeiten mit den spaͤtern verbinden. 121. Relatione della vita del card l Cecchini composta da lui mede- simo. (Barb. 275 S.) Persoͤnliche Denkwuͤrdigkeiten, die nicht gerade viel Licht uͤber wichtige Staatsangelegenheiten verbreiten, aber ein ganz unterrich- tendes Beispiel eines geistlichen Privatlebens doch auch immer unter bedeutenden Verhaͤltnissen darstellen. Der Autor deutet an, daß er sie zu seinem Vergnuͤgen aufsetze. „Tra tutte le cose che apportano all’ uomo sommo piacere, una è la memoria delle cose passate.“ Funfzehn Jahre alt, ging Cecchini im Jahre 1604 von Perugia nach Rom. Er hatte seine Hoffnung auf die Aldobrandini gesetzt, mit denen er in entfernter Verwandtschaft stand; aber nur allzu fruͤh fuͤr ihn starb Clemens VIII , und nach dessen Tode vermochten die Aldobran- dini nichts mehr. Cecchini durfte zwar sogleich neue Hoffnung schoͤ- pfen: in Perugia schon war er mit Scipione Caffarelli in Verbin- dung gewesen, demselben der unter Paul V. die Stellung eines Ne- poten so erfolgreich geltend zu machen wußte: aber Caffarelli wollte sich dieser Bekanntschaft nicht erinnern: der junge Mensch mußte durch andere Protection fortzukommen suchen. Da wollte nun sein Gluͤck, daß er sich gerade an zwei Mon- signoren hielt, die beide spaͤter die hoͤchste Wuͤrde erlangten, Ludovisio und Pamfilio. Sehr bald verbreitete sich die Meinung in Rom, daß Ludovisio die Tiare erlangen werde. So wie dessen Neffe Ludovico 1619 in die Praͤlatur eintrat, betrachteten ihn viele als den kuͤnftigen Cardinal Padrone. Aller Augen richteten sich auf ihn: von seinen Freunden und Dienern suchte schon einer den andern auszustechen: auch Cecchini klagt, daß man ihn zu verdraͤngen gesucht habe; aber er wußte sich zu halten: vermochte er doch selbst dem Herrn wichtige Dienste zu da lui medesimo. erweisen: als ein Verwandter der Aldobrandini war er im Stande eine Verbindung beider Haͤuser zu vermitteln. Cardinal Aldobran- dini versprach dem Ludovisio seine Stimme. Schon wurden alle Maaßregeln in dieser Aussicht genommen. Cardinal Ludovisio bedachte sich lange eine spanische Pension von 1200 Sc., die man ihm nach dem Abschluß des Friedens mit Savoyen anbot, anzunehmen: er fuͤrchtete sich damit die Franzosen zu verfein- den: unser Cecchini mußte mit dem franzoͤsischen Gesandten reden, und ihm allen Verdacht benehmen, der daher entspringen konnte. Unter diesen Umstaͤnden kam Cardinal Ludovisio nach dem Tode Pauls V. schon in der Erwartung gewaͤhlt zu werden zum Conclave nach Rom. Cecchini eilte ihm entgegen. „Ich fuͤhre den Papst nach Rom,“ sagte er in freudigem Eifer. „Wir muͤssen uns nur vor dem Cardinal von Aquino in Acht nehmen“, entgegnete Ludovisio, „so wird es gut gehn.“ — Ludovisio aveva tal sicurezza del pontificato che domandommi per burla chi saria stato papa: rispondendogli che il papa non era in Roma e che io l’avrei condotto, con gran fiducia mi soggiunse queste parole: „Guar- datemi del card l d’Aquino, che faremo bene.“ Alles gelang: Ludovisio wurde wirklich gewaͤhlt. Der Nepot umarmte Cecchini vor Freuden, und machte denselben zu seinem Auditor. Hiedurch trat dieser nun unmittelbar in die Naͤhe der hoͤchsten Gewalt. Er war nicht ohne Antheil an den Staatsgeschaͤften, we- nigstens nicht ohne Mitwissenschaft, aber seine vornehmste Beschaͤfti- gung blieb, die Geldangelegenheiten des Cardinals zu verwalten. Der Ertrag von Avignon und Fermo kam in seine Hand: der Cardinal wollte nicht allgemein bekannt werden lassen, wie viel er ausgebe. Denn er war hoͤchst splendid. Als Ludovisio das Camerlengat be- kam, stieg auch Cecchini zum Auditore dieses Amtes auf. Sonderbare Mißbraͤuche, die uns hier entgegentreten. Unter dem Namen des Cardinal Nepoten gehn Befehle aus, die man „non gravetur“ nennt. Wer sie besitzt, ist gerichtlich nicht zu be- langen. Man sucht sich vor seinen Glaͤubigern durch ein „non gra- vetur“ zu sichern: es gibt selbst Handwerker die dergestalt ge- schuͤtzt sind. Aber noch viel schlimmere Dinge berichtet unser Autor. Unter Papst Paul V. ward dem Prior und dem Fuͤrsten Aldobran- dini der Proceß gemacht. Cecchini behauptet, daß sich der General- fiscal falscher Zeugnisse bedient habe, um ein verdammendes Urtel wider sie auszubringen. Aber ihren Tod habe man nicht gewuͤnscht: der Zweck sey nur gewesen, die Aldobrandini zu noͤthigen einige Schloͤsser an die Borghesen zu uͤberlassen. Unter Gregor XV. ward der Gene- ralfiscal dafuͤr gefangen gesetzt. Era vivente Gregorio stato car- cerato Pier Maria Cirocchi, che vivente papa Paolo fu fiscale generale, per molte imputationi, tra le quali la principale era che nella causa criminale intentata al principe e priore Aldo- brandino, nella quale furono condannati in pena della vita e della robba, egli avesse procurato di far esaminar testimonj falsi, si- come in effetto fece. La detta sentenza non fu data per altro se non perche il card l Pietro Aldobrandino si disponesse a ce- dere al card l Borghese li castelli di Montefortino e di Olevano, Vita del cardinal Cecchini che aveva comprati dal duca di Zagarolo, sicome se volse la gratia della detta condennatione delli nepoti, lo convenne fare, con farli anco constituir prigioni in castello, dove stettero quat- tro mesi. — Unwuͤrdigkeiten die abscheulich sind. Die historische Pflicht verbietet davon zu schweigen: obwohl wir bemerken muͤssen, daß Cecchini ein natuͤrlicher Anhaͤnger der Aldobrandini ist. Nach Gregor ward Urban VIII. gewaͤhlt. Schon hatte Cec- chini Gelegenheit gefunden, ihm einen großen Dienst zu erweisen, wenn auch nur durch Stillschweigen. Als Cardinal hatte Urban einst in heftiger Aufwallung gesagt, man werde dem Cl. Ludovisio etwas ge- denken, und nichts haͤtte ihm im Conclave schaͤdlicher werden koͤnnen als diese Drohung, da Ludovisio so maͤchtig darin war; jedoch auf Magalottos Bitten schwieg Cecchini. Sehr charakteristisch tritt Urban noch ein ander Mal in dieser Lebensbeschreibung auf. Urban VIII. fuͤhlte sich durch die Protestation Borgias tief ge- kraͤnkt: er schrieb den Cardinaͤlen Ubaldini und Ludovisio einen An- theil daran zu, und wollte sie dafuͤr zuͤchtigen. Ubaldini wuͤrde er ins Gefaͤngniß haben werfen lassen, haͤtte sich ihm der Fiscal nicht standhaft entgegengesetzt: aber wenigstens entfernen mußte sich dieser Cardinal: auch Ludovisio’n wollte der Papst nicht in Rom dulden. Unsern Cecchini, der noch in ludovisischem Dienste stand, ließ er deshalb rufen, und befahl ihm, dem Cardinal zu sagen, er moͤge sich binnen 14 Tagen in sein Erzbisthum Bologna begeben. Unter heftigen Aus- bruͤchen seines Zornes erklaͤrte er das. „Eine gute Stunde,“ sagt Cec- chini, „mußte ich zuhoͤren, wie er mit tausend Schmaͤhungen auch Borgia zu zuͤchtigen drohte; ich durfte ihn nicht unterbrechen: er wie- derholte dann, Ludovisio moͤge sich entfernen, oder er werde mit den Sbirren fortgebracht werden.“ Auch dießmal haͤtte Cecchini besser ge- schwiegen. Aber er hielt es fuͤr nothwendig seinem Herrn Meldung zu machen. Es ist fuͤr den Zustand des Hofes sehr bezeichnend, daß er es hiedurch mit Jedermann verdarb. Ludovisio fand, Cecchini haͤtte sich die Ausbruͤche des Papstes nicht gefallen, es eher zu einem voͤlligen Bruche sollen kommen lassen. Cardinal Barberini war aufgebracht, denn Cecchini haͤtte erst mit ihm, dem Cardinal Nepoten, reden sol- len. Am ungehaltensten aber war Urban selbst, zumal da die Sache ein wenig verunstaltet herumgebracht wurde. Er ließ den armen Cec- chini noch einmal kommen, und machte ihm hier eine Scene, in wel- cher der alte Ingrimm gegen seine Feinde und Reue uͤber seine Au- ßerung, — gethan haben und nicht gethan haben wollen, — Ueberzeu- gung von seiner paͤpstlichen Allgewalt und das Gefuͤhl daß der Andere doch nicht unrecht gehandelt, sich auf eine sonderbare Weise vermisch- ten. Aber Urban VIII. war ein Mann, der zuletzt wieder in sich ging. Ludovisio hatte sich entfernt, und war kurz darauf gestorben. Cecchini hatte zwar seine bisherigen Stellen verloren, aber doch eine neue bekommen, die ihm sogar zuweilen Gelegenheit gab den Papst zu sehen. „Monsignor Cecchini,“ fing dieser eines Tages an, „ver- zeiht uns, wir sind gegen Euch zu weit gegangen.“ Cecchini sagt, ihm seyen hieruͤber Thraͤnen in die Augen gestiegen, und er habe mit tiefer Hingebung geantwortet. Der Maggiordomo des Papstes da lui medesimo. besuchte ihn noch den nemlichen Tag, und sagte, seit 4 Jahren habe der Papst diese Stunde erwartet, und sich von Herzen gefreut, daß sie endlich gekommen. Cecchini hielt sich jetzt uͤbrigens wieder zu den Aldobrandini: sehr thaͤtig finden wir ihn bei der Verheirathung der reichen Erbin dieses Hauses, Olympia. Cardinal Ippolyto starb, ohne daruͤber definitiv bestimmt zu haben, und man fuͤrchtete, die Barberini wuͤrden sich ein so großes Erbtheil nicht entgehn lassen: Olympia mußte sich krank stellen. Mit Huͤlfe des Jesuitengenerals, mit dem alles uͤberlegt wer- den mußte, gelang es, die Vermaͤhlung mit dem jungen Borghese wie sie der Cardinal zuletzt gewuͤnscht, sechs Tage nach dem Tode des- selben, zu Stande zu bringen. Deshalb ließen jedoch die Barberini unsern Praͤlaten nicht fal- len: nachdem sie sich nur erkundigt, ob er auch nicht etwa mit den Farnesen in Verbindung stehe, wandten sie ihn bei der Bewaffnung von Rom an. Da fand nun Cecchini zunaͤchst, daß die neue Auflage auf den Landwein die Gemuͤther schwierig mache. Er erklaͤrte dem Cl. Bar- berini, das sey eine Auflage welche die Roͤmer nie gelitten, wegen deren sie gegen Eugen IV. aufgestanden, — und bewirkte in der That, obgleich auf den Ertrag derselben schon ein Monte gegruͤndet wor- den, daß doch der Paͤchter auf der Stelle gerufen ward. Gern lei- stete dieser Verzicht, er sah die groͤßte Schwierigkeit bei der Erhe- bung vorher. Cecchini eilte auf das Capitol, wo die Roͤmer eine Versammlung hielten, und theilte ihnen diese Nachricht mit: sie woll- ten ihm Anfangs nicht glauben, aber er ließ den Paͤchter rufen, der es dann bestaͤtigte. Alles schrie: „Viva papa Urbano, viva mon- signor Cecchini.“ Man kuͤßte ihm Hand und Kleider. Noch hatte aber Cecchini seine hoͤchste Stelle nicht erreicht. Er erlebte das Gluͤck, daß noch einer seiner alten Goͤnner, und vielleicht der eifrigste von allen, Cardinal Pamfili, auf den paͤpstlichen Stuhl stieg. In den ersten Tagen waren die Barberini noch in Gunst bei Innocenz X; Cecchini bekam die Einladung, mit den beiden Cardi- naͤlen beim Papst zu erscheinen. „Hat Euch Cardinal Barberini etwas gesagt,“ fragte ihn dann Innocenz. „Nein.“ Er wandte sich erst an Franz, dann an Antonio, und bat sie zu reden. Sie weigerten sich. „Wir wollen Euch nicht laͤnger peinigen,“ sagte end- lich der Papst: „wir haben Euch zu unserm Datar gemacht: ihr seyd den Herrn Barberini dafuͤr verpflichtet, die uns darum gebeten ha- ben: gern haben wir es zugegeben.“ Diese Stelle hatte indeß viel Unangenehmes. Der Papst war unbestaͤndig, eigensinnig, mißtrauisch. Aus andern Quellen wissen wir, daß die Verwaltung Cecchinis nicht ganz ohne Tadel war: Donna Olympia Maidalchina konnte ihn nicht leiden, schon weil auch seine Schwaͤgerin, Donna Clementia, Geschenke empfing: ich habe diese Dinge bereits beruͤhrt: sie haben fuͤr die Verwaltung Innocenz X. eine gewisse Wichtigkeit: es erfolgten die gehaͤssigsten, aͤrgerlichsten Scenen. Cecchini ist gluͤcklich, daß Donna Olympia endlich entfernt ist: in den Zeiten ihrer Ungnade, kurz nach dem Tode Panzirolos, Deone der im Nov. 1651 starb, also ungefaͤhr Anfang 1652, schrieb er dieses Werkchen. Es faͤllt mir auf, daß in demselben nicht allein in der Gesinnung, sondern bis in die einzelnsten Ausdruͤcke schon ein ganz modernes We- sen herrscht, das taͤgliche Leben roͤmischer Praͤlaten von heute und gestern. 122. Diario veridico e spassionato della città e corte di Roma, dove si legge tutti li successi della suddetta città incominciando dal primo d’Agosto 1640 fino all’ultimo dell’ anno 1644, notato e scritto fedelmente da Deone hora Temi Dio, e copiato dal proprio originale. Informatt. Politt. Tom. XL bis Ende 1642; Tom. XLVII bis Ende 1644; Tom. XLII Fortsetzung 1645—1647; Tom. XLIII 1648—1650. (Zusammen mehr als 2000 Bl.) Es hat mir nicht gelingen wollen, uͤber den Autor dieses so un- gemein ausfuͤhrlichen Tagebuches andere Notizen aufzufinden, als die welche er selber hie und da mittheilt. Es ergibt sich, daß er in spanischen Diensten stand und daß er in den Geschaͤften der Niederlaͤnder mit Rom, vornehmlich mit der Dataria beschaͤftigt war. Ich sollte urtheilen, daß er wirklich ein Spanier und kein Niederlaͤnder gewesen. Zu dem Carneval uͤber- setzt er Comoͤdien aus dem Spanischen ins Italienische und laͤßt sie vor einer sehr glaͤnzenden Gesellschaft durch junge Leute auffuͤhren. Der spanischen Monarchie, welcher er angehoͤrt, widmet er eine reli- gioͤse Verehrung: er redet oft von der „heiligen Monarchie“, ohne welche das Schifflcin Petri gar bald untergehn wuͤrde. Den Wi- dersachern oder Abtruͤnnigen tritt er mit heftigem und unverholenem Hasse entgegen. Die Catalanen, die sich eine Zeit lang unabhaͤn- gig hielten, erklaͤrt er fuͤr eine barbarische Nation: einer oder der andere hatte ihn um eine Empfehlung bei der Dataria gebeten: er erklaͤrte, sie moͤchten erst wieder gute Diener des Koͤnigs werden. Noch bei weitem weniger aber kann er es verschmerzen, daß die Por- tugiesen sich sogar einen andern Koͤnig gesetzt haben: sein Buch ist voll von Invectiven gegen diese Nation. Er meint, wenigstens alle die, welche in Rom angesessen, seyen geneigt zum Judenthum abzufallen. So schlecht es auch geht, so verliert er doch den Muth nicht. Er hofft noch immer, daß sich Holland zu seiner Zeit einmal wieder dem Koͤnig unterwerfen werde: die Ketzerei habe ihre Perioden, man muͤsse sie zu Ende kommen lassen. Eine der spanischen Monarchie gewid- mete enthusiastische Rechtglaͤubigkeit! Alle vierzehn Tage nun dictirte dieser begeisterte Diener Phi- lipps IV. ein Schreiben, einen Bericht uͤber die waͤhrend dieser Zeit vorgefallenen Merkwuͤrdigkeiten, die er dann irgend einem Großen der spanischen Monarchie zusandte. Es waren urspruͤnglich Avvisi, wie sie damals so haͤufig vorkommen: zusammengeschrieben bildeten sie ein Tagebuch. Es ist nun ganz in dem Sinne verfaßt, der dem Autor natuͤr- Diario di Roma 1640—1650. lich war. Papst Urban dem VIII. wird seine Neigung zu Frankreich, und das gesammte politische Verhaͤltniß in das er sich gesetzt hatte, uͤbel genommen und schlecht ausgelegt. Papst Innocenz X. dage- gen, der eine andere Politik einschlug, wird mit viel guͤnstigeren Au- gen betrachtet. Es ist nichts was der Autor nicht beruͤhrte: geistliche uud gelehrte Sachen: Geschichte der Orden und des Hofes: die innern haͤuslichen Verhaͤltnisse und die Politik: allgemeine politische Betrachtungen und Stadtgeschichten. Gehn wir naͤher auf die Quelle seiner Mittheilungen ein, so ist sie, wie mir scheint, hauptsaͤchlich folgende. In den Vorzimmern des Cardinal Nepoten vereinigte sich an den bestimmten Tagen alles was Geschaͤfte im Pallast hatte; es bildete sich ein allgemeines Ge- spraͤch; Jedermann brachte seine Notizen vor; es konnte nichts die Aufmerksamkeit erregen was hier nicht besprochen ward: so weit ich aus einigen Andeutungen schließen kann, sammelte unser Verfasser hier die Hauptmasse der Nachrichten die er mittheilt. Er geht dabei mit großer Redlichkeit zu Werke: er sucht die Dinge genau zu erfahren: oft traͤgt er Berichtigungen nach. Zugleich aber sah er doch auch jezuweilen den Papst, den Ne- poten, die einflußreichsten Staatsmaͤnner: auf das sorgfaͤltigste ver- zeichnet er was er aus ihrem Gespraͤch entnimmt: dann und wann ist es merkwuͤrdig genug. Man koͤnnte nicht behaupten, daß die Lectuͤre eines so weitschich- tigen Opus gerade sehr interessant waͤre: aber man lernt auch hier Personen und Dinge nach und nach fast wie aus unmittelbarer An- schauung kennen. So oft und in so mannigfaltigen Lagen werden sie uns vorgefuͤhrt. Es wuͤrde nun unmoͤglich seyn, einen einigermaßen genuͤgenden Auszug aus einem so voluminoͤsen Werke einzuschalten; es moͤgen die Stellen genuͤgen, auf die ich mich bereits bezogen habe. 1. Una delle più belle memorie di questa già dominatrice del mondo è un monumento antico in forma rotonda di circonferenza grandissima e di bellissimo marmo presso a San Sebastiano detto Capo di bove. Il Bernino, statuario famosissimo del papa per suo utile, ha posto in consideratione di fare una facciata son- tuosa all’ Acqua Vergine detta di Trevi: ottenne un breve di poter buttare a terra quella machina sì bella, et incominciò a metterlo in esecutione: ma fu dal popolo Romano avvedutosene impedito, e l’opera cessa per non cagionare rumori. 2. Martedì mattina tenne concilio generale in Campidoglio il popolo Romano, che fu numerosissimo più che mai, atteso che vi concorsero molti titolati, che per il passato non mai in- tervennero. La proposta fu che sendo il popolo Romano sup- presso dalle gabelle imposte da papa Urbano si dovesse suppli- care Sua S tà per levare almeno la gabella della macina, tanto più che fu imposta fin che durasse la guerra all’hora in piedi, la quale hoggi è terminata. Passò il partito, e furono deputati sei gentilhuomini Romani per esporre al papa la petitione in- continente. Comparve Don Cesare Colonna, zio del principe di Relatione di Roma dall’ Almaden. Gallicano, il quale dimandò udienza da popolo Romano da parte della signora Donna Anna Barberina. Gli fu risposto che ve- nisse, e postosi allo scabelletto trasse dal seno un memoriale, dicendo che era di Donna Anna Colonna, e chiedeva che si le- gesse. Fu letto, e diceva che non si dovesse mandare al papa per levar gabelle giuridiche e con legitima causa imposte da papa Urbano, il cui zelo verso la giustitia e meriti che ha con que- sta città non permettono che si ritratti il disposto di lui. Re- stò ogn’uno meravigliato da simil dimandita, volente impedire il sollevamento del popolo: ma fu però subito penetrato che la buona signora haveva perinteso che si levarebbe la gabella colli beni de’ Barberini. Fu risposto al Colonna che’l senato e po- polo non faceva altro che esporre alla Sua S tà il bisogno della città. Questa risposta il Colonna portò correndo a Donna Anna, che stava aspettando per quest’ effetto alla chiesa d’Araceli. — — Mercordì il cardinal Colonna havendo inteso la disorbitante proposta della sorella, mandò al senato Romano a farli sapere ch’egli uon hebbe in quella sciocchezza parte alcuna, ma che era pronto di assistere alla giusta petitione del popolo. — — Venerdì mattina il popolo Romano di nuovo convocò consiglio pieno, e fu riferito che S. S tà s’era contentato di levar la gabella della macina con l’effecto di Don Taddeo Barberini, di modo che fu ben divisato la pretensione di Donna Anna Barberina. 123. Del stato di Roma presente. (MS Vindob. Fosc. n. 147.) Auch unter dem Titel: Relatione di Roma fatta dall’ Almaden. Ich will nicht entscheiden, ob aus der letzten Zeit Urbans VIII. oder der ersten Innocenz X; fuͤr die innern Zustaͤnde in jener Epoche recht bedeutend: uͤber Tiber und Anio, die Zunahme der Aria cat- tiva, die Einkuͤnfte der Roͤmer, die Geldgeschaͤfte uͤberhaupt, den Zu- stand der Familien. Es waͤre moͤglich, daß dieses Werkchen von dem Verfasser des Diario selbst herruͤhrte: einige Spuren sollten darauf fuͤhren. Doch will ich die Auszuͤge nicht haͤufen, da ich, wenn ich mich nicht irre, bei dem verstorbenen Fea einen alten Druck davon sah. Es folge nur die Stelle, auf welche ich mich oben p. 111 bezo- gen habe. Gregorio XIII considerando che quantità grande di danaro usciva da Roma e dallo stato per prezzo di grani che venivano per mare da Barberia ed altri luoghi, spesse volte riscaldati e guasti, e tal volta non giungevano a tempo o si restavano af- fatto, per sostrarsi da tutti questi mancamenti, fece smacchiare per molte miglia riducendo la campagna a coltura, sicche Roma da quel tempo di rado ha havuto bisogno di grano forestiero; ed il buon pontefice Gregorio ha conseguito il suo intento: ma lo smacchiare ha aperto il passo a’ venti cattivi, da quali nasce ogni intemperie, che cagiona certo morbo chiamato da Alessandro da Cività medico, trattando de morbi de’ Romani, Compendio etc. da Gregorio XIII fino a Clemente IX. capiplenium, cosa sopra modo fastidiosa e più alli forestieri ch’ alli nativi, morbo anco cresciuto dopo la condotta di tanti fonti, dalli quali Roma, sendo bassa et umida di sua posi- tura, vien resa più umida per la moltitudine dell’ acque delle fontane. Siccome Gregorio XIII smacchiò la campagna sotto Roma verso il mare grassa ed attissima per la coltivatione del grano, così Sisto Quinto smacchiò la campagna sopra Roma meno fertile, per torre il ricovero a’ masnadieri che infestavano le strade, e ben riusciva il disegno, perche li sradicò affatto. Der Verfasser billigt zwar das Verfahren Stxtus V , weil es der Tramontana zu freierem Durchzug verholfen: aber wie viele Uebel hat man spaͤter von der Tramontana hergeleitet! ( Cancellieri so- pra il tarantismo p. 88.) 124. Compendio delli casi più degni e memorandi occorsi nelli pon- tificati da Gregorio XIII fino alla creatione di Clemente IX. (50 Bl.) Der Verfasser versichert die Wolke gesehen zu haben die beim Tode Sixtus V. den Quirinal verdunkelte (Aug. 1590). Da das Werkchen bis 1667 reicht, so ist klar, daß es nicht von Einem Au- tor herruͤhren kann: es wird spaͤter in aͤhnlichem Sinne fortgesetzt worden seyn, wie es damals angefangen war, d. i. als eine Samm- lung roͤmischer Merkwuͤrdigkeiten und Anekdoten. Z. B. liest man hier, wie die franzoͤsischen Moͤnche in Trinita di Monte mit den ca- labresischen und andern in Feindschaft geriethen und diese vertrie- ben, so daß sie Andrea delle Fratte anbauten, welches damals noch zwischen Gaͤrten lag; — wie die Jesuiten auch alle andern Orden wieder erweckten ihre Pflicht zu thun; — Wunder die sich ereigne- ten; — Nachrichten von den Bauten der Paͤpste. Es kommt dabei doch gar manches Merkwuͤrdige vor. Z. B. folgende Erzaͤhlung vom Tode der Bianca Capello: Volendo la gran- duchessa di Toscana Bianca Capelli avvelenare il card l Ferdi- nando suo cognato in certa confezione, il GD Francesco suo marito ne mangiò prima: il che inteso da lei, ne mangiò essa ancora, e tutti due morirono subito et il card l si fece granduca. — Von der Wegfuͤhrung Cardinal Clesels aus Wien, welche der jesuitische Beichtvater Ferdinands II. niemals zugeben wollte: Vero- spi ebbe un giorno commodità d’essere coll’ imp re senza il Gie- suita, e con bella maniera fece capace l’imp re che non poteva ritenere detto card le e solo il papa esser suo vero giudice, e tal- mente commosse Cesare che lo fece piangere e glielo fece con- signare. — Oder auch Sittenzuͤge. Ein reicher Praͤlat flicht in sein Testament die Clausel ein, daß sein Nepot nur dann seine Verlas- senschaft erben solle, falls er eines natuͤrlichen Todes sterbe; wo nicht, solle sie an fromme Stiftungen kommen; — Duca Cesarini bezahlt Niemand, ehe man nicht Anstalt macht, das Pfand zu verauctioni- ren das er sich bereits hatte nehmen lassen. Ein Orsino droht einen mahnenden Glaͤubiger zum Fenster herauswerfen zu lassen. Der Glaͤubiger ersucht ihn, er moͤge ihn erst beichten lassen; Orsino ant- Päpste** 29 Bemerkung uͤber die wortet, zu ihm muͤsse man nur kommen, wenn man schon gebeichtet ( che bisognava venirci confessato ). — Ein Negromant faͤhrt auf einem Wagen den ein paar Hunde ziehen, in Rom ein: man bringt aus, es seyen ein paar Teufel, mit denen er fahre wohin er wolle. Der Courier von Mailand behauptet, er habe ihn bei Mailand ver- lassen und bei Rom wiedergefunden. Man zieht den vermeinten Hexenmeister ein und bringt ihn um. Waͤren diese Aufzeichnungen nur etwas geistreicher, so waͤren sie unschaͤtzbar, sie wuͤrden Sitten und Zeiten vergegenwaͤrtigen, ohne so ermuͤdende Studien noͤthig zu machen wie obgedachtes Tagebuch. Gehen wir jetzt zu den Schriften uͤber, welche Innocenz X. un- mittelbar betreffen. Bemerkung uͤber Gualdi Vita di Donna Olimpia Maldachina 1666. So wie wir erfahren, daß Gregorio Leti, den wir hinreichend kennen gelernt haben, der Autor auch dieser Schrift ist, so faͤllt fast der Anlaß weg, von ihrer Glaubwuͤrdigkeit zu handeln: sie hat die staͤrkste Voraussetzung wider sich. Da jedoch noch 1770 eine franzoͤsische, 1783 eine deutsche Ue- bersetzung davon erschienen ist, und unser Schroͤckh wenigstens die Haupterzaͤhlung fuͤr wahr halten zu duͤrfen glaubt, weil sie ja niemals bestritten worden sey, so ist wohl nicht uͤberfluͤssig, ein Wort davon zu sagen. Behauptet doch der Autor kuͤhnlich, er werde nichts er- zaͤhlen was er nicht selbst gesehen oder wovon er sich nicht die sicherste Kunde verschafft habe. Von vorn herein schuͤrzt er seinen Knoten mit der Erzaͤhlung, die Familie Maldachini, die er fuͤr roͤmisch haͤlt, habe einst eine Wall- fahrt nach Loreto unternommen, hier habe sich ihr in Borgheto der junge Pamfili zugesellt, sich in die Tochter des Hauses, Donna Olim- pia, verliebt, und nach der Ruͤckkehr sich mit ihr verheirathet; gar bald aber sey Olimpia mit seinem Bruder, dem nachmaligen Papst, damals einem jungen Abbate, vertrauter geworden als mit ihrem Ge- mahl. Auf dieß Verhaͤltniß wird der Einfluß begruͤndet welchen Donna Olimpia uͤber Innocenz X. hatte. Wir koͤnnen aber getrost sagen, daß daran kein Wort wahr ist. Die Familie Maidalchina ist keine roͤmische, sie ist aus Acqua- pendente. Donna Olimpia war Witwe, als sie sich mit Pamfili verheirathete. Paolo Nini zu Viterbo, der letzte von diesem Geschlechte, war ihr erster Mann: da sie ihn beerbte, so brachte sie in das Haus Pamfili eine reiche Mitgift: darauf und nicht auf eine imaginaͤre Vertraulichkeit mit dem Papst war die Autoritaͤt gegruͤndet die sie in der Familie genoß. Als diese Vermaͤhlung vor sich ging, fehlte viel daran, daß Innocenz X. ein junger Abbate gewesen waͤre. In einer Inschrift, die der Senior des Hauses in der Villa Maidalchina zu Viterbo errichtet hat, heißt es: er habe diese Villa ausgeschmuͤckt im Jahre 1625, ehe seine Schwester in das Haus Pamfili vermaͤhlt Vita di Donna Olimpia . worden. Marchio Andreas Maidalchinus — — villam hanc ante nuptam sororem suam Olympiam cum Innocentii X. germano fratre — — extruxit ornavitque anno Domini MDCXXV . In Bussi’s Istoria di Viterbo p . 332 ist die ganze Inschrift mitgetheilt. Mithin kann diese Vermaͤhlung erst ungefaͤhr 1626 geschehen seyn; da war Giambattista Pamfili, spaͤter Innocenz X , bereits 54 Jahr alt und seit 20 Jahren nicht mehr Abbate sondern Praͤlat. In die- sem Augenblicke war er in mancherlei Nuntiaturen beschaͤftigt: — darf man aus einigen seiner Aeußerungen einen Schluß ziehen, so wird das Verdienst der Donna Olimpia gewesen seyn, daß sie ihn hiebei so wie spaͤter aus ihrem Vermoͤgen unterstuͤtzte. Er konnte den Glanz behaupten der in diesen Zeiten dazu gehoͤrte um emporzukom- men. Diesem Anfange gemaͤß entwickelte sich auch ihr gesammtes Verhaͤltniß: hatte Donna Olimpia den Praͤlaten unterstuͤtzt, und ei- nen gewissen Antheil an der Erwerbung der paͤpstlichen Wuͤrde, so wollte sie diese sich nun auch zu Nutze machen. In jenem ausfuͤhrlichen Diario, das der Olimpia Schritt fuͤr Schritt folgt und wo von allen Geheimnissen des paͤpstlichen Haus- wesens geredet wird, ist keine Spur einer illegitimen Vertraulichkeit zwischen dem Papst und seiner Schwaͤgerin zu entdecken. Auch dieses Werkchen Letis ist ein aus apokryphen Nachrichten und chimaͤrischen Dichtungen zusammengewebter Roman. 125. Relatione degli ambasciatori estraordinarj a Roma al sommo pon- tefice Innocentio X, Pietro Foscarini K r , Zuanne Nani K r Proc r , Aluise Mocenigo I fu di q. Aluise, e Bertucci Valier K r . 1645 3 Ott . Eine voͤllige Veraͤnderung ist nach Urbans Tod eingetreten. In- nocenz X. ist von den Franzosen ungern gesehen: er moͤchte gern den Kaiser unterstuͤtzen, wenn er nur koͤnnte: er ist ein Freund der Venezianer. Nur waͤre moͤglich, daß er aus natuͤrlicher Unentschlos- senheit sich in seinen Maaßregeln schwankend zeigte. Die Gesand- ten finden es deshalb doppelt noͤthig sich nicht aus Privatruͤcksichten mit ihm zu entzweien, und nicht etwa wegen eines liederlichen Moͤn- ches das paͤpstliche Wohlwollen zu verscherzen. Folgendermaßen werden die Praͤcedentien dieses Papstes dar- gestellt. Nasce il presente sommo pontefice Innocentio X, chiamato prima Gio. Batt. card le Pamfilio, della famiglia de’ Pamfilj ori- ginata già in Ugubbio città dello stato d’Urbino. Questa venne habitare in Roma sotto il pontificato d’Innocentio VIII, si ap- parentò con le prime case della città, visse sempre in molta ri- putatione et honorevolezza. La madre di S. B ne fu della fa- miglia de’ marchesi dal Buffolo, nobile e principale, della quale ne fa il papa hoggidi molto conto, ritrovandosene più d’uno al suo servitio in palazzo. Fu la S tà Sua allevata dal card le Ge- rolamo Pamfilio, suo zio paterno, che visse in gran concetto e 29* Rel. di IV ambasciatori 1645. fu vicino ad esser papa e che fu fatto card le da Clemente VIII mentre si trovava auditor decano della rota chiaro per la virtù et innocenza de’ suoi costumi. Si trova la S tà Sua in età di 72 anni, di statura più che ordinaria, ben proportionata, mae- stosa nella persona, piena di grande mansuetudine e benignità: onde sempre che esce dalle sue stanze per occasione di conci- storj, capelle o altre occasioni, da prontamente e volentieri au- dienza a tutti di ogni conditione, benche poveri e miserabili che se gli fanno innanzi, riceve i lor memoriali, e con molta pa- tienza e carità procura di sollevare ognuno, consolar tutti con grande acclamation dei sudditi e con gran differenza dal pon- tificato antecedente. Fu il papa prima avvocato concistoriale, poi auditor di rota eletto da Clemente VIII. Fu da Gregorio XV mandato noncio a Napoli e da Urbano VIII impiegato nelle legationi di Franza e Spagna del card l Barberino con ti- tolo di datario, fu dallo stesso Urbano eletto patriarca d’An- tiochia, mandato noncio in Spagna, e poi promosso al cardina- lato li 9 Novembre 1627. Come cardinale è stato in concetto di natura severa, inclinato al vigore, puntuale nelle cose eccle- siastiche. E’ stato sempre adoperato in tutte le congregationi principali, e si può dire che ha esercitate tutte le cariche più prin- cipali di Roma con universale sodisfattione, havendo nell’ animo suo fatta sempre particolar sede la modestia, la patienza, l’in- tegrità, la virtù, la mira di non disgustare alcuno, accarezzando tutti e condonando le ingiurie. Gode una buona salute, ha complessione assai robusta, va sobrio nel cibo, fa volentieri esercitio, assiste alle capelle et altre funtioni con gran mae- stà, e fa tutte le cose ecclesiastiche con pompa, decoro, parti- colar godimento suo e puntnalità. Va pesato assai in tutti li negotii gravi, vuol tempo ad esaminarli e risolverli. E’ stato solito nella sua passata fortuna andar tardi e tardi levarsi dal letto, osserva il medesimo stile nel pontificato, onde rare volte è retirato avanti la mezza notte nè levato la mattina avanti qualche hora del giorno. Ha nei tempi andati fatta molta sti- ma dei principi: ha desiderate le loro giuste sodisfattioni: si dichiara preservare ne’ stessi concetti, non voler esser partiale d’alcuna delle due corone, ma padre universale amorevole di tutti: si risente non incontrar bene nè con l’una nè con l’altra di esse al presente, e se n’è esalata con grande confidenza più d’una volta con noi; crede però che ognuno si dolga per av- vantaggiare i proprj interessi, non perche ambedue non cono- scano la necessità della sua indipendenza, e come che sia amica della pace naturalmente e la obblighi a questa il posto di pon- tefice in cui si trova constituito. Va nutrendosi con simili con- cetti ricevendo a grande alimento suo la confidenza con la Serenissima Republica, come questa con l’autorità, consigli et amor suo possa esserle del maggior presidio: anzi soggetto di grand’ eminenza e della maggior confidenza nostra ha confidato ad alcuno di noi, forse d’ordine della S tà Sua, la intentione ch’ ella havrebbe di stringersi con l’ EE VV con particolare al- Rel. di Al. Contarini 1684. leanza, quando credesse incontrare la publica dispositione: sopra di che con termini generali ufficiosi fu risposto, nessun nodo poter maggiormente legare i principi che la sincerità e corri- spondenza de’ cuori e la uniformità de’ fini et interessi . 126. Relatione dell’ ambasciatore Veneto Aluise Contarini fatta al se- nato dopo il ritorno della sua ambasceria appresso In- nocentio X. 1648. (22 Bl.) Auch dieß Pontificat entwickelte sich lange nicht so vortheil- haft, wie man erwartet hatte. Der ersten, ziemlich ehrenvollen Relation fuͤgt Aluise Contarini Sohn Niccolos — der fruͤhere Aluise ist ein Sohn Tommasos — schon manche bei weitem minder guͤn- stige Zuͤge hinzu. In seiner Jugend habe Innocenz ritterliche Uebungen und den Zeitvertreib der Liebe ( passatempi amorevoli ) den Studien vorge- zogen: auf seiner Nuntiatur in Frankreich habe er sich wenig An- sehen erworben; man habe ihn wegen seines ewigen Abschlagens Mon- signor Es geht nicht genannt (M r Non si puol); dagegen in Spa- nien sey er durch Wortkargheit in den Ruf eines weisen Mannes gekommen. Was ihn zum Papst gemacht? Antwort: drei Dinge: wenig reden, sich viel verstellen und gar nichts thun. „Da corteggiani fu detto che tre cose l’avevano fatto papa, il parlar poco, si- mulare assai e non far niente.“ Si fa conoscere hora poco inclinato alle gratie, delicato e vetriolo, (?) — riputato da tutti d’ingegno tardo nell’ apprendere e poco capace di gran machine, ma ostinato nell’ apprensioni: — procura di non farsi conoscere partiale di alcuna corona : — Freund der Ruhe, der Gerechtigkeit, nicht blutgierig, guter Oeconom. Die Umgebung des Papstes: Donna Olimpia: ihm deshalb lieb, weil sie eine große Mitgift in das Haus brachte und ihn damit unterstuͤtzte: donna d’ingegno e spirito virile, solo si fa conoscere donna per la superbia e l’avaritia; — Pancirolo: di tratti manierosi, d’in- gegno vivace, cortese di viso e di parole; — Capponi: a bocca ridente ricuopre la sua malitiosa industria; — Spada: si pavo- neggia delli suoi stimabili talenti . Man sieht wohl, nicht eben sehr ehrerbietig druͤckt sich unser Autor aus. Der Mangel eines Ne- poten ward bei dieser Natur des Papstes doppelt fuͤhlbar. Folgen einige Zuͤge der Regierung. Tra li corteggiani si suol dire che chi tratta col papa d’alcuno affare, nelle prime audienze lo reputa quasi perfettionato, nella seconda conosce esser to- talmente da farsi, e nella terza si scuopre con stupore sconcluso. — Crede disprezzabile quel principe che non conserva appresso di se un buon numero di contanti da valersene in un’ urgente bisogno. Per non spendere si contenta di soffrire dell’ avversa fortuna ogni più opprobrioso strapazzo. — Trovandosi l’annata di Roma spogliata di quelli assegnamenti de’ quali si valse in altri tempi, come proprii per essere stati dissipati nella guerra Memoriale dei deputati di Fermo 1648. Barberina, Sua S tà conoscendo l’annata presente penuriosa di grano ha più volte assegnato di esser pronto di sovvenirla di grossa somma di contanti; ma ripugnando la sua natura allo sborso, ha cercato aggiustarlo in altra forma, sebene non a suf- ficienza. — Tutte le communità si trovano talmente esauste e ruinate per cagione della guerra Barberina che gl’è impossibile giammai risorgere e rihaversi. — Particolare entrata del papa di 800 m. scudi consistente negli emolumenti delle componende della dataria e nelle vacabilità degli officii di quella e della can- celleria, come ancora di una sorte di monti vacabili dell’ audi- tore e tesoriere di camera, chiericati di essa, et altri simili offi- cii, di tutta questa somma, che entra nella borsa secreta e non nella publica, ne è assoluto patrone S. S tà , potendone disporre al suo arbitrio e donarla a chi più li piace senza temere che siano richieste dal successore . Seine Bauten: auf dem Capitol, in S. Pietro, im Lateran: — in cui rinnovandosi con nuovo mo- dello le tre navate della chiesa, rimane nel suo essere l’adorna- mento di quel vago e ben inteso soffitto, — in Piazza Navona: con il gettato di alcune case per la parte di S. Giacomo de’ Spagnuoli restando in quadro la piazza . Man sieht, dem schlechten Eindruck den der Hof hervorbrachte zum Trotz, ist Contarini doch im Ganzen unparteiisch und unter- richtend. 127. Memoriale presentato alla S tà di N. S re papa Innocenzo X dai deputati della città di Fermo per il tumulto ivi seguito alli 6 di Luglio 1648. In Majolino Bisaccioni’s Historia delle guerre civili di que- sti ultimi tempi Ven . 1664 findet sich, wie schon bemerkt, mitten unter den wichtigsten Ereignissen, neben Carl I. und Cromwell, der Empoͤrung von Portugal und Catalonien, auch eine Historia della guerra civile di Fermo, d. i. die Geschichte eines Auflaufes, in der der paͤpstliche Governatore, Visconti, erschlagen worden. Hier haben wir das Memoriale, mit welchem zwei Deputirte, Lorenzo Nobile und Lucio Guerrieri, vor dem Papst erschienen, um ihn wegen der That um Verzeihung zu bitten. Nach ihrer Darstellung, die doch viel authentischer und anschau- licher ist als Bisaccioni, und einen Blick in das Innere der Staͤdte zu dieser Zeit eroͤffnet, war das Korn mißrathen und das Brod ungewoͤhnlich theuer: dennoch wollte der Governatore Getreide aus dem Gebiete von Fermo ausfuͤhren. Keine Warnung ließ er Statt finden. Seinen Carabiner zur Seite, Pistolen auf seinem Tisch, er- klaͤrte er, er wolle eher sterben, wie es einem Governatore und Sol- daten zukomme, als nachgeben. Er verbot das Consiglio, zu welchen Deputirte auch aus den benachbarten Castellen ankamen, und zog Truppen zusammen. Aber diese seine Soldaten „kamen von dem Acker wo sie geerntet, von der Tenne wo sie gedroschen“: sie kannten den Mangel dem man ausgesetzt war, und statt sich dem tumultui- Giustiani Relatione di Roma 1652. renden Poͤbel zu widersetzen, ergriffen sie dessen Partei. Der Go- vernatore sah sich trotz seiner Bravaden genoͤthigt nachzugeben und sein Getreide innerhalb des Stadtgebietes zu lassen. Allein kaum fing man an sich zu beruhigen, als corsische Mi- lizen, vom Governatore berufen, am Thore erschienen. Man glaubte nicht anders, als Visconti wolle mit deren Huͤlfe seinen Vorsatz doch durchsetzen. Ein Auflauf entstand. Alles schrie: „Wir sind verra- then, zu den Waffen!“ man zog die Glocken, stuͤrmte den Pallast und toͤdtete den Governatore. Die Abgeordneten betheuern ihre Treue, und beklagen dieß Er- eigniß, — — uͤber das vor allem der Adel betruͤbt sey ( di vedere, senza potervi rimediare, da persone del popolo ucciso il prelato di V ra S tà datogli per suo governo ). 128. Relatione della corte di Roma del cav re Giustiniani data in se- nato l’anno 1652. (Copie in der Magliabechiana zu Florenz 24, 65.) Von Bewunderung und Erwartung ging man aber auch un- ter Innocenz erst zu Zweifel und Mißbilligung, endlich zu Klage und Verwerfung uͤber. Zuan Zustinian — denn so sprechen und schreiben die Venezianer diesen Namen — kam nach mancherlei andern Gesandtschaften von Wien nach Rom, und residirte hier von 1648 bis 1651. Diese Jahre erfuͤllen seine Depeschen, und auf sie bezieht sich seine Re- lation. Seine Schilderung des Hofes lautet nun nicht sehr troͤstlich. Was in dem Papste Gutes sey, sagt er, komme der Stadt Rom und hoͤchstens dem Kirchenstaate zu Statten, seine schlechten Eigen- schaften seyen der ganzen Christenheit nachtheilig. Jedoch auch in dem Kirchenstaate sey die Abloͤsung der schwersten Strafen durch Geld ein großes Uebel. „Mi si afferma per massima indubitata che in sette anni di pontificato habbia estratto dalle composi- tioni di persone processate come ree il valore di 1200 m. scudi, che s’accosta a due milioni di ducati.“ Als eine Art von oͤffent- lichem Ungluͤck erscheint hier der Einfluß der Donna Olimpia Mai- dalchina: „Donna di gran spirito, prepotente per solo titolo di esatta economia. Se vacavano officj nella corte, niente si de- liberaba senza il beneplacito di lei: se vi erano beneficj da dis- tribuire, i ministri della dataria tenevano ordine di trattenere ogni spedizione sinche datagli notizia della qualità delle vacanze scegliesse a sua disposizione ciò che più tenesse di gusto: se vi erano chiese episcopali da provedere, ad essa ricorrevano i pretendenti: e quello che rendeva nausea a tutti gli uomini ono- rati, era il vedere che erano preferiti quelli che più allargavano la mano a donativi.“ So faͤhrt er fort; doch bin ich nicht sicher, ob die Relation auch wirklich echt ist. In dem venezianischen Archiv ist sie nicht vorhanden: in der Pesaro Contarini Valiero Sagredo Magliabechiana zu Florenz finden sich zwei Exemplare, die aber nicht durchaus mit einander uͤbereinstimmen. Ich habe mich an das ge- maͤßigtere gehalten. Gluͤcklicher Weise war es nicht nothwendig, aus dieser Relation zu schoͤpfen, da jenes Diarium und die Nachrichten Pallavicinis in dem Leben Alexanders VII. eine bei weitem bessere Auskunft dar- boten. 129. Relatione dell’ ambasceria estraordinaria fatta in Roma alla S tà di N. S re Alessandro VII dagli Ecc mi SS ri Pesaro, Conta- rini, Valiero e Sagredo per rendere a nome della Ser ma Republica di Venetia la solita obedienza al sommo pon- tefice l’anno 1656. Derselbe Pesaro, in dessen Gesandtschaft die Entzweiung Ur- bans VIII mit der Republik faͤllt, der seitdem immer eher fuͤr einen Gegner der Geistlichkeit gegolten hatte, war an die Spitze der be- gluͤckwuͤnschenden Gesandten gestellt, und jetzt von den Uebrigen mit der Abfassung der Relation beauftragt worden. Sey es nun, daß seine Gesinnung, wie er sagt, von Anfang sehr gemaͤßigt gewesen war, oder daß die Reihe von Jahren, die seitdem verflossen, eine Veraͤnderung in ihm hervorgebracht hatte: seine Relation ist sehr verstaͤndig, wohlmeinend und belehrend. Schon uͤber die Regierung Innocenz X. druͤckt er sich zwar miß- billigend, aber nicht so vollkommen wegwerfend aus wie Andere. „Oltre la cupidità insatiabile ch’è regnata in quella casa, vi si è aggionto che essendo mancato di ministri valevoli al sosten- tamento di così gran principato, non havendo luogo nell’ animo suspicace di quel pontefice la fede di chi si sia, ogni cosa per lo più si regolava secondo gli appetiti immoderati di una donna, che ha aperto largo campo alle penne satiriche di fare compa- rire i disordini di quel governo maggiori ancora di quel che in fatti si fossero.“ Wie gesagt, so wenig das nun lautet wie ein Lobspruch, so ist es doch mit den heftigen Exclamationen Anderer verglichen ein sehr mildes Urtheil. Aber der vornehmste Gegenstand des Berichtes ist nun der neue Papst Alexander VII. Pesaro findet, wie ja auch die uͤbrige Welt davon uͤberzeugt war, daß die Meinung von den Tugenden Fabio Chigis, der Ruf seiner Nuntiatur ihn befoͤrdert habe, — obgleich die Medici im Grunde die Erhebung eines ihrer Unterthanen ungern sahen. „Più santa elettione non si poteva aspettare da un senato di soggetti che per quanto havessero distratta la volontà da mondani interessi, non potevano di meno di non lasciarsi in fine guidare da quel spirito santo che essi presumono assistere ad un’ attione di tanta rilevanza.“ Er schildert sein Emporkommen, im Allgemeinen den Charakter seiner ersten Handlungen: „von den oͤconomischen Dingen zeige er Relatione di Roma 1656. wenig Verstaͤndniß, desto mehr von kirchlichen, und nicht ganz un- beugsam stelle er sich an“; — auch seine Angehoͤrigen; — es ist nicht noͤthig dieß zu wiederholen: nur zu bald nahmen die Dinge eine andere Entwickelung als man erwartet hatte. „Troppo per tempo parmi“, sagt gleich unser Pesaro, „che il mondo canonizzi questi sentimenti del papa, e che per farne più accertato giudizio faccia di mestiere osservarsi quanto con il tratto del tempo si sia per mostrarsi costante nel resistere alle mantellate dell’ affetto.“ — Schon damals machte man dem Papste von allen Seiten so viel Vorstellungen, daß seine Stand- haftigkeit erschuͤttert werden zu muͤssen schien. Der Zweck dieser Gesandtschaft war jedoch nicht allein Gluͤck zu wuͤnschen, sondern noch viel mehr, den roͤmischen Hof um Unter- stuͤtzung fuͤr den Krieg von Candia zu bitten. Die Gesandten entwickeln, welche Anstrengungen Venedig ge- macht habe um dem Feinde widerstehn, vor allem um nur zunaͤchst die Kriegskosten bestreiten zu koͤnnen: Anleihen mit starken Zinsen, lebenslaͤnglichen oder immerwaͤhrenden: — Verkauf allodialer und feu- daler Guͤter: — Mittheilung der Wuͤrden des Staates, die bisher in einem engen Kreise festgehalten worden, ja der venezianischen No- bilitaͤt uͤberhaupt, die doch um so schaͤtzbarer sey, je weniger sie ge- mein gemacht werde, an eine groͤßere Anzahl. Jetzt aber seyen sie ganz erschoͤpft: von den uͤbrigen Potentaten der Christenheit lasse sich nichts hoffen, da es allzu viel innere Feindseligkeiten zwischen den- selben gebe: ihre einzige Zuflucht sey der roͤmische Stuhl. Der Papst hoͤrte sie nicht ohne Zeichen von Theilnahme an: er antwortete ihnen mit einer glaͤnzenden Lobeserhebung der Republik, die sich nicht allein mit dem Eisen, sondern auch mit dem Golde der Wildheit der Barbaren entgegensetze: was aber die Hauptsache an- belangt, so erklaͤrte er ihnen, daß er sich außer Stande sehe etwas fuͤr sie zu thun. Die paͤpstliche Casse sey so erschoͤpft, daß er nicht einmal wisse, wie er der Stadt zu Brot verhelfen solle. Die Gesandten ergaben sich nicht: sie stellten vor, daß die Ge- fahr es wohl rechtfertige, wenn man den alten Schatz Sixtus V. dieß Mal angreife: — „prima che l’urgenza degli accidenti che possono sopravenire, maggiormente stringa e per sostentamento della religione e per sicurezza del proprio dominio ecclesiastico“; besonders machte die Betrachtung auf den Papst Eindruck, daß es die Kuͤhnheit des Feindes vermehren werde, wenn er sehe, daß auch ein neuer Papst die Huͤlfe versage, deren man so sehr beduͤrfe. Alexander sah wohl ein, daß etwas geschehen muͤsse: er machte den Vorschlag einer Einziehung geistlicher Guͤter. Wie merkwuͤrdig ist es, daß der roͤmische Hof zuerst mit Maaß- regeln dieser Art hervortrat. Schon Innocenz X. hatte den Vene- zianern die Aufhebung zweier Orden, der Canonici di S. Spirito und der Cruciferi angetragen: er hatte die Absicht, aus ihren Guͤ- tern weltliche Canonicate zu bilden. Aber einmal fuͤrchteten die Venezianer, der roͤmische Hof werde sich die Verleihung derselben anmaßen, und sodann sahen sie diese Institute als Versorgungen fuͤr arme Nobili an. Jetzt nun schlug ihnen dieß Alexander aufs neue vor. Pesaro Contarini Valiero Sagredo Il papa postosi in atto di volerci rappresentare cosa di nostro sollievo, prese a dire che, da qualche tempo in qua es- sendosi dalla sede apostolica fatto riflesso non meno all’ abon- danza che alla superfluità degl’ instituti religiosi, haveva tro- vato che alcuni di essi degenerando dalla primiera intentione de’ loro fondatori erano trascorsi in una total rilassatione di co- stumi; che compliva non meno al servitio della chiesa che de medesimi secolari il pigliare quegli espedienti che sogliono usare gli accorti agricoltori quando vedono in modo lussuriar la vite che la copia de rampolli serve più tosto ad isterilirla che a ren- derla più fruttifera: che a ciò s’era dato in qualche parte prin- cipio con la soppressione di alcune religioni, ma che ciò non bastava, conoscendosi in tutto necessario restringer questo gran numero a quei solamente che ritengono o che meglio possono ridursi a ritenere la prima forma della loro institutione; che per farsi strada a ciò s’era soppresso un numero grande di conven- tini piccioli ove con minor riguardo si rallentava il freno alla ritiratezza regolare, e che si persisteva nel primo pensiero di procedere alla finale abolitione d’alcuni altri ordini che con il loro licentioso modo di vivere riempivano il mondo anzi di scandoli e di mormorationi che di buon esempio e di edificatione, ma che si camminava lentamente, perche in negotio di tal rilevanza s’ha- verebbe voluto incontrare anche nella sodisfattione de principi, i quali, non ben esaminati i veri motivi che inducevano la sede apostolica in questa risolutione, havevano dato segno di qual- che repugnanza all’ esecutione de brevi ponteficii: ma che spe- randosi ad ogni modo che in fine havesse ogn’ uno a dar mano al proseguimento di così ben ponderata risolutione, li metteva intanto in consideratione alla Serenissima Republica che abon- dando il dominio Veneto di questa qualità di religioni, s’apriva un modo facile che venisse dato luogo alla retta intentione di chi ha la suprema direttione degli affari ecclesiastici et insieme a poter somministrare un considerabile ajuto in soccorso della presente guerra contro gl’infideli: che nessuno meglio di noi po- teva sapere a che estremità di dissolutezza e di scandoli siano gionti li canonici di San Spirito di Venezia, essendosi la Sere- nissima Republica veduta in necessità di metter freno alle scor- retioni di quel convento, che non contento d’haver postergata ogni osservanza regolare abusava anco sì sconciamente delle ricchezze che haverebbono potuto servire a comodi alimenti di un numero quintuplicatamente maggiore di religiosi, che sem- pre grossamente si trovava indebitato: che il simile si poteva dire de’ Cruciferi, ne’ quali apena si discerneva vestigio di vita claustrale: che per tanto anteponeva che procedendosi alla soppres- sione di queste due religioni, s’haverebbe potuto andar pensando al modo di passare alla vendita de’ beni da esse possessi, et il ritratto si convertisse in sostentamento di questa guerra, giac- che era diretta contro il nemico fierissimo del nome christiano . Dießmal schien es diesen Gesandten doch als sey ein solcher Vorschlag nicht zu verwerfen. Sie berechneten, welch ein großes Relatione di Roma 1656. Capital der Verkauf gegen geringe und bald zu tilgende Zinsen ein- tragen, welchen Vortheil die Secularisation so bedeutender Guͤter dem Flor des Landes bringen koͤnne. Auch ihre Betrachtungen sind bei einer Unternehmung, die damals so neu war, und spaͤter so all- gemein wurde, der woͤrtlichen Bemerkung werth. In realtà fatti anche congrui assegnamenti a’ frati esclusi per il loro vivere, che non ascenderanno mai fra l’una e l’altra religione 10 m. ducati all’ anno, se de’ loro beni ascendenti alla summa di 26 m. ducati se ne ritrarranno 600 mila nella ven- dita, come verisilmente si può credere, non sentirà il publico maggiore interesse di due per cento vitalitii e qualche cosa meno: et ogni altro motivo altre volte portato in dissuasione di nego- tio simile va per bene, supposti gli alimenti che annualmente si presteranno a superstiti: e così smembrandosi dall’ ordine ecclesiastico questa grossa somma di portione di fondi collocati ne’ migliori siti di questo dominio, vengono li laici a rimettere in possesso, senza far torto alla pietà di quelle anime grandi che hebbero cuore di spropriare le descendenze loro di così opu- lenti patrimonii, per fondare e stabilire in questo stato la reli- gione; che se hora veder potessero quanto ella sia ben radicata, altra interpretatione non darebbono a’ loro sentimenti se non che se gli fu grato di esser fondatori di tanti monasteri per ri- covero di persone sacre, niente meno goderebbono che l’istesse ricchezze, giache sovrabondano, si convertissero in propulsare l’impietà minacciante la distruttione di quella pietà che con le proprie sostanze cercarono di promovere . Nach den venezianischen Angelegenheiten, die hier einmal wie- der hoͤhere Gesichtspunkte darbieten, treten dann auch die allgemein europaͤischen hervor. Die Unternehmungen Carls X. Gustav machten den groͤßten Ein- druck in Rom, und man brachte Geld zusammen um Koͤnig Casi- mir zu unterstuͤtzen. Noch viel empfindlicher aber fiel es dem roͤmischen Hofe, daß die Franzosen sich nicht allein abgeneigt zeigten einen Frieden mit Spanien einzugehn, sondern daß sich Mazarin sogar mit England verbuͤndete — ein Cardinal mit Protestanten, das allerchristlichste Koͤ- nigreich mit einem Usurpator, der den legitimen Fuͤrsten verjagt hatte, — und daß er dieß ohne alle Noth that, ohne durch irgend eine große Gefahr dazu veranlaßt zu seyn. Waͤren diese Unruhen nicht, so wuͤrde der Papst sein ganzes Bestreben darauf richten Deutschland wieder katholisch zu machen, wo seine Persoͤnlichkeit in so gutem Rufe stehe. Der Uebertritt der Koͤnigin von Schweden mache hiezu alle Hoffnung rege. Die Gesandten sahen die praͤchtigen Anstalten, welche man zum Empfang dieser Koͤnigin traf. Mit dem herumschweifenden Leben das sie fuͤhrte ( fuori forse della convenienza dell’ età e dello stato virginale, druͤcken sie sich sehr bescheiden aus), koͤnnen sie sich nicht verstehn, doch lassen sie der Kraft und Kuͤhnheit ihres Entschlus- ses alle Gerechtigkeit widerfahren. „Ecco in compendio ciò che ci è parso di poter riferire“, sagt Pesaro an dieser Stelle. Pallavicini Dieser Schlußform fuͤgt er nur noch den guten Rath hinzu, mit dem Papst immer in moͤglichst gutem Vernehmen zu stehn. Der Papst hatte ausfuͤhrlich uͤber die Genugthuung gesprochen, die es ihm verschaffen werde, wenn man auf seine Bitten die Je- suiten in Venedig wieder aufnehme. Der Gesandte ist doch dafuͤr, daß man darauf eingehe. Parmi che sia gionto il tempo di de- cidere se s’habbia a dar luogo a questo regresso, o pure, per non haver di quando in quando ad urtare per questa causa in male sodisfattioni con i pontefici, s’habbia da imporvi perpetuo silentio. — — A sodisfare intorno a ciò al desiderio del papa par che possa esser motivo il conoscersi che essendo questi huomini grandi istromenti a sostenere le ragioni della chiesa, i papi pro tempore rinnoveranno le medesime istanze, le quali re- jette daranno ne’ principj de’ pontificati materia a male sodis- fattioni . 130. Vita, attioni et operationi di Alessandro VII, opera del c l Pal- lavicini . 2 Foliobaͤnde. ( Bibl. Cors .) In der Bibliothek Barberini zu Rom gab man mir eines Ta- ges ein MS in die Haͤnde, mit dem Titel: Alexandri VII de vita propria liber primus et tertius cum fragmentis libri secundi; einen Codex von ungefaͤhr 300 Blaͤttern, so voller Correcturen, wie nur immer ein Autograph seyn kann, aber durch einen ungluͤcklichen Zufall in große Unordnung gerathen. Der Buchbinder hatte die einzeln zu lesenden Bogen in Quinternen zusammen geheftet. Es war kaum fortzukommen. Der Anfang lautet: Res suo tempore gestas literis commen- dare, quamvis et nunc et olim usitatum, plerisque tamen eo no- mine minus probatur quod arduum scriptori sit procul habere spem, metum, amorem, odium animi, nubes quae historiam, lu- cem veritatis, infuscant . Allenthalben wo ich aufschlug, zeigten sich interessante, aus guter Kenntniß stammende Nachrichten: uͤber die Jugend Alexanders, die Berufung seiner Nepoten nach Rom, die An- kunft Christinas: — sollte wirklich der Papst, mitten in den Beschaͤf- tigungen der hoͤchsten geistlichen Gewalt, noch Zeit gefunden haben sein Leben zu schreiben und den Styl mit so großem Fleiße durch- zucorrigiren? Gar bald ergab sich, dem Titel zum Trotz, daß dieß nicht der Fall seyn konnte. Der Autor erklaͤrt unter andern, daß er durch genaue Bekannt- schaft mit dem Papste zu dieser Arbeit vermocht worden. Fortunae obsecundantis beneficium fuit ut cum hoc principe inferiores gra- dus obtinente singularis intercesserit mihi animorum consensio et mutua tum ore tum literis consiliorum communicatio . Die Frage entstand, wer dieser so genaue Bekannte, ja Ver- traute Alexanders gewesen sey. Muratori erzaͤhlt beim Jahre 1656, der Jesuit Pallavicini habe im Anfang der Regierung Alexanders, der so glaͤnzende Hoffnungen Vita di Alessandro VII . erweckte, sich daran gemacht, das Leben dieses Papstes zu schreiben; aber nach der Berufung der Nepoten und der damit zusammenhan- genden Veraͤnderungen sey ihm die Feder aus der Hand gefallen. Pollavicini war allerdings persoͤnlich vertraut mit Alexander VII : im Anfang seines Pontificates sah er ihn alle Tage: es zeigte sich moͤglich, daß dieß jene fragmentarische Arbeit von Pallavicini waͤre. Nach einigen neuen Nachforschungen fand sich nun auch in der- selben Bibliothek eine Lebensbeschreibung Alexanders VII , welche dem Cardinal Pallavicini zugeschrieben wurde. Sie war zwar italie- nisch, aber doch war die Sache einer Vergleichung werth. Der erste Blick lehrte, daß das italienische dasselbe Werk war wie das lateinische. Der erste Satz lautet: E’ opinione di molti che non si debba scrivere historie se non delle cose antiche, in- torno alle quali la speranza e la paura, l’amore e l’odio verso le persone commemorate non habbian luogo nè possono infoscare la verità . Die andere Stelle die ich angefuͤhrt, lautet italienisch: Imperoche m’è toccato a sorte d’haber con questo principe nella sua minor fortuna una singolare e corrispondenza d’affetto e con- fidenza di communicationi hor con la lingua hor con la penna per lo spatio già di 30 anni . So geht das fort. Das lateinische Exemplar wies sich offenbar als eine Uebersetzung des italienischen aus; nur etwas frei, mit dem Zusatz einer leichten Nuance des Gedankens. Ungluͤcklicher Weise war aber die Aehnlichkeit groͤßer als ich ge- wuͤnscht haͤtte. Wie das lateinische Exemplar sich schon in dem Ti- tel als Fragment ankuͤndigt, so war auch das italienische durchaus fragmentarisch. Nach einigen Erlaͤuterungen uͤber die fruͤhere Ju- gend sprang die Erzaͤhlung auf die Wahl und die ersten Handlun- gen Alexanders im Pontificate uͤber. Suchen und Beduͤrfen macht nur um so begieriger: ich fragte allenthalben nach. Auf der Bibliothek Albani fand sich ein anderes Exemplar, aber ebenfalls fragmentarisch. Und schon glaubte ich mich zufrieden geben zu muͤssen, da ich in einer anonymen Lebensbeschreibung Pallavicinis nur ein Bruch- stuͤck von dieser Geschichte citirt fand, eben die Buͤcher die ich schon kannte. Endlich bei den Corsini hatte ich das Gluͤck auf ein voll- staͤndigeres zu stoßen. Es ist eben dieß, dessen Titel ich oben be- zeichnet habe, in zwei starken Foliobaͤnden. Das Werk traͤgt hier den Namen Pallavicinis an der Stirn, und geht bis auf das zweite Capitel des sechsten Buches ununterbro- chen fort. Erst hier laͤßt sich, wie sich versteht, der Werth dieser Arbeit fuͤr die Geschichte jener Zeit uͤbersehen. Das erste Buch enthaͤlt die fruͤhere Geschichte Alexanders VII. Stirpe, parentelle, natali, fanciullezza di Fabio Chigi: — studj, avvenimenti della pueritia: — studj filosofici e legali: — ami- citie particolari : alles Capitel welche auch das erste Exemplar so- wohl im Latein als im Italienischen enthaͤlt, denen nun aber das corsinische Exemplar weiter hinzufuͤgt: azioni et esercitii pii: — vi- celegatione di Ferrara sotto Sacchetti: — nuntiatura di Colonia . In dem zweiten Buche wird alsdann die Regierung Innocenz Pallavicini X. und der Antheil welchen Chigi an derselben nahm, in 14 Capi- teln bis zum Conclave gefuͤhrt. Im dritten der Anfang des Pontificates. Allgemeine Schilde- rung der Lage von Europa, des Kirchenstaates, der ersten oͤconomi- schen Maaßregeln; auch in Hinsicht auf die Monti vacabili. — Be- kehrung der Koͤnigin Christine von Schweden, von welcher mit Aus- fuͤhrlichkeit und Vorliebe gehandelt wird. Ich halte dafuͤr, daß wenn man behauptet hat, wie Arckenholtz Mémoires de Christine IV, 39 angibt, Pallavicini habe eine Historia di Christina regina di Sue- zia geschrieben, diese Annahme auf einer dunkeln Kunde dieser Frag- mente beruhte. Die Bekehrung wird in dem lateinischen Exemplar folgendergestalt motivirt. In libris Tullii de natura deorum anim- advertens veram religionem nonnisi unam, omnes falsas esse posse, super hac parte diu multumque cogitando laboravit. Sol- licita quoque fuit dubitare de liberorum operum bonorum pravo- rumque discrimine, nisi quantum alia salubria mundo sunt, alia perniciosa, cujusmodi naturalia sunt, et de divinae providentiae cura vel incuria circa humanas actiones, deque voluntate divina num certum cultum et statutam fidem requirat. Nullus fuit no- bilis autor qui ea de re scripsisset, quem illa non perlustraret; non vir apprime doctus harum rerum in borealibus plagis cum quo sermocinari non studeret. Et proclivis interdum fuit ad opi- nandum, satis esse suae regionis palam colere religionem, cae- terum vivere convenienter naturae. Ad extremum in hanc venit sententiam, deum, hoc est optimum, tyranno quovis pejorem fore si conscientiae morsibus acribus sed falsis humanum genus universum cruciaret, si mortalibus ab eodem insita notione com- muni grata sibi esse eorum sacrificia eorumque votis annuere nihil ea cuncta curaret . — — Im vierten Buche, welches nur zum Theil auch in dem lateinischen und den aͤltern Exemplaren vorhanden ist, beginnt der Autor mit der Herbeirufung der Nepoten. Raggioni che persuasero al papa di chiamare i nepoti. Discorsi di Roma . So wenig ist es wahr daß dem Pallavicini hieruͤber die Feder aus der Hand gefallen ist, daß er vielmehr das Ereigniß und die Meinung die man in Rom daruͤber gehegt, ausfuͤhrlich eroͤrtert. — Die Verhaͤltnisse der Koͤ- nigin Christine in Rom. Unterstuͤtzung die ihr der Papst gewaͤhrt. La reina, ch’era vissuta con quella prodigalità la quale impove- risce senza il piacere e l’honore di spendere e che si esercita non in dare ma in lasciarsi rubare, nel tempo della sua dimora haveva impegnato tutte le gioje con la speranza delle future ri- messe, nè per cio li restava un scudo onde provedere al desti- nato viaggio. Però, sicome la necessità vince la vergogna, convenne che ella si facesse violenza in dimandar soccorso al pontefice, ma nelle maniere più lontane che seppe dal limosi- nare: e perche la lettera non arrossisce, il pregò per mezzo di questa a fare che alcun mercante le prestasse danaro con pro- messa d’intera restitutione . Dem Papste schien es nicht sehr eh- renvoll als Buͤrge die ganze Last der Schuld ohne weitern Vortheil auf sich zu nehmen. Er ließ ihr lieber durch einen vertrauten Re- Vita di Alessandro VII . ligiosen, wahrscheinlich Pallavicini selbst, zugleich mit einigen Gold- und Silbermuͤnzen, die damals auf den Einzug der Koͤnigin geschla- gen worden, eine Boͤrse mit 10000 Scudi als Geschenk zustellen, „con escusarne la pochezza per l’angustia dell’ erario.“ La reina nel ringratiare pianse alle volte per quella mistura d’af- fetti che sorgono in questi casi . — Auch der Wiederherstellung der Jesuiten in Venedig widmet Pallavicini ausfuͤhrliche Erlaͤute- rungen, ganz in dem Sinne den man in seiner Geschichte des tri- dentinischen Conciliums bei ihm wahrgenommen hat. In dem fuͤnften Buche folgt dann die Geschichte des Jahres 1657. Cardinalpromotionen. Bauten in S. Maria del Popolo, della Pace, auf dem Petersplatz. — Die Koͤnigin Christine in Frank- reich. Monaldeschi, dessen Katastrophe hier folgendergestalt erzaͤhlt wird. Mentre la regina si tratteneva in Fontanablò, Ludovico, il fratello di lui, emulo nella gratia della padrona di Gian Ri- naldo Monaldeschi principal gentil’huomo di questi paesi per notitie, come si disse, mandategli di Roma dal prenominato fratello, scoperse a lei alcuni trattati del Monaldeschi per cui le appariva poco fedele: onde ella dopo haverlo convinto e trat- tane dalla sua bocca la confessione gli diede un’hora solamente di spatio per provedere alla coscienza con l’opera d’un sacerdote, e di poi, cio che appena le sarebbe stato permesso in Stocholm quan- do vi dominava, il fè uccidere per mano dell’ istesso suo emulo . Im sechsten Buche kehrt der Autor zu den innern roͤmischen Sachen zuruͤck. Mit den Einrichtungen in Hinsicht der Praͤlatur, fuͤr welche Alexander eine bestimmte Summe von Einkuͤnften for- derte, bricht er ab. Auch dieß vollstaͤndigste Exemplar dieser Lebensbeschreibung um- faßt demnach bei weitem nicht das ganze Leben des Papstes. 131. Paolo Casati ad Alessandro VII sopra la regina di Suecia. (Bibl. Alb.) Malines und Casati waren die beiden Jesuiten welche von dem General des Ordens nach Stockholm geschickt wurden um die Koͤ- nigin zu bekehren. Von Malines findet sich ein Privatschreiben uͤber diese Unter- nehmung in den Memoiren von Arckenholtz Tom. IV, App. n . 27. Einen noch bei weitem ausfuͤhrlicheren und so zu sagen offi- ciellen Bericht erstattete Casati an Alexander VII; ein eigentliches Schreiben „Alla Santità di N ro Signore Alessandro VII“, datirt dal collegio Romano li 5 Dec. 1655, — und unterzeichnet Dalla S. V ra umilissimo servitore ed obedientissimo figlio in X to Paolo Casati della Compagnia di Gesù, das nun die einzelnen Momente viel eingehender und genuͤgender hervorhebt. Per ubbidire, hebt er an, ai cenni di V. S tà , che ha desi- derato una breve memoria di quello è passato nella risolutione presa dalla regina Christina di Suecia di rinonciare il regno per rendersi cattolica, sono necessitato farmi un passo a dietro per Paolo Casati a Alessandro VII spiegarne l’occasione, conforme alle notitie havute dalle bocca della stessa regina , alla quale mi assicuro non sia per essere se non di gusto che la S tà Vostra sia del tutto sin- ceramente informata . Die ersten Notizen von der fruͤheren Zeit sind jedoch nicht von viel Bedeutung; von den schwedischen Zustaͤnden hatte der Autor kei- nen Begriff: er wird erst merkwuͤrdig wo er auf die religioͤsen In- teressen kommt. Havendo acquistato tanto di cognitione, cominciò far rifles- sione che molte delle cose della setta Luterana, in cui era stata allevata, non potevano sussistere, e cominciando ad esaminarle, più le teneva inconvenienti. Quindi cominciò con più diligenza a studiare nelle cose della religione e delle controversie, e tro- vando che quella in cui era nudrita non haveva apparenza di vera, si diede con straordinaria curiosità ad informarsi di tutte et a ponderare la difficoltà di ciascuna. Impiegò in questo lo spatio di cinque anni incirca con grande perturbatione interna d’animo, poiche non trovava dove fermarsi: e misurando ogni cosa con discorso meramente humano, parevale che molte cose potessero essere mere inventioni politiche per trattenere la gente più semplice: e degl’ argomenti che quelli d’una setta si servono contro d’un’altra, ella si serviva per ritorcerli contro quella stessa: così paragonava le cose di Mosè nel popolo Ebreo a ciò che fece Maometto negli Arabi. Dal che nasceva che non tro- vava alcuna religione che vera le paresse. Et io l’ho molte volte udita che s’accusava d’essere stata troppo profana in vo- lere investigare i più alti misterj della divinità: poiche non ha lasciato a dietro alcun mistero della nostra fede che non habbia voluto esaminare, mentre cercava di quietare l’anima sua con trovare finalmente una religione, essendo che ogni sorte di li- bro che trattasse di cosa appartenente a cio, ella leggeva, le ca- pitarono anche molte cose degli antichi e de’ gentili e d’athei. E se bene ella non giunse mai a tal cecità che dubitasse dell’ esistenza di dio e sua unità con farne concetto come di cosa maggiore di tutte le altre, pure si lasciò empire la mente di molte difficoltà, delle quali poi varie volte discorresimo. E fi- nalmente non trovava altra conchiusione se non che nell’ esterno conveniva far cio che fanno gl’altri, stimando tutte le cose in- differenti e non importar più seguir questa che quell’altra reli- gione o setta, e bastar di non far cosa che fosse contro il det- tame della ragione e di cui la persona potesse una volta arros- sirsi d’haverla fatta. Con questo s’andò qualche tempo gover- nando, e parevale d’haver trovato qualche riposo, massime che haveva scoperte altre persone (anche chiamate di lontano) da lei stimate per dotte e savie essere di poco differente parere, giacche erano fuori della vera religione cattolica da loro ripro- vata sin dalla fanciullezza. Ma il signore iddio, che voleva ha- vere misericordia della regina nè lasciarla perire negl’errori dell’ intelletto, giacche per l’altra parte haveva ottima volontà e de- siderio di conoscere il vero, e nell’ oprare talmente si lasciava gui- sopra la regina di Suecia . guidare dal lume della retta ragione, che più volte m’ha assi- curato di non haver mai fatto cosa che giudicasse non doversi fare nè di cui possa arrossirsene (che queste sono le sue for- mole di parlare), cominciò a farle apprendere che dove si tratta della salute eterna dell’ anima, ogn’ altro interesse deve cedere e che l’errore in cosa tanto importante è d’eterno pregiuditio: onde ripigliò di nuovo il pensiere che dovea esservi qualche re- ligione, e posto che l’huomo doveva havere pure una religione, tra tutte quelle che si sapeva fossero nel mondo, niuna le sem- brava più ragionevole della cattolica: perciò facendosi più at- tenta riflessione, trovò che li suoi dogmi e istituti non sono così sciocchi come li ministri Luterani (li chiamano pastori) vor- riano far credere . Da wir nun einmal nicht das ganze Werk aufnehmen koͤnnen, so mag noch folgende ausfuͤhrlichere Schilderung des ersten Zusam- mentreffens der Jesuiten mit der Koͤnigin genuͤgen. Partiti d’Hamburg doppo due giornate a Rendsburg ci accompagnammo col signor senatore Rosenhan, che ritorna- va in Suecia, e con lui andammo sino a Roschilt, dove so- no sepolti li re di Danimarca, toltone S. Canuto, il cui capo è a Ringstede. Egli tirò dritto a Elsenor per passare lo stretto, e noi andammo a Coppenhagen. Questa cognitione fatta col sig r Rosenhan ci giovò poi in Stockholm per esser meno so- spetti: e la regina un giorno dicendogli che non sapeva che con- cetto dovesse farsi di quei due Italiani, egli disse che non v’era di che temere, che erano buona gente, e ci usò sempre gran cor- tesia. Hebbimo pure fortuna nel viaggio d’unirci per alcune giornate col generale Wachtmeister gran scudiere del regno, il quale parimenti ci fu di non poca utilità: perche essendo noi giunti in Stockholm alli 24 di Febbraro conforme lo stile antico, et havendo io il giorno seguente cercato di parlare a Gio. Holm, valletto di camera di Sua Maestà, per essere introdotto a pre- sentare la lettera datami in Roma dal padre vicario gene- rale, nè havendolo trovato, la sera detto generale fu occa- sione che Sua Maestà sapesse il mio arrivo. Mentre stava la regina cenando, due cavalieri si lamentavano che faceva freddo, e il generale Wachtmeister gli sgridò, dicendo che non have- vano tanta paura del freddo due Italiani venuti in sua compa- gnia. Udì la regina questa contesa, e interrogatoli di che con- tendessero, udito ch’ebbe essere venuti due Italiani, richiese s’e- rano musici: ma rispondendo il generale che erano due galant’ huomini che andavano vedendo il paese, Sua M tà disse che per ogni modo li voleva vedere. Noi subito fummo avvisati di tutto cio ed esortati ad andare il giorno seguente alla corte: anzi dal sig r Zaccaria Grimani nobile Veneto vi fummo condotti la mat- tina seguente e introdotti a salutare il conte Magnus de la Gardie primo ministro di Sua M tà per ottenere per mezzo suo l’honore di baciar la mano di Sua M tà : egli con somma cortesia ci ac- colse e ci assicurò che Sua M tà l’havria havuto molto a caro. Era l’hora del pranso, quando la regina uscì nel Vierkant, e noi Päpste** 30 Casati a Alessandro VII . fummo avvisati d’accostarci a Sua M tà , e baciatale la mano fe- cimo un piccolo complimento in Italiano (che così ella haveva comandato, se bene ci aveva fatto avvisare ch’averia risposto in Francese, giacche noi l’intendevamo) proportionato all’ ap- parenza del personaggio che rappresentavamo: et ella con gran- dissima benignità rispose. Subito s’inviò il maresciallo della corte e con lui tutti li cavalieri verso la sala dove stava pre- parata la tavola, ed io mi trovai immediatamente d’avanti alla regina. Ella, che la notte ripensando alli due Italiani e facendo riflessione che appunto era il fine di Febbraro, circa il qual tempo da Roma se l’era scritto che saressimo giunti, era venuta in so- spetto che noi fossimo quelli che aspettava, quando fossimo poco lontani dalla porta e che già tutti erano quasi usciti dal Vier- kant, mi disse sottovoce: „forse voi havete qualche lettera per me,“ ed io senza voltarmi che sì; soggiunse: „non ne parlate con alcuno.“ Mentre noi il dopo pranso stavamo sopra cio che era seguito discorrendo, ecco sopragiunge uno che in Francese ci fa varii complimenti, poi s’avvanza a dimandarci se haveriamo lettere per Sua M tà . Io cominciai subito a dar risposte ambi- gue, che non havevamo negotii, che non havevamo lettere di raccomandatione etc., sin a tanto che egli alla fine disse per or- dine tutto quello che nel breve e fortuito colloquio m’haveva detto la regina. Allora m’accorsi che da lei sola poteva esser mandato: pure per maggior sicurezza lo richiesi del suo nome, ed udito che egli era Gio. Holm, gli consegnai la lettera. La mattina seguente, quasi due hore prima del tempo solito d’an- dar alla corte, ci avvisò Gio. Holm che Sua M tà voleva parlarci. Subito andammo: e appena erano entrati nel Vierkant, dove era solo l’officiale di guardia, quando uscì la regina, e mostrò di meravigliarsi, sì perche non fosse ivi ancora alcuno de’ cava- glieri, sì perche noi fossimo stati i primi nell’ andare: e dopo haverci interrogati d’alcune poche cose intorno al nostro viaggio, udendo l’officiale, gli dimandò se fosse comparso alcuno de’ se- gretarii, e rispondendo quegli che no, comandolli andasse a chia- mare uno di loro, e non tornò che dopo un’hora. Partito che ei fu, cominciò Sua M tà con cortesissime parole a ringratiarci della fatica presa da noi per sua cagione nel viaggio, ci assi- curò che qualunque pericolo potesse occorrere d’essere scoperti, non temessimo, perche non haveria permesso havessimo male alcuno. C’incaricò il segreto nè ci fidassimo di persona, addi- tandoci nominatamente alcuni de’ quali dubitava potessimo ha- vere confidenza in progresso di tempo: ci diede speranza che ha- vendo ella sodisfattione il nostro viaggio non saria stato indarno: c’interrogò dell’ arrivo del padre Macedo e come noi fossimo stati eletti per andare colà, ci raccontò come fosse succeduta la partenza del padre Macedo . — — 132. Relatione della corte Romana del Caval. Corraro 1660. In der That hatte man sich von Alexander VII. glaͤnzende Hoff- Corraro Relatione di Roma 1660. nungen gemacht. Hof und Staat erwarteten ihre Restauration, die Kirche die Herstellung der alten Disciplin von ihm: auch unter den Protestanten gab es Viele, die sich ihm naͤherten: es erregte deshalb ein allgemeines Aufsehen und Erstaunen, als er so bald eben wie seine letzten Vorfahren zu regieren anfing. Die gute Meinung schlug in einen heftigen Widerwillen um. Der erste Botschafter den die Venezianer nach jener gluͤckwuͤn- schenden Gesandtschaft in Rom hielten, war Hieronymo Giustiniano. Seine Depeschen fallen in das Jahr 1656. Er starb an der Pest. An die Stelle desselben ward Anzolo Corraro, damals Podesta von Padua, ernannt. Er zoͤgerte so lange, daß man schon einen an- dern fuͤr ihn waͤhlte: hierauf jedoch eilte er nach Rom, und residirte daselbst 1657 bis 1659. Die Relation die er bei seiner Ruͤckkehr von dem Hofe erstat- tete, fiel nun nicht sehr guͤnstig aus. Der Papst und sein Haus wer- den mit Tadel uͤberhaͤuft. Es ist fuͤr uns indeß eines besondern Umstandes halber nicht nothwendig, einen ausfuͤhrlicheren Auszug derselben mitzutheilen. Diese Relation brachte einen so lebhaften Eindruck hervor, daß sie sich sogleich den Weg in das Publicum bahnte. Eine franzoͤsische Uebersetzung derselben erschien zu Leiden: Re- lation de la cour de Rome faite l’an 1661(0) au conseil de Pregadi par l’excell me Seigneur Angelo Corraro: — chez Lo- rens, 1663, die das italienische Original, wo ich sie irgend ver- glichen habe, vollstaͤndig wiedergiebt, und noch heute nicht selten ist. Sie ward in dem Momente gedruckt, als die Entzweiung der Chigi mit Crequy die allgemeine Aufmerksamkeit auf Rom richtete; die Publication sollte mit dazu dienen, die oͤffentliche Meinung ge- gen den Papst zu entflammen. Sie ist Beuningen dedicirt, der noch nicht gesagt hatte: „Sta sol.“ 133. Relatione di Roma dell’ eccelent mo Sig r Niccolò Sagredo. 1661. Eine Relation von der ich kein authentisches Exemplar sah, und die sich auch unter dem Namen Anzolo Corrers findet. Da es aber kein Zweifel seyn kann, daß die vorige wirklich von Correr stammt, dessen Thaͤtigkeit im Kriege wider die Barbe- rini ausdruͤcklich darin erwaͤhnt wird, und in der vorliegenden da- gegen der Autor den Wunsch aͤußert, von 27 jaͤhrigen Wanderun- gen entbunden sich nun zu Hause der Erziehung seiner Kinder wid- men zu duͤrfen, was wahrhaftig auf Correr nicht paßt, der zuletzt Podesta in Padua gewesen war, so trage ich kein Bedenken, den Namen Sagredo fuͤr den richtigen zu halten. Sagredo war, wie wir wissen, schon einmal nach Rom, dann nach Wien gesandt wor- den: jetzt ging er zum zweiten Mal nach Rom. Er war uͤberhaupt einer der am meisten beschaͤftigten venezianischen Staatsmaͤnner, und wurde zuletzt Doge. Die Relation ist lange nicht so scharf wie die vorige: doch lobt sie darum nicht: sie hat eher das Gepraͤge leidenschaftloser Beobachtung. 30* Niccolò Sagredo Relatione 1661. Bei der Aufnahme der Nepoten bemerkt Sagredo, daß Papst Alexander sonderbarer Weise auch dann noch immer auf die Reichthuͤ- mer der Borghesi, Barberini und Ludovisi schalt, als er schon selbst keine Gelegenheit versaͤumte seine eigenen Nepoten zu bereichern. Schilderung dieses Papstes. „Placido e soave: nei negotii nè facile nè molto disposto: per natura è dubbioso nelle riso- lutioni grandi, osia per timore che non rieschino, o perche mal volontieri s’affatichi nel procurarle, da ogni spina, benche lon- tana, parendogli sentirsi pungere.“ Durch die Unterdruͤckung jener Orden glaubte er den Venezia- nern genug gethan zu haben: auf die Laͤnge schien doch auch ihm der candianische Krieg nicht gefaͤhrlich. Unmittelbarer beruͤhrte ihn, daß Parma und Modena mit ihren Anspruͤchen an den Kirchenstaat bei Frankreich Unterstuͤtzung fanden. Auch die portugiesische Sache ward nicht erledigt. Vedutosi quel regno in mancanza assoluta di vescovi e dilapidate le rendite di tutte le chiese, si sono sen- titi molti clamori non solo, ma vivissime l’instanze del card l Or- sino protettore, perche fossero provedute: ma non si è lasciato condurre il papa mai a farlo. Ueberhaupt finden wir das Papstthum bereits mit den meisten katholischen Staaten in Differenzen. Es war keiner, der die juris- dictionellen und pecuniaͤren Anspruͤche der Curie nicht perhorrescirt haͤtte. Von dem was in Rom geschah, hebt der Autor zunaͤchst die Bauten Alexanders hervor. Wir sehen, daß das allgemeine Urtheil die Cattedra di S. Pietro in der Peterskirche den Colonnaten weit vorzog. In der Stadt selbst ging es bei den Verschoͤnerungen oft etwas gewaltsam her. Molte strade della città con getti di case e di palazzi drizzati: levatesi le colonne et impedimenti che sta- vano avanti le porte di particulari: allargatasi la piazza Colonna del collegio Romano ad istanza de’ Gesuiti col abbattimento del nobilissimo palazzo Salviati: ristrettisi tutti i tavolati delle bot- teghe: opere tutte che come riescono in fine di grand’ orna- mento della città, così il peso delle medesime su la borsa de’ privati cadendo, non puonno che delle mormorationi partorire; il vedersi gittar a terra il proprio nido, il contribuirsi summe rilevanti per l’aggiustamento di strade ch’ai medesimi particulari nulla profittano, sotto colore che le loro habitationi habbiano a godere della vista più bella, non equivalendo all’ aggravio che ne risentono et alla forza con cui sono a consentirvi costretti. 134. Relatione di Roma del K r Pietro Basadona 1663. In der Manier Corraros, die jedoch hier noch uͤberboten ist. Ich will einige Stellen anfuͤhren. Zuerst uͤber die Streitigkeit mit Frankreich, ohne Zweifel das wich- tigste Ereigniß, das waͤhrend dieser Gesandtschaft Statt hatte. Quanto alle brighe correnti, so di havere nelle mie successive lettere dispolpate le ossa di tal materia quanto conviene: però non devo P. Basadona Relatione 1663. tacere che se l’imprudente superbia fece cadere i Chigi nella fossa, l’ambitiosa mellonagine vi gli habbia miseramente invi- luppati. Costoro si persuadevano che Roma fosse il mondo: ma il re di Francia a spese loro gli ha dato a divedere che non havevano bene studiata la geografia. Varie ciarle hanno divol- gate le passioni degli huomini circa l’insolenza d’imperiali e di Don Mario contra l’immunità dell’ ambasciatore Francese. Io non dirò che fossero innocenti, ma effettivamente affermo che congiunta alla loro mala volontà qualche colpa del caso, che ac- cresce o sminuisce non di rado le humane operationi, li con- stituisca per rei et obligati a rendere puntualmente soddisfatte le pretensioni che il re di Francia può legitimamente fondare sulle ingiurie pur troppo sostenute nella persona del suo mini- stro: e sicome io conobbi questa verità, così contribuii inde- fessa applicatione per intepidire le mosse di Crequi, e prima che le cose corressero a manifesta rovina, saldare la scissura col balsamo de’ negotiati. Ma erano troppi umori nelle teste Chigiarde e troppa ostinatione per condescendere ad una con- venevole humiliatione verso il re, di cui non si volevano temere le bravate, quasiche fatte in credenza e non durabili più di una effimera Francese. Insino mi hebbe a dire Sua B ne che i cuori Romani non havevano paura delle smargiassate de giovinastri Parigini. Al che risposi, complire tal volta più pigliarsela con gli assennati vecchioni che con giovinastri cervelletti, i quali sogliono per isfogare un favorito capriccio avventurarsi anche sull’ orlo de precipitii, e che il trescare con chi ha de grilli in capo, esserciti a fianchi e milioni sotto i piedi, non era buon giuoco per li pontefici, che hanno solamente le due dita al- zate. Rappresentai più volte, quando si vide che il re diceva da senno, essersi pur troppo ruinato il dominio ecclesiastico dai quattordeci milioni che spese nella guerra Barberina, che i milioni di cui la camera è debitrice passano cinquanta, e che in somma Sua S tà senza rovinarsi non poteva armarsi, senza perdersi non poteva combattere, anzi che senza combat- tere il nemico poteva rovinarlo. Ma vane furono queste e cento altre più massiccie ragioni, havendo troppo amore per non alon- tanarsi i parenti e troppo umore per il puntiglio di Castro. Ed un giorno che lo trovai di vena, mi disse queste formali parole: „Tutti esclamano che si scameri Castro, e nessuno dice che si restituischi Avignone: tutti espongono che il re merita esser risar- cito degli affronti presenti ricevuti, e nessuno parla che si rifac- ciano gli strapazzi degli ecclesiastici, se fosse vero, come si sa non essere, che imperiali e nostro fratello Mario habbiamo dati gli ordini a corsi contro l’ambasciatore e potrebbe il re pretendere soddisfattione contro questi due: ma come ci entra Castro? e poi se Mario è innocente, come si ha d’allontanare da noi?“ So geht das nun fort: selbstgefaͤllige Invectiven: eine tiefe Ver- achtung dieses ganzen geistlichen Wesens: eine ganz moderne Gesinnung. Schon wird die Moͤglichkeit ins Auge gefaßt, daß die Franzosen sich Roms bemaͤchtigen koͤnnten. Zuweilen sollte man zweifeln, ob der- P. Basadona Relatione 1663. gleichen Dinge wirklich in dem Senat vorgetragen werden durften. Betrachtet man aber, daß eben damals auf allen Seiten heftige An- griffe gegen den roͤmischen Stuhl erhoben wurden (es erschienen die wildesten Satyren, z. B. le putanisme de Rome, worin geradezu gesagt wird, man muͤsse dem Papst eine Frau geben, um andern Uebeln vorzubeugen, und das Papstthum erblich machen), daß dieß die Epoche war, in der der Credit desselben allgemein abzunehmen anfing, so findet man es doch so unwahrscheinlich nicht. Uebrigens kannte der Verfasser Hof und Staat sehr gut. Er verdient es wohl, daß wir ihn auch noch uͤber den Kirchenstaat vernehmen. Si palpa con mano, l’ecclesiastico dominio essere total- mente aggravato, sì che molti possessori non potendo estrarre da i loro terreni quanto basti a pagare le publiche impositioni straordinariamente aggiunte, trovano di consiglio di necessità l’abbandonare i loro fondi e cercare da paese men rapace la fortuna di poter vivere. Taccio de datii e gabelle sopra tutte le robe comestibili, niuna eccettuata: perche le taglie, i dona- tivi, i sussidii e le altre straordinarie angherie che studiosamente s’inventano, sono tali che eccitarebbono compassione e stupore se i terribili commissarii che spedisce Roma nelle città suddite con suprema autorità d’inquirere, vendere, asportare, condannare, non eccedessero ogni credenza, non essendo mai mese che non volino su le poste grifoni ed arpie col sopramantello di commis- sarii o della fabrica di S. Pietro o de legati pii o de spogli o degli archivii o di venticinque altri tribunali Romani: onde re- stano martirizzate le borse, benche esauste, de’ sudditi impotenti ad ultima prova. E però, se si pongono da parte Ferrara e Bologna, con le quali si usa qualche riguardo e le quali sono favorite dalla natura ed arte di ottimi terreni e di mercatura in- dustriosa, tutte le altre città della Romagna, della Marca, Um- bria, Patrimonio, Sabina e Territorio di Roma sono miserabili per ogni rispetto: nè trovasi (oh vergogna de Romani coman- danti) in alcuna città l’arte della lana o della seta, non che de panni d’oro, se due o tre picciole bicocche di Fossombrone, Pergola, Matelica, Camerino e Norcia n’eccettuo: e pure facil- mente per l’abbondanza della lana e seta si potrebbe introdurre ogni vantagievole mercatura. Ma essendo il dominio ecclesia- stico un terreno che si ha ad affitto, coloro che lo noleggiano, non pensano a bonificarlo, ma solamente a cavarne quella pin- guedine che può spremersene maggiore che sia del povero campo: che smunto et arido a nuovi affittuali non havrà agio di porgere che sterilissimi suffragj. E pare arso l’erario pontificio da un abisso di voragine: si hebbe per bene armare per due volte, quasi che il primo errore, che costò due milioni, fosse stato imitabile per qualche civanzo alla difesa dello stato, quando alle prime rotture ogni prudenza insegnava a stringere l’accomoda- mento per (non) dare pretesto a Francia di chieder peggio. Un calcolo, che feci nella mozzatura di quattro e mezzo per cento che rendevano i luoghi de monti, come fanno di sette per cento nella nostra zecca, ridotti a quattro solamente, trovai che a un mezzo scudo per cento in cinquanta milioni effettivi di debito, Vita di Alessandro VII. la camera venne a guadagnare 250 m. scudi di entrata, che a quattro per cento formarebbe un capitale di sei milioni e mezzo. 135. Vita di Alessandro VII. Con la descrizione delle sue adhe- renze e governo 1666. Eine Lebensbeschreibung nicht, am wenigstens eine solche wie sie Pallavicini schrieb; aber eine allgemeine Schilderung der Hand- lungen dieses Papstes, nach dem Eindruck den sie in Rom hervor- brachten, von einem unterrichteten und im Ganzen wohlgesinnten Zeitgenossen. „Egli è,“ heißt es vom Papst, „veramente d’animo pio, re- ligioso, divoto, e vorrebbe operare miracoli per conservatione del christianesimo: — — ma è pigro, timido, irresoluto, e molte volte mal opera per non operare.“ Er schmaͤhte anfangs den Nepotismus und trieb ihn nachher doch so hoch. Alle oͤconomi- schen Verhaͤltnisse lagen in den Haͤnden der Nepoten; — sie berei- cherten sich sehr; — die Zwistigkeiten mit Crequy waren ihnen un- bedingt Schuld zu geben; — nur die auswaͤrtigen Verhaͤltnisse be- hielt sich der Papst selbst vor. Aber er wandte zu wenig Aufmerk- samkeit daranf . Er hatte literarische Zusammenkuͤnfte im Hause, die ihm viel Zeit wegnahmen: Abends war Rospigliosi ein Stuͤndchen zur Unterhaltung bei ihm. In der That gingen die Sachen nur sebr mittelmaͤßig. Der Papst antwortete in allgemeinen Ausdruͤcken, ohne doch einen Minister zu haben, an den man sich haͤtte wenden koͤnnen. Der Schluß faͤllt daher nicht sehr troͤstlich aus. Der Autor re- sumirt sich in den Worten: L’ambitione, l’avaritia et il lusso do- minano il palazzo; e pure la pietà, la bontà et il zelo dominano Alessandro VII. 136. Relatione di Roma di Giacomo Quirini K r 1667 (8) 20 Febr. Vierthalb Jahr war J. Quirini bei Alexander VII; hierauf eine Zeit lang bei Clemens IX. beglaubigt: diese ganze Zeit umfaßt seine Relation. Er schildert zuerst die letzten Jahre Alexanders VII, zwar nicht mit der Animositaͤt wie seine Vorgaͤnger, aber wesentlich in demselben Sinne. In 42 mesi che servii Alessandro VII, conobbi esservi il solo nome del pontefice, ma non l’uso del pontificato, datosi quel capo alla quiete dell’ animo, al solo pensiere di vivere, e con severo divieto ripudiato il negotio, scemate tutte quelle virtù che da cardinale prestantemente teneva con vivacità di spirito, ingegno nel distinguere, prontezza nei partiti, disinvoltura nel risolvere e facilità supragrande dell’ esprimersi.“ Er schildert die Mißbraͤuche des Nepotismus; von dem Bau der Hallen bei S. Pietro, der dem Caval. Bernini zum Tadel gereicht, sagt er sogar Ungluͤck vorher. — Renderà per sempre disabitata la città Leo- nina, spianate le case, moltiplicate l’acque delle fontane, sce- Giac. Quirini Relatione 1667. mati i fuochi: cagiona in conseguenza la mal’ aria. — die Miß- braͤuche der Pensionen und der Stellenvergabung eroͤrtert er mit be- sonderer Ruͤcksicht auf Venedig, von wo jaͤhrlich die Summe von 100000 Duc. nach Rom gehe; merkwuͤrdig ist es, daß Alexander VII. auch seinerseits, namentlich mit den Cardinaͤlen unzufrieden war; er klagte, daß sie sich an die Fuͤrsten hielten, selbst in der Sache von Castro, daß sie ihm nicht einmal einen guten Rath zu geben wuͤß- ten: Si lagnava non esser dottrina e virtù sodisfacente in quei porporati, non arricordando mai ripieghi o partiti che prima lui non li sapesse. Es war ein allgemeiner Verfall. Das Conclave ward durch die Nachgiebigkeit Chigis gegen den Squadrone volante beherrscht. Spaͤter zeigte sich doch, daß Chigi sehr wohl daran gethan hatte. Eben dieser Nachgiebigkeit hatte er zu danken, daß Clemens IX. ihm einen Theil der Gewalt uͤberließ. Quirini findet Clemens IX. schwaͤchlich, mit Krankheiten bela- den, fest, ja hartnaͤckig in seinen Meinungen; er verbot zuweilen sei- nen Ministern, auf einen Gegenstand zuruͤckzukommen, uͤber den er seinen Beschluß gefaßt hatte. Ein Musikus aus Pistoja, des Na- mens Atto, wohlbekannt in Venedig, hatte bei ihm vertraulichen Zu- tritt. Seinen Entschluß an den Auflagen etwas nachzulassen findet Quirini heldenmuͤthig. Mostrò eroica pietà, levando due giulj di gabella di macinato dei rubiatelli, privandosi di 2 milioni di scudi. Er kommt auf die Familie Clemens IX , besonders Cardinal Rospigliosi, den er folgendergestalt schildert. Tutto che il giorno innanzi della mia partenza seguisse la promotione, restando al cardinalato promosso l’abate Rospigliosi in età di 38 anni finiti, ciò non ostante, avendolo per due volte conosciuto in Spagna e trattatolo in Roma con negotii diversi come coppiere del cardinal Chigi, posso con distinta cognitione riferire all’ EE VV che il papa parlando meco frequentemente nelle audienze e lasciandosi con giustizia rapire lo considerava per cauto ministro, e per consentimento comune gli attribuiva merito e lode: et in questo credo che moralmente non si possa ingannare, perche niun nipote di papa è comparso in teatro più informato di lui, mentre in corte cattolica fu sempre a parte della lunga nunciatura del zio. Nella secretaria di stato in Roma era l’unico direttore, formando lettere e risposte negli affari de’ principi. Insorti poi li turbini per le pessime risolutioni con l’ambasciatore Crechi fu prima espedito a S. Quirico e poi a Livorno, con intentione più tosto di portar le lusinghe di pa- lazzo che di soddisfare l’ambasciator duca: et aggiustato in fine il negotio fu nella legatione di Chigi spedito in Francia a con- sultare le formalità del trattamento: e ritornato in Roma col ti- tolo d’internuncio passò in Fiandra: et assunto al pontificato pap Clemente credè con la speranza e con l’opinione di poter conciliare le differenze conservando nello stesso tempo gli orna- menti della pace e rimuovere i pericoli della guerra, dove gli espedì la plenipotenza per aggiustare i dispareri vertenti tra le corone. Nelli di cui viaggi et impieghi siccome nei primi giorni profuse con grande generosità molt’ oro: così, caduto mortal- Charme Rel. di Roma al re christ mo 1669. mente infermo in Susa, convenne con prodigalità dispensare in- finito contante, a segno che 140 m. scudi ne risente d’aggravio la camera apostolica. Nel resto il naturale suo è melanconico: uomo di poche parole e ritirato in se stesso: et in tanti anni di conversationi e d’anticamera si dimostrò con tutti indifferente, non palesando sviscerata amicitia o confidenza con alcuno, es- sendo più tosto misurato che sostenuto nei discorsi: et hora a causa del patimento sofferto resta per qualche momento predo- minato da certa fissatione de’ pensieri, e tende nel negotio, nelle visite e nell’ agitation della corte s’applica e divertisca: con tutto cio dirige la secretaria di stato il card l Azzolini sottoscrivendo lo stesso card le gli ordini alle legationi non meno che alle nun- ciature de’ principi. Sin qui resta poi dalla beneficenza del papa proveduto di 3 m. scudi di pensioni e badie che teneva il pon- tefice, di quattro mila scudi per la morte del card le Palotta, e di dodici m. scudi della legatione d’Avignone come cardinal pa- drone. 137. Relatione della corte di Roma al re christianissimo dal S r di Charme 1669. Eine Relation, die franzoͤsisch und italienisch gedruckt ist, die aber, und vielleicht ist sie eben darum gedruckt worden, nur wenig Bedeutendes enthaͤlt. Die Unordnungen der apostolischen Kammer werden auch hier eroͤrtert, — wie wenig ihnen damit abgeholfen werde, daß Clemens IX. seine Nepoten eingeschraͤnkt halte; wie auch keine Congregation etwas ausrichte und ein allgemeiner Bankrutt zu fuͤrchten sey. Die Bemerkungen Grimanis uͤber den Mangel an tauglichen Leuten, den guten Willen und die geringe Energie der Rospigliosi, den Zustand der Praͤlatur und des Landes werden hier bestaͤtigt. Es gibt Ueberarbeitungen, bei denen man Mehreres geradezu aus Grimani heruͤbergenommen hat. Ich moͤchte doch zweifeln, ob diese Arbeit von einem franzoͤsi- schen Gesandten stammt: es muͤßte der Duc de Ehaulnes sein, den wir in den Négotiations relatives à la succession d’Espagne II, p. 579 als Ambassadeur in Rom finden: von einem nicht ununter- richteten Zeitgenossen ist sie aber auf jeden Fall. 138. Relatione della corte di Roma del sig r Antonio Grimani, am- basciatore della republica di Venetia in Roma durante il pontificato di Clemente IX. 1670. Noch etwas zweifelhaft druͤckte sich Quirini uͤber die Tugenden Clemens IX. aus. Die Erfahrung die man an Alexander VII. ge- macht, mochte ihm Bedenken erregen. In ein unbedingtes Lob da- gegen bricht, wenigstens in moralischer Hinsicht, Grimani aus. „Ve- ramente la mansuetudine, la modestia, la piacevolezza, la mo- deratione, la clemenza, la candidezza dell’ animo, la purità della Antonio Grimani conscienza sono doti sue particolari.“ Er behauptet, nie einen besseren Menschen gekannt zu haben. Zuerst eroͤrtert er nun die Maͤßigung, mit der Clemens seine Ne- poten ausstattete. Es zeigt sich doch, daß man in Rom vieles da- gegen einzuwenden fand. Grimani meinte sogar, die Pistojesen wuͤr- den sich fuͤr die unerwartete Zuruͤcksetzung, mit der man sie behandle, spaͤter einmal an den Nepoten raͤchen. Dabei bleibt freilich auch gewiß, daß Clemens keine ernstliche Anstalt machte die uͤbrigen Mißbraͤuche zu heben: schon rief man aus, wenn nicht ein neuer Sixtus V. komme, so laufe das Pontificat Gefahr voͤllig zu Grunde zu gehn. Grimani zaͤhlt die vornehmsten Uebelstaͤnde auf: Verkauf der Stellen, daher entspringe der Mangel an tauglichen Leuten; schlechte Geldwirthschaft; vorzuͤglich Vernachlaͤßigung der Moͤnche. Al pre- sente i religiosi sono tenuti in un concetto sì vile che da per loro si allontanano di comparir nella corte per non ricevere affronti da’ cortigiani più infimi. Le porpore e vescovadi si ten- gono vilipesi su le spalle de’ religiosi, e nelle concorrenze un pretuccio ignorante e vitioso ottenerà il premio sopra il reli- gioso dotto e da bene. I nipoti non curano de’ religiosi: per- che non possono da questi esser corteggiati come da’ preti. Se si parla di aggravj, i monasterj sono i primi; se di riforma, non si parla di preti, ma di religiosi. In somma, si toglie af- fatto ad ogni uno la volontà di studiare e la cura di difender la chiesa dalle false opinioni che vanno seminando i nemici di Roma: de’ quali moltiplicandosi giornalmente il numero, e de- teriorandosi quello de’ religiosi dotti et esemplari, potrebbe in breve soffrirne non poco detrimento la corte. Onde al mio cre- dere farebbono bene i pontefici di procurar di rimettere i rego- lari nel pristino posto di stima, partecipandoli di quando in quando cariche e dignità, tanto più ch’essendo grande il numero possono scegliere i soggetti a loro piacere; e così nelle reli- gioni vi entrarebbono huomini eminenti, dove che tengono a vile hoggidì di coprirsi le spalle d’un cappuccino i più falliti mer- canti, nè si veggono entrar ne’ monasterj che gente mecanica. Leider sey aber von Clemens IX. keine Abhuͤlfe zu erwarten: er sey allzu lau, allzu gutmuͤthig. Nach dieser Schilderung des Papstes geht der Botschafter auf dessen naͤchste Angehoͤrige uͤber. Zuerst der Cardinal Rospigliosi, von dem man hoffte, „quod esset redempturus Israel.“ Er zeigt an, warum diese Hoffnung doch getaͤuscht worden. Tre cose per mio credere sono quelle che fanno camminar col piede di piombo il cardinal predetto, accusato di lentezza di genio e di mancanza d’applicatione. La prima è il gran desiderio di voler far bene ogni cosa e di dar gusto a tutto il mondo, cosa che difficilmente può riuscire ad un’ huomo che non è assoluto padrone. La se- conda è che la sua volontà viene imbrigliata e trattenuta dal papa, il quale, se bene ama e considera con amore estraordi- nario questo nipote, gode però di fare il tutto a suo modo: onde dubioso il Rospigliosi d’incontrar nelle sue risolutioni le Relatione di Roma 1670. negative del papa e dall’ altra parte volendo sodisfare gl’inte- ressati, fugge le occasioni di concludere cosa alcuna. E final- mente gli noce ancora la capacità del proprio intendimento, par- ticolarmente in quelle cose che dipendono da lui: poiche abbon- dando, come si è detto, di ripieghi capaci da sostenere il posto di nipote, da sì gran copia nasce la gran penuria nelle risolu- tioni, perdendo la maggior parte dell’ hore più pretiose a medi- tare e crivellare le materie, et intanto che si medita e crivella il modo da eligere senza mancare le più adequate, il tempo vola e le occasioni fuggono. — Die Gerechtigkeit indeß mußte man ihm widerfahren lassen, daß er sich nicht bereichere: „havendo tras- curato molte occasioni d’arricchirsi, e l’havrebbe possuto fare senza scrupolo e con buona coscienza.“ Man meinte wohl, Ro- spigliosi beguͤnstige Chigi besonders zu dem Ende um durch seine Huͤlfe selbst einmal Papst zu werden. Der Gesandte widerlegt diese Meinung. Merkwuͤrdig ist es, wie die Gesinnung welche wir in dem Papst und dem Cardinal Patron bemerken, auch in den untern Gliedern dieser Gewalt sich wiederholt. Sie sind nicht ohne guten Willen und Faͤhigkeit, aber um einer oder der andern Ursache willen vermoͤgen sie doch nicht einzugreifen. Di due ministri si serve particolarmente il cardinale nelle cose che corrono alla giornata. L’uno è mon- signore Agustini, huomo prudente e di vita esemplare, che può dirsi di lui come di Giobhe Vir simplex et timens deum, ma del resto lento, lungo e irresoluto e tanto inclinato a voler far bene che fa poco per lo dubbio di non far male: onde con questa natura ha saputo dare così bene nell’ humore del padrone che lo decanta per un’ oracolo e lo stima il principal ministro della corte, benche quelli che continuamente lo sentono nelle congre- gationi, ne fanno altro concetto, e lo confessano bene per un soggetto mediocre, ma non più oltre, e della stessa opinione è ancora il papa. L’altro è mons r Fiani, a cui fu dato il carico di segretario della consulta, officio veramente che ricerca gran confidenza col card l padrone: onde con ragione Rospigliosi scelse questo huomo che conosce il dovere dell’ amicitia e che in ef- fetto non può desiderarsi maggior capacità nel governo, tutta- via inhabile quasi di esercitare il suo officio per esser poda- groso e infermo, prolongando per questo ogni cosa con gran rammarico della corte, dalla quale vien poco accettato, tanto più che si è vociferato haver le mani inclinate a ricever pre- senti, ma per me credo che questa sia una vera malignità di dettatori. Es ist nicht noͤthig die weitern Particularitaͤten uͤber die paͤpst- liche Familie, die doch zu keinem Einfluß gelangte, zu wiederholen. Der Bruder der Papstes, Don Camillo Rospigliosi, wuͤrde, wie un- ser Autor sagt, wenn dieß Gebrauch waͤre, bei seinen Lebzeiten ca- nonisirt zu werden verdienen. Er hatte fuͤnf Soͤhne, von denen je- doch nur zwei genannt zu werden brauchen: der zweitgeborene, Don Tommaso, der bereits den Gedanken hatte die Industrie des Kirchen- staates zn heben, und der juͤngste, Giambattista — giovine di bel- Relatione di Roma 1670. lissimo aspetto e d’un cervello acuto e penetrante — der mit ei- ner Pallavicini von Genua verheirathet wurde und das Haus Ros- pigliosi gruͤndete. Es ist genug nur noch die allgemeine Schilderung des neuen Verhaͤltnisses dieser Nepoten aufzunehmen. Fra tutti li pontefici che sono stati nel Vaticano, non se ne è forse veduto mai alcuno più politico e più prudente nel mantenersi con i suoi parenti come fece Clemente IX, il quale godeva di esser con loro, ma non già di darsi in preda di loro: anzi quanto più li mostrava segni di affetto e di ottima volontà, tanto maggiormente li teneva indietro senza parteciparli in modo alcuno i segreti de’ suoi pensieri. Alla buona intentione del papa di torre via dalla chiesa lo scandolo introdotto da lungo tempo mediante la comunicatione di quasi tutta l’autorità del Vaticano che i pon- tefici hanno costumato di partecipare ai loro nipoti, è andata congiunta la bontà del nipotismo: perche si può dire con buona ragione che mai in Roma si sono veduti parenti di papa più mo- desti, più humili, più caritativi e meno disinteressati de’ Ros- pigliosi, e quel che più importa, tutti dotati d’una stessa bontà e modestia, che però sarebbe stato un disumanarsi di lasciarli d’amare; anzi si può dire giustamente che il papa non li amò mai quanto sarebbe necessario al merito delle loro ottime qua- lità, havendoli tenuti più tosto come stranieri che come parenti per non comunicare con essi loro alcuna cosa di conseguenza: con che si rendeva infelice, mentre dall’ una parte si privava volontariamente della sodisfattione necessaria a’ principi di sfo- garsi con i congiunti, e dall’ altra si vedeva privo di potersi aprire con i domestici, che per lo più erano gente idiota e di spirito ben mediocre. Si crede che il papa non confida le cose più importanti della corte che colla persona del card l Chigi, il quale come astuto et accorto ha saputo benissimo guadagnarsi il suo affetto. Es folgt eine Schilderung der Cardinaͤle und der Gesandten die an dem Hofe residirten. Doch sind die Persoͤnlichkeiten nicht bedeu- tend genug, und die Interessen zu fluͤchtig, zu voruͤbergehend, als daß wir bei ihnen verweilen sollten. 139. Relatione dello stato delle cose di Roma del mese di Sett. 1670. (Alt. 9 Bl.) Den venezianischen Relationen, der angeblich franzoͤsischen gesellen sich auch spanische hinzu. Denn ohne Zweifel ist diese Relation fuͤr Spanien verfaßt. Es wird darin einer andern gedacht, welche an den spanischen Hof gegangen, weshalb man die in derselben enthaltenen Notizen hier weggelassen habe. Clemens IX: la sua natura è placida: perche non viene al- cuno a suoi piedi al quale egli non desideri di fare qualche gra- tia. — — Va ristrettissimo nelle spese e parchissimo nel dare a suoi. Cardinal Altieri: opera tutto da se, e poca influenza ri- ceve da altri. Sono secoli che non si è veduto un nepote di C. Cartari Memorie della vita di Clemente X. pontefice nè di maggior autorità nè d’abilità ed integrità. Wir ersehen, daß man auch unter dieser Regierung die meisten Beamten gelassen hatte wie man sie fand. Das Wichtigste aber wovon unser Autor Meldung thut, ist die Entzweiung des Hofes. Chigi, Barberini, Rospigliosi waren auf das engste mit den Altieri verbunden. Vor allem hatte hiezu der spani- sche Gesandte beigetragen. Diesen gegenuͤber stand die Faction der Squadronisten, d. i. der innocenzianischen Cardinaͤle, die so vielen Einfluß auf die letzten Papstwahlen gehabt, und unter den beiden vo- rigen Regierungen ihre Anhaͤnger in die oͤffentlichen Stellen gebracht hatten. Zu denen gehoͤrten Omodei, Ottobono, Imperiali, Borromeo, Azzolino. In die Streitigkeiten dieser beiden Factionen mischte sich die Koͤnigin von Schweden mit groͤßtem Eifer. Man weiß, wie hoch sie Azzolino hielt. Hier wird sie dessen getreue Dienerin genannt. Tausend Intriguen werden ihr Schuld gegeben um die Squadroni- sten zu befoͤrdern. 140. Memorie per descrivere la vita di Clemente X Pontefice Mas- simo, raccolte da Carlo Cartari Orvietano, decano degli avvocati consistoriali e prefetto dell’ archivio apostolico di castello S. Angelo di Roma. (Alt. 211 S.) Unmittelbar nach dem Tode des Papstes verfaßt, schon im Oc- tober 1676 fertig; mit ausdruͤcklicher Selbstverpflichtung alle Schmei- chelei zu vermeiden und die reine Wahrheit zu sagen (da questi fogli sarà l’adulatione, mia nemica irreconciliabile, affatto sban- dita, alla sola verità candida e pura attenendomi); jedoch nach der Absicht des Autors nur eine Sammlung, um kuͤnftig von einem Andern benutzt zu werden. Anfangs sollte es nun scheinen, als sey diese Erklaͤrung nur der Ausdruck der Bescheidenheit. Recht artig ist der Vater des Papstes, der alte Lorenz Altieri geschildert: den Cartari noch gut gekannt hatte: als ein Mann von kraͤftigem Geist, majestaͤtisch in seiner Haltung, aber dabei doch sehr bescheiden, wie schon sein Blick das aussprach. Obwohl nur Samm- ler, enthaͤlt sich der Autor doch nicht, sogleich ein Concetto im Geiste seines Jahrhunderts hinzuzufuͤgen: „di altrettanto bella canitie nell’ esterno ricoperto quanto di una candidezza di costumi, di una rara pietà a meraviglia dotato.“ Emilio Altieri war geboren 1590: wurde 1611 Doctor: stand eine Zeit lang in dem Studio Pamfilis, nachmaligen Papstes, beglei- tete 1624 jenen Bischof von Nola, Lancellotti, dessen Instruction wir uͤbrig haben, nach Polen: bei seiner Ruͤckkunft ward er Bischof von Camerino an der Stelle seines Bruders Joh. Baptista, der in das Cardinal-Collegium trat; man behauptet, obwohl dieß Cartari nicht hat, schon damals sey Emilio selbst zum Cardinalat bestimmt gewe- sen, man haͤtte ihn lieber genommen als seinen Bruder: er habe aber die Selbstuͤberwindung besessen, in diesem Augenblick von Rom wegzu- reisen um seinem aͤltern Bruder den Vorrang zu lassen. Unsern Emi- Cartari Memorie della vita di Clemente X. lio schickte Innocenz X. als Nuntius nach Neapel, und man behaup- tet, er habe dort zur Beilegung der Unruhen des Masaniello das Seinige beigetragen: Alexander VII. machte ihn zum Secretaͤr der Congregation de’ vescovi e regolari: eine Laufbahn die Jeder- mann sehr langsam fand. In seinem 79sten Jahre erst kam es an ihn, wesentlich befoͤrdert zu werden. Am 29. Nov. 1669 ernannte ihn Cle- mens zum Cardinal, doch hatte dieser Papst gar nicht einmal Zeit ihm den Hut zu geben: ohne diesen nur noch empfangen zu haben, ging Altieri in das Conclave: 29. April 1670 endigte dieß damit, daß er selbst zum Papst erwaͤhlt ward. Er weigerte sich eine Zeit lang: er erklaͤrte, es gebe andere verdientere Leute, er nannte sogar einen Cardinal Brancacci: jedoch nahm er die hoͤchste Wuͤrde an. Schon in so hohem Alter stand der neue Papst: er hatte nicht einmal einen leiblichen Nepoten: er mußte einen Nepoten waͤhlen, um die Last der Geschaͤfte mit ihm zu theilen. Ritrovavasi S. Beatitudine nell’anno ottantesimo di sua età: onde per questa cagione e per imitare i suoi antecessori, quali ben conoscendo la pesante mole del pontificato stimarono ne- cessario di deputare per proprio sollievo alcuno de’ cardinali col titolo di sopraintendente generale dello stato ecclesiastico, si compiacque a dichiarare l’istesso giorno a questa laboriosa ca- rica il card l Paluzzo Paluzzi degli Albertoni suo attinente, per- mutandogli quel cognome coll’ altro d’Altieri. Kommen wir nun auf die Handlungen des Pontificates, so bleibt der Autor zunaͤchst bei Rom stehn. Die Ankunft der Gesandten von Ferrara und Bologna zur Obe- dienzleistung: — Aufdeckung des Constantino M. am Fuß der Treppe St. Peters: — Ausschmuͤckung der Bruͤcke St. Angelo mit 10 En- geln aus carrarischem Marmor: — Bau des Pallastes Altieri, wozu ungefaͤhr 300000 Sc. aufgewendet worden seyen, die ja doch nicht verloren gegangen, da sie den Armen zu Gute gekommen: — Ein- richtung einer zweiten Fontaͤne auf dem Petersplatze, die jedoch der Papst nicht vollendet sah: — dieß sind die hauptsaͤchlichsten Gegen- staͤnde bei denen Cartari verweilt. Bei dem Pallast schildert er auch die Bibliothek. Vedesi in sito quasi il più alto elevato del me- desimo palazzo un vaso per libraria, altretanto capace quanto vago per la veduta della città e della campagna, in maestose scanzie riempite della generosità del card l Altieri di pretiosi li- bri d’ogni scienza, che giungono al numero di 12000. Ich kenne sie recht wohl: wie oft bin ich die Treppen hinaufgestiegen! Von den Fontaͤnen: Trasportata la fontana di Paolo V con machine meravigliose, quasi direi tutte d’un pezzo, dal sito vecchio dove si ritrovava all’ altro dove hoggidì si vede stabilita in corrispon- denza degl’ingressi laterali del teatro, per accompagnamento della medesima ordinò se ne fabricasse un’ altra affatto simile verso il giardino de Cesi, come fu eseguito. Das Merkwuͤrdigste aber ist was er von jenem angeblichen Mosaik Giottos, der Navicella di S. Pietro, erzaͤhlt. Nachdem es seit der Zerstoͤrung des Porticus der alten Basilika, wo es urspruͤnglich stand, oftmals seinen Platz gewechselt, von Paul V. in den Pallast, von Urban VIII. in die Clementis Decimi vita Kirche, von Innocenz X. wieder in den Pallast gebracht, wo es Ale- xander dem VII. aufs neue unbequem wurde, verzweifelte man es fort- zubringen wie es war, und zog es vor, es in Stuͤcken abzunehmen, indem man die Steinchen die zu jeder Figur gehoͤrten, immer in ei- nen besondern Beutel legte. Unter Clemens X. brachte der Cardi- nal Barberini die Herstellung desselben nach einer unter Urban VIII. gemachten Copie in Antrag. Hierauf ward es aufs neue zusammen- gesetzt und in die Lunette uͤber dem mittlern Eingang der Vorhalle gebracht. Wie es aber hiebei zuging, lassen die Worte Cartaris schlie- ßen. Perche il vano non era capace, fu detto che lasciandosi le figure nel proprio essere, potevano restringersi i spatii: come fu diligentemente esequito. Man sieht wohl, daß der neue Mei- ster von Einigen nicht mit Unrecht als der Verfertiger betrachtet wird. Endlich wendet sich der Verfasser auch zu den Staatssachen. Allein hier ist er sehr mangelhaft. Er berichtet, Clemens X. habe trotz aller finanziellen Noth zu keiner neuen Reduction der Monti schreiten wollen, aus Ruͤcksicht auf die vielen Familien und besonders die frommen Stiftungen, die dadurch leiden wuͤrden: — ben consi- derando il danno che a tante famiglie ed in particolare a luo- ghi pii ne resultarebbe: er zog Ersparnisse vor, und sogar der Car- dinalnepot erbot sich auf seinen Gehalt als sopraintendente dello stato Verzicht zu leisten. — Dennoch schickte man einiges Geld nach Polen, das von den Tuͤrken hart bedraͤngt ward: einmal 30000, ein ander Mal 16000 und noch einmal 70000 Sc. Die Cardi- naͤle hatten eine besondere Sammlung veranstaltet. Das ist das Einzige was ich von auswaͤrtigen Geschaͤften finde. Die Sachen des Kirchenstaates werden daruͤber jedoch auch nicht allzugruͤndlich vorgenommen. Si adoperò alla libera introdu- zione delle merci forestiere, e furono rivocate tutte le esenzioni delle gabelle: si diedero ordini circa gli officii vacabili della da- taria e frutti di essi: — si estinse la gabella del quatrino degli artisti: — si dichiarò che alli Romani et altri nobili dello stato ecclesiastico sia lecito di esercitar commerci senza pregiudizj della nobiltà. Das ist eigentlich alles Wesentliche was er sagt. Handlungen des Papstthums in Bezug auf das Innere der ka- tholischen Kirche erwaͤhnt er kaum. 141. Clementis Decimi Pontificis Maximi vita. (Alt. 288 S.) Cartari hatte gemeint, es wuͤrden sich Viele finden um das Leben Clemens X. zu beschreiben: eben Solchen widmete er seine Ma- terialien. Bald fand sich auch ein Autor der es unternahm: aber freilich ein Jesuit, auf Befehl seines Generals Oliva. Cardinal Pau- luzzi Altieri gab ihm dazu die Materialien. Obwohl dieser Autor Cartari nicht nennt, so ist doch offenbar, daß er ihn vor sich hatte. Er thut haͤufig nichts als daß er ihn uͤbersetzt, erweitert. Hatte Cartari die Schmeichelei absichtlich vermieden, so fuͤgt der Ueberarbeiter sie hinzu. Er meint, im Jahre der Geburt Clemens X. Nuovo governo di Roma sotto Clemente X. habe der Tiber gewaltige Ueberschwemmungen angerichtet: „quasi praesentiret imperantis urbis fluvius augendam ab exorto tum in- fante Romanam gloriam.“ Doch hat er zuweilen auch nuͤtzlichere Zusaͤtze. Er erzaͤhlt jenen Charakterzug von dem freiwilligen Zuruͤcktreten Clemens X. vor sei- nem Bruder. In den spaͤtern Capiteln geht er auch auf die kirchlichen Ereig- nisse ein. Innumeros in callem salutis reduces illo regnante vi- dit Hungaria, quam catholicam, ut Francisci card lis Nerlii verbis utar, pene totam effecit: — wahrhaftig eine starke Hyperbel, denn nicht allein ward Ungarn damals keineswegs so weit katholisch, noch trug Clemens X. dazu viel bei: — ad veram religionem in Hiber- nia conservandam ac propagandam solertem industriam contulit: — — plurimos in Vaticanum regressos Boemia et caetera Boe- miae regna atque inter hos magnos principes, plurimos Rhaeti atque iis finitimae valles, magnam illorum vim Hollandia, majo- rem vidit Gallia. Alles aber doch sehr im Allgemeinen. Indem er dann die Gerechtigkeit und die Liebe des Papstes zu seinen Unterthanen belobt, entschuldigt er ihn, daß er jene Unter- stuͤtzung der Polen wider die Tuͤrken durch Auflagen auf die Geist- lichen zusammengebracht: daß er neue Anleihen gemacht: — druͤckende Auflagen habe er abgeschafft und dafuͤr Luxusartikel, uͤberseeische Weine, den Tabak, belastet: — auch in Ruͤcksicht seiner Verwand- ten habe er die groͤßte Maͤßigung bewiesen. Man muͤsse nicht bei je- nem Pallast stehn bleiben, sondern erwaͤgen wie wenig Laͤndereien die Altieri erworben — „quam minimum in spatium contrahantur Alteriis principibus subjecta oppida et rura, cum latissime pa- teat aliorum ditio.“ 142. Nuovo governo di Roma sotto il pontificato di papa Clemente X. (Barb. 17 Bl.) Eroͤrtert das Familienverhaͤltniß, die sonderbare Erhebung Pau- luzzis zum paͤpstlichen Nepoten. Der Bruder des Papstes, Stammhalter des Hauses Altieri, hatte nur eine Tochter hinterlassen, und verordnet, daß der Gemahl der sich mit ihr vermaͤhle den Namen Altieri annehmen solle. Ein Neffe des Cardinal Pauluzzi heirathete diese Erbin des Hau- ses Altieri. Dadurch wurden die beiden Familien vereinigt. Alle andern Verwandten, z. B. die Gabrielli, die sonst die naͤch- sten gewesen waͤren, mußten zuruͤckstehn. Uebrigens ließ sich diese Regierung gleich von Anfang weniger mild an als die fruͤhere, was schon daher kam, daß Clemens IX. auch diejenigen Einkuͤnfte, welche bisher immer reservirt gewesen wa- ren, mit Schulden belastet hatte. Schon fing man an, die kleine Armee abzudanken. Der Verfasser meint, jener geringfuͤgige Nach- laß, den Clemens IX. an der Steuer gewaͤhrt, werde machen, daß man den ganzen Staat entwaffne. Auch er klagt uͤber die Form des Regiments, die Ruͤcksichtslo- sig- Rozzoni Rel. di Roma sotto Clemente X. sigkeit welche den Regierenden im Kirchenstaate nun schon gewoͤhnlich war. Vedendosi odiati et abborriti tanto più s’infierano, e tira- tosi il cappello sugli occhi non guardano in faccia a nessuno, e facendo d’ogni erba fascio non pensano che al proprio inter- esse senza minima apprensione del publico. 143. Relatione dello stato presente della corte di Roma, fatta all’ ecc mo principe di Ligni governatore di Milano dall’ Ill mo S r Feder. Rozzoni inviato straord rio da S. E. alla corte appresso Clemente X. (24 Bl.) Etwas spaͤter geschrieben als die vorige Relation. Schon hatte sich die Stellung der Parteien wieder veraͤndert. Rospigliosi und Chigi wurden von dem herrschenden Hause vernach- laͤßigt: dieses suchte sich den Squadronisten zu naͤhern. Das Verhaͤltniß des Papstes und des Cardinal Altieri wird fol- gendergestalt geschildert. Il papa non ha applicatione alcuna, sì per la cadente sua età, come anche per esser suo connaturale attendere alla pro- pria quiete e sottrarsi dalle cure gravi che potrebbero turbare la serenità dell’ animo suo, solo inclinato a vivere tranquilla- mente. Egli perciò non puole sapere le amministrationi della giustitia nè altri negotii politici della corte e dello stato eccle- siastico: onde il ricorrere a lui non giova punto a quelli che da suoi ministri vengono oppressi: e per havere pretesto più colo- rito di non ingerirsi in simili affari, più volte si fa stimare am- malato, non tralasciando per questo le sue domestiche conver- sationi, che dopo desinato giornalmente si prende con giuochi di carte e godimento di suoni e canti. Lascia il governo della chiesa totalmente al cardinale Al- tieri, et in esso non si ingerisce se non quanto è necessario per la sua approvatione in voce o scritto: nel resto ha rasse- gnato in tal maniera che più volte l’ha temuto e nascostamente ha fatto fare elemosine, regali e cose simili: ma la collatione de’ beneficii, vescovati et elettione de’ soggetti alla porpora re- sta al totale arbitrio di esso cardinale; il quale è uomo flemma- tico, e difficilmente si sdegna esternamente, e quando ciò fa, cessa di vendicarsi. Ha molt’ attitudine a sostenere la carica che tiene, et in fatti vuol sapere et indrizzare tutti gli affari grandi e piccoli non solo della corte ma ancora di tutto lo stato ecclesiastico, il che da alcuni si attribuisce a grande avidità di suoi interessi, nelli quali è vigilantissimo, non lasciando passare occasione alcuna di non approfittarli: ogni giorno in tal’ hore determinate da audienza a tutti i ministri della corte et alli loro segretarj, et esso da le regole et istruttioni non solo generali ma anche particolari, di modo che li giudici et il medesimo go- vernatore non hanno nelle loro cariche arbitrio alcuno. Il principale ministro del medesimo cardinale è stato et è l’abbate Piccini, soggetto di deboli parti et inferiori natali, che Päpste** 31 Piero Mocenigo prima della promotione di Clemente Decimo era suo cameriere: onde per introdutione, anzi per l’arbitrio, conforme la comune stima, che haveva de’ voleri di esso cardinale, ha congregato un’ annua entrata di 12 m. scudi et un capitale di 200 m., havendo altrettanto empito il capo di fumo quanto la borsa d’oro. Però al presente è cessata tant’ aura sua, vogliono alcuni per punti politici e non già perche si sia diminuita la sua gran fortuna dall’ unione delli quattro regj ambasciatori: ancorche detto ab- bate Piccini unitamente col commissario della camera chiamato mons r Zaccaria siano li più intimi del cardinale: quanto a ciò, spetta all’ interesse, mostrandosi esso cardinale da questo alieno, volendo lasciar cadere sopra di questi due ministri o torcimani l’opinione volgare di molto interessato. 144. Relatione della corte di Roma del N. H. Piero Mocenigo, che fu ambasciatore a papa Clemente X, fatta l’anno 1675. (44 Bl.) P. Mocenigo war fruͤher in England gewesen, jetzt kam er nach Rom, das ihm nun besonders in commercieller Hinsicht einen so ganz andern Anblick darbot: hier ward er mit dem Hause Altieri in ziemlich heftige Streitigkeiten verwickelt; er trat an die Spitze der Gesandten, welche man einiger ihrer Freiheiten berauben wollte. Kein Wunder, wenn er von dem was er sieht und erlebt, sich nicht sehr erbaut zeigt. Er theilt seinen Bericht in drei Theile. I. La qualità di quella corte, sua autorità così spirituale come temporale, con aggiunta dell’ erario e delle forze. „Tutto il riflesso“, beginnt er, „dei pensieri de’ regnanti è rivolto a non lasciare la propria casa esposta alle persecutioni et al lu- dibrio della povertà. Di ciò deriva che la tramontana di quella corte è l’interesse privato, e colà non s’applica al publico bene che colla speciosità delle apparenze.“ Die Beguͤnstigung der vor- nehmen Geschlechter hatte jetzt den Erfolg, daß besonders der Mit- telstand, auch der geringere Adel nicht mehr fortkam. Er besaß nicht Geld genug, um sich durch eigne Kraft zu erheben, und war doch zu selbstaͤndig, um sich zu der Unterwuͤrfigkeit der wirklich Armen zu er- niedrigen. „Die Schmeichelei,“ sagt P. Mocenigo, „ist hier zu Hause; aber nicht minder gibt es auch viele Leute die sich uͤber ihre fehlge- schlagenen Hoffnungen durch Afterreden troͤsten, welche die Maxime hegen: man irre nie, wenn man das Schlimmste denke.“ Wichtige Congregationen: der Inquisition, der kirchlichen Im- munitaͤt, des Conciliums, der Propaganda, der Bischoͤfe und Or- densgeistlichen, des Index. Will der Hof etwas abschlagen, so uͤber- laͤßt er die Sache ihnen: sie halten sich an ihre Canones und den Gebrauch der vergangenen Jahrhunderte: da bekommt das Gering- fuͤgigste Wichtigkeit. Ist der Hof aber guͤnstig gestimmt, so nimmt er selber die Sache an sich. Besonders in den weltlichen Angelegenheiten zeigt sich dessen Relatione di Roma 1675. durchfahrende Gewalt. Cardinaͤle wuͤrden nie gebilligt haben, daß man Krieg fuͤhre. — (Seit geraumer Zeit, duͤrfen wir hinzusetzen, geschah das auch nicht mehr.) Der Zustand des Landes verschlimmert sich taͤglich. Seit 40 Jahren, sagt man dem Autor, habe die Einwohnerzahl um ein Drittheil abgenommen: wo man fruͤher 100 Feuerstellen zaͤhlte, finde man nur noch 60, viele Haͤuser reiße man nieder, obwohl die Consulta ver- biete dieß zu thun: taͤglich werde weniger Land angebaut: die Hei- rathen nehmen ab: fuͤr die Kinder suche man eine Zuflucht in den Kloͤstern. Er berechnet die Zinsen der Staatsschulden, d. i. der Monti und officii vacabili , auf 2,400000 Sc., das Deficit auf mehrere Hundert- tausende. II. Il presente governo di Clemente X, sua casa, sacro collegio e corrispondenze con principi. Clemens X. Er sehe wohl Datar, Segretario de Brevi, Staats- secretaͤr und den Cardinal Altieri zu den gesetzten Stunden, aber er habe nur die Formalitaͤt des Unterschreibens: unangenehme Dinge verberge man ihm: dahin gehe das ganze Bestreben Cl. Altieris. Der Gesandte behauptet, der Papst habe keine Kenntniß von den Geschaͤf- ten der Welt: er sey niemals Nuntius gewesen. Wie wir wissen, ist dieß falsch. In Roma si dice che benedicere e sanctificare sia del pontefice, reggere e gubernare sia dell’ Altieri. Cardinal Altieri: di complessione delicata: — — la sua na- tura è ardente, impetuosa e di prima impressione. — — Assue- fatto alla cortesia Romanesca di non negare cosa alcuna, anzi di concorrere con parole officiose ad esaudire le instanze fa- cilmente: poi quando ha ponderato il negotio, dà indietro, anco col negare l’impegno, e dà nelle scandescenze. — — Da poca speranza vien sollevato, come per contrario da poco timore ab- battuto. Wir sehen in diesen Aeußerungen wohl die Nachwirkung persoͤnlicher Mißverhaͤltnisse. In dem nemlichen Sinne aber werden auch die uͤbrigen Per- soͤnlichkeiten geschildert. Laura Altieri, von welcher doch das Gluͤck dieser Familie komme, befinde sich in derselben nicht wohl, deshalb lasse man sie niemals zu den Fuͤßen des Papstes kommen. Ich glaube daran doch nicht recht. Unbedenklicher ist es, wenn der Verfasser die Vereinigung des Hofes mit den Squadronisten schildert: wir sahen schon, wie sie sich vorbereitete. Barberini, Rospigliosi und Chigi waren jetzt in geringe- rem Ansehen: die Squadronisten drangen besonders auf Unabhaͤngigkeit der Curie von den fremden Hoͤfen: sie hatten die Altieri ganz an sich gezogen. Der Verfasser behauptet, die Verwickelungen, in welche der Hof sich einlasse, seyen ihnen zuzuschreiben. Er geht naͤher auf diese ein; allein in seiner irritirten Weise. Den Kaiser muͤsse der Hof zuweilen durch geistliche Geschenke, Agnus dei u. s. w. zu beguͤtigen suchen. Mit Frankreich habe man so viel Irrungen, daß man sich freue, wenn es in Krieg verwickelt werde. Wie sollte da der Papst noch den Frieden vermitteln? — Spanien beklage sich unter andern, daß man im Kirchenstaat die 31* Scrittura sopra il governo di Roma. Banditen aus Neapel aufnehme, und zugebe, daß das gestohlene Gut daselbst verkauft werde. „Ma non segli danno orecchie: per- che così comple alla quiete di quei confini, promessa e mantenu- ta dai medesimi banditi.“ Man versaͤume, Polen recht eifrig zum Tuͤrkenkrieg anzutreiben, nur um dann nicht genoͤthigt zu seyn es zu unterstuͤtzen. Dem Czar wolle man diesen Titel nicht gewaͤh- ren, und deshalb trete man mit ihm nicht in Verbindung: wovon sich doch sonst so viel Beihuͤlfe gegen den Erbfeind erwarten ließe. Per timor d’ingombrarsi in obligatione di rimettere e contribuire soccorsi maggiori si sono lasciate cadere le propositioni fatte da un’ inviato Polacco, che l’armi del re sarebbero passate il Da- nubio, entrate nella Bulgaria, e promettevano di portar la guerra nelle viscere dell’ imperio Ottomano. Ich bemerke das nur, weil sich daraus ergibt, daß man diese Hoffnungen schon damals hegte. Denn was der roͤmische Hof viel dazu thun konnte, besonders wenn es sich mit dem Zustand der paͤpstlichen Cassen und Laͤnder so ver- hielt wie oben geschildert worden, sieht man doch auch nicht ein. Dem Koͤnig von Portugal wollte man das Patronat uͤber seine trans- marinen Kirchen, dem Herzog von Savoyen einen Indult zur Be- setzung der Bisthuͤmer seines Landes nicht zugestehn. Auch in Tos- cana, in den kleineren Fuͤrstenthuͤmern regte sich dieser Anspruch auf kirchliche Selbstaͤndigkeit. Die Incameration von Castro erweist sich sogar schaͤdlich. Die Schulden die man uͤbernommen, fordern 90000 Sc. Zinsen: der Paͤch- ter der Einkuͤnfte zahlt nur 60000. In Rom antwortet man: so rechne ein Fuͤrst nicht. III. Corrispondenze colla republica: nur sehr kurz und hauptsaͤchlich uͤber persoͤnliche Streitigkeiten. „Impiego scabro- sissimo.“ Alles in demselben Geist. In Venedig war man auf eine Relation in diesem Sinne schon vorbereitet worden. Noch ehe P. Mocenigo wiederkam, erschien eine Lettera scritta a Venetia da soggetto ben informato sopra l’am- basceria (eine zweite Hand setzt hinzu: infame ) del S r Kav r Mo- cenigo; wo der kleine Mann mit der großen Peruͤcke, der im- mer von England sprach, stark mitgenommen wird. Jetzt sitze er Tag und Nacht mit einem Literaten, um in seiner Relation den roͤmischen Hof anzuschwaͤrzen: „un governo, migliore del quale per i principi secolari non è stato da S. Pietro in qua, piacevole, moderato, senza puntiglio.“ Auch hat Mocenigo gewiß uͤbertrieben: deshalb ist aber nicht al- les zu verwerfen was er sagt. Jedermann traͤgt am Ende seine Meinung auf die Dinge uͤber, von denen er Meldung thut. Wir andern haben uns nun da zwi- schen Object und Subject zurecht zu finden. 145. Scrittura sopra il governo di Roma. (MS Rom.) Unter Schriften befindlich die sich auf 1670—80 beziehen und ungefaͤhr eben dahin gehoͤrig; so trostlos wie die Klagen Sacchettis Vita ai Innocentio XI. nur immer. I. Sopra il cattivo stato de’ popoli. Come mai in ogni pontificato, s’ha da trovar modo di metter 100 et anco 150 m. scudi in una casa, e non è possibile di levarne 50 m. di peso agli aggravati popoli. — — Il peggio è non voler permettere i modi honesti di riempire le borse con procacciarsi per mezzo di lecite mercantie quei guadagni ch’altri con l’autorità indebi- tamente s’appropria. II. Sopra la gran povertà et il gran lusso. Rhetorisch ausgefuͤhrter Gegensatz. III. Dell’ annona e del vino. Vorzuͤglich uͤber die Mißbraͤuche der Annona. I mini- stri del principe vogliono far da mercanti. Quindi tanti falli- menti di mercanti e di fornari, tanti sconcerti nelle case e nelli luoghi pii, il cui loro maggior avere consiste in terreni, e tanti grani lasciati marcire ne’ granari a chi non ha voluto soccom- bere all’ estorsione di sì detestabil trafico. IV. Del ritarda- mento della giustitia e de’ frutti de’ luochi di monte. Auch die Depositarii der Monti werden der Veruntreuung und Willkuͤrlich- keit angeklagt. V. Sopra l’irreverenza nelle chiese: — wie im Theater, meint er. VI. Sopra il fasto de’ banchetti palatini. VII. Sopra l’abuso del cerimoniale. Der Autor mißbilligt das haͤufige Sanctissimus: es empoͤrt ihn, daß man von der Frohnleich- namsprocession zu sagen wagte: „Sanctissimus Sanctissima portat.“ VIII. Sopra l’immunità ecclesiastica: — er beklagt daß die Ver- brecher in den Kirchen Freistaͤtten finden. IX. Sopra le lordure delle strade. — Wohlmeinend, im Ganzen bezeichnend, doch nicht durchgreifend. 146. Vita del servo di dio papa Innocentio XI raccolta in tre libri. (MS. Rom.) Ein sehr schoͤnes Exemplar auf 144 Blaͤttern, wahrscheinlich ei- nem spaͤteren Papst zu eigenen Haͤnden uͤbergeben. Das erste Buch umfaßt das fruͤhere Leben Innocenz des XI. Der Autor hatte sich Muͤhe gegeben, davon authentische Nachricht einzu- ziehen. Er leugnet, daß der Papst in seiner Jugend einen Feld- zug mitgemacht: S. H. selbst war daruͤber gefragt worden. Dage- gen erzaͤhlt er, daß Cardinal Cueva es gewesen, der den jungen Mann, welcher ihm vom Governator zu Mailand empfohlen war, auf die Vortheile der Laufbahn an der Curie aufmerksam gemacht habe. Das zweite Buch umfaßt die fruͤheren Regierungshandlungen dieses Papstes: Oeconomie, Einziehung unnuͤtzer Stellen, Herabsetzung der Monti auch fuͤr die Communitaͤten, Beschraͤnkung des Wuchers, der besonders im Ghetto getrieben wurde, neue Taxen fuͤr die geist- lichen Sporteln. Sein Grundsatz: „essere egli non padrone, ma amministratore delle cose alla santa sede spettanti con l’obbligo rigoroso di distribuirle non secondo la gratia de’ parenti ma con- forme la legge della giustitia.“ — — Egli medesimo disse che da cardinale haveva cominciato ad esser povero e da papa era divenuto mendico. Uebrigens gedenkt der Autor auch der englischen Ereignisse, und traͤgt kein Bedenken zu erklaͤren, daß Koͤnig Jacob Memoriale del 1680. — Ode satirica. England habe katholisch machen wollen: Volendo ricondurre al Romano cortile i suoi sudditi, cominciò a servirsi nel ministero di cattolici. In dem dritten Buche wird die Theilnahme Innocenz XI. an dem Tuͤrkenkriege eroͤrtert; seine persoͤnlichen Eigenschaften werden auf- gefuͤhrt. Er erscheint, wie er war, kraͤftig, ruͤcksichtslos, ehrenwerth. Mit vieler Einsicht wird sein Thun und Lassen geschildert, bei wei- tem besser als in dem Werkchen von Bonamicus, das wir bei Le- bret finden: und das eigentlich nur eine seichte Lobschrift ist. Merkwuͤrdig tritt auch hier der Widerspruch hervor den die Wirksamkeit dieses Papstes erregte. Was erhob man Alles fuͤr Ein- reden gegen den Entwurf einer Bulle zur Abschaffung des Nepotis- mus. Il volgo vedendo riformati molti ministri in palazzo et unite le loro cariche ad altri ministerj, che il papa non incli- nava a spendere nè a beneficare con gratie, senza pensare più oltre biasimava ’l genio di Innocenzo come incapace della con- ditione del principe. Bald auf die eine, bald auf die andere Weise trat dieß Mißfallen hervor. 147. Memoriale del 1680 al papa Innocenzo XI concernente il governo e gli aggravj. (Bibl. Vallic.) Man erkenne, heißt es in dieser Schrift, den heiligen Eifer des Papstes an. Aber leider sey der Erfolg seiner Handlungen eine all- gemeine Unzufriedenheit. Durch die Reduction der Monti seyen viele Familien zu Grunde gegangen, — die Cardinaͤle hoͤre man nicht; den Fuͤrsten gewaͤhre man keine Gnade; die Praͤlaten seyen ihrer Hoffnungen beraubt; die Armen ohne Almosen: ganz Rom ein Schauplatz des Elendes. Wer sollte es glauben? Kaum gibt ein Papst den unaufhoͤr- lichen Klagen uͤber den Nepotismus Gehoͤr und stellt ihn ab, so fordert man ihn wieder zuruͤck. Ond’ è, sagt unser Memorial nach Anfuͤhrung einiger Gruͤnde, che sia una gran fortuna per un prin- cipe l’aver parenti buoni e capaci del governo: poiche avendo questi più potenti motivi dei ministri d’interessarsi nella riputa- tione e gloria di lui, possono anco con maggior sincerità e fran- chezza dire i loro pareri. 148. Ode satirica contra Innocenzo XI. (Bibl. zu Frankf. a. M. MS Glauburg. n. 31.) Noch gemaͤßigt ist in Schriften wie die vorige der Ausdruck des Unwillens: gab aber sey es ein wirklich begangener Fehler oder auch nur ein Geruͤcht Anlaß zum Tadel, so machte er sich in den heftig- sten Ausbruͤchen Luft, wie das hier geschieht. Io non ritrovo ancor ne’ vecchi annali bestia peggior, che sotto hipocrisia col sangue altrui tingesse e’l becco e l’ali. Sopra la soppressione del collegio de’ secretari ap ci . Per altri era zelante, ma concesse al nepote però che il gran comprasse due scudi il rubbio e nove lo vendesse. 149. Discorso sopra la soppressione del collegio de’ secretari apo- stolici fatta per la S tà di N. S re Innocenzo XI. Trotz so heftigen Widerspruchs fuhr Innocenz in seinen Reformen fort. Unser Discorso zeigt, wie man in einzelnen Faͤllen zu Werke ging. Es wird zuerst der Ursprung dieser Segretari, die man seit dem Schisma finde, und der Uebelstand geschildert der mit ihrer Exi- stenz verknuͤpft sey. Hauptsaͤchlich komme derselbe daher, weil gar keine Verwaltung zu dem Amte gehoͤre. I possessori degli officii di fatto non hanno amministratione o servitio alcuno nella spe- ditione dei nogozj: mentre così il segretario di brevi come quello delle lettere o brevi a principi, come versati nel mestieri, si so- gliono deputare ad arbitrio del papa fuori del collegio, nè l’of- ficio porta seco la prelatura conferendosi a persone seculari per lo più inesperte et in età tenera, a guisa di quelli altri of- ficii popolari i quali sono in commercio per il solo commodo et interesse borsale. Da die Interessen ungeheuer waren, die Kammer fuͤr 200000 Sc. die sie empfangen, 40000 Sc. jaͤhrlich Zinsen zahlen mußte, beschloß Innocenz das Collegium aufzuheben, und setzte eine Congregation nieder um die Anspruͤche der Theilnehmer zu erwaͤgen. Der Papst wollte nur das zuruͤckzahlen was die Kammer wirklich empfangen: die Betheiligten forderten wenigstens so viel, als der lau- fende Preis der Aemter betrug. Die Congregation konnte zu keinem Entschluß kommen. Unser Autor ist der Meinung, daß der Papst nur zur Erstattung des nominellen Preises verpflichtet sey; er findet dieß in der Praxis des paͤpstlichen Stuhles gegruͤndet. Auch andere Schriften finden sich die hieher gehoͤren, z. B. Stato della camera nel presente pontificato d’Innocenzo XI; aber sie bestehn aus Zahlen und sind keines Auszuges faͤhig. 150. Scritture politiche, morali e satiriche sopra le massime, istituto e governo della campagnia di Gesù. (Bibl. Cors.) Eine Sammlung von allerlei den Orden betreffenden Schriften, von denen einige, z. B. eine Consulta des Acquaviva, satirisch und erdichtet, andere aber sehr ernsthaft gemeint und aus den besten Quel- len gezogen sind. Die wichtigste ist: In nomine Jesu. Discorso sopra la re- ligione de’ padri Jesuiti e loro modo di governare: allein gegen 400 Blaͤtter stark; zur Zeit des Generals Noyelle, also zwischen 1681 und 1686 abgefaßt: dem Orden allerdings unguͤnstig, jedoch so, daß Scritture sopra la compagnia di Gesù. man aus jedem Worte sieht, der Verfasser war mit dem Zustande desselben seit der Mitte des Jahrhunderts auf das genaueste bekannt. Er nimmt folgenden Gang. I. Zuerst stellt er die Maͤngel die er wahrnimmt, unter einigen Rubriken zusammen. 1. Di alcune loro massime: z. B. von der Meinung daß ihr Orden der vornehmste sey, daß alle ihre Gebete erhoͤrt, daß alle die in der Compagnie sterben ohne Frage selig werden. 2. Della loro avidità et interesse. Von ihrer Erbschlei- cherei, — eine Menge Geschichten, wie sie Geschenke herauszulocken wissen, — von ihrer Handelschaft und noch mancherlei schlimmern Dingen. Das Wichtigste waͤre der Handel. Der Gesichtskreis ist jedoch zu enge, hauptsaͤchlich nur Rom und der Kirchenstaat. 3. Del loro governo. Von dem Mißbrauche der monarchischen Gewalt. Ueber die Absetzung Nickels: s. S. 127. 4. Qualità proprie del go- verno. Z. B. Flagello sordo, d. i. Denen die gestraft werden, macht man ihre Vergehen nicht eigentlich nahmhaft; Angebung ohne vorhergegangene Erinnerung; der Obere bediene sich oft eines Un- teren zur Aufsicht, was alle Ordnung aufloͤse. 5. Governo in ordine ai loro convittori e scolari. Ihre ehrenruͤhrigen Zuͤchtigungen. 6. La moltitudine delle regole. Sie laufen oft einander entgegen, es gebe Niemand der sie alle kenne. II. Hierauf sucht der Autor nach einigen Wiederholungen uͤber Ursache und Wirkung dieser Uebelstaͤnde die Heilmittel dagegen zu be- zeichnen. Es ist merkwuͤrdig, daß schon er unter den letzten vor allem die Einrichtung von Generalvicarien nennt, die man so oft gefor- dert hat und der Orden sich nie hat gefallen lassen wollen. Er sagt: Constituire un vicario generale per le provincie delle Spagna, Germania, Francia et Indie, — cacciar sangue ad un corpo troppo pingue, — leggi certe a delitti certi. III. Er kehrt dann wieder zu seiner alten Methode zuruͤck die Maͤngel des Institutes unter mancherlei Rubriken aufzuzaͤhlen. Es kommen dabei eine Menge Einzelnheiten zur Sprache, die mit mehr oder minder Authenticitaͤt vorgetragen werden. Vielleicht das Wich- tigste ist der letzte Abschnitt: Delle loro Indiche missioni, aus den Briefschaften gezogen, die sich im paͤpstlichen Archiv vorfanden, mit großer Sorgfalt, so daß die Quellen einzeln angegeben sind: hier werden die Acte des Ungehorsams gegen den Papst, dessen sich die Jesuiten in Indien schuldig gemacht, aufgefuͤhrt: schon so lange vor Pere Norbert. Allerdings ist nun diese Schrift den Jesuiten unguͤnstig: aber zugleich uͤberaus belehrend. Die Fehler des Institutes enthuͤllt sie mit einer Schaͤrfe und Penetration, daß man viel deutlicher als es sonst moͤglich waͤre, in das innere Getriebe desselben blickt. Man koͤnnte nicht sagen, daß sie geradezu feindselig waͤre: auch das Gute erkennt sie an. Schon nimmt man aber wahr, welche Stuͤrme sich gegen den Orden im Innern der Geister vorbereiteten. Gio. Lando Rel. di Roma 1691. 151. Relatione di Roma di Gio. Lando K r , inviato straordinario per la ser ma rep ca di Venetia ad Innocentio XI et amb r stra- ord rio ad Alessandro VIII in occasione della canonizazione di S. Lorenzo Giustiniani. 1691. (17 Bl.) Schade daß wir uͤber die wichtige Regierung Innocenz XI. keine Relation besitzen die diesen Namen verdiente; durch die wir uͤber die Erfolge der Thaͤtigkeit dieses Papstes unparteiisch aufgeklaͤrt wuͤr- den. Die Geschaͤfte der Republik versah in den ersten Jahren des- selben 1678—1683 der Cardinal Ottobon ein Venezianer, nach- mals Alexander VIII, der niemals zuruͤckging und daher nicht refe- rirte; nach diesem Johann Lando, aber ohne eigentlich officiellen Cha- rakter. Wohl hat Lando nichts desto minder einen Schlußbericht er- stattet, aber erst dann, als man schon wieder nach dem Tode Ale- xanders VIII. in das Conclave gegangen war; ungluͤcklicher Weise faͤllt er uͤberdieß aus dem Tone venezianischer Relationen heraus. Er beginnt damit die goͤttliche Wuͤrde des Papstthums zu eroͤr- tern, und beklagt daß es nicht allenthalben herrsche. Ja die Zahl der Ketzer sei groͤßer als die der Katholiken. Haben nicht selbst die verruchten Quietisten in Rom ihre Werkstatt aufgeschlagen! Am roͤ- mischen Hofe wolle man nicht glauben, daß man selbst daran Schuld sey, und doch verhalte sich das so. Auch jetzt noch achte man einen Mann, der mit tiefer Gelehrsamkeit oder dem Beispiel der Heiligkeit fuͤr die Kirche streite, bei weitem geringer als die Canonisten, welche fuͤr das paͤpstliche Ansehen schreiben. Ihre Uebertreibungen bewirken aber gerade, daß die Fuͤrsten sich doch dem Hofe entgegensetzen. Erst nachdem er selbst einen Versuch gemacht die Grenzen der geistlichen und der weltlichen Gewalt zu bestimmen, naͤhert er sich langsam den weltlichen Geschaͤften. Von dem Zustande des Kirchen- staates macht er eine traurige Beschreibung: „desolato negli abitanti, spiantato nella coltura, ruinato coll’ estorsioni, mancante d’indu- stria.“ Er berechnet die Schulden auf 42 Millionen. Alexander VIII. habe die Ausgaben um 200000 Sc. vermindert und dadurch das Gleichgewicht zwischen Ausgabe und Einnahme wiederhergestellt. In der Dataria habe der Papst eine Ader von Gold. Jedoch mit nichten bleibe nun dieß Geld auch in Rom: einzeln komme es, im Ganzen gehe es fort: Innocenz XI. habe gewiß 2 Millionen Scudi zum Tuͤrkenkrieg in Ungarn beigesteuert. Von jenen 42 Millionen seyen vielleicht 15 Millionen der Christenheit zu Gute gekommen. Noch immer findet er, daß Rom ein allgemeines Vaterland, einen Sammelplatz fuͤr alle Nationen bilde. Jedoch komme Jeder bloß seines Interesses halber. Deutsche und Franzosen sehe man we- nig, weil ihre Befoͤrderung nicht vom roͤmischen Hofe abhange, Spa- nier nur von der geringeren Classe; wuͤrde jeder Fuͤrst auch in Ita- lien seine geistlichen Stellen selber besetzen, so wuͤrde der roͤmische Hof zu Grunde gehn. Italien habe dafuͤr aber auch den Genuß des Papsithums. Tutta la corte, tutte le dignità, tutte le cari- che, tutto lo stato ecclesiastico resta tra gli Italiani. Und wie viel trage dieß Verhaͤltniß aus. Bei der Unsicherheit der Succession Gio. Lando Rel. di Roma 1691. in allen italienischen Haͤusern beruhe das Heil von Italien ganz al- lein auf der Vereinigung zwischen Venedig und Rom. Er nimmt Anlaß sich uͤber die Nothwendigkeit des guten Vernehmens zwischen beiden zu verbreiten. Er meint doch, man koͤnne in Venedig man- ches nachgeben. Den Schutz, den man unruhigen Frati angedeihen ließ, — gewisse Praͤtensionen der Gerichtsbarkeit — nehme man in Rom sehr uͤbel. Das sind nun, wie wir sehen, alles recht gute, brauchbare Be- merkungen, die von redlicher Gesinnung zeugen, aber uns, die wir positivere Nachrichten uͤber die Staatsverwaltung suchen, koͤnnen sie nicht genuͤgen. — — Ueber die beiden Paͤpste bei denen er diente, sagt Lando — uͤbrigens ein sonderbarer Autor, der unter den Redeformen keine so sehr liebt, wie das Anakoluth — nur Fol- gendes: Quando io rifletto a quello che ho sentito a risuo- nare senza ritegno contro Innocenzio XI, il quale veniva ac- cusato di non dare audienza, d’asprezza, di crudeltà, d’inflessi- bile nemico di principi, di studioso di controversie, d’irresoluto e tenace, di distruttore delle diocesi e beni ecclesiastici: perche stava molti anni senza provederli, perche aveva calati li monti senza sollevare lo stato coll’ avvanzo risultatone, per avere te- nuta ferma l’estorsione che chiamano dell’ annona, per essere stato indulgente a’ quietisti, e tante altre cose con che non vi era persona che non esclamasse contro di lui: e pareva all’ ora al volgo indiscreto che non fossero virtù d’alcuna importanza al pontificato, quale memorabilissimo d’una costante alienatione del suo sangue ed un’ illibata disinteressatezza per lasciare in- tatto tutto quello era della camera, fuorche impiegato nelle guerre contro gl’infedeli; e s’auguravano all’ ora un pontefice che, se bene un poco indulgente alli suoi, lo fosse anco per gl’altri, e che fosse dotato di quelle virtù che all’ ora si giudicavano più necessarie, perche pareva mancassero. Ma veduto poi che as- sonto Alessandro VIII, benche tutto umanità, facile all’ au- dienze, dolce, compassionevole, pieghevole, rispettoso a prin- cipi, nemico d’impegni, sbrigativo, franco nei negotii ed in tutte le sorti di speditioni, benefico allo stato sollevato di 200 mila scudi di gabella e dell’ angaria dell’ annona, che ha fulmi- nato li quietisti, che ha finito quietamente il negotio molestis- simo del quartiere, ha soccorso lui pure la guerra contro il Turco, ed ha fatto ancora altre attioni importanti nella gran brevità del suo pontificato ad ogni modo, perche all’ incontro ha mostrato affetto alli suoi nipoti, perche ha voluto fidarsi di loro più che degl’altri nelle cariche, perche ha voluto provederli con qualche larghezza ma di molto inferiore a quello hanno fatto tanti altri, e perche in questa parte ha mostrato un poco d’umanità e la tolleranza del sangue, è stato anche egli bersa- glio d’invettive maligne e continue fin alla morte, ma egualmente ingiuste dell’ uno e dell’ altro. Zuletzt bezieht er sich noch auf seine uͤbrigen Dienste, wie er denn im Laufe seines Amtes mehr als 700 Depeschen geschrieben habe. Diese moͤgen denn wohl desto mehr Thatsachen enthalten. Zum Theil befinden sie sich in Venedig, zum Theil in Wien. Confessione di Alessandro VIII. 152. Confessione di papa Alessandro VIII fatta al suo confessore il padre Giuseppe Gesuita negli ultimi estremi della sua vita. (MS Rom. 21 Bl.) Alles Ernstes berichtet ein Scriptor des vaticanischen Archives, G. B. Perini, unter andern Papieren der Zeit Alexanders VIII. habe er auch dieses Actenstuͤck gefunden. Er schreibt dieß 9 April 1736, wo Niemand ein Interesse haben konnte einen Papst zu ver- unglimpfen der schon so viele Nachfolger gehabt hatte. Das Werk- chen ist daher trotz seines ominoͤsen Titels der Betrachtung werth. Was ist es, was der Papst darin bekennt? Er beginnt damit, seit 1669 habe er niemals ordentlich gebeich- tet; — durch himmlische Stimmen der Absolution versichert wolle er es jetzo. Und hierauf bekennt er nun Handlungen wie folgt: — er habe sich der Erlaubniß, die ihm Papst Clemens einstmals ertheilt, fuͤr ihn zu unterschreiben, zu den unerlaubtesten Concessionen bedient; Papst Innocenz XI. zu seinen Schritten gegen Frankreich veranlaßt, und doch mit den Franzosen insgeheim gegen den Papst conspirirt; selbst zum Papstthum erhoͤht, habe er dann mit Wissen und Wil- len untaugliche, ja verruchte Leute befoͤrdert, nur auf die Bereiche- rung seiner Angehoͤrigen gedacht, daruͤber hinweg gesehen, daß man in dem Pallast Gerechtigkeit und Gnade verkaufte; und was dem mehr ist. Man wird wohl inne, daß da keine Beichte des Papstes zu fin- den ist: die wuͤrde ganz anders lauten, ganz andere Particularitaͤten wuͤrde sie enthuͤllen. Ich glaube, es ist eine von jenen Schmaͤhschrif- ten, wie sie damals so haͤufig erschienen, die eine Meinung darstellen mag welche sich uͤber Alexander gebildet hatte, aber keineswegs die Wahrheit. Sie wird unter die Scripturen der Epoche gerathen seyn, wo sie dann ein diensteifriger Archivbeamter fand und fuͤr echt nahm. Auch in dem venezianischen Archiv stieß ich auf offenbar un- echte Stuͤcke. 153. Relatione di Domenico Contarini K. Roma 1696 5 Luglio. (Arch. Ven. 18 Bl.) Contarini hatte schon an dem franzoͤsischen und an dem kaiser- lichen Hofe gestanden, als er an den paͤpstlichen geschickt wurde. Ur- spruͤnglich zu Alexander dem VIII, den er jedoch schon so krank fand, daß er ihm nicht vorgestellt werden konnte. Seine Relation ist Innocenz XII. gewidmet. Antonio Pignatelli — geb. 1615 — stammte aus der Familie der Herzoge von Montelione in Neapel, und trat fruͤh in die Praͤ- latur ein. Er ward Vicelegat von Urbino, Inquisitor von Malta, Governator von Perugia; eine Carriere zwar an sich nicht zu ver- werfen, die aber dem Ehrgeiz nur wenig Befriedigung darbot. Zu- weilen haͤtte Pignatelli Neigung gehabt die kirchliche Laufbahn voͤllig Domenico Contarini zu verlassen. Doch gelang es ihm endlich, in eine Nuntiatur zu kommen, was ihm der sicherste Weg der Befoͤrderung schien. Er verwaltete die florentinische, acht Jahr die polnische, die deutsche, welche in der Regel den Cardinalshut verschaffte; allein, war es nun, sagt Contarini, der Einfluß unguͤnstiger Gestirne, oder Abneigung der damaligen Regierung Clemens IX, statt belohnt zu werden, ward er abberufen und als Bischof nach Lezze an die aͤußersten Grenzen von Neapel geschickt. Er mußte unter diesen Umstaͤnden die ganze Kraft seines Geistes aufbieten, die maͤnnlichste Standhaftigkeit, und in der That setzte die Maͤßigung und Ergebung die er bewies, den gesamm- ten Hof in Erstaunen. Mit uͤbernatuͤrlicher Heiterkeit dankte er noch fuͤr diese Bestimmung, „weil er nun doch nicht mehr die schwere Last jener Nuntiaturen zu tragen habe.“ Contarini nimmt an, Clemens IX. habe Pignatelli nach jenem Bisthum verwiesen, und Clemens X. ihn wieder nach Rom berufen: bei den roͤmischen Autoren findet sich jedoch, daß beides unter Clemens X. geschehen. Wie dem nun auch sey, — mag Cl. Altieri ein eigenes oder ein frcmdes Unrecht ha- ben gut machen wollen, er stellte Pignatelli bei seinem Oheim als Mastro di Camera an: in diesem Amte fand und bestaͤtigte ihn In- nocenz XI. Nun aber nahm sein Gluͤck einen ploͤtzlichen Aufschwung. Er ward im Jahre 1681 Cardinal, gleich darauf Bischof von Faenza, Legat von Bologna, Erzbischof von Neapel. Schon nach Innocenz XI. Tode dachte man im Conclave an ihn: nach Alexanders VIII. Abgang waren, was Niemand erwartet haͤtte, selbst die Franzosen fuͤr ihn, einen Neapolitaner. Der Grund lag darin, daß sie einen mil- den und ruhigen Mann bedurften. So ward er gewaͤhlt, obwohl erst nach einem schwierigen Conclave von fuͤnf Monaten, das alle Car- dinaͤle ermuͤdete. Auch Innocenz XII. bestaͤtigte den Secretar der Breven und den Datar die er im Amte fand, obwohl sie Creaturen seines Vorgaͤn- gers waren, Panciatichi und Albano. Allgemeinen Beifall fand die Ernennung Spadas zum Staatssecretaͤr: sie geschah auf den Rath Altieris. Nur die Nepoten Alexanders VIII. bestaͤtigte er nicht in ihren Aemtern: er hielt sich ganz an das Beispiel Innocenz XI. Andava procurando il papa d’imitare Innocentio XI, di cui è creatura et aveva preso il nome forzandosi servisse al modello del suo la forma di quel governo, levandoli però quella parte che nell’ austerità e rigidezza non era stata laudata. Wie wir sehen, durch groͤßere Milde suchte er sein Muster noch zu uͤbertreffen. Leicht gab er Audienz: vornehmlich machte ihm die oͤffentliche, fuͤr die Armen, einen guten Namen: obwohl sie nicht, wie diese hofften, zur raschen Entscheidung ihrer Streithaͤndel fuͤhrte, so hielt sie doch die Gewalt- samkeit der Vornehmen im Zaum. Tutti confessavano che que- sto publico ricorso portava un gran freno a tutti li ministri e giudici: mentre era troppo facile la strada di avvicinarsi all’ orecchie del principe e di scoprirli quello che in altri tempi era im- pedito o dalla autorità o dall’ astutia di chi s’appressava al papa. Ein ungluͤcklicher Fall hinderte eine Zeit lang seine Thaͤtigkeit; bald aber nahm er sie wieder auf. Relatione di Roma 1696. Die franzoͤsische Sache ward beigelegt; die wichtigsten Reformen begannen. Es erschien die Bulle uͤber den Nepotismus, in welcher bestimmt wurde, daß die Pfruͤnden und kirchlichen Einkuͤnfte, die in Zukunft einem Nepoten uͤbertragen wuͤrden, die Summe von 12000 Sc. nicht uͤbersteigen duͤrften. Innocenz XII. hob die Kaͤuflichkeit so wichtiger Stellen wie der Chierici di Camera auf, er zahlte den Preis, 1,016070 Sc., zuruͤck: „er nahm damit dem Gelde seine Macht und oͤffnete der Tugend wieder die Moͤglichkeit, zu den hohen Stel- len zu steigen.“ Schon erwartete man viele andere Reformen. „Der Papst“, sagt Contarini, „hat nichts vor Augen, als Gott, die Armen und die Reform der Mißbraͤuche. Er lebt mit der groͤßten Enthalt- samkeit: jede Stunde widmet er ohne Ruͤcksicht auf die Gesundheit seinem Amte. Er ist unbescholten in seinen Sitten, gewissenhaft, ohne Interesse oder Ruͤcksicht auf Verwandte, voll Liebe zu den Ar- men, mit allen Vorzuͤgen ausgestattet die man an einem Oberhaupte der Kirche wuͤnschen kann. Koͤnnte er uͤberall selbst handeln, so wuͤrde er einer der ersten Paͤpste seyn.“ Jedoch nicht Jedermann war das lieb. Contarini bedauert, daß Innocenz keine Nepoten habe, die sich fuͤr den Ruhm ihres Oheims persoͤnlich interessiren koͤnnten — ( vedendosi offuscate quelle grandi e risplendenti virtù dalla solertia de’ ministri troppo pratici dell’ arte della corte ). Um dem Eifer Innocenz XII. eine andere Rich- tung zu geben, wandte man sein Augenmerk ausschließend auf die Unterstuͤtzung der Armen. Es ward das Hospital im Lateran vor- geschlagen. Bald fesselte es alle Gedanken des Papstes. „Questo chiodo fermò l’ardente volontà del papa di riformare.“ Der Autor ist uͤberzeugt, daß der Papst bei 2 Millionen Scudi erspart und zuruͤckgelegt haben koͤnne. Von der Reinheit der Ge- sinnung desselben ist er tief durchdrungen: er nennt ihn einen Mann von Unbescholtenheit, ja Unschuld der Sitten. 154. Relazione di Roma di Nicolò Erizzo K r 1702 29 Ottobre. (40 Bl.) N. Erizzo hatte schon P. Mocenigo auf seiner Gesandtschaft unter Clemens X. begleitet; er wurde nun selbst Ambassadeur; noch unter Innocenz XII. langte er an; und machte dann die ersten Jahre Clemens XI. mit. Daß er schon laͤnger mit Rom bekannt war, gibt seiner Relation doppelten Werth. Er handelt zuerst von den fruͤhern Paͤpsten. Nach einigen all- gemeinen Bemerkungen kommt er auf Innocenz XI , „diesen heili- gen Mann, dessen vornehmstes Verdienst allerdings nicht die Wissen- schaften waren, der aber dafuͤr oͤconomische Kenntnisse besaß, und es nicht allein dahin brachte, das Gleichgewicht zwischen Ausgabe und Ein- nahme herzustellen, sondern auch den Kaiser und Polen in ihrem Kampfe gegen die Osmanen reichlich unterstuͤtzen zu koͤnnen.“ Ale- xander VIII. gab seinem Nepoten wenigstens nicht das Geld der Kammer. Dagegen verlor er bei dem Fallissement des Hauses Nerli ungeheuer, und Manche wollten seinen Tod diesem Verluste zuschrei- Nicolò Erizzo ben. Innocenz XII. schloß den Abgrund des Nepotismus: obgleich er so viel fuͤr die Armen that, eine Gabelle erließ, Bauten fuͤr den Hof, Hafenbauten ausfuͤhrte, so hinterließ er doch noch eine betraͤchtliche Summe im Schatz. Aber dem Cardinalcollegium, das er auch sei- nerseits nicht sehr hoch schaͤtzte, lebte er zu lange. Er schien ihnen das Interesse des heiligen Stuhles der Nachgiebigkeit gegen die fuͤrst- lichen Hoͤfe aufzuopfern. Endlich starb er 27. September 1700, und mit großem Eifer warfen sich die Cardinaͤle in die Haͤndel des Conclaves. Ihre Ab- sicht war, einen Papst zu ernennen der den nach ihrer Meinung erlittenen Schaden wieder gut machen sollte. Sie ersahen dazu Car- dinal Marescotti, einen Mann „von starker Brust, der Regierung wuͤrdig, hartnaͤckig in seinen Vorsaͤtzen und von unbeugsamer Mann- haftigkeit“: Erizzo nennt ihn einen großen Mann. Der kaiserliche und der spanische Botschafter unterstuͤtzten ihn. Jedoch allzu großer Eifer ist fuͤr eine Papstwahl oft gefaͤhrlich und war fuͤr Marescotti toͤdtlich. Es gelang den Franzosen, die von ihm offene Feindschaft befuͤrchteten, ihn auszuschließen. Hierauf kam eine ganze Anzahl Anderer in Vorschlag; aber gegen Jeden gab es Einwendungen: der eine war zu heftig, der andere zu mild, ein dritter hatte zu viele Nepoten: dem Cardinal Noris wiedersetzten sich die Freunde der Je- suiten, weil er ihnen in seiner Geschichte des Pelagianismus zu nahe getreten war. Die Eifrigen, hier zum ersten Mal so unterschieden, Zelanti, haͤtten gern Colloredo erhoben, doch kam dieser den Uebrigen zu strenge vor; — endlich als die Nachricht von dem Tode Carls II. einlief, „wurden die Cardinaͤle,“ sagt Erizzo, „sichtbarlich von der Hand Gottes beruͤhrt, so daß sie in Einem Augenblick von ihren Leidenschaften und den Hoffnungen mit denen ein Jeder sich selbst schmeichelte, abließen, und ihre Augen auf den Cardinal Albani war- fen, mit der innern Bewegung, welche das groͤßte Zeichen des goͤtt- lichen Antriebes ist.“ Cardinal Albani widersetzte sich: Erizzo fin- det, der Widerstand den er geleistet, sey wahrhaft und ernst gemeint gewesen. Er schien endlich nachzugeben, mehr aus Scrupel und um nicht laͤnger gebeten zu werden, als aus freiem Willen. Erizzo geht nun daran, das Herkommen und die Persoͤnlichkeit des Gewaͤhlten zu schildern. Albani stammte aus Urbino. Als der alte Franz Maria von Urbino sich entschloß sein Herzogthum noch vor seinem Tode an Ur- ban VIII. aufzugeben, schickte er einen Albani, der ihm selbst diesen Rath ertheilt hatte, um es dem Papst anzuzeigen. Zweimal schickte er ihn. Das erste Mal ward es ihm wieder leid, und er berief den Botschafter zuruͤck. Erizzo behauptet, auch das zweite Mal habe er sich anders besonnen und Gegenbefehl erlassen, aber Albani habe sich dieß Mal nicht daran gekehrt, und die Acte der Verzichtleistung ohne Weiteres Urban VIII. uͤberliefert. Dafuͤr ward er Senator von Rom, sein Sohn Mastro di Camera bei dem Cardinal Barberini. Dessen Sohn war dann Johann Franz Albani, der neue Papst. Johann Franz Albani widmete sich der Literatur und der geist- lichen Laufbahn: das Gluͤck wollte ihm so wohl, daß er den dama- ligen Paͤpsten bald persoͤnlich naͤher trat. „Unter Innocenz XI “, sagt Erizzo, „lernte er seine Entschluͤsse bedachtsamer fassen, als ihm von Relazione di Roma 1702. Natur eigen war, und in dem Unternommenen ausharren; unter Ale- xander nahm er freiere, keckere Formen der Unterhandlung an: man fand ihn zugleich vorsichtig und entschlossen, rasch und bedaͤchtig, und dem aͤußern Anscheine nach Jedermann zugethan: diese Kuͤnste uͤbte er dann unter Innocenz XII. aus. Weder seinen Datar noch sei- nen Staatssecretaͤr konnte dieser argwoͤhnische Alte leiden. Albani allein hatte Zutritt und fand das Mittel um zugleich ihm und dem Hofe unentbehrlich zu werden.“ Der erste Schritt Clemens XI. nach seiner Erwaͤhlung war, daß er den Gesandten andeutete, viele Neuerungen, die unter seinen Vorfahren eingerissen, muͤsse er abstellen: — er berief den Governa- tore zur Kroͤnung, was diese ihrer Rangstreitigkeiten halber nicht wuͤnschten: — er kuͤndigte alle Freistaͤtten auf: — die Gesandten sa- hen, daß er es nur thue, um Eindruck auf den Hof hervorzubringen. Die Ernennungen, die er hierauf vornahm, scheinen unserm Erizzo nicht sehr gluͤcklich. Clemens umgab sich mit lauter schwachen Subjecten. Felicitato il coraggio di questi suoi ordini dal suc- cesso e dal rispetto de’ regj rappresentanti, non credette Sua S tà d’aver bisogno a palazzo de’ ministri di gran valore: onde chiamovvi per segretario di stato il cardinale Paulucci di cor- tissima esperienza, ed elesse per datario il cardinale Sacripante, infaticabile e diligentissimo per quell’ impiego, ma non insignito che della qualità di buon curiale. Indi diede a mons r Olivieri suo parente la segretaria de’ brevi, che aveva digià egregiamente esercitata sotto di lui stesso: e pose nelle cariche che più lo avvicinavano, li antichi suoi amici e parenti, come mons r Pa- racciani gran legista, mons r Origo per segretario delle lettere latine e Maffei per coppiere confidente, tutta gente di pochissima estrazione, urbinati o delli vicini municipj, che non avendo ve- duto se non Roma hanno per conseguenza pochissima cogni- zione delli principi e molto meno poi degli affari del mondo. Non volle presso di se cardinali di grande testa nè ministri che da essi dipendessero, preferendo la sua quiete e la sua autorità a que’ consigli, che non gli potevano venire dalle suddette per- sone domestiche non esercitate nelli maneggi e digià tra loro gelose e discordi. Meno volle Don Orazio suo fratello, padre di tre figlioli di grande aspettazione uomo d’una singolare mo- destia ed integrità, lasciatolo alle sue angustie per pompa dell’ osservanza della bolla contro il nipotismo, che la S tà Sua giurò nel giorno della sua esaltazione con aspetto d’evitarne intera- mente lo scandolo, il quale però, per sentimento di molti, sem- per vetabitur et retinebitur semper. Jedoch sogleich zeigten sich die groͤßten Schwierigkeiten. Der Streit uͤber die spanische Erbschaft wurde dem roͤmischen Hofe hoͤchst gefaͤhrlich. Clemens XI. benahm sich im Anfange außerordentlich schwankend. Der Gesandte glaubt sein ganzes Betragen aus einer uͤbertriebenen Feinheit herleiten zu koͤnnen. Wenn er den Venezia- nern einen italienischen Bund vorschlug, so habe das hauptsaͤchlich zum Zweck gehabt die Gesinnungen von Venedig auszuforschen. Von diesen Bemerkungen politischer und allgemeiner Bedeutung Franc. Morosini geht Erizzo auf die kirchlichen Verhaͤltnisse, besonders auf die Streit- fragen uͤber, welche zwischen Venedig und Rom unaufhoͤrlich im Gange waren. Rom, sagt er, habe eine doppelte Gestalt: die eine heilig, in so fern der Papst Waͤchter des Heiligthums und des goͤtt- lichen Rechtes sey; diese muͤsse man verehren: die andere weltlich, in so fern er seine Macht zu erweitern suche, was mit dem Gebrauch der ersten Jahrhunderte nichts gemein habe; gegen diese muͤsse man auf der Hut seyn. Er kann es doch nicht verschmerzen, daß Vene- dig bei einer Cardinalpromotion unter der letzten Regierung uͤbergan- gen worden: — er beklagt es, daß die Republik das Recht ihre Bis- thuͤmer zu vergeben nicht mehr besitze, wie ehedem: wie viel arme Edelleute wuͤrde sie dann unterstuͤtzen koͤnnen: — jetzt suchen die ve- nezianischen Unterthanen auf ungeradem Wege, auch durch Verwen- dungen fremder Fuͤrsten, zu den Aemtern zu gelangen; — Cardinal Panciatichi habe die Maxime in der Dataria aufgebracht, daß man gerade Diejenigen beguͤnstigen muͤsse welche von den Fuͤrsten in de- ren Gebiete die Pfruͤnde liege, am unabhaͤngigsten seyen; — er fin- det es einen Mißbrauch, daß die Nepoten der Paͤpste so vielen An- theil an den geistlichen Guͤtern seines Vaterlandes besitzen; warum verleihe man ihnen auch so leicht den Rang venezianischer Nobili? — Andern Staaten, selbst dem Großherzog von Toscana, werde eine Liste der Nuntien mitgetheilt unter denen man sich einen aus- suchen koͤnne, der Republik widerfahre eine solche Ehre nicht; — auch den Titel Carissimo versage man zu Rom dem Dogen von Venedig. — Wir sehen, daß sich zu den alten Streitigkeiten unaufhoͤrlich neue ansammeln. Der Gesandte empfiehlt deshalb seiner Republik sich der roͤmi- schen Angelegenheiten ernstlicher anzunehmen. Koͤnne ein Papst jetzt auch nicht mehr so viel helfen wie ehedem, so vermoͤge er doch noch sehr zu schaden, besonders wenn er jung, muthig und sparsam sey. 155. Relatione del N. U. Gio. Franc. Morosini K r fu ambasciatore al sommo pontefice Clemente XI. 1707 17 Dec. (36 Bl.) Morosini, der Nachfolger Erizzos, stand vom Januar 1702 bis zum Nov. 1706 bei Clemens XI, dessen Verwaltung nun erst ihre volle Eigenthuͤmlichkeit entwickelte. Morosini schildert ausfuͤhrlich, wie so eifrig der Papst das Bei- spiel seiner beruͤhmtesten Vorfahre nachahme. Selbst die Thraͤnen mit denen er die Wuͤrde ausgeschlagen, seyen nicht ohne ein Muster. Er erfuͤlle alle Aeußerlichkeiten mit denen man ein gutes Exempel gebe. Vita sobria e regolata: frequenti pubbliche devotioni alla scala santa, a visite di chiese, al servitio negli hospitali: somma edificatione et accuratezza nei riti sacri e nelle più solenni ed humili funtioni, ai quali vuol supplire anche con pregiuditio della salute. Al paragone pure dell’ interesse comparisce egualmente incolpabile: prima consultore, poi esecutore delle bolla del ni- potismo. Con ogni facilità dona ai vescovi poveri le sue pro- pine, e nudrisce del proprio molti operarj ed opere pie. Nella scelta de’ vescovi, sopra tutto essentiale al servitio della chiesa, con Relatione di Roma 1707. con la debita pesatezza procede, cercando l’informationi dai fonti più sinceri, senza dar luogo che molto parcamente al favore. Ne esamina talvolta alcuno egli stesso ad usanza dei papi an- tichi. Dell’ altre dignità parimenti e beneficj ecclesiastici va così misurato ed attento nella distributione che anche sopra gli stessi suoi congiunti vuol che si scorga giustificata la conve- nienza d’accomodarli dal requisito di studj e costumi comen- dabili. In diesem Sinne behandelte Clemens nun auch die jurisdictio- nellen Sachen, d. h. mit allem Eifer den sein Amt von ihm for- derte. Hie und da gewann er sogar Terrain. Der neue Koͤnig von Spanien fand sich bewogen, ihn um die Erlaubniß zu bitten Geist- liche vor das weltliche Gericht zu ziehen und Zehnten einzufordern. Der Koͤnig von Polen stellte einige Mitglieder der hohen Geistlichkeit vor das Gericht des Papstes. Der Vicekoͤnig von Neapel unterwarf sich nach langem Widerstand in dem kritischen Augenblick als die Deut- schen nach Unteritalien vorruͤckten, den paͤpstlichen Befehlen — ( un trionfo che sarà registrato nelli annali della chiesa —); desto lebhafter wurden nun Savoyen und Lothringen angegriffen. Der Papst verstand es, den guͤnstigen Moment zu benutzen ( studiosis- simo d’ingrandire con i motivi di pietà la potenza ). Von einem aͤhnlichen Geiste findet Morosini den gesammten Hof durchdrungen. Man wolle nichts wissen von dem Unterschied zwischen Kirche und Staat: Alles sey Kirche: jede Congregation nenne sich heilig, moͤge der Gegenstand ihrer Berathungen seyn welcher er wolle: man ma- che keinen Unterschied zwischen Hirten der Kirche und Praͤlaten des Hofes; auch jene entbinde man von ihrem Amt und brauche sie in Staatsgeschaͤften. Uebrigens bediene man sich die Froͤmmigkeit gleichsam wie einer Muͤnze, die zum Fortkommen unentbehrlich ge- worden. Von den Congregationen werden vier als besonders bemer- kenswerth herausgehoben: — der Inquisition, welche alle Unterstuͤtzung verdiene, da sie die reine Lehre bewache, nur sey es auffallend, daß man die schlimmsten Ketzereien gerade in Rom antreffe (er meint den Quietismus), — der Propaganda, leider finde man jetzt wenig Leute die sich mit voller Hingebung dem Geschaͤfte der Mission wid- men wollten, — der Bischoͤfe und Klostergeistlichen, die besonders uͤber die letzten eine sehr nothwendige Aufsicht fuͤhre, — und der Im- munitaͤt: diese sey wie eine Wache aufgestellt, um die Grenzen der geistlichen und weltlichen Autoritaͤt zu beobachten: wuͤrde es nach ih- rem Sinne gehn, so wuͤrde die fuͤrstliche Macht ganz vernichtet werden. Morosini geht nun auf den Staat uͤber. Er wiederholt die seit einiger Zeit so haͤufigen Klagen uͤber den Mangel an Einwohnern und Cultur; gern haͤtte der Papst Verbesserungen eingefuͤhrt, z. B. des Anbau’s der Campagna, aber es kam zu nichts, als zu glaͤnzenden Projecten. Der Gesandte bemerkt, daß das geistliche Ansehen auch die fuͤrstliche Gewalt vermehre. Die Macht des Senates findet er einen Spott fuͤr einen solchen Namen. Die Barone seyen in Hinsicht der Bestrafungen dem geringsten Poͤbel gleichgestellt, der Papst halte sie unter strenger Aufsicht, weil er sehr gut wisse, daß Päpste** 32 Franc. Morosini in ihrem Zustand etwas Gewaltsames liege. — Zuletzt kommt er auf die politischen Verhaͤltnisse. Die wichtigste Stelle uͤber das Verhaͤltniß des Papstes zu Frankreich und dem Kaiser, auf welches damals wie- der einmal alles ankam, muß ich woͤrtlich mittheilen. Se il papa abbia avuta mano o partecipatione nel testamento di Carlo II, io non ardirò d’asserirlo, nè è facile penetrare il vero con si- curezza. Bensì adurrò solo due fatti. L’uno che questo arcano, non si sa se con verità, fu esposto in un manifesto uscito alle stampe in Roma ne’ primi mesi del mio ingresso all’ ambasciata, all’ ora che dall’ uno e l’altro partito si trattava la guerra non meno con l’armi che con le carte. L’altro che il papa non s’as- tenne di far pubblici elogi al christianissimo d’essersi ritirato dal partaggio, ricevendo la monarchia intiera per il nipote. Fatto riflesso a tali premesse, non pare che rendano stupore le con- seguenze vedutesi di direttione fluttuante e fra se stessa contra- ria, non potendo mai riuscir uniformi attioni nate da diversi principj: e tali erano l’obbligo da una parte d’ostentar indiffe- renza propria di padre comune, e l’occulto affetto et impegno preso dall’ altra nel giudicare senza maggior pesatezza li van- taggi et il merito della causa. Considerò piamente la S tà Sua il decoro e beneficio della religione nell’ escludere gli eretici dall’ usurpato. Concepì speranza, facilitata dal genio a Fran- cesi, che o non vi sarebbe guerra o si farebbe inutilmente con- tro le forze di quell’ invitta natione: e dandosi a credere che la monarchia si manterebbe unita, non stimò in un tal vaticinio meritar disprezzo, errando con la finezza Spagnola, la quale in tal caso ebbe ragioni di necessità più che di politica. L’esi- to instruì dell’ altre ponderationi che dovevano avanzarsi. S’am- massò, scoppiò e tuttavia infuria fatale agl’inimici et agli amici quel fiero nembo che la gelosia, l’astio, l’interesse eccitarono nelle potenze collegate ad abbattere la macchina sospettata nella Francia di monarchia universale. — — Riuscì ad ogni modo per molto tempo ai Francesi lo studio di mantenersi nel credito d’in- vincibili appresso il papa, il quale pieno di confidenza seguendo tacitamente i loro consigli veniva dagl’incauti lodato d’una con- dotta che oscurasse quella d’ogni altro: perche dove la Ser ma Republica in particolare osservando una sincera neutralità pa- reva, patisce danni nelle sostanze de’ sudditi, aggravj al decoro e lo sdegno d’ambi li partiti; egli all’ incontro col professare neutralità e minacciare assieme di romperla immantinente contro quel partito che l’offendesse, ma intendendosela occultamente con Francesi, era da questi coltivato et occorrendo difeso senza dispendio, da Cesarei trattato con riguardo per non fornirlo di pretesti a deponer anche l’apparenza di neutrale: furon immuni per un pezzo li suoi stati: vide rispettate le censure in mezzo all’ armi, e comparse flotte di eretici ne’ suoi mari senza il mi- nimo oltraggio. Ma il rovesciamento della fortuna Francese, particolarmente in Italia, ha fatto scorgere se meritasse allora encomii o la condotta o la sorte, e se le sane e sincere insi- nuationi fatteli da VV EE replicar spesso col mezzo dei loro Relatione 1707. ministri di soda indifferenza come padre comune per rendersi arbitro e venerato a beneficio proprio e della cristianità e d’au- mentare le sue truppe sotto buoni officiali per appoggiar meglio il rispetto contro l’altrui intemperanza, dovessero sbracciarsi come consigli infelici, anche nell’ esperienza di chi li porgeva. Il frutto d’aver preferite arti più obblique e studj d’economia, la peggior consigliera della politica, fu di soffrir dopo e tutt’ora ciò ch’è noto, ma quel ch’è più, con apparenza di non soffrir senza colpa nel tribunale della fama, ch’è sovrano anche ai prin- cipi. Spedì, come adduce in sua difesa, nuncj estraordinarj per la pace universale senza riguardo a spesa et all’ ingiuria dell’ esclusione incontrata a Vienna: propose leghe, accordi, ar- mistitij per la quiete particolare di questa provincia, ma fuor di tempo e dopo che le dimostrationi di partialità del principio e nel progresso notate introdussero il verme nei migliori semi: onde l’essersi reso una volta sospetto fu un spogliar il zelo di autorità e constituire per sempre impotente il principal instru- mento della concordia. Difficile riuscirà in effetto alla S tà Sua il purgar questa imputatione, anzi quella d’aver contribuito a tirare nel suo senso tutti li principi d’ Italia appresso quali vo- leva, notoria essendo la condotta non solo di quelli di Parma, suo feudatario, ma della casa di Fiorenze: onde la sola cautela costante della Ser ma Republica ha data soggetione al papa e documento agli altri, mercandone però immeritata odiosità ap- presso Francesi che sopra di lei fu da Sua B ne scaricata. 156. Lorenzo Tiepolo K r Proc r Relatione di Roma 1712. (40 Bl.) Die Competenzen zwischen geistlichem und weltlichem Forum neh- men von Jahr zu Jahr die Aufmerksamkeit mehr in Anspruch. L. Tiepolo beginnt gleich mit denselben. Er thut das aber mit einem ungewoͤhnlichen Ernst. Die Ma- terie, sagt er, sey absichtlich verwirrt; um sie zu scheiden, den Fuͤr- sten das Ihre zukommen zu lassen, und doch auch die Verehrung die dem paͤpstlichen Stuhl gebuͤhre nicht zu verletzen, brauche man doppelt die Gnade Gottes. Zuerst schildert er aufs neue die Persoͤnlichkeit Clemens IX. Auch er bewundert die Gelehrsamkeit, den Eifer, die Leutseligkeit und Maͤ- ßigung desselben; jedoch es koͤnnte seyn, sagt er, daß sie nicht den einzig zulaͤssigen Zweck haͤtten, die Tugend selbst, sondern mensch- liche Nebenruͤcksichten, und daß sie darum nicht von Gott gesegnet wuͤrden: es koͤnnte sein, daß der Eifer, mit welchem er sich der Re- gierung widmet, von einer zu großen Meinung von seinem persoͤnli- chen Verdienst umgeben, und weniger auf die Sache selbst, als auf das Lob und das Ansehen das daher entspringen kann, gerichtet waͤre; — Lob vermoͤge alles uͤber ihn; sein Arzt z. B., um seinen Einfluß zu behaupten, pflege diese Neigung; die Schmeichelei feuere ihn an, die Ehre des h. Stuhles aufrecht zu erhalten: — daher komme es, daß er die Rechte der Fuͤrsten und Staaten so wenig beruͤcksichtige; 32* Lorenzo Tiepolo Relutione 1712. seine Umgebung wage es sogar, von diesen auf eine so schmaͤhsuͤchtige Weise zu reden, wie es sich weder mit der hohen Stellung des Pap- stes noch vielleicht auch mit der christlichen Liebe vertrage. Von dem Papst geht er auf dessen Minister uͤber, welche er so wenig wie seine Vorfahren besonders ausgezeichnet und nur zu Dienst- leistungen nicht zur Leitung der Angelegenheiten geeignet findet. 1. Cardinal Albani. Der Papst hatte bis nach seiner Mission nach Deutschland gewartet, ehe er ihn zum Cardinal ernannte. Der Hof billigte diese Ernennung, weil er damit einen Canal zu dem Papst finden zu koͤnnen glaubte, ein Interesse; jedoch Clemens XI. gewaͤhrte ihm wenig oder gar keinen Einfluß — (è certo che l’autorità del card le nipote non apparisce a quel segno che per l’ordinario s’ha- veva veduto in quella corte). 2. Der Staatssecretaͤr Cardinal Paulucci, herzensgut, aber nicht eben sehr geschickt, mit einer Art von Furcht von dem Papst abhaͤngig. 3. Corradini, Auditore di Papa: „dotto nel dritto, ma di non uguale esperienza negli in- teressi dei principi: — forte nell’ impegno, ma pieghevole alla ragione“: der einzige, auf den man sich durchaus verlassen durfte: es war nuͤtzlich, Sachen an ihn zu bringen wo man entschieden Recht hatte: weniger bei den zweifelhaften: — mit dem Nepoten stand er nicht gut, man glaubte sogar, dieser habe ihn zum Cardinalat befoͤrdert um ihn aus der Naͤhe des Papstes los zu werden. 4. Orighi, Se- cretaͤr der Consulta, Nebenbuhler Corradinis, der sich eben deshalb enge an den Nepoten anschloß: „pare che più con l’accortezza et adulatione che con la fermezza et ingenuità abbia avanzato la sua fortuna.“ 5. Cardinal Sagripante, Datario: nur durch Spar- samkeit reich geworden, streng in seinen Geschaͤften, von aller Poli- tik entfernt. Die Dataria verliert taͤglich mehr: auch in Spanien will man den Unterschleif nicht mehr dulden; daher kommt es, daß die Cardinaͤle, die nicht gelernt haben ihre Guͤter zu bewirthschaften — si può dire essere un vero distintivo dell’ abbadie de’ cardi- nali il ritrovare le case in abandono e le chiese dirocate, — den alten Glanz nicht mehr behaupten koͤnnen. — Kaͤme es zu einer Papstwahl, so wuͤrden doch die Creaturen Clemens XI. sich schwer- lich sehr enge an den Cardinal Albani anschließen, schon darum weil er weniger Einfluß habe. Und nun geht Tiepolo an eine Schilderung der politischen Ver- haͤltnisse. Wie gesagt, sein Gesichtspunkt ist politisch-kirchlich; er eroͤrtert die Streitigkeiten zwischen dem roͤmischen Hofe und den Fuͤr- sten; man sage, der Papst habe eine gleiche Liebe zu allen: man koͤnne aber besser sagen, er habe eine gleich schwache Liebe, eine gleich geringe Achtung gegen alle. E’ ben vero che se pochi pontefici si hanno preso a tal punto quest’ assunto di far pompa di superiorità sopra i principi, è forza di dire che anche pochi pontefici hanno havuto la sfortuna uguale al presente di non poter uscire dagl’ impegni volontaria- mente con gli stessi principi presi, se non con qualche diminu- tione del suo honore. Pure se ha qualche interna inclinatione, quest’ è riposta verso la Francia, benchè quella corte replicata- mente si dolga delle sue partialità verso la casa d’Austria, e in Andrea Corner Relatione 1724. fatti in più incontri l’evento ha comprovato i suoi lamenti, ma perchè ha havuto tutta la parte il timore. In ciò la corte di Vienna, o sia a caso o per la cognitione, rilevata del vero tem- peramento del pontefice ha nel trattar seco fatta la profittevole scielta delle minaccie e delle apprensioni. Diese allgemeinen Bemerkungen fuͤhrt er dann nach den einzelnen Staaten weiter durch, bis er auf Venedig kommt, bei dessen nun freilich nicht weltbedeutenden Verhaͤltnissen er am laͤngsten verweilt. 157. Relatione di Andrea Corner K r ritornato dall amb ria di Roma 1724 25 Luglio. (42 Bl.) So lebhafte Antipathien erweckte Clemens XI. trotz des besten Willens und einer untadelhaften Auffuͤhrung. Hier, wo er noch ein- mal auftritt, sehen wir jedoch, daß sich wenigstens nach seinem Tode die Stimmung gewaltig aͤnderte. Dann bewunderte ihn Jedermann: selbst diejenigen stimmten ein, die ihn kurz vorher getadelt. Man fand, was man nie geglaubt, wenn er zuweilen mehr versprochen als er habe halten koͤnnen, so sey das wirklich Gutmuͤthigkeit gewesen. Es kam an Tag, daß er aus seinem Privatvermoͤgen die reichsten Almosen ausgetheilt hatte, deren Betrag in 20 Jahren seiner Herr- schaft sich bis auf 1 Million Sc. belief; eine Summe die er mit gutem Gewissen seinem Hause haͤtte zuwenden koͤnnen. Corner er- zaͤhlt, Clemens habe kurz vor seinem Tode Cardinal Hannibal, sei- nen Nepoten, um Verzeihung gebeten, daß er das Haus nicht besser bedacht hinterlasse. (Parerà che il pontificato di Clemente sia stato effimero, quando fu de’ più lunghi). In dem Conclave trat die Veraͤnderung ein die man erwartete. Mit wenigen Ausnahmen war das ganze Collegium unter Clemens XI erneuert worden; aber da Cardinal Albani wie uͤberhaupt an der Regie- rung so auch an diesen Ernennungen nur wenig Antheil genommen, so trennten sich die Cardinaͤle nach ihren Nationen. Zuerst ward Paulucci vorgeschlagen, wie wir wissen, Staatssecretaͤr des vorigen Papstes; allein der kaiserliche Gesandte Graf Althan erklaͤrte, sein Herr werde Pau- lucci niemals als Papst anerkennen, er gebe dieß Ihren Eminenzen zu bedenken. Nun hatten schon vorher einige Freunde des Hauses Albani ihr Auge auf Michel Angelo Conti geworfen: einer von ih- nen, Monsignor Riviera, wurde Secretaͤr des Conclaves. Zuerst sprach er daruͤber mit Cardinal Spinola, der nachdem er den Boden un- tersucht und gefunden hatte, daß Conti nicht mißfalle, sich mit Ver- gnuͤgen an die Spitze der Partei stellte und ihn vorschlug. Graf Althan fragte unverzuͤglich bei seinem Hofe an. Da kam es nun Conti zu Statten, daß er Nuntius in Portugal gewesen und dort die Gunst der Koͤnigin Maria Anna von Oestreich, Schwester Carls VI , erworben hatte. Der oͤstreichische Hof war fuͤr Conti; auf die ganze oͤstreichische Verwandtschaft, namentlich Portugal und Polen, konnte man rechnen. Auch der spanische Gesandte befragte seinen Hof; dessen Antwort war nicht guͤnstig, aber sie kam zu spaͤt an; indeß war Innocenz XIII. schon gewaͤhlt (8. Mai 1721). Pietro Capello Innocenz besaß treffliche Eigenschaften fuͤr die geistliche sowohl wie fuͤr die weltliche Regierung. Nur war er von krankhafter Lei- besbeschaffenheit, und daher kam es, daß er mit seinen Audien- zen sehr sparsam war. Dafuͤr hatte es aber auch Bedeutung, bei ihm Audienz zu haben: Eine war statt vieler. Er faßte sehr gut, und gab entscheidende Antworten. Der Gesandte von Malta, sagt Corner, wird daran denken, wie ihm auf ein etwas stuͤrmisches Ge- such um Unterstuͤtzung der Papst auf der Stelle seinen Segen gab, und die Klingel zog, um ihn zu entlassen. Als der portugiesische Gesandte die Erhebung jenes Bicchi zum Cardinal forderte, wollte ihn Innocenz zuletzt gar nicht mehr anhoͤren (non ritrovando me- rito nel prelato e passando sopra tutti li riguardi che potea avere per una corona di cui era stato protettore). Die mit Innocenz XIII. verwandten roͤmischen Familien, die von ihm befoͤrdert zu werden gehofft hatten, fanden sich sehr betrogen: selbst seine Nepoten konnten nur mit Muͤhe zu dem Genuß der 12000 Du- caten kommen, welche jetzt das gewoͤhnliche Einkommen eines Nepo- ten geworden. Das vornehmste Bemuͤhen des Papstes war, die Streitigkeiten uͤber die kirchliche Jurisdiction beizulegen; doch gelang ihm das kei- nesweges uͤberall. Nur mit dem kaiserlichen Hofe bildete sich ein besseres Verhaͤltniß: wie das jener Wahl zufolge in der Natur der Sache lag. 158. Relatione del N. H. Pietro Capello K r ritornato d’ambasciator di Roma 1728 6 Marzo. (14 Bl.) Schon am 7. Merz 1724, nach wenig mehr als 34 monatli- cher Regierung, starb Innocenz XIII. Capello, der noch zu Innocenz geschickt wurde, stimmt in der Schilderung desselben mit seinem Vorgaͤnger uͤberein. Er findet ihn friedfertig, von gutem Urtheil, wohlbedaͤchtig, fest in seinem Vor- nehmen. Er bestaͤtigt das Geruͤcht, daß diesem Papst die Ernennung des Dubois zum Cardinal, zu der er sich aus Ruͤcksicht auf die Macht und den Einfluß dieses Menschen hatte bewegen lassen, in seinen letzten Augenblicken schwere Scrupel gemacht habe. La di lui morte fu ben un’argomento delle più morali riflessioni: mentre attaccato da scrupoli di coscienza, tarlo che non lascia di rodere anco la mente dei papi, non potè mai lasciarsi persuadere a compire la nomina di quattro cardinali nella vacanza d’altrettanti cappelli: e per quello si è potuto iscoprire fu giudicato che non sentisse di consumare una tale elettione forse per pentimento d’averne esegaita alcun’ altra con maniere atte a turbare la di lui deli- cata coscienza. Tale non ordinario accidente partorì funeste conseguenze alla di lui casa, a favor della quale non restò al- cun partito da disponere dopo la di lui morte: ma con tutto ciò vi fu universale argomento per giudicar molto bene di sua per- sona, che dimostrò per tali suoi ottimi sentimenti un spirito e- gualmente nobile che rassegnato. Am 29. Mai 1724 folgte Benedict XIII. Capello findet ihn Relatione 1728. von seinem Vorgaͤnger sehr verschieden: besonders entschlossen und feurig in allen geistlichen Angelegenheiten. In dem Cardinalcolle- gium bemerkt er wenig ausgezeichnete Leute, keine starke Faction, auch keine Aussicht, daß sich unter Benedict eine solche bilde, da schon die Eifersucht zwischen Coscia und Fini es nicht dahin kommen lasse. Eine Faction der Kronen gibt es, aber sie hat auch keine rechte Fe- stigkeit. Einen großen Eindruck hatte es an dem Hofe gemacht, daß der Herzog von Savoyen doch zuletzt seine Absichten erreichte. Ca- pello schließt daraus, daß man hier mit der Zeit alles erlangen koͤnne. Er fordert nur Ruhe: der Eifer den man fuͤr seine Sache habe, muͤsse nie in Klagen ausbrechen. Capello geht nun naͤher auf die eigentlich venezianischen Interes- sen ein. Zuerst stellt er aufs neue vor, daß sich Venedig eines fe- stern Ansehens zu Rom bemaͤchtigen muͤsse. Er gibt nochmals an, wie man den Papst zu behandeln habe. Man muͤsse ihn immer mit geistlichen Zuvorkommenheiten zu gewinnen und unvermerkt geneigt zu machen suchen. Sodann tritt er auch den weltlichen Verhaͤltnissen, besonders des Handels, naͤher. Es zeigt sich, daß der roͤmische Staat im Anfang des 18ten Jahrhunderts sehr ernstlich auf commercielle und industrielle Verbesserungen gedacht hatte. Die Dulcignoten und Ragusaner trieben einen Handel in An- cona, der den Venezianern nicht sehr willkommen war. Besonders fuͤhrten sie viel Wachs ein, das man sonst von Venedig bezog, und das man jetzt auch in dem Kirchenstaate zu bearbeiten anfing. Innocenz XII. hatte S. Michiel a Ripa zu bauen angefangen: Clemens XI. hatte es erweitert; jetzt war es durch Woll- und Sei- denarbeiten bedeutend: „dalla figura d’un’ ospitale, dove per ca- rità alimentavano molti giovani, fu convertita con amplificatione di sito e con grandissima giunta di fabriche in una casa di com- mercio, nella quale a presente si travagliano le manifatture di lana e di seta.“ Man wetteiferte bereits mit dem franzoͤsischen Tuche, und fuͤhrte uͤber Ancona nach der Tuͤrkei und nach Spanien aus. Ich will doch diese ganze Stelle woͤrtlich mittheilen. In que- sto sontuoso edificio vi si è introdotto la fabrica degl’ arazzi con egual perfettione di quelli che si travagliano in Fiandra et in Francia: e vi è fondato un lanificio, nel quale vi entra la lana et escono i panni perfetionati di tutto punto. La fabrica di seta dipendente da questo luogo s’esercita in più contrade di Roma, e quelle della lana sono in tanti generi divise, con idea d’addattarle all’ uso del paese per haverne con un spaccio facile il pronto ritratto. Si fabricano in S. Michele tutti li panni per le militie, li scoti per servitio de’ monasterj, le tele di tutti i generi per il vestiario delle ciurme, e li panni sono divisi in varii generi che restano distribuiti per una data quantità, con obligo alli mercanti di farne l’esito. Di recente si è dato anco mano alla fabrica di panni colorati ad uso di Francia, che pas- sano in Ancona e Sinigaglia per concambio alle mercantie che vengono di Turchia. In somma, la casa di S. Michele è una delle più vaste idee che possa esser compita da un principe grande, e sarebbe sicuramente l’emporio di tutta l’Italia, se non Osservationi della presente situatione fosse costituita in una città dove ad ogn’ altra cosa si pensa che al commercio et alla mercatura, essendo diretti questi gran ca- pitali da una congregatione di tre cardinali, tra quali vi è il se- gretario di stato, sempre occupato e divertito ne’ più gravi affari del governo. Con tutto ciò questa casa di commercio sussiste con floridezza, e colli suoi travagli s’alimentano migliara di per- sone ricavandosi dalle sue manifatture pronto il ritratto. La fabrica degl’arazzi si mantiene da se stessa, perchè si lavora ad uso de’ particolari, et il maggior effetto di questi lavori si è quello desiderabile a tutti li stati, che il danaro non esca ad impinguare l’estere nationi. Wie sonderbar, daß ein Venezianer seiner Vaterstadt anraͤth, ein industrielles Institut der Paͤpste zum Muster zu nehmen. Schon hatten sie auch Einrichtungen fuͤr geistige Cultur getroffen, die er zur Nachahmung empfiehlt. Oltre le arti mecaniche vi sono pure le arti liberali, che servono ad ornamento ed utilità dello stato. Il solo nome di Roma ed il credito degli antichi suoi monumenti attrae a se stessa molte estere nationi et in particolare gl’oltra- montani. Sono in quella città instituite molte accademie, dove oltre lo studio delle belle lettere non meno fiorisce quello della pittura e scoltura: oltre quella di Campidoglio, che sussiste sotto la protettione di quel rettaglio d’autorità esercitata con tanto credito ne’ secoli passati da quella insigne republica. Ve ne sono pure anco dell’ altre instituite e governate dall’ estere nationi, tra le quali si distingue quella che sussiste col nome della co- rona di Francia. Der Autor meint nun, man solle auch in Venedig eine aͤhnliche Akademie errichten. Man besitze auch in Venedig die schoͤnsten Denk- male des Alterthums. Habe doch sogar Bologna etwas aͤhnliches mit großem Succeß unternehmen koͤnnen! — Uebrigens waren mit den Tendenzen, welche Correr bezeichnet, damals noch einige andere, gleichartige verknuͤpft, uͤber welche uns andere Denkmale Auskunft geben. 159. Osservationi della presente situatione dello stato ecclesiastico con alcuni progetti utili al governo civile ed economico per ristabilire l’erario della rev da camera apostolica dalli passati e correnti suoi discapiti. (MS Rom.) Im Anfange des achtzehnten Jahrhunderts gelangte man uͤber das ganze suͤdliche Europa hin zu der Ueberzeugung, daß man sich schlecht befinde, daß man sich unverantwortlicher Weise vernachlaͤßigt habe: es regte sich Beduͤrfniß und Neigung einen bessern Zustand herbeizufuͤhren. Wie viel ward in Spanien geschrieben und versucht, um die Finanzen, den Handel herzustellen! In dem Kirchenstaate ist das Testamento politico d’un accademico Fiorentino, Colonia 1734 — welches die Mittel angibt, durch welche man Handel, Acker- bau und die Einkuͤnfte der Kammer verbessern koͤnne — noch immer in gutem Andenken. In der That eine wohlmeinende, geschickte, ein- dringende Schrift, voll von gesunden Bemerkungen. Jedoch blieb es nicht bei den Bemuͤhungen bloßer Privatleute. In den Samm- dello stato ecclesiastico. lungen jener Zeit finden sich eine Menge Entwuͤrfe, Berechnungen, Plaͤne zu demselben Zwecke, mehr oder minder officiell. Eine Schrift dieser Art, fuͤr Clemens XII. selbst bestimmt, sind unsere Osserva- tioni, welche in die Zeit des politischen Testamentes fallen. Der Verfasser sucht besonders die Unordnungen und Mißbraͤuche anzuge- ben die man abzustellen habe. Nachdem er einen Augenblick bei der traurigen Erscheinung ver- weilt hat, daß im Kirchenstaate so viele Mordthaten erfolgen, selbst außerhalb Roms und der vier Legationen jaͤhrlich wohl noch tausend, — der Verf. meint, man muͤsse doch sehen, was andere Fuͤrsten da- gegen thun, — kommt er auf die Finanzen. Das Deficit gibt er auf 120000 Sc. jaͤhrlich an. Er macht folgende Vorschlaͤge. 1. Reform der Offiziere, welche starke Besoldungen ziehen, ohne sich auch nur in ihren Garnisonen aufzuhalten. 2. Beschraͤnkung der Ausgaben des Pallastes. 3. Eigene Verwaltung der Dogana statt der Ver- pachtung, die er auch deshalb verdammt, weil sich der Paͤchter dem Verbot auslaͤndischer Manufacturen widersetze. 4. Einschraͤnkung des Einflusses der Subalternbeamten, die ihren Vortheil bei der Vermehrung der Auflagen sehen. — Er bemerkt, daß die Annona sich auch darum nicht halten koͤnne, weil man jetzt von der Tuͤrkei, so wie aus dem Norden so viel Zufuhr habe; der Kornhaͤndler koͤnne die Concurrenz nicht aushalten. Vor allem entsetzt ihn, daß so viel Geld aus dem Lande gehe fuͤr Vieh, Oel, Wein, was man alles selbst in Ueberfluß besitze. Was komme darauf an, daß man diese Artikel ein wenig theurer bezahlen muͤsse, wenn nur dafuͤr das Geld, „das Blut des Staates“, seinen gehoͤrigen Umlauf habe. Die In- haber der Monti, welche die Zinsen ziehen ohne daß sie sich im Lande aufhalten, sollte man wenigstens besteuern, wie das ja auch mit ab- wesenden Lehenbesitzern im benachbarten Neapel geschehe. Namentlich den Zustand der Mark, die jaͤhrlich an Einwohner- zahl verliere, findet er beklagenswerth. Er leitet ihn besonders da- her ab, weil man die Ausfuhr des Getreides so sehr erschwere. Zwi- schen Juni und October sey sie geradezu verboten; dann werde sie nur gegen Abgaben erlaubt, deren Ertrag fuͤr die Kammer geringfuͤ- gig, deren Wirkung aber doch die sey, daß der Fremde sich lieber wo anders wohlfeileres Korn suche. Die Messe von Sinigaglia erweise sich verderblich. Sie mache die Umgegend von dem Auslande ab- haͤngig: man brauche nur hinzugehn nach Urbino, der Mark und Um- brien, wo man weder Kunst noch Wohlstand mehr finde, sondern alles in tiefem Verfall. Der Autor beschwoͤrt den Papst, eine Congregation von weni- gen aber erwaͤhlten Mitgliedern niederzusetzen um Heilmittel fuͤr diese Uebel aufzufinden, vor allem nur geschickte und redliche Beamte an- zustellen, die uͤbrigen aber zu zuͤchtigen. „Dieß hoffen,“ schließt er, „die Unterthanen von E. Heiligkeit!“ 160. Provedimento per lo stato ecclesiastico. (MS Rom. Autograph fuͤr Staatsbeamte.) Man sieht, es war auch hier auf Einfuͤhrung des Mercantil- systems abgesehen, welches damals in Europa so großen Beifall fand. Päpste** 33 Provedimento per lo stato eccl co . Und waͤre man nur muthig daran gegangen. Einen gewissen Auf- schwung wuͤrde doch vielleicht die Industrie genommen haben. Aber das Ungluͤck der roͤmischen Administration war, daß die nachfolgenden Paͤpste so gern das Gegentheil von dem thaten, was ihren Vorfah- ren gut geschienen. Ein Beispiel davon gibt uns vorliegende Schrift. Im Jahre 1719 nahm die Einfuhr fremder Tuche aus Venedig und Napoli hauptsaͤchlich auch aus Deutschland dergestalt zu, daß Clemens XI. sich bewogen fuͤhlte sie geradezu zu verbieten. Auch bei Vergani (della importanza del nuovo sistema di finanza) geschieht der beiden Decrete Meldung, vom 7. August 1719 und 1. Aug. 1720, durch welche dieß geschah. Wenn aber Vergani leugnet, daß es etwas geholfen, so ist er damit ohne Zweifel in Irr- thum. Den Aufschwung der roͤmischen Industrie bemerkte Pietro Ca- pello schon 1728. In unserm Provedimento, verfaßt unter Clemens XII, wird ausdruͤcklich versichert, daß sich gerade in Folge jener Ver- bote die Manufacturen bedeutend gehoben. Innocenz XIII , Benedict XIII bestaͤtigten dieß Verbot. „In pochi anni si eressero a pro- prie spese de’ particolari in molte città e terre dello stato fa- briche nuove di lanificii, di valche, di spurghi, di tintorie et al- tre, in specie a Roma, Narni, Perugia, Rieti, Tivoli, Alatri, Ve- roli, Segni, Subiaco, S. Severino, Giulianello.“ Allein eine Congregation, von Clemens XII. im Jahre 1735 eingesetzt, fand sich bewogen dieß Verbot aufzuheben und die Einfuhr der Tuche gegen einen Zoll von 12 Proc. in den Provinzen und 20 Proc. in Rom wieder zu gestatten. Die Folge war, wie wenigstens unsere Schrift versichert, daß die eben gegruͤndeten Fabriken zu Grunde gerichtet wurden. Sie berechnet, daß eine Summe von 100000 Sc. fuͤr das Tuch aus dem Lande gehe. Sie wuͤnscht eine Erneuerung des Verbotes, eine Ausdehnung desselben auch auf die Seidenwaa- ren; — doch finde ich nicht, daß sie einen Erfolg gehabt haͤtte. 161. Altri provedimenti di commercio. (MS Rom.) Bestaͤtigung der momentanen Erhebung der Manufacturen seit jenem Verbote. Die alten Klagen uͤber das Verbot der Ausfuhr. Es komme so vieles aus Toscana: wollte jemand aber auch nur einen Scheffel Korn hinuͤberschaffen, so wuͤrde er Confiscation der Guͤter, Excommunication, ja selbst das Leben verwirkt haben. Uebrigens war auch hier wie in Deutschland eine gewaltige Muͤnzverwirrung eingerissen. Die paͤpstliche Muͤnze war zu schwer, obwohl schon In- nocenz XI. und Clemens XI. leichtere gepraͤgt hatten. Eine Menge fremdes Geld, bei dem man viel verlor, drang ein. Man forderte den Papst auf, auch seinerseits leichtere Sorten zu praͤgen, wie er dieß schon mit den Zechinen zu thun anfing. Noch mehrere andere Schriften aͤhnlichen Inhaltes liegen uns vor: alle zu excerpiren, wuͤrde uns in allzuviel Detail ziehen. Ge- nug wenn wir bemerken, daß auch der Kirchenstaat die industriellen und oͤconomischen Tendenzen theilte, die das uͤbrige Europa ergriffen hatten, obwohl Zustand, Verfassung und unvertilgbare Mißbraͤuche es zu keinem rechten Gedeihen kommen ließen. Die Ruhe der Aristo- Altri provedimenti di commercio. kratie: die Behaglichkeit eines genießenden Lebens, ohne anderes Ob- ject: die Suͤßigkeit des Nichtsthuns. Unser Winckelmann war ent- zuͤckt als er bald nach dieser Zeit nach Italien kam. Das dortige Wesen daͤuchte ihn wie eine Erloͤsung aus der betriebsamen Thaͤtig- keit und strengen Unterordnung unserer Gegenden. Der Gelehrte hatte Recht fuͤr sich, er bedurfte der Muße, der Anerkennung, er mußte freier Athem schoͤpfen koͤnnen: auch moͤgen sich diese Dinge fuͤr den Augenblick, fuͤr das Privatleben ins Gleiche setzen. Eine Nation aber wird doch nicht anders als durch allseitige Anstrengung bluͤhend und maͤchtig zu werden vermoͤgen. 162. Relazione 28 9 bre 1737 del N. U. Aluise Mocenigo IV K r e Proc r ritornato di Roma. (Arch. Ven.) Wir sehen hier, was dem Emporkommen von Seiten der Ver- waltung entgegenstand. Mocenigo ist keineswegs ein Tadler: die commercielle Aufnahme von Ancona erkennt er an, und sie macht ihm sogar Gedanken: die Justiz findet er in gutem Zustand, namentlich an der Rota: aber die Verwaltung erklaͤrt er fuͤr von Grund aus verderbt; Veruntreuung sey an der Tagesordnung; die Ausgabe groͤ- ßer als die Einnahme; keine Huͤlfe abzusehen. Papst Clemens hatte das Lotto ergriffen: aber der Gesandte bezeichnet es als hoͤchst verderb- lich (l’evidente esterminio e ruina de’ popoli). Vom Papst Clemens XII. ist sein Urtheil, er sey mehr durch die Gaben eines Cavaliers und eines praͤchtigen Praͤlaten ausgezeichnet als durch das Talent oder die Kraft die schwere Last des Pontifica- tes zu tragen. Er schildert ihn und seine Regierung nur mit folgen- den wenigen Zuͤgen. Il pontificato presente influisce piuttosto le nobili intraprese e la magnificenza, tale essendo stata sempre l’inclinazione del papa sino dalla sua gioventù, e tuttavia nell’ età sua cadente e rovinosa sostenuta dal genio e dagli esempj del card le Corsini nipote, che più ancora si distingue nell’ in- clinazione per le belle arti e per il modo affabile di trattare che per un fondo di vera sufficienza negli affari del governo. La serie dei successi nel cadente pontificato, in cui per lo più ha governato l’Eminenza Sua, rende chiara testimonianza a questa verità, e si può dire che i dissapori violenti occorsi quasi con tutte le corti avrebbono dovuto opprimere il card l nipote, se egli non fosse stato sostenuto da un credito fondato in un cuore disinteressato e mancante piuttosto per difetto di talento che di cattiva volontà. Vero è che Roma non scusa in lui la premura con cui vuole in ogni caso disporre di tutti gli affari politici, geloso sino all’ eccesso della sua autorità, e quindi aver egli allontanato dal ministero il card le Riviera, il più capace di tutti per gli affari di stato, ed aver ivi sostituito il card l Firau per disponerne a piacere e senza contrasto. Per altro, sia inclina- zione, sia virtù, certa cosa è che durante tutto il pontificato di Clemente XII nel corso di sette anni con la disposizione asso- luta delli tesori pontificj la casa Corsini non ha aumentate le rendite sue patrimoniali di 8 m. scudi annui, esempio ben raro. 33* Aluise Mocenigo IV Der Nepot hatte wieder große Macht, obwohl er sich nicht be- reicherte. Der Staatssecretaͤr hing ganz von ihm ab, und man mußte sich huͤten auf die Aeußerungen des letzten zu trauen, wenn man des ersten nicht gewiß war. Von den innern Geschaͤften geht Mocenigo zu den Verhaͤltnissen mit den Hoͤfen uͤber, welche, wie schon beruͤhrt, von Tage zu Tage schwieriger wurden. Ich will diese fuͤr die Geschichte der kirchenrechtli- chen Streitigkeiten bedeutende Stelle ganz aufnehmen. La corte di Napoli anela continuamente all’ abolimento della solita investitura con argomenti legali, istorici e naturali: nè sa- rebbe difficile che vi riuscisse, quando il re Don Carlo accon- sentisse ad una solenne rinunzia di ogni sua pretesa sopra Ca- stro e Ronciglione. Ma questo non è il tutto: mentre i Napo- litani condotti dalle scuole dei loro giurisconsulti sono talmente avversi alla corte di Roma che ogni cosa studiano per sottrarsi dalla dipendenza del papa nel temporale: e quindi ogni giorno escono nuovi regolamenti e nuove pretese così ben sostenute dai scrittori loro valenti che la corte Romana n’è più che mai imbarazzata e già si vede nella necessità di rilasciarne una gran parte per mettere in salvo il resto. Il punto si è che queste riforme tendono principalmente ad impinguare l’erario regio e quindi a scemare le rendite e l’autorità pontificia in quegli stati. Il padre Galliani, uomo di profonda dottrina ed erudizione, è in Roma il grande propugnatore per la corte di Napoli, tanto più efficace quanto nelle sue lunghe consuetudini in quella metro- poli ha penetrato nel più fondo dei misteri del papato, e pro- veduto d’una memoria felicissima tutto ha presente per preva- lersene nell’ opportunità. Il grande appoggio della corte di Napoli è quella di Spagna, dove l’irritamento parve tempo fa giunto all’ eccesso e dette oc- casioni a quelle strepitose propositioni di riforma della dataria e ristabilimento del juspatronato regio, delle quali ebbi più volte l’onore di trattenere V ra Serenità nei riverenti miei dispacci, e che ora si vedono già concluse con aggiustamento più utile per la corte di Spagna che per quella di Roma. La corte di Torino con costante direzione nel maneggio de- gli affari politici, protetta dalle bolle e concessioni di Benedetto XIII, non si è mai lasciata rilasciare un momento da quei fon- damenti che per essa sono inconcussi e troppo facilmente attac- cati dal presente pontificato. Il card le Albani, uomo per saga- cità e risoluzione senza pari, ha sin ora sostenuto con tutta l’efficacia le ragioni di quella corte, a segno che non lasciò mai giungere ad effettuazione le minaccie fatte dal pontefice presente, e secondo tutte le apparenze ne deve sortire fastoso col successore. Anco la corte di Francia patì alcuni motivi di querela per le vicende della Polonia: ma furono cose di sì poco momento che può ella sola contarsi affezionata e stabile al presente pon- tificato, e ciò perchè negli affari ecclesiastici poco o nulla più resta da discutere con Roma, osservandosi pontualmente dall’ una e dall’ altra parte i concordati e la prammatica, ma principal- Relazione 1737. mente perchè la corte di Roma va con essa più cauta che con qualsivoglia altro nell’ introdurre, sostenere e resistere alle no- vità che intervenir potessero. Il sempre mai lodevole card le Fleuri, grand’ esemplare nel ministero politico, ha saputo tener sempre soggetta la politica alla religione senza mai confondere l’auto- rità spirituale con la temporale: e questo fa che durante il suo ministero la corte di Roma sia si trattenuta nei limiti dovuti e quasi con una perpetua condescenza, a segno che l’avrebbe co- stituito l’arbitro di tutte le sua differenze, se gli altri poten- tati non avessero temuta la grande equità e l’imparzialità di quell’ eroe nel ministero politico. Gravissimi furono i sconcerti, tuttavia non appianati ancora, con la corte di Portogallo, dove il carattere di quel re fa che acquistano giornalmente vigore ed insistenza le sue pretese quanto più si contrastano: e per dirla con chiarezza, le differenze in- sorte col Portogallo e con la Spagna avendo da qualche tempo sospese le rendite opulentissime di que’ vasti regni, ha quasi scompaginata la corte e la città di Roma, dove migliaja di fa- miglie da qualche anno in quà sono ridotte dall’ opulenza alla povertà e tante altre dalla sufficienza alla miseria. Questo fa che la disposizione d’infiniti beneficj in Spagna, in Portogallo e nel regno di Napoli rimanendo sospesa, anzi correndo appa- renza che rimaner possa all’ autorità temporale di que’ regnanti, gran numero dei loro sudditi secolari e regolari altre volte con- sacrati a sostenere la corte di Roma presentemente l’abbando- nano, e gran numero ancora dei Romani stessi vengono con- dotti a coltivar le potenze straniere dall’ avidità e necessità loro. Particolare e curiosa è stata la condotta della corte di Roma verso le pretese di questo principe di aver il cardinale nato il patriarca di Lisbona. Fu considerato da quel re come condi- zione indispensabile dell’ accomodamento delle vertenze che cor- rono tra le due corti, di godere una tal distinzione, ed il papa, usando in ciò dell’antico costume Romano, si è dimostrato al- cune volte del tutto alieno, altre quasi propenso di soddisfare le premure del re. La cosa non è ancora decisa, ed in ogni maniera che venghi consumata fornirà argomenti non indifferenti di discorsi e forse di querele tra gli altri principi. Altre volte il pretendente faceva un’ oggetto massimo della corte di Roma, la quale si lusingava molto sopra l’appoggio delle corti di Francia e Spagna, dacchè si riunirono ambedue nella casa di Borbon: ma in oggi scopertasi la gelosia tra la linea primogenita e la cadetta e conosciutosi che la regina di Spagna non ha veramente altre mire che l’ingrandimento dei proprj figli, l’esule pretendente e la degna sua famiglia divengono presto a molti oggetto più grave ancora che di conforto. L’imperatore ha fatto e fa tuttavia tremare il presente mi- nistero di Roma, vedendosi egli stesso dar mano ad introdurre nei suoi stati d’Italia quelle riforme d’abusi che devono col tempo servire di esempio sommamente pregiudiciale ai Romani: e ciò ch’è peggio per loro, appena ha introdotto le sue truppe nella Franc. Venier Rel . 1744. Toscana, che ivi pure si veggono incamminate le medesime di- rezioni, a segno che di tutti gli stati esteri al dominio Romano non se ne vede pur uno continuar ciecamente sul piede dei se- coli passati. La corte di Vienna professando tempo fa acri mo- tivi di querela per le distinzioni usate a Spagnoli, poco amati dal popolo Romano, si è totalmente attratto il favor d’esso po- polo in Roma e nello stato sotto il pontificato presente col ma- neggio accortissimo de’ suoi ministri ed emissarj, ch’è cosa ma- ravigliosa l’udire in universale il popolo Romano dichiarato in favore dell’ imperatore. Tuttavia in oggi tanta è la forza dell’ interesse della famiglia Corsini che non vi è sagrificio che non si faccia affine di guadagnarsi l’amicizia di Cesare: di che l’Ecc mo Senato ne ha abbondanti prove nelle direzioni de’ negozj ver- tenti. 163. Relazione del N. H. Franc. Venier K r ritornato ambasciat. da Roma 1744 24 Apr. Leider nur zwei fluͤchtige Blaͤtter, Benedict XIV. gewidmet. Venier versichert, daß die Cardinaͤle eigentlich diesen Papst nie gewollt haben: inalzato anzi dalle sue rare virtù, dalle vicende di quel conclave, dalle sue note lunghezze, che da un’ efficace favore de’ Cardinali che lo esaltarono. Fu opera sola del di- vino spirito. „Il papa,“ faͤhrt er fort, „dotato di cuore aperto e sincero trascurò sempre ogn’una di quelle arti che si chiamano roma- nesche, e lo stesso carattere che fece conoscere senza riserva allora che era prelato, fu quello del card l Lambertini e si può dire quello del papa.“ 164. Relazione di Aluise Mocenigo IV Kav r ritornato ambasciat. di Roma 1750 14 Apr. Nicht etwa neuerdings der Gesandte von 1737. Der erste war ein Sohn Aluise Mocenigo des Dritten: dieser zweite ist ein Sohn Aluise Mocenigo des Ersten. Leider hat er sich auch mit 3 Blaͤttern begnuͤgt; ich will bei der Spaͤrlichkeit authentischer Notizen uͤber den roͤmischen Hof in dieser Zeit die wichtigste Stelle woͤrtlich mittheilen. Il regnante Benedetto XIV non solo non è mai stato nell’ impiego di nunziature presso alcuna corte, ma nè pur ha sos- tenuto alcuna legazione: egli essendo vescovo d’Ancona è stato fatto cardinale, et essendo arcivescovo di Bologna fu assonto al supremo grado in cui regna. Possede per pratica fatta sin dagli anni suoi più freschi l’ordine della curia, e non se ne scorda certamente, oltre di che si picca d’esser perfetto cano- nista et ottimo legale, non ammettendo egli in ciò differenza dall’ esser suo di decretalista, studio che non lascia al dì d’oggi ancora. Perciò egli è parzialissimo del suo uditore mons re Ar- givilliers, perchè si dirige colle stesse dottrine. Conformandosi Al. Mocenigo IV Rel . 1750. dunque le massime del papa con quelle del suo uditore, si rende questi nel pontificato presente uomo d’importanza, quando par- ticolarmente per l’esercizio suo, ch’è ristretto alle sole civili ispezioni, non avrebbe altro che il vantaggio di vedere in ogni giorno il monarca ed ora entra a dir parere negli affari di stato. Per dir vero, egli è uomo di probità, ma di nessuna esperienza negl’ interessi dei principi, austero ed inaccessibile, scarso di corrispondenza forastiere non solo ma ancora tra li stessi pala- tini. Per l’aura di favore ch’ei gode sembra che contrasti al card l Valenti segretario di stato l’accesso vantaggioso presso del papa, che la gran mente di quel porporato, quando voglia gli prema et a lui convenga, in mezzo alle più difficili determina- zioni e massime sempre possiede ed ottiene. Ed eccomi al caso di superfluità e repetizione. Di questo soggetto, perspicace nella coltura degli affari politici e di stato, ministro d’esperienza ac- corto e manieroso, avran detto quello conviene li miei ecc mi pre- decessori, e circa questo non altro posso aggiungere se non ch’e- gli col nuovo posto di camerlengo di S. Chiesa, conferitogli da S. S tà in tempo della mia ambasciata, ha fermato anche dopo la vita del pontefice quel ben onorifico e lucroso posto, che lo renderà ancora necessario e ricercato quando forse dopo di aver dimessa la secretaria di stato l’emulazione, l’invidia e li mal contenti avrebbero potuto spiegar la loro forza ed il loro sdegno. Va ora esente da questi sfoghi, non perchè sia da ogni parte circondato: ma sa egli far fronte e scansar ogni assalto: se a lui giova, cimenta; in caso diverso non cura. Oltre al no- minato uditor del papa, poco o niente amico suo vi è ancora mons r Millo datario, con il quale benchè a mio tempo apparis- sero riconciliati in amicizia, in sostanza non lo erano, ed il detto datario è piuttosto del partito dell’ uditore. Questi tre soggetti si possono dir quelli che nel presente pontificato abbino ingerenza ed intelligenza negli affari dello stato. Ma se li due prelati sono accetti per l’esposto di sopra ed il card l sa rendersi necessario per le tante ragioni ben note, però arrivano dei mo- menti che il papa ascolta gli uni e l’altro e poscia tutto a sua volontà e talento differentemente risolve. Per questo ancora, se vi sono degli altri ben distinti soggetti tra li palatini, non contano gran cosa nel presente pontificato o almeno in rapporto ai gravi affari dello stato. Uno è il card le Passionei, studiosis- simo ed amante delle scienze, pratico ministro per le nunziature sostenute, e non ha altra ingerenza che nella secretaria dei brevi. Del giovane prelato mons r Marcantonio Colonna maggiorduomo il zio card l Girolamo promaggiorduomo è uno tra li prediletti del papa: ma egli non si da pena d’altro che di quelle cose che interessino le particolari sue brame. Il segretario alle zifre mons re Antonio Rota, conosciuto dal papa e dall’ universale di tutto il sagro collegio ed a parte dalle congregazioni coram sanctissimo per un’ uomo della più scelta politica ed un pen- samento il più fino, che per l’aggiustatezza dell’ estero, dove abbia ad esservi un tratto d’accortezza, altro non ha migliore, Gir. Zulian Relazione 1783. talmente conosciuto necessario che con distinto modo si ammette anche podagroso nelle occorrenti congregazioni, non ha però maggiori ispezioni che quelle del suo carico o le avventizie. 165. Girolamo Zulian Relazione di Roma 15 Decembre 1783. Gegen das Ende der Republik nahm auch der Sinn fuͤr diese Art politischer Thaͤtigkeit ab. Die Relationen werden kuͤrzer: die Beobachtungen die sie mit- theilen sind an Penetration und Umfassung mit den alten nicht zu vergleichen. Zulian, dessen Relation die letzte ist die mir vorgekommen, han- delt gleich gar nicht mehr von der Politik, den auswaͤrtigen Geschaͤf- ten, oder der Persoͤnlichkeit Pius des VI; er bleibt bloß bei einigen Momenten der innern Staatsverwaltung stehn. Die paͤpstliche Kammer, meldet er, habe ein starkes Deficit, das durch die außerordentlichen Ausgaben, den Bau der Sacristei in S. Pietro und die Arbeiten in den pontinischen Suͤmpfen — beide moch- ten schon damals 2 Mill. gekostet haben — noch vermehrt worden: das man mit Anticipationen und Creation von Papiergeld zu decken suche. Auch gehe sonst viel Geld aus dem Lande. Le canapi, le sete, le lane che si estraggono dallo stato, non compensano li pesci salati, li piombi, le droghe e la immensa serie delle ma- nifatture che si importano in esso da Genova specialmente e dalla Francia. Il gran mezzo di bilanciar la nazione dovrebbe essere il commercio de’ grani: ma la necessità di regolarlo per mezzo di tratte affine di proveder sempre l’annona di Roma a prezzi bassi lo rende misero e spesso dannoso. Quindi resta oppressa l’agricoltura e spesso succedono le scarsezze del genere che obli- gano a comprare il formento fuori dello stato a prezzi gravis- simi. E’ comune opinione pertanto che questo commercio cu- mulativamente preso pochissimo profitto dia alla nazione. Re- sta essa debitrice con tutte quasi le piazze colle quali è in re- lazione, e da ciò deriva in gran parte quella rapida estrazion di monete che mette in discredito le cedole e forma la povertà estrema della nazione. Si considera che il maggior vantaggio di Roma sta colla piazza di Venezia per li varj generi che lo stato pontificio tramanda a quelle di Vostra Serenità. Man weiß, welche Mittel Pius VI. ergriff um dem Lande auf- zuhelfen. Sie werden hier eroͤrtert, jedoch ohne besondere Tiefe. Zulian bemerkt, Pius VI. habe die Cardinaͤle noch unbedeuten- der gemacht, als sie schon waren. Bei seiner Ruͤckkunft von Wien habe er sie mit dunkeln und kurzen Notizen abgefunden. Da laͤßt sich freilich entgegnen: er hatte ihnen wenig mitzutheilen. Die Sache aber ist wahr. Der Staatssecretaͤr Pallavicini, uͤbrigens ein trefflicher Mann, konnte doch um so weniger ausrichten, da er haͤu- fig erkrankte. Rezzonico, meint der Verfasser, habe noch den mei- sten Einfluß bei diesem Papste gehabt. Gedruckt bei A. W. Schade in Berlin.